Österreichs Kreuzzüge: Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230 [1 ed.] 9783205213789, 9783205213765

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Österreichs Kreuzzüge: Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230 [1 ed.]
 9783205213789, 9783205213765

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R O B E R T-TA R E K F I S C H E R

ÖSTERREICHS KREUZZÜGE

DIE BABENBERGER UND DER GLAUBENSKRIEG 1096–1230

Robert-Tarek Fischer

Österreichs Kreuzzüge Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096 – 1230

Böhlau Verlag wien köln

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; ­detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung  : © FXQuadro/Shutterstock.com © 2021 Böhlau Verlag, Zeltgasse 1, A-1080 Wien, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande  ; Brill USA Inc., Boston MA, USA  ; Brill Asia Pte Ltd, Singapore  ; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland  ; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, Verlag Antike und V&R unipress. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Korrektorat  : Rainer Landvogt, Hanau Einbandgestaltung  : Michael Haderer, Wien Satz  : Michael Rauscher, Wien Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-21378-9

Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Stammbaum der Kreuzritter des Hauses Babenberg . . . . . . . . . . . .

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Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101 . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Marsch der ersten Kreuzarmeen durch Österreich 15 | Idas Entschluss 21 | Byzanz 25 | Ein ungewöhnlicher Lehnseid 27 | Verschollen in Anatolien 30

15

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei ungleiche Brüder 35 | Von Regensburg nach Kleinasien 42 | Die Odyssee Ottos von Freising 44 | Im Königreich Jerusalem 49 | Damaskus 54 | Eine Hochzeit in Byzanz 59

35

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192) .. . . . . . . . . . . . . Eine Pilgerfahrt nach Jerusalem 65 | Der Fall Jerusalems  68 | Barbarossas Tod und Leopolds Aufbruch 71 | Vor den Mauern von Akko 76 | Ein schaler Triumph 83 | Erpressungsaffäre Löwenherz 87 | Im Bannstrahl der Kirche 91

65

Friedrich I. und der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI. (1197/98) . . . . . . . . Unter dem Druck der Kirche 95 | Aufmarsch 98 | Der Feldzug nach Beirut 103 | Toron 108 | Die Gründung des Deutschen Ritterordens 111 | Tod eines Kreuzritters  113

95

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug (1217 – 1221) . . . . . . . . . . . . . 119 Byzantinische Hochzeit im Schatten des Vierten Kreuzzuges  119 | Realpolitiker und Glaubenskrieger 122 | Calatrava 125 | Von Lilienfeld nach Akko 129 | Berg Tabor 132 | Ein Arbeitswinter in Palästina 138 | Der Kettenturm von Damiette 140 | Winterkrieg im Nildelta 147 | Eine Expansionshilfe für den Deutschen Ritterorden 152 | Der Machtzenit eines Kreuzritters 155

Inhalt 

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern . . . . . . . . 161 Die menschliche Ebene 161 | Das Palästinalied des »Österreichers« Walther von der Vogelweide 165 | Wien, die Kreuzzüge und der Handel 167 | Wiener Neustadt 171 | Eine Mordtat im Schatten der Kreuzzüge 172 | Heinrich der Ältere von Mödling 174 | Friedrich II. von Perg  175 | Erbschaften und Besitzverschiebungen 178 | Österreich und Byzanz 179 Zeitenwende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

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Inhalt

Einleitung

E

s war eine der folgenreichsten Reden der Weltgeschichte. Als Papst Urban II. am 27. November 1095 bei einer Ansprache in Clermont die westliche Christenheit zum Kampf gegen die muslimische Welt im östlichen Mittelmeerraum aufrief, trat er eine Massenbewegung los, deren Dimension seine Erwartungshaltung bei Weitem überstieg. Und es blieb auch nicht bei der einen von ihm propagierten Offensive. Sein Appell leitete eine Ära von Glaubenskriegen ein, die Jahrhunderte dauern sollte. Der Ansprache Urbans II. folgte zunächst der Erste Kreuzzug, der am 15. Juli 1099 nach dreijährigem Vormarsch zur Eroberung Jerusalems führte. Danach brachen bis weit ins 13.  Jahrhundert hinein immer wieder riesige christliche Heerscharen aus den verschiedensten Regionen Europas auf und legten Tausende Kilometer zurück, um im Orient Krieg im Zeichen des Kreuzes zu führen. Mehrere dieser Feldzüge scheiterten katastrophal, Zigtausende Gottesstreiter kamen schon auf dem Weg ins Heilige Land ums Leben. Dennoch taten diese Fehlschläge der Dynamik des christlichen Glaubenskrieges lange Zeit keinen Abbruch. Im Gegenteil, um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert erhöhte sie sich noch  : Innerhalb von drei Jahrzehnten wurde der Orient von nicht weniger als vier großen Kreuzzügen erschüttert. Die Zahl der Toten, die der Krieg des christlichen Abendlandes gegen den Islam forderte, lässt sich nicht einmal ansatzweise ermessen. Die Babenberger spielten in dieser stürmischen Ära eine sehr aktive Rolle. Über einen Zeitraum von knapp 120 Jahren waren sie, von einer Ausnahme abgesehen, in allen großen europäischen Kreuzzügen aktiv. Spitzenrepräsentanten der österreichischen Markgrafen- und Herzogsdynastie nahmen an der Belagerung von Akko teil, wirkten bei der Rückeroberung von Beirut und Sidon mit, kämpften bei Angriffen auf Damaskus und das Nildelta an vorderster Front, schlugen Schlachten in Kleinasien und attackierten bei winterlichen Bedingungen Burgen in den Bergen Galiläas. Ein Herzog nahm die lange Fahrt nach Palästina gleich zwei Mal auf sich. Ein anderer Herzog trat sowohl in Palästina und Ägypten als auch in Südfrankreich und auf der Iberischen Halbinsel als Kreuzritter in Erscheinung. Zwei andere Mitglieder der österreichischen »Familie von Kreuzfahrern«1 kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. Es zählte zu den speziellen Eigenheiten der Babenberger, dass ihre Feldzüge in den Orient kaum jemals unspektakulär verliefen. Fast immer traten bei ihnen Einleitung 

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Ereignisse ein, die selbst im internationalen Vergleich auffielen. Ihren Einstieg in die Kreuzzugsbewegung vollzog eine Frau, deren spurloses Verschwinden in Kleinasien für das Entstehen eigenwilliger Mythen sorgte. Ein Babenberger feierte während des Zweiten Kreuzzuges eine außergewöhnliche Hochzeit in Byzanz. Dessen Sohn trat im Kontext des Dritten Kreuzzuges die größte Erpressungsaffäre des Hochmittelalters los. Der letzte babenbergische Gottesstreiter wurde zum wohl aktivsten europäischen Kreuzritterfürsten des frühen 13. Jahrhunderts und trat als eine Zentralgestalt des Fünften Kreuzzuges in Erscheinung. Wenige hochadelige Familien Mitteleuropas übertrafen die Babenberger, wenn es um die Teilnahme an den christlichen Glaubenskriegen des 12. und 13. Jahrhunderts ging. Heutzutage ist es nicht mehr leicht nachvollziehbar, was die österreichischen Fürsten nebst Hunderttausenden ihrer Zeitgenossen eigentlich dazu trieb, einen Kreuzzug zu unternehmen. Eine Militärfahrt in den Orient führte ans östliche Ende der damals in Europa bekannten Welt. Auf dem Landweg waren, um beispielsweise von Wien nach Jerusalem zu gelangen, weit über 3000 Kilometer zurückzulegen. Um sich die dabei anfallenden Lebenserhaltungs- und Materialkosten überhaupt leisten zu können, mussten diverse Kreuzfahrer buchstäblich Haus und Hof verkaufen. Danach warteten viele Unwägbarkeiten und ungeheure Strapazen. In Palästina und schon auf dem Weg dorthin riskierten die Glaubenskrieger, ihr Leben in Kampfhandlungen zu verlieren oder sich mit Krankheiten zu infizieren, denen die damaligen Ärzte der westlichen Christenheit nahezu hilflos gegenüberstanden. Viele Kreuzfahrer sahen ihre Heimat nicht wieder. Doch das hielt zahllose Menschen über Generationen hinweg nicht davon ab, in ihre Fußstapfen zu treten. Die Organisation eines Kreuzzuges stellte vor allem wegen der extremen Marsch­distanz eine komplexe logistische Herausforderung dar. Neben einer kämpfenden Truppe brauchte es bei den Militärexpeditionen in den Orient enormen Materialaufwand, lange Wagenkolonnen und eine besonders große Menge an unterstützendem Personal  : Fuhrmänner, Köche, zahllose Pferdeknechte – die Ritter waren oft mit zwei oder mehr Pferden unterwegs –, Menschen mit medizinischen Kenntnissen, Handwerker für die Reparatur von Waffen und Ausrüstungsgegenständen jeglicher Art sowie Konstrukteure für den Bau von Belagerungsmaschinen und sonstigen Gerätschaften, die vor Ort benötigt wurden. Da man entlang der Marschroute nicht überall Verpflegung in ausreichendem Maße kaufen konnte, mussten außerdem große Mengen an Marschproviant mitgenommen und Herden von Schlachtvieh mitgetrieben werden. Bestritt man einen Teil der Strecke auch zur See, war der Organisator mit mannigfaltigen Zusatzheraus8 | 

Einleitung

forderungen konfrontiert, die bei einem Truppentransport über das Mittelmeer anfielen, der selbst unter günstigsten Wetterbedingungen mehrere Wochen dauerte. Aus heutiger Sicht mag es verführerisch sein, die christlichen Glaubenskrieger des Hochmittelalters als blindwütige Fanatiker abzutun. Will man ihr Handeln jedoch ernsthaft ergründen, sollte man sich nicht an den Wertemaßstäben der Gegenwart orientieren, sondern die Kreuzritter in ihrer Zeit und ihren Zeitumständen betrachten. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Menschen des 12. und 13.  Jahrhunderts einer völlig anderen Daseinsrealität unterworfen waren, als wir sie heute vorfinden. Dazu gehörten äußerst harte und entbehrungsreiche Lebensumstände, ethische Prinzipien, die sich von den derzeit in Europa vorherrschenden Grundsätzen gravierend unterschieden, starre hierarchische Gesellschaftsstrukturen und vor allem eine gänzlich andere Einstellung zum Glauben  : Die Aussicht, Gott mit einem Kreuzzug wohlgefällig zu sein und vollständige Buße für begangene Sünden zu tun, war für viele Menschen des Hochmittelalters ein überwältigend machtvolles Motiv, sich auf die gefahrvolle Fahrt in den Orient einzulassen. Dass das dabei stattfindende Blutvergießen eigentlich im Widerspruch zum fünften Gebot stand, wurde von Papst Urban II. und seinen Nachfolgern mit der Botschaft wegargumentiert, dass ein Waffengang für das Heilige Land ein gerechtfertigter Kampf sei, der eben auch das Töten erlaube. Bezeichnenderweise versah man einen Feldzug im Zeichen des Glaubens damals weithin mit dem harmlos klingenden Begriff »Pilgerfahrt« (peregrinatio).2 So sehr das Religionsverständnis oftmals den Ausschlag bei der Entscheidung für einen Kreuzzug gab – nicht selten spielten dabei auch weltliche Motive eine wesentliche Rolle. Menschen der unteren Bevölkerungsschichten etwa hofften im Orient bessere Lebensbedingungen vorzufinden als im Abendland. Nicht erbberechtigte Adelssöhne zielten auf den Gewinn territorialer Besitztümer ab. Bei regierenden Fürsten wie den Babenbergern gab es oft auch politische Gründe für die Kreuznahme. Folgte beispielsweise ein Monarch des Heiligen Römischen Reiches einem päpstlichen Kreuzzugsaufruf, brachte dies die Reichsfürsten u ­ nter Zugzwang, seinem Beispiel zu folgen. Diese Sogwirkung war bei zumindest einem österreichischen Herzog, der mit innenpolitischen Problemen kämpfte, ein nicht unwesentlicher Faktor für die Entscheidung zum Kreuzzug. Ein anderer Spitzenrepräsentant des Hauses Babenberg zog als Kriegspilger in den ­Orient, weil das Papsttum ihn zwang, Buße für ein Vergehen seines verstorbenen ­Vaters zu tun und er einem drohenden Kirchenbann entgehen wollte. Bei beiden Herzögen bedeutete der von außen auf sie einwirkende Druck allerdings nicht zwingend, dass sie dem Glaubenskrieg negativ oder auch nur skeptisch gegenüberEinleitung 

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standen. Dass auch sie ungeachtet ihrer politischen Probleme mit starker innerer Überzeugung, ja Begeisterung in den Orient zogen, lässt sich keineswegs ausschließen. Die individuelle Motivation zur Kreuznahme musste nicht eindimensional, sondern konnte durchaus vielschichtig und bis zu einem gewissen Grad auch widersprüchlich angelegt sein. Bei der Frage nach den Motivationen wird indessen schon ein Problem sichtbar, das sich bei dem in diesem Buch behandelten Thema generell stellt  : Die erhalten gebliebenen Quellen des Hochmittelalters weisen erhebliche Begrenzungen auf. Dies macht sich zum einen bei den Informationen über die einzelnen Kreuzzüge bemerkbar. Während etwa der Dritte Kreuzzug exzellent dokumentiert ist, sind die Quellen im Hinblick auf den Kreuzzug des Jahres 1101, das erste Militärunternehmen, an dem die Babenberger teilnahmen, vergleichsweise wenig ergiebig und lassen viele Fragen offen. Zum zweiten gibt es auch bei den Informationen über die Babenberger viele Lücken. Österreich war im frühen 12.  Jahrhundert noch eine Art Entwicklungsland mit einer nur rudimentär vorhandenen Geschichtsschreibung. Die Zahl der von Klöstern angelegten Chroniken nahm im Lauf des 12. Jahrhunderts zwar deutlich zu, doch blieben die meisten von ihnen damals noch äußerst wortkarg. So sind selbst von den prominentesten Babenbergern die genauen Geburtsdaten unbekannt, realitätsnahe Bildnisse von ihnen existieren nicht. Da mittelalterliche Chronisten außerdem bei der Beschreibung wichtiger Persönlichkeiten zumeist die Idealvorstellungen der Zeit auf sie projizierten, werden die individuellen Charakterzüge der einzelnen Fürsten des Hauses Babenberg in zeitgenössischen Zeugnissen selten sichtbar und müssen aus ihren Taten herausgefiltert werden. Ungleich konkreter ist freilich das Hauptresultat ihrer Taten im Kontext der Kreuzzüge  : Die Babenberger beteiligten sich an Angriffskriegen, die beträchtliche Opfer forderten. Und sie spielten dabei zuweilen durchaus Hauptrollen. Bei der Belagerung von Damiette 1218/19 etwa, einem der aufwändigsten Offensiv­ unternehmen in der Ära der Orientkreuzzüge, war Herzog Leopold VI. fast ein Jahr lang eine Schlüsselfigur im Lager der Christen, eine unermüdliche Offensivkraft, »der tatkräftigste unter den Fürsten«3 des Fünften Kreuzzuges. Als die ungefähr 80.000 Einwohner zählende Stadt im Nildelta sechs Monate nach der Abreise Leopolds VI. in die Hand der Kreuzfahrer fiel, war sie nahezu entvölkert.4 ***

Dieses Buch befasst sich mit einem ebenso markanten wie dunklen Kapitel österreichischer Geschichte. In allgemeingeschichtlichen Darstellungen über das 27010 | 

Einleitung

j­ährige Wirken der Babenberger oder die Historie Österreichs fand es vielfach Erwähnung. Für sich allein genommen wurden die Kreuzzüge der Babenberger bislang jedoch selten behandelt. Für das Entstehen dieser Arbeit war dies ein maßgeblicher Grund. Zu den zentralen hier behandelten Aspekten zählen die individuellen Beweggründe der österreichischen Fürsten für ihre jeweiligen Kreuzzüge, die Rahmenbedingungen, unter denen diese Unternehmen stattfanden, und die damit verbundenen politischen Implikationen. Da insbesondere der Verlauf der österreichischen Kreuzzüge bislang nicht im Detail beleuchtet wurde, erschien es außerdem naheliegend, auch und gerade eine Schilderung der militärischen Ereignisse nicht auszuklammern. ***

Frau Mag. Eva Buchberger, die für die Programmplanung des Böhlau Verlages verantwortlich zeichnet, gab mir den entscheidenden Anstoß, dieses schon vor Jahren begonnene Buchprojekt neuerlich aufzugreifen und zum Abschluss zu bringen. Dafür danke ich ihr herzlich.

Einleitung 

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Stammbaum der Kreuzritter des Hauses Babenberg

Leopold II. Markgraf von Österreich 1075 – 1095 ∞ Ida von Formbach-Ratelnberg (Kreuzzug von 1101) | | Leopold III. Markgraf von Österreich 1095 – 1136 ∞ Agnes von Waiblingen, Tochter Kaiser Heinrichs IV. (zweite Ehefrau Leopolds III.)

Sechs Schwestern

| | Leopold IV. Markgraf von Österreich 1136 – 1141 Herzog von Bayern 1139 – 1141 ∞ Maria, Tochter des Königs Sobieslav von Böhmen

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Heinrich II. Jasomirgott (Zweiter Kreuzzug 1147 – 1149) Markgraf von Österreich 1141 – 1156 Herzog von Bayern 1143 – 1156 Herzog von Österreich 1156 – 1177 ∞ Theodora Komnena, Nichte des byzantinischwen Kaisers Alexios I. (zweite ­Ehefrau Heinrichs II.)

Otto von Freising (Zweiter Kreuzzug 1147 – 1149) Bischof von Freising 1138 – 1158

Stammbaum der Kreuzritter des Hauses Babenberg

Konrad Bischof von Passau 1148 – 1164

Etwa 16 ­Geschwister, von denen 7 jung starben

Leopold V. (Dritter Kreuzzug 1189 – 1192) Herzog von Österreich 1177 – 1194 ∞ Helene, Tochter des Königs Geza II. von Ungarn

Heinrich der Ältere (Kreuzzug von 1197/98) »Herzog« von Mödling bis 1223 ∞ Richeza, Tochter des Königs Vladislav II. von Böhmen

Zwei Schwestern

| | Friedrich I. (Kreuzzug von 1197/98) Herzog von Österreich 1194 – 1198

Leopold VI. (Albigenser­kreuzzug 1212, ­Reconquista 1212, Fünfter Kreuzzug 1217 – 1221) Herzog von Steiermark 1194 – 1230 Herzog von Österreich 1198 – 1230 ∞ Theodora Angela, enge Verwandte des byzantinischen Kaisers Isaak II. Angelos

Eine Schwester

Stammbaum der Kreuzritter des Hauses Babenberg 

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Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

Der Marsch der ersten Kreuzarmeen durch Österreich

I

m Jahr 1096 wurde Ostarrichi zum Schauplatz einer Wanderungsbewegung, wie man sie in der kleinen Markgrafschaft noch nicht erlebt hatte. Binnen weniger Monate durchzogen mehrere riesige Menschenmassen das Donautal in mehreren Schüben von West nach Ost. Sie stammten größtenteils aus Nordfrankreich und den rheinischen Gebieten des Heiligen Römischen Reiches. Ihr Ziel lag am anderen Ende der damals bekannten Welt  : Jerusalem. Nach über 400 Jahren muslimischer Herrschaft wollten sie die Heilige Stadt für die Christenheit zurückerobern. Einen unfreiwilligen Anstoß zu dieser Massenbewegung hatte Alexios I. Komnenos (👑1081 – 1118) gegeben, der Kaiser des Byzantinischen Reiches. 1095 waren in seinem Auftrag Gesandte nach Italien gekommen, um von Papst Urban II. (👑1088 – 1099) militärische Unterstützung gegen die Seldschuken zu erwirken, die in den vergangenen Jahrzehnten weite Teile Kleinasiens erobert hatten und gefährlich nahe an die kaiserliche Hauptstadt Konstantinopel herangerückt waren. Alexios I. gedachte, sie zurückzudrängen und plante zu diesem Zweck eine Gegenoffensive. Da dazu aber seine Truppenstärke nicht ausreichte, wollte er militärische Hilfe aus dem Abendland erlangen und suchte dafür die tatkräftige Unterstützung Urbans II. Um dem Ansinnen des Kaisers mehr Nachdruck zu verleihen, hatten seine Gesandten dem Papst ein düsteres Bild von der angeblichen Unterdrückung der östlichen Christen durch die Kräfte des Islam gezeichnet. Der Realität kam diese Schilderung nicht unbedingt nahe. Die Seldschuken erlegten den unterworfenen Christen zwar Sondersteuern auf, gewährten ­ihnen aber die Ausübung ihrer Religion und ließen sie im Schutz der islamischen Gesetzgebung ein durchaus erträgliches Leben führen. Bezeichnenderweise war von einer Massenflucht der östlichen Christen nach Europa bislang weit und breit nichts zu sehen gewesen. Beim Papst jedoch fiel die Schilderung der byzantinischen Gesandten auf fruchtbaren Boden, und das weit mehr, als diese erwartet hatten. Denn während Alexios I. lediglich Unterstützung in Form einer Söldnertruppe vorschwebte, um den Kampf gegen den seldschukischen Sultan Kilidsch Arslan I. (👑1092 – 1107) mit größeren Erfolgschancen führen zu können, ging Urban II. daran, einen heiligen Krieg zu entfesseln, der sich letztlich gegen die gesamte muslimische Welt im östlichen Mittelmeerraum richten sollte. Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101 

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Für dieses gigantische Unterfangen gab es aus der Sicht des Papstes einige Gründe. Neben der Absicht, die Grenzen des Christentums mit Waffengewalt auszudehnen, erhoffte er sich von einem gemeinsamen europäischen Glaubens­ krieg gegen den Islam, die vor allem vom deutschen Kaiser in Frage gestellte Autorität der Kirche als oberste Institution der Christenheit zu festigen und auszubauen. Auch war ihm daran gelegen, ein Ventil für die Ritter Frankreichs finden, die einander nahezu ständig blutige Fehdekämpfe lieferten. Diesem beklagenswerten Zustand, der in Frankreich, aber auch in anderen europäischen Regionen weitverbreitet war, galt es aus der Sicht des Papstes entgegenzutreten. Eine reizvolle Option dürfte für Urban II. überdies die Aussicht dargestellt haben, mit der Entfesselung eines Glaubenskrieges vielleicht auch die Kirchenspaltung des Jahres 1054 rückgängig zu machen und die an das Patriarchat von Konstantinopel verlorene Oberhoheit über die Kirchen des Ostens wieder an sich zu ziehen. Der Papst beließ es nicht bei Überlegungen, sondern schritt zügig zur Tat. Am 27. November 1095 hielt er in der französischen Stadt Clermont eine flammende Ansprache, in der er das Abendland zum Kampf gegen den Islam aufrief. Vor einer großen Menschenmenge beklagte Urban  II. das vermeintlich schlimme Schicksal der Christen im Osten, verurteilte die bürgerkriegsähnlichen Zustände im Abendland und verlangte von den fehdefreudigen Rittern, ihren Tatendrang gottgefälligen Zielen zuzuwenden und als Akt der Buße gegen den Islam zu Feld zu ziehen. Um ihr Gelübde, am Zug in den Orient teilzunehmen, weithin sichtbar zu machen, sollten sich die Kampfeswilligen Stoffkreuze auf ihr Überkleid heften. Die Ansprache des Papstes in Clermont fand vor allem in großen Teilen Frankreichs, aber auch im Westen des Heiligen Römischen Reiches enormen Widerhall. Die Ritterschaft, an die sich der Aufruf des Papstes vor allem richtete, folgte dem Appell in großen Scharen. Mächtige Feudalherren begannen zu rüsten, unter ihnen Graf Raimund IV. von Toulouse, Herzog Gottfried von Bouillon von Niederlothringen, der süditalienisch-normannische Fürst Bohemund von Tarent und Herzog Robert II. von der Normandie. Sie orientierten sich in ihrer zeitlichen Planung an dem vom Papst verlautbarten Aufbruchstermin 15.  August 1096, da die Versorgung großer Armeen mit der zu diesem Zeitpunkt eingebrachten Ernte leichter bewerkstelligt werden konnte als in anderen Jahreszeiten. Rasch wurde jedoch deutlich, dass sich die Kreuzzugsidee nicht auf den Ritter­ stand begrenzen ließ, dem man einen erfolgreichen Orientfeldzug am ehesten zutrauen konnte. Als es darum ging, die Botschaft Urbans II. flächendeckend bekannt zu machen, geschah dies nicht nur durch päpstliche Briefe und kirchliche Würdenträger, sondern auch durch selbsternannte Prediger, die, von der Kirche keineswegs dazu beauftragt, die Botschaft des heiligen Krieges auf eigene Faust 16 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

im Volk verbreiteten und dabei beträchtliche Zugkraft entfalteten. Die wohl größte Wirkung erzielte Peter der Einsiedler, der mit offenkundig ausgeprägter Redegewalt in Frankreich und im Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches binnen weniger Monate eine unüberschaubare Masse von Bauern, Städtern, Abenteurern, Verbrechern, Frauen, Kindern, vereinzelten Rittern und Angehöri­ gen des niederen Adels dazu brachte, ihre Heimstätten zu verlassen und unter seiner Führung den langen, ungewissen Weg nach Südosten anzutreten. Für diese immense Reaktion gab es eine Reihe von Gründen, von denen zwei besonders hervorstechen  : Zum einen brachte die von Urban  II. proklamierte Aufforderung, eine bewaffnete Pilgerfahrt zu unternehmen, die ein Akt der Buße sein sollte, bei zahllosen Menschen in unwiderstehlicher Art und Weise eine Saite zum Schwingen. Im späten 11. Jahrhundert hatte das Glaubensverständnis etwas Unheilverkündendes an sich. Es gab den Menschen permanent das Gefühl, aufgrund ihrer Sünden Gefahr zu laufen, der ewigen Verdammnis anheimzufallen. Um diesem Los zu entgehen, rangen die Christen des Abendlandes zeit ihres Lebens darum, sich vom Makel der Sünde zu befreien und ihre Seelen zu reinigen. Angesichts dieses Dauerdrucks wirkte die Aussicht, durch eine bewaffnete Pilgerfahrt Absolution zu erlangen, auf viele Menschen elektrisierend. Zum anderen bildete sich mit Jerusalem sehr rasch ein Marschziel heraus, das für viele Zeitgenossen eine magische Anziehungskraft, ja etwas Überirdisches an sich hatte. Der Gedanke an die Heilige Stadt, wo Jesus Christus den Kreuzestod erlitten hatte und wiederauferstanden war, beflügelte die Menschen des späten 11. Jahrhunderts. Gesteigert wurde dieser Effekt noch durch die Vorstellung, die Wiege der Christenheit vom vermeintlichen Joch der Muslime zu befreien. Neben der religiösen Motivation und der Strahlkraft Jerusalems gab es für nicht wenige Menschen aber auch handfeste weltliche Gründe, der Heimat Adieu zu sagen und den langen Marsch nach Südosten anzutreten. So litt das Bauerntum in weiten Teilen des Abendlandes seit Jahren bittere Not, wurde von Seuchen heimgesucht und von Hungersnöten geplagt. Nicht wenige Angehörige der ärmeren Schichten dürften den Kreuzzug auch als Chance begriffen zu haben, ihrer Not zu entkommen. Bei den Adeligen gab es ebenfalls Männer, die neben religiösen Motiven auch von der materiellen Vorstellung angetrieben wurden, im Orient ihr Glück zu machen, mehr Einfluss und Wohlstand als in der Heimat zu erlangen. Der Prominenteste unter ihnen war der drittgeborene Grafensohn Balduin von Boulogne, der sich als eigentlicher Sieger des Ersten Kreuzzuges entpuppen sollte. Die Reaktion auf seinen kriegerischen Aufruf dürfte Urban II. überrascht haben. Im Gegensatz zu den von ihm erwarteten paar Tausend Rittern sah sich der Der Marsch der ersten Kreuzarmeen durch Österreich 

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Pontifex nun mit einer Massenbewegung konfrontiert, an der nicht nur zahllose kampfunerfahrene Männer, sondern auch Frauen und Kinder teilnahmen. Hinzu kam, dass der so genannte Volkskreuzzug viel rascher Gestalt annahm als der Aufmarsch der von Urban  II. anvisierten Ritterheere. Bereits im Frühjahr 1096 formierten sich fast ein halbes Dutzend Pilgerhorden, denen Zigtausende Menschen angehörten. Diese bunt durcheinandergewürfelten Scharen brachen in kurz aufeinanderfolgenden Schüben nach Südosten auf. Mitte April zog zuerst der französische Ritter Walter ohne Habe mit einigen Tausend Franzosen los, unmittelbar darauf machte sich Peter der Einsiedler in Köln mit einer unübersehbaren Menschenmasse auf den Weg. Ihnen folgten wenig später drei weitere Pilgerschübe, angeführt von einem Gefolgsmann Peters des Einsiedlers namens Gottschalk, einem gewissen Volkmar und dem Adeligen Emicho von Leiningen, der im Rheintal mit mehreren Massakern an Juden Angst und Schrecken verbreitete, ehe er Anfang Juni 1096 ebenfalls in Richtung Orient losmarschierte. Mit Ausnahme Volkmars, der über Prag nach Südosten zog, wälzten sich die riesigen Abteilungen des Volkskreuzzuges im Frühjahr 1096 auf Österreich zu. Für die kleine Markgrafschaft am Ostrand des Heiligen Römischen Reiches bildete der Durchmarsch dieser Menschenmassen den ersten Berührungspunkt mit der Kreuzzugsbewegung. Sowohl die Prediger Papst Urbans II. als auch die selbsternannten Kreuzzugswerber wie Peter der Einsiedler hatten ihre Aufrufe vor allem auf Frankreich und den Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches konzentriert. In anderen, weiter entfernten Teilen Europas war die Botschaft der bewaffneten Pilgerfahrt hingegen zunächst nicht verbreitet worden. Viele Menschen im Südosten des Reiches etwa erfuhren vom päpstlichen Aufruf vermutlich erst, als die durchziehenden Kreuzfahrer ihnen davon berichteten.1 Den österreichischen Donauraum hatten die Prediger des Glaubenkrieges kaum beachtet, da es sich dabei in vielerlei Hinsicht noch um ein Entwicklungsland handelte. Seitdem 120 Jahre zuvor der erste Babenberger zum ­Markgrafen der damals weitgehend unerschlossenen Region ernannt worden war, hatte man zwar das zunächst von der Enns bis nach Tulln reichende Grenzgebiet des Reiches im Kampf gegen Ungarn bis zur Thaya, March und Leitha ausgedehnt sowie die Urbarmachung und Besiedlung des Landes vorangetrieben. Trotz dieser beachtlichen Erfolge konnte sich die Markgrafschaft mit anderen Teilen des Heiligen Römischen Reiches hinsichtlich der demographischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung noch nicht messen. Sie unterstand dem Herzogtum Bayern und war nach wie vor nur sehr dünn besiedelt. Für die Werber des heiligen Krieges gab es im kleinen Land der Babenberger schlichtweg zu wenig Rekrutierungspotenzial, um sich mit dieser Region näher zu befassen.2 18 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

Im Frühling und Frühsommer 1096 wurde Österreich zunächst zum Aufmarschraum des in mehrere Großgruppen unterteilten Volkskreuzzuges, die von hier aus durch das Königreich Ungarn und den Balkan nach Konstantinopel zogen. Zuerst durchquerte Walter ohne Habe mit seiner Gefolgschaft die Markgrafschaft. Wenig später folgte das offenbar besonders zahlenstarke Kontingent Peters des Einsiedlers sowie bald darauf auch die Horden Gottschalks und Emichos. Kaum waren die Scharen des Volkskreuzzuges aus dem österreichischen Donauraum abgezogen, rückte im September 1096 von Westen her auch noch Gottfried von Bouillon, der Herzog von Niederlothringen, in die Markgrafschaft ein. Im Gegensatz zu den anderen fürstlichen Heerführern des Ersten Kreuzzuges, die über das Meer zu ihrem Sammelpunkt am Bosporus vorstießen, hatte er sich hauptsächlich aus geographischen Gründen für die Donauroute entschieden. Für die damaligen Bewohner Österreichs müssen die Kreuzfahrerscharen schon allein wegen ihrer Dimension höchst beeindruckend gewesen sein. Allein das Kontingent Peters des Einsiedlers dürfte um die 15.000 Menschen umfasst haben. Derart große Menschenansammlungen kannten die Untertanen der Baben­ berger aus eigener Erfahrung nicht einmal annähernd. Im Jahr 1096 konnte von einem ausgeprägten Städtewesen in Österreich noch längst keine Rede sein  ; die Einwohnerzahl Wiens war viel geringer als die Zahl jener, die Peter dem Einsiedler folgten. Man kann sich gut vorstellen, dass die Österreicher beim Anblick des Volkskreuzzuges glaubten, eine regelrechte Völkerwanderung mitzuerleben. Noch größeren Eindruck machte wohl die Kreuzarmee Gottfrieds von Bouillon, die in puncto Ausstattung und Disziplin eine gänzlich andere militärische Größenordnung darstellte als die schlecht bewaffneten und kampfunerfahrenen Angehörigen des Volkskreuzzuges. Der Herzog von Niederlothringen führte ein schwer gepanzertes Kontingent von über 1000 Rittern und eine Gesamtstreitmacht von wohl nicht weniger als 10.000 Mann an. Das Auftreten eines derart gewaltigen Heeres war im damaligen Österreich alles andere als alltäglich und erregte bei den Bewohnern des Donautals zweifelsohne größte Aufmerksamkeit und Neugierde. Vor allem am äußersten Osten der Markgrafschaft dürfte die Präsenz Abertausender Kreuzfahrer allerdings nicht spurlos vorübergegangen sein, denn an der Grenze zum Königreich Ungarn mussten sie innehalten und die Erlaubnis zur Fortsetzung ihres Marsches abwarten. Diese Abstimmung mit der ungarischen Obrigkeit nahm in der Regel einige Zeit in Anspruch, Gottfried von Bouillon etwa lagerte drei Wochen im äußersten Osten Österreichs, bis er mit König Koloman Einvernehmen hinsichtlich der Durchquerung Ungarns erzielt hatte. Die plötzlich notwendige Versorgung so vieler Menschen mit Lebensmitteln warf Der Marsch der ersten Kreuzarmeen durch Österreich 

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höchstwahrscheinlich gehörige Probleme auf. Offenbar dürfte es aber gelungen sein, diese halbwegs zu lösen, denn Verwüstungen oder größere Raubzüge blieben in Österreich zunächst weitgehend aus. Walter ohne Habe und Peter der Einsiedler vollzogen ihren Marsch durch das Heilige Römische Reich und dann auch durch Ungarn recht diszipliniert. Gleiches galt für Gottfried von Bouillon.3 Anders verhielt es sich allerdings mit der von Gottschalk angeführten Schar. Laut dem zeitgenössischen Chronisten Ekkehard von Aura habe Gottschalk »nicht ohne Schädigung des östlichen Noricum mit den Seinen Ungarn ­betreten«4, was angesichts der Tatsache, dass sich Gottschalk wenig später in Ungarn ausgiebiger Plünderungen und Gewalttaten schuldig machte, ehe er mit massiver Waffen­ gewalt gestoppt wurde, glaubwürdig wirkt. Für einige Turbulenzen sorgte auch Emicho, dem der König von Ungarn aufgrund der schlechten Erfahrungen mit Gottschalk die Einreise verweigerte. Nach mehrwöchigem Hin und Her an der babenbergisch-ungarischen Grenze versuchte Emicho gewaltsam in das große Nachbarland der österreichischen Markgrafschaft einzurücken. Weit kam er dabei jedoch nicht. Was Gottschalks undisziplinierter Horde geschehen war, geschah in Windeseile nun auch Emicho und seinen Tausenden Gefolgsleuten  : Sie wurden von den wesentlich kampferprobteren ungarischen Streitkräften angegriffen und niedergemacht. Nicht besser erging es letztlich auch Walter ohne Habe und Peter der Einsiedler. Zwar gelang es ihnen, Ungarn und das Byzantinische Reich zu durchqueren, doch im Westen Kleinasiens marschierten sie in ihr Verderben. Am 21. Oktober 1096 wurden sie von den Streitkräften Kilidsch Arslans  I. in einen Hinterhalt gelockt und beinahe zur Gänze aufgerieben. Damit endete der Volkskreuzzug, manchmal auch als die erste Welle des Ersten Kreuzzuges bezeichnet, in einem Debakel.5 Die zweite Welle des Kreuzzuges landete hingegen spektakuläre Erfolge. Die Ritterheere West- und Südeuropas steuerten zunächst über verschiedene ­Routen Konstantinopel an, setzten über den Bosporus und vereinten sich dort zu einer riesigen Streitmacht, die in Summe 30.000 bis 40.000 Menschen umfasst haben dürfte. Danach bereiteten sie Kilidsch Arslan I. schwere Niederlagen, durchquerten Kleinasien zwar unter massiven Verlusten, blieben aber in Syrien nicht zuletzt aufgrund der staatlichen Zersplitterung der Muslime weiter siegreich. Während Balduin von Boulogne mit der Bildung der Grafschaft Edessa den ersten Kreuzfahrerstaat im Orient schuf, eroberte das Gros der Kreuzarmee nach mehrmonatiger Belagerung Antiochia. Teilarmeen unter der Führung Graf Raimunds IV. von Toulouse und Gottfrieds von Bouillon zogen danach weiter nach Jerusalem, eroberten die Heilige Stadt am 15. Juli 1099 und richteten unter deren Bewoh20 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

nern ein Blutbad an. Gottfried von Bouillon avancierte zum neuen Herrn der Stadt, starb allerdings wenige Monate später. Ihm folgte Balduin von Boulogne nach, der fortan als König Balduin I. (👑1100 – 1118) die Geschicke des jungen Kreuzfahrerstaates Jerusalem lenkte.

Idas Entschluss

B

ewohner der Markgrafschaft Österreich waren weder an der ersten noch an der zweiten Welle des Ersten Kreuzzuges in nennenswertem Ausmaß beteiligt. Eine zeitgenössische Quelle erwähnt zwar, die Schar Peters des Einsiedlers habe neben Franzosen, Lothringern und Schwaben auch Bayern umfasst.6 Mit Letzteren könnten auch Österreicher gemeint gewesen sein, da die Markgrafschaft der Babenberger am Ende des 11. Jahrhunderts noch dem Herzogtum Bayern angehörte. Tatsächlich dürfte hierzulande die Zahl von Kreuzfahrern, die sich dem Ersten Kreuzzug anschlossen, jedoch gering gewesen sein.7 Dafür spricht auch der Umstand, dass Peter der Einsiedler in der Markgrafschaft nicht mehr als umherziehender Wanderprediger auftrat, wie er es in Nordfrankreich und dem Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches getan hatte, sondern das Land der Babenberger in zügigem Tempo durchquerte. Zusätzlichen Personalbedarf hatte Peter der Einsiedler zu diesem Zeitpunkt gewiss nicht mehr. Seine schon vor seinem Eintreffen in Österreich äußerst zahlreiche und bunt gemischte Gefolgschaft auf dem langen Marsch nach Südosten halbwegs unter Kontrolle zu halten und deren Versorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten, stellte eine derartige organisatorische Herausforderung dar,8 dass er wohl kaum den Drang verspürte, seine Probleme mit dem Rekrutieren von weiteren Gefolgsleuten noch zusätzlich zu vergrößern. Österreichs junger Markgraf Leopold  III. (👑1095 – 1136) machte im Jahr 1096 keine sichtbaren Anstalten, ebenfalls als Glaubenskrieger aktiv zu werden. Über die Gründe dafür können wir nur mutmaßen. Denkbar erscheint, dass ihm der Kreuzzug zeitlich gesehen ungelegen kam. Nur wenige Monate zuvor hatte er die Nachfolge seines Vaters Leopold II. (👑1075 – 1095) angetreten. Sein Land schon jetzt auf unabsehbare Zeit zu verlassen, dürfte für einen machtbewussten und pragmatisch denkenden Fürsten, dem die Festigung seiner noch jungen herrschaftlichen Stellung als Priorität galt, nicht erstrebenswert gewesen sein. Spätere Geschichtsschreiber und Chronisten betrachteten die Passivität Leopolds III. gegenüber der Kreuzzugsbewegung offenbar als schmerzliche Lücke in seinem Lebenslauf. Sie stellten den Markgrafen, der an der Wende zur Neuzeit Idas Entschluss 

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den Beinamen »der Heilige« bekam, als Mann dar, der vom Glaubenskrieg eigentlich begeistert war und am liebsten mit in den Orient gezogen wäre.9 Einer Schilderung zufolge habe er dem Kreuzzug Geld für die Ausstattung sowie den Unterhalt von nicht weniger als 300 Rittern gespendet, doch dürfte diese Information eine nachträgliche Schönfärberei gewesen sein.10 Faktum ist, dass Leopold III. 1096 nicht genug Interesse für den heiligen Krieg aufbrachte, um sich selbst daran zu beteiligen. Bald nach dem Durchmarsch der ersten Kreuzarmeen durch Österreich wurde das Thema Glaubenskrieg jedoch neuerlich aktuell. Die Anführer des Ersten Kreuzzuges hatten zwar einige Territorien im Orient erobert, aber ihre neugeschaffenen Herrschaftsbereiche befanden sich noch in einem embryonalen Stadium. Vor allem die Zukunft des rund um Jerusalem errichteten Kreuzfahrerstaates war zunächst höchst ungewiss, denn die meisten Krieger des Ersten Kreuzzuges wollten sich nicht im Orient ansiedeln, sondern traten bald nach der geglückten Eroberung der Heiligen Stadt wieder die Heimreise an. Binnen weniger Monate schrumpfte die Armee des neuen Herrschers von Jerusalem, Gottfried von Bouillon, auf rund 300 Ritter und 2000 Fußsoldaten zusammen. Als Gottfried von Bouillon im Sommer 1100 starb und sein jüngerer Bruder Balduin sich zum König von Jerusalem krönen ließ, hatten die Franken, wie die westlichen Invasoren in der muslimischen Welt zumeist genannt wurden, in Palästina eine sehr unsichere Stellung inne. Mit ihrer bescheidenen Truppenstärke würden sie einem konzentrierten muslimischen Angriff aus Syrien und Ägypten schwerlich standhalten können. Papst Urban II. hatte die Notwendigkeit des Nachschubs schon früh vorausgesehen. Im Bewusstsein, dass es dringend weitere Soldaten und vor allem auch Siedler brauchen würde, um die noch fragilen Kreuzfahrerstaaten gegenüber der muslimischen Übermacht zu festigen, hatte er seine Kreuzzugspredigten bald nach dem Abmarsch des Ersten Kreuzzuges fortgesetzt. Sein Nachfolger Paschalis II. (👑1099 – 1118) führte diese Arbeit weiter. Entscheidend erleichtert wurde sie durch die Nachricht von der Eroberung Jerusalems. Dass die Heilige Stadt nach über vier Jahrhunderten muslimischer Herrschaft wieder christlicher Kontrolle unterstand, sorgte weithin für Begeisterung und verlieh dem vom Papst proklamierten Glaubenskrieg abermals starke Schubkraft. Eine neue Kreuzzugswelle formierte sich. Sie bestand im Wesentlichen aus vier Ritterarmeen. Im Herbst 1100 marschierten Streitkräfte aus der Lombardei über das Herzogtum Kärnten und Südungarn ins Byzantinische Reich, überwinterten dort und traten im Mai des folgenden Jahres ihren Marsch durch Kleinasien an. Im Frühjahr 1101 zog eine französische Armee unter der Führung des Grafen 22 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

Wilhelm II. von Nevers durch Italien, setzte über das Adriatische Meer und zog nach einem Kurzaufenthalt vor Konstantinopel eilig nach Westkleinasien, um die lombardische Armee einzuholen und den weiteren Vormarsch zusammen zu bestreiten. In Südfrankreich stellte Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien eine Streitmacht auf und marschierte im Frühjahr 1101 nach Osten, um über Ungarn in Richtung Konstantinopel und Kleinasien vorzustoßen. In Bayern rief der Erfolg des Ersten Kreuzzuges ebenfalls eine starke Reaktion hervor. Herzog Welf IV. (👑1070 – 1077, 1096 – 1101) gedachte, sich auf den Weg ins Heilige Land zu machen, und zog zu Beginn des Jahres 1101 eine Streitmacht zusammen.11 Geistliche Spitzenrepräsentanten im Gebiet des heutigen Österreich schlossen sich der bayerischen Armee an, unter ihnen Erzbischof Thiemo von Salzburg und Giselbert, der Abt des Benediktinerklosters Admont. Und auch das Haus Babenberg kam angesichts des sich anbahnenden neuen Kreuzzuges in Bewegung. Markgraf Leopold III. machte zwar auch diesmal keine Anstalten, sich an einer Militärexpedition in den Orient beteiligen. Dafür entschloss sich aber seine Mutter Ida, die bayerische Kreuzzugsinitiative aufzugreifen und an der Seite Welfs IV. ins Heilige Land zu ziehen.12 Die Entscheidung von Markgräfin Ida, der Witwe Leopolds II., war alles andere als alltäglich. Zwar hatte es während des Ersten Kreuzzuges bewaffnete Pilger gegeben, die in Begleitung ihrer Frauen in den Orient aufgebrochen waren. Ähnliches kam auch während des Kreuzzuges von 1101 zuweilen vor  ; überliefert ist beispielsweise, dass sich die französische Adelige Corba von Thorigné mit ihrem Gemahl im Gefolge Wilhelms IX. auf den Weg nach Palästina machte.13 Dass eine hochgeborene Frau aber ohne ihren Gemahl, also gewissermaßen auf eigene Faust die mehrere Tausend Kilometer lange Kreuzfahrt antrat, kam während der gesamten Ära der Orient-Kreuzzüge äußerst selten vor. Markgräfin Ida war in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Die Gründe, die sie bewogen, dieses Wagnis auf sich zu nehmen, lassen sich nur erahnen, denn leider gibt es kaum gesicherte Fakten über die Markgräfin. An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert steckte in Österreich das Anlegen von schriftlichen Aufzeichnungen über maßgebliche Ereignisse noch in den Anfängen, das Verfassen von immer noch knapp gehaltenen Annalen begann sich erst im Lauf der folgenden Jahrzehnte zu intensivieren.14 Im Falle Idas hatte dies zur Folge, dass selbst die rudimentärsten Informationen über ihr Leben verloren gingen. So gibt es beispielsweise keine konkreten Hinweise auf ihr Alter  ; man nimmt an, dass sie zwischen 45 und 55 Jahre zählte, als sich der neue Kreuzzug formierte. Auch über ihre familäre Herkunft herrschte in der Geschichtswissenschaft nicht immer Konsens  ; am häufigsten wurde sie dem Haus Formbach-­Ratelberg zugeIdas Entschluss 

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ordnet. Charaktereigenschaften lassen sich aus den kargen Hinweisen über sie kaum erkennen. Man rechnet ihr große Frömmigkeit zu. Im Investiturstreit habe sie, so wird vermutet, auf der Seite des Papstes gestanden und auch ihren Gemahl dahingehend beeinflusst.15 Abgesehen von ihrer Haltung zur Kirche und zur Religion bleibt sie jedoch eine schemenhafte Gestalt. Einen Charakterzug kann man Markgräfin Ida allerdings doch mit einiger Gewissheit zuschreiben  : Sie muss eine wagemutige Frau gewesen sein. Über das volle Ausmaß der Gefahren, die vor allem in Kleinasien lauerten, wird sie zwar nicht Bescheid gewusst haben. Allein die Tatsache aber, dass Gottfried von Bouillon nach seiner Durchquerung Österreichs nicht weniger als drei Jahre gebraucht hatte, um nach Jerusalem zu gelangen, muss Ida verdeutlicht haben, dass die Fahrt ins Heilige Land eine Herausforderung darstellte, die jeden ihr bekannten Rahmen sprengte. Generell tendierten die Menschen jener Zeit dazu, wegen der äußerst harten Reisebedingungen ihr heimatliches Umfeld so selten wie möglich zu verlassen. Die holprigen Straßen waren mühselig zu befahren und verwandelten sich bei starken Regenfällen in einen Morast, in dem es fast kein Vorwärtskommen gab. An vielen Flüssen gab es keine Brücken, und wenn es sie doch gab, waren sie nicht selten riskant zu überqueren. Brach die Nacht herein, verursachte die Unterbringung von Mensch und Tier oft erhebliche Schwierigkeiten. Zudem musste stets mit dem Auftauchen von Wegelagerern gerechnet werden. Stellte schon ein Ortswechsel innerhalb halbwegs bekannter geographischer Gebiete ein beschwerliches Unterfangen dar, so war der Ausgang einer echten Fernfahrt völlig ungewiss. Wer sich etwa vor die Notwendigkeit gestellt sah, durch die Alpen nach Rom zu reisen, pflegte davor seine Angelegenheiten zu regeln.16 Dass die Fahrt nach Jerusalem eine Fahrt nach Rom noch bei Weitem übertraf, dürfte Ida zumindest in Umrissen klar gewesen sein. Entscheidend für Idas Aufbruch ins Ungewisse waren wohl tatsächlich religiöse Gründe.17 Die Vorstellung, die Heilige Stadt mit eigenen Augen zu sehen, könnte für die fromme Markgräfin ein machtvolles Motiv gewesen sein. Nicht von der Hand zu weisen ist aber auch die Vermutung, Idas Entscheidung sei außerdem »mit einem Auftrag zur Repräsentation verbunden«18 gewesen. Es mochte aus der Sicht der Babenberger notwendig geworden sein, bei der Kreuzzugsbewegung, die in Europa in Windeseile so großes Gewicht erlangt hatte, Flagge zu zeigen. Allerdings wies das österreichische Herrscherhaus um 1100 eine äußerst dünne Personaldecke auf. Leopold III. war Idas einziger männlicher Nachkomme. Angesichts dieser Situation dürfte es nicht unbedingt angezeigt gewesen sein, dass der junge Markgraf sich auf das Risiko eines Kreuzzuges, bei 24 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

dem man leicht ums Leben kommen konnte, einließ. Idas Kreuzfahrt erfüllte daher vielleicht auch den Zweck, anstelle ihres Sohnes die Fahne der Babenberger in der Kreuzzugsbewegung hochzuhalten. Konkretes Wissen über die Muslime, gegen die man seit wenigen Jahren zu Felde zog, schwang bei Idas Entscheidung nicht mit. An der Wende zum 12. Jahrhundert wusste man im Abendland noch wenig über sie. Bis zum Ersten Kreuzzug hatte die ferne Welt des Islam in Mitteleuropa kaum Beachtung gefunden. Die kurze Zeit, die seitdem vergangen war, hatte am diesbezüglichen Unwissen kaum etwas geändert.19 Sehr stark ausgeprägt war unter den Pilgern in Waffen hingegen die Überzeugung, dass der Krieg im Namen des Glaubens himmlische Unterstützung erfuhr. Der durchschlagende Erfolg des Ersten Kreuzzuges hatte dies für viele offensichtlich gemacht. Was die Gefahren der bevorstehenden Militärexpedition in den Orient betraf, gingen die Zeitgenossen davon aus, dass Gott auch diesem Unternehmen beistehen würde.20

Byzanz

A

ls Markgräfin Ida im Frühjahr 1101 ihre lange Fahrt nach Palästina antrat, konnte sie dies immerhin mit einem gewissen Sicherheitsgefühl tun. Nicht nur, dass Welf IV. von Bayern eine Kreuzarmee zusammenzog, der sie sich anschließen konnte. Ihr Lehnsherr vereinte seine Kräfte auch noch mit dem Heer Wilhelms  IX. von Aquitanien, der im März des Jahres in Frankreich aufgebrochen war. Zusammen stellten die beiden Herzöge die wahrscheinlich stärkste Streitmacht des neuen Kreuzzuges. Dieser Umstand und die von den Rittern des Ersten Kreuzzuges erfochtenen Siege dürften der Markgräfin einige Zuversicht eingeflößt haben. Die aquitanisch-bayerische Armee kam zunächst gut voran. Ohne Misshelligkeiten zog sie durch das Königreich Ungarn. Auf bulgarischem und byzantinischem Gebiet hingegen zeigte die Disziplin der Kreuzfahrer rasch tiefe Risse. Sie begannen zu plündern, was zu mehreren Zusammenstößen mit Einheimischen führte. Bald eilte den Kreuzfahrern aus Aquitanien und Bayern ein dermaßen schlechter Ruf voraus, dass der byzantinische Kaiser, der ihr Kommen ohnehin misstrauisch beäugte, sich in seinem Argwohn massiv bestätigt sah. Für Alexios I. stellte die überhitzte Kreuzzugsbewegung ein veritables Problem dar. Zwar hatte er von den kampfstarken Armeen des Ersten Kreuzzuges profitiert  ; infolge ihres Vormarsches jenseits des Bosporus sowie ihrer Siege über die Byzanz 

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Seldschuken war es ihm gelungen, die byzantinische Herrschaft über den Westen Kleinasiens wiederzuerrichten. Allerdings ließen sich die Pilger in Waffen schwer kontrollieren. Schon während des Ersten Kreuzzuges hatten die durchziehenden Glaubenskrieger aus dem Westen für viel Unruhe im Byzantinischen Reich gesorgt. Eine Neuauflage dieser Turbulenzen galt es aus der Sicht Alexios’ I. unbedingt zu verhindern. Daher schickte er der aquitanisch-bayerischen Armee starke Streitkräfte entgegen, um ihr Einhalt zu gebieten. Daraufhin begann die Lage bei Adrianopel zu eskalieren, es kam zu Kampfhandlungen. Diese Zuspitzung war wiederum keineswegs im Interesse Wilhelms IX. und Welfs IV., deren Ziel ja einzig und allein darin bestand, das Byzantinische Reich ohne größere Verwerfungen zu durchqueren. Nach hektischen Verhandlungen stellten die beiden Herzöge eine Verständigung mit den Byzantinern her und erlangten die Genehmigung, ihren Marsch zum Bosporus fortzusetzen. Allerdings wurden sie jetzt von kampfstarken Truppen Alexios’ I. eskortiert, die mit Argusaugen über das Wohlverhalten der bewaffneten Pilger aus dem Abendland wachten und sicherstellten, dass es keine weiteren Zwischenfälle mehr gab. Anfang Juni 1101 erreichte die aquitanisch-bayerische Kreuzarmee Konstan­ tinopel.21 Was Ida hier sah, dürfte ihr wohl den Atem verschlagen haben. Die Markgräfin kam aus einem immer noch dünn besiedelten Territorium am Ostrand des Heiligen Römischen Reiches, in dem die größten Ansiedlungen wenige Tausend Einwohner zählten. Die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches hatte im frühen 12. Jahrhundert hingegen mehrere Hunderttausend Einwohner und stellte schon allein in ihrer schieren Dimension jede mitteleuropäische Stadt in den Schatten. Das Erste, was man zu Gesicht bekam, wenn man sich der auf einer Halbinsel gelegenen Stadt näherte, waren die Befestigungsanlagen auf der Landseite. Sie waren etwa sechs Kilometer lang und bestanden aus drei Mauern, die mit fast 100 Türmen gespickt waren, welche die Defensivkraft zusätzlich erhöhten. Das hinter diesem mächtigen Abwehrbollwerk liegende Häusermeer war beinahe noch ehrfurchtgebietender. Während in Mitteleuropa noch die rückständige ­Holzbauweise vorherrschte, dominierten in Konstantinpel steinerne Paläste, Kirchen und K ­ löster. In ihrem Inneren prunkten diese imposanten Bauwerke mit ungeheurem Luxus  ; Seidenwebereien, Goldwaren oder Elfenbeinschnitzereien in meisterlicher Qualität boten sich dem Besucher dar. Zudem war Konstantinopel ein Tummel­platz für Handeltreibende aus aller Herren Länder, die zahllose Produkte aus dem Orient, dem Mittleren und Fernen Osten, Afrika und Europa feilboten. Sie verliehen der Stadt ein kosmopolitisches Flair, das man im Abendland so nicht kannte.22 Und über allem thronte die gewaltige Hagia Sophia, ein 26 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

1  Die Festungsmauern von Konstantinopel.

architektonisch ­einzigartiges Bauwerk aus der Spätantike, für das es in Europa keine Parallelen gab. Bei Markgräfin Ida muss der Anblick dieser pulsierenden Weltstadt einen Kulturschock ausgelöst haben. Neben der Metropole am Bosporus nahmen sich babenbergische Residenzstädte wie Tulln oder Gars am Kamp mit ihren vergleichsweise winzigen Bevölkerungszahlen, ihren Holzbauten und dem nur regio­nal bedeutenden Wirtschaftsverkehr wie armselige Dörfer aus. Der Gegensatz zwischen Konstantinopel und ihrer Heimat konnte kaum größer sein. Sehr fern dürfte Ida der Gedanke gewesen sein, dass einer ihrer Enkel einmal eine Prinzessin des byzantinischen Kaiserhauses heiraten und so eine enge verwandtschaftliche Bindung der Babenberger mit den Komnenen herstellen würde. Geradezu undenkbar waren derartige Vorstellungen damals in Konstantinopel.

Ein ungewöhnlicher Lehnseid

I

m byzantinischen Herrscherhaus dominierte zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Überzeugung, dem Rest Europas kulturell weit überlegen zu sein. In der Chronik Anna Komnenas, der Tochter Alexios’ I., werden die Franken als BarbaEin ungewöhnlicher Lehnseid 

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ren dargestellt, die weit außerhalb der zivilisierten und kultivierten Welt lebten. Laut ihrem Bericht dachte auch der Kaiser in diesen Bahnen. Demnach fürchtete er zwar die militärische Schlagkraft der Franken, hielt sie ansonsten aber vor allem für wankelmütig, geldgierig und unzuverlässig.23 Alexios I. Komnenos war indessen ein zu geschickter Politiker, als dass er sich diese Gefühle hätte anmerken lassen. Bereits die Anführer des Ersten Kreuzzuges hatte er mit ausgesuchter Freundlichkeit behandelt, sie mit zahlreichen Geschenken verwöhnt, von ihnen allerdings auch einen Lehnseid verlangt, um sie förmlich an sich zu binden und so die Oberherrschaft über die von den Kreuzfahrern eroberten Ländereien zu erlangen. Damit hatte er einen durchaus unorthodoxen Schritt getan, denn die Lehnspflicht war in Byzanz eigentlich nicht gebräuchlich. Der Kaiser wusste jedoch, dass es sich dabei um ein Grundelement der abendländischen Feudalordnung handelte. Dieser feierliche Treueschwur, mit dem sich der Vasall verpflichtete, seinem Herrn zu dienen und ihm keinen Schaden zuzufügen, stellte für Alexios I. das geeignete Instrument dar, um zumindest ein gewisses Maß an Kontrolle über die Glaubenskrieger aus dem Westen zu erlangen. Einigen Anführern des Ersten Kreuzzuges war es ganz und gar nicht recht gewesen, dem byzantinischen Kaiser gegenüber einen Lehnseid abzulegen. Im Wesentlichen hatten sie sich jedoch gefügt. Angesichts des vor ihnen liegenden höchst gefahrvollen Marsches durch Kleinasien war es ihnen mit gutem Grund zu riskant erschienen, auf die Unterstützung des byzantinischen Kaisers zu verzichten oder sich gar dessen Feindschaft einzuhandeln.24 Was schon einmal leidlich gut funktioniert hatte, wandte Alexios I. nun auch gegenüber der aquitanisch-bayerischen Armee an, die im Frühsommer 1101 vor den Toren Konstantinopels lagerte. Dabei tat er etwas Bemerkenswertes. Wie Albert von Aachen berichtet, verlangte der Kaiser den Lehnseid nicht nur von den beiden Herzögen Wilhelm IX. und Welf IV., sondern auch von Markgräfin Ida. In dieser Stadt [Anm.: Konstantinopel] verweilten Fürst Wilhelm, Herzog Welf und Gräfin Ida fünf Wochen lang und machten Kaiser Alexios mit all ihrem Gelübde bekannt, welches sie Jerusalem gewidmet hatten, und deshalb banden sie sich an ihn durch einen Treueid und bekamen viele notwendige Dinge als Geschenk und erwarben die Erlaubnis, Notwendiges zu kaufen.25

Das Vorgehen des Kaisers fällt schon allein deswegen auf, weil die Markgräfin lehnsrechtlich gesehen eine Untertanin von Welf IV. war. Im Hinblick auf den bayerischen Teil der Kreuzarmee hätte es daher im Grunde ausgereicht, sich ausschließlich vom Herzog von Bayern den Lehnseid leisten zu lassen. 28 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

Ungewöhnlich war das Verlangen Alexios’ I. aber auch, weil Frauen in der Ära der Kreuzzüge lediglich in Ausnahmefällen markante Rollen spielten. Bekannt ist etwa der Fall der einflussreichen Gräfin Adela von Blois, die, über die vorzeitige Heimkehr ihres Gemahls vom Ersten Kreuzzug empört, auf diesen so lange Druck ausübte, bis er abermals in den Osten aufbrach und sich dem Kreuzzug von 1101 anschloss, um die Scharte auszuwetzen und seine Ehefrau zu besänftigen. Wirkliche Führungspositionen nahmen Frauen während der christlichen Militärexpeditionen in den Orient allerdings nicht ein. Alexios’ Forderung an Ida, den Lehnseid abzulegen, spricht indessen dafür, dass der Fall bei der österreichischen Markgräfin etwas anders gelagert war und sie in der bayerischen Kreuzarmee eine bedeutende Rolle spielte. Georg Scheibelreiter beurteilte das Vorgehen des Kaisers als Indiz »für das hohe Ansehen ­Ithas, die vielleicht auch von den süddeutschen Kreuzfahrern als Autoritätsperson angesehen wurde.«26 Man kann dies indessen noch weiter gefasst sehen  : Über die Dimension von Idas Gefolge beim Kreuzzug des Jahres 1101 ist kaum etwas bekannt. Zwar kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Markgräfin Österreich nicht allein verlassen hatte, aber ob sie nur mit einigen wenigen Getreuen oder doch mit einem eigenen Truppenaufgebot aufgebrochen war, geht aus den Quellen nicht hervor. Die an sie gerichtete Forderung des Kaisers könnte auf Letzteres hindeuten, denn Alexios I. verfolgte mit seiner Lehnspolitik das Ziel, die Kreuzarmeen so gut wie möglich zu bändigen und überdies die Oberherrschaft über die von ihnen eroberten Gebiete in Kleinasien und Syrien zu erlangen. Es hätte nur Sinn ergeben, diese Lehnseidforderung an eine Person zu richten, die entweder über großen Einfluss in der Kreuzarmee verfügte oder aber – was im Kontext der geforderten Eidesleistung im Grunde noch logischer gewesen wäre – auch über ein stattliches Truppenkontingent gebot. Einen weiteren, wenngleich vagen Hinweis in diese Richtung gibt Albert von Aachen, indem er über den Beginn des aquitanisch-bayerischen Marsches schreibt, dass Wilhelm IX. »zusammen mit dem Herzog von Bayern, Welf, und einer edlen Gräfin namens Ida aus der Mark Österreich, und einer unermeßlichen Schar von Rittern und Fußvolk und Frauen«27 durch das Königreich ­Ungarn gezogen war. Auch diese Anmerkung legt nicht unbedingt die Vermutung nahe, dass die Markgräfin von Österreich den Kreuzzug mit verschwindend kleiner Gefolgschaft angetreten hatte. Angesichts der kargen Quellensituation kann man die Rolle, die Ida von Babenberg während des Kreuzzuges von 1101 spielte, nicht präziser festmachen. Zulässig ist aber wohl der Schluss, dass die verwitwete Markgräfin von Österreich Ein ungewöhnlicher Lehnseid 

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bei dem Unternehmen einen Rang innehatte, der über den Status einer blaublütigen Statistin deutlich hinausging.

Verschollen in Anatolien

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n den Reihen der bayerischen Kreuzarmee kam während ihres mehrwöchigen Aufenthalts am Bosporus zunehmend Unruhe auf. Man wusste, dass die Streitkräfte aus der Lombardei einige Wochen zuvor die Meerenge überquert hatten. Warum sie aber nach Kleinasien vorgestoßen waren, ohne auf die anderen Kreuzarmeen zu warten, wusste man nicht. Die Unruhe verwandelte sich in Misstrauen, das sich hauptsächlich gegen Alexios I. richtete. Immer mehr Kreuzfahrer verdächtigten den Kaiser zu Unrecht, die Lombarden quasi ins Feindesland gezwungen zu haben und den Seldschuken überhaupt näherzustehen als der westlichen Christenheit. Angst verbreitete sich, dass Alexios I. die bayerische und auch die aquitanische Kreuzarmee so rasch wie möglich loswerden wollte, um sie in Kleinasien ins Verderben laufen zu lassen. Furcht und Argwohn zogen schließlich so weite Kreise, dass es zu einer Spaltung der Armee Welfs IV. kam. Zahlreiche Kreuzfahrer wollten Palästina nicht mehr über den Landweg durch Kleinasien, sondern über den Seeweg ansteuern, obwohl sie dafür hohe Kosten in Kauf nehmen mussten. Dass ihnen als Mitteleuropäern das Meer ebenso unbekannt wie unheimlich war, geriet in der Hitze des Augenblicks in Vergessenheit. Manche Pilger bereuten ihre Kühnheit rasch. Ihnen setzte der Seegang schon in den Meerengen dermaßen zu, dass sie trotz des bereits bezahlten Fährgeldes wieder von Bord gingen und ihre eben erst verkauften Pferde zu einem weitaus höheren Preis wieder zurückkauften. Herzog Welf IV., Markgräfin Ida und der größere Teil der deutschen Kreuzarmee hielten indessen an der Landroute fest. Im Frühsommer beendeten sie ihren ausgedehnten Aufenthalt im Zentrum des Byzantinischen Reiches und setzten mit dem Gros der aquitanisch-bayrischen Streitmacht von Konstantinopel nach Kleinasien über, ihrem Schicksal entgegen. Die Kreuzarmeen des Jahres 1101 waren von stattlicher Dimension, in ­ihrer Zahlenstärke wahrscheinlich nicht viel kleiner als die, die vier Jahre zuvor Kleinasien siegreich durchquert hatten. Ihre Chancen, dies ebenfalls zu schaffen, wurden jedoch beträchtlich gemindert, teils durch Eigenverschulden. Im Gegensatz zu den Rittern des Ersten Kreuzzuges begingen sie den Fehler, in Kleinasien getrennt voneinander vorzurücken, und ihnen fehlten auch herausragende Feldherren vom Schlage eines Bohemund von Tarent oder Balduin von Boulogne. Hinzu

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Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

2  Die Kreuzarmeen von 1101 in Kleinasien.

kam, dass die militärische Situation jenseits des Bosporus erheblich schwie­riger geworden war. Der seldschukische Sultan Kilidsch Arslan I. hatte seit 1097 zwar den Westen Kleinasiens an das Byzantinische Reich verloren. Im Zentrum und im Osten der Region jedoch war seine Position stärker als zuvor, denn er hatte aus seinen Fehlern gelernt, sich auf die westliche Kampfweise eingestellt, seine militärische Strategie entsprechend modifiziert und sich außerdem mit den östlich angrenzenden Danischmendiden verbündet. Durch seine Niederlagen von 1097 vorsichtig geworden, plante Kilidsch Arslan  I., die Gegner tief ins hitze­ starrende Anatolien vorstoßen zu lassen, sie durch Entziehung aller Nahrungsmittel- und Wasserressourcen zu schwächen und erst dann die volle Schlagkraft seiner Truppen zum Einsatz zu bringen. Verschollen in Anatolien 

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Das unkoordinierte Vorgehen der neuen Kreuzarmeen kam dem Sultan sehr entgegen. Die Lombarden verfielen überdies auf die törichte Idee, statt auf kürzestem Weg nach Syrien vorzustoßen, zuerst noch den in Europa populären Kreuzzugshelden Bohemund von Tarent zu befreien, der als Gefangener in der nord­a natolischen Festung Gangra schmachtete. Nachdem sie im Frühjahr des Jahres 1101 zügig ins Innere Kleinasiens vorgestoßen waren und Ankyra (Ankara) eingenommen hatten, scheiterten sie an der Belagerung Gangras und gerieten durch Kilidsch Arslans  I. Politik der verbrannten Erde in die Defensive. Von Hunger, Durst und ständigen muslimischen Reiterangriffen gepeinigt, versuchte sich die lombardische Kreuzarmee zum Schwarzen Meer durchzuschlagen, wurde aber Mitte Juli in Nordanatolien bei Mersivan vom Sultan und seinen Verbündeten angegriffen und vernichtet. Nicht besser erging es der zweiten Kreuzarmee unter Wilhelm II. von Nevers. Zunächst eilte der Graf in der vergeblichen Hoffnung, die Lombarden einzuholen und mit vereinten Kräften nach Syrien vorzurücken, nach Ankyra. Danach zog er über Konya in Richtung Herakleia, doch wurde auch seine Armee durch Kilidsch Arslans  I. Strategie bald zermürbt und schließlich bei Herakleia in einer ungleichen Schlacht fast zur Gänze aufgerieben. Mitte Juli landeten Wilhelm IX., Welf IV. und Markgräfin Ida in Kleinasien. Auch ihr Unternehmen stand unter keinem guten Stern. Im äußersten Westen Kleinasiens, der unter byzantinischer Kontrolle stand, verlief ihr Vormarsch zwar noch weitgehend problemlos, aber als sie in seldschukisches Gebiet einrückten, wurden sie militärisch nahezu pausenlos unter Druck gesetzt. Kilidsch Arslan I. und seine Verbündeten attackierten die Nachhut der aquitanisch-bayerischen Kreuzarmee, deckten die Christen aus sicherer Position mit Pfeilhageln ein, unternahmen in der Nacht schnelle Vorstöße in ihr Lager, verstopften Quellen und Zisternen und legten Feuer, wenn die Kreuzarmee durch ausgetrocknetes Grasland zog. Die Kreuzfahrer revanchierten sich, indem sie zahlreiche Orte entlang ihrer Route verwüsteten, doch den wendigen gegnerischen Berittenen standen die schwer gepanzerten Ritter nahezu hilflos gegenüber. Durch Durst, die sengende Sommerhitze und die permanenten Attacken immer mehr geschwächt, schleppten sich Wilhelm IX., Welf IV. und Markgräfin Ida mühselig in Richtung Südosten und erreichten Anfang September Herakleia. Und hier, nur noch wenig mehr als 100 Kilometer Luftlinie vom rettenden armenischen Königreich Kilikien entfernt, ging auch die aquitanisch-bayerische Armee unter. Bei Herakleia gab es einen Fluss, der auch im Hochsommer reichlich Wasser führte. Dieser Versuchung konnten die halb verdursteten christlichen Krieger nicht widerstehen. Jede Disziplin außer Acht lassend, rannten sie in wildem 32 | 

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

Durcheinander dem verlockenden Nass entgegen. Auf diesen Moment hatten Kilidsch Arslan I. und seine Verbündeten nur gewartet. Sie lauerten im Dickicht des Flussufers und griffen die in diesem Moment kaum kampfbereiten Christen mit voller Wucht an. Die überraschten Kreuzfahrer konnten keine Gefechtsformation mehr beziehen, gerieten in Panik und wandten sich zur Flucht. Die Muslime hatten nunmehr leichtes Spiel und setzten ihre Attacken fort, bis auch dieses christliche Heer fast zu Gänze vernichtet war. Wilhelm IX. und Welf IV. gelang es mit wenigen anderen, dem Inferno mit knapper Not zu entkommen. Idas Spur verlor sich hingegen auf dem Schlachtfeld.28 Was mit der österreichischen Markgräfin geschah, wurde von ­zeitgenössischen Berichterstattern unterschiedlich dargestellt. Allerdings hatte keiner von ihnen die Kämpfe bei Herakleia persönlich miterlebt. Ekkehard von Aura war geographisch und zeitlich gesehen dem Schauplatz des Geschehens noch am nächsten gewesen. Er hatte den Marsch der aquitanisch-­ bayerischen Kreuzarmee bis nach Konstantinopel mitgemacht, war dann per Schiff weitergefahren und in Palästina von später ebenfalls dort eintreffenden Kreuzfahrern über den Hergang der Schlacht informiert worden. In seiner Chronik stellte er kategorisch knapp fest, die Markgräfin sei auf dem Schlachtfeld bei Herakleia »niedergemetzelt«29 worden. Fraglich ist jedoch, wie zuverlässig die Erzählungen waren, auf denen Ekkehards Feststellung beruhte, ob einer seiner Informanten im Chaos des Schlachtgeschehens tatsächlich genau gesehen hatte, was der Markgräfin widerfahren war. Albert von Aachen ließ sich auf eine derart eindeutige Aussage nicht ein. Ob jedoch Gräfin Ida gefangen und weggeführt oder ob sie von den Hufen so vieler tausend Pferde zerstückelt wurde, weiß bis zum heutigen Tag niemand  ; außer dass einige sagen, sie sei inmitten vieler tausend anderer Damen zu ewiger Verbannung in das Land Corrozan [Anm.: historische Region in Zentralasien] verschleppt worden.30

Die Aussage, Frauen seien auf dem Schlachtfeld bei Herakleia in Gefangenschaft geraten, wurde selbst von einem Chronisten, der Tausende Kilometer von Albert von Aachen entfernt tätig war, bestätigt, nämlich von Fulcher von Chartres, dem wahrscheinlich bedeutendsten Chronisten aus der Frühzeit des Königreichs Jerusalem. »Von den Frauen tötete er offenbar einige, andere entführte er«31, schrieb Fulcher in seiner Kreuzzugschronik über Kilidsch Arslan I., ohne allerdings Markgräfin Ida namentlich zu erwähnen. Von der bereits erwähnten französischen Adeligen Corba von Thorigné ist überliefert, sie und »viele andere verheiratete Frauen«32 seien gefangen genommen worden. Verschollen in Anatolien 

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Im Falle der Markgräfin Ida glaubten einige Kreuzzugsliteraten, das Schicksal der Babenbergerin möglichst spektakulär ausschmücken zu müssen. In der Historia Welforum etwa heißt es, Ida sei vom Schlachtfeld bei Herakleia entführt worden und habe, von einem muslimischen Fürsten geschwängert, etwas später einen gewissen Sanguin geboren.33 Bei besagtem Sanguin handelte es sich um Imad ad-Din Zengi, den ersten muslimischen Machthaber, der den Kreuzfahrer­ staaten einen schweren Schlag versetzen konnte und den Zweiten Kreuzzug auslöste. Was die Verfasser der Historia Welforum entweder nicht wussten oder geflissentlich übergingen  : Diese Mutterschaft Idas wäre ein Ding der Unmöglich­ keit gewesen, denn Zengi hatte schon weit über zehn Jahre vor dem Tod seiner angeblichen Mutter Ida von Babenberg das Licht der Welt erblickt. Seltsame Blüten trieb im Übrigen auch das Rätselraten über das Schicksal des Erzbischofs Thiemo von Salzburg, den man ebenfalls auf dem Schlachtfeld von Herakleia zum letzten Mal gesehen hatte. Einer verklärenden zeitgenössischen Geschichte zufolge hätte Thiemo die Schlacht überlebt, in Haft ein Götzenbild reparieren müssen, es zerstört und daraufhin das Martyrium erlitten. Dass der Islam eine monotheistische Religion ist, die bildliche Darstellungen von Allah oder seines Propheten nicht gestattet, wurde besonders in der Frühzeit der Kreuzzugsära auf christlicher Seite gerne ignoriert. Stattdessen stellte man Muslime des Öfteren fälschlich als Polytheisten und Götzendiener dar, wobei nicht zuletzt der Gedanke mitschwang, damit die Identität der westlichen Christenheit noch besser definieren zu können.34 Die schwere Niederlage der aquitanisch-bayerischen Streitmacht bei Herakleia machte den Kreuzzug des Jahres 1101 vollends zu einem Fehlschlag. Keine der Kreuzarmeen hatte es geschafft, Kleinasien zu durchqueren. Nur einige wenige versprengte Gruppen erreichten schließlich Palästina. Sie waren bei Weitem nicht groß genug, um dem Königreich Jerusalem jene militärische Unterstützung bringen, die man sich dort erhofft hatte. Das Fiasko von 1101 dämpfte die Kreuzzugsbewegung für eine längere Weile nachhaltig ab. Zwar machten sich im Lauf der folgenden Jahrzehnte des Öfteren kleinere und mittlere Kampfkontingente aus unterschiedlichen Teilen Europas auf den Weg ins Heilige Land. Es sollten allerdings Jahrzehnte vergehen, ehe sich das Abendland wieder zu einem großen Kreuzzugsunternehmen bereitfand.35

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Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149)

Zwei ungleiche Brüder

I

n Palästina blieben die Christen trotz des gescheiterten Kreuzzuges von 1101 im Vormarsch. Von der Uneinigkeit seiner muslimischen Nachbarn und auch einigem Glück begünstigt, gelang es dem tatkräftigen König Balduin I. von Jerusalem das Kreuzfahrerreich massiv zu erweitern. Er schlug mehrere Angriffe der äygptischen Fatimiden zurück (wobei er mehrfach am Rande des Abgrunds entlangschlitterte), eroberte fast alle Küstenstädte Palästinas, sorgte in Kooperation mit dem Fürstentum Antiochia und der Grafschaft Edessa für die Entstehung des vierten Kreuzfahrerstaates Tripolis und dehnte seinen Machtbereich bis nach Transjordanien und zum Roten Meer aus. Als 1124 die Eroberung von Tyrus gelang, erstreckte sich Outremer (Übersee), wie der Herrschaftsraum der Kreuzfahrer im Orient in Europa genannt wurde, über die gesamte Küstenlinie Syriens und Palästinas. Lediglich Askalon im Süden befand sich noch in der Hand Ägyptens. Mit Imad ad-Din Zengi, dem Mythensohn von Markgräfin Ida, begann sich das Blatt zu wenden. Seit 1127/28 Herrscher von Mosul und Aleppo, schwang er sich zum dominierenden muslimischen Machtfaktor in Nordsyrien auf. Zudem begriff er sich als Speerspitze des Islam gegen die christlichen Invasoren aus dem Westen und propagierte den heiligen Krieg. 1144 landete Zengi den ersten einschneidenden Erfolg der Muslime gegen die Franken, indem er weite Teile der Grafschaft Edessa eroberte und damit den verwundbarsten der vier Kreuzfahrer­ staaten zerschlug. Das Abendland reagierte auf den Fall von Edessa zunächst verhalten. Das Papsttum erließ zwar einen Kreuzzugsaufruf, der sich anfänglich in erster Linie an die Adresse Frankreichs richtete, doch verspürte dort außer König Ludwig  VII. (👑1137 – 1180) kaum jemand die Neigung, diesem Appell Folge zu leisten. Das änderte sich erst, als Papst Eugen III. (👑1145 – 1153) den wortgewaltigen Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux mit der Kreuzzugspredigt betraute. Im März 1146 bewirkte der auch diplomatisch geschickte Geistliche durch eine flammende Rede bei einer großen Versammlung in Vézélay einen jähen Stimmungsumschwung in Frankreich und initiierte so die Bildung einer Kreuzarmee, deren Führung Ludwig VII. persönlich übernahm. Danach begab Zwei ungleiche Brüder 

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sich Bernhard von Clairvaux ins Heilige Römische Reich, um auch hier Ähnliches zu erreichen. König Konrad III. (👑1138 – 1152) sah den berühmten Kreuzzugsprediger mit Unbehagen heranziehen. Die Vorstellung, einen Feldzug in den fernen Orient zu unternehmen und dem Reich lange fernzubleiben, missfiel ihm. Seit Jahren kämpfte er mit innenpolitischen Konflikten, ohne sie annähernd in den Griff zu bekommen. Die größten Schwierigkeiten bereitete ihm das mächtige Fürstengeschlecht der Welfen. Zwar hatte er 1138 gegen ihren Widerstand als erster Staufer die Krone errungen und ihnen danach, als sie ihm die Huldigung versagten, die Herzogtümer Sachsen und Bayern entzogen. Seine Versuche, ihren Einfluss zu brechen, waren dennoch vergeblich geblieben. Insbesondere in Sachsen hatte er es bislang nicht geschafft, eine effiziente Königsherrschaft zu errichten. Angesichts all dieser Probleme kam Konrad III. der vom Papst gewünschte Glaubenskrieg denkbar ungelegen. Im November 1146 machte er Bernhard von Clairvaux bei einer Zusammenkunft in Frankfurt am Main seinen Unwillen deutlich, das Reich wegen eines Kreuzzuges zu verlassen. Zu einer klaren Absage konnte sich der König jedoch nicht durchringen. Er reagierte auf Bernhards Appell ausweichend und stimmte einer weiteren Zusammenkunft zu, die zu Weihnachten des Jahres im Rahmen eines Reichstages in Speyer stattfinden sollte. Bernhard von Clairvaux entging die fehlende Entschiedenheit des Königs nicht. Er nutzte die Zeit bis zum Reichstag, indem er in einigen deutschen Städten den Kreuzzug predigte, wobei er großen Zuspruch erntete. Ein Hauptgrund für seinen Erfolg war der Umstand, dass Bernhard wie schon in Frankreich den Bußcharakter der bewaffneten Pilgerfahrt als eine Gelegenheit für jeden Kreuzfahrer in den Vordergrund rückte, sich mit einem Schlag von seinen Sünden zu befreien. Diese Verheißung verfehlte bei vielen Menschen ihre Wirkung abermals nicht. Bei seiner zweiten Begegnung mit Konrad  III. setzte Bernhard von Clairvaux seinen Willen durch. Vor dem Reichstag in Speyer hielt er dem zögernden König eine energische Predigt und führte ihm vor Augen, dass er am Jüngsten Tag vor Jesus Christus Rechenschaft für sein irdisches Handeln werde ablegen müssen. Konrad III. sah sich außerstande, einem derart glühenden Appell an sein Gewissen zu widerstehen. Auch war ihm höchstwahrscheinlich nicht entgangen, welch starke Resonanz Bernhard von Clairvaux mit seinen Predigten in deutschen Städten erzielt hatte. Er gab nach und erklärte sich bereit, einen Orientfeldzug des Heiligen Römischen Reiches anzuführen. Dies wiederum war ein Signal an die Spitzenvertreter des deutschen Adels, ebenfalls das Kreuz zu nehmen.1 36 | 

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

Zur Machtelite des Reiches zählte mittlerweile auch das Oberhaupt des Hauses Babenberg  : Heinrich II. Jasomirgott (👑1141 – 1177), Markgraf von Österreich und Herzog von Bayern – die Babenberger hatten in den 45 Jahren, die seit der Kreuzfahrt der Markgräfin Ida vergangen waren, einen steilen Aufstieg erlebt. Blenden wir zurück. Bis 1105 spielten die Babenberger in der Reichspolitik keine übermäßig große Rolle. Dann aber ergriff Markgraf Leopold III. im Konflikt zwischen Kaiser Heinrich  IV. (👑1056 – 1105) und dessen gleichnamigem Sohn in einem Schlüsselmoment der Auseinandersetzung für Letzteren Partei und trug auf diese Weise wesentlich dazu bei, dass sich der Sohn durchsetzen konnte. Der neue Monarch Heinrich V. (👑1105 – 1125) gab dem Babenberger zum Dank seine Schwester Agnes zur Gemahlin, die gleichzeitig die Witwe des staufischen Herzogs von Schwaben war. Durch die plötzliche Verwandtschaft mit dem salischen Herrscherhaus und den Staufern gewannen die Babenberger erheblich an Einfluss im Heiligen Römischen Reich, und Leopold III. verstand es, seine Stellung im Lauf der Zeit noch weiter auszubauen. Auch in Österreich setzte Idas Sohn tiefgreifende Akzente. Im Zuge seiner langen Herrschaft begann die Markgrafschaft den kulturellen Rückstand gegenüber anderen Reichsgebieten aufzuholen. Vermehrt kam es in kirchlichen Institutionen Österreichs zur Produktion eigenständiger Annalen und Chroniken, erstmals wurden nun auch Bauten in größerem Maßstab errichtet, besonders bedeutend  : das Kloster Neuenburg, welches als Kollegiatstift zwar schon früher bestanden hatte, von Leopold III. aber nun die entscheidenden Impulse erhielt, die im Bau der Stiftskirche Klosterneuburg Ausdruck fanden. Unter seinem Sohn Leopold  IV. (👑1136 – 1141) erlebten die Babenberger eine neuerliche Aufwertung. Konrad  III. war seinen österreichischen Halbbrüdern sehr gewogen und setzte auf sie in seiner Auseinandersetzung mit den Welfen. Er übertrug Leopold  IV. das Herzogtum Bayern, das er zuvor den Welfen entzogen hatte. Damit erzielten die Babenberger einen enormen Gebietszuwachs, der ihnen allerdings auch viel Kopfzerbrechen bereitete, denn die Welfen widersetzten sich der babenbergischen Herrschaft über Bayern vehement. Unter der Führung Welfs VI. erwiesen sie sich in den nun ausbrechenden Kämpfen als äußerst zähe, zuweilen fast schon übermächtige Gegner. Leopold IV. war mit einer Aufgabe konfrontiert, die sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen kaum bewältigen ließ.2 Seinen jüngeren Bruder Otto irritierten die babenbergischen Kampfhandlungen in Bayern zutiefst. Otto war ein herausragend talentierter Sohn Leopolds III., dessen intellektuelle Gaben sich schon im Kindesalter deutlich gezeigt hatten. Mit nur 14 oder 15 Jahren war er von seinem Vater zum Probst des ­Stiftes Zwei ungleiche Brüder 

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3  Bischof Otto von Freising, Glasfenster im Brunnenhaus des Stiftes Heiligenkreuz, angefertigt im späten 13. Jahrhundert.

