Staatliche Verwaltungsgebühren: Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren vom 29. September 1923 nebst Gebührenordnungen und Ausführungsbestimmungen [Reprint 2020 ed.] 9783111395678, 9783111033099

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Staatliche Verwaltungsgebühren: Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren vom 29. September 1923 nebst Gebührenordnungen und Ausführungsbestimmungen [Reprint 2020 ed.]
 9783111395678, 9783111033099

Table of contents :
Inhaltsübersicht
Abkürzungen
Einleitung
I. Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren. Vom 29. September 1923
II. Verwaltungsgebührenordnungen
III. Anhang
Nachtrag
Sachregister

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Ein ausführliches Verzeichnis der

Guttentagschen Sammlung

Deutscher Reichs­ und Preußischer Gesetze — Textausgabeu mit Anmerkungen; Taschenformat —

die alle wichtigeren Gesetze in unbedingt zuver­

lässigem Abdruck und mit mustergültiger Erläu­

terung wiedergibt, liegt diesem Buche bei.

Nr. 61.

Guttentagsche Sammlung Preußischer Gesetze.

Nr. 61.

Textausgaben mit Anmerkungen

Staatliche Verwaltungsgebühren Gesetz über staatliche Berwaltungsgebühren vom ‘29. September 1923 nebst

Gebührenordnungen

und

Ausführungsbestimmungen.

Textausgabe

mit Einleitung, Anmerkungen und Sachregister von

Dr. Kurt Eiffler Oberregierungsrat im Preußischen Finanzministerium.

w Berlin und Leipzig 1925.

Walter de Gruyter & Co. vormals G. I. Göschen'sche Berlagshandlung — I. Guttentag, Verlags­ buchhandlung — Georg Reimer — Karl I. Trübner — BeitLComp.

Inhaltsübersicht. Abkürzungen............................................................................................... Einleitung...................................................................................................

I.

Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren. Vom 29. September 1923...................................................

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II. Verwaltungsgebührenordnungen. la. Allgemeine Berwaltungsgebührenordnung. Boni 29. De­ zember 1923 .............................................................................. 19 Tarif............................................................................................. 47 b. Ausführungsanweisung. Vom 29. Dezember 1923. c. Richtlinien zur allgemeinen Verwaltungsgebühren­ ordnung (2. Ausführungsan Weisung). Vom 15. August 1924. (Die einzelnen Ziffern der zu b und c genannten Bestimmungen sind hinter beit zugehörigen Vorschriften der allgemeinen Ver­ waltungsgebührenordnung, die „Rechnungsvorschriften" der Ausführungsanweisung (Ziff. 10) hinter dem Tarif der allge­ meinen Verwaltungsgebührenordnung abgedruckt, S. 55.) d. Verfügung des Finanzministers, betr. die Verrechnung der

Verwaltnngsgebtihren und Auslagen. Vom 3. April 1924 e. Besondere Ausführungsbestimmungen des Finanz­ ministers. aa. Erlaß, betr. Durchführung der allgemeinen Verwaltungs­ gebührenordnung in der preußischen Katasterverwaltung. Vom 4. Februar 1924 ........................................................... bb. Erlaß, betr. Erhebung von Gebühren für die Entschei­ dungen über Einsprüche und Berufungen gegen die Veran­ lagung der Steuer vom Grundvermögen. Vom 25. März 1924 ....................................................................................... cc. Erlaß, betr. Erhebung von Verwaltungsgebühren für die Entscheidungen über Reklamationen wegen der Veran­ lagung zur Wandergewerbe- und Wanderlagersteuer. Vom 24. November 1924 ...............................................................

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Inhaltsübersicht.

f. Ausführungsbestimmungen des Ministers für Landwirt­ schaft, Domänen und Forsten. aa. Erlaß, betr. Erhebung von Verwaltungsgebühren nach T. Nr. 3 der allgemeinen Verwaltungsgebührenordnung. Vom 14. Januar 1924........................................................... bb. Erlaß, betr. Erhebung von Verwaltungsgebühren bei den Landeskulturbehörden. Vom 2. März 1924 ..................... cc. Erlaß, betr. Erhebung von Verwaltungsgebühren bei der Staatsforstverwaltung. Vom 4. April 1924....................... dd. Erlaß, betr. Erhebung von Verwaltungsgebühren bei der Domänenverwaltung. Vom 30. April 1924....................... g. Ausführungsbestimniungen des Ministers für Wissen­ schaft, Kunst und Volksbildung. aa. Erlaß, betr. Ausführung der allgemeinen Verwaltungs­ gebührenordnung. Vom 28. März 1924............................. bb. Erlaß, betr. Abrechnung über die bei den städtischen höheren Lehranstalten aufkommenden Verwaltungsge­ bühren. Vom 6. August 1924 ............................................ h. Ausführungsbestimniungen des Ministers für Volks­ wohlfahrt. Erlaß, betr. Erhebung von Verwaltungsgebühren bei den Versicherungsbehörden. Vom 10. Mai 1924 .................

