Sprachliche Asymmetrien von Diskursmetaphern der Dunkelheit im literarischen Kontext: Eine kontrastive Studie anhand Daniel Kehlmanns Ich und Kaminski und seiner ungarischen Übersetzung 9783110772975, 9783110772913

This study delves into the phenomenon of "asymmetry" by looking at cognitive discourse metaphors for the conce

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Sprachliche Asymmetrien von Diskursmetaphern der Dunkelheit im literarischen Kontext: Eine kontrastive Studie anhand Daniel Kehlmanns Ich und Kaminski und seiner ungarischen Übersetzung
 9783110772975, 9783110772913

Table of contents :
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Problemhorizont
3 Forschungsbezogene Bemerkungen zum literarischen Korpus „Ich und Kaminski“
4 Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung
5 Empirische Metaphernbelege und Analyse
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung
Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten
Sachregister

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Renáta Péter-Szabó Sprachliche Asymmetrien von Diskursmetaphern der „Dunkelheit“ im literarischen Kontext

Deutsch als Fremdund Fachsprache

Herausgegeben von Csaba Földes und Thorsten Roelcke

Band 3

Renáta Péter-Szabó

Sprachliche Asymmetrien von Diskursmetaphern der „Dunkelheit“ im literarischen Kontext Eine kontrastive Studie anhand Daniel Kehlmanns „Ich und Kaminski“ und seiner ungarischen Übersetzung

2020 an der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt angenommene Dissertation

ISBN 978-3-11-077291-3 e-ISBN (PDF) 978-3-11-077297-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-077309-5 ISSN 2750-1310 Library Congress Control Number: 2023937345 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

| A Meiner Familie Ω

| „Gerade hat die Sonne sich hinter der Wolke hervorgeschoben, sodass der Himmel nun in schmerzhafter, gleißender, herrlicher Helligkeit zerrinnt. Oder sind das zu viele Metaphern? Die Sonne schiebt sich doch nirgendwohin, der Wind schiebt die Wolke weg, und natürlich zerrinnt der Himmel keineswegs. Aber in schmerzhafter, gleißender, herrlicher Helligkeit, nicht schlecht.“ (Daniel Kehlmann: Du hättest gehen sollen)

Inhalt Abkürzungsverzeichnis | XIII Abbildungsverzeichnis | XV Tabellenverzeichnis | XVII 1 1.1 

1.2  1.3  1.3.1  1.3.2  1.4  2 2.1  2.1.1  2.1.2  2.1.3  2.1.4  2.2  2.2.1  2.2.2  2.2.3  2.3  2.3.1  2.3.2  2.3.3  2.3.4 

Einleitung | 1  Forschungsinteresse und das theoretische Argument: Asymmetrie und sprachliche (Metaphern-)Weltbilder in der kognitiven Sprachwissenschaft und in der Diskurslinguistik | 1  Erkenntniszugang, Zielsetzungen und Forschungsfragen | 3  Empirischer Kontext der Arbeit | 8  Parallelkorpora in kontrastiven Studien | 8  Das untersuchte Parallelkorpus: „Ich und Kaminski“ in deutscher Sprache und in ungarischer Übersetzung | 8  Aufbau dieser Studie | 9  Theoretischer Problemhorizont | 10  Vorgängermodelle von Asymmetrieforschungen | 10  Die Begriffe „Symmetrie“ und „Asymmetrie“ in der Philosophie | 10  Der Begriff „Asymmetrie“ in Disziplinen der Sprachwissenschaft | 11  Asymmetrien in der Übersetzungswissenschaft | 14  Sprachliche Asymmetrien in dieser Studie | 21  Linguistische Ansätze zu Metaphern in der modernen Sprachwissenschaft | 21  Terminologische Breite des Metaphernbegriffes | 21  Zusammenfassender Überblick über die in der Arbeit erörterten Metaphernbegriffe | 29  Exkurs zur kognitiven Metapherntheorie nach Lakoff und Johnson (2003) | 30  Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 37  Terminologische Breite des Diskursbegriffs | 37  Diskurs und Metapher als komplexe, dynamische Systeme | 41  Rolle der Diskursdynamik in der Metaphernanalyse | 43  Systematische Metaphern im Rahmen des DiskursdynamikFrameworks | 47 

X | Inhalt

2.3.5  2.3.6  2.4  3  3.1  3.2 

4  4.1  4.1.1  4.1.2  4.1.3  4.2  4.2.1  4.2.2  4.2.3  4.3  4.4  4.5 

5  5.1 

5.1.1 

5.1.2 

5.1.3 

Unterschiede zwischen systematischen und konzeptuellen Metaphern | 47  Systematizität im Metapherngebrauch | 48  Zwischenfazit zum theoretischen Teil | 52  Forschungsbezogene Bemerkungen zum literarischen Korpus „Ich und Kaminski“ | 55  Inhaltlicher Rahmen des Korpus | 55  Interpretationsmöglichkeiten zum Themenkomplex „Dunkelheit“ in „Ich und Kaminski“ | 57  Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung | 64  Metaphernidentifizierung mit der MIPVU | 64  Indirekte Metaphern | 68  Direkte Metaphern | 68  Metapher-Flags | 69  Operationalisierung der MIPVU für die Studie nach dem Diskursdynamik-Framework | 70  Metaphern als Multiworteinheiten | 70  Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene | 71  Metonymien und Metaphtonymie | 72  Metaphernidentifizierung in der Praxis | 75  Arbeit mit der DIMEAN | 77  Vorbereitung der Analyse: Bedeutungsübersicht des Themenkomplexes „Dunkelheit“ | 79  Empirische Metaphernbelege und Analyse | 82  Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“: Ergebnisse der Datenerhebung | 82  Analyse auf der Mikroebene – Teil I: Reichweite der lexikalischen Quelldomänfelder DUNKELHEIT im deutschen und im ungarischen Diskurs „Ich und Kaminski“ | 85  Analyse auf der Makroebene – Teil II: Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im deutschen und im ungarischen Diskurs „Ich und Kaminski“ | 122  Diskussion und Einordnung der Analyseergebnisse auf der Makroebene: Lexikalische Quelldomänfelder und Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT | 185 

Inhalt | XI

5.2 

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 188  Asymmetrien durch Bedeutungskonkretisierung | 189  Komplette Transformation | 198  Bedeutungsergänzung | 206  Bedeutungsauslassung | 208  Bedeutungsgeneralisierung | 211  Antonyme Übersetzung | 213  Bedeutungsverlegung | 214  Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 216  Grammatische Auslassung | 218  Grammatischer Wechsel | 220  Grammatische Verlegung | 228  Grammatischer Einschub | 236  Grammatische Auflösung | 239  Grammatische Verschmelzung | 241  Grammatische Konkretisierung | 244  Diskussion und Einordnung der Ergebnisse auf der Mikroebene: Lexik/Semantik und Grammatik | 245 

5.2.1  5.2.2  5.2.3  5.2.4  5.2.5  5.2.6  5.2.7  5.3  5.3.1  5.3.2  5.3.3  5.3.4  5.3.5  5.3.6  5.3.7  5.3.8 



Fazit | 250 

Literaturverzeichnis | 255

Anhang Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung | 265 Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten | 343

Sachregister | 415

 

Abkürzungsverzeichnis Die in der vorliegenden Arbeit verwendeten Abkürzungen entsprechen größenteils den vereinfachten Leipzig Glossing Rules (2015).

ADESS ADJ ADV ADVPR AKK AKT ART AUX BV DAT DEF DEM DET ELAT ESS F FE FOK FUTI GEN ILL IMP IND INDEF INDPR INESS INF INSTR INT KOMP KOND KONN M MOD N NEG NOM PARTPF PARTPR PASS

Adessiv Adjektiv Adverb Pronominaladverb Akkusativ Aktiv Artikel Hilfsverb Bindevokal Dativ definit/bestimmt Demonstrativpronomen Determinant Elativ Essiv feminin Fugenelement FOKUS Futur I Genitiv Illativ Imperativ Indikativ indefinit/unbestimmt Indefinitpronomen Inessiv Infinitiv Instrumental Interrogativpronomen Komparativ Konditional Konnektor maskulin Modalverb neutral Negation Nominativ Partizip Perfekt Partizip Präsens Passiv

https://doi.org/10.1515/9783110772975-203

XIV | Abkürzungsverzeichnis

PERF PFX PL PLUSQ POSS POSTP PRÄP PRÄS PRÄT PTKINT PTKVGL PTKVZ PTKZU REFL REL SG SUBL SUP TRANSL VADV 1 2 3

Perfekt Präfix Plural Plusquamperfekt Possessiv Postposition Präposition Präsens Präteritum Intensivierungspartikel Vergleichspartikel Partikel Verbzusatz Partikel zu Reflexivpronomen Relativpronomen Singular Sublativ Superessiv Translativ-faktiv Verbaladverb erste Person zweite Person dritte Person

Weitere Abkürzungen B B1a BB DIMEAN EK IK KB m dir Mértsz m flag m ind MIP MIPVU MN MPH mvw PERS WIDLII

Bedeutung Bedeutung im Wörterbuch, 1, a Basisbedeutung Diskurslinguistische Mehr-Ebenen-Analyse Én és Kaminski Ich und Kaminski Kontextbedeutung direkte Metapher Bedeutungswörterbuch Ungarisch Metapher-Flag indirekte Metapher Metaphor Identification Procedure Method for Linguistic Metaphor Identification Metonymie Metapher metaphorisch verwendetes Wort Personifikation Prinzip „When in doubt, leave it in“

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16 Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26: Abb. 27: Abb. 28:

Metaphern auf der Ersten und der Zweiten Ebene im Diskurs (Péter-Szabó 2021: 453) | 72  Netzwerk des lexikalischen Quelldomänfeldes AUGE(N) | 90  Netzwerk des Quelldomänfeldes SZEM | 91  Netzwerk des Quelldomänfeldes AUGE(N) | 92  Netzwerk des Quelldomänfeldes SZEM | 92  Netzwerk des Quelldomänfeldes DUNKELHEIT | 96  Netzwerk des Quelldomänfeldes SÖTÉTSÉG | 96  Netzwerk des Quelldomänfeldes DUNKEL | 97  Netzwerk des Quelldomänfeldes SÖTÉT | 98  Netzwerk der Quellomänfelder VILLANY/FÉNY | 101  Netzwerk des Quelldomänfeldes LICHT | 102  Netzwerk des Quelldomänfeldes FÉNY | 102  Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern DUNKEL/SCHWARZ | 106  Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern SÖTÉT/FEKETE | 106  Netzwerk des Quelldomänfeldes NACHT | 110  Netzwerk des Quelldomänfeldes ÉJSZAKA | 110  Netzwerk des Quelldomänfeldes ÉJJEL | 110  Netzwerk des Quelldomänfeldes SCHATTEN | 113  Netzwerk des Quelldomänfeldes ÁRNY | 113  Netzwerk des Quelldomänfeldes ÁRNYÉK | 114  Netzwerk des Quelldomänfeldes BLINDHEIT | 116  Netzwerk des Quelldomänfeldes VAKSÁG | 117  Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern BLIND/SCHWARZ | 117  Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern VAK/FEKETE | 118  Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern BLIND/DUNKEL | 119  Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern SÖTÉT/VAK | 119  Netzwerk des Quelldomänfeldes MINE | 121  Netzwerk des Quelldomänfeldes BÁNYA | 121 

https://doi.org/10.1515/9783110772975-204

Tabellenverzeichnis Tab. 1: Tab. 2: Tab. 3: Tab. 4: Tab. 5: Tab. 6: Tab. 7: Tab. 8: Tab. 9: Tab. 10: Tab. 11: Tab. 12: Tab. 13: Tab. 14: Tab. 15: Tab. 16: Tab. 17: Tab. 18: Tab. 19: Tab. 20: Tab. 21: Tab. 22: Tab. 23: Tab. 24: Tab. 25: Tab. 26: Tab. 27: Tab. 28: Tab. 29: Tab. 30: Tab. 31: Tab. 32: Tab. 33: Tab. 34: Tab. 35: Tab. 36: Tab. 37:

