Vergleichendes und etymologisches Wörterbuch der germanischen starken Verben [Reprint 2010 ed.] 902790734X, 9789027907349

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Vergleichendes und etymologisches Wörterbuch der germanischen starken Verben [Reprint 2010 ed.]
 902790734X, 9789027907349

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VERGLEICHENDES UND ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH DER GERMANISCHEN STARKEN VERBEN

JANUA

LINGUARUM

STUDIA NICOLAI

MEMORIAE

VAN

WIJK

DEDICATA

edenda curat

C. H. VAN

SCHOONEVELD

INDIANA

SERIES

UNIVERSITY

PRACTICA 85

u 1970

MOUTON THE

HAGUE

* PARIS

VERGLEICHENDES UND ETYMOLOGISCHES WÖRTERBUCH DER GERMANISCHEN STARKEN VERBEN von

ELMAR

SEEBOLD

u 1970

MOUTON THE

HAGUE

* PARIS

© Copyright 1970 in The Netherlands. Mouton & Co. N.V., Publishers, The Hague, No part of this book may be translated or reproduced in any form, by print, photoprint, microfilm, or any other means, without written permission from the publishers.

LIBRARY

OF CONGRESS

CATALOG

CARD

NUMBER:

72-87277

Printed in The Netherlands by Mouton & Co., Printers, The Hague.

DANKESWORTE

Aus zunächst etwas ziellosen Untersuchungen über die Lautstruktur des Gotischen und über die Struktur der germanischen starken Verben erwuchs die vorliegende

Arbeit mit Hilfe des freundlichen Rates und der Kritik von Herrn Prof. Dr. H. Krahe und der damaligen Dozenten Dr. J. Untermann und Dr. W. P. Schmid. Herr Prof. Krahe, unter dessen Leitung die Arbeit dann geschrieben wurde, hat zwar noch, schwer erkrankt, kurz vor seinem Tode die mündliche Prüfung zu meinem Rigorosum auf sich genommen; hatte aber die Berichterstattung über den umfangreichen Dissertationsentwurf abgegeben. Seine Fürsorge bis zu seinem Tod verpflichtet mich zu tiefem Dank. Herrn Prof. Dr. W. Mohr und Herrn Prof. Dr. W. P. Schmid habe ich dafür zu danken, daf sie durch ibre unverzügliche Berichterstattung den AbschluB meiner Doktorprüfung noch ermóglichten. Dabei hat mir Herr Prof. Schmid, der mir schon zuvor mit einigen Auskünften, besonders im Bereich der baltischen und iranischen Sprachwissenschaft, behilflich gewesen war, einige Hinweise in den Korrekturnoten gegeben, die ich zum Teil dankbar verwertet habe (wo es sich um bloße Literaturhinweise oder ähnliches handelte, habe ich dies im Text dieser Arbeit nicht besonders vermerkt). Nach Prof. Krahes Tod hat mir Herr Prof. Dr. J. Untermann in reichem Maße seine Hilfe zukommen lassen. Er hat nicht nur die äußeren Umstände gesichert, die die Überarbeitung und schließlich Drucklegung dieses Wörterbuches ermöglichten, sondern hat auch durch zahlreiche kritische Hinweise zu dessen jetziger Form beigetragen. Herr Prof. Dr. H. Schabram und seine Assistenten, Herr Dr. K. Dietz und Herr Dr. K. Grinda gaben mir die Gelegenheit, mit ihnen ausführlich über die anglistische Seite meiner Arbeit zu diskutieren. Auch hierbei erhielt ich mehrere wertvolle Hinweise. Mein Dank an sie und alle anderen, von denen ich Rat und Änregung empfing, ändert selbstverständlich nichts daran, daß ich für die endgültige Gestalt der Arbeit, für die Richtigkeit der Angaben und für die zum Ausdruck gebrachten Ansichten selbst verantwortlich bin. Die Sammlung und Aufarbeitung des Materials wurde durch ein insgesamt 215jähriges Stipendium der Fritz-Thyssen-Stiftung ermöglicht. Herr Prof. Dr. A. Juilland war so freundlich, mich beim Verlag Mouton einzuführen. Dem Verlag selbst und dem Herausgeber der Janua Linguarum danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die ‘Series Practica" dieser Reihe; dem Verlag außerdem für den großzügigen Druckentwurf. Bei den umfangreichen Kontroll- und Korrekturarbeiten hat meine Frau tatkräftig mitgeholfen und so einen gewichtigen Anteil an der Fertigstellung

des Buches gehabt.

VORWORT

Dieses ‘Vergleichende und etymologische Wörterbuch der germanischen starken Verben und ihrer Primärableitungen’ ist einmal als Sammlung und Zusammenfassung der germanischen starken Verben gedacht, und zum andern als Voruntersuchung zu einem neuen vergleichenden Wörterbuch der germanischen Sprachen. Aufgenommen wurden die starken Verben im weitesten Sinn, also auch die ‘Reste besonderer Verbalbildungen’. Berücksichtigt wurden dabei alle starken Verben der ältesten germanischen Sprachen; von den erst in den jüngeren Sprachen belegten nur einige besonders

wichtige.

Das

Ziel war nicht in erster Linie, Neues

zu bieten, sondern

das Vorhandene zusammenzufassen, zu belegen und kritisch zu überprüfen. Die Ergebnisse der kritischen Überprüfung habe ich zum Teil in Aufsätzen zusammengefaßt (vgl. das Literaturverzeichnis Nr. 185-187), doch ist manches nicht zu einem solchen Abschluß gekommen. So sind etwa meine Ansätze bei Formen mit der sogenannten 'urgermanischen Verschärfung’ nicht ausreichend begründet. Ich hoffe aber, derartige Lücken bald ausfüllen zu können. Zu meiner Arbeitsweise wäre noch zu sagen, daß ich zunächst von den Textglossaren ausgegangen bin und daraus mein Material zusammenstellte. Dann habe ich das von mir Erarbeitete mit den Aufstellungen in den Grammatiken und etymologischen Wórterbüchern verglichen und, nach Vergleich mit den Quellen, ergánzt, die Etymologien nachgeprüft und nach Herleitungen gesucht. Die Grundanlage der Arbeit stammt also nicht aus irgendeinem Wörterbuch oder ähnlichem; was eine Reihe von Unterschieden zu den herkömmlichen Darstellungen erklären mag. Vieles hätte ich gerne besser gemacht, aber dies wäre nur möglich gewesen, wenn ich jeden Beleg im Text nachgeprüft hätte, was bei der Fülle des Materials selbstverständlich nicht möglich war. In anderen Fällen wiederum waren keine brauchbaren Hilfsmittel vorhanden. Als Mangel empfinde ich besonders: (1) Die syntaktische Konstruktion müßte besser dargestellt werden, besonders im Zusammenhang mit der Bedeutung. (2) Die Vorsilben müßten erheblich gründlicher behandelt werden. (3) Die Schreibung der Handschriften müßte zum Ausdruck kommen, da wir viel zu häufig durch normalisierte Schreibungen in einem falschen Gefühl der Sicherheit gehalten werden. (4) Die Beleglage sollte in allen Sprachen gleichmäßig erkennbar sein. (5) Bei den Ableitungen sollte erkennbar sein, wie sicher der Ansatz von Stammklasse und (bei Nomina) Geschlecht ist. Natürlich findet man mit etwas Vermögen zur Kritik

immer wieder Neues, das verbesserungsbedürftig wäre, und in diesem Sinne habe

8

VORWORT

ich die vorliegende Arbeit mehr abgebrochen als abgeschlossen. Ich hoffe aber, daß sie in der Form, die sie jetzt erreicht hat, ein brauchbares Hilfsmittel ist. Das Manuskript wurde ursprünglich im Juli 1964 abgeschlossen. Da sich der Druckbeginn stark verzögerte, habe ich bis zum August 1966 noch daran weitergearbeitet.

INHALTSVERZEICHNIS

DANKESWORTE VORWORT

. . . 2 4 4 4 4

. . Lev

> . 2 2 2 2 En

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

I. II.

Een

. . . . . . nn

5 7 11 20

m nenne

24

. 2.2.2222.

24

. ............ s.s

Kopf. LL. av ev vr eere rn on ng Simplex und Formen. . . . ............ cr. Vorsilben. . . 2: ...... l.l lll. Wortsippe. ....... Eee Sonderformen und Bemerkungen . . ............. Bibliographie . ................. ll ns Etymologie . ............ nn Herleitung .......... lr llern

Schreibung der erschlossenen Formen A. B. C. D. E.

IV.

. .

o nos

. . . 2 2 4 4 4 m en

Aufbau der Artikel des Wörterbuchs A. B. C. D. E. F. G. H.

IIl.

DER ÁNGABEN

Anordnung

4 eso ooo

verre

LITERATURVERZEICHNIS

ERKLÄRUNG

e

. . ............

Verwendung des Sterns . . . ....... een Derindogermanische Lautstand . . . .. ........... Dergermanische Lautstand . . . ............. Die germanischen Stammklasen. . . ++ av ....... Bemerkungen . . . ..... lll en

Arbeitshypothese und Terminologie der Wurzelerweiterung

. . . . ..

24 24 26 28 29 30 30 31 33 33 33 34 35 35 36

37

10

V.

INHALTSVERZEICHNIS

Angabe der Quellen

. . . . --

A. B. C. D.

Gotisch .. Altnordisch. Altenglisch . Altfriesisch .

E. F.

Altsächsisch ... Althochdeutsch . .

ÅUFSTELLUNG

WÖRTERBUCH

nm

nm

nn

38

....... 4. 4 ren . ... ...... rrr . .. ......... rv vr vr ere . . . «2 .. era ren

DER STARKEN

.

VERBEN

39 39 39 41

222222 nn. ......... llc rrr rl.

GEORDNET

nn

NACH

IHRER

LAUTSTRUKTUR

rn

.

41 41

.

42

67

LITERATURVERZEICHNIS

Ich führe hier die Standardwerke auf, die ich regelmäßig benutzt habe, jedoch nicht alles, was gelegentlich herangezogen wurde. Bei den gm. Sprachen führe ich jeweils zuerst die von mir benutzten Glossare und Textausgaben auf, dann die etymologischen Wörterbücher und schließlich sonstige Hilfsmittel.

A. L 1 L2 L3

ALLGEMEINES

Pokorny, Julius, Indogermanisches etymologisches

(1959), Bd. II 196511. (abgekürzt P).

München,

Bd. I

GERMANISCH (1)

L5 L6

Bern und

Buck, Carl Darling, 4 Dictionary of Selected Synonyms in the Principal Indo-European Languages, Chicago (1949). Fick, August, Vergleichendes Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen, 4. Aufl. III. Teil: Wortschatz der germanischen Spracheinheit, unter Mitwirkung von Hjalmar Falk gänzlich umgearbeitet von Alf Torp, Göttingen, 1909 (abgekürzt TF).

B.

L4

Wörterbuch,

Gotisch

Die gotische Bibel, ed. Wilhelm Streitberg, II. Teil: Gotisch-Griechisch-Deutsches Wörterbuch, 3. (unveründerte) Aufl., Darmstadt, 1960. Schulze, Ernst, Gothisches Glossar, Magdeburg, o. J. (1847). Feist, Sigmund, Vergleichendes Wörterbuch der gotischen Sprache, 3. Aufl., Leiden, 1939 (abgekürzt F).

L7

Krause,

L8

Braune, Wilhelm, Gorische Grammatik, 16. Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus, Tübingen, 1961 (= Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, A 1).

Wolfgang,

Handbuch

des Gotischen,

2. Aufl.,

München,

1963.

(2) Altnordisch L9 L 10 L 11

L 12 L 13

Gering, Hugo, Vollständiges Wörterbuch zu den Liedern der Edda, Halle (Saale) 1903 (— Germanistische Handhibliothek, VII, 4.5) (abgekürzt E). Carmina Norrena, ed. Theodorus Wisén, Vol. II (Glossarium), Lundae, 1889 (abgekürzt C). Norges Gamle Love indtil 1387, Vol. V (Glossarium), ed. Gustav Storm og Ebbe Hertzberg, Christiania, 1895 (abgekürzt G).

Ordforrådet i de eldste norske håndskrifter til ca. 1250, ed. Gammelnorsk ordboksverk ved Anne Holtsmark, Oslo, 1955. Die prosaische Edda im Auszuge nebst Volsunga-saga und Nornagesispåttr, ed. Ernst Wilken, Teil II Glossar, 2. Aufl, Paderborn, 1913 (= Bibliothek der ältesten deutschen Literaturdenkmåler 13) (abgekürzt PE, 5).

12

LITERATURVERZEICHNIS

L 14 L 15 L 16 L 17 L 18

rem

hM Ot had M

3RR UP

S

"mr

mmer

M te

e

E r2

L 19

Larsson, Ludvig, Ordfórrádet i de älsta islänska Handskrifterna, Lund (1891) (abgekürzt R, iD). Larsson, Ludvig, Glossar till Codex AM 291, 4to (Jómsvikinga Saga), ed. Sture Hast, Lund, 1956 (— Lundastudier i Nordisk Sprákvetenskap 13) (abgekürzt S). Runeninschriften im älteren Futhark, ed. Wolfgang Krause, Halle (Saale) 1937 (zugleich Schriften der Königsberger Gelehrten Gesellschaft, geistesw. Kl. 13,4). Fritzner, Johan, Ordbog over det gamle norske Sprog, 2. Aufl., I-III, Kristiania, 1886-96 (Neudruck Oslo, 1954) (abgekürzt Fr). Cleasby, Richard and Gudbrand Vigfusson, An Icelandic-English Dictionary, 2. Aufl. with a Supplement by William A. Craigie, Oxford, 1957 (Neudruck 1962) (abgekürzt CV). Möbius, Theodor, Altnordisches Glossar, Leipzig, 1866 (Neudruck Darmstadt, 1963) (abgekürzt M). Egilsson, Sveinbjörn, Lexicon Poeticum Antiquae Linguae Septentrionalis (Ordbog over det Norsk-Islandske Skjaldesprog), 2. Aufl. bearb. v. Finnur Jönsson, København, 1931 (Neudruck 1966) (abgekürzt EJ). Porkelsson, Jón, Beyging sterkra sagnoróa I islenska, Reykjavik, 1888-94 (abgekürzt D). Wadstein, Elis, Rezension zu L 21 in Arkiv 8 (1892), S. 83-92. Thorkelsson, Jön, Anmærkninger til Joh. Fritzners ordbog over det gamle norske Sprog, Reykjavik, 1913. Jönsson, Finnur; Det norsk-islandske skjaldesprog omtr. 800-1300, København, 1901. Vries, Jan de, Altnordisches etymologisches Wörterbuch, 2. Aufl., Leiden, 1962 (abgekürzt V). Jöhannesson, Alexander, Islåndisches etymologisches Wörterbuch, Bern (1956) (abgekürzt J).

Falk, H. $. und Alf Torp, Norwegisch-Dänisches etymologisches Wörterbuch, 2 Teile, Heidelberg, 1910-11 (= Germanische Bibliothek I.IV.1). Noreen, Adolf, Altnordische Grammatik, I: Altisländische und altnorwegische Grammatik, 4. Aufl., Halle (Saale) 1923 (= Sammlung

kurzer Grammatiken germanischer Dialekte 4). II: Altschwedische Grammatik, Halle (Saale) 1904 (Sammlung

... 8).

Krause, Wolfgang, Abriss der altwestnordischen Grammatik, Halle (Saale) 1948. Vonhof, Richard, Zur Entwicklung der germanischen echten nordischen, Diss. Leipzig, 1905 (abgekürzt Vh).

Verbalkomposita im Altwest-

(3) Altenglisch L 31

Grein, C. W. M., Sprachschatz der angelsächsischen Dichter, neu ed. v. J. J. Köhler unter Mitwirkung von F. Holthausen, Heidelberg, 1912 (abgekürzt cD Gr).

L 22

The Anglo-Suxon Poetic Records,

L 33 L 34

L L L L

35 36 37 38

I: The Junius Manuscript, ed. George Philip Krapp, New York and London (1931) (Neudruck 1964). Il: The Vercelli Book, ed. George Philip Krapp, New York, 1932. Hi: The Exeter Book, ed. George Philip Kxapp and Elliott van Kirk Dobbie, New York and London (1936) (Neudruck 1961). IV: Beowulf and Judith, ed. Elliott van Kirk Dobbie, New York, 1953 (übergeklebt: London). V: The Paris Psalter and the Meters of Boethius, ed. George Philip Krapp, New York and London (1932) (Neudruck 1961). VI: The Anglo-Saxon Minor Poems, ed. Elliott van Kirk Dobbie, New York (1942) (Neudruck 1958). Beowulf. Heyne-Schückings Beowulf, ed. Else von Schaubert, 3. Teil Glossar, 17. Aufl. Paderborn (1961) (abgekürzt B). Braasch, Theodor, Vollständiges Wörterbuch zur sog. Cædmonschen Genesis, Heidelberg, 1933 (AF 76) (abgekürzt cD). Andreas and the Fates of the Apostles, ed. Kenneth R. Brooks, Oxford, 1961 (abgekürzt cD). Cynewulf's Elene, ed. P. O. E. Gradon, London (1958) (abgekürzt cD). Exodus and Daniel, ed. Francis A. Blackburn, Boston & London, 1907 (abgekürzt cD). Juliana, ed. Rosemary Woolf, London (1955) (abgekürzt cD).

LITERATUR VERZEICHNIS L 39 L 40 L 41 L 42

L 43

The Phoenix, ed. N. F. Blake, Manchester,

13

1964 (abgekürzt -Laute nach der klassischen Laryngaltheorie: erscheint in der Schwundstufe im gr.: ai.: west-idg.: 31: 384: 33:

€ d 0

i

a

wird in der Grundsprache nach e (o) kontrahiert zu:

ergibt im Anlaut 1 e (o) heth.: sonst:

€ (5) à (0) ö (5)

e (a) ha ha

e (o) a (o) o (0)

Wenn auch die Laryngalhypothese eine ganze Anzahl von Erscheinungen des grundsprachlichen Vokalismus besser zu erklären vermag als die ‘traditionelle’ Theorie, halte ich doch ihren Grundansatz, nämlich daß es verschiedene 3-Laute gab, die in phonematischer Opposition zueinander standen, für gänzlich ungesichert, ebenso die Annahme von anlautendem 2 + e (o). Es scheint mir aber unbillig, eine Theorie, die heute mehr und mehr Anhänger findet, einfach zu

ERKLÄRUNG

DER

ANGABEN

35

ignorieren. Ich gebe deshalb bei den idg. Ansätzen hinter der traditionellen Schreibung in Klammern den "laryngalistischen' Ansatz, gekennzeichnet durch einen Doppelstern (s.o.). Wer will, mag die erste Form für spät-indogermanisch, die in Klammern stehende für proto-indogermanisch halten. (2) Konsonantisches u und i werden als w und j geschrieben. (3) Die Tenuis aspirata gilt als sekundär. In den betreffenden Fällen wird einfache Tenuis geschrieben. (4) Schreibung der Tektale:? Artikulationsstelle unsicher: Tenuis: Tenuis Media Media Media Media

(1

k kw g gw gh ghw

+ w + w asp. asp. + w

Geråuschlaute:

f b p

sicher velar:

sicher palatal:

sicher labiovelar:

q qw É g£w gh ghw

k k'w É £w gh ghw

q — g — gh —

C.

Der germanische Lautstand

b d t

h eg k

hw gw kw

s z

Es wird also å für den tektalen Reibelaut geschrieben; 5, d, g für die stimmhaften Reibelaute (üblich ist 5, d, g); w-Verbindungen

für die Labiovelare.

Medien,

die durch grammatischen Wechsel entstanden sind, kennzeichne ich in erschlossenen gm. Formen durch Schrägdruck im normalen Satz, geraden Druck im Kursivsatz, entsprechend bei z.

(2)

Der ursprüngliche Zustand wird rekonstruiert bei der Ersatzdehnung vor Å und bei der Entwicklung ei — 7; nicht dagegen bei den Geminaten des frühen Germanischen und den Entwicklungen o — a, å > o (in Stammsilben), sr- zu str-, skl- zu si-, g*h- zu b-, weil sie nicht

durch

innere

Rekonstruktion

gewonnen

werden kónnen. (3) € und 2? werden als & und e unterschieden. (4) y wird n geschrieben, da es nur ein Allophon von n vor Tektalen ist. D.

Die germanischen Stammklassen

Für die Angabe der gm. Stammklassen werden folgende Sigel verwendet, die dem * Ich habe mich von anglistischer Seite dazu bestimmen lassen, den eingebürgerten, aber phonetisch irreführenden Ausdruck 'guttural' durch den von Kemp Malone (Studies for W. A. Read, Louisiana, 1940, S. 135) vorgeschlagenen, terminologisch befriedigenderen Ausdruck 'tektal' zu ersetzen. Vgl. noch H. Flasdieck, Anglia 69 (1950), 267? und Anglia 70 (1951), 225%,

36

ERKLÄRUNG

DER

ANGABEN

gemein-gm. Lautstand nachgebildet sind, aber nicht den Anspruch lautlich genau wiederzugeben: (1) Nomina:

Q)

m(a)-Stämme n(a)-Stämme i-Stämme u-Stämme f(ö)-Stämme

-a-z -a-m -i-z -u-z -ö

(m) (n) (m) oder (f) (m) oder (f) (f)

n-Stämme n(s)-Stämme

-ön -ez

(m), (f), (n) (n).

(bd)

ebenso -ja-z, -wa-z ebenso -ja-m, -wa-m

ebenso aber -; -i-z für ebenso

Verben: Einfach thematische (starke) Starke jan-Verben und schwache jan-Verben von der Schwundstufe Schwache jan-Verben von der Hoch-, o- oder Dehnstufe ö-Verben &-Verben Starke nan-Verben Schwache nan-Verben Präterito-Präsentien E.

erheben, ihn

-jö für den banja/-jös-Typ für den haibi/-jös-Typ und den y/gr-Typ in (f)

-a-ja-eja-ó-&-na-nó(Form der 3. Sg. Präs. Ind.)

Bemerkungen

2)

Als formale Mängel, nicht als unüberwindliche Schranke für eine Etymologie oder Analyse betrachte ich das Nebeneinander von idg. a- und e-Vokalismus in der gleichen Wortsippe, sowie das Nebeneinander von Tektalen verschiedener Reihen. Bei auslautenden Langvokalen zeigt das Gm. nicht selten eine Vokalqualität, die mit dem durch die außergermanischen Sprachen geforderten Ansatz lautgesetzlich nicht zu vereinigen ist (bekanntester Fall ist gm. s:Z- zu idg. stå-). Ich habe diese Schwierigkeit jeweils diskutiert, aber nicht als Hindernis für die Etymologie aufgefaBt.

3)

Ich habe es unterlassen, aus der Intonation im Baltischen und Slavischen Schlüsse

auf die grundsprachliche Wurzelgestalt zu ziehen. Der litauische Akzent ist bei den angeführten Formen selbstverständlich stets beigefügt; für das Slavische habe ich ähnliche Angaben unterlassen, weil der Stand der slavistischen Akzent-

forschung mir noch keine Aufschlüsse für die Erforschung vischer Sprachen zuzulassen scheint.

außer-baltisch-sla-

ERKLÄRUNG IV.

ARBEITSHYPOTHESE

UND

DER

ANGABEN

TERMINOLOGIE

DER

37 WURZELERWEITERUNG

Die lexikalischen Grundbestandteile der idg. Wortsippen (“Wurzeln’ im weiteren Sinne) können sehr verschiedenen Umfang haben; als Beispiele für die Haupttypen können herausgestellt werden:

(1) bher(4) bheidh-

(2) dhe(5) k'leu-

(3) ed(6) sleidh-.

Neben den Typen 4-6 stehen nun nicht selten primitivere Gebilde, deren Bedeutung einen Zusammenhang vermuten läßt. So steht neben dem als Grundlage von gm. fleut-a- anzusetzenden idg. pleud- ein primitiveres idg. pleu- z.B. in ai. plavate ‘schwimmt’, ja wahrscheinlich sogar ein idg. pel- z.B. in lit. pilti ‘gießen’. Sollen diese — bis jetzt nur ungenügend erforschten — Erscheinungen systematisch erfaßt werden, so muß aus methodischen Gründen jeder Grundansatz der Struktur 4-6 als móglicherweise erweitert angesehen werden. Wir kommen dann zu folgender Arbeitshypothese:? A. Jedes lexikalische Element enthält eine Wurzel. Wurzeln sind Gebilde, die eine Struktur aufweisen, die nach dem gegenwärtigen Stand unseres Wissens nicht als erweitert aufgefaßt werden kann. Sie können entweder selbständig auftreten (bher-) oder als Grundbestandteil von erweiterten Komplexen (pel- in pel-d- und pl-eu-d-). Die nicht weiter zerlegbaren Strukturen sind folgende: (1) Konsonant + e + Konsonant; Konsonant + Diphthong; (2) Konsonant + Langvokal; (3) Anlautender Kurzvokal

(4) Konsonant + idg.

+ Konsonant;

a + Konsonant.

Unter Zuhilfenahme der Laryngalhypothese (s. III B I) können diese auf eine einheitliche Struktur (Konsonant + e + Konsonant) zurückgeführt werden (wobei a als Konsonant aufzufassen ist): (2) = Konsonant te 4- 2; (3) = a + e + Konsonant; (4) = Konsonant + 2 + Konsonant, d.h. in diesem Fall handelt es sich nicht um eine Wurzel, sondern um eine schwundstufige Erweiterung des Typs 2. Gegebenenfalls sind bei dieser Struktur aber auch Expressivbildungen mit ursprünglichem a oder ähnliches anzusetzen. Wie oben ausgeführt (III B 1) halte ich jedoch die damit gewonnene Systematik für zu teuer erkauft wegen der weitgehenden Zusatzannahmen. * Diese Arbeitshypothese geht in allen wesentlichen Punkten zurück auf E. Benveniste, Origines de la formation des noms en Indo-Européen, Paris, 1935, besonders das Kapitel "Ésquisse d'une

théorie de la racine", S. 147-173.

Diskussion dieser Theorie bei Peter Hartmann, Zur Typologie des

Indogermanischen, Heidelberg, 1956, II. Teil. Ferner Heinz Kronasser, Etymologie der hethitischen Sprache, Wiesbaden, 1962ff., S. 418-421. Versuch eines Ausbaus: Karl Ammer, "Studien zu indogermanischen Wurzelstruktur”, in: Die Sprache II (1950/2), S. 193-214.

38

ERKLÄRUNG

B.

DER

ANGABEN

Jedes kompliziertere Gebilde gilt als erweitert.

Bei den Erweiterungen unter-

scheide ich

(1) konsonantische (d.h. einfache Konsonanten, ments) und (2) vokalische (d.h. ablautfáhige Erweiterungen, vokal

+

Konsonant,

Benveniste's

Benveniste’s bestehend

aus

élargisseGrund-

suffixes).

Von den erweiterten Gebilden bezeichne ich als erweiterte Wurzel die Folge “Wurzel + konsonantische Erweiterung’, z.B. pel-t-; als (unerweiterte) Basis* die Folge

“Wurzel

+- vokalische

Erweiterung’,

z.B. pl-ek-, pl-eu-,

und

als erweiterte

Basis die Folge ‘Wurzel + vokalische Erweiterung + konsonantische Erweiterung’, z.B. pl-ek-t-. C. Als allgemeinen Ausdruck für einen gegenüber dem untersuchten Gebilde einfacheren Komplex verwende ich Grundlage (z.B. ist pleu- Grundlage von pleuk-, bhel- von bhleig-). Diese Bezeichnung verwende ich auch, wenn die Wurzel mit einem Sonanten anlautet, weil hier vielfach eine weitere Analyse möglich ist, z.B. webh- *weben' zu au- "weben".

Ebenso bei s + Tenuis im Anlaut, weil hier zunächst

unsicher ist, ob es sich um 's mobile’ (was auch immer dessen Herkunft sein mag) oder um die Schwundstufe einer mit s anlautenden Wurzel handelt (besonders die Wurzel idg. seq- ‘schneiden’ steht im Verdacht, solche Erweiterungen zu bilden). D. In Bezug auf die Etymologte treffe ich folgenden terminologischen Unterschied: Bei der Etymologie auf gleicher Stufe spreche ich von einem Vergleich (A vergleichbar mit B); bei der “Wurzeletymologie’ spreche ich von einer Herleitung (A zurückführbar

auf B) und

als allgemeinen

Ausdruck

für beides

verwende

ich

Anschluß (anschließbar).

V.

ANGABE

DER

QUELLEN

Jedes angeführte Wort und jede angeführte Form aus den frühen gm. Sprachen wurde belegt; einmal, um zu verhindern, daß Wörter aufgenommen werden, die nicht existieren, dann um die Nachprüfung zu erleichtern und schließlich um einen Überblick zu geben, wie gut das betreffende Wort oder die betreffende Form überliefert ist. Soweit es das Vorhandensein von Spezialglossaren erlaubte, habe ich versucht, für jede Sprache einen repräsentativen Überblick zu geben und jeweils die wichtigsten Texte herangezogen. In mehreren Fällen (leider auch bei der so reichhaltigen awn. und ae. Prosa) mußte ich mich aber danach richten, welche Texte durch

Glossare

erschlossen

sind,

zum

Teil

auch

danach,

wie brauchbar

die vor-

handenen Glossare sind: mit einer bloßen Wortliste ohne Bedeutungsangaben ist erheblich weniger anzufangen, als mit einem vollständigen Glossar, ähnliches gilt * Der Ausdruck Basis dient hier also zur Bezeichnung einer bestimmten Erweiterung. Ich habe diese Einengung des herrschenden Sprachgebrauchs der Einführung neuer Termini vorgezogen.

ERKLÄRUNG

DER

für Indices, die nur den Infinitiv und Nom.

ANGABEN

39

Sg. angeben, nicht aber, welche Formen

belegt sind. In der Regel habe ich mir unklare Angaben lieber weggelassen als aufgenommen. Wo es ohne Schwierigkeit möglich war, habe ich in kritischen Fällen weitgehend den Text selbst nachgeprüft. Wenn ich auf Belegangaben in Wörterbüchern verweise, steht die Abkürzung für diese in Klammern. Ein (—) bedeutet, daß ich das Wort nur spärlich (dreimal oder weniger) belegen kann; doch ist dieses

Zeichen nicht in allen Fällen gesetzt. A.

Gotisch

Der gotische Wortschatz wurde vollständig herangezogen. Verwendet wurden die Glossare von Streitberg (L 4) und Schulze (L 5, vollständiges Glossar!). Eine besondere Quellenangabe erübrigt sich in diesem Fall. B.

Altnordisch

(1) Dichtung. Zuerst werden die Belege der dichterischen Sprache gegeben, und zwar die der Edda (= E, L 9), dann die der Carmina Norræna (— C, L 10). Fehlt das Wort oder die Form in beiden Quellen, so wird angegeben, ob das Wörterbuch von Egilsson-Jónsson (= EJ, L 20) einen Beleg anfiihrt. (2) Prosa. Bei der Prosa werden zuerst die Belege aus den norwegischen Gesetzen (— G, L 11, teilweise auch in L 12) aufgeführt, dann die aus der Prosa-Edda

(= PE, L 13, nur Auszug! Belege aus dort zitierten Versen und aus den beigefügten Saga-Texten habe ich weggelassen). Darauf habe ich unter R Belege aus der frühen religiösen Literatur zusammengefaßt: das Stockholmer Homilienbuch

und

die

Legendensammlung

aus

L

14, das

norwegische

Homilienbuch,

Legendenbruchstücke und Benediktinierregel aus L 12. Schließlich gibt ein S an, ob auch Belege in den Sagas vorkommen. Hierfür stehen leider praktisch keine Glossare zur Verfügung. Ich habe außer dem Vermerk S nichts angegeben, wenn das Wort oder die Form in der Jómsvikinga-Saga (L 15), der Volsunga-Saga (L 13), dem Nornagestpättr (L 13), der Olafssaga Tryggvasonar (L 12) und der Fagrskinna (L 12) zu finden ist, sonst steht in Klammern dahinter das Wörterbuch oder die Sammlung, die mindestens einen Beleg gibt. Ist ein Wort in beiden dichterischen Quellen und in allen 4 Prosabereichen (G, PE, R,

S) mindestens je einmal belegt, so habe ich statt der Aufzählung der Quellen ++ (d.h. praktisch durchgängig belegt) geschrieben. Sind alle genannten Quellen unergiebig, so wird auch sonstige Literatur herangezogen. C. (1) Dichtung.

Altenglisch

Obwohl die Belege für die ae. Dichtung in Greins Sprachschatz (L 31)

vollstándig zur Verfügung stehen, habe ich es für besser gehalten, heroische und

40

ERKLÄRUNG

christliche Dichtung zu trennen.

DER

ANGABEN

Für erstere gebe ich die Belege des Beowulf

(= B, L 33), dann fasse ich unter cD die christliche Dichtung zusammen. Dieser Vermerk

bezieht

sich auf den

Wortschatz

des Paris Psalter,

der Genesis,

des

Andreas (einschließlich *Fates of the Apostles’), Guthlac, Elene, Daniel, Exodus, Juliana, Christ and Satan und Phoenix, wobei außer dem Sprachschatz die Glossare L 34-39 benutzt wurden. Die übrigen dichterischen Quellen (— Gr) — auBer den Metra des Boethius und den Rátseln sind sie jeweils nur gering an Umfang — habe ich nur herangezogen, wenn die beiden oben genannten Bereiche keinen Beleg lieferten.

2)

Prosa. Hier macht sich besonders beim Westsächsischen der Mangel an geeigneten Glossaren deutlich spürbar. In der vorliegenden Arbeit wurden berücksichtigt: (a) Von der frühwestsáchsischen Prosa: der Prosateil der Übersetzung des Boethius (— Bo, L 40, nur Prosastellen wurden berücksichtigt), und von der Cura Pastoralis und dem Orosius (zusammengefaßt unter A = Alfred) die Formen der starken Verben nach Cosijn (L 41). (b) Von der spätwestsächsischen Prosa: die starken Verben einiger Schriften von Aelfric (L 43, 44 und 45) zusammengefaßt unter Ae. Ich habe die von Peter Clemoes (“The Chronology of Aelfric's Works”, in: The Anglo-Saxons ... presented to Bruce Dickens, London, 1959, S. 212-247) diskutierte Frage des AelfricKanon und der damit zusammenhängenden mundartlichen Probleme vernachlässigt, da sie für meine Zwecke von untergeordneter Wichtigkeit sind, und ein-

fach die in den genannten Abhandlungen gesammelten Verbalformen aufgeführt. Ferner Aelfric's Colloquy (= Co, L 46) und das westsächsische JohannesEvangelium (= JE, L 47); Ableitungen auch aus den drei anderen westsächsischen Evangelien (— Go, L 48). (c) Von der merzischen Prosa (*merzisch* im Sinne von Sievers-Brunner, L 80, $2): den Vespasian Psalter (= VP, L 49, für die Ableitungen L 50) und die

Glosse Rushworth 1 (— R!, L 51). (d)

Von der nordhumbrischen Prosa: die Lindisfarner Evangelien (— L, L 52),

das Rituale von

Durham

(= RD,

L 53) und die Glosse Rushworth

2 (— R?,

L 54). Ist ein Wort in beiden von mir berücksichtigten dichterischen Bereichen und in allen vier berücksichtigten Prosabereichen mindestens je einmal belegt, so habe ich statt einer Aufzählung der Quellen ++ (d.h. praktisch durchgängig belegt) geschrieben. Falls alle angeführten (Prosa-) Quellen keine Belege bieten, habe ich zitiert aus den unter L 55 bis L 75 genannten Werken, jeweils unter Angabe der Quelle, gegebenenfalls mit den aufgeführten Abkürzungen. Versagten auch diese, und gibt Bosworth-Toller (= BT und BTS, L 76 und 77) einen Beleg, so habe ich auf dieses Wörterbuch verwiesen, gelegentlich unter Angabe des Denkmals, etwa: Beda (BT).

ERKLÄRUNG

D. Nur Prosabelege

belegt).

DER

ANGABEN

41

Altfriesisch

(fast nur Gesetze, deshalb sind finite Pråteritalformen nur sclten

Da sich die Texte der einzelnen Quellen zu einem beträchtlichen Teil ent-

sprechen, habe ich hier nicht nach Quellen getrennt und deshalb auch nicht auf sie verwiesen. Berücksichtigt habe ich den Wortschatz der in L 83 bis 93 genannten Glossare, sowie das Wörterbuch von Richthofen (L 94). E.

Altsächsisch

Fast nur Dichtung. Ich habe vollständig zitiert die Formen des Heliand (= H) und der Genesis (= Gn), beides nach L 98. Falls diese beiden Denkmäler nichts bieten, wird auf die kleineren sächsischen Denkmäler (= sD, L 99) verwiesen. F.

Althochdeutsch

Auf Grund der Beleglage ist es hier unzweckmäßig, zwischen Dichtung und Prosa zu scheiden. Ich führe zunächst (1) den Wortschatz des Isidor (= I, L 104 und 105) und der Monseer Fragmente (= MF, L 106), dann die großen Denkmäler der fränkischen Mundart: (2) Tatian (= T, L 107) und (3) Otfrid (= O, L 108), und schlieBlich die Denkmäler der alemannischen Mundart: (4) die Benediktinerregel (= BR, L 109), die Murbacher

Hymnen,

die alem.

übersetzung (zusammengefaßt unter aD (5) Notker (= N, L 111). Ist ein Wort in so habe ich statt einer Aufzählung der belegt) geschrieben. Ist in keiner dieser die übrigen kleinen Denkmäler mit dem

Lucas-Glossen

und die alem.

Psalmen-

= alemannische Denkmäler, L 110) und allen 5 Bereichen mindestens einmal belegt, Quellen ++ (d.h. praktisch durchgängig Quellen ein Beleg zu finden, so zitiere ich Vermerk dD (= deutsche Denkmäler, nach

L 112 und 113) sowie Belege aus den Glossen (= Gl + Band

+ Seite + Zeile, und

zwar erste Zeile der Glosse, gleichgültig wo das gesuchte Wort steht, nach eigener Auswertung von L 114), das Memento Mori (= MM, L 115) und Williram (= Wi, L 116).

AUFSTELLUNG

DER STARKEN VERBEN GEORDNET LAUTSTRUKTUR

NACH

IHRER

(Die lautliche Struktur geht in der Regel parallel zur Ablautreihe; es gibt jedoch verschiedene Abweichungen). Bei der folgenden Aufstellung werden die Laute unterschieden in Grundvokale (e, a, 2, 6); Sonanten (abgekürzt S: i/j, uw, r, I, m, n, 7); Geräuschlaute (abgekürzt G: p, 1, k, f, b, h, b, d, g, 5,2). Anlautende Labiovelare gelten als Lautverbindung (G 4- S). Gegliedert wird (a) nach dem

Grundvokal:

I e-Reihen, II a-Reihen,

(b) innerhalb

dieser Gruppen

nach

dem

auf den

III &-Reihen,

Grundvokal

IV ö-Reihen;

folgenden

Laut

(z.B. bei den e-Reihen): A -ei-, B -eu-, C -er-, D -el-, E -em-, F -en-, G -eg-, H -e+G-;

(c) innerhalb dieser Untergruppen danach, ob diesem Laut ein Geráuschlaut folgt (1), oder ein Sonant (2); oder ob er geminiert ist (3), oder im Auslaut steht (4); (d) diese Abschnitte werden gegliedert nach dem Anlaut: (a) G- (oder Grundvokal im Anlaut); (b) S-; (c) G-+S- (dabei wird nach dem Sonanten geordnet). Unter (d) werden alle Verben dieses Abschnitts mit besonderer Stammbildung herausgehoben. (e) Innerhalb dieser Unterabschnitte ist die Anordnung alphabetisch. IA.

ei-Reihe

(1) Vor Geräuschlaut

(a) beid-a- (— g*heidh-)

warten

g

n

beit-a-

beißen

g

ne

"Pdeik-a-feig-*a- (j-h)

schaffen (rösten)

feis-aP keik-a*Ppeip-aseig-aseihw-aseik-aseip-aseip-a- ([-d)

furzen schauen pfeifen sinken seihen seufzen tropfen zaubern

e

(f)

s

d

f

s

d

Cg - (Qe) > n (e) T0. - P?n n e - (ne o. 6 - (e) n(e)

-

- "d

-("d) 97$ - "Ps "Pj f s d f "s d -HMg f *"s "d »-

AUFSTELLUNG

(b)

STARKEN

43

VERBEN

skeid-a- (s. skaid-a-) skeit-a-

scheiden

-

scheiBen

steig-a-

steigen zeihen gedeihen (bleiben) leihen weggehen, leiden harnen meiden dunkeln beneiden

g g g g g g

teih-apeih-a- (s. benh-a-) -leib-aleihw-aleip-ameig-ameip-aneip-a-

(?neip-a-)

(9

(m (o (f)

s "d

pn e "f "s n e f s ne f s e (f s ne f s n e (fs ne f s

n

e

d d d d d d d

(f) (9 (4

(ame Qg - e

f -

s -

d -

-

SP;

spd

-

-

-

-

n

ef

s

d

reif-a- (}-b)

reiten reißen

-

n

-

f

-

-

*Preih-aq-

aufreihen

-

-

-

spf

SP;

Pd

(-reik-a-) reip-a- (frep-a-)

(herrschen)

reid-a-

reis-areist-a-

weih-a- (s. wig-a-) weig-a-

(c)

DER

ernten aufgehen, untergehen aufreißen kämpfen kämpfen

weik-a- (-kw-, -kj-) weip-aweis-a- 1

weichen winden

weis-*a- 2

(welken) gehen

(2weit-a- 2 weit-a- 3 sweib-asweif-a- (/-b) sweig-a-

sweik-a- (-kw-, -kj-) sweip-a- (s. swaip-a-)

sweib-a- (/-d) (-sweib-a-) («- -swenp-a-) pweit-adreib-adreit-agreip-agreis-a-

hreib-a- (]-f) ”Pkreig-a”Pkreisk-a-

vermeiden

festsetzen, strafen aufhóren schweifen sich neigen ausweichen schwingen erhitzen (überwältigen) abspalten treiben

scheißen greifen grausen greifen bekommen kreischen

(g) (n) (e) (f) (s)

-

-

g

ne

-

n

d

e

f

s

d

-

-

-

-

g -

- Te ne

% f

"7s s

Å d d

g

-

-

d

(0-

(sS (d

0 n(eo)- (ne g ne f gm n e f

d d s d s d - (d) - ?d

-

n

-

-

(g -

n n n o.

e f s (e - ?s es

d ?d %Å

»

(n)

-

e

-

-

-

f s fs f s (f)*s (-

-

g g -

n e ne ne e n-

d d d (d) -

-

-

-

-

8Ps

spd

-

-

am

^

3Ps

|

AUFSTELLUNG

DER

STARKEN

VERBEN

Schreiben

-

0. n

0. Bf 5 e f s

(reiBen)

g

-

-

-

ne

*Pkreit-a(skreib-a-) -Skreit-askreib-askreid-a(spreid-a-)

kreischen

streid-a-

streiten schreiten streichen ergreifen, gedeihen drángen reiben

streik-apreib-apreih-awreib-awreih-awreih-a-

(-kw-) (|-f) (s. prenh-a-) 1 2

wreit-a-

wreip-a- 1 wreip-a- 2 wreid-ableik-a- (-kj-) fleih-afleit-agleid-agleit-a(hleib-a-) -hleid-akleib-a-

(kleip-a-) sleib-a- (/-f) sleid-asleik-asleip-asleit-a- (+- sgleid-) ”Pspleit-a-

-

S

-

n

ausbreiten

-

Mm

-

-

(

p o. n

€ e

f s - ®s fs

-

n

-

-

g

-

-

-

-

-

-

-

spf

SP;

hüllen

-

-

e

-

-

winden

-

ritzen winden wachsen wachsen

schimmern richten wetteifern

gleiten gleiBen schonen

(schließen) haften

klimmen kneifen spalten gleiten schleichen schleifen zerreißen

spalten

-f

s

(ne

-

fs

p

e

-

-

-

-

e

-

-

-

-

e

-

-

f 2. (f) f

s 8$ s s

-

s -

f -

s S

-

ne 0-1 e (ne

ØMME ( à -

(ne 0. €

-

n

-

f

-

-

n

-

-

-

-

o.

£e

-

(n)

e

-

-

(g) (n) (e) (f) ""s -

(n)(e

n -o-.

f *s

ef . f

n

e

-

ef

schmieden

-

n--

gneid-a-

reiben

hneigw-ahneip-*ahneit-akneid-a-

sich neigen (sich biegen)

- (ne gene

schlagen (?)

-

-

g

stoßen

-

(9 (9 (f

(9

(-Jsmeit-a(smeip-a-)

-

gleiten gleiten

blicken schmeißen

wleit-a-

-

Qg

n

n ==

s "Us

(f) (9 s —- "s f s

(o e8

-

S o.

AUFSTELLUNG

DER STARKEN

VERBEN

45

*Pkneip-a-

kneifen

-

sneigw-a-

schneien

(p

"p

n

sneib-a-

schneiden

g

n

-

"Pf

"Ps

Pd

(e) (f) (s) c

f

s

d d

Ferner leik-a- (?) ‘leiden’, reip-a- (?) "beschmieren' ; kweip-*a- (/-d) (?) fürchten’, hreit-a- (?) ‘reißen’, fleip-a- (?) ‘7, gleis-a- (?) 'gleiBen”, hleif-a- (/-b) (?) ‘emporragen’, -kleih-a- (?) '(anhangen)', gneip-a- (?) ‘kratzen’, sneik-a- (?) 'kriechen'.

(d)

Besondere Stammbildung: lais wait dig-awig-a- (s. weih-a-, weg-a-)

wih-a-

weiß weiß kneten kámpfen

g Cn) (e) (f) (sS enef s g (n) (e) - (s) ?g. n ?e ?f ?s

Ferner *stik-a- (s. stek-a-) und rep-a- (s. reip-a-). Wörterbuch.

-

g

kämpfen

-

(d) d (d) -

===

Zu grip-a- und wrih-ja- s. das

(2) Vor Sonant (a) speiw-aspeu-ja(b) neiw-*a(-reim-a-) (rein-a-) (+ regn-)

speien speien nachstellen (záhlen) regnen

g e f n--Eg--oo0 Er GE

s o o

d e d -

(c) Ferner *(gleim-a-) (?) 'glimmen', streim-a- (?) ‘widerstehen’. Vgl. auch die erstarrten Nasalprásentien unter 4). (3)

Mit Geminata

(d) Besondere Stammbildung: ejj-?gehen Eg e - (s (d) (Möglicherweise auch einige der Bildungen mit erstarrtem Nasalpräsens, s. u.).

(4)

Im Auslaut

(9)

”Pkrei-askrei-a-

schreien schreien

""glei-a-

schreien

=== - (n f s

-o02

2

(d) Besondere Stammbildung (erstarrte Nasalpräsentien): *dwei-na- (dwein-a-)

schwinden

-

me

o.

d

. "d

AUFSTELLUNG

DER

STARKEN

VERBEN

dwei-

*gei-na- (gein-a-)

-

(e)

-

n

e

-

-

(e)

-

(n)

-

-

-

n

e

-

-E)

gáhnen, klaffen

GQ-

gei-

*grei-na- (grein-a-) *hrei-na- (hrein-a-) Y *hrei-na- (hrein-a-) 2 hreik*hwei-na- (hwein-a-) hwei-(k-) kei-na- keinkei*-kwei-na- (-kwein-a-) *skei-na- (skein-a-) skei*swei-na- (swein-a-) *bei-na- (bein-a-) *bwei-na- (bwein-a-) Ferner hlein-a- (?) ‘lehnen’.

winseln berühren

-

-

(3 (d

- - @ ”

d

schreien sausen

-

-

-

Od

EG)

-

-

(d)

-

e

-

s

d

g

-

()

-

(9

-o

o.

£e

-

.

"j

f

s

d

aufspringen, keimen

-

(erlöschen) scheinen

g

ne

(d

(g (n) (e) (f) (9 (A) (m

-

"f

-

d

-

-

e

-

-

-

-

(n)

e

-

-

-

bieten biegen

n -

e o.

f s . "gs

d d

stieben

n

-

-

-

-

Qn

e

-

-

(Qd)

n

(e)

-

-

(4)

n

e

f

s

d

(n -

e -



(sS $

d d

n

e

f

s

d

schwinden feucht werden schwinden

IB.

-

eu-Reihe

(1) Vor Geráuschlaut

(a) beud-abeug-a- (s. büg-a-) feuk-a-

geup-*a- (/-à-) geus-ageut-aheuf-a- (s. hauf-a-) heub-akeus-aseuk-aseup-askeub-a- (s. sküb-a-) skeut-asteub-a- (s. stüb-a-) teuh-apeut-a- (s. büt-a-) (b) leud-aleug-a(-) leuk-a- (s. lük-a- 1)

aufnehmen (?) sprudeln gießen wehklagen wehklagen erproben siechen sieden

(n) (e) (f) (s) (d) n

e

f”

schieben

n

e

-

-

d

schieDen

n e ==

f -

s -»

d d

n

e

f

s

d

n n

e e

-

s

d d

n

e

f

s

d

stieben ziehen schallen

wachsen lügen rupfen

o2.

2.

d



AUFSTELLUNG

-leus-aleust-aneut-areud-areuf-areuk-a-

(c)

1 (|wl-) | (s. rük-a-)

reut-a- 1 reut-*a- 2 breut-a- | ”Pbreut-a- 2

DER

STARKEN

VERBEN

47

(verlieren)

g

stoDen

T7-

B

genießen

g

ne

róten

(g

reiBen

()e -

n

f

s

d

-

c

c

f

s

d

e

(f) (s) (d)

(B

n

e

(f) (S

(d)

rauchen

-

n

e

f*s

d

weinen (faulen)

-

ne n(e-

brechen

-

n

knospen (?) zerfallen

vo --.

f. 2 e-

Gefolgschaft leisten

g

e

e

-

-

(d)

2 "d d

breup-adreug-a- ] dreug-a- 2 dreup-a- (s. drüp-a-) dreus-afreus-agreut-*a- 2 hreud-*a- (/-p)

trügen tropfen fallen gefrieren (zerreiben) bedecken

hreus-a- 1

beben

-

hreus-a- 2

fallen

-

hreut-a- I

zerspringen schnarchen frei machen

-

kreuk-akreup-a- (s. krüp-a-)

kriechen

-o

kriechen

-

n

e

kreust-a-

knirschen

g

-

-

==

spreut-a- (s. sprüt-a-) streuk-a- (-kw-)

sprieBen

-

o.



-

streichen

-

n(e-

(Preut-a-

müde werden fliegen

hreut-a- 2 (s. hrüt-a-)

hreub-a- (J-d)

fleug-afleut-a-

(n

(f)

d (d

(s

(d)

- f s d - ne f s d g me - s (d) (p n e (f)"s d - (n) (e) (f) (s) d - ne - (d) n

-

me DD nn -

-

-

-

-

-

d

c: oc -c

ce -

25

d

N’

(U -

"d

-

(d

g (Og)

ne n e

s fs

d d

ne

f

s

d

s

d

-

d

flieBen

-

hleut-a-

losen

(g

n

spalten

e

(f)

kleub-a- (s. klüb-a-) sleup-a- (s. slüp-a-) sleut-a- (+ sqleud-, s. slüt-a-) pleuh-afleuh-asmeug-a- (s. smüg-a-)

-

n

e

(f)s

schleichen

gm

-

-

schlieBen

-

fliehen

Bg

12

7-7

fliehen schmiegen rauchen schlagen

7

-

ne n- e n-

f s d -d - "s(fPd) - - d

(reißen)

g

-

-

niesen

-

n()-

smeuk-a-

hneud-a- (|-p) -hneup-ahneus-a-

M-

d

--



d c



-

-

-

d

48

AUFSTELLUNG

*Phneut-a-

kneud-a- (s. knöd-a-)

DER

STARKEN

stolpern zusprechen

VERBEN -

"Pn

-

-

-

-

-

e

-

-

Ferner deub-*a- (/-ü-, -f) (?) '(erlahmeny, sküd-a- (?) ‘eilen’, leus-a- (?) 2 ‘gehen’, reud-a- (?) 2 'roden', greut-a- (?) 1 ‘weinen’, hreuf-*a- ([-à-, -b) (?) PPP ‘struppig’, sneup-*a- ([-à-, -d) (?) (entblöBen)".

(d)

Besondere Stammbildung: daug büg-a- (s. beug-a-) brük-a-

düb-a- (1-1)

taugt

biegen gebrauchen tauchen

dük-a*Pdrüp-a- (s. dreup-a-) *Pglüp-ahük-*a- ([-eu-) hrüt-a- (s. hreut-a- 2) *Pklib-a- (s. kleub-a-) krüd-a”Pkriip-a- (s. kreup-a-) (-Jük-a- 1 (s. leuk-a-) lük-a- 2 lüt-a*Prük-a- (s. reuk-a-) süg-asük-a-

tauchen

g me n e (pe n e - (e)

tropfen

-

schleichen

-

(kauern) schnarchen spalten drángen

(ME) 9»

f s (f) s f s - "s f "s

d d (d) d

-"s

-

-

f (Ps)

-

-

n

-

-

-

-

-

e

f

s

d

-

-

-

-

3Ps

-

-

-

e(Pf)'s)ird

kriechen

-

-

-

rupfen schließen sich neigen

g

e ne

f

*Ps

-

fm f s

d

(

n

e

-

-

rauchen

-

-



spf

SPS

-

saugen saugen

-

n

e

-

s

d

-

-

e

-

95

-

Süp-a-

saufen

sküb-a- (s. skeub-a-) Pslük-aslüp-a- (s. sleup-a-) slät-a- (s. sleut-a-) smüg-a- (s. smeug-a-) sprüt-a- (s. spreut-a-) *Pstüb-a- (s. steub-a-)

schieben schlucken schleichen schließen schmiegen spricBen stieben herausragen plündern

n .o055p -

e e

fs fs - 5 e vf "US

d *9j >

stüp-a-

==

(g) -

f

s

(d)

-

-. e(f)(n)?*e f s *"d -

-

-

Ws

-

- n (9v -- 86 e e (4

strüd-ae piit-a- (s. beut-a-) schallen Vgl. geup-*a- ([-à-), hreuf-*a- (|-à-, -b) (?) PPP 'struppig', sneup-*a- (/-ü-, -d) (?)

'(entblóBen)'. (2) Vor Sonant: keine Beispiele

AUFSTELLUNG

(3)

DER

STARKEN

VERBEN

49

Mit Geminata

(a) geww-akeww-ateww-a(c) breww-ahreww-ableww-ahneww-asneww-a- (s. snew-a-)

erschrecken kauen kauen brauen schmerzen schlagen stoßen eilen

n € ++ n --o n e f - (ne f gn) n- (ne -

0.0. +d e sd s d s d d -

-

s

d

g---g mme - (s

(d)

(d) Besondere Stammbildung: *beww- (bei-, beu-) werden, sein Vgl. die ö-stufigen Bildungen in der ö-Reihe.

(4)

-

e€

f

Im Auslaut

(a) dew-a- (s. dau-ja-) (c) snew-a- (s. sneww-a-, snöw-a-)

sterben eilen

Im Vokalismus nicht durchsichtig sind få-*a- ‘(faulen)’ und leu-*a- '(stoBen)': zu speu-ja- s. speiw-a-.

IC.

er-Reihe

(1) Vor Geráuschlaut (a) berg-aberk-aderb-a- (/-f} fert-afret-akerb-a- (]-f ?) serd-askerf-a- (/-b) skerp-a- 1 (s. skrep-a-) skerp-*a- 2 (s. skremp-a-)

bergen bellen sich mühen furzen furzen einschneiden Unzucht treiben abnagen schaben (schrumpfen)

g n ef s d - (N) e - (n) e f *?s "d e€d n - (f)- (n e fs rd n - *d - (ne - (d) e - (d) nmn (e) (f) (s -

*skers-a- (skerr-a-)

scharren

-

sterb-asterk-*apers-*a-

sterben (erstarren) (trocknen)

(g g

o.

-

(ne n (e) (n) (e)

-

8$

d

f (f)

s (s) (s

d d (d)

(b) *9merk-*awerp-a*wers-a- (werr-a-) werp-a(c) hwerb-a- (/f?) swerb-aswerk-a*bwers-a- (bwerr-a-) smert-a-

-snerh-asnerk-*a(-)snerp-asnert-a-

DER STARKEN

VERBEN

(modern) werfen

- *n g n

durcheinanderbringen

-

werden

g

n

sich wenden

g

n

abreiben dunkeln schwinden schmerzen (schlingen) schrumpfen schrumpfen berühren

Ferner gerd-*a- (?) '(gürten)', hnerp-abrest-a-, zu persk-a- s. presk-a-.

-

g n - 0 n €T c - (n) n (?g) *”n n

s s s s s

d d d d d

-

S

(d)

-

(s)

-

f f f

00

AUFSTELLUNG

o0

50

- "s

d

-

.

d

-

-

d

(?) 'zusammenziehen';

berst-a-

s.

(d) Besondere Stammbildung: dars

wagt

g

-

parf

bedarf

g

n

treten treten trauern

(g)

n n -

knarren knarren (schlingen)

T Y

c (m -

f f

d d

(2) Vor Sonant (erstarrte Nasalpräsentien) *spur-na- (spurn-a-) spern-a*mur-na- (murn-a-)

(3)

f

s

d

-

-

d

-

(s) (d)

Mit Geminata

(a) gerr-*akerr-a-

(c) -kwerr-*a-

€ e

-

-

d

s *s

d d

- - (à)

Vgl. *skers-a- (skerr-a-), *wers-a- (werr-a-), *bwers-a- (bwerr-a-). (4) Im Auslaut (a) ber-asker-ater-a(c) kwer-aSwer-a-

tragen scheren reißen

g£ g

n n -

f f

seufzen

T

-

-

»

schwären

-

c

-

pg

-

(sS

d d d

AUFSTELLUNG DER STARKEN VERBEN bwer-a-

aufrühren

-

(n

e

(d) Besondere Stammbildung: Nur ar (?) ‘ist’.

Vgl. *mur-na- (murn-a-) und *spur-na- (spurn-a-). ID.

el-Reihe

(1) Vor Geráuschlaut (a) belg-adelb-afelh-a- (s. fel-a-)

geld-agelp-agelp-ahelp-a-selk-askelb-a- (]-f) skeld-a(stelp-a-) (-teld-a-) (b) meik-amelt-a- (s. smelt-a-) welt-a(c) swelg-a- (-gj-) swelh-aswelt-asmelt-a- (s. melt-a-)

schwellen, zürnen graben eindringen

(pne f ef g ne f

n

e

f

s s s

d d d

s

d

entgelten

g

entgelten prahlen helfen (erschlaffen) beben schelten umfallen (bedecken) melken schmelzen wälzen verschlingen verschlingen sterben schmelzen

- ^ - (n e - (s) s g nef 6 - ?” n (e) f ” n - e - (n e - (ne f ” (pn e (p n (e n e - ”s T 0-1 1 c g n e s s n (e)"f

(d) d dd

(d) d

(d) d

(d) d

d d d

Ferner delg-a- (?) ‘schlagen’, hwelb-*a- (?) *wólben'. (d) Besondere Stammbildung: Nur kwulst-a- (?) ‘verschlingen’. (2) Vor Sonant welw-a(3)

rauben

ge

-

-

-

treffen bellen

-

n -

(e)

-

Mit Geminata

(a) (-)bell-a- 1 bell-a- 2 bel-

-

d d

skell-askel-

(b) (Jwell-a- 1 (s. wall-a- wul-a-) well-a- 2 (c) *”hwell-akwell-aswell-aswelskrell-asmell-agnell-a-

-

-

*Ps

Do!

Qn

-

-

-

s

d

(n) (e) (f) (s

(d)

n

(-

(e) (f) (s)

Ca) - > -

— wallen wálzen knallen quellen schwellen — gellen platzen schreien

-

e

ı

schallen — schallen —

®

ne

:

f

s

n

-

-

69

søn

-

-

-

-

e8

-

Ss

n

e

f

s

-

(e

-

(s

d d d d

a

hel-



n n

'

hell-a-

(schwellen) gellen

VERBEN

3

gul-

STARKEN



bell-*a- 3 (s. bel-*a-) gell-a-

DER

2 NA

AUFSTELLUNG

BBB

52

(4) Im Auslaut

e

g n (g) n (g) (m)

e e e

o

aa

leiden

e

(g) (n)

m

verharren (?)

kwel-a-

n

-

v

(c) -dwel-a-

n

un

(schweilen) eindringen verbergen stehlen

g

(a) bel-*a- (auch bell-a-?) fel-a- (< felh-a-) hel-astel-a-

Ferner hwel-a- (?) *tosen', swel-a- (?) ‘schwelen’.

(d) Besondere Stammbildung: Skal

schuldet

wul-a- (s. well-a- 1)

wallen

wel-?-

wollen

Vgl. wul- unter wald-a-. IE.

em-Reihe

cen ı rn.

u uh -— w

sa 2 L]

00 eo

passen einschrumpfen cinschrumpfen krampfen

[|

(b) lemp-a(c) hremp-aremp-akremp-a-

[|

(1) Vor Geráuschlaut

AUFSTELLUNG

skremp-a- (s. skerp-a-) -tremp-*aklemb-a- (— glimbh-) Pklemm-a- (sekundär) Pklemp-aslemp-a-

DER

STARKEN

VERBEN

schrumpfen rutschen (treten) klimmen schrumpfen gleiten

53

pn - "s "d n == EB o o== - (ne d - o o. sf sog od - (e) - *d nc-ooc -

(2) Vor Sonant: keine Beispiele (3)

Mit Geminata

(c) swemm-a- (s. swem-a-) bremm-a- (s. brem-a-) kremm-a- I kramkremm-a- 2 premm-*a- (/-m) (*”glemm-a-) hlemm-a- (s. hlem-a-)

schwimmen (pne fs d brüllen 0... d mit den Krallen packen - (n) d — - (n--stopfen ed schwellen (?) Qgn) (e) s glimmen o. "Pg 'q tönen (g (n) e (f) d

Ferner gremm-a- (?) *wüten', skremm-a- (?) 'krampfen'.

Vgl. klemm-a- unter

klemb-a-.

(4) Im Auslaut (a) tem-a(b) nem-a(c) kwem-a- (s. kum-a-) swem-a- (s. swemm-a-) brem-*a- (s. bremm-a-) hlem-a- (s. hlemm-a-)

ziemen nehmen kommen schwimmen brüllen tónen

g g g -

n n n

e (e -

kommen

-

nef

-"s f s eee - (S - 69

d d d d -

Vgl. premm-*a- (/-m). (d) Besondere Stammbildung: kum-a- (s. kwem-a-)

IF.

s

-

s

d

er-Reihe

(1) Vor Geräuschlaut

(a) bend-a-

dent-a-

binden

enef

stürzen

-

nl)

-

-

-

54

AUFSTELLUNG

Jenb-a-

STARKEN

VERBEN

finden finden

g -

n -

(-)henp-a-

(fangen)

g

schwellen

-

n (e) (f) (s (d)

bend-apens-a(-Meng-*a-

ziehen (vorwärtskommen) streben winden

g -o0.

fend-a-

(b)

DER

(nenp-*a-) wend-aswend-a(c) grend-ahrend-akrent-a-

skrend-asprent-aprent-aprend-aslend-aslent-a-

schwinden

(e)e f

-

s s

d d

£€8-.. 2.

s

d d

(g (n) (o)

-

(sS

d

g -

f -

s s

d d

ne e

-

-

(d)

-

n

e

-

-

-

-

n

-

-

-

-

-

0. n

e

o. d - Mj?

-

-

e

-

schwellen

-

-

e

.

-

Wd

verschlingen gleiten

Bg -

n--

s -.

d —-

zerreiben stoßen murren klaffen springen schwellen

Ømme

PS

-

Vel. swenp-a- unter sweib-a-.

(d)

Besondere Stammbildung (erstarrte Nasalpråsentien):

* senb-na- (senn-a-, senp-)

gehen

*tenp-na- (tenn-a-, tand-)

brennen

Q)

Vor Sonant: keine Beispiele

8)

Mit Geminata

(a)

-genn-a- I -genn-a- 2

(b) (c)

spenn-alenn-arenn-a- (= ri-nw-) wenn-abrenn-a- (+— g'hr-nw- ?) brungrenn-a(-Jirenn-a- (/dr-, r-)

(g (n (p (n

(beginnen) (anschneiden) spinnen weggehen

g g g

rinnen, laufen mühen

g

n

g g

brennen Zähne fletschen (entrinnen)

e e

e o o. n e me

(s) d - "d

f s - 5 f "s -

d d d d

e

f

s

d

n e ne

f f

s s

d d

-

-

(d

-

me

-

me)

-

f -

-

-

-

- "d 6)

Ferner klenn-a- (?) ‘klingen’; vgl. *senp-na (senn-a-) und tenb-na- (tenn-a-).

(d)

Besondere Stammbildung:

d

AUFSTELLUNG

ann (+- ono-) kann (+- £ono-)

DER

STARKEN

55

VERBEN

ist gewogen kennt, kann

(g

n

e

(f)

g

n

e

f

s

stóhnen bestreichen

-

(n

e -

8$

meint

g

n

e

(f)

s

-

-

(e)

g g ?g g -

n n n n -

e e e e e

f

s

f

s

-

-

-8

-

(s)

-

o.



f

-

(g)

-

e

f

s

-

n

e (e)

f

s

-

8

f

s

f

-

(4) Im Auslaut (a) sten-a(c) klen-a- (+- gli-no-)

(d) Besondere Stammbildung: man

I G.

ey-Reihe

(Nur vor Geräuschlaut möglich): (a) henk-asengw-asenkw-asteng-a-

hinken singen sinken stechen

stenkw-a(teng-*a-) penh-a- (s. peih-a-) (b) (-Meng-*a(c) -kwenk-aswengw-aswenk-apweng-apwend-abreng-a- (s. u.)

stoßen drängen gedeihen (vorwärtskommen) (erlóschen) schwingen sich mühen zwingen zwingen bringen

drenk-a-

trinken

hrenkw-akreng-a-

sich zusammenziehen fallen

krenk-a-, greng-a-

skreng-askrenk(w)-aspreng-a-

schrumpfen schrumpfen aufspringen

g

ne

-

n

Sbf

(s) *Bc

-

-

(me

-

o n n

e e e e

-

n

e

Lo» f

s

f Sf

s 5

f

*"s

*brenh-a- (preih-, brengw-; s. preih-a-) wreng-a"Pfleng-akleng-a- |

dràngen wringen schwingen klingen

kleng-a- 2

sich zusammenziehen

(g (n) -

e

(n)'"e

(d)

56

AUFSTELLUNG

DER

STARKEN

VERBEN

klenkw-a-

weich werden

-

nc

slengw-a-

gleiten

-

n

e

slenk-a-

schleichen

-

n

e W

bringen

g

-

e

e e

-oe

oc

-"s

d

"s

-

f

s

d

f f f -

s d - *d s d s d s d d c d

(d) Besondere Stammbildung: breng-a- (Ss. 0.) IH.

e+G-Reihe

(1) Vor Geráuschlaut (a) feht-a*»behs-a(b) lesk-a(c) bregd-abrest-aberst-ahresp-astregd-apresk-a-

persk-awreskw-afleht-agnest-ahneskw-*a-

fechten Flachs schwingen erlóschen zücken bersten bersten reißen zerstreuen dreschen

g

(n n no. ne

ef e f 8 -

dreschen

-

-

e "fg

wachsen flechten krachen (zerreiben)

g (p (p

n -me s n--- () -

d d

(2) Vor Sonant In Frage kommen

die Bildungen auf Labiovelar.

Diese sind wie einfaches k, Å

eingeordnet. fregn-a- s. unter freg-na-. (3)

Mit Geminata

(c) (skrekk-a-) (Pirekk-a-) (s. trek-a-)

springen ziehen

-

o.

c o. . . "f ys

d -

(4) Im Auslaut (a) et-a-feh-afet-a- 1

geb-a(-)get-a-

essen (sich freuen) fallen (?)

geben (erlangen)

g (B -

ne (m) e ne

f (f) -

g g

n e ne

f f

s (S -

d d d

d d

4%

(g (n ()

f

s

2

8$

f

s

-

-

n(ef n e f ne f

s s

Jåten

-

0-2

versichern

-

n

Jes-a-

gåren

-

lek-ales-amet-a(-Jnes-arek-a-

leck sein

sammeln messen

g g

überstehen

g

(m

(Feuer) rechen

g

(n)Pe

(rekw-a-)

dunkeln (tadeln) weben

weg-a- 1

weg-a- 2 (s. wig-a-) weh-awes-a- 1 wes-a- 2 (hwek-*a-) kwep-aswef-a- (/-b) (s. suf-a-) brek-adrep-ahrep-a- (]wr-, r-) kres-askrep-a- (s. skerp-a- 1) sprek-aspek-a-

ME

e

(gn

-

e

-

p

e

g

-

bewegen kämpfen kämpfen sein, bleiben schwelgen

g

ne

-

n

wanken

sagen

(f)

s

*Pf

*"s

-

-

- > -

-

verbinden

(f)*s

Of e

f

s

-

-

Ener g -

(mio n

-

n

-

(9

-

-

f

s

schlafen brechen

schlagen sieben kriechen schaben

sprechen sprechen

strep-a-

wallen

trek-a- (s. trekk-a-) (brek-*a-) wrek-ahlef apleg-apleh-aslekw-*a-

ziehen

fneh-a-

-

&nocnocananno

s -

&

f f

!

ne - ØY

am

stechen

g -

Jeh-a- ([-hw ?)

rep-*aweb-awed-a-

(o

sehen

(geschehen)

VERBEN

cC

(b) jed-a-

STARKEN

mm

sehw-a(-)skeh-a*stik-a- (stek-a-)

DER

nm

AUFSTELLUNG

fürchten

verfolgen stehlen sich einsetzen sich einsetzen

(erlöschen)

-

e

-

-

n

e

f

s

-

(e)

f

s

-

e

- "Ss

n

-

-

-

schnaufen Ferner fet-a- (?) 2 *gebüren', nep-a- (?) ‘unterstützen’, swek-a- (?) ‘riechen’, swep-a(?) ‘schwelen’, treg-a- (?) ‘betrüben’, hlek-a- (/-a-) (?) 'harmonieren' (7). Zu rep-a- s. reip-a-, zu fret-a- s. fert-a-.

58

AUFSTELLUNG

DER STARKEN

VERBEN

(d) Besondere Stammbildung: mag

kann

-nah

(genügt)

bed-ja- (— g*hedh-)

bitten liegen liegen sitzen

set-jaset-a-

beg-jaknud-akned-asuf-a- (s. swef-a-) trud-atred-a(-trusg-ja-) freg-nafreh-na-

freg-jaes-

sitzen empfangen kneten kneten schlafen

f

(n

e

(f)

n

e

f

s

å

n

e

f

s

d

n

e

f

s

d

n



n

-

-

-

s

d



(s) (d) -

-

d

-

e

-

s

treten

n n

-

-

=. -

treten

-

e

f

d

n

e

(f)

s

(d)

og

leg-a-

e

n

e

f

s

d

m

leg-ja-

n

-

0.

.

.

d

einpfropfen fragen fragen fragen sein II A.

ai-Reihe

(1) Vor Geräuschlaut

(a) (Jaik-a- I

frais-a-

zuerkennen (?) (rasen) heißen scheiden scheiden speien zupfen spielen abschneiden schwingen versuchen

-plaih-a-

(zureden)

aik-*a- 2 hait-askaid-a- (s. skeid-a-)

skaip-aspait-a- (s. speiw-a-) tais-a-

(b) laik-amait-a-

(c) swaip-a- (s. sweip-a-)

g

n

(e)

n (n

e e

-

-

-

e

-

(0

-

-

d

n

e

-

-

"d

-

-

d

e

(f)

s

d

ME n

- C*s2)0d) f -

s s

d -

(f)

s

d

(f )

-

-

(n) (e) (f) (s) (d) QnQe)

-

- Qd)

f

s

aih aig (2) Vor Sonant Nur -raiw-a- (?) ‘reihen’,

besitzt besitzt

m

(d) Besondere Stammbildung: n

e

d

2.4.

AUFSTELLUNG

(3)

Mit Geminata: keine Beispiele

(4)

Im Auslaut

DER

STARKEN

59

VERBEN

Vgl. ?gai- und ?stai- unter gæ- und stz-. IT B.

au-Reihe

(1) Vor Geráuschlaut (a) aud-*a- (/-b) auk-aaus-dbaut-adaug-*a- (/-h) hauf-a- (s. heuf-a-) staut-a-

(gewähren) mehren schópfen schlagen (verbergen) klagen stoßen

(D g g

n n pn n (nm)

e e e $e € -

(b) naup-*a-

überwältigen

2-0.

(c) braut-*a- (s. breut-a-) skraud-ahlaup-a-

brechen schneiden laufen

g

0 8 - (e) ne

hauen

-

n

s (d) f s d -(PTs)(*d) -(?s d - (s d f s d

o.

8-1 c 1 (f)"s f s

c d d

s

d

(f)

(sS

(d)

-

-

-

Vgl. brauk-a- unter brók-a-. (2) Vor Sonant: keine Beispiele (3)

Mit Geminata

(a) haww-a-

ef

Ferner aww-a- (?) *zeigen'. (4) Im Auslaut (d) Besondere Stammbildung: dau-ja- (s. dew-a-)

sterben

gau-ja-

bellen

klau-ja-

kratzen kratzen kratzen

klah-aklæw-a-

II C.

(p

CB -

n

(e)

n (?e)

me n--(n e (f) -

ar-Reihe

(1) Vor Geräuschlaut, (2) vor Sonant, (3) mit Geminata: keine Beispiele

& —(d)

60

AUFSTELLUNG

DER

STARKEN

VERBEN

(4) Im Auslaut

(a) far-a-

fahren

(d) Besondere Stammbildung: pflügen

swar-jaswar-a-

schwóren

-

n

e

schwóren

£g

-

-

f f

s -

d d -

-

-

d d

(f)*"s

d

IT D.

(1)

g (n (e) (f) (5)

ar-ja-

al-Reihe

Vor Geråuschlaut

(a) (Jfalg-*a- (/-h) faip-a-

(beugen) (?) falten

fald-a-

falten hüten

halb-a-

hüten würzen stoflen

hald-asalt-askald-aspald-astald-a(b) wald-a-

spalten besitzen (?) wul-

walk-a-

(walt-a-)

g

?n

-

-

n

e

g

n

e

-

n

-

g

(ne

(g) (n) (e)

f

s

d

(D"s d -

s Vs

g

(n)

e

-

walten

g

n

e

f

walten

-

n

-

walken walzen

-

(n

e

ms

d d

($9 (à) s

d

4

-

-

d

f f

s s

d d

Ferner (-Jalb-*a- (7) ‘(altern)’, falt-a- (?) ‘schlagen’. (d) Besondere Stammbildung: Vgl. wald-a- (awn.). (2) Vor Sonant: keine Beispiele (3)

Mit Geminata

(a) fall-a(b) wall-a- (s. well-a- 1) (4)

fallen wallen

-

n

e

-

o -



nähren

gen

e

Im Auslaut

(a) al-agal-a-

singen

(9

n

e

(f) (s) (d) -

(S

d

AUFSTELLUNG

kal-amal-a-

DER

STARKEN

VERBEN

frieren mahlen II E.

61

(B g

n n

g

n

e (f) (e)-

(s) s

(d) d

(f)

s

d

s

d d

am-Reihe: keine Beispiele II F.

an-Reihe

(1) Vor Geráuschlaut (c) bland-a-

Vgl. sta-n-d-a- bei der

(hinein-)mischen

e

a+ G-Reihe.

(2) Vor Sonant: keine Beispiele. (3)

Mit Geminata

(a) bann-a- (— bha-nw-) -skann-*aSpann-a- (s. spenn-a-)

aufbieten dröhnen (?) spannen

-

(ne f == (n e (f

(atmen)

g

(5) (e) (D (s (d)

s

(4) Im Auslaut

(a) -an-*aspan-a-

locken

IE G. (Nur vor Geráuschlaut móglich): (a) fanh-agang-ahanh-a-

e

f

s

d

f f f

s s s

d d d

-

-

ap-Reihe

fangen gehen hängen

g g g

n e ne e

hang-a-

hàngen

-

n

stang-*a- (s. steng-a-)

stechen

g--o-o

Ferner -blang-*a- (?) '(schwellen, zürnen), II H. (1)

(n

-o

e

-prang-*a- (?) '(bedràngen).

a-rG-Reihe

Vor Geråuschlaut

(b) wahs-a- (s. wahs-ja-) wask-a-

wachsen waschen

-

ne me

f

s s

d d

62

AUFSTELLUNG

DER

STARKEN

VERBEN

(d) Besondere Stammbildung:

(2)

-

---

g

n

(B

n

(e

schmerzen

-

-



backen backen (zutreffen) rechten schaben schütteln enteilen nehmen tadeln schlürfen waten waschen schleppen fragen graben schinden beladen beladen schlagen nagen

- (ne s d o0. . -% d g (ne g me f s d g ne s d ne - (d) ef s n - Des) Qd - (ne (f) s d - (”n) (€) d n e fs d g ne s d g ne f s d B - Ms "d g ne f s d n e - "Ps g n d oc. ef Ss g ne f s d n e -"Ps d

hnab-*a- (]-f)

abschneiden

-

snak-a-

gleiten

-

wahs-ja- (s. wahs-a-)

wachsen

Vor Sonant: keine Beispiele.

(3) Mit Geminata Vgl. bakk-a- unter bak-a-. (4)

Im Auslaut

(a) ak-a- 1

fahren

ak-a- 2 bak-abakk-a-dab-asak-askab-askak-atak-a- (s. t&k-a-) (b) /ah-alap-awad-a(c) pwah-adrag-a(frag-a-) grab-aflah-ahlap-ahlad-aslah-agnag-a-

Ferner hag-*a-

(/-h) (?) '(hegen)', drab-*a-

n

-

Me

(f)

(s

- (0)

--

(?) '(aushaueny, prak-*a-

(d)

-

-

d

(?) PPP

‘(stark)’; vgl. klah-a- unter klau-ja-. (d) Besondere Stammbildung: ög mot

fürchtet kann

g g

(n -

(e e

f

(s) s

(d) d

AUFSTELLUNG

DER

STARKEN

63

VERBEN

frab-ja-

verstehen

g

(n (e) (f) (s) (d)

haf-jahlah-ja-

heben lachen

kwab-ja- (/-f)

niederdriicken (wahrnehmen) schaffen

g g g

n e n e n (n(e) ne

schaden

g

(n)

-

e o...

f s f.-

g

ne

f

s

d

*-wahw-na- (-wah-?-)

stapfen stapfen stehen (erwähnen)

-

(n)(O

-

s

d

wak-na-

erwachen

Ferner -rap-*ja- (7) ‘(zählen)’.

Vgl. knag unter knz-a-.

-saf-ja- (/-b) skap-jaskab-jastap-jastap-asta-n-d-a-

II

e

f s s - s f s

d d (d) d d

(f) (s (d) (d) —-

(p

n

e

(f) (9 (d)

-

(

-

(f (s)

&-Reihe

(1) Vor Geráuschlaut (a) bæg-atæk-a- (s. tak-a-) (b) lz:-aræd-a(c) hwæt-abræd-a(-)dræd-a-

d

streiten anrühren lassen

ge g

-?Of ne f

s

d

raten

g

n

s

d

(B

n

s

d

-

n

e

f

s

d

(fürchten)

-

-

e

f

s

d

gr&l-a-

weinen

g

n

s

(d)

blæs-aslåp-a-

blasen schlafen

gen g -

(e)*f *s e f s

d d

stoßen braten

|8

e

f

()(e (f)

Ferner ræk-*a- (?) (sich hingeben)’, wæt-a- (?) ‘blasen’. (2) Vor Sonant Vgl. klæw-a- unter klau-ja-. (4) Im Auslaut (b) mz-a(c) kræ-apr£-ablæ-a(-)knæ-aknag ?kn&-ja-

máhen

singen drehen blasen kennen kennen kennen

-

-

e

f

-

(d)

f

(sS

d

-

-

-

-

S

-

- - e - GÅ - (m e (f) (9 (4 -

(ne

- 2

6 e - @

2

-

n

64

AUFSTELLUNG

DER

STARKEN

VERBEN

wæ-ja-

wehen

g&-

gai-(a-)

gehen gehen

Stai-

stehen stehen

st&-

og

SZ-d-

schmáhen säen säen

f "a m

læ-*ja- (H0-*ja-) sÆ-ja-

m

(d) Besondere Stammbildung:

(g

(n)

f *"s ?ff s f s

n

n

s

(e)

f -

d

(d) d d

s S

d d

Ferner f&-ja- (7) *tadeIn'; vgl. kn2-ja- unter kn2-a-, d2- unter do-. IV.

ö-Reihe

knöd-a- (s. kneud-a-)

CO

hereinbrechen (zimmern) (?) rufen

-

(d)

OO

-brök-*a- ([-au-) hröp-ablöt-aflök-a-

husten

-

S

-

!'

SWÖög-a-

rühmen, drohen

-

S (M)

000 ©

(c) hwop-ahwós-a-

O

(1) Vor Geräuschlaut

verehren

schlagen (?) zusprechen

f

s

d

-

-

d

f

s

d

f

s

d

-

-

d

s

d

Ferner wrót-a- (?) *wühlen'.

weinen

wóp-jaWÓp-a-

(g) (0)

e

(d) Besondere Stammbildung: weinen

(2) Vor Sonant (wohl durchweg dehnstufige Bildungen der eufau-Reihen): (a) böww-awohnen, bereiten (gedeihen) (c) próww-*aflieBen Jiów-a*bnóww-a- (nü-, bnöw-, ? nuww-) (zer-)reiben winden *snów-a- (snü-a-) eilen snöw-a- (s. snew-a-)

n (n) (e) (n) g n n g

c

(

e

-



(a) spö-a-

gelingen

(o

(4) Im Auslaut

. sd

(f) (s) (d)

-

. 1d

AUFSTELLUNG

(b) rö-a(c) *swó-a- (sö-a-) gró-abló-agló-a-

DER

STARKEN

VERBEN

65

rudern opfern wachsen blühen glühen

(B -

n e nm n e (n) e (n) e

tun

(g)

(mm

(f) (f) (s (f) (s (f) (s (f) (s)

(d) (d) (d) (d) (d)

Ferner klö-a- (?) *brüllen’.

(d) Besondere Stammbildung: dö- (dæ-)

ce

f

s

d

WÖRTERBUCH

AG-A-

fürchten’ s. OG

AIH

"besitzt"

gt.:

dih (-g), digun (-h-), dihta; acc. 'haben, besitzen’. å (urn. eih), eigo, dtta; acc. "haben" (besonders ‘zur Frau —), ‘besitzen’; auch Hilfsverb ('dürfen, müssen’, Plqupf.); eigenn ‘eigen, eigentümlich': E +,€C +,

awn.:

gnefsd aig g--f--

(EJ) 4; G

ac.

+4,

PE

+,

R

S +,4;

urn.: Overhornbæk

(Krause,

L 16,

Nr. 87) u.a.; isl. eiga, eiginn, nn. eiga (swv), eigen (adj). aschw. ægha +,4; schw. äga (swv), egen (adj); dån., Bm. eje (swv), egen (adj). ah, ågon, åhte; acc. "haben, besitzen’, selten ‘geben’; auch Hilfsverb (müssen); ägen ‘eigen’: B 2,Pt,4, cD

afr.:

+,4,

+,4;

Bo

+,4, Å 3,Pt; Ae

+, JE 2,4; VP 4, R!

3,Pt,4; L +,4, RD agenlic, R? 2,4; me. owen (PrPr, PPP), ne. owe (swv), own (adj). ách (-g), åghen, ächta; acc. "haben, besitzen’; (eger), ein ‘eigen’; in Codex R! (L 90) fast durchweg, sonst selten, Anlaut A- (wohl nach habba); nwfr. eigen

(adj). as.:

ahd.:

—, égun, éhta; acc. "haben, besitzen’; auch Hilfsverb ("haben"); égan ‘eigen’: H 3,Pt,4, Gn 4; mnd., mnl., nnl. eigen (swv, adj). —, eigun, —; acc. "haben, besitzen’; auch Hilfsverb (*haben’); eigen ‘eigen’: I3, MF

3,4;

T4; O 3,4; BR 3,4, aD 3;

N 3,4; mhd. eigen (PrPr, PPP; auch

mit A-), nhd. eigen (adj). fer-:

ga-:

gt. (+ gen.) ‘teilhaben an’ (—). ac. *besitzen’ Aelfric (BTS) (—).

aig-On (m) ‘Besitzer’: ae. aga Wærferth (BTS) (—), un-åga *Bedürftiger cD (—); ahd. hás-eigo 'Hausherr' Gl 1,712,20 (pater familias) (—). aig-on (f) *Eigentum': awn. eiga E G R S; ae. äge, belegt in der Form agan in ‘Christ

and Satan’ 146, wo jedoch so emendiert wird, daß agan als Inf. aufzufassen ist; und in Beda (BT) mit der Variante agen (zum folgenden). aig-e-na-m (n) ‘Eigentum’ (Substantivierung des obigen Partizips; wie bei diesem stehen Formen auf -e-na- neben solchen auf -a-na-): gt. aigin; awn. eigin

70

AIH

R S(CV); ae. ågen PC Ges; afr. Zgin, ein; as. égan H (—); ahd. eigan O N. aig-ni-z (f): awn. eign “Eigentum’ ++. aig-us-ön (m) ‘Eigentümer’ A: as. &kso H (—); (der Lautstand zeigt, daß zwischen & und s ein Vokal ausgefallen ist, da sonst -As- entstanden wäre. Welcher Vokal dies war, läßt sich nicht bestimmen; in der Regel nimmt man an, daß es sich um eine ön-Erweiterung der Schwundstufe des alten Part. Perf. act. auf -wes- handelt (so seit H. Möller, KZ

24, 1879, 447;

vgl. K. Brugmann,

Grundriß *1L,1 (1906), S. 570f.). aih-ti-z (f) ‘Eigentum’: gt. dihts (—); ae. ht ++; as. eht H (—); ahd. eht ++, Jreht ‘Verdienst’ O. Mit anderer Bedeutung: awn. M dtt, ætt “Geschlecht, Familie’, auch *Himmelsgegend' ++ (s.u.). Es ist umstritten,

welcher

Ablautsreihe

aih zugeordnet

werden

muß.

Während

das Verbum früher auf Grund der fehlenden Abstufung ohne weiteres der ai-Reihe zugerechnet wurde (wobei man annehmen muß, daß es sich um ein reduplikationsloses Perfekt handelt wie bei idg. woida *weiB”), nahm man später Anstoß an dem grammatischen Wechsel, der noch deutlich — wenn auch nicht überall in regelrechter Verteilung — belegt ist, und der bei Verben mit a-Ablaut sonst einheitlich im ganzen Präteritum durchgeführt ist (K. Helm, ZdPh 43, 1911, 382f.). Man stellte deshalb das Verbum

zur ei-Reihe und

nahm

an, daß im Vokalismus

ein früher Ausgleich

zwischen Singular und Plural stattgefunden habe. Diese Annahme läßt sich jedoch nicht halten, denn mit einem Vokalausgleich dieser Art ist in so früher Zeit (gotisch!) noch nicht zu rechnen. Zudem zeigt auch das rfi-Abstraktum den Diphthongen, und man darf wohl nicht annehmen, daB auch hier ausgeglichen wurde, da diese Form gegenüber dem Verbalparadigma verhältnismäßig selbständig ist. Was den grammatischen Wechsel betrifft, so ist es keineswegs sicher, ob bei den a-Verben andere Betonungsverháltnisse herrschten als bei den e-Verben, oder ob nicht vielmehr der grammatische Wechsel hier früher ausgeglichen wurde, weil Sg. und Pl. des Prät. auch in der Vokalstufe gleich waren. Das Argument der fehlenden Abstufung wiegt schwerer als die Reste des grammatischen Wechsels und als die fehlende Reduplikation. Wir haben deshalb aih der ai-Reihe zuzuordnen.

P 298f. (=); TF I (=); F 20 (=); V 95 (=); J 46 (=); Hh 2f. (=); K 156 ‘eigen’ (=); Gr L113-17. ETY MOLOGIE Das gm. Pråterito-Pråsens aih bedeutet ‘er besitzt’, vorwiegend vom Eigentümer (also die rechtliche Seite betonend), während hab-æ- ‘haben’ mehr vom Besitzer (also mehr die praktische Seite betonend) gesagt wird. Es läßt sich vergleichen mit einem ai. erstarrten Perfekt, wobei der Vokalismus nicht ohne weiteres durchsichtig ist. In der Regel geht man von einem alten Langdiphthongen aus, wobei der Perfekt-

AIH

71

ablaut idg. *oik"-[aik'- > *oik’-/aik’- ein gm. aih/aig- ergeben hätte (so etwa Krause, L 7, Nachtrag zu S. 234). Dieser Ansatz ist zwar lautlich möglich, morphologisch aber unbefriedigend, da das Gm. eine Abstufung zwischen Sg. und Pl. Perf. nur bei Verben mit &-Ablaut kennt. Zu einem erheblich einfacheren Ansatz führt folgende Beobachtung: Das 7 des ai. Perfekts verhält sich zu dem ai- des Gm. wie: ai. Perf. ise (zu is-, Präs. iccháti) zu west-idg. ais- ‘suchen’, und ai. Perf. idhé (idh-, Präs. inddhé) zu west-idg. aidh- 'anzünden', und ähnlich (i-, Prás. inoti) zu west-idg. ai- ‘senden’. Es ist also in unserem Fall mit einem Ansatz aik’- (**a,eik’-) obne weiteres auszukommen. Auch die möglicherweise zugehörige aksl. Form kann hierauf zurückgeführt werden. Ihr i- (+ i-) vergleicht sich mit aksl. igre ‘Spiel’ zu west-idg. aig‘springen’ (vgl. aik-a- 2) und mit aksl. iskati zu west-idg. ais- ‘suchen’. (aksl.) (W): ist» “wahrhaftig, wirklich’ (vgl. zum Bedeutungswandel: ‘eigentlich’ zu ‘eigen’; zu der Bedeutung ‘Eigentum’ in der slavischen Sippe aruss. isto ‘Kapital’) (Ch. S. Stang, NTS 15, 1949, 343-51). ai: 1.Sg. ffe, 3. Sg. fste "besitzt, beherrscht, ist Herr über’; wird als athematisches Prásens behandelt, ist aber sicher eine Umgestaltung aus einem alten Perfekt (vgl. L. Renou,

Valeur du Parfait, Paris,

1925, S. 179f.).

toch. B (HM): aik- ‘wissen’, med. them. Prás. (vgl. H. Pedersen, Groupement, Kopenhagen, 1925, S. 31; der posséder une langue und áhnliches vergleicht). Der Anschluß ist vermutlich unrichtig; eine andere Etymologie des toch. Verbs s. unter aik-a- 1. Dem awn. ätt, ætt "Familie usw.’ entspricht in der Bedeutung recht gut air. icht (m) "Rasse, Geschlecht, Familie, Gegend’ (aus *ik-tu-). Beurteilung schwierig; falls die beiden Wörter zusammengehören, sind sie wohl von idg. aik’- *besitzen' zu trennen. HERLEITUNG P 10f. (=);

H. Frisk, Indogermanica,

Göteborg,

1938, S. 8-12.

Da die Bedeutung ‘besitzen’ als ‘genommen haben’ aufgefaßt werden kann (vgl. das Verhältnis von gm. hab-&- zu It. capio und von It. habere zu gm. geb-a-) läßt sich als Grundlage von idg. aik'- ‘besitzen’ mit einiger Wahrscheinlichkeit idg. ai(**a5ei-) “geben, nehmen’ bestimmen. Dieses Bedeutungsverhältnis paßt gut zu der Form des Perfekts bei aik'-. Der Zusammenstellung darf jedoch nicht besonders viel Wert beigemessen werden, da die Form zu wenig 'Kórper' hat, um einen wirklich sicheren Vergleich zu ermóglichen. gr.: Givopei (nur Präsens, nur Homer) ‘ich ergreife, fasse, nehme, ernte”. ai. (H): inóti ‘setzt in Bewegung, erlangt, bezwingt' (nur vedisch; zur Bedeutung vgl. Frisk a.a.O. und W. P. Schmid, Nasalpräsentia, Diss. masch. Tübingen, 1955, S. 182£.); ind- 'stark, gewaltig’, (m) 'Herr'.

(Der von Frisk als Gegen-

grund für diese Zusammenstellung angeführte 'Ablaut' ist nach den obigen

Ausführungen wohl eine regelrechte Entsprechung).

AIK-A-

72

toch. B: ai- (À e-) 'geben', (sk-Prás.). heth. (A): pa-ai- ‘geben’, (hi-Verb) (kann auch pai- sein). (-JAIK-A-

gt: ahd.:

I ‘zuerkennen’

g----d

-aikan, -alaik, —, —; (af- ‘verleugnen’, und zwar einen Menschen). eihhan, —, —, eihhan; 'beanspruchen': Gl II,91,50 eichene: vindicasse; Gl 1621,51

ineichit: excerebret (das Wort

der Nähe stehende delibor (die passive lelglosse ist plozu); situm neihhen (vgl. (an-):

(?)

glossiert aber in Wirklichkeit das in

immolat oder offert oblationem); Gl 1,111,12 ineihan pim: Form des ahd. Worts wohl in Anlehnung an das It., Paralan anderen Stellen (etwa 1,315,57) lautet dieses KompoR. Kógel, Beitr. 16, 1892, 512f.).

ahd. ‘opfern’ (s.o.).

aik-0-: abd. eichon 'zueignen, widmen’ N (Fortsetzer des stv?). aik-ja- (adj) H: ahd. ur-eiche “Wesensmerkmal’ N (belegt als Neutrum, wohl substantiviertes adj). TF 1 (oE); F af- 3 (zw); Gr 1,127, 128; II, 1015 (zw).

ETYMOLOGIE Die Bedeutung von aik-a- 1 ist vom Germanischen her nicht sicher zu ermitteln. Eine Klärung wäre von der Etymologie zu erwarten, die aber nichts sicheres bieten kann. Als Möglichkeiten werden vorgeschlagen: (1) Zu idg. aig- ‘springen’ (vgl. aik-a- 2) (A. Bezzenberger, ZdPh, 5, 1874, 229f.). Dies wird allenfalls der gt. Bedeutung gerecht.

(2)

Zu idg. eig- ‘jammern’ (vgl. P 298) (R. A. Fowkes, JEGPh 42, 1942, 270).

Unwahrscheinlich. (3) Zu idg. ai- ‘lehren’ (H. W. Bailey, BSOAS 21, 1958, 536 ff.; mit dem toch. Wort vergleicht schon Feist zweifelnd). Bailey sucht eine Wurzel ai- ‘lehren’ in ai. adhi-e- ‘lehren’, toch. AB en- 'unterweisen, befehlen’ (erstarrtes Nasalpråsens). Weiter vergleicht er gr. åv-atvopar "leugne, verachte, weise zurück’, aTvoc (m) ‘Lob, Beschluß’, und als tektale Erweiterungen gm. aik-a- 1 und toch. B aik- ‘wissen?’ (vgl. aih). Er setzt für das Germanische *aig-, für des Tocharische *aik- voraus; die beiden Verben kónnen aber auch auf eine gemeinsame Vorform *aig- zurückgeführt werden. Der Vorschlag ist sehr erwägenswert, und die gm. Bedeutungen könnten etwa als *zuerkennen, aberkennen' aufgefaßt werden. Falls diese Verknüpfung richtig ist, wird man idg. ai- ‘lehren’ aber kaum von dem unter aih aufgeführten idg. ai- ‘geben, nehmen’ trennen können (vgl. etwa awn. nema ‘nehmen, lernen’), wobei natürlich auch hier dieselben Einwände wie bei ai- ‘geben, nehmen’ gelten (zu wenig 'Kórper').

AIK-A-

73

Es wäre also von einem idg. ai- (**2,ei-) auszugehen, mit der Bedeutung ‘geben, nehmen’, besonders auf geistigem Gebiet: “lehren, lernen’. Das Germanische hätte dazu eine g-Erweiterung gebildet, die vermutlich von der spezialisierten Bedeutung ausgeht, möglicherweise aber noch die konkretere durchschimmern läßt (‘opfern’ = *geben'?). Das toch. Verb aik- ‘wissen’ könnte damit formal identisch sein. Eine davon verschiedene Guttural-Erweiterung mit der ursprünglicheren Bedeutung wäre

aik’- besitzen’.

AIK-*A- 2 (rasen) awn.:

- n (e) - (75) Qd)

eikenn 'rasend' E (vom einem Stier.

aik- HD:

Feuer);

in der modernen

Sprache (isl. eikinn) von

Hierher vermutlich der Name des Eichhörnchens aus *aik- + *(we)wer,

also etwa 'flinkes Kleintier' (R. Much, ZdA 42, 1898, 166): ae. åqueorna u.å. OET; mnd. ekeren; ahd. aichhorn Gl 1V,355,41 (spiriolum) u.ä. Hierzu:

ik- Z: awn. ikorni 'Eichhórnchen' (Ablaut oder Lautwandel? vgl. awn. yki zu auk-a-). aik-ula- (adj) H: ae. åcol 'zitternd' cD. P 13 (a);

V96(=);

J 5 (=); Hh 2 'dácoP (=);

K 154f.

“Eichhorn? (a); Gr 1,128 (a).

ETYMOLOGIE Die Zusammengehórigkeit der unter aik-a- 2 aufgeführten Sippe ist nicht sehr sicher, ebenso wenig die Annahme, daß sie auf ein altes starkes Verb zurückgeht (awn. eikenn kann auch eine adjektivische no-Bildung sein). Als Grundlage wird ein idg. *aig- (**2,eig-) ‘springen’ angeführt (A. Bezzenberger, ZdPh 5, 1874, 229f.); die Zusammengehörigkeit der einzelnen Glieder dieses Vergleichs ist aber mindestens ebenso unsicher, wie die der gm. Sippe. Ein primäres Verbum ist nur im Indischen belegt. Im einzelnen wird angeführt: (lit.) (7): aikstis "Leidenschaft'. Wird von Fraenkel, L 146, S. 2f. anders erklärt; wie die baltischen Bedeutungsverhältnisse zeigen, sicher mit Recht. (aksl.) (W): igre (f) ‘Spiel, Scherz’, (gr) (M): aiyis (f) 'Sturmwind', &n-ayítGc 'stürme einher’. Gehört nach Frisk, L 155, S. 32 zu aiyig * Ziegenfell', die Möglichkeit eines sekundären Zusammenhangs wird aber eingeräumt. Vielleicht gehört aber das gr. Wort für ‘Ziege’ (ai&), das die Grundlage von aiyig ist, selbst als Ableitung zu aig- (‘die Springende') Dann wäre die Sippe auf andere Weise hierhergehörig. In diesem Fall muß aber auch arm. aic ‘Ziege’ in die Betrachtung einbezogen werden. Vgl. P. Thieme, Heimat der idg. Gemeinsprache, Akad. Mainz, 1953, Nr. 11, S. 577f. ai. (W): ejati ‘regt sich, bewegt sich’; vielleicht auch als erstarrtes Nasalpräsens ingati dsl. (A. Thumb, IF 14, 1903, 344; anders Mayrhofer, L 158, S. 85).

74

AK-A-

AK-A- I ‘fahren’ awn.:

(g) n (e) (f) (sS (d)

aka, ók, óko, ekenn; abs. 'fabren' (Wagen, Schlitten; mit dt. der Person, die

gefahren wird); (auch swv): E 12,33, C 3; G 1, PE 12, R 1, S 1,2(D),3,4; isl. aka (stswv), nn. aka (stswv). aschw.: aka 1,2,3; schw. dka (swv), dàn. age (swv, álter stv), Bm. age, ake (swv). ak-e

‘aber, sondern’ HM: gt. ak; ae. ac, ah ++; afr. ak; as. ak H Gn; ahd. oh I T (zum Lautstand vgl. Braune, L 121,825 A 1). Wird als erstarrter Imperativ aufgefaßt, vgl. lt. age *wohlan', das auch Übergänge in der Unterhaltung und in der Gedankenführung markiert, gr. &ys *wohlan'. Zweifelhaft wegen

der doch

ziemlich

unterschiedlichen

Bedeutung,

doch

muß

man

bei

derartigen Partikeln mit starken semantischen Weiterentwicklungen rechnen. ak-jon (f): awn. ekja R S, die Bedeutung ist nicht ganz klar, nach (M) = ‘Karren’, nach (CV) = 'Fuhre'. ak-ra-z (m) ‘Acker, Feld’ H: gt. akrs; awn. akr ++; ae. æcer (Gr), Bo, Co Go, R!, RD; afr. ekker; as. akkar H ; ahd. accar T O, acher BR N. Dieses gemein-

idg. Wort (agros) wird zu ag- ‘treiben’ gestellt, indem eine Grundbedeutung "[rift angenommen wird. Diese ist allerdings in keiner Einzelsprache zu belegen. Eine andere (unwahrscheinliche) Bedeutungsentwicklung wird angesetzt von E. Mehl, Muttersprache 1961, 375. idg. *ag'-es — ak’s- ?: Die Wörter für ‘Achse’ und *Achsel' sind wohl nicht zuge-

hörig. Der vorauszusetzende s-Stamm ist nirgends belegt und der Bedeutungsübergang 'treiben' zu 'sich drehen' ist ohne Stütze. P 4ff. (=); TF 7 (=); F 33 ‘akrs’ (=); V 3 (=); J 15f. (=);

‘Acker’ (=); Gr 1,133 (=); H. Reichelt,

Hh

1 ‘ac’ (=);

K 6

WuS 12 (1929), 112ff. (Ableitungen).

ETYMOLOGIE Gm. ak-a-, intr. ‘fahren’ ist mit Sicherheit zurückzuführen auf die gemein-idg. Verbalwurzel ag- (**3,eg-), trans. ‘treiben, führen’, intr. (medial) ‘gehen, fahren’. Ursprünglich wohl nur Präsensstamm. lt.: agó, égi, dctum, -ere "treiben, verfolgen’, pass. ‘gehen, sich fortbewegen'. osk. (WZ): acum “handeln, verhandeln’ ('betreiben'; vgl. J. Untermann, L 130, Bd. I, S. 77-84 und Bd. II, S. 21£); (c verschrieben für g). air.:

agid ‘treibt’, them. Prás., t-Pråt.

cymr.: aeth ‘geht’ (aus *ag-r). gr: Gym ‘ich führe, bringe’ (mit lebenden Wesen als Objekt); intr. ‘ich gehe’; red. aor. fiyayov. ai: djati ‘treibt’ (nur Präsensstamm); zum Palatal vgl. av. azaiti. toch. AB: åk- ‘führen’, them. Präsens, die übrigen Formen suppletiv.

AK-A- — AL-A-

75

--e€-(s)-

AK-A- 2 ‘schmerzen’ ae.:

acan, —, —, —; unp. ‘schmerzen’ (das schmerzende Glied steht als Subjekt);

nur Präsensbelege, und zwar — außer einem Beleg bei Aelfric — nur in LWS (z.B. L4,11; 1,88,11 u.ö.), Präteritalbelege erst me. (aken, ok), dort aber ziemlich häufig und fast ausschließlich stark; vgl. das Middle English Dictionary, L 82 a, S. 168; ne. ache (swv).

ak-i-z (m): ae. ece ‘Schmerz’ BI LWS 11,32,4. ak-ula- W:

zu einer derartigen

Vorform

wohl mnd.

akel ‘Leid,

Unrecht,

Schade’.

Bei anderen hierher gestellten Wörtern der späteren Sprachen hat die Sippe von ‘Ekel’ mindestens in der Bedeutung stark eingewirkt. P 8 (zw zu 2); TF 7 (zu 2); Hh 2 (zw zu |).

ETYMOLOGIE Gm. ak-a- 2, intr. 'schmerzen' hat keine sichere Etymologie. Vorgeschlagen wird: (1) Zuahd. ah ‘ach’ (Hh). Bedeutungsmäßig vorstellbar, formal etwas bedenklich. (2) Zu gr. &yoc (n) ‘Fluch, Blutschuld, Sühne'; ai. dgas (n) ‘Anstoß, Vergehen Schuld' (R. Loewe, Germ. Sprachw. Leipzig !1905, S. 37 und KZ 48, 1918, 99f.; F. A. Wood, AJPh 27, 1906, 59). Denkbar, aber kaum ausreichend zu stützen. (3) Ich würde dagegen die Möglichkeit ursprünglicher Identität mit ak-a- 1 durchaus in Betracht ziehen. ‘treiben, ziehen’ und ähnliches kann durchaus als Ter-

minus für bestimmte Schmerzen gebraucht werden. Vgl. awn. aka, das unpers. gebraucht auch *zusetzen, bedrángen' heißen kann; sowie das It. Intensivum agitäre, das auch “beunruhigen, quälen’ bedeutet (von Furcht, Schuld und ähnlichem; ähnliche Bedeutungen übrigens auch beim Grundwort). AL-A- 'náhren' gt:

awn.:

ae.:

al-a-

g n e (f) (s) (d)

alan, —, —, —; abs. ‘aufwachsen’, nur T IV, 6 alands waurdam galaubeinais

'aufwachsend in den Worten des Glaubens’. ala, öl, ólo, alenn; acc. (ein Kind) aufziehen, gebären’, allgemeiner: "beköstigen” und 'hervorbringen'; refl. ‘aufwachsen, geboren werden’: E+, C 1,2; G 1,4, PE 2, R +, S 1,2(CV),4; isl., nn. ala. aschw.: ala +; schw. (mdl.) ala, Bm. ale (swv, mdl. stv). alan, öl, —, —; 'nähren’, nur Reimlied 23 (Prät.) und L (Präs.), sowie in R? (Präs.), wo der Glossator die It. Stelle miBverstanden hat (Lc 11,44). ‘all-, Gesamt- (als Vorderglied in Komposita; das selbständige Wort ist alla- s.u.; in den außer-gt. Sprachen ist vielfach nicht sicher zu entscheiden, ob nicht der spätere Kompositionstyp mit alla- vorliegt) H: gt. z.B. ala-mans ‘Gesamtheit der Menschen’, ala-barba ‘an allem Mangel leidend'; awn. in

76

AL-A-

der Regel bei adj., z.B. al-daudr ‘ganz. tot’ E, bei Subst. z.B. al-foór 'Allvater' (CV); ae. z.B. al-walda ‘der Allmáchtige' B; afr. z.B. al-evna in gleicher Weise’; as. z.B. ala-jung ‘ganz jung’ H; ahd. z.B. ale-maht ‘Allmacht’ N, ala-niu “ganz neu’ O. all-a-

(pron.-adj.) ‘all, ganz, jeder’ (wohl aus *al-na-) HA: gt. alls; awn. allr ++; ae. eall ++; afr. all); as. all H Gn; ahd. al) ++.

al-ön

(adj): awn. sjalf-ala ‘sich selbst náhrend' S(CV) (indeklinabel nach Noreen, L 27, $ 434). al-eja-: gt. aljan 'másten'. Hierher stellt J 37 auch awn. ali-dyr *Haustier (CV) aus *alid mit Assimilation und späterer Ausbreitung der assimilierten Form in anderen Komposita zur Bezeichnung von Haustieren (z. B. ali-bjórn 'zahmer Bär’ M); sehr unsicher. Dagegen hierherzustellen: al-ipja-m (n): awn. eldi *Nàhrung, Kind’ (M) (CV). al-da- (adj) 'alt' W: ae. eald ++; afr. ald; as. ald H ; ahd. alt ++; vgl. gt. aldomo (n) 'Alter' mit unklarem zweitem Bestandteil. Ohne grammatischen Wechsel: awn. Komparativ ellre ++ (zum Positiv gamall). Zur Bedeutung ‘alt’ als Ableitung eines Verbs für *náhren, gebären’ vgl. lt. adultus zu alere, sowie decem annos natus ‘10 Jahre alt’ (J. B. Hofmann, IF 38, 1917/20, 179-183). al-bja- (adj) ‘alt’ W: gt. albeis. al-di-z (f) ‘Zeitalter’ W: gt. alds; awn. old (pl. auch 'Menschen") E PE S(CV; ae. ield Bo; der Plural mit der Bedeutung *Menschen' ist der Bedeutung wegen mask. geworden in ae. ielde B cD Bo; as. eldi H. Ferner gehört hierher das Kompositum mit gm. wera- ‘Mann, Mensch’ in der Bedeutung ‘Zeitalter, Welt’: ae. weoruld, woruld, -old, H Gn; ahd. weralt, worolt ++.

world

++;

afr.

wrald,

warld;

as.

werold

al-dra-m (n) ‘Alter’ W: ae. ealdor (meist *Leben") B cD L; as. aldar H Gn; ahd. altar T O BR aD N; vgl. gt. fram-aldrs *bejahrt', afr. alderlang ‘ewig’. (In der Regel als ro- Ableitung zu ‘alt’ aufgefaBt; dies macht aber morphologische Schwierigkeiten). al-dra-z (m) W: awn. aldr ‘Alter, Leben’ ++. al-iska- ?: awn. elska (f) ‘Liebe’, (swv) ‘lieben’ ist nach der Aufstellung von A. M. Sturtevant, AJPh 49 (1928),

öF-i-

188-195 wohl mit Sekundársuffix -ska- von einer

Grundlage alj- gebildet und damit zu der Sippe von gt. aljan ‘Eifer’ gehörig. Auf der Bedeutungsseite sind jedoch gute Gründe für einen Anschluß an al- 'nåhren” beizubringen (vgl. etwa Falk-Torp, L 26a, 1,188); wahrscheinlich haben sich die beiden Sippen sekundär beeinflußt, vgl. auch awn. eina *wachsen’, das in der Form zu aljan *Fifer', in der Bedeutung zu al-a- 'nàhren' gehórt. (adj): awn. øll ‘zu nähren’ (CV).

Im Nordischen hat sich die Bedeutung des transitiven Verbs von ‘ernähren’ zunächst auf das ‘Kinder ernähren’ spezialisiert; dann ist sie zu ‘gebären’ übergegangen

ALb-A-

77

(vgl. hierzu awn. føda ‘ernähren, gebären’). Ebenso verlief die Entwicklung des Reflexivums ‘aufwachsen, geboren werden’ (ebenso bei føda). Vgl. ferner unten das cymr. Verb (unter dem Einfluß des Nordischen?).

P 26f. (=); TF 20 (=); F 34 (=); V 4f. (=); I 37f. (=); Hh 3 (=); K 16f. ‘al

(=); Gr 1,191-223 (=). ETYMOLOGIE

Gm. al-a-, intr. “aufwachsen”, trans. *náhren, (gebären)’ ist mit Sicherheit zuriickzuführen auf die eindeutig nur in den westlichen Nachbarsprachen belegte, móglicherweise aber gemein-idg. Verbalwurzel a/- (**2,el-) *nàhren'. lt.:

air:

— alo, alui, altum

(alitum), -ere 'nåhren,

grofziehen'.

alid 'nührt, zieht auf”, them. Präs., t-Prát.; vgl. cymr. alu ‘gebären’ (besonders von der Kuh).

(gr.) (W):

&vaXtoc "unersåttlich* (Homer).

(ai) (HM): anala- (m) ‘Feuer’ (= ‘das Unersättliche’”? Vgl. W. Schulze, KZ 54, 1927, 306. Es bestehen aber Anknüplungsmöglichkeiten an nicht-idg. Sprachen, deshalb ist der Vergleich fraglich, obwohl das Wort an einer Stelle auch in der Bedeutung *unersåttlich" vorzukommen scheint). Ferner simsumära- (m) 'SüBwasserdelphin' (nach P. Thieme, ZdMG 96, 1943, 418-22 als ‘der sein Junges selbst náhrt' zu sisw- (m) ‘das Junge’. Vgl. Mayrhofer, L 158, S. 33 und 548f. 'anala-' und S. 47 *aránih', sowie P. Thieme, Lg 31, 1955, 441-44). (toch. A) (HA): alym- (*ålemo-) ‘Herz, Geist, Leben’ (A. J. van Windekens, Philologische Studien 10, 1938/39, 177-82). Mit Dental-Erweiterung sind auch im Gr. und Ai. Verben zu belegen: gr:

mit -d åAdaivo

lasse wachsen,

stärke’;

mit -dh (H) óA0aívo

“heile, werde

heil’. al:

mit -dh (W) rdhnöti, rdhyate

‘gedeiht, gelingt, bringt zustande’.

(-JALP-*A- (7) ‘(altern)’ gt:

Nur us-albans 'altersschwach'.

awn.:

aldenn ‘alt, altmodisch' E C; isl. aldinn.

gn----

F 529 *'us-' (zu 1); V 5 (zu 27); J 37 (zu 2). ETYMOLOGIE Diese Form ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Möglichkeiten: (1) Es handelt sich um das PPP eines stv. *alb-a-. Das Gt. hätte in diesem Fall

78

AN-A-

den grammatischen Wechsel im Paradigma ausgeglichen. Bei diesem Ansatz muß überlegt werden, ob nicht ein Teil oder alle Dentalableitungen von al-a- nicht besser hierher zu stellen sind. (2) Es handelt sich um eine no-Bildung zu al-da- ‘alt’, das aber gerade im Gotischen und Nordischen bis auf Spuren fehlt. Diese Annahme hat eine Stütze in der ‘abgeleiteten’ Bedeutung ('altmodisch, altersschwach'). Die verschiedene Behandlung des Auslauts kann mit einer Angleichung der gt. Form an albeis erklärt werden (vgl. auch den Wechsel 5/d bei den Wörtern für ‘alt’, allerdings in anderer geographischer Verteilung). Ich halte diese letzte Möglichkeit für die wahrscheinlichste.

-AN-*A- ‘(atmen)’

g (n) (e) (D (s) (3)

ag--()---gt:

Nur uz-ön 'verschied' ('hauchte sein Leben aus’).

an-món (m) D: afr. omma 'Atem'. an-ba-m (n) D: ae. orod ‘Atem, Schnaufen' B (-ud) cD W (*uz-). an-da- W: awn. and-varp (n) ‘Seufzer’ S, and-lat (n) "Tod' ERS. an-dön (m):

awn.

ande

‘Atem,

Hauch’

++.

Mit

Bedeutungswandel

im

Westger-

manischen (vgl. die Nebenbedeutungen von lt. animus: Mut — Stolz — Leidenschaft u.a.) W: ae. anda ‘Haß, Neid’ B cD Bo Go; as. ando ‘Zorn’ H ; ahd. anto (in Glossen selten auch anado, wohl in Angleichung an die -ado-Ableitungen) ‘Eifer, Eifersucht’ BR N, bei O ‘Strafe’ (oder ist die Stelle als Inf. *ahnden' aufzufassen?). an-di-z (f) ‘Atem’: awn. ond (auch ‘Seele, Leben’) ++. (an-bi-z) (f) W: Zu einer solchen Bildung das -ö-Verb ae. édian “atmen, riechen’ cD, Wærferth (BT) L (æ-). an-atja- H: ahd. anazzen 'anreizen, entflammen, aufwiegeln' aD (ka-), sonst nur in Glossen (Raven, 2f.), (als *anblasen, anfachen'?). Außerhalb der Ablautreihe steht: un-sti-z (f) WZ:

ae. Øst 'Sturm'

(kennzeichnend

ist der Ausdruck

windes yst 'An-

sturm des Windes’) cD Bo PC Go VP; as. 4st 'Sturmwind' H ( —); ahd. unst ‘Sturm’ Gl 1,230,31 (procella), Gl 111,4,27 uulgor: uunst (sic!) (vgl. A. M. Sturtevant, MLN 66, 1961, 304). Mit g-Erweiterung:

ang-ön (m) W: awn. angi “Wohlgeruch’ EJ (M). Gm. an-a- bedeutet ursprünglich sicher ‘atmen’ (diese Bedeutung nur noch aus den Ableitungen ersichtlich) und zeigt die übliche Entwicklung einer solchen Bedeutung zu (1) ‘atmen’ — ‘leben’, ‘Seele’ (Hauchseele); 'ausatmen' = ‘zum letzten Mal atmen’ — ‘sterben’; (2) ‘atmen’ — ‘riechen’; (3) *atmen’ — ‘schwer atmen,

ANN

79

seufzen’; (4) ‘atmen’ = "heftig atmen’ als Zeichen der Leidenschaft (möglicherweise geht diese Bedeutung auf 'Aufgeblasensein' — ‘Zorn’ usw. zurück, vgl. belg-a-).

P 38f. (=); TF 10f. (=); F 538 *uz-' (=); V 9 'andi' (=); J 25 (=); Hh 243 ‘ödian’ (=); K 9f. 'ahnden' (=); Gr 1,267-272 (=). wird unterschiedlich beurteilt.

Die Zugehörigkeit der Ableitungen

ETYMOLOGIE

Gm. -an-a- ‘(atmen)’ ist mit Sicherheit zurückzuführen auf die gemein-idg. (verbale) Grundlage ana- (**2,ena-) ‘atmen’.

Die Grundform wird zweisilbig angesetzt, vor

allem wegen des indischen Verbs, doch sind keine Formen mit Vollstufe der zweiten

Silbe belegbar. (lt.): anima (f) "Hauch, Atem, Leben’; animus (m) ‘Geist’ u.a. (air.): and! (f), cymr. anadl (m, f aus *anatl-) ‘Atem’; in der Bedeutung stark abweichend ist das Verbum air. anaid “bleibt, ruht, hört auf" ('aufhóren' wie gm., “bleiben, ruhen’ aus *leben'?), mit Präfix od-ess- 'seufzen', mit fo-od-ess-

*toben' (regelmäßiges å-Verb). aksl. (W): ob-onjajp, -ati ‘riechen’. (gr) (W): &vepoc (m) "Wind". ai: dniti (athem.), auch ånati, anáti (them.) ‘atmet’, PPP anitá-. toch. B: an-åsk- ‘einatmen’ (sk-Prásens). ANN («€ on2-) ‘ist gewogen’ awn.:

ae.:

as! ahd.:

gauz-:

(gne(f)sd

ann, unno, unna; dt. der Person, gen. der Sache, ‘gewähren’; dt. der Person

lieben": E +, C 3; G +, PE PG R «c, S +; isl. unna (PrPr), nn. unna (swv.) aschw. unna ‘gönnen’ — ; schw. unna (swv), dàn. unde (swv), Bm. unne (swv). an, unnen, ude, (ge-)unnen; dt. der Person, gen. der Sache (oder abh. Satz), ‘gönnen, gewähren’: B +, cD +; Bo 3, A +; Ae -2, Chr -4; L 2,3(wu-), RD 3(auch wu-), Pt; me. unnen. —, —, gionsta; dt. der Person, gen. der Sache, ‘gönnen, gewähren’: H (—). an, unnen, onda (onsta), -unnen; dt. der Person, gen. der Sache, ‘gönnen, gewähren’: O + (Pt. onda, aber gionsta); N 3,Pt; PPP: Gl II,559,48 erbunnen wurtun: invidentur (schematische Übersetzung der lt. Form); mhd. -bunnen, gunnen (PrPr), nhd. gónnen (swv). ‘gönnen, erlauben’: ae. B cD, Bo, Ae, L RD; ahd. ©. ahd. er(b)- “beneiden, verweigern’ ON,

an-sti-z (f): gt. ansts ‘Gunst, Freude, Gnade, Geschenk’; awn. Øst, åst “Zuneigung, Liebe’ ++; ae. est “Gunst, Liebe, Gnade’ B cD, RD (e-), zfest ‘Neid’ cD R2; afr. (awfr.) enst ‘Gunst’, (aofr.) evest ‘Mißgunst’; as. anst “Gunst, Gnade’

80

AR H;

ahd.

anst ‘Gnade,

Gunst’

O

BR

aD,

abanst

‘Mißgunst”

MF.

Auffällig

ist die Bildung eines (s)ri-Abstraktums von der o-Stufe bei einem Verb, das eine Schwundstufe bilden kann. Da nun einerseits ansti- die formal zu erwartende Bildung zu an-a- ‘atmen’ ist, und die Bedeutung ‘Liebe’ u.ä. aus beiden Verben hergeleitet werden kann (vgl. cymr. anadi “Atem, Zuneigung’, It. animus, auch ‘Leidenschaft, Zuneigung’), ist es vorstellbar, daß ansti- ursprünglich zu an-a- gehörte und wegen seiner möglicherweise übertragenen Bedeutung immer stärker an ann angeschlossen wurde, bis es schließlich ganz als dessen Ableitung gelten konnte. Beweise für diese Annahme habe ich freilich nicht. an-di-z (f): ahd. abant ‘Mißgunst’ Beitr 73 (1951), 272 (invidia) (—); oder ist dies ein Schreibfehler? un-sti-z (f): as. abunst "MiBgunst, Haß’ H; ahd. unst ‘Gunst’ N, ab- 'MiBgunst' T. un-di-z (oder an-di-z?) (£): awn. ofund 'MiBgunst, Haß’ E C S(M); vgl. mhd. gunt *Gunst”. H. Collitz, Das schwache Präteritum, Göttingen 1912, S. 60 schließt das awn.

wem.

Wort

an-dön

an an-a- ‘atmen’

(s.d.).

an, unter Hinweis

Dies scheitert jedoch

auf die Bedeutung

an den genau

parallelen

von

Kom-

posita ab(a)- + ansti-z und -unsti-z und an dem mhd. Wort. unn-ón (m) W:

ae. unna Erlaubnis’ Chr, häufig in Urkunden (BT).

P 47 (a); TF 14 (zw); F 53 'anst' (abl); V 635 (a); J 30f. (a); Hh 376 (Vw); K 264 ‘gönnen’ (0E); Gr 1,269-272 (zu an-a-); E. Seebold, L 185.

ETYMOLOGIE Gm. ann 'ist gewogen' ist eines der wichtigsten Beispiele, die für die Móglichkeit einer Herleitung germanischer Sonantengeminaten aus Verbindungen mit 2 sprechen. Ziemlich sicher vergleichbar mit einem gr. Verbum unter einer Ausgangsform (o)nájona- (**24ne2;/25en2;-) "helfen, begünstigen’. gr: Övivnui (dor. -và-) 'nütze, helfe, erfreue jemanden’, med. övivanaı 'habe Nutzen, Vorteil; erfreue mich’, in der epischen Sprache medialer athematischer Wurzelaorist ån-ovhjunv mit unregelmäßiger Vollstufe. Zu einer möglichen Erweiterung vgl. nep-a-.

AR

(?) ‘ist’

-ne---

(vgl. es-) Dic cnglischen und altschwedischen auf ar- zurückgehenden Formen des Verbum substantivum erklärt man in der Regel als Reste eines Präterito-Präsens ar (zu idg. er/or- ‘sich erheben, in Bewegung setzen’, P 326 bis 332), das unter Umständen

als

regelrechtes Perfekt zu renn-a- ‘rinnen’ (s.d.) aufgefaßt werden kann (H. M. Flasdieck, E Studien 71, 1936/37, 329f. nach J. Schmidt, XZ 25, 1881, 595f.). Bei diesem

AR-JA-

81

Präterito-Präsens hätte die Form des Sg. ar auch auf den Plural übergegriffen (für den lautgesetzlich ur- zu erwarten wáre) und hátte dann so die Flexion von es- sup-

pletiv ergänzt.

Als Stütze wird auf lit. yrà, lett. ir(a) fer ist, sie sind’ verwiesen, das

als ursprüngliches Nomen mit der Bedeutung *Existenz' nachträglich in die Flexion von es- eingedrungen ist. Dieses wird in der Regel mit arm. ir ‘Ding’ verglichen (R. Gauthiot, MSL 15, 1908, 225f., der auch besonders auf den möglichen Einfluß der finno-ugrischen Sprachen bei dieser Konstruktion hinweist). Darüber, ob lit. yrà mit gm. ar- etwas zu tun hat und ob alle drei Formen (lit., gm., arm.) auf idg. er/or- zurückgehen, herrscht keine Einigkeit; die Wörterbücher (z.B. Fraenkel) sind sehr zurückhaltend. Gegen den Ansatz eines Präterito-Präsens ar ‘ist’ muß nun zweierlei geltend gemacht werden: Einmal ist die Form ar- von der lautgesetzlich aus es- zu erwartenden, häufig belegten und auch neben ar- stehenden Form er- nicht auffallend unterschieden, wenn man bedenkt, unter welchen Sonderbedingungen das Verbum sub-

stantivum steht und welch starken Analogiewirkungen es ausgesetzt war.

Auch bei

den anderen gm. athematischen Verben treten immer wieder lautliche UnregelmåBigkeiten auf (vgl. ac. dyde zu dö-, ahd. gen, sten zu gæ-, st&-), wobei die Vermutung, es könnte sich um andere Stämme handeln, von den Autoritäten z. T. strikt abgelehnt wird (vgl. z.B. H. M. Flasdieck über W. Krogmann, A 61, 1937, 360! Herausgeber-

anmerkung). Da von ursprünglichem Sg. es-, Pl. s- auszugehen ist, muB die Pluralform ar-/er- ohnehin sekundär sein, und es ist keineswegs gesagt, daß hierbei die Singularform übernommen werden mußte; es kann sich genau so gut um einen ‘Stützvokal’ handeln, für den ein a sehr nahe lag. Daß auch die 2. Sg. ar- zeigt, spielt dem gegenüber keine wesentliche Rolle. Der andere Einwand ist nicht minder gewichtig: Außerhalb des Verbum substantivum hätten wir von jenem PräteritoPrásens ar weder in einer anderen Mundart, noch in selbstándigem Gebrauch, noch

in einer anderen Form als den suppletivischen auch nur die geringste Spur erhalten. Der Hinweis auf renn-a- macht die Sache nur unwahrscheinlicher, denn bei keinem

anderen Präterito-Präsens haben wir cin solches Verhältnis zu einem starken Verb. Dazu kommt die Annahme eines Vokalausgleichs zwischen Sg. und PI., der für die voreinzelsprachliche Zeit nicht zugegeben werden kann, am wenigsten in der Richtung Sg. — PI. (vgl. aih zu dieser Frage). Ich kann deshalb den Ansatz eines PräteritoPräsens ar ‘ist’ nicht anerkennen. (Vgl. noch F. Mezger, KZ 64, 1937, 137-4] und H. M. Flasdieck, E Studien 72, 1937, 158ff.). Nur am Rande sei bemerkt, daß die gelegentlich zu findende Rückführung des 'Práterito-Prásens' ar ‘ist’ auf idg. *os zur Wurzel es- nur noch unwahrscheinlicher ist und deshalb überhaupt nicht in Frage kommt. Vgl. es-.

AR-JA- 'pflügen' gt:

arjan, —, —, —;

g (n) (e) (£) (s) d abs. ‘pflügen’ (nur Luk XVII,7

arjandan,

swv?).

AR-JA-

82 ahd.:

erren, —, iarun (1), giaran; acc. 'pflögen, Acker bestellen’:O 1; N 1; G111,529,1 subigebant: kfrfn = ieren; G11,509,20 exarata: kiaraniu; dagegen ist Gl 1,386,9 arassetis: iruorit (neben irierit und irvuorit) wohl kein Ablaut nach Klasse VI, sondern unvollständige Schreibung für irvuorit, vgl. Schatz, IA 41 (1923), 2811. ; mhd. ern (stswv).

ar-ja-

'pflügen': gt. s.o.; awn. erja EJ S(CV) iD; ae. erian (Gr), Bo PC CO Go L: afr. era. (m): ahd. erio ‘Pflüger’ Gl L409,55 (arator) (—). ?: Einige gm. Wörter für ‘umsonst’ (gt. arwjo, ahd. arawun, ae. earwunga, ahd. arawingun), die auf diese Form zurückführbar sind und die F. Mezger, Arch 173 (1938), 209f. hierher stellen möchte (‘pflügen als Frondienst = *umsonst') gehören eher zu awn. orr “freigiebig’ (vgl. vergebens, schenkweise), das anderer Herkunft ist. (f): awn. W ord ‘Ertrag, Ernte, Saat’ BJ G; afr. raef-erd 'ráuberisches Abpflügen’; ahd. art ‘das Pflügen’ Gl IIL118,5 (aratio). (f): awn. erd s.0.; ae. ieró ‘das Pflügen, Ernte, Ackerland’ Beda (BT) Ges.

ar-jön ar-wa-

ar-di-z ar-bi-z

ar-du-z (m) W: ae. eard ‘Grundbesitz, Gegend, Heimat’ B cD Bo JE L; as. ard H ‘Gegend’; vgl. ahd. ardon, arton ‘wohnen’ I T und mhd. art ‘Ackerland’.

(Zur Bedeutung vgl. lt. arvum ‘Ackerland, ar-(a)pra-z (m): awn. arór ‘Pflug’ E G.

Gebiet,

Gegend").

Gm. ar-ja- 'pflügen' ist formal auffallend einmal insofern, als es nur im Ahd. (und mhd.) sicher als starkes Verb bezeugt ist (vielleicht auch gt.), während es in den übrigen Sprachen schwach geworden ist; und dann, weil es im Ahd. den Ablaut eines reduplizierenden Verbs zeigt (farun), während der Struktur nach a/ö-Ablaut zu erwarten wäre (vgl. swuorun zu swar-ja-).

P 62f. (=); TF 18 (=); F 56f. (=); V 104 'erja' (=); I 34f. (=); Hh 94 'eriam (=); K 32 ‘Art 2° (=); Gr 1,402-405 (=). ETYMOLOGIE Gm. ar -ja-, trans., intr. ‘pflügen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemeineuropäische verbale Grundlage ara- (**2,er2-) ‘pflügen’. Auf die 'Zweisilbigkeit scheinen die erweiterten Bildungen des Lt. und Gr. zu weisen, der lit. Akzent ist unklar; eine Vollstufe der zweiten Silbe ist nirgends belegt. Das Cymr. hat das (Präsenszeichen) j zu -dd- weiterentwickelt, was morphologisch auffallend ist. Ebenso auffallend ist der Ablaut des Germanischen, für den folgende Überlegung angestellt werden kann: Ist auch für das Gm. eine 'zweisilbige' Grundform anzusetzen, so wäre nach L 185 eigentlich *arr- zu erwarten, was den Ablaut erklären würde, nicht aber den Laut-

stand, denn ahd. erren zeigt im PPP (der einzigen hier aufschlußreichen Form) ausschließlich einfaches r. Ist hier raj — rj im Präsens anzusetzen mit Ausgleich im

AUD-A-

83

PPP wie bei dieser Ablautreihe naheliegend, während das Präteritum ro — rr mit späterer Vereinfachung nach Länge zeigt?

lt.:

aro, -äre ‘pflügen’ (regelmäßiges å-Verb).

mir.: airid; cymr. arddu (-dd- aus -j-) 'pfiügen'. lit.: — arii, årti (Pt. ariaü) 'pfliigen”. aksl.: orje, orati 'pfliigen”. gr.: dàpóo ‘ich pflüge, ackere'. (toch AB): äre (m) ‘Pflug’.

AUD-*A- (/-D) ‘(gewähren)’ (?) awn.: ae.: as.:

(gne

audenn ‘verliehen’ (durch die Gunst des Schicksals) aschw.: ødin. eaden ‘gegeben, gewährt’ cD (—). Odan 'geschenkt' (Kind) H Gn.

- s (d)

E C G RS.

aud-a-z (m) 'Reichtum, Besitz" W: awn. audr ++; ae. ead (n) cD; as. od H; vgl. gt. auda-hafts ‘selig’, audags ‘glücklich’; ahd. ötwala *Reichtum' N. aud-o (f) W: awn. få audar ‘sterben’, haga til audar zum Glück gereichen' poet. (CV). aud-a- (adj) W: ae. ead ‘reich’ cD (—), beide Belege (Exodus 186 und Juliana 352) werden

meist emendiert;

ahd. gi-öd ‘begabt’

Gi 11,738,38 (praeditus).

aud-a-non (f) W: awn. auóna *Geschick' (besonders das günstige)

E C S(M).

P 75f. (zu *weben', HD; TF 6 (zu ‘weben’); F 63 ‘audags’ (zw); V 18 (zw); J 7f. (zu *weben"); Hh 83 (zu ‘weben’); Gr 1,148f. H. Krahe, Sprache und Vorzeit, Heidelberg 1954, S. 105. ETYMOLOGIE Die Bildung gm. aud-a-na- ‘gewährt, geschenkt’ ist nicht sicher zu beurteilen. Seit A. Torp in Sproglig-historiske Studier tilegnede C. R. Unger, Kristiania 1896, S. 172 faßt man sie in der Regel als PPP eines ehemaligen Verbums *aud-a- *weben' auf (vgl. lit. audZiu, åusti *weben"), indem man auf die mythische Vorstellung vom Weben des Schicksalsfadens durch die Nornen verweist. Dies ist an sich recht annehmbar, doch hat J. Lindquist in Festskrift tillågnad Hugo Pipping, Helsingfors, 1924, S. 354 gezeigt, daß die oben aufgeführten Wörter der Bedeutung ‘Reichtum, Glück’ u.å. vermutlich f0-, tu- und ti-Ableitungen einer Grundlage idg. au- sind (lt. avere, ai. avati). Er schlägt deshalb vor, diese Wörter von dem ‘Partizip’ zu trennen. Aber es bestehen doch starke Berührungspunkte, und der Verdacht ist nicht auszuschließen, daß es sich auch bei dem ‘Partizip’ um eine sekundäre n-Bildung zu einer t-Ableitung

84

AUK-A-

handelt (vgl. alp-, rap-). In diesem Fall wäre dann von ursprünglichem aup- mit grammatischem Wechsel auszugehen. Eine Schwierigkeit bilden bei dieser Annahme die Stellen, an denen die Bedeutung ‘Schicksal’ in negativem Sinn vorzukommen scheint. AUK-A- ‘mehren’ (vgl. wahs-ja-) gt: awn.:

gnefsd

aukan, aíauk, —, —; abs. ‘sich mehren’; ana- hinzufügen’, auka, iók, ióko, aukenn; acc. “vermehren, verstärken, erschweren, übertrefien’; PPP auch ‘schwanger’; (auch swv): E 1,3,4, C 1,2,4; G 1,4, PE 12, R 12,

ae.: afr.: as.: ahd.:

S 1,2(D),3(D),A; isl. auka, nn. auka (swv). aschw. ekin 'schwanger'; schw. öka (swv), dàn. ege (swv), Bm øke (swv). éacen ‘weit, mächtig’, auch ‘schwanger’ (besonders barn-) B cD Bo R!. åka, —, —, åkan; acc. 'vermehren'. ökan 'schwanger' H, auhhan, —, —, —; 'hinzufügen' aD (—).

bi-_ ga-

‘hinzufügen’: gt.; afr. (bereichern). ‘zunehmen’: gt.; as. PPP 'geschwángert' H.

auk-e ‘auch’ HM: gt. auk; awn. auk E C G R; ae. éac B cD Bo PC JE, c L RD; afr. åk; as. ok H Gn; ahd. ouh ++. Kann als erstarrter Imperativ aufge-

faßt werden. Abzutrennen ist gt. auk ‘denn’, vgl. P 74; möglicherweise gehóren aber die Partikeln zusammen und sind vom Verb zu trennen. Zur Möglichkeit des Anschlusses vgl. ae. óartó-eacen ‘außerdem’ WH. auk-ö- (wohl sekundär aus dem stv) ‘vermehren’: awn. auka PE; as. ökian H; ahd. auhhön BR aD, gi- T.

auk-ón (m) 'Hinzufügung': awn. auki (Zuwachs) C G R S(CV); ae. éaca "Ergånzung) cD Bo VP; afr. äka (—). auk-eja- (ebenfalls sekundär aus dem stv?): ae. ecan, iecan ‘vermehren’ cD Bo Go VP (ge-) R! L. auk-nö-: gt. auknan ‘sich mehren’,

Außerhalb der Ablautreihe steht: ük-ja-m

(n) WZ: awn. yki “Übertreibung” (CV). (Unregelmäßiger Ablaut au/ii? Andere Möglichkeiten: unregelmäßige Kontraktion nach Noreen, L 27,

$99 Anm. oder Ausgehen von wök-, vgl. Noreen, L 27, $75.

Ähnliches s.

unter aik-a- 2).

P 84f. (—); TF 5 (=); F 67 (=); V 19 (=); I 10 (—); Hh 83 'eacen' (=): K 36 ‘auch’ (=); Gr L119f. (a).

AUS-A-

85

ETYMOLOGIE Gm. auk-a-, intr. ‘sich mehren, wachsen’, trans. ‘vermehren’ ist mit Sicherheit zurückzuführen auf die gemein-idg. verbale Grundlage aug- (**2;eug-), intr. *wachsen', trans. ‘mehren’, die im Gr., Ai. und Toch. mit einer s-Erweiterung (augs-) auftritt. Daneben besteht die Form mit Vollstufe der zweiten Silbe und (fast ausschließlich) s-Erweiterung in (a)wegs- (**2,weg-s-), wozu gm. wahs-a- 'wachsen' gehört (s.d.). l]t: | augeö, auxi, auctum, abs. ‘wachsen, sich vermehren’, acc. “wachsen lassen, mehren’. lit: éugu, dugti ‘wachsen, größer werden’, mit Schwundstufe (7) in pasi-ügéti ‘groß werden’. gr: aö&e, adEåvo ‘ich mehre, fördere”. al: uksati ‘wächst’; ohne s: ugrá- ‘gewaltig’, ójas (n) "Macht, Kraft’. toch. B: auk-(A ok-) ‘zunehmen’, sask-Präsens, das s weitgehend in die außerpräsentischen Formen verschleppt.

AUS-A- 'schópfen' awn.:

- n -- (5) (Pd)

ausa, iós, ióso, ausenn; acc. "gießen, schöpfen’; “überschütten’ (Vh 20 aus bi)-; auch ‘heidnisch taufen’; refl. ‘sich ergießen’: E 1,3,4,

C 2,4; G 1, PE I, R1,2,4,

S 1,2(D),3(D),4; isl. ausa, nn. ausa (swv). aschw. esa; schw. ösa (swv), dån., Bm. ese (swv). aus-ö-: mnd. ósen ‘schöpfen’; mhd. ösen ‘schöpfen’ (jeweils nur wenige eindeutige Belege). aus-ön (f): awn. ausa "Schöpflöffel' S(CV). aus-ta- (oder verkürzte Form zum folgenden?): awn. aust-skota 'Schópfkelle' E aus-ker 'Schópfkelle' C G. aus-tra-z (m): awn. austr “Wasser, das sich am Boden des Fahrzeugs sammelt’ E C PE (-rum). P 90 (=); TF 6 (=);

V 21 (=); J 12 (=).

ETYMOLOGIE Gm. aus-a-, trans. 'schópfen' ist wahrscheinlich zurückzuführen auf die auch im Lt. und Gr. belegte verbale Grundlage aus- (**2,eus-) ‘schöpfen, holen’. Dabei

macht im Gr. die Bedeutung, im Lt. der unfeste Lautstand etwas Schwierigkeiten. lt.: gr:

hauriö, hausi, haustum, -ire ‘schöpfen’; mit sekundärem h- (neben au-, ó-), vgl. Ernout-Meillet, L 127, S. 290f. am ‘hole Feuer’ (£v- ‘hole Feuer, hole Wasser’); die Beziehung auf das Feuer kann als sekundär angesehen werden. Vgl. Frisk, L 155, S. 193.

86

AWW-A-

AUP-A- ‘gewähren’ s. AUD-A-

AWW-A-

(?) ‘zeigen’

=-G---

Die Existenz starker Pråsensformen zu ae. (nordh.) eawan ‘zeigen’ (mit schwachem Präteritum nach Klasse III, neben dem swv. I im Westsächsischen) ist nicht ausreichend, um cin starkes Verb anzusetzen. Zu den Formen vgl. H. M. Flasdieck, A 59 (1935), 64-69, und A 60 (1936), 266.

BAK-A- ‘backen’ bakk-aae.:

bacan, —, böcon, bacen; abs., acc. *backen':

Ae

-(n)esd - - -- "sd

1,3,4; me. baken (stswv),

ne. bake (swv). as.:

ahd.:

Nur rockon gibak im Freckenhorster

Heberegister 9", was von M.

Kleinere andd. Denkmáler,

1867, in der Anmerkung

Paderborn

Heyne,

zur Stelle zu

gibakanas ‘aus Roggen Gebackenes’ ergänzt wird; es kann aber auch ein Nomen sein ('Roggengebáck); mnd. backen; mnl. (baken), bakken; nnl. bakken (swv mit st. PPP). (Es bestehen nebeneinander Formen mit gm. -k- und solche mit gm. -kk-,

die sich aber auf Grund mehrdeutiger Schreibungen in vielen Fällen nicht trennen lassen. Sichere Belege mit Geminaten vor allem im Fränkischen und vielleicht bei N; sichere Belege für den einfachen Laut vor allem im Oberdeutschen. Finite Präteritalformen nur im Plural und nur mit mehrdeutigem -ch-; vgl. das *Ahd. Wörterbuch’, L 118, S. 783): bachan (-kk-), —, buochun, gibachan (-kk-); abs., acc., 'backen': Gl 1,713,23

coquenda: ce bachenne, zi bakkane; Gl 1,274,45 conficiendos: ze pahanne; Gl 1,321,39 coxerunt: puochan; Gli L417,26 frixam: gepachena, gibachanan: GI IV,268,16 frixam: gebacken; N pacchet wird von Sehrt, L 111, und Raven.

L 181, als swv I angesetzt, es ist aber eher stv; mhd.

bachen, backen, nhd.

(Hochsprache) backen (swv mit st. PPP, arch. stv.).

ga-: uz-:

ae. backen’ Ae. ae. (å-) ‘backen’ Ac (BT).

bak-a-: awn. bak-eldr ‘Feuer zum Wärmen’ (derartige Komposita werden meist ersetzt durch bakstr- s.u., um die Lautgleichheit mit bak- 'Rück- zu vermeiden); ae. bzc-ern 'Backhaus W; as. W bak-wagi bachgescirre '"Backgerát' Gl IIL,167,12. (cerealia). bak-a-m (n): ac. gebzc ‘Gebäck’ Ae (BT). bak-ü-:

awn. baka *braten, backen, kneten', med.

‘Schüssel’

‘sich erwärmen’

C G RS;

74); ahd. (aus dem stv.) bachon *backen' Gl V,14,5 (coquere).

bak-jon (m): ahd. brotbecko ‘Bäcker’ Gl 111,136,56 (panificus) (—).

sD;

ahd.

(Wiss

88

BANN-A-

bak-jón (f): abd. peccha “Bäckerin’ Gl 1,398,59 (panifica). bak-ilön (f): ahd. protpechila *Báckerin' Gl 1,409,59 (panifica) (—). bak-astra-z (m): awn. bakstr *Gebáck', besonders ‘Waffel’ S(CV) (als Simplex erst spát bezeugt). bak-astr-jon (f): ae. bacistre, bæcestre “Bäcker(-in)’ Ae(BT) (der Bedeutung nach an diesen Stellen masc. !). Die Geminatenformen gehen offensichtlich vom niederdeutschen und fränkischen Gebiet aus, obwohl für das As. außer dem oben genannten unsicheren Beleg nur

brädbakkeri *Brotbácker' sD belegt ist. Ihre Herkunft ist unklar: Der Ansatz eines alten na-Präsens (nach H. Paul, Beitr 9, 1884, 583f.) ist unwahrscheinlich aus lautlichen Gründen und wegen der ziemlich eindeutig sekundären Ausbreitung der -kk-Formen. Wahrscheinlicher ist der Ansatz einer Intensiv-Form, möglicherweise bei einem swv., das sich dann mit dem stv. vermischt hätte.

Vgl. die Fälle skrekk-a-

‘springen, schrecken’, trekk-a- ‘ziehen’ und nhd. stecken ‘sich befinden’.

P 113 (=, HI); TF 257 (=); V 23 ‘baka’ (=, HI); J 631 (=, HI); Hh 14 (=, HI); K 43 (=, HI); Gr IIL24f. (a). ETYMOLOGIE Gm. bak-a- (mit einer wohl sekundáren Nebenform bakk-a-), intr., trans. bedeutet vor allem (Brot) backen’, daneben auch allgemeiner ‘rösten’ und ähnliches, wobei nicht sicher ist, ob die allgemeinere oder die speziellere Bedeutung die ursprüngliche ist. Ziemlich sicher sekundär ist die Bedeutung ‘sich erwärmen’ (nämlich am Backofen) Es kann auf anderer Ablautstufe verglichen werden mit einem gr. und móglicherweise einem russ. Verbum, welche auf eine Grundform bhag/bhög- oder bhog/bhög- mit Dehnstufe, oder bhög/bhag- mit Schwundstufe weisen würden. Wenn die Herleitung (zu gm. bæ-ja-) richtig ist, können alle Formen unter einem Ansatz bhe-g(**bhea,-£-) vereinigt werden, mit ö-Stufe in den außergermanischen Wörtern und

Schwundstufe in bak-a-. *Ps], (H): russ. baZate "wünschen, begehren’ (vgl. “ich brenne darauf’, “ich erwärme mich für’ u. ä., sowie Vasmer, L 153, 1,38). gr: qQéyo “ich röste, brate”. HERLEITUNG gm.:

bz-ja-in ahd. båhen 'báhen, wärmen’ N.

BANN-A- (+- bha-nw-) ‘aufbieten’ ae.:

-(n)efsd

bannan, beonn, —, bannen; acc. 'aufbieten': B -1, cD 1,4; U(BT) 2, Beda(BT) 2 (bei Beda auch einmal Prät. Sg. ge-ban neben be-beon der anderen Handschriften); me, banne (swv), ne. ban (swv).

BANN-A-

89

afr.:

banna, ben, bennon, bannen; acc. *aufbieten, befehlen, vorladen, bannen’ (auch

as.:

swv); nwfr. banne (swv). bannan, —, —, —; 'vorladen' sD; mnd., mnl., nnl. (ver-) bannen.

ahd.:

bannan, —, —, gibannan; acc. "vorladen, befehlen, bannen’: N 4; G1 11,354,4

bannan: mannire; bannen (swv).

mhd.

bannan

(auch

mit finiten

Präteritalformen);

nhd.

(far-): ahd. *verbannen' Gl L,26,20 (PPP occultus).

gauz-:

‘aufbieten’: ae. B cD U(BT); ahd. Muspilli 31 (dD). ae. (å-) 'aufbieten, befehlen' cD Chr.

bann-a-z (m) ‘Befehl, Bann’: afr. ban(n) (‘Schulze’); as. ban(n) H; ahd. ban(n) O. bann-a-m (n): awn. bann ‘Verbot’ C G R S(CV); ae. gebann “Aufgebot, Befehl, Edikt, 15-Jahres-Zyklus’ cD Ae (BT) Ges W; afr. ban(n), ‘Befehl, Bann’. bann-ö-: awn. banna ‘verwehren, verhindern’ ++; ahd. bannon “aufrufen, anrufen’ Gl 11,35,40 (provocare) (—); (aus dem stv?). bann-eja-: ahd. bennen ‘gebieten’ Lorscher Beichte 30 (dD): thero gebennidero fastono (—). P 105f. (=); TF 256 (=); V 25 ‘bann’ (=); J 595 (=); Hh 16 (=); K 50 ‘Bann’; Gr III,124f. (oE). H. Wiessner: Twing und Bann, Baden 1935, besonders S. 19-28. ETYMOLOGIE Gm. bann-a-, trans., bedeutet 'aufbieten' (zum Krieg, zum Gericht u.ä.), also ein besonders feierliches und gewichtiges ‘gebieten’ (ist auch *verbieten” ursprünglich”); später außerdem ‘in den Bann tun’. Es läßt sich wahrscheinlich zurückführen auf eine gemein-idg. Verbalwurzel bhå- (**bhea,-) (mit Nachdruck) sprechen’, zu der das Gm. ein Nasalpräsens gebildet hätte (*bha-nw-). Die Wörterbücher schließen kritiklos auch weitere n-Bildungen an, die anders zu beurteilen sind, nämlich (1) ai. bhanati ‘spricht, tönt’. Dies kann nur mit der erwähnten Sippe in Zusammenhang gebracht werden, wenn eine Variation *bhå-/bhen-, etwa wie bei *g*àa-/gVem- (vgl. kwem-a-) angesetzt wird; zu einer so weitgehenden Verbindung sind aber die Ansatzpunkte entschieden zu schwach. (2) arm. ban und ähnliches (s.u.) geht auf einen Langvokal zurück (*bhå-ni-) und kann deshalb mit der gm. Präsensbildung nichts Unmittelbares zu tun haben. lt.: för, fari (verståndlich) sprechen’. Vielleicht ist der besondere Bedeutungsgehalt der gm. Sippe in lt. fås (n, indekl.) (göttliches) Recht’ wiederzuerkennen, obwohl die Zusammengehórigkeit von fås und füri umstritten ist (vgl. Ernout-Meillet, L 127, S. 217). (air.) (U): bann (m) 'Verkündigung, Gesetz, Bannfluch' ist kaum eine vom Gm. unabhängige Bildung. Während die Bedeutung mit den entsprechenden gm. Bildungen fast genau übereinstimmt, ist der Lautstand nicht auf die gleiche

90

BAUT-A-

Grundform (-nw-) zurückführbar.

Da im Gm, außerdem auch das Verbum

belegt ist, wird man wohl annehmen müssen, daB das kelt. Wort entlehnt ist. gm. (H): Vielleicht sind ohne das Nasalsuffix und mit anderer Bedeutung hierher zu stellen gm. bö-ö- in ae. böian, bön 'prahlen' (Vainglory 28, BR) und bö-ni-z (f) ‘Bitte, Gebet’ in awn. ben E G R S; ae. ben ++. aksl.: obavajo, -ati “besprechen, beschwören’. gr: gnpi (dor. -å-) ‘ich sage, behaupte’, auch ‘befehle’, (hom. Ipf. Eyaokov, zu-

gehöriges Präsens erst nachhomerisch), Epnv ist nach gr. Regelung formal ein Imperfekt, wird aber auch als Aorist gebraucht. (arm.) (W): ban (m) ‘Wort, Rede, Vernunft, Urteil’ (*bAà-ni-). (ai.) (H): sa-bhà (f) “Versammlung, Versammlungshalle' ("Zusammenredung”?). BAU-A- ‘wohnen’ s. BÓWW-ABAUT-A- ‘schlagen’ awn.: ae.:

bauta, —, —, bautenn; acc. ‘schlagen, erschlagen’: EJ -4; S(CV) 1. béatan, béot, bEoton (beafton), böaten; abs., acc., ‘stoßen, schlagen’ (Wellen, Sturm), ‘treten’: B 1,4, cD

ahd.:

-ne-(Ps)d

+; Bo 1, A 1,3; Ae 1,23, JE 1; L und R? haben

prät. pl. beafton “lamentabant’ (‘wehklagen’ = ‘an die Brust schlagen, die Hände zusammenschlagen") neben L -bæftedon, was als Reflex der ehemaligen Reduplikation (*be-bt-) aufgefaßt werden kann; in VP und R! nicht belegt (vgl. W. Schulze, Arch 141, 1921, 176-180); me. béten (stswv), ne. beat. bözan, —, —, —; ‘stoßen, schlagen’: Gl 1,260,32 tundentes: pozzendi paozzenti; Gl 11,205,37 pozzist; Gl 1215,24

kiblozzont; (es kann sich durchweg

um swv, handeln); mhd. biezer, büzen (stswv), nhd. boßen. ga-:

ae. ‘schlagen’ LWS 11,32,2 ‘zerstoßen’.

te-:

ae. (16-) ‘zerschlagen’ A Chr.

uz-:

ae. (å-) ‘schlagen’ cD, LWS

L326,15

Häufiger im PPP ‘geschlagen’ B W. (Zåhne) ausschlagen'.

baut-a-z (m) W: ahd. ana-pöz 'AmboB' GI 1,15,2 (incus); zu bi-böz 'Beifub" Gl II, 513,35 (arternisia) usw. vgl. E. Karg-Gasterstädt, Beitr 62 (1938), 55-59. baut-a-m (n): ae. ge-beat ‘Schläge, Schlägerei’ Ae(BT), fyst- A(BTS). baut-on (m) H: ahd. bozzo *Flachsbündel" Gl L375,19 (Zinistipula), auch fem. ebenda (vgl. ‘Stoß Papier’, ‘Schlag Essen’ u.å.). baut-eja-: mnd. böten “Feuer schlagen’. baut-ila-z (m): ae. byte! ‘Hammer’ A(BT) Ae(BT) Ges; ahd. steinbözil 'Steinklopfer Gi 1,430,52 (latomus). Awn. gehört hierher vielleicht gói-beitlar pl. (Pflanzenname 'equisetum vernum hiemale’) (CV); das häufig angeführte beytill *Pferdepenis’ ist nur einmal in einem Vers belegt (Flateyjarbók 11,334°), der Ansatz ist nicht genügend gestützt.

BED-JA-

91

*baut-sta- — baust-a-m (n): awn. baust ‘Schlag’ (nach J einmal in Krókarefsrímur). Hierzu: baust-eja-: awn. beysta *prügeln, dreschen, rudern’ E G S(CV) R(CV). Außerhalb der Ablautreihe steht: but-ra-: ae. butur-fliogae ‘Schmetterling’ OET W (-tt-) (hat mit buter ‘Butter’ ursprünglich nichts zu tun und ist von ihm teilweise durch -tt-Schreibung getrennt). P 112 (=); F 74 ‘baidjan’; V 29 (=); J 596f. (=); Hh 18 (=); K 18 *Ambof" (oE); Gr II1,232f. (zw). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. baut-a-, intr. trans. ‘schlagen, stoßen’ hat keine genaue Entsprechung außerhalb des Germanischen. Etymologisch entsprechende Formen können sich verbergen hinter: (1t.) (HA): fistis, -is (m) 'Knüttel' (falls *bhid-st-). (mir.) (A): buailid, bualaid ‘schlägt’ (falls *-d-I-). Als Auslautvariante ist unter Umständen zu vergleichen: It. (H): confütäre (*bhüt- oder *bhaut-) ‘unterdrücken, zurückhalten, widerlegen’

(Simplex bei Paulus ex Festo, aber die Glosse ist unzuverlässig); vielleicht auch futuere *beschlafen' (*bhut-). air. (H): fo-bothaid (*bhut-) 'erschreckt, erschrickt Wörter,

die

‘schlagen,

klatschen,

stoßen’

(=

bedeuten,

‘vor den beginnen

Kopf nicht

stoßen”). selten

mit

Labialen, vor allem idg. *bh-. Der gm. Auslaut kann mit dem mehrerer gleichbedeutender gm. und außer-gm. Wörter verglichen werden, etwa falt-a-, staut-a-, lt. etidö (Präsenszeichen?).

BED-JA- (+ ghedh-) ‘bitten’ gt:

gnefsd

bidjan, bap, bedun, —; acc. der Person, gen. der Sache (oder abh. Satz, Inf.),

*bitten'; acc. der Sache 'erbitten'; abs. (du *zu") ‘beten’; einmal bidan ohne j, ebenso das nur einmal belegte usbidan. awn.:

bidja, bad (bad), bødo,

bedenn;

acc. der Person,

gen.

der Sache (oder Inf.,

acc. + Inf), ‘bitten, auffordern, befehlen', “um ein Weib (gen.) werben’; acc. der Sache, ‘sich erbitten, wünschen’ (Vh 55 aus uz-); abs., refl. ‘beten’ (til *zu"); ‘jemand (dat.) etwas (gen.) anwünschen': E +, C 1,2,3; G 1,4, PE 12,3; R+,S+; isl. bidja, nn. bidja. aschw. bidia +; schw. be, bedja, dàn. bede, Bm. be, bede.

ae.:

biddan, bæd, bædon, beden; acc. der Person, gen. der Sache (oder abh. Satz),

92

BED-JA-

“bitten, befehlen’; refl. *beten'; (in R! und R? Prät. Sg. auch -e- = e): B 1,2,3; cD 1,2,3; Bo 1,2,3, A +; Ae +, JE 1,2,3; VP 1,2,3, R! 1,2(e),3; L +, RD 1,2, R?1,2(e),3; me. bidden, ne. bid. afr.:

as.:

ahd.:

bidda, bed (-a-), beden, —;

acc. der Person,

gen. der Sache,

‘bitten’; nwfr.

bidde. biddian, bad, bådun, -bedan; abs., acc. der Person, gen. der Sache (oder Inf., abh. Satz), ‘bitten’; dat. der Person, gen. der Sache (oder abh. Satz) *erbitten': H +, Gn 1,2; mnd., mnl., nnl. bidden. bitten, bat, bätun, gibeten; acc. der Person, gen. der Sache (oder abh. Satz, acc. + Inf.) ‘bitten’; acc. der Sache 'begehren': I 1, MF +; T1,2,; O 1,2,3; BR

1,4, aD

1; N +; mhd., nhd. bitten.

ga-:

gt. "bitten, beten’; ae. “bitten, beten’ cD Ae JE VP R! L RD erbitten’ H.

R?; as. ‘bitten,

uz-

erbitten’: gt.; ae. cD Ae RI RD; as. H; ahd. (inständig bitten) O N.

bed-a-m (n) mit ga- ‘Gebet’ (die Simplexbelege sind wohl sekundär): ae. gebed cD Bo Go VP R! L RD R7 (Simplex bei WH Bl); as. gibed H; ahd. gibet T O BR aD N (Simplex einmal in BR). bed-ö (f) ‘Bitte, Gebet’: bida (Aufforderung, Anliegen); ae. bedu A(BTS) (—); afr. bede; as. beda H Gn; ahd. beta ON.

bed-ö- W: ahd. ana-peton 'Abgótterei treiben’ Gl 1,410,67 (ariolari) (Wiss 107). Dagegen ist ahd. beton, as. bedon *beten' denom. (Wiss 92-102, wo auch ausführliche Diskussion der gm. Wörter für ‘beten’ und *Gebet’). bed-ón (m) W: ahd. bruti-peto *Brautführer' Gl IV,119,11 (paranympha) neben håufigerem -boto. bed-(j)o (f): ahd. bita *Gebet' O. bed-ila-z (m) W: awn. bidell ‘Freier’ E C(M); ahd. pitil ‘Freier’ GI IV,89,19 (procus), brüt-pitil 'Brautführer' Gl IV,171,55 (paranymphus) (—). bed-ula- (adj): ae. Pedo! ‘bittend’ Ae(BT). bed-Iö-: ahd. betolon *betteln TON (-t ‘bettelarm’). bed-ag-won (m) A: gt. bidagwa 'Bettler' (unklare Bildung, vermutlich denom. zu einem *bed-ag-). bed-ek-o- A (unklare Bildung): ae. bedecian ‘betteln’ A(BTS) Ae(BTS). bæd-i- (adj): ae. éad-bæde “leicht zu erbitten’ (nur Paris Psalter 89,15. Oder kurz? Die Überlieferung ist unklar, vgl. den Apparat bei Krapp L 32, V, 61). P 114 (a); TF 258 (zw); F 89 (abl); V 35 (zw); J 604 (a); Hh 22 (zw); K 80 (a); Gr

IIL,51-61 (a). E. Seebold, L 186. ETYMOLOGIE Gm.

bed-ja-, intr., trans., ‘bitten’ (besondere Anwendungsbereiche sind die Braut-

BÆG-A-

93

werbung und, stark ausgeprågt, das christliche Beten) ist in seiner Etymologie umstritten: (1) zu beid-a- ‘warten’ als schwundstufige j-Bildung mit Ablautsentgleisung (zweifelnd bereits bei Graff 1837, s.o.; ausführlich bei H. Osthoff, Beitr 8, 1882, 140146). Hat bedeutungsmäßig und formal starke Schwächen (vgl. Seebold a.a. O.). (2) zu ai. bådhate ‘drückt, drängt, zwingt’ mit Rücksicht auf ai. jfiu-badh *knieend' und as. knio-beda, ae. cneow-gebed ‘Gebet unter Kniebeuge'; die Bedeutung des gm. Verbs wäre von der Situation der Bitte unter Kniebeuge ausgegangen (H. Kern, Tijdschrift voor nederl. Taal- en Letterkunde 1, 1881, 32-37). Auch hier bestehen starke formale und bedeutungsmäßige Bedenken (vgl. Seebold a.a. O.). (3) zu idg. g*hedh- ‘bitten, verlangen’. Diese Möglichkeit wurde von A. Meillet, BSL 24 (1924), 23f. vorgeschlagen, wobei er eine Wurzelmischung zwischen g"hedhund bheidh- annahm. Schon in der älteren Germanistik (A. Bezzenberger, BB 16, 1890, 252) wurde diese Etymologie in Erwägung gezogen unter Annahme einer lautgesetzlichen Entwicklung idg. g*h- zu gm. b-. Dieser Ansatz wurde später verworfen; wie ich a.a. O. zu zeigen versucht habe, mit Unrecht. Wird das Lautliche anerkannt, so ist diese Etymologie völlig eindeutig. Die Belege für idg. g"hedh- ‘bitten’ sind im einzelnen: air.: guidid “bittet” (*g*hodh-ejo-), jo-Präsens, dehnstufiges å-Pråt. lit.: gedáuti “wünschen, begehren, heischen'. Von Fraenkel, L 146, S. 149f. wird als Grundverb hierhergestellt genda, gesti 'zugrundegehen, verderben, Schaden nehmen’, refl. ‘vermissen’. Die lit. Sippe legt dies formal nahe (vgl. auch die parallele Nasalierung im Slavischen), doch ist der Bedeutungsübergang sehr schwer nachvollziehbar (vgl. etwa die Bedeutungsnähe von 'sich verzehren nach

etwas'

und

'sich

verzehren',

das

allerdings

aus

einem

ganz

anderen

Bedeutungskreis stammt). aksl.: Ze£do, Zedati ‘dürsten, verlangen, ersehnen' (erstarrtes Nasalpråsens). gr.:

av.:

ro0£o ‘ich ersehne' (*g*hodh-ejo-); s-aor.

O&ocacdaı

'anflehen' (*ghedh-s-),

Präsens 06060zo0ai (Hesych) — g*hedh-jo- wie gm. bed-ja-. Jaidyemi "ich bitte, erfrage”, j-Prásens (+- g"hedh-jo- wie gm. bed-ja-).

BÆG-A- ‘streiten’

- (n) - (F) (9) d

ahd.:

bågan, biag, biagun, —; abs. *schelten, streiten’: N 3; Muspilli (dD) 5 pagant, 60 piehc; Gl 1,473,29 obiurgavit: piac; mhd. bägen (stswv).

ga-:

ahd. ‘kämpfen mit, widerstehen’: Muspilli (dD) 76.

b&g-a-z (m): awn. fara i bag "in die Quere kommen’, brjöta båg vid "einen Streit mit jemand vom Zaun brechen’ C S(CV); as. H bag *Rühmen' H ; ahd. båg ‘Streit’ Gl 11,320,41 (contentio). b&g-a- (adj) W: awn. bágr ‘lästig’ EJ S(CV).

94

BEID-A-

bæg-0 (f): ahd. baga ‘Streit’ O aD. bæg-ön (m): awn bågi ‘Gegner’ C. bæg-æ-: awn. bága 'streiten' C; afr. H bäga ‘sich rühmen' (Bedeutung wie ae. boian, s. bann-a-; Zusammenhang?) (—); ahd. bågen ‘streiten’ T O. bæg-eja- W: awn. bægja "wegstoBen, bedrängen’ EJ S(M). bæp-i-na- (adj) W: awn. bæginn “eigensinnig’ EJ S(CV), ord- 'zanksüchtig! E. bæg-ula- (adj): ahd. påkil ‘zanksüchtig’ Gl 1,541,32 (garrulus), pågalin *Erynis' Gl 11,649,39,

P 115 (=); TF 257 (=); V 22f. 'bágr (=); I 598f. (=); Gr 1IL22ff. H. Zimmer, KZ 36 (1898), 447-54 (zum kelt.). ETYMOLOGIE Gm. bzg-a-, abs. ‘streiten’ (‘sich rühmen', *hinderlich sein") ist zurückzuführen auf eine Grundform *bhégh-. Dazu im Ablaut (*bhögh-) stehen vermutlich: air.: bägaid ‘streitet, verficht, behauptet” (regelmäßiges å-Verb, auch 7-Flexion); cymr. beio *vorwerfen'. (Anders: P. Ramat, AION 5, 1963, 33-57). lett. (W): buóztiés ‘sich sträuben, sich ärgern’ (J. Endzelin, KZ 52, 1924, 118£.). (sl.) (W): russ. bazel» 'Schreihals', bazuno 'eigensinnig' (J. Scheftelowitz, KZ 54, 1927, S. 242). BEI- ‘sein’ s. BEWW-

BEID-A- (— grheidh- ?) *warten' gt.:

awn.:

gne(f)sd

beidan, —, —, —; gen. ‘warten auf”.

bida, beid, bido, bedenn (1); abs., gen., “warten’; acc. ‘erdulden, durch Warten erlangen’ (Vh 41 aus ga-); unp. ‘Zeit haben’; (das PPP zeigt entweder als

einziges PPP der ersten Reihe den lautgesetzlich zu erwartenden Lautstand -e-, oder,

was

wahrscheinlicher

ist, es hat sich formal

mit bed-ja- berührt,

vgl. das Ae.): E 1,2,4, C 1,2,4; G 1,3, PE 1,2, R +, S 1,2,3(D),4; isl. bida, nn. bida, bi (swv). aschw.: bióa 1,2,4 (auch swv); schw. bida (swv), dän., Bm. bie (swv). ae.:

bidan, bäd, bidon, biden; abs. ‘warten, weilen'; gen. ‘erwarten’; (zeigt starke

formale Berührung mit bed-ja-, so ist z.B. in R? das Präsens durchweg mit -dd- geschrieben): B +, cD

afr.: as.: ahd.:

+;

Bo

1,

A 1,23; Ae -1,2, JE-2; VP

+, R'

1;

L 1,2,3, RD I, R? 1; me. (a)biden, ne. (a)bide. Einmal Inf. bida (Schulzenrecht), sonst immer swv. bidan, bed, bidun, —; abs. “warten, bleiben’; acc. ‘erwarten’: H biden. bitan, beit, bitun, —; abs., gen., *warten': I 1,2, MF 1; O-1,22; BR

(PPP erst mhd. belegt); mhd. biten.

1,2,3; mnl. 1; N 1,2,3;

BEID-A-

95

(an-): ae. ‘erwarten’ B cD A Ae Go. ga-:

gt. ‘ertragen’; ae. ‘erwarten, erleben, erdulden' B cD A Ae JE L R?; as. 'erwarten, erleben’

Uz-:

H ; ahd. ‘warten auf’ N.

gt. ‘erwarten’; ae. ‘erwarten’

++;

ahd. ‘aushalten, ertragen’ O.

beid-o (f) ‘Erwartung’: ahd. bita (Zögern) O N (auch n-Stamm). *beid-s-ni- — beisni-z (f) D: gt. us-beisns ‘Erwartung, Geduld’ (auch -beisnei). baid-o (f): ae. bad ‘Erwartung’ VP, hierher auch bad ‘Pfand’? baid-o-: ahd. beitön ‘erwarten, bleiben’ TO aD BR N (Wiss 22). baid-eja- (1) ‘zwingen’ H: gt. baidjan; awn. beidr, beiddr 'bezwungen' (CV); ae. bædan B cD A(BTS); as. bedian H ; ahd. beiten TO aD BR N (PPP 'erzwungen’). (2) H awn. beida ‘verlangen, fordern’ (meist im rechtlichen Sinn) ++; ahd. beiten ‘streben, verlangen’ N, (Raven 6f.). *baid-s-nö- — baisn-ö- D: ae. bäsnian ‘erwarten’ cD L R2. bid-a-m (n): awn. bid pl. "Warten, Geduld’ S(CV) (postverbal?); ae. bid 'Verzógerung' B L R2, on- ‘Erwartung’ (postverbal?) cD Bo Go. bid-ó- ‘warten’: awn. bida S(CV); ae. on-bidian B Chr; afr. bidia (oder 17); as. bidon (bleiben) H ; (Wiss 52). P 117 (zw zu 1); TF 270f. (zu 1); F 86f. (zw zu 1); V 35 (zw zu 1); J 604 (zu 1); Hh 22 (Vw); K 80 ‘bitten’ (zu 1); Gr 1H,62-68. J. Trier, ZdPh 70 (1948/49), 341f. (Ableitungen). ETYMOLOGIE (1) In der Regel stellt man gm. beid-a- ‘warten’ zu einer bedeutungsmäßig stark auseinanderfallenden idg. Sippe bheidh-, im medialen Präs. ‘sich überzeugen, Glauben schenken’, im Perfekt ‘vertrauen, glauben’, Kausativ (gr. transitiv) “überzeugen’, dann ‘zwingen’. Damit läßt sich gm. baid-eja- 1 ‘zwingen’ ziemlich gut verknüpfen, es hat vor allem im Slavischen eine genaue Parallele. Für das Grundverb und die übrigen Ableitungen müßte eine Bedeutungsentwicklung ‘glauben’ zu ‘hoffen’ zu ‘erwarten’ angenommen

werden, die schließlich bei absolutem Gebrauch zu ‘warten’

geworden wäre (vgl. zum ersten Teil dieser Entwicklung lit. tikéri, trans. ‘glauben, erwarten,

hoffen’,

intrans.

‘glauben,

vertrauen,

warten’; zum zweiten etwa gm. ak-a-, Osthoff, Beitr 8, 1882, 140-146 und F. lt.: fido, fisus sum, -ere ‘vertrauen’ aksl.: béZdo, béditi “nötigen, zwingen’. gr: neidopen, them. aor. éri0ópmv

hoffen, erwarten’,

refl. ‘hoffen, er-

trans. ‘treiben’ neben intr. fahren’), (so H. A. Wood, MPh 4, 1906/07, 489f.): (dt. der Person oder abl.). “werde überredet’ (abs.), ‘folge, glaube’ (dt.

der Person), Perf. nenoıda ‘vertraue’ (dt.); sekundär auch neido, aor. Erıdov,

ep. auch nenıdeiv “überrede’ (acc.). (2) Wenn der Ansatz idg. g*h- zu gm. b- (E. Seebold, L 186) richtig ist, bleibt aber noch cine andere Möglichkeit der Etymologie: gm. beid-a- *warten' zu balt.-sl. geid‘warten’ unter Annahme einer Vorform *g#heidh-:

96

BEIT-A-

lett.: gdidu, gäidit "warten, harren, erwarten’; apr. geide ‘sie warten’. aksl.: fido, Zedati “warten, erwarten’, Hierzu wäre dann gm. baid-eja- 2 zu stellen, während baid-eja 1 zu idg. bheidhgehören würde. Dieser Ansatz wird durch baltische Formen mit der Bedeutung ‘verlangen’ (lit. geisti, geidåuti; lett. gaigt) kompliziert, denn diese haben im Gm. Gegenstücke mit anlautendem g- (ahd. git ‘Gier’, gt. faihu-geigan ‘verlangen’ u.a.), was obiger Zusammenstellung widersprechen würde. Die Beurteilung wird noch komplizierter dadurch, daß die gm. Formen üblicherweise an ghei- 'klaffen' (> ‘den Rachen aufsperren’ — ‘verlangen’; dieser Bedeutungsübergang ist belegbar) angeschlossen werden, was zu den baltischen Formen mit Anlaut g- nicht paßt, wenn man nicht annehmen will, daß das Baltische hier das Verhalten einer Kentumsprache zeigt, was nicht unerhört wäre. Die entscheidende Überlegung ist hier, daß die Bedeutung ‘verlangen’ aus ‘warten’ ohne weiteres hergeleitet werden kann (vgl. ‘er-warten’); die umgekehrte Entwicklung aber schlecht vorstellbar ist. Falls deshalb balt. geid- ‘verlangen’ und balt.-slav. geid- ‘warten’ zusammengehören, muB das letztere das ursprüngliche sein. Für die übrigen Formen bleibt dann entweder der Ansatz eines *Zhei- ‘verlangen’, das von ghei- "klaffen" zu trennen wäre, oder sie gehören zu £hei- *klaffen' und das Baltische zeigt Kentum-Verhalten, oder — was schließlich auch noch möglich wäre — es hat aus dem Gm. entlehnt.

BEIT-A- ‘beißen’ gt.:

awn.:

beitan, bait, bitun, bitans;

gnefsd acc. ‘beißen’.

bita, beit, bito, bitenn; acc. “beißen’; ‘essen, weiden' (Vh 14 aus and-); 'schneiden’ (Schwert, Bohrer); ‘kreuzen’ (vom Schiff); ‘verderben’ (Vh 55 aus uz- = tot beißen’): E 1,22, C 1-; G 1,4, PE 1,2, R 1,2, 8 1,2,3,4(CV); isl. bita, nn. bita. aschw.: bíta +; schw. bita, dán. bide, Bm. bite.

ae.:

afr.: as.:

ahd.:

bitan, bát, biton, biten; acc. "beißen, schneiden’: B 1,2; cD

1,2; Bo -1, A 1,3;

Ae +; R! 1,2; L 1,2, R? 1; me. biten, ne. bite. bita, —, —, biten; “beißen, eindringen’; nwfr. bite. bitan, bet, —, —; acc. ‘beißen, knirschen': H 1,2; mnd., mnl. biten, nnl. bijten.

bizan, beiz, bizzun, gibizzan; abs., acc., "beißen, schneiden, stechen’: O 1,3; BR -1; N 1,2, gebizzeno ‘bissig’; Gl 1,347,10 irpizzen ist: captum est; mhd. bizen, nhd. beißen.

(an-)

'sich laben, kosten’ (zum Teil stark von dem Nomen

and-: ga-: uz-:

ae. cD; LWS 11,222,260; as. (auch å-) H; ahd. O BR N. gt. "wehren, schelten, bedrohen’, ahd. 'abweiden' Gl 1,114,24 (depascere). ae. “beißen, totbeißen, verschlingen’ cD Bo Å Ae Bl; ahd. Raubtier) Gl. s.o.

‘Imbiß’ abhängig):

‘reißen’

(vom

BEIT-A-

97

beit-a-z (m) (ursprünglich Wurzelnomen?) W: awn. hæl-bitr ‘Fersenbeißer’ E (—),

ping-bítr ‘der beim Thing bissig ist’ (Übername) PE S(CV) (—). beit-a-m (n): gt. anda-beit ‘Tadel’ (vgl. and-beitan). beit-on (m) W: ae. and-bita ‘Sauerteig’ W (—). *beit-s-ta- — beist-a-m (n) W: gt. beist ‘Sauerteig’. bait-a- ?: Die Frage, ob das Wort ‘Boot’ hierhergehört, schließt in sich die Frage nach der Entlehnungsrichtung von ae. båt (mf) und awn. bátr (m) (weder in den ältesten nordischen, noch in den ältesten englischen Texten belegt). Sie ist wegen der kultur- und sprachgeschichtlichen Verhältnisse wohl so zu entscheiden, daß das nordische Wort den Ausgangspunkt bildet, und dieses kann nicht an die vorliegende Sippe angeschlossen werden. Das seltene und poet. awn. beit (n) fällt demgegenüber nicht ins Gewicht, weil es ohne weiteres eine postverbale Bildung zu beita sein kann. Vgl. W. Wolf-Rottkay, A 71 (1952/53), 140-147; W. Wüst, A 73 (1955), 262-275 (anders). bait-a- (adj): awn. sár-beitr ‘schmerzlich beißend’ ER. bait-o (f) W: awn. beit "Weide' G; ahd. peiza 'Beize' Gl IV,239,4 (confectio ... ad purgandum sordida vestium). bait-on (f) W: awn. beita ‘Köder’ E PE (—). bait-0- W: ae. grist-bätian ‘Zähne knirschen’ R? W (—) (Wiss 21). bait-eja- W: awn. beita 'záumen' (= auf das ‘Gebiß’ beißen lassen), 'füttern, eine Waffe schwingen (— schneiden lassen), Schmerz zufügen, ein Schiff kreuzen lassen’ u.a. ECG S; ae. bætan 'zàumen' B (ge-) cD Bo; as. und-betian 'absitzen’ (= "ausschirren" oder ‘weiden lassen'?) sD; ahd. beizen 'anspornen, erproben’ N, er- 'absteigen' N, (Raven 7). bait-ra- (adj) W: gt. baitrs ‘bitter”. *bait-ska- — baisk-a- (adj) W: awn. beiskr ‘scharf, bitter, böse’ EJ R S(CV); hierher auch ahd. mordax: peiskres Gl 11,332,30?

bait-isla-m (n) WD: awn. beisl, beizl, beils ‘Zügel’ EJ S(CV). bit-a-m (n): awn. bit ‘Biß’ S(CV), *Weide' G, bit-sött "Viehkrankheit durch Ungeziefer

E C; ahd.

W

gi-piz ‘Zügel’

Gl 1,417,57 (frenum).

bit-ón (m) ‘Bissen’: awn. bite (auch 'Zahn') C G S(CV); ae. bita JE; afr. kor-bita *geweihter Bissen"; ahd. bizzo T. bit-5-

W: ae. grist-bitian 'Záhne knirschen' JE L; ahd. pizzon *knirschen' Gl 1,154,23

(frendere) (Wiss 58). bit-i-z (m) 'BiB, Stich’: ae. bite B cD BI Ges ('Knochenverletzung?); afr. bit(e) (Splitter); as. biti H; ahd. biz N.

bit-ula-z (m) W: awn. bitoll *GebiD" (Pferdegeschirr) E S(CV); ae. bytol ‘Zügel’ Bl, bitul *Káfer' OET. bit-ra- (adj) ‘bitter’ W: awn. bitr (kühn) E C R S; ae. biter (grimmig) B cD Bo VP; -lice Go R! L R7; as. bittar (böse) H Gn; ahd. bittar MF TON. bit-a-bon (m) W: ahd. maga-pizado 'Leibweh' Gl II, 257,14 (sincopin). *bit-lo — billo (f) WD: ahd. billa 'ungesáuertes Brot’ N (—).

98

BEIT-A-

Gm.

beit-a- ‘beißen’ (abbeißen,

beißen auf) zeigt zahlreiche

bildliche Verwen-

dungen und Übertragungen, von denen die wichtigsten sind: (1) ‘schneiden’

(von

Waffen

und

ähnlichen

Werkzeugen);

auch

‘beißen

(von

Säuren)’, hierher die Wörter für ‘bitter, scharf, Beize’ u.ä. (2) ‘essen, weiden’; hierzu

Wörter für “Weide, Köder’ und vielleicht das Kausativum mit der Bedeutung ‘absitzen’ (= ‘weiden lassen’?). (3) ‘auf das Gebif (Teil des Pferdegeschirrs) beißen’; von hier aus starke Bedeutungsausweitung zu anderen Teilen des Pferdegeschirrs (Zaum, Zügel), hierher auch das Kausativum mit der Bedeutung 'záumen'; ähnlich ‘mit den Zähnen knirschen'. (4) übertragen: ‘bissig sein, angreifen, schelten u.å.”: auf seelischem

Gebiet ‘grimmig,

bitter’, auf leiblichem *Magenweh'.

P 116f. (=, HI); TF 270 (=); F 87 (=); V 38 (=); J 602. (=); Hh 24 (=, HI); K 63 (=, HD; Gr 11,228-32 (=). ETYMOLOGIE Gm. beit-a-, trans. (auch intr.) *beißen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. verbale Grundlage bheid- 'spalten, trennen’. Das Gm. hat die Bedeutung auf ‘mit den Zähnen zertrennen' eingeengt. lt.: — findo, fidi, fissum, -ere ‘spalten, trennen’ (das Präteritum ist selten; es ist vermutlich aus einer reduplizierten Form entstanden; andere sehen in ihm einen alten Aorist). gr. (H): geidoua, red. aor. neqió£o0aot ‘ich schone' ("sich trennen’ - “ablassen von’ - "verschonen”?). ai. (W): bhinåtti “zerstört, erschlägt’, Wurzel-aor., PPP bhinná-. HERLEITUNG

Die Grundform

bheid- kann wahrscheinlich als konsonantische

Erweiterung der

Wurzel bhei- ‘schlagen, schneiden’ (P 117f.) aufgefaßt werden. Ót.: perfines: perfringas (Paulus ex Festo) (*bhi-nå-). air.: benaid‘schlägt, erschlägt, schneidet’ (*bhi-nå-); nå-Pråsens, unregelm. red. Prät. (gm.) (WA): Hierher stellt man einige Wörter, die Hau- und Stechwerkzeuge bezeichnen. Die genaue Vorform und die sprachgeschichtliche Beurteilung ist jedoch durchaus unsicher (C. Karstien, KZ 65, 1938, 154-61; W. Mohr, ebd.

S. 161f.; V. Pisani, KZ 67, 1942, 226f.; H. Götz, Beitr (0) 81, 1959, 188-91; F. W. Blaisdell und W. Z. Shetter, Beitr (W) 80, 1958, 404-412): ahd. bihal *Beil' G1 IL,673,61 (bipennis) (aus *bhi-tlo-m?); gm. billa-m (n) ‘Schwert’ in ae. bil B cD Wi; as. bil(I) H; ahd. billi Hildebrandslied (AD), witubil ‘Spieß’

Gi 1,414,16 (ligno lancetito); (aus *bhid-lo-m, oder Anschluß an bell-a- 17). aksl.: bijg, biti 'schlagen, stoßen. (gr.) (W): pirpös *Holzklotz, Stamm’.

BEL-A- — BELG-A-

99

av. (7): zu byente 'sie schlagen' vgl. H. Lommel, KZ 67 (1942), 11.

-n----

BEL-*A- '(schwellen) aschw.:

bulin, später bolin *geschwollen'.

Es ist fraglich, ob diese Form der Rest eines selbståndigen ehemaligen stv ist oder nicht eher, wie K.

F. Söderwall,

Ordbok

öfver Svenska

medeltids-språket,

Lund

I,

1884-1918, S. 161 f. ansetzt und A. Noreen, L 28 $ 311, Anm. I immerhin für möglich hält, aus bulghin (zu belg-a-) mit Ausfall des g in synkopierten Formen und anschlieBender Verallgemeinerung gebildet wurde. Vgl. noch das entsprechende adän. bulen, dàn. bullen, sowie me. (bellen), bollen (schwellen), geschwollen', das ebenfalls

als sekundär gebildet angesehen wird (Kurath-Kuhn, L 82a, S. 784). Ein Ansatz *beul-a- oder *bül-a- ist auf jeden Fall aus strukturellen Gründen unwahrscheinlich (vgl. reim-a-); die spáteren swv dieses Lautstands sind vermutlich denominativ zu dem Wort für 'Beule' (vgl. bóww-a-). Falls aschw. bulin ein ursprüngliches PPP ist, gehört es zu der unter beig-a- entwickelten Wurzel bhela/bhle- *schwellen'. P 120ff. (zu bhel-); F 511 'uf-bauljan' (zu böww-l-); V 48 "böla" (zu böww-l-). Wood, MPh 5 (1908), 270. BELG-A- ‘schwellen, zürnen' awn.: ae.:

afr.: as.:

F. A.

(gnefsd

bolgenn 'angeschwollen': C S(CV); isl. bolginn, nn. bolgen. aschw. bulghin; (dàn. bullen s. bel-a-). belgan, bealg, bulgon, bolgen;

abs., refl., 'zürnen':

B -2,3,4, cD

+;

Bo 2,3,

A +; Ae 12,4, JE 1: R! 4; L 3, RD -4, R? 3; me. belwen (stswv). ovirbulgen 'erzürnt' (—). belgan, balg, —, gibolgan; refl. 'zürnen': H 1,2,4, Gn

1,4; mnl.

belghen, nnl.

belgen. ahd.:

belgan,

balg,

bulgun, gibolgan;

refl. (selten

abs.)

'zürnen':

MF

4; T

1,2,4;

O +; BR -4, aD -4; N +; mhd. belgen. gauz-

‘sich erzürnen': ae. B cD Ae Bl; ahd. T (—). ‘zürnen, erzürnen': ae. B cD Bo Ae R!; as. Gn; ahd. T O BR aD N.

balg-i-z ‘Schlauch, Sack’ W: gt. balgs; awn. belgr E G PE S; ae. belg R! L (met*Ranzen?), bylig Ae(BT) WH (Blasebalg); as. balg sD; ahd. balg T N (uder-). balg-eja-: awn. belgja 'aufbauschen' S(CV); ae. åbelgan ‘erzürnen’ R!, -y- cD Beda (BT); as. arbelgid ‘erzürnt’ sD; ahd. belgen ‘erzürnen, reizen’ N, (Raven 7). bulg-o (f) (aus dem Keltischen oder Galloromanischen entlehnt?) W: as. bulga 'Ledersack' sD; ahd. pulga 'Sack' Gl 1IV,168,15 (bulga). bulg-jon (f) H: awn. bylgja 'Woge' C S. bulg-no-: awn. bolgna 'aufschwellen'.

100

BELG-A-

bulh-ti-z (f): ahd. gibuluht "Zorn' T aD. *bulg-stra- > bulstra-z (m) ‘Polster, Kissen’ H: awn. bolstr E G; ae. bolster L R2; ahd. polstar BR.

B Go

P 125f. (=, HI); TF 268 (=); F 78 'balgs' (=, HD); V 32 ‘belgr’ (=, Hl); J 629f. (=); Hh 19 (=); K 45f. 'Balg' (=, HI); Gr 111,103-7. ETYMOLOGIE Gm. belg-a-, intr., bedeutet ursprünglich, wie einige Reste noch zeigen, 'aufschwellen'; hat sich dann aber weitgehend zu 'zürnen' weiterentwickelt (vgl. z. B. lt. tumescó

*aufschwellen, wütend werden)

Die Etymologie ist schwierig zu beurteilen.

Am

besten zu vergleichen sind einige Ableitungen: zu bulstra-: apr. balsinis (m) ‘Kissen’ (*bholgh-ni-); einige Wörter der neueren sl. Sprachen, etwa skr. bläzina “Kopfkissen, Polster, Federbett’ (vgl. Vasmer, L 153, 1,103); av. barazis (n) ‘Kissen, Polster’. (Hierzu H. Willman-Grabowska in Symbolae Grammaticae

zu balg-i-z (m): (J. Vendryes,

in honorem J. Rozwadowski,

Bd. II, Krakau

1928, S. 167-71).

air. bolg ‘Sack’ m(o), hierzu (sekundär?) bolgaim BSL

41,

1941,

134-9:

"aufschwellen'

lautlich nicht sicher faßbares Wanderwort).

Daß es sich hier um ziemlich weit verbreitete Ableitungen eines nur im Gm. erhaltenen Verbs handeln soll, ist schwer zu glauben. Aber auch der umgekehrte Schluß,

daß das gm.

Verb aus diesen Wörtern

rückgebildet sein soll, ist unwahr-

scheinlich. Vielleicht täuscht hier der Schein, und die Nomina gehören nicht ursprünglich zu beig-a-, das seinerseits mit einiger Sicherheit auf das allerdings nicht sehr sicher rekonstruierbare bhela/bhle- 'schwellen' zurückgeführt werden kann. HERLEITUNG Idg. bhela/bhle- ‘schwellen, aufblasen' (P 120ff.) ist mit Vollstufe der ersten Silbe nicht sonderlich gut belegbar; die Vollstufe der zweiten Silbe s. unter blæ-a-. Auffallend ist, daß fast alles, was mit einiger Sicherheit hierher gehört, geminierten Auslaut aufweist. Dieser wird in der Regel auf n-Ableitungen zurückgeführt; expressive Verdoppelung ist aber durchaus in Betracht zu ziehen. Im Gm. kann auch -Il- aus -/2- vorliegen. (1t.) (W): follis, -is (m) 'aufgeblasener Schlauch’. (kelt.) (?): Die von P angegebenen kelt. Wörter gehören wohl nicht hierher: cymr. arfolli heißt ‘empfangen’, ffroen-foll ‘mit offenen Nüstern’ zu boll ‘offen’; air. ball *mánnliches Glied’ u.a. geht eindeutig auf die Bedcutung ‘Teil, Glied’ zurück, Das übrige steht in der Bedeutung fern. (gm.) (W): Die hierher gestellten gm. Wörter gehören vorwiegend den neueren Sprachen an. Älteres: ball- in awn. bgllr ‘Ball, Hoden’ (CV); ahd. balla ‘Kugel’ N; ae. beallucas pl. ‘Hoden’ W.

BELL-A-

101

(gr.) (H): gaArög (m), guArig (m) ‘Penis’. (-JBELL-A- 1 ‘treffen’ awn.: ahd.:

-n---d

bella, ball, —, —; abs., acc., ‘treffen’: C 2; (M) 1,2; isl. bella, -bellan, —, -bullun, -bollan; widar- 'abprallen, zurückstoßen’: GI 11,43,13 widerbillit: ludificata perit; Gl 11,666,65 widar- pullun: resultant; Gl I1,650,38 widarpollanas: repulsum; mhd. widerbellen ‘zurückspringen, widersprechen’, Die ursprüngliche Bedeutung dürfte ‘zurückspringen, zurückprallen' gewesen sein; im Lauf der mhd. Zeit wurde das Wort jedoch immer stärker an bell-a2 angeschlossen und als 'zurückbellen" aufgefaßt.

(far-): ahd. ‘aufprallen’ Gl 11,642,35 vurpollaniu: offensa (gehört kaum zu bell-a- 2). V 32 (a). ETYMOLOGIE Gm. bell-a- ‘treffen, aufprallen' hat keine eindeutige Vergleichsmöglichkeit; es dürfte jedoch zu den gm. und balt. Wörtern der Bedeutung ‘schlagen’ gehören, die auf eine Grundlage *bhel- zurückgehen (vgl. bleww-a-). BELL-A- 2 ‘bellen’

- «(e)--d bel-

awn.:

-(n)-

---

Nicht belegt; isl. bella (stv) heiBt nicht 'schallen', wie gelegentlich angegeben (etwa J), sondern *klatschen” und ähnliches, gehört also ziemlich eindeutig zu bell-a- 1.

ahd.:

Vom Simplex sind nur Präsensformen belegt, etwa Gl II,657,7 pillit: personat (latratu), auch bei N (swv?); gut belegt (auch mit starken Präteritalformen) im Mhd. (bellen). Es wird im Deutschen fast ausschließlich vom Hund gesagt, selten vom Lówen, Teufel, vom knurrenden Magen, (spáter von Fuchs und Hirsch), übertragen, 'keifen, zanken'. Komponiert: Gl 11,395,52 ingagan-pulli: oblatraret heißt an dieser Stelle *lästern’. Wenn der Glossator etymologisch übersetzt hat, gehört das Wort zu bell-a- 2. Zu bedenken ist aber ahd. firwazan "verfluchen* zu hwat-a‘stoßen’, so daß ein Anschluß an bell-a- I durchaus in Frage kommt.

ae.:

bell5-:

bellan 'brüllen' (vom Löwen, Eber): Rätsel, L; ebenso wie im Me., wo es das Brüllen des Bullen bezeichnet, nur Prásensbelege. ahd. pellon *brüllen' (vom

Esel) Gl

11,18,9 (rudere) (Wiss

bell-on (f): ahd. mistbella *Hofhund' GI 111,337,26 (licisca).

108).

102

BEND-A-

Mit einfachem Auslaut: bal-ja-m (n): awn. beli ‘das Brüllen’ S(CV) (—). bal(1)-jo-: awn. belja 'brüllen' (CV). Das Zentrum der vorliegenden Sippe ist das mhd. stv. bellen, das das Bellen des Hundes bezeichnet (mit anderen Anwendungen, die wohl als bildlicher Gebrauch zu verstehen sind). Im Englischen bezeichnet es vorwiegend das Brüllen des Bullen, möglicherweise ist auch belle ‘Glocke’ hierher gehörig. Das Wort wird also ursprünglich etnen plótzlichen, lauten Ton bezeichnet haben. P 123f. (zu 2); TF 266 (zu 1); V 32 'belja' (zu 2); J 629 (zu 1 und 2); Hh 19 (zu 1 und 2); K 64 (zu 1); Gr IIL91f. ETYMOLOGIE Die Etymologie von gm. bell-a-, intr. *bellen' ist unklar: (1) Der verlockende Vergleich mit ai. bhasati 'bellt, kláfft' (unter Annahme einer Grundform *bhels-) ist sowohl auf der indischen Seite schwach (vgl. Mayrhofer, L 158, IT, 497), wie auch auf der germanischen, denn die lautliche Herleitung der

Geminata aus -Is- ist zumindest nicht regelmäßig. (2) Als *bhels- (vgl. Seebold, L 185) zu einer Schallwurzel bhl-e- (vgl. It. flere ‘weinen’; mhd.

blæjen *blóken"; lett. billät, -uót laut weinen’, blét *blóken').

Viel-

leicht gehören hierher auch die balt. Wörter mit der (nicht emotionalen) Bedeutung ‘sprechen’ (etwa lit. pra-bilti ‘zu sprechen beginnen’). Ferner Guttural-Erweiterungen im SI. und Gr.; Dental- und Guttural-Erweiterungen im Gm. (vgl. P 154f. und 102, wo unnótigerweise *blé- mit b- angesetzt ist). Möglich, aber ohne Stütze. (3) Ein Zusammenhang mit bell-a- 1 ist durchaus zu erwägen, vgl. 'anschlagen',

‘(ein Gebrüll) ausstoßen’ und ähnliches.

Dies würde auch die häufig fließenden

Grenzen zwischen beiden Sippen gut erklären.

BELL-A- 3 ‘schwellen’ s. BEL-A-

BEND-A- ‘binden’ gt.: awn.:

ae.:

gnefsd

bindan, band, bundun, bundans; acc. “binden, fesseln’. binda, batt, bundo, bundenn; acc., 'binden'; *um-' (Vh 22 aus bi-); ‘ver-’ (Vh 38 aus fra-); 'zusammen-' (Vh 39f. aus ga-); (Pt. Sg. selten bant): E 1,3,4, C +;G 1,24, PE +, R +, S 12(D),3,4; isl, nn. binda. aschw.: binda +; schw. binda, dån., Bm. binde. bindan, band, bundon, bunden; acc. 'binden'; (auch swv L): B 2,4, cD +, Bo 1,3,4, A +; Àe +4, JE 1,3,4; VP 1,4, R! 122,4; L+, RD -1,4, R? +; me. binden, ne. bind.

BEND-A-

afr.: as.:

103

binda, band, bundon, bunden; acc., “binden, fesseln’; nwfr. bine. binden, band, bundun, -bundan; acc. "binden, fesseln’: H +; mnd., mnl, nnl. binden.

ahd.:

bintan, bant, buntun, gibuntan; acc., ‘binden, fesseln, gefangen MF 1,4; T +;0 +; BR -1,4, aD +; N +; mhd., nhd. binden.