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70

Sondergebührenordnungen.

2. Gebührenordnung für Amtshandlungen der Wasserpolizei. Born 30. Januar 1924

.....................................................................

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3. Baupolizeigebührenordnung für die Inanspruchnahme der staatlichen Baupolizeiverwaltungen in der Provinz Hannover und in den zur früheren Provinz Posen gehörigen Landesteilen der Grenzmark Posen-Westpreutzen. Born 6. Februar 1924. . 4. Baupolizeigebtthrenordnung für die Inanspruchnahme der staatlichen Baupolizeiverwaltungen in der Provinz HessenNassau. Vom 6. Februar 1924 ....................................................... 5. Gebührenordnung für das Verwaltungsstreitverfahren. Vorrr 7. Februar 1924 (24. März 1924)..................................................... 6. Gebührenordnung für die Ausfertigung, Abänderung usw. der ZnlassnngSurkunden für Buchmacher und Buchmachergehilfen. Bom 28. Februar 1924......................................................................... 7a. Berwaltungsgebührenordnung für Angelegenheiten der Justiz­ verwaltung. Bom 26. März 1924 .................................................

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b. Erlaß des Justizministers über die geschäftliche Behandlung der Verwaltungsgebühren. Vom 26. März 1924..................... 92 8. 9.

Berwaltungsgebührenordnung für Fischereischeine und Erlaub­ nisscheine zum Fischfang. Bom 28. März 1924......................... Berwaltungsgebührenordnung des Ministeriums deS Innern. Bom 25. April 1924 ..............................................................................

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Inhaltsübersicht.

10. Gebührenordnung für die Handels- und Gewerbeverwaltung Bom 26. Mai 1924........................................................................... 11. Gebührenordnung für die Inanspruchnahme von Behörden durch private Vieh-, Bienen- und HagelversicherungSunternehmungen. Bom 9. Juli 1924 .......................................................... 12. Gebührenordnung zur Bekanntmachung über den Verkehr mit landwirtschaftlichen Grundstücken vom 15. März 1918 (RGBl. 6.123). Bom 9. Juli 1924............................................................ 13a. Berwaltnngsgebührenordnung für Staatsangehörigkeitssachen. Bom 10. Juli 1924 .......................................................................... b. Ausführungsanweisung zur Verwaltungsgebührenordnung für Staatsangehörigkeitssachen. Vom 10. Juli 1924...................... 14. Sondergebührenordnung für die Medizinalverwaltung. Bom 12. Juli 1924...................................................................................... 15. Verwaltungsgebührenordnung in Angelegenheiten der WohnungSzwangtzbewirtschaftung. Bom 8. August 1924 ................. 16. Berggebührenordnung. Vom 24. Oktober 1924 ........................ 17. Verwaltungsgebührenordnung für die Tätigkeit der Ver­ waltungsbehörden bei Ausführung des Grundstücksverkehrs­ gesetzes vom 10. Februar 1923. Bom 15. November 1924.

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163

III. Anhang. Vorschriften, betr. Gebührenerhebung in ViehhandclSerlaubnissachen.

a. Dritte Ausführungsanweisung (Gebührenordnung) des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten (Staatskommissars für Volksernährung) und des Ministers für Handel und Gewerbe zu der Verordnung über den Verkehr mit Vieh und Fleisch vom 13. Juli 1923 (RGBl. I S. 715). Vom 30. Januar 1924.... 164 b. Erlaß des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, betr. Gebührenerhebung in Viehhandelserlaubnissachen. Vom 26. August 1924 .............................................................................. 167