Einordnung der Charaktermerkmale in der Nikomachischen Ethik (nach Aristoteles 2007: 7789)  |  10  Siefkes’ (2013: 379) Diskursmuster, die auf Textmustern auf der Inhaltsebene basieren  |  43  Metaphern und ihre Fokusgruppen in der Anfangsphase der Analyse (Cameron, Low und Maslen 2010: 122)  |  49  MIPVU-Schritte am deutschen Beispiel hatten sich verdunkelt  |  76  Interlinearglossierung zur ungarischen Metapher elkomorult  |  77  MIPVU-Schritte am ungarischen Beispiel elkomorult  |  77  Layout der Diskurslinguistischen Mehr-Ebenen-Analyse (Warnke und Spitzmüller 2008: 44 – meine Hervorhebungen, R.P.-Sz.)  |  78  Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT in Wörterbüchern  |  80  Verteilung der sprachlichen Metaphern zum Themenkomplex „Dunkelheit“  |  83  Metaphorisch identifizierte Wörter in „Ich und Kaminski“ und in deren ungarischen Übersetzung  |  84  Diskurskonstituierende lexikalische Quelldomänfelder von „Dunkelheit“ im deutschen und im ungarischen Korpus  |  85  Das lexikalische Quelldomänfeld AUGE(N)  |  86  Das lexikalische Quelldomänfeld DUNKEL  |  93  Das lexikalische Quelldomänfeld (FEHLENDES) LICHT  |  99  Das lexikalische Quelldomänfeld SCHWARZ  |  103  Das lexikalische Quelldomänfeld NACHT  |  107  Das lexikalische Quelldomänfeld SCHATTEN  |  111  Das lexikalische Quelldomänfeld BLINDHEIT/BLIND  |  115  Das lexikalische Quelldomänfeld MINE  |  120  Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im Deutschen und im Ungarischen im Diskurs „Ich und Kaminski“  |  123  PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT  |  126  ANGST IST DUNKELHEIT  |  129  ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT  |  134  UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT  |  140  RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT  |  145  SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT  |  149  INSPIRATION IST DUNKELHEIT  |  154  TOD IST DUNKELHEIT  |  156  WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT  |  160  PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT  |  163  UNWISSEN IST DUNKELHEIT  |  166  ISOLATION IST DUNKELHEIT  |  169  ERNST IST DUNKELHEIT  |  171  KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT  |  173  UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT  |  176  PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT  |  179  KONZENTRATION IST DUNKELHEIT  |  182 

https://doi.org/10.1515/9783110772975-205

XVIII | Tabellenverzeichnis Tab. 38: ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT  |  184  Tab. 39: Semantische Asymmetrien zu „Dunkelheit“-Metaphern in „Ich und Kaminski“  |  188  Tab. 40: Grammatische Asymmetrien zu „Dunkelheit“-Metaphern in „Ich und Kaminski“  |  217  Tab. 41: Muster zum Verstehen der Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung  |  266 Tab. 42: PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT  |  267 Tab. 43: ANGST IST DUNKELHEIT  |  273 Tab. 44: ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT  |  285 Tab. 45: UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT  |  292 Tab. 46: RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT  |  300 Tab. 47: SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT  |  306 Tab. 48: INSPIRATION IST DUNKELHEIT  |  310 Tab. 49: TOD IST DUNKELHEIT  |  313 Tab. 50: WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT  |  316 Tab. 51: PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT  |  321 Tab. 52: UNWISSEN IST DUNKELHEIT  |  323 Tab. 53: ISOLATION IST DUNKELHEIT  |  327 Tab. 54: ERNST IST DUNKELHEIT  |  329 Tab. 55: KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT  |  331 Tab. 56: UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT  |  334 Tab. 57: PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT  |  337 Tab. 58: KONZENTRATION IST DUNKELHEIT  |  340 Tab. 59: ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT  |  341 Tab. 60: MIPVU-Analyse von DUNKELHEIT-Metaphern im deutschen Korpus  |  344 Tab. 61: MIPVU-Analyse von DUNKELHEIT-Metaphern im ungarischen Korpus  |  379 

1 Einleitung 1.1 Forschungsinteresse und das theoretische Argument: Asymmetrie und sprachliche (Metaphern-)Weltbilder in der kognitiven Sprachwissenschaft und in der Diskurslinguistik Das Phänomen „Asymmetrie“ und sein Gegenteil, die „Symmetrie“ interessieren den Menschen schon seit der Antike: Es gehört zum Charakter des Menschen, in seiner Umgebung und auf der Welt bewusst oder unbewusst nach Symmetrien zu suchen, aber immer wieder Asymmetrien zu finden. Bereits Aristoteles (2007: 75) stellte fest, dass die Asymmetrie als das Fehlen von Harmonie und Gleichgewicht zu verstehen ist. Die Bedeutung von Asymmetrie beschreibt das Wörterbuch Duden (1999: s.v. Asymmetrie) als ‚Ungleichmäßigkeit, Mangel an Symmetrie‘ und als ‚Ungleichheit‘. Aus philosophischer Sicht vertieft Thiel (2005: 273) weiter die ursprüngliche Asymmetriedeutung, indem er sie als die Eigenschaft einer zweistelligen Relation zwischen a und b bezeichnet, die miteinander nicht austauschbar sind. Die meisten Wissenschaftsdisziplinen erforschen asymmetrische Relationen anhand dieser grundlegenden Definition, so auch die Medizin, Mathematik, Chemie, Kunstwissenschaft, Wirtschaftstheorie, Sozialwissenschaften und Sprachwissenschaft. Die Linguistik hat beispielsweise reges Interesse u.a. an Asymmetrien der Grammatik (Syntax, Semantik, Morphologie und Phonologie – z.B. Di Sciullo 2003a; Di Sciullo 2003b), der Sprachtypologie (z.B. Hawkins 2008), der interkulturellen Kommunikation (z.B. Alnajjar, Pelikan und Wassermann 2016), der Psycholinguistik (z.B. Hendriks 2014) und der Übersetzungswissenschaft (z.B. Klaudy 2007; Salmon 2004). Die meisten Asymmetrie-Projekte wurden im großen Bereich der vergleichenden Sprachwissenschaft durchgeführt: Differenzen, die kontrastive Analysen in Bezug auf zwei oder mehr Sprachen auf unterschiedlichen Ebenen der Sprache wie auf der Ebene der Lexik, Semantik, Syntax und Pragmatik ergeben, sind als sprachliche Asymmetrien zu erschließen. Völlig neue Perspektiven hat die kognitive Wende Ende der 70er Jahre in die Asymmetrieforschung der modernen Sprachwissenschaft mit sich gebracht, indem sie sprachliche Diversitäten neu definiert: Sie betrachtet Sprachen nicht mehr als voneinander dicht abgegrenzte Entitäten, sondern als dynamische Systeme, die anhand kognitiver Strukturen und Prozesse gut zu beschreiben sind (Croft und Cruse 2005: 1−3). Wegen der dynamischen Auffassung der Sprache spielt bei der Darstellung sprachlichen Wissens der aktive Sprachgebrauch eine wichtige Rolle (Croft und Cruse 2005: 1−3). Der kognitive Ansatz der Sprache https://doi.org/10.1515/9783110772975-001

2 | Einleitung

denkt in Begriffen oder, anders genannt, Konzepten, die als ein Ensemble von Bedeutungen fungieren (Croft und Cruse 2005: 1). Sie sind präexistente Einheiten des Denkens, der Handlung etc. eines Menschen, d.h., sie liegen dem Sprachgebrauch zugrunde, infolgedessen schildert ihre Erforschung die Verbindungen von Sprache und Denken zuverlässig (Croft und Cruse 2005: 1). Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, sprachliche Asymmetrien auf der Grundlage von Metaphern in Bezug auf zwei Sprachen (Deutsch und Ungarisch) im literarischen Diskurs zu erschließen und diese auf der Makro- und Mikroebene des Diskurses herauszuarbeiten. Das Korpus der Arbeit liefert der Roman „Ich und Kaminski“ und seine ungarische Übersetzung von Zsuzsa Fodor „Én és Kaminski“, der im Laufe der Analyse als ein Parallelkorpus betrachtet wird. Der untersuchte Bedeutungsbereich wurde auf einen der semantischen Leitfäden des literarischen Diskurses beschränkt, auf den Themenkomplex „Dunkelheit“.1 Alle metaphorischen Mittel, die im Korpus identifiziert worden sind, werden in der Analyse anhand mehrerer Aspekte untersucht, um Asymmetrien auf die Spur zu kommen. Zunächst werden auf der Makroebene die lexikalischen Quelldomänfelder sowie die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT in beiden Sprachen auf Asymmetrien hin untersucht. Anschließend erfolgt die Teilanalyse auf der Mikroebene der asymmetrischen Lexik/Semantik sowie Grammatik hinsichtlich des deutschen und des ungarischen Korpus. Der erste Teil der Untersuchung konzentriert sich eher auf kognitive und diskursdynamische Aspekte der Asymmetrien, während der zweite Teil zusätzlich auf die übersetzungswissenschaftliche Qualität der Asymmetrien eingeht. Folglich arbeitet die vorliegende Studie interdisziplinär: Sie verortet sich hauptsächlich in der korpusorientierten Diskurslinguistik mit einer kognitiven Richtung und sie bezieht in ihre Analysen zur Interpretation der gewonnenen Daten literatur- und übersetzungswissenschaftliche Methoden mit ein.

|| 1 Die Studie versteht unter dem Terminus „Themenkomplex“ eine Anreihung von Bedeutungen, die durch ihre gemeinsamen semantischen Merkmale einem Hyperonym zuzuordnen sind und daher eine semantisch relativ homogene Bedeutungsgruppe bilden. Der Begriff wurde aus der Literaturwissenschaft entliehen und zur vorliegenden Arbeit nach Cameron, Low und Maslen (2010: 137−144) operationalisiert. Am Anfang der Untersuchung war es vorgesehen, auch die binäre Opposition von „Dunkelheit“, das „Licht“, in die Analyse mit einzubeziehen. Darauf musste jedoch aus Platzgründen verzichtet werden.

Erkenntniszugang, Zielsetzungen und Forschungsfragen | 3

1.2 Erkenntniszugang, Zielsetzungen und Forschungsfragen Eine der relevantesten Feststellungen der kognitiven Linguistik ist, dass „metaphor is pervasive in everyday life, not just in language but in thought and action. Our ordinary conceptual system, in terms of which we both think and act, is fundamentally metaphorical in nature“ (Lakoff und Johnson 2003: 3). Aus dem Zitat geht hervor, dass Konzepte und so konzeptuelle Metaphern klare kognitive Bedeutungsstrukturen haben und ein Bild über das begriffliche Muster der Wahrnehmung, des Denkens und Handelns des Menschen reflektieren (vgl. auch Gibbs und Cameron 2008: 64−65). Diese Reflexion manifestiert sich jedoch nicht nur in der Sprache und in der menschlichen Kognition, sondern auch als Embodiement im menschlichen Körper. Die sprachlichen Metaphern des Konzeptes ARGUMENTIEREN zeigen eindeutig, wenn man argumentiert, tut man dies nicht allein mit Wörtern, sondern auch mit Kriegssituationen entsprechenden körperlichen Reaktionen: Man ist unter Stress, der Blutdruck erhöht, das Gesicht wird vom Ärger, Angst usw. rot, man beginnt zu zittern u.Ä.: It is important to see that we don’t just talk about arguments in terms of war. We can actually win or lose arguments. We see the person we are arguing with as an opponent. We attack his positions and we defend our own. We gain and loose ground. We plan and use strategies. If we find a position indefensible, we can abandon it and take a new line of attack. Many of the things we do in arguing are partially structured by the concept of war. Though there is no physical battle, there is a verbal battle, and the structure of an argument – attack, defence, counterattack, etc. – reflects this. It is in this sense that the ARGUMENT IS WAR metaphor is one that we live by in this culture; it structures the actions we perform in arguing. (Lakoff und Johnson 2003: 4, Hervorhebungen im Original)

Konzepte sind auch als präexistent im menschlichen Bewusstsein zu erkennen, nach denen sich all unsere Gedanken, Handlungen etc. ordnen. Mit der Zeit und mit der steigenden Zahl an Metaphernuntersuchungen stieg jedoch auch die Frustration: Diskurslinguisten haben an den Thesen der kognitiven Linguistik u.a. bezüglich ihrer Methodologie viel Kritik geübt, was die Entstehung neuer Ansätze zur Folge hatte. Infolgedessen hat sich das Verständnis konzeptueller Metaphern auf weitere Ebenen der Sprache erweitert: Metaphern sind schon in einem multidimensionalen Modell auf mehreren Ebenen zu deuten und zu rekonstruieren. Diese Studie untersucht metaphorische Ausdrücke lediglich aus zwei Perspektiven, aus der „Diskurs/Kommunikation“ sowie aus der „Sprache(nsysteme)“, und stellt sich folgende Forschungsfragen: 1. Wie werden Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene im Diskurs identifiziert und beschrieben? Wie funktioniert die Diskursdynamik als Metaphorizität erzeugendes Mittel im Diskurs?