(an-)

‘entbinden’: ae. B cD JE R' L RD

and-:

gt. ‘erklären’.

R?; afr.; as. H; ahd. MF

bi-

*umwinden': gt.; afr.; ahd. Gl 1,250,19 (subligare).

(far-) ga-

'verbinden, verpflichten': afr.; ahd. N. festbinden’: gt. (gefangen nehmen); ae. ++; as. H; ahd.

nehmen’:

O N aD

BR.

TO aD N.

bend-ó (f): gt. gabinda ‘Band’. bend-ón (f): ae. binde ‘Binde, Haarband' U(BT) (—), wudubinda *Reisigbiinder L; ahd. binda 'breites Haarband' N. bend-ja-m (n): awn. bindi 'Garbe' G (—). band-a-m (n) ‘Band, Fessel’: awn. band ++; afr. band; as. höbid-band 'Krone' H; ahd. bant (Gefángnis) O aD N. band-i-z (m) ‘Bande, Gefangenschaft’: ae. bend (auch fem.) B cD Go VP R! L RD R?; afr. bend (Band). band- (f) *Fessel”: gt. bandi (Band); ae. bend (s. band-i-z); as. bendi H; afr. bende (Binde). band-jón (m): gt. bandja "Gefangener”. band-jön (f): awn. benda ‘Band’ C G. band-eja- W: awn. alm benda ‘Bogen spannen’, hlifar benda ‘Schilde runden’ E C G R S; ae. bendan ‘binden, spannen’ cD Chr WH

Ges.

band-ila-z (m): awn. bendill “Garbenband’ EJ (Fr) (—); ahd. bendel 'Band' N. *band-sa- — bansa-z (m) HA: awn. bass ‘Kuhstand’ (CV); ae. in bösih ‘Krippe’ L (—. *band-sti- — bansti-z (m) HA: gt. bansts ‘Scheuer’; vgl. den ö-Stamm afr. böste *Ebe' (*Verbindung). Seit L. Diefenbach, Vgl. Wörterbuch, Frankfurt, 1851, S. 274; ferner Th. v. Grienberger, Untersuchungen, Wien, 1900, S. 43 und K. F. Johansson, IF 19 (1906), 114 ff.

bund-a-m (n) ‘Bündel’: ae. bund L; as. gibund sD. bund-ja-m (n): awn. handbyndi *Handfessel' (CV). bund-i (f): gt. gabundi ‘Band’. bund-nö-: gt. and-bundnan “entbunden werden’. P 127 (=); TF 259. (=); Gr III,132-139 (=).

F 93 (=);

V 37 (=); J 611f. (=); Hh 23 (=); K 78 (2);

ETYMOLOGIE

Gm, bend-a-, trans, ‘binden’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Grund-

104

BER-A-

lage bhendh- ‘binden’, von der aber sonst nur im Ai. (und vielleicht im Gr.) ein Verbum belegt ist. (It.): offendix, -icis (f) ‘Knoten oder zu halten' (Paulus ex Festo). (mir.): buinne "Einfassung, Armband’; (lit.) (W): befidras "Genosse, Gefährte’ und Gr.). gr. (W): neicpa, -atog (n) 'Schiffstau, schluß von nä&cxo, aor. £xa00ov leide’ ist nach

Frisk,

L

Band,

um

die Kopfbedeckung der Priester

bann (m) ‘Band, Verschluß’. (ähnliche Bedeutungsentwicklungen im Ai. Seil’; nevdepög ‘Schwiegervater’. Der An'empfange einen Eindruck, erfahre, erdulde,

155, II, 478f.

formal

naheliegend,

aber begrifllich

schwierig. Falls zugehórig, ist wohl nicht von 'zauberische Bindung' auszugehen, sondern eher von ‘gespannt sein’. ail:

badhnäti "bindet", PPP baddhå-.

BER-A- ‘tragen’

gnefsd

gt.:

bairan, bar, berun, baürans; acc., mit. Práp., 'tragen, leiden, gebären’; PPP in unbaürans “ungeboren’.

awn.:

bera,

bar,

böro,

borenn;

acc.

‘tragen,

bringen,

emporheben’;

'beschenken'

(Vh 24 aus bi-); 'gebáren' (Vh 40f. aus ga-); 'überwáltigen' (Vh 19 aus and-): E+,C+:G14PE+,R-+,5

+3 isl., nn. bera.

aschw.: bæra +; schw. båra, dån., Bm. bære.

ae.: afr.: as.:

beran, bær, bæron, boren; acc., ‘tragen, bringen, ertragen’: B +, cD +; Bo 1,4, A+;Ae+,JE+;VP+,R! +; L+,RD-+,R? +; me. beren, ne. bear. bera, —, —, beren (-o-); acc. ‘tragen, gebåren”. beran, bar, bärun, -boran; acc., ‘tragen, hervorbringen, besitzen’: H +, Gn 1,4; mnd. beren, mnl. beren.

ahd.

beran, bar, bärun, (gi)boran; abs., acc., 'gebáren, hervorbringen': I 1,2,4, MF 1,2,4; T +:0 +; BR -4, aD 23,4; N +; mhd. bern, nhd. gebären.

(an-): ae. 'schmålern* B cD W (inminutus); afr. 'entbehren'; ahd. 'entbehren' ON. (far-): ae. 'zurückhalten, unterdrücken’ B cD Bo; afr. ‘verwirken’; ahd. ‘sich enthalten, vermeiden’ O BR N. fra-: gt. 'ertragen”. ga‘gebären’: gt. (vergleichen, hinaustragen, antworten); ae. B cD Ae JE R! L RD R7; as. H Gn; ahd. I MF T O N. te-: ae. (fö-) ‘zerstreuen’ cD Ae(BT). unba-: ae. ‘wegtragen, hintragen’ B cD. uz-: ae. ‘aushalten’ cD Bo Ae VP R2; ahd. *hervorbringen' MF T, 'wiedergebären’ O, ‘unfruchtbar machen’ N.

ber-a- W: ahd. bere-haft ‘fruchtbar’ N.

BER-A-

105

ber-on (m): afr. wale-bera ‘Pilger’ (‘Stabträger’); ahd. aga-bero 'Rittersporn' ('Spornträger’) G! 111,551,43 (calcatrepa). ber-ila-z (m) H: awn. berill ‘Gefäß’ (Fr) (—); as. biril *Korb' H (—); ahd. biril ‘Korb’ T (—. ber-mön (m) ‘Hefe’ W: ae. beorma cD R! Go; ahd. berme Gi 111,389,10 (fex); vgl. as, and-bermian ‘läutern’ (defaecare) sD; (vgl. ‘Hefe’ zu ‘heben’; anders K 52 * Bürme"). ber-iba-m (n) WA: ahd. birid ‘Mutterschoß’ GI IV,150,51 (zu Kluge, L 179, $ 99 b?). ber-pa-m (n) W: ahd. berd "Gewåchs, Brut’ T (—). ber-bra-m (n): beordor 'Nachkomme, Geburt’ Bl. bar-a-m (n) W: ahd. einber, einpar “Eimer” (volksetymologische Umgestaltung von Amphora) Gl 1,635,55 (hydrias), eimberi (n) N, zwibar ‘Zuber’ T. bar-0-: ahd. barón nur in unsicheren Belegen. Vgl. Ahd. Wörterbuch, L 118, S. 825 (Wiss 22).

bar-ö

(f): awn. barar pl. 'Bahre* EJ (CV).

bar-ma-z (m) ‘Schoß, Busen’ W: gt. barms (i-Stamm); awn. barmr (in der Bedeutung ‘Schoß’ erst spät und wohl aus anderen Sprachen entlebnt; in der älteren Sprache ‘Rand’, wohl nicht hierhergehörig (CV); ae. bearm (Besitz) B cD JE L R?; as. barm H ; ahd. barm TON. bar-na-m

(n)

‘Kind,

Sohn’

W:

gt. barn;

awn.

barn

+ +;

ae.

bearn

+ +;

afr.

bern; as. barn (pl. Menschen") H Gn; ahd. barn T O BR aD. bur-a- (adj) W: ahd. bor ‘empor’ N, ‘Gipfel’ Gl L158,4 (fastigium). Zu einer derartigen Grundlage gehórt wohl das swv. bur-ja- in awn. byrja, ae. byrian, afr. bera, as. giburian, ahd. (gi-)burren, (Raven 28611), (vgl. gt. gabaurjaba 'gern", mit den Bedeutungen ‘sich erheben, anheben, beginnen’, ‘sich ereignen, zutragen', 'gebühren, sich gehören’. Das Verbum ist aber erheblich weiter verbreitet und besser belegt als irgend etwas, das als seine Grundlage angegeben werden kann. Das Ableitungsverhältnis ist deshalb unklar. bur-a-z (m) H: gt. gabatir *Festgelage'. bur-a-m (n) W: gt. gabaur 'Kollekte'; ahd. gipor *Nachkommenschaft' GI 11,636,31 (proles). bur-ön (m) W: ae. -bora in Kompositis, z.B. mundbora ‘Schirmherr’ B cD Bl W, das Simplex bora (Christ and Satan 488) wird in der Regel emendiert zu rædbora; afr. walu-bora ‘Pilger’ ('Stabtráger') Variante zu -bera s.o.; as. mund-boro ‘Schirmherr’ H; ahd. muntporo ‘Schirmherr’ Gl 1,268,23 (ultor, defensor). bur-jón (m) W: ahd. inpurro "Eingeborener' Gl 1312,40 (vernaculus). bur-i-z (m) ‘(der Geborene), Sohn’ W: gt. baür (vgl. aina-); awn. burr E C S(CV); ae. byre B cD Chr. bur-bi-z (f): gt. gabaurps ‘Geburt, Geschlecht’. bur-di-z mit ga- ‘Geburt’: ae. gebyrd (Schicksal, Geschick) B cD Bo; afr. berd, berth; as, giburd (auch m) H; ahd. giburt ++. bur-di-z (m): awn. burór ‘Geburt, Herkunft. C G RS.

106

BERG-A-

bur-atja- H: ae. borettan ‘schwingen’ (Schwert) OET. bær-ö (f) ‘Bahre’: ae. bær B cD RILR?; afr. bere; as. båra (auch n-Stamm) H; ahd. båra MF TO. b&r-i- (adj): awn. bærr “erträglich, gebührend’ C G (barn- “imstande, Kinder zu gebären’); ae. -bære, z.B. in westm-bzre ‘fruchtbar’ (Gr), Aelf. 27,15; afr. -bær, z.B. in frucht-bær ‘fruchtbar, schwanger’; ahd. -båri, z.B. in unthanc-båri *un-

dankbar’ T.

bär-ja-m (n) W: ae. gebære 'Gebürde' cD (pl. ‘Gebaren’) WH; as. gibäri ‘Aussehen, Benehmen’ H; ahd. gebäre *Gebaren' Wi; (vgl. ‘Be-tragen’). b&r-us-ja-z (m) WA: gt. berusjos pl. ‘Eltern’ (vermutlich Umdeutung des fem. Dual idg. Part. Perf. act. auf -wes-/-us-, also -ws-r-).

P 128-132 (=); TF 260f. (=); F 75 (=); V 33 (=); 3 612f. (=); Hh 21 (=); K 237 ‘gebären’ (=); Gr 111,139-169 (=). ETYMOLOGIE Gm. ber-a-, trans. “tragen, bringen’ (auch ‘ertragen’, ‘gebären’, 'emporheben' mit weiteren Bedeutungsverzweigungen) geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalwurzel bher- ‘tragen, bringen’. Vielfach suppletiv. lt.: fero, ferre ‘tragen’ (Perf. und Supinum suppl). Umbr. fertu ‘er soll bringen, tragen’. air.: berid ‘trägt’, them. Präs., 1-Pråt., in einigen Formen suppl. Cymr. cymrud ‘annehmen’ (aus *kom-). lit. (H): berià, berti (Pt. bériaíi) ‘streuen, ausschütten’ (Anschluß wegen der Bedeutung fraglich). aksl. (W):

bero, borati ‘sammeln, lesen, wählen’.

gr: ai:

Qépo trage’ (nur Prås.-Stamm). bibharti “trägt, stützt’, red. Präs., Prekativ eines Wurzel-aor., Perf. jabhära, babhåra (zum j- vgl. Mayrhofer, L 158, S. 476), PPP b/rtá-; auch them. bhårati. toch. AB: pär- “tragen, holen’, them. Präs., sonst suppl. BERG-A- ‘bergen’ gt: awn.:

ae.: afr.:

gnerfsd

bairgan, —, —, —; dt. (fara ‘vor’), ‘bewahren’. biarga, barg, burgo, borgenn; dt., refl., "bergen, retten’ (Vh 41f. aus ga-); 'schützen, begraben’; (auch swv): E 1,2,4, C 1,2,3; G 1, PE I, R 1,24, S 1,2,3(D),4; isl. bjarga, nn. berga (swv). aschw.: biergha 1,3,4 (auch swv); schw. bårga (swv); dàn. bjærge (swv), Bm. berge (swv). beorgan, bearg, burgon, borgen; dt., "bergen, schützen’: B 1,2,3, cD 1,2,3; Å 1,3,4; Ae +; me. berwen. nicht belegt, nwfr. bergje "bergen".

BERK-A-

107

as.:

Nur gibarg ‘bewahrte’ H; mnd, bergen, mnl. berghen, nnl. bergen.

ahd.:

bergan,

barg,

I 4, MF bi-:

burgun,

giborgan;

acc.,

refl., ‘bergen,

verbergen,

verstecken’:

1,4; T +; 0 +; BR -2,4; N +; mhd,, nhd. bergen.

ae. ‘sich hüten, schützen’

B WH.

(far-): ahd. ‘sich verbergen, verstecken’ ON. ga-

“bewahren,

verbergen’:

gt.; ae.

B cD Ae Chr; as. H; ahd.

MF

TO BR

N.

berg-a-m (n): ae. gebeorh ‘Schutz, Zuflucht’ cD VP WH Chr; ahd. giberg “Verborgenheit' O. berg-5 (f) W: awn. bjørg ‘Rettung’ E (vil- *willkomene —') C PER; ae. heafod-beorg *Kopfschutz' B; as. heri-berga ‘Herberge’ sD; ahd. her-berga "Herberge" N MM,

bain-berga *Beinschutz' Gl III,152,18 (ocrea).

berg-on (adj) W: awn. sjalf-biargi (auch andere Formen) “imstande, sich selbst zu helfen' S(CV). burg-ja- H: awn. byrgja 'einschlieBen' E C G R S; ae. byrgan *begraben' (Gr) VP L. burg-jon (m) ‘Bürge’ (vermutlich aus ‘Schützer’) H: ae. byrgea Ges; as. burgio sD; ahd. burgo Gi 1IL,317,57 ( fidei iussor). burg-&- H: ae. borgian ‘leihen’ W; ahd. borgen 'sich hüten, sorgen, schonen’ O BR N; (leihen’ als ‘ein Bürgschaftsgeschäft vornehmen'?).

P 145 (=); TF 265 (=); F 76 (=); V 39 (=); J 624 (=); Hh 20 (=); K 66 (=); Gr III,169-91 (oE). ETYMOLOGIE Gm. berg-a-, intr. (auch trans.) ‘bergen’ kann verglichen werden mit balt.-sl. *berg(*bhergh-) ‘verwahren, bewahren’. Eine Entlehnung dieser Wörter aus dem Gm. ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht mit Sicherheit auszuschlieBen (gegen Entlehnung V. Kiparsky, AASF 32,2, S. 59, da die sl. Wörter Ablaut zeigen). Einen Anschluß an ossetische Wörter, die auf *b(h)erg(h)- zurückgehen (anderer Guttural!) versucht V. I. Abaev. lit. (mdi.) (W): birginti ‘nicht viel ausgeben, sparen, geizig sein". aksl. (W): nebrégo, -brésti ‘außer Acht lassen, sich nicht kümmern, mißachten’. Zur Bedeutung vgl. noch russ. berece ‘hüten, bewahren’, ‘schonen, sparen’. ®iran. (H): osset. zmbzrzyn “bedecken’ (*ham-barz-), iværz ‘versprechen’ (*vi-barz-).

Vgl. V. I. Abaev, AION 4 (1962), 33. BERK-A- ‘bellen’ ae.:

-Qne---

beorcan, —, burcon, borcen; abs. ‘bellen’; acc. 'anbellen': (Gr) 1; A 1; Ae 1; Homilies (BTS) 3; LWS 1,170,16 fram hundum beon borcen ‘von Hunden angebellt’; me. berken (stswv) (auch übertragen ‘heiser schreien, prablen’ usw.), ne. bark (swv).

108

BEUD-A-

berk-a-m (n): ae. gebeorc ‘Gebell’ Aelf. 4,15f., beorc Variante zu gebeorc). bark-ön (f): ae. bearce ‘das Bellen’ OET. bark-eja- (H): awn. berkja 'prahlen' S(CV).

'Gebell'

LWS

128,20

(als

burk-0-: ae. borcian *bellen' (Gr) (—) (Wiss 64).

P 138f. (mE); TF 568f. (mE); V 33 ‘berkja’ (mE); J 623 (mE). ETYMOLOGIE Gm. berk-a-, intr. *bellen', trans. 'anbellen' (hierzu vielleicht die Bedeutung 'prahlen") hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Schallwörter, die lautlich entsprechen kónnen, aber in der Bedeutung ziemlich weit abliegen, kommen vor im Balt. und Slav. (zu Schallwörtern auf der Grundlage *bher- vgl. brem-a-).

BERST-A- ‘bersten’ s. BREST-A-

BEU-A-, BÜ-A- ‘werden, sein’ s. BEWW-

BÜ-A- ‘bereiten, wohnen’ s. BÓWW-ABEUD-A- ‘bieten’ gt.: awn.:

ae.:

-biudan, -baup, -budun, -budans; ana- *befehlen'. bidda, baud, budo, bodenn; acc. der Sache (dt. der Person), ‘bieten, bereiten’; ‘entbieten, einladen’ (Vh 15 aus and-); (anorw. selten budinn): E +, C +; G 1,2,4, PE 12,3, R +, S +; isl. bjóóa, nn. aschw.: biuda +; schw. bjuda, dán. byde, Bm. by(de). bé&odan, béad, budun, boden; acc. der Sache (dt. der Person) ‘bieten, (auch swv L): B +,cD +;Bo1,2,4, L +, RD 1,4; R? +; me. beden.

afr.: as.: ahd.:

gnefsd

gewähren, bod, bodø, byda. entbieten’;

A +; Ae +, JE 1,2; VP -1,22,3, R! -1,2,4;

biada, bàd, bedon, -beden; acc. 'bieten, geben’; biodan, bód, budun, -bodan; acc. der Sache (dt. mnd. beden, mnl., nnl. bieden. biotan, böt, butun, gibotan; acc. der Sache (dt. der refl. ‘sich opfern’: I 1,4, MF 1,2,3; T -1,2,3; O

nwfr. biede. der Person):

H

+, Gn 2;

Person), “bieten, darreicben'; +; BR -1244, aD -15; N +;

mhd., nhd. bieten.

(an-) bi-

‘entbieten, melden’: ae. cD VP; as. H; ahd. N. ‘gebieten’: ae. ++; afr.; ahd. Gl 1,206,17 (mandare); sekundär auch ‘'verbieten’ (L. Haessler, Lg 11, 1935, 211-215).

BEUD-A-

(far-)

109

fur-

‘verbieten’: (awn. fyrER); ae. G Bo Ae JER! L RD R?; afr.; ahd. TON; (ursprünglich 'gebieten'? vgl. L. Haessler a.0.2.0.). ‘verbieten’: gt.

gauz-

X"'gebieten, befehlen': ae. B cD Ae R2; as. H; ahd. ++. 'entbieten', ‘anbieten’: ae. B cD Ae L; ahd. MF O N.

beud-a-z (m): awn. bióór 'Darbieter' C (—). beud-a-z (m) ?: Nicht hierher gehörig ist wohl das Wort für ‘Tisch’ gt. biups, awn. bióór,

ae. béod,

as. biod,

ahd.

beot.

Ein

Zusammenhang

reichend wahrscheinlich gemacht werden. bud-a-m (n): awn. bod “Botschaft, Einladung’ ++; be-, ge- dsl.

++;

afr. bod ‘Gebot’;

kann

nicht

aus-

ae. bod “Befehl, Gebot’ cD L,

as. gibod ‘Gebot,

Befehl’

H;

ahd. bot

Gl 11,748,11 (auctoritas), bi-, gi- ‘Gebot, Befehl" ++. bud-ön (m) ‘Bote’: awn. bodi (Anzeichen, Anstifter eines Gerüchts) C G; ae. boda (Engel) cD Bo Go; afr. boda; as. bodo H Gn; ahd. boto TO BR aD N. Zu dem denom. bud-ó- vgl. Wiss 53f. bud-ila-z (in) 'Biittel, Herold’: ae. bydel (Prediger) Go WH DH; ahd. butil Gl 297,1 (lietor). *bud-s-ni- — busni-z (f): gt. ana-busns ‘Gebot’; ae. bysen “Vorschrift, Auftrag, Gleichnis’ cD Sol WH;

as. ambusan ‘Gebot’ H.

*bud-s-ni- — büsni- (n) HZ: awn. bysn “Wunder’ (EJ) (M); Verknüpfung möglich über eine Bedeutung "Vorzeichen', die Länge ist jedoch unregelmäßig. Auch für die außernordischen Formen (s.o.) Länge anzusetzen, sehe ich keinen Grund. P 150ff. (=); TF 274f. (=); F 41 'ana-' (=); V 40 (=); J 607f. (=); Hh 19f. (=); K 75 (=); Gr II1,68-82 (zw). W. P. Schmid, Studien, Wiesbaden, 1963, S. 60ff. (zu der formalen Differenzierung). ETYMOLOGIE Gm. beud-a-, trans. ‘bieten’ ('anbieten', ‘gebieten’, *entbieten', *verkündigen', 'grüfen, einladen’) läßt sich wahrscheinlich zurückführen auf die gemein-idg. verbale Grundlage bheudh-. Die Grundbedeutung dieser Sippe scheint gewesen zu sein: 'zum Bewußtsein bringen — sich bewußt sein — zum Bewußtsein kommen’, schon in idg.

Zeit weitgehend spezialisiert auf “wecken — wachen — erwachen'. Andere Anwendungsgebiete waren 'verkündigen — verstehen — erfahren’ (kelt., gm., gr., ai.), ‘beabsichtigen’ (balt.), ‘strafen’ (= ‘zur Einsicht bringen’ balt.), ‘aufmerksam sein, behüten’ (sl, ai). Damit lassen sich die meisten Bedeutungen des gm. Verbs verbinden; weniger deutlich ist der Übergang zu 'anbieten, darbieten'; hier waren wohl die Vorsilben entscheidend. air.: -bond-, Nasalprásens, red. Prät.; ad- 'verkünden, erklären’ (vgl. gm. an-); od- 'absagen, verweigern' (vgl. gm. far-). lit.: bundü, büsti, intr. 'erwachen' (auch übertragen); budi, -éti, intr. ‘wach sein,

110

aksl.:

BEUG-A-

Wache halten’; baudiit, baüsti, trans. 'strafen, züchtigen’, refl. ‘sich anschicken, beabsichtigen’, vez-bengti *wach werden’ (*bhudh-no-); beidg, b»déti, *wachen' ; bljude, bljusti *wahren, behüten, bewachen, acht geben'.

gr.: ai.:

me000pai, zovOGvopot, aor. Envßöunv, ‘ich erfahre, erfrage', act. me000 “teile mit’. —bódhati (auch budhyate) “wacht, ist aufmerksam, beobachtet, versteht’, Wurzel-

aor. (a-aor., red. aor.), PPP buddhå-. BEUG-A- ‘biegen’ büg-agt:

awn.: ae.:

biugan, —,

—, bugans; acc. *beugen';

g-- -"sd -ne(f)s-

refl. ‘sich biegen’.

—, —, bugo, bogenn; refl. ‘sich biegen’: (EJ) 3,4; (M) 3,4; isl. boginn. aschw.: bügha 1,2,4; schw. buga (swv). bügan, béag, bugon, bogen; abs. ‘sich biegen, sich neigen, sich unterwerfen’; ‘nachgeben, zurückweichen, fliehen’; ‘sich wenden, sich abwenden’: B +, cD

1,3;

A +; Ae

+, JE 2; L -2,3, R? -2; me. bowen, ne. bow (swv).

as.:

—, bög, —, -bogan; abs. ‘sich neigen’: Gn 2, sD 4; mnd. bügen, mnl. büghen (auch -ie-), nnl. buigen; vgl. nwfr. buge (swv). ahd.: biogan, —, —, gibogan; acc. ‘biegen, beugen’: T4; BR 4, aD 1; N 1,4; (starke Präteritalformen erst mhd.); mhd., nhd. biegen. (Auffällig ist die parallele Verteilung der Konstruktion und des Stammvokals: abs. mit 4, trans. mit eu. Zufall?).

(an-): ae. ‘sich unterwerfen’ cD Ae. bi-: ae. ‘entgehen, umgeben, sich erstrecken’ B cD Werferth (BTS). (far-): ae. ‘vermeiden’ (Gr) Bo Ae. ga-: gt. 'umbiegen' ; ae. ‘sich neigen, biegen’ B cD Ae L; ahd. ‘beugen’ G11,193,27 (incurvare). uz-:

ae. (d-) ‘sich neigen, zurückweichen' B cD Ae JE.

beug-a- (adj) W: awn. biügr ‘krumm’ C (M), biór- ‘vom Bier überwältigt’ E. beug-ön (m): ahd. biugo ‘Krümmung, Bogen’ N. beug-d (f) W: ahd. ferre-biega ‘Ableger des Weinstocks’ N. beug-ula- (adj.) W: ae. gebeogol 'unterwürfig' (auch andere Formen) Homilies (BTS). (Wórter mit der Bedeutung 'Hügel, Wulst' u.à. gehóren nicht hierher, sondern zu gm. beuh-, das möglicherweise eine Auslautvariante zu beug- ist). baug-a-z (m) ‘Ring’ W: awn. baugr ++-; ae. beag (Krone) ++; afr. båg; as. böggebo 'Ringspender' H; ahd. boug Hildebrandslied (dD) 33, Gl 1,277,19 (dextrale). baug-a-: ahd. unbouglih *unbiegsam' N,

BEUG-A-

111

baug-ön (f) W: ahd. bouga ‘Reif’ Gi 111,271,60 (dextrale). baug-i- (adj): ae. lide-big ‘mit biegsamen Gliedern, demütig’ Ae(BTS). baug-eja- ‘beugen’: awn. beygja E C PE; ae. biegan (unterwerfen) cD Bo Co (for*verachten") Go VP (ge-) R! L; afr. beia; as. bögian sD; ahd. bougen (neigen) N, (Raven tlf.). (Hierher auch gt. usbaugjan “ausfegen’? Vgl. die Bedeutungen der möglicherweise vergleichbaren iranischen Wörter bei P 152/2). baug-isla-m (n) W: ae. bigels "Bogen, Gewölbe’ Aelf 314,2f. bug-ón (m) ‘Bogen’: awn. boge (Krümmung) ++; ae. boga B cD VP; afr. boga; as. swibogo (haplologisch aus *swibi-bogo) ‘Gewölbe’ sD; ahd. bogo N. bug-&- W: ahd. bogen 'gebückt gehen’ N. bug-i-z (m): awn. bugr “Windung’ E C PE S; ae. byge ‘Bogen’ OET; as. vorbuge: pectolina ('Brustriemen”) Gi III, 389,78 (Gallée,

Vorstudien, S. 431).

bug-ja- ‘kaufen’ H: gt. bugjan; awn. byggja (verleihen) (CV); ae. bycgan cD Bo Chr VP (bi-) L RD (ge-); as. buggean H. (Wörter der Bedeutung ‘biegen, drehen' usw. zeigen gelegentlich die Bedeutungsentwicklung *winden, wandeln’, ‘tauschen, kaufen’; es sind in diesem Fall jedoch keine Zwischenglieder

belegbar). bug-nó-: awn. bogna 'sich bücken' (M).

bug-ila-z (m) W: awn. bygill 'Steigbügel' G. buh-ti-z (£): awn. HZ knes-föt ‘Kniegelenk’ (falls aus -bót assimiliert) E; ac. W byht *Bucht' U(BT). P 152f. (nur 1); TF 273f. (=); F 96 (=); V 40f. (nur 1); J 606f. (nur 1); Hh 38 (nur 1); K 74 (=); Gr IIL36-42 (=). ETYMOLOGIE Gm. beug-a-, trans., büg-a-, intr. ‘biegen, beugen’ (auch 'zurückweichen') hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Am nächsten kommt eine Variante idg. bheug- (statt *bheugh- wie durch das Gm. vorausgesetzt), die im Indischen (und mit lautlichen Besonderheiten im Keltischen) vorkommt. Vergleichsmóglichkeit auch mit anderen Sprachen, falls die Bedeutung ‘fliehen’ zugehörig ist (wie durch das Ae. nahegelegt); Diskussion hierüber bei Mayrhofer, L 158, II, 504ff. Varianten:

(1) ai.: bhujáti “biegt, krümmt', spátes PPP bhugna-. (air.) (WU): fid-bocc m (o) ‘Bogen’ (zum Schießen,

übertragen

Das erste Glied ist das Wort für ‘Holz’, das zweite ist unklar.

gesetzt und mit gm. büg- (mit gramm. Wechsel!) verglichen. eher *bhug-no-, vgl. analog Thurneysen,

L 133, $150.

'Regenbogen").

Meist als *bhuk- an-

Sehr unwahrscheinlich;

Ferner KZ 33, 1895, 77.

air. bongid ‘bricht’ vgl. brek-a-. (2)

It.: fugio, fügi, -ere, ‘fliehen, entfliehen;

verschwinden,

lit. (W): bügstu, bügti, intr. ‘erschrecken, Furcht bekommen’, gr.: Yebyo, aor. Epuyov “ich fliehe, schrecke zurück’.

verderben’.

Zu

112

BEWW-

BÜL-A-, BEUL-A- ‘schwellen’ s. BEL-*A*BEWW- (bei-, beu-) "werden, sein’ (vgl. bóww-a-). ae.:

aws.: Sg. 1. 2. 3. Plural PPP

Spws.:

--efsd

merc. (VP):

— ndh. (L):

(nicht belegt) bist bid bioó

eo biom biom byst bis(t) bist byó bió bió beod biod bidon (biodon) gebeon (Chr 1096) me. ben, ne. be. Im Ae. ist ein volles Prásensparadigma von bew(w)- einem vollen Prásensparadigma von es- (s.d.) gegenübergestellt (genauer: Präs. Ind., bei den Modi sind die Verhältnisse etwas komplizierter). Der Unterschied besteht im wesentlichen darin, daB es- für die Gegenwart und in zeitlich nicht

afr.: as.: ahd.:

bestimmten Aussagen (bei Sätzen mit konkretem Subjekt) steht, außerdem in der Bedeutung ‘existieren’; während bew(w)- in Sätzen mit konkretem Subjekt einen futurischen Sinn hat (‘werden’) und in Sätzen mit abstraktem Subjekt etwas Allgemeingültiges ausdrückt. Vgl. Karl Jost: beon und wesan, Heidelberg, 1909 (= AF 26) sowie H. M. Flasdieck (a.u.a.O. S. 337ff.). Nur 1. Sg. bim, bin. 1. Sg. bium (-n), 2. Sg. bis(t). Sg. 1. bim (-n), 2. bis(t); Pl. 1. birum (-n), 2. birut.

Obwohl die Etymologie des vorliegenden Verbs vóllig sicher ist (es handelt sich um die gemein-idg. verbale Grundlage bheua-/bhii- ‘wachsen, werden’, die in mehreren Sprachen das Verbum substantivum suppletiv ergánzt), ist sowohl die ursprüngliche gm. Lautform als auch die ursprüngliche gm. Flexion unklar. Der Lautstand der idg. Grundform würde ins Gm. verschoben *beww-/*bü- ergeben (zu beww- vgl. die dehnstufige Form böww-a- und die L 185 aufgestellte Regel), doch sind diese Formen nirgends mit Sicherheit zu erkennen. Die Beurteilung wird dadurch erschwert, daß mit einem j-Präsens oder einer ei-Erweiterung gerechnet werden muß, einmal, weil sie den gm. Lautstand (2./3. Sg.; i-Formen des Anglischen) besser erklären würde, und zum andern, weil die Präsentien der westlichen Nachbarsprachen so gebildet sind. Aber schon die Frage, ob in den außergermanischen Sprachen ein j-Präsens oder eine ei-Erweiterung vorliegt, ist nicht mit Sicherheit zu klären. Auf ein j-Präsens scheinen die italischen und keltischen Sprachen insofern zu weisen, als von der iBildung nur präsentische Formen gebildet werden können (die sich dann mit anderen Stämmen suppletiv zusammenschließen); auch das umbr. fuia läßt sich am leichtesten als *bhu + j auffassen. Dem stehen im Osten Formen gegenüber, die nicht speziell

BEWW-

113

präsentisch sind (im Baltischen z.B. ausschließlich ein Präteritum bilden) und die deshalb auf eine i-Erweiterung zurückgehen müssen. Man kann diese beiden Gruppen nun als ursprungsverschieden ansehen (was durch die Funktionsverschicdenheit gestützt wird), aber wirklich zufriedenstellend ist dies nicht. Eine eingehende Untersuchung dieser Frage liegt leider nicht vor, doch könnte man auf Grund der belegten Formen etwa folgende Entwicklung ansetzen: Die ursprünglichste Bildung war wohl ein Wurzelaorist *e-bhua-m — ebhüm. Dieser ist unmittelbar belegt im Ai. und Gr.; in einigen anderen Sprachen ist er vermutlich dem dort geltenden Präteritum angeglichen worden. So sind wohl zu erklären aksl. 3. Sg. by, lit. 3. Sg. buvaü (der alte Zustand vielleicht in mdl. bá, vgl. E. Fraenkel, ZsPh 20,302), It. fui und móg-

licherweise auch die keltischen Pråteritalformen. Ein Präsens gab es auf Grund der Bedeutung ursprünglich wohl nicht, doch scheint verhältnismäßig früh eine eiErweiterung gebildet worden zu sein (*bhwei-/bheuj-/bhuj-), deren Funktion nicht zu bestimmen ist. Von dieser Erweiterung bildeten die westlichen Sprachen ein Präsens (italisch, keltisch, vielleicht germanisch, vielleicht griechisch); die östlichen Sprachen verwendeten sie für andere Formen (ob sie auch im Indo-Iranischen zu belegen ist, ist umstritten). Die Bildung eines Prásens erfolgte in diesen óstlichen Sprachen nicht einheitlich: das Ai. hat ein thematisches Präsens, das Aksl. ein Präsens von einer d-Erweiterung mit Nasalinfix und das Lit. ein n-Prásens. Unter dieser Voraussetzung würde sich für das Gm. ergeben (thematisches Präsens von einer Grundlage *bhw-ei-; das früh geschwundene i ist eingeklammert, nach dem Schrägstrich stehen ebenfalls mógliche Entwicklungen): Sg. 1 idg. 2 3 Pl. 1 2 3

*bhwei-ó *bhwei-e-si *bhwei-e-ti *bhwei-o-mes *bhwei-e-te *bhwei-o-nti

>

gm.

*bijö > wgm. *bis(i) * bib(i) *bijom(i)z *bib(i) *bijonp(i) (/d)

*biu *bis *bih *bijam (Jiu) *bih *bijanb (Jiu, [d)

Für die 2./3. Sg. (theoretisch auch 2. PI.) müßte ferner eine Kürzung angenommen werden, für die genügend Gründe geltend gemacht werden kónnen: schwachtonige Stellung, Ausgleich nach den *bij-Formen, Nebeneinander von *bis und is. In der weiteren Entwicklung hätte der Gleichklang der 2. Personen bis und is auf die auseinanderfallenden I. Personen (*biu und *im) eingewirkt, so daB einmal nach der es-Reihe ausgeglichen wurde (ahd., afr. bim), einmal nach der b-Reihe (ae. eom), in einer weiteren Form wäre nur das -m übertragen worden (ae. biom, as. bium). Im Friesischen, Sächsischen und Deutschen wären dann die beiden Reihen zusammengelegt worden, wobei im Ahd. das Aufgehen von *im/is in bim/bis auch zu 1./2. Pl. birum/birut aus *irumjirut geführt hätte. Im Englischen wäre im Plural biad zu erwarten gewesen, und so ist die Form selten auch geschrieben (die noch erhaltene echte Form?), in der Regel wäre sie aber in ihrem Vokalismus nach der 1. Sg. ausgerichtet worden (ebenso in ihrem Gefolge der Inf., Imp. und das sekundáre PPP).

114

BEWW-

Die ndh. Form biodon mit Kürze wäre an die 2./3. Sg. angeglichen worden. Damit ergeben sich für die Erklärung der gm. Flexion folgende Möglichkeiten: (1) Thematische Flexion der Grundlage bheus- wie ai. bhavati. Im wesentlichen so vertreten von J. Schmidt, KZ 25 (1881), 594-598 und J. v. Fierlinger, KZ 27 (1885), 439ff. Dieser Ansatz hat nichts für sich als den Vergleich mit dem Indischen. (2) Eine entsprechende Grundlage, sekundár in die athematische Flexion übergeführt (wegen der Stellung im Verbalsystem: nur Prásens mit suppletivem Práteritum; beseitigt im Gotischen und Nordischen). So, ohne nähere Ausführung, W. Scherer, Zur Geschichte der deutschen Sprache, Berlin, 21890, S. 307ff.

Dies würde

die 1. Sg. recht gut erklären: *beww-mi — ae. biom, as. bium (ae. beo kann sich sekundår nach den Verba contracta gerichtet haben); ähnlich der ae. Pl. *beww-npi

— beoó (durch Ausfall von w vor u und des Nasal vor Spirant). Bei den übrigen Formen hilft dieser Ansatz nicht weiter. (3) Ein j-Präsens von der Schwundstufe bhuo-. So H. M. Flasdieck (a.u.a.O.). Die Entwicklung wáre die gleiche, wie die oben für eine ei-Erweiterung geschilderte, doch ist der Ansatz Flasdiecks Sg.

1 *bhw-ijo, 2. *bhw-isi, 3. *bhw-iti ziemlich un-

wahrscheinlich: *5bhu2-jo hätte sicher *bAhujö ergeben, entsprechend die 3. und 2. Sg. Ein Ansatz -i- nach den gotischen langsilbigen jan-Verben verbietet sich schon aus dem Grund, daß die vorausgehende Stammsilbe hier kurz ist (die von Flasdieck in Anspruch genommene ‘besondere lautliche Struktur’ müßte zuerst einmal durch Parallelen erhártet werden); abgesehen davon, daß es etwas miBlich ist, diese gt. Besonderheit auf das Altenglische zu übertragen. (4) Der Ansatz einer ei-Erweiterung mit thematischer Flexion (wie oben ausgeführt). So zuerst, mit überzeugenden Darlegungen, F. Kluge, Beitr 8 (1882), 339 ff. Ich halte diese Erklärung für die beste. Sie ist als richtig erwiesen, wenn gt. bijandzuhban ‘zugleich aber auch’ zum vorliegenden Paradigma gehört.

P 146-150 (=); TF 272f. (=); Hh 20 (=); K 78 ‘bin’ (=); Gr IIL,13-20 (=). H. M. Flasdieck, E Studien 71 (1936/37), 321-349, bes. 327ff. ETYMOLOGIE it.:

Nur Perfekt fui “ich war’ (zu weiteren Einzelformen vgl. Ernout-Meillet, L 127, S. 665f. unter sum). Gleicher Stamm mit entsprechender Bedeutung in osk.-umbr. fu-. Die i-Bildung in lt. fiö (nur Präsens, Passiv zu faciö, vgl. Ernout-Meillet, L 127, S. 213 unter facio) ‘werde, geschehe'; *fient', umbr. fuia ‘hat’ (E. Fraenkel, IF 60, 1952, 149).

air.:

vgl. osk. filet

Von bheus/bhü- gebildet sind fast alle auBerpråsentischen Formen und der Konjunktiv des Präsens des Verbum substantivum und der Kopula; außerdem von der i-Bildung ein nur beim Verbum substantivum vorkommendes *'consuetudinal present’ (vgl. Thurneysen, L 133, $8 784-812). Das consuetudina: present (3. Sg. biid) entspricht formal It, fio (vom gleichen Stamm sind ge-

BLAND-A-

115

bildet Imperfekt und Imperativ), die übrigen Formen sind weniger durchsichtig. Entsprechend sind die Verháltnisse im Cymrischen, wo das consuetudinal present (3. Sg. bydd) It. fiö und air. biid entspricht, das Perfekt (3. Sg. bu) stammt von bheua- ist aber in Einzelheiten unklar. Außerdem ist der Konjunktiv und Imperativ von diesem Stamm; das gewóhnliche Prásens (und Imperfekt) aber von es-. lit.:

gr.: ai.:

Morris-Jones,

L 142, $189).

büti (Prät. buvaii) ‘sein, werden’ (Präsentien bünk und büvit sind wohl sekundär), Vollverb und außerpräsentische Formen des Verbum substantivum und der Kopula. Von der i-Form alit. und mdl. bit(i) ‘war(en)’. Vgl. E. Fraenkel, ZsPh 20 (1950), 276f., 302ff. (mit Literatur). Zu den Optativformen vgl. E. Fraenkel, Sprachliche, besonders syntaktische Untersuchungen ... (— Beihefte KZ

aksl.:

(Vgl.

14), Göttingen,

1947, S. 33 mit Anm,

5 (mit Literatur).

byti ‘sein, werden’, Vollverb und außerpräsentische Formen des Verbum substantivum und der Kopula. Im Präsens steht das imperfektive jesm» von es- neben dem perfektiven bodp, einer d-Erweiterung mit Nasalinfix von bhü-. Von der i-Form der Konjunktiv bime. (Literatur wie unter lit.). Qoo (mdi. quio, also j-Präsens) ‘bringe hervor, zeuge’, pbopoı ‘werde, wachse', Wurzel-aor. Epvv “wurde”. Die i-Erweiterung in giw (n) ‘Keim, Sproß’. bhävati ‘er wird, ist’, Wurzel-aor. (a-aor., red. aor.), die i-Erweiterung in iranischen Formen, die aber umstritten sind (H. H. Schraeder, Orientalistische Literaturzeitung 44, 1941, Sp. 193-201).

Pokorny stellt diese Sippe weiter zu *beu, bheu -"blasen’ (—'schwellen' werden"), was aber im Hinblick auf die Lautmalerei der einen und die feste Verankerung der anderen Wurzel fragwürdig ist. BLAND-A- '(hinein-) mischen’

g

ne(f)s

d

blend- — (g)(n) (o) (D (s) (3) gt.: awn.:

blandan, —, —, —; refl. + dt. (oder mip), ‘sich abgeben mit jemandem'. blanda, blett, blendo, blandenn; ‘etwas (dt.) in etwas (acc.) hineinmischen’ (etwa Gift in ein Getränk), ‘etwas auflösen in etwas’; seltener ‘mischen’ (gleiche Mengen); übertragen (meist refl. + vió) ‘sich mit jemand einlassen, abgeben’ (besonders geschlechtlich); PPP ‘gemischt’ (besonders abwertend: durcheinander, schlecht): E 1,2,4, C 3,4; G 1, PE 3,4, R 1,4, S 1,2(D), 3(D),4; isl., nn. blanda (swv).

schw. blanda (swv), dän., Bm. blande (swv). ac.:

blandan, —, —, blanden; acc. + mid, ‘mischen’ (Gr), 'hineinmischen' OET. Die Beurteilung des Präteritums ist schwierig. Es kommen vor: geblendon Christ 1437, geblondan Andreas 33, (opt.) blende Rätsel 40,59, geblende W 425,38, geblond W

527,18.

Man

faßt in der Regel

die Formen

mit -e- als

schwache Präterita nach der I. Klasse auf (und die Indikativ-Form geblende kann auch nicht anders erklärt werden), entsprechende Formen im Präsens

116

BLAND-A-

und PPP gibt es aber erst im Me. zierte

as.:

Präterita

handeln,

die

Es könnte sich deshalb um normale redupli-

sekundär

als schwache

Präterita

umgedeutet

wurden (in formaler Anlehnung an blendan 'blenden'?) Die Formen mit -0- faßt man als ‘reduplikationslose Präterita’ auf (H. Flasdieck, A 33, 288): B -4(-feax ‘grauhaarig’), cD -1,4; L -4; me blenden, ne. blend (swv. s.o.). Nur giblandan *mit etwas (Bósem) vermischt’ (von den Gedanken gesagt) H;

mnl. blanden (swv). ahd.:

blantan, bliant, —, giblantan; acc., *anstiften, zusammenbrauen' (Simplex nur einmal bei O): O 1,2; N -4; mhd. enblanten.

(an-):

ae. PPP ‘-gemischt’ cD (—); ahd. Gi 1V,220,26 inficians: caplantanti, PPP *ungünstig, feindselig’ N, vgl. mhd. ‘sich (oder jmd.) etwas sauer werden lassen’.

ga-

‘zusammenmischen’:

bland-a-m (n) W:

awn.

ae. cD

Bl

W

L, PPP

'vermischt’; ahd.

O, PPP

i bland *unter' (CV), mjadar-bland “Metbereitung’

N.

G; ae.

geblond "Gewiihl, Durcheinander’ (besonders von Wasser, Schnee u.å.) B cD.

bland-o-: awn. blanda “mischen’ (aus dem stv) E S. bland-ön (f): awn. blanda ‘Gemisch’ (besonders aus Molken und Wasser) (CV). bland-eja- 'blenden' H: ac. blendan cD (ä-) Bo JE (å-) RD (å-); afr. blenda; ahd. blenden (verblenden) N, (Raven 9). Zu ae. blendan *mischen' s.o. beim stv. Außerhalb der Ablautreihe stehen: blend-a- (adj) ‘blind’ H: gt. blinds; awn. blindr (unsicher, unwissend) ++; ae. blind cD Bo JE VP L; afr. blind; as. blind H; ahd. blint ++. blund-ó- H: awn. blunda ‘dösen’, — augum ‘die Augen schließen’ E PE S(CV). blund-a- ?: Das Wort für ‘blond’ dürfte nicht hierhergehóren (trotz blonden-feax *grauhaarig' s. o.). P 157f. (=); TF 285 (=); F 98f. (=); V 42 (=); I 646 (=); Hh 26 (=); K 84 ' Blendling’ (=); Gr 111,254-257 (oE). ETYMOLOGIE Gm. bland-a- bedeutet wohl ursprünglich ‘etwas in etwas anderes hineinmischen’, ‘etwas in etwas anderem auflösen’; häufig übertragen: ‘sich unters Volk mischen’, ‘etwas Böses anstiften'; daraus später die Bedeutung 'zusammenmischen'. Die Ausgangsbedeutung kann genau verglichen werden bei einem lit. Verbum mit e-Ablaut und der Bedeutung "Essen mit Mehl anrühren'. Die lit. Sippe zeigt aber Bedeutungsübergänge zu 'trübe, dunkel’, 'Schláfrigkeit', ‘umherschweifen’, *verschåmt sein, die Augen niederschlagen’, ‘schwach sehen’. Dies laßt es ratsam erscheinen, auch die gm. Wörter ‘blind’ und *blenden' in Betracht zu ziehen, wie oben getan wurde. Danach kann die Grundbedeutung kaum etwas anderes gewesen sein, als ‘auflösen, verschwimmen', woraus sich alle Bedeutungen teils als Weiterentwicklung, teils als

BLANG-A- — BLÆ-A-

117

Übertragung verstehen lassen, z.B. wäre ‘blind’ aus ‘verschwommen’ entstanden. Völlig sicher sind diese Zusammenhänge selbstverständlich nicht. lit.: —blgsti (blästi) "Essen mit Mehl anrühren' (nicht mehr im modernen Lit.). Die Sippe vgl. bei Fraenkel, L 146, S. 47f. unter blandüs. aksl. (H): blede, blesti "irren, schwatzen”. HERLEITUNG Auf Grund der Bedeutung könnte als Herleitung eine Nasalierung zu idg. mel-dh (neben mel-d ‘schmelzen’ s. melt-a-), konsonantische Erweiterung von mel- *mahlen, schmelzen’ (vgl. mal-a-), also *ml-n-dh- angesetzt werden, doch ist das Lautliche (ml- zu bl-) nicht sicher genug. -BLANG-*A- (7) (schweilen, zürnen)’ ae.:

--€---

Nur äbloncgne (pl.) 'erzürnt' L. Dieser nur einmal vorkommenden Form ist sicher keine Selbständigkeit gegenüber åbolgen (s. belg-a-) zuzugestehen. R. Jordan, Eigentiimlichkeiten des angl. Wortschatzes, Heidelberg, 1906, S. 77 falt sie als 'nasalinfigierte Form’ zu belg-a-; aber dies ist ohne Stütze. Auffällig ist das Vorhandensein eines cymr. blwng ‘verärgert, zornig, traurig’. Sollte ae. åbolgen in diesem Fall nach einem keltischen Wort umgestaltet worden sein?

BLÆ-A- ‘blasen’ ae.:

afr.: ahd.:

-(n)ef(s)d

bläwan, bleow, bléöowon, bläwen; abs., ‘blasen’ (auch auf einem Instrument); (die Form blefla L wird nach E. Sievers, Beitr 26, 1901, 557f. meist als Schreibfehler erklärt; die alte Deutung als Rest einer reduplizierten Form wird wieder

aufgenommen von Å. S. C. Ross, L 182, S. 135f.): cD 1, (Gr) 4; Bo 1, A 2,4; Ae +, JE 2; VP2, R! 1,3; L +, RD 1,3, R? 2; me. blowen, ne. blow. Nur Prät. Sg. on-blé “hauchte ein’. In der Regel swv, nur noch gelegentlich starkes PPP -blåen *aufgeschwollen': N inblahen *aufgeschwollen' ; Gl 1,62,18 contumax: zuplahaner, ziplaner ; mhd.

biZjen (swv), nhd. blähen (swv). (an-): ae. 'einhauchen' W, PPP ahd. PPP 'aufgeblasen' N.

auch

‘aufgebläht’

Beda

(BT);

afr. 'einhauchen';

(far-): ae. ‘blasen’ A(BT) L R2. ga-:

ae. 'einblasen, ausspeien' L RD

te-: uz-:

ae. 'auseinanderblasen' cD RD; ahd. PPP 'aufgeblasen, hochmütig' Gl. s.o. ae. (à-) ‘blasen’ (Instrument) cD Ae RD.

R?.

118

BLEJK-A-

blz-ja-: ahd. plåen ‘blasen’ BR MF (za- ‘sich aufblåhen”) (aus dem stv), (Raven 8f.). blæ-ja-z (m) W: awn. blær “Brise, Himmel’ (EJ) PE. blæ-da-z (m) (oder u-Stamm?) "Wehen, Blasen’: ahd. caplåt Gl 1,142,33 (flamina); ae. blæd cD Chad. blæ-drön (f) “Blase W: ahd. plätra Gl 1,327,6 (vesica); as. blàdara sD; ae. bl&dre OET.

bla-drön (f) ‘Blase’ (Ablaut oder Kürzung?) W: awn. bladra (M).

P 120ff. (=); TF 283 (=); V 46 ‘blzr’ (=); J 627f. (=); Hh 26 (=); K 81 'bláhen' (=); Gr HI,234-238 (=). ETYMOLOGIE

Gm. biz-a-, intr. ‘blasen’ zeigt die Vollstufe der zweiten Silbe von idg. bhela/bhlé-. Sicher vergleichbar ist nur ein lt. Verbum, das jedoch einen anderen Vokal aufweist (-å-). Die Erklärungen für diesen Unterschied gehen auseinander (P: *bhla-jö, Ernout-Meillet: nur Anlaut vergleichbar), für das Lateinische dürfte aber mit einem Ansatz von langem / sonans (aus -/a-) auszukommen sein, so daß sich die beiden Sprachen nur in der Ablautstufe und Präsensbildung unterscheiden würden. Die Formen mit Vollstufe der ersten Silbe s. unter belg-a-. Vgl. ferner die Erweiterung blæs-ar. lt.: — ffo, flavi, flatum, “blasen, gießen (Metall)’. BLEIK-A- ‘schimmern’

awn.:

ae.:

--efsd

bleikj-a-

-n-

blikk-

-- (e)-- (d)

-- -

blikja, —, bliko, —; abs. ‘glänzen, funkeln’; (im Awn. haben die starken Verben auf -eik- stets j oder v als Übergangslaut, was aber keine besondere Stammbildung ist; vgl. Noreen, L 27, $ 263): E 3, C 1,3; PE 3; isl. blika (swv). blican, bläc, blicon, blicen; abs., “leuchten, schimmern': B 1, cD 1,2,3; BI -4; me. blicen.

afr.: as.: ahd.:

blika, —, —, —; abs., ‘sichtbar sein’; nwfr. blike (stswv). blikan, —, —, —; abs. ‘glänzen’: H 1, Gn 1; mnd. blicken (swv), mnl. bliken, nnl. blijken. -blihhan, —, —, —; N -1 (mhd. sind alle Stammformen belegbar bei er-, verblichen *erbleichen’); mhd. -blichen, nhd. bleichen (stswv). Vor allem im

Deutschen ist das stv in der Bedeutung unter den Einfluß des Adj. 'bleich' geraten. blaik-a- (adj) W: awn. bleikr ‘gelblich glänzend’ E C (M); ae. bläc ‘glänzend, leuchtend' B cD Bo, blåc-ern 'Laterne' R!; as. bjek ‘glänzend, bleich' H; ahd. bleih "bleich, fahl’ N,

BLEIK-A-

119

blaik-eja- W: afr. blésza ‘sichtbar machen’. blik-a-m (n) W: awn. blik ‘Glanz, Blech’ (Fr), hlunn- ‘glänzende Türflügel’ (?) E; as. blek ‘Mectallblättchen’ sD; ahd. bleh ‘Blech’ Gl 1,323,44 (lamina), ‘Glanz’ G1 1,323,6 (de auro mundissimo), blig ‘Blitz’ N.

blik-ön (€) W: awn. blika ‘Blitz’ C; ae. ofer-blioce ‘Oberfläche’ OET. blik-ö- ‘glänzen, funkeln': awn. blika (CV); ae. blician Na (—); (Wiss 52f.). blik-i-z (m) W: ae. blice 'Bloflegung eines Knochens’ Ges. blik-no- W: awn. blikna 'erblassen' (EJ) (M). blik-s-mön (m) W: afr. bliksen ‘Blitz’; as. bliksmo ‘Blitz’ H. Mit Intensiv-Gemination:

blikk-a-z (m) W: ahd. blic ‘Blitz’ Gi III,239,24 ( fulgur). blikk-ja-: ahd. piplicken ‘glänzen’ Gl 1,12,35 (fulgere) (Raven 10). blikk-&- W: ahd. blecchen 'blecken' N. blikk-atja-: ac. blicettan ‘glänzen’ OET; ahd. blecchezen ‘glitzern’ N

(Raven

9).

P 156f. (=); TF 286f. (=); V 44 (=); 3 644 (=); Hh 27 (=); K 83 (=); Gr 1,243 ff. ETYMOLOGIE Gm.

bleik-a-, intr. “mit fahlem Licht schimmern’ (vom Mond,

Sternen usw., daraus

einerseits ‘schimmern’, andererseits *bleich") läßt sich vergleichen mit einer balt.slav. Sippe *bleig- ähnlicher Bedeutung. Der Auslaut ist wegen den angefügten Erweiterungen (ursprünglich Pråsenszeichen) nicht ganz klar; lit. -Sk- weist aber

angeblich auf einen Palatal, so daß *bhleig- vorauszusetzen wäre. ht.:

— blykstü, blyksti *bleich werden’. Eine Variante mit -zg- in blizgéti 'flimmern' usw, (lautliche Herkunft unkiar). aksl.: blasto, blestati “funkeln, glänzen’ (*bhlig-sk-j-); vgl. auch bliskati ‘glänzen, schimmern’ (*bhlig-sk-). HERLEITUNG Die Basis könnte ein *bhlei- ‘glänzen’ sein. Keine der bei P 155f. angeführten Bildungen zeigt jedoch sicher die unerweiterte Basis. Erweiterungen sind: *bhlei-k- (P 157) spät und unsicher belegt. Zu russ. bleknuto *welken, bleichen, verschießen’ vgl. Vasmer, L 153, 1,91. *bhlei-d- (P 160 unter bhlaid-) in gm. blait-a- (adj) 'bleich': ae. blät cD und in aksl. blöde *bleich, fahl'.

Die Wurzel liegt wohl vor in bhel- *bleich sein’ (P 1186): lit.: 5qfü, balti *bleich werden”. (aksl.): béljo, béliti “bleichen, weiß machen’ (vermutlich Faktitivum zu bels *weif"), (gr.): polög ‘weiß’.

120

BLES-A- — BLEWW-A-

Die Wurzel bhel- hat noch bhl-eg-, bhl-es-). Da daneben mern’ wahrscheinlich gemacht zen’ als Ausgangspunkt aller keitsverhältnis ist aber formal

zahlreiche andere Erweiterungen (vor allem bhel-g-, (erheblich weniger deutlich) auch ein *bher- ‘schimwerden kann, wird gelegentlich bha- "leuchten, gländieser Bildungen angesetzt. Eine solches Abhängignicht erklärbar.

BLÆS-A- ‘blasen’ gt: awn.:

afr.: as.: ahd.:

g n (e) (*f) Ps d

-blesan, —, —, -blesans; üf- pass. ‘sich aufblàben'. blåsa, bles, bléso, blåsenn;

abs. ‘blasen’ (auf einem Instrument), *ausschnau-

ben’; 'aufblasen' (Vh 48 aus 3f): E 1,22, C 124; G1, PE L2, R 1,2, S +; isl. blása, nn. blaasa. aschw.: blåsa 1 (sonst schwach); schw. blåsa (swv), dàn. blæse (swv), Bm. blasa (swv). Nicht belegt; erst nwfr. blaze, blieze (beides entlehnt). Nicht belegt; erst mnd., mnl. blasen, nnl. blazen. blåsan, blias, bliasun, giblåsan; abs. (präp.), *blasen’ (auch auf einem Instrument): T 1,2,3; O 1,2; N 1,2; Exhortatio (dD) 7 caplasan PPP; mhd., nhd. blasen.

(far-): ahd. ‘zerstäuben, in den Wind schlagen’: Gl 1,684,18 (exsufflare). ga-: ahd. ‘Atem schöpfen’ N (—). uz-: ahd. ‘ausatmen’ Gl 1V,326,35 (exhalare) (—). blzs-a-z (m) ‘Lufthauch’: ae. blæs (BTS) (—); ahd. blås Gli 111,239,29 ( flatus). blas-ö (f): as. blåsa 'Lufiblase" sD; ahd. blåsa “Trompete! N (—). bl&s-ön (m): ahd. hornpläso ‘Hornbläser’ Gl 1,293,48 (tubicina).

bl&s-ta-z (m): ae. blæst ‘Brise’ cD WH; ahd. plast ‘Hauch’ aD. blæs-tra-z (m): awn. blåstr ‘Blasen’ C PE. blas-ta-z (m) ?: Wohl nicht hierher gehörig ist ae. blæst "Flamme" cD, ahd. ana-blast “Ansturm, Angriff’ N, blesten ‘stürzen auf” N usw. obwohl sie bedeutungsmäßig aus ‘blasen’ hergeleitet werden könnten.

P 120ff. (=, HI); TF 283 (=, HI); F 511f. uf” (=, HI); V 42f. (=, HI); J 627f. (=, Hl); Hh 26 ‘blöst’ (Vw); K 81 ‘Blase’ (=, HI); Gr IIL,236ff. (=, HI). ETYMOLOGIE Gm. blæs-a- *blasen' ist eine nur germanische Erweiterung der Basis bhle- (vgl. blæ-a-). BLEWW-Agt: as.:

‘schlagen’

g(?n)--sd

bliggwan, blaggw, bluggwun, bluggwans; acc., ‘schlagen, geißeln’. Nur ütbliuwid ‘schlägt heraus’ (excudit) SD; mnl. blouwen (-u-).

BLEWW-A-

ahd.:

121

bliuwan, blou, bluwun, gibluwan; acc. ‘schlagen’ (besonders einen Menschen). Das Präsens wird ahd. in der Regel mit -iuu- geschrieben, der Pl. Prät. mit -u- (bluon, Vermeidung der Schreibung -uuu-?) Ob der Vokal des PI. Prät. und des PPP bei den Verben bliuwan, kiuwan, hriuwan, briuwan lang oder kurz anzusetzen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Die Schreibung

bei N (geblian) weist auf Kürze, die Stellung in der klingenden Kadenz bei O (ruwun, bluwun) und die Schreibung Gl 11,361,15 gecüwan auf Länge. Die fehlende ‘Brechung’ besagt dagegen nicht viel, da auch im Präsens ganz ent-

sprechend -iu- stets erhalten bleibt. Im Mhd. erscheint in den strittigen Formen -u-, -iuw- und -ouw-; offensichtlich ist der etwas unfeste Übergang zwischen Stamm und Endung durch analogische Einführung eines Diphthongen (nach Präsens und Prät. Sg.) gestärkt worden. Der ursprüngliche ahd. Zustand war wohl — trotz R. Kögel, Beitr 9 (1884), 540ff., der die Lehrmeinung

(-å-, -ü- 1m Ahd.) begründet hat, — -uww- — -uw- (mit Kürze), vgl. das Gotische.

Andere Formen sind sekundär.

T 1;

O 1,3; N 1,4; BR 4, aD 1; AJPh

55 (1934), 231 mactabat: plau; mbd. bliuwen, nhd. bleuen (swv). (far-): ahd. 'zerschlagen' G1 L222,14 (obtundere) (—). ga-: ahd. 'zerstoDen' Gl 1,542,44 (contundere) (—). te-: ahd. 'hándeln' Wessobrunner Beichte (dD) 145,19. uz-: gt. 'durchbleuen'. bleww-ro-: ahd. bleuaron ‘schlagen’ Gl IV,200,21 (cudere) (—). bleww-adön oder -ada-z (m) ‘kleiner Keil? WZ: awn. *blegöi (Nur Pluralform in der Krókarefs-Saga überliefert, und zwar in der Schreibung -óg-. Der Ansatz ist also hóchst unsicher,

obwohl

er durch

Formen

der modernen

Sprachen

gestützt werden kann; vgl. nn. bløyg und V 43). bluw-ila-z (m): ahd. pluvi! *Mórser' Gi 11,205,41 (pilum), weskinpluil “Wäschestampfer’ (fullonis vecte). P 125 (mE); TF 287 (oE); F 100 (oE); V 43 'blegói' (HI); K 84 (oE); Gr IIL257ff.

(zw). A Gaters, KZ 75 (1958), 80-86.

ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. bleww-a-, trans. ‘schlagen’ hat keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. Anschließbare Wörter für ‘schlagen’ auf einer Grundlage *bhel- sind: *bhel- (mit Geminata) in gm. bell-a- 1 ‘treffen’ (s.d.). *bhel-d (P 124) in gm. bult-a-z (m) ‘Bolzen, Pfeil’: ahd. polz Gl IV,183,31 (catapulta); ae. bolt W;

sowie in lit. beldZiu, bélsti *pochen,

klopfen’.

*bhl-ag- (P 154) in It. flagrum (n) ‘Geißel’; awn. blak (n) 'Schlag' (CV); lit. blaskai *ausgeklopfte Weizenkörner’ (-g-sk-).

122

BLÓ-A- — BLÓT-A-

BLÖ-A- ‘blühen’

(g) (n) e (f) (s) (d)

ae.:

blöwan, bléow, —, blöwen; abs., ‘blühen, wachsen’: cD 1,2,4; Bo 1; Ae 1,4; VP 1,2; me. blowen (stswv), ne. blow.

ga-:

ae. “blühen, erblühen’ cD Bl.

blö-ja- ‘blühen’: afr. blöja (—); as. blöjan H ; ahd. bluan O N (aus dem stv), (Raven 11). bló-ma-m (n): awn. blöm 'Biume, Frucht, frisches Laubwerk’ C S. blo-mon (m) ‘Blume, Biüte': gt. blöma (für 'Lilie); awn. blöme C S; afr. blöma; as. blómo

H ; ahd. bluomo

I N. Ae. blöma bedeutet ‘Metallmasse’ und ist wohl

nicht hierhergehórig. Das Kompositum gold- WH könnte 'Dotterblume' bedeuten, dies geht aber aus dem Zusammenhang nicht hervor. blo-món (f): ahd. bluama “Blume? O. blö-di-z (f) ‘Blüte, Frucht’: ae. blæd cD JE R!; ahd. bluat O. blö-stmön (m): ae. blöstma “Blume, Blüte' cD Bo VP (f). Außerhalb der Ablautreihe steht: bla-da-m (n) ‘Blatt’ W: awn. blad C G S E (stjornar- 'Blatt des Steuerruders’); ae. blæd cD; afr. bled; as. blad H; ahd. blat

T BR

N.

P 122 (=, HI); TF 283f. (=); F 100 “bloma’ (=, Hl); V 45 ‘blom’ (=, HI); I 626f. (=, Hf); Hh 28 (=); K 86 ‘Blume’ (=); Gr 111,239-242 (zw). ETYMOLOGIE Gm. blö-a-, intr. 'blühen' läßt sich mit It. und kelt. Nomina vergleichen (idg. bhlö-). Wenn die Bedeutung ‘Blatt’ zugehörig ist, läßt sich cine Wurzel *bhel- als Grundlage feststellen, die etwas weiter verbreitet ist.

Weiterer Zusammenhang mit bhlé- “blasen,

schwellen’ (vgl. 5/2-a-) kann nicht genügend wahrscheinlich gemacht werden. (It): flos, -ris (m) “Blume, Blüte’ (s-Erweiterung oder Ableitung). (mir.): blåth (m) ‘Blüte, Blühen’; cymr. blawd (m) ‘Blüte’. HERLEITUNG (lt): folium (n) ‘Blatt’ (*bhol-). (gr.) (Z): göAAov ‘Blatt’ (unregelmäßige Vertretung der Schwundstufe?). (mir.): bileoc *Bláttchen', bile (m) ‘Baum’.

(toch. A): pält “Blatt”. BLÖT-A- ‘(einen Gott) verehren’

gne--d

gt:

biötan, —, —, --; acc., (Gott) dienen, verehren'.

awn.:

blóta, blet, bleto, blötenn; abs. oder mit acc. der verehrten Gottheit und dt.

BNOÖWW-A-

123

des Opfers, “opfern, durch Opfer verehren, morden' (meist swv): G 1, PE 4, R 4, Heimskringla (D) 3,4; isl. blota (swv). schw. blota (swv), dän., Bm. blote (swv). ae.: ahd.:

E 1,4; C 1;

biótan, bleot, bleoton, —; abs. oder acc. des Opfers und dt. der Gottheit, (auch swv): cD 1,2; A 1,3. bluozan, —, —, gibluozan; ‘opfern, verehren': Gl L180,27 immolu: plozzu,

ploazu; G11,46,33 immolata: kaplozaniu; in den Formen Gi 1,409,18 adolerent: pleruzzun und Gl 1,312,68 immolaret: capleruzzi kann ein Rest der alten Reduplikation gesehen werden; mhd. (in mnd. Form) bluoten (swv). (an-): ga-:

ae. ‘opfern’ cD (--). ahd. ‘opfern’ Gl. s.o.

blöt-a-m (n) ‘Opfer’: awn. blöt C G PE R; ae. blot Ges; ahd. ploaz-his "Tempel" Gl 1,144,22 (fanum). blot-a-z (m) W: awn. skaldblötr ‘der die Dichtung pflegt’ C.

blot-o-: awn. blóta ‘opfern’ ++ (wohl aus dem stv). blöt-eja- H: Zu einer solchen Bildung möglicherweise gt. us-bloteins 'Flehen'. blöt-ez H: Zu einer solchen Bildung vielleicht ae. bletsian ‘weihen’ cD JE VP L RD, vgl. H. M. Flasdieck in ‘Sybaris’, Festschrift Hans Krahe, Wiesbaden, 1958,

S. 35. *blot-stra- — blöstr-a-m (n) ‘Opfer’: ahd. b/uostar I T; vgl. gt. gup-blostreis *Gottesverehrer”. P 154 (=); TF 287 (=); F 100f. (=); V 45 (=); J 643 (=); Hh 28 (=); Gr IIL259f. (zw). ETYMOLOGIE Gm. blöt-a-, trans., intr. vergleichen mit (1t.) (FH): flamen, -inis (m) Meillet, L 127, S. lautlich weniger gut

"einen Gott (durch ein Opfer) verehren' ist vielleicht zu ‘Priester’ (aus *bhlåd-men?). Zur Bedeutung vgl. Ernout239. Der Vergleich des lt. Wortes mit ai. brahman geht auf; er ist abzulehnen nach P. Thieme, ZDMG 102 (1952),

91-129; vgl. auch Mayrhofer, L 158, 11,452.

*BNOWW-A- (nü-, bnöw-, ?nuww-) '(zer-) reiben’ gt: awn.:

Nur bnauandans (Ähren) zerreibend' (stv?). Nur einmal Pt. bnere (Heilagra Manna S.); sonst gna, gnera, acc. (präp.) (EJ) -1, (M)

ahd.:

gn---?d

1,2, beides

‘reiben’, “aneinander

reiben’.

Nur G1 1,136/137,26 edissere: kiscapan edho noen; Gl 1,136/137,27 explanare: cascapan, kinoen (stv? Hierher gehórig?).

124

BÖWW-A-

*(b)nöw(w)-ila- > no-ila-z (m) W: ahd. nuoil ‘Hobel’ G1 1,612,42 (runcina). *(b)now(w)-eja- — nü-ja- W: awn. gnyja ‘rauschen’ (von einem reibenden Geräusch von Wind und Wasser) (CV). *(b)nöww-0- — rnuww-ó-: nisl. nugga 'reiben'? (vgl. aber nudda 'reiben'). Die Erklárung des Lautstands dieser Formen ist verzweifelt unsicher. Als Vokal ließe sich aus awn. -å-, gt. -au- ein -öww- (wie bei böww-a-) erschließen, für dessen Auslaut (-ww-) isl. nugga (+ *bnuggva) eine Stütze sein könnte. Aber neben letzterem steht auch nudda, was seine Aussagekraft stark herabsetzt (expressive Bildungen?), außerdem geht das Präteritum bnere wie bei den -öw-Verben und anders als bei bua, das biö/bioggo zeigt, und schließlich paßt das ahd. -5- nicht zu diesem Ansatz. Andererseits ist ein Ansatz -ów- mißlich wegen der nordischen Pråsensform gmia, da für -ów- normalerweise -ó- zu erwarten wäre (róa usw.). Die Anlautformen bn-, gn- (und n-) hat man seither zusammenzubringen versucht,

indem man von r- (oder An-) ausging und b- und g- als Reste der Vorsilben bi- und ga- ansah. Dies würde zwar den Lautstand erklären, aber die Voraussetzung ist völlig unwahrscheinlich: bi- und ga- stoßen den Vokal in so früher Zeit (gt.!) nicht aus, und schon gar nicht wenn dadurch eine so schwer sprechbare Anlautgruppe wie bn- entstehen würde. Ich würde als Arbeitshypothese von einem Anlaut *g*hn- ausgehen, der lautgesetzlich bn- ergeben hätte (vgl. L 186) und der durch unregelmäßige Erleichterung der schwierigen Konsonantenfolge gm. *gwn- auch gn- hätte ergeben können. Ich kann allerdings keinerlei etymologische Stützen für diesen Ansatz beibringen. Vgl. noch als Variante ae. (ge-) cnuan ‘zerreiben’ LWS 11,270,3 11,52,1 11,340,15

usw., mnd.

cnauwen, nnl. knauwen

‘kauen, zermahlen'.

P 436f. (mE); TF 298 (mE); F 101f. (zw); V 180 (mE); J 339f. (mE); Gr IV,1125f. (mE). ETYMOLOGIE

Gm. bnöw(w)-a- ‘reiben’ hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit.

Die Etymo-

logie wird durch die Unsicherheit des Lautstandes stark erschwert. Wörter mit der Bedeutung 'stoBen-drücken-reiben' haben im Indogermanischen nicht selten den Anlaut

“Tektal

+

n' (vgl. P 370-373;

436f.;

559-563).

Der

*gen-, *ghen- und *gen- ist aber sicher nicht gerechtfertigt. mit diesen zusammenhängt, muß offen bleiben.

BÖWW-A- ‘wohnen, bereiten’

Ansatz

von

Wurzeln

Ob und wie bnów(w)-a-

|

gne(f)sd

(vgl. beww-). Bt:

bauan, —, —, —; abs., *wohnen' (mip ‘mit’, in 'in"), ald — ‘ein Leben führen’, liuhab — “im Lichte wohnen’; Prät. nach sw. III (nur einmal belegt).

BÖWW-A-

awn.:

125

bua (böa), bió (auch biogga u.à.), bioggo (buggio u.ä.), biienn; abs. ‘weilen, wohnen’; acc. *bereiten' (Bett, Feuer u.ä.), 'Hauswesen gründen, schmücken’

(Vh 42 aus ga-); selten ‘bewohnen’; E+4+,C+:G+,PE+,R+,$S aschw.

bóa (schwach,

PPP ‘ausgerüstet, geschmückt, bereit’:

+; isl. bla, nn. bua (swv).

mit starkem

PPP

und

einer einmal

belegten

starken

ae.:

Prüsensform; außerdem starker Pl. Prät., besonders runenschwed., wie awn., sonst büpe); schw., dàn., Bm. bo (swv). büan, —, —, bilen, (Präteritum sw., s.u.); abs. *weilen, wohnen’; acc. *be-

as.:

wohnen': B 1,4, cD 1,4; Bl -4. Nur Inf. büan, der nach den Verhältnissen

ahd.:

ga-:

der anderen

Sprachen

als stark

flektiert aufzufassen ist (formal könnte es sich auch um einen der häufiger vorkommenden Infinitive auf -an bei swv. handeln), sonst swv. (s.u.); mnd. buwen (swv), mnl., nnl. bouwen (swv). Schwaches Verb, das jedoch bei O unregelmäßige Práteritalformen zeigt, die als Reste von reduplizierten Bildungen aufgefaBt werden kónnen: 3. Pl. Ind. biruun *wohnten'; 2. Sg. Opt. biruuuis '(wo du) wohntest'. Auf ein starkes Prásens kónnen Nominalformen wie Gl 1,190,5 inhabitabile: unpuantlih weisen. Ein starkes PPP ist erst im Mhd. belegt (gibuwen “eingerichtet, bebaut’); mhd. buwen, bouwen, nhd. bauen (swv, bedeutungsmäßig denom.). gt. etwa ‘nisten’; ae. ‘eine Wohnung

Schwache

Verben (zur Beurteilung vgl. H.

beziehen’ B cD. M.

Flasdieck,

A 59, 1935, 89-93 und

A 60, 1936, 295-299): *boww-ja- > buww-ja-: awn. byggja, -va “bewohnen, siedeln' + leicht auch nordh. bya, das abweichend von wests. bua *erlangen' (possidere) zeigt. *boww-ja- > bü(w)-ja- (wohl Fortsetzung des red. Verbs): ae. besitzen’ L RD (vielleicht mit einer ursprünglicheren geflossen, s.0.); afr. büwa ‘wohnen’; as. büan ‘wohnen, H Gn; ahd. büwen

‘wohnen’, (spät) “Ackerbau

+; ae.: hierher vielauch die Bedeutung nordh. bya ‘wohnen, Bildung zusammenbleiben’ (nur Prát.?)

treiben’, auch trans. "bewoh-

nen’, (spät) ‘bebauen’ O BR aD N, (Raven 23). *boww-0- — büw(w)-ó- (Fortsetzung oder Parallelbildung von sw. III s.0.?): ae.: alt-wests. bügian, büde, spüt-wests. bügian, bügode ‘wohnen, bewohnen’ (Präteritum in dieser Form weniger häufig); daneben spát-wests. bogian, bögode “wohnen, bewohnen’ (Präsens seltener, Prät. häufiger), zu vergleichen mit afr. bögeie “wohnen”. Nomina:

*höww-a- — bü(w)-a-z (m) "Wohnsitz': ae. bà (oder n?) cD Chr L; ahd. bà (Land) O. *böww-a- — báü(w)-a-m (n): awn. bá “Gehöft’ EG PE S; ae. bà “Wohnsitz’ (oder m?); as. bü "Wohnung, Haus’ H.

126

BÖWW-A-

*howw-on > bülw)-on (m) Bewohner’:

awn. bie G, berg- (Bergbewohner) E; ahd.

erd-püwo *Erdbewohner' N, büwa (f) Bezeichnung der Ceres N. böww-i-z (m): awn. bær, bør, selten byr "Hof, Gehóft' ++;

afr.: hierher half be ende

half bodel ‘Hälfte des Hauses und des Hofes’? *boww-ra-m — bü-ra-m (n) 'Gemach': awn. bur 'Frauengemach' E, ‘Scheuer’ G; ae. bür ‘kleines Haus’ B cD Chr; ahd. bar ‘Frauengemach’ Hildebrandslied (dD) 21. boww-l-

?: Hierher werden

zum

Teil einige Wörter für ‘schwellen,

Beule’ usw.

ge-

stellt, deren Herkunft sehr unsicher ist. Für eine Etymologie kommen in Frage *bhel>- (s. bel-, belg-) ‘blasen, schwellen’, das den Ablaut nicht erklärt, oder /-Ableitungen zu *beu/bheu- ‘blasen, schwellen’ (P 98-102) oder idg. bheua- “wachsen, werden” (mit Rücksicht auf gr. güpe, ‘Gewächs, Geschwulst"), wobei wohl nur die Wurzelstufe böww- in Frage kommen würde. Eine Entscheidung ist nicht zu treffen, zumal der Vokalismus schr stark auseinandergeht (å, au, ö, u). Ich führe einige dieser Bildungen hier auf und bezweifle im übrigen ihre Zugehörigkeit, denn sie hätten eine in der Sippe sonst längst nicht mehr anzutreffende Bedeutung (wachsen, schwellen") beibehalten: gt. ufbaulibs "hochmiitig" ('aufgeschwollen"); awn. böla (f) ‘Blase’ (CV), beyla (£) ‘Buckel, Geschwulst’ (CV); ae. byl(e) (BT BTS); afr. bél(e) 'Beule”; mnl. buylen *schwellen”; zu ahd. bulla *Blase' und paula ‘Blatter’ vgl. Schatz, L 122, $ 255. Vgl. bel- und belg-. *boww-ni- > bü-ni- (adj): ae. det byne land ‘das bebaute Land’ A(BT), wohl aus dem PPP entwickelt. *bóww-di- > bü-di-z (f): awn. bud 'Hütte, Aufenthalt C G R. *böww-dla-m > bi-dla-m — budla-m (n) W: ae. bold ‘Haus’ cD Chad WH, (hierzu auch byldan “bauen’), bot! cD Go (zum Lautlichen vgl. Sievers-Brunner, L 80, $ 183,2 und $ 201,3); afr. bodel ‘bewegliche Habe’;

as. bodal 'Grund-

besitz' H. *boww-bla- — büpla-n — bupla-m (n) WM: awn. ból (norw.) "Hof", (isl.) "Lager eines Tieres’ E (nart- *Nacbtlager) C PE U; entweder so zu beurteilen und mit lit. bükla “Wohnsitz, Lager’ zu vergleichen, oder als *boww-la- aufzufassen und mit gr. gwAeög (m) 'Tierhóhle' zu vergleichen. Es ist aber wohl nicht ratsam, mit TF 272f. die norw. Bedeutung mit dem lit., die isl. Bedeutung mit dem gr. Wort zu verknüpfen. beww- ?: Nicht hierher gehörig ist die Sippe beww- ‘reiben’ in ahd. bewen, bouwen ‘reiben, aufreiben', ae. beowan, biewan ‘reiben, scheuern'; ferner (wie It. fero

‘reibe, scheuere, reibe Korn aus’ zu triticum "Weizen”) awn. bygg ‘Gerste’; wohl auch (über ein ö-Verbum) as. bewod, etwa 'Ernte' (nur einmal), und vielleicht auch das in seiner Bedeutung unklare bewo gpl. (das sicher nicht *Ernte' bedeutet); die ae. Glosse manticum: handful beouaes bleibt besser aus dem Spiel, da ja nicht einmal das It. Wort klar ist.

BÖWW-A-

127

Die Sippe böww-a- ist formal sehr schwer zu beurteilen. Zuerst zur Rechtfertigung des Ansatzes böww-: -ów- wird verlangt durch das Gt., -ww- durch die nordischen Formen mit -gg-. Auf den gleichen Ausgangspunkt weist die Etymologie. Dieser Komplex erscheint nun im Gotischen (sicher belegt nur vor Vokal) als bau-, in den übrigen Sprachen vorwiegend als bü(w), daneben aber auch bó-. Für das Ae. und Afr. (ó nur in dem ón-Verb) setzt Flasdieck, A 59, 92f. eine q-Erweiterung der Wurzel (*bhówa-q- > bóh- mit grammatischem Wechsel, ‘wahrscheinlich denominativ’), also eine ganz andere Bildung an. Dies ist nach den Regeln der vorliegenden Grammatiken formal die einzige Móglichkeit, nach den Belegen und der Bedeutung ist es aber gänzlich unwahrscheinlich. Im Englischen sind bügian und bögian (von denen nach Flasdieck das g beim ersten Schreibung für j sein soll, beim zweiten eine q-Erweiterung) eindeutig dasselbe Verb; statistisch sieht es so aus, daß das Westsächsische sich von báügian, büde zu bügian, bögode entwickelt (mit zahlreichen anderen Formen und Durchbrechungen dieses Schemas nach beiden Richtungen). Für das Friesische (bögeia neben buwa) gilt von der Bedeutung dasselbe, die Chronologie kónnen wir hier nicht so gut überschauen. Aber auch in dieser Sprache erscheint die Schreibung -g- in den Flexionsformen der ön-Verben, und daß das Flexionselement an dieses g noch einmal antritt, ist nicht ohne Parallele, vgl. afr. endigie u.à. bei v. Helten,

L 96, 8 299, A I und die Ausbreitung des g im Àe. Woher das ö der

Stammsilbe kommt, bleibt freilich unklar. Dieses Nebeneinander ö/ü bereitet auch die gróDten Schwierigkeiten in den nordischen Sprachen. Ganz allgemein gesprochen sieht es dort so aus, daß das Ostnordische ó zeigt, das Westnordische in der Regel 4, aber auch (teils mundartlich, teils nach den verschiedenen Bildungen ausgerichtet) ö. Das Mißliche ist, daB in dieser Stellung sowohl mit einem Wandel å zu ö (etwa für das Aschw.:

Noreen,

L 28, $121) wie auch ó zu å zu rechnen ist, wobei keiner

von beiden in seinen Bedingungen, seiner Ausdehnung und seiner zeitlichen Festlegung klar ist. Die ältere Forschung rechnete meist mit einer Verteilung westnord. ü-ostnord. ó (entweder primär aus öww oder sekundär aus 4) mit mundartlicher Ausbreitung der o-Formen nach Westen. Neuere Forschungen haben aber gezeigt, daB diese Deutung der Beleglage nicht gerecht wird (O. v. Friesen in Symbolae Philologicae

O. A.

Danielsson,

Uppsala,

1932,

S. 86ff.;

D.

A.

Seip,

AASF,

B 84,

Helsinki, 1954, S. 67-74). Die neuen Ergebnisse aber, nämlich buajboa und snua/snöa aus ursprünglichem o, dagegen gnua/gnoa und trüa/tröa aus ursprünglichem à, sind auch nicht viel befriedigender; denn mindestens für bua und trua ist, abgesehen von der Flexion, von einander entsprechenden Grundformen auszugehen. Solange sich keine bessere Möglichkeit zeigt, wird man davon ausgehen müssen, daß die seltene und komplizierte Gruppe -oww- im Nord- und Nordseegermanischen zweifach behandelt werden konnte (wobei die Verteilung nicht lautgesetzlich ist): einmal mit Beibehaltung der Vokallänge und Kürzung der Geminate zu böw-, und zum andern mit Beibehaltung der Geminate und Kürzung der Vokallänge 0 zu u. Das im zweiten Fall entstehende -uww- wäre vor j noch erhalten (in awn. byggva, wenn man für dieses nicht von der Grundlage beww- ausgehen will, was aber wegen der Bedeutung

128

BRAUT-A- — BRÆD-A-

ausgesprochen miBlich ist), in den anderen Fällen wäre es zu büw- weiterentwickelt worden. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß ein Verbum, das mit Dehnstufe aus einem anderen Verbum gebildet ist, nicht mehr ablauten kann (weder in seiner Stammbildung, noch in Ableitungen). Das å kann deshalb nicht als 'Schwundstufe’ bezeichnet werden, wie dies gelegentlich geschieht. Vgl. beww-, ferner F 83f. (=); V 63 (=); J 604f. (=); Hh 29 ‘bögian’ (=); K 56 ‘bauen’ (=). ETYMOLOGIE Gm. böww-a-, intr. ‘wohnen’, trans. ‘bereiten’ ist eine gedehnte o-Stufe von idg. bheua- ‘werden, wachsen, sein’ (vgl. flöw-a- zu pleu-). Das Intransitivum geht auf die Bedeutung ‘sein’ zurück, das Transitivum auf ‘entstehen lassen’ aus ‘werden lassen’ (eigentlich kausativ). Formal vergleichbar sind: aksl.:

ai:

izbavljg, lassen’.

-baviti ‘retten, befreien, erlósen'

(iz- —

"heraus”), pro-

‘fortwähren

bhävayati “bringt ins Dasein’ u.ä. (regelmäßiges Kausativum). Der Bedeutung nach kann hier auch It, faveo "ich stärke, bin gewogen, fördere”

angeschlossen

werden

(J. Gonda,

Mnemosyne

111,9,

1941,

112-128).

Die

formale

Beurteilung ist aber schwierig. BRAUK-A- ‘beugen (?)’, *zimmern (?) s. BRÓK-ABRAUT-*A- ‘brechen’

--€---

(vgl. breut-a-). ae.:

bréotan ‘brechen, töten’ (nur dichterisch) bildet sein Präteritum meist nach der reduplizierenden Klasse: abreot B, abreoton Andreas u.a., außerdem PPP

abréoten B; wohl infolge der Unsicherheit gegenüber einem archaischen Wort und wegen der Verwechslungsmöglichkeit mit schwachen Präterita wegen des auslautenden Dentals (swv. belegt abreotte VP). Vgl. ferner H. M. Flasdieck, A 60 (1936), 267 (— mundartlich). BRÆD-A- ‘braten’ awn.: ae.: afr.: as:

-nefsd

Nicht belegt. aschw.: brådhin ‘geschmolzen’. (bradan), —, —, -bræden; ‘rösten, backen’: DH -4; die Prásensbelege sind wohl überall zum schwachen Verb gehörig, vgl. LWS 11,50,22 gebræd ‘röste”. bröda, —, —, —; acc., *braten'. —, -bred, —, -brädan: sD -2,4; mnd., mnl. braden, nnl. braden (swv. mit st.

PPP).

BREGD-Aahd.:

brätan, briat, —, gibrätan; acc., 'braten':

129 O

1,4 (Fische); Gl 1,636,47 frixit:

kipriat ; mhd. nhd. braten. ga-

“braten, rösten’: ae. DH; as. sD; ahd. O.

bræd-ön (m) ‘Braten’: ae. brzde W ; ahd. präto G11,417,17 (assatura) (zur Etymologie vgl. K 96 ' Braten"). br&d-eja-: awn. brzóa ‘schmelzen’ G S(CV); ae. brzdan 'rósten, braten, wármen' Co Go (ge-) L (ge-). br&d-nö-: awn, bráóna ‘geschmolzen werden’ G PE. bröd-eja- W: ahd. bruoten "warm halten, hegen, zeugen’ N, (Raven 20). bröd-5 (f) W: ae. bröd ‘Brut’ W. P 132f.; TF 263f.; F 104f. 'breen'; V 52 ‘brädr’; J 613f.; Hh 32; K 96; Gr III,283-286. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. bræd-a-, trans. 'braten' hatte ursprünglich wohl eine allgemeinere Bedeutung ‘erhitzen’ (rösten, braten, schmelzen, erwärmen u.à.) Auf gleicher Stufe hat es keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Das Verbum wird zu einer Wurzel *bher- ‘wallen, sieden’ gestellt. Man trennt aber die Bildungen mit der Bedeutung ‘rösten’ usw. besser ab, obwohl ursprüngliche Verwandtschaft natürlich nicht ausgeschlossen ist (zu der Bedeutung ‘wallen’ usw. vgl. breww-a-): *bher-g- (P 137) in: (1t): fer(c)uum, -i (n) 'Opferkuchen'. (apr.): aubirgo (m) *Garkoch' (oder zu der Bedeutung ‘sieden’?). ai: bhrjjati ‘röstet’ (aus j-y), bhrstá- “geröstet’ (mit palatalem g, gegenüber dem PreuBischen und gegenüber anderen arischen Mundarten; vgl. die Zusammenstellung bei Mayrhofer, L 158, 11,520). * bhr-ei-$- in: lt: frigö, frixi, frictum 'rósten, dórren'. ”Piran.: balutsch. brijag ‘rösten’. *bhr-eu-g in: gr. Ypbya röste, dórre, brate', med. aor. éppóynv. *bhr-et- in: (lt.): fretäle, -is (n) 'Bratpfanne'. (Zu ai. bhurdjanta vgl. Mayrhofer, L 158, 11,507f. = unklar). BREGD-A-

awn.:

‘zücken’

-nefsd

bregda, brå, brugdo, brugdenn (-o-); mit außerordentlich großer Bedeutungsvielfalt, hauptsächlich von schnellen Bewegungen gesagt; ausgehend etwa

130

BREGD-A-

von

ac.:

'zücken,

zucken’;

acc.

'zücken,

werfen,

schwingen’;

schwingen’, *flechten', ‘ändern, tauschen’: B +, cD afr.:

as.! ahd.:

“abweichen,

abän-

dern’; “brechen, aufhören, erwachen' (Vh 31 aus dis-); 'umwickeln' (Vh 22 aus bi-); 'rügen'; refl. ‘sich rasch bewegen, betrügen’; mit pråp. s. (CV) unter B; unpers. von starken Gefühlsbewegungen s. (CV) unter C: E +, C +; G 1,4, PE 1,23, R +,58 +3; isl. bregda, nn. bregda. aschw. bryghóa 1,2 (auch swv). bregdan, brægd, brugdon, brogden (-e-); (in den späteren südenglischen Belegen ist das g mit Ersatzdehnung geschwunden: bredan usw.); acc. 'zücken, +: Bo 1,4, A +; Ae +;

VP 1,3,4, R! 1,2; L 2,3, R? -2; PPP bregden in Bl; me. breiden, ne. braid (swv). breida (-i-), —, —, brüden; acc. ‘zücken, ziehen’; nwfr. breidzje (stswv). Nur brugdun 'knüpften' (die Netze) H. brettan, brat, bruttun, gibrottan; acc. 'zücken': Simplex nur O 2 (Schwert); N hina-in-brotteni 'Verzückung' ; Gl 1,278,30 evaginabo: arprittu; Gi 11,332,45 contexuerunt: kapruttan; Gl 1,308,43 expergefactus: arbrat, irprottaner; Gl 1,134,1

elucubratus:

: ae. “aufreißen,

inprehttandi, -pret-; mhd.

auffahren,

wegnehmen’

B cD

bretten, briten. Bo;

ahd.

‘wachen’

(‘auffahren

vom Schlaf”?) Gl s. o. ae. 'vortáuschen' L (—). ae. ‘wegnehmen, niederwerfen, umwandeln’ cD VP; afr. ae. 'zücken, ziehen’ VP R! L R2; ahd. 'flechten' Gl s.o.

‘rauben’.

*trennen': ae. Bo Ae R!; ahd. Gi 11,657,55 (districti). : ae. 'entziehen' cD A(BT). *wegreiDen, herausreißen’: ae. cD Bo Ae; ahd. Gl. s.o. bregd-i- (adj): awn. brigór *verånderlich, wankelmütig’ E C. bregd-i-z (£): awn. brigd "Verånderlichkeit, Wankelmut' E, 'Rücknahmerecht' (CV). bregd-ja- (sekundär aus dem stv): anorw. brigda, besonders in der Bedeutung 'rügen, betrügen, auslösen’, vgl. Noreen, L 27, $ 4951, bregd-ila-z (m) ‘Zügel, Zaum'

W:

ae. bridel Sol, Aelf 86,13; ahd. brittel, bridel N.

bregd-isla-z (m) ‘Zügel, Zaum’ W: ae. bridels cD VP. bragd-a-m (n): awn. bragd ‘Ruck, Handstreich' ++. bragd-i-z (m): ae. brzgó ‘Betrug, Täuschung’ WH L (ge-) Bl Ges. bragd-ö- W: awn. bragda 'funkeln, Lebenszeichen geben’ (CV) (Wiss 18). brugd-i-z (m): ae. bryd ‘das Zücken (einer Waffe)’ Ges. brugd-ja- W: ahd. brutten ‘erschrecken’ O N, (Raven 20f.). brugd-ja-m (n) H: awn. af-brydi ‘Eifersucht’ (EJ) (CV). brugd-ó- W: ae. brödian ‘zittern, glitzern’ Na (Wiss 64). brugd-ila-z (m) W: ahd. pruttil 'Standarte' Gl 11,528,20 (labarum) (—), vgl. Gl II, 501,6;

so

Graff,

anders

die

Herausgeberanmerkung

frenum). brugd-atja- W: ae. brogdettan ‘zittern, glitzern’ OET.

zur

Stelle

(— brittil:

BREGD-A-

131

P 141f.; TF 278; F 103f. brak”; V 55; J 621 ff.; Hh 33; K 96 ' Braue' ; Gr I11,286-290. ETYMOLOGIE Gm. bregd-a-, trans. ‘zücken’ hat keine eindeutige Etymologie. Gewöhnlich wird verglichen gt. brakv augins ‘Augenblick’. Zu diesem können gehören die gm. Wörter für *Augenlid' (gelegentlich auch weiterentwickelt zu "Wimper), die auf brægwzurückgehen: awn. brå, ae. bræwas, breagas (pl), as. bråha, bräwa, ahd. bräwa; ferner

mhd. brehen ‘leuchten’, das fast nur Prásensbelege zeigt (vereinzelte starke Pråteritalformen können auf den späteren Zusammenfall mit *brechen' zurückgeführt werden, der sich auch in Verwechslungen von -ch- und -h-Schreibungen ausdrückt, und der durch die Bedeutungsberührung bei üf-bre(h)hen “anbrechen’ vom Tag, Sonnenlicht usw. nahegelegt wird); ähnlich awn. brjå ‘glänzen, funkeln’ und Praga 'füimmern' (beides sehr selten), sowie ae. breahtum-hwæt (auch berhtm-) ‘schnell wie ein Augenblick’, und schließlich das Adjektivum berht-a- ‘hell’. Das allen diesen Bildungen mit mehr oder minder großer Sicherheit zugrundeliegende gm. brehw- 1. ‘hell’, 2. “(mit den Augen) zucken' vergleicht sich außergermanisch am besten mit lit. merkti ‘die Augen schließen, blinzeln’ u.à., so daß von einer Grundlage *merq"-/mreq"- auszugehen wäre (die allen bei P 733f. unter merk- zusammengestellten Bildungen zugrundeliegen kann, und die zudem der Variante merg"- besser entsprechen würde). Die Lautentwicklung mr- — br- ist allerdings nicht ausreichend bewiesen. Gm. bregd-a- kónnte nun ebenfalls hier angeschlossen werden, wenn die schnelle Bewegung des Lichts als Ausgangspunkt für die Bedeutung angesehen wird (vgl. etwa unsere Vorstellung von ‘Blitz’: 1. = sehr hell, 2. =

sehr schnell), wobei bralv

augins — breahtum-hwæt — auga-bragó bei verschiedenen Ableitungen das gleiche Anwendungsgebiet zeigen würden. Aber die Bedeutungsbreite von bregd-a- legt eine solche Deutung nicht nahe (vgl. aber immerhin den Übergang zum Verbum bei ahd. präwizzen- ‘mit dem Augenlid zucken' Gl [1,282, Anm. 11 zu bråwa 'Lid^); und gelegentliche Berührungen zwischen bregd- und breh(w)-, die besonders im Nordischen auftreten, lassen sich auf die gleiche Weise wie die Berührungen von mhd. breh- und brehh- erklären (s.o.). Außerdem hat der Vergleich von bregd-amit breh(w)- eine formale Schwierigkeit: Das d in bregd-a- ist wohl sicher suffixal. Es ist nun sehr mißlich, eine dh- Erweiterung nach einem Tektal anzusetzen, weil hierfür Parallelen fehlen. Dentalerweiterungen nach Tektalen gibt es bei Primärverben eigentlich nur in der Gruppe It. flecto, plecto usw. (vgl. fleht-a-), d.h. mit idg. t. Nun hätte idg. g-t oder g*- ganz sicher gm. -ht- ergeben, auch die Variante auf -g oder -g* hätte sich kaum anders verhalten. Als Vorgänger für gm. -gd- kommt eigentlich (wenn der zweite Bestandteil 7 ist) nur idg. gh-t in Frage (vgl. gt. gahugds, ti-Abstraktum zu hugjan). Wir hätten also von einer Grundlage *bhregh- (gegebcnenfalls *mregh-) auszugehen, für die es in der oben angegebenen Sippe keine eindeutige Parallele gibt. Ich würde also, bis triftigere Gründe dafür sprechen, gm. bregd-avon gm. breh(w)- trennen, allerdings ohne eine bessere Etymologie anbieten zu können. Ich stelle bregd-a- versuchsweise zu folgenden Formen:

132

BREK-A-

HERLEITUNG al: bAurati “bewegt sich schnell, zuckt, zappelt' (vgl. auch breww-a-). Näher beim Germanischen sind einige Wörter für ‘schnell’ belegt, die auf eine Form bhres- zurückgeführt werden kónnen: (mir.): bras ‘schnell, stürmisch, begierig’. (lit): bruzdüs ‘schnell’, bruzgis ‘schnell’, bruzdéti ‘sich tummeln’. (aksl.): brezo ‘rasch, schnell’. Und, formal fernerstehend: (it.): confestim ‘sofort’ (aus -r-st-).

BREH-A- ‘leuchten’ s. BREGD-A- (Etymologie)

BREID-A- ‘zücken’ s. BREGD-ABREK-A- ‘brechen’

g(nefsd - - - --(d)

brukkgt.: ae.:

brikan, brak, —, brukans; abs. 'kámpfen'; acc. ‘brechen’ (Brot), ‘zerstören’ (Glauben); åf- 'verwerfen, verachten’, brecan, brzc, bræcon,

brocen; abs. "hervorbrechen”;

acc. “brechen,

stürmen’;

refl. ‘sich erbrechen’: B +, cD +; Bo 1,3,4, A +; Ae +, JE +; VP +, R1 1,2,4; L +, RD -4, R? 2,3,4; me. breken, ne. break. afr.:

breka,

brek,

brekon,

bretsen (-ek-, -its-); acc.

“brechen,

verwirken,

as.:

*gebrechen, fehlen’ (aus ge-); nwfr. brekke. brekan, brak, bråkun, -brokan; acc. “brechen, zer-, zerreiBen':

reißen’;

H 2,3; sD 1,4;

mnd., mnl., nnl. breken.

ahd.:

brehhan, MF

bi(far-) gateuz-

1,2;

brah, brähun, gibrohhan; T +;0

+; BR

acc. “brechen, zer-, teilen, öffnen’:

14, aD 4; N

+;

I -1,

mhd., nhd. brechen.

‘zerbrechen’: ae. cD (—); as. H; ahd. T (übertreten) (—). 'zerreiDen, auflösen’: ae. cD Ae JE L R2; afr.; as. H sD (übertreten); ahd. MF O BR N. ‘zerbrechen’: gt.; ae. B cD VP RI L RD R?; ahd. (‘zerschmettern’, refl. ‘sich unterwerfen") N. ‘zerbrechen’: ae. ++; afr.; as. sD; ahd. (båndigen) O N. ‘zerbrechen’: ae. B cD Bo Ae; ahd. aD.

brek-a-m (n) H: awn. brek, in der Gesetzessprache “unrechtmäßiger (Land-) Erwerb', in der Edda (Hapax) etwa 'Begierde', entsprechend breka 'erbetteln' S(CV); das erste könnte die alte Bedeutung als '*Rechtsbruch' bewahrt haben,

BREK-A-

133

die Bedeutungsentwicklung des zweiten ist unklar ('abzubrechen suchen’?); ae. gebrec ist wohl nicht unabhängig von gebrzc (s.u.). brek-on (m): awn. H breke 'Brecher, Woge' E C; ae. -breca in Zw- *'Ehebrecher WH usw.; ahd. hiis-prehho ‘Einbrecher’ Gl 1,162,3 (praedator) fem. preche *Flachsbreche’ Gl III,358,55 (cramula), vgl. steinbrecha 'Steinbrech' GI III,50,45 (saxifrica) usw. brek-oó- W: abd. brehhon ‘bedrücken, heimsuchen’ N, ana- "zugrunde richten, verdammen' O (Wiss 107). brak-a-m (n) W: ae. bræc(e) *Auswurf” W, ge- 'Brechen, Krachen’ B cD A(BT), bän- 'Wunde' cD; as. gibrak "Gedrånge' H. brak-ön (m): ae. wider-braca ‘Gegner’ L; as. mür-braka ‘Mauerbrecher’ sD. brak-jo (f) H: gt. brakja “Ringen, Ringkampf”. bruk-a-z (m) W: ahd. pi-proh 'Verführer' Gl 1,90,1 (corruptor). bruk-a-m (n): ae. gebroc 'Bruchstück' VP RI, postverbal broc *Niedergeschlagenheit' A(BT). bruk-5 (f): gt. gabruka ‘Brocken’. bruk-ö-: ae. W brocian ‘bedrücken, unterdrücken’ A(BT); ahd. prochon ‘brechen’ Gl 1,275,35 colliridas: kiprochotaz prot, ge- ‘zerbrechen’ N. bruk-ön (m): ae. wider-broca 'Gegner' VP (neben -a-, -e- in anderen Texten); ahd. scef-procho 'Schiffbrüchiger' Gl 1,124,18 (naufragus). bruk-i- (adj): ae. bryce 'zerbrechlich' cD. bruk-i-z (m) ‘Bruch, Rif": ae. bryce cD Go; afr. breke; as. bruki sD; ahd. bruh N. bruk-ila-z (m) W: ahd. stain-brukil ‘Steinmetz’ Gl 111,139,23 (lathomus) (—). bruk-ula- (adj): ae. scyp-brucul ‘schiffbrüchig’ Prud. bruk-nö-: gt. us-bruknan “ausgebrochen werden’. bruh-ti-z (f): ahd. wider-bruht “Widersetzlichkeit’ N (zu widerbrechen ‘sich widersetzen’ N). br&k-5 (f) W: ae. land-bræce "Urbarmachung* W (—) (n-Stamm); ahd. brache 'Brache” Gl 111,407,31 (procissio statt proscissio), vgl. brach-velt Gi 111,407,27, brach-

manot Gl 111,406,19. br&k-5- H: ae. å-bråcod ‘geprägt’ W (—) (Wiss 123). br&k-ja- H: ahd. kipråht ‘geprägt’ Gl 1,468,23 (cælatus) (Raven 12). bræk-i- (adj): ae. Z-bræce ‘ehebrecherisch’ Ae (BTS), un-bræce "unzerbrechlich* cD; ahd. un-gi-brächi *stórrisch' Gl 1,287,22 (pertinax). Mit Schallbedeutung: brek-a-m (n): 'Lárm': ae. vielleicht hierher gebrec s.o.; ahd. capreh Gl 1,143,23 (fragor). brak-a-m (n) ‘Lärm’: awn. brak (EJ) G PE (vapna- "Waffenlärm’); ae. gebrzc s.o. brak-o- 'krachen, lármen': awn. braka C (M); as. brakon H. brah-ta-z (m) ‘Lärm’: as. braht H ; ahd. praht GI 11,649,40 (fremitus); vgl. ae. brehtm

cD, as. brahtum H.

134

BREK-A-

bruk-i-z (m) ‘Lärm’: ahd. pruh G1 1,81,38 (crepitus). bruh-ti-z (£): ahd. kipruht ‘Lärm’ Gl 1,409,50 (fragor). Mit Intensiv-Gemination: brukk-ön (m): ahd. brocco ‘Brocken, Bruchstück' T.

P 165 (=); TF 277 (=); F 105f. (=); V 53 'braka' (oE); Hh 33 (=); K 98 (=); Gr IIL261-271 (=). ETYMOLOGIE Gm. brek-a-, trans. 'brecben' (intr. 'kàmpfen") mit zahlreichen Weiterentwicklungen zur Bezeichnung plótzlicher, gewaltsamer Handlungen und ähnlichem, gehört mit Sicherheit zu idg. bhreg- 'brechen'. Dieses bildete ursprünglich wohl ein Nasalpräsens; die beiden Sonanten (r und n) haben sich aber offensichtlich gestört, und das r wurde ausgedrängt, während das m weitgehend erstarrte. Eine ähnliche Erscheinung, ebenfalls zwischen Labial und Guttural bei brük-a- und sprek-a-. Die angeführten etym. Wörterbücher rechnen nicht mit dieser Variante. lt.: frango, fregi, fräctum, -ere "brechen” (aus *bhr-n-g?). (ai.) (H): unklares giri-bhraj- (Hapax) ‘aus den Bergen hervorbrechend', vgl. Mayrhofer, L 158, S. IT, 527. Variante ohne r: air.:

bongid ‘bricht, erntet',

Nasalpräsens,

red. Prát.

Man

wird

das Verb

kaum

aus den hier angeführten Zusammenhängen lösen und zu bheugh- ‘biegen’ stellen wollen, obwohl lautliche Gründe dafür sprechen (Thurneysen, KZ 48, 1918, 65f.). Vielleicht ist lautliche Einmischung von bheugh- anzusetzen (vgl. Pedersen, L 134, S. II, 461 für die umgekehrte Richtung). lit. (W): bengiu, beiigti “beenden, aufhören’ (vgl. 'ab-brechen') mit erstarrtem Nasal. ai: bhanákti ‘bricht, zerbricht’. Ferner werden an die Sippe einige Schallwörter angeschlossen, deren Bedeutung einen Zusammenhang aber nicht nahelegt. Auch spricht das lit. -g- gegen einen Anschluß: air.: braigid furzt”. lit.:

braskéti 'knistern, knarren”;

barskéti, bark3eti "klappern, rasseln’.

HERLEITUNG

Die Grundform bhreg- kann als vokalische Erweiterung der Wurzel bher- ‘schlagen’ aufgefaßt werden, die verschiedene ähnliche Tätigkeiten bezeichnet (P 133ff.).

Die

Belege für die unerweiterte Wurzel lassen die Verwandtschaft nicht besonders gut erkennen, sie bedeuten etwa ‘schlagen, kämpfen’ (vgl. jedoch zu letzterem gt. brikan, abs.).

BREM-A-

135

lt.: gm.:

ferire (defektiv) ‘schlagen’, bar-ja- in awn. berja ‘schlagen, töten’, refl. ‘kämpfen’ E (EJ); ahd. berien *zerstampfen, zerschlagen’ (Raven 285). lit. (W): barü, bárti ‘schelten, rügen’. aksl.: borjg, brati ‘kämpfen, streiten’. gr. (H): qapóo, qopóo "pfliigen” (*bhr-). Die Wurzel bher- ‘schlagen’ hat zahlreiche Erweiterungen, vgl. P 133-171 (mit Unterbrechungen), sowie brest-a- und breut-a-.

BREM-*A- (/-mm) *brüllen" (vgl. bremm-a-). ahd.:

- -(e)

Nur Gl 1,242,32 rugiebam: pram.

-() d

Da dieser vereinzelte Beleg lautlich ebenso

zu bremm-a- gehören kann, ist der Ansatz eines stv. brem-a- nicht zureichend gestützt. brem-ön

Vorauszusetzen ist eine solche Form jedoch für einige Ableitungen:

(m) ‘Bremse,

Fliege'

W:

as. bremo

sD;

ahd.

bremo

Gl 11,502,54

(asilus),

fem. Gl IV,65,47 prema. brem-is-jö (f) “Bremse, Fliege’ W: ahd. primissa Gl IV,225,6 (ascila). bram-eja- ‘brüllen’: ae. bremmen L; ahd. premen (N premen, preminte) wohl swv I., obwohl die Geminata fehlt; vgl. ohne Umlaut Gl I1,352,33 bramit: prugit (statt rugit), oder = å? (Raven 286). bram-jö (f) ‘Bremse, Fliege’ W: as. bremmia sD. P 142f. (=); TF 279 (=); Hh 33f. (=); Gr IIL303f. ETYMOLOGIE

Gm. brem-a- (cin starkes Verb dieser Form ist nicht mit Sicherheit belegbar) *brüllen' gehört wahrscheinlich zu idg. bhrem-, das die Hervorbringung verschiedener Töne bezeichnet: lt.:

— remo, -ui, -itum, -ere ‘brüllen, tosen'.

cymr.: brefu *blóken, bellen, brüllen’. *»s].: poln. brzmiec ‘tönen, summen”: bulg. bramd» 'summen, brummen' und anderes in den neueren slav. Sprachen. (ai.) (H): bhramarah ‘Biene’ (kritisch hierzu Mayrhofer, L 158, 11,528f.). Mit unaspiriertem Anlaut: gr:

— Bpéuo 'brause, rausche, brumme’,

HERLEITUNG Diese Formen

können

als Erweiterungen

einer Wurzel

zu der eine b(h)-Erweiterung vielleicht belegt ist in:

*bher- aufgefaßt werden,

136

BREMM-A- — BRENG-A-

lit.:

— bifbti 'summen, surren, brummen, knarren’, burbti summen".

Vgl. ferner P 135f. und berk-a-. BREMM-A-

briller

.

.

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e£-£--- sød

(vgl. brem-a-). ahd.:

Nicht belegt, erst mhd. brimmen ‘brüllen’ (Löwe, Bär, Mensch im Zorn).

starken Präteritalformen.

Mit

Hierher vielleicht auch das unter brem-a- aufge-

führte ahd. pram. Geminierte Form der unter brem-a- aufgeführten Sippe.

Vgl. noch K 104 *brum-

3

men.

BRENG-A- ‘bringen’ gt.: ae.:

afr.: as.:

ahd.:

g-efsd

briggan, bråhta, —; acc. (oder präp.) ‘bringen’; (starkes Präsens; schwaches, aber abgelautetes Präteritum). bringan, bröhte, brungen (neben gebröht); acc. ‘bringen’; (starkes Präsens; schwaches, aber abgelautetes Präteritum): ++, starkes PPP nur cD; me. bringen, ne. bring. bringa, bróhte, —; acc. ‘bringen’ (schwaches, aber abgelautetes Präteritum); nwfr. bringe. bringan, brächta, —; acc. 'bringen' (schwaches, aber abgelautetes Präteritum): H (selten neben üblichem brengian); mnd. brengen (swv), mnl. brenghen (swv), nnl. brengen (swv). bringan, bråhta, brücht; neben brang, brungun, brungan; acc. "bringen, hervor-,

zustande-' (starkes Präsens, das finite Prät. in der Regel schwach, nur bei O starke Formen, das PPP ist häufiger stark: T, Glossen); mhd., nhd. bringen. bi-: — ahd. ‘bringen, vollbringen' I O. ga-: ae. ‘bringen, führen’ ++.

breng-ön (m): ahd. &o-bringo “Gesetzgeber? N (—); fem. in ahd. heimbringa "Heimgeleiterin’ N (—). brang-eja- ‘bringen’ (wohl keine selbständige Bildung, sondern sekundär aus dem swv entwickelt): ae. brengan JE L RD; afr. brendza, branga (ö-Verb); as. brengian H; ahd. brengen Gl 11,78,17, (Raven 16f.). brung-i-z (m): as. hém-brung ‘Rückkehr’ sD; ahd. heim-prunc ‘Rückkehr’ Gl I1,82,19 (reditus). P 168 (=); TF 279 (=); F 105 (zw); Hh 34 'brengan' (=); K 101 (=); Gr IIL191-201. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. breng-a-, trans. ‘bringen’ hat eine auffallende Stammbildung: starkes Präsens, aber schwaches, abgelautetes Präteritum. Wohl sekundär dazu gebildet st und sw

BRENN-A-

137

PPP, starkes Pråteritum, schwaches Pråsens. Es kann verglichen werden mit einem keltischen und vielleicht einem tocharischen Verbum unter einer Grundform bhrenk-, was für das Gm. grammatischen Wechsel voraussetzen würde. Seit Kar! Brugmann (IF 12, 1901, 150-158) wird diese Bildung als Wurzelkontamination von bher- "tragen” und (e)nek’- ‘erreichen’ angesehen (vgl. ber-a- und -nah). Da diese beiden Verben sich im Griechischen suppletiv ergänzen, ist eine solche Annahme naheliegend. Die Stammbildung im Gm. wäre durch eine solche Theorie recht gut erklärt. Dennoch unsicher. cymr.: hebrwng “führen, bringen’ (nach P: *sem-bhronk-). toch. B (H): pränk- ‘sich zurückhalten’, mediales e-Prásens. BRENN-A- (+ g’hr-nw-?) ‘brennen’

gn

efsd

brun- - (n) (e) - - (d) gt: awn.:

ae.:

brinnan, brann, —, —; abs. ‘brennen’. brenna (älter gelegentlich brinna), brann, brunno, brunnen; abs. 'brennen'; ‘verbrennen’ (Vh 36 aus fra-), ‘sich verbrennen’ (Vh 48f. aus 3f): E -, C 9;

G 1,4, PE+,R-+,S +; Die Form brinna in G PE und der Skaldik. Der Ersatz des ursprünglichen i durch ein e im Präsens ist wohl durch das Eindringen des Kausativums zu erklären (wie auch in anderen Sprachen); anders Noreen, L 27, $162: weist auf einen ursprünglichen Wechsel zwischen n und nn; dies ist möglich, aber nicht wahrscheinlich. Isl., nn. brenna. aschw.: brinna + (auch sw); schw, brinna. beornan (-i-), born (-a-, bran), burnon, burnen; abs. ‘brennen’: B 1,2, cD +; B23,A

afr.:

as.: abd.:

+; Ae 1,2,4,JE 1; VP 2,3, R!

1; L 1,2, RD

1,2, R? 1; me. bernen,

ne. burn (SWV). burna (-e-), —, —, -burnen; abs. ‘brennen’. Im Friesischen ist -1- im Präsens derartiger Verben häufiger. Es handelt sich wohl kaum um ursprünglich schwundstufige Präsentien. brinnan, brann, —, —; abs. ‘brennen’: H 1, Gn 1,2; mnd., mnl. bernen, nnl. barnen (swv), bernen. brinnan, brann, brunnun, gibrunnan; abs. ‘brennen, glühen’: MF 1; T 1; 01,2; N +; mhd. brinnen, nhd. brennen (swv).

(an-):

ae. 'anzünden'

cD

RD

LWS

11,278,9; ahd. 'entbrannt sein, erglühen’ O

(far-) ga-: uz-:

‘verbrennen’: ae. B cD Ae JE; afr.; ahd. N. ae. ‘verbrennen’ B L RD. ae. ‘verbrennen’ cD A(BT); ahd. Gl 1,44,22 (ardere).

N.

brenn-ön (T) W: gt. brinno ‘Fieber’; ahd. brinna “Röstpfanne’ N. brann-eja- ‘verbrennen’ (trans.): gt. gabrannjan; awn. brenna ++; ae. bærnan (-y-) ++; afr. berna; ahd. brennen (anzünden) ++, (Raven 14f.) Hierzu als

Sekundärableitung:

138

BRENN-A-

brann-jön (f): awn. brenna ‘Brand, Leichenbestattung’ G PE S; ahd. brenne-friscing ‘Brandopfer’ N. brann-atja-m (n): ae. bærnet ‘Brand’ W. bran-da-z (m): awn. brandr “brennendes Holzscheit, Teil des Vorderschifis’ E G; sonst ‘Brand’: ae. brand (Schwert) B cD W; afr. brand; as. brand (brennendes Holzscheit) sD; ahd. brant N. brunn-i-z (m): awn. brunnr ‘Brand’ G. brunn-idön (m): ahd. prunnido 'Brandgeruch' Gl L,661,6 (odor ignis) (—). Häufig können die schwundstufigen Ableitungen auf einfaches n zurückgeführt werden: brun-ón (m): awn. brune ‘Brand’ E (lands- “Verheerung’) G R. brun-i-z (m): ae. bryne ‘Feuer, Glut' B (-wylm) cD WH Chr, byrne RD, byrn L. brun-sti-z (f): gt. ala-brunsts 'Brandopfer'; ahd. brunst ‘Brand’ T (wihrouh-) BR N. brun-adön (m) H: ae. bruneda eine Krankheit LWS 11,48,11 ; ahd. pronado ‘Jucken’ Gi 11,221,3 (prurigo). P 143ff. (a); TF 263 (a); F 106 (abD; V 56 (a); J 619 ff. (a); Hh 24 (Vw); K 99 (a); Gr 111,305-311 (a). Seebold, L 186. ETYMOLOGIE Wenn die lautgesetzliche Entwicklung idg. g*h- zu gm. b- (Seebold, L 186) anerkannt wird, ergibt sich für gm. brenn-a-, intr. 'brennen' eine ansprechende Vergleichsmöglichkeit mit idg. g*her- ‘brennen’, wozu ein nu-Pråsens im Indischen (nur bei den Grammatikern) und im Armenischen belegt ist, so daß für das Germanische von gåhr-nw- > *brnn- > brenn- auszugehen wäre. Andere Möglichkeiten (zu bhreu"wallen' s. breww-a-; zu air. bruinnid 'hervorquellen'; zu bhereg- ‘glänzen’; letzteres nach J. Trier, Holz, Köln, 1952, S. 123) sind bedeutungsmäßig erheblich weniger wahrscheinlich. (It): formus ‘heiß’, auch fornus ‘Ofen’, fornax 'Backofen'. air.:

fo-geir

‘erhitzt,

entflammt', j-Präsens,

t-Prät.;

mir.

guirid *wàrmt,

brennt’.

lit.: — góri, goréti (intr.) 'brennen' (in der Kehle beim Genuß scharfer Speisen). aksl.: gréjo, greti se ‘sich wärmen’. gr: O£popat "werde warm, wärme mich’. ai: ghrnoti "leuchtet, brennt’ (Lexikonwort), gharmah (m) 'Glut, Hitze’. Variante:

Hierzu eine Variante wer- 'brennen', die allerdings häufiger in der Bedeutung ‘kochen’ belegbar ist (diese Bedeutung ist hier nicht aufgenommen, vgl. breww-a-): (gm.): warma- (adj) ‘warm’: awn. varmr E; ae. wearm Chr (Gr); afr. warm; as. warm H; ahd. warm N; vgl. gt. warmjan “wärmen’. (aksl.): vare (m) ‘Hitze’. arm.:

varil “brennen, aufflammen';

vare] 'anzünden,

verbrennen’,

heth.: war- “brennen, verbrennen’ (medial), war-nu- 'anzünden'.

BREST-ABREST-A-

139

‘bersten’

-n--sd ef

berst-a-

awn.:

bresta, brast, brusto, brostenn; abs. 'zerspringen, zerbrechen, krachen'; unp. 'fehlen: E 1,2,3, C 1,23; GI, PEZ, R 1,2, S 1,2,3D),A(D); isl., nn. bresta. aschw.: brista +; schw., dàn., Bm. brista.

ae.:

berstan, bærst, burston, borsten; abs.

'bersten, brechen’;

æt- ‘entkommen’;

(am Lautstand ist zu erkennen, daf es sich um eine Metathese handelt, vgl. Sievers-Brunner, L 80, $ 389): B 1,23, cD +; Bo -2, A 1,2; Ae 1,2,3; R! 1,3

afr.: as.:

(auch br-); L -4; me. bresten, ne. burst. bersta, —, —, bursten; abs. *bersten, gebrechen, fehlen’. brestan, brast, brustun, —; abs., 'bersten, krachen’; mit dt. der Person + gen. der Sache *mangeln, fehlen':

ahd.:

H

2; Gn

2; sD

1,3; mnd.,

mnl.

bersten, nnl.

barsten (stswv). Prestan, brast, brustun (å- N), gibrosten; abs. 'bersten'; mit dt. der Person + gen. der Sache *mangein, fchlen'; (zum Pt. Pl. vgl. Ahd. Grammatik, L 121, $338 Anm.

1):

T 2; O

1,2,3; N

+; mhd.

bresten, nhd. bersten.

(an-): ahd. 'in Zorn ausbrechen' O. (far-) ‘zerbrechen’: ae. B cD Bo Bl; as. sD. ga-: ahd. 'mangeln, gebrechen an’ ON. te‘zerbersten’: ae. (Gr) Ae R1 L; as. H; ahd. Gl 1,741,45 (crepare). uz-: ahd. “hervorbrechen’ Gi 1,363,48 (erumpere) (—). brest-a-m (n): ae. geberst 'Ausbruch' WH. brest-ön (m): ahd. bresto "Mangel, Mondfinsternis' N. brest-ön (f): ahd. Presta "Mangel O. brast-ö-: awn. H brasta ‘prahlen’ (CV); ahd. praston 'prasseln' (von den Flammen) G1 11,733,61 (Wiss 11). brast-i-z (m): awn. brestr ‘Bruch, Getóse' E C PE S.

brast-eja- H: ahd. bresten ‘erbittern’ N (—) (Raven 15). brast-in (f) W: ahd. bresti "Nachteil, Schaden’ N. brast-lo-: ae. brastlian *prasseln, krachen’ Ae(BT). brust-i-z (f): ae. byrst 'Schaden' cD; as. erth-brust "Durchbruch durch die Erde’ sD; ahd. brust "Riß’ Gi L711,55 (scissura). brust-ja- W: as. brustian "aufbrechen, knospen' H.

P 169 (HI); TF 280 (HI); V 56 (HI); J 640f. (HI); Hh 21 (Vw); K 67f. (HI); Gr IH,271275. ETYMOLOGIE Gm. brest-a-, intr. *bersten' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Es ist höchstwahrscheinlich eine st- Weiterbildung zu brek-a- oder eine unabhängige Bildung aus der gleichen Wurzel.

140

BRÜK-A-

BREU-A- ‘brauen’ s. BREWW-A-

BRÜK-A- ‘gebrauchen’ ae.:

brücan,

breac,

genießen’:

afr.: as.:

ahd.:

(g)-efsd brucon

(nordh.

B 1,2, cD

+;

Bo

brecon), brocen; 1,3, A

1,2,3; Ae

1,2,4, JE

1; R'

1; L 1,2,3(e),

RD 1,2,%e), R? 1,2,3(e); me. brucen, ne. brook (swv). brüka ‘brauchen’; nur starke Präsensformen belegt; nwfr. brüke (swv). brükan ‘genießen, sich erfreuen’ H Gn; nur starke Infinitiv-Form; mnd., mnl. bruken (swv); mnl. einmal eine starke Práteritalform ghebroec; nnl. bruiken (swv). brühhan; starke Prásensformen T (eban-); BR; N (-uo- nach Ahd. Grammatik, L 121, $41 Anm. 2); schwaches PPP (N) und starkes PPP Gl 1,766,44 fungimur: pirum kiprohan, das jedoch von Schatz, L 122, $ 437 als ‘für frangimur

verlesen und übersetzt’ erklärt wird. 111,413,19

ga-

abs. (+ gen.) ‘gebrauchen,

verbruchte);

mhd.

Schwaches Präteritum erst spät (Gl

bruchen (swv), nhd.

brauchen (swv).

‘gebrauchen’: ae. (essen) cD L; ahd. N.

brük-ja-: gt. brükjan ‘gebrauchen’ (wohl mit den obigen Formen ursprünglich identisch). brük-i- (adj) ‘brauchbar’: gt. bruks; ae. bryce cD Beda (BT). brük-i-z (m) ‘Gebrauch’: ae. bryce cD Beda(BT); ahd. bråh N. bruk-a-m (n): ae. broc Nutzen’ Beda (BTS).

P 173 (—, Hi); TF 281 (=); F 107 ‘brüks’ (=); Hh 36 (=); K 96 (=); Gr IIL279281 (=). ETYMOLOGIE Gm. brük-a-, intr. ‘gebrauchen’ ist nur im Ae. eindeutig als starkes Verb belegt; in den übrigen westgm. Sprachen gibt es nur ein starkes Präsens (das später meist schwache

Präteritalformen

hat), im

Nordischen

fehlt es, im

Gotischen

ist es ein

schwaches jan-Verb. Die Bedeutung ist ‘brauchen, gebrauchen, verbrauchen’. Zur Form vgl. A. M. Sturtevant, MLN 66, 1951, 302ff. Außergermanisch lassen sich unter einer Grundform bhrug- (mit formalen Schónheitsfehlern) ein It. und ein ai. Verbum vergleichen. It. (Z): fruor, früctus sum, frui ‘genießen, sich erfreuen an, NieBbrauch haben’. Der Auslaut würde vom Lt. her gesehen auf -gu- weisen. Diesem Ansatz wider-

spricht jedoch das Gm. Verschiedene Wurzelerweiterungen wird man hier nicht ansetzen wollen; auch etn ‘w-Präsens’ ist recht unwahrscheinlich.

Des-

halb ist für das Lt. wohl eine Sonderentwicklung anzunehmen, am ehesten

BREUT-A-

141

eine sekundäre Veränderung des auslautenden Tektals, etwa wie bei der aus-

lautenden Gruppe -eik- im Nordischen (vgl. bleik-a-). osk.: fruktatiuf f(n) ‘NutznieBung’; umbr. frif ‘Früchte’ (acc. pl. eines Konsonantstamms) (vgl. Untermann, L 130, S. 38f.). ai. (Z): bhunakti 'genieDen, benützen, verzehren', Wurzel-aor., a-aor.; wenn man auch hier (wie bei brek-a-) annimmt, daß das Nasalinfix zwischen Labial und Guttural den Liquiden ausgedrángt hat. HERLEITUNG Nach Pokorny als ‘sich Früchte zum Genuß abbrechen oder abstreifen’ zu bhreu*schneiden' (vgl. breut-a-). Dies ist aber unwahrscheinlich; man kann eher mit einer Erweiterung zu bher- 'tragen, bringen' rechnen, das sowohl den konkreten Sinn (Frucht, Ertrag) wie auch den rechtlichen (Steuer) in Ansätzen zeigt. Somit *bhr-u-g‘den Ertrag genießen’. BREUT-A- 1 ‘brechen’ (vgl. braut-a-). awn.:

ae.:

-ne--(d)

brióta, braut (-8-), bruto, brotenn; acc. “brechen, zer-'; ‘aufbrechen’ (Vh 55f. aus uz-); ‘fehlen, sündigen' (Vh 33 aus fra-): E 2,3,4, C 1,2,4; G +, PE 1,244, R-+,S1,2(D),3,4D); isl. brjota, nn. bryta. aschw.: bryta +; schw. bryta, dàn. bryde, Bm. bryte. breotan, breat, —, broten; acc. “brechen, töten’: B 2,4, cD

1,4; die Pråterital-

formen sind in der Regel zu der red. Klasse übergegangen, s. braut-a-. te-: uz-:

ae. (to-) ‘zerbrechen’ Ae(—). ae. (ä-) ‘brechen, töten’ B cD.

breut-a-z (m): awn. briötr “Zerbrecher, Vernichter' E C G (gard- 'Zaun-'), PE (gull*Goldspender'). braut-ö (f) H: awn. braut "Weg, Straße’ ++. braut-eja-: awn. H breyta “ändern, einrichten’ C G R; ae. brytan ‘brechen’ (Blumen) LWS 1,104,20. brut-a-m (n): awn. brot ‘Stück, Bruchstück' E (fipr- 'Todeskampf") C (isa- *Eis-") G S; ae. gebrot ‘(übrig gebliebenes) Stück, Abfall’ JE. brut-ön (m) W: awn. baug-brote 'Ringbrecher, freigiebiger Fürst’ E. brut-jon (m) W: awn. bryti ‘Hausverwalter’ (= Zuteiler?) (EJ) (CV); ae. brytta *Spender, Austeiler' B cD. brut-ila-z (m): awn. gard-brytill *Zaunbrecher' G. brut-in (f) W: ahd. bruzi “Vergänglichkeit, Hinfälligkeit’ O (vgl. breup-a-?). brut-no-: awn. brotna “bersten, zerbrechen’ ++.

142

BREUT-A- — BREUP-A-

P 169 (a); TF 281f. (=, HI); V 58 (a); J 635f. (a, HI); Hh 34 (Vw); Gr IIL293. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. breut-a-, trans. *brechen' hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Es kann als konsonantische Erweiterung einer Basis *bhreu- angesetzt werden, die belegt sein kann in: lit.: bridutis ‘eindringen, sich gewaltsam vordrängen’ (Ch. Stang, NTS 20, 1965, 239-242; so zuerst TF 281). Eine andere Erweiterung dieser Basis (bhreus-) kann gesehen werden in: air.: bruaid *zermalmt'. gm.: breus- in ae. brysan 'zerreiben, zerstampfen’ (BTS). Vermutlich weiter zur Wurzel bher- ‘schlagen, kämpfen’ (vgl. brek-a-). BREUT-A-2'knospen ahd.:

(===>

Nicht belegt; erst mhd. briezen (stv). Nur sehr spärlich belegt und in seiner Bedeutung sehr schlecht zu fassen. Mit der Bedeutung 'knospen' ist unter Umständen auszukommen, sie könnte durch einige (ebenfalls spärlich belegte) Ableitungen nahegelegt werden. Auch prov. brøt 'Knospe' u.a., das zum Beweis für ein gt. Wort dieser Sippe dienen soll, ist nicht sicher genug, da die Lautverháltnisse nicht ganz aufgehen (vgl. W. Meyer-Lübke, Romanisches etymologisches Wörterbuch, Heidelberg, *1935, Nr. 1347). Genaueres kann vor einer gründlichen Untersuchung der Belege nicht gesagt werden. Falls die Bedeutung *knospen' richtig ist, könnte es als ‘aufbrechen’ zu breut-a-1 gestellt werden (Zusammenhang mit spreut- "sprieBen”?).

BREUP-A- ‘zerfallen’ ae.:

rd

bréoóan,

--e--d

bréad, brudon,

broden;

abs. ‘zerfallen’; Simplex

nur LWS

11,170,4

gif lungen breode; cD -1; Ae (BTS) -2; Chr -3; Ae -4; me. brepen “untergehen, verderben’. ahd.: Nur Gl 11,746,13 fate'cit: briudid; im Normaltext steht nach Steinmeyer facessat, die Glosse übersetzt aber wohl fatiscit; *zerfallen, sich erschópfen' (?). uz-:

ae. (å-) ‘zerfallen, schwinden, Sinn) cD Chr Ac.

herunterkommen'

(besonders im moralischen

braup-i- (adj): ae. bread 'zerbrechlich' LWS 1,260,7; ahd. bröde 'gebrechlich, schwach’ N;

hierzu

ahd.

Prodi

‘Gebrechlichkeit,

P 169 (=); Hh 34 (Vw); Gr IIL292f.

Schwachheit

BR

N.

BREWW-A-

ETYMOLOGIE

UND

143

HERLEITUNG

Gm. breup-a-, intr. ‘zerfallen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Es gehört vielleicht zu bher- ‘schlagen, brechen’ und stellt sich dann zu der unter brek-a- und breut-a- I aufgeführten Sippe. BREWW-A-

awn.: ae.: afr.: as.:

'brauen'

-nefs”d

Nur bruggenn 'gebraut' E (Hapax). aschw.: bryggia + (auch swv); schw, brygga (swv), dån., Bm. brygge (swv). breowan, —, —, browen; acc. 'brauen': Prás.: LWS 111,28,8; PPP: LWS 11,120,10; me. brewen, ne. brew (swv). brouwa, —, —, browen; acc., *'brauen'. Nur PPP gebreuuan im Werdener Heberegister (Archiv f. d. Geschichte des Niederrheins II, Düsseldorf,

1857, S. 219); mnd. brouwen (stswv), mnl. brou-

ahd.:

wen, bruwen (auch red.), nnl. brouwen (stswv). Nicht belegt; erst mid. briuwen, brüwen (stv) *brauen, anstiften', nhd. brauen (swv), (zur Vokalentwicklung vgl. bleww-a-).

ga-:

ac. 'zusammenbrauen' LWS 111,28,8,

breww-a-m (n): ae. briw *Gebråu" LWS 11,4,8. brau-da-m (n) ‘Brot’ H: awn. brauó C G R S; ae. bread L R2, beo- “Wabe’ cD Bo; afr. brád; as. bröd H ; ahd. brót T O aD BR N. bruww-a-m (n): awn. brugg "das Brauen'. bruww-o- W: awn. brugga 'anstiften' C G. bru-da-m (n) ‘Brühe’ W: awn. broó (CV); ae. broó Co; ahd. broth, brot Gi 111,154,45

(jutta) (offensichtlich stimmhafter

und

stimmloser

Auslaut

nebeneinander).

P 143 ff. (=); TF 281 (=); V 60 (=); J 619. (=); Hh 34 (=); K 96f. (=); Gr 111,316. ETYMOLOGIE Gm. breww-a-, trans. "brauen* gehört zu legentlich schwierigen Bildung, die etwa Gemeineuropäisch verbreitet; die darüber gehörigkeit unsicher. (It.): defrütum 'gekochter Most’. (mir.): bruithid ‘kocht’ (denom. von einer gr.: — ån-é-ppv-oev : ån-éleoev (Hesych)

einer deutlich faßbaren, aber formal ge*wallen, sieden' (auch kausativ) bedeutet. hinausgehenden Belege sind in ihrer Zu-

r-Ableitung). *braute, sott’. Vgl. hierzu thrak. Bpötog

*Gerstengetránk' (Detschew, Die thrakischen Sprachreste, Wien,

1957, S. 93).

Weiter gehören vielleicht hierher einige formal nicht ganz durchsichtige Wörter für ‘Quelle’. (In Klammern die von Pokorny als Reflexe eines alten r/n-Stammes angesetzten Grundformen):

144

BRÖK-A-

(mir.): tipra f(nt) ‘Quelle’ (*to-eks-bhröwr). (gr.): qp£ap, -atog '(künstlicher) Brunnen’ (*bhröwar). (arm.): albiur ‘Quelle’ (*bhrewar). Eine nur gm. Erweiterung hierzu ist wohl brausen (P 171f.). HERLEITUNG

Der

vokalischen

Erweiterung

bhreu- entspricht die konsonantische

Erweiterung

bherw- in: lt.: fervö, fervi, -ere (jünger ferveö, fervut) 'sieden'. mir.:

berbaid ‘kochen,

sieden’; cymr.

berwi ‘kochen,

sieden'.

und, weniger sicher: gr. (HA): qopóvo *beschmutzen', gopboce "beschmutzen, durcheinanderbringen' ai.: bhurvanih “aufgeregt, unruhig’ (vgl. Mayrhofer, L 158, II,509f.). Formen mit -rn-: air.: bruinnid 'hervorquellen, sprudeln', j-Prásens, red. Prät. Dieses Verb hat sicher Ausgleichsprozesse durchgemacht, vgl. Thurneysen, L 133, $ 549, des-

halb wäre der Ansatz eines nu-Pråsens nicht unwahrscheinlich. Dies wird jedoch in der Regel aus lautlichen Gründen abgelehnt und "bhrend-n- als Grundform angesetzt. Man vergleicht dann lit. brésti “aufquellen’ (von Erbsen usw.), ‘reifen, markig werden’. Die Bedeutung der lit. Sippe stützt eine solche Annahme aber nicht (vgl. Fraenkel, L 146, S. 56). gm.: brunn-ón (m) ‘Quelle, Brunnen’: gt. brunna; ae. brunna, burna (meist f) B VPL Chr; afr. burna; as. brunno H ; ahd. brunno Y O aD N. Sowie brunn-a-z (m) *Brunnen' in awn. brunnr C (M). Die Stufe der unerweiterten Wurzel ist nicht sicher belegt. Sie kann am ehesten gesehen werden in: gr. (A): nopqob5po 'brande, woge' (mit Totalreduplikation, im übrigen ist der Lautstand unklar). ai. (W): bhuráti “bewegt sich rasch, zuckt, zappelt. Hier ist ein Bezug auf das wogende Wasser nur selten zu erkennen, vgl. aber av. bar- 'sich rasch bewegen' (von Wind und Wasser) Eine andere Zuordnung, die aber nicht notwendigerweise der hier vorgetragenen widerspricht, s. unter bregd-a-).

Auf eine Variante wer- können zurückgehen (vgl. auch brenn-a-): lit.: aksl.:

vérdu, virti ‘kochen, sieden, branden, sprudeln'. vero, veréti ‘kochen, sieden'.

-BRÖK-*A- (/-au-) ‘(zimmern)’ (?) as.:

----s(?d)

Nur gibruocan an bóme “an den Baum gezimmert (?) H 5592 (epische Variation zu dem vorausgehenden an galgen haft?). In der Regel wird der Vokal als ö aufgefaßt, was der übliche Wert des -uo- ist. Außer dieser Stelle bietet

BRÖK-A-

145

sich aber in den gm. Sprachen nichts vergleichbares (zu ae. anbroce Elene 1028 vgl. die Anmerkung bei Krapp 11,146). Dagegen versucht J. Schatz in Germanica, Festschrift Eduard Sievers, Halle (Saale), 1925, S. 369 an ahd. kaprauhhit: redactus (GI 1241,11; 1,289,54; IL,51,51; Prät. bei Williram), keprauhot BR, Prásens bei N (ge-) anzuknüpfen, was eine Lesung ó (aus gm. au) voraussetzen würde. Dies ist móglich nach Gallée, L 100, $98, wenn auch gm. au ein seltener Wert der as. Schreibung -uo- ist. Bedeutungsmäßig ist die Verknüpfung denkbar, obwohl die Bedeutungen der spärlichen ahd. und mhd.

Belege so weit auseinanderfallen,

daB es aussichtslos scheint, auf

eine für den Vergleich brauchbare Ausgangsbedeutung zu kommen. Auch von der Etymologie her ist keine großere Sicherheit zu gewinnen (zu lit. braükti

wegen'?.

'streichen,

Die Form

ziehen,

Flachs

schwingen',

intr.

'sich

langsam

kann also vorerst nicht geklärt werden.

fortbe-

-DAB-A-

gt: ae.:

ga-:

‘(zutreffen)’

g (n) Gu=e

-daban, -döb, —, —; nur an zwei Stellen, mit ga- komponiert und mit acc. konstruiert, etwa "widerfahren, zukommen’ (demjenigen, der im Acc steht). Nur gedafen “angebracht, angemessen’ cD A W, auch -z- OET, -e- Beda(BT); häufiger das Adverb gedafenlic Bo L R?.

gt.5.0.; ae. s. 0.

dab-nó- W: awn. dafna ‘zu Kräften kommen, heranwachsen' E; (ae. gedafnian ‘sich schicken' usw. ist wohl denom.). daf-ta- WA: wohl ein ja-Stamm zu einer derartigen Grundlage ist ae. gedæfte 'freundlich’ (BT) mit weiteren Ableitungen. döb-i- (adj): gt. gadöb (-f) (nur ntr. belegt) ‘passend’; ae. gedéfe “passend, schicklich’ B cD W Bl

P 233f. (=); TF 200f. (=); F 176£. 'ga-* (=); V 71 'dafna' (=); J 498 (=); Hh 69 *gedafen' (=).

ETYMOLOGIE Die Belege von gm. -dab-a- weisen am ehesten auf eine Bedeutung wie ‘zutreffen’, entweder im Sinne von 'schicklich, passend sein’ oder von ‘eintreffen, widerfahren"

(von etwas Erwartetem oder Vorhergesagtem). Das nordische 'zu Kráften kommen' ist wohl — ‘anfangen, richtig (brauchbar) zu werden’. Stellt sich wohl zu einer sonst nur noch im Balt. und Slav. (und vielleicht Lt.) bezeugten Sippe dhabh-, die etwa *richtig machen, passend machen' bedeutet. (It.) (ED: faber (m) ‘Handwerker’ (meist Schmied oder ähnliches), ‘Künstler’. (lit.): dabå (f) “Natur, Art und Weise, Charakter’ (mod. lit. nur noch in Resten). Abgeleitet: dabinéti, dabinti, 'schmücken'. aksl.: podobaje, -ati 'geziemen, müssen’; podobljo, -iti “passend (gleich, ähnlich) machen’; dobro (n) ‘das Gute, Gutes’,

DARS — DAU-JA-

147

DARS 'wagt gt: ae.:

afr.: as.: ahd.:

g-efsd

-dars, -daursun, -daursta. dear(r), durron, dorste (nordh. auch -a- nach dem Prs. Sg.); + Inf. (oder acc., oder abs.), ‘wagen’: B-+,cD +; Bo 3,Pt, A +; Ae +, JE Pt; R? Pt; L 2,Pt, R?Pt; me. durren, ne. dare (swv). dir (-6-), —, —; *wagen' (daneben auch ‘dürfen’, durch Vermischung mit parf, vgl. v. Helten, L 96, $ 307), nwfr. doare. dar(r), —, dorsta; + Inf., ‘wagen’: H -2,Pt, Gn Pt; mnd. doren, mnl. dorren. -tar, -turrun, -torran, -torsta: T -Pt; O -2; N +; PPP: Gl 11,659,46 ungitorranes: inausum.

ga-

“wagen,

sich erkühnen':

gt.; ae. L R2; as. H; ahd.

durs-ti-z (f): ahd. -turst N (ge- 'Kühnheit), dyrstig 'kühn' B cD Ae(BT) W.

TON.

BR (ur- ‘Anmaßung’).

Vgl. ae. (ge-)

Die Berührungen mit barf und derb-a- sind noch nicht ausreichend geklärt.

P 259 (=); TF 203 (=); F 177f. ga- (=); Hh 80 (=); Gr V,441-444 (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. dars, intr., trans. ‘wagen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. verbale Grundlage dhers- ‘wagen’. (lt.) (A): infestus “unsicher, feindlich’ (aus *-rs-1-?). lit: —dresü, dristi, ‘wagen’. (gr.): Qåpoos (n) “Zuversicht, Kühnheit, Frechheit’, 0apoéo “bin mutig’. ai: dhrsnöti ‘ist kühn, wagt’, a-aor., PPP dhrstd- (auch -ita). Hierzu gehört wohl auch aksl. drezati ‘mutig sein, getrost sein’ als sekundäre Umgestaltung (und nicht aus *dhrgh-). Für eine Herleitung kann man an dher- ‘halten, stützen’ (vgl. dreug-a- 1 und P 252255) anknüpfen, das häufig in übertragenem Sinn gebraucht wird. Vgl. etwa ai. dhrti- (f) ‘Haltung, Festigkeit, Entschlossenheit' und It. frétus ‘vertrauend auf”. Der Zusammenhang ist aber nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen.

DAU-JA- ‘sterben’

(g) n (e) (f) (s) (d) dew-a-

gt:

-

-

-

-

-

Man kann versuchen, aus pata diwano ‘das Sterbliche’ und einem (aus undiwanei “Unsterblichkeit” zu erschlieBenden) *undiwans 'unsterblich' ein gotisches Verb diwan (nach der 5. Reihe wie sniwan) zu erschließen. Es kann

148

DAU-JA-

sich aber bei den genannten Formen auch um Nominalableitungen handeln.

awn.:

Auf jeden Fall gehören sie etymologisch zu dau-ja- und dieser Sippe e-Vokalismus zugrunde liegt. deyja, dö, dóo, dåenn; abs. ‘sterben’, *versterben' (Vh 36 swv): E 1,2,3, C 1; G 1,4, PE 1,2, R +,S 1,3,4(D); isl. aschw.: deja ‘sterben’ + (auch swv); schw. dö, dán.,

bezeugen damit, daB aus fra-), (selten auch deyja, nn. deya (swv). Bm. de (swv).

dau-a-m (n) W: awn. dá ‘Ohnmacht’ (CV). dau-eja- ‘sterben’: as. döjan H ; ahd. douwen (untergehen) O, hierher auch einmaliges getauuen ‘sterben’ MF? dau-da- (adj) ‘tot’: gt. daups, -bis; awn. daudr ++; ae. dead ++; afr. dad, dåth; as. död H Gn; ahd. tot ++.

dau-pu-z (m) ‘Tod’: gt. daupus; ae. deaó + }-; afr. dåth; as. död H Gn; ahd. 1öd ++. Als n-Stamm awn. dauóe. dau-alo- H: ahd. dawalon ‘schwer krank sein’ O (—). döw-ja- H: Zu einer solchen Bildung gt. afdauips ‘geplagt, gehetzt’. P 260f.; TF 198f.; F 122 ‘diwan’; V 76; J 502f.; Hh 70 ‘dead’; K 781 ‘Tod’; Gr V,339-346. D. A. Seip, Maal ok Minne 1953, 65-83 (zu norw. Formen und Ablei_ tungen).

ETYMOLOGIE Gm. dau-ja- (dew-a-), intr. ‘sterben’ gehört zu vereinzelten Wörtern einer Grundlage dheu-, die ‘sterben’ und ähnliches bedeutet. Diese geht wahrscheinlich auf dheu(2)‘rauchen, stieben' u.ä. zurück, dessen Ausgangsbedeutung vermutlich ‘atmen, hauchen’ ist (zur Bedeutungsentwicklung vgl. das wohl als Erweiterung ebenfalls zugehörige lit. dvésti *verenden' neben dvésuoti ‘schwer atmen, keuchen') Die Wörterbücher setzen aber in der Regel ein Nebeneinander von (1) dheu- ‘sterben’, (2) dhau- *bedrángen' und (3) dheu- ‘siieben’ an. Die Bedeutung ‘sterben’ tritt auf bei: aksl.: davljo, daviti *würgen, erwürgen' (dhöu-ejo-, Kausativ, entspricht formal gt. afdauips. Zum Ablaut vgl. bóww-a- und flöw-a-). Weiteres ist seiner lautlichen Herkunft oder seiner Bedeutung nach sehr unsicher. Genannt wird It. fünus, -eris (n) '"Leichenbegángnis', air. duine ‘Mensch’ (= 'Sterblicher?) und phryg. und lyd. Wörter (vgl. P 235). In Erweiterungen: *dhw-ei- s. unter dwein-a-. *dhw-en-: gr. àro-0vicko 'sterbe', aor. ån-é9avov. *dhw-es-: lit. dvésti ‘verenden’. Von dem zugrundeliegenden dheus- ‘atmen, rauchen, stieben', das bedeutungsmäßig sehr stark auseinanderfållt, gebe ich nur eine Auswahl von Belegen, da eine Abgrenzung sehr schwierig ist. Die Zusammengehórigkeit wird jedoch durch weit

verbreitete Ableitungen (dhü-mo-, dhou-mo- ‘Rauch, Dampf’ u.a.) erwiesen. P 261-267, 268-271.

Vgl.

DAUG-A- - DAUG

(It):

fümus (m) ‘Rauch, Dampf”.

(lit):

dámai “Rauch, Qualm'.

149

aksl.: duneti 'hauchen, blasen’. gr.:

060 (Oui, 06vo), 'stürme einher, brause, tobe'; 060 Perf. t£Ovka "bringe ein Rauchopfer dar, opfere’; formal nicht ganz klar, vgl. Frisk, L 155, S. 697-99.

ak:

—dhünóti ‘schüttelt, erschüttert’, PPP dhütd-.

Vgl. dhüpa- (m) *Räucherwerk’.

DAUG-*A- (/-h) ‘(verbergen)’ ae.:

Nur B 850 déog ‘er versteckte sich’ (= “tauchte unter'?). Dieses kann, falls die Lesung ernst genommen wird, als Prät. eines ae. *deagan oder, falls es als mundartliches &o für éa angesetzt wird, eines deogan oder dügan aufgefaßt werden. Falls das ahd. Wort als PPP zugehörig ist, wäre die letztere Möglichkeit (die vertreten wird von Flasdieck, A 60, 1936, 267) auszuschließen. (So zuerst E. E. Wardale, MLR der Auslaut auch -Å sein kann.

ahd.:

--e-(s)d

24, 1929, 62f.).

Zu beachten ist noch, daß

Nur tougan “geheim, verborgen’ (erstarrtes PPP?) O aD N.

daug-la- (adj): ae. deagol (eo) ‘geheim’ cD LWS 11,298,8; ahd. tougal "dunkel, verborgen’ I T. Vgl. as. dogalnussi (f) ‘Geheimnis’ sD. daug-ila- (adj): ae. diegel ‘geheim, unbekannt’ B cD Beda(BT). P 265; TF 208; Hh 70 ‘deagol’ ; Gr V,373-377. Bei der Unsicherheit des Ansatzes ist eine etymologische Eine naheliegende Vergleichsmóglichkeit gibt es nicht.

DAUG ‘taugt’ gt: ae.: afr.: as.: ahd.:

Spekulation

zwecklos.

g(nefsd

daug, —, —; abs. (oder unpers., immer mit ni verbunden), ‘taugen, frommen'. deah (-g), dugun, dohte; abs. (+ dt. der Person): B+,cD +; Bo +; Ae Pt; L 2; me. dugen (dowe). da(e)ch (duch), dogen, —; abs., 'taugen'. dóg, dugun, —; abs. (+ dt. des Begünstigten, immer mit ni verbunden), 'taugen': H 2,3; mnd., mnl. dogen, nnl. deugen (swv). toug, tugun, tohta; abs. (dt. der Person, oder abh. Satz), ‘taugen, geziemend sein’: O Pt; N +; mhd. tugen, nhd. taugen (swv).

daug-eja- W: ae. gedygan "bestehen, ausführen, überwinden’ B cD Chr; as. å-dögian ‘ertragen’ H, vgl. Wirkendes Wort 5 (1954/55), 74f. dug-i-z (m): awn. dugr “Tüchtigkeit’ E. dug-&-: awn. duga ‘taugen’ ++.

150

DAUG

dug-ja- (adj): awn. dyggr “tüchtig’ C. dug-unpi-z (f) WA (Die Form des Suffixes ist unklar, möglicherweise sind hier verschiedene Bildungen zusammengeflossen): ae. duguó ‘die Erprobten’; "die Schar, Gefolgschaft’; ‘Herrlichkeit, Vortrefllichkeit’; “Vorteil, Gabe’ B cD Bo Go; afr. dugeth ‘gute Eigenschaft, Vorteil’; ahd. tuged, tugund *Mannhaftigkeit, Tugend, Erfahrung’ N, Aumann, Beitr 63, 1939, 143-161).

Gl

11,422,10

(virtutis:

tugundi)

(vgl.

E.

duh-tó (f) W: ahd. dohta 'Vortrefflichkeit, Vollkommenheit’ O. P 271 (=); TF 207 (=); F 127f. (=); V 86 *'duga' (=); J 508 (=); Hh 79 (=), K 774 *taugen' (=); Gr V,369-373 (oE).

ETYMOLOGIE Bei gm. daug, intr. ‘taugt’ findet die Form des Präterito-Präsens keinen Anschluß in einer auBergermanischen Sprache. Da zudem die Bedeutung der gm. Sippe verhältnismäßig abstrakt und nicht genau festlegbar ist, bleiben die Vergleiche unsicher. Nachstehend die unter einem Ansatz dheugh- übliche Zusammenstellung von formal vergleichbaren Wörtern. Die Bedeutung deckt sich fast nirgends. Die von P und Buck, L 2, S. 386 geforderte Ausgangsbedeutung ‘berühren’ (> ‘drücken’ — ‘ausdrücken’ — ‘melken’ -> ‘reichlich spenden’) setzt zu viele unbelegte Zwischenglieder an. Man kann auch unmittelbar von der Bedeutung *melken, milchen' ausgehen, die allerdings nur im Arischen belegt ist, aber dort häufig in einem übertragenen Sinn gebraucht wird, der dem Anwendungsbereich von daug recht gut entspricht. Man müßte für das Germanische etwa von einer Bedeutung 'gemilcht haben’ = ‘nützen’ oder ‘gemolken haben’ = "den Nutzen haben’ ausgehen. (Vgl. die ähnliche Problematik und ähnliche Bedeutungsentwicklung bei gm. benh-a-). Schwieriger ist die Bedeutung des Gr. zu erklären, das auch nicht ganz den zu erwartenden Lautstand zeigt (kein Wechsel 1/0, intervokalisches x). Hier kann die besondere Bedeutung von tvyxávo mit der besonderen Form (Nasalpräsens) zusammenhången; vielleicht ist das Verbum auch ganz abzutrennen (so Boisacq, L156, S. 989). Das ganze ist unsicher; am ehesten überzeugt noch der Vergleich mit dem Lettischen und dem Indischen. (air.) (H): dual (adj) und m(o) 'angeboren, ererbt, gewohnt, passend’; ‘richtige Gelegenheit’. (lit) (CH): daüg ‘viel’; lett. (W) padügt "können, vermögen’ (gewöhnlich negiert). (sl.) (H): russ. duzij ‘kräftig’ (weiteres bei Vasmer, L 153, 1,379). gr. (HZ): (1) tebxo, red. aor. terukeiv (mit sekundärem x?), ‘bringe hervor’ (natürlich oder künstlich), *verursache' (von Naturerscheinungen u. a.). (2) tvyxávo, aor. Etvxov, Perf. tetbynka (Futur tedEouatr), *bin zufällig da’, unp. ‘geschieht zufällig’; ‘erreiche, erlange'; ‘treffe’ (Personen). Die beiden Verben

haben gelegentlich gleiche außerpräsentische Formen.

DIG-A-

ai. (W): dógdhi 'melkt, milcht’, übertragen

151

‘nützt, zieht Nutzen’,

PPP

dugdhá-.

D/£- ‘tun’ s. DÓDIG-A- ‘kneten’

£ (n) (e) - (*s) (d)

Bt:

digan, —, —, digans; (acc.?), 'kneten, aus Ton bilden'.

ga-:

gt. 'kneten, aus Ton bilden”.

daig-a-z (m) 'Teig' W: gt. daigs; ae. däh W ; ahd. teich Gl 11,25,35 belegt, erst mnd. dech, mnl. deech. daig-a-m (n) W: awn. deig ‘Teig’ (CV). daig-a- (adj) H: awn. deigr ‘weich, flüssig’ (von Metall) (EJ) G daig-jon (f) H: awn. deigja 'Dienstmagd' E G; ae. dZge ‘Bäckerin’ (wohl als *deig-jön) ae. hlæf-dige ‘Frau, Herrin’ cD VP dig-nó- H: awn. digna 'erweicht werden' (von einem Schwert) dig-ra- (adj) H: awn. digr ‘dick’ ++. Vgl. gt. digrei (f) ‘Fülle’.

(massa).

As. nicht

(CV). W; vielleicht auch L. (M).

P 244f. (=); TF 205f. (=); F 118f. (=); V 74f. 'deig' (=); I 501f. (=); Hh 691. ‘dag’ (=); K 776 ‘Teig’ (=); Gr V,3771. ETYMOLOGIE Gm.

dig-a- *kneten' ist mit Sicherheit zurückzuführen auf die gemein-idg. verbale

Grundlage

dheigh-, die im

Lt., Ir. und

Gr.

mit Nasalpräsens,

im Ai.

mit athem.

Präsens erscheint (in der besonderen Stammbildung des Gm. sehen Ernout-Meillet einen Reflex des athem. Präsens). Dieser formalen Doppelheit entspricht vielleicht ein ursprünglicher Bedeutungsunterschied von verlaufsbetontem *kneten, streicheln’

(athem.) und ergebnisbetontem ‘formen, bilden’ (Nasalpräsens). Das Gr. zeigt eine Variante mit unaspiriertem g; da aber bei den Sprachen mit entsprechender Präsensbildung der Auslaut mehrdeutig ist, habe ich es nicht abgetrennt. Sprachen mit Nasalpräsens: lt:

fingo, finxi, fictum, -ere "kneten, formen, streicheln’. Präterita der anderen ital. Sprachen: falisk. med fifiked "hat mich verfertigt'; osk. fifikus (Bedeutung unsicher). air. (W): com-od-ding “bauen, errichten’, air-od- *erquicken, herstellen’, red. Prät,

152

DEIK-A-

Das Simplex und die übrigen Komposita gehören vermutlich zu einer etymologisch verschiedenen Sippe, vgl. Pedersen, L 134, II,505f. Gegenseitige Beeinflussung der beiden Sippen ist anzunehmen. gr. (WZ): Ouryåvo, aor. EOtyov, ‘berühren, umrühren, sich mit etwas befassen’ (fehlt bei Homer und in rein attischer Prosa; zur Bedeutung vgl. td Olypa *Befleckung' und die It. Bedeutungsentwicklung zu ‘streicheln’). Andere Bildungen: (osk.): teffutss m(o) “Mauer”. lit. (H): dyZiu, dyZti 'abhåuten, auspeitschen', intr. ‘eilen, sich sputen’. Vgl. Fraenkel, L 146, 1,98, der mehrere Parallelen für einen entsprechenden Bedeutungsübergang beibringt. Der Anschluß bleibt aber unsicher. (sl.) (W): Einzelsprachliche Wörter für 'Backtrog*, die auf *dhoigh-jä zurückgeführt werden können. Vgl. Vasmer, L 153, 1,336 unter dezá. (gr.) (W): teixog (n) ‘Mauer, Stadtmauer’; toiyog (m) ‘Mauer, Seite”. ai. (WZ): dégdhi (zu erwarten wäre dedhi) ‘bestreichen, beschmieren, salben’, PPP digdhá-. toch. A:

tsek, B tsik ‘formen, bilden’, ö-Präsens.

Auf eine Umstellungs-Variante gheidh- gehen balt. und slav. Verben zurück: lit: —Ziedzin, Ziesti ‘formen’. aksl.: zifdp, zudati “bauen, schaffen’.

»»DEIK-A- ‘schaffen’ ahd.:

(?g) - (?e) - - ”d

Nicht belegt; erst mhd. tichen (stv); acc. ‘bewerkstelligen’; abs. *erschallen lassen, singen’ (mit Ellipse des Objekts? Nur wenige Belege); gen., acc.“büßen, entgelten’ (vielleicht mit mnd. diken ‘büßen’, von dem nur der Inf. belegt ist, abzutrennen). Auch über die möglichen Ableitungen ist keine Klarheit zu gewinnen: (1) Die Gruppe um ‘Deich’ ist wohl abzutrennen (zu idg. dheig®- ‘stechen’ P 243f.). (2) Die Gruppe ‘dichten’ (englisch und deutsch) gilt in der Regel als aus It. dictare entlehnt. Es ist jedoch durchaus zu erwágen, ob es sich hier nicht um ursprüngliche gm. Wörter handelt, die nur in der Bedeutung beeinflußt wurden. Für eine solche Annahme spricht die Bedeutungsbreite der gm. Wörter. (3) gt. gadikis (n) ‘Gebilde’ (Hapax), das meist zu gadigis emendiert wird. Wird in der Regel als Nachfolger der Auslautvariante *dheig- zu dheigh- angesehen (vgl. dig-a-). Dies ist möglich, doch wegen der späten und spärlichen Überlieferung und des unsicheren Zusammenhangs der gm. Bildungen nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen. Vgl. F. A. Wood, MPh 4 (1906/7), 490f.

DELB-A- — DELG-A-

153

DELB-A- ‘graben’ ae.: afr.: as.: ahd.:

biga-: uz-: undra-:

--efsd

delfan, dealf, dulfon, dolfen; abs., acc.; ‘graben’: cD +; Bo 1, A 1,3; Àe 1,2,3; VP 2,3,4, R! 1,2(æ); L +, R? 1,2; me. delven, ne. delve (swv). delva, —, —, dulven; abs. ‘graben’; nwfr. dolle (swv). -delban, —, -dulbun, -dolban; H 1,3,4; mnd., mnl., nnl. delven. -telpan, —, -tulpun, -tolpan; O -3,4; Gl L168,6 humandi: pitelpanti; mhd. telben. ‘begraben’: ae. graben' ae. ‘graben’ ae. (under-)

ae. CDL RI; afr.; as. H; ahd. O. cD L R1. cD Ae Rt. ‘ersticken’ L R2.

P 246 (=); TF 204 (=); Hh 71 (=); Gr V,420. ETYMOLOGIE Gm. delb-a-, trans., intr. ‘graben’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Am nächsten steht ksl. disbo, dlebsti *meifeln' mit mehreren Entsprechungen in den modernen slavischen Sprachen (russ. dolbíte ‘meißeln, stemmen, hacken”). Dazu eine ganze Anzahl Nomina im balto-slavischen Bereich, die verschiedene Geräte

und ähnliches bezeichnen, aber nicht überzeugend mit diesen Verben in Zusammenhang zu bringen sind. Am nächsten steht apr. dalptan "Durchschlag* (Werkzeug). Der Anschluß von lit. delbti ‘die Augen niederschlagen’ ist hypothetisch. DELG-A- (?) ‘schlagen’

- (n) (e) f (*”s) *”d

afr.:

delga 'verwunden'.

Nach Holthausen,

L 95, ein stv.; ich kann es aber nicht

ahd.:

belegen. Nicht belegt; erst mhd. telken (Kåsebruch) schlagen, durcheinanderrühren' (nur Präsens, selten), vgl. Rosenfeld a.u.a.O.

dalg-ö-: Erst spät belegt: mnd. dalgen ‘hauen, prügeln'; mhd. talgen 'kneten' (von dem Kneten der geschlagenen Butter ausgehend). dulg-a-m (n) W: awn. dolga dynr 'Schwerterlárm' E, dolg *Feindschaft' PE; ae. dolh "Wunde, Striemen' LWS 1,10,13 cD Bl; afr. dolg “Wunde’; ahd. dolk "Untergang’

O,

tole *"Wunde'

BR,

‘Geschwür’

Gl

11,264,54

(ulcus).

dulg-a-z (m) W: awn. dolgr "Totschlåger, Feind’ E.

P 247; TF 210; Hh 74 'dolg' ; Gr V,420f. H. Rosenfeld, Beitr (W) 80 (1958), 477-482. Da ich für cin starkes Verb keine ausreichenden Belege habe, verzichte ich auf den Versuch einer Etymologie. Eine naheliegende Vergleichsmöglichkeit ist nicht vorhanden.

154

DENT-A- — DERB-A-

DENT-A- ‘stürzen’ awn.:

-n(e)---

detta, datt, dutto, dotten; abs. ‘schwer und hart niederfallen, tot niederfallen’: C 1,2; S(D) +; isl., nn. detta.

dant-ó- W: awn. datta 'schlagen' (vom Herzen) (M) (Wiss 18). dunt-i-z (m) W: awn. dyttr ‘Schuß’ (CV); ae. dynt ‘Schlag, Stoß’ (Gr) Bo L (Ohrfeige).

P 249f. (=, HI); TF 199f. (zw); V 76 (=, HI); J 512ff. (=); Hh 82 'dynt (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. dent-a-, intr. ‘stürzen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Formal vergleichbar ist alb. g-dhent ‘Holz behauen, hobeln’. Dieser Anschluß ist aber bei solcher Vereinzelung und bedeutungsmäßigem Abstand zu unsicher. Mit anderem Auslaut (idg. gh oder k) vergleicht sich: gm.: dang-eja- in awn. dengja 'dengeln' (Sense) iD (CV). DERB-A- (/-f-) ‘sich mühen' ae.: afr.: as.: ahd.:

(?n) e f *”s *Pd

deorfan, dearf, durfon, —; abs., “arbeiten, sich mühen, in Gefahr sein, zugrunde gehen': Àe 1; (BT) 2; W 3, PPP nur sw. -der(v)a, —, —, —; nwfr. bi-djerre, for-. Nicht belegt; erst mnd. vorderven (stv); abs. 'herunterkommen, schlecht werden’, acc. ‘zugrunde richten’; nnl. bederven. Nicht belegt; erst mhd. verderben (stv); abs. ‘zugrunde gehen’; acc. ‘zugrunde richten’; (spät belegt, noch später auch verterben), Erklärung des Lautstandes?

(far-)

‘verderben’: afr.; mnd.; mhd.

ga-:

ae. ‘sich mühen, verderben’ Ae W.

derb-a-m (n): ae. gedeorf ‘Mühe, Anstrengung’ BR Co. darb-eja- W: ae. dyrfan 'bedrángen' (E Studien 39, 1908, 342ff.), ge- LWS TII, 184,4. Mit ähnlichem Lautstand eine Anzahl von Wörtern mit der Bedeutung 'kühn' u.å. (awn. diarfr ‘kühn’), bei denen die Zugehörigkeit unsicher ist. Vgl. die Berührungen zwischen dars, derb-a- und parf.

P 257 (=); V 771. 'djarfr (=, Hl); J 521 (=); Hh 72 (=); K 813 ‘verderben’ (=). ETYMOLOGIE Der Kern dieser höchst unklaren Sippe ist das ae. Verbum deorfan ‘sich mühen’, das mit einem lit. Verb vergleichbar ist. Die Belege der anderen gm. Sprachen sind

DEUB-A- — DÜB-A-

155

schwer zu beurteilen. Das Verb ist möglicherweise ursprünglich in einer nordseegermanischen Sprache und von dort aus in die anderen entlehnt. lit.:

dirbu, dirbti, intr. ‘arbeiten’, trans.

‘machen,

verfertigen, herstellen’.

Weiter zu *dhera- ‘machen, tun’ (P 212)? DERF-A-

'sich mühen’ s. DERB-A-

DURS-A- 'wagen’ s. DARS

DEUB-*A- (/-2-, /-f) (?) Cerlahmen)' awn.:

(8) n (e) (f) (s) (d)

Nur dofenn 'erlahmt" (M); isl. dofinn. aschw.: duven 'schal, schlaff’; schw. duven, dän., Bm. doven.

daub-a-(adj) ‘taub’ H: gt. daufs, -bis (verstockt); awn. daufr E (M); ae. deaf cD VP; atr. dåf; ahd. toub TON. dub-o- *toben’

H:

as. dovon

sD;

ahd.

tobon Gl I1,315,33 (delirare).

dub-nö-: awn. dofna 'schlaff werden’ (EJ) (M). P 261-267; TF 209f.; F 115f. ‘daufs’; V 74 ‘daufr’ ; J 503-506; Hh 70 ‘deaf’; K 773 taub’; Gr V,351. Sowohl

die Existenz eines stv. gm.

deub-a-, wie auch die Bedeutung

und

die Zu-

sammengehörigkeit der Ableitungen sind unsicher. Auch eine naheliegende Vergleichsmöglichkeit ist nicht vorhanden, so daß ich mich eines etymologischen Versuches enthalte.

DÜB-A- (/-f) tauchen’

-ne

duppawn.: ae.: as.:

bi-: ga-:

--(e)-

-"s(d)

- (d)

düfa, —, —, —; + präp. (ins Wasser) drücken’ G 1. aschw.: dåva 1; dàn. duve (swv). düfan, déaf, dufon, -dofen; abs. ‘tauchen’: B -2, cD 1,2,3; A 1; Ae 1,4, Co 1,2,3; me. duven. Nicht belegt. Erst mnd. beduven “bedeckt sein’ (meist von Wasser); mnl., nnl. bedoven ‘bedeckt’. ae. ‘eintauchen’ (trans.) (BT). ae. “eintauchen, eindringen’ B cD.

düb-a-: ae. düfe-doppa ‘Pelikan’ Lb. düb-on (f) H: awn. dufa 'Woge' C.

156

DÜK-A-

düb-eja- ‘eintauchen’: awn. dyfa (Fr); ae. dyfan (Gr) Beda(BT). daub-eja-: awn. deyfa ‘tauchen, taufen’ G. Mit Intensiv-Gemination:

dupp-ja-: ae. dyppan ‘eintauchen’ (BR); ahd. tupfen 'benetzen' dupp-atja-: ae. doppettan “immer wieder eintauchen’ Ae(BT).

Gl 11,429,1 (lavit).

P 267f. (=); TF 209 (a); V 86 ‘düfa’ (=); J 508f. (=); Hh 79 (a). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. dib-a-, intr. ‘tauchen’ ist ohne genaue Vergleichsmöglichkeit. In der Regel wird unter Verweis auf einige slav. Wörter eine Grundform *deup- angesetzt, was gm. *deuf- voraussetzen würde. Die Bedeutung der slav. Wörter ('Hóhle, Loch") steht aber so weit ab, daß an einen sicheren Vergleich nicht zu denken ist. Es ist wohl besser, sich auf die Zusammenstellung einiger Formen áhnlicher Bedeutung mit wechselndem Auslaut und einer Grundlage *dheu- zu beschränken. (air.) (H): domain (1-adj.) ‘tief’, Subst. ‘Boden’ (*dhub-ni-?). (gm.) (W): deup-a- ‘tief’ in gt. diups; awn. djupr E PE (M); ae. deop ++; as. diop H; ahd. tiof ++ ; und daup-eja- ‘tauchen, taufen' in gt. daupjan; awn. deypa G;

ae. depan VP (bi-) R! L; afr. depa; as. dópian H; ahd. toufen ++, (Raven

226f.).

lit. (W): dumbü, dubti, intr. 'sich senken, einsinken'; dubüs dügnas ‘Boden, Grund’ (dissimiliert; oder zu dük-a-?). (aksl.) (W): bez-dena (f) ‘Tiefe, Abgrund’ (*dhub-na?).

'eingesunken,

tief',

DEUF-A-, DÜF-A- 'ermatten" s. DEUB-A-

DÜF-A- ‘tauchen’ s. DÜB-ADUG-ADEUG-A-

‘taugen’ s. DAUG ‘verbergen’ s. DAUG-A-

DÜK-A- ‘tauchen’

--(e) fs

d

---- -(d)

afr.:

düka, —, —, —; abs. “untertauchen’; nwfr. düke (stswv).

as.:

nicht belegt, erst mnd.,

mnl.

düken,

nnl. duiken.

DÖahd.:

157

—, —, tuhhun, gitohhan; abs. ‘tauchen’: N -4; Gl 11,750,43 innatabant: intuhhun; die Form des Präsens (*tühhan) darf wohl aus dem unten belegten Nomen und aus mhd. tüchen (swv mit starkem PPP) erschlossen werden; mhd. tiichen, nhd. tauchen (swv).

(far-): ahd. “in Vergessenheit sinken’ N, dük-ön (m): ae. dace ‘Ente’ (BT). dük-ila-z (m): ahd. tåchil “Taucher” (Wasservogel) Gl IV,78,24 (mergus). dük-arja-z (m) 'Taucher' (Wasservogel): as. dükari sD; ahd. tüchare Gl II,18,44 (mergula). Mit Intensiv-Gemination:

dukk-o- W: ahd. tocchon (Wiss. 181).

'immer

wieder

untertauchen'

N

(anders

Sehrt,

L

111)

P 267f. (zw); TF 207; Hh 79 ‘düce’; K 773 ‘tauchen’ (abl); Gr V,367f. (a). Gm. dük-a-, intr. ‘tauchen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Es läßt sich mit einiger Sicherheit (Vokalismus, Bedeutung) zu den unter dub-a- aufgezählten Bildungen einer Grundlage *dheu- mit wechselndem Auslaut stellen. DEW-A-

‘sterben’ s. DAU-JA-

DÖ- (D/£-) ‘tun’ ae.:

(g) (n)

efsd

don, dyde (L, R? auch ded-, Dichtung auch dzd-), -dön; abs., acc., 'handeln, tun, wohin tun’: ++;

me. dön, ne. do.

afr.:

dwä, dede, -dén; abs., ‘tun’; nwfr. dwaen.

as.: ahd.:

doan, deda, dädun(-e-), gidöen; abs., acc. tun": ++; mnd. dön, mnl., nnl. doen. zuon, teta, tåtun, gitån; abs., acc., tun, machen’: ++; mhd. tuon, nhd. tun.

(AuBerdem wird das Práteritum in den Endungen der schwachen Verben gesucht, gt. -da, -dedun usw. Ob awn. dandi-menn ‘tüchtige Leute’, Variante zu dugandi menn, als erstarrtes Partizip hierher gehört, ist zumindest zweifelhaft). (an-)

‘aufmachen’: ae. cD L RD

R2; afr. (entkråften); as. H; ahd.

TON.

bi-

‘schließen’: ae. cD; ahd. (beschließen) ++.

(far-) ga-

‘verderben, zerstören’: ae. cD Bo JE R! L R2; afr.; as. H Gn; ahd. (freveln) O N. —'tun, handeln’: ae. B cD VP R! L RD R2; as. H Gn; ahd. ++.

te-: uz-:

ahd. ‘ausbreiten, sich entfalten’ N. ae, ‘hinlegen, wegnehmen, zerstören’ cD Bo R2.

d&-di-z (f) ‘Tat’: gt. gadeps (belegt -ds); awn. dåd E C G (Ü- ‘Un-) R; ae. død ++; afr. dede, dåth; as. dad (Ereignis) H Gn; ahd. rät ++.

DÓ-

158

dö-ma-z (m) W: gt. doms *Ruhm” (domjan ‘urteilen’); awn. dómr ‘Gericht’, in Zusammensetzungen auch ‘Urteil’, ‘-tum’ ++; ae. döm “Urteil, Gericht, -tum' ++; afr. döm ‘Urteil’; as. dam tuom “Urteil, Macht, -tum’ T O.

“Gericht, Urteil, Macht, -tum’

H Gn;

ahd.

P 235-239 (=); TF 197f. (=); F 178 ‘gadebs’ (=); V 71 ‘dad’ (=); J 498f. (=); Hh 75 (—); K 798 (—); Gr V,284-339 (—). H. M. Flasdieck, 4 61 (1937), 43-54. ETYMOLOGIE Gm.

dö- (d£-), trans., intr. ‘tun’ gehört mit Sicherheit zu der gemein-idg. Wurzel

dhe- (**dhea,) ‘setzen, stellen, legen’ mit starker Bedeutungsausweitung im Germa-

nischen. Im einzelnen ergeben sich zahlreiche Schwierigkeiten: (1) Das Germanische hat als einzige Sprache ein Wurzelpräsens mit dem Vokal ö. Die athematische Flexion geht wohl auf die redupliziert-athematische Bildung zurück, die auch im Indischen und Griechischen vorliegt. Der Vokal wird in der Regel als Ablaut erklärt, doch kann man mit Rücksicht auf die entsprechende Schwierigkeit bei idg. stå-/gm. stæ- (wo der Vokalwechsel nicht auf Ablaut beruhen kann) auch daran denken, daß es sich um eine sekundäre Umgestaltung handelt. (2) Das Präteritum ist deutlich eine ehemals reduplizierte Bildung. Das Konsonantengerüst der Reduplikation ist überall erhalten, was wohl darauf schließen läßt, daß zur Zeit des Abbaus der Reduplikation im Westgermanischen das Präteritum von dö- von den normalen reduplizierten Präterita (etwa *ge-grö-) deutlich verschieden war (darauf weisen auch die Endungen des schwachen Präteritums im Gotischen, wenn man sie als zugehörig betrachtet). Auf Grund dieser Sonderstellung könnte das Präteritum von dö- auf eine vom Perfekt verschiedene Bildung zurückgeführt werden, also auf einen Aorist oder ein Imperfekt; doch genügt der Hinweis auf die Sonderstellung noch nicht als Stütze einer so weitgehenden Annahme. Die andere Möglichkeit wäre, in dem normalen gm. Reduplikationstyp (z.B. *ge-grö-) eine späte Ausgleichsbildung des Perfekts, in dem Präteritum von do- dagegen den letzten Rest des für solche Wurzeln im Idg. wohl allgemein vorauszusetzenden, ursprünglichen Perfekttyps mit Flexionsablaut Sg. dhe-dhö-, Pl. dhe-dh(2)- zu schen, der dann im Gm. wegen seiner Einmaligkeit den verschiedensten Ausgleichsbildungen anheimfiel. Der (Reduplikations-) Vokal erscheint im Englischen (bis auf einige Sonderfälle) als -y-, dessen Erklärung trotz vieler Versuche noch völlig unklar ist. Im Friesischen ist -e- belegt, wobei die Deutung der Quantität unsicher ist. Im As. und Ahd. wechselt 1./3. Sg. e mit & in den übrigen Formen (wobei im As. neben auch e belegt ist). Für eine Erklärung dieses (wohl alten) Wechsels kommen in Betracht: (a) schon grundsprachliche Länge (etwa Sg. *dhe-dhö-, Pl. *dhe-dh(2)-); (b) spätere Dehnung des Plurals, den gleichen Gesetzen folgend wie die Dehnung in gZbun und kwæmun; (c) späte Analogie zur V. Ablautsreihe. Jede dieser Erklärungsmöglichkeiten ist

DÖ-

159

problematisch; die dritte darf wohl als unwahrscheinlich ausgeschlossen werden, da in keiner gm. Sprache auch der Sg. angeglichen wurde, dessen Vokal genau so aus dem Rahmen fiel wie der des Plurals. (3) Das æ im PPP des Ahd. (sowie mittelniederfränkischer Mundarten) ist die einzige Ausnahme der Regel, daß bei starken Verben außerhalb des e-Ablauts die Vokalstufe des PPP der des Präsens entspricht. Dies weist am ehesten darauf hin, daB mindestens ein Teil der Formen des Präsens ursprünglich & zeigte. Auch das

ti-Abstraktum zeigt 2 und kann damit nicht aus dem Verbum, wie es uns vorliegt, gebildet sein. Die Möglichkeit muB freilich eingeräumt werden, daB diejenigen verbalen Formen der Wurzel, die € zeigten, im Gm. später spurlos verschwunden sind. (4) Der Zusammenhang des Präteritums mit der Stammbildung und Flexion der schwachen Präterita. Hier stehen sich gegenüber die 'Kompositionstheorie”, die (gestützt auf parallele Erscheinungen in anderen Sprachen) die schwachen Práterita als aus *"Verbalstamm (oder ähnlichem) -- Präteritum von dó- zusammengesetzt auffaßt,

und

andere

Theorien,

die cinen

solchen Zusammenhang

bestreiten,

Daß

sich die schwachen Práterita und das Práteritum von do- im Verlauf ihrer Entwicklung gegenseitig beeinfluBten, kann kaum geleugnet werden, die Frage ist vielmehr, ob das schwache Präteritum ausschließlich aus dem Präteritum von dö- herzuleiten ist. Auch hier ist eine endgültige Klärung noch nicht erreicht. Zuletzt vor allem (jeweils mit weiterer Literatur): H. Wagner, ZcPh 28 (1960/61), 1-18; G. Bech, Die Entstehung des schwachen Präteritums, Kopenhagen 1963 (= Hist. Filos. Medd. Dan.

Vid. Selsk., 40,4);

L. L. Hammerich,

ZdS 20 (1964),

129-140.

Außergermanische Sprachen: Italische Sprachen: Zu dhé- gehört ein Teil der Komposita auf It. -dere, nämlich abdo, -didi, -ditum, -ere *wegtun, sich wegbegeben, verbergen’, con- ‘'zusammentun, bilden, gründen, bauen’; die ö-Stufe in sacer-dós ‘Priester’ (falls hierhergehörig). Osk.: prüffed ‘errichtete’ (*pro-dhe-dh-). Das einfache Präsens wird durch eine &Erweiterung gestellt (die auch im gr. Aor. Sg. auftritt): lt. faciö, feci, factum, -ere ‘machen, tun’ usw. Osk. factud (Imper.) usw. ; umbr. fagiu (Inf.) usw. ‘machen, veranstalten, handeln, opfern’; j-Prásens, im Osk. mit redupliziertem (fefacust), im Umbr. mit unredupliziertem (fakust) Präteritum (die angegebenen Formen sind Futura II). Das Umbr. hat im Präsens (fetu) und PPP (fetu) auch Formen, die am besten auf einen Stamm fe- zurückgeführt werden (Diskussion bei Untermann, L 130, S. 27f.).

Keltische Sprachen: gallisch dede ‘errichtete’ (anders Thurneysen, L 133, $ 691). Air.: Die Ausgangsformen sind nicht mit Sicherheit zu erschließen; in Frage kommen (Präsens) -tarti (P:*to-ro-ad-de- aus *dhe-t) und (Präteritum) do-rat(r) (Thurneysen, L 133, $ 50: *to-ro-ad-da aus *dha-) ‘geben’ (suppletiv zu do-beir 'gibt) u.a. Baltisch und Slavisch: Das ursprüngliche reduplizierte Prásens ist noch in Einzelformen erkennbar (lit. desti, aksl. deZdg): lit. dedu, déti, alt mit athematischer Flexion

160

DRAB-A- — DRAG-A-

demi, desti (noch erhalten in der Formel déstis ‘je nachdem’), ‘setzen, stellen, legen, pflanzen’. Aksl. deZdo, déti (Prs. auch déjg) ‘legen, setzen, stellen’. gr.: tiönnı; Aor. £Onka, pl. Edenev; Perf. té0qko, PPP Octóc, "legen, stellen, setzen’. al.: dadhäti ‘setzen, hinstellen, legen’, Wurzel-aor., PPP hitå-, -dhita-. heth.: däi- ‘setzen, legen, steilen, einsetzen’ (vokalisches hi-Verb). toch.: tà- "legen, setzen’.

Unerweiterte Formen nur in A; sonst s-Erweiterung und tt-Erweiterung (Spur alter Reduplikation?).

DRAB-*A-

gt.:

(?) ‘(aushauen)’

g-----

Nur Mc 15,46: jah galagida ita in hlaiwa batei was gadraben us staina (gr. Ae&Aatounuévov). Otfrid hat an der entsprechenden Stelle ‘in sinaz grab, in felison irgrabanaz’ (1V,35,36); deshalb scheint es mir am wahrscheinlichsten zu

sein, daß das gt. gadraban verschrieben ist für gagraban. In der Regel wird aber gadraban ernst genommen und mit aksl. drobiti "zerreiben, zerbrechen’ verglichen (P 272f.; TF 212; F 179). Von den ebenfalls verglichenen gm. Nomina scheint ae. dræf nicht zu existieren und awn. draf I bedeutet weder ‘Abfall’ noch

‘Brocken’,

sondern

“Treber’

und

ist ein Sonderfall

von

draf 2 ‘Hefe,

Bodensatz’ (V 79f.). Diese Wörter können also nicht zum Beweis der Echtheit des gotischen Worts herangezogen werden.

DRAG-A-

gt.: awn.:

ae.: afr.:

as.: ahd.:

(far-):

‘schleppen’

gnefsd

dragan, —, —, —; refl. (+ acc.) ‘sich aufladen, beiziehen'. draga (-e-), drö, drógo, dregenn; abs., acc. ‘ziehen, drehen (Mühle)’, *zusammentragen, erwerben’ (Vh 40 aus ga-): E +, C +; G 1,2,4, PE+,R+,S 2,3 (D),4; isl. draga, nn. dra(ga). aschw.: dragha +; schw, dra(ga), dàn. drage, Bm. dra(ge). dragan, dróg, drógon, —; abs. ‘ziehen, gehen’; acc. ‘ziehen, schleppen’: cD 1,3; A 1,3; L 1,2,3, R? 2,3(tr-); me. dragen, drawen, ne. draw. drega (-a-, -ei-), dröch (dr&g), drögon, dregen (drein); acc. ‘tragen, bringen’; nwfr. drage. dragan, drög, drögun, —; acc. “tragen, bringen, hegen’: H 1,2,3; mnd. dragen, mnl. draghen, nnl. dragen. tragan, truog, truogun, gitragan; acc. “tragen, bringen’; 'besitzen'; 'ertragen': 12, MF -1; T +;0 +; BR 14, aD 1; N +; mhd., nhd. tragen. afr. 'übereinkommen';

TOBRN.

as. ‘erdulden’ sD;

ahd. “tragen, wegtragen, erdulden’

DRAG-A-

161

ga-:

gt. (Variante zum Simplex); ae. 'erdulden' L (—); as. ‘tragen, gebären’ H; ahd. ‘ertragen’ MF T aD (geziemen). te-: — ahd. ‘zerteilen’ GI 11,357,30 (divisum) (—). uz-; ae. 'herausziehen' (Schwert) Ae(BTS). drag-a-m (n) W: awn. drag ‘Kiel, Kufe' (zum Ziehen der Boote über Land) (M). drag-a-: ahd. fraga-betti "Sånfte, Ruhebett

drag-ön

(m):

as. swerd-drago

'Schwerttráger'

TON.

sD;

ahd.

pogo-trago

'Bogentrüger'

Gi 11,651,13 (arcitenens).

drag-ön (f): awn. draga ‘von Pferden geschleifte Holzlast’ (CV); ae. dræge 'Schleppnetz’ W; ahd. traga 'Amme' Gl 1,391,9 (gerula). drag-&- W: ahd. dragen ‘sich benehmen, betragen’ O (—). drag-ö- H: ahd. gidragon, etwa ‘auskommen’ O (—) (Wiss 76). drag-ila-z (m) W: awn. dregill 'Band' (EJ) PE G; ahd. tregel "Tråger' N; fem. wazzerdregila ‘Wasserträgerin’ Gl 11,612,45 (lixae). drag-no- W: awn. dragna 'nachschlappen' (von einem losen Schuhband) (M). drah-ta-z (m): awn. dråttr ‘Ziehen, Zug, Zögern’ (CV) G (af- ‘Abzug’) (M) (skips*Ziehen des Schiffs über Land"). drög-i- (adj): awn. -drégr C (hóg- "leicht zu ziehen’), CV (möt- 'feindlich"). droh-ta-z (m): ae. droht 'Zug' W. P 257 (=); TF 210f. (=); F 123 (zw); V 80 (zw); I 519ff. (=); Hh 76 (=); K 786 (zw); Gr V,492-502 (zw).

ETYMOLOGIE Gm. drag-a-, trans., intr. ‘schleppen’ hat keine lautlich und bedeutungsmåBig genau entsprechende Vergleichsmöglichkeit. Wörter mit der Bedeutung ‘schleppen, ziehen’ kommen in ähnlicher Lautform vor, doch weicht die Artikulationsart in verschiedener

Weise von dem durch das Gm. vorausgesetzten *dhragh- ab: (1) *d(hyrag(h)- (P 206-211, besonders 210) in lett. dragát *schmettern, schlagen’ (die anderen Bedeutungen sind unsicher) Könnte lautlich zum Gm. passen; aber die Bedeutung? (2) *tragh- (P 257) in It. traho, traxi, tractum, -ere ‘ziehen, schleppen’. (3) *dreg- (P 206-211, besonders 209), s. unter trek-a-. (4) *dhreg- (P 273, vgl. auch drenk-a-) in ai. dhrajati ‘zieht’ (von Vögeln, vom Wind, also abs.). HERLEITUNG Anknüpfungsmöglichkeiten bestehen zu *der- ‘reißen, schinden’ (P 206 bis 211, vgl. auch fer-a-) und zu *dher- ‘halten, stützen’ (P 252 bis 255). Somit ist auch von der Analyse her keine Sicherheit über die Ausgangsform zu gewinnen. Der gebräuch-

162

DRÆD-A- — DREIB-A-

lichen Wurzelstruktur nach ist die durch das Gm. vorausgesetzte Form *dhragham ehesten die ursprüngliche (ein Anlaut-Auslautverhältnis Media- Media und Tenuis-Media aspirata ist zumindest bei unerweiterten Wurzeln ungebräuchlich. Media aspirata- Media aspirata ist häufiger als Media aspirata- Media).

(-JDRÆD-A- ‘(fürchten)’ ae.:

--efsd

dr&dan, dréd (dreord), dredon (dreordun), —; abs. ‘fürchten’; angl. und poet.

lautet das Prät. in der Regel dreord, -un (Rest der Reduplikation); auch swv, besonders spät-ws., PPP immer schwach; die Existenz eines ursprünglichen Simplex ist nicht übermäßig sicher: B -1,2,3, cD -1,2(rd),3; Bo -1,3, A -1,2,3; Ae -1,2,3, JE -1,2,3; VP -1,2(rd),3(rd), R* 1,2(rd),3(rd); L 1,2(rd),3(rd), RD -1, R? 1,2(rd),3(rd); me. dreden (stswv), ne. dread (swv). afr.:

ondreda

as.: ahd.:

-dradan, -dred (-ie-), -dredun, —; H -1,2,3; mnl. ontraden. -tratan, -triat, -triatun, —; T 1,2; O 1,3; mhd. entråten.

‘fürchten’ nach

(an-)

‘scheuen,

uz-:

ae.

verehren,

Holthausen,

fürchten’:

ae.

L 95, stv.

++;

Ich kann

afr.; as. H;

ahd.

es nicht belegen.

T O.

(å-) fürchten’ (BT) (—).

TF 101 f. (a); Hh 75 (a); Gr V,522-524 (zw).

ETYMOLOGIE Gm. (-)dræd-a- ‘fürchten’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Zu beachten ist, daß der Anlaut nicht als sicher gelten kann, da die Simplexbelege unter Umständen sekundär

sind; doch dürfte der Anschluß

an awn. hræda 'fürchten' den lautlichen

Gegebenheiten, besonders im Ae., nicht genügend Rechnung tragen. Da vermutlich nur das Kompositum belegt ist, muB auch die Ausgangsbedeutung als unsicher gelten (vgl. etwa das Bedeutungsverhältnis von nhd. 'entsetzen' und dem Simplex 'setzen'!).

DREIB-Agt: awn.:

ae.:

‘treiben’

gnefsd

dreiban, —, dribun, dribans; acc. 'verbannen'. drífa, dreif, drifo, drifenn; abs. ‘treiben’ (Wind, Wetter), ‘treiben lassen, hindrängen’ (Menschenmenge); ‘bedecken’ (Vh 20f. aus bi-): E 1,3,4, C 2,4; GIPEILR-,S123(D)4(D); isl, nn. driva. aschw.: driva 4- 4- ; schw. driva, dån., Bm. drive. drifan, dråf, drifon, drifen; acc., 'treiben', abs. fiebern': B 1,2; cD +; Bo

DREIB-A-

1,3,4, A --; Ae +,JE+:VP+,R!12;

163

L +, RD -1,, R? -++; me. driven,

ne. drive.

afr.: as.: ahd.:

driva, —, drivon, driven; acc. "treiben, drängen’; nwfr. driuwe. driban, dréf, dribun, gedriban; acc. abs. 'treiben, vor sich her treiben, vertreiben’: H 1,2,3, Gn 1,3; sD 4; mnd., mnl. driven, nnl. drijven. triban, treib, tribun, gitriban; acc. “treiben, sich beschäftigen mit’: I 1,4, MF -1; T 1,3; O +; aD -3,4; N +; mhd. triben, nhd. treiben.

bi-:

ae. ‘verfolgen’ cD Co Bl Ges.

(far-) ga-: teuz-

‘vertreiben’: ae. cD ahd. 'schleudern' Gl *auseinandertreiben': ‘vertreiben’: gt.; ae.

Bo R! L RD R2; afr.; as. H; ahd. O aD 11,653,9 (adigere). ae. B cD Bo Ae JE L R?; ahd. N. cD Bo A Ae JE L; ahd. T I MF.

BR

N.

dreib-à (f): awn. drif 'Schneewolke' C. dreib-ón (m): ahd. uz-tribo *Austreiber' N. dreib-ón (f): awn. drífa 'Schneegestóber' C (M). draib-0 (f) W: ae. dräf ‘Herde’ WH Chr Bl. draib-eja- ‘treiben, vertreiben’: gt. draibjan (plagen); awn. dreifa (bespritzen) ++; ae. drzfan (Gr) (ge-) WH Chr; ahd. treiben N (—), (Raven 227). drib-a-m (n): awn. drif ‘(Schnee-) Treiben’ C; ae. (ge-) drif ‘Fieber’ R1; ahd. thanatrib ‘Scheidung, Verstoßung’ T. drib-on (m): awn. W hring-drife "First" (= Zerstreuer der Ringe) E; ahd. uz-tribo *Austreiber' N. drib-jön (m): ahd. uz-trippo “Vertriebener’ N, fem. Gl 11,105,37 uztrippun: eiectam. drib-ö-: ahd. tribon *antreiben Gl 11,73,21 (agitare) (Wiss 68f.). drib-ila-z (m): ahd. tribe] "Treiber Gl 1V,30,46 (agitator) (—). drif-ti-z (f): awn. dript ‘Schneegestöber’ (EJ); afr. ur-drift 'Vertreibung' ; ahd. anatrift 'Einwirkung' N, P 274 (=); TF 212 (a); F 124f. (zw); V 83 (abl, HI); J 526f. (a); Hh 77 (Vw); K 789 (oE); Gr V,481-488 (zw).

ETYMOLOGIE Gm. dreib-a- bedeutet abs. "dahintreiben, sich vorwärts bewegen’, mit acc. ‘treiben vertreiben’. Nur in der sehr eingeengten Bedeutung 'Schneetreiben', die vor allem im

Nordischen

stark

hervortritt,

ist das

Verbum

auDergermanisch

vergleichbar,

nämlich mit lit. drimbü, dribti “in Flocken niederfallen, hinplumpsen.' Die Bedeutungsbrücke ist zwar schr schmal, aber sonst ist an diesem Vergleich nichts auszusetzen (vgl. Specht, KZ 68, 1944, 41f.). Der Ausgangspunkt wäre also der (stürmische) Niederschlag. Als Grundlage dieser Bildung káme in Frage dher- *matschig sein’ (vom Wetter), ‘ausfallen’ (vom Bodensatz in Flüssigkeiten), ‘Durchfall haben’ (vgl. P 251f. und dreit-a-).

164

DREIT-A-

DREIT-A-

awn.:

‘scheißen’

-nef*"sd

drita, dreit, (drito), dritenn; abs. ‘scheißen’; acc. ‘bescheißen, beschmutzen'

(Vh 21 aus bi-): E 4; (D) 1,2,4; (Prät. Pl. kann ich nicht belegen, bei Noreen, L 27, 8 482 jedoch nicht als fehlend aufgeführt); isl, nn. drita.

dàn. drit(t)e. ae: afr.:

LWS 1,364,9 gedriteó ist der einzige im Ae. aufzufindende Beleg; me. driten. Nur bedrit *beschmutzt’; nwfr. drite.

as.:

Nicht belegt, erst mnl. driten, nnl. drijten.

ahd.:

Nur G1 III,504,2 megio: drizo. in Köln drieße (stv).

In den Mundarten heute noch lebendig, z.B.

bi- — 'beschmutzen': afr. gahinscheißen’: ae. drait-eja-: awn. dreita ‘zum Scheißen nötigen’ (M). drit-a-m (n): awn. drit *Dreck', besonders “Vogeldreck’ (CV).

P 256 (=, HI); TF 212 (=); V 84 (=, HD); J 518f. (=, HD; Hh 78 (=, HI). ETYMOLOGIE Gm.

lit.:

dreit-a- ‘scheißen’ (aus *dhreid-) kann als Variante verglichen werden mit

triedZiu, triesti ‘starken Durchfall haben’ (aus *treid(h)-).