Nachtrag. 1. Erlaß des Finanzministers. betr. Erhebung von Ver­ waltungsgebühren. Vom 12. Dezember 1924 ................. 171 2. Gebührenordnung für Amtshandlungen in Lotterieangelegen­ heiten. Bom 20. Dezember 1924.......................................... 173 3. Ergänzung zur Verwaltungsgebührenordnung des Ministe­ riums des Innern. Bom 31. Dezember 1924 .................... 174

Sachregister .................................................................... 176

Abkürzungen. I. Durch Erlaß des FM. vom 15. 8. 1924 (Bes.Bl. S. 289) eingeführte Abkürzungen: AA. (z. aVGO.) = Ausführungsanweisung (zur allgemeinen Berwaltungsgebührenordnung) vom 29. 12. 1923 (BesBl. S. 249). aVGO. = allgemeine Berwaltungsgebührenordnung vom 29. 12. 1923 (GS. 1924 S. 1). TNr. = Tarifnummer. VGG. = Berwaltungsgebührengesetz: Gesetz über staatliche Berwaltungsgebühren vom 29. 9. 1923 (GS. S. 455). II. Sonstige Abkürzungen: Anm. = Anmerkung. Begr. = Begründung zum VGG. (Landtagsdrucksache 1923 Nr. 6218). Bek. = Bekanntmachung. BesBl. = preußisches Besoldungsblatt (Teü II des Finanz-MinisterialBlatts). E. = Erlaß. FM. = Finanzminister. FMBl. — Finanzministerialblatt. GO. Gebührenordnung. GS. = preußische Gesetzsammlung. HM. = Minister für Handel und Gewerbe. HMBl. = Ministerialblatt der Handels- und Gewerbeverwaltung. IM. = Justizminister. JMBl. — Justizministerialblatt. LM. = Minister für Landwirtschaft usw. LMBl. - Ministerialblatt für Landwirtschaft usw. LStG. = Landesstempelgesetz : preußisches Stempelsteuergesetz. MBl. i. V. Ministerialblatt für die innere Verwaltung. MdI. = Minister des Innern. MfV. - Minister für Volkswohlfahrt. MfW. = Minister für Wissenschaft usw.

9

Abkürzungen.

RGBl. - Reichsgesetzblatt. RMBl. = Reichsministerialblatt (Zentralblatt für das Deutsche Reich).

RBO. = Reichsversicherungsordnung.

S. = Seite. UZBl. = Zentralblatt

für

die

gesamte

Unterrichts-Verwaltung in

Preußen.

B. = Verordnung. VG. = Berwaltungsgebühr.

BGO. = Berwaltungsgebührenordnuug. BMBl. = Bolkswohlfahrt, Amtsblatt für das Ministerium für Volks­ wohlfahrt ZBl. Zentralblatt der

Preußischen Abgaben-

usw.

Verwaltung,

seit 1. 1. 1913: der Preußischen Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern.

Einleitung. Früherer Rechtszustand.

Mit dem Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren vom 29. September 1923 (GS. S. 455), kurz Verwaltungsgebühren­ gesetz (VGG.) genannt, ist auch in Preußen der Weg beschritten worden, den schon — teilweise lange vorher — die anderen deut­ schen Länder gegangen sind. Zwar wurden in Preußen auch schon früher vereinzelte Verwaltungsgebühren auf Grund allgemeinen Verfassungsrechts, teils auch auf Grund besonderer Gesetze er­ hoben. Durch das Verwaltungsgebührengesetz wurde aber erst eine umfassende und einheitliche Regelung des staatlichen Gebühren­ rechts geschaffen und zugleich für alle hierfür in Betracht kommen­ den Amtshandlungen der Grundsatz der Gebührenpflichtigkeit auf­ gestellt.

Begriff der Verwaltungsgebühr. Bei welchen Amtshandlungen kommt begrifflich die Erhebung einer Verwaltungsgebühr in Frage? Was ist unter Verwaltungs­ gebühr zu verstehen? Sehen wir bei der Beantwortung dieser Frage davon ab, wie sich das Schrifttum zu ihr stellt. Cs er­ scheint für die Zwecke dieser Sammlung ausreichend, mit Worten aus der Begründung zum Gesetz (vgl. Landtagsdrucksache Nr. 6218 von 1923) zu antworten. Danach will der Staat „dort eine Ver­ gütung verlangen, wo er seine ihm als Staat obliegenden Auf­ gaben erfüllt und zugleich einem einzelnen unmittelbar eine Lei­ stung zukommen läßt, um deren willen dieser ihn angegangen oder die er sonstwie veranlaßt hat" (S. 4 a. a. £).). Die Ver­ waltungsgebühren sollen nur treffen „Verwaltungshandlungen, die aus der Verwaltungshoheit des Staates fließen, also Hoheits­ handlungen, z. B. Genehmigungen, Crlaubniserteilungen, Prü­ fungen, Auszüge, Auskünfte über amtlich bereits bekannte Tat-

Einleitung.