4 | Einleitung

2.

Welche sprachlichen Asymmetrien sind in der Makro- und Mikrostruktur der untersuchten Metaphern zu erkennen? 3. Auf der Makroebene: a. Gibt es Asymmetrien hinsichtlich der lexikalischen Quelldomänfelder zu DUNKELHEIT zwischen dem deutschen und dem ungarischen Diskurs? b. Sind Asymmetrien in Bezug auf die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT der herausgearbeiteten systematischen Metaphern zwischen dem deutschen und dem ungarischen Diskurs zu finden? 4. Auf der Mikroebene: a. Bestehen sprachliche Asymmetrien zwischen den metaphorischen Einheiten bezüglich ihrer Lexik/Semantik sowie Grammatik im deutschen und im ungarischen Diskurs? b. Inwiefern sind die gefundenen Asymmetrien mit translatorischen Entscheidungen zu erklären? Laut der obigen Fragestellungen lassen sich die genaueren Ziele der Dissertation folgendermaßen zusammenfassen: 1. Darstellung der diskursdynamischen Metaphorizität auf der Grundlage der erhobenen Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene. 2. Ermittlung asymmetrischer Relationen auf der Makroebene in Hinsicht auf die lexikalischen Quelldomänfelder sowie auf die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im deutschen und im ungarischen Korpus. 3. Darstellung sprachlicher Asymmetrien auf der Mikroebene bezüglich der Lexik/Semantik und Grammatik der erhobenen Metaphern im deutschen und im ungarischen Korpus. Um die gestellten Fragen zu beantworten und um die gesetzten Ziele zu erreichen, wird in der Gesamtanalyse mit mehreren Methoden in interdisziplinärer Weise gearbeitet. Der diskurslinguistische Teil der Analyse richtet sich hauptsächlich auf die Metaphernerhebung, auf die Klassifizierung und diskursive Bearbeitung der erhobenen Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene. An dieser Stelle konzentriert sich die Studie auf die Darstellung der metaphorischen Kraft der Diskursdynamik. Der kognitive Teil der Untersuchung operiert mit kognitivistischen Methoden, v.a. bei der Erarbeitung lexikalischer Quelldomänfelder und der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT in beiden Sprachen. Die korpusorientierte Qualität der Studie liegt an dem literarischen Material, das zur Datenerhebung verwendet wird und aus dem die diskursgebundenen Ergebnisse gewonnen werden. Die übersetzungswissenschaftliche Analyse betrifft in erster Linie die Mikrostruktur des Diskurses, in der unter-

Erkenntniszugang, Zielsetzungen und Forschungsfragen | 5

sucht wird, mit welchen lexikalisch-semantischen sowie grammatischen Asymmetrien Bedeutungen übertragen wurden. Die einzelnen Verfahren werden in den folgenden Abschnitten detaillierter erläutert. Das für die linguistische Analyse ausgewählte Korpus besteht aus einem deutschen literarischen Text und aus dessen ungarischer Übersetzung, die in der Analyse als jeweils abgeschlossene Diskurse in zwei Sprachen betrachtet werden. Aus diesem Korpus werden als Analysedaten die sogenannten Diskursmetaphern erhoben, die anschließend im theoretischen Rahmen des Ansatzes „Diskursdynamik-Framework“ („discourse dynamics framework“, Cameron 2010: 7793; Cameron und Maslen 2010: 97115; Cameron, Maslen und Low 2010: 116144) dargestellt werden. Das Diskursdynamik-Framework weicht in zahlreichen Punkten von der klassischen kognitiven Metapherntheorie von Lakoff und Johnson (2003) ab.2 Das Diskursdynamik-Framework spricht nicht von konzeptuellen Metaphern, sondern von systematischen Metaphern und macht den Unterschied zwischen den beiden deutlich. Der wichtigste Unterschied zwischen konzeptuellen und systematischen Metaphern besteht in der Kontextgebundenheit: Während konzeptuelle Metaphern kontextlos identifiziert und dargestellt werden, entfalten sich systematische Metaphern immer innerhalb eines Diskurses und bauen dort Bedeutungsnetzwerke aus (Cameron 2010: 9192). Infolgedessen sind systematische Metaphern stark diskursgebunden. Die tiefe Verbindung mit dem Diskurs beeinflusst auch die Metaphernidentifizierung: Neben den explizit-absichtlichen Metaphern (klassisch-rhetorische Metaphern) kommen weitere implizit-unbewusste Metaphern an die Oberfläche eines Kontextes, die in ihrer stark konventionalisierten sprachlichen Form außerhalb ihres Diskurses als weniger metaphorisch empfunden werden. Die Besonderheit des Diskursdynamik-Frameworks besteht u.a. darin, dass es stark konventionalisierte implizit-unbewusste Diskursmetaphern für genauso relevant hält wie explizit-absichtliche Metaphern. Deshalb muss der zentrale Begriff des Diskursdynamik-Frameworks „Diskursdynamik“ genauer in den Blick genommen werden. Im Diskursdynamik-Framework ist die Diskursdynamik sogar als Metaphorizität erzeugendes Mittel zu betrachten. D.h., die Metaphorizität impliziter und stark konventionalisierter Metaphern stammt aus der Bedeutungsdynamik des Diskurses, was zur Folge hat, dass diese Metaphern außerhalb ihres Kontextes oft über keine kognitive Spannung und über keine konzeptuelle Inkongruenz bzw. Anomalie zwischen ihren Quell- und Zieldomänen verfügen. Anders gesagt sind sie nicht aktiv oder werden nicht als stark metaphorisch empfunden. Die || 2 Auf die einzelnen theoretischen Unterschiede geht die Studie im Kapitel 2.3.5 näher ein.

6 | Einleitung

Kraft der Diskursdynamik ist bei literarischen Texten besonders stark, denn in diesem Fall schließen sich an die Metaphernidentifizierung und -deutung weitere Faktoren wie z.B. etwaige kontextunabhängige übertragene Bedeutungen an: Jede Bedeutung, inklusive möglicher Interpretationen des Lesers, kann in die Analyse als Metaphorizität erzeugendes Mittel aufgenommen werden. Die implizit-unbewussten Metaphern, die ihre Metaphorizität aus der Diskursdynamik schöpfen, werden in dieser Studie Metaphern auf der Zweiten Ebene genannt.3 Da die Arbeit hinsichtlich ihrer theoretischen Grundlagen hauptsächlich diskurslinguistisch ist, werden dementsprechend bei der Durchführung der Analyse eine diskurslinguistische Methode angewandt: die Diskurslinguistische Mehr-Ebenen-Analyse (verkürzt DIMEAN). Die DIMEAN schlägt zur Datenanalyse ein Ebenenmodell vor, das beabsichtigt, „die Extension des diskurslinguistischen Gegenstandes zu benennen, um Unterspezifiziertheit und Übergeneriertheit von Analysen auszuschließen“ (Warnke und Spitzmüller 2008: 23). Die Studie ist qualitativ und konzentriert sich auf die intratextuelle Ebene des Korpus, genauer, sie führt eine propositionsorientierte und eine textorientierte Analyse in Bezug auf die Mikro- und Makrostruktur des Diskurses durch. Die Gesamtanalyse erfolgt in folgenden Schritten. Zunächst wurde das hauptsächliche Analyseziel festgelegt: sprachliche Asymmetrien auf der Grundlage von Diskursmetaphern zwischen den Sprachen Deutsch und Ungarisch zu identifizieren und darzustellen. Die semantische Extension des diskurslinguistischen Gegenstandes ist der Themenkomplex „Dunkelheit“. Er wird in der Gesamtanalyse als Quelldomäne betrachtet. Dann folgt die Datenerhebung aus dem in dieser Studie untersuchten Korpus: der ursprünglich deutsch verfasste Roman „Ich und Kaminski“ und seine ungarische Übersetzung „Én és Kaminski“. Als Nächstes ordnet die Analyse die erhobenen deutschen und ungarischen Diskursmetaphern anhand der Richtlinien des DiskursdynamikFrameworks in Fokusgruppen. Bei diesem Schritt wird überprüft, ob zwischen den Fokusgruppen und systematischen Metaphern des deutsch- und des ungarischsprachigen Korpus sprachliche Asymmetrien auf der Makroebene bestehen. Daran schließt sich eine Teilanalyse auf der Mikroebene an, wobei sich die Studie auf die semantisch-lexikalischen und grammatischen Asymmetrien der Diskursmetaphern konzentriert. Zur Beschreibung der identifizierten sprachlichen Asymmetrien, werden in erster Linie kontrastive Aspekte der Äquivalenz-

|| 3 Diskursmetaphern entwickeln sich in einem Diskurs oft in sogenannte ausgeweitete Metaphern, in der Fachliteratur auch als Megametapher bezeichnet (Werth 1994: 79−101; Werth 1999: 323–329; Kövecses 2010: 57−59; Crisp 2008: 291−294; Rezanova und Shilyaev 2015: 31−38; Steen 1989: 113−133).