Kloster­neuburg ernannt und bald darauf zu ausgiebigem Studium nach Paris geschickt worden. Seit 1138 fungierte er in Bayern als Bischof von Freising und machte sich überdies als Geschichtsschreiber einen großen Namen.3 Sein Werk Chronica sive Historia de duabus civitatibus, eine in den 1130er und den frühen 1140er Jahren verfasste Weltgeschichte, hob Otto von Freising über den Kreis der zeitgenössischen Chronisten weit empor. Es trug zusammen mit den später verfassten Gesta Friderici, einer Darstellung der Taten des jungen Kaisers Friedrich I. Barbarossa, dazu bei, dass er zu einem der bedeutendsten Geschichtsschreiber und Geschichtsphilosophen des deutschen Mittelalters aufstieg. Der geistige Horizont des Bischofs von Freising war in mehrerlei Hinsicht beachtlich. So zählte Otto auch zu der um die Mitte des 12. Jahrhunderts noch sehr überschaubaren Anzahl mitteleuropäischer Gelehrter, die etwas spezifischere Kenntnisse über den Islam besaßen. Dass es sich dabei um eine monotheistische Religion handelte, war ihm ebenso bekannt wie der Umstand, dass das Bild vom Muslim als Götzendiener, das man damals im Abendland oft hatte, mit der Realität nicht übereinstimmte. Skeptisch stand er daher auch der Legende um den Salzburger Erzbischof Thiemo gegenüber. Insbesondere die Erzählung über die angebliche Zerstörung des Götzenbildes durch Thiemo sei »schwer zu glauben«, 38 | 

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

hielt Otto von Freising in seiner Chronica sive Historia de Duabus Civitatibus fest,

4  Statue von Herzog Heinrich II. Jasomirgott, angefertigt 1872 von Johann Pertscher, aufgestellt in der Feldherrenhalle des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien.

Zwei ungleiche Brüder 

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»weil es eine Tatsache ist, dass die Gesamtheit der Sarazenen Verehrerin eines einzigen Gottes ist.«4 Harmonie spielte im Weltbild des Otto von Freising eine große Rolle. Ein friedliches Einvernehmen innerhalb des Heiligen Römischen Reiches lag ihm am Herzen. Umso bekümmerter nahm er die vielen Fehden wahr, die es unter Konrad III. im Reich gab. Am meisten setzte ihm der jahrelange Kampf um Bayern zu, den er aus nächster Nähe miterlebte und in dessen Verlauf sein eigener Bruder Leopold IV. nicht davor zurückschreckte, auch in der Diözese Freising Verwüstungen anzurichten, wenn es ihm aus strategischen Gründen geboten schien. An den von Otto beklagten Zuständen in Bayern änderte sich wenig, als Leopold IV. 1141 an einer Krankheit starb.5 Dessen Nachfolger Heinrich II. Jasomirgott führte den Kampf um Bayern mit noch größerer Vehemenz weiter. Otto von Freising charakterisierte ihn als »erlesenen und von Leidenschaft brennenden jungen Mann«6 und beschrieb ihn als hartgesottenen Krieger, der einen heftigen Vorwärtsdrang aufwies und im Kampf manchmal allzu ungestüm auftrat.7 Zu Ottos großem Kummer wurde seine Diözese auch von Heinrich II. nicht verschont. Als Welf  VI. einmal trotz der Anwesenheit Jasomirgotts einen Einschüchterungs- und Verwüstungsfeldzug in Bayern unternahm, holte der Babenberger sofort zum Gegenschlag aus. Empört darüber zog der Herzog [Anm.: Heinrich II. Jasomirgott] ein gewaltiges Heer zusammen und rückte in unser Gebiet ein  ; hier beraubte er die Kirchen vieler Einnahmequellen und zerstörte schließlich auch die Befestigungen unserer Stadt [Anm.: Freising] wegen einiger Bürger, die als Anhänger Welfs galten.8

Die Empörung des Bischofs über seinen Bruder erscheint nachvollziehbar. Heinrich II. hatte allerdings keinen leichten Stand. Die Babenberger waren in Bayern noch nicht stark genug verankert, um die politischen Intrigen und militärischen Attacken der im Land weit tiefer verwurzelten Welfen effektiv blockieren oder gar unterbinden zu können. Selbst mit der Unterstützung Konrads  III. konnte Heinrich II. den Kampf gegen den ressourcenstarken Welf VI. nicht für sich entscheiden, sondern nur halbwegs offenhalten. Parallel dazu trug Jasomirgott auch noch eine heftige Fehde mit dem Bischof von Regensburg aus, dem der Markgraf der Steiermark, Ottokar  III. (👑1129 – 1164), und sogar einige österreichische Ministerialen zur Seite standen. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde dermaßen viel Kirchengut zerstört, dass Heinrich II. Jasomirgott und seine Verbündeten für ihren Kampf gegen einen Spitzenvertreter der Geistlichkeit mit dem Kirchenbann belegt wurden. Kaum hatte der Babenberger den Streit mit 40 | 

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

dem Bischof von Regensburg beigelegt, musste er nach Osten eilen, wo einige österreichische Adelige einen Angriff auf das in ungarischem Besitz befindliche Pressburg unternommen hatten. Ungarns König machte Heinrich II. dafür verantwortlich und zog ein Heer zusammen.9 Im September 1146 kam es an der Leitha zu einer Schlacht, in der sich Heinrich II. gar nicht erst damit abgab, die gegnerische Truppenstärke genauer zu erkunden, sondern sogleich eine wilde Offensive startete. Daher griff der Herzog – denn er ist tapfer mit der Hand, kühn von Geist, aber abzuwarten ist ihm unerträglich – sogleich zu den Waffen und stürzte sich anders, als kriegerische Zucht und Ordnung es fordern, nicht Schritt für Schritt einherziehend, sondern in jähem Laufe heranfliegend auf den Feind, während die Seinen scharenweise nahten und bunt durcheinander kamen, da die Ordnung der Legionen ganz zerrissen war.10

Heinrich II. zeigte im Lauf seines Lebens zuweilen durchaus militärische Kompetenz und Durchschlagskraft, doch an der Leitha bekam ihm sein Angriffsgeist nicht gut. Die Schlacht endete für ihn mit einer Niederlage, und er musste den Rückzug nach Westen antreten. Jasomirgott sah sich im Herbst 1146 wahrlich mit einer geballten Ladung von Problemen konfrontiert, von denen das größte  – Bayern  – praktisch unlösbar war. Er konnte Welf VI. nicht besiegen, sich aber auch nicht aus Bayern zurückziehen, ohne einen immensen Gesichtsverlust zu erleiden. Angesichts dieser Umstände mag es für Heinrich  II. Jasomirgott fast schon eine Erleichterung gewesen sein, als König Konrad III. wenig später dem Drängen Bernhards von Clairvaux nachgab. Denn der neuerliche Kreuzzug setzte allen reichsinternen Fehden ein jähes Ende. Damit war auch der Kampf des Babenbergers gegen Welf VI. bis auf Weiteres ausgesetzt. Ob der Kreuzzug Heinrich  II. auch mit religiöser Leidenschaft erfüllte, ist fraglich. Innige Nähe zur Kirche lässt sich bei ihm nicht erkennen. In auffälligem Gegensatz zu seinem Vater und auch zu seinen Nachfolgern agierte er bei der Förderung von Klöstern zurückhaltend. Das Kloster Heiligenkreuz etwa wurde von ihm fast schon vernachlässigt. Allem Anschein nach stand er der Welt der Mönche distanzierter gegenüber als die meisten anderen babenbergischen Landesfürsten des 12. und 13. Jahrhunderts und betrachtete Religionspolitik hauptsächlich als Mittel zur Durchsetzung von machtpolitischen Interessen.11 Von allen kreuzfahrenden Babenbergern war Heinrich  II. Jasomirgott vielleicht am weitesten davon entfernt, ein passionierter Gotteskrieger zu sein.

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Von Regensburg nach Kleinasien

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itte Februar 1147 kam König Konrad III. nach Regensburg und ließ den Fürsten des Heiligen Römischen Reiches im Rahmen eines Gottesdienstes einen Kreuzzugsaufruf von Papst Eugen III. sowie ein Manifest des Bernhard von Clairvaux verlesen. Die Erde werde erbeben und erzittern, »weil der Herr des Himmels sein Land zu verlieren beginnt«, hieß es in Letzterem, auf den Verlust Edessas verweisend. Auch der Fall des Heiligen Landes stünde bald bevor, »wenn nicht einer sich findet, der Widerstand leistet, wenn sie in die Stadt des lebenden Gottes einbrechen, wenn sie die Werkstätten unserer Erlösung umstürzen, wenn sie die heiligen, vom Blut der unbefleckten Lämmer geröteten Orte beschmutzen.«12 Heinrich II. Jasomirgott nahm nach diesem Appell sofort das Kreuz. Es blieb ihm de facto auch gar nichts anderes übrig. Selbst wenn er sich innerlich ­gegen eine bewaffnete Pilgerfahrt in den Orient gesträubt hätte, wäre es ihm kaum möglich gewesen, den Aufruf an sich abperlen zu lassen. Denn für König Konrad III. hatte es gesteigerte Bedeutung, dass die namhaftesten Fürsten an diesem ersten Kreuzzug des Heiligen Römischen Reiches teilnahmen. Für Heinrich II. war es geradezu zwingend, seinem königlichen Halbbruder, auf dessen Rückendeckung er im Kampf um Bayern keinesfalls verzichten konnte, loyal zur Seite zu stehen. Angesichts der massiven Probleme, mit denen er in jenen Jahren konfrontiert war, konnte er es sich schlichtweg nicht leisten, Konrad III. ernstlich zu verstimmen. Hinzu kam, dass die Kreuzzugswerbung des Bernhard von Clairvaux eine Sogwirkung im Reich entfaltete, der sich kaum ein prominenter Fürst entziehen konnte. Zu den Großen, die das Kreuz nahmen, zählten unter anderen Konrads III. Neffe, der junge Herzog Friedrich von Schwaben und spätere Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Herzog Wladislaw II. von Böhmen und – für Heinrich II. besonders bedeutsam – Welf VI.13 Im Ostalpenraum stieß der Aufruf zum heiligen Krieg ebenfalls auf starke Resonanz. Der steirische Markgraf Ottokar III. und Graf Bernhard von Trixen aus dem Kärntner Geschlecht der Spanheimer nahmen das Kreuz, beide taten dies »mit großem Gefolge der Ihrigen«14, wie Otto von Freising anmerkte, der sich neben zahlreichen Vertretern der Geistlichkeit ebenfalls dem Kreuzzug anschloss. Ein Kreuzzug war teuer. Für Aufstellung, Ausrüstung und Unterhalt eines Ritterkontingents waren erhebliche Geldsummen einzukalkulieren. Viele deutsche Adelige gerieten durch die Teilnahme am Kreuzzug in finanzielle Bedrängnis und mussten zur Abdeckung der auf sie zukommenden Verpflegungs- und Materialkosten stattliche Kredite bei den in jener Zeit äußerst finanzstarken Klöstern

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Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

aufnehmen. Auch Heinrich II. Jasomirgott sah sich zu diesem Schritt genötigt, wobei er bevorzugt auf kirchliche Institutionen im Stammland der Babenberger zurückgriff und sich beispielsweise 90 Mark Silber vom Kloster Heiligenkreuz auslieh.15 Im Mai 1147 trat die Kreuzarmee des Heiligen Römischen Reiches in Regensburg den Marsch in den Orient an. Es war eine auf den ersten Blick imposante, wohl an die 20.000 Mann zählende Streitmacht, jedoch äußerst heterogen zusammengesetzt. Neben Fürsten und Bischöfen mit professionellen Kampfverbänden gehörten der Kreuzarmee auch zahllose militärisch unerfahrene Pilger an. Überdies waren zahlreiche Mittellose, Landstreicher und Wegelagerer herbeigeströmt, um sich der Kreuzarmee anzuschließen. Man hatte dies laut Otto von Freising als Beleg dafür gesehen, dass der Ruf Gottes selbst subversive Elemente erreichte, und ihre Präsenz daher akzeptiert. Dass deren Zustrom die Versorgungssituation erschwerte und gleichzeitig sowohl die Kampfkraft als auch die Disziplin schwächte, erkannte die Führung des Kreuzzuges offenbar nicht in vollem Ausmaß. Während der Planungsphase des Unternehmens hatte Konrad III. beschlossen, der Route der früheren Kreuzzüge zu folgen und entlang der Donau, durch Ungarn, das Byzantinische Reich und Kleinasien nach Outremer zu ziehen. Dass die Armeen des Kreuzzuges von 1101 in Kleinasien untergegangen waren, hielt ihn von dieser Entscheidung nicht ab. Gleiches galt für Ludwig VII. Der König von Frankreich hatte sich in Absprache mit Konrad III. ebenfalls für diese Route entschieden und folgte der deutschen Kreuzarmee im Abstand von wenigen Wochen. Ende Mai 1147 rückte die Kreuzarmee Konrads III. in Österreich ein. In eher gemächlichem Tempo wurde das Land der Babenberger durchquert. Am 29. Mai hielt der Staufer bei Ardagger nahe dem wegen seiner Strudel und Untiefen gefürchteten Strudengau einige Tage inne, ehe er mit der Kreuzarmee weiter entlang der Donau nach Osten zog. An der Fischa ließ er neuerlich ein Lager aufschlagen und beging am 8. Juni dort das Pfingstfest. Der Marsch der deutschen Kreuzfahrer durch Ungarn bot angesichts der Schlacht, die König Geza II. und Heinrich II. Jasomirgott wenige Monate zuvor ausgefochten hatten, einiges Potenzial für Spannungen. Konrad  III. hatte aber mit Geza II. bereits von Regensburg aus Verhandlungen aufgenommen, und die Vereinbarungen erwiesen sich als tragfähig, zumal der Ungar die Friedensbereitschaft der Kreuzarmee mit einer großen Geldsumme förderte. Die Glaubenskrieger durchquerten Ungarn, ohne dass es zu ernstlichen Zwischenfällen kam.16 Dem byzantinischen Kaiser Manuel  I. Komnenos (👑1143 – 1180) bereitete der Anmarsch des Zweiten Kreuzzuges dennoch große Sorgen. Er schickte Konrad III. hochrangige Gesandte entgegen, die dem König vor dem Betreten des ByVon Regensburg nach Kleinasien 

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zantinischen Reiches einen Eid abnahmen, sich friedlich zu verhalten. Der Staufer hatte dies auch durchaus vor, doch auf byzantinischem Gebiet begann es sich zu rächen, dass er zahlreiche subversive Elemente hatte mitziehen lassen. Nachdem man Sofia passiert hatte, gingen Kreuzfahrer immer mehr dazu über, im Umland zu plündern und Dorfbewohner, die sich dagegen wehrten, kurzerhand umzubringen. Konrad  III. seinerseits schaffte es nicht, energisch für Disziplin zu sorgen. Die Intensität der Übergriffe steigerte sich, je näher die Kreuzarmee dem Bosporus kam. Manuel  I., mittlerweile aufs Höchste alarmiert, versuchte Konrad III. davon zu überzeugen, nicht nach Konstantinopel zu kommen, sondern die Meerengen ein gutes Stück weiter südlich zu überqueren. Der König verweigerte dies, woraufhin Manuel  I. eilig die Verteidigungsstellungen seiner Hauptstadt aufrüstete. Als die Kreuzarmee am 10. September Konstantinopel erreichte, gelang es den beiden Monarchen nur mit erheblicher Mühe, sich darauf zu besinnen, dass sie eigentlich gute Beziehungen miteinander pflegten und diese durch die Heirat Manuels I. mit Konrads Schwägerin Bertha von Sulzbach jüngst bekräftigt hatten. Die Verhandlungen zwischen ihnen und die Vorbereitungen für die Fortsetzung des Kreuzzuges nahmen knapp drei Wochen in Anspruch. Sehr zur Erleichterung Manuels I. setzte Konrad III. schließlich Ende September mit seinen Streitkräften nach Kleinasien über.

Die Odyssee Ottos von Freising

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ngeduld erfüllte den König, als er Konstantinopel hinter sich ließ. In Kleinasien gelandet, wollte er nicht auf die französische Kreuzarmee warten, wie es mit König Ludwig  VII. eigentlich vereinbart gewesen war. Obwohl sich die Franzosen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr weit hinter den Deutschen befanden – sie erreichten Konstantinopel am 4. Oktober –, gedachte Konrad III., sofort in Richtung Outremer weiterzuziehen. Mit seinem Entschluss, Kleinasien ohne die maximal verfügbare Truppenstärke zu durchqueren, wiederholte der Staufer einen Fehler, der bereits den Anführern des Kreuzzuges von 1101 unterlaufen war. Damit nicht genug, ließ sich Konrad III. in seiner Ungeduld zu zwei weiteren fatalen Entscheidungen verleiten  : Manuel I. hatte ihm dringend nahegelegt, das Territorium der Seldschuken zu meiden und Kleinasien entlang der weitgehend byzantinisch beherrschten Küste zu umrunden. Konrad III. aber wollte den Zeitverlust, den diese deutlich längere Route verursacht hätte, nicht in Kauf nehmen und schlug die Warnung

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Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

des byzantinischen Kaisers in den Wind. Ebenso unbeachtet ließ er die Anregung Manuels I., alle nichtkämpfenden Teilnehmer des Kreuzzuges wieder nachhause zu schicken. Anfang Oktober rückte Konrad III. mit seiner Streitmacht nach Nikäa vor. Auf dem Weg dorthin traf er schließlich doch noch eine Vorsichtsmaßnahme  : Wohl in der Hoffnung, seine militärische Schlagkraft zu optimieren, teilte der König sein Heer. Während er mit seinen stärksten Kampfverbänden geradewegs ins Innere Kleinasiens vorstoßen wollte, sollten die vielen militärisch Unerfahrenen auf der von Manuel I. empfohlene Route zur Südküste Kleinasiens marschieren. Mit der Führung des zweiten Kreuzfahrerkontingents betraute der König seinen Halbbruder Otto von Freising.17 Auch diese Entscheidung Konrads III. war zumindest unorthodox. Im Hochmittelalter konnte es zwar durchaus vorkommen, dass Kirchenfürsten im Lauf ihres Lebens einiges an militärischer Erfahrung aufhäuften, manchmal sogar persönlich ins Feld rückten. Nach allem, was wir wissen, besaß Otto von Freising solche Vorkenntnisse jedoch nicht oder nur in minimalem Ausmaß. Dass Konrad III. den vergeistigten Babenberger trotzdem mit der Führung eines großen Marschkontingents in schwierigem Terrain betraute, lässt sich nur mit dem Wunsch des Königs erklären, bei der Erledigung dieser Aufgabe einen engen Vertrauten am Werk zu wissen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, machte diese Entscheidung für ihn wohl Sinn. Außerdem hielt Konrad III. die von Manuel I. empfohlene Küstenroute anscheinend für vergleichsweise harmlos, da sie vom seldschukischen Kernland doch ein gutes Stück entfernt lag. Laut einem zeitgenössischen Augenzeugenbericht trennte sich Otto von Freising mit etwa 14.000 Personen von der Hauptkampftruppe.18 Die Zahl erscheint vielleicht etwas hoch gegriffen, aber von einer Marschgruppe, die mehrere Tausend Menschen umfasste, wird auszugehen sein. Von einigen Kampfverbänden begleitet, deren Mannstärke sich allerdings in überschaubaren Dimensionen bewegte, brach Otto von Freising nach Südwesten auf. Konrad III. rückte seinerseits am 15. Oktober von Nikäa aus nach Südosten vor. Seine Fehlentscheidungen sollten sich in Windeseile rächen. Nach einigen Tagen gemächlichen Marsches durch byzantinisches Territorium drang der König mit seiner Armee in seldschukisches Gebiet ein – und erlitt beinahe sofort ein Debakel von epischen Ausmaßen. Er kam nicht einmal so weit wie die aquitanisch-bayerische Kreuzarmee von 1101, die bis Herakleia vorgestoßen war, sondern wurde schon bei Doryläon von seldschukischen Truppen zurückgeworfen. Die teils schwer gepanzerten und vergleichsweise unbeweglichen Kreuzfahrer fanden gegen die schnell vorgetragenen Attacken der leichten seldschukischen Die Odyssee Ottos von Freising 

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Reiterei kein Mittel und erlitten schwerste Verluste. Konrad  III. machte noch am selben Tag kehrt und strebte eilig wieder zurück nach Nikäa. Auf dem Weg dorthin brachten weitere seldschukische Attacken den deutschen Kreuzfahrern noch mehr Verluste bei. Mit dem Gros seiner Fürsten, darunter auch Heinrich II. Jasomirgott, aber nur einem kläglichen Rest seiner Truppen erreichte Konrad III. schließlich Nikäa. Reumütig wartete er auf das Eintreffen der französischen Kreuzarmee, um gemeinsam mit Ludwig VII. entlang der Küste nach Süden vorzurücken.19 Der Vorstoß Konrads III. ins Landesinnere hatte nach nicht einmal zwei Wochen ein katastrophales Ende genommen. Der Marsch Ottos von Freising durch Kleinasien sollte beinahe ein halbes Jahr dauern. Was dem Bischof mit seinem Kontingent im Westen und Süden der Halbinsel alles widerfuhr, lässt sich nur in Umrissen nachvollziehen. Der geschichtsschreibende Babenberger hinterließ darüber leider keinen Bericht. In seinen Gesta Friderici schilderte Otto von Freising lediglich die Vorgeschichte des Zweiten Kreuzzuges ausführlich. Dessen Verlauf stellte er jedoch nur sehr bruchstückhaft dar, und auf den von ihm angeführten Marsch mit dem zweiten deutschen Kreuzzugskontingent durch Kleinasien ging er überhaupt nicht ein. Wir sind daher auf spärliche Informationen aus anderen Quellen angewiesen, so etwa auf den Bericht des französischen Geistlichen Odo von Deuil, der im Gefolge König Ludwigs VII. mit nicht allzu großem zeitlichen Abstand weitgehend dieselbe Route wie der Babenberger einschlug. Otto von Freising kam mit seiner zahlenstarken Marschgruppe zunächst ungleich besser als Konrad III. voran. Dem Bericht Odos von Deuil zufolge zog der Babenberger von Nikäa aus vor allem entlang der Küste nach Westen und dann nach Süden. Dabei kam es einige Wochen lang offenbar zu keinen bewaffneten Zusammenstößen. Das änderte sich jedoch, als der Bischof im Südwesten Kleinasiens nicht mehr der Küstenlinie folgte, sondern das gebirgige Binnenland zu durchqueren begann, um über Laodikäa nach Attalia (heute Antalya) an der Südküste zu gelangen. Vielleicht glaubte er, das Hauptkontingent der Kreuzarmee würde die muslimischen Streitkräfte weiter im Osten ausgiebig beschäftigen, sodass er selbst halbwegs gefahrlos eine direktere Wegstrecke einschlagen könnte, die es ihm erlaubte, sein Ziel schneller zu erreichen. Im Landesinneren verwandelte sich der Marsch des Bischofs jedoch rasch in einen Alptraum. Die Straße führte durch karges und unwirtliches Bergland mit Gipfeln von über 2500 Metern Seehöhe, in dem Lebensmittel kaum zu finden waren. Vor allem aber sah sich Otto von Freising nun zunehmend heftiger wer46 | 

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5  Die deutsche Kreuzarmee in Kleinasien 1147/48.

denden Attacken ausgesetzt, denen er kaum etwas entgegensetzen konnte, da die kampffähigen Verbände seines Kontingents bei Weitem nicht stark genug waren, den gegnerischen Angriffen wirksam Paroli zu bieten und gleichzeitig die vielen nicht kampfgeschulten Pilger zu schützen. Erschwerend kam hinzu, dass natürlich auch ihnen die Kampfweise der Muslime nicht vertraut war. Bei Laodikäa, einer in der Antike wirtschaftlich bedeutenden, mittlerweile aber heruntergekommenen Stadt im gebirgigen Hinterland Kleinasiens, ereilte Otto von Freising ein beinahe vernichtender Schlag. Über den Verlauf des Gefechts gibt es keine Berichte, aber die Verluste waren offenbar sehr hoch. Als die französische Armee in den ersten Januartagen des Jahres 1148 ebenfalls Laodikäa erreichte, fand sie dort unzählige Leichen deutscher Kreuzfahrer. Mit dem Gros seiner Leute gelang es Otto von Freising zwar, sich aus Laodikäa abzusetzen, doch stand Die Odyssee Ottos von Freising 

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der Bischof jetzt einer Aufgabe gegenüber, die selbst einen erprobten Truppenführer an seine Grenzen geführt hätte. Der beginnende Winter setzte dem Kontingent des Bischofs schwer zu, viele Pilger starben vor Hunger und Erschöpfung am Wegesrand, andere fielen weiteren muslimischen Überfällen zum Opfer.20 Während Otto von Freising sich durch die winterliche Gebirgswelt Südwest­ anatoliens quälte, verbrachte sein Bruder die kalte Jahreszeit um einiges behaglicher in Konstantinopel. Heinrich II. Jasomirgott war zunächst an der Seite Konrads III. und des Restes der deutschen Kreuzarmee im Schlepptau Ludwigs VII. bis nach Ephesus gezogen. Dort hatte sich Konrad III. wegen einer Erkrankung genötigt gesehen, an den Bosporus zurückzukehren und die Gastfreundschaft Manuels I. in Anspruch zu nehmen. Diesmal war er vom byzantinischen Kaiser mit offenen Armen empfangen worden. Nun, da das deutsche Kreuzheer keine Bedrohung mehr darstellte, wollte Manuel I. die neuerliche Anwesenheit Konrads III. am Bosporus nutzen, um die im Sommer des Vorjahres gehörig ins Wanken geratenen Beziehungen zum Heiligen Römischen Reich wieder zu festigen. Um das zu erreichen, setzte Manuel I. alle Hebel in Bewegung. Er ließ es sich nicht nehmen, seinen Gast persönlich gesund zu pflegen, und veranstaltete für den König und dessen Fürsten festliche Empfänge und diverse Feierlichkeiten. Angesichts der überbordenden byzantinischen Gastfreundschaft sah Konrad  III. seine Vorbehalte gegenüber dem Byzantiner rapide dahinschwinden. Das zusehends herzlicher werdende Einvernehmen mündete schließlich in deutsch-byzantinische Bündnisverhandlungen, eine Entwicklung, die insbesondere für Heinrich II. Jasomirgott höchst erfreuliche Folgen zeitigen sollte.21 Unterdessen erlebten auch die Franzosen bei ihrem Marsch durch den Westen Kleinasiens empfindliche Rückschläge. Ludwig VII. gelang es zwar, sein Heer zusammenzuhalten, doch die winterlichen Verhältnisse und seldschukische Angriffe verlangten ihm alles ab. Mitte Januar 1148 traf er mit einer dezimierten Armee in Attalia ein. Der byzantinische Statthalter sah sich jedoch außerstande, die französische Armee zu verpflegen, denn die Wintervorräte der kleinen Stadt waren begrenzt. Außerdem hatte es Otto von Freising allen Widrigkeiten zum Trotz geschafft, sich mit seiner stark zusammengeschrumpften Schar vor Ludwig VII. bis nach Attalia durchzuschlagen, und die verfügbaren Lebensmittel bereits weitgehend aufgebraucht. Der französische König wollte daraufhin zur See nach Outremer fahren, doch das Zusammenstellen einer ausreichenden Flotte erwies sich im winterlichen Pamphylien als unmöglich. Schließlich segelte Ludwig  VII. auf den wenigen Schiffen, die sich auftreiben ließen, mit seinen Edel-

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leuten und Rittern davon. Seine minderrangigen Soldaten mussten sich zu Fuß weiter durchschlagen, was für viele von ihnen das Ende bedeutete.22 Den spärlichen Informationen über Otto von Freising ist zu entnehmen, dass sich der Bischof mit seinem Kreuzfahrerkontingent nach kurzem Aufenthalt bei Attalia weiter nach Osten durchschlug, um sich nach Kilikien zu retten. Sein Marsch entlang der Südküste Kleinasiens dauerte mehrere Wochen und endete in einer Katastrophe. Ende Februar 1148 wurde er von den Seldschuken abermals angegriffen. Anders als bei Laodikäa gelang es dem Bischof diesmal nicht, einer vernichtenden Niederlage zu entgehen. Fast sein gesamtes Kreuzfahrerkontingent wurde getötet oder geriet in Gefangenschaft. Mit einer kleinen Schar konnte sich Otto von Freising retten und schließlich per Schiff in Richtung Outremer fliehen.23 Unter den vielen Kreuzfahrern, die den Zug des Babenbergers durch den Westen Kleinasiens nicht überlebt hatten, befand sich auch ein vor allem aus Kärntner Sicht prominenter Zeitgenosse. Graf Bernhard von Trixen aus dem Geschlecht der Spanheimer, einer der wenigen deutschen Fürsten, die sich Otto von Freising statt Konrad III. angeschlossen hatten, war im Spätherbst 1147 während des Abwehrgefechts von Laodikäa gefallen.24

Im Königreich Jerusalem

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u Beginn des Frühjahrs 1148 beendete Konrad  III. seinen ausgedehnten Aufenthalt in Konstantinopel. Mittlerweile wieder gesundet, wollte er den Kreuzzug des Heiligen Römischen Reiches fortsetzen, in Palästina neue Truppen rekrutieren und mit der Rückeroberung Edessas die in Kleinasien erlittenen Rückschläge vergessen machen. Der Landweg nach Outremer stellte für den Staufer nach den Erfahrungen des Vorjahres freilich keine Option mehr dar. Er entschied sich diesmal für den Seeweg. Man darf vermuten, dass die ebenfalls am Bosporus befindlichen Reichsfürsten – unter ihnen neben Heinrich II. Jasomirgott auch Friedrich von Schwaben und Welf VI. – den Entschluss des Königs nachdrücklich begrüßten. Kaiser Manuel  I., laut Otto von Freising mittlerweile der »Freund und Bruder«25 Konrads III., scheute keine Kosten, um dem Staufer bei seinem Vorhaben unter die Arme zu greifen. Wie der Jerusalemer Geschichtsschreiber Wilhelm von Tyrus berichtet, wurden Konrad III. und seine Fürsten bei ihrer Abreise aus Konstantinopel »mit reichen Geschenken überhäuft« und segelten auf Schiffen, die ihnen »die kaiserliche Freigebigkeit zur Verfügung stellte«26, nach Palästina. Nach mehrwöchiger Überfahrt landeten sie Mitte April 1148 wohlbehalten in Im Königreich Jerusalem 

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Akko, dem Haupthafen des Königreichs Jerusalem. Kurz vor Konrad  III. und Heinrich II. Jasomirgott hatte auch Otto von Freising mit seinen letzten Begleitern das Heilige Land erreicht.27 Von Akko aus steuerten der deutschen Kreuzritter unverzüglich Jerusalem an, das für alle Pilger aus Europa zentrale und verbindliche Ziel. Als sie sich der Heiligen Stadt näherten, wurde Konrad III. und seinem Gefolge ein herzlicher Empfang zuteil. König Balduin III. (👑1143 – 1162) und Fulcher, der Patriarch von Jerusalem, hießen sie bereits vor den Mauern Jerusalems willkommen. Aus der Stadt kamen ihnen außerdem »der ganze Klerus und das Volk unter geistlichen Liedern und Gesängen entgegen«28, so Wilhelm von Tyrus. Otto von Freising rühmte die »große Liebenswürdigkeit und die außerordentlichen Ehrenbezeugungen«29, mit denen Konrad  III. vor Jerusalem begrüßt wurde. Ansonsten aber verlor der Bischof in seinen Gesta Friderici nur sehr wenige Worte über den Aufenthalt des römisch-deutschen Königs und seiner Fürsten in der Heiligen Stadt. Das ist doch etwas erstaunlich, denn das Erreichen Jerusalems stellte im Hochmittelalter für jeden Ankömmling aus dem Westen das ultimative Ereignis dar und brachte ihm Ehre ein. In den Gesta Friderici, die ja verfasst wurden, um die Taten des späteren Kaisers Friedrich  I. Barbarossa zu preisen, hätte sich eine etwas ausführlichere Beschreibung von dessen Besuch der heiligen Stätten ausnehmend gut gemacht. Dass Otto von Freising hinsichtlich der Heiligen Stadt so kurz angebunden war, lag vielleicht daran, dass sie anders war, als er sie sich vorgestellt hatte. Denn so ging es um die Mitte des 12.  Jahrhunderts nicht wenigen abendländischen Besuchern. Zogen Pilger aus Europa durch die Berge Palästinas hinauf nach Jerusalem, war es für sie in der Regel ein einschneidender und berührender Moment, wenn sie die Wiege der Christenheit erstmals aus der Ferne zu Gesicht bekamen. Durchschritten sie aber das Stadttor, mussten sie rasch erkennen, dass Jerusalem durchaus nicht nur eine sakrale, geistlich-entrückte Atmosphäre aufwies, sondern in weiten Teilen eine lebhafte und weltliche Stadt war. Zwar hatten die hier wohnenden Franken eine recht intensive kirchliche Bautätigkeit entfaltet.30 Seit etwa 20 Jahren arbeiteten sie an einer aufwändigen Renovierung und Umgestaltung der Grabeskirche, die sich im Frühjahr 1148, als Otto von Freising und Heinrich II. Jasomirgott die Stadt betraten, vor der Fertigstellung befand.31 Ein besonders heimeliges Gefühl mag den Pilgern aus dem Abendland die damals neue St.-Anna-Kirche gegeben haben. Sie war in dem in Europa vorherrschenden romanischen Baustil errichtet worden (und blieb im Übrigen trotz einer wechselvollen Geschichte erhalten).32 Ansonsten aber gab es einiges, das europäischen 50 | 

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6 Jerusalem.

7  Die St.-Anna-Kirche, eines der markantesten Zeugnisse fränkischer Architektur in Jerusalem – als Heinrich II. Jasomirgott und Otto von Freising im April 1148 in die Stadt kamen, hatte der Bau im Wesentlichen schon seine heutige Gestalt. Im Königreich Jerusalem 

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Ankömmlingen fremdartig und irritierend erschien, so etwa der Umstand, dass sich das Gros der Bevölkerung aus syrischen Christen zusammensetzte, die zumeist arabisch sprachen und in ihrer ganzen Lebensführung mit ihnen wenig gemein hatten. Besonders verstörend aber war für viele Europäer, dass sich auch die fränkische Bevölkerung Jerusalems weit von ihnen entfernt hatte. »Die wir Abendländer waren, sind jetzt zu Orientalen geworden«, hatte der Jerusalemer Geschichtsschreiber Fulcher von Chartres schon Jahre zuvor festgehalten. »Wer Römer oder Franzose war, ist in diesem Lande zum Galiläer oder Palästinenser geworden  ; wer aus Reims oder Chartres stammte, wurde zum Tyrer oder Antiochener.« Viele Ritter des Ersten Kreuzzuges oder ihre Söhne waren zu Reichtum und Wohlstand gelangt. »Wer dort mittellos war, den hat Gott hier reich gemacht«, so Fulcher von Chartres. »Warum also sollte ins Abendland zurückkehren, wer hier einen solchen Orient fand  ?«33 Die veränderte Attitüde der Franken zeigte sich vor allem bei Äußerlichkeiten, die besonders rasch ins Auge sprangen. Vor allem die adeligen und wohlhabenden Christen Outremers hatten den kulturell wie qualitativ deutlich höher entwickelten Lebensstil der Muslime übernommen. Sie trugen seidene Kleidung, füllten ihre Häuser mit morgenländischer Pracht, ließen ihre Speisen nach levantinischen Rezepten zubereiten und mit dem viel reichhaltigeren Gewürzangebot des Orients verfeinern und nahmen Bäder, was im Abendland zu Zeiten des Zweiten Kreuzzuges noch weit weniger gebräuchlich war. Ihr luxuriöses Leben löste bei den Besuchern aus dem Westen, die ein ungleich kargeres Dasein fristeten, im ersten Moment Befremden aus. Die Abendländer orteten Dekadenz und Verweichlichung. Doch selbst manche der besonders Sittenstrengen unter ihnen änderten ihre Meinung, so etwa, wenn sie zum ersten Mal von orientalisch gewürzten Speisen kosteten, die dem Gaumen ungeahnte Sinnesfreuden bescherten.34 Zur Zufriedenheit der Besucher aus dem Westen stellte sich in der Regel auch recht rasch heraus, dass die Nachfahren des Ersten Kreuzzuges sich dem Orient jenseits der materiellen Ebene eher wenig angepasst hatten. Zu ernsthafter Assimilation oder gar zu pazifistischen Tendenzen gegenüber ihrer muslimischen Umwelt neigten sie durchaus nicht. Besonders wenig friedlich gesinnt waren die Spitzen des Königreichs Jerusalem. Sie verbanden mit dem Zweiten Kreuzzug hochfliegende kriegerische Erwartungen. Diese bezogen sich allerdings nicht auf dessen ursprüngliche Zielsetzung. An einer Rückeroberung der weit im Norden gelegenen Stadt Edessa, von der am ehesten das Fürstentum Antiochia profitiert hätte, waren der erst 17 Jahre alte König Balduin III. und seine Berater nicht interessiert. Sie gedachten, die militärischen Kräfte aus Europa für ein deutlich nähergelegenes und prominenteres 52 | 

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Ziel einzusetzen, und sie verloren keine Zeit, Konrad III. darauf einzuschwören  : Zu den wenigen Dingen, die Otto von Freising über den Jerusalem-Aufenthalt der deutschen Fürsten erwähnte, zählt die Information, dass Konrad III. im Palast der Templer logierte und dass er dort von Balduin III., dem Patriarchen von Jerusalem und den führenden Vertretern des Templerordens mit deren Wunsch vertraut gemacht wurde, Damaskus zu erobern.35 Das war ein sehr ambitioniertes Ziel. Balduin  III. und seine Berater peilten es unter dem Eindruck innenpolitischer Konflikte, vor allem aber angesichts der unsicheren Kräfteverhältnisse in der Region an. Muin ad-Din Unur, der Machthaber von Damaskus, war einige Jahre mit dem Königreich Jerusalem verbündet gewesen, doch hatte diese Allianz in jüngster Vergangenheit Risse bekommen. Außerdem warf der mächtige Herr von Aleppo – Nur ad-Din, der Sohn des 1146 verstorbenen Imad ad-Din Zengi  – begehrliche Blicke auf Damaskus. Aus der Sicht Jerusalems war dies eine höchst bedrohliche Situation. Gelang es Nur adDin, die Macht in Damaskus zu übernehmen, drohte das Entstehen eines muslimischen Einheitsstaates an der Ostgrenze von Outremer. Für Balduin III. und seine Barone war es daher naheliegend, diese für die Kreuzfahrerstaaten größte Gefahr im Keim zu ersticken. Die Anwesenheit der deutschen und französischen Kreuzfahrer schien die Gelegenheit zu bieten, Damaskus zu erobern und Nur adDins Expansionsdrang auf diese Weise einen Riegel vorzuschieben. Konrad  III. dürfte der Plan Balduins  III. einigermaßen überrascht haben. ­Jedoch sahen er und seine engsten Vertrauten wie Friedrich von Schwaben und Heinrich  II. Jasomirgott, mit denen sich der König wohl besprach, offenbar keinen Grund, den Begehrlichkeiten Balduins III. entgegenzutreten. Da sie die komplexen orientalischen Kräfteverhältnisse nicht kannten, mussten sie den Einschätzungen der Ortsansässigen vertrauen. Hinzu kam die für Konrad  III. vermutlich verlockende Perspektive, mit der Eroberung einer derart berühmten Stadt wie Damaskus die in Kleinasien erlittene Demütigung gründlich zu überdecken  ; ein Feldzug gegen das ferne Edessa wäre mit den Saisonpilgern, die der Staufer zur Verstärkung seiner Armee rekrutieren wollte, ohnehin kaum möglich gewesen, da diese gegen Ende des Sommers wieder die Heimreise antraten. Der König stimmte dem Ansinnen Balduins III. zu.36 In Jerusalem nahmen sich die deutschen Fürsten noch die Zeit, alle heiligen Stätten der Christenheit aufzusuchen. Dann zogen sie über Samaria und Galiläa zurück nach Akko, um die nötige Truppenaufstockung durch das Anwerben von weiteren Kreuzfahrern aus Europa zu realisieren.37 Am 24. Juni 1148 fand in Akko eine Ratsversammlung statt, in der über das Ziel der kommenden Offensive endgültig entschieden werden sollte. Mit der Im Königreich Jerusalem 

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Teilnahme der Könige des Heiligen Römischen Reiches, Frankreichs und des Königreichs Jerusalem sowie zahlreicher weltlicher und geistlicher Würdenträger aus Europa und Palästina war es die imposanteste Veranstaltung, die im Kreuzfahrerstaat bislang stattgefunden hatte. Ungeachtet dessen war ihr Ausgang von der Vorentscheidung geprägt, die Balduin III. und Konrad III. im kleinen Kreis bereits Wochen zuvor getroffen hatten. Obwohl bei der Versammlung kritische Gegenstimmen laut wurden, setzte sich das Expeditionsziel Damaskus durch.38 Für Heinrich II. Jasomirgott trat wenig später insofern eine unerfreuliche Situation ein, als Welf VI. seine Präsenz im Orient nach dem Besuch der heiligen Stätten Jerusalems als beendet betrachtete. An der großen Ratsversammlung von Akko nahm der Welfe noch teil, dann trat er die Rückfahrt nach Europa an. Der Babenberger sah seinen Dauerkontrahenten im Kampf um Bayern wohl einigermaßen sorgenvoll ziehen. Zwar hatten auf Weisung des Papstes alle kriegerischen Handlungen im Heiligen Römischen Reich zu ruhen, doch lag die Vermutung nahe, dass Welf VI. seine vorzeitige Heimkehr dazu nutzen würde, um neue Verbündete zu gewinnen und den Kampf nach dem Ende des Zweiten Kreuzzuges mit noch größeren Erfolgsaussichten wieder aufzunehmen. Heinrich  II. mag unter diesen Umständen den heftigen Wunsch verspürt haben, ebenfalls nach Europa zurückzukehren. Schon allein die Loyalität zu seinem Halbbruder und König gebot es ihm jedoch, bis auf Weiteres im Orient zu bleiben und den Kreuzzug an der Seite Konrads III. fortzusetzen.

Damaskus

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itte Juli 1148 formierten sich die christlichen Streitkräfte bei Tiberias am See Genezareth. Konrad III. und Ludwig VII. war es gelungen, unter Einsatz erheblicher Geldmittel ihre in Kleinasien stark dezimierten Heere mit zahlreichen Saisonpilgern aus Europa kräftig aufzustocken. Als die Aufgebote des Königreichs Jerusalem, des Heiligen Römischen Reiches und Frankreichs zusammengeführt wurden, entstand ein riesiger Truppenkörper, dessen Umfang die Spitzen des Königreichs Jerusalem offenbar zu der Überzeugung verleitete, die Damaszener würden beim Anblick der Christen nicht lange Widerstand leisten oder vielleicht vor lauter Schreck sofort die Waffen strecken. Von diesem Kalkül ausgehend, verzichteten Balduin III. und seine Barone darauf, bei ihrem Feldzug Belagerungsgerätschaften mitzuführen. Kommandiert von Balduin  III., Ludwig  VII. und Konrad  III., rückten die Christen zunächst nach Banyas im Nordosten des Königreichs Jerusalem vor.

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8  Die Streitkräfte des Zweiten Kreuzzuges im Anmarsch auf Damaskus, eine um das Jahr 1474 geschaffene Miniatur des französischen Buchmalers Jean Colombe.

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Dort wurde noch einmal die genaue Strategie beraten. Sich auf die Informationen von Männern stützend, die mit Damaskus und der engeren Umgebung der Stadt vertraut waren, entschieden die Anführer, die syrische Metropole von Westen her anzugreifen, wo die dort vorgelagerten Obstgärten den Soldaten Nahrung und Wasser liefern konnten. Danach zog die Armee über die Golanhöhen und am Berg Hermon vorbei. Als man in die Nähe von Damaskus kam, ging das Heer in Angriffsformation, wobei die Truppen Jerusalems die Spitze bildeten, weil sie das Areal am besten kannten, Ludwig VII. das Zentrum kommandierte und Konrad III. die Nachhut führte, um allfällige Attacken aus dem Hinterhalt abzuwehren. Am 24. Juli 1148 erreichten die Christen die Gärten und Obsthaine im Westen von Damaskus. Muin ad-Din Unur, der Machthaber von Damaskus, weigerte sich unterdessen, das zu tun, was manche Franken von ihm erwarteten. Der Anblick der Christen bewog ihn keineswegs zu sofortiger Kapitulation, sondern zu entschlossenem Widerstand. In höchster Eile setzte er alles in Gang, um eine maximal effiziente Verteidigung der Stadt zu organisieren. Er befahl seinen Provinzstatthaltern, unverzüglich alle verfügbaren Streitkräfte nach Damaskus in Marsch zu setzen. Außerdem schickte er auch Eilboten zu Nur ad-Din, um seinen Gegner um Hilfe zu bitten. Zunächst schien der Angriff der Christen unwiderstehlich. Sie drängten eine Streitmacht, die Unur ihnen entgegenschickte, wieder in die Stadt zurück. Damaszenische Verteidiger, die in den Obstgärten in Position gegangen waren, um die Angreifer aus guter Deckung zu beschießen, wurden ebenfalls noch am selben Tag aus ihren Stellungen vertrieben. Dann rückten die Kreuzfahrer zu einem direkt unter den Festungsmauern vorbeifließenden Fluss vor.39 Dort geriet ihre Offensive ins Stocken. Konrad III., der als Kommandant der Nachhut nicht sehen konnte, was vorne geschah, ließ nachfragen und bekam zur Antwort, dass muslimische Streitkräfte, die das Flussufer besetzt hielten, den vorneweg marschierenden Truppen Balduins III. widerstanden. Als er dies vernahm, geriet er in Zorn und preschte mitten durch die Reihen des Königs von Frankreich hindurch mit seinen Fürsten auf den Kampfplatz. Hier stiegen nun er und die Seinigen von den Pferden, wie dies die Art der Deutschen ist, wenn sie in der Schlacht in große Not geraten, und kämpften mit vorgehaltenen Schilden, Mann gegen Mann, gegen die Feinde, die, so tapfer sie vorher widerstanden hatten, diesen Angriff nicht aushalten konnten, eiligst den Fluss verließen und in die Stadt zurückflüchteten.40

Das Gefecht könnte ganz nach dem Geschmack Heinrichs  II. Jasomirgott gewesen sein. Die von Wilhelm von Tyrus beschriebene Szene ähnelte jedenfalls 56 | 

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auffallend stark der Schlacht an der Leitha. Da wie dort wurde ein energischer Angriff vorgetragen, dem keine eingehenden Beratungen oder taktische Erwägungen vorangingen. Gut möglich, dass Heinrich II. auf die Art und Weise, wie dieses Gefecht vonstattenging, einigen Einfluss nahm. Seine Präsenz vor Damaskus erregte jedenfalls genug Aufsehen, um auch von der arabischen Geschichtsschreibung registriert zu werden, namentlich vom ägyptischen Chronisten Ibn al-Furat, der im 14. Jahrhundert eine Universalgeschichte verfasste und dabei auf ältere, heute verschollene Quellen zurückgriff. Es langte der verfluchte Jasan el-Kund Harri zu Meere mit dem deutschen Könige an, nachdem er mit 10.000 Seelen zu Meere ausgezogen war. Er kam und der verruchte Balduin, Herr von Jerusalem, war bereits gestorben, worauf dessen Schwiegersohn all das, was er besessen, verwaltete und von seiner Herrschaft Besitz ergriff.41

Mit »Jasan el-Kund Harri« war Heinrich II. Jasomirgott gemeint. Laut dem österreichischen Orientalisten Joseph Karabacek, der Ibn al-Furats Schilderung der Belagerung von Damaskus (die dieser fälschlich auf das Jahr 1129 datierte) übersetzte, steht »Harri« für den Namen Heinrich, während »el-Kund« auf die französische Titelbezeichnung »le conte« zurückgeht. Den Begriff »Jasan« schließlich interpretierte Karabacek als verstümmelte Form von »Jasomirgott«.42 Generell wird angenommen, dass der ungewöhnliche Beiname Heinrichs II. im Gegensatz zu den Beinamen der anderen Fürsten aus dem Haus Babenberg, von denen die meisten erst viel später kreiert wurden, zeitgenössischen Ursprung hatte und auf einen arabischen Ausdruck zurückging, den Muslime auf ihn angewendet hatten.43 Trifft diese Annahme zu, ist weiters zu vermuten, dass das Entstehen von Heinrichs Beinamen »Jasomirgott« in engem Zusammenhang mit dem Kampf um Damaskus stand, da dies der einzige größere kriegerische Auftritt des Babenbergers in Outremer war. Sollte Heinrich  II. am deutschen Vorstoß vor den Mauern von Damaskus entscheidenden Anteil gehabt haben, konnte er diesmal  – anders als nach der Schlacht an der Leitha – am Ende des Kampftages auf einen Sieg zurückblicken. Die Bewohner der Stadt rechneten nach dieser Attacke schon mit dem Schlimmsten und machten im westlichen Damaskus die Straßen durch Barrikaden unpassierbar, damit sie im Fall eines entscheidenden Durchbruchs der Christen etwas mehr Zeit hatten, um der Stadt im Osten entfliehen zu können. Zur Erleichterung der Muslime erwies sich diese Verzweiflungsmaßnahme aber rasch als unnötig. Bereits am nächsten Tag begann die Lage zuungunsten der Kreuzarmee zu kippen. Muin ad-Din Unur schlug mit den ersten Verstärkungen, Damaskus 

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die mittlerweile aus den Provinzen eingetroffen waren, zurück und vertrieb die Christen von den Festungsmauern der Stadt. In den folgenden beiden Tagen unternahm er weitere Gegenangriffe und ließ außerdem die Heckenschützen wieder in die Obstgärten vorrücken. Für die Kreuzfahrer wurde die Situation so problematisch, dass sie ihr Feldlager am 27. Juli ins östliche Vorfeld von Damaskus verlegten. Das stellte sich allerdings als Fehlentscheidung heraus, denn rund um den neuen Lagerplatz gab es zwar weniger Deckung für Heckenschützen, fatalerweise aber auch kein Wasser, ein Zustand, der sich angesichts der hochsommerlichen Hitze nicht lange ertragen ließ. Unmut kam unter den christlichen Soldaten auf. Viele begannen zu glauben, Unur hätte die fränkischen Barone im Umfeld Balduins III. bestochen, die Kreuzarmee zu diesem ausgedörrten Platz zu lotsen. Hinzu kam, dass Unur, der laufend weitere Verstärkungen von seinen Provinzstatthaltern bekam, seine Gegenangriffe intensivierte. Die hochgemute Siegesgewissheit Balduins III. und seiner Barone löste sich in Rauch auf. Angesichts der kraftvollen Gegenwehr des Machthabers von Damaskus konnte keine Rede mehr davon sein, die Stadt binnen kürzester Zeit problemlos einzunehmen. Da sie außerdem über keine Belagerungsgeräte verfügten und überdies auch mit dem baldigen Erscheinen Nur ad-Dins zu rechnen war, setzte sich bei ihnen die Erkenntnis durch, dass das gesamte Unternehmen sofort abgebrochen werden musste. Konrad  III. und Ludwig  VII., die auf Drängen Balduins  III. und seiner Barone überhaupt erst nach Damaskus gekommen waren, verstanden die Welt nicht mehr, als sie von deren neuen Absichten erfuhren. Sie legten Protest dagegen ein. Ohne die Streitkräfte des Königreichs Jerusalem machte es aber keinen Sinn, den Kampf um Damaskus weiterzuführen. Empört gaben sie nach. Am 28. Juli brachen die Kreuzfahrer nach nur fünftägiger Belagerung ihr Lager ab und traten den Rückzug an. Der Fehlschlag von Damaskus löste heftige Querelen unter den Anführern des Unternehmens aus. Der Verdacht, Verrat in den fränkischen Reihen sei dafür verantwortlich gewesen, griff immer weiter um sich. Auch Konrad  III. hegte diesen Argwohn. Jedoch wollte der König seinen Kreuzzug nicht beenden, ohne einen einzigen nennenswerten Erfolg errungen zu haben. Daher signalisierte er Zustimmung, als nach dem Rückzug von Damaskus die Idee geboren wurde, einen Angriff auf Askalon zu unternehmen, den letzten Stützpunkt der ägyptischen Fatimiden in Palästina. Es kam zu einer Vereinbarung zwischen Konrad III., Ludwig VII. und Balduin III., wann und wo sich die Truppen für diese neue Offensive sammeln sollten, um von dort aus gemeinsam nach Askalon vorzurücken. Doch als die Deutschen und Franzosen zum Treffpunkt bei 58 | 

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

Jaffa kamen, warteten sie vergeblich auf die Streitkräfte des Königreichs Jerusalem. Nach acht Tagen ergebnislosen Ausharrens war für Konrad III. das Maß endgültig voll. Er glaubte sich neuerlich verraten und wollte Palästina jetzt nur noch verlassen. Während Ludwig VII. noch einige weitere Monate tatenlos im Königreich Jerusalem verweilte, schiffte sich Konrad  III. mit seinem Gefolge am 8. September 1148 in Akko ein und segelte nach Westen davon.44 »Die deutschen Franken zogen wieder in ihr Land, das weit hinter Konstantinopel liegt, und Gott entledigte die Gläubigen von diesem Ungemach«45, schrieb der arabische Chronist Ibn al-Athir. Aus christlicher Sicht war der Zweite Kreuzzug ein einziges Desaster. Der Ruf der Unbezwingbarkeit, den sich die westliche Christenheit durch den Ersten Kreuzzug und die rapide Expansion Outremers gegenüber der muslimischen Welt geschaffen hatte, war zerstört. Die fehlgeschlagene Belagerung von Damaskus sollte den Boden bereiten für Nur ad-Dins Machtübernahme in der syrischen Metropole 1154 und damit für das Entstehen eines einheitlichen muslimischen Staates an der Ostgrenze von Outremer. Im Abendland wurde das Scheitern der christlichen Armeen als erschütternder Tiefschlag empfunden. Die Gerüchte von Verrat machten großflächig die Runde. Viele gaben die Schuld für das Scheitern den Baronen des Königreichs Jerusalem. Nicht wenige beschuldigten auch das Byzantinische Reich, die durchziehenden Kreuzarmeen Konrads III. und Ludwigs VII. zu wenig unterstützt zu haben und so für deren Niederlagen in Kleinasien mitverantwortlich zu sein.46 Für alle am Kreuzzug Beteiligten, allen voran Konrad  III., stellte das gesamte Unternehmen eine ungeheure Demütigung dar. Für einen unter den christlichen Fürsten aber sollte sich der Zweite Kreuzzug als ungeahnter Glücksfall erweisen  : Heinrich II. Jasomirgott.

Eine Hochzeit in Byzanz

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ach ihrer Abfahrt aus Palästina nahmen Konrad III. und sein Gefolge auf Einladung von Kaiser Manuel  I. Komnenos noch einmal einen mehrere Monate dauernden Aufenthalt im Byzantinischen Reich. Ein wesentlicher Grund dafür war das Bestreben beider Monarchen, ihre Kräfte gegen ihre gemeinsamen Gegner zu vereinen. Dabei handelte es sich um Ungarn, das unter König Geza II. eine expansive Politik verfolgte, und – vor allem  – um König Roger  II. von Sizilien, der seine Herrschaft in den vergangenen Jahrzehnten über ganz Süditalien ausgedehnt hatte. Der Normannenkönig Eine Hochzeit in Byzanz 

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stand mit Frankreich und den Welfen in Verbindung und stellte eine gefährliche Bedrohung für die Besitzungen des Heiligen Römischen Reiches in Italien dar. Gleichzeitig setzte Roger II. auch Manuel I. Komnenos unter Druck  ; im Herbst 1147 hatte er Korfu erobert und von dort aus einen Plünderungsfeldzug gegen Griechenland unternommen. Vor allem diesen gemeinsamen Gegner wollten Konrad III. und Manuel I. nunmehr in die Schranken weisen und schlossen zu diesem Zweck ein Offensivbündnis ab. Beide Monarchen hatten jedoch keineswegs vergessen, dass es zwischen ihnen beim Anmarsch der deutschen Kreuzarmee im Sommer 1147 noch zu beträchtlichen Spannungen gekommen war. Wohl nicht zuletzt deswegen hielten es Manuel I. und Konrad III. für geboten, die deutsch-byzantinische Allianz durch eine zusätzliche Maßnahme zu bekräftigen. Dass sie bereits miteinander verschwägert waren, schien ihrer Ansicht nach für eine wirklich dauerhafte Fixierung des neuen Bündnisses nicht ausreichend zu sein. Sie einigten sich darauf, ihre beiden Häuser durch eine weitere Heirat noch enger miteinander zu verbinden. Bei den künftigen Ehepartnern, die nunmehr ins Auge gefasst wurden, handelte es sich um Konrads Halbbruder Heinrich II. Jasomirgott und Theodora Komnena, eine Nichte Kaiser Manuels I. Nun war diese Entscheidung durchaus ungewöhnlich. Byzantinische Herrscher zeigten im Allgemeinen wenig Neigung, weibliche Familienmitglieder mit mittel- oder westeuropäischen Fürsten zu verehelichen. Nach wie vor galt das Abendland in Konstantinopel als Region, die sich mit den kulturellen Errungenschaften des Byzantinischen Reiches nicht im Entferntesten messen konnte. Und mochten die Männer aus dem Abendland auch in militärischer Hinsicht ihre Qualitäten haben, so wurden sie am Bosporus auch um die Mitte des 12. Jahrhunderts weiterhin als Barbaren betrachtet, die auf einer ungleich niedrigeren Kulturstufe als die Bewohner des altehrwürdigen Byzantinischen Reiches standen.47 In Konstantinopel herrschte denn auch wenig Begeisterung, als die Vermählung Heinrichs II. Jasomirgott und Theodora Komnena mit viel Prunk vollzogen wurde. Der Eindruck, den das Hochzeitspaar hinterließ, dürfte zu der ausgeprägten Skepsis noch beigetragen haben. Heinrich  II. war ein etwas über 40 Jahre alter, in vielen Kämpfen abgehärteter Kriegsmann. Theodora Komnena hingegen zählte zum Zeitpunkt der Hochzeit erst etwa 15 Jahre. Das stellte im Mittelalter zwar kein ungewöhnliches Heiratsalter für junge Frauen dar, doch waren nicht wenige Byzantiner bestürzt und empört über die Entscheidung Kaiser Manuels I., seine liebreizende junge Nichte mit einem hartgesottenen und weit mehr als doppelt so alten Vertreter des rückständigen Abendlandes zu vermählen. Dass 60 | 

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

Heinrich II. immerhin der Halbbruder jenes Mannes war, der die kaiserliche Gewalt im Heiligen Römischen Reich besaß, machte für sie keinen entscheidenden Unterschied.48 Jasomirgott hingegen hatte allen Grund, sich über die Hochzeit mit Theodora Komnena zu freuen. Nicht nur, dass er Witwer war – seine erste Gemahlin Gertrud von Sachsen hatte 1143 nach nur einjähriger Ehe die Geburt einer Tochter nicht überlebt – und aufgrund seines Alters das Thema Nachkommenschaft mittlerweile sehr ernsthaft in Auge fassen musste. Eine eheliche Verbindung mit dem reichen byzantinischen Kaiserstaat bedeutete für das Haus Babenberg außerdem einen erheblichen Prestigegewinn und damit auch eine politische Aufwertung im Heiligen Römischen Reich.49 Denn Byzanz nahm als Nachfolgestaat des Römischen Weltreiches eine einzigartige Stellung in Europa ein und war um die Mitte des 12. Jahrhunderts immer noch eine beeindruckende Großmacht. Unter Alexios I., Johannes  II. und Manuel  I., den drei wichtigsten Kaisern des Hauses Komnenos, die insgesamt 99 Jahre herrschten, erlebte es noch einmal eine Blütezeit, die auch von beachtlichen militärischen Erfolgen im Osten wie im Westen geprägt war. Am byzantinischen Kaiserhof fehlte es nicht an selbstbewusster Überzeugung, dass die Hochzeit mit Theodora Komnena nicht nur für Heinrich  II. Jasomirgott, sondern eigentlich für das gesamte Heilige Römische Reich außerordentlich wertvoll war. Diese durchaus nicht bescheidene Haltung kam gleich in den ersten Verszeilen eines Hochzeitsgedichtes zum Ausdruck, das vom byzantinischen Hofpoeten Manganeios Prodromos50 verfasst wurde. Deutschland, tanze, hüpfe und leuchte  ! Mit der allerschönsten Tochter des Sebastokrators [Anm.: des Bruders Manuels I.] vereinigt sich der hochberühmte Herzog [Anm.: Heinrich II.] ganz glücklich, und er wird glänzender durch ihren Glanz und berühmter durch ihren Ruhm. Erleuchte die Stadt, szeptertragende Sonne der Römer, bescheine, bestrahle auch dieses Brautgemach, und mit deinen hellen Strahlen und deinen (Sonnen)aufgängen beleuchte das Antlitz des neuvermählten Paares und führe die Rose des Sebastokrators zum Haus des Bräutigams.51

Es wäre interessant zu wissen, was Theodora Komnena empfand, als sie an der Seite ihres frisch angetrauten Ehemanns Heinrich II. Jasomirgott Konstantinopel verließ und ihrer fernen neuen Heimat Österreich entgegenreiste.