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fachen. Hiervon zu unterscheiden sind insbesondere Benutzungsge­ bühren in bezug auf öffentliche Anlagen und Anstalten (z. B. Lager­ gebühren, Brückengelder) und Leistungsvergütungen für Leistungen z. B. gewerblicher, wirtschaftlicher, künstlerischer, wissenschaftlicher, technischer Art, die nicht notwendig zur Erfüllung der dem Staate als solchem obliegenden Aufgaben, also nicht unmittelbar der Ver­ wirklichung eines wesentlichen Staatszweckes dienen, sondern zu­ fällig vom Staat ausgeführt werden, aber auch von Privaten, Ge­ sellschaften, Vereinen usw. ausgeführt werden können (es sei er­ innert an Post, Eisenbahn, Universitäten, Schulen, Theater, Ge­ stüte, insbesondere seien noch hervorgehoben die Leistungen privat­ rechtlicher Art, wie Untersuchungen medizinalpolizeilicher oder hy­ gienischer Art, Nahrungsmitteluntersuchungen, von der Kataster­ verwaltung auszuführende Messungen, Vermerkungen, Anfertigun­ gen von Karten, Ermittlungen von Grundstückswerten, Aufstel­ lungen von Taxen, von der staatlichen Bauverwaltung anzuferti­ gende Entwürfe)". S. 6 a. a. O. — Gleichgültig ist, ob die be­ treffenden Amtshandlungen von staatlichen oder von nichtstaatlichen Organen kraft staatlichen Auftrags vorgenommen werden. Auch in dem letzten Falle liegen Staatshoheitshandlungen vor, „leistet" der Staat „dadurch, daß er diesen Amtshandlungen staatliche Au­ torität verleiht, die sich in deren besonderen Auswirkungen äußert; nur soweit die Tätigkeit der Auftragstelle sich vom Staate herleiten läßt, hat sie die gewünschte Bedeutung für den einzelnen, der sie in Anspruch nimmt". (Vgl. S. 7 a. a. O.)

Ziele des Verwaltungsgebührengesetzes. Abgesehen von der selbstverständlichen Absicht, dem Staate eine neue Einnahmequelle (bestimmt zur Deckung der Kosten seiner Verwaltungstätigkeit, entsprechend den Gerichtsgebühren, die die Kosten für die Tätigkeit der Gerichte decken sollen) zu schaffen, ver­ folgt das Gesetz noch weitere Ziele. Das preußische Stempelsteuer­ gesetz enthielt bisher neben Abgaben mit Verkehrssteuercharakter (z. B. Kaufvertrags-, Abtretungs-, Schuldverschreibungsstempel) auch solche von gebührenartigem Charakter (z. B. Zeugnis-, Aus­ fertigungsstempel), d. h. also Stempel für Amtshandlungen von Be­ hörden. Diese sollen durch die zweckentsprechenderen Verwaltungs­ gebühren ersetzt werden. Damit erübrigte sich auch ein Ausbau des Stempelsteuergesetzes durch Hinzufügung neuer derartiger Tarifstellen,

Einleitung.