Erkenntniszugang, Zielsetzungen und Forschungsfragen | 7

problematik in die Analyse mit einbezogen: Es wird im Korpus nach partieller Äquivalenz4 und fehlenden Übereinstimmungen gesucht. Die Übersetzungswissenschaft fungiert folglich in der Analyse als Hilfswissenschaft. Außerdem stellt die Analyse die Diskursnetzwerke des Themenkomplexes „Dunkelheit“ dar. Zudem werden literarische Interpretationen in die Analyse eingearbeitet, und

|| 4 Der Terminus ist in der modernen Übersetzungswissenschaft nach wie vor umstritten. Koller und Henjum (2020: 220–221, Hervorhebungen im Original) geben zunächst die folgende Definition an: „Die übersetzungskonstituierende Relation zwischen Zieltext und Ausgangstext bezeichnen wir als Äquivalenzrelation (oder auch als Übersetzungsbeziehung). […] Auf ähnliche Weise ist für das ‚komparative Modell‘ von K. M. van Leuven-Zwart (1989: 157) die Beziehung zum AS-Text-Transem ‚the most fundemantal and essential characteristic of the target-text transeme‘. Diese Beziehung basiert auf Ähnlichkeit; im Falle des Fehlens von jeglicher Ähnlichkeit kann nicht von Übersetzung gesprochen werden. […] R. Jakobsons (1959: 233) Definition von translation proper als ‚interpretation of verbal signs by means of some other language’ sagt noch nichts über die Art der interpretation aus, d.h. über die Relation zwischen AS-Zeichen und ZS-Zeichen. Als genauere Bestimmung führt R. Jakobson an, dass Übersetzung ‚two equivalent messages in two different codes‘ beinhalte. In der Regel bestehe weder intranoch interlingual ‚full equivalence‘ zwischen Kodeeinheiten; auf der Ebene des Textes fungieren messages als ‚adequate interpretations of alien code-units or messages‘. Äquivalenz in der Verschiedenheit (equivalence in difference) ist nach R. Jakobson ‚the cardinal problem of language and the pivotal concern of linguistics’“. Nach der allgemeinen Klärung des Äquivalenzbegriffes unterscheiden Koller und Henjum (2020: 265−311) fünf verschiedene Arten der Äquivalenz: denotative, konnotative, textnormative, pragmatische und formal-ästhetische Äquivalenz. Die hier durchgeführte Analyse arbeitet ebenfalls mit diesen fünf Typen. Sie sind nach Drahota-Szabó (2013) wie folgt zu beschreiben. „Bei der d e n o t a t i v e n Ä q u i v a l e n z geht es darum, für die AS-Einheit eine ZS-Einheit zu finden, die den gleichen Sachbezug hat, d.h. auf den gleichen außersprachlichen Sachverhalt referiert“ (Drahota-Szabó 2013: 61, Hervorhebungen im Original). „Die ZS-Einheit weist mit der AS-Einheit dann eine k o n n o t a t i v e Ä q u i v a l e n z auf, wenn auch die stilitischen Charakteristika (z.B. Stilschicht, Stilfärbung, geographische und soziolektale Eigentümlichkeiten, d.h. die diatopischen und die diastratischen Merkmale) übereinstimmen“ (Drahota-Szabó 2013: 64, Hervorhebungen im Original). „Die t e x t n o r m a t i v e Ä q u i v a l e n z bedeutet, dass man bei der Übersetzung die textsortenspezifischen Züge beachten muss: Wenn die entsprechende Textsorte in der ZS abweichende normative Kennzeichen von der AS hat, sollen diese in dem ZS-Text weitgehend berücksichtigt werden“ (Drahota-Szabó 2013: 65, Hervorhebungen im Original). „Mit der p r a g m a t i s c h e n Ä q u i v a l e n z ist gemeint, dass der ZS-Text womöglich den gleichen kommunikativen Effekt erzielen sollte – das wäre eigentlich das Prinzip der sog. Wirkungsgleichheit“ (Drahota-Szabó 2013: 65, Hervorhebungen im Original). „Die f o r m a l - ä s t h e t i s c h e Ä q u i v a l e n z hat in erster Linie bei der Übertragung von Gedichten eine hohe Relevanz: Bei den lyrischen Texten sollen auch solche Eigenheiten wie Reim, Rhythmus, Paronymie usw. übertragen werden“ (Drahota-Szabó 2013: 66, Hervorhebungen im Original).

8 | Einleitung

zwar zu einer möglichst vollständigen Interpretation des literarischen Korpus.5 Auf die Durchführung einer literarischen Gesamtinterpretation wird verzichtet.

1.3 Empirischer Kontext der Arbeit 1.3.1 Parallelkorpora in kontrastiven Studien Die Untersuchung wird an einem Parallelkorpus durchgeführt. Die Fachliteratur definiert Parallelkorpora als Texte, die nach vorher definierten Kriterien zueinander als „parallel“ gelten. Ein typisches Parallelkorpus ist z.B. ein Text verfasst in einer Ausgangssprache und seine Übersetzung in eine Zielsprache (Borin 2002: 1).6 Das dieser Studie zugrunde liegende Parallelkorpus ist ein deutscher Ausgangstext und seine ungarische Übersetzung.

1.3.2 Das untersuchte Parallelkorpus: „Ich und Kaminski“ in deutscher Sprache und in ungarischer Übersetzung Bei der Auswahl der Untersuchungskorpora wurden zwei Aspekte im Auge behalten: die Sprache der Korpora und die Textart der Korpora. Bei den Sprachen ist die Wahl auf das Deutsche als Ausgangssprache (Originaltext) und auf das Ungarische als Zielsprache (Übersetzung) gefallen. Hinsichtlich der Textart wurde zur Analyse ein fiktionaler Text aus der Gegenwartsliteratur ausgewählt. Die Arbeit mit literarischen Texten ist besonders günstig aus der Perspektive, dass es in diesem Bereich keine Schwierigkeiten bereitet, Parallelkorpora zu finden, manchmal sind zu einem Text sogar mehrere Übersetzungen vorhanden. Neben dem reichen Bestand an Parallelkorpora spielte

|| 5 Das Ziel der literarischen Analyse während der Erstlektüre ist, rekurrente Muster im zweisprachigen Diskurs zu ermitteln, die zur Analyse als Grundlage dienen. Anschließend wird mit diesen rekurrenten und repetitiven sprachlichen Mitteln als diskursdynamische und mögliche metaphorische Einheiten weitergearbeitet. 6 Weitere Definitionen zu Parallelkorpus sind beispielsweise nach Borin (2002: 2−3): „‚collection of translationally related texts‘, ,two (or more) subcorpora which exhibit some kind of parallelism (Ebeling 1998)‘; ,collection of functionally similar (original) texts (in two or more languages) (Hartmann 1997)‘; ,texts originally written in language A and their translations into languages B (and C …) (Teubert 1996)‘; ,an equal amount of texts originally written in language A and B and their respective translation (Teubert 1996)‘; ,only translations of texts into the language A, B and C, whereas the texts were originally written in language Z (Teubert 1996)‘“.

Aufbau dieser Studie | 9

bei der Auswahl die freie Interpretationsmöglichkeit literarischer Texte eine wichtige Rolle. Literarische Texte produzieren wegen der relativ freien Interpretation ihrer sprachlichen Inhalte mehr metaphorische Inhalte (Steen 1989: 122). Die Daten zur Gesamtanalyse werden Daniel Kehlmanns Roman „Ich und Kaminski“ entnommen. Dieser Roman wurde nach langer Überlegung zum Korpus ausgewählt und der Auswahlprozess wurde von mehreren Kriterien beeinflusst. Es war besonders wichtig, dass der als Korpus dienende Text aus der Gegenwartsliteratur stammt, damit sich die Analyse auf die heutige Sprachverwendung bezieht. Nebenbei leitete sich aus der semantischen Struktur des Werkes ein Pro-Argument für das ausgewählte Korpus ab: Der Roman erzählt die Geschichte des blinden Malers Manuel Kaminski und seines ruhmbegierigen Biographen Sebastian Zöllner. Kaminskis Blindheit und Zöllners Ruhmbegierde bewegen sich während der Geschichte immer in der Extension des Themenkomplexes „Dunkelheit“. Dieser ist im Text regelmäßig repetitiv und/oder rekurrent. Er zeigt sowohl im wörtlichen als auch im metaphorischen Sinne einen reichen Bedeutungsbestand, zudem strukturiert und gleichzeitig konstituiert er die (metaphorischen) Geschehnisse in der Handlung.7

1.4 Aufbau dieser Studie Die Studie besteht aus zwei großen Einheiten: aus einem theoretischen Teil, in dem der theoretische und methodologische Rahmen dargestellt wird, und aus einem empirischen Teil, der die gewonnenen empirischen Befunde vorlegt. Der empirische Teil gliedert sich wiederum in zwei weitere Einheiten: in eine Makroanalyse und in eine Mikroanalyse. Die Makroanalyse beschäftigt sich mit den diskurskonstituierenden Metaphernfeldern: Sie arbeitet die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT und die hier identifizierten sprachlichen Asymmetrien heraus. Die Mikroanalyse untersucht hingegen die Lexik/Semantik und die Grammatik der sprachlichen Diskursmetaphern und sucht nach Asymmetrien zwischen dem untersuchten deutschen und dem ungarischen Diskurs. Abschließend werden im Fazit die Ergebnisse der Gesamtanalyse ausgewertet.

|| 7 Interessant ist dies aus dem Grund, dass der Themenkomplex „Dunkelheit“ in Bezug auf Metaphernbildung ein besonders aktives Feld ist (vgl. Deignan 1997: 175−181): Es gibt zahlreiche metaphorische Ausdrücke, die mit Dunkelheit assoziiert werden.

2 Theoretischer Problemhorizont 2.1 Vorgängermodelle von Asymmetrieforschungen 2.1.1 Die Begriffe „Symmetrie“ und „Asymmetrie“ in der Philosophie Der Begriff „Asymmetrie“ ist ein oft gebrauchter Terminus in vielen Disziplinen. In Bezug auf die Sprachverwendung wird sie in Nachschlagewerken als ‚Ungleichmäßigkeit, Mangel an Symmetrie‘ beschrieben (Duden 1999: s.v. Asymmetrie; Brockhaus 2004a: s.v. Asymmetrie). Die Asymmetrie verhält sich als binäre Opposition zum Begriff „Symmetrie“, d.h., ihre Bedeutungen sind bis zu einer bestimmten Grade voneinander abzuleiten. „Symmetrie“ wird in Nachschlagewerken folgendermaßen definiert: ‚1. Eigenschaft eines ebenen od. räumlichen Gebildes, beiderseits einer [gedachten] Achse ein Spiegelbild zu ergeben; spiegelbildliche Gleichheit, 2. (Musik, Literaturwiss.) wechselseitige Entsprechung von Teilen in Bezug auf die Größe, die Form od. die Anordnung‘ (Duden 1999: s.v. Symmetrie); und ‚1. Ebenmaß, Gleichmaß. 2. kennzeichnet Kongruenzeigenschaften geometr. Figuren, z.B. bildet ein ebenes Dreieck mit seinem durch einen Punkt oder an einer Achse […] gespiegelten Bild eine punkt- bzw. achsensymmetr. Figur. […]‘ (Brockhaus 2004b: s.v. Symmetrie). Ausgehend vom binären Oppositionsverhältnis ergibt sich der Definitionsvorschlag, dass Asymmetrie für das Fehlen von Ebenmaß und Gleichmaß steht. Genauere und ausführlichere Definitionen geben die unterschiedlichen Disziplinen, die sich mit dem Terminus tiefer auseinandergesetzt haben, wie z.B. die Medizin, die Mathematik, die Kunstwissenschaft, die Philosophie und auch die Sprachwissenschaft. Die folgenden Abschnitte gehen auf einige, für diese Studie relevante Interpretationen zum Phänomen „Asymmetrie“ der erwähnten Disziplinen ein. In der antiken Philosophie behauptet Aristoteles (2007: 69−71) in seiner Nikomachischen Ethik, dass Symmetrie der goldene Mittelweg zwischen Mangel und Übermaß, d.h. zwischen zwei polar entgegengesetzten Extremen, ist. Tabelle 1 bildet dieses Symmetrieprinzip ab: Tab. 1: Einordnung der Charaktermerkmale in der Nikomachischen Ethik (nach Aristoteles 2007: 77−89)

Mangel

Mittelweg

Übermaß

Tollkühnheit

Tapferkeit

Feigheit

Zügellosigkeit

Besonnenheit

Stumpfheit

https://doi.org/10.1515/9783110772975-002

Vorgängermodelle von Asymmetrieforschungen | 11

Mangel

Mittelweg

Übermaß

Geiz

Großzügigkeit

Verschwendung

Kleinmütigkeit

Selbstsicherheit

Eitelkeit

Jähzorn

Milde

Schwächlichkeit

Unverschämtheit

Wahrhaftigkeit

Ironie

Ungezogenheit

Gewandtheit

Ungeschicklichkeit

Gefallsucht

Liebenswürdigkeit

Grobheit

Schüchternheit

Scham

Schamlosigkeit

Das Problem mit der Tugend, d.h. mit dem Symmetrie-Begriff von Aristoteles, besteht darin, dass ihr die Vollständigkeit fehlt: Eine wichtige Tugend, die Gerechtigkeit, hat in diesem Schema keinen Platz (Birnbacher 2016: 32). D.h., das Schema an Asymmetrie ist nicht vollständig und umfassend genug. In der modernen Philosophie werden „Symmetrie“ und „Asymmetrie“ weiterhin erforscht. Die Asymmetrie bedeutet definitionsgemäß die „Eigenschaft einer zweistelligen Relation R, die dieser genau dann zukommt, wenn aus dem Bestehen der Relation aRb zwischen zwei beliebigen Elementen a und b, für welche die Relation R erklärt ist, folgt, dass nicht auch bRa gelten kann, wenn mit anderen Worten ˄x ˄y(xRy → ¬ yRx) gilt“ (Thiel 2005: 273, Hervorhebungen im Original).