Eine Hochzeit in Byzanz 

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Der jungen byzantinischen Prinzessin wird es vermutlich nicht leichtgefallen sein, der prachtvollen Kaisermetropole Lebewohl zu sagen. Was sie in Österreich vorfand, war dann wohl auch nicht dazu angetan, bei ihr Euphorie auszulösen. Zwar hatte das Stammland der Babenberger seit den Zeiten der Markgräfin Ida einige zivilisatorische Fortschritte gemacht, doch gegenüber dem Byzantinischen Reich nahm es sich immer noch ziemlich ärmlich aus. Die Siedlungen waren derart bescheiden, dass der Chronist Odo von Deuil, als er 1147 mit der Kreuzarmee des französischen Königs Ludwig VII. durch Österreich zog, sich nicht veranlasst sah, auch nur eine einzige Ansiedlung namentlich zu erwähnen. Kulturell etwas weiter entwickelt war Bayern, über das Heinrich  II. Jasomirgott damals ebenfalls herrschte. Aber auch hier ließ sich der Lebensstil mit jenem in Byzanz nicht vergleichen. Zu Tisch pflegten sowohl Ritter als auch Bauern in erster Linie mit den Fingern zu essen, die Tischsitten beschränkten sich auf einige wenige Regeln. Die hygienischen Verhältnisse waren noch rustikal, wenngleich manche Vertreter höfischer Kreise seit einiger Zeit dazu übergegangen waren, gelegentlich ein Bad in einem Zuber zu nehmen.52 Manganeios Prodromos, der in seinem Hochzeitsgedicht so jubilierende Formulierungen für die beiden Ehepartner gefunden hatte, zeichnete in zwei weiteren Gedichten, die er vermutlich bald nach der Trauung verfasste, ein schwermütiges Bild vom Schicksal der Theodora Komnena im Land der Babenberger. »Wer wird die klagende Stimme der Nachtigall hören, und wer wird jenen Spatz, den fremden, den umherirrenden, der bitter wehklagt, ein wenig trösten  ?«53, heißt es darin. Ihre Ehe mit Heinrich  II. Jasomirgott, den Prodromos im Hochzeitsgedicht noch relativ lobend erwähnt hatte, wird von Manuels I. Hofdichter nun in den dunkelsten Farben dargestellt  : »Wann hat sich je ein so sanftes Mädchen mit einem Drachen vereinigt  ? Wann wurde ein sehr furchtsames Kalb mit einem wilden Eber verbunden  ?« Das Leben der Prinzessin in der Fremde stellte Manganeios Prodromos gleich mit dem Tod.54 Ob das Schicksal Theodoras tatsächlich so schrecklich war, ist hinterfragenswert, muss aber mangels Quellenbelegen dahingestellt bleiben. Österreich wurde erst um die Mitte der 1150er Jahre zu Theodoras eindeutigem geographischen Lebensmittelpunkt, als Heinrich II. auf Druck von Kaiser Friedrich I. Barbarossa (👑1152 – 1190), dem Nachfolger König Konrads III., das Herzogtum Bayern aufgeben musste. Der Staufer machte dem Babenberger diesen Verlust etwas schmackhafter, indem er ihm die Rangerhöhung Österreichs zu einem Herzogtum und damit auch die Abtrennung von Bayern zugestand. Im Privilegium minus vom 17. September 1156, das diese Regelung fixierte, wurde

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Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug

neben Heinrich II. auch Theodora Komnena mit dem Herzogtum Österreich belehnt. Ein ausschlaggebender Faktor für die im mittleren 12. Jahrhundert nicht all­ tägliche Entscheidung, eine Frau mitzubelehnen, war der Umstand, dass die schon sieben Jahre währende Ehe Heinrichs und Theodoras noch keinen Sohn hervorgebracht hatte. Die Fürstin wäre im durchaus möglichen Fall, dass ihr wesentlich älterer Gemahl vor ihr starb und es keinen männlichen Erben gab, in eine vermögensrechtlich heikle Lage geraten. Theodora musste in dieser Situ­ ation daran gelegen sein, ihre eigene Stellung zu sichern, und dies war nun gegeben, wenngleich die gemeinsame Belehnung kein Recht auf Mitregierung Theodoras in Österreich inkludierte.55 Zur zweifellos großen Erleichterung Heinrichs II. und Theodoras wurde diese Regelung für sie bald hinfällig. In den Jahren nach der Ausstellung des Privilegium minus brachte die Herzogin noch zwei männliche und offenbar kerngesunde Stammhalter zur Welt. Die Eltern sollten es auch noch erleben, dass die beiden Söhne das Mannesalter erreichten und die Erbfolge innerhalb des Hauses Babenberg schlussendlich doch noch nachhaltig stabilisiert wurde. Wir wissen zwar nur äußerst wenig über die Ehe Heinrichs und Theodoras, doch in dieser einen Hinsicht gab es für sie – modern gesprochen – ein Happy End. Dass die Verbindung zwischen dem Babenberger und der byzantinischen Prinzessin fast 30 Jahre währte, war angesichts ihres erheblichen Altersunterschiedes durchaus beachtlich. Denn Heinrich II. erreichte ein für damalige Verhältnisse hohes Alter und erfreute sich anscheinend auch einer rüstigen Konstitution. Kurz vor seinem Tod war er jedenfalls noch imstande, persönlich in einen Krieg zu ziehen, den seine von der wachsenden babenbergischen Macht alarmierten Nachbarn eröffnet hatten. Die Kämpfe waren noch im Gang, als sich der Herzog Ende November 1176 bei einem Reitunfall einen Oberschenkelbruch zuzog. Am 13. Januar 1177 erlag er dieser Verletzung im Alter von etwa 70 Jahren. Theodora Komnena überlebte ihren Gemahl nur um wenige Jahre. Den Klosterneuburger und den Zwettler Annalen zufolge starb sie im Januar 1184, kaum mehr als 50 Jahre alt. Beigesetzt wurde die Herzogin in Wien, das während ihrer Ehe mit Heinrich II. zur Residenzstadt des Hauses Babenberg geworden war.56

Eine Hochzeit in Byzanz 

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Leopold V. und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)

Eine Pilgerfahrt nach Jerusalem

Z

u Beginn des Jahres 1182 tat der ältere Sohn von Heinrich II. Jasomirgott und Theodora Komnena etwas, das von den anderen Babenbergerfürsten des 12. und 13.  Jahrhunderts nicht überliefert ist  : Herzog Leopold  V. (👑1177 – 1194) trat, ohne dass ein vom Papst ausgerufener Kreuzzug ihn dazu veranlasst hätte, eine Pilgerfahrt nach Jerusalem an.1 Die Frömmigkeit, die der damals etwa 24 Jahre alte Landesfürst durch seine Wallfahrt ins ferne Heilige Land demonstrierte, pflegte er auch in der Heimat nachdrücklich an den Tag zu legen. Anders als sein Vater, der sich gegenüber kirchlichen Institutionen vergleichsweise zugeknöpft gezeigt hatte, ließ Leopold V. Klöstern großzügige Schenkungen zuteil werden  ; sein besonderes Wohlwollen galt dem Zisterzienserkloster Heiligenkreuz. In der Spätzeit seiner Herrschaft sollte die Nähe zur Kirche, die er oft und gerne zur Schau stellte, dann allerdings mit einer noch prägnanteren Eigenschaft des Herzogs kollidieren  : Leopold V. war auch ein radikal geschäftstüchtiger Mann mit hellwachen politischen Instinkten, der die Sicherung und Ausweitung babenbergischer Macht stets im Blick hatte. Im Lauf seiner knapp 18 Jahre währenden Herrschaft profitierte er vor allem vom Erlöschen mehrerer Adelsgeschlechter, deren Besitzstände und Liegenschaften er sich unter nicht immer klaren Umständen einverleibte. Dass er in seinem Aufwärtsstreben das äußerste Risiko nicht scheute und dafür sogar einen massiven Konflikt mit der Kirche in Kauf nahm, sollte Leopold V. mit der Gefangennahme von Richard I. Löwenherz unter Beweis stellen.2 Im Zuge seiner Pilgerfahrt kam der junge Herzog 1182 in zwei Länder, die schon bessere Zeiten erlebt hatten. Zunächst zog er über den Landweg nach Konstantinopel, der Heimatstadt seiner Mutter, wo er von Alexios II. (👑1180 – 1183), dem noch minderjährigen Sohn Kaiser Manuels  I., ehrenvoll in Empfang genommen wurde.3 Kaum übersehbar war es allerdings, dass sich mit dem Tod Manuels I. im September 1180 die politische Stabilität aus dem Byzantinischen Reich verabschiedet hatte. Bereits zum Zeitpunkt von Leopolds Besuch gab es am Bosporus heftige Thronstreitigkeiten, die sich in weiterer Folge immer mehr zuspitzten. Alexios II. wurde einige Monate nach Leopolds Abreise von einem nahen Verwandten abgesetzt, der sich allerdings ebenfalls nicht lange an der Macht halten konnte. Die lange Zeit so robuste Herrschaft der Komnenen war unwiderEine Pilgerfahrt nach Jerusalem 

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ruflich vorüber und damit auch die Zeit, in der das einstige Ostrom immer noch als Großmacht gegolten hatte.4 Im Königreich Jerusalem, das Leopold V. im Lauf des Frühjahrs 1182 erreichte, waren die Zeichen des Niedergangs noch offensichtlicher als im Byzantinischen Reich. Schon durch das Scheitern des Zweiten Kreuzzuges und die Machtübernahme Nur ad-Dins in Damaskus 1154 hatte sich die strategische Lage der Franken erheblich verschlechtert. Eine Weile war es ihnen noch gelungen dagegenzuhalten, mit der Eroberung Askalons, einer engeren Anlehnung an Byzanz und phasenweise erfolgreichen Angriffen auf Ägypten. Seit den 1170er Jahren machten dem Königreich Jerusalem jedoch zunehmend innere Probleme zu schaffen, die sich um das jahrelange Siechtum des an Aussatz erkrankten Königs Balduin IV. (👑1174 – 1185) und den damit verbundenen Erosionsprozess monarchischer Macht drehten. Vor allem aber stand den Franken mittlerweile ein immens gefährlicher Gegner gegenüber  : Salah ad-Din, ein Armeeführer kurdischer Abstammung, in Europa Saladin genannt. Seit 1171 Sultan von Ägypten und seit 1174 auch Sultan von Syrien, gebot er über ein einheitliches muslimisches Großreich, mit dem er Outremer zusehends in die Zange nahm. Dem Gründer der Dynastie der Ayyubiden gelang es auch, die Motivation der Muslime, gegen die Franken in den Kampf zu ziehen, erheblich zu steigern. Allerdings konnte sich Saladin diesem Ziel nicht immer hauptsächlich widmen. Auch Festigung und Ausbau seiner Macht im neuen Ayyubischen Reich verlangten seine gesteigerte Aufmerksamkeit. 1180 stellte er deshalb den Kampf gegen die Christen für eine Weile ein. Just im Frühjahr 1182, als Leopold V. nach Jerusalem kam, endete die Verschnaufpause für das Kreuzfahrerkönigreich dann aber wieder. Im Mai des Jahres ging Saladin bei einem Marsch von Äygpten nach Damaskus zunächst daran, die Ernte auf den Feldern der Christen zu vernichten. Im Frühsommer marschierte er auf der Höhe des Sees Genezareth ins Königreich Jerusalem ein. Balduin IV. rückte ungeachtet seiner Krankheit persönlich ins Feld und trat dem Sultan im Jordantal, nahe der Kreuzfahrerfestung Belvoir, entgegen. Bei extrem hohen Sommertemperaturen, die beiden Seiten schwer zu schaffen machten, verbuchte der König einen Abwehrerfolg. Einige Wochen später unternahm Saladin einen Angriff auf Beirut, das sich aber so lange verteidigen konnte, bis die herbeieilende Armee Balduins  IV. den Sultan abermals zu einem taktischen Rückzug veranlasste.5 Leopold V. blieb um den Sommer 1182 mehrere Monate im Königreich Jerusalem. Erst gegen Ende des Jahres kehrte er, wie aus den Zwettler Annalen hervorgeht, über Apulien in die Heimat zurück.6 Was der junge Herzog im Zuge seines Aufenthalts im Heiligen Land im Einzelnen tat, geht aus den Quellen nicht 66 | 

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

9  Die »Große Kreuzreliquie« von Heiligenkreuz, erworben 1182 von Herzog Leopold V. während seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem.

hervor. Lediglich über die Anschaffung einer Kreuzreliquie von beeindruckenden Ausmaßen wird berichtet  ; Leopold V. gab sich mit keinem Kreuzsplitter zufrieden, sondern erwarb eine Reliquie »von den Ausmaßen einer Männerhand«7, die er später dem Kloster Heiligenkreuz schenken sollte. Der Zustand des Daueralarms, in dem sich das Königreich Jerusalem wegen Saladins militärischer Operationen im Sommer 1182 befand, dürfte Leopold V. jedoch schwerlich entgangen sein. Möglicherweise erlebte er die kriegerischen Ereignisse jener Monate aus nächster Nähe mit. Das Kreuzfahrerkönigreich wies im Zuge seiner gesamten Existenz einen Mangel an Truppen auf, musste muslimischen Streitkräften oft in Unterzahl entgegentreten und war auf europäische Unterstützung angewiesen. Diese Hilfe zu leisten galt bei europäischen Adelsvertretern als besonders fromme und ehrenvolle Tat  ; um die knappen militärischen Ressourcen in Outremer etwas aufzustocken, fanden sich immer wieder Männer unter ihnen bereit, als Zeitsoldaten (milites ad terminum) im Heiligen Land, oft auch bei einem der Ritterorden, zu dienen. Im Ernstfall zog das Königreich auch Saisonpilger zu temporären Kriegsdiensten im Heiligen Land heran, eine Praxis, der sich auch König Konrad III. während des Zweiten Kreuzzuges bedient hatte.8 Im Sommer 1182 war dieser Ernstfall definitiv gegeben, und Leopold V. dürfte für Eine Pilgerfahrt nach Jerusalem 

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die bedrängte Führung des Königreichs eine besonders wünschenswerte Verstärkung gewesen sein, denn der Babenberger war höchstwahrscheinlich mit ­einem nicht zu knapp bemessenen Rittergefolge nach Palästina gekommen  ;9 alles andere wäre für einen christlichen Fürsten, der auf sich hielt, undenkbar gewesen. Es ist mangels Quellenbelegen eine Spekulation, aber keineswegs auszuschließen, dass er mit seinen Leuten am Gefecht bei Belvoir im hitzestarrenden Jordantal oder auch am Marsch nach Beirut teilnahm. Vom Ansehen, das sich Leopold V. mit seiner Pilgerfahrt in der Heimat verschaffte, zeugt der Umstand, dass er daraufhin in einer zeitgenössischen Quelle trotz seiner jungen Jahre als »Vater des Vaterlandes«10 bezeichnet wurde.

Der Fall Jerusalems

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ie im Sommer 1182 erzielten Abwehrerfolge hatten keine dauerhafte ­Wirkung. Saladin erhöhte in der Folgezeit seinen Druck auf die Franken. Und schließlich, knapp fünf Jahre nach der bewaffneten Pilgerfahrt Leopolds V., brach das Unheil über Outremer herein. Ausgelöst wurde es durch den notorischen Unruhestifter Rainald von Châtillon, der während eines noch laufenden Waffenstillstandes östlich des Toten Meeres eine muslimische Karawane überfiel. Den Sultan hatte er mit solchen Untaten schon mehrfach provoziert, und diesmal war das Maß für Saladin endgültig voll. Im Frühsommer 1187 überquerte der Herr des Ayyubidischen Reiches mit einer riesigen Streitmacht den Jordan und marschierte abermals im Königreich Jerusalem ein. Was den Franken bislang stets gelungen war, nämlich Saladins Angriffe durch rasche Mobilisierungen zu blockieren, gleichzeitig aber eine alles entscheidende Schlacht zu vermeiden, missglückte ihnen diesmal. König Guido von Lusignan (👑1186 – 1192) ließ sich am 4. Juli 1187 westlich des Sees Genezareth zur Schlacht bei den Hörnern von Hattin hinreißen, taktierte dabei überdies auch noch ungeschickt und wurde vernichtend geschlagen. Danach war das Königreich den Angreifern schutzlos ausgeliefert. Eine Stadt nach der anderen fiel in muslimische Hand. Am 2. Oktober 1187 marschierte Saladin in Jerusalem ein, wobei er, im Gegensatz zu den christlichen Eroberern von 1099, von Massakern Abstand nahm und die Unterlegenen vergleichsweise human behandelte. Der Sultan setzte seinen Feldzug bis ins Jahr 1189 hinein erfolgreich fort. Nur in Tripolis und Antiochia, den Hauptstädten der weiter nördlich gelegenen Kreuzfahrerstaaten, konnten sich die Franken behaupten. Und im Falle von Tyrus beging der Sultan einen folgenschweren Fehler  : Als er im Juli 1187 die

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Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

Stadt einnehmen wollte, ergriff dort ein italienischer Adeliger namens Konrad von Montferrat das Kommando, beendete die schon anlaufenden Kapitulationsverhandlungen und verbarrikadierte Tyrus. Seine unbeugsame Energie wirkte auf die zuvor schon völlig demoralisierten Verteidiger derart ermutigend, dass sie in der Folge allen Attacken Saladins trotzten. Schließlich brach der Sultan am 1. Januar 1188 die Belagerung ab und wandte sich anderen Eroberungszielen zu. Tyrus blieb damit als einzige bedeutende Stadt des Königreichs Jerusalem in christlicher Hand und bildete einen wichtigen Brückenkopf für eine große Gegenoffensive des Abendlandes. Und diese Gegenoffensive kam nunmehr in Gang. Das Papsttum erließ einen Kreuzzugsaufruf. Die Herrscher Mittel- und Westeuropas, über den Zusammenbruch Outremers entsetzt, leisteten dem Appell Folge. Im Januar 1188 nahmen die Könige von Frankreich und England das Kreuz. Und auch Kaiser Friedrich I. Barbarossa beschloss, einen Kreuzzug des Heiligen Römischen Reiches zu organisieren und diesen ungeachtet seines vorgerückten Alters von etwa 67 Jahren persönlich anzuführen. Am 27. März 1188 nahm er in Mainz das Kreuz, ordnete seine Angelegenheiten und ging mit Sorgfalt an die Organisation seiner Orientexpedition. Die Erfahrungen des desaströsen Zweiten Kreuzzuges hatten ihn Vorsicht gelehrt. Vor allem auf diplomatischer Ebene waren umfassende Vorbereitungen geboten, da der Kaiser den gefürchteten Landweg durch Kleinasien ins Auge fassen musste  ; die Route über das Mittelmeer kam nicht in Frage, weil der Transport der zahlenstarken deutschen Kreuzarmee Schiffskapazitäten erfordert hätte, die in dieser Dimension nicht verfügbar waren. Um den Marsch des kaiserlichen Aufgebots in den Orient schon im Vorfeld bestmöglich abzusichern, nahm Friedrich  I. daher mit den zu durchquerenden Staaten Ungarn, Serbien, Byzanz und auch mit dem Sultanat der Rum-Seldschuken entsprechende Verhandlungen auf.11 Leopold  V. spielte in der diplomatischen Vorbereitung des Kreuzzuges eine recht signifikante Rolle. Im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich II. Jasomirgott, dessen Verhältnis zu Friedrich I. Barbarossa schwankender Natur gewesen war, unterhielt der junge Herzog konsequent gute Beziehungen zum Kaiser. Als eine hochrangige byzantinische Gesandtschaft um den Jahreswechsel 1188/89 in Nürnberg erschien und wegen des bevorstehenden deutschen Kreuzzuges diverse Bedenken geltend machte, wollte Friedrich  I. ihre Befürchtungen mit einem Sicherheitseid zerstreuen. Für die Eidesleistung nominierte er seinen Sohn Friedrich von Schwaben, den Bischof von Würzburg sowie Leopold V. Dass der Babenberger dazu auserkoren wurde, zeugte von dessen Ansehen beim Kaiser sowie im Reich und ließ auch demonstratives Interesse am Kreuzzug erkennen. Der Fall Jerusalems  

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10  Statue von Leopold V., angefertigt von Franz Bauer, vollendet 1872 von Viktor Tilgner, aufgestellt in der Feldherrenhalle des Heeres­ geschichtlichen Museums in Wien.

Als das gewaltige Unternehmen jedoch in die Umsetzungsphase kam, sagte er Barbarossa ab. Die Gründe, die Leopold V. zu seinem vorläufigen Nein veranlassten, dürften in einem zwischen ihm und König Bela  III. von Ungarn ausgebrochenen Konflikt zu suchen sein. Die Spannungen hingen mit einem enormen Macht- und Gebietszuwachs des Babenbergers zusammen, der sich 1189 bereits deutlich abzeichnete. Drei Jahre zuvor hatte Ottokar IV., der todkranke und kinderlose Herzog der Steiermark, mit Leopold V. in der Georgenberger Handfeste dessen Herrschaftsnachfolge in seinem Land vereinbart. Diese Machtverschiebung an seiner Westgrenze ließ Bela III. alles andere als kalt. Die daraus resultierenden Unstimmigkeiten mit dem König von Ungarn fielen offenbar so stark aus, dass Leopold V. sich im Frühjahr 1189 aus Sicherheitsgründen nicht in der Lage sah, sein Herzogtum zugunsten des Kreuzzuges für längere Zeit zu verlassen.12 Aus der Sicht Friedrichs I. Barbarossa war die Absage des Babenbergers gewiss bedauerlich, da sie miteinander in einem engen Verhältnis standen, und wohl auch, weil der junge Herzog das Heilige Land sowie Konstantinopel aus eigener und vor allem recht aktueller Anschauung gut kannte. Dem Kaiser war der Orient zwar ebenfalls nicht fremd, doch lagen bei ihm die während des Zweiten 70 | 

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

Kreuzzuges gesammelten Eindrücke bereits vier Jahrzehnte zurück. Es wäre Barbarossa zweifelsohne nicht unrecht gewesen, auf die weitaus frischeren Wissensschätze des Babenbergers zurückgreifen zu können. Eine Anmerkung in den Zwettler Annalen lässt darauf schließen, dass Leopold  V. sich zu seiner Absage relativ kurzfristig veranlasst gesehen und er zu diesem Zeitpunkt schon einige Vorkehrungen für seine Teilnahme am Kreuzzug getroffen hatte. Als Friedrich I. mit seinen Streitkräften in Österreich weilte, verteilte Leopold V. an alle Kreuzfahrer, was er sich für seinen Kreuzzug »auszugeben vorgenommen hatte«13. Eine Größenordnung der Gaben verrät die Quelle nicht, doch dürfte der Babenberger es dem besonderen Anlass und seinem eigenen Ansehen schuldig gewesen sein, dabei nicht zu sparsam vorzugehen.

Barbarossas Tod und Leopolds Aufbruch

A

m 11. Mai 1189 brach Friedrich I. Barbarossa mit der Kreuzarmee des Heiligen Römischen Reiches von Regensburg aus in den Orient auf. Er konnte dies in der Erwartung tun, ungleich bessere Erfolgsaussichten zu haben als König Konrad III. während des Zweiten Kreuzzuges. Die Route in den Orient schien abgesichert, sein Heer war von gewaltiger Dimension, und die Autorität des alten Kaisers stellte ein hohes Maß an Disziplin sicher. Als Friedrich I. das bereits auf babenbergischem Gebiet gelegene Mauthausen erreichte, kam es zu einem Zwischenfall. Die dort tätigen Zöllner ignorierten die Privilegien, die den Kreuzrittern zustanden, und verlangten ungerührt den ansonsten zu entrichtenden Wegzoll. Ob sie dabei aus eigenem Antrieb handelten oder glaubten, im Sinne der Landesobrigkeit vorzugehen, bleibt unklar. Jedenfalls geriet Friedrich I. angesichts der Forderung in Rage und ließ Mauthausen niederbrennen. Leopold V., auf den das vorwitzige Auftreten seiner Zöllner wohl nicht zurückging, war der Zwischenfall zweifelsohne unangenehm. Das Wohlwollen des Kaisers wollte er nicht verlieren. Um seiner unverbrüchlichen Achtung sogleich Ausdruck zu verleihen, eilte er Barbarossa auf dessen Weg entgegen und geleitete die deutsche Kreuzarmee persönlich nach Wien. In der babenbergischen Residenzstadt sahen sich Leopold  V. und die Wiener mit einer speziellen, wohl auch unerwarteten Aufgabe konfrontiert  : Friedrich  I. beschloss, hier einen ausgiebigen Zwischenstopp einzulegen, um seine Truppen vor dem Verlassen des Heiligen Römischen Reiches noch einmal einer kritischen Musterung zu unterziehen. Er wollte verhindern, dass die Schlagkraft seiner Armee durch den Zuzug kampfuntauglicher Männer und zwielichtiger Elemente geBarbarossas Tod und Leopolds Aufbruch 

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schwächt wurde, wie es Konrad III. beim Zweiten Kreuzzug geschehen war. Zum Missfallen Friedrichs I. hatten es nicht wenige Ungeeignete geschafft, sich zwischen die Reihen der Ritter und Fußtruppen zu mischen. Diesen Zustand gedachte Barbarossa zu beseitigen, doch die genaue Überprüfung einer etwa 15.000 Mann starken Streitmacht ließ sich naturgemäß nicht in wenigen Stunden erledigen. Letztlich waren Leopold V. und die Wiener über eine Woche lang für die Versorgung der gesamten deutschen Kreuzarmee verantwortlich, bis der Kaiser, nachdem er rund 500 Männer wegen schlechten sittlichen Betragens oder verschiedener Gesetzesverstöße ausgesiebt hatte, wieder das Signal zum Aufbruch gab.14 Die Herausforderungen waren für den Babenberger damit noch nicht vorüber. Als er den Kaiser donauabwärts bis zur Grenze nach Ungarn geleitete, schlug dieser in der Nähe von Pressburg abermals für mehrere Tage ein Lager auf, um in angemessener Manier das Pfingstfest zu feiern. Außerdem widmete sich Friedrich I. auch hier nochmals eingehend dem Thema Truppendisziplin. In Übereinstimmung mit seinen Fürsten erließ er strenge Gesetze, die unter anderem vorsahen, dass einem bewaffneten Pilger, der einem Kameraden etwa durch Diebstahl Schaden zufügte, eine Hand abgeschlagen wurde.15 Wie der wichtigste Zeitzeuge des Kreuzzuges berichtete – es handelte sich vermutlich um einen österreichischen Kleriker, den man später Ansbert nannte16 –, konnte Barbarossa allerdings auch anders. So »trat er, wenn sich manche einzeln oder paarweise vor ihm duellierten, zwischen die Streitenden, bevor sie sich gegenseitig umbrachten, so dass er den Streit mit angemessenem Entgegenkommen und mildem Nachdruck beendete und einen Ausgleich herbeiführte.«17 Mit seiner Mischung aus unnachsichtiger Härte und väterlichem Mahnen stellte Barbarossa ein Ausmaß an Disziplin sicher, das es in deutschen Kreuzarmeen bislang nicht gegeben hatte. Sichtlich verblüfft kommentierte Ansbert, dass »in einer so großen Menge von sonst zügellosen und unbeherrschten Leuten« durch das Wirken des alten Kaisers »unglaublicher Friede, Vertrauen, Eintracht und höchste Ruhe herrschten«.18 Nach vier Tagen brach Friedrich I. sein Lager bei Pressburg ab und überschritt die Grenze zum Königreich Ungarn. Einige österreichische Adelige hatten sich dem deutschen Kreuzzug schon jetzt angeschlossen und brachen vor ihrem Herzog in Richtung Palästina auf, ebenso einige prominente Geistliche, unter ihnen Abt Isenrich von Admont.19 In Ungarn kam Barbarossa mit seinen Truppen weitgehend problemlos voran. Weiter südöstlich stieß er jedoch zunehmend auf Schwierigkeiten. Im krisengeschüttelten Byzantinischen Reich herrschte mittlerweile nicht mehr die Dynastie der Komnenen, sondern Isaak  II. Angelos (👑1185 – 1195), den die mannigfaltigen Probleme, die sich ihm stellten, heillos überforderten. Der sich nähernden 72 | 

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

Kreuzarmee blickte er misstrauisch entgegen. Von der falschen Befürchtung ausgehend, der Staufer wolle in Wahrheit nicht nach Palästina ziehen, sondern Konstantinopel erobern, begann er zu vergessen, was in Nürnberg zwischen seiner eigenen Gesandtschaft und Friedrich  I. im Sinne einer friedlichen Durchquerung des Byzantinischen Reiches vereinbart worden war. Auch dem Sicherheitsschwur von Nürnberg maß Isaak II. keine Bedeutung mehr bei. Stattdessen fing er an, den deutschen Vormarsch zu behindern, wo er nur konnte.20 Er ging sogar so weit, dass er hochrangige Gesandte, die Friedrich I. zur diplomatischen Beseitigung von Problemen an den Bosporus entsandt hatte, kurzerhand festnehmen ließ. Barbarossa kochte vor Zorn. In einem Mitte November 1189 verfassten Schreiben an Leopold V., einen der drei Eidesleister von Nürnberg, machte er seinem Ärger Luft. Es erschien uns angemessen, dir, geliebter Vetter, mitzuteilen, dass unser Bruder in Konstantinopel [Anm.: Kaiser Isaak II. Angelos] bar jeder brüderlichen Verbindlich­ keit alles, was von seinem Kanzler in Nürnberg in Gegenwart der Reichsfürsten bezüg­lich unserer Marschsicherung, der Proviantierung und des Wechselkurses bekanntermaßen unter Eid zugesichert wurde, bei der ersten Gelegenheit gebrochen hat. Darüber hinaus setzte er unsere Botschafter […], die wir zur Vorbereitung der friedlichen Durchreise des lebendigen Kreuzes und zur Sicherung des Friedens entsandt hatten, gefangen und warf sie in entwürdigender Weise in den Kerker. Endlich aber, nach vielen Gesandtschaften, in deren Verlauf er unsere Überfahrt trickreich in den rauen Winter verschob, schickte er unsere Botschafter, als wäre es eine gute Tat, am Fest der Heiligen Simon und Judas zu unserer Exzellenz zurück und versprach uns wieder einen guten Proviantmarkt, den üblichen Wechselkurs und jede Menge Schiffe. Weil aber ein gebranntes Kind das Feuer scheut, können wir den Worten und Schwüren der Griechen im allgemeinen kein Vertrauen mehr schenken. Eher beugen wir uns der Unbill des Winters und planen in Philippopel oder in Adrianopel zu überwintern, um zu einem günstigen Zeitpunkt auf Konstinopel zu marschieren.21

An Leopold V. richtete Friedrich I. noch die Bitte, dafür zu sorgen, dass ein für den Papst gedachter Brief »mit deinem tatkräftigen Einsatz an ihn gelangt  ; denn durch dich wird dies zuverlässiger als durch jemand anderen bewerkstelligt werden können.«22 Für den Herzog stellte das Schreiben des Kaisers schon allein wegen der Wortwahl einen nachdrücklichen Gunstbeweis dar. Aber auch die darin enthaltenen Informationen über die Probleme, mit denen die Kreuzarmee im Byzantinischen Reich konfrontiert wurde, dürften aus seiner Sicht hochinteressant gewesen sein und die Vorbereitungen seines eigenen Kreuzzuges möglicherweise nachhaltig beeinflusst haben. Barbarossas Tod und Leopolds Aufbruch 

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Im Südosten ging es unterdessen weiter wie von Friedrich I. angekündigt. Die fortgesetzten Misshelligkeiten mit Isaak II. hatten ihn dermaßen viel Zeit gekostet, dass er im Byzantinischen Reich überwintern musste. Die Spannungen zwischen den beiden Monarchen hielten noch eine ganze Weile an. Erst als Barbarossa die Drohung ausstieß, nach dem Winter Konstantinopel zu belagern, sollte die byzantinische Blockadepolitik nicht aufhören, lenkte Isaak II. schließlich ein. Er verpflichtete sich zur Unterstützung des Kreuzzuges und hielt seine Zusage diesmal  : Ende März 1190 setzten die Kreuzfahrer auf byzantinischen Schiffen über die Meerengen. Auch in Kleinasien wartete auf Friedrich I. eine böse Überraschung. K ­ ilidsch Arslan II. (👑1156 – 1192), der Sultan der Seldschuken, hatte ihm während der Verhandlungen im Vorfeld des Kreuzzuges zwar Beistand zugesichert, die Herrschaft allerdings bereits seinen Nachkommen übertragen, die sich an diese Zusage nicht gebunden fühlten. Der älteste Sohn des Sultans attackierte die deutschen Kreuzfahrer permanent aus dem Hinterhalt und bereitete ihnen damit viele Probleme. Als es dann aber am 7. Mai bei Philomelion zur Schlacht kam, behielten die Kräfte Barbarossas, anders als die Kreuzarmeen von 1101 und 1147/48, die Oberhand. Beim Weitermarsch hörten die Angriffe aus dem Hinterhalt trotzdem nicht auf, woraufhin sich Friedrich  I. am 18. Mai gewungen sah, mit seinen von Hitze, Hunger und Durst eigentlich schon angeschlagenen Truppen die seldschukische Hauptstadt Iconium anzugreifen. Mit maximalem persönlichen Einsatz entschied er auch diese Schlacht für sich, woraufhin die Seldschuken ihre Angriffe endgültig einstellten. Unter weiterhin harten Strapazen führte der betagte Kaiser seine Armee über das Taurusgebirge und ließ das Sultanat der Seldschuken hinter sich. Das gefährliche Kleinasien schien schon beinahe überwunden, da starb Friedrich  I. Barbarossa am 10. Juni 1190 im kleinen Fluss Saleph unter nicht völlig geklärten Umständen, wahrscheinlich, weil er angesichts brütender Hitze ein kühlendes Bad nehmen wollte und der Kälteschock für ihn zu viel war. Für die deutsche Kreuzarmee war der Tod des Kaisers ein vernichtender Schlag. Barbarossas Sohn Friedrich von Schwaben übernahm zwar das Kommando, doch fehlte ihm die überragende Autorität des Vaters. Einheit und Disziplin gingen sukzessive verloren. Vom Verlust Barbarossas demoralisiert, traten immer mehr Kreuzfahrer die Heimreise an. Schließlich brach in den sich lichtenden Reihen der deutschen Kreuzarmee auch noch eine Seuche aus. All dies hatte zur Folge, dass die bei ihrem Abmarsch in Regensburg so imposante Streitmacht des Heiligen Römischen Reiches zu einem kläglichen Torso zusammenschmolz.23 74 | 

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Zur gleichen Zeit bereitete Leopold  V., der von den Katastrophen der deutschen Kreuzarmee nichts wusste, sich darauf vor, ebenfalls ins Heilige Land zu ziehen. Die Spannungen mit Ungarn waren so weit abgeflaut, dass er eine längere Abwesenheit von Österreich ins Auge fassen konnte. Den Abmarschtermin legte der Herzog, wie es im Mittelalter bei großen Unternehmungen oft vorkam, auf einen Festtag des Kirchenjahres fest. In seinem Fall handelte es sich um den Tag von Mariä Himmelfahrt, also den 15. August 1190.24 Diese Information liefert uns ebenfalls der unter dem Namen Ansbert bekannte Autor der Historia de Expeditione Friderici imperatoris, die auch als Hauptquelle des Kreuzzuges von Leopold V. gelten kann.25 Das Kreuzzugskontingent des Babenbergers war klein. Ansbert zufolge wurde er lediglich von einem Grafen, einem Freien und acht Ministerialen begleitet. Eine gewisse Anzahl von militärischen Begleitern wird er zwar dabeigehabt haben, in Summe aber dürfte seine Truppe ziemlich überschaubar gewesen sein. Zwar waren einige seiner prominenteren Untertanen bereits im Jahr zuvor mit Friedrich I. Barbarossa losgezogen, dennoch erstaunt die bescheidene Dimension seines Kreuzzugskontingents etwas, denn für einen bedeutenden Reichsfürsten war es schon aus Prestigegründen unabdingbar, auf Reisen mit einer möglichst stattlichen Rittergefolgschaft unterwegs zu sein, die durch ihre Präsenz sein Ansehen steigerte. Leopold  V. orientierte sich normalerweise an diesem Faktum  ; bei der groß zelebrierten Schwertleite der beiden Söhne des Kaisers zu Pfingsten 1184 etwa war er mit rund 500 Rittern in Mainz erschienen. Dass er beim Kreuzzug diesen Aufwand nicht betrieb, lag vermutlich an seiner Erwartung, in Palästina auf die imposante Kreuzarmee des Kaisers zu treffen und als Vertrauter Barbarossas dort ohnehin eine wichtige Rolle zu spielen. Auch die Kostenfrage mag dabei eine Rolle gespielt haben  ; denn Leopold  V. nahm davon Abstand, ebenfalls die Landroute durch Kleinasien zu nehmen, eine Entscheidung, die durch Barbarossas Schreiben über die Probleme mit dem byzantinischen Kaiser von Herbst 1189 wohl bestärkt worden war. Stattdessen entschied Leopold V. sich für die Seeroute über das Mittelmeer. Dabei allerdings wäre für den Transport von zum Beispiel 500 Rittern samt deren Ausrüstung, Knappen und Pferden schon eine stattliche Flotte anzumieten gewesen, was auf den Herzog vielleicht eine abschreckende Wirkung hatte. Außerdem war sein Budget begrenzt, weil er das für seinen Kreuzzug vorgesehene Geld ja unter den Soldaten verteilt hatte, die im Frühjahr 1189 unter dem Kommando Friedrichs I. durch Österreich gezogen waren. Leopold  V. machte sich verhältnismäßig spät im Jahr auf den Weg nach Palästina. Nach seinem Aufbruch am 15. August 1190 in Wien blieben ihm keine Barbarossas Tod und Leopolds Aufbruch 

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drei Monate Zeit, um sein fernes Ziel zu erreichen, denn ab November empfahl es sich wegen der Herbststürme nicht mehr, eine Fahrt über das Mittelmeer anzutreten. Schon auf dem Landmarsch nach Norditalien kam der Herzog jedoch nicht sonderlich gut voran. Erst Mitte Oktober erreichte er Venedig, von wo aus er seine Seereise anzutreten gedachte. Als es in der Markusrepublik auch noch zu Verzögerungen kam, musste Leopold V. sein Ziel, das Heilige Land noch im Jahr 1190 zu erreichen, endgültig begraben. In der kalten Jahreszeit fand die mediterrane Schifffahrt witterungsbedingt praktisch nicht statt  – in Pisa etwa war der Stillstand des Seehandels zwischen 30. November und 1. März gesetzlich festgelegt  –, und damit gab es auch keine Überfahrtmöglichkeiten für Kreuzfahrerkontingente. Angesichts der vorgerückten Jahreszeit waren die Venezianer nur noch bereit, den Babenberger und seine Schar ins vergleichsweise nahe Zara (heute  : Zadar) an der dalmatinischen Küste zu bringen. Dort musste Leopold V. den Winter 1190/91 in monatelanger Tatenlosigkeit zubringen.26

Vor den Mauern von Akko

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twa zur selben Zeit, als Leopold V. in Venedig ankam, erreichten die Reste der deutschen Kreuzarmee unter der Führung von Barbarossas Sohn Friedrich ihr Ziel  : Akko. Die Küstenmetropole im Norden Palästinas stand bereits seit einem Jahr im Blickpunkt des Weltinteresses. Auf sie fokussierten sich die Anstrengungen der Christenheit, im Heiligen Land wieder Terrain zu gewinnen. Die Rückeroberungsbewegung hatte scheinbar harmlos und wenig erfolgversprechend begonnen. Guido von Lusignan wollte sich nicht damit abfinden, de facto nur noch auf dem Papier König von Jerusalem zu sein. Obwohl die Chancen klar gegen ihn sprachen, setzte er alles daran, von Saladin Land zurückzuerobern. Für die Neuerrichtung des Kreuzfahrerstaates brauchte er jedoch eine Hafenstadt, die als Anlaufpunkt für Verstärkungen aus Europa dienen konnte. In Tyrus, der einzigen Stadt des zerschlagenen Königreichs, die nach wie vor unter christlicher Herrschaft stand, wurde ihm jedoch die Tür vor der Nase zugeschlagen. Konrad von Montferrat verspürte keine Lust, dem landlosen Monarchen die Hafenmetropole zu übergeben, die er selbst gerettet hatte. Guido von Lusignan fasste daraufhin ein noch größeres Ziel ins Auge. Akko war jahrzehntelang die eigentliche Hauptstadt des Königreichs Jerusalem gewesen, eine Handelsmetropole von zentraler Bedeutung und der wichtigste Hafen für Pilger, Wirtschaftstreibende und Krieger aus dem Abendland. In seiner Verzweiflung verfiel Guido von Lusignan nun auf die Idee, diese Stadt zurückzuerobern. Im

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11 Akko.

Spätsommer 1189 zog er mit einer kleinen Streitmacht nach Süden und begann sie zu belagern. Es war im Grunde ein Himmelfahrtskommando. Akko besaß mächtige Befestigungsanlagen, und in der Stadt lagerte eine muslimische Garnison, deren Truppenstärke jene der Belagerer deutlich überstieg. Schon allein in Anbetracht dieser Umstände lag ein Offensiverfolg für die Franken in weiter Ferne. Außerdem aber musste Guido von Lusignan auch noch mit dem Anmarsch der Hauptstreitmacht unter Saladin rechnen. Kam es dazu, dann drohte ein ebenso rasches wie klägliches Ende seines Unterfangens. Doch Guido von Lusignan hatte Glück. Saladin nahm den Vorstoß des Königs, den er 1187 bei den Hörnern von Hattin so vernichtend geschlagen hatte, nicht ernst. Er sah sich zu keiner sonderlichen Eile veranlasst und gestaltete seinen Marsch nach Akko gemächlich. In der Zwischenzeit kamen jedoch zahlreiche Schiffe aus Europa an. Ihnen entstiegen hochmotivierte Kreuzfahrerscharen aus aller Herren Länder, die darauf brannten, am großen Gegenschlag der Christenheit gegen Saladin mitzuwirken. Sie versetzten Guido von Lusignan in die Lage, seine Stellungen vor der Stadt entscheidend zu verstärken. Der lebhafte Truppenzuzug begann Saladin schließlich doch etwas zu beunruhigen. Als er aber endlich offensiv wurde, war es bereits zu spät. Es gelang es ihm nicht mehr, den Belagerungsring aufzubrechen. Vor den Mauern von Akko 

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Was als aussichtslos scheinende Verzweiflungstat eines gescheiterten ­Königs begonnen hatte, nahm ab dem Herbst 1189 immer größere Dimensionen an. Saladin stellte die noch laufenden Eroberungen christlicher Burgen ein und konzentrierte sich notgedrungen voll auf Akko. Die Belagerer bekamen weitere Verstärkungen aus Europa. Eingebunkert in einem Grabensystem widerstanden sie sämtlichen Angriffen der Muslime, die mit dieser Kampfweise nicht vertraut waren, scheiterten jedoch selbst mit ihren Versuchen, die Festung zu erobern. Mehrere Jahreszeiten kamen und gingen, am mörderischen Patt vor Akko änderte sich nichts. Als Barbarossas Sohn Friedrich von Schwaben am 7. Oktober 1190 vor Akko eintraf, unternahm er einen hochgemuten Anlauf, eine rasche Entscheidung zugunsten der Christen herbeizuführen. Seine Attacke zerschellte freilich wie alle anderen bisher unternommenen christlichen Erstürmungsversuche am energischen Widerstand der muslimischen Garnison von Akko. Für Saladin gab es indessen keinen Grund zu triumphieren. Das ungeheure Prestige, das er durch den Sieg von Hattin und die Eroberung Jerusalems erworben hatte, begann angesichts der hartnäckig vor Akko ausharrenden Kreuzfahrer ernsthaft Schaden zu nehmen. Dass der Kampf nicht enden zu wollen schien und er seine Truppen in einen zweiten Kriegswinter führen musste, rief außerdem zunehmende Missstimmung unter seinen Emiren hervor. Die christlichen Glaubenskrieger hatten noch größere Probleme. Da Saladin die Versorgungslinien zu Land blockierte und Nahrungsmittellieferungen über den Seeweg sich während des Winters kaum bewerkstelligen ließen, brach bei ihnen eine Hungersnot aus. Die Lebensmittelpreise erreichten solche Höhen, dass sich die einfachen Soldaten von Gras, Knochenmehl oder Baumrinde ernährten. Die winterlichen Bedingungen – Regen, Schlamm, stürmische Winde – machten das Lagerleben zur Qual. Die ohnehin schon katastrophale sanitäre Situation verschärfte sich noch mehr. Seuchen griffen um sich. Neben Hunger wurden im Winter 1190/91 zahllosen Kreuzfahrern Krankheiten wie Skorbut oder Typhus zum Verhängnis. Auch unter den unglücklichen deutschen Kreuzfahrern gab es viele Todesopfer. Barbarossas Sohn starb am 20. Januar 1191 an einer Lagerseuche,27 und die Reihen der Adelsvertreter aus dem Heiligen Römischen Reich lichteten sich in derart krassem Ausmaß, dass der Ansbert genannte Chronist angesichts des seit über einem halb Jahr anhaltenden »große[n] Sterben[s]«28 in der deutschen Kreuzarmee in Resignation verfiel  : Die Todestage der Fürsten »konnten wir uns nicht alle merken, denn es waren so viele, und ein Todestag folgte auf den andern.«29 Erst im März, als die Temperaturen langsam anstiegen und wieder erste Frachtschiffe mit Lebensmitteln eintrafen, begann sich die Lage bei den Kreuzfahrern ein wenig zu entspannen. 78 | 

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

Zu den ersten Ankömmlingen, die im Frühjahr 1191 vor Akko eintrafen, zählte Leopold V. mit seiner Schar. Nach einem langen ereignislosen Winter an der dalmatinischen Küste hatte er wohl die erste sich bietende Gelegenheit wahrgenommen, Zara zu entfliehen. Bei seiner Ankunft im christlichen Feldlager vor den Mauern von Akko hielt sich seine Euphorie vermutlich trotzdem in Grenzen, denn er stand einer Situation gegenüber, die er sich so nicht vorgestellt hatte. Bei seinem Aufbruch in Wien war Leopold V. wegen seiner Nähe zum Kaiser noch davon ausgegangen, im Heiligen Land inmitten eines imposanten Reichsheeres auch ohne große eigene Rittermannschaft im Zentrum des Geschehens zu stehen. Nun aber, da sowohl Friedrich I. Barbarossa als auch dessen Sohn nicht mehr lebten, war der Babenberger nur einer von vielen Fürsten, die im Frühjahr 1191 vor Akko lagerten. In dieser Lage mag es der Herzog bitter bereut haben, dass er nicht mit der größtmöglichen Rittermannschaft nach Palästina gezogen war, die dazu hätte beitragen können, ihm vor Ort Achtung zu verschaffen. Eine Trumpfkarte aber besaß Leopold V. Der Tod der beiden Staufer und mehrerer deutscher Fürsten brachte es mit sich, dass er, der Herzog von Österreich, nun der hochrangigste Vertreter des Heiligen Römischen Reiches vor Akko war. Dass er das arg zusammengeschrumpfte Reichsheer mit seiner eigenen Truppe nur geringfügig verstärken konnte, minderte den Wert dieser Trumpfkarte zwar, aber das hielt ihn nicht davon ab, die deutschen Kreuzfahrer unter seinem Banner zu vereinen und sich vor der belagerten Stadt als Spitzenrepräsentant des Heiligen Römischen Reiches in Szene zu setzen.30 Beim Eintreffen Leopolds V. am Kampfschauplatz gab es im deutschen Lagerbereich, dem er nun vorstand, auch ein Lazarett. Im Frühjahr oder Sommer 1190 hatten Kreuzfahrer aus Bremen und Lübeck angesichts der im Feldlager herrschenden Not zunächst ein Schiffssegel aufgespannt, um erkrankten und verwundeten Kreuzfahrern in der sengenden Sonne Schatten zu spenden und ihnen unter diesem Schutzschirm auch ein Mindestmaß an medizinischer Hilfe zukommen zu lassen. Aus dieser spontanen Tat war ein Feldlazarett entstanden, das wie vergleichbare Institutionen in Europa von einer Bruderschaft geführt wurde. Als Leopold  V. vor Akko ankam und die Führung der deutschen Kreuzfahrer übernahm, deutete es sich bereits an, dass aus der anfänglich improvisierten medizinischen Hilfseinrichtung etwas Dauerhafteres werden würde  ; im September 1190 hatte Guido von Lusignan dem deutschen Lazarett ein Haus in der – freilich noch zu erobernden – Festung Akko übertragen.31 Leopold V. wird die Existenz dieses einzigen Hospitals für die deutschen Kreuzfahrer wohl zu würdigen gewusst haben. Dass er aber an der Wiege einer Institution stand, die im 13. Jahrhundert zu einem beträchtlichen Machtfaktor im Heiligen Land wurde und im Vor den Mauern von Akko 

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Spätmittelalter einen großen Flächenstaat in Nordosteuropa beherrschte, konnte er freilich nicht ahnen. Unter den Belagerern von Akko kam nach dem Ende des trostlosen Winters 1190/91 wieder eine hoffnungsfrohere Stimmung auf. Die ersten wieder vor Akko eintreffenden Schiffe aus Europa brachten neben Lebensmittelnachschub auch die Kunde, dass die Könige Frankreichs und Englands in der Zwischenzeit den östlichen Mittelmeerraum erreicht hatten und demnach mit einer baldigen Veränderung der militärischen Kräfteverhältnisse zugunsten der Christen zu rechnen war. Zuerst landete der französische König Philipp II. (👑1180 – 1223) vor Akko und ließ Belagerungstürme und Belagerungsmaschinen errichten. Zum entscheidenden Sturm auf die Festung kam es aber noch nicht. Denn im Grunde warteten die fränkischen Belagerer vor allem auf die Ankunft von König Richard  I. Löwenherz (👑1189 – 1199). Ihm, dem König von England und Herrscher des Angevinischen Reiches, dem gleichzeitig auch der Ruf eines großen Kriegers vorauseilte, trauten sie zu, die entscheidende Wende im endlos scheinenden Ringen um Akko erzwingen zu können.32 Noch vor dem Eintreffen Richards  I. eskalierte im Lager der Christen ein Machtkampf, an dem sich auch Leopold V. lebhaft beteiligte. Konrad von Montferrat, der Herr von Tyrus, wollte Guido von Lusignan als König von Jerusalem ablösen. Am 7. Mai 1191 verlieh er diesem Streben unmissverständlich Ausdruck. Er erließ eine Urkunde, die Venedig Handelsprivilegien in Tyrus, aber auch in Gebieten zuerkannte, die erst noch erobert werden mussten, und bezeichnete sich darin als rex Jerusolymorum electus. Als ausdrücklicher Unterstützer des »gewählten Königs« von Jerusalem trat in dessen Urkunde König Philipp II. in Erscheinung. Selbiges tat auch Leopold V.,33 den zu diesem Handeln nicht zuletzt sein Verwandtschaftsverhältnis mit Konrad von Montferrat bewog (Konrads Mutter war eine Tochter von Markgraf Leopold III. gewesen). Die Entscheidung Philipps  II., im Jerusalemer Thronstreit offen Partei für Konrad von Montferrat zu ergreifen, richtete sich nicht nur gegen Guido von Lusignan, sondern mehr noch gegen Richard  I. Löwenherz, der als Lehnsherr der Familie Lusignan in der Grafschaft Poitou fungierte und Guido deshalb nicht einfach im Stich lassen konnte. Philipp II., der mit den Lehnsverhältnissen im französischen Raum naturgemäß bestens vertraut war, wusste um diese Situation.34 Ob Leopold V. sich dieser Tatsache ebenfalls bewusst war, als er Konrads Machtanspruch unterstützte, ist hingegen nicht gewiss. Jedenfalls trat er damit bereits als Gegner Richards  I. in Erscheinung, noch bevor dieser im Heiligen Land angekommen war. 80 | 

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Die Kunde, dass Richard  I. bereits sehr nahe war, erhöhte unterdessen die Spannung bei Freund und Feind. Der Plantagenet unterstrich seinen kriegerischen Ruf noch während seiner Fahrt nach Palästina nachdrücklich, indem er handstreichartig Zypern eroberte. Als er am 8. Juni 1191 schließlich mit einem Teil seiner Flotte vor Akko eintraf, geriet sein Auftritt zu einem epischen Ereignis. Jubel brandete im fränkischen Heerlager auf, Trompeten erschallten, und am Abend jenes Tages wurden so viele Freudenfeuer entzündet,35 dass es den muslimischen Streitkräften laut einem zeitgenössischen Bericht »so vorkam, als würde das Tal in Flammen stehen.«36 Nach der Ankunft des englischen Königs neigte sich rund um Akko die militärische Waagschale endgültig zugunsten der Kreuzfahrer. Mit den Flottenverbänden Richards I. und Philipps II. wurde die Stadt von See her abgeriegelt, sodass es für muslimische Schiffe kaum noch ein Durchkommen gab und Saladins Garnison ernstliche Versorgungsprobleme bekam. Gleichzeitig wuchs der Druck auf die Festung von Land her. Der Beschuss auf die Mauern nahm zu, die Angriffe intensivierten sich. Die Verteidiger der Festung, die mit größter Zähigkeit seit fast zwei Jahren Widerstand geleistet hatten, standen mit dem Rücken zur Wand. Saladin versuchte sie mit Attacken auf das Lager der Christen zu entlasten, aber diese vermochten es trotzdem, den Druck noch weiter zu erhöhen.37 Anfang Juli 1191 unternahmen sie beinahe täglich Sturmangriffe auf die Festung. Die Wucht ihrer Attacken wurde von Baha ad-Din, einem engen Vertrauten Saladins, anschaulich beschrieben. Mit gesteigerter Kraft griffen die Franken nun von allen Seiten die Stadt an und wechselten sich im Kampf ab. Von den Verteidigern waren wegen der großen Verluste nur noch wenige Fußsoldaten und Reiter übriggeblieben, und die verloren angesichts des drohenden Todes den Mut. Als die Franken noch ihre Schanzwerke und die Mauern der vorgeschobenen Bastion einnahmen, hielten sie sich für unfähig zu weiterer Verteidigung. Die Franken hatten die Mauern mit Stollen untergraben, Brennstoff eingefüllt und Feuer gelegt  ; ein Teil der Bastion stürzte zusammen, und die Franken drangen ein, aber verloren dabei mehr als hundertundfünfzig Mann an Getöteten und Gefangenen, darunter sechs ihrer Anführer.38

Die muslimischen Verteidiger der Stadt waren am Ende ihrer Kräfte angelangt. Seit Wochen von allen Seiten eingeschlossen und mittlerweile halbverhungert, standen sie im Begriff zu kapitulieren. Erste Übergabegespräche führten jedoch noch zu keinem Ergebnis. Saladin wollte, um die drohende Kapitulation zu verhindern, eine Großoffensive auf die Stellungen der Christen in Gang setzen, aber auch seine Emire waren des nicht enden wollenden Kampfs um Akko müde. Vor den Mauern von Akko 

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Am 11. Juli attackierten die Kreuzfahrer die Festung neuerlich. Ein letztes Mal bäumte sich die muslimische Garnison auf und warf die Angreifer zurück, doch danach war ihre Kampfmoral gebrochen. Sie boten die Kapitulation an, und diesmal wurde Einigung hinsichtlich der Übergabebedingungen erzielt.39 Das Schlussgefecht um Akko wurde lange Zeit als Geburtsstunde der österreichischen Farben Rot-Weiß-Rot gefeiert. Der Legende zufolge kämpfte Leopold V. dabei mit derartigem Einsatz, dass sein weißes Waffenkleid nach der Schlacht vom Blut der Gegner überströmt war. Lediglich unter seinem Schwertgurt sei ein breiter Streifen seines Gewands weiß geblieben. Dass auf diese Weise das österreichische Wappen entstanden wäre, wurde allerdings nicht von zeitgenössischen Chronisten berichtet, sondern erst im Spätmittelalter kolportiert  ; tatsächlich begann es höchstwahrscheinlich erst vier Jahrzehnte nach dem Dritten Kreuzzug, unter dem letzten Babenberger-Herzog Friedrich II., Verwendung zu finden.40 Dennoch zog die Bindenschild-Legende immer weitere Kreise und erlangte schließlich dermaßen große Glaubwürdigkeit, dass sie im frühen 19. Jahrhundert offiziell zu einem Eckpfeiler der staatlichen Identität Österreichs erklärt wurde. Als Kaiser Franz II. 1806 unter dem Druck Napoleons das Heilige Römische Reich auflöste und seine Herrschaft auf das zwei Jahre zuvor geschaffene Kaisertum Österreich beschränkte, nahm er in einem Patent vom 6. August 1806, mit dem sowohl der Titel als auch das Wappen des Kaisertums Österreich festgelegt wurden, ausdrücklich auf die angebliche Entstehung von Rot-Weiß-Rot während des Dritten Kreuzzuges Bezug  : Das mittlere Feld verlieh 1191 Heinrich  VI. [Anm.: Kaiser Heinrich  VI, Sohn und Nachfolger Friedrichs I. Barbarossa] nach einer denkwürdigen, unwiderlegten Ueberlieferung Herzog Leopold dem Tugendhaften von Oesterreich, babenbergischen Stammes, zur Verewigung des Heldenmuthes, den er bey der Belagerung von Ptolemais [Anm.: griechische Bezeichnung für Akko] bewies, wo bey einem Ausfalle sein ganzes weißes Panzerhemd, bis auf die Stelle, die sein Schwertgehänge bedeckte, vom Blute der Ungläubigen gefärbt war.41

Bis zu einem gewissen Grad war die von Kaiser Franz so weit in den Vordergund gerückte Bindenschild-Legende wohl der in diesen Jahren gefährdeten Existenz der Habsburgermonarchie geschuldet. Wenige Monate vor dem kaiserlichen Patent hatte man gemeinsam mit Russland gegen Napoleon die demütigende Niederlage bei Austerlitz erlitten  ; an kriegerischen Heldenmythen hatte man in Wien angesichts des jahrelang übermächtigen Drucks, den Napoleon auf die Habsburger ausübte, gesteigerten Bedarf. 82 | 

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Die Bindenschild-Legende wurde mit dieser hochoffiziellen Bestätigung noch mehr verfestigt und in weiterer Folge oft und gerne wiederholt.42 Ihre Langlebig­ keit ist dennoch erstaunlich  ; mancherorts hält sich die Überzeugung, der Ursprung von Rot-Weiß-Rot würde auf Leopolds V. Kampfeinsatz im Ringen um Akko zurückgehen, bis zum heutigen Tag.

Ein schaler Triumph

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ls der Fall von Akko im Frühsommer 1191 bevorstand, war dies für die Kreuzfahrer nicht nur in militärischer, sondern auch in finanzieller Hinsicht von höchster Bedeutung, denn die Einnahme der Stadt verhieß ihnen reichen Gewinn. Saladin hatte das ohnehin wohlhabende Akko noch ausgebaut, Festungs- und Hafenanlagen erweitern lassen und seine gesamte militärische Ausrüstung aus Ägypten und Syrien in der Stadt gelagert. Hinzu kam die Aussicht, die muslimische Garnison gefangen zu nehmen und Saladin für deren Freilassung ein enormes Lösegeld abpressen zu können. Für die aus unterschiedlichen Staaten stammenden Glaubenskrieger, von denen nicht wenige aufgrund der langen Belagerung finanziell am Ende waren, stellte diese Perspektive eine Art Rettungsanker dar. Ihre Erwartungen kollidierten jedoch mit den Plänen Richards  I. und Phi­ lipps II. Die beiden Könige sahen sich als exklusive Anwärter auf die Beute. Bereits einige Monate zuvor hatten sie sich darauf geeinigt, alle Eroberungen während ihres Kreuzzuges zu gleichen Teilen in Besitz zu nehmen. In Akko gedachten die beiden Könige dieses Abkommen auf Punkt und Beistrich umzusetzen. Da sie im fränkischen Lager eine klare militärische Vormachtstellung innehatten, gab es niemanden, der ihren Anspruch ernsthaft in Frage stellen konnte. Als die Stadt am 12. Juli 1191 kapitulierte, ließen die beiden Könige unverzüglich ihre Banner an mehreren zentralen Stellen von Akko anbringen und signalisierten damit, dass die Beute ausschließlich ihnen und ihrem Gefolge gebührte.43 Über das, was nun geschah, und darüber, welche Rolle Leopold  V. dabei spielte, berichteten englische und deutsche Geschichtsschreiber später in sehr unterschiedlicher Weise. In einer Hinsicht waren sie sich freilich sehr ähnlich  : Ihre Schilderungen des Eklats zwischen dem König von England und dem Herzog von Österreich waren von dem Versuch geprägt, der jeweils anderen Seite die Schuld am Geschehenen zuzuschieben. Die Version, die auf deutscher Seite langfristig gesehen besonders starke Verbreitung erlangte, stammt aus der Chronik des Otto von St. Blasien. Ein schaler Triumph 

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Als die Stadt also genommen war, befahl der König der Engländer, Triumphzeichen seines Heeres an die Türme zu heften, den Titel des Sieges sehr arrogant ausschließlich sich selbst zuschreibend. Als er nun durch die Stadt streifte, sah er eine Fahne des Herzogs Leopold, die an dem Turm, den dieser mit den Seinen besetzt hatte, angeheftet war, und erkannte, dass es nicht die seine war  ; er erkundigte sich, wessen sie sei. Als er die Antwort hörte, sie gehöre Leopold, dem Herzog der Österreicher, und erfuhr, dass dieser einen Teil der Stadt besetzt habe, erfasste ihn größte Entrüstung, und er befahl, die Fahne vom Turm zu werfen und in den Dreck zu treten  ; überdies beleidigte er den Herzog ohne Grund durch schmähende Worte.44

In der Schilderung Ottos von St. Blasien tauchen schon all die Elemente auf, mit denen auf deutscher Seite später oft hantiert wurde, wenn es um den Eklat von Akko im Juli 1191 ging. Der englische König wird als hochmütig, habgierig, unbeherrscht und beleidigend beschrieben, Leopold V. hingegen als unschuldiges Opfer dargestellt. Außerdem erweckt die Erzählung den Eindruck, als habe der Babenberger bei der Einnahme von Akko eine ähnlich große Rolle wie Richard I. Löwenherz gespielt, was angesichts seiner geringen Anzahl an eigenen Kämpfern freilich auszuschließen ist.45 Otto von St. Blasien war allerdings kein wirklich zeitgenössischer Geschichtsschreiber. Er erstellte seine Chronik im frühen 13. Jahrhundert, eine Reihe von Jahren nach dem Dritten Kreuzzug also. Die deutschen Chronisten, denen eine größere Zeitnähe zum Ereignis zugeschrieben werden kann, ließen deutlich mehr Vorsicht walten, wenn es um das Verhältnis zwischen Richard I. und Leopold V. ging. Da und dort wurde dem englischen König arrogantes Verhalten im Heiligen Land vorgeworfen, ein Konflikt zwischen König und Herzog aber nicht genauer erwähnt.46 Die Zurückhaltung deutscher Chronisten bei dieser Causa war nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich die später einsetzende Erpressung des englischen Monarchen aus deutscher Sicht nicht leicht positiv oder gar glorios darstellen ließ. Die englische Geschichtsschreibung lieferte weit mehr Schilderungen des ­Eklats von Akko und stellte Richard  I. natürlich in einem ganz anderen Licht dar.47 Wilhelm von Newburgh etwa beschrieb ihn als großzügigen Mann, der in Palästina seine Schatulle bereitwillig für die anderen Fürsten öffnete  ; Leopold V. hingegen habe bei Richards Gefangennahme dessen »Wohltaten vergessen«, »wegen irgendeiner nicht großen Verletzung nach Rache gewütet«, sei »gierig und perfide«48 gewesen. In der Darstellung des Richard von Devizes wurde das Banner Leopolds V. entweder auf Befehl oder zumindest mit Zustimmung Richards I. in den Schmutz geworfen, nachdem der Herzog bei der Einnahme von Akko 84 | 

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gegenüber dem König als Gleichrangiger aufgetreten war,49 ein Vorgehen, das in der strikt hierarchischen Welt des Mittelalters als Anmaßung galt. Ralph von Coggeshall erwähnte den Eklat nicht direkt, sondern beschränkte sich auf den Hinweis, Kaiser Heinrich VI. habe dem inhaftierten Richard I. vorgeworfen, »ein Zeichen des Herzogs von Österreich« in Palästina in eine »Kloake«50 befördert zu haben.51 Welches Gewicht der Vorfall von Akko allerdings wirklich hatte und ob er für Leopold V. tatsächlich der zentrale oder sogar der einzige Auslöser war, Richard I. Ende 1192 gefangen zu nehmen, ist durchaus zu hinterfragen. Die angeführten Berichte waren von den hitzigen politischen Leidenschaften geprägt, die durch die Inhaftierung des englischen Königs entfacht wurden.52 Skeptisch gegenüber den Berichten macht vor allem die Chronik des Engländers Roger von Howden, der den genannten Geschichtsschreibern etwas Entscheidendes voraushatte – er beschrieb die Ereignisse von Akko nicht aus großer räumlicher Distanz und damit bestenfalls aus zweiter Hand, sondern er war Augenzeuge. Mit dem Kreuzzug Richards  I. nach Palästina gekommen, weilte Roger von Howden im Juni und Juli 1191 vor Ort. Ohne seinen König sonderlich zu schonen, ging er auch auf die Spannungen ein, die der exklusive Beuteanspruch Richards  I. und Phi­ lipps II. im Lager der Franken auslöste. Demnach teilten die beiden Könige die eben eingenommene Stadt unter sich auf, woraufhin die darob empörten anderen Truppenführer eine Konferenz abhielten und dann bei den Monarchen eine Beteiligung an der Beute einforderten. Weiters schilderte Roger von Howden, dass ihnen von den beiden Königen die Erfüllung ihrer Wünsche in Aussicht gestellt wurde. Richard I. und Philipp II. hätten die Umsetzung ihrer Zusage dann aber so lange hinausgezögert, bis viele der anderen Truppenführer, die mit ihren Geldmitteln nach der langen Belagerung Akkos am Ende waren, die Heimfahrt antreten mussten. Über einen Zusammenstoß zwischen Richard  I. und Leopold V. schreibt Roger von Howden in diesen Passagen jedoch nichts. Sein diesbezügliches Schweigen ist umso bemerkenswerter, als er die Ereignisse von Akko ansonsten sehr detailliert schilderte und das Handeln seines Königs überdies durchaus kritisch unter die Lupe nahm.53 Dass ein so spektakuläres Ereignis wie die drastische Zurücksetzung und Demütigung des höchstrangigen deutschen Fürsten vor Ort der Aufmerksamkeit Rogers von Howden entgangen wäre, ist ebenfalls schwer vorstellbar. Sollte es den Eklat von Akko dennoch gegeben haben, kam dabei weder dem englischen König noch dem österreichischen Herzog die Rolle des Unschuldsengels zu. Richards mit Philipp II. getroffene Vereinbarung, Akko zur Gänze unter sich aufzuteilen war für die anderen Kreuzfahrerverbände, die größtenteils viel Ein schaler Triumph 

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länger als die beiden Könige vor Akko ausgeharrt hatten und nun leer ausgehen sollten, fraglos schwer zu ertragen. Leopold V. wiederum handelte, sollte er sein Feldzeichen in Akko aufgerichtet haben, reichlich forsch. Das Einfordern eines Beuteanteils konnte er mit seinen Leistungen kaum ernsthaft begründen, da er wie die beiden Könige erst seit Kurzem vor Ort war, im Gegensatz zu ihnen aber mangels entprechender Truppenstärke keinen nennenswerten Anteil an der Einnahme von Akko gehabt hatte. Der mit einem derartigen Vorstoß einhergehende Anspruch, eine den beiden Königen gleichberechtigte Stellung einzunehmen, war angesichts seines niedrigeren Ranges gewagt  ; seine Rolle als Spitzenrepräsentant des Heiligen Römischen Reiches in Akko konnte diesen Makel nicht verdecken.54 Hinzu kam auch noch die offene Parteinahme des Babenbergers für Konrad von Montferrat, die ihn als Gegner des englischen Königs im Jerusalemer Thronstreit auswies  ; dass Leopold V. in dieser Angelegenheit auf der Seite Philipps II. stand, half ihm wenig, denn der französische König war ebenfalls nicht gewillt, Abstriche bei der Aufteilung der Beute zu machen.55 Nach der Einnahme von Akko blieb Leopold V. nicht mehr lange im Heiligen Land. Es hätte für ihn auch ohne einen verlorenen Streit mit Richard I. Löwenherz kaum einen Grund gegeben, sich noch länger am Dritten Kreuzzug zu beteiligen. Er hatte fast keine Truppen und auch nicht das Geld, um eine stattliche Schar an Söldnern anzuwerben. In den jetzt klar von den angevinischen und französischen Truppen dominierten Streitkräften des Kreuzzuges war der Babenberger mittlerweile ein wenig bedeutender Außenseiter. Er war so oder so in einer unerquicklichen Situation, die länger hinzunehmen er kaum bereit gewesen sein wird. Noch vor Ende des Jahres 1191 traf Leopold V. wieder in Österreich ein.56 Was der Herzog zuhause vorfand, war dazu angetan, seine Erinnerung an die in Palästina erlittene Unbill verblassen zu lassen. Zunächst konnte er sich durch einen Erbfall weiträumige Besitzungen im Raum Melk, Traisen und Pielach sowie im Weinviertel einverleiben. Und dann, am 8. Mai 1192, starb der steirische Herzog Ottokar  IV., wodurch das Georgenberger Erbfolgeabkommen in Kraft trat. Bereits am 24. Mai 1192 belehnte der neue Kaiser Heinrich VI. (👑1191 – 1197) den österreichischen Herzog auf dem Reichstag in Worms mit dem steirischen Herzogtum. Somit hatte Leopold V. die mit Abstand größte territoriale Erweiterung realisiert, die den Babenbergern bisher gelungen war. Durch die Belehnung mit der Steiermark wuchs die Fläche des babenbergischen Besitzes mit einem Schlag auf das Doppelte an und machte die österreichische Fürstenfamilie zum stärksten Machtfaktor im Südosten des Heiligen Römischen Reiches.

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Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

Erpressungsaffäre Löwenherz

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eben Leopold V. trat auch König Philipp II. von Frankreich bald nach der Einnahme von Akko die Heimreise an. Eine Schwächung für den Kreuzzug bedeutete dies jedoch nicht unbedingt, denn nun wurde Richard I. Löwenherz der unbestrittene Anführer der christlichen Gegenoffensive im Heiligen Land und zum schlimmstmöglichen Gegner für Saladin. Als dem englischen König die vom Sultan bewusst verschleppten Lösegeldverhandlungen für die Garnison von Akko zu lange dauerten, ließ er die Gefangenen vor den Mauern der Stadt umbringen, eine Tat, die auf muslimischer Seite unvergessen blieb. Danach führte Richard I. seine Streitkräfte entlang der Küstenlinie nach Süden. Saladins Versuche, ihn aufzuhalten, blieben vergeblich. Als der Sultan das Ritterheer bei Arsuf angriff, fügte der König ihm eine empfindliche Niederlage zu, brach damit Saladins Siegernimbus und besetzte wenig später Jaffa. Einen ernsthaften Versuch, die Heilige Stadt zurückzuerobern, unterließ Richard I. wegen der wohl richtigen Erkenntnis, dass sie sich nach seiner Heimreise gegen die vereinigten Streitkräfte des Islam nicht würde halten lassen. Stattdessen verfolgte er den Plan, Saladin durch einen Großangriff auf dessen Machtbasis Ägypten zum Verzicht auf Palästina zu zwingen. Mit der Einnahme von Askalon und Daron im äußersten Südwesten Palästinas unternahm er erste Schritte in diese Richtung. Aufgrund des Widerstandes des französischen Kreuzfahrerkontingents, das Philipp II. hinterlassen hatte, konnte Richard I. seinen Plan nicht weiterverfolgen, doch an seiner strategischen Vorlage sollten sich spätere Kreuzzüge maßgeblich orientieren. Im Jerusalemer Thronstreit scheiterte Richard I. mit seinem Bestreben, Guido von Lusignan auf dem Thron zu halten. Nach langem Hin und Her gab er grünes Licht für dessen Konkurrenten Konrad von Montferrat, der von einer Mehrheit der einheimischen Barone unterstützt wurde. Noch bevor Konrad gekrönt werden konnte, fiel er jedoch einem Attentat zum Opfer. Es gelang zwar, mit Heinrich von Champagne rasch einen durchaus geeigneten Nachfolger zu finden, doch die Ermordung Konrads von Montferrat sollte für Richard I. noch ein Nachspiel haben. Der Dritte Kreuzzug endete mit einem Patt. Richard  I. beherrschte die Küstenlinie Palästinas und errichtete hier das Zweite Königreich Jerusalem, Saladin kontrollierte weiterhin das Binnenland und blieb im Besitz der Heiligen Stadt. Am 2. September 1192 wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet, der beiden Seiten die Möglichkeit bot, das Gesicht zu wahren. Saladin hatte den vollen Erfolg gegen die Franken nicht erreicht, den Kreuzfahrerstaaten aber einen schweren Schlag versetzt, von dem sich diese nie mehr zur Gänze erholen sollten. Für Erpressungsaffäre Löwenherz 

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Richard I. war die erträumte Einnahme der Heiligen Stadt unerreichbar geblieben, doch hatte er mit der Rückeroberung der Küstenlinie eine Basis geschaffen, auf der das Königreich Jerusalem noch ein weiteres Jahrhundert bestehen bleiben sollte. Am 9. Oktober 1192 trat Richard  I. von Akko aus die Heimreise an.57 Die Rückkehr ins Angevinische Reich stellte für ihn jedoch ein hochproblematisches Unterfangen dar. Da die Jahreszeit schon weit fortgeschritten und auf See mit gefährlichen Herbststürmen zu rechnen war, konnte er nicht mehr an Gibraltar vorbei und entlang der Atlantikküste in die Heimat gelangen. Die direkte Landroute über Südfrankreich empfahl sich ebenso wenig, denn dort standen ihm mit Graf Raimund V. von Toulouse und vor allem König Philipp II. gleich zwei gefährliche Feinde gegenüber. Er entschloss sich letztlich für eine Rückreise durch das Heilige Römische Reich, die allerdings ebenfalls heikel war, weil es zwischen ihm und Kaiser Heinrich VI. erhebliche Differenzen gab, die sich um die Existenz einer innenpolitischen Opposition gegen den Staufer und um Sizilien drehten. Richard I. dürfte diese Problematik zumindest teilweise erkannt haben  ; er versuchte sich ein Inkognito zu geben und zog mit wenigen Begleitern durch die winterlichen Alpen. Warum er dann aber direkt vor den Toren Wiens auftauchte, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Offenbar ging er davon aus, mit seinem Inkognito – wahrscheinlich gab er sich als Kaufmann aus – hinreichend geschützt zu sein. Das erwies sich jedoch als Trugschluss. Am 21. oder am 22. Dezember 1192 wurde er in Erdberg, gelegen im heutigen 3. Wiener Gemeindebezirk, erkannt und von Leopold V. inhaftiert. Der Babenberger erregte mit seiner Tat ungeheures Aufsehen. Die Gefangennahme des Königs von England und Herrschers des riesigen Angevinischen Reiches betraf die drei mächtigsten Staaten des Abendlandes und auch das Papsttum unmittelbar. Wie sehr das Vorgehen Leopolds V. die Wogen hochgehen ließ, zeigt sich nicht zuletzt an den zahlreichen Kommentaren zeitgenössischer Geschichtsschreiber aus England. Sie schrieben dem Herzog in Reaktion auf die Gefangennahme Richards  I. alle möglichen schlechten Charaktereigenschaften zu, Grausamkeit und Habgier kommen dabei besonders oft vor. Einer von ihnen stellte die Österreicher kollektiv als unzivilisierte Kreaturen dar, die weniger mit Menschen als mit wilden Tieren vergleichbar gewesen seien.58 Leopold V. brachte sich mit der Inhaftierung von Richard  I. Löwenherz in eine brisante Lage. Seitens der Kirche war die Gefangennahme eines ­Kreuzritters strengstens untersagt, dieses Vergehen konnte mit der Exkommunikation geahndet werden. Erschwerend kam hinzu, dass es sich bei Richard  I. nicht um irgendeinen x-beliebigen Kreuzritter handelte, sondern um jenen Mann, der 88 | 

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

Saladin Paroli geboten, den Dritten Kreuzzug zu einem Teilerfolg geführt, das Königreich Jerusalem wiedererrichtet und dabei auch noch einige spektakuläre Heldentaten verrichtet hatte. Warum ging Leopold  V. das Risiko, ausgerechnet Richard Löwenherz einzukerkern, dennoch ein  ?59 Einiges Gewicht wird man wohl der Position beimessen müssen, die der Kaiser gegenüber Richard I. einnahm. Ende 1191 hatte Heinrich VI. in Mailand Löwenherz’ Hauptfeind Philipp II. getroffen und danach, vom französischen König vielleicht dazu aufgestachelt, seinen Fürsten befohlen, den Plantagenet gefangen zu nehmen.60 Eine kaiserliche Anordnung zu missachten wäre keine Kleinigkeit gewesen und gerade Leopold  V., der schon zu Barbarossas Zeiten eine große Nähe zu den Staufern demonstriert hatte, wohl nicht leicht von der Hand gegangen. Vermutlich spekulierte der Babenberger außerdem damit, dass der kaiserliche Schutzschirm stark genug sein würde, um einen päpstlichen Bannstrahl von ihm abzuwehren. Verletzte Ehre mag, sollte es den Eklat von Akko und die damit verbundene Demütigung des Herzogs von Österreich gegeben haben, ebenfalls ein Handlungsmotiv gewesen sein. In der strikt hierarchisch strukturierten Welt des Mittelalters spielten Status und Ehre in der Außendarstellung eine eminent wichtige Rolle. Wurde einem Adeligen ein Ansehensverlust zugefügt, und das auch noch vor aller Welt, unterlag er de facto dem Zwang zur Rache. Was nun die angeblich verletzte Ehre Leopolds  V. betraf, so hätte sich diese allerdings glanzvoller als durch eine Erpressung herstellen lassen, so etwa, wie schon Heinrich Fichtenau einmal feststellte, »durch einen ritterlichen Zweikampf, den Richard gewiß freudig angenommen hätte, oder durch Ehrerweisung gegenüber dem babenbergischen Banner, etwa vor versammelten Edlen des Landes.«61 Der weitere Verlauf der Gefangenschaft von Richard I. Löwenherz macht hingegen deutlich, dass der Herzog sehr stark von materiellen Motiven angetrieben wurde  : Leopold  V. informierte den Kaiser rasch über seinen Coup und führte ihm den prominenten Häftling bereits am 6. Januar 1193 in Regensburg vor. Heinrich VI., der schon am 28. Dezember 1192 Philipp II. euphorisch über die Gefangennahme des Reichsfeindes geschrieben hatte, war sehr daran interessiert, Richard selbst in die Hand zu bekommen. Das fand zunächst jedoch nicht statt. Leopold  V. wollte aus der Gefangennahme Richards maximalen finanziellen ­Gewinn ziehen, verwickelte den Kaiser in zähe Verhandlungen und begab sich, als dieser ihm nicht weit genug entgegenkam, mit Löwenherz wieder zurück nach Österreich. Dort vertraute er ihn seinem bedeutendsten Ministerialen Hadmar  II. von Kuenring an, der den König in Dürnstein festsetzte.62 Es folgten Erpressungsaffäre Löwenherz 

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12  Reiterstandbild von Richard I. Löwenherz bei Dürnstein, errichtet 1958 von Alois Lidauer.

weitere langwierige Verhandlungen mit Heinrich VI., die mit einem großen Erfolg des Babenbergers endeten. In einem am 14. Februar 1193 in Würzburg geschlossenen Vertrag wurde festgelegt, dass er nicht weniger als die Hälfte des zu erwartenden Lösegeldes für Richard I. bekommen sollte. Die Hartnäckigkeit, die Leopold  V. gegenüber dem Kaiser an den Tag legte, dürfte durch den Umstand befeuert worden sein, dass sein Geldbedarf gerade besonders hoch war. Seine Machtübernahme in der Steiermark lag erst einige Monate zurück. Die faktische Verdoppelung des babenbergischen Herrschaftsraumes erforderte aus Leopolds Sicht, wie seine in den Jahren 1193 und 1194 mit stupender Energie unternommenen Aktivitäten zeigen, beträchtliche Ausbaumaßnahmen in strategischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Dass er sie mit den Mitteln, die ihm nach seiner Rückkehr vom teuren Kreuzzug zur Verfügung standen, hätte bezahlen können, ist zu bezweifeln. Gerade in dieser speziellen Situation war ihm die Gelegenheit, seine Kassen mit der Gefangennahme Richards I. massiv aufzufüllen, wohl höchst willkommen.