Ob auch gr. Opidak (f) ‘wilder Lattich' (wegen abführender Wirkung?) hierher zu stellen ist (*dhreid- wie gm.) ist zumindest fraglich. HERLEITUNG Die unerweiterte Wurzel liegt vor in: lt: foria, -ae (f) ‘Durchfall’, forire ‘Durchfall haben’. Erweiterungen: *dher-s- in lit. dirsyti 'scheiBen' (anders P 207). *dhr-ei- in den

slavischen Sprachen,

Da diese Belege im Gegensatz zu Vermutlich kann schlackerig sein’,

etwa

russ. dristato "Durchfall

haben”.

eindeutig auf dh- weisen, zeigen sie mit Sicherheit, daß gm. dreit-adem vergleichbaren lit. Wort den älteren Lautstand bewahrt hat. man hier auch anschließen lit. dergti und derkti *matschig sein, was eine ursprünglichere Bedeutung zeigen würde; vgl. priderkti

“stark matschig sein, Exkremente fallen lassen’. Weitere baltisch-slavische Wetterwörter und anderes, das sich nur unsicher anschließen läßt bei P 251f.

Daneben von einer Variante *der- (die auch den oben angeführten mehrdeutigen baltisch-slavischen Wörtern zugrunde liegen kann): (gm.): tur-da-m (n) in ae. tord “Mist? LWS 11,62,22 und ahd. zort ‘Mist’ Gl 1,242,31 (stercora) (vgl. P. 207).

DRENK-A-

165

Auf einer weiteren Variante fer- können beruhen: *ter-k’- in lit. te£sti ‘schmutzig werden’. *fr-ek'- in lit. tr&sti 'düngen' und, mit Intensiv-Gemination, gm. prekk-a-z (m) ‘Dreck, Schmutz’ in awn. prekkr, afr. threkk, mhd. drec.

*tr-ek-t in cymr. troethi *harnen'. Mit s mobile *ster-k in lt. stercus, -oris (n) *Exkremente' (vgl. P 1031). DRENK-A-

'trinken'

gt:

drigkan, dragk, drugkun, trinken’.

awn.:

drekka,

ae.:

afr.: as.: ahd.:

(an-): gauz-

gnefsd drugkans; abs., acc. ‘trinken’; ana- refl. ‘sich be-

drakk, drukko, drukkenn;

abs., acc. ‘trinken’: E +, C 1,2; G

1,3,4,

PE +, R 1,2,4, S +; isl. drekka, nn. drikka. aschw.: drikka +; schw. dricka, dän., Bm. drikke. drincan, dranc, druncon, druncen; abs., acc. ‘trinken’; (nordh. auch swv): B +,cD +; Bo 1,3,4, A +; Ae +, JE 1,3,4; VP +, R! 1,4; L +, RD 14, R? +; me. drinken, ne. drink. drinka, —, —, drunken; abs. ‘trinken’; nwfr. drinke. drinkan, drank, drunkun, drunkan; abs., acc., ‘trinken’: H +; mnd., mnl., anl. drinken. trinkan, trank, trunkun, (gi-) trunkan; abs., acc. ‘trinken’: MF 1; T 1,2,3, truncan *trunken'; O 1,2,3; BR 1, aD 1; N +; mhd,, nhd. trinken. ae. ‘trinken’ cD Beda(BT). ‘trinken’: gt.; ae. (Gr) Ae L RD R2; as. H; ahd. N (in sich aufnehmen). ertrinken’: ae. cD Ac R?; ahd. O.

drenk-a-z (m) W: awn. ku-drekkr “Milchdieb’ G. drenk-a-m (n): ae. drinc ‘Getränk’ cD (win-ge- "Weingelage’) JE RD. drenk-ün (m): ahd. win-trinco "Weintrinker' T. drenk-ön (f) "Trunk, Gelage': awn. drekka E PE; ae. drinca L. drank-a-z (m) "Trank': afr. drånk; as. drank H; ahd. tranc Y BR. drank-a-m (n) 'Trank': gt. dragk; ahd. trang N. drank-i-z (m) "Trunk": ae. drenc cD Bo Co RD. drank-eja- 'tránken': gt. dragkjan; awn. drekkja (ertrånken) E PE R S; ae. drencan VP

L RD,

å- *ertrånken'

Bo

R?;

afr. drentza

(ertránken);

as. or-drenkian

sD; ahd. drenken (laben) O N (Raven 227f.). drunk-i-z (m) "Trunk': awn. drykkr E G PE S; ae. drync B (fæt "Trinkgefäß’) cD Bo VP

drunk-jón drunk-jon drunk-uladrunk-no-:

R7; ahd. trunch Gl 11,643,69 (haustus), ubar-trunk

(m): gt. af-drugkja "Trunkenbold'. (f): awn. drykkja “Trank, Trinkgelage’ ++. (adi): ahd. win-trunchal “trinksüchtig’ BR. awn. drukkna 'ertrinken' E C S,

'Berauschtheit' T.

166

DREP-A-

P 273 (=); TF 211f. (a); F 125 (oE); V 82 (a); J 529f. (=); Hh 77 (zw); K 7911. (—); Gr V,534-542 (a).

ETYMOLOGIE Gm. drenk-a-, trans., intr. ‘trinken’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. In der Regel wird angenommen, daß ein *dhreg- ‘ziehen’ mit Nasalierung und starker Bedeutungsverengung die gm. Sippe ergeben hätte. Sowohl die Nasalierung (vgl. slend-a-, slengw-a-), wie die Bedeutungsverengung (vgl. ‘einen guten Zug haben’), als auch das Vorhandensein einer solchen Grundlage (vgl. drag-a- und die dort angegebenen Varianten) ist sehr wohl móglich, aber die geforderte Grundlage ist nicht sicher zu belegen. Ein lit. dreZöti 'glattstreichen' (z.B. eine gedrehte Schnur) steht nur in älteren Lexika (bei Nesselmann, bei Kurschat als “mir nicht völlig bekannt’ gekennzeichnet) und läßt nach seiner Bedeutung mehrere Herkunftsmöglichkeiten zu; lit. drézti ‘reißen, abnutzen’ steht in der Bedeutung bereits recht fern. Ebenfalls fernstehend ai. dhrdjati *dahingleiten, ziehen’ (Wind, Vögel); skeptisch zum Vergleich Mayrhofer, L 158, IL,115. Vgl. drag-a- und die dort angegebenen Varianten.

DREP-A- 'schlagen' awn.:

ae.: as.: ahd.:

drepa, drap, drópo, drepenn; dt., ‘über etwas hinwegstreifen, -fahren’, — føte *straucheln”; acc., ‘schlagen, stoßen, töten: E +, C +; G 1,4, PE +, R +, S 4r; isl, nn. drepa. aschw.: drepa -+; schw. dräpa (swv), dàn. dræbe (swv), Bm. drepe (swv). —, drap, dræpon, drepen (dropen); acc., ‘treffen, schlagen, töten’: B 2,4(e,0), cD 4 (e); Chr 3; me. drepen. -drepan, —, —, —; ofar- “übertreffen’ sD; mnd. drepen (-a-); mnl. drepen. treffan, traf, träfun, gitroffan; acc., ‘schlagen, treffen, züchtigen'; unp. 'betreffen’: O

ga-:

-ne-sd

1,3; N

1,2,4; mhd.,

ahd. ‘passend sein, gelegen Geist) Wærferth (BTS).

nhd.

sein’ N;

treffen.

ae. PPP

drep-a-m (n): awn. drep ‘Schlag, Stoß, Tötung, *Anprall' cD (—). drap-i-z (m): ae. drepe ‘Schlag’ B (—). drup-i-z (m): ae. drype ‘Schlag’ cD (—). dræp-a-m (n): awn. dráp “Tod, Mord’ ++. dr&p-i- (adj): awn. dræpr *vogelfrei' G.

‘geschlagen’

Fallsucht’

(vom

unreinen

O G (CV); ae. gedrep

P 272f. (mE); TF 212 (zw); V 83 (mE); J 530 (oE); Hh 77 (Vw); K 788 (oE); Gr

V,525ff. (zw).

DREUG-A-

167

Gm. drep-a-, trans. (auch intr.) *schlagen’ (erschlagen, treffen) hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. DREUG-A-

1 ‘Gefolgschaft leisten’

g (n) e (f) (s) (d)

gt: ae.:

driugan, —, —, —; abs. ‘zu Feld ziehen’. dréogan, dreag, drugon, drogen; abs. 'handeln'; acc. *vollbringen, ertragen’: B +, cD 1,23; Bo 1,3, A 1,2; Ae -1,2,3; me. drien, ne. dree.

ge-: uz-:

ae. ‘ertragen’ B cD. ae. (å-) ‘erleiden, ertragen’ B cD Bo Ae.

dreug-a- (adj) ?: awn. driugr ‘reichlich’ hat andere Vergleichsmóglichkeit (lit. drüktas ‘dick, fest, stark’) und

bleibt deshalb

besser fern.

dreug-ja-: awn. drygja ‘ausführen, ertragen’ E R (aus dem stv?). druh-ti-z (f): gt. draühti-witop ‘Feldzug’, gadraühts (m) "Soldat"; awn. drött “Gefolge, Schar’ E C; ae. dryht 'Gefolgschaft' B cD JE; afr. drecht, dracht ‘Volk’; as. druht-skepi ‘Herrschaft’ H; ahd. truht ‘Schar’ (Nur Gl 11,365,28 in dero uarentun truhti, es handelt sich dabei um das Verbot eines heidnischen Brau-

ches). Hierzu das Wort für den Gefolgsherrn, háufig übertragen für Christus (druhti-na-z) in awn. drótten ++; ae. dryhten ++; afr. drohten; as. drohtin H Gn; ahd. truhtin ++.

P 252-255 (=); TF 213f. (=); F 125f. (=); V 84 'drjügr" (a); J 516f. (=); Hh 77 (Vw). ETYMOLOGIE Gm. dreug-a- I ist in seiner Bedeutung nicht ganz eindeutig zu fassen. Kern der Bedeutung ist offensichtlich *Gefolgschaft leisten’, woraus sich ableiten (1) 'Kriegsdienst tun, in den Krieg ziehen’ und ähnliches; (2) ‘vollbringen, leisten’ (in Bezug auf die Pflichterfüllung) und (3) ‘ertragen, erdulden' (in Bezug auf die damit verbundene Mühe). Etymologisch lassen sich verknüpfen: (lit.) (W): draügas ‘Freund’, sudrugti ‘sich befreunden, sich verbinden’ (nicht mehr modern lit.). (aksl.) (W): drugs (m) ‘Freund’. und vielleicht auch (mit Nasalinfix aus einer Verbalbildung?): (air.) (HA): drong m(o) “Trupp, Bande’ (vgl. P 1093). HERLEITUNG

Wenn

das ‘Gefolgschaft Leisten’ tatsächlich der Bedeutungskern

der genannten

168

DREUG-A-

Sippe ist, schließt sie sich sehr gut an dher- ‘halten, beobachten’ (Sitte, Religion) an. Die eu-Basis ist belegbar in: lit.:

draudZiü,

draüsti ‘wehren,

verbieten,

dingen’,

drausmé

*Manneszucht,

Dis-

ziplin’, Die Wurzelstufe dher- liegt vor in: lit.: derü, deréti ‘taugen, brauchbar sein, dienlich sein, gr.: (fast nur von der Erweiterung, z. B.)0pnoko * voó vgl. lt. frétus unter dars. Von der Wurzelstufe (Hesych) ‘nicht einhaltend"? ai: dhärayati (caus.) “hält, trägt, erhält’, PPP dhriå;

sich schicken, gut ausfallen’. (Hesych), wohl ‘beobachten’, áOgpég * åvontov, àvócvov vgl. dhárma- (m), dharman

*Satzung, Sitte, Recht".

Weiteres steht in Form oder Bedeutung fern. Vgl. P 252ff. DREUG-A-

2 ‘trügen’

- (n)

ae.: afr.: as.:

Nur bedrög in Genesis B, also as. -driaga, —, —, -dregen. driogan, drög, —, drogan; H -2,4, driogeri ‘Betrüger’; sD mnl. bedrieghen, nnl. bedriegen.

ahd.:

triogan,

troug,

trugun,

gitrogan;

abs.,

acc.,

‘trügen’:

T

-4;

1; mnd. O

-fsd

dregen,

-4, driagari

*Heuchler'; aD 1; N +; mhd. triegen, nhd. trügen. bi-:

— 'betrügen, täuschen’:

afr.; as. (verlocken) H; ahd.

TON.

dreug-ón (m) W: ahd. triugo "Phantast” Gl 1,280,5 ( fictor). draug-a-z (m) H: awn. draugr “Toter, Gespenst’, ‘Maske’ C (M) E (draughis "Totenhaus’). drug-a-m (n) H: as. gidrog "Trugbild, Erscheinung’ H; ahd. gitrog "Trugbild, Gespenst' T O. drug-i-: as. drugi-thing 'trügerisches Ding’ H; ahd. drugi-licho 'ránkevol O N, truge-sálda *trügerisches Glück’ N. P 276 (=); TF 213 (=, HD; F 125f. (=); V 81 ‘draugr’ (=); J 529 (=); K 795 (=); Gr V,505-510 (oE). ETYMOLOGIE Gm. dreug-a-, trans., intr. 'trügen' läßt sich mit Sicherheit zu einem ai. Verbum mit j-Präsens stellen unter einer Ausgangsform dhreugh-. ai: drühyati “beschädigt, sucht zu schaden’ (vedisch auch ‘täuschen’, diese Bedeutung ist in den iranischen Sprachen vorherrschend, etwa av. druZaiti Jügt, belügt, trügt, handelt böse’), a-aor., PPP drugdhd-. Weiter abstehend:

DREUP-A-

169

(mir.) (H): aur-ddrach “Gespenst’ (vgl. die gm. Ableitungen). HERLEITUNG Als Auslautvariante (*dhrud-) vergleicht sich: (IL): fraus, -dis (f) ‘Schaden, Betrug’ (Herkunft des a-Vokalismus unklar); frusträre

*betriigen, enttäuschen’. Formal nicht ganz klar ist die Zugehörigkeit von ai: dhvdrati ‘beschädigt’ (vedisch etwa “täuschen, durch Trug zu Fall bringen’). Man kann entweder von der Sonderentwicklung der Schwundstufe *dhwr- > *dhru- ausgehen (Wackernagel, Ai. Grammatik, I, 206), die aber für das Gm. fraglich ist, oder Varianten *dhwer-/dhreu- ansetzen. Vielleicht besteht aber gar kein Zusammenhang zwischen dhreugh- und *dhwer-. DREUP-A-

awn.:

‘tropfen’ drüp-a-

-n ef sd -(n)(e)-'"s -

drupp-

- - (e)-

driüpa, draup, drupo, (dropenn); abs. ‘tropfen’: E 1,22,

-(d)

C 1; PE L2,3, R 1,3,

S 1,2(D); (das PPP kann ich nicht belegen, es ist aber bei Noreen, L 27, $ 486

ae.:

nicht als fehlend aufgeführt); isl. drjüpa, nn. drypa. aschw.: drypa +; schw. drypa, dàn, (arch.) drybe. dréopan, —, drupon, dropen; abs. ‘tropfen’: LWS 11,34,25 ge-dreopan,

Bl 3,

cD -4.

afr.: as.:

ahd.:

ga-: uz-:

driapa, —, —, —; abs. ‘triefen, herabhüngen'. driopan, drop, —, —;

abs. ‘triefen’: H 2; sD

1; mnd.

drepen;

mit anderem

Vokal (å statt eu) mnl. drupen, nnl. druipen. triofan, trouf, truffun, —; ‘tropfen’: N -3 (ana- "herab-'); Muspilli (dD) 50 katriufit; Gl 1291,16 stillavit: trouf; Gl 11,282,57 destillaverunt: truffun; mhd., nhd. triefen. ae. ‘tropfen lassen’ LWS s.o.; ahd. ‘triefen’ Muspilli s.o. ae. (ä-) 'herabtriefen' cD.

dreup-a- (adj): awn. driüpr 'triefend' E. dreup-ö-: ae. dreopian ‘tropfen’ cD (—) (Wiss 104). draup-a-z (m): ahd. trouf *Traufe' Gl IV,137,33 (compluvium). draup-eja- ‘tropfen lassen’: awn. dreypa (Fr); ae. driepan LWS 1,72,9; ahd. trouffen Gl IV,140,27 (destillare) (Raven 230). draup-o-: ae. dreapian ‘tropfen’ VP (Wiss 21). drup-a- H: ahd. drof (Verstärkung der Negation bei O, = ‘kein Tropfen’?). drup-ön (m) “Tropfen’: awn. drope ++; ae. dropa Go VP L R2. drup-jon (f): ahd. trupfa “feiner Regen’ N.

170

DREUS-A-

drup-ila-z (m) W: as. drupil "Gummi" Gl 111,685,50 (gummi). drüp-o- H: awn. drüpa “hängen, schweben’, besonders ‘vor Trauer den Kopf hängen lassen’ (aber häufig übertragen, von Bergen usw.) E C (CV); ae. drüpian *tropfen' (BT) (—) (oder mit Kürze?). Die Erklärung der i-Formen ist nicht ganz sicher. Das % beim mnd. stv. (s. 0.) kann sekundär sein, wie im friesischniederfránkischen

Gebiet ófters; das nordische Wort steht in der Bedeutung

weit ab und ist unter Umständen nicht zugehörig; beim ae. Wort schließlich ist es gänzlich unsicher, ob hier eine Länge vorliegt. Mit Intensiv-Gemination:

drupp-ön (m) 'Tropfen': ae. droppa L (die Geminate kann hier auch anders erklärt werden); ahd. tropho T N. drupp-atja- 'tropfen, trópfeln': ae. dropettan OET, -ian VP; ahd. trophezzen Gl II, 470,66 (restillare), (Raven 229). drupp-o-: ahd. troaphon Gl 1,342,6 (distillare) (vgl. hierzu Wiss 182).

P 274f. (=, HI); TF 214 (=, Hi); V 84 (=, HI); I 527ff. (=, HI); Hh 77 (Vw); K 791 (—); Gr V,528-530 (oE). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. dreup-a-, intr. ‘tropfen’ hat nur eine sehr unsichere Vergleichsmóglichkeit : (mir.): drucht m(u) ‘Tau’ (und ähnliches) (aus *dhrub-tu-?). Vgl. als Auslautvariante vielleicht dreus-a-; als parallele Erweiterung aus der gleichen Wurzel vielleicht dreib-a- mit lit. dribti “in Flocken niederfallen', sowie dreit-a- zu der in Frage kommenden Wurzel *dher-.

DREUS-A- 'fallen' gt: ae.:

as.:

g(n)e-s

(d)

driusan, draus, drusun, —; abs. ‘fallen, niederfallen'. dreosan, dreas, druron, droren; abs. “fallen, sinken’: drésen.

driosan, —, —, —; abs. “fallen, hinfallen': H 1.

bi-:

ae. PPP bedroren 'verwaist, verführt’ cD.

dis-: ga-:

gt. ‘befallen’. 'hinfallen, sinken’: gt.; ae. B cD.

uz-:

gt. “herausfallen’; ae. ‘zerfallen’ cD.

dreus-a-z (m): ae. deaw-drias “Taufall’ cD. dreuz-a-z (m) H: ae. dreor ‘Blut’ B cD. dreus-on (f) W: gt. driuso *Abhang'.

B 1, cD

+;

Bo

1; me.

DWEI-NA-

drauz-eja-: gt. gadrausjan *hinabstürzen’;

171

awn. H dreyra 'bluten' (denom.?)

E C;

ahd. trören ‘regnen’ Gl 11,415,32 (pluit) (—) (Raven 229). drauz-a-z (m) ‘Blut’ H: as. drör H Gn; ahd. trör aD. drauz-ón (m) H: awn. dreyre 'Blut' E C S. druz-i-z (m) ‘Fall’: gt. drus; ae. dryre cD. drus-inö- H: ae. drysnian 'erlóschen' L; as. drus(i)non *welk sein’ H. drus-ti-z (f) H: gt. us-drusts 'rauher Weg’. P 274f. (mE); TF 214f. (mE); F 126 (=); V 83 'dreyra' (zw); J 527ff. (mE); Hh 77 (Vw); Gr V,545-547 (oE). Gm. dreus-a- ‘fallen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Unwahrscheinlich: AÀ.J. van Windekens, KZ 73 (1956), 26f. zu gr. 6pócog ‘Tau’ über das Pelasgische. Mógliche Varianten s. unter dreup-a-. *DWEI-NA- (dwein-a-) ‘schwinden’

-(n)e

dweiae.: as.:

- - (e)-

-*"s-

--

dwinan, dwän, dwinon, —; abs. ‘schwinden, abnehmen’: Ae -2; WH -1; Ae(BTS) -3; Bl -2; Simplex LWS 1,82,2; (auch swv L); me. dwinen. Nicht belegt, erst mnl. dwinen ‘schwinden’, nnl. verdwijnen ‘verschwinden’; vgl. nwfr. for-dwine.

(far-): ae. ‘verschwinden’ Ae. ga-: ae. ‘verschwinden’ W Bi. uz-: ae. (å-) ‘verschwinden’ OET (—). dwin-D-: awn. dvina, dvena 'abnehmen, schwinden’ C (CV) (eigentlich *dwi-nö-); neben dvína, das nisl. auch starke Prüsensformen hat (Wiss 152). Ohne Nasal: dwai-sk-ja- W: ae. dwzscan 'auslóschen' cD, à- dsl. Bo. P 260f. (=, Hl); TF 217 (=, HD); V 89 (=); I 502f. (=, HD); Hh 81 (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. dwein-a-, intr. ‘schwinden’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Auf eine Basis *dhwei- kónnen zurückgeführt werden: (air.) (M): dith (n) ‘Verlust, Mangel, Abwesenheit’, rechtlich “Ablauf einer Frist’

(falls aus *dhwi-to-). (arm.) (WM): di m(o) *Leiche'. und weiter zu dheu- *hauchen — schwinden — sterben’ vgl. dau-ja- (?). Näher liegt aber die Untersuchung der gleichbedeutenden Reimwörter dwein-a-, bwein-a-, kwein-a-, swein-a- (s. unter kwein-a-).

172

DWEL-A-

-DWEL-A-

'verharren' (?)

(gne(f)sd

awn.: Gehórt hierher Dulinn (Name eines Zwerges) (EJ), vgl. isl. dulinn 'eingebildet?' ae: Nur gedwolen *beirrt, verirrt’ cD. as.: Nur fardwolon ‘versäumt’ H; mnd. dwelen (stswv), mnl. dwelen. ahd.: -twelan, -twal, -twälun, -twolan; Gl 1,284,54 marcetis: artwelet; Gl 1,493,22 deferbuerat: intweal; Gl 1,293,21 torpebant: artwalun; Gl 1,248,24 sopitus: kituolin; mhd. twelen. (an-): ahd. ‘erschlaffen’ Gl s.o. (far-): as. ‘versäumen’ H. ga-: ae. ‘irren, beirren’ cD; ahd. 'erschlaffen' Gl s.o. uz-:

ahd. ‘verharren, laß sein’ Gl s.o.

dwel-o- W: ae. dwelian ‘irren’ (BT) (Wiss 104). dwal-a- (adj) W: gt. dwals 'tóricht', dwala-waurdei “Torenrede’. dwal-ó (f): awn. dvgl 'Aufschub, Aufenthalt’ E C G. dwal-ö-: awn. dvala ‘verzögern, aufschieben' E C; ae. W dwalian ‘irren’ R!; afr. W dwalia ‘irren’; ahd. gatwalon ‘verzögern’ MF. dwal-eja-: awn. dvelja ‘aufschieben, aufhalten’ ++; ae. W dwellan ‘irren, beirren, hindern’ B cD (ge-) Bo Go L; afr. dwelia ‘irren, verweilen’; as. bidwellian

‘aufhalten, hindern’ H; ahd. twelen ‘aufhalten, zurückhalten’ O N (Raven 233f.). dwal-ma-z (m) W: ahd. twalm ‘Schlaf’ Gl 11,626,56 (lethargus); as. dwalm *Berückung' H. Vgl. gt. dwalmon ‘rasen’. dwul-a- (adj) ‘toll, töricht” W: ae. dol cD; as. dol H; ahd. tol Gl IIL,13,1f. (stultus). dwul-ö (f) W: awn. dul "Wahn' E S. dwul-ón (m) W: ae. dwola “Irrlehre, Zweifel’ cD Go L RD (ge-); ahd. catuolo "Irrlehrer’ Gl 1,173,10 (hereses). dwul-ó- W: ae. dwolian 'irren' Beda (BT). dwul-mön (m) W: ae. dwolma ‘Irrtum’ (Gr) Go. dwæl-ö (f): ahd. rwåla “Verzögerung, Aufschub' ++. Gm. dwel-a- zeigt eine große Bedeutungsvielfalt, die für uns teilweise nicht mehr zusammenhängend erscheint. Am klarsten ist der konkrete Ausgangspunkt ‘verharren — zögern — versäumen’, auch 'erschlaffen'. Die wichtigste Übertragung ist ‘dumm, töricht’ u.ä. (vgl. ‘geistig zurückgeblieben' u.å.; oder geht es auf eine ursprünglichere Bedeutung ‘verwirrt’ zurück?) Außerdem ‘irren, zweifeln’ u.ä. (vgl. im Irrtum verharren’, — befangen sein’; oder ursprünglicher 'stieben — rasen — irren”?).

P 261-267 (=, HI); TF 215f. (=); F 130 'dwals' (=); V 88 “dvala’ (=); J 503-506 (=, HI); Hh 80 (=); K 781 toll (=, HI); Gr V,548-552 (oE).

DWEL-AETYMOLOGIE

UND

173

HERLEITUNG

Gm. dwel-a- ‘verharren’ kann vielleicht verglichen werden mit einigen anderen Wörtern, die auf *dhwel- zurückgeführt werden können, in denen aber die entscheidende Form des Anlauts nirgends zum Ausdruck kommt. lt. (HZ): fallo, fefelli, falsus; 'betrügen', pass. ‘sich täuschen’ (lautlich unklar). (air.) (HM): dall ‘blind, dunkel, unklar’ (lautlich mehrdeutig und in der Bedeutung nicht besonders nahe). lit. (W): dålu, dülti *morsch werden, verwittern, schwach werden, von Kräften kommen’ (könnte als *dhu-l- zu vergleichen sein, die Hochstufe dvelti ‘die Luft verderben' zeigt aber in der Bedeutung keinerlei Berührung mit dem Gm.). (gr.) (HM): BoAöc (m) ‘Schlamm, Schmutz’; 90Aepóc 'schlammig, trüb, verwirrt". Kann als vokalische Erweiterung von dheu- “atmen, rauchen, stieben’ aufgefaßt werden. Der Bedeutungsübergang ist möglich, aber nicht hinreichend zu stützen. Zu den Belegen vgl. dau-ja-.

EJJ-?- (+ eja-) ‘gehen’ gt: ae.:

g-e-(s)(d)

iddja ‘ging’, schwach flektierend, suppletives Präteritum zu gaggan. eode ‘ging’ ++, schwach flektierend, suppletives Präteritum zu gån

und

gangan. er-l-:

Zu einer solchen Bildung as. Hian H, ahd. Wen

-4---

‘eilen, streben’.

P 293-297 (=); TF 27 (=); F 288f. (=); Hh 91 (oB); K 157 'eilen' (=). H. M. Flasdieck, A 61 (1937), 63. Zur Entwicklung der Verbalformen zuletzt W. Cowgill, Lg 36 (1960), 483-501. Die Stellung von gt. iddja und ae. éode im Verbalsystem entspricht sich so genau, daB der Versuch, für sie einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu finden, trotz der lautlichen Schwierigkeiten nicht aufgegeben werden darf. Bei der Erklärung sollte jedoch móglichst von den im Gm. üblichen Bildungen ausgegangen werden, also von einem Perfekt und nicht von einem Aorist oder Imperfekt, auch nicht von einem Augment oder einer Reduplikation (falls man eine Grundlage mit e-Ablaut ansetzt). Die etymologisch mit Sicherheit vorausliegende Grundlage erscheint nun in den außergermanischen Sprachen einmal in der Form ei-, zum andern in der Form jå(wobei die Qualität des Langvokals nicht sehr sicher ist); d.h. wir haben einen Fall parallel zu gen-/gnö- ‘kennen’ für dessen gm. Perfekt wir (wie ich L 185 zu zeigen der

Sonant durch das folgende

2 geminiert wurde. Dementsprechend kónnen wir für voraussetzen und annehmen, daß die Verbindung -johat. Nun haben wir leider kein Verbum auf gm. -ejjschlägigen Lautentwicklungen ablesen könnten; doch

versucht habe)

*£ons/éno

ansetzen müssen,

wobei

ei- ein gm. Perfekt *oja/iazu einer Geminata geführt belegt, an dem wir die einzeigt der Parallelfall -eww-,

daß bei derartigen Verben die Schwundstufe nicht wie zu erwarten -uw- ist, sondern

-uww- (vgl. gt. blaggw/bluggwun), d.h. die Geminaten -ww- (und -jj-?) verhalten sich wie silbische Liquide und Nasale und entwickeln den Stützvokal 'aus sich heraus', ohne daß dabei ein Glied der Geminate vokalisch wird (diese Erklärung ist wegen isolierter Formen wie skuggwa der Erklärung aus ‘analogischem Ausgleich zwischen Sg. und PI. vorzuziehen). Wir hätten dann in unserem Fall ein Perfekt (vor dem Endsilbenschwund) *ajjafijjunt anzusetzen (wobei hier vorausgesetzt ist, daß die

EJJ-

Gemination vor dem Endsilbenschwund eintrat).

175

Dies håtte im Gotischen (unter

Berücksichtigung des Endsilbenschwunds und der Weiterentwicklung von -jj-) *addj-Jiddjun ergeben. Nun duldete aber das Gotische kein auslautendes / nach Konsonant (im Gegensatz zu auslautendem w, das in dieser Stellung durchaus vorkommt) und die einzige phonetische Ausweichmöglichkeit *addi war aus Gründen des Systemzwangs sicher versperrt. Andere Möglichkeiten wären gewesen, das j

ausfallen zu lassen, wodurch aber der Zusammenhalt dieses isolierten Paradigmas empfindlich gestört worden wäre, oder dieses Perfekt gänzlich zu beseitigen, oder es mit neuen Endungen zu verschen. Das Gotische schlug den letzteren Weg ein und überführte das Paradigma in die schwache Flexion (ohne schwache Stammbildung, also wie bei awn. rera, sera usw.). Da aber schwache Präterita keinen Ab-

laut zwischen Singular und Plural haben, wurde einer der beiden Stämme verallgemeinert, und zwar hier der Pluralstamm. Auf diese Weise läßt sich das gotische Paradigma folgerichtig aus einem normalen idg. Perfekt herleiten. Die englische Form macht mehr Schwierigkeiten, vor allem deshalb, weil sie laut-

lich nicht so durchsichtig ist. Zunächst unterscheidet sich &ode von iddja in einem wichtigen Punkt: es hat nicht nur schwache Flexion, sondern auch schwache Stamm-

bildung, so daß dem gt. iddj- allenfalls ae. &o- entspricht. Dieses 20 hat nun eine sehr begrenzte Anzahl von Entstehungsmöglichkeiten, nämlich gm. eu, das Präteritum bestimmter reduplizierender Verben und schließlich gewisse Vokalkontraktionen. Für uns kommt die erste Möglichkeit offensichtlich nicht in Betracht. An die zweite wäre schon eher zu denken, aber es ist höchst unwahrscheinlich, daB éode die verhältnismäßig späte Stammvokalbildung der reduplizierenden Verben zeigt und zugleich ein schwaches Präteritalzeichen (und zwar einheitlich im gesamten Ae.). Es bleibt also nur die dritte Möglichkeit. Es ist davon auszugehen, daß das Ac. (genauer vielleicht, der ihm vorausliegende Sprachzustand) das uneinheitlich gewordene Paradigma *zg/ijon überlebensfähig machte, indem es dieses vereinheitlichte und zu einem schwachen Präteritum umbildete. In Frage kam hierfür ein Präteritum nach der I. oder II. Klasse. Gebildet wurde offensichtlich ein Präteritum II, vermutlich weil die I. Klasse stark an die Kausativa/Faktitiva gebunden war, was dem typischen Intransitivum ‘gehen’ widersprach. Das Paradigma wurde im Gegensatz zum Gotischen auf dem Singularstamm aufgebaut, so daß wir von *ajjoda, früh-ae. *zgude (oder ähnlich) auszugehen hätten. Nun zeigen aber die vokalisch auslautenden schwachen Verben II (selbst wenn noch ein g oder h nach dem Vokal stand) im frühesten uns belegten Ae. ausschließlich ein *kontrahiertes Präteritum’: zu u-Diphthongen préade (Corpus), tiadæ (Cædmon), geondsméad (Corpus); ferner gescöd (zu *sköh-, früh-ws.) und büde (zu böww-/bü-, früh-ws.); zu i-Diphthongen oder e gefreode (fea, VP usw.), (ge-) tweode (früh-ws.), gifeade (L). Ich kann nun für meinen Ansatz *Zgude — éode natürlich keine Parallele liefern, aber die lautliche Wahrscheinlichkeit kann nach den angegebenen Beispielen sicher nicht bestritten werden. Während die übrigen 'kontrahierten Pråterita” später meist in Angleichung an das Präsens in ‘unkontrahierte’ verwandelt wurden (bude zu bügede nach Prás.

176

ES-

bügian), konnte dies bei eode nicht eintreten, da es keine Verwandten außerhalb seines isolierten Präteritalparadigmas hatte. Noch ein Wort zu Cowgill’s Erklärung, die von *e-oi-e/a, Pl. e-iy-nt ausgeht: Eine Reduplikation bei Verben mit e-Ablaut ist im Germanischen nicht zu erweisen,

auch nicht bei den vieldiskutierten Formen mit anlautendem Vokal; und wenn schon ein solches Sonderverhalten hier anzusetzen wäre, dann hätte sich das e bestimmt nur in der Vokalkontraktion (also morphologisch verdunkelt) gehalten, nicht in einer Form, bei der die Reduplikation selbständig blieb; ferner ist der Schwund des j in *eaje/a — *eae/a eine fragwürdige Annahme, und sei es nur aus Gründen des Systemzwangs; und schließlich ist die Annahme einer Kontraktion e-ae ^ eö unwahrscheinlich. Cowgill’s Weg dürfte nicht zum Ziel führen; in einigen seiner Voraussetzungen (Perfekt als Ausgangspunkt, bei dem das Gt. den Plural, das Ae. den Singular verallgemeinert hat) stimme ich mit ihm überein. Die außergermanischen Formen: (1) lt.:

*ei- (*eia-?):

air.: lt.: aksl.:

ed (is, it), ii, ire ‘gehen’; umbr. Ipv. etu “er gehe’ (aus ei-), Futur II iust (= Perf.-Stamm i-). Vgl. noch pálign. eite 2. Pl. Präs. etha suppl. Pass. Prát. zu tíagu ‘gehe’ (aus *steigh-); ethaid ‘geht’ (*it-). (alt) eimi, efti, (Pråt. éjai) ‘gehen’. ide (sekundärer Verbalstamm id-), iti ‘gehen’.

gr:

el ‘ich werde gehen’, Inf. tevaı.

ai: eti(Pl. yanti) ‘geht’. heth.: it (Ipv), sonst paizi ‘er geht’. toch. AB: i- ‘gehen’ (suppl.), athem. Präs. (2) *jä- (**jeo,-), die Vokalqualität ist aber unsicher: (1t.) (ED): iånus, -tis ‘Durchgang’. (air.) (H): dth (n, m) ‘Furt, Schwierigkeit, Gelegenheit’. lit. (W): jöju, jóti ‘reiten’. aksl. (W): jado (*jåd-, vgl. id-), jachati (*jås-) ‘fahren’. ab:

yäti ‘geht, fährt’, PPP yåtå-,

heth.: ija- “gehen, wandeln’. toch. A yå- ‘gehen, fahren’, B iy-à- ‘einherfahren’. UNN-A-

ES- ‘sein’ Bt: awn.:

'gewogen sein’ s. ANN

gnefsd

Prs. Ind. Sg. im, is, ist; Pl. sijum, sijub, sind; Prs. Opt. sijau usw. Prs. Ind. Sg. em, (es >) est, es; Pl. erom, eroó, ero; Optativ (sea >) sid (> sé).

ES-

177

Sg. in späterer Zeit er, ert, er. Die häufig zitierte urn. Form ist (3. Sg.) steht in bruchstückhaftem und keineswegs sicher deutbarem Zusammenhang und bleibt besser außer Betracht. aschw.: em usw.; 3. Sg. agutn. ier oder ir, rschw. oft is; 3. Pl. auch aru, agutn. iru, ieru. ac.;

(Zur Abgrenzung gegen *bew(w)- s.d.). belegte Formen: Sg.

1:

In Klammern selten oder nur einmal

alt-ws. (Cosijn):

merzisch (VP):

nordh. (L):

eom (iom, eam)

eam (eam)

am

eart (art)

earó (eard, ear, erd, ? ard) is sind, sindun, (sindon, sin, earun)

ard (arst)

3:

is sind, sint, sindon (sindan, sient, siendon, -un) Opt. Sg.: sie (si, sy) Pl.:

sie

is aron (aro, arun, — aru), sint, sindon, (sindun, sind"). sie, se.

Nur 3. Sg. is(t) und Pl. send (-i-, -t) sowie die Kontaminationsform 1. Sg. bim (-n). Optativ se (sie) usw. as: Nur 3. Sg. is(t) und PI. sind(on) sowie die Kontaminationsformen 2. Sg. bis(t) und wahrscheinlich 1. Sg. bium. Optativ si usw. ahd.: Nur 3. Sg. ist, Pl. sint sowie die Kontaminationsformen Sg. 1 bim, 2. bist; Pl. 1. birum, 2. birut. Optativ si usw. Es ist verlockend, wenn auch nicht völlig gesichert, gm. sanpa- ‘wahr’, das mit außergermanischen Bildungen gut vergleichbar ist, als ursprüngliche Partizipialbildung zu es- aufzufassen (‘so seiend' = *wahr'): afr.:

sanba- (adj) ‘wahr’: awn. sannr, sadr ++; ae. sóÓ ++; as. só0 H Gn. Vgl. afr. sannia ‘streiten’ (= 'rechthaberisch sein’?); ahd. Gl 11,305,23 ist sandonti: testatur (—).

sunp-jo (f): gt. sunja “Wahrheit. [Vgl. zu dieser Sippe jetzt Seebold, Sprache 15 (1969), S. 14-45]. Auszugehen ist von einem Prásens-Paradigma idg.

és-mi *és-si — esi és-ti s-més s-té s-enti

>

gm. ezmi > immi esi esti (7) (smes) (7) (ste) sendi

wobei möglicherweise der Sg. endbetont war und deshalb in der 1. und 2. Person urspriinglich dem grammatischen Wechsel unterlag. Zuerst wurde nun offensichtlich die 1. und 2. Pl. unbequem (Einsilbigkeit) und deshalb in sehr früher Zeit ge-

178

ES-

ändert. Dabei wurden in allen Sprachen (belegt sind nur gt., awn., und ahd. Formen) die Flexionsendungen der Präterito-Präsentien eingeführt, da diese innerhalb des Verbalsystems am nächsten standen. Als Stamm wurde im Gt. aus der 3. Pl. ein si- abstrahtert, wobei die ebenfalls schwundstufige Optativform sij- (bei der das -ij natürlich Optativzeichen ist) formal mitgewirkt haben mag. In den anderen Sprachen wurden sekundäre Vollstufen gebildet, und zwar kommen vor die Formen ez-, iz- und az- (grammatischer Wechsel wegen Endbetonung noch zur Zeit dieses Ausgleichs!) Dabei zeigt das ahd. i- einfach den Vokal des Sg. Das awn. e- ist schwerer zu beurteilen; es zeigt zwar ebenfalls den Vokal des (awn.) Sg., aber die Entwicklung dürfte hier so verlaufen sein, daß sich das e erst im Plural vor den dunklen Endungsvokalen bildete (gegebenenfalls vor diesen erhalten blieb) und daraufhin auch auf den Sg. übergriff. Für die dritte Form, *az- (ae. und teilweise aschw.) einen vóllig verschiedenen Stamm (idg. or-) anzunehmen, halte ich für gánzlich verfehlt, da sie eher durch sekundäre Auffüllung einer schwundstufigen Form entstand und es in einem solchen Fall zwar nahelag, einfach den Singularvokal zu übernehmen, dies aber keineswegs geschehen mußte (vgl. das unter *ar- ‘ist’ angeführte). Die weitere Entwicklung in den außergotischen Sprachen: Im Nordischen und in den nordseegermanischen Sprachen erscheint die 3. Sg. teils immer, teils fakultativ als is (es). Dieser Verlust des 1, bei dem die Flexion der Präterito-Präsentien mitgeholfen haben mag, ist nicht lautgesctzlich. Im Nordischen wurde das Paradigma vóllig dem der Práterito-Prásentien angeglichen, und zwar wurde zuerst (vor Beginn der Überlieferung) der Plural vereinheitlicht (Stamm er- + Flexion der PräteritoPräsentien). Der Sg. bewahrte (nach Anwachsen des -t in der 2. Sg., wie bei den Präterito-Präsentien regelmäßig) noch leidlich die alte Form; später (in der Zeit unserer Überlieferung) wurde auch er angeglichen (er, ert, er), so daß das Paradigma völlig zu dem eines Präterito-Präsens (ohne Ablaut zwischen Sg. und Pl.) wurde. Im Ae. wäre auszugehen von einer Flexion Sg.

1. *im, 2. *is, 3. is; Pl. 1. *earom,

2. *earoó, 3. sind. Davon wurde wahrscheinlich zuerst die 1. Sg. infolge des Verhåltnisses der 2. Personen is — bis nach beo zu eom umgewandelt. Genau ist diese auffállige Analogie nicht einzuordnen, sie dürfte aber am ehesten früh, also vor der Umwandlung der 2. Person erfolgt sein. Der nächste Schritt war wohl die Beseitigung der Doppeldeutigkeit von is durch Neubildung einer 2. Sg. auf der Grundlage des neuen Pluralstamms mit Endung der Präterito-Präsentien (die in den anglischen Belegen noch die alte, nicht ausgeglichene Form Å zeigt!). Diesen Zustand zeigt das Alt-Westsächsische, wobei der Einheitsplural ausschließlich auf sind zurückgeht (auch

mit

sekundárer

Endung

-on

nach

Präterito-Präsentien)

und

die

Form

ear-

im Plural gänzlich beseitigt wurde. Im Anglischen, besonders im Nordhumbrischen, hielten sich die (e)ar-Formen stárker; hier wurde sogar die 1. Sg. an sie angeglichen. In den übrigen westgermanischen Sprachen sind aufer den 3. Personen (und dem Optativ) nur Kontaminationsformen mit bew(w) erhalten. P 340ff. (=); TF 27 (=); F 292 ‘im’ (=); V 101 ‘em’ (=); J 78f. (=); Hh 92 'eom'

ET-A-

179

(=); K 700f. ‘sein’ (=); Gr 1,481-485 (=). H. M. Flasdieck, E Studien 71 (1936/37), 321-349.

ETYMOLOGIE

Gm. es- ‘sein’ gehört mit Sicherheit zu der gemein-idg. Wurzel es-, die in den meisten idg. Sprachen die Kopula und das Verbum substantivum liefert. Präsens, häufig suppletiv ergänzt, vor allem durch bheuo-. lt.: | est (Pl. sunt); osk. ist (sent); umbr. est (sent). air.:

is (it), nur Kopula, Verbum

In der Regel nur

subst. von bheus- u.a.

lit.: esmi (alt), esti. aksl.: jesme “ich bin’ (imperfektiv, gegenüber perfektivem bodo ‘ich werde’. nicht regelmäßig. gr: elipi (ohne Ablaut). ail: asti (Pl. santi). heth.: esmi (3. Pl. asanzi). ET-A- ‘essen’ gt: awn.:

Anlaut

gnefsd

itan, et (1), etun, —; abs., (gen.) ‘essen’. eta (spät é-), åt (!), 010, etenn; abs., acc., ‘essen’; ‘fressen, aufzehren' (Vh 34 aus fra-), ‘verletzen’: E +, C 1,2; G 1,4, PE 1,2,4, R --, S +; isl. eta (é-), nn. eta. aschw.:

ata +; schw. dta, dàn. ede, Bm. ete.

ae.:

etan, åt (1), Zton, eten; abs., acc., ‘essen’. In L scheint das Präsens (auch) Länge zu haben (2t-), vgl. Ross, L 182, S. 132f., Prät. Sg. auch kurz et: B 1,2,4, cD 1,2,3; Bo 1,3, A +; Ae +, JE 1,3;VP 12,3, R! 1,2,3; L +, RD -1, R? 1,2,3; me. eten, ne. eat.

afr.:

eta (i-), ét, —, etten; abs., ‘essen’; (teilweise Übertritt in die erste Reihe? Vgl.

N. ©. Heinertz, IF 35, 1915, 305ff.); nwfr. ite. as.: etan, —, —, -etan; acc. ‘essen’: H 1; sD -1,4; mnd., mnl., nnl. eten. ahd.: ezzan, åz (!), dzzun, gi(g)ezzan; abs., acc. ‘essen’: I 1, MF 1,2,3; T 1,2,3; O 1,2,3; BR 1, aD 1; N +; mhd. ezzen, nhd. essen. Auffallend ist die gemeingermanische Lànge im Prát. Sg. fra-

(meist nur fr-): gt. “verzehren, essen’; ae. fressen’

B cD Ae R! L R?; as.

*fressen' sD; ahd. ‘fressen’ ++.

ga-

‘essen’: ae. RILRDR?;

ahd. (meist gezzan) ON,

et-à et-on

(f) W: ahd. ezza ‘Genuß’ BR. (m): ahd. ezzo 'Fresser' Gl 1,122,28 (edax), man-ezen pl. 'Menschenfresser' N.

180

ET-A-

et-ulaat-a-z at-5-: at-eja-:

(adj) *gefráBig': ae. eto! Aelf 69,7, ettul Go; ahd. filu-ezzal BR. (m): ahd. vraz *Fresser' G11,538,41 (comessator), file-fraz Gl 1II,240,40 (ganeo). ahd. azon 'schmausen' Gl 11,629,61 (rimare) (Wiss 22). gt. fra-atjan zum Essen austeilen’; awn. H etja 'betzen, anspornen, reizen, füttern’ ++; ae. W ettan 'abweiden' Ges, frettan 'grasen lassen’ Chr; afr. W etta *weiden'; ahd. W ecen ‘beißen’ Gl 11,203,12 (mordere), frezzen ‘abfressen’ (Weidefrevel) Gl 1,277,12 (depascere), (Raven 292f.). at-iska- (adj) W: ahd. ezisg 'satt' N. &t-a-m (n) ‘Speise, Fraß’: awn. åt ++; ae. £t BcD WH L R27; afr. et; as. åt ‘Speise’ H; ahd. az ‘Aas’ O, ubar- “Völlerei’ T.

&t-ön (m): gt. uz-eta ‘Krippe’. æt-on (f): awn. dta ‘Speise, Nahrung’ E C. &t-jon (m): gt. af-etja ‘Fresser’; ae. hlaf-zta "Kostgånger" Ges, sylf-æta *Kannibale” cD.

&t-i- (adj): awn. ætr 'eDbar' (M). æt-ula- (adj): ahd. åzal ‘gefräßig’ Gl 11,621,4 (edax). idg.*&d-to- > 2s-a-z (m) W: ae. zs “Nahrung, Aas, Beute’ Chr B; mhd. as "Aas". Es ist verlockend, das gemeingermanische (und in den außergermanischen Sprachen gut vergleichbare) Wort für ‘Zahn’ als Partizipialbildung zu ed- ‘essen’ zu stellen (vgl. die ähnliche Lage bei sanpa- *wahr' zu es- 'sein"): tanp-s (m) ‘Zahn’: ae. t00 cD Go VP L RD; afr. töth; as. tand H ; ahd. zand GI III, 9,8 (dens), zan T BR N (i-Stamm). Als fem.: awn. tonn ++. tunp-u-z (m) 'Zahn': gt. tunpus. P 287ff. (=); TF 24 (=); F 296f. (=); V 106 (=); J 53f. (=); Hh 94 (=); K 175 (=); Gr 1,524-531 (=),

ETYMOLOGIE Gm. et-a-, trans., intr. ‘essen’ geht mit Sicherheit zurück auf die eindeutig faBbare Verbalwurzel

ed- ‘essen’, die überall, wo dies erwartet werden

kann, athematische

Flexion zeigt. lt.: | edo (es, est), edi, esum, ‘essen’; osk. edum (Inf.) ‘essen’. air.: Anderer Herkunft ist ithid 'iBt', doch werden die Suppletivformen hierzu (s-Konj. éss, s-Futur iss, red. Prät. *eod-) wohl zu ed- zu stellen sein. lit.: édu, ésti ‘fressen’; älter athem. é(d)mi; von der Dehnstufe éd-. aksl.: jamb, jasti, ‘essen, verzehren’ (athem.) aus *öd-; sen-édati ‘verzehren’ aus *ed.. gr.: 50 mit Spuren athematischer Flexion: Inf. £ópsvoi (Homer) usw. Neues Präsens Éc0o, ÉcOwo “esse, fresse', ai: åtti 'iBt', ånna- (n) ‘Nahrung’. heth.: ed- ‘essen, fressen’, kons. mi-Verb.

F FAH-A-

‘sich freuen’

FALD-A-

s. unter FEH-A-

‘falten’ s. unter FALP-A-

(-JFALG-*A- (-h) (beugeny (mane ahd.:

d

Nur Gi I1,277,51 inflexa: ungafalgan. Dies kann der Form nach ein starkes PPP sein, doch ist die Bedeutung vóllig unklar, zumal nicht sicher ist, ob der (nachtragliche) Glossator die Stelle richtig verstanden hat. Vgl. F. de Tollenære, Beitr (0) 80 (1958), 168-173. P 807 (Nachtrag 850); TF 237f.; Gr III,499f.

FALL-A-

‘fallen’

-nefsd

awn.:

falla, fell, fello, fallenn; abs. fallen, im Kampf —'; ‘strömen, sich ergießen’; *berauben, überfallen’ (Vh 29 aus bi-); ‘gefallen, vorkommen’ (Vh 43f. aus ga-): E +, C +; G 14, PE +, R +,8 +; isl., nn. falla. aschw.: falla +; schw. falla, dàn. falde, Bm. falle.

ae.:

feallan, feoll, feollon, feallen; abs. 'fallen, stürzen': B +, cD +; Bo 1,2, A 4-;

Ae +, JE 1,2,3; VP 1,2,3, R! 1,253 (zo, ©); L 1,2,3, RD 2,3, R? 1,23; me. fallen, ne. fall. falla, fol, folen, efallin; abs. ‘fallen, sich flüchten, sich ereignen' (Ablaut nach der VI. Klasse); nwfr. faile. Jallan, fell, fellun, gifallan; abs. ‘fallen, stürzen, zugrunde gehen’: H +, Gn 1,2,4: mnd., mnl., nnl. vallen.

.: fallan, fial, fialun, gifallan; abs. ‘fallen, stürzen, umkommen’; dt. ‘zuteil werden’: MF

1,2,3; T 1,2,3; 0

1,2,3; BR 2, aD

1; N

+; zum Vokal des Prät.

vgl. Schatz, L 122, $ 455; mhd, vallen, nhd. fallen.

bi-:

: as. 'abfallen, herunter- H; ahd. ‘entfallen, verlieren’ O N. ae. fallen, entreißen’ B cD Ae WH Chr; afr. ‘verfallen, unterliegen’;

as.

‘niederstürzen, befallen’ H Gn; ahd, ‘fallen’ T, “befallen, getrennt werden, umkommen' ON,

182

FALT-A-

(far-): ae. “überwältigen’ AL, R2; ahd. ‘verfallen’ Gi 1L97,61 (incidere). ga-: ae. “fallen, sinken’ ++; ahd. ‘fallen, fällen, zuteil werden’ TON, teuz-:

‘zerfallen, zugrundegeben': as. H; ahd. O. ae. 'niederfallen’ cD Ae R1; ahd. refl. ‘zu Fall kommen,

zweifeln’ N.

fall-a-z (m) ‘Sturz, Untergang’: as. fal(l) H; ahd. fall) ++. fall-a-m (n) 'Fall”: awn. fall ++; ae. gefeall WH; ahd. ur-fal ‘Zusammenbruch’ Gi 11,301,10 (vorago). fall-ö-: ahd. fuaz-fallon ‘zu Füßen fallen’ O, ana- “befallen, überkommen' N (Wiss 36). fall-on (f) ‘Falle’ W: ae. fealle Na; ahd. falla (Fangstrick) N. fall-i-z (m): ae. fyll ‘Fall, Sturz" B cD L (z); afr. erth-fel ‘Fall zur Erde’. fall-eja- ‘fällen, töten’: awn. fella (befreien) ++; ae. fylla B cD VP (ge-) R1; afr. fella; as. fellian H Gn (bi-); ahd. fellen N O (bi- 'niederstrecken', ir- “niederschlagen’), (Raven 38f.). fall-atja- W:

ae. feallettan

‘schlagen’

L R2;

ahd. fallezen

‘zusammenfallen’

Gl

I,

403,13 (collabi) (—) (Raven 36).

P 851 (=); TF 238f. (=); V 110 (zw); J 582f. (=); Hh 99 (=); K 182 (=); Gr III, 453-468 (zw). ETYMOLOGIE Gm. fall-a-, abs. ‘fallen’ ist ohne sichere Vergleichsmóglichkeit. Eine möglicherweise vergleichbare baltische Sippe weist auf *pöl-, das im Falle der Zugehörigkeit dehnstufig sein müßte, da ursprünglicher Langvokal vor / in einer Verbalgrundlage aus strukturellen Gründen unwahrscheinlich ist. Wegen der zugehórigen arm. Wörter glaubt man, den Anlaut als pA- bestimmen zu müssen. lit: — piolu, püiti ‘fallen’. (arm.) (W): p'ul *Einfall, Einsturz’, p*l-ani-m “falle ein’. Variante mit 's mobile'?: gr. (HZ): o952).0 "lasse fallen, stürze, stelle ein Bein’, med. aor. £oqoóAnv.

FALT-A- (?) ‘schlagen’ (?) ahd.:

--(e)--d

Nur G11,146,29 fulcit: falcit, falzit ‘schlägt’, vgl. W. Wissmann, KZ 76 (1960), 307. Hierher auch zweimaliges mhd. PPP gevalzen mit unklarer Bedeutung?

falt-a-: ae. an-fealt m oder n 'AmboD' Na; ahd. ane-valz 'Ambof (wohl m) Gi III, 374,46 (incus); ferner mit unklarer Grundform ae. anfilte 'AmboB" (aus *feltja-m?) W OET. felt-i- ?: Nicht zugehörig ist das Wort für ‘Filz’, das sicher zu pi-lo- "Haar, Filz’ P 830 zu stellen ist.

FALD-A-

P 801f. (=); TF 238 (=); Hh

ETYMOLOGIE

UND

105 'anfilt? (Vw);

183

K

183 'falzen (=); Gr IILS18f.

HERLEITUNG

Gm. falt-a- ‘schlagen’ geht mit Sicherheit auf die auch in den westlichen Nachbarsprachen und im Gr. belegte Verbalwurzel pe/- ‘stoßen, schlagen’ zurück, die in einigen Sprachen möglicherweise d-Erweiterung (oder d-Präsens) zeigt. lt.: — pelló, pepuli, pulsus ‘stoßen, treiben’ (aus *pel-nö oder *pel-dö); umbr.: afpeltu *appellito' ist zu unsicher, um berücksichtigt zu werden. ai.: red. Futur ebla (*pi-plå-), suppl. zu aigid ‘treibt; ad-ella ‘besucht’ (a-Verb, aus In oder id). gr. (HZ): ríAvapei "ich nähere mich’ (= *stoBe auf jemand’?), athem. aor. mAfjto, s-aor. rgÀGo(c)ut. Auszugehen ist also von *pelaj/pl&- (mit gelegentlicher d-Erweiterung?). FALP-A-

falten’ fald-a-

g?n- -d - ne(f) ”s d

gt: Nur faifalb 'rollte zusammen’ (Buch). awn.: falda, felt, feldo, faldenn; acc. (der Person), dt. (der Kopfbedeckung), ‘(eine Kopfbedeckung) aufsetzen’, sehr selten ‘falten’; Pråt. Sg. fell (Imal) deutet wohl kaum auf ursprüngliches -/5, sondern eher auf ein Mißverständnis des des Abschreibers: E 4, C 4; S 1,2(D),3(D),4(D); isl. falda (swv). aschw.: falda (swv) mit Nebenform -IT-. ac.: fealdan, feold, feoldon, fealden; acc. falten’: cD 1,4, (Gr) 2,3; Bo 1; A 1,4; Ae 1,2,4, JE -4; VP 4; L 2, RD 1,4, R? 2,4; me. folden, ne. fold (swv). as.:

Nicht belegt, erst mnd. (swv mit st. PPP).

volden (swv mit st. PPP),

mnl.

vouden,

nnl. vouwen

ahd.: faldan (-t-), fiald, —, gifaldan (-t-); acc. 'falten', pass. ‘sich abwickeln’: BR 1,4, aD -1; N

1; GI 1,410,22 adplicuit: zuakifiald.

Ursprünglich ist wohl ein

Präsens mit /d aus gm. Ip, die übrigen Formen mit /t aus gm. /d. Der Belegstand ist jedoch so, daß d in allen Formen überwiegt, 1 ist selten: Prás. Gl 11,433,18 faltenti, PPP IL,505,11 geualtenez. Mhd. valten, nhd. falten (swv).

(an-): ahd. ‘erwägen’ BR. bi-:

ae.

‘umfassen,

umgeben’

cD

(Gr)

Bl; ahd.

‘einwickeln’

ga-:

‘niederfalfen BR, zua- 'zuschreiben' BR. ae. ‘beugen’ L RD R?; ahd. *einwickeln, verwickeln’ Gl 1,546,41 (conplicare),

in- *'verwirren' aD. falp-a-z (m): ahd. fald ‘Falte’ N. fald-a-z (m) W: awn. faldr ‘Falte, weiblicher Kopfputz’

E (M).

Gl L187,23 fora-

184

FALB-A-

fald-ö-: awn. falda ‘falten’ (CV); ahd. falton 'zusammenfalten' O (Wiss 33). fald-i-z (m): awn. W feldr "Überwurf' E C S; ae. fyld *Falte, Umdrehung, Band’ Na (BT); vgl. as. faldi-stöl *tragbarer Sessel’ sD. Multiplikativ-Zahlen: falp-a-: gt. -falbs, -bis.

fald-a-: awn. -faldr ++; ae. -feald ++; afr. -fald; as. -fald H ; ahd. -falt ++ (selten -folt O). Gm. falb-a- (fald-a-) ist das einzige starke Verb, dessen Auslaut mit Sicherheit auf -/5 zurückgeht. Weitere Fälle (s. geld-a-, hald-a- und wald-a-) werden ebenfalls auf diesen Lautstand zurückgeführt, da sich im Altschwedischen

Nebenformen

auf

-U- finden. Diese Nebenformen finden sich aber bei allen im Aschw. belegten Verben auf -/d; deshalb sind bei dieser Annahme vielleicht mögliche Sonderentwicklungen nicht genügend berücksichtigt. Auffallend ist in diesem Zusammenhang ferner die nordische Stammbildung von wald-a- (s. d.). Ist die Gruppe -/p- sporadisch beseitigt worden, oder verbergen sich hier Spuren einer altertümlichen Stammbildung, die charakterisiert ist durch a-Stufe und Dentalsuffix (P, das aber dem grammatischen Wechsel unterliegt)? Einschlägige Fälle wären falp-a-, hald-a-, spald-a-, waid-aund skaid-a- (alle mit Spuren von idg. 7), vielleicht auch stald-a- und skald-a-.

99 (=); K 182f. P 802f. (—); TF 238 (=); F 141f. (=); V LIOf. (=); J 557 (=); Hh

(=); Gr IIL513ff. (=). ETYMOLOGIE

Gm. falb-a- ( fald-a-), trans. “falten, einhüllen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Zwei in der Bedeutung nahestehende, im Lautstand mehrdeutige Wörter sind:

(mir.) (H): alt (m,n) *Gelenk, Glied, Abschnitt'. (ai.) (H): pufa (m) *Falte, Tasche, Ritze, Öffnung’. HERLEITUNG Die Multiplikativzahlen beruhen im europäischen Bereich häufig auf einer Grundlage *pel-. Da sie also unter Berücksichtigung der verschiedenen Wurzelstufen etymologisch besser vergleichbar sind als das gm. Verbum, ist es vielleicht ratsam, die beiden Bereiche voneinander zu trennen. Das Vergleichsmaterial ist: *pl-t-: gr.: 811Xáo0106 ‘doppelt, doppelt so groß’. *plo-: It.: duplus ‘doppelt’; mir.: diabu! *doppelt’; gr.: öinAöog ‘doppelt’. Hierher vielleicht auch gm. tweifla- ‘Zweifel’ in gt. tweifl, ahd. zwival O BR N. *plek-: Yt.: duplex ‘doppelt’; gr.: öinka& ‘doppelt gelegt”.

Hiermit läßt sich vielleicht auch fleht-a- verknüpfen, s. d.

FANH-A-

185

Der Bedeutung 'umhüllen' usw. kann eine gemeinindogermanische (P 803f.) entsprechen, die nur Nomina aufweist (vgl. felh-a-).

Sippe pel-

FANH-A-

gnefsd

fangen”

gt: fühan, faifäh, faifähun, fåhans; acc. ‘fangen, greifen’, awn.: fá (später auch fanga), fekk, fengo (selten -i-), fengenn (auch -i-); acc., auch dt. der Person + gen. der Sache, ‘fangen, nehmen’, besonders ‘eine Frau heiraten’; ‘erwerben, empfangen’ (Vh 14 aus and-); ‘ergreifen, fesseln’ (Vh 22 aus bi-): E +, C +; G 1,4, PE +, R +,8 +; isl. fa, nn. få. aschw.: få, fanga 4- ; schw., dån., Bm. få.

ae.:

fön, feng, fengon, fangen (nordh. auch föen, -fen); acc. oder präp. ‘greifen, fangen’: B 1,2,4, cD

+; Bo

+,

A +; Ae +, JE 1,2,3; VP,

R!

+;

L +,

RD +, R? +; me. fön, fangen. afr.:

as.:

få, feng (-i-), fingen, fangen (-e-, auch -fen, -ens-, -ins-); acc. "fangen, greifen, erhalten’ (über die verschiedene Entwicklung von få und hwä vgl. N. O. Heinertz, IF 35, 1915, 311); nwfr. fange. fähan, feng (-ie-), fengun (-ie-), gifangan; acc. (gen.) fangen, ergreifen’: H +, Gn

2,3,4; mnd.

vangen,

van, mnl. vaen, vanghen, nnl. vangen.

ahd.: fähan, fiang (-e-), fiangun (-e-), gifangan; acc. fangen, ergreifen, bekommen’; widar-, refl. ‘verachten’ MF: I -1,2(fenc),4, MF 1,2(fenc),3; T + (auch außerhalb des Präsens Formen

ohne n: intfagen, intfiegun);

O +; BR

+, aD

+;

N +; mhd. vahen, nhd. fangen. (an-) bi-

‘ergreifen, empfangen’: ae. ++; afr.; as. H; ahd. (beschützen) ++. ‘umfassen’: ae. ++; afr. (betreffen); as. H Gn; ahd. (ertappen, verstehen) ++.

(far-): ae. ‘wegnehmen’

gauz-:

cD; as. ‘fassen, umfangen’

H; ahd.

“nützen, verfangen' N. ‘ergreifen’: gt. (ertappen); ae. B Ae JE R! L RD; IMFTON. ae. (å-) ‘empfangen’ WH.

‘ergreifen, befreien’ O,

as. H; ahd. (begreifen)

fang-a-m (n): gt. gafäh ‘Fang’; awn. fang ‘Nehmen, Ergreifen, Ringkampf, der durch die ausgebreiteten Arme umschlossene Raum’ ++; ae. fang ‘Beute’ Chr; ahd. H gifang ‘Kleidung’ O. fang-ö-: ae. fangian ‘befestigen’ Bo (denom.?); aír. fangia ‘fangen’; ahd. fure-vangon *zuvorkommen' N (Lehnübersetzung aus lt. anticipare?). fanh-ón (m): ahd. faaho *Fánger' Gi 1,17,23 (captator).

fang-ön (m): awn. mis-fangi *Übeltäter’ G. fang-jon (m): ac. and-fengea ‘Empfänger’ (Gr) VP. fang-i-z (m): awn. fengr ‘Erfassen, Gewinn’ C G PE; ae. feng ‘Griff, Umklammerung,

186

FAR-A-

Bereich, Beute’ B cD Go (and- 'Aufnahme') Chr L RD; afr. -fang, -feng (basa- *'unzüchtiger Griff’); as. ana-fang ‘das Anfassen’ sD; ahd. ant-fang "Empfang, Begrüßung’ O N, ana- ‘Anfang’ N. fang-i- (adj) ‘zu erlangen’: awn. auó-fengr ‘leicht zu erlangen’ E R, å- ‘berauschend’ C; ae. ond-fenge 'annehmbar' WH L RD; afr. fensze “passend, geeignet’; ahd. ant-phengi 'annehmbar' T. fang-lo- W: ahd. bifangolon ‘schließen’ I. fang-ula-z (m): ae. and-fangol ‘Empfänger’ Lb. fanh-ti-z (m) oder (f) WM: afr. fecht *Feldertrag' (vgl. v. Helten, L 96, $ 42; anders Buma, L 84, S. 181).

P 787f. (=); TF 224f. (=); F 134f. (=); V 108 (=); J 531f. (=); Hh 112 (=); K 184 (=); Gr 111,385-417 (zw). ETYMOLOGIE

Gm. fanh-a-, trans. ‘fangen’ läßt sich wahrscheinlich zurückführen auf die deutlich rekonstruierbare Sippe idg. päk’- (neben einer Variante päg-) (**pea,K’-} "befestigen, halten’, wozu das Gm. eine nasalierte Form *pank’- gebildet hätte. Diese Nasalierung liegt vielleicht ebenfalls vor in: (lt): pancra: rapina ('Raub'). Unsicheres Glossenwort. Unnasaliert:

It. (W): paciscor (alt: pacit, pacunt) “schließe einen Vertrag’. gm. (W): (mit grammatischem Wechsel) fog-ja- ‘fügen’ in ae. gefegan cD RD (å-); as. fögian H; ahd. fuogen O N aD (ka-). gr: now s.u. (ai.) (W): päsa- (m) ‘Schlinge, Band, Kette, Strick’. Von der Variante päg-: lt.:

pangö, pepigi (pégi), päctum “befestigen, hineinstecken, verfertigen’ (auch = paciscor).

gr:

FAR-A-

myvopi (auch xj660 s. 0.) 'stecke hinein, befestige, bestimme, berechne’, aor. éndynv, Wurzel-aor. (Homer) katémnkto (der å- Vokalismus ist durch die auDerattischen Dialekte gesichert). fahren’

gnefsd

gt.: faran, —, —, —; abs. “wandern, ziehen’. awn.: fara (anorw. selten -e-), fór, fóro, farenn; abs. 'gehen, reiten, fahren, sich benehmen’; ‘sterben’ (Vh 36 und 42 aus fra- und ga-); 'hervorkommen, aufgehen’ (Vh 53 aus uz-); ‘erfahren, erleiden’ (Vh 56 aus uz-); ‘durchfahren’

FAR-A-

ae.:

187

(Vh 51f. aus umbi-); acc. (oder dt.) 'vernichten': E +, C +; G 1,4, PE +, R 4c, S +; 151, nn. fara. aschw.: fara + ; schw. fara, dän., Bm. fare. faran, for, foron, faren; abs. ‘gehen, ziehen’: B 1,2,3, cD +; Bo +, Å +; Àe +,JE 12,3; VP L, R! 1; L 1,2, RD 1, R? 1; me. faren, ne. fare (swv). Vgl. Weman,

L 182a, S. 12-32.

afr.: as.

fara, för, foren, faren (-e-); abs. 'fahren, angreifen’; nwfr. farre. faran, för, förun, gifaran; abs. ‘fahren, gehen’: H +, Gn 1,2,3; mnd., mnl., nnl. varen.

ahd.:

faran, fuor, fuorun,

gifaran;

abs.

'fahren,

gehen,

I 1,4, MF 122,3; T 1,223; O +; BR 1, aD 1,2,3;

sich

verhalten,

ergehen':

N +; mhd. varn, nhd. fahren.

(an-): ahd. 'entfahren, entfliehen, verloren gehen’ N. bi-: ae. 'vorbeigehen' L R?; afr. “antreffen’. (far-): ae. ‘verhindern, zerstören’ A L; afr. ‘sterben’; ahd. 'zugrundegehen' T N. gate-:

‘ziehen, gehen’: ae. B cD; L RD R2; as. H; ahd. (gescheben) ON. ae. 'auseinandergehen' cD JE; as. ‘vergehen, strafen' H; ahd. 'vergehen,

strafen' ++. unpa- : ae. ‘entfliehen’ cD (—). uz-:

ae.

‘weggehen’

Bo

A

Chr;

ahd.

'weggehen'

T,

‘ergreifen,

festnehmen’

O,

“ermitteln, ergreifen’ N, 'hinübergehen' MF. far-a-m (n): awn. far ‘Fahrzeug, Schiff, Weg’

++;

ae. fær “Weg, Reise, Fahrzeug’

cD Chr L; ahd. far 'Überfahrsstelle" O. far-o

(f) ‘Fahrt’: awn. for (Heerschar auf Fahrt) ++; ae. faru (Weg, fahrende Habe) B cD Co Chr. far-on (m): awn. dyn-fare ‘Wind’ ('Getósefahrer), Englands- 'Englandfahrer' G; ae. mere-fara *Meerfahrer' B; afr. rum-fara 'Romfahrer, Pilger’. far-eja- ‘fahren lassen, übersetzen’: gt. farjan (schiffen); awn. ferja E C R S; ae. ferian (tragen, bringen) B cD L; as. ferian (zu Schiff fahren) H; ahd. feren (segeln) MF (ubar-) TON, (Raven 293). (Awn. und ae. sekundär zu ö- Verben geworden). far-ila-z (m): awn. ferill “Weg, Reise’ C G, vin- "TrinkgefåB, das von Hand zu Hand geht’ E. far-ula- (adj): awn. forull "herumstrolchend* (M). far-ma-z (m): awn. W farmr “Ladung, Bürde' +-+; ae. W fearm ‘Last’ cD; as. farm *Ansturm' H; ahd. farm "Flo Gl 11,364,20 (celox). far-bön (f): gt. us-farpo ‘Ausfahrt’, far-di-z (f) ‘Fahrt’: awn. ferd (Weg, Gefolge) ++; ae. fyrd (Zug, Miliz) cD Chr; as. fard (Weg) H Gn; afr. ferd; ahd. fart MF T O N. far-óbu-z (m) W: ac. faroó ‘Strömung, Meeresflut’ B cD. far-ipa-: ahd. ferid Schiff” Gl 11,734,13 (navigium).

188

FÆ-JA-

for-o (f) ‘Fahrt’: ae. för cD; ahd. fuora (Zug, Nahrung) ON. for-eja- ‘führen’: awn. føra (bringen) ++; ae. feran ++, nur in der Bedeutung ‘gehen’, vgl. Weman,

L 182a, S. 32-51; afr. fera (bringen); as. förian H; ahd.

fuoren (erzeugen) T O aD N, (Raven 48-51). (adj): awn førr ‘beweglich, zugänglich’, hrad- ‘schnell’ ++; ae. gefere "leicht erreichbar’ (Gr), unge- ‘schwer-’ Bo. for-ja-m (n) W: awn. föri ‘Zustand, Lage’ (EJ), PE; ahd. gifuori ‘Aufwand’ T, 'Bequemlichkeit" O, *Nutzen' aD.

for-i-

Außerhalb der Ablautreihe steht: fur-du-z (m) ‘Furt’: ae. ford (Meer) B; as. ford sD; ahd. furt Gl IIL263,11 (vadum). Vgl. gt. ga-faurds (f) ‘hoher Rat, Versammlung.

P 816f. (=); TF 229f. (=); F 142f. (=); V 112 (=); I 548-551 (=); Hh 98 (=); K 180 (=); Gr 111,548-604 (zw). E. Benveniste, BSL 51 (1955), 36-41. ETYMOLOGIE Gm. far-a-,

intr.

fahren’

ist wahrscheinlich

zurückzuführen

auf eine

Grundform

por- ‘tragen, bringen” u.à., die wohl im Ablaut steht zu per- ‘durchbohren, hinüberbringen’. Der Bedeutungszusammenhang ist besonders gut zu sehen an der tuAbleitung pr-tu-s “Durchgang, Furt’ (s.o. fur-du-z). Falls die Zusammenstellung richtig ist, ist die Wurzel gemein-idg. lt.: portäre (regelmäßiges d-Verb) ‘tragen, bringen’. Die oben angeführten Verhältnisse machen es wahrscheinlich, daB es sich hier um ein Intensivum auf -Ià- handelt (*por-tå-, oder eher *pr-ta-). Ferner portus, -üs (m) ‘Hafen’ (in seltenen Fällen wird eine Bedeutung ‘Durchgang’ nahegelegt). Die osk.umbr. Formen sind der Entlehnung aus dem Lt. verdächtig. (cymr.): rhyd (f) ‘Furt’ (vgl. gallische Ortsnamen wie Ritu-magus, Augusto-ritum). ksl.: na-perje, -periti ‘durchbohren’, russ. poróm ‘Fähre’. gr.: neipw, aor. énåpnv ‘durchstoße, durchsteche'; nopsbw "lasse gehen, trage, führe’, med. ‘gehe, marschiere'. ai: piparti ‘bringt hinüber, rettet, schützt, übertrifft’ (red. aor.). Vgl. av. paratus ‘Durchgang, Gang, Eingang’.

FÆ-JAgt:

(?) tadeln

g-----

Nur3. PI. Prås. Pass. faianda.

P 792f.; TF 240; F 135. Da die Beleglage keine sicheren Angaben iiber die Flexion und Lautstruktur dieses Verbums zulåBt, und die in den angegebenen Wörterbiichern vorgeschlagene Etymologie lautlich ebenfalls nicht ganz durchsichtig ist (zu ai. piyati 'schmåht"), gebe ich keine etymologische Aufstellung.

FEH-A-

-FEH-A- ‘(sich freuen)’

189

(g) (n) e (f) (s) d

ae.:

-feon, -feah, -fægon, —;

ahd.:

-fehan, -fah, -fahun; 'Y 1,2,3 (nach Sievers, L 107, S. XXXI nur dem Tatian eigentümlich und dem Verdacht der Entlehnung aus dem Angelsächsischen ausgesetzt).

B -2,3; cD -1,22; A -1; VP -1,2,3, R!

1,3.

Als Partizip dient: fag-ena- 'froh': awn. fegenn ++ ; ae. (ge-) fægen cD Bo L; as. fagan (-in) H ; hierher auch ahd. ga-

Gl I1,133,28 satisfacturus: gauagan scolant.

‘sich freuen’: ae.

B cD A VP R!; ahd. T.

feh-ö-: ae. (nordh.) föan ‘sich freuen’ L R2; as. W far-fehon ‘verzehren’ H; ahd. W fehon ‘verzehren’ Gl 11,736,5 (haurire), gi- ‘verzehren’ O (Beitr 12, 1887, 396f.) (Wiss 91).

feh-ón (m) ‘Freude’: ae. gefea ++

(auch n); ahd. gifeho T.

fag-a- (adj) W: ahd. gifago ‘zufrieden’ T N (in den frühen Belegen nur sw flektiert). fah-eja- W: gt. fulla-fahjan "befriedigen* (denom.?). fag-&- H: ahd. fagen ‘pflegen, kosen' O (nach Erdmann). fag-ö- W: afr. fagia “benutzen, gebrauchen’; ahd. (gi-) muatfagon ‘willfahren’ O; (Wiss 14). faz-no-: awn. fagna 'sich freuen, bewillkommnen' E C PE R. fag-enö- 'sich freuen’ (Ableitung von dem oben genannten ‘Partizip’? Vielleicht gehórt auch das zuvor genannte nordische Verbum hierher): gt. faginon; ae. fægnian WH; as. faganon H; ahd. feginon (frohlocken) aD. fag-ra- (adj) W: gt. fagrs ‘passend’; awn. fagr ‘glänzend, freundlich, angenehm’ ++; ae. fæger ‘schön, lieblich’ ++; as. fagar ‘schön, anmutig’ H; ahd. fagar *ansehlich" T. fab-æpi-z (f) A: gt. faheps ‘Freude’ (Bildung nicht ganz klar). Die vorliegende Sippe macht sowohl lautlich wie auch bedeutungsmäßig Schwierigkeiten. Im lautlichen Bereich ist auffallend, daB mehrere Anhaltspunkte auf a-Vokalismus weisen. Die Bedeutung ist in dem zusammenhängenden Bereich von ‘essen’ — ‘genießen’ — ‘sich freuen’ zu suchen, wobei vermutlich von ‘genießen’ auszugehen ist. Einzelnes bleibt aber unklar. P 796f. (mE); TF 224f. (mE); F 135 *faheps" (zw); V 109 'fága' (zw); J 531f. (mE); Hh 101 (Vw); K 188 ‘fegen’ (zw); Gr 111,417-425 (zw). Gm. -feh-a- ‘sich freuen’ hat keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. Man versucht, entweder an idg. päk’- ‘befestigen’ (s. fanh-a-) oder an idg. pök’- ‘reinigen’ (lit. posti 'schmücken' und die Sippe von 'fegen") anzuknüpfen; aber beides macht lautliche Schwierigkeiten und ist in der Bedeutung nicht genügend wahrscheinlich zu machen.

190

FEHT-A-

FEHT-A-

'fechten'

--efsd

ae.:

feohtan, feaht, fuhton, fohten; abs. ‘kämpfen, fechten’ (acc. ‘einen Kampf —’): B 1,3; cD +; Bo 1,2, A +; Ae 1,2,3, JE 3; VP 1,3; L 1, RD 1,2,3, R? 1; me. fighten, ne. fight (swv). afr.: fiuchta, —, fuchten, -fiuchten; abs. 'fechten, tun’; nwfr. fochtsje. as.: fehtan, —, —, —; sD congredi: samanfehtan; mnd., mnl., nnl. vechten. ahd.: fehtan, faht, fuhtun, gifohtan; abs. (oder präp.) “kämpfen, streiten’: O 1; BR 1; N +; mhd. vechten, nhd. fechten. (an-) bigauz-

‘bekämpfen’: ae. cD VP RD afr. ‘bekämpfen’ (?): ae. (Gr) (—); afr.; ahd. Gl L110,5 (debellare) (—). “kämpfen, streiten’: ae. B cD RD; ahd. N. —'erkámpfen, verfolgen’: ae. cD RD; afr. (durch Schlägerei verwirken); ahd. N.

feht-a-m (n) ‘Gefecht, Kampf”: ae. gefeoht ++; afr. fiuht; ahd. gifeht I T. feht-o (f) ‘Kampf’: ae. feoht (Gr); as. fehta H ; ahd. fehta O N (ana- 'Anfechtung). feht-on (f): ae. feohte ‘Kampf’ B cD. Die

Schwundstufe

doppelte Konsonanz

beim

Verbum

ist

wahrscheinlich

(z.B. fleht-a-) übernommen

von

anderen

Verben

auf

worden.

P 797 (=); TF 225 (zw); Hh 101 (zw); K 187f. (zw); Gr IIL442-445. F. Specht, KZ 68 (1944), 205-207; D. Ader, in Festschrift für Jost Trier, Köln Graz, 1964, S, 146-159. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. feht-a-, abs. 'fechten" geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-europäische Verbalwurzel pek’- *rupfen, raufen', die in mehreren Sprachen mit einer ;-Erweiterung erscheint. Der Bedeutungsübergang 'raufen' > ‘kämpfen’ ist besonders im Litauischen deutlich sichtbar. pek’-: (gm.): fahs-a-m (n) ‘Haar’ in awn. fax E; ae. feax B WH Chr (feaxede “behaart’); as. fahs H ; ahd. fahs TON. lit: pesü, pesti 'rupfen, zausen, an den Haaren reißen’, refl. ‘einander raufen, sich in den Haaren liegen, sich prügeln'. gr.: RÉKO 'kámme (auch Wolle), schere Wolle’, pek’-t: lt.: pectö, pexi, pexum, -ere 'kàmmen (auch Wolle), jäten’, scherzhaft ‘prügeln. versohlen'. gr.: — mektEn 'schere'. Hierzu kann weiterhin das gemeinindogermanische Wort pek'u- “Vieh’ gestellt

FEIG-A- — FELH-A-

191

werden, was das Verbreitungsgebiet weiter vergrößert. Der Anschluß ist aber nicht sicher (die Grundbedeutung von pek'u- müßte 'Schaf' oder ähnliches gewesen sein, d.h. ein Tier, dem die Wolle ausgerauft wird).

-FEIG-*A-

--e---

(/-h) (rösten)'

ae.: Nur afigen 'geróstet' OET. Hh 104 (zu *peg*- ‘kochen’, unwahrscheinlich). Kann nach A. S. C. Ross und H. W. Bailey, Leeds Studies in English 3 (1934), 7-9 mit osset. fezönåg, fizonäg “Spießbraten’ auf einer Grundlage peigh- verglichen werden. Wenn dies richtig ist, könnte es mit den Bildungen pei- + Tektal verglichen werden, die von einer Grundbedeutung ‘stechen’ ausgehen (vgl. awn. steikja “braten’ zu steig- *stechen"). FEIS-A-

'furzen'

- n (€) - - (^d)

awn.: físa, feis, (fiso), fisenn); ( abs. 'furzen' E 1; (M) 2. (Prät. Pl. und PPP kann ich nicht belegen. Sie sind jedoch von Noreen, L 27, $ 482f. nicht als fehlend aufgeführt); isl. físa (swv, älter stv), nn. fise (bedeutet auch ‘blasen’). schw.: fisa, dàn. fise. fis-ta-z (m): mhd.

vist ‘Furz’; vgl. ae. fisting 'Furz W.

P 796 (=); V 121 (=); J 537 (=); Hh 106 ‘fisting’ (=); K 199f. 'Fist (=). H.-F. Rosenfeld, Beitr (O) 78 (1956), 357-420 (Material aus den späteren Sprachen). ETYMOLOGIE Gm. feis-a-, abs. ‘furzen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Die Ausgangsbedeutung ist wohl ‘blasen’; dann kann die Sippe als Variante mit einem im Lateinischen und Keltischen belegten *s-pei-s- ‘blasen’ verglichen werden: l]nt: spiräre “blasen, atmen’ (regelmäßiges d-Verb). (cymr.) (W): fun ‘Atem’ (*spoi-nä). Weitere Verknüpfungen sind unsicher. Vgl. vielleicht noch als Variante p(h)u‘blasen’ (P 847f.). FELH-A-

'eindringen' (fel)

Bt:

gnefsd -nefs-

filhan, falh, fulhun, fulhans; acc. ‘verbergen, begraben’; ana- 'überliefern, empfehlen’; erstarrtes PPP fulgins ‘verborgen’. awn.: fela (anorw. selten -Ig-), fal, fólo, folgenn; acc. ‘verbergen, eintauchen, auf-

192

FELH-A-

heben, bestimmen’; ‘übergeben’ (Vh 28 aus bi-), selten auch swv; zeigt den Ablaut und (bis auf das PPP) die Struktur eines stv IV: E +, C 1,3,4; G 1,4, PE+,R-+,S 1,2,3(D),4D); isl. fela. aschw.: fizla + (runenschw. Pt. PI. -/k-), aber bifala ‘befehlen’ geht nach der VI. Reihe. ae.: feolan, fealh, fulgon (häufiger fælon), folen; (deutliche Entwicklung von stv. III zu stv. IV); abs. ‘eindringen, kommen’; acc. 'durchmachen' (—); æt‘sich anklammern': B 2, cD 1,2,3,(€),4; A 1,2; Ae 2; VP 1,3,4(2); RD 1; Bl Pt. Pl. aetfulgon. afr.: -fela, -fel, -felen, -felen (-o-); (Ablaut nach stv. IV). as.: Jel(a)han, -fal(a)h (-fal), -fulhun, -folhan (-folan); H +; mnd., mnl, nnl. bevelen. ahd.: felahan, falah, fuluhun, gifolahan; "aufschiitten, aufbewahren’: MF -2; T -1, 2,3; O -1,2,4; BR -1,4; N -+; Simplex: Gl L274,42 conderent: fuluhin (vgl. GI L274,29). Die üblicherweise angesetzte Bedeutung 'bergen' kann nicht als Ausgangspunkt genommen werden, da sie das im Ae. belegte Intransitivum nicht zu erklären vermag. Auszugehen ist am ehesten von intr. ‘eindringen’, trans. ‘eindringen lassen’ = *verbergen, begraben’. biga-: uz-:

‘übergeben’: ae. (drängen, sich klammern an) cD Å Chr Ae; afr. (befehlen, bestatten); as. (befehlen) H; ahd. (anvertrauen) MF T O BR N. gt. ‘begraben’, refl. ‘sich erbarmen”; ae. ‘eindringen’ Chad; ahd. 'darauflegen' GI 1,305,53 (componere). gt. ‘begraben’,

felg-a- (adj) W: awn. glóó-fialgr “in Glut versteckt’ C, inn- ‘erstickt’ (Tränen) E. felh-a-m (n): gt. ana-filh “Empfehlung, Satzung’, ga-, us- "Begråbnis". felg-r-ja-m (n) H: gt. filigri ‘Höhle’. falg-o (f) H: ahd. falga ‘passende Zeit, Gelegenheit’ N. falz-eja- W: as. felgian 'auferlegen' H; ahd. felgen ‘sich aneignen, zulegen’ O, (Raven 36f.). fulh-ón (m) W: awn. foli 'gestohlener Gegenstand’ (M). fulh-sn-ja-m (n) W: gt. fulhsni "das Verborgene”. P 803f. (a, Hl); TF 237 (a); F 151f. (zw, Hl); V 116 (zw); J 557f. (a, Hl); Hh

(zw); K 59 ‘befehlen’ (a); Gr II1,500-504.

101

N. O. Heinertz, Etymologische Studien,

Lund, 1927, S. 29-46. Gm. felh-a-, intr. ‘eindringen’, trans. ‘verbergen, begraben’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Die etymologischen Wörterbücher vergleichen in der Regel Wörter für ‘Hülle’ auf einer Grundlage pel-; aber abgesehen davon, daß bei diesem Vergleichsmaterial kein Verbum vorkommt, darf die gm. Ausgangsbedeutung nicht

FENb-A-

193

so angesetzt werden. Leider sind die Belege für das intransitive Simplex nicht zahlreich genug, um die Ausgangsbedeutung sicher bestimmen zu können, sie dürfte aber etwas ähnliches wie ‘eindringen’ gewesen sein. Für einen Vergleich kämen dann in Frage pel- intr. ‘fließen’, trans. ‘aufschütten, füllen’ (vgl. fleut-a-) oder pel‘stoßen’ (vgl. feir-a-). Ausreichende Sicherheit ist kaum zu gewinnen, zumal bei keiner der beiden Wurzeln eine tektale Erweiterung festzustellen ist.

FENP-A-

‘finden’ fend-a-

gníe)-sd -- e fsd

gt: Jfinpan, fanp, funpun, —; acc. (oder abh. Satz, präp.) ‘erkennen, erfahren’, awn.: finna, fann (-nd), fundo (-m-), funden (-nn-, fynn-); acc. “finden, ersinnen, aufsuchen, verschaffen'; *wahrnehmen, erfahren, erkennen' (Vh 15f. und 28 aus and- und bi-): E +, C+;G +, PE +, R 8, S +; isl., nn. finna. aschw.: finna +; schw. finna, dån. finde, Bm. finne. ae.:

findan, fand, fundon, funden;

afr.: as.:

erfinden, erlangen’: B +, cD +; Bo +, A 1,4; Ae 1,34, JE 1,3,4; R! 1,3; L +, R? 1,2,3; me. finden, ne. find. finda, fand, funden, funden; acc. “finden, erfinden, weisen’; nwfr, fine. findan (fidan), fand, fundun, fundan; Pt. Sg. auch sw. -funda; acc. “finden, begegnen,

wahrnehmen’:

H

Prät. auch sw funde (bes. wests.); acc. “finden,

+, Gn

1,3,4; mnd.,

mnl., nnl.

vinden.

ahd.: findan (-t-), fand (-t), funtun (-d-), funtan (-d-) (in der Regel ohne gi-); acc. ‘finden, gewinnen, ersinnen, empfinden’; pass. ‘sich befinden’: I 1,2,4(d), MF 1,2(0,3(0,4(t; T 1(d,9,2(4,), 3(d,0,4(d,t); O 1,2,3(0,4(0; BR 1,4(d,t), aD

1,2,3(t);

N

1,2,3(d),4(d);

mhd.

vinden,

nhd. finden.

Im Westgermanischen ist die Form mit grammatischem Wechsel weitgehend durchgeführt worden,

besonders

im Nordseegermanischen,

wo durch die Ersatzdehnung

in den ersten beiden Staramformen ein ziemlich anderer Lautstand als in den anderen beiden Stammformen entstanden wäre (vgl. die ähnliche Entwicklung bei fanh-aauch in anderen Sprachen). Bei den Ableitungen ist der stimmlose Reibelaut im Auslaut mit Sicherheit nur noch bei zwei Bildungen zu belegen (ahd. nd ist nicht ganz eindeutig), die eine abweichende (vermutlich áltere) Bedeutung 'gehen' voraussetzen. Zur Entwicklung der Bedeutung ‘gehen’ zu *finden' (begegnen, erfahren, ersinnen) vgl. It. venire/invenire und Wiss 59. (an-) biga-:

‘empfinden’: ae. (entdecken) ++; as. (bemerken) H; ahd. aD N. *feststellen, herausfinden': afr.; as. Gn; ahd. I O N. ae. ‘erfinden’ L.

uz

‘erfahren’: ae. Bo Ae JE: ahd. ©.

fenb-on (m): ahd. findo ‘Finder’ Gl I1,350,15 (repertor). fand-a-m (n) W: ahd. fant “Ertrag, Ergebnis’ Sangaller Schularbeit dD.

194

FERT-A-

fand-ó- W: ae. (ge)fandian “untersuchen, erforschen’ B aD Go; afr. fandia *besuchen' ; as. fandon ‘versuchen, nachstellen, heimsuchen' H ; ahd. fanton ‘durchforschen’ Gl L241,23 (rimare) ; (Wiss 15). fanb-ja-m (n) W: ae. feóe ‘das Gehen’ B cD Bo; as. an fadi(on) ‘zu Fuß’ H. fanp-jón (m) W: ae. feüa ‘Fußgänger, Fußsoldat’ cD; ahd. fuoz-fendo ‘Fußgänger’ T. fand-ló-: afr. fandelia "besuchen”. fund-a-z (m): awn. fundr “Begegnung, Zusammentreffen’ ++. fund-i-z (m) ‘Fund’: awn. fyndr G; afr. fynd. fund-i- (adj): awn. ein-fyndr ‘allein gefunden habend’ G; ae. eaó-fynde “leicht zu finden’ cD. fund-ja-: ahd. funden ‘streben, erlangen, sich aufmachen’ N O (gi- ‘sich anschicken’) (—) (Raven 46). fund-o-: ae. fundian ‘streben, beabsichtigen’ B WH Chr; as. fundon ‘streben’ H; ahd. ana-uundon *befallen' N; (Wiss 59). idg. *pnt-to- — funs-a- (adj) H: awn. fuss “bereit, entschlossen, eilig’ E R ; ac. fås ‘eilig, gierig B cD Chr; ahd. funs "bereit, eilig’ T. P 808f. (mE); TF 228 (mE); F 155 (mE); V 120 (mE); J 543 (mE); Hh 105 (mE); K 198 (mE); Gr III,529-539.

ETYMOLOGIE Gm. fenb-a-, trans. 'finden' hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Die Ausgangsbedeutung dürfte ‘gehen’ sein, weshalb es in der Regel zu pent- gestellt wird, das in allen idg. Sprachgruppen Wörter für “Weg, Pfad, Brücke’ und ähnliches liefert (zuletzt behandelt von H. W. Bailey und A. S. C. Ross in Transactions Phil. Soc. 1961, S. 107-142, bes. 138); aber in der (ursprünglichen) idg. Sippe ist weder die Bedeutung *gehen' noch überhaupt ein Primärverb bezeugt; gr. natéw "treten, trampeln, gehen’ besagt für das Vorhandensein eines ursprünglichen Verbs wenig und ist außerdem lautlich unfest (delph. B-, åol. u-). Spätere Bildungen (vgl. etwa N fad ‘Pfad’ und fadon 'gehen') sind nicht aussagekräftig. Schließlich setzt der Übergang zu einer Bedeutung ‘finden’ ein zielbetontes ‘gehen’ voraus wie lt. venire ‘kommen’. Zu bedenken ist, daß die Nasalierung ohne weiteres sekundär sein kann. In Wörtern für ‘finden’ kommen häufig Nasalierungen vor, die zum Teil noch deutlich als Nasalpräsentien zu fassen sind (ai. vindate; lit. randü, rásti). Aber eine sichere Grundlage ist auch unter dieser Voraussetzung nicht zu erweisen. Vielleicht ist an pet‘fallen’ zu denken (P 825f.). FERT-A-

furzen”

--e--.d

fret-a-

-n-(f)--

awn.: freta, frat, —, —; abs. furzen”: (D)1,2; isl. freta, nn. frata (swv).

FET-A-

195

ae.:

Vielleicht kann feorting: pedatio W als Beleg für das Verbum aufgefaßt werden.

ahd.:

ferzen, —, —, —; abs. furzen': Gl IV,327,6 fircit: pedit; nur Präsensbelege;

die starke Stammbildung ist nicht gesichert (auch nicht im Mhd.), was in diesem Fall wohl auf die Bedeutung des Worts zurückzuführen ist. fert-ö-: awn. freta 'furzen' (D). fert-: ahd. Gl IV,85,13 pedum: furz, firz. fert-món (m) W: afr. fretma 'Kolik'. fart-0-: awn. frata 'furzen' E; vgl. mhd. varzen (Wiss 12). fart-i-z (m): awn. fretr *Furz' (als Schimpfwort) (M). Die Form fret- beruht wohl auf entstellender Metathese (vgl. Noreen, L 27, 8 315, A 3), da der Lautstand fert- etymologisch sicher vergleichbar ist. P 819 (=); TF 234 (=); V 142 (=); J 554 (=); Hh 102 ‘feorting’ (=); K 185 farzen"

(=); Gr II705 (=). ETYMOLOGIE Gm. fert-a-, intr. ‘furzen’ geht mit Sicherheit zurück auf das gemein-idg. Verbum perd- gleicher Bedeutung: (kelt.): Vielleicht cymr. rhech (f) 'Furz', das auf *prd-kà zurückgeführt werden kann. lit.: pérdZiu, pérsti 'furzen'. *Ps].: russ. perdeto, skr. prdjeti ‘furzen’. gr.: méÉpóopot, aor. £npaóov 'furze'. ai: pardate 'furzt' (nur Grammatiker). Variante:

Daneben steht pezd- ‘leise furzen' (assimiliert bzd-): lt.: pédo, pepedi, péditum, -ere 'furzen'. lit: bezdeti 'furzen'. Ps]: russ. bzdity ‘furzen’; skr. båzdjeti *stänkern’. gr.: pééo furze".

FET-A- I fallen’ (?)

-ne--d

awn.: feta, fat, fóto, —; acc. *herausfinden’ (= ‘verfallen auf'?), -heim *heimfinden', -leió ‘den Weg finden’; mit Inf. ‘etwas fertigbringen’ (auch abgeschwächt als verstärkendes Hilfsverb): C 1,2; (D) 1,2,3. ae.: Nur Prät. Sg. gefæt ‘fiel’ (vom Samen) im Matthäus-Evangelium 13,7/8 R!. ahd.: —, faz, fåzun, —; 'aufspringen' (von einer Tür): Gi 11,650,25 labat:faz (die Tür wankt von den Stößen des Sturmbocks); mit ga-: Gl 11,256,60 excidit:

196

FET-A- — FÜ-A-

ni gifaz ‘entfallen’ (dem Gedåchnis); GI 11,708,57 exit: geuaz 'herauskommen, herausspringen' (Los aus dem Helm); Gl 1,289,56 reciderunt: auur kifazzun *hereinbrechen über’ (Unglück). ga-:

ae. s.o.; ahd. s.o.

fat-ö-: awn. fata ‘finden’ (Weg) (Fr); ae. fatian "holen, bringen’ WH L (-wif ‘heiraten’), mit -e- (ge)fetian B cD; ahd. sih fazzon "sich erheben’. fat-a-z (m): ae. sid-fæt "Reise, Fahrt’ B. Bei entsprechenden Lautstand noch mehreres andere, semantischen Verbindungen herstellen lassen.

zu dem

sich aber keine

P 790ff. (=); TF 225f. (=); V 118; J 541f. (=): Hh 102 (=); Gr IIL727. ETYMOLOGIE Gm. fet-a- 1, irans., intr. bedeutet vermutlich ‘fallen’. Dem entspricht am besten idg. ped- ‘fallen’ in: aksl.: pado, pasti ‘fallen, stürzen’; na- “befallen’ (Furcht). ai: padyate “fällt, kommt um’, jünger ‘geht hin’, Wurzel-aor. (red. aor.), PPP panná-. Die übrigen von P angegebenen Verbalbildungen sind wohl denominativ zu dem gemeinidg. Wort für ‘Fuß’. Ob dieses selbst mit den genannten Verben zusammenhängt, bleibt besser offen.

FET-ABt:

(?) 2 'gebáren

g-----

fitan 'gebüren' (stv?).

F 155f.: Am besten läßt sich vergleichen air. idu (n, f) ‘Schmerz, Wehen, Name mehrerer Krankheiten’ (aus *pid-ön?). Falls das Gotische hierzu gehört, ist es von fet-a- I zu trennen und als schwaches Verb gm. *fit-z- anzusetzen.

FÜ-*A- ‘(faulen)’ awn.:

(g) n (e) (f) (s) (d)

Nur füinn ‘verfault’ (EJ) (M). Es handelt sich bedeutungsmåBig und formal um eine Partizipialbildung. Allerdings ist der Vokalismus unklar (wie bilinn, snuinn?).

fau-eja-: awn. feyja *verfaulen lassen’ (EJ) G. fau-ska-z (m) W: awn. fauskr *vermodertes Holz’ (M). fu-no-: awn. fina "verwesen, faulen’

E PE R S.

FEUK-A-

197

fü-la-

(adj) faul’: gt. fuls; awn. full E G R; ae. ful Bo VP; ahd. fil ON; vgl. afr. fülnisse, as. fulitha *Fáulnis'. fü-kon (m) H: awn. füki *'Gestank' (Fr).

P 848f. (=); TF 242f. (=); F 172 'fuls' (=); V 146 “fü (=); J 565f. (=); Hh 118 ful (=); K 186f. faul’ (=); Gr YILA94f. (=). ETYMOLOGIE Gm. fü-a- (starke Flexion und Lautstand sind nicht sicher) läßt sich mit Sicherheit zurückführen auf gemein-idg. på- ‘faulen’ (dessen Vokalismus ebenfalls nicht völlig klar ist): (It): püs, püris ‘Eiter’ (aus einem s-Stamm *puwos wie gr. nboc). (kelt.) (9): Die hierher gestellten Wörter dürften kaum zugehörig sein. Vgl. Vendryes, L 139, unter othar (S. 0-36). lit.: püvà (= pyvü), påti ‘faulen’. gr; Das Verbum mit Erweiterung: 1500 ‘mache faulen’, r60oyoı 'faule'; unerweitert in rbov, bog (n) "Eiter”.

ai:

püyati ‘wird faul, stinkt’.

FEUK-A-

-n----

‘stieben’

awn.: fiüka, fauk (-ó-), fuko, fokenn; abs. 'stieben, fegen (vom herabfliegen’: (EJ) 1; PE 3; (D) +; isl., nn. ffüka. aschw. : fiuka 1,2; dán. fyge, Bm. fyke.

Wind

getrieben),

feuk-a-m (n): awn. fik 'Schneesturm' C.

fauk-eja-: awn. feykja 'fortblasen, in Bewegung setzen’ (Fr). fuk-a-m (n): awn. fok "was vom Wind herumgetrieben wird’ (EJ). P 847£. (=); TF 243 (=); V 124 (=).

ETYMOLOGIE Gm. feuk-a-, intr. 'stieben' gehórt wohl zu einer onomatopoetischen Sippe auf einer Grundlage peu- mit Bedeutungen wie *blasen', *schwellen' u.å. Am nächsten könnten stehen (als *peug-): (lett.): püga “Windstoß’. (sl): russ. (mdl.) puga ‘Schneesturm’. Mit Auslautvariation (*peuk’-):

lit.:

pudia, pästi ‘wehen, blasen’,

198

FLAH-A- — FLEHT-A-

FLAH-A-

'schinden'

-ne-*Ps-

awn.: flá, flö, flögo, flegenn; acc. (den Balg) abziehen, schinden': E 3; G 1, PE 2, 3,4; R 3,4; isl. fld, nn. flaa. aschw.: flá + (auch swv); schw. flå (swv), dàn. flaa (swv). ae.: flean, flog, —, flagen (-æ-); acc. 'schinden, entrinden': W 1,2,4(a,æ); (BTS) -4(z); me. fien usw. as.: Nicht belegt, erst mnl. vlaen 'schinden' (mit starkem PPP). bi-:

ae. ‘schinden’ W.

uz-:

ae. (å-) 'schinden' (BTS) (—).

flag-no-: awn. flagna 'abgeschàlt werden’ (Fr). flah-tu-z (m): awn. flattr ‘das Schinden' (Fr). flah-atja- A: awn. fletta 'entkleiden, berauben’ (EJ) (M).

P 835 (=); TF 250 (=); V 127 (=); J 580f. (=); Hh 107 (=). ETYMOLOGIE Gm. flah-a-, trans. *schinden' kann verglichen werden mit einem lit. Verbum, das auf *plek'- (**pleo,K'-) zurückgeht. Das gm. Verb zeigt hierzu die Schwundstufe *plak’-. Das entsprechende intr. Verb hat im Lit. -ei- (vgl. das ähnliche Lautver-

hältnis bei /æt-a-). lit:

plésiu, plesti “reißen, rupfen, schälen (Rinde)’; pieiseti ‘Sprünge bekommen, Risse bekommen, bersten'. Fine Anzahl weiterer Wörter können auf die gleiche Grundlage zurückgeführt werden (vgl. P und V). Da die Bedeutungen jedoch nicht genau übereinstimmen und ähnliche Bedeutungen sehr häufig sind, hat ein Anschluß wenig Wert. FLAIH-A-

'zureden'

FLEHT-A-

'flechten"

s. PLAIH-A-

ae.:

(g (n)

e-sd

Nur flohten-föte fugelas “Vögel mit Schwimmhäuten an den Zehen’ LWS 11,88,9. as.: flehtan, —, —, giflohtan; 'flechten' : SD plectentes: flehtende, plectiles: giflohtan; mnd., mnl., nnl. vlechten; vgl. nwtr. flechtsje. abd.: flehtan, flaht, fluhtun, giflohtan; acc. *flechten': T 1; O -2,3; N 4; GI 316,4 consuerunt folia: kifluhtun loubir; mhd. viechten, nhd. flechten.

ga-:

ahd. flechten, zusammendrehen’ O.

FLEIH-A- — FLEIT-A-

199

fleht-a-m (n): ahd. kiflecht “Geflecht” GI 11,732,37 (plectam). flcht-o-: awn. flétta "flechten” (Fr) (—). flaht-o (f): gt. flahta ‘Flechte’; awn. flåtta "Matte" (Fr). fluht-ja-m (n): ae. W /lyhte, clåd-flyhte 'Stoffstück, Lumpen' L R!; ahd. gevluchte ‘Geflecht, Gewebe’ N (—).

P 834f. (=, HI); TF 250f. (=); F 156 flahta' (=, HI); V 131 fletta" (=, HI); I 580 (=, HD; Hh 107 (=, HD; K 203 (=, HD; Gr III, 769-771 (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. fleht-a-, trans. 'flechten' geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-europäische verbale Grundlage pleq- “flechten’, die in mehreren Sprachen eine t-Erweiterung (Präsensbildung?) zeigt. Das sicher zugehörige sl. Verb weist auf velaren, ein in seiner Zugehörigkeit weniger sicheres indisches Nomen auf palatalen Auslaut. pleg-t: ]t.: plectoó, plexi, plexum, -ere ‘flechten’. aksl.: pletp, plesti *flechten' (+- pleg-t-, da -k'-t- zu -st- geworden wäre). plek-: lt.:: plicáre ‘zusammenfalten, aufwinden’. (gm.) (W): Vielleicht hierher das Wort für 'Flachs': ae. fleax (n) (BT); ahd. flahs (m) N; (alter s-Stamm?). gr: xÀéko 'flechte, winde zusammen’, med. aor. £nAákrv. (ai.) (7): prasna- (m) "Turban, Kopfbinde' (spät, vereinzelt, und im Lautstand dem sicher zugehörigen sl. Wort entgegenstehend).

FLEIH-Aas:

‘richten’

----8-

Nur H 1460 so is mod te thiu gefliit widar is fiunde ‘so richtet er seinen Sinn auf dich, gegen seine Feinde’. Die starke Stammbildung ist gesichert durch mnd. vlien *aufschichten, verstauen’; “fortschaffen’; ‘ordnen, einrichten, ausbessern’; refl. ‘sich herandrängen’. Grundbedeutung schwer zu fassen, am ehesten ‘richten’.

P 831f.; TF 252. Etymologisch ist nicht viel mit der Sippe anzufangen. Zum Teil wird ein Zusammenhang mit plaih-a- gesucht, s.d. und Wissmann, L 183, S. 23f. und 68, Anm. 3. FLEIT-A-

ae.:

*wetteifern'

--e(f)sd

flitan, flat, fliton, fliten; abs. (oder pråp.) *wetteifern, sich befleißigen’: B

200

FLEIP-À- — FLENG-A-

1,2233, cD 1,2; Bo1, A 1; Ae 22,3, JE 3; VP3, R 1; L 1,3, RD 1, R^ 3; OET unbefliten *unbestritten'. as.: -flitan, —, —, —; sD -1; mnd., mnl. viiten (stswv). ahd.: flizan, fleiz, flizzun, giflizzan; gen. (meist refl.) ‘sich befleißigen’, 'eilen' (Ziel im gen): T 1; O +; BR

I; N 1; auch swv. (Gl 1,728,10); mhd.

viåizen, nhd.

Sich befleifien. (an-): ga-:

as. 'sich bemühen, streben' sD. ae. ‘kämpfen, sich bemühen um’ Chr R! L RD

R?; ahd. 'trachten nach’ O.

fleit-i-z (m) ‘Fleiß, Eifer’: afr. fit; as. flit; ahd. ffiz (Anstrengung) O BR (auch f, auch a-Stamm). flit-a-m (n): ae. flit “Wettstreit” (BT), ge- "Wettkampf, Wetteifer' ++. flit-on (m): ae. flita 'Streiter, Disputator' (Gr). flit-ma- (adj): ae. unflitme *unbestreitbar' B. Walde-Pokorny 11,684 (nicht mehr P); TF 252 (zw); Hh 108 (Vw); K 204 ‘Fleiß’ (oE); Gr III,778-781. F. A. Wood, MPh 4 (1906/07), 491f. Gm. fleit-a-, intr. ‘sich bemühen, sich anstrengen’ ('eilen") hat keine überzeugende Vergleichsmöglichkeit.

139 5 1 239. VR CR ahd.:

MM

ILLU d

-flidan, —, —, -flitan: Zu Gl 11,349,25 mulcaetur: kiflittan bemerkt Steinmeyer in der Anmerkung: Jch setze diese undeutlich am Rand stehende Glosse nur zweifelnd zu mulcetur; ich würde dann kiflittan als Partizip Präteriti zu den bei Graff 3,772 belegten Formen piflidit usw., die dort ohne hinreichenden Grund als schwach angesetzt werden,

rechnen.

Der Sinn von mulcetur an un-

serer Stelle ist der von carpitur. Die zweite Glosse steht Gl 1,70,30 carpit: piflidit, piflitit (neben piflihtit und der It. Glosse carpit: zwecchot). Hierher auch Gl 11,421,32 aestuantem: flidantaz, lohazantaz? Vgl. Raven 293f. Zu unsicher für weitergehende Überlegungen. "FLENG-Ame.:

‘schwingen’

- (n) ve---

flingen (stv) 'eilen, rennen’; ‘schwingen, schlagen, stoßen, werfen’; ne. fling.

flang-eja-: awn. flengja 'prügeln' (CV) (—). TF 250; V 130 flengja'; 1 573. Die Beleglage ist auffällig und schwer zu beurteilen: das englische Verb ist erst spät

belegt, aber fast immer stark flektiert. Am ehesten handelt es sich um eine zunáchst

FLEUG-A-

nur umgangssprachliche Bildung, vielleicht flah-a- *schinden' oder flök-a- ‘schlagen’.

FLEUG-A-

201

entstanden

durch

Nasalierung

fukk-

(?g) n e f*?s d - -(e)- -(d)

'fliegen'

awn.: fliüga (selten -ja, -u-), fló (später flaug), flugo, flogenn; abs. "fliegen, (von Tränen)’: E 1,2,3, C +; G I, PE 12,3, R 1,2,3, S 1,2,3,4(D); isl. nn. flyga. aschw.: fliuga +; schw. flyga, dàn. flyve, Bm. fly(ve), flyge. ae.: fleogan, fleag, flugon, flogen; abs. ‘fliegen’: B 1, cD 1,2,3; Bo 1, A 1; VP 1,2; L 1, RD 1; Chr 4; mc. flegen, ne. fly. afr.: flia(ga), flåch, —, —; abs. fliegen’; nwfr. fleane. as.: Nicht belegt, erst mnd. viegen, mnl. vlieghen, nnl. vliegen. ahd.: fliogan, floug, flugun, giflogan; abs. ‘fliegen’: I 1,3; O 1,2,3; N 12,3; 694,78 lapsae: kiflogin; mhd. vliegen, nhd. fliegen.

von

fließen fljuga,

Ae 1;

GI II,

gafliegen’: ae. (Gr) RD; ahd. N. te-: ahd. 'auseinanderfliegen' N. unba-: ae. 'entfliegen' cD. fleng-ön (f) ‘Fliege’: ae. flege VP R1 L RD; ahd. fliega (auch stf.) N. flaug-ö (f): awn. flaug ‘Flug, GeschoB' C (M), harm- “Unglücksgeschoß’ E. flaug-eja-: gt. *us-flaugjan ‘fliegen lassen’ (konjizierte Form); awn. fleygja “fliegen lassen, schleudern, schießen’ E C JS.

flaug-i- (adj) W: awn. fleygr ‘schnell’ C, ó- ‘unfähig zu fliegen’ PE. flug-a-m (n): awn. flog “Flug, Eile’ (Fr) (>. flug-ön (m): ae. -floga "-flieger" (Bezeichnungen eines Drachen) z.B. in wid- “Weit-’ B. flug-ön (f): awn. fluga ‘Fliege’ (EJ) PE. flug-i-z (m) ‘Flug’: awn. flugr (auch ‘Flucht’) E (-stigr ‘Fluchtweg’) PE; ae. flyge (Gr); as. flugi SD; ahd. fluge-ros ‘Flügelroß’ N, höh-flug *Aufflug' N, Simplex: Gl. II, 651,33. flug-ja-m (n): awn. by-flygi ‘Biene’ (Fr). flug-atja- W: ae. flogettan ‘schwanken’ (BT); ahd. ffogezzen ‘schweben’ N (—), (Raven 42), häufiger flogerezen. flug-rö- W: ahd. Gl 1,295,13 volatilis: flogarontiu (vom Aussatz), etwa ‘ansteckend’ oder *wandernd'. flug-ja- W: awn. flygja “hin und herfahren' (M). flug-la- ?: Das Wort für "Vogel" (*flug-la- mit Dissimilisation?) kann aus etymologischen Gründen hier nicht angeschlossen werden (lit. pauk-Stis “Vogel’).

202

FLEUT-A-

Mit Intensiv-Gemination: flukk-ja-: ae. unflycge 'federlos (BTS) (der Lautstand ist nicht ganz ahd. in flucchen *flügge machen’ N (—), (Raven 42).

eindeutig);

P 835ff. (=, HI); TF 254 (=, HI); F 530f. ‘usflaugjan’ und 170 ‘fugls’ (=, HI); V 132 (=, HD; J 575-578 (=, HD; Hh 107 (=, Hb); K 205 (=, HI); Gr III,760-764 (zw). ETYMOLOGIE Gm. fleug-a-, intr. ‘fliegen’ kann mit einem baltischen Wort unter der Form *pleug‘schwimmen, schweben, fliegen’, Erweiterung zu der unter fleut-a- belegten Basis pleu- verglichen werden. Dieser Vergleich setzt voraus, daß das germanische Wort den grammatischen Wechsel zugunsten des stimmhaften Lauts ausgeglichen hat, was in diesem Fail zur Vermeidung eines Zusammenfalls mit fleuh-a- ‘fliehen’ (auBergotisch) wohl móglich ist. Móglicherweise handelt es sich aber um eine besondere (nur gm.) Erweiterung. lit.:

plaukii, plaükti “schwimmen,

FLEUH-A-

‘fliehen’ s. PLEUH-A-

FLEUT-A-

‘fließen’

durch

die Luft fahren,

herbeistrómen'.

-nefsd

awn.: flidta, flaut, fluto, flotenn; abs. (präp.) ‘schwimmen?’ (Schiff, Blut); ‘zerfließen’ (Vh 32 aus dis-): E 1,2,3, C 1,2; G 1,4; PE 1, R 1,23, S 1(D),2,3(D); isl. fljöta, nn. flyta. aschw.: fljuta +; schw. flyta, dån. flyde, Bm. flyte. ae.: flöotan, fléat, —, floten; abs. ‘treiben’ (auf dem Wasser), ‘schwimmen’: B 1,2, cD 1; A 1; Chr -4; me. fleten. afr.: fliata, flát, —, —; abs. ‘fließen, schiffen'. as.: fliotan, flót, —, —; abs. ‘fließen’: H 1,2; mnd. vleten, mnl. vlieten, nnl. vlieten. ahd.: fliozan, flöz, fluzzun, giflozzan; abs. 'flieBen, hervorstrómen': T 1; O 1,2,3; BR -1; N +; mhd. v/iezen, nhd. fließen. bi-: te-: uz-:

— ahd. *bespülen' Gl I1,426,24 (alluere). ahd. ‘zerfließen’ Gi 11,423,25 ( fatiscere). ae. 'abschópfen' (Rahm usw.) LWS 11,94,20; ahd. ‘zerfiießen’ (?) Gl 1,158,18 urflozzan: fluxa.

fleut-a- (adj) W: awn. fljötr "hurtig, E C fleut-a-z (m) W: ahd. wider-vliez *Teufel' fleut-a-m (n): awn. fljót *FlieBen, Fluß’ Fluf (nur Holthausen). flaut-a-: as. Aör "Überschwemmung' Gl 1,158,15, flöz-scif *FloB, Gondel' Juno (Fluvonia) N.

G. N. (EJ); ae. fieot ‘Floß’ cD;

afr. fliat ‘Bach,

L114,11 (diluvium); ahd. flaoz: fluxum Gl Gl 11,619,24 (cimba), flöz-kepa Beiname der

FLEUT-A-

203

flaut-eja-: awn. fleyta “treiben lassen’ (Fr); ahd. flözzen ‘waschen’ (den Staub von sich) Wi, (Raven 42). flut-a-m (n): awn. flot ‘schwimmender Gegenstand, Fahrwasser' E C; ae. fløt "Meer" cD Chr, -here *Landungstruppen' B, -man 'Seeráuber WH. flut-5- ‘treiben, schwimmen’: ae. flotian (BT); as. vløton sD; (Wiss 59). flut-ön (m): awn. flote ‘Flotte E C G S; ae. flota ‘Schiff’ B cD Chr scip- ‘Seemann’ Chr;

ahd. flozzun

‘Flossen’

Gl 1,347,44 (pennulas).

flut-i-z (m): as. fluti ‘Flüssigkeit’ sD; ahd. fluz ‘Fluß’ T N (ana- *Uberflutung”), eindeutige i-Flexion Gl 1,166,9 fluzzin.

flut-ja- H: awn. flytja "bringen, fortschaffen’ C G PE S. flut-no- W: awn. flotna upp ‘aufsteigen, aufwärts treiben’ (Fr). flut-ro- W: ae. floterian "auf den Wellen schwanken’ (BT).

P 835ff. (=, HD; TF 255 (=); V 132 (=, HI); J 575-578 (=, HD; Hh 107 (=); K 206 (=, HI); Gr 111,740-754 (HI). ETYMOLOGIE Gm. fleut-a-, intr. ‘fließen, treiben’ setzt wahrscheinlich eine deutlich rekonstruierbare verbale Grundlage pleud- "flieBen* fort. air. (W): luaidid “bewegt sich’ (erwähnt, äußert, singt); imm- “bewegt, trägt, treibt, fährt herbei’. lit: plästu, plüsti ‘strömen, fluten, sich ergieBen, laufen, schwimmen’; pläudZiu, pláusti ‘spülen, waschen’.

HERLEITUNG Die Grundform pleud- kann mit Sicherheit als konsonantische Erweiterung der Basis pleu- ‘schwimmen, fließen’ aufgefaßt werden. Dehnstufige Bildungen hierzu sind bei flöw-a- aufgeführt. It. (W): pluit “regnet”. air.: loid, luid “bewegt, fliegt’; Hiatusverb mit s-Präteritum; möglicherweise aus *pleus-; ursprünglich Deponens (Pedersen, L 134, 11,571). gm.: Die Ableitungen vom gm. flau- werden unter flö- aufgeführt. lit.: plünà plåti Pråt. pluvaü 'übervoll sein, überflieBen'; plåuju, plåuti ‘spülen,

auswaschen, schwenken’ (Kausativ). aksl.: plovg, pluti ‘befahren’ (Schiff). gr.:

ai:

mÀÉc 'segle, schiffe, schwimme', aor. ÉnAcvca.

plavate ‘schwimmt, gleitet’ (red. aor.), PPP plutä-. Älter oder mundartlich sind r-Formen: pravate *aufspringen”; wegen der abweichenden Bedeutung ist jedoch der Einfluß einer Basis *preu- ‘springen’ nicht auszuschließen (gegen solche Zweifel Mayrhofer, L 158, IL367f.).

toch AB: p/u- ‘schwimmen,

schweben’,

s-Präsens, s-Präteritum.

204

FLÖW-A-

Variante bhleu-

lt: fluö, flüxi, flüctum fließen, strömen’. aksl. (W): bljujo, bljevati se *speien, erbrechen'. gr: Aóo 'walle auf, fließe über’. Die Wurzelstufe ist ziemlich sicher zu finden in pel- 'eingieDen, füllen’, das als

Verbum nur im Baltischen und Arischen belegt ist: lit: ai:

pilü, pilti, Prát. pyliau ‘gießen, füllen’, piparti (prnåti) fullt, nährt, sättigt’, (red. aor.), PPP pürná- und purtá- (*pelneben pela-).

Doch gehören hierher wohl auch die zahlreichen Wörter für ‘viel, sehr, voll’ usw.,

von denen besonders die u-Bildungen wichtig sind, da sie mit der Basis pleu- in Verbindung gebracht werden kónnen: (air.): il ‘viel’, i-Stamm (aus u-Stamm). (gm.): fel-u- ‘viel’ in gt. filu; awn. fjøl- E C; ae. fela ++; ahd. Au TON. (gr.): noAöc ‘viel’. (ai): puru- ‘viel, reichlich’.

FLÖW-A-

‘fließen’

afr. felo; as. filu

H Gn;

(8) (n) e (f) (s) (d)

ae.:

flöwan, fleow, fleowon, flöwen; abs. ‘fließen’: cD +; Bo 1,2,3, A +; Ae 1,23, JE 1,2; VP 1,3; L 1, RD -2, R? 1; me. flowen (stswv), ne. flow (swv).

bi-: te-:

ae. “umfließen’ (Gr) (—). ae. (10-) ‘zerfließen’ cD Bo Ae VP.

Mit ö-Vokalismus:

flo-&-: awn. flöa “überfließen, flo-du-z (m) ‘Flut’: gt. flodus; flö-di-z (f) ‘Flut’: awn. flædr flö-da-m (n) ‘Flut’: awn. //óó

überströmt werden’ E C (M). ae. flód ++; as. flöd H. (Fluß, Meer); as. flöd H Gn; ahd. fluot N. (Fluß) C G (M); ae. flöd L; afr. flöd.

Mit au-Vokalismus:

flau-ja-: ahd. flewen 'auswaschen, spülen’ T, (Raven 293). flau-ja-m (n): awn. fley ‘Schiff’ E. flau-ma-z (m): awn. flaumr ‘Strömung’ (EJ) (M); ahd. worolt-floum "Vergånglichkeit der Welt' O N. flau-sta-m (n): awn. flaust ‘Schiff’ E C iD. flau-bra-m (n): ahd. flöder *"WasserguB, Regen’ N (—). Der Vokalismus kann durch etymologische

Erwágungen

als ursprüngliches idg.

FLÖK-A-

205

-öw- bestimmt werden; wie die Belege mit ó und au sich lautgesetzlich verteilen, ist vorerst unklar.

P 835ff. (=); TF 253f. (=); F 156f. 'flodus' (=); V 132 ‘flda’ (=); I 575-578 (=); Hh 110 (=); K 210 ‘Flur’ (=); Gr 111,740 und 754. ETYMOLOGIE Gm. flöw-a-, intr. ‘fließen’ geht mit Sicherheit auf eine dehnstufige Bildung der Basis pleu- 'flieBen' (s. fleut-a-) zurück. Dehnstufige Bildungen in anderen Sprachen: lt.: (Formal und graphisch unsicher): pateram perplovere *durch die Opferschale fließen lassen’ (Festus). lit.: Hierher plåuti ‘spülen’? (vgl. fleut-a-). aksl.: plavati “schwimmen, schiffen'. gr.: ai:

mÀoo ‘segeln, schiffen, schwimmen’, aor. ErAwv (vgl. Frisk, L 155, S. 565 ff.). plävayate (caus.) ‘schwimmen lassen, überschwemmen, baden, untertauchen'.

FLÖK-A-

‘schlagen’ (?)

gnefsd

gt: —, —, faíflokun, —; acc. ‘betrauern’ (das tote Mädchen). awn.: Nut flökenn *verworren' (CV). ae.: flöcan, —, —, —; acc. ‘die Hände zusammenschlagen' (vor Schmerz): (Gr) 1; BTS I. afr.: Nur urflokin 'verfiucht'. as.: flökan, —, —, -flökan; abs. 'fluchen': H -4; sD 1; mnl. vloeken. ahd.: -fluohhan, —, —, -fluohhan; N -4; BR -1,4 (widar- ‘wieder schmähen’); mhd. vluochen (swv), nhd. fluchen (swv). (far-) uz-:

'verfluchen': afr.; as. H; ahd. (PPP ‘profan, böse’) N BR. ahd. PPP ‘böse’ BR.

flok-a-z (m) ‘Fluch’: ahd. fluoh O N. flok-o- 'fluchen': ahd. fluohhon T O N BR (sekundär aus dem stv. oder denom.?). Die Bedeutung (und syntaktische Konstruktion) geht auseinander. Auszugehen ist am ehesten vom Englischen: ‘Hände zusammenschlagen’ als Zeichen des Schmerzes (und der Freude”); dabei stehen die Hände im Akkusativ. Damit verbindet sich unmittelbar die gt. Bedeutung 'betrauern'; diese ist aber insofern weiterentwickelt, als im Akkusativ die betrauerte Person steht. Die deutsche, sáchsische und friesische Bedeutung ist wohl unabhängig aus dem intr, ‘schlagen, stoßen’ hervorgegangen, vgl. *ver-stoBen', PPP

'ver-schlagen', einen Fluch *aus-stoBen”; sowie hwæt-a-.

Die

Bedeutungsentwicklung des nordischen Partizips ist wegen der Spärlichkeit der Belege nicht deutlich zu verfolgen; sie hat jedoch nichts Unwahrscheinliches an sich.

206

FNEH-A-

P 8321. (=, HD); TF 250 (=); F 157 (=); V 133 ‘flöki’ (=); J 573 (=); Hh 109 (=); K 209 ‘fluchen’ (=); Gr III,758-760 (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. flök-a-, intr., trans. ‘schlagen’ gehört wahrscheinlich zu einer deutlich rekonstruierbaren Grundlage plag- (**plea,g-) ‘schlagen’. lt.: — plangó, planxi, planctum ‘schlagen, an die Brust schlagen, trauern’ (aus *pla-n-g-). Br:

noon

(Homer

und

att.

nur

&k-)

‘schlagen,

treffen,

treiben’,

red.

aor.

EnénAmyov; außerattisch -à-. Unsicher ist die Zugehörigkeit von mir. /esaid "heftig schlagen’ (P: *plang-s-). Varianten: *plåq-:

lit.: plakü, plakti ‘schlagen, peitschen, prügeln’. aksl.: placg, plakati ‘weinen, beweinen, spülen, waschen’. *plek-: It.: — plectó, -ere ‘schlagen, strafen, züchtigen’. *pleig-: lit.: pliekiu, pliekti “schlagen, prügeln, peitschen’. Nicht mit Pokorny zu pela-/plà- *breitschlagen' (P 805ff.), weil die Bedeutung gerade nicht ‘breitschlagen’, sondern "auf den Körper schlagen’ u.ä. ist; ein Verbum *breitschlagen' ist zudem fast nicht belegt. Eher zu pel- ‘stoßen, schlagen’ (s. falt-a-).

FNEH-A-

'schnaufen

11

een.

d

ahd.: fnehan, fnah, —, —; abs. “schnaufen’, auch ‘gieren nach”: O -2; Gi 1,493,46 inhiare: fnehan; Gl 11,179,1 anhelare: fnehan; mhd. phnehen. ga-:

ahd. ‘sich ermannen, Mut fassen’ O.

Die Bedeutungen 'schnaufen — niesen — schnarchen’ haben im Germanischen meist den Anlaut fn-, sn-, hn- oder (mit erleichterter Konsonanz) n-. Bei fn- erscheinen die Formen fneh-, fnes- und fneus-: fneh-: ahd. /nege! (neben snegal) Gl 1V,80,11 (mungio) ‘das Schneuzen’; ahd. fnahtende 'schnaubend, keuchend’ N.

fnes-:

awn. fnasa 'schnauben' (EJ) (CV); ae. gefnesan "niesen" LWS 11,282,27; fnæran ‘schnauben’ LWS 1IL32,12; fnærettan ‘schnarchen’ (BTS); fnæst (m) ‘Schnaufer’ (BT); ahd. fnaston *keuchen' GI 11,307,27 (anhelatur). fneus-: awn. fnysa 'ausschnauben' PE; ae. fnora *Niesen' (BT). Und

ähnliches.

Eine eindeutig onomatopoetische Sippe.

P 838f. (=); TF 244 (=); Gr IIL781f.

FRAG-A- — FRAIS-A-

207

ETYMOLOGIE

Gm. fneh-a-, intr. ‘schnaufen’ gehört zu einem Bedeutungskomplex, der auch voreinzelsprachlich lautlich auseinanderfällt (vgl. noch Aneus-a-). Eine genaue Vergleichsmöglichkeit besteht für die Form fneus- in g.: xvéo (Fut. nveGoopat) 'atme, rieche". (FRAG-A-) ‘fragen’ (vgl. freg-na-).

g---*Ps*?d

Bt:

k]13,5 ist belegt: izwis silbans fragib ‘euch selbst prüfet'; die Parallelhandschrift hat fraisip. Ín den spáteren Sprachen nnl. vraagen und nhd. fragen teilweise stark gebildet (sicher sekundär). Reicht nicht aus zum Ansatz eines starken Verbs. Vgl. freg-na-.

FRAIS-A- 'versuchen'

g (n) (e) (£) (s) (d)

faifraisun, fraisans; acc. (auch gen.) ‘versuchen’.

Bt:

fraisan, —,

uz-:

gt. ‘versuchen’.

frais-o (f) ‘Gefahr’: afr. frase; as. frésa (Schaden) H; ahd. freisa (Untergang, Unglück) O N. frais-0-: ae. fräsigan *untersuchen' L; as. freson ‘versuchen’; (aus dem stv?) (Wiss 34). frais-tö-: awn. freista "versuchen, erproben’ ++. frais-tumni (f): gt. fraistubni 'Versuchung'. Walde-Pokorny II,28f. (nicht mehr P 818); TF 245 (=, HD); F 162f. (zw); V 141 “freista’ (zw); J 54Af. (=,

ETYMOLOGIE

UND

Hl); Hh

115 “fräsian’ (Vw);

Gr IIL830ff.

HERLEITUNG

Auf gleicher Stufe ist kein Vergleich möglich. Die Annahme einer Zusammensetzung fra-ais- zu P 16 (fra-is- ist völlig unwahrscheinlich) geht zwar lautlich auf, ist aber zumindest wegen der Ableitungen unwahrscheinlich. Der beste Anschluß ist an die

Wurzel per- ‘versuchen, prüfen’ (P 818): lt: ex-perior, -iri ‘versuchen, prüfen’. (gm.) (W): fær- in gt. ferja (m) *Auflauerer, Aufpasser’; awn. får (n) 'Feindschaft, Verderben' E S; ae. fær (m) “Unglück, Schrecknis' B cD; as. får (m) *Nachstellung’ H; ahd. fara (f) ‘Nachstellung, Versuchung, Gefahr’ O N. (gr): meipa (f) ‘Versuch’.

208

FRAD-JA- — FREG-NA-

FRAP-JA- ‘verstehen’ gt:

g (n) (e) (f£) (s) (d)

frapjan, frop, frobun, —; acc. (abh. Satz, dt.) ‘denken, erkennen, verstehen, der Meinung sein’.

frap-ja-m (n): gt. frabi ‘Verstand’. Als Bahuvrihis hierzu: gt. grinda-frapjis 'kleinmütig', sama- 'gleich denkend’. fröd-a- (adj) ‘klug, verstándig': gt. frobs, -dis; awn. fróór ++; ae. fród (erfahren) B cD Chr; afr. frod; as. fród (alt) H; ahd. fruot (erfahren) N. fröd-ja- (adj): ahd. fruati 'einsichtig, verstándig' O.

P 845 (=); TF 246 (=); F 165f. "frapi' (=); V 144 "fróór (=); I 567 (=); Hh 117 'frod' (=); Gr 111,819-822. ETYMOLOGIE Gm. frap-ja-, trans., intr. ‘verstehen’ kann mit keltischen, baltischen (und anderen?) Wörtern

unter

einer

Form

prat-

*wahrnehmen',

übertragen

‘erkennen,

verstehen’

verglichen werden, wobei der Vokalismus nicht ganz eindeutig ist (auch e, vielleicht auch o möglich). (It) (9): interpres “Vermittler’ gehört wohl nicht hierher. air. (W): ráthaigid (denom. -ag-i-Deponens zu einer dehnstufigen Bildung) ‘nimmt wahr, erkennt’, lit: prantü, prästi ‘sich gewöhnen, verstehen, begreifen, erkennen, wissen’. (toch. B) (H): pratim (fpl.) *Entschluß’. FREG-NA-

‘fragen’ freh-nafregjafrekk-

- n e (f) g- - -- e --(e9-

s (d) - - - -

fer — --- - (9) gt:

fraíhnan, frah, frehun, fraíhans; acc. der Person + gen. der Sache (oder acc. der Sache) ‘fragen’. awn.: fregna, fra (selten freng, freg), frógo, fregenn; acc. der Person + gen. der Sache ‘fragen’; acc. der Sache ‘erfahren’; auch swv.:

ae.:

E +,

CE;

GI, R23,

S 12(D),3(D),A(D); isl. fregna. aschw.: frægna 1,2,3; auch swv. I fregnan, frægn, frugnon, frugnen; mit zahlreichen Besonderheiten (vgl. Sievers-Brunner, L 80, $ 389, Anm. 3 und A. S. C. Ross, L 182, S. 131f.): (1) fregna nur nordh., wests. und VP /rignan. Dieses i wird in der Regel als Reflex eines zusätzlichen j-Prásens erklärt (vgl. hierzu Wiss 150); es ist

FREG-NA-

209

aber auch eine lautliche Sonderentwicklung des e vor -gn- (wie allgemein vor -ng-) zu erwägen. Nordh. frægna und me. PPP fraggnenn (Orrm) zeigen Formen eines *frag-na-, das aber sicher keine ursprüngliche Bildung ist (Ross, 2.2.0.). (2) Reste der alten Stammbildung (Fehlen des Nasals in den außerpräsentischen Formen) vielleicht in Pt. Pl. frugan R!; entsprechende Partizipien (frugen) kónnen zu fricgean gehóren. (3) Spátwests. fällt das g unter Ersatzdehnung aus: frinan, frän, frünon, frünen. Da die ersten beiden Stammformen nun denen der I. Reihe gleichen, kommen sehr selten auch Analogiebildungen in den anderen Formen vor (frinon, frinen). (4) Die ungewohnte Folge -gn- wird gelegentlich durch Umstellung erleichtert ( freng, frungon). (5) Práteritalformen auch nach der V. Reihe: frzgnon, fregnen. (6) Häufig schwache Nebenformen verschiedener Art. acc. der Person + gen. der Sache “fragen’:B+,cD

as.: ahd.:

bi»: ga-:

+; Bo2, A 1,2; Ae 1,2,3;

VP13,R!123; L+,RDI,R?+. II friegean, —, —, -frecgen (-i-); acc. (abh. Satz) ‘fragen, erfragen, herausfinden’: B !, cD 1,4; Bo 4; vgl. Sievers-Brunner, L 80, $ 391, Anm. 9. —, fragn (-från, -frang), frugnun (-o-); acc. fragen’ H 2,3. Nur Wessobrunner Gebet (dD) 1 gafregin (Pt. Sg.), was wohl mit Recht als ae. Form angeschen wird. ae. fragen’ WH L. ‘erfahren’: gt.: ac.

BcD Chr R!

L RD R2; as. H.

freh-ti-z (f); awn. frett “Befragung, Gerücht, Kunde durch Hörensagen’ ++; ae. freht, fryht *Wahrsagung' RD Ges. fraz-&-: pt. fragan 'fragen'. frag-no (t): ahd. fragana 'Erfragen' Gl L10,25 (—). Írag-ni-z (f): awn. fregn “Gerücht. fræg-ö (f) ‘Frage’: afr. frege; ahd. fråga O N (Lehrsatz). fræg-i- (adj) “bekannt, berühmt’ W: awn. frægr ++; ae. gefrzge B cD Chr; as. gifragi H. Mit Intensiv-Gemination (oder alte n-Ableitung, aber dann ist der Vokal schlecht zu erklären): frekk-jön (m): ae. fricca ‘Herold’ cD. Von der Stufe ferg-: ferg-o- ”flehentlich bitten’ in as. fergon H; ahd. fergon T O aD N; (Wiss 91). *furh-sko- — fursk-ö- forschen’: ahd. forskon O (neben forspon N).

210

FREUS-A-

P 821f. (=); TF 245f. (=); F 1611ff. (=); V 140f. (=); J 551f. (=); Hh 114 'gefrage' (=); K 214 ‘fragen’ (=); Gr I1IL811-816 (=). ETYMOLOGIE Gm. freg-na-, trans. “fragen, erfahren’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemeinidg. verbale Grundlage prek'- ‘fragen, fordern, bitten’. Bei den Prásensbildungen tritt vor allem ein sk-Präsens hervor (s.o. gm. fursk-ó-). lt: precor, -äri ‘bitten’, besonders ‘beten’ ist vermutlich Ableitung zu préx; am deutlichsten weist auf ein Primärverb procus ‘Freier’. Das sk-Präsens in poscó, poposci, -ere “fragen, fordern’; ebenso osk. comparaskuster ‘es wird beraten worden sein’ (*kom-park-sk-us-ter) und umbr. pepurkurent ‘sie werden für gut befinden' (wie osk.?) (zur Herkunft aus prk- vgl. J. Untermann, IF 63, 1957/58, 188 und 66, 1961, 205f.). air.: -aircc (thematisch) neben -aircim (j-Präsens, das als sekundär gilt) ‘fragt, bittet’, unklares Präteritum. lit: persü, piråti ‘für jemand um die Hand eines Mädchens anhalten’; vgl. prasyti ‘bitten’. aksl.: pro$o, prositi *erbitten, verlangen’ (Iterativbildung). al: prcháti ‘fragt’, PPP prst@-; vgl. pråti-prås (m) 'Rechtsgegner', prasná- (m) ‘Frage, Streitfrage, Erkundigung'. toch B: prek- (A prak-) ‘fragen’, s-Pråsens. FRET-A-

FREUS-A-

'furzen?

s. FERT-A-

'gefrieren'

(g) n e (f) "sd

awn.: friósa, fraus (frera, frera), frero (-e-, fruso), frerenn (-e-, frosenn); abs. (meist unpers.) 'gefrieren': E 4(r), C 4(r); G 1,4(s), PE 2,4(1); weitere Formen be! (D); isl. frjósa, nn. frysa. ae.:

aschw.: frysa + ; schw. frysa, dån., Bm. fryse. freosan, fréas, fruron, froren; abs. 'gefrieren, kalt sein”: (Gr)

1; A -4; Ae

1;

OET -2; (BTS) -3; me. fresen, ne. freeze. as.: ahd.:

Nicht belegt, erst mnl. vriesen, nnl. vriezen; vgl. nwfr. frieze. friosan, frós, —, froran; abs. 'frieren': N -1,4; Gl 11,762,10 congelaverat:

kavrös; Simplex: Gl II,368,13 algeo, frigeo: friuso. bi-:

ahd. 'zufrieren' N.

ga-

Xgefrieren, fest werden’: ae. (BTS); ahd. N.

uz-:

ahd. ‘erstarren’ N.

freus-a-: gt. Nur dt. Sg. friusa "Frost".

FREUS-A-

211

frauz-eja-: ahd. infrören “auftauen machen’ N (—). fruz-a-m (n) ‘Frost’: awn. frer (Fr); ahd. fror Gl III,606,18 (gelu). frus-ta-z (m) ‘Frost’: ae. forst B cD VP Chr; afr. frost, forst; as. frost H ; ahd. frost TON. frus-ta-m (n) ‘Frost’: awn. frost ++.

P 846 (=); TF 248 (=); F 169 'frius (=); V 143 (=); J 569 (=); Hh 116 (=); K 219 (=); Gr I1L,828f. (zw). F. A. Wood, MPh 5 (1908), 272ff. R. A. Fowkes, Lingua Posnaniensis 6 (1957), 102f. ETYMOLOGIE Gm. freus-a-, intr. *gefrieren* läßt sich zunächst nur mit einigen Nomina der Bedeutung ‘Reif” vergleichen (vgl. die gm. Ableitungen): (It): pruina (£) ‘Rauhreif”, auch ‘Schnee’, übertragen "Winter" (P: aus *prus-wi-nå).

(ai):

prusvd (f) "Tropfen, Rauhreif, Eis’,

Sowie mit unklarem Lautstand (andere Ableitung?) air. reod m(o) *Rauhreif". Die Wórterbücher schlieBen ferner einige Bildungen an, die auf eine Bedeutung *brennen’ zurückgehen. Sie übersehen dabei, daB das ai. Nomen (prusvå) eindeutig eine Ableitung von einem Verbum ist, das auch in den anderen Sprachen unter einer Grundform preus- *besprengen, spritzen’ Vergleichsmóglichkeiten hat. Mit diesen muß auch das gm. Verb in Zusammenhang gebracht werden, was allerdings voraussetzt, daß das gm. primäre Verbum in seiner Bedeutung stark von den Ableitungen beeinflußt wurde. lit. (W): prausiu, praüsti “waschen”. *Ps]: skr. pfskati ‘spritzen, besprengen’, intr. 'sprühen, nässen’; aruss. prysnuti in Bewegung geraten’ (vom Meer). ai:

prusmute *besprengt,

tråufelt,

násst',

PPP prusitd-.

Für eine Herleitung kónnte man an pers- 'sprühen' (P 823) und sper- 'streuen' (P 993) denken, doch ist die Verbindung nicht genügend zu stützen.

GAI- ‘gehen’ s. GÆ-

GAL-Aawn.:

'singen’

(gne-(s)d

gala, gól, gólo, galenn; abs., acc. 'singen' (Zauberlieder); ‘krächzen, schreien’

(Hahn, Krähe, Adler); *bezaubern, besingen' (Vh 27 aus bi-); galinn 'verhext, rasend’:

E 1,2,

C 3; PE2,

R 2,3; S 1, (D) 4; isl, nn. gala.

ae.:

aschw.: gala 1,2,4; schw. gala, Bm. gale. galan, göl, gölon, galen; abs. ‘singen’: B 1,2, cD +; VP 1,4.

ahd.:

galan, guol, —,

incantationes: bi-: uz-:

—;

duruh

abs.

‘singen, Zaubersprüche

kalan;

Merseburger

sprechen’:

Zaubersprüche

Gl 1,335,24 per

(AD)

1L3:

biguol.

ahd. ‘besprechen, zaubern’ (dD) s.o. ae. 'ertónen' B cD VP.

Die konsonantischen Ableitungen von der a-Stufe sind von den Ableitungen zu gell-a- nicht immer mit Sicherheit zu trennen. Ich habe nach der Bedeutung geschieden. gal-ön (f): ae. naectegale *Nachtigall' OET; as. nahti-gala SD; ahd. nahte-gala *Nachtigal Gl IL362,9 (philomela), auch -gela (Gl IL10,10), sowie -gila, -gula. gal-ö-: ahd. begalon “anstimmen’ Gl IL517,44 (incantare) (Wiss 76). gal-dra-z (m) 'Zaubergesang': awn. galdr ++; ae. gealdor B cD WH VP (-craeft), meist n; ahd.

galdrun:

incantationibus

Gl

11,261,50.

gal-stra-m (n) W: ahd. galster ‘Zauberei’ N. gal-strjon (f) W: ae. wyrt-gaelstre ‘Kräuterzauberin’ LWS (Die Ableitungen

111,186,11.

von der ö-Stufe sind ın ihrer Zugehörigkeit weniger sicher):

göl-a-m (n) H: ae. orgol ‘Stolz’ WH (auch mit anderen Vokalen, die wohl Schwächungsprodukte sind, vgl. BT). göl-a- (adj) H: ahd. urguol ‘auffallend, besonders’ Gi 1,718,60 (insignem). göl-eja- H: gt. goljan ‘grüßen’; awn. góla "zum Lachen bringen’ (durch Kitzeln) E.

GANG-A-

213

P 428 (=); TF 130 (a); F 217 'goljan' (=); V 153 (zu ‘gellen’); J 382-385 (=); Hh 123 (zu ‘gellen’); K 230 ‘galstern’ (zu 'gellen'); Gr IV,178ff. ETYMOLOGIE Gm. gal-a-, intr., trans. ‘singen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Die dehnstufigen Bildungen können verglichen werden mit SPs|.: russ. gdlite ‘lächeln’, -sja 'verspotten', na- "taktmåBig schreien oder singen’; und anderes, vgl. Vasmer, L 153, 1,254. Man vergleicht weiter die Schallwórter auf der Grundlage gAel- (vgl. gell-a-), was möglich, aber nicht sicher ist. Vielleicht sind auch die unter gelp-a- aufgeführten Bildungen enger verwandt. GANG-A-

‘gehen’

gnefsd

gt: gaggan, (iddja), gaggans; abs. ‘gehen’. awn.: ganga (-i-), gekk (-i-), gengo (-i-), gengenn; abs. ‘gehen, wandern’; ‘sich anschicken zu’; ‘vergehen’ (Vh 36 aus fra-); acc. 'antreiben: E +, C 3-5; G +, PE +, R 4, S +; isl. ganga, nn. ga (gikk). aschw.: ganga + ; schw., dán. Bm. gå (gikk). ae.: gangan (giung- L), (geong), (geongon), gangen; abs. ‘gehen’; das normale Präteritum ist suppletives eode (vgl. g- und ejj-); in B auch Prät. Sg. gang, das wohl sekundär ist (anders A 57,356f.): B 1,2,4; cD +; Bo 1, A 1,4; Ae I, JE 1; VP 1,4, R' 1; L 1, RD 1, R? 1; (BT) 3; me. gangen. Vgl. Weman, L 182a, S. 77-109. afr.: gunga, geng (-i-), gengen (-i-), gangen (-e-, gendzen, ginzen) ; abs. ‘gehen, halten’; (das u des Präsens ist nicht lautgesetzlich, es ist aber wohl innerfriesisch und nicht ein Hinweis auf ein altes schwundstufiges Präsens). as.: gangan, geng (-ie-), gengun (-ie-, -ae-), gegangen; abs. ‘gehen, wandeln': H +, Gn

ahd.:

1,2,3; mnl. ganghen, mnd. Prát. genk.

gangan, giang (-e-), giangun (-e-), gigangan; T

+;

0

12,33; BR

124,

aD

1,2,3; N

abs. ‘gehen’:

-+ (im

I 1; MF

1,2,3;

Präsens nur Modalformen);

mhd. gangen, nhd. Prát. gieng. Im Gotischen und — bis auf Spuren — im Ae. bildet das Verbum nur Prásens und PPP, wáhrend das Práteritum suppletiv ergánzt wird; die anderen Sprachen haben ein vollständiges Paradigma. Welcher Zustand der ältere ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, da der Suppletivismus von gæ- (das im Gt. nicht belegt ist) übernommen sein kann. (an-): bir

ahd. ‘entkommen’ TON. begehen’: ae. (ausführen, besorgen, ertappen) cD Ae Co VP L RD (behüten, sorgen für) H; ahd. (umgeben, heimsuchen) T N,

fur-:

gt. 'vorübergehen'.

R7; as,

214

(far-) ga-:

GANG-A-

‘vergehen’: as. H; ahd. N. gt. "zusammenkommen, eintreten’; ae. ‘gehen, erreichen’ ‘gehen,

teuz-:

sich

ereignen’

H;

ahd.

‘wohin

geraten’

O,

‘zum

BWHLR!; Stehen

as.

kommen’

BR N. *vergehen': as, H; ahd. MF T O N. gt. ‘hinausgehen’; ae. ‘vergehen, ergehen’ B cD Chr; as. ‘vergehen’ H; ahd. ‘vergehen, sich ereignen, hinausgehen’ MF TON.

gang-a-z (m) ‘Gang’: awn. gangr (Fahrt, Angriff) ++; ae. gang (auch n) B VP R! L; afr. gong; as. gang H Gn; ahd. gang (auch Formen nach der i-Flexion) I, (uzs-); T (åf-), O BR (fram-) aD (sedal-) N. gang-a-m (n): gt. gang ‘Straße, Weg’; awn. gang “Weg, Durchgang' (Fr). gang-On (m) W: gt. faura-gagga “Verwalter”. gang-ön (f): awn. ganga ‘Fahrt, Reise’ ++; ahd. miti-kanga 'Dienerin' Gl 1,289,17 (pedissequa). gang-o- W: ahd. ana-gangon ‘anfangen’ N (—) (denom.?). gang-i- (adj): awn. gengr “imstande zu gehen’ C G; ae. genge 'gängig’ (Gr), gigenge ‘passend’ cD; afr. gendze 'gangbar'; ahd. genge ‘gebräuchlich’ N. gang-ja-m (n): gt. W faura-gaggi “Verwaltung’; awn. genge ‘Begleitung, Beistand’ (denom.?) E C (M); ae. genge ‘Gruppe’ Chr, 'Latrine' OET (denom.?); as. gigengi ‘Reihe, Reihenfolge” H (wohl denom.); ahd. ana-gengi ‘Anfang’ O (denom.?). gang-jon (m) (denom.?): gt. W faura-gaggja ‘Verwalter’; ae. ån-genga "Einzelgånger” B, bi- Bauer" L usw.; aft. brad-genza “Brotgänger, Bettler’; ahd. mite-gengo ‘Diener’ N, accar-bi-gengo ‘Bauer’ T. gang-eja-: gt. Vielleicht weist einmaliges gaggida auf ein Präsens *gaggjan, vielleicht ist dies aber auch nur eine vereinzelte Bildung zum stv. ; ae .gengan ‘reiten, ge-

hen’ B, rö- 'auseinandergehen' cD; ahd. ze-gengen ‘zerstören’ N (—) (Raven 56). gang-ila-z (m): awn. gengel-beina “Weib, deren Beine wie Wiegenhölzer sind’ E; ae. bi-geongla (n-Stamm) ‘Bauer’ L, zfter-gengl “Nachfolger’ Chr; ahd. fuozkengel ‘Fußgänger’ N. gang-ula- (adj): awn. gongull “wer viel zu gehen hat’ (M), naud- “in der Not herbeikommend’ E; ae. wid-gongel "weitschweifend* (Gr). gang-ro-: ahd. ana-gangeron 'bestürmen' N. ganh-ti-z (f): gt. fram-gåhts ‘Fortschritt’, innat- ‘Eingang’; awn. gått "Tür, Eingang’ C; ae. gebed-giht *Abend' (BT, BTS) (s.u.); ahd. bette-gåht *Schlafengehen’ N. ganh-ta- (adj): gt. unat-gåhts 'unzugünglich'. gang-us-ón (adj) A: awn. al-gangse ‘gängig’ (CV). Ansatz nach Noreen, IF 4 (1894), 324-326: zur Schwundstufe des Part. Perf. act. auf -wes-. Das Fehlen des Umlauts könnte man entweder mit späterer Beseitigung erklären (nicht sehr wahrscheinlich), oder durch sekundäres Produktivwerden von Bildungen aus, die keinen Umlaut zeigen konnten.

GANG-A-

215

Bildungen außerhalb der Ablautreihe {?): (1) Aus afr. gunga, ae. Prät. gang und vielleicht nordh. Präs. giunga, sowie dàn. gynge (älter gunge) “wiegen, schaukeln' sucht man ein ursprüngliches stv. *gung-a-, *eang zu erschließen (W. Krogmann, A 57, 1933, 216f.; A 61, 1937, 356f. mit Anmerkung von H. M. Flasdieck). Wenn auch die Häufung dieser Anzeichen auffallend ist, so ist doch keines davon tragfábig genug für einen solchen Ansatz. Im Afr. haben die u-Pråsentien eindeutig gewuchert, besonders in der III. Reihe vor Nasal (vgl. Steller, L 97, $ 93 Anm. 2, wo — sicher unrichtig — 'Aoristprásentien' angesetzt werden), und dies läßt sich zu einer Form gunga ohne weiteres in Beziehung setzen; im Åe. sind nichtabgelautete Práterita ehemals reduplizierender Verben auch sonst zu belegen und zudem

ist das Präteritum in diesem

sekundär zu sein; dàn. gunge ist spät belegt, wegen besteht

durchaus

die

Möglichkeit,

daß

der

Vokal

Fall dem

Verdacht ausgesetzt,

seiner affektiven sekundär

Bedeutung

abgewandelt

wurde

(wenn das Wort überhaupt hierhergehört); und ob dreimaliges nordh. giung- (alle drei Belege an nicht weit voneinander entfernten Stellen) neben viel häfigerem geongbeweiskräftig ist, läßt man besser offen (graphischer Einfluß des Wortes für ‘jung’?). (2) Aus ae. gebed-giht ‘Abend’ (vereinzelter später Glossenbeleg), sunn-gihte *Johannistag' und mhd. giht ‘Gang’ (vereinzelter Beleg, der auch “Zusage, Zugeständnis’ zu jeh-a- heißen kann), kirch- 'Kirchgang' (einmal, in einer späten Quelle), sunn-giht ‘Johannistag’ sucht man ein ti-Abstraktum *genh-ti- zu erschließen. Dieser Ansatz ist aber unwahrscheinlich. Einmal wäre dies eine formal höchst auffallende Bildung, da ti-Abstrakta bei e-Vokalismus grundsätzlich von der Schwundstufe gebildet werden (eine vielleicht auch anders zu erklärende Ausnahme mit a-Vokalismus s, unter ann). Dann ist das späte Auftreten der Belege miBlich, und schließlich

gibt es für alle Fälle eine andere Erklärungsmöglichkeit: Der Johannistag ist die Sonnenwende, und es ist unwahrscheinlich, daß ein Wort für ‘Gang’ genommen wird, um dieses Verhalten zu kennzeichnen (ae. sunn-gang heißt wie zu erwarten ‘Lauf der Sonne). Die Wörter gehören vielmehr eindeutig zu awn. geiga ‘von einer Richtung abweichen’, ae. forgægan übertreten, überschreiten’ (Kausativbildungen), wozu das fi-Abstraktum korrekt auf *gih-ti zurückgehen müßte. Das ae. gebed-giht vergleicht sich bedeutungsmäßig sehr gut mit ahd. bette-gåht, und es ist durchaus möglich, auch formal eine Brücke zu finden: Ein gm. ganh-ti- hätte ae. *geht ergeben, und wie sich dieses im Nebenton eines Kompositums verhalten hätte, dafür

haben wir keine sicheren Parallelen. Es ist aber durchaus denkbar, daß das é gekürzt wurde (vgl. Sievers-Brunner, L 80, $ 138,4) und dann könnte es in die Entwicklung zu i vor At geraten sein, wie in cniht, rikt, miht und niht (vgl. Sievers-Brunner, L 80, $ 122). Die mhd. Formen schließlich, falls sie überhaupt ernst zu nehmen sind, kónnen kaum etwas anderes sein als Analogiebildungen nach folgendem Muster: geschen zu geschiht, sen zu siht, (bi-)jén zu (be-)giht (ebenso gen zu giht). Das ti-

Abstraktum wäre also zu *gæ- gebildet in Parallele zu den kurzformigen Infinitiven von geschehen, sehen und jehen. Vgl. noch W. Krogmann, KZ 60 (1933), S. 116f,

216

GAU-JA- — GÆ-

P 438f. (=); TF 124 (=); F 181f. (=); V 156 (=); J 343f. (=); Hh 123 (=); K 230 ‘Gang’ (=); Gr IV,65-105. ETYMOLOGIE Gm. gang-a-, intr. ‘gehen’ läßt sich vergleichen mit einem e-stufigen lit. Verbum unter einer Grundform ghengh-. Weiteres ist unsicher. lit.: —Zengiü, Zefigti ‘schreiten’. (ai.) (H): jánghà (f) “Unterschenkel”, janghala- *schnellfüBig, schnelllaufend’. Variante *kengh-: air.:

cingid ‘geht, schreitet’; Nasalprásens mit weitgehend verschlepptem Nasal, red. Prät. Es fällt schwer zu glauben, daß $hengh- nicht mit £he- (s. gæ-) zusammenhängt. Vgl. etwa idg. stå- mit gm. stand-a- oder idg. g*a- mit idg. g*em- (s. kwem-a-).

GAU-JA- 'bellen

(?g) n (Re) - - -

awn.: geyja, gó, góo, —; abs. 'bellen'; acc. 'anbellen, anfahren' (Vh 27 aus bi-): E1l2,C1;G1;R1;S 12,3; isl geyja. gaw-o (f): awn. hund-gå "Hundegeklåff” (Fr). gau-la-m (n): awn. gaul ‘das Bellen’ (CV). gau-da-m (n): awn. gauó *das Bellen' (Fr). Mit anderer Bedeutung: gau-no- H: gt. gaunon 'klagen'. gow-ja- H: ae. göian 'jammern' (BTS). P 449 (mE); TF 121f. (mE); F 207f. ‘gaunon’ (zw); V 165 (zw); J 318ff. (mE); Hh 134 ‘goian’ (mE). Gm. gau-ja-, intr. *bellen' ist ein Schallwort, das bei gleicher Bedeutung nicht angeschlossen werden kann. Für Vergleichsmóglichkeiten bei allgemeinerem Bedeutungsansatz vgl. die genannten Wörterbücher (die Vorschläge sind durchweg unsicher).

GÆ- ‘gehen’

gn- Tsd *eai*gai-a-

gt:

Nicht belegt: nur krimgt. geen ‘gehen’ (= g&-ja-?).

----e

fsd f-d

GEB-A-

awn.:

217

Nicht belegt; nur spåtaisl. (sehr selten) gd, nn. ga "gehen. aschw.: gd; schw., dän., Bm. gå ‘gehen’, gän, (ode), gegän; (wohl durchweg thematisch, da einmalige 1. Sg. gan VP

ae.:

vielleicht Schreibfehler ist); abs.

‘gehen’:

B

1, cD

1,4; Bo

1, A

I; Ae

1,4,

JE 1,4; VP 1, R! 1; L 1, RD 1, R? 1; me. gön, ne. go. Vgl. Weman, L 182a, S. 77-109. gän (-2-), —, —, -gen; (die Pråsensformen sind wohl als Nebeneinander von thematischer und athematischer Flexion zu erkláren); abs. 'gehen'. gán (-e-) (nur Pråsensformen); abs. ‘gehen’: H; mnd. gan, mnl. gaen, nnl. gaan. gen, gan (nur Präsensformen, eindeutig athematisch) ; abs. ‘gehen’: TO BR N; mhd. gen, gan, nhd. gehen.

afr.: as.: ahd.:

(an-): ahd. ‘entgehen’ N. bi“begehen, ausüben’: ace. Bo Co VP R! L RD; ahd. ON. (far-): ae. ‘sich enthalten’ WH L; ahd. 'vorübergehen' O N. ga-:

ac. ‘gehen, sich ereignen,

erlangen,

begehen’

B cD

L RD

te-: uz-:

geraten in’ O. ahd. ‘verlaufen, sich entfernen’ O N. ae. ‘bringen, geschehen’ cD WH Chr; ahd. ‘gereichen’ O.

R2;

ahd.

‘gehen,

P 418f. (=); TF 120 (=); F 181f. 'gaggan' (=); Hh 123 (=); K 241 ‘gehen’ (=); Gr 1V,65-105 (a). H. M. Flasdieck, A 61 (1937), 54-64.

ETYMOLOGIE Gm. g#-, intr. ‘gehen’ ist nur im Präsens (ae. und afr. auch im PPP) belegt. Das Präsens ist im Ahd. eindeutig athematisch, im Ae. thematisch, die übrigen Sprachen zeigen keine eindeutigen Merkmale. Neben dem sicher ursprünglichen Lautstand gæ- kommt

westgm.

auch

ein Lautstand

vor, der auf *gai- zurückführbar

ist; ob

es sich hier um eine sekundäre Entwicklung bandelt, oder ob ursprüngliches *gaiund damit eine Grundform idg. *ghei- anzusetzen ist, ist umstritten (vgl. die bei Flasdieck a.a. O. aufgeführte Literatur). Vergleichbar ist ein gr. und ein ai. Verbum unter einer Grundform ghe- 'fortgehen, ankommen'. gr: Kıyüve (aus *gha-nw-) ‘erreiche, erlange, treffe an’, athem. aor. &xixnpev (man geht von einem reduplizierenden athem. Präsens aus, das zu einem Aorist umgedeutet wurde; vgl. Frisk, L 155, S. 861f.).

ai:

jihite ‘springt auf, begibt sich zu’.

Die Zugehörigkeit des aktivischen jahåti

ist unsicher (M. Leumann, IF 58, 1942, 24f.).

GEB-A-

‘geben’

gnefsd

Bt: giban, gaf, gebun, gibans; acc. der Sache (auch gen.) + dt. der Person, ‘geben’. awn.: gefa, gaf (-á-), gófo, gefenn; acc. der Sache, dt. der Person, ‘geben’; ‘verleihen,

218

ae.:

afr.: as.: ahd.:

GEB-A-

schenken, gewähren’ (Vh 37f. aus fra-); “übergeben, überliefern’ (Vh 56f. aus uz-): E +, C +; G 1,2,4, PE +, R +,58 +; isl. gefa, nn. gjeva. aschw.: giva +; schw. ge, giva, dån. give, Bm. gi(ve). giefan, geaf, geafon, giefen; acc. der Sache + dt. der Person, 'geben': B +, cD 4-; Bo +, Å +; Ae +, JE 22,4; VP 1,3,4, R! 1,3,4; L +, RD 1,3,4, R? 1,2; me. geven, ne. give (4 62, 1938, 18f.). ieva (g-, -o-, ià), ief (g-, -o-), ievon, ieven (g-); acc. ‘geben, zahlen’; nwfr. jaen. geban (-i-), gaf, gäbun, gigeban; acc. der Sache + dt. der Person, ‘geben, übergeben’: H +, Gn 1,3; mnd. geven, mnl. gheven, nnl. geven. geban, gab, gäbun, gigeban; acc. der Sache + dt. der Person, ‘geben’; *verdenken, zuschreiben’: I 1,2,4, MF +; T -; O +; BR 122,4, aD +; NH; mhd., nhd. geben.

bi- ^ ‘aufgeben’: afr.; ahd. N. (far-) ‘verleihen’: ae. ++; afr. (erlassen)

fra-: ga-: uz-

(verzeihen,

vergiften);

as. (verheißen)

H;

ahd.

++.

gt. ‘verleihen, vergeben’. ahd. ‘überlassen, eintauschen' O N. *übergeben’: gt. (bezahlen); ae. (opfern)

++;

as. (aufgeben) H; ahd. (be-

richten) ++.

geb-ö

(f) ‘Gabe’: gt. giba; awn. giof ++;

ae. giefu ++;

afr. jeve; as. geba H;

ahd. geba ++.

geb-on (m): awn. -giafe in prif- ‘Erlöser’ R, rdó- ‘Ratgeber’ C PE; ae. -geofa in béag*Ringsprender, Herrscher’ B Chr, æ1-'Speisegeber” cD; afr. réd-jeva ‘Richter’; as. bög-gebo 'Ringspender, Herrscher’; ahd. kepo ‘Geber’ BR. geb-ön (f): ahd. chorn-geba "Kornspenderin" (Beiname der Ceres) N. geb-la-m (n) W: ae. giff *Nahrung' (Gr). geb-ula- (adj) 'freigiebig': awn. gipfoll E C (M); ae. giefol Bo. gef-ti-z (f): gt. fra-gifts ‘Verleihung’, pl. ‘Verlobung’; awn. gipt ‘vom Schicksal verliehene Gabe, Glück’ E C G; ae. giftu (npl) *Hochzeit' Aelf 85,7, gyft ‘Heirat’ Go, feoh-gift *"Gabenspende' B; afr. jeft "Gabe, Verleihung’; ahd. gift ‘Gabe, Spende ON. gab-in (f) W: gt. gabei "Reichtum. gab-ula-m (n) W: ae. gafol Tribut’ Bo Go R! L R? (Lehnwort aus dem Keltischen nach Schlutter, A 36, 1912, 59-63).

P 407. (=); TF 125f. (=); F 214 (zw); V 160 (=); J 186-189 (=); Hh 128 (Vw); K 237 (=); Gr IV,107-126. ETYMOLOGIE Für gm. geb-a-, trans. ‘geben’ ist der nächstliegende — und wohl auch richtige — Vergleich mit einem europäischen ghabh- “nehmen, bringen, halten’. Der e-Vokalis-

GEI-NA-

219

mus des Gm., der nur in einigen nicht sehr sicheren lit. Beispielen eine Parallele hat, ist dann sekundär. Das ganze bleibt jedoch unsicher wegen der lautlichen Unregelmäßigkeit, verbunden mit der nicht genau übereinstimmenden Bedeutung (die Bedeutungen ‘nehmen’ und 'geben' treten öfters im gleichen Wort auf). lt.: habeö, -ui, -itum “halten, besitzen, haben’ (e-Bildung zur Bezeichnung des Zustands); osk. haftest (j-Präsens, Perfektstamm hip-), umbr. habiest (j- oder €-Präsens, Perfektstamm hab-) "haben, tragen, veranstalten’, im Perfekt ‘ergreifen’. Die Formen hab- (aus ghab-) und hip- (aus *ghap-) werden als Kreuzungen mit qap- (s.u.) aufgefaßt. Vgl. Untermann, L 130, S. 39-43 und Ernout-Meillet, L 127, S. 287 f.

air.: lit.:

gaibid ‘nimmt, ergreift’, j-Präsens, schwaches s-Präteritum. gabenti “befördern, herbeischaffen, fortschaffen’; mit e-Vokalismus gebéti ‘pflegen, gewohnt sein’, gebüs “fleißig, begabt’, sugebti ‘verstehen’. "sl: poln. gabaé ‘angreifen, ergreifen’. (ai.) (7): Wohl nicht hierher gehörig ist gåbhasti- (m) “Hand, Arm, Strahl’, Variante qap- ‘nehmen’:

Die Form ghabh- steht in auffallender Übereinstimmung mit einer Form gap-, vgl. vor allem die genaue Entsprechung gm. hab-2- "haben" mit It. habere ‘haben’. Außerdem mehrere Beeinflussungen. Vgl. haf-ja-. *GEI-NA- (gein-a-) 'gáhnen, klaffen’

-

geiawn.:

gina, gein, (gino), ginenn; abs. 'gåhnen, schnappen’;

n e-(s)(d)

(g)(n)-- - (d)

auch swv:

E 1,2; PE 2;

(D) 4; Prät. Pl. kann ich nicht belegen; bei Noreen, L 27, $ 482 jedoch nicht

ae.:

als fehlend aufgeführt. Die schwachen Formen gehören nach Noreen $482,2 zu einer ursprünglich schwachen Bildung und sind deshalb nicht als sekundär anzusehen; isl. gina. -ginan, -gän, —, -ginen: cD -2,4; Rá -1.

as.:

Wohl immer

schwach.

Möglicherweise stark: hiulco: ginanthemo sD.

ahd.:

Wohl

schwach.

Möglicherweise

bi-: te-:

ae. ‘verschlingen’ Rå (—). ae. (:0-) ‘klaffen, sich spalten’ cD.

immer

stark:

gain-eja-: ahd. ingeinen ‘spalten’ N (—), (Raven

Gl

II,603,3

hianter: ginanto.

56 und 84).

gain-o- 'gåhnen, klaffen”: ae. gänian OET; ahd. geinon Gl 1,451,26 (oscitare), substantiviert 'klaffender Rachen’ N; (Wiss 156).

gin-&-: ahd. ginen 'schnappen nach, trachten nach’ N, genan Gl 11,76,55 (hiare). gin-ö- 'gáhnen': ae. ginian OET; as. ginon Gn. gin-a-m (n) ‘Rachen’: awn. gin C (M); ae. gin (Gr); ahd. Gl 11,399,7] vasto ore: witum ginun (oder n-Stamm?).

220

GEI-NA-

Ohne Nasal:

gei-mön (f): awn. gima ‘Öffnung’ (Fr) (—). gei-ra-z (m): ahd. gir ‘Geier’ N, girheit ‘Gier, Habsucht’ N; vgl. gt. faihu-geiro *Geldgier'. gi-&-: ahd. gien 'gierig nach etwas trachten’ N (mit sekundärer Länge), ana-giwen *gåhnen*

Gl 11,756,32 (inhiare), das w ist aber möglicherweise ein Formans,

nicht ein Übergangslaut. gi-la-m (n) W: awn. gi! 'Bergkluft (EJ) (M). Die Abgrenzung der Sippe ist vorläufig nicht sicher durchzuführen. Die beiden Hauptschwierigkeiten sind: (1) Die ro-Ableitungen von gei- berühren sich formal und bedeutungsmäßig mit Ableitungen von ger- "begehren”. Bei schwundstufigen Bildungen ist eine Trennung fast ausgeschlossen, wenn man nicht alles, was nicht sicher 7 zeigt, zu ger- stellen will.

(2) Die Bildungen weisen auf eine Bedeutung 'klaffen', was einerseits zu 'gåhnen” wird, andererseits zu ‘verlangen’ (vom Bild des aufgesperrten Rachens ausgehend)

und schließlich zu ‘spalten’ (= 'klaffen machen’).

Damit verbindet sich recht gut

ahd., mhd. inginnen "aufschneiden, spalten’ (stv!) das auf cine Grundform gm. *gi-nw- zurückgeführt werden könnte. Aber einmal ist es mißlich, aus der gleichen Grundlage zwei gm. starke Verben herzuleiten, dann ist das Verhältnis zu -genn-a‘beginnen’ nicht klar, und schließlich besteht eine genau parallele Schwierigkeit bei kei-na- und den Formen kenn-a- (die teilweise als mit denen von genn-a- identisch angesehen werden). Die Verhältnisse bedürfen einer eingehenden Untersuchung. P 419-422 (2); TF 133f. (2); V 167 (=); J 300-305 (=); Hh 131 (a) und 123f. (=); K 228 'gáhnen' (=); Gr IV, 106f. (=). ETYMOLOGIE Gm. gein-a-, intr. “gähnen, klaffen” geht mit Sicherheit zurück auf die auch in den

westlichen und östlichen Nachbarsprachen belegte Wurzel £hei- ‘gähnen, klaffen”. Die Wurzel

lt.:

zeigt Nasalpräsentien

#iäre ‘klaffen,

lit: aksl.:

gähnen, (aus

(sl.) und a-Erweiterung

begierig sein, erstaunt -ei-?),

hiäscere,

sein’ (regelmäßiges (= "hi-ita-).

å-Verb).

Daneben

hiscere

sprechend, osk.-umbr. eehianasum Ziöju, Ziöti zino, zinpti

aber bedeutungsmäßig nicht mit Sicherheit anzuschließen ist ein ritueller Ausdruck (‘loslassen’?): umbr. ehiato (formal PPP), osk. (Gerundivum). ‘öffnen’, refl. 'gáhnen'. *gåhnen, klaffen, den Mund öffnen’. Vgl. zéjo, zijati ‘den Mund

aufreißen’

(mit i aus idg. i nach

Leskien,

hietare

(balt., 1t.). Formal

ent-

L 154, $ 25,2).

Erweiterungen:

(1) ghei-gh- in ai. jehamana- *gáhnend' (einmal RV, sonst nur bei Grammatikern).

GELD-A-

221

Formal entsprechendes mit der Bedeutung 'begierig sein’ im Germanischen vielleicht Baltischen; vgl. P 421 und 427; sowie beid-a-. (2) ghei-dh- gm., balt., sl. mit der Bedeutung ‘begierig sein’; P 426f. (3) ghei-p- It., gm., sl. (balt. *ghi-åp) vgl. P AI9ff.

und

Varianten:

(1) Die von P 449 angesetzte Parallelwurzel *gheu- ist hypothetisch, da sich die eigentliche Bedeutung 'gáhnen, klaffen” nirgends nachweisen läßt (gr. xuövog heißt nicht ‘auseinanderklaffend’, sondern 'schwammig, locker, lose’ und übertragen ‘leer,

weit’; vgl. Liddell-Scott, L 157). (2) *ghe- (P 419). Hierher kann das gr. Präsens xX&cko gestellt werden (s. u.), ferner xnpua ‘das Gáhnen' (Hesych). Hierzu ghép- in ai. håphikå “das Gáhnen' (nur bei Grammatikern) und als Schwundstufe awn. gapa 'gåhnen, gaffen’ E. (3) ghan- (P 411) in gr. aor. &xuvov 'gáhnen, klaffen’. Das nachhomerische Präsens yácko wird auf *gha-skö zurückgeführt, da ein schwundstufiges *ghn-sk- bei aVokalismus unwahrscheinlich ist. Das Präsens xaivo ist spät. Hierher awn. gana *klaffen, gähnen’ (Fr) und möglicherweise der gemein-idg. Name der Gans (P 412). Oder lassen sich 2. und 3. unter einem *ghå-/ghen vereinigen? Vgl. grä-/gYem- mit gr. pécko, Bfjjua und Baivo. GELD-A-

'entgelten' gelb-a-

g nefsd -?n- -- -

gt.: -gildan, —, —, -guldans. awn.: gialda (-i-, -e-), galt, guldo, goldenn; acc., 'büDen, entgelten' (Vh 15 aus and-); *vergelten, heimzahlen, büßen’ (Vh 36f. aus fra-); auch ‘verleihen, anzeigen, beweisen’;

auch

swv.:

E

1,2,4,

C +;

G

1,2,4,

PE

2,4,

R +,

S 1,2,D),4;

isl. gjalda, nn. gjelda. aschw.: gjelda + (auch swv); schw. gålla (swv), dàn. gælde, Bm. gjelde; (das Ostnordische zeigt Nebenformen mit -/l-, die lautgesetzlich auf -/b- weisen würden, aber möglicherweise unregelmäßige Sonderformen sind, vgl. falb-a-). ae.: gieldan, geald, guldon, golden; acc. 'vergelten, lohnen’: B 1,2,4, cD +; Bo 1,3, A +; Ae +; VP 23, R12; L 1,3,4, RD 1, R? 1; me. gelden. afr.: jelda, gald, gulden, gulden; acc. ‘zahlen, entgelten'; nwfr. jilde. as.: geldan, —, guldun, -goldan; acc. ‘zahlen, lohnen, vergelten’; H 1,3,4, Gn 1,4; mnd. gelden, mnl. ghelden, nnl. gelden. ahd.: geltan, galt, gultun, gigoltan; acc. 'entgelten, abfragen, umtauschen’: I 1, MF

(an-) ed-: (far-) Íra-:

Lt; T 1,3; 0

13; BR

1, aD

1; N

1,2,4: mhd.,

nhd. gelten.

“entgelten, büßen’: ae. B cD; afr.; as. H Gn; ahd. ON. ae. 'belohnen' (BTS). ‘vergelten’: ae. B cD Bo Ae R?; afr.; as.; ahd. MF T ON. gt. 'vergelten'.

222

ga-: uz-:

GELL-A-

ae. ‘vergelten’ RD. gt. 'vergelten'; ae. "darbieten, erlauben, bestrafen’

B cD Ae VP L RD

R2,

geld-a-m (n): gt. gild ‘Steuer’; awn. giald (meist pl) "Gabe, Lohn, Tribut’ ++; ae. gyld ‘Geld, Buße’ R! L Ges, bryne- 'Brandopfer' cD; afr. jeld ‘Kaufpreis’; as. geld “Vergeltung, Lohn, Opfer’ H Gn; ahd. gelt “Entgelt, Belohnung’ ON. geld-ön (m): ae. borg-gelda ‘Schuldner’ VP; afr. ber-jelda "Gerichtsuntertan* (= Abgabenschuldner). geld-i- (adj): awn. H gildr "trefflich, wertvoll’ PE R (EJ); ae. ungylde “unbezahlt’ WH. (oder guld-?). geld-ja-m (n): awn. gilde “Vergeltung, Gegengeschenk, Tribut’ E PE. *geld-stra- — gelstr-a-m (n) ‘Steuer’: gt. gilstr; ahd. ghelstar I MF. gald-eja-: ahd. in-gelten ‘bestrafen’ N, (Raven 56).

P 436 (=); TF 131f. (=); F 161 “fra-’ (zw); V 169 (=); I 386f. (a); Hh 128 (=); K 245 (—); Gr 1V,185-194. ETYMOLOGIE Gm. geld-a-, trans. 'entgelten' hat eine genaue Vergleichsmöglichkeit mit sl. Wörtern doch ist der Verdacht der Entlehnung aus dem Germanischen bei diesen nicht mit Sicherheit zu entkräften. Die Formen der beiden Sprachen vereinigen sich unter einer Grundform gheldh-. Dic seltenen schw. Nebenformen auf -/|- (s.o.) neben normalem gjælda zwingen kaum zum Ansatz einer Ausgangsform *ghel-t- für das Germanische. aksl.: Zladg, Zlasti und Zlédg, Ziésti “abzahlen, vergelten' (Kiparsky, AASF 32, 2, S. 190f.). GELL-A-

‘gellen’ gul-

- ne-*”sd -(Mm)---

awn.: gialla (-e-), gall, gullo; abs. ‘schreien, krächzen, knarren':

E 1,3, C 1,2,3;

ae.:

S 1,3; isl. gella, gjalla. aschw.: gælla 1,2,3. giellan, geall, gullon, —;

as.:

yellen, ne. yell (swv). Nicht belegt, erst mnd. ghellen.

ahd.:

gellan, —, gullun, —; abs. ‘gellen, klingen, pfeifen’: N

abs. ‘gellen, klirren, singen’: cD

bant: gullin; Gl II,14,1 (pipant); mhd., nhd. gellen. bi-: uz-:

ae. ‘besingen’ (Gr). ahd. 'aufschreien' Gl 1,190,33 (insonare).

gell-a- (adj): awn. giallr 'helltónend, laut’ E C. gell-o-: as. gellon *mucken' sD.

3; (Gr)

122;

me.

1; Gl 1,394,10 tinnie-

GELP-A-

223

gall-ma-z (m): as. galm ‘Echo, Lärm, Stimme’ H; ahd. galm ‘Schall’ O, calm ‘Ton’ BR. Mit einfachem Auslaut (7): gul-ö- H: awn. gola ‘heulen’ (Fr) u.a. P 428 (mE); TF 130 (a); V 169f. (mE); J 382-385 (mE); Hh 129 (mE); K 244 (=); Gr IV, 178. Gm. gell-a-, intr. 'gelien' ist ein Schallwort Innerhalb des Gemanischen vergleichen sich (einen etymologischen Zusammenhang durch 299f.). Vielleicht ist auch gal-a- und gelp-aEine Erweiterung der Wurzel ist wohl glei-a-.

ohne genaue Vergleichsmöglichkeit. als Reimwörter Aell-a- und skell-a's mobile’ sucht Siebs, KZ 37, 1904, in diesen Zusammenhang zu stellen.

GELP-A- ‘prahlen’

- (n) e - (s) (d)

ae.:

gielpan, gealp, gulpon, golpen; gen. ‘sich rühmen, prahlen, eine Kampfrede halten’; ‘frohlocken’: B 1,2, cD 1,2,3; Bo 1, A 1,3; WH 1,2,4. Vgl. dàn. (mdl.) gjelpe *kláffen' ; mhd. gelfen ‘schreien, bellen' (nur Präsens); mnl. ghelpen 'schreien'. bi-:

ae. ‘rühmen, frohlocken' B.

(far-): ae. ‘prahlen’ WH. uz-: ae. (å-) 'prahlen' cD. gelp-a-m: awn. gialp ‘Prahlerei’ (Fr) selten und unsicher; ae. gylp 'Prahlerei, Kampfrede, Vermessenheit B cD Bo; as. gelp “Hohn, Trotzrede’ H (vgl. KZ 77, 116); ahd. gelf 'Prahlerei? Gl 1,6,2 (iactantia). gelp-a- (adj): ahd. gelph 'widerspenstig' (?) O; vgl. gelpfheit 'AnmaBung' O. galp-o-: as. galpon ‘sich rühmen' H (Wiss 12). galp-atja-: ac. gealpettan *prahlen' (Max Förster, Der Vercelli-Codex CXVIT, Halle, 1913). P 428 (mE, Hl); TF 132 (mE); Hh ETYMOLOGIE

UND

129 (mE); Gr IV,196f. (zw).

HERLEITUNG

Gm. gelp-a-, intr. ‘prahlen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Ein lit. gulbinti 'rühmen, preisen’ (bei P, Hh u.a.) kann ich in lit. Wörterbüchern nicht finden. Die

in modernen

sl. Sprachen vorkommenden

Fortsetzerformen eines chelbiti (&ech.

chlubiti se ‘sich rühmen’) könnten eine Anlautsvariante bilden, doch wird die auffällige Ähnlichkeit entkräftet durch aksl. chuliti "låstern, schmähen’, chvaliti loben, rühmen’, die wohl auf andere Herkunft weisen.

Die Sippe wird zu der Schallwurzel ghel- gestellt (vgl. gell-a-), was möglich, aber

224

GENN-=A-

sehr unsicher ist. Ein engerer Zusammenhang besteht wohl mit den unter gal-aaufgeführten sl. Wörtern. Hierher wohl auch als vokalische Erweiterung der Wurzel ghleu- 'scherzen, spotten’: (gm.): glaum-a-z (m) in awn. glaumr "lårmender Jubel’ E; ae. gléam ‘Jubel, Freude’ cD.

lit: — gláudoti 'scherzen', glaudas *Kurzweil'. aksl.: glumljo, glumiti sg 'schwatzen, spotten'. (gr.): xyAcón (f) ‘Scherz, Spott’. -GENN-Agt: ae.:

1 ‘(beginnen)’

g-efsd

-ginnan, -gann, -gunnun, —. -ginnan, -gann, -gunnon (-a- L), -gunnen; auch swv.: B -+, cD -4- ; Bo -1,2,3,

Å -+; Ae-+;

VP-L2,

R ! -1,2,3; L -1,2,3, RD -1,2,4, R? -+; me. (be-)

ginnen, ne. begin.

afr.: as.:

ahd.:

-ginna (-u-, -ienna, -iinna), —, -gunnen, -gunnen (-0-); Prät. meist sw. (-gunde, -gonste); nwfr. be-gjinne. -ginnan, -gann, -gunnun, —;

(Prät. auch sw: -gonsta): H

1,2,3, Gn

-3; mnd.

beginnen (begunde), mnl. beghinnen, nnl. beginnen. -ginnan, -gann, -gunnun, -gunnan; (Prät. auch sw. -gonda, -u-, bei I -gunsta): I -1,4 (Prät. sw), MF BR -1,4, aD

-2,3 (auch sw); T -1,2 (auch sw); O -1,2,3 (auch sw);

-4; N -1,4; mhd.,

nhd. beginnen.

Zum schwachen Präteritum vgl. Seebold, Bir (W) 89 (1968), 126-28. (an-)

*beginnen': ae. ++; ahd. T aD BR (anstimmen).

bi-

*beginnen': ae. Ae L R72; afr.; as. H Gn; ahd. ++.

du-: uz-:

gt. ‘beginnen’. ae. (å-) oder hier — (an-)? ‘beginnen’ L RD WH.

genn-a-m (n) ‘Anfang’: ac. an-gin cD Bo Go L; afr. on-bi-ghin; as. ana-gin H; ahd. ana-gin (auch m) MF T O BR. genn-ja-m (n) ‘Anfang, Ursprung’: as. an-ginni H ; ahd. ana-ginni O. gann-ja-m (n): ahd. ana-genne 'Anfang, Ursprung' N. gun-sti-z (f): ahd. be-gunst ‘Beginnen, Bestrebung’ N.

P 4371. (zw); TF 125 (zw); F 128 *du- (zw); Hh 131 (a); K 60 'be- (a); Gr 1V,208-216. ETYMOLOGIE Gm. -genn-a- ‘(beginnen)’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit, da das Verbum nur komponiert vorkommt, und sich die Ausgangsbedeutung deshalb nicht sicher bestimmen läßt. Außerdem ist die Herkunft der Geminate ungewiß. In Frage kommen vor allem zwei Móglichkeiten:

GENN-A- — GERD-A-

225

(1) Zu einer Grundform idg. ghed- 'fassen, packen' (zur Bedeutung vgl. etwa *an-fangen', ‘an-packen’), wobei von einer doppelten Nasalierung ghend-n- auszugehen wäre, wie sie auch im Griechischen vorliegt (dort vertritt sie allerdings einen klar faßbaren Bildungstyp). Mögliche Formen ohne Nasal s. unter get-a-. lt.: prae-hendö, -hendi, -hensum ‘ergreifen, fassen" (*ghend-). air. (H): ro-geinn, etwa ‘Platz finden, umschlossen sein’; cymr. genni ‘enthalten sein’ (*ghnd-n-), vgl. R. Thurneysen, KZ 63, (1936), 114-117. Er: Xav6ávo 'fasse, umfasse, halte, bin fähig’, aor. £yaóov, Perf. kéyovóa. (2) Zusammen mit -genn-a- 2 (s.d.) aus *gi-nw- mit der ursprünglichen Bedeutung *klaffen lassen’, dann ‘spalten’ (zur Bedeutung vgl. 'anschneiden', 'an-brechen' usw.).

-GENN-A- 2 '(anschnciden)'

----*3d

as.:

Nicht belegt, erst mnd.

entginnen,

ahd.:

-ginnan, —,

N

(an-)

*anschneiden,

—,

-gunnan;

spalten’: mnd.,

mnl.

1,4; mhd.

mnl,

ontghinnen

'anschneiden,

spalten”.

entginnen.

ahd., mhd.

P 420 (=); Gr IV 208 ff. Gm. -genn-a- “(anschneiden)’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit, zumal die Abtrennung von gern-a- 1 nicht sicher ist. Die starke Flexion könnte auch in Angleichung an genn-a- 1 sekundär entstanden sein. Am ehesten als *gi-nw- zu ghei‘klaffen, gähnen’ (s. gei-na-).

GERD-*A- (?) '(gürten)' gt:

Nur

PPP

g (n) (e) (f) () (d)

bi-, ufgaurdans

'gegürtet

(im übertragenen

Sinn:

‘bereit’ zur Ar-

beit, zum Kampf). gerd-5 (f) ‘Gürtel’: gt. gairda; awn. gjerd E S. gurd-ja- 'gürten': awn. gyróa ++; ae. gyrdan ahd. gurten (rüsten) T O N, (Raven 62f.).

++;

afr. un-e-gert “ungegürtet’;

gurd-ila-z (m) ‘Gürtel’: awn. gyrdill (EJ) G; ae. gyrdel Go; afr. gerdel; ahd. gurdil

I N. gurd-islja-m (n) ‘Gürtel’:

ae. gyrdels

L; as. gurdisli sD.

P 444; TF 129; F 90 'bi- und 185f. 'gairda' ; V 164 ‘gerö’ 2; J 363f.; Hh 140 'gyrdan' ; K 277 ‘Gurt’; Gr 1V,248-255. Das gt.PPP -gatirdans gehört wie die oben aufgeführten Bildungen zu der idg. Sippe gherdh- *umfassen', in der keine Primärverben belegt sind. Das gt. PPP ist wohl am ehesten eine selbständige Partizipialbildung zu gm. gurd-ja- *gürten', nicht ein Rest eines stv. gerd-a-. Die außergerm. Belege s. in den angegebenen Wörterbüchern.

226

GERR-A- — GET-A-

GERR-*Aae:

‘knarren’

--e---

Nur Prät. Pl. gurron cD (Andreas 374). Ob hierzu auch Ae (Grammatik) gyrre: garrio gehört, ist fraglich. Der Ansatz eines ja-Präsens *gerr-ja- für diese Form (vgl. Sievers-Brunner, L 80, $388, Anm. 1) ist auf jeden Fall mangels Parallelen vóllig unwahrscheinlich.

P 439 (=); TF 129 (a); Hh 129 (=). Falls gm. gerr-a-, intr. ‘knarren’ ernst zu nehmen ist, kann man es als Schallverb vergleichen mit lt.:

— hirrire "winseln, knurren’.

Weiteres Unsichere bei P. Vgl. noch kerr-a- "knarren". Auf ähnlicher Grundlage sind gebildet die Schallverben grein-a-, greut-a-, græt-a- und vielleicht gremm-a-. (-JGET-Agl:

‘(erlangen)’

gnefsd

-gitan, -gat, -getun, -gitan.

awn.: gela, gat, goto, getenn; acc. 'erlangen, empfangen, zeugen (vom Mann und von der Frau)’ (Vh 26 aus bi-); gen. ‘vermuten, erraten, sprechen’ (Vh 16 aus and-); unpers. “übel ablaufen: geta, nn. gjeta.

E --,

C +;

G

1,2,4, PE+,R+,S

+; isl.

afr.: as.:

aschw.: gita +; schw. gitta (swv., älter stv), dán. gide. -gietan, -geat, -géaton, -gieten; (kommt wohl auch im Ae. nur komponiert vor, da es sich bei den Simplexbelegen — einmal L, einmal BR(BTS) — wohl um sekundären Präfixabfall handelt): B -1,2,3, cD -+; Bo -+, A -+; Ae -+, JE -1,2,3; VP -1,2,3, R! -+; L -+, RD -+, R? -+; me. geten, ne. get. -jeta, —, —, -ieten; nwfr. for-jitte. -getan, —, -gåtun, —; H -1,3; mnd. vorgeten, mnl. vergheten, nnl. vergeten.

ahd.:

-gezzan,

ae.:

-gaz, -gäzun, -gezzan; T -3; O -3; BR

-4; N -+;

mhd.

vergezzen,

nhd. vergessen. (an-):

ae. ‘bemerken,

begreifen’

++

(E. Penttilå:

OE.

Verbs of Vision,

Helsinki,

1956, S. 171-173). bi(far-)

“finden, erfassen’: gt.; ae. (erlangen) ++; 'vergessen': ae. ++; afr.; as. H; ahd. N.

uz-:

ae. ‘verstehen, kennen’ WH

as. H; ahd. Gl 1,20,14 (adipisci).

Chr (= an-?); ahd. ‘vergessen’

T O BR N.

get-a-m (n): awn. ger “Vermutung, Argwohn' (M); ae. and-giet “Einsicht, Vernunft’ ++;

ahd. d-gez "Vergessenhoit" N.

get-on (f): awn. geta "Fang, Erwähnung, Vermutung’ € PE. get-ula-/ala (adj): awn. sann-getall ‘die Wahrheit erratend' (CV); ae. ofer-gitol ‘vergeBlich' cD VP RD, and- ‘verständig’ (BT); ahd. å-gezel 'vergeBlich' N. gat-a-z- (m): ae. be-geat ‘Erlangung, Besitz’ WH.

GEUP-A- — GEUS-A-

227

gat-eja-: ahd. er-gezzen ‘vergessen machen’ N, (Raven 56). gæt-ön (f): awn. gåta ‘Rätsel’ R. gæt-i- (adj): awn. aud-gætr “leicht erreichbar’ (Fr), å- 'berühmt, ausgezeichnet’ C PE; ae. éà-(be-)gete “leicht zu erlangen’ B, orgete 'einleuchtend' cD.

P 437f. (=); TF 123 (=); F 90 ‘bi (=); V 165 (=); J 344f. (=); Hh 130 (=); K 815 ‘ver-’ (=); Gr 1V,276-280. ETYMOLOGIE Gm. -get-a- ‘erlangen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Der Bedeutung nach könnte (auf einer Grundlage *ghåd-!) verglichen werden: lit: godóti ‘nachdenken, überlegen’; godyti 'aufspüren, ausfindig machen’. ksl.: gadati “vermuten, meinen’. Doch weist die balt. und slav. Sippe auf andere Zusammenhänge (vgl. besonders Fraenkel, L 146, S. 159f.), so daß der Vergleich wohl aufzugeben ist, zumal der Vokalismus nicht ohne weiteres zu erklären ist. Eher zu vergleichen ist wohl die nasalierte Form ghend- (s. -genn-a- 1, wozu im Lt. die unnasalierte Form praeda “Beute? — *prae-heda zu rechnen ist). GEU-A-

‘erschrecken’

GEUP-*Aae.:

s. GEWW-A-

(/-à-) ‘aufnehmen

(?)’

- (n) e - - (?d)

Nur Rätsel 23,6-9: Sidóan me se wældend

se me bat wife gescop

leodo forlæted

ic beo lengre bonne ær

oddæt ic spæte spilde geblonden ealfelo attor bet ic ær geap. Wenn mir der Schöpfer, der mir diese Qual schuf, die Glieder freilåBt, bin ich långer als zuvor, bis ich speie, mit Vernichtung gemischt, das tödliche Gift, das ich zuvor aufnahm (7)

(Es spricht ein Bogen).

Vgl. die Vorschläge zur Lesung und Übersetzung bei Krapp-Dobbie, L 32, III,334 und ae. géap ‘weit, breit’ Chr cD; awn. gaupn (f) "hohle Hand, Handvoll’ (EJ) (M); ahd. coufanom

“aus der hohlen Hand’

Gl 1,387,38.

Obwohl

es sich sicher um

eine

starke Form handelt, ist der Beleg zu spärlich für den Ansatz eines stv. Etymologie: P 449; Hh 127.

GEUS-A- ‘sprudeln’

-n(e)--(d)

awn.: giósa, gaus, (guso), (gosenn); abs. 'hervorstrómen, hervorbrechen’; (Pråt. PI.

228

GEUT-A-

und PPP kann ich nicht belegen; bei Noreen, L 27, $ 485 jedoch nicht als fehlend aufgeführt): isl. gjósa. aschw.: Hierher gysa 'frósteln'? dán. gyse. gaus-ja-z (m): awn. geysir 'Springquelle' (CV). gaus-eja-: awn. geysa 'überwallen', “in heftige Bewegung setzen, aufhetzen’ C PE. gaus-ti- (adj) WA: awn. geystr "heftig" (M). guz-a-m (n) W: awn. ger 'Vogelschwarm' (CV).

gus-ja-m (n): ahd. gusi ‘Fluß’ T N (ur- “Überfluß’). guz-atja-: ae. gorettan “ausgießen’ Prud. gus-ti-z (m) W: awn. gustr ‘Wind’ PE. P 447f. (=, HD; TF 137 (=, H1); V 170f. (=, HD; J 315-318 (=, HD); Hh 134 'gorettan’ (=, Hl).

Gm. geus-a-, Mit gleichem ("kelt): mir. Besteht ein W. Couvreur, GEUT-Agt: awn.:

‘gießen’

gnefsd

giutan, —, —, gutans; acc. ‘gießen’ (Wein in Schläuche). gióta, gaut, (guto), gotenn; dt. ‘Junge werfen, laichen' (Katze, Hund, Fuchs, Maus, Fisch); ‘mit den Augen rollen’; (Prät. Pl. kann ich nicht belegen; bei Noreen,

ae.:

intr. *sprudeln” ist wohl eine Auslautvariante zu geut-a- ‘gießen’ (s.d.). Lautstand kann vielleicht verglichen werden: gus ‘Kraft, Wildheit’, cymr. gwst ‘Kraft’ (*ghus-tu-s?). Zusammenhang mit dem toch. s-Präsens zu gheu- (s. geut-a-)? Vgl. IF 60 (1957), 36.

L 27, 8485

nicht als fehlend aufgeführt): (M)

1,2; (CV)

1,2,4; isl.

gjóta. aschw.: giuta *gieBen' (besonders Metall) +; schw. gjuta, dàn. gyde. géotan, geat, guton, goten; acc. ‘gießen’ (auch Metall); abs. ‘sich ergieBen, fließen’: B 1, cD +; Bo 4, Å +;Ae

+, JE2; VP -+, R! -1,2,4; L -2,4, RD

-], R? -2,4. afr.: as.:

-jäta, —, —, —; nwfr. jitte. giotan, gót, —, —; acc. 'vergieDen': nnl. gieten.

ahd.:

giozan, góz, guzzun, gigozzan; acc. ‘gieBen’: MF N +; mhd. giezen, nhd. gießen.