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deren Einführung zur Mehrung der Staatseinnahmen sonst unb.bedingt erforderlich gewesen wäre. Vgl. Begründung S. 5. (Dahihin ging auch eine Entschließung, die der Landtag bei der Beratung dtder Stempelsteuernovelle von 1923 gemäß dem Anträge seines Rechtrtsausschusses — vgl. Landtagsdrucksache Nr. 6209 von 1923 zu 2 — angenommen hatte.) Dementsprechend sind nunmehr mit Rücksicht auuf die inzwischen erfolgte Einführung von Verwaltungsgebühren durcrch Gebührenordnungen im Art. II Ziff. 1 der Stempelsteuernovelle voom 21. Oktober 1924 (GS. S. 611; neue Bekanntmachung des ganzeren Gesetzes vom 27. Oktober 1924 — S. 627 a. a. O.) alle Gebühreienstempel aufgehoben worden. - Ferner will das Gesetz erreichen, daaß „grundsätzlich für alte gleichartigen Amtshandlungen, mögen ssie von staatlichen oder (auftragsweise) von nichtstaatlichen Stellelen ausgehen, eine einzige und gleich hohe Gebühr innerhalb döes ganzen Staatsgebietes fällig wird". (Vgl. Begründung S. 88.) Daher das Verbot im* § 3 des Gesetzes, daß andere Abgaben irgenNdwelcher Art neben den staatlichen Verwaltungsgebühren erhoboen werden. Als Entschädigung wird den hierdurch benachteiligten Stellen (also insbesondere den Gemeinden und Gemeindeverbändern) eine Beteiligung an dem Gebührenaufkommen zu 50 v. H. ggewährt (§ 2 des Gesetzes). Damit zugleich erhalten diese Stellten „in grundsätzlicher und bedeutungsvoller Abweichung von dem bbisherigen Verfahren" eine Abfindung für ihre Tätigkeit kraft staaatlichen Auftrags. (Vgl. Begründung S. 7.) Entstehung

des

Verwaltungsgebührengesetzes.

Der Werdegang des Gesetzes ist kurz folgender. Der zunächhst dem Staatsrat vorgelegte Gesetzentwurf fand bei diesem hinsichhtlich der Bestimmung über Auftragshandlungen keine Zustimmung. (Vgl. das Gutachten vom 21. 6. 1923, Landtagsdrucksache Mr. 6218 S. 11.) Die Regierung glaubte jedoch, bei ihrem Vorschläge verbleiben zu müssen. (Vgl. Schreiben des Staatsministeriunms vom 29. 6. 1923, S. 1 a. a. O.) Der Landtag nahm das Gessetz mit den von seinem Rechtsausschuß vorgeschlagenen nur unwoesentlichen Änderungen (vgl. Landtagsdrucksache Nr. 6389) untter dem 10. 7. 1923 an. (Vgl. stenogr. Berichte S. 19116 ff.) D)er Staatsrat erhob unter dem 24. 7. 1923 Einspruch gegen das be­ setz, da sein Gutachten in bezug auf den § 2 unbeachtet geblieben ssei. (Vgl. Landtagsdrucksache Nr. 6763 S. 4 und Erwiderung dses

Einleitung.

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Staatsministeriums vom 8. 8. 1923, ebenda S. 1.) Bei der noch­ maligen Abstimmung über das Gesetz wurde dieses am 13. 9. 1923 vom Landtag mit der nach der Verfassung erforderlichen Zwerdrittelmehrheit angenommen. (Vgl. stenogr. Berichte S. 19236 ff.) Inhalt des Verwaltungsgebührengesetzes.

Das Verwaltungsgebührengesetz stellt ein sog. Rahmengesetz dar, sein Inhalt ist entsprechend kurz. Cs schreibt im wesentlichen nur vor, daß Verwaltungsgebühren grundsätzlich für alle in Frage kommenden Amtshandlungen zu erheben sind und die „Erhebung" auf Grund von Gebührenordnungen zu erfolgen hat, die von dem Staatsministerium, bzw. den einzelnen zuständigen Ministern er­ lassen werden müssen. Diesen ist also die Regelung der Frage über­ lassen, wofür, in welcher Höhe und in welcher Weise sonst die Ge­ bühren zu erheben sind.

Verwaltungsgebührenordnungen und Ausführungs­ bestimmungen. Die demgemäß erlassenen zur Zeit gültigen Gebührenordnungen nebst Ausführungsvorschriften sind nachstehend abgedruckt. Es sind dies insbesondere die vom Staatsministerium erlassene allgemeine Verwaltungsgebührenordnung vom 29. 12. 1923 (GS. 1924 S. 1; BesBl. S. 247, 1924 S. 289), die Ausführungsanwetsung hierzu vom gleichen Tage (BesBl. S. 249, 1924 S. 292) und die Richtlinien für die Erhebung von Verwaltungsge­ bühren (2. Ausführungsanweisung) vom 15. 8. 1924 (Bes. Bl. S. 293), ferner die verschiedenen Sondergebührenordnungen der Fachminister für die einzelnen Verwaltungszweige. 1. Die allgemeine Verwaltungsgebührenordnung ent­ hält einmal allgemeine Bestimmungen über die Erhebung von Derwaltungsgebühren überhaupt. Die Gebührenordnung und die hierzu ergangenen oben gen. Ausführungsbestimmungen gelten für alle auf Grund des Verwaltungsgebührengesetzes zu erhebenden Gebühren, soweit nicht in den Sondergebührenordnungen Abweichendes bestimmt wird (§ 14); solche abweichenden Bestimmungen sind hier nur in geringem Maße enthalten, so daß die allgemeine Verwaltungsgebührenordnung als die wesent­ liche Grundlage für das gesamte Staatsverwaltungsgebühren­ recht anzusehen ist, ihre Bestimmungen also regelmäßig auch