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Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

Im März 1193 führte Heinrich  VI. vor den versammelten Reichsfürsten in Speyer einen großen Schauprozess durch, um die Gefangennahme des Kreuzritters Richard Löwenherz gegenüber dem Papst zu rechtfertigen. Eine der Hauptanklagen, die gegen den Plantagenet ins Feld geführt wurden, betraf den Mord an Konrad von Montferrat. Dieser war zwar von Assassinen getötet worden, doch wurde Richard nun mit dem gefährlichen Vorwurf konfrontiert, die Tat beauftragt zu haben. Weiters bekam er unter anderem zu hören, einen schändlichen Frieden mit Saladin abgeschlossen und Leopold V. vor Akko beleidigt zu haben. Löwenherz gelang es aber mit einem redegewandten Auftritt, die Vorwürfe zu widerlegen und zahlreiche Reichsfürsten von seiner Unschuld zu überzeugen. Auch die angebliche Ehrverletzung des Babenbergers war nach seinem Plädoyer in eigener Sache kein Thema mehr. Obwohl die Anklagen entkräftet waren, behielt der Staufer den Plantagenet jedoch in Haft und zwang ihm schließlich mit dem Vertrag von Worms am 29. Juni 1193 das gigantische Lösegeld von 100.000 Mark Silber auf, von denen gemäß der Würzburger Übereinkunft die Hälfte für Leopold V. vorgesehen war. Nach seiner Freilassung sollte der König weitere 50.000 Mark Silber zahlen und 20.000 Mark davon der Herzog bekommen. Insgesamt winkten ihm 70.000 Mark  ; das waren etwa 16 Tonnen Silber. Für die Gewährleistung der Nachzahlung hatte der König dem Staufer und dem Babenberger hochrangige Geiseln zu stellen. Außerdem musste er geloben, sieben Monate nach seiner Freilassung und Rückkehr ins Angevinische Reich seine Nichte Eleonore nach Österreich zu schicken, wo sie den älteren Sohn Leopolds V. heiraten sollte.

Im Bannstrahl der Kirche

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ährend Leopold V. dem Erhalt seines Lösegeldanteils entgegenblickte, saß ihm bereits die Gefahr im Nacken. Nach der Übergabe seines Gefangenen an den Kaiser war bei ihm eine unmissverständliche Aufforderung Papst Cölestins III. (👑1191 – 1198) eingetroffen, den englischen König unverzüglich freizulassen. Zu diesem Zeitpunkt waren dem Herzog jedoch schon die Hände gebunden gewesen. Jetzt konnte er nur noch zusehen und abwarten, wie sich die Verhandlungen zwischen Kaiser und König weiter entwickelten. Dass er anders gehandelt hätte, wenn Richard zum Zeitpunkt der päpstlichen Anweisung noch in seiner Hand gewesen wäre, muss man freilich nicht zwingend annehmen.63 Die Geiseln aus dem Angevinischen Reich trafen ab dem Sommer 1193 im Heiligen Römischen Reich ein. Unter ihnen befanden sich zwei Söhne Heinrichs des Löwen, der spätere Kaiser Otto IV. sowie dessen jüngerer Bruder Wilhelm  ; Otto Im Bannstrahl der Kirche 

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wurde des Kaisers Gefangener, Wilhelm kam in österreichischen Gewahrsam.64 Wahrscheinlich um die Jahreswende 1193/94 erfolgten dann die e­rsten Löse­ geldzahlungen an Heinrich VI. und Leopold V.65 Am 4. Februar 1194 schließlich wurde Richard I. Löwenherz nach über 13 Monaten Haft freigelassen. Der Kaiser und der Herzog nutzten ihre Anteile am Lösegeld sehr unterschiedlich. Heinrich VI. finanzierte mit dem Großteil seines Gewinns einen Feldzug gegen Sizilien. Ein Anspruch auf dieses Land war ihm zugefallen, als er die Tochter des letzten normannischen Königs von Sizilien geheiratet hatte, doch Aufstände hatten seine Machtübernahme bislang verhindert. Durch das englische Lösegeld mit erheblich größeren Mitteln ausgestattet, riss der Kaiser die Herrschaft über Sizilien an sich. Von dieser Operationsbasis aus gedachte er, ein besonders ehrgeiziges Vorhaben durchzuführen, nämlich einen mit überaus ambitionierten Zielen verknüpften Kreuzzug.66 Leopold V. hingegen finanzierte mit seinem Anteil des Lösegeldes die Infrastruktur seiner Länder. Bemerkenswerterweise gab der Herzog, der oft besondere Nähe zur Kirche demonstriert hatte, davon kaum etwas an Klöster oder andere kirchliche Institutionen ab. Stattdessen sorgte er für städtebauliche Erweiterungsmaßnahmen, die Errichtung neuer Befestigungsanlagen in mehreren Städten und leitete außerdem die Gründung von Wiener Neustadt in die Wege. Auch die finanzpolitisch sehr bedeutsame Entstehung der Münzer-Hausgenossenschaft in Wien dürfte auf den Erhalt des Lösegeldes für Richard I. zurückzuführen gewesen sein. Doch die Strafe folgte auf dem Fuß. Im Frühjahr 1194 belegte Papst Cölestin III. den Herzog mit der Exkommunikation und verhängte über seine Länder das Interdikt. Hinter der Verhängung dieser Strafe stand Richard I. Löwenherz, der in Rom über einigen Einfluss verfügte und nun, da er sich endlich wieder in Freiheit befand, Revanche für die erlittene Unbill üben wollte. Richard I. war es höchstwahrscheinlich auch, der die Bedingungen diktierte, mit deren Erfüllung der Babenberger sich von der Exkommunikation wieder lösen konnte  : Leo­pold V. sollte die angevinischen Geiseln freilassen und seinen Anteil des Lösegeldes zurückerstatten. Darüber hinaus wurde ihm aufgetragen, neuerlich ins Heilige Land zu ziehen und dort ebenso lange als Kreuzritter zu kämpfen, wie Löwenherz inhaftiert gewesen war, also über ein Jahr. Leopold V. ließ sich vom Kirchenbann offenbar zunächst wenig beeindrucken. Kaltschnäuzig schickte er im September 1194 eine seiner Geiseln, den engen Löwenherz-Vertrauten Graf Balduin von Béthune, zum englischen König, um ihm vor Augen zu halten, dass die sieben Monate seit dessen Freilassung verstrichen waren und er nun vereinbarungsgemäß seine Nichte Eleonore als Braut für einen 92 | 

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug

der beiden Söhne des Herzogs nach Österreich schicken müsse. Nachdruck verlieh Leopold V. seiner Botschaft, indem er drohte, andernfalls die noch immer in seiner Hand befindlichen Geiseln töten zu lassen. Richard I. kam der Aufforderung notgedrungen nach und wies Balduin von Béthune im Dezember 1194 an, die erst etwa zehn Jahre alte Eleonore nach Österreich zu geleiten. Wenig später trat jedoch ein Ereignis ein, das die Lage gründlich veränderte. Am 26. Dezember 1194 erlitt Leopold V. in Graz einen Reitunfall und zog sich einen offenen Bruch des Schienbeins zu. Was heutzutage eine äußerst unangenehme, aber heilbare Verletzung wäre, kam im Hochmittelalter faktisch einem Todesurteil gleich. Leopolds Verletzung wurde vom Wundbrand befallen, sein Fuß verfärbte sich schwarz, eine Amputation schien nötig. Doch die Ärzte an seinem Krankenbett wagten es nicht, diesen Eingriff vorzunehmen. Leopold V. sah sich daraufhin zu brutaler Selbsthilfe gezwungen. Er ließ sich ein scharfes Messer oder eine Axt geben, setzte es an seinem Bein an und befahl seinem Untergebenen, mit einem Hammer darauf zu schlagen. Der Kämmerer brauchte drei Hiebe, ehe die Abtrennung des Fußes gelang. Doch auch diese kaum vorstellbare Tortur blieb vergeblich. Der Wundbrand ließ sich nicht mehr eindämmen. Der Herzog wusste, dass sein Ende nahte, und regelte eilig seine Angelegenheiten. Er verfügte eine Teilung seines Erbes  ; sein älterer Sohn Friedrich sollte die Landesherrschaft über Österreich, sein jüngerer Sohn Leopold jene über die Steiermark übernehmen. Vor allem aber plagte Leopold  V. nun die Angst vor dem Kirchenbann. Es war eine Sache, als gesunder Mensch damit konfrontiert zu werden und genug Zeit zu haben, sich davon wieder zu befreien  ; eine ganz andere Sache war es, den Tod vor Augen zu haben und kein christliches Begräbnis erwarten zu können. Um sich vom Kirchenbann zu befreien, unterwarf sich der sterbende Herzog dem herbeigeeilten Erzbischof Adalbert III. von Salzburg und sagte diesem zu, die noch in seinem Gewahrsam befindlichen englischen Geiseln freizulassen und den Rest des Lösegelds zurückzuerstatten. Dabei handelte es sich um 4000 Mark, einen in Relation zur gesamten Lösegeldsumme geringen Größenwert. Auch über die Verwendung des übrigen Geldes werde Rechenschaft abgelegt werden, schwor Leopold V. dem Erzbischof, sein älterer Sohn Friedrich werde als Bürge für die Einhaltung seiner Versprechen fungieren. Adalbert III. erfüllte daraufhin den sehnlichen Wunsch des Herzogs. Er sprach ihn vom Kirchenbann los. Wenig später, am 31. Dezember 1194, starb Leopold V. – und hinterließ seinem älteren Sohn eine Hypothek, die schwer auf dessen Schultern lasten sollte.67

Im Bannstrahl der Kirche 

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Friedrich I. und der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI. (1197/98)

Unter dem Druck der Kirche

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riedrich I. (👑1194 – 1198) traf der Tod Leopolds V. wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das Ableben des erst 37 Jahre alten Vaters war völlig unerwartet gekommen und ließ quasi über Nacht für den 19-jährigen Sohn eine ganze Reihe schwerwiegender Konsequenzen entstehen. Als Friedrich I. im Januar 1195 mit dem Leichnam Leopolds V. durch die winterliche Steiermark nach Norden zog, um ihn in Heiligenkreuz beizusetzen, wird er Mühe gehabt haben, sie in ihrer Gesamtheit zu überblicken. Eine der ersten Konsequenzen des Unglücks von Graz bestand darin, dass sich die vom Vater angepeilte Heirat des jungen Babenbergers mit der Nichte Richards I. Löwenherz sofort in Rauch auflöste. Balduin von Béthune und Eleo­ nore, vom Herrscher des Angevinischen Reiches widerwillig auf den Weg geschickt, befanden sich schon nahe den babenbergischen Ländern, als sie vom unerwarteten Ableben Leopolds  V. erfuhren. Balduin von Béthune befand daraufhin, dass das abgepresste Eheversprechen an Gültigkeit verloren hatte. Er machte unverzüglich kehrt und brachte die minderjährige Prinzessin zu seinem König zurück.1 Im Vergleich zu dem Unheil, das von kirchlicher Seite auf den frischgebackenen Herzog zukam, war der Verlust der angevinischen Braut freilich verschmerzbar. Noch bevor Friedrich I. die Bestattung seines Vaters in Heiligenkreuz vornehmen konnte, tauchte ein Bote bei ihm auf. Er war vom Salzburger Erzbischof Adalbert III. entsandt worden, der den jungen Babenberger verdächtigte, die von Leopold V. auf dem Totenbett abgegebenen Versprechungen nicht einhalten zu wollen. Die Botschaft, die Friedrich I. nun zu hören bekam, ließ an Härte nichts zu wünschen übrig. Er solle sofort feierlich geloben, sich an den Schwur seines Vaters zu halten. Andernfalls werde Leopold V. das kirchliche Begräbnis verweigert und das Interdikt über Österreich erneuert. Der junge Herzog konnte nichts anderes tun als der Forderung des Erzbischofs nachkommen. Er bekräftigte die Gelöbnisse seines Vaters an Ort und Stelle und ließ dies durch zwölf österreichische Adelige mitgeloben, um die kirchliche Beisetzung Leopold V. im Kapitelhaus von Heiligenkreuz zu ermöglichen. Unter dem Druck der Kirche 

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Der Vorstoß Adalberts  III. erfolgte angesichts der knappen Zeit im Alleingang. Seine an den jungen Babenberger gerichteten Befehle wurden in Rom aber durchaus nicht als zu streng empfunden. Papst Cölestin III. zeigte sich mit dem Vorgehen des Salzburger Erzbischofs im Nachhinein völlig einverstanden und trug ihm in einem Schreiben vom 22. März 1195 auf, den kompromisslosen Kurs beizubehalten und weiterhin scharf darüber zu wachen, dass Friedrich  I. den Schwur Leopolds V. uneingeschränkt einhielt. Den Weisungen der Kirche in vollem Umfang zu entsprechen stellte Friedrich  I. vor kaum lösbare Probleme. Vergleichsweise leicht war es lediglich, die noch in österreichischer Haft befindlichen Geiseln freizulassen. Die Rückerstattung des Lösegeldes für Richard I. Löwenherz brachte den Herzog aber schon in arge Verlegenheit, denn sein Vater hatte das Gros der Summe bereits in die ambitionierten Ausbaumaßnahmen in den Städten und an den Grenzen des babenbergischen Territoriums investiert. Lediglich 4000 Mark waren davon noch übrig, wie Leopold V. kurz vor seinem Tod kundgetan hatte. Friedrich I. erstattete indessen auch diese Summe vorderhand nicht zurück  ; angeblich habe er sie den englischen Geiseln mit auf den Weg ins Angevinische Reich und zu Richard I. geben wollen, doch seien diese wegen der unsicheren Wege nicht bereit gewesen, derartige Reichtümer mit sich zu führen. Und dann war da noch die Leopold V. auferlegte Bedingung, zur Buße seines Vergehens an Richard I. einen Kreuzzug zu unternehmen. Die Frage, wie er dieser nun auf ihn übertragenen Pflicht gerecht werden sollte, dürfte Friedrich I. in den ersten Monaten seiner Herrschaft viel beschäftigt haben. Unerwartet rasch gab es jedoch eine Antwort darauf. Denn Kaiser Heinrich VI., durch die gewaltige Lösegeldsumme aus dem Angevinischen Reich finanziell erheblich gestärkt, gelobte am 31. März 1195, einen Kreuzzug des Heiligen Römischen Reiches durchzuführen. Das bedeutete, Friedrich I. musste nicht auf sich allein gestellt aktiv werden, sondern konnte das Versprechen seines Vaters im Rahmen eines großangelegten Kreuzzugsunternehmens des Kaisers einlösen. Der junge Herzog begann seine Herrschaft nicht nur mit mehreren, sich hoch auftürmenden Problemen, sondern auch mit einer beträchtlichen Machtreduktion. Eigentlich war lange Zeit vorgesehen gewesen, dass er die Nachfolge sowohl in Österreich als auch in der Steiermark übernehmen sollte. 1192 hatte Kaiser Heinrich VI. nicht nur Leopold V., sondern auch dessen älteren Sohn mit dem steirischen Herzogtum belehnt. Bei Inkraftsetzung dieser Regelung wäre der jüngere Sohn Leopold wahrscheinlich mit ein paar überschaubaren Besitzungen bedacht worden, so, wie es 1177 der zweitgeborene Herzogssohn Heinrich erlebt hatte, der seitdem als Herzog von Mödling firmierte. Da Leopold  V. am Ende 96 | 

Friedrich I. und der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI.

13  Herzog Friedrich I., Glasfenster im Brunnenhaus des Stiftes ­Heiligenkreuz, angefertigt im späten 13. Jahrhundert.

seines Lebens die Nachfolgebestimmungen aber plötzlich geändert und festgesetzt hatte, dass sein jüngerer Sohn Leopold die Steiermark erhalten sollte, fiel Friedrich I. nun lediglich das Herzogtum Österreich zu. Die gewaltige Hypothek jedoch, die Leopold V. hinterlassen hatte, lastete zur Gänze auf seinen Schultern, sein jüngerer Bruder war davon kaum belastet. Es wäre kaum verwunderlich gewesen, wenn sich der Herzog angesichts der schwierigen Gesamtsituation nicht nur überfordert gefühlt, sondern auch etwas Verbitterung empfunden hätte. Friedrich I. ist in gewisser Hinsicht die tragische Gestalt unter den späteren Babenbergern. Nicht nur, dass er die Herrschaft unter außerordentlich schwierigen Rahmenbedingungen übernahm  ; ihm waren von diesem Zeitpunkt an außerdem nur noch etwas mehr als drei weitere Lebensjahre vergönnt – und diese waren praktisch zur Gänze von der Hinterlassenschaft Leopolds V. überschattet, die ihm schließlich auch zum Verhängnis werden sollte. Bemerkenswerterweise vermochte Friedrich  I. trotz der geerbten Herausforderungen und der Kürze seiner faktischen Herrschaft über Österreich – bis zu seiner Teilnahme am Kreuzzug Heinrichs VI. vergingen nur etwas mehr als zwei Jahre – eigene Akzente zu setzen. Zu diesen gehörte, dass er die von seinem Vater lange intensiv betriebene, am Ende aber zurückgestellte Förderung österreichiUnter dem Druck der Kirche 

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scher und bayrischer Klöster wieder aufgriff und in der Bestätigung von Privilegien einiges Engagement an den Tag legte. Noch prägnanter war seine Kunstsinnigkeit. Friedrich  I. trat als engagierter Förderer der höfischen Dichtkunst in Erscheinung und ließ Minnesängern ausgiebig Unterstützung zuteil werden. Reinmar der Alte etwa, den man auch die Nachtigall von Hagenau nannte, hatte Mitte der 1190er Jahre in Friedrich I. einen verlässlichen Gönner. Gleiches galt für den damals noch jungen Walther von der Vogelweide, der zum größten mittelalterlichen Dichter in deutscher Sprache werden sollte.2 Später pries er die Zeit, die er in Österreich verbracht und in der er das Wohlwollen Friedrichs I. genossen hatte, als besonders glückliche Jahre seines Lebens, in deren Verlauf er auch seine Kunst überhaupt erst erlernt habe  : Ze Oesterrîche lernde ich singen unde sagen.3 Ansonsten jedoch war die kurze Herrschaft des jungen Babenbergers in sehr starkem Ausmaß vom komplexen Vermächtnis seines Vaters geprägt. Jenseits der problembeladenen Verpflichtungen gegenüber der Kirche, die dieser auf ihn übertragen hatte, gab es auch noch die letztlich wohl erbaulichere Aufgabe, den Fortgang der von Leopold V. getätigten Investitionen zu überwachen. Der Vater hatte nach dem Eintreffen der ersten Lösegeldbeträge aus dem Angevinischen Reich nur noch die Zeit gehabt, Großprojekte wie die Gründung der Neustadt im südlichen Wiener Becken oder Ausbaumaßnahmen in mehreren österreichischen Städten auf den Weg zu bringen. Deren Umsetzung blieb jedoch größtenteils seinem Nachfolger überlassen, eine Aufgabe, die Friedrich I. wohl ebenfalls intensiv beschäftigt haben wird.4 In Sachen Lösegeld setzte der Herzog hingegen offenbar keine Akzente. Von Rückerstattungen an Richard I. Löwenherz ist nichts bekannt. Selbst die noch übriggebliebenen 4000 Mark Silber dürfte Friedrich I. während der gut zwei Jahre, in denen er als österreichischer Landesfürst agierte, nicht herausgegeben haben. Man kann dies als Indiz dafür betrachten, dass er im Handeln seines Vaters gegenüber Richard I. durchaus kein Vergehen sah.5 In den ersten Monaten des Jahres 1197 schließlich rückte für Friedrich I. die organisatorische Vorbereitung für die Teilnahme am kaiserlichen Kreuzzug gebieterisch in den Vordergrund.

Aufmarsch

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er Kreuzzug Kaiser Heinrichs  VI. scheint in der offiziellen Zählung der Kreuzzüge nicht auf und wurde vor allem von britischen Historikern des

Friedrich I. und der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI.

Öfteren als marginales Ereignis abgehandelt. Tatsächlich jedoch handelte es sich um ein Unternehmen von beachtlicher Dimension. Die Streitmacht, die Heinrich  VI. letztlich auf die Beine stellte, konnte sich mit den Kreuzarmeen von Friedrich I. Barbarossa oder Richard I. Löwenherz durchaus messen. Noch raumgreifender waren die damit verbundenen Zielsetzungen. Dem Kaiser war es zum einen ein Anliegen, seine eben erst errungene Herrschaft über Sizilien zu festigen und die Thronfolge seines 1194 geborenen Sohnes – des späteren Kaisers Friedrich II. – abzusichern. Für beides brauchte er eine Verständigung mit dem Heiligen Stuhl. Diese war jedoch nicht leicht zu erlangen, denn das Papsttum fürchtete seit Längerem eine Umklammerung des Kirchenstaates durch die Staufer von Nord und Süd, und gerade dies konkretisierte sich durch Heinrichs VI. Machtübernahme in Sizilien. Für das Papsttum musste es indessen reizvoll sein, die Rückgewinnung Jerusalems, die dem Dritten Kreuzzug nicht geglückt war, im Rahmen eines kaiserlichen Kreuzzuges nun vielleicht doch zu realisieren. Heinrich VI. konnte sich Chancen ausrechnen, über seinen großangelegten Kreuzzug einen Ausgleich mit Rom zu finden, ohne bei seinen Machtansprüchen in Süditalien Abstriche machen zu müssen. Zum anderen lockte den Kaiser die Aussicht, den eigenen Einfluss im östlichen Mittelmeerraum massiv zu stärken und auf diese Weise den universalen Herrschaftsanspruch des Kaisertums zu untermauern. Entgegen kam ihm dabei, dass zwei Fürsten des Ostens ihn um Unterstützung baten  ; die Herrscher Armeniens und Zyperns benötigten zur Sicherung ihrer Position unter den christlichen Fürstentümern der Levante eine Großmacht, die ihren Besitz garantierte und ihnen überdies glaubhaft die Königswürde verleihen konnte. Beide erblickten aus unterschiedlichen Gründen nicht im Kaiser des Byzantinischen Reiches, sondern im Kaiser des Heiligen Römischen Reiches den geeigneten Schirmherrn, und Heinrich VI. erklärte sich gerne bereit, die ersehnten Krönungen während des Kreuzzuges vorzunehmen und so bedeutende Lehnsmänner im Orient zu gewinnen.6 Militärisch gesehen fand Heinrich VI. für sein ehrgeiziges Unternehmen recht gute Perspektiven vor. 1193 war Saladin, der große Gegenspieler von Richard I. Löwenherz, gestorben. Durch den Tod des Sultans verlor das Reich der Ayyubiden spürbar an Kraft, zumal zwischen Saladins Söhnen und dessen Bruder alAdil Kämpfe um die Nachfolge als Sultan im Gang waren. Man konnte also mit einer gewissen Berechtigung auf militärische Erfolge in Outremer hoffen.7 Im Herbst 1195 berief Heinrich  VI. zwei Reichstage in Gelnhausen und in Worms ein. Auf beiden Fürstenversammlungen wurde das Kreuz gepredigt. Der Aufruf stieß auf großen Widerhall. Laut den Marbacher Annalen nahmen neun Erzbischofe und Bischöfe, fünf Herzöge und zahlreiche weitere Spitzenvertreter Aufmarsch 

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des weltlichen Adels das Kreuz. Zu den führenden Repräsentanten des Reiches, die sich feierlich verpflichteten, als Kreuzritter ins Heilige Land zu ziehen, zählte geradezu zwangsläufig auch der junge Herzog von Österreich.8 Nahm Friedrich I. aus innerer Überzeugung das Kreuz  ? Bei einem Mann, der von der Kirche schon vorher faktisch dazu gezwungen worden war, lässt sich das nicht mehr konkret feststellen. Über einen Umweg kann man einer Antwort auf diese Frage aber zumindest etwas nähertreten  : 1195 gab es bei manchen Fürsten Skepsis hinsichtlich der Gründe, die Heinrich  VI. zum Kreuzzug veranlassten. Nicht zu Unrecht argwöhnten sie, dass den Kaiser weniger religiöse, sondern vor allem machtpolitische Ziele antrieben. Dies wurde durchaus kritisch vermerkt. Landgraf Hermann I. von Thüringen etwa distanzierte sich von den seiner Ansicht nach unlauteren Motivationen des Kaisers mit dem nachdrücklichen Hinweis, selbst nur wegen Gottes Lohn das Kreuz genommen zu haben. Kein Zufall war es in diesem Zusammenhang, dass Hermann I. auch als wichtiger Mäzen der ritterlich-höfischen Dichtkunst galt. Das deutsche Rittertum stand um die Wende zum 13. Jahrhundert in voller Blüte, und die Teilnahme an einem Kreuzzug galt gerade in dieser Zeit als hohes Ideal, als eine Möglichkeit, sowohl irdischen Ruhm als auch himmlischen Lohn zu erlangen. Dieser idealistische Denkansatz war gerade unter Fürsten stark präsent, die als Dichtermäzene hervortraten – so, wie das bei Hermann I., aber eben auch bei Friedrich I. der Fall war.9 Es ist keineswegs abwegig, dass der junge österreichische Herzog ähnlich wie Hermann I. von Thüringen empfand und auch ohne Drohungen der Kirche bestrebt gewesen wäre, als Pilger in Waffen nach Palästina zu ziehen. Mochten die Kreuzzugsmotive Heinrichs  VI. von manchen Fürsten auch scheel beäugt werden, so hatten dessen organisatorische und strategische Planungen Hand und Fuß. Der Kaiser und seine Berater versuchten vor allem, jene Fehler zu vermeiden, die früheren Kreuzzügen zum Verhängnis geworden waren. Aufgrund der Katastrophen, die westliche Glaubenskrieger in Kleinasien bereits erlitten hatten, kam für sie von Anfang nur der Seeweg in Frage. Kanzler Konrad von Querfurt, vom Kaiser mit der Vorbereitung des Kreuzzuges beauftragt, ließ zu diesem Zweck in Apulien eine riesige Flotte bauen. Außerdem wurden schlecht bewaffnete und undisziplinierte Männer, die, wie der Zweite Kreuzzug gezeigt hatte, den Erfolg des ganzen Unternehmens in Frage stellen konnten, für die neue Kreuzarmee gar nicht erst zugelassen. Ungeachtet dieser Einschränkung schwoll die von Heinrich  VI. zusammengezogene Streitmacht auf die imposante Größe von rund 16.000 Mann an. Ihr Kern war ein Trupp von etwa 4000 voll bewaffneten Rittern, ein Kampfverband, dessen Dimension selbst das auch schon stattliche Ritterkontingent Friedrichs I. 100 | 

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14  Kaiser Heinrich VI., Große Heidelberger Liederhandschrift, um 1300.

Barbarossa übertraf. Um diese Menschenmasse samt ihren Kriegsmaterialien, Tausenden Pferden und ausreichender Verpflegung nach Palästina zu befördern, brauchte es über 250 Schiffe. Die Verlegung der deutschen Kreuzarmee nach Süditalien vollzog sich in drei Schüben. Ein erstes Truppenkontingent zog unter der Führung des Erzbischofs Konrad von Mainz bereits um die Jahreswende 1196/97 über die Alpen, erreichte am Ende des Winters Apulien und segelte Anfang April auf 30 Schiffen von Brindisi nach Palästina ab. Ein zweiter Truppenverband, der sich aus norddeutschen Kreuzfahrern zusammensetzte, bestritt die gesamte Fahrt nach Palästina per Schiff, umrundete ohne größere Zwischenfälle Westeuropa und erreichte Anfang August Messina, wo sich der Kaiser aufhielt. Parallel zur Fahrt der seefahrenden Streitkräfte vollzog sich der Marsch des dritten und größten Truppenkontingents, dem der österreichische Herzog als einer seiner Anführer angehörte.10 Friedrich I. hatte im April 1197 seine letzten Vorbereitungen für den Kreuzzug getroffen. Dazu werden auch Absprachen mit seinem jüngeren Bruder Leopold gehört haben, der in seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte in Österreich leiten sollte. Am 23.  April, wenige Tage vor seiner Abfahrt aus Wien, bekam Friedrich I. dann noch Besuch vom einflussreichen Passauer Bischof Wolfger von Aufmarsch 

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Erla, der damit eine nicht alltägliche Geste zeigte. Dass der rund 57 Jahre alte Geistliche unmittelbar vor dem Antritt der langen Fahrt nach Palästina noch die Reise nach Wien auf sich nahm, lässt darauf schließen, dass zwischen ihm und dem etwa 35 Jahre jüngeren Babenberger ein enges, vertrauensvolles Verhältnis bestand, dem vielleicht Elemente einer väterlichen Freundschaft innewohnten. Zusammen brachen Wolfger von Erla und Friedrich I. wenige Tage später nach Westen auf, um sich mit dem dritten Truppenverband der deutschen Kreuzarmee zu vereinigen.11 Dieses Hauptkontingent marschierte am 1. Mai vermutlich von Passau aus los in Richtung Süditalien. Die Zahl der Kreuzfahrer aus dem babenbergischen Herrschaftsraum sowie aus Gebieten, die dem heutigen Staat Österreich zuzurechnen sind, dürfte nicht gering gewesen sein. Mit Friedrich I. zogen eine ganze Reihe hochrangiger babenbergischer Gefolgsleute ins ferne Palästina, unter ihnen Otto von Ramsberg (bei Amstetten), der bereits am Kreuzzug Friedrichs I. Barbarossa teilgenommen hatte, Konrad von Asparn, Heinrich von Ensersdorf (heute  : Groß-Enzersdorf), Hugo von Parau (heute  : Porrau bei Hollabrunn), Otto und Hugo von Puchberg sowie Ulrich von Peckau. Als wahrscheinlich wird angenommen, dass sich auch der von Friedrich I. geförderte Minnesänger Reinmar der Alte im Gefolge des Herzogs befand.12 Aus Kärnten brach der noch sehr junge, 1192 erst mündig gewordene Herzog Ulrich II. (👑1181 – 1202) aus dem Geschlecht der Spanheimer nach Palästina auf, ebenso Graf Gero von Heunberg (bei Völkermarkt) sowie dessen Schwager Graf Otto II. von Ortenburg (bei Spittal).13 Beim Ortenburger wurde in Anbetracht seines für mittelalterliche Verhältnisse recht vorgerückten Alters von etwa 60 Jahren die Vermutung geäußert, er habe die Strapazen hauptsächlich auf sich genommen, um sein Leben im Heiligen Land zu beschließen.14 Der Marsch des Hauptkontingents von Süddeutschland nach Sizilien ging weitgehend ohne Schwierigkeiten vonstatten. Nach etwa zwei Monaten traf es in Messina ein, wo der Kaiser die geordnete Abwicklung der Armeetransporte nach Palästina überwachte. In den nächsten beiden Monaten mussten sich die Kreuzfahrer allerdings in Geduld fassen, da die Flotte für die Überfahrt nach Palästina noch nicht verfügbar war. 180 der rund 250 Schiffe, die während des kaiserlichen Kreuzzuges zum Einsatz kamen, waren allein für die Verlegung des Hauptkontingents ins Heilige Land vonnöten. Die Bereitstellung einer derartigen Armada beanspruchte die Werften Apuliens sowie Siziliens auf das Äußerste. Es sollte bis zum Ende des Sommers dauern, ehe der gewaltige Flottenverband verfügbar war und das Hauptkontingent der kaiserlichen Kreuzarmee in See stechen konnte. Unterdessen überschlugen sich in Palästina die Ereignisse. Zum Teil wurden sie durch den deutschen Kreuzzug ausgelöst. 102 | 

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Der Feldzug nach Beirut

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n Outremer sorgte der Kreuzzug Heinrichs VI. für wenig Begeisterung. Heinrich von Champagne, der von Richard  I. Löwenherz eingesetzte Herrscher des Königreichs Jerusalem (👑1192 – 1197), und die führenden frankischen Barone konnten kriegerische Händel mit den Ayyubiden nicht gebrauchen. Dank Richard I. geboten sie nun zwar wieder über ein Königreich in Palästina, doch war es klein und verwundbar, ein etwa 150 Kilometer langer Küstenstreifen, der sich von Tyrus bis Jaffa erstreckte und an keiner Stelle mehr als 20 Kilometer ins Binnenland hineinragte. Das Königreich war nicht nur heikel zu verteidigen, sondern brauchte nach dem Zusammenbruch von 1187/88 auch Zeit, um sich im Inneren wieder zu stabilisieren und außerdem das nicht unkomplizierte Verhältnis mit dem neuen Kreuzfahrerstaat Zypern zu klären. Angesichts dieser Umstände empfahl es sich für das Königreich dringend, den Frieden mit den Ayyubiden zu bewahren. Dass die Söhne Saladins und dessen Bruder al-Adil in interne Machtkämpfe verstrickt waren, kam Heinrich von Champagne dabei sehr entgegen, ebenso der Umstand, dass al-Adil, der unmittelbare Nachbar des kleinen christlichen Königreichs, kein Verlangen nach Krieg erkennen ließ. Diese Phase des fragilen Friedens endete jedoch, als der deutsche Kreuzzug begann  : Unter dem Eindruck der neuerlich aus dem Abendland herannahenden Bedrohung machte al-Adil mobil. Ein muslimisches Heer sammelte sich im Raum Nazareth, gefährlich nahe bei Akko. Nun sah sich auch Heinrich von Champagne zum Handeln gezwungen. In der Hoffnung, die Muslime abzuschrecken, rückte er mit allen einheimischen Kräften, die ihm zu Gebote standen, und dem ersten bereits in Palästina eingetroffenen deutschen Kreuzfahrerkontingent ins Feld. Tatsächlich trat al-Adil, der eine große Feldschlacht im Grunde ebenso wenig wollte wie Heinrich von Champagne, daraufhin den Rückzug an. Völlig untätig gedachte er allerdings auch nicht zu bleiben. Nun, da er schon eine Armee zusammengezogen hatte, wollte er sie zumindest in begrenztem Ausmaß nutzen. Er bog unvermittelt nach Südwesten ab und zog gegen Jaffa, die südlichste Stadt des christlichen Königreichs. Heinrich von Champagne wollte den drohenden Verlust von Jaffa unbedingt verhindern. Wieder machte er sich zum Kampf bereit – da kam es zu einer Tragödie, mit der niemand hatte rechnen können  : Am 10. September versammelte Heinrich von Champagne seine Truppen vor seinem Schloss in Akko. Als er sie vom Fenster einer Galerie im Oberstock in Augenschein nahm, stürzte er, unter Umständen, die sich nie gänzlich klären ließen, in den Tod. Das unerwartete Der Feldzug nach Beirut 

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Ende des erst 31 Jahre alten Herrschers löste im Kreuzfahrerkönigreich ein heilloses Durcheinander aus. Gesteigert wurde es noch durch die wenig später eintreffende Nachricht, das al-Adil Jaffa erobert hatte. Unterdessen hatte man in Süditalien die Vorbereitungen für die Überfahrt des Hauptkontingents der deutschen Kreuzarmee, dem auch Herzog Friedrich I. und das Gros der österreichischen Kreuzfahrer angehörten, zum Abschluss gebracht. Während Kaiser Heinrich  VI. vorderhand in Sizilien blieb, stachen seine Truppen um den 1. September von Messina aus in See. Im Auftrag des Kaisers fuhr Kanzler Konrad von Querfurt mit einigen Schiffen nach Zypern, um Amalrich von Lusignan zum König zu krönen. Friedrich I. und seine Mitstreiter erlebten unterdessen eine unproblematische dreiwöchige Überfahrt nach Palästina. Am 22. September erreichten sie wohlbehalten den Hafen von Akko. Im Heiligen Land angekommen, kam es unter den Kreuzfahrern zunächst zu Diskussionen darüber, wer die bevorstehenden militärischen Operationen leiten sollte. Der Kaiser hatte eigentlich seinem Marschall Heinrich von Kalden diese Führungsrolle zugedacht. Nach ihrer Ankunft im Heiligen Land zeigten sich die Fürsten allerdings nicht bereit, ihn als Oberbefehlshaber zu akzeptieren. Es kam zu einer Abstimmung, in deren Verlauf sowohl die deutschen als auch die fränkischen Barone Heinrich von Brabant mit dieser Aufgabe betrauten, den Anführer des zweiten, aus Norddeutschland stammenden Kreuzfahrerkontingents. Eine unumschränkte Befehlsgewalt war mit dieser Wahl indessen nicht verbunden. Für die grundlegende Frage, wie nun militärisch vorgegangen werden sollte, berief Heinrich von Brabant in Akko ein consilium principum ein. Zu dieser Versammlung wurden die einheimischen Barone wie auch die beiden Ritterorden von Outremer, die Templer und die Johanniter, geladen. Die maßgebliche Rolle spielte dabei aber der engere Führungskreis des deutschen Kreuzzugs, zu dem als Leiter einer Kreuzzugsabteilung auch Friedrich I. von Österreich zählte. Das consilium principum entschied, von einem Versuch der Eroberung Jerusalems vorderhand abzusehen. Maßgeblich für diese Entscheidung war wohl der Umstand, dass Jaffa, von wo aus die Heilige Stadt am leichtesten erreicht werden konnte, gerade eben verloren gegangen war. Stattdessen richtete sich der Blick der Fürsten nach Norden. Dort gab es zwischen dem Königreich Jerusalem und der Grafschaft Tripolis, dem nächstgelegenenen christlichen Fürstentum an der syrischen Küste, seit Saladins Siegeszug keine Landverbindung mehr. Mit Sidon, Beirut und der Festung Gibelet befand sich ein ungefähr 80 Kilometer langer Küstenstreifen in muslimischer Hand. Neben strategischen Gründen sprachen auch wirtschaftliche für dieses Ziel. Beirut zählte zu den wichtigsten Häfen und Warenumschlagplätzen an der öst104 | 

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15  Der Feldzug nach Sidon und Beirut 1197.

Der Feldzug nach Beirut 

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lichen Mittelmeerküste  ; die Rückeroberung dieser Stadt würde dazu beitragen, den Handel zwischen Syrien und dem Abendland wieder anzukurbeln. Darüber hinaus war Emir Usama, der Herrscher von Beirut, ein notorischer Seeräuber, dessen Beutezüge den christlichen Handel immer wieder empfindlich störten. Usamas Übeltaten erregten dermaßen viel Aufsehen, dass die Ayyubiden glaubten, der deutsche Kreuzzug sei vor allem seinetwegen in Gang gekommen.15 Über die nun einsetzenden militärischen Operationen der Kreuzarmee haben wir nur begrenzte und lückenhafte Informationen. Generell wurde der Kreuzzug Heinrichs VI. von zeitgenössischen Chronisten nicht annähernd so gut abgedeckt wie etwa der Dritte oder auch der Fünfte Kreuzzug. Da es sich um kein multistaatliches, sondern um ein exklusives Unternehmen des Heiligen Römischen Reiches handelte, war es für die im späten 12. Jahrhundert herausragende englische Geschichtsschreibung natürlich weit weniger bedeutend als vor allem der Dritte Kreuzzug, an dem der englische König maßgeblichen Anteil gehabt hatte. Aus deutscher Sicht beschrieb Arnold von Lübeck den Kreuzzug von 1197/98 in seinem um 1210 abgeschlossenen Werk Arnoldi chronica Slavorum16 noch am detailliertesten, doch war er kein Augenzeuge des Unternehmens, woraus sich gewisse Unschärfen ergeben. Die überschaubaren Quellenberichte haben auch zur Folge, dass wir über die Aktivitäten Friedrichs I. während der militärischen Operationen gegen Beirut und Toron im Grunde nicht mehr wissen, als dass er an ihnen Anteil hatte. Als Kommandant einer Kreuzzugsabteilung kam ihm dabei zwar eine recht bedeutende Rolle zu, namentlich genannt werden in den zeitgenössischen Berichten aber nur Heinrich von Brabant und einige wenige andere Kreuzritter, die mit besonders spektakulären Taten auffielen, was bei Friedrich I. offenbar nicht der Fall war. Mitte Oktober 1197 brach die Kreuzarmee von Akko aus nach Norden auf. Sie zog hart entlang der Küste nach Norden und wurde dabei von der Flotte begleitet. Als die Truppen Tyrus erreichten, die neben Akko wichtigste Stadt des Königreichs Jerusalem, gingen die Fußsoldaten an Bord der Schiffe, um den Vormarsch zu beschleunigen. Nur die mit Pferden versehenen Fürsten und Ritter zogen zu Land weiter und drangen in muslimisches Gebiet ein. Ihr zielstrebiger Vormarsch löste in Sidon, der nächstgelegenen größeren Stadt an der Küste, Panik aus. Die Bevölkerung ergriff die Flucht. Kampflos rückten die Kreuzfahrer in Sidon ein und schliffen die Befestigungsanlagen der Stadt, damit die muslimischen Bewohner nach ihrer Rückkehr keine Verteidigungsmöglichkeit hatten. Als die abendländischen Christen ihren Vormarsch nach Beirut fortsetzten, trat ihnen am 23. Oktober die eilig angerückte Armee al-Adils entgegen. In der 106 | 

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nun folgenden Schlacht gerieten sie in eine kritische Situation, denn al-Adil begann sie einzukesseln und gab der gefürchteten türkischen Kavallerie den Befehl zur Attacke. Mit allerletztem Einsatz kämpfte der jüngere Bruder Saladins indessen nicht. Als er sah, dass sich die Kreuzfahrer effizient formierten, seinen Angriff abwehrten und sogar die Oberhand zu gewinnen drohten, brach er das Gefecht ab. Erlitt er gegen die Christen eine schwere Niederlage, konnte dies seine Position bei den innerayyubidischen Machtkämpfen gravierend schwächen. Dieses Risiko wollte der pragmatisch kalkulierende al-Adil nicht eingehen. Nach der überstandenen Kraftprobe mit Saladins jüngerem Bruder war der Weg nach Beirut für die Kreuzfahrer frei. Das Landheer und die Flotte rückten zügig weiter vor und erreichten ihr Ziel am 25. Oktober. Auch die muslimischen Bewohner Beiruts hatten unterdessen die Flucht ergriffen, sodass die Kreuzfahrer beim Einmarsch in die Stadt und deren Zitadelle kaum Widerstand vorfanden.17 Die Diener Christi aber zogen fröhlich in die Stadt und die Burg ein. Und die Burg fanden sie voll mit Reichtümern. Sie stießen auf Wein und Weizen und sonstige Lebens­ mittel in derartigem Überfluss, dass die dortigen Bewohner daran drei Jahre lang genug gehabt hätten. Wurfgeschosse, Schleudern und Bögen gab es so überreichlich, dass zwei große Schiffe damit beladen werden konnten. Baruth [Beirut] ist nämlich die herausragendste Stadt und das stärkste Bollwerk dieser Region.18

Nach der geglückten Einnahme der Stadt genehmigten sich die Kreuzritter eine Ruhepause von 15 Tagen. Geht es nach Arnold von Lübeck, war sie von erhebenden Ereignissen geprägt. Demnach erschien Königin Isabella von Jerusalem, die Witwe Heinrichs von Champagne, in Beirut und heiratete den ebenfalls herbeigeeilten, frischgebackenen König Amalrich I. von Zypern, der somit nun auch zu König Amalrich II. von Jerusalem wurde. Ob das so stimmt, ist fraglich. Heinrich von Brabant, der im Gegensatz zu Arnold von Lübeck vor Ort war, verlor in einem Bericht über den geglückten Feldzug kein Wort darüber, dass die Erhebung Amalrichs zum neuen König von Jerusalem bereits in Beirut stattgefunden ­hätte.19 Wahrscheinlicher ist, dass die Gotteskrieger hauptsächlich deswegen mehr als zwei Wochen in der attraktiven Hafenmetropole Beirut blieben, weil sie sich dort ausruhen und die weitgehend unblutige Eroberung feiern konnten, wobei vielleicht auch die Weindepots der Stadt kräftig dezimiert wurden. Grund zum Feiern gab es aus christlicher Sicht zweifelsohne genug. Mit dem Feldzug nach Beirut hatten die Franken ihren Herrschaftsbereich ein großes Stück nach Norden erweitert. Außerdem wirkte ihr erfolgreicher Vormarsch Der Feldzug nach Beirut 

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auch auf die Muslime, die nördlich von Beirut die Burg Gibelet und andere Befestigungen hielten, dermaßen entmutigend, dass in dieser Region ebenfalls eine Fluchtbewegung einsetzte. Bohemund  I., der Herr der nördlich angrenzenden Grafschaft Tripolis, konnte diese Festungen ohne allzu großen Aufwand einnehmen. Damit war die Landverbindung zwischen dem Königreich Jerusalem und Grafschaft Tripolis wiederhergestellt. Die ganze Küstenlinie von Margat im Norden bis Caesarea im Süden befand sich erneut in christlicher Hand.20

Toron

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m 9. November brach die Kreuzarmee ihre Zelte in Beirut ab und trat den Rückmarsch nach Süden an. Al-Adil verzichtete auf einen neuerlichen Versuch, die Pilger in Waffen aufzuhalten, sodass sie den Weg ohne größere Zwischenfälle zurücklegten. Am 22. November trafen sie wieder in Tyrus ein. Heinrich von Brabant war bester Stimmung. Nach dem erfolgreichen Beirutfeldzug strotzte der Oberbefehlshaber der Kreuzarmee vor Optimismus und hielt fast alles für möglich. Hochgemut tat er dem Erzbischof von Köln seine Hoffnung kund, »unter dem Beistand des Himmelskönigs die heilige Stadt Jerusalem in Kurzem zu erobern«.21 Doch ein erster Schatten hatte sich schon über den Kreuzzug gelegt. Gerüchte machten die Runde, wonach Kaiser Heinrich VI. auf Sizilien gestorben war. Unruhe kam in den Reihen der Kreuzfahrer auf, weil, wie Arnold von Lübeck es ausdrückte, »der Eine sein Amt, der Andere sein Lehen, ein Dritter sein Erbe zu verlieren fürchtete«.22 Für Friedrich I. von Österreich war die Kunde vom angeblichen Tod Kaiser Heinrichs  VI. wohl besonders unerfreulich. Zu den Unsicherheiten, die das plötzliche Machtvakuum in der Heimat auch bei ihm hervorrufen musste, kam der Umstand, dass er gerade erst seit zwei Monaten in Palästina weilte  ; damit war er noch weit davon entfernt, die Verpflichtung erfüllt zu haben, für die Dauer der über 13 Monate währenden Haft Richards I. Löwenherz als Glaubenskrieger tätig zu sein.23 Löste sich der Kreuzzug vorzeitig auf, trat an Friedrich I. die Frage heran, ob die Kirche seine vorzeitige Heimkehr akzeptieren würde oder ob er quasi auf sich allein gestellt noch länger in Outremer bleiben sollte. Zunächst aber kam es nicht zu einem Ende des Kreuzzugs. Heinrich von Brabant, der die Gerüchte vom Tod des Kaisers zunächst nicht glaubte, wollte die erfolgreich begonnenen militärischen Operationen fortsetzen. Als er das consilium principum einberief, zeigten sich auch die anderen maßgeblichen Fürsten bereit, 108 | 

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den Kampf im Heiligen Land weiterzuführen. Bei diesem Entschluss dürfte wohl auch die Tatsache ausschlaggebend gewesen sein, dass der Winter vor der Tür stand und eine Heimreise über das Mittelmeer in dieser Jahreszeit ohnehin nicht empfehlenswert war. Der von Heinrich von Brabant geäußerte Gedanke, sofort nach Jerusalem zu marschieren, wurde von den Fürsten indessen verworfen, vermutlich auf Drängen der Barone des Heiligen Landes, die eine Sicherung des ja erst vor wenigen Jahren wiedererrichteten und immer noch zerbrechlichen Königreichs Jerusalem für vordringlich hielten. Akko, die vor sechs Jahren zurückeroberte Hauptstadt, war nach wie vor sehr angreifbar  ; es schien daher geboten, die christliche Position im Westen und Nordwesten Galiläas auszubauen. Zu diesem Zweck wurde die Eroberung der Festung Toron beschlossen, die in zweierlei Hinsicht strategisches Gewicht hatte. Zum einen thronte sie in mehr als 700 Metern Seehöhe über der von al-Adils Hauptstadt Damakus nach Nordpalästina verlaufenden Hauptverkehrsroute. Eroberte man das von den Rittern des Ersten Kreuzzuges errichtete Toron wieder zurück, ließen sich Akko und Tyrus, die beiden wichtigsten Städte des Königreichs Jerusalem, vor einem aus Damaskus kommenden Einfall besser schützen. Zum anderen konnte man die Gefahr, im Falle eines Vormarsches nach Jerusalem in der Flanke angegriffen zu werden, verringern, wenn Toron nicht mehr unter muslimischer Kontrolle stand.24 Diesmal gönnten sich die deutschen Kreuzritter keine Pause. Kaum, dass sie vom Beirutfeldzug wieder in Tyrus eingetroffen waren, rüsteten sie auch schon wieder zum Kampf und marschierten am 27. November los ins Hochland von Galiläa, wobei vermutlich der Gedanke mitschwang, diese Aufgabe noch vor dem Winter zu erledigen. Die Kreuzritter mussten nicht lange gehen, um zu ihrem neuen Offensivziel zu kommen. Das Zweite Königreich Jerusalem war so schmal, dass man von Tyrus nur wenige Kilometer nach Osten marschieren musste, um bereits muslimisches Gebiet zu erreichen, und Toron wiederum lag nur wenige Kilometer hinter der Grenze. Bereits am 28. November erreichten die Kreuzfahrer die Burg und schlossen sie von allen Seiten ein. Sollten sie jedoch geglaubt haben, auch diesmal wieder leichtes Spiel zu haben, sahen sie sich getäuscht. Anders als die Bewohner von Sidon und Beirut dachte die Garnison von Toron nicht an Flucht, sondern leistete der Belagerung zähen Widerstand. Ihr Kampfgeist wurde durch den furchterregenden Ruf der Deutschen aufgestachelt, der sie glauben ließ, nach einer Kapitulation sofort getötet zu werden. Die Belagerung zog sich immer mehr in die Länge. Woche um Woche verging, ohne dass die Kreuzfahrer einen entscheidenden Erfolg erzielToron 

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ten. Ihre Stimmung verschlechterte sich. Dass sie mitten im Winter auf einer windumtosten Bergkuppe im Hochland von Galiläa ausharren mussten, kühlte ihren feurigen Tatendrang ab, ebenso die Nachricht, dass die Kunde vom Tod des Kaisers tatsächlich gestimmt hatte und Heinrich VI. am 28. September 1197 in Messina mit nur 32 Jahren verstorben war. Erste Stimmen wurden laut, den Kreuzzug abzubrechen. Kanzler Konrad von Querfurt trat dem entgegen, indem er die maßgeblichen Kräfte des Kreuzzugs dazu veranlasste, einen Treueeid auf Heinrichs VI. Sohn Friedrich abzulegen. Die Belagerung wurde fortgesetzt, doch die Perspektiven der Kreuzarmee verdüsterten sich. Al-Adil hatte neuerlich mobilgemacht, zudem rückte eine Armee seines Neffen al-Aziz von Ägypten heran, um die Christen mit einer gemeinsamen ayyubidischen Kraftanstrengung zu besiegen. Das Gros der Kreuzfahrer wollte sich diesem Kampf stellen, da verbreitete sich in ihrem Lager plötzlich die Kunde, dass ausgerechnet Konrad von Querfurt, der die Kämpfer zuvor noch auf ein Durchhalten eingeschworen hatte, mit seinem Gefolge und einigen Fürsten zurück nach Tyrus zu ziehen gedachte. Auslöser für diesen abrupten Aufbruch dürften weitere schlechte Neuigkeiten aus dem Heiligen Römischen Reich gewesen sein, so etwa die Nachricht, dass es in der Heimat beträchtliche Widerstände gegen eine Thronfolge des minderjährigen Friedrich gab und damit auch die politische Zukunft Konrads von Querfurt völlig ungewiss war. Viele Kreuzfahrer ließen sich vom plötzlichen Rückzug des Kanzlers zunächst trotzdem nicht beirren und setzten die Belagerung fort. Ob Friedrich I. mit seinen Gefolgsleuten unter ihnen war, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, doch kann man vermuten, dass dies der Fall war. Ein weiteres Ausharren vor Toron wurde allerdings zunehmend fragwürdig. Am 22. Februar kam die Armee von al-Adils Neffen al-Aziz in Sicht. Die Kreuzfahrer standen nun vor der Alternative, entweder abzuziehen oder eine große Schlacht zu riskieren. Letzteres musste aber selbst im Falle eines Sieges einigermaßen sinnlos erscheinen, denn angesichts der ungewissen politschen Situation in der Heimat war das eigentliche Hauptziel, ein zeitlich wohl aufwändiger Vormarsch nach Jerusalem, schon in weite Ferne gerückt. Wozu also noch ein Blutbad oder vielleicht sogar eine schlimme Niederlage in Kauf nehmen, wenn die Heilige Stadt ohnehin nicht mehr eingenommen werden konnte  ? Die Fürsten fassten den Entschluss, die Belagerung aufzugeben. Am 24. Februar rückten die Kreuzfahrer nach fast drei Monaten aus dem winterlichen Bergland von Galiläa ab und marschierten wieder hinab an die Küste.25 Geht es nach Arnold von Lübeck, vollzogen sie ihren Rückzug dermaßen eilig, dass sie zahlreiche Verwundete und Erkrankte kurzerhand ihrem Schicksal überließen.26 110 | 

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Wieder in Tyrus und Akko angekommen, gingen die meisten deutschen Glaubenskrieger unverzüglich daran, die Rückfahrt nach Europa vorzubereiten. Sobald es die Witterung zuließ und die Winde günstig waren, gedachten sie aufzubrechen. Friedrich I. dürfte das allgemeine Aufbruchsgetümmel kaum beglückt haben. Bald würden nur noch er und sein Gefolge mit einer überschaubaren Anzahl anderer Unverdrossener weiter im Dienste Christi in Outremer kämpfen. Es war eine Notvariante, um sein Gelübde zu erfüllen, deren Erfolgsaussichten allerdings schwerlich zu Optimismus verleiten konnten. Die große Militärexpedition des verstorbenen Kaisers ging indessen nicht sang- und klanglos zu Ende. Bevor die meisten deutschen Heerführer das Heilige Land verließen, setzten sie im Beisein Friedrichs I. noch die langlebigste Tat des Kreuzzuges von 1197/98.

Die Gründung des Deutschen Ritterordens

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m 5. März 1198 strömte im Palais der Templer zu Akko alles zusammen, was im Lager der Christen Rang und Namen hatte. Von deutscher Seite erschienen Kanzler Konrad von Querfurt, Erzbischof Konrad von Mainz, Marschall Heinrich von Kalden, Heinrich von Brabant, Wolfger von Erla sowie der Herzog von Österreich nebst einer Reihe anderer Fürsten. Seitens des Königreichs Jerusalem kamen König Amalrich  II., der Patriarch von Jerusalem, die Erzbischöfe von Nazareth, Tyrus und Caesarea, die Bischöfe von Bethlehem und Akko, der Meister des Johanniterordens sowie als Gastgeber der Meister des Templerordens. Zweck der Veranstaltung  : die Erhebung des Deutschen Spitals zum Deutschen Ritterorden.27 Dieser Aufwertungsschritt war ein Teil des noch von Heinrich VI. entworfenen Expansionsprogramms, mit dem die Stellung des Heiligen Römischen Reiches in Outremer massiv ausgebaut werden sollte. Dort gab es mit den Templern und den Johannitern bereits zwei Ritterorden, die hauptsächlich der ­militärischen Verstärkung der Kreuzfahrerstaaten dienten und dabei als eine Art stehendes Heer fungierten, das jederzeit und rasch zum Einsatz gebracht werden konnte. Ihre militärische Schlagkraft basierte auf strikter Disziplin, zahlreichen Festungsbauten und beträchtlichen Besitztümern, die ihnen hauptsächlich über Schenkungen und Erbschaften zugefallen waren. Die beiden religiös-militärischen Gemeinschaften waren im Lauf der vorangegangenen Jahrzehnte zu wesentlichen Machtfaktoren in Outremer herangewachsen, hatten Die Gründung des Deutschen Ritterordens 

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allerdings nur wenige deutsche Mitglieder, weshalb das Heilige Römische Reich auf der Ebene der Ritterorden keine relevante Rolle in der Region spielte. Dieses Defizit an Einfluss in Outremer sollte mit der Gründung eines eigenen Ritterordens beseitigt werden. Bei diesem Unterfangen musste nicht bei null begonnen werden. Das während der Belagerung von Akko um 1190 gegründete Deutsche Spital hatte in den vergangenen Jahren ein beachtliches Wachstum erlebt. Anfänglich nur ein Lazarett, dazu gedacht, den tristen sanitären Zuständen im Feldlager vor Akko etwas entgegenzusetzen, war es nach der Einnahme der Stadt zu einem Spital mit festem Sitz in Akko geworden. Durch Schenkungen Heinrichs von Champagne hatte es seinen Aktionsradius sukzessive erweitert und mit Reparaturarbeiten an den Befestigungsanlagen von Akko auch erste im weiteren Sinn militärische Aufgaben übernommen. Im Vorfeld seines Kreuzzuges war dann auch Heinrich VI. dazu übergegangen, das Spital mit großzügigen Zuwendungen und wirtschaftlichen Privilegien zu bedenken. Und nun, gegen Ende des kaiserlichen Kreuzzuges, entschlossen sich einige deutsche Ritter, nicht wieder nach Europa zurückzukehren, sondern der neuen Institution beizutreten und auf Dauer in Palästina zu bleiben. Mit der Hinzunahme des ritterlichen Elements verstärkte sich der schon zuvor vage vorhandene militärische Ansatz der Bruderschaft. Sie bekam damit das Potenzial, es den Templern und Johannitern mittelfristig gleichzutun und zu einem nicht nur permanent unter Waffen stehenden, sondern auch politisch relevanten Machtfaktor in Outremer zu werden. Am Beginn seiner deutlich erweiterten Tätigkeit war es für den Ritterorden von Vorteil, dass es bereits zwei vergleichbare, seit Jahrzehnten bestehende Organisationen in Outremer gab. Hinsichtlich seiner Verwaltung, seiner Organisation und seiner Regulative musste das Rad nicht neu erfunden werden  ; er konnte all jene Dinge, die sich bei den beiden etablierten Ritterorden bewährt hatten, übernehmen und sie da und dort den eigenen Bedürfnissen anpassen. Wohl auch mit dem Ziel, möglichst rasch die Zustimmung des Papstes für die Organisationsform des neuen Ordens zu erlangen, wurde beim Gründungsakt vom 5. März 1198 festgelegt, dass er hinsichtlich seiner Ritter und seiner Geistlichen das Regulativ der Templer und hinsichtlich der Pflege von Armen und Kranken jenes der Johanniter befolgen sollte. Mit Erfolg  : Die Gründung des Ritterordens wurde von Rom relativ zügig genehmigt, bereits am 19. Februar 1199, wobei es sicherlich nicht schadete, dass die Versammlung vom 5. März des Vorjahres dermaßen hochrangig besetzt gewesen war. Bald nach dem Gründungsakt von Akko wurde der Deutsche Orden in die Verteidigung des Heiligen Landes einbezogen wie vor ihm die Templer und Johanniter. Sein anfänglich recht gutes Verhältnis zu den 112 | 

Friedrich I. und der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI.

beiden älteren Ritterorden sollte in den folgenden Jahrzehnten allerdings heftigen Schwankungen unterworfen sein.28 Die Babenberger hatten zum Deutschen Orden von Beginn an ein spezielles Verhältnis. Eine Förderung dieser dem Glaubenskampf verpflichteten Institution des Heiligen Römischen Reiches passte zur Außenpolitik der österreichischen Fürstenfamilie, die generell darauf abzielte, den eigenen Einfluss im Reich auszubauen, Nähe zum Papsttum und zum Kaisertum zu demonstrieren, und die sich an der Kreuzzugsbewegung lebhaft beteiligte. Außerdem gab es bei den Babenbergern einen starken persönlichen Bezug zu der neuen Institution. Leopold V. hatte sie 1191 als zeitweiliger Anführer der deutschen Belagerer von Akko in einem noch embryonalen Stadium erlebt und dabei wohl auch wahrgenommen, wie aus dem anfänglich improvisierten Lazarettbetrieb eine dauerhaftere medizinische Einrichtung entstand. Sein älterer Sohn Friedrich I. wohnte nun, sieben Jahre später, dem feierlich inszenierten Ausbau der Spitalgemeinschaft zu einem geistlichen Ritterorden bei. Die Nähe zum Deutschen Orden begann im Haus Babenberg zu einer Art Familientradition zu werden.29

Tod eines Kreuzritters

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arallel zum deutschen Kreuzzug fand auf dem Heiligen Stuhl ein einschnei­ dender Personalwechsel statt. Im Januar 1198 wurde Innozenz III. (👑1198 –  1216) zum neuen Papst gewählt. Der energische, erst 36 Jahre alte Pontifex war in Sachen Kreuzzugsbewegung brennend engagiert. Aus seiner Sicht stellte es eine unbedingte Priorität dar, das 1187 von Saladin zerschlagene und 1192 als Rumpfstaat erneut errichtete Königreich von Jerusalem in seinem alten Umfang wiedererstehen zu lassen. Diesem Ziel widmete er sich von Beginn seines Pontifikats an mit rastloser Energie. Kaum im Amt, versuchte er, das sich abzeichnende Ende des deutschen Kreuzzugs zu verhindern. Doch seine Bemühungen kamen zu spät. Die Absetzbewegung der deutschen Kreuzfahrer aus Palästina war bereits in vollem Gang und ließ sich nicht mehr aufhalten.30 Das strenge Auge des neuen Papstes richtete sich bald auch auf das Haus Babenberg. Mit der Art und Weise, wie Friedrich I. das von Leopold V. übernommene Wiedergutmachungsgelübde erfüllt hatte, zeigte sich Innozenz  III. alles andere als zufrieden. Aus seiner Sicht reichte der Glaubenskampf des jungen Herzogs im Heiligen Land nicht aus, um das Vergehen seines Vaters an Richard I. Löwenherz zu sühnen. Er beharrte auch auf der vollständigen Begleichung der finanziellen Forderung. Am 30. Mai 1198 erließ Innozenz  III. einen an FriedTod eines Kreuzritters  

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rich  I. gerichteten Befehl, dem englischen König die gesamte Lösegeldsumme zurückzuzahlen, und drohte dem Herzog mit Exkommunikation und Interdikt. Doch die Anordnung des Pontifex ging ins Leere. Friedrich I. lebte nicht mehr.31 Was war geschehen  ? Blenden wir kurz zurück. Nach der feierlichen, in Akko vorgenommenen Gründung des Deutschen Ritterordens am 5. März 1198 hielt die deutschen Kreuzfahrer nichts mehr im Heiligen Land. Laut Arnold von Lübeck schickten sie sich unverzüglich zur Heimkehr an und setzten Maßnahmen hinsichtlich derjenigen, welche zu bleiben gedachten, und gaben an die Bedürftigen Lebensmittel oder Waffen aus, die überreichlich vorhanden waren. Sobald also der März herankam, stiegen fast alle Fürsten mit den Besseren des Volkes in die Schiffe und kehrten, begünstigt vom Westwind, heim zu den Ihren. Der Herr aus Mainz und der Herr aus Verden [Anm.: gemeint sind die Bischöfe aus Mainz und Verden] und einige der Besseren blieben allerdings beim Volk Gottes zurück, Barmherzigkeit und Trost vom Herrn erwartend.32

Zu denjenigen, die das Heilige Land nach der Gründungszeremonie des Deutschen Ritterordens nicht sofort verließen, gehörte der junge Herzog von Österreich. Zeitlich gesehen hatte er gerade einmal die Hälfte des ihm auferlegten Kreuzzuges bewältigt. Offenbar wollte Friedrich I. das Gelübde zur Gänze oder zumindest in größeren Teilen erfüllen. In Palästina blieben neben dem Babenberger auch der ihm nahestehende Bischof Wolfger von Erla sowie einige andere Fürsten, unter ihnen Graf Ulrich III. von Eppan, der 20 Jahre später nochmals als Kreuzritter in Erscheinung treten sollte.33 Mangels entsprechender Quellenhinweise können wir über die Aktivitäten, die Friedrich I. im Heiligen Land nach dem 5. März 1198 unternahm, nur spekulieren. Die Entwicklung aber, die sich in der Levante nach dem Abzug der deutschen Kreuzarmee vollzog, legt die Vermutung nahe, dass es für die in Outremer zurückbleibenden deutschen Kreuzritter kein konkretes Betätigungsfeld mehr gab. Die Truppe, die sie noch auf die Beine stellen konnten, wäre zu klein gewesen, um allein gegen die Muslime ins Feld zu ziehen. Halbwegs erfolgversprechend hätte dies nur im Verband mit den Streitkräften des Königreichs Jerusalem sein können. Weitere Offensivunternehmen lagen jedoch nicht im Interesse von König Amalrich. Nun, da das Gros der deutschen Kreuzarmee die Heimfahrt nach Europa angetreten hatte, verspürte er keinen Drang, weiter Krieg gegen die Muslime zu führen. Sein vorrangiges Ziel bestand jetzt darin, Waffenstillstandsverhandlungen mit al-Adil aufzunehmen und die Ruhe wiederherzustellen. Zum 114 | 

Friedrich I. und der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI.

Glück für ihn sah sein muslimisches Gegenüber die Dinge ähnlich, sodass recht bald Gespräche über einen Waffenstillstand begonnen wurden. Da im Königreich Jerusalem bis auf Weiteres kein Bedarf an Glaubenskriegern herrschte, gab es für Friedrich I. nur noch eine sinnvolle Option, nämlich nach Österreich zurückzukehren.34 Doch bevor es dazu kam, starb er. Ursache für den plötzlichen Tod des erst rund 23 Jahre alten Herzogs am 16. April 1198 war vermutlich eine jener Krankheiten, die Kreuzritter in jener Zeit häufig dahinrafften, etwa die Ruhr. Ob der Herzog in Palästina oder während der Heimreise in Süditalien starb, lässt sich nicht mehr mit letzter Gewissheit feststellen. Die meisten österreichischen Annalen sind diesbezüglich wortkarg und beschränken sich auf den Hinweis, der Tod habe ihn während des Kreuzzuges ereilt.35 Aus einer fünf Jahre später ausgestellten Urkunde seines Nachfolgers Leopold VI. geht hervor, Friedrich  I. sei bereits auf dem Rückweg vom Heiligen Land gewesen.36 Ein Indiz, das gegen diese Möglichkeit spricht, ist das oben angeführte Mahnschreiben von Innozenz  III., das dieser am 30. Mai an den Babenberger richtete. Es wäre zumindest erstaunlich, wenn die Nachricht vom Ableben Friedrichs I. in Süditalien, also in überschaubarer Distanz zu Rom, nach über sechs Wochen noch immer nicht den Papst erreicht hätte.37 Wie dem auch gewesen sein mag – Friedrich I. überlebte den Kreuzzug nicht. Sein väterlicher Freund Wolfger von Erla übernahm es, die Gebeine des Verstorbenen nach Österreich zu bringen und diese in Heiligenkreuz beizusetzen.38 Für die heimischen Poeten, denen Friedrich  I. ein wohlwollender Förderer gewesen war, war der vorzeitige Tod des unverheirateten und kinderlosen Herzogs ein schwerer Schlag. »Als er an der Seele genas und ihm der Leib erstarb«, dichtete Walther von der Vogelweide, »da führt’ er meine Kranichtritte [stolzen Schritte] zur Erde, da ging ich schleichend wie ein Pfau, wohin ich ging, das Haupt beugt’ ich nieder bis auf meine Knie«.39 Auch andere Glaubenskrieger aus dem Ostalpenraum zahlten für ihre Teilnahme am Kreuzzug Heinrichs  VI. einen hohen Preis. Herzog Ulrich  II. von Kärnten hatte sich aufgrund einer schweren Erkrankung, wahrscheinlich Aussatz, schon früher von seinem Kreuzzugsgelübde entbinden lassen. Er war zwar wieder in die Heimat gelangt, verfiel dort aber dem Siechtum und starb bereits 1202 in noch jungen Jahren. Zwei Äbte aus dem Ostalpenraum hatten während der Überfahrt nach Palästina im Frühjahr 1197 den Tod gefunden, als ihre beiden Schiffe in einem Sturm untergegangen waren. Der aus dem Kärntner Raum stammende Graf Otto II. von Ortenburg war offenbar einige Monate später gestorben, seine Spur verliert sich in Outremer.40 Tod eines Kreuzritters  

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Der Kreuzzug Heinrichs VI. erreichte letzten Endes nicht die Resultate, die der Kaiser diesem Unternehmen zugedacht hatte, wozu sein unerwarteter Tod freilich wesentlich beitrug. Die Umsetzung seines universalen Herrschaftanspruchs im östlichen Mittelmeerraum blieb Stückwerk, die Rückeroberung Jerusalems war nicht einmal in Reichweite gekommen. Mit der erneuten Eroberung von Beirut und Sidon hatte der Kreuzzug dennoch einen beachtlichen Gebietsgewinn erzielt  ; flächenmäßig gesehen war dieser Territorialzuwachs – in etwa die Hälfte der Küstenzone des heutigen Staates Libanon  – im Übrigen der größte militärische Erfolg der Franken, an dem die kreuzfahrenden Babenberger Anteil hatten. Hinzu kam die Gründung des Deutschen Ritterordens, der sich neben den Templern und den Johannitern als dritter großer Ritterorden in Outremer etablieren sollte, und der Umstand, dass sich das deutsche Kaisertum mit der Krönung Amalrichs zum König von Zypern und der Krönung Leos II. zum König von Armenien zwei prominente Lehnsmänner im östlichen Mittelmeerraum verschafft hatte. In Summe gehörte das Unternehmen Heinrichs VI. zu den wenigen Kreuzzügen, die zumindest zählbare Teilerfolge einbrachten. Im Heiligen Land kehrte nach dem Abzug der deutschen Kreuzfahrer rasch wieder Friede ein. Die Verhandlungen zwischen Amalrich II. und al-Adil führten am 1. Juli 1198 zur Unterzeichnung eines fünf Jahre und acht Monate geltenden Vertrages, der den während der Kämpfe von 1197 geschaffenen Status quo bewahrte. Al-Adil behielt Jaffa, die Franken blieben im Besitz ihrer Eroberungen im Norden. Angesichts der realen Machtverhältnisse im Orient war dies eine für Outremer schmeichelhafte Regelung, aber sie hatte auch für al-Adil Vorteile, denn er bekam damit den Rücken frei, um die innerayyubidischen Machtkämpfe endgültig für sich zu entscheiden. Mit einer Mischung aus diplomatischem Geschick und zupackender Entschlossenheit manövrierte er die überlebenden Söhne Saladins aus, schwang sich 1200 zum Sultan auf und war fortan der Herr über das gesamte Reich der Ayyubiden. Für die Franken war al-Adils Machtzuwachs ein Glücksfall. Der mittlerweile 55 Jahre alte Bruder Saladins, der im Lauf seines Lebens viele Kämpfe geführt hatte, war nunmehr in seinem Ehrgeiz befriedigt. Fortan sah er sein vornehmstes Ziel in einer wirtschaftlichen Stärkung seiner Länder, wofür die Wahrung des Friedens eine Grundvoraussetzung war. Gegenüber dem Königreich Jerusalem verfolgte al-Adil eine zurückhaltende Linie, wohl auch, um nicht wieder einen Kreuzzug heraufzubeschwören, wie er ihn bereits zwei Mal hatte erdulden müssen. Die rastlosen Bemühungen Innozenz’ III. führten 1202 zwar trotzdem zur Formierung einer neuen Kreuzarmee, doch landete sie nicht im Heiligen Land, son116 | 

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dern eroberte zur Überraschung des Papstes im April 1204 Byzanz. Die wenigen Truppenkontingente des Vierten Kreuzzuges, die Palästina erreichten, waren viel zu schwach, um Amalrich II. ernstlich auf kriegerische Ideen zu bringen. Zwar schreckte der König vor begrenzten Kampfhandlungen nicht zurück  ; als 1203 ein Emir bei Sidon Überfälle auf christliche Gebiete unternahm und al-Adil ihm nicht Einhalt gebot, ließ Amalrich einen reich beladenen ägyptischen Flottenverband kapern und eigene Schiffe einen kurzen Raubzug im Nildelta unternehmen. Den frisch ankommenden und überbordend kampfeslustigen Kreuzfahrern untersagte es der König jedoch, gegen die Muslime zu Felde zu ziehen. Die daraus resultierenden, reichlich unberechenbaren Folgen scheute Amalrich  II. ebenso wie al-Adil. Im September 1204 brachten der König und der Sultan einen neuen, auf sechs Jahre befristeten Friedensvertrag unter Dach und Fach. Al-Adil, der den profitablen Handelsverkehr nach den Turbulenzen des Vierten Kreuzzuges wieder ungestört in Gang bringen wollte, erstattete den Christen sogar Jaffa und Ramla zurück und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die folgenden Jahre ohne nennenswerte Spannungen vergingen. Was für das Königreich Jerusalem von Vorteil war, stellte für Innozenz III. ein schier unerträgliches Ärgernis dar. Ab 1213 ging der Papst daran, den Fünften Kreuzzug in Gang zu bringen. Bei dieser neuen Kraftanstrengung der Christenheit zur Rückeroberung Jerusalems sollte der Nachfolger Herzog Friedrichs  I. eine Hauptrolle spielen.41

Tod eines Kreuzritters  

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Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug (1217 – 1221)

Byzantinische Hochzeit im Schatten des Vierten Kreuzzuges

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ach dem Tod Friedrichs I. übernahm sein jüngerer Bruder, der seit vier Jahren über die Steiermark gebot, auch die Herrschaft in Österreich. Herzog Leopold  VI. (👑1194/1198 – 1230) vollzog seinen Machtantritt im Stammland der Babenberger unter glücklicheren Vorzeichen als sein Vorgänger. Abgesehen davon, dass er seine Macht in den beiden Herzogtümern mit niemandem teilen musste, belastete ihn auch die Lösegeldaffäre Löwenherz kaum mehr. Die Strafen, mit denen Innozenz III. am 30. Mai 1198 Friedrich I. im Falle einer nicht geleisteten Rückzahlung noch gedroht hatte, wurden nicht verhängt, und das, obwohl auch Leopold VI. keine Anstalten machte, das Lösegeld oder zumindest Teile davon zurückzuerstatten. Es sei dahingestellt, ob der Papst milder agierte, weil er meinte, dass Friedrich  I. mit seinem Tod das Vergehen des Vaters maximal gesühnt hatte. Die Nachsicht, die Innozenz  III. gegenüber Österreich plötzlich an den Tag legte, dürfte aber wohl vor allem mit den 1198 ausbrechenden Wirren im Heiligen Römischen Reich zu tun gehabt haben. Dieses Thema war so heikel und brisant, dass die Verfolgung einer Erpressungsaffäre, die mittlerweile doch schon einige Jahre zurücklag, für den Papst zwangsläufig an Bedeutung verlor. Die Lage im Heiligen Römischen Reich stellte auch für Leopold VI. ein gravierendes Problem dar. Nach dem unerwarteten Tod Kaiser Heinrichs VI. hatte sich die Thronfolge von dessen erst dreijährigem Sohn nicht durchsetzen lassen. Stattdessen traten 1198 gleich zwei andere Thronkandidaten auf. Philipp von Schwaben, der Onkel des minderjährigen Friedrich, ließ sich zum König wählen, dasselbe tat Otto von Braunschweig aus dem Haus der Welfen. Der daraus resultierende Thronstreit stellte die Fürsten des Reiches vor die schwierige Frage, für wen sie Partei ergreifen sollten. Der Herzog von Österreich entschied sich in dieser hochgradig unsicheren politischen Lage dafür, Philipp von Schwaben zu unterstützen. Damit folgte er der prostaufischen Tradition des Hauses Babenberg, doch wäre es für ihn wohl ohnehin schwer vorstellbar gewesen, Otto von Braunschweig zur Seite zu stehen, da dieser mit Richard  I. Löwenherz verwandt war und als dessen langjähriger Protegé von ihm auch mit Waffen und Geld unterstützt wurde.