(au-): bi(far-): ga-: te-: — uz-

ahd. ‘ausgießen’ aD. *begießen, benctzen': ae. Chr; afr.; as. sD; ahd. ON. ahd. ‘vergießen’ T. ae. ‘gießen’ Ae; ahd. 'ausgieBen' aD. ae. (10-) ‘zerstreuen’ VP. ‘vergießen’: ae. (zerstören) cD Ae JE VP R! L RD R?; ahd. T.

H

1; sD -2; mnd.

géten,

4; T 2,4; O

mnl. ghieten,

1,2; aD

1,4;

GEWW-A-

229

geut-ön (m): ae. /éad-geota 'BleigieBer" Ges; ahd. W giozo “Bach, Meerenge’ T N. gaut-eja-: ac. getan '(Blut) vergießen, töten’ B cD. gut-a-z (m): ahd. uz-koz “Vergießung’ N. gut-ön (m): ae. Jead-gota 'BleigieBer' (BTS). gut-i-z (m): ae. gyte ‘Guß, Verschütten’ WH L (gytt); afr. gete ‘Guß’ (nur Hh); ahd. guz "GuB" GI 1,324,47 (fususio).

gut-nö-: gt. us-gutnan “verschüttet werden’, idg. *ghud-tå — guss-ó (f): ahd. cussa ‘Flut’ Gl 1,282,39 (inundatio).

P 447f. (=, HI); TF 136 (=, HI); F 216 (=, HI); V 171 (=, HD; J 315-318 (=, HI); Hh 128 (=, HI); K 257 (=, HI); Gr IV,281-285 (=). ETYMOLOGIE Gm. geut-a-, trans., intr. ‘gießen’ geht mit Sicherheit zurück auf eine auch im Lt. und Gr. belegte konsonantische Erweiterung gheud- ‘gießen’ zu der Wurzel £heu- ‘gießen’. lt.: — fundó, füdi, füsum, -ere ‘gießen, schütten’; ‘schmelzen’; 'ausschütten, zerstreuen, besiegen’. gr.: Koyvóéo “mächtig hervorstrómen' (Intensivbildung).

HERLEITUNG (It): fütis, -is (f) “Wassergefäß’ (*ghou-ti-). Festus: exfutt: effusi. (gm.) (H): Der zuerst von Sommer, IF 31 (1912/13), S. 362-371 vorgeschlagene Anschluß von mhd. gål "Gaul*, für das Sommer die Grundbedeutung 'månnliches Tier’ wahrscheinlich macht (vgl. schwåb. güler ‘Hahn’), ist zwar unsicher, aber nicht so ‘sehr zweifelhaft’ wie P annimmt. Der Bedeutungsübergang ist mehrfach zu belegen, etwa in gm. ür-, ai. vrsan ‘Stier’ (P 80f.). gr.:

al.:

Xéo 'gieDe aus, schmelze, lasse fallen, löse auf’; aor. Éxegva, to- Part. xutóc.

juhöti 'opfert, gießt Butter ins Feuer’, PPP hutá-. zaotar “Priester”.

Zum

Guttural vgl. av.

toch.: ku- ‘gießen, spenden’, s-Präsens.

Zu ae. getan ‘töten’ würde passen lit. Züti, funt: 'umkommen', Zavinti ‘töten’. deshalb die lit. Sippe hierher oder ist ae. getan abzutrennen? GEWW-Aawn.:

‘erschrecken’

Gehört

-n----

gyggvd, —, —, (guggenn); acc. ‘erschrecken’: C 1, R 1; (CV) 1, gugginn feig”.

guww-nó-: awn. gugna ‘den Mut verlieren’ (CV). V 196; J 324ff. F. A. Wood, MPh 5 (1908), 274. Der Ansatz eines stv. geww-a- *erschrecken' ist nicht sehr sicher.

bare Etymologie fehlt.

Auch eine brauch-

230

GLEI-A- — GLEID-A-

TGLEI-A-

ahd.:

schreien?

00000000

----- spd

Nicht belegt; erst mhd. glien ‘schreien’, er- ‘aufschreien’ (stv).

P 428 (=). Keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit. ghel- (vgl. gell-a-). GLEID-A-

Wohl gm. Erweiterung der Schallwurzel

‘gleiten’

-(n)efs*"d

awn.:

Nicht belegt. aschw.: glida ‘gleiten’ 1 (entlehnt?); schw. nn. glide. ae.: glidan, gläd, glidon, gliden; abs. ‘gleiten’: gliden, ne. glide (swv, ålter stv). afr.: glida, —, —, gliden; abs. ‘gleiten’; nwfr. as.: glidan, —, —, —; abs., 'ausgleiten': H -1; gliden, nnl. glijden. mhd.: g/iten ‘gleiten, fallen’ (stv); nhd. gleiten. bi-: | ga-: te-: unpa-:

ae. ae. ae. ac.

‘verschwinden’ cD. ‘gleiten’ (Gr). 'zerschellen, weggehen' B cD WH ‘entgleiten’ (Gr).

glida; dån. glide, Bm. gli(de); auch B 2,3, cD 1,2,4; A 1,2; Åe -2; me. glide. Simplex: Gi 11,585,42; mnd., mnl.

Chr.; as. ‘vergehen’ H.

glaid-a- (adj) H: awn. gleidr “mit gespreizten Beinen’ (CV). glaid-eja-: ae. W a-gleddian "befeuchten" OET; as. bi-gledan “gleiten machen’ glid-a- (adj): ae. glid 'schlöpfrig' (BT). glid-ón (m) W: ae. glida *Weihe' Aelf 19,13 (milvus). glid-on (f) W: awn. gleda "Milan" (EJ) (CV). glid-no- W: awn. glióna ‘zerfallen’ (CV).

sD.

glid-ra- (adj): ae. g/ider 'schlüpfrig' WH.

P 429-434 (a); TF 148 (a); V 173 ‘gleidr’ (a); J 375-382 (a); Hh 133 (Vw); K 260 (a). ETYMOL OGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. gleid-a-, intr. ‘gleiten’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Zu beachten ist: (1) Die gleichartige Struktur (vgl. Einleitung, IV, Typus 6) der gm. starken Verben mit der Bedeutung 'schleichen — kriechen — gleiten' (und damit zusammenhángend ‘verschlingen’): sleik-a-, sleid-a-, gleid-a-; sleup-a- (slüp-a-) smeug-a(smüg-a-), kreuk-a-, kreup-a-; slenk-a-; slent-a-, slemp-a-, skremp-a-; sowie einige weitere, die entweder nicht sicher als stark belegt sind oder in der Bedeutung ab-

GLEIM-A- — GLEIT-A-

231

stehen (glüp-a-) Aus diesem Rahmen fallen lediglich kres-a- und snak-a-. Die Möglichkeit onomatopoetischer Bildung muß also in Betracht gezogen werden. (2) Einige vergleichbare baltische Bildungen (vor allem lett. glaidit, -ét ‘streicheln’) gehören auf Grund der vergleichbaren baltischen Wörter eher zu gel- "klebrig sein’ (vgl. kleib-a- und klen-a-). Ähnliche Bildungen (falls etymologisch zusammengehórig, verschiedene Erweiterung der gleichen Wurzel) sind lit. glaudZiü, glaüsti *anschmiegen' und seine Sippe. (3) Ein Zusammenhang mit idg. £Alei- ‘glänzen’ ist nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen,

"(GLEIM-A-) ahd.:

ren

sped

Nicht belegt; erst mhd. g/imen ‘glimmen’. Dieses ist wohl nur eine Gelegenheitsbildung und reicht nicht aus, die Bildung von glimmen aufzuhellen. S. gleit-a-, gleis-a-, glemm-a- und glo-a-.

GLEIS-Aafr.:

||

(7) 'gllImmmen

(7) ‘gleißen’

---f--

glisa (oder glisia?) 'gleiBen" (nur Pråsensbelege) ist nicht mit ausreichender Sicherheit als stv zu erklåren. Die hierher zu stellenden Bildungen gehören zu gleit-a- und der diesem zugrundeliegenden Basis gm. glei-.

TF 149; Falk-Torp, L 26a, 1,328f. GLEIT-Aas.:

(g) (n) (e) - sd

glitan, —, —, —; abs. *gleiBen, glänzen’: H I.

ahd.: uz-:

'gleiBen'

glizan, gleiz, glizzun, —; abs. ‘glänzen, funkeln': aD 1; N 1,2,3; mhd. glizen, nhd. gleißen (swv). ahd. ‘erglänzen’ N.

glit-ó-: awn. glita 'glimmern, glitzern' (EJ) (Wiss 62). glit-i-z (m): awn. glit 'Glitzern (von Brokat) (CV); ahd. gliz “Glanz, Schimmer’ aD N. glit-mön (m): ahd. glizemo ‘Glanz’ N; hierzu gt. glitmunjan ‘glänzen’. glit-nö-: ae. glitinian ‘glitzern’ B; ahd. ar-glicinon *erstrahlen” Gl 11,632,70 (enitere). glit-rö-: awn. glitra *glitzern, glänzen’ (EJ). P 429-434 (a); TF 148 (a); F 216f. ‘glitmunjan’ (zw); V 174 ‘glit’ (a); I 375-382 (a); Hh

133 'glitenian' (a, Hl); K 260

ETYMOLOGIE

UND

(HD); Gr 1V,289-292.

HERLEITUNG

Gm. gleit-a-, abs. 'gleiBen' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit,

Die einzigen

232

GLEMM-A- — GLÜP-A-

Anknüpfungsmöglichkeiten sind weitere gm. Formen mit gleichem Anlaut (und einige kelt. Nomina), die man damit auf eine Wurzel *ghel- ‘zurückführen kann, für die es aber keine Belege gibt. Die meist in Anspruch genommene Farbwurzel ghel- zeigt keinerlei nähere Bedeutungsverwandtschaft. Die Basis idg. ghlei- kann gesehen werden in: (”kelt): mir. g/é ‘klar, deutlich’; cymr. gloew, gloyw ‘hell’ (*ghlei-wo). gm.: glei-ö- in isl. glid ‘glänzen’ (CV); glei-mön (m) in as. glimo ‘Glanz’ H, ahd. glimo *Glühwürmchen' Gl 11,681,36; glai-ma-z (m) in ae. glzm ‘Glanz’ cD. Ferner auf einer Grundlage gleis- afr. glisia ‘gleißen’ und damit verwandte Bildungen.

Auf anderer Basis ferner glemm-a- (glent-) und glö-a- (s.dd.).

(”GLEMM-A-) ‘glimmen’ as.: ahd.:

=... SMS d

Nicht belegt; erst mnd., mnl., nnl. glimmen; vgl. nwfr. glimme (stswv). Nicht belegt; erst mhd. glimmen 'glimmen' (stswv); nhd. glimmen.

K 261; F. A. Wood, MPh

5 (1908), 280f.; W. Krogmann, A 61 (1937), 351f.

Diese späten Formen sind wohl als unregelmäßige Abwandlung von glei-mön ‘Glanz’ oder einer ähnlichen Bildung zu erklären. Derartige Neubildungen mit Anlaut g/und der Bedeutung ‘glänzen’ u.ä. waren im Ausgang der frühgermanischen Zeit häufig. Vgl. noch mhd. glinzen (nur Präsens), sowie die Aufzählung bei Krogmann a.a.O. und P 429-434. Weiteres bei gleit-a- und glö-a-.

GLÜP-Aafr.:

‘schleichen’

- Pp - f (Ps) -

Nur inglüpth ‘schleicht sich ein”. Nach F. Holthausen, Beitr 51 (1927), 96 stv; nach E. Sievers, Beitr 51 (1927), 253 swv. Vgl. nwfr. glüpe ‘schleichen’ (stswv); sowie mnd., mnl. glüpen (swv), nnl. gluipen (swv). Nach Noreen, L 27, 8 488, Anm.

4 setzt awn. ghipna 'verzagt sein’ ein starkes PPP voraus,

das lautlich hierher gehören könnte; aber wie ist der Vokalismus zu erklären? Ein starkes Verb ist dagegen nn. glüpa 'schnappen nach’. Die Ausgangsbedeutung war wohl ‘heimlich schleichen’, im Kausativum ‘schleichen machen’ == *verschlingen” (dieser Bedeutungswandel ist häufig), daraus ist wohl die Bedeutung 'schnappen nach’ entwickelt. Die Verhältnisse sind aber nicht gerade klar. glaup-eja-: awn. gleypa *verschlingen' (CV). TF 150; V 174 *gleypa' ; J 381. Gm. gläp-a- ‘schleichen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit.

Es gehört wohl

GLÖ-A- — GNAG-A-

233

in den Umkreis von gleid-a- ‘gleiten’ (vgl. die dort dargelegte strukturelle Ähnlichkeit der Verben dieser Bedeutung).

GLÖ-A- ‘glühen’ ae.:

- (n) e (f) (s) (d)

glöwan, gleow, —, —; abs. ‘glühen, glänzen’: LWS gleow; me. glówen, ne. glow (swv).

glo-o (f): awn. glo-o- ‘glühen, gluon N; gló-ón (m) W:

11,236,31 glöwende; Na

ey-gló "die immer leuchtende’ — ‘Sonne’ E (—). glänzen’: awn. glóa E C S; afr. gliand 'glühend'; as. glöjan H; ahd. (aus dem stv?). awn. horn-glói ‘dessen Hörner leuchten’ = *Widder' (CV) (—).

glo-di-z (f) 'Glut': awn. glóó C; ae. gled ++;

afr. gled; ahd. gluot T N.

P 433 (a); TF 149 (a); V 175 (HD; J 375f. (a); Hh 133 (Hl); K 263 (a); Gr IV,291f. Gm. glö-a-, intr. 'glühen' hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Es gehört wohl zu den gm. Verben mit anlautendem g/- und der Bedeutung ‘glühen, glänzen’ (s. gleit-a-). GNAG-Aawn.:

‘nagen’

gnagd, —,

-ne-*”sd —, gnagenn

(-e-); abs. 'nagen”.

Nur

Reste starker Flexion,

s. D

und Noreen, L 27, $ 501, Anm. 4; sonst swv; isl. (g)naga (swv). aschw.: gnagha

ae.:

as.: ahd.:

1,3,4.

gnagan, —, gnögon, gnagen (-æ-); acc. 'magen': Aelf 171,1 rödö: ic gnage; (BT) for-gnógon; W gnægen, Na forgnagen (-e-); me. gnawen, ne. gnaw (swv, älter mit st. PPP). in sD nur ein Beleg mit hochdeutscher Lautform (oder Anlautvariation wie mnl.?); mnd. gnagen, mnl. cnaghen. gnagan, gnuog, —, -gnagan; 'nagen”: Gl III,270,8 gnago: rodo; Gl 1,337,15 pikinuac: conrodit; Gl II,11,39 bignagana: roderentur; mhd. nagen; nhd. nagen (swv).

bi‘abnagen’: ae. (BT) (BTS): ahd. Gl s.o. (far-): ae. 'nagen' Ac. gnag-o-: awn. gnaga 'nagen' E PF.

*onag-skö- — (g)nask-ö-: ahd. nascon 'naschen? Gl 111,230,21 (catillare), vgl. N. O. Heinertz, Etymologische Studien, Lund, 1927, S. 164f. Der Anlaut ist gelegentlich als ga + n- aufgelöst, so daß die ursprüngliche Lautgestalt verschleiert wird. P 436f. (=, Hl); TF 137 (=, Hl); V 177f. (=, HD; I 337-341 (=, Hl); Hh 133 (=); K 501 (=); Gr 11,1014.

234

GNEID-A- — GNELL-A-

ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. gnag-a-, intr. ‘nagen’ kann verglichen werden mit je einer isolierten Bildung im Baltischen und Arischen. Das Lettische weist auf Zhnégh- (**ghnea,gh-), so daß das gm. Verb als Schwundstufe aufzufassen wáre. (lett.): gngga “einer der mit langen Zähnen iDt". av.: aiwi-ynixta 'angenagt, angefressen'. Von einer w-Basis ist gebildet gr. xvaóo 'knabbere'. Die Zugehörigkeit weiterer Bildungen (s. P.) ist unsicher. GNAU-AGNEID-A-

‘reiben’ s. BNOWW-A‘reiben’

-(m)e-*”sd

awn.: Nicht belegt; schw. gnida, dån., Bm. gnide ‘reiben’ (entlehnt?). ae.: gnidan, gnåd, gnidon, gniden; acc. ‘reiben, zerreiben’: Å 1; Aelf 137,14f. fricó: ic gnide, fricui: ic gnåd, frictum : gegniden; Go 3; Nebenform cnidan (s. kneid-a-). as.: Nicht belegt, erst mnd. gniden ‘reiben’. ahd.: gnitan, gneit, —, gnitan; acc. ‘reiben’: N 1; Gl IL245,22 fricavit: gneit; Gl L277,24

defricabitur: kicnitan; mhd.

gnitan.

(far-)

'aufreiben, zerreiben': ae. (niederreiBen, niederdrücken) Go (BT); ahd. aD, G1 1,46,10.

ga-:

ae. “zusammenreiben’

LWS

1,188,1; ahd.

Gl. s.o. (oder Simplex?).

gnid-o-: awn. gnida ‘reiben, scheuern' (Fr) (Wiss 62).

gnid-ila-z (m): ae. gnidil 'Stampfer, Mórser, OET. Gehört

hierher auch ahd. (fir-Jchnisten "zerreiben, abnutzen’

N?

P 436f. (mE, HI); TF 138 (mE, Hl); V 179 ‘gnida’ (mE, Hl; I 337-341 (mE, HI); Hh 133 (mE, Hi); Gr 1V,296. J. d. Vries, IF 62 (1956), 142. Gm. gneid-a-, trans., ‘reiben’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit.

GNEIP-A- (?) *kratzen abd.:

esee d

Nur Gi IL402,74 prurit: gniffit; Gl 11,541,32 scalpit: chiniffit. Das nhd. stv. kneifen stammt aus dem Niederdeutschen (s. kneip-a-). Reicht nicht aus zum Ansatz cines starken Verbs.

GNELL-Aawn.:

0000

'schreien'

-n--e-

Nur gnullu ‘sie klåfften" Karlamagnus-saga (Hapax); isl. gnella ‘schreien’, nn. gnella 'kreischen'. schw. gnálla (swv), dán. (arch.) gnelde (swv) 'schreien'.

GNEST-A- — GRAB-A-

235

gnall-o (f): awn. hunda-gnoll 'Hundegeklåff” S. V 178; J 340. Gm. gnell-a-, intr. ‘schreien’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Wohl zusammen mit ‘Knall’ usw. (vgl. gneid-/kneid-, gneip-[kneip- u.a.) onomatopoetische Bildung.

awn.:

-n----

‘krachen’

GNEST-A-

gnesta, gnast, gnusto,

—;

abs.

‘krachen,

klatschen':

C 3; (EJ)

1,2,3;

S(D)

1,2,3; isl. gnesta. V 179; J 339. Gm. gnest-a- 'krachen' hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. mit ‘knistern’ eine onomatopoetische Bildung (vgl. gnell-a-). GNOWW-AGRAB-A-

Wohl zusammen

‘reiben’ s. BNOWW-A-

‘graben’

gnefsd

gt: graban, grof, —, —; abs. ‘graben’. awn.: grafa (-e-), gróf, grófo (-ó-), grafenn; acc. “graben, schnitzen, nagen, stechen’; ‘begraben’ (Vh 23 aus bi-): E 2,3,4, C 1,3,4; G 1,4, PE 2, R +, S KD),2(D), 3(D),4; isl. grafa, nn. grava. aschw.: grava + ; schw. be-grava, Bm. grave. ae.:

grafan, gröf, gröfon, grafen; abs., acc. ‘graben, schnitzen’: cD

afr.:

Åe 1,3,4; me. graven, ne. grave (swv, älter mit st. PPP). -greva, —, —, -greven; Die Existenz des stv ist unsicher, vgl. Wiss 76! ; aber

as.: ahd.:

graban, —, grobun, —; ‘graben’: H -3; sD 1; mnd., mnl., nnl. graven. graban, grób, gröbun, gigraban; acc. ‘graben’: T +; O 1,3,4; BR -4; N +;

v. Helten, L 96, $ 273 y.

1,3,4, (Gr) -2;

Nwfr. grave ist entlehnt.

mhd., nhd. graben.

(an-): bi-: uz-:

ahd. 'ausgraben' gt. ‘mit einem ahd. ‘begraben’ gt. 'ausgraben';

N. Graben umgeben’; ae. ‘begraben’ (Gr); as. ‘begraben’ TO BR N. ae. 'einschneiden' (Gr); ahd. ‘aushauen’ O.

H;

grab-a-m (n) ‘Grab’: ae. græf (Höhle) WH ; afr. gref; as. graf H; ahd. grab ++. grab-o (f): gt. graba 'Graben'; awn. grof ‘Grube’ ++; ae. græf ‘Höhle’ L; ahd. graba-stat ‘Grabstätte’ T, grabe-werh "Götzenbild* N.

236

GREI-NA-

grab-ön (m) Graben’: ae. grafo (Höhle) L; as. gravo sD; ahd. grabo N. (f): ahd. grapa ‘Spaten’ Gl IV,64,33 (fossoria). grab-ö-: ahd. bi-grabon ‘zumachen, verstopfen’ Gl 1,690,43 (oppilare) (Wiss 76, denom.?). grab-ja-m (n): awn. gref ‘Hacke, Spaten’ (EJ) (M); ae. W græfe ‘Kohle’ Chr. grab-ila-z (m): ahd. grebil ‘Spaten’ GI L,369,67 (paxillum). graf-ti-z (1): ae. graft 'Schnitzerei, Bildwerk’ (Gr) VP; afr. greft ‘Graben’; ahd. craft *Denkma! GI 1212,16 (monumentum), graft-pilde *Gótzenbild' N. graf-tu-z (m): awn. grøptr ‘Graben, Begräbnis’ S G (Vermischung mit den -troFormen).

graf-tra-z (m): awn. groptr ‘Begräbnis’ (EJ) PE (M). grób-ó (f) ‘Grube’: gt. groba; awn. gröf (CV); ahd. gruoba T N. gröb-i- (adj): awn. gréfr ‘zu einem christlichen Begräbnis berechtigt’ G. Außerhalb der Ablautreihe stehen: gruf-ti-z (f): ahd. gruft ‘Höhle, Schlupfwinkel’ T (cr-), Gl 1,331,7 (celatura), Gl I, 633,48 (cripta). Das Verhältnis zu lt. crypta ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Handelt es sich in der Bedeutung ‘Schlupfwinkel’ um eine Ableitung von kreup-a-? grub-ilö-: ahd. grubilon *griibeln* O.

P 455f. (=); TF 140f. (=); F 218f. 'graba' (=); V 184 (=); J 396f. (=); Hh 136

(=); K 266 (=); Gr 1V,301-309 (zw). ETYMOLOGIE Gm. grab-a-, trans., intr. ‘graben’ läßt sich mit Sicherheit zurückführen auf die auch

in den östlichen Nachbarsprachen belegte verbale Grundlage ghrebh- “graben’. Das gm. Verb zeigt o-Ablaut. lett.: grebju, grebt “ausschaben, aushóhlen, eingraben'. aksl.: grebe, greti ‘rudern, graben’, po- ‘begraben, bestatten’. So weit der sichere Vergleich.

Seit Persson, Beiträge zu idg. Wortforschung (1912),

S. 728, Anm. wird diese Gruppe zu £hrebh- ‘greifen’ gestellt (vgl. greip-a-), indem von einer Bedeutung 'scharren, rechen' ausgegangen wird, die einerseits 'greifen', andererseits 'scharren, ritzen, graben’ ergeben hätte. Dies ist zwar grundsätzlich möglich, belastet aber die ohnehin nicht klaren formalen Verhältnisse bei ghrebh‘greifen’ mit einer zusätzlichen unsicheren Hypothese. *GREI-NAas.:

(grein-a-) *winseln'

Nicht belegt, erst mnd. grinen ‘den Mund

weinen’.

- - (e) - "sd verziehen’, mnl. grinen “lächeln,

Aus dem Mnd. entlehnt Bm. grine ‘grinsen’.

GREIP-A-

ahd.:

237

grinan, —, grinun, —; abs. "winseln, knurren’: Gl 1,376,10 muttire: crinen, crinfan, grinan; Gl L,600,41 ganniret: grini, scriri; mhd. grinen.

grain-0- W: ae. gränian *weinen' (Gr) OET. TF

143; V 189 ‘grma’; J 399ff.; Hh

136 'granian'; K 269 ‘greinen’; Gr IV,327ff.

Gm. grein-a- ‘das Gesicht verziehen, winseln' ist eine onomatopoetische Bildung ohne genaue Vergleichsmóglichkeit. Auf entsprechender Grundlage sind gebildet greut-a- ‘weinen’ und grZt-a- *weinen' (s. dd.).

GREIP-A-

'greifen'

gnefsd

gt: greipan, graip, gripun, —; acc., gen. ‘greifen, ergreifen’. awn.: gripa, greip, gripo, gripenn; acc. ‘greifen, ergreifen’: E 1,2, C 2,3; G 1, PE 2, R 47, S 1,2(D),3(D),4(D); isl., nn. gripa. aschw.: grípa 4-; schw. gripa, dàn. gribe, Bm. gripe. ae.: gripan (-io- L), gräp, gripon, gripen; acc. 'greifen, fassen’: B 1,2, cD +; Bo 1, A 1,4; Ae 1,3; VP -1,2,4, R! -2,3,4; L +, RD -1, R? -1,2,3; (auch swv L); die Nebenform grioppa L (mit Kürze) ist sekundär und rechtfertigt nicht den Ansatz eines schwundstufigen Präsens (wie bei Sievers-Brunner, L 80, $382, Anm. 3), vgl. L 187; me. gripen, ne. grip (swv). afr.: gripa, grep, gripon, gripen; acc. “ergreifen, fassen’; nwfr. gripe. as.: gripan, —, gripun, -gripan; acc. ‘greifen, berühren’: H 1,3,4; mnd., mnl. gripen, nnl. grijpen. ahd.: grifan, greif, griffun, gigriffan; acc. ‘greifen, berühren’: T -3; BR -1; N +; mhd. grifen, nhd. greifen. bi-:

ae. 'tadeln' L; ahd. ‘erfassen, enthalten’ T N.

(far-): ae. ‘durch Zugreifen töten, zermalmen' B cD WH L; as. PPP ‘verdammt’ H. fer-: gt. 'ergreifen'. ga-: ae. ‘ergreifen, packen’ cD Bo VP R! L RD R2; ahd. ‘in die Hand bekommen’ BR. und-: gt. ‘ergreifen’. graip-ö (f): awn. greip ‘Hand’ C (M) (alter Konsonantstamm); ae. gråp ‘Faust, Klaue’ B cD; ahd. greifa ‘Gabel’ Gl 1,407,28 (tridens). graip-0-: ae. gräpian ‘zugreifen’ B Go VP R?; ahd. greifon 'herumtasten, greifen, versuchen' MF T O N; (Wiss 15). graip-i- (adj): awn. haró-greipr "mit harter Hand’ C; ae. æt-græpe 'handgemein' B. graip-eja- W: awn. greipa ‘etwas verüben' E. grip-on (m): ae. gripa ‘Handvoll’ LWS 1,184,17, frum- *Erstlingsfrucht' WH. grip-ó-: ahd. kihan(t)-kriffon "Hand legen an’ Gl 1,266,23 (violasse) (Wiss 66f.).

238

GREIP-A-

grip-i-z (m): awn. W gripr ‘Eigentum, Kleinod’ E (dyr-) G PE S; ae. gripe ‘Griff, Angriff’ B cD WH; afr. W bi-grip ‘Satzung’; ahd. uber-grif "Ubertretung,

Übergriff' N, hant-grif ‘gekrümmte Hand’ I. grip-ja-: ahd. ka-chripfen ‘reißen’ Gl L41,23 (arripio), kechriffen 'entreiBen' aD, (Raven 97). grip-lo-: awn. gripla ‘tasten nach’ G (—). grip-ila-z (m): ahd. griffel 'Griffel' N (vermutlich Umgestaltung eines auf gr.ypaqstov zurückgehenden Wortes). grip-ula- (adj): ae. gripul råuberisch, habgierig? W (—). grif-ti-z (£): ahd. pi-grift 'Handvoll Gi L207,1 (manua).

P 457f. (=); TF 144 (=); F 220f. (=); V 189 (=); J 392 (=); Hh 138 (=); K 269 (=); Gr IV,314-319 (zw). ETYMOLOGIE Gm. greip-a-, trans. ‘greifen’ ist genau vergleichbar nur mit einem lit. Verbum unter einer Grundform ghreib- ‘greifen’: lit:

griebiü,

griébti,

trans.

‘greifen

nach,

haschen,

anfassen;

abschöpfen’,

refl.

‘greifen, herumtasten’. HERLEITUNG Die von Fraenkel, L 146, S. 168 angesetzte Rückführung auf lit. griéti “jagen, abrahmen’ läßt sich wohl nicht halten. Die Bedeutung ‘jagen’ (nach dem “Wörterbuch der lit. Schriftsprache’ L 147) ist deutlich 'fortjagen, hineinscheuchen’ und hat deshalb mit ‘greifen’ nur in einigen Fällen und nur sehr mittelbar zu tun, trotz der von Fraenkel gegebenen Beispiele (vgl. auch KZ 70,137 ff.). Die Bedeutung ‘abrahmen’ schließlich läßt sich mit gr. xpim 'salbe, färbe’ in Zusammenhang bringen und ist also durch 'fettige Oberschicht’ motiviert, nicht durch "Wegnehmen' (vgl. auch P 446 *ghr-to- ai. 'Rahm', kelt. 'Milch"). Eine Beeinflussung von griéti nach griebti in der Bedeutung 'abrahmen' ist wohl natürlich und beweist nicht einen ursprünglichen Zusammenhang. Der einzige überzeugende weitere Anschluß ist an ghrebh‘ergreifen’ (P 455):

(gm.) (?: Hierher wird gestellt das Wort für ‘Garbe’ (ahd. garba N), wobei der Bedeutungszusammenhang nicht sicher genug ist, um die abweichende Vokalstellung in den Hintergrund treten zu lassen. Ferner einige Wörter mit gm. -p, etwa awn. (spät und selten) grápa *mausen' (CV), das aber wohl eher eine sekundáre Abwandlung von gripa ist. lit.: grébiu, -ti, trans. “rechen, harken’, ‘sich gewaltsam aneignen, rauben'. Zur Bedeutung vgl. noch grabstyti ‘ergreifen, packen, wegnehmen’; anderes bei Fraenkel, L 146, S. 165f.

GREIS-A- — GREMM-A-

239

aksl.: grabljg, grabiti 'raffen, ergreifen’. Im Baltischen und Slavischen haben sich ghrebh- ‘ergreifen’ und gAhrebh- *graben' vermischt. Nach Persson (vgl. grab-a-) ist dies der ursprüngliche Zustand. ai: grbhnáti ‘ergreift’ (Wurzel-aor., a-aor., red. aor.), PPP grbhitd-. Zum Teil mit unregelmäßiger i-Erweiterung (vgl. das PPP), so daB auch eine Form *ghrebh-éi- angesetzt wird. Sonst nichts Sicheres. P 442 £her- ‘greifen, fassen’ hat anderen Tektal und die angegebene Bedeutung ist nur erschlossen.

GREIS-A-

‘grausen’

- - e (f) ”s (d)

ae.:

-grisan, —,

as.:

(BT); me. (a)grisen. Nicht belegt; erst mnl. grisen 'grausen', nnl. afgrijzen. grise 'schaudern'.

greis-

—,

-grisen;

ä- 'erschauern'

Ges

WH,

an-grisenlic

‘schauerlich’

Wohl entlehnt: Bm.

(adj) ‘schrecklich, schauerlich': ae. an-grislic (BT); afr. grislik; ahd. grisenlih N.

P 457 (a, Hl); TF 144 (zw); Hh 138 (zw); Gr IV,300f. (=). (1908), 265.

F. A. Wood, MPh

5

Gm. greis-a- 'grausen' hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Es handelt sich wohl um eine onomatopoetische Weiterbildung von idg. £hers- ‘starren, beben' (ai. hårsate *starrt, ist erregt’, It. horreo ‘starre, bebe”). Ähnlich

GREMM-Aae.:

‘grauen,

(?) ‘wüten’

grausen’.

- (n) (e) - (s) (d)

grimman 1. ‘dröhnen, tosen', 2. *wüten, toben’. Die Annahme starker Flexion hángt an einer einzigen Form (grummon B 306), die von allen neueren Herausgebern

emendiert

wird

(vgl.

Schaubert,

L

33,

IL37f.;

Krapp-Dobbie,

L 32, IV,132f£.). as.: grimman ‘wüten, toben’, nur Prásensformen H Gn, wohl schwach. ahd.: crimman, nur Prásensformen (z.B. Gi 1,154,18 furit: crimmit), wohl schwach. Das Verb vermischt sich schon im Ahd. mit kremm-a- | und 2, so daß im Mhd. auch ein starkes grimmen ‘stark schmerzen’ erscheint. Ich führe die Sippe nicht auf, da es sich kaum um ein stv handelt. Vgl. P 458f.; TF

142; V 189 'grimmr' ; I 398f.; Hh

Beitr (O) 82 (1960), 178f.

137; K 271 ‘grimm’; Gr 1V,320-327.

Ferner

240

GREND-A- — GRENN-A-

GREND-Aae.:

‘zerreiben’

grindan,

grand,

(g) (n) e - - (d) grundon,

grunden;

abs.,

acc.

'reiben,

zermalmen':

B

-2,4,

cD +; Go1, Ae 1,3; R! -1; L 1,3, R? -1. bi-: ae, 'berauben' cD. (far-): ae. 'aufreiben, vernichten’ B cD Chr. ga-: ae. 'mahlen" (Gr) L. grend-a-m (n) H: gt. grinda-frapjis "kleinmiitig”; ae. ge-grind *Zusammenprall" cD; ahd. grint "Grind, Haarausfall’ Gl 111,360,44 (alopicia). grand-a-m (n) H: awn. grand “Unheil, Schaden’ ++. grund-u-z (m) ‘Grund’ gehört mindestens nicht unmittelbar hierher. P 459 (=, HI); TF 140 (=); F 222 ‘grinda-frabjis’ (=); V 184 ‘grand’ (—); J 399ff.

(=, HI); Hh 137£. (=); K 271 ‘Grind’ (=); Gr IV,330. ETYMOLOGIE

Gm. grend-a-, trans., intr. ‘zerreiben’ kann mit einem It. und lit. Verbum verglichen werden. Die Beurteilung des Anlauts ist hierbei schwierig. Falls der It. Lautstand korrekt ist, könnte nur g#hr- in Frage kommen, was dem Gm. und den Belegen für die Basis widersprechen würde (vgl. L 186). Am besten setzt man *ghrendh- an, und erwägt für das Lt. Einfluß aus einer Mundart, die gh- zu f- entwickelt hat. lt.: frendö-, -ut, frénsum, -ere 'Záhne knirschen, zermalmen, zerreiben’. lit.:

gréndZiu, grésti

'schaben,

scheuern,

abkratzen,

auskratzen’.

HERLEITUNG Die Basis kann vorliegen in gr. ypaívo *berühre, bestreiche'. Eine ähnliche Grundlage ist vertreten in lit. grémzti ‘schaben’, grumzdéti ‘mit den Zähnen knirschen’. Die konsonantisch erweiterte Wurzel kann PPP gAhrsta-. Weiteres Unsichere bei P 439f.

GRENG-Aae.:

gesucht

werden

in ai. gharsati 'reibt',

--e---

‘fallen’

Die Formen

von gringan ‘fallen’ sind sekundäre

Nebenformen

zu cringan

(vgl. kreng-a-).

GRENN-Aahd.:

‘Zähne fletschen’

- (n) (e) - - ”d

Nicht belegt; erst mhd. grinnen “Zähne fletschen’ (nur zwei Belege).

GRÄT-A- - GREUT-A-

241

gran-jo-: awn. H grenja ‘bellen’ (CV); ae. grennian ‘Zähne fletschen, Lippen aufwerfen’ (BT); ahd. W grennon *winseln' Gl 1,334,12 (muttire) (—). TF 140; Gr. IV,327f. Gm. grenn-a-, intr. “Zähne fletschen’ ist wohl eine sekundäre Form zu grein-a- (s.d.).

GRÆT-A-

‘weinen’

g n (e) (f) s (d)

gt.: gretan, gaigrot, gaígrotun, —; abs. ‘weinen, klagen’. awn.: gráta, grét (-ei-), gréto, grátenn; abs. ‘weinen’; 'beweinen' (Vh 27f. aus bi-); PPP auch ‘verweint’ (Vh 37f. aus fra-):

E --, C 1,233, PE

1,2,4,

R E, S 1,

YD) XD) HD); isl. gráta, nn. gráta. aschw.: gråta +; schw. grátia, dán. grade, Bm. gråte. ae:

as.:

Nur

me. Nur Der weis

Prásensformen

und

eine schwache

Práteritalform,

deshalb

wohl

swv;

greten (swv). Prát. Sg. griat H, während das Präsens von greut-a- 1 gebildet wird (s. d.). Lautstand ist auffallend; nach H. M. Flasdieck, A 60 (1936), 258 Hinauf Ablaut (*ge-gröt).

gr&t-a-z (m) ‘das Weinen’: gt. grets; awn. gråtr (Jammer, Klage) ++. græt-eja-: ae. gr2tan “weinen, klagen’ (Gr) (sicher sekundär aus dem stv). gröt-eja-: awn. gróta ‘zum Weinen bringen’ (EJ) (Fr). Dazu vielleicht (das Bedeutungsverhåltnis ist schwer vorstellbar; aus ‘Abschied nehmen’?); ae. grétan ‘angreifen, grüßen’ BcD WH L; afr. greta "anklagen"; as. grötian 'zurufen, anrufen’ H; ahd. gruozen ‘ansprechen, grüßen, angreifen’, gi- 'aufreizen'

TON. P 439(—); TF 139 (mE); V 185 (mE); J 403 (mE); Hh 135 (mE); K 275f. ‘grüßen’ (mB); Gr IV,337-343. Gm. grät-a-, intr. “weinen’ ist ohne genaue Vergleichsmóglichkeit. Grundlage sind gebildet greut-a- 1, grein-a- und vielleicht gerr-a-.

GREUT-A-

(?) 1 ‘weinen’

Auf gleicher

--e-$-

ae.: gréotan *weinen', nur Prásensbeleg B. as.: griotan ‘weinen’, Nur Präsensbelege H; vgl. græt-a-. Da nur Prásensformen belegt sind, ist die starke Stammbildung nicht genügend gesichert, zumal das Verhältnis zu grær-a- nicht klar ist (Wurzelmischung von græt-a- mit reut-a-? so M. Roediger, AdA 20, 1894, S. 243f.). Vgl. noch P 439, Hh 137.

242

GREUT-A- — GRÖ-A-

GREUT-*A- 2 ‘(zerreiben)’ ahd.:

Nur

PPP

Gl 11,207,67

- (n) (9 (f) (S d excollocta: fergrozzeniu;

Gl 111,507,6 panis cretinus:

gigrozzan broth. greut-a-z (m) ‘Sand, Kies’ W: ae. greot (Staub) cD; as. griot sD; ahd. griez N. greut-a-m (n) ‘Sand, Kies’ W: awn. griöt (Gestein) ++; ae. gréot B cD; as. griot H Gn. graut-a- (adj) ‘groß’ (aus ‘gekörnt’?) H: ae. great cD WH Chr; afr. gråt; as. gröt H; ahd. gróz O N. graut-a-z (m): awn. grautr ‘Grütze’ G. grut-a-m (n): ac. grot ‘grobes Mehl’ Bo OET. grut-ja-: ahd. gruzze-melo 'Grütze' N.

grut-jo (f): ae. grytta 'Grütze' (BT). und weiteres.

P 460f. (=, HD; TF 145f. (=, Hl); V 185 ‘grautr’ (=); J 392ff. (=, Hl); Hh ‘greot’ (Vw); K 276 ‘Grütze’ (=); Gr IV,343f.

137

ETYMOLOGIE Das nur aus einem unklaren PPP und den Ableitungen zu erschlieBende gm. greut-a2 ‘zerreiben’ kann verglichen werden mit: li: grädZiu, (gridu), grüsti ‘stampfen, zerstoßen, drängen’. Vgl. ferner grend-a- und das bei P Aufgeführte.

GRÖ-A-

wachsen’

- n e (f) (s) (d)

awn.: gróa, grera, grero, gróenn; abs. ‘wachsen, grünen, keimen, heilen’; ‘bewachsen’ (Vh 25 aus bi-); 'zusammenwachsen, verwachsen’ (Vh 40 aus ga-): E 1,4, CL4; PELA, R 1, 8 1; (Fr) 2, (CV) 3. aschw.: gróa 'keimen', nur starkes PPP, sonst schwach. ae.: grówan, gréow, greowon, gröwen; abs. “wachsen, werden’: B 2, cD 1,3; (Gr) 4; Bo 1,3, A 1,2; Àe ! ; me. growen, ne. grow.

gró-ja- ‘grünen, sprießen’: afr. groja; ahd. gruen N; (wohl aus dem stv). grö-ni- (adj) ‘grün’ W: awn. grønn ++; ae. grene cD Co WH L; afr. grene; as. gróni; ahd. gruoni T O N. grodi-z (m): ae. græd "Gras" VP. grö-di-z (f) W: afr. gred "Weideland".

grö-dön (m): awn. gróói "Wachstum, Fruchtbarkeit’ (ET) R. grö-dra-z (m): awn. gróór “Wachstum, Fruchtbarkeit’ (EJ) (M).

GRO-A-

243

P 454 (mE, HI); TF 144 (zw); V 190 (mE); J 390f. (mE); Hh 139 (mE); K 274 *Grummet’ (mE); Gr IV,298-300. Gm. gró-a-, intr. *wachsen' hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. In der wird als Erweiterung gm. gras-a-m (n) ‘Gras’ (in gt., awn. gras, ae. grzs, afr. gers, as., ahd. gras) mit lt. grämen ‘Weide, Gras’ verglichen. Letzteres kann auch zu idg. gras- ‘weiden, fressen’ gehören. Vielleicht ist das gm. Verbum Variante zu kre- *wachsen' in lt. crésco.

Regel gres, aber eine

H HAF-JA- ‘heben’ gt: awn.:

ae.:

gnefsd

hafan, hof, hofun, hafans; acc. ‘heben’. hefja, hóf, hófo (-å-), hafenn; acc. ‘heben, tragen’; refl. ‘sich überheben’; 'erheben, beginnen’ (Vh 53 aus uz-); (PPP meist sw): E 1,2,3, C +; G 1,4, PE 1,2,4, R +, $ +3; isl. hefa. aschw.: hæfia 1,2,4; schw. håva. hebban, hof, höfon, haben (-æ-, -0-); acc. “heben, erheben’; (auch swv): B 1,4,

cD --; Bo +, Å ++; Ae +, JE -1,2,4; VP +, R13 +; L +, RD 1,2,4, R2 +; me. heven, ne. heave (stswv).

afr.: as.: ahd.:

heva (-f}-), hof, hövon, heven; acc. hebbian, höf (-b), höbun, -haban; heffen, nnl. heffen. heffen (-v-, -b-), huob, huobun, spruchen': I I (hepfu, hevit), MF

*heben'. acc. 'heben': H +, Gn 2; mnd. heven, mnl. gihaban (-v-); acc. "heben, besitzen, bean1; T +, 0 1,223; BR +, aD 1,3,4; N +;

mhd., nhd. heben.

(an-) and-: bi-:

*emporhalten, aufrecht erhalten’: ae. cD VP R?; ahd. N. gt. ‘antworten’, ahd. ‘sich überheben’ Gl L227,2 (praesumere).

ga-

‘erheben’: ae. L RD

w-

‘erheben’: gt. (wegnehmen, refi. sich wegbegeben); ae. (beginnen) (beginnen) H; ahd. (preisen) T O BR aD N.

R?; as. H.

+-3

as.

ha-b-a-m (n): awn. upp-haf 'Beginn' PE; ahd. H urhab “Ursache”. hab-&- ‘haben, halten’ W: gt. haban; awn. hafa ++; habba; as. hebbian H Gn; ahd. haben ++.

ae. habban

++;

afr. hebba,

haf-i- W: ahd. hefi-hanna ‘Hebamme’ Gi 1,285,49 (obstetrix). haf-i-z (m) W: ae. hæf ‘Hefe’ W. haf-jo (f) W: ahd. heffa ‘Hefe’ Gl IV,62,8 (fex). haf-jön (m): ahd. heffo: exclusor 'Steinsetzer' Gi 1,450,32. haf-i (f): ahd. heui ‘das sich Heben (der Wellen), Aufgeblasenheit’ N. haf-ila-z (m): awn. hefill *Halteseil' C G; abd. W lefi-hefil ‘Hefe’ Gl 111,615,2 (fermentum), heuil ‘Sauerteig’ Gl 1V,239,21 (zima).

HAG-A-

245

haf-ula- (adj): ae. fæst-hafol 'festhaltend, zurückhaltend’ WH Aelf 305,11. haf-uga- (adj) ‘gewichtig, schwer’ W: awn. hofugr ++. hab-iga- (adj) 'gewichtig, schwer’ W: ae. hefig cD WH Chr L; as. hebig H; ahd. hevig TON. haf-no-: gt. ufar-hafnan ‘sich überheben’; awn. W hafna ‘verwerfen, verlieren’ ++. haf-ta- (adj): gt. hafts 'behaftet'; as. haft ‘gefesselt’ H; ahd. haft ‘gefesselt! O N. haf-ta-z (m) ‘Gefangener’: awn. hapır E; ae. hzft B cD WH (ge-); ahd. haft T O. haf-ta-m (n) ‘Fessel, Haft’: awn. hapt E C G; ae. hæft Chr L R7; afr. heft; ahd. haft N. haf-ton (1): awn. hapta “Gefangene’ E. haf-ti-z (f): gt. anda-hafts *'Antwort' (vgl. and-hafjan). höf-a-m (n) H (der Bedeutungsübergang ist nicht ganz durchsichtig; geht vermutlich von ‘halten, haben’ aus): awn. hóf 'MaD, Art und Weise, Schicklichkeit' ++;

ae. be-höf 'Behuf, Nutzen’ Chr L; afr. bi-höf 'Behuf, Nutzen’ (m). Mit gleicher Vokalstufe: gt. gahobains “Enthaltsamkeit’; ahd. Gl 1,591,21 bihuobido: praesumptione,

höf-i-

(adj) W: R2.

awn. hæfr ‘passend, brauchbar’ G; ae. bi-hefe ‘notwendig’ Bo Co

Die Ausgangsbedeutung ist *heben, halten’; einmal ‘in die Höhe heben’ (erheben, überheben, beginnen; antworten; schwer), dann ‘festhalten’ (besitzen, tragen, fesseln).

P 527f. (=); TF 71ff. (=); F 229f. (=); V 215 (=); I 186-189 (=); Hh 153 (=); K 295 (=); Gr IV,710-752 und 814-828. K. H. Meyer, IF 35 (1915), 224-237. ETYMOLOGIE Gm. haf-ja-, trans. ‘heben’ geht mit Sicherheit zurück auf die wohl gemein-idg. Verbalwurzel gap- (wohl = **g2; p-) ‘fassen, nehmen’. Das Gm. hat diese Bedeutung auf die senkrechte Bewegungsrichtung spezialisiert (nicht ausschließlich). lt.:

capio, cept, captum, -ere ‘nehmen, ergreifen’.

lett.: kàmpju, kämpt ‘greifen, fassen’ (mit Nasalierung). gr: xärto 'schnappen, schlucken’ (j-Pråsens), konn (f) “Griff” (Schwert, Ruder). (ai.) (H): kdpa- (Hapax) nach H. W. Bailey, Transactions Phil. Soc. 1954, 151ff. *Gepáück' oder ähnliches; vgl. npers. dapsidan, -sp-, -fs- (sk-Bildung) ‘packen’. Als Variante mit auffälligen Übereinstimmungen vergleicht sich *ghabh- (s. geb-a-).

HAG-*A- (/-h) (?) *(hegen)' (9) ahd.:

Nur

unklarer Glossenbeleg

- (m (o) (f - d für das PPP:

(mit übergeschriebenem 2g); mhd.

Gl 11,337,34 nutritur:

wirt kehain

behagen 'behaglich'.

hag-a-z (m) W: awn. hagr 'Lage, Mittel (CV). hag-a- (adj) W: awn. hagr ‘geschickt’ (CV). hag-ó-: awn. hagar ‘es trifft sich, es ziemt sich’ (CV); ae. ge-hagian ‘sich bequemen; bereit sein’ (BT); afr. hagia 'behagen' ; (Wiss 72).

246

HAIT-A-

hah-tu-z (m) W: awn. håttr ‘Art und Weise’ (CV). hog-i- (adj) W: awn. hégr 'bequem' (CV). P 522; TF 67f.; V 203 *hagr '; 3 178£.; Hh 147 *-hagian";

K 60 ‘behagen’ ; Gr IV,761f.

Die belegten Formen genügen kaum zum Ansatz eines stv.; außerdem sind die Be-

deutungszusammenhänge recht unübersichtlich (Abgrenzung, oder Zusammenhang mit *hegen'?). Zu den ebenfalls sehr unsicheren etymologischen Vorschlägen s. die angegebenen Wörterbücher. HAIT-A-

‘heißen’

gnefsd

gt:

haitan, haihait, haihaitun, haitans; (doppelter) acc. ‘rufen, nennen, einladen’; pass. ‘heißen, genannt werden’; Inf. ‘befehlen’.

awn.:

heita, het (-ei-, -i-), héto (-ei-), heitenn; acc. ‘heißen, befehlen, versprechen, nennen, bekannt sein’; *herbeirufen' (Vh 19 aus at-); in der Bedeutung ‘ge-

nannt werden’ in der Regel sw flektiert (ausgehend von den Passivformen?): E+,C+:G1,PE124;R-+,S +; dsl. heita. aschw.: héta

ae.:

afr.: as.:

+ ; dán. hedde, Bm. hete.

hótan, het (heht), héton (hehton), häten; acc. ‘heißen, nennen,

tun lassen’;

dazu hätte, hätton *heiBen' aus der alten Passivform; die Formen

mit At sind

Reste der alten Reduplikation (anglisch und poetisch): B +, cD +; Bo 4, Å 4; Àe +; VP -1,2, R! +; L +, RD +, R? 2,34; me. hoten. heta, het (-i-), héten (-i-), heten; acc. “nennen, befehlen' ; *heiBen' ; nwfr. hjitte. hétan, hiet (-6-), hietun (-6-), hetan; acc. (Inf.) “heißen, nennen, befehlen'; nom. ‘heißen’: H +, Gn 2,3,4; mnd., mnl. heten, nnl. heten (swv mit st PPP).

ahd.:

heizan, hiaz, hiazun, (gi-Mieizan; acc. *heiDen, nennen, gebieten’; nom. ‘heißen’: I -1,4, MF2;O

+,

T +; BR -1,2;

N +; mhd.

heizen, nhd. heißen.

(an-): afr. ‘geloben’; as. ‘heißen, befehlen' H; ahd. ‘leugnen’ O, 'geloben' N. and-: gt. ‘bekennen, erklären’. bi‘versprechen’: ae. (drohen) Ae Chr; ahd. (refl. ‘sich zutrauen’) I O. fer-: gt. ‘verheißen’. ga‘verheißen’: gt. (zusammenrufen); ae. (PPP 'verlobt") ++; as. (befehlen) H; ahd. ++. uz-: gt. *herausfordern’; ae. ‘heißen’ L. hait-a- (adj): ahd. pi-haiz ‘gelobt’ Gl 1,96,33 (promissus) (falls so aufzufassen). hait-a-z (m): ae. D oret *'Kampf" (falls *ur-hàt) B (-mecg ‘Kampfheld’); as. bi-hét *Drohung, Trotzrede’ H ; ahd. gi-heiz *Versprechen' T

OaD N, ant- 'Gelübde' N.

hait-a-m (n): gt. anda-hait 'Bekenntnis', bi- 'üble Nachrede’, ga- “Verheißung’; awn. heit *Gelübde' (CV); ae. (ge-)håt “Versprechen’ ++.

HAIT-Ahait-on (m): ae. scyld-håta “Schultheiß’;

247

afr. skeltata ‘Schultheiß’;

ahd. sculd-heizo

‘Schultheiß’ TON. hait-ön (f): ahd. ant-heiza ‘Versprechen’ aD. hait-jon (m): gt. bi-haitja 'Prahler', dulga- ‘Gläubiger’; ae. sculd-heta "SchultheiB" OET ; as. scult-hetio "SchultheiB”. hait-i- (adj) W: as. ant-heti 'fromm' H. hait-ja-m (n): awn. heite 'Name' E G PE S. hait-i (f): gt. haiti 'GeheiD'. idg. *gaid-ti- — Aais-i-z (f): ac. hzs "GeheiB' cD WH L RD. hait-us-ön (adj) A: awn. verda heitse + gen. ‘sich etwas zuwenden’ (CV) (heitse *wer versprochen hat’); zur Ableitung vgl. gang-us-ön. Die Bedeutung von Aait-a- ist mit Akk. der Person ‘jemand heißen, befehlen, (her-) rufen, einladen’. Weiter ‘versprechen’ und ähnliches. Mit doppeltem Akk. ‘jemand etwas heißen, jemand mit einem Namen benennen’; mit Prädikatsnomen ‘heißen’, pass. ‘genannt werden’. Weiter ‘drohen, schelten' und ähnliches. P 538f. (=, Hl); TF 64 (HD); F 236f. (zw); V 220 (a); J 198 (=, Hl); Hh 150 (zw); K 301 (=, HD; Gr IV,1077-1091. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hait-a-, trans., intr. ‘heißen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Es wird in der Regel (wohl mit Recht) an die Sippe gei- in Bewegung setzen’ angeschlossen. Die Berechtigung zu diesem Ansatz ergibt sich aus der Bedeutung des entsprechenden lt. Worts (s.u.). Die d-Erweiterung ist aber außergerm. nicht sicher nachzuweisen: (1) Der Vergleich mit der air. Verbalwurzel cid- (Pedersen, L 134, 11,490f.) ist nicht zu stützen, da die Bedeutung an den einzelnen Belegstellen stark auseinandergeht und sich nirgends eine besondere Nähe zur Bedeutung des gm. oder It. Verbs zeigt ('tragen,

vorrücken,

übertreffen,

überschreiten’

und

ähnliches).

(2) Bei der iranischen Verbalwurzel said- ‘rufen’, im Kompositum 'aufreizen' (osset. sidin, sogd. syd-, = idg. *k'aid-) ist die Bedeutung recht ähnlich, doch ist der Tektal ein anderer als der für die wohl sicher zugehórige Wurzel anzusetzende. Außerdem legt der Vergleich mit dem Lateinischen eine nur gm. Bedeutungsentwicklung nahe. Deshalb zu unsicher, muß aber beachtet werden. (Nach H. Petersson, Beitr 44, 1920, 178. S. ferner E. Benveniste, Études sur la langue Osséte, Paris,

1959, S. 58f., zur Erweiterung S. 22f.). (3) Zu gr. kivöo& vgl. Frisk, L 155, S. 854. Die Wurzel gi- ist belegt in: lt.: cieó, citum “in Bewegung setzen, kommen lassen (auch als Rechtsterminus), anrufen (Gótter), jemand mit Namen nennen, hervorrufen, anfangen' (so

früh und poetisch, später cio, civi, citum, danach ersetzt durch das Frequenta-

248

HALD-A-

tivum citåre).

Die Bedeutungszweiheit

‘kommen

lassen’ und ‘nennen’ ent-

spricht der des Gm., wenn auch die beiden Sprachen im einzelnen nicht übergr.:

al:

einstimmen. (hom.) É£ktov ‘ging’ (ursprünglich wohl Aorist, der dann als Imperfekt umgedeutet wurde; das Präsens kic ist sekundär). Mit eu-Erweiterung: o£00, aor. Eoceva ‘setze in rasche Bewegung, scheuche, werfe, treibe, jage”: hierzu die Nasalpräsentien «fvopaot ‘gehe, bewege mich’, Kiv&o ‘setze in Bewegung, bewege, errege, rufe hervor. Die Länge in diesen Formen macht Schwierigkeiten. Ersatzdehnung bei Thematisierung (etwa 3. Pl. *ki-nu-nti > *ki-nw-nti > kivarı)? (mit eu-Erweiterung) cyavate “bewegt sich hin und her, schüttelt, bewegt, erregt, geht, bringt hervor’, PPP cyutd-.

HALD-A-

‘hüten’

g nefsd halb-a-

-?n-

---

gt.: haldan, —, —, haldans; acc. "hüten, weiden'. awn.! halda, helt (-é-, -ei-, hell), heldo (norw. -iz-), haldenn; acc. ‘halten, festhalten, besitzen, schützen, hüten (Geißen), sich wenden nach’; ‘behalten’ (Vh 24f aus bi-); 'verheiBen' (Vh 44 aus ga): isl., nn. halda. ac.:

E +, C+;G

1,4, PE

+, R +,8

+;

aschw.: halda + (Nebenform halla); schw. hålla, dån., Bm. holde. healdan, héold, heoldon, healden; acc. ‘halten, bewahren, stützen, regieren, beschützen, bewohnen' : B +, cD +; Bo 13,4, Å +; Ae +, JE 12,3; VP +,

afr.: as. ;

ahd.:

R!+;L+,RD-+, R? +; me. holden, ne. hold. halda, helt (-i-), helden (-i-), halden; acc. “festhalten, halten, erlangen’; nwfr. halde. haldan, held, heldun (-ie-), haldan; acc. ‘festhalten, besitzen, hüten, pflegen, feiern’: H +, Gn 1; mnd. holden, mnl., nnl. houden. haltan, hialt, hialtun, gihaltan; acc. ‘festhalten, befolgen, beschützen, behüten’: I 14, MF];

T +; 0 +; BR

1,24, aD

1,2,4;

N +: mhd., nhd. halten.

*behüten': ae. (bewohnen, bedeuten, betrachten) ++ of Vision, Helsinki,

1956, S. 119-130);

(erretten T O BR N. ae. "'miBachten, abtrünnig werden’ ‘bewahren,

behalten’:

ae. (regieren)

(E. Penttilà, OE. Verbs

afr.; as. (besitzen, erfassen) H;

ahd.

B cD WHL. ++;

as. H; ahd.

T O aD

N MF.

ae. (å-) "halten" Ae L RD. hald-a-z (m): ae. ge-heald 'Schutz, Verwahrung, Beobachtung, Beschützer' hald-a-m (n): awn. hald ‘Halt, Griff, Schutz, Nutzen’ C PE G S.

hald-ön (m): ahd. burg-halto 'Stadtverteidiger' N.

Chr

L.

HANH-A-

249

hald-us-ün (adj) A: awn. halze ‘wer festgehalten hat’ (CV), zur Ableitung vgl. gangus-ón. Die Bedeutung

ist ‘hüten —

(konkret und übertragen:

schützen —

bewahren’;

daraus

‘halten, festhalten’

Gesetze halten, Feste halten).

P 548 (mE); TF 84 (mE); F 239f. (zw); V 204 'hald' (mE); J 246f. (mE); Hh

(Vw); K 285 (=); Gr IV,896-909. ETYMOLOGIE

UND

151

HERLEITUNG

Gm. hald-a-, trans. ‘hüten, halten’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Wegen der aschw. Nebenformen auf -/I- (zu diesen s. falp-a-) nimmt man an, daß das auslautende -d durch grammatischen Wechsel entstanden ist. Dieser Schluß ist aber nicht zwingend. Das Verbum wird meist auf gel- ‘treiben’ zurückgeführt; die Bedeutungen sind aber kaum zusammenzubringen, so daß dieser Anschluß völlig hypothetisch ist. Es ist andererseits nicht zu übersehen, daB der Anwendungsbereich von gm. hald-a- erheblich besser zu q*el- ‘sich um etwas herumbewegen’ (P 639f.) paBt, besonders in der Einengung auf die Viehzucht (Hirt, weiden, pflegen). Auch die anderen Bedeutungen von hald-a- lassen sich hier besser anschließen; es besteht aber keine sichere Möglichkeit der lautlichen Verknüpfung wegen des sicheren Labiovelars in q*el- (q*ol- mit Ausfall des Labials vor o für das Gm., wie vermutlich

in "Hals". HANH-A-

‘hängen’ hang-a-

gt.:

g-efsd -n----

hàhan, haihåh, —, håhans; acc. in Unsicherheit lassen’.

awn.:

afr.:

hanga, hekk, hengo, hangenn; abs. 'hangen'; (hat sich mit dem schwachen Zustandsverb vermischt): E + (hangen-lukla ‘die die Schlüssel hångend trägt’), C 1; R 1,2; S 122(D),3,4(D); ısl. hanga. aschw.: hanga 'hangen' hat vereinzelt starkes Prås. und starken Sg. Prát., sonst schwach; dán. hznge, Bm. henge. hon, heng, hengon, hangen (nordh. höen); acc. “hängen, kreuzigen': B -4, cD 4; Bo 1, A +; Ae +, JE 13,4; VP 3,4; R! 1,3,4; L 1,3,4, R? -1,3,4; me. hón, hangen, ne. hang (swv). huä, heng, —, hwendzen (hwén, hinsen); acc. ‘hängen’; nwfr. hingje.

as.:

hähan, —, —, -hangan; acc. 'kreuzigen': H

ahd.:

einer konjizierten Form); mnd. hän, hangen, mnl. haen, hanghen, nnl. hangen. håhan, hiang (-e-), hiangun, (gi-hangan; abs. 'hangen', acc. 'kreuzigen': MF 1,2; T +; 0 +4; N 13,4; mhd. håhen, nhd. hängen (intr.).

ae.:

bi-

1,4 (Simplex und Präsens nur in

— 'behàngen': ae. B; as. H; ahd. Gl IL221,47 (ambiatur).

250

gauz

HAUF-A-

aufhängen’: ae. cD L; ahd. O. ‘aufhängen’: gt. (refl.); ae. cD Ae JE L; ahd. MF

TON.

hanh-a-m (n): gt. /aür(a)-hah “Vorhang’; ahd. bruoh-håh ‘Gürtel’ T BR. hang-a-z (m): ahd. umbe-hang “Wandteppich’ Gl 1,333,19 (cortine). hang-ön (n): awn. hange 'Gehángter' E C PE. hang-&- ‘hangen’ abs.: gt. hähan; awn. hanga (mit dem starken Verb vermischt) $.0.; ae. hangian B Ae L; afr. hangia; as. hangon H ; ahd. hangen T O BR aD

N.

hang-eja- ‘hängen’, acc.: hengja E PER

S; afr. hingia; ahd. henchen N.

hanh-ja- (adj) W: gt. ga-hähjo ‘der Reihe nach, im Zusammenhang‘. hanh-lo (f): ahd.

håhala,

håla *Kesselhaken'

Gl

IV,50,6

(cramula).

hanh-atja- W: awn. hætta ‘riskieren’ (CV). hanh-tö- W: ahd. luzzi! hahtonter ‘geringfügig’ Gl 1315,35 (parvipendens). P 566 (=); TF 70 (=); F 230f. (=); V 208 (zw); J 207f. (=); Hh 169 (=); K 288 (=); Gr 1V,764-772 (zw). Fritz RiBleben, ‘Die Geschichte der Verbgruppe håhan — hangén — hengen — henken', Diss. Greifswald, 1931.

ETYMOLOGIE Für gm. hanh-a-, trans., intr. ‘hängen’ ist ein bedeutungsmäßig einigermaßen befriedigender Vergleich mit einem lautlich vieldeutigen heth. Verbum möglich: heth.: gank- “hängen, wiegen’ (hi-Verb). Wohl ebenfalls, als Übertragung, zugehörig (*k’ong-): It.: cunctári ‘zögern, schwanken, zweifeln’. ai: Sankate (nachvedisch) ‘ist vorsichtig, ängstlich; fürchtet sich’, Weitere Anschlußmöglichkeiten: (1) Wörter für ‘Haken’ u.å. (P 537f.). Unwahrscheinlich. (2) Wörter für ‘Zweig’ (P 523) auf einer Grundlage k’äg-/k’s-n-g-. Ebenfalls nicht genügend wahrscheinlich zu machen. HAU-A-

HAUF-*A-

‘hauen’ s. HAWW-A-

‘klagen’

--e---

(Vgl. heuf-a-). ae.:

Die spärlichen überlieferten Formen (Prat. Pl.) zeigen den Ablaut der ehemals reduplizierenden Verben: héofon (Gr). Daneben Prät. Sg. hof in Genesis B, also wohl as. Die Pråsensformen (BTS) sind wohl durchweg als zum schwachen Verb gehörig anzusetzen. Die hier vorliegende Abweichung des Ae. ist auch

HAWW-A-

bei anderen Verben zu beobachten (vgl. breut-a-/braut-a-). Bildungen s. unter heuf-a-. HAWW-A-

awn.:

ae.:

251

Die verwandten

‘hauen’

-nefsd

hogg(v)a, hió (hiu), hioggo, (-iu-, -ggj-), hoggvenn; acc. ‘hauen, zerhauen'; 'zuhauen, zurichten' (Vh 24 aus bi-); ‘niederhauen, erschlagen’ (Vh 39 aus fra). E +,C +;G +, PE 123, R +, S 1,2,3(D),4; isl. hóggva, nn. hogga. aschw.: hugga +; schw. hugga, Bm. hogge, hugge. héawan, heow, heowon, heawen; acc. “hauen, zerhauen': B 1, cD 1,3,4; A 1,4; R* -2; L 3,4, R? -4; me. hewen, ne. (swv mit st. PPP).

afr.:

håwa,

as.: ahd.:

—, -hio (-heu), —, -hauuan; H -2,4; mnl, nnl. houwen. houuan, hio, hiowun, gihouwan; acc. “hauen, abhauen, fällen’: N +; mhd. houwen, nhd. hauen.

—,

—,

häwen;

acc. “hauen,

verwunden'.

bi(far-) gate-: uz- X

*abhauen': ae. (berauben) cD; as. H; ahd. Gl 1,67,16 caelatam: pihauanum (?). ‘zerhauen’: ae. (niederhauen) (Gr); as. H; ahd. T. hauen, schlagen’: ae. BcDL; as. H. ae. (tó-) ‘in Stücke hauen’ Chr. 'abhauen, aushauen’: ae. cD L R?; ahd. N.

T +;

O

1;

haww-a-m (n): awn. hogg 'Hieb' ++; ae. ge-heaw ‘das Zusammenschlagen’ (Gr). haww-o(n) (f): ahd. haua ‘Hacke’ Gl 1,297,4 (ligon). haww-o-: ahd. howon ‘hacken’ Gl 1,597,57 (fodire) (Wiss 36). haww-ja-m (n) Heu’ W: awn. hey G (EJ) (M); ae. heg L; as. hoi sD; ahd. hewi T (-skreko) N, hou Gl 111,380,52 ( fenum). hau-itja-m (n): ae. hiwet ‘das Schlagen’ (BTS). P 535 (=); TF 65f. (=); V 280 (=); J 177 (=); Hh 153 (=); K 293 (=); Gr IV, 706709. M. Tamsen, Muttersprache 71 (1961), 321-328, 363-367 (nhd.). ETYMOLOGIE Gm. haww-a-, trans. 'hauen' geht mit Sicherheit zurück auf die auch in den östlichen und westlichen Nachbarsprachen belegte Verbalwurzel qou- ‘hauen, schlagen’. lit.: — kduju (-nu), káuti, Prät. kóviau (alt kavau) ‘schlagen, hauen, umbringen’. aksl.: kovg, kovati 'schmieden, verfertigen'. toch B: kau- ‘töten’, s-Präsens. Mit d-Erweiterung (d-Prásens?): lt.:: — cado, cüdı, cüsum ‘schlagen, schmieden'. toch B (H): kaut- ‘spalten’, nå-Pråsens.

252

HEL-A-

HEL-Aae.:

‘verbergen’

(g) (n)efsd

helan (-æ-), hæl, hælon, holen; acc. ‘verbergen, verhehlen': B -4, cD 1,4,

+; Bo

A +; Ae 1,3,4; VP 2; L -4; me. helen.

afr.:

hela, —, —, helen (-o-); acc. “verhehlen’.

as.: ahd.:

helan, hal, —, holan; acc. *verhehlen, verbergen’: H 1,2,4, Gn 1; mnd. helen. helan, hal, hälun, giholan; acc. “verbergen, verheimlichen': 1 4; O +; BR -1;

N 1,2,4; mhd. helen, nhd. hehlen (swv), verhohlen. bi(far-) ga-:

'verbergen, geheimhalten': ae. B; as. H Gn. 'verhehlen': ae. cD L; as. H; ahd. O BR N. ae. 'nicht anerkennen’ Ges.

bel-ma-z (m) ‘Helm’ W: gt. hilms; ae. helm (Schlupfwinkel) as. -helm H (heliö-); ahd. helm O. hel-stra-m (n): ae. heolstor ‘Versteck’ cD.

B WH

Chr; afr. helm;

hal-eja-: as. bi-hellian *verhüllen, einhüllen’ H; ahd. bi-hellen ‘verbergen, verheimlichen’ O N, Simplex in Gl 1,264,26 velant: helliant, (Raven 304).

hali hul-ó hul-ön hul-ja-

(f): ahd. heli “Hülle, Bedeckung’ N. (f) W: ae. hulu *Hülse' (BT). (m): ae. ge-hola 'Hehler' (Gr). ‘verhüllen’: gt. huljan; awn. hylja 'verhemmlichen' ++; afr. bi-hella ‘hüllen’; as. bi-hullean H ; ahd. hullen Gl 1,306,18 (operuit se), (Raven 77). hul-ja-: as. hulli-dök ‘Schleier’ sD. hul-jön (f): ahd. hulla *'Obergewand' N. hul-isjo (f) W: ahd. hulsa ‘Hülse’ Gl IL,159,12 (erinus). hul-istra-m (n): gt. hulistr *Hülle'. hä&l-enga- (adj): ahd. hålingen im geheimen’ O.

P 553f. (=); TF 80f. (=); F 274 'huljan' (=); V 220f. hel” (=); J 242ff. (2); Hh 154 (=); K 296 (=); Gr IV,839-849. ETYMOLOGIE Gm. hel-a-, trans. ‘verbergen’ geht mit Sicherheit zurück auf die auch im Lt. und Gr. belegte Verbalwurzel kel- ‘verbergen’. Unsichere Verwandte im Gr. und Ai. kónnen

auf weitere

Verbreitung

weisen,

wobei

die ai.

Form

den

Tektal

zugleich

auf einen Palatal festlegen würde (anders aber bei der vermutlich zugehórigen Erweiterung hlef-a-). lt: | occuló, -ui, -tum, -ere ‘verbergen’ (*ob-kel-). air.:

celid ‘verbirgt’, them.

Präs.,

t-Pråt.;

cymr.

(gr.) H: xoAzóv (n) 'Schwertscheide' (*kol-eu-o-m). (ai.) H:

farana- 'schirmend'.

celu ‘verstecken’.

HELL-A-

253

Erweiterungen sind hlef-a- und hleid-a-. Außerdem als *kleup- gr. kaXonto 'verbergen’ (vgl. mit r gr. «ponto ‘verbergen’, unerweitert aksl. kryti). HELL-A-

'schallen'

--

hel-

(e)-

s

d

- (n) (e) (f) (S) (d)

as.:

Nur Prät. Pl. hullun ‘rauschten’, abs. sD.

ahd.:

hellan, hal, hullun, gihellan (!); abs. 'ertónen, erschallen’; dat. ‘übereinstimmen mit”: O 1,3; N 1,3; Gi I,657,17 respondet: gihal; das PPP ist nur in der auffallenden Form gehellen überliefert (Gl 1,499,38 tinnulus; 11,277,58 concors),

vielleicht handelt es sich hier um eine außerhalb des Verbalsystems stehende Adjektivbildung oder ein fehlerhaft überliefertes Part. Präs. (mhd. ist das PPP erhollen belegt); mhd. hellen. ga-:

ahd. 'zusammenklingen, passen’ N.

missi-: ahd. *uneinig sein’ ON. ball-ja- (adj): ahd. ge-helle "zusammentönend, harmonisch’ N. hall-eja-: (?) zu ae. hiellan ‘schallen’ s. Meritt, L 180, S. 192. Mit einfachem Auslaut: hel-ö- W: awn. hiala ‘plaudern’ (CV) (Wiss 110). hel-dra-z (m): awn. hialdr ‘Kampflärm, Kampf’ E. hal-ö- ‘rufen, holen’ H: afr. halia; as. halon H Gn (gi-); ahd. halon I (chi-) MF T; (Wiss 40). J. Mansion, Beitr 33 (1908), 547-570 lehnt die Zugehörigkeit mit beachtlichen Gründen ab.

hul-ó- ‘rufen, holen’ H: ae. ge-holian “holen, bekommen’

(BTS), (Wiss 82).

P 548ff. (=); TF 83 (=); V 230 ‘hjala’ (=); J 2471f. (=); Hh 158 (=); K 302 hell” (=); Gr IV,855-859. ETYMOLOGIE Gm. hell-a-, abs. ‘schallen’ läßt sich wahrscheinlich zurückführen auf eine lautlich etwas auseinanderfallende Schallwurzel *gel>-, die in dieser Form wohl nur für das

Gm. vorausgesetzt werden kann (möglicherweise auch für gr. x&Aadog (m) ‘Getöse, Lärm’; vgl. L 185). Andere Sprachen gehen von galä-/glä- aus. lt.: caläre “anrufen, aufrufen’ (auf die religiöse und rechtliche Sphäre eingeschränkt); clåmåre ‘rufen’ (morphologisch nicht ganz durchsichtig). (air.) (H): cailech (m) ‘Hahn’ (auch andere männliche Tiere). lett. (W): kafuót 'schwatzen'. gr: KaÀéo 'rufen, nennen, aufrufen’ (Erklärung des £?); kwAmfoko “anrufen, flehen'.

254

HELP-A-

(ai.) (H): uså-kala- (m) ‘Hahn’ (unsicheres Lexikonwort). heth.: kalles- ‘rufen’ (mi-Verb). Auf gleicher Grundlage können gebildet sein hlemm-a- und hlö-a-; als Reimverben vergleichen sich gell-a-, skell-a- und hwell-a-. HELP-A-

‘helfen’

gnefsd

gt:

hilpan, halp, —, —; gen. ‘helfen’.

awn.:

hialpa, halp (-ia-, -0-), hulpo, holpenn; dt. ‘helfen, retten’ (auch swv): E 1, C1;G12,R 13, S 1,(D)4; isl. hjalpa (swv), nn. hjelpa (swv). aschw.: hjælpa +; schw. hjälpa, dàn. hjelpe, Bm. hjelpe.

ae.:

helpan, healp, hulpon, holpen; dt., gen. ‘helfen’: B 1,2; Bo 1,4, A +; Ae 12,3;

afr.:

R! 1; L 1,2,3, RD 1,2,4, R* 1,2; me. helpen, ne. help (swv). helpa (-i-), halp, hulpon, hulpen; dt. ‘helfen’; nwfr. helpe.

as.:

helpan, halp, hulpun, holpan; abs., dt., gen.:

ahd.:

helfan, half, hulfun, giholfan; abs., dt. ‘helfen’; gen. ‘verhelfen’; unp. ‘nützen’: I 1; T 1,3; O 1,23; BR 1,3,4, aD 1; N +; mhd., nhd. helfen.

bi-: ga-

afr. ‘helfen, verhelfen zu’. helfen’: gt.; ae, (bewahren) Ae L R2; as. H; ahd. (beistehen, verhelfen)

H +;

mnd., mnl,

nnl. helpen.

ON.

help-ö (f) ‘Hilfe’: awn. hipp ++-; ae. help B cD Chr VP RD; afr. helpe; as. helpa H; ahd. helfa O BR aD N.

help-ön (m): ahd. ge-helfo ‘Gehilfe’ N.

P 554 (=); TF 85 (=); F 255f. (=); V 231 (=); J 250 (=); Hh 154 (=); K 302 (—); Gr 1V,917-925 (zw). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. help-a-, intr. ‘helfen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. In Betracht kommen drei baltische Varianten: (1) alit.: Selbtis 'auszukommen suchen, sich zu helfen suchen’. Entspricht lautlich am genauesten (*&'elp-). Fraenkel, L 146, S. 971f.: Aus dem Synonym Sébtis in Anlehnung an gelbéti entstanden. (2) lit.: selpiti, $elpti “unterstützen, fördern, helfen’ (*k'elp-). Fraenkel, L 146, S. 971f.: Baltische Auslautveränderung von *k’elb-. (3)

lit.: gelbiu,

-éti ‘helfen’,

alit. auch

gilbii ‘sich erholen, genesen'. Fraenkel,

mit athem.

Flexion.

Mit

Schwundstufe

Entspricht in der Bedeutung am genauesten.

L 146, S. 144: zu lit. galéti ‘können, vermögen’.

Die vom Germanischen vorausgesetzte Lautform kann zurückgeführt werden auf: (1) K’el-/K’lei- ‘neigen, lehnen’ (P 552 und 601£). (Vgl. It. cliens “Höriger’; die Handlungsrichtung wäre jedoch genau entgegengesetzt).

HENK-A- — HENb-A-

255

(2) kel- ‘bergen, hüllen’ (vgl. hel-a-), wo auch die Bedeutung schützen’ auftritt (vgl. "Helm*). Beides ist unsicher.

‘beschirmen, be-

HENK-A- ‘hinken’ ahd.:

--(e)--d

hinkan, hank, —, —; abs. *hinken, schwanken’: O 1; N 1; GI L307,15 emarcuit: hanc (die Sehne Jakobs verdorrt). In mhd. Ainken sind alle Stammformen als stark belegbar; nhd. hinken (swv).

henk-ö-: ae. hincian “hinken’ ist konjiziert (BTS). henk-ön (m): ae. helle-hinca "Yeufel' (Gr). hunk-atja-: ae. huncettan *hinken' (BTS).

P 930 (=); Hh 160 *hincian' (=); K 308f. (=); Gr IV,962. ETYMOLOGIE Gm. henk-a-, abs. 'hinken' hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Als Variante mit ‘s mobile’ kann ein Verbum sgeng- *hinken' angesetzt werden: (gm.): skank- in awn. skakkr ‘hinkend, schief’ E. gr.: okålo 'hinken' (*skng-jo-). ai: Khafijati 'hinken' (mittelindische Lautvertretung von sk-, vgl. Mayrhofer, L 158, 1,297 mit Literatur).

C)HENP-A- (fangen)

g n (e) (f) (s) (à)

gt: awn.:

-hinban, -hanp, —, -hunpans. Nicht belegt; nur aschw. hinna (stv) ‘erlangen, erreichen’; schw. hinna.

fra-: uz-:

gt. ‘gefangen nehmen’. gt. 'erbeuten'.

hand-u-z (f) ‘Hand’

H: gt. handus;

awn.

hand (Seite) H Gn; ahd. hant ++. hand-eja- ‘fangen’: awn. henda (ergreifen)

hond

++;

++;

ae. hand ++;

afr. hond;

as.

ae. ge-hendan (halten) (Gr); afr.

handa, henda.

hunp-a-z (m): gt. ushanb hunp 'nahm die Gefangenschaft gefangen’. bunp-o (f): ae. Aüd “Beute B cD Chr; ahd. heri-hunda *Beute' Gl 1,287,24 (preda). hunp-ja-: ahd. fer-hundet ‘gefangen’ Wi, (Raven 77).

256

HEUF-A-

TF 70f. (zw); F 161 ‘fra-’ (zw); V 222 ‘henda’ (oE); J 224f. (a); Hh 149 ‘hand’ (oE); K 286 ‘Hand’ (mE); Gr IV,965. Gm.

-henp-a-

"fangen"

hat keine

sichere Vergleichsmöglichkeit.

HEUF-A- ‘wehklagen’ (vgl. hauf-a-). gt: ae.:

(heub-a-)

g(n)e-(s)d - - -- sd

as.:

Nur PI. Prät. hufun, abs. ‘wehklagten’. Die starken Formen sind unter hauf-a- aufgeführt. Hierher auch die Präsensbelege von À und VP? (s.u.). Nur Präsensbelege: hioban, abs. ‘webklagen’ H, doch weist ae. Genesis B

ahd.:

Nur Pråsensbelege:

hof wohl eindeutig auf starke Flexion des As. Gl I,110,10 luget: hiufit, hiupit (swv?).

heuf-a-z (m): ae. héof “Trauer, Sorge’ WH. heuf-ö-: ae. heofian *wehklagen' cD Bo JE (denom.? oder sekundär aus dem stv?) (Wiss 104f.), neben j-Flexion in A VP (oder stv?). heuf-rö-: awn. hiüfra ‘weinen’ E. hauf-a-z (m): ae. höaf “Trauer” cD. hauf-0-: ae. heafigan *wehklagen' L. h(a)uf-no- (f): as. hofna “Wehklage’ H. Der Lautstand fällt etwas auseinander; es ist aber möglich, ihn als regelmäßig zu erklären: Das Nebeneinander eu/au im Ae. ist auch sonst zu belegen, das 5 (statt f) im Deutschen und Sächsischen ist vielleicht aus schwachen Bildungen zu erklären. P 535f. (=, Hi); TF 95 (=, Hl); F 258 (zw); V 233 "hjufra”; J 177f. (=, HD; Hh 155 (—); Gr 1V,837.

ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. heuf-a-, intr. “wehklagen’ gehört wohl zu einer Schallwurzel idg. geu-, die gut belegbar ist, allerdings nicht auf gleicher Wurzelstufe: gr.: kokóo “jammern, wehklagen’. ai: kauti ‘schreien, klagen, summen”. Mit g-Erweiterung: lit.:

kaukig, kaükti ‘heulen, winseln’.

"Psh: skr. kükati *webklagen, jammern’. Zahlreiches andere bei P (a.a. O.).

HÜK-A- — HLAH-JA-

257

-nee--

HÜK-*A- (/-eu-) '(kauerny awn.:

Nur PPP hokenn 'gekauert' (CV), sonst hüka 'kauern' swv.

hauk-eja- awn. heykjast *hocken' (Fr). hük-&-: awn. huka 'kaucrn' (EJ) (Fr). huk-ro- W: awn. hokra ‘gekrümmt gehen, kriechen' (CV). P 588-592 (=, HD); TF 91 (a); V 265 (=, HB; J 202f. (=, HD); K 312 "hocken" (=).

ETYMOLOGIE Gm. hük-a- *'kauern' ist nur aus einem PPP zu erschließen. Es hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit; als Variante läßt sich jedoch anführen idg. geu-g-, für das eine Ausgangsbedeutung ‘zusammenkrümmen’ wahrscheinlich zu machen ist. (air.): cuar ‘gekrümmt’ (*quq-ro-). lett.: *PsS]:

kuknet *hocken, kauern’. skr. Cudati 'hocken, kauern'.

ak:

kucdti, kufcate ‘zieht sich zusammen, krümmt sich’.

HLAD-A-

HLAH-JA-

‘beladen’

s. HLAb-A-

‘lachen’

gne -sd --(e(f--

hlakkgt: awn.:

ae.: as.:

hlahjan, —, hlohun, —; abs. ‘lachen’. hlæja, hió, hlögo, hlegenn; abs. ‘lachen’;

bi-): E 1,2,3, aschw.: lea + hliehhan, hlög, L 1,3; R? 3; —, —,

“belachen,

verspotten'

(Vh

26 aus

C 1,2; PE 122,3, R +, S 1,2,3(D),4(D); isl. hlæja, nn. le. ; schw., dán., Bm. le. hlögon, —; abs. ‘lachen’: B 2, cD 1,2,3; A 1; Ae 1,2,3; VP 1; me. laughen, ne. laugh (swv).

hlógun, hlagan; gen. ‘lachen’:

H

3,4; mnd.

lachen,

nnl. lachen (swv

ahd.:

mit st. PPP). Einziger sicherer Beleg für starke Stammbildung ist Gl L,39,38 adrisit: hloc; mhd., nhd. lachen (swv).

bi-

*verlachen”: gt.; ae. cD; as. H.

ga-: uz-:

ae. ‘verlachen’ L. ae. (à-) 'auflachen' B cD.

hlah-à&-: ahd. lachen ‘lachen’ T N. hlag-ula- (adj): ae. hlagol "lachlustig' WH,

258

HLAP-A-

hlah-tra-z (m) ‘Gelächter’: awn. hlåtr E C (M); ae. hleahtor B cD Bo RD. hlah-tra-m (n): ahd. /ahter ‘Gelächter’ BR (Al-) N. hlög-eja-: gt. uf-hlohjan *auflachen machen’; awn. hløgja ‘zum Lachen bringen’ C

PES. hlög-ja-m (n): awn. hløge "Verlachung, Verspottung’ ER. Mit Intensiv-Gemination: hlakk-ó-: afr. hlackia ‘lachen’ (Wiss 189). hlakk-ró-: ae. hlacerian ‘verlachen’ (BTS). P 599f. (=); TF 110 (=); F 259f. (=); V 241 (=); J 277f. (=); Hh 163 (=); K 416 (—); Gr IV,1112f. Gm. hlah-ja-, intr. ‘lachen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Es gehört wohl zu einer Gruppe von Schallwórtern mit der Bedeutung 'gackern, gluckern' und ähnliches und dem Lautstand Tektal + 1 + Vokal + Tektal: It. glöciö, lit. klagéti, klukséti; gr. KXkóooo u.a.

HLAK-A-

'auseinandergehen'

HLAP-A-

'beladen'

s. HLEK-A-

gn---d hlad-a-

awn.:

- - efs-

Nur PPP af-hlabans ‘beladen’. hlada, hlöd, hlóóo, hladenn; acc. “laden, ordnen, fallen lassen’; “beladen’ (Vh 25, 44

C+;G

aus bi-, ga-);

dt. “aufschichten’;

refl.

‘sich

aufschwingen':

E

1,3,4,

1,4, RA, S 12(D),3(D); isl. hlada.

aschw. /adin *beladen', sonst schwach; dán. lade. hladan, hlöd, hlödon, hladen; acc. “beladen, bringen’: B 1,2,4, cD +; Ae 1,2, JE 1,3; VPi; L 1, R? 1; me. laden (stswv), ne. lade (swv).

A 1,3;

Nur PPP Aleden. Nur Präsens hladan, acc. ‘beladen’ H; mnd., mnl. laden, nnl. laden (swv mit st. PPP). : dadan, luod, luodun, giladan; acc. ‘beladen’; grammatischer Wechsel noch im PPP bei frühen Belegen (z.B. Gl 11,620,25 gilateniu):

T 1,4;

O --;

N +;

mhd., nhd. laden (Vermischung mit dem ursprünglich schwachen 'einladen"). : ahd. ‘befreien, entlasten’ N. ahd. ‘beladen, bedecken’ TON.

‘beladen’: ae. (schöpfen) cD VP L: ahd. N, ae. (å-) ‘erbeuten, herausführen’ cD.

HLAUP-A-

259

hlad-a-m (n): awn. W hlad ‘Stapel, Scheuer’ G; ae. hlæd ‘Last’ (BT). hlap-ón (f) W: awn. Alada ‘Scheune’ E G (auch ladi m). hlad-ila-z (m) W: ae. Alzdel 'Schópfióffel' Ges. idg. *qlat-to- — hlass-a-z (m): awn. hlass *Wagenladung' G (M). *hlap-sti- > h/ast-i-z (f) ‘Last, Ladung’: ae. Alzst (m, n) B cD Co; afr. hlest; ahd. last T O.

hlöb-eja-: awn. hlæda “beladen, belasten’ E G. Das Verhältnis h/d ist am ehesten als ausgeglichener grammatischer Wechsel zu erklären. Im Nordischen ist der ursprüngliche Lautstand nicht zu erkennen (wegen der Beleglage auch nicht im Friesischen), im Englischen und Sächsischen wäre die stimmhafte, im Gotischen und weitgehend im Deutschen die stimmlose Spirans ausgeglichen worden. Eine Trennung in idg. *gla-dh- (as., ae., afr.) und *gla-t- (gt. ahd.) hat zwar Vorteile bei der Etymologie und geht lautlich auf (so K 417), ist aber wegen der genauen Übereinstimmung in der Bedeutung der germanischen Sprachen unwahrscheinlich.

P 599 (=); TF 110 (=, HI); F 6 'af- (zw); V 234 (zw); I 273f. (=, HD; Hh 161 (=, HI; K 417 (=, HI); Gr IV,1113ff. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hlab-a-, trans. ‘beladen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Als Variante vergleicht sich (*d oder *dh gegenüber *r): aksl.: klade, klasti ‘legen, laden’. Die Basis hierzu ist wohl zu sehen in lit.: Klöju, klöti *hinbreiten, überdecken, (Weg) ebnen'. Die Wurzelstufe kann gesehen werden in lit.:

—kelit, kelti, Prät. kéliau “aufheben, aufladen, aushalten, tragen’; doch passen

die etymologischen Zusammenhänge, in die es gestellt wird (P 544) schlecht zum Germanischen. Zu erwägen ist ferner gel- ‘treiben, auch ‘tragen’ (P 548).

HLAUP-A-

‘laufen’

gnefsd

gt:

Nur Präsensbelege us-, af-hlaupan.

awn.:

hlaupa, hlióp (-e-), hliópo (-u-, -au-), hlaupenn; abs. “laufen, springen’:

E 1,2,

ae.:

C 122,3; G 1,4, PE 1,223, R +, S 1,2(D),3,4D); isl. hlaupa. aschw.: løpa + ; schw. löpa, dán. lebe, Bm. løpe. hleapan, hléop, hléopon (-u-), hleapen; abs. “laufen, treten, tanzen’!

B

afr.:

hlåpa, hlep (-i-), hlepon, hlepen; abs. “laufen, treten’.

as.:

Nur Pråt. Pl. -hliopun H; mnd., mnl., nnl lopen.

cD

1,2,3; A 2,3,4; Ae

1,2; me. lepen, ne. leap (swv).

1,2,

260

ahd.:

HLAUP-A-

loufan, liof, liofun, giloufan; abs. (auch mit acc. der Strecke) "laufen, sich schnell bewegen’: T 1,2,3; O 1,2,3; BR (Al-) 1,4, aD 1; N +; mhd. loufen,

nhd. laufen. bi-: ae. 'hineinspringen' (BTS), ‘setzen auf” (BT). (far-): ahd. *weglaufen, vorlaufen' O N. ga-: 'hineilen, sich hinbegeben': ae. cD; ahd. O. uzaufspringen’: gt. (sich aufmachen); ac. B cD; as. H; ahd. (ereilen) N. hlaup-a-m (n): awn. Alaup ‘Sprung, Lauf" (EJ) G PE S, brullaup ‘Hochzeit’. hlaup-a-z (m): awn. hlaupr *Sprung' G; ae. bryd-lop *Hochzeit' Chr, pl. L R?; ahd. louf ‘Lauf’ O. hlaup-o-: ahd. loufon “unterwegs sein, auf seiner Bahn fortschreiten’ N (Wiss 34f.). hlaup-ön (m): ahd. Aloufo 'reitender Bote’ Gl L,494,34 (veredarius). hlaup-jön (m): ahd. loupfo “Wettläufer’ N. hlaup-i- (adj) W: awn. ein-leypr ‘Junggeselle’ G; ae. ån-liepe ‘einzeln’ (BT). hlaup-i-z (m): ae. hlyp ‘Sprung’ Aelf 79,4, æ- ‘Angriff’ Ges; afr. bek-hlép ‘Sprung auf den Rücken’. hlaup-eja-: awn. hleypa "zum Laufen antreiben, tummeln, reiten, springen’ ++. hlauf-ti-z (f): ahd. /ouft “Lauf” masc bei O aD N, ebenso brütlouft bei N I, dagegen fem bei T O; as. brüd-hloht ‘Hochzeit’ sD.

hlaup-atja-: ae. hleapettan "aufspringen* (BT). Außerhalb der Ablautreihe Sprachen):

steht (vgl. die Nebenform

hlup-ó-: ahd. /offon "hiniiberwachsen, überlaufen'

des Pl. Prät.

in mehreren

Gl 1,277,8 (discurrere).

P 630 (a); TF 109f. (a); F 532f. 'us-' (zw); V 235 (a); I 262f. (a); Hh 162 (a); K 426 (zw); Gr IV,1116-1121. Karl-Heinz Mottausch, *Gm. 'hlaupan', KZ 77 (1961), 129139. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hlaup-a-, intr. ‘laufen’ hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. Die in den Wörterbüchern vertretene Verknüpfung mit baltischen Wörtern der Bedeutung *knien' und *hinken' läßt sich nicht rechtfertigen, es sei denn, daB man das Formale

als allein ausschlaggebendes Kriterium ansieht. Das Wort *Brautlauf' (= Hochzeit) wird entweder erklärt als *Brauttanz' (Edward Schröder, "Brautlauf und Tanz”, ZdA 61, 1924, 17-34) oder als *Heimführung der Braut in schnellem Lauf’ (Jan de Vries, Agerm. Religionsgeschichte, ?I, Berlin, 1956, S. 185f.). Weder das eine noch

das andere kann durch irgendwelche sachlichen Hinweise die Entwicklung zu einem Wort für ‘Hochzeit’ erklären. Wörter für *heiraten' und ‘Hochzeit’ gehen aber in den idg. Sprachen häufig von der Bedeutung ‘führen’ aus (vgl. Buck, L 2, S. 98-102,

HLEF-A- — HLEIB-A-

261

ferner die Wurzel wedh-, die geradezu auf diese Bedeutungen spezialisiert ist: ‘führen, heiraten"). Zu einer solchen kausativ-artigen Bedeutung würde der gm. a-Vokalismus gut passen. Die Basis kann gesehen werden in (P 554): lit.: — keliduti “wandern, reisen”. (gr.): kélevdos (f) “Weg, Pfad, Bahn, Reise’.

HLEF-Agt:

'stehlen'

g-----

— hlifan, —, hlefun, —; abs. ‘stehlen’,

hlef-tu-z (m): gt. Aliftus ‘Dieb’. P 604 (=, HI); TF 111 (=); F 263f. (=); K 744 ‘stehlen’ (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hlef-a-, intr. ‘stehlen’ geht mit Sicherheit zurück auf die auch im Lt. und Gr. belegte Verbalgrundlage glep- ‘verbergen’, besonders ‘stehlen’ (so in allen klaren Fällen). lt.: clepö, clepsi, cleptum ‘stehlen’ (früh und selten). gr: —xAénto ‘stehlen, verhehlen, hintergehen’. Dazu, in der Bedeutung ferner stehend: (mir.) (H): cluain (f) ‘Betrug, Schmeichelei’ (P: *glop-ni-). (apr.) (H): auklipts 'verborgen'. (ksl.) (H): po-klops (m) ‘Deckel, za-kleps (m) “Verschluß, Kette’; und mit Rücksicht darauf vielleicht auch aksl. za-klengti “einschließen, verschließen’. Damit wäre der Anlaut auf den Velar festgelegt, und, wenn man nicht Wechsel der Tektale annehmen

will, muß man die ai. Belege der Wurzelstufe (s. hel-a-) aus-

schlieBen (was ohne Schaden geschehen kann). Eine Variante mit ‘s mobile’ (so Siebs, KZ 37, 1904, 285) oder Reimvariante(Frisk):

lit.:

slepiü, slépti 'verstecken, verhehlen’.

Zur Wurzelstufe s. hel-a-.

(HLEIB-A-) *schonen' ahd.:

(g) (n)

---d

/iban, leib, libun, —; abs. (dt. der Person) ‘schonen’: Nur bei O 1,2,3; bei

N

wie im Gt. und Awn. schwach.

hleib-eja-: gt. Aleibjan ‘sich annehmen’; awn. hlifa ‘schonen, schützen’ liben ‘schonen, Nachsicht haben’ BR N,

++;

ahd.

262

HLEID-A-

hleib-6 (f): awn. hlif “Schutz, Schild’ E R; ahd. /iba ‘Beruhigung’ O. hleib-ina- (adj): isl. Alifinn ‘schonend’. Die Beleglage dürfte deutlich dafür sprechen, daß es sich hier um ein ursprünglich schwaches Verb handelt, das sich bei O der Stammbildung von 5i-Iiban ‘bleiben’, das äußerlich wie cin Kompositum zu ihm aussieht (und das auch gelegentlich mit ihm in Zusammenhang gebracht wird, vgl. Graff a.a. O.), angeschlossen hat. Zu der Neigung schwacher Verben mit Grundvokal i, die starke Stammbildung anzunehmen, vgl. die Aufzählung bei reim-a-. ETYMOLOGIE TF 112; F 262; V 238 ‘Alif’; J 24215. ; Gr IV,11091T. -HLEID-A-

‘(-schließen)’

- (n)

ef s (d)

ae.:

-hlidan, -hläd, -hlidon, -hliden; (ein in Bedeutung und Zugehörigkeit unsicherer Simplexbeleg im Paris Psalter 79,11): B -4, cD -1,2,4; A -2,4; Ae -3. afr.: hlida “bedecken’ (nur bei Holthausen, L 95, ich kann es nicht belegen). as.: — -Aidan, hled, -hlidun, -hlidan; H -+.

(an-) bite-: uz-

‘sich öffnen, erschließen’: ae. ‘einschließen, bedecken’: ae. ae. (£0-) 'zerspringen, öffnen’ ‘sich aufdecken, erschließen’:

cD; as. H. cD; as. H. B cD WH. ae. (å-) cD; as. (å-) H.

hlid-a-m (n) ‘Verschluß’: awn. hlid (Tor, Öffnung) ++; ae. hlid (BT), ge-hlid 'Umzáunung, Decke, Tor’ cD Go; afr. hlid ‘Deckel, Augenlid'; as. hlid ‘Deckel’ Gl IV,200,3 (cooperculum); ahd. ubir-lit ‘Deckel’ Gl 1,356,49 (operculum).

P 6001f. (a, HI); F 263 *hleipra" (a); V 237. *hlid" (a, HI); J 274f. (a, HI); Hh 163 (a); K 439 'Lid' (a); Gr IV,1115. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. -hleid-a- ‘schließen’ hat auf gleicher Stufe keine Vergleichsmöglichkeit. Die Basis kann in einigen Wörtern für 'Behausung' gesucht werden, die auf *klei- zurückgehen (vgl. etwa gt. hleipra f *Hütte, Zelt’ aus *klei-trä). Dies ist jedoch sehr unsicher; einmal, weil es sich nur um

Nomina

handelt,

und

dann,

weil keine be-

sondere Bedeutungsverwandtschaft aufzuzeigen ist. Der Anschluß des gm. Verbs an K'lei- ‘neigen, lehnen’ dürfte auf jeden Fall unberechtigt sein. Die Wurzelstufe zeigt sich aber wohl in gel- ‘verbergen’ (s. hel-a-). Mehrere Einzel-

heiten zeigen die Bedeutungsnähe, etwa "Augenlid* mit lt. supercilium 'Augenlid' zu

HLEIF-A- — HLEMM-A-

263

gel-. Die Basis gleu- ‘schließen’ (P 604f.) scheint in andere etymologische Zusammenhänge zu gehören und ist deshalb fernzuhalten.

HLEIF-Aae.:

(/-b) (?) ‘emporragen’

T-e---

Die zur Stütze eines stv. hlifan 'emporragen' angeführten Präsensbelege aus Glossen (W OET, ofer- Na) sind nicht mit so großer Sicherheit von dem swv. hlifian, ofer- gleicher Bedeutung zu trennen,

daB der Ansatz eines stv.

gerechtfertigt wäre. Vgl. Hh 163.

HLEIN-A-

(9) lehnen

ahd.:

Gi 11,297,56 non subcumbant:

Nur

aus zum

HLEK-Aae.:

.

|

Ansatz eines stv.

(/-a-) (?) ‘harmonieren’

|

|

|

----- d

niuntlinin ('unterliegen'?).

Vgl. Schatz,

L 122, 8 433.

(?)

--e---

‘tönen’ hlem-a-

(g) (n) e (f) - d - n - -(s-

Nur Hapax Alam 'klirrte C. Entweder hlem-a-, oder hlemm-a- mit nicht regelmäßiger, aber vorkommender Kürzung der Geminate im Auslaut; vielleicht einfach starke Bildung zu hlymja. Anm. 5.

ae.:

nicht

Belege für dieses nicht sicher faBbare Verb sind: (1) Genesis 1693 heapum tohlodon hleoórum gedælde ‘sie zerstreuten sich in Scharen, in den Sprachen geteilt’. Man liest hier 10-hiócon und setzt ein stv *tohlacan an, das sonst nicht belegt ist. (2) Cura Past. (ed. Sweet) 361,20: swa hie swidur hlecaó tosomne “je besser sie harmonieren, zusammenpassen'. (3) GI (BTS) tohlocene: divulsam. Die beiden letzten Belege würden wohl einen Ansatz hlek-a- rechtfertigen; die oben genannte Emendation ist nicht beweiskråftig. Mit unorganischem h zeigt entsprechenden Lautstand Alec “leck’ (vgl. lek-a-) und å-hlocian 'ausreißen’ (zu lük-a-). Das ganze ist zu unklar, um eine Entscheidung zu ermóglichen.

HLEMM-A-

awn.:

Reicht

hlimman, —, hlummon,

Vgl. V 238 und Noreen, L 27, $ 496,

—; abs. ‘schallen, rauschen’: OET

1; cD

1,3,

264

ahd.:

HLEUT-A-

Nur Präsensbelege, die die starke Flexion nicht sicher beweisen (Gi 11,667,46 infremuit: limmit Gl 11,618,48 frementis: limmentes). Im Mhd. gibt es eine starke Pråteritalform lam zu Prs. limmen.

hlamm-o (f) H: gt. hlamma ‘Schlinge’ (= ‘Falle’?). hlamm-ó-: awn. hlamma ‘schallen’ (Fr) (Wiss 19). blamm-i-z (m): awn. W Alemmr ‘Deckel, Falltür' (CV); ae. üht-hlem “Lärm in der Dämmerung’ B; afr. W hlem ‘Schlag, Hieb’. hlamm-eja-: ae. hlemman “zusammenkrachen lassen’ (Gr). Mit einfachem Auslaut: hlam-ó-: as. hlamon ‘rauschen, tosen' H.

hlum-i-z (m): awn. hlymr ‘Klang, Lärm’ E C. hlum-ja-: awn. hlymja 'ertónen, heulen’ E. P 548ff. (=, HD; TF 111 (=, Hl); F 261 'hlamma' (=, HD); V 235 ‘hlamma’ (=, Hi); I 247ff. (=, Hl); Hh 164 (=, HI); Gr IL211f. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hlemm-a-, intr. ‘tönen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Ähnliche Bildungen sind: lt.: — clámáre ‘rufen’ (morphologisch unklar) (vgl. hell-a-). lit: — $lamu, -éti 'zwitschern, rauschen, säuseln’ (vgl. W. P. Schmid, Studien, Wiesbaden, 1963, S. 71, Anm. 299) aus k’lam-; oder

ai.:

krandati ‘schreit, dröhnt, wiehert’; klandati ‘ruft, weint, erklingt, tönt’ (Grammatiker) aus *glem-d?

HLEUT-Aawn.:

‘losen’

hlióta, hlaut, hluto, hlotenn (-u-); acc. ‘erlangen, zuteil werden, erhalten’: E 1,2, C +; G 1,2,3, PE I, R 1,4, S 12,3D),4; isl. hljóta “müssen”. aschw.: liuta 'bekommen'

ae.:

as.: ahd.:

(gne(f)sd

1,2,4; schw. ljuta ‘erleiden’.

hleotan, hléat, hluton, hloten; abs. "losen"; acc. ‘treffen’ (vom “als Anteil bekommen, erlangen’: B 2, cD 1,2,3; A 2,3; Ae R21. hliotan, —, hlutun, —; acc. 'erlosen, erlangen’; gen. ‘auf sich liozan, —, —, -lozzan; abs. ‘losen’ (fon “über etwas’): T 1; O liezen.

ga-: w-;

ac. 'erlangen' cD; ahd. “auswählen, bestimmen’ O. abd, ‘auslosen’ BR,

Los); acc., gen. 14, JE 1; L 1, nehmen’: H 1,3. -1; BR -4; mhd.

HLÓ-A- — HNAB-A-

265

bleut-on (1): ahd. /ieza “Wahrsagerin’ N. hlaut-a-m (n) ‘Los’: ahd. /oz TN. hlaut-ó (f): awn. hlaut 'Opferblut zum Wahrsagen, Los’ E (-viór *Loszweig’) (CV). hlaut-i-z (m):

gt. h/auts *Los, Anteil,

Erbschaft’;

ae. hlyt ‘Los,

Schicksal’

cD;

as.

hlöt "Los" H (a-Stamm); ahd. /oz *Los’ O. hlut-i-z (m): awn. Alutr “Teil, Ding, Sache’

‘Los’ hlut-a-m (n): hlut-ön (m): hlut-jön (m):

++;

ae. Alyte ‘Anteil’ OET;

ahd. hluz

Gl 1,68,24 (sors). ae. lot ‘Los’ JE Go L R?; afr. hlot ‘Los’. awn. hlute ‘Los, Schicksal E G RS. ae. hlytta "Wabrsager' (aus Losstábchen) (BT).

P 604f. (=, HD); TF 113 (=, HI); F 262 ‘hlauts’ (zw, HI); V 238f. (a, HI); J 275f. (=, HD); Hh 162 (zw); K 445f. ‘Los’ (=, HD); Gr 1V,1122-1125. ETYMOLOGIE Gm.

UND

HERLEITUNG

hleut-a-, trans., intr. ‘losen, zuteil werden’ findet wegen seiner besonderen Be-

deutung keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Am ehesten lassen sich auf der Stufe einer Basis *gleu- eine Anzahl baltischer Bildungen vergleichen: lit.: Kliüti in den Bereich von etwas kommen, in etwas geraten’ u.a.; klidutis ‘sich zusammenfügen, aufeinander passen, ineinander greifen’ u.a.; lett. kjüt ‘geraten, gelangen, werden’. Dabei zeigen sich deutliche Übergänge zu gleu- ‘schließen’ (s. sleut-a-). Die Verhältnisse sind sehr schwer zu beurteilen, vor allem wegen der weit aus-

einanderfallenden

Bedeutungen

der baltischen

Wörter.

Sind hier ursprungsver-

schiedene Bildungen zusammengefallen oder handelt es sich um ein und dieselbe Basis? Was ist in diesem Fall die Ausgangsbedeutung?

HLÖ-A- (?) ‘brüllen’

--e--d

ae.:

Keine sicher starken Formen: Aelf 129,2 bos mugit: oxa hlewó; die bei (BT) aufgeführte Präteritalform ist nach (BTS) eine Konjektur.

ahd.:

Keine sicher starken Formen (Gl IV,327,30 mugio: louu); mhd. lüejen ist swv.

Reicht nicht aus zum Ansatz eines stv. Vgl. zur Etymologie P 548ff.; TF 83; Hh 164; Gr 1IV,1096.

HNAB-*A-

(/-/) ‘abschneiden’

-n----

awn.: Nur Hapax hnöf ‘schnitt ab’ (den Kopf) (EJ). Es handelt sich eindeutig um eine starke Form, doch hat sie keine brauchbare Anschlußmöglichkeit. Vgl. V 241f.; J 213-224.

266

HNEIGW-A-

HNAUP-AHNEIGW-Agt:

‘pflücken’ s. HNEUP-A‘sich neigen’

gnefsd

— hneiwan, —, —, —; abs. ‘sich neigen’.

awn.: hníga, hné (hneig), hnigo, hnigenn; abs. ‘sich neigen, E+,C+:G1l,R1,S 1(BD),2,3,4(D); isl. hniga. aschw. : nigha 1,2,3 (selten swv); schw. niga. ae.:

lehnen’

(auch

swv):

hnigan, hnåg, hnigon, -hnigen; abs. ‘sich neigen’: cD 1,2,3, (Gr) -4; A 1; Ae 2;

RD -2. afr.:

hniga, —, hnigon, —;

as.:

hnigan, hnég, hnigun, — ; abs. (dt. der Person) ‘sich neigen, anbeten’: H 1,2,3, Gn 2; mnd. rigen, mnl. nighen, nnl. nijgen. nigan, neig, nigun, ginigan; abs. (dt. der Person): MF 3; O 1,23; aD 1,4;

ahd.:

Gl L281,6

incuruentur:

abs.

‘sich neigen,

kinikan

uuerdan;

hinwenden'.

Gl 1V,14,42 proni: kinigene;

mhd.

nigen. (an-): ga-

ae. ‘niederbücken’ cD. ‘sich neigen’: ae. cD; as. H; ahd. O.

hnaigw-a- (adj) ‘niedrig’: gt. hnaiws (demütig); ae. hnåh (gebeugt, veráchtlich) B cD. hnaigw-eja- ‘neigen’ (es ist nicht sicher zu entscheiden, ob es sich bei diesen Verben um Kausativa zum stv oder um Denominativa zum adj handelt, da beide im Gm. formal gleich aussehen müssen, und die Bedeutung keinen sicheren Hinweis gibt): gt. hnaiwjan; awn. hneigja C R; ae. hnægan cD R! (ge-); as. gi-hnégian H ; ahd. neigen I MF BR aD N, nidar- T O (Raven 136). hnigw-&-: ae. hnigian “hängen lassen’ (BT); ahd. Gi 1,303,25 ana-neganten: innixum. hnigw-nó-: awn. hnigna ‘zu sinken beginnen’ (CV). Mit Intensiv-Gemination: hnikk-ja-: ahd. nicchen ‘niederdrücken, beugen’ N.

Die verschiedene Entwicklung des -gw- in den verschiedenen Sprachen beruht wohl auf Ausgleich in verschiedenen Richtungen.

Vgl. L 186.

P 608 (=, Hl); TF 98 (=); F 265f. (zw); V 243 (=); J 264 (=); Hh 166 (=); K 506 ‘neigen’ (=); Gr IV,1127-1130.

ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hneigw-a-, intr, ‘sich neigen’ läßt sich nur mit einem im Lautstand mehrdeutigen it. Verbum vergleichen: lt.: _ cöniveö, -nivi (-nixt), -ere (auch -6, -ere) ‘die Augen schließen’.

HNEIP-A- — HNEIT-A-

267

Eine Variante ist vermutlich in hneip-a- zu sehen. Weiter wohl zu den gm.-balt. Wörtern mit dem Anlaut gn- und Bedeutungen wie ‘beugen, bücken' (P 558f.). Eine Wurzelform *gen- ist nicht belegbar.

HNEIP-*A- (sich biegen)’ awn.:

(?”ø) n (€) ---

Nur PPP hnipenn "herabhångend* (Epitheton des Getreides) E, ‘traurig’ (M). Sonst swv hnipa.

hneip-o-: awn. Anipa ‘den Kopf hängen lassen, mißmutig sein’ PE; ae. hnipian "den Kopf hängen lassen’ (Gr) (Wiss 64f.), oder mit Kürze? hnip-nö-: gt. gahnipnan ist konjiziert; awn. hnipna ‘traurig werden, den Kopf hängen lassen’ E PE.

P 608; TF 99; V 243; J 264; Hh 166. Gm. hneip-a- ‘sich biegen’ ist nur aus einem PPP zu erschließen. gleichsmöglichkeit in lit. knimbu, versenken, vertiefen'.

HNEIT-Aawn.:

Anita,

knibti *zusammensinken',

Es hat eine Ver-

kneibtis

‘stoßen’ hneit,

stoBen' (von

‘sich beugen,

-ne-shnito,

—;

abs.

der tastenden

'aufeinanderprallen';

Hand)

pråp.

vid "auf etwas

‘treffen’ (besonders vom

mit

Todesstreich):

C 2, (D) 1,2,3; isl. Anita. ae.:

hnitan, hnåt, hniton, —; acc. ‘stoßen, anstoßen, aufeinanderstoBen': cD 3, (Gr) 1; Ges 1 (of- ‘zu Tode stoßen’); (BTS) 2.

as.:

Nur carpe: ofnit sD (abreißen).

B

3,

bnait-eja-: awn. hneita 'verwunden' (CV) (unsicher). hnit-a-m (n): awn. Init ‘Schmieden, Kampf’ C E (-bröder 'Kampfgegner). hnit-o-: awn. Anita "håmmern* S, ‘nieten’ (M) (Wiss 62). hnit-ula- (adj): ae. Anitol 'stófig' (vom Ochsen) (Gr).

P 559-563 (mE, HI); TF 98 (mE, HI); V 244 (mE); J 213-224 (mE); Hh 166 (mE). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hneit-a-, trans., intr. ‘stoßen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Lett. (k)niédét 'nieten' ist der Entlehnung verdächtig (obwohl möglicherweise echt baltische Wörter im Lit. zur Stütze herangezogen werden), und der Anschluß von Wörtern für ‘Duft, Dampf’ (unter Annahme einer Bedeutungsentwicklung ‘stoßen’

268

HNERP-A- — HNEUD-A-

zu ‘riechen’, vgl. stenkw-a-) ist ohne Zwischenglieder zu unsicher. Auch andere gm. Wörter mit der Bedeutung ‘stoßen’ haben den Anlaut hn-, vgl. hneud-a- und hneww-a-.

HNERP-Aahd.:

(?) zusammenziehen

sense d

Das starke Verbum ahd. hnerfan “zusammenziehen’ ist ein Druckfehler (für snerfan) in den von Mitzka bearbeiteten Auflagen der ahd. Grammatik, L 121, $ 337, Anm. I (seit 1953).

HNESKW-*Aahd.:

0

‘(zerreiben)’

(g) - (c) - - d

Nur PPP Gi I1,518,30 obtritos: fernoscenen.

hnaskw-u- (adi) ‘weich’ W: gt. hnasqus; ae. hnzsce cD Go

RI R2.

P 559-563; F 265; Hh 166. Gm.

hneskw-a- “zerreiben’ ist nur aus einem PPP zu erschließen.

Es hat zumindest

auf gleicher Stufe keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. HNEU-A-

HNEUD-A-

'stofen' s. HNEWW-A-

(/-5) ‘schlagen’

-n---d

awn.: —, hnaud, -hnodenn; acc. *hämmern, nieten, schmieden’: (EJ) 2; G4; S 2(D),4; isl. hnjóóa. aschw.: niudha 1. ahd.: Nur Präsensbelege Gl 1,146,30 munit: pihniutit, phiniudid ("befestigen"). hnud-a-m hnud-ö-: hnud-jàn hnud-ja-

(n): awn. sigr-hnod *Nietung am Schwert’ (Fr). ahd. hnoton ‘zerschlagen’ Gl 1,234,33 (quassat). (f): awn. hnyója ‘Keule’ (EJ) (Fr). W: ahd. /mutten 'zittern Gl L265,27 (vibrare) (Raven 315).

P 559-563 (mE); TF 100 (mE); V 244 (mE); J 213-224 (mE); Gr IV,1126. Gm. hneud-a-, trans. ‘schlagen’ hat keine genaue hórigkeit von gr. kvöllog * äpavda upikpå (kleiner nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen. Im anlautendem qn- und der Bedeutung 'stofen' (vgl.

Vergleichsmöglichkeit. Die ZugeDorn) ist in dieser Vereinzelung übrigen zu den gm. Wörtern mit hneit-a- und hneww-a-).

HNEUP-A- — HNEUT-A-

-HNEUP-A-

269

‘(reißen)’

g-

hnupp-

€ ---

- -(€)---

Bt: ae.:

-hniupan (nur Part. Präs.). Nur Prät. Sg. a-hneop 'pflückte ab’ Guthlac cD und ge-neop "iberwåltigte” Exodus cD. Die Lautform gilt als mundartlich für -éa-.

dis-: ga-: uz-:

gt. ‘zerreißen’ (acc.). ae. 'überwültigen' cD. ae. (å-) 'abpflücken' cD.

hnup-ila-z (m) W: ae. nype! *Rüssel’ (BTS). hnup-no-: gt. dis-hnupnan ‘zerreißen’ (intr.). Mit Intensiv-Gemination:

hnupp-ó-: ae. hnoppian 'rupfen' (BTS). P 559-563 (mE); TF

100 (mE); F 119f. (zw); Hh

166 (Vw).

Gm. -Aneup-a- ‘reißen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Von der gleichen Basis kann gebildet sein awn. hnukkja *mit Gewalt ziehen, abreiBen' (M); auf die gleiche Wurzel könnte weisen gr. kvåntø in der Bedeutung 'zerreiDen'. HNEUS-A-

‘niesen’

-n(e)--d

awn.: hniósa, hnaus, (hnuro), —; abs. "niesen, schnauben’: E 1, C 1; (M) 2; Prät. Pl. kann ich nicht belegen, nach Noreen,

L 27, $ 485, Anm.

1 fehlt aber nur

das PPP; isl. Anjósa, nn. nysa. aschw.: niusa + (auch swv); schw. nysa, dán. nyse; Bm. nysa. ahd.:

Nur Prásensbelege (G1 11,733,54 oscitare, sternutare: niusit), mhd.

niesen hat

aber starke Präteritalformen; nhd. niesen (stswv). Vgl. ahd. nur, nor "das Niesen' (Gl 1,497,17); awn. hneyri, hnøri u.a. ‘das Niesen' (CV); ae. af-nora *das Niesen’ OET. P 953 (mE); TF 100f. (mE); V 244 (zw); J 213-224 (mE, H1); Hh 167 ‘hnora’ (oE); K 511 (=); Gr II,1104f. (a). Gm. hneus-a-, intr. 'niesen' hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Es gehört zu einer Vielzahl schailmalender Bildungen dieser Bedeutung, die einander zwar áhnlich, aber lautlich nicht zu vereinigen sind. Vgl. fneh-a-. »HNEUT-Aawn.:

‘stolpern’

Nicht belegt, erst isl. hnjóta 'stolpern' (stv).

-Pn----

270

HNEWW-A- — HREIB-A-

Vgl. isl. hnjötr, hnjóskr (m) “Unebenheit im Gelände’. J 332-337. Das Verb ist nur im modernen Isl. belegt, scheint aber eine ursprünglich starke Bildung zu sein. Es hat keine naheliegende Vergleichsmóglichkeit. HNEUP-A-

‘schlagen’ s. HNEUD-A-

HNEWW-A-

‘stoßen’

-n---d

awn.:

hnogg(v)a (hnyggja), hnggg, —, hnuggenn; abs. 'taumeln'; dt. 'erniedrigen”; acc. ‘jemand von etwas (dt.) trennen, berauben'; PPP auch 'niedergeschlagen': E 2,4; S 1(P),2(D),4.

ahd.:

niuwan,

nou, —, ginu(w)an;

acc. ‘stoßen, zerschlagen’;

zum

Lautlichen

vgl.

bleww-a-: N 4; Gi 11,434,23 retundit: niwit ('abstumpfen' vom Beil); GI II, 420,18 pressit: nou ((niederdrücken, sich niederbeugen’); Gl L287,35 pilo tunsum: stamfe farnuwanaz (*zerstoßen’); mhd. niuwen. (far-): ahd. 'zerstoBen' Gl. s.o. P 559-563 (mE, Hl); TF 99 (mE); V 246 (mE, Hl); J 213-224 (mE, HI); K 247 'genau’ (mE); Gr IV,1125f; Meringer, WuS 1 (1909), 22f. Gm. hneww-a-, trans., intr. 'stoBen" hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Es gehört zu den gm. Bildungen mit Anlaut idg. qn- und der Bedeutung ‘stoßen’ (vgl. hneit-a- und hneud-a-). Lautlich entsprechend gebaute Wörter mit der Ausgangsbedeutung 'schaben', die von den Wórterbüchern ebenfalls hier angeschlossen werden, hált man besser getrennt.

HREIB-A- (/-f) ‘greifen’ awn.:

-n-(f--

hrifa, hreif, hrifo, hrifenn; präp. ‘greifen, fassen nach’: (D) +; die Belege, die Fritzner für ein stv. der Bedeutung ‘kratzen, ritzen’ gibt, sind nicht zwingend; isl. hrífa.

hreib-ö- H: afr. hrivia “aufharken’ (Nur Holthausen, L 95). hreib-ö (f) H: awn. Arifa ‘Rechen, Harke' (M). P 938-947 (mE, HI); TF 105 (mE); V 255 (HD; Hh 174 ‘gehrifnian’ (mE). Gm. hreib-a-, intr. ‘greifen’ hat keine überzeugende Vergleichsmöglichkeit. Die Zurückführung auf lautlich nicht genau entsprechende Wörter mit der Bedeutung ‘kratzen’ usw. (> *harken' — ‘greifen’) (so die Wörterbücher) hat wenig Wert; es

HREI-NA-

handelt sich hier eher um Wurzelmischung. wie tak-a- ‘nehmen’ zu tæk-a- 'berühren"?

*HREI-NA-

(hrein-a-)

271

Verwandtschaft mit hrein-a- 1 ‘berühren’

I *berühren'

-ne(f)sd

awn.:

Arína, —, —, hrinenn; präp. (adv.) ‘einwirken’ (negiert: 'nicht hängen bleiben, sich nicht abheben’), ‘sich auswirken’ (Fluch): (CV) 1,4.

ae.:

hrinan, hrån, hrinon, —; acc. ‘berühren, ergreifen, treffen': B 1,2,3; G 1,2,3; Bo-1, A 1,2; Ae 1,2, JE-1,22; VP-1, R1 1,2; L 1,2,3, R2 12,3; PPP nur schwach

afr.:

(etwa RD), auch sonst ndh. swv. Der Ansatz von afr. hrena als stv. ist wohl nicht gerechtfertigt.

as.: ahd.:

hrinan, hren, —, —; acc. ‘berühren’: H 1,2; mnl. gherinen. rinan, rein, —, girinan; acc. “berühren, treffen’: T 1,2; O 1,2; Gl

11,92,33

pulsentur: girinan; Gl L181,36 intactus: unpihriran (der Herausgeber liest hier unpihrinan,

zu erwägen

ist aber,

ob es sich nicht um

ein PPP

ohne

Nasal

handelt, mit r als Hiatustilger wie in erscriren; die Form wäre dann zu beurteilen wie gt. uskijanata); mhd. rinen. (an-)

'berühren': ae. cD Bo Ae L R?; as. H.

bi-

‘berühren’: as. H; ahd. T O.

ga-:

ae. 'berühren, schmücken’ cD VP RI L R2.

hrin-a-m (n) W: ae. gehrin ‘Schmuck, Bauwerk’ L. hrin-i-z (m): ae. hrine ‘Gefühl’ Sol, hand- ‘Berührung mit der Hand’ cD; afr. H hrene ‘Geruch’.

hri-no- ‘riechen’ H: ae. hrenian (BTS); afr. hrena; (Wiss

152f1.).

P 618 (mE); TF 104 (mE); V 256 (mE); J 266 (mE); Hh (mE); Gr IV,1156ff. (zw).

174 (mE); K 592 ‘Reif 2

Gm. hrein-a- 1 'berühren' hat keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. Anschluß an baltische Wörter mit der Bedeutung 'abrahmen' ist zu unsicher.

*HREI-NA-

(hrein-a-) 2 ‘schreien’ hreik-

awn.:

Der

-n----(n)----

hrina, hrein, —, hrinenn; abs. ‘schreien’ (besonders vom Schwein, auch vom Huhn, Pferd); Prät. Pl. kann ich nicht belegen; bei Noreen, L 27, $ 382, der hrein-a- I und 2 nicht trennt, nicht als fehlend aufgeführt.

hrain-eja-: awn. hreina "ein Schwein zum

Schreien bringen’ (Fr).

272

HREIT-A- — HREMP-A-

Ohne Nasal mit k-Erweiterung: hrei-k-o-: awn. hrika *knirschen, dröhnen’ (Fr).

P 567-571 (=, HI); TF 104 (=); V 256 (=, HI); J 230-236 (=, HI). Gm. hrein-a- 2 ‘schreien’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Es gehört wohl zu den zahlreichen Schallwörtern auf einer Grundlage idg. ger- (vgl. im Gm. hröp-a-, hreut-a- und auch skrei-a-). Awn. hrika könnte eine genaue Entsprechung haben in gr. kpilm ‘kreischen, knirschen'. Mit dem Grundwort wird verglichen lett. krina ‘Sau’ (was wohl eine na-Bildung neben dem Nasalpräsens des Gm. wäre).

HREIP-A-

‘ernten’

s. REIP-A-

HREIT-A-

(?) ‘reißen’

Bei Gallée, L 100, $ 388, Anm. dieser Lautform

----$1 ist ein stv hritan ‘reißen’ angesetzt.

Belegt ist mit

nur hritanthion: scribentibus sD, neben dem ein schwaches Präteri-

tum ritta existiert. Der Bedeutung nach gehören diese Bildungen eindeutig zu wreit-a-; der Lautstand macht jedoch Schwierigkeiten. Ebenso gehóren mnd., mnl. riten (stv), nul. rijten (stv), nwfr. rite bedeutungsmäßig zu wreit-a-, setzen aber im Lautstand ein *(A)reit-a- fort. Man wird der Frage wohl am ehesten gerecht, wenn man eine sekundäre Abwandlung des ursprünglichen wreit-a- annimmt, vielleicht durch Wurzelmischung. Vgl. F. A. Wood, MPh 4 (1906/07), 493f.

HREMP-A-

‘einschrumpfen’ remp-a-

ae.: as.: ahd.:

--e-*sd --e--

Nur PPP ge(A)rumpan 'runzelig, geschrumpft? W (r- und Ar- als Anlaut belegt). Nicht belegt, erst mnd. rimpen, mnl. rempen 'runzeln'. rimpfan, rampf, —, girumpfan; abs. *einschrumpfen': N 4; G1 1234,31 terit: hrimfit, krimfit (7); G111,17,34 caperrabat: rampf 'schrumpfte' ; mhd. rimpfen, nhd. rümpfen (swv).

P 948f. (=); TF 103 (=); J 84311. (=); Hh 174 (=); K 614 'rümpfen' (=); Gr 11,512.

Gm. hremp-a-, intr. 'einschrumpfen' gehört zu den strukturell einheitlichen gm. Bildungen mit der Bedeutung 'krampfen, schrumpfen', die in der Regel nasaliert sind (Überblick s. unter skrenk(w)-a-). Formal sind diese Bildungen häufig auf eine Wurzel

*ger- oder

*sger- zurückführbar;

es fragt sich aber,

ob es sich tatsáchlich

HREND-A- — HRENKW-A-

273

um Erweiterungen einer Wurzel handelt. Mit hremp-avielleicht: (lit.) (W): krembljs ‘Pilz’ (Eierschwamm). (gr.) (W): xpappóc “trocken, welk’; «pappn (f) ‘Kohl.

HREN-A-

‘riechen’ s. HREIN-A-

HREND-A-

awn.:

vergleichbar

sind

1

‘stoßen’

-ne---

hrinda, (-y-), hratt, hrundo, hrundenn; acc. ‘stoßen, wegstoßen’, (auch swv): E +, C

ae.:

genau

1,2,4; G

1, PE 2, R

1, S 1,2(P),3,4; isl. hrinda.

aschw.: rinda 1,4. Nur Prät. Sg. rand ‘stieß’ Rå.

P 621 (=); TF 102 (=); V 256 (=); J 272 (=); Hh

174 (=).

Gm. hrend-a-, trans. ‘stoßen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Es wird in der Regel angesehen als nasalierte Form zu gr. xpot&w ‘schlagen, stampfen, klatschen’. Dies setzt grammatischen Wechsel im Gm. voraus. Da zudem die Bedeutungssphäre nicht genau übereinstimmt, ist der Vergleich zu unsicher. Möglicherweise sind die unter hreww-a- aufgeführten Formen Bildungen von der gleichen Wurzel. HRENG-A-

HRENKW-A-

awn.:

'ringen' s. WRENG-A-

‘sich zusammenziehen'

-n----

hrekkva, hrokk, hrukko, hrokkenn; abs. 'zurückfahren, zurückweichen, zusammenfahren' und ‘sich krümmen, ringeln, zusammenlegen': E 4, C 1,2,3; S 1; isl. hrökkva.

hrenkw-ja-: awn. hrokkvi-all ‘Schlange’ ('Ringel-Aal) hrankw-eja- W: awn. hrøkkva 'forttreiben' E S.

(EJ).

P 935-938 (=, HD; V 264 (a, Hl); J 831-835 (=, HD). Gm. hrenkw-a-, intr. ‘sich zusammenziehen' gehört zu den strukturell einheitlichen gm. Bildungen mit der Bedeutung 'krampfen, schrumpfen', die in der Regel nasaliert sind (Überblick s. unter skrenk(w)-a-) Mit dem gm. Verbum vergleicht sich vielleicht unmittelbar: (aksl.) (W): Krogs ‘Kreis’.

274

HRESP-A- — HREb-A-

HRESP-A-

ae.: afr.: ahd.:

‘reißen’

--ef-d

Nur Präsens gehrespan ‘reißen’ (BT). Arespa ‘reißen’ stv nach Holthausen. L 95; ich kann es nicht belegen. respan, —, —, girospan; ‘reißen, rupfen': Gl 1,264,24 vellere: hrespan; Gl 1,122,16 exausta: arhrospan.

hresp-a-m (n): ae. ge-hresp ‘Plünderung’ (BTS); ahd. ca-hresp '"Plünderung' GI I, 148,1 (predica). hrasp-ö-: ahd. raspon ‘eilig sammeln, zusammenraffen* N (Wiss 24). P 948f. (mE); Hh

173 (Vw); K 583 ‘Raspel’ (mE); Gr IV,1181.

Gm. hresp-a- ‘reißen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Mit Rücksicht auf mhd. raffen usw. wird meist *hrep-s- mit Umsprun g des s angesetzt. Dies ist jedoch höchst unsicher. Vgl. noch hreib-a-. HREP-Aahd.:

(/wr-, r-) sieben?

00000000

----- d

redan, rad, —, —; acc. ‘sieben’: O 1; GI IV,282,26 cribravit: rath; mhd. reden.

P 620 (=); K 578 ‘Räder’ (=); Gr ILA74£. (a). ETYMOLOGIE Gm. hreb-a-, trans. ‘sieben’ kann verglichen werden mit einem rekonstruierbaren Verbum gret- ‘schütteln’: mir.: erothaim 'schüttle' (nach P, ich kann es nicht belegen). lit.: krecià, krésti ‘schütteln, rütteln' ; krescioti ‘sieben’. HERLEITUNG Einige Erweiterungen einer Grundlage *ger- sind wohl hiermit in Zusammenhang zu bringen, obwohl sie in der Regel anders gedeutet werden: qrei- (P 946): (lt): cribrum ‘Sieb’ (*grei-dhro-m). (air.): criathar ‘Sieb’ (m) (*qrei-tro-). (gm.): ae. hridder (n) ‘Sieb’ BT (M. Förster, A 61, 1937, 341-350); as. hrideron 'sieben’ sD: ahd. ritron 'sieben' T N.

Weiteres auf der Grundlage grei- in den jüngeren sl. Sprachen; vgl. noch (gr): kpnoépa “feines Sieb’ (morphologisch undurchsichtig, vgl. Frisk, L 155, S. 11,17). qreis- (P 937): mir.: cressaim 'schüttle, schwinge' (Nach P, ich kann es nicht belegen) (*gris-to-).

HREUD-A- — HREUF-A-

gm.:

275

gt. af-hrisjan “abschütteln’; ae. hrisian ‘schütteln’ (BT); as. hrisian ‘schütteln’ H; vgl. awn. Arista ‘schütteln’ E.

HREU-A-

‘schmerzen’

HREUD-A-

s; HREWW-A-

‘frei machen’

HREUD-*A-

s. HREUP-A-

(/-5) ‘bedecken’

-ne--(d)

awn.:

hrodenn “mit Metall überzogen’ E C.

ae:

—,

(au-):

ae. ‘schmücken’ cD.

hréad, —,

hroden;

acc. “bedecken,

schmücken’:

B 4, cD

2,4.

hreud-on (m) Z: ae. bord-hréoda 'Schildüberzug B cD (Auslaut!). hraud-o (f): ae. earm-hread ‘Armschmuck’ B. *hrud-sti- — Arust-i-z (£) Rüstung W: ae. hyrst (Schmuck) B cD; ahd. hrust Hildebrandslied (dD) 46 und 56; vgl. auch ae. ge-hyrst 'Schmuck' Chr, ahd. Gl 1,132,42 ornatus: cahrustit.

Der Lautstand des Prät. Sg. des Verbs weist eindeutig auf hreud-, doch kommen in der Sippe auch Wörter mit ae. å vor. In der Regel wird dieser Lautstand als sekundär angesetzt.

P 616f. (=, HD); TF 108 (=, HD; V 257f. (=, HI); J 268f. (a); Hh 173 (Vw); K 616 rüsten’ (a); Gr 11,546ff. K. Kårre, Beitr 44 (1920), 168-176. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hreud-a-, trans. 'bedecken' hat keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit. gehört wohl zu einer Basis greu- in hit.:

aksl.:

kráuju

(-nu),

kråuti,

laden, aufspeichern'. kryjg, kryti “decken,

Pråt.

króviau

bedecken,

'aufeinanderlegen,

verbergen,

aufstapeln,

Es

packen,

verhüllen'.

Vgl. mit p-Erweiterung: gr.: kpdnto "bedecken, verbergen’.

HREUF-*A- (/-ü-, -b) (?) ‘PPP struppig’ awn.:

hrufinn ‘struppig’, das als PPP erklärt werden kann.

-n---Vgl. Noreen, L 27, $ 488,

276

HREUS-AAnm. 4, zur Bedeutung Ansatz eines stv.

HREUS-Aawn.:

Thorkelsson,

L 23,

S. 44f.

Reicht

nicht

1 ‘beben’

aus zum

.1----

hriösa (-y-), hraus, —, —; abs. ‘beben, zittern’: (D) 1,2; isl. hrjösa. aschw.: *rusa 'schaudern' 2,4.

P 621f. (a); TF 108 (a); V 258 (a, HI); J 267 (a, Hl). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. hreus-a-, intr. 'beben' wird in der Regel mit einigen Nomina verknüpft, für die auf Grund der morphologischen Verhältnisse ein ursprünglicher s-Stamm von einer Grundlage *qreu- angesetzt wird (z.B. It. eruor Blut"); doch liegt ein Anschluß des gm. Verbs an die Wurzel ger- ‘schütteln’ und ihre Erweiterungen (vgl. hrep-a-) bedeutungsmáDig erheblich näher, und dieses ist von den oben erwähnten Nomina getrennt zu halten. Von einer entsprechenden u-Basis können gebildet sein (P 623) als *greu-t/dh-: gm.:

hreud- in ae. hröade-müs

‘Fledermaus’

LWS

IL236,18;

mhd.

entrütten 'zer-

rütten, wegrütteln'. HREUS-Aae.:

2 ‘fallen’

-(n)e--d

ahd.:

hréosan, hreas, hruron, hroren; abs. ‘stürzen, fallen, sinken’: B 2,3,4, cD 1,3,4; A 1,2,4; Ae 1,4; VP I. Nur Gl L62,16 reor: hriusu; nach Schatz, L 122, $435 als ruor übersetzt.

bi-: ga-: te-: w-:

ae. ae. ae. ae.

'entfallen' B WH. fallen’ cD. (10-) ‘zerstören’ cD WH. (d-) fallen’ WH.

hrauz-eja-: ae. å-hryran “abschütteln’ LWS 1,70,8 (oder zu hreus-a- 1?). hruz-a-m (n): awn. W hrer ‘Leiche’ E; ae. ge-hror ‘Fall, Tod’ (BT). hruz-i-z (m): ae. hryre ‘Fall, Sturz, Tod’ B cD Bo VP. hruz-ula- (adj): ae. hrurol ‘fallend’ (BTS). P 622 (=, Hl); V 264 'hrer' (HI); J 268 (Hi); Hh ETYMOLOGIE

UND

173 (=); Gr IV,1181.

HERLEITUNG

Gm. hreus-a- 2, intr. ‘fallen’ hat keine unmittelbare Basis (greu-) kann wohl angesehen werden:

Vergleichsmöglichkeit.

Als

HREUT-A- — HRÜT-A-

277

(gm.): Aru-na- in awn. hrun ‘Zusammenbruch’ (CV), hrynja *zusammenfallen' (CV). apr.: krüt ‘fallen’ (kruvis *Fall). HREUT-Aawn.:

1 'zerspringen'

-n----

hrióta, hraut, hruto, (hrotenn); abs. 'herausspringen, herausfallen, hervorbrechen, bersten, abprallen' und andere Bedeutungen, die eine gewaltsame

Bewegung kennzeichnen; PPP kann ich nicht belegen, bei Noreen, L 27, 8485, der hreut-a- 1 und 2 nicht trennt, nicht als fehlend aufgeführt: E 2,3; PE 1,3; isl. hrjóta.

hraut-eja-: awn. Areyta “fortschleudern, verschenken’ hrut-no-: awn. hrotna 'entzweispringen' (Fr).

E (M).

P 622 (mE); TF 107 (mE); V 258 (mE); J 268f. (mE). Gm. hreut-a- 1, intr. 'zerspringen' hat wegen der nicht genau faßbaren Bedeutung keine sichere Vergleichsmöglichkeit. In Frage kommen qreu- ‘stürzen’ (P 622), qreus- ‘stoßen, schlagen’ (P 622f.) und unter Umständen sger- ‘springen’ (P 933f.); möglicherweise auch Areut-a- 2, wenn von *herausplatzen, zerknallen' oder ähnlichem ausgegangen wird. HRÜT-A-

‘schnarchen’

-- efsd hreut-a-

awn.: ae.:

2

-n- ---

hrióta, hraut, hruto, —; abs. 'schnarchen, brüllen': E 2,3, C 1,2,3; PE nach (CV) zeigt der Stabreim in älteren Gedichten r-; isl. hrjöta. hrütan, hreat, —,

1,2;

— ; abs. 'schnarchen, brüllen’: Aelf 168,10f. sterto: ic hrute ;

afr.:

W 1,2. Arüta *rócheln', nur Prásensbelege.

as.: ahd.:

Nur Präsensbelege: hråtan ‘schnarchen’ sD; mnl. ruten. razan, (röz), —, —; abs. ‘schnarchen, brüllen': Gl IV,648,7 sterto: ruze (und

öfters, swv?), GI TV,220,8 ingemuit: raoz. Nicht eindeutig von reut-a- ‘weinen’ zu trennen; klar sind nur die Fälle, wo die Bedeutung entweder 'schnarchen' oder *weinen' 1st. hreut-eja-: ahd. riuzen *schnarchen.

Gl 11,538,8 (Raven

166f.).

hrut-a-: awn. hrot-garmr “Heulhund’ E.

hrut-i-z (m): awn. Arytr ‘das Schnarchen’ S. hrüt-o-: ahd. ruzzon 'schnarchen' Gl 1,532,1 (stertit) (Wiss

Der Lautstand ist verschieden überliefert,

130f.).

Eine Beurteilung wird dadurch er-

278

HREUP-A- — HREWW-A-

schwert, daß eine Abgrenzung von reut-a- ‘weinen’ nicht immer möglich ist (im Englischen kommt außerdem die Schreibung wr- vor). Man kann nicht viel mehr sagen, als daß sich die Bedeutungen ‘schnarchen’, ‘weinen’ und ein weniger genau bestimmtes Schallverb (etwa 'brüllen") auf die Formen hråt- (vorwiegend ‘schnarchen’) und reut- (vorwiegend "weinen’) verteilen, wobei sicher Mischungen vorgekommen sind. P 567-571; TF

107; V 258; J 230-236; Hh 176; K 610 ‘Rotz’; Gr 11,560-563.

Gm. Arüt-a-, intr. ‘schnarchen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Schallwörter von der Wurzel ger- sind jedoch häufig, vgl. für das Gm. hröp-a-, hrein-a- 2 und

auch

skrei-a-.

Das

Wort

‘Rotz’ ist wohl

fernzuhalten,

es ist auch

besser zu

vergleichen als das ‘Grundverb’. HREUP-Aawn.:

(/-d) “frei machen’

-n-2---

hrióóa, hraud, hrudo, hrodenn; acc. "leer machen’, (von Schiffen) 'ausladen, plündern’; refl. ‘sich befreien von’; unpers. 'speien: E2, C 124; R 1, 8 1 (D)2(D),3(D),; isl. hrjöda.

hrup-ja-: awn. hrydja ‘räumen’ PE. V 257; J 268f. Gm. hreub-a-, trans. “frei machen’ ist in seiner Abgrenzung sehr unsicher, da es von hreud-a- *bedecken' und von reud- ‘roden, reuten' zwar ursprungsverschieden ist, sich mit diesen aber sicher vermischt hat. Inwieweit auch außernordische Belege hierher gehören, ist aus diesem Grund nicht zu entscheiden. Keine etymologische Anknüpfung möglich; am ehesten würde entsprechen gr. kpovteitat - KokkíGel ('entkernen'?) (Hesych), aber dieser vereinzelte Beleg einer verhältnismäßig fernstehenden Sprache ist für eine Etymologie nicht sicher genug. HREWW-A-

‘schmerzen’ hreaw,

-(n)efsd

ae.:

hreowan,

(-80-),

—,

—;

abs.,

unpers.

‘schmerzen,

reuen’:

cD

1,2;

afr.: as.:

Al, Ael; RI! 1; Li; me. reowen. (A)riouwa ‘bereuen’. hreuwan, hrau, —, —; unpers., acc. leid sein, schmerzen’: H 1,2, Gn 1; mnd. rüwen, nnl. rouwen.

ahd.:

riuwan,

rou,

ruwun,

—;

abs.

(auch

mit

acc.,

unpers.)

‘schmerzen,

klagen,

jammern, bereuen’, auch swv; zum Lautstand vgl. bleww-a-: MF 2; O 1,2,3; N 1,2; mhd. riuwen, nhd. reuen (swv).

HRÖP-Aga-

279

bereuen’: ae. cD WH; ahd. N.

hreww-ö (f) ‘Reue’: ae. hröow WH Bl; afr. riowa; ahd. riwa (auch n-Stamm) (Trauer, Jammer) ++. hreww-a- (adj) ‘reuevoll’: ae. hréow (BTS). hreww-i- (adj) 'reuevoll, bekümmert’: awn. hryggr ++; as. hriuwi H. hreww-ja-: awn. /iryggva ‘trauern’ C (wohl aus dem stv.). hreww-sö-: ae. hröowsian ‘bereuen’ Bo VP. P 622f. (=); TF 106f. (a); V 262f. 'hryggr 2* (zw); I 267 (a); Hh 173 (zw); K 597 * Reue' (=); Gr IV,1142-1146. ETYMOLOGIE Gm. hreww-a-, intr., trans. ‘schmerzen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. In Form und Bedeutung am besten übereinstimmend ist (ai.) Z: karuna ‘kläglich, mitleidig’; wenn auch die morphologische Verschiedenheit und die geographische Entfernung diesen Vergleich nicht gerade stützen. Man kann weiter an eine Sippe qreus- ‘stoßen, stampfen' anknüpfen, da die Bedeutung des gm. Verbs sicher aus einer konkreteren übertragen ist: lit.:

krusü, krüsti 'zerstampfen, zerstoDen'.

aksl.: sskruso, -iti “zerbrechen, zerreißen’ (poln. skrucha "Reue”). gr.: xpobo ‘stoßen, schlagen, stampfen'. Dies führt zwar im Slavischen zu ähnlichen Bedeutungsbereichen (s.o.), hat aber den

entschiedenen

Nachteil,

daB

die

unerweiterte

Wurzel

die

übertragene,

fort-

entwickelte Bedeutung zeigen und nur im Gm. belegt sein soll, während die Erweiterung die ursprüngliche Bedeutung und die größere Verbreitung aufweisen würde.

HRÖP-A-

‘rufen’

(g)(n)efsd

ae.: afr.: as.:

hrópan, —, hréopon, —; abs. ‘rufen’: (Gr) 1,3. hröpa, hröp, —, hrepen (-ö-); abs. ‘rufen’; nwfr. roppe. hröpan, hriop, hriopun, —; abs. ‘rufen, schreien’, (zum Präs. vgl. das Ahd):

ahd.:

H 1,2,3, Gn 1; mnd. ropen, mnl., nnl. roepen. ruofan, riof, riofun, —; abs. 'rufen’: I 3 (Ar-), MF

1,3; T 1,2,3; O

1,2,3; das

PPP ist nur schwach belegt (etwa MF, neben dem st. Pråt.); das stv. ist kein Jan-Verb, vgl. Wissmann, L 184, S. 46f.; mhd. ruofen, nhd. rufen. uz-:

ahd. ‘ausrufen’ T.

hröp-a-m (n): awn. hröp ‘Geschrei, Tadel, Schmähung’ E (M); ae. (ge-)hröp "Wehklagen’ (BT, BTS). hröp-i-z (m) ‘Geschrei’: gt. hrops (Ruf); ahd. ruoph Gl 11,629,43 (clamor). hrop-ja- ‘rufen’: gt. hropjan; awn. hrepa (schmáhen) (M); ahd. ruofen N.

hröf-ta-z (m): afr. hröft ‘Ruf’; ahd. hruoft ‘Lärm, Jubel, Ruf”

I MF T N,

280

HWEI-NA- — HWEK-A-

P 530f. (mE, HD; TF 106 (zw); F 270 ‘hropjan’ (zw); V 260 *hróp' (mE); J 192 (mE, HI); Hh 176 (mE); K 612 ‘Ruf’ (mE, HI); Gr IV,1132-1142. Gm. hröp-a-, intr. ‘rufen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Schallwórter auf der Grundlage ger- sind nicht selten, vgl. für das Gm. hreut-a-, hrein-a- 2 und auch skrei-a-. *HWEI-NA-

(hwein-a-) "sausen"

-

n

hwei-

-(n)

hweik-

-

-

e --(?d)

- --

(d)

(&)--

-

awn.: hvina, hvein, hvino, —; abs. 'kreischen, sausen': C 2, (EJ) 1,2; R 1, S(D) 3;

ae.:

isl. hvina. aschw.: hwina "zischen, grunzen' 1,3; schw, vina ‘pfeifen’ (kein unmittelbarer Fortsetzer des alten stv.). Nur ein Präsensbeleg hwinan 'zischen, sausen” cD.

hwin-a- HZ: awn. hy-nótt 'Jammernacht' E (falls hvin-). hwin-i-z (m): awn. hvinr ‘Schwirren’ (CV). hwin-isö- H: ahd. winson *murren' Gl L,376,10 (muttire). Ohne Nasal: hwei-ö- H: isl. vía *wiehern' (CV). hwai-o- H: ahd. hueion ‘wiehern’ Gl 1,97,8 (hinniens).

Mit k-Erweiterung : hweik- H: ae. hwicung “das Quicken' (BTS). P 628 (mE); TF 118 (mE); V 273 (mE); J 258f. (mE); Hh 182 (Vw); K 863f. ‘winseln’ und 860 *wiehern' (0E).

Gm. hwein-a- ‘sausen’ ist ein Schallwort ohne sichere Vergleichsmöglichkeit. Die Wörterbücher zählen einige ähnliche Bildungen in anderen Sprachen auf, bei denen aber nirgends ein Anschluß besonders nahegelegt würde.

(HWEK-*A-) awn.:

*wanken'

-n----

Nur Prät. Sg. hvak *wankte', sonst hvika *wanken, weichen’ swv. Der Lautstand ist unklar (ei/e); wohl nur vereinzelte starke Bildung, die den Ansatz eines stv, nicht rechtfertigt. S, TF 114f. und V 272.

HWEL-A- — HWELL-A-

HWEL-Aae.:

(?) ‘tosen’

--e---

Nur Präsens hwelan *tosen' cD. TF 116, Hh 180 und hwell-a-.

HWELB-*A-

281

Reicht nicht aus zum Ansatz eines stv. Vgl.

(?) *wólben'

(g) n (e) f (s) Pd

awn.:

Nur PPP holfinn *'gewólbt (Fr).

afr.:

Hapax biwlven: obrutus; nach v. Helten, L 96, 270 zum Kausativum sekundär

ahd.:

gebildet. Nicht belegt, auch mhd. nur zweimal walb *dehnte sich aus’ (?) in der Deutschordenschronik.

Die Belege sind in ihrer Bedeutung so weit abstehend,

daB

es erst des Beweises bedarf, daß es sich hier um das Verbum hwelb-a- handeln kann. Dieses Denkmal ist ohnehin zum Nachweis ursprünglicher starker Verben ungeeignet. hwelf-tr-jö (£) W: gt. hilftrjos pl. ‘Sarg’. hwalb-a-m (n): awn. Avalf“Wölbung’ C; ae. hwealf “Wölbung, Gewölbe’ (Gr). hwalb-ón (m) 'Hohlziegel': as. hwolvo sD; ahd. walbo Gl 11,376,31. hwalb-ja-m (n): ahd. gi-weibe "Gewölbe" Gl 111,227,50 (camera). hwalb-ó-: awn. hvalfa 'umwenden' (EJ) (M); ahd. walbon ‘drehen’ N. bwalb-eja-: awn. hvelfa *wólben' PE; ae. be-hwylfan ‘bedecken, überwólben' (Gr); afr. bewlven s.0.; as. bi-hwelbian ‘verbergen’ H; ahd. be-welben "umgeben, umwölben’ N. hwulb-o-: awn. holfa 'gewölbt sein’ (Fr). P 630; TF 117; F 285 *“bwilftrjos’; V 247 ‘holf’; J 263; Hh 182 'hwielfan' ; K 869 *wolben’; Gr 1,844f. Ein gm. stv hwelb-a- *wólben' ist nicht mehr sicher belegbar; obwohl seine ursprüngliche Existenz wahrscheinlich ist. Auch keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit.

”HWELL-Aawn.:

‘knallen’

-*?n----

Nicht belegt, erst isl. hvella 'knallen' stv.

hwell-a- (adj): awn. hvellr "laut, schrill (CV). Wohl eine sekundäre Bildung (Expressiv-Gemination) zu der in hwel-a- vorliegenden Basis. Keine genaue Vergleichsmöglichkeit; s. die Reimwörter hell-a- und skell-a- und V 271 *hvellr".

282

HWERB-A-

HWERB-Agt:

awn.:

ae.:

(/-/?) ‘sich wenden’

— hairban, —, —, —; abs. ‘wandeln’ (übertragen: einen Lebenswandel führen).

hverfa, hvarf, hurfo, horfenn; abs. “umgeben, umkreisen' (Vh 50f. aus E +, C 1,2,4; G 1,4, PEL2, R E, aschw.: hværfa +. hweorfan, hwearf, hwurfon, hworfen; B 1,23, cD

afr.: as.: ahd.:

gnefsd

‘sich wenden, sich bewegen, begeben’; umbi-); ‘verschwinden’ (Vh 57 aus uz-): S +; isl. hverfa. abs. ‘sich wenden, sich bekehren, gehen’:

+; Bo 1,2,4, A +; Ae 1,3. Vgl. Weman,

L 182a, S. 150-157.

hwerva (-a-, -rr-) ‘wenden, wandeln’ (nur Pråsensbelege). hwerban, hwarf, hwurbun, gihworban; abs. *hin- und hergehen, wandeln, sich hinwenden zu’: H +, Gn 3; mnd., mnl. werven, nnl. verwerven. werban, warb, wurbun, giworban; abs. ‘sich drehen, wenden, verkehren’; acc. *(Leben) verbringen, (Zeit) verflieBen lassen, handeln’; ‘in ein Kloster eintreten’ (BR); in allen Formen

Nebeneinander f/b

steht auch f im Auslaut, und man erklärt das

als zerrütteten

grammatischen

Wechsel.

Dies

macht

aber Schwierigkeiten, da das Gt. und As. eindeutig b zeigen, was dann als durchgeführter grammatischer Wechsel erklärt werden müßte, wozu kein Grund angegeben werden kann. Leider gibt auch die Etymologie keine Sicherheit, so daß die Frage offen bleiben muß. Vielleicht handelt es sich nur um eine Unregelmäßigkeit des Ahd.:

I 1,3,4, MF

1,2,4;

T +;

0

12,3;

BR 1,4, aD 1,2; N 1,2,3; mhd., nhd. werben. (an-): ae. ‘entgegenkommen’ B Bo. bi-: gt. “umdrängen’; ae. ‘vorbereiten, betreiben’ cD Ae; afr. ‘erwerben’ (Nur Holthausen, L 95); as. ‘besorgen’ H; ahd. ‘erwerben, vollbringen’ ON. (far-): ae. ‘umwandeln’ Ae. ga-: ae. ‘gehen, übergehen’ B WH; ahd. ‘zurückkehren, bekehren’ I MF. uz-: ae. ‘sich umwenden, ändern’ cD Bo; ahd. ‘erringen’ Wi. hwerb-a- (adj) W: gt. ga-hairbs 'fügsam, gehorsam’, heila- ‘vergänglich’; awn. hverfr ‘beweglich, unbeständig’ E G; ae. gehwerf ‘umgewandelt’ R!, ntr. on påm gehweorfe ‘beim Drehen’ LWS 11,242,13; ahd. vier-werba ‘viermal’ Merigarto (L 117) 94. hwerb-ön (m): ahd. werbo ‘Strudel, Wirbel’ N. (f): as. hwervo ‘Pol’ (der Erde) sD; ahd. werba ‘drehbares Gefäß’ N. hwerb-ila-z (m): awn. Avirfill ‘Scheitel’ PE R; ahd. wirbi! "Plektrum* Gl T11,253,43 (plectrum). hwerf-ta-z (m): ahd. umbi-werft 'Erdkreis' T. hwarb-a-m (n): awn. hvarf ‘das Verschwinden’ PE G, af- *Abschweifung, Umweg’ E. hwarb-a- (adj) '-mal' H: afr. -hwærf; ahd. -warb T. hwarb-a-z (m): as. W hwarf ‘Haufe, Versammlung’ H; ahd. warb “Umdrehung, Wechsel’ N.

HWERB-A-

283

hwarb-ö(n) (f) W: ahd. warba ‘Art und Weise’ O, "Drehung, Spannung’ N. hwarb-o-: gt. warbon "hin und her gehen, weggehen’; awn. hvarfa ‘sich hin und ber bewegen’ E G; ae. hwearfian “wandeln, verkehren’ cD Bo Go VP R! L RD R2, vgl. Weman, L 182a, S. 161ff.; as. hwarbon ‘wandeln, gehen’ H Gn; ahd. warapon *hervorkommen' (Worte aus dem Mund) Gi IL671,22 (recursent); (Wiss. 10). hwarb-eja-: awn. Averfa ‘wandeln’ E (M); ae. hwyrfan ‘wandeln’ B cD, vgl. Weman, L 182a, S. 157-161; as. gihwerbian ‘wegwälzen, bekehren’ H; ahd. *zurückkehren, umkehren, drehen, Instrument stimmen" T O BR

werben aD N

(Raven 258f.). hwarb-lo- W: awn. Avarfla ‘sich verbreiten, kundtun' E (M). hwurb-i-z (m): ae. hwyrf "Weg, Gang’ cD. hwurb-&- H: awn. horfa ‘gerichtet sein, schauen’

+—.

hwurb-nö-: awn. horfna ‘verschwinden’ (CV). hwurf-ti-z (m): ae. hwyrft "Gang, Wandlung, Drehung’ B cD Bo R2, ymb- 'Erdkreis' VP L; ahd. umbi-wurft "Erdkreis' (stf) aD. Die Bedeutung geht stark auseinander, sie dürfte ursprünglich etwa 'sich wenden' gewesen sein. Weiterentwicklungen: “umdrehen, umkehren’, religiös ‘sich von der Welt abwenden’,

"hinwenden,

wegwenden’;

‘verkehren mit, Lebenswandel

führen’;

‘sich bewegen, gehen, wegbegeben, verschwinden’; ‘drehen, im Kreis bewegen’. Die Ableitungen gehen von diesen Bedeutungen aus, sind aber noch erheblich stärker spezialisiert. P 631 (mE); TF 116 (mE); F 279f. (mE); V 271 (mE); J 261f. (mE); Hh 181 (mE); K 855 (mE); Gr 1V,1229-1238. v. Windekens, Leuvensche Bijdragen 33 (1941), 9f. ETYMOLOGIE Gm. hwerb-a-, intr. ‘sich wenden’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. (1) Ähnlich wie bei falp-a- kann das Multiplikativzahlwort hwarb-a- im Gegensatz zum ‘Grundverb’ gut verglichen werden, was die Frage aufwirft, ob es nicht anderen Ursprungs ist: (osk.): petiro-pert ‘viermal’; umbr. trio-per ‘dreimal’; (daß das osk. Wort nicht zum Anlaut von ker- ‘schneiden’ paßt, bedeutet nicht, daß es von den Multi-

plikativzahlwórtern

der

Satem-Sprachen

zu

trennen

ist,

wie

Mayrhofer,

L 158, 1,259 es will, sondern daß diese Wörter mit ‘schneiden’ ursprünglich

nichts zu tun haben. Sekundärer Anschluß wie bei gm. Awerb-a-?). (lit): du-, tris-kartüs 'zwei-, dreimal”. (aksl.): deva-krate “zweimal. (ai):

-krt, -krtva- ‘-mal’.

(2) gr. kaprrög ‘Handgelenk’ kann schlecht verglichen werden, da es bedeutungsmäßig nicht besonders nahesteht, und der Vergleich lautliche Schónheitsfehler aufweist (Annahme von kw- mit Dissimilation).

284

HWÄT-A-

(3) Bei toch. AB kärp- "herabsteigen” ist ein Anschluß denkbar, aber in dieser Isolierung und bedeutungsmäßigen Entfernung für eine Etymologie nicht zu gebrauchen.

HWÆT-A-

‘stoßen’

(g) n(e)

awn.:

hvåta (selten höta), —,

ae.: as.: ahd.:

(EJ) 4; S I. Nur Prät. Sg. ähwet ‘vertrieb’ Genesis B (also vermutlich as.). Nur Präsensbelege -hwåtan Gn; mnd. forwaten, mnl. verwaten. wåzan, wiaz, wiazun, giwäzan;, dt. “jemand angehen’; acc. ‘wegjagen, stoßen’: O -4; N

—,

hvátenn;

1; GI L271,31

acc. ‘stoßen, durchbohren’

abigebat:

-sd

(auch swv):

ver-

wiez; Gl 1,379,45 anathimatizave-

runt: farwiazzun; vgl. auch das unter wzt-a- ‘blasen’ Aufgeführte; mhd. ferwazen, Simplex in der Bedeutung ‘duften’ (Bedeutungsübergang wie bei stenkw-a-). (far-)

‘verfluchen, verdammen’: as. Gn; ahd. O.

hwæt-a-m (n): ahd. fra-waz ‘Fluch, etwas Verbanntes’ Gl 1,374,18 (anathema). hwæt-mön (m): ahd. wåzamo ‘Fluch’ O. hwot-o (f) ‘Drohung’ (Rückbildung?) H: gt. /rota; awn. hót E S. hwot-ja- ‘drohen’ H: gt. /votjan; awn. hæta (CV). hwat-a- (adj) H: awn. hvatr 'flink, tapfer” E C G S; ae. hwær ‘scharf, stark’ B WH Chr. hwat-o- H: awn. hvata 'vorwärtstreiben’ (EJ) (M). hwat-eja- ‘schärfen’ H: gt. ga-/vatjan ist Konjektur für ga-/votjan; awn. hvetja (EJ)

G (M); ae. hwettan (ermuntern, antreiben) B cD; ahd. giwezzen O. idg. *kwad-to- >

hwass-a- (adj) ‘scharf’: gt. wassaba (adv); awn. hvass ++;

ae.

hwæss cD; ahd. was O BR N.

Der Kern dieser formal und bedeutungsmäßig auseinanderfallenden Sippe ist wohl hwær-a- ‘stoßen’ (durchstoßen, verstoßen, anstoBen). Dazu mit ö-Ablaut ‘drohen’ mit vorstellbarem Bedeutungsübergang (vgl die Entwicklung von *verstoßen, verfluchen"). Am meisten Schwierigkeit machen die schwundstufigen Belege, die vorwiegend auf die Bedeutung ‘scharf’ zurückgehen. Möglicherweise ist die Bildung hwat-eja- 'anstoBen, wetzen’ die primäre Ableitung (für den Vorgang des Wetzens dürfte eine Ableitung von einem Verbum für ‘stoßen’ wohl eine brauchbare Bezeichnung bieten können) und die Adjektive daraus sekundär abgeleitet (in der Regel nimmt man die umgekehrte Ableitungsrichtung an). P 636 (mE); F 286 'Wwota" (mE); V 269f. (mE); J 281f. (mE); Hh 179 'hwzt'(mB); K 858 ‘wetzen’ (mE); Gr L1087ff. (zw). G. V. Smithers, EGS 4 (1951/52), 75-84.

HWÖP-A- — HWOS-A-

285

Gm. Awät-a-, trans., intr. ‘stoßen’ hat keine überzeugende Vergleichsmöglichkeit. Es hat wenig Wert, an bestimmte Einzelbedeutungen anzuknüpfen, solange nicht gezeigt werden kann, daB sie für das Gm. den Ausgangspunkt bilden.

HWÖP-A- 'rühmen, drohen’

g-e---

gt:

hopan, kailvop, —, —; abs. (dt. der Sache) ‘sich rühmen, brüsten'.

ae.:

hwopan,

hwéop,

hweopon,

—;

dt. ‘drohen’;

acc. 'bedrohen':

cD

1,2,3.

hwöf-tuli (f): gt. woftuli "Ruhm, Rühmen'.

F 286 (zw); Hh 182 (oE). Gm. hwöp-a- ‘rühmen, drohen’ hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. die Bedeutung ‘drohen’ zu Awöt-ja- (vgl. hwæt-a-)?

HWÖS-Aae.:

'husten'

hwósan,

hwéos,

Gehört

-(n)e--(d) —,

—;

abs.

'husten':

LWS

11,258,7 hwösad;

(BTS)

hweos.

hwös-tön (m) ‘Husten’: awn. hösti (M); ae. hwösta Aelf 75,6; ahd. huasto O.

P 649 (Nachtrag) (=); TF 118 (=); V 250 ‘hösta’ (=); I 280 (=); Hh 182 (=); K 322 ‘Husten’ (=); Gr IV,1062f. (=). ETYMOLOGIE Gm. hwös-a- intr. 'husten' geht mit Sicherheit zurück auf das gemein-idg. Verbum q*às- 'husten' (Vokal nicht völlig sicher): (kelt.): ir. casacht (f) ‘Husten’; cymr. pas (m) ‘Keuchhusten’, peswch (m) *Husten'. lit.: — kósiu, -éti 'husten' (alt auch athematisch kosmi). ksl.: kaseljgri 'husten'.

ai:

kdsate 'hustet'.

JED-Aas.: ahd.:

‘jäten’

-gedan, —, —, gigedan; üt-, gi- 'játen' sD. jetan, —, —, gijetan; acc. “jäten’: Gl 1,713,12

----sd

colligimus:

uz-ar-geden;

Gl

1,599,53 purgabuntur: gigeten werdent; mhd. geten, jeten, nhd. jäten (swv). Vgl. ahd. iet-isin ‘Hacke Gl 11,36,16 (sarcula), geda ‘Hacke’ Gi 1,298,18 (sarculum). K 330f. 'jdtem (zw); Gr 1,594f. Gm. jed-a-, trans. ‘jäten’ hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. JEH-Aawn.: afr.: as.: ahd.:

(/-hw ?) ‘versichern’

-n-fsd

Nur einmal PPP jåenn (vgl. Jönsson, L 24, S. 96; Noreen, L 27, $ 489, Anm. 8), sonst swv (selten). Jå, jech, jen, -jen; abs. ‘gestehen, bekennen, aussagen’. gehan, —, —, —; abs. (gen. der Sache) ‘aussprechen, sagen, bekennen’: H 1; mnd. jen. jehan, jah, jähun, gijehan (-g-); abs. (gen. der Sache, dt. der Person) ‘sprechen’, auch ‘einräumen, beweisen, loben, sich berufen auf’: T 1,2,3; O 1,2,3; BR

1,4(h), aD 1,2; N 1,2,3,4(g); mhd. jehen. bi-:

as. ‘sich vermessen’ H; ahd. ‘bekennen’ T N.

ga-: uz-:

ahd. ‘gestehen’ T N. ahd, ‘bezeugen’ ON.

jeh-o-: awn. jd ‘versprechen’ (Fr). jeh-ti-z (£): afr. jecht "Geståndnis"; ahd. Jiht N, bi-giht

I O BR N ‘Bekenntnis, Lob-

preis’. P 503f. (=); V 289 'jd' (=); J 96ff. (=); K 61 'Beichte' (=); Gr 1,581-588. ETYMOLOGIE Gm. jeh-a-, intr. ‘versichern’ ist am genauesten vergleichbar mit einem keltischen

JES-A-

287

Nomen (das allerdings im Auslaut mehrdeutig ist). Weitere, weniger sichere Anschlußmöglichkeiten auf dem ganzen idg. Sprachgebiet. Zu einem Ansatz *jeg"-

vgl. W. Krogmann, KZ 60 (1933), 114-129. (It.) (W): iocus, -i (m) “Wortspiel, Scherz’; (umbr.) iuka “Worte beim Opfer’ (Bitten?). (cymr.): iaith (f) ‘Sprache’. (lit.) (7): juókas “Lachen, Spott, Spass’; (wahrscheinlich nicht selbständig; vgl. Fraenkel, L 146, S. 197f.), anders W. P. Schmid, /F 68 (1963), S. 226. ai. (7): yåcati “fragt, bittet’, auch ‘bietet an’; PPP yåcitå-. Vgl. W. P. Schmid, IF 62 (1956), S. 231**. toch B (?): yäsk- 'betteln, erbitten’, med. sk-Präsens, suffixloses å-Pråteritum. JES-A- ‘gären’ ahd.:

jesan, —, —, —;

-(n)(e)--d abs. ‘gären’: GI 1,711,59 vinum novum:

mustum gesandan;

Präteritalbelege erst bei mhd. jesen, gesen, nhd. gáren (stswv). ga-:

ahd. ‘gären’ Basler Rezepte (dD) [, 11.

jes-ti-z (f): ae. gist “Hefe? LWS 11,266,1; mhd. jest ‘Schaum, Gischt'. jes-tu-z (m): awn. jostr *Gårung, Hefe’ (EJ). jös-eja- W: awn. ésa ‘in heftige Bewegung setzen’ PE R S, øsask ‘rasen, wüten' E. P 506 (=); V 295 'jgstr' (=); I 98f. (=);

Hh

142 ‘giest’ (=);

K 232 ‘gären’ (=);

Gr L611f. ETYMOLOGIE Gm. jes-a-, intr. *gåren” ist mit Sicherheit zurückzuführen auf die gemein-idg. Verbalwurzel jes- 'sprudeln, schäumen’. cymr.: /asu ‘kochen lassen’, ias (f) 'Schauder'. gr: Leo 'walle, sicde, koche’ (Geotógc *gesotten"). al: yas-, vedisch ipv. yayastu, sonst j-Prásens ydsyati 'schàumt, erhitzt’, PPP yastá-. toch A: yäs- ‘sieden’ (mangelhaft belegt). Vielleicht zusammenzubringen mit idg. eis- "heftig bewegen’ (P 299 ff.).

K KAF-A-

‘'niederdrücken’

s; KWAB-A-

KAL-A- 'frieren' awn.:

(g) n e (f) (s) (d)

ae:

kala, kól, (kólo), kalenn; abs. ‘kalt werden, frieren, steif sein’: E 2,4, C 1; PE I; R 2,4; Prät. Pl. kann ich nicht belegen, bei Noreen, L 27, $ 500, nicht als fehlend aufgeführt ; isl. kala. aschw.: kolin "fröstelnd* (Schwundstufe kul-!). calan, cöl, —, -calen; abs. 'frieren, kalt sein’: cD -2; Bo 1; Ae -4.

uz-:

ae. ‘kalt werden’ (å-) cD.

kal-i-z (m): ae. cyle ‘Kälte’ cD Bo Co. kal-da- (adj) ‘kalt’: gt. kalds; awn. kaldr (feindselig) ++;

ae. ceald ++;

afr. kald;

as. cald H Gn; ahd. kalt T O N BR. köl-a- (adj) ‘kühl’: awn. kóll E; ae. có! B. kol-i- (adj) ‘kühl’: ahd. chuole N; (das Nebeneinander der beiden Adjektive weist nach Kluge auf alte u-Flexion). köl-eja- ‘kühlen’ (Kausativ oder denom.?): awn. kóla PE; ae. cölian cD VP L, åGo R1; afr. kelan; as. kölon H; ahd. kuolen T (gi-) O (Raven 99f.). Außerhalb der Ablautreihe stehen: kul-a-m (n): awn. kul ‘kühler Wind’ (CV). kul-i-z (m) ‘Kälte’: awn. kylr (Fr). kul-dön (m): awn. kulde ‘Kälte’. ++.

P 365f. (=); TF 40f. (=); F 306 ‘kalds’ (=); V 297f. (=); J 373ff. (=); Hh 42 (=); K 342 ‘kalt’ (=); Gr IV,379-382. ETYMOLOGIE Gm. kal-a-, intr. “frieren’ läßt sich mit einigen nominalen Bildungen anderer Sprachen unter einer vermutlichen Grundlage gel- vergleichen. Das Verbum hat aber kein genaues Gegenstück und die Bildungen der anderen Sprachen sind vielfach unsicher.

KANN

289

(lt):

geli (n) ‘Frost, Kälte’, gelåre ‘gefrieren’; (osk.) yéAa “Kälte” (in einer Glosse, deren Wert umstritten ist). (lit): gelmenis, gelumä ‘heftige Kälte, Frost”. Wird in der Regel zu gélti ‘stechen, brennen’ gestellt, doch dürfte dieser Zusammenhang auf Grund der etymologischen Verhältnisse wohl sekundär sein. (”sl.): russ. gólote 'Glatteis' usw. Vgl. Vasmer, L 153, S. 288. (gr): Die Glosse yeXavópov - yoxpóv "kalt" (Hesych) ist in ihrem Wert umstritten. Eine Variante mit abweichendem Guttural ist k’el- 'frieren' (P 551), belegt im Gm., Balt., Sl. und Ai. KANN gt: awn.:

ae.:

afr.: as.: ahd.:

(« gona-) ‘kennt, kann’

gnefsd

kann, kunnun, kunba; acc. "kennen, erkennen’; abh. Satz 'wissen'. kann, kunno, kunna; acc. ‘kennen, bemerken, verstehen, Können, vermögen’; ‘zürnen, verachten’ (Vh 34 aus fra): E+,C+;G +, PE +,R +,8 +; isl., nn. kunna. aschw.: kunna + ; schw. kunna, dán., Bm. kunne. can, cunnon, cüda; acc. ‘kennen, verstehen'; B --, cD +; Bo +,A +; Ae +, JE +; VP 3,Pt, R! +; L +, R7? +; PPP oncunnen: notatus W ; me. cunnen, ne. can. kan, kunnon (-0-), küthe (-d-); acc. ‘kennen, können’; nwfr. kenne, kinne. can, cunnun, consía; kunnen, nnl. kunnen. kann, kunnun, konda

acc.

'kennen,

wissen’:

H

+;

(-u-, konsta); acc. 'kennen,

mnd.

kunnen,

-o-, mnl.

sich verstehen auf, vermó-

gen’: O 3,Pt (auch kunsta); N +; ein PPP möglicherweise in Gl IL33,11 vercunnen: desparata; mhd. kunnen, nhd. kónnen. (an-): bi-: (far-): fra-: ga-:

ae. 'anklagen, androhen’ (Gr); ahd. 'beschuldigen' O, 'tadeln, züchtigen’ N. as. ‘kennen, verstehen’ H. ahd. ‘verzweifeln’ N. gt. ‘verachten’. gt. ‘gehorchen, sich unterordnen’ (refi.); ac. ‘erkennen’ L.

kann-o-: awn. kanna “kennenlernen, untersuchen’ ++ (Wiss 19). kann-eja-: gt. kannjan "bekannt machen’; awn. kenna “kennenlernen, prüfen, empfinden’

++;

ae.

cennan

‘erklären,

zeigen’

(BT);

afr.

kenna

‘kennen’;

as.

ant-kennian 'innewerden, erkennen’ H Gn; ahd. in-kennen ‘kennen’ T, ir‘wahrnehmen, erkennen’ MF I O BR aD N, (Raven 84ff.). kann-isla-m (n): awn. kens! ‘Anklage’ G. kann-islön (f): awn. kensla ‘Unterweisung, Unterricht’ E (M). kunn-&-: 'kennenlernen': gt. ga-kunnan (ana- ‘lesen’); ae. cunnian (versuchen, erforschen) ++;

as. gi-kunnon

H ; ahd. chunnen IMF N.

290

KEI-NA-

kunn-ö (f): ahd. chunna ‘Kenntnis’ N. kun-pa- (adj) ‘bekannt’: gt. kunps, -bis (fra- *verachtet'); awn. kudr, kunnr ++ ae. cd ++; afr. küth; as. küd; ahd. cund ++. kun-di-z (f): gt. ga-kunds "Überredung' (vgl. F 187). kun-sti-z (f) "Wissen, Kenntnis’: afr. kunst; as. cunst, cust H; ahd. kunst ON. könn-i- (adj): awn. konn ‘erfahren, klug, kundig’ E C PE, vig- "kampferfahren”; ae. W cene 'kühn' B cD; ahd. W chuone *kiihn, tapfer’ O N; H. Schabram, A 74 (1962), 181 ff. P 376ff. (=); TF 35 (=); F 316f. (=); V 334 (=); J 331f. (=); Hh 63 (=); K 391f. (=); Gr 1V,408-438. K. Weißgräber, Der Bedeutungswandel des Präterito-Präsens ‘kann’, Königsberg, 1929; E. Seebold, L 185. ETYMOLOGIE Gm.

kann, trans., intr. ‘kennen, können’

ist mit Sicherheit zurückzuführen auf die

gemein-idg. Verbalwurzel gena-/gnö- ‘erkennen, kennen’. Das Verbum ist eines der wichtigen Beispiele, die zeigen, daß -n2- im Gm. zu -nn- wurde, da in diesem Fall die Geminata sonst nicht befriedigend erklärt werden kann (vgl. L 185). Formen von der Stufe gens- (zu gnö- s. unter kn2-a-): lit.: pa-Zistu, Zinti ‘kennen, kennenlernen’. gr.: Yeywva ‘gibt sich zu erkennen, verkündet’ (wohl altes Perfekt; aber wie ist der Vokal zu erklären?). ai: jänami ‘weiß’; Flexion eines nå-Pråsens, Wurzel-aor., PPP jAätd-. Hierher wohl auch air. -gnin *wissen”, nu-Pråsens, red. Prät. KEI-NÀ-

gt: ae.:

as.: ahd.:

'aufspringen, keimen'

(ken)

--

e-s

d

kei-

g - (€) - (s) (d)

— keinan *keimen', PPP us-kijanata, daneben sw. Pråt. us-keinoda. cinan, —,

—,

-cinen;

abs.

‘aufbrechen,

rissig werden’:

OET

1, W

1; (BT)

1,4; me. chinen (auch mit st. Prät.). Die Bedeutung ist nicht leicht zu fassen, da es sich in der älteren Sprache vorwiegend um Glossenbelege handelt. Die Bedeutung der anderen gm. Sprachen (*keimen’) ist nur me. und nur sehr selten (MED, L 82a 2 Belege) anzutreffen; in der Regel heißt das Verb ‘Risse bekommen, brüchig werden’; auch ‘platzen, aufspringen, zerspringen, abspringen’; übertragen ‘brechen’ (vom Herzen). kinan, kön, —, —; abs. 'keimen’: H 1,2. Nur Präsensbelege in beiden Bedeutungen: (1) 'aufspringen' Gi I11,298,63 dehisco, patesco: chino (auch Gl III,413,65), vgl. Gl 1,38,38 adrisit: chinit, hloc. Da kein Kontext vorhanden ist, läßt sich die Bedeutung schlecht fassen. (2) ‘keimen’ Gl 1IV,15,12 pullulat: chinit; bei Wi steht an einer Stelle: sider

KEIK-A-

291

chinon in Ecclesia maniger slahta tugede als Variante zu scinon ‘erschienen’; ist es als *keimten auf’ ernst zu nehmen? Bei mhd. kinen auch ein Beleg bekein "keimte auf”. te-:

ae. (fö-) ‘Risse

uz-:

gt. 'aufkeimen'.

bekommen,

aufbrechen’

OET

W,

LWS

III,18,2.

kein-a-z (m): as. kin 'Keim' sD. kain-eja- H: ahd. in-cheinen 'rósten' (= aufspringen machen?) Gi 1,420,38 (Raven 84). kin-o(n) (f): ae. cinu, cine ‘Riss’ (BT). Ohne Nasal:

kei-mön (m): ahd. chimo ‘Keim, Gewächs’ IN. kei-la-z (m) W: ahd. chil ‘Lauch’ Gl 111,109,14 (porrus), 'Keil' Gi 1,358,2 (paxillum). kei-ba-z (m) ‘Keim’: ae. ció Bo; as. kid H; ahd. chid Gl 11,767,34 (germen). Obwohl die Bedeutung *keimen' aus ‘aufspringen’ ohne weiteres zu erklären ist, bleiben hier doch verschiedene Schwierigkeiten. Einmal daß im Ae. das Verbum nur die ursprüngliche Bedeutung zeigen soll, während daneben eine Ableitung mit der fortentwickelten Bedeutung der anderen gm. Sprachen besteht; dann die parallele Schwierigkeit bei *gei-na-, genn-a- 2 (eine Form mit -nn- besteht übrigens vielleicht auch im vorliegenden Fall: Solomon & Saturn 107 for-cinnaó, ein Hapax, das meist als ‘zerstören’ übersetzt wird); und schließlich das Fehlen eines Übergangs zwischen den Bedeutungen in den Belegen. Auch daß die Etymologie nur von der fortentwickelten Bedeutung ausgeht, ist nicht sehr günstig.

P 355f. (=); TF 42f. (=); F 310 (zw); Hh 49 (=); K 362 ‘Keim’ (=); Gr IV,449f. ETYMOLOGIE Gm. kei-na-, intr. ‘aufspringen, keimen' kann in seiner fortentwickelten Bedeutung verglichen werden mit lett. (W): zeju(os), ziet(ies) 'hervorblühen, zum Vorschein kommen’ (aus *hervorbrechen'?), vgl. die Bedenken bei Mühlenbach-Endzelin,

Erweiterung der im Gm. vertretenen Stufe (mit dem Element) ist : lit. (W): Zydéti *blühen', pra-Zystu, -Zysti 'erblühen'. Eine /-Ableitung (*gi-lo-) kann vorliegen in (arm.): cii (m) 'Keimling, SproB, Sprößling’.

»KEIK-Aas.:

‘schauen’

L 148, IV,744.

Eine

im Balt. häufigen d-

OE

PG

Nicht belegt; erst mnd., mnl. kiken ‘schauen, gucken’, nnl. kijken ‘gucken’.

292

KERB-A-

Aus gm. *keik- ähnlich wie nhd. gucken aus gm. *geug- mit Expressivgemination. Das Verbum ist wohl eine späte expressive Bildung, aber von Anfang an stv. Es ist möglicherweise mit awn. kikna ‘in die Knie sinken’, keikja ‘sich zurückbeugen’ zu verbinden, entweder von einer Bedeutung ‘hinschielen’ ausgehend, oder als ‘sich nach vorn beugen, um zu sehen’ (für beides lassen sich ansprechende Gründe beibringen). KEIN-AKUNN-AKERB-A-

'aufspringen, keimen’ s. KEI-NA‘kennen’

s. KANN

(/-/?) 'einschneiden'

- (n) e f *Ps rd

ae.:

ceorfan, cearf (-eo-), curfon, corfen; acc. ‘abschneiden, eingraben’: B -2, cD 1,2,3: Bo 1, A +; Ae +, JE -2; VP +, R3 -1,4; L +, RD 4, R? 1,244; me. cerven, ne. carve (swv. mit st. PPP).

afr.:

kerva,

karv,

—,

kurven;

acc.

"kerben,

schneiden,

zerschneiden',

auch

swv.;

nwfr. kerve. as.:

Nicht belegt, erst mnd., mnl., nnl. kerven.

ahd.:

Nicht belegt, erst mhd. (sehr selten) kerben *kerben’ (Martha Brandt, Beitr. z. mhd.

bi-: (far-): ga-: te- — uz-:

Wortf., Diss. Köln, 1928, S. 22f.).

ae. ‘abschneiden’ B; afr. ‘abschneiden’, ae. ‘schneiden’ Ae VP. ae. ‘abschneiden’ L R2. 'abschneiden': ae. L R2; afr. ae. t'abhauen' JE VP RI! R7,

kurb-o-: awn. bver-kurfa ‘der Länge nach durchschneiden' G (entlehnt?); ae.

for-

corfian “abschneiden’ (BTS) (—) (Wiss 64). kurb-i-z (m): awn. H kurfr *Stumpf' (Fr) (CV); ae. cyrf "Trennung! BR, ymb- 'Beschneidung' L; afr. kerf 'Schnitt'. kurb-lo-: ae. corflian *klein schneiden' LWS

111,292,5.

P 392 (=); TF 40 (=); V 335 'kurf? (zw); I 362f. (=); Hh 46 (=); K 364 (=). Gm. kerb-a-, trans. hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. In Frage kommt (als *grbh-): gr: gr: Yypáqo 'einritzen, schreiben’. Weitere Wörter, die in ihrer Zugehörigkeit sehr unsicher sind, im Balt. und Slav. Die von Siebs, KZ 37 (1904), 313f. gegebenen Varianten helfen wenig, da sie in der Bedeutung nicht genau übereinstimmen. Ahnliche Bedeutungen und áhnliche Laut-

KERR-A- — KEUS-A-

293

formen sind sehr häufig, so daB die Möglichkeit einer solchen Zusammenstellung nichts beweist. KERR-A-

'knarren'

-(n)e--d

ae:

Nur Prät. Pl. LWS

ahd.:

über dir knarrten’). kerran, kar, —, —; abs. ‘knarren’: Gl 11,454,16 strepat: chirrit; Gl II,686,13 stridet: kirrit; Gl I1,647,1 stridebat: char; mhd. kerren.

karr-ü-: kar-mi-z kurr-a-z kurr-0-:

ahd. (m): (m): awn.

1IL32,9 curran (Anrede an eine Pflanze: ‘die Wagen, die

karron ‘schwirren’ Gi 1V,350,51 ae. cyrm ‘Lärm’ (Gr) Aelf 14,2. awn. kurr ‘Gemurmel’ (M). kurra *knarren' (CV).

(stridere) (Wiss 23).

P 383ff. (=); Hh 47 (=); Gr IV,461 ff. Gm. kerr-a-, intr. ‘knarren’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit (vgl. gerr-a-). Für einen Vergleich in Frage kommt: al.:

Jjárate 'knistert, rauscht, ruft’.

KEU-A-

‘kauen’

KEUS-Agt: awn.:

s. KEWW-A-

‘erproben’

gnefsd

kiusan, —, kusun, kusans; acc. ‘prüfen, erproben’. kiósa, kaus (auch sw. kera, kera), kuro (-s-, kero, kero), korenn (-e-, -e-, kosenn, -ø-); acc. ‘wählen’ auch von Losen, deshalb wohl auch ‘zaubern’; ‘auswählen, erwählen’ (Vh 57 aus uz-): E+,C 1,2,4; G 1,2,4, PE 1,3, R +, S +; isl. kjösa.

aschw.: kiusa *bezaubern’ 1,4, *'erwáhlen' 3,4. ae.:

céosan, ceas, curon (c&ason), coren; acc. 'erwáhlen, auswåhlen”:

B +, cD +;

Bo +, A +; Ace +, JE 2,3,4: VP +, R1 2,3,4; L +, RD 1,2,4, R? 2,3,4; me. chesen, ne. choose,

afr.: as.: ahd.:

(far-) gauz-:

'

kiasa (sz-), kås, keron, keren; acc. ‘wählen’; nwfr. kieze. kiosan, kös, kurun, koran; acc. “wählen, ausersehen': H +; mnd. kesen, mnl. kiesen, nnl. kiezen. kiosan, kös, kurun, gikoran; acc. “wählen, prüfen’; ri curi + Inf. ‘noli’: I 1, MF +;T -2,3,4; 0 1,2; BR 3,4, aD 3; N +; mhd., nhd. (arch.) kiesen. ‘verschmähen’: afr.; ahd. O BR N. ‘auswählen’: gt.; ac. ++; as. H; ahd. MF T N. gt. ‘erproben, verwerfen’; as. 'erwáhlen' H; ahd. ‘untersuchen’

TON,

294

KEWW-A-

kauz-eja-: gt. kausjan ‘kosten, kennenlernen’; afr. kera ‘wählen’, kaus-i- (adj): ae. cies(e) *wählerisch’ LWS 1,98,15. kuz-a-m (n): awn. ker ‘Wahl’ C S; ae. ge-cor ‘Entscheidung’ OET; *geweihter Bissen' (zum Gottesurteil). kuz-0-: ahd. koron ‘versuchen, prüfen’ T O BR N. kuz-ón (m) W: ae. wider-cora 'Aufrührer' BR.

afr. kor-bita

kuz-i-z (m): ae. cyre ‘Auswahl, Wahl’ Ges; afr. kere “Wahl, Satzung’; as. self-curi *Willkür' sD; ahd. in churi sizzen ‘untersuchen’ N, vonna churi “aus Uber-

legung’ Gi 11,175,69 (ex deliberatione), sekundär f(i). kuz-jon (f) W: awn. val-kyria “Walküre’ (= Totenwåhlerin?) E PE. kus-ta- (adj): ae. (ge-)cost ‘erprobt’ cD. kus-ti-z (f): gt. ga-kusts ‘Prüfung, Beweis’; ae. cyst “Güte, Vorzug’ B cD Bo L; afr. kest “Wahl, Satzung’; as. kust "Wahl, Entscheidung’ H; ahd. Kust “Beschaffenheit, Reinheit’ MF

O aD N.

kus-tu-z (m): gt. kustus ‘Prüfung, Beweis’; awn. kostr (i-Stamm, Schwankungen zu einem u-Stamm) "Wahl, Möglichkeit, Entschluf ++; ae. cost ‘Art und Weise, Möglichkeit’ Ges VP L; ahd. chost 'Gutdünken, Rat’ N. kus-tö-: awn. W kosta ‘anwenden, einsetzen, sich bemühen, nachstellen E G PE; ae. costian "kosten, versuchen’ B L; as. koston ‘versuchen’ H; ahd. coston ‘versuchen’ T.

P 399f. (=); TF 48 (=); F 312f. (=); V 312 (=); I 322f. (=); Hh 47 (=); K 368 (=); Gr 1V,507-523 (=). ETYMOLOGIE Gm. keus-a-, trans. ‘erproben, wählen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemeinidg. verbale Grundlage £eus- *kosten'. lt.: Glosse degunere: degustare (aus *de-gus-n-); gustare ‘kosten’ (Iterativ-Intensiv-Bildung). air.:

gr.: al.:

do-goa

‘wählen,

aussuchen’

(Hiat-Verb,

red. Prät.).

Yebopat 'koste', später auch yebo ‘lasse kosten’. Jusdte ‘kostet, hat gern, liebt’, Wurzel-aor.

KEWW-A-

‘kauen’

-feww-d-

awn.:

ae.:

e--d

-n----

fyggva (-ja), togg, tuggo, tuggenn; abs., acc. ‘kauen’; mit sekundärem t-, möglicherweise in Analogie zu togla ‘kauen’, wenn dies nicht selbst zur Sippe gehört; oder Dissimilation? (auch swv): E 1,2,4; R 1; (CV) 3; isl. tyggja. céowan, céaw,

cuwon,

cowen;

me. chewen, ne. chew (swv).

abs., acc. ‘kauen’:

(Gr)

1,3,4; Bo -2; Ae

1,3;

KLAU-JA-

ahd.:

295

kiuwan, kou, kuwun, gikuwan; abs., acc. ‘kauen’: O 2; N 2; Gl 111,247,60 mastico: chuwe, chiwe; Gl 1,799,32 commanducaverunt: chuun, chuwin; Gl I1,361,15

minutum:

gecüwan;

zum

Lautstand

vgl.

bleww-a-;

mhd.

kiuwen,

nhd. kauen (swv). bi-: ae. 'annagen' (Gr) (BT). (far-): ae. 'zerbeiBen' Bo. te-: ae. (tö-) 'zerkauen' (BT). keww-ön

(f): ahd.

chiuun

pl. ‘Kiefer, Gaumen’

Gl 11,387,64 (palatum).

kaww-ila-z (m): ahd. kewe/ 'Backenzahn' Gl II,32,67 (moles). taww-alö-: awn. togla ‘kauen’ (Fr) s.o. P 400 (=); TF 44 (=); V 602 (=); J 390 (=); Hh 47 (=); K 359 (=); Gr IV,534fl. ETYMOLOGIE Gm. keww-a-, trans., intr. ‘kauen’ gehört zu einer deutlich rekonstruierbaren Verbalwurzel geu- ‘kauen’. Man setzt zum Teil eine Grundform *Zjeu- an, doch ist mit geu- auszukommen. (lit.): Ziaunos fpl. ‘Kiemen, Kiefer. ksl.:

Zuje, Zevati ‘kauen’ (auch Zivati, Zavati); vgl. Vasmer,

L 153, S. 1,413f.

*Piran.: npers. Javidan ‘kauen’. Der in den Wörterbüchern zu findende Ansatz iran. jyav- geht auf H. Hübschmann: Persische Studien, Nr. 415 zurück und ist in der Etymologie begründet. toch. B (W): $u- ‘essen’ å-Pråsens, å-Pråteritum. Eine entsprechende Bedeutung haben die Formen geph, gebh- (P 382) und gembh(P 369).

KLAH-A-

‘kratzen’

KLAU-JA-

awn.:

s. KLAU-JA-

‘kratzen’

- (n) (e) - - (d) klah-a-

-n----

klæw-a-

| -(n) e(f)- (d)

klá, klö, (klógo), klegenn; acc. ‘kratzen, reiben’: (M) 2; (Fr) 1,2,4; Prät. Pl. kann ich nicht belegen, bei Noreen, L 27, $ 501 nicht als fehlend aufgeführt;

isl. klå. aschw.: kla ‘reiben’ I.

Diese Formen führen auf eine Grundlage *klah-.

Mit Rücksicht auf die

vergleichbaren Bildungen anderer gm. Sprachen wird angenommen, daß ein ursprüngliches *klau-ja- (flektiert wie dau-ja-) sich vom Prät. Sg. ausgehend

296

KLEIB-A-

nach der Flexion von siah-a- ‘schlagen’ und ähnlicher Verben ausgerichtet habe.

Dies

Sprachen

ae.:

ist wahrscheinlich;

lautlich nicht ganz

da

auch

durchsichtig

sind,

die

Bildungen

nicht

der

anderen

völlig sicher.

Nur Aelf. 170,11 scalpo: ic clawe; me. clauen ‘kratzen’ vorwiegend mit sw. Prät., einmal jedoch auch starkes c/ew (als Variante zu clawyd, vgl. MED, L 82a, C 295f.). Kann eigentlich nur auf eine Grundform klæ(w)-a- zurückgeführt werden;

ahd.:

aber,

am

ebesten

sekundär

nach

dem

Nomen.

s.u., wohl swv.

klau-ja- ‘kratzen, jucken’: awn. kleyja (später auch klæja, wohl nach dem Nomen) (Fr); ahd. klauuen Gl 1,232,32 (prurire) (—) (Raven 92); vgl. das zugehörige Abstraktum awn. klådi (Fr), ae. cleweda (BT). klæw-ö(n) (f) 'Klaue': awn. klö E C G PE; ae. cléa, pl. clawu DH (Gr) (BT); afr. klewe; ahd. chlåwa aD N. P 361f.; TF 58; V 313; J 371; Hh 51; K 374; Gr IV,541. Die vorliegenden Bildungen, die auf ein klau- 'kratzen' zurückführbar sind, zeigen mindestens die Formen klau-, klah-, und klæw-. Davon ist klah- ziemlich eindeutig eine nordische Neuerung. Um die beiden anderen zusammenzubringen kann man ansetzen: (1) Ein

klau-ja-

‘kratzen’

und

ein

mindestens

nicht

unmittelbar

verwandtes

klzw-ó 'Kralle', die sich gegenseitig beeinflußt haben. (2) Ein idg. *glew- mit Schwundstufe *glau- im Verbum (eine angesichts des expressiven Charakters dieser Bildungen und der schlechten Vergleichbarkeit unwahrscheinliche Lösung). (3) Eine Grundlage idg. *gleu-, die in dieser Bedeutung gm. nicht belegt wäre, wozu das Verbum die o-Stufe und das Nomen die Dehnstufe bilden würde. Das englische Verbum müßte als vom Nomen beeinflußt gelten, was wohl keine Schwierigkeiten macht. Außergermanisch keine sinnvolle Vergleichsmöglichkeit.

KLÆ-A-

KLEIB-A-

‘kratzen’ s. KLAU-JA-

‘haften’ *klimmen’

awn.:

-- e-sd -n-f--

klifa, kleif, klifo, klifenn; abs. 'klimmen, klettern’; acc. 'erklimmen': E 1,2, C 1; (CV) 3,4; isl. klifa. aschw.: kliva *klimmen' 1,2,4; schw. kliva ‘schreiten’, Bm. klyve.

KLEIP-A-

ae:

297

as:

Nur komponierte Präsensbelege -clifan cD (BTS, wo fälschlich Simplex angesetzt). kliva 'hangen, klettern’ (nur bei Holthausen, L 95 und Steller, L 97, ich kann es nicht belegen). Nur komponierte Präsensbelege -kliban H; mnl. cliven.

ahd.:

kliban, kleib, klibun, gikliban; abs. “haften, folgen’:

afr.:

O 1,2; aD

heserunt, surrexerunt: pichlipun; Gl IV,349,31 concretam: 55 (1934), 233 conglutinata: pichliban; mhd. kliben. (an-):

ae. 'innewohnen,

hángen

bi-

“Wurzel fassen’: as.

an' (BTS

unter dem

Lemma

1; GI I1,635,34

biclibenna; AJPh

des Simplex).