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Einleitung. dann anzuwenden sind, wenn es sich um irgendeine Gebühr einer staatlichen Sondergebührenordnung handelt. Ferner enthält die allgemeine Verwaltungsgebührenordnung einen kurzen Tarif all­ gemeiner Art; auch er ist in allen Verwaltungszweigen anzu­ wenden, soweit nicht in Sondergebührenordnungen andere Ge­ bühren für die betreffenden Amtshandlungen festgesetzt sind oder Gebührenfreiheit angeordnet ist (§ 15). 2. Die wichtigsten Sondergebührenordnungen sind die Gebührenordnungen:

a) für Angelegenheiten der Justizverwaltung vom 26. Z. 1924 (nebst Nachtrag), b) des Preuß. Ministeriums des Innern vom 25. 4. 1923 (nebst mehreren abändernden Nachträgen), c) für die Handels- und Gewerbeverwaltung vom 26. 5. 1924, d) für die Medizinalverwaltung vom 12» 7. 1924, e) Berggebührenordnung vom 24. 10. 1924.

Mit den bisher erlassenen Gebührenordnungen dürfte eine ge­ wisse abschließende Regelung erreicht sein, so daß eine — besonders für den Gebrauch bei den Behörden verwendbare — Zusammenstel­ lung aller Gebührenvorschriften, vor allem der Gebührenordnungen selbst (die gemäß § 16 der allgemeinen Verwaltungsgebührenord ­ nung in der Gesetzsammlung, bzw. in den verschiedenen Ministerial­ blättern veröffentlicht worden sind) am Platze erscheint, um dem zur Zeit bestehenden Mangel an Übersichtlichkeit abzuhelfen. Die einzelnen Ziffern der „Ausführungsanweisung" und der „Richt­ linien" — beide auch nicht unwesentlich auslegender Natur — sind hinter den betreffenden §§ der allgemeinen Verwaltungsgebühren­ ordnung, die einzelnen Sondergebührenordnungen mit den dazu ge­ hörigen Bestimmungen anschließend nach der Zeitfolge abgedruckt. Ein ausführliches Sachregister ist beigefügt. Berlin, im Dezember 1924.

Dr. Eiffler.

I. Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren. Vom 29. September 1923.

(Gesetzsamml. S. 455.) Der Landtag hat folgendes Gesetz beschlossen: § V)

(1) Für einzelne auf Veranlassung der Beteiligten vorge­ nommene Amtshandlungen staatlicher Organe, die im wesent­ lichen im Interesse einzelner erfolgen, werden Verwaltungsgebühren für die Staatskasse erhoben. Die Erhebung *) erfolgt auf Grund von Gebührenordnungen (§ 4). (2) Gebührenfrei sind solche Amtshandlungen, die überwiegend im öffentlichen Interesse erfolgen, und der mündliche Verkehr. Gebühren werden nicht erhoben beim Verkehre der Behörden untereinander, es sei denn, daß sie einem Dritten als Veranlasser zur Last zu legen sind. Anm. *) Zu vgl. die aVGO., wo die gleichen Bestimmungen ausge­ nommen worden sind, sowie die Ausführungsbestimmungen hierzu nebst Anmerkungen (S. 19 ff.). *) Die GO. regeln also alle Fragen der „Erhebung", d. h. die Fragen, wofür, in welcher Höhe, von wem und in welcher Weise sonst die Ge­ bühren zu erheben sind. (Vgl. Einleitung S. 13.) Auch im übrigen bieten die Gebührenordnungen Gelegenheit, etwaige Zweifelsfragen zu klären, so gegebenenfalls die Frage, ob ein gebührenpflichtiger Fall des § 1 oder deS § 2 vorliegt. Begr. S. 9.