Byzantinische Hochzeit im Schatten des Vierten Kreuzzuges  

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Die Parteinahme für Philipp von Schwaben mag auch eine Rolle gespielt haben, als Leopold VI. den Beschluss fasste, wie sein Großvater Heinrich II. Jasomirgott eine byzantinische Prinzessin zu ehelichen, namentlich Theodora Angela, die der seit 1185 in Byzanz herrschenden Familie Angelos entstammte. Mit dieser Heirat konnte sich der Herzog ausrechnen, seinen Einfluss bei König Philipp zu stärken, da dessen Gemahlin ebenfalls der noch relativ jungen byzantinischen Herrscherdynastie angehörte. Außerdem hielt Leopold VI. vertiefte Beziehungen zur altehrwürdigen Großmacht im Südosten vermutlich aus Prestigegründen und vielleicht auch aus strategischen Erwägungen für wertvoll, dies vor allem im Hinblick auf Ungarn.1 Wie realistisch derartige Überlegungen waren, musste aber schon im Jahr 1203, als er sein Eheprojekt in die Tat umzusetzen versuchte, fraglich e­ rscheinen, denn das Byzantinische Reich war zu Beginn des 13.  Jahrhunderts nur noch ein Schatten seiner selbst. Seit den Zeiten des 1180 verstorbenen Kaisers Manuel I. Komnenos hatte es beträchtlich an Macht und Territorialbesitz verloren. Die Herrscherfamilie Angelos beschleunigte den Niedergang durch Verschwendungssucht und innerfamiliäre Machtkämpfe. Kaiser Isaak  II. Angelos wurde von seinem Bruder Alexios III. Angelos (👑1195 – 1203) gestürzt, geblendet und in den Kerker geworfen. Sein Sohn Alexios wurde ebenfalls inhaftiert, doch gelang ihm 1201 die Flucht ins Heilige Römische Reich zu Philipp von Schwaben, mit dessen Hilfe er seinen Onkel Alexios III. Angelos vom Thron verjagen wollte. Vollends chaotisch wurde die Lage am Bosporus im Kontext des von Papst Innozenz  III. initiierten Vierten Kreuzzuges. Venedig stellte Schiffsraum und Verpflegung für die vor allem aus Nordfrankreich kommende Kreuzarmee, doch diese konnte die vereinbarte Summe nicht bezahlen, woraufhin der Vierte Kreuzzug eine bizarre Wendung nahm. Auf Druck Venedigs mussten die Pilger in Waffen zunächst im November 1202 die ungarische Stadt Zara an der dalmatinischen Küste erobern und der Markusrepublik übergeben. Anschließend lockte Isaaks II. Sohn Alexios sie mit überzogenen Versprechungen an den Bosporus, kaperte mit ihrer Hilfe den byzantinischen Thron, konnte dann aber seine Zusagen vor allem in finanzieller Hinsicht nicht halten. Das führte zu Spannungen mit den Kreuzfahrern, die sich von ihm geprellt fühlten. Gleichzeitig wuchs in Konstantinopel der Zorn über die westlichen Christen vor den Toren der Stadt und auch über Alexios  IV. Angelos, der diesen Zustand herbeigeführt hatte. Mehr und mehr trieben die Dinge am Bosporus einer Eskalation entgegen, immer mehr geriet die Herrschaft des Hauses Angelos ins Wanken.2 Genau in dieser Situation setzte Leopold VI. alles daran, Prinzessin Theodora Angela zu heiraten. Angesichts der verworrenen Zustände in und um Konstanti120 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

nopel und der langen Nachrichtenwege wusste er vermutlich nicht, wie gefährdet die Machtstellung seiner Verwandten in spe mittlerweile war. Der schon seit Jahren sichtbare Niedergang des Byzantinischen Reiches konnte Leopold VI. allerdings kaum entgangen sein. Trotzdem hielt der Herzog an seinem Projekt nicht nur fest, sondern legte diesbezüglich im Sommer und Herbst 1203 maximale Eile an den Tag  : Eigentlich mit einer böhmischen Prinzessin verlobt, ersuchte er den Heiligen Stuhl, diese Verbindung lösen zu dürfen. Innozenz III. kam seinem Wunsch nach und entband den Herzog mit einer entsprechenden Bulle am 7. Januar 1204 von der Verlobung. Leopold VI. aber wartete die Reaktion des Papstes nicht ab. Bereits zwei Monate zuvor, wahrscheinlich am 4. November 1203, heiratete er Theodora Angela in Wien. Dabei ließ er keine Bescheidenheit walten. In zeitgenössischen Annalen, die bei der Beschreibung wesentlicher Ereignisse selten Superlative aufweisen, wurde die Hochzeit des Babenbergers als magnifice und pomposissime bezeichnet. Allem Anschein nach waren so viele Festgäste anwesend, dass Wien aus allen Nähten platzte. Das Tempo, das Leopold VI. bei seiner Eheschließung einschlug, sollte sich in machtpolitischer Hinsicht als fatal erweisen. Einige Wochen nach der Hochzeit, im Januar 1204, wurden Isaak II. Angelos und Alexios IV. Angelos im Zuge einer Palastrevolution gestürzt und getötet. Die Herrscherdynastie der Angeloi, auf die Leopold VI. offenbar viel gesetzt hatte, gab es nicht mehr. Damit nicht genug, geschah wenige Wochen später auch noch das Undenkbare  : Byzanz fiel. Die am Bosporus lagernden Kreuzfahrer hatten, erbost, dass ihre Forderungen weiterhin nicht erfüllt wurden, Konstantinopel zu belagern begonnen. Am 13. April 1204 gelang es ihnen, die gewaltige Metropole, die über Jahrhunderte allen Angriffen getrotzt hatte, zu erobern. Das Byzantinische Reich zerbrach, Venedig und die Kreuzfahrer installierten am Bosporus das Lateinische Kaiserreich. Es wäre nicht überraschend gewesen, hätte der machtbewusste Babenberger die eben erst geschlossene, nach dem Sturz der Dynastie der Angeloi und dem Zerbrechen des Byzantinischen Reiches politisch de facto wertlos gewordene Ehe annulliert. Derartige Maßnahmen kamen in jener Zeit nicht selten vor. Leo­ pold aber hielt an der Ehe mit Theodora fest. Das kann im weiteren Sinn politische Gründe gehabt haben  ; denkbar erscheint, dass Innozenz III. nach der ihm gänzlich unerwünschten Eroberung des christlichen Byzanz durch eine von ihm ausgeschickte christliche Armee die Verstoßung einer byzantinischen Prinzessin abgelehnt hatte. Nicht vollkommen auszuschließen ist freilich auch die Möglichkeit, dass Leopold  VI. für seine junge byzantinische Gemahlin Gefühle entwickelt hatte, die über politische Erwägungen hinausgingen. Byzantinische Hochzeit im Schatten des Vierten Kreuzzuges  

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Die Ehe mit Theodora Angela sollte bis zum Tod des Herzogs, also fast 26 Jahre lang, halten. Ihre Verbindung war mit einem auch für mittelalterliche Verhältnisse beachtlichen Kinderreichtum gesegnet. Theodora schenkte zumindest drei Söhnen und vier Töchtern das Leben. Mit Ausnahme des Sohns Leopold erreichten alle diese Kinder das Erwachsenenalter.3

Realpolitiker und Glaubenskrieger

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ie Hochzeit mit Theodora Angela zählte zu den wenigen politischen Fehlkalkulationen, die Leopold VI. während seiner langen Herrschaft unterlaufen sollten. Der junge Herzog profilierte sich rasch als weitblickender und erfolgreicher Realpolitiker. Er betrieb eine in Summe konsequente Friedenspolitik, die weitgehend für Ruhe in seinen Ländern sorgte und ihm eine raumgreifende Wirtschaftspolitik ermöglichte. Leopold VI. baute die ­Verkehrsverbindungen in seinen Ländern aus und förderte zentrale Marktplätze wie Enns und Wien, denen er 1212 bzw. 1221 das Stadtrecht verlieh. Seiner Residenzstadt verschaffte er mit der Zuerkennung des Stapelrechts einen dominierenden Anteil am profitablen Zwischenhandel ins benachbarte Ungarn. Wien, das schon zwischen der Mitte und dem Ende des 12. Jahrhunderts angewachsen war, erlebte noch einmal einen kräftigen Aufschwung und wurde unter Leopold VI. zu dem Umfang ausgebaut, den die Stadt an der Donau bis weit über das Mittelalter hinaus behielt. Durch den Reichtum, den der Herzog mit seinen durchdachten wirtschaftsund finanzpolitischen Maßnahmen aufhäufte, konnte er den babenbergischen Herrschaftsraum weitgehend ohne Waffengewalt erweitern, wobei ihm nicht nur seine Finanzmittel, sondern auch seine diplomatischen Fähigkeiten zugutekamen. Im Zuge seiner langen Herrschaft erwarb er eine ganze Reihe von Städten, darunter Linz und Wels, sowie Ländereien in Tirol, Krain und Friaul. Diese Expansionen dienten nicht zuletzt auch dem Zweck, vom aufblühenden Fernhandel nachhaltig zu profitieren und sich und seinen Ländern auf diese Weise noch mehr Reichtum zu sichern.4 Ebenfalls starke Akzente setzte Leopold VI. in Sachen Glaubenspolitik. Ähnlich seinem verstorbenen Bruder war er gegenüber kirchlichen Institutionen sehr freigebig und ging mit Schenkungen sowie der Vergabe von Privilegien an Gotteshäuser nicht sparsam um. An die Tradition seines Vorfahren Leopold III. anknüpfend, trat er außerdem als Klostergründer in Erscheinung, verknüpfte aber

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Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

16  Statue von Leopold VI., angefertigt von Johann Preleuthner (1807 – 1897), aufgestellt am Wiener Rathausplatz. Realpolitiker und Glaubenskrieger 

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auch dieses fromme Werk mit wirtschaftlichen Zielsetzungen. Er fasste den Aufbau eines Zisterzienserstifts ins Auge und wählte als Standort das obere Traisental aus, eine noch kaum erschlossene Waldregion, die an einem wichtigen Verkehrsweg lag, der die beiden erst seit wenigen Jahren in einer Hand befindlichen Herzogtümer Österreich und Steiermark miteinander verband. Als Leopold VI. im Jahr 1202 die Grundsteinlegung für das Zisterzienserstift im Traisental vornahm, wollte er mit der neuen Institution auch eine noch wenig erschlossene, verkehrsstrategisch aber wichtige Region der zwei Herzögtümer fördern. Als Name für die Neugründung setzte sich Lilienfeld durch. Vom Herzog mit reichen Ländereien versehen, entwickelte sich daraus die größte mittelalterliche Klosteranlage Österreichs.5 Doch die religiösen Ambitionen Leopolds VI. gingen noch weiter. Ihn drängte es außerdem, Andersgläubige zu bekämpfen und einen Kreuzzug zu unternehmen. Auch bei diesem Unterfangen dachte der Herzog in großen Maßstäben. Wie sein späteres Handeln zeigt, hatte er im Gegensatz zu seinen kreuzfahrenden Vorfahren nicht vor, Teil einer vom Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches organisierten Orient-Offensive zu sein. Stattdessen plante er, an der Spitze einer österreichisch-steirischen Kreuzarmee nach Outremer zu ziehen. Bei diesem ehrgeizigen Vorhaben schwang vermutlich auch der Gedanke mit, auf diese Weise seine machtpolitische Statur im Reich und auch beim Papst zu vergrößern. Außerdem hatte Leopold VI. eine Weile starkes Interesse daran, beim Papst höchstmögliches Ansehen zu erlangen, weil er Österreich aus dem Bistum Passau herauslösen und Wien als Sitz eines eigenen Bistums durchsetzen wollte.6 Macht- und religiös-politische Motive spielten bei den Kreuzzugsaktivitäten des Babenbergers vermutlich keine geringe Rolle. Den ungeheuren Aufwand, den er bei seinen Kreuzzügen betrieb, erklären sie aber gewiss nicht zur Gänze. Der maximale persönliche Einsatz, den Leopold  VI. etwa während der Belagerung von Damiette in den Jahren 1218 und 1219 an den Tag legen sollte, die Bereitschaft, sein Leben aufs Spiel zu setzen, die er dabei vielfach demonstrierte – all das speiste sich aus einer beständigen und tiefempfundenen Leidenschaft. Leo­ pold VI. war ein Gottesstreiter aus Überzeugung oder, wie der britische Kreuzzugshistoriker Christopher Tyerman feststellte, ein »Kreuzzugsenthusiast«.7 Zu Beginn des Jahres 1208 hielt der Herzog den Zeitpunkt für gekommen, einen eigenen Kreuzzug zu beginnen. Im deutschen Thronstreit hatte sich der von ihm unterstützte Philipp von Schwaben gegen seinen Widersacher Otto von Braunschweig weitgehend durchgesetzt. Die Reichspolitik schien wieder berechenbarer zu werden und Leopold  VI. den Spielraum zu geben, sich auf längere Zeit aus seinem Herrschaftsbereich zu entfernen. Zu Ostern 1208 nahm der 124 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Herzog zusammen mit einer Reihe von Adeligen aus seinen beiden Ländern in Klosterneuburg feierlich das Kreuz. Die Vorbereitungen für seinen Kreuzzug waren kaum angelaufen, da machte ein unerwartetes Ereignis die Pläne des Herzogs mit einem Schlag gegenstandslos  : Am 21. Juni 1208 wurde König Philipp von Schwaben in Bamberg vom baye­rischen Pfalzgrafen aus dem Haus der Wittelsbacher ermordet. Der Tod des Staufers hatte eine Machtumkehr im Heiligen Römischen Reich zur Folge. Im Lauf der folgenden Monate liefen immer mehr Reichsfürsten ins Lager Ottos von Braunschweig über. Letztlich blieb auch Leopold  VI. nichts anderes übrig, als seine diesbezügliche Politik neu auszurichten und den Welfen, der im Oktober 1209 in Rom von Innozenz III. zum Kaiser gekrönt wurde, anzuerkennen. Die so plötzlich wieder aufgeflammten Turbulenzen in der Reichspolitik zwan­gen Leopold VI., seinen Kreuzzug ins Heilige Land auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Untätig blieb er hinsichtlich des Glaubenskrieges dennoch nicht. Seine Aufmerksamkeit richtete sich nun auf ketzerische Bewegungen im Abendland, die seit dem späten 12. Jahrhundert in manchen Regionen Europas wachsenden Zulauf hatten.8

Calatrava

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esonders stark machten sich häretische Tendenzen in Südfrankreich bemerkbar. Dort hatten die Albigenser, benannt nach ihrem Hauptsammelort Albi, massiv an Zulauf gewonnen. Ihrem ebenso einfachen wie radikalen Credo zufolge war der menschliche Leib böse und die Seele von den verderblichen weltlichen Einflüssen zu reinigen. Sie predigten Armut sowie totale Enthaltsamkeit und lehnten die kirchliche Hierarchie ab, ebenso den Reichtum und die Verweltlichung, die sich beim Papsttum und dem Klerus zeigten. Bei Papst Innozenz  III. erweckte die wachsende Popularität der Albigenser die Befürchtung, die gesamte Region könne sich von der Kirche abwenden. Als Anfang 1208 ein päpstlicher Legat von einem Vasallen des Schutzherrn der Albi­ genser, Graf Raimund VI. von Toulouse, ermordet wurde, rief Innozenz III. zu einem Kreuzzug auf. Das war insofern ein ungewöhnlicher Schritt, als sich der Appell zum Glaubenskrieg nun erstmals nicht mehr gegen andersgläubige, weit entfernte Außenfeinde richtete, sondern gegen Menschen, die der christlich-­ abendländischen Welt entstammten. Die Resonanz war dennoch enorm. Die Nachrichten über ketzerische Umtriebe in Südfrankreich, die angeblichen Untaten des Grafen von Toulouse und die Ermordung des päpstlichen Legaten ließen Calatrava 

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überall die Wogen hochgehen. Vor allem im Norden Frankreichs, aber auch in Teilen des Heiligen Römischen Reiches formierten sich große Volkshaufen, um im Zeichen des Kreuzes nach Südfrankreich zu marschieren. Jahrelange, teils äußerst brutal geführte Kämpfe in der und um die Grafschaft Toulouse waren die Folge dieser vom Papst losgetretenen Eskalation.9 Auch Leopold  VI. irritierte das Aufkommen der häretischen Bewegungen zutiefst. Stets eine strikt kirchentreue Linie verfolgend, wollte er jedes Abweichen von der durch das Papsttum vorgegebenen Glaubenslehre unterdrücken. Zunächst wandte er sich dem eigenen Herrschaftsraum zu, wo sich ebenfalls schon häretische Strömungen verbreitet hatten. Wir wissen nicht viel über diese Gruppen, doch hat es den Anschein, dass sich unter ihnen viele befanden, die in weniger radikalen Bahnen als die Albigenser dachten und hauptsächlich danach strebten, dem christlichen Armutsideal gerecht zu werden. Leopold VI. bemühte sich nicht um Differenzierungen. 1210 setzte er in seinen Ländern eine große Ketzerverfolgung in Gang, bei der viele Menschen den Tod fanden.10 Zeitgenössische Quellen sprachen dem drakonischen Vorgehen des Herzogs Anerkennung aus. Er wurde mit dem damals ehrenvoll gemeinten Beinamen eines »Ketzersieders«11 versehen. Die Klosterneuburger Annalen setzten sein Handeln fast schon mit göttlichem Eingreifen gleich  : »Die verderbliche Irrlehre der Patarener korrumpierte viele Christen schleichend, doch durch Gott kam Hilfe, und unter verschiedenen Foltern wurden viele von ihnen getötet.«12 Nachdem er das religiöse Abweichlertum in Österreich zerschlagen hatte, wandte sich Leopold VI. in Sachen Glaubenskampf nach außen. Zunächst ging es ihm um Informationsbeschaffung. Auch dabei schlug er einen individuellen Kurs ein. Als Kaiser Otto IV. 1211 eine Erkundungsmission nach Syrien und Kilikien schickte, begrüßte Leopold  VI. diesen Schritt  – und stellte der Gesandtschaft eigene Vertrauensmänner bei. Dies war keine oppositionelle Stichelei gegen Otto IV., den der Babenberger damals wie die meisten anderen deutschen Fürsten als Oberhaupt des Reiches anerkannte, sondern der Versuch, möglichst umfassende Kenntnisse über die aktuelle Situation im Orient zu erlangen.13 Im Jahr 1212 wurde Leopold VI. dann erstmals selbst als Kreuzritter aktiv. Er brach auf, um den Albigenserkreuzzug Innozenz’ III. in Südfrankreich zu unterstützen, und zog schließlich auch noch weiter bis nach Spanien, um sich dort ebenfalls am Glaubenskrieg zu beteiligen. Das ganze Unternehmen muss vor allem von Gewaltmärschen geprägt gewesen sein, denn es dauerte kaum mehr als ein halbes Jahr  ; am 8. August 1212 urkundete der Herzog noch in Enns, und am 15. Februar 1213 tauchte er schon wieder als Zeuge einer königlichen Urkunde auf, die in Regensburg ausgestellt wurde.14 126 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Frühestens Mitte des Herbstes 1212 dürfte Leopold VI. Südfrankreich erreicht haben. Bei seinem Eintreffen fand er jedoch eine Lage vor, die er kaum erwartet hatte. Nach jahrelangen Kämpfen war in der Grafschaft Toulouse plötzlich eine Phase relativer Ruhe eingekehrt, eine Verhandlungslösung stand im Raum, vorübergehend auch aus der Sicht Innozenz’ III. Für kampfeslustige Kreuzritter gab es vor Ort bis auf Weiteres nichts zu tun.15 Die Aussicht, dass der von ihm betriebene Aufwand vergeblich gewesen sein sollte, widerstrebte Leopold VI. zutiefst. Er beschloss, noch ein ganzes Stück weiter zu ziehen. Innozenz  III. hatte, nachdem das muslimische Reich der Almohaden in Südspanien offensiv geworden war, auch zu einem Kreuzzug auf der Iberischen Halbinsel aufgerufen. Diesem Appell folgend, wollte der Babenberger sich nunmehr an der Reconquista beteiligen und den christlichen Monarchen Nordspaniens im Kampf gegen die Muslime beistehen.16 Am 17. Juli 1212 hatten die Könige von Kastilien, Navarra und Aragon in der Schlacht von Las Navas de Tolosa in Südspanien einen Sieg gegen die Almohaden errungen. Aus der Sicht Leopolds VI. mochte es denkbar gewesen sein, dass die Muslime zu einem großen Gegenschlag ausholen würden und die verbündeten Könige deshalb jede Hilfe gut gebrauchen konnten. Die Quellen geben uns über die Aktivitäten Leopolds  VI. in Spanien nur bruchstückhaft Auskunft. Laut den Admonter Annalen stieß er bis nach Cala­ trava vor, einer bedeutenden Festungsstadt etwa 200 Kilometer südlich von Ma­drid.17 Den Klosterneuburger Annalen zufolge war er »mit großer Gefolg­ schaft«18 unterwegs, eine spanische Quelle erwähnt, dass der Babenberger einen magnus apparatus angeführt habe.19 Sein beträchtliches Engagement zeitigte aber auch diesmal keine heroischen Ergebnisse. Die gelegentliche Annahme, Leopold  VI. habe an der Eroberung von Calatrava Anteil gehabt,20 dürfte nicht zutreffend sein. Die Stadt war bereits vor der Schlacht von Las Navas de Tolosa in christliche Hand gefallen. Von einem großangelegten muslimischen Gegenangriff konnte ebenfalls keine Rede sein  ; die Almohaden sahen sich nach den schweren Verlusten, die sie bei der Niederlage von Las Navas de Tolosa erlitten hatten, bis auf Weiteres zu keinen Offensiven in der Lage. Die Schlacht sollte sich letztlich sogar als ein entscheidender Wendepunkt zugunsten der Reconquista erweisen, sie stand am Beginn der christlichen Eroberung weiter Teile Andalusiens. Für die Zeitgenossen war die Tragweite dieses Sieges noch nicht zur Gänze absehbar,21 aber dass es für Leopold VI. auch auf der Iberischen Halbinsel keine kurzfristigen kriegerischen Aufgaben zu erledigen gab, ließ sich kaum übersehen. Ihm blieb letztlich nichts anderes übrig, als in Calatrava kehrtzumachen, Calatrava 

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mit den Streitkräften König Peters II. von Aragon den Rückmarsch anzutreten und schließlich unverrichteter Dinge wieder nach Österreich zu ziehen. Leopolds aufwändiger Vorstoß nach Südfrankreich und bis in den Süden der Iberischen Halbinsel war im Grunde ergebnislos geblieben. Dass er mit seiner Einsatzbereitschaft für den Glaubenskrieg, die jene der meisten anderen mitteleuropäischen Fürsten deutlich überstieg, beim Papst einen Prestigezuwachs erreichte, dürfte ein schwacher Trost gewesen sein.22 Dies zu erkennen erforderte ohnehin einigen Scharfblick und guten Willen. Innozenz  III. pflegte zuweilen selbst die engagiertesten Kreuzfahrerfürsten verbal zurechtzustutzen und deren Kleinheit gegenüber Gott hervorzustreichen. Das bekamen die Sieger der Schlacht von Las Navas de Tolosa zu spüren, und auch bei Leopold VI. konnte es vorkommen, dass er vom scharfzüngigen Pontifex maximus regelrecht abgekanzelt wurde. In dem Querbalken vom Kreuze Christi steckt größeres Verdienst als in dem kleinen Zeichen eures Kreuzes. […] Denn ihr nehmt ein leichtes und angenehmes Kreuz  ; er aber ertrug eines, das bitter und schwer war. Ihr tragt es außen auf eurer Kleidung  ; er aber erlitt es in der Wirklichkeit seines Fleisches. Ihr näht eures aus Leinentuch und seidenen Fäden  ; ihn schlug man an seines mit harten, eisernen Nägeln.23

Ungeachtet solch harscher Worte ließ sich Leopold VI. in seinem Eifer für den Glaubenskrieg nicht beirren. Zunächst jedoch schob sich die Reichspolitik wieder gebieterisch in den Vordergrund  : Im Lauf des Jahres 1212 hatte, während der Babenberger als Kreuzritter in Südfrankreich und Spanien unterwegs gewesen war, der auf Sizilien aufgewachsene, mittlerweile 17-jährige Sohn Heinrichs VI. die Macht im Heiligen Römischen Reich zu erobern begonnen. Als Leopold VI. von seinem Kreuzzug zurückkehrte, war der mittlerweile zum römisch-deutschen König gekrönte Friedrich II. bereits drauf und dran, die Oberhand über Kaiser Otto IV. zu gewinnen. Der Babenberger schlug sich nach sorgfältiger Sondierung der Lage auf die Seite des Staufers, die ihm schon aufgrund der babenbergischen Familientradition ohnehin weit näher lag als eine Unterstützung des einstigen Zöglings von Richard I. Löwenherz. Sein Ziel jedoch, in Bälde einen Kreuzzug ins Heilige Land zu unternehmen, musste er angesichts der neuerlich unsicheren Lage im Reich bis auf Weiteres zurückstellen.24

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Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Von Lilienfeld nach Akko

I

m Jahr 1213 blickte Innozenz III. auf ein bereits 15 Jahre dauerndes, äußerst erfolgreiches Pontifikat zurück. Mit bedeutenden Rechtsentscheiden, durchgreifenden Verwaltungsreformen und der Förderung neuer Orden hatte er eine Stärkung kirchlicher Macht herbeigeführt. Das nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. entstandene Machtvakuum in Mitteleuropa war von ihm geschickt genutzt worden, um die Stellung des Papsttums gegenüber der weltlichen Macht auszubauen. Außerdem hatten die christlichen Könige der Iberischen Halb­insel mit ihrem Sieg von Las Navas de Tolosa einen echten Kreuzzugstriumph mit weitreichenden Folgen erzielt, den sich auch der Papst auf seine Fahnen heften konnte, der zu diesem Kreuzzug ja aufgerufen hatte. Innozenz III. durfte sich mit einigem Recht zugutehalten, einen Gipfel päpstlicher Machtentfaltung erreicht zu haben. Doch eines hatte der Papst nicht geschafft  : die Rückgewinnung Jerusalems. Der Kreuzzug Kaiser Heinrichs  VI. war unmittelbar nach seinem Amtsantritt verebbt, der Vierte Kreuzzug seiner Kontrolle entglitten und zu einem von ihm keinesfalls gewollten Byzanzfeldzug geworden. Nach wie vor lag die Rückeroberung der 1187 verlorenen Heiligen Stadt in weiter Ferne. Innozenz III. war entschlossen, dies durch einen neuen Kreuzzug zu ändern. Die Ereignisse in Palästina schienen ihm eine Rechtfertigung dafür zu geben. 1210 war der sechs Jahre zuvor vereinbarte Friedensvertrag zwischen dem Ayyubidischen Reich und dem Königreich Jerusalem ausgelaufen. Sultan al-Adil wollte die Ruhe in der Region aufrechterhalten. Die nicht geringe Herausforderung, das Ayyubidische Reich zusammenzuhalten, bestimmte ihn dazu, ebenso sein Wunsch nach einem geordneten Handelsverkehr, wofür eine stabile Waffenruhe zwingende Voraussetzung war. Sein Vorschlag, einen neuen Waffenstillstandsvertrag zu unterzeichnen, wurde in Akko jedoch mit Zurückhaltung aufgenommen. König Johann von Brienne (👑1210 – 1212/1225) unternahm keine Schritte, um eine Übereinkunft mit den Ayyubiden zu erzielen. Daraufhin kam es zu einigen Turbulenzen. Al-Adils Sohn al-Mu’azzam schickte Truppen auf den strategisch wichtigen Berg Tabor in Galiläa, die dort eine befestigte Anlage errichteten, und unternahm einen militärischen Vorstoß in Richtung Akko. Johann von Brienne gab seinerseits grünes Licht für eine Attacke auf das Nildelta. Nach einigem Hin und Her willigte er dann doch in einen neuen Friedensvertrag mit den Ayyubiden ein, der im Juli 1212 in Kraft trat und sechs Jahre währen sollte. Dem Gedanken, in absehbarer Zeit Krieg zu führen, um die Position des Königreichs Jerusalem zu stärken, war Johann von Brienne trotzdem nicht abgeneigt. Dafür brauchte er Von Lilienfeld nach Akko 

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jedoch tatkräftige Unterstützung aus Europa. Daher richtete er einen Appell an Innozenz III., für das Zustandekommen eines neuen Kreuzzuges zu sorgen. Beim Papst rannte Johann von Brienne damit offene Türen ein. Ab 1213 ließ Innozenz III. den Kreuzzug predigen. Als wesentlichen Grund für die Notwendigkeit eines neuen Orientfeldzuges nannte er die neue muslimische Festung auf dem Berg Tabor. Von dieser Stellung aus würden die Sarazenen, wie die Muslime von der westlichen Christenheit damals genannt wurden, danach streben, auch noch die Reste des Königreichs Jerusalem zu erobern, verkündete der Papst in seinem Kreuzzugsaufruf. Unbedingt vermeiden wollte Innozenz  III. jedoch, dass dieses neue Kriegs­ unternehmen abermals eine ihm unerwünschte Richtung einschlug, wie es während des Vierten Kreuzzuges mit der Eroberung von Byzanz geschehen war. Er beanspruchte daher die Kontrolle über den Fünften Kreuzzug für sich. Auf eine Teilnahme allzu mächtiger Herrscher, die ihm dies vielleicht streitig machen würden, war er daher wenig erpicht. So fand Innozenz  III. es nicht unbedingt bedauerlich, als der junge Stauferkönig Friedrich II. 1215 zwar das Kreuz nahm, aber an einen Orientfeldzug kaum denken konnte, solange es mit Otto IV. immer noch einen Thronkontrahenten im Reich gab. Innozenz III. erlebte die Umsetzung seines großen Plans nicht mehr. Er starb am 16. Juli 1216 in Perugia. Sein Nachfolger Honorius III. (👑1216 – 1227) setzte sich mit ebenso großem Eifer für das Zustandekommen des Kreuzzuges ein. Wie der neue Pontifex allerdings erkennen musste, waren in Frankreich, das immer noch mit den Albigenserkriegen beschäftigt war, viel weniger professionelle Truppen verfügbar als von seinem Vorgänger erhofft. Als Hoffnungsträger für den Kreuzzug kristallisierten sich letztlich keine französischen, sondern zwei mitteleuropäische Fürsten heraus  : König Andreas II. von Ungarn (👑1205 – 1235) und Herzog Leopold VI. von Österreich.25 Der Babenberger sah mittlerweile kein größeres politisches Hindernis mehr, das einem Kreuzzug ins Heilige Land jetzt noch hätte im Wege stehen können. Der deutsche Thronstreit war im Jahr 1217 zwar noch nicht vorüber, Otto  IV. aber dermaßen in die Defensive geraten, dass König Friedrich II. als weitgehend unangefochtener Herrscher des Heiligen Römischen Reiches galt. Leopold  VI. hielt diese Situation für sicher genug, um seine Länder für längere Zeit zu verlassen. Er war jetzt rund 40 Jahre alt und nach wie vor voll Eifer für den Glaubenskrieg. Der ergebnisarme Kreuzzug nach Südfrankreich und Spanien hatte seinen Tatendrang nicht verringert, im Gegenteil  : Es drängte ihn, seine Kräfte nunmehr für das eigentliche Hauptziel der Kreuzzugsbewegung, die Rückeroberung Jerusalems, in die Waagschale zu werfen. Zusätzlich angetrieben wurde der 130 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Herzog vielleicht auch durch eine Familientragödie. 1216 war sein ältester Sohn Leopold im Alter von etwa neun Jahren beim Spielen von einem Baum gestürzt und seinen Verletzungen erlegen, ein Schicksalsschlag, der beim Vater vielleicht das Bedürfnis erweckte, Buße zu tun. Seinen Aufbruch ins Heilige Land zelebrierte Leopold  VI. mit einem hoch symbolischen Akt. Ende Juni 1217 erschien er mit seinem Gefolge in Lilienfeld. Hier, vor den Mauern des von ihm begründeten Zisterzienserklosters, sollte sein Kreuzzug im Rahmen einer großen Versammlung beginnen. Demonstrativ unterstrich der Herzog dabei auch den Fortschritt, den sein 15 Jahre zuvor gegründetes Stift in der Zwischenzeit genommen hatte. Persönlich überbrachte er eine gerade eben von König Friedrich II. in Passau ausgestellte Schutzurkunde für Lilienfeld. Außerdem wurden im Rahmen des Fest- und Weihetages von Lilienfeld die ersten vier Altäre der Stiftskirche durch Bischof Ulrich II. von Passau geweiht, ein im Kontext des beginnenden österreichisch-steiermärkischen Kreuzzuges ausdrucksstarker Vorgang.26 Das 1217 begonnene Unternehmen Leopolds  VI. war der größte Kreuzzug, der von den Babenbergern jemals ins Werk gesetzt wurde. Zahlreiche Adelige, Geistliche, Bürger und Soldaten aus den unterschiedlichsten Orten in den beiden babenbergischen Herzogtümern, aber auch aus angrenzenden Gebieten nahmen daran teil. Zu den prominentesten unter ihnen zählten Abt Hadmar von Melk, die Grafen von Plain in Salzburg und Bogen in Bayern sowie wahrscheinlich auch Hadmar II. von Kuenring, der Richard I. Löwenherz in Dürnstein gefangen gehalten hatte und trotz seines sehr vorgerückten Alters von weit über 70 Jahren dem Aufruf des Papstes gefolgt sein dürfte. Eine auffällige Erscheinung war auch Graf Ulrich III. von Eppan, der 20 Jahre zuvor bereits am Kreuzzug Kaiser Heinrichs  VI. teilgenommen hatte und einer der letzten Wegbegleiter Herzog Friedrichs I. gewesen war.27 Wie groß die Streitmacht war, die unter der Führung Leopolds VI. in den Orient zog, können wir mangels konkreter zeitgenössischer Zahlen nur erahnen. Es ist davon auszugehen, dass der Babenberger mit den nicht geringen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, ein Ritter- und Fußtruppenkontingent aufstellte, das dem magnus apparatus seines Kreuzzugs von 1212 zumindest gleichkam  ; wahrscheinlich übertraf es diesen noch, da das Heilige Land das ultimative, von ihm seit Jahren angestrebte Kreuzzugsziel darstellte.28 In Summe ist es vorstellbar, dass sich die Mannstärke der von ihm angeführten Streitmacht in einem höheren vierstelligen Zahlenbereich bewegte. Der Kreuzzug Leopolds VI. sollte in Kooperation mit König Andreas II. von Ungarn anlaufen. Als gemeinsamen Sammelpunkt wählten sie Spalato (Split) aus, wo sie in See zu stechen gedachten. Im Spätsommer 1217 trafen die Streitkräfte Von Lilienfeld nach Akko 

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von Ungarn sowie Österreich und der Steiermark dort zusammen, überdies einige Truppenverbände aus dem südlichen Heiligen Römischen Reich, auch Herzog Otto  I. von Meranien hatte sich dem Kreuzzug angeschlossen. Einem zeitgenössischen Quellenbericht zufolge sollen sich in und um Split nicht weniger als 20.000 Ritter und 200.000 Fußsoldaten versammelt haben. Das war fraglos wieder einmal weit übertrieben, aber die Zahlenstärke der Kreuzarmee erwies sich doch als so hoch, dass die vorab vor allem von Venedig organisierten Schiffskapazitäten nicht annähernd ausreichten, um einen sofortigen Weitertransport nach Palästina zu gewährleisten. Leopold VI. stach mit seinem Gefolge Anfang September in See, während Andreas II. für sein noch größeres Heer in Split weiter auf das Eintreffen enstprechender Schiffsskapazitäten wartete.29 Der Babenberger hatte das Glück, während seiner weit über 2000 Kilometer langen Überfahrt außerordentlich günstige Wetterbedingungen vorzufinden. Die Seereise dauerte nur 16 Tage, ein so ungewöhnlich kurzer Zeitraum, dass er sogar von einem der knapp gehaltenen österreichischen Annalenwerken eigens erwähnt wurde. Als erster auswärtiger Fürst des Fünften Kreuzzuges traf Leopold VI. in Akko ein, der Hauptstadt des Königreichs Jerusalem.30

Berg Tabor

D

er Herzog von Österreich und der Steiermark entfaltete sofort nach seiner Ankunft in Palästina eine rege Tätigkeit. Er schickte Gesandte zu Bohemund  I., dem Herrn der nördlich gelegenen Grafschaft Tripolis, die seit dem Kreuzzug von 1197/98 wieder direkt an das Königreich Jerusalem angrenzte, informierte ihn über die Ankunft des Kreuzzuges und bat ihn, zu Beratungen über die künftigen Aktivitäten im Zeichen des Kreuzes nach Akko zu kommen. Gleichzeitig entsandte Leopold VI. zwei Ritter zurück zu Andreas II. nach Split, um den König zu ersuchen, seine Überfahrt nach Palästina tunlichst zu beschleunigen. Offensichtlich war es ihm kein geringes Anliegen, die zwei bis drei Monate, die noch bis zum Einbruch des Winters blieben, nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, sondern rasch militärisch tätig zu werden. Leopold VI. musste sich nicht allzu lange in Geduld üben. In den folgenden Wochen trafen Bohemund  I. von Tripolis und König Hugo  I. von Zypern mit stattlichen Streitkräften ein, und schließlich landete auch Andreas  II. an der Spitze seiner Truppen in Akko.31 Johann von Brienne, der Herrscher des Königreichs Jerusalem, sah sich als Anführer des Kreuzzuges. Das war nicht unbedingt selbstverständlich. Zum ei-

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nen besaß er im Königreich keine starke Herrschaftslegitimation mehr. 1210 war er durch Heirat auf den Thron gekommen und herrschte seit dem Tod seiner Gemahlin 1212 lediglich als Vormund für seine minderjährige Tochter  ; gegenüber den hohen Autoritäten aus Europa mangelte es ihm daher an Durchsetzungskraft. Zum anderen hatte bei früheren Kreuzzügen zuweilen auch schon ein abendländischer Monarch die Führungsrolle eingenommen, so etwa Richard  I. Löwenherz während des Dritten Kreuzzuges. Und auch jetzt war mit König Andreas II. von Ungarn ein Mann vor Ort, der diese Führungsposition kraft seines Status als Herrscher einer europäischen Großmacht durchaus beanspruchen konnte.32 Für noch größere Spannungen sorgten die zahlreichen europäischen Kreuzfahrer in Palästina. Die aufgrund einer Missernte ohnehin schon angespannte Nahrungsmittelsituation verschärfte sich durch ihre Ankunft. Außerdem taten sich nicht wenige Glaubenskrieger aus Europa unrühmlich hervor, indem sie marodierend in Akko umherzogen und sich Gewalttaten gegenüber einheimischen Christen zuschulden kommen ließen. Oliver von Paderborn, der im Sommer 1217 mit dem Kreuzzug nach Palästina gekommen war und einen der wertvollsten Berichte über den Fünften Kreuzzug verfassen sollte, betrachtete das Verhalten der europäischen Glaubenskrieger im Heiligen Land mit Missmut. Den Zorn des langjährigen Domscholasters in Köln und Paderborn erregten vor allem Soldaten aus Bayern, die er beschuldigte, in Akko lebende Christen aus ihren Wohnstätten hinausgeworfen, manche von ihnen sogar getötet zu haben. Wenig erfreut zeigte sich auch Jakob von Vitry, der gleichfalls zu einem Hauptchronisten des Fünften Kreuzzuges werden sollte. Der aus Frankreich stammende Geistliche war 1216 vom Papst nach Palästina entsandt worden, um die vakant gewordene Stellung des Bischofs von Akko zu übernehmen und außerdem vor Ort für den Kreuzzug zu werben. Die Lage, die er in Outremer vorfand, verdross ihn jedoch. Mit Ausnahme der Ritterorden schienen ihm die Franken, die durch den konstanten Frieden und die blühenden Handelsbeziehungen Wohlstand anhäuften, verweichlicht und unmoralisch. Die meisten Anführer des Kreuzzuges kamen bei Jakob von Vitry ebenfalls nicht gut weg. Weder für Andreas II. noch für Hugo I. von Zypern empfand er sonderliche Sympathien,33 Johann von Brienne war aus seiner Sicht überhaupt viel zu inaktiv  ; der König habe seit seiner Inthronisation lediglich einige sarazenische Dörfer niedergebrannt, aber keine Festung belagert und auch kein ruiniertes Fort wieder instand gesetzt, bemängelte Jakob von Vitry.34 Ganz andere Töne schlugen die beiden Chronisten an, wenn sie über Leopold VI. schrieben. Der österreichische Herzog war aus ihrer Sicht ein vom wahren Kreuzzugsgeist beseelter Fürst und damit eine Ausnahmeerscheinung. Oliver Berg Tabor 

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von Paderborn merkte über Leopold schon bei der Schilderung der 1217 in Akko herrschenden Zustände an, dieser habe sich in seinem sittlichen Betragen wie ein wahrhaft »katholischer Anführer«35 verhalten. Sowohl er als auch Jakob von Vitry fanden für den Babenberger auch im weiteren Verlauf des Kreuzzuges immer wieder auffallend positive Worte. Am 3. November 1217 wurde die erste militärische Aktivität der Kreuzarmee mit einer großen Zeremonie eingeleitet. Der Patriarch von Jerusalem erschien mit einem Stück des Wahren Kreuzes vor den Toren Akkos und präsentierte es den Truppen, die ihm demütig mit bloßen Füßen entgegentraten. Leopold  VI. wurde neben Andreas II. die Ehre zuteil, die Reliquie, die bei den kommenden Feldzügen den Truppen vorangetragen wurde, zu küssen. Die nun folgende Aktion dürfte den tatendurstigen österreichischen Herzog indessen weniger befriedigt haben. Zunächst zog die Kreuzarmee nach Beisan, einer südlich des Sees Genezareth gelegenen, unter muslimischer Herrschaft stehenden Stadt. Große Hitze erschwerte den Vormarsch. Auf dem ausgetrockneten Boden wirbelten die Tausende von Kreuzfahrer so viel Staub auf, dass er ihre Sicht behinderte und bei ihnen die Befürchtung erweckte, einem gegnerischen Überfall nicht schnell genug begegnen zu können. Doch al-Adil hatte nichts dergleichen vor. Der Sultan beschränkte sich darauf, den Gegner zu beobachten und im Falle eines Vormarsches nach Damaskus einzugreifen. Ungehindert rückten die Kreuzfahrer in Beisan ein, plünderten die Stadt und rafften große Lebensmittelvorräte zusammen. Am 10. November überschritten sie den Jordan, was die Muslime befürchten ließ, nun mit einem christlichen Vormarsch nach Damaskus rechnen zu müssen. Doch damit überschätzten sie das Engagement der Franken. Die Christen badeten im Jordan, rückten am Ostufer des Sees Genezareth nach Norden vor, suchten lokale Heiligtümer auf, plünderten auch hier und zogen dann gemächlich wieder zurück nach Akko. Al-Adil sah sich halbwegs beruhigt. Für den mittlerweile 72 Jahre alten Sultan war der Fünfte Kreuzzug eine böse Überraschung gewesen. Seine Hoffnung, einen friedlichen Lebensabend verbringen zu können, hatte sich mit der Ankunft der Streitkräfte Andreas’ II. und Leopolds  VI. zerschlagen. Der scheinbar ziellose Streifzug der Christen durch Galiläa ließ ihn aber vermuten, dass von dieser Kreuzarmee vielleicht doch keine Offensive befürchtet werden musste, welche die Existenz des Ayyubidischen Reiches gefährdete. Völlig harmlos war die Aktion der Christen indessen auch nicht. Für einen aufmerksamen Beobachter wie al-Adil ließ sich schwerlich übersehen, dass die Kreuzfahrer die Region rund um den Berg Tabor durchstreift und in Aufruhr versetzt hatten. Von dieser Wahrnehmung bis hin zur Vermutung, dass sie im 134 | 

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17  Der Berg Tabor, Gemälde von Catherine Tobin, um 1850.

nächsten Schritt einen Angriff auf die mächtige Bergfestung unternehmen würden, führte kein allzu weiter Weg. Johann von Brienne hatte genau das vor. Die starke muslimische Garnison auf dem Tabor kontrollierte die Region westlich des Sees Genezareth und damit einen wesentlichen Teil des Vorfelds von Akko. Wollte man das Gebiet zwischen der Hauptstadt des Königreichs Jerusalem und dem See Genezareth in die Hand bekommen, musste man sich dieser Festung bemächtigen. Bei der Vorbereitung des Feldzugs gegen den Berg Tabor stellte sich für Johann von Brienne jedoch heraus, dass er auf Andreas II. nicht zählen konnte. Der ungarische König trug das Kreuz bereits seit 1196, hatte von den Päpsten aber mehrere Male einen Aufschub erwirkt und erwies sich auch jetzt, da er 21 Jahre später doch noch nach Palästina gekommen war, als nicht sonderlich engagiert. Andreas II. zog es vor, im behaglicheren Akko zu bleiben, statt sich der Mühsal eines Eroberungszuges gegen den Berg Tabor auszusetzen.36 Leopold VI. hingegen fand das von Johann angepeilte Ziel überzeugend. Immerhin hatte Papst Innozenz  III. die muslimische Besetzung und Befestigung des Tabor als wesentlichen Grund für seinen Aufruf zum Fünften Kreuzzug dargestellt. Und auch in Akko fühlte man sich durch die Bergfestung bedroht. All das war für den Herzog neben seinem ohnehin stark vorhandenen Drang, als Kreuzritter im Heiligen Land aktiv zu werden, Grund genug, an diesem Feldzug teilzunehmen.37 Berg Tabor 

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Ende November brach Leopold VI. an der Seite Johanns von Brienne, Bohe­ munds  I. von Tripolis und anderer einheimischer Barone abermals Richtung Südosten auf. Der Berg Tabor war rasch erreicht. Dessen Anblick aus der Nähe stimmte die Christen dann allerdings einigermaßen nachdenklich. Sie standen am Fuß eines knapp 600 Meter hohen Bergs, dessen Gipfel weit mehr als 300 Höhenmeter über ihnen lag. Die dort errichtete Festung hatte eine etwa 2000 Mann starke Besatzung, war mit 77 Türmen und Bastionen versehen und galt als uneinnehmbar. Laut Oliver von Paderborn brauchte es aufmunternde Worte eines – kurios genug – puero Sarraceno, um die zögernden christlichen Heerführer optimistischer zu stimmen. Nach dem Hinweis des einheimischen Jungen, dass die Festung am Berg Tabor durchaus nicht unbezwingbar sei, begannen sie mit ernsthaften Angriffsplanungen und schritten am Morgen des 3. Dezember zur Tat. Es war ein nebliger Tag. Der Patriarch von Jerusalem ging mit seiner Kreuzreliquie voran. Ihm folgten betende und Psalmen singende Bischöfe und Geistliche, dann die Heerführer, Ritter, Knappen und Fußsoldaten. Der Weg erwies sich als steil, abseits des gut ausgetretenen Pfades war an ein Erklimmen des Berges nicht zu denken. Nach einem mühsamen Anstieg, der den Gesang der Geistlichen vermutlich recht kurzatmig werden ließ, erreichten die Christen schließlich den Gipfel des Tabor und griffen die Festung von zwei Seiten an. Johann von Brienne attackierte mit einigen Truppenverbänden muslimische Verteidiger, die ihnen vor dem Haupteingang zur Festung entgegentraten. Leopold VI. führte an einer anderen Seite der Burg das Kommando. Die Kampfhandlungen verliefen allerdings nur zu Beginn nach Wunsch der Christen. Johann von Brienne gelang es zunächst, die Verteidiger mit einem wilden Angriff zurückzudrängen. Bezwingen konnte er sie damit jedoch nicht.38 Das verunsicherte den König offenbar. Er hielt inne und rief die anderen christlichen Heerführer zu einem Meinungsaustausch zusammen. Leopold VI. bekam davon jedoch aus geographischen Gründen nichts mit, wie Jakob von Vitry berichtete. Während sich die Feinde in ihrer Burg verschanzten, zogen sich die Könige von Jerusalem und Zypern, der Meister der Hospitaliter [Anm.: Johanniter] und die anderen Barone in beschämender Weise auf eine Seite des Berges zurück, um zu beratschlagen, was nun zu tun sei. Der edle Herzog von Österreich nahm an dieser Beratung nicht teil  ; er griff die Ungläubigen zur gleichen Zeit von einer anderen Seite des Berges an, ohne dass es ihm möglich war, bis zu uns gelangen, die wir bereits auf dem Gipfel waren.39

In der von Johann einberufenen Beratung vertraten Bohemund I. und einige andere nachdrücklich die Ansicht, dass man die Nacht nicht allzu nahe bei der Burg 136 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

verbringen solle. Schließlich setzte sich die Erkenntnis durch, dass es überhaupt am besten sei, zum Fuß des Berges zurückzukehren. Wann genau Leopold  VI. über diese Kehrtwende informiert wurde, ist nicht bekannt. Die Truppen traten schließlich den Rückzug an und machten sich wieder an den Abstieg. Zwei Tage später erklommen die Kreuzfahrer den Berg Tabor abermals. Diesmal konnten sie während des Gefechts eine Sturmleiter an der Festungsmauer positionieren. Doch die Verteidiger der Festung kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, denn sie glaubten, im Falle einer Kapitulation getötet zu werden. Das Gemetzel, das Richard  I. Löwenherz 1191 unter der Garnison von Akko trotz gegenteiliger Vereinbarungen angerichtet hatte, war in der muslimischen Welt unvergessen. Den Verteidigern gelang es schließlich, die Sturmleiter in Brand zu schießen und diesen gefährlichen Vorstoß der Kreuzfahrer abzuwehren. Ihr Widerstand erwies sich schließlich als dermaßen hartnäckig, dass die Angreifer abermals ins Tal abrückten. Zwei Tage später, am 7. Dezember, brachen die Kreuzfahrer ihr Lager am Fuß des Tabor ab und machten sich wieder auf den Weg zurück nach Akko, ein Vorgehen, das vor allem von Johann von Brienne und Bohemund  I. befürwortet und letztlich durchgesetzt wurde. Ausschlaggebend für den Abzug dürfte die Befürchtung gewesen sein, im Falle einer langen Belagerung des Tabor mit einer Großoffensive al-Adils konfrontiert zu werden. Bei ihrem Rückmarsch nach Akko führten die Christen viele gefangen genommene Männer, Frauen und Kinder mit sich. Die Kinder wurden auf Veranlassung Jakobs von Vitry, der als Bischof von Akko einen offenkundig starken Bekehrungsdrang hatte, getauft und ins Christentum eingeführt.40 Die zwei fehlgeschlagenen Angriffe der Christen auf den Berg Tabor hatten insofern ein Nachspiel, als sie mit einiger Verzögerung doch noch zum erwünschten Erfolg führten. Die ayyubidische Führung kam zu der Erkenntnis, dass es kontraproduktiv war, die wenige Jahre zuvor errichtete Festung auf dem Tabor weiter zu halten. Die Bergfestung war, da sich die zentralen Verteidigungs­ basen der Ayyubiden bei Nablus und östlich des Jordan befanden, schlichtweg zu exponiert. Das hatten die gerade vorgetragenen Angriffe der Christen hinreichend verdeutlicht. Al-Mu’azzam begab sich nach dem Abzug der Kreuzarmee persönlich auf den Berg Tabor und belohnte die Garnison für den Mut und die Standhaftigkeit, die sie bei der Abwehr der beiden Attacken unter Beweis gestellt hatten. Die Bergfestung aber ließ er bald darauf schleifen und seine Soldaten von dieser allzu weit vorgelagerten Position abziehen.41

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Ein Arbeitswinter in Palästina

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ach der Rückkehr vom Berg Tabor schwand die Motivation in Teilen der Kreuzarmee dahin. Dass ihre Angriffe auf die Bergfestung mit Verzögerung doch noch zum gewünschten Resultat führen würden, war für die Christen im Dezember 1217 nicht absehbar  ; aus ihrer Sicht hatten sie am Tabor einen klaren Fehlschlag erlitten. Verstärkt wurde die Missstimmung, als ein etwa 500 Mann starker ungarischer Trupp bei einem Vorstoß in die Region südöstlich von Sidon fast zur Gänze aufgerieben wurde. Um die Wende zum Jahr 1218 brach die Kreuzarmee auseinander. Andreas  II. von Ungarn gab bekannt, die Heimreise antreten zu wollen. Der Patriarch von Jerusalem bestürmte den König, in Palästina zu bleiben, doch dieser ließ sich von seiner Entscheidung auch durch einen angedrohten Kirchenbann nicht abbringen. Auf dem Heimweg zog Andreas II. mit Hugo I. von Zypern und Bohemund I. noch nach Tripolis, wo Letzterer eine glanzvolle Hochzeit mit einer Tochter des früheren Königs Amalrich feierte und der junge König Hugo I. am 10. Januar 1218 plötzlich starb. Durch den Abzug der ungarischen Streitkräfte, den Tod Hugos I. und die Rückkehr Bohemunds I. nach Tripolis kam der Kreuzzug zum Stillstand. Leopold  VI. blieb jedoch in Palästina. Der wenig berauschende Verlauf der bisherigen Unternehmungen hatte seinen Tatendrang nicht befriedigt, eine Heimkehr schien ihm unangebracht. Obwohl außer ihm jetzt kein bedeutender auswärtiger Heerführer mehr im Heiligen Land war, wollte der Herzog vor Ort weiter für das Kreuz wirken. Entscheidend für den Entschluss des Babenbergers war höchstwahrscheinlich der Umstand, dass der König von Jerusalem und die Ritterorden einen großen Plan verfolgten. Ausgehend von der Annahme, dass ein dauerhafter Sieg im Kampf um Jerusalem nur möglich war, wenn man zuvor dem Reich der Ayyubiden einen vernichtenden Schlag versetzte, peilten sie einen Angriff auf das ayyubidische Machtzentrum Ägypten an. Dass die Truppen aus Ungarn, Zypern und Tripolis im Winter 1217/18 schon wieder heimkehrten, stand diesem ehrgeizigen Projekt durchaus nicht entgegen. Mit neuen Verstärkungen konnte in Bälde gerechnet werden, die obendrein für einen Kampf im Nildelta, der teilweise zu Wasser ausgetragen würde, eine hervorragende Eignung aufwiesen  : Oliver von Paderborn hatte den Kreuzzugsaufruf Innozenz’ III. Mitte der 1210er Jahre mit großem Erfolg im Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches verbreitet. Schlagkräftige See- und Landstreitkräfte vor allem aus Friesland waren bereits 1217 aufgebrochen. Trafen sie im Frühjahr 1218 ohne größere Verluste in Palästina ein, würde man die Durchführung des Ägypten-Planes ins Auge fassen können.42

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Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Leopold  VI. konnte dem Vorhaben König Johanns und der Ritterorden einiges abgewinnen. Dass damit eine Strategie wieder aufgegriffen wurde, die Richard I. Löwenherz während des Dritten Kreuzzuges entwickelt hatte, wird dem Herzog vielleicht nicht klar gewesen sein. Vermutlich hätte ihn aber selbst das Bewusstsein, dass er in dieser Sache dem Vorbild des englischen Königs folgte, nicht davon abgehalten, diesen Weg zu beschreiten. Nach den eher fruchtlosen Vorstößen zum See Genezareth und zum Berg Tabor dürfte es für ihn reizvoll gewesen sein, an einer großangelegten Operation zur Rückgewinnung Jerusalems teilzuhaben. Das Vorhaben setzte Leopold VI. aber auch in Verlegenheit. Allein die Schiffskapazitäten, die er bei einem Angriff auf das Nildelta für den Transport und die Unterstützung seiner Truppen benötigen würde, stellten einen umfangreichen neuen Finanzposten dar, den er bei seiner Vorausplanung in Österreich nicht einkalkuliert hatte. Der Herzog sah sich daher genötigt, seine Kriegskasse massiv aufzustocken, und er machte dabei keine halben Sachen  : Er lieh sich nicht weniger als 50.000 Byzantii aus, was etwa einem Sechstel seiner Jahreseinnahmen entsprach. Der Geldgeber des Babenbergers war Guido  I. Embriaco, der einer schwerreichen genuesischen Familie entstammte und die Festung Gibelet nördlich von Beirut besaß. Bei Guidos Bereitschaft, dem Herzog von Österreich dermaßen viel Geld zu leihen, war möglicherweise nicht nur Geschäftsgeist, sondern auch ein gewisses Maß an Sympathie im Spiel  ; die Embriacos hatten Gibelet 1187 an Saladin übergeben müssen, sie aber im Jahr 1197 wiedererlangt, dank des erfolgreichen deutschen Vormarsches nach Beirut, an dem Leopolds älterer Bruder und Vorgänger Friedrich I. teilgenommen hatte.43 Leopold VI. wollte indessen die Monate bis zum Eintreffen der Verstärkungen aus dem Heiligen Römischen Reich nicht ungenutzt verstreichen lassen, sondern auch in der kalten Jahreszeit einen Beitrag zur besseren militärischen Absicherung des Königreichs Jerusalem leisten. Während, wie Oliver von Paderborn sichtlich erzürnt vermerkte, nicht wenige Kreuzfahrer in Akko blieben, um sich dort »vergänglichen Dingen« hinzugeben, zog der österreichische Herzog nach Süden, um Johann von Brienne beim Ausbau der Abwehranlagen von Caesarea zu helfen. Es war kein risikoloses Unterfangen, da die Befürchtung im Raum stand, dass die Muslime dies als günstige Gelegenheit für Attacken auf Caesarea begreifen würden. Ungeachtet dessen wurde die Arbeit »mannhaft und ohne Schwanken«44 erledigt, wie Oliver von Paderborn rühmend anmerkte. Parallel zu den Ausbauarbeiten in Caesarea errichteten die Templer etwas weiter nördlich die Burg Château Pèlerin. Sie lag an einzigartiger Stelle auf einer ins Meer hineinragenden Felszunge, die sich von Land her kaum einnehmen lasEin Arbeitswinter in Palästina 

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sen würde und von See her mit Nachschub versorgt werden konnte. Leopold VI. förderte auch den Bau dieser Festungsanlage, die, was damals niemand ahnen konnte, am Ende des 13.  Jahrhunderts das letzte Bollwerk der Kreuzfahrer im Heiligen Land sein sollte.

Der Kettenturm von Damiette

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nde April und Anfang Mai 1218 trafen die friesischen See- und Landstreitkräfte in zwei Schüben vor Akko ein. Bei ihrem Anblick sahen sich die Kriegsplaner in Palästina in ihren Hoffnungen bestätigt. Die Verstärkungen waren so umfangreich, dass Johann von Brienne, Leopold VI., die Meister der drei Ritterorden und führende Geistliche, unter ihnen Jakob von Vitry und Oliver von Paderborn, nun die Gelegenheit für einen Großangriff auf Ägypten gekommen sahen. Die Anführer des Kreuzzuges verloren keine Zeit. Bereits am 24. Mai 1218 bestiegen die Truppen die zahlreichen Transportschiffe, die im Hafen von Akko ankerten, und segelten los in Richtung Nildelta. Ihr Ziel war Damiette. Nahe der Mündung des östlichen Nilarms ins Mittelmeer gelegen, galt diese Stadt als Einfallstor nach Ägypten. Drei Tage später trafen die ersten Vorausabteilungen der Kreuzarmee vor Ort ein. Sie landeten am Westufer des Flusses und errichteten ein Feldlager direkt gegenüber der Stadt.45 Bald darauf folgten Johann von Brienne, Leopold VI. und die Anführer der Ritterorden. Ihre strategische Planung war wahrscheinlich etwas zu optimistisch angelegt. In einem Schreiben äußerte Jakob von Vitry die Überzeugung, dass man im Nildelta leichter zu Erfolgen kommen könne als in Palästina, und reflektierte damit höchstwahrscheinlich den Inhalt der Beratungen der Heerführer, an denen auch er teilgenommen hatte. Das Land ist eben, ohne Gebirge, arm an Steinen, ohne Befestigungen, abgesehen von den drei Städten Damiette, Babylon [Anm.: Jakob von Vitry meinte damit Kairo] und Alexandria, von denen man jedoch nur eine zu erobern braucht, um mit leichter Mühe das ganze Land in die Gewalt zu bekommen.46

Dem österreichischen Herzog wird man diese allzu hochgemute Einschätzung nicht vorwerfen können, da er als Landfremder die Situation im Nildelta schwerlich beurteilen konnte. Als Leopold VI. das Angriffsziel jedoch erstmals zu Gesicht bekam, dürfte er wohl ins Grübeln gekommen sein. 140 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

18  Die ersten Monate der Belagerung von Damiette.

Damiette war nach europäischen Maßstäben des 13. Jahrhunderts eine kapitale Großstadt. Einer vermutlich realistischen Einschätzung Olivers von Paderborn zufolge zählte sie rund 80.000 Einwohner.47 Im Orient gab es damals vereinzelte Städte mit größeren Bevölkerungszahlen, Konstantinopel zum Beispiel oder auch den Großraum Kairo-Fustat, der bereits in spätfatimidischer Zeit ungefähr 200.000 Einwohner zählte.48 In Mittel- und Westeuropa hingegen wiesen wenige Städte eine ähnliche Dimension auf. Das aufblühende Wien etwa war davon noch weit entfernt. Damiette war nicht nur imponierend, sondern auch wehrhaft und aufgrund der geographischen Gegebenheiten schwierig zu belagern. Die Metropole vollständig einzukreisen war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, denn an ihrer Vorderseite bildete der Nil ein starkes Hindernis, an ihrer Rückseite der Menzaleh-See. Die Stadt selbst wurde durch einen massiven dreifachen Mauerring geschützt, doch von einem Erreichen dieser Befestigungsanlagen konnte zunächst keine Rede sein, denn der Weg dorthin wurde von der einem imposanten Turm versperrt, der auf einer kleinen Insel in der Mitte des Flusses stand und die Nilmündung beherrschte. Er war stark befestigt und bot Raum für eine etwa 300 Mann starke Garnison und genug Lebensmittel, um einer langen Belagerung Der Kettenturm von Damiette 

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standzuhalten. Überdies waren vom Turm bis zum Ostufer massive Ketten gespannt, die den vor der Stadt verlaufenden Flussarm und die Einfahrt zum Hafen der Stadt blockierten.49 »So wurde es den vom Meer kommenden Schiffen unmöglich gemacht, in den Nil einzufahren und damit in ägyptisches Gebiet vorzudringen«, schrieb der arabische Chronist Ibn al-Athir. »Wären Turm und Kette nicht gewesen, hätte niemand die Schiffe des Feindes daran hindern können, bis in die entlegensten Teile Ägyptens vorzustoßen.«50 Die Konsequenz dieser schwierigen strategischen Gegebenheiten war, dass sich die Kreuzfahrer nicht direkt vor der Stadt festsetzen konnten, sondern mit der gegenüberliegenden Flussseite vorliebnehmen mussten. Um ernsthafte Chancen zu haben, vom West- ans Ostufer und damit den Festungsmauern von Damiette nahezukommen, mussten sie zuerst den Kettenturm überwinden. Das jedoch war ebenfalls mit veritablen Schwierigkeiten verbunden. Aufgrund seiner Lage ließ sich der Kettenturm weder unterminieren noch mit Wurfmaschinen effizient beschießen, und ein Frontalangriff ließ sich nur über das Wasser, also ohne jede Deckung, vortragen. Während die Kreuzfahrer darangingen, ihre ersten Offensiven vorzubereiten, setzten die Ayyubiden alles daran, eine Belagerung von Damiette zu unterbinden. Doch sie taten es schweren Herzens. Für al-Adil war die Ägypten-Offensive der Christen ein äußerst schmerzhafter Schlag. Ihre Vorstöße in Palästina hatten den alten Sultan noch nicht über Gebühr beunruhigt. Gleiches galt für die Preisgabe der kostspieligen und exponierten Festung auf dem Berg Tabor, deren Bau sein etwas offensiver orientierter Sohn al-Mu’azzam mehr gewünscht hatte als er selbst. Doch die Invasion der Kreuzfahrer im Nildelta änderte alles. Sie bedrohte den Kern der ayyubidischen Macht und damit die Existenz des gesamten von Saladin errichteten Großreichs. Nun sah al-Adil sich zu einem Krieg gezwungen, den er ganz und gar nicht wollte. Al-Adils Sohn al-Kamil, der seit geraumer Zeit Ägypten regierte, sah die Dinge ähnlich wie sein Vater. Er war ein hochkultivierter Mann, interessiert an den Sprachen und wissenschaftlichen Erkenntnissen des Abendlandes und ein Verfechter prosperierender Wirtschaftsbeziehungen mit Europa. Ein Krieg gegen die Christen war ihm kein Anliegen, aber er tat, was in dieser Situation getan werden musste. Eilig zog er mit seinen Streitkräften nach Damiette und errichtete am 6. Juni südlich der Stadt ein Feldlager. Zunächst jedoch musste er sich dort in Zurückhaltung üben, denn er verfügte nicht über genug Truppen und Schiffe, um das Heerlager der Kreuzfahrer auf der gegenüberliegenden Seite des Nils anzugreifen. Immerhin aber konnte er es mit seinem Aufmarsch den Christen zusätzlich erschweren, vom Westufer ans Ostufer des Nils zu gelangen. 142 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Aufgrund von al-Kamils zunächst unzureichender Truppenstärke lag die Initia­tive über den ganzen Sommer 1218 bei den Invasoren. Auch hinsichtlich ihrer Führung war die Kreuzarmee nun stärker als zuvor. Durch die Heimreise Andreas’ II. von Ungarn und den Tod Hugos I. von Zypern war Johann von Brienne nunmehr der einzige König vor Ort und sein Führungsanspruch unter den Kreuzfahrern weithin akzeptiert. Zunächst versuchten die Kreuzfahrer, Damiette in Umgehung des Kettenturms anzugreifen. Rasch stellte sich jedoch heraus, dass sie nicht effizient attackieren konnten, wenn sie das mächtige Flussbollwerk im Rücken hatten. Am 23. Juni scheiterte dann auch ein Anlauf, mit 70 bis 80 Schiffen die Festungsmauern und den Kettenturm zugleich anzugreifen. Daraufhin konzentrierten die Invasoren ihre Anstrengungen notgedrungen ausschließlich darauf, den Kettenturm zu bezwingen. Leopold  VI. stand dabei im Zentrum des Geschehens. Nach dem Fehlschlag des 23. Juni rüsteten er und die Johanniter zunächst zwei Lastschiffe, so genannte Koggen, für den Nahkampf um und fixierten Sturmleitern am Bug der beiden Einmaster, um den Turm im Zuge einer Frontalattacke zu überrennen. Am 1. Juli erfolgte der erste Angriff. Gedeckt durch ein aus rund 70 Schiffen bestehendes Geschwader, näherten sich die zwei Koggen mit den Sturmleitern dem Kettenturm. Zur gleichen Zeit schob sich ein friesisches Schiff, an dessen Mastspitze ein kleines hölzernes Kastell montiert war, zwischen die Stadt und den Turm, um den Beschuss der muslimischen Verteidiger von den beiden Koggen abzulenken. Das funktionierte jedoch weniger gut als erhofft. Das Schiff der Friesen wurde in Brand geschossen und musste umkehren.51 Leopold  VI. und den Johannitern gelang es zwar, mit den beiden Koggen nahe genug an den Kettenturm heranzurücken, um die Sturmleitern anzusetzen. Dann aber versuchten in zu kurzer Zeit zu viele Soldaten, die Sprossen zu erklimmen. Auf dem Schiff der Johanniter gingen sowohl die Sturmleiter als auch der Schiffsmast zu Bruch, die Angreifer wurden in die Tiefe gerissen. Fast gleichzeitig zerbarst auch die Sturmleiter auf dem Schiff Leopolds  VI. unter dem übergroßen Gewicht. Unter den Österreichern gab es bei dem Massensturz offenbar besonders viele Tote. Aus der Sicht des Augenzeugen Oliver von Paderborn starben die »tüchtigen und wohlbewaffneten Soldaten« einen Heldentod im Dienste Christi, sie »wurden in den Himmel emporgehoben und mit einem glorreichen Martyrium gekrönt.«52 Die Ayyubiden reagierten auf den gescheiterten Angriff vom 1. Juli mit Erleichterung. Als sich die Nachricht vom Abwehrsieg der Verteidiger von Damiette in Kairo verbreitete, wurden zur Feier alle Häuser der Stadt festlich geschmückt. Doch die Hoffnung al-Adils und al-Kamils, dass der Kettenturm von Damiette auch weiterhin unüberwindbar bleiben werde, erwies sich als trügeDer Kettenturm von Damiette 

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risch. Denn die Kreuzfahrer ließen sich durch den Fehlschlag nicht entmutigen, und Oliver von Paderborn kam schließlich eine clevere Idee. Nach seinen Anweisungen begannen die Friesen unter Aufwendung ihrer ganzen Schiffsbaukunst eine schwimmenden Belagerungsturm zu errichten, indem sie zwei Lastschiffe durch Taue, eiserne Schienen und Gebälk zu einer Einheit verbanden und auf ihrem Verdeck ein hölzernes Kastell errichteten, das sie zum Schutz vor der weithin gefürchteten Brandwaffe, dem Griechischen Feuer, mit Tierhäuten belegten. Ergänzt wurde dies durch eine Fallbrücke im Inneren des Kastells und eine diesmal sehr massiv gebaute, aufrecht stehende Sturmleiter, die mit Tauen über den doppelten Bug abgesenkt werden konnte. Am 24.  August traten die Kreuzfahrer mit ihrem schwimmenden Bollwerk abermals zum Angriff an. Davor wurde noch eine feierliche Prozession abgehalten, um göttlichen Beistand zu erflehen. Leopold  VI. schickte seinerseits, von Zuversicht erfüllt, neben Soldaten auch einen Bannerträger auf das Schiff, der sein Hoheitszeichen bei der Erstürmung sogleich an der Spitze des Kettenturms aufpflanzen sollte. Wenig später sah das Gros des Kreuzheeres vom Ufer aus gespannt zu, wie das Belagerungsschiff langsam an den Kettenturm heransegelte. Energische Gegenmaßnahmen der Muslime ließen nicht lange auf sich warten. Zunächst deckten Wurfmaschinen, die auf den Festungsmauern der Stadt positioniert waren, das Doppelschiff mit einem Steinhagel ein. Dennoch gelang es den Christen, auf der Nordseite des Turmes Anker zu werfen. Die Verteidiger des Kettenturms reagierten, indem sie eine brennende Flüssigkeit über die Angreifer gossen. Während diese alle Hände voll zu tun hatten, die Brandwaffe mit Essig und Sand zu bekämpfen, warfen sich die Geistlichen der Kreuzarmee in den Staub und flehten Gott an, den Angriff nicht scheitern zu lassen. Der Besatzung des Doppelschiffs gelang es unterdessen, die Sturmleiter abzusenken und am Turm aufzustützen. Sogleich begannen die ersten Kreuzfahrer loszuklettern, unter ihnen der Banner­ träger Leopolds VI. Die Verteidiger hielten dagegen, indem sie die Leiter an ihrem oberen Ende mit Öl tränkten und in Brand steckten. Die Kreuzfahrer versuchten hektisch, das Feuer zu löschen und die Leiter zu retten. In dem nun ausbrechenden Durcheinander stürzten mehrere Männer in den Fluss, unter ihnen auch der österreichische Bannerträger. Zum gewiss nicht geringen Verdruss Leopolds VI. fischten die Verteidiger des Kettenturms sein Hoheitszeichen unter lautem Jubel aus dem Wasser. Der Herzog musste den Groll über sein verlorenes Banner jedoch nicht lange erdulden. In den folgenden Stunden trotzten die Muslime zwar unter schwersten Verlusten allen Angriffen, gerieten aber immer mehr in die Defensive. Den 144 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

19  Der Kampf um den Kettenturm von Damiette, Glasfenster in der Sankt-Johannes-Kirche im niederländischen Gouda, angefertigt im 16. Jahrhundert.