2.1.2 Der Begriff „Asymmetrie“ in Disziplinen der Sprachwissenschaft In der Sprachwissenschaft ist die Asymmetrie ebenfalls ein gern verwendeter Begriff. Meistens kommt sie in der Semiotik, in der Grammatik, in der Gesprächsforschung, in der kontrastiven Linguistik und in der Übersetzungswissenschaft vor. Zu diesen Bereichen werden im Folgenden einige Forschungsergebnisse dargestellt. In der Semiotik bezieht sich die Asymmetrie auf den Dualismus des sprachlichen Zeichens. Karcevskij (1929: 49−51) behauptet, dass alle sprachlichen Zeichen in ihren Bedeutungen mobil sind und zugleich ihre Oppositionen in sich enthalten: A sign and its signification do not form a perfect fit. Their extensions do no coincide point for point, for a single sign always has several semantic functions and a single signification is always expressed by several signs. Every sign is potentially a “homonym” and a “synonym” at the same time – that is, it is constituted by the intersection of these two conceptual series. […] [Every linguistic sign] belongs simultaneously to a series of transposed values of a single sign and to a series of analogous values expressed by different signs. This is merely

12 | Theoretischer Problemhorizont

a logical consequence of the differential character of the sign. And a linguistic sign must be necessarily be differential – otherwise it would be indistinguishable from a signal. […] The signifier (sound) and the signified (function) slide continually on the “slope of reality”. Each “overflows” the boundaries assigned to it by the other: the signifier tries to be expressed by means other than its sign. They are asymmetrical; coupled, they exist in a state of unstable equilibrium. (Karcevskij 1929: 49−51)

Die Grammatik setzt sich besonders oft mit Asymmetrien auseinander: Asymmetrien wurden in der Syntax, der Semantik, der Morphologie, der Phonologie und dem Spracherwerb gefunden.8 Untersuchungen in der Grammatik verwenden den Terminus „Asymmetrie“ in mehr als einer Bedeutung. In der generativen Grammatik verweist sie auf Unterschiede zwischen zwei Merkmalen, Kategorien oder Strukturen hin; an anderen Stellen weist sie auf die Unterschiede zwischen Konstituenten wie z.B. Subjekt und Objekt, Subjekt oder Attribut hinsichtlich grammatischer Operationen hin (Di Sciullo 2003a: 1). Als asymmetrisch sind auch Beziehungen zwischen den Knotenpunkten in Konstituentenstrukturbäumen zu erschließen (Di Sciullo 2003a: 1). Dies ist beispielsweise ein zentrales Thema in der Syntax. Gleichzeitig charakterisiert die Asymmetrie auch Merkmale grammatischer Beziehungen und Operationen (Di Sciullo 2003a: 2). Grammatische Studien nehmen v.a. syntaktische Asymmetrien in den Blick, es gibt aber auch Ergebnisse in Bezug auf die Semantik. Asymmetrische Phänomene sind z.B. bei der Formung semantischer Relationen zu finden (Di Sciullo 2003a: 3). In der Morphologie konstruieren sich Asymmetrien u.a. hinsichtlich der Wortbildung und dies spitzt sich in den Ungleichheiten zwischen Präfigierung und Komposition zu (Di Sciullo 2003b: 1−3). In der Phonologie hat Di Sciullo (2003b: 2) Ungleichheiten bei den Positionen in der prosodischen Hierarchie gefunden.9 Asymmetrien manifestieren sich ebenfalls in Bezug auf den Prozess des Spracherwerbs: Wie beginnt der Spracherwerb, welche Strukturen eignet man sich zuerst an, welche folgen später, wie entwickeln sich die Grammatikkenntnisse (Di Sciullo 2003b: 8)? Hawkins (2008: 167−169) identifiziert grammatische Asymmetrien in Bezug auf die Reihenfolge von Casus obliqui (X) zwischen VO- und OV-Sprachen:

|| 8 Die hier dargestellten Ergebnisse sind ohne den Anspruch an Vollständigkeit und haben eher das Ziel, grammatische Asymmetriebegriffe kurz zu erörtern. 9 Das Projekt „Interface Asymmetry Project“ von Di Sciullo (2003a; 2003b) hat zwischen 2004 und 2012 an der Université du Québec à Montréal Untersuchungen im Bereich der Grammatik durchgeführt. Zu den weiteren Ergebnissen vgl. auch: http://asymmetryproject.uqam.ca/ theme. html (Zugriff: 21.11.2019).

Vorgängermodelle von Asymmetrieforschungen | 13

VO languages show a remarkable consistency. Of the three logically possible orderings for V, O and X, a full 98% of those with a basic order have X in rightmost position (VOX), none have X intervening between V and O (VXO), and just 2% […] have initial X (XVO). […] OV languages reveal a completely different picture. All three logically possible basic orders of V, O and X are productive, occurring with the following relative frequencies: XOV (43%) > OXV (35%) > OXB (22%). And the number of OV languages without a single basic order is significantly higher than the 10% figure for VO, at 27%.

Asymmetrien in der Gesprächsforschung beziehen sich auf die kommunikative Teilnahme in institutionellen Gesprächen (Brock und Meer 2004). Die Termini „Asymmetrie“ und „Symmetrie“ verbinden sich in Gesprächsanalysen mit den Termini „Macht“, „Hierarchie“ und „Dominanz“ (Brock und Meer 2004: 184−186). In einem ähnlichen Thema suchen Alnajjar, Pelikan und Wassermann (2016: 141) nach Asymmetrien, die sie als einen ungenauen Terminus „zur Bezeichnung von verschiedenen kommunikationsrelevanten Ungleichheiten [definieren], der in der Gesprächs- und Soziolinguistik mit unterschiedlichen Begriffsweiten und Akzentuierungen verwendet wird“. Als Ergebnis ihrer Untersuchung haben sie ermittelt, dass Asymmetrien nicht nur „als Einflussfaktor von Kommunikationsprozessen verstanden werden, sondern auch als deren Resultat und somit als sozial konstruierte Wirklichkeit“. So ergeben sich sogar mehrere Asymmetrie-Dimensionen, die sich häufig miteinander überlappen (Alnajjar, Pelikan und Wassermann 2016: 147). Hendriks (2014) untersucht Asymmetrien hinsichtlich der Produktion und Rezeption sprachlicher Äußerungen von Kindern. Sie hat erschlossen, dass die Produktion von Äußerungen dem Verstehen oft vorangeht, dass Asymmetrien in den Äußerungen von Kindern auf allen grammatischen Ebenen auftreten und mit ihrer Sprachentwicklung allmählich verschwinden (Hendriks 2014: 33−35, 132−134, 185−187). Auch in der kontrastiven Linguistik kommt die Asymmetrie oft vor. YarivLaor und Sovran (1998: 199) machen klar, dass die Asymmetrie nicht als grammatische Relation zu betrachten ist, sie manifestiert sich jedoch auch in der Morphosyntax und in der Syntax. Sie betonen, dass sich Asymmetrien ausschließlich auf die Relation zwischen zwei sprachlichen Elementen beziehen, die zur selben Formklasse gehören, sich auf derselben Ebene der sprachlichen Analyse befinden sowie durch eine Verknüpfung miteinander verbunden sind. Sie stellen fest, dass asymmetrische sprachliche Phänomene sowohl syntagmatisch als auch paradigmatisch möglich sind (Yariv-Laor und Sovran 1998: 212−213).

14 | Theoretischer Problemhorizont

2.1.3 Asymmetrien in der Übersetzungswissenschaft Besonders oft taucht das Phänomen „Asymmetrie“ in der Übersetzungswissenschaft auf. Asad (2010: 21) schreibt beispielsweise über die Ungleichheit der Sprachen folgendermaßen: All good translation seeks to reproduce the structure of an alien discourse within the translator’s own language. How that structure (or ‘coherence’) is reproduced will, of course, depend on the genre concerned (‘poetry’, ‘scientific analysis’, ‘narrative’, etc.), on the resources of the translator’s language, as well as on the interest of the translator and/or his readership. All successful translation is premised on the fact that it is addressed within a specific language, and therefore also to a specific set of practices, a specific form of life. The further that form of life is from the original, the less mechanical is the reproduction. (Asad 2010: 21)

Eine wichtige Rolle spielt bei der Ungleichheit der Sprachen die Kultur, die in der Übersetzungswissenschaft als bedeutungsgestaltender Faktor aufgefasst wird. Ein Übersetzer muss nicht nur ein Sprachwissenschaftler, sondern auch ein Anthropologe sein (Asad 2010: 24). Ein zu übersetzender Text ist nie nur ein bloßer Text, sondern eher ein durch Kultur infusionierter Diskurs (Asad 2010: 24). Dementsprechend generiert selbst die Rekonstruktion eines kulturellen Diskurses in einer Zielsprache asymmetrische Relationen in der Übersetzungswissenschaft. Das verdeutlicht auch Salmon (2004: 244) aus der Perspektive der Übersetzungsdidaktik. Sie konzentriert sich auf lexikalische und semantische Asymmetrien: Semantische Asymmetrien seien am leichtesten zu identifizieren, z.B. im Bilde falscher Freunde, während linguistische Untersuchungen lexikalische Asymmetrien eher außer Acht lassen (Salmon 2004: 244). Unter Asymmetrie versteht sie nach Rigotti (1982: 88) „il rapporto tra piano del contenuto e piano dell’espressione in una lingua non è isomorfo a questo stesso rapporto in un’altra lingua“10. Neben semantischen und lexikalischen Asymmetrien hebt sie auch morphosyntaktische, intonationale, kulturelle und semiotische Asymmetrien hervor (Salmon 2004: 247). 2.1.3.1 Die interlinguale Asymmetrie nach Gak (1993) Gak (1993: 32) führt den Terminus „interlinguale Asymmetrie“ („interlanguage asymmetry“) in die Übersetzungswissenschaft ein. Um die Asymmetrie

|| 10 Das Mapping zwischen der Bedeutungsebene und der Ausdrucksebene in der einen Sprache ist mit dem äquivalenten Mapping in der anderen Sprache nicht identisch (meine Übersetzung, R.P.-Sz.).

Vorgängermodelle von Asymmetrieforschungen | 15

einzuführen, macht er einen Unterschied zwischen isomorphen und allomorphen sprachlichen Einheiten: Die isomorphen verfügen über eine identische Bedeutung und sprachliche Position in der Zielsprache, während die allomorphen Einheiten keine systematischen Äquivalente in der Zielsprache haben (Gak 1993: 33). Asymmetrien findet er in diesem Sinne in lexikalischen, semantischen und grammatischen Aspekten (Gak 1993: 33). Gak (1993: 34) legt auf den Terminus „Äquivalenz“ großen Wert: Equivalence in translation is based on systemic interlanguage equivalents that constitute symmetrical correspondences. In the case of translation, however, it is often necessary to neglect systematic equivalents and to resort to translational transformations, in which elements that are not structurally symmetrical play the part of functional equivalents. The matching of structural and translational equivalents results in “word for word” translation, or interlanguage symmetry, while the difference between them results in interlanguage asymmetry, “free” or “transformed” translation.