H ; ahd. Gl s.o.

unba-: ae. 'anhangen' cD (—). kleib-ön (f) 'Klette': ac. clife LWS 11,142,16; as. cliva sD; ahd. clipa Gl 1V,92,49 (rivola). klaib-a-z (m): ahd. chleib ‘Leim, Lehm’ Gl 11,552,11 (gluten), Gl IL,721,51 (bitumen). klaib-eja-: ahd. kleiben 'aufstreichen, einprágen' O, (Raven 92). klib-a-z (m): ahd. c/eb *Kleb' Gl I11,245,51 (Zitura). klib-&-: awn. W klifa ‘auf einer Sache herumreiten’ (CV); ae. clifian “haften bleiben’ Bo R! (zt-); as. klibon 'festhaften, wachsen’ H; ahd. kleben ‘kleben’ T (zuo-) ON. klib-ra- (adj): ae. clibbor 'haftend' Chr. klib-arö-: awn. klifra *klettern' (Fr). P 363f. (=, Hl); TF 58 (=, Hl); V 316f. (=); J 365-373 (=, Hl); Hh 52 (oE); K 374 ‘kleben’ (=, HI); Gr IV,542-546. ETYMOLOGIE Gm.

kleib-a-, intr. (trans.) “haften, klimmen'

ist eine auch im Balt. und

Slav. vor-

handene Erweiterung gleibh- der Basis glei- 'beschmieren'. lett.: gliébjuos, gliébtiés ‘sich an jemand klammern, anschmiegen'. aksl.: u-glebljo, u-globeti “stecken bleiben’. Zur Bedeutungsdifferenz ‘haften’ — ‘klimmen’ vgl. etwa *hangen — hangeln’ und besonders lit. ipti (limpü) ‘kleben’ neben lipti (lipü) ‘klettern’. Dies legt es nahe, auch gm. klemb-a- in die Betrachtung einzubeziehen (s.d.). Belege für die Basis s. unter klen-a-. (KLEIP-A-) awn.:

‘kneifen’

-neee-

spátaisl. und nisl. klipa 'kneifen' (stv) entspricht in der älteren Sprache klypa gleicher Bedeutung (swv). Vgl. Noreen, L 27, $ 482 und für die Etymologie V 318, J 334.

298

KLEIP-A- — KLEMP-A-

-KLEIP-Aae.:

„6er.

Nur at-clióan ‘anhangen’ OET. mologte: P 364; TF 58; Hh 52.

KLEMB-Aae:

(?) (anhangen)'

Reicht nicht aus zum Ansatz eines stv. Ety-

(+ gli-m-bh-) 'klimmen'

—, clam, clumbon,

—;

- (n) e fs

abs. *klimmen”:

Chr 3; (BT) oferclom

d

‘er überstieg’;

afr.:

me. climben, ne. climb (swv). Nicht belegt, erst nwfr. klimme.

as.: ahd.:

Nicht belegt, erst mnd. klimmen, mnl. clemmen, nnl. klimmen. Nur Präsensbelege klimban, abs. 'klimmen': aD 1; Gl 1,293,1 scandens, ascen-

dens: chlimbanti ; G11L,31,56 celsa sequi: ufclimban; mhd., nhd. klimmen (stv). klamb-rö (f) W:

awn. kigmbr ‘Klemme,

Schraubstock

(CV).

P 357-362 (s.u.); TF 56 und 57 (s.u.); V 319 “klgmbr’ (s.u.); I 365-373 (s.u.); Hh 52 (Vw); K 376 (s.u.); Gr IV,558. Gm. klemb-a-, abs. *klimmen” ist am chesten als *gli-m-bh- eine nasalierte Form zu kleib-a- (vgl. die dort aufgeführten lit. Bildungen und den entsprechenden Bedeutungsunterschied). Etymologisch weniger wahrscheinlich ist eine Grundform *elembh- (so P und die anderen Wörterbücher). In den späteren Sprachen scheint sich die Lautfolge -mb- zu -mm- entwickelt zu haben (wohl vom Prät. Sg. ausgehend).

KLEMM-A-

*KLEMP-A-

'klimmen'

s. KLEMB-A-

‘schrumpfen’

mhd.: klimpfen ‘sich zusammenziehen,

- - (e) - - ”d zusammenschrupfen’

klump-ez- (n) Geht auf eine solche Bildung ae. clympre P 359ff. (=); TF 57 (a); Hh 53 ‘clympe’ (Vw);

(stv).

'Klumpen'

zurück

(W)?

K 373 ‘Klampe’ (=).

Gm. klemp-a- ‘schrumpfen’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe *krampfen — schrumpfen’, vgl. entsprechendes kremp-a- und skremm-a- und zum Bildungstypus skrenk(w)-a-.

KLEN-A- — KLENG-A-

299

(-J)KLEN-A- (+— gli-no-) 'bestreichen' kleias.: ahd.:

---sd - (n) (e) - - (d)

Nur PPP biklenan sD. klenan, klan, —, -klenan; 'bestreichen': O -2; Gi I1,293,58 linant: pichlenent ; GI II,405,19 oblita: pichlenan; Simplex Gi 11,513,6 (collinere); es kommen auch Formen mit m vor (Gl 11,575,32 u.ö.), was wohl als Beeinflussung durch entsprechende

Nomina

zu erklären

ist; auch

bi-

“bestreichen, überstreichen’: as. sD; ahd. O.

ga-:

ahd. ‘streichen’ (in die Augen) O.

swv;

mhd.

k/enen (swv).

P 362f. (=); TF 57 (=); K 374 ‘kleben’ (=); Gr IV,558f. ETYMOLOGIE Gm. klen-a- ‘bestreichen’ ist mit Sicherheit ein erstarrtes Nasalpråsens zu der gemeineuropäischen Basis glei- ‘beschmieren’ (meist im technischen Sinn). Während im Deutschen und Sächsischen das Verbum in die e-Reihe übergetreten ist (Schwundstufe im Präsens!), hat es sich im Nordischen als schwaches Verb mit ei-Vokalismus gehalten: awn.: klina 'beschmieren' (CV) (jan-Verb, vgl. Wiss 150, Anm. 9); vgl. ferner klaima-z (m) ‘Lehm’ in ae. clàm und vielleicht in ahd. c/eimo, Glosse zu glis, gliris Gl IIT,453,38 (vgl. Graff, L 119, IV,558); besser bezeugt ist die janAbleitung in awn. kleima ‘beschmieren’ (CV), ae. cløman ‘schmieren’ (BT), ahd. pi-chleimen *besudeln' Gl 1,90,3 (Raven 92).

Außergermanische Sprachen: (It.): air.:

glüten, -inis (n) ‘Leim’ (aus *gloi-t-). glenaid “anhängen, kleben bleiben’, Nasalpråsens, red. Pråt.; cymr. glynu ‘anhängen’. lit.: gliejü, glieti (Pråt. ostlit. gléjaif) “bestreichen, beschmieren, verkitten’. (aksl.): glinons 'tónern, irden'. (gr.): yAotóc, yAia, yAivn *klebriger Stoff, Harz, Gummi’. Auch andere Erweiterungen (glei-d, -t, -gh) neben gleibh-. Zu erwägen ist, ob gel- 'gefrieren’ eine Wurzelstufe darstellen kann (vgl. J. Trier, Lehm, S. 35f.). Eine Parallelwurzel ist idg. /ei- ‘bestreichen, beschmieren' (P 662f.). KLENG-Aafr.:

1 'klingen'

klinga ‘klingen’ (nach Holthausen, L 95, ich kann nwír. klinke (wohl aus dem Niederländischen).

---f*"sd es nicht belegen);

vgl.

300

as.:

ahd.:

KLENG-A- — KLENKW-A-

Nicht belegt, erst mnd. klingen, mnl. clinghen; daneben (wohl expressiv) auch mnl. clinken, nnl. klinken; (aus dem Deutschen oder Niederdeutschen schw. klinga, dän., Bm. Klinge). Nur Präsensbelege klingan, abs. ‘klingen’ (Gl 1,409,25 tinnient: chlingant); mhd., nhd. klingen (stv).

kleng-ön (m): ahd. klingo *'GieDbach' O N. (f): ahd. chlinga *'GieDbach' N. kleng-iso-: ahd. chlingison 'tónen' Gl L70,34 (clangit). klang-i-z (m): ahd. chlang ‘Klang, Ton’ N. TF 56 (mE); K 377 (oE); Gr IV,5631T. Gm. Kleng-a- |, intr. ‘klingen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit; vgl. klenn-a-.

KLENG-Aae.: ahd.:

2 'sich zusammenziehen'

-(n)e--d

clingan, clang, —, clungen; abs. 'sich zusammenziehen, schrumpeln': cD 2,4; Ae 1; me. clingen; ne. cling. Nur Präsensbelege: Gl 1,265,26 clinget: crispat (swv?).

bi-: ae. “umschließen’ cD. (far-): ae. 'verdorren' (BT). ga-: ae. ‘sich zusammenziehen' (Gr). klang-eja-: awn. H klengjast ‘Streit suchen’ (CV); ae. W clengan ‘anhängen’ (Gr). klung-ö (f): ahd. klunga 'Knáuel' Gl 111,375,63 (glomus). klung-ra-z (m) W: awn. klungr *Brombeer-Ranke, Hagenbutte’ (EJ) R. P 357ff.; TF 56; Hh 52; Gr IV,563. Gm. kleng-a- 2, intr. ‘sich zusammenziehen' gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘krampfen — schrumpfen’ (vgl. skrenk(w)a-). Sonst keine sichere Anschlußmöglichkeit.

KLENK-A-

KLENKW-A-

awn.:

‘klingen’ s. KLENG-A-

‘weich

werden’

1

-n----

klekkva, klokk, klukko, (klokkenn); abs. ‘weich werden, eingeschüchtert werden, jammern, klagen': E 1,3; R 1; (CV) 2; PPP kann ich nicht belegen; bei Noreen, L 27, $ 494, nicht als fehlend aufgeführt; isl. klökkva.

KLENN-A- — KLEUB-A-

klenkw-a- (adj): awn. k/ekkr 'nachgiebig,

301

mutlos, verzagt" E C.

klankw-eja-: awn. klakkva 'erweichen' (Fr).

P 401 (=); V 319 (=); J 293f. (a). ETYMOLOGIE Gm. klenkw-a-, intr. ‘weich werden’ vergleicht sich am ehesten mit einem lit. Verbum, das auf *gle-n-g- zurückgehen kann. Das labiale Element im Nordischen wäre dann sekundär. lit.: gieZtü, gleZti 'schlaff werden, hinfällig werden’. (*sl.): Ähnliches in den neueren slavischen Sprachen, etwa bulg. glezene ‘verzogen, verdorben'. KLENN-Aafr.:

(?) ‘klingen’

- -(ef--

klinna *klingen' (nach Holthausen, L 95 stv, ich kann nur das Präsens belegen). Anders v. Helten, L 96, S. 296!.

klenn-a-z (m): afr. klin ‘Klang’. klann-a-z (m): afr. klann ‘Klang’ (nur Holthausen, L 95). Vgl. ae. clynan ’tönen, klingen‘ (BT, BTS) und kleng-a- 1. KLEUB-A-

‘spalten’ klüb-a-

awn.:

-neff) sd -- - -*s-

kljufa, klauf (-o-), klufo, klofenn; acc. ‘spalten’: E 2,4, C 12,3; PE 2, R 1, S 12(D),3(D),; isl. &ijifa. aschw.: kliuva 1,2,4; schw. klyva.

ae.:

cleofan, cleaf, clufon, clofen; acc. ‘spalten’: (Gr) 3,4; Bo 1; Ae -1,2, Chr 3, Ges 1,4; RD 1; me. cleven, nc. cleave (swv mit st. PPP).

as.:

—, klof, klubun, —; abs. ‘sich spalten’: ven *'knabbern'.

ahd.:

klioban, kloub, klubun,

—;

H 2,3; mnl. clieven, cluven, nnl. klui-

acc. ‘spalten’: O -2; Gl 11,367,40 findo: chliupo;

GI H,660,56 scindebat: chloup; Gi 11,61,41 divelleret: zichlube; mhd. klieben. (an-): ahd. 'losreiBen' O. te- — 'auseinanderreifen, zerspalten’: ae. (Gr) Ae; as. H; ahd. Gl. s.o. klaub-i-z (f) W: awn. klauf 'Klaue' (EJ) (M). klub-a-m (n): awn. klof ‘Spalt zwischen den Beinen, Gabel’ (EJ) C (horn-). klub-o (f) W: ae. clufu ‘Zwiebel’ (BTS); as. kluf-lök ‘Knoblauch’ sD; ahd. cíofolouch ‘Knoblauch’ Gl 1,272,441 (alia).

302

KNÆ-A-

klub-ön (m) W: awn. klofe "Türkloben, Kluft’ (EJ) G (M); ae. ge-clofa “Gegenstück einer zerschnittenen Urkunde’ (BTS); afr. klova ‘Kluft’, brein-klova ‘Teil des Schädels’; as. (fugul-) klobo “Vogelkloben’ sD; ahd. chlobo “Vogelkloben’ N. klub-ja-: awn. klyfja ‘spalten’ ER. klub-jö (f): awn. klyf, pl. -iar ‘gehälftete Last auf dem Rücken der Saumtiere’ G PE. klub-no-: awn. klofna 'bersten, sich spalten’ E C PE S.

kluf-ti-z (f) W: ae. ge-clyft ‘Spalt’ (BTS); afr. ge-kleft “Unterabteilung eines Geschlechts’; ahd. clufti pl. ‘Schere, Zange’ Gi 1,437,57 (forcipes). P401f. (=); TF 59 (=); V 317(—); J 404f. (—); Hh 51 (=); J. Trier, Beitr 69 (1947), 432-437.

K 376 (=); Gr IV,546ff.

ETYMOLOGIE Gm. kleub-a-, trans., intr. (sich) spalten’ kann verglichen werden mit einem Verbum gleubh- ähnlicher Bedeutung: lt.: — glübo, (glupsi, gluptum), -ere 'entrinden, schälen, ein Tier abdecken’, (apr.) (H): gleuptene (£f) 'Strichbrett am Pflug’ (Trautmann, L 150: ursprünglich ‘Brett’ — *Gespaltenes’). gr. (W): YAbpo 'ausmeiBeln, gravieren'. Varianten:

(1) Man stellt hierher balt, *gwelb- in lit. gvelbti 'entwenden, aushülsen’, gvilbti “sich öffnen, aufspringen’. Vgl. das Verhältnis von *dhwer- neben *dhreu- bei dreug-a- 'trügen'. Ferner mit anderem Auslaut glaudyti *enthülsen'. Das ganze ist wenig sicher. (2) Vgl. P 367 glebh-, gelbh-.

KLÆW-A-

‘kratzen’ s. KLAU-JA-

(JKNÆ-A- ‘kennen’

-- e-- (d) knag Tkn&-ja-

awn.:

ae.:

-n-------s-

kná, knego, knátta (knáóa); Inf. *kónnen': E 2,3,Pt; C 2,3,Pt, G sich in der Flexion offensichtlich nach dem Präterito-Präsens má ausgerichtet. cnäwan, cnéow (-cnéw), cneowon (-cnéwon), cnäwen; acc. 'erkennen': cD -+; Bo -1,2,3, A-+; Ae -+, JE -1,2,3; VP --|-, R! -1; L-+, R Simplex sehr selten (BT, BTS); me. knowen, ne. know.

2,3; hat (s. mag) B -1,2, 2 -1,2,3;

KNUD-A-

303

as.:

Nur be-knégan ‘teilhaftig werden’ H. Wird als kná-ja- erklärt, aber außer dieser formalen Besonderheit ist auch die Bedeutung unerwartet. Man behandelt diesen vereinzelten Beleg deshalb besser mit Vorsicht.

(an-):

ae. ‘erkennen, vernehmen’

bi-:

ae. ‘wissen’ (BT, BTS).

ga-:

ac. ‘erkennen’ ++.

te-: uz-:

ae. (fö-) ‘erkennen’ Bo Ae. ae. (å-) ‘wissen’ (BTS).

++.

kn&-ja-: ahd. in-cnahen ‘erkennen’ T, bi- refl. ‘sich besinnen’ I MF

O, acc. ‘merken,

erkennen’ N (Raven 93). kn&-di-z (f): ahd. ur-chnät *Erkenntnis' GI IV,3,3 (agnitio). knæ-a- (adj): awn. W knår 'tüchtig' (CV); ae. on-cnåwe *wohlbekannt' cD. kn&-i- (adj): ae. ge-cnæwe ‘bewußt’ Go (BT). knöH: ahd. ein-chnuolih ‘außerordentlich’ N. knö-dla-: Zu einer solchen Bildung ahd. be-cnuodelen "vernehmbar machen’ Wi. P 376ff. (=); TF 36 (=); V 319 ‘knd’ (=); J 331f. (=); Hh 54 (=); Gr IV,567572 (=).

ETYMOLOGIE Gm. knæ-a-, trans. ‘kennen, erkennen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemeinidg. verbale Grundlage gena-/gnö- ‘kennen’. Das Verhältnis idg. -6-/gm. -2- (nur gm.!) wird als Ablaut erklärt. Mit Rücksicht auf die auch sonst vorkommende Verschiedenheit auslautender Langvokale (vgl. stz-) ist auch eine sekundäre Abweichung in Betracht zu ziehen. Pråsentisches gnö- in den außergermanischen skPräsentien erklärt R. Schmitt, //J 8 (1965), 279ff. als sekundäre

Abänderung

von

ursprünglichem **£ro ;-. lt.: (g)nosco, növi, notum, -ere 'erkennen'. lit.: — Zinaü, -óti "wissen. aksl.: zrajp, znati 'kennen'. Er: ytyvócko ‘erkenne, lerne kennen’, aor. Eyvov. ai: jAäyate (pass.) und jRäpayati (caus.) zu jändti “weiß”. toch. B: knå- ‘wissen’ (nur Verbalnomina). KNUD-A-

‘kneten’

-n---kned-a-

awn.: ae.:

--e-sd

Nur aschw. knodha 'kneten' (nur Präsens, von einer Schwundstufe wie trud-a-). cnedan, —, cn2don, cneden; acc., abs. ‘kneten’ Ae -1; L 4, R2 4; (BT) -3; me. cneden, ne. knead (swv).

304

KNEID-A- — KNEIP-A-

as.:

Nur PPP giknedan *geknetet sD; Präsens vielleicht in Gl IV,207,36 pinso: knedon; mnl. cneden.

ahd.:

knetan, knat, —, giknetan; acc. *kneten';

Gl 1,665,26 intriverat: gichnat;

Gl

1,274,52 conspersam: kichnetanas; mhd. kneten, nhd. kneten (SWV). bi-: ga-:

ae. 'kneten' LWS 11,248,4. “kneten’: ae. Ae; ahd. Gl. s.o.

kned-a-z (m): ahd. chnet ‘Teig’ Gl 1,610,38 (massa), vgl. chnete-melo "Ton, Lehm’ N. knud-5-: awn. knoóa *kneten' S (aus dem stv gebildet) (Wiss 63).

P 370-373 (=, HI); TF 49 (=); V 322 'knoóa' (=, HI); I 332-337 (=, HI); Hh 54 (—); K 381 (—); Gr IV,580f. ETYMOLOGIE Gm.

knud-a-,

UND

kned-a-,

HERLEITUNG trans., intr.

'kneten'

ist vergleichbar

mit einem

baltischen

Wort, das auf -t weist und einer slavischen Sippe die sicher mit -f auslautet.

Man

kann nun *gnet- als Grundform ansetzen, und für das Germanische auf die Schwundstufenformen des Nordischen verweisen, die einen Ausgleich des grammatischen Wechsels zugunsten des stimmhaften Lautes herbeigeführt haben kónnten. Der

Ansatz ist jedoch keineswegs sicher. (apr.): gnode (f) *Knetmulde' (Trautmann, L 150: aus *gnäte). aksl.:

gneto, gnesti ‘drücken, bedrücken, bedrángen'.

Gehört zu einer großen Anzahl von germanisch-baltisch-slavischen Wörtern für ‘drücken, kneifen' usw. mit dem Anlaut Zn-, ohne daB eine Stufe *gen- belegbar oder wahrscheinlich wäre (P 370-373). Entsprechende Bildungen von qn- mit ähnlicher Bedeutung und Verbreitung (P 558f.).

KNEID-Aae.:

afr.: as.:

--e---

cnidan, cnäd, cnidon, —; Das Simplex ist nur in L belegt in der Bedeutung ‘schlagen’ (caedere), sonst for- 'zermalmen' (BT). Die komponierten Belege können ohne weiteres als Varianten zu greid-a- ‘reiben’ aufgefaßt werden, das Simplex macht aber Schwierigkeiten. Erklárung?

'PKNEIP-A-

awn.:

‘schlagen’ (7)

*kneifen'

- 5Pn - Pf 595 "Pd

Nicht belegt; erst schw. knipa, dán. knibe, Bm. knipe 'kneifen'. Entlehnt aus dem Mnd.? Nicht belegt; erst nwfr. knipe (entlehnt?). Nicht belegt; erst mnd. knipen, (mnl. nipen), nnl. knijpen 'kneifen'.

KNÖD-A- — KRE-Aahd.:

305

Nicht belegt; erst nhd. kneifen; offensichtlich aus dem Niederdeutschen lehnt.

ent-

Wohl späte Bildung. Vgl. gneip-a- und K 381.

KNEUD-A-

KNÖD-A-

ac.:

‘zusprechen’

s. KNÖD-A-

'zusprechen'

--e---

Überliefert sind die Prásentien cneodan und cnodan, sowie das lautlich mehr-

deutige PPP gecnoden: donne cnodaó him dæt ealle da de him underdiedde biod mid herenesse (Darstellung eines Thyrannen) (und wenn etwas gut getan wird) dann schreiben es alle seine Untergebenen ihm zu unter Lopreis (und wenn

er etwas

Übles tut, dann

widerspricht diesem

niemand)

A; done

tun

... gyt mon his naman cneoded (Var. cweded) ‘diese Stadt ... nennt man noch (heute) mit seinem Namen’ Beda (BTS); wæs se heretema | Criste gecnoden (Darstellung der Taufe Theoderichs und seiner Edlen) ‘der Heerführer wurde Christus untergeordnet, unterstellt (7? Metra L,31f. Diese Belege lassen sich bedeutungsmäßig zusammenbringen als ‘jemandem etwas zusprechen, zuerkennen' (zu beachten ist die unterschiedliche Syntax); die formale Erklårung ist aber problematisch: entweder haben wir ein Nebeneinander von eu- und 6-Vokalismus vor uns, oder vollstufiges und schwundstufiges Präsens, oder die Belege gehören nicht alle zusammen (vor allem könnte cneoded eine Verschreibung sein). Mit Rücksicht auf die áhnliche Problematik bei aik-a- 1 könnte man dann etymologisch mit einem Anschluß an knæ-a- rechnen (vgl. ahd. bi-cnuodelen?); doch ist dies alles völlig unsicher. Vgl. Hh 54.

KRÆ-A- ‘singen’ ac.:

cräwan, créow, —, —;

--e-(s) (d) abs. ‘singen’, besonders vom

Hahn:

A

1; Go

1,2;

R! 1,2; L 1,2; me. crowen, ne. crow (swv). ae. 'kráhen' L.

kræ-ja- 'kráhen': as. kråen sD; ahd. cråhen MF T O (Raven 96). kr&-on (f) ‘Krähe’: ae. cräwe (BT); as. kräja sD; ahd. krå, kråja usw. Gl IV,138,4, GI I11,86,27 (cornix).

kræ-di-z (f): ac. han-cræd (m) Go L R?; as. hano-cråd H; ahd. hanacråt T *Hahnenkrähen’.

P 383 ff. (=, HD; TF 39 (=); Hh 60 (=); K 398 ‘krähen’ (=); Gr IV,584.

306

KREI-A- — KREIT-A-

ETYMOLOGIE Gm. kr2-a-, intr. ‘singen’ ist ein unter einer Grundform grä- vergleichbares Schallwort. Der Vokalismus des Gm. weicht ab (vgl. siz-). lit: gróti 'kráchzen, kráhen, brüllen (Wolf), weinen, heulen, schelten, schmáhen'. ksl:: graje, grajati 'kráchzen'. Erweiterung gräg- in:

Qt):

gráculus (m) 'Dohle.

ksl.: grace, grakati 'kráchzen'. Zur Wurzelform vgl. kerr-a-.

SSKREI-A-

ahd.:

schreien?

WWW

een

sed

Nicht belegt; erst mhd. krien ‘schreien’ stv (Pl. Prät. kriren!), aus franz. crier (vgl. aber skrei-a-, kreit-a-, kreisk-a-).

'TREREIG-A-

‘bekommen’

---- *Pg 74

as.:

Nicht belegt; erst mnd. krigen, mnl. crighen, nnl. krijgen ‘kriegen, bekommen’; vgl. nwfr. krije. ahd.: Nicht belegt; erst mhd. krigen ‘sich anstrengen, trachten nach’. Die Sippe ist unklar (wohl späte expressive Bildung), auch in ihrem Verhältnis zu kriegen, Krieg. Die vorgeschlagenen Etymologien sind unbefriedigend (P 476f., TF 53).

SPKREISK-A-

‘kreischen’

--2-. 89g SP

as.: Nicht belegt; erst mnl. crijschen 'kreischen'. abd.: Nicht belegt; erst mhd. krischen, nhd. kreischen (stswv) *kreischen'. Schallverb zur Sippe von skrei-a- und kreit-a-, vgl. auch krei-a-.

*PKRETI-A-

'kreischen'

Pf

afr.:

Nicht belegt; erst nwfr. krite 'kreischen'.

as.:

Nicht belegt; erst mnd.

SPg $Pgj

kriten, mnl. criten, nnl. krijten “heulen, weinen’.

ahd.: Nicht belegt; erst mhd. krizen ‘schreien, stöhnen’, nhd. kreißen (swv). Schallverb zur Sippe von skrei-a- und kreisk-a-, vgl. auch krei-a-.

KREMM-A-

KREMM-A-

307

1 ‘mit den Krallen packen’

-(n)---d -(n)----

kramahd.:

krimman,

—,

krummun,

—;

acc.

‘reißen,

zerfleischen’:

O

1; Gl 11,402,56

coquebant: crummun. Anwendung: (1) Vom Raubvogel, 'zerfleischen, mit den Krallen packen’ (O, Gi 11,669,32, G1 11,669,39). (2) übertragen vom Gift ‘zerreißen, zerfleischen’ (G1 11,402,56). (3) 'abreiBen, abrupfen' (Gras, Blätter) GI I1,676,33, Gi I,626,20. Vgl. auch das mhd. Wörterbuch, L 125, 1,881f. kramm-sön krumm-ön krumm-on krumm-jón krumm-sön

(m): awn. kramsi 'Rabe' (Fr). (m): awn. krumme ‘Rabe’ (Fr) (EJ). (f): awn. krumma "Greifhand” C. (f): awn. krymma 'zusammengebogene (m): awn. krumsi "Rabe* (Fr) (EJ).

Hand,

Kralle’

E.

Mit einfachem Auslaut: kram-ja-: awn. kremja 'umklammern, wegreißen’ (CV). P 382f. (mE, HD; TF 52f. (mE); Gr IV,608. Gm. kremm-a- 1, trans. ‘mit den Krallen packen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Möglicherweise zu der Gruppe kremp-a- 'krampfen' usw. Seit ahd. Zeit Vermischung mit kremm-a- 2 und gremm-a-.

KREMM-A-

2 'stopfen'

--e--d

ae.:

crimman, —, —, crummen; acc. acrummen *vollgestopft” OET.

ahd.:

Nur Gl L239,10 refertim: cachrumman.

kramm-ó-:

ae. crammigan

kramm-ón

(f) W:

ahd.

Gl

‘stopfen,

pressen’:

LWS

11,132,12

crim;

‘stopfen’ Aelf 190,7 (Wiss 20f.). 1IL290,18

taberne,

edicule plebeiorum:

crammun('Quet-

sche"). P 382f. (=, Hl); TF 52f. (a); V 330 'kremja' (a); J 345f. (a); Hh 59 ‘cram mian' (a); K 271 ‘Grimmen’ (oE); Gr IV,608. Gm. kremm-a- 2, trans. ‘stopfen’ läßt sich (wenn auch lautlich nicht eindeutig) vergleichen mit lit: grumin, grümti, Pràt. grämiau *hineinpr essen, -pfropfen, stopfen’.

308

KREMP-A- — KRENG-A-

KREMP-Aawn.: as.: ahd.:

*krampfen'

-n-- "sd

Nur PPP kroppenn ‘verkrüppelt, knotig’ E; isl. kreppa 'krampfen' (stv). aschw.: krympa *krampfen' 1,4. Nicht belegt; erst mnd. krimpen, mnl. crempen, unl. krimpen 'krampfen', vgl. nwfr. krimpe. Nur Gi 1,234,31 terit: hrimfit, krimfit; mhd. krimpfen 'zusammenkrampfen' stv.

kramp-a-z (m): ahd. crampf ‘Krampf’ Gl IV,191,64 (spasmus). kramp-on (m): as. krampo ‘Krampf’ sD. kramp-eja-: awn. kreppa "zusammendriicken, krümmen' (EJ) G; ahd. widergichrampft ‘aufgegangen’ (von einer Lilie) Gl 1,430,5, Gl 1,436,58 (repandi), (Raven 96). krump-nö-: awn. kropna ‘sich zusammenbiegen’ (Fr). krump-jon (f): awn. kryppa ‘Buckel’ C. P 385-390 (=, HD); TF 53; V 331 (=); I 347-355 (=, Hl); K 399 ‘Krampf’ (=); Gr IV,611f. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. kremp-a-, intr. 'krampfen' gehört zu den zahlreichen Expressivbildungen dieser Bedeutung

mit Guttural

+

r, meist mit labialem Auslaut.

und skremm-a- und zum Typus Mit der Folge gr-m +- Labial lett.: grumbt ‘sich runzeln' (zu L 146, S. 172f.). (gm.): krumb-a- ‘krumm?’ in ae.

gr

Vgl. im Gm.

hremp-a-

skrenk(w)-a-. vergleicht sich: verwandten balt. und slav. Bildungen vgl. Fraenkel, crumb (BT); as. krumb sD; ahd. krumb

ION.

Ypounüéve "sich runzeln’ (Hesych). Mit gutturalem Auslaut:

aksl.: ssgredati se 'sich verkrampfen’; ksl. auch -zd-, -greciti.

KRENG-A- allen’

- (n) e f - (d) krenk-a-, greng-a-

--

e---

ae.:

cringan, crang, crungon, —; abs. ‘fallen’ (im Kampf), “untergehen, verderben’: B 2,3, cD 2,3, (Gr) 1; Chr 3; der Lautstand ist sehr unfest: cring- 2,3; gring3; crinc- 2,3; crincg- 1.

afr.:

—, —, krungon, kringe.

krungen;

acc.

‘erhalten,

erreichen’ (vgl. zu-fallen);

nwfr.

KRENT-A- — KRÜD-Aga-:

309

ae. ‘sinken, fallen’ B.

kreng-a-: ae. gring ‘Niederlage’ (Gr). kreng-ön (f): awn. oró-kringe 'Zungenfertigkeit' E. krang-a- (adj): awn. krangr ‘hinfällig’ (CV) (—); ahd. crank ‘hinfällig’ Gl 111,384,64 (debilis). krang-ö (f): awn. krong "miBratenes Geschöpf’ E. krang-ö-: awn. kranga ‘sich mühsam fortschleppen, schleichen’ E (Wiss I9f.). P 385-390 (mE, HI); TF 52 (mE); V 328 'kranga' (mE); J 350 (mE, Hl); Hh 60 (mE); K 400 'krank' (mE); Gr IV,614. Gm. kreng-a-, intr. ‘fallen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. KRENK-A-

fallen’ s. KRENG-A-

KRENT-A-

'murren'

-D----

awn.: kretta, kratt, —, —; abs. 'murren, murmelp': (CV) 1,2. Keine sichere Vergleichsmóglichkeit, vgl. V 330. KRES-Aahd.:

'krechen

00000000

===

d

kresan, kras, —, (-kresen); abs. *kriechen’: aD 1; N 1; Gi 1,399,56 nitebatur: chras, chars ‘versuchte’ (die einzige Stelle mit einem sicher starken Beleg weicht also in der Bedeutung ab); Gl IV,314,30 obreptionis: under-chresani; mhd. kresen (stv).

P 385-390; TF 562; Gr IV,614f. Gm. kres-a-, abs. *kriechen' gehört zu der gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten' mit etwas abweichender Struktur. Vgl. kreup-a- kreuk-a- und zum Typus gleid-a-.

KRÜD-A- ‘drängen’ ae.: as.:

- - € (9f) (9s) (*”d)

crüdan, créad, —, — ; abs. ‘drängen, eindringen’: (Gr) 1; Chr 2; me. crouden, ne. crowd (swv). Nicht belegt, auch mnl. nur cruden (swv) ‘stoßen, pressen’; vgl. spáteres afr. cruda *vorwärtsdrängen’.

krud-a-m (n): ae. W /ind-ge-crod 'schildbewehrter Haufe’ cD; mhd. krot 'Bedrángnis'. krud-ón (m): ae. W lind-croda 'Zusammenprall der Schilde, Kampf’ cD, P 406 (=); TF 54 (=); Hh 61 (=).

310

KREUK-A- — KREUP-A-

Gm. krüd-a-, intr. ‘drängen’ kann wohl mit Rücksicht auf me. curd *Quark' verglichen werden mit (air.): gruth (m) ‘Käse, Quark’. Vgl. noch kremm-a- 2 ‘stopfen’.

KREUK-Aahd.:

kriehen

000000

-Ó---- d

Nur kriohhan, abs. ‘kriechen’ N I (chriechentiu reptilia = Gewürm); nhd. kriechen (stv).

mhd.,

P 385-390 (mE, HI); TF 54 (mE, HI); K 405 (mE, HI); Gr IV,590f. Gm. kreuk-a-, intr. *kriechen" gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’, zu der besonders auch kreup-a- gehört. Außergermanische Beziehungen sind unsicher. Vgl. außerdem nn. kreka ‘kriechen’ (stv) aus gm. *krek- und gleid-a- zum Typus.

KREUP-A-

‘kriechen’ (krüp-a-)

awn.:

ae.:

kriüpa, kraup, krupo, kropenn; abs. *kriechen, vor jemand S(D) +; isl. krjápa, nn. krypa. aschw.: krypa +; schw. krypa, dán. krybe, Bm. krype. créopan, créap, crupon, cropen; abs. *kriechen': (Gr) 4, Bo

- n e (f) *Ps (?d) -- - f *?s kriechen’: C 1;

1, A 3; Ae 1,23;

me. crepen, ne. creep (swv). afr.:

krüpa ‘kriechen’ (Nach

Holthausen,

L 95, ich kann es nicht belegen;

nach

as.:

Steller, L 97 auch kriapa); nwfr. krupe. Nicht belegt; erst mnd. krepen, krupen, mnl. crupen, criepen, nnl. kruipen.

bi-: ac. 'sich einschleichen’ (Gr). krup-ila-z (m) W: ae. crypel ‘Krüppel’ L. kraup-eja-: ae. crypan 'kriechen' (BT); afr. krepa ‘demütig gebeugt gehen’. kruf-ti-z (f) H: Hierher ahd. cruft ‘Diebeshöhle, Schlupfwinkel T? P 385-390 (mE, Hl); TF 54f. (oE, HI); V 331 (mE, HD); I 347-355 (mE, Hl); Hh 60

(mE). Gm. kreup-a-, intr. 'kriechen' gehórt zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. kreuk-a- und zum Typus gleid-a-). Vielleicht (abgesehen von der Stammbildung) genau zu vergleichen mit

lit.:

grubinéti 'stolpern, straucheln’ (anders Fraenkel, L 146, S. 172f.).

KREUST-A- — KWAB-JA-

KREUST-Agt:

'knirschen'

3ll

g-----

Nur Präsens (stark) kriustan, acc. (mit den Zähnen) knirschen'.

krust-a-z (m): gt. krusts ‘das Knirschen". P 405f. (=, Hl); TF 54 (a, HD); F 315 (zw). ETYMOLOGIE Gm. kreust-a-, trans. '(Záhne) knirschen' ist eine Expressivbildung, mit der wohl vergleichbar sind (lit): grük$t Interjektion für das beim Kauen hórbare Knackgeräusch. *Ps[:

skr. grüsiti 'stoDen, zerstoBen, enthülsen'.

Vielleicht auch gr. Bpóyo 'klappere mit den Zähnen’ (*g*reu-?).

KWAB-JA-

(/-f) 'niederdrücken'

-n---(d)

awn.: kefla, (CV) L 27, y ist

(kóf), (kófo), kafinn; acc. *niederdrücken, hinunterdrücken’: (Fr) 1,4; 1; finite Práteritalformen des stv kann ich nicht belegen, bei Noreen, $ 500 jedoch nicht als fehlend aufgeführt; auch swv; der Schwund des unregelmäßig ausgeglichen worden; isl. keffa.

kwab-a-m (n) W: awn. kaf “Tiefe, Wasser’ C (M). kwab-ö-: awn. kafa ‘tauchen’ G (Wiss 75). kwab-eja-: awn. kefja, kvefja *hinunterdrücken' (M) (CV); mhd. din herze wirt erquebit *dein Herz wird erstickt'. kwab-ina- (adj): ahd. ir-quepanaz (sein Herz wurde ein) 'ersticktes' Gl 1,404,50 (emortuum). Wegen des Vokalismus wohl kein st. PPP. Der Beleg ist nicht ganz sicher, weil die Parallelüberlieferung ir-quemanaz hat, für das er verschrieben sein kann. Ebenfalls unsicher ist kwebiniz Gl 11,355,41 'zusammengedrückt' (von einem Schleierstoff), hier wohl für gi-webiniz zu web-a-. kwab-no-: awn. k(v)afna ‘ersticken’ (EJ) PE. kwöb-a-m (n): awn. kóf 'Quaim, Rauch’ (Fr). kwöb-ja-: awn. kefa ‘ersticken, löschen’ (Fr), später auch kvzfa. P 465f. (=); TF 60f. (=); V 336 'kvefla! (=); J 412 (2). ETYMOLOGIE

Gm. kwab-ja-, trans. ‘niederdrücken’ läßt sich vielleicht mit einem gr. Verb unter einer Grundform *g"abh-jo- vergleichen:

312

gr.:

KWEI-NA-

Bánzto 'tauche, tauche ein’, besonders *hárte durch Eintauchen, färbe’. Zum Auslaut vgl. Baprj ‘Eintauchen, Färben’; zu Nebenformen vgl. Frisk, L 155, S. 218f. Eine andere Analyse des gr. Worts wird vorgenommen von O. Szemerényi, Glotta 38 (1960), 211-216, der von einer nasalierten Variante ausgeht,

und mit dem ai. Wort näher vergleicht. (ai) (H): Hier können Wörter mit der Bedeutung ‘tief’ und mit Nasalierung angereiht werden (gabhira-, gambhird-). Sowohl der Anschluß, wie auch die lautliche Beurteilung ist unsicher. In der Regel geht man von einem (durch av. Formen zu stützenden) Nebeneinander von *gabhra-/gabhi- aus, wobei der Vokal entweder als altes x erklärt werden kann (Szemerényi a.0.2.0.) oder als altes a mit sekundärer Nasalierung (Mayrhofer, Indian Linguistics 16, 1955, 38-40). HERLEITUNG Mit anderem Auslaut (*g"ådh-) können verglichen werden: air.: bå(i)dim *tauche unter, ertránke'; cymr. boddi 'ertrånken, ersticken, (gr.) (H): Bfjøcu, dor. Båsoa (f) ‘Schlucht, Tal’, und vielleicht Boo ‘tief, hoch’ (vgl. Frisk, L 155, S. 208). Vgl. weiter g*ei- fiberwåltigen, unterdrücken’ (P 469f), doch zeigt sich keine Möglichkeit zur Analyse des Anlauts als Schwundstufe einer Wurzel *geu-. *.KWEI-NA-

(-kwein-a-) '(erlóscheny

--e--P»d

ae.:. -cwinan, -cwün, —, —; å- 'verlóschen' (BT, BTS) -1,2. mhd.: verquinen *dahinschwinden' (nur Präsens belegt).

P 470; TF 63; Hh 66. ETYMOLOGIE Gm. -kwein-a- ‘erlöschen’ könnte genau entsprechen einem ai. Jinati 'altert' (sehr schlecht belegt, doch zu stützen durch iranisches Material mit der Bedeutung 'schwinden, mindern’, vgl. Mayrhofer, L 158, 1,434f.). Die eigentliche Bedeutung des ai. Jinäti ist jedoch “überwältigt, unterdrückt, besiegt’, was auch außerindisch vergleichbar ist. Die etymologischen Zusammenhänge sind deshalb unklar. Näherliegend ist der Vergleich mit lit. Wörtern, die auf *g#oi-k’, *g"ei-b(h)- zurückführbar sind: lit.: gaistm, gaisti ‘schwinden, vergehen, verenden’; geibstü, geibti ‘schwach werden, von Kräften kommen, verenden”. Das gm. Verbum hat eine auffallende Anzahl von 'Reimbildungen', nämlich Bwein-a-, dwein-a-, swein-a-. Diese haben in den außergermanischen Sprachen noch eine weitere Variante in

KWEIP-A- — KWEL-A-

gr:

313

«O0ívo, polm ‘schwinden, zerfallen’, trans. ‘zerstören’.

al: ksinäti 'hinschwinden', trans. ‘vernichten’, PPP ksitå-. Diese werden auf eine schlecht faßbare Anlautverbindung zurückgeführt, die man mit *g*hb- umschreibt. Es ist nun eine naheliegende Vermutung (die, soweit ich sehe, bis jetzt noch nicht ausgesprochen wurde), daß die verschiedenen gm. Formen Ausweichlaute für diese außerordentlich komplizierte Anlautgruppe sind und somit von einem einheitlichen Ausgangspunkt ausgehen, wobei bedeutungsähnliche Wurzeln durchaus als Anknüpfungspunkt gedient haben mögen. Dabei würde gm. kwein- nicht g"hp- als Ausgangspunkt nahelegen, sondern eher g*b-, und diese Annahme könnte dadurch erhärtet werden, daB der Komplex als Erweiterung von g*es- 'erlóschen' (P 479f.) aufgefaßt werden kann. Das in diesem Fall vorauszusetzende g"s- könnte im Ai. ohne weiteres durch Assimilation ks- ergeben haben; im Gr. wäre als Zwischenstufe g*5- entstanden, wobei die Aspiration vom zweiten Laut auch auf den ersten übertragen worden wäre.

KWEIP-*A- (/-d) (?) ‘(fürchten)’ awn.:

ne...

Nur o-kvidenn "nicht furchtsam' E (M) neben swv. kvida ‘sich ängstigen, fürchten’ ++. Reicht nicht aus zum Ansatz eines stv (nicht sicher ist, ob ae. cwióan, as. quidean 'jammern' hierher zu rechnen sind). Vgl. P 467; TF 63; V 338; J 407.

KWEL-A-

‘leiden’

(g)(n)e-sd

ae:

cwelan, cwzl, cw&lon, Ges +, WH 1,4.

cwolen; abs. ‘leiden, verderben’: Bo -1, A 1,3; Ae -1,2,

as.: ahd.:

quelan, qual, —, —; abs. 'Martern erleiden, sterben’: H 1,2; mnl. quelen. quelan, —, quälun, -quolan; abs. ‘leiden, sich abquälen, trauern um’: T 1;

N (chelen) 1,3,4; mhd. quein. bi-:

ae. ‘sterben’ Ges.

(far-): ahd. 'sich in Sehnsucht verzehren' N. uz-:

ae, ‘sterben, verderben’ Go Ae.

kwal-a-: gt. ana-gal ‘Ruhe’ (unsichere Lesung); ae. cwal-stöwa 'Hinrichtungsstátte' Ges. kwal-ö (f) ‘Qual, Marter': awn. kvol ++; ae. cwalu (Tod) B (deaö-) cD WH. kwal-eja- ‘quälen, töten’: awn. kvelja ++; ae. cwellan cD L R2?; as. quellian H; ahd. quellen TON, (Raven 307f.). kwal-ma-z (m) “Vernichtung, Mord’: ae. cwealm BcD Go L; as. qualm H Gn (n); ahd. guhalm I. kwal-di-z (f): ae. cwyld ‘Seuche’ WH Chr.

314

KWELL-A-

kwæl-o (f) ‘Qual, Marter”: as. quåla H; ahd. chäla N. P 470f. (=); TF 62 (=); F 43f. ‘anagal’ (=); V 339 'kvgl" (=); I 420f. (=); Hh 64 (=); K 572 ‘Qual’ (=); Gr IV,651-655. ETYMOLOGIE Gm. kwel-a-, intr. ‘leiden’ gehört wahrscheinlich zu einem bedeutungsmäßig auseinanderfallenden Verbum g*el- ‘sterben’, vielleicht aus ursprünglichem ‘stechen’. ]t.: vallesit: perierit (Festus). Skeptisch hierzu Ernout-Meillet, L 127, S. 712 (auch S. 749 *volnus"). air.: atbail ‘stirbt’ (enthält ein ständig infigiertes Pronomen der 3. Sg. ntr. vgl. Thurneysen, L 133, $ 423; sowie Pedersen, L 134, I1,459f.; Vendryes, L 139, S. 98; W. Meid, Sprache 6 (1960), 148ff.; J. Pokorny, Sprache 8 (1962), 72f.). cymr. ballu, ballaf ‘sterben, zugrundegehen'. lit. (W): geliu, gélti, Pråt. géliau ‘stechen’ (von Insekten), unpers. *wehtun'. aksl.: Zale (f) ‘Grabmal’; Zaljo, Zaliti 'betrübt sein, wehklagen’. (gr.) (W): (Wenn die Bedeutung ‘stechen’ zugrundeliegt) BeAövn (f) 'Nadel'. Die Zugehörigkeit von BóAAXo ‘werfen, treffen' ist formal verlockend und bedeutungsmäßig nicht völlig auszuschließen. Vgl. Frisk, L 155, S. 215ff. arm.: kelel ‘quälen’ nach Meillet, MSL VIII (1894), 165.

KWELL-Aae.: as.: ahd.:

‘quellen’

--e-sd

Nur collen-ferhó ‘stolz, kühn' (mit geschwollenem Mut) B cD. quellan, —, —, —; abs. ‘quellen’: sD 1; mnd. quellen. quellan, —, quullun, —; abs. ‘quellen’: Gl 11,623,1 scaturire: quellan; Gl 11,428,5 ferventes: uzquellantun; Gl IL418,3 exundant: uzquullun; mhd., nhd. quellen.

kwell-ön (f) ‘Quelle’:

as. quella SD;

ahd. quella Gl

11,496,13

(scatebras).

kwall-jon (f) ‘Quelie’: ae. cwylle (BT).

P 471f. (=); TF 62 (=); Hh 57 ‘collen- (=); K 574 (=); Gr IV,655. ETYMOLOGIE Gm.

kwell-a-, intr. ‘quellen’ kann vielleicht verglichen werden mit

gr. (H) BAo6o “lasse hervorquellen, sprudle hervor’ (*g#l-u-d-), später auch BAOM. Zum Auslaut vgl. BAóóiov - óypov Céov. Zu dem im Lautstand dem Gm. genauer entsprechenden ßBaAaveiov 'Badestube' vgl. Frisk, L 155, S. 212f.

KWULST-A- — KWEM-A-

315

(ablehnend). Die Zugehörigkeit von BàAA.o ‘werfen’ (P 472) ist ebenfalls unsicher (Frisk, S. 215 ff.), obwohl sich die Anwendungsbereiche teilweise über-

schneiden (eig åka

BáAXew 'münden").

ai. (H): galati “träufelt herab, fällt herab’ (nachvedisch) steht in der Bedeutung fern. Das Gr. hat eine Reimvariante in gA0&o “koche, sprudle’, das Gm. in well-a-/ wall-a-.

ae.:

Nur Präsens forcwolstan ‘schlucken, verschlingen’ LWS 11,48,18. Vgl. SieversBrunner, L 80, $389, Anm. 5. Der Beleg reicht zum Ansatz eines starken Verbs nicht aus, zumal die Form vóllig ungewóhnlich wáre.

KWEM-A-

gt:

awn.:

--e---

(?) ‘verschlingen’

KWULST-A-

‘kommen’

qiman, qam, gemun,

g£----d ?kum-a- nefs qumans;

abs. ‘kommen’

(auch acc. des Ziels).

koma (-u-), kom, kvómo (kómo), komenn (-u-); abs. ‘kommen’; acc. ‘durchstreifen’; dt. "bringen": E +, C +; G 1,4, PE+,R+,5S aschw.: koma +; schw. komma, dån., Bm. komme.

ae.:

+; isl, nn. koma.

afr.:

cuman (-mm-), cöm (cw-), cómon, (cw-), cumen; abs. "kommen": B +, cD +; Bo +, A +; Ae +, JE +; VP +, R1 1,2,3; L +, RD +, R? +; me. cumen, ne. come. kuma (-o-), köm, kömon, kemen (-i-, -o-, -u-); abs. ‘kommen’; nwfr. komme.

as.:

kuman,

ahd.:

mnl. comen, nnl. comen. queman, (cuman, co-), quam, quämun, queman (!) (-o- I MF); abs. ‘kommen’: I+,MF+;T123;0+;BR-+,aD1,2,3; N + (Prs., PPP chomen); mhd.

quam, quåmun, kuman;

abs. ‘kommen’:

H

+, Gn

+; mnd.

komen,

quemen, kumen; nhd. kommen.

Die naheliegende Erklärung der verschiedenen Präsensformen ist die, daß zumindest im Awn., Áe., Afr. und As. ein schwundstufiges Prásens bestand, aus dem die belegten Formen lautgesetzlich entwickelt wären, und das auch zu den Formen der auBergermanischen Sprachen gut passen würde. Das Gt. und Ahd. haben ein vollstufiges Prásens, entweder durch andere Stammbildung (ein Bedeutungsunterschied ist jedoch nicht festzustellen) oder durch sekundäre Angleichung an den Normaltyp. Für sekundäre Angleichung könnte sprechen, daß das PPP im Ahd. auffallenderweise ein -e- zeigt, was darauf hinweisen könnte, daB die Form cumdurch das hochstufige quem- ersetzt wurde, wobei das lautlich gleiche PPP mitverändert wurde (ähnliches läßt sich bei /rud-a-/tred-a- beobachten). Andererseits haben sich die anlautenden Labiovelare sehr häufig unregelmäßig verhalten (vgl. etwa Krause, L 29, $ 58,5), so daß die Möglichkeit einer sekundären, unregelmäßigen

316

KWEM-A-

Entwicklung quem- zu com-, cum- nicht mit völliger Sicherheit auszuschließen ist. bi-:

gt. ‘einen überfallen’; ae. ‘kommen, ‘kommen’

H; ahd.

"herankommen,

sich ereignen' bekommen,

++;

Eindruck

afr. ‘treffen’; as. machen’

++.

(far-): ae. ‘eindringen, besiegen’ cD Bo VP L RD R2; afr. ‘überführen’; as. 'vergehen' H. fra-: gt. ‘verzehren, ausgeben’. ga-: gt. ‘zusammenkommen’, unpers. ‘sich gebühren’; ae. ‘kommen’ WH RD R2. uz-: gt. ‘umbringen’ (Germanic Review 6, 1931, 58f.); ae. "kommen, bringen, aushalten’ cD JE; as. ‘erschrecken’ H; ahd. ‘erschrecken’ TON. kwem-ön (m): ahd. after-chomo ‘Nachfolger’ N, niuwi-qhuemo ‘Novize’ BR, ufchuuemo *Aufgang' aD. kwem-i (f): ahd. ka-quimi *Ereignis' Gl 1,70,10 (eventus). kwum-ón (m): ae. cuma ‘Gast, Ankömmling’ ++; as. wis-kumo 'gewisslich kommend' H. kwum-jön (m): ae. to-cymme 'Ankómmling' L. kwum-i-z (m) ‘Kommen, Ankunft’: gt. gums; ae. cyme ++; afr. on-keme ‘Eindringen’; as. kumi H; ahd. fona-uf-chume ‘von Anfang an’ Gl 1,20,23 (ex origine). kwum-di-z (f): gt. ga-qumps “Versammlung, Zusammenkunft’; awn. samkund "Fest, Versammlung’ G; ahd. cumft “Ankunft? ++ (*m(p)-t > mft). kwum-don (f): awn. sam-kunda "Zusammenkunft, Gelage' EG. kwum-stön (f): afr. komste ‘Ankunft’. kwæm-ön (f): awn. kvama 'Ankunft, Besuch’ ++.

kwæm-i- (adj): awn. kvæmr “bequem zugänglich” E PE (nå-kvæmr “entgegenkommend’); ae. ge-cw&me 'annehmbar, gefällig? cD JE L R?; ahd. bi-quåmi *passend, schicklich' O N (un-).

P 463ff. (=); TF 61 (—); F 387f. (=); V 325 (=); J 413f. (=); Hh 63 (=); K 389f. (=); Gr IV,655-677. ETYMOLOGIE Gm. kwem-a-/kwum-a-, intr. ‘kommen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemeinidg. Verbalwurzel g*em- ‘kommen’.

Neben g"em- steht g"å- (**gFea,-), die Formen

schließen sich zum Teil zu einem Paradigma zusammen. Die Form g"en- (gr. It.) wird am besten als alte Assimilation an folgendes j erklärt. lt.: wenio, veni, ventum, -ire ‘kommen’; osk. kim-bened ‘es wurde vereinbart’, unred. Perf. ce-bnust; umbr. nur Futur II benus (zu einem unred. Perfekt). lit. (W): gemi (auch gimstu), giriti ‘geboren werden, entstehen’ (— auf die Welt kommen?).

gr:

Baivo ‘gehe’, BPaoke ‘Auf!’, Bipócko (kausativ); Tempora werden von ßn- gebildet (s. u.).

die außerpräsentischen

KWENKW-A- — KWER-A-

ai:

317

gácchati ‘geht’, Wurzel-aor. dgan (a-aor., red. aor.), PPP gatd-.

toch. B: käm- 'kommen' (n + sk-Präsens, them. Prät.). Zu der Form g"å- gehören:

air. (W): baid ‘stirbt’ (Hiatverb, red. s-Prät.) (geht wohl auf die Bedeutung *weggehen' zurück). lit: góju, góti '(langsam) gehen’. gr: Aor. Épnv, Perf. Beßnka 'gehe, komme”. al: Jigáti ‘geht’, Wurzel-aor. ågåt. -KWENK-A-

‘(erlöschen)’

--ef--

ae.:

-cwincan, -cwanc, -cwuncon, Chr -2; (BTS) -1,2,3.

—;

å- “ausgehen,

afr.:

Nur PPP üt-e-kwonken ‘ausgelaufen’ (vom Auge).

kwank-eja-: ae. å-cwencan 'auslóschen' WH

erlöschen,

zu

Ende

gehen’:

Chr.

P 470 (=); Hh 66 (oE). Gm. -kwenk-a- *erlóschen' gehórt wohl nicht unmittelbar zu kwein-a- gleicher Bedeutung, sondern ist eher, mit Rücksicht auf das dort aufgeführte lit. gaisti die Nasalierung einer tektalen Erweiterung. Ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem genannten lit. Wort ist zu erwägen. Es müßte dabei Assimilierung des Auslauts an den Nasal angenommen werden (-nk- zu -ng-), was móglich erscheint, wenn man bedenkt,

daß

nur

selten

mit

dem

im

Anlaut

andernfalis für das gm. Wort angenommen KWER-Aahd.:

stehenden

Laut

wird,

was

werden müßte.

seufzen

queran, quar, quärun, —;

erweitert

(eee d abs. 'seufzen': aD

1, Gl 11,389,73 gemit: quirit;

GI 1,670,22 ingemuit: quar, quari. uz:

ahd. ‘seufzen’ G11,193,22.

P 478 (zu 1); TF 61 (zu 1); K 572f. *Quarre' (zu 2); Gr IV,679.

ETYMOLOGIE Gm. kwer-a-, intr. 'seufzen' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Anschlußmöglichkeiten: (1) Zu g*er- ‘die Stimme erheben’. In der Bedeutung nicht vergleichbar (wie auch P bei einer anderen Sippe annimmt, s. P 467!). Zu gr. Serpiåv - Acıdopeloden vgl. Frisk, L 155, S. 358f.

318

KWERR-A- — KWEb-A-

(2) Zu gm. kerr-a- 'knarren' als Variante. Weder in der Form noch in der Bedeutung ansprechend. (3) Zu gm. kwei- ‘klagen, jammern’ (P 467). Würde eine Analyse des Labiovelars voraussetzen (etwa zu lit. gauti 'heulen"). Zu unsicher. (4) Zu g*er- ‘schwer’, das in den Ableitungen ähnliche Bedeutungen zeigt (‘beschwert, niedergedriickt”). Formal unsicher.

-KWERR-*Aae.:

‘(schlingen)’

--e--(d)

Nur PPP å-cworren “betrunken, übersättigt’ Bl. Zum Präsensvokalismus vgl. mete-cweorra “Übersättigung’ LWS III,60,40.

kwer-dra-z (m): ahd. querder ‘Köder’ Gl 11,300,56 (esca). P 474ff. (=); TF 61 (=); Hh 65 (=); K 386 ‘Köder’ (Vw); Gr IV,680. Studia Linguistica 3 (1949), 18-31 (Herleitung).

L. Deroy,

ETYMOLOGIE Gm. kwerr-*a- *verschlingen' ist wahrscheinlich zurückzuführen auf das gemeinidg. Verbum g*era- (mit **2,) *verschlingen'. Zur Herkunft der Geminate vgl. Seebold L 185. lt.: voráre, de- *verschlingen'. li: gerià, gérti, Prát. gériau ‘trinken’. aksl.: poZerg, poZreti *verschlingen'. gr: Perf. BeBpoka "ich habe gegessen, verschlungen’, sekundär bierzu Präs. Bippóokro und Aor. Eßpwv, vgl. Frisk, L 155, S. 235f. Vgl. BåpaQpov (g*ra-) *Schlund, Abgrund’. abi: giráti *verschlingt (auch gírati, gilati, grndti vgl. Mayrhofer, L 158, S. 335), Wurzel-aor., red. aor., PPP girnå-.

KWEb-A-

‘sagen’ kwett-

gt: awn.:

ae.:

g n efsd -(n)- -- -

dgipan, gap, qebun, qipans; abs., acc. (dt. der Person) ‘sagen, sprechen, meinen’, kveda, kvad (-t, -d, kóó), kvodo (ködo), kvedenn; nennen, singen”: E +, C +; G 1,2,4; Pe +, R 4, aschw.: kvæda +; schw. kváda, dàn. kvæde. cwedan (-æ-), cwxó, cwædon, cweden; abs., acc. cD 4-; Bo 123, A ir; Ae +, JE +; VP +, R!

quepen, ne. quoth.

abs., acc. 'sagen, sprechen, S +; isl. kveda, nn. kveda. ‘sprechen, sagen’: B 1,2,3, +; L+, RD +,R2+ ; me.

KWEB-Aafr.:

quetha, queth, quethon,

as.:

quethan (-d-), quath (-d), quädun (-th-), -quedan (-th-); acc., abh. Satz ‘sprechen, sagen’: H 1,2,3, Gn 2,3, Gn 2,3, sD -4; mnd. queden. quedan (ched-, chod-), quad (-t), quädun (-t-), giquetan (-d-); abs., acc. (dt. der Person) ‘sagen, versichern’: I 1,2,3(d),4(d); MF 1,2,3(0),4(0; T +; O 1,2,3(d/t); BR 1,2,3(0,4(0, aD 1,2,3(t),4(t); N (cheden) 1,2,3(d),4(d); mhd. queden.

ahd.:

(an-):

quethen;

abs., acc.

319 ‘sagen,

sprechen,

bedeuten’.

ae. ‘antworten’ B cD Bo; as. ‘widersprechen, verneinen’ H; ahd. ‘entsprechen,

antworten' O N. and-:

gt. 'Abschied nehmen, sprechen'.

bi-:

ae. ‘gelten lassen’ cD Chr L R?; ahd. Gl 1,114,14 predicit: piquidit.

(far-): fur-: fra-: ga-:

ae. gt. gt. gt. H; gt.

uz-:

*tadeln' Bo L; ahd. ‘versagen’ Gi 1,2,28 (abdicare). ‘sich entschuldigen, für ungültig erklären’. ‘für ungültig erklären, verfluchen'. ‘sich verabreden’; ae. ‘sagen, aussprechen’ ++; as. ‘sagen, verkünden’ ahd. ‘sagen’ T O. ‘ein Gerede verbreiten’; ae. ‘sprechen, ächten’ ++.

kwed-o-: ahd. harm-queton '*verwünschen' Gl 11,144,39 (remaledicere) (Wiss 108). kweb-ö (f): ahd. cheda *Redeweise, Vortrag’ N. kwed-i-z (m) ‘Satz, Spruch’: awn. kviór (Gerede) E R (u- Stamm); ae. cwide (-0-) (Fluch, Befehl) B cD Bo WH L R?; as. quidi (Wort) H Gn; ahd. quhidi I. kwed-i-z (f): ahd. ke-chuit 'Spruch' BR aD. kwed-ja-m (n): ahd. quiti 'Zeugnis' T. kwed-jón (f): awn. kvida ‘Gedicht’ E (M). kwed-ilo-: ahd. quitilon 'besprechen' O. kwed-ula- (adj): ae. cwedol *wahrsagend' OET, hearm-cwidol *verleumderisch' R1. idg. *gWet-ti- > kwess-i-z (f): gt. ga-giss 'Verabredung'; ae. ge-cwiss 'Verschwórung' BT, and-cwiss ‘Antwort’ (Gr). idg. *gvet-to- > kwess-a- (adj): gt. ga-giss *übereinstimmend'. kwad-ö (f): awn. kvgó ‘Forderung, Schuld’ C G. kwad-eja- ‘begrüßen’: awn. kvedja ++; as. queddian H; ahd. quetten (ausrufen) O N, (Raven 90f.). kwad-ja-m (n): ahd. wola-queti ‘Begrüßung’ T. kwad-i- (adj): ahd. fol-chete “einverstanden mit’ N. kwæp-i- (adj): gt. un-geps 'unaussprechlich' ; awn. sam-kvædr "übereinstimmend’ (Fr). kwæd-ja-m (n): awn. kvzóe "Gedicht, Spruch’ E C PE. Mit Intensiv-Gemination:

kwett-i-z (m): awn. kvitir (kyttr) 'Gerücht' C. P 480f. (zul); TF 59f. (a) und 562; F 389 (zw); V336 (zul); J 410f. (zul); Hh 65 (zw); Gr 1V,636-650 (a).

320

KWEP-A-

ETYMOLOGIE

Gm. kwep-a-, trans., intr. ‘sagen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Anknüpfungsmöglichkeiten sind: (1) Ai. gadati ‘spricht’ kann aufgefaBt werden als Kreuzung zwischen wed‘sprechen’ (P 76) und einer Wurzel *g*et-, die die Grundlage des Gm. wäre und vielleicht auch in arm. kocem "nenne, rufe’ (i-Pråsens) vorliegt. Vgl. H. Güntert, Reimwortbildungen, Heidelberg 1914, S. 32f. Wegen der Häufigkeit der Bedeutung ‘sagen’ unsicher. (2) Vgl. It. vetäre, älter votåre “nicht erlauben, untersagen’ mit AcI oder mit ze, ut, quin; sowie cymr. gwadaf na 'leugne, bestreite’, dywedyd ‘sagen’. Diese lassen sich vereinigen unter *wot-, etwa als ‘für richtig hinstellen’, mit Negation ‘leugnen, verbieten' (die Bedeutung des Lt. ist wohl so entstanden, daB im isolierten Ausdruck

die negative Bedeutung von der Konjunktion auf das Verb übertragen wurde). Hierzu würde die gm. Sippe der Bedeutung nach am besten passen, aber ein Ansatz *g*ot- wird durch das Cymrische ausgeschlossen. Wie man sich im Falle einer Zusammengehórigkeit den Ausgangspunkt und die Entwicklung im einzelnen vorzustellen hat, muß unsicher bleiben. (3) Moderne iranische Wörter mit entsprechender Bedeutung, die auf altes Jat(idg. g*et- o.ä.) zurückgehen vergleicht G. Morgenstierne, NTS 7 (1934), 116-120.

L- s. auch unter HL-, WLLAH-Aae.: as.: ahd.:

‘tadeln’

- (ne(f)sd

lean, log, logon, lagen; acc. 'schelten, tadeln': B 1,2,3; A +; Ges unlægen *ungetadelt'. lahan, log, —, —; acc. tadeln”; dt. der Person + acc. der Sache "jemand etwas verwehren' : H 1,2. lahan, luog, luogun, —; dt. *tadeln, verbieten’: O 2,3; Gi 11,99,60 vituperat: lahit.

bi-: 'hindern': ae. B; ahd. O. (far-): ae. ‘verachten’ (BTS). lah-tra-z (m): ae. /eahtor ‘Fehler, Sünde’ cD Go WH.

lah-stra-m (n): afr. Jaster “Verletzung, Schuld’; as. Zastar “Tadel, Schuld, Spott’ H; ahd. lastar “Tadel, Låsterung' TON MF. lah-stu-z (m): awn. /osfr ‘Fehler, Schande’ E C G. P 673 (=); TF 357 (a); V 374 “Ipstr’ (=); J 756 (=); Hh 197 (=); K 424 ‘Laster’ (=); Gr 11,97-100 (a). ETYMOLOGIE Gm. /ah-a-, intr., trans. *tadeln, schelten’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit; doch kann eine Ableitung davon mit einem kelt. Nomen verglichen werden: (air.): Jocht (m) ‘Schuld, Fehler’ aus */ok-tu-. LAIK-Agt: awn.:

‘spielen’

laikan, lailaik, leika, lék, léko, spotten’ (Vh 26 PE12,R 1,24,

gne--*d laílaikun, leikenn; aus 5i-); S +; isl.

—; abs. “hüpfen, springen’. abs., ‘sich rasch bewegen, spielen, scherzen’; ‘ver‘verführen, täuschen’ (Vh 33 aus fra): E +,C +; leika.

322

LAIS aschw.: /&ka + (auch swv).

ae.:

lücan, leolc (lec), leolcon, läcen; abs. 'aufspringen, sich bewegen, spielen (Tanz, Instrument, Kampf)’: B 1,4, cD 1,2(lc)3(lc); Bo 3 (lc), A -2(16c); die Form /eolc ist ein Rest der alten Reduplication.

ahd.:

Nicht belegt; erst mhd. PPP geleichen ‘betrogen’, sonst swv. (vgl. Brandt, Beitr. z. mhd. Wortforschg., Diss. Köln, 1928, S 22f.).

Martha

bi-: gt. 'verspotten”; ae. *umfließen’ (Gr). (far-): ae. ‘verführen, ausliefern’ B (Gr). ga-: ae. 'verlocken' (BT). laik-a-m (n): ae. låc ‘Spiel, Geschenk’ B cD Go L (cwic- *Opfer), ge- ‘Bewegung’ cD Bo; hierzu wohl auch ahd. ge-leiche ‘Gelenk, Fingerglied’ N. laik-jön (m) W: ae. scin-læca ‘Zauberer’ Ges. laik-i-z (m): gt. laiks “Tanz’; awn. leikr (a-Stamm) ‘Spiel, Sport’ ++; ahd. leih (i- und a-Stamm) “Melodie, Weise, Gesang’ N. laik-us-on (adj) A: awn. d-leikse ‘wer im Spiel verloren hat’ (CV) (zur Bildung vgl. gang-us-ón). P 667f. (=); TF 354f. (=); F 319f. (=); V 351 (zw); J 734f. (=); Hh K 431f. 'Leich' (=); Gr IL152ff.

190 (=);

ETYMOLOGIE Gm. laik-a-, intr. ‘spielen’ hat einige Anschlußmöglichkeiten von unterschiedlichem Wert. Am nächsten stehen merkwürdigerweise iran. Wörter. air. (W): lingid ‘springt’ (them. Präs., red. Prät.). Nasalierung li-n-g? lit. (W): låigau, -yti *mutwillig sein, wild herumlaufen, herumtollen'. gr. (H): &AeA(Go (aor. &A&XiSat) 'erschüttere, drehe herum, drehe mich’ (vgl. Frisk, L 155, S. 488f.). ai. (H): réjate ‘erschüttert, zittert’. *Piran.: kurd. lizim ‘spiele’, be-leizum ‘tanze’. HERLEITUNG Als Auslautvariante vergleicht sich Joi-d- ‘spielen’. lt.: mir.:

—lüdo, lüsi, lüsum, -ere ‘spielen’ (sich vergnügen, Jaidid “antreiben, reizen, besingen'.

gr.:

Milet

spotten).

nullet (Hesych) ‘spielt’,

LAIS ‘weiß’ gt:

herumtollen,

Jais, —, —; acc, ‘wissen’,

g (?n) (e) (£) (s) (d)

LAP-A-

323

leis-a- (adj): gt. lubja-leis ‘giftkundig’ (als Randglosse, leisei Zauberei’). laiz-eja- ‘lehren’: gt. laisjan; ae. läran

++;

im Text kommt

vor /ubja-

afr. lera; as. lerian H Gn;

ahd. léren

++, (Raven 107ff.); (hierzu ist das Wort ‘Lehre’ postverbal). liz-a-m (n): ae, gelis, -les ‘Kenntnis der heiligen Schriften’ (BT); ahd. Gl 11,108,30 ex adinventione: gelire. liz-nö- ‘lernen’: ae. leornian (erwägen) ++; afr. lernia; vgl. as. lernunga "Unterricht’ sD; als næ- Verb ahd.

lernen T O, lirnen BRN.

lis-ti-z (f) ‘List, Geschicklichkeit’: gt. lists; awn. list (EJ) PE (entlehnt?); ae. list BcD; afr. list; as. list H; ahd. list O BR N. P 671 (mE); TF 369f. (mE); F 320 (mE); V 351 ‘leistr’ (mE); J 738f. (mE); Hh 192 “Iäran’ (mE); K 431 ‘lehren’, 260 ‘Gleis’ (mE); Gr 11,254-285. Gm. Jais, trans. *wissen' hat keine befriedigende Anschlußmöglichkeit. In der Regel schließt man an idg. leis- ‘nachgehen, folgen’ an, das aber außer im Gm. nur in den undurchsichtigen !t. Nomina /ira ‘Furche’ und délirus “verrückt” zu belegen ist. Diese Zusammenstellung wurde von E. Benveniste, EGS I (1947/48), S. 1-5 aus semantischen und formalen Gründen angegriffen, die belegbaren Übergánge (gt. laistjan ‘folgen’ un-fair-laistibs 'unaufspürbar, unerforschlich") als Lehnübersetzungen erklärt. Darüber hinaus erklärt er /ais als sekundäre gt. Bildung nach dem Muster von wait. Die Gründe Benvenistes sind beide Male beachtenswert, aber nicht unbedingt zwingend. Auf jeden Fall setzt der deutliche Ablaut und die Art der Ableitungen ein ursprüngliches Primärverb voraus, das aber keinen sicheren Anschluß außerhalb des Gm. findet. Vgl. noch F. Mezger, GR 14 (1939), 215-218; ferner A. Meillet, IF 26 (1909), 200ff, und C. J. S. Marstrander, NTS 2 (1929), 99-103 (zu air. lenaid 'folgt"). LAP-Aahd.:

‘schlürfen’ laffan, —,

GI 1,283,41 mhd. laffen.

- (7n) (e) -

luofun,

—;

lambierint:

acc. ‘schlürfen,

laffant;

Gl

lecken’

1,388,1

(das Wasser,

qui lambuerunt

-d

wie ein Hund):

aquas:

luafun;

lap-ö-: ae. /apigan 'schlürfen, lecken’ Aelf 177,11 (Wiss 72f.). lap-eja- ‘lecken, schlürfen' : isl. lepia (CV); ahd. gi-lepphen ‘schöpfen’ O, (Raven 107). lap-ila-z (m): ahd. fephil ‘Löffel’ Gl 111,331,43 (coclear).

P 651 (=); TF 362 (=); J 728 (=); Hh 195 "lapiam (=); K 444 ‘Löffel (=); Gr 1I,205f. A. Meillet, BSL 36 (1935), 110. ETYMOLOGIE Gm. lap-a-, trans. *schlürfen' geht mit Sicherheit zurück auf die auch in den west-

324

LÆ-JA- — LEG-JA-

lichen und östlichen Nachbarsprachen belegte verbale Grundlage /ab- ‘lecken’: lt.: — lambö, lambi, lambitum ‘lecken’ (Hund, Mensch, Fluß, Feuer), übertragen *fiebkosen, schmeicheln'.

aksl. (W): /obazati ‘küssen’. Varianten:

Auf lit.: gr.: arm.: Eine

eine Grundlage /ap- sind zurückzuführen: lapénti ‘gierig hinunterschlingen’ (von Schweinen). Aånto 'schlürfen, gierig trinken’ (besonders von Hunden). Jap'em "lecke”. weitere Variante ist /ak-; das weiter verbreitete Verb für ‘lecken’ ist leigh-.

L/£-*JA- (/lö-*ja-) ‘schmähen’

g-----

gt: Nur Prät. Pl. Jaíloun ‘sie schmáhten'. Der Stammvokalismus ist auch durch die Etymologie nicht zu erschließen: P 650f.

(£); TF 354 (8); F 319 (zw). Auf jeé- würde weisen:

air.:

lid ‘legt zur Last’ (Hiatverb); cymr. edliw ‘vorwerfen, tadeln'.

Auf là- würde weisen (gr. und ai. auch /&- möglich): li. lämentum, -i (n) ‘Klage’, låtråre *bellen'. lit.: — Jóju, lóti “bellen, kláffen; verleumden, fluchen'. aksl.: Jaje, lajati 'bellen, schmáhen'. (gr.): Ajpos (m) ‘leere Possen, Geschwåtz". ai.: räyati ‘bellt’.

LEG-JA-

‘liegen’ leg-a-

gt: awn.:

- nefsd g-----

ligan, lag, —, —; abs. ‘liegen’ (keine Form eines j-Präsens belegt). liggja, lá (lág), lógo, legenn; abs. "liegen, brachliegen, sich erstrecken’; 'verliegen’ (Vh 35 aus fra-); *beschlafen' (Vh 26 aus bi-): E +, C 1,23; PE 12,3, R +,58 +; isl., nn. liggja.

ae.:

aschw.: liggia +; schw. ligga, dän., Bm. ligge. licgan, læg, lægon, legen; abs. “liegen, ruhen, aufhören’: B 1,2,3, cD 1,4, A +; Ae +, JE 1,2; VP-1, R1

afr.:

G

1,4,

+; Bo

1,2,4; L +, RD -1, R2 1,2,4; me. liggen,

lien, ne. lie. lidza “liegen, sterben’ (nur Prås. sonst swv); nwfr. lizze.

LEG-JA-

as.: ahd.:

bi-: (far-) ga-: te-: uz-

325

liggian, lag, lägun, —; abs. ‘liegen’: H 1,2,3, Gn 1; mnd. liggen, mnl. ligghen, nnl. liggen. lig(g)en, lag, lågun, gilegan; abs. ‘liegen’: MF l(cch,4; T 1(8),2,4; O +; BR 1, aD 1; N (-z-) +; mhd. ligen, lin, nhd. liegen. ae. ‘umgeben, umfließen’ cD Ae; afr. ‘liegen, beliegen'; ahd. 'beschlafen, bedrängen’ Gl 1,307,22 (opprimere). 'huren': ae. Ae R! R2; ahd. T. ae. ‘sich legen, beischlafen' B cD Ri L; ahd. ‘liegen bleiben, ruhen’ O N, ae. (/ó-) ‘trennen’ cD Bo. ‘erliegen’: ae. (unterbleiben, vermindern) B cD Bo; ahd. N.

leg-a- (adj): ahd. ge-lego "nebeneinander liegend’ N (—). leg-ra-z (m): gt. ligrs ‘Bett’. leg-ra-m (n): awn. legr ‘Grabstätte, Beilager' (M) (Fr); ae. leger ‘Lager, Grab’ B cD RD; afr. leger ‘Lager’; as. legar ‘Krankheit’ H; ahd. legar ‘Lager’ ON. leh-tra-z (m) H: ahd. lehter *Mutterkuchen, Nachgeburt' N. lag-a-: Postverbal sind die auf eine solche Grundform zurückgehenden Ausdrücke für ‘Schicksal’ und ‘Gesetz’ (zu lag-eja-, vgl. Wissmann, L 184, S. 33-36); postverbal zu /ag-eja sind ferner zahlreiche Ausdrücke für ‘Grab’ u.ä. lag-0- ‘festsetzen’: awn. laga (nur spät und selten belegt); afr. lagia. lag-eja- ‘legen’: gt. lagjan; awn. leggja ‘einrichten, werfen) ++; ae. lecgan (bestimmen) ++; afr. ledza; as. leggian (anfertigen) H; ahd. legen T O BR N, (Raven 309-313). lah-tra-z (m): awn. /átr “Tierlager’ (EJ) (CV). læg-i-z (f) W: awn. låg 'gefallener Baumstamm' C S. l&g-0 (f) 'Hinterhalt': afr. /ége; ahd. låga Gi 1,199,16 (insidiae).

P 658f. (=); TF 357f. (=); F 330f. (=); V 355 (=); 3 750f. (=); Hh 201(—); K 440f. (=); Gr IL81-97 (=). ETYMOLOGIE Gm. leg-ja, abs. ‘liegen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-europäische (und toch.) Verbalwurzel /egh- 'sich legen’. (It): lectus, -i (m) ‘Bett’; falisk. leced ‘ruht’. air.: Jaigid “liegen, sich legen’ (a-stufiges j-Präsens, red. Prät.). apr.: lazinna ‘legte’; vgl. W. P. Schmid, IF 63 (1957/58), 220-227. aksl.: lego, lesti ‘sich niederlegen’ (nasaliertes Präsens); leZp, leZati ‘liegen’ (jPräsens).

gr:

Aéygvot (Hes.), aor. Mkto (Homer) ‘liegt, legt sich; schlåfert ein”.

toch. B: lyåk- *liegen' (them. Präs.).

326

LEIB-A-

-LEIB-A- ‘(bleiben)’

gnefsd

Bt:

Nur eine umstrittene Form im gt. Kalender (29. Okt.): gaminpi pize bi Werekan papan jah Batwin bilaif. (Nomen?).

marwtre

awn.:

blífa 'bleiben' ist nach

isl., nn.

ae.:

bliva, schw. bli(va), Bm. bli(ve). Vielleicht ist aber hierher zu stellen Jifinn *Jebend' E. -lifan, -låf, -lifon, -lifen; Ae -1,2,3, Chr. -2,3,4.

afr.:

-liva, -lef, —, —; nwfr. bliuwe.

as.: ahd,.:

-liban (nur Präsens belegt) H; mnd., mnl. bliven, nnl. blijven. -liban, -leib, -libun, -liban; 1 -2,3,4; T -2,3,4; O -1,2,4; BR -1, aD -1,2; mhd. bliben, nhd. bleiben.

bi-

Noreen,

L 27, $482

ein Lehnwort,

ebenso

— 'bleiben': (gt); ae. s.o.; afr.; as. s.o.; ahd. s.o.

leib-a-m (n) ‘Leben, Leib’ W: awn. lif C G PE S R; ae. lif ++;

afr. If; as. lI H

Gn; ahd. ib ++.

laib-o (f) 'Uberbleibsel, Rest’: gt. laiba; awn. leif E C G (af); ae. laf ++;

afr.

låva; as. leba H; ahd. leiba T (å-) O BR N.

laib-eja- “übrig lassen’: gt. bi-laibjan; awn. leifa (hinterlassen) E C G R S; ae. læfan ++ (auch 'verschonen' wohl durch Einfluß von Aleib-ja-); afr. léva (hinterlassen); as. far-lebjan H ; ahd. leiben O N, (Raven 101). lif-no- “übrig bleiben’: gt. af-lifnan; awn. lifna C G. lib-&- ‘leben’ W: gt. liban; awn. lifa ++; ae. libbian, lifian ++; afr. libba; as. libbian H Gn; ahd. leben ++. P 670f. (=); TF 368f. (=); F 91£. 'bi- (=); V 350 “leifa’ (=); I 737f. (=); Hh 202 ' (=); K 83 'bleiben' (=); Gr 11,38-50. ETYMOLOGIE Gm. -leib-a- ‘(bleiben)’ hat seinen Auslaut durch grammatischen Wechsel erhalten, wie gt. af-lifnan mit Sicherheit zeigt. Dies verbindet die Sippe mit einem idg. leip"kleben, schmieren. Die Bedeutungsübergänge (im einzelnen aufzeigbar) sind *schmieren,

kleben’ —

‘haften, bleiben’ —

‘dauern, leben’ (letzteres nur gm.).

lit.: — mpi, lipti ‘kleben, klebrig sein, ansteckend sein’ (Krankheit). aksl.: pri-lspljo, -lepati ‘kleben’ (intr.); -lepljo, -éti “anhaften, anhangen’; -lopnoti 'anhangen, anhaften'; -/épljo, -iti “anfügen, hinzufügen’. Der Bedeutungsunterschied zum Gm. zeigt sich in der Kausativbildung, die im SI. "hinzufügen’ heißt, im Gm. dagegen “übrig lassen’. gr. (H): Die Zugehörigkeit gr. Bildungen ist unsicher. In Frage kommen: (1) Ainto 'begehre', Mnapém 'beharre auf etwas, bitte dringend’ (zum Bedeutungsverhältnis ‘kleben’ — 'begehren' vgl. sneigw-a- und dessen ai.

LEIHW-A-

327

Entsprechung). Bedeutungsmäßig ansprechend, aber nach Frisk, L 155, S. 127f. ist die Länge des i eine ernste Schwierigkeit. (2) áXsioo 'einólen, salben’. Frisk, S. 67f.: “Nach allgemeiner Annahme zu Ainog, wovon es sich durch sekundäre Aspiration und Vokalprothese unterscheiden soll'. (3) Aina “fett, glänzend’. ak:

limpåti

*beschmieren,

salben',

auch

‘haften’,

erstarrtes

Nasalprásens,

PPP

liptá-. toch. B: /ip-, lyip- “übrig bleiben’ (e-Prásens). HERLEITUNG Als Wurzel ist lei- ‘schmieren’ anzusehen (P 662ff.). Bedeutungsberührungen leig*- (vgl. leihw-a-) beruhen wohl auf sekundárer Beeinflussung. lt.:

mit

lino, levi, litum, -ere ‘schmieren, salben'.

air.: lenaid ‘folgt, hängt an’ (nå-Pråsens, red. Prät.). (gm.): lei-ma- in ahd. lim (m) ‘Erde, Ton, Lehm’ N; as. lim (m) ‘Leim’ sD; ae. lim (n) ‘Leim’ cD Chr; und lai-mön (m) ‘Schlamm’ in ae. låm WH L; as. lémo sD; ahd. leimo T. hnt.:

lieju, liéti *schmelzen,

gießen,

verkitten,

mit Lehm

verstreichen’.

gr.: — åkiverv - åAsiperv, åMvar * £xaAetyot (Hesych) 'salben'. ai: láyate “hängt an, schmilzt, haftet’, PPP linå-, aber caus. ldpayati. Als Varianten vergleichen sich: glei- vgl. kleib-a- und slei- vgl. sleip-a-. LETHW-Agt:

awn.: ae.:

‘leihen’

leihwan, —,

gne(f)sd —,

—;

abs. ‘ausleihen’, refl. ‘sich borgen”.

swv., Reste starker Flexion sind 1. Sg. Prás. le und PPP léner, vgl. Noreen, L 27, $ 483 Anm. lion (eo), låh (éa), —, -ligen; acc. ‘leihen’: B 2, cD 2; LI, RD 1, R2 1; (BT)

-4; mit Übertritt in die II. Reihe, vgl. teih-a-. as.: ahd.:

lihan, léh, liwun (-h-), -liwan; acc. ‘verleihen’: H -1,3,4; Gn 2,4; mnd. lien. /ihan, léh, liwun, giliwan (-h-); acc. ‘leihen’: T -1; O

1,2,3; BR 4(h), aD -1;

N -1,4; mhd. /ihen, nhd. leihen. (an-) (far-)

‘ausleihen’: ae. B cD (BT); ahd. T N. 'verleihen': as. H Gn; ahd. O N aD.

leihw-5- (aus dem stv.): awn. /éa "leiken" E PE R S; afr. Jia ‘leihen’. laigw-o (f): awn. leiga ‘Miete, Leihe' C G PE. laihw-na-m (n) ‘Lehen, Darlehen’: awn. lån, lén C G R S; ae, [zn (f) (BT); afr. len; as. lehan Gn; ahd. Jehan Gi 1,688,13 (beneficium).

328

LEIK-A- — LEIP-A-

P 669f. (=); TF 367 (=); F 327 (=); V 359 (=); J 733 (=); Hh 203 (=); K 433 (=); Gr ILI22127. ETYMOLOGIE Gm. leihw-a- ‘leihen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage leig*- “überlassen, zurücklassen’, die mit thematischem und mit Nasalpräsens auftritt. Im Gm. mußten beide Bildungen lautgesetzlich zusammenfallen, eine sichere Entscheidung über die Grundform ist deshalb nicht möglich. Erheblich wahrschein-

licher ist jedoch ein thematisches Präsens, da dieser Typus im Gm. verallgemeinert wurde, und da auch in den Fällen, wo sich das Nasalpräsens hätte lautlich zeigen müssen, die thematische Bildung belegt ist. Die Bedeutung ist im Gm. auf ‘leihen’ eingeengt (in anderen Sprachen in Ansätzen ebenfalls vorhanden). It.:

air.: lit.:

linquö,

liqui,

lictum,

linquere

'zurücklassen,

hinterlassen,

überlassen,

auf-

geben’. Zur gm. Bedeutung vgl. religuor, -ari (Geld) schuldig sein, verschuldet sein’. eicim ‘lasse’ (regelmäßiges ;- Verb), air- auch ‘leihen’. Anders, ohne zwingende Gründe, Thurneysen, 7A 6 (1896), S. 195 Anm.; Stokes, KZ 37 (1904), S. 258. lekü, likti, intr. ‘bleiben, übrig bleiben, zurückbleiben’, trans. 'zurücklassen,

übrig lassen’. Nasalprásens noch im apr. und altertümlich im Lit. (Fraenkel, L 146, 372f.).

(aksl.): ots-léko (m) ‘das Übrige, Rest’. gr: ai:

Aesino (Mundvo), intr. ‘gehe aus, schwinde’, med. ‘bleibe zurück’, trans. ‘lasse, verlasse, lasse zurück’; aor. EAırov. rinakti ‘gibt auf, läßt frei’, Wurzel-aor. (red. aor.), PPP riktd-.

HERLEITUNG Vermutlich Erweiterung einer Wurzel /2i- ‘lassen’, die am deutlichsten in der dErweiterung vorliegt (vgl. Z@t-a-). Weiteres ist in seiner Zugehörigkeit unsicher

(vgl. P 665f.). LEIK-A- (7 leiden ahd.:

— —





Nur Präsens Gl I1,559,41 lichu: dolo.

111

1

----- d

Etymologisch verknüpfbar, aber nicht

ausreichend zum Ansatz eines stv. LIS-A-

‘wissen’

LEIP-Agt.: awn.:

s. LAIS

'weggehen, leiden’

-leiban, -laip, -libun, -libans. lida, leid, lióo, lidenn; abs. ‘gehen’;

gnefsd

‘dahingehen,

sterben’ (Vh 42 aus ga-);

LEIP-A‘vergehen, sterben’ (Vh 57 aus uz-):

329

E 1,3,4,

C +; PE 1,2,4, R E, S +; auch

swv; isl. //óa. aschw.: /ida +; schw. lida ‘leiden’, dàn. lide ‘leiden’, Bm. li(de) ‘leiden’ (die Bedeutung wohl aus dem Deutschen). ae.:

lióan, låd, lidon, liden; abs. ‘gehen, schiffen, gleiten, verschwinden: cD 1,2,4; Ae 1; (BT) 3; me. lipen. Vgl. Weman, L 182a, S. 125-132.

B

1,4,

afr.: as.:

litha ‘leiden’ (?) (nur Präs.). lithan (-d-), —, —, -lidan (-th-); abs. ‘gehen, vergehen’; acc. “befahren’: H

ahd.:

1,4; mnd., mnl. /iden, nnl. lijden ‘leiden’. /idan, leid, litun, gilitan; älter: abs. *weggehen, abfallen' ; jünger: acc. "leiden,

ertragen’. Alt: BR 1,3,4; aD -1,2; GI 11,236,19 exeunt: keliden; Gl 11,295,30 transierat; irleid; Gl 11,126,66 desciscerent: gilitin; Gl 11,535,45 decursa: irlitena.

Jung: O 1; N +. Mhd. liden, nhd. leiden. Die von K 432 angesetzte Bedeutungsentwicklung im Deutschen und Friesischen (Beeinflussung des Simplex durch ir-lidan ‘erfahren, erleiden’, so daß die Bedeutung von *weggehen’ zu ‘leiden’ wurde) ist kaum selbständig vor sich gegangen, sondern wahrscheinlich

von

dem

unverwandten

Wort

‘Leid’,

Ableitung des Verbs aussieht, beeinflußt worden. 5 (1954/55), S. 72f. bi-:

das

wie eine a-stufige

Vgl. noch Wirkendes Wort

(far-) ga-: uz-:

gt. ‘verlassen, zurücklassen; ae. ‘verlassen, sterben’ (BT); ahd. ‘vorbeigehen’ MF. ‘verlassen’: ae. (BT) (Schiffbruch erleiden); as. H. “kommen, gehen’: gt.; ae. Chr (BT); ahd. AJPh 55 (1934), 229. gt. “hinausgehen, ausgehen’; ahd. ‘erleiden, ertragen’.

laid-o

(f) “Weg’ (andere Bedeutungen

sind postverbal): awn.

leid ++;

ae. läd B

cD L; afr. /ede; ahd. leita N.

laid-eja- ‘leiten, führen’: awn. leida (begleiten) ++;

ae. /@dan ++;

afr. leda; as.

ledian (bringen) H Gn; ahd. leiten ++ (Raven 102-106). lid-a-m (n): awn. lid *Gefolgschaft, Heer’; *Fahrzeug' ++; ae. lid ‘Schiff’ cD Chr;

afr. lid ‘Schar, Gefolge’. lid-i-z (m): ahd. ab-lit ‘Tod’ I, uz-/it “Fehler’ BR. lid-0-: as. lidon ‘gehen, bringen’ H (Wiss 66). P 672 (mE); TF 367f. (mE); F 8 'af- (zw); V 354 (mE); J 736f. (mE); Hh 204 (mE); K 432 (mE); Gr 11,167-190. Gm. leib-a-, intr. *weggehen' (ahd. auch ‘leiden’) hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. Die von den Wörterbüchern in Betracht gezogenen Möglichkeiten sind sowohl in der Bedeutung wie auch in der Form nicht ausreichend zu stützen. Mit Rücksicht auf die von Weman,

L 182a, S. 129f. mit guten Gründen angesetzte

Ausgangsbedeutung ‘gleiten’ ist vielleicht an /ei- ‘gleiten’ P 662ff. (mit vielen anderen

330

LEK-A- — LEMP-A-

Bedeutungen) anzuknüpfen. LEK-Aawn.:

Dies bedarf aber noch einer genaueren Untersuchung.

‘leck sein’

-n(e)f-d

leka, lak, —, lekenn; abs. ‘leck sein, tropfen’: E 4; G 1; (M) 1,2; isl. leka. aschw. : leka 1.

afr.:

bileka 'austrocknen' (nur Holthausen,

L 95, ich kann es nicht belegen).

ahd.:

lechan, —, —, -lechan (-lochan) ; abs. *undicht sein’: N -4; Gl II,707,61 arida: erlechendun; Gi 1,684,12 pertusum: duralohhen, durilechen; mhd. lechen (swv

mit st. PPP). bi-: te-: uz-:

afr. 'austrocknen'. ahd. “undicht sein’ N. ahd. ‘auslaufen’ Gl. s.o.

lek-a- (adj) 'leck': awn. /ekr G; ae. hec 'rissig, leck’ (BT). lek-ön (m): awn. /eki ‘Leck’ (CV). lak-eja- 'benetzen': ae. leccan cD VP; ahd. lecken T, (Raven lak-o (f) W: ae. Jacu ‘Fluß, Bach’ Chr.

106).

P 657 (=); TF 356 (=); V 352 (=); I 749f. (=); Hh 197 *leccan' (=); K 429 Teck" (oE); Gr 11,100 und 102. Gm.

lek-a-, intr. "leck sein’ kann nur unsicher mit einem kelt. Verbum verglichen

werden.

air.:

legaim ‘löse mich auf, zerschmelze’ “feucht, weich’ (*lek-to-).

LEMP-Aae.: ahd.:

å-Verb);

cymr.

‘passen’

limpan, Bo

(regelmäßiges

--e-(s)d

lamp,

1,2, A

lumpon,

1,2,3; Ae

lumpen;

1,23;

dt. ‘geschehen,

ergehen’:

B

+,

-1; N

cD

1,2,3;

R! -122; L 1,2, R? -1,2; me. limpen.

limpfan, lampf, lumpfun, —; dt. ‘passen, geeignet sein’: T -1,2; O -1, aD

Haith

1,2; GI 1278,33

conpeteret: gilimphi.

bi-: ga-:

ae. *heimsuchen, sich ereignen, betreffen’ ++. ae. 'ereignen, zuteil werden’ ++; ahd. 'geziemen, gebühren’

uz-:

ae. (å-) ‘sich zutragen, sich fügen’ B.

lemp-a-m (n): ac. ge-limp ‘Ereignis, heit' N. lump-i-: as. gi-lump-lik ‘passend’ sD.

1,2; BR

Glücksfal!

WH;

TO BR aD N.

ahd. gi-limf 'Angemessen-

P 655ff. (mE); TF 363 (mE); Hh 203 (mE); K 261 ‘glimpflich’ (mE); Gr IL214-217.

LENG-A- — LENN-A-

331

Gm. lemp-a-, intr. ‘passen’ hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. Gehört es als konsonantische Erweiterung zu lit. Jemiit, lémti ‘fügen, bestimmen, bescheiden, entscheiden’? (-JLENG-*Aahd.:

(vorwártskonmeny

|

.

|

.

|

.

—, -lang, -lungun, -lungan; O -3; N -2,4; mhd. wärtskommen’; nhd. gelingen.

----- d Simplexbelege lingen *vor-

ga-: ahd. ‘gelingen, glücken’ ON. missa-: ahd. 'miblingen' N. leng-es-ón (m): ahd. /ingiso ‘Erfolg’ N. lang-0-: ahd. ga-langon ‘erreichen’ O (Wiss 24). Weiter werden hierzu gestellt die Wörter für "leicht" (lenh-tja-) und ‘Lunge’ (lungon), sowie lung-ra- ‘schnell, leicht’. Diese Zusammenstellung ist jedoch keineswegs sicher und bedarf einer glaubhaften Stütze. Dagegen wäre sehr wohl zu erwägen, ob nicht verlangen und ähnliche Wörter hierher zu stellen sind. Diese werden meist — mit Rücksicht auf englisch long — to long zu lang gestellt; der lautliche Gleichklang kann aber sekundär sein. Falls die Sippe tatsächlich nur auf das Deutsche beschränkt ist, ist der Anlaut (/-, w/-, Al-) und der Auslaut (-g, -gw) unsicher.

P 660f. (mE); TF 360 (mE); F 326f. 'leihts (mE); V 368 'lungr' (mE); J 751f. (mE); Hh

207 'lunger' (mE);

K 244 (mE);

Gr 11,223ff.

Gm. leng-a- ‘vorwärtskommen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Anschlußmöglichkeiten: (1) Zu idg. feng"h- ‘leicht’. Hierzu gehören zwar die gleichbedeutenden gm. Adjektive, aber kaum

das Verbum,

da die semantische Brücke viel zu schwach ist für

eine so weitgehende formale Annahme (Primärverb aus einer Wurzel, die sonst nur Adjektive bildet). (2) Zu den Wörtern für ‘springen, hüpfen' (bei P unter dem gleichen Lemma wie I aufgeführt). Ein solcher Anschluß ist aber ohne Stütze und nicht naheliegend (vgl. auch laik-a-). (3) Nasalierung zu legh- ‘legen’. Vgl. air. imm-fo(i)-Ing(a)i 'hervorbringen, bewirken; unterstützen, erhalten’; vielleicht auch in-loing *zusammenbringen, bekommen' (hierzu erlangen?). LENHW-ALENN-ABt:

‘leihen’ s. LEIHW-A'weggehen'

Nur Präsens af-linnan *weggehen'.

g(ne--d

332

ae.:

LES-A-

linnan, lann, lunnon, cD

1,2,3; A 1,2; Ae

—;

gen., dt. ‘aufhören,

scheiden,

verscheiden':

B

1,

1; VP -1,2, Ri -2; L -1,2, R2? -1,2.

ahd.:

-linnan, -lann, -lunnun, -lunnan; I -3,4; T -1,2: O -1; BR -1,4.

biga-: uz-:

‘aufhören’: ae. (bI-) cD A VP R! L R2; ahd. ae. ‘aufhören’ L. ae. ‘befreien, aufhören’ cD Ae,

I

TO BR.

lenn-a-m (n): ae. un-ab-linn 'Unaufhórlichkeit' Guth. lenn-&-: awn. /inna “aufhören, ruhen’ (M).

P 661f. (=); TF 365 (=); F 8 'af2? (zw); V 358 'linna 2 (=); J 729 (=); Hh 203 (=); K 441 'lind' (=); Gr H,218. Gm. fenn-a- ‘weggehen, aufhörcn’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. und in der Bedeutung nahestehend sind:

Lautlich

Ps:

skr. linjati, intr. *hinsiechen, schwinden’.

gr:

Aåloua 'sinke hin, weiche aus, gehe weg’; dazu (Hesych) Aívapat - tpénouat; vielleicht auch (unerklärtes) &Aıv0öo ‘ruhe, höre auf”; (für das Gm. wäre in diesem Fall */i-nw- mit Ablautsentgleisung anzusetzen).

LES-A-

‘sammeln’

gnefsd

gt.:

lisan, —, lesun, lisans; acc. ‘lesen, sammeln’.

awn.:

lesa, las, lóso, lesenn; acc. ‘sammeln, sprechen, lesen’, ‘an sich reißen’, refi. “sich hochziehen’: E 1; C 3; G 1,4, R 1,4, S 1,2,3(D),4; isl., nn. lesa. aschw.: /zsa +.

ae.:

lesan, les, læson, lesen; acc. ‘sammeln, Sol -2,3.

ernten, auswählen’:

cD 2,4; Bo

1;

afr.:

lesa, les, —, gelesen (-r-); acc. ‘sammeln,

as.:

lesan, las, låsun, gilesan; acc. "auflesen, nnl. fezen.

ahd.:

lesan, las, lårun (-s-), gileran (-s-); acc. ‘sammeln, aussuchen, lesen’: I 4(s), MF 1,3(r),4(s); T 1,3(5),4s); O 1,2,3(s); BR 1,4(s,r), aD -1; N1,3(5),4(s); grammatischer Wechsel ferner z.B.: GI 1,471,5 Jarun, G11,91,27 kileran; mhd.,

lesen’; nwfr. leze. sammeln’:

H +;

mnd.,

mnl.

lesen,

nhd. lesen. gauz.

‘sammeln, versammeln’: gt.; as. H; ahd. ‘sammeln’: ae. cD; as. H; ahd. T.

les-ón (m): ahd. /eso ‘Leser’ N. les-tö (£): awn. lest ‘Lesung’ G (—). làz-i- (adj) ‘leer’ H: ae. ge-lør LWS

ON.

11,240,18 (‘nüchtern’); as. låri H ; ahd. låri N.

LESK-A- — LÆT-A-

333

P 680 (—); TF 364 (=); F 331 (=); V 353 (=); J 758f. (=); Hh 200 (=); K 436 (=); Gr 1I1,245-248. ETYMOLOGIE Gm.

les-a-, trans. ‘sammeln’ läßt sich vergleichen unter einer Grundlage les- 'sam-

meln'. (cymr.) (H): lestr ‘Gefäß’ (aus *les-tro-). lit.: lesà, lésti 'picken, pickend fressen’; lasyti ‘lesen, sammeln’. heth.: les$äi- “auflesen’ (KZ 77, 1961, 69). Variante leg- ‘sammeln, lesen’ in: it.: lego, legi, lectum, -ere ‘sammeln, lesen’. gr.: — Aéyo ‘sammeln, reden’. alb.: mb-ledh ‘sammeln’ (erweist den Palatal). LESK-A-

'erlóschen'

---fsd

afr.:

bileska 'erlóschen'

as.: ahd.:

Nur Prás. leskan 'erlóschen' sD; mnd. leschen (swv mit st. PPP). -leskan (-0-), -lask, —, -losken; abs. ‘erlöschen’: MF -1; T (-sg-) -1,4; N -1 (-0-),2; Gi T1,444,48 emoritur: arlask; mhd. leschen, nhd. erlöschen.

bi»: uz-:

(nach

Holthausen,

L 95, ich kann

es nicht belegen).

— afr. 'erlóschen'. ahd. 'erlóschen MF T N.

lask-eja- ‘löschen’, trans.: as. a-leskian (tilgen) H; ahd. lesken (-o-) T O (ir-) aD (ar-); N (er- ‘vernichten, widerlegen’). P 659; TF 533 (slekw-); K 446 ‘löschen’; Gr 11,280f. Gm. lesk-a-, intr. ‘erlöschen’ wird in der Regel als sk-Bildung zu /eg-a- ‘legen’ oder zu slekw-a- 'erlóschen' gestellt (s. dd.). Mit Rücksicht auf ae. dwæscan ‘löschen’ zu dwinan 'schwinden' ist vielleicht auch eine sk-Bildung zu lenn-a- *weggehen, aufhören’ (s.d.) in Erwägung zu ziehen. Zugehörigkeit deshalb unsicher.

LÆT-A-

‘lassen’

gnefsd

gt.:

etan, lailot, laílotun, letans; acc. "lassen'.

awn.:

ldta (-a-, -e-, -i-), let (-i-, -ei-), léto (-i-), látenn (-e-); Inf. ‘lassen’; acc. 'gewähren, äußern’; “aufgeben, verlieren, sterben’ (Vh 35 aus fra-):

ae.:

E +,

C 4;

G +, PE +, R 4, S +; isl. ddta, nn. la(ta). aschw.: /ata + ; schw. låta, Bm. la(te). Entspricht die Nebenform des aschw. Pråt. (/ot) dem gt. Ablaut? l&tan, let (angl. leort), leton (angl. leorton), læten; acc. ‘lassen, zulassen’:

334

LÆT-A-

B +, cD +; Bo +, Å 4; Ae +, JE 1,2,3; VP +, R1 + (let, leort); L +, RD 1,3,4, R? +; die Formen mit -rt- sind Reste der alten Reduplikation; afr.:

as.:

me. leten, ne. let. eta, let (-i-), leton, leten; acc.

litte.

làtan, let (-ie-), leton (-ie-), -låtan; acc. “lassen, zurücklassen, erlauben’:

ahd.:

"lassen, erlassen’; nwfr.

niederlassen,

H +, Gn L2; mnd., mnl., nnl. daten.

låzan, liaz, liazun, gilåzan; spät-ahd. (ab acc. “lassen, loslassen, erlassen, erlauben’: aD 1,2,4; N +. Zu den Nebenformen Gl 11,33,1 ana-gelierzon Rest der alten KZ 40, 1907, 348f.; dagegen R. Kögel,

10. Jh.) auch Kurzformen lån, lie: I -3, MF +; T 3; O +; BR1,3,4, vgl. Schatz IA 41 (1923), 28f.; ist Reduplikation? (dafür R. Loewe, Beitr 16, 1891, 500f.).

(an-): ahd. “hängen lassen, entlassen’ T N. bi-: ahd. ‘verzeihen’ ON. (far-) ‘entlassen, verlassen’: ae. ++; as. (unterlassen) H; ahd. ++. fra-: gt. "entlassen, verlassen’. gaüberlassen, zugestehen’: ac. R1 RD; ahd. ON. te-: as. ‘sich zerstreuen’ H; ahd. "hängen lassen’, ‘ein Ende machen’ T N. uz-:

gt. ‘ausschließen’;

ae. 'zurücklassen,

afr. ‘beseitigen’ (nach Holthausen lassen, freilassen’ N.

aufgeben,

verzeihen’

B cD

L 95); as. ‘erlassen’ H Gn;

Bo

Ae JE;

ahd. 'über-

l&t-a- (adj): awn. drött-låtr "leutselig" E, få-låtr *wortkarg" S. lit-a-z (m): gt. fra-lets *Freigelassener'; afr. Jet *Halbfreier’; ahd. ab-laz ‘Ablass’ N, ant-laz “Wartefrist, Vergebung’ BR aD. læt-a-m (n): gt. af-let "ErlaB”; awn. låt “Verlust”, pl. *Gewohnheiten' E S; ae. wztergelæt "Wasserleitung" W (-). læt-ön: (f): ae. &-Izte 'geschiedene Frau" WH. k&t-nö-: gt. and-letnan ‘scheiden, sterben’. idg. *led-twa — izswo (f): ae. læs, -we *AderlaB, freie Weide’ (BT, BTS). lat-a- (adj) ‘laß, faul’ W: gt. /ats; awn. latr (EJ) (M); ae. let B cD WH L RD; afr. let; as. lat H Gn; ahd. /az TN.

lat-ja- W: gt. /atjan ‘lange dauern’, ana-, ga- *verhindern'; awn. letja "zuriickhalten, zu befreien suchen’ E C S; ae. lettan ‘hindern, verzögern, bedrücken' B cD (ge-) Bo L; as. lettian ‘hemmen, müde werden’ H; ahd. lezzen ‘hindern, zu-

rückhalten, beunruhigen'

O (gi-) N, (Raven

109f., 313).

P 666 (=); TF 359 (=); F 329f. (=); V 346 (=); J 732 (=); Hh 193 (=); K 424 (=); Gr 11297-316. ETYMOLOGIE Gm. l&t-a-, trans., intr. ‘lassen’ hat eine formale Entsprechung in *lad-(led-?) in: (lt.): lassus "matt, müde’ (*/ad-to-).

LEU-A- - LEUD-A-

gr.: alb.:

335

Andeiv - komäv 'ermüden'. Die Richtigkeit der Lesung wird wegen anderer Glossen mit der Form an8- bezweifelt. Jodh 'ermüden'.

Bedeutungsmäßig sehr viel genauer entspricht (*leid-): lit.: — léidZiu, leisti “lassen, loslassen, freilassen'. Man versucht, beide Formen unter einem Ansatz *leid- mit Langdiphthong zu vereinigen. Gegen diese Zusammenstellung Ch. Stang, NTS 14 (1947), 83-86 (statt

dessen /æt-a- zu lit. lösti “wählerisch werden’ und den oben genannten Wörtern). LEU-*A-

‘(stoßen)’ (7

-n----

awn.: enn ‘erschöpft, abgenutzt' C S (Vokal?); aschw. luinn *ohnmáchtig'. Falls ein stv zugrunde liegt, ist es wohl zu vergleichen mit lit. Jiáuti(s) ‘aufhören’ (apr. aulåut 'sterben'). Vgl. F. A. Wood, MPh 6 (1908/09), 445, sowie (anders) P 681 und V 369. LEUD-A-

‘wachsen’

gne-sd

gt.: awn.: ae.: as.:

Nur Präs. liudan, abs. ‘wachsen’. Nur PPP lodenn ‘zottig’ (EJ) G; aschw. ludin ‘behaart’. léodan, —, ludon, loden; abs. ‘wachsen’: cD 1,3,4. liodan, lod, —, —; H 1,2 (einmal A/-).

ahd.:

-liotan, -löt, -lutun, -lotan; Y -t; BR -2 (Al-); Gl L287,6 pululabant: arhlutun;

Gi 1,229,32 propagatum : framarlotan. ga-: uz-

ac. ‘wachsen’ cD. 'hervorwachsen': ae. (Gr); ahd. I BR.

leud-i-z (m) ‘Mann’, pl. ‘Leute’ W: awn. lióór, Iyör (CV); ae. leod B cD Bo; afr. liude; as. liudi H Gn; ahd. liut ++. leud-ja-m (n) W: ahd. ana-liute ‘Antlitz’ N. laud-a- (adj): gt. /ve-laups, -dis ‘wie groß’. laud-i (f): gt. laudi Gestalt’. laud-i-z (m) W: gt. jugga-laups, -dis 'Jüngling'. lud-a-z (m): as. /ud 'Gestalt' H. lud-on (f) Z: as. sumer-lode sD, ahd. sumar-lata Gl L,331,52 (virgulta) 'einjáhriger Schößling’. Das Wort ist mit unterschiedlichem Vokalismus überliefert (-o-, -a-), vgl. Schatz,

L 122, $2.

Falls Ablaut

angenommen

wird,

muß

es von

der vorliegenden Sippe getrennt werden. Jud-ja-m (n): ahd. ana-Iutte N, ant-lutti I ‘Antlitz’. Die sehr unterschiedlichen Lautformen in den Wörtern für ‘Antlitz’ sind wohl auf Vermischungen von Ableitungen zu /eud-a- und wleit-a- zurückzuführen.

336

LEUG-A-

lud-jö (f): gt. /udja “Antlitz.

P 6848. (=); TF 375 (=); F 332f. (=); V 363 (=); I 746 (=); Hh 199 (=); K 437 ‘Leute’ (=); Gr II,193-198. J. Trier, Holz, Köln 1952, S. 106-114. ETYMOLOGIE Gm. leud-a-, intr. ‘wachsen’ läßt sich genau vergleichen mit einem ai. Verbum. Weitere, weniger deutliche Anschlußmöglichkeiten in anderen Sprachen: (i) (W): liber ‘frei’; liberi mpl. ‘Kinder’ (zum Lautlichen vgl. Ernout-Meillet, L 127, S. 355). (air.) (A): lus ‘Pflanze, Kraut’ (*ludh-stu-). dit.) (W): lidudis 'niedriges, gewöhnliches Volk”. (aksl.) (W): ljud» (m) ‘Volk’. ai: rödhati “wächst”. LEUG-Agt.: awn.:

ae.:

‘lügen’

gnefsd

Nur Präs. liugan abs. ‘lügen’, acc. 'belügen'. litiga, lö, (loug), lugo, logenn; abs. ‘lügen’; acc. *belügen' (Vh 28 aus bi-): E 1,3,4, C 1,4; G 1,4, PE 1,2, R +, S 1,4; isl. ljiuga, nn. lyga. aschw.: liugha + ; schw. liuga, dàn. lyve, Bm. lyge, lyve. Jeogan, leag, lugon, logen; abs. ‘lügen’; acc. ‘täuschen’: B 1,2, cD 1,2,3; Bo 1, A 1,2,3; Ae 1,2,3; VP 1, R! 1; WH ferlogen “meineidig’; me. /ygen (swv), ne. lie (swv).

afr.:

liaga, —, legon, —; abs. ‘lügen’; nwfr. lige.

as.:

Nur Prås. liogan, abs. ‘lügen’ H; mnd. legen, mnl. lieghen, nnl. liegen.

ahd.:

Hogan,

loug, lugun, gilogan; abs. ‘lügen’, acc. *belügen':

I 1;

T 1; O

1,23;

BR 1; N +; mhd. liegen, nhd. lügen. bi-

*belügen': ae. (BT); afr.

(far-): ae. “betrügen’ Ae; ahd. 'belügen' Gl IL293,45 (PPP levis). ga-: ae. 'tàuschen, trügen' B cD Ges. uz-: ae. ‘ein Versprechen unerfüllt lassen’ B Bo Chr; ahd. 'betrügen' N. leug-a-z (m): awn. eió-/izgr *Meineidiger* C. leug-a-m (n): gt. ga-liug ‘Lüge, Gótzenbild'. leug-àn (m): ac. lega ‘Verräter’ L. leug-na-m (n): gt. lNiugn ‘Lüge’. laug-na- (adj): gt. ana-laugns ‘verborgen’. laug-na-z (m): ahd. /ougen 'Leugnung' N. laug-nö (f): awn. laun “Verborgenheit, Heimlichkeit’ nen’ O.

E (M); ahd. /ougna "das Leug-

LEUK-A-

337

laug-n-eja- ‘leugnen’ (denom.?): gt. laugnjan; ae. lygnan (Gr); afr. leina ‘die Eidesleistung verweigern’; as. lögnian H; ahd. lougnen ++, (Raven 119f.). lug-ón (m): awn. ping-logi “Thingbrecher’ ES; ae. tréow-loga "Treuebrecher' B, wedd- *Ungetreuer' Chr, wær- *"Vertragsbrüchiger' cD; as. treu-logo "Treuebrecher' H. lug-i-z (m) ‘Lug, Trug’: ae. /yge cD; ahd. Jug N. lug-ja- (adj) “lügnerisch’: ae. /ycce L R!; as. luggi H; ahd. luggi (-kk-) ++. lug-in (f) ‘Lüge’: awn. /yge ++; ahd. lugi I N. lug-ino (f) ‘Lüge’: ae. /ygen cD; afr. leine; as. lugina H ; ahd. lugina TON. P 686f. (=); TF 373f. (=); F 334 (=); V 361 (=); J 744f. (=); Hh 199 (=); K 448 (=); Gr 11,129-137. Zum Anschluß von gt. liugan ‘heiraten’ N. O. Heinertz: Etymologische Studien, Lund 1927, S. 32-35. ETYMOLOGIE Gm. leug-a-, intr. "igen", trans. 'belügen, betrügen' ist genau vergleichbar nur mit einem slav. Verb. Weiteres ist unsicher (zu feu- ‘biegen’?). akst.: /sZg, legati *lügen'. (-JLEUK-A-

'rupfen'

----d lük-a-l--ef*"s -

ae.: afr.: as.: ahd.:

Jücan, —, —, locen; ‘jäten’: B -1; OET -4; (BT) 1; WH -1. lika ‘ziehen’ (die Wortindices trennen nicht /ük-a- 1 und 2); nwfr. luke. Nicht belegt; erst mnd. fiken ‘reißen’. -liohan, —, —, -lohhan; Gl L,127,11 evellere: arliuhhan; BR -4; mhd. liechen.

te-:

ae.

uz-

(divellere). ‘ausreißen’: ae. WH

‘zerstören’

B cD

(oder zu liik-a-

2?);

ahd.

‘herausreißen’

Gl

11,427,12

OET; ahd. BR.

luk-ó-: ae. å-hlocian 'ausreiBen' OET.

P 686 (=); TF 371£. (trennt nicht zwischen Jük-a- I und 2); Hh 207 (=); Gr II,138-

143. ETYMOLOGIE Gm. Jeuk-a- (lük-a-), 'rupfen, reißen’ hat nur unsichere Vergleichsmóglichkeiten : lt. (H): lügere *trauern' (= “gebrochen sein’?). lit. (W):

!duZiu,

-ti ‘brechen’

(Zweige,

Steine),

Jti

'entzweigehen'.

(gr.) (H): GAvktonéön ‘Fessel’ (= "unzerreiBbares Band’?, s. Frisk, L 155, S. 80); AevyaA£oc *elend, unglücklich, kläglich’ (= 'gebrochen"?). al: — rujáti ‘bricht, bricht auf” (Wurzel-aor., red. aor.); PPP rugna-.

338

LÜK-A-

LÜK-A-

gt: awn.:

ae.:

afr.: as.: ahd.:

2 ‘schließen’

gnefsd

-lükan, -lauk, -hikun, -lukans. hika (später auch -id-), lauk, luko, lokenn (-u-); acc. ‘schließen, beendigen, bezahlen’; 'aufschlieDen' (Vh 17f. aus and-); ‘einschließen, umgeben’ (Vh 23 aus 5i-); (auch swv): E2,3,4, C --; G 1,4, PE 1,2,4; R —-, S +; isl. uka. aschw.: hika ‘schließen’ 1,4. lücan, leac, lucon (-&- RD), locen; acc. ‘schließen, ineinander verknüpfen’: B 1,244, cD +; Bo 1,4, A 1,2,4; Ae +, JE-4; VP -1,2,3, R1 -1,4; L -4, RD 1,3, R2 4; me. onluken. lüka, —, —, leken (-ts-); acc. ‘schließen’. -lükan, -lök, -lukun, -lokan; H -+; mnd., mnl. luken; nnl. ontluiken. -Jühhan, -louh, -luhhun, -lohhan; BR -1,4; I -1,4, MF -1,4; aD -1,4; Gl 11,743,1 explicavit, explevit: intlauh; Gi 11,343,52 explicuimus: intluchun ; mhd. liuchen,

luchen.

(an-): ‘öffnen’: ac. B cD Ae; as. H; ahd. BR aD I MF. bi-

‘verschließen,

einschließen’:

ae. ++;

ga-: uz-:

gt. ‘verschließen, gefangenlegen'. gt. 'óffnen'.

afr.; as. H;

ahd.

BR

aD

I MF.

luk-a-m (n): gt. us-/uk ‘Eröffnung’; awn. lok ‘Ende, Schluß’ ++; ae. loc “Verschluß’ Co Chr; afr. løk ‘Schloß’; ahd. /oh ‘Loch, Öffnung, Höhle’ T N. Iuk-on (f): awn. loka ‘Pforte, Schioß’ E (M); ae. loca (m) ‘Verschluß’ cD; ahd, /uhha *Luke, Öffnung’ Q.

luk-ó-: awn. loka ‘schließen’ (CV) (Wiss 56). Iuk-ja-: awn. lykja ‘schließen’ C S. Iuk-ila-z (m): awn. /ykil/ ‘Schlüssel’ E G. luk-no-: gt. ga-luknan 'sich. verschließen’, us- ‘sich öffnen’, luk-na- (adj): gt. us-lukns ‘geöffnet’ (alte Partizipialbildung?). Mit Intensiv-Gemination :

lukk-ón (f): ahd. /uccha ‘Zwischenraum, Lücke’ N. P 685f. (=); TF 371f.; F 189f. ‘ga- (=); V 368 (=); J 743f. (=); Hh 207 (=); K 443 ‘Locke’; Gr 11,138-143. Zum Anschluß von ‘Glück’ vgl. Willy Sander, Glück, Köln,

1965,

S. 236-261.

Zu sleut-a-[luk-a- W.

Simon,

Sprachmischung

im Heliand,

Berlin, 1965, S. 39-46. ETYMOLOGIE Gm. lük-a- 2, trans. ‘schließen’ hat nur sehr unsichere Vergleichsmóglichkeit in einigen Wörtern, die sich auf die Bedeutung ‘biegen’ zurückführen lassen. Die

LEUS-A-

Rückführung

339

der gm. Bedeutung auf ‘biegen’ ist ebenfalls sehr unsicher.

lt.: (W): luctàre, später luctåri ‘ringen’ (Frequentativum auf -tå-). air. (H): fo-loing “trägt, unterstützt, erträgt, duldet' (*/u-n-g). Der Anschluß bedeutungsmäßig völlig hypothetisch. (lit.) (W): lägnas 'biegsam, gelenkig’. gr: Avyißo ‘drehe, winde, beuge’; Abyog (f, m) 'biegsamer Zweig, Rute’.

LEUR-A-

-LEUS-Agt.: ae.:

‘vergehen’ s. LEUS-A-

ist

2

1 ‘(verlieren)’

g(n)efsd

— -liusan, -laus, —, -lusans. -léosan, -léas, -luron, -loren; B -2,4, cD -1,3,4; Bo -+, Å -+; Ae -1,2,4, JE -1; VP -4, Ri -1,4; L -2,3,4, RD -4, R? -1,2,4; me. forlese.

afr.:

-liasa, —, —, -leren (-o-); nwfr. forlieze.

as.: ahd.:

-liosan, —, —, -loran; H -1,4; mnd. vorlesen, mnl. verliesen, nnl. verliezen. -liosan, -lös, -lurun, -loran; (gelegentlich mit far- kontrahiert zu fliosan usw.): MF -1; T -1,2,3; O -+: BR -1, aD -4;

bi-: (far-) fra-:

N -+; mhd.

ae. ‘verlieren, beraubt werden’ B. ‘verlieren’: ae. ++; as. H; ahd. (verderben) gt. ‘verlieren’.

Iausa-- (adj) ‘los, frei’: gt. laus; awn. lauss ++; afr. lås; as. los H Gn;

ahd.

verliesen; nhd. verlieren.

++.

ae. léas (falsch, verworfen) ++;

/os (falsch) N;

hierzu als Denominativum

das

Wort für ‘lösen’: gt. /ausjan, awn. leysa, ae. liesan, afr. lesa, as. lösian, ahd. losen, (Raven 115f.). lauz-eja-: ahd. for-loren ‘vernichten, verderben’ MF (Raven 115) (—). laus-ni-z (f): awn. lausn “Erlösung, Lösung’ ++. lus-a-m (n): awn. /os ‘Auflösung’ (Fr) (wohl postverbal); ae. /os “Verlust” L; ahd. far-los *Verlust Gl 1,25,19 (perditio). luz-a-z (m): ae. ( for-Mor "Untergang, Verderben' cD R!; as. far-lor “Verderben’ H; ahd. far-lor “Verderben’ T. luz-on (m): ae. hleow-lora 'Schutzloser' cD. lus-&-: ae. losian 'verloren gehen’ cD Co Chr. lus-ó-: awn. losa ‘lösen’ (CV) (Wiss 84ff.). luz-i-z (m): ae. lyre ‘Verlust’ (Gr) WH Co. lus-no-: gt. fra-lusnan ‘verloren gehen’; awn. /osna ‘sich lösen’ (EJ)G PE. lus-ti-z (€): gt. fra-lusts “Verderben’; as. far-lust *"Verderben' H; abd. for-lust *Vergeudung' T.

340

LEUS-A- - LÜT-A-

P 681f. (=, HI); TF 377f. (=, HD); F 163 fra” (=, HB); V 348 “lauss’ (=, HD); I 739f1. (=, HI); Hh 1991. Yor- (=, HI); K 446 ‘los (=, Hl); Gr 11,262-278. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. -leus-a- I ‘(verlieren)’ ist mit Sicherheit eine nur gm. s-Erweiterung der eindeutig faBbaren Verbalwurzel leu- ‘lösen’. lt.:

/uo, lut, luere (Schuld) *]ósen, freilassen'.

bezahlen,

erlassen,

büßen’;

soluö,

-ui, -ütum,

-uere

(gm.): gt. hun 'Lösegeld”. gr:

Abo ‘löse, befreie, bezahle, vernichte’; athem. aor. Aóto.

al: — Jundti, auch lunóti ‘schneidet’, PPP lunå-. (toch. B): lau (Präverb) fort, weg’.

LEUS-A- (?) 2 ‘gehen’ ae.:

--e--.

leoran ‘gehen, vergehen’ ist ein schwaches Verb. Die Form geleorene PPP (Ruin 7) ist wohl Schreibfehler für -ede (vgl. J. E. Cross, EGS 6, 1957, 104ff.) und das vereinzelte PPP /oren (Wærferth, ed. Hecht, 286,24 Var.) ist wohl unter den Einfluß von -leus-a- 1 geraten (‘sich trennen'?) und weist nicht auf ein stv. *leosan oder Jeoran ‘gehen’. Auf jeden Fall nicht ausreichend zum Ansatz eines stv.

LEUST-A- (/wl-) ‘stoßen’ awn.:

-n----

liósta, laust, lusto, lostenn; acc. des Ziels, dt. des Mittels, 'stoBen, schlagen, werfen, treffen’: E 2,4, C 2,3,4; E +, R 1,23, S 1,2,3; isl. Zjösta.

aschw.: lysta 1,4 (Präsensvokalismus unsicher). leust-a-z (m): awn. lióstr "Stange zum Aufspießen’ (Fr). lust-a-m (n): awn. lost *Hieb, Schlag’ G.

P 681f. (mE, Hl); V 360 (mE, HI); J 739ff. (mE, HI). Gm. leust-a-, trans. ‘stoßen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit.

LÜT-A- ‘sich neigen’ awn.:

(g) ne - - (d)

lita, laut, luto, lotenn; abs., refl. ‘sich neigen, bücken’ (in Verehrung), 'nieder-

stürzen’: E 1,2,4, C 1,23; G 1, PE 1,2, R 1,2,3; (auch swv); isl. hita. aschw.: lita 1,2,4 (auch swv).

LÜT-A-

341

ae.:

lütan, leat, luton, loten; abs. ‘sich verneigen, vorbücken': A -1,2; Ae 2,4; VP -1, R! (hl-) 1,2; L (bl-) 1,2,3, R2 2,3; me. louten (stswv).

(an-): ga-: uz-:

ae. ‘sich beugen’ (Gr) Bl. ae. 'zurückneigen' L. ae. 'sich beugen' Ae.

leut-a- (adj) H: gt. liuts “heuchlerisch’; leut-on (m) H: gt. /iuta 'Heuchler'. laut-eja-: ae. /tetan *'beugen' (Gr).

awn.

/iótr “furchtbar, schlimm’

++.

lut-a-m (n) H: ae. /ot 'Betrug' (Gr) Bo. Iut-ó- H: gt. /uton 'tàuschen'. lut-ja- H: ahd. /uzzen ‘schmähen, tadeln' N (Raven 122). lüt-a- (adj): awn. /utr ‘geneigt’ C. P 684 (=); TF 374 (=); F 335f. *liuts’ (=); V 369 (a, HI); J 745f. (=); Hh 208 (=); K 427 *lauschen' (=). ETYMOLOGIE Gm. lüt-a-, intr. ‘sich neigen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Vielleicht gehören hierher einige Wörter aus dem europäischen Bereich, die ebenfalls übertragene Bedeutung zeigen (Grundform *leud-). (cymr.): lludded (m) ‘Müdigkeit’. lit.: list, liisti traurig, niedergeschlagen werden’. ksl: Jude, luditi 'tàuschen'. LÖ-JA-

'schmåhen*

s. LÆ-JA-

M MAG

‘kann’

gnefsd

gt: awn.:

mag, magun, mahta; abs., Inf. ‘können, vermögen’. md, mego (-u-, -o-, -a-), mätta; Inf. ‘können, vermögen, sollen, dürfen’: ++;

isl. mega, nn. maa. aschw.: magha +; schw. må, dän., Bm. måtte. ae.: mag, magon, meahte (spät -i-); Inf. ‘können, vermögen, dürfen’: ++; me. mai, ne. may. E. Standop, Syntax und Semantik, Bochum, 1957, S. 1829, 66, 92f. afr.: mei, mugon (-0-), mochte (-u-, -a-); abs., Inf. ‘können, vermögen’; nwfr. meije. as.: mag, mugun, mohta; Inf. ‘können, vermögen, sollen’: ++: mnd. mogen mnl. moghen, nnl. mogen. ahd.: mag, magun (-u-), mahta (-o-); abs., Inf. ‘können, vermögen’; acc. ‘gern haben, mögen’: ++; mhd. mugen, nhd. mögen. Die Zugehörigkeit zu einer Ablautreihe ist unsicher, sowohl vom gm. als auch vom etymologischen Standpunkt aus. Die VI. Reihe müßte eigentlich -ó- im PräteritoPräsens haben (vgl. möt), während die V. Reihe Wechsel a/2 zeigen sollte. Wenn im Präterito-Präsens auch in der V. Reihe der ältere Wechsel a/- bewahrt blieb (vgl. man und skal), wäre im Plural eigentlich e zu erwarten. Eine Schwundstufe idg. * mg- ist insofern unbeweisbar, als die Formen mit gm. u gegenüber denen mit -a- jünger zu sein scheinen. Dennoch wird man wohl von einem derartigen Wechsel mag-/mug- mit analogischem Ausgleich nach dem Singular ausgehen müssen; wobei unklar bleibt, warum die ältere Form mug- zuerst zurückging (und ganz ausstarb?) und dann wieder (neu gebildet?) stark um sich griff. (far-): afr. überwinden’; ahd. ‘Kraft haben zu’ N. ga‘gelten, bedeuten’: gt.; ahd. (vermögen) T N. mag-&-: ahd. magen "neu gestärkt sein’ N, gi- ‘stärker werden’ T. mag-na-m (n) ‘Kraft, Macht’: awn. megn E C R; ahd. magen N. mag-ina-m (n) ‘Kraft, Macht’: awn. megen (Tüchtigkeit) ++; ae. mægen ++; as. megin H ; ahd. megin MF TO. mah-ti-z (f) ‘Macht, Kraft”: gt. mahts (Vermögen); ae. miht (angl. -æ-) ++; afr. meht; as. maht H; ahd. maht TON.

MAIT-A-

343

mah-tu-z (m): awn. máttr ‘Macht, Kraft’ C PE GS; hierher ahd. ki-maht 'Geschlechtsteil’? (Münchener Studien 18, 1965, 5-11).

mug-&-: awn. muga 'vermógen' (Fr) (—).

P 695 (=); TF 303f. (=); F 338f. (=); V 374 (=); J 650f. (=); Hh 213 (=); K 483 (=); Gr 11,604-622. ETYMOLOGIE Gm. mag, intr. 'kann' hat nur mit dem Slavischen eine sichere Vergleichsmóglichkeit. Ein von der gm. Verbalklasse her zu erwartender e-Ablaut ist nicht mit Sicherheit nachweisbar. air. (H): do-for-maig ‘vergrößern, hinzufügen’ (j-Prásens, t-Práteritum). aksl.:

mogo, mosti ‘können, vermógen'.

(ai.) (H): maghá- (n) ‘Gabe, Lohn, Reichtum’ (vgl. Mayrhofer, L 158, 11,545). (toch. A): mokats 'stark'. Unsicher ist die Verbindung mit einigen langvokalischen Wórtern, die sich auch untereinander lautlich nicht verbinden lassen: lit.: — mégstu (-iu), mégti “lieben, gern haben, mögen’; vgl. lett. mégt ‘vermögen, taugen, gewohnt sein, pflegen’. Schwundstufig magéti ‘gefallen, angenehm sein’. (gr.): (dor.) nayavá (f) “Mittel, Hilfsmittel, Kunstgriff”. Und mit einer weiteren lautlichen Variante: lit.:

| mokéti ‘können,

MAIT-Agt: ahd.:

sich auf etwas verstehen,

zu tun wissen’.

'abschneiden*

gin) (e)--d

maitan, maímait, maímaitun, maitans; acc. “schneiden, hauen’. meizzan, miaz, miazzun, gimeizzan; acc. *abhauen, abschneiden’: G] 1,282,19

incidetis; meizzat; Gl 1,287,63 precide: kimeiz; Gl 1,25,5 amputavi: apa farmeez; Gl 1,474,22 mhd. meizzen.

conciderent:

kimiazzin;

Gl

1,487,1

scissis: gimeizzanen;

bi-: gt. ‘beschneiden’. (far-): ahd. *verschneiden' Gl. s.o. ga*verschneiden, abschneiden’: gt.; ahd. GÅ. s.o. uz-:

gt. ‘ausschneiden, abschneiden, ausrotten'.

mait-a-m (n): gt. mait-on (m): ahd. mait-jon (f) W: ae. (mindestens

bi-mait Beschneidung’, un-bi-mait 'Vorhaut'. siein-meizo ‘Steinmetz’ Gl 111,139,23 (lathomus). z-mette ‘Ameise’ W; ahd. a-meiza 'Ameise' Gl 1,210,3 (formica); volksetymologisch so gedeutet).

344

MAL-A-

mait-eja- ‘beschneiden, abtrennen’: awn. meita E; ahd. apa-far-meizt werdan ‘abgeschnitten werden’ Gl 11,262,32 (resecari) (Raven 126). mait-ila-z (m): 'MciBcl': awn. meitill (EJ) (Fr); ahd. meizil Gl 111,656,9 (cisura), Gl 1V,214,22 (celtes).

mait-ilon (m): ahd. stein-meizila ‘Steinmetz’ Gl 1,434,6 (latomus). P 697 (=, Hl); TF 320 (=, Hl); F 341f. (zw); V 382f. ‘meita’ (a, HI); J 648 (=, HI); Hh 11 'aemette' (zw); K 472 ‘Meißel’ (oE); Gr I1,911ff. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. mait-a-, trans. fabschneiden' hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. Man versucht, es mit einem *meit- ‘verstümmeln’ in Verbindung zu bringen, aber die Bedeutung ist entfernt, und die genannte Grundlage ebenfalls nicht sicher zu erschlieBen (awn. meida ‘verletzen, verstümmeln’; gr. uitvAog *verstümmelt, hornlos' mit uiGt0AÀ0 'zerstückle (Fleisch) ; zum gr. adj. passend air. mae! 'geschoren, hornlos, stumpf’ aus der Grundlage *moi-lo-; nicht hierher lit. meftélis "verschnittenes månnliches Mastschwein', das sich besser an die Bedeutung ‘mästen’ anknüpfen làBt und ai. méthati, für das die Bedeutung ‘verletzen’ nicht nachzuweisen ist). Auch gr. outån “Schnitzmesser’ ist zu vereinzelt, als daß damit etwas anzufangen wäre. Auffallend sind die reimenden It. Verben caedo und laedo. MAL-A-

gt: awn.:

‘mahlen’ malw-

g n() (g)(n) -

-

sd - -

mel-

(8) (0) (e) (£) (s) (d)

malan, —, —, —; abs. *mahlen' (—). mala, mól, mólo, malenn; abs., acc. fmahlen': E +, C 2; G 1,4, PE 12,3; isl., nn. mala. aschw.: mala 1,2,4; schw. mala.

as.: ahd.:

Nur PPP gimalan ‘gemahlen’ sD; mnd., mnl. malen, nnl. malen (swv mit st. PPP). malan, —, —, gimalan; acc. *mahlen': T 1; N 1,4; mhd. malen, nhd. mahlen (swv mit st. PPP).

(far-): ahd. ‘zerstören’ T. mal-o (f) W: awn. mgl ‘Sand, Kies’ (EJ) (M). mal-eja-: awn. melja 'zermalmen' (Fr). mal-mon (m) W: gt. malma ‘Sand’; vgl. ae. mealmiht "sandig' (BT). mal-dra-z (m): ahd. maltar 'Malter'. mol-dro (f) W: ahd. muoltra ‘Mulde, Gefäß zum Korn reinigen’ Gl 1,665,27, Gl 11,252,57.

MAN

345

Mit w-Erweiterung:

malw-eja-: gt. ga-malwjan ‘zermalmen’; awn. mølva 'zermalmen' E. Als außerhalb

der Ablautsreihe stehend ist wohl anzufügen:

mel-ma-z (m) W ‘Staub’: as. melm H ; ahd. melm T. mel-wa-m (n) W ‘Mehl’: awn. mio! E PE S; ae. melu L: afr. mel; as. melo sD; ahd. melo T O N. mel-dra-z (m): awn. meldr ‘das Mahlen, Mahigut' E C PE. mul-ö W: awn. mola 'vermahlen” (Fr). mul-ja- 'zermalmen': awn. mylja (Fr); ahd. mullen N, far- BR. mul-dö(n) (f) ‘Staub, Erde’ W: gt. mulda; awn. mold E PE R S; ae. molde (auch nStamm) (Gr) WH Chr; afr. molde; ahd. molta Muspilli dD 81.

P 716-719 (=); TF 314f. (=); F 342 (=); V 377 (=); J 672-675 (=); Hh 218f. ‘melw (=); K 453 (=); Gr 11,710-714. ETYMOLOGIE Gm.

mal-a-, intr., trans. *mahlen' geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg.

Verbalwurzel

mel-

"zermalmen,

zerreiben',

west-idg.

besonders

‘Korn

mahlen’,

häufig mit o-Vokalismus. lt.: — molo, -ui, -itum, -ere 'mahlen' (e oder o); umbr. maleiu *gemahlen', ku-multu *soll mahlen' (-o-). air.: melid *mahlt' (thematisches Präsens, :-Präteritum); cymr. malu ‘zerreiben, mahlen'. lt.: malt, málti *mahlen'. aksl.: meljp, migti ‘mahlen’. gr.: pudAn (f) ‘Mühle, Handmühle'; das Verbum pöAAo scheint völlig zu der Bedeutung 'beschlafe'" abgewandert zu sein (vgl. die Nebenbedeutung von It. molo); (aus *mol- mit Sonderentwicklung nach Nasal). ai:

mrnáti ‘zermalmt,

mahlt’

(Nasalprásens,

Wurzel-aor.,

red. aor. mit n, PPP

mürnd-). toch. B: mely- (A maly-) 'zerreiben, bedrücken' (thematisches oder athematisches Präsens). heth.: malla- 'zermalmen, mahlen' (hi-Verb). Reimvariante al- (gr., arm.) (P 28f.).

MAN

‘meint

gt.:

man,

g n e(f)s (d) munun,

munda;

acc.

'meinen,

glauben,

dafür

halten’.

346

awn.:

MAN

Å man, muno (-0-, -a-), munda (-0-, -y-, -e-); acc. ‘sich erinnern, inne werden,

bemerken’ (Vh 45 aus ga-). aschw.: mona +. B mun (-a-, -0-), mono (-u-), munda (-a-); Hilfsverb ‘werden, wollen, sollen, können, mögen, müssen. Hat sich aus A entwickelt und sich lautlich und bedeutungsmäßig verselbstándigt. A + B: ++.

ae.:

as.;

man (VP und spws. munu, nordh. -y-), munon, munde (-myste L); PPP gemunen (BT); abs., Prädikatsnomen ‘halten für, erachten’: -++, Simplex (BD. -man, -munun, -munsta (-0-): H -+.

(an-): ae. *bedenken, versehen mit’ B cD BI. (far-): as. ‘verachten, verleugnen’ H. ga-

‘sich erinnern’: gt.; ae. ++.

men-di-z (f): gt. ana-minds “Vermutung’; awn. minjar pl. ‘Erinnerung’ E PE. men-dja-m (n): awn. minne *Erinnerung* ++; ahd. ur-minni ‘nicht gedenkend an’ O. man-ó- *mahnen': ae. (ge-) monian cD Chr; as. manon H; ahd. manon T ON BR. (Wiss 15). man-&-:

ahd. fer-manen

‘verschmähen,

verachten’

BR

mun-i-z (m): gt. muns ‘Gedanke, Vorsatz’; awn. munr C PE; ae. myne ‘Sinn, Gedanke, Absicht B cD mun-&-: gt. munan 'gedenken'; ahd. fir-monen ‘gering mun-di-z (f) ‘Gedächtnis’: gt. ga-munds (Andenken); (auch n) ++;

aD

N.

“Leidenschaft, Begierde’ E RD (ge-). schätzen, mißachten’ O. ae. ge-mynd (Erinnerung)

ahd. gi-munt T.

Zur Abgrenzung der Sippe vgl. J. Trier, Meinung und Umfrage, in der Festschrift für Friedrich Maurer, Stuttgart, 1963, S. 60-76; Dorothea Wiercinski, Minne, Köln, 1964.

P 726ff. (=); TF 307f. (=); F 366f. (=); V 395 und 396 (=); J 664f. (=); Hh 227

(=); K 454 ‘mahnen’ (=); Gr IL815. ETYMOLOGIE

Gm. man, trans., intr. ‘meint’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalwurzel men- ‘denken, erinnern’. Die Abgrenzung gegenüber ähnlichen Wurzeln und Ableitungen ist besonders im Gm. nicht immer deutlich. Das dem Gm. unmittelbar gleichzusetzende Perfekt in: lt.: | memini "ich erinnere mich, erwåhne”. gr.: — péuova, pl. neponev "habe im Sinn, gedenke, strebe”, und vermutlich in dem weniger selbständigen ai. mamnäthe "ihr beide dachtet’. lt.:

Das zugehörige Präsens in: | reminiscor, -sci ‘sich erinnern’.

MÆ-A- — MEIG-À-

air.:

do-moinethar ‘glaubt, meint’ (j-Deponens, red. Pråt.).

lit.:

menü, mifiti ‘gedenken, sich erinnern, raten’.

347

aksl.: monjo, moneti ‘glauben, meinen, halten für’. gr. (W): naivopou rase, tobe’; erweitert: piuvrjoKopan “erinnere mich, gedenke’. ai: manyate ‘denkt’, Wurzel-aor., PPP matá-.

MÆ-A- ‘mähen’ ae.:

--ef-(d)

afr.:

mäwan, —, méowon, mäwen; acc. *máhen' (Gras): (Gr) 1,4; A 1; (BTS) 3; me. mowen, ne. mow (swv). Nur Präsens mia.

uz-:

ae. 'abmåhen” (Gr).

m&-ja-: ahd. måen *máhen' Gl 11,261,26 (secare). m&-di-z (f) ‘Mahd’: ae. mæd (BT); afr. dei-meth 'Tagemahd'; Gras’ Gl 111,336,7 (gremium).

ahd. a-mät ‘Zweites

P 703 (=); TF 301 (=); Hh 216 (=); K 453 ‘mähen’ (=); Gr 11,653. ETYMOLOGIE Gm. mä-a-, trans. *máhen' vergleicht sich (bis auf den prothetischen Vokal) genau mit gr.: apa 'schneide, måhe, ernte”. Auf einer Variante met- beruhen:

lt.: | meto, messut, messum, -ere '(Korn) schneiden, ernten’. cymr.: medi ‘ernten’. Lautlich können diese weiter verglichen werden mit balt.-slav. met- ‘werfen’, doch ist dieser Vergleich wegen der verschiedenen Bedeutungen sehr unsicher.

MUG-A-

‘können’

MEIG-A- 'harnen' awn.:

ae.:

s. MAG

(g) n e (f) (s) (d)

miga, mé (meig), migo, (migenn); abs. 'harnen': E 3, PE 2; (D) 1; PPP kann ich nicht belegen, bei Noreen, L 27, $ 482 nicht als fehlend aufgeführt; isl. míga. aschw.: migha l. migan, måg, —, —; abs. ‘harnen’: Ae 1; LWS 1,364,1 gemåh.

348 ga-:

MEIP-A-

ae. ‘harnen’ LWS

1,10,5.

mig-ja-m (n): as. ex urina: migge ‘Harn’ sD. mig-jon: ae. micga (m) LWS L354,12, micge (f) LWS 11,226,20 ‘Harn’. mig-ula- (adj): ae. migol 'harntreibend' LWS 11,206,27. mig-a-dön (m): ae. migoda "Urin" LWS 1,98,5. mih-s-a-m (n): ae. meox ‘Kot, Dünger’ (Gr) Bo Go; as. mehs ‘Mist’ sD. mih-s-ön (f): ae. LWS 1L98,5 cue mesa 'Kuhdung'; afr. mése ‘Harn’. mih-s-na-m (n) ‘Mist’: ae. mixen Go L; ahd. mixin Gl 11,596,16 (ruder). mih-s-tu-z (m) ‘Mist’: gt. maíhstus; ahd. mist T N. P 713 (=); TF 319f. (=); F 340 "maihstus’ (=); V 386 (=); J 658 (=); Hh 222 (=); K 481 ‘Mist’ (=); Gr I1,882f. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. meig-a-, intr. 'harnen' geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage meigh- ‘harnen’. meiö (später mingö), mixi, mictum (später minxi, minctum) 'harnen'. (J. B. It.: Hofmann Glotta 29 (1942), 44ff.). meZü (alt auch minZu), my2ti *harnen' (das Präsens beruht auf Ablautsentlit.: gleisung). skr. miZati *harnen' (Z aus z-j). ópeiyo “harne’. al: méhati *harnt', PPP midha-. (toch. B): miso ‘Harn’. Eine sichere Herleitung ist nicht móglich; man kann jedoch versuchen, an die Flüssigkeitswórter anzuknüpfen, die auf eine Grundlage mei- zurückgehen (P 712 B und 714).

MEIP-A- *meiden'

(g) (n)efsd

ae.:

midan, måd, midon, miden; abs. ‘sich verbergen’; gen. ‘etwas verheimlichen':

afr.: as.:

cD 1,2,4; Bo I, A 1,2; Al 3. Nur Präsens for-mitha. mithan (-d-), meth (-d), midun (-th-), —; acc., gen. ‘vermeiden, verheimlichen': H

ahd.:

1,2,3; Gn

1; mnd.,

mnl. miden, nnl. mijden.

midan, meid, mitun (-d-), gimitan; acc. “meiden, verhehlen’; refl. ‘sich enthalten, sich schämen’: T 4; O 1,2,3(d); BR 1, aD 1; N +; mhd. miden, nhd. meiden.

bi-:

ae. ‘verbergen, verheimlichen' cD; as. ‘vermeiden, versäumen’ H; ahd. 'verhehlen’ T, ‘vermeiden, entgehen’ O.

MEIb-A-

(far-): afr. ‘vermeiden’; ahd. “ausweichen, beenden’ ga-: ahd. ‘vermeiden, sich abwenden’, refl. N.

349

O,

“vermeiden,

schonen’

N.

maid-ón (adj) W: ahd. in gi-meitun ‘vergebens’ T. maid-eja- H: gt. maidjan ‘verfälschen’ (Gottes Wort); (als ‘wechseln’ — ‘tauschen’ — täuschen’? Verhältnis zu awn. meida 'verstümmeln' usw.?). maip-ma-z (m) ‘Geschenk, Kostbarkeit' ("Getauschtes'?) H: gt. maipms; awn. fpl. meiómar E; ae. mädum B (Gr); as. medom H Gn. mip-o-: ae. midian 'verbergen' (BTS) (Wiss 65).

idg. *mit-to- — miss-a- (adj): gt. misso ‘einander, wechselseitig’; awn. miss *Fehlgriff' E; ae. mis-dzd ‘Missetat’ (Gr); afr. mis-dede ‘Untat’; as. mis-lik ‘verschieden,

mannigfach'

H; als ja-Stamm

ahd. missi- ‘verschieden,

ungleich’ O N.

P 715 (=); TF 320f. (=); F 340 *maidjan (=); V 381 ‘meida’ (a); Hh 224 (=); K 470 (=); Gr 11,673-678. ETYMOLOGIE Gm. meip-a-, trans., intr. ‘meiden’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage mei-t- ‘wechseln, tauschen’. ]t: mito, -äre ‘wechseln, sich verändern, von seinem Platz weichen’. lett. (W): mitu (oder -&ju), mitét ‘unterlassen’, refl. 'nachlassen, aufhören’; miéts ‘Tausch, Wechsel’. (aksl.): mité 'abwechselnd'. ai: methati 'paart sich, trifft (freundlich oder feindlich), in Ableitungen auch die Bedeutung ‘wechseln’; PPP mithita-; mithåt- ‘streitend’; vgl. Mayrhofer, L 158, S. 682f. HERLEITUNG Die vorauszusetzende Grundlage mei- ist vorwiegend in Ableitungen belegt, die in der Bedeutung zum Teil stark abweichen. Vgl. auch J. Trier, Meinung und Umfrage, in der Festschrift für Friedrich Maurer, Stuttgart, 1963, S. 60-76. (It.) (H): münis “wer seine Pflicht erfüllt’; commünis ‘gemeinsam, öffentlich’ u.ä. Vermutlich ist auszugehen vom regelmäßigen Wechsel des öffentlichen Amtes. (air.) (H): moin (f) ‘Geschenk, Vorteil, Kostbarheit’ (*Getauschtes'? vgl. das oben genannte gm. Wort). (gm.) (H): -maina- “gemein, gemeinsam’ in gt. ga-mains; ae. ge-mzne Bo; afr. mene; as. gi-meni sD ; ahd. gi-meini ON. lit.: mainas ‘Tausch’. Das Verb noch in lett. miju, miéti 'tauschen'. (aksl.): ména (f) “Tausch, Schacher, Wechsel”. ai: mindti “tauscht, wechselt, täuscht’, PPP mitå-. Erweitert:

gr:

&peípo *wechsle, tausche, tausche ein’, med. “antworte, vergelte”.

350

MELK-A-

Ein anderer Komplex

mei- “mindern,

schädigen’

steht in der Bedeutung ab und

wird vielfach hiervon getrennt. Die Bedeutungen ‘schädigen’ und ‘täuschen’ sind aber meist nicht zu scheiden und deshalb ist die Trennung der beiden Sippen an mehreren Stellen nicht sicher durchzuführen. mei- ‘mindern’ weist auch im Gr. und Lt. Verben auf. Parallelwurzeln sind wei-t (It. vitäre, gm.

weis-a- ‘vermeiden’, It. vices *Wechsel)

und vielleicht *k(w)ei-t- (in lit. keisti).

MELK-Aae:

'melken'

- (n)

melcan, mealc, —, molcen; acc. *melken': Ae 1; (BT) 2; LWS

ef "sd

11,112,25 ge-

molcen.

afr.: as.:

Nur Präsens melka ‘melken’. Nicht belegt, erst mnl. nnl. melken.

ahd.:

melchan,

—, —, gimolchan;

*melken':

Gl 1,542,64 ad eliciendum

lac: zi ki-

melchanne miluh; Gl 1,542,68 emulgitur: ist kimolchan; Gi 111,247,63 mulgeo: milche; mhd. milchen, melken, nhd. meiken. ga-:

ae. 'melken’ LWS s.o.; ahd. 'melken' Gl. s.o.

uz-:

ae. ‘melken’ LWS

I1,188,12; ahd. 'ausmelken' Gl 1L,639,2.

melk-a- (adj) 'milchgebend”: awn. miolkr (M); ae. melc W; ahd. melch Gl 1,313,58 (foetus). mulk-o-: awn. molka *melken, milchen' (EJ) (M) (Wiss 62).

P 722f. (=); TF 315f. (=); V 389 ‘mjolk’ (=); I 676f. (=); Hh 219 (=); K 472 (=); Gr 11721f. ETYMOLOGIE Gm.

melk-a-, trans. ‘melken’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. verbale

Grundlage melg- ‘melken’, vielleicht aus ursprünglichem *abreiben, lt.: — mulgeö, mulsi, mulctum, *melken' (in Glossen auch mulgo). mir.: bligid 'milkt”; air. fo-in-blig *aufmuntern' (?). lit.: mélfiu, mélzti; mélZ(iyu, milZti *melken'. ksl: miezo, mlésti *melken'. gr: üpé£Ayo 'melke'. toch. AB: mälk- *melken' (keine finiten Formen belegt).

abwischen'.

ai. (M): mårsti ‘reibt, wischt, glättet, reinigt” (athem., auch Formen eines Nasalpräsens; red. aor., PPP mrstd-). Vgl. aber gr. óuópyvopi “wische ab’. Der AnschluB ist also unsicher. Die einzelsprachlichen Wörter für ‘Milch’ können zum Teil nicht ohne weiteres

MELT-A- — MUR-NAangeschlossen

werden, sondern

bieten lautliche Schwierigkeiten.

351 Dennoch

ist eher

an sekundäre Umgestaltung zu denken, als an getrennte Erweiterungen einer Grunlage mel-. Ausführliche Diskussion bei O. Szemerényi, KZ 75 (1958), 170-184.

MELT-A- ‘schmelzen’ (vgl. smelt-a-) awn.: ae:

(g) "ne---

Nicht belegt, erst isl. moltinn ‘weich’ (CV); vgl. Noreen, L 27, $ 495, Anm. 6. meltan, mealt, multon, molten; abs. ‘schmelzen’: B 1,2,3 (auch ‘vergehen, zerstört werden’), cD -1; A 3; Ae 1,2,3; Bl -4; me. melten, ne. melt (swv, arch. st. PPP).

(far-): ae. ‘schmelzen’ cD Ae. ga-:

ae. 'schmelzen, vergehen' B.

uz-:

ae. (å-) ‘schmelzen’ Ae (—).

malt-eja-: awn. melta ‘schmelzen, verdauen' E; ae. (ge-)myltan machen’ cD VP; vgl. gt. ga-malteins ‘Auflösung’.

‘schmelzen,

weich

Die Zugehörigkeit von ‘Malz’ und ‘Milz’ ist sehr fraglich. P 716-719 (=); TF 316f. (=); F 191f. ‘gamalteins’ (=); V 383 (=); J 672-675 (=); Hh 218 (=). ETYMOLOGIE Gm. melt-a-, intr. ‘schmelzen’ geht mit Sicherheit zurück auf die auch im Gr. und Ai. belegte Verbalgrundlage meld- ‘zerreiben, schmelzen’. Eine Variante mit ‘s mobile’ s. unter smelt-a-. gr.: péAdouar 'schmelze, koche weich’, act. ‘lasse schmelzen’. ai. (W): mrdnåti, vedisch mrådate ‘zermürbt’, später ‘drückt, presst, reibt’. Es kann sich hier um d-Präsentien der Wurzel mel- ‘zermalmen, mahlen’ handeln

(s. mal-a-). Auf gleichem Lautstand sind vielleicht vergleichbar idg. Wörter für ‘weich’ (mjdu-i-): It. mollis ‘weich, zart’; cymr. blydd “weich, saftig’; aksl. mlade “jung, zart, sanft’ (und an die Bedeutung ‘jung’ anreihbar apr. maldenikis *Kind’); gr. BAaöddg ‘schwach’ (Glossenwort, auch in anderen Formen). MUN-A-

‘meinen’

*MUR-NAae.:

s. MAN

(murn-a-) 'trauern'

murnan, mearn, murnon, —; abs., acc., präp. ‘bangen, B 1,2, cD 1,2; Guth -3; (auch swv).

(g) - e - (5) (d) trauern, fürchten’:

352

MERK-A- — MET-A-

bi-;

ae. “betrauern’ B cD.

murn-&-

‘trauern, sich sorgen’: gt. maürnan; ahd. mornen O.

ae. murnian cD Bo; as. mornian H;

P 969f. (=); TF 312 (=); F 351 “maurnan’ (=); Hh 227 (=); Gr 11,860.

ETYMOLOGIE Gm. murn-a- ‘trauern’ gehört wahrscheinlich als Nasalpråsens zu einer Verbalwurzel mer- ‘gedenken, sorgen’. (It): memor 'eingedenk'. alit. (M): meréti (1) ‘verhungern’ (2) ‘betrübt sein’. Von Fraenkel, L 146, S. 457f. zu mer- ‘sterben’ gestellt (dort auch die Belege). Eine sichere Entscheidung ist kaum zu treffen. "esL: skr. måriti ‘sich kümmern um, sich bekümmern'. (gr.): pépuuva (f) ‘Sorge, Besorgnis’; uepunpiCe ‘sorge, sinne, zaudere', vgl. Frisk, L 155, S. IL210f. Mit *s mobile’ al:

— smárati ‘erinnert’, PPP smyrtd-.

”MERK-*Aawn.:

‘(modern)’

-*99p----

Nicht belegt, erst isl. morkinn

murk-nö-:

awn.

morna,

morkna

'verfault' (Fleisch, Fisch) (CV).

“hinschwinden,

verwelken,

verdorren,

verzehren’

E (M). Reicht nicht aus zum Ansatz eines starken Verbs. V 393 *morkna-' ; J 671.

MURN-A-

MET-Agt: awn.:

‘trauern’

Zur Etymologie vgl. P 739f.;

s. MUR-NA-

"messen"

gnefsd

mitan, mat, metun, —; abs. "messen. meta, mat (-å-), móto, metenn; abs., acc. 'abschátzen' ; *zumessen, abmessen' (Vh 44f. und 57 aus ga- und uz-): E 4, C4; G 1,4, PE 2,3, R 1,4, S 1,3,4; isl.

meta. aschw.: mæta +.

MET-Aae: afr.: as.: ahd.:

353

metan, mæt, mäton, meten; acc. "messen, durchmessen’: Bo 1, A 12,3; Ae 1,4; VP 1,4, R 11,4; L 1,4; me. meten. meta, —, —, -meten; acc. *messen'; nwfr. mjitte.

B 2,3, cD

Nur Präsens metan “wofür halten’ sD; mnd., mnl., nnl. meten. mezzan, maz, mäzzun, gimezzan; acc. "messen, zahlen, gewähren’: 1,4; O 1,2,3; BR 1,4, aD 1; N +; mhd. mezzen, nhd. messen.

(far-): ahd. ‘sich vermessen’ N. ga-: 'zumessen': gt.; ahd. ON. uz-: gt. ‘wandeln, sich benehmen'; begreifen’ N.

ae. 'ausmessen' cD

1,2,3;

I 1; T

Bo Ae; ahd. 'ermessen,

met-a-m (n) ‘Maß’: awn. miot npl. ‘rechtes Maß’ E; ae. ge-met (Kraft) ++; as: gi-met H; ahd. mez (Grenze) ++. met-a- (adj): ahd. un-mez "unmåBig, zu sehr’ BR. met-0-: gt. miton 'ermessen, überlegen’; ae. gedanc-metian *bedenken’ (BT); ahd. widar-mezzon 'vergleichen' T; (Wiss 90f.). met-jon (m) 'Metze': ae. mitte Chr L; ahd. mezzo Gl 111,629,29 (eminus). met-ad-s (f): gt. mitaps, -d- ‘Maß’. met-odu-z (m) W: awn. miptodr *Zumesser, Schicksal, Tod’ E; ae. metod ‘Geschick, Gott’ B cD Bo; as. metod ‘Geschick, Gott H. Zur Zugehörigkeit vgl. ae. metend ‘Gott’ cD. mat-i- (adj): ahd. un-mezzi “unermeßlich’ Gl 1,184,7 (ingens). mät-a-m (n) W: gt. us-met “Lebenswandel’; awn. mát ‘Schätzung’ G. mit-o (f) ‘Maß’: afr. mete; ahd. måza (Größe) N. mit-on (m) W: awn. máti "Art und Weise’ (M). mit-i- (adj): awn. mætr “wertvoll’ (EJ) G; ae. mæte mäßig’ B, or- 'unermeBlich' cD Bo;

ahd.

un-måzi Gl

1,191,14 (immensus).

P 705f. (=); TF 304f. (=, HD; F 363f. (=); V 385f. (zw); J 662f. (=); Hh 220 (=); K 475 (=); Gr 11,890-903. ETYMOLOGIE Zur Etymologie von gm. met-a-, trans., intr. bieten sich an: (1) Eine Sippe med- ‘ermessen, bedacht sein auf” (nur vereinzelt mit konkreten Bedeutungen wie ‘Maß’). Diese Sippe entspricht lautlich dem Gm. (2) Eine Sippe möt- ‘messen’, die dem Gm. in der Bedeutung entspricht. Unter Umständen :-Ableitungen zu 3., da kein Primärverb belegt. (3) Eine Sippe mé- ‘messen’ mit verstreuten Bildungen im ganzen idg. Sprachgebiet, Sie kann als Grundlage von 1. und 2. aufgefaßt werden, doch ist das Abhängigkeitsverhältnis formal unklar.

354

MÓT

Zu 1:

lt.: meditari ‘nachdenken, (m) ‘Maß, Art und Weise.’ air.:

überlegen,

beabsichtigen,

betreiben’;

midithir “urteilt, überlegt, schätzt, richtet’ (j-Deponens,

modus, -i

dehnstufiges

i-

Präteritum); med f(å) “Waage, Gewicht, Maß, Gegengewicht’; cymr. meddwi (m) ‘Gedanke, Geist, Sinn’.

gr.: nEdopan ‘sorge für etwas, denke an etwas, bin auf etwas bedacht’ ; undonan ‘erwäge, ermesse, ersinne’; vielleicht n&öınvog “Getreidemaß, Scheffer". Zu 2: H.: métiri, ménsus sum “messen, durchlaufen’ (Herkunft des -ns- unklar). (gm.): ae. mæd (f) ‘Maß’ (BT). hit.: matuoti *messen', mätas ‘Maß’. (gr.): uétpov (n) ‘Maß, Ziel’, ujtpa (f) “Ackermaß’., Zu 3: (gm.): gt. mela (m) ‘Scheffel’ usw. (aksl.): méra (f) ‘Maß’. ai.: mimåte *miBt, PPP mitå-. toch. B: mai-, Å me- ‘messen’ (nur Ableitungen). MÖT

‘kann’

g-efsd

-mot, -motun, -mosta.

möt, móton, mösta; Inf. ‘dürfen, können, sollen': B +, cD 4- ; Bo +, A 3,Pt;

Ae +, JE PT; R! 2,Pt; L +; me. moten, ne. must.

E. Standop: Syntax und

Semantik, Bochum 1957, S. 67-80, 92f. mót, móten, moste; Inf. *müssen, kónnen, dürfen'; möt, mótun, mósta; Inf. ‘können, dürfen, mögen, Gn. +; mnd. móten; mnl., nnl. moeten.

nwfr. moatte. müssen, sollen’:

: muoz, muozun, muosa (spåt-ahd. muosta); Inf. ‘können, müssen’: O +;N +:; mhd. müezen, nhd. müssen.

ga-:

H

MF

+,

+;

gt. "Raum haben, Raum finden’.

möt-ön (f): as. muota *MuBe* sD; ahd. muoza ‘Gelegenheit, Möglichkeit’ N. möt-ja-m (n): ae. zmte "Mule" (aus *z-möte) Ges; ahd. muazi Zwischenzeit’

O.

P 705f. (mE); TF 323 (zw); F 193 ‘ga-’ (zw); Hh 226 (mE); K 495 (mE); Gr 11,905910. Gm. mót, intr. ‘kann’ hat keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. Der Anschluß an med- ‘messen’ (vgl. met-a-) befriedigt weder bedeutungsmäßig noch formal.

N-

s. auch

NAG-A-

unter HN-

'nagen'

s. GNAG-A-

-NAH ‘(genügt)’ gt:

-nah, —, —, PPP -naühts.

ae.: ahd.:

-neah, -nugon, -nohton; (Gr) +; Bo 3. -nah, —, —; MF 2, G11,291,10 sufficit: kinah.

bi-: ga-

gt. ‘erlaubt, nötig sein’; ae. “besitzen, genießen’ (Gr) Bo. ‘genügen’: gt.; ae. (Gr); ahd. s.o.

g (n) e (f) (5) d

nuh-ön (m): gt. ga-nauha *"Genüge, Genügsamkeit'. nuh-ti-z (f) 'ÜberfluB, Genüge': awn. gnótt ++; ae. ge-nyht (auch n) cD Bo Chr; ahd. gi-nuht T O N. Außerhalb der Ablautreihe steht: nög-a- (adj) ‘genug’: gt. ga-noh; awn. gnógr ++; ae. ge-nóh ++; afr. e-nöh; as. ginog H ; ahd. gi-nuog ++.

P 316ff. (=): TF 289 (=): F 92f. bi" (=); V 180 'gnógr (=); J 581f. (=); Hh 239 (=); K 248 ‘genug’ (=); Gr II,1005-1014. ETYMOLOGIE Gm. -nah ‘genügt’ gehört wahrscheinlich zu einem gemein-idg. Verbum *(e)nek’(**2 nek’-) ‘erreichen’ (gr., balt., sl. “tragen’). Für das gm. Präterito-Präsens ist als Bedeutung anzusetzen ‘es ist erreicht’ — ‘es genügt”. lt.: — nancisci, nactus sum (alt auch nancio) ‘erreichen, erhalten’ (*na-n-k-j); der Vokalismus ist nicht recht durchschaubar. air.: ro-icc ‘erreicht, kommt an, kommt zu” (j-Präsens, red. Prät.) (*enk-); cymr. dianc “entfliehen, meiden’.

lit. (H): nesü, nésti ‘tragen, bringen, reichen bis’.

356

NAUP-A- — NEIB-A-

aksl. (H): nes, nesti ‘tragen’. gr.:

red. aor. éveykeiv "herbeischaffen, davontragen' (suppletiv zu qépo). Nach Frisk, L 155, S. 512f. aus redupliziertem *en-enk-; nach Ernout-Meillet, L 127, S. 428 f. aus redupliziertem *ne-nk- mit Vokalprothese. ai: asnoti “gelangt, erreicht’ (*nk’-, **2,nk”-), mit Konj. nasati (**a | nek’-); Wurzel-aor. (Inj.) 3. Sg. Act. -nat (**a,nek’-), Med. asta (**2,nk*-) und a-aor. (K. Hofmann, Münchener Studien 2, 1957, S. 121-128). toch. B: enk-, Å ents- ‘ergreifen’ (sk-Pråsens, s-Prát.). heth.: ninink- ‘heben, aufheben, auflauern’ (nin-Infix).

NAUP-*Aae.:

'überwültigen'

--e---

Nur Exodus 475 geneop 'überwáltigte. Der Vokalismus ist nicht sicher zu bestimmen (mundartlich?). Vgl. Sievers-Brunner, L 80, $384, Anm. 2 und $ 396,2, sowie Hh 234. Zu unsicher zum Ansatz eines starken Verbs.

NUG-A-

'genügen' s. -NAH

NEIP-A-

'kneifen' s. GNEIP-A-

NEIP-A-

‘dunkeln’

ae.:

£2-:

und KNEIP-A-

(5 -e---

nipan, nåp, —, -nipen; abs. ‘dunkel werden’: B 1; (Gr) 2; Na -4.

ae. ‘dunkel werden, wie eine Wolke aufsteigen, erschrecken’ (Gr) Na.

nip-a-m (n): ae. ge-nip ‘Dunkel, Finsternis’ B cD Go. nip-no-: gt. ga-nipnan 'betrübt sein' (Lesung umstritten). Hh 237 (zw). Gm. neip-a-, intr. ‘dunkeln’ «ti ‘sich überziehen’ (vom neben kniduktis ‘sich mit *(gjnaug(w)-, die der vom gesetzt werden kann.

hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Vgl. lit. nøaukiu, Himmel), ‘bedecken, verfinstern', refl. ‘sich bewölken’; Gewölk überziehen’. Dies weist auf eine Grundform Gm. verlangten Grundform *(g)neib- strukturell gleich-

Wie man sich den Zusammenhang

genetisch vorzustellen hat,

ist freilich unklar. Vgl. noch It. nimbus, - (m) *Regenwolke' und nåbes, -is (f) 'Wolke', die ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören können.

(NEIP-A-) ahd.:

*beneiden'

---- 54

miden 'beneiden' O usw. ist ein denominatives ö-Verb; vgl. Schatz, L 122,

NEIW-A- — NEM-A-

357

8433 und Germanica (Festschrift für Eduard Sievers, Halle, 1925), S. 355; anders Braune, L 121, $ 330, Anm. 2; mhd. niden, mnl.be-niden sind stv. Die starke Flexion ist ziemlich sicher sekundär.

NEIW-*Agt.:

‘nachstellen’

g-----

Markus VI,19 ist belegt: ib so Herodia naiswor imma jah wilda imma usqiman jah ni mahta "Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten, und konnte

nicht’, Dabei ist in der Handschrift naiswor vom Schreiber in naiw verbessert worden durch Tilgen von s, o, r. Vergleichbar könnte sein lit. naivà “schwere Krankheit’, ndivyti ‘quälen, töten’ u.å., vgl. Fraenkel, L 146, S. 479f. und P 313, F 374.

NEM-Agt.: awn.:

‘nehmen’

gnefsd

niman, nam, nemun, nema,

nam

numans;

abs., acc. ‘nehmen,

(-å-), nómo, numenn

empfangen,

fangen’.

(-0-); acc. ‘nehmen, fassen, aufnehmen,

be-

freien’; ‘annehmen’ (Vh 14f. aus and-); ‘berauben’ (Vh 29 aus bi-); 'wahrnehmen, vernehmen, bemerken’ (Vh 37 aus fra-); “aufnehmen, lernen’ (Vh 45 aus ga-); “unternehmen, beginnen’ (Vh 52f. aus unpa-): E +, C +;G 1,4, PE 12,3, R +,8$

ae.:

afr.:

+; isl. nema.

aschw.: nima +; schw. för-nimma, dàn. for-nemme (entlehnt?). niman, nam (angl. nöm), nàmon (angl. nömon), numen; acc. "nehmen, wegnehmen, ergreifen, wahrnehmen': B +, cD +; Bo +,A +; Àe +, JE 122,3; VP +,R1 +; L +, RD 1,2,4, R? +; me. nimen. nema (-i-), nam (-5-), nómon, nimen; acc. ‘nehmen, rauben, ergreifen’; nwfr. nimme.

as.:

niman (-e-), nam, nåmun, -noman (-u-); acc. 'nehmen, wählen, empfangen’: H +, Gn 4; mnd., mnl., nnl. nemen.

ahd.:

neman, nam, nåmun, ginoman; acc. 'nehmen, fassen, gefangen nehmen’: I 1,2, MF L2,3; T +; O +; BR 1,3,4, aD 1,3; N +; mhd. nemen, nhd. nehmen.

(an-): and»:

ahd. “an sich nehmen, sich anmaßen’ Gi 1,44,7 (assumere). gt. ‘annehmen, empfangen’.

bi-

‘wegnehmen’:

dis-: en-:

gt. ‘besitzen’. gt. 'hernehmen'.

gt.; ae. B cD Bo L; afr.; as. H; ahd.

(far-): ae. ‘wegnehmen,

fra-:

zerstören’

‘vernehmen, auffassen' gt. ‘nehmen’.

TON.

++;

afr. ‘vernehmen’;

TON.

as. 'zerstóren'

H;

ahd.

358

ga-:

NEM-A-

gt. ‘mitnehmen,

empfangen’;

ae. ‘wegnehmen’

ahd. ‘an sich nehmen, rauben’

te-: uz-:

++;

as. ‘wegnehmen’

H;

TON.

ae. ‘verteilen’ Chr; ahd. ‘zerreißen’ N. gt. 'herausnehmen';

ae. ‘wegnehmen’ B WH;

ahd.

‘wegnehmen’ Gli 1,344,13

(efferre). nem-ón (m): ae. ned-niomma "Vergewaltiger" L usw.; ahd. aba-nemo 'Staatsdiener' (Abnehmer der Arbeit) N usw. num-i-z (m): ae. fore-nyme: praesumptio Cp (L 56). num-ön (m): awn. her-nume 'Kriegsgefangener' E; ae. ierfe-numa ‘Erbe’ Ges, Aelf 18,13; afr. erf-noma ‘Erbe’; ahd. sigi-nomo ‘Sieger’ Gl L152,5 (triumphalis). num-ón (f): awn. her-numa 'Kriegsgefangene' E. num-jón (m): gt. arbi-numja *Erbe' ; ahd. nöt-numeo “Verwaltiger’ Gl I1L,5,12 (raptor). num-ula- (adj): ae. numol ‘geräumig, räuberisch’ Aelf 69,3 W. num-(f)ti-z (f): gt. anda-numts “Annahme, Aufnahme’; ahd. numft ‘Aufnahme’ T,

nöt- ‘Raub’ NT MF, auch -numst, numest. num-us-ön (adj) A: awn. full-nomsi *ausgelernt' (CV), zum Suffix vgl. gang-us-ón. n&m-a-m (n): gt. anda-nem 'Empfang'; awn. fjar-nåm “Wegnahme des Vermögens’ E, nam “Unterricht” (M); ae. näm 'Besitzergreifung (von Land)’ (BT). n&m-0 (f): afr. of-nóme *'Einnahme'; ahd. nàma ‘Raub’ I, nöt- *Raub' N, n&m-i- (adj): gt. anda-nems 'angenehm'; awn. auó-nzmr “leicht zu erlangen’ R (CV), net-nemr '(Fisch), der in einem Netz gefangen werden kann’ G; ahd. nåmi annehmbar, angemessen' O N.

P 763f. (zu 2); TF 293f. (zw); F 375f. (zw); V 407 (zu 2); J 692 (zu 2); Hh 236 (zu 2); K 505 (=); Gr II,1053-1079. J. Trier, Venus, Köln, 1963, besonders das Kapitel ‘nehmen’, ETYMOLOGIE Gm. nem-a-, trans., intr. ‘nehmen’ hat zwei Vergleichsmöglichkeiten: Einmal kann es als Reimvariante zu em- ‘nehmen, kaufen’ gestellt werden (das durch Totaldissimilation aus nem- entstanden ist?), und zum andern kann es mit nem- verglichen werden, das aber eine Bedeutung ‘geben’ u.ä. hat. Auf Grund der Darlegungen Triers (s.o.) wird man sich wohl für die zweite Móglichkeit entscheiden, und emals Reimvariante ansetzen. (1) It.: emö, Emi, emptum, -ere 'nehmen, kaufen’; osk.: per-emust (einfach thematisches Verbum) ‘annehmen, zur Kenntnis nehmen’; umbr. emantur ‘sie sollen annehmen’. air.:

do-em

“bedeckt,

beschützt’,

air-fo- ‘nimmt

an’ (j-Präsens,

t-Prát.).

lit.: imü, imti, Pråt. émiati ‘nehmen, ergreifen, erhalten’; mdl. auch jemu. aksl.: img, jeti “nehmen, fassen’. (2) lt.) (H): numerus ‘Zahl, Anzahl, Menge’. (air.) (H): nem (n, f) ‘Gift, verderbliche Kraft, Härte’.

NENB-A- — NES-A(lit):

359

nioma “Miete, Pacht’, lett. némt ‘nehmen’ paßt am besten zum Gm., hat aber

unregelmäßigen schließen.

Lautstand;

der Verdacht

der Entlehnung

ist nicht auszu-

gr.: vepne ‘teile aus, eigne mir an, besitze, weide, verzehre'.

(av.):

namah- (n) ‘Darlehen’. Ob ai. námati ‘biegt, beugt’ ebenfalls hierher gehört (Trier), bleibt besser offen.

(NENP-*A-) ‘streben’ ahd.:

(g) (n) (e) - () d

Bei Otfrid 1,2,12 ist belegt: Wio firdan er unsih fand | Tho er selbo tothes ginand. Dies kónnte das Práteritum zu einem sonst nirgend belegten starken Verb sein, das im Ablaut stehen würde zu

nanp-eja-: gt. ana-nanbjan 'Mut fassen, sich erkühnen'; awn. nenna ‘sich mit einem einlassen, vereinigen’ E (M); ae. nedan ‘wagen’ (Gr); as. nädian ‘sich wagen, streben’ H; ahd. nenden, gi- ‘streben nach, betreiben’ O, ‘sich erkühnen’ N. Es ist aber wohl angebracht, die Form dem Reim zuzuschreiben und für das Präte-

ritum des schwachen Verbs anzusehen (also eigentlich ginanta). Zum Ansatz eines starken Verbs reicht die Stelle auf jeden Fall nicht aus. Vgl. P 755; F 43 ana-; V 407; J 685; Hh 238 'nzóan' ; Gr II,1092f.

(-)NES-A- 'überstehen' Bt:

ae.: as.:

ahd.:

gauz-:

g (n) e (f)sd

— -nisan, -nas, -nesun, —.

nesan, næs, næson, nesen; acc. 'überstehen' (Simplex sehr selten): B -2,3,4, cD 1,2,3; A 3. -nesan, -nas, —, —; H -2, sD -1; mnd. (ge)nesen, mnl. ghenesen, nnl. genezen;

vgl. nwfr. geneze. -nesan, -nas, -nårun (-s-), -neran (-s-); O -4(r); N -1,3(5),4(s); Ludwigslied dD 15 ginas; Gl 1,609,62 ginäri; zweifelhafter Simplexbeleg Gl IL,108,21; mhd. (ge)nesen, nhd. genesen. 'genesen, errettet werden’: gt.; ae. (erhalten werden, bleiben, überstehen) B cD; as. (davon kommen) H sD; ahd. (gesund werden, befreit werden) O N. ahd. 'davonkommen' Gl 11,81,37 (evadere).

nez-ö (f): ae. aldor-neru “Lebensrettung’ cD (auch feorh-, lif-). nes-ti-z (f): gt. ga-nists ‘Rettung, Heil’; as. gi-nist ‘Erlösung’ H; ahd. g(e)-nist 'Heilung, Rettung’ I N. nes-ta-m (n): awn. nest ‘Reisevorrat’ ++; ae. nest 'Reisevorrat' L R2; ahd. wegenest *Reisevorrat' O.

360

NEb-A-

naz-ö

(f): ahd. nara Erlösung’ I, /ib- ‘Lebensunterhalt’ T; as. lif-nara 'Lebensunterhalt' H. naz-ón (m): awn. aldr-nare ‘Feuer’ (Lebenserhalter) E PE. naz-ó-: awn. nara ‘leben’ E. naz-eja- ‘retten’: gt. nasjan; ae. nerian ++; aft. nera (nähren); as. nerian H; ahd. nerien (ernähren, erhalten) O N (Raven 314f.); awn. nzra ist wohl entlehnt.

P 766f. (=); TF 296 (=); F 195f. 'ga-' (=); V 405 'nara’ (zw); J 693f. (=); Hh 234 (=); K 247 ‘ge-’ (=); Gr 11,1098-1103. Gm. nes-a-, trans. *überstehen' läßt sich zurückführen auf eine deutlich rekonstruierbare Verbalwurzel nes- “(nach gefahrvoller Reise) heimkommen, ankommen, überstehen’. gr: véopot *gelange glücklich wohin, komme davon, kehre glücklich heim’; vgl. vóctoc (m) ‘Heimkehr’; vioopaı “fahre, gehe, komme’; (vermutlich *ni-ns-, aber unregelmäßig entwickelt). Beide Verben nur im Präsensstamm. ai. (W):

nåsate ‘tritt heran,

nähert

sich, sucht auf, vereinigt sich’, Wurzel-aor.

toch. A (H): nas, B nes- ‘sein’.

NESK-A-

s. HNESKW-A-

g-----

(?) ‘unterstützen’

NEP-Agt:

‘zerreiben’

Nur 2. Sg. Opt. Prås. nipais ‘du mögest (sie) unterstützen’ (stv. oder £-Verb). Etymologisch vergleichbar sind (1) innerhalb des Gm. das Wort für ‘Gnade’: awn. náó-, afr. näthe, as. nåda, ahd. ginåda; und (2) außergermanisch einige ai. Formen: nåthate ‘sucht Hilfe, fleht', caus. näthayati “gewährt cine Bitte”, auch mit -dh: nddhamäna- "hilfesuchend*, aufgefaßt als Erweiterungen der in gr. övivnpu 'nütze' vorliegenden Wurzel (vgl. ann). Beides weist eigentlich auf Langvokal, und wenn man die Herleitung tatsáchlich aufrechterhalten will, ist es zu überlegen, ob im vorliegenden Fall nicht i für e geschrieben ist

(vgl. die ähnliche Lage bei gt. wribus 'Herde). Auf jeden Fall reicht die Form kaum aus, um den Ansatz eincs starken Verbs zu rechtfertigen. Vgl. noch F 376, J 690, K 263 ‘Gnade’; sowie A. J. van Windekens, AION 4 (1962), 22 und R. A. Fowkes, Lg 23 (1947), 420f.

NÜ-A-

'zerreiben s. BNOWW-A-

NEUP-A-

und HNEWW-A-

‘überwältigen’ s. NAUP-A-

NEUT-A-

NEUT-Agt:

‘genießen’

niutan, —,

awn.:

361

gnefsd

nutun, —;

gen.

'treffen, erreichen,

froh werden’.

ae.:

nióta, naut, nuto, notenn; gen. “genießen, Nutzen ziehen, Freude haben an’: E+,C1,4;G14 PEL R 1,4, S 1,4; isl. njóta, nn. nyta. aschw.: niuta +; schw. njuta, dán. nyde, Bm. nyte. néotan, neat, —, -noten; gen., acc. “genießen, brauchen’: B 1,2, cD 1,4.

afr.: as.:

niata, —, —, -neten; 'genieDen'; nwfr. geniete. Nur Präsens niotan, gen. ‘genießen’ H; mnd. neten, mnl. ghe-nieten, nnl. genieten.

ahd.:

niozan, nóz, nuzzun, ginozzan; acc., gen. ‘genießen, Gebrauch O 1,2,3; aD 1,4; N 1,3; mhd. geniezen, nhd. genießen.

machen

von’:

bi-: ae. 'berauben' B cD; afr. ‘genießen, gebrauchen’; as. *'berauben' H. (far-): ahd. 'abreiben' (= abnützen?) N. ga-: gt. ‘ergreifen, fangen, erwischen’; ahd. “Nutzen ziehen’ O N. neut-a- (adj) W: ahd. in g(e)niuz ‘ohne Nachteil’ N. neut-a-z (m): awn. niöfr 'Benützer' C. neut-i- (adj): awn. nytr “nützlich, trefflich' 4 +. naut-a-m (n) *Nutzvieh, Rind’ W: awn. naut E G; ae. neat cD; afr. nat; ahd. noz T.

naut-ja-m (n): awn. zeyti ‘Nutzen, Ertrag’ (M). naut-eja-: awn. neyta *benutzen’ ++;

afr. neta “nutzen”.

naut-no (f): awn. nautn “Gebrauch, Nutzen’ (CV). naut-islo (£): awn. neyzla 'Benutzung' (EJ) (M). nut-a-m (n): awn. rot ‘Gebrauch, Nutzen’ (CV); ae. to note ‘zum Nutzen’ Ges. nut-i-z (m):

nut-0

ahd.

nuz *Nutzen'

Gl 1,66,1

(cultus), Gl 1,281,54 (usus).

(f): ae. notu ‘Nutzen’ Bo; afr. note "Ertrag".

nut-on (m) W: gt. nuta ‘Fischer, Fänger’.

nut-i- (adj): gt. un-nuts 'unnütz'; wgm. -ja-: ae. nyt “nütze’ cD; as. nutti ‘nützlich, brauchbar’ sD; ahd. nuzzi ‘nützlich’ T (ur-) ON. nut-jo

(f) 'Nutzen': awn.

nyt

EPER;

ae. nyt cD; ahd. nuzzi (swf) BR.

nut-jón (m): awn. erfe-nyte ‘Erbe’ E. P 768 (=); TF 299f. (=); F 379 (=); V 410 (=); J 688f. (=); Hh 234 (=); K 248 *ge-' (=); Gr 11,1118-1128. Gm.

neut-a-, intr., trans. ‘genießen’ hat außer lit. naudå “Nutzen, Vorteil’ usw. und

seinen balt. Verwandten NÖP-A-

“überwältigen’

-NÖWW-A-

keine brauchbare s. NAUP-A-

'zerreiben' s. BNOWW-A-

Vergleichsmóglichkeit.

O ÖG

‘fürchtet’

g (n) (e) - (s) (d)

gt.:

og, ogun, ohta; acc., refl. 'fürchten'; mit besonderem Imperativ (alter Konjunktiv?) ni ogs 'fürchte dich nicht; daneben Part. Prás. un-agands (Var. -ans) 'furchtlos'.

ag-ön ag-i-z ag-ja-: ag-ez

(m) W: awn. agi “Unruhe, Tumult' (EJ) (M). (m): ae. ege ‘Furcht’ JE Go VP L R2. gt. us-agjan ‘erschrecken’. (n): als a-Stamm in gt. agis ‘Furcht’; als n-Stamm in ae. egesa ‘Schrecken, Entsetzen’

++;

as. egiso H dsl.; ahd. egiso dsl.

O BR

aD

N.

0g-0-: awn. dask ‘sich fürchten’ ++. ög-on (m): ae. öga ‘Furcht’ WH BR. ög-i- (adj): awn. øgr ‘schrecklich’ (EJ) (CV). og-eja-: gt. ogjan ‘schrecken’; awn. égja ‘bedrohen’ E C G; ae. onegan ‘fürchten’ cD. ög-nö (f): awn. ógn ‘Furcht, Schrecken’ -- 4. öh-tön (m): awn. ótti Furcht’ ++.

P 7f. (=); TF 9 (=); F 380f. (=); V 3 'agi? (=); J 17f. (=); Hh 89 ‘ege’ (=); Gr 1,103ff. ETYMOLOGIE Gm. ög, trans. ‘fürchtet’ kann verglichen werden mit einem kelt. und gr. Verb. Vokalismus ist am ehesten å/a (**e2;/a,). air.: ad-dgathar “fürchtet” (å-Deponens). gr: üyvopat, äyonaı ‘bin betrübt, traure’.

Der

(PEIP-A-)

‘pfeifen’

- nn - - 575 "ed

awn.: Nicht belegt; erst schw. pipa, dän. pibe, Bm. pipe ‘pfeifen’; entlehnt aus dem Niederdeutschen? as.: Nicht belegt; erst mnd., mnl. pipen ‘pfeifen’. ahd.: Nicht belegt; erst mhd. phifen, nhd. pfeifen; als swv vgl. Gi IL18,7 pipant: ciuizeront vel pifont. Diese starken Verben werden in der Regel als Entlehnungen aus mit. pipare angesehen. Infoge des lautnachahmenden Charakters ist aber auch eine Neubildung durchaus im Bereich der Möglichkeiten.

PLEG-A-

‘sich einsetzen’ pleh-a-

--(e)f sd -- e - s -

ae.:

pleon, pleah, —, —; gen. ‘sich einsetzen’, (sein Heer) einsetzen’: A 1,2 (—).

afr.: as.:

plega ‘pflegen, gewohnt sein’ (erschlossen aus dem Hapax plechma). Nur Präsens plegan, gen. ‘sich verbürgen, für etwas verantwortlich sein’ H; mnd. plegen, mnl. pleghen, in Präs. und PPP auch die Nebenform plien. phlegen, phlag, phlägun, giphlegen; gen., refl. ‘sich für etwas einsetzen, sorgen für, Aufsicht führen, leiten’: O (pl-) 1; N (fl-) +; (auch swv); mhd. phlegen, nhd. pflegen (stswv).

ahd.:

pleg-ö-: ae. H plegian ‘spielen, sich schnell bewegen’ cD VP R! L; afr. plegia 'gewohnt sein’; (Wiss 105f., denom.?). pleg-ön (m) H: ae. plega ‘Spiel’ B (/lind- 'Kampf^) cD Chr L. pleg-on (f): ahd. gurtel-flega Beiname der Juno N. pleb-a-m (n) W: ae. pleoh ‘Gefahr’ WH Ges. pleh-ti-z (f): ae. W pliht ‘Gefahr’ Co VP (m); afr. plicht ‘Pflege, Obhut’; ahd. fliht “Fürsorge, Pflege, Gebot’ N. plög-a-z (?): Das Wort für Pflug bleibt besser fern.

Die vorliegende Sippe bietet eine ganze Reihe von Schwierigkeiten: (1) Die weit auseinanderfallende Bedeutung.

Sie läßt sich, wenn nur das Gm.,

PRANG-A-

364

nicht irgendeine Etymologie berücksichtigt wird, meines Erachtens am besten aus einer Grundbedeutung ‘einsetzen’ (etwa beim Spiel) verstehen. Daraus kann sich entwickelt haben: (a) ‘Spiel, spielen’ (doch sind diese nur ae. Bedeutungen vielleicht abzutrennen); (b) ‘sich einsetzen für etwas’, weiter *biirgen”, ‘sorgen für’, ‘Aufsicht führen,

leiten’,

‘gewohnt

sein’; (c) ‘sich der Gefahr

aussetzen,

Gefahr’.

(2) Der Anlaut på-, der bei normaler Entwicklung auf idg. bl- weisen würde. Anlautendes idg. b- ist aber so spärlich und unsicher, daß seine Existenz bezweifelt werden muB. Als Lösung ist vor allem die Herleitung aus idg. d/- (vgl. das Verhältnis gt. bl- zu sonstigem fl-) zu beachten, nach N. van Wijk, IF 23 (1908/09), 372, 375, und etwas anders /F 28 (1911), 125f. Vgl. auch J. Trier (a.u.a.O.). (3) Der Wechsel g-A im Auslaut kann schlecht auf grammatischen Wechsel zurückgeführt werden; einmal, weil es für die ausnahmslose Beseitigung des stimmlosen Lauts im Deutschen keinen brauchbaren Grund gibt, und zum andern, weil alle diskutablen etymologischen Vorschläge auf idg. -gh weisen. TF 221f. (oE); V 426 ‘plögr’ (=); Hh 247 (oE); K 544 (oE); Gr II1,356-359. I. Trier, Beitr 67 (1944),

110-150.

F. Kauffmann,

ZdPh

47 (1918),

155-181.

Gm. pleg-a-, intr. ‘sich einsetzen’ hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. Unter der Voraussetzung einer Entwicklung idg. d/- zu gm. på- könnte an lt. indulgere sich hingeben, entgegenkommend sein, gewähren lassen’, air. dligid ist berechtigt, verdient, ist notwendig’ angeknüpft werden, aber die Analyse des It. Worts ist ebenfalls unklar und das Kelt. steht in seiner Bedeutung ziemlich ab.

-PRANG-*A- (?) '(bedrángen) gt.:

g-----

Nur PPP ana-praggans *bedrångt". Zugrunde liegt am ehesten ein schwaches Verb (vgl. mhd. phrengen ‘in die Enge bringen, drücken, drängen’) mit einer vereinzelten starken Partizipialbildung. Etymologisch vergleicht sich am besten lit. spreägti ‘pressen,

drängen,

drücken’,

wobei

angenommen

werden

muß, daß das Gm. das anlautende s nach der Lautverschiebung verlor; eine

etwas außergewöhnliche, aber auf Grund des auffallenden Anlauts erwägenswerte Annahme.

Vgl. P 103, F 43 ‘ana-’, K 562f.

KZ 37 (1904), 300f.

‘Pranger’ und Th. Siebs,

R- s. auch unter HR-, WR-RAIW-A-

ae.:

(?) ‘reihen’

--e---

Nur Prásens in gerawende: infindens W; das angebliche PPP in gerzwen hrægel: segmentata vestis W ist wohl eine denominative Adjektivbildung. Kaum ein stv. Vgl. Hh 255.

g-----

-RAP-*JA- (?) ‘(zählen)’ gt.:

Nur Matth. 10,30: jah tagla haubidis alla garabana sind "und die Haare auf dem Kopf sind alle gezáht'. Die Stelle reicht nicht aus zum Ansatz eines starken Verbs garap(j)an. Es handelt sich wohl um eine n-Weiterbildung eines ursprünglichen Partizips, das It. ratus entspricht. Der Fall ist wohl ähnlich zu beurteilen wie us-albans. Vgl. P 59, F 197 'ga-'.

RAUD-*A-

RÄ-A-

ae.:

s. REUD-A-

‘reihen’ s. RAIW-A-

RÆD-Agt.: awn.:

‘färben’

‘raten’

gnefsd

-redan, -rairod, —, redans. råda, red (-ei-), rédo, ráóenn;

acc.

"beschließen,

sich anschicken’;

(Vh 28f. aus bi-); ‘verraten’ (Vh 34 aus fra): S +; isl. rada. aschw.: råda + (auch swv).

E +,C+;G

rædan,

abs.,

red (reord),

redon,

(reordon),

r&den;

acc.

‘beraten’

+, PE +,R

‘raten,

beraten,

+,

be-

schließen, regieren, besitzen’, ‘lesen’ (besonders beim swv); das Verb hat sich mit einem swv (gt. -raidjan) vermischt, weshalb es in der Bedeutung

366

RÆD-A-

stark auseinanderfållt und in der spåteren Sprache durchgehend schwach flektiert: B 1, cD 1,2(rd); A 1,3(2); Chr -2(6) der Beleg ist aber nicht sehr sicher; VP -1,4, R! 3(hreordon); die rd- Formen sind Reflexe der alten Reduplikation. afr.:

reda, réd, —, —; acc. ‘raten, helfen’.

as.:

rädan, red, redun (-ie-), rádan; acc., gen. ‘sorgen für’: H 1,3,4, Gn 2; mnd,, mnl., nnl. raden.

ahd.:

rätan, riat, riatun, girätan; acc. ‘raten, überlegen, beistehen, konspirieren’: O 1,2,3; MF 2,4; N +; mhd.,, nhd. raten,

bi-: — afr. ‘beraten’. (far-) 'verraten': afr.; ahd. MF N. ga-: gt. “Vorsorge treffen für’; ae. 'anraten' cD RD; as. “ausführen, verschaffen’ H; ahd. ‘beraten’ ON.

und-: uz-:

gt. "besorgen, gewähren’. gt. ‘beschließen’; ae. ‘ernennen’

Chr; ahd. ‘erraten, ersinnen’ N.

ræd-a- (adj): awn. fld-räör “hinterlistige Ratschläge erteilend' B, sjalf- ‘selbständig’ (M); ae. ge-räd ‘klug, geschickt’ B; vgl. gt. ga-redaba 'ehrbar'. ræd-a-m (n): awn. råd "Rat, Plan, Macht, Lage’ ++.

ræd-ön (m): ahd. chi-rädo *Ratgeber' I. ræd-i-z (m) ‘Rat’: ac. rzd (Hilfe, Vorteil) BcD WH Chr; afr. red; as. råd ‘Rat, Hilfe, Vorteil’ H (vgl. inwid-rad, a-Stamm); ahd. rät (Entschluß, Vorrat) T (balo"Schlechtigkeit') O N. ræd-i- (adj): ae. ån-ræde ‘einmütig’ cD Chr; ahd. ein-rate ‘eigenmächtig’ N. ræd-isjo (f): ahd. råtissa *Rátsel' T. r&d-isko (f): ahd. ratiska ‘Rätsel’ N.

r&d-islja-m (n) ‘Rätsel’: ae. rédels Aelf 33,14; ahd. rådisli Gl 1,384,22 (problema). idg. *rédh-twa > ræsw-ö (f): ae. rzs, -swe "Rat, Vorsehung’ (Gr).

P 55-61 (=, HI); TF 336f. (=); F 199 ‘ga- (=); V 431 (=); J 31-34 (=, HI); Hh 252 (=); K 584 *Rar' (=, HI); Gr 11,457-469. ETYMOLOGIE Gm. ræd-a-, trans., intr. ‘raten’ läßt sich wahrscheinlich zurückführen auf die bedeutungsmäßig auseinanderfallende verbale Grundlage rédh- ‘zurechtmachen, beraten, reden’.

(air.): -rád- ‘sprechen, sagen’ (denom.

i-Verb); imm-

“denken,

überlegen, planen

behandeln’.

aksl.: ai:

raZdg, raditi; ro£do, roditi ‘sorgen für, sich kümmern um”. rädhnoti ‘wird fertig, gedeiht, bringt fertig’; Wurzel-aor., red. ráddhá-.

aor.,

PPP

REID-A-

367

HERLEITUNG Gehört nach Pokorny zu ar- ‘fügen, passen’, aber die Formen und Bedeutungen gehen so weit auseinander, daß es wenig Wert hat, eine Übersicht zu geben. Vgl. etwa: (Ht.): ars, artis (f) Geschicklichkeit”. gr: Ópapíoko “füge zusammen, verfertige, rüste aus”. ai: arpäyati ‘steckt hinein, befestigt’ (p-Kausativ).