Christen gelang es, über die halbwegs intakt gebliebene Sturmleiter das obere Deck des Kettenturms zu entern. Die Verteidiger wurden in das untere Stockwerk des Turms abgedrängt, wo sie sich hinter einer massiven Tür verbarrikadierten. Die hereinbrechende Nacht verschaffte ihnen noch einmal eine Atempause, doch ihre Lage war mittlerweile aussichtslos.53 Mehr als die Hälfte von ihnen war im Kampf um den Kettenturm gefallen, die stark dezimierten Überlebenden sahen sich nicht mehr in der Lage, noch länger Widerstand zu leisten. Am Morgen des 25. August boten sie die Kapitulation an. Für Leopold VI. gab es dabei eine besondere Genugtuung, wie Oliver von Paderborn berichtet. Als sie [Anm.: die muslimischen Verteidiger] zu guter Letzt im Turm eingesperrt waren, strebten sie eine Unterredung an und ergaben sich unter der Bedingung, dass ihre Leben geschont würden, dem Herzog von Österreich – außer jene, welche in der vorangegangenen Nacht der Enge des Turmes entkamen, indem sie sich durch die Fenster hinabstürzten  ; viele von ihnen versanken im Fluss und kamen dabei um. Die Zahl der Gefangenen aber belief sich auf hundert Mann.54 Der Kettenturm von Damiette 

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Dass sich die Verteidiger des Kettenturms Leopold VI. und keinem anderen ergaben, hatte wahrscheinlich mit dem Umstand zu tun, dass ihnen neben dem Herzog vor allem die Johanniter als Angreifer gegenüberstanden. Die im Glaubenskrieg besonders strikten und nicht selten auch gnadenlos agierenden Ritterorden galten bei den Muslimen als die schlimmsten Gegner unter den Franken.55 Auf die Johanniter dürfte sich die Furcht der etwa 100 Kämpfer al-Kamils, nach ihrer Kapitulation getötet zu werden, vor allem bezogen haben. Vermutlich hielten sie es für aussichtsreicher, sich Leopold VI. zu ergeben und auf dessen Handschlagqualitäten zu hoffen. Allzu vertrauensselig konnten die eingekesselten Verteidiger freilich auch dem Herzog gegenüber nicht sein. Dass es sich bei ihm um einen ebenfalls sehr engagierten Glaubenskrieger handelte, war ihnen während des wochenlangen Kampfes um den Kettenturm gewiss nicht entgangen. Außerdem hatten sie am Vortag auch noch sein Banner und damit ihn selbst gedemütigt. Hielt Leopold  VI. sein Versprechen, das Leben der Verteidiger des Kettenturms zu schonen  ? Wir wissen es nicht mit Gewissheit und können nur Mutmaßungen anstellen. Zu vermuten ist, dass es für ihn nicht ernstlich in Frage kam, sein Ehrenwort zu brechen. Leopold VI. war zwar ein überzeugter Kreuzritter, aber eben auch ein nüchtern kalkulierender Realpolitiker, der überdies sehr großen Wert auf sein Ansehen legte. Und dieses Ansehen wuchs mit dem Sieg vom 25. August beträchtlich, da der Kampf um den Kettenturm von Damiette sowohl in der christlichen als auch in der islamischen Welt viel Aufmerksamkeit erregt und den Herzog spätestens jetzt mit dem politisch wertvollen Nimbus eines Kreuzhelden ausgestattet hatte. Dass sich die muslimischen Verteidiger des Kettenturms ihm ergaben, erhöhte seine Ehre noch. Leopold VI. dürfte sich all dieser Dinge bewusst gewesen sein, und daher musste es für ihn naheliegend sein, sein Versprechen zu halten. Denn selbst wenn er es in diesem Fall mit Andersgläubigen zu tun hatte, so hätte ihm ein Wortbruch trotzdem den Makel der Unehrlichkeit eingebracht und sein Ansehen beeinträchtigt. Dass Leopold  VI. seinen hart erarbeiteten und unter Einsatz seines Lebens erworbenen Reputationsgewinn durch eine unbedachte Bluttat beschädigte, kann man sich bei ihm jedenfalls schwer vorstellen. An einer Verringerung seines politischen Kapitals war Leopold VI. nicht interessiert.

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Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Winterkrieg im Nildelta

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ie Nachricht vom Fall des Kettenturms brauchte ein paar Tage, bis sie nach Damaskus zu al-Adil gelangte. Unmittelbar darauf, am 31.  August 1218, starb der 73-jährige Sultan. Weithin nahm man an, dass sein Tod durch den Schock ausgelöst wurde, den die Hiobsbotschaft aus dem Nildelta bei ihm bewirkte. Al-Adil hatte im Lauf von 30 Jahren nicht weniger als drei große Invasio­ nen abendländischer Christen erleben müssen, doch noch nie waren sie einem vernichtenden Schlag gegen das Ayyubidische Reich dermaßen nahegekommen. Die emotionale Belastung, die diese Situation bei al-Adil hervorrief, war gewiss sehr stark, zu stark vielleicht für einen Mann, der in Anbetracht der im Mittelalter herrschenden Lebenserwartung bereits ein hohes Alter erreicht hatte. Der Tod des alten Sultans kam für das Ayyubidische Reich im ungünstigsten Moment. Al-Adil hatte die stets immanenten Spannungen innerhalb der Herrscherfamilie geschickt kontrolliert und niedergehalten, nun drohten sie zum Ausbruch zu kommen. Sein ältester Sohn al-Kamil folgte ihm zwar als Sultan (👑1218 – 1238) nach, doch auf Dauer wollten sich dessen Brüder al-Mu’azzam und al-Aschraf, die über Syrien und Mesopotamien regierten, nicht seiner Oberherrschaft beugen. Vorderhand hielten die Söhne al-Adils zwar einigermaßen zusammen, um den Invasoren im Nildelta keinen durchschlagenden Erfolg zu ermöglichen, aber der Verlust der übergreifenden Autorität des alten Sultans machte sich auch im Kampf gegen die Kreuzfahrer bemerkbar. Die Christen hatten ebenfalls ihre Misshelligkeiten. Nach der Eroberung des Kettenturms gab es wieder massive Umbrüche in ihren Reihen. Viele der im Frühjahr 1218 eingetroffenen Kämpfer aus dem Nordwesten des Heiligen Römischen Reiches meinten, ihr Kreuzzugsgelöbnis mit dem Sieg vom 25. August ausreichend erfüllt zu haben, und bereiteten ihre Heimreise vor. Leopold VI. indessen machte auch diese Absetzbewegung nicht mit und sah seinem zweiten Kriegswinter im Orient entgegen. Die sich dezimierende Kreuzarmee verzichtete einstweilen auf neuerliche Offensiven gegen Damiette und wartete auf weitere Verstärkungen, die insbeson­ dere vom Papst zu erwarten waren. Honorius  III. wollte, dem Credo seines Vorgängers Innozenz III. folgend, diesen Kreuzzug unter starker Kontrolle des Heiligen Stuhls durchgeführt wissen. Zu diesem Zweck hatte er eigene Streitkräfte auf die Beine gestellt, die nach diversen organisatorischen Problemen und Verspätungen im September 1218 vor Damiette eintrafen. Durch ihre Ankunft ergab sich eine neue Situation, denn an ihrer Spitze stand Kardinal Pelagius von Albano, der als päpstlicher Legat die Autorität der Kirche über den Kreuzzug Winterkrieg im Nildelta 

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durchzusetzen versuchte. Damit wurde die schon überwunden geglaubte Führungsfrage wieder akut. Seit ihrer Ankunft vor Damiette hatten die Kreuzfahrer weitgehend an einem Strang gezogen und Johann von Brienne als Anführer anerkannt. Das begann sich durch die Ankunft von Pelagius zu ändern, unmerklich zunächst, dann zunehmend stärker. Im Oktober 1218 fühlte sich al-Kamil in der Lage, offensiv zu werden. Auf al-Mu’azzams Truppenhilfe aus Syrien musste er zwar weiter warten, aber durch Aushebungen vor allem in Ägypten hatte er seine Streitmacht so sehr vergrößert, dass er meinte, das Lager der Kreuzfahrer am Westufer des Nils auch ohne Unterstützung seines Bruders attackieren zu können. Zunächst probierte der neue Sultan es mit einem Flottenangriff, doch sein Landungsversuch wurde von den Kreuzfahrern zurückgeworfen. Danach ließ er etwas oberhalb von Damiette eine Pontonbrücke errichten, um auf diese Weise zum Westufer vorzustoßen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen der Kreuzfahrer, die Bauarbeiten zu stören, rammten einige Friesen die Brücke mit dem Doppelschiff, das bereits die Eroberung des Kettenturms ermöglicht hatte, und richteten damit den angepeilten Schaden an. Al-Kamil ließ die Bresche mit Schiffstrümmern und Holzpfählen wieder schließen, doch wurde auch diese Barriere rasch entfernt, diesmal durch ein Schiff Leopolds VI. Als ein zweiter Flottenangriff al-Kamils abermals am Widerstand der Kreuzfahrer scheiterte, stellte der Sultan seine Offensiven wieder ein und wartete auf das Eintreffen der Streitkräfte al-Mu’azzams. In den folgenden Monaten kamen die Kampfhandlungen weitgehend zum Erliegen. Die durch den Nil voneinander getrennten Konfliktparteien hatten in erster Linie mit den Naturgewalten zu kämpfen. Ende November peitschte ein Sturm die Wassermassen des Nils auf und überflutete vor allem das zu wenig geschützte Heerlager der Kreuzfahrer. Wenig später brachen aufgrund der schlechten sanitären Zustände Seuchen aus, die auf beiden Seiten des Flusses zahllose Menschenleben forderten. Zusätzlich verschärft wurde die Situation durch einen ungewöhnlich strengen Winter, der das Lagerleben für die Soldaten beinahe unerträglich machte.56 Zu Beginn des Jahres 1219 hatte die Moral des Kreuzheeres einen Tiefpunkt erreicht. Pelagius fühlte sich angesichts der tristen Stimmung im Lager dazu berufen, die christlichen Streiter durch militärische Aktionen aufzurütteln. Mit einer hitzigen Predigt rief er die Armee auf, ungeachtet der ungünstigen Witterung den Fluss zu überqueren und die Muslime anzugreifen. Der Appell des Legaten brachte Bewegung in die Reihen der Kreuzfahrer. Am 2. Februar traten sie zur Offensive an. Leopold VI. hatte es dabei besonders eilig, wie die Gesta obsidionis Damiatae berichten. 148 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Am nächsten Tag im Morgengrauen fuhren die Christen in ihren Koggen, Galeeren, Barken und anderen Holzfahrzeugen flussaufwärts. Jene aber, die in der Kogge des Herzogs von Österreich waren, segelten zuerst über den Fluss, kamen zu den Palisaden der Sarazenen, die im Fluss angebracht waren, nahmen sie durch Gewalt in Besitz und zerstörten sie.57

Der Anblick löste bei den anderen Kreuzfahrern Begeisterung aus. Hochmotiviert hielten sie auf das Lager der Muslime zu. Viel weiter kamen sie allerdings nicht mehr. Ein Unwetter brachte Regen und Hagel. Dies sowie heftiger Beschuss durch die Muslime stoppte ihren Angriff und zwang sie wieder über den Fluss zurück.58 Schon drohte die Moral der Christen neuerlich zu sinken, da verbreitete sich im Lager plötzlich die Nachricht, dass der Sultan und sein Heer den Rückzug angetreten hätten. Die Kunde wurde mit ungläubiger Skepsis vernommen, stellte sich aber als richtig heraus  : Massive Steuererhöhungen und die ständige Aushebung neuer Truppenkontingente, beides eine Folge der christlichen Invasion im Nildelta, hatten Unruhe in Ägypten ausgelöst und einige Emire dazu gebracht, sich gegen al-Kamil zu verschwören und einen Umsturz zu versuchen. Der Sultan war nach Erhalt dieser Hiobsbotschaft sofort in Richtung Kairo aufgebrochen, nicht wissend, wie weite Kreise die Verschwörung bereits gezogen hatte. Der überraschende Abmarsch al-Kamils und seiner Armee bot den Kreuzfahrern die Gelegenheit, endlich jenen Durchbruch zu erringen, auf den sie seit nunmehr bereits acht Monaten hingearbeitet hatten, nämlich das Ostufer zu erobern und Damiette von allen Seiten einzuschließen. Am 5. Februar 1219 überquerten sie den Nil erneut, diesmal mit Erfolg. Ein wagemutiger Ausfall der verzweifelten Garnison von Damiette konnte ihren Vormarsch nicht mehr stoppen. Zügig kreisten die Kreuzfahrer die Stadt ein und schnitten sie von allen Zufuhren ab. Wenig später veränderte sich die Lage erneut. Al-Kamil war auf dem Weg nach Kairo noch nicht weit gekommen, als er die Nachricht erhielt, dass sein Bruder al-Mu’azzam schließlich doch mit einer Streitmacht aus Syrien herangerückt war und sich bereits im Nildelta befand. Am 7. Februar trafen die beiden zusammen. Die Präsenz von al-Mu’azzams Truppen schüchterte die ägyptischen Verschwörer ein und half al-Kamil, die kurzzeitig für ihn so bedrohliche Lage in Kairo wieder in den Griff zu bekommen. Den christlichen Belagerungsring rund um Damiette konnte er jedoch nicht mehr sprengen. Obwohl die beiden Brüder mit den vereinigten ayyubidischen Truppen sofort wieder auf die Stadt vorrückten, misslang es ihnen, die Kreuzfahrer aus ihren neuen Stellungen am Ostufer des Nils zu vertreiben. Ein Angriff scheiterte am 3. März, ein zweiter am 9. März unter hohen Verlusten. Winterkrieg im Nildelta 

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Die Abwehrkraft der Kreuzfahrer irritierte die Ayyubiden zutiefst. Ihrer Ansicht nach war die militärische Lage so gefährlich, dass sie sich zu einem dramatischen Schritt entschlossen  : Am 19. März begann al-Mu’azzam, die Befestigungsanlagen Jerusalems schleifen zu lassen. Diese Maßnahme erfolgte unter dem Gesichtspunkt, dass es vielleicht bald erforderlich sein würde, den Christen Jerusalem zu überlassen, um den Krieg zu beenden. Im diesem Fall wollten die Ayyubiden die Heilige Stadt jedoch in einem Zustand übergeben, der deren Verteidigung sehr erschweren würde. Die Notmaßnahme der Ayyubiden versetzte die Muslime in Jerusalem in Aufruhr. Viele glaubten angesichts des abrupten Abrissunternehmens, die Kreuzfahrer seien im Anmarsch, und traten die Flucht an. Und al-Mu’azzam ging noch weiter. Neben Jerusalem ließ er mehrere Festungen in Galiläa schleifen, darunter auch Toron östlich von Akko, das die Kreuzarmee Kaiser Heinrichs VI. monatelang vergeblich belagert hatte.59 Das Abtragen von Festungsmauern in Palästina bedeutete indessen nicht, dass die Ayyubiden den Kampf um Damiette bereits verloren gaben. Am 31. März zog al-Kamil seine stärksten Kräfte zusammen und unternahm mit ihnen einen Großangriff auf die Kreuzfahrer, um deren Belagerungsring zu sprengen und auch, um die Pontonbrücke zu zerstören, welche die Christen zwischen ihrem ersten Lager am Westufer und ihrem neuen Lager am Ostufer errichtet hatten. Oliver von Paderborn berichtete wieder als Augenzeuge über die Schlacht. Seine Schilderung ist insofern auffällig, als Leopold VI. darin als einziger Kämpfer namentlich genannt wurde. Außerdem fand darin auch einmal der weibliche Anteil an den Kreuzzügen Erwähnung, was in zeitgenössischen Schilderungen selten vorkam. Am Palmsonntag des beschriebenen Jahres [Anm.: 31. März 1219] versammelten unsere Feinde […] ein Furcht erregendes und unzählbares Heer mit Berittenen und Fußsoldaten, stürzten auf uns zu, griffen unsere Befestigungsgräben von allen Seiten an und am meisten die Brücke der Templer und des Herzogs von Österreich, die dieser mit den Deutschen unbedingt verteidigen wollte. Die auserlesenen Soldaten des Feindes stiegen von ihren Pferden und lieferten den Christen einen harten Kampf. Es gab viele Tote und Verwundete, schließlich bestiegen sie die Brücke und verbrannten einen Teil davon. Der Herzog von Österreich befahl seinen Leuten, dass sie, wenn die Brücke aufgegeben sei, gegen jene vorrücken sollten, die uns bedrängten  ; aber diese setzten ihr Eindringen nicht fort, wegen unserer Armee, die ihre Schlachtlinie zum Schutz jener aufgestellt hatte, die die Befestigungen verteidigten. Die Frauen versorgten die Krieger unerschrocken mit Wasser und Steinen, Wein und Brot, die Priester verharrten

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Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

im Gebet, verbanden und segneten die Wunden der Verletzten. An diesem Tag wurde uns die Möglichkeit nicht gegeben, andere Palmzweige zu tragen als Armbrüste, Pfeil und Bogen, Lanzen und Schwerter mit Schilden, so hart bedrängten und peinigten sie uns von Sonnenaufgang bis etwa zur zehnten Stunde – sie, die gekommen waren, um unseren Drang zur Befreiung der Stadt zugrunde zu richten  ; schließlich mussten sie sich erschöpft und mit großen Verlusten zurückziehen.60

Die Schlacht, die bis in den Abend hinein getobt hatte, forderte auch in den Reihen der Kreuzfahrer viele Opfer. Doch am Ende konnten sie ihre Positionen halten und landeten damit einen veritablen Abwehrsieg. Bald darauf erfuhren sie allerdings eine nicht unbeträchtliche Schwächung, denn der Herzog von Österreich und der Steiermark verließ die Kreuzarmee. Für Leopold VI. gab es im Frühjahr des Jahres 1219 mehrere triftige Gründe, die Heimreise anzutreten. Er war seit mittlerweile 20 Monaten als Kreuzritter im Orient, hatte zahlreiche Kämpfe ausgetragen und ungeheure Strapazen überstanden. Längst schon war er der letzte bedeutende europäische Heerführer vor Ort, der den Fünften Kreuzzug von Beginn an mitgemacht hatte. Der Gedanke, für das Gelingen des Unternehmens wahrlich genug getan zu haben, lag aus seiner Sicht nahe. Vielleicht hatte sich bei ihm auch eine gewisse Skepsis hinsichtlich der militärischen Perspektiven eingeschlichen. Über acht Monate hatte es gedauert, bis die Kreuzfahrer überhaupt in die Lage gekommen waren, vom Westufer ans Ostufer des Nils zu gelangen und Damiette direkt zu belagern. Wie lange es nun noch brauchen würde, die Stadt tatsächlich einzunehmen, lag völlig im Dunkeln. Und vor allem  : Wenn schon der Kampf um Damiette kein Ende zu nehmen schien, wie lange würde es dann noch dauern, das ayyubidische Machtzentrum Kairo zu erobern  ? An die hochgemute Prognose Jakobs von Vitry, die Kreuzarmee müsse nur eine der drei großen ägyptischen Städte erobern, um das ganze Land mit Leichtigkeit in die Hand zu bekommen, konnte im Frühjahr 1219 keiner der christlichen Heerführer ernsthaft mehr glauben. Stattdessen musste sich die Frage stellen, ob eine Eroberung ganz Ägyptens mit den Mitteln, die die Kreuzfahrer aufbringen konnten, überhaupt zu schaffen war. Leopold VI. mag aber noch einen weiteren Grund gehabt haben, seinen Glaubenskrieg zu beenden  : Al-Kamil trat 1219 in Verhandlungen mit den Christen ein und bot ihnen für einen Abzug aus dem Nildelta die Rückgabe von Jerusalem an, was von Pelagius abgelehnt wurde. Nicht eindeutig klar ist, wann genau diese Verhandlungen stattfanden. Manche Quellen sprachen von Sommer 1219, ein zeitgenössischer Berichterstatter hingegen setzte die erste Verhandlungsrunde bereits im Februar 1219 an,61 zu einem Zeitpunkt, als der Babenberger noch vor Winterkrieg im Nildelta 

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Damiette ausharrte. Sollte der frühere Zeitpunkt gestimmt haben, mag das Vorgehen des Pelagius für einen bei allem Glaubenseifer doch auch nüchtern-pragmatischen Charakter wie Leopold  VI. schwer nachvollziehbar gewesen sein, denn um den Rückgewinn der Heiligen Stadt ging es der Kreuzzugsbewegung ja hauptsächlich. Anfang Mai 1219 setzte Leopold VI. seine Entscheidung in die Tat um und trat mit seinem Gefolge die Heimreise an. Für die Kreuzfahrer war sein Abschied ein schwerer Schlag. Einen Vorwurf konnte ihm dennoch niemand ernstlich machen. Leopold VI. habe »ein Jahr und ein halbes treu für Christus gekämpft, voll Aufopferung, Demut, Gehorsam, Freigebigkeit«62, hielt Oliver von Paderborn fest und brachte damit die offenbar weithin über den Babenberger herrschende Meinung zum Ausdruck.

Eine Expansionshilfe für den Deutschen Ritterorden

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it dem Nimbus eines heldenhaften Kreuzritters versehen traf Liupoldus dux Austrie et Styrie gloriose63 im Frühsommer 1219 wieder in seinen Ländern ein, vermerkten die Klosterneuburger Annalen und nahmen damit in gewisser Hinsicht Leopolds späteren Beinamen »der Glorreiche« vorweg.64 Man kann es als feine Ironie betrachten, dass gloriosus nicht nur »ruhmvoll« bedeutet, sondern auch »ruhmsüchtig« oder  – freundlicher formuliert  – »auf Ruhm bedacht«. Der Schreiber der babenbergertreuen Klosterneuburger Annalen wird wohl erstere Bedeutung im Sinn gehabt haben, doch auf seinen Ruhm bedacht war Leopold VI. zweifelsohne ebenfalls. Der Herzog wusste um das Ansehen, das er als Kreuzritter aufgehäuft hatte, und er gedachte, davon zu profitieren. Nicht umsonst hatte er bei seiner Heimreise einen Umweg über Italien gemacht, um Papst Honorius III. persönlich über den Verlauf des Fünften Kreuzzuges zu berichten und so seine ohnehin schon guten Beziehungen zum Heiligen Stuhl weiter zu festigen. Der Papst war von der großen Einsatzbereitschaft des Herzogs denn auch höchst angetan und stattete ihn am 25. Juni 1219 mit dem Privileg aus, dass künftig kein Bischof das Recht habe, den Kirchenbann über ihn zu verhängen, ohne vorher den Papst um Erlaubnis zu fragen.65 Leopold VI. beendete seinen Kreuzzug, wo er ihn zwei Jahre zuvor begonnen hatte, nämlich in Lilienfeld. Stets um die Förderung des von ihm begründeten Zisterzienserklosters bemüht, schenkte er dem Stift ein im Orient erworbenes, etwas mehr als zehn Zentimeter großes Doppelkreuz, mit dem das noch junge Kloster weiter aufgewertet werden sollte.66

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Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Der Babenberger setzte unter seinen Kreuzzug indessen noch einen zweiten großen Schlusspunkt  : Er ließ dem Deutschen Orden eine außergewöhnlich hohe Förderung zukommen. Während seines Aufenthalts im Orient dürfte Leopold  VI. in recht intensivem Kontakt zum Hochmeister des Deutschen Ritterordens gestanden haben. Insbesondere das lange gemeinsame Ausharren vor Damiette hatte ausreichend Gelegenheit zu ausgiebigen Gesprächen mit Hermann von Salza geboten. Wie Leopolds späteres Handeln vermuten lässt, drehten sie sich auch um die Zukunftspläne der Deutschritter. Ein zentrales Ziel des Hochmeisters bestand darin, dem immer noch jungen Orden eine territoriale Herrschaft zu verschaffen. Die Templer und Johanniter besaßen ausgedehnte, annähernd souveräne, mit diversen Befestigungen ausgestattete Ländereien. Diese stellten wesentliche Pfeiler im Verteidigungssystem von Outremer dar und verliehen den beiden deutlich länger bestehenden Ritterorden eine starke Machtbasis. Das wollte der Deutsche Orden ebenfalls erreichen. Ein derartiges Vorhaben erforderte allerdings beträchtliche Geldmittel. Genau hier sprang der wohlhabende Herzog von Österreich und der Steiermark ein, indem er dem Deutschen Orden 6000 Mark Silber spendete. Es war eine Schenkung, die den Rahmen des Üblichen bei Weitem übertraf.67 Zum Vergleich  : Achtbare Spenden an kirchliche Institutionen spielten sich im frühen 13.  Jahrhundert durchaus auch im zweistelligen Zahlenbereich ab. Leo­pold VI. spendete beispielsweise für Château Pèlerin, die 1218 erbaute Festung der Templer nördlich von Caesarea, 50 Mark Gold.68 Graf Albert III. von Tirol, ebenfalls ein Teilnehmer des Fünften Kreuzzuges, vermachte dem Kloster St. Georgenberg im Inntal vor seinem Aufbruch in den Orient 40 Mark für den Fall, dass er den Kreuzzug nicht überleben sollte.69 Bei den beiden letztgenannten Summen handelte es sich grob gerechnet um etwa zehn Kilo Edelmetall. Die Spende Leo­polds VI. an den Deutschen Orden belief sich auf weit mehr als eine Tonne Silber.70 Derart schwergewichtige Reichtümer hatte der Herzog nicht ohne Weiteres im Feldlager vor Damiette verfügbar. Es ist anzunehmen, dass er zuerst in die Heimat zurückkehrte, um die Spende dort flüssig zu machen. Am 30. Mai 1220, gut ein Jahr nach der Abreise Leopolds VI. aus Ägypten, erfolgte in Akko schließlich die Beurkundung des von den Deutschrittern vollzogenen Erwerbs der nordöstlich von Akko gelegenen Herrschaft »Seigneurie de Joscelin«. Ihr ursprünglicher Besitzer Joscelin III. von Courtenay, ein Baron des Königreichs Jerusalem, hatte das ausgedehnte Territorium im gebirgigen Hinterland von Akko und Tyrus einst seiner Tochter Beatrix vermacht, die aber mit ihrem Gemahl Otto von BotenlauEine Expansionshilfe für den Deutschen Ritterorden 

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ben in dessen ursprüngliche Heimat im Heiligen Römischen Reich übersiedeln wollte und ihre Besitzungen in Palästina davor en bloc verkaufte. Für den Kauf von »Seigneurie de Joscelin« musste der Deutschorden 7000 Mark Silber aufwenden. Hinzu kamen noch 5300 Byzantiner, eine Summe, mit der hauptsächlich Rechtsansprüche von Dritten abgelöst wurden. Das bedeutete, Leopold VI. machte es mit seiner Spende überhaupt erst möglich, dass sich der Deutsche Orden beachtlichen Territorialbesitz in Palästina verschaffen und sich neben den Templern und Johannitern als dritter großer Ritterorden von Outremer etablieren konnte. Dieses Territorium stellte fortan die eigentliche Machtbasis des Deutschen Ordens im Heiligen Land dar, die einige Jahre später dort errichtete Festungsanlage Montfort wurde zu seinem zentralen Stützpunkt in Outremer. Leopold VI. machte aus der Expansionshilfe für den Deutschen Orden kein Geheimnis. Seine Tat war offenbar weithin bekannt. Hinweise auf seine ungewöhnlich hohe Spende tauchen nicht nur in ordensinternen Registern und einer Bestätigungsurkunde des Papstes auf,71 sondern auch in mehreren zeitgenössischen Quellen.72 Während der Deutsche Orden in Palästina mit Leopolds Hilfe expandierte, nahm der Fünfte Kreuzzug einen Verlauf, an dessen Ende eine jähe Katastrophe stand. Zwar gelang den Christen nach eineinhalb Jahren im November 1219 schließlich doch noch die Eroberung von Damiette, aber danach gerieten die Dinge ins Stocken. Streitereien zwischen Pelagius und Johann von Brienne verhinderten weitere Aktionen, zudem setzte der Legat auf das baldige Erscheinen einer großen Armee unter der Führung Friedrichs II., der 1220 zum Kaiser gekrönt wurde und dabei erneut die Durchführung eines Kreuzzuges gelobte. Aber das Anrücken des Kaisers ließ weiter auf sich warten. Nach dem Eintreffen einiger Verstärkungen aus Europa und Palästina brachen die Kreuzfahrer am 17. Juli 1221 trotzdem nach Süden auf, um Kairo zu erobern. Doch sie kamen nicht weit. Bei Mansura gerieten sie in eine von al-Kamil aufgestellte Falle und wurden von den Streitkräften des Sultans dermaßen effizient eingekesselt, dass Pelagius nur noch die Kapitulation blieb. Nach dem Abschluss eines für acht Jahre geltenden Waffenstillstands räumten die Kreuzfahrer Damiette am 8. September 1221. Dass sie aus dem Nildelta halbwegs geordnet abziehen konnten, hatten sie der Generosität al-Kamils zu verdanken, der nach seinem Sieg von Mansura nicht nur auf Rache verzichtete, sondern den Invasoren auch großzügig bei Lebensmittelengpässen ausgeholfen hatte. Phasenweise war der Fünfte Kreuzzug einem großen Erfolg nahegekommen – das Angebot Sultan al-Kamils, den Christen für die Räumung des Nildeltas weite 154 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

Teile Palästinas zurückzuerstatten, hätte einen solchen ermöglicht –, nun wirkte der Fehlschlag umso kolossaler. Zwar hatte man in Palästina Optimierungen verbucht  ; die Region um den Berg Tabor wurde nach dessen Räumung durch die Muslime zu einer Art Pufferzone zwischen dem Reich der Ayyubiden und dem Königreich Jerusalem, wodurch sich die Verwundbarkeit der Hauptstadt Akko etwas verringerte. Mit der während des Kreuzzuges errichteten Festung Château Pèlerin war außerdem eines der widerstandsfähigsten Abwehrbollwerke von ganz Outremer geschaffen worden. Diese überschaubaren strategischen Verbesserungen konnten freilich das im Nildelta erlittene Desaster nicht annähernd aufwiegen. Nach der Niederlage bei Mansura kam es in der Christenheit zu vielen gegenseitigen Schuldzuweisungen. Im Kreuzfeuer der Kritik standen vor allem der päpstliche Legat Pelagius von Albano und Johann von Brienne, aber auch Kaiser Friedrich II., der ungeachtet seiner Versprechen und Ankündigungen nie im Nildelta erschienen war.73 Für Leopold  VI. erwies es sich im Nachhinein geradezu als Glücksfall, den Kreuzzug im Mai 1219 verlassen zu haben. Da seine Heimreise über zwei Jahre vor dem Fiasko von Mansura erfolgt war, konnte ihn niemand mit dem Ruch der Niederlage in Verbindung bringen. Sein glänzender Ruf blieb vom kläglichen Scheitern des Fünften Kreuzzuges vollkommen unberührt. Sich darauf stützend, ging er in den folgenden Jahren zielstrebig daran, sein Ansehen weiter auszubauen und, an den Maßstäben des Mittelalters gemessen, Weltpolitik zu betreiben.

Der Machtzenit eines Kreuzritters

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m März 1223 traf Kaiser Friedrich  II. mit Papst Honorius  III. in Ferentino nahe Rom zusammen. Die alles andere als friktionslosen Gespräche drehten sich in erster Linie um den Kreuzzug, den der Staufer vor mittlerweile acht Jahren versprochen, aber aus unterschiedlichen Gründen noch immer nicht durchgeführt hatte. Der Forderung Honorius’ III. Rechnung tragend, das Gelübde nun endlich zu erfüllen, versprach Friedrich II., den Kreuzzug 1225 zu beginnen. In einer Angelegenheit waren sich Kaiser und Papst ungeachtet aller Unstimmigkeiten jedoch einig  : Beide wünschten sich eine Teilnahme Leopolds VI. an dem Unternehmen. Da der Herzog wie kein anderer deutscher Fürst über die Gegebenheiten in Palästina und Ägypten Bescheid wusste, sollte er bei diesem Unternehmen eine Schlüsselrolle spielen, so die Auffassung Friedrichs  II. und Honorius’ III. Der Machtzenit eines Kreuzritters 

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Beide Seiten setzten einiges in Gang, um Leopold  VI. zu überzeugen. Friedrich II. ließ ihm eine persönliche Botschaft durch Hermann von Salza, den Hochmeister des Deutschen Ritterordens, überbringen und bot ihm überdies eine großzügig bemessene Kostenentschädigung an.74 Honorius III. seinerseits versuchte es mit Schmeicheleien. In einem auf den 27. April 1223 datierten Brief pries er den »edlen Herzog von Österreich«, der schon einmal so »hochherzig zur Unterstützung des Heiligen Landes« ausgezogen sei  ; während dessen »glücklicher Anwesenheit« bei der Belagerung von Damiette habe Gott das Kreuzheer gesegnet, sodass es »das Bollwerk Ägyptens« bald nach seiner Rückkehr »ruhmvoll eroberte«75. Leopold VI. ließ sich jedoch weder mit Lobpreisungen noch mit Geld locken. Noch einmal als Kreuzritter in den Orient zu ziehen, kam für ihn nicht in Frage. Seine Leidenschaft für den Glaubenskrieg hatte sich abgekühlt. Den Überredungsversuchen von Kaiser und Papst hielt er sein Alter entgegen, was angesichts der Tatsache, dass er noch keine 50 Jahre zählte, selbst für mittelalterliche Verhältnisse kein zwingend überzeugendes Argument war. Leopolds Widerstand fiel jedoch allem Anschein nach dermaßen eindeutig aus, dass Friedrich II. und Honorius III. es schließlich aufgaben, ihn doch noch zu überreden. Auf diplomatischer Ebene war der Herzog indessen gerne bereit, Papst und Kaiser wertvolle Dienste zu erweisen. Als Friedrich  II. und Honorius  III. im Frühsommer 1225 im mittelitalienischen San Germano neuerlich zusammen trafen, um Uneinigkeiten wegen des Kreuzzuges auszuräumen – der Kaiser wollte das Unternehmen ein weiteres Mal verschieben –, agierte Leopold VI. vor Ort als Vermittler zwischen ihnen. Für den Babenberger sollten sich die Gespräche in San Germano und vor allem die sich dadurch ergebende örtliche Nähe zum Kaiser als höchst profitabel erweisen. Friedrich II. wollte seinen erst etwa 14 Jahre alten Sohn Heinrich verehelichen. Die Könige von Frankreich, England, Ungarn und Böhmen hatten sich schon um eine eheliche Verbindung mit dem Kaiserhaus bemüht. Doch nun, in San Germano, triumphierte zur Überraschung vieler Leopold VI. In einer abrupten Kehrtwende beschloss Friedrich II., dass sein Sohn Margarete, die Tochter des Babenbergers, heiraten müsse. Der kaiserlichen Entscheidung folgten rasche Taten. Bereits am 29. November 1225 kam es in Nürnberg zur Hochzeit. Durch die daraus resultierende verwandtschaftliche Verbindung mit der Herrscherfamilie stieg der schon zuvor einflussreiche Reichspolitiker Leopold VI., der aufgrund seines Kreuzzugsruhms unter den Großen des Reiches ein prestigeträchtiges Alleinstellungsmerkmal besaß, vollends zum bedeutendsten deutschen Fürsten auf. Er nutzte seine Sonderstellung, indem er zusehends stärker in die große europäische Politik eingriff, wobei er sich als geschickter Diplomat erwies.76 156 | 

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Verhandlungskünste waren in jenen Jahren sehr gefragt. 1227 brach zwischen dem neuen Papst Gregor IX. (👑1227 – 1241) und Friedrich II. ein schwerer Konflikt aus. Streitauslöser war abermals das Thema Kreuzzug. Im Spätsommer des Jahres war der Kaiser mit einer Kreuzarmee in Brindisi in See gestochen, kurz darauf jedoch erkrankt und unverrichteter Dinge wieder nach Italien zurückgekehrt. Gregor IX. nahm den wieder nicht durchgeführten Kreuzzug des Staufers zum Anlass, um den Kirchenbann über ihn zu verhängen, dies nicht zuletzt, weil er die staufische Herrschaft über das Heilige Römische Reich und Sizilien als Bedrohung des Kirchenstaates betrachtete und den Kaiser in die Schranken weisen wollte. Friedrich II. kam dadurch in eine gefährliche Situation, der päpstliche Bannstrahl drohte seine Herrschaft zu unterminieren. Überdies stellte Gregor  IX. sehr hohe Bedingungen für die Aufhebung des Banns  ; vor allem dessen Forderung nach einer päpstlichen Oberaufsicht über Sizilien war für Friedrich II. unannehmbar, da damit seine Machtstellung im Süden Italiens dahin gewesen wäre. Angesichts der kompromisslosen Haltung Gregors IX. gab es nur eine Chance für den Kaiser, sich der Exkommunikation zu entledigen  : Er musste unverzüglich seinen Kreuzzug antreten und in dessen Verlauf so große Erfolge erzielen, dass der Papst gar nicht mehr umhinkonnte, den Bann aufzuheben. Es war ein riskantes Spiel, denn ihm als Exkommunizierten war die Durchführung eines Kreuzzuges eigentlich verboten  ; während seiner Abwesenheit stand damit zu rechnen, dass Gregor IX. Sizilien als päpstliches Lehen an sich ziehen, ihn vielleicht sogar als Kaiser absetzen würde.77 Dennoch trat Friedrich  II. im Frühsommer 1228 den Kreuzzug an. Dies geschah vielleicht auch auf Drängen Leopolds VI., der das Kunststück zuwege brachte, selbst inmitten des Konflikts zwischen Kaisertum und Papsttum mit beiden Seiten glänzende Beziehungen zu unterhalten.78 Der Kreuzzug des Kaisers war insofern ein außergewöhnliches Unterfangen, als er weitgehend unblutig verlief und dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – mit einem erstaunlichen Erfolg endete. Statt auf Waffengewalt setzte Friedrich II., den seine Anhänger das »Staunen der Welt« (stupor mundi) nannten, auf die Mittel der Diplomatie. Entgegen kam ihm dabei, dass Sultan al-Kamil Machtkämpfe im Ayyubidischen Reich austragen musste, vielleicht auch noch von den Erfahrungen des Fünften Kreuzzuges erschüttert war, jedenfalls aber, wie sich schon damals gezeigt hatte, der Sicherheit Ägyptens größere Bedeutung beimaß als dem Besitz Jerusalems. Nach monatelangen Verhandlungen gelang es Friedrich II. im Februar 1229, von al-Kamil gegen die Zusicherung eines zehnjährigen Friedens Jerusalem mit Ausnahme des Tempelbergs sowie einige Landstriche in Galiläa zu erlangen. Strategisch gesehen war dieser Zugewinn allerdings zerDer Machtzenit eines Kreuzritters 

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brechlicher Natur, da die Heilige Stadt seit dem Fünften Kreuzzug keine Festungsmauern mehr besaß und sich im Ernstfall kaum verteidigen ließ.79 Leopold  VI. trieben unterdessen private Sorgen um. 1226 hatte sein älterer Sohn Heinrich gegen ihn revoltiert. Leopold war es zwar rasch gelungen, ihn in die Schranken zu weisen und eine zumindest oberflächliche Aussöhnung herbeizuführen, doch bald darauf starb Heinrich im Alter von nur 19 oder 20 Jahren. Leopold VI. dürfte der Tod des Sohnes trotz dessen Aufsässigkeit tief getroffen haben  ; darauf deutet zumindest der Umstand hin, dass der Herzog seit Mitte 1228 für eine Weile kaum in den Zeugenreihen von Urkunden seines königlichen Schwiegersohnes aufschien. Schwer wog für ihn fraglos auch das traurige Faktum, dass von seinen ursprünglich drei männlichen Nachkommen jetzt nur noch ein Sohn, Friedrich, am Leben war.80 Der Herzog hatte indessen nicht viel Zeit, sich mit familiärem Unglück zu befassen. Bald nach der Rückkehr des Kaisers aus dem Orient wurden seine diplomatischen Qualitäten abermals gefordert. Zwischen Friedrich II. und Gregor IX. gab es wieder heftige Turbulenzen. Während des Kreuzzuges war ein päpstliches Söldnerheer in Sizilien eingefallen. Nach seiner Rückkehr im Juni 1229 gelang es dem Kaiser relativ rasch, seine Herrschaft auf der Insel wiederherzustellen. Gregor IX. musste einen Ausgleich mit dem Staufer finden. Gegen einen Mann, dem es gelungen war, nach über 40 Jahren die christliche Herrschaft über Jerusalem neuerlich zu etablieren, ließ sich der Kirchenbann schwer aufrechterhalten  ; zudem hatte Gregors Angriff auf die Besitzungen eines im Heiligen Land befindlichen Kreuzfahrers weithin Empörung ausgelöst.81 Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst setzten ein, doch gerieten sie bald ins Stocken. Auch dem von beiden Seiten geschätzten Hochmeister des Deutschen Ordens, Heinrich von Salza, gelang es nicht, die scharfen Gegensätze zwischen ihnen zu überwinden und eine Lösung zu finden, die es jeder Partei erlaubte, das Gesicht zu wahren. Friedrich II. rief daraufhin Anfang 1230 die bedeutendsten Fürsten aus dem süddeutschen Raum als Verhandlungshelfer nach Italien, unter ihnen den Patriarchen von Aquileia und den Erzbischof von Salzburg sowie Herzog Bernhard von Kärnten, Herzog Otto I. von Meranien und Leopold VI., der als enger Verwandter und Freund des Kaisers eine herausragende Position innerhalb dieser Gruppe einnahm. Der Weg zu einer Versöhnung von Kaiser und Papst war indessen selbst für versierte und erfahrene Diplomaten äußerst steinig. Die Interessengegensätze und wohl auch die persönlichen Verwerfungen zwischen Friedrich II. und Gregor  IX. türmten sich dermaßen hoch auf, dass monatelang verhandelt werden musste, bis endlich eine Einigung erzielt werden konnte. Am 23. Juli 1230 kam es 158 | 

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug

in San Germano zur Unterzeichnung eines Friedensvertrags, der Friedrich II. die Verpflichtung auferlegte, auf alle Ansprüche im Kirchenstaat zu verzichten und hinsichtlich des Klerus in Sizilien bedeutende Zugeständnisse zu machen. Seine Machtstellung im Heiligen Römischen Reich und auch in Sizilien blieb aber im Wesentlichen unangetastet, überdies verhieß ihm der Vertrag die baldige Aufhebung des Kirchenbannes.82 Leopold VI. hatte offenbar auch an diesem Ergebnis erheblichen Anteil. Eine zeitgenössische Quelle merkt in durchaus handfester Manier an, der Herzog habe für die Erneuerung des Friedens zwischen Papst und Kaiser »geschwitzt«83. In der Urkunde, die den Friedensschluss fixierte, steht er an der Spitze jener Fürsten, die den Vertrag im Namen des Kaisers beeideten. Wie allerdings aus einem Bericht des am Verhandlungsort anwesenden Kardinals von Santa Sabina an den Papst hervorgeht, war der Herzog von Österreich bei der Eidesleistung der Fürsten nicht mehr anwesend. Als Grund für sein Fernbleiben wird eine Erkrankung genannt. Offenbar hatte man Leopold VI. als herausragenden Verhandler an prominenter Stelle in der Urkunde genannt, obwohl er selbst nicht mehr imstande gewesen war, den entsprechenden Schwur zu leisten. Woran der Herzog litt, geht aus den zeitgenössischen Berichten nicht hervor. Seine Erkrankung erwies sich jedoch als fatal. Leopold VI. überlebte die Unterzeichnung des Vertrages von San Germano nur um fünf Tage. Am 28. Juli 1230 starb der Herzog von Österreich und der Steiermark im Alter von etwa 54 Jahren noch an jenem Ort, wo er einen letzten Höhepunkt seiner Herrschaft erlebt hatte. Bei seinen Zeitgenossen rief das Dahinscheiden Leopolds VI. einhellige Trauer hervor. Mehrere Chroniken der Zeit berichteten über seinen Tod und unterstrichen sein ehrenvolles Leben.84 Kaiser Friedrich II. bekundete beim Ableben seines fast 20 Jahre älteren Schwagers, der ihm eine wichtige Stütze und ein väterlicher Freund geworden war, tiefe Trauer. Und es war wohl nicht nur der Pietät geschuldet, als Papst Gregor IX. gegenüber der Witwe die herausragende Rolle des Babenbergers bei den gerade abgeschlossenen Verhandlungen hervorstrich. »Wir hatten solches Vertrauen in seine aufrichtige Gesinnung, dass wir in den Friedensverhandlungen ihm folgten, seinen Wünschen und Ratschlägen Rechnung trugen und ihn für würdig hielten, die Fülle der Ehre und unserer Gnade zu besitzen.«85 Auf etwas makabre Art und Weise war es stimmig, dass der Tod den »Glorreichen« just in einem Moment ereilte, da er seinen Einfluss und sein Ansehen ein weiteres Mal gesteigert hatte.

Der Machtzenit eines Kreuzritters 

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

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ie Kreuzzüge trugen zu einer ganzen Reihe umwälzender Veränderungen in Europa bei. Die Kontakte mit der hoch entwickelten muslimischen Welt führten zu Erkenntnisgewinnen in so unterschiedlichen Feldern wie Medizin oder Architektur. Der Lebensstil vor allem der wohlhabenden Europäer wurde durch orientalische Einflüsse reichhaltiger. Außerdem blühte der Fernhandel auf, eine Entwicklung, die nicht ausschließlich, aber in Teilen ebenfalls auf die Glaubenskriege zurückging und indirekt auch den in Mitteleuropa damals stattfindenden Urbanisierungsprozess beförderte. Die einzelnen Rückwirkungen der Kreuzzüge auf Mittel- und Westeuropa lassen sich allerdings kaum präzise fassen. Die mittelalterliche Quellenlage reicht bei Weitem nicht aus, um genau zu quantifizieren, wie stark und auf welchen Ebenen sie die Entwicklung Europas im Hochmittelalter mitprägten.1 Dies gilt auch und besonders für ein vergleichsweise kleines Territorium wie Österreich, wo die Verschriftlichung von historisch relevanten Ereignissen und Verwaltungsvorgängen erst im Lauf des 12.  Jahrhunderts langsam in Gang kam und, wie überhaupt im Heiligen Römischen Reich, eine regionale, sich auf einzelne Fürstentümer beziehende Geschichtsschreibung noch in den Kinderschuhen steckte.2 Dennoch erscheint es relevant, ein paar Schlaglichter auf die Rückwirkungen der Kreuzzüge in Österreich und sonstige Kreuzzugsaspekte zu werfen – Schlaglichter, die aufgrund der genannten Einschränkungen und auch aus Platzgründen freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können.

Die menschliche Ebene

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ie Kreuzzugsbewegung war ein Phänomen, das in unterschiedlicher Intensität alle Gesellschaftsschichten West- und Mitteleuropas betraf. Österreich war diesbezüglich keine Ausnahme. Vom späten 11. bis weit ins 13. Jahrhundert hinein kamen die Menschen, die im Herrschaftsraum der Babenberger lebten, ziemlich ausnahmslos in der einen oder anderen Form mit dem Glaubenskrieg in Berührung  : Entweder nahmen sie selbst an einem Kreuzzug teil oder sie sahen Angehörige oder Nachbarn in den Glaubenskrieg ziehen, erlebten den Marsch einer Kreuzarmee entlang der Donauroute mit, hörten eine aufwühlende KreuzDie menschliche Ebene 

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zugspredigt, beteiligten sich an Fürbittgebeten für Jerusalempilger, bekamen Waren orientalischen Ursprungs zu Gesicht oder wurden des durch die Kreuzzüge vertieften römisch-christlichen Selbstverständnisses des Abendlandes gewahr. Der Kreuzzugsbewegung konnte man kaum entgehen. Unsere Vorfahren waren, sofern sie in Österreich oder in anderen mittel- oder westeuropäischen Regionen lebten, über viele Generationen von den Kreuzzügen betroffen, ob sie wollten oder nicht. Besonders einschneidend wirkte sich der Glaubenskrieg natürlich bei jenen aus, die aktiv daran teilnahmen, aber auch bei ihren Angehörigen – Frauen, Kindern, Eltern, sonstigen Verwandten. Am Anfang stand oft Begeisterung  ; die europäischen Gottesstreiter des Hochmittelalters vollzogen ihre Kreuznahme oft bei hochemotionalen öffentlichen Versammlungen, auf denen wortgewaltige Kirchenvertreter alles daran setzten, ihr Publikum emotional mitzureißen, um möglichst viele Zuhörer zu einem Gelübde zu veranlassen. War die erste Euphorie verflogen, schlich sich bei nicht wenigen frischgebackenen Eidesleistern die Angst ein. Denn eine Militärexpedition ins Heilige Land stellte ein gewaltiges Risiko dar. Wie groß die Gefahr war, im Orient bei einer Kampfhandlung ums Leben zu kommen oder durch eine Krankheit zu sterben, wurde schon durch die Babenberger unfreiwillig demonstriert  ; die Schicksale der Markgräfin Ida und Herzog Friedrichs I. sprachen eine deutliche Sprache. Eine aus heutiger Sicht verkraftbare Verletzung wie ein Beinbruch führte damals oft zum Tod  ; selbst hochgestellte Persönlichkeiten wie Heinrich II. Jasomirgott oder Leopold V., die auf eine weit bessere medizinische Versorgung zurückgreifen konnten als die meisten ihrer Untertanen, blieben davon nicht verschont. Die Glaubenkrieger hatten vor ihrem Aufbruch ins Ungewisse wahrlich allen Grund, Befürchtungen zu hegen. Die Fürbittgebete, die für sie in der Heimat gesprochen wurden, gaben vielen von ihnen eine mentale Stütze, doch auch in diesen Trost konnten sich niederdrückende Sorgen mischen, die um das Wohl der in der Heimat zurückgelassenen Familie kreisten  ; tatsächlich machten insbesondere weibliche Familienangehörige, die neben ihren sonstigen Aufgaben nun plötzlich auch noch für die Güterverwaltung zuständig waren und weit mehr als zuvor für die Versorgung der Familie aufkommen mussten, nicht selten schlimme Erfahrungen mit habgierigen Nachbarn oder sonstigen Tunichtguten, die glaubten, nun, da der Ehemann fort war, sich an dessen Besitz schadlos halten zu können.3 Die Fahrt ins Heilige Land hielt insbesondere für Bewohner einer Binnenregion wie Österreich besondere Herausforderungen bereit. Die überwiegende Mehrheit der babenbergischen Untertanen kannte das Meer nur vom Hörensa162 | 

Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

gen. Eine Seereise über das Mittelmeer war für sie ein beängstigendes Erlebnis und für jene, die nicht seefest waren, eine schier endlose Tortur. So empfand es auch der Chronist Ekkehard von Aura, der im Kloster Aura nördlich von Würzburg wirkte und ähnlich den Österreichern ein Binnenlandbewohner war. Als er während des Kreuzzuges von 1101 von Konstantinopel aus per Schiff nach Palästina weiterfuhr, hatte er zunächst wohl nicht das Gefühl, eine bessere Entscheidung getroffen zu haben als Ida von Babenberg, die den Landweg durch Kleinasien nahm. Er und seine Mitreisenden seien vom »Schwanken der Seele lange und heftig gefoltert worden«, klagte er. Nach sechswöchiger Überfahrt hätten sie und all jene, »die sich dem Meer anzuvertrauen gewagt hatten, indem die göttliche Gnade unsere Leiden lenkte, endlich den Hafen von Joppe [Anm.: Jaffa] erreicht«. Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung fügte Ekkehard von Aura hinzu  : »Gepriesen sei Jesus Christus in jeder Hinsicht  !«4 Aber auch für jene, die dem Wellengang problemlos trotzten, stellte eine Fahrt über das Mittelmeer kein Vergnügen dar, denn der Schiffsraum war knapp bemessen. Auf etwa 25 Meter langen Schiffen wurden in der Regel mehrere Hundert Mann transportiert. Mit so vielen Menschen wochenlang auf engstem Raum zusammengepfercht zu sein und dabei auch noch Wind und Wetter trotzen zu müssen, war für die meisten österreichischen Kreuzfahrer zweifelsohne eine grenzwertige Erfahrung. Trafen Kreuzfahrer nach langer Reise endlich in Palästina ein, kam bei den besonders Gottesfürchtigen unter ihnen oft Empörung über die dort herrschenden sittlichen Zustände auf. Insbesondere in den großen Hafenmetropolen wie Akko gab es zahllose Möglichkeiten, dem Lotterleben zu frönen, die Prostitution war weitverbreitet. Die weniger Sittenstrengen unter den Kreuzfahrern machten von dem Angebot lebhaft Gebrauch, wobei wohl auch der Umstand mitspielte, dass sie die gesellschaftlichen Kontrollmechanismen, denen sie in der Heimat unterworfen waren, hinter sich gelassen hatten und ungleich freier agieren konnten. Hoch her ging es unter österreichischer Beteiligung im Herbst und Winter 1217/18, als die Armeen des Fünften Kreuzzuges in und um Akko lagerten und die Kampfhandlungen witterungsbedingt monatelang ruhten. Zwar zogen die Truppen aus Ungarn, Zypern und Tripolis um die Jahreswende heim, aber Oliver von Paderborn fand noch immer einiges zu beanstanden. Während Leopold VI. mit König Johann von Brienne entlang der Küste nach Süden zog, um bei der Instandsetzung der Festungsanlagen von Caesareazu helfen, »blieb eine andere Partei fauler und ängstlicher Pilger blieb in Akko« und gab sich dort »dem Überfluss an vergänglichen Dingen«5 hin. Damit muss Oliver von Paderborn hauptsächlich die Kontingente gemeint haben, die unter der Führung Leopolds  VI. Die menschliche Ebene 

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nach Palästina gekommen waren, denn andere größere Truppenkontingente aus Europa waren in den ersten Monaten des Jahres 1218 nicht mehr vor Ort. Dem Herzog bescheinigten Oliver von Paderborn und auch Jakob von Vitry zwar tadelloses Verhalten, doch scheint es dem Babenberger nicht gelungen zu sein, alle mit ihm nach Akko gekommenen Kreuzfahrer dazu zu bewegen, das sittenlose Tun einzustellen und stattdessen mit ihm die Festungsanlagen von Caesarea zu verstärken. Mit diesem Problem stand der Babenberger nicht allein. Glaubens­ kriegertruppen waren oft ungebärdige Horden, bei denen die Durchsetzung von Disziplin eine Herausforderung der besonderen Art darstellte. Im Lauf der Kreuzzugsära mussten zahlreiche Anführer von Kreuzarmeen feststellen, dass ihre Autorität relativ rasch an ihre Grenzen stoßen konnte, wenn sie kein ausreichend strenges und überzeugendes Regiment über ihre Truppen führten. Von Leopold VI. ist ansonsten zwar nicht überliefert, dass er Probleme bei der Durchsetzung seiner Führungsautorität gehabt hätte, aber im Winter 1217/18 dürfte dies bis zu einem gewissen Grad der Fall gewesen sein. Die Teilnahme an einem Kreuzzug konnte das Ansehen eines Menschen gravierend verändern, und zwar in beide Richtungen. Mit dem Ablegen eines Kreuzzugsgelübdes verschaffte sich der angehende Gottesstreiter zunächst Ansehen in seinem sozialen Umfeld. Das verkehrte sich allerdings ins Gegenteil, wenn er seiner Kreuznahme keine Taten Folgen ließ. Noch schlimmer konnte es werden, wenn er an einem Kreuzzug teilnahm, der mit einem Fehlschlag endete. Denn das Scheitern so eines Unternehmens wurde nicht selten auf die moralische Unzulänglichkeit der daran beteiligten Kämpfer zurückgeführt  ; diese hätten sich, so lautete das Erklärungsmodell für den Fehlschlag oft, als sündige Menschen demaskiert, denen Gott offenkundig zürne und deshalb den Erfolg versagt habe. Diesen Standpunkt vertraten selbst geistige Größen wie Otto von Freising. Der Fehlschlag des Zweiten Kreuzzuges sei »gut für das Heil vieler Seelen« gewesen, stellte der Intellektuelle unter den Babenbergern fest und führte weiter aus, dass »wir wegen unseres Hochmuts und unserer Zügellosigkeit, die heilsamen Gebote nicht beachtend, verdientermaßen Verluste an Dingen und Personen«6 erlitten hätten. Für die Teilnehmer an gescheiterten Kreuzzügen dürfte diese Auffassung doppelt schmerzlich gewesen sein, denn sie mussten nicht nur die Niederlage mental verarbeiten, sondern in der Heimat wegen ihrer vermeintlichen Unwürdigkeit auch noch schiefe Blicke und Schmähungen über sich ergehen lassen. Anders verhielt es sich freilich bei jenen, die von einem Kreuzzug zurückkehrten, der sich als Erfolg darstellen ließ. Die Männer beispielsweise, die im Gefolge Herzog Friedrichs I. während des Kreuzzuges von 1197/98 Beirut und Sidon eroberten, dürften damit zuhause große Ehre erworben haben. Voraus164 | 

Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

setzung, das so gewonnene Prestige genießen zu können, war freilich, dass man halbwegs gesund zurückkehrte. Wie unzählige Kriegsteilnehmer in der Neuzeit trugen wohl viele Kreuzfahrer bei ihren kriegerischen Erlebnissen in der Ferne physische, aber auch psychische Wunden davon, an denen sie für den Rest ihres Lebens laborierten.7 Dass sich trotz des Leids, das die Glaubenskriege verursachten, immer wieder zahllose Menschen das Stoffkreuz anhefteten und die gefährliche Fahrt nach Palästina antraten, ist, wie bereits eingangs erwähnt, heute nicht mehr leicht nachvollziehbar. Eine punktuelle Annäherung an die Gedankenwelt der Kreuzfahrer eröffnet der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Hochmittelalters mit einem der bekanntesten Lieder, das aus jener Zeit überliefert ist. Es bezieht sich auf die Aussicht, das Heilige Land mit eigenen Augen zu sehen und an den heiligsten Stätten der Christenheit Andacht zu halten.

Das Palästinalied des »Österreichers« Walther von der Vogelweide

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ar Walther von der Vogelweide ein Österreicher  ? Eine Antwort auf die vieldiskutierte Frage seiner Herkunft wurde bislang nicht gefunden, sein Geburtsort ist und bleibt unbekannt. Starke Österreich-Bezüge weist sein Leben dennoch auf. Das Herzogtum war möglicherweise schon Walthers Jugendheimat, sicher aber das Land, in dem sich sein künstlerisches Werden vollzog. Dass er in jungen Jahren einen großzügigen Gönner in Herzog Friedrich I. fand, war eine für ihn glückliche Fügung, die durch den frühen Tod des babenbergischen Mäzens ein jähes Ende nahm. Unter Friedrichs Nachfolger Leopold VI. gab es für Walther von der Vogelweide kein dauerhaftes Engagement in Wien mehr. In späteren Jahren warb er mehrfach um dessen Gunst und weilte zu verschiedenen Anlässen in der babenbergischen Residenzstadt, so etwa, als er im Jahr 1200 anlässlich der Schwertleite Leopolds VI. ein Lobgedicht für den Herzog verfasste.8 Als Walther in eines seiner späteren Lieder die Zeile ze Oesterrîche lernde ich singen unde sagen einfügte, war dies ebenfalls mit der Hoffnung verbunden, an Liutpold höveschen trôst9 zu finden. Doch sein Streben dürfte vergeblich gewesen sein. Ein zweiter mehrjähriger Aufenthalt in Wien ist bei Walther von der Vogelweide nicht nachweisbar. Walthers künstlerisches Wirken erstreckte sich etwa über die Jahre 1190 bis 1230, also ziemlich genau über jene Phase, in der die Kreuzzugsbewegung in ihrem Zenit stand  ; nicht weniger als fünf große Kreuzzüge fanden in diesem Zeitraum statt. Schon allein deshalb ist es kaum überraschend, dass Walther von der Das Palästinalied des »Österreichers« Walther von der Vogelweide 

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20  Walther von der Vogelweide, Große Heidelberger Liederhandschrift, um 1300.

Vogelweide die Kreuzzugsthematik in seinen Werken mehrfach aufgriff. Eines der bekanntesten unter ihnen ist das Palästinalied. Es blieb in einem halben Dutzend Handschriften erhalten, was dafür spricht, dass es im frühen 13. Jahrhundert einen hohen Verbreitungsgrad hatte und den Nerv der Zeitgenossen traf.10 Walther von der Vogelweide rückt im Palästinalied das Heilige Land in den Vordergrund, den ultimativen spirituellen Sehnsuchtsort der Christenheit, der für viele Menschen die wesentliche Triebfeder für die Kreuznahme darstellte. Mit einem Rollen-Ich arbeitend, beschreibt er darin die Glücksgefühle eines gläubigen Christen, der Palästina und damit den Schauplatz des Lebens Jesu Christi erreicht hat. Jetzt erst lebe ich würdig, seit mein sündiges Auge erblickt das reine Land und auch die Erde, der man so viel Verehrung entgegenbringt. Es ist eingetroffen, worum ich stets gebeten habe  : ich bin an die Stätte gekommen, wo Gott als Mensch gegangen ist.11

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

Der Glaubenskrieg wird im Palästinalied nicht direkt propagiert. Streng genommen geht aus dem Text nicht einmal hervor, ob es sich bei dem erzählenden Ich um einen einfachen Pilger oder um einen schwerbewaffneten Kreuzritter handelt. Dennoch ist anzunehmen, dass Walther von der Vogelweide damit eine Kreuzzugswerbung kreieren wollte.12 Dafür spricht nicht zuletzt der Umstand, dass das Palästinalied auch eine religiös-politische Aussage enthält. »Die ganze Welt« liege über Palästina »im Streit«, heißt es darin, doch die Ansprüche der Christen seien besonders gerechtfertigt. Gott müsse in dieser Frage entscheiden, aber  : »Recht ist, dass er es uns zuspricht  !«13 Was seine Zuhörer aber wahrscheinlich noch stärker bewegte, war, dass Walther von der Vogelweide im Palästinalied die bei vielen Menschen tief verwurzelte Sehnsucht nach dem Heiligen Land thematisierte. Diese Botschaft sprach wohl vielen seiner Zeitgenossen aus der Seele, brachte ihre Wünsche und Überzeugungen zum Ausdruck. Schöne Länder, reich und herrlich, was ich von solchen bis heute gesehen habe, so bist du die Krone von allen. Was für ein Wunder ist hier geschehen  ! Dass eine Jungfrau ein Kind gebar, erhaben über die ganze Schar der Engel, war das nicht ein vollkommenes Wunder  ?14

Vom Palästinalied ist nicht nur der Text, sondern auch die Melodie überliefert, was bei hochmittelalterlichem Liedgut nicht der Regelfall ist.15 Und daraus wird ersichtlich, dass Walther von der Vogelweide es vermochte, den die Zeitgenossen ansprechenden Text auch mit einer eingängigen und zum Inhalt passenden musikalischen Gestaltung zu kombinieren. Dass das Palästinalied in jüngerer Vergangenheit oft neu interpretiert wurde,16 liegt neben der Tatsache, dass man als Musiker dem Publikum das Mittelalter mit dieser originalen Komposition besonders authentisch präsentieren kann, wohl auch stark an dieser markanten und einprägsamen Melodie.

Wien, die Kreuzzüge und der Handel

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ie Kreuzzüge brachten für Österreich und insbesondere für Wien auf den Ebenen des Verkehrs und des Handels einiges in Bewegung. Wien, die Kreuzzüge und der Handel 

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Vordergründig geschah dies durch die Kreuzarmeen von Gottfried von Bouillon, Welf IV. von Bayern, Wilhelm XI. von Aquitanien, den beiden Königen Konrad  III. und Ludwig  VII. sowie Kaiser Friedrich  I. Barbarossa, die entlang der Donau nach Südosten zogen. Hinzu kamen zahllose kleinere Scharen bewaffneter Pilger, die zwischen den großen Kreuzzügen der Donauroute auf dem Weg in den Orient – und, wenn ihnen das Glück gewogen war, auch wieder zurück – folgten. Österreich gewann durch diese Wanderungsbewegung verkehrstechnisch an Bedeutung, rückte ein Stück weit mehr ins Zentrum Europas. Insbesondere der Durchmarsch der großen Kreuzarmeen brachte dem heimischen Handel zwischenzeitlich wohl auch einigen Profit, zumal jene im Osten Österreichs in der Regel eine Weile innehielten, weil das Land der Babenberger der letzte mögliche Sammelpunkt vor der Grenze des Heiligen Römischen Reiches war und der Grenzübertritt nach Ungarn des Öfteren längere Abstimmungen mit der ungarischen Obrigkeit erforderte. Die Einkünfte, die sich aus der Versorgung der teils sehr großen Pilgermassen erzielen ließen, wurden teilweise allerdings durch die Probleme relativiert, die sich durch die Pilger ergaben. Nicht wenige Kreuzfahrer gingen beispielsweise davon aus, wegen ihres gottgefälligen Handelns auf ihrem Weg nach Südosten gratis mit Lebensmitteln und sonstigen Gütern versorgt zu werden. Auch gab es unter ihnen Abenteurer und zwielichtige Elemente, die sich als Pilger ausgaben, um auf diese Weise Kost und Logis geschenkt zu bekommen. Aufgrund solcher unliebsamen Erlebnisse kam unter den Einheimischen im Lauf der Zeit einige Skepsis und auch Abneigung gegenüber den Fremden mit angenähten Stoffkreuzen auf. Bezeichnend dafür ist der Umstand, dass das Wort ›Pilger‹ während der Kreuzzugsepoche in den umgangsprachlichen Ausdruck ›Pülcher‹ umfunktioniert wurde, womit all jene gemeint waren, die man als Gauner empfand.17 Langfristig wohl bedeutender als der Pilgerverkehr entlang der Donauroute war für Österreich der Einfluss, den die Kreuzzüge auf den allgemeinen, seit der Mitte des 11. Jahrhunderts im Aufschwung befindlichen Handel und Wirtschaftsverkehr ausübten. Als Europa durch die ersten Kreuzzüge mit der in vielen Bereichen höher entwickelten orientalischen Welt in Kontakt kam, wirkte dies auf die Bewohner des Abendlandes zunächst wie ein Schock, weckte aber bald auch materielle Begehrlichkeiten. Der Kunde von köstlichen, mit erlesenen Gewürzen versehenen Mahlzeiten, kunstvoll gewebten Textilien und kostbaren Artikeln verschiedenster Art konnten und wollten die wohlhabenderen Bevölkerungsschichten des Abendlandes, die bislang ein sehr karges Leben geführt hatten, nicht widerstehen. Im Lauf des 12. Jahrhunderts kam es zu einem stark anwachsenden Import orientalischer 168 | 

Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

Waren. Er vollzog sich über zwei große Handelsachsen. Zum einen bauten italienische Handelsstädte wie Venedig, Pisa oder Genua, die sich nach dem Erfolg des Ersten Kreuzzuges weitreichende Privilegien in Outremer verschafften und ihre wirtschaftlichen Verbindungen schließlich auch mit muslimischen Herrschern intensivierten, zielstrebig einen intensiven Überseehandel auf. Zum anderen gab es im 12. Jahrhundert eine zentrale Handelsroute über das Byzantinische Reich, die insbesondere für Mittel- und Osteuropa von Bedeutung war und nicht zuletzt auf Österreich eine den Handel stimulierende Wirkung ausübte.18 Besonders stark machten sich die wirtschaftlichen Rückwirkungen der Kreuzzüge in Wien bemerkbar. Die zu Beginn des 12.  Jahrhunderts noch sehr überschaubar dimensionierte Ansiedlung am Abhang des Kahlenbergs nahm im letzten Drittel der Babenbergerzeit einen steilen Aufschwung. Eine dafür entscheidende Weichenstellung wurde von Heinrich II. Jasomirgott vorgenommen, der im Kontext des 1156 besiegelten Verlusts des Herzogtums Bayern seine Residenz nach Wien verlegte. Es war auch eine in wirtschaftlicher Hinsicht wichtige Tat, denn hier kreuzte sich die von West nach Ost/Südost verlaufende Donauachse mit einer alten, von Nord nach Süd verlaufenden Fernverkehrsroute am Ostrand der Alpen. Durch die verkehrstechnisch vorteilhafte Lage und intensiv betriebene Förderungs- und Ausbaumaßnahmen, die von Heinrich II. Jasomirgott und seinen Nachfolgern gesetzt wurden, wuchs Wien binnen weniger Jahrzehnte zu einem wichtigen Warenumschlagplatz heran.19 Bereits im Frühjahr 1189 war die Stadt für die beachtliche Aufgabe gerüstet, die zu Beginn des Dritten Kreuzzuges auf sie zukam, als Friedrich  I. Barbarossa mit der rund 15.000 Mann starken Kreuzarmee des Heiligen Römischen Reiches hier zumindest eine Woche lang lagerte. Die Herausforderung, mit dieser Menschenmasse versorgungstechnisch unter den gestrengen Augen des Kaisers zurechtzukommen und alle Waren, die von den Kreuzfahrern benötigt wurden, auf dem Markt in ausreichender Menge zum Verkauf anzubieten, wurde offenbar gut bewältigt  ; die Quellen berichten zumindest nichts Gegenteiliges.20 Der Aufenthalt der von Friedrich I. Barbarossa geführten Kreuzarmee in Wien markierte den Beginn eines drei Jahrzehnte langen Zeitraumes, in dem die Stadt intensiv mit den Kreuzzügen in Berührung kam. Leopold V. und Friedrich I. zogen hier 1190 und 1197 ihre Kreuzfahrerkontingente zusammen, Leopold VI. tat dasselbe gleich zwei Mal, im Vorfeld seiner Militärexpedition nach Südfrankreich und Spanien 1212 sowie vor dem 1217 anlaufenden Fünften Kreuzzug. Am heimischen Handel gingen die mehrfachen Aufstellungen österreichischer Kreuztruppen, die mit allem Nötigen – Waffen, diversen Ausrüstungsgegenstän­ Wien, die Kreuzzüge und der Handel 

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den, Marschproviant, Schlachtvieh, Transportgeräten  – ausgestattet werden mussten, gewiss nicht spurlos vorüber. Insbesondere die in großem Stil angelegten Unternehmen Leopolds  VI. dürften den Wirtschaftstreibenden in der und um die Residenzstadt der Babenberger stolze Gewinnspannen beschert haben, wenngleich sich sowohl in Österreich als auch in anderen Regionen Europas »unmöglich bestimmen lässt, ob der ökonomische Anreiz, der aus den Aufwendungen für einen Kreuzzug resultierte, auch die Störungen auszugleichen vermochte, die ein Kreuzzug im wirtschaftlichen Leben verursachte.«21 Bedeutende Resultate für die babenbergische Residenzstadt dürfte außerdem die Gefangennahme des Paradekreuzritters Richard I. Löwenherz vor den Toren Wiens gezeitigt haben. Bald nach dem um die Jahreswende 1193/94 einsetzenden Erhalt des ungeheuren Lösegeldes, das neben Kaiser Heinrich VI. auch Leo­ pold V. zufiel, wurde der Bau einer neuen Stadtmauer begonnen. Wien dehnte sich mit diesem Projekt etwa auf die fünffache Fläche aus  ; diese deckte sich weitgehend mit dem heutigen 1. Wiener Gemeindebezirk, umfasste damals aber noch größere unbebaute Areale, war also auf eine kräftige Ausdehnung der Stadt hin kalkuliert. Ob der Bau der Stadtmauer bereits unter Leopold V. begann, der bald nach der Freilassung Richards I. starb, oder doch erst unter seinen Söhnen in ein konkretes Stadium trat, ist ungewiss. Wohl zu Recht wird angenommen, dass das Großvorhaben mit der unfreiwilligen Entwicklungshilfe des Angevinischen Reichs finanziert wurde.22 In Zusammenhang mit der Erpressungsaffäre Löwenherz stand höchstwahrscheinlich auch die Gründung der Münzer-Hausgenossenschaft in Wien, die für die Münzprägung in der babenbergischen Residenzstadt verantwortlich zeichnete. Mit der Leitung der Hausgenossenschaft betraute Leopold  V. den ersten namentlich bekannten jüdischen Bewohner Wiens, der in den Quellen mit dem Namen Sc(h)lom (Salomon) genannt wird. Die Wiener Silberprägung erwies sich als Erfolgsgeschichte  ; sie setzte sich Zug um Zug gegen andere Prägestätten, etwa in Krems, durch und sollte im Spätmittelalter eine im Ostalpenraum führende Stellung erlangen.23 Bereits im Jahr 1207 bezeichnete Leopold  VI. Wien selbstbewusst als »eine der schönsten Städte des deutschen Königreichs«.24 Es ist gewiss zu hoch gegriffen, den steilen Aufschwung der Stadt hauptsächlich oder gar ausschließlich aus den Kreuzzügen zu erklären  ;25 dieser Höhenflug war auf ein ganzes Bündel unterschiedlicher Gründe zurückzuführen, von denen manche mit der Kreuzzugs­ bewe­gung nichts zu tun hatten,26 ebenso auf die geschickte Wirtschaftspolitik der späten Babenberger, allen voran Leopolds V. und Leopolds VI. Einen nicht zu unterschätzenden Faktor für die dynamische Entwicklung Wiens im 12. und frü170 | 

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hen 13. Jahrhundert stellten die Kreuzzüge mit allen Begleit- und Folgeerschei­ nungen jedoch ganz ohne Zweifel dar.