§ 2.1) Die Bestimmung des § 1 gilt auch für die kraft staatlichen Auf­ trags vorgenommenen Amtshandlungen von nichtstaatlichcn Or­ ganen. Fünfzig vom Hundert der hierfür erhobenen Gebühren fließen in die Kasse derjenigen Stelle, deren Organ die gebühren­ pflichtige Amtshandlung vorgenommen hat. Anm. i) Dgl. Anm.. 1 zu g 1.

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Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren.

§ 3?) (1) Soweit auf Grund dieses Gesetzes die Erhebung einer Gebühr oder Gebührenfreiheit vorgeschrieben ist, wird die Er­ hebung von anderweitigen Gebühren ausgeschlossen, insbesondere auch die Erhebung von Gebühren nach § K des Kommnnalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzsamml. S. 152) und §§ 4 und 24 des Kreis- und Provinzialabgabengesetzes vom 23. April 1906 (Gesetzsamml. S. 159), beide in der Fassung des Gesetzes vom 26. August 1921 (Gesetzsamml. S. 495), sowie die Erhebung von Sporteln und ähnlichen Abgaben, gleichviel ob sie auf Gesetz, Verordnung oder Herkommen beruhen. (2) Tas Entsprechende gilt für die Erhebung der Stempelsteuer. Inwieweit die Erhebung einer Stempelsteuer neben der Gebühr ganz oder teilweise ausgeschlossen wird, wird durch die vom Staatsmiuisterium oder von den zuständigen Ministern ge­ mäß § 4 zu erlassenden Gebührenordnungen bestimmt. (3) 2) Werden bei der Vornahme einer Amtshandlung be­ sondere bare Auslagen notwendig, so kann deren Erstattung auch neben der Zahlung einer Gebühr verlangt werden. Dies gilt auch beim Verkehre der Behörden untereinander. Anm. !) Vgl. Sinnt. 1 ju § 1. 2) Nach § 13 aVGO. (vgl. S. 42) „sind" die baren Auslagen grund­ sätzlich zu erstatten; gemildert wird diese Vorschrift durch Ziff. XI RL (vgl. S. 44).

§

(1) Tie Gebührenordnungen (§ 1) erläßt das Staatsmini­ sterium J). In denjenigen Angelegenheiten, die eine gleichmäßige Regelung für alle Geschäftsbereiche nicht erfordern, übt diese Befugnis jeder Minister für feinen Geschäftsbereich aus. Eine Übertragung der Befugnis aus Nachgeordnete Stellen in beson­ deren Fällen ist zulässig. Soweit nicht hiernach der Finanzminister selbst zuständig ist, ist sein Einverständnis erforderlich. (2) Tie Gebühren sollen unter Berücksichtigung der Kosten des betreffenden Verwaltungszweiges festgesetzt werden2). (3) Tie Gebührenordnungen sind nach näherer Anordnung des Staatsministeriums zu veröffentlichen2). (4) Jede Gebührenordnung ist dem Landtage zur Kenntnisnahme vorzulegen und mutz auf dessen Verlangen wieder auf­ gehoben werden*).

§§ a-6

17

Anm. x) Das Staatsministerinm hat bisher nur die aBGO. vom 29. 12. 1923 erlassen. Vgl. S. 19. Im übrigen sind die Gebührenord­ nungen von den einzelnen zuständigen Ministern erlassen worden. 2) Diese Bestimmung ist nur für den Erlaß der Gebührenordnungen von Bedeutung, nicht für die Gebührenfestsetzung im Einzelfall auf Grund einer GO. 3) Diese Anordnung ist in § 16 aVGO- (vgl. S. 46) getroffen worden. 4) In dem Rechte, die Aufhebung einer GO. zu verlangen, ist auch das mindere Recht enthalten, eine Abänderung der GO. zu fordern. Vgl. stenogr. Berichte, 1923 S. 19118.