2.1.3.2 Die Explizitationshypothese nach Klaudy (2007) Klaudy (2007: 180; 2020: 149−150) arbeitet mit dem Symmetrie- und AsymmetrieBegriff von Gak weiter, im Gegensatz zu Gaks Definition hält sie jedoch nicht das Verhältnis zwischen der Ausgangs- und der Zielsprache für symmetrisch oder für asymmetrisch, sondern sie bezieht die Begriffe auf übersetzerische Operationen. Sie nennt diese symmetrisch, wenn sie in beiden Richtungen, d.h. sowohl aus der Ausgangssprache in die Zielsprache und umgekehrt, ohne semantische und grammatische Defizite oder Kompensationen durchgeführt werden (Klaudy 2007: 180). D.h., Klaudys Asymmetrie-Hypothese bezieht sich auf asymmetrische Relationen bei den Übersetzungsverfahren Explizitation und Implizitation (Klaudy 2007: 180; Klaudy und Károly 2005: 15−18). Séguinot (1988: 108) meint, dass es Sprachen gibt, die inhärent explizit oder inhärent implizit sind: ‘Explicitation’ […] can only be defined relative to the kind and degree of ‘explicitness’ in a given language. Languages are inherently explicit or implicit in the kinds of information they convey and the way they convey it, first through their formal properties and secondly through their stylistic and rhetorical preferences. French makes grammatical gender explicit, which leads to more explicit anaphoric reference. French has no choice but to express logical links with prepositions or relatives where English creates noun strings. English, on the other hand, prefers overt linking words to French absolute constructions. English verbs are generally more precise and descriptive, and in directions and procedural writing, English is more explicit than French. ‘Vous n’avez pas la priorité’. Or the following traffic sign seen on a recent trip to France: ‘Prudence! Nos enfants traversent seuls’, which would have to become ‘Drive carefully’ in English. Generalizations are dangerous, however, as the degree of explicitness in a language is clearly linked to text types; procedures may be explicit in English, but bureaucratic writing is implicit. (Séguinot 1988: 108)

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Eine analytische Sprache tendiert dazu, explizit zu sein, während eine synthetische Sprache eher implizit ist, d.h., bestimmte Sprachpaare erweisen sich durch die Übersetzungsverfahren Explizitation und Implizitation als asymmetrisch (Klaudy 2007: 180). Obligatorische grammatische Explizitationen sind im Allgemeinen symmetrisch, Ausnahmefälle gibt es auch hier (Klaudy 2007: 181; Klaudy und Károly 2005: 1617). Eine Asymmetrie tritt im Falle der fakultativen Explizitation jedoch immer auf (Klaudy 2007: 181; Klaudy und Károly 2005: 1718). Asymmetrische Übersetzungsverfahren sind beispielsweise grammatische Auflösungen: Eine substantivische Wortverbindung in indoeuropäischen Sprachen wird ins Ungarische als selbstständige Satzeinheit übersetzt (Klaudy 2007: 181). Das ist eine fakultative Explizitation, Übersetzer treffen jedoch regelmäßig die Entscheidung, in der Übersetzung expliziter zu formulieren als das im ursprünglichen Text stand (Klaudy 2007: 181). Bei der umgekehrten Übersetzungsrichtung ist hingegen eine Implizitation charakteristisch, so entsteht eine Asymmetrie (Klaudy 2007: 181; Klaudy 2020: 150). Die Asymmetrie-Hypothese behauptet infolgedessen, dass die Explizitation und die Implizitation keine symmetrischen Übersetzungsverfahren sind. Übersetzer bevorzugen Verfahren, die die Übersetzung expliziter machen, beispielsweise Konkretisierung, Auflösung und Ergänzung. Im Vergleich dazu sind die Verfahren der Implizitation wie Generalisierung, Verschmelzung und Auslassung weniger häufig (Klaudy 2007: 182; Klaudy 2020: 150). Die AsymmetrieHypothese mag ein Beweis sein, dass die Explizitation eine Übersetzungsuniversalie ist (Klaudy 2007: 182). Um die Hypothese zu bestätigen, sind qualitative Übersetzungsanalysen in zwei Sprachrichtungen an unterschiedlichen Sprachpaaren durchzuführen, damit sprachen- bzw. übersetzungsspezifische Explizitationen voneinander unterschieden werden (Klaudy 2007: 183). Eine weitere mögliche Methode ist die sogenannte Rückübersetzung (ung. „visszafordítás“): Ein ungarischer Text wird ins Englische übersetzt, dann wird die englische Übersetzung ins Ungarische rückübersetzt. Eine ebenfalls gute Methode ist die mehrfache Rückübersetzung (ung. „többszörös visszafordítás“, Klaudy 2007: 183), bei der die Verfahren der Explizitation und Implizitation besonders gut zu beobachten sind. 2.1.3.3 Asymmetrien in Parallelkorpora Zuletzt lohnt es sich Asymmetrien nicht nur auf der Wortebene, sondern auch auf der Textebene genauer anzuschauen. Parallelkorpora als sprachliche Resultate von Übersetzungsprozessen können ebenfalls sprachliche Asymmetrien

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produzieren.11 Parallelkorpora werden in der vergleichenden Sprachwissenschaft bei linguistischen Untersuchungen sowohl als vorteilhaft wie auch als ineffizient angesehen. Aijmer und Altenberg (1996: 1116) argumentieren für die Verwendung von Parallelkorpora, denn sie könnten neue Einsichten in die verglichenen Sprachen hinsichtlich sprachenspezifischer oder typologischer Unterschiede leisten. Ein weiterer Vorteil von Parallelkorpora ist, dass sie zwischen dem Ausgangstext und der Übersetzung semantische Divergenzen veranschaulichen. Dyvik (2005: 2738), Johansson und Okselfjell (1998: 324), Salkie (2002: 93109), Noël (2003: 757785) und Santos (2008: 217242) unterstützen die obigen Argumente mit der Ergänzung, dass Parallelkorpora als eine Lösung betrachtet werden können, das Phänomen „Bedeutung“ zu operationalisieren. Die Begründung für dieses Argument besteht darin, dass ein Translationsprodukt jeweils das Ziel hat, dieselben Bedeutungen in der Zielsprache zu erzielen, die in der Ausgangssprache zu beobachten sind. Palmer (1986: 3) bezeichnet dieses Phänomen als „translation equivalence“: „It must be assumed that there will be at least partial correspondence in terms of meaning between one system and another, and that there will, therefore, be some translational equivalence“ (Palmer 1986: 3). Divjak (2010: 305330) ist ebenfalls dieser Meinung und ergänzt sie damit, dass Translationskorpora zahlreiche Vorteile beispielsweise hinsichtlich des Tertium Comparationis12 bieten. Da übersetzte Texte eine äquivalente Bedeutung ausdrücken sollen, vermag ein Linguist bei sprachwissenschaftlichen Untersuchungen davon auszugehen, dass er ähnliche semantische Kontexte miteinander vergleicht (Divjak 2010: 313). Im Gegensatz zu den vorteilhaften Argumenten meint Noël (2003: 779), dass Übersetzungstexte als Quellen linguistischer Analysen eher umstritten seien. Er (Noël 2003: 779, Hervorhebungen im Original) bemerkt, dass eine Übersetzung lediglich die Introspektion einer Person, in diesem Fall des Übersetzers, repräsentiert: „One is testing the performance of the translator rather than comparing languages […] or […] one is contrasting ordinary language with translated language, which might well have regularities of its own […]“. Diese Feststellung erscheint in der Fachliteratur oft als Gegenargument. McEnery und Xiao (2008: 2223) bezeichnen dieses Phänomen als „translationese“. Van Hoecke und Goyens (1990: 124) stellen zum „translationese“ hinsichtlich der Faktoren, die den Übersetzer bei dem Übersetzen beeinflussen, folgende Frage: „How can

|| 11 Zu den nächsten Abschnitten vgl. auch Enghels und Jansegers (2013: 961963). 12 Das Tertium Comparationis wird von Glück (2016: 752) folgendermaßen definiert: „[…] Herstellung einer Korrelation zwischen zwei oder mehreren (Eigenschaften von) Gegenständen oder Sachverhalten, bezogen auf eine gemeinsame Eigenschaft […]“.

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we be sure that, while transposing the source-text, the translators were not consciously or unconsciously influenced by the source-language?“ (Van Hoecke und Goyens 1990: 124). Dyvik (2005: 28) gibt der Hypothese „in a certain sense translation is impossible“ recht, findet jedoch genau in diesem Argument die Erklärung dafür, weshalb man Übersetzungen für linguistische Analysen effizient verwenden könnte: „precisely because perfect translation is impossible, actual translations and interpretations can tell us a lot about semantics“ (Dyvik 2005: 28). Bańczerowski (2008: 146−147) denkt ähnlich: Er identifiziert übersetzte Texte als Realisierungen von Idiolekten. Obwohl Idiolekte in seiner Interpretation miteinander nicht vollständig gleich sind, gelten sie in ihrer Struktur einander ähnlich und weisen eine Invarianz hinsichtlich weiterer Idiolekte derselben Sprachgemeinschaft auf (Bańczerowski 2008: 146). Diese Invarianz wiederholt sich regelmäßig in jedem Idiolekt einer Sprachgemeinschaft und bildet einen sogenannten gemeinsamen Nenner zwischen allen Idiolekten. Die Invarianz gilt gleichzeitig als ein determinierender Faktor des Phänomens „Symmetrie“ (Mainzer 1996: 163−164): Wenn Idiolekte (Übersetzungen) Invarianz aufweisen, folgt konsequenterweise, dass eine Übersetzung mit dem Originaltext wegen des Bestehens der Invarianz symmetrisch, in diesem Fall vergleichbar ist. Dies ermöglicht das Vergleichen von Idiolekten miteinander, in diesem Fall die kontrastive Analyse von Texten und ihren Übersetzungen.13 2.1.3.4 Übersetzungsfehler als Asymmetrien Bezüglich der erwähnten asymmetrischen Phänomene stellt sich die Frage, inwiefern willkürliche oder unwillkürliche translatorische Entscheidungen als asymmetrische bezeichnet werden können, wenn diese ausschließlich von der Sprachkompetenz der übersetzenden Person abhängen. Um dieses Problem zu lösen, versucht die Fachliteratur die Problematik in Form der sogenannten NonÄquivalenz zu lösen. Eine Non-Äquivalenz besteht zwischen zwei sprachlichen Phänomenen, wenn diese miteinander nicht gleich, d.h. nicht äquivalent sind und folglich einen oder mehrere Übersetzungsfehler zwischen dem Ausgangstext und dem Zieltext ergeben (Baker 1992: 17−18). Diesbezüglich wird der Terminus „Übersetzungsfehler“ oder „translation error“ in die Fachliteratur eingeführt, der mit dem Begriff „Übersetzungskompetenz“ („translational competence“) eng

|| 13 Die Korpusstudie dieser Untersuchung basiert ebenfalls auf der obigen Feststellung: Übersetzungstexte zeigen als Idiolekte eine redundante Invarianz der Sprache als „parole“ einer Sprachgemeinschaft, deswegen sind sie als Parallelkorpora in Bezug auf ihre Bedeutungen miteinander vergleichbar.

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verbunden ist. Pym (1992: 281) definiert diese Kompetenz als eine, die in zwei weitere Übersetzungsskills unterteilt wird: The ability to generate a target-text series of more than one viable term (target text1, target text2 … target textn) for a source text. The ability to select only one target text from this series, quickly and with justified confidence, and to propose this target text as a replacement of source text for a specified purpose and reader.