Wiener Neustadt

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ie heute wohl noch am prägnantesten sichtbare, wenngleich indirekte Rückwirkung der Kreuzzüge auf Österreich befindet sich im Süden des Wiener Beckens. Leopold V. finanzierte mit seinem Anteil am Lösegeld für Richard I. Löwenherz auch ein ambitioniertes Bauprogramm außerhalb von Wien. Es stand aufs Engste mit der Tatsache in Zusammenhang, dass er seit Kurzem über zwei aneinandergrenzende Herzogtümer gebot. Diese neue Situation machte aus der Sicht des Herzogs mehrere Großinvestitionen nötig, wobei strategische und auch wirtschaftliche Gründe die zentrale Rolle spielten. Neben dem Bestreben, die Wehrfähigkeit von Wien zu steigern, leitete Leopold V. einen Festungsausbau von Hainburg, der östlichsten Ansiedlung des Reiches, in die Wege und errichtete mit Friedberg in der oststeirischen Grenzregion ein weiteres Abwehrbollwerk gegen Ungarn. Das Kernstück der sicherungstechnischen Planungen Leopolds  V. war eine neue Ansiedlung nahe der Leitha, an einer Stelle, die damals im äußersten Nord­ osten der Steiermark lag. Seit der Georgenberger Handfeste von 1186 und der damit verbundenen Zusicherung, dass die Steiermark ihm nach dem Tod Ottokars IV. zufallen werde, hatte der Herzog ausgiebig Veranlassung gehabt, über die Zukunft seines bald massiv erweiterten Herrschaftsraumes nachzudenken. Der Umstand, dass die babenbergische Grenze zu Ungarn bald mehr als doppelt so lang sein würde, spielte bei diesen Überlegungen zwangsläufig eine zentrale Rolle. Kaum weniger naheliegend war, dass sich der Blick des Herzogs dabei auf das Steinfeld richtete, die südliche Region des Wiener Beckens. Ihr fiel im neuen österreichisch-steirischen Herrschaftsraum eine Schlüsselposition zu. Nördlich des Wechselgebiets, nordöstlich des Semmerings und an einer heiklen Stelle zwischen den beiden Herzogtümern gelegen, galt es, das Steinfeld und damit das Wiener Becken gegen allfällige militärische Vorstöße der Ungarn durch die Ödenburger Pforte zu sichern. Da die Region außerdem dünn besiedelt war, empfahl es sich umso mehr, hier, am Grenzfluss Leitha, ein starkes Abwehrbollwerk gegen Ungarn zu errichten, das gleichzeitig auch die zentrale, von Wien ausgehende Verkehrsverbindung zwischen Österreich und der Steiermark zu schützen vermochte. Wiener Neustadt 

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Die Errichtung einer befestigten Stadt, die diese Aufgaben effizient wahrnehmen konnte, erforderte freilich entsprechende Investitionen. Für dieses Vorhaben und die anderen Ausbaumaßnahmen, die Leopold V. nach der Übernahme der Steiermark in die Wege leitete, brauchte es ein beträchtliches Budget. Dass Richard  I. Löwenherz im Dezember 1192 bei seiner Rückkehr vom Heiligen Land ausgerechnet vor den Toren von Wien auftauchte, kam dem Babenberger wohl auch aus diesem Grund gelegen. Bei der Namensgebung der neuen Stadt stellten Leopold V. und sein Umfeld keine phantasievollen Überlegungen an. Sie erhielt die schlichte Bezeichnung nova civitas. Engagierter gingen Leopold V. und seine Nachfolger bei den Baumaßnahmen für die Neustadt zu Werke. Sie wurde auf einer annähernd quadratischen Fläche von etwa 600 mal 650 Metern errichtet, mit einer entsprechend starken Befestigungsanlage versehen und ihr Ausbau offenbar sehr konsequent vorangetrieben. Aus einer Aufzeichnung des Bischofs Wolfger von Erla, der am 1. April 1204 in der Neustadt Lebensmittel, Getränke, Decken, Pferdefutter, Sättel, Satteldecken, Schuhwerk und dergleichen kaufte, geht hervor, dass die nova civitas bereits über eine differenzierte Infrastruktur verfügte. Die Bedeutung, die Leopold  VI. der Neustadt zubilligte, fand ihren Ausdruck nicht zuletzt in der Tatsache, dass sein jüngster Sohn und späterer Nachfolger Friedrich II. hier das Licht der Welt erblickte.27

Eine Mordtat im Schatten der Kreuzzüge

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apst Urban II. erzeugte mit seinem Kreuzzugsaufruf vom November 1095 in Clermont auch eine von ihm nicht beabsichtigte Dynamik. Nicht wenige Christen verfielen auf die Idee, mit dem vom Pontifex propagierten Glaubenskampf nicht erst zu beginnen, wenn man im fernen Orient auf Muslime traf, sondern sogleich gewaltsam gegen nichtchristliche Bewohner Europas vorzugehen. Das Resultat  : Nach der Ansprache Urbans II. gab es in Frankreichs und im Westen des Heiligen Römischen Reiches Übergriffe gegen Juden, die in den von Emicho von Leiningen angerichteten Massakern in mehreren rheinischen Städten gipfelten. Ähnliches geschah im Vorfeld des Zweiten und des Dritten Kreuzzuges in unterschiedlichen Regionen Nordwesteuropas.28 Österreich wurde in der Ära der Orientkreuzzüge nicht zum Schauplatz von religiös motivierten Pogromen. Zumindest einmal jedoch, im Jahr 1196, kam es auch in Wien zu einer antijüdischen Gewalttat. Sie fand in der Anlaufphase

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

des von Kaiser Heinrich VI. initiierten Kreuzzuges von 1197/98 statt und wurde durch einen Diebstahl ausgelöst. Der Gewalt zum Opfer fielen schließlich der von Leopold V. an die Spitze der Münzer-Hausgenossenschaft berufene Wiener Jude Schlom und mit ihm mehr als ein Dutzend weitere jüdische Bewohner der babenbergischen Residenzstadt. Dem »Erinnerungsbuch« des im 12. Jahrhundert lebenden, in Bonn wohnhaf­ ten Rabbiners Ephraim bar Jakob zufolge nahm das Verhängnis seinen Lauf, als einer der christlichen Diener Schloms sich dem Kreuzzug anschließen wollte. Weil ihm das Geld fehlte, um sein Vorhaben finanzieren zu können, bestahl er seinen wohlhabenden Dienstherrn Schlom, der ihn daraufhin festnehmen ließ. Die Ehefrau des Diebes war über dessen Inhaftierung aufs Höchste aufgebracht. Bei einem Gottesdienst beklagte sie, dass ein Jude es gewagt hatte, die Festnahme eines Christen zu veranlassen. In der Kirche befand sich auch eine Gruppe von Kreuzfahrern, die in Wien einen Zwischenstopp eingelegt hatten.29 Als sie die Klage der Frau hörten, standen sie auf, »gingen in heftigem Zorn hinaus und kamen zum Haus des Gerechten und töteten ihn und etwa 15 Juden mit ihm«, so Ephraim bar Jakob.30 Gewalt gegen Juden wurde im späten 12. Jahrhundert von der Obrigkeit des Heiligen Römischen Reiches streng geahndet. Als es im Vorfeld des D ­ ritten Kreuzzuges zu Ausschreitungen kam, so vor allem in Mainz, schritt Friedrich I. Barbarossa ein, verbot der Geistlichkeit jegliches Predigen gegen die Juden und ließ Strafen für Gewalttaten an Juden verkünden. Auch Österreichs Herzog Friedrich I. reagierte mit unmissverständlicher Härte, als er von dem Verbrechen erfuhr, das sich in seiner Residenzstadt zugetragen hatte. Ob der Umstand, dass es sich beim Hauptopfer um seinen Münzmeister und damit um einen wesentlichen Akteur der herrschaftlichen Finanzverwaltung gehandelt hatte, sein Handeln beeinflusste, lässt sich nicht bestimmen. Jedenfalls befahl er, »zwei der Anführer jener Mörder gefangen zu nehmen und zu köpfen«, so Ephraim bar Jakob, »mehr von ihnen wollte er nicht töten, weil sie Verabscheuungswürdige [Anm.: Kreuzfahrer] waren. – Siehe, Herr, unser Elend und übe Rache für Israel  !«31 Maßgeblich für die aus der Sicht des Rabbiners immer noch zu milde Strafe war vielleicht der Umstand, dass Friedrich I. zu diesem Zeitpunkt selbst bereits das Kreuz genommen hatte und wenige Monate später zum Glaubenskrieg aufbrach. Unter diesem Gesichtspunkt mag der junge Herzog davor zurückgeschreckt sein, eine größere Gruppe von Kreuzfahrern töten zu lassen. Ein starkes Signal, Gewalt gegen Juden nicht zu akzeptieren, dürfte das Strafgericht Friedrichs I. wohl dennoch gewesen sein.

Eine Mordtat im Schatten der Kreuzzüge 

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Heinrich der Ältere von Mödling

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eben den vier Herzögen Heinrich  II. Jasomirgott, Leopold  V., Friedrich  I. und Leopold VI. wurde auch noch einem fünften »Herzog« aus dem Haus Babenberg eine recht intensive Beteiligung am Glaubenskrieg nachgesagt. Von Leopolds  V. jüngerem Bruder Heinrich hieß es zuweilen, er sei beim Dritten Kreuzzug sowie beim Kreuzzug Kaiser Heinrichs  VI. dabeigewesen, auch eine Teilnahme an der Jerusalem-Pilgerfahrt Leopolds V. 1182 wurde bei ihm nicht ausgeschlossen.32 Theoretisch wäre all dies möglich gewesen. Der wahrscheinlich im Jahr 1158 geborene Heinrich von Mödling – um ihn von seinem gleichnamigen Sohn zu unterscheiden, nennt die Forschung ihn oft Heinrich den Älteren  – starb mit etwa 65 Jahren 1223 und überlebte seinen nur unwesentlich älteren Bruder Leopold V. um fast drei Dekaden. Anders als viele zweit- oder drittgeborene Fürstensöhne schlug der jüngere Sohn Jasomirgotts und Theodora Komnenas keine geistliche Laufbahn ein. Beim Herrschaftsantritt Leopolds  V. bekam er einige Ländereien im Wiener Becken zugesprochen und scheint sich damit zufriedengegeben zu haben. Er führte zwar ebenfalls den Herzogstitel und gründete eine Sekundogenitur des Hauses Babenberg, machte jedoch zeitlebens keine Anstalten, in Konkurrenz zum jeweiligen Herzog von Österreich zu treten. Im Reich verschaffte sich der von der Wissenschaft nach seinem Hauptsitz Mödling benannte Babenberger einiges an Ansehen und trat auch als Förderer der Künste in Erscheinung.33 Eine Beurteilung seiner Kreuzzugsaktivitäten wird durch den Umstand erschwert, dass Heinrich der Ältere von Mödling als Zweitgeborener ungleich seltener in den Quellen genannt wurde als der jeweils regierende Fürst. Dass er die von den zeitgenössischen Chronisten ohnehin nur knapp erwähnte Jerusalem-Pilgerfahrt an der Seite seines älteren Bruders 1182 mitmachte, ist daher nicht völlig von der Hand zu weisen. Auszuschließen ist hingegen ein Zusammenhang Heinrichs von Mödling mit dem Dritten Kreuzzug  ; im Frühjahr und Sommer 1191, während Leopold V. in Palästina weilte, befand sich Heinricus frater ducis Austriae, wie aus einigen Urkunden-Zeugenschaften hervorgeht, im Gefolge Heinrichs VI., als dieser in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, und kämpfte danach mit einem österreichischen Heereskontingent bei einem Süditalienfeldzug des Kaisers mit. An der Seite Leopolds V., der zur selben Zeit Akko belagerte, konnte er also definitiv nicht gewesen sein.34 Weitaus wahrscheinlicher ist hingegen, dass der »Herzog« von Mödling am Kreuzzug Heinrichs  VI. von 1197/98 teilnahm. Der damals etwa 39 Jahre alte Babenberger befand sich abermals im Umfeld des Kaisers, als dieser im Frühjahr und Sommer 1197 auf Sizilien seine Kreuztruppen sammelte. In einer im Juli 1197

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

ausgestellten Schenkungsurkunde Heinrichs VI. scheinen sowohl er als auch sein Neffe, Herzog Friedrich I., auf. Bemerkenswert im Übrigen die Bezeichnung, die er in dieser Urkunde erhält  : Während die anderen Zeugen mit ihrer Funktion benannt werden, unter ihnen Fridericus dux Austrie, scheint Heinrich der Ältere von Mödling als Henricus illustris dominus Austrie auf.35 Zweifelsfrei nachweisbar ist der jüngere Bruder Leopolds V. im Heiligen Land in den Jahren 1197 oder 1198 nicht. Angesichts der Lückenhaftigkeit, mit der der Kreuzzug des Kaisers Heinrich VI. überliefert ist, muss das aber nicht viel heißen, zumal die namentliche Nennung nur »echten« fürstlichen Kreuzzugsteilnehmern vorbehalten war. Angesichts seiner Präsenz auf Sizilien im Frühjahr und Sommer 1197 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Heinrich der Ältere von Mödling wie die sich dort zum Kreuzzug sammelnden Fürsten ebenfalls nach Palästina aufbrach, und dass somit ein siebentes Mitglied des Hauses Babenberg in den Glaubenskrieg zog.

Friedrich II. von Perg

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n den Quellen wird, wie eben erwähnt, über Kreuzritter ohne fürstlichem Rang nur sporadisch berichtet. Anders konnte sich dies verhalten, wenn sie außergewöhnlichen Kampfeinsatz an den Tag legten. Ein besonders auffällig in Erscheinung tretender Glaubenskrieger aus dem Herzogtum Österreich war Friedrich II. von Perg. Die Taten dieses Mannes gerieten so spektakulär, dass sie bei Ansbert, dem Hauptchronisten des Kreuzzugs Friedrichs I. Barbarossa, ausführlich erwähnt wurden – in Aufzeichnungen, die im Übrigen auch ein Schlaglicht auf die Kriegsrealität jener Zeit werfen. Friedrich II. von Perg entstammte dem hochfreien Geschlecht der Herren und Vögte von Perg. Vor allem im Westen des Herzogtums Österreich war er ein rele­ vanter und wohl auch wohlhabender Akteur. Er fungierte als Untervogt über die landesfürstlichen Klöster und hatte von seinen Vorfahren ausgedehnte Ländereien im östlichen Mühlviertel und im Raum Melk geerbt. Allerdings besaß er auch ein wildes Temperament  : Einige Jahre vor dem Dritten Kreuzzug erschlug er in einem Anfall von Jähzorn einen herzoglichen Richter namens Sintram. Damit schädigte er auch sich selbst massiv, denn seine frevlerische Tat war für Herzog Leopold  V. untragbar. Der Perger musste seine gesamten Ländereien dem Babenberger übergeben und von diesem zu Lehen nehmen.36 Als der Kreuzzug herannahte, machte sich Friedrich II. von Perg zügig bereit. Er wartete nicht auf seinen erst später losziehenden babenbergischen LandesFriedrich II. von Perg  

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herrn, sondern schloss sich im Frühjahr 1189 sogleich der Kreuzarmee des alten Kaisers an.37 Auf dem zunehmend problematischer werdenden Marsch Barbarossas nach Südosten, bei dem byzantinische und bulgarische Trupps immer wieder Überfälle auf einzelne Kreuzzugskontingente unternahmen, fiel der Vogt von Perg dem mitziehenden Chronisten Ansbert rasch als jemand auf, der »gegen die Feinde des Kreuzheeres immer besonders kampfbereit«38 war. Bei einer dieser Attacken, die oftmals mit dem Verschießen von Giftpfeilen aus dem Hinterhalt einsetzten, wurden zahlreiche bulgarische Wegelagerer gefasst und zwei Dutzend von ihnen »an den Füßen kopfüber wie Wölfe an einem Galgen aufgehängt«. Der Österreicher tat sich bei diesem Gefecht drastisch hervor. Als Friedrich, der Vogt von Berg, ein besonders hartnäckiger Verfolger solcher Straßenräuber, bemerkte, wie einer, der in einem Baumwipfel hing, mit Pfeilen auf unsere Leute schoss, schoss er ihn zur verdienten Strafe vom Baum und knüpfte ihn mit festem Strang an demselben Baum auf, an dem er zuvor nur lose gehangen hatte. Noch sechs weitere schaltete er genauso mit der gleichen Strafe aus, um andere durch die Strafe des Erhängens abzuschrecken.39

Der unbändige Kampfgeist des Kreuzritters aus Perg entging auch dem Kaiser nicht. Im Kontext der unerwarteten Schwierigkeiten, mit denen die Kreuzarmee im Byzantinischen Reich konfrontiert wurde, konnte Friedrich  I. Barbarossa Männer von diesem Schlag gut gebrauchen. Als er im Dezember 1189 einen 1200 Mann starken Kampftrupp von Adrianopel nach Philippopel schickte, um dort zurückgebliebene Kreuztruppen samt deren Ausrüstung sicher nach Adrianopel zu geleiten, ernannte er Friedrich II. von Perg zu einem der Anführer. Auf dem Weg nach Philippopel kam es allerdings zu schweren Zusammenstößen mit byzantinischen Truppen, die laut Ansbert angetreten waren, die in Philippopel verbliebenen Kreuzfahrer »vom Erdboden zu tilgen«40. Der höchstrangige Anführer von Barbarossas Kampftrupp, Herzog Berthold  IV. von Meranien, fügte ihnen eine Niederlage zu, der auch einige brachiale Übergriffe auf die regionale Bevölkerung folgten. Friedrich II. von Perg unternahm seinerseits einen ausgedehnten Einschüchterungs- und Beutefeldzug, bei dem er Hunderte Kilometer bis in die Nähe von Saloniki zurücklegte. In der Gegend namens Graditz41, die mit starker Hand durchkämmt wurde, fand man in Kirchen und anderen Gebäuden Bilder, auf denen Griechen Pilgern auf dem Rücken saßen und sie wie Feinde quälten. Aus Wut darüber steckten wir die Kirchen und andere Häuser in Brand, töteten sehr viele mit dem Schwert und verwüsteten auch dieses

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

ganze Land in ungeheueren Beutezügen. Friedrich, Vogt von Berg, marschierte mit seinen Gefolgsleuten, sehr tapferen Rittern, weiter vorwärts über einen Berganstieg, den die Feinde blockierten, indem sie Felsbrocken herabrollen ließen und Wurfgeschosse auf ihn herabschleuderten. Nachdem sie im Kampf geschlagen waren, drang er unerschrocken in das reiche Gebiet der Walachen vor, unweit von Saloniki, wo er einige Rebellen tötete und alle notwendigen Dinge im Überfluss fand, mehr als seine Leute hätten transportieren können. Der Bischof von Passau und der Herzog von Dalmatien [Anm.: gemeint ist Herzog Berthold IV. von Meranien] folgten mit schweren Waffen und packten, da das Land eingenommen war, ihre Truppen voll mit feindlicher Beute.42

Nachdem der byzantinische Kaiser Isaak II. Angelos durch den von Friedrich I. Barbarossa ausgeübten Druck seine feindselige Haltung gegen die Kreuzarmee aufgab, kamen die Dinge in etwas ruhigere Bahnen. Ende März 1190 überquerten die Kreuzfahrer auf Schiffen, die von Isaak II. zur Verfügung gestellt wurden, die Meerengen. Gänzlich friktionsfrei ging es allerdings noch immer nicht zu. Auch im byzantinisch kontrollierten Nordwesten Kleinasiens kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit einheimischen Kampfverbänden. Laut Ansbert führten diese täglich »Überraschungsangriffe gegen uns, weil wir zu unvorsichtig waren, töteten einzelne, die unbewaffnet waren, und schleppten ihre Habe fort.« Friedrich II. von Perg agierte abermals als, modern gesprochen, Troubleshooter für seinen Kaiser. Am 3.  April 1190 griff er »ihre Geschwader an und machte über sechzig von ihnen nieder, und auch an den anderen Tagen konnte er ihren Hinterhalt vereiteln, indem er tapfer auf sie einschlug.«43 Der Vogt von Perg leistete auch einige Beiträge dazu, dass Friedrich I. Barbarossa mit seinen Streitkräften Kleinasien durchqueren konnte. Ansbert hob ihn bei den Schlachten, welche sie im Mai 1190 auf seldschukischem Gebiet austrugen, ebenfalls als einen Kreuzritter hervor, der »durch besondere Ausdauer und Tapferkeit«44 glänzte. Es waren allerdings dessen letzte Kampfeinsätze. Friedrich  II. von Perg überlebte den alten Kaiser, der am 10. Juni im Fluss Saleph im Süden Kleinasiens ums Leben kam, nur um wenige Wochen. Als die deutschen Truppen Ende Juni Antiochia erreichten, brach unter ihnen eine Seuche aus.45 Unter den vielen Kreuzfahrern, die in den folgenden Wochen ihr Leben ließen, war auch der Krieger aus dem Machland im heutigen Bundesland Oberösterreich. Friedrich II. von Perg starb im Juli 1190 nach 14-monatiger Kreuzfahrt bei Antiochia und wurde im Sankt-Georgs-Kloster nahe der Festung Krak des Chevaliers beigesetzt.46

Friedrich II. von Perg  

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Erbschaften und Besitzverschiebungen

D

ie Kreuzzüge führten in und um Österreich auch zu teils beträchtlichen Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen. Die Gewinner dabei waren in vielen Fällen kirchliche Institutionen. Der Wechsel von Besitztümern vollzog sich oft durch die Veräußerung von Ländereien, die von angehenden Kreuzfahrern getätigt wurde, um ihr kostspieliges Vorhaben finanzieren zu können. Ulrich von Pettau etwa, ein Vollfreier aus der Steiermark, der im Vorfeld des Kreuzzuges Kaiser Heinrichs VI. von 1197/98 als Kreuzfahrer urkundete und im Gefolge Herzog Friedrichs I. nach Palästina gezogen sein dürfte, verkaufte dem Stift Admont um 30 Mark Weide- und Anbauflächen bei Kindberg sowie drei Weingärten bei Gloggnitz, mit der Auflage, sie im Falle seiner Heimkehr zurückkaufen zu können. Im Falle seines Todes sollte dieses Recht auf seinen Bruder übergehen, in der Zwischenzeit der auf den Gütern erzielte Ertrag dem Stift Admont zufallen. Ulrich von Pettau kehrte vom Kreuzzug allem Anschein nach nicht mehr zurück. Ob sein Bruder die Finanzkraft aufbrachte, die Ländereien vom Stift Admont zurückzukaufen, und ob er dies überhaupt wollte, ist unbekannt.47 Wenn sich Adelige zur Teilnahme am Glaubenskrieg entschlossen, die Chance auf Rückkehr aber gering einschätzten oder gar im Heiligen Land als Märtyrer sterben wollten – auch das kam vor –, ließen sie kirchlichen Institutionen großzügige Schenkungen in Form von Ländereien, Bauernhöfen oder Edelmetall zukommen. Dies geschah, weil sie um ihr Seelenheil besorgt waren, oder auch, weil es zum guten Ton gehörte, Derartiges zu tun. Manche unter den wohlhabenden Kreuzfahrern zogen noch eine Art Sicherheitsnetz ein, indem sie verfügten, dass die Schenkung nur erfolgen werde, wenn sie ihren Kreuzzug tatsächlich nicht überleben sollten, so etwa Graf Albert III. von Tirol im Jahr 1217, der vom Fünften Kreuzzug denn auch zurückkehrte. In Summe erhöhte sich das Eigentum so mancher Klöster durch kreuzzugsbedingte Schenkungen und Erbschaften trotzdem erheblich.48 Zuweilen geschah der Wechsel von Besitztümern im Kontext der Kreuzzüge auch in so großem Maßstab, dass dies nicht unerheblich zum Werden Österreichs beitrug. Besonders markant ist der Fall des Grafen Bernhard von Trixen. Als der kinderlose Spanheimer im Zuge der Kleinasien-Odyssee Ottos von Freising im Spätherbst 1147 während der Kämpfe bei Laodikäa ums Leben kam, fielen seine ausgedehnten Ländereien an der unteren Mur, im heutigen Slowenien, aber auch in Kärnten an Ottokar III., dem mit ihm verwandten Markgrafen der Steiermark. Davon sollten schließlich die Babenberger profitieren, die 1192 die Herrschaft über die Steiermark übernahmen.49

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

Kurz davor hatte Leopold V. auch der Tod Friedrichs II. von Perg im Juli 1190 erheblichen territorialen Gewinn beschert. Dieser war der letzte Nachkomme der Herren von Perg gewesen. Die Länder, die der kriegerische Vogt schon vor dem Dritten Kreuzzug infolge seines Totschlagdelikts vom Herzog zu Lehen hatte nehmen müssen, fielen nach seinem Ableben in Antiochia nunmehr endgültig Leopold V. zu.50 Generell gelang es den Babenbergern auffallend oft, von ­kreuzzugsbedingten Todesfällen zu profitieren. Als Bischof Reginbert von Passau während des Zweiten Kreuzzuges starb, avancierte Konrad, der jüngere Bruder Heinrichs II. Jasomirgott und Ottos von Freising zu dessen Nachfolger. Aus der Sicht der Babenberger war dies zweifelsohne ein höchst bedeutender und wohl auch nachhaltig angestrebter Zugewinn. In einer Zeit, in der sie gegen die Welfen um das Herzogtum Bayern rangen, konnte es strategisch nur von Vorteil sein, mit der Leitung in der Diözese Passau eine weitere Schlüsselposition des umkämpften Herzogtums einzunehmen.51

Österreich und Byzanz

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einrich II. Jasomirgott hatte mehrere Gründe, sich glücklich zu preisen, als er Theodora Komnena nach dem Zweiten Kreuzzug als seine Gemahlin in die Heimat führte. Wie es im Hochzeitsgedicht des byzantinischen Hofpoeten Manganeios Prodromos geheißen hatte, wurde der Herzog »glänzender durch ihren Glanz und berühmter durch ihren Ruhm«.52 Schon allein die von Theodora in die Ehe eingebrachten Güter dürften äußerst großzügig bemessen gewesen sein  : Wenn es ihrem kaiserlichen Onkel Manuel I. geboten schien, die Grandeur des Byzantinischen Reiches zu betonen, kannte seine Spendierfreudigkeit kaum Grenzen. König Konrad III. wurde wie erwähnt während des Zweiten Kreuzzuges mit Geschenken überhäuft und mit byzantinischen Schiffen ausgestattet, als er 1148 nach seinem ersten ausgedehnten Aufenthalt am Bosporusnach Palästina fahren wollte, um dort seinen Kreuzzug fortzusetzen. Über die Ausstattung einer anderen Nichte Manuels  I., die ebenfalls Theodora hieß und 1158 König Balduin III. von Jerusalem heiratete, berichtete Wilhelm von Tyrus, der Chronist des Königreichs Jerusalem, ihre Mitgift habe 100.000 Goldstücke betragen, weiters habe der Kaiser 10.000 Goldstücke für die Hochzeitsausgaben aufgewandt und der Braut selbst Gold, Edelsteine, Kleider, Perlen, Tapisserien, Seidenzeug und kostbare Gefäße im Wert von 40.000 Goldstücken spendiert.53 Es ist davon auszugehen, dass Manuel  I. beim Ehebündnis mit Heinrich  II. Jasomirgott, welches Österreich und Byzanz 

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21  Die Pantaleonskapelle in Mödling (auch als Karner bezeichnet) – der untere Teil, eine dem heiligen Pantaleon geweihte Rundkapelle, wurde im späteren 12. Jahrhundert unter Heinrich dem Älteren von Mödling errichtet, der obere Teil stammt aus dem späten 17. Jahrhundert.

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

22  Der Innenraum der Johanneskapelle in Pürgg.

die damals neu verhandelte Waffenallianz zwischen dem Heiligen ­Römischen Reich und dem Byzantinischen Reich bekräftigen sollte, an der der Kaiser großes Interesse nahm, ähnlich opulente Großzügigkeit walten ließ. Aus der Sicht Heinrichs II. war der politische Wert dieser Hochzeit vermutlich noch höher zu veranschlagen als der materielle. Zweifelsohne steigerte es sein Ansehen, mit einer Prinzessin des altehrwürdigen und immer noch mächtigen Oströmischen Reiches verheiratet zu sein. Dass er nicht nur mit dem westlichen Kaisergeschlecht der Staufer, sondern nun auch noch mit der östlichen Kaiser­ dynastie der Komnenen verwandt war, verschaffte ihm unter den Fürsten des Heiligen Römischen Reiches ein politisch wertvolles Alleinstellungsmerkmal. Bei den heiklen Verhandlungen um die Preisgabe des Herzogtums Bayern und entsprechende Entschädigungen für diesen beträchtlichen Machtverlust wird Heinrich II. Jasomirgott die vornehme Herkunft seiner Gemahlin nicht g­ eschadet haben. Nicht umsonst wurde Theodora Komnena von Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Privilegium minus mit dem ehrenden Beiwort »allerdurchlauchtigst«54 bedacht. Was nun die konkreten Resultate betrifft, welche die Verbindung mit Byzanz in Österreich zeitigte, wurde deren Bedeutung in früheren Zeiten manchmal etwas übertrieben. Der Präsenz der Theodora Komnena im Land der Babenberger Österreich und Byzanz 

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maß man zuweilen Folgewirkungen bei, die nicht belegt, sondern bestenfalls vermutet werden können. Die Einschätzung etwa, dass die byzantinische Prinzessin »mit einem großen Gefolge in ihre neue Heimat« kam, »griechisch-oströmisches Brauchtum nach Österreich« brachte und den »Beginn einer dauernden griechischen Kolonie in Wien«55 einläutete, lässt sich mangels entsprechender Quellen­ hinweise nicht absichern.56 Generell ist von Theodora Komnena zu wenig über­liefert, um ihr Wirken in Österreich oder gar ihre Persönlichkeit halbwegs erkennbar zu machen. Zu den wenigen Dingen, die wir über sie tatsächlich wissen, gehört neben der ihr im Privilegium minus 1156 zugestandenen Belehnung mit dem Herzogtum Österreich die Teilnahme an einer diplomatischen Mission im Jahr 1166  ; damals reiste Theodora Komnena an der Seite ihres Gemahls im Auftrag Friedrichs I. Barbarossa nach Sofia, um bei einem Zusammentreffen mit Kaiser Manuel  I. Unstimmigkeiten zwischen den beiden Kaiserreichen auszuräumen, ein Versuch, der allerdings keine konkreten Ergebnisse zeitigte.57 Als sie knapp zwei Jahrzehnte später starb, wurde sie von den Zwettler Annalen wird als nobilissima ducissa Austrie bezeichnet, was darauf hindeutet, dass sie sich als Herzogin einiges an persönlichem Ansehen im Land erworben hatte.58 Über Theodora Angela schließlich, die Gemahlin Leopolds VI., ist wenig mehr bekannt, als dass sie ihrem Ehemann drei Söhne und vier Töchter schenkte und nach dessen Tod mit ihrem ältesten Sohn Friedrich II. in Streit geriet  ; abgesehen davon verblieben der Nachwelt einige von ihr unterzeichnete Urkunden und ein Siegel der Fürstin. Vom letzten Babenberger-Herzog Friedrich II. hieß es, er habe noch zu Lebzeiten seines Vaters ebenfalls eine Byzantinerin geheiratet, sich auf Betreiben Leopolds  VI. aber bald von ihr trennen müssen  ; über diese Frau ist indessen so wenig bekannt, dass weder ihr Name noch ihre Herkunft gesichert sind.59 Über das Wirken der byzantinischen Prinzessinnen in Österreich gibt es zwar nur wenige Informationen, byzantinische Einflüsse machten sich im babenbergischen Herrschaftsraum und darüber hinaus indessen durchaus bemerkbar, so zum Beispiel auf künstlerischer Ebene. Oströmische Stilelemente finden sich in Handschriften-Miniaturen, die in einer Reihe von Klöstern angefertigt wurden, aber auch in Wandmalereien, die in spätbabenbergischer Zeit entstanden.60 Die Fresken der Pantaleonskapelle in Mödling etwa weisen byzantinische Einflüsse auf. Gleiches gilt für die Johanneskapelle von Pürgg im Ennstal. Die Ausgestaltung der Pantaleonskapelle könnte eine Rückwirkung der Präsenz Theodora Komnenas in Österreich gewesen sein, da dieses Gotteshaus unter ihrem kunstsinnigen jüngeren Sohn Heinrich oder dessen gleichnamigem Sohn erbaut wurde, den beiden »Herzögen« von Mödling.61 182 | 

Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern

Ähnliches wurde gelegentlich auch bei der Johanneskapelle von Pürgg vermutet, da deren vermutlicher Stifter, der steirische Markgraf Ottokar III., ein Zeitgenosse der Herzogin Theodora Komnena war und in Kontakt zum Babenbergerhof stand. Eine Linie von der byzantinischen Gemahlin Heinrichs II. Jasomirgott über Ottokar III. bis hin zu den Wandmalereien in der am Fuß des Grimming gelegenen Kapelle zu ziehen erscheint freilich etwas gewagt.62 Eine mehr kuriose denn politisch wirklich bedeutsame Konsequenz der byzantinischen Präsenz in Österreich war, dass Wien auf einigen wenigen Urkunden in Anlehnung an die griechische Sprache »Windopolis« genannt wurde, wahrscheinlich ein Indiz dafür, dass Heinrich  II. seiner neuen Residenzstadt etwas mehr Glanz im Stile Konstantinopels verleihen wollte. Vielleicht – auch das lässt sich nicht ausschließen – wollte der Herzog seiner byzantinischen Gemahlin die vergleichsweise immer noch bescheidene Ansiedlung auf diese Weise ein wenig schmackhafter machen.63

Österreich und Byzanz 

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Zeitenwende

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ls Leopold VI. im Sommer 1219 vom Fünften Kreuzzug zurückkehrte, dichtete Walther von der Vogelweide ihm jubelnde Zeilen entgegen  : »Herzog von Österreich, es ist euch gut gelungen, und so herrlich, daß wir nicht anders können, als Sehnsucht nach euch empfinden.« Die Glocken würden bei seiner Heimkehr läuten, prophezeite Walther dem Herzog, man werde ihn anstarren wie ein Wunder, ihn, der nun von Sünde und Schande frei sei. Seiner Lobpreisung fügte Walther von der Vogelweide eine durchaus kecke Forderung hinzu. Leopold VI. möge seinen Ruhm zuhause zur Vollendung führen, dass »niemand euch zum Schimpf sagen kann, ihr wäret besser mit Ehren dort geblieben.«1 Was in den Zeilen des Spruchdichters für Leopold  VI. natürlich nicht auftauchte, war ein Hauch von Skepsis gegenüber dem Kreuzzugswesen. Das konnte Walther von der Vogelweide sich schon aufgrund der Tatsache nicht leisten, dass er von Zuwendungen abhängig war. Aber auch abseits wirtschaftlicher Zwänge wäre Kritik am Glaubenskrieg im frühen 13. Jahrhundert, als die von Papst Inno­ zenz III.nach vorne gepeitschte Kreuzzugspropaganda einen Höhepunkt erlebte, außergewöhnlich gewesen. Zeitgenossen, die es wagten, die Richtigkeit des Kreuzzugsbewegung zumindest ansatzweise in Frage zu stellen, befanden sich in der Minderzahl. Zu ihnen zählte der Dichter Wolfram von Eschenbach, der in seiner Verserzählung Willehalm das Töten von Andersgläubigen in etwas verklausulierter Form als Sünde bezeichnete.2 Bemerkenswert ist auch eine Anmerkung, die Oliver von Paderborn nach dem Fünften Kreuzzug in den Schlussworten seiner Historia Damiatina niederschrieb. Sie bezog sich auf das Verhalten, das al-Kamil und seine Untertanen nach deren Sieg bei Mansura gegenüber der geschlagenen Kreuzarmee an den Tag legten. Die, deren Eltern, Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern wir unter diversen Foltern töteten, die, deren Besitz wir wegnahmen und die wir nackt von ihren Wohnorten vertrieben, belebten uns, als wir vor Hunger vergingen, mit ihrer eigenen Nahrung und behandelten uns freundlich und mit vielen Wohltaten, obwohl wir uns in ihrer Gewalt und Macht befanden.3

Die Einsicht Olivers von Paderborn war indessen begrenzt. Er führte die Milde der Muslime auf göttliches Eingreifen zurück4 und ließ sich auch nach dem Zeitenwende 

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Abzug aus Damiette von seinem Wirken für die Kreuzzugsbewegung nicht im Mindesten abhalten. Dennoch klang in seinen Worten so etwas wie Beschämung über die menschliche Größe des Gegners durch. Welche Erkenntnisse die Babenberger von ihren Kreuzzügen mitnahmen, ob es auch bei manchen von ihnen eine ähnlich geartete Nachdenklichkeit gab, wissen wir nicht. Ein kleines Fragezeichen ist lediglich hinter Leopold VI. zu setzen. Dass der Paradekreuzritter der 1210er Jahre nach seiner Rückkehr von Damiette 1219 so sehr auf Distanz zum Glaubenskrieg ging und sich nicht einmal von Kaiser und Papst zu weiteren bewaffneten Aktivitäten im Zeichen des K ­ reuzes überreden lassen wollte, erscheint doch etwas auffällig. Der Gedanke, nach mehreren Jahren maximalen Einsatzes in Palästina, Ägypten, Südfrankreich und Spanien genug für die Kreuzzugsbewegung getan zu haben, dürfte dabei eine Rolle gespielt haben, vielleicht trugen auch sein Alter und das bei den Feldzügen Erlebte zu seiner plötzlichen Zurückhaltung bei. Dass sich grundsätzliche Zweifel am Glaubenskrieg bei ihm eingeschlichen hatten, erscheint weniger naheliegend. Völlig ausschließen kann man es jedoch nicht. Nach seiner Rückkehr von Damiette tat Leopold VI. in gewisser Hinsicht das von Walther von der Vogelweide Gewünschte. In den elf Lebensjahren, die ihm noch blieben, führte er die babenbergische Herrschaft über Österreich zu ihrem Zenit. Die Ära Leopolds VI. galt bald nach dessen Tod als »goldene Zeit«5, geprägt von weitgehendem Frieden, wirtschaftlicher Prosperität und politisch stabilen Zuständen. Die österreichische Beteiligung an den Kreuzzügen erreichte unter Leopold VI. ihren Höhepunkt und endete mit ihm. Während der Herrschaft seines einzigen überlebenden Sohnes Friedrich II. (👑1230 – 1246) fand zwar ein großes Orientunternehmen statt, der so genannte Kreuzzug der Barone (1239 – 1241), doch das Papsttum hatte seine Kreuzzugsappelle für dieses Unternehmen hauptsächlich an England und Frankreich, nicht aber an das Heilige Römische Reich gerichtet. Herzog Friedrich  II. hätte für eine langwierige Militärexpedition nach Outremer aber vermutlich ohnehin keine Zeit gehabt, denn politisches Augenmaß und diplomatisches Geschick, die seinen Vater ausgezeichnet hatten, fehlten ihm. Der »Streitbare«, wie er später durchaus treffend genannt wurde, lag mit praktisch allen seinen Nachbarn über Kreuz und hatte im Zuge mehrerer kriegerischer Verwicklungen alle Hände voll zu tun, die babenbergischen Besitzstände zu wahren. Fast auf den Tag genau 100 Jahre nach Heinrich II. Jasomirgott trug am 15. Juni 1246 auch er eine Schlacht an der Leitha gegen Ungarn aus. Während sein Urgroßvater das Gefecht verloren, aber überlebt hatte, kam Friedrich II. auf dem Schlachtfeld ums Leben, während seine Truppen den Sieg davontrugen.6 186 | 

Zeitenwende

Der Tod des kinderlos gebliebenen Herzogs bedeutete das Ende des Hauses Babenberg in männlicher Linie (die von Heinrich dem Älteren von Mödling eröffnete Nebenlinie der Dynastie war bereits einige Jahre zuvor erloschen). Eine Woche nach Friedrich  II. starb auch seine Mutter Theodora Angela. Laut zeitgenössischen Quellen war der Schmerz, nun auch ihren letzten Sohn überlebt zu haben, zu viel für sie. Mit ihrem Tod riss die Verbindung Österreichs zu Byzanz endgültig ab, wenngleich sich die Frage stellt, ob es zwischen der Prinzessin, deren Dynastie knapp nach ihrer Hochzeit mit Leopold VI. gestürzt worden war, und Konstantinopel überhaupt noch nennenswerte Verbindungen gegeben ­hatte.7 In den von den Babenbergern regierten Ländern entstand nach dem Tod Herzog Friedrichs II. ein Interregnum, in das König Ottokar II. Přemysl von Böhmen für einige Zeit mit beträchtlichem Erfolg vorstieß. Bald nach dem Ende der ersten großen österreichischen Fürstendynastie gab es auch im Heiligen Römischen Reich einen Epocheneinschnitt. 1250 starb Kaiser Friedrich II., der bereits fünf Jahre zuvor von Papst Innozenz IV. formell abgesetzt worden war. Mit dem Ende des staufischen Kaisertums kam es auch im Heiligen Römischen Reich zu einem Interregnum mit schwach ausgeprägter monarchischer Herrschaft. Es endete erst 1273 mit der Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg zum König des Heiligen Römischen Reiches. Dieser beendete 1282 auch das österreichische Interregnum, indem er seine beiden Söhne mit den einst babenbergischen Ländern belehnte und damit die habsburgische Hausmachtstellung in Österreich begründete. Wie es der Zufall wollte, fand parallel zum Ende der Babenberger und des staufischen Kaisertums auch im Orient eine einschneidende Zäsur statt. 1250 wurde der letzte faktisch herrschende ayyubidische Sultan von Ägypten ermordet. Die dafür verantwortliche Kriegerkaste der Mamluken zog in weiterer Folge stufenweise die Macht in Ägypten an sich. Eines ihrer zentralen Ziele bestand darin, die Kreuzfahrerstaaten zu vernichten. Ab den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts suchten die Mamluken Outremer mit einer Serie von Feldzügen heim, nahmen den Kreuzfahrern Stadt um Stadt und drängten sie auf einen schmalen, immer kürzer werdenden Küstenstreifen zurück. Die Anstrengungen des Abendlandes, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fielen zu schwach aus. Die Kreuzzugsbewegung hatte ihren Zenit mittlerweile überschritten. Für große multinationale Militärexpeditionen in den Orient, wie sie zu Zeiten des Dritten oder des Fünften Kreuzzuges noch stattgefunden hatten, war die Uhr um die Mitte des 13. Jahrhunderts abgelaufen. Lediglich Frankreichs König Ludwig IX. (👑1226 – 1270) brach noch zwei Mal mit groß dimensionierZeitenwende 

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23  Château Pèlerin.

ten Streitkräften in den Orient auf, scheiterte aber beide Male. Ein von Papst Gregor X. (👑1271 – 1276) geplanter Kreuzzug, bei dem der erste Herrscher des Hauses Habsburg, Rudolf I., eine Hauptrolle hätte spielen sollen, kam nicht mehr zustande. Bald darauf war das Schicksal Outremers besiegelt. Im Mai 1291 wurde Akko nach einer erbitterten Abwehrschlacht von den Mamluken erobert. Der Fall der faktischen Kreuzfahrerhauptstadt ­demoralisierte die verbliebenen fränkischen Kräfte so sehr, dass sie in Windeseile ihre letzten Städte im Orient aufgaben. Sie räumten sowohl Tyrus als auch Beirut und Sidon, deren Eroberung unter Beteiligung Herzog Friedrichs I. ein knappes Jahrhundert zuvor geglückt war. Die Templer krallten sich nach dem Fall von Akko noch knapp drei Monate in Château Pèlerin fest, an dessen Bau Herzog Leopold VI. mitgewirkt hatte. Am 14. August 1291 räumten sie diese letzte große Festung der Kreuzritter im Heiligen Land und verloren damit, wie sich bald zeigen sollte, ihre Existenzberechtigung. Wenige Jahre nach ihrem Abzug aus Outremer wurden sie vom französischen König Philipp IV. zerschlagen.8 Den beiden anderen Ritterorden hingegen gelang, woran die Templer scheiterten. Sie schufen sich neue Standbeine, von denen aus sie sich reorganisieren konnten. Während die Johanniter zunächst Rhodos, später Malta zu ihrer Opera188 | 

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tionsbasis machten, wurde für den Deutschen Ritterorden der Nordosten Europas zum Hauptbetätigungsfeld. Im Baltikum hatte schon vor dem Untergang von Outremer ein vom Papsttum ausdrücklich geförderter Christianisierungskrieg begonnen, an dessen Spitze die Deutschritter getreten waren. Bald nach dem Fall von Akko verlegten sie ihr Hauptquartier nach Marienburg und setzten den schon im 13. Jahrhundert begonnenen Aufbau eines eigenen Staatswesens um. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts erstreckte sich der Deutschordensstaat über ein rund 200.000 Quadratkilometer großes Territorium. ***

Würde man den Versuch unternehmen, die Bedeutung der babenbergischen Herrschaft an den Dingen festzumachen, die in Österreich von ihnen erhalten geblieben sind, käme man nicht weit. Die Babenberger übten entscheidenden Einfluss auf das Werden Österreich aus und drückten dem Land in vielfacher Hinsicht ihren Stempel auf. Zu sehen ist davon allerdings kaum noch etwas. Von den unter ihnen geschaffenen Bauwerken blieb mit Ausnahme einiger freilich bedeutender Klosteranlagen wie Heiligenkreuz oder Lilienfeld wenig erhalten. In Wien fielen die Bauten aus der spätbabenbergischen Zeit fast zur Gänze den massiven Aus- und Umbaumaßnahmen zum Opfer, die in der späteren Reichshaupt- und Residenzstadt der Donaumonarchie vorgenommen wurden. Von den Babenbergern selbst gibt es keine zeitgenössischen Gemälde und Statuen, von ihnen sind kaum Zitate oder Redewendungen überliefert. Im Gegensatz zu ihren Nachfolgern, den Habsburgern, ist die erste österreichische Herrscherdynastie heute kaum noch greifbar. Die Kreuzzugsrelikte in Österreich und der Steiermark sind in ihrer Dimension noch überschaubarer. Zu den prominentesten unter ihnen zählen die Kreuzreliquie, die Leopold  V. von seiner Pilgerfahrt 1182 mitbrachte und dem Stift Heiligenkreuz vermachte, sowie die von Leopold VI. knapp vier Jahrzehnte später, während des Fünften Kreuzzuges, erworbene Kreuzreliquie, die er dem von ihm gegründeten Stift Lilienfeld übergab. Von den beiden Klöstern im Wienerwald und im Traisental sorgsam verwahrt, überdauerten die beiden Reliquien die Zeit weitgehend unbeschadet und werden an den Kreuzerhöhungssonntagen den Gottesdienstbesuchern gezeigt.9 Ein spezielles Relikt der Verbindung Österreichs zu den Kreuzzügen befindet sich im 1. Wiener Gemeindebezirk in der Singerstraße 7  : der Hauptsitz des Deutschen Ordens. Er wurde im frühen 19.  Jahrhundert im Kontext der napoleonischen Kriege in die einstige Residenzstadt der Babenberger verlegt, von denen drei Zeitenwende 

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24  Das Deutschordenshaus in Wien, seit dem frühen 19. Jahrhundert Sitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens, im Hintergrund der Stephansdom.

Herzöge an der Wiege des Ordens gestanden hatten. Gelegen nahe dem Stephansdom, widmet sich der Orden natürlich längst »nicht mehr de[m] zeitgebundene[n] Kampf mit dem Schwert«10. Vielmehr ist die ursprünglich aus Gründen der Wohltätigkeit entstandene Gemeinschaft heute, viele Jahrhunderte später, abermals hauptsächlich karitativ tätig. Insofern hat sich hier ein Kreis geschlossen, der im späten 12. Jahrhundert vor den Mauern von Akko seinen Anfang nahm, als einige Kreuzfahrer unter einem Schiffssegel ein improvisiertes Lazarett betrieben, einige Monate lang im Beisein Herzog Leopolds V. von Österreich. Die immense Bedeutung der Kreuzzugsbewegung mag heute physisch nicht mehr sichtbar sein. Welch Gewicht sie hatte, wird jedoch in den zeitgenössischen Quellen deutlich. Das Thema Glaubenskrieg war während des Hochmittelalters dermaßen dominant, dass es kaum einen Geschichtsschreiber in Mittel- oder Westeuropa gab, der die Kreuzzüge in den Orient unerwähnt ließ.11 Das zeigt sich auch in den Chroniken, die während des 12. und 13. Jahrhunderts im Herrschaftsraum der Babenberger geführt wurden. Selbst in österreichischen Aufzeichnungen, die nur bruchstückhaft erhalten sind, finden sich Einträge zu den Kreuzzügen.12 190 | 

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In diesen Anmerkungen finden sich keine Hinweise über die Rückwirkungen, welche die Glaubenskriege auf die Bevölkerung im Herrschaftsraum der Babenberger ausübten. In den von Geistlichen angefertigten, ohnehin sehr knapp gehaltenen zeitgenössischen Chroniken des 12. und frühen 13. Jahrhunderts fanden die Menschen, die nicht dem Adel angehörten, kaum Erwähnung. Dennoch ist mit Gewissheit davon auszugehen, dass die ungeheuer aufwändigen und opferreichen Orientkriege an den Untertanen der Babenberger alles andere als spurlos vorüber gingen. Die Tiefenwirkung, welche die Kreuzzüge auf sie ausübten, lässt sich kaum überschätzen.

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Anmerkungen Einleitung 1 Riley-Smith, Jonathan  : Wozu heilige Kriege  ? Anlässe und Motive der Kreuzzüge, Berlin 2003, S. 128. 2 Tyerman, Christopher  : The Crusades. A Very Short Introduction, Oxford/New York 2004, S.  9. Als beispielsweise der drittletzte Babenberger-Herzog Friedrich  I. während des Kreuzzuges von 1197/98 den Tod fand, hieß es in den Annalen des Stiftes Admont  : Fridericus dux Austrie in peregrinatione sancte crucis obiit (Continuatio Admuntensis, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 579 – 593, hier  : S. 588), und in einer anderen zeitgenössischen Chronik  : Fridericus dux Austria et multi principes Alamanie cruce signantur  ; secundo anno in peregrinatione obiit (Continuatio Praedicatorum Vindobonensium, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 724 – 732, hier  : S. 726). 3 Runciman, Steven  : Geschichte der Kreuzzüge, München 1995, S. 935. 4 Oliver von Paderborn  : Historia Damiatina, in  : Die Schriften des Kölner Domscholasters, späteren Bischofs von Paderborn und Kardinal-Bischofs von S. Sabina Oliverus, herausgegeben von Dr. Hoogeweg, Tübingen 1894, S. 159 – 282, hier  : S. 236.

Markgräfin Ida und der Kreuzzug von 1101 1 Mayer, Hans Eberhard  : Geschichte der Kreuzzüge, Stuttgart 2005, S. 14 – 22, 37 – 40, 53 – 59  ; Riley-­ Smith, Jonathan  : Die Kreuzzüge, Darmstadt 2020, S. 56 – 83, 87  ; Asbridge, Thomas  : Die Kreuzzüge, Stuttgart 2010, S. 19, 45 – 59  ; Runciman, S. 102 – 113, 119 – 121, 132 – 137  ; Housley, Norman  : Die Kreuzritter, Stuttgart 2004, S. 9 – 15, 21 – 24  ; siehe auch  : Borst, Arno  : Lebensformen im Mittelalter, Berlin 2004, S. 334. 2 Lechner, Karl  : Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976 – 1246, Wien/Köln/ Weimar 1994, S. 75, 93 – 95, 118 f.; Pohl, Walter/Vacha, Brigitte  : Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, Graz/Wien/Köln 1995, S. 89, 144. 3 Duncalf, Frederic  : The First Crusade  : Clermont to Constantinople, in  : Baldwin, Marshall W. (Hg.)  : The first hundred years, Madison 1969, S. 253 – 279  ; hier  : S. 258 – 263, 268  ; Runciman, S. 120 f., 142  ; Pohanka, Reinhard  : Österreich im Mittelalter, Wien 2002, S. 93  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 77  ; Housley, S. 24. 4 Ekkehard von Aura  : Ekkehardi chronicon universale ad a. 1106, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, MGH SS 6, Hannover 1844, S. 33 – 231, hier  : S. 215. 5 Runciman, S. 136 f.; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 88. 6 Albert von Aachen  : Chronicon Hierosolymitanum, id est, de bello sacro historia exposita libris XII. Pars prima, herausgegeben von Reiner Reineccius, Helmstedt 1584, S. 5. 7 Röhricht, Reinhold  : Die Deutschen im Heiligen Lande. Chronologisches Verzeichnis derjenigen Deutschen, welche als Jerusalempilger und Kreuzfahrer sicher nachzuweisen oder wahrscheinlich anzusehen sind (c. 650 – 1291), Innsbruck 1894, S. 9 – 21. 8 Runciman, S. 119 – 121. 9 Scheibelreiter, Georg  : Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren, Wien/Köln/Weimar 2010, S. 153 f. Anmerkungen 

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10 Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 16  ; Juritsch, Georg  : Geschichte der Babenberger und ihrer Länder (976 – 1246), Innsbruck 1894, S. 119. 11 Cate, James Lea  : The Crusade Of 1101, in  : Baldwin, Marshall W. (Hg.)  : The first hundred years, Madison 1969, S. 343 – 367, hier  : S. 343 – 350  ; Runciman, S. 285, 291, 296 f., 317 f., 332 – 341  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 109 – 111. 12 Annales Sancti Rudberti Salisburgenses, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 758 – 810, hier  : S. 774. 13 Chroniques des Comtes d’Anjou et des Seigneurs d’Amboise, herausgegeben von Auguste Picard, Paris 1913, S. 102. 14 Pohl/Vacha, S. 144  ; Wattenbach, Wilhelm  : Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts (2 Bände), Berlin 1893 – 1894, hier  : II., S. 317 f. 15 Lechner, S. 112  ; Scheibelreiter, S. 134, 138 f., 151, 155. 16 Kühnel, Harry  : Das Alltagsleben in Österreich zur Babenbergerzeit, in  : Zöllner, Erich (Hg.)  : Das babenbergische Österreich (976 – 1246), Wien 1978, S. 98 – 118, hier  : S. 110. 17 Der britische Historiker Steven Runciman vermerkte hinsichtlich Idas Motivation in etwas eigenwilliger Manier, die Babenbergerin sei »eine der großen Schönheiten ihrer Zeit« gewesen, »die jetzt, da ihre Jugend vorüber war, nach der frommen Erregung des Kreuzzuges verlangte« (Runciman, S. 341). 18 Scheibelreiter, S. 154. 19 Jaspert, Nikolas  : Die Wahrnehmung der Muslime im lateinischen Europa der späten Salierzeit, in  : Schneidmüller, Bernd/Weinfurter, Stefan (Hg.)  : Salisches Kaisertum und neues Europa. Die Zeit Heinrichs IV. und Heinrichs V., Darmstadt 2007, S. 307 – 340, hier  : S. 328 f. 20 Housley, S. 8. 21 Cate, S. 359 f.; Runciman, S. 341. 22 Erbstösser, Martin  : Die Kreuzzüge. Eine Kulturgeschichte, Berlin 1996, S. 36 f.; Runciman, S. 328 f. 23 Anna Komnena  : Alexias, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Diether Roderich Reinsch, Köln 1996, S. 334 f. 24 Frankopan, Peter  : Kriegspilger. Der Erste Kreuzzug, Berlin 2017, S. 202 – 204, 207 f.; Runciman, S. 140, 147, 152. 25 Albert von Aachen, S. 192. Ekkehard von Aura, der den Kreuzzug des Jahres 1101 bis Konstantinopel mitmachte, ging in seiner Chronik auf das Thema Lehnseid nicht explizit ein. Stattdessen erwähnte er, die Fürsten hätten »jeden Tag Unterredungen mit dem Kaiser« geführt, doch nannte er jene dabei nicht namentlich. Er könnte damit ausschließlich Wilhelm IX. und Welf IV. oder aber auch die beiden Herzöge und Markgräfin Ida gemeint haben (Ekkehard von Aura, S. 220). 26 Scheibelreiter, S. 154, siehe auch S. 138, 165, 187. 27 Albert von Aachen, S. 191. 28 Cate, S.  354 – 362  ; Runciman, S.  183, 335 – 343  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S.  110 f.; Maalouf, Amin  : Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber, München 2004, S. 79 f.; Mayer, S. 88 f. 29 Ekkehard von Aura, S. 221. 30 Albert von Aachen, S. 193. 31 Fulcher von Chartres  : Historia Hierosolymitana (1095 – 1127), herausgegeben von Heinrich Hagenmeyer, Heidelberg 1913, S. 431 f. 32 Chroniques des Comtes d’Anjou et des Seigneurs d’Amboise, S. 103. 33 Historia Welforum, neu herausgegeben, übersetzt und erläutert von Erich König, Berlin 1938, S. 22. 34 Jaspert, S.  313 f., 320 f., 326  ; Leeb, Rudolf/Liebmann, Maximilian/Scheibelreiter, Georg/Tropper,

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Anmerkungen

Peter G.: Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart, Wien 2003, S. 44. 35 Runciman, S. 343 f.; Mayer, S. 89  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 114.

Heinrich II. Jasomirgott, Otto von Freising und der Zweite Kreuzzug (1147 – 1149) 1 Runciman, S. 382 – 412, 476 f., 487 f., 540 – 542, 552 – 560  ; Mayer, S. 93 – 98, 102, 119 – 126. 2 Scheibelreiter, S. 157 – 168, 170 – 172, 186 – 193  ; Lechner, S. 120 f., 123, 131, 136, 144 – 148  ; Pohl/ Vacha, S. 130 – 133, 142 – 145. 3 Ehlers, Joachim  : Otto von Freising. Ein Intellektueller im Mittelalter, München 2013, S. 38 f. 4 Otto von Freising  : Chronica sive Historia de Duabus Civitatibus, herausgegeben von Adolf Hofmeister, Hannover/Leipzig 1912, S. 317  ; Goetz, Hans-Werner  : Das Geschichtsbild Ottos von Freising. Ein Beitrag zur historischen Vorstellungswelt und zur Geschichte des 12. Jahrhunderts, Köln/ Wien 1984, S. 28 f. 5 Ehlers, S. 28  ; Haid, Kassian  : Otto von Freising, Bregenz 1933, S. 54 f.; Goetz, S. 36, 267, 285, 288. 6 Ehlers, S. 28. 7 Otto von Freising  : Gesta Friderici I. Imperatoris, herausgegeben von G. Waitz, Hannover/Leipzig 1912, S. 52. 8 Dopsch, Heinz/Brunner, Karl/Weltin, Maximilian  : Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter, Wien 1999, S. 129. 9 Lohrmann, Klaus  : Die Babenberger und ihre Nachbarn, Wien/Köln/Weimar 2020, S. 258 f., 269 –  275  ; Scheibelreiter, S. 196 f. 10 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 52. 11 Scheibelreiter, S. 213, 224, 377. 12 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 61 f. 13 Mayer, S. 126  ; Juritsch, S. 181 f. 14 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 61. 15 Brunner, Karl  : Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, Wien 1994, S. 377  ; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich IV/1  : Ergänzende Quellen 976 – 1194, bearbeitet von Heinrich Fichtenau, Erich Zöllner und Heide Dienst, Wien 1968, S. 123. 16 Berry, Virginia B.: The Second Crusade in  : Baldwin, Marshall W. (Hg.)  : The first hundred years, Madison 1969, S. 463 – 512, hier  : S. 483 f.; Runciman, S. 563 – 565  ; siehe auch  : Kugler, Bernhard  : Studien zur Geschichte des Zweiten Kreuzzuges, Stuttgart 1866, S. 111 – 113 sowie Juritsch, S. 185 f. 17 Lilie, Ralph-Johannes  : Byzanz und die Kreuzzüge, Stuttgart 2004, S. 88 f., 96 – 100  ; Berry, S. 484 –  486, 490, 495  ; Runciman, S. 563 – 565, 570 – 572  ; Asbridge, S. 240 f. 18 Sulger, Arsenius  : Annales imperiales monasterii Zwifaltensis, Augustae Vindelicorum 1698, S. 118  ; Kugler, S. 11, 150. 19 Berry, S. 495 f.; Runciman, S. 572  ; Röhricht, Reinhold  : Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge (2 Bände), Berlin 1874 – 1878, hier  : II, S. 71 f. 20 Odo von Deuil  : De profectione Ludovici VII in Orientem, herausgegeben von J.P. Migne, Paris 1855, S. 32, 62 f.; Runciman, S. 574. 21 Berry, S. 497 f.; Runciman, S. 574 f.; Preiser-Kapeller, Johannes  : Von Ostarrichi an den Bosporus. Ein Überblick zu den Beziehungen im Mittelalter, in  : Pro Oriente Jahrbuch 2010 (Wien 2011), S. 66 – 77, hier  : S. 68. 22 Berry, S. 498 – 503  ; Runciman, S. 575 – 578. Anmerkungen 

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23 Sulger, S. 118  ; Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 81. 24 Annales Reichersbergenses a. 921 – 1167, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 16, Hannover 1859, S. 443 – 476, hier  : S. 462  ; Odo von Deuil, S. 61. 25 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 90. 26 Wilhelm von Tyrus  : Geschichte der Kreuzzüge und des Königreichs Jerusalem, neu bearbeitet von Manfred Hiebl nach der Übersetzung von G. und R. Kausler, S. 257. 27 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 89  ; siehe auch Kugler, S. 183 f. 28 Wilhelm von Tyrus, S. 257. 29 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 89. 30 Armstrong, Karen  : Jerusalem – die heilige Stadt, München 1998, S. 404 f.; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 124  ; Millgram, Abraham E.: A short history of Jerusalem, Northvale 1998, S. 73  ; Runciman, S. 595, 620  ; Hiyari, Mustafa A.: Crusader Jerusalem 1099 – 1187 AD, in  : Asali, K.J. (Hg.)  : Jerusalem in History, Buckhurst Hill 1989, S. 130 – 176, hier  : S. 142 f., 162 f. 31 Hunt, Lucy-Anne  : Artistic and Cultural Inter-Relations between the Christian Communities at the Holy Sepulchre in the 12th Century, in  : O’Mahony, Anthony/Gunner, Göran/Hintlian, Kevork (Hg.)  : The Christian Heritage in the Holy Land, London 1995, S. 57 – 96, hier  : S. 61 – 63. 32 Sultan Saladin wandelte die St.-Anna-Kirche nach der Eroberung Jerusalems 1187 in eine Koranschule um. In späteren Jahrhunderten wurde sie phasenweise als Stall für Pferde und Kamele genutzt, ehe die französische Regierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts daranging, die Kirche zu renovieren. Ben-Arieh, Yehoshua  : Jerusalem in the 19th Century. The Old City, Jerusalem/New York 1984, S. 171 – 173. 33 Mayer, S. 108 f. 34 Armstrong, S. 412 f., 417  ; Erbstösser, S. 164 – 171  ; Runciman, S. 620 – 624. 35 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 89. 36 Tyerman, Christopher  : God’s War. A new History of the Crusades, London 2007, S.  330 – 335  ; Berry, S. 505, 507. 37 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 89. 38 Wilhelm von Tyrus, S. 259. 39 Berry, 507 f.; Kugler, S. 189 f., 197  ; Runciman, S. 585 f. 40 Wilhelm von Tyrus, S. 261. 41 Karabacek, Joseph  : Beiträge zur Geschichte der Mazjaditen, Leipzig 1874, S. 123. 42 Ebd., S. 124. 43 Scheibelreiter, S. 200. 44 Wilhelm von Tyrus, S.  262 f.; Tyerman, God’s War, S.  332 – 335  ; Runciman, S.  586 – 589  ; Berry, S. 508 – 510  ; Kugler, S. 197 – 205. 45 Maalouf, S. 165. 46 Runciman, S. 588, 592  ; Tyerman, God’s War, S. 332 – 335  ; Mayer, S. 132 – 134. 47 Scheibelreiter, S. 199  ; Lechner, S. 149  ; Pohl/Vacha, S. 150 f. 48 Preiser-Kapeller, Von Ostarrichi an den Bosporus, S. 69. 49 Scheibelreiter, S. 196, 199. 50 Dabei handelt es sich um einen namentlich nicht bekannten Dichter, der den nachweisbaren byzantinischen Poeten Theodoros Prodromos nachahmte und daher mit dem Namen »anonymer Prodromos« versehen wurde. Rhoby, Andreas  : Byzanz und »Österreich« im 12./13. Jahrhundert  : Mythos und Realität, in  : Speer, Andreas/Steinkrüger, Philipp (Hg.)  : Knotenpunkt Byzanz. Wissensformen und kulturelle Wechselbeziehungen, Berlin/Boston 2012, S. 589 – 610, hier  : S. 590 f. 51 Ebd., S. 591.

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Anmerkungen

52 Kühnel, S. 102 f., 110, 114. 53 Rhoby, Byzanz und »Österreich«, S. 602. 54 Ebd., S. 603. 55 Rhoby, Byzanz und »Österreich«, S. 607 f.; Appelt, Heinrich  : Die Babenberger und das Imperium im 12. Jahrhundert, in  : Zöllner, Erich (Hg.)  : Das babenbergische Österreich (976 – 1246), Wien 1978, S. 43 – 53, hier  : S. 46 – 48  ; Appelt, Heinrich  : Privilegium Minus. Das staufische Kaisertum und die Babenberger in Österreich, Wien/Köln/Graz 1976, S. 51 – 53. 56 Scheibelreiter, S. 222 – 224  ; Rhoby, Byzanz und »Österreich«, S. 608. Zum Tod der Theodora Komnena  : Continuatio Claustroneoburgensis II a. 1141 – 1224, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 613 – 624, hier  : S. 617  ; Continuatio Zwetlensis altera a. 1170 – 1189, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 541 – 544, hier  : S. 542.

Leopold V. und der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192) 1 Die Pilgerreise Leopolds V. wird von mehreren Quellen erwähnt, allerdings in nur sehr knapper Art und Weise, so etwa von  : Continuatio Zwetlensis, S. 542  ; Continuatio Cremifanensis, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 544 – 549, hier  : S. 546  ; Continuatio Claustroneoburgensis II, S. 617  ; Continuatio Admuntensis, S. 586. 2 Scheibelreiter, S. 232, 235 f., 377 f.; Lechner, S. 181 f. 3 Continuatio Zwetlensis, S. 542. 4 Runciman, S. 727 f.; Lilie, S. 124 f. 5 Smail, R.C.: Crusading Warfare, 1097 – 1193, Cambridge 1995, S. 34 – 36  ; Baldwin, Marshall W.: The Decline and Fall of Jerusalem, 1174 – 1189, in  : Baldwin, Marshall W. (Hg.)  : The first hundred years, Madison 1969, S. 590 – 621, hier  : S. 596 – 598  ; Mayer, S. 141 – 161  ; Hourani, Albert  : Die Geschichte der arabischen Völker. Von den Anfängen des Islam bis zum Nahostkonflikt unserer Tage, Frankfurt am Main 2001, S. 116. 6 Continuatio Zwetlensis, S. 542. 7 Continuatio Claustroneoburgensis II, S. 586. 8 Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 178 f.; Riley-Smith, Wozu heilige Kriege  ?, S. 10. 9 Continuatio Cremifanensis, S. 546. Ein Indiz, dass der Babenberger mit seiner Pilgerfahrt von 1182 im Heiligen Land einen gewissen Eindruck hinterlassen hatte, liefert ein sechs Jahre später aufgesetztes Schreiben, in dem der Großmeister des Johanniter-Ritterordens Leopold V. persönlich über die Katastrophe berichtete, die dem Königreich Jerusalem in der Zwischenzeit widerfahren war (siehe Ansbert  : Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190. Bericht eines Augenzeugen. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Arnold Bühler, Stuttgart 2005, S. 62 f.). 10 Continuatio Cremifanensis, S. 546. 11 Mayer, S. 161 – 173  ; Runciman, S. 749 – 783  ; Baldwin, S. 598 – 619. 12 Scheibelreiter, S. 244  ; Lohrmann, S. 305 f. 13 Continuatio Zwetlensis, S. 544. 14 Scheibelreiter, S. 245  ; Opll, Ferdinand  : Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten, Wien/Köln/Weimar 1995, S. 20. 15 Ansbert, Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190, S. 78, 82. 16 Mayer, S. 173. 17 Ansbert, Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190, S. 78. Anmerkungen 

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18 Ebd., S. 81 f. 19 Ebd., S. 79. 20 Lilie, S. 125 f., 129 – 133  ; Runciman, S. 783 – 785. 21 Ansbert, Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190, S. 170. 22 Ebd. 23 Johnson, Edgar N.: The Crusades of Fredrick Barbarossa and Henry VI., in  : Wolff, R.L./Hazard, H.W. (Hg.)  : The later Crusades, 1189 – 1311, Madison 1969, S. 87 – 122, hier  : S. 104 – 115  ; Opll, Ferdinand  : Friedrich Barbarossa, Darmstadt 1998, S. 167 – 170  ; Mayer, S. 173 f.; Runciman, S. 785 –  789. 24 Ansbert  : Historia de Expeditione Friderici imperatoris, in  : Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I., herausgegeben von Anton Chroust, Berlin 1928, S. 1 – 115, hier  : S. 96. 25 Dies bezieht sich nicht auf den Hauptteil der Historia de Expeditione Friderici imperatoris, sondern auf den Anhang zu diesem Werk, der die Jahre 1190/91 bis 1197 umfasst. Ob der Hauptteil, der den Kreuzzug Friedrichs I. aus Augenzeugensicht beschreibt, und der Anhang von ein und demselben Chronisten verfasst wurden, ist zweifelhaft. 26 Ansbert, Historia de Expeditione Friderici, S.  79, 96 f.; Fichtenau, Heinrich  : Akkon, Zypern und das Lösegeld für Richard Löwenherz, in  : Archiv für österreichische Geschichte 125 (1966), S. 11 – 32, hier  : S. 14  ; Scheibelreiter, S. 235, 247 f.; Clemens, Lukas  : Das Mittelmeer. Drehscheibe von Kultur und Wirtschaft, in  : Schubert, Alexander (Hg.)  : Richard Löwenherz. König – Ritter – Gefangener, Regensburg 2017, S. 202 f., hier  : S. 203. 27 Mayer, S. 174 – 177  ; Asbridge, S. 429 – 460. 28 Ansbert, Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190, S. 151 29 Ebd., S. 152. 30 Scheibelreiter, S. 248 f.; Runciman, S. 803 f. 31 Sterns, Indrikis  : The Teutonic Knights in the Crusader States, in  : Zacour, Norman P./Hazard, H.W. (Hg.)  : The Impact of the Crusades on the Near East, Madison 1985, S.  315 – 378, hier  : S.  320  ; Militzer, Klaus  : Die Geschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 2012, S.  13 – 15  ; Arnold, Udo  : Entstehung und Frühzeit des Deutschen Ordens. Zur Gründung und inneren Struktur des Deutschen Hospitals von Akkon und des Ritterordens in der ersten Hälfte des 13.  Jahrhunderts, in  : Fleckenstein, Josef/Hellmann, Manfred (Hg.)  : Die geistlichen Ritterorden Europas, Sigmaringen 1980, S. 81 – 107  ; hier  : S. 83 – 85. 32 Runciman, S. 804 f., 817 – 819  ; Asbridge, S. 461 – 463. 33 Urkunden zur älteren Handels- und Staatsgeschichte der Republik Venedig (Volume I  : 814 – 1205), herausgegeben von G.L.F. Tafel und G.M. Thomas, Cambridge 1856, S. 212 – 215. 34 Mayer, S. 179  ; Kessler, Ulrike  : Richard I. Löwenherz. König, Kreuzritter, Abenteurer, Graz/Wien/ Köln 1995, S. 151  ; Runciman, S. 817. 35 Runciman, S. 804 – 805, 817 – 819  ; Asbridge, S. 461 – 463. 36 Asbridge, S. 461. 37 Runciman, S. 820 f. 38 Gabrieli, Francesco  : Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Zürich/München 1973, S. 272. 39 Runciman, S. 822 f., 826  ; Maalouf, S. 227. 40 Scheibelreiter, S. 253. 41 Sr.k.k. Majestät Franz des Ersten politische Gesetze und Verordnungen für die Oesterreichischen, Böhmischen und Galizischen Erbländer, Band 27 (Verordnungen vom 1. August bis 31. Dezember 1806), Wien 1808, S. 14. 42 Zuweilen trieben diese Schilderungen durchaus seltsame Blüten, so etwa hier  : »Bei dem Sturme

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Anmerkungen

nemlich, der die Stadt in die Gewalt der Christen brachte, heißt es, würgte [sic  !] Herzog Leopolds VI. [sic  !] Schwert dergestalt unter den Ungläubigen, daß sein weißer Wappenrock vom Feindesblut rotgefärbt war  ; ein einziger weißer Streifen blieb da, wo das Wehrgehänge um des Herzogs Leib befestigt gewesen. Zum ewigen Angedenken veränderte der Herzog Oesterreichs Wappen, den einfachen Adler, in ein rotes Feld mit weißem Querstreif.« Födisch, Julius-Ernst  : Der dritte Kreuzzug und die babenbergisch-österreichische Politik, Leitmeritz 1874, S. 9. 43 Runciman, S. 812, 822 f.; Mayer, S. 179 f.; Maalouf, S. 227. 44 Otto von St. Blasien  : Ottonis de Sancto Blasio Chronica, herausgegeben von Adolf Hofmeister (MGH SS 47), Hannover 1912, S. 54. 45 Eine übertriebene militärische Bedeutung Leopolds V. vor Akko bringen beispielsweise auch die Marbacher Annalen mit der Behauptung zum Ausdruck, Akko sei von den Königen von Frankreich und England und dem Herzog von Österreich zur Übergabe gezwungen und eingenommen worden (Annales Marbacenses qui dicuntur, herausgegeben von Hermann Bloch, Hannover/Leipzig 1907, S. 63). 46 So etwa durch Ansbert, Historia de Expeditione Friderici, S. 98, 100. 47 Vercamer, Grischa  : Das ›Schweigen‹ der deutschen Chronisten. Die deutsche und englische Historiografie im Hochmittelalter, in  : Schubert, Alexander (Hg.)  : Richard Löwenherz. König – Ritter – Gefangener, Regensburg 2017, S. 164 – 171, hier  : S. 166, 171. 48 Wilhelm von Newburgh  : Giulielmi Neubrigensis historia sive Chronica rerum Anglicarum, Oxford 1719, S. 431, 457. 49 Richard von Devizes  : Cronicon Richardi Divisensis de tempore regis Richardi primi/The Chronicle of Richard of Devizes of the Time of King Richard the First, herausgegeben von John T. Appleby, London 1963, S. 46 f. 50 Ralph von Coggeshall  : Radulphi de Coggeshall Chronicon anglicanum, herausgegeben von Joseph Stevenson, London 1875, S. 59. 51 Der Kreativität waren bei der Beschreibung des angeblichen Eklats von Akko offenbar wenig Grenzen gesetzt. Neben der erwähnten Darstellung Richards von Devizes, der Leopold V. bei der Einnahme von Akko anmaßendes Auftreten vorwarf, erzählte Gervasius von Canterbury, der Herzog sei schon während der Belagerung der Stadt auffällig geworden, indem er sein Zelt allzu nahe beim Zelt des ranghöheren Königs errichtete. Auf Richards Verlangen, mit seinem Zelt etwas abzurücken, sei er nicht eingegangen. Der König habe daraufhin zur Selbsthilfe gegriffen und mit einem Messer die Seile des herzoglichen Zelts durchtrennt, das daraufhin in sich zusammenfiel (Gervasius von Canterbury  : The Historical Works of Gervase of Canterbury, herausgegeben von William Stubbs, 2 Bände, London 1879 – 1880, hier  : II, S. 88). 52 Pohl/Vacha, S. 199 – 202. 53 Roger von Howden  : Chronica magistri Rogeri de Houedene, herausgegeben von William Stubbs, 4 Bände, London 1868 – 1871, hier  : III, S. 121 – 123. 54 Fichtenau, S. 13 f. 55 Berg, Dieter  : Richard Löwenherz, Darmstadt 2007, S. 172. 56 Ansbert, Historia de Expeditione Friderici, S.  100. Die Andeutung des englischen Chronisten Wilhelm von Newburgh, Leopold V. habe auch noch an dem im Spätsommer 1191 begonnenen Vormarsch der Kreuzarmee nach Süden teilgenommen (Wilhelm von Newburgh, S. 430 f.), kann man angesichts der geschilderten Umstände ausschließen. Noch mehr gilt dies für die Vermutung, Leopold  V. sei überhaupt erst im November 1191 aus Palästina abgereist (Wallnöfer, Paul  : Der Anteil des Babenbergers Leopold des fünften an dem so genannten dritten Kreuzzuge mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses, in dem Leopold zum englischen Könige Richard stand, Anmerkungen 

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Teschen 1861, S.  5). Ein so später Aufbruch  – der November zählte nicht mehr zur schiffbaren Jahreszeit – wird gerade aus der Sicht Leopolds V., der seine Seefahrt nach Palästina 1190 wegen der heraufziehenden kalten Jahreszeit monatelang hatte unterbrechen müssen, unbedingt zu vermeiden gewesen sein. 57 Painter, Sidney  : The Third Crusade  : Richard the Lionhearted and Philip Augustus, in  : Wolff, R.L./ Hazard, H.W. (Hg.)  : The later Crusades, 1189 – 1311, Madison 1969, S. 44 – 85, hier  : S. 73 – 85  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 224 – 227  ; Runciman, S. 825 – 849. Zur Ägypten-Strategie Richards I.: Fischer, Robert-Tarek  : Richard  I. Löwenherz. Ikone des Mittelalters, Wien/Köln/Weimar 2019, S. 156, 167 – 171. 58 Scheibelreiter, S. 258 f., 264  ; Pohl/Vacha, S. 205 – 208. 59 Die Erklärungsmodelle dazu gehen seit jeher weit auseinander. Hans Eberhard Mayer stellte zum Eklat von Akko nüchtern fest  : »Es ging ums Geschäft, nicht um einen point d’honneur oder englische Arroganz, wie in der älteren Literatur zu lesen steht.« (Mayer, S. 180) Die Theorie der verletzten Ehre Leopolds V. vertretend, Knut Görich  : »Die Gefangennahme des englischen Königs war Leopolds Rache für die Ehrverletzung, die er durch Richard erlitten hatte.« (Görich, Knut  : Verletzte Ehre. König Richard Löwenherz als Gefangener Kaiser Heinrichs  VI., in  : Historisches Jahrbuch 123 [2003], S.  65 – 91, hier  : S.  89) Letztlich wohl zutreffender  : »Aufgrund der hohen gesamtpolitischen Bedeutung der Geiselnahme ist nicht davon auszugehen, dass der Herzog von Österreich nur auf eigene Verantwortung oder allein aus privaten Rachemotiven die Inhaftierung des königlichen Kreuzfahrers durchführte.« (Berg, S.  188, 190) Distanziert und stimmig, Christian Lackner  : »Die vermeintlich schwere Kränkung des Babenbergers durch Richard Löwenherz, der das Banner des Herzogs von einem Turm der Stadt Akkon habe herunterreißen lassen, gab der späteren österreichischen Historiographie die willkommene Rechtfertigung ab für die Gefangennahme des englischen Königs bei Wien zu Ende 1192.« (Lackner, Christian  : Die Länder und das Reich [907 – 1278], in  : Winkelbauer, Thomas [Hg.]  : Geschichte Österreichs, Stuttgart 2018, S. 63 – 109, hier  : S. 95). 60 Csendes, Peter  : Heinrich VI., Darmstadt 1993, S. 122. 61 Fichtenau, S. 13. 62 Berg, S.  188  ; Zeune, Joachim  : Castro Tyernstein iuxta Danubium. Die Burg Dürnstein in Niederösterreich, in  : Schubert, Alexander (Hg.)  : Richard Löwenherz. König  – Ritter  – Gefangener, Regensburg 2017, S. 252 – 254, hier  : S. 252. 63 Scheibelreiter, S. 260 – 262  ; Lechner, S. 186 f.; Pohl/Vacha, S. 208 – 211. 64 Hucker, Bernd Ulrich  : Otto  IV. Der wiederentdeckte Kaiser, Frankfurt am Main/Leipzig 2003, S. 30. 65 Pohl/Vacha, S. 211 f. 66 Mayer, S. 184 f. 67 Scheibelreiter, S.  264 f., 269 – 271  ; Berg, S.  232  ; Kessler, S.  256, 260  ; Kühnel, S.  115 f.; Lechner, S. 187 – 191  ; Appelt, Die Babenberger und das Imperium im 12. Jahrhundert, S. 52  ; Pohl/Vacha, S. 212 f.