RÆD-A-

fürchten’ s. DRÆD-A-

REIB-A-

‘reiben’

s. WREIB-A-

REIB-A-

‘reißen’

s. REIF-A-

REID-A-

‘reiten’

awn.:

-nefsd

rida, reió, rido, ridenn; abs. ‘reiten’; ‘durchreiten’ (Vh 43 aus ga-, 58 aus berh-); die Bedeutung ‘sich drehen’ u.å. ist wohl nicht die erhaltene Grundbedeutung,

sondern

Einmischung

von

wreip-a- *winden',

s.d.:

E +,

C

12;

G12,PE+,R+,S +; isl. rida. schw. rida, dàn. ride, Bm. ri(de). ae.:

ridan, råd, ridon, riden; abs. ‘reiten, fahren, schwanken’:

B 1,2,3, cD

1,2,3;

afr.:

Bo 1, A 1,2; Ae 1,23, JE 2; Ges 1,3,4; me. riden, ne. ride. rida, —, ridon, riden; abs. ‘reiten’; nwfr. ride.

as.:

Nur Prát. Pl. umbi-ridun: lustravere in equis 'herumreiten'; mnd.,

ahd.:

nnl. rijden. ritan, reit, ritun, giritan; abs. 'reiten, fahren, bewegen': O 1,2; N 1,4; Hildebrandslied (dD) 6 ritun; mhd. riten, nhd. reiten.

bi-: ga-: uz-:

ae. 'überfallen' Chr Ges. ae. "über etwas reiten, erobern, besiegen’ B Ae. ahd. 'durchreiten' N.

mnl.riden,

raid-o (f): awn. reid ‘Ritt, Wagen’ ++; ae. råd “Weg, Ritt’ B (swan- 'Schwanenweg = 'Meer) cD Bo; afr. räf-red ‘Ritt auf gestohlenem Pferd’; ahd. reita 'Wagen' aD N. raid-ön (m): ahd. reito "Wagenlenker' Gl 11,238,49 (auriga) (—). raid-eja- W: awn. reida ‘tragen’ (EJ) G (M). raid-ja-m (n): ahd. gi-reiti “Reiterei’ Gl 1V,57,38 (equitatus).

368

REIF-A-

raid-ilon (m): ahd. wagun-retila "Wagenlenker' (vgl. Gl 11,650,20 agitator: reitil). rid-a-m (n): ahd. ka-rit *Reiterei' Gl L,335,47 (equitatus). rid-ön (m): awn. -ride '-reiter E C; ae. W tot-rida ‘Schaukel’ W. rid-i- W: ahd. riti-scupha 'Schaukel' Gl. IV,83,14 (oscilla). rid-jon (m): ae. ridda ‘Ritter’ Aelf 51,15. raid-a- (adj) ?: Die Sippe raid- ‘bereit, geordnet’ in gt. ga-raips usw. bleibt besser fern.

P 861 (=); TF 343f. (=); V 444 (=); I 702f1. (=); Hh 259 (=); K 594f. (=); Gr 11,476-481. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. reid-a-, intr. ‘reiten’ hat eine ziemlich genaue Entsprechung im Keltischen unter einer Grundform reidh- ‘reiten, fahren’. air.: redid ‘reitet, fährt’, trans. ‘reitet ein Pferd, reitet ein’, (red. Prät.). lit. (W): riedü, -éti ‘rollen’ (auch von Wagen); lett. raidit “eilig senden, hetzen, eilen’. Eine Herleitung scheint in diesem Fall möglich, ist aber außerordentlich schlecht abzugrenzen, wegen einer Vielzahl von lautlich und bedeutungsmäßig ähnlichen Bildungen, die aber kaum auf die gleiche Grundlage zurückgehen. Vgl. H. Rix,

IF 70 (1965), S. 25-49.

Am stärksten in Betracht kommen für die Grundlage rei-

aksl. réjo, -ati ‘stoßen, drängen’ und für die Wurzelstufe er- gr. öpvuni *errege, jage auf, setze in Bewegung’; ai. iy-ar-ti ‘erregt’ (u.a.).

REIF-A-

awn.:

- n .f--

(/-b) ‘reißen’

rífa, reif, rifo, rifenn; acc. ‘reißen’; ‘zerreißen, auseinanderreißen’ (Vh 31 aus dis-); 'ausreiBen' (Vh 53f. aus uz-):

E3,4,

C2; G 1, PE 1,2,

R2,3, S 4; isl. rifa.

aschw.: riva +; schw. riva ‘reiben, kratzen’, dån., Bm. rive ‘reißen, kratzen, reiben’.

afr.: Die

riva, —, —, -riwen; acc. ‘reißen, kratzen’. Bedeutung

'reiben, kratzen'

ist wohl

aus dem

Deutschen

übernommen,

das betreffende Verb eine andere Herkunft hat (vgl. wreib-a-). reif-on (1): afr. rive ‘Harke’. rif-ön (f): awn. rifa ‘Spalt, Riß’ (Fr) (CV). rif-no-: awn. rifna in Stücke gehen, zerbrechen’ ER S. Mit Intensiv-Gemination: ripp-0-: awn. rippa ‘reißen’ (Fr). P 857ff. (=, Hl); TF 344f. (=); V 445 (=); J 698-701 (=, Hl).

wo

REIH-A- — REIK-A-

369

ETYMOLOGIE

Gm. reif-a-, trans. ‘reißen’ läßt sich wahrscheinlich mit einem gr. Verbum unter einer Grundform reip- ‘reißen’ vergleichen. (1t.) (H): ripa (f) ‘Ufer’ (eines Flusses). gr:

£peine ‘reiße nieder’, intr. 'stürze nieder’; aor. Epınov.

HERLEITUNG Eine andere Erweiterung der gleichen Basis kann sein rei-k- in: cymr.: rhwygo ‘zerreißen’. lit.: riekia, riékti “Brot schneiden, zum ersten Mal pflügen, in den Boden schneiden (Wagenräder)’ (mit *g). gr.: épeíko 'zerbreche, zerreiße’, intr. *berste”; aor. fjpikov. ai: (å) mit -*q: likháti ‘kratzt, reißt auf (Boden), PPP likhitå-; (2) mit -*&': risati “reißt, reißt ab’, PPP risfa-.

'REIH-A-

afr.: as.: ahd.:

"aufreihen”

--- 3Pf 39 *Pq

Nicht belegt, erst nwfr. riuwe “aufreihen’. Nicht belegt, erst mnd. ri(g)en, mnl. rien, nnl. rijgen 'aufreihen'. Nicht belegt, erst mhd. rihen 'aufreihen'; die Bedeutung ‘nähen’ u.ä. gehört zu wreih-a- *winden', die Bedeutung 'aufspieBen, durchstoDen' ist nicht richtig einzuordnen. Zu ahd. Gl. praecinebat: reh s. wreih-a- *winden'.

P 857f1.; K 592 ‘Reihe’. Gm. reih-a- 'aufreihen hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Es wird in der Regel an idg. reik- 'reiBen' angeschlossen (s. reif-a-), doch sind die Bedeutungsverháltnisse nicht klar genug.

(-REIK-A-) ahd.:

‘(herrschen)’

-rihhan, -reih, —,

(g) (n) (e) (f) (s) d -rihhan;

winnen' N -1,2, MM

mit ga- *herrschen,

mächtig

sein,

Herrschaft

ge-

-4; swv in aD.

reik-a-z (m): gt. reiks “Herrscher”. reik-a-m (n): ae. ric ‘Reich’ L RD. reik-ön (m): ae. rica 'Herrscher' Go. reik-ja- (adj) ‘reich, mächtig’ W: gt. reikeis; awn. rikr ++; afr. rike; as. riki H Gn; ahd. riche O N.

ae. rice

B cD Bo Go;

370

REIM-A- — REIP-A-

reik-ja-m (n) ‘Reich, Herrschaft’: gt. reiki; awn. rike ++; VP; afr. rike; as. riki H Gn.; ahd. rihhi ++. reik-iso- ‘herrschen’:

ae. ricsian

++;

ahd.

ae. rice

rihhison (verwalten)

B cD JE Go

++.

reik-inö-: gt. reikinon ‘beherrschen’. F 396f. ‘reiks’ (=); V 446 ‘riki’ (=); J 1136 (=); Hh 258 'ric' (=); K 591 ‘Reich’ (=); Gr IL386-395. J. Trier, Vorgeschichte des Wortes Reich, Nachr. Ak. Wiss. Göttingen, phil.-hist. 1943, 14. Manfred Thamm, Die Terminologie des Wortes Reich, Diss. Frankfurt, 1959. Gm. -reik-a- ‘herrschen’ gehört seiner Bedeutung nach eindeutig zur idg. Sippe reg- ‘herrschen’ (lt. rego, rex usw.). Da es aber nicht die korrekt fortentwickelte Lautform sein kann, wird Entlehnung aus dem Keltischen angenommen, wo e zu I wird (also ausgehend vom Nomen). Sekundär starke Flexion ist in der ei-Reihe nicht selten (Beispiele unter reim-a-). Trier (a.0.a. O.) vermutet Urverwandtschaft und lautliche Beeinflussung durch das Keltische. *

(REIM-A-) ahd.:

(zåhlen)

|

.

Bei Otfrid ist 1,3,17 und

.|

|

|

|

===> d

IV,2,13f. ein starkes Präteritum gireim

‘zählte als»

zählte zu’ belegt. Da nun das Verbum sonst überall schwach flektiert (T, O ir-); beide Belege im Reim stehen, und Otfrid um des Reimes willen háufig unübliche Formen hat; die Ableitung aus dem Nomen bedeutungsmäßig nahe liegt; die Lautstruktur für ein starkes Verb unregelmäßig wäre (m nach Diphthong ist typisch für Nominalbildungen, vgl. kimo, skimo usw.); und schließlich die I. Reihe auffallend häufig sekundär starke Verben zeigt (vgl. reik-a-, skreib-a-, hleib-a-; mhd. prisen, swigen, phifen; me. strive und viele

andere), halte ich die starke Flexion bei diesem Verbum für sekundär. Zur Bedeutung J. Trier, Beitr 66 (1942), S 256f. Vgl. noch einmaliges ae. unarimenlicu 'unzáhlig' Chr neben zahlreichen unarimed(lic).

(REIN-A-) (+ regn-) ‘regnen’ ae.:

Das starke Verbum gleichung

--e---

rinan, rän (Bl) (+ rign-) ist sekundär gebildet in An-

an die I. Ablautreihe,

mit deren

Vokalismus

es übereinstimmte,

nachdem die Folge -ig- zu -j- geworden war. REIP-A-

‘ernten’ rep-a-

ae.:

- - e - (s) (d) --e--

ripan, —, ripon (ræpon), —; abs., acc. ‘Korn schneiden, ernten’: A 1,36), Ae 1, JE 1; Chr 1,36,æ); VP 1, R11; L 1, R2 1; me. ripen, repen (stswv), ne.

REIS-A-

reap (swv). Regel

Wegen

371

der Formen, die auf e-Vokalismus weisen, wird in der

ein schwundstufiges

Präsens

angesetzt (Sievers-Brunner,

L 80, $ 382,

Anm. 3). Wie ich L 187 gezeigt habe, handelt es sich aber sehr wahrscheinlich um sekundäre Kürzung eines normalen vollstufigen Präsens. ga-:

ae. ‘Korn schneiden, ernten’: Chr L.

reip-a-m (n): ae. rip ‘Ernte’ Chr RI RD R? (ge-), rippo L. reip-i- (adj) ‘reif’: ae. ripe Bo; as. ripi H; ahd. rife BR N. rip-ön (m): ae. reopa “Garbe’ VP. rif-tra-z (m) ‘Sense, Sichel’: ae. riftr OET, vgl. riftre 'Schnitter' RI. P 857ff. (mE, Hl); TF 344 (zw); K 592 ‘reif’ (mE, HI); Hh 261 (Vw); Gr IL497f. Gm.

reip-a-,

intr.,

trans.

'ernten'

hat

keine

überzeugende

Vergleichsmóglichkeit.

Die Wörterbücher knüpfen an rei- ‘reißen’ an (vgl. reif-a-).

REIS-Agt:

awn.:

‘aufgehen, untergehen’

gnefsd

-reisan, -rais, -risun, -risans.

rísa, reis, riso, risenn; abs. ‘sich erheben, entstehen, aufbrechen’ (Vh 54 aus uz): E 12,4, C 12,3; G 12, R +, S 1,2; isl. rísa.

ae.:

aschw.: rísa 1,2,3. risan, räs, rison, risen; (Simplex

afr.: as.:

-1,2; VP -1,2,3, R! -+; L -+, RD -+-, R? -+: me. (a)rise, ne. rise. risa, —, —, -risen; abs. ‘entstehen’. risan, res (-à-), —, —; abs. ‘sich erheben’: H 1,2; mnd., mnl. risen, nnl. rijzen.

ahd.:

risan, reis, rirun, giriran; abs. ‘fallen, niederfallen': N 1; aD -1, BR -1; Gl

sehr selten, vgl. BT,

BTS);

‘sich gehören,

passen’ (wohl aus ge-): B -1,2,4; cD -1,2,4; Bo -1, A -1,2,3; Ae -1,2,3, JE

11,249,32 utputa: eoso careis; Gl 1,476,3 insiderent: ririn (Vulgata: inciderent); Gi 1,70,15 ruinatum: zariranan; mhd. risen.

(an-): gate-: uz-:

ae. 'sich erheben" Ae. sich geziemen' (vielfach schwach flektiert): ae. Bo R! L RD R?; as. H; ahd. I BR aD N (sicher stark nur Gl. s.o.). ahd. ‘zerfallen’ Gl s.o., BR. gt. ‘sich erheben, aufstehen’; ae. ‘entstehen, auferstehen’ ++; as. ‘erheben, auferstehen’ H.

reis-a-z (m) W: ahd. nider-ris Teufel’ N. rais-ö- H: ahd. reison “bereiten, herrichten’ ON. rais-o- (f) ‘Reise’ H: awn. reisa (Gang) (Fr); afr. reise; ahd. reisa O. rais-ün: ahd. reiso ‘Aufstand’ Gi II,255,29 (secessio).

372

REIST-A-

raiz-eja-: gt. ur-raisjan 'aufrichten, erwecken’; (åræran 'aufrichten' B cD Bo JE Go VP.

awn.

reisa 'aufrichten'

++;

ae.

ris-ön (m): ahd. betti-risø 'Gichtbrüchiger? O. ris-ti-z (f): gt. ur-rists 'Auferstehung'; ae. z-rist ‘Auferstehung’ cD JE Go L R! R?; ahd. ge-rist ‘Angemessenheit’ N, ur-rist ‘Auferstehung’ Gl 1,241,19.

P 326-332 (=, HI); TF 345f. (=, HI); F 527f. ‘ur-’ (zw); V 447 (=, HD; J 63-67 (=, HD; Hh 261 (Vw); K 594 ‘Reise’ (zw); Gr 11,536-544. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. reis-a-, abs. “aufgehen, untergehen’ ist vermutlich eine nur gm. belegte s-Erweiterung zu einer Grundlage rei- ‘sich erheben’ zu einer Wurzel er-/or- gleicher Bedeutung, wobei die Abgrenzung gegenüber ähnlichen Bildungen mit ähnlicher Bedeutung sehr schwierig ist (vgl. reid-a- und renn-a-). Eine entsprechende Bedeutung auf der Stufe rei- zeigen ae. å-ræman ‘sich erheben’ cD (*raim-eja-) und lett. riétét *hervorbrechen, aufgehen’ (vom Tag). Von der Stufe or- ist anzuführen It. orior, ortus sum 'erhebe mich’, gr. ópvopat *erhebe mich’ (u.a.) und av. avi-, us- +

ar- ‘aufgehen’ (von Gestirnen), "sich erheben’. REIST-Aawn.:

‘aufreißen’

-n----

rista, reist, risto, ristenn; acc. 'ritzen, furchen' (besonders Runen),

‘zerreißen’

(Brünne): E 1,2,4, C 1,4; G 1, PE 2, R 2, S +; isl. rísta. aschw.: rísta 1,2,3.

rist-ón (f): awn. rista *Ritze, Schlitz’ (Fr). rist-ja-: awn. rista ‘zerschneiden’ E. rist-ila-z (m): awn. ristill ‘Pflugschar’ (Fr). P 857#. (=, Hl); TF 346 (=, HD); V 448 (=, Hl); J 698-701 (=, Hl). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. reist-a-, trans. 'aufreiDen' ist vielleicht eine nur gm. Erweiterung der unter reif-a- ‘reißen’ aufgeführten Grundlage rei- ‘reißen’. Auf eine (nicht unbedingt vorauszusetzende) Zwischenstufe reis- können weisen: lett.: rist ‘schlitzen’, risums *RiB, Schlitz’. aksl. (H): r&se, r&siti ‘lösen’. ai. (9): risyati ‘beschädigt, wird beschädigt’. Die Bedeutungsnähe zu wreit-a- ist aber nicht zu übersehen. Handelt es sich um Parallelwurzeln oder Kontamination?

REIb-A- — REK-A-

REIP-Aawn.:

REK-Agt: ae.: afr.:

as.: ahd.:

(?) ‘beschmieren’

373

-ne£---

ríóa “flechten’ hat die Nebenbedeutung ‘bestreichen, beschmieren', die F. A. Wood, M Ph 4 (1906/07), 495 aus einem abzutrennenden idg. rei-t- ‘fließen’ herleitet. Dieser Ansatz kann nicht ausreichend gestützt werden. S. wreib-a*winden'. (Feuer) rechen' (u.a.)

£ (n) *”e Pf *Ps d

Nur Präsens rikan, acc. “aufhäufen’ (feurige Kohlen auf das Haupt). Nicht belegt, erst me. reken '(Feuer) rechen'. reka 'zusammenscharren' kann ich nicht belegen, nur bei Hoithausen, L 95 unter den Nachträgen. Dagegen heißt nwfr. birekke ‘das Feuer unter der Asche bedecken'. Nicht belegt, erst mnd. reken (stswv) (Feuer) rechen'. Nur PPP in Gl 11,709,27 sopitos: berechene (Gl 11,663,11 pirchhanun), beide Male von der mit Asche überdeckten Glut gesagt; mhd. rechen, be-, ge- “Feuer

rechen', seltener ‘Erde zusammenscharren' (stv). Die Sippe bietet zahlreiche Probleme. Die Bedeutung dürfte sich folgendermaDen einordnen lassen: Auszugehen ist von idg. reg- 'aufrichten', und zwar med. ‘sich aufrichten', act. vermutlich “etwas aufrichten'. Neben zahlreichen anderen Weiterentwicklungen entsteht aus ‘sich aufrichten' — ‘sich recken' — ‘die Hand ausstrecken' und ‘sich nach etwas recken’ (z.B. gr. mit gen.). Im Gm. hat sich die Bedeutung offensichtlich auf das ‘rechen’ spezialisiert; es gehören also in diesen Umkreis noch awn. raka ‘Heu rechen, zusammenscharren' (aber wohl nicht die Bedeutung 'rasieren, scheren’) und die Wörter für ‘Rechen’: awn. reka, ae. racu, ahd. recho. Beim stv tritt fast ausschließlich die Bedeutung ‘Feuer rechen' auf, und zwar ‘die Glut mit Asche bedecken, um sie zu bewahren' und 'die Asche von der Glut wegrechen,

um das Feuer aufflammen zu lassen’; und auch ‘frische Kohlen auf das Feuer rechen'. Es ist kaum anders vorstellbar, als daß die Bedeutung des stv unter dem Einfluß einer Ableitung (wohl eines Wortes für *Rechen') entstanden ist. Eine Stufe weiter zurückliegend sind die Wörter für ‘recken’ (mit starken Bedeutungsentwicklungen): gt. uf-rakjan, awn. rekja, ae. reccan, as. rekkian, ahd. recchen. Auf einer noch früheren Stufe stehen die Wörter für ‘recht, gerade’: gt. raíhts, awn. réttr, ae. riht, afr.

riucht, as. reht, ahd. reht und anderes. Weitere Bildungen zu einem starken Verb dieser Herkunft könnten sein: (1) Ae. recen ‘schnell’, afr. rekon ‘in Ordnung’, mnd. reken ‘richtig, in Ordnung’ sind wohl keine Partizipialbildungen zu idg. reg- (so Wiss 106f. nach F. Holthausen, IF 20, 1906/07, 329; anders Hh 256). (2) Mhd. rechen ‘treffen’ (meist von Waffen) ist meist swv, die starken Formen sind ziemlich sicher sekundär. Me. reken ‘verstoßen, durchstoßen’ ist aus awn. reka (zu wrek-a-) entlehnt.

374

REK-A- — REKW-A-

(3) Ae. gerzc: congelaverat Bl (und, verschrieben, in W) ‘gerinnen’ weist auf eine Bedeutung ‘rinnen’. Ist dies eine vereinzelte starke Bildung zu reg- ‘fließen’ (P 857 und It. rigare)? Ferner ingesserunt: in rzcan W (‘wo die Kanäle der Kloaken den

Gestank des Kotes hereinbrachten').

Gehört dies zu recan ‘dem Rauch (ev. *Ge-

stank’) aussetzen’? Schließlich me. reken ‘rennen, stürzen’: Diese Bedeutung läßt sich aus ‘recken’ ohne weiteres erklären, vgl. die ai. und gr. Nebenbedeutungen. Hier aber wohl kein Rest des alten stv, sondern aus dem swv entwickelt mit sekundär

starken Formen.

P 854-857 (zw); TF 334 (zw); F 3976. (=); V 440 (=); I 717ff. (=); Hh 255 "recare (=); K 588 ‘Rechen’ (=); Gr H,386. ETYMOLOGIE Unter den oben genannten Voraussetzungen gehört gm. rek-a-, trans. ‘Feuer rechen’ zu der gemein-idg. Verbalwurzel reg- *aufrichten’. ]t: regó, rexi, rectum, -ere ‘steuern’ (Schiff), ‘herrschen’, (Grenzlinie) ‘ziehen’. Die ursprüngliche Bedeutung ist in den Komposita besser bewahrt (erigö ‘richte auf"). air.: rigid ‘streckt aus’ (j-Pråsens, red. Prät.). lit.: réZiu, réZti 'recken, straffen’ (mit Nasalierung). gr.: Óp£yo 'recke, strecke die Hand aus, greife nach etwas; eile". ai: rHjate ‘richtet gerade, erlangt, rennt’.

R/EK-*A- (?) “sich hingeben)’ ahd.:

- (n) (e) - (S d

Nur PPP ferräcken (dem Laster) hingegeben’ N.

rók-o- (f): ahd. ruohha 'Bedacht, Sorge’ N.

rök-eja- ‘sorgen’: awn. rókja E R; ae. reccan, Prät. röhte WH F. Mezger,

KZ

61,

1934, 259-262);

as. rökian

Reicht nicht aus zum Ansatz eines starken Verbs. ‘geruhen’ und Helm, Beitr 60 (1936), 430.

(REKW-A-) awn.:

H;

Chr (Ablaut? vgl.

ahd. ruohhen

Vgl. V 457; Hh 262; K 250f.

‘dunkeln’

røkkva, —,

—, rekkvenn;

O N.

(g)n---abs., *dunkeln':

E 4; (M)

1,4.

rekw-ez (n): gt. rigis 'Dunkel'; awn. røkkr ‘Finsternis, Dunkel’ E (M); gizjan *dunkel werden'.

vgl. pt. ri-

RENN-A-

375

Auf Grund der Zusammenhänge ist das starke PPP wohl sekundär. (ohne das Verb); F 399f. ‘rigis’; V 456 "røkkr”; J 720. REMP-A-

‘einschrumpfen’

RENN-A-

(+ *ri-nw-) ‘rinnen, laufen’

Vgl. P 857

s. HREMP-Agnefsd

run-

(g)-(e)(f)- -

gt.:

rinnan, rann, runnun, runnans; abs. ‘rennen, laufen’.

awn.:

rinna (später renna), rann, runno, runnenn; abs. ‘laufen, fließen, schwimmen’; *überstrómen, berinnen’ (Vh 21 aus bi-); “aufwachsen, entsprießen’ (Vh 54

aus uz-); die Form renna stammt wohl aus dem zugehórigen Kausativ, anders Noreen,

L 27, 8 162, wonach

e neben i auf ursprünglichen Wechsel zwischen

n und nn (Sg. und Pl. des Nasalpräsens) zurückzuführen sein soil: E +, C +; G 12,4, PE 123, R 4, S +3; isl. renne. aschw.: rinna + ; schw. rinna, dán. rinde, Bm. renne. iernan (eo-), arn (o-), urnon (0-); ornen (u-); selten ohne Metathese rinnan; abs. ‘rinnen, laufen’: B -2, cD +; Bo 1,3, A 1,223; Ae +,JE -2; VP +, R1 +; L 1,2,3, RD 1, R2 1,2,3; me. rinne, ne. run.

ac.:

rinna (-e-, -u-), ran, —,

afr.:

-runnen;

'rinnen, laufen, fahren’; nwfr. rinne.

rinnan, rann, runnun, -runnan; abs. ‘rinnen, fließen, laufen’: H mnd., mnl. rinnen. rinnan, ran, runnun, girunnan; abs. ‘fließen, rinnen’: I 1, MF N +; mhd., nhd. rinnen.

ahd.:

: ae. "aufspringen, aufgehen’ B cD RD;

1,2,3, sD 4; -1;

T 1; O

1;

afr. 'entlaufen', ahd. 'entrinnen' vgl.

trenn-a-.

: gt. 'mit Worten streiten’. gt. 'durchstreifen, umringen’;

ae. ‘kommen,

eindringen’

B, ‘benetzen’

cD;

afr. ‘betreffen’.

: ahd. *entschwinden, vergehen’ N. gt. ‘sich erstrecken, reichen’. gt. ‘sich verlaufen, geraten unter”. gt. zusammenlaufen, zusammenkommen’; ae. "laufen, entgegenlaufen’ VP L RD R?, 'gerinnen' cD; ahd. 'genügen' O, 'gerinnen, mangeln an' N.

ae. 'auseinanderlaufen' cD; ahd. 'fehlen' I. :

gt. 'zufallen, zuteil werden’.

unpa-: ae. 'entrinnen' (Gr). uz-: gt. ‘auslaufen, ausgehen’; ae. ‘vergehen’ cD Chr; ahd. ‘aufgehen, entstehen’ N. remn-ön (f): gt. rinno ‘GieBbach’; ahd. himil-rinna ‘Schleuse des Himmels’ Gi 1,299,27 (cataractae).

376

RENN-A-

rann-a-z (m): ahd. ana-ran “Angriff” GI IL227,11 (impulsum). rann-eja-: gt. ur-rannjan ‘aufgehen lassen’; awn. renna "laufen lassen, in Erregung bringen’ EPER; ae. ærnan ‘rennen’ (BT); as. rennian *zusammenlaufen' sD; ahd. ge-rennen ‘gerinnen’ N, zesamine- ‘verschmelzen’ N (Raven 152f.). rann-islö (f): awn. rennz! ‘Lauf’ (Fr). Die schwundstufigen Ableitungen können in der Regel auf einfaches n zurückgeführt werden: run(n)-i-z (m): gt. runs ‘Lauf’; awn. runnr *Gebüsch' (M) (hierher?), at-runnr "SpröBling, Nachkomme' E; ae. ryne ‘Lauf’ Bo Go VP; afr. rene 'Rinnen des Bluts’; ahd. run ‘Gang’ Gl 11,333,51 (meatus) (—). run-jón (f): gt. garunjo "Überschwemmung, Flut’. run-ila-z (m): ae. rynel ‘Läufer’ Aelf 305,18f. run-s-i-z (f): gt. ga-runs, -nsais ‘Markt’; ahd. runs ‘Fluß’ I, uf- 'Aufgang' N. run-s-ó (f): ahd. runsa ‘Lauf, Strömung’ N. run-sti-z (f): ahd. runst *FluBbett Gl IL250,13 (alveus), ur- ‘Anfang’ N. P 326-332 (re-nw-); TF 17 (ren-, re-nw-); F 398f. (re-nw, r-nw, ri-nw); V 441f. (rinw); J 63-67 (re-nw); Hh 261 (ren-); K 601 (ren); Gr 11,512-521. H. Rix, IF 70 (1965), 25-49. ETYMOLOGIE Die genaue Vorform von gm. renn-a-, abs. ‘rinnen, laufen’ ist umstritten. Der unbefriedigendste Ansatz ist wohl, von einer Grundlage *ren- auszugehen, die entweder als Wurzel so anzusetzen ist, oder als n-Erweiterung (bzw. unregelmäßig entwickeltes Nasalpräsens) einer Grundlage *ere-. Abgesehen von der strukturellen Unwahrscheinlichkeit erklärt dieser Ansatz die gm. Form nicht ausreichend (-nnim Verbum, -z- in den schwundstufigen Ableitungen, also ziemlich sicherer Hinweis auf ein Nasalpräsens). Zudem sind die als Vergleichsmóglichkeit herangezogenen Bildungen nicht sonderlich sicher: ksl:

uz-roniti “ausgießen’; vgl. Vasmer, L 153, IL,535.

alit.: mnu-rendéti “untergehen’ (von der Sonne). gr: paívo 'besprenge”. Diese Bildungen kónnen auch auf *wren- zurückgehen (so Boisacq, L 156, S. 833). Zu

air. as-roinnid ‘entflieht’

vgl.

Pedersen,

L

134,

IL634f.

Vgl.

auch

Sprache

9

(1963), 154. Erheblich wahrscheinlicher ist deshalb ein ursprüngliches Nasalprásens, wobei von einer Wurzel er- ausgegangen werden kann (r-nw- — renw- — renn-; diese Neufestlegung des Vokals ist nicht unwahrscheinlich, vgl. brenn-a-; die afr. Form runna als unmittelbaren Forsetzer der alten Bildung zu betrachten, dürfte aber wohl nicht angehen) oder von einer Basis rei- (ri-nw- mit Ablautsentgleisung zu renw-). Die

REP-A- — REUD-A-

377

Vielzahl von in Form und Bedeutung ähnlichen Bildungen, die für eine Etymologie in Frage kämen, ist fast unentwirrbar. Nach Rix (a.0.a. O.) ist auf jeden Fall mit einer Wurzel or- (**33er-) ‘sich erheben’ neben einer Grundlage rei- 'flieDen' (im Gr. mit prothetischem o) zu rechnen, die ursprünglich wohl nichts miteinander zu tun hatten, sich aber sehr wahrscheinlich im Verlauf der Sprachgeschichte gegenseitig beeinfluBten (vgl. auch reid-a- und reis-a-). Für das Gm. wäre demnach ein Ansatz *ri-nw- das Wahrscheinlichste, wobei aber ein Ansatz *r-nw- wegen der verwickelten Verhältnisse nicht auszuschließen ist. Die Grundlage rei- ‘fließen’ zeigt sich in: (It.): rivus, -f (m) ‘Bach, Strom’. (gm.): ae. rid ‘Strom’ Bo. sl.: russ. rindto fließen’, aksl. reka ‘Fluß’; aber aksl. ringti se heißt ‘sich stürzen’ (Vermischung?). ai:

rinäti ‘läßt fließen’, riyate ‘gerät ins Fließen, löst sich auf’; die Form

rinvati,

die gern mit dem Gm. unmittelbar verglichen wird, ist eine späte, vereinzelte,

innerindische Umbildung.

REP-*A-

--e---

'(tadeln)

Nur PPP for-repen 'getadelt L. Reicht nicht aus zum Ansatz eines starken Verbs. Gehört hierher ahd. refsen ‘schimpfen’ T O BR aD?

ae.:

ae.:

--e---

‘ernten’

REP-A-

Die Form ræpon ‘ernteten’ Chr und die späten Formen, die e-Vokalismus voraussetzen, sind ziemlich sicher sekundär zu reip-a- (s. dieses).

REP-A-

REUB-A-

‘sieben’

s. HREP-A-

‘reißen’

s. REUF-A-

REUD-A- 1 ‘röten’ awn.:

riöda, raud, rudo, rodenn; acc. 'róten' (mit Blut): E +,C isl. rjóda.

(g) n e (f) (s) (d) c;

GL R4,S 1,4;

aschw.: riuóa 1,2.

ae.:

reodan, (réod), rudon, — ; acc. ‘erschlagen’ (= mit Blut röten): cD 1,3; Prät. Sg. nur in der mdl. Form -reod (wie red. Prät.) belegt (OET).

378

REUD-A- — REUF-A-

reud-a- (adj): gt. W ga-riups, -dis 'ehrbar, schamhaft’; awn. rióór ‘rötlich’ E S. raud-a- (adj) ‘rot’: gt. raups; awn. raudr ++; ae. réad cD Bo Go VP R1 L RD; afr. råd; as. ród H ; ahd. rot TON. rud-a-m (n): awn. sólar-roó 'Morgenrot' (CV). rud-ü (f): ae. rudu 'Gesichtsróte' (BT). rud-on (m): awn. roóe 'Róte' (M), vig- 'Kampfröte am Himmel’ E. rud-nó-: awn. roóna ‘rot werden, sich röten’ E C (M).

rud-ma- (adj): ahd. rutem-hafte ‘rötlich schimmernd' N, vgl. rotemo 'Schamróte' N. rud-rön (f): awn. roóra ‘Blut’ E PE. *rud-s-mon — rus-mön (m) H: ahd. rosmo ‘Rost’ BR. *rud-sta- > rust-a-z (m) 'Rost' H: ae. rust L; as. røst

H ; ahd. rost T.

P 872f. (=); TF 351 (=); F 395f. (=); V 435 'rauór' (=); J 714f. (=); Hh 257 (=); K 609 ‘rot’ (=); Gr ILA81-487. ETYMOLOGIE Gm. reud-a-, acc. ‘röten’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Grundlage reudh- ‘rot, röten”.

(1t):

ruber ‘rot’, rubeo ‘bin rot’.

air.:

roindid 'rótet (*ru-n-dh-), ruidid ‘wird rot (H. Wagner,

ZcPh

29,1964,

299f.).

(lit.): raüdas ‘rotbraun’ (von Pferden). ksl.:: redéti se ‘sich röten”. gr.: — åps000 "röte, färbe rot”.

(ai):

rohita ‘rot’ (besonders von Tieren).

HERLEITUNG Andere Erweiterungen der gleichen Grundlage kann man sehen in: (It): rutilus 'knallrot'. (ai): arund- ‘rötlich’, aruså- ‘rötlich’ (anders, Mayrhofer, L 158, S. 49).

REUD-A-

awn.: Ein stv. rióóa 'roden' ist nicht nachzuweisen. REUF-A-

-n----

(?) 2 ‘roden’

Vgl. hreup-a-. (gn

‘reißen’

ruppawn.:

-(m)-

ef) (s) (d)

-

- (d)

riufa (-y-, -ió-), rauf, rufo, rofenn (-u-); acc. ‘reißen, brechen, zerstören’, auch übertragen (von Vertrágen usw.): E 1,4, C 1,2,4; G 1, PE 1, S 1,2(D),3(D); isl. rjufa. aschw.: riuva ‘zerbrechen’ 1,4.

REUK-Aae:

Nur

PPP

rofen ‘zerbrochen’

cD, be- ‘beraubt’

379 B cD.

raub-a-z- (m) ‘Raub, Beute’: ae. reaf (spolia) B (heado- *Rüstung) Bo Go L R?; afr. raf; as. nöd-röf "gewaltsamer Raub’ H; ahd. roub N. raub-ö (f): awn. rauf ‘Loch, Riß’ PE, val- ‘Beute’ (EJ) PE. roub-0-: gt. bi-roubon 'berauben'; awn. raufa ‘zerbrechen, durchbohren' E (M); ae. (be-)reafian "berauben" ++; afr. (bi-Jrävia, as. röbon H; ahd. roubon "(be-)rauben' I T (5i-) O N; (Wiss IOf.). rauf-eja-: awn. reyfa 'rauben, plündern’ (M); ae. be-riefan *berauben’ (Gr); ahd. roufen 'raufen, rupfen' MF O aD N, (Raven 159f.).

rauf-ja-m (n): awn. reyfi *abgerupfte Schafswolle' (M). ruf-a-m (n): awn. rof 'Rib, Bruch, Untergang’ ECG. ruf-on (m): awn. eid-rofe 'Eidbrüchiger' EG PE S. rnf-no-: awn. rofna ‘zerbrechen, aufhören’ C G. Mit Intensiv-Gemination:

rupp-ü-: awn. ruppa ‘plündern’ (Fr); ahd. ropphen 'rupfen' Gl 1,674,41 (vellicare). rupp-lo-: awn. rupla *plündern' (CV).

P 868-871 (=, HD; TF 352f. (=, HI); F 94 'biraubon' (=); V 449 (=, HI); J 707711 (=, HI); Hh 257 (=); K 585 ‘Raub’ (=, HD; Gr 11,356-359. ETYMOLOGIE Gm.

reuf-a-, trans. ‘reißen’ läßt sich vergleichen mit einem It. Verbum

unter einer

Grundform reup- ‘zerbrechen, reißen’. lt.: rumpo, rüpi, ruptum, -ere ‘zerbrechen, reißen, aufbrechen’. ai. (H): rüpyati ‘schmerzt stark’, caus. ‘verursacht Schmerz, bricht ab’, (red. aor.), PPP rupitå-. HERLEITUNG Eine Grundlage reu- ‘reißen, rupfen' kann gesehen werden in: gm.: awn. ryja ‘den Schafen die Wolle ausreißen’ (Fr). lit.: — ráuju, -ti, Prät. róviau 'rupfen, ausreißen, raufen'. aksl.: ur>vati se ‘sich losreißen’. REUK-A-

‘rauchen’

-ne råk-a-

awn.:

f’sd

| -- -*f 5

riüka, rauk, ruko, rokenn; abs. ‘rauchen’: E 3; G 1, S 1,2(D,3(D),4(D), R 1; isl. rjüka. aschw.: riuka ‘rauchen, riechen’ 1,2,3; schw. ryka, dán. ryge, Bm. ryke.

-

380

REUT-A-

ae.: afr.: as.:

reocan, r&ac, —, —; abs. ‘rauchen, dampfen, qualmen': Ae 1; W 2. riaka, —, —, -reken; abs. ‘rauchen’; nwfr. rüke. Nicht belegt, erst mnd. rüken, mnl. ruken, rieken, nnl. ruiken.

ahd.:

riohhan,

rouh, —,

—;

abs. ‘rauchen,

dampfen’:

T

1; MF

1; N

1,2; mhd.,

nhd. riechen. bi-: ga-:

ae. ‘rauchen’ (BT). ae. 'rauchen’ (BT).

rauk-i-z (m) ‘Rauch’: awn. reykr (Dampf) ++; ae. rec (Qualm) B cD Bo VP; afr. rek; as. rök H Gn; ahd. rouh N, wih- ‘Weihrauch’ ON. rauk-eja- ‘rauchen, opfern’ (diese Bildungen sind wohl denominativ). ruk-i-z (m): ahd. rug 'Rauch' N.

ruk-ja-m (n): ahd. rucchi ‘Rauch’ Gi 1,8,27 (fuma). P 871f. (=); TF 349 (zw); V 449 (a, HD); J 713 (=); Hh 257 (zw); K 599 (=); Gr 11,435-438. ETYMOLOGIE Gm. reuk-a-, abs. ‘rauchen, riechen’ hat nur im Baltischen eine Vergleichsmóglichkeit, und zwar hat das lautlich entsprechende lit. ráugti ‘säuern’, intr. *aufstoBen” auch die Bedeutung 'etwas übelriechendes rauchen’, refl. ‘sich bewölken’ (vom Himmel); vgl. lett. rágt 'sáuern, aufgehen, rauchen’. Die Bedeutung ‘rauchen’ wird angesehen

als

Einmischung

von

rükii

‘rauchen,

qualmen',

das

auch

Wörter

für

‘Nebel’ usw. liefert, aber auch nicht über das Baltische hinausführt. Falls die Bedeutung ‘aufstoßen’ zugrundeliegt (gemeinsamer Ausgangspunkt etwa *hervorbrechen’), bestehen in mehreren anderen Sprachen Anschlußmöglichkeiten; dieser Ansatz ist aber sehr unsicher. REUT-A-

1 ‘weinen’

awn.:

Nur Präsens rióta ‘dumpf klingen’ (EJ).

ae.:

aschw.: riuta ‘brüllen’ 1,2,3. reotan, —, —, -roten; abs. ‘weinen’:

-ne--d

B

1, (Gr) -4 (nur unklares

widroten).

ahd.:

riozan, röz, ruzzun, girozzan; abs. “heulen, weinen, trauern’: T 1,3; O 1,2,3; aD 1; N 1,2,3; Gl 11,657,18 fleti: pirozana; mhd. riezen.

bi-: ga-:

*beweinen’: ae. (BT); ahd. O. ahd. laut weinen’ O.

raut-a-z (m): ahd. röz ‘das Weinen’ (Gl 1,263,5 vagitus: hraoz). raut-o-: awn. rauta “brüllen’ (Fr) (Wiss 16).

REUT-A- — RÖ-A-

381

Zum Teil nicht sicher von Formen zu Arüt-a- 'schnarchen' zu trennen, mit dem es sich zum Teil auch vermischt hat (ae. réotan ‘schnarchen’ u.a.). P 867f. (=, HU); TF 351 (=, HD); V 449 (=, HD; J 705ff. (=, HI); Hh 258 (=, Hl); Gr 11,5601f.

ETYMOLOGIE Gm. reut-a-, abs. ‘weinen’ (auch allgemeiner *brüllen') ist ein gut vergleichbares Schallverb (reud-). lt.: rudo, -ivi, -itum, -ere ‘schreien, brüllen’ (besonders vom Esel). lit: ráudu, -óti, alit. athem. raumi ‘weinen, schluchzen’. aksl.: rydajo, rydati “weinen, wehklagen'. ai: róditi (athem.) “weint, jammert'.

HERLEITUNG Eine Grundlage reu- ist belegbar in: (1t): rümor, -öris (m) ‘Lärm, Gerücht’. (gm.): in awn. rymr (m) ‘Getöse, Lärm’ E. aksl.:

rovg, ruti 'brüllen'.

gr: ak:

ópbopot 'briille, jammere'. rduti, ruváti *brüllt, heult, schreit’, PPP rutå-.

REUT-*Aawn.:

2 ‘(faulen)’

- n(e)- -(d)

rotinn *verfault' (EJ) (M), 4- ‘wer die Haare noch nicht verloren hat’ G; aschw. rutin *verfault”.

rut-&- ‘faulen’: ae. rotian LWS 11,84,24; ahd. rut-no-: awn. rona 'ver(aulen, sich auflösen’ G.

rozen

N.

P 868-871 (mE); V 452 (oB); J 707-711. Das awn. PPP, das auf ein gm. reut-a- faulen’ schließen läßt, hat keine sichere auBergermanische Vergleichsmöglichkeit.

RÖ-A- 'rudern” awn.:

róa, rera (-ø-), rero (-ø-), róenn; abs. ‘rudern’; S 3; isl. róa.

-ne(f)- (d) E 1,23,

C 1;

G 1,4, PE +, R 1,3,

382

ae:

RÓ-A-

röwan,

réow,

réowon

(-0-, reon), -rówen;

Al; Ae 1, JE 3,4; L 1,3, RD bi-:

abs.

Tudern,

schwimmen’:

B 3;

I, R2 3; Guth 2; me. rowen, ne. row (SWV).

ae. 'rudern' Chr.

ga-: ae. 'rudern' L. unpa-: ae. fortrudern* Chr. rö-ja-: mnd. roien 'rudern' ; mhd. rüejen 'rudern'. ró-itja-m (n): ae. réwet ‘das Rudern’ JE Go Co. rö-pja-m (n): awn. røde *Ruder' E. rö-pra-m (n): awn. róór ‘das Rudern’ (EJ) G PE; ae. röder ‘Ruder’ (BT); afr. röder (m) ‘Ruder’; ahd. ruoder ‘Ruder’ ON.

P 338 (=, Hl); TF 346 (=, HI); V 449f. (=, HI); I 67f. (=, HI); Hh 264 (=, HI); K 612 ‘Ruder’ (=, HI); Gr 11,493. ETYMOLOGIE Gm. ró-a-, intr. frudern' geht mit Sicherheit zurück auf die auch in den westlichen Nachbarsprachen belegte Grundlage ré-/ro- *rudern”. |t: remus, -i (m) ‘Ruder’ (auf Grund von Belegen wie resmon wird als Grundlage *re-smo- angesetzt). air.: raid ‘rudert’ (Hiatverb mit red. s-Prät.). HERLEITUNG Als Grundlage kann er- 'rudern' angesetzt werden. Bezeugt ist: lit.: — irià, irti, Prät. yriau 'rudern'. gr: épétng (m) *Ruderer', tpı-hpng “Dreiruderer’; und unsicheres myk. e-re-e als Verbum. (ai): aritd (m) 'Ruderer'; arítram (n) ‘Ruder’.

RÖK-A- ‘sorgen’ s. RÆK-A-

-SAF-JAas.:

(/-b) ‘(wahrnehmen)’

- (n) (e)

-sd

(-seffian), -söf, -söbun, —; af- “wahrnehmen, bemerken’ H; sD biseffe mit nicht ganz klarer Bedeutung ('bemerken'?); mnl. beseffen. (-sebben), -suob, -suobun, —; O -2,3; GI 11,238,2 inveniunt: insebben (diesen

ahd.:

Glossenbeleg

hält Schatz, L 122, $ 452 für ein schwaches

Verb;

mhd.

heißt

das starke Verb aber ebenfalls ent-seben). (an-):

ahd. “wahrnehmen, empfinden’ O.

saf-jon (m) ‘Sinn, Gemüt’: awn. sefe (Verstand) E C; ae. sefa B cD Bl; as. sebo H. P 880 (=); TF 431 (=); V 467 ‘sefa’ (zw); J 763f. (=); Hh 288 ‘sefa’ (oE); Gr VI, 168f. ETYMOLOGIE Gm. -saf-ja- *wahrnehrnen' läßt sich ziemlich gut mit einem It. Verbum unter einer Grundform sap- ‘schmecken, wahrnehmen’ vergleichen.

|t:

X sapió, -ivi, -ere ‘schmecken, riechen’ (von Dingen); von Personen *einsichtig sein, Geschmack haben’; osk. sipus *wissend' (*sep-).

SAK-A-

'rechten'

g(n)efsd

gt:

sakan,

sok, sokun,

sakans;

abs. ‘streiten, schelten, Vorwürfe

ae.:

sacan, sóc, sócon, sacen; abs. ‘rechten, streiten’: B 1; Bo -1,2, A -+; Ae +, JE -1,2; VP -2; R1 -1,2; L-+,

afr.: as.: ahd.:

RD -1, R? -1,2,4; me. for-saken, ne. for-sake.

seka, —, sökon, —; abs. ‘streiten’, sakan, sók, —, sakan; acc. “tadeln’: H 1,2, Gn -4; mnd. vor-saken. sahhan, suoh, suohhun, gisahhan; abs. 'streiten, schelten, tadeln': MF T -1,2; O

(an-)

machen’.

-i,3; BR

-4; Simplex:

‘widerstehen, widersprechen’: ae. nen) H.

-1;

Gl 1,219,25 obiurgat: sahhit.

B Bo R! L R7; afr. (leugnen); as. (leug-

384

SAK-A-

and-: bi-: (far-)

gt. “widerstehen, widersprechen’. afr. ‘bestreiten, leugnen’. 'entsagen': ae. WH Chr; as. (sich abwenden) Gn; ahd. (leugnen, verwerfen) T O BR. ga‘zurechtweisen’: gt. (schelten, widerlegen); ae. (verkündigen) L; ahd. MF BR. en-: gt. “Vorschriften erteilen’, unpa-: ae. ‘leugnen’ Bo. uz-: gt. ‘erörtern, vorlegen’. sak-a-m (n): ae. ond-szc 'Widerstand' cD. sak-ö (f) ‘Streit, Streitsache': awn. søk (Beschuldigung) ++; ae. sacu B cD WH Chr; afr. seke (Sache); as. saka (Anklage, Sache) H; ahd. sahha (Rechtssache) ++. sak-ón (m): ae. ge-saca, wider-, ond- “Widersacher” B cD Chr WH; as. and-sako Widersacher, Feind’ H; ahd. gegin-sahho ‘Gegner’ T, wider- “Widersacher’ N. sak-ö- (vielleicht denom.): awn. saka ‘streiten’ ++; ae. sacian ‘streiten’ (BT), yfel-sacian *verleumden' Bl; (Wiss 75f.). sak-jo (f): ae. sære "Streit B cD; ahd. seccea ‘Streit’ Gl 1,19,23 (lites), secha BR. sak-jon (f): gt. sakjo ‘Streit’. sak-i- (adj): awn. sekr ‘schuldig, verbannt’ (EJ) R (CV); ae. szc 'feindlich' (BT). sak-ula- (adj): gt. sakuls 'streitsüchtig'. sak-nö- H: awn. sakna “etwas vermissen!

++.

sah-ti-z (E): gt. ga-sahts “Vorwurf, Tadel’; ae. seht ‘Frieden, Versöhnung’ Chr. sah-ta- (adj): awn.. såttr ‘versöhnt, friedlich’ ++. Zu sak- ‘streiten’ kann mit Ablaut gestellt werden sök- ‘suchen’. Die Zugehörigkeit ist nicht völlig sicher, aber wahrscheinlich, zumal sich die Bedeutungen teilweise überschneiden: vgl. etwa unandsoks “unwiderleglich’ und sakna ‘vermissen’. sök-i- (adj): gt. un-and-soks *unwiderleglich'. sök-eja- ‘suchen’: gt. sokjan, vgl. mib- ‘streiten’; awn. søkja (treffen) +-+-; ae. sécan

++; afr. séka; as. sökian H Gn; ahd. suohhen ++, (Raven 213-217). sök-ni-z (f): gt. sokns “Untersuchung, Streitfrage’; awn. sókn “Angriff, Kampf" ++; ae. söcn ‘Zuflucht’ Aelf 179,14 (refugium). P 876f. (=); TF 423 (=); F 407 (zw); V 460 (=); J 762f. (=); Hh 266 (=); K 618 ‘Sache’ (=); Gr VI,74-88. F. Mezger, KZ 61 (1934), 259-262. ETYMOLOGIE Gm. sak-a-, intr. ‘rechten’ kann mit Rücksicht auf die dehnstufigen Bildungen mit der Bedeutung ‘suchen’ als schwundstufiges Präsens einer Grundlage såg- (**5e25g-) ‘spüren, wittern’ aufgefaßt werden.

SALT-A-

385

lt.: air.:

sägiö, -ire ‘spüren, wittern’; vgl. sagax 'scharfsinnig, von feinem Gespür’. saigid ‘geht auf etwas los, sucht, erstrebt, greift an’, rechtlich ‘streitet für, beansprucht, nimmt ein Gesetz in Anspruch’, (j-Präsens, t-Pråt.). gr. (H): fjyéopal (dor. a-) ‘gehe voran, führe’, später “meine, glaube’ (ausgehend vom

*führen' des Spürhunds?). heth. (H): $ak- ‘wissen, erfahren, merken, anerkennen’ (ki-Verb). SALT-Agt:

‘würzen’

g (n) e (f) "s d

— saltan, —, —, (un-)saltans; acc. ‘salzen’.

ae:

sealtan, —, —, sealten; acc. ‘salzen’: LWS

as.:

Nicht belegt, erst mnd. solten (swv mit st. PPP), mnl. souten (stv), nnl. zouten (swv mit st. PPP) 'salzen'. salzan, —, sialzun, gisalzan; acc. ‘salzen, würzen’; T 1,4; O 1; Gl 1,274,41 condirent: sialzin; mhd. salzen; nhd. gesalzen (PPP).

ahd.:

(an-): ga-:

11,272,16 sealt *salze'; R!

4.

ahd. 'entwürzen' O. ahd. ‘salzen’ O.

salt-a-m (n) ‘Salz’: gt. sait; awn. sait -|- -- ; ae. sealt cD Go L RD R! R2; as. salt H; ahd. salz TON. salt-a- (adj) 'salzig': awn. saltr E C PE; ae. sealt B cD L; afr. salt. Außerhalb der Ablautreihe steht: sult-ö (f): ahd. sulza 'Salzlake' GI 11,364,32 (murium),

Gl 11,362,1 (mena).

P 878f. (=, HI); TF 436f. (=, HI); F 409 (=, HI); V 461 sal (=, HI); HI); Hh 286 (=, HI); K 622 ‘Salz’ (=, HI); Gr VI218ff. (=).

765 (=

ETYMOLOGIE Gm. salt-a-, trans. ‘salzen, würzen’ geht mit Sicherheit zurück auf die eindeutig faBbare Grundlage sald- ‘würzen’: lt.: — salló, salsus, -ere ‘salzen’. air.: saillid 'salzt, würzt' (i-Verb). Kann aus dem Lt. entlehnt sein, doch ist dort die Bedeutung ‘würzen’ nicht belegt. (lit.): saldüs ‘süß’. (aksl.): sladek» ‘süß’. HERLEITUNG Geht (It.):

mit Sicherheit zurück auf die Wurzel sal- ‘würzen, säl, salis ‘Salz’.

(air.): salann (o-Stamm) ‘Salz’.

salzen’.

386

SÆ-A-

lit.: sólymas 'Salzlake”; sålti, sal, salaü *siiB werden’. (aksl.): sol» (f) ‘Salz’. (gr.): &Ac, áXóc (m) ‘Salz’, oft pl. (f) ‘Meer’. (toch. A): säle, B sälyiye ‘Salz’. Das Arische hat keine unmittelbare Entsprechung. Ein isolierter Rest wird gesucht in salilå- (n) ‘Meer’ (Vgl. Thieme, KZ 69, 1951, 215 Anm. und die Meerwörter im Gr. und cymr. heli (m) ‘Salzwasser, Meer’). Nach P weiter zu sal- ‘grau’. Dies ist jedoch hypothetisch und für unsere Fragestellung unbedeutend. SÆ-A-

'süen'

- nefsd sæ-ja-

gt:

g-----

saian, saíso, —, saians; abs., acc. 'såen”.

awn.: sd, sera (-0-), sero (-ø-), sáenn; abs. 'såen”; acc. ‘bestreuen’ (Vh 21f. aus bi-): E 1,2,4; PE 2,4(6-); R 2,4; (Fr) 3; auch swv.

aschw.: sain 'gesát', sonst swv. ae.:

säwan (-Æ-), séow, seowon, såwen; abs., acc. 'såen”: cD 2; Bo

afr.: as.:

1,4, JE 1; VP 1,3, R! +; L +, R? +; auch swv.: me. sowen, ne. sow. (swv mit st. PPP). Nur PPP esen 'gesàt'. In der Regel schwach, aber auch Pråt. obar-seu 'sáte darüber’ H, deshalb

1,3, A 1,3; Ae

können die Präsensformen als stark aufgefaßt werden. ahd.:

Nur starkes PPP Gl 11,550,62 incultu: insäniu, sonst schwach.

ga-: te-: uz-:

ae. 'sáen' R! L R?. ae. (2ö-) (Gr) Áe. ae. 'såen, besäen’ (Gr).

s®-ja- ‘säen’: as. saian H ; ahd. saan O, sawen T, sahen MF N (Raven 167). sæ-mön (m) ‘Same’: as. sämo sD; ahd. samo (Nachkommenschaft) I N. sæ-di-z (f) ‘Saat’: gt. mana-seps, -dis ‘Menschheit, Welt’; awn. såd PE; afr. sed; ahd. sát MF T N. sæ-da-m (n) ‘Saat’: awn. sad E G PE R; ae. sæd G Bo Go VP R! L RD R2; as. sad H ; ahd. smala-sät ‘junges Gemüse’ BR.

P 88948. (=); TF 421f. (=); F 403f. (=); V 459 (=); J 768ff. (=); Hh 270 (=); K 618f. (=); Gr VL54ff. ETYMOLOGIE Gm. sz-a-, intr., trans. 'sáen' geht mit Sicherheit auf die auch in den westlichen und östlichen Nachbarsprachen belegte Verbalwurzel sé- (**seo;-) 'sáen' zurück. ]t:

. sero, sevi, satum, -ere 'sáen, pflanzen’

(air.): sil n(o) ‘Same, Ursprung’.

(redupliziertes

Präsens

*si-s-).

SEHW-A-

lit.: — sju, séti aksl.: seje, séti Unsicher ist sowie Wörtern, SEHW-A-

387

*säen’. (sdjati) ‘säen’. die Verknüpfung mit ai. sira- (m, n) (Saat-) Pflug’ und ähnlichem; die auf die Bedeutung ‘werfen’ zurückgehen.

‘sehen’

gnefsd

Bt:

sallvan, salv, selvun, sallvans;

awn.:

sjå, sd, sóo (sågo), sénn; abs., acc. ‘schen, wahrnehmen, prüfen, sorgen’; *besehen, untersuchen, besuchen’ (Vh 25 aus bi-); “einsehen, erkennen’ (Vh 45f. aus ga-): E +, C +; G 1,3,4, PE E, R 4, S +; isl., nn. sjå. aschw.: sea +; schw. se, dån., Bm. se.

ae.:

afr.: as.: ahd.:

abs., acc.

‘sehen’.

seon, seah (-g), såwon (sægon), sewen (sen, segen, sewen); acc. ‘sehen’; nordh.

auch athem. Präsensformen (geseom usw.): B 1,2,3(g,w), cD 1,2,3(w,g); Bo 1,2,3(w),4(w), A 1,2,3(w),4(w); Ae 1,2,3(w),4(w), JE 1,2,3(w),4(w); VP 1,2,3(g),4(g), R11,2(g),3(g),4(sen); L 1,2,3(g),4(g), RD 1,2,3(g),4(sén), R? 1,2, 3(g),A(g); me. sen, ne. see (E. Penttilà, OE. Verbs of Vision, Helsinki, 1956, S. 16-80). sia, sach, segon, sien (sen); abs., acc. ‘sehen’; nwfr. sjen. sehan, sah, såwun (såun, -h-), sewan (-h-, seen); abs., acc. ‘sehen, berücksichtigen’ (gen.): H 1,2,3(h,w),4(h,w), Gn 1,2,3(w); mnd. sen, mnl. sien, nnl. zien. sehan (-hh-), sah, sähun (-g-), gisewan (-h-); abs., acc. ‘sehen’: I -1,2,3,(h), MF

-1,2,3(h); T

1,3(b),4(h), BR

1,2,3(h),4(h);

O

1,2,3(h),4(h); N

1,2,3(h),

ungisewanlicho

‘unsichtbar’;

aD

1,2,3(h),4(h,w); mhd., nhd. sehen.

(an-): and-: bi-

ae. 'betrachten' RD; afr. ‘berücksichtigen’. gt. ‘berücksichtigen’. *ausschauen, bemerken’: gt. (umsehen); ae. (schützen) cD Bo JE Ae R! L RD R?; as. (besorgen) H Gn; ahd. (besorgen) O BR N. (far-): ae. ‘verachten, vernachlässigen’ cD Bo Ae VP; afr. ‘erblicken’; as. ‘sehen, wahrnehmen’

gaen-: uz-

H;

ahd.

‘sich verlassen

'erblicken’: gt.; ae. ++; ås. gt. ‘auf etwas hinsehen’. ‘aufblicken’: gt.; ahd. ON.

auf,

verachten’

O

N.

H Gn; ahd. ++.

sehw-e (aus einem erstarrten Imperativ zu erklären ist wohl) M: gt. sai ‘siehe’; awn. se ‘siehe’ (vgl. L 24, S. 94f.); as. si-nu ‘siehe’ H; ahd. se BR, see, seegi I, se-nu T O, si-no N ‘siehe’. Zu einer anderen Etymologie S. F 403. sehw-on (m): ahd. ana-seho 'Israelita' (Anschauer) N. (f) 'Augapfel, Pupille': afr. sia (Holthausen, L 95); ae. seo Ges; ahd. seha IN. sehw-o-: ahd. brün-sehonter ‘scheel Blickender' N (Wiss 108).

388

SEIG-A-

segw-ni-z (f): gt. siuns ‘Gesicht, Gestalt’; awn. syn, sión 'Sehvermógen, Gesehenes’ ++; siun

ae. sien ‘Aussehen’ 'Sehvermógen,

Auge’

on- dsl. B cD H;

vgl.

ahd.

Bo

L RD;

gi-siuni (n)

afr. siune *Gesicht'; as. ‘Anblick,

Erscheinung’

++. segw-ni- (adj) ‘sichtbar’: gt. ana-siuns; awn. synn ++; ae. ge-syne B cD WHL. seh-ti-z (f): ahd. gi-siht “Aussehen, Anblick T O BR N. s&gw-i- (adj): awn. aud-sær “leicht zu sehen’ (EJ) PERS. s&gw-ni- (adj): ahd. selt-såni ‘selten zu sehen, seltsam’ O N. Die beiden ni-Ableitungen sind vielleicht unter einer Grundform *sægw-ni- zu vereinigen, einmal mit Kürzung des ersten Bestandteils von æu, das andere Mal mit Unterdrückung des zweiten. P 897f. (=); TF 425 (zw) und

572; F 404f, (=); V 477 (=); J 779f. (zu sagen);

Hh 290 (=); K 698 (=); Gr VI,109-129.

ETYMOLOGIE Gm. sehw-a-, intr., trans. ‘schen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Bedeutungsmäßige Entsprechungen sind: (air.) (A): rose “Auge? (*pro-sekw-a-m?). alb.: shof, shoh ‘sehen’. heth.: Sakuwa npl. ‘Augen’, Sakuwäi- ‘schen, blicken’ (Glotta 26, 1938, S. 181f., KZ 77, 1961, 62). Schwierig ist die Beurteilung der Zugehörigkeit zu den eigentlichen Verben dieses Lautstands, nämlich (1) seq*- ‘folgen’ als ‘mit den Augen folgen’ und (2) seg"- ‘sagen’ in einem Zusammenhang ‘sehen — zeigen — sagen’, in diesem Fall hätte das Gm. aber ganz allein die Grundbedeutung bewahrt, die sonst nirgends mehr zu sehen wäre. Eine Entscheidung ist vorerst nicht zu treffen. Sind die lautlichen Anklänge des vorauszusetzenden *seg"- ‘sehen’ an og*- ‘sehen’ (P 775ff., vorwiegend in Wörtern für *'Auge") und sqou- ‘schauen’ (P 588) nur zufällig?

SEID-A-

‘zaubern’

SEIG-A-

'sinken'

s. SEIP-A-

sikk-

awn.:

-ne fsd --(e)-- -

siga, sé (später seig), sigo, sigenn; abs. (meist låta + Inf.) ‘sinken, fallen, zurückweichen'; 'zustandekommen, zusammenkommen’ (Vh 40 aus ga-): E1,C 1; G 1, PE 1; (D) +; isl. siga. aschw.: sigha 1,2,3; Bm. sige ‘sich leise bewegen’,

SEIHW-A-

ae.: afr.: as.:

ahd.:

389

sigan, såg, sigon, sigen; abs. ‘sinken, sich bewegen, herabkommen': cD 1; Bo -1,4, A 1,3; Ae 1,2. Nur Präsens siga “untergehen, sinken’. —, ség, sigun, —;

abs. ‘sinken, sich vorwärts bewegen’:

H 2,3; mnd.

B 1,3,

sigen,

mnl. sighen. sigan, seig, sigun, gisigan; abs. ‘sinken, fallen, tropfen, wanken': O -1; N 1; GI L627,63 hinaseich: declinavit; Gl 11,444,47 fluunt: sigun (als Pråt. übersetzt?); GI 1V,348,56 gesigener: devexus; mhd. sigen.

(an-): ae. 'sinken' Bo Ae. ga‘niedersinken’: ae. B; ahd. O. uz-: ae. (ä-) 'niederfallen' Bo Chr. saig-eja- ‘sinken lassen’: ae. sægan (fällen) B; as. sögian H ; vgl. afr. wold-sége ‘Mord auf dem Feld". saig-i- (adj) H: awn. seigr ‘zähe, beschwerlich' (EJ) (M); ahd. ana-seigi 'anfallend' Gl 11,598,22; ae. on-sæge 'anfallend' (BT). sig-a-m (n): awn. sig ‘Gewicht, heruntergelassenes Seil’ (CV). sig-a-z (m): ahd. ge-sic 'Sumpf' Gl 1,602,34. sig-ö-: awn. siga ‘fallen, sinken’ (Fr) (Wiss 63). sig-ön (m): awn. blöd-sige *Blutklumpen' R (Fr). sig-i-z (m): ae. sige 'Untergang' (Gr) Bo. sig-no-: awn. signa 'herabsinken' (Fr). Mit Intensiv-Gemination: Sikk-ero-: ae. sicerian 'sickern' (BT).

P 893f.; TF 439f.; V 473; J 772f.; Hh 293; K 700 ‘seihen’; Gr VI,129ff. Gm. meist durch Reflex

seig-a-, abs. ‘sinken’ hat keine brauchbare Vergleichsmóglichkeit. Es wird als mit grammatischem Wechsel zu seihw-a- gehórig angesehen. Dies wird die Bedeutung nicht nahegelegt und hat formal entschiedene Bedenken (g als von gw, und zwar durchgängig).

SEIHW-A-

‘seihen’

- (n ef *?s d

ae.:

seon, såh, —, siwen; acc. ‘seihen’: (Gr) -1; R1 -1; (BT) 2; LWS IL26,11 aseow-

afr.: as.:

nes huniges 'gefilterten Honigs’; siwen-iege ‘triefäugig’ (BT). siad, —, —, -sin; abs. 'seihen, tröpfeln’ (N. O. Heinertz, IF 35, 1915, 3311ff.). Nicht belegt, erst mnl. sien “tropfen lassen, rinnen lassen, seihen'.

ahd.:

sihan, seh, —, siwan (-g-, -h-); acc. ‘seihen’: T 1; MF

1; GI ILA73,22 aruit:

piseh; Gl 1,698,29 sicens: pisiuuaniu (-h-); mhd. sihen, nhd. seihen (swv). bi-:

ae. “überträufeln’

uz-:

ae. 'abseihen”

(Gr);

LWS

ahd.

'austrocknen'

11,86,16; abd.

Gl s.o.

'austrocknen'

Gl 1,502,48 (vacuefacere).

390

SEIHW-A-

seihw-ön (f): awn. sía ‘Seihe’ (Fr); ahd. sila ‘Sieb, Seihe’ Gå 111,229,56 (colum). seihw-0-: awn. sía ‘seihen’ E S (aus dem stv). saihw-eja-: ahd. seihhen ‘schmelzen’ Gl 1,200,29 (mulcere), 'harnen' Gl IIL247,59 (mingere), (Raven 168). saigw-eno-: ahd. sewenon 'durchseihen, läutern’ N. sihw-ön (0): ae. seohha 'Seihe, Durchflußgefäß’ Ges. sih-trön (f): ae. seohtre *Abzugsgraben' (BT). Die

Bedeutung

ist ‘seihen’,

daneben

weisen

einige

Formen

auf ‘sieben’.

Über-

tragen *austrocknen, abfließen (lassen)' und *'làutern'.

P 893f. (=); TF 439f. (=, HD; V 472 (=); J 772 (=); Hh 295 (=); K 700 (=); Gr VI 133f. ETYMOLOGIE Gm. seihw-a-, trans. ‘seihen’, intr. ‘tröpfeln’ gehört zu einer Gruppe von Wörtern auf einer Grundlage sei-g*-, die das Fallen von Flüssigkeiten bezeichnet. Bedeutungsumfang: (1) fallen, tropfen’; (2) ‘sickern’ (mit der Sonderbedeutung des Absetzens von Flüssigkeiten: Honigseim, Schmutz, Rahm usw.). Dazu kommen jeweils Bedeutungen, die kausativartig, aber nicht notwendigerweise formale Kausative sind, nämlich zu (1) ‘tropfen lassen’, meist *harnen'; zu (2) ‘seihen’, danach auch ‘sieben’ {von einer Bedeutung ‘durch ein Geflecht fallen lassen’ aus ‘werfen, säen’ auszugehen, halte ich nicht für richtig. Ausgangsbedeutung ist ‘seihen’, das mit ‘säen, werfen’ wenig zu tun hat). sl.: serb. ksl. seco, secati *harnen' (Vasmer, L 153, III,55 und II,623). gr: (Eo - Öindfivar (Hesych) ‘seihen, filtern’ (aor.); vgl. tpby-oınog (m) “Weinseihe”. ai: sincdti 'erstarrtes Nasalpräsens), später secate ‘gießt aus, begießt, befeuchtet, bespritzt”, (a-aor.), PPP sikta-.

HERLEITUNG Die Grundlage sei- ‘sieben, läutern’ ist bei Pokorny auf verschiedene Wurzeln verteilt; in der Tat ist die Trennung nicht immer sicher durchzuführen. lit.: sijóti *durchsieben, sichten’, intr. ‘fein schneien oder regnen’. aksl.: (pro-)séjp, -séjati (durch)sieben”; séjp, séti ‘sieben’, gr: Mit (wohl später) dh-Erweiterung (nachhomerisch) 1j0&c 'seihe, slebe” (Part. aor. 006). Mit der Bedeutung 'harnen': lt.:

— siat "harnt" (Hapax). Nach P 893 aus sicat unter dem Einfluß von meio. Dies ist möglich, vgl. aber sissiat *harnt’ (ebenfalls Hapax).

SEIK-A- — SEIb-A-

39]

gr.:

oeiv 'whistling sound used by nurses to induce young children to make water’ (Liddell-Scott) (Hapax). (heth.): Sehhur “Urin’ r/n-Stamm, Inlaut unklar.

SEIK-Aae.: as.:

'seufzen'

sican, sår, —, —; abs. Nicht belegt, erst mnl.

--ge.Sg. 'seufzen': A 1; (BT) 2; on- ‘seufzen’ (BT). ver-siken 'erseufzen, Atem holen’.

sik-i-z (m): ae. sice 'Seufzer' (BT). sik-atja-: ac. sicetan 'seufzen' (BT). Hh 291 (oE). Gm. seik-a-, intr. ‘seufzen’ hat keine brauchbare Vergleichsmóglichkeit.

SEIP-Aafr.: as.: ahd.:

‘tropfen’

- - (e) f *”s Pd

Nur PPP bi-seppen (vom Auge) etwa ‘blutig geschlagen’ oder ‘ausgelaufen’. Nicht belegt, erst mnl. sipen ‘tropfen, rinnen’. Nicht belegt, erst mhd. sifen ‘fließen’ (vom Blut), 'bluten'.

seip-ön (f): mnd. sip(e) ‘Bach, Niederung’; seip-Ö-:

ae. sipian ‘fallen’ LWS

mhd. sife etwa ‘Quelle’.

II1,151,2; mnd.

sipen 'trópfeln, tränen, triefen’.

Vgl. noch nfr. bi-siperje ‘versickern’. P 894 (a); Hh 296 'sipian' (a). Gm. seip-a-, intr. ‘tropfen’ läßt sich vergleichen mit einem gr. Verb. £r: tipo (nur Pråsensstamm) *tráufeln', med. “herabrinnen’. Vielleicht Reimwort zu gleichbedeutendem Asífo oder Kreuzung zwischen AcíBo und idg. seig"(s. seihw-a-). Zur Herleitung vgl. seihw-a-.

SEIP-A-

awn.:

(/-d) ‘zaubern’

sida, seid, sido, sidenn; abs. ‘zaubern’; (selten schwach):

saip-a-z (m): awn. seiór ‘Zauber(gesang)’ C (M). saip-islon: (f): awn. seizla ‘Zauberei’ (Fr).

-n(e)---

E 1,2; (CV) 3,4.

392

SELK-A- — SENGW-A-

sid-nö (f) W: ae. ælf-siden ‘etwa “böser Einfluß der Elfen’ LWS

11,14,9.

P 891f. (zu *binden); TF 440 (zw); V 467 'seià' (zw); J 791 (zu *sei- 'singen); Hh 292 'siden' (06). ETYMOLOGIE Gm. seip-a-, intr. ‘zaubern’ ist vergleichbar mit keltischen und baltischen Nomina ähnlicher Bedeutung. Mit anderer Erweiterung vergleicht sich eine weitere keltische Sippe. Beide werden von den Wörterbüchern zur Wurzel sei- ‘binden’ gestellt, ohne daß diese Zusammenstellung ausreichend zu stützen wäre. (cymr.): hud ‘Zauberei’ (*soit-). (lit.): seitas (m) “Wahrzeichen, Weissagung, Talisman’ (zu saitas “Band, Fessel”?). HERLEITUNG Auf sei-b(h)- geht zurück: (air.): síabair m(i) ‘Gespenst, Erscheinung, übernatürliches Wesen’; wandelt, bezaubert, verhext' (å-Verb). -SELK-A-

‘(erschlaffen)’

sfabraid 'ver-

--e- %d

ae.: ahd.:

-seolcan (!), —, —, -solcen; cD -1 (ea); Å -1,4; Ac -4. Nur arselchen 'passos (racemos)’ 'zum trocknen ausgebreitet, trocken’ Gl 11,644,19; der Vokalismus ist unklar. Für mhd. selken gibt es keine Belege; falls mhd. selken (7) "herabtröpfeln, herabhängen’ zugehörig ist, zeigt es niederdeutschen Lautstand.

uz-:

ae. ‘erschlaffen’ s.o.: ahd. s.o.

selk-n&-: ahd. selchenen ‘sich beruhigen, aufhören’ N. sulk-ja-: ae. be-sylcan ‘entkräften, erschlaffen’ cD.

P 900f. (mE); Hh 290 (mE); Gr VL215f. Gm. selk-a- '(erschlaffen)' ist nicht klar genug, um den Versuch einer Etymologie sinnvoll erscheinen zu lassen.

SENGW-ABt:

‘singen’

siggwan,

—,

gnefsd suggwun,

—;

abs., acc.

‘singen, laut lesen’.

awn.: syngva (ja, songva), song, sungo (-p-, -y-), sungenn (-y-, -0-); abs. ‘singen, klirren': E 1,3, C 1,3,4; G 1,4, R +; isl., nn. syngja.

SENKW-A-

393

aschw.: siunga + ; schw. sjunga, dän., Bro. synge. ae.:

singan,

afr.: as.:

1,2,4, A 1,2,4; Ae 1,2,3: VP 1,3, R! 3; L +, RD 1,4, R? 1,2,3; me. singen, ne. sing. siunga, sang, sungen, —; abs. ‘singen, Messe singen’; nwfr. sjonge. singan, sang, —, —; acc. ‘singen’: H 1; sD 2; mnd. singen, mnl. singhen, nnl. zingen. singan, sang, sungun, gisungan; abs., acc. ‘singen, preisen, Instrument spielen,

ahd.:

sang,

sungon,

sungen,

abs.

Zauberformeln sagen’: I 1,3, MF

‘singen,

1; T 1,3;

schreien’:

O +; BR

B 2,4, cD

1,4, aD

1;

1,2,3;

Bo

N +; mhd,,

nhd. singen. bi-: gauz-

ae. 'besingen' cD; afr. ‘Messe singen’. ‘vortragen, besingen’: ae. cD Ae L RD R?; ahd. ON. ‘vorlesen, rezitieren’: gt.; ae. (zu Ende singen) B cD

sangw-a-z (m) ‘Gesang’: Bo Co VP L; afr. sangw-a-m (n): ahd. sang sangw-i-z (m): gt. saggws

awn. søngr (Lärm) ++; song; as. sang H. ‘Gesang, Musik’ ++. “Gesang, Rezitation'.

Bo; ahd. (singen) O.

ae. sang (Chor, Geräusch) cD

P 906f. (=); TF 429 (=); F 419 (=); V 573 (=); J 786 (=); Hh 294 (=); K 709f. (=); Gr VL247-254. ETYMOLOGIE Gm. sengw-a-, intr., trans. 'singen' ist vergleichbar mit einigen isolierten Bildungen in anderen Sprachen. Der Ausgangspunkt seng"h- ‘sagen’ ist deshalb nicht sehr sicher. cymr.: dehongli “aussagen, erklären, übersetzen’ (anders, kaum besser, Geiriadur Prifysgol Cymru, L 140, S. 919). aksl.: sets, pl. seti 'inquit' (‘sagen’), (anders, ohne sichere Erklärung, SadnikAitzetmüller, L 151, Nr. 806). gr: dpen (f) ‘Stimme (der Götter), melodióse Stimme’. SENKW-Agt: awn.:

ac.:

‘sinken’

gnefsd

siggan, sagg, sugqun, —; abs. ‘sinken’. søkkva (-0-), søkk, sukko, sokkenn (-u-); abs. ‘sinken’: E 1,3, C 1,3; PE 1,3, R 1,2,3, S 1, (D) 4; isl. sökkva, nn. sokka. aschw.: siunka +; schw. sjunka, dán., Bm. synke. sincdn, Sanc, suncon, suncen; abs. ‘sinken’: cD 1; A +; RI! 1; me. sinken, ne. sink.

afr.:

sinka ‘sinken’ (nach Holthausen, L 95, ich kann es nicht belegen); nwfr. sinke.

394 as.:

SENP-NAÀsinkan, sank, sunkun, -—; abs.: H

1,2, Gn

1,2,3; mnl. sinken, nnl. zinken.

ahd.:

sinkan, —, sunkun, gisunkan; abs. ‘sinken’: T 1; N 1,3; Gl IL230,70 absorbitur: forsunchan; mhd., nhd. sinken.

bidis-: ga-

‘versinken, untergehen’: ae. (BT); as. H Gn. gt. 'untersinken'. versinken’: gt. (untergehen, aufgerieben werden); ae. (BT); ahd. ‘sich herabsenken’ Gl 11,640,72 (persidere).

sankw-a-m (n): gt. sagg “Untergang, Westen’ (oder masc.?); awn. søkk “Versenkung, Tiefe' (CV). sankw-eja- ‘senken, versenken’: gt. sagqjan; awn. søkkva ++; ae. (be-)sencan cD VP R! Chr; afr. saenza (nach Holthausen, L 95); as. bisenkian H Gn; ahd. senkan T (fur-) O N (nider- *niederdrücken'), (Raven 168f.). sankw-ila-:

ahd.

senchel-chrapfo

“Anker’

N,

senchil:

anchora

Gl

11,302,34.

P 906 (=); TF 428f. (=); F 420 (zw); V 576f. (=); J 785f. (=); Hh 294 (=); K 710 (=); Gr V1,254ff. ETYMOLOGIE Gm. senkw-a-, intr. ‘fallen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Man zieht heran arm.: ankanim ‘falle’ und gr: éd90n (7) fiel, sank”. Beides ist aber formal mehrdeutig und in der Bedeutung unsicher. Eine Auslautvariante *se(n)g*- kann gesucht werden in lit:

— senkü, sekti ‘sich senken, fallen, versiegen'.

Formale Ähnlichkeit zeigen auch die Erweiterungen von sei- (vgl. seihw-a-). Kann *si-n-g*- mit Ablautsentgleisung und Assimilation angesetzt werden? *SENb-NA-

(senn-a-, senp-) ‘gehen’

(g) (n) e f (s) d

ae.: afr.:

sinnan, sann, sunnon, —; abs. ‘wandeln’; gen. ‘beachten’: cD 2,3; (BT) 1,2. sinna 'sinnen, beabsichtigen’ (nur Präsens).

ahd.:

sinnan, sann,

O ga-:

sunnun,

—;

abs.,

pråp.

‘reisen, sich begeben,

trachten

nach’:

12,3; N 1,3; mhd., nhd. sinnen; hieraus wohl nnl. zinnen.

ahd. ‘gehen, streben’ O.

senp-a-z (m): gt. sinps ‘Mal’ (bildet iterative Zahlwörter); ae. sid “Weg, Unternehmen, Los,

Mal’

BcD

Chr

L;

as. sid “Weg,

Schicksal,

Reise,

“Richtung, Seite O BR aD N; vgl. afr. sith *Gefáhrte'. senp-a-m (n): awn. sinn ‘Mal, Gang’ E PE RS.

Mal’

H;

ahd.

sint

SERD-A-

395

senp-na-z (m) A: afr. sin 'Sinn, Bewußtsein’; ahd. sin ‘Sinn, Vernunft, Eifer, Bedeutung’ ON. sand-eja- ‘senden’: gt. sandjan; awn. senda ++; ae. sendan ++; afr. senda; as. sendian H Gn; ahd. senten (führen, schleudern) ++, (Raven 169ff.). Die Verhältnisse sind unklar. Eine deutlich faBbare Bedeutung ist ‘gehen, trachten nach’, der im stv die Lautform senn-, in den Ableitungen die Lautform senpzugeordnet ist. Man erschließt daraus mit einiger Sicherheit ein ursprüngliches Nasalpräsens senp-na- oder send-na-. Die Entwicklung 'trachten nach’ zu 'sinnen” ist eigentlich ohne weiteres vorstellbar; mißlich ist aber, daß das Nomen diese Bedeutung sehr viel früher zeigt (wenigstens im Deutschen, im Englischen sind die Bedeutungsverhältnisse nicht ganz durchsichtig) und zudem in seinem Lautstand nicht durchsichtig ist. Es besteht der Verdacht, daß sich auch hier (wie bei leip-a-) die Bedeutung des stv nach einer ursprünglich nicht zugehörigen Nominalbildung, die als Ableitung dazu aufzufassen war, ausgerichtet wurde. Die Etymologie bestätigt diesen Verdacht allerdings nicht. P 908 (=); TF 430 (=); F 423f. 'sinps'! (=); V 477 ‘sinn’ (=); J 786f. (=); Hh 295

(=); K 710 ‘Sinn’ (=); Gr VI,227-239. ETYMOLOGIE Gm. senp-na-, intr. ‘gehen, trachten nach’ gehört wahrscheinlich zu einer Grundlage sent-, die neben einer konkreten (gehen, schicken’) eine übertragene (‘wahrnehmen’) Bedeutung zeigt. lt.:

sentiö,

sensit, sensum,

-tre

‘empfinden,

wahrnehmen’

(Zweifel

bei

Ernout-

Meillet, L 127, S. 614). (air.): set m(u) *Weg'; cymr. hynt (f) “Weg”. lit.: — siuncià (alt suntu), sisti ‘schicken, senden’; sindiu, sintéti ‘sich entschließen, denken, überlegen'. SERD-Aawn.:

'(widernatürliche) Unzucht

treiben'

-n---*"d

ae.:

serda, sard, —, sordenn (strodenn); acc. '(widernatürliche) Unzucht treiben’: (D) 1,2,4; zum Lautstand des PPP vgl. Noreen, L 27, $ 315, Anm. 3; isl. serda. serdan *huren* L ist aus dem Nordischen entlehnt.

ahd.:

Nur Gl V,518,20 sarden ger: fotisti, Gi V,519,21 er sarde: föttit, Gi V,520,101

serte (Inf) = swv *sard-eja- ?; mhd. sertan *widernatürliche Unzucht treiben’. Daneben eine Anzahl anderer Bedeutungen, die wohl ursprünglicher sind; eine Ausgangsbedeutung läßt sich aber nicht fassen ('plagen', "locken'?, “täuschen’?, ‘außer sich sein’?; zer- intr. 'Scharten bekommen’, trans. 'zerhauen’),

396

SET-JA-

P 911, anders P 1023; TF 435; V 470; J 787f. Gm. serd-a-, trans. '(widernatürliche) Unzucht treiben, huren' hat keine brauchbare Vergleichsmóglichkeit. Solange die Ausgangsbedeutung nicht besser zu fassen ist, hat eine Etymologie wenig Zweck. Die übliche Anknüpfung an cymr. serth *unhöflich, niedrig, steil’, -edd, -yd (m) *Obszónitàt' stimmt lautlich nicht genau überein,

denn das Gm. würde normalerweise *serdh- voraussetzen, und dann ist auch der Bedeutungszusammenhang sehr vage. P gibt für das cymrische Wort zwei Etymologien. SET-JA-

‘sitzen’ set-a-

nefsd g-----

gt:

sitan, sat, setun, —; abs. ‘sitzen, sich setzen’ (kein Beleg mit j-Präsens, das wohl sekundär beseitigt wurde).

awn.:

sitja, sat, (-å-), soto, setenn; abs.

‘sitzen, weilen’;

“besitzen,

bewohnen’

(Vh

23 aus bi-, 45 aus ga-); ‘versitzen, versäumen’ (Vh 35 aus fra-: E 1,2,3, C 1, 2,3; G 1,4, PE +, R 2,3, S +; isl., nn. sitja. aschw.: sitia +; schw. sitta, dán. sidde, Bm. sitte. ae.:

sittan, set, sæton, seten; abs. 'sitzen, sich setzen': B +, cD —-; Bo +, A 4; Ae +, JE 122,3; VP 1,2,3, R1 1,2,3; L +, RD 1, R2 -+; me. sitten, ne. sit.

afr.:

sitta, set, seton, seten; abs. ‘sitzen, wohnen,

as.:

sittian, sat, såtun, -setan; abs. ‘sitzen, verweilen, sich setzen’: mnd., mnl. sitten, nnl. zitten.

sich befinden’; nwfr. sitte.

ahd.: sizzen, saz, såzun, gisezzan; abs. 'sitzen, wohnen’: I 1, MF BR 1, aD 1; N +; mhd., nhd. sitzen. (an-)

‘sich entsetzen, fürchten’: ae.

122;

H +, Gn

1,2;

T 1,2,3;0 +;

B cD L; ahd. ON.

and-:

gt. ‘sich scheuen, Rücksicht nehmen’.

bi-:

gt. 'herumsitzen, wohnen’; ae. ‘belagern’ B cD Ae; lagern’ H; ahd. 'besitzen, einnehmen’ T O aD N.

afr. ‘besitzen’;

as. *be-

dis-: gt. ‘ergreifen’. (far-): ae. ‘nachlassen, versäumen’ B cD L; afr. ‘versäumen’. ga‘sich setzen’: gt.; ae. ++; as. H; ahd. TON MF. uz-:

gt. ‘sich aufrichten'; ae. 'sich niederlassen, auf Grund aufsetzen’ H.

stoßen’ Chr; as. ‘sich

set-a-m (n) ‘Sitz’: awn. set (Wandsitz) E C S; ae. set (Lager) (Gr) Chr; as. hoh-gisetu pl. "Hochsitz, Thron’

H;

ahd. sez (Stuhl, Thron)

O aD.

set-ön (f): awn. at-seta "Wohnort, Wohnsitz’ E PE. set-ez (n): awn. setr ‘Sit EC G S. set-mon (m): afr. setma ‘Satzung’. set-no- W: awn. setna 'zusammensinken, sich legen, verdaut werden’ (Fr).

SET-JA-

397

set-la-z (m) ‘Sitz’: gt. sits; awn. sigtull (Bank) (Fr); ae. setl, seld (auch n) (Thron) ++; ahd. sezzal (Stuhl) Gl IL,175,67 (cathedra), MF. Z: Mit unregelmäßiger Lautentwicklung aus der gleichen Grundform (oder entlehnt aus It. sedile): ae. sedel, -d- ‘Sit? R1 L R2; as. sedal, -0- ‘Sitz, Ruhe-

sitz’ H; ahd. sedal ‘Sitz, Untergang (von Gestirnen)’ ++. idg. *sed-to- — sess-a-z (m) ‘Sitz’: awn. sess E C G R S; ae. ses B. sat-a-m (n): ae. ge-sæt ‘Sitzung’ L. sat-eja- ‘setzen’: gt. satjan (stellen), af- ‘entlassen’, at- ‘darstellen’; awn. setja ++; ae. settan

++;

afr. setta;

as. settian (verfassen)

H

Gn;

ahd.

sezzen

++,

(Raven 171-176). sat-ula-z (m) Z ‘Sattel’ (mit unregelmäßiger Lautentwicklung oder, wie allgemein angenommen wird, Lehnwort aus dem Slavischen): awn. sedoll E C PE S; ae. sadol B; afr. sadel (nach Holthausen, L 95); ahd. sato! Gl 1,350,38 (segma).

sæt-ö (f) ‘Hinterhalt’ W: awn. sát (M); ae. sær (BT). sæt-ön (m): ae. ende-sæte 'Grenzhüter' B; afr. Jond-seta ‘Pächter’; ahd. stuol-sazo "Richter" N. s&t-0

(f): afr. sete 'Pfandsetzung'.

sæt-i-

(adj): gt. anda-sets 'entsetzlich'; awn. sætr ‘erträglich, imstande zu sitzen’ (M), dóm- 'urteilsberechtigt G; ae. and-sæte "feindlich' WH Chr. sæt-ja-m (n): awn. sæte ‘Sitz’ E PERS; ae. -sæte in Namen von Völkerschaften Ges usw.; ahd. gi-såzi *Ruheplatz' O. söt-a-m (n) H: ae. söt ‘Ruß’ Aelf 37,4.

P 884-887 (=); TF 426ff. (=); F 424f. (=); V 477 (=); I 781 f. (=); Hh 296 (=); K 711 (=); Gr VL,283-311 (=). ETYMOLOGIE Gm. set-ja-, intr. ‘sitzen, sich setzen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalwurzel sed- ‘sitzen, sich setzen’. lt.: sido, sidi (sekundär), sessum, -ere ‘sich setzen’ (*si-zd-); sedeö, sédi, sessum ‘sitzen, belagern’ (*sed-e-); umbr. sistu ‘er soll sich setzen’, sersitu ‘er soll sitzen’. air.: saidid ‘sitzt, setzt sich’ (j-Präsens, red. Prät.) (*sad-j-, die a-Fárbung ist sekundär). lit.: sédu, sésti (meist refl.) ‘sich setzen’; sé(d)mi (athem.) später. sédZiu, sédéti ‘sitzen’. aksl.: sedo, sésti ‘sich setzen’ (*se-n-d); séZdg, sédéti ‘sitzen’. gr: Elopau ‘sitze, setze mich’, meist mit kata (*sed-jo-); alter Aorist elou (*sed-s-);

(lo ‘lasse sitzen, setze mich, sitze’ (*si-zd-). ai:

sídati (daneben sekundär såtsi und sådati) ‘sitzt, setzt sich’, (a-aor., red. aor.),

PPP satta-, sanná-. Vgl. es- 'sitzen' P 342f.

398

SÜG-A- — SEUK-A-

SUF-A-

‘schlafen’

s. SWEF-A-

SÜG-A- ‘saugen’ awn.:

-ne-sd

ae.:

stiga (spät -iu-), só (später saug), sugo, sogenn; abs., acc. ‘saugen, aussaugen': E 2,4; R 1, S 1(D)2(D),3(D),; isl. sjüga. aschw.: stigha +; schw. suga. sügan, —, Sugon, sogen, abs., acc. ‘saugen’: A 1; Ae 1,3; AI -4.

as.:

sügan, —, —, —; ‘saugen’: sD

1; mnd. sugen, mnl. sughen, nn. zuigen.

ahd.: sigan, —, sugun, gisogan; abs., acc. ‘saugen’: T 1,3; N 1,3; Gi IL,719,26 depasta: usgesogen; mhd. sugen, nhd. saugen. Uz-:

ae. (å-) 'aussaugen' Al.

saug-eja-: as. sögian 'sáugen' sD; ahd. sougen 'sáugen' I T O N, (Raven 194f.). sug-on (f) (oder -4-?): ae. huni-suge 'Liguster' (BT); as. bini-suga Thymian’ sD; ahd. bini-suga "Thymian' Gl 11,538,33 (thymo). sug-u-don (m): ae. sogoda 'Schluckauf? LWS

1,196,20.

P 912f. (=, HD; TF 443 (=, HI); V 560 (=, HD); J 773ff. (=); Hh 329 (=); K 627 (=, Hl); Gr VL135f. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. süg-a-, intr., trans. ‘saugen’ gehört zu einer gut vergleichbaren Wurzel sü‘saugen’. Am klarsten sind die Bildungen, die sich auf sä-g-, si-b- und så-q- zurückführen lassen, wobei der einzelsprachliche Lautstand meist mehrdeutig ist. Gm. süg-a- kann auf säg- zurückgeführt werden, da die besondere Stammbildung die Annahme des grammatischen Wechsels wohl zuläßt. Unmittelbar zu vergleichen wäre dann wohl lett. sik? ‘saugen’ (von Blutegeln) (anders Fraenkel, L 146, S. 941). Vgl. ferner sük-a-, süp-a- und aksl. sssati 'saugen'. Die unerweiterte Wurzel kann gesehen werden in ai. sunóti *presst aus’ (besonders Soma), PPP sutd-. Die Zugehörigkeit einer Anzahl von Nomina in verschiedenen Sprachen zur Bezeichnung von Flüssigkeiten ist weniger sicher.

SEUK-A- ‘siechen’ gt:

g (n) (e) (f) (s) (d)

Nur Präsens siukan abs. 'siechen, machtlos sein’. Das Prät. wird mit siuks wisan umschrieben.

seuk-a- (adj) ‘krank, siech': gt. siuks; awn. sitikr ++;

(brzc-); afr. siak; as. siok H; ahd. sioh ++. suk-no-: awn. sokna 'krank werden’ (Fr).

ae. seoc

B cD Bo JE Go

L

SUK-A- — SÜP-A-

399

suh-ti-z (f) ‘Krankheit’: gt. sauhts (nur Pl, für den Sg. steht siukei); awn. sótt E PE GR; ae. üt-siht ‘Durchfall’ W (Münchener Studien 23, 1968, 5f.); afr. sechte; as. suht H ; ahd. suht TON. P 915 (=); TF 442f. (zw); F 425f. (zw); V 479 'gukr' (zw); J 776f. (zw); Hh 290 *seoc' (=); K 708 'siech' (zu såg-a-); Gr VI,137-143. ETYMOLOGIE Gm. seuk-a-, intr. 'siechen' paßt in der Bedeutung arm.:

hiucil *dahinsiechen,

hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. erschöpfen’,

hiucaxt

Am

besten

'Schwindsucht'.

Weniger naheliegend ist mir. socht (m) ‘Schweigen, Niedergeschlagenheit, Düsterkeit’. Weiterer Anschluß an die Gruppe swein-a- ‘schwinden’ ist möglich, aber nicht wahrscheinlich.

SÜK-A- ‘saugen’

--e-.-

ae.:

sücan, —, sucon, socen; abs., acc. ‘saugen’: Go 3; VP 3; R! 1; (Gr) 1,4; ne. suck (swv).

as.:

Nicht belegt, erst mnl. suken,

uz-:

ae. (å-) 'aussaugen' (Gr).

nnl. zuiken ‘saugen’.

suk-a-m (n): ac. soc ‘das Saugen’ BR. suk-0- W: ae. socian 'einweichen, aufsaugen' (BT) (Wiss 65). sauk-eja-: ae. sican 'sáugen' Go. P 912f. (=, HD); TF 443 (=, Hl); Hh 329 (=). ETYMOLOGIE Gm. sük-a-, intr., trans. ‘saugen’ kann mit einem It. Verbum verglichen werden: lót: — stigö, süxt, süctum, -ere ‘saugen’. Die kelt. Wörter air. suigid, cymr. sugno gelten als Entlehnung aus dem Lat. Zur Herleitung vgl. süg-a-. SÜP-A-

‘saufen’

-nef*sd

suppawn.: ae.:

--(e)--(d)

supd, Saup, supo, sopenn; abs., acc. ‘saufen’: R 1, S(D) +; isl. supa. aschw.: supa + ; schw. supa. supan, seap, —,

ne. sup (swv).

— ; acc. ‘saufen, schlürfen’: (Gr)

1; A 1; L 1,2; (auch swv);

400

afr.: as.: ahd.:

SEUP-A-

süpa ‘saufen’ (nach Holthausen, L 95, ich kann es nicht belegen). Nicht belegt, erst mnd., mnl. supen, nnl. zuipen. süfan, souf, suffun, gisoffan; abs., acc. “saufen, schlürfen, trinken, ertrinken': T3;

N2; GI 138,10 absorbit: arsuffit; Gl 1,38,13 absortan: farsoffano;

BR

pisuuffit: demergit ; mhd. sufen, nhd. saufen. bi-: ahd. ‘untergehen’ BR. (far-): ahd. *untergehen' Gl s.o. ga-: ae. ‘schlürfen’ L (BT). uz-: ahd. 'aufsaugen' Gl s.o. saup-eja-: ahd. soufen 'ersáufen, versinken’ ++, (Raven 194). sup-ón (m): awn. sopi ‘Schluck, Mundvoll’ (CV); ae. supe ‘Schluck’ LWS sup-i-z (m): ae. sype "Trank” (Gr) Bo.

11,102,16.

Mit Intensiv-Gemination supp-ó-: ac. soppian 'eintunken' LWS

11,228,31 ; ahd. gi-supphan ‘trinken’ Merigarto

63; (Wiss 184f.).

P 912f. (=, HD); TF 444f. (=, HI); V 562 (=, HI); J 773ff. (=, HD); Hh 330 (Vw); K 627 (=, HI); Gr V1,169-172. Gm. süp-a-, trans., intr. ‘saufen’ hat keine brauchbare Vergleichsmóglichkeit. Es gehört zu den Bildungen einer Grundlage så- ‘saugen’ (vgl. süg-a-). Unter Umständen vergleichbar ist arm. ampem ich trinke’ (*sumb-), vgl. Sprache 3 (1957), S. 141f. SEUP-A-

'sieden'

(gnef*sd

awn.: siöda, sauó, sudo, sodenn; abs., acc. 'sieden, kochen’: E 1,4, C 4; G I, PE 4, S 1,2(D),3(D),4; isl. sjóóa. ae.:

aschw.: siuóa +; schw. sjuda. seoóan, sead, sudon, soden; abs., acc. ‘sieden, kochen’:

B 2, cD

1,3,4; A 4;

Ae +; me. sethen, ne. seethe. afr.: as.: ahd.:

siatha, —, —, seden; abs., acc. 'sieden”; nwfr. siede. Nicht belegt, erst mnd. seden, mnl. sieden. siodan, söd, —, gisotan; abs., acc. ‘sieden’: N 1,4; BR 4; Gi IL232,53 exquo-

quit: ersot ; mhd., nhd. sieden. (far-): ahd. 'zerkochen' G11,647,1 (discoquere). uz-

‘läutern’: ae. cD Ges; ahd. N.

saud-i-z (m) W: gt. saups, -dis ‘(Brand-) Opfer’; awn. saudr 'Schat" PE G R S; zum Sachlichen (Opfer — Schaf) vgl. O. Schrader, Reallexicon der idg. Altertums-

SKAB-A-

401

kunde, Berlin und Leipzig 1929, unter ‘Opfer’, besonders 11,136f. Vom ‘Schaf als üblichem Opfertier’ ist nichts festzustellen (11,138); die Entwicklung ist eher 'Fleischbrühe' — ‘Siedfleisch’ und dann einerseits — ‘Schaf’, andererseits — ‘Opfer’. saub-a-z (m) H: ae. séad ‘Quelle, Brunnen, See, Höhle, Grube’ cD Bo Go VP R!; afr. sath ‘Brunnen’. saup-ja-z (m): awn. seyóir 'Kochfeuer' E PE. sup-a-m (n): awn. 5oó *Fleischbrühe' E iD; ae. ge-sod ‘Gericht’ (BT); afr. soth 'Brühe' (m); ahd. ki-sod ‘Gericht’ Gl L273,44 (coctio). sud-i-z (m): ae. syde 'Absud' (BT); ahd. salz-suti 'Saline' Gi 1,652,49, sud-nö-: awn. soóna ‘kochen, gar werden’ PE. P 914f. (=, Hl); TF 443 (zw); V 478 (zw); J 776 (=, HI); Hh 290 (a); K 708 (a, HD; Gr VI,164ff.

ETYMOLOGIE

Gm. seup-a-, trans., intr. 'sieden' kann mit einem lit. Verb verglichen werden: lit.:

— siaudiu, siaüsti, intr. *herumtollen, wüten, wogen’ u.a., trans. 'sieben, worfeln' u.a.

rasen (Sturm,

Seuche), branden,

Dem entspricht das Gm. mit Bedeutungsverengung auf Flüssigkeiten. Die Bedeutung ‘kochen’ ist demnach sekundär, weshalb die Zusammenstellung mit av. havaya‘schmoren, verbrennen’ nicht befriedigt (zu diesem s. unter swel-a-). SKAB-A-

‘schaben’

gne-sd

Bt: skaban, —, —, skabans; abs. 'scheren' (Haar schneiden). awn.: skafa, skóf, skófo, skafenn; abs., acc. ‘schaben, glätten’; ‘beschaben’ (Vh 24 aus bi-): E 23,4, C +; R 1, S 4; isl. skafa. ae.:

aschw.: skava 1,2,4. scedfan, scöf, scöfon, scafen; abs., acc.

felle a-scafen; (BT) 2,3; me. shaven, as.: Nur Präsens skaban 'schaben' sD 1; ahd.: skaban, —, —, giskaban; ‘schaben’: GI 11,530,32 rasile lignum: giscaban bi-: ga-: uz-:

‘schaben’:

BR

1; LWS

III,44,10 of

ne. shave (swv., arch. mit st. PPP). mnl. scaven (swv mit st. PPP). N 4; Gi 1,232,33 scalpientes: scapenti; holz; mhd., nhd. (swv) schaben.

gt. ‘scheren’; ahd. ‘zernagen’ Gi 1,498,49 (corrodere). ae. ‘schaben’ LWS 1,352,15; ahd. ‘zernagen’ Gl 1,498,49 (corrodere). ac. (à-) 'abschaben' LWS I11,44,10; ahd. 'abschaben' Gl 1V,222,38 (eradere).

skab-a-m (n): awn. skof pl. 'Spáne' C. skab-ón (m) ‘Hobel’:

ae. scafa OET;

Vgl. ae. sceafode LWS

ahd. schaba Gl 111,252,36 (plana).

11,72,13, ahd. skebissa G1 1,760,32 'Spåne".

402

SKAID-A-

P 930-933 (=); TF 451f. (zw); F 426 (zw); V 480 (=); J 824ff. (=); Hh 272 (=); K 629 (a); Gr VL,4051f. ETYMOLOGIE Bet gm. skab-a-, trans., intr. *schaben’ sind die etymologischen Verhältnisse insofern unklar, als mehrere Varianten nebeneinander stehen, vor allem die Formen *sqapund *sqab(h)-. Da man für das Gm. wohl nicht grammatischen Wechsel annehmen wird, muß hier eine Grundform *sqabh- vorausgesetzt werden, die zumindest noch im Lat. vorliegt. Inwieweit noch andere, lautlich mehrdeutige Wörter hierher gehören, muB offen bleiben (vgl. skap-ja-). It.: lit:

|. scabo, scåbi, -ere *schaben, kratzen, reiben’ (das Perfekt ist nur einmal belegt). skobiü, skóbti 'aushóhlen' (mit Beitel oder Schaber), (Holz) 'schneiden, schnitzen'.

(ksl.): skoble 'Schabeisen'.

SKALD-A-

'scheiden' skaipb-askeid-a-

gt: ae.:

skaidan, skaískaid, skaískaidun, —;

gin) e -3 - - - (Os d | - (n) (e) (f) s **d

abs., acc., refl. ‘scheiden, trennen’.

scädan, sced (scead), (scedon), scåden; abs., acc. ‘scheiden, entscheiden’; die Form scead wird als reduplikationsloses Prät. erklärt: B -2, cD 1,2,4; Bo

1,4, A 1,2,4; Ae 1; VP -1, RI -1; die finiten Präteritalformen des Nordhumbrischen

sind zum

größten

Teil schwach

und es besteht der Verdacht,

daß

auch die móglicherweise starken Formen so aufzufassen sind: L 1,4 und sw. Prát,

RD

1,3,4; R? -1 (Vgl. Sievers-Brunner,

L 80, $ 394,2 Anm.

5).

afr.: as.:

sketha, skéda *scheiden' ist swv. skedan (-th-), sketh, —, -skethan; abs., acc. ‘scheiden, ausscheiden’: H 1; sD 2,4; daneben of-gi-scidan *weggeworfen, ausgeschieden’ sD; mnd. scheden, mnl. sceden, nnl. scheiden (swv mit st. PPP).

ahd.:

skeidan, skiad, skiadun, giskeidan (-t-); abs., acc., refl. ‘scheiden, unterschei-

den’: MF 122,4; T 1; O 1,2,4; BR -1,4, aD 1; N +; grammatischer Wechsel im PPP nur in Glossen (Gl 1,201,35); mhd., nhd. scheiden. Mhd. schiden ‘spalten’ ist erst im 13. Jh. belegbar und deshalb wohl sekundär, dis-: ga-:

gt. "zerteilen'. gt. ‘sich zurückziehen’;

ae. ‘entscheiden’

B R!

L RD;

ahd.

trennen’ O BR N.

te-:

ae, ‘streiten, erklären’ Bo Ae VP L RD; ahd. ‘trennen’ MF T.

uz-:

ae. ‘erklären, trennen’

cD

R!

L RD;

ahd,

‘trennen’

MF

T.

‘ausscheiden,

SKAID-A-

403

skaid-a-z (m): ae. ge-scead “Unterscheidung’ Chr L (be-); ahd. skeit 'Schisma' N, gi- "Unterscheidung, Bestimmung" O. skaib-a-z (m):

afr. skéth

‘Scheidung’;

as. skérh

“Unterschied,

Verschiedenheit’.

skaid-a-m (n): ae. ge-scead B WH L; as. gi-sked *Bescheid' H; ahd. ga-scheit “Teilung’ MF. skaip-o (f) ‘Scheide’: awn. skeidar pl. (M); ae. scéad L R2; afr. skethe (-d-); ahd. scheida Gl 111,399,44 (vagina).

skaid-ö-: ahd. sceidon ‘unterscheiden’ GI 1IL,334,1 skaip-jö (f) ‘Scheide’: as. skethia H. skaid-ilö (f): ahd. skeitela ‘Scheitel’ aD N. skaid-nö-: gt. ga-skaidnan 'geschieden werden’.

(discernere) (Wiss

36f.).

Mit e-Vokalismus:

skeid-a-m (n) ‘Scheit, Schindel’: awn. skid E C G PE; ae. scid OET; afr. skid; ahd. skit Merigarto 81. skip-0-: ahd. skidon ‘scheiden’ N (Wiss 68). Der Lautstand dieser Sippe ist sehr uneinheitlich. Auszugehen ist wohl von einer Grundlage idg. *skéi-, zu der im Gm. ein schwundstufiges Präsens (grammatischer Wechsel!) mit t-Erweiterung gebildet wurde (also skaid-a-). Anders als bei stand-ahat hier nur das Gt. und das Ae. den stimmhaften Laut durchgeführt, während im Deutschen (ähnlich im As.) zugunsten des stimmlosen Lauts ausgeglichen wurde. Daneben stehen Bildungen mit e-Vokalismus (ursprüngliche Bildungen aus der Wurzel?).

P 919ff. (=, HI); TF 463f. (=, HD); F 427 (=); V 491 ‘skiö’ (a); I 813ff. (=, HI); Hh 272 (a); K 641 (=, HD; Gr VI,428-440. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. skaid-a-, trans., intr. ‘scheiden’ gehört zu einer lautlich ziemlich unfesten, aber ziemlich sicher zusammengehórigen idg. Sippe mit der Bedeutung 'spalten'. Der Anlaut ist arisch sk’-, baltisch sg-, gr. skh-.

Die übliche Bildung der außergerma-

nischen Sprachen geht von einer Form skeid- aus, die formal gm. skeit-a- entspricht. Die gm. skaid-a- vorausliegende Form *skei-t- ist eine parallele, nur gm. Erweiterung der gleichen Grundlage. It.:

— scindo, scicidi, scissum, -ere ‘spalten, auseinanderreiBen, aufrühren, zerstören”.

(kelt.) (9): Die kelt. Formen sind unsicher: mbret. sgeiff heißt ‘schlagen’, nicht ‘schneiden’ (vgl. Pierre Le Roux, Le Verbe Breton, Rennes & Paris 1957, S. 142ff.). Bei air. skiath m(o) ‘Schild’ ist unsicher, ob von *skeit- oder *skeiauszugehen ist; vgl. hierzu lt. scutum.

lt.:

skíedZiu, sklesti “trennen, scheiden’, intr. skindu, skisti ‘sich zerstreuen, auseinandergehen’.

404

SKAK-A-

gr: aj:

oyila 'spalte, teile". chinätti ‘schlägt ab, spaltet, trennt, zerstört’, (Wurzel-aor., a-aor.), PPP chinná-. Dagegen gehört khidåti zu khåd-. Die Wurzelstufe *skei- kann gesehen werden in: lt. (H): scire ‘wissen’ (aus ‘scheiden’? Nach Ernout-Meillet sehr zweifelhafter AnschluB, aber einzige Etymologisierungsmóglichkeit). (mir.): scian f(ä) "Messer".

gm.:

skain-eja- (Kausativ zu einem

ursprünglichen

*skei-na-?) in awn. skeina-

“leicht verwunden' C (M); ae. scænan ‘brechen’ (BT) L VP (ge-); ahd. arskeinan ‘brechen’ Gi 11,390,11. gr: oxáo (jünger oxéGo) 'ritze, schnitze, lasse heraus’. aL: —chyati 'schneidet ab’, PPP chåta-, chitå-. Die Grundlage skéi- kann weiterhin als Basis der gut bezeugten Wurzel seg‘schneiden’ aufgefaßt werden. Diese liegt vor in (P 895f.): lt.: _ secåre ‘schneiden, abschneiden’. mir.: eiscid ‘schneidet ab, schlägt ab’ (i-Verb). (gm.): ‘Säge’: awn. sgg (Fr); ahd. sega Gl ITI,123,63; ae. sagu (BT). lit.: — j-sékti 'eingraben, schneiden’. aksl.: séko, sesti 'hauen'.

SKAK-A-

'schütteln' 'entelen

-ne--(d) -- efs -

awn.: skaka, skök, sköko, skekenn; acc. ‘schütteln’: E 2,3, C 1,2,3; (D) 4; isl. skaka, skekja. ae.:

scedcan, scóc, Scócon,

sceacen (-e-); abs.

'enteilen,

fliehen’;

acc.

‘schütteln’

afr.:

(anglisch): B 1,2,4, cD +; A 1,3; Ae 1,4; VP 1,4, R1 -1; L 1, RD -4, R? I; me. shaken, ne. shake. (Vgl. Weman, L 182a, S. 171f£.). Nur Präsens skeka fortlaufen”.

as.:

—, skök, —, —;

(an-): te-: uz-:

ae. ‘schwingen’ cD. ae. (£0-) “abschütteln’ Ae VP. ae. (å-) 'abschütteln' Ae VP RI

abs. 'weggehen”: H 2; mnl. ont-scaken.

L RD R2.

skak-ö-: ahd. unt-scachond ‘von den Wogen bewegt’ Gl IL21,51 (fluctivagi). skak-ula-z (m) W: awn. skokull “Wagendeichsel’ G. skak-ila-z (m): ae. sceacel ‘Plektrum’ (BT). skök-a-z (m): awn. bituls skókr ‘Pferd’ (Zaumschüttler) E. Die Bedeutungen fallen etwas auseinander. Im Hinblick auf die entsprechend aufgeteilte syntaktische Konstruktion (abs. 'enteilen', acc. 'schütteln") sind aber

SKAL

405

wohl nicht zwei Verben anzusetzen, sondern von einer nicht unmittelbar belegten Grundbedeutung '(sich) heftig bewegen’ oder ähnlichem auszugehen.

P 922f. (=); TF 447 (=); V 480f. (=); I 822ff. (=); Hh 271 (=); Gr V1,412. ETYMOLOGIE Gm.

skak-a-,

intr. 'enteilen', trans.

‘schütteln’

kann

cymr.: ysgogi “rühren, aufrühren'. ai: khäjati ‘rührt, rührt um’ (Grammatikerwort oder Neuindischen).

verglichen

ohne

werden

Fortsetzung

mit

im

Mittel-

SKAL

‘schuldet’

gnefsd

gt:

skal, skulun, skulda; acc. der Sache (oder Inf.), dt. der Person ‘schuldig sein, sollen’.

awn.: skal (ska, sal), skolo (-u-, -a-), skylda (-i-, -u-); Inf. (acc. der Sache), dt. der Person’ ‘sollen, müssen, werden": E +,C +; G +, PE +,R +,5 +; isl., nn. skulu, aschw.: skuld +; schw. skola, dån., Bm. skulle.

ae.:

afr.; as.:

sceal (spátws. scyl), sculon (sceolon, spät -y-), sceolde (-u-, -a-); Inf. ‘sollen, müssen, bestimmt sein": B +, cD +; Bo +, Å +; Ae +, JE +; RI +; L +, R? +; me. sculen, ne. shall. E. Standop, Syntax und Semantik, Bochum, 1957, S. 94-102. skel (-i-, -u-, -o-, -a-), skelen (-i-), skolde (-u-); ‘sollen’; nwfr. sille. $cal, sculun, scolda; Inf. ‘sollen, müssen, bestimmt sein’; mnd. scholen, s-, mnl. sullen, nnl. zullen.

ahd.:

scal (s-), sculun (s-), scolda (s-); Inf., dt. der Person, ‘sollen, müssen, schulden’ ++; mhd. soin, nhd. sollen (swv).

skul-ön (m) ‘Schuldner, Schuldiger’: gt. skula; as. skolo H; ahd. skolo MF (un-) O aD

N.

skul-di-z (f) 'Schuld': awn. skyld ‘Steuer’ G (M), skyldr ‘schuld’; ac. scyld cD Bo VP RI L RD R2; afr. skelde; as. skuld (Abgabe) H; ahd. sculd ++. skul-da- (adj): gt. skulds “erlaubt, notwendig’; ahd. scult ‘angeklagt’ Gl 1,239,33 (reatus).

P 927 (=); TF 459f. (=); F 435f. (=); V 507 (=); 1 850 (=); Hh 284 (=); K 715 (=); Gr VI,461-473. ETYMOLOGIE Gm. skal ‘schuldet’ läßt sich mit baltischen Wörtern unter einer Grundform *sgel-

vergleichen.

406

lit.:

SKALD-A-

— SKAP-JA-

skelià, -éti ‘schulden’ (älter skelü); skylu, skilti in Schulden geraten’.

Als Variante ohne *s mobile”: lit.:

kaltas ‘schuldig, schuldend'.

as.:

ahd.:

----sd

‘stoßen’

SKALD-A-

Nur Präsens skaldan, acc. ‘schieben, fortstoßen’ (ein Schiff): H 1. skaltan, skielt, skieltun, giskaltan; acc. ‘rudern, schieben (ein Schiff), ze rukke ^ 'zurückstoDen': T 1; N 1,3,4; Gl IV,339,32 promovet: furiscielt; mhd., nhd. (swv) schalten.

(far-): ahd. ‘verurteilen’ N. skald-o (f): ahd. scalta *Stocherstange' N. skald-: ahd. scalt-skef 'Stocherkahn' N. skald-ila-z (m): ahd. sceldel ‘Fähre’ Gl III, 164,3 (pontonium). P 923-927

(a); TF

461

(zw);

K

634 (a); Gr

VI,484ff.

Gm. skald-a-, acc. ‘stoßen’ hat keine überzeugende Vergleichsmöglichkeit. Am ehesten mit *s mobile’ zu gel- ‘treiben’ (P 548) unter Berücksichtigung einiger Bildungen, die bei P 544 unter gel- ‘ragen’ aufgeführt sind. Bleibt aber vorerst eine bloße Vermutung.

«nog

-SKANN-*A- 'dróhnen' (?) as. ;

Heliand 5798 ist belegt that all thiu folda an-sciann, thiu eróa dunida Dabei könnte an-skiann *dróhnte' heißen, mit epischer Variation zu dunida. Sonst

keine

Anschlußmöglichkeit,

deshalb

zu

unsicher

zum

Ansatz

eines

starken Verbs. SKAP-JAgt: awn.:

'schaffen'

-skapjan, -skop, -skopun, -skapans. skepia, skóp, skópo, —; abs., acc. ‘schaffen, swv: E33, C2; R 2.

gnefsd

bewirken,

bestimmen’;

auch

aschw.: skapa 1,2,3.

ae.:

scieppan, sceöp, sceópon, sceapen; acc. 'schaffen, bestimmen’: B 2,4, cD +; Bo +, A 2,3,4; Ae 1,2,4; VP+; L 22, RD --F, R? -2; me. shapen, ne. shape (swv arch. mit st. PPP).

SKAP-JA-

afr.: as.:

skeppa, sköp, sköpon, skepen (-i-); acc. ‘erschaffen, bestimmen’; nwfr. skeppe. skeppian, skóp, sköpun, -skapan; acc. ‘schaffen, schöpfen, bestimmen’: H 1,2,4 (arm-), Gn

ahd.:

407

2,3; mnd.

scheppen,

mnl. sceppen,

nnl. scheppen.

skephen (-a-), skuof, skuofun, (gi-)skaffan; acc. ‘erschaffen’, ‘schöpfen’ (Wasser): I 2,3,4, MF

-23; T +; 0

2,3,4; aD -3;

N +; die besondere

Stamm-

bildung wird in verschiedener Weise ausgeglichen, so daß das starke Präteritum ein regelmäßiges Präsens scaffan erhält (nhd. er-schaffen), das janPräsens ein schwaches Präteritum (nhd. schöpfen); die altbairischen Präsensformen

mit -a- sind aber wohl

umlautslos,

noch

nicht Anzeichen

des Aus-

gleichs; mhd., nhd. schaffen. (far-): ae. *umbilden’ cD Bo; ahd. ‘verderben, entstellen’ N. ga‘erschaffen, hervorbringen’: gt.; ae. B cD Ae L RD R2; as. (anordnen) H; ahd. MF O aD N. uz-: ae. ‘erschaffen’ RD; ahd. ‘ausschöpfen’ N. skap-a-m (n): awn. skap ‘Beschaffenheit’, pl. *Fügung, Schicksal’ ++; ae. ge-sceap "Geschópf' B cD L; as. skap "Gefål H, pl. gi-scapu 'Geschick' H.

skap-ö-: awn. skapa 'schaffen, ordnen’ ++; ahd. (gi-) skaffon ‘formen, gestalten’ O aD N. skap-eja- (s.o. beim stv.): ahd. skeffen ‘schaffen’ O, gi- ‘schöpfen’ O, (Raven 180f.). skap-i-z (m): ahd. scaf ‘Beschaffenheit’ N. (f) ("Beschaffenheit als Nachsilbe): awn. -skapr; ae. -sciepe; afr. -scipi; as. -skepi; ahd. -scaf (skaft). skap-jon (m) ‘Schöpfer’: ahd. skepfo I aD N. skap-ila-z (m): ahd. eo-skefel ‘Gesetzgeber’ N. skap-i-du-z (m): ahd. scheffidh ‘Schöpfer, Urheber’ I. skaf-ti-z (f) ‘Schöpfung’: gt. ga-skafts; ac. ge-sceaft ++; as. gi-scaft SD; ahd. giscaft ++ (auch masc. in der Bedeutung ‘Schöpfer’, vgl. Münchener Studien 18, 1965, 5-11). P 930-933 (=); TF 450f. (=); F 200f. 'ga-' (a); V 483 'skapa' (a); I 824ff. (=); Hh 277f. (Vw); K 631f. (=); Gr V1,442-455. ETYMOLOGIE Gm. skap-ja-, trans., intr. ‘schaffen’ hat bei gleichem Lautstand und gleicher Bedeutung keine Vergleichsmöglichkeit. Von der Bedeutung her kann es an eine idg. Sippe angeschlossen werden, die Wörter für 'hauen, schneiden, schlagen’ u.a. umfaßt (vgl. zur Bedeutung etwa av. karat- ‘schneiden’, + frada- auch 'erschaffen"). Die Bedeutung 'schaffen' wäre also ursprünglich ein technisches Gestalten, vorwiegend

mit Holz.

Der

Lautstand

der genannten

Sippe weicht aber vom

Gm.

ab

und ist auch in anderen Punkten (Vokalismus!) nicht einheitlich, weshalb die Zusammenstellung ziemlich unsicher ist. Als Grundlage wäre anzusetzen (s)gap- (neben

408

SKAb-JA- — SKEH-A-

sgep-) und gep-/gop- (neben gap-?). Die Bedeutung ‘schöpfen’ beim gm. Verb ist vermutlich von 'herausschaffen' ausgegangen; möglicherweise stammt sie aber aus einer anderen Wurzel oder von einem denominativen Verb. lit.: sköpti, auch skóbti (s. unter skab-a-), skäplis *Hohlaxt'. aksl. (H): skopljo, skopiti 'entmannen, verschneiden'. (gr.): okénapvog (m) 'Zimmeraxt, Axt zum Behauen’; vielleicht auch (mit anderem Vokalismus) oxåntw 'grabe, bebaue Land”. Ohne 's mobile” (gep-/qap-): lit:

— kopii, kópti ‘scharren, harken, kratzen’ (auch kapiu), kapóti "hacken, spalten”

aksl.: kopajo, kopati ‘graben, Feld bestellen’. gr.: alb.:

xörnto 'stofje, schlage, haue'. kep ‘hauen’.

SKAb-JA- ‘schaden’

g (n) e (1) (s) (d)

gt.: ae.:

skabjan, skop, skopun, —; acc. der Sache ‘schaden, Unrecht tun’. scieddan (-ea-), sceód, sceödon, scaden; dt., acc. ‘schaden’; sekundär wurde zum starken Prät. ein regelmäßiges Präsens ohne j, zum jan-Präsens ein schwaches Präteritum hinzugebildet: B 1,2, cD +; VP 1, R1 1; R? 1.

ga-

‘Schaden zufügen’: gt.; ae. B cD.

skap-ö (f): ae. sceaóu "Verletzung! Chr. skabp-on (m): awn. skade ‘Schaden, Verlust’ C PE; ae. sceada ‘Schädiger’ ++; afr. skatha ‘Schaden, Nachteil’; as. skaóo 'Schüdiger, Feind’ H; ahd. skado *Nachteil, Last, Schaden’

ON.

skap-eja- (aus dem stv.): awn. skedja ‘schaden, verletzen’ (EJ) G S. skap-ez (n): gt. skapis 'Schaden, Unrecht". j skap-ula- (adj): gt. skapuls ‘schädlich’; ahd. scade! “böse, lasterhaft’ N. sköp-a-m (n): awn. sköd 'Schaden' C (CV). sköb-i- (adj): awn. skødr ‘schädlich’ E C (M). P 950 (=); TF 449 (=); F 429f. ‘skapis’ (=); V 480 ‘skadi’ (=); J 824 (=); Hh 274 ‘sceada’ (=); K 631 ‘Schade’ (=); Gr VL421ff. Gm. skap-ja-, trans., intr. ‘schaden’ hat nur eine unsichere Vergleichsmöglichkeit in gr. G-oKnNDIG “unversehrt, wohlbehalten’, was zu einem Ansatz (?) *skéth- oder mit Auslautvariation *skedh- neben *skat- führen würde.

(-JSKEH-A- ‘(geschehen)’ a€.:

--(e)f-d

ge-sceon ‘sich ereignen’ ist wohl kein starkes Verb (so Campbell, L 81, $743).

409

SKEI-NAafr.: ahd.:

skia, ske, (schiden), sken; abs. ‘geschehen’ (mit Präfixverlust). -skehan, -skah, -skähun, -skehan; N -+; das Simplex vielleicht in scehanto: vagendo Gi 11,96,68 (vgl. Gl I1,88,65); auch swv; mhd., nhd. geschehen; daraus entlehnt wohl mnd. geschen.

bi-

‘geschehen’: afr.; ahd. (zuteil werden) N.

ga-:

ahd. ‘geschehen’ N.

skeh-ó-: ae. ge-sc&on ‘geschehen, zuteil werden’ cD; mhd. schehen ‘eilen, dahinjagen’. skeh-ti-z (f): ahd. skiht ‘Flucht’ N, ge-skiht 'Begebenheit, Ausgang’ N, “Verlauf” Gi 1,275,49 circulus anni: pisciht iares.

P 922f. (=); TF 448 (=); Hh 275f. (=); K 251 ‘ge- (=); Gr VL412-416. ETYMOLOGIE Gm. -skeh-a- ‘geschehen’ (ursprünglich wohl ‘verlaufen’ mit Spuren eines Simplex der Bedeutung ‘laufen’) läßt sich mit einigen Verben vergleichen, die auf eine Grundlage sqoq- ‘gehen, springen’ zurückgehen. Das gm. Verb würde hierzu im Ablaut stehen. air.: scochid ‘geht weg, hört auf’ (thematisch, in den Komposita i-Verb; dehnstufiges å-Pråteritum). aksl.: skocp, skoäiti ‘springen’. Hierzu vielleicht als Anlautvariante:

lit.:

— $ókti ‘springen, hüpfen’, mdl. ‘anfangen, beginnen’; etwas anders Fraenkel, L 146, S. 1021.

*SKEI-NA- (skein-a-) ‘scheinen’

g

skeiBt: awn.:

nef

sd

(g) (n) (e) (f) (s) (d)

skeinan, skain, —, —; abs. “leuchten, aufblitzen'. skína, skein, skino, skinenn;

abs. ‘scheinen, leuchten, glänzen’; *verbleichen'

(Vh 37 aus fra): E 1,2, C 1,2;

GL, PE 1, R 1,2, S(D) +; isl. skína.

aschw.: skina 1,2,3; schw. skina, Bm. skinne.

ae.: afr.: as.:

ahd.:

scinan, sceän, scinon, —; abs. ‘scheinen, glänzen’: B 1,2,3, cD 1,2,3; Bo 1, Al; Ae 12,3; VP 1, R! 12; L 1,2, RD 1,2, R? 1,3; me. shinen, ne. shine. skina ‘leuchten’ (nur Präsens, Pråt. sw). skinan, sken (-å-), —, —; abs., dt. der Person, ‘scheinen’: H 1,2, Gn schinen, mnl. scinen, nnl. schijnen.

skinan, skein, skinun, giskinan; abs. ‘leuchten’: MF aD 1,2; N +; mhd. schinen, nhd. scheinen.

1; mnd.

1; T 1,2; O 1,2; BR

1,

410

SKEIT-A-

biÀ- — 'umleuchten, bescheinen’: gt.; ae. (Gr); ahd. T O. ga-: ae. 'bescheinen' (Gr) Bo R?; as. ‘scheinen’ H; ahd. “erscheinen, sich zeigen’ N. uz-: ac. 'aufscheinen' cD; ahd. ‘sichtbar werden O aD N.’ skein-a-z (m): as. skin ‘Licht, Glanz’ H. skein-a-m (n): afr. skin ‘Schein, Beweis’. skein-a- (adj): ahd. skin ‘sichtbar, offenbar’ O N; as. skin ‘sichtbar’ H. skein-o (f): afr. skine ‘Beweis’; ahd. skina “Erscheinung, Offenbarung’ N. skain-eja-: ahd. skeinen ‘zeigen’ N, gi- I O, (Raven 178f.). skain-i- (adj): ahd. ur-sceini ‘sichtbar’ Gl T1,330,65 (apparere). skin-a-m (n): awn. skin ‘Schein’ ++; ahd. ge-scin *Erscheinung' T. skin-jön (m): ae. scinna ‘Gespenst’ B. Ohne Nasal:

skei-món (m) ‘Glanz, Schein’: gt. skeima “Leuchte, Fackel’; ae. scima B cD Bo; as. skimo H; ahd. skimo O aD N. skei-ri- (adj) ‘klar, leuchtend’:

gt. skeirs; awn.

skirr

++;

ae. scir B cD

Go;

afr.

skire; as. skir H (ja-Stamm). skai-ri- (adj): awn. skzrr ‘rein, klar’ (EJ) (M).

P 917f. (=); TF 461f. (zw); F 431f. (=); V 492 (=); J 809f. (=); Hh 279 (= K 641 ‘Schein’ (=); Gr VI,499-512. ETYMOLOGIE Gm. skein-a-, intr. ‘scheinen’ läßt sich nur mit einem slavischen Verbum sicher vergleichen: aksl.: sijajo, -ati "leuchten, glänzen, strahlen’, neben ksl. singti 'aufleuchten' (die Vertretung des Anlauts sk’- ist im Slavischen nicht gleichmäßig, s ist möglich). Vielleicht noch It. scintilla *Funke'. Die Wörterbücher stellen weiter hierher die östlichen Wörter für ‘Schatten’ (ai. chaya- m usw.). Dies ist unter Umständen möglich, aber sehr unsicher. SKEID-A-

‘scheiden’

SKEIT-A-

‘scheißen’

awn.:

s. SKAID-A-ne'Pf Ps d

skíta, —, skito, skitenn; abs. 'scheiBen': (D) 1,3; C skitenn ‘schmutzig’; isl. skita. aschw.: skita 1,4, dän. skide.

ae: afr.:

Nur besciten ‘sie schissen’ W; me. shiten, ne. shit (swv). Nicht belegt, erst nwfr. skite.

as.:

Nicht belegt, erst mnd. schiten, mnl. sciten.

SKELB-A-

ahd.:

411

Nur Gl IL435,20 oblite: piscizzano (das It. Wort wird sonst durch pismizzan glossiert, etwa 11,440,14 usw.; verschrieben oder synonym?); mhd. schizen, nhd. scheißen.

Skeit-a-z (m): awn. skítr *Exkrement' G. skit-a-m (n): awn. skit ‘Kot’ (M). skit-jón (f): ae. scitte *Durchfall' LWS 11,226,6. skit-ila-z (m): ae. scite! ‘Kot’ LWS 1,336,18. skit-ula- (adj): ae. scito! 'abführend' LWS 11,178,1.

P 919 ff. (=, HI); TF 463 (=, HI); F 427 'skaidan' (=); V 494 (=); J 813ff. (—, Hl); Hh 280 (=); K 641 (=, HI); Gr VI,559f. ETYMOLOGIE Bei gm. skeit-a-, intr. ‘scheißen’ handelt es sich um eine nur im europäischen Bereich faßbare und deshalb wohl sekundäre Bedeutungsspezialisierung von skei-d- 'spalten' (s. skaid-a-). Den Ausgangspunkt bilden, wie das Lit. zeigt, die intransitiven Bildungen mit den Bedeutungen 'sich teilen’ — ‘zerfließen’ — ‘Durchfall bekommen’. Für das Kelt. ist von einer Form *skei- und einer Form *skeit- auszugehen (nach P vom Verbalnomen *ski-tå ausgehend). Dies widerspricht nicht dem Ansatz einer sekundären Bedeutungsspezialisierung, da es sich um ein zusammenhängendes Gebiet handelt, und die Entwicklung im Kelt. eben die unerweiterte Grundlage ergriff. Eine unabhängige Entwicklung in gleicher Richtung ist allerdings auch möglich, da die Bedeutungen nicht genau übereinstimmen. Den Ausgangspunkt der Entwicklung kann man sehen in Bedeutungen wie: gr.:

oxiotóg ydåa ‘geronnene Milch’, oxiCetv yóXa ‘die Milch gerinnen lassen’.

Die weitere Entwicklung in: lit.:

intr. skystu, skysti ‘sich teilen, aus den Fugen gehen; dünnflüssig werden, zerfließen’; mán viduriai skysta “ich bekomme Durchfall’; trans. skiedZiu, skiesti 'verdünnen, verwässern, Durchfall verursachen’ u.a. Bedeutungsmäßig

handelt es sich beim Transitivum um Kausativa zu den obigen Intransitiva, nicht um Fortsetzer der alten transitiven Bedeutung ‘trennen’. *Pkelt.: mir. sceid, sceithid (und andere Formen) ‘erbricht sich, speit’ (trans., intr.); cymr. chwydu ‘sich erbrechen, speien’. SKUL-ASKELB-Aawn.:

‘schulden’ s. SKAL (/-/) ‘beben’

- n (e) - - (d)

skialfa, skalf (-o-), skulfo, (skolfenn); abs. 'beben, zittern’: E 1,2,3, C 1,2;

412

SKELD-A- — SKELL-APE

1,2,3; R 1,2, S 1; PPP kann ich nicht belegen, bei Noreen,

L 27, $ 491

nicht als fehlend aufgeführt; isl. skjålfa. aschw.: skiælva 1,2,3; schw. skälva, dàn. skælve, Bm. skjelve. skelb-a- (adj): awn. /ió-skialfr ‘der das Volk in Bewegung setzt’ E. skelb-eja-: ahd. biscilbit: in clida Gl 11,354,37 (—) (auf einer Hürde tragen). skelf-tön (m): awn. /and-skialfte 'Erdbeben' E PE R. skalb-eja-: awn. skelfa 'erschüttern, schwingen’ E C G; ae. scylfan ‘zittern’ WH.

P 928 (mE); TF 461 (mE); V 495 (mE); J 850f. (mE); Hh 277 (Vw); Gr VL4A79f. Gm. skelb-a-, intr. 'beben' hat keine überzeugende Anknüpfungsmóglichkeit. Anschluß

SKELD-À-

an ‘biegen,

krumm’

und

ähnliche

Bedeutungen

Der

ist nicht überzeugend.

'schelten'

--.f*P"sd

afr.: as.:

skelda, —, —, skulden (-o-); acc. 'schelten, schmähen’; nwfr. skelde. Nicht belegt, erst mnd. schelden, mnl. scelden, nnl. schelden ‘schelten’; vgl. as. skeldari “Verleumder’ sD.

ahd.:

skeltan, skalt, skultun, giskoltan; acc. 'schelten, beschimpfen’: Gl 11,608,41 increpabat: scalt; mhd., nhd. schelten.

bi-:

afr. 'beschuldigen' ; ahd. 'schmáhen' O.

O

1,3,4;

N 1;

skeld-on (f): ahd. got-skelta 'Gotteslásterung' N; Gi IT,112,30 criminationi: sceltun. (m): ahd. got-skelta ‘Gotteslästerer’ N. P 550; TF 461; K 643; Gr VI,486ff. Gm. skeld-a-, trans. ‘schelten’ hat keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. Wörterbücher schließen an skell-a- ‘schallen’ an (s.d.).

SKELF-A-

Die

'beben' s. SKELB-A-

SKELL-A- ‘schallen’

- n(e) (f) (S d skel-

-(n)-

-

-

awn.: skialla (-e-), skall, skullo, (skollenn); abs. ‘erklingen’ (beim Aufschlagen), ‘klatschen’: E 3, C 1,3; G 1, PE 1,3, (D) 2; PPP kann ich nicht belegen, bei Noreen, L 27, $491 nicht als fehlend aufgeführt; isl. skella. aschw.: skælla 'klappern' 1,3.

-

SKER-A-

ae.:

413

afr.:

sciellan, abs. *tönen’ (BT); nur Präsens, die starke Flexion ist nicht hinreichend gesichert. Nicht belegt; hierher nwfr. skelle ‘schelten’?

ahd.:

skellan, skall, skullun, —;

abs. *erschallen, ertönen’:

N

1,2,3; mhd.

schellen.

skell-ön (£): ahd. scella ‘Schelle’ Gi III, 282,3 (nola).

skall-ö (f): awn. skoll ‘Lärm’ (Fr), ‘Hohngelächter’ (M). skall-eja- ‘erschallen lassen’: awn. skella (schütteln) E S; ae. sciellan (BT); ahd. skellen N (Raven 179). skall-i-z (m) ‘Schall’: ahd. scal N. skall-i- (adj) "laut, scharf klingend': awn. skjallr (Fr); ae. scill (BT); as. ab-scelli *widersinnig'

sD;

ahd.

ab-skeller:

absonus

Gl

IV,196,11

(falsch

klingend).

Mit einfachem Auslaut: skel-ö- W: awn. skiala 'schwatzen' (CV) (Wiss 110). P 548 ff. (mE); TF 459 (mE); V 495 (mE); J 247 (mE); Hh 277 (mE); K 633 ‘Schall’ (mE); Gr VI, 475-478. Gm. skell-a-, intr. *schallen* ist ein Eine ähnliche Sippe im Baltisch — zurück und ist in der Bedeutung auf deshalb wohl nicht zugehörig. Vgl. SKER-A-

'scheren'

-nef*?sd

(vgl. skerr-a- *scharren'). awn.:

Schallwort ohne genaue Vergleichsmöglichkeit. Slavisch — Griechischen geht wohl auf *sgreldas Bellen oder Winseln des Hundes beschránkt, hell-a-.

skera,

skar,

skøro,

Bei manchen Beispielen ist die Zuordnung unsicher. skorenn;

acc.

‘schneiden,

schlachten,

schnitzen';

'zer-

schneiden’ (Vh 45 aus ga-); ‘sich weigern, sich entziehen’ (Vh 17 aus and-):

ae:

E +, C 13,4; G 1,4, PE 1,2, R 1,2,4, S 1,2,4; isl. skera, nn. skjera. aschw.: skzra ‘schneiden’ +; schw. skära, dàn. skære, Bm. skjære. scieran, scear, scæron, scoren; acc. 'zerhauen, zerschneiden’: B 1,2, cD

(Gr) 2,4; A 1,3,4; Ae —,

skeren;

1,4; RD acc.

1; me. sheren, ne. shear.

afr.:

skere,

as.:

Gallée, L 100, 8199, Anm. 2 faßt giscorran sD als PPP zu skeran auf. Das Wort glossiert aber abraditur und gehört somit zu skerran; mnd. skeren,

ahd.:

sker,

1,3,

'scheren,

máhen'.

mnl. sceren, nnl. scheren ‘scheren’, skeran, —, skårun, giskoran; acc. ‘schneiden, abschneiden’: N -4; Gi II,222,35 tondant: skerent; Gl III,418,28 decalvabant: bescharen; mhd. schern, nhd. scheren.

bi-

'scheren, abschneiden':

ga-:

ae, 'zerhauen' B.

ae. (Gr) Ae;

afr.; ahd.

N, Gl s.o.

414

SKERF-A-

sker-a-z (m): ae. scer 'Pflugschar' Aelf 304,1; afr. scer 'Pflugschar”; as. sker-sahs 'Schermesser' sD. sker-on (m) W: ahd. scero ‘Maulwurf’ Gl 11,374,29 (talpa). sker-ez (n): ae. scerero pl. ‘Schere’ OET. skar-a-z (m): ahd. scar *Pflugschar' Gl H1,166,6 (vomer). skar-ö (f): awn.

W

skgr 'Haupthaar'

E C; ae. scearu 'Schaben,

Scheren’

Chr.

skar-ön (m): ahd. scaro 'Pflugschar' Gl IIL 310,34 (vomer). skar-ja- (adj): ahd. a-skerre ‘getrennt’ N. skar-jön (f): ae. scearre "kleine Schere’ Ges. skar-da- (adj): ae. sceard 'schartig' Ges; as. scart ‘zerhauen, verwundet’ H; ahd. scart-lidi 'Beschnittenheit N. skur-5 (f): awn. berg-skor 'Felsenkluft' E. skur-di-z (f): ahd. scurt "Tonsur' BR. skær-ö (f): ae. scear ‘Schere, Zange’ Ges; ahd. scära ‘Zange’ Gl 11,623,48 (forpex). skær-ja-m (n) ‘Schere’: awn. skzri pl. (M) (CV); afr. skere (Holthausen, L 95); ahd. scäri pl. Gl 1,356,27 (novacula).

P 938-947 (=); TF 453 ff. (=); V 490 (=); J 835-842 (=); Hh 278 (=); K 644 (=); Gr V1,525-533.

Eine teilweise abweichende Beurteilung der Sippe bei J. Trier, Beitr

69 (1947), 425-432. ETYMOLOGIE Gm. sker-a-, trans. 'schneiden' gehórt zu einer Grundlage (s)ger- 'schneiden', die aber schlecht gegen ähnliche Bildungen abzugrenzen ist. sger-: air.: scaraid "trennt, teilt, schneidet ab’ (schwaches å-Verb mit einigen starken Formen, t-Pråteritum). lit.: skirià, skirti “trennen, teilen, schneiden’. ger-: umbr.: kartu ‘er soll schneiden’. gr.: keipo 'schneide ab, schere’. Ferner mit d-Erweiterung (gm., balt.) und t-Erweiterung in: lit.: — kertàü, kifsti 'umhauen, fällen, erschlagen’. ksl.: éreíu, écrésti ‘schneiden’ (aksl. cretati *einritzen, schreiben). ai: — krntáti ‘schneidet’ (erstarrtes Nasalprásens), PPP kritå- (a-aor., red. aor.). heth.: kartai- “abschneiden, entfernen’. Ferner Labial-Erweiterungen (s. skerf-a-) und s-Erweiterung (gr., heth., toch.); zu den vokalischen Erweiterungen s. skraut-a-, zu der möglicherweise zugrundeliegenden Wurzel seg- ‘schneiden’ s. skaid-a-. SKERF-Aae.:

(/-b) 'abnagen'

- (n) e - - (d)

sceorfan, —, scurfon, —; abs., acc. ‘abnagen, beißen’: A 3; Ae 1; L 1.

SKERP-A-

415

(far-): ac. 'abnagen' Ae. ga-: ae. ‘abschneiden’ L. skarf-a-z (m) H: awn. skarfr 'Brettstück' (Fr). skarb-0-: ae. scearfian 'abkratzen' LWS 1,70,14;

ahd.

scarbon

*hineinschneiden”

GI 1,451,40 (concidere); (Wiss. 15). skar5-lo-: ae. scearflian 'schaben' L'WS 1,184,18.

Bei mehreren

weiteren Bildungen

ist die Zuordnung

unsicher.

P 938-947 (=, HD); TF 456f. (=, HD; V 484 ‘skarfr 2? (=, Hl); J 835-842 (=, HI); Hh 276 (Vw); K 643f. ‘Scherbe’ (=, HD); Gr V1,541.

ETYMOLOGIE Gm. skerf-a-, trans., intr. 'abnagen' ist vermutlich eine Labialerweiterung zu sqer'schneiden' (s. sker-a-). Unmittelbar kónnen verglichen werden: lett.: 3kérpé: ‘Rasen mit dem Pflug schneiden’, lit. skerpiuvé ‘Beil’. Als Variante ohne 's mobile’:

lit.: kerpü, kifpti "schneiden, scheren’. (ai): krpåna- (m) ‘Schwert’ u.å. Erheblich weniger sicher ist der Anschluß der Wörter für ‘ernten, pflücken’ usw.: lt. carpo, gr. kapróc, ae. herfest usw.

SKERP-A-

1 ‘schaben’ (?)

--e--(d)

(Vgl. skrep-a-). ae.:

sceorpan, scearp, —, —; LWS III,44,27 1,160,4 gescearp 'schabte, schnitt’ (?).

sceorpe

‘schmerzt’

(Opt.),

LWS

skarp-à-: ae. scearpian 'schrópfen' LWS 11,46,24 (Wiss 13). skurp-o-

H:

Bei mehreren

ahd.

scurphan

weiteren

*ausweiden'

Bildungen

Gi

11,402,25,

ist die Zuordnung

‘Feuer schlagen’

N.

unsicher.

P 938-947 (—, Hi); TF 456 (=, HI) und 572f.; V 485 *skarpr' (=, Hl); J 835-842 (=, HD; Hh 276 (=); K 684 ‘schürfen’ (=); Gr VI 5441. Gm. skerp-a- ‘schaben’ (?) gehört wohl zu den Labialerweiterungen von sger- 'schneiden' (s. skerf-a- und sker-a-). Genauere Vergleiche haben bei der kaum festlegbaren Bedeutung des Gm. wenig Sinn.

416

SKERP-A- — SKEUB-A-

SKERP-*A- 2 ‘(schrumpfen)’ (Vgl. skremp-a-). awn.:

- n (e) (f)

-

Nur PPP skorpinn 'runzelig' (CV). Vielleicht erstarrtes PPP zu einem ursprünglichen Nasalpräsens, das sich in skremp-a- erhalten hat (s.d.).

skarp-a- (adj) 'vertrocknet" — "hart, trocken’ — ‘spröde, scharf" W: awn. skarpr (CV); ae. scearp (BT); afr. skerp; as. scarp H Gn; (das deutsche Wort ‘scharf” gehört mindestens nicht unmittelbar hierher, ahd. sarph!), vgl. H. Kuhn in Festgabe für Kurt Wagner, Gießen, 1960, S. 106-113.

skurp-nö-: awn. skorpna ‘schrumpfen’ (CV). Zur Etymologie vgl. skremp-a-.

*SKERS-A-

(skerr-a-) 'scharren'

----sd

as.: ahd.:

Nur PPP abraditur: ofgiscorran sD. skerran, skar, skurrun, giskorran; "scharren, schaben': O -1 (rhana-); BR 1; GI 1,498,23 radere: abscerran; Gl 1,393,28 eraserit: arscurri; Gl 1,290,11 rasura: kiscorrini; Gl L342,8 defricabitur: kiscorren wirdit; mhd. scherren. skers-on (f): ahd. scerra 'Striegel' Gl 11,373,13 (strigilis).

P 532f. (=); TF 457 (=); K 637 'scharren' (=); Gr VI,S37ff.

ETYMOLOGIE Gm. skers-a-, 'scharren, schaben’ gehört wahrscheinlich zu der Grundlage (s)gers*schaben, kratzen, krempeln', die vielleicht auf (s)ger- ‘schneiden’ zurückgeht (s. sker-a-).

Der

Lautstand

geht etwas auseinander

(lt. a, gm.

e, 's mobile”), so dab

die Etymologie und damit die Bestimmung des gm. Lautstands nicht ganz sicher ist. lt.: lit:

carro, -ere "Wolle krempeln'. — karsià, -ti “Wolle krempeln, Flachs hecheln’.

ai. (M): kasati 'schabt, kratzt’ (Nach Mayrhofer, L 158, 1,190 vielleicht dravidisch).

SKEUB-A-

gt: awn.:

'schieben'

-skiuban, -skauf, —, —; af- ‘verstoßen’, Nicht belegt, nur aschw. skiuva ‘schieben’

+;

skub-a-

gne-d --ef’”s -

skupp

----

Bm. skyve.

-Å)

SKÜD-A- — SKEUT-A-

417

ae.:

scüfan, (-60-), sceaf, scufon, scofen; acc. ‘schieben, verschieben, fördern’: B 1,3,4, cD 1,2,4; Bo -1, A 1,4; Ae I(ü, 20),3; VP -2; RD -1,3, R22; L 2,4; zur Beurteilung des Präsensvokalismus vgl. Sievers-Brunner, L 80, 8 385,

afr.:

skiva ‘schieben’ (nur Präsens).

as.: ahd.:

Nicht belegt, erst mnd. schuven, mnl. scuven, nnl. schuiven ‘schieben’. skioban, skaub, —, giskoban; acc. ‘schieben’: O 2; N -1,4; mhd., nhd. schieben.

bi-: (far-): ga-: te-: unba-: uz-:

ae. ae. ae. ae. ae. ae.

Anm. 2.

'hineinschieben, eindringen’ B cD WH. *wegstoDen' cD; ahd. ‘verstopfen’ N. 'hinauswerfen' L. (f0-) ‘wegstoßen’ cD L. *wegfliegen' cD. ‘schieben, stoßen’ cD Bo VP RD; ahd.

sküb-0-: awn. sküb-eja-: awn. skub-ja-m (n): skub-ila-z (m):

‘'vollstopfen’ N.

skufa ‘schieben, zusammenstoßen’ (Fr) (Wiss 128). skyfa ‘schieben, zusammenstoßen’ (Fr). ae. ge-scyfe 'Geschiebe, Schiebung' (Gr). ahd. skubil “Bolzen, Riegel’ Gl IL760,1 (pessuli).

Mit Intensiv-Gemination: skupp-ja- W: ahd. fer-scupfende ‘flüchtig’ N.

P 955 (mE); TF 470 (mE); F 9 'af-' (mE); V 506 (mE); J 822 (mE); Hh 284 (Vw); K 646 (mE); Gr VI,409f.

Gm.

skeub-a-, trans. ‘schieben’ hat keine überzeugende

SKÜD-A- ? ae:

ae.:

'eilen'

--e---

Nur scüdende ‘eilend’ cD. Reicht nicht aus zum Ansatz eines starken Verbs. Vgl. Hh 284,

SKEUT-A-

awn.:

Vergleichsmöglichkeit.

‘schießen’

-nefsd

skióta, skaut, skuto, skotenn; acc. ‘schießen, schieben’; ‘erschießen’ (Vh 57f. aus uz-); ‘sich jemand entziehen’ (Vh 16 aus and-):E+-,C+:;:G+,PE+, R 1,2,3, S 1,2,4; isl. skjöta, nn. skyta. aschw.: skiuta +; schw. skjuta, dàn. skyde, Bm. skyte. scéotan, scéat, scuton, scoten;

acc. ‘schießen’:

B

1,2, cD

afr.:

Ae 1,244, JE 2, Chr 2,3,4; me. sheten, ne. shoot. skiata, —, —, sketin; acc. 'schicBen, stoßen’; nwír. sjitte.

as.:

Nur skietan *telo sequi! SD;

mnd.

scheten, mnl.

1; Bo

I, A

scieten, nnl. schieten.

1,2,4;

418

SKRAUD-A-

ahd.:

skiozan,

sköz,

skuzzun, giskozzan;

abs.,

acc.

‘schießen,

schleudern':

N +;

mhd. schiezen, nhd. schiefen. bi-: (far-): ga-: te-: — uz-:

ae. 'hineintauchen' WH. ahd. ‘den Vorrang haben’ N. ae. ‘auf etwas losschieBen' B Ae; ahd. ‘schießen’ Gi 11,648,32 (contorquere). ae. (tö-) ‘sich zerstreuen’ Bo Chr. ahd. ‘erschießen’ N.

skeut-a- (adj) W: awn. skiótr *hurtig, schnell’ ++. skaut-ja-m (n): awn. skeyte 'Geschof E C RS. skaut-ja-z (m): awn. skeyter 'Schütze' E. skaut-eja- W: awn. skeyta 'zusammenfügen, zusammenpassen' (M). skut-a-m (n): awn. skot "Wurf, Schuß’ ++; ae. sceot ‘schnelle Bewegung’ Chr, ge‘Geschoß’ (Gr); afr. scot “Wurf, Geschoß’; ahd. (ge-) scoz ‘Geschoß’ N. skut-6-: awn. W skota ‘schieben’ (CV); ae. scotian ‘schnell bewegen, schleudern’ Chr

(Gr);

as. scoton

“ins Kraut

schießen’

sD;

ahd.

scozon

‘schnell

dahin-

schießen’ N; (Wiss 56f.). skut-on (m): awn. and-skote "Gegner” ++. skut-i-z (m): ‘Schuß’: ae. scyte; (BT); ahd. skuz (a-Stamm) (schnelle Bewegung) N. skut-jon (m) ‘Schütze’: awn. skyte E C (fem); ae. scytta LWS III, 246,2; afr. sketta; ahd. skuzzo N. skut-ila-z (m) 'Geschof': awn. skutill (Harpune) (EJ) G; ae. skytel (Gr).

P 955f. (a); TF 467f. (a); Hh 276 (zw); K 648 (a); Gr V1,560-563. ETYMOLOGIE Gm.

skeut-a-, trans., intr. ‘schießen’ gehört wohl nicht zu sgeud- ‘eilen, treiben’,

sondern

zu dem

nur im Baltischen sicher belegten

*sk’eu- ‘schießen, eilen’:

lit.: — $duju (-nu), Sauti ‘schießen, schnell laufen’. Weniger sicher ist der Anschluß von aksl. isungti *herausziehen, zücken’ (Waffe), Sovati vene “überschäumen’.

SKRAUD-Aas.:

‘schneiden’

- - (e) (f) Ps d

ahd.:

Nicht belegt, erst mnd. schroden ‘schneiden’, mnl. on-be-schroden *unbeschnitten’. scrötan, scriot, —, giscrótan; acc. ‘schneiden’: N 1,4; Gi 1,108,38 dempsit: screot; Gl L,281,65 incidit: kiskrerot (Rest der alten Reduplikation?); mhd. schroten, nhd. schroten (stswv).

bi-:

ahd. ‘abschneiden’ G] 11,457,26 (decidere).

SKREI-A- — SKREIB-A-

419

(far-): ahd. *zerschneiden, durchschneiden’ N. skraud-ö-: ae. screadian abschneiden’ (BT), (Wiss 35). skraud-ón (f): ae. screade ‘Stück, Abschnitt’ (BT). Skraud-i-z (m): afr. skred “Schnitt, Beschneidung’ (Holthausen, ‘Schnitt’ N.

L 95); ahd. scröd

P 938-947 (=, Hl); TF 476 (=, Hl); Hh 282 ‘screadian’ (=); K 681 ‘Schrot’ (=, HD; Gr VLS78f. Gm. skraud-a-, trans. ‘schneiden’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Es gehört wohl als vokalische Erweiterung zu (s)ger- 'schneiden' (s. sker-a-), die u-Erweiterungen in anderen Sprachen stehen aber in der Bedeutung zu weit ab, um einen genauen Vergleich zu ermóglichen. Andere vokalische Erweiterungen s. unter skreit-a-. SKREI-A-

‘schreien’ skreik-

afr.:

as.:

-(m-fsd - "n----

skria, —, —, skrien; abs. 'schreien'.

—, —, scriun, —; abs. ‘schreien’ sD; mnd. schrijen, mnl. scrien.

ahd.:

skrian, skrei, skri(r)un, giskri(r)an; abs. ‘schreien’: O 2,3; N conclamata: erscrirena; mhd. schrien, nhd. schreien.

uz-:

ahd. 'aufschreien, ausrufen’

1; Gl 11,775,6

ON.

skrai-a-z (m): ahd. skrei- ‘Geschrei, Gebrüll' N. skrai-ö-: afr. skraja ‘schreien’; ahd. ge-skreion ‘schreien, jammern’

N; (Wiss

15).

Mit k-Erweiterung: (zu den k-Erweiterungen, bzw. Ableitungen, s. Wiss. 29). skrei-k-a (sekundär stv.): schw. skrika, dän. skrige, Bm. skrike, nn. skrike.

P 567-571 (=, HI); TF 474 (a); K 679 (=, Hi); Gr VL565f. Gm. skrei-a-, intr. ‘schreien’ hat keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit. Auf ähnlicher Grundlage sind gebildet air. scréchach 'schreiend', screraid ‘schreit auf’; weiter aksl. skrogstati 'Knirschen'. Vgl. auch skrell-a- und ohne ‘s mobile? hrein-a-. (SKREIB-A-) awn.:

ae.:

'schreiben'

Nicht belegt, nur aschw. skriva ‘schreiben’ skrive.

-nefsd +; schw. skriva, nn. skriva, Bm.

scrifan, scráf, scrifon, scrifen; acc. "bestimmen, vorschreiben’: B 1,2,4, cD +; A 1,3; Ae

1,4; me. shriven, ne. shrive (A 62, 1938, S. 14-16).

420

SKREIT-A-

afr.:

skriva, skref, skrivon, skriven (-e-).

as.:

scriban, —, scribun, scriban; acc. ‘schreiben’: H scriven, nnl. schrijven.

ahd.:

skriban,

MF bi-:

skreib,

skribun,

giskriban;

abs.,

acc.

1,3,4; mnd. schriven, mnl.

‘schreiben,

dichten’:

I 2,3,4,

+; T 1,2,4; O +; BR 4, aD 4; N +4; mhd. schriben, nhd. schreiben.

as. ‘sich kümmern um, sich zurückhalten von’ H.

(far-): ae. ‘verdammen, verhexen’ B (Gr). ga-: uz-:

ae. 'bestimmen' B cD Ae; as. ‘schreiben’ H; ahd. ‘aufschreiben’ MF ahd. ‘vollständig aufschreiben’ O.

ON.

skreib-ön (m): ahd. skribo ‘Schreiber, Verfasser MF N; as. skrivo ‘Schreiber’ sD, (f): ahd. skriba 'Schreiberin' N. skrib-a-m (n): ae. gescrif ‘Vorschrift’ (BT); ahd. gi-scrib ‘Schrift, Beschreibung’ I T O BR aD. skrib-ö-: awn. skrifa ‘darstellen, aufzeichnen, verzieren C G RS. skrif-ti-z (f): awn. skript ‘Darstellung auf einem Teppich’ ++; ae. scrift *Beicht’ Ges,

'Beichtvater'

WH

Bl;

afr. scrift ‘Schrift,

Handschrift

(auch

n);

ahd.

scrift ‘Schrift, heilige —' N. skrif-tön (m): afr. scrifta 'BuDtaxenregister'. P 946f.; V 503; J 1166f.; Hh 283; K 679; Gr VI,567-573. Bei gm. skreib-a-, trans., intr. ‘schreiben’ würde die starke Stammbildung und der Ablaut in den Ableitungen eigentlich auf ein Erbwort weisen, vielleicht mit Bedeutungsbeeinflussung durch It. scribere. Eine Untersuchung der Bedeutungszusammenhänge widerspricht jedoch diesem Befund. Die einzige sinnvolle Etymologie ist die Verknüpfung mit idg. skreibh- ‘kratzen, ritzen’ und diese Bedeutung ist für skreib-anirgends zu belegen. Im Gegenteil, in den Sprachen, in denen es zu dem üblichen Wort für ‘schreiben’ wurde, wird das ritzende Schreiben durch wreit-a- ausgedrückt

(z.B. ahd. bei Otfrid). Die Bedeutung des Englischen schließlich verlangt eine Deutung aus dem It. Sprachgebrauch. Dennoch ist die Erklärung von skreib-a- als Lehnwort nicht unangefochten; vgl. etwa J. Trier, Lehm, Marburg 1951, S. 741. SKREID-A-

'gleiten' s. SKREIP-A-

-SKREIT-A- ‘(reißen)’

g-----

gt:

-skreitan, —, —, —; dis- "zerreifen” trans.

as.:

Das von Gallée, L 100, $ 388 kommentarlos aufgeführte as. skritan (Wörter-

verzeichnis ‘zerreißen’) kann ich nicht belegen. skrit-nö-: gt. dis-skritnan 'zerreiBen', intr.

SKREIb-A-

421

Die starke Stammbildung ist nicht ausreichend belegt (nur Part. Präs.), darf aber wohl aus dem Verhältnis zum intransitiven Verb und der Laut- und Bedeutungsstruktur geschlossen werden.

P 938-947 (mE, HI); F 120 'dis-' (zw). Gm. -skreit-a-, ‘(reißen)’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Nach P zu (s)ger*schneiden', was móglich, aber nicht sehr wahrscbeinlich ist. Auch in diesem Fall keine unmittelbare Vergleichsmóglichkeit vorhanden.

SEREIP-A-

'schreiten'

"n e-s^7 -fsd

skreid-aawn.:

skrida, skreid, skrido, skridenn; abs. ‘schreiten, vorwärtsgleiten (von Schiffen: Schlangen usw.)’; “begehen, beschreiten’ (Vh 24 aus bi-): E +, C 1,2; PE 1,2

R 1, S 1,3; isl. skrida. ae.:

afr.: as.: ahd.:

aschw.: skríóa 1,2,3; schw. skrida, dán. skride, Bm. skride. scridan, scråd, scridon, scriden; abs. ‘gleiten, schweben, schreiten’:

B

1, cD

+3; Chr 1. (Vgl. Weman, L 182a, S. 132-136). Nur Präsens scrida ‘schreiten’. skridan (-d-), skreó, skridun, —; abs. ‘schreiten, gehen, vergehen’: H 1,2,3; mni. scriden, nnl. schrijden. skritan, —, skritun, giskritan; abs. ‘gleiten, schreiten, vergehen’, T halpscritan

*halbvergangen':

O

-4; Hildebrandslied

dD

63 scritan;

GI

1,440,32

transiliebant: ubirscritin; Gl L,124,1 elabe: piscrit ; mhd. schriten, nhd. schreiten. te-:

ae. 'weggehen' (Gr); as. 'zergehen' H.

uz-:

ahd. ‘vergehen’ O.

skraid-a-m (n): awn. skreió ‘Schritt’ (Fr); ae. scridend-scräd 'fahrendes Schiff’ (Gr). skraid-eja-: awn. skreidast *kriechen' (EJ) (M); ahd. skreiten ‘spreizen’ Gl 11,429,13 (divaricare), (Raven 183). skrid-i-z (m): awn. skriór 'gleitende Bewegung cines Schiffs E (M); as. scrid-skoh *Flugschuh' sD; ahd. scrit ‘Schritt’ T. skrip-i-z (m): ae. scrióe "Lauf" (Gr). skrid-a- (adj): ae. scrid ‘schnell’ cD. skrid-a-m (n): ae. scrid "Wagen' cD VP.

skrib-ula- (adj): ae. wid-scridol *weitschreitend' BR. skrid-no-: awn. skrióna ‘gleiten’ PE. P 935-938 (=, Hl); TF 475 (—); V 503 (a); J 831-835 (=, HI); Hh 283 (=); K 680 (=, HD; Gr VL577f. F. Mezger, GR 17 (1942), 94-98 (zur Bedeutung).

422

SKREKK-A- — SKREMM-A-

ETYMOLOGIE Gm. skreip-a-, intr. ‘schreiten’ hat keine überzeugende Vergleichsmöglichkeit. Die Grundlage (s)greit- *drehen, rund' ist kaum die unmittelbare Vorform (wenn auch móglicherweise entfernter verwandt). In der Bedeutung náher stehend (und dem deutschen Lautstand entsprechend?) ist lit.: skrendü, skristi; skriedZiu, skriesti in einer Richtung fliegen, hochfliegen', übertragen

'eilen, rennen, fahren’; daneben

‘einen Kreis zeichnen’

u.ä.

HERLEITUNG Die unerweiterte Basis des lit. Worts liegt vor in lit.: skríeju, skrieti ‘hinfliegen’, übertragen ‘schnell *umkreisen'.

laufen,

eilen,

rennen’

und

Die Wurzel kann gesucht werden in (s)ger- ‘springen’: gr: cxaípo “tanze, hüpfe'. Vgl. auch J. Trier, Beitr. 69 (1947), 425-32. Als Variante ohne 's mobile’ und mit d-Erweiterung cymr.: cerddaf ‘gehe, wandere’. (SKREKK-A-) ahd.:

11

111

===

d

scrikkan ‘springen’ ist bei MF O N ein swv. Später (nach Franck, L 124, 8 185,2 seit dem 11. Jh.) treten auch starke Formen auf (GI 11,28,51; Gl II, 523,20). Diese sekundär starke Flexion erklärt zugleich auch den Lautstand, der für ein stv. an sich unmöglich ist (intervokalisches & im Ahd.; vgl. hierzu bak-a-) Zur Etymologie vgl. P 933ff.; K 679 ‘Schreck’.

SKRELL-A-

awn.:

springen.

-n(e)---

'gellen'

Nicht belegt; aschw. nur Prät. Pl. skrullo ‘sie gellten'.

skrall-atja-: ac. scrallettan *schrillen? (Gr). TF 474; Hh 282. Gm. skrell-a-, intr. ‘gellen’ hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. Vgl. auf ähnlicher Grundlage die Schallverben skrei-a- und hrein-a-. SKREMM-A-

ae:

(?) 'krampfen'

Nur Präsens LWS

II,6,15 scrimme ‘sich zusammenkrampfen’.

„unbe.

Reicht nicht

SKREMP-A- — SKREND-A-

423

aus zum Ansatz eines stv. Gehórt in den Umkreis der unter skrenk(w)-aaufgeführten Wörter dieser Bedeutung. Vgl. P 948f.; TF 474; Hh 283.

SKREMP-A-

*schrumpfen'

(Vgl. skerp-a-2) awn.:

as.: ahd.:

-

-n---

‘rutschen’

- n - - *Ps *”d

skreppa, skrapp, skruppo, skroppinn; abs. "ausrutschen, sich zurückziehen’: (D) 1,2,3; (CV) 4; C 3, (EJ) 2; isl. skreppa; auf eine ältere Form des PPP weist nach Noreen, L 27, $ 490, Anm. 4 skorpinn 'runzelig' (und wohl auch skorpna 'runzelig sein’). Dies sind jedoch möglicherweise Bildungen einer unnasalierten Grundlage. Nicht belegt, erst mnl. schrimpen 'verschrumpeln'. Nicht belegt, erst mhd. schrimpfen ‘schrumpfen, rümpfen, schrumpeln'.

P 948f.; TF 474; V 503; J 843ff.; Hh 174 'hrimpan ; K 681f. ‘schrumpfen’. ETYMOLOGIE Gm.

skremp-a-,

abs.

‘rutschen,

schrumpfen’

kann

unter

der

Voraussetzung,

daß

die ursprüngliche Bedeutung *zusammenkrümmen' ist (wenn man ausrutscht, krümmt man sich) verglichen werden mit (jeweils ohne Nasal): lit.: — skirbsti, skifbti 'schrumpfen'. "Ps: russ skorbnute *welken, zusammenschrumpfen'. Gehört weiter zu der Bedeutungsgruppe 'krampfen — schrumpfen’, vgl. hremp-aund skrenk(w)-a-.

SKREND-Aahd.:

te-:

'klaffen

|. |



1

===> d

skrintan, skrant, —, (gi-) skruntan; abs. 'bersten, sich spalten': N (-nd-) 1; Gi 11,488,49 nec fatiscit: ne scrant; Gl 1,338,6 attrita frons: scruntaner endiluz ; Gl 1,455,28 interruptum: gascruntan; mhd. schrinden. — ahd. ‘sich zerspalten’ N.

skrund-on (f): ahd. scruntun: rimas Gl 11,452,12 ‘Spalt’. skrund-usjo (f): ahd. scruntussa 'Spalt Gl 11,663,1 (rima). P 938-947 (mE); TF 473f. (mE); K 682 ‘Schrunde’ (oE). Gm. skrend-a-, intr. *bersten' hat keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. in der Bedeutung zu weit ab, um zu (s)ger- 'schneiden' gestellt zu werden,

Steht

424

SKRENG-A- — SKRENKW-A-

SKRENG-Aae.:

—scringan ‘schrumpfen, verdorren' ist eine seltene Nebenform zu scrincan ohne selbständige Bedeutung. Vgl. for-scrang (BT), R2 gi-scrungen, L gi-scriungon.

SKRENK{W)-Aawn.: ae.:

--e---

'schrumpfen'

‘schrumpfen’

-ne-*s-

Nicht belegt, erst nn. skrekka 'einschrumpfen'. aschw.: skrunken “geschrumpft. scrincam,

scranc,

scruncon

(-iu-),

scruncen

(-iu-);

(Nebenform

scringan,

s.

skreng-a-) abs. ‘schrumpfen, verdorren': A 4; Ae -2,4, JE -4, Go -1; L 1,3,4, RD -1,4, R2? -4; me. shrinken, ne. shrink.

as.:

Nicht belegt, erst mnl. schrinken

‘sich zusammenziehen'.

(far-): ae. ‘schrumpfen’ Ae JE Go L. ga-: ae. 'schrumpfen, eintrocknen' L RD. Der Lautstand -kw- wird erschlossen aus norw. skrekka und der Parallele hrenkw-a-.

P 935-938; TF 473; V 505 ‘skrukka’; J 831f.; Hh 283. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. skrenk(w)-a-, intr. 'schrumpfen' ist eine der gm. Bildungen mit der Bedeutung ‘krampfen — schrumpfen’, die auf einer Grundlage (s)ger- aufgebaut und in der Regel nasaliert sind (vgl. skreng-a-, skremp-a-, skremm-a-, hremp-a- und hrenkw-a-). Sie reihen sich ein in eine größere Gruppe gleicher Bedeutung, zu der noch kremp-a-, klemp-a-, kleng-a- und, mit anderer Stellung des Nasals, snerk-a- und snerp-a- gehóren. Diese Verben zeigen alle den kompliziertesten Erweiterungstyp (vgl. die Aufstellung in Kapitel IV, Typus 6). Obwohl diese Bildungen Entsprechungen in den außergermanischen Sprachen haben, ergeben sich nur selten genaue Vergleiche. Im folgenden sind nur solche Wörter aufgezählt, deren Bedeutung einen Anschluß nahelegt; vieles andere bei P. Die Form skrenk(w)-a- selbst hat nur Vergleichsmöglichkeiten ohne 's mobile' (und wechselndem Auslaut): (osk.) (H): krenkatrum: cinctum (*greng-?). gm.: S. hrenkw-a- und hreng-a-z (m) ‘Ring’ in awn. hringr, ae. hring, afr. hring, as. hring, ahd. ring. (aksl.): krggo ‘Kreis’. Die Wurzelform (s)ger- kann gesucht werden in: (av.):

skarana- *'rund'.

Als Variante ohne 's mobile’ und mit "u-farbiger Schwundstufe’:

SKREP-A- — SLAH-A-

425

(lt): curvus ‘gekrümmt, gewölbt”. (mir.): cor *Drehung, Kreis’. (gr.: Kuprös 'gewólbt, gerundet’ (zu Kopwvög ‘gekrümmt’ vgl. Frisk, L 155, S. 927f.). Labialerweiterungen: s. gm. skremp-a- und hremp-a-, sowie weiteres im BaltischSlavischen und Griechischen. Vokalische Erweiterungen: gr-ei-w- (balt., sl); qr-eu-k- (balt., sl, ai.); gr-und-

(kelt.). Vgl. weiter die Variante mit anlautendem idg. g- unter kremp-a-.

SKREP-A-

'schaben'

- (n) e - *Ps (d)

(Vgl. skerp-a- 1). ae.:

screpan, Scræp, —, screpen; abs., acc. 'schaben, kratzen’: LWS 'schabe', LWS 11,270,3 bescrepen ‘geschabt’; Ae -2; R? 1,

as.:

Nicht belegt, erst mnl. schrepen 'schaben, abschaben'.

bi-: uz-:

ae. 'schaben' LWS. ae. 'abschaben' Ae.

11,38,30 screp

skrep-on (f): ae. screpe "Schaber, Striegel' OET. skrap-ü-: awn. skrapa 'kratzen' (CV); ae. scrapian 'kratzen' (BTS); mhd. schraffen *schrópfen' ; (Wiss 11). Vgl. ahd. screfunga ‘Einschnitt’ Gl 11,257,11 (incisio).

P 938-947 (=, HI); Hh 282 (=). ETYMOLOGIE Gm.

skrep-a-, intr., trans. ‘schaben, kratzen’ gehört zu den Bildungen mit der Be-

deutung 'scharren, kratzen', die auf sgr- + Labial zurückgehen und in der Regel zu sqer- ‘schneiden’ gestelit werden. Mit dem Gm. vergleichen lett.: skrabt ‘kratzen, schaben, meißeln, aushóhlen'.

*Psj.:

sich unmittelbar:

russ. skresti, skrbu "kratzen, schaben’.

Als Variante ohne ‘s mobile’:

cymr.: crafu ‘kratzen, reiben’. lit: — krapstyti ‘kratzen, scharren, reiben’ (mit -p). Vgl. skerr-a-. SLAH-A-

gt:

‘schlagen’

slahan, sloh, slohun, —; acc. ‘schlagen’.

gnefsd

426 awn.:

SLAH-Aslå, sló (slera), slögo (slero), slegenn; acc. ‘schlagen, töten, schmieden, treffen’;

*beschlagen, ausschlagen’ (Vh 22 aus bi-): E 1,2,4, 1,2, S 1,2,4; urn. PPP s/aginaR; isl. slå, nn. slå.

C 4-; G

1,4, PE

+, R

aschw.: slå +; schw., dän., Bm. s/å.

ae.:

slean, slög, slögon, slagen (-æ-); acc. ‘schlagen, erschlagen’: Bo +,A

afr.:

+; Áe +, JE 1,2: VP +, R! I; L +, RD

B +, cD

+;

+, R? +; me. sion, ne.

slay. slå, slöch, slögon, slagen (slegin, slein); acc. ‘schlagen, töten, prägen’; nwfr. slaen.

as.:

slahan,

slög, slögun,

slagan;

ahd.:

slan, mnl. slaen, nnl. slaan. slahan, sluog (-h), sluogun, gislagan schlachten': I 2,3,4, MF

acc.

'schlagen,

töten’:

H +,

Gn

1,2,4;

mnd.

(-h-); abs., acc. ‘schlagen, erschlagen,

—; T +;01,2,3;

BR

1,4, aD

1; N +; mhd. slahen,

nhd. schlagen. bi-:

(far-) gate-:

ae. 'berauben'

cD

Ae;

aft. *beschlagen,

entscheiden’;

ahd.

‘schlagen,

unter-

gehen, verstopfen’ Gl 1,522,6 (oppilare). 'erschlagen': ae. cD Bo; afr.; ahd. (hinzufügen) Gl 1,4,23. ‘schlagen’: ae. (erkämpfen, schmieden) B cD Ae L RD; ahd. (Gold zu dünnen Bláttern —) N. ae. ‘zerschlagen’ Chad; as. ‘zerschlagen, zerstören’ H; ahd. ‘zerschlagen’ G1 1,252,17 (truncare).

uz-

‘erschlagen’: ae. Bo L; as. H Gn; ahd. ++.

slag-a-m (n): awn. s/ag ‘Schlag’ C G. slag-o (f) ‘Schlag’: ae. män-slagu *hinterlistiger Schlag’ cD, moróor- ‘Mord’ R2; as. höf-slaga 'Hufspur' H; ahd. slaga N. slag-ö-: ahd. slagon *klatschen* Gl 1,383,25, hant- dsl. MF, hals- “einen Faustschlag versetzen’ O. slag-ön (m) ‘Mörder’: ae. (man-) slaga cD JE Go L; afr. mon-slago; as. man-slago sD; ahd. man-slago MF T O. slag-on (f): ae. mon-slago ‘Mord’ L; afr. man-slaga ‘Mord’. slag-i-z (m) ‘Schlag’: gt. slahs (Ohrfeige); awn. slagr (CV); ae. slege cD Co Chr; afr. slei; as. slegi H; ahd. slag T (hant- 'Backenstreich') O N aD. slag-jo (f): ae. slecg “Vorschlaghammer’ Co. slag-jön (f): awn. sleggja 'Vorschlaghammer' (EJ) R. (m): ahd. man-slekko ‘Mörder’ N. slag-ila-z (m): ae. slegel ‘Plektrum’ (BT); ahd. slegel ‘Schlegel’ G1 111,170,40 (percussorium).

slah-ala- (adj): gt. s/ahals 'Raufbold'. slag-atja-: ahd. slagezen ‘Beifall klatschen, frohlocken’ slag-itja-: ac. slecgettan 'beben' LWS

11,220, 18.

N, (Raven

190).

SLEIB-A- — SLEID-A-

427

slah-ta-z (m): awn. slättr ‘Mahd’ (CV). slah-tö (f): afr. mon-slahta “Totschlag’; as. man-slahta “Tötung’ H; ahd. slahta 'Gemetzel” O BR aD N, ‘Abkunft, Geschlecht ON.

slah-ta- (adj): ahd. gi-slaht ‘eigentümlich’ O N. slah-ton (f): awn. slåtta 'Máhen, Máhzeit' (CV). slah-ti-z (£D; ahd. man-slaht ‘Totschlag’ T N, Simplex in Gl 11,475,46 slahten; ac. man-slyht ‘Mord’ Go WH, wæl- ‘Gemetzel’ B Chr.

stragibus:

slah-tra-m (n): awn. siatr "Fleischspeise' (EJ) PE. slah-tron (f): awn. slatra ‘Schlachten’ E PE. slog-i- (adj) W: awn. slögr ‘schlau, verschlagen' E C RS. slög-i-z (m): awn. sløgr “Vorteil’ (M). Außerhalb der Ablautreihe steht: sluh-ti-z (f): gt. slauhts "das Schlachten’, P 959 (=); TF 533f. (zw); F 436 (2); V 512 (=); I 920ff. (=); Hh 298 (=); K 652 ‘Schlag’ (=); Gr VL,762-783; Dorothea Ader, Studien zur Sippe von d. ‘schlagen’, Diss. Münster, 1958. ETYMOLOGIE Gm. slah-a-, trans. (intr.) ‘schlagen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Frage kommt: (mir.): s/acc ‘Schwert’, slahta ‘geschlagen’ (beides spärlich belegt).

In

Auf *sleig- gehen wohl zurück: mir.: gm.:

sligid “schlägt, verfällt, besiegt’, (oder *sleg-jo-?). ae. sliccan ‘schlagen’ (BT), (oder Intensivum *slekk-ja-?).

SLEIB-Aae.:

(/-f) ‘spalten’

--e---

Nur to-slåf ‘spaltete’ (BT); später auch me. slifan ‘spalten’.

P 923-927; TF 539; Hh 299, Gm. sleib-a- ‘spalten’ geht wohl auf die gleiche Grundlage wie sleit-a- zurück. Genauer vergleichbar ist vielleicht lit. sklimbas 'abgeschnittenes Stück Brot’ oder sklypüoti 'zerstückeln' ; weshalb der gm. Auslaut durch die Etymologie nicht genauer bestimmt werden kann. SLEID-A-

‘gleiten’

-(n)e--*d

ae.:

slidan, slåd, slidon, sliden; abs. ‘gleiten, ausgleiten, einen Fehler machen, vergehen’: (Gr) 1,4; A 1; Ae 1,4; VP 4; (BTS -2,3); me. sliden, ne. slide.

ahd.:

Nicht belegt, erst mhd. sliten ‘gleiten’ (aber nur einmal).

428 uz-:

SLEIK-Aae. ‘ausgleiten’ (Gr) Ae VP.

slid-i-z (m): ae. slide *Fehltrit VP (Gr). slid-ón (m): awn. sledi ‘Schlitten’ E G; ahd. slito ‘Schlitten’ Gl 1,460,2 (traha). slid-ra- (adj): ae. slidor ‘schlüpfrig’ (Gr).

P 960f. (=); TF 539 (=); V 514 ‘sledi’ (=); J 922f. (=); Hh 298 (=); K 658 'Schlitten’ (=); Gr VI,792. ETYMOLOGIE Gm. sleid-a-, intr. ‘gleiten’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe *schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. gleid-a-), ist aber verhältnismäßig gut vergleichbar: lit.: — slystu, slysti ‘gleiten, rutschen’. aksl.: sléd» (m) ‘Spur’, sléditi ‘folgen, aufspüren'. gr: (mit unklarem Lautstand): óA1o0ávo ‘gleite, gleite aus’. ab: srédhati ‘macht einen Fehler (beim Opfer)". Weiteres s. unter sleik-a-.

SLEIF-A-

‘spalten’ s. SLEIB-A-

SLEIK-A-

‘schleichen’

(g) (n) (c) (f) *”s d

ahd.:

slikhan, sleih, slihhun, gislihhan; abs. ‘schleichen, langsam gehen’: O 1,2; BR -1,4; Gl 1,662,9 subripuerunt: untarslihun; mhd. slichen, nhd. schleichen.

as.:

Nicht belegt, erst mnd. sliken ‘schleichen’.

(an-): ahd. “heimlich entfliehen’ O. (far-): ahd. 'heranschleichen' O (—). ga-: ahd. ‘sich wohin schleichen’ O (—). sleik-a- (adj) W: ae. slic ‘schlau, glatt’ (BT). sleik-ön (f): ahd. plint-slihho *Blindschleiche' sleik-ja-: awn. sliki-steinn 'Schleifstein' (Fr). slaik-eja-:

ahd.

in-sleichen

'unterschieben'

Gl 1V,35,36 (cecula). Gl

11,107,30

(subintroducere),

(Raven

190) (—). slaik-on (f): ahd. sleicha ‘Schlitten’ Gl 11,627,20 (traha), plint- 'Blindschleiche" Gl 1V,45,36 (cecula).

slik-i-z (m) W: ahd. slih *Furche' N. slih-ta- (adj) ‘schlicht, glatt" W: gt. slafhts; awn. sléttr E C PE; ae. -sliht (BT); afr. sliuht; as. sliht sD; ahd. sleht TON BR.

429

SLEIP-A-

P 662 ff. (=, Hl); F 436f. ‘slaihts’; V 515 ‘slika’ (=); J 729ff. (=, HI); Hh 298 (=); K 655 (=, Hl); Gr VI,784ff. ETYMOLOGIE Gm. sleik-a-, intr. ‘schleichen’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. gleid-a-). Die Belege weisen einerseits auf eine Analyse slei-/*sel- (allerdings schlecht belegt), andererseits auf eine Grundlage (sMei- mit ‘s mobile’. In der zweiten Gruppe ist die Bedeutung 'klebrig, schleimig’ und ähnliches stark vertreten. Vielleicht handelt es sich tatsächlich um eine einzige Sippe, vielleicht aber auch um Wurzelmischung, mit */ei- ‘kleben, schleimig sein’.

etwa

*slei- ‘schleichen,

kriechen’

Gm. sleik-a- läßt sich unmittelbar vergleichen mit: air.: fo-slig “überschmiert’. (aksl.): sipzeko *schlüpfrig, glatt’. (gr.): Aiyönv ‘oberflächlich berührend, streifend'. Von der gleichen Basis können gebildet sein gm. sleid-a- (auch balt., sl., ai.) und gm. sleip-a- (auch gr.). Von einer Basis sleu- können gebildet sein gm. sleup-a- (auch It.) und sleuk-a- (auch balt.). Nasalierte Formen s. unter slemp-a-, slent-a- und slenk-a- (wohl auch slend-a-). Die Wurzelstufe *se/- kann gesucht werden in: lit.: ab:

sel, seléti ‘schleichen, leise auftreten’; und, lautlich —tsariti ‘schleicht an’; av. srvant 'anschleichend'.

SLEIP-A-

‘schleifen’

unklar,

- (n) (e) f *"s d

afr.: as.: ahd.:

s/ipa 'schleifen' (nach Holthausen, L 95, ich kann es nicht belegen). Nicht belegt, erst mnl. slipen, nnl. slijpen ‘schleifen’. slifan, sleif, sliffun, gisliffan; abs. ‘schleifen, vergehen, zerfallen’: O 2; N 1,2,4; GI 1,325,13 laxe ne fluerentur: ni zislifin; mhd. slifen, nhd. schleifen.

(an-): bi-: ga-: te-: —

ahd. ahd. ahd. ahd.

uz-:

*ausgleiten”. 'ausgleiten' Gl 1,572,25 (labi). 'abgleiten von, sich losmachen' N. ‘zerfallen, zugrundegehen’ N.

ahd. 'auffahren' Gl 11,228,53 (resilire).

slaip-a- (adj): awn. sleipr ‘schlüpfrig’ (Fr). slaip-eja-: afr. slepa ‘schleifen, schleppen’ (Holthausen, L 95); ahd. be-sleifen 'zugrunderichten' Gl 11,361,20 (labefacere), (Raven 190). slaip-jo (£): ahd. s/eipfa *Holzrutsche' N.

430

SLEIT-A-

slip-i-z (m): ahd. siipf ‘Fehltritt’ N, slip-ja- (wohl Intensiv-Bildung): ahd. slipfen ‘ausgleiten’ O (be-) aD N, (Raven 191f.). slip-ra- (adj): ae. slipor ‘glatt’ DH; ahd. s/effar ‘steil’ Gl 11,329,74 (proclivus).

P 662ff. (=, HI); TF 539 (=, Hl); V 514 ‘sleipr’ (=); I 729ff. (=, HI); Hh 299 'slipor' (=); K 655f. (=, Hi); Gr V1,807-810. Gm. sleip-a-, intr. ‘schleifen’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. sleik-a- und gleid-a-). Genau läßt sich vielleicht vergleichen gr. 6Aıßpöv 'schlüpfrig'.

SLEIT-Aawn.:

(+- sgleid-?) "zerreiBen”

slita, sleit, slito, slitenn;

acc.

-nefsd ‘reißen,

brechen,

vernichten’;

‘zerreißen’

(Vh

31 aus dis-); ‘verbringen, verbrauchen’ (Vh 33 aus fra-): E 1,2, C 4-; G 1, PE 1,2,4, R 1,2,4, 8 1,2,4; isl. slita. ae.:

aschw.: slita +; schw. slita, dán. slide, Bm. slite. slitan, slät, sliton, sliten; abs., acc. 'zerreiBen, quälen’:

afr.:

1,2,4; Ae 1,3,4, JE 1; VP -2,3,4, R! 1,2; L +, RD -1,4, R2? 1,2,4; me. sliten, ne. slit (swv). slita, —, —, sleten; acc. 'abtragen, ungültig erklären, einreißen, ausreißen’;

as.:

nwfr. slite. slitan, slet, slitun, slitan; acc. *schleiBen,

ahd.:

H +;

sliten, nnl. slijten. slizan, sleiz, —, gislizzan; acc. 'zerreiBen': T 1,2,4; O slizen, nhd. (ver-) schleißen.

(far-): as.

te-:

spalten’:

‘zerreißen,

verbrauchen’,

intr.

‘vergehen’

‘zerstören, spalten’: ae. (Gr) OET; ahd.

slit-ula- (adj) W: ae. bæc-slitol “Verleumder’ WH.

ahd.

mnd.

1; Bo2,

A

sliten, mnl.

1,2,4; N -1,4; mhd.

‘verschleißen’

O

N.

TO.

slait-ön (f): awn. s/eita “Ausfiucht’ (EJ) (Fr). slait-eja-: ae. slætan ‘jagen mit Hunden’ (BT); ahd. (vellicare), ze- *auseinanderreißen’ N, (Raven slit-a-m (n): awn. slit "Trennung" G (M) E (flaumhältnisses’) PE (sifja- ‘Bruch der Sippe’); ae. slit "Schlitz, Bruch’; ahd. gi-sliz *Zwiespalt' T slit-0-: awn. slita ‘zerreißen’ (Fr). slit-i-z (m): ae. slite 'BiB, Bruch’ Go R! (Gr); ahd. slit-ja-: ahd. slicen ‘schlitzen’ Gl 1,673,49 (vellicare). slit-ja-m (n): awn. slitti '"Fetzen' (Fr). slit-no-: awn. slitna ‘zerreißen, zerbrechen’ ++.

H;

B 2, cD

sleizan ‘zerreißen’ Gl 1,600,26 190). ‘Bruch eines Freundschaftsverlah-slit *Rechtsbruch' Ges; afr. O. sliz ‘Spaltung, Zerstörung’ N.

SLEKW-A- — SLEMP-A-

431

P 923-927 (=, HI); TF 5381. (zw); V 516 ‘slir’ (a); J 845-850 (—, HI); Hh 299 (=); K 656 (=, HI); Gr VI,815-819. ETYMOLOGIE Gm. sleit-a-, trans. (intr.) ‘zerreißen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. der Bedeutung etwas abstehend ist lit.:

In

skleidZiü, skleisti ‘ausbreiten, platzen, zerfließen’.

Falls zugehörig, würde dies den ursprünglichen Anlaut auf sg!- festlegen. HERLEITUNG Von der gleichen Basis ist vielleicht s/eib-a- gebildet (s.d.). sich eine Wurzelform sqel- ‘spalten’ nachweisen: mir.: scoiltid ‘spaltet, trennt’ (*sgol-t-). lit.: skeliü, skelti ‘spalten’. heth.: iskallai- ‘zerreißen, aufschlitzen'.

SLEKW-*Aawn.:

'(erlóschen)

Für den Anlaut sqg/- läßt

-Dn----

Nur PPP siokenn ‘ausgelöscht’ S G (Fr). aschw.: slukinn 'erloschen'.

slakw-eja-: awn. sløkkva ‘löschen’ C G R S (EJ). slukw-nö-: awn. s/okna 'erlóschen' EG RS. P 962f.; TF 533; V 518; Hh 298 'sleac'. Gm. slekw-a-, ‘erlöschen’ ist nur aus einem PPP (und dem zugehörigen Kausativum) zu erschließen. Eine einwandfreie Etymologie besteht ebenfalls nicht, da der Anschluß an die Basis *sie- (vgl. slæp-a-) wegen des Vokalismus schwierig ist.

SLEMP-Aawn.:

‘gleiten’

-n----

sleppa, slapp, sluppo, sloppenn; abs. ‘gleiten’; ‘entgleiten’ (Vh 16 aus and-): E2; R 2,4; (D) 1,3; isl. sleppa. aschw.: slippa 'entschlüpfen' +; schw. slippa, dän., Bm. slippe.

slamp-eja-: awn. s/eppa 'gleiten lassen, verlieren' (M). P 656f. (a); TF 537f. (a); V 515 (a); J 752-755 (a).

432

SLEND-A- — SLENGW-A

Gm. slemp-a- ‘gleiten’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. sleik-a- und gleid-a-). Vielleicht unmittelbar als Na-

salierung zu sleip-a- gehörig, SLEND-A-

'verschlingen

g---sd

gt:

-slindan, —, —, —.

as.: ahd.:

Nur Prät. Sg. farsland 'verschlang' sD; mnd. mnl. s/inden, nnl. ver-. slintan, slant, sluntun, gisluntan; acc. ‘verschlingen’: MF 1; T -1; O -2,3,4; N +; aD -1; mhd. slinden, (nhd. verschlingen als mundartliche Lautentwicklung?).

(far-) fra-:

'verschlingen': as. sD; ahd. T O aD N. gt. 'verschlingen'.

slend-on (m): ahd. slinto *Fresser' Gi 1,122,30 (vorax). slund-a-z (m): as. sjund ‘Schluck’ sD; ahd. s/unt ‘Schlund, Gaumen’

N.

P 960f. (=); TF 536£. (=); F 164. 'fra- (zw); K 658 'schlingen 2’ (zw); Gr V1,797ff. v. Windekens, Leuvensche Bijdragen 33 (1941), 3.

ETYMOLOGIE Gm. slend-a- 'verschlingen' schließt sich wohl an die gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ an. Die Bedeutungen 'schlingen' und ‘gleiten’ gehen häufig nebeneinander her. Unmittelbar zu sleid-a- als Nasalierung? Zu vergleichen könnte sein (ohne *s mobile’) lit. /fsti, lendà *kriecben'.

SLENG-A-

SLENGW-Aawn.:

ac.;: as.: ahd.:

'verschlingen' s. SLEND-A-

‘gleiten’

-ne-*sd

slyngva (-ja, -ø-), slong, slungo, slungenn; acc. “schwingen, schleudern’, PPP auch ‘verschlungen’; *bespritzen, umsprühen’ (Vh 21 aus bi-): E 2,3,4, C 2,4; PE 1; nn. slenga. aschw.: sliunga ‘schleudern’ 1,3,4 (auch swv); Bm. slenge. Nur Prät. Sg. slang: inrumperet (BTS); (ne. sling aus dem Awn.?). Nicht belegt, erst mnd. slingen ‘sich winden, kriechen’. slingan, —, slungun, gislungan; abs. ‘verfallen, vergehen’; zuo- ‘zufallen, zuteil werden’: N 1,3,4; mhd. slingen, nhd. schlingen.

SLENK-A- — SLENT-A(an-):

433

ahd. “entschlüpfen, entgehen’ N.

slengw-ö (f): afr. slinge ‘Schleife’; ahd. s/inga ‘Schlinge’ Gl 1,401,59 (funda). slangw-ön (f): ahd. slango ‘Schlange’ Gl 1,318,56 (coluber). slangw-i-: ahd. slengistain 'Schleuderstein' Gl 1,70,39 (calculus). slangw-eja-: awn. sløngva 'fortschleudern' E; ahd. slangen ‘werfen’ Gl 1,194,35 (iactare). Die Bedeutung dieser Sippe ist schwer zu fassen. zufallen' mit absoluter

Konstruktion;

Deutlich sind: ‘fallen, zerfallen,

‘schwingen,

schleudern’

mit Akkusativ;

da-

neben ‘gleiten’ und *schlingen”.

P 961f. (mE); TF 536 (mE); V 518 (mE); J 930f. (mE); Hh 299 (mE); K 658 (mE); Gr VL,794 ff. Gm. slengw-a-, intr. ‘gleiten’ (7), trans. ‘gleiten lassen’ (7) hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Es ist wohl ähnlich zu beurteilen wie slenk-a- (s.d.).

SLENK-A-

awn.: ae.:

‘schleichen’

- n e *Pf *Ps -

Nur aschw. slank *schlich' ; schw. slinka ‘schlüpfen’. slincan, —, sluncon, —; abs. ‘kriechen’: DH

1, Al 3 (scluncon); me. slincen,

ne. slink. afr.:

Nicht

belegt,

erst nwfr. slinke

“vermindern,

abnehmen’.

as.:

Nicht belegt, erst mnd. slinken ‘abnehmen’, dem Friesischen oder umgekehrt?).

nnl. slinken

‘abnehmen’

(aus

P 959f. (a); TF 535f. (a); Hh 299 (a). ETYMOLOGIE Gm. slenk-a-, intr. ‘schleichen’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (Nasalierung zu sleik-a-?). Als Auslautsvariante vergleicht sich (sleng-): mbret. lener 'schleichend' (nach Pokorny). lit.:

slenku, slifikti 'kriechen,

schleichen’

(nach

A.

Senn,

Sprache

5,

1959,

182-

186 aus dem Ndd. entiehnt).

SLENT-A- 'gleiten' awn.:

Nur slatt ‘glitt’ (Fr). aschw.: slinta 1,2; schw. slinta.

lant-eja-: awn. sletta ‘werfen, spritzen’ (Fr).

-p----

434

SLÆP-A-

P 960f. (=); TF 536 (=); V 515 (zw); J 93Lf. (oE). Gm. slent-a-, intr. ‘gleiten’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. s/eik-a- und gleid-a-). Für eine Etymologie kommen die gleichen Möglichkeiten wie bei s/end-a- in Betracht.

SLÆP-A- ‘schlafen’ gt: ae.:

afr.: as.: ahd.:

g-efsd

slepan, saíslep (saízlep), saislepun (-z-), —; abs. 'schlafen', ana- 'einschlafen'släpan (-&-), slep, slépon, slåpen; abs. ‘schlafen’: B 1; (Gr) 1,2,3; Bo 1,3, A 1,3; Ae 1,2,3; LWS 1112,17 aslapen ‘gelähmt’; auch swv (jan- und ö-), besonders anglisch; me. slepen (stswv), ne. sleep (swv). slépa, —, —, -slöpen; abs. ‘schlafen’; nwfr. sliepe (swv mit st. PPP). släpan, —, —, -släpan; abs. ‘schlafen’: H 1,4; mnd., mnl., nnl. slapen. slåfan, sliaf, sliafun, -slåfan; abs. ‘schlafen’: I 1, MF 3; T 1,3; O 1,2; BR 1, aD1;

N 1,2,3; Wi -4; mhd., nhd. schlafen.

(an-)

‘einschlafen’: ae. Bl; ahd. T N.

bi-: — (far-): ga-: uz-:

afr. *beschlafen'. ahd. ‘verschlafen’ N. gt. “entschlafen’. ae. (à-) 'schlåfrig sein’ (Gr); as. 'entschlafen' H.

släp-a-z (m) ‘Schlaf’: gt. sleps; ae. slæp ++; afr. siep; as. släp H; ahd. slaf Y O BR aD N. sl&p-o-: ae. släpian *schlåfern* (Wiss 35). slæp-jö-: ahd. slåpfon ‘schläfern’ N. slæp-dn: as. gi-släpo 'Schlafgenosse' sD. slap-jon (f): ahd. ge-slåpfa ‘Schlafgenossin’ N. slæp-ula- (adj): ‘schläfrig’: ae. s/àpo! WH BR DH; ahd. slåfal BR. slap-a- (adj): ahd. slaff 'schlaff” Gl IV,53,30 (deses), BR.

P 655ff. (=); TF 537 (=); F 437f. (=); Hh 297 (=); K 651f. ‘Schlaf’ (=); Gr VI, 799-804. ETYMOLOGIE Gm. slæp-a-, intr. ‘schlafen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Am nächsten steht (mit der allgemeineren Bedeutung ‘schwach werden, schlaff werden) auf einer Grundlage *slåb- (allenfalls *slöb-): lit.: slobstü, slöbti ‘schwach werden’. (aksl.): slabe ‘schwach’.