Diese obigen zwei Skills machen die Übersetzungskompetenz aus, die bei der Definitionsgestaltung des Begriffes „Übersetzungsfehler“ behilflich ist. Generell könnte gesagt werden, dass Übersetzungsfehler als eine Manifestation eines Fehlers betrachtet wird, wobei die obigen zwei Faktoren nicht in Erfüllung gehen (Pym 1992: 281−282): But such a simple negation puts relatively little order into a very confused field, basically because errors may be attributed to numerous causes (lack of comprehension, inappropriateness to readership, misuse of time) and located on numerous levels (language, pragmatics, culture), but also because the terms often employed to describe such errors (over-translation, under-translation, discursive or semantic inadequacy, etc.) lack commonly agreed distinctions or fixed points of reference: “equivalence” has been used and abused so many times that it is no longer equivalent to anything, and one quickly gets lost folloqing the wanderings of “discourse” and associated concepts.“

Aus dem obigen Zitat lässt sich sehen, dass sich Übersetzungsfehler auf mehreren Ebenen bewegen und mehreres beschreiben können. Ähnlich definiert den Übersetzungsfehler Nord (1991: 186−188), d.h. als ein Vergehen gegen die Funktion der Übersetzung, gegen die Kohärenz des Textes, gegen die Textsorte oder form, gegen sprachliche Konventionen, gegen kultur- und/oder situationsspezifische Konventionen oder Bedingungen oder gegen das Sprachensystem. Eine genaue Klassifizierung arbeitet sie (Nord 1991: 186) folgendermaßen heraus: – pragmatische Übersetzungsfehler, die wegen inadäquater Lösungen des Übersetzers bezüglich pragmatischer Übersetzungsprobleme entstanden sind, – kulturelle Übersetzungsfehler, die wegen inadäquater Lösungun bezüglich der Reproduktion oder Adaptation kulturspezifischer Konventionen zustande gekommen sind, – sprachliche Übersetzungsfehler, die durch eine inadäquate Übersetzung in Hinsicht auf die sprachliche Struktur verursacht wurden,

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textspezifische Übersetzungsfehler, die mit textspezifischen Übersetzungsproblemen verwandt sind, können meistens aus funktionalen oder pragmatischen Standpunkten bewertet werden.14

Die obigen Kriterien geben einen strafferen theoretischen Rahmen zur Identifizierung von Übersetzungsfehlern und eventuell auch zur möglichen Differenzierung fakultativ getroffener übersetzerischer Entscheidungen. 2.1.3.5 Asymmetrien der formal-ästhetischen Äquivalenz Reiß (1993: 21) beschreibt die formal-ästhetische Äquivalenz wie folgt: Sie [die Übersetzung] orientiert sich am Eigencharakter des Kunstwerks und nimmt den Gestaltungswillen des Autors zur Richtschnur. Lexik, Syntax, Stil und Aufbau werden so gehandhabt, dass sie eine dem expressiven Individualcharakter des AS-Textes analoge ästhetische Wirkung in der ZS erzielen können.

Besonders wichtig ist diese Form der Äquivalenz bezüglich der Übersetzung literarischer Werke, da sie nicht nur sprachliche Einzelteile eines Textes sind, sondern auch sie sind auch konstitutiv und textstrukturierend für die Qualität der Literarizität (Koller und Henjum 2020: 295). Diesbezüglich sind Metaphern und ihre mögliche Übersetzung in weitere Sprachen von großer Relevanz. Metaphern verfügen über unterschiedliche Levels der Metaphorizität. Abhängig davon und von den lexikalischen Kapazitäten der Zielsprache ändern sich auch die Übersetzungmöglichkeiten einer und derselben Metapher. Broeck (1981: 74−86) unterscheidet drei Übersetzungsverfahren für Metaphern: 1. Übersetzung sensu stricto: Das Bild der Metapher der Ausgangssprache wird im selben Bild in der Zielsprache wiedergegeben. 2. Substitution: Das Bild der Metapher in der Ausgangssprache wird in der Zielsprache durch ein anderes Bild ersetzt. 3. Paraphrase: Die Metapher in der Ausgangssprache wird nicht-metaphorisch übersetzt. Anhand der obigen Übersetzungsverfahren von Metaphern und deren Metaphorizitätslevel können zwischen Parallelkorpora ebenfalls Asymmetrien identifiziert werden. Wenn ein Metaphernbild nicht mit demselben Bild in der Zielsprache wiedergegeben wird, entsteht nun eine sprachliche Asymmetrie bezüglich des Übersetzungsverfahrens. In späteren Kapiteln geht die Analyse auch auf

|| 14 Dazu vgl. auch Rahmatillah (2013: 17–18).

Linguistische Ansätze zu Metaphern in der modernen Sprachwissenschaft | 21

diese sprachlichen Asymmetrien ein, die dank eines Übersetzungsverfahrens entstanden sind.

2.1.4 Sprachliche Asymmetrien in dieser Studie Wie bereits angedeutet, setzt sich diese Studie das Ziel, sprachliche Asymmetrien aufgrund von Diskursmetaphern der deutschen und der ungarischen Sprache in Bezug auf die konzeptuelle und systematische Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT auf ihre Lexik/Semantik und Grammatik zu identifizieren und zu beschreiben. Deshalb wird die sprachliche Asymmetrie spezifisch für diese Studie folgendermaßen definiert. Unter sprachlicher Asymmetrie ist in dieser Untersuchung eine Relation zwischen dem diskursbezogenen Sprachgebrauch des Deutschen und des Ungarischen, und zwar auf der Grundlage von Diskursmetaphern des Themenkomplexes „Dunkelheit“ im literarischen Korpus zu verstehen. Sprachliche Asymmetrien werden hier wegen des Übersetzungsverhältnisses zwischen den ausgewählten Sprachen der Untersuchung als interlinguale Asymmetrien betrachtet, die daher an die Parallelkorpora gebunden sind. Hinsichtlich sprachlicher Asymmetrien betrachtet die Arbeit genauer die Ebenen Lexik/Semantik und Grammatik. Eine zusammenfassende Definition zur sprachlichen Asymmetrie ist die folgende: Sprachliche Asymmetrien sind sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene von Diskursen identifizierbar: – Auf der Makroebene bezieht sich die sprachliche Asymmetrie auf die Ungleichheiten der diskurskonstituierenden Metaphernfelder und auf die Unterschiede der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT der deutschen und der ungarischen Diskursmetaphorik. Auf der Mikroebene betrifft die sprachliche Asymmetrie die fehlende oder defizitäre Äquivalenz in den Bereichen der Lexik/Semantik und Grammatik der deutschen und der ungarischen Diskursmetaphorik.

2.2 Linguistische Ansätze zu Metaphern in der modernen Sprachwissenschaft 2.2.1 Terminologische Breite des Metaphernbegriffes Beim Nachschlagen von Lexika nach einer allgemeinen Definition zu Metaphern ist folgende Definition auffindbar: „Die Metapher ist die Übertragung eines

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Wortes in eine uneigentliche Bedeutung, bildlicher Ausdruck“ (Vollers 2016a: 428). Diese Definition ist eine Verschmelzung mehrerer Definitionsversuche. Das Interesse am Wesen der Metaphern besteht seit langer Zeit. In der antiken Poetik beschrieb Aristoteles (1887: 59) den Begriff „Metapher“ folgendermaßen: „Metapher ist die Übertragung eines Wortes von andrer (sic) Bedeutung, entweder von der Gattung auf die Art oder von der Art auf die Gattung, oder von einer Art auf die andere, oder nach der Analogie (nach dem proportionalen Verhältnis mehrerer Kettenglieder)“. Nach Aristoteles’ (1887: 59−60) Poetik basiert die Übertragung auf dem Einklang des Inhaltes oder der Stimmung von zwei Begriffen. Ebenfalls in der Antike stellt Quintilian (2001: 429) klar, dass im Falle einer Metapher es nicht nur um einen Vergleich, sondern auch um eine Substitution geht. Er (Quintilian 2001: 429−431) unterscheidet vier Typen der Metaphern: Es gibt eine Übertragung zwischen Lebenden, eine zwischen Lebenden und Nichtlebenden, eine zwischen Nichtlebenden und Lebenden sowie eine zwischen Nichtlebenden und Nichtlebenden. In der Neuzeit werden bis ins 19. Jahrhundert hinein die formalen Merkmale der Metapher einigermaßen aufgegeben, sie gilt jedoch immer noch als Schmuck, und zwar „als bloß äußerer Schmuck eines für sich selbstständigen Kunstwerkes“ (Hegel 1955: 397). Erst die kognitive Linguistik wendet sich von der klassisch rhetorischen Auffassung der Metaphern ab und definiert sie in konventionalisierter und konzeptueller Form neu. Mit der kognitiven Wende wird behauptet, dass Metaphern klare Strukturen mentaler Prozesse zeigen, die die sprachliche Produktion und Rezeption beschreiben. Außerdem haben Metaphern dank ihrer Struktur das Potenzial, konzeptuelle Muster der Kognition einer Sprachgemeinschaft darzustellen (Lakoff und Johnson 2003: 3−6). Viele Sprachwissenschaftler haben die Thesen der kognitiven Metapherntheorie nicht zufriendenstellend gefunden und haben daher an ihnen Kritik geübt (vgl. u.a. Cameron 2003; Chilton 2009; Deignan 2005; Landtsheer 2009; Semino, Heywood und Short 2004; Steen 2007a; Steen 2007b; Steen 2009; Zinken und Musolff 2009). Die kontextfreie Deutung der Metaphern haben Diskurslinguisten als am problematischsten gefunden und sie haben eher für ein kontextgebundenes Verständnis von Metaphern plädiert. Die kognitivistischen und die diskursorientierten Metaphernansätze unterscheiden sich in vielen weiteren Punkten, v.a. bezüglich ihrer theoretischen Fundierung und ihrer angewandten Methoden (Hampe 2017: 3−4). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass kognitive Linguisten sich zum Ziel setzen, v.a. theoretische Aspekte der Metapher zu klären und zu erläutern, während Diskurslinguisten eher auf empirische Fragestellungen Wert legen und

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den Gebrauch von Metaphern untersuchen (Hampe 2017: 4): Sie wollen von der Diskursdynamik der Metaphern mehr erfahren (Gibbs 2014: 34−36). Obwohl die Trennlinie zwischen kognitivistischen und diskurslinguistischen Ansätzen schwer zu überwinden war, ist in der modernen Linguistik ein Konsens doch zustande gekommen. Dieser ist nach Hampe (2017: 4, Hervorhebungen im Original) folgendermaßen zusammenzufassen: Uniting the two approaches may thus require an appreciation of the fact that a deeper understanding of what metaphor is depends to a significant extent on understanding what it does. A first strong link between cognition-oriented and discourse-oriented research has been forged in the past two decades by research on gesture and multimodal communications, which has emphasized that communicative events are by default constituted by expressions from multiple semiotic channels. Gesture research in particular has always combined the fine-grained qualitative analysis of actual discourse events with a deep concern for cognitive motivations […]. Luckily, metaphor studies have greatly profited from both of these research fields […].