8 6. Tie Minister sind befugt, innerhalb ihrer Zuständigkeit von derErhebung von Gebühren imEinzelfalle oder für Fälle bestimmter Art aus fachlichen oder persönlichen Billigkeitsgründen ganz oder zum Teil abzufehen und diese Befugnis auf Nachgeordnete Stellens zu übertragens; soweit es sich nicht um einen Gebührenerlaß im Einzelfalle handelt, ist daS Einverständnis des Finanzministers erforderlich. Anm. x) Soweit eine Übertragung erfolgt ist, kann die Nachgeordnete Stelle selbst über einen etwaigeir Antrag auf Herabsetzung, oder Erlaß einer Gebühr entscheiden; anderenfalls hat sie ihn an den zuständigen Minister weiterzugeben. Glaubt der Pflichtige besondere Billigkeitsgründe für eine Herabsetzung usw. geltend macheir zu können, so genügt es daher in jedem Falle, einen dahingehenden Antrag an die die Gebühr festsetzende Be­ hörde zu richten. — Die Herabsetzung oder der Erlaß ist aber nicht durch einen derartigen Antrag — es sei denn, daß ein solcher ausdrücklich vorge­ schrieben ist — bedingt, sondern kann auch von Amtswegen vorgenommen, bzw. herbeigeführt werden. 2) Von dieser Übertragungsbefugnis ist bisher nur wenig Gebrauch ge­ macht worden. Der wichtigste Fall der Übertragung ist der deß § 4 EGO-, wonach die für die Gebührenfestsetzung zuständige Behörde befugt ist, die Gebühr im Falle nachgewiesener Bedürftigkeit des Pflichtigen auf Antrag herabzusetzen oder zu erlassen. Diese Bestimmung gilt für alle auf Grund des VGG. zu erhebenden Gebühren, mögen sie in der aVGO. oder in einer der Sondergebührenordnungen (vgl. Einleitung S. 13, 14) vorgeschrieben sein. Vgl. § 14 aVGO. (S. 45). Eine hiervon abweichende Bestimmung ist in keiner der Sondergebührenordnungen getroffen worden

8 6. Die Entrichtung der Gebühren kann nach näherer Anordnung des FtnanzmtnisterS durch Verwendung von Gebührenmarken «folgen1). *■«. x) Bisher hat der FM. noch keine derartige Anordnung getroffen. Eiffler, Staatliche Verwaltungsgebühren.

2

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Gesetz über staatliche Verwaltungsgebühren.

§§ 7, 8. w

§ 71). Gegen die Erhebung einer Gebühr findet die Beschwerde im Aufsichtswege statt, sofern nicht gesetzlich eine andere Regelung getroffen ist. Die näheren Perfahrensvorschriften erläßt erforder­ lichenfalls das Staatsministerium. «nm. 1) Vgl

§ 12 aVGO. (S. 42).

§ 8. (1) Dieses Gesetz findet auch Anwendung im Falle des § 124 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 (Gesetzsamml. S. 195), des § 45 des Verwaltungsstrafgesetzes vom 26. Juli 1897 (Gesetzsamml. S. 237) und des § 43 Abs. 1 und 4 des Gesetzes über die Enteignung von Grundeigentum vom 11. Juni 1874 (Gesetzsamml. S. 221). (2) Der § 140 des Preußischen Gerichtskostengesetzes von, 28. Oktober 1922 (Gesetzsamml. S. 363) in der Fassung des Gesetzes vom 12. April 1923 (Gesetzsamml. S. 107) erhält folgende Fassung: Die Erhebung von Gebühren in Angelegenheiten der Justizverwaltung erfolgt auf Grund detz Gesetzes über staat­ liche Verwaltungsgebühren vom 29. September 1923 (Gesetz­ samml. S. 455). Ten Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Vorschrift bestimmt der Jnstizminister im Einverständnisse mit dem Finanzminister1). (3) 2) Im übrigen können die Vorschriften dieses Gesetzes in Abweichung von sonstigen Bestimmungen über Gebühren, ins­ besondere auch von solchen, dmch die Gebührenfreiheit bisher angeordnet war, Anwendung finden3). Dies gilt auch für das Verwaltungsstreitversahren. Anm. x) Die Vorschrift ist laut V. des IM. vom 2. 3. 1924 (JMBl. S. 189) mit dem 1. 4. 1924 in Kraft getreten. 2 Abs. 3 in der Neufassung nach § 15 der Goldabgabenordnung vom 18. 1. 1924 (GS. S. 40). 3) Es bedarf also einer ausdrücklichen Anordnung in der vom VGG. vorgeschriebenen Art, d. h. einer GO. gemäß § 4, wenn von einer beste­ henden Gebührenvorschrift abgewichen, insbesondere wenn eine in einem Gesetz vorgesehene Gebührenfreiheit im Einzelfall nicht gewährt werden soll. Vgl. Bist 21 RL. (S. 30).

II. Verwaltungsgebührenordnungen. i. a. Allgemeine Verwaltuugsgebührenordnung

vom 29. Dezember 1923