Friedrich I. und der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI. (1197/98) 1 Roger von Howden, III, S. 278. 2 Lechner, S. 188 – 190, 192 f., 263  ; Scheibelreiter, S. 273 – 276  ; Hausmann, Friedrich  : Österreich un-

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Anmerkungen

ter den letzten Babenbergern (Friedrich I., Leopold VI., Friedrich II.), in  : Zöllner, Erich (Hg.)  : Das babenbergische Österreich (976 – 1246), Wien 1978, S. 54 – 68, hier  : S. 55  ; Pohl/Vacha, S. 213 – 216. 3 Scholz, Manfred Günter  : Walther von der Vogelweide, Stuttgart 2005, S. 3. 4 Lechner, S. 190. 5 Scheibelreiter, S. 378. 6 Naumann, Claudia  : Der Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI., Frankfurt am Main 1994, S. 34 f., 43 – 46, 73 – 80, 105, 118 f.; Csendes, S. 171, 173, 198. 7 Mayer, S. 183 f., 260. 8 Annales Marbacenses, S. 66. 9 Naumann, S. 121 – 123, 126. 10 Ebd., S. 130 – 146, 158 – 162  ; Loud, Graham A.: The German Crusade of 1197 – 1198, Leeds 2015, S. 14 – 17  ; Johnson, S. 120. 11 Das Zusammentreffen und das gemeinsame Losziehen Friedrichs I. und Wolfgers von Erla wurde von den Chronisten als bedeutendes Ereignis angesehen und fand in mehreren Annalen Erwähnung, so etwa in den Annalen von Klosterneuburg und Kremsmünster, siehe  : Continuatio Claustroneoburgensis II, S. 620  ; Continuatio Cremifanensis, S. 549. 12 Naumann, S. 144 – 146, 235, 239 – 245  ; Loud, S. 26  ; Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 82 – 90. 13 Annales Marbacenses, S. 66  ; Dopsch/Brunner/Weltin, S. 151, 333  ; Naumann, S. 240 f., 258. 14 Tangl, Karlmann  : Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, in  : Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 30, Wien 1864, S. 203 – 352, hier  : S. 276. 15 Runciman, S. 850, 857 – 861, 867 f.; Naumann, S. 150, 161 – 174, 183 f. 16 Arnoldi chronica Slavorum, die zentrale Schilderung über den Verlauf des Kreuzzuges von 1197/98, ist insofern missverständlich betitelt, als es sich dabei nur am Rande um eine Slawenchronik handelt. Vielmehr stellt sie vor allem die Geschichte der Welfen im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert dar (Hucker, Bernd Ulrich  : Die Chronik Arnolds von Lübeck als »Historia Regum«, in  : Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 44 [1988], S. 98 – 119, hier  : S. 98, 103, 105 – 107, 114). 17 Arnold von Lübeck, Arnoldi chronica Slavorum, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1868, S.  200 – 202  ; Die großen Kölnischen Jahrbücher, übersetzt von Carl Platner, Berlin 1867, S. 135 f.; siehe auch  : Naumann, S. 184 – 187  ; Röhricht, Reinhold  : Geschichte des Königreichs Jerusalem (1100 – 1291), Innsbruck 1898, S. 672 – 674. 18 Arnold von Lübeck, S. 202. 19 Ebd., S. 203 f.; Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 135 f.. Man darf vermuten, dass Heinrich von Brabant recht hatte, denn laut Arnold von Lübeck habe man in der 15-tägigen Ruhepause zuerst über die Thronfolge im Kreuzfahrerkönigreich beraten, dann nach Amalrich auf Zypern geschickt, der dann nach Beirut gesegelt sei und dort Königin Isabella geheiratet habe, die freilich ebenfalls außerordentlich rasch nach Beirut hätte kommen müssen, um in dieses enge Zeitkorsett zu passen. 15 Tage erscheinen für all das doch etwas knapp. 20 Arnold von Lübeck, S. 203 f.; Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 135 f.; Annales Sancti Rudberti Salisburgenses, S. 778  ; siehe auch  : Naumann, S. 187 f.; Tyerman, God’s War, S. 493 f.; Runciman, S. 872  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 674 f. 21 Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 136. 22 Arnold von Lübeck, S. 203. 23 Lechner, S. 188. 24 Tyerman, God’s War, S. 492 f.; Naumann, S. 189 f. Anmerkungen 

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25 Naumann, S. 189 – 194, 198  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 675 – 677  ; Röhricht, Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, II, S. 212 – 214. 26 Arnold von Lübeck, S. 211. 27 Die Teilnehmer des feierlichen Aktes von Akko werden in der Narratio de primordiis ordinis Theutonici aufgelistet (Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften, herausgegeben von Max Perlbach, Halle an der Saale 1890, S. 159 f.). 28 Naumann, S. 211 – 224  ; Favreau, Marie-Luise  : Studien zur Frühgeschichte des Deutschen Ordens, Stuttgart 1974, S. 66 – 70  ; Militzer, S. 10, 15 – 19  ; Arnold, S. 96 f.; Clauss, Martin  : Militärgeschichte des Mittelalters, München 2020, S. 61  ; Cleve, Hartwig  : Kaiser Friedrich II. und die Ritterorden, in  : Deutsches Archiv zur Erforschung des Mittelalters 49 (1993), S. 39 – 74, hier  : S. 69 – 70  ; Runciman, S. 873. 29 Wojtecki, Dieter  : Die Babenberger und der Deutsche Orden, in  : Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 87 (1979), S. 316 – 336, hier  : S. 317 – 320. 30 Mayer, S. 231 f.; Naumann, S. 81, 194 f.; Asbridge, S. 559 – 561. 31 Meiller, Andreas von  : Regesten zur Geschichte der Markgrafen und Herzoge Oesterreichs aus dem Hause Babenberg aus Urkunden und Saalbüchern, Wien 1850, S. 80  ; Hanthaler, Chrysostomus  : Recensus diplomatico-genealogicus Archivii Campililiensis, 2 Bände, Wien 1819 – 1820, hier  : II, S. 431. 32 Arnold von Lübeck, S. 211 f. 33 Juritsch, S. 35 f.; Hausmann, S. 55  ; Leeper, A.W.A.: A History Of Medieval Austria, Oxford 1941, S.  286  ; Mahlknecht, Bruno  : Die Grafen von Eppan. Versuch einer Gesamtdarstellung, in  : Der Schlern. Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde 72 (1998), S. 675 – 701, hier  : S. 691. 34 Runciman, S. 874  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 679. 35 So etwa die Klosterneuburger Annalen, die Admonter Annalen und die Jahrbücher der Wiener Dominikaner (Continuatio Claustroneoburgensis II, S.  620  ; Continuatio Admuntensis, S.  588  ; Continuatio Praedicatorum Vindobonensium, S. 726). 36 Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich I  : Die Siegelurkunden der Babenberger bis 1215, bearbeitet von Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner, Wien 1950, S.  175  ; Urkunden des Cistercienser-Stiftes Heiligenkreuz im Wiener Walde, Teil 1, herausgegeben von Johann Nepomuk Weis (Fontes rerum Austriacarum 2/XI), Wien 1856, S.  31  ; siehe auch  : https:// www.monasterium.net/mom/AT-StiAH/HeiligenkreuzOCist/1203_III_25/charter (abgerufen am 26.01.2021). 37 Continuatio Lambacensis, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, MGH SS 9, Hannover 1851, S. 556 – 561, hier  : S. 556. 38 Scheibelreiter, S. 274  ; Pohl/Vacha, S. 216  ; Juritsch, S. 355. 39 Scheibelreiter, S. 275. 40 Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 85, 87 f., 90  ; Naumann, S. 134, 240, 245, 258  ; Loud, S. 10. 41 Runciman, S. 855 f., 874, 877 – 879, 909 – 911  ; Mayer, S. 185, 256  ; Asbridge, S. 579 f.

Leopold VI. und der Fünfte Kreuzzug (1217 – 1221) 1 Scheibelreiter, S. 274 – 279  ; Dopsch/Brunner/Weltin, S. 163 – 165, 169 f.; Lechner, S. 195 – 197. 2 Lilie, S. 151 – 153, 167, 170 f.; Runciman, S. 729 f., 888 – 898. 3 Pohl/Vacha, S. 220 – 222  ; Scheibelreiter, S. 278 f.; Dopsch/Brunner/Weltin, S. 113.

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Anmerkungen

4 Scheibelreiter, S. 290 – 295  ; Hausmann, S. 56 – 58. Möglicherweise trug zur Finanzierung mancher vom Herzog gesetzten Akzente auch noch das Lösegeld für Richard I. Löwenherz bei (siehe Dienst, Heide  : Leopold VI., in  : Neue Deutsche Biographie [NDB], Band 14, Berlin 1985, S. 283 f.). 5 Lechner, S. 204  ; Scheibelreiter, S. 280 f.; Pohl/Vacha, S. 231. 6 Scheibelreiter, S.  281 – 283  ; Meytsky, Friedrich  : Der politische Horizont des Babenbergers Leopold VI. (Dissertation), Wien 2009, S. 36 f., 45. 7 Tyerman, God’s War, S. 606. »Wenige gingen mit größerer Begeisterung auf solche Unternehmungen als Leopold von Österreich«, so Jonathan Riley-Smith (Riley-Smith, Wozu heilige Kriege  ?, S. 128). 8 Juritsch, S. 389 – 395  ; Scheibelreiter, S. 286. 9 Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 248 – 253. 10 Pohl/Vacha, S. 228 – 230  ; Scheibelreiter, S. 286 f. 11 Juritsch, S. 419. 12 Continuatio Claustroneoburgensis II, S. 621. 13 Preiser-Kapeller, Von Ostarrichi an den Bosporus, S. 71. 14 Meiller, S. 110 f. 15 Evans, Austin P.: The Albigensian Crusade, in  :   : Wolff, R.L./Hazard, H.W. (Hg.)  : The later Cru­ sades, 1189 – 1311, Madison 1969, S. 277 – 324, hier. S. 295 – 298. 16 Juritsch, S. 420. 17 Continuatio Admuntensis, S. 592. 18 Continuatio Claustroneoburgensis II, S. 622. 19 Scheibelreiter, S. 287. Vage Hinweise, dass Leopold VI. mit einer größeren Streitmacht nach Südfrankreich und Spanien zog, geben auch die Marbacher und die Kölner Annalen (Annales Marbacenses, S. 83  ; Die großen Kölnischen Jahrbücher, S. 191). 20 Meytsky, S. 39  ; Dopsch/Brunner/Weltin, S. 181. 21 Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 254 f. 22 Scheibelreiter, S. 287  ; Pohl/Vacha, S. 230  ; Lechner, S. 200 f. 23 Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 248, siehe auch S. 256. 24 Pohl/Vacha, S. 226 f.; Scheibelreiter, S. 288. 25 Van Cleve, Thomas C.: The Fifth Crusade, in  : Wolff, R.L./Hazard, H.W. (Hg.)  : The Later Crusades, 1189 – 1311, Madison 1969, S. 377 – 428, hier  : S. 377 – 386  ; Mayer, S. 231 f., 255 – 259  ; Runciman, S. 909 – 911, 916, 922 – 925  ; Perry, Guy  : John of Brienne. King of Jerusalem, Emperor of Constantinople, c. 1175 – 1237, Cambridge 2013, S. 53 – 58. 26 Lechner, S. 198, 204 f.; Meiller, S. 121  ; Meytsky, S. 40 f. 27 Röhricht, Die Deutschen im Heilige Lande, S. 97 – 118  ; Preiser-Kapeller, Johannes  : Von Ostarrichi nach Jerusalem. Der Donauraum, Byzanz und die Kreuzzüge, https://www.youtube.com/watch? v=yZDxrQGbYBE bzw. http://files.das-andere-mittelalter.webnode.com/200000289-254ca254cc/ Ostarrichi%20Jerusalem%20April%202020%20%20Preiser-Kapeller.pdf (abgerufen am 06.05. 2021)  ; zur zweifachen Kreuzzugsteilnahme des Grafen Ulrich  III. von Eppan siehe auch Mahlknecht, S. 691 sowie Juritsch, S. 355, 441. 28 Scheibelreiter, S. 287, 290  ; Preiser-Kapeller, Von Ostarrichi an den Bosporus, S. 71. 29 Röhricht, Reinhold  : Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, Innsbruck 1891, S. 33  ; Röhricht, Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, II, S. 233. 30 Continuatio Claustroneoburgensis II, S. 622. 31 Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 388  ; Röhricht, Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, II, S. 234. 32 Runciman, S. 909 – 911  ; Perry, S. 91. Anmerkungen 

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33 Röhricht, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, S.  26  ; Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 389  ; Runciman, S. 924 f.; Payne, Robert  : Die Kreuzzüge, Düsseldorf 2004, S. 312 f. 34 Jakob von Vitry  : The History of Jerusalem A.D. 1180, übersetzt von Aubrey Stewart, London 1896, S. 119. 35 Oliver von Paderborn, S. 163. 36 Powell, James M.: Anatomy of a Crusade 1213 – 1221, Philadelphia 1986, S. 130 f.; Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 390 f.; Röhricht, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, S. 27 f.; Runciman, S. 925 – 928. 37 Jakob von Vitry ging so weit, sein großangelegtes Geschichtswerk über Jerusalem mit dem Hinweis auf die Gefahr zu beenden, die von der neuerrichteten Festung auf dem Berg Tabor ausging (Jakob von Vitry, The History of Jerusalem, S. 119). 38 Oliver von Paderborn, S. 165 – 166  ; Jakob von Vitry  : Histoire des Croisades, herausgegeben von M. Guizot, Paris 1825, S. 330 f.; siehe auch  : Röhricht, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, S. 28 f.; Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 391 f. 39 Jakob von Vitry, Histoire des Croisades, S. 331. 40 Ebd., S. 331 f.; Oliver von Paderborn, S. 166 f.; siehe auch  : Röhricht, Studien zur Geschichte des Fünften Kreuzzuges, S. 28 f.; Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 391 – 392. 41 Powell, S. 131 f.; Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 392  ; Röhricht, Geschichte des Königreichs Jerusalem, S. 725 f.; Tyerman, God’s War, S. 628 – 620. 42 Powell, S. 134 f., 137 f.; Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 389, 392 – 397, Runciman, S. 926 f.; siehe auch  : Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 108. 43 Runciman, S.  927  ; Preiser-Kapeller, Von Ostarrichi an den Bosporus, S.  73  ; Mack, Merav  : The Merchant of Genoa. The Crusades, the Genoese and the Latin East, 1187 – 1220s, Cambridge 2003, S. 135  ; Tyerman, God’s War, S. 181, 198. 44 Oliver von Paderborn, S. 168. 45 Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 395 – 397. 46 Funk, Philipp  : Jakob von Vitry. Leben und Werke, Leipzig/Berlin 1909, S. 93. 47 Oliver von Paderborn, S. 236. 48 Raymond, André  : Cairo. City of History, Kairo 2001, S. 62. 49 Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 397 – 399  ; Powell, S. 140 f. 50 Gabrieli, S. 314. 51 Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 397 – 399  ; Powell, S. 137 – 143  ; Runciman, S. 856, 921, 927 – 929  ; Maalouf, S. 240 f. 52 Oliver von Paderborn, S. 180  ; dieselbe Formulierung in  : Annales Sancti Rudberti Salisburgenses, S. 781. 53 Oliver von Paderborn, S.  180 – 186  ; Jakob von Vitry, Histoire des Croisades, S.  343 – 347  ; siehe auch  : Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 399 – 401  ; Röhricht, Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, II, S. 248 – 251. 54 Oliver von Paderborn, S. 186  ; siehe auch  : Jakob von Vitry, Histoire des Croisades, S. 347. 55 Röhricht, Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge, II, S. 251  ; Erbstösser, S. 127. 56 Van Cleve, The Fifth Crusade, S.  401 – 407  ; Powell, S.  145 – 149  ; Runciman, S.  930 – 933  ; Riley-­ Smith, Die Kreuzzüge, S. 265 f. 57 Johannes Codagnellus  : Iohannes Codagnelli Gesta obsidionis Damiatae 1217 – 1219, herausgegeben von Oswald Holder-Egger, MGH SS 31, Hannover 1903, S. 463 – 503, hier  : S. 473. 58 Ebd. 59 Van Cleve, The Fifth Crusade, S. 408 – 411  ; Runciman, S. 933 f.; Powell, S. 150 f.; Mayer, S. 263  ;

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Anmerkungen

Halm, Heinz  : Die Ayyubiden, in  : Haarmann, Ulrich (Hg.)  : Geschichte der arabischen Welt, München 1994, S. 200 – 216, hier  : S. 206. 60 Oliver von Paderborn, S. 205 – 207. 61 Van Cleve, The Fifth Crusade, S.409  ; Mayer, S. 263. 62 Oliver von Paderborn, S. 207  ; siehe auch  : Jakob von Vitry, Histoire des Croisades, S. 361. Die Abreise Leopolds VI. wird u.a. auch von Johannes Codagnellus erwähnt (S. 480), ebenso von Johannes von Tulbia, der angibt, sie habe nicht Anfang Mai, sondern bereits in der letzten Aprilwoche 1219 stattgefunden (Johannes von Tulbia  : Iohannis de Tulbia Gesta obsidionis Damatiae 1217 – 1220, in  : MGH SS 31, herausgegeben von Oswald Holder-Egger, Hannover 1903, S. 669 – 704, hier  : S. 684). 63 Continuatio Claustroneoburgensis II, S. 622. 64 Leopold  VI. gehörte zu den wenigen Babenbergerfürsten, die ihren Beinamen nicht erst an der Wende zur Neuzeit, sondern bereits viel früher erhielten (Eheim, Fritz  : Herzog Leopold VI. [1175  ? – 1230], in  : Hantsch, Hugo [Hg.]  : Gestalter der Geschicke Österreichs, Innsbruck/Wien/ München 1962, S. 51 – 63, hier  : S. 51). 65 Lechner, S. 198  ; Hausmann, S. 60. 66 Meytsky, S. 44. 67 Wojtecki, S. 319 f.; Cleve, S. 48 f. 68 Oliver von Paderborn, S. 207. 69 Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 115  ; Zösmair, Josef  : Die alten Grafen von Tirol und ihre Vorfahren die Albertiner. Besitz, Herkommen und Abstammung, in  : Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum 3/58, S. 235 – 318, hier  : S. 259. 70 Die bereits im späten 12. Jahrhundert weitverbreitete Gewichtseinheit der Kölner Mark wog ein knappes halbes Pfund (siehe Hävernick, W.: Der Kölner Pfennig im 12. und 13. Jahrhundert. Periode der territorialen Pfennigmünze, Hildesheim/Zürich/New York 1984, S. 44). 71 Wojtecki, S. 319 f. 72 Oliver von Paderborn, S. 207  ; Jakob von Vitry, Histoire des Croisades, S. 361. 73 Van Cleve, The Fifth Crusade, S.  418 – 428  ; Tyerman, God’s War, S.  637, 643 – 649  ; Runciman, S. 938 – 947  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 266 – 268  ; Asbridge, S. 596 – 603. 74 Hausmann, S. 61. 75 Epistolae saeculi XIII e regestis pontificum Romanorum selectae, herausgegeben von Karl Rodenberg, Berlin 1883, S. 156. 76 Scheibelreiter, S. 301 – 304  ; Hausmann, S. 61  ; Lechner, S. 213 – 216. 77 Mayer, S. 273 – 275  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 268 f. 78 Lechner, S. 216. 79 Van Cleve, Thomas C.: The Crusade of Frederick II, in  : Wolff, R.L./Hazard, H.W. (Hg.)  : The Later Crusades, 1189 – 1311, Madison 1969, S. 429 – 462, hier  : S. 448 – 456  ; Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 269 f.; Mayer, S. 275 – 279  ; Asbridge, S. 608 – 612. 80 Scheibelreiter, S. 303, 306  ; Lechner, S. 215. 81 Mayer, S. 279. 82 Scheibelreiter, S. 306 f.; Dopsch/Brunner/Weltin, S. 187  ; Lechner, S. 216 f. 83 Scheibelreiter, S. 379. 84 So etwa von  : Continuatio Scotorum, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 624 – 626, hier  : S. 626  ; Continuatio Sancrucensis I a. 1225 – 1233, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 626 – 628, hier  : S. 627  ; Annales Sancti Rudberti Salisburgenses, S. 784. 85 Juritsch, S. 514. Anmerkungen 

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Österreich und die Kreuzzüge in Skizzen und Schlaglichtern 1 In seinem Werk Die Kreuzzüge merkte Thomas Asbridge zu dieser Problematik zutreffend an  : »Jeder Versuch, die Auswirkungen dieser Bewegung genau festzumachen, bringt erhebliche Probleme mit sich, weil er die Möglichkeit voraussetzt, im Gewebe der Geschichte einen einzigen Handlungsstrang aufzuspüren und von den anderen zu isolieren – und anschließend hypothetisch eine Welt zu rekonstruieren, in der dieser Strang nicht vorkommt. Einige Auswirkungen sind vergleichsweise deutlich zu erkennen, allerdings müssen viele Beobachtungen notgedrungen stark generalisierend ausfallen. […] Es ist ausgeschlossen, den jeweiligen Anteil der einzelnen Berührungpunkte am Gesamtprozess präzise zu bestimmen.« Asbridge, S. 712, 714. 2 Vercamer, S. 167. 3 Riley-Smith, Jonathan  : Die Mentalität der Orientkreuzfahrer 1095 bis 1300, in  : Riley-Smith, Jonathan (Hg.)  : Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge, Frankfurt am Main/New York 1999, S. 83 – 109, hier  : S. 83 f., 86, 89 f.; Lloyd, Simon  : Die Kreuzzugsbewegung 1096 – 1274, in  : Riley-Smith, Jona­ than (Hg.)  : Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge, Frankfurt am Main/New York 1999, S. 46 – 82, hier  : S. 59 f., 80 – 82. 4 Ekkehard von Aura, S. 221. 5 Oliver von Paderborn, S. 168. 6 Otto von Freising, Gesta Friderici, S. 93. 7 Riley-Smith, Die Mentalität der Orientkreuzfahrer, S. 89  ; Lloyd, S. 82. 8 Scholz, S. 1, 3 f., 7 f.; Reichert, Hermann  : Walther  : Schaf im Wolfspelz oder Wolf im Schafspelz  ? In  : Birkhan, Helmut/Cotten, Ann (Hg.)  : Der achthundertjährige Pelzrock. Walther von der Vogel­weide – Wolfger von Erla – Zeiselmauer, Wien 2006, S. 449 – 506, hier  : S. 461 f.; Scheibelreiter, S. 275 f. 9 Rzepka, Vincent  : Sangspruch als cultural performance. Zur kulturellen Performativität der Sangspruchdichtung an Beispielen Walthers von der Vogelweide, Berlin 2011, S. 41. 10 Schumacher, Meinolf  : Die Konstituierung des ›Heiligen Landes‹ durch die Literatur. Walthers Palästinalied (L. 14,38) und die Funktion der europäischen Kreuzzugsdichtung, in  : Bogdal, Klaus-­ Michael (Hg.)  : Orientdiskurse in der deutschen Literatur, Bielefeld 2007, S. 11 – 30, hier  : S. 13. 11 Kern, Manfred  : Krieg der Worte  – Kreuzzug und Poesie bei Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach, Salzburg 2002, S. 26. Die Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen wurde von Günther Schweikle vorgenommen. 12 Zur inhaltlichen Interpretation des Palästinaliedes siehe u.a.: Schumacher, S. 17 f., 27  ; Hope, Henry  : Ein Kreuzlied  ? Walthers von der Vogelweide Palästinalied im Kontext der Überlieferung, in  : Musik in Bayern. Jahrbuch der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e.V. 84 (2019), S. 9 – 31. 13 Kern, S. 26 f. 14 Ebd., S. 26. 15 Schumacher, S. 13. 16 Die populärste Neuinterpretation des Palästinalieds wurde von In Extremo eingespielt, einer deutschen Band, die dem Mittelalter-Rock/Mittelalter-Metal zugeordnet wird. Ihre erste Version erschien auf ihrem Durchbruchsalbum Weckt die Toten  ! (1998), eine zweite Version als Bonustrack auf dem Nr.-1-Album Quid Pro Quo (2016). Der Autor dieser Zeilen hat keine grundsätzlichen Einwände gegen Metal, gibt aber der vor allem gesanglich überzeugenden Interpretation des Palästinalieds von Annwn den Vorzug, die 2007 auf dem Album Orbis Alia erschien. Weitere Coverversionen des Palästinalieds wurden u.a. von Qntal, Corvus Corax und Die Streuner aufgenommen. 17 Brunner, S. 353. 18 Erbstösser, S. 154 f., 170, 237 – 240  ; Kühnel, S. 98  ; Mayer, S. 83 f., 102  ; Runciman, S. 620 – 624.

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Anmerkungen

19 Brunner, S. 401  ; Lechner, S. 239, 241, 245 f.; Scheibelreiter, S. 207 – 210. 20 Opll, Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien, S. 20. 21 Lloyd, S. 82. 22 Mitchell, Paul  : Die Erweiterung von Wien unter Herzog Leopold VI., in  : Igel, Karsten/Jansen, Michaela/Röber, Ralph/Scheschkewitz, Jonathan (Hg.)  : Wandel der Stadt um 1200. Die bauliche und gesellschaftliche Transformation der Stadt im Hochmittelalter, Stuttgart 2013, S. 383 – 390, hier  : S. 385 f.; Wessely, Christine (Hg.)  : Die Babenberger – und was von ihnen blieb, Wien 1975, S. 50. 23 Scheibelreiter, S. 271  ; Grundner, Michael  : Die Münzstätte Wien im 15. Jahrhundert. Organisation und Verwaltung im Spiegel spätmittelalterlicher Handschriften (Diplomarbeit), Wien 2003, S. 13, 16. 24 Mitchell, S. 386. 25 »Es waren die Kreuzzüge, die zuerst Wien zu einer wirtschaftlichen Blüte verhalfen und es zu einer der bedeutendsten Städte Europas machten.« Görlich, Ernst/Romanik, Felix  : Geschichte Österreichs, Wien 1995, S. 62. 26 Teile Europas erlebten schon ab der Mitte des 11. Jahrhunderts, also einige Jahrzehnte vor dem Einsetzen der Glaubenskriege, eine Intensivierung der Wirtschaft und des Handels, die durch unterschiedliche Faktoren bedingt wurde, so etwa durch eine von der Einführung der Dreifelderwirtschaft ausgelöste Agrarrevolution (Le Goff, Jacques  : Das Hochmittelalter, Frankfurt am Main 1965 S. 37, 46). 27 Reidinger, Erwin  : Planung oder Zufall. Wiener Neustadt 1192, Wien/Köln/Weimar 2001, S. 8 f., 372 f.; Reidinger, Erwin  : Stadtplanung im hohen Mittelalter  : Wiener Neustadt – Marchegg – Wien, in  : Opll, Ferdinand/Sonnlechner, Christoph (Hg.)  : Europäische Städte im Mittelalter, Innsbruck/ Wien/Bozen 2010, S. 155 – 176, hier  : S. 159  ; Boeheim, Wendelin (Hg.)  : Ferdinand Karl Boeheim’s Chronik von Wiener-Neustadt, 2 Bände, Wien 1863, hier  : I, S. 23 f., 38  ; Schwarz, Mario  : Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, Wien/Köln/Weimar 2013, S. 149 f., 156 f.; Scheibelreiter, S. 270 f. 28 Riley-Smith, Die Kreuzzüge, S. 83 – 85, 200  ; Fischer, S. 90 f. 29 Woher die Kreuzfahrer stammten, geht aus der Überlieferung nicht hervor. Ephraim bar Jakob bezeichnete sie lediglich als »die Verabscheuungswürdigen, die in der Stadt waren«. Brugger, Eveline/ Wiedl, Birgit  : Regesten zur Geschichte der Juden in Österreich im Mittelalter (Band 1  : Von den Anfängen bis 1338), Innsbruck 2005, S. 18. 30 Ebd., S. 18. Zu vermuten ist, dass mit den von Ephraim bar Jakob in seinem »Erinnerungsbuch« genannten 16 Juden ein großer Teil, vielleicht sogar die »zu dieser Zeit […] gesamte jüdische Bevölkerung Wiens« getötet wurde (Wiedl, Birgit  : »Den Panzer von den Juden gekauft und empfangen«. Jüdische Lebensrealitäten zwischen Krieg und Katastrophen, in  : Rohr, Christian/Bieber, Ursula/ Zeppezauer-Wachauer, Katharina [Hg.]  : Krisen, Kriege, Katastrophen. Zum Umgang mit Angst und Bedrohung im Mittelalter, Heidelberg 2018, S. 199 – 232, hier  : S. 203). 31 Brugger/Wiedl, S. 18. 32 Meiller, S. 244  ; Ilwof, Franz  : Steiermark und die Kreuzzüge, in  : Mittheilungen des Historischen Vereines für Steiermark 49 (1902), S. 3 – 52, hier  : S. 23. 33 Scheibelreiter, S. 230. 34 Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae (Urkundensammlung zur Geschichte Mährens), herausgegeben von Anton Boczek, Berthold Bretholz, Vincenz Brandl (Band 1  : ab annis 396 – 1199), Brünn 1836, S. 333  ; Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae (600 – 1346), herausgegeben von Karel Jaromir Erben, Hildesheim/Zürich/New York 2007, S. 185  ; siehe auch  : Scheibelreiter, S. 247  ; Juritsch, S. 313, 316 f.; Csendes, S. 89. Eine zeitgenössische Quelle gibt zwar an, sowohl Leopold V. als auch sein Bruder Heinrich seien während des Dritten Kreuzzuges nach Anmerkungen 

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Jerusalem aufgebrochen, doch ist die Glaubwürdigkeit dieses Hinweises zweifelhaft, zumal sich dessen Ersteller auch in der Zeitangabe um ein Jahr irrte und den angeblich gemeinsam vollzogenen Aufbruch auf das Jahr 1191 ansetzte (Continuatio Garstensis a. 1182 – 1257, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 593 – 600, hier  : S. 594). 35 Meiller, S. 80  ; siehe auch Juritsch, S. 353. 36 Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, IV/1, S. 183  ; Lechner, S. 183, 342  ; Eibensteiner, Florian/Eibensteiner, Konrad  : Das Heimatbuch von Perg, o.O. 1933, S. 14. 37 Ansbert, Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas 1187 – 1190, S. 79. 38 Ebd., S. 119. 39 Ebd., S. 91. 40 Ebd., S. 111. 41 Diese Ortsangabe lässt sich geographisch nicht mit Gewissheit definieren  ; vermutlich ist damit eine Region im Umland von Philippopel gemeint. 42 Ebd., S. 111. 43 Ebd., S. 127. 44 Ebd., S. 132. 45 Ebd., S. 149 – 151. 46 Annales Mellicenses, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 480 – 535, hier  : S. 505. 47 Ilwof, S. 26  ; https://www.monasterium.net/mom/AT-StiAAdm/Urkunden/fond  ?block=3 (abgerufen am 08.05.2021)  ; Naumann, S. 146, 259  ; Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 88. 48 Röhricht, Die Deutschen im Heiligen Lande, S. 115  ; Juritsch, S. 182  ; Zösmair, S. 259. 49 Dopsch/Brunner/Weltin, S. 285 f., 296  ; Brunner, S. 340  ; Scheibelreiter, S. 238 f. 50 Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, IV/1, S. 183, 209  ; Lechner, S. 183, 342  ; Eibensteiner/Eibensteiner, S. 14. 51 Brunner, S. 377  ; Scheibelreiter, S. 200. 52 Brugger/Wiedl, S. 18. 53 Wilhelm von Tyrus, S. 290  ; Rhoby, Byzanz und »Österreich«, S. 592 f., 607. 54 Appelt, Privilegium Minus, S. 97. 55 Görlich/Romanik, S. 67. 56 Völlig im luftleeren Raum bewegte man sich mit nicht belegbaren Aussagen wie  : »Es ist sicher, dass Theodora sich in Wien wohlgefühlt hat« (Enepekides, Polychronis K.: Byzantinische Prinzessinen [sic  !] im Hause der Babenberger und die byzantinischen Einflüsse in den österreichischen Ländern des 12. und 13. Jahrhunderts. Ein Versuch zur ersten Monographie, in  : St. Kyriakides u.a. [Hg.]  : Pepragmena tou Th’ Diethnous Byzantinologikou Synedriou [Thessalonike, 12. – 19. April 1953], Athen 1955, S. 368 – 374, hier  : S. 371). 57 Rhoby, Byzanz und »Österreich«, S. 606 – 608. 58 Continuatio Zwetlensis, S. 542. 59 Rhoby, Byzanz und »Österreich«, S. 597 – 610, 608 – 610. 60 Lechner, S. 257  ; Preiser-Kapeller, Von Ostarrichi an den Bosporus, S. 70. 61 Wessely, S. 60  ; siehe auch  : http://www.othmar.at/kirchen/karner/karner.html (abgerufen am 17.10. 2020). 62 Weiler, Ingomar  : Der Katzen-Mäuse-Krieg in der Johanneskapelle auf der Pürgg, in  : Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 61 (1970), S. 71 – 82, hier  : S. 71 f.; Dollwetzel, Philipp  : Die romanischen Wandmalereien in der Johanneskapelle in Pürgg-Trautenfels, Salzburg 2010, S. 4, 27. 63 Scheibelreiter, S. 210.

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Anmerkungen

Zeitenwende 1 https://www.projekt-gutenberg.org/waltherv/walthers/chap008.html (abgerufen am 08.05.2021). 2 Lindermayer, Thomas L.: Reise und Mobilität im Mittelalter – Am Beispiel des niederösterreichischen Raumes (Diss.), Wien 2017, S. 229. 3 Oliver von Paderborn, S. 282. 4 Ebd. 5 Scheibelreiter, S. 308. 6 Ebd., S. 316 – 348. 7 Rhoby, Byzanz und »Österreich«, S.  593, 610. In einer Urkunde der Theodora Angela aus den 1230er Jahren wird auch das Gefolge der zu diesem Zeitpunkt schon seit etwa drei Jahrzehnten in Österreich lebenden Witwe Leopolds  VI. angeführt, Byzantiner waren nicht dabei (Rhoby, Andreas  : Austriaca Byzantina. Weitere Bemerkungen zu Byzanz und den Babenbergern im 12. und 13. Jahrhundert, in  : Daim, Falko/Gastgeber, Christian/Heher, Dominik/Rapp, Claudia [Hg.]  : Menschen, Bilder, Sprache, Dinge. Wege der Kommunikation zwischen Byzanz und dem Westen, Mainz 2018, S. 259 – 268, hier  : S. 264). 8 Asbridge, S. 684 – 703  ; Mayer, S. 229 – 233, 245 – 252  ; Luttrell, Anthony  : Die Ritterorden 1312 bis 1798, in  : Riley-Smith, Jonathan (Hg.)  : Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge, Frankfurt am Main/ New York 1999, S. 373 – 417. 9 Siehe https://www.stift-heiligenkreuz.org/geschichte-und-spiritualitaet/die-kreuzreliquie bzw. http:// www.cisto.at/stift/reliquie_main.html (abgerufen am 17.03.2021). 10 https://www.deutscher-orden.at/site/spiritualitaet (abgerufen am 17.03.2021). 11 Riley-Smith, Wozu heilige Kriege  ?, S. 7. 12 Auch in einem auf nur zwei Blättern erhalten gebliebenen Bruchstück des Klosters Göttweig etwa, das die Jahre 1068 – 1086, 1123 – 1140 und 1208 – 1230 abdeckt, sind Einträge zu den Kreuzzügen und den diesbezüglichen Aktivitäten Herzog Leopolds VI. enthalten. Seine Kreuznahme 1208 wird erwähnt, ebenso seine Beteiligung an der Reconquista 1212 und sein Aufbruch nach Palästina 1217. Annales Gotwicenses, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 600 – 604, hier  : S. 602 f.

Anmerkungen 

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Zeittafel 1095 27. November 1096 – 1099

Aufruf Papst Urbans II. zum Kreuzzug in Clermont Erster Kreuzzug  : Marsch mehrerer Kreuzarmeen durch Österreich im Jahr 1096, Eroberung Jerusalems am 15. Juli 1099 1101 Kreuzzug des Jahres 1101 1101 Frühjahr Aufbruch Markgräfin Idas nach Palästina im Verband einer bayerischen Kreuzarmee unter Herzog Welf IV., gemeinsamer Vormarsch mit einer aquitanischen Armee unter Herzog Wilhelm IX. 1101 Juni Markgräfin Ida erreicht Konstantinopel  ; gemeinsam mit Wilhelm IX. und Welf IV. leistet sie dem byzantinischen Kaiser Alexios I. einen Lehnseid 1101 Mitte Juli Die aquitanisch-bayerische Kreuzarmee setzt nach Kleinasien über 1101 Anfang September Vernichtende Niederlage bei Herakleia gegen den seldschukischen Sultan Kilidsch Arslan I., Markgräfin Ida verschollen 1144 Zerschlagung des exponiertesten Kreuzfahrerstaates Edessa durch Imad ad-Din Zengi 1146 Dezember Konrad III. sagt Bernhard von Clairvaux in Speyer einen Kreuzzug des Heiligen Römischen Reiches zu 1147 Februar Heinrich II. Jasomirgott und andere Reichsfürsten nehmen in Regensburg das Kreuz, ebenso Bischof Otto von Freising, der jüngere Bruder Heinrichs II. 1147 – 1149 Zweiter Kreuzzug 1147 Mai Abmarsch der deutschen Kreuzarmee in Regensburg 1147 September Die Kreuzarmee lagert am Bosporus 1147 Anfang Oktober Teilung der deutschen Kreuzarmee im Nordwesten Kleinasiens. Konrad III. rückt mit seinen wichtigsten Kampfverbänden ins Innere Kleinasiens vor. Otto von Freising führt die nichtkämpfenden Verbände über eine Ausweichroute nach Süden 1147 25. Oktober Niederlage Konrads III. bei Doryläon, Überwinterung in Konstantinopel 1148 März Otto von Freising setzt nach äußerst verlustreichem Marsch durch den Westen und Süden Kleinasiens nach Palästina über 1148 April Ankunft Heinrichs II. Jasomirgott im Gefolge Konrads III. in Palästina, Wallfahrt nach Jerusalem 1148 24. Juni Ratsversammlung in Akko 1148 24. – 28. Juli Belagerung von Damaskus 1148 August Geplanter Feldzug nach Askalon kommt nicht zustande 1148 8. September Abreise von Akko Zeittafel 

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1149 Frühling 1182 1187 4. Juli

1187 2. Oktober 1189 – 1192 1189 11. Mai 1190 10. Juni 1190 4. Juli 1190 15. August 1190/91 1191 April 1191 7. Mai

1191 8. Juni 1191 12. Juli 1192 2. September 1192 9. Oktober 1192 Dezember 1194 4. Februar 1194 Frühjahr 1194 31. Dezember 1195 Januar 1195 1197 1. Mai 1197 22. September 1197 Mitte Oktober 1197 23. Oktober 1197 25. Oktober 1197 November 1198 Februar 1198 5. März

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Zeittafel

Heinrich II. Jasomirgott kehrt als Gemahl der byzantinischen Prinzessin Theodora Komnena vom Zweiten Kreuzzug zurück Pilgerreise Herzog Leopolds V. ins Heilige Land Sieg Sultan Saladins, Gründer der Herrscherdynastie der Ayyu­ biden, über die Streitkräfte des Königreichs Jerusalem in der Schlacht bei den Hörnern von Hattin Einnahme Jerusalems durch Saladin Dritter Kreuzzug Aufbruch von Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Regensburg, Leopold V. bleibt zunächst in Österreich Tod Friedrichs I. Barbarossa in Kleinasien Aufbruch der Könige Richard I. Löwenherz und Philipp II. in Vézélay Aufbruch Herzog Leopolds V. in Wien Überwinterung Leopolds V. in Zara an der dalmatinischen Küste Ankunft Leopolds V. vor Akko Leopold V. ergreift im Jerusalemer Thronstreit an der Seite König Philipps II. von Frankreich Partei für Konrad von Montferrat Ankunft Richards I. Löwenherz vor Akko Einnahme von Akko, bald darauf Heimreise Leopolds V. Waffenstillstand zwischen Saladin und Richard I. Richard I. tritt von Akko aus die Heimreise an Festnahme Richards I. durch Leopold V. bei Wien Freilassung Richards I. nach erfolgter Lösegeldzahlung Leopold V. wird exkommuniziert Tod Leopolds V. in Graz, Übernahme seines Kreuzzugsgelöbnisses durch seinen älteren Sohn Friedrich I. Herzog Friedrich I. muss das Kreuzzugsgelöbnis auf Druck der Kirche bekräftigen Kreuznahme Friedrichs I. im Kontext des von Kaiser Heinrich VI. geplanten Kreuzzuges Aufbruch Friedrichs I., vermutlich in Passau Ankunft in Akko Einmarsch in Sidon Schlacht nördlich von Sidon gegen al-Adil Eroberung von Beirut Beginn der Belagerung von Toron Ende der Belagerung von Toron Friedrich I. bei der Gründung des Deutschen Ritterordens in Akko

1198 16. April

Tod Friedrichs I. noch während des Kreuzzuges  ; Nachfolger in Österreich Leopold VI. 1202 – 1204 Vierter Kreuzzug 1203 November Hochzeit Leopolds VI. mit der byzantinischen Prinzessin Theodora Angela in Wien 1204 Januar Sturz der Angelos-Dynastie in Konstantinopel 1204 13. April Eroberung von Konstantinopel durch die Ritter des Vierten Kreuzzuges 1208 Ostern Kreuznahme durch Leopold VI. in Klosterneuburg 1208 21. Juni Ermordung König Philipps von Schwaben in Bamberg  ; Aufschub des von Leopold VI. geplanten Kreuzzuges 1209 – 1229 Albigenserkreuzzug 1210 Ketzerverfolgung in Österreich 1212 Herbst Kreuzzug Leopolds VI. nach Südfrankreich und nach Spanien 1217 Juni Große Zusammenkunft in Lilienfeld und Aufbruch zum Fünften Kreuzzug 1217 – 1221 Fünfter Kreuzzug 1217 September Leopold VI. erreicht Akko 1217 November Feldzug zum See Genezareth 1217 3. und 5. Dezember Angriffe auf den Berg Tabor 1218 Mai Beginn der Belagerung von Damiette 1218 25. August Eroberung des Kettenturms von Damiette, Gefangennahme der Garnison durch Leopold VI. 1218 31. August Tod von Sultan al-Adil 1219 5. Februar Besetzung des Nil-Ostufers durch die Kreuzarmee 1219 31. März Schlacht vor den Mauern von Damiette 1219 Mai Leopold VI. tritt die Heimreise an 1220 30. Mai Deutscher Ritterorden kauft mit entscheidender finanzieller Unterstützung Leopolds VI. eine Territorialherrschaft in Palästina 1221 8. September Abzug der Kreuzarmee aus Damiette, Ende des Fünften Kreuzzuges 1225 Frühsommer Leopold VI. vermittelt in San Germano zwischen Kaiser und Papst 1228 – 1229 Sechster Kreuzzug, durchgeführt von Kaiser Friedrichs II., Teilnahme Leopolds VI. von Kaiser und Papst erwünscht, aber von Leopold VI. abgelehnt 1230 Frühjahr/Sommer Leopold VI. vermittelt in San Germano zwischen Kaiser und Papst 1230 28. Juli Tod Leopolds VI. in San Germano 1239 – 1241 Kreuzzug der Barone 1246 15. Juni Tod Herzog Friedrichs II., Ende der Babenbergerdynastie

Zeittafel 

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1248 – 1254 1270 1291 Mai 1291 August

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Zeittafel

Siebenter Kreuzzug, durchgeführt von König Ludwig IX. von Frankreich Achter Kreuzzug, durchgeführt von König Ludwig IX. von Frankreich Fall von Akko, Anfang vom Ende der Kreuzfahrerherrschaft in Outremer Räumung der letzten Kreuzfahrerfestung Château Pèlerin

Quellen- und Literaturverzeichnis

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Quellen- und Literaturverzeichnis 

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Continuatio Lambacensis a. 1197 – 1348, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, MGH SS 9, Hannover 1851, S. 556 – 561 Continuatio Praedicatorum Vindobonensium a. 1025 – 1283, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 724 – 732 Continuatio Sancrucensis I a. 1225 – 1233, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 626 – 628 Continuatio Scotorum a. 1225 – 1233, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 624 – 626 Continuatio Zwetlensis altera a. 1170 – 1189, herausgegeben von Wilhelm Wattenbach, in  : MGH SS 9, Hannover 1851, S. 541 – 544 Die großen Kölnischen Jahrbücher, übersetzt von Carl Platner, Berlin 1867 Die Statuten des Deutschen Ordens nach den ältesten Handschriften, herausgegeben von Max Perlbach, Halle an der Saale 1890 Ekkehard von Aura  : Ekkehardi chronicon universale ad a. 1106, herausgegeben von Georg Heinrich Pertz, MGH SS 6, Hannover 1844, S. 33 – 231 Epistolae saeculi XIII e regestis pontificum Romanorum selectae, herausgegeben von Karl Rodenberg, Berlin 1883 Fulcher von Chartres  : Historia Hierosolymitana (1095 – 1127), herausgegeben von Heinrich Hagenmeyer, Heidelberg 1913 Gabrieli, Francesco  : Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, Zürich/München 1973 Gervasius von Canterbury  : The Historical Works of Gervase of Canterbury, herausgegeben von William Stubbs, 2 Bände, London 1879 – 1880 Historia Welforum, neu herausgegeben, übersetzt und erläutert von Erich König, Berlin 1938 Jakob von Vitry  : Histoire des Croisades, herausgegeben von M. Guizot, Paris 1825 Jakob von Vitry  : The History of Jerusalem A.D. 1180, übersetzt von Aubrey Stewart, London 1896 Johannes Codagnellus  : Iohannes Codagnellus Gesta obsidionis Damiatae 1217 – 1219, herausgegeben von Oswald Holder-Egger, MGH SS 31, Hannover 1903, S. 463 – 503 Johannes von Tulbia  : Iohannis de Tulbia Gesta obsidionis Damatiae 1217 – 1220, in  : MGH SS 31, herausgegeben von Oswald Holder-Egger, Hannover 1903, S. 669 – 704 Odo von Deuil  : De profectione Ludovici VII in Orientem, herausgegeben von J.P. Migne, Paris 1855 Oliver von Paderborn  : Historia Damiatina, in  : Die Schriften des Kölner Domscholasters, späteren Bischofs von Paderborn und Kardinal-Bischofs von S. Sabina Oliverus, herausgegeben von Dr. Hoogeweg, Tübingen 1894, S. 159 – 282 Otto von Freising  : Chronica sive Historia de Duabus Civitatibus, herausgegeben von Adolf Hofmeister, Hannover/Leipzig 1912 Otto von Freising  : Gesta Friderici I. Imperatoris, herausgegeben von G. Waitz, Hannover/ Leipzig 1912 Otto von St. Blasien  : Ottonis de Sancto Blasio Chronica, herausgegeben von Adolf Hofmeister (MGH SS 47), Hannover 1912

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Quellen- und Literaturverzeichnis

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Quellen- und Literaturverzeichnis 

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Bildnachweis Robert-Tarek Fischer  : 2, 3, 4, 5, 7, 10, 12, 13, 15, 16, 18, 21, 24 Wikipedia  : 1, 6, 8, 11, 14, 17, 19, 20, 22, 23 Stift Heiligenkreuz  : 9

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Bildnachweis

Personenregister

Adalbert III. von Salzburg, Erzbischof 93, 95, 96 Adela von Blois, Gräfin 29 Agnes, Markgräfin 37 al-Adil, Sultan 99, 103, 104, 106 – 110, 114 – 117, 129, 134, 137, 142, 143, 147, 212, 213 al-Aschraf, Sohn al-Adils 147 al-Aziz, Sultan 110 Albert III., Graf 153, 178 Albert von Aachen, Chronist 28, 29, 33 Alexios I. Komnenos, Kaiser 15, 25 – 30, 61, 194, 211 Alexios II. Komnenos, Kaiser 65 Alexios III. Angelos, Kaiser 120 Alexios IV. Angelos, Kaiser 120, 121 al-Kamil, Sultan 142, 143, 146 – 151, 154, 157 al-Mu’azzam, Sohn al-Adils 129, 137, 142, 147 – 150 Amalrich II., König 104, 107, 111, 114 – 117, 138, 201 Andreas II., König 130 – 135, 138, 143 Andronikos Komnenos, Sebastokrator 61 Anna Komnena, Tochter des Kaisers Alexios I. Komnenos 27 Arnold von Lübeck, Chronist 106 – 108, 110, 114, 201 Asbridge, Thomas, Historiker 206 Baha ad-Din, Chronist 81 Balduin I. von Boulogne, König 17, 20 – 22, 30, 35 Balduin III., König 50, 52 – 54, 56, 58, 179 Balduin IV., König 66 Balduin von Béthune, Graf 92, 93, 95 Beatrix, Herrin der Seigneurie de Joscelin 153 Bela III., König 70 Bernhard von Clairvaux, Abt 35, 36, 41, 42, 211 Bernhard von Spanheim, Herzog 158 Bernhard von Trixen, Graf 42, 49, 178 Bertha von Sulzbach, Kaiserin 44 Berthold IV., Herzog 176 Bohemund I., Graf 108, 132, 136 – 138

Bohemund von Tarent 16, 30, 32 Cölestin III., Papst 91, 92, 96 Corba von Thorigné, Kreuzfahrerin 23, 33 Ekkehard von Aura, Chronist 20, 33, 163, 194 Eleonore, Nichte Richards I. Löwenherz 91 – 93, 95 Emicho von Leiningen, Kreuzzugsführer 18 – 20, 172 Ephraim bar Jakob, Chronist 173, 207 Eugen III., Papst 35, 36, 42, 54 Fichtenau, Heinrich, Historiker 89 Franz II., Kaiser 82 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser 38, 42, 50, 62, 69 – 76, 78, 79, 82, 89, 99, 101, 102, 168, 169, 173, 175 – 177, 181, 182, 198, 212 Friedrich I., Herzog 9, 37, 91, 93, 95 – 98, 100 – 102, 104, 106, 108, 110, 111, 113 – 115, 117, 119, 122, 131, 139, 162, 164, 165, 169, 173, 175, 178, 193, 201, 212, 213 Friedrich II., Herzog 82, 158, 172, 182, 186, 187, 213 Friedrich II., Kaiser 99, 110, 119, 128, 130, 131, 154 – 159, 187, 213 Friedrich II. von Perg, Vogt und Kreuzritter 175 – 177, 179 Friedrich von Schwaben, Sohn Friedrichs I. Barbarossa 69, 74, 76, 78, 79 Fulcher, Patriarch 50, 53 Fulcher von Chartres, Chronist 33, 52 Gero von Heunberg, Graf 102 Gertrud, Herzogin 61 Gervasius von Canterbury, Chronist 199 Geza II., König 41, 43, 59 Giselbert von Admont, Abt 23 Görich, Knut, Historiker 200 Gottfried von Bouillon, Herzog 16, 19 – 22, 24, 168 Personenregister 

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Gottschalk, Kreuzzugsführer 18 – 20 Gregor IX., Papst 157 – 159 Gregor X., Papst 188 Guido I. Embriaco, Herr von Gibelet 139 Guido von Lusignan, König 68, 76, 77, 79, 80, 87

Innozenz III., Papst 113 – 117, 119 – 121, 124 – 130, 135, 138, 147, 185 Innozenz IV., Papst 187 Isaak II. Angelos, Kaiser 72 – 75, 120, 121, 177 Isabella, Königin 107, 201 Isenrich von Admont, Abt 72

Hadmar II. von Kuenring, Ministerialadeliger 89, 131 Hadmar von Melk, Abt 131 Heinrich II. Jasomirgott, Markgraf und Herzog 8, 9, 27, 37, 40 – 43, 46, 48 – 50, 53, 54, 56, 57, 59 – 63, 65, 69, 120, 162, 169, 174, 179, 181, 183, 186, 211, 212 Heinrich IV., Kaiser 37 Heinrich V., Kaiser 37 Heinrich VI., Kaiser 85, 86, 88 – 92, 96 – 104, 106, 108, 110 – 112, 115, 116, 119, 129, 131, 150, 170, 173 – 175, 178, 212 Heinrich der Ältere von Mödling 63, 96, 174, 175, 180, 182, 187, 207 Heinrich der Jüngere von Mödling 182 Heinrich der Löwe, Herzog 91 Heinrich, Sohn Kaiser Friedrichs II. 156 Heinrich, Sohn Leopolds VI. 158 Heinrich von Brabant, Graf und Herzog 104, 106 – 109, 111, 201 Heinrich von Champagne, Graf 87, 103, 104, 107, 112 Heinrich von Ensersdorf, Kreuzritter 102 Heinrich von Kalden, Marschall 104, 111 Heinrich von Salza, Hochmeister 158 Hermann I. von Thüringen, Landgraf 100 Hermann von Salza, Hochmeister 153, 156 Honorius III., Papst 130, 147, 152, 154 – 156 Hugo I., König 132, 133, 138, 143 Hugo von Parau, Kreuzritter 102 Hugo von Puchberg, Kreuzritter 102

Jakob von Vitry, Bischof 133, 134, 136, 137, 140, 151, 164, 204 Jesus Christus 17, 36, 128, 143, 152, 163, 166 Johann von Brienne, König 129, 130, 132, 133, 135 – 140, 143, 148, 154, 155, 163 Johannes II. Komnenos, Kaiser 61 Johannes Codagnellus, Chronist 205 Johannes von Tulbia, Chronist 205 Joscelin III. von Courtenay, Baron 153

Ibn al-Athir, Chronist 59, 142 Ibn al-Furat, Chronist 57 Ida, Markgräfin 8, 23 – 30, 32 – 35, 37, 62, 162, 163, 194, 211 Imad ad-Din Zengi, Herr von Mosul und Aleppo 34, 35, 53, 211

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Personenregister

Karabacek, Joseph, Orientalist 57 Kilidsch Arslan II., Sultan 74 Kilidsch Arslan I., Sultan 15, 20, 31 – 33, 211 Koloman, König 19, 20 Konrad III., König 36, 37, 40 – 46, 48 – 50, 53, 54, 56, 58 – 62, 67, 71, 72, 168, 179, 211 Konrad, jüngerer Bruder Heinrichs II. Jasomirgott 179 Konrad von Asparn, Kreuzritter 102 Konrad von Mainz, Erzbischof 101, 111, 114 Konrad von Montferrat, Herr von Tyrus 69, 76, 80, 86, 87, 91, 212 Konrad von Querfurt, Bischof und Reichskanzler 100, 104, 110, 111 Lackner, Christian, Historiker 200 Leo II., König 116 Leopold II., Markgraf 21, 23, 24 Leopold III., Markgraf 21 – 24, 37, 41, 80, 122 Leopold IV., Markgraf und Herzog 37, 40 Leopold V., Herzog 7 – 9, 63, 65 – 73, 75, 76, 79, 80, 82 – 93, 95 – 98, 113, 119, 162, 169 – 176, 179, 189, 190, 197, 199, 200, 207, 212 Leopold VI., Herzog 7, 8, 10, 93, 97, 101, 115, 117, 119 – 122, 124 – 128, 130 – 140, 143 – 159, 163 – 165, 169, 170, 172, 174, 182, 185 – 189, 203, 205, 209, 213 Leopold, Sohn Leopolds VI. 122, 131

Ludwig VII., König 35, 43, 44, 46, 48, 54, 56, 59, 62, 168 Ludwig IX., König 187, 214 Manganeios Prodromos, Dichter 61, 62, 179 Manuel I. Komnenos, Kaiser 43 – 45, 48, 49, 59 – 62, 65, 120, 179, 182 Margarete, Tochter Leopolds VI. 156 Mayer, Hans Eberhard, Historiker 200 Napoleon, Kaiser 82 Nur ad-Din, Herr von Aleppo und Damaskus 53, 56, 58, 59, 66 Odo von Deuil, Chronist 46, 62 Oliver von Paderborn, Domscholaster 133, 134, 136, 138 – 141, 143 – 145, 150, 152, 163, 164, 185 Otto I., Herzog 132, 158 Otto II. von Ortenburg, Graf 102, 115 Otto IV., Kaiser 91, 125, 126, 128, 130 Ottokar II. Přemysl, König 187 Ottokar III., Markgraf 40, 42, 178, 183 Ottokar IV., Herzog 70, 86, 171 Otto von Botenlauben, Kreuzritter und Minnesänger 154 Otto von Braunschweig.  Siehe Otto IV., Kaiser Otto von Freising, Bischof 37 – 40, 42, 43, 45 – 50, 53, 164, 178, 179, 211 Otto von Puchberg, Kreuzritter 102 Otto von Ramsberg, Kreuzritter 102 Otto von St. Blasien, Chronist 83, 84 Paschalis II., Papst 22 Pelagius von Albano, Kardinal 147, 148, 151, 152, 154, 155 Peter der Einsiedler, Kreuzzugsprediger 17 – 21 Peter II., König 128 Philipp II., König 80, 81, 83, 85 – 89, 212 Philipp IV., König 188 Philipp von Schwaben, König 119, 120, 124, 125, 213 Raimund IV., Graf 16, 20 Raimund V., Graf 88 Raimund VI., Graf 125

Rainald von Châtillon, Herr von Oultrejordain 68 Ralph von Coggeshall, Chronist 85 Reginbert von Passau, Bischof 179 Reinmar der Alte (Reinmar von Hagenau), Minnesänger 98, 102 Richard I. Löwenherz, König 65, 80, 81, 83 – 93, 95, 96, 98, 99, 103, 106, 108, 113, 114, 119, 128, 131, 133, 137, 139, 170 – 172, 199, 200, 203, 212 Richard von Devizes, Chronist 84, 199 Riley-Smith, Jonathan, Historiker 203 Robert II., Herzog 16 Roger II., König 59 Roger von Howden, Chronist 85 Rudolf I. von Habsburg, König 187, 188 Runciman, Steven, Historiker 194 Saladin (Salah ad-Din), Sultan 66, 68, 69, 76 – 78, 81, 83, 87, 89, 91, 99, 103, 104, 107, 113, 116, 142, 196, 212 Sanguin.  Siehe Imad ad-Din Zengi, Herr von Mosul und Aleppo Scheibelreiter, Georg, Historiker 29 Schlom, Münzmeister 170, 173 Sintram, Richter 175 Theodora Angela, Herzogin 120 – 122, 159, 182, 187, 209, 213 Theodora Komnena, Markgräfin und Herzogin 60 – 63, 65, 174, 179, 181 – 183, 208, 212 Theodora, Königin von Jerusalem 179 Theodoros Prodromos, Dichter 196 Thiemo von Salzburg, Erzbischof 23, 34, 38 Tyerman, Christopher, Historiker 124 Ulrich II., Herzog 102, 115 Ulrich II. von Passau, Bischof 131 Ulrich III. von Eppan, Graf 114, 131, 203 Ulrich von Peckau, Kreuzritter 102 Ulrich von Pettau, Kreuzritter 178 Unur, Muin ad-Din, Herr von Damaskus 53, 56 – 58 Urban II., Papst 7, 9, 15 – 18, 22, 172, 211 Usama, Emir 106

Personenregister 

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Volkmar, Kreuzzugsführer 18 Walter ohne Habe, Kreuzzugsführer 18 – 20 Walther von der Vogelweide, Lyriker und Minnesänger 98, 115, 165 – 167, 185, 186 Welf IV., Herzog 23, 25, 26, 28 – 30, 32, 33, 168, 194, 211 Welf VI., Markgraf und Herzog 37, 40 – 42, 54 Wilhelm II. von Nevers, Graf 23, 32

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Personenregister

Wilhelm IX., Herzog 23, 25, 26, 28, 29, 32, 33, 168, 194, 211 Wilhelm von Lüneburg, Herzog 91, 92 Wilhelm von Newburgh, Chronist 84, 199 Wilhelm von Tyrus, Chronist 49, 50, 56, 179 Wladislaw II., Herzog und König 42 Wolfger von Erla, Bischof 102, 111, 114, 115, 172, 201 Wolfram von Eschenbach, Lyriker und Minnesänger 185

Ortsregister

Admont 23, 127, 178, 193, 202 Adrianopel 26, 73, 176 Ägypten 7, 22, 35, 66, 83, 87, 110, 117, 138, 140, 142, 148, 149, 151, 153, 155 – 157, 186, 187 Akko 7, 50, 53, 54, 59, 76 – 89, 91, 103, 104, 106, 109, 111 – 114, 129, 132 – 135, 137, 139, 140, 150, 153, 155, 163, 164, 174, 188 – 190, 199, 200, 202, 211 – 214 Albi 125 Aleppo 35, 53 Almohadenreich 127 Amstetten 102 Anatolien.  Siehe Kleinasien Andalusien 127 Angevinisches Reich 80, 88, 91, 92, 95, 96, 98, 170 Ankyra 32 Antiochia 20, 35, 52, 68, 177, 179 Apulien 66, 100 – 102 Aquileia 158 Aquitanien 23, 25, 168, 211 Aragon 127, 128 Ardagger 43 Armenien 99, 116 Arsuf 87 Askalon 35, 58, 66, 87, 211 Attalia 46, 48, 49 Aura 163 Austerlitz 82 Ayyubidisches Reich 68, 99, 103, 106, 107, 110, 116, 129, 134, 137, 138, 142, 143, 147, 149, 150, 155, 157, 212 Baltikum 189 Bamberg 125, 213 Banyas 54 Bayern 18, 21, 23, 25, 36 – 38, 40 – 42, 54, 62, 131, 133, 168, 169, 179, 181, 211 Beirut 7, 66, 68, 104, 106 – 109, 116, 139, 164, 188, 201, 212

Beisan 134 Belvoir 66, 68 Berg Tabor 129, 130, 134 – 139, 142, 155, 204, 213 Bethlehem 111 Böhmen 156, 187 Bosporus 19, 20, 25 – 27, 30, 31, 44, 48, 49, 60, 65, 73, 120, 121, 179, 211 Bremen 79 Brindisi 101, 157 Bulgarien 25, 176 Byzanz, Byzantinisches Reich 8, 15, 20, 22, 25, 26, 28, 30, 31, 43, 44, 59 – 62, 65, 66, 69, 72 – 74, 99, 117, 120, 121, 129, 130, 169, 176, 179, 181 – 183, 187, 211 – 213 Caesarea 108, 111, 139, 163, 164 Calatrava 127 Chartres 52 Château Pèlerin 139, 153, 155, 188, 214 Clermont 7, 16, 172, 211 Corrozan 33 Damaskus 7, 53, 54, 56 – 59, 66, 109, 134, 147, 211 Damiette 10, 124, 140 – 143, 146 – 154, 156, 186, 213 Daron 87 Deutschordensstaat 189 Donau 15, 18, 19, 43, 122, 161, 168, 169 Doryläon 45, 211 Dürnstein 89, 90, 131 Edessa 20, 35, 42, 49, 52, 53, 211 England 69, 80, 88, 156, 186 Enns (Fluss) 18, 182 Enns (Stadt) 122, 126 Ephesus 48 Erdberg 88 Ferentino 155 Fischa 43 Ortsregister 

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Frankfurt am Main 36 Frankreich 7, 15 – 18, 21, 25, 35, 36, 54, 60, 69, 80, 88, 120, 125 – 128, 130, 133, 156, 169, 172, 186 – 188, 203, 212 – 214 Freising 38, 40 Friaul 122 Friedberg 171 Friesland 138, 140, 143, 144, 148 Fustat 141

52 – 54, 58, 59, 66 – 69, 76, 80, 86 – 89, 103, 104, 106 – 109, 111, 113 – 117, 129, 130, 132, 133, 135, 139, 153, 155, 179, 197, 201, 204, 212 Jerusalem (Stadt) 7, 8, 15, 17, 20, 22, 24, 28, 50, 53, 54, 65 – 68, 78, 87, 88, 99, 104, 108 – 111, 116, 117, 129, 130, 134, 138, 139, 150 – 152, 157, 158, 162, 174, 196, 208, 211, 212 Jordan 66, 68, 134, 137

Galiläa 7, 53, 109, 110, 129, 134, 150, 157 Gangra 32 Gars am Kamp 27 Gelnhausen 99 Genua 139, 169 Gibelet 104, 108, 139 Gibraltar 88 Gloggnitz 178 Göttweig 209 Gouda 145 Graz 93, 95, 212 Griechenland 60 Groß-Enzersdorf 102

Kahlenberg 169 Kairo 141, 143, 149, 151, 154 Kärnten 22, 42, 115, 158, 178 Kastilien 127 Kilikien 32, 49, 126 Kindberg 178 Kirchenstaat 99, 157, 159 Kleinasien 7, 15, 20, 22 – 24, 26, 28, 30 – 32, 34, 43 – 49, 59, 69, 74, 75, 100, 163, 177, 211, 212 Klosterneuburg 37, 38, 63, 125 – 127, 152, 201, 202, 213 Köln 18, 108, 133, 203, 205 Konstantinopel 15, 16, 19, 20, 23, 26 – 28, 30, 33, 44, 48, 49, 59 – 62, 65, 70, 73, 74, 120, 121, 141, 163, 183, 187, 194, 211, 213 Konya 32 Korfu 60 Krain 122 Krak des Chevaliers 177 Krems 170 Kremsmünster 201

Hainburg 171 Hattin 68, 77, 78, 212 Heiligenkreuz 41, 43, 65, 67, 95, 115, 189 Heiliges Land.  Siehe Palästina Heiliges Römisches Reich 9, 15 – 18, 20, 21, 26, 36, 37, 40, 42, 43, 48, 49, 54, 60, 61, 69, 71, 74, 78, 79, 82, 86, 88, 91, 96, 99, 100, 106, 110 – 113, 119, 120, 124 – 126, 128, 130, 132, 138, 139, 147, 154, 156, 157, 159, 161, 168, 169, 171 – 174, 181, 186, 187, 211 Heilige Stadt.  Siehe Jerusalem (Stadt) Herakleia 32 – 34, 45, 211 Hollabrunn 102 Iberische Halbinsel 7, 127 – 129 Iconium 74 Inn 153 Italien 15, 23, 59, 60, 76, 99, 101, 102, 104, 115, 152, 156 – 158 Jaffa 59, 87, 103, 104, 116, 117, 163 Jerusalem (Königreich) 21, 22, 33 – 35, 49, 50,

230 | 

Ortsregister

Laodikäa 46, 47, 49, 178 Las Navas de Tolosa 127 – 129 Lateinisches Kaiserreich 121 Leitha 18, 41, 57, 171, 186 Libanon 116 Lilienfeld 124, 131, 152, 189, 213 Linz 122 Lombardei 22, 30 Lübeck 79 Machland 177 Madrid 127 Mailand 89

Mainz 69, 75, 173 Malta 188 Mansura 154, 155 Marbach 99 March 18 Margat 108 Marienburg 189 Mauthausen 71 Melk 86, 175 Menzaleh-See 141 Meranien 132, 158, 176 Mersivan 32 Mesopotamien 147 Messina 101, 102, 104, 110 Mödling 174, 180, 182 Montfort 154 Mosul 35 Mühlviertel 175

125, 128, 129, 131 – 133, 135, 138, 140, 142, 150, 154 – 156, 158, 162 – 167, 172, 174, 175, 178, 179, 186, 188, 197, 199, 200, 209, 211 – 213 Pamphylien 48 Paris 38 Passau 102, 124, 131, 177, 179, 212 Perg 175, 176, 179 Perugia 130 Philippopel 73, 176, 208 Philomelion 74 Pielach 86 Pisa 76, 169 Poitou 80 Porrau 102 Prag 18 Pressburg 41, 72 Pürgg 182, 183

Nablus 137 Navarra 127 Nazareth 103, 111 Niederlothringen 16, 19 Nikäa 45, 46 Nil 140 – 142, 148, 149, 154, 155, 213 Nildelta 7, 10, 117, 129, 138 – 140, 142, 147, 149, 154, 155 Normandie 16 Nürnberg 69, 73, 156

Ramla 117 Regensburg 42, 43, 71, 89, 126, 211, 212 Reims 52 Rhein 172 Rhodos 188 Rom 24, 92, 96, 99, 112, 115, 125, 155, 174 Römisches Reich 61 Russland 82

Oberösterreich 177 Österreich 10, 15, 18 – 24, 26, 27, 29, 37, 43, 61 – 63, 65, 68, 70, 71, 75, 79, 82, 85, 89, 93, 95 – 98, 100 – 102, 104, 108, 111, 113 – 115, 119, 124, 126, 128, 131, 132, 139, 140, 143, 145, 149 – 151, 153, 156, 159, 161 – 163, 165, 167 – 169, 171 – 174, 176, 178, 182, 183, 185 – 187, 189, 190, 199, 203, 211 – 213 Outremer 35, 43, 44, 48, 49, 52, 53, 59, 66 – 69, 99, 103, 104, 108, 111, 112, 114 – 116, 124, 133, 153 – 155, 169, 186 – 188, 214 Paderborn 133 Palästina 7 – 9, 22 – 25, 30, 33 – 35, 42, 49, 50, 54, 58, 59, 65 – 68, 70, 72, 73, 75, 76, 79 – 81, 84 – 87, 92, 100 – 104, 108, 109, 111 – 117,

Sachsen 36, 61 Saleph 74, 177 Saloniki 176, 177 Salzburg 131, 158 Samaria 53 San Germano 156, 159, 213 Sankt Georgenberg 153 Sankt-Georgs-Kloster 177 Santa Sabina 159 See Genezareth 66, 68, 134, 135, 139, 213 Seigneurie de Joscelin 153, 154 Semmering 171 Serbien 69 Sidon 7, 104, 106, 109, 116, 117, 138, 164, 188, 212 Sizilien 88, 92, 99, 102, 104, 128, 157 – 159, 174, 175 Slowenien 178 Ortsregister 

| 231

Sofia 44, 182 Spalato 131 Spanien 126 – 128, 130, 169, 186, 203, 213 Speyer 36, 91, 211 Spittal 102 Split 132 Steiermark 40, 70, 86, 90, 95 – 97, 119, 124, 131, 132, 151, 153, 171, 172, 178, 189 Steinfeld 171 Strudengau 43 Sultanat der Rum-Seldschuken 69, 74, 177 Syrien 20, 22, 32, 35, 66, 83, 104, 106, 126, 147 – 149 Tempelberg 157 Thaya 18 Tirol 122, 153, 178 Toron 106, 109, 110, 150, 212 Toulouse 16, 20, 88, 125 – 127 Traisen 86, 124, 189 Transjordanien 35 Tripolis 35, 68, 104, 108, 132, 136, 138, 163 Tulln 18, 27 Tyrus 35, 52, 68, 69, 76, 80, 103, 106, 108 – 111, 153

232 | 

Ortsregister

Ungarn 18 – 20, 22, 23, 25, 29, 43, 59, 69, 70, 72, 75, 120, 122, 130 – 133, 135, 138, 143, 156, 163, 168, 171, 186 Venedig 76, 80, 120, 121, 132, 169 Vézélay 35, 212 Völkermarkt 102 Weinviertel 86 Wels 122 Wien 8, 19, 38, 63, 71, 72, 75, 82, 88, 92, 101, 102, 121, 122, 124, 141, 165, 167, 169 – 173, 182, 183, 189, 190, 200, 202, 207, 208, 212, 213 Wiener Becken 98, 171, 174 Wiener Neustadt 92, 98, 171, 172 Wienerwald 189 Worms 86, 91, 99 Würzburg 69, 90, 91, 163 Zara 76, 79, 120, 212 Zwettl 63, 66, 71, 182 Zypern 81, 99, 103, 104, 107, 116, 132, 133, 138, 143, 163