SLÜK-A- — SLEUP-A-

435

HERLEITUNG

Auf eine entsprechende Basis (lt.): laxus 'schlaff”; langueo, (air.): lac 'schlaff, schwach’. (gm.): slak-a- 'schlaff" in awn. (lett.): /egans *schlaff". gr: Afyo 'hóre auf, lasse *nachlassen”.

kann zurückgehen (s)/eg- 'schlaff, matt sein’: -ui “bin schlaff'. slakr (CV); ae. sleac

B WH; as. slak H; ahd. s/ah N.

ab’; hom.

weist auf Anlaut s/-; Aayyótjo

àáXAnktóc

- Pp - - "sed

*"SLÜK-A- ‘schlucken’ awn.:

Nicht belegt, erst nn. sluka, schw. slüka, Bm. slüka ‘schlucken, verschlingen' (entlehnt?).

as.:

Nicht belegt, erst mnd.

slüken, nnl. sluiken ‘schlucken’.

ahd.:

Nicht belegt, erst mhd. schlochen 'geschlichen").

schlüchen ‘verschlingen’ (nur Präsens und PPP ge-

slük-a-z (m): ahd. s/äh ‘Schlund’ N. slük-on: ahd. slühho “Verbraucher’ Gl 1,122,31 (consumptor).

P 964 (—); TF 540 (—). ETYMOLOGIE Gm. slük-a-, intr. (schleichen), trans. ‘schlucken’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. gleid-a-). Etymologisch vergleichbar sind unter einer Grundform (s)/eug-/sleuk- ‘gleiten, schlucken’: mir.: sluicid 'verschlingt, verschluckt’ (*sleuk-). lit.: — S$liauzin, SliaüZti "kriechen, schleichen’. Ohne 's mobile':

*Ps],:

bulg. lézgam se 'Schlittschuh laufen, gleiten’; poln. /kac 'schluchzen'.

gr. (H): Aoc “habe den Schluckauf, schluchze’. SLEUP-A-

Bt: ae.: afr.:

‘schleichen’ slüp-a-

gí()n- -d - - e*£% -

slupp-

- - - - -Å)

sliupan, slaup, slupun, —; abs. ‘schleichen, schlüpfen’. slüpan, sleap, slupon, slopen; abs. ‘schlüpfen’: cD 1,2,4; Bo 1,3,4, A 1,4; Ae 4. Nicht belegt, erst nwfr. slåpe.

436

as.: ahd.:

SLEUT-A-

Nicht belegt, erst mnd., mnl. slåpen, nnl. sluipen ‘schleichen’. sliofan, slouf, sluffun, gisloffan; abs. ‘schlüpfen’: O 1; N 1; Gl IV,332,43 inseruit: anagislouf (Steinmeyer will hier -sloufta lesen); Gi 1,308,29 emergebant: uzsluffun; Wi gisloffan; mhd. schliefen.

(far-): ahd. “heimlich einschleichen’ N. te-: ae. ‘verlieren’ WH, “auseinanderreißen’ cD. uz- — 'herausschlüpfen': ae. cD; ahd. Gl 1,118,7 (exilire). slaup-i-z (m): ahd. ana-slouf ‘Anzug’ N.

slaup-ja-m (n): ahd. uber-sloufe "Uberwurf, Mantel’ N, slaup-eja-: gt. af-slaupjan 'abstreifen, ablegen’; ae. sliepan 'überstreifen' (Gr); afr. slepa 'umlegen'; as. slöpian 'losmachen' H; ahd. sloufen 'hineinschlüpfen lassen' N, (Raven 192). slup-a-z (m): awn. sloppr ‘Überwurf’ (Fr); ae. ofer-slop ‘Stola’ L. slup-i-z (m): ac. ofer-slype 'MeBgewand' (BT).

slup-jön (f): awn. slyppa "Uberwurf” (Fr). Mit Intensiv-Gemination: slupp-ja-: ahd. int-slupfen 'entschlüpfen,

entwischen'

O, (Raven

192).

P 963f. (=); TF 542 (zw); F 438 (=); V 517 'sloppr' (=); Hh 300 (=); K 657 'schliefen’ (=); Gr VI,804-807. ETYMOLOGIE Gm. sleup-a-, intr. ‘schleichen, schlüpfen’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. gleid-a-). Außergermanisch läßt sich vergleichen: Ohne *s mobile”: It. lübricus 'schlüpfrig'. Als Auslautvariante: lit. sliatikti ‘kriechen’.

SLEUT-A-

(+ sgleud-?) ‘schließen’

-(n)---d - - -fs-

slüt-aafr.:

slüta, slat, —, sleten; ‘schließen’; nwfr. släte.

as.: ahd.:

Nur PPP ut-bi-slotenun 'seclusis' sD; mnd., mnl. sluten, nnl. sluiten. sliozan, slöz, sluzzun, -slozzan; ‘schließen’: T -1,3,4; O -1; N -1,3,4; G1 11,28,6

conclusit: beslóz; nhd. schließen.

Simplex:

Gl

(an-): ahd. ‘aufschließen’ O. bi‘zuschließen’: afr. (einschließen,

1,101,18

devallabant:

enthalten);

sluzun;

mhd.

sliezen,

ahd. (folgern) T N.

slut-a-m (n) ‘Schloß’: awn. vind-slot "Windstille E; ahd. sloz (Schlußfolgerung) N.

SMEIT-A-

437

slut-ila-z (m) ‘Schlüssel’: afr. sletel; as. slutil H; ahd. sluzzil

TON.

P 604f. (=, Hi); TF 541 (=, Hl); K 657 (=, Hl); Gr VI,812-815. W. Sanders, Glück, Köln, 1965, S. 256-259. W. Simon, Sprachmischung im Heliand, Berlin, 1965, S. 39-46.

ETYMOLOGIE Gm. sleut-a- ‘schließen’ ist in gleicher Form nicht anschließbar. 's mobile’ und mit a-Vokalismus vergleicht sich: lt.:

— claudo,

clausi, clausum,

Als Variante ohne

-ere "schliefen, einschließen’,

HERLEITUNG Die Grundlage hierzu ist wohl glåw- in: (lt.): clavis, -is (f) ‘Schlüssel, Riegel’. (air.): cló ‘Nagel’. (gr.): kAeig, kAerdåg (f) (dor. KAaidoc) *Querriegel, Haken, Schlüssel, Pflock’. Ferner, wiederum mit eu-Vokalismus, und indem die Bedeutung 'schlieDen, Schlüssel’ noch nicht so stark hervortritt: lit.:

kliyvü, kliäti “hängen bleiben, anstoBen, hindern’.

aksl.: kljudo, kljuciti ‘schließen’, KIjuce (m) ‘Schlüssel’ (*gleu-q-). Falls alles dies zusammengehört, ist die Grundbedeutung wohl ‘verhaken, anhaken”, nominal ‘Haken, Schlüssel’, Lautlich nicht ganz durchsichtig: Das Gm. weist auf einen alten Anlaut sqg/-, die übrigen Sprachen auf q!-; im Vokalismus lassen sich Gr. und Lat. auf åu/au vereinigen, die anderen Sprachen haben eu-Vokalismus. Im Auslaut stimmen Lat., Gm. und die lit. Ableitunge überein. Zur weiteren Analyse bietet sich an *sgel- ‘krumm, schief" (P 928); aber die Bedeutung ist fast durchweg erschlossen (aus Namen für Körperteile, wie “Hüfte, Ferse’ usw., übertragen auf das moralisch Krumme usw.), so daB der Anschluß vorläufig besser offen bleibt. (-)SMEIT-Agt.:

ae.:

‘schmeißen’

g-efsd

—,-smait, —, —.

smitan,

smát,

smiton,

smiten;

acc.,

pråp.

'beschmieren,

beschmutzen’

cD

-1,3,4; Bo -4, A -1,4; Ae -1,3,4, JE -4; VP -1,3,4, R! -1; L -4, R? -4; OET 2; Bl -1,2,4 ; me. smiten, ne. smite. afr.:

smita, —,

as.:

Nur PPP -smitan Gn; mnd., mnl. smiten, nnl. smijten.

—,

smiten;

‘schmeißen,

werfen’;

nwfr.

smite.

ahd.:

-smizzan, -smeiz, -smizzun, -smizzan; MF -1; O -2 (uz- 'hinaustreiben?); BR -1; N -1,2,4; Gl 1646,63 circumlevisti: pismizi ‘du schminktest dich’;

Simplex vielleicht in Gl 11,399,61 lita: smizana (var.: bi-); mhd. smizen, nhd, schmeißen.

438

biga-:

SMEIP-A- — SMELT-A-

*beschmieren, besudeln’: gt.; ac. cD WH L; as. Gn; ahd. MF BR N. gt. ‘bestreichen’; ae. 'aufschmieren, beschmutzen’ Bo A Ae JE VP RI L R2; ahd. 'aufbiirden, zurückführen auf" N.

smeit-ön (f): ahd. salb-smiza ‘Salbenstreicherin’ (Beiname der Juno) N. smait-eja-: ahd. be-smeizen ‘beflecken, besudeln’ N (—) (Raven 192). smit-a-z (m):

ahd. smiz "Fleck"

Gl] 1,214,26 (nevum), pi-smiz ‘Makel’

BR.

smit-jon (m): ae. smitte ‘Makel’ (BT). Die Bedeutung ist "beschmieren, beschmutzen, beflecken’ neben ‘werfen’; Ausgangspunkt ist vermutlich das Bewerfen (einer Hauswand) mit feuchtem Lehm o. à.

P 966f. (a); TF 530 (a); F 95f. 'bi- (zw); Hh 302 (a); K 663 (a); Gr VL8351f. Gm.

smeit-a-, “schmeißen? hat keine überzeugende Ankniipfungsmöglichkeit.

nächsten kommt

(mit formalen Unklarheiten und bedeutungsmäßig

Am

nicht völlig

übereinstimmend) It. mitto, mist, missum, -ere ‘gehen lassen, werfen’ (aus -sm- vgl. cosmittere). (SMEIP-A-) awn.:

‘schmieden’

-n----

Nur aschw. smida *schmieden' (Präsens und st. PPP,

auch swv). Die starke

Bildung ist sekundär. SMELL-Aawn.:

-n(e)---

‘platzen’

Nur aschw. smal 'platzte'; vgl. isl. smella, schw. smälla (swv), Bm. smelle *krachen; knallen, platzen'.

small-eja-: ae. smiellan *knallen' (BT). TF 528; J 672f.; Hh 302 *smiell”. Gm.

smell-a-, “platzen, knallen' hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit.

SMELT-A- ‘schmelzen’ (vgl. melt-a-)

-n(e) ”fsd

awn.: afr.: as.:

Nur aschw. smælta ‘schmelzen’ 1,2,3; schw. smålta. Nicht belegt, erst nwfr. smelte ‘schmelzen’. —, smalt, —, —; ‘schmelzen’ sD; mnd., mnl., nnl. smelten.

ahd.:

smelzan,

smalz,

smulzun,

gismolzan;

acc.

‘schmelzen’:

N

1,3; Gl

11,555,12

liquitur: smalz; G1 11,300,16 liquefacta: zismolzaniu; mhd., nhd. schmelzen.

SMERT-A- - SMEUG-A-

439

(far-): ahd. 'zerschmelzen' N (swv?). te-: uz-:

— ahd. 'zerschmelzen' Gl s.o. ahd. ‘zerschmelzen’ Gl 11,300,15 (liquescere).

smalt-a-z (m): ahd. smalz ‘Schmalz’ Gi I1,371,45 (liquamen). smalt-eja-: ahd. smelzen ‘zerschmelzen’ N, (Raven 193). smult-a-m (n): ae. smolt ‘Schmalz’ (BTS). P 716-719; TF 528f.; Hh 303 ‘smolt’; K 663;

Gr VL8S3OH.

Gm. smelt-a-, intr., trans. *schmelzen' gehört mit fs mobile’, das nur in obigen Wór-

tern auftritt und keine außergermanische Entsprechung hat, zu melt-a- (s.d.). SMERT-A-

‘schmerzen’

--e-*sd

ae.: as.:

smeortan ‘schmerzen’ (BT); nur Präsens, me. smerten stv; ne. smart (swv). Nicht belegt, erst mnl. smerten, smarten (stswv), mnd. smarten (swv).

ahd.:

smerzan

'schmerzen' O; nur Prásens, mhd. smerzen ist stv.; nhd. schmerzen

(swv). smart-a- (adj): ae. smeart “schmerzend’ WH. smert-on (f): ahd. smerza 'Schmerz' O. P 735ff. (a); TF 527f. (a); Hh 302 (a); K 664 ‘Schmerz’ (a); Gr VI,834f.

ETYMOLOGIE Gm. smert-a-, intr. ‘schmerzen’ wird allgemein zu lt. mordeo ‘beiße’ gestellt. Dies ist möglich, doch spricht die Bedeutung der näher mit dem It. Wort verwandten Bildungen nicht dafür. Näherliegend scheint zu sein, auf das neben *smer-d 'schmerzen’ stehende *smel-q ‘schmerzen’ im Lit. zu verweisen und an *smer-/smel- "brennen, schwelen’ anzuknüpfen (vgl. smeuk-a-). lit: smelkia, smélkti ‘schmerzen’ (unpers.) (von einem dumpfen Schmerz) gegenüber smelkti ‘ersticken, qualmen'. SMEUG-A-

'schmiegen' smüg-asmukk-

-n--d - - e (f)- | -(n)(e) - - (d)

awn.:

smiuga, smö (smaug), smugo, smogenn; acc. “hineinschlüpfen, ein Gewand anlegen’: E 2,3, C 2; G 1, PE 3; (Fr) 4; isl. smjuga. aschw.: smiugha 1; schw. smyga, dàn. smyge, Bm. smyge.

ae.:

smügan, smeah, smugon, smogen; abs. *kriechen, schmiegen': Bo 1; Ae 1: BR -4;(BT) -3,4 (under- "überraschen; (BTS) 2,3; purh- ‘überlegen’ Ges,

440 ahd.:

SMEUK-ANur G11L,549,44 contractos: chismoginiu; mhd. smiugen (stv), nhd. schmiegen

(swv). smüg-On (f): afr. smüge ‘das Hineinkriechen'. smaug-a- (adj) H: ae. smeah ‘klug, fein, sorgfältig’ (Gr). smaug-a-m (n): ae. ge-smeah 'Intrige' Chr. smaug-eja-: awn. smeygja ‘sich schmiegen' (Fr); ae. smeagan ‘erwägen, überlegen’ cD Bo Co JE VP R! L RD R? (vgl. H. Flasdieck, A 59, 1935, 39, der einen Teil dieser Formen auf smauh-ó- zurückführt). smug-on (f): awn. smuga 'Schlupfloch' (Fr). smug-ula- (adj): awn. garó-smogull ‘durch den Zaun kriechend’ G. smug-ila-z (m): ae. smygel 'Schlupfioch' OET. smuh-tö (f): awn. hofod-smott "Kopföffnung in einem Gewand’ E. Mit Intensiv-Gemination:

smukk-ja-: ahd. versmuchtin: attritis G1 1,369,54 (Raven 193). smukk-on (m): ahd. smoccho 'Untergewand' N. smukk-a-z (m): awn. smokkr ‘Bluse’ (CV); ae. smoc “Unterhemd’

(BT).

P 744f. (=); TF 531f. (=); V 520 (=); I 660ff. (=); Hh 303 (=); K 665 (=); Gr VL819. ETYMOLOGIE Gm. smeug-a- (smüg-a-), intr. ‘schmiegen’ gehört wohl zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe ‘schleichen — kriechen — gleiten’ (vgl. gleid-a-). Lautlich könnte genau entsprechen (*smeugh-): lit.: — smáugiu, -ti *würgen, quälen’. Bedeutungsmäßig steht aber viel näher die Grundlage smeug-, was (bei einer unmittelbaren Gleichsetzung) grammatischen Wechsel im Gm. bedingen würde. lit.: smunkü, smükti ‘gleiten, rutschen, schlüpfen’, smaukti 'abstreifen'. aksl.: smykati se ‘sich dahinschleppen’. Und als Variante ohne 's mobile’:

lett.: ai:

måukt 'überstreifen, abstreifen' (bei lit. maükti steht die Bedeutung stärker ab). muficati “macht los’, prati- ‘zieht ein Kleid an’; (Wurzel-aor., a-aor.), PPP muktd-.

toch. B (H): mauk- 'ablassen' (keine finiten Prásensformen, suffixloses å-Pråteritum). SMEUK-Aae.:

rauchen’

smeocan, sméac, —, —; abs. “rauchen, ràuchern': Ae 1,2, Go

- -e 1.

- Ps (Pd)

SNAK-A-

as.:

441

Nicht belegt, erst nnl. smieken “brennen, schmauchen, neben den swv mnl. smuken, nnl. smuiken.

rauchen’ (nur Inf.),

smauk-i-z (m) ‘Rauch’: ae. smic WH; mnd. smok; mhd. smouch. smauk-eja-: ae. smican ‘rauchen’ VP R! L. smuk-ön (m): ae. smoca “Rauch’ Chr. P 971 (=); Hh 301 (=); K 662f. 'Schmauch' (=).

ETYMOLOGIE Gm.

smeuk-a-,

intr.

‘rauchen’

kann

mit einigen

außergermanischen

Wörtern

ver-

bunden werden, doch sind Lautstand und Bedeutung wenig fest. Bei gleichem Lautstand: lit. (H): smáugiu, -ti 'erwürgen, quälen’. Verbindungsglied wäre die Bedeutung ‘ersticken’.

gr.:

Sehr

unsicher,

vor allem, da eine solche

Bedeutung

durch

die

Sippe des lit. Worts nicht gestützt wird (s. auch smeug-a-). aor. éopoynv ‘schwelte’ (auch vom Schmerz).

Auslautvarianten sind:

*smeu-k-: air. much f(a) *Rauch'. *smeu-gh-: gr. opóyo 'schwele'. HERLEITUNG Mit gleichem Anlaut können beigezogen werden (wobei eine Wurzel *sem- nicht nachzuweisen ist): *smel- 'schwelen' P 969 (kelt., gm., sl); *smel-g- ‘rauchen’ (balt.). *smer- ‘schmoren’ (gm.); *smer-d 'stinken' (it. balt., gr.; anders P 970). *smeg- 'schmecken' P 967 (gm., balt.). SNAK-Aahd.:

'gleiten'

snahhan, snuoh, —,

-(n)(e)--d —;

abs. ‘schleichen, gleiten’: I -2 (dhurah-

'schlich sich

in die Gunst ein); Gl 1V,7,40 nandi: snachandi. snak-On (m): ae. snaca ‘Schlange’ WH

Chr Go.

Auferhalb der Ablautsreihe steht: snæk-a-z (m): awn. snåkr ‘Schlange’ C. Walde-Pokorny 11,697f. (P verweist S. 974 auf sneg-, das er nicht aufführt); TF 518 (=); V 524 ‘snigill’ (GE); Hh 303 ‘snaca’ (=); K 668 'Schnake 2' (=); Gr VI,839.

442

SNEIGW-A-

ETYMOLOGIE Gm. snak-a- ‘gleiten’ gehört am Rande zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe *kriechen — schleichen — gleiten’ (vgl. gleid-a-). Genau vergleichbar (bis auf den Vokal: *snåg- gegenüber gm. *snég-/snag-) ist: air.: sndigech (neben -d-) 'kriechend'. Als Variante *snegh- (oder snek-) die gm. Wörter für ‘Schnecke’: sneg-ila- in awn. snigill (m) (CV); snag-ila- in ae. snegel Aclf 37,8, as. snegil sSD; und mit IntensivGemination snekk-ön in ahd. snecko Gl 11,363,26.

SNEIGW-Aawn.: ahd.:

'schneien'

(g) n (e) (f) (5) d

Nur snivenn 'beschneit' E und poet. snyr ‘es schneit' (EJ); sonst swv. Nur Präsens sniwit: ninguit Gl 11,639,56 (u.ö.); PPP vielleicht in versniegun: ninguidos Gl IE, 435,55; mhd. sind keine sicher starken Formen belegt, aber nhd. ist das Verbum in den oberdeutschen Mundarten stark.

snaigw-a-z (m) 'Schnee': gt. snaiws; awn. snjör, snzr E G R S; ae. snaw cD Bo Go VP RI L R27; afr. sne (nach Holthausen, L 95); as. sneo H; ahd. sneo T N, bei O n-Stamm.

P 974 (=); TF 522 (=); F 440 ‘snaiws’ (=); V 527 'snyr' (=); J 913 (=); Hh 305 (=); K 669 ‘Schnee’ (=); Gr VL851f. (=); Seebold, KZ 80 (1966), 122f. ETYMOLOGIE Gm. sneigw-a-, intr, *schneien' geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage *sneig*h- ‘schneien’. Neben 'schneien' zeigen das Ai. und das Air. abweichende Bedeutungen. Die Grundbedeutung wird in der Regel, anlehnend an das Ai., in 'zusammenkleben' (J. Gonda, KZ 72, 1955, 228-230), ‘sich zusammenballen' (E. Benveniste, Gedenkschrift Paul Kretschmer, Wien, 1956, S. 37-39), ‘kleben bleiben’ (K. Hoffmann, Münchener Studien 18, 1965, 13-28) gesucht. Vielleicht ist aber eher mit Rücksicht auf das Irische von 'fallen' (besonders vom Fallen des Niederschlags, vgl. etwa die Bedeutung von lit. dribti) auszugehen. ]t.:

niit, ninguit, Pråt. ninxit ‘es schneit”.

air.: snigid ‘tropft, fällt’ (Regen, Schnee, Blut), trans. *vergieDt' (Blut, Tränen). lit.: snéigéti "stark schneien' (älter snigti, snifiga und sniegti, sniéga). (aksl.): snégo (m) ‘Schnee’, osnéZiti “mit Schnee bedecken’. gr.: — veiet ‘es schneit'. al. (W): aor. asnihat, nach Hoffmann a.0.a.0O. ‘blieb liegen? (könnte auch als ‘fiel’ aufgefaßt werden), caus. sneháyati ‘fällt, schlägt nieder’; ein primäres Präsens ist erst spät belegt: snihyati “ist feucht, haftet, ist anhánglich' (‘gefallen sein,

SNEIK-A- — SNEIP-A-

443

matschig sein’ — ‘feucht sein” — 'klebrig sein'7); in den mi. Mundarten noch Wörter für ‘Schnee’ u.ä. (R. L. Turner, BSOAS 17, 1956, 449-452); auch av. snaed- (them. Präs.) heißt ‘schneien’.

-*ne---

SNEIK-A- (?) ‘kriechen’ awn.:

Nicht belegt, erst schw. snika, dàn. snige, Bm. snike ‘schleichen’.

ae.:

Nur Präsensbelege, etwa A, Bo, VP LWS III,34,22.

Über das Verhältnis zu

ne. sneak vgl. Seebold, L 187. Nicht mit ausreichender Sicherheit als ursprüngliches stv zu erweisen. 304. F. A. Wood, MPh VI (1908/09), 441f.

SNEIP-A-

‘schneiden’ snitt-

Vgl. Hh

gnefsd - - ---(d)

gt: sneiban, snaip, —, snibans; abs. ‘ernten’; uf- 'schlachten, opfern’. awn.: snida, sneid, snido, snidenn; acc. ‘abschneiden’; 'berauben' (Vh 30 aus bi-); *zerschneiden' (Vh 31 aus dis-): E 1,2,3; G 1,4; PE 1,2; auch swv; isl. snida. ae.: snidan, snåd, snidon, sniden; abs., acc. ‘schneiden’: Bo 1, A 1,3,4; Ae 1,2,4, JE -1; L -1,2, RD -1, R2 -23. afr.: snitha, —, —, snithen; acc. ‘schneiden’; nwfr. snije. as.:

snióan, —, snidun,

— ; abs., acc. ‘schneiden’:

H

1,3; mnd., mnl. sniden, nnl.

snijden. ahd.:

snidan, sneid, snitun,

gisnitan;

abs.,

acc.

‘schneiden,

mähen,

ernten,

fällen’

T -1,4; O 1,2; BR 1,4(d/t), aD -4; N 1,4; Gi 1,434,14 dolaverunt: snitun; mhd. sniden, nhd. schneiden. bi(far-): gate-: uz-:

*beschneiden': afr.; ae. RD Bl; ahd. TO. ahd. 'zerschneiden' N. abschneiden’: ae. L R?; ahd. Gl 1,671,26 (dissecare). ahd. 'zerschneiden' Gl 1,671,26 (dissecare). ahd. ‘ausschneiden’ Gl 11,145,62 (resecare) (—).

sneip-o (f): ahd. umbe-snida 'Beschneidung' N. snaid-o (f): ahd. a-sneita ‘Zweig’ Gl I,465,49 (surculus). snaid-0-: ahd. ge-sneiton 'abschneiden' N (Wiss 24). snaid-i-z (f): awn. sneió “Scheibe, Schnitte’ (M); ae. snæd *Bissen' (Gr) B (sin- ‘gewaltiger —’); afr. snede 'Schnitte'. snaid-eja-: awn. sneida ‘schneiden, spalten’ E C, 'sticheln' (M); ae. snzdan ‘schneiden’ OET; ahd. sneiten “beschneiden’ Gl 1,597,47 (putare) (—). snid-a-m (n): awn. snió ‘Abschnitt, Stück’ (Fr); ae. ge-snid ‘Schnitt’ Lb.

444

SNERH-A- — SNERK-A-

snid-on (f): ahd. snita 'Bissen' O N. snid-i-z (m): ae. snide ‘Schnitt’ (BT); afr. said "Schnitt”; ahd. snit 'Getreide-Ernte' N, Sniti-loch 'Schnittlauch' Gl IV,235,33 (porrum sectivum). snid-ila-z (m): awn. snidill 'Sichel' G. Mit Intensiv-Gemination:

snitt-ja-: ahd. *snizzen 'schnitzen' in smizzare 'Schnitzer' Gl 11I1,140,37. P 974 (mE); TF 522f. (mE); F 440 (zw); V 524 (mE); J 913f. (mE); Hh 304 (mB); K 670 (mE); Gr V1,840-845. Gm. sneip-a-, trans., intr. 'schneiden' hat keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit.

In der Bedeutung am nächsten steht ein kelt. Verbum mit verschiedenem Vokalismus und Auslaut (*snad-): air. snadat ‘schneidet ab’ (them. Präs.), später snaidid; cymr. naddu ‘schneiden, schnitzen' (P 972f.).

-SNERH-Aahd.:

‘(schlingen)’

-smerahan, —, —, -snorahan: Gl GI 1,60,36 complecti: pisnorahan.

-(n)---d 1,186,20

innecti:

insnerahan

'anbinden';

snarh-ön (f) ‘Schlinge’: awn. snara (EJ) (M); ahd. snaraho Gl 1,528,41 (tendicula). snarh-ö-: awn. snara ‘drehen, wenden’ (CV) (Wiss 20).

P 975ff. (=, HI); TF 521 (=, HI) und 573; V 522 ‘snara’ (=, HI); J 917ff. (=, HI); Gr VI,849f. Gm. snerh-a- '(schlingen)' gehört am Rand zu der gm. Gruppe 'krampfen — schrumpfen' (vgl. skrenk(w)-a-). Lautlich genau entsprechend, aber bedeutungsmäßig abstehend ist gr. våpkn "Krampf, Lähmung’.

SNERK-*A-

‘schrumpfen’

-ne---

awn.: Nur PPP isl. snorkinn 'runzelig’; aschw. snørkinn *runzelig'. ae.: Nur Prät. Sg. gesnerc "fiel in mich zusammen, schrumpfte’ VP. snark-eja-: awn. snerkja 'zusammenziehen' (Fr).

P 975ff. (=, HN); TF 520 (=, HI); V 524 ‘snerkja’ (=, HD; J 917ff. (=, HD; Hh 304 (Vw).

SNERP-A- — SNEUP-A-

445

Gm. snerk-a- gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe 'krampfen — schrumpfen’ (vgl. skrenk(w)-a-). Keine genauere Vergleichsmöglichkeit (s. snerp-a-).

(-JSNERP-A-

‘schrumpfen’

(?g) "n---d

awn.:

Nicht belegt, erst nn. snerpa 'zusammenschrumpfen'.

ahd.:

Nur

Präsens,

z.B.

Gl 1,501,4 contrahet:

cabit: pisnirfit; firsnirfit (Gebårde) snorfen.

zisamana-snirfit;

verstellen’; mhd.

Gl

1,575,53

snerfen und PPP

obce-

ver-

snarp-eja- H: gt. at-snarpjan 'anfassen' (nur einmal belegt, die Bedeutung ist nicht genau zu fassen). P 975ff. (=, Hl); TF 521 (=, Hl); F 61 'atsnarpjan (zw); V 523 ‘snarpr’ (Hl); J 917ff. (=, Hl); Gr VI,850f. Gm. snerp-a- ‘schrumpfen’ gehört zu der strukturell einheitlichen gm. Gruppe "krampfen — schrumpfen’. Keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit. Die Grundlage (ohne *s mobile") kann vertreten sein in lit. nyrü, nirti 'ausrenken'. Vgl. snerk-aund skrenk(w)-a-.

SNERT-Aawn.:

‘berühren’

sneria,

snart,

-n---snurto,

snortenn;

acc.

“berühren,

stoßen,

erwähnen’:

E 3; R

2,3; (D) +.; isl. snerta.

V 524 (0E); TF 521 (HD); I 916f. (mE). Gm.

snert-a-, trans. *berühren’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit.

SNÜ-A-

*winden' s. SNÓW-A-

SNEUP-*A- (/-à-, -d) (?) “(entblößen)’ awn.: ahd.:

- n (e) - - "d

Nur PPP snodenn 'dünnhaarig' (CV). Nicht belegt, erst spát-mhd. beschnotten “beschnitten,

spärlich”.

snaud-a- (adj): awn. snauór ‘arm’ (M) (EJ). snaud-eja-: awn. sneyda '"berauben' (Fr); ae. be-snyddan 'berauben' cD. Reicht nicht aus zum Ansatz eines starken Verbs.

Hh 305 ‘be-snyödan’ ; K 672 'schnóde'.

Vgl. P 585; TF

524f.; V 525;

446

SNEW-A-

SNEW-A- 'eilen'

g (n) (e) - (s) (d) sneww-a-

(vgl. snöw-a-)

SNOW-Q-

gt: ae.:

-(ne--

-

-

e--

sniwan, snau, snewun (-i-), —; abs. *eilen, sich anschicken zu’. Nur

zweimaliges

Präsens

sneowan

‘eilen’ cD,

neben

ebenfalls zweimaligem

snöwan 'eilen' cD. Man wird sich den Lautstand von sneowan so erklären müssen, daß snew-a- als einziger erkennbarer Vertreter der starken Verben auf -ew- der Gruppe der starken Verben auf -eww- angepaDt wurde. Eine solche Entwicklung kónnen auch andere Verben auf -eww- hinter sich haben; sie erklärt zugleich am besten den Lautstand von awn. snoggr, das sonst mit dem gt. Verbum lautgesetzlich nicht zusammenzubringen wäre. Die Form snöwan läßt sich wegen der spärlichen Belege nicht sicher beurteilen. Vielleicht Angleichung an den flówan-Typ. bi-: fur-: ga-:

gt. 'zuvorkommen'. gt. 'vorwegnehmen'. gt. 'ereilen, gelangen zu'.

sneu-ma- (adj) ‘eilig, schleunig': awn. snimma, -e- (selten -m-) (früh) E PE S R (Geminata unklar); ae. sneome cD; as. sniumo, sliumo (alsbald) H Gn; ahd. sliumo (selten sniumo) TON; die as., ahd. Form mit s!- ist aus Dissimilation entstanden. Vgl. gt. sniumundo ‘eilig’ und sniumjan ‘eilen’. snaww-a- (adj): awn. snoggr 'schnell' C. snü-da- (adj): ae. snüd, adv. snüde ‘schnell, plötzlich’ B cD, als Subst. *Eile' (BT). P 977 (=); TF 523f. (=); F 441 (=); V 526 (=); J 914f. (=); Hh 304 (=); K 657 *schleunig! (=); Gr VL847 ff.

ETYMOLOGIE In der Regel wird gm. snew-a-, intr. 'eilen' auf *winden, sich wenden’, das in der Form snöw-a- belegt ist, zurückgeführt. Daran ist bedeutungsmäßig nichts auszusetzen (vgl. etwa das englische Prät. went ‘ging’ mit d. wenden), und die beiden Komplexe zeigen auch Überschneidungen. MiBlich ist nur, daß die primitivere Bedeutung (winden) der stärker vom formalen Ausgangspunkt entfernten Form (snów-) zugeordnet ist. Entsprechend sind die etymologischen Verhältnisse, wo snöw-a- ohne weiteres an eine idg. Sippe angeschlossen werden kann, die in den Formen *snou(oder *snau-) und sne- (snei-) mit der Bedeutung 'zusammendrehen, winden' auftritt, mit cinem für das Gm. interessanten Bedeutungsübergang im Slavischen ('ein Gewebe anzetteln' — 'hin- und berlaufen’). Die Form und Bedeutung von snew-a*eilen' läßt sich nicht sicher vergleichen. In Frage kommt ai. navate “bewegt sich’ (zur Bedeutung vgl. Mayrhofer, L 158, IL,143) und unter Umständen die Sippe sneu-

SNÖW-A- — SPAIT-A-

447

‘schwimmen, fließen’ neben snå- (nur in der Bedeutung ‘schwimmen, fließen’, der

Bedeutungsübergang ist aber naheliegend, vgl. etwa d. rennen).

Die Schwierigkeit

liegt also darin, entweder, wenn ‘eilen’ aus *winden' hergeleitet wird, den gm. euVokalismus zu erklären; oder, wenn snew-a- ‘eilen’ von snöw-a- *winden' abgetrennt

wird, für das Gm. eine brauchbare Etymologie zu finden (etwa indem der Anschluß an sneu- ‘schwimmen, fließen’ gestützt wird).

*SNOW-A- (snii-a-) ‘winden’

-n----

(vgl. snew-a-) awn.:

smia, snera, snero, snüenn; acc. *winden, drehen, verwandeln’;

Reise begeben’: E 1,2,3, C 1,3; G

1,2,4, PE 1,2,4,

‘sich auf eine

R +, S 1,2,4; auch swv.

suow-no-: awn. snuna "sich wenden, sich gestalten’ E (M). snü-da-z (m): awn. smidr "Drehung, Schlinge, Vorteil’ (EJ) (M).

(Literatur s. unter snew-a-).

ETYMOLOGIE Gm. snöw-a-, trans. *winden” låBt sich zurückführen auf eine formal etwas auseinanderfallende idg. Sippe *snou- (oder *snau-, auch Langdiphthong) neben sne(*snei-). Auf die Form *snou- gehen zurück: (lett.): snaujis ‘Schlinge’. ksl: smujo, snuti ‘ein Gewebe anzetteln’, aruss. snovati usw. auch 'hin- und herlaufen'. Ferner eine Anzahl

von

Wörtern

für ‘Band,

‘Band, Sehne’, bei denen die Zugehörigkeit Auf die Form (s)né(i-) gehen zurück: |t. — nére ‘spinnen’. mir.:

Sehne,

Schnur’,

wie ai. snávan

weniger sicher ist.

sniid dreht, windet, müht sich’.

ahd.:

nåen ‘nähen’, vgl. gt. nepla usw. “Nadel”.

lett.:

snàt locker zusammendrehen’ (beim Flechten oder Spinnen).

gr:

(ai):

(n)

véo "spinne" (*sn-).

snáyu- (f, n) ‘Sehne, Band’.

SÖ-A- ‘opfern’ s. SWÖ-ASPAIT-A- 'speien’ (vgl. speiw-a-)

--e(f)--

448

ae.:

SPALD-A-

späten, speoft, speoftun, —; abs. ‘speien’, å- “bespeien’: L 1,3 (auch swv), R? 2,3. Dies könnte ein im Ae. gebildetes stv sein mit Restformen der Reduplikation. Diese Deutung ist aber stark umstritten. Vgl. W. Schulze, Archiv 141 (1921), 176-180.

spait-eja-: ae. spztan 'speien' JE Go. spait-la-m (n) ‘Speichel’: ae. spät! JE Go L R?; afr. spedel. Hierzu auch (?): spit-ja-: ae. spittan 'speien' VP (ge-) L R2. Gm. spait-a-, intr. 'speien' ist eine formal nicht ganz durchsichtige ae. Bildung zu speiw-a- 'speien' (s. d.). SPALD-Aas.: ahd.:

te-:

‘spalten’

(g) (n) (e) - *s d

Nur hochdeutsche Formen belegt; mnd. spalden, nnl. spouden. spaltan, spialt, spialtun, gispaltan; acc., refl. ‘spalten’: O 3; N 1,2; G1 11,453,35 fissa: gispaltan; mhd., nhd. spalten. ahd. ‘zerspalten’ Gl 11,670,20 (dissicare).

spald-a-z (m): ahd. spalt ‘Spalt, Spaltung’ N. Außerhalb der Ablautreihe stehen: speld-a-m (n) W: awn. spjald ‘Brett’ E; ae. speld *Kienspan' (BT). speld-o (f) W: gt. spilda ‘Tafel’; awn. flag-spilda "Holzscheibe" (Fr). P 985ff. (=, Hl); TF 511 (=, Hl); F 445 'spilda' (=); V 536 ‘spjald’ (=, Hl); I 902 fl.

(=, Hi); Hh 309 ‘speld’ (=, Hl); K 719 (=, HD; Gr VL335ff. ETYMOLOGIE Gm. spald-a-, trans. ‘spalten’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Einige Formen könnten auf ein idg. *spal-t- ‘spalten’ weisen; wenn dies zutrifft, ist die gm. Lautform vielleicht auf grammatischen Wechsel zurückzuführen: ai: sphagati ‘birst’ (Grammatikerwort). Als Variante ohne ‘s mobile’:

(air.) (H): altan (f) 'Rasiermesser' (oder t-Ableitung?). ksl.: ras-plaste, -platiti 'trennen'. ai: pälayati ‘spaltet, reißt auf”.

SPAN-A-

449

HERLEITUNG

Die unerweiterte Grundlage spel- kann vorliegen in: (1t.) (H): spolium (n) 'abgezogene Haut, abgezogene Rüstung’. gr.: ogaAóocctw - tépivetv ‘schneiden’. Als Variante ohne ‘s mobile’:

abl:

phalati 'birst, springt auseinander’.

Eine vokalische Erweiterung splei- s. unter spleit-a-. Besser belegbar ist die Parallelwurzel sgel- ‘schneiden, spalten’ (P 923-927), wo lit. skaldyti ‘spalten, splittern' dem gm. spald-a- bedeutungsmäßig ziemlich nahe kommt. SPAN-A-

‘locken’

-(n)efsd

ae.:

spanan, spón, spönon, spanen; acc. ‘locken, verführen’; in jüngeren Texten tritt eine formale Vermischung mit spann-a- ein: B 2, cD 1,2(eo),3(eo); Bo 1, A+;Ael;Rli.

afr.: as.:

Nur Präsens spona ‘verleiten, verlocken'. spanan, spön, spönun, -Spanan; acc. 'antreiben, locken’: H +; mnd., mnl. spanen. spanan, spuon, spuonun, gispanan; acc. “locken, verführen, anreizen, antreiben’: T 1,3; O 1,2,3; BR 1,4; N -1,3; mhd. spanen.

ahd.: bi-: (far-)

ae. 'verlocken' (Gr) WH. 'verlocken': ae. B WH; as. H; ahd. N.

ga-: uz-:

ae. ‘verführen’ Chr; as. 'antreiben' H; ahd. 'bereden, ae. 'anlocken' Chr; ahd. 'bereden, bestricken’ O.

bewegen’

O.

span-a-m (n): ae. ge-spon “Verlockung, Verführung’ cD. span-o-: ahd. spanon ‘anlocken’ Gl III,294,10 (allicere) (—). span-eja-: awn. spenja “ziehen, leiten, locken’ C R S; ae. for-spennen ‘anlocken 5 (BTS); ahd. spennen ‘locken’ O, (Raven 322). span-sti-z (f): afr. sponst ‘Verführung’; ahd. spanst "Uberredung, Einflüsterung’ O BR (ka-) N. P 982 (zu 1); TF 507 (zu 1 und 2); V 533f. 'spenja' (zu 1); J 889 (zu 1); Hh 308 (zu 1); K 720 'spannen' (zu 1); Gr VI,338-344. Gm. span-a-, trans. ‘locken’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Möglichkeiten: (1) Zu spenn-a-/spann-a-, ausgehend von einer Grundbedeutung ‘ziehen’. Zum Bedeutungsübergang vgl. It. tendo und tempto (diese Zusammenstellung ist aber ebenfalls unsicher). (2) Zu lt. sponte “freiwillig. (3) Zu den Wörtern für 'Zitze, Mutterbrust’ (P 990); außergermanisch aber nur Nomina.

450

SPANN-A- — SPEIW-A-

SPANN-A- ‘spannen’ (vgl. spenn-a-) ae.:

-(n)e(f)sd

spannan, speonn, speonnon, spannen; acc. ‘spannen, festmachen’: B -2; A1,4;

as.:

(BTS) 3. Nur un-spannane *entspannt' (Bogen) sD; mnd., mnl., nnl. spannen.

ahd.:

spannan, spian, spianun, gispannan; acc. ‘spannen’:

T 2; 04;

N 1,3,4; mhd.

sD;

"hinausstoBen,

spannen, nhd. spannen (swv). (an-): gauz-:

ae. “entspannen, lösen’ B (Gr); as. 'entspannen' entfernen’ N. fesseln, binden’: ae. (Gr); ahd. O. ae. ‘lösen’ (BTS).

ahd.

spann-a-m (n): awn. H spann “Gefäß, Eimer’ (EJ); ae. ge-sponn 'Gespánge' cD; afr. twi-spon

‘Spange’

(Holthausen,

L

95);

ahd.

kispan

'Spange'

Gl

11,370,14

(spinther). spann-ö (f) ‘Hand, Spanne’: awn. sponn G S; ae. spann (BT); afr. spon; ahd. spanna GI 1,710,72 (cubitum).

spann-o-: afr. sponna ‘fesseln’. spann-ja-m (n): awn. spenni ‘Haken und Öse’ (Fr). spann-eja-: awn. spenna ‘spannen, umschlingen’ ++. spann-islo (f): awn. spenz! 'Spange' (Fr). P 982; TF 507f.; V 534 ‘spenna’; I 889f.; Hh 308; K 720; Gr V1,346ff. Gm. spann-a-, trans. 'spannen' hat keine unmittelbare Vergleichsmóglichkeit. Es gehórt mit einiger Sicherheit zur gleichen Sippe wie spenn-a- (s. dort das Vergleichsmaterial) die an einigen Stellen ähnliche Bedeutungen aufweist. Für die beiden gm. Verben als Vorformen *spen-n- und *spa-nw- anzusetzen, besteht kein Anlaß, da das Vergleichsmaterial für *spa-nw- sehr dürftig und in der Bedeutung keineswegs überzeugend ist. V. I. Abaev, AION 4 (1962), 31f. vergleicht osset. fsonz ‘Joch’, was bedeutungsmäßig naheliegt, aber vom Gm. doch etwas weit abliegt (Grundform *span-ti-).

SPEIW-A-

'speien'

g-

(speu-ja-)

(vgl. spait-a-)

efsd

-n---

gt: speiwan, spaiw, spiwun, —; pråp. ‘speien, anspeien'. awn.: spyja, spio, spio, —; acc. ‘speien’; starke lautliche Angleichung an die 2. Reihe (vom Nordischen aus wäre speu-ja- zu erschließen), vgl. Noreen, L 27, $ 488 und $8106;

C2; R 1; (D) 3; auch swv; isl. spyja.

-

SPEIW-Aae.:

spiwan, späw, spiwon, spiwen; abs., acc. ‘speien’; auch swv; die nordh.

451 For-

afr.: as.: ahd.:

men s. unter spait-a-: B 1; A 1,2,4; Ae 1,2, WH -1,2,4; (BT) 3; vgl. W. Schulze, Archiv 141 (1921), 176-180. spia, —, —, spien; abs. 'speien' ; nwfr. spije. Nur Prät. Pl. spiwun, präp. ‘speien’ H; mnd. spigen, mnl. spien. spiwan, speo, spiwun (spuun), gispiwan (-spiran); acc., práp. 'speien': T 1,2, 3(spuuun)4; O 1,2,3(spiun); N 1,2(sph); BR 1; Zahlreiche Nebenformen bei Schatz, L 122, $433; mhd. spiwen, nhd. speien.

and-: bi-: (far-): ga-: uz-

gt. ‘verachten’, *bespeien': gt.; ahd. O. ahd. 'abweisen' BR. gt. 'ausspeien'. ‘ausspeien’: ae. WH; ahd. N.

Die zugchórigen Wórter sind lautlich nicht glatt zu vereinigen, was bei der sprachlichen Ebene dieser Wörter nicht überrascht. Ich zähle die wichtigsten einfach auf; ohne

zu versuchen,

sie auf Grundformen

zurückzuführen.

‘Speichel’: gt. spaiskuldra (dt. Sg.); afr. spekle; ahd. speichaltra T, speihhela O. ‘speien’: awn. spyta (EJ) PE; ae. spigettan Bo; ahd. spiwizo Gl II,682,60 (geschrieben p5-). ‘speiend’: ae. lig-spiwel *feuerspeiend' WH. P 999f. (=); TF 513f. (=); F 444f. (=); V 539 (=); J 904f. (=); Hh 311 (=); K 723 (=); Gr VL364f. ETYMOLOGIE Gm. speiw-a-, intr., trans. geht mit Sicherheit zurück auf die lautlich stark auseinanderfallende idg. Verbalgrundlage spei-w- 'speien' (mit Hochstufe der zweiten Silbe spjeu-). lt.: — spuo, sput, spütum, -ere ‘spucken’ (*sp(j)eu-). kelt.: Im Bereich der keltischen Sprachen ist cymr. poer ‘Speichel’, poeri 'spucken' ühnlich, aber ohne genauere Vergleichsmóglichkeit. lit.: — spiáuju, -ti, Prät. spióviau 'spucken' (*speu-). aksl.: pljujo, pljevati 'spucken, speien’ (*(s)pj-eu-). gr.: n100 (aor. éntvaa) 'spucken' (Länge im Präsensstamm, sonst Kürze) (aus *(s)pj-eu- mit besonderer Entwicklung des -eu-). ai: (ni-)sfhivati ‘spuckt’. Das fh wird als aus p vor v dissimiliert aufgefaßt, s aus der vorwiegenden Zusammensetzung mit ni. HERLEITUNG Zur Analyse kann man heranzichen einige Nominalbildungen mit der Bedeutung ‘Schaum, Gischt', auch 'Speichel', mit der Grundform "(s)poi-:

452

(It): (lit):

SPENN-A-

spüma ‘Schaum’ (des Meeres, am Mund, beim Kochen). spainé 'Schaumstreifen auf dem Wasser, Schaum".

Als Variante ohne 's mobile':

(lt): pumex (gm.): faima(aksl.): péna (ai.): phénaSPEK-ASPENN-A-

‘Bimsstein’. 'Schaum' in ae. fåm L; ahd. feim N. (f) ‘Schaum, Speichel’. (m) ‘Schaum, Speichel’.

‘sprechen’

s. SPREK-A-

‘spinnen’

gnef*sd

gt: spinnan ‘spinnen’ (Hapax). awn.: spinna, spann, spunno, spunnenn; acc. 'spinnen': E 3; (M) 2; (Fr) 1,2,4; isl. spinna.

aschw.: spinna +; schw. spinna, dán. spinde, Bm. spinne. ae.:

spinnan, Spann, spunnon, spunnen; abs., acc. ‘spinnen’: Ae 1,2,3; (BT) 4; me. Spinnen, ne. spin.

afr.:

spinna ‘spinnen’ (Nur Holthausen,

as.:

spinne. Nicht belegt, erst mnd., mnl., nnl. spinnen.

ahd.:

L 95, ich kann es nicht belegen), nwfr.

spinnan, spann, spunnun, gispunnan; acc. ‘spinnen, weben”: T 1; O 1,23; N 1; G1 L336,26 de bisso retorto: fona harue kispunnan; mhd., nhd. spinnen.

spenn-a-m (n) H: ahd. ana-spin "wirbelnde Bewegung’ spenn-on (f): ahd. spinna ‘Spinne’ N.

Gl IV,164,71

(vertigo).

spenn-ilön (f) ‘Spindel’: ae. spinle Ges, Aelf 30,9; afr. spindel; as. spinnila SD; ahd. spinnila Gl 11,492,29 (fusus).

spen-pron (f) ‘Spinne’: ae. spidra LWS JX,142,18. spun(n)-on (m): awn. gull-spune *gesponnenes Gold’ (Fr). spunn-ön (f): abd. u-spunna “Werg’ Gl 1,292,38 (stuppa).

P 988 (=); TF 508 (=); F 445f. (=); V 535 (=); J 892 (=); Hh 310f. (=); K 728 (=); Gr V344ff. ETYMOLOGIE Gm. spenn-a-, trans., intr. ‘spinnen’ hat keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit. Auf einer Grundlage spend- (gm. spend-na-?) beruht: lit.: spendZiu, spésti “spannen, Fallen legen’ (vgl. spann-a-).

SPUR-NA-

453

Als Variante ohne *s mobile’: (aksl.): pede (f) "Spanne,

Handbreite' (und Unsicheres).

Auf die Form pen- gehen zurück: pint, pinti, Prát. pyriau ‘fechten, winden'. lit.: aksl. : pro-peng, -peti 'ausspannen, kreuzigen, ausstrecken'. arm.:

henum *weben, zusammennáhen'.

*SPUR-NA-

(spurn-a-) 'treten'

-n efsd -n?e--d -n ----

spernsparkawn.:

Vorauszusetzen ist sporna, mit verschlepptem Prásenszeichen sparn, (spurno); práp. 'anstoBen'; acc. ‘mit Füßen treten’ (Belege für Prät. Sg. s. D, Prät. PI. kann ich nicht belegen, bei Noreen, L 27, 8495 jedoch aufgeführt). Die weitere Entwicklung war dann offensichtlich so, daB das m-Pråsens in die schwache ö-Klasse (mit schwachem Prät.) überführt wurde (E S), ebenso wie die thematisierte Prásensform *spyrn ein swv I spyrna (CV) ergab. Zu dem starken Präteritum wurde ein neues, hochstufige Präsens gebildet, dessen vorauszusetzende Form *spern- (zu erwarten wáre eigentlich *spjarn-) zu einem weiteren swv I sperna führte (hier kónnte es sich allerdings auch um

eine Kausativbildung handeln). ac:

aschw.: spierna 1,2 (auch swv). spornan, spearn, spurnon, spurnen; präp. “anstoßen’; acc. 'anstoDlen, verletzen, mit Füßen treten’: cD 1,2,3; Å -1; Ae 1,2, JE -1; VP 1; (BT) -4 (æt-); im Präsens wechselt o/y nach dem Folgevokal; von den nordh, swv. spurna, spyrna (L RD R2) (nach der I. und II. Klasse) ist spyrna wohl die zu erwartende sekundáre

afr.:

as.: ahd.:

Bildung, die anderen

Formen

weisen kaum

auf etwas Ursprüng-

liches. Zu speornan und wests. spyrnan vgl. Wiss 150, Anm. 6. Me. spurnen (swv), ne. spurn (swv). Nur Präsens spurna ‘treten’ (swv?). Nur Präsens (bi-)spurnan ‘zu Boden treten’ H (swv?). -spurnan ist verhältnismäßig häufig belegt; es hat in der Regel ein schwaches Präteritum nach der I. Klasse (Gl 11,44,22 spurnta usw.), doch kommen noch folgende Reste des starken Paradigmas vor: Opt. Praet. fir-spurni O, PPP fir-spurnan

Gl

widar-spirun. N,

GI

1290,25;

im

Lautstand

unklar

ist Gl

1,290,25

recalcitravit:

Die sekundären Entwicklungen des Ahd. sind swv II spornon

1,306,22,

und

die sekundáre

Hochstufe fir-spernen

bei O

(wo

auch

Reste des starken Präteritums belegt sind, also wohl Präsens eines stv) neben -u-, -y-; spirnen ‘eine Fußspur in die Erde drücken’ bei N (nur 3. Pl. Präs.). ; ae. 'anstoBen,

bi-

verletzen’

(nordh.

‘anstoßen’: as. H; ahd. T.

und

wohl

immer

schwach).

454

SPLEIT-A-

(far-): ahd. 'straucheln, fehltreten, Anstoß nehmen’ ON. ga-: ae. ‘betreten’ cD. unpa-: ae. ‘anstoßen’ Bl. Ohne Nasal:

spur-a-m (n) ‘Spur’: awn. spor E G R S; ae. spor cD Bo; ahd. spor O BR aD N. spur-ö-: ahd. sporon ‘treten’ Gå 1,373,16 (recalcitrare). spur-à (f): ae. hand-sporu 'Handsporn' B. spur-ön (m) ‘Sporn’: awn. spore E S PE; ae. spura Aelf 38,4; ahd. sporo Gl I1,369,15 (calcar). spur-atja-: ae. sporettan 'ungehorsam sein’ VP. Mit k-Erweiterung: spark-a-m (n): awn. spark ‘Fußgetrampel’ (M).

P 992f. (=); TF 508ff. (=); V 534 (=); J 894f. (=); Hh 312 (=); K 730 ‘Sporn’ (=); Gr VI,356-359. ETYMOLOGIE Gm. spur-na-, intr., trans. ‘treten’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage sper- ‘mit dem Fuß stoßen’, die im Lat. eine entsprechende Pråsensbildung aufweist. lt.: spernó, sprevi, spretum, -ere ‘zurückstoßen, verschmähen, verachten’. (air.): seir f(t) Fußknöchel; Ferse’; cymr. fer FuBknöchel” (*speret-s). lit.: spiriü, spirti, Pråt. spyriau ‘trotzen, sich widersetzen, nach hinten ausschlagen (von Pferden), einschlagen’, refl. ‘sich widersetzen'. gr.: Gonaipø 'zucke, zapple' (nur Präsens). ai: sphurdti ‘stößt zurück, springt, schnellt, zittert’. Die Grundlage sper- hat zahlreiche Erweiterungen, die jedoch wegen der zerfließenden Bedeutung meist nicht mit völliger Sicherheit anzureihen sind, zumal daneben ein lautgleiches sper- ‘streuen, spritzen’ besteht (möglicherweise ursprungsgleich). Mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit gehören alle gm. stv mit dem Anlaut spr- hierher. SPEU-JA-

‘speien’ s. SPEIW-A-

*PSPLEIT-A-

‘spalten’

afr.: as.:

splita, —, —, spliten; “spalten, spleiDen'; nwfr. splite. Nicht belegt, erst mnd., mnl. spliten, nnl. splijten ‘spalten’.

ahd.:

Nicht belegt, erst mhd. splizen ‘spalten, bersten”.

---f 5 4

SPÖ-A- — SPREK-A-

455

P 1000 (HI); TF 518 (mE, HI); K 729 (HD. Gm. spleit-a- ‘spalten’ ist wohl eine nur gm. Erweiterung der Grundlage spel- ‘spalten, schneiden’ (vgl. spald-a-).

SPÖ-A- ‘gelingen’ ae.:

- - e - (s) (d)

spowan, spéow, spéowon, —; abs. 'gelingen, glücken' (mit Instr. des Gelingenden, auch unpers. ‘es geht gut’ mit gen. der Sache):

B2, cD

1,2; A 2,3; R12;

L 3. ga-:

ae. 'gelingen' cD.

spö-ja-: ahd. spuon 'vonstatten gehen, gelingen, Erfolg haben’ N (aus dem stv) (Raven 199). spö-di-z (f): ac. sped ‘Eile, Erfolg, Fülle’ B cD Bo VP, un- L R2; as. spöd ‘Gelingen, guter Fortgang’ H; ahd. spuot ‘Schnelligkeit, Geschwindigkeit I N. P 983f. (=) und 998; TF 514 (=); Hh 312 (=); K 734f. ‘sputen’ (=); Gr V1,317-320. ETYMOLOGIE Gm. spó-a-, intr. ‘gelingen’ kann mit Wörtern verglichen werden, die auf eine Grundlage spe-, etwa ‘gut werden, zunehmen, gelingen’ zurückgehen, (It.): spes, spei (f) ‘Hoffnung, Erwartung eines guten Ausgangs’. Zu lt. prosper *gedeihlich' vgl. Ernout-Meillet, L 127, S. 540 (vermutlich alte Volksetymologie). lit.: — spéju-, -ti *MuDe haben, schnell genug sein, zurechtkommen, vermuten’; i3‘vermögen, können’.

aksl.: spéjo, spéti 'fortschreiten, gedeihen’, - se ‘gelingen’. ab: sphäyati (nachvedisch) ‘wird fett, dehnt sich aus’; sphåti- (f) “Viehzucht”, später “Wachstum, Gedeihen’. (SPREID-A-) ahd.:

‘ausbreiten’

-?n---d

Nur Präsensbelege, etwa Gl 11,646,44 diffundere: spritan; mhd. einmal under-

spriten *dazwischengelegt" neben spriden 'bersten' (niederdeutsche Form?). Wohl sekundär starke Form wie auch schw. spriden ‘ausbreiten’ (entlehnt?). SPREK-A-

‘sprechen’ spek-a-

ae.:

-(n)efsd - - e--d

sprecan, spræc, sprZcon, sprecen; abs., acc. ‘sprechen, sagen”: B +, cD

+;

456

afr.:

SPREK-A-

Bo +,A +7; Åe +,JE 12,3; VP 1,2,3, R1l +; L +, RD 1; R? +. Formen ohne r (s.u.): B 1; Ae 1, JE 1,2,3; (BT) -4. Me. speken, ne. speak. spreka, sprek, spréken, spretzen; abs., acc. ‘sprechen, behaupten, klagen’; nwfr. spreke.

as.:

sprekan, sprak, språkun, gisprokan; abs., acc. ‘sprechen, reden’: H +, Gn 2;

ahd.:

mnd., mnl., nnl. spreken. sprehhan, sprah, sprähun, gisprohhan; abs., acc. ‘sprechen, reden, sagen, bestätigen, nennen’: I 1,2, MF

nhd. sprechen.

Formen

spachust und andere.

2; T +; 0

+; BR

1,2,3;

N +; mhd.,

ohne r (s.u.): Gl I1,42,7 zospehhe; Gl 1171,54 furi-

Nach Schatz, L 122, $ 446 nur Schreibversehen. Kommt

aber für ein Schreibversehen etwas häufig vor. S. 1121f. *bisprahha' und IF 4, 316f. (Belege). bi*tadeln': as. H; ahd. (Einwendungen (far-): ahd. *verschmáhen, ablehnen' O N.

gauz-

1,4, aD

machen,

Vgl. ferner ahd. Wb., L 118,

verleumden)

O aD

N.

‘sprechen’: ae. ++; as. H; ahd. (verheißen) TON. ‘sprechen, aussprechen’: ae. (BT); ahd. Gl II, 127,49 (—).

(Bei der Sippe im Ae. meist Nebenformen ohne r): sprek-a-m (n): ae. ge-sprec ‘Gespräch’ cD VP. sprek-ön (m): ae. ge-spreca ‘Ratgeber’ cD; afr. for-spreka “Vorsprecher’; ahd. eono sprehho "Gesetzesgeber" Carmen (dD) 2, pi-sprehho “Verleumder’ BR. sprek-ö-: ahd. filu-sprechon ‘(vor einer Versammlung) reden’ GI IV,5,44 (concionari) (Wiss 108). sprek-ula- (adj): ae. sprecol ‘redselig’ Aelf 69,7. sprek-món (m): afr. sprekma 'Spruch'. spr&k-(j)o (f) ‘Sprache’: ae. spræc ++-; afr. spreke, sprétze (Anklage); as. språka H Gn; ahd. språhha ++. spræk-i- (adj): ae. tweo-spræce 'zweideutig' (Gr); as. göd-spräki “wohlredend’ H; ahd. ge-spräche 'redegewandt, redselig’ N. spr&k-ula- (adj): ahd. ga-sprähhal 'geschwåtzig' Gå 1,577,20. Mit anderer (ursprünglicher?) Bedeutung: sprak-0-: awn. spraka 'knistern, prasseln’ (Fr) (Wiss 17). spr&k-i- (adj) (H): awn. sprzkr 'hurtig, lebhaft’ (Fr).

P 996ff. (=, HD); TF 515f. (=, HI); V 537 'spraka' (=, HD); J 897ff. (=, HI); Hh 313 (=); K 731 (=); Gr VL369-391. H.-D. Schulz, Beitr (O) 85 (1963), 132-172 (zum Ahd.). ETYMOLOGIE

Gm. sprek-a-, trans., intr. ‘sprechen’ hat eine r-lose Nebenform durch r-Ausfall

SPRENG-A-

zwischen Labial und idg. g (vgl. brük-a- und brek-a-).

457

Anders de Vries, ‘Das r em-

phaticum’, Melanges ... F. Mossé, Paris, 1959, S. 467 bis 485, besonders S. 483 ff. Außergermanisch ist am ebesten zu vergleichen: (cymr.): ffraeth ‘witzig, scharfzüngig’ (vgl. die Bedeutungsverhältnisse bei jeh-a-).

alb.:

shpreh ‘ausdrücken, lehren, hoffen’ (P: *spreg-sk-).

Man sper-glit: gr:

bringt diese Wörter ferner als ursprüngliche Kraftausdrücke zusammen mit “prasseln’, was möglich, aber nicht sicher ist (vgl. oben die nordischen Wörter): spragü, -éti ‘knarrend platzen, knallen, knistern'. coapayéopot 'prassle”.

ai:

sphärjati *prasselt, knattert’.

Dies wird weiter zu sper- 'zucken, schnellen' gestellt. fallenden Bedeutung jedoch unsicher. SPRENG-A-

Wegen

der auseinander-

'aufspringen'

-nefsd

awn.: springa, sprakk (sprang), sprungo, sprungenn; abs. 'zerspringen, bersten'; (Vh 18f. aus and-): E 1,3, C+; GL, PEZ, R 3, S 1; isl. springa. aschw.: springa + ; schw. spricka, springa, dàn. springe, Bm. sprikke, springe. ae.: springan, sprang, sprungon, sprungen; abs. 'springen, sprühen, schnellen': B 2,3, cD +; Bo 1,3, A 1,2; Àe +; VP +; L 2, RD -1; me. springen, ne. spring.

afr.:

springa, sprang, —, —;

as.:

—, sprang, sprungun, —; abs. ‘springen’ (Wasser, Blut): H 2,3; mnd. springen,

ahd.:

abs. ‘springen’; nwfr. springe.

mnl. springhen, nnl. springen. springan, sprang, sprungun, gisprungan; abs. *aufspringen, hervorfließen, hervorgehen’ (Wasser): I 1; T -1 (uf); O 1; N 122,4; Gi 1,440,32 transiliebant: ubrsprungen; mhd., nhd. springen.

(an-): ae. 'zerspringen' B cD WH; afr. ‘entspringen’; as. ‘aufspringen’ ‘entspringen’ Gl 1,90,12 (coalere). ga-: ae. 'hervorspringen' B cD L; ahd. ‘aufspringen’ N. te-: — ahd. 'zerspringen' G] 11,639,50 (dissilire).

uz-

H;

ahd.

‘entspringen, entstehen’: ae. cD Ae VP RD; ahd. IN.

spreng-a-z (m): awn. af-springr 'Nachkommenschaft' G; ae. of-spring 'Nachkommenschaft’ Ges WH; afr. spedel-spring 'SpeichelfluD'; as. aha-spring ‘Quelle’ H; ahd. ur-spring ‘Quelle’ N. spreng-ön (m): ahd. uber-springo ‘der etwas außer Acht läßt’ N (—). sprang-o-: ahd. sprangon 'aufspringen' N (Wiss 24). sprang-eja-: awn. sprengja 'springen lassen' (EJ) (M) G; ae. sprengan '(Wasser) sprengen’ Ges Go (Gr); afr. sprendza *besprengen'; ahd. sprengen ‘springen lassen, Saiten rühren’ BR N, er- ‘berichten’ N, (Raven 197f.). sprang-atja-: ac. sprangettan *beben* W.

458

SPRENT-A-

sprung-i-z (m): ac. &-spryng ‘Brunnen’ VP L; ahd. sprung ‘Sprung’ Wi. sprung-ula- (adj): ahd. sprungel ‘vor Freude springend’ N (—). sprung-atja-: ahd. sprungezen 'frohlocken' N, (Raven 198f.).

P 998 (=); TF 516 (=); V 538 (=); J 899f. (=); Hh 313 (=); K 732 (=); Gr VI, 395-400. ETYMOLOGIE Gm. spreng-a-, intr. 'springen, zerspringen' hat keine unmittelbare Vergleichsmóglichkeit. Ohne Nasal (*spergh-) kann verglichen werden: gr: onépyo ‘setze in rasche Bewegung’, medial ‘habe es eilig, bewege mich eilig’. Wegen der Bedeutung sehr unsicher ist der Anschluß von al: sprh- (vedisch caus., opt, impf.) ‘sich sehnen nach, verlangen, beneiden’, spårha- (adj) “wünschenswert, vorzüglich, Zum Tektal vgl. av. d-sparez‘bestrebt sein’ (gh-). Als Variante mit unaspiriertem g kann verglichen werden: lt.: spargó, sparsi, sparsum; lett. (H): spifgt ‘frisch werden, gr. (H): opapayéouat ‘strotze’ al: sphürjati ‘bricht hervor, (Vgl. spur-na- und sprent-a-). SPRENT-Aawn.:

ae.: ahd.:

‘streuen, bespritzen, befeuchten'. erstarken'. (vom Euter), oznapyóo *bin zum Bersten voll’. erscheint’.

‘springen’

-ne--*d?

spretta, sprait, sprutto, sprottenn; abs. “springen, aufspringen’: E 1,3; G 1, PE2, R 1,2, S 1,2,4(D); isl. spretta. schw. spritta "zucken*, Bm. sprette ‘schnellen, hüpfen'. Nur gesprant ‘sprach aus, verkündete’ L. Nicht belegt, vielleicht mhd. sprinzen 'hervorbrechen, hervorleuchten’ (von Tugenden) (einmal und sehr unsicher in der Zuordnung), das danebenstehende sprinzen 'sprenkeln, schmücken’ ist wohl nicht zugehörig.

sprant-eja-: awn. spretta ‘aufspringen, öffnen’ PER (EJ). P 995f. (=); TF 516f. (=); V 538 (Vw); J 900f. (=); Hh 313 (=); Gr V1,400 (ohne Belege). ETYMOLOGIE Gm. sprent-a-, intr. 'springen' hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. ohne *s mobile’ läßt sich vergleichen:

Als Variante

SPRÜT-A-

459

aksl.: ves-prengti 'emporfahren, sich erheben’ (*prend-no-). Wird auf die Wurzel sper- (vgl. spur-na-) zurückgeführt. aber wegen der auseinandergehenden Bedeutungen unklar. Struktur nahestehend ist spreng-a-.

Die Verhältnisse sind Nach Bedeutung und

SPRÜT-A- ‘sprießen’

(g) (n) *”e f s *”d spreut-a-

ae.: afr.: as.: ahd.:

-

-

e--*%4

-spréotan (-ü-), -spréat, —, -sproten; å-, geond- ‘sprießen’: Sol -l(&o); (Gr) -2,4; das Präsens mit å erst früh-me. spruten, ne. sprout (SWV). sprüta, —, —, spreien; 'sprieDen, abstammen’; nwfr. sprute (swv mit st. PPP). Nur Präsens üt-sprütan "hervorsprießen’ sD; mnd. mnl. spruten, nnl. spruiten. Die Verhältnisse sind nicht ganz durchsichtig. Auf jeden Fall ist es nicht ratsam, das schwache Verbum spriuzan: suffulcire, spernere (Gl 11,83,62; Gi III,307,34 u.ö.) mit dem späteren stv mhd. spriuzen, spruzen, nhd. sprießen gleichzusetzen.

spreut-a-z (m) W: ae. eofor-spreot ‘Sau-feder’ B. spraut-a- (adj) H: gt. sprauto ‘schnell’. sprut-a-m (n): ae. sprot ‘Zweig’ (BT); as. gisprot 'Sprof sD. sprut-ön (m): awn. lauf-sproti *LaubsproD'; ae. sprota 'SproB, sprozo ‘Leitersprosse’ N. sprut-ja-: ae. spryttan ‘sprießen’ cD Bo Chr.

Zweig’

(BT);

ahd.

P 993ff. (=, HI); TF 517f. (=, HI); Hh 314 (=); K 732 (=, HI); Gr VI,400ff. ETYMOLOGIE Gm. sprüt-a-, spreut-a-, intr. ‘sprießen’ ist vergleichbar mit lit: spráudZiu, spráusti ‘in einen engen Raum pressen, einklemmen'. Offenbar ist im Germanischen das Hervorsprießen der Saat verglichen mit dem Herausspritzen einer Flüssigkeit, wenn auf ihren Behälter gedrückt wird. Zum Bedeutungsverhältnis 'klemmen' — ‘sprießen’ vgl. noch lett. sprägt *bersten,platzen' und *hervorkeimen' (von den Barthaaren), ‘aufbrechen’ (von den Knospen). Die Bedeutung *eilen' (gt. sprauto) entspricht eigentlich einer anderen Entwicklung der Wurzel und ihrer Erweiterungen und ist deshalb vielleicht nicht unmittelbar mit dem Verbum zusammenzubringen. HERLEITUNG Gehórt zu den schlecht abgrenzbaren Erweiterungen von sper- (vgl. spur-na-). In Bedeutung und Struktur ähnlich, und deshalb wohl als Basis anzusehen, sind:

460

STA-N-D-A-

cymr.: ffreuo “bervorspritzen’ (Nach P, ich kann es nicht belegen), frau (f) ‘Fluß, Strom'. lett.: spraüjuós, spraütiés 'empordringen, emporkommen'. STA-N-D-A-

‘stehen’

gnefsd

gt:

standan, stob, stobun, —; abs. ‘stehen’.

awn.:

standa, stóó, stóóo, stadenn;

ae.:

afr.: as.:

aus umbi-); ‘sich erheben, emporragen, ausgehen von’ (Vh acc. 'bedrángen' und refl. ‘ertragen, standhalten’ (Vh 46 aus 1,2,3; G 1,3,4, PE +, R +,8 +; isl. standa. aschw.: standa 4-. standan, stód, stódon, standen; abs. ‘stehen, sich befinden’: B Bo 1,2,3, A 22,3; Àe +, JE 1,223; VP 122,3, R1 1,23; L+, RD me. standen, ne. stand. stonda, stöd (stonde), stöden, stenden; abs. ‘stehen, dauern’. standan, stöd, stódun, -standen; abs. ‘stehen, sich befinden’: H

ahd.:

mnd. Prät. stond usw., mnl., nnl. standen. stantan, stuont (stuat), stuontun (stuatun), stantan; abs. ‘stehen, sich erheben’:

abs.

‘stehen, ruhen,

sich erstrecken’;

"herkom-

men, herrühren, entstehen’ (Vh 17 aus and-); 'umstehen, umgeben’ (Vh 51 54f. aus uz-); ga-): E +, C

1,2,3, cD +; 1,2, R2 4,23;

+, Gn 1,2,3;

I 1,3(n), MF 1,2(n); T +(uo, n); O +(ua, n); BR 1,3,4(n), aD + (n); N +(n); die Indikativformen des Prásens werden in der Regel von stz- übernommen; mhd. standen, nhd. Prät. stand. (an-): and-: bi-: en»: (far-): ga-:

ae. “bestehen auf’ R? (BTS); as. ‘bestehen’ H; ahd. ‘begreifen’ I O. gt. 'widerstreiten'. gt. 'umstehen'; ae. ‘beistehen’ JE (BT); ahd. ‘beistehen’ ON. gt. 'bevorstehen, dafür eintreten’. ae. ‘entgegenstehen, verteidigen, nützen’ B cD Bo L R2; as. ‘schützen, hindern, verstehen’ H; ahd. ‘verstehen’ ++. gt. ‘stehen bleiben, bestehen’; ae. ‘zum Stehen kommen, sich stellen’ ++; as. ‘zuteil werden, widerfahren’

H;

ahd.

‘stehen, bevorstehen’

TON.

te-: ae. ‘abseits stehen’ VP (BT). twis-: gt. ‘sich scheiden’. unba-: ae. ‘stehen bleiben’ Bo (BT). uz-

‘sich erheben,

auferstehen’:

gt.; ae. (helfen)

B cD

L RD

R?;

as. H;

ahd.

(aufbåumen) ++. (Bei der folgenden Sippe kann es sich auch zum Teil um :-Ableitungen von st&handeln). stap-a-z (m) ‘Gestade, Ufer’: gt. stabs, -is; ae. stzd W; as. stad H Gn; ahd. stad ON, stap-a- (adj): awn. staór 'stehend' (CV).

STALD-A-

stad-6 (f): awn. sted “Landeplatz, ‘Stätte, Beschaffenheit’ N.

Stätte

461

E C R; afr. stathe ‘Stätte’; ahd. stata

stad-i-z (m) ‘Stätte’: gt. stabs, -dis; awn. staór ++; sted; as. stedi H. (f) ‘Stätte’: afr. stede; ahd. stat ++.

ae. stede B cD Bo JE RI; afr.

stap-ön (m): gt. lukarna-stapa ‘Leuchter’. stap-ja-m (n) ‘Gestade’: afr. stethe (f); ahd. stedi (oder m?) T. stab-ja-z (m): gt. anda-stapjis “Widersacher”. stap-ja- ‘zum Stehen bringen’: awn. steója C G S; ae. stzóóan (BT). stap-jön (m) W: awn. stedi 'AmboD' C PE S. stap-la-z (m): ae. stadel ‘Grundlage’ cD Bo VP; ahd. W stadal ‘Scheuer’ Gl III,2,30 (scorea). stap-ila-z (m): ahd. stedil 'Fundament I. stap-us-ön (adj) A: awn. verda staósa ‘zögern’ (CV) (—) (zur Bildung vgl. gang-us-ón). idg. *stot-ti- stass-i-z (f): gt. af-stass 'Abfall'. stand-a-z (m): ahd. ur-stant *Auferstehung' N, fir-stand "Verstand' I. stæd-i- (adj) 'stet, unerschütterlich': afr. stede; ahd. ståte N. stöb-a- (adj): gt. un-ga-stops “ohne bleibende Stätte’. stop-i- (adj): awn. ein-stéór “alleinstehend, einsam’ E, hag-stédr *bequem’ (M). stód-0 (f): awn. stöd ‘Säule, Pfeiler’ E R; ae. stöd (m) ‘Pfosten’ WH. stöd-eja- W: gt. ana-stodjan "anfangen, anheben’. stöp-ila-z (m): ahd. ruri-stuodil "Türpfosten' Gl 11,682,14 (postes).

P 1004-1010 (=, HI); TF 477ff. (=, HI); F 449f. (=, HI); V 543 (=, HI); J 854858 (=, HI); Hh 317 (=, HI); K 743f. ‘stehen’ (=); Gr VI,595-609 und 638-655. ETYMOLOGIE Gm. städen lit.:

sta-n-d-a-, intr. *stehen' ist ein Nasalpräsens zu einer /-Erweiterung der Wurzel ‘sich hinstellen, stehen’ (vgl. stæ-). Die gleiche Erweiterung kann gesucht werin — stataí, -yti ‘stellen, errichten’.

Hierher auch heth. istandäi- "zögern, zaudern'? (A. Kammenhuber,

KZ 77, 1961,

62f.). STALD-A-

‘besitzen’ (?)

gt.:

-staldan, -staístald, -staistaldun, —.

ae:

Nur Prät. Sg. steold ‘besaß’ acc. (Gr) (—).

and-: ga-:

gt. ‘in den Besitz von jemand bringen, versehen mit’. gt. ‘erwerben, bekommen’.

g(n)e-(s) (d)

462

STANG-A- — STAP-JA-

stald-a-m (n): gt. and-stald ‘Darreichung, Beistand’; ae. ge-steald "Wohnung' B cD. stald-a-: gt. aglait-gastalds ‘schmutzig gewinnsüchtig'. stald-i-z (m) W: awn. hauk-staldr ‘Häuptling’ (EJ) (urn. hagu-staldiR); ae. hagusteald 'Yingling, Diener’ Chr, heh- ‘Jungfrau’ RD; as. hagu-stald “junger Mann, Diener’ H; ahd. hagu-stalt ‘Junggeselle’ Gi 167,8 (celebs); vgl. J. de Vries, Arkiv 58 (1944), 93-104. P 1019f.; TF 489; F 50 'andstald'; Hh 317; K 281 ‘Hagestolz’. Gm. stald-a- ‘besitzen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Die übliche Verbindung mit søel- ‘stellen’ ist denkbar, entbebrt aber der Stütze.

STA-N-D-A

‘stehen’ ist unter STAD-

eingeordnet.

STANG-*A- ‘stechen’

g-----

(vgl. steng-a-) gt:

Nur Mt V,29 us-stagg ita ‘stich es aus’ (vom Auge). Wird in der Regel zu us-stigg gebessert und zu steng-a- (s.d.) gestellt; doch wäre bei einem Verbum dieser Bedeutung a-Vokalismus nicht auffallend. Vgl. P 1014f.; F 535.

STAP-JA-

'stapfen' stap-a-

--efs(d) ---f- -

ae.:

stzppan, stöp, stöpon, stapen; abs. 'stapfen, schreiten’: B 2, cD 1,2,3; A 1,2; Ae 1,2,3, JE 2; R! 3; RD 1; Bl -4; me. steppen (swv), ne. step (swv); (vgl. Weman, L 182a, S. 109-118). afr.: stapa (steppa), stöp, stopon, stapen (-e-); abs. ‘schreiten, treten’; nwfr. stappe. as.: -—, stop, stöpun, —; abs. ‘gehen, schreiten’: H 2,3; mnl. stappen (red. Verb). ahd.: Nur unklares stoptun im Hildebrandslied (dD) 65 (für stopun?). bi-

‘betreten’: ae. Ae; afr.

ga-:

ae. ‘gehen, schreiten’

B cD WH

RD.

stap-ön (m): ae. -stapa in wald- 'Heuschreck' R1, hild- ‘Kämpfer’ cD, mearc- 'Markbeschreiter' (Grendel) B; ahd. staffo ‘Schritt’ aD, howi- 'Heuschreck' Gl 1,611,40 (locusta). stap-i-z (m) ‘Schritt’: ae. stzpe Go VP R!; afr. sfap; ahd. stapf N (Gl IL275,21 stephin). stap-eja-: ahd. stepfen ‘treten, schreiten’ N (Raven 203). stap-ila-z (m): ahd. hou-staphil *Heuschreck’ Gi 1,465,51, N.

STAUT-A-

463

stap-ula-z (m) ‘Stufe’: ae. stapol B cD L; afr. stapul; ahd. stafel Gl 111,413,80 (basis). stóp-o (f): ahd. stuofa ‘Stufe’ N. stop-on (m): as. stöpo "Tritt, Fußspur’ H.

P 1011f. (=); TF 482 (=); V 543 ‘stapi’ (a, HI); J 868ff. (=); Hh 320 (Vw); K 740 "Stapf' und 735 *Stab’ (=); Gr V1,655-658. ETYMOLOGIE Gm. stap-ja-, intr. *stapfen' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Am nächsten kommt (mit Nasalierung): gm.: stamp-ó- 'stampfen, zerstampfen’ in awn. stappa (CV); ahd. stamfon N; stamp-eja- dsl. in ae. stempan LWS 1,378,18. Ferner, als Variante mit auslautendem -p: aksl.: stopa (f) ‘Spur, Fährte, Schritt’; und nasaliert stopljo, stopiti “schreiten, treten’. STAP-

‘stehen’ s. STA-N-D-A-

STAUT-A-

(eingeordnet unter STAD-)

‘stoßen’

g(n)-fs

siuttgt: afr.:

stautan, acc. oder präp. ‘schlagen’ (nur Präsens). steta, —, —, stéten; acc. ‘stoßen’.

as.:

slótan, stiot, stiotun, -stötan; acc. ‘stoßen’: sD 2,4; Gl I1,572,31

- -

d

---(d)

ana-stotan:

plangere; Gl IV,208,12 pertuderunt: to-stiatun; mnd., mnl., nnl. stoten. ahd.:

stözan, stioz, stiozun, gistözan; acc., präp. ‘stoßen, stürzen, berühren’: O 1, 2,3; N +; Nebenformen im Präteritum ana-steroz, -un Gl 1,282,52, stieraz GI 11,669,50 (Reste der alten Reduplikation?); mhd. stozen, nhd. stoßen.

bi-: — ahd. ‘wegstoßen, berauben’ N. (far-): ahd. ‘verstoßen, vertreiben’ N. ga-: ahd. ‘zu erlangen suchen’ N. te-:

afr. ‘zerstören’;

as.

‘zerstören’

sD;

ahd.

*hinabstürzen'

O.

staut-ó- ‘heftig stoßen’: awn. stauta (Fr) (entlehnt?); ahd. stözon O N (ge-); (Wiss 37). staut-i-z (m) ‘Stoß’: awn. steytr (Fr); afr. stet; ahd. stöz N. staut-eja-: awn. steyta ‘stürzen’ (Fr) (entlehnt?). Außerhalb

der Ablautreihe steht (mit Intensiv-Gemination):

stutt-ja-: ahd. er-stuzzen *wegscheuchen' N (Wiss 192).

P 1032. (=, Hi); TF 495 (=, HI); F 451 (=); V 544f. 'stauta' (=, HI); J 862-866 (=, HI); K 754 (=); Gr V1,728-736.

464

STÆ-

ETYMOLOGIE

Gm. staut-a-, trans., intr. ‘stoßen’ geht mit Sicherheit zurück auf eine d-Erweiterung der deutlich faBbaren Verbalgrundlage (syMeu- ‘stoßen’. Mit gleichem Lautstand: alb.: shtynj ‘stoßen’ (falls aus *stud-n-j-). lt.: (H): studeo, -ui “eifrig sein, begehren' (falls zugehörig). Als Variante ohne ‘s mobile’;

lt.: — tundö, tutudi, tünsum, -ere ‘schlagen, stoßen’. air. (H): do-tuit fällt’. ai: tudáti ‘stößt’, PPP tunná-. HERLEITUNG Die Grundlage (s)eu- tritt nicht unerweitert auf, zeigt sich aber in mehreren Erweiterungen: teu-g- in mir. tuagaid ‘schlägt mit der Axt, spaltet’; ai. tujáte ‘schlägt, stößt, drängt’. teu-k- in lit. tukséti ‘schlagen, stoßen, klopfen’; aksl. tekati *anstoDen, weben”; (gr.) tÓKoc, TVXOG (m) 'Steinhammer, Streitaxt'. steu-p- in ai. pra-stumpati ‘stößt mit den Hörnern’ (Grammatikerwort); lt. stupeö "bin starr’ (falls zugehörig). teu-p- in gr. torto ‘schlage, präge’; ai. fümpati ‘verletzt’ (Grammatikerwort). steu-bh- in gr. otvpeAMlo ‘treffe hart’; ai. tubhyati ‘verletzt’.

STA-

'stehen'

(B stai- ?

n()

f sd

----.-sd

stów-

(8) (n) (e) (f) - (d)

awn.:

Nicht belegt; erst schw., dän., Bm., nn. std ‘stehen’.

afr.:

stän

as.:

stän ‘stehen’, abs. H Gn (nur Präsens); mnd. stan, mnl. staen, nnl. staan.

ahd.:

stän, sten ‘stehen, sich erheben’ (nur Präsens)

‘stehen, dauern’ (nur Präsens), nwfr. stean.

die Form mit westgm. der Endung). bi-:

++;

mhd.

& wird als Angleichung an gen

sten, nhd. stehen;

erklärt (oder

a+i

as. ‘vorhanden sein’ H.

(far-): ahd. ‘verstehen’ ON. ga-: as. ‘zuteil werden, widerfahren' H; ahd. ‘stehen, bevorstehen’ O N. uz-:

as. 'auferstehen' H; ahd. ‘erstehen’

ON.

stö-Ja-z (m) ‘Stuhl, Thron’: gt. stols; awn. stóll ER; ae. stöl as. stöl H: ahd. stuol

B cD WHL;

afr. stöl;

TON.

stö-mi- (adj) H: ahd. un-gi-stuomi 'ungestüm, übermütig

Gl 11,120,59 (insolens).

STE-

465

Mit w-Formans:

stöw-ö (f): awn. eids-stó ‘Feuerstelle’ (M); ae. stów ‘Ort, Stelle B cD WH stö 'Stelle'. stöw-ja- W: gt. stojan ‘richten’; ahd. stouuen “anklagen’ Gl 11,276,35.

Chr; afr.

P 1004-1010 (=); TF 477 (=); F 449f. (=); V 543 ‘standa’ (=); J 854-858 (=); Hh 324 "stol" (=); K 743f. (=); Gr V1,588-595. ETYMOLOGIE Gm. stæ-, intr. ‘stehen’ (Nebenform wgm. sté- unklarer Herkunft) gehört zu der reich bezeugten idg. Wurzel stå- ‘sich stellen, stehen’. Der gm. Vokalismus (e gegenüber å in den anderen Sprachen) ist nicht geklärt. Man nimmt im allgemeinen an, daß sich ein ursprüngliches *stó- nach gæ- ‘gehen’ ausgerichtet habe. Eine andere Möglichkeit s. u. (1) Reduplizierte Präsentien. Bedeutung meist ‘stehen bleiben’ (aus dem Gehen); trans. ‘stehen machen’: lt.:

sistö, -ere ‘sich hinstellen, anhalten’, trans. “etwas hinstellen, etwas anhalten’,

air.:

auch ‘stehen’; vgl. umbr. sestu ‘ich weihe'. -siss- (sekundär zum regelmäßigen i-Deponens stehen,

stehen

gr.:

[otn

(dor.

bleiben’; mit fo- ‘bekennen,

à)

Wurzel-aor.

Eotnv

geworden),

mit

air-

'fest-

gestehen’.

‘stellen,

sich stellen,

stehen

machen,

anhalten’;

ai: fisfhati ‘stellt sich hin, steht’ (Wurzel-aor., a-aor.), PPP sthitá-. (2) Nasalprásentien. Bedeutung meist ‘aufstehen, stehen’ (aus dem Sitzen), besonders häufig übertragen ‘festsetzen’ usw.: lt.: — destinare 'festmachen, beschließen’. apr.: postat ‘werden’ (1. Pl. po-stänimai). aksl.: stang, stati “sich stellen, treten, sich erheben’. gr.: kret. otavóo 'setze ein’ (lotávo ist spät und sekundär). av.: fra-stanvanti ‘sie machen Fortschritte’. Vgl. hierzu auch gm. sta-n-p-a- zu einer t-Erweiterung. (3) &- und j-Verben. Bedeutung meist ‘stehen’, auch 'sich stellen’: l]nt.: stå (2. Sg. stås), steti, statum "stehen" (im Gegensatz zum Sitzen oder Gehen); osk. stait ‘er steht’, stahint ‘sie stehen’; umbr. stahitu “er soll sich hinstellen’.

air.: lit.:

få (der normale

konjunkte Indikativ

Prás. des Verb.

— stóju, -ti ‘sich hinstellen, treten, aufstehen,

Subst.).

sich erheben,

Halt machen

(hat

offensichtlich die Bedeutungen übernommen, dic in anderen Sprachen Verben der Gruppe I und 2 haben. Auch die Wurzelstufe ist nicht die der vergleichbaren Bildungen); stóviu, -éti "stehen, stillstehen, liegen’ (mit w-Formans). aksl.:

stoje, stojati ‘stehen’.

Eine entsprechende Bildung (é-Verb) ist nach Ernout-Meillet gm. stæ-.

466

STEIG-A-

STEIG-A- ‘steigen’

stikk-

gnefsd

- - (e) - - (d)

gt.: steigan, staig, stigun, —; abs. 'steigen'. awn.: stiga, ste (steig), stigo, stigenn; abs. ‘steigen’; ‘besteigen’ (Vh 47 aus ga-); übersteigen, überwinden’ (Vh 49 aus ufar-); “durchgehen, durchwandern' (Vh ? aus umbi-): E +, C 1,2; G 1,2, PE 1,2, R +, S 1,23; isl. stiga. aschw.: stigha +; schw. stiga, dàn. stige, Bm. stige. ae.: stigan, ståg, stigon, stigen; abs. ‘steigen’; auch swv.: B 1,2,3, cD +; Bo 1, A +; Ae 1,2,3, JE 1,2; VP 1,2,3, Ri +; L 1,2,3, RD 1,3, R? 1,2,3; me. stien. afr.: stiga ‘steigen’ (nur Präsens). as.: stigen, stég, stigun, —; abs. ‘steigen’ H 1,2,3; mnd. stigen, mnl. stighen, nnl. stijgen. ahd.:

stigan, steig, stigun, gistigan; abs.

BR -1,2,4, aD 1,2;

‘steigen’:

I 1, MF

-1,2; T

1,2,3; O

1,4;

N +; mhd. stigen, nhd. steigen.

ga-:

gt. 'hineinsteigen'; ae. 'ersteigen'

te-: uz-

steigen, erreichen' T N. ahd. 'hinabsteigen' Gå 1,114,17 (discendere) (—). ersteigen’: gt.; ae. ++; ahd. I T.

B cD L RD R?; as. ‘steigen’ H; ahd. 'be-

steig-a-z (m): awn. stigr *Weg' ++; ahd. stig ‘Pfad’ Gi 111,407,41 (semita), uf-stic ‘Aufstieg’ BR. sSteig-o (f) ‘Pfad, Steige’: ae. stig B cD VP R! L R27; ahd. stiga T N. staig-ö (f): gt. staiga "Weg, Steige’; ahd. steika *Aufstieg' Gl 1,357,56 (ascensum). staig-eja-: ahd. M kisteichan kazelt ‘ein Zelt aufrichten’ Gl 1,363,3 (fixere tentoria) oder zu steik-?; ae. ä-stögan ‘aufsteigen’ R? (wahrscheinlich sekundäre Weiterbildung des stv).

staig-la- (adj) ‘steil’ W: ae. stzgel (Gr) OET; ahd. steigal, staig-ra- (adj) ‘steil’ W: ae. stZger (BT). staig-rö (f): ac. stzger “Treppe’ (BT). stig-a-m (n): awn. stig ‘Schritt, Stufe’ (EJ) (M). stig-ö (f): awn. upp-stiga ‘Aufstieg’ (Fr); ahd. stega “Treppe, Leiter’ N. stig-ön (m): awn. stige ‘Leiter’ C G, ein- ‘Pfad für nur einen Menschen’ (M); ae. än-stiga ‘Pfad’ (BT). stig-u-z (m): awn. stigr 'Weg' PE. stig-i-z (m): ae. stige ‘Aufgang, Aufstieg’ Chr (Gr), up- ‘Aufstieg’ RI. stig-ilo (f): ae. stiogol “Trittleiter’ (BT). stig-iljo (f): as. stigilla "Zauniiberstieg' sD; ahd. stigilla 'Hintertür' (?) O. Stih-ti-z (f): awn. stétt 'Stufe, Spur' C (M). Die Gruppe stiht-/stift- ‘stiften, gründen’

bleibt besser

außer Betracht.

STIK-A-

467

Mit Intensiv-Gemination:

stikk-ula- (adj) ‘steil? W: ae. sticol (BT); ahd. stechel Gl 1V,185,38 (declivis). Mit & (e?): ahd.: stiagil 'Sprosse, Rang’

BR;

stiega Gl 1,450,16 (cancelli).

P 10178. (=); TF 491f. (=); F 452 (=); V 547 stig” (=); J 861f. (=); Hh 322 (=); K 744 ‘Steig’ (=); Gr VL618-627. ETYMOLOGIE Gm. steig-a-, intr. ‘steigen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage steigh- ‘geben’. lt.: (H): Zu erwägen ist ve-stigäre ‘der Spur folgen, entdecken’, vestigium (n) ‘Spur, Sohle’. Dieser Anschluß wird in der Regel abgelehnt (wegen des Auslauts g, der mangelnden Analysierbarkeit, der Vollstufe); Ernout-Meillet halten -igäre für ein Ableitungssuffix. Solange es aber für vestigare keine Etymologie gibt, muß die Erklärung als Kompositum (wenn auch unwahrscheinlich) in Betracht gezogen werden. Vor -st- kann ein beliebiger VerschluBlaut ausgefallen sein. air.: tiagu ‘gehe, gehe weg’ (mit zahlreichen Bedeutungsentwicklungen), suppletives Prät. lit.: Die in Frage kommende Sippe zeigt starke Bedeutungsentwicklungen, so daß die Zugehörigkeit nur wahrscheinlich zu machen ist. Am ehesten vergleicht sich staigus ‘jäh, plötzlich, steil’, beim Verbum lett. steigt ‘eilen’, trans. beschleunigen’, refl. ‘sich beeilen’, staigåt ‘gehen, wandeln’.

aksl.: po-stignoti 'hingelangen, erreichen, treffen’ (vgl. ahd. follestigan ‘erreichen’ N). gr.: oteixa ‘gehe, marschiere', aor. Eotıyov. ai.: stighnoti ‘schreitet, steigt’, ati- *überwältigt’, pra- “übersteigt” (nachvedisch und selten).

*STIK-A- (stek-a-) ‘stechen’ stekkafr.:

as.:

(g) (n) (e) f s d - - - --(d)

steka, —, —, stetsen: acc. ‘stechen’.

stekan, stak, —, —; ‘stechen’: H 2; sD -1; mnd., mnl., nnl. steken.

ahd.:

stehhan, stah, stähun, gistohhan (e); acc. ‘stechen’: T -3; O +; GI IV,314,40 kestochin, aber Gl 11,587,70 thurstechan (PPP); mhd., nhd. stechen.

ga-: uz-:

ahd. 'durchbohren' O. ahd. 'erstechen' GI 1,131,7 (effodire) (—).

staik-ö (f) W: awn. steik ‘Braten’ C G. staik-eja- W: awn. steikja 'rósten, braten’ (am Spieß —) PE.

STEL-A-

468

stik-o-: ae. stician ‘stechen, durchstoßen’ Bo JE (Wiss 86f.). stek-o-: ahd. stechon ‘stechen, quälen, martern’ N (Wiss 108f.). stik-i-z (m) ‘Stich’: gt. stiks (Punkt); ae. stice Ges; afr. stek; as. stiki SD; ahd. GI I1,427,19 ictibus: stichin. stik-ila-z (m): gt. stikis “Becher, Kelch’; awn. stikill 'Spitze des Trinkhorns' PE (M); ae. sticel ‘Stachel’ Bo; ahd. stihhil ‘Stachel’ GI 111,412,8 (aculeus), vgl. stechal ‘Kelch’ Gl HL11,21 (calix). stik-ula- (adj): ae. sticol 'stechend* (Gr) BR. stek-ula- (adj): ahd. horn-stechal 'stóBig'. stik-no- W: awn. stikna 'geróstet werden’ (CV).

stih-ti-: in ae. stihtan ‘stechen’ WH, instihtiga “einstechen’ L. stak-i-z (m) H: gt. staks "Wundmal'. stak-o- W: awn. staka ‘stoßen, taumeln’ (CV) (Wiss 13f.). stak-eja-: ahd. stecchen ‘stecken, festheften’ N BR, (Raven 201f.); hierzu auch gt. hlepra-stakeins *'Laubhüttenfest' (Zeltaufrichtung)? stak-ula-z (m): ahd. stachul Gl 11,654,61 (cuspis). Mit Intensiv-Gemination:

stekk-ö-: ahd. stekhon ‘stechen’ Gl 1,197,15 (stimulare). stekk-ja-: ahd. sticchen ‘vollstopfen’ Gl 1254,19 (Raven 204f.). stekk-ila-z (m): ahd. sticchel 'Brecheisen' N. stekk-ula- (adj): ahd. stecchel ‘stechend, spitz’ N. P 1016f. (=); TF 480 (zw); F 448 ‘staks’ (zw); V 547f. ‘stik’ (=); J 860f. (=); Hh 321 'stician' (=); K 742 (=); Gr VL,635-638. Gm. stek-a-, trans. ‘stechen’ ist durch Ablautsentgleisung aus einem schwundstufigen Präsens *stik-a- entstanden. Zum außergermanischen Material vgl. steng-a-. STEL-Agt.: awn.:

‘stehlen’

gnefsd

stilan, —, —, —; abs. ‘stehlen’. stela, stal, stólo, stolenn; abs.,

acc.

‘stehlen’;

'bestehlen'

(Vh

30 aus

bi-):

E14, C4; G 1,4, R 1,4, S 1,2(D),3(D); ist. stela. aschw.: stiæla +; schw. stjäla, dàn. stjæle, Bm. stjele. ae.:

stelan, stel, stælon, stolen; abs. ‘stehlen’: cD -4; Bo -1, A 1,223; Ae +, JE 1; R! -1,3; L 1,3, R? 1; me. stelen, ne. steal.

afr.: as.:

stela, —, stelen, stelin; abs. ‘stehlen’. stelan, stal, stälun, stolan; abs. ‘stehlen’: H -1,3; sD 2,4; mnd., mnl., nnl.

abd.:

stelen. stelan, stal, stálun, gistolan; steln, nhd. stehlen.

abs.

‘stehlen’: T

1,3;

O

2,3,4;

N

1,2,3; mhd.

STELP-A- — STEN-A-

bi-: (far-) ga-:

469

ae. ‘bestehlen, sich fortstehlen' (Gr) WH Chr. 'entwenden': ae. cD Bo Ae RI! L; afr.; as. H sD; ahd. ae. ‘stehlen’ L R2.

TON.

stal-ö-: ae. for-stalian ‘sich wegstehlen' Ges (Wiss 21).

stal-ö- (f) ‘Diebstahl’: ae. stalu Go R! L RD R27; ahd. Gi L107,34 de furto: fona stalu. stal-ón (m): ae. ge-stala *Mitstehler' Ges. stul-enö (f) ‘Diebstahl’: afr. stelne; as. stulina H. stul-ez (n): ae. stulor ‘Diebstahl’ (BT). stul-du-z (m): awn. stuldr ‘Diebstahl’ (EJ) (M). stæl-ö (f) ‘Diebstahl’: as. ge-stal Ges; ahd. ståla O. st&l-ja- W: ae. stælan 'anschuldigen" WH. P 1028 (zu 2); TF 489 (zu 1); F 453f (zw); V 546 (0E); J 878 (zu 2); Hh 319 (Vw); K 744 (zu 2); Gr VL668f. Gm. stel-a-, intr., trans. ‘stehlen’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. In Frage kommen: (1) Eine Erweiterung zu stel- kann vorliegen in mir. slat f(å) und m(o) "Råuberei, Plünderei’. (2) Eine Varinate ster- kann vorliegen in gr. otepéo 'beraube', med. *entbehre', wozu wohl mir. serb ‘Diebstahl’. Die Theorie, daß ster- im Gm. zu stel umgestaltet wurde unter dem Einfluß von hel-a- entbehrt der Stütze, da das gr. Wort ja ebenfalls isoliert ist (wenigstens als Verb). (3) Mit gleichem Anlaut ai. stend- (m) ‘Dieb’, a-steya ‘nicht stehlend’. (4) Schließlich ist unter Annahme von 's mobile’ Anschluß an tel- ‘aufheben’ (P 1060) möglich. Hierzu würde stimmen mir. rlenaid ‘stiehlt’. (STELP-A-) awn.:

'umfallen'

-n----

Nur aschw. stizlpa *umfallen, stürzen’ 1,2,4, auch swv. Dazu als swv awn. stelpa ‘niederhalten, verhindern’ (Fr). Ohne überzeugende Vergleichsmóglichkeit; vgl. V 546 (mE). Nach TF 489 ist die starke Stammbildung sekundàr. Vgl. E. Lidén, Meijerbergs Arkiv fór Svensk ordforskning 3 (1941), 89-102.

STEN-A- 'stóhnen'

-(n)e---

ae.:

stenan, sten, —, —;

as.:

Nicht belegt, mnd. stenen 'stóhnen' (stswv) ist kaum ein Reflex eines Primär-

abs. ‘brüllen, stóhnen': (BT)

verbs.

stun-ó-: ae. stunian ‘krachen’ (BT) (Wiss 65), stun-i-z: awn. stynr 'Stóhnen' (CV).

1; Bl 2 (a-sten: rugiebam).

470

STENG-A-

P 1021 (=); TF 481 (=); V 557 'stynja' (=); J 872 (=); Hh 319 (=); K 753 ‘stöhnen’

(=). ETYMOLOGIE Gm. sten-a-, intr. 'stóhnen' läßt sich mit Sicherheit zurückführen auf die deutlich faßbare Verbalgrundlage sten- ‘stöhnen’, vielleicht ursprünglicher ‘brüllen, unartikulierte Laute ausstoDen'. lit: stenü, -éti 'stóhnen, ächzen’. aksl.: stenjg, -stenati 'stóhnen'. gr: OtÉvo 'seufze, stöhne, beklage”. ai. (W): stánati 'donnert, brüllt’. STENG-A- ‘stechen’ (vgl. stang-a-)

?g n e - (s) (d)

gt:

Das einmal belegte us-stagg ‘stich aus’ wird meist in us-stigg gebessert (vgl. stang-a-).

awn.:

stinga, stakk, stungo, stungenn; acc. ‘stechen’: E 1,2, C +; S 1,2,4; isl. stinga. aschw.: stinga 4- ; schw. stinga.

ae.:

—stingan, stang, stungon, stungen; acc. ‘stechen, durchdringen’:

ahd.:

Ae 1; Bl -3; me. stingen, ne. sting. Vielleicht stark ist Gl 1V,369,41 fleotomare: stingen (zur Ader lassen).

bi-: uz-;:

ae. ‘stopfen’ LWS 11,54,12. ae. (å-) *herausstechen' Chr.

PE

Bo

1,2, R 1,2,3,

1, A 1,2,4;

steng-ön (m): awn. stingi ‘starker Schmerz’ (M), ‘Nadel’ G. stang-ö (f) ‘Stange’: awn. stgng ER S; as. stanga sD; ahd. stanga TON. stang-o-: awn. stanga ‘stechen, stoßen’ C G R S (denom.?), (Wiss 17). stang-i-z (m): ae. steng ‘Stange, Knüttel’ Chr L. stung-i-z (m) ‘Stich’: ahd. Gl 11,309,31 in icto puncti: in slegiu des stunges. stung-ja-: ahd. stungen ‘stechen, quälen, antreiben’ N (denom.?). P 1014f. (a); TF 481f. (a); F 535 *us-stagg' (zw); V 548 (a); J 867f. (a); Hh 323 (a); K 739 ‘Stange’ (a); Gr VI,692f.

ETYMOLOGIE Gm. steng-a-, trans. ‘stechen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Es gehört zu den zahlreichen Bildungen mit anlautendem st-, die etwas Starres oder Spitziges bezeichnen. Die lautliche Nàhe zu den von P angeführten Bildungen (sofern sie

STENKW-A-

471

nach ihrer Bedeutung überhaupt in Frage kommen) beweist deshalb wenig für die Etymologie. Sinnvoller scheint es, von steig- ‘stechen’ auszugehen, da fast nur unter dieser Form Verben belegt sind. Man muß in diesem Fall Nasalierung mit Ablautsentgleisung annehmen, sowie eine unregelmäßige Entwicklung des g (nach Nasal?), vgl. stik-a-. It.: instigáre 'anspornen”. Vgl. weiter distinguo 'unterscheide' (durch Kennzeichen), instinctus “angeregt, aufgereizt'. gr: otilo (tätowiere, kennzeichne' (vgl. It. distinguo), 'steche' (von Schmerzen). Zum Auslaut vgl. otiysvg *Tátowicrer'. Als Variante ohne 's mobile': ai.:

ftigmá- ‘scharf, spitzig’; téjate “ist scharf, schärft’.

Unklar ist der Zusammenhang mit szegh- (P 1014f.) zu dem das Verbum in der Regel gestellt wird und zu steg- (P 1014), beide mit ähnlicher Bedeutung. STENKW-Agt.: awn.:

‘stoßen’

g n e *"f *Ps d

stigqan, stagg, stugqun, —; abs. 'zusammenstoDen'. stakkva,

stokk,

stukko,

stokkenn;

abs.

‘springen,

stürzen,

herabfallen,

ent-

springen’; 'bespritzen' (Vh 21 aus bi-); 'zerspringen' (Vh 32 aus dis-): E +, C2,4;

R 1, S 1,2; isl. stókkva, nn. støkka 'erschrecken'.

aschw.: stiunka 1,2; schw. stinka ‘stinken, dán. stinke ‘stinken’. ae.:

stíncan, stanc,

stuncon,

—;

abs.

‘springen,

hüpfen’;

‘riechen’:

afr.:

Al: Ae 1,2,3, JE I; VP 1; R2 1; me. stinken, ne. stink. Nicht belegt, erst nwfr. stjonke 'stinken'.

as.: ahd.:

Nicht belegt, erst mnd., mnl., nnl. stinken 'stinken'. stinkan, stank, stunkun, gistunkan; abs. ‘duften, riechen’: O

11,358,29 exoluerunt: firstunchin sint; mhd., bi-: ga-: uz-:

gt. ‘anstoßen’. gt. 'anstoDen'; ae. ‘riechen’ Bo WH; ahd. ‘stark duften” N.

stanc "Duft, Gestank'

gt. ga-staggjan

1,2; N

Bo

-1,

1,3; Gl

stinken.

ahd. *wittern' Physiologus dD.

stankw-a-z (m): awn. stgkkr “plötzliche Bewegung’ stankw-eja-:

nhd.

B 2;

(EJ); as. stank ‘Duft’ H; ahd.

T O aD N.

‘etwas

anstoBen

an’; awn.

støkkva

'forttreiben,

ver-

treiben’ E C G PE; ae. stencan 'stinken, zerstreuen’ Chr L R1, tö- *zerstreuen'

Bo VP R2. stankw-i-z (m): ae. stenc ‘Geruch’ WH Co L. stunkw-a-m (n): gt. bi-stugg ‘Anstoß’; vgl. ahd. stunc-nissi "Zerknirschung' BR. stunkw-i-z (m): as. stunk ‘Geruch’ sD.

stunkw-ja-: ahd. stunken ‘stoßen’ Gi 11,185,28 (inpulsus) (oder zu steng-a-?), (Raven 211).

472

STERB-A-

stunkw-o-: ahd. stunkon ‘stopfen’ GI IV,327,34( farcire) (oder zu steng-a-? Wiss 191). Die belegten Bedeutungen sind: (1) ‘stoßen, zusammenstoßen’; (2) ‘springen, hüpfen’ und ‘entspringen’; (3) ‘stürzen’; (4) ‘spritzen’; (5) ‘duften’. Auszugehen ist am ehesten von ‘stoßen’; der Weg der verschiedenen Bedeutungsentwicklungen bedarf aber einer genaueren Untersuchung. P 1032ff. (zu steu- ‘stoßen’); TF 481 (zu 1); F 452f. (zw); V 558 (zw); J 862-866 (wie P); Hh 323 (a); K 751 (a); Gr VI,695ff. ETYMOLOGIE Gm. stenkw-a-, intr. ‘stoßen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. In Frage kommt: (1) Die lt. Sippe -stinguo, bei der mit guten Gründen Wurzelmischung angenommen werden kann (vgl. Ernout-Meiliet, L 127, S. 649f,). Die Bedeutung ‘stechen’ kann zu steng-a- gehören (s.d.), das übrige kann mit stenkw-a- in Zusammenhang gebracht werden: ex-stinguo, -xi, -ctum, *auslóschen, tóten, zerstóren'.

(2) Ebenfalls lautlich nahestehend, fassen sind einige baltische Wörter: anschauen, ruhig verharren'.

-ere, intr. 'ausgehen' (vom

Feuer), trans.

aber bedeutungsmäßig genau so schlecht zu lit. stigti, stingü 'entbehren', refl. ‘verwundert

(3) Unsicher ist das ai. Grammatikerwort tángati 'strauchelt, zittert' (vgl. Mayrhofer, L 158, 1,469). Zu it. ‘ausgehen’ und lit. ‘entbehren’ paßt ai. tyajate ‘gibt auf, làBt im Stich'.

STERB-A- 'sterben'

-(n)efsd

ae.:

steorfan, stearf, sturfon, -storfen; abs. ‘sterben’: Chr 2,3; LWS steorfan; (BT) -4; me. sterven, ne. starve ‘verhungern’ (swv).

afr.: as.: ahd.:

sterva (stera), star(f), sturon, sturven; abs. ‘sterben’; nwfr. stjerre. Sterban, abs. ‘sterben’ (Nur Präsens) H; mnd., mnl., nnl. sterven. sterban, starb, sturbun, gistorban; abs. ‘sterben’: I -1, MF -3; T +; O

BR -1, aD -1; uz-

111,56,25

1,23;

N +; mhd., nhd. sterben.

‘sterben’: ae. (BT); as. H; ahd. ++.

sterb-ón (m) ‘Pest’: ae. steorfa WH ; as. man-sterbo ‘Seuche’ H; ahd. sterbo N. Starb-eja-: ac. å-sterfan ‘töten’ R!; ahd. er-sterben ‘töten, auflösen, vernichten’ N (Raven 203). Eine umfassendere Bedeutung zeigt das Nordische: sterb-a- (adj): awn. stiarfr 'epileptisch" G. sterb-on (m): awn. stiarfi 'Starrkrampf" G (M).

STERK-A-

473

sterb-ina- (adj): awn. stirfinn 'trotzig' (= halsstarrig) (EJ). starb-ö-: awn. starfa ‘sich abmühen’ G R, hierzu postverbal starf 'Bemühung, Werk’ G S (Wiss 17).

P 1022-1027 (=, HI); TF 487 (=): V 549 'stjarf. (=, HD; I 873-878 (=, HI); Hh 320 (=); K 746 (=); Gr VI,7138. ETYMOLOGIE Gm. sterb-a-, intr. ‘starr werden, sterben’ hat bei gleichem Lautstand nur unsichere

Vergleichsmöglichkeiten. In Frage kommt: *Pkelt.: mir. ussarb 'Tod', vgl. cymr. serfyll ‘schwach, unbestándig', so daß eine Grundform *uks-sterbhå angesetzt werden kann (P). SPsl.: russ. stérbnute "hart werden, erstarren, absterben', stérba (f) ‘Aas, Tierleichnam’, (gr.) (W): ctépqoosc (n) “Haut, Fell’ und ähnliches. Daneben steht eine besser zu belegende Variante ohne 's mobile’ und mit auslautendem p: lt:

lit.: *Ps|.:

— torpeo, -ere ‘steif sein, betäubt sein”.

tirpstu, tifpti 'erstarren, gefühllos werden, einschlafen”. russ. ferpnut> ‘erstarren’ (vor Furcht). vgl. gr. ot&pgpog (n) ‘Haut’ (= ‘das Starre', vgl. stepıpoı ‘fest, hart").

HERLEITUNG Zu einer Grundlage ster- ‘starr, steif’, die (neben vielem Unsicherem) belegbar ist durch: gm.: gt. and-staürran *anstarren”; ahd. staren ‘starren’ O. lit.: sterü, sterti *den Mund aufsperren, erstarrt sein’; styr, stirti “starr werden,

steif werden’. (gr.): otepeög “fest, solid, starr. Vgl. sterk-a-.

STERK-*A-

‘(erstarren)’

(g) n (e) - (s) d

awn.:

Nur PPP 5/60 -storkenn ‘erstarrt’ (Fr).

ahd.:

Nur PPP G1 1I,246,60 dabatis: kistorchenen und (mit teilweise as. Lautstand?)

GI 11,245,40 tabatis: kistorkenen. sturk-a-z (m) ‘Storch’: awn. storkr (Fr); ae. store OET;

as. stork Gl 1,343,26; ahd.

storh H. sturk-no-: gt. ga-staurknan 'vertrocknen' ; awn. storkna ‘steif werden, vertrocknen' R (Fr); ahd. er-storchenet ‘erstarrt, kai N.

474

STEUB-A- — STREGD-A-

Der Ansatz eines starken Verbs sterk-a- *erstarren' ist nicht sicher. Die Bildungen gehören auf jeden Fall zu der unter sterb-a- aufgeführten Grundlage ster-; vgl. P 1022-1027; TF 486f.; F 201; V 551; J 873-878; Hh 324; K 740; Gr VLT21.

STEUB-A-

‘stieben’ stüb-a-

as.:

Nicht belegt, erst mad.,

ahd.:

stioban, —, stubun, -stoban; abs. ‘stieben’: N -1,4; Gl 11,637,42 diffigiunt: zustupen;

Simplex:

mnl.

tostum:

stuven, nnl. stuiven

(g---d - ---®s -

stiupandi

bi-:

— ahd. ‘zerstäuben’ Gl II,674,75.

te-:

— ahd. 'zerstieben, sich auflösen’ N.

Gl

'stieben'.

1,259,25;

staub-a-z (m): ahd. stoub 'Staub' N. staub-eja-: ahd. stouben "zerstreuen, verscheuchen’ stub-ja-m (n): ahd. stuppi ‘Staub’ ON. stub-ju-z (m): gt. stubjus ‘Staub’.

mhd.,

N (Raven

nhd.

stieben.

208).

TF 497 (=) F 457 'stubjus' (zw); K 749 (=); Gr VL6LSE. Gm. steub-a- (stüb-a-), intr. ‘stieben’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Es paßt in der Bedeutung zu dheu- ‘stieben’ (P 261-267, vgl. dau-ja-), das auch bh-Erweiterungen aufweist (etwa gr. tog m 'Wirbelwind") Vielleicht Reimvariante.

STÜP-A- 'herausragen' awn.: as.:

- n (e) (f) Ps -

Nur sfüpa 'herausragen' C (Hapax); schw. stupa ‘steil abfallen', nn. stupa. Nicht belegt, erst mnl. stupen 'hervorragen, sich bücken’.

staup-a- (adj): ae. steap ‘steil’ B cD; afr. stap *hoch'. staup-eja-: awn. steypa 'hinabstürzen, schütten' C G PE. Die starke Stammbildung von stäp-a- *herausragen' usw. ist wohl sekundär. Vgl. TF 496; V 556; J 862-866; Hh 328 'stupian'.

STREGD-Aae.:

'zerstreuen”

stregdan, strægd, strugdon,

-2g---. strogden;

acc. ‘zerstreuen’:

VP

+;

L +,

RD

1,

2,4, R? 1,2,4; in spáteren Texten Ausfall des g mit Ersatzdehnung; auch swv (wests. offensichtlich immer A Ae).

STREID-A-

te-: uz-:

475

ae. (fö-) ‘zerstören’ VP L R2. ae. (d-) 'besprengen' RD.

stragd-eja-: ae. sirzgdan ‘zerstreuen’ Chr WH

R!.

P 1029ff. (=, HD; TF 498 (=, HI); Hh 325 (mE). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. stregd-a-, trans. 'zerstreuen' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Das d ist sicher prásensbildend (vgl. bregd-a-), doch läßt sich eine Grundlage gm. siregnicht nachweisen. Sie geht aber wahrscheinlich zurück auf die idg. Grundlage ster‘ausbreiten, ausstreuen”. lt: sterno, stråvi, stråtum, -ere “ausbreiten, hinlegen’. air.:

sernaid ‘ordnet an, stellt auf? (na-Pråsens, t-Prät.).

aksl.: pro-stbrp, -stréti 'ausstrecken, ausbreiten, ausdehnen'. gr: otópvupi ‘breite aus, streue, streiche glatt’, aor. &stöpeoe, Perf. £otpoxa. aj: struádti ‘streut’ (Wurzel-aor.), PPP strtä-. STREID-A-

'streiten' ‘schreiten’

awn.:

-n-f*sd --e-Ss-

Nicht belegt, nur aschw. strida ‘streiten’ 1,4 (auch swv), schw. strida, dàn. stride, Bm. stri(de).

ae.: afr.:

stridan, stråd, —, —; abs. ‘schreiten, spreizen’: (BT) 1 (BTS) 2; me. striden, ne. stride. strida, —, striden, — ; abs. ‘streiten’; nwfr. stride.

as.:

Nicht belegt, erst mnd. siriden ‘streiten, weite Schritte machen’,

ahd.:

‘streiten’ be- ‘besteigen’, nnl. strijden ‘streiten’. stritan, streit, stritun, gistritan; abs., gen. ‘streiten, behaupten’: I 1, MF T 13; N 1,2,3, unerstriten 'unbezwingbar' ; mhd. striten, nhd. streiten.

bi-: ga-: uz-:

ae. 'ein Pferd besteigen' (BT). ahd. ‘vor Gericht streiten’ N. ahd. PPP 'bezwingbar' s.o.

streid-a-z (m) ‘Streit’: ahd. szrit (Erörterung) TON. streid-a-m (n) ‘Streit’: awn. strid (Kampf, Kummer) (vgl. KZ 77,116) H.

mnl. striden

1;

E C G S; afr. strid; as. strid

streid-a- (adj): awn. stríór ‘schwierig, stark, heftig’ C R.

straid-jon (f): ae. strzde ‘Schritt’ (BT). strid-i-z (m): ae. stride ‘Schritt’ (BT). strid-ula- (adj): awn. stridla “in feindlicher Absicht’ E. P 1022-1027 (=, HI); TF 501 (=, HI); V 553 ‘str’ (=, HI); I 873-878 (=, Hl);

476

STREIK-A-

Hh 326 (=, HD; K 757 ‘Streit’ (a); Gr VI,745-751.

Zur Bedeutung F. A. Wood,

Beitr 24 (1899), 532. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. streid-a-, intr. ‘streiten’ (‘schreiten’ wohl durch Vermischung mit skreid-a-) hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Eine unerweiterte Grundlage strei- ist vielleicht zu sehen in gm.: ae. strimendi ‘widerstrebend’ OET (vgl. streim-a-). (lit): s/rainüs 'rüstig, widerspenstig’, strainyti ‘sich anstemmen, schwer tragen’. Weitere Anschlüsse sind unsicher. In der Regel wird diese Bildung zu ster- ‘starr, steif” gestellt (vgl. sterb-a-); Bedeutungen, die an *streiten’ anklingen, kommen dort vor (gr. ornpilo ‘strenge an, stütze', med. ‘stehe fest, habe einen festen Stand"), die näheren Zusammenhänge sind aber unklar.

STREIK-A- ‘streichen’ (vgl. streuk-a-)

(g)- ef*sd -- n--

streikw-a-

awn.:

strykva, —, —, strykvenn; ‘streichen’ R 1; (EJ) 4, auch swv.

ae.: afr.:

strican, —, —, —; 'streichen, herumstreichen’ strika, —, —, strizen; ‘streichen’ ; nwfr. strike.

as.:

Nicht belegt, erst mnd., mnl. striken, nnl. strijken ‘streichen, streicheln’.

ahd.:

strihhan, streih, strikhun, gistrihhan; ‘streichen’: O -1; N -1,4; GI 1,201,12 libuit: streih (berührte); Gl 11,616,13 prosiliere: furistrihhun; mhd. strichen, nhd. streichen.

(an-): bi-: (far-): ga-:

ahd. ahd. ahd. ahd.

uz-:

ahd. ‘wegnehmen’ O, ‘durchwandern’ N.

(Gr) (BT)

(BTS).

'entweichen' O. 'beschmieren' N. ‘tilgen’ GI L,122,24 (delere). 'umwickeln' Gl 11,492,43 (circumplicare).

straik-0- ‘streicheln’: ae. stråcian LWS 111,134,17 (massieren); ahd. sireichon N; (Wiss 15f.). strik-ön (m): ae.strica ‘Strich’ (BT). strik-i-z (m) 'Strich': gt. striks; ahd. strih N. strik-jon (m) 'Strich': as. strikko sD. strik-ila-z (m): ae. strice/ “Streichholz’ (zum Glattstreichen von Korn) (BT).

P 1028f. (=, HI); TF 500f. (=, HD; F 457 ‘striks’ (=, Hi); V 554 (Vw); J 878-881 (=, HD; Hh 326 (=); K 757 (=); Gr VL,7421f.

STREIM-A- — STREb-A-

477

ETYMOLOGIE Gm. streik-a- ‘streichen’ kann unter einer Grundform streig- *streichen’ verglichen werden,

doch

fällt die Bedeutung

der einzelnen

Verben

auseinander:

|t:

— stringö, strinxi, strictum, -ere “berühren, wegreißen, herausreißen’; striga (f) *Schwade, Furche'. aksl.: strigo, stristi ‘scheren, abschneiden’.

HERLEITUNG Die unerweiterte

Basis kann

vorliegen

in ahd.

Eine Erweiterung hierzu in strei-b- (kelt., gm.).

strimo (m) ‘Streifen, Steinader’

N.

Von der gleichen Grundlage ge-

bildet ist streu- (s. streuk-a-) und stre- (nur gm.). Eindeutige Belege für die Wurzelstufe sind nicht vorhanden; nach P zu ster- ‘ausbreiten’ (der Bedeutung nach eher

zu ter- ‘reiben’, doch zeigt diese Sippe nirgends *s mobile"). STREIM-Aae.:

(?) ‘widerstehen’

--e---

Nur strimendi *widerstrebend' OET.

Reicht nicht aus zum Ansatz eines starken

Verbs, zumal dic Lautstruktur auf eine Nominalableitung weist (vgl. reim-a-); vgl. Hh 326.

STREP-A-

'Unzucht treiben’ s. SERP-A-

STREP-A-

*walen

ahd.:

.

|.

|

|

|

|

ee

d

stredan, —, stradun, —; "Wallen": Gl IL,592,27 fervida: stredantiu; GÅ 1,505,50

efferbuerunt: erstradun; aD 1. uz-:

ahd. 'aufwallen' Gl. s.o.

streb-: ahd. strede-wallig "heiß sprudelnd, wild glühend’ N. streb-ón (m):

ahd. stredo des tages: fervor diei Gl 1,279,15

‘Hitze’.

strap-eja- H: ahd. vir-stredden "zum Stehen bringen’ Gl 11,352,6 (stagnare), wohl auch Simplex streden 'zurückhalten' Gl 11,768,39 (restringere) (Bedeutung?), (Raven 324). P 1001f. (=); TF 498 (a); K 759 ‘Strudel’ (=); Gr VI,744f. Gm. streb-a-, intr. *wallen' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. wird

mir.

srithit

"Milchstrabl,

Blutstrom' (P: *srt-nti);

gr.

90006

Herangezogen (m)

Brausen’, dAAippo9og *meerumrauscht'; und weiter zu ser- fließen’. Stütze.

“Rauschen,

Beides ohne

478

STRÜD-A- — STREUK-A-

STRÜD-A- 'plündern' ae.:

--e--(d)

strüdan, stread, strudon, -stroden; acc. “plündern,

berauben':

B 3, cD

1,3,4;

OET -2. bi-: ga-:

ae. *berauben’ cD. ae. ‘rauben’ cD.

strud-a-m (n): ae. ge-strod ‘Plünderung’ Bo VP. strüd-ja-: ae. strydan ‘vergeuden’ W; ahd. strüten “betrügen’ Gl 1,229,18 (fraudare),

*trennen' Gl 1,246,4 (sequestrare) (Raven 210). strüd-ö-: ae. strüdian '*plündern' (BTS) (Wiss 128).

P 1028f. (=, HI); TF 504 (zw); Hh 327 (Vw); Gr V1,745; F. A. Wood, MPh 5(1908), 279. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. strüd-a-, trans. “plündern’ hat keine unmittelbare Vergleichsmóglichkeit. Von derselben Grundlage ist vielleicht gebildet gm. straup-eja- in ae. be-striepan "berauben’ (BT), ahd. stroufen 'abstreifen, abziehen’ N. Mit Rücksicht darauf kann es zu den Bildungen auf der Grundlage ster- mit der Bedeutung ‘streifen’ gehören (vgl. streik-a-, streuk-a-); ein engerer Zusammenhang mit ster- ‘stehlen’ (P 1028 und stel-a-) ist jedoch nicht ausgeschlossen.

STREUK-A-

‘streichen’ streukwstrukk-

- n (e) - - (d) -n - -- -- (e)-- -

awn.: siriuka (-va, -ja), strauk, struko, strokenn; abs., acc. ‘streichen, abwischen, dahineilen’; ‘entkommen’ (Vh 16 aus and-); zur Form stryk- vgl. streik-a-; E 1,2; PE

1,2; R 1,2; (D) 3,4; auch swv; isl. strjuka.

schw. stryka, dàn. stryge, Bm. stryke. struk-on (f): awn. /uió-stroka 'GeiBelung (Fr). strük-o-: ahd. strächon “durchstreifen’ Gi 11,437,65 (ruere), (Wiss 131). strük-ula- (adj): ahd. strüchal 'strauchelnd' Gl 11,670,26 (sternax). Mit Intensiv-Gemination: strukk-à-: ae. stroccian ‘streichen’ (BTS) (Wiss 185). P 1028f. (=, HD; TF 503 (=, Hl); V 554 (=); J 878-881 (=, HI); Hh 326 'stroccian' (=); Gr V1,744.

SWAIP-A-

479

ETYMOLOGIE Gm. streuk-a-, trans., intr. ‘streichen’ kann unter einer Grundform streug- verglichen werden, doch fallen die Bedeutungen auseinander. Am nächsten steht in der Bedeutung gm. streik-a-. (lett.): strügains ‘streifig’, strüga “Strahl”. aksl.: ostruZo, -stregati “abschaben, tilgen”; stregati "zerfleischen". Br: otpebyo 'quàle', pass. "bin erschöpft’ (= aufgerieben). Die unerweiterte Basis kann gesehen werden in aksl. desetb-strunbn> "zehnsaitig” (zu struna ‘Saite’, das aksl. nicht belegt ist). Vgl. im übrigen streik-a-. SWAIP-A-

‘schwingen’ sweip-a-

awn.:

-ne(f)s d (g)n(e)- ?s ?d

afr.: as.:

(1) Prásens und PPP nach der red. Klasse: sveipa, —, —, sveipenn; E; (2) Prät. nach der I. Klasse: —, sveip, svipo, —; E 2, (Fr) 3; (3) swv sveipa (öVerb) s.u. Bedeutung der starken Bildungen: 'umwinden mit’ mit dat. (acc. nach Vh 51 aus dem Kompositum mit umbi-). swäpan, swéop, sweopon, swäpen (-o-); abs. *fegen' (Wind usw.); acc. 'schwingen’ (Schwert usw.); die Bedeutung tumhüllen' nur in der Komposition (ymb-); der Vokalismus des Prät. ist unregelmäßig: B -2; cD 1,2,4; A 1,2,4; Ae 1; VP -4; R! -4 (o mit Långe?); R? -3; me. swoopen, ne. swoop (swv). Nur mith swepene “mit Fegen' (ni-Ableitung). Nur Prät. Sg. for-suuep ‘vertrieb’ mit doppeldeutigem Lautstand.

ahd.:

sweiffan, —, —, -sweiffan; abs. 'ringen': Gl L76,4 certat: swaiffit; Gl 11,88,41

ae.:

palliata: pisweifan; mhd. sweifen auch mit finiten Práteritalformen, abs. *wallen' (Haar, Kleidung, böser Geist), acc. *'umlegen' (vor allem Kleidungsstücke); nhd. schweifen (swv). Das mhd. Prät. sweif 'schwang sich’ (vom Pferd, auf die Mauer) ist in seiner Zuordnung unsicher, wahrscheinlich zu sweif-a-. bi-:

| 'umhüllen, umfassen’: ae. R2? Bl; ahd. Gl.s. o.

(far-)

'vertreiben': ae. B; as. H.

te-:

ae. 'zerstreuen' cD.

uz-:

ae. (å-) *wegfegen' (Gr) RI,

swaip-a-z (m): awn. sveipr 'Haarlocke' (M); ahd. W sweif ‘Schuh’ BR. swaip-ön (f): awn. sveipa 'Kleidungsstück' (Fr). swaip-ö-: awn. sveipa 'abwischen, fegen' (EJ) G PE. swaip-(j)a-m (n): ae. åswæpe "'Kehricht W; ahd. a-sweiffa 'Kehricht Gl 11,332,44 (quisquilia) ; (jeweils pl).

swaip-islö (f): ae. swæpels ‘Mantel, Überwurf’ VP. swaif-ti-2 (m): ahd. sweift ‘Schwung’

Gl 11,570,6 (impetus), umbe- "Umschweif” N.

480

SWAR-JA-

sweip-&-: Hierzu gt. midja-sweipains ‘Sintflut. swip-a-z (m): awn. svipr *Ansturm’, pl. *Mienenspiel’ E (M). swip-ön (f) ‘Peitsche’: awn. svipa (Fr); ae. swipe JE Go L RD R2. swip-ó-: awn. svipa ‘sich schnell umwenden, zucken' (EJ) (M). swip-ula (adj): awn. svipall (-uil) *wandelbar' (CV). swip-ra- (adj) W: ae. swipor "leicht, klug’ (BT) (BTS): ahd. swepfarlikho "flink, listig? N. swif-ta- (adj) M: ae. swift ‘schnell’ (kann auch zu sweif-a- gehören, s.d.). Die Bedeutung fällt stark auseinander: (1) intr. ‘fegen, wischen', trans. ‘schwingen’; (2) ‘wenden’; (3) ‘umfassen, umhüllen’ u.ä. (ursprünglich nur im Kompositum?); (4) ‘ringen’. Es scheint möglich, diese Bedeutungen auf eine Ausgangsbedeutung ‘schwingen’ o.ä. zurückzuführen. P 1041f. (Hl); TF 555 (HD); F 356 'midja-sweipains (Hl); V 567 (HI); J 794-797 (Hl); Hh 332 (HI); K 691 (HI); Gr VI,901 f. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. swaip-a-, intr., trans. ‘schwingen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Vgl. die lautlich und in der Bedeutung ähnlichen sweif-a- und weip-a-. Als unerweiterte Grundlage kann angesehen werden swei- ‘schwanken’ in mhd. sweim 'Schwanken, Schweben, Schwung’; cymr. chwifio *hin- und herbewegen' (*swim-). Eine

Wurzelstufe

seu- kann

gesehen

werden

in air. soid ‘dreht,

kehrt

zurück,

wechselt, bekehrt, besiegt’. Hierzu eine konsonantische Erweiterung seu-q- in lit. Sukü, sükti “drehen, wenden, kehren’; ksl. sukati ‘drehen’. SWAR-JA-

'schwóren'

- nefsd

swar-aBC:

awn.:

— swaran, swor, —, —; abs., acc. ‘schwören’.

Mit Rücksicht auf das Verhalten

des Gt. bei anderen j-Präsentien ist die Stammbildung wohl sekundär. sverja, sór (sv-), sóro (sv-), svarenn; abs., acc. ‘schwören’; ‘beschwören’ (Vh 26 aus bi-): E 1,2,4; G 1,2,4; PE 1,2,3, R 1; S 1,4; auch swv; isl., nn. sverja. aschw.:

sværia

+;

schw.

svár(j)a, dàn.

sværge,

Bm.

sverge.

ae.:

swerian, swór, swóron, sworen (selten swaren);

afr.:

sweren, ne. swear. swera (-a-, -0-), swör, swöron, swerin (-o-); abs., acc. ‘schwören’.

swv.: B 2,4; A 2,3,4; Ae

as.:

ahd.:

g- - f- -

swerian, swör, —,

sworan;

sweren, nnl. zweren. swer(r)en, swuor, swuorun, T 1,2; O

1,2,4; BR

+; VP

123,

R!

abs., acc. ‘schwören’;

1: L 1,2,4, RD

abs., acc. ‘schwören’:

H

gisworan;

‘schwören’:

1,2, aD 2; N

abs., acc.

4, R?

1,2,4 ; me.

1,2; sD -4; mnd.,

I 1,2,

+; mhd. swern, nhd. schwören.

auch

MF

mnl.

1;

SWAR-JAAuffallend ist die häufig auftretende

481

Schwundstufe im PPP.

(an-): bi(far-)

afr. ‘sich freischwören’; ahd. ‘schwören’ Gl 1,402,44 (deierare) (—). *beschwüren': gt.; afr.; as. H; ahd. T O BR. ‘falsch schwören’: ae. B (durch Zauberspruch nutzlos machen) WH;

ga-

as. H ; ahd. TON. ‘schwören’: ae. Chr L; as. H; ahd. T N.

afr.;

swar-a-m (n) W: awn. (and-)svar 'Antwort' ++. swar-ö (f): ae. W and-swaru “Antwort’ ++, äd- 'Schwur' (Gr); afr. ond-ser *Freischwóren'. swar-ön (m): gt. ufar-swara 'Meineidiger'; awn. mein-svare 'Meineidiger E PE; ae. aó-swara

‘Eid’

Aelf 88,6, män-swara

‘Meineidiger’

BR;

afr. swara

‘Ge-

schworener'. swar-jón (m): ahd. mein-swero ‘Meineidiger’ N (—). swar-di-z (f): ae. åd-swierd 'Schwur' B (Gr); ahd. eid-swart 'Schwur' BR, pi-swart *Beschwórung, Gebet' aD. swór-ja-m (n): awn. søre 'Schwur' E G S PE. swör-a-m (n) W: as. ant-swör ‘Antwort’ H. swör-i- (adj): awn. sørr dagr "Tag, an dem geschworen werden kann’ G. Außerhalb der Ablautreihe steht: swur-On (m): ae. man-swora 'Meineidiger' WH. P 1049 (zu 1); TF 549 (zu 1); F 463f. (zu 1); V 565 ‘svar’ (zu 1); J 803 (zu 1); Hh 336 (zu 1); K 695f. (zu 1); Gr V1,893-896.

ETYMOLOGIE Gm. swar-ja-, trans., intr. ‘schwören’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Möglichkeiten: (1) Das Gm. weist in einigen Bildungen eine weniger spezialisierte Bedeutung ‘reden’ auf. Deshalb könnte das Verbum mit einigen außergermanischen Nomina auf eine Grundlage swer- ‘reden’ zurückgeführt werden: (lt.):

sermo,

-onis (m)

‘Gespräch,

Diskussion,

Rede,

Ausdrucksweise’.

Kann

als

*swer-mön aufgefaßt werden (Sommer, Handbuch, S. 224f. zum Lautlichen; hier kann außerdem Dissimilierung gegen das m vorliegen); kann aber auch auf andere Weise gut etymologisiert werden (Ernout-Meillet, L 127, S. 617). Ferner osk. sverrunei m(n), ein Beamtentitel, der als ‘Sprecher’ erklärt wird. Sehr unsicher, vgl. Untermann, L 130, S. 114f.

(aksl.): svare (m) ‘Kampf, Streit’, svarbnike tungszusammenhang nicht eindeutig).

'Zånkischer,

Streitsüchtiger'

(Bedeu-

482

SWEF-A-

P erwägt, ob swer- ‘reden’ eine Anwendung der Schallwurzel swer- (aksl. svirati ‘flöten, pfeifen’ usw.) auf artikuliertes Sprechen ist. Nach dem Bedeutungsgehalt des gm. Worts ist dies völlig unwahrscheinlich; man muB aber ai. svarati beachten, das *ertönen” (vom Opfergesang, Wind) heißt (abhi — 'singend einfallen, einstimmen’) und zu beiden gestellt werden kann. (2) Von der Bedeutung her ist es am überzeugendsten, mit *s mobile’ an die Wurzel wer- *behaupten, erklären’ anzuknüpfen, wenn auch die Erweiterungen dieser Wurzel formal nicht immer ganz durchsichtig sind : Mit t-Erweiterung: apr.: aksl.: (ai):

wertemmai “wir schwören’. rotiti se ‘sich verschwóren'. vratá- (n) 'Gelübde' usw.

Mit dh-Erweiterung (oder Ableitung): (It): verbum (n) ‘Wort’. (gm.): wurd-a-m (n) *Wort' in gt. waürd; awn. ord ++; as. word H Gn; ahd. wort ++. (lit): vafdas “Name, Titel’.

ae. word ++;

afr. word;

Mit &e-Erweiterung:

gr:

£péo (fut) ‘sage’; daneben Präsens in aoristischer Funktion eípo sonst suppletiv. In den Mundarten mit anlautendem Digamma belegt. Zur Bedeutung vgl. frtpa “Verabredung, Vertrag, Ausspruch’.

SWEF-A- (/-b) ‘schlafen’

- (n e - (s) (d) suf-a-

awn.:

-

sofa, svaf, svófo (sófo), sofenn; abs. (oder acc. des Inhalts) ‘schlafen’; *entschlafen, einschlafen’ (Vh 17 aus and-); ‘verschlafen’ (Vh 35 aus fra-); 'einschlafen’ (Vh 46 aus ga-): E +,C2,3; G1, PE. 1,2, R 1,2, S +; zum Präsensvokalismus

ae.: ahd.:

-n---

vgl.

Krause,

L 29,

$ 58,5; isl. sofa, nn. sova.

aschw.: sofa + (selten swv); nschw. sova, dán. sove, Bm. sofe. swefan, swæf, swæfon, —; abs. ‘schlafen, tot sein’: B 1,2,3, cD 1,2,3. Das starke Verb ist nicht zu belegen, mhd. entswap ist eine Konjektur.

swef-: as. swef-resta 'Ruhelager' H. sweb-na-z (m) ‘Schlaf, Traum’: awn. svefn ++; as. sweban H. sweb-na-m (n) ‘Schlaf, Traum’: ae. swefn cD JE R! L RD R?.

SWEI-NA-

483

swef-atja-m (n): ae. sweofot Schlaf” B. swab-eja- 'cinschláfern': awn. svefla (schlichten) E C; ae. (à-) swebban (töten) B cD Chr; as. an-swebbian (einschlafen) H; ahd. in-swebben O aD. swuf-nö-: awn. sofna ‘einschlummern’

++.

swi&f-i- (adj): awn. kveld-svæfr ‘am Abend zum Schlafen geneigt’ (M). swif-ja-: awn. svæfa “einschläfern, beruhigen’ E PE R. Außerhalb der Ablautreihe steht: swof-ja-: awn. séfa ‘töten, opfern’ C (M).

P 1048f. (=); TF 548 (=); V 528 (=); J 800 (=); Hh 334 (=); K 651f. ‘Schlaf’ (=); Gr VL854f. ETYMOLOGIE Gm. swef-a-, intr. ‘schlafen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Grundlage swep- 'schlafen', die allerdings auch in der Form sep- erscheint (wobei in mehreren Sprachen nicht sicher zu erkennen ist, um welche Variante es sich handelt): ]t:

sopio, -ire ‘einschläfern’.

(air.): (lit.): aksl.: (gr.): ai: heth.:

san m(o) ‘Schlaf’. säpnas ‘Traum’. sepljo, sepati ‘schlafen’. ünvog (m) ‘Schlaf’. svåptu (athem.), später. svdpati ‘schläft’ (red. aor.), PPP suptd-. sup-, Supparija- ‘schlafen’.

(toch. B): späne ‘Schlaf, Traum’.

HERLEITUNG Für eine Analyse könnte in Betracht kommen als konsonantische Erweiterung der vorauszusetzenden Wurzel *seu- gr. eüdw ‘schlafe’ (*seu-d-). Ferner vielleicht (als *sw-et/dh-) ae. swodrian ‘einschlafen’. *SWEI-NA-

(swein-a-) ‘schwinden’

-(n)-"f-d

awn.: afr.:

Nicht belegt; erst Bm. svine ‘schwinden’ (wohl sekundär stark oder entlehnt). Nicht belegt, erst nwfr. swine ‘schwinden’ (entlehnt?).

ahd.:

swinan, swein, swinun, giswinan; abs. “schwinden, abnehmen’:

O

1; N

1,3,4;

Gi 1,424,5 decrescit: swein; mhd. swinen. (far-): ahd. ‘verschwinden, ein Ende nehmen’ N. uz-: ahd. ‘verschwinden’ Gl 1,502,48 (PPP vacuefactus). swain-eja-: ahd. fer-sweinen ‘schwächen’ N, das Simplex wird gesucht in Gl 11,236,55 deminuunt: snement (für sweinent?).

484

SWEIB-A- — SWEIF-A-

swi-nö-: 'zusammensinken': awn. svina (auch svena, svína) (CV); ahd. swinon Gi II, 275,10 ( flaccere). Ohne Nasal: swei-à-: isl. svía *nachlassen' (Schmerzen) (CV).

P 1052 (=); TF 553 (zw); V 570 ‘svina’ (zw, Hl); I 807f. (=); Gr VLSSIff. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. swei-na-, intr., 'schwinden' hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Selbst wenn die Wörter für ‘schweigen’ (gm. swig-Z-) hierhergehören, sind Anknüpfungen an auDer-gm. Sprachen nicht gesichert, da diese Bedeutung auch mit der Lautform si- vorkommt (It., gm. sil-e-), die den gr. Wörtern ebenfalls zugrunde liegen kann. Auffallend sind die Varianten swein-a-, kwein-a-, dwein-a-, bwein-a-. Zu diesen vgl. kwein-a-. Gm. swei-na- hat wohl eine Erweiterung in sweib-a- (s.d.). Unklar ist

das Verhältnis zu swend-a- ‘schwinden’, das man der Bedeutung nach wohl hier anschließen wird. SWEIB-A-

‘aufhören’

g ?n- --

(Dd

gt:

sweiban, swaif, —, —; Inf. “ablassen, aufhören’ (Präsens nur in un-sweibands *unaufhórlich"). awn.: Unter Umständen ist die Bedeutung ‘zurückschrecken vor’ bei svífa refl. hierher gehórig, und durch lautlichen Zusammenfall an sweif-a- angeschlossen worden. swif-to-: ahd. gi-swifton ‘schweigen’

Gl 1,406,27 (conticescere).

Über die Zugehörigkeit der weiter hierher gestellten Bildungen zu entscheiden ist sehr schwierig, besonders wegen der lautlichen Nähe von swaip-a- und sweif-a-, die meist ebenfalls zugrunde liegen kónnen.

P 1052 (=, Hi); TF 556 (=, HI); F 465 (zw). Gm. sweib-a-, intr. ‘aufhören’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. kommen einige Bildungen, die unter swein-a- aufgeführt sind. SWEID-A-

‘erhitzen’

SWEIF-A-

(/-b) ‘schweifen’

awn.:

In Frage

s. SWEIP-A-

-nef-?d

svifa, sveif, svifo, svifenn; abs., refi. "herumschweifen, sich herumtreiben, lose

485

SWEIG-A-

ae.: afr.: ahd.:

(an-): te-: uz-:

sein’; ‘sich enthalten, fernhalten’ (Vh 17 aus and-): E 2, C 1,2; S 1(D)2,3 (D),A(D); isl. svifa. swifan, swäf, —, swifen; abs. 'umherschweifen, gleiten, streichen’, (ymb*umkreisen") B -2, (Gr) 1; Bo 1; (BTS) -4. swiva “unsicher sein, schwanken’ (nur Präsens). Nicht belegt, vielleicht gehört hierher mhd. sweif ‘schwang sich’ (vom Pferd, auf die Mauer), s. swaip-a-. ae. *wegdrehen, entgegenwenden' B (Gr). ae. (fö-) 'auseinandergehen' (Gr). ae. (d-) 'abschweifen' (BT).

swaib-0-: abd. sweibon ‘sich drehen, bewegen, rollen’ I N (Wiss 24f.). swib-&-: ahd. sweben *hin- und herbewegen, ebben und fluten, branden’ O N. swif-ta- (adj): ae. swi/t 'schnell, hurtig' B Bo Chr. Der Auslaut kann auch 5 sein, besonders wenn das Friesische ernst zu nehmen ist (es fehlen brauchbare Parallelen).

P 1041f. (=, HI); TF 555f. (a); V 569 (=); J 794-797 (=, HI); Hh 337 (=); K 690 ‘schweben’ (=, HI); Gr VL856f. Gm. sweif-a-, intr. ‘herumschweifen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Es gehórt wohl zu swaip-a- als Auslautvariante. Lautlich genau kann entsprechen lett. svaipit *peitschen'.

SWEIG-Aawn.:

'sich neigen'

-n----

Nur PPP svigenn (nach Noreen, L 27, $ 483 Anm., ich kann es nicht belegen). Vgl. C. J. S. Marstrander, NTS 2 (1929), 103. aschw.: swigha ‘sich neigen’ 1,4; schw. (mdl.) sviga.

swaig-a-z (m): awn. sveigr 'eine Art Kopfputz' E. swaig-eja-: awn. sveigja ‘sinken lassen’, übertragen ‘Harfe spielen, Spinnrad in Bewegung setzen' E (M). swaig-i- (adj): awn. tor-sveigr ‘schwer zu beugen’ (M). swig-nö-: awn. svigna “nachgeben, zurückweichen’ (CV). swig-ön (m): awn. svige ‘dünner Zweig, Reis’ E PE. P 1042; TF 554; V 569 ‘svig’, J 794-797.

Gm. sweig-a- 'sich neigen' hat keine sichere Vergleichsmóglickeit. in den Umkreis von swaip-a-,

Es gehórt wohl

486

SWEIK-A-

SWEIK-A-

'ausweichen'

-(n)efsd - n ----

sweikw-a-,-ja. awn.:

svikva (sykva, svikia), sveik, sviko, svikvenn (sykenn, svikenn); abs., acc. ‘täuschen’; *betrügen' (Wiss 60 aus bi-); auch swv: E 3,4, C 1,2,3; G 1, PE I,

R 1,2,4, S 1,3,4; isl. svikja. aschw.: swika + ; schw. svika, dàn. svige. ae.:

afr.: as.:

swican, swåc, swicon, swicen; dt. der Person, präp.

'entgleiten, versagen, im

Stich lassen’; *betrügen' (nach Wiss 60 rückgebildet aus dem bi- Kompositum): B 2,3, cD +; Bo 1,4, Å +; Ae +, JE 1,4; VP +; L 1,244, RD 1,4, R? 1,2,4. swika ‘entfernen, im Stich lassen’ (nur Präsens); nwfr. be-swike. swikan, swek, —, swikan; dt. der Person, präp. “im Stich lassen, untreu werden’: H 1,2,4; mnd. swiken ‘weichen’, mnl. be-swiken ‘schwach werden’, nnl.

ahd.:

be-zwijken 'erliegen'. swihhan, sweih, swihhun, giswihhan; dt. der Person ‘im Stich lassen’: MF

1;

T -1,4; O +; N -1,3,4; aD -2; mhd. swichen. bi-

*hintergehen,

BR

aD

betrügen':

ae. cD

Bo JE Ac VP

L RD

R27; as. H; ahd.

TO

N.

ga-:

ae. ‘sich enthalten’

uz-:

ae. ‘verlassen, verraten’ Chr (Gr).

++;

ahd.

'abtrünnig werden’

swik-a-z (m): ae. &-swie “Ärgernis, Betrug’ WH

VP

R!

ON.

RD;

ahd. ä-swih “Abfall,

Ärgernis’ O MF T, bi- ‘Betrug’ N MF. swik-a-m (n): awn. svik “Verrat, Gift’ (CV). swik-i-z (m): ae. swice ‘Falle’ (BT). swik-ön (m): ae. swica ‘Verräter’ WH Go. swik-0-: ac. swician “wandern, weggehen, betrügen' cD WH (BT); ahd. swihhon ‘verlassen sein’ Gl 11,225,72 (vacare); (Wiss 60f). swik-ula- (adj) 'verráterisch': awn. svikall (EJ); ae. swicol WH Chr. Die

Bedeutungen

lassen

sich

am

ehesten

auf 'ausweichen'

o.ä.

doch sind Belege für eine solche Bedeutung nicht häufig. Meist braucht: im Stich lassen, versagen’, komponiert 'betrügen' usw.

zurückführen,

übertragen

ge-

P 1042 (zu swaip-); TF 553£. (=, HI); V 569 ‘svik’ (=); J 794-797 (zu swaip-); Hh 336 (=); Gr V1,864-870. ETYMOLOGIE Gm.

sweik-a-, intr., trans.

‘ausweichen’

sichere Vergleichsmóglichkeit.

(meist komponiert

‘betrügen’)

hat keine

In Frage kommt swei- ‘drehen, biegen’ (vgl. swaip-a-)

mit der Bedeutungsentwicklung zu 'zurückweichen, im Stich lassen’ (*betrügen’ viel-

SWEIB-A- — SWEK-A-

487

leicht unmittelbar aus der Ausgangsbedeutung, etwa ‘verdrehen’) oder zu swei‘schwinden’ (vgl. swein-a-) mit der Bedeutungsentwicklung zu 'verschwinden', dann ‘im Stich lassen’.

Zu beachten

sind ferner die Wörter

für ‘Schwindel,

Ohnmacht’

(vgl. die Mehrdeutigkeit von nhd. *Schwindel’): gm.:

swi-mön

(m)

‘Schwindel’ in awn.

svimi (M);

ae. swima

LWS

111,48,3;

afr.

swima.

lit.: svaigitt, svaigti 'taumeln, schwanken, schwindlig werden”. Auch diese Gruppe kann von ‘schwinden’ (‘mir schwinden die Sinne") oder von ‘drehen’ (‘es dreht sich vor meinen Augen’) ausgehen.

SWEIN-A- ‘schwinden’ s. SWEI-NASWEIP-A-

‘schwingen’ s. SWAIP-A-

SWEIP-A-

‘stärken, (überwältigen)’

SWEIP-A-

(/-d) ‘erhitzen’

awn.:

ahd.:

s. SWENP-A-n---?d

svida, sveid, svido, svidenn; acc. “brennen, braten’: E 3,4, C 1,4; (D) 2; auch swv; isl. svida.

aschw.: swida 1,2,4; schw. svida, dán. svide, svie, Bm. svi(de). Vielleicht swidit bei O, dies kann aber auch zu swep-a- gehören. Die Parallelüberlieferung hat siadit.

swip-ön (f): awn. svida ‘Kochen, Sieden’ (M). swib-ön (m): awn. sviói *brennender Schmerz’ PE. swip-no-: awn. svidna *versengen, verbrennen’ E C.

P 1042 (a); TF 555 (zw); V 569 'svió' (a); I 797€. (a); Gr VL87I. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. sweib-a-, trans. ‘erhitzen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Die im allgemeinen verglichenen Wörter mit der Bedeutung “leuchten, glühen' sind wohl fernzuhalten, da es sich hier nicht um ‘hell brennen’, sondern

um ‘erhitzen, braten’

usw. handelt. Das Verb ist wohl eine nur gm. Erweiterung zu *seu- ‘erhitzen’, das in dieser Form nur im Iranischen vorkommt: av.: hávaya- ‘schmoren, rösten, verbrennen’ (Speisen, Holz, Leiche). Als Erweiterung hierzu ist wohl anzusetzen swel- ‘brennen, schwelen' s. swel-a-. SWEK-Aas.:

(?) ‘riechen’

Nur sD sueuid: olet, das Holthausen als swekit liest,

--(e)-?sd

488

ahd.:

SWEL-A- — SWELG-A-

Nur Präsens swehhan, abs. ‘riechen’ T; Gi 1,335,22 und 1,240,13.

swak-i-z (m) ‘Geruch’: ae. swec (Gr) Bo Co; as. swek H. Ferner Glossenbelege im Ahd.: Gl IV,8,29 nidore: swecho; 1,143,18 flagrantia: swechea ; 11,195,36 foetore: swechadun. Nicht ausreichend als starkes Verb zu bestimmen. Auch auDer-gm. keine klare Vergleichsmöglichkeit,

vgl.

P 1043; TF

545; Hh

331

'swecc';

Gr VI,863f.

SWEL-A- (?) ‘schwelen’ ae.: ahd.:

- (n) e - -d

Nur Präsens swelan ‘schwären’ (von Wunden) B. Nur Präsens Gl IV,152,49 obcaluit: erswilit.

(far-): ae. 'anbrennen' (BT).

uz-:

ahd. ‘warm werden’ Gl s.o.

swel-itja-: swal-eja-: swul-a-m swæ&l-ja-:

ahd. swilizon ‘brennen’ N. ae. swellan ‘brennen’ (BT). (n): ae. swol ‘Flamme’ (Gr). awn. svæla (denom.?) ‘durch Rauch ersticken’ (M); ae. swælan ‘versengen,

verbrennen’ B Chr (for-). swæl-jön (f): awn. svælja ‘starker Rauch’ (M).

P 1045 (=); TF 551 (=); V 564 ‘svalr’ (=); Hh 334 (=); K 692 ‘schwelen’ (=). ETYMOLOGIE Gm. swel-a-, intr. 'schwelen' ist nicht mit ausreichender Sicherheit als starkes Verb zu belegen. Es ist außer-gm. anschlieBbar an: lit.: — svilà, svilti 'sengen, schwelen' (älter svelti *glimmen, schwelen’). (gr): etin (f) 'Sonnenhitze". SWELG-A-

‘verschlingen’ swelh-aswelgja-

awn.:

-ne-"sd ----d -n---

svelga (-ja), svalg, sulgo, solgenn; abs. “sich verschlucken', acc. 'verschlingen': E 1,4, C L2,; R 1,2; (D) 3; isl. svelgja.

aschw.: swælghia ‘schlucken’ +. ae.:

swelgan,

swalg,

swulgon,

B2,3, cD +; Bo 1,

-swolgen;

acc.,

instr.

'verschlingen,

schwelgen':

1,3; Ae -22; VP -1,2,3, R1 1; L -1, R? -1; me. swelgen,

-Iw-, ne. swallow (swv).

as.:

Nicht belegt, erst mnd. swelgen, mnl. swelghen, nnl. zwelgen ‘verschlingen’.

SWELL-A-

ahd.:

swelgan, swalh, —, -swolgan; acc. *verschlingen': T 1; O 4; GI 1,108,7 degluttivit: farswalh; mhd. swilchen. Formen mit /h: ferswilihet Gl IV,145,6; varsuuilhit Muspilli (dD) 53; versvelehente Himmel und Hólle (dD) 42; nach Braune, L 121, $ 337, Anm. 2 wäre der ursprüngliche Lautstand swelh-a-

mit grammatischem Wechsel. einen solchen Ansatz. -Ih- unregelmäßig sind. (far-)

489

Die übrigen Sprachen weisen aber nicht auf

Es ist wahrscheinlicher,

daß die ahd.

Formen

mit

'verschlingen': ae. ++; ahd. O Gå s.o.

swelg-ön (m): ahd. swelgo 'Schwelger' Gl 1,122,29 (glutto). swalg-i-z (m): awn. svelgr "Wirbel, Strudel’ E PE; ae. W swelg ‘Schlucht’ cD. swalg-eja-: awn. svelgja *verschlingen' G. swalh-ta- H: ahd. unter-swalaht “Unterbrechung’ Gl 1,190,24 (intercapido). swulg-a-z (m): as. swolg “Wasserwirbel’ sD. swulg-i-z (m): awn. sylgr ‘Schluck, Trank’ E C. swulg-atja-: ae. swoigettan 'gurgeln' LWS 11,48,16. P 1045 (zu 1); TF 552 (zw); V 567 (zu 3) ; J 805 (zu 1); Hh 334 (zu 1); K 692 'schwelgen’ (zu 1); Gr VI,87Sf. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. swelg-a-, trans. *verschlingen' hat keine überzeugende Vergleichsmöglichkeit. In Frage kommen: (1) Eine unerweiterte Form *swel- könnte vorliegen in av. *x"araiti ‘genießt, verzehrt, iBt, trinkt’ (auch von Tieren). Vom Gm. ziemlich weit entfernt und in der Bedeutung nicht vóllig übereinstimmend. (2) Zusammenhang mit den idg. Wörtern für 'verschlingen': gYera- (s. kwerr-a-) und g*el- (P 365) mit Nebenform gel- (air. gelim). Hierzu als Reimvariante? In der Bedeutung naheliegend, aber formal hypothetisch. (3) Zu *welk- (P 1145) und *selk- (P 901) ‘ziehen’ als *swelk- ‘ziehen’ mit Weiterentwicklung der Bedeutung zu 'verschlingen' im Gm. (vgl. die vermutliche Herkunft von drenk-a-). Ein Ansatz einer solchen Entwicklung wäre in gr. £Ako ‘ziehe, schleppe’, “trinke, sauge’, das ebenfalls auf eine solche zu erkennen. Denkbar, aber sehr unsicher.

SWELH-A-

'verschlingen' s. SWELG-A-

SWELL-A-

'schwellen'

Form zurückgeführt werden könnte,

swelswelkawn.: svella, svall, sullo, sollinn; abs. ‘anschwellen’: isl. svella.

(Bnefs d - -(e)-(s)(d) - -(e- - -

E 1,4, C 1,2,4; R 2,4, (D) 3;

490 ae.: afr.: as.: ahd.:

(an-): ga-: te-:

uz-:

SWELT-Aswellan, swall, —, swollen; abs. ‘schwellen’: B 1; Ae 1,4; Guth -2; me. swellen, ne. swell (swv mit st. PPP). swella 'schwellen, sich erheben' (nur Prásens swilith). swellan, abs. ‘schwellen’ (nur Präsens) sD; mnd., mnl. swellen, nnl. zwellen. swellan, —, —, giswollan; abs. ‘schwellen’: O 1; GI L261,1 tumida: ziswollan; mhd. swellen, nhd. schwellen. ahd. 'aufschwellen' Gl IL,A48,38 (detumescere). ahd. 'schwellen' Gl IL,522,75 (tumere). — 'aufschwellen': ae. Ae; ahd. Gl. s.o.

ae. “aufschwellen’ mescere).

LWS

11,46,21, Guth;

ahd.

‘schwellen’

Gl 1,199,22 (intu-

swall-eja-: awn. svella "schwellen machen, vermehren’ C (CV); ahd. bisweilen ‘verstopfen’ Gl 1,485,40 (obzurare) (Raven 220); vgl. gt. uf-swalleins 'Aufgeblasenheit, Hochmut'.

swull-a-z (m) 'Geschwulst' : awn. sullr CR; afr. swoil. swul-sti-z (f): ahd. geswulst 'Geschwulst, Beule' N,

Gl

IIL261,27

tumor:

swulst.

Mit einfachem I: swel-ez (n): as. swil ‘Schwiele’ sD; ahd. swi! ‘Schwiele’ Gl IV,245,1. swul-i-z (m): ae. swyle *Geschwulst' Guth. Mit k-Erweiterung: swel-k-on (m): ae. swelca ‘Bläschen’ (BT). TF 551 (=); F 513 'ufswalleins (zw); V 567 (zw); J 806 (oE); Hh 334f. (Vw); K 692 (oE); Gr VI, 873 ff.

Gm. swell-a-, intr. 'schwellen' hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Zu erwägen ist (trotz der Bedenken von Ernout-Meillet, L 127, S. 318f.) It. insoléscö 'schwelle, werde unverschämt’. SWELT-Agt: awn.:

'sterben'

gne-sd

swiltan, swalt, swultun, —; abs. im Sterben liegen’. svelta, svalt, sulto, soltenn; abs. ‘sterben, hungern,

hinschwinden':

E

+;

G 1,4, PE4; R 1,4; isl. svelta. aschw.: svælta *hungern' 1,2,4; schw. svålta. ae.:

sweltan, swealt, swulton, swolten; abs. ‘sterben’:

B 2, cD 1,2,3; Bo 1,

as.:

Ae 1,23, JE 1,3; VP 1, RI 1,2,4; R2 -1; auch swv. sweltan, swalt, swultun, —; abs. ‘sterben’: H 1,2, Gn ‘ohnmächtig werden’.

3; mnd.

A 1,2,3;

be-swelten

SWEMM-A-

ahd.:

491

Nur Gl 1,132,37 exurire: swelzan.

Die Stelle ist unklar; aber swelzan heißt

ziemlich sicher nicht ‘verbrennen’.

Graff a.a.O. vermutet ansprechend,

daB

exurire als esurire aufgefaßt wurde, trotz des folgenden Synonyms cremare; mhd. swelzen ist an den wenigen Stellen übertragen gebraucht und in seiner Bedeutung nicht sicher zu bestimmen. 'brennen' wäre möglich, aber genau so gut ‘schwinden’ oder etwas ähnliches. (far-): ae. ‘sterben’ Bo. ga‘sterben’: gt.; ae. R?. uz-: ae. (ä-) ‘sterben’ Chr R! R?. swalt-eja-: awn. svelta ‘verhungern lassen’ E C PER;

ae. swæltan ‘sterben’ L (aus

dem stv).

swult-a-z (m): gt. swulta-wairbja *ein dem Tode Naher’; awn. sultr "Hunger ae. swylt (i-Stamm) ‘Tod’ B cD WH.

CGR;

P 1045 (mE); TF 552 (zu arm.); F 468 (zw); V 567f. (mE); J 806f. (mE); Hh 335 (zw); Gr V1,873. Gm. swelt-a-, intr. ‘sterben’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Von einer Grundbedeutung ‘brennen, verschmachten' auszugehen ist nicht gerechtfertigt, da diese besondere Bedeutung im Gm. nicht sicher belegt ist. Ein Vergleich wäre möglich mit arm. k*alc (m) ‘Hunger’ (*swid-sko-), dies ist aber vom Gm. etwas weit entfernt. Ein Anschluß an die Gruppe ‘schwinden’ (vgl. swein-a-) ist zu erwägen. SWEMM-A-

'schwimmen' swem-d-

awn.:

ae.:

afr.:

(gnef*sd - n---

$vimma, svamm, summo, summenn; häufiger aber nach der IV. Reihe svima (symia), svam, svómo, sumenn; abs. 'schwimmen'; vgl. die Belege bei D; isl. svimma, svima. aschw.: sima +; schw. simma. swimman, swamm, swummon, swummen; abs. ‘schwimmen’: B 1,2; Chr. -1,3; Ae 1, Co 1; Al 3,4; me. swimmen, ne. swim.

swimma ‘schwimmen’ (nach Steller, L 97, ich kann es nicht belegen); nwfr. swimme.

as.: ahd.:

Nicht belegt, erst mnd. swiimmen, mnl. swemmen, nnl. zwemmen ‘schwimmen’. swimman, swam, swummun, —; abs. ‘schwimmen’: O 1; N 1 (swummen); Gl 1,38,36 natabat: swam; Gl 1,308,29 emergebant: uzswummen; men, nhd. schwimmen.

swamm-eja-: ae. be-swemman ‘schwimmen lassen’ Bo. swamm-jo (f): as. ge-swemmia ‘Teich’ sD.

mhd. swim-

492

SWEND-A-

swum-da-m sund swum-sti-z swum-sla-m

(n): awn. sund “Schwimmen, Meerenge, Fahrwasser E C G PE; ‘Schwimmen, Meer, Flut’ B cD. (f): ahd. Gl 11,418,54 giswumfstin: natatibus ("Schwimmen"). (n): gt. swumfs! ‘Teich’.

ae.

Hierher auch ahd. sunft ‘Sumpf’ O? P 1046 (mE); TF 548f. (mE); F 470 'swumfsl (zw); V 570 (zw); J 801 (mE); Hh 337 (zw); K 694 (mE); Gr V1,877 ff. Gm. swemm-a-, intr. ‘schwimmen’ hat keine überzeugende Vergleichsmóglichkeit. Der Anschluß von lit. sumdyti *hetzen' wird aus lautlichen Gründen abgelehnt von Fraenkel, L 146, S. 788; auDerdem ist es in der Bedeutung nicht nahestehend. Ebenso ist air. do-senn ‘verfolgt’ lautlich keineswegs sicher zu analysieren und in der Bedeutung abliegend. Cymr. chwifio *hin- und herbewegen' wird am einfachsten erklärt als denominatives *swi-mo- (vgl. swaip-a-). Will man dennoch an diese Sippe anschließen, müßte *swi-m-p-na- oder ähnliches angesetzt werden, was sehr hypothetisch ist. SWEND-A-

‘schwinden’

--e-sd

ae.:

swindan, swand, swundon, -swunden; -1,4, A -2,4; Ae -4; BR 1; VP -1,2,3.

as.: ahd.:

-swindan sD. swintan, swant, swuntun, giswuntan; abs. ‘schwinden, hinschwinden,

zehren, verschmachten': O

1;

abs.

'schwinden,

sich verzehren':

Bo

sich ver-

N +; mhd. swinden, nhd. schwinden.

(far-): as. ‘verschwinden’ sD; ahd. 'verschmachten, verschwinden’ N. uz-: ae. (å-) ‘sich verzehren, bewußtlos sein’ Bo A Ae VP; ahd. ‘verschwinden’ Gl 1,278,71 (evanescere). swand-eja-: ahd. swenten 'niederschlagen, ‘sich verzehren’ N (Raven 220).

fällen’

O,

'vertilgen,

vernichten’,

refl.

P 1047 (zu I); TF 547f. (zw zu 1); Hh 338 (Vw); K 694 (zu 3); Gr VI,883-886. Gm. swend-a-, intr. ‘schwinden’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. In Frage kommen: (1) aksl.: u-vedati, -venoti, -veZdati "verwelken, hinschwinden', pris-venoti ‘versengt werden, verdorren'. Dies würde gut passen, doch weist die letzte Form ziemlich eindeutig auf eine Ausgangsbedeutung 'verdorren' (infolge von Hitze), die für das Gm. nicht anzunehmen ist. (2) Zu swein-a- ‘schwinden’ s.d. mit unklarem morphologischem Verhältnis. (3) Kaum hierher wegen der Bedeutung arm. k“andel ‘zerstören, ruinieren, abbrechen'.

SWENGW-A- — SWENK-A-

SWENGW-Aae.:

afr.: as.!

ahd.:

493

'schwingen'

(B -efsd

swingan, swang, swungon, swungen (sungen);

abs. ‘sich schwingen, fliehen’;

acc. ‘schlagen, züchtigen, treiben’; auch swv: B 1, cD +; Bo -4, A +; Ae +, JE2; VPA4,R! 1,4: L 1,23, RD -4, R? 1,2,4; me. swingen, ne. swing. swinga, swang, —, —; acc. ‘begießen’; nwfr. swinge. —, swang, —, swungan; abs. 'sich schwingen, stürzen’: H 2,4; mnd. swingen,

mnl. swinghen. swingan, swang, —, giswungan; ‘schwingen’ (Simplex nicht sicher belegt: Gi 1,138,26 flagris: swingan?): N -4; Gi 11,656,41 invergit: anaswanh (“übergoß’); mhd. swingen, nhd. schwingen.

bi-: ga-:

ae. 'peitschen' Bo Ae L. ae. ‘fällen, peitschen’ Ae VP L R2; ahd. ‘Flügel schwingen’ N.

te-:

as. 'zerstreuen' H.

uz-:

ae. 'abschütteln' VP RD; ahd. 'aufwachen' Gl 1,308,43.

swengw-a-m (n): ae. swinc ‘Schlag’ RD, ge-swing 'Wogen, Wirbeln' B cD; ahd. åswinga pf. ‘Abfall’ (beim Schwingen des Flachses) Gl I1,334,24 (quisquilias). swengw-on (f): ae. swinge ‘Schlag’ OET; afr. swinge 'Querbalken, Schwinge'; as. swinga 'Keule' sD. swengw-ilo(n) (f): ae. swingel(e) *GeiBe DH Ges (Gr). swangw-i-z (m): ae. sweng ‘Schwung, Schlag, Streich’ B cD; afr. sweng ‘Schlag’. swangw-eja-: gt. af-swaggwjan ‘verzweifeln’; ae. to-swengen 'zerstreuen' (Gr); afr. swenga 'begieDen'; ahd. swenkhen 'prügeln' Gl L261,11 (verberare) (—), (Raven 220). P 1047f. (mE); TF 547 (mE); F 10 'afswaggwjan' (mE); Hh 338 (Vw); K 695 (mE); Gr VI,886f. H. Flasdieck, A 70 (1951), 282. Gm. swengw-a-, intr., trans. ‘schwingen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Der Anschluß an ai. svájate 'umarmt, umschlingt' geht lautlich nicht auf und befriedigt auch in der Bedeutung nicht. Ähnliches gilt für einen Ansatz *seuk- ‘drehen’ zu dem das Gm. eine Nasalierung wáre (mit grammatischem Wechsel?). SWENK-Aae.:

‘sich mühen'

swincan, swanc, swuncon,

-„.Ee--swuncen;

abs. ‘sich mühen’:

B 3; Bo

Ae +, JE 3; me. swincen. swenk-a-m (n): ae. geswinc ‘Mühe, Unterdrückung, Leiden’ Bo Go VP. swank-i-z (m): ae. swznc “Versuchung, Verdammung' L RD R2, swank-eja-: ac. (ge-) swencan “plagen, bedrángen' B +-+-.

1,3, A

1,3;

494

SWENP-A- — SWERB-A-

P 1047f. (mE); TF 546f. (mE); Hh 338 (mE). Gm. swenk-a-, intr. ‘sich mühen' hat keine brauchbare Vergleichsmöglichkeit. Erklärung als ‘sich winden bei der Arbeit’ ist rein hypothetisch.

(SWENP-A-) ae.:

-«-€---

oferswidan “überwältigen’ (swv) hat gelegentlich auch starke Pråteritalformen (Ae usw.), die eindeutig sekundär sind (-swåd). Vgl. gt. swinpjan usw.

SWER-Aas.: ahd.:

‘stärken, (überwältigen)’

Die

‘schwären’

----.T*Pgd

Nicht belegt, erst mnl. sweren, nnl. zweren ‘schwären’. sweran, swar, —, —; abs. ‘schmerzen, wehtun’: N 1; Bamberger

Blutsegen

(dD) 8 swar; mhd. swern, nhd. schwären (swv). swer-a-m (n): ahd. gi-swer ‘Geschwür’ T. swer-ón (m): ahd. swero 'Schmerz, Wunde' T O aD.

P 1050 (=); TF 549f. (=); K 690 ‘Schwär’ (=); Gr VI,888f. ETYMOLOGIE Gm.

swer-a-, intr. *schwären’ kann verglichen werden mit einigen Nomina,

swer(air.): (ksl.): (av.):

zurückgeführt werden kónnen. serb, cymr. chwerw ‘bitter, scharf, schmerzlich, zornig’ (*swer-wo-). chyra (£) *Gebrechlichkeit, Krankheit’. x"ara- ‘Körperverletzung’.

SWERB-A-

'abreiben'

die auf

gnefsd

gt: awn.:

-swairban, -swarb, —, —; af- 'abwischen, auslóschen'. sverfa, svarf, —, sorfenn; abs., acc. feilen”: (EJ) 1; R 4; (M)

ae.: afr.:

sweorfan, —, —, sworfen; acc. 'abwischen, abtrocknen': swerva *kriechen' (nur Präsens), nwfr. swerve.

as: ahd.:

—,swarf, —, —; acc. 'abwischen, abtrocknen’: H 2; mnl. swerven, nn. zwerven. swerban, swarb, swurbun, gisworban; acc. 'abwischen, abtrocknen': T 1,2;

(Gr)

1,2; isl. sverfa.

1,4.

O 2; BR 1; N -1,2; G1 620,20 teruntur: sint farsworaban; Gl 11,438,32 siccantur ; Swurpun; mhd. swerben.

SWERK-A-

495

bi-: gt. 'abwischen, abtrocknen'; ahd. ‘aufgreifen, (far-): ahd. "abreiben* Gl s.o. ga-: ahd. 'abtrocknen' O N (anfassen, erreichen).

wegschleppen’

N.

swerb-ila-z (m): ahd. swirbil ‘Instrument zum Glattstreichen' Gl IV,224,13 (hostorium). swarb-a-m (n): awn. svarf ‘Feilspäne’ C; ahd. Gl L167,8 gurgitibus: swarpun, swarpim (Wirbel). swarb-0-: awn. svarfa "zur Seite werfen, unwälzen’ (EJ) R S (Wiss 17f.).

P 1050 (=); TF 550f. (zw); F 10f. ‘af (=); V 568 (=); J 805 (=); Hh 335 (zw); Gr VI,896f. ETYMOLOGIE Gm. swerb-a-, trans. ‘abreiben’ (intr. ‘kriechen’?) hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. In der Regel vergleicht man gr. aupgetög (m) 'Kehricht" (*swrbh-). Fernzuhalten

ist skr. svrbeti 'jucken,

kribbeln'

usw.,

das

auf die Bedeutung

‘stechen’

zurückgeht. Cymr. chwerfu kann ich nicht belegen, chwerfan ist Lehnwort aus dem Englischen, chwyrn hat eine Schallvorstellung als Grundlage (‘sausen’). Siebs, KZ 37 (1904), S. 278 vergleicht (ohne *s mobile") Awerb-a-.

SWERK-A-

‘dunkeln’

--e-s(d)

ae.:

sweorcan, swearc, Ae -2; (BT) 3.

swurcon,

sworcen;

as.:

swerkan, —, —, -sworkan; abs. "traurig werden’ H 1,4.

(far-): ae. *dunkeln' B WH. ga‘sich verfinstern’: ae. B cD WH; uz-: ae. (å-) ‘traurig sein’ Ae.

abs.

'finster werden”:

B

1,2, cD

2,4;

as, (traurig werden) H.

swerk-a-m (n): ae. ge-sweorc 'Dunkelheit' cD

VP;

as. gi-swerk “schwarzes Gewölk,

Finsternis H; ahd. ki-swerc *Regenwolke' Gl 1,213,35 (z. 33 ki-sworc). swark-o-: ae. swearcian "dunkel werden’ (BT) (Wiss 21). P 1052 (zw); TF 550 (zw); Hh 335 (oE). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. swerk-a-, intr. *dunkeln" hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Auf die gleiche Grundlage *swer- können einige Wörter für ‘schwarz, schmutzig’ zurückgehen (*swer-d-): (lt.):

sordes, -is (f) ‘Schmutz’.

496

SWEB-A- — SWÖG-A-

(gm.): swart-a- (adj) ‘schwarz’ in gt. swarts; awn. svartr afr. swart; as. swart H Gn; ahd. swarz T N. SWEP-Aahd.:

E C G; ae. sweart ++;

(?) 'schwelen'

--(e)

Bei Otfrid V,23,149

steht suidit neben siudit.

Erdmann

--d

hält das zweite für

die einzig richtige Lesung, Kelle glaubt an ein eigenes starkes Verb swedan (vgl. GI 1,133,38 cremare: suedan). swad-eja-: ahd. sweden *wármen' Gi 11,768,24 ( fovere). swap-ula-z (m): ae. swadol *Flamme, Glut’ B. Reicht nicht aus zum

Ansatz eines starken Verbs.

Vgl. P 1042; TF

546; K 687

*Schwaden' ; Gr VI,871 und sweip-a-.

*SWO-A- (sö-a-) ‘opfern’ awn.:

- n - (f) (s) (d)

Sóa, —, —, sóenn; abs. ‘opfern, töten’ E 1,4.

swo-no (f): awn. sónar-goltr ‘Opfereber’ E; afr. sone 'Sühne'; ahd. suona 'Sühne' N; vgl. mnd. s(w)öne 'Sühne' und as. gisönian ‘versöhnen’ H. swö-0-: awn. sóa 'vergeuden' C (CV). TF 556; V 528; I 764f.; Hh 339 'swógan' ; K 764 *Sühne' ; Gr V1,242-245. Der Lautstand von gm. swö-a-, intr. ‘opfern’ wird aus mnd. swöne ‘Sühne’ und dem (im Ablaut zum Verbum stehenden) nn. svaane ‘stillen’ erschlossen. Da die Zusammengehörigkeit aller dieser Formen aber nicht als gesichert gelten kann, und es weder für swö- noch für sö- eine überzeugende Etymologie gibt, muß der Ansatz als hypothetisch gelten.

SWÖG-Aae.:

--e-s$-

‘hereinbrechen’

swögan,

sweog, sweogon,

swögen;

A -4, Ae -4; (BT) 1,2,4; (BTS) 3.

abs. "hereinbrechen

über,

überwältigen’:

Es ist unwahrscheinlich, daB swogan 'rau-

as.:

schen’ von dem Präsensformen und ein schwaches Präteritum (BI) belegt sind, hierher gehört. Vgl. aber H. Flasdieck, A 70 (1951), 280-282, swögan, abs. *hervorbrechen' (nur Präsens) H.

ga-: uz-:

ae. PPP geswögen ‘ohnmächtig’ LWS IL,196,10. ae. (å-) 'überdecken, überziehen’ BI.

SWÖG-A-

497

Die Ableitungen, die hierher gestellt werden, zeigen durchweg die Schallbedeutung und sind deshalb wohl nicht zugehörig. F 202f. ‘gaswogjan’ ; V 577 ‘segr’; Hh 339 (oE). Gm. swög-a-, intr. *hereinbrechen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Da die sicheren starken Formen nicht zu dem homophonen Schallverb gehóren, hat es wenig Sinn, bei Schallwórtern die Ausgangsform zu suchen.

TAIS-Aahd.:

‘zupfen’

--(e)--d

zeisan, —, ziasun,

— ; 'rupfen, sammeln’: Gl 111,497,39 carmino: ceiso (krem-

peln, hecheln’); Gl 1,274,25 carpebant: ziasun; mhd. ga-:

ahd.

‘abreißen,

zerreißen’

Gl

1,276,15

tais-eja- ‘zupfen’: ae. t2sarn Aelf 170,13, LWS

zeisen.

concerperet:kazeasi. 1I11,112,8; ahd. zeisin '(Wolle) krem-

peln’ (carminare) (Raven 274). tais-lo (f) '*Distel' W: ac. tzsel (BT); ahd. zeisala Gl 1,408,32 (carduus).

P 175-179 (=, Hi); TF 164 (=, HI); Hh 342 ‘t&san’ (Vw); Gr V,707. ETYMOLOGIE Gm. tais-a- ‘zupfen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Im Gm. gibt es eine Anzahi Wörter der Bedeutung ‘zupfen’ u.ä. mit gleichem Anlaut (fap-, tup-, tud-, tas-, tus-, tais-), so daB mit expressiven Neubildungen

gerechnet werden muß.

Bei

tais-a- könnte (neben vielem Unsicheren) außer-gm. verglichen werden: gr.: — Öaiouat pass. “werde zerrissen’, med. ‘verteile’ (Fleisch). Die Sippe (vgl. Frisk, L 155, 341f.) weist auf eine Bedeutung ‘verteilen, zerteilen’. Das Gr. zeigt jedoch nicht die mehr expressive Bedeutung des Gm.

TAK-A- ‘nehmen’ (vgl. tæk-a-) awn.:

taka,

tók, tóko, tekenn; acc. 'nehmen,

- n - (?f) (*s) (?d)

ergreifen’; ‘berühren’ (Vh

at-); "besitzen’ (Vh 23 aus bi-); mit Inf. 'beginnen': E +,C R 4, S +; isl. taka, nn. ta(ka).

ae.:

19f. aus

47; G 1,4, PE +,

aschw.: taka + ; schw. ta(ga), dán. tage, Bm. ta. facan, tóc, tócon, —; acc. 'nehmen': Chr 1,2,3; me. taken, ne. take; aus dem Nordischen entlehnt (A 62, 1938, 16ff.).

TEIH-Aas.:

Nicht belegt.

Hierher gehörig, aber schwach

499 geworden

sind mnd.

tacken,

mnl. taken ‘nehmen’.

tak-a-m (n): awn. tak ‘Halt’ C G.

tak-on (m): awn. arf-taki ‘Erbe’ G. (f): awn. taka “Wegnahme’ G R (fe-) PE (af- 'Schade"). tak-jön (f): awn. tekja 'Beute' R. tük-i- (adj): awn. tekr ‘zu nehmen’ G, få- ‘arm’ C PE R. Hierher auch als task-ö- 'rauben' afr. tetsia, ahd. zascon (Gl 1,503,70 rapere? Vgl. N. O. Heinertz: Etymologische Studien, Lund 1927, S. 1621. P 183 (zu 1); TF 151f. (zu 2); V 580 'ta&? (oE); I 479f. (a). ETYMOLOGIE Der nächste Verwandte von gm. tak-a-, trans. ‘nehmen’ ist tZk-a- *berühren' (s.d.). Außergermanisch gibt es keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Da die gm. Lautform einer idg. Regelung des Verhältnisses von An- und Auslaut widerspricht (Media im An- und Auslaut wird gemieden), ist es naheliegend, das gm. Verb als unregelmäßige Entwicklung (oder sekundäre Variante) von idg. tag-/teg- aufzufassen. (1) toch. B tek-, tak- ‘berühren’ ist lautlich mehrdeutig und deshalb kaum eine genaue Entsprechung zum Gm. Es gehört wohl ebenfalls zu tag-. (2) tag-/teg- 'berühren' (P 1054f.): lt.: fango, tetigi, tactus “berühren. gm.: Hierzu vielleicht ae. baccian ‘streicheln, tätscheln’ (BT). gr.: —tetayov "fassend'. toch.: s.o.

TEIH-Agt: awn.:

ae.:

afr.: as.: ahd.:

‘zeihen’

gnefsd

-teihan, -tåih, -talhun, -taíhans. Nur noch Reste: 1. Sg. Präs. té (vgl. Noreen, L 27, $483 Anm.). Ob tigenn ‘angesehen’ E PE G SR hierhergehört, ist fraglich. Wenn der Ansatz der Länge richtig ist (Beitr 6, 1879, 3442), kaum ein PPP. téon, téah, tugon, -tigen (-o-, -y-); acc. 'zeihen, anklagen”; die Verba contracta der I. Reihe fielen im Präsens im Westsáchsischen mit denen der II. Reihe zusammen, weshalb die Verben der I. Reihe auch Práterita nach der II. bilden: B -1,2, cD 1; A 2,3; Ae 1; Ges 4. ur-ti(g)a “verweigern’ (nur Präsens) (Wiss 25). Nur Präsens af-tihan ‘versagen’ H; mnd. ti(g)en, mnl. tien. zihan, zeh, zigun, gizigan; abs. (acc. der Person + gen. der Sache) ‘zeihen, behaupten’: O 1,2,3; BR -1,4; N +; mhd. zihen, nhd. zeihen.

500

TÄK-A-

bi-

*bezichtigen': ae. Chr Ges; ahd. N.

(far-) ga-: uz-:

‘verweigern’: afr.; ahd. BRN. gt. ‘anzeigen, verkündigen'; ae. ‘gewähren’ B; ahd. ‘beschuldigen’ N. ahd, ‘verweigern’ ON.

taig-0-: afr. in-tåja "klagen"; ahd. zeigon ‘zeigen, offenbaren’ O N; (Wiss 25f.). tib-& awn. tea 'zeihen, beginnen’ E C. tig-0-: afr. tigia 'zeihen, anklagen” (Wiss 66). tig-ja-m (n): awn. figi *Anklage' (Fr). tih-ti-z (T): ae. tiht, tyht 'Bezichtigung, Anklage’ (Gr) Ges; afr. tiht *'Anklage'; ahd. in-ziht 'Beschuldigung, Anklage’ N.

P 188f. (=, HI); TF 163 (=, HI); F 204 ‘ga- (=); V 590 (=, HI); I 471f. (=); Hh 349 (=); Gr V,585-591; K 880 (=). J. Gonda, AEIKNYMI, Paris, 1929. ETYMOLOGIE

Gm. teih-a-, trans., intr. ‘zeihen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage deik’- ‘zeigen’. Die Bedeutung ist im Gm. auf den rechtlichen Bereich festgelegt; ähnliche Ansätze auch im Lt. (obwohl die Bedeutung dort allgemeiner ist). lt.: dieö, dixi, dictum, (alt deico, deixi), -ere ‘sagen, erklären, meinen’; in-dex ‘Zeiger, Zeichen’, ju-dex "Richter"; osk. deikum ‘anzeigen, bezeichnen, sagen’ (them. Prås. mit unred. schwundstuf. Perfektstamm); umbr. teitu ‘er soll anzeigen, bezeichnen, sagen’ (them. Präs. mit red. schwundstuf. Perfektstamm). gr.: Ööeikvuuı ‘zeige, erkläre, beweise'. Nach Frisk, L 155 ist die Hochstufe des Präsens sekundär, vgl. kret. öikvott. al.:

disdti ‘zeigt, weist zu’, PPP dista-.

heth.: tekkussai- ‘zeigen’, tekkussanu- “zeigen, offenbaren’ (mit unklarer -u$-Erweiterung. Als Variante deig- lassen sich anführen: (gm.): taik-na-m ‘Zeichen’ in gt. taikn (auch taikns), awn. teik (M); ae. täcn B cD; afr. teken; as. tekan H ; ahd. zeihhan TO BR N. (gr.): detyna (n) ‘Muster, Plan, Warenhalle”. Von den Wörterbüchern wird zum Teil eine Herleitung aus dei- ‘glänzen, schimmern, scheinen' erwogen. Hypothetisch.

T/£K-A- 'anrühren' (vgl. tak-a-)

g--?f--

TELD-A- — TEM-A-

Bt:

501

tekan, taitok, taitokun, —; dt. 'anrühren',

afr.:

Ist aus bitech *nimmt

fort’ ein stv bi-teka zu erschließen?

P 183 (=); TF 151f. (=); F 475 (a). Der nächste Verwandte von gm. fæk-a-, intr. 'anrühren' ist, mit leicht verschiedener

Bedeutung, tak-a- ‘nehmen’. (-TELD-A-) ae.:

Dort die außer-gm. Verwandten.

‘(bedecken)’

-(n)e--(d)

-teldan, —, —, -tolden; be-, ofer- ‘bedecken’: cD -4, (BT) -1,4.

teld-a-m (n) ‘Zelt’: awn. tiald (Teppich, Vorhang) ge-zelt (Hütte, Tempel) N. teld-ö-: ae. teldian *ausbreiten' (BT). Die starke Flexion ist wohl sekundär.

E C G S; ae. ge-teld VP; ahd.

Zur Etymologie vgl. TF 159; V 591 ‘tjald’;

J 492; Hh 344; K 881 ‘Zelt’. TEM-ABt: as.:

'ziemen'

-timan (nur Präsens). Von Gallée, L 100, $ 394 wird kommentarlos ein giteman aufgeführt. Ein solches Verb ist in Heliand und Genesis nicht belegt, sD hat nur hochdeutsche Formen;

ahd.:

g---"sd

vgl. aber mnl.

be-, ghe-temen

‘sich erlauben,

ziemen'.

zeman, zam, zämun, —; unpers. “passen, geziemen, zieren’: MF -3; O 1,2,3; N 1,2,3; mhd. zemen.

ga-

'geziemen’: gt. (passen); ahd.

ON.

tem-ö-: afr. timia 'ziemen' (aus dem stv? Wiss 106). tum(f)-ti-z (f): ahd. zumft ‘Gemeinschaft’ BR, gi- ‘Vertrag’ T N, un-gi- ‘Zwist’ O. tæm-i- (adi) *geziemend': gt. ga-temiba; ahd. gi-zåmi ON. P 198f.; TF 156; F 205 'ga- ; K 885; Gr V,661-668. Gm. tem-a- intr. 'ziemen' hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. men (so die Wórterbücher):

In Frage kom-

(1) Eine Wurzel dem- ‘bauen’ (gt. timrjan, gr. 6&po). (2) Wohl mit diesem zusammenhángend, aber erheblich weiter verbreitet das idg. Wort für ‘Haus’ dom-o-s (und andere, wohl ursprünglichere Bildungen). (3) Die idg. Grundlage domä- 'záhmen'.

Möglicherweise sind alle diese Ansätze unter einer Wurzel dem- ‘fügen’ zu ver-

502

TENG-A- — TER-A-

einigen. Vorerst sind aber die Bedenken zu groß, um eine etymologische Aufstellung zu geben. (Vgl. E. Benveniste, BSL 51, 1955, 15-29). (TENG-*A-) ae.:

--C-mm

Nur einmal ge-tang ‘drängte’ cD. Wohl kaum eine ursprüngliche starke Bildung. Vgl. ge-tengan 'eilen', refl. ‘sich einer Sache unterziehen, sich widmen’ und TF 152; Hh 349 und 342f. 'tange'.

*TEND-NAae.: ahd.:

‘drängen’

(tenn-, tand-) ‘brennen’

(g) (n) e - - *»d

Nur einmal in übertragener Bedeutung tinned 'entbrennt' (Gr). Nicht belegt, mhd. einmal in übertragener Bedeutung ich zinne ich entbrenne’.

tenp-ón (f): awn. tinna ‘Feuerstein’ (CV). tand-eja- 'anzünden': gt. tandjan; awn. tenda (nur einmal, sonst tendra); ae. ontendan Ges. tand-a-z (m): awn. tandr ‘Feuer’ C. tand-rön (m): awn. tandre ‘Feuer’ (CV); ahd. zandero 'glühende Kohle’ N. tund-ja-: ahd. zunden 'zünden, entflammen’ N, (Raven 281f.). tund-&-: ahd. zunden ‘brennen’ N. tund-nö-: gt. tundnan ‘brennen’. tund-ra-m (n): awn. fundr “Zunder’ (CV). tund-(i)ron (f) ‘Zunder’: ae. tynder(e) (BT); ahd. zuntara Gl 111,414,27 (isca) zuntra Gi 1,151,27 (fomes). idg. *dent-tlo-/-tro- (auf eine derartige Bildung, oder ein Verhältnis wie gm. bens-a- zu lt. tendere,

gehen

zinselod 'Zunder'

wohl

zurück):

ahd.

N (auch zunselon

zinsilo

'Zunder'

“anzünden’

Gl

IL,57,45

(fomes),

N); zinsera “Rauchfaß’

O.

TF 154f. (oE); F 474 'tandjan' (zw); V 581 *tandr' (zw); J 481 (zw); Hh 345 “tendan’

(mE); K 894 'zünden' (oE); Gr V,686ff. Die Beurteilung der vorliegenden Sippe ist sehr schwierig. Die üblicherweise angesetzte Grundform tend- ist wohl besser durch tenp- zu ersetzen, da so einige Bildungen besser erklärt werden. Die Belege für das stv sind spärlich und, da in übertragener Bedeutung gebraucht, unsicher in ihrer Zugehörigkeit. Falls ernst zu nehmen, sind sie wohl zu beurteilen wie senp-na-. Keine brauchbare Etymologie, Diskussion der Versuche bei Feist a.0.a. O. TER-Agt.:

‘reißen’ -talran, -tar, —, -taurans.

g-e-(sSd

TEUH-A-

503

ae.:

feran, tær, tæron, toren; acc. ‘zerreißen’: Bo 1,4, A -1,3; Ae 1,2,3; R2 1; me. teren, ne. tear.

ahd.:

zeran, —, zårun, gizoran; acc. *ein Ende machen’ (einem Kampf), ‘zerstören’:

O -3; N 1,3,4; mhd. zern. dis-: (far-): ga-: te-: uz-:

gt. 'zerreien'. ahd. 'zerstóren, zunichte machen' O N. gt. ‘zerreißen, zerstören’. ae. (fö-) "zerreiBen* Bo Ae. ae. (å-) 'wegreiDen' Ae.

ter-a-m (n): ae. ge-ter ‘Streit’ Na (E Studien 39, 1908, 347). tar-eja-: ae. ge-teran 'unterscheiden' L; as. far-terian ‘vernichten,

zerstören’

H;

ahd. zerren ‘reißen’ aD, (Raven 277).

tur-ón (m): gt. ga-taura 'Rif. tur-ila-z (m): ahd. win-zuril *Winzer' (aus lt. vinitor mit sekundárer Analyse) T. tur-na-z (m) ‘Zorn’ W: ae. torn (Kränkung) B; as. torn H; ahd. zorn ON; Beitr (O) 82 (1960), 161-178. tur-na- (adj) W: as. torn ‘bitter, leidvoll’ H. tur-nö-: gt. ga-taurnan ‘vergehen, aufhören’, dis- *zerreiBen". tur-pi-z (f): gt. ga-taurps ‘Zerstörung’.

P 206-211 (—); TF 156f. (—); F 120 (—); Hh 346 (—); K 879 (—); Gr V,691-695. ETYMOLOGIE Gm. ter-a-, trans. ‘reißen’ geht mit Sicherheit zurück auf die deutlich faßbare Verbalwurzel der- ‘schinden’, die gelegentlich auch Spuren einer Erweiterung dera- ‘zeigt’. lit: aksl.:

deriü, dirti, Pråt. dyriafi "zerreiBen, schinden, Haut abziehen’. dero, derati *schinden, reißen, schlagen’.

gr.: ai:

dépo 'háute ab, schinde'. darti (drnåti) ‘birst, springt, zerreiBt' (Wurzel-aor.), PPP (nachvedisch) dirna-.

TEU-A-

'kauen'

s. KEWW-A-

TEUH-A- 'ziehen' tukkgt:

tiuhan, tåuh,

taühun,

taühans;

abs., acc.

‘ziehen,

gnefsd -- - (f) - (d)

wegführen'.

awn.: ae.:

Nur noch Reste: PPP togenn ‘gezogen’ C. Eon, teah, tugon, togen; acc. ‘ziehen’: B +, cD 1,2,3; Bo +,A JE 1,2,3; VP 12,3, R! -E; L 1,23, RD -1; R? -1,2,3.

afr.:

tia, täch, tegon, -tein; abs. ‘ziehen, aufkommen für, sich wenden an’,

+; Ae +;

504

as.: ahd.:

TEUH-A-

tiohan, töh, tugun (-h-), togan; acc. ‘ziehen, erziehen’; H 1,2,3(g,h),4; mnd. ten. ziohan, zöh, zugun, gizogan; acc. ‘ziehen, (zihen) +; BR 1, aD 4; mhd., nhd. ziehen.

ernähren’:

T

1,2,4;

O

12,3:

N

(an-): bi-:

afr. ‘entreißen’; ahd. ‘sich entziehen’ O. gt. ‘mit sich herumführen’; ae. “bedecken, umgeben’ Chr; afr. 'beziehen'; ahd. ‘erreichen’ O. (far-): ahd. ‘nachgiebig erziehen’ N; ae. ‘bedecken, wegführen' Bo Co;. ga-: gt. "wegführen'; ac. ‘ziehen, erziehen’ ++; as. ‘ziehen, herausziehen’ H; ahd. ‘ziehen, führen’ ON.

te-: uz-:

— ahd. ‘wegziehen’ Gl 1,100,4 (distrahere). gt. 'herausführen, entrichten, vollbringen’; ausziehen’ H ; ahd. ‘erziehen’ ON.

ae. *herausziehen'

++;

as. ‘her-

teug-arja-z (m) W: awn. tiügare 'Verderber' E. taug-o (f) ‘Seil, Strick’: awn. taug (EJ) (M); ae. 18ag L. taug-eja- W: awn. teygja 'verlocken, antreiben' E PE RS. tauh-ma-z (m) W: awn. taumr 'Zaum' E PE S; ae. téam “Nachkommenschaft’ L; afr. tåm

*Zaum,

Nachkommenschaft’;

ahd. zoum

*Zaum*

cD

N BR.

tug-a-m (n): awn. fog 'Zaum, Seil’ (M); ae. ge-tog “Zerren’ (BT); ahd. Gl 126,25 retenaculis: pizogan (Halteseil). tug-0-: awn. toga ‘ziehen, reißen’ (EJ) (MD); ae. togian ‘ziehen’ (BT); afr. togia ‘gewaltsam ziehen’; ahd. zogon ‘reißen’ aD; (Wiss 57). tug-ün (m): awn. her-toge ‘Herzog’ C R; ae. -toga in here- ‘Herzog’ Bo Go VP, folc- *Führer' B cD; afr. her-toga ‘Herzog’; as. heritogo ‘Herzog’ H; ahd. herizogo (-h-) ‘Herzog’ O N I, mage-zoha (f) 'Amme' N. tuh-&-: ahd. zohen ‘treiben, führen’ N. tug-i-z (m): ae. of-tige ‘Entzug’ Ges, on-tyge *verbotenes Unternehmen’ BR (Wiss 66); ahd. zug “Zug, Führung’ Gl 11,196,49 (ductus), bi- ‘Bezug’ N, zuge-rint *Zugtier' N. tug-jon (m) W: awn. tygge ‘Fürst’ E. tuz-ila-z (m): awn. tygill ‘Strick’ (M); ae. tygel ‘Zugseil’ (BT); ahd. zigil ‘Zügel’ GI 111,161,56 (habena). tug-nö- W: awn. togna ‘länger werden’ (CV). tuh-ti-z (f): gt. us-tauhts “Vollendung’; awn. tykt "Zucht, Strafe’ (Fr), spät und selten, wohl entlehnt; ae. tyht ‘Zug, Zucht’ (Gr) Bo; as. athum-tuht *Atemzug' sD; ahd. zuht ‘Zucht, Erziehung, Sprößling’ ON. tug-atja- W: ae. togettan ‘zucken’ (BT). Mit Intensiv-Gemination: tukk-ja-: afr. tetzia ‘sich zueignen’, und- *entreiBen' ; ahd. zukken ‘nehmen, rauben’

ON, (Raven 281f., 333).

fukk-o-: ahd. zocchon 'raffen, plündern’ N (Wiss 185).

TRUD-A-

505

P 220f. (=); TF 166f. (=); F 478f. (=); V 594 'tog' (=); J 474ff. (=); Hh 345 (=); K 885 (=); Gr V ‚600-624. ETYMOLOGIE Gm. teuh-a-, trans., intr. ‘zichen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-europäische Grundlage deuk- ‘ziehen’. ]t: dücö, düxi, ductum (alt doucit, douxet) ‘führen, leiten, ziehen’. cymr.: dwyn, dwgyd (dygaf) "bringen, stehlen, (ein Leben) führen’. gr. (W): Sadboconan “werde zerrissen’, deuKei - ppovrißsı (Hesych) und anderes. ai. (7): Zu den hierher gestellten Formen vgl. Mayrhofer, L 158, 11,66 unter dögdhi. Die unerweiterte Wurzel wird in gm. teu-pra-m (n) (awn. tjóór 'Pflocksei C; ahd. zieter *Deichsel' Gl III,649,19 prodeilus) gesucht. Dies ist aber aus Gründen der Verbreitung und der Wortbildung unwahrscheinlich. Bei diesem Wort ist eher der Auslaut (durch Erleichterung der schweren Konsonanz) vereinfacht worden, und eine Ableitung von teuh-a- anzusetzen. TEWW-A-

TRUD-A-

'kauen'

s. KEWW-A-

‘treten’ tred-atredd-

gt.: awn.:

gn--- - e f "s d - -(e)- -(d)

trudan, —, —, trudans; abs. ‘treten’. troóa, traó, trödo, trodenn; abs., acc. ‘treten, beschreiten, stopfen’; 'zertreten' (Vh 47 aus ga-); auch swv: E 1,3,4, C +; G I, PE 3,4, S 1,2,3; isl. troda, nn. treda.

ae.: afr.: as.:

aschw.: troóa + (auch swv). iredan, trzd, tr&don, treden; acc. ‘treten’: B 1,2, cD 1,2,3; A 1,3; Ae 1,3; VP 1,2,3, R1 1,4; L 1,3,4, R? 3; me. treden (PPP troden), ne. tread. treda, —, —, treden; abs. ‘treten’ (auch swv). Nicht belegt, erst mnd., mnl., nnl. freden ‘treten’; vgl. MLN 57 (1942), 639f. zu altniederfränk. tredan.

bi-: ae. ‘auf etwas treten’ VP. (far-): ae. ‘treten, zerdrücken' Ae VP R2; ahd. 'niedertreten' TON. ga-: gt. ‘zertreten’; ahd. ‘betreten, auf etwas treten’ O aD. tred-a-m (n): ae. getred 'Menschenmenge' W, win- 'Kelter" W; ahd. kitret *Scholle” Gi 11,734,4 (gleba). trad-o (f): awn. trgó ‘Pfad, Stelle’ C G; as. trada "Tritt, Spur’ H; ahd. in frata zum Treten’ Gl 1,599,55 (in conculcatione).

506

TREG-A- — TREK-A-

trad-eja-: awn. tredja 'zertreten lassen’ E; ae. treddan ‘schreiten, nachspüren’ (Gr); ahd.

tretten ‘zertreten’

GI 11,629,58 (terere), pi- ‘zertreten’ Gl IV,7,18

(mul-

care) (Raven 229). trad-ila-z (m): ae. tredel ‘Sohle’ Ges. trad-ka-(z) (m, n): awn. tradk, tradkr “Tritt, aufgetretene Stelle’ (Fr). trud-a-m (n): awn. frod “Treten’ (EJ); ae. trod ‘Spur’ Ges, wider- ‘Rückkehr’ cD. trud-0-: ahd. froton ‘keltern, martern' N.

trud-ó (f): ae. trodu “Schritt, Fußspur’ B; ahd. trota *Kelter' Gl 111,315,14 (calcatorium), win- dsl. N. tried-i- (adj): ae. træde ‘betretbar’ (Gr). Mit Intensiv-Gemination: tredd-o-: ae. treddian ‘schreiten’ B cD; ahd. tretton ‘mit Füßen treten’ N; (Wiss 197). P 204ff. (mE); TF 169f. (mE); F 481 (zw); V 598 (mE, HD); J 4831f. (mE); Hh 352 (Vw); K 790 (oE); Gr V,520ff. Gm. trud-a- (tred-a-), intr., trans. ‘treten’ hat keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Die Wörterbücher setzen eine fto-Bildung zu der eu-Basis der Wurzel *der- “laufen? an mit Ablautsentgleisung im Gm., aber dies ist weder bedeutungsmáDig noch formal befriedigend. Vielleicht zu den Wörtern für ‘treten, trampeln' mit entsprechendem Anlaut (vgl. tremp-a- und P 1094). TREG-Aawn.: as.:

(7) 'betrüben'

(e)n(e)-s-

frega, —, —, tregenn; “betrüben, bekümmern, betrauern’, wird schwach gebildet: E 1,4; R 1. Nur Präsens tregan "leid sein, betrüben’ (dat.) H.

das Präteritum

treg-on (f): gt. trigo “Trauer”. (m): awn. trege "Kummer,

Schmerz’ E; ae. trega “Quälerei, Schmerz’ cD.

tr&g-à (f): ae. trag "Übel, Kummer, Bedrängnis’ (Gr). P 226f.; TF 169; F 480 'trigo'; V 597; J 496; Hh 352 'trág'; K 786 'tráge'. Der Ansatz eines starken Verbs treg-a-, intr., trans. *betrüben' ist nicht sehr sicher. Außergermanisch kann es verglichen werden mit lit. driZtü, driZti ‘fürchten, schüchtern sein’. TREK-A-

‘ziehen’ trekk-a-

afr.;

Nur Präsens

treka ‘zücken’;

nwfr.

trekke ‘ziehen’ (s.u.).

--f*sd --- "(5 -

TRENN-Aas.:

Nicht

belegt,

erst mnd.

freken

507

‘schaudern’

(?), mnl.

treken;

vermischt

mit

trekk- (s.u.) in mnd., mnl. trecken, nnl. trekken ‘ziehen’ (hieraus wohl entlehnt dàn. trzkke, Bm. trekke).

ahd.:

Nur PPP GI 11,473,37 reposto: pitrohhanemo (von dem mit Asche überdeckten Feuer); mhd. trechen ‘ziehen’, be- *bedecken' (meist vom Feuer gesagt), zer‘zerreißen’; zu der Beziehung auf das Feuer vgl. auch das parallele rek-a*Feuer rechen'.

trek-a-z (m): afr. trek ‘Zug, Reise’.

P 206-211 (a, HI); TF 169 (a). Gm. trek-a- ‘ziehen’ gehört wohl zu dem unter drag-a- aufgeführten Variantenkomplex. Ähnlich wie bei bak-a- und skrekk-a- wurde (zuerst wohl in einer nordseegermanischen Mundart) der Auslaut geminiert.

-TREMP-*A- ‘(treten)’ (?) gt:

g-----

Nur Luk V,I ana-tramp ‘bedrängte’ (die Menge umdrängte ihn, um ihn zu hören). Man setzt als Simplexbedeutung ‘treten’ an, was möglich, aber nicht sicher ist.

P 204ff.; TF 170 (a); F 45 “ana-'; K 786 'trampeln'.

ETYMOLOGIE Gm. tremp-a- ‘treten’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Falls die Rückführung auf die Bedeutung ‘treten’ überhaupt richtig ist, vergleicht sich noch ohne Nasal ae. freppan ‘treten’ (BT) und eine Anzahl späterer Wörter mit und ohne Nasal (trampeln, Treppe usw.). Mit dem Wort “Treppe’ läßt sich vielleicht vergleichen poln. drabina *Leiter'; sonst nur sehr unsicheres. Eine Variante tre(m)p- trampeln, drängen’ ist vielleicht zu sehen in gm. braf-6- in ae. prafian ‘drücken, drängen’ (BT), as. thravon 'traben' sD; lit. trempiis, treripti “treten, stampfen', und russ. fropäte ‘stampfen, trampeln'; gr. rpanéo "keltere Trauben’.

(-JTRENN-Aahd.:

(/dr-, r-) '(entrinnen)

Verwandtes;

- ---(s)d

-trinnan, -tran, —, —; in indrinnen ‘entrinnen’ N 1,2 (auch Gl 1568,59; Gl IL137,19; Gl 11,429,61); die spärlichen mhd.

Simplexbelege trinnen sind wohl

Dekomposita. trann-eja-:

ahd.

indrennen

‘auflösen,

vernichten’

N

(Raven

228).

508

TRUSG-JA-

trunn-jon (m): ahd. ab-trunneo 'Abtrünniger drunniger 'Abtrünniger' sD.

Gl 1,124,17 (profugus);

vgl. as. ab-

P 206-211 (mE, Hl); TF 170 (mE, HD; K 789 ‘trennen’ (mE, HD; Gr V,533f. Gm. trenn-a- (entrinnen) hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit, zumal die Bedeutung im Gm. nicht sicher faßbar und sicher von einer anderen Sippe (renn-a-) beeinflußt ist. Man versucht an der- 'schinden' (s. ter-a-) oder *der- "laufen" (vgl. hierzu trud-a-) anzuknüpfen. Auffällig ist der Vergleich mit gr. ano-Sıöpäoko, aor. £öpäv “laufe weg’ (Komposition, Bedeutung) nebst ved. dräti 'entláuft'. Ist das Gm. als *dr-na- zu vergleichen? TRUD-A-

‘treten’ ist wie TRED-A-

(-TRUSG-JA-) gt:

'einpfropfen'

eingeordnet

£-----

in-trusgjan 'einpfropfen' hat einmal ein starkes PPP intrusgans, sonst schwach intrusgips. Es handelt sich ziemlich sicher um eine sekundäre Bildung, zumal intrusgjan wahrscheinlich ein Lehnwort aus einem (allerdings nicht in dieser Form belegten} It. *intro-secåre ist.

PARF

‘bedarf’

gnefsd

gt: Darf, paürbun, baürfta, gen. ‘bedürfen’; abh. Satz. Inf. ‘nötig haben’. awn.: Darf, burfo (-o-, -a-), burfta; acc. “nötig haben, bedürfen’: E 3,Pt, C 2,3; G +, PE+,R-+,S-+;

ae.: afr.: as.: ahd.:

bi-

isl. purfa.

aschw.: borva +; Bm. turve. dearf, durfon, dorfte; Inf. “bedürfen, brauchen’:B+,cD +; Bo +, Å +; Ae +, JE 2,3; VP 2, R12,3; L2,3, R2 3. thor (thorf, thurf), thur(v)on (-0-), thorste; acc. “bedürfen, brauchen, nötig haben'. tharf, thurbun, thor(f)ta; Inf. ‘nötig haben, Veranlassung haben’; negiert ‘brauchen’: H +, Gn Pt. darf, durfun, dorfta; gen., Inf. ‘bedürfen, brauchen, sollen’: T 2,3; O 2,3; N +; mhd. durfen, nhd. dürfen. ‘bedürfen’: ae. cD Bo Ae JE VP L; ahd.

TON.

barb-a- (adj): gt. barbs “nötig, bedürftig’; awn. Parfr ‘notwendig, nützlich’ E (M); ae. bearf 'notwendig* L, neod- 'notwendig’ Co R2. barb-0 (£) ‘Mangel’: gt. Parba (Armut); awn. Perf (Bedürfnis) ++; ae. pearf (Bedürfnis) ++; afr. therue (Bedürfnis); as. rharf (Not) H Gn; ahd. darba (Fasten) N. par5-oón (m): ae. Pearfa 'Bedürftiger (Gr) Ae JE VP R! L R2. barb-&-: gt. ga-parban ‘sich enthalten’; ahd. darben 'entbehren' O N. barb-ja- (adj): as. un-bi-therbi (-a-) “unnütz’ H; ahd. bi-derbi ‘nützlich’ ++. burb-a- (adj): gt. ga-baürbs 'enthaltsam'. burb-ön (m): awn. purfe 'Bedürftiger' ER. burf-ti-z (f) ‘Bedürfnis’: gt. Paürfts (Not); awn. byrft (-u-) (Not, Bedarf) C G S; as. thurft (Notwendigkeit) H; ahd. durft (Notwendigkeit) T O N. burf-ta- (adj): gt. Paurfts 'nótig, nützlich. P 1077f. (=); TF 182 (=); F 491f. (zw); V 627 (zw); J 444 (=); Hh 372 (Vw); K 149 (=); Gr V,205-220. E. Karg-Gasterstádt, Beitr 67 (1945), 357-361. W. Betz in Festgabe für L. L. Hammerich, Kopenhagen, 1962, S. 8f.

510

bEG-JA-

ETYMOLOGIE Gm. parf, intr. “bedarf” kann verglichen werden mit terp- ‘erfreuen, genießen’. Der Bedeutungsübergang zum Gm. ist nicht ganz durchsichtig: (1) ‘genießen, gebrauchen’ neben ‘brauchen, bedürfen’ (vgl. brük-a-); aber im vorliegenden Fall ist die Entwicklung wohl den umgekehrten Weg gegangen. (2) Unter Berücksichtigung der Form des Präterito-Präsens ‘ich habe mich erfreut’ (etwa indem ich gesehen habe) und ‘ich wünsche, brauche jetzt’. Ein solcher Ansatz ist aber etwas konstruiert. Am ehesten würde dem Bedeutungsübergang ein Desiderativum entsprechen. apr.: enterpo 'nützt'. gr.: tépno (meist medial) 'erfreue mich’ (aor. årpå7nv). ai: Zrpyati ‘befriedigt sich, sättigt, freut’ (Wurzel-aor., a-aor., red. aor.), PPP trptá-. Variante *irb(h)-: (aksl): tr&b& “notwendig, von Nutzen’; trébovati ‘bedürfen’.

bEG-JA-

‘empfangen’

-ne

- (s) (d)

awn.: biggja, bá, bögo, begenn; acc. ‘empfangen, erreichen, jemand beschützen’: E +,C1,2,3; GL3, PEL, R EF, S 122,3; isl. piggja. aschw.: piggia 'empfangen, erbitten’ +. ae.: picgan, bah, bzgon, (begen); acc. ‘empfangen, nehmen’: B 1,2,3, cD 1,2,3; Bo 1, Chr 1; auch swv; PPP vielleicht in adegen ‘distentus’ (mit Nahrung gefülit) W. beg-ö (f): ae. beah-begu 'Ring-Empfang' B. beg-ön (f): awn. bega "Gabe, Empfang’ (Fr). (m): awn. arf-bege 'Erbnehmer' E. beg-ja- W: as. thiggian ‘annehmen, bekommen, flehen' H; O N. bag-eja-: ae. a-becgan ‘empfangen’ (Gr). b&g-i- (adj): awn. Pzgr ‘angenehm, freundlich’ (EJ) R.

ahd. diggen

'erflehen'

P 1057f. (=); TF 176 (=); V 610 (=); I 432f. (=); Hh 364 (=); Gr V,114ff. ETYMOLOGIE Gm. beg-ja-, trans. 'empfangen' hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. sten kommt in der Bedeutung air.: techtaid ‘hat, besitzt, enthält, überwindet’ (#-Verb). und vielleicht

Am näch-

BEHS-A- — BEI-NAlit.:

tenkü,

tékti "hinreichen,

zukommen,

zufallen,

511 sich ereignen’.

Aber die Abgrenzung gegen andere Sippen ist schlecht durchzuführen. In Frage kommt: (D) benh-a- ‘gedeihen’ mit Rücksicht auf das dort verglichene lit. Verb. (2) teq"- “laufen, fließen’ (P 1059f), wozu im Air. die Bedeutung ‘bitten’ gehört (‘angehen’). (3) Schließlich müssen die Zusammenhänge ‘berühren’ — ‘nehmen’ beachtet werden (vgl. tak-a- und den damit zusammenhängenden Variantenkomplex).

'*DEHS-Aahd.:

‘Flachs schwingen’

-(n)---"d

Nicht belegt, erst mhd. dehsan mit starken Präteritalformen 'Flachs schwingen, Flachs brechen’, acc., abs.

behs-ö (f) H: ahd. dehsa ‘Axt’ Gl IIL 122,21 (ascia). behs-lo (f) ‘Axt’ H: awn. pexla (CV); ahd. dehsala Gl 1519,16 (ascia).

P 1058f. (=); TF 177f. (=); V 609 ‘bexla’ (=); J 434f. (=); K 123f. "Dechsel" (=); Gr V,124. ETYMOLOGIE Gm. pehs-a-, trans., intr. ‘Flachs schwingen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage tek'p- (aus tek's-) *bauen', *weben' (und andere handwerkliche Tätigkeiten). lt.:

texo, -ul, textum "weben, flechten, fügen, bauen’ (Zweifel über die Zusammen-

stellung bei Ernout-Meillet, L 127, S. 690). (air.): td! m(o) ‘Axt’. lit.: — tasaü, -jti 'behauen, zimmern, glätten”, aksl.: tese, tesati "hauen, fällen’.

(gr.):

téktov (m) "Zimmermann, Schreiner, Verfertiger, Künstler”.

ai: dästi, 3. pl. táksati *verfertigt, zimmert, schafft, behaut’, heth.: zaks- fzusammenfügen, errichten, vereinbaren’.

*DEI-NA- (bein-a-) feucht werden’ ae.:

inan, —, —, pinen; 'befeuchten': LWS “feucht geworden’ (BT).

pain-a- (adj): ac. Jän feucht’ W. bain-eja-: ae. bænan 'befeuchten' LWS 11,144,1.

PPP

rastå-.

T-e6--II,36,8 bine (Opt. Praes); ofpinen

512

PEND-A- — PENH-A-

Die awn. Sippe biör ‘geschmolzen’, bida (swv) 'tauen' mit bidinn 'aufgetaut" gilt als (gm.) d-Erweiterung hierzu. Weiterbildungen?

Oder handelt es sich um eine (idg.) -Ableitung mit

P 1053f.; TF 184; V 610 bøda; Hh 365. Gm. pei-na- ‘feucht werden’ hat keine lautlich und sprechung in den auDergermanischen Sprachen. Zu Nomina s. die angegebenen Wórterbücher.

PEIH-A-

DEND-Aae.:

morphologisch genaue Enteiner Anzahl vergleichbarer

‘gedeihen’ s. PENH-A-

'schwellen'

--e---

pindan, band, bundon, bunden; abs. ‘schwellen’: (Gr) LWS 1,4,4 adunden 'geschwollen'.

1,2; A 1,3,4; Ae

1,4;

(far-): ae. 'aufschwellen' LWS 1,198,11. te-: — ae. (tö-) 'aufschwellen' LWS 1,36,24. uz-: ae. (å-) 'aufschwellen' LWS s.o. bend-a-m (n): ae. ge-óind 'Geschwulst" LWS 1,150,1. P 1065f. (=); TF 180 (=); Hh 365 (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. pend-a-, intr. ‘schwellen’ hat keine unmittelbare Vergleichsmóglichkeit. Ohne die Erweiterung vergleicht sich lit.: tinstu, tinti "aufschwellen, schwer atmen’ (daneben gleichbedeutendes tvinti anderer Herkunft).

Vermutlich zu ten- ‘spannen, ziehen’ (vgl. bens-a-); das auch im Lt. und Ai. Dentalerweiterungen (allerdings mit anderer Bedeutung) hat.

PENH-A-

‘gedeihen’ peih-a-

gt: ae.:

- -e -(s)g-e(f)sd

peihan, bäih, baihun, —; abs. ‘gedeihen, Fortschritte machen’. Im Ae. geht das Verbum zum Teil noch korrekt nach der III. Klasse: héon (-fo-), bäh, bungon, pungen; B 1,2,4, cD +; Bo 1,4,

A 4; VP -4; RD 1,4. Außer-

dem, wie in den anderen Sprachen, Ablautsentgleisung zu einem stv I (Pl. Prät. bigon, PPP pigen) A 4. Im Westsächsischen ferner Übergänge zu einem

BENH-A-

513

as.:

stv IT wie bei anderen Verben auf -eih- (vgl. teih-a-): beon, peah, bugon, bogen; Ae 1,4, WH 1,2,3. Bedeutung: abs. ‘gedeihen, gut bekommen’; me. fheen. thihan, —, thigun, -thigan; abs. “gedeihen, wachsen’: H 1,4, Gn 1,3; githungan,

ahd.:

githuungan "Arefflich' ; mnd. dien, digen, mnl. dien. dihan, déh, digun, gidigan; abs. ‘gedeihen, gelingen’ ; unpers. ‘nützen, glücken':

T 1,2, thuruh-thigan ‘vollkommen’; O 1,2, githigan BR -1; aD -4; mhd. dihen, nhd. gedeihen. (an-): biga-

‘vollkommen;

N

+;

ae. *vorwärtskommen’ cD; ahd. ‘auf sich nehmen’ O. ‘bewirken, vollbringen’: as. H Gn; ahd. O N (trachten nach). ‘gedeihen’: gt.; ae. B WH; as. H; ahd. N.

bang-eja- H: as. a-thengian *tun, ausführen’ H. bunh-ti: in ae. byhtig 'gediegen, stark’ B. pig-a-m (n): ahd. ge-thig 'gedeihliches Wesen’ O. big-ó-: atr. thigia ‘gedeihen’ (Holthausen, L 95) (Wiss 66). P 1068 (zu 2); TF 179f. (zw); F 493f. (zu 1); V 609 'béttr' (zu 2); J 439 (zu 2); Hh 366 (zu 2); K 238 ‘ge-’ (zu 2); Gr V,105-114. J. Trier, Lehm, Marburg, 1951, S. 16ff. und 20-23. Chr. Donath, Beitr (O) 84 (1962), 445-453.

ETYMOLOGIE Gm. benh-a- (peih-a-), intr. ‘gedeihen’ kann nicht sicher etymologisiert werden, da die Ausgangsbedeutung des Gm. nicht sicher zu bestimmen ist. Anschlüsse sind móglich an: (1) baltische Wörter mit der Lautform 'eiq-, teq-, bei denen die Bedeutung verháltnismáBig gut passen würde: (a) lit. rinki, tikti ‘passen, gefallen, sich eignen, sich schicken’; zur gm. Bedeutung vgl. tikes ‘geeignet, wohlgeraten’. Die Komposita mit nu- und uZhaben nach Fraenkel, L 146, auch die Bedeutung ‘gedeihen, geraten’. Nach ihm (S. 1092f.) hat diese Sippe jedoch keine sicheren Verwandten außerhalb des Baltischen. Zusammenhang mit der gm. Sippe lehnt er ab, da diese zu lit. zekti (s.u.) gehöre.

Er verweist

aber auf B. Jegers,

Verkannte Bedeutungsverwandtschaften baltischer Wörter, Diss. (masch.), Göttingen, 1949, S. 91ff., wo Parallelwurzeln teq-/teig- angesetzt werden. (b) lit. tenkü, tekti “zuteil werden, geraten in, geschehen, treffen, genügen’. (c) lett. rikt II (tieku, tiku) *werden, wohin gelangen, zuteil werden, genügen’ usw. Wird mit lit. t£ékti verbunden und als Ablautsentgleisung erklärt. (2) Ein schlecht belegtes, aber sicher vorauszusetzendes idg. Wort auf der Grundlage teng-, das etwa 'gerinnen' bedeutete. Die Bedeutungsentwicklung hätte man sich ähnlich vorzustellen, wie von Trier, a.o.a. O. mit einem etwas anderen Ausgangspunkt für das Partizip angesetzt.

514

ir:

BENS-A-

co-tecim 'gerinne' (Stokes, Urkeltischer Sprachschatz, S. 128); técht ‘dick, zäh, gefroren’; téchtaid 'frieren, gerinnen’ (å-Verb) mit Bedeutungsentwicklungen, die auf das Gm. weisen können: ‘bevor sein Körper gebildet war’, ‘sein Volk zusammenfassen’, ‘die Bildung des Eies im Vogel’ (Contributions, L 137).

(gm.): isl. el “frisch geronnene Milch’ (CV) (*teng-lo-). ai.:

fanc-,

tanakti ‘zieht zusammen,

gerinnt’,

å- “macht

gerinnen’

(nachvedisch

und spärlich bezeugt). PENS-A-

‘ziehen’

g---sd

gt.: as.; ahd.:

Nur Präsens at-pinsan “heranziehen’. Nur Präsens uerthinse: subtrahat *wegreiBen' (hochdeutsch?). dinsan, dans, dunsun, gidunsan; acc. ‘ziehen, schleppen’: T 1, MF -1,4, 1-12; N 1,2,4; Gl IL63,23 detraimus: firdunson (— detraximus); mhd. dinsen, nhd. PPP gedunsen.

(far-) ga-: uz-:

‘wegreißen’: as. sD; ahd. Gl s.o. ahd, 'zusammenziehen' I. ahd. fortschleppen* MF I.

pans-o-: ahd. danson “ziehen, schleppen’ N (Wiss 22). buns-a-z (m) W: ahd. duns ‘Fortdauer, Verlauf, Lauf’ N.

P 1068f. (=, HD; TF 180 (=, HI); F 62 'at-' (=, Hl); K 238 ‘gedunsen’ (=, HV; Gr V,196f. ETYMOLOGIE Gm. pens-a-, trans. ‘ziehen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. terung ten-s- ‘ziehen, spannen’ zu der Wurzel ten- ‘ziehen, spannen’. (It.) (H): tensa (f) 'Prozessionswagen'. lt.: tgsin, 1&sti ‘durch Ziehen dehnen, spannen’. al:

Erwei-

— tamsayati ‘zieht hin und her, schafft herbei’.

HERLEITUNG lt.:

teneó, -ut (älter tetini), tentum, ‘halten’; die Bedeutung ‘ziehen, spannen, dehnen’ in der Erweiterung fen-d-, die deutlich mit teneo verbunden ist; umbr. tenitu ‘er soll halten’. (air.): tér f(a), cymr. tant (m) ‘Saite’. gm.: pan-eja- ‘dehnen’ in gt. uf-panjan sik ‘sich ausstrecken' ; awn. penja ‘dehnen,

BERS-A-

strecken’ (CV);

ae. ge-bennan

ahd. dennen ‘dehnen’

‘ausbreiten’

515

L; as. thennian

‘ausbreiten’

H;

TOBRN.

(aksl.): tetiva (f) ‘Schne’. gr.: Teivo 'dehne, spanne’. ai:

—tanóti ‘spannt’ (Wurzel-aor., a-aor.), PPP tatá-.

Mit zahlreichen Erweiterungen.

PURB-A-

‘bedürfen’ s. PARF

PERS-*A- '(trocknen)' gt:

g (n) (e) (f) (9) (d)

Nur PPP ga-paürsans ‘verdorrt’ (von der Hand).

barz-o(n) (f) ‘Darre, Trockenboden': afr. there; ahd. darra Gl IV,195,22 (torrorium). barz-eja- ‘trocknen, dórren': awn. perra (EJ) S; ahd. therren O N (Raven 27f.). burz-u- (adj) (später i-Stamm): gt. Paürsus *'verdorrt' ; awn. purr ‘trocken’ EG RS; ae. byrre *dürr' (Gr); ahd. durri *dürr TON. burz-&-: ahd. dorren ‘trocken werden, machen’ TON. burz-ö- M: as. thorron ‘vergehen’ H (hierher oder zu pwers-a-?). burz-nö-: gt. ga-paursnan 'verdorren'; awn. borna ‘trocken werden’ (EJ) R (M). purs-tu-z (m) ‘Durst’: ae. purst cD VP; as. thurst H Gn; ahd. durst O N; vgl. gt. paürstei (f) ‘Durst’. burs-ti- (adj): awn. byrstr 'durstig E PE R. P 1078f. (=); TF 183 (=); F 206 'ga-' (=); V 609 ‘berra’ (=); J 444f. (=); Hh 372 *Qurst! (=); K 149 ‘dürr’ (=); Gr V,199-203 (=).

ETYMOLOGIE Gm. pers-*a- ‘(trocknen)’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. grundlage ters- ‘trocken sein, trocknen’. ]t:

Verbal-

torreö, -ui, tostum *dörren, rösten’ (Kausativum).

(air.): fart m(u) 'Trockenheit, Durst’ (*irs-tu-). gr.: — tépoouar "werde trocken, bin trocken’, ai: —tfsyati ‘dürstet, lechzt" (Wurzel-aor., a-aor., red. aor.), PPP 'rsitá-. Nicht auf die gleiche Lautform ist lautgesetzlich zurückzuführen lit. tróksti *dürsten, verlangen’.

Nach Fraenkel, L 146, aus *tros-sk-st- aus idg. *trás-.

Es handelt

sich aber wohl eher um eine sekundäre Abwandlung, als um eine unabhängige Bildung aus der gleichen Wurzel.

516

BEUT-A- — bLAIH-A-

PERSK-A-

bEUT-A-

'dreschen'

s. PRESK-A-

‘schallen’ pPut-a-

(g)ne--d - -e---

awn.: pióta, baut, buto, botenn; abs. ‘heulen’ (Wolf), ‘rauschen’ (Wasser), ‘blasen’ (Horn): E 1,2,3, C 1,2; S 1,2(D),3,KD); isl. pjóta. aschw.: piuta 1,2,3; schw. tjuta.

ae.: ahd.:

uz-:

peotan (-ü-), —, buton, —; abs. *heulen' (Wolf), ‘rauschen’ (Wasser), *hervorbrechen’: (Gr) 1(e0),3; Ae 1; W 1(#). diozan, döz, duzzan, —; abs. *tosen' (besonders vom Wasser), *hervorstrómen': N 1,3; Gl 1,328,33 perstrepebat: doz; mhd. diezen. ae. (à-) *'ertónen lassen’ (BT).

peut-a-m (n): ae. 2e-béot "Geheul” (BT). baut-a-z (m): ahd. döz 'Getóse, Schall’ N. baut-eja-: awn. beyta 'erschallen lassen’ (CV), ‘sprengen, stürmen’ PE. baut-o-: ahd. dözon 'tosen' Gi 11,469,29 (intonare), (Wiss 22 denom.?). but-i-z (m): gt. Put-haurn "Trompete; awn. bytr ‘Lärm, Geheul’ E S. Daneben eine Auslautvariante mit s (vgl. geut-a- neben geus-a-) in awn. byss-holl ‘Halle, in der es stürmisch hergeht' E, ae. bys ‘Sturm, Getóse' (BT); ahd. döson *brausen, tosen’ N; awn. beysa ‘vorwärtsstürmen, aufrühren' (CV) (Wiss 43). P 1097 (a); TF 186f. (zw); F 506 ‘but-haürn’ (zw); V 615 (zw); J 427-431 (a); Hh 363 (a); Gr 2351T. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. peut-a- (püt-a-), intr. ‘schallen’ gehört zu einer Schallwurzel, die sich in áhnlicher Form in mehreren Sprachen wiederfindet. Am nächsten stehen (von der Wurzelstufe teu-): (lt): tumultus, -üs (arch. -T) (m) ‘Lärm, Aufregung, Aufstand’. (ai): tumalah ‘geräuschvoll, wirr, lärmend’.

-PLAIH-A- (zuredeny gt:

g (?n) (?e) - - (2d)

Nur Präsens ga-blaihan, abs. *ermahnen”, dt. ‘trösten, sorgen für, in die Arme

schließen’. Da nur Präsensformen belegt sind, ist die Zugehörigkeit zu einer Ablautreihe unsicher. Normal wäre das Verb bei den reduplizierenden (gm. -ai-) und in der V. Reihe (gm. -e- mit 'Brechung' vor A). Es könnte ferner zu dem nur in Spuren

PLEUH-A-

517

belegten schwundstufigen Präsenstyp und damit zur I. Reihe gehören (gm. -i- mit *Brechung' vor A). Das ti-Abstraktum gt. ga-blaihts (f) "Trost" kann über die Zugehórigkeit nichts aussagen, da es in allen drei Fállen in gotischer Orthographie gleich aussehen, und in den beiden letzten Fállen auch gleich Jauten würde. Falls allerdings, wie H. Grewolds (KZ 60, 1933, 25 bis 29) ansetzt, ti-Abstrakta bei den

reduplizierenden Verben nicht üblich wären und durch m(a)-Bildungen vertreten würden, kónnte dies gegen eine Zuordnung zu den reduplizierenden Verben sprechen; aber die genannte Regel ist nicht ohne Ausnahme. Außergotisch sucht man (mit der üblichen Entsprechung gt. bl- — nord- und west-gm. /T-) Anschluß an:

(1) flaih-[flih- flehen, schmeicheln’ in flaih-ó (f): ahd. ffeha flaih-6-: ahd. flehon 1,224,26 (Wiss 23f.). flaih-eja-: ahd. flehen flig-ó (f): ahd. flega

'flehentliche Bitte, Wunsch, Verlangen’ N. 'flehentlich bitten’ N, ‘schmeicheln’ Gl IV,11,37

und

*schmeicheln' BR. 'Schmeichelei' Gl IL,115,44 (assentatio) vgl. Wiss

23,

Anm. 3.

flig-lö-: ahd. fligilon, flegilon ‘schmeichein’ Gl 11,250,58 (adolari). (2) fleih-a- ‘richten’ s.d. (3) flaih-a- (adj) 'falsch, verráterisch' in awn. flår ER; ae. fläh (Gr). In der Bedeutung sehr unsicher. Ist schon der gm. Lautstand schwer zu interpretieren (Anlaut, Vokal), so ist auch keine sichere Etymologie zu erwarten. Vgl. TF 195; F 206 ‘ga-’; V 129 flår”; Hh 106 'flah' ; K 204 ‘flehen’ ; Gr H1,755ff. PLEUH-A-

‘fliehen’ fleuh-a-

g£----- nefsd

Bt: bliuhan, bláuh, biauhun, —; acc., präp. ‘fliehen’, awn.: Nur Reste: Pråt. 16, flugo C (unter fljuga). ae.: fleon, fleah, flugon, flogen; abs., acc., *pråp. ‘fliehen vor’; in VP

1. Sg. Prås.

auch wie athem. Verben (fleom): B 1,2; cD 1,2,3; Bo 1, A +; Ae +, JE 1,2; VP 1,2,3, R1 1,3; L 1,2,3, RD 1, R2 1,2,3; me. flen, ne. flee (swv).

afr.: as.:

flia, flach, flegen, flain; abs. ‘fliehen, schwinden’. fliohan, flóh, —, —; acc. “fliehen vor’: Gn 2; sD -1; mnd. vlen, mnl. vlien, nnl. våieden (!). ahd.: fliohan, flöh, fluhun, giflohan; abs. 'flichen', acc. ‘meiden, vermeiden, ausweichen’: MF 1; T 1,2,3; O +; BR 1,4; N 122,3; MF 1; mhd. viiehen, nhd. fliehen. (an-) bi-

'entfiiehen": ae. (Gr); afr.; ahd. ON. ‘entfliehen’: ae. B cD WH; ahd. Gi 1,124,3 (effugire).

518

DRAK-A-

(far-): ae. ‘vermeiden, fliehen von’ Ae; ahd. pass. ‘zum Fortgehen veranlaBt werden’ BR. gafliehen, die Flucht ergreifen’: gt.; ae. VP L RD R27; as. sD; ahd. N, unba-: gt. 'entflichen'. uz-

‘entfliehen’: ae. cD RD; ahd. BR.

bleuh-ja-: awn. flyja ‘fliehen’ C G PE S. blaug-eja- (-h-): awn. ffója ‘fliehen’ E R; ae. à-flygan' in die Flucht schlagen’ DH BR; afr. flågia ‘flüchten’ (Holthausen, L 95); ahd. ar-flaugen ‘flüchten’ Gil 1,19,21 (refugere), 'erschrecken' BR, “in die Flucht schlagen’ MF (Raven 42). plauh-ma-z (m): ae. fleam ‘Flucht ++. plug-i-z (m) ‘Flucht’: gt. Plauhs; awn. flugr E. plug-ön (m): awn. fud-flogi *wer seiner Braut davonläuft’ G. (£): awn. flann-fluga ‘Frau, die ihrem Mann davonláuft' G. blug-ula- (adj): ae. flugol "flåchtig' Aelf 69,6. bluh-ti-z (f) ‘Flucht’: as. fluht-his ‘Asyl’ sD, fluhtig ‘flüchtig’ H; ahd. flukt TON. bluh-tön (m): awn. flotte ‘Flucht’ E C S. Das Nebeneinander von f- und 5l- im Anlaut ist noch immer ungeklärt. Die ältere Ansicht ist, daB ursprüngliches 5/- nur im Gotischen bewahrt und in den übrigen Sprachen mit fl- zusammengefallen sei. Die entgegengesetzte Ansicht, daB gt. 5i- unter bestimmten Bedingungen aus fl- entstanden sei, vertrat zuletzt K. Matzel, Sprache 8 (1962), 220-237, der diese Entwicklung vor Spirant eintreten lassen will. Aber die Erklärung der widersprechenden Fälle (gt. blagus und flehta) ist nicht befriedigend. Die Beurteilung des etymologischen Wertes dieser Anlautgruppe muß

deshalb offen bleiben.

F 499£. (zw); TF 195f. (oE); V 134 (zw); J 578 (oE); Hh 107 (zu fliegen); K 206 (mE); Gr I1I,764-768. Gm. bleuh-a-, intr., trans. ‘fliehen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Falls man an pleu- *fließen’ anschließen will (vgl. fleut-a- und fleug-a-), muß man entweder annehmen, daß ‘fliehen’ und ‘fliegen’ ursprungsgleich waren, und der grammatische Wechsel zur Differenzierung verwendet wurde (was für diese frühe Zeit sehr unwahrscheinlich ist); oder man muß den Vergleich von ‘fliegen’ mit seiner lit. Entsprechung aufgeben und eine außerhalb des Gm. nicht belegte gh-Erweiterung ansetzen. An-

klingend ist bheug- ‘fliehen’ (vgl. beug-a-).

PRAK-*A- (?) (PPP 'stark")

(

-ne---

awn. prekinn “ausdauernd’ (CV) und ae. ge-pracen 'stark, ausdauernd’ (BT, BTS) sind sicher Adjektivbildungen und nicht starke Partizipien. Vgl. V 620 'Prek' und

Hh 367 ‘gepracen’,

bRÆ-A- — PREIB-A-

PRÆ-A-

‘drehen’

519

- (n) e (£) (s) (d)

awn.:

Hierher vielleicht als ursprüngliches PPP der Name

ae:

pråwan, preow, —, bräwen; acc., abs. ‘drehen, verdrehen’: A 4; Ae 1; Al -4; (BT) 2; me. throwen, ne. throw.

Pråinn C.

ahd.:

Keine starken Formen belegt; mhd. (alem.) gedrän ist kaum eine ursprünglich starke Bildung. Wie ist GI 1,382,23 tortum: githrenne ('aus Werg gedreht’) zu beurteilen? (Gl L293,70 tortum: kidrait).

ga-: uz-:

ae. ^winden, drehen’ Al, ae. 'verdrehen' (BT).

br&-ja- ‘drehen’: as. thräian sD; ahd. dräen N (aus dem stv) (Raven 30). bræ-du-z (m) ‘Draht, Faden’: awn. hrådr C; ae. przd Bo; afr. thred; as. thred (iStamm) sD; ahd. thrat Gl 1,431,3 (tornatura).

P 1071-1074 (=); TF 189 (=); V 619 *bráór' (=); J 440ff. (=); Hh 368 (=); K 141 ‘drehen’ (=); Gr V,238f. ETYMOLOGIE Gm. præ-a-, intr., trans. ‘drehen’ gehört wohl mit einer Bedeutungsentwicklung ‘reiben’ zu "bohren” zu ‘drehen’ zu der Wurzel ter- ‘reiben’, die häufig als zweisilbige Grundlage tera- auftritt.

Hierzu wäre das gm. Verb die Hochstufe der zweiten Silbe,

entsprechend gr. titpåw *durchbohre'. Die Bedeutung ‘drehen’ zeigt sich am besten in It. torquere ‘drehen, verdrehen, werfen’, das wohl ebenfalls (als konsonantische Erweiterung) hierzu gehört. Zu ter- vgl. breut-a-. PREIB-A- (/-f) ‘ergreifen, gedeihen’

-n----

awn.: prifa, preif, brifo, brifenn; acc. ‘ergreifen, Hand an jemand legen’; refl. ‘stark werden’: E3, C 12; GL, R 1, S 3,4(D); (hieraus ne. thrive), isl. prífa. (Entlehnt ins Me., vgl. 4 62,

1938,

19f.).

aschw.: privas ‘gedeihen’ +. Der Zusammenhang der beiden Bedeutungen wird nahegelegt durch awn. taka ‘nehmen’, refl. ‘gelingen, glücken'. Vgl. ‘nehmen’ und ‘zunehmen’. praib-0-: awn. Preifa ‘tasten’ E S (Wiss 15, 18). prib-a-m (n): awn. prif ‘Glück, Wohlergehen’ (EJ). brib-o-: awn. brifa ‘ergreifen’ (EJ) (CV) (Wiss 63f.). brif-ti-z (f): awn. prift ‘Glück, Wohlergehen’ G. brib-ló-: awn. prifla ‘sich vortasten, tappen' (Fr).

520

DREK-A- — DRENH-A-

TF 193 (oE); V 622 (zw); J 457 (mE). Gm. preib-a-, trans. ‘ergreifen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Vgl. das Bedeutungsverháitnis ‘stehlen’ (arisch) und ‘befriedigen, gedeihen’ bei der Grundlage terp- (P 1077£.); dies könnte dem gm. ‘ergreifen? — ‘gedeihen’ entsprechen. Bestehen hier Zusammenhänge? Vgl. auch treu- ‘gedeihen’ (P 1095).

PREIH-A-

‘drängen’ s. PRENH-A-

(PREK-*A-) ae.:

..e---

Neben håufigem on-pracian ‘fürchten’ steht einmaliges starkes Pråt. on-præc *erschrak, fürchtete sich’ in der Guthlac-Übersetzung (vgl. L 67). Wohl eine sekundär starke Form und kein Rest eines alten stv.

PREMM-*Aas:

fürchten’

(/-m) 'schwellen' (7)

(?g) On) (e) - s -

Nur H 5000: thes thram imu an innan möd ‘schwoll ihm das Herz".

bremm-a-z (m): as. thrim Not’ H. brumm-i-z (m): ae. prym(m) ‘Glanz, Schwertes’ H.

Gewalt’

cD

L; as. heru-thrum

‘Gewalt

des

Hierher auch gt. bramstei 'Heuschrecke' und awn. bramma *trampeln* (Wiss 14)? P 1092; TF 191; F 501 ‘bramstei’; Hh 371 “brymm!’. Auf Grund der spárlichen Beleglage nicht mit Sicherheit zu beurteilen.

PREND-A-

*PRENH-A-

'schwellen'

s. PRENT-A-

(preih-, breng-)‘drängen’

-eih-

g-----

-eng(w)-

- nefsd

Bt: preihan, —, praihun, braihans; acc. *drången”. awn.: pryngva (-ja-), brong, prungo, brungenn; acc. ‘drängen, pressen’; ‘anfüllen’ (Vh 48 aus ga-): E 1,4, C 12,4; G 1,4, R I, (D) 3. ae.: pringan, brang, brungon, prungen; abs. “dringen, sich drängen, stürzen’: B 2,3, cD 4-; Bo I, A 1,2; L 1,4, R2 1,3; auch swv. afr.: Nur Präsens ur-thringa ‘verdrängen’.

BRENT-A-

as.:

ahd.:

bi-: ga-:

521

—thringan, —, thrungun, —; abs., acc. ‘dringen, drängen’: H 1,3; mnd. dringen,

mnl. dringhen, nnl. dringen. dringan, drang, drungun, gidrungan; acc. ‘drängen, fortstoBen, belästigen’: O 1,22; BR 4; N 1,4; GI 11,747,55 irruunt: dryngyn (= drungun); Gl IL171,57 astringantur: pidrungan; mhd., nhd. dringen. ‘umschließen, umgeben’: ae. cD; ahd. Gt IL171,57 (astringere). gt. 'bedrången”; ae. ‘dringen, drängen’ B cD L; as. ‘durchdringen’ H; ahd. ‘eindringen’ N.

breng-a-m (n): ae. ge-pring ‘Gewühl, Strudel’ B cD WH; ae. gi-thring ‘Drängen’ H. prenb-sti- (adj) ‘kühn’ H: ae. priste cD WH B (-hydig “kühngesinnt’); as. thristi (zuversichtlich) H. prang-a- (adj): awn. Prengr ‘eng anliegend’ ++. brang-a-z (m): ahd. ge-drang "Gedrånge, Haufen’ N. prang-6 (f): awn. brong 'Gedránge' C G; ae. prong ‘Menge, Gedränge’ (BT). prang-ö-: ahd. thrangon ‘sich drängen um’ O (Wiss 23). prang-eja- ‘pressen’: awn. prengva C R S; ae. prengan ‘sich einkeilen, zwingen’ Chr. breih-sla-m (n): gt. preihs! ‘Bedrängnis’ (es kann auch *Prenh-sla- angesetzt werden). braih-na-z (m): gt. faihu-braihns 'Mammon' (oder neutr.? oder Schwundstufe?). Der nordische Auslaut -v- ist wohl sekundär, hat aber eher lautliche als morphologische Ursachen (s. bleik-a-). P 1093 (=); TF 190 (=); F 501f. (=); V 624 (=); J 461 (=); Hh 369 (=); K 143 (=); Gr V,261ff. ETYMOLOGIE Gm. prenh-a-,

intr., trans.

‘dringen, drängen’

hat keine sichere Vergleichsmöglich-

keit. In Frage kommen: lit.: — trenkià, trefikti ‘kräftig schlagen, einschlagen (Blitz), stampfen’, trans. 'wuchtig anstoDBen, schmettern', auch *dröhnen, ertónen'.

av.:

draxtanqm gen. pl. 'zusammengedrángt (von der Schlachtreihe). Hapax mit unsicherer Lesung, aber Vergleichsmöglichkeit im späteren Iranischen (dies nach einer Korrekturnote von Prof. Schmid). Bedeutungsmäßig ist eine Verwandtschaft mit breut-a- und damit auch mit ter‘reiben’ möglich; aber ohne Stütze. PRENT-A-

'schwellen'

--e-"g

prend-aae.: as.:

--e-

printan (-nd-), —, —, -prunten; abs. 'schwellen', å- ‘aufschwellen’ (Gr) Nicht belegt, erst mnd., mnl. drinten 'schwellen'.

.

-*d 1,4.

522

PRESK-A-

ahd.: Nicht belegt, erst mhd. drinden 'schwellen', ze- “aufschwellen’. Wohl mit einigen der bei P 1022-1027 aufgeführten Formen zusammenzubringen. Die Art des Zusammenhangs ist jedoch unsicher. Vgl. Hh 369 (oE).

PRESK-A-

'dreschen'

gne persk-a-

gt.: awn.: ae.:

-

-d

- - esf 9s -

afr.:

Nur Präsens Nicht belegt, perscan (pr-, Al; Chr -2; Nicht belegt,

friskan, abs. *dreschen'. nur aschw. pryskia ‘dreschen’ 1,2,4 (auch swv). -a-), barsc, burscon, borscen; abs., acc. *dreschen, fällen’: cD 1; L-1,3, RD I, R? 1,3,4. erst nwfr. terskje *dreschen'.

as:

Nicht belegt, erst mnd., mnl. derschen.

ahd.:

dreskan, —, druskun, gidroskan; ‘dreschen’: GI L,761,8 trituranti: threskentemo; Gl 1,674,11 trituraverint: dhruscun; Gl 1,606,50 triturabitur: gidroskan; mhd., nhd. dreschen.

(far-): ahd. Gl 1,32,15 (PPP attritus). ga-:

te-:

ae. fällen’ L R2.

— ae. (fó-) ‘zerschlagen’ Chr.

bresk-ja-: awn. preskja, pryskva, priskja ‘dreschen’ (M) (CV) (wohl sekundär aus dem stv).

presk-o (f): ahd. dreska “Tenne’ Gi 293,49 (tritura). presk-ilo (f) 'Dreschflegel”: ae. Persce! (BT); ahd. driscila Gl 111,2,31 ( flagella). bresk-u-ala-z (m) ‘Schwelle’ (der Ansatz der Grundform ist unsicher, möglicherweise Kompositum) H: awn. preskoldr (EJ) G PE; ae. perscold Bo (Gr); ja-Bildung: ahd. driscubli Gl 1,201,1 (limen).

prask-a-m (n): gt. ga-brask "Tenne, Ausdrusch'. prask-o-: ahd. in-draskon im Dreschen begriffen sein’ N. P 1071-1074 (=); TF 192 (zw); F 503 (zw); V 622 ‘priskja’ (=); Hh 364 (zw); K 142 (=); Gr V,264f. K. Schneider, IF 58 (1942), 50.

ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. presk-a-, intr., trans. ‘dreschen’ wird zu ter- ‘reiben’ gestellt (s. Preut-a-) und in der Tat hängen die Bedeutungen ‘reiben’ — 'stampfen' — 'dreschen' — *mahlen' häufig eng zusammen (lt. terere frumentum ‘dreschen’). Man wird die Etymologie deshalb aufrechterhalten, obwohl die gm. Bedeutung in eine andere Richtung weist (‘schlagen’, vielleicht *treten"). Die sk-Bildungen der genannten Sippe sind: lit.:

treksti *quetschen,

pressen,

melken”;

tra3kyti *quetschen,

hart melken”

und

eine Anzahl von Schallwórtern, die sich auch im Slavischen nachweisen lassen.

PREUT-A-

523

Mit anderem Vokalismus:

lit: — truskinti 'zerkleinern, zermalmen'. und unter Umstánden auch

gr.

— tITPOGKO 'schádige, verletze’; und

toch. AB: tråsk- ‘kauen’.

(2PREUT-A-

‘müde werden’

gne-sd

Bt: Nur Präsens -friutan. awn.: pridta, braut, bruto, brotenn, unpers. ‘müde werden, aufhören, mißlingen’: E12,C14;G1,PE2,R 1,2,4; (D) 3; isl. Prjöta. aschw.: bryta 'aufhóren' 1,2,4; schw. tryta, dàn. for-tryde. ae.: -preotan, -preat, —, -proten; (Gr)-1,2,4; Bo -1; A -1,2,4; Ae -1; L -1,4; einzelner, wohl sekundärer Simplexbeleg bei (BT). as.: Nur PPP a-throtan: pertaesum, otiosum (*müde, abgestumpft) sD; mnl., nnl. ver-drieten. ahd.:

-driozan, -dröz, -druzzun, -drozzan; O -2,3; N -1,2,3, unerdrozzen "unermiidlich’; mhd. driezen, nhd. verdrießen.

bi-: uz-

ahd, ‘verdrießen’ N. ‘verdrießen’: gt. (schmählich

behandeln); ae. (ermüden) cD

Bo A Ae; as.

SD; ahd. N.

preut-a-z (m): awn. priótr *widerspenstiger Mensch’ C G; ahd. ur-drioz 'Verdruf Wi. breut-iska- (adj): awn. priózkr “widerspenstig’ (Fr). praut-a-m (n): ae. ge-preat "Gewalttåtigkeit' (BTS). braut-ó-: ae. hréatian 'bedrángen' BL. praut-i-z (£f): awn. Praut "Bedrängnis, Mühsal’ (EJ) PER. braut-eja-: awn. breyta ‘sich abmühen, ermüden' C G PE $; ae. ä-prietan 'ermüden Bo; ahd. drözen 'abwendig machen’ N (Raven 30). prut-a-m (n): awn. prot ‘Mangel, Erschöpfung’ G, vig- "Ende des Kampfes’ E. PE; ae. z-prot ‘Ekel’ BR. prut-o-: awn. prota *mangeln' (M) (Wiss 64). brut-i- (adj): ahd. ur-druzze “überdrüssig’ N. prut-i-z (m): ahd. ur-druz 'Verdruf Wi. brut-no-: awn. protna ‘zu Ende gehen’ (EJ) R.

*

P 1095f. (=, Hl); TF 194f. (=); F 535f. 'us- (=); V 622f. (=, HD; J 459 (=, HD); Hh 369 (=); K 814 ‘verdrießen’ (=); Gr V,247-250. ETYMOLOGIE Die Bedeutung von gm. Preut-a- ist schwierig zu bestimmen, vor allem da das Ver-

524

PRÜT-A- — BROWW-A-

bum praktisch nur komponiert vorkommt.

Der Mittelpunkt der Bedeutungen ist

‘müde werden, verdrießen’, auch ‘zu Ende gehen’; auch eine aktive Bedeutung *be-

drängen’ scheint erschließbar zu sein. Das Verbum geht wahrscheinlich zurück auf die deutlich rekonstruierbare Grundlage treud- ‘stoßen’ usw. Diese (im Lt. belegte) konkretere Bedeutung ist auch in der gm. Sippe zu spüren. Dies macht die sonst nicht naheliegende Erklärung als ‘aufreiben’ zu ter- ‘reiben’ wahrscheinlich. Auffallend ist das bedeutungsmåBig und strukturell entsprechende gr. otpsbyouar ‘werde

erschöpft, ermüde’ (auch aktiv), das aber wohl nicht hierher gehört (P 1029). ]t.:

— trüdo, triist, trüsum ‘stoßen, drängen’.

(cymr.): aksl.:

cythrudd (m) *Niedergeschlagenheit,

Schreck,

Erstaunen'.

truzdo, truditi ‘sich mühen, bemühen, arbeiten’,

HERLEITUNG Die einigermaßen

sicheren Vertretungen der unerweiterten Basis freu- ‘reiben, auf-

reiben’ sind: ksl: tryti ‘reiben’ (aksl. na-truti ‘speisen, nähren). gr.: Tpbo ‘drücke nieder, erschöpfe’. Mit Erweiterung noch stärker verbreitet (treu-d, treu-p, treu-sk-). Die Wurzelform ter- (daneben tera-) ist vertreten durch: lt.:

teró, trivi, tritum ‘reiben, aufreiben, erschópfen' (die auBerpråsentischen For-

men von einer ei-Erweiterung). lit. (H): tirià, tirti, Prát. tyriau ‘erfahren, forschen, untersuchen’. aksl.: zero, tréti 'reiben'. gr: ttípo ‘drücke nieder, quåle, betreibe’ (nur Präsens); tepéw 'bohre, durchdringe' u.ä. Mit zahlreichen Erweiterungen (ter-q"-, ter-g-, ter-d-; trei-, trei-b, trei-d-; tr-en-). (JPRÜT-*A-

(?) '(schwelleny

-ne---

awn.: Nur PPP prutinn 'geschwollen' C. ae: Nur PPP à-pruten ‘geschwollen’ (oder ähnliches) LWS 11,44,14. Ferner awn. proti *Geschwulst (CV); prütna 'schwellen' C G S; ae. brutian ‘vor Hochmut oder Zorn schwellen' (BT). Keine Möglichkeit zu einer sicheren Beurteilung; vor allem macht der Vokalismus Schwierigkeiten. Vgl. V 624 (zw); Hh 370 'prota'.

PRÖWW-*Aae.: ahd.:

‘(gedeihen)’

- (n) e - - *"d

Nur Hapax picre gepruen etwa ‘von festerer Beschaffenheit (Metra Boethius). Vgl. Sievers-Brunner, L 80, $ 390 Anm. 2. Nicht belegt, erst mhd. PPP uf gedrouwen ‘erwachsen’ (vgl. Wiss 126).

des

PWAH-A- — PWEI-NA-

525

Ferner awn. pröast ‘wachsen, gedeihen, werden’; ahd. trouuen "heranwachsen * GI 1,232,25 (pubescere); dagegen kaum das von Wiss 126 hierher gestellte ahd. triwit: excellet Gl 1,229,36. Als Adjektiv awn. próskr 'schwellend, kraftvoll’.

Die Beurteilung ist gänzlich unsicher, zumal der Vokalismus der gm. Formen kaum auf eine einheitliche Grundform zurückführbar ist. Vgl. V 623 'próast' ; Hh 370.

PWAH-A-

'waschen'

gne-sd

Bt: bwahan, bwoh, bwohun, bwahans; acc. ‘waschen, sich waschen’. awn.: hvå, bó (vo), bógo (bv-), bvegenn; acc. 'waschen': E 1,2,4,C 2,4; G I, PE 1; R 1,244, S 1,2,3 (D; isl. hvö, nn. två. aschw.: hva + ; schw. två. ae.: Jjpwéan (nordh. bwå), bwög, bwögon, bwzgen (-a-, angl. bwæn u.a., spät-ws. as.:

pwogen): A 1,3,4; Ae +, JE 1,2,4(0); VP 1,2, R1 1,24; L +, RD -3, R? +. thwahan, thwóg, —, —; acc. ‘waschen’: H 1,2; mnd. dwan, mnl. dwaen.

ahd.:

dwahan, dwuog (duog), dwuogun, gidwagan; acc. *waschen' : T 1,4; O -2 (thana-), 4; N 1,2; Physiologus (dD) 115 duoge; mhd. twahen.

bi-: ga-: uz-:

gt. ae. gt. Gl

‘sich abwaschen’; ae. 'bewássern' Lb. ‘waschen, bewässern’ Go L R?; ahd. ‘taufen’ T O. ‘waschen, abwaschen’; ae. ‘wegwaschen’ JEVPLRDR?; ahd. 'abwaschen' 1,5,9 (abluere).

bwah-la-m (n) (auch m): gt. bwahl ‘Bad, Taufe’; ae. bweal “Waschung, Taufe’ BR Go,

bwahl

‘Salbung’

L;

ahd.

dwahal

‘Bad’

Gl

1,54,36

(lavacrum),

houbet-

twahel *Kopfwaschung' Gi II1,232,15 (caputlavium). bwah-tu-z (m): awn. pvattr “Waschen, Wäsche’ G (M bvatt-dagr). P 1098 (=); TF 196 (=); F 506f. (=); V 628 (=); J 451 (=); Hh 373 (=); K 896 *Zwehle* (=); Gr V,266ff. W. Krogmann, NdJb 81 (1958), 13-21. ETYMOLOGIE Gm. bwah-a-, acc. (den Körper, das Gesicht) ‘waschen’ ist zunächst nur vergleichbar

mit apr. twaxtan (n) 'Badequast'.

Mit Rücksicht darauf vielleicht auch lit. tvaskéti

*schlagen, klopfen' (vom Herzen, Puls). *PWEI-NA- (bwein-a-) ‘schwinden’ (vgl. dwein-a-) ae.:

-(ne---

pwinan, bwän, —, —; abs. ‘verschwinden’: LWS 11,282,8 bwinad; Hom topwan.

Dazu ein Kausativum in LWS L4,21 bwænan ‘verschwinden thvina und nn. tvina ‘schwinden’ sind schwache Verben.

lassen’.

Aschw.

526

PWEIT-A- — BWENG-A-

Es handelt sich vielleicht nur um eine lautliche Abwandlung von dwein-a- (zu dem dazu gehörigen Variantenkomplex s. kwein-a-); beachtlich ist aber, daß air. tinaim *verschwinde, schmelze’ genau entsprechen kann (oder gehört dieses zu gm. bei-na-?). Vgl. P 1053£.; TF 197; Hh 373; F. A. Wood, MPh 5 (1908), 268f. PWEIT-Aae.:

'abspalten'

-(ne---

pwitan, bwät, bwiton, —; acc. “(einen Span) abschneiden, abhauen’: (Gr) 1,3; (BT) -2, à- ‘von etwas abbringen' (BT).

pwait-a-z bwait-0-: bwait-ön bwit-a-m

(m): awn. bveitr "Einschnitt* (EJ). awn. pveita *hauen, stoßen’ (Fr). (f): awn. Pveita *Axt' (EJ) (Fr). (n): ae. ge-bwit ‘Späne’ (BT).

P 1099 (mE); TF 197 (mE); V 628 'bveita' (mE); I 451f. (mE); Hh 374 (Vw). Wood, M Ph 4 (1906/07), 499f. ETYMOLOGIE

UND

F. A.

HERLEITUNG

Gm. pweit-a-, trans. 'abspalten' hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Es ist wohl eine selbständige Erweiterung der Wurzel *(s)teu- ‘stoßen, schlagen’, die ähnliche Bedeutungsentwicklungen zeigt. Ich greife einige Bildungen mit entsprechender Bedeutung und anlautendem t- heraus, im übrigen s. staut-a-. (It): tudes, -itis- 'Hammer'.

mir.:

tuagaid ‘schlägt mit der Axt’ (G-Verb).

gr.:

tuKÓc (m) ‘Streitaxt’, ‘ein Steinbearbeitungswerkzeug'.

Vokalische Erweiterungen: lit.:

tvóju, tvóti ‘schlagen, hinstürzen', par- ‘zu Boden schlagen, fällen’ (vgl. Fraenkel, L 146, S. 1155f.).

av.:

Owaras- ‘schneiden, schnitzen'. Simplex meist in übertragener Kompositum mit avi- in Blöcke zerlegen’ (*rw-er-k’-).

PWEND-A-

‘zwingen’ s. PWENG-A-

PWENG-A-

zwingen’ pwend-a-

awn.:

Nicht belegt, nur nn. /vinga ‘zwingen’ (stswv). aschw.: pvinga ‘zwingen’ 1,2,4 (auch swv); schw.

Bedeutung,

-n(e)fsd -- - -sd

tvinga, dän,, Bm.

tvinge.

PWENG-A-

afr.:

527

thwinga, thwang, thungen, thungen (twongen); acc. 'zwingen, hindern’, nwfr. twinge.

as.:

ahd.:

thwingan, —,

thwungun

(thungun),

thwungan;

acc. 'bedrángen':

H -4, Gn

I;

sD bethungun; Nebenform bethuindan sD (s. ahd.); mnd. dwingen, mnl. dwinghen, nnl. dwingen. dwingan, dwang, dwungun, gidwungan (-thungan); acc. “zwingen, unterjochen, beherrschen, festbinden’: I -i, MF

-1; T 1,3,4; O

+;

BR -1,4; N

1,3,4 ; be-

thungen Capitular (dD) 24; Nebenform dwind-: Gl IV,287,60 bethuindan, GI 1V,264,4 dwand (vgl. slend-a- und verschlingen, wo allerdings das d der ursprüngliche Laut ist); mhd. twingen, nhd. zwingen. bi-: ga-: uz-:

afr. 'bezwingen' ; as. ‘bezwingen, bedrången" H; ahd. TON. as, 'bezwingen' sD; ahd. ‘zusetzen, bezwingen’ O BR N.

'einengen,

zügeln’

ahd. ‘erzwingen’ GI 1,278,48 (extorquere).

pweng-a-m (n) ‘Zwang’: ae. hell-ge-bwing 'Hóllenzwang' cD; as. gi-thwing (Bedrångnis, Not) H; ahd. ge-dwing (Not) ON. bweng-o- (-eja-): awn. bvinga, byngja ‘zwingen, belästigen, plagen’ (wohl aus dem stv, móglicherweise Vermischung mit einen swv anderen Ursprungs) (EJ) C. bwang-a-z (m) ‘Zwang’: afr. thwang; ahd. ge-dwang (Strenge) N. bwang-i-z (m): awn. pvengr ‘Riemen’ C PE; ae. bwong ‘Riemen’ L. bwang-eja-: ahd. dwengen 'bedrángen, züchtigen, beángstigen T O N (Raven 34). bwang-ila-z (m): ahd. dwengil: exactor Gl 11,431,32.

P 1099f. (=); TF 196 (=); V 629 (zw); J 452 (=); Hh 373f. *pwinglian' (=); K 899 (—); Gr V,269-278. ETYMOLOGIE Gm. bweng-a-, trans. ‘zwingen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Auf die gleiche Grundform (*twengh-) kónnte zurückzuführen sein: av.: Owazjaiti ‘gerät in Bedrängnis’ (Inchoativ-Präsens *twengh-sk-). Als Auslautvariante (oder als Vorform des gm. Verbs, das dann grammatischen Wechsel haben müsste) kommen in Betracht: lit.: — tvenkiu, tvenkti “stauen’, refl. ‘sich versammeln’

£r: al:

(vgl.

Fraenkel,

L

146,

S.

1151f.). cütto 'stopfe, presse zusammen’, wozu als Vollstufe onkög (dor. mit à) (n) ‘Pferch’ (*rwåk-). fvanakti “zieht sich zusammen’ (nur bei den Grammatikern belegt, aber kaum zu

tanakti hinzuerfunden,

wie

Mayrhofer,

L

158,

S.

538

ansetzt;

eher

zu

tujáti “treibt an"). Möglicherweise auch ahd. dåhen Gl IV,222,30, nider- ‘niederdrücken’, zesamine'zusammendrücken' N. Außerdem zahlreiche andere Bildungen in mehreren außer-

528

PWER-A-

germanischen PWER-A-

Sprachen, deren Bedeutungsbreite keine sicheren Schliisse zulåBt.

'aufrühren'

-(n)e--d

ae.:

-bweran, —, —, -bworen; (Gr) gebworen, daneben B gepuren ‘gedrückt, ge-

ahd.:

zu Butter’, dweran, dwar, —, gidworan; gen. “aufrühren, aufwühlen, hin- und hertreiben’: O (thw-) -2; N (tw-) 1; GI IL333,1 confusus: kaduoran; mhd. twern.

ga-:

ae. ‘rühren’ s.o.; ahd. *mengen, mischen, in Verwirrung bringen’ O N.

uz-:

ae. ‘rühren’ LWS

schlagen’

(hierher?);

LWS

11,108,23 gepwer

to buteran:

‘rühre (den

Rahm)

I1,112,25.

bwer-a-m (n): ae. ge-bweor ‘Quark’ (BT), buter- “Butter’ Co. pwer-ila-z (m) 'Schlagbesen': awn. byril! CV (ohne Beleg); ae. hwirel W; ahd. thwiril GI 111,656,6 (spagulus). pwar-on (f): awn. Pvara *Rührstab, Quirl' (M).

pwar-o-: ahd. twaron ‘sich durcheinanderbewegen’ N (Wiss 23). bwar-ma-z (m): ac. bwearm ‘Bohrer’ OET. bwur-a-m (n): ahd. gi-thuor 'Verwirrung' T. bwur-ila-z (m): ae. byrel ‘Loch’ Bo Go R2. bwär-ön (f): ae. wäre 'Butterstampfe' OET. P 1100f. (=); TF

196f. (=); V 628 'bvara' (=); J 453ff. (=); Hh 373 (=); K 575

"QuirP (=); Gr V,278ff. Münster, 1961, S. 33-49.

Lothar Schmidt,

Wringen —

dweran —

torquere, Diss.

ETYMOLOGIE Gm. pwer-a-, intr. 'rühren' geht zurück auf eine schlecht faBbare und schlecht abgrenzbare Sippe twer-/tur- mit auseinandergehender Bedeutung, häufig mit b-Erweiterung. Daneben ein twer- ‘fassen’, das möglicherweise ursprungsgleich ist. gr. (M): topóvo 'rühre auf, råhre um’; óxpovo 'rühre auf, feuere an’ (Umsprung ipp — tpo wie dhwer-/dhreu- s. dreug-a-?). Vielleicht hierher auch It. trua (f) ‘Kelle’ (nach Ernout-Meillet, L 127, S. 704 gr. oder etruskisch). ai: — tvarate (seit Brahmanas), ved. turáti ‘eilt’. Zur Annahme von Wurzelmischung vgl. Mayrhofer, L 158, S. 514. Von der Erweiterung turb-: (1t):

turba (f) “Verwirrung, Unordnung’ (aus dem Gr.?).

mir.:

turbaid *hindert, verletzt, verwirrt’ (ö-Verb;

(gr):

topBn (f) “Unordnung, Durcheinander’.

aus dem

Lt.?).

PWERS-A-

*DWERS-A-

(pwerr-) 'schwinden'

520

-n--($)-

awn.: pverra, bvarr, burro, borrenn; abs. ‘abnehmen, schwinden’: E I, C +; PE 4, R 1,5 3; isl. pverra.

bwers-ta-m (n) W: awn. pverst *mageres Fleisch’ E. pwarz-eja-: awn. Pverra *vermindern' ER. bwurz-o- M: as. thorron ‘vergehen’ H (Hierher oder zu bers-a-?). bwur-da-z (m): awn. burdr 'Schwund' PE (diese Form müßte nach obigem Ansatz sehr spät sein, da sonst -rst- entstanden wäre). Gm. pwers-a-, intr. ‘schwinden’ hat keine brauchbare Vergleichsmóglichkeit. TF 197 (zw); V 628 (zw); J 452f. (zw). R. A. Fowkes, Lg 22 (1946), 347f.

Vgl.

W-

s, auch

WAD-A-

awn.:

unter HW-

'waten'

-nef*"sd

vada, 60 (später vöd), ódo (später vódo), vadenn; abs., acc. "waten, eilen, durchwandern’; 'berauben' (Vh 29 aus bi-): E 1,3,4, C 1,3; G 1, PE 1,2,4; R 1,2, S 2; isl. vada. aschw.: vada “gehen, waten' +.

ae.: afr.:

wadan, wod, wódon, waden; abs. *waten, schreiten’: B 2,4, cD A -1,2; RD -3. Vgl. Weman, L 182a, S. 118-124. Nur Prät. Sg. wód *watete'.

as.:

Nicht belegt, erst mnd., mnl. waden *waten, gehen'.

ahd.:

watan, wuot, —, giwatan; abs. *waten, schreiten’: waten, nhd. waten (swv).

(an-): ga-:

ae. “angreifen, über jemand kommen’ B cD. ae. ‘gehen, vordringen' B cD.

+; Bo

1,3,

N 1,2,4; GI 1,161,11; mhd.

wad-a-m (n) ‘Furt’: awn. vad (Untiefe) (CV) (M); ae. wzd B cD Chr (ge-); ahd. wat Gl 1,294,30 (vadum). wad-ula-z (m): awn. vadull, vadill ‘seichte Stelle’ (CV). wad-ja- (adj): atr. un-wedde *nicht durchwatbar'. wöd-i- (adj): awn. ødr ‘durchwatbar’ R (ó-) (Fr). P 1109 (=); TF 385f. (=); V 637 (=); J 103f. (=); Hh 378 (=); K 842 (=); Gr 1,766.

ETYMOLOGIE Gm. wad-a-, abs. *waten, schreiten’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Zwar entspricht genau lt. vadum, -i (n) ‘Furt’ und (möglicherweise mit Dehnstufe) It. vådö, vási, -våsum, -ere “gehen, vorwärtsschreiten’, doch könnte dies mit anderen

WAHW-NA-

531

idg. Wörtern verglichen werden, die auf anlautendes g"- weisen (ai. gådha- n ‘Furt,

Untiefe’).

Vgl. auch alb. va ‘Furt’.

*WAHW-NAas.: ahd.:

Die Zusammenhänge sind deshalb unklar.

(-wah- ?-) ‘(erwähnen)’

-{n)(e)-sd

Nur unklares giuuegi ‘suggerat’ SD. Nach Wadstein, L 99 statt *giuuogi, nach Gallée, L 100, $ 83 Umlaut von à; mnd. wagen, mnl. gewaghen ‘erwähnen’. —, -wuog, -wuogun, —; zu dem häufigen Präteritum giwuog ‘erwähnte, nannte,

ersann' O gehört des seltene Präsens giwahinen mit dem PPP giwahinit O; mhd. wuog mit starkem PPP giwagen. wag-a- (adj): ahd. gi-wago werdan ‘erwähnt werden’ O. wah-inö-: ahd. gi-wahinen ‘erwähnen, sagen’ O (altes starkes Nasalprásens?). wah-tu-z (m): awn. våttr ‘Zeuge’ C (M); ahd. gi-waht 'Ruhm, Preis’ O, ‘Gedenken, Erwähnung’ N. wöh-ma-z (m) H: ae. wóm *Lärm’ (Gr). wöh-mun-ö (f£): awn. ómon ‘Stimme’ E. P 1135f. (=); TF 381 (=); V 648 'vátta' (=); J 121f. (=); Hh 405 *wóma' (=); K 174 ‘erwähnen’ (=); Gr 1,697-700.

ETYMOLOGIE Gm. wah- ‘erwähnen’ hat ein auffälliges Suppletivparadigma zwischen einem schwachen Nasalpräsens und einem starken Präteritum. Vielleicht ist von einem starken Nasalpräsens wie freh-na- auszugehen, mit zusätzlicher j-Flexion des Präsens (vgl. Wiss 150 unter Nr. 4). Etymologisch wird das Verb an weq"- ‘sprechen’ angeschlossen; die formalen Mängel (warum nicht idg. -g*- > gm. f nach w — wie in wulf-a-z "Wolf'? Zur Entwicklung des normalen Auslauts vgl. Seebold, L 186) dürften nicht zu schwerwiegend sein. ]t.: — vox, vócis (f) ‘Stimme’, vocare “heißen, nennen, hervorrufen’ (weist nicht auf Labiovelar!); umbr. suboco ‘ich rufe an”. (air.): focal, focull n(o) “Wort, Spruch, Urteil, Versprechen’. apr.: wackitwei ‘locken’, enwacké ‘sie rufen an’, preiwacke 'er beruft’. gr.: aor. einov (kret. reutat) ‘sagte, sprach". at: vivakti ‘spricht’ (Wurzel-aor., a-aor.), PPP uktå-. heth.: hwek- ‘beschwören’. (toch. A): wak (B wek) ‘Stimme’, Eine klare Herleitungsmöglichkeit besteht nicht. Vgl. aber eug(w)A- ‘feierlich sprechen’

P 348;

weg(w)h-

‘feierlich sprechen’

‘sprechen’ P 76f.; aw-eid- ‘sprechen’ swar-ja-) und toch AB we- ‘sagen’.

P 348; aw- ‘sprechen’

P 77; wer-

P 76f.;

wed-

‘feierlich sagen, sprechen’

(vgl.

532

WAHS-JA-

WAHS-JA-

gn----

‘wachsen’ wahs-a-

gt:

awn.:

wahsjan,

wohs, —,

-wahsans;

abs., acc. “wachsen,

nefsd

vermehren’.

vaxa, óx, óxo (u-), vaxenn; abs. “wachsen, zunehmen, entstehen’; ‘bewachsen’ (Vh 25 aus bi-); 'auswachsen, reifen, sich erfüllen’ (Vh 55 aus uz-); in den seltenen Formen eines swv I norw. vexd, aschw. vexa sieht man den Reflex einer dem Gt. entsprechenden Pråsensform: E +,C+;

ae.:

-

G 1,4, PE +,R 1,244,

S +; isl. vaxa, nn. vexa. aschw.: vaxa 1,4 (auch swv); schw. váxa. wedxan, weox, weoxon, waxen; (in L ö-Präteritum wöx usw.); abs. “wachsen, groß werden’:

B 1,2,4, cD

+;

Bo

1,3,

A +;

Ae

+, JE

1; R1

22,3;

L +,

RD 1,3, R? 1,2,4; me waxen, ne. PPP (arch.) waxen. afr.:

waxa,

as.:

wahsan, wöhs, wöhsun, giwahsan; abs. ‘wachsen, zunehmen’; H +, Gn 3; mnd. vassen, mnl. wassen, wascen. wahsan, wuohs, wuohsun, giwahsan; abs. ‘wachsen, sich vergrößern’: I -4,

ahd.:

MF ga-

uz-

wox,

1,2,3;

woxen,

waxen;

abs. ‘wachsen,

T 12,3; O 12,3;

'heranwachsen,

anwachsen':

zunehmen’;

nwfr.

wækse.

N +; mhd. wahsen, nhd. wachsen. ae.

B cD

VP

L R2; ahd.

N.

aufwachsen’, PPP ‘erwachsen’: gt.; ae. cD L R?; as. H; ahd. MF O N.

wahs-mön (m): ahd. wahsmo ‘Frucht, Gewächs’ I T O aD. wabs-tu-z (m): gt. wahstus “Wuchs, Wachstum’; awn. vextr “Wuchs,

Gestalt’

E C

G S; ahd. wahst “Wuchs’ T.

wahs-ti-z (£): gt. us-wahsts "Wachstum'; ahd. giwahst "Wuchs' T, fure- 'Vorhaut' N. wahs-t-ma-z (m): ae. wæstm “Wuchs, Gestalt, Frucht’ ++; as. wastom "Gedeihen, Wachstum,

Frucht'

H Gn.

wöhs-ilö-: awn. óxía ‘großmachen’ E (M).

P 84f. (=, HI); TF 382 (=, HI); F 541 (=, Hl); V 648 (=, HI); J 10 (=, HD; Hh 387 (=, HI); K 830 (=, HI); Gr 1,682-690. ETYMOLOGIE Gm. wahs-ja- (wahs-a-), intr. “wachsen’ (trans. *vermehren”) geht mit Sicherheit zurück auf die eindeutig faBbare Verbalgrundlage (a)weq-s- ‘wachsen, mehren’; Erweiterung von aug- ‘mehren’ (vgl. auk-a-). Von der Vollstufe:

gr.: ai.:

G&Eo 'mehre, fördere, wachse’. Perf. vavaksa *mehrte', caus. vaksåyati ‘läßt wachsen’.

Vielleicht auch (mit anderem Tektal):

WAIT

lit.:

533

— veséti “üppig wachsen, gedeihen’.

Von der Schwundstufe: gr: aökw, ab&aveo 'mehre, fórdere, wachse'.

(It.) (H): auxilium (n) ‘Hilfe’. (lit.) (W): dukstas *'hoch'. ai.:

(Part. Präs.) uksant, uksamäna *wachsend', PPP uksita-.

toch. B: auk- (A ok-) ‘aufwachsen’ (sask-Präsens).

WAIT

‘weiß’

gnefsd

(= weit-a- I 'schen") gt:

wait, witun, wissa; acc. “wissen”.

awn.:

veit, vito, vitinn, vissa (-st-); abs., acc. *wissen'; unpers. ‘deuten auf”: E +, C+:G+,PE+,R-+,S +3 isl. vita. aschw.: vita —. wát, witon (wuton), (ge-)witen, wisse; (-st-); acc. "wissen”: B +, cD +; Bo +,

ae.:

A+;Ae+,JE+;VP-+,R!+;L+,RD

+, R? +; (BT) -4; me. witen.

afr.: as.:

wet, witon, wiste; abs., acc. ‘wissen’; nwfr. witte. wet, witun, wissa; abs., acc. “wissen, verstehen’: H

ahd.:

weiz, wizzun, giwizzan, wissa (wista, westa); wissen: 1 --, MF +;T+;0+; BR +,4, aD 3,Pt; N +,4; mhd. wizzen, nhd. wissen.

4,

Gn

+.

(far-): ahd. ‘sich vorsehen, zurechtfinden’ O. ga-: ae. 'wissen, kennen’ B Chr L R2.

Die auf Grund der Bedeutungsstruktur eines Práterito-Prásens und auf Grund der Etymologie anzusetzende Ausgangsbedeutung 'sehen' ist in der gm. Sippe noch deutliche erkennbar: weit-eja-: gt. fair-weitjan *gespannt hinblicken auf? (denom.?). weit-la-m (n): gt. fair-weit! 'Schauspicl'. weit-a-ga- (adj): Zu einer solchen, nicht belegten Bildung ae. witega ‘Prophet’ cD Go VP R! L RD R^; ahd. wizago "Prophet" T O BR aD N; afr. witgia *weissagen'. weit-wod-z (m) A: gt. weitwops, -dis ‘Zeuge’ (vermutlich aus dem alten Part. Perf. act.). idg. *weid-to-— wiss-a- (adj) *weise'Å: gt. un-weis 'unwissend', fulla- 'vollkommen'; awn. viss ++ (hat sich mit der Bildung *wit-to- vermischt); ae. wis ++; afr. wis; as. wis H Gn; ahd. wis MF T, als ja-Stamm wisi I O N. (Mit Rück-

534

WAIT

sicht auf die Ablautstufe ist der Ansatz eines alten s-Stammes *weid-s- ebenso wahrscheinlich. Zuletzt: AZ 11, 1959, 18-20). wait-eja-: afr. weta ‘bezeugen,

beurteilen’ (Holthausen,

L 95); ahd.

weizen ‘zeigen,

beweisen’ O (Raven 253). wit-a-m (n): awn. vit ‘Verstand’ ++; ahd. chi-wizs “Wissen’ I; dazu eine ja-Bildung in: gt. un-witi “Unwissenheit’; awn. er-vite ‘ohne Verstand’ E; ae. (ge-)wit "Verstand' B cD Go; afr. wit "Witz, Verstand’; as. giwit “Verstand, Weisheit’ H Gn; ahd. wizzi ‘Verstand’ ON.

wit-a- (adj): ae. gi-wuta 'bewuBt' RD; ahd. wizo *wissend' O. wit-ö (f): ahd. wizza *Gewissen' N. wit-ön (m): gt. un-wita “Unwissender, Tor’; awn. vite 'Erkennungszeichen' E (M); ae. wita "Weiser, Ratgeber’ B cD Go, ge- VP R!; afr. witg *Zeuge’; as. men-giwito “falscher Zeuge’ H. wit-®-: gt. witan ‘schen, beobachten, bewachen’; ahd. H giwizzen “befähigt sein’ O (formale und bedeutungsmäßige Zuordnung nicht sehr sicher). wit-ula- (adj): ae. fore-witol ‘vorherwissend’ Chr. wit-ri- (adj): awn. vitr “weise, klug’ ++; ae. witter *weise, vorsichtig’ Chr. idg. *wid-to— wiss-a-(adj): gt. un-wiss 'ungewiss' (belegt ist adv.); awn. viss ‘gewiß’ (vermischt mit *weid-to-, s. o.); ae. ge-wiss ‘sicher’ Chr; afr. wiss "gewiB"; as. wis ‘sicher’ H; ahd. giwis ‘gewiß, offenkundig’ aD BR N.

P 1125ff. (=); TF 40911. (=); F 569 (=); V 669 (=); J 116ff. (=); Hh 400 (=); K 866 (=); Gr 1,1089-1126. ETYMOLOGIE Gm. wait, intr., trans. ‘weiß’ geht mit Sicherheit zurück auf das gemein-idg. Perfekt woid-/wid- *weiB", das zu der Verbalgrundlage weid- ‘sehen, erblicken' gehört.

Zum

Bedeutungszusammenhang vgl. H. Oertel, KZ 63 (1936), 260ff. Das alte Perfekt und seine Weiterbildungen: ) air.: ro-fetar, 3. pl. -fitetar ‘wissen’ (vgl. Thurneysen, L 133, $ 703); mit lautlichen Besonderheiten (vgl. Sprache 10, 1964, 134-143). balt.: Zur Beurteilung der baltischen Formen vgl. Wolfgang P. Schmid, Studien zum balt. und idg. Verbum, Wiesbaden, 1963, S. 65; F. Specht, KZ 62 (1935), B6 ft. apr.: waist ‘wissen’ (Umbildung). Formal können ebenfalls Umbildungen sein (obwohl in der Bedeutung zu den Präsensformen gehörend): alit. (athem.) viste, später veizdmi, lit. veiZdéti ‘schauen, sehen, nach etwas sehen’ u.a. aksl.: isolierte 1. Sg. védé (altes Perfekt), neben der Neubildung védéti, vémb *wissen'. gr.: olóa, pl. iöuev ‘wissen’ (mit unbeständiger Digamma-Wirkung); Umbildung dor. too, kret. rtoópmv.

WAK-NA-

ai:

veda, pl. vidma ‘wissen’;

Umbildung

535

zu einem

athem.

Präsens

vétti.

Präsensbildungen (u.ä.) zu weid- ‘sehen, erblicken, finden’: lt.: video, vidi, visum ‘sehen’. air.: ro-finnedar “findet heraus, entdeckt’ (nu-Deponens), ad-fét ‘erzählt’ (= läßt wissen, läßt sehen), them. Prås. ;-Prát.

lit.:

pavydéti, -vydziu 'beneiden' (zur Bedeutung vgl. It. invidere).

aksl.: gr.:

vizdo, vidéti ‘sehen, wahrnehmen’. aor. eldov ‘erblickte, erkannte’.

HERLEITUNG Zugrunde liegt möglicherweise aw- ‘wahrnehmen, sehen’ (P 78). aksl.: avljo, aviti ‘zeigen, offenbaren’, — se ‘sich zeigen, erscheinen”. ai.:

dävis ‘offenbar,

sichtbar’, pra-,

heth.: au(3)- ‘sehen, lesen’, med. regelmäßiges hi-Verb). WAK-NAawn.: ae.:

‘betrachtet

aufmerksam’.

‘sich sehen lassen, sich zeigen, erscheinen’ (un-

‘erwachen’

(£g) n e (f) (s) (d)

Nur PPP vakenn ‘wach’ E; aschw. vaken ‘wach’. wacnan, wöc, wöcon, —; abs. 'erwachen, geboren B 1,23, cD

(an-): uz-:

ud-avati

1,2,3; Ae -2,3; auch swv; me.

waken,

werden,

entstammen:

ne. wake.

ae. 'erwachen, entstammen' B cD. ae. (å-) 'erwachen, geboren werden’ (Gr) Ae.

wak-on (f) "Wache': awn. vaka (EJ) (M); ae. naht-wacu *Nachtwache' (Gr); ahd. wahha (auch stf.) N BR. wak-eja- ‘wecken’: gt. us-wakjan; awn. vekja ++; ae. weccean (ermuntern) B cD L R2, å- VP RD;

as. wekkian H; ahd. wecken T O aD N (Raven 253f.).

wak-jön (0): ae. wzcce “Wache’ Bo Go RD. wak-&- ‘wachen’: gt. wakan; awn. vaka E C PE R S; ae. wacian Bo WH ; afr. wakia, waka; as. wakon H ; ahd. wahhen T O aD N.

wak-nö-: gt. ga-waknan “erwachen’ (nur Part. Prås.); awn. vakna 'erwachen' E C PE R S. wak-ra- (adj): awn. vakr ‘wach’ (EJ) (M); ae. wacor ‘wachsam’ WH Ges; ahd. wakar, wahhar ‘wach, munter’

O aD N.

wak-ula- (adj) *wachsam': awn. vokull (CV); ae. wacol Aelf 39,3, WH; ahd. wahhal Gl 11,653,42 (vigil). wak-ska- (adj): awn. vaskr ‘munter’ S (M). wah-twó (f) "Wache': gt. wahtwo; as. wahta H Gn; ahd. wahta T O BR aD N, wök-æ-: Hierzu: gt. wokains ‘Wachen’,

536

WALD-A-

P 1117f. (=); TF 380 (=); F 547f. (=); K 844 ‘wecken’ (=); Gr 1,672-680.

V 639 (2);

J 123f. (=);

Hh

378 (=);

ETYMOLOGIE Gm. wak-na-, intr. 'erwachen' hat eine Vergleichsmöglichkeit in einem It. Verb auf einer Grundlage weg-: lt: vegere ‘beleben’, und mit unregelmäßiger Lautentwicklung vigere ‘lebendig sein, wach sein’.

(ai.) (H): vdja- (m) ‘Stärke, Schnelligkeit, Rennen’, Keine sichere Möglichkeit zur Herleitung. Daß das Verb ‘schwerlich von aweg-, aug- "mehren’ zu trennen’ sein soll (Pokorny), ist wenig einleuchtend. WALD-A-

‘walten’ wudat.

"berrschen

über, walten’

gt:

waldan,

awn.:

valda, olla (olda, volla, voldo), ollo (ullo, Konj. ylla), valdenn (-o-, ollat); dat. *herrschen, gebieten, verschulden'; (das Práteritum ist von einer Grundlage wul- schwach gebildet): E +,

(nur Präsens;

Flexion

gnefsd -n---(d)

C +; G 1,4, R —, S +, PE

wie awn.?).

+; isl. valda.

aschw.: valda + (-il-), (vjulte (volte, valt), PPP ntr. valdit. Zum nordischen Dentalpráteritum vgl. Seebold Beitr (W) 89 (1968), 119-128. ae.:

wealdan, 1,2; Bo

afr.: as.: ahd.:

ga-:

weold,

weoldon,

1,2,3, A +; Ae

wealden; 1,2; VP

abs., gen., instr. ‘herrschen’: B 1,2,3, cD 1; Chr

+; me.

welden, ne. wield (swv).

walda, weld (-i-), weldon (-i-), —; abs. “walten, regieren, sorgen für”, waldan, weld, weldun, —; dat., gen. “herrschen über’: H 1,2,3; mnd. walden, mnl. wouden. waltan, wialt, wialtun, —; abs., gen. ‘walten, herrschen über, beschützen’: T 1; 11; 01,23; BR 1; N 1,2,3; mhd. walten, nhd. walten (swv). gt. 'sich der Herrschaft bemächtigen’;

ae. 'beherrschen'

B cD Ae; as. 'be-

herrschen’ H; ahd. “beherrschen, Herr sein über’ ON.

wald-a-z (m): awn. valdr 'Gebieter, Herr E C R S. wald-a-m

(n): ‘Macht,

wald-ön (m): awn.

Gewalt’:

awn.

vald ++;

ae. ge-weald B cD Bo R!.

ein-valde *Alicinbesitzer' E (M);

ac. al-walda “Allmächtiger’ B

cD, walda ‘Herrscher’ cD; as. alo-waldo *Allherrscher" H; ahd. al-walto *Augustus' T, ale- 'Oberaufseher, Verwalter’ N, /ant- 'Gebieter, Herrscher’ O.

wald-i- (adj): awn. auó-veldr ‘leicht zu tun' E wald-i-z (f) ‘Macht, Gewalt’: afr. wald; as. TON. wald-eja-: ac. ge-wyldan ‘erobern, herrschen’ Zur unerweiterten Wurzel: ahd. Gi 11,32,67

G R. gi-wald H Gn; ahd. giwalt (Befugnis) WH Chr. moles: ke-wel; Gl 11,512,5 omnipotens:

WALK-A-

uual. Ferner (7) ae. Corpus JGPh 1, 1897, 60f.).

M

537

284 moles: fulthing (= wal thing? Vgl. Schlutter,

P 1111f. (=); TF 404 (=); F 548 (=); V 640 (=); I 106f. (=); Hh 385 (=); K 837 (=); Gr 1,805-815. K. von See, Altnordische Rechtswörter, Tübingen, 1964, S. 196-203. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. wald-a-, intr. ‘walten’ muß, falls die nordischen Formen ernst genommen werden, auf einen Stamm wal- mit Dentalprásens zurückgeführt werden. Auch hier (wie bei allen stv auf -/d-) treten im Aschw. Nebenformen mit -//- auf, die als Hinweis auf altes -/b- mit grammatischem Wechsel gewertet werden können, aber

nicht müssen (s. falp-a-).

Vergleichbar sind Verben im balto-slavischen Bereich,

die auf eine Grundform *weld(h)- weisen; die Möglichkeit einer Entlehnung dieser Wörter aus dem Gm. ist allerdings nicht mit Sicherheit auszuschließen. Eine mögliche Grundlage we/- ist etwas weiter verbreitet. Das It. -a- stimmt dabei nicht zu dem lit. -e- in veldéti; dies ist aber wohl kein Grund, den etymologischen Zusammenhang anzuzweifeln (so Fraenkel, L 146, S. 1217f.).

lit: aksl.:

véldu (auch veldZiü), veldéti “besitzen, regieren’ (alt auch athem.). vlado, vlasti “herrschen über’.

lt. :

valeo, -ui "stark sein, vermögen’.

air.:

follnathir “herrscht, regiert’ (unklare flaith f(i) ‘Herrschaft’ (*wia-ti-). gm.: wal- in awn. olla s.o. toch. B: walo (Obl. lant) 'Kónig'. WALK-Aae.:

as.: ahd.:

ga-:

Bildung,

*walken'

vielleicht *wol-n-); erweitert

- (n) e - "sd

wealcan, weolc, —, -wealcen; abs. ‘rollen’ (vom Meer); acc. ‘pressen, auspressen, drücken, kneten’: (Gr) 1,2,4; Chr 1; LWS II,238,2 gewealcen. Vgl. Weman, L 182a, S. 164-170. Nicht belegt; erst mnl. walken *walken' (stswv), mnd. walken (swv). Nur PPP giwalchenemo: concreto Gl 11,518,28 ('verfilzt ; auch Gl 11,570,57); mhd. walken *walken' (und andere Bedeutungen, die schlecht faBbar sind) ist stv. (niederdeutscher Lautstand?). ae. ‘rollen’ (vom Meer) (Gr).

walk-a-m (n): awn. va/k *"Umhertreiben, Mühe, Plage’ (EJ) R; ae. ge-wealc “Walzen, Rollen’ BcD

Chr (E Studien 72, 1937, 10-13).

walk-ön (m): ae. wealca “Brecher’ cD. walk-o-: awn. valka *hin- und herbewegen’ (EJ) R; ae. wealcian *aufrollen" (BT); (Wiss 33f.).

538

WALL-A- — WALT-A-

walk-eja-: awn. velkja *hin- und hertreiben’ (M). walk-ula- (adj): ae. wealcol “leicht beweglich’ (BT). Außerhalb der Ablautreihe steht (falls zugehörig): wulk-ja-: ahd. giuulcta:constipatos.

P 1140-1144 (=, HI); TF 402 (=, HD; V 641 ‘valka’ (=, HI); J 160-164 (=, HI); Hh 385 (=); K 836 (=); Gr 1795f. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. ai:

walk-a-, intr. ‘rollen’, trans. ‘walken’ kann verglichen werden mit välgati ‘springt, hüpft, tanzt’ (auch von unbelebten Dingen), sam- "wålzt, rollt’, abhi- *wallt auf”. Zu der Grundlage wel- ‘wälzen, wallen' (vgl. wul-a-). Mit der Bedeutung ‘wälzen’

vgl. walt-a-, welt-a- und well-a- 2. WALL-A-

'wallen?

--efsd

(vgl. well-a- 1) ae.:

afr.: as.: ahd.:

weallan,

weoll,

weollon,

-weallen; abs. *wallen, wogen':

B 1,2, cD

1,2,3; Bo

-1, A 122,4; Ae 1,2; VP 1; RD 1. Nur Präsens walla, abs. *wallen, sieden'. wallan, well, wellun (-i-), —; abs. ‘wallen, hervorströmen’: H 1,2,3, Gn. 1,2; mnd. wallen (stswv), mnl. wallen. wallan, wiel, wielun, —; abs. 'aufbrausen, aufwallen' : O 2; Gi 1,327,65 scatere: uzwallen; Gl 1646,72 efferbuit: wiel; Gl 1,505,50 efferbuerunt: wielun; mhd. wallen, nhd. wallen (swv).

bi-:

ae. 'wegkochen' LWS

1,328,17.

wz-:

ae. 'hervorquellen' cD Bo Ae; as. *hervorstrómen' H ; ahd. ‘wallen’ Gl 1,510, 51 (efferbuere).

wall-ón (m): afr. walla 'Brunnen'. wall-o-: afr. walla ‘wallen’; ahd. wallon *wallen' Gl 1V,201,20 (effervere). wall-i-z (m): ae. wyil ‘Quelle B WH. wall-jön (f): ae. wælle ‘Brunnen’ VP L. wall-eja- ‘kochen’: awn. vella G; ae. wyllan LWS 1,72,7. wal-mi-z (m): ae. wylm B (heado- ‘Feuer-’) cD RD; ahd. walm “Eifer, Glut BR (aStamm). Vgl.

well-a-,

wul-a- und

(WALT-A-) walzen (vgl. welt-a-)



P 1140-1144;

1

TF 401;

11 1 1 1

Hh

1

386;

K 836; Gr 1,797 bis 800.

----- d

WASK-A- — WÆ-JA-

ahd.;

walzen *wegziehen, wälzen’ ist sicher schwach (Präsens Gi 1,126,11; Pråt. G1 L62,38; PPP Gi 11,306,2). Starke Formen seit der Wiener Genesis. Die

starke Stammbildung ist deshalb voluta als Verschreibung?).

WASK-Aae.:

539

wohl

sekundär.

(Hierher aD

‘waschen’

kiwoldanin:

-(ne*fsd

afr.:

wascan (-æ-, -x-), —, weoscon (-6-), wascen; acc. *waschen’: Åe 1,3; WH 1 (x); LWS T1,108,24 unwæscene “ungewaschene’; me. washen, ne. wash (swv). Nicht belegt, erst nwfr. waskje.

as.:

Nur Prät. Sg. wösk, acc. ‘waschen’ H Gn; mnd. waschen, mnl. wasschen, nnl.

ahd.:

wassen. waskan, wuosk, wuoskun, giwaskan; acc. ‘waschen’: T 1,22,4;

O 1,23; N 1,4;

BR 1,4, aD 1; mhd., nhd. waschen.

ga-: uz-:

ahd. 'abwaschen' aD. ahd. Teinwaschen, befreien’ N.

wask-0-: awn. vaska ‘waschen’ (EJ) (M) (entlehnt?). wask-o (f): ae. wzsc “Wäsche, Waschung' (BT); ahd. wasga ‘das Waschen’ O. wask-eja-: ae. wesan *waschen' LWS

1,268,16.

P 80; TF 384; Hh 384; K 841; Gr L,1079ff. W. Krogmann, NdJb 81 (1958), 13-21. ETYMOLOGIE Gm. wask-a-, trans. (einen Gegenstand) ‘waschen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Der von den Wörterbüchern vorgenommene Anschluß an wet- “Wasser’ ist aus morphologischen Gründen völlig unwahrscheinlich. Eher zu kelt. *wåsk‘drücken’ (mir. fåiscid “drückt, drückt aus, wringt’, cymr. gwasgu ‘pressen, drücken’). (Vgl. D. Weber, AION 6, 1965, 12f.).

WÆ-JABt:

ae.: afr.: as.:

*wehen'

g (n) e f *"s (d)

waian, —, waiwoun, —; abs. *wehen'.

Nur Präsens wæwed ‘weht’ und PPP biwaune 'angeweht' beides (Gr). waja (wia), we, —, —; abs. *wchen'. Nicht belegt, erst mnl. waien, nnl. waaien *wehen' (stswv).

wæ-ja- 'wehen”: aschw. via; ahd. wähen N fir- ‘verwehen’ O; (aus dem stv). wi&-bon: ahd. gi-wado ‘Wehen’ Gl L,753,18 ( flatum).

540

WEB-A-

wæ-nd-a-z (m) "Wind' (mit vorgermanischer Kürzung): gt. winds; awn. vindr E C G PE; ae. wind ++; afr. wind; as. wind H Gn; ahd. wint ++.

P 81-84 (=); TF 378£. (=); F 541f. (=); V 665 ‘vindr’ (=); J 107f. (=); Hh 385 (=); K 845 *wehen' (=); Gr 1621-629. ETYMOLOGIE Gm. wæ-ja-, intr. *wehen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Grundlage Wwe- (**24,we2,) *wehen'. (It): ventus, -i (m) "Wind". (cymr.): gwynt (m) “Wind? (entlehnt?). (lit.): véjas “Wind’, vétra 'Sturmwind, Unwetter”, aksl.: véjo, véjati *wehen'. gr: ånpi ‘wehe’ (poet.). ai: väti ‘weht’ (auch vayati). (heth.): Auwanr- "Wind" (mit h-Vorschlag, den die Vertreter der Laryngalhypothese mit gr. a- in Verbindung bringen und als Wurzelrest erklären). (toch. A): want, wänt (f) *Wind'. HERLEITUNG

Idg. wé- ‘wehen’ wird auf eine Wurzel au- *wchen' zurückgeführt, die aber nur dürftig belegt ist:

(cymr.): awel “Wind, Hauch’, (lit):

dudra (m) ‘Sturm’ (neben åldra) und amaras 'Sturmwind', das aber wohl zu

ümas ‘schnell, ungestüm" gehört. (gr.):

aöpa “frische Luft, leiser Luftzug' ist in der Zuordnung umstritten (vgl. Frisk, L 155, S. 27 unter änp); &eAAa 'Sturmwind'.

WEB-Aawn.:

'weben”

-ne(f) "sd

vefa, vaf (óf), vofo (ófo), ofenn; acc. 'zusammenflechten, verknüpfen’; der Vokalismus des PPP stammt vermutlich aus einer Schwundstufe mit Samprasarana-Ablaut (*ub-): E 1,4 (jarn- *eisengeflochten); G 4, PE 4, S 1(D), 2,3(D),4; isl. vefa, nn. veva. aschw.: vava 1,3,4.

ae.: as.:

wefan, wæf, wæfon, wefen; acc. "Weben, anzetteln’: cD 1,2, (Gr) 3,4; Ae 1,4, JE -4; VP 1; R? -4; me. weven, ne. weave. Das von Gallée, L 100, $ 395, Anm.

I kommentarlos

kann ich nicht belegen; mnd., mnl., nnl. weven.

aufgeführte as. weban

WEB-A-

541

ahd.:

weban, wab, wäbun, giweban; acc. "weben, flechten’; T 4; O Gi II,29,22 texuerant: wabon; mhd., nhd. weben.

(an-): ga-: uz-:

G1 1,586,14 retexit: antwap (Fehlübersetzung). ae. 'zusammenweben' (Gr) R?; ahd. 'weben, zusammenfügen’ ae. "weben" (Gr) JE; ahd. Gl IV,17,48 retexuit: erwap.

1,24;

N

1,4;

O N.

web-ja-m (n): ae. ge-wif ‘Gewebe, Schicksal’ B; ahd. wuppe 'Spinnengewebe' N. web-la-m (n) Z: ae. wefl (f) *Einschlag' W; as. weval “Einschlag’ (im Gewebe) sD; ahd. wefal ‘Einschlag’ Gl 1,349,59 (subtemen), (der Lautstand ist auffallend und wohl durch das folgende I bedingt, vgl. set-ja- und wed-a-). wef-ta-z (m): awn. veftr ‘Einschlag’ (CV). wef-ti-z (f): ae. wift ‘Einschlag’ Ges; ahd. ge-wift ‘Gewebe’ Gl 11,617,60 (materies); vgl. awn. vipta f(n) 'Einschlag' (CV). wab-a-m (n): awn. vaf ‘Hülle’ (EJ) (CV). wab-5-: ae. wafian "hin und her bewegen’ LWS 11,318,17 (Wiss 21). wab-i-z (m): awn. vefr ‘Gewebe’ G, göd- 'kostbares Gewebe’ E S. wab-ja-m (n): ae. göd-webb ‘feines Tuch’ Bo, web ‘Gewebe’ B; afr. god-wobb'kostbares Gewebe’; as. godu-webbi *kostbares Gewebe’ H; ahd. gota-webbi ‘feines

Gewand’ T O; (JEGPh 58, 1959, 442-456). wab-eja-: awn. vefia 'umhüllen' E G PER; ae. webbian ‘konspirieren’ cD. wab-jon (f): ae. freodu-webbe ‘Friedensstifterin’ B. wibb-on (f): awn. kongur-våfa ‘Spinne’ (CV); vgl. ae. gange-væfre 'Spinne' VP.

P 1114f. (=); TF 391f. (=); V 649f. (=); J 130f. (=); Hh 388 (=); K 843 (=); Gr 1,644-649. ETYMOLOGIE Gm. web-a-, trans. *weben' geht mit Sicherheit zurück auf die auch im Gr., Ai. und Toch. belegte Verbalgrundlage webh- "weben". gr: ven (f) ‘Gewebe’; ógaivo *weben'. ai:

ürna-väbhi- (f) ‘Spinne’ (= Wollweberin), (Festschrift F. Sommer, Wiesbaden,

1955, S. 20-25); dagegen steht das Verbum ubhnäti, umbhäti, unåpti 'zusammenschnüren,

bedecken'

in der Bedeutung

toch. B: wåp-, A wäp- *weben', ö-Präsens,

recht

fern.

suffixloses å-Pråteritum.

HERLEITUNG Die unerweiterte Wurzel au- wird gesucht in einigen indischen Wórtern: ai: Inf. ótum *weben', PPP (nachvedisch) #1d- ‘gewoben’; sonst váyati, PPP utá-, für das man als Ausgangsform *we- ansetzt. Zum Prásens vgl. Schulze, KZ 27 (1885), 605. Mit

konsonantischer

Erweiterung

lit. dusti *weben',

vgl. aud-a-.

542

WED-A- — WEG-A-

WED-A- ‘verbinden’

gt: ahd.:

g -(9(f)-d

-widan, -wap, —, —. wetan, —, wätun, giwetan; ‘verbinden’: Gl 1,60,34 conjugate: kiwetan; Gl 11,641,52 abjungens: intwetanter; Gi 1,398,45 iungerunt: watun; mhd. weten.

(an-): ahd. ‘lösen’ Gl s.o. en-: gt. ‘verleugnen’, ga‘verbinden’: gt.; ahd. Gl s.o. wed-a- (adj): ahd. ge-wet *verbunden' N; ntr. Gl 1,634,66 giwet: iugales. wed-ö (1): gt. kuna-wida ‘Fessel. wed-jon (f): ac. cyne-wióóe *Band' (BT); ahd. fahs-witta 'Haarband' N, witta (st) ‘Band,

Kopfbinde’

N;

vgl. afr. wide-ben

'Schlüsselbein'.

idg. *wedh-to- — wess-a- (adj): gt. us-wiss "losgcbunden, abgekommen'. idg. *wedh-ti- > wess-i-z (f): gt. ga-wiss "Verbindung, Band’. wad-la-z (m) Z: ae. watel “Flechtzaun’ (BT); ahd. wadal ‘Binde’ Gl 1,335,38 ( fasci-

culum); Der Lautstand ist auffallend und wohl von dem folgenden / beeinflußt, vgl. die /-Bildungen von set-ja- und web-a-.

P 1116f. (=); TF 386 (=); F 211f. ‘ga (=); Gr L738f. ETYMOLOGIE Gm. wed-a-, ‘verbinden’ kann mit einigen außergermanischen Nomina verbunden werden. (air.): feidil ‘Joch’; cymr. gwedd (f) ‘Joch’. (gr.) (H): s0poi - xoXAAot, Seouoi, nAökanoı, falls die Ausgangsbedeutung *Verbindung? ist. al: —vivadhá- (m) "Tragjoch'. Die Bedeutung legt es nicht nahe, wend-a- als nasalierte Form hierzu und au*weben' (vgl. web-a-) als Grundlage anzusetzen. WEG-Agt: awn.:

1 ‘bewegen’

gnefsd

Nur PPP gawigana 'gerüttelt (Maß). vega, vá, vógo, vegenn; acc. “in Bewegung setzen, aufheben, wiegen, wägen’; (Die

Glossare

trennen

meist

nicht zwischen

weg-a-

1 und

2, deshalb

kann

a€.:

hier keine Belegübersicht gegeben werden); isl. vega. aschw.: vægha ‘aufheben, wiegen, wägen’ +. wegan, wæg, wægon, wegen; acc. “tragen, ertragen, bringen, pflegen, wägen’:

afr.:

Nur

B 1,2, cD

+; Bo2,

Präsens wega,

A 2; Ae 1,2,4; VP -1; L 1,4, R? -4; me. wegen.

weia *wiegen, bringen’; nwfr.

verwege.

WEG-A-

as.: ahd.:

bi-: ga-: te-: uz-:

543

Wwegan, —, —, wegan; acc. 'wägen’ sD 1,4; mnd. wegen, mnl. weghen, nnl. wegen. wegan, wag, wågun, giwegan; acc. 'wågen, bewegen’; dt. 'bedrücken': I 2; T4; O L2,3; N 1,2,3; mhd. wegen, nhd. bewegen, wiegen. ae. ‘umgeben’ (Gr); ahd. ‘wiegen’ Gå 11,306,22 (parvi pendere), Gl 11,313,44 (perpendere). gt. PPP 'gerüttelt; ae. ‘wiegen, messen’ Ges L; ahd. 'überlegen' T. ae. (fö-) 'auseinanderreiDen' (Gr). ae. ‘abwägen’ Ges, ‘bewegen’ cD.

weg-a-z (m) ‘Weg’: gt. wigs; awn. vegr (Fahrt) ++; ae. weg B cD VP L; afr. wei; as. weg H Gn; ahd. weg T O BR aD N. weg-0-: afr. wegia *beistehen’; ahd. wegon 'aussóhnen' O, ‘helfen’ N. weg-jö (f): ahd. wiga “Wiege’ Gl 111,168,6 (cuna). weh-ti-z (f): awn. vett ‘Gewicht’ (M); afr. wicht ‘Gewicht’. wag-a-m (n): ae. wæg ‘Gewicht’ Ges, ‘Maß’ L. wag-0-: awn. vaga 'schaukeln' (Fr); ae. wagian 'bewegt werden, schwanken’ (Gr) R!; as. wagian ‘bewegen’ sD, nither- ‘sich neigen’ (von der Waage) sD; ahd. wagon ‘in Bewegung sein, sich wiegen’ N; (Wiss 14). wag-ön (f) ‘Wiege’: awn. vagga (EJ) S (mit expressiver Geminierung); as. waga sD; ahd. waga O. wag-ö (f): awn. vog “Wagen, Schlitten’ (M); ahd. waga ‘Bewegung’ N (postverbal?), chint-waga 'Wiege' N. wag-eja-: gt. wagjan ‘schütteln’, af- “bewegen, abbringen'; ae. wecgan ‘bewegen’ (Gr) Bo (a-) Go (à-); as. weggian ‘bewegen, rütteln' SD; ahd. wegen ‘bewegen’ T, weggen ‘schütteln’ O, wegen, wekken ‘fortstoßen’ N (Raven 328f.). wag-na-z (m) ‘Wagen’:

awn.

vagn E C S R; ae. wægn

(Gr); afr. wein; ahd.

wagan

O N (als Sternbild). wæg-a-z (m): gt. wegs ‘Sturm, Erschütterung, Brandung’; awn. vågr “Meer, Flut’ E G R; ae. weg 'Woge, Flut, See’ B cD; afr. weg; as. wäg 'Woge, Flut’ H; ahd. wåg 'Woge, Flut, Strudel’ T O aD N. wæg-d (f) 'Waage': ae. weg WH; as. wäga "Waagschale' sD; ahd. wága (Maß) O N I. wä&g-i-z (f): awn. våg ‘Waage’ G (M). wäg-i- (adj): awn. vægr im Gleichgewicht’ (von den Waagschalen) (CV); ae. wæge *gewichtig' Chr; ahd. un-wäge “unbedeutend’ N.

P 11188. (=); TF 382f. (=); F 212 ‘ga (=); V 650 (=); J 125-128 (=); Hh 388

(=); K 832 *wágen! (=); Gr 1,654-672. ETYMOLOGIE

Gm. weg-a-, trans. (und intr.) 'bewegen' geht mit Sicherheit zurück auf die eindeutig

544

WIG-A-

faßbare Grundlage idg. wegh- ‘bewegen’. Nach A. Meillet, in Mélanges offerts à M. Charles Andler, Strasbourg, 1924, S. 249-255 ist zu trennen ein gemein-idg. wegh*(im Wagen) fahren’ und ein wegh- ‘bewegen, erschüttern’, das außer im Gm. noch in It. vexare ‘erregen, quälen, angreifen’ und gr. (hom.) yaın-oxog “Erderschütterer’ (Beiname des Poseidon, Zweifel an dieser Deutung bei Frisk, L 155, S. 282) vorhanden wäre. Die Bedeutungen können im Gm. aber nur gewaltsam getrennt werden, zumal der Bedeutungsumfang weit über die von Meillet angegebenen Grundbedeutungen hinausgeht. lt.: vehö, véxt, vectum, -ere ‘tragen, bringen’ (mit Wagen, Pferd, Schiff, auf den Schultern), intr. ‘fahren’. Umbr. aø-veitu ‘soll hinzufügen’, ku-veitu ‘soll befördern, tragen’. (air.): fecht f(a) ‘Reise, Fahrt, Angriff’, fen m(o) ‘Wagen’; cymr. cywain ‘tragen, schleppen’, arwain “tragen, stehlen’. lit.: veZü, veZti ‘im Wagen fahren, befördern’. aksl.: vezg, vesti ‘fahren’. gr: pamph. fexéto, kypr. (aor.) ére&e ‘hintragen, darbringen’; óyéo ‘reiten lassen, getragen werden, fahren, reiten’. ai: vähati ‘führt, fährt, trägt’ (Wurzel-aor.), PPP ådhå-.

WIG-A-

‘kämpfen’

?g n ?e ?f 7 g- - - -

=

weg-a- 2

-ne--

-

weh-aweig-aweih-a-

-- - - - d - - Je ?0f ?s d g- -- -?d

wih-a-

gt.:

— weihan, wáih, —, —; abs. ‘kämpfen’; daneben andwaihan, -wåih *widerstreiten' (je ein umstrittener Beleg für Präs. und Prát.); du wigana ‘zu kämpfen’ ist in der Lesung

awn.:

ae.:

afr.: as:

unsicher,

vielleicht eine erstarrte

Nominalform.

vega (-i-), vá, vógo, vegenn (-i-); abs. ‘kämpfen’; acc. ‘bekämpfen’ (Vh 14 aus and-); ‘erkämpfen’ (Vh 58 aus uz-); ‘erschlagen, töten’ (Vh 38 aus fra-); die Form vig- ist noch regelmäßig in einigen Handschriften der anorw. Gesetze; weg-a- I und 2 werden von den Glossaren meist nicht getrennt, ich gebe deshalb keine Belegübersicht.) aschw.: vegha ‘töten’ 1,2,4. -wegan, —, —, -wegen; Inf. gewegan ‘kämpfen’ B, PPP forwegen 'erschlagen' (Gr); unsicher ist der Vokalismus von wigan ‘kämpfen’ B und oferwigeó (Gr); das mehrfach bezeugte Part. Prås. wigend, wiggend hat wohl i (‘kämpfend", Kämpfer’). Nur wigandlike ‘wie ein Kämpfer’ (das Simplex hat die Bedeutung 'Sohn"). Nur wigand ‘Kämpfer’.

WEIK-A-

ahd.:

545

-wehan, —, —, -wehan; ubarwehan ‘überwinden’ Altbayr. Paternoster (dD A 69; Gl 1,136,33 uparwihit: exsuperat; mhd. wider gewehen ‘widerstanden’; wigand ‘Kämpfer’ N. giwigan ‘zerkämpft’ Hildebrandslied (dD) 68; GI 1,370, 36 confectus: irwiganer.

weig-a-z (m) ‘Kampf’: ae. wig (Tapferkeit) BcD; afr. wich; as. wig H; ahd. wig aDN. weig-a-m (n) ‘Kampf’: awn. vig (Totschlag) ++; ae. wig WH Chr; ahd. wig O. weig-on (m): ae. wiga ‘Krieger’ B cD Chr; ahd. widar-wigo 'Aufrührer' Gl 1,290,17 (rebella), BR. weig-i- (adj): awn. vigr 'kampftüchtig' C G R ; ae. or-wige *nicht kämpfend’ (BT). waig-eja-: ae. wZgan ‘quälen, betrüben' (Gr), bi- *betrügen'" VP; as. wegian ‘quälen’ H; ahd. weigen ‘belästigen, ermüden' T (Raven 252). waih-jon (f): gt. waihjo "Kampf". waig-ra- (adj) H: ahd. ne bore weigiro “überhaupt nicht’ N. wih-a-: ahd. weha-dinc ‘(gerichtlicher) Zweikampf” Graff, L 119, V,183. wig-o-: ae. wigian ‘kämpfen’ (BT) (Wiss 65f.). wih-ti-: awn. vætt-angr ‘Kampfplatz’ (Fr), -rim “Teil des Schwertes’ E. P 1128f. (=); YF 408 (=); F 557 (=) und 51 'andwaih' ; V 650 *vega 2 (=); J 113f. (=); Hh 395 (=) und 388; K 848 'Weigand' (=); Gr L,702-707. E. Seebold, L 187° ETYMOLOGIE Gm. wig-a-, intr. ‘kämpfen’ (weih-a-, weig-, wih-a-, weh-a-, weg-a-) geht mit Sicherheit zurück auf das gemein-europäische weig- ‘kämpfen, bezwingen’. lt.:

vincö, vici, victum, -ere “besiegen, bezwingen’;

osk.

vincter ‘wird überführt’.

air.:

fichid ‘kämpft’ (j-Pråsens, i-Prát., bei den Komposita auch t-Pråt.), to- *erobern, zerstören’, air- ‘kämpfen, besiegen’.

lit.:

veikiü, veikti ‘machen, tun, arbeiten, ausführen’ (vgl. ‘sich abkämpfen’), ap-, I-, nu- 'bezwingen'.

gr.:

obx énícuktov 'unbezwingbar”.

WEIK-A-

‘weichen’ -kw-, -kj-

awn.:

-nefsd -n----

vikva (-ia, -a, ykva), veik, viko, vikenn (ykvenn); abs. (dt.) ‘weichen, wenden’, *vorwartsbewegen'; auch swv.: E 1,3,

C 1,2,4; R 1,2,3, S 1,3,4; isl. vikja, nn.

vika. aschw.: vika +; schw. vika, dàn. vige, Bm. vike.

ae.: afr.:

wican, wäc, wicon, —; abs. (dt.) ‘weichen’: B -2, (Gr) 3; (BT) -1. wika (-ia-), —, weken, —; abs. "weichen’; nwfr. wike (stswv).

as:

Nur Prät. Sg. wec ‘wich’, abs. (dt.) H; mnd., mnl. wiken, nnl. wijken.

546

WEIP-A-

ahd.:

wihhan, weih, wihhun, giwihhan; abs. (dt.) ‘weichen, körperlich nicht fest sein, sich unterwerfen’: O -1,2; N +; mhd. wichen, nhd. weichen.

(an-): ga-

ahd. “fliehen, einsinken’ ON. weichen’: ae. (abgleiten) B; ahd. (nachgeben) N.

weik-0- W: ahd. wichon ‘sich schnell bewegen’ N (Wiss 109). waik-a- (adj) ‘weich’ W: awn. veikr ‘schwach, nachgicbig’ (EJ) (M); ae. wac (schwach) cD Chr; as. wek (verzagt) H; ahd. weih (schwach) TON. waik-eja-: awn. veikja ‘beugen’ (Fr); ahd. (gi-) weichen ist wohl durchweg denominativ, vgl. die Belege bei Raven 252f. wik-nö-: awn. vikna 'nachgeben' (EJ) (Fr).

P 1130f. (=, HI); TF 407f. (=); V 663 (=, HI); J 114ff. (=); Hh 392 (=); K 847 (=); Gr 1709-714. ETYMOLOGIE Gm. weik-a-, intr. *weichen' geht wahrscheinlich auf eine deutlich rekonstruierbare Verbalgrundlage weig- mit auseinandergehender Bedeutung zurück. ai: vijáte “weicht, flieht (erschreckt)’, pra- ‘stürzt vor’, intens. 'zittert". Erheblich weniger sicher ist der Anschluß von: (lit.): gr:

viglas, vigrus “munter, rührig, geschickt, wendig’. oiyo, oiyvopı ‘öffne’ (Tür usw.); vgl. Frisk, L 155, S. 356f. Lautlich aus *oret — zu erklären (äol. oeiynv). toch. B: wik- ‘schwinden, vergehen’. Als Auslautsvariante weik- vergleicht sich:

gr:

Eike 'weiche, gehe zurück, stehe nach’.

WEIP-A- *winden'

g-(e)-- d wipp-

gt: ahd.:

---

--(d)

weipan, acc. "krånzen, krónen' (nur Präsens). Nur PPP be-wifen “unglücklich, verdammt’ (nach Sehrt zu vergleichen mit lt. torquere, also *gewunden'); mhd. weif ir sin ‘wendete sich hin’.

weip-ü-: ac. wipian *wischen' LWS III,4,20. waip-a-z (m): gt. waips ‘Kranz’. waip-eja-: gt. faur-waipjan ‘verbinden’. wip-jon (f): gt. wipja ‘Kranz’,

WEIS-A-

547

Mit Intensiv-Gemination:

wipp-o-: ahd. wipphon *herumstreifen’ Gl 11,678,19 (errare) (Wiss

180f.).

P 1131f. (=); TF 412 (a); F 559 (=, Hl); K 848 *'Weife' (=); Gr 1,784f. ETYMOLOGIE Mit der Lautgestalt weib-, weip- sind in mehreren Sprachen Verben und Ableitungen überliefert, die in der Bedeutung stark auseinandergehen und, wenn überhaupt zugehörig, zur Erklärung des Germanischen nichts beitragen. Im übrigen läßt sich

das gm. Verb mit einiger Sicherheit an die Grundlage wei- *winden' anschließen. Mit möglicherweise gleichem Lautstand (*weib-) vergleicht sich am ehesten: lett.:

viébju,

viébt ‘sich drehen,

verdrehen,

das

Gesicht

verziehen’.

Als Auslautvariante vergleicht sich: gm.: gt. bi-waibjan 'umwinden, umkleiden', ae. wæfan 'bekleiden' WH. lett.: viepju, viept ‘verhüllen, verziehen (Gesicht), sich verkleiden’. Als mögliche Variante mit ‘s mobile’ vgl. swaip-a-. HERLEITUNG lt.: — vieó binde (zusammen), flechte, webe’ (*wi-e-). air.: fen- (als Simplex nur in Resten, in den Komposita stark weiterentwickelt, am ehesten zugehörig:) imm-fen- 'einzáunen, einschließen, beschützen’ (*wi-nà-). (gm.): wajj-u-z (m, f) ‘Wand’ in gt. waddjus, awn. veggr E. lit.:

— vej, vyti ‘drehen, winden, spulen'.

aksl.: po-vijg, -viti *bewinden, einwickeln'. ai. (M): váyati *webt' (falls es auf *wei- zurückgeht, s. web-a-), vyayati, PPP vitd-. Erweiterungen sind wei-d (P 1124), wei-k (P 1130), wei-s- (P 1133); als Wurzel wird aufgefaBt au- 'weben” (vgl. web-a-), was aber sehr unsicher ist.

WEIS-Aahd.:

| vermeiden

00000000

«ss

d

wisan, weis, —, —; ‘vermeiden’: Muspilli (dD) 21 wisan *vermeiden' ; Wesso-

brunner Gebet (dD) 13 piwisanne ‘meiden’; Gl IL,229,62 urweis: subterfugi ; Gi

11,143,25

vitaverimus:

wisen

(der

Herausgeber

liest cognoverimus,

aber

dies braucht den Wert der Glosse nicht zu beeinträchtigen); AJPh 55 (1934), 231 vitare: piuuisan; dagegen ist mhd. entwisen = entwesen (‘ohne etwas sein’). P 1127f. (a); TF 411f (a); K 835 ‘Waise’ (a); Gr 1,1065.

548

WEIS-A- — WEIT-A-

ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Die übliche Etymologie als s-Erweiterung zu idg. widh- ‘trennen’ ist aus morphologischen und bedeutungsmäßigen Gründen unwahrscheinlich. Eine entsprechende Bedeutung läßt sich aber bei anderen Erweiterungen der Grundlage wei- feststellen: lt: vitare ‘meiden’ (*wei-t-). toch.:

wik- ‘vermeiden,

sich fernhalten von,

verzichten

auf”.

Und mit der Bedeutung ‘wechseln’ (vgl. meip-a-): Idg. wei-k- in lt. vicem ‘Wechsel,

Tausch’

(acc.),

in awn.

vice (abl.) “Wechsel,

vix! (M);

Abwechslung’;

afr. wixle; as. wehsal H;

ahd.

gm.

wik-sla-

wechsal

++;

idg. wei-g- in gt. in wikon kunjis seinis “in der Reihenfolge seines Geschlechts’. Möglicherweise zu wei- ‘drehen, biegen, flechten’ (s. weip-a-).

WEIS-*A-

2 ‘(welken)’

-n(e)--d

awn.: Nur visinn “verwelkt’ (Fr). ae.: Die hierher gestellten PPP-Formen sind wohl nicht zugehörig; vgl. Seebold, L 187. ahd.:

Hierher nur Gl 1,562,15 marcidus: wesaner (*morsch') hierherzustellenden Formen s. Seebold, L 187.

Zu

anderen

nicht

wis-nö-: awn. visna ‘welken’ (Fr); ae. wisnian, weornian *verdorren, welken’ L (BT); ahd. wesenen 'verdorren, welken’ N (næ-Verb). P 1123 (=, Hl); TF 413 (=, Hl); V 668 (=); J 111 (=, HD); Hh 399 *wisnian' (=, HD; K 821 'verwesen' (a); Gr 1,1064. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Die auf gm. weis-a- *welken' zurückgehenden Partizipien und Ableitungen können verglichen werden mit idg. wei- *verwelken': It: viöscö ‘verwelke, verschrumpfe', viétus ‘verwelkt’ (*wi-e-). (air.): feo *welk'. lit.: — vjstu, vysti *welken' (*wei-t-).

WEIT-A-

(-JWEIT-Aae.:

1 'sehen'

s. WAIT

2 ‘gehen’

-(ne-sd

-witan, -wät, -witon, -witen; B -+, cD -+; Bo -1,3,4, A -+; Ae -+; JE -1;

WEIT-A-

549

VP -1, Ri -1,2,4; das Simplex praktisch nur in dem erstarrten Imperativ wutan (wuton, uton, wutum) + Inf. ‘laßt uns’, vgl. Seebold, L 187. Vgl. Weman, L 182a, S. 51-70. as.:

-witan, -wet, -witun, —;

ahd.:

Imperativ as. wita, mnl. witen ‘laßt uns’, vgl. Seebold, L 187. -wizan, -weiz, -wizzun, —; T -1,2,3; Hildebrandslied (dD) 18 giweit ‘fuhr’.

H -1,2,3, Gn -2; das Simplex

ga- — "weggehen, sich aufmachen’: ae. uz-: ahd. *weggehen' T. (Die Zugehórigkeit der awn.

nur in dem erstarrten

B cD Bo A Ae JE VP R!; as. H Gn.

Beispiele ist unterschiedlich sicher).

wait-eja- H: awn. veita ‘gewähren, beschenken, helfen! wit-a-m (n): awn. vit 'Besuch, Zusammenkunft’ E.

E S G PE R.

wit-ja-: awn. vitja 'besuchen' E PE S R. wit-ón (m): awn. od-vite ‘Führer, Befehlshaber’ E PE.

P 1125ff. (a); TF 409f. (a); V 669 (oE); J 116#. (a); Hh 400 (oE); Gr L,1116. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Für gm. weit-a- 1,2,3 wird in der Regel angesetzt: Auszugehen ist von idg. weid‘sehen’; dazu als Perfekt gm. wait (s.d.); aus dem Grundverb stammen die Bedeutungen ‘strafen’ (vgl. It. animadvertere) und ‘gehen’ (vgl. gm. weis-ö- “besuchen’). Dieser Anschluß weist aber schwerwiegende Mängel auf: Der Bedeutungsübergang ‘sehen’ zu ‘gehen’ kann nicht ausreichend begründet werden. Die Möglichkeit ‘zu sehen wünschen’ — ‘besuchen’ — ‘gehen’ würde eine sehr starke Bedeutungsverallgemeinerung voraussetzen und den Wandel beim stv nicht ausreichend erklären, denn die Bedeutung ‘zu sehen wünschen’ setzt eine Desiderativähnliche Ableitung voraus. Die Parallele gr. eidopau ‘scheine, erscheine’ ist insofern hinfällig, als das gm. Verb (das allerdings praktisch nur komponiert vorkommt) genau das Gegenteil von ‘erscheinen’ bedeutet, nämlich ‘weggehen’, manchmal geradezu ‘sterben’. SchlieBlich ist es unsicher, ob für das Gm. überhaupt ein stv weit-a- ‘sehen’ angesetzt werden

darf, denn diese Bedeutung wird in den Nachbarsprachen wie auch im Gm. selbst durch ein e-Verb ausgedrückt, und es ist völlig unbewiesen, daB das Gm. zwei Primärverben dieser Bedeutung nebeneinander hatte. Unter diesen Umstánden kann ich den üblichen Anschluß von weit-a- ‘gehen’ und ‘festsetzen, strafen’ an wait ‘wissen’ und idg. weid- ‘sehen’ nicht anerkennen, zumal eine bessere Vergleichsmöglichkeit vorhanden ist. Man kann nämlich an wei- ‘gehen’ anknüpfen, das in mehreren Sprachen mit Dentalerweiterung auftritt (P 1123), (so schon F. Holthausen, KZ 72, 1955, 203). Diese Grundlage zeigt auch die Bedeutung 'verfolgen', so daB auch weit-a- 3in diesen Zusammenhang gestellt werden kann. Mit móglicherweise gleichem

Lautstand (idg. weid-) wäre zu vergleichen:

550

air.:

WEIT-A-

foidid ‘schickt’ (regelmäßiges i-Verb, formal ein Kausativ ‘gehen machen’), auch ‘gibt den Geist auf, stirbt’.

Die Grundlage wei- ist belegt in: (lt.):

via ‘Straße, Weg’, auch osk. viu, umbr. via. (Wohl nicht *wegh-jà; vgl. ErnoutMeillet, L 127, S. 731; Untermann, L 130, S. 129f.). (gm.): weip- ‘Fahrt, Jagd’ in awn. veidr ‘Jagd’ E, ae. waó "Weg, Fahrt’ B; ahd. weidon *jagen' N. lit.: vejü, vyti ‘treiben, verfolgen, nachjagen’. aksl.: po-vingti *unterwerfen'. gr.: iepat ‘bewege mich vorwärts, beeile mich, strebe, begehre”; aus *wei-, das nach Verlust des Digamma auf das Medium von inpt und in den et-Formen wohl auf elju bezogen wurde. Vgl. Frisk, L 155, S. 74. ai: véti, vyanti “geht (hin), ergreift, erfreut’, “überfällt, rácht', PPP vitå-. heth. (9: wija- ‘schicken, jagen’ (ist vermutlich anders zu erklären, vgl. Friedrich, L 167, S. 232).

WEIT-A- 3 'festsetzen, strafen'

gnefsd

gt.:

-weilan, -wait, -witun, —.

awn.:

Nicht belegt, nur aschw.

ae.:

witan,

afr.:

1,3, cD 1; Å 1,2,3, Bo 1,3; me. atwiten *vorwerfen'. wita, —, —, witen; “hüten, schelten’; nwfr. wite.

as.: ahd.:

wåt,

witon, —;

vita 'zeihen, beweisen’

acc. der Sache,

+ (auch swv).

dt. der Person

'vorwerfen,

rügen':

B

Nur Prás. witan, acc. der Sache, dt. der Person 'vorwerfen’ H; mnd. witen *strafen', mnl. witen ‘verweisen’, nnl. wijten 'zuschreiben', ver- *vorwerfen'. wizan, weiz, wizzun, giwizzan; acc. der Sache, dt. der Person 'anrechnen, zur Last legen’: O

1,2,3, N

1,3,4; mhd.

wizen, nhd.

en-: ed-: (far-) fra-:

gt. “Verehrung erweisen, begrüßen’, ae. 'vorwerfen' (sekundär stv). 'vorwerfen, beschimpfen': afr. (Holthausen, gt. 'einem Recht verschaffen, ráchen'.

ga-:

ahd. ‘vorwerfen, verantwortlich machen’ N.

verweisen.

L 95); ahd. O N.

unba-: ae. *tadeln, rügen’ B cD Bo. weit-a-m (n): gt. /ra-weit ‘Strafe’, id- 'Schmach, Schimpf'; (das hiervon abgeleitete jan-Verb geht im Gt. sw, im Ae. stsw.

weit-a-z (m): ahd. ita-wiz 'Schimpf, Schmach' T N BR. weit-ja-m (n) ‘Strafe, Qual’: awn. vite (Schaden) E PE R; ae. wite cD Go VP; afr. wite; as. witi

H Gn; ahd. wizi

T O N BR aD.

wit-0- “bestimmen, festsetzen’: ae. witian B cD; as. witon H; vgl. gt. witop, -dis 'Gesetz’, ahd. wizzod ‘Gebot’ ON MF ; afr. witat 'Hostie'.

WEL-

551

P 1125ff. (a); TF 409 (a); F 167 'fraweit" (a); V 669 (a); I 116ff. (a); Hh 400 (a); K 821 ‘Verweis’ (a); Gr I,1114-1123. ETYMOLOGIE Zum Anschluß an weit-a- 2 oder wait vgl. weit-a- 2. Auffallend ist das ähnliche Bedeutungsverhältnis bei gei-t- (P 636f.). Auf gleicher Stufe ist ein unsicherer Vergleich möglich mit: (It): vindex, -icis (m) 'Bürge, Beschützer, Rächer’ (zur genaueren Bedeutung vgl. Ernout-Meillet, L 127, S. 737). Die Bildung ist unklar. Ernout-Meillet wollen

das Wort als Kompositum auffassen, wie iudex aus *ius-dik-s, kónnen aber den ersten Bestandteil nicht erkláren. Zur Gestalt des Stammes kann verwiesen werden auf: gm. weit- (*wei-d-) zu lt. vindex wie gm. hait- (*koi-d-) zu gr. kivöa& “leicht beweglich’ und dvo-Kıvöag *Eselstreiber' (beides bei Hesych und nicht besonders klar). WEL-?gt:

awn.:

ae.:

‘wollen’

gnefsd

Opt. Prät. in der Funktion eines Präsens wili, wileina; bindevokalloses Präte-

ritum wilda; Infinitiv eines jan-Verbs wiljan. In der Regel Präsens einen j-Verbs vill, vilia (später auch vil, vilt, vil wie ein PrPr; auch 1. Sg. vilia, wohl als hinzugebildete Optativform), dazu bindevokalloses Präteritum vilda. Unregelmäßiges Präsens westsächs. wile, willad, nordh. wil, wallad; Prät. ws.

wolde, nordh. walde. E. Standop: Syntax und Semantik, Bochum 1957, S. 133-140. afr.: Unregelmäßiges Präsens wel(i) (-i-, -o-), Pl. willath (-e-); Prát. ofr. welde (-o-), wfr. wolde (-i-, -e-); nwfr. wolle. as.: Unregelmäßiges Präsens wili, williad (-e-); Pråt. welda (-o-). ahd.: UnregelmåBiger Sg. Präs. wili, Präs. Pl. wie ein j-Verb wellent; Prät. wolta (selten welta); mhd. wellen, nhd. wollen. An der allgemein angesetzten Ausgangsform (Optativ eines athematischen Verbs) ist nicht zu zweifeln, doch ist die Entwicklung zu den Einzelsprachen außerordentlich kompliziert verlaufen. Außerhalb des Gt. und Awn., die nur den Stamm welverwenden, treten im Prät. und im Präs. Sg. auch die Stämme wal- und wul- auf. Bester Versuch zur Darstellung der Entwicklung: H. M. Flasdieck, A 61 (1937), 1-42. wel-jon (m) ‘Wille’: gt. wilja; awn. vili C; ae. willa ++; afr. willa; as. willio ahd. willo “Verlangen, Neigung) ++;

H Gn;

(KZ 75, 1958, 225-233).

wal-a-m (n): awn. val "Wahl* C. wal-5 (f): ahd. wala "Wahl" N. wal-eja- ‘wählen’: gt. waljan; awn. velja E S; ahd. wellen MF O BR N (Raven 329f.).

552

WUL-A-

P 1137f. (=); TF 399f. (=); F 563f. (=); V 663 (=); I 158f. (=); Hh 396 (=); K 870 (—); Gr 1,815-838. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. wel- ‘wollen’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Verbalgrundlage wel- ‘wollen, wünschen’ (meist mit athem. Präsens), im Arischen ist die Bedeutung allgemeiner (wáhlen, lieben). it.:

volo,

kelt.:

umbr. veltu (7) und ehveltu ‘er soll befehlen' (unsicher, vgl. Untermann, L 130, S. 127f.). Nichts sicheres; man zieht heran cymr. gwell besser.’

lit.:

volui,

velle

*wollen'

(mit

Resten

athematischer

Flexion

im

Präsens);

vélmi ‘wünsche, will lieber, erlaube’,

aksl.: veljo, veléti ‘gebieten, befehlen, wollen’, ai: —vwrnité *wählt, liebt’ (Wurzel-aor.), PPP vrra-. Erweiterungen auf -d (gr.), -p (gr., ?lt.) und -ei (gr.) Eine Variante g*wel- ‘wollen’ (P 489) im Gr. und SI. Eine Herleitung kann versucht werden mit *au- ‘verlangen’ das deutlich nur in It. aveo ‘verlange heftig’ belegt ist.

WUL-A- ‘wallen’ (vgl. well-a- 1, wall-a-) gt:

g(n)----=

wulan, abs. *wallen, um

sich greifen’ (nur starkes Präsens).

wul-i-z (m) W: awn. ylr ‘Wärme’ (M). wul-ja- W: awn. ylja *wármen' (Fr). wul-ma- (adj) W: awn. olmr *wütend' (EJ) (M). P 1140-1144 (=); TF 401 (zw); F 575f. (zw); V 678 ‘ylr’ (Vw); J 162 (=).

ETYMOLOGIE Gm. wul-a-, intr. *wallen' hat Regel zu wel- ‘dreben, winden, vielfalt zu erkláren ist, bleibt passendes wer- *wallen' in lit. sieden’. Auf wel- gehen zurück: lit.: — veliu,

velti *walken,

keine genaue Vergleichsmóglichkeit. Es wird in der wälzen’, auch *wallen' gestellt. Wie diese Bedeutungsunklar. Daneben steht in der Bedeutung viel besser virti “kochen, sieden, sprudeln', aksl. veréti ‘kochen,

walzen'

usw.,

vilnis "Welle,

Woge'.

WELL-A-

aksl.:

553

gr:

valiti se ‘sich wälzen’, vlena (f) “Welle, Woge', velati se "von den Wellen hin und her geworfen werden". Do (*wi-wI-), £lAéo (*wel-ne-) ‘rolle, drehe, winde, wålze".

ai:

—valati ‘dreht, rollt, bewegt’, valana- (n) ‘Drehung,

Bewegung,

Wogen'; ürmi-

(m) "Welle". Dazu mit Geminata (die aus einem Nasalpräsens erklärt wird) air. Allid ‘biegt, wendet’ (i-Verb) und gm. well-a-, wall-a-. Zu den Erweiterungen s. walk-a-, walt-a-, welt-a-. Häufiger belegt ist eine w-Erweiterung welw-.

(-JWELL-A-

1 *wallen'

-nefsd

(vgl. wul-a-, wall-a-) awn.: ae: afr.:

vella, vall, ullo, —; abs. *wallen, brodeln': E 1; R 1; (D) 2,3; isl. vella; anorw. kommt sehr selten auch valla vor (zu wall-a-?). Nur wollen-tear ‘strömende Tränen’ B. -wellen, —, —, -wollen.

as.:

-wellan, —, —, -wollan; sD -1,4.

ahd.:

-wellan, -wall, -wullun, -wollan; O -4; N -3,4; Wi -2; Gi 11,110,4 violavit: piwillet; mhd. wellen ‘streichen, schmieren'.

bi-

*beflecken': afr.; as. sD; ahd.

ON.

well-a-m (n): awn. veil 'geláutertes Gold’ (EJ) (Fr). well-ón (f): awn. vella ‘das Sieden’ (M), ‘Fluß’ (EJ); ahd. wella "Welle, Woge’ wull-jo-: ahd. wullon “übel sein, erbrechen' Gl 1V,206,8 (nauseo) (Wiss 69). Vgl.

wul-a- und

P 1140-1144;

TF

401

(zw); V 653; J 160-164;

Hh

N.

386 ‘weallan’;

K 836 ‘wallen’ ; Gr 1,790f.

WELL-A- 2 ‘wälzen’

n--(s)d

awn.:

Nicht belegt, nur aschw. vælla ‘wälzen’ 1,2,3.

ahd.:

wellan, —, wullun, —;

abs. ‘wälzen’: O 3, aD

1; Gl L363,42 obruet eum la-

pidibus: biwellen; Simplex: G11,294,25; mhd. wellen. uz-:

ahd. ‘wegwälzen’ O.

well-ö-: as. wellian ‘rollen’ sD.

Zur Etymologie vgl. wul-a- und well-a- 1. Die Abgrenzung ist nicht völlig sicher (bi-well-a- = im Schmutz wälzen? So Wiss 16).

554

WELT-A- — WEND-A-

WELT-Aawn.:

‘wälzen’

(g) n (e) - - (d)

velta, valt, ulto, oltenn; abs. ‘sich wälzen’ (vom Ringenden): E 1, C4; R 1; (D) +; isl. velta.

Wasser,

von miteinander

walt-a- (adj): awn. valtr ‘unsicher’ (= beweglich) (EJ) S; ae. un-wealt 'standfest (BT). walt-eja- *wálzen, sich wülzen': gt. waltjan (von Wogen); awn. velta E G PE; ae. wælta L R2? (à-); ahd. welzen T (ar-) (Raven 254f.). walt-o-: ahd. walzon ‘wälzen’ T (Wiss 25). P 1140-1144 (=); TF 403 (zw); F 549 ‘waltjan’ (=); V 653 (=); I 160-164 (=); Hh 386 'weait? (Vw); K 837 ‘Walze’ und walt-a-. Gm. welt-a-, intr. ‘sich wälzen’ gehört wohl zu den unter wul-a- aufgeführten Bildungen einer Grundlage we/- mit den Bedeutungen ‘drehen, winden, wålzen, wallen’. Lautlich unmittelbar zu vergleichen ist vielleicht lett. veldene *Rundholz am Webstuhl’, WELW-A-

E-----

'rauben'

Bt:

wilwan, walw, —, wulwans; acc. 'rauben'.

dis-: fra-:

gt. 'ausplündern'. gt. fortreiBen”.

welw-ön (m): gt. wilwa “Räuber”. wulw-o (f): gt. wulwa ‘Raub’.

P 1144f. (=); TF 402 (=); F 564 ‘wilwa’ (=). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. welw-a-, trans. ‘rauben’ hat keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit. Von der gleichen Grundlage kónnen gebildet sein: lt.: vello, velli (vulsi), volsum, -ere 'rupfen, reißen’ (Haare, Federn usw.) (aus -Is-?). gr.: åAiokopa, aor. åAåvar ‘werde gefangen’ (anlautendes F- bezeugt, Spiritus asper sekundär); vgl. yeAkoı * tikaı 'rupfen' (Hesych; mit Gamma für Digamma). WEND-Agt:

'winden*

-windan, -wand, -wundun, -wundans.

gnefsd

WEND-A-

555

awn.:

vında, vatt, undo, undenn; abs. ‘winden, C 1,2,4; R 2,3; isl., nn. vinda. aschw.: vinda +; dán., Bm. vinde.

ae:

windan, wand, wundon, wunden; Bo 2, A +; Ae 1,2,3, JE 3; R!

afr.:

winda, abs. *winden' (nur Präsens); nwfr. wine.

as.:

windan,

wand,

wundun,

wundan;

flechten, wenden,

drehen’:

E +,

abs.: ‘sich winden, wenden’: B +, cD 1,2; L +, R? +; me. winden, ne. wind. acc.

"winden,

sich

bewegen,

+;

sich wenden’:

H +; mnd., mnl., nnl. winden. ahd.:

wintan, want, wuntun, giwuntan; abs. "winden, schlängeln, wickeln, wenden’:

T -2,4; O +; BR -1, aD -2,4; N +; mhd., nhd. winden. (an-):

ae. 'entbinden,

lösen’ B cD; as. ‘loswickeln’

H; ahd.

'entwickeln,

entfalten’

NG bi-

'umwinden': gt.; ae. ++;

as. H; ahd.

T O BR N.

(far-): ahd. ‘verstoßen’ (PPP ‘verwickelt’) ON. ga-: gt. (du-ga-) ‘sich verwickeln'; ae. ‘sich winden, enteilen’ B, ‘flechten’ L R?; ahd. ‘sich an etwas machen’ O. unba-: ae. ‘entkommen’ Chr. uz-: gt. “flechten’; ae. ‘sich entspannen’ WH, 'einwickeln' Bo L; ahd. ‘umkehren, entrinnen’ ON. wend-a-z (m): ahd. uber-wint "Uberwindung' N. wend-a- (adj): gt. in-winds “ungerecht”; awn. vindr 'gewunden' (Fr). wend-on (f): ae. gearn-winda *Garnwinde' Ges; ahd. winda “Worfschaufel’ N. wend-ila-z (m): ae. windel ‘Korb’; als f(n) ahd. wintila “Windel” Gi 1,556,41 (involumentum). wand-a-z (m): ae. ge-wand *Naturbeschaffenheit' cD; as. gi-wand (n) “Wende, Ende’ H ; ahd. gi-want 'Bewandtnis, Beschaffenheit’ O.

wand-a- (adj): awn. vandr ‘schwierig’ E R S; as. un-wand 'unwandelbar' H. wand-ön (f): ahd. wint-wanta "Wurfschaufel O. wand-ö (f): ahd. wanda *Wirbelbewegung; Drehung’ N. wand-o-: ahd. wandon ‘wandeln’ N;

ae. wandian *zurückschrecken vor’ Chr; (Wiss 16).

wand-i-z (1) W: ahd. want "Wand' ON. wand-eja- ‘wenden’: gt. wandjan, bi- 'vermeiden', us- ‘sich entziehen’; awn. C GS;

ae. wendan

++

(vgl. Weman,

L 182a, S. 137-148); afr. wenda;

wendian (richten, vereitein) H; ahd. wenten ++ wand-u-z (m) W:

gt. wandus *Rute'; awn.

venda

vgndr ‘Rute,

as.

(Raven 256ff.). Busch

EG R S.

wand-ula-z (m): awn. vondull "Heubiindel' (Fr); afr. wandel “Tausch’; ahd. wandel "Sinnesánderung' N.

P 1148 (=); TF 390f. (=); F 98 ‘bi- (=); J 134-137 (=); Hh 397 (=); K 863 (zw); Gr 1,746-766.

556

WENN-A-

ETYMOLOGIE Gm. wend-a-, intr. (trans.) *winden' gehört wahrscheinlich zu einer rekonstruierbaren Grundlage wendh- ‘flechten, winden'. umbr.: aha-vendu ‘er soll sich abwenden’. (gr.): &Opag - äppa ("Wagen") (rhodisch), vgl. kåvvabpov ‘geflochtener Wagenkorb' (vgl. Frisk, L 155, S. 779). (ai): vandhura “Wagensitz’ (von dem mit guten Gründen angenommen werden kann, daß er geflochten war). toch. AB: wärt- 'umhüllen' (na-Präsens). Weiter kann hierhergestellt werden (als Auslautvariante oder mit Wurzelmischung): aksl.: veZe, vezati ‘binden’. Gehört vermutlich zu au- 'flechten' (vgl. web-a-), es ist aber fraglich, ob es sich um die nasalierte Form zu wed-a- (s.d.) handelt.

WENN-Agt: awn.:

‘mühen’

gnefsd

winnan, —, wunnun, —; abs., acc. ‘leiden’. vinna,

vann, unno (v-), unnenn (v-); abs., acc. ‘tun, vollbringen, leisten’; ‘zu-

fügen’; ‘schwören’; ‘kämpfen’; ‘widerstehen’ (Vh 13 aus and-); ‘gewinnen, erlangen’ (V 47f. aus ga-); ‘überwinden’ (Vh 49 aus ufar-): E +,C+;G +, PE 1,2, R --, S 4-; isl, nn. vinna. ae.:

aschw.: vinna + ; schw. vinna, Bm. vinne. winnan, wann, wunnon, wunnen; abs., acc.

1,2,3, cD +; Bo 1,3,4, afr.: as.: ahd.:

‘kämpfen,

leiden,

A +; Ae +; VP 12, R! 1; L 1,2,3, RD

erlangen’:

B

1,2, R2 1,3;

me. winnen, ne. win. winna, wan, wunnon (u-), wunnen (u-, -e-, -o-); ‘gewinnen, erreichen’; nwfr. winne. winnan, wann, wunnun, wunnan; abs., acc. ‘kämpfen, gewinnen, wüten': H +, Gn 4; mnd., mnl., nnl. winnen. winnan, wann, wunnun, giwunnan; abs. 'mühen, arbeiten, kämpfen, rasen’: T 1,2,3; O +; BR -1, aD -4; N +; mhd. winnen, nhd. gewinnen.

(far-): as. ‘verführen’ H. ga-: gt. ‘erleiden’; ae. “erlangen, kämpfen’ cD Chr; as. ‘erlangen, erkämpfen’ H; ahd. ‘erwerben’ ON.

uz-:

ae. 'mühen' L; as. ‘erwerben’ H; ahd. ‘gewinnen’ O BR.

wenn-a-z (m): ahd. ga-win ‘Erlangung’ MF N. wenn-a-m (n): ae. ge-win ‘Mühe,

Streit

++;

as. ge-win ‘Streit, Kampf’ H.

wenn-ö (£): gt. winna ‘Leiden’ (Var.); ahd. helle-winna “Höllenstrafe’ N. wenn-ön (m): ae. gewinna ‘Feind’ B (eald-) cD Bo; ahd. widar-winno ‘Widersacher’ O.

WERP-A-

557

wenn-on (f): gt. winno ‘Leiden’; awn. vinna ‘Arbeit’ C G; ae. möd-gewinna "Kummer, Sorge’ cD; ahd. winna ‘Streit’ Gl 1,194,27 (iurgium). wunn-i-z (m): gt. wunns “Schmerz. wun-sti-z (f): afr. wirst ‘Gewinn’; als m as. gi-wunst “Tribut, Gewinn’ H. P 1146f. (2); TF 388 (=); F 566 (zw); V 666 (=); J 132f. (2); Hh 398 (=); K 256 ‘ge- (=); Gr 1,875-882. J. Trier, Venus, Köln, 1963 (Kapitel *gewinnen'). ETYMOLOGIE Gm. wenn-a-, intr., trans. ‘mühen’ gehört wahrscheinlich zu einer deutlich rekonstruierbaren Grundlage wen(2)-, die etwa 'verlangen, erstreben' bedeutet. Die Bedeutungen gehen aber wie im Gm. stark auseinander, weshalb die Sippe nicht mit Sicherheit abzugrenzen ist. Als Grundlage für den gm. Lautstand ist nach dem Indischen am ehesten *wenw- anzusetzen, das aber morphologisch undurchsichtig ist. (It): venus, -eris (f) ‘Liebe, Liebesgenuß, Liebreiz', vénåri ‘jagen’ (Iterativbildung mit Dehnstufe). gm.: Mit einfachem Nasal etwa gt. un-wunands *bekümmert' (= nicht freuend), awn. una 'zufrieden sein, sich erfreuen' E.

air. (H): fennaid *schindet, håutet" (d-Verb), vgl. A. G. van Hamel, Mélanges H. Pedersen, Kopenhagen, 1937, S. 103-109. aksl.: unje, uniti *wollen’. ai: vanóti "wünscht, verlangt, gewinnt, erwirbt, verschafft sich’, (Wurzel-aor.), PPP -väta-. heth.: wen-, went- *beschlafen’.

(toch. B): wina das Gefallen’. HERLEITUNG Die Wurzelstufe ist wohl zu sehen in au- ‘verlangen’ (P 77f. und wel-). vorausgesetzten allgemeineren Bedeutung vgl. außer It. aveo: (cymr.): ewyllys (m) "Wunsch, Verlangen’. (gm.): in gt. awi-liup, -dis ‘Dank’. ai.:

dvati ‘freut sich, strebt, fördert, schützt, erfrischt' (Wurzel-aor.), PPP -üta-.

WERP-Agt:

awn.:

Zu der hier

‘werfen’

gnefsd

— wairpan, warp, waürpun, waürpans; acc. “werfen”.

verpa, varp, urpo, orpenn; dt. ‘werfen’; acc. 'bewerfen' (Vh 22 aus bi-); ‘von sich werfen, aufgeben’ (Vh 34 aus fra-): E +, C 1,2; G 1, PE3, R 1,22, S 1,4; isl. verpa. aschw.: Nur Prát. Sg. varp.

ae.:

weorpan

(-o-, -u-), wearp,

wurpon (-o-), worpen;

acc. ‘werfen’; auch

swv.:

558

WERP-A-

B 12,3, cD +; Bo 1,2,4,

A +; Ae +, JE +; VP,

R1 +; L +, RD -1;

R? +; me. werpen.

afr.: as.: ahd.:

(an-):

werpa (-a-), warp, wurpen, worpen (-u-, -e-); acc. ‘werfen, aufwerfen’; nwfr. werpe. werpan, warp, Wurpun, worpan; acc. ‘werfen’: H +; mnd., mni., nnl. werpen. werfan, warf, wurfun, giworfan; acc. ‘werfen’, ‘zufügen’: I -4, MF 2,3; T +; O 1,2,3; BR -1,3,4; N +; mhd., nhd. werfen. ae. ‘hinfallen’ RD; as. ‘sich bewegen’ H; ahd. ‘sinken lassen’ (Mut) O, ‘sich verunreinigen, auflösen’ N.

bi-:

ae. ‘werfen,

hinwerfen’

cD

Bo; as. ‘werfen,

umgeben’

H; ahd.

'bewerfen,

bedecken, verstopfen’ ON.

(far-)

'verwerfen': ae. (wegwerfen, verschleudern) werfen) T O BR N.

fra-:

gt. 'verwerfen, wegwerfen'.

ga-: te-

gt. *hinwerfen’; ae. ‘wegwerfen’ L R! R2; ahd. ‘werfen, schleudern’ N. ‘zerstören’: ae. cD Bo VP R! L RD R2; afr.; as. (zerstreuen) H; ahd. TON.

uz-:

gt. 'hinauswerfen,

austreiben';

BcD R! R2; as. H; ahd. (weg-

ae. 'hinauswerfen,

RI L R?; as. ‘totwerfen’ H; ahd. "hinauswerfen*

wegwerfen’

cD

Bo JE VP

I MF T.

werp-a-z (m): awn. lit-verpr ‘einer, der die Farbe rasch wechselt’ PE. werp-a-m (n): ae. ge-weorp *was ausgeworfen ist' cD. werp-ö-: ahd. werfon ‘werfen’ Gl 11,645,47 (torquere), ge- "hin- und herwerfen’ N (Wiss 109). werp-ön (f): ae. wonde-weorpe ‘Maulwurf’ OET. werp-i-z (m): ahd. a-werf ‘Absage, Gegenstand der Verachtung’ N. warp-a-m (n): awn. varp “Auswerfen des Netzes’ C; in der Bedeutung ‘Einschlag’ (beim Weben) ae. wearp W, as. warp sD, ahd. warf. warp-ö-: awn. varpa ‘werfen’ (EJ) (M) (Wiss 20). warp-eja-: ae. (ge-)wyrpan ‘wieder zu sich kommen’ B cD. warp-ila-z (m): awn. verpill ‘Würfel’ G S. wurp-ö (f): gt. us-waurpa 'Auswurf, Verwerfung'. wurp-ó-: ae. worpian ‘werfen’ (BT); ahd. worfon ‘sich enthalten, verwerfen' Gl 1,86,35 (carere); (Wiss 61). wurp-ón (f): ahd. wint-worfa “Wurfschaufel’ O. wurp-i-z (m): ae. wyrp 'Umschwung, Aufschwung’ B Go L; afr. werp *Wurf'; ahd. wurf "Wurf" T aD. wurp-ila-z (m): ae. wyrpel “Wurfriemen’ (bei Falken) (Gr); ahd. wurfilsteina ‘Würfel’ Gl 111,162,56 (thesserae). wurp-atja-: ahd. worphozen ‘werfen’ T (Raven 268) (—). P 1153 (=); TF 398 (=, HI); F 545f. (zw); V 656f. (=); J 141-149 (=, HD); Hh 390 (Vw); K 855 (—); Gr 1,1026-1043.

WERS-A- — WERD-A-

559

ETYMOLOGIE Gm.

werp-a-,

trans.

*werfen’

gehört

mit

Rücksicht

auf das

Bedeutungsverhåltnis

‘drehen’ — ‘werfen’ (vgl. nhd. drehen — ne. throw) wohl als Erweiterung zu *wer‘drehen’ (zu dieser völlig unübersichtlichen Grundlage s. auch werp-a-) Falls eine Grundform *werg*- angesetzt wird (mit Entwicklung des Labiovelars zu gm. p wie in wulf-a-z "Wolf") kann unmittelbar verglichen werden aksl. vrego, vrésti “werfen. *WERS-Aas.:

(werr-a-) *durcheinanderbringen'

werradn, war, wurrun, giworran;

----sd

acc. *verwirren"

H

1,3,4; sD giwar; mnd.,

mnl. werren.

ahd.:

werran, war, —, giworran; ‘dat. 'durcheinanderbringen, in Aufruhr bringen, stören’: O 1; N 1,4; Reichenauer Beichte (dD) 27 war; mhd. werren, nhd. PPP verworren.

(far-): ahd. '*verwirren' N. ga-

verwirren’: as. SD; ahd. Gl 11,659,61.

werz-a-m (n): ahd. gi-wer “Aufruhr, Aufstand, Empörung’ O. werz-àn (f): ahd. werra “Ärgernis, Zwietracht’ N. wurz-ö-: as. worrian in Áufruhr versetzen, verwirren’ H.

wurs-ti-z (f) H: ahd. wurst "Wurst' Gl 111,344,32 (salcicium). Gehórt hierher auch der Komparativ und Superlativ wers- 'schlechter, schlechtest”? In diesem Fall wäre die Sippe in allen gm. Sprachen belegt.

P 1169f. (zw); TF 398f. (zw); K. 865 *wirr' (=); Gr L944f. Gm.

wers-a-,

möglichkeit.

intr., trans.

gt:

hat keine sichere Vergleichs-

Lautlich am nächsten stehend ist It. verrö 'fege, kehre, schleife, treibe’;

der Zusammenhang WERB-A-

*durcheinanderbringen'

ist aber nicht ausreichend wahrscheinlich zu machen.

‘werden’

gnefsd

— waírban, warp, waürbun, waürbans; abs., ‘werden, geboren, werden, entstehen, stattfinden, kommen’.

awn.:

verda, vard, uróo (v-), ordenn (v-); abs. "werden, entstehen, hereinbrechen’; ‘geschehen, zustoßen’ (Vh 47 aus ga-): ++; isl. verda, nn. verta.

ae.f

aschw.: varda +. weordan, (-o-), weard, wurdon (-0-), worden (-u-, -a-); abs. ‘werden, entstehen, geschehen”: B +, cD +; Bo +,A +; Ae +, JE 124; VP -, R! +; L +,

afr.:

RD 1,3,4, R? +; me. werpen, worpen. wertha, warth, wurdon (-th-), worden wurde.

(-u-);

abs.

‘werden,

zufallen’;

nwfr.

560

as.: ahd.:

(far-) fra-: ga-: uz-:

WERB-A-

werdan (-d-), ward (-d-), wurdun (-d-), worden (-d-); abs. ‘werden, geschehen’: H +, Gn 1,2,3; mnd., mnl. werden, nnl. worden. werdan, ward, wurtun, giwortan; abs. “werden, geschehen, entstehen, sich ereignen, zuteil werden’: I +, MF +; T 1,2,3(d),4); O +, BR +, aD +; N 1,2,3(d, t),4(d, t); mhd., nhd. werden. ‘verderben, umkommen’: ae. cD Bo JE VP R1; afr.; as. H; ahd. T O BR. gt. ‘verderben, umkommoen'. ae. ‘gefallen, passen, gelingen’ ++; as. ‘geschehen, sich ereignen’ H; ahd. ‘verlangen, Freude haben an’ O. ae. ‘werden’ R1 L RD R27; as. ‘verderben, zugrundegehen’ H; ahd. ‘zugrunde gehen, verloren gehen' O N.

werd-a- (adj) ‘-wärts, -wärtig’: gt. -wairbs; awn. -verór; ac. -weard; afr. -erd (-ward); as. -werd (auch -ward); ahd. -wert (auch -wart, -wurt, -ort). ward-eja-: gt. fra-wardjan ‘verderben’ (abs.); ac. wyrdan ‘verletzen, verderben’ (Gr); as. a-werdian

‘verderben’

H

Gn;

ahd.

werten ‘verderben’ N, ar- ‘verderben’

OT. wurd-i-z (f) ‘Schicksal’ W: awn. urór E; ae. wyrd

OT

B WH

Chr; as. wurd H; ahd. wurt

(fur- ‘Schaden’).

(m): awn. urór “Unglück, Tod’ E. P 1156ff. (=); TF 397f. (=, Hl); F 546f. (=); V 655 (=); J 141-149 (=, HD; Hh 390 (—); K 855 (—); Gr 1,982-1020.

ETYMOLOGIE Gm. werb-a-, intr. ‘werden’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Grundlage wert- *drehen'. Die Bedeutungsentwicklung ist naheliegend, vgl. das ai. Verb und nhd. ‘sich entwickeln’. it.:

verto

(älter

vorto),

verti

(vorti),

versum

(vorsum),

-ere

‘drehen,

wechseln,

kelt.:

ändern, tauschen’; umbr. co-vert- “umdrehen, hinwenden'. Die keltischen Beispiele sind nicht schr durchsichtig: air. ad-ferta "aversatur” (Glosse), di-fort *ausschütten, einschenken', cymr. gwerthu *verkaufen'.

lit.: — verdiu, vefsti “wenden, kehren, umwerfen, übersetzen’.

aksl.: vresto, vrateti se *sich drehen, wenden’. (gr): al.

(B)patavav - topovnv (Rührlöffel). vártate

vrttå-.

‘dreht’,

med.

‘dreht sich, rollt, verläuft”

(Wurzel-aor.,

a-aor.), PPP

=

HERLEITUNG Die Grundlage wert- ‘drehen’ gehört zu wer- ‘drehen, biegen’, das aus zahlreichen

WES-A-

561

Erweiterungen zu erschließen, aber nicht unerweitert zu belegen ist (abgesehen von einigen Wörtern für Kleintiere wie Wurm, lt. vermis usw., die hierhergestellt werden) Die konsonantischen Erweiterungen sind so zahlreich, und so schlecht abgrenzbar, daB sie hier nicht aufgezählt werden können (vgl. P 1152-1160). Für die vokalischen Erweiterungen auf -ei- vgi. (mit mehr oder weniger großer Sicherheit der Zuordnung) wreih-a- I und 2, wreib-a- und wreip-a-. Vgl. ferner wreng-a-.

WES-ABt: awn.:

1 ‘sein, bleiben’

gnefsd

wisan, was, wesun, —; abs. ‘sein, weilen, bleiben’; Kopula. vesa (vera), vas (-r), vöro, verenn (-s-); abs. ‘sein, sich aufhalten, sich ereignen, bedeuten’; Kopula: E+,C+;G+,PE+,R+,S +; isl. vera. aschw.: vara +.

ae.:

wesan, wæs, wæron, (-weran, -woran); ‘sein’: B1,2,3, cD1,2,3; Bo1,2,3, A 1,2,3; Ae 1,2,3, JE 2,3; VP 1,2,3, R1 2,3; L 1,2,3, RD 1,23, R? 1,2,3; zum PPP -weren, -woren vgl. Seebold,

L 187; me., ne. Prát.

was.

afr.:

wesa (-ei-), was, weron, wesen; abs. ‘sein’.

as.:

wesan, was, wärun, —; abs. ‘sein, da sein, geschehen’; Kopula: 1,2,3; mnd., mnl. wesen.

ahd.:

wesan, was, wärun

H

1,2,3, Gn

(-s-), -weran; abs. ‘sein, geschehen’; Kopula: I 1,2,3; MF

1,2,3; T 1,2,3; O 1,2,3; BR 1,23, aD 1,2,3; N 1,2,3; Präsens nur beim Vollverb und außerhalb des Indikativs; vgl. Gl 1V,337,9 manebit: wisit; Gl Il,

428,8 perstat: wisit; zum PPP vgl. Seebold, L 187; mhd. wesen, nhd. Prát. war, gewesen. Über die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Verbum substantivum und der Kopula vgl. beww- und es-. en-:

gt. "bevorstehen”.

(far-): ahd. 'übrig lassen, einsparen' O. fra-: gt. ‘verbrauchen, vergeuden’ (hierher oder zu wes-a- 2?). ga-: wez-2-:

‘verweilen, bleiben’: gt.; ahd. Gl 11,284,12 (restare). ae. werian

‘bleiben’ (BT); as. weron

‘dauern’

sD;

ahd.

weren

‘währen,

be-

stehen’ MFON. wes-ti-z (f): gt. wists “Wesen’; awn. vist “Wohnung, Aufenthaltsort’ C G PE; ae. wist “guter Zustand, Glück, Fülle’ B nea- ‘Nachbarschaft’ Bo VP; ahd. wist *Wesen, Ding' O N. waz-0- ‘dauern, bleiben’: ae. warian (BT); as. waron H. waz-ó (f): ae. -waru 'Einwohnerschaft" B (/and-) usw. waz-ön (m) M: ae. -ware ‘Bürger, Bewohner’ cD burh- 'Bürger' usw. (oder zu wareja- ‘wehren’?). wæs-in (f): gt. balwa-wesei *Bosheit'.

562

WES-A-

P 1170f. (=); TF 405 (=); F 567f. (=); V 657 (=); J 165f. (=); Hh 391 (=); K 856 ‘Wesen’ (=); Gr 1,1053-1063. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. wes-a-, intr. ‘sein, bleiben’ geht mit Sicherheit zurück auf die gemein-idg. Grundlage wes- ‘bleiben’. (It.) (H): Vesta ‘Göttin des häuslichen Herdes’ (Zweifel bei Ernout-Meillet, L 127, S. 729). air.: foaid ‘verbringt die Nacht’ (auch ‘bei einer Frau’, oder ‘durchwachen’), HiatVerb auf -a-, red. Prät. gr.: (aor.) åeøu (vóxkra) (die Nacht) zubringen'. al: väsati, -e “wohnt, weilt', (Wurzel-aor., red. aor.). heth.: Awis- ‘am Leben bleiben, leben’. toch. B:

wäs- *weilen, ruhen’ (sk-Präsens).

Als Wurzel kann au- angesetzt werden in gr. {abo ‘ruhe aus, übernachte' (red. Prás. i-au-), daneben als Hapax aie.

WES-ABt: ae.:

2 ‘schweigen’

g (n) (e) - (S d

wisan, —, wesun, —; abs. ‘sich freuen, schwelgen', bi- dsl.; hierher wohl auch fra- *verbrauchen, vergeuden', das üblicherweise zu wes-a- 1 gestellt wird. Zu dem hypothetischen ae. weosan B 3115 vgl. den Kommentar zur Stelle. Zu unsicher.

ahd.:

In Frage kommen folgende Glossenbelege: Gl 11,486,3 lucramur: ferwesen; Gl 1,745,64 consumptus: firwesiner, vrezaner, Gl IV,128,21 abuti, luxuriari: verwesen; auch swv. Gl 1,727 firweseti.

wez-ü-: gt. wizon ‘schwelgen’ (Wiss 91). wez-ni-z (1): gt. anda-wizns 'Sold', waila- ‘gute Nahrung’. wes-ti-z (f) "Nahrung, Lebensmittel’: awn. vist (EJ) PE; ae. wist cD Bo VP; as.

wist

H; ahd. wist O.

P 1171 (=); TF 405 (ähnlich); F 568 (=); V 669 *vist 2^ (=); J 166 (=); Hh 391 (=): Gr 1,1063. Gm. wes-a-, intr. ‘sich freuen, schwelgen' gehört wahrscheinlich zu einer nicht sehr sicher faßbaren Grundlage wes- ‘weiden, essen, schwelgen’, vielleicht ursprünglich identisch mit wes-a- 1. Vgl. F. Mezger, Melanges F. Mossé, Paris, 1959, S. 298-301. lt.:

vescor,

vesci ‘sich

nähren,

sich

erfreuen

an’ (nach

Ernout-Meillet,

S. 727f. ohne Etymologie, nach P 73 anders). (kelt.): Im Keltischen besonders schwer von wes- *bleiben' zu trennen.

L

127,

Vgl. etwa

WJET-A- — WLEIT-A-

563

air. feis, fess f(ä) (aus *wes-tä) ‘Schlafen, Übernachtung, Nahrung, (Nacht-) Essen, Fest’; ‘Eindringen des Viehs auf fremde Weide’; vgl. cymr. dirwest 'MáBigung, Fasten’ (nach P zu wes- *bleiben"). våstram (n) “Weide, Gras, Futter’.

(av.): heth.: wesija- *weiden, abweiden, leiten’. Vpl. als Variante (*g*es-) gr. Bócko *weide', med. *nàhre mich’.

ahd.:

Ein

Verbum

een

00

WÆT-A- (7) 'blasen *wåzan

‘blasen’

kann

rekonstruiert

werden

aus

Gl

d

1,684,18

exsufflavi: verwiez (zu Aggaeus 1,9 ‘ich zerstäubte es’); Gl 1,688,6 exsufflavistis: ferwiezot (zu Malachias 1,13 ‘hat sie in den Wind geschlagen’), sowie aus dem mhd. wåzen 'duften' (nur Präsens belegt). Es würde sich in diesem Fall um eine Erweiterung von w2-a- *wehen' handeln. Nach G. V. Smithers, EGS 4 (1951/52), 75-84 gehört es jedoch zu hwæt-a- ‘stoßen’ ahd. fer-wäzan ‘verstoßen’ usw. Mhd. wåzen *duften' wäre zu erklären wie stenkw-a- (s.d.); die Parallelglossierung ferplies müßte eine Lehnübersetzung, oder eine Übersetzung ohne Berücksichtigung des Kontextes sein. Auch seltenes mhd. waz Sturm” könnte ohne weiteres als “Windstoß’ verstanden werden. Zwingend ist die Frage nicht zu entscheiden, doch dürfte der Anschluß an hwät-a- vorzuziehen sein.

WLEIT-A- ‘blicken’ awn.:

(g) n e (f) (S) -

lita, leit, lito, litenn; abs., acc. ‘sehen, spähen’;

(Vh 14 aus and-): E +, C 1,2;

“ansehen,

auf etwas

sehen’

G I, PE 1,2,4; R +, S 1,2,4; fyr- ‘verachten’

R; isl. lita. aec..

wiitan, wlät,

wliton, —;

cD (E. Penttilä: OE.

abs. ‘sehen,

blicken’:

B

1,2,3, cD

1,2; bi- ‘blicken’

Verbs of Vision, Helsinki 1956, S. 154-161).

wlait-a-z (m): awn. skir-leitr ‘von heller Gesichtsfarbe' E. wlait-o- 'umherblicken': gt. wlaiton; awn. leita E PE R S; ae. wlätian (ausschauen nach) B Aelf 145,12; (Wiss 11).

wlit-a-m (n): awn. å-lit 'Ausschen' E PE, and- ‘Antlitz? wlit-ón (m):

ae. and-wlita

“Antlitz?

++;

E G PE S; ae. wiit ‘Gestalt’ L.

afr. wlite "Äußeres.

wlit-ü-: awn. fitast *umherblicken' R PE (Wiss 63). wlit-i-z (m): gt. wlits ‘Angesicht, Gestalt’; awn. Jitr ‘Aussehen, Farbe’ (u-Stamm) E C PE S; ae. wlite “Angesicht, Aussehen’ B cD Bo VP RD. Die Zugehörigkeit von gt. anda-wleizn (n) ‘Angesicht’ ist formal nicht durchschaubar.

564

WÖP-JA-

P 1136f. (=, HI); TF 420 (=, HI); F 571f. *wlaiton (zw); V 358 (=); J 158 (=, HI); Hh 403 (Vw); K 26 ‘Antlitz’ (=, HI). ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. wleit-a-, intr., trans. ‘blicken’ hat keine unmittelbare Vergleichsmöglichkeit. Es ist wohl eine Erweiterung der Grundlage wel- ‘sehen’ in (lt.): voltus, -üs (m) “Gesicht, Gesichtsausdruck’. cymr.: gweled ‘sehen’. (gm.): wohl hierher Veleda als Seherinnenname, vielleicht auch die Sippe von gt. wulbus ‘Herrlichkeit’.

WÖP-JA-

‘weinen’

(g) (n)efsd wöp-a-

ae.:

Wepan, weop, weopon, -wópen; abs. ‘weinen’: cD JE 1,2,3; VP

1,3, R!

1,2; Bo

1,2,3; L 1,2,3 (auch swv); RD

1, R?

-

-

---d

1,2, Å +; Ae +, 1,2,3; me. wepen

(stswv), ne. weep (swv). afr.:

wépa, —, —, wepen; abs. 'schreien, beschreien'.

as.: ahd.:

wöpiar, weop, weopun, —; wuofen (-an), wiof, wiofun, Präsensendungen sind wohl Nach Wissmann, L 184, S. 46f. gebildet.

abs. *wehklagen, jammern’, acc. 'beklagen'. —; abs. ‘weinen’: T 1,2,3; O 1,2; die starken sekundär; mhd. wuofen. ) ist das starke Präteritum sekundär nach hröp-a-

bi-

‘beklagen’: ae. A Ae; afr.; as. H.

ga-:

ac. ‘weinen’ Ae L R2.

wöp-a-z (m): ae. wop ‘Klage, Geschrei’ cD Bo Go VP R1 L RD; as. wöp “Wehklage’ H; ahd. wuof “Weinen’ T BR. wóp-a-m (n): awn. óp *Geschrei' (EJ) (M). wöp-ja-: gt. wopjan ‘rufen’; awn. épa 'schreien, heulen’ EG S; ahd. wuofen ‘weinen, trauern’ MF aD N. wöf-ta-z (m): ahd. wuoft *Weinen' MF T BR aD N. P 1109 (=); TF 414 (=); F 572 (=); V 684 ‘epa’ (=); J 104 (=); Hh 404 (=); Gr 1,780-783. ETYMOLOGIE Gm. wöp-ja-, intr. ‘weinen’, trans. ‘beweinen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Formal entspricht aksl. vabiti ‘unterdrücken’ (in den späteren sl. Sprachen

WREIB-A- — WREIH-A-

565

ist die Bedeutung ‘locken, rufen"). Vielleicht ist auch lett. väbit in den Bedeutungen ‘vor Gericht fordern, treiben, jagen’ ein Erbwort und hier anzuschließen. In der Bedeutung ‘locken’ ist es sicher aus dem Slavischen entlehnt. WREIB-A-

afr.: as.: ahd.:

‘reiben’

---

Nicht belegt, erst nwfr. wriuwe ‘reiben’. Nicht belegt, erst mnl. wriven, nnl. wrijven. riban, reib, —, giriban; ‘reiben’: Basler Rezepte (dD) Reiben’;

Gl

1L245,22

reib: fricavit;

Gl

11,225,25

5 d

1,9 zi ribanne ‘zum

atteritur:

karipan;

AJPh

55 (1934), S. 229 frigavit: reip, frigaretur: kiripan; mhd. riben, nhd. reiben.

P 1158ff. (mE); K 591 (mE); Gr 11,355. Gm. wreib-a- 'reiben' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Es wird in der Regel als Erweiterung zu wer- ‘drehen, verdrehen' gestellt, was grundsätzlich móglich, aber nicht ausreichend zu stützen ist. Auffallend ist die ähnliche Struktur bei den bedeutungsgleichen It. tri-v; (Perf.), gr. tpißo. WREID-A-

‘wachsen’

WREIH-A-

1 ‘hüllen’

ae.:

s. WREIP-A-

2

--e--d

| wréon, wräh (-éa-), wrigon (-u-), wrigen (-o-); acc. 'hüllen, bedecken, verber-

gen’; mit Übergang in die II. Reihe, vgl. teih-a-: cD +; Bo 1,4, VP +,R

ahd.:

11,3,4; L 1,3,4, RD

-rihan, —, -rigun, -rigan;

Al; Ae +;

1, R? 1,3,4; me. wrien.

: -1,3,4; zum Ansatz eines Präsens *wrih-ja- vgl.

Schatz, L 122, $ 433 (unwahrscheinlich).

(an-)

‘enthüllen’: ae. cD Bo Àe VP R!; ahd. T BR aD.

bi-: uz-:

ae. ‘verhüllen’ cD Bo VP R! R2. ae. ‘verhüllen’ Ae L.

wrig-isla-: ae. wrigels (m, n) ‘Hülle’ VP. P 1158ff. (a, HI); TF 417 (a); Hh 408 (a); Gr IL429f. ETYMOLOGIE

UND

HERLEITUNG

Gm. wreih-a- 1 *hüllen' hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. In der Regel wird es als Erweiterung von *wer- ‘drehen’ aufgefaßt; es gehört aber sicher zu wer- 'verhüllen, verschließen’ (P 1160) mit dem typischen Wechsel ‘öffnen — schließen’ je

566

WREIH-A- — WREIT-A-

nach Vorsilbe. Ursprungsgleichheit der beiden Grundlagen wer- ist dabei selbstverständlich nicht ausgeschlossen. wer- 'hüllen' ist belegt in: ]t: aperio ‘öffne’, operio ‘schließe’ (aus *wer-jö-); Zweifel an der Zugehörigkeit bei Ernout-Meillet, L 127, S, 38. ht.:

aksl.: al:

— verik,

vériau "auftun,

Öffnen,

aufreihen'

(nach

Fraenkel,

L

146,

rückgebildet aus at-). za-verg, za-vréti *verschlieDen'. vrnoti 'verhüllt, schließt’, api- *verhüllt', apa- ‘schließt auf’, (Wurzel-aor., red. aor.), PPP vrtå-.

WREIH-Aahd.:

verti, Pråt.

2 ‘winden’

- (n) (e) (D - d

Zunächst nur PPP gerigan 'geflochten, gewunden' (auch Gl H,387,15 usw.). Als finite Form kommt in Frage Gi 1,287,34 praecinebat: forasanc, reh (zu Exod. 15,21). Die Glossierung ist unklar; am náchstliegenden scheint mir zu sein, daß der zweite Glossator praecinebat als praecingebat verstanden und übersetzt hat; das Wort wäre dann am ehesten hier anzuschließen. Ferner mhd. rihen in einigen Bedeutungen (vgl. reih-a-).

wreih-on: ahd. rio GI 111,74,38 locus corrigiae (Stelle der Schuhriemen). wrig-0-: ae. wrigian ‘sich wenden, drehen’ (BT); afr. wrigia ‘sich beugen’; ahd. gerigot 'gewunden, verbrämt’ N; (Wiss 91f.).

wrig-ja-m (n): ahd. ge-rige “Blumengewinde’ N. wrib-sti-z (f) ‘Gelenk’ W: awn. rist C G; ae. wrist (BT); atr. hond-wrist 'Handgelenk'. P 857 ff, (a, HD; TF 417f. (a) und 572; K 592 ‘Reihe’ (a); Gr 11,429. Gm. wreih-a- 2 ‘winden’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Weitergehende Etymologisierungs- und Herleitungsversuche sind unangebracht, da die Bildungen schon im Gm. nicht sicher zu beurteilen sind. Wahrscheinlich zu wer- ‘drehen, verdrehen’; möglicherweise ursprungsgleich mit wreih-a- 1.

WREIT-A-

‘ritzen’ writt»

awn.: ae.:

(pgnefs d = - - --(d)

ríta, reit, rito, ritenn; acc. ‘ritzen, schreiben’: (EJ) 4; R 1,2,4; (Fr) 3; isl. ríta. writan, wrät, writon, writen; acc. 'einritzen, eingraben, schreiben’: B 2,4, cD +; Bo2,3,4, A +; Ae +, JE 2,4; VP 1,4, R1 4; L +, RD -1,4, R2? 1,2,4; me. wrifen, ne. write.

afr.:

Nur PPP -writen ‘-geschrieben’.

as.:

writan,

wret,

—,

writan;

acc.

'zerreiBen,

schreiben’:

H

1,2,4; mnd.

writen.

WREIP-A-

ahd.:

567

rizan, reiz, —, girizzan; acc. ‘reißen, schreiben’ ('schreiben' mit dem Finger in den Sand u.à): O 2; N -1,4; mhd. rizen, nhd. reißen.

(far-): ae. ‘zerreißen, schwer verwunden' B. ga-: uz-:

ae. ‘schreiben’ Ae; as. ‘schreiben’ H; ahd. ae. ‘beschreiben’ cD Bo JE Ae VP R! L RD

'einritzen, R?.

zeichnen’

N.

wrait-ö (f): ahd. reiza ‘Linie’ G1 L436,9 (linea). wrait-u-z (m): awn. reitr *Furche' (EJ) (M); ahd. reiz ‘Linie, Strich’ N. wrait-eja- ‘reizen’ (vom Ritzen mit dem Sporn): awn. reita (M); ahd. reizen N, (Raven 150). writ-o-: awn. rita ‘schreiben’ E G PE (Wiss 58). writ-i-z (m) ‘Strich, Zeichen’: gt. writs; ahd. Gl 1,395,1 caracteribus: rizzin. writ-a-m (n): awn. rit ‘Schreiben, Schrift’ G R; ae. writ “Urkunde,

Brief’ cD L RD

R2, ge- Bo JE VP. Mit Intensiv-

writt-o-:

Gemination :

ahd.

rizzon,

rezzon

'ritzen,

schreiben’

N

(Wiss

190).

P 1163f. (mE); TF 418 (mE); F 574 ‘writs’ (zw); V 448 (mE); J 154f. (mE); Hh 409 (mE); K 594 (mE); Gr 11,557ff. Zur Bedeutung 'schreiben': Eduard Schróder, ZdA 61 (1924), 57f. Gm. wreit-a-, trans. ‘ritzen’ (auch ‘schreiben’) hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Die in Betracht gezogenen Wörter stehen in der Bedeutung zu weit ab, um eine brauchbare Etymologie zu ermóglichen. In Betracht zu ziehen ist auch eine mögliche Wurzelmischung mindestens im Deutschen.

WREIP-A-

awn.:

ae.: ahd.:

1 ‘winden’

rida, reid, rido, ridenn; abs. 'winden, knüpfen’; ‘sich drehen’ (wird meist unter reid-a- ‘reiten’ aufgeführt); ‘reiben, bestreichen’ (Vh 20 aus bi-): E 1,4; G1, PE2, R 1,2, $ 1,4, (CV) 3. aschw.: vrida + ; schw. vrida, dàn. vride, Bm. vri(de). wridan, wråd, wridon, wriden; acc. 'winden, flechten, fesseln’: B 1,3,4; A 1,4, Ae 1,2; VP I; me. wripen, ne. writhe (swv). -ridan, -reid, -ridun, -ridan; Gl 1,621,43 contorquere: kiridan; Gl 11,3,42 teretis: kiridinin; Gl 11,621,41 extorsit: uzerreid; AJPh 55 (1934), S. 229 retor-

queat: kiride; mhd. riden. ga-: uz-:

-ne--d

ae. 'anbinden" (Gr) Ae; ahd. ‘drehen, verdrehen’ Gl s. o. ae. ‘drehen, binden’ Ae VP; ahd. ‘drehen’ Gl s.o.

568

WREIP-A- — WREK-A-

wraip-eja-: ahd. reiden 'ringeln' Gl 1,265,26 (crispare), (Raven 149). wraid-i-z (f): ae. wrzd ‘Binde, Bündel’ (Gr). wrai-d-i- (adj): ac. un-sam-wræde ‘entgegengesetzt’ (BT). wrib-on (m): ae. beah-wrióa *Ringband, Ring’ B; ahd. rido ‘Spannung’ Gl 11,223,17 (tensio). wrip-a-m (n): awn. rió "Wendeltreppe' (CV). wrip-ilön (f): ahd. ridila 'Haarband' G1 L,596,8 (auch ridil) (discriminalia). P 1158-1160 (=, HI); TF 418 (=, Hl); V 444 (=, HD); J 141-149 (—, HD); Hh 409 (=); Gr 11,472f. ETYMOLOGIE Gm.

wreip-a- I *winden' hat eine unsichere Vergleichsmóglichkeit in:

lit.:

— rieció,

riésti 'aufbiegen,

zusammenrollen,

krümmen'

usw.

Wohl einer Erweiterung der Wurzel *wer- ‘drehen, verdrehen' s. werp-a-. WREIP-A-

2 ‘wachsen’ wreid-a-

ae: ahd.:

Nur Präsens wridan, wridan ‘wachsen, vermehren’ Nur PPP Gi IIL1,10 ortus: garidan.

cD, LWS

--6--d --e---

1,402 usw.

wreid-a-z (m): ae. wrid 'SchóBling, Rute’ OET (BT). wrid-a-m (n): ae. gewrid “Dickicht’ W. wrid-0-: ae. wridian (auch -ó-) ‘sich vermehren’ cD Bl. Gm. wreib-a- 2 ‘wachsen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Sind die Bedeutungen von lit. ri&sti 'aufbiegen' usw., '(üppig) wachsen’ so zu beurteilen, daß hier zwei ursprungsverschiedene Sippen zusammengefallen sind? Oder zeigen sie, daB die Bedeutung ‘wachsen’ aus der Bedeutung 'winden” hervorgegangen sein kann (in diesem Fall würden wreip-a- I und 2 zusammengehören)? Vgl. auch ai. värdhate ‘wächst’, das wurzelverwandt sein kann. Hh 408 (oE). WREK-A-

‘verfolgen’

gnefsd

gt.:

wrikan, wrak, wrekun, wrikans; acc. ‘verfolgen’.

awn.:

reka, rak, röko, rekenn; acc. ‘treiben, hånseln, ausführen, rächen’; ‘vertreiben’ (Vh 33 aus fra) E +, € +; G 12,4, PE 1,2,4; R +, S 1,2,4; isl, nn. reka.

aschw.: vreka + (auch vraka nach der VI. Reihe). ae.:

wrecan, Wræc, wrZcon,

wrecen; acc. “drängen, vertreiben, vortragen, rächen’:

B —, cD +; Bo 1,4, A +; Ae 1,2,4; VP 1; L 1, R? 1; me. wreken, ne.wreak (swv).

WREK-A-

569

afr.: as.:

wreka ‘verfolgen, rächen’ (nur Präsens); nwfr. wreke. wrekan, —, wräkon, —; acc. *'vergelten, bestrafen’: H 1,3, Gn 1; mnd., mnl., nnl. wreken.

ahd.:

rehhan, rah, rahhun, girohhan; acc. ‘verfolgen, strafen, rächen’: T -1; O N +; mhd. rechen, nhd. rächen (swv).

+;

(far-): ae. 'forttreiben' B (Gr).

ira-: ga-: uz-:

gt. 'verfolgen'. gt. "bestrafen, Rache nehmen an’; ae. ‘rächen’ B cD Chr; ahd. ‘rächen’ T ON. ahd. ‘rächen, sich Geltung verschaffen’ N; ae. ‘vortragen, sprechen’ B, ‘rächen’ Chr.

wrek-a-m (n): awn. rek “Treibholz’ (Fr), ar- 'Heldenkraft E (M). wrek-ön (m): awn. reki “Angetriebenes, Treibgut, Rache’ (M), /and- ‘Fürst’ E. wrek-i-z (m): ahd. ge-rih ‘Rache, Strafe’ N. wrek-stra-z (m): awn. rekstr ‘das Treiben’ (Fr). wreh-ti-z (f): ahd. ge-riht "Vergeltung' T. wrak-a-z (m): gt. wraks ‘Verfolger’; ae. wrzc ‘Exil’ (n) cD Bo; as. wrak-sió "Weg in die Verbannung, Verfoigung' H. wrak-ö (f) ‘Verfolgung’: gt. wraka; ae. wracu (Rache) ++. wrak-ö-: ac. wracian ‘mit Heftigkeit betreiben’ (—) (Wiss 22). wrak-eja-: gt. wrakjan ‘verfolgen’; ae. wrecca *wecken' (Gr). wrak-jo (f): gt. wrakja ‘Verfolgung’; afr. wretse ‘Verfolgung’; ahd. reche-gerna “rachegierig’ N. wrak-jon (m): ae. wrecca “Verbannter,

Recke, Held’ B cD Bo VP; as. wrecca "Held

aus fremdem Land’ H; ahd. reccho *Fremdling’ N. wrak-stra-z: awn. rakstr “Treibholz’ (Fr). wrä&k-ö (f): awn. klauf-råk 'Viehtreiben' (Fr); ae. wr&c “Verfolgung, Bedrängnis, Verbannung’ B cD Chr; afr. wreke 'Rache'; as. wråka *Rache' H; ahd. rähha ‘Rache’ MF N. wr&k-in (f): gt. wrekei ‘Verfolgung’. wræk-i- (adj): awn. rækr *verwerflich, vertrieben’ (EJ) (M); ae. wrzc “ärmlich’ Chr. P 1181 (=); TF 415f. (ähnlich); F 574 (=); V 440 (=); J 172f. (=), Hh 407 (=); K 576f. (=); Gr 1,1131-1136 (=). ETYMOLOGIE Gm. wrek-a-, trans. ‘verfolgen’ hat keine sichere Vergleichsmöglichkeit. Am nächsten steht: lt.: urgeö, ursi ‘pressen, drängen, treiben, niederdrücken’, urgeri + gen. 'bedrängt, verfolgt werden’.

570

WRENG-A-

Aus dem Baltisch-Slavischen können zwei Sippen angeschlossen werden mit verschiedenen Tektalen: lit. ve?Zti 'schnüren, einengen, pressen’ und lit. va?gti ‘Not

leiden, sich plagen, abmühen'. Ferner ai.: vrajati “geht, wandert, wird’, pra- ‘zieht als Bettler herum’, caus. 'ver-

bannt’.

WRENG-A-

ae.:

'wringen'

wringan, wrang, wrungon, 1,2; (BTS)

afr.: as.: ahd.:

uz-:

(g) (n) e *"f s d

3; LWS

wrungen; abs., acc. *winden, wringen':

1,174,12 gewrungen;

me.

wringen,

ne.

Bo

1; Ae

wring.

Nicht belegt, erst nwfr. wringe. Nur PPP ut-gi-wrungana: egestum sD (‘ausgestoßen’ vom Blut); mnd. wringen, mnl. wringhen, nnl. wringen. ringan, rang, rungun, —; 'sich mühen, kämpfen, ringen”; (kein eigenes Verbum etwa auf der Grundlage *hreng-a-, vgl. Schmidt, a.u.a.O.); mhd. ringen, nhd. ringen. ahd. ‘erringen’ N.

wreng-ön (f): ahd. ringa 'Kampf, Anstrengung’ N. wrang-a-m (n): ahd. rang-leih *Ringkampf' N. wrang-eja-: awn. rengja "verdrehen, verfälschen’ E. wrung-ö (f): gt. wruggo ‘Schlinge’. P 1154f. (=, Hl); TF 416f. (=, HD; F 575 ‘wruggo’ (zw); V 433 'rangr' (=, Hl; J 141-149 (=, Hl); Hh 408 (Vw); K 871 ‘wringen’; Gr 11,527-530. Lothar Schmidt, wringen — dweran — torquere, Diss. Münster, 1961, S. 3-32. W. Pfeifer, Beitr 79 S(O) (1957), 94-110. ETYMOLOGIE Gm. wreng-a-, trans., intr. ‘wringen’ hat keine sichere Vergleichsmóglichkeit. Auf gleicher Stufe kann stehen (als *wrengh-): lit.: refigtis in der Bedeutung ‘sich bücken, beugen, krümmen', rangyti “winden, biegen, krümmen'. Auch andere AnschluBmóglichkeiten (vgl. Fraenkel, L 146, S. 719£.). Es handelt sich ziemlich sicher um eine Nasalierung zu einer Sippe wergh-, die schlecht abzugrenzen ist (verschiedene Tektale!): gm.: wurg-ja- in ahd. er-wurgen 'erwürgen' N; ae. wyrgan 'erwürgen' (BT). lnt.:

— veråin, vefZti ‘schnüren, einengen, pressen’.

aksl.: po-vraze, -vrésti *binden'. Als Grundlage ist wohl wer- ‘drehen, verdrehen’ anzusetzen.

Vgl. werb-a-.

WRESKW-A- — WRÖT-A-

WRESKW-A-

gt: awn.;

571

gn----

‘wachsen’

Nur Part. Präs. gawrisqand ‘Frucht bringend’. Nur PPP roskenn ‘gewachsen’ CR S. Kaum hierher agutn. brisca ‘vermehren’ (vgl. Noreen, L 28, $ 324, Anm. 2).

wraskw-o-: awn. roskvast “wachsen, reifen’ C.

wraskw-a- (adj) W: awn. roskr ‘stark, tapfer’ C. wruskw-nö-: awn. rosknast 'heranwachsen' (M). P 1167 (zw); F 213 *ga-' ; V 451. Gm. wreskw-a- ‘wachsen’ hat keine genaue Vergleichsmöglichkeit. Wurzelverwandt mit wreip-a- 2?

WRÖT-A- (?) *wühlen'

-(n)e(f)-d

ae.:

wrötan ‘wühlen’ (nur Präsens) (Gr) Ac. me. wroten mit st PPP und swv Pråt., ne. wroot. ahd.: Gl 11,626,70 ruozzit: movit (agros). Schwache Verben sind sicher awn. róta 'wålzen, reißen, zerstören’ (EJ) (CV) vgl. Wiss 35 und afr. wrota *wühlen'. Keine

sichere

K 616 ‘Rüssel’.

Vergleichsmóglichkeit.

Vgl.

P

1163f.;

TF

419;

V 452;

Hh

409;

JANUA STUDIA

MEMORIAE

LINGUARUM NICOLAI

VAN

WIJK

DEDICATA

Edited by C. H. van Schooneveld

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PRACTICA

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MOUTON

1968.

181 pp.

- PUBLISHERS

Gld. 45.—

: THE

HAGUE