Das Verständnis zwischen den zwei Metaphernauffassungen ist in den letzten zwanzig Jahren stärker geworden und in der heutigen Forschung schließen sie sich nicht mehr unbedingt aus (Hampe 2017: 4). Folglich sind diskurslinguistische Metaphernanalysen mit kognitivistischer Richtung und umgekehrt heute schon möglich. Der sogenannte Ausgleich zwischen den kognitiven und den diskurslinguistischen Ansätzen basiert auf der Erkenntnis, dass Metaphern keine schematischen und einseitigen sprachlichen Phänomene sind, sondern Teile der Sprache, die sich auf mehrfachen Ebenen auf diverse Art und Weise manifestieren (s. auch Hampe 2017: 10). Metaphern gewinnen mehr an Bedeutung in der Tat, wenn sie in ihrem eigenen Kontext erschlossen werden: Sie können konkretisiert oder sogar mit vollständig neuen Bedeutungen versehen werden, die von ihren Kontexten anschließend schwierig zu trennen sind. Die noch tiefere kognitive Verankerung von Metaphern darf jedoch ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden: Primäre konzeptuelle Metaphern wie z.B. WISSEN IST LICHT oder UNWISSEN IST DUNKELHEIT sind in der menschlichen Kognition und Wahrnehmung so tief eingeprägt, dass auch wenn man bestimmte Metaphern nur in einem spezifischen Kontext untersucht, sind diese tiefere primäre Bedeutung kognitiv nicht beiseitezulegen. Umgekehrt funktioniert es ebenfalls: Auch wenn man bei der Erschließung bestimmter Metaphern ausschließlich auf die primären kognitiven Bedeutungen fokussiert, formen die kontextuell geprägten Bedeutungseinheiten die umfassende Bedeutung eines metaphorischen Ausdrucks in einem bestimmten sprachlichen Kontext weiterhin. Der angesprochene Konsens zwischen der kognitiven und diskurslinguistischen Annäherung funktioniert dementspre-

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chend wie ein zirkuläres Verständnis: Sie ergänzen und vervollkommnen sich gegenseitig. Die Auffassung von Metaphern auf Ebenen kommt in der Fachliteratur mehrmals vor, obwohl die Terminologie nicht einheitlich ist. Steen (2008: 213−214) behauptet, dass das Verständnis von Metaphern auf der dreigliedrigen Differenzierung von Metaphern im Denken, in der Sprache und im Diskurs basiert („metaphor in thought, language (systems), and discourse“). Kövecses (2005: 237−243) setzt ebenfalls die Existenz eines dreistufigen Modells mit einer individuellen, einer subindividuellen sowie einer supraindividuellen Ebene voraus.15 Gibbs und Cameron (2008: 65) definieren Metaphern als Phänome, die „emerge from self-organizational processes that operate along a range of different time-scales, from the millisecond to the evolutionary, and across a range of scales of social group size, from the individual and dyad to the speech community“. Die von ihnen herausgearbeitete Skala fasst die Entwicklung der Menschengattung durch aller kulturellen Zeiten zusammen (Gibbs und Cameron 2008: 68). Die Skala ist nach Hampe (2017: 11) wie folgt zu beschreiben: 1. (Neuro-)Physiologie, 2. Kognition (On-/Off-line), 3. Diskurs/Kommunikation (besonders, aber nicht ausschließlich Face-toFace-Interaktionen), 4. Sprache(nsysteme), 5. Kultur, 6. Evolution. Aufgrund der obigen Skala werden Metaphern innerhalb aller menschlichen Kulturen auf allen möglichen Ebenen verwendet. So entfaltet sich eine Metapher nicht nur auf der Ebene der Kognition oder des Diskurses, sondern auch auf der Ebene der (Neuro-)Physiologie, der Sprache(nsysteme), der Kultur sowie der Evolution (Hampe 2017: 11). Abhängig davon, auf welche Ebene eine Analyse sich konzentriert, wird die Bedeutung der Metapher immer konkreter und spezifischer

|| 15 Kövecses (2005: 237−243) verbindet den kognitiven und den diskursorientierten Ansatz mithilfe des obigen mehrstufigen Ebenenmodells folgendermaßen: Auf der individuellen Ebene manifestieren sich Metaphern in einzelnen kommunikativen Handlungen, d.h., sie sind kontextgebunden; auf der subindividuellen Ebene haben Metaphern eine körperliche, d.h. experientialistische Basis, die sich in der individuellen Kognition in Form von Schemata und Primärmetaphern realisiert; während auf der supraindividuellen Ebene metaphorische Ausdrücke schon konventionalisierte komplexe Metaphern sind, die in einzelnen kommunikativen Handlungen nicht zu verwenden sind (Kövecses 2005: 237−243).

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(Hampe 2017: 11). Diese Studie stellt Ergebnisse bezüglich zweier Ebenen der Skala dar: hinsichtlich des Diskurses und der Sprache(nsysteme). Auf der Sprachen-Ebene nimmt die Analyse die Mikrostruktur der ausgewählten Diskurs- und Text-Welt in den Blick. Sie konzentriert sich auf die Implikaturen der identifizierten Diskursmetaphern, wobei ihre asymmetrische Lexik/Semantik und Grammatik aufgrund der deutschen und ungarischen Sprache analysiert werden. Die Ergebnisse auf der Diskurs-Ebene beziehen sich ausschließlich auf die untersuchte Diskurs- und Text-Welt (Cameron 2010: 7780). Genauer werden die Ergebnisse in Bezug auf die Makrostruktur der Diskurs- und Text-Welt beschrieben, wobei die Analyse auf die Kohärenz und Kohäsion der Diskursdynamik den Fokus legt: Es werden die diskurskonstituierenden Metaphern durch Netzwerkanalysen und die Reichweite der Quelldomäne der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ dargestellt. In diesem Sinne identifiziert sich diese Studie mit dem theoretischen Rahmen des Diskursdynamik-Frameworks16 („the discourse dynamics framework for metaphor“, Cameron 2010: 7780). Dieser Ansatz behält die strikte Verbundenheit von Metapherndimensionen im Sprachgebrauch im Auge: Eine Untersuchung zur metaphorischen Diskursdynamik konzentriert sich jeweils auf sprachliche, kognitive, affektive, physische und kulturelle Zusammenhänge eines Diskurses (Cameron 2010: 78). Das Diskursdynamik-Framework versteht unter Metaphern komplexe und dynamische sprachliche Realisierungen, die sich in einem Diskurs miteinander verbunden systematisch manifestieren (Cameron 2010: 78, Hervorhebung im Original): „Underpinning the discourse dynamics framework is the assumption of interconnectedness of the dimensions of metaphor in use (linguistic, cognitive, affective, physical, cultural). Hinsichtlich dieser Dimensionen realisieren sich die systematischen Metaphern („systematic metaphors“, Cameron 2010: 9192). Cameron (2010: 91, Hervorhebung im Original) definiert sie folgendermaßen: A systematic metaphor is an emergent discourse phenomenon that is produced when discourse participants, over a discourse event or a longer period of time, use a particular set of linguistic metaphor vehicles in talking about a particular topic, or closely connected topics. A systematic metaphor is not a single metaphor but an emergent grouping of closely connected metaphors. Within the discourse dynamics framework, a systematic metaphor is a collecting together of related linguistic metaphors that evolve and are adapted as the discourse proceeds. The collecting together is carried out by the researcher, on the basis of the semantics in context. However, it is hypothesized that a systematic metaphor may be more than just an aggregation of linguistic metaphors pulled together by an analyst. A systematic

|| 16 In Kapitel 2.3 ausführlicher beschrieben.

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metaphor is seen as kind of temporary stabilization in the dynamics of thinking-and-talking, which has the possibility of further evolution as discourse continues. […] Theoretically, it is claimed only that emergent systematic metaphors may reflect patterns of metaphorical thinking-and-talking for discourse participants, not that these have a prior inde-pendent existence and necessarily do so.

Aus dem Zitat geht hervor, dass systematische Metaphern keine einzelnen sprachlichen Metaphern, sondern ein Ensemble semantisch relativ homogener sprachlicher Metaphern sind, das durch das repetitive und rekurrente Vorkommen ähnlicher Bedeutungen zustande kommt. Systematische Metaphern haben immerhin in ihrer sprachlichen Form mit den aus der kognitiven Metapherntheorie bekannten konzeptuellen Metaphern auffallend viel gemeinsam. Unterschiede der zwei Ansätze bestehen eher in ihrem theoretischen Rahmen als in ihrer praktischen Verwendung. Da das Diskursdynamik-Framework mit Diskursen arbeitet, ist es notwendig, die Unterschiede der Termini „Metapher“ und „Diskursmetapher“ zu klären. Unter Diskursmetaphern verstehen Zinken, Hellsten und Nerlich (2008: 363) „a relatively stable metaphorical projection that functions as a key framing device within a particular discourse over a certain period of time“. Ähnlich definiert Zinken (2007: 450, Hervorhebungen im Original) die Diskursmetapher: Constructions that are commonly used as metaphor vehicles to express a particular, negotiated analogical meaning will be termed discourse metaphors […]. Discourse metaphors […] constitute an intermediate stage in the life course of a successful figurative expression – from an innovative analogy to a conventional lexical concept. The difference between a discourse metaphor and a creative metaphor is that the analogy evoked by a discourse metaphor is part of the primary cognitive model profile directly accessed by the given lexical concept in the appropriate context […]. While in the case of creative metaphors, encyclopaedic knowledge has to be ‘searched’ for the hearer to construct a relevant meaning, the relevant analogical schema is easily recalled in the case of discourse metaphors. This means that the process of meaning construction becomes more similar to conventional meaning construction.

Diskursmetaphern sind somit sprachliche Metaphern, die ihre Bedeutungen im übertragenen Sinne aus der Diskursdynamik gewinnen. D.h., sie sind dynamische bedeutungstragende Elemente eines Diskurses, an den sie demzufolge auch stark gebunden sind. Somit sind alle Ergebnisse einer Analyse mit Diskursmetaphern jeweils im Rahmen des untersuchten Diskurses gültig. Diese Aussage ist auch für die vorliegende Studie charakteristisch. Diskursmetaphern sind weiter zu klassifizieren. Ähnlich wie die sprachlichen Metaphern der kognitiven Metapherntheorie können auch Diskursmetaphern sprachlich sehr stark konventionalisiert sein, was ihre Identifizierung als

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Metaphern erschwert. In der Regel gelten die Richtlinien der Metaphernidentifizierungsmethode „MIPVU“ („metaphor identification procedure of the VU University Amsterdam“, Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010). Sie klassifiziert sprachliche Metaphern in fünf verschiedene Gruppen, zu denen sie die einzelnen Schritte und Prinzipien der Metaphernidentifizierung schrittweise erläutert. Die von der MIPVU erhobenen Metaphern zeugen regelmäßig von einer starken Metaphorizität, die im kognitiven Inhalt der Quell- und der Zieldomäne zu erkennen ist. Sie wird in der Fachliteratur Spannung („tension“, Wheelwright 1954: 101−103), konzeptuelle Inkongruenz („conceptual incongruity“, Kittay 1987: 75), Anomalie („anomaly“, Tourangeau und Sternberg 1981: 4−7) oder relative Distanz („relative distance“, Steen 1989: 126) genannt. 17 Im Falle dieser Termini ist die kognitive Spannung besonders stark, d.h., die metaphorischen Ausdrücke sind auffälliger und gleichzeitig leichter bzw. schneller zu erkennen. Für die Identifizierung dieser Metaphern ist die MIPVU sehr effizient: Die so erkannten Metaphern werden in dieser Arbeit des Weiteren „Metaphern auf der Ersten Ebene“ („first-level metaphor“ nach Bolinger 1971: 113−114; „metaphor at Level 1“ nach Cameron 1999: 21−22) genannt.18 In einer diskurslinguistischen Metaphernanalyse werden hingegen nicht nur starke, explizite Metaphern erhoben und beschrieben, sondern auch schwache, implizite Metaphern entfalten sich dank der Diskursdynamik. Unter „schwach“ versteht man in diesem Kontext stark konventionalisierte metaphorische Ausdrücke, die von weniger oder oft von gar keiner kognitiven Spannung zeugen. Sie sind auch keine Einworteinheiten, wie das die MIPVU vorschreibt, sondern sie bauen sich in einer Diskurs-Welt langsamer und manchmal sogar über mehrere Abschnitte als Multiworteinheiten auf. Von Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene spricht zuerst Bolinger (1971: 113−114). Er verwendet diese Termini jedoch nicht im vollständig gleichen Sinne wie in dieser Untersuchung, sondern in Bezug auf Partikelverben im Englischen. Eine Parallele seines Terminus und des Terminus dieser Studie ist trotzdem schnell zu erkennen: A first-level metaphor is one in which the literal meaning of the particle is extended: the literal “up” of go up becomes the figurative “up” of load up. A second-level metaphor is one in which the meaning of the phrasal verb as a whole (perhaps but not necessarily including an already metaphorized particle) is figuratively extended: one literally makes up a bed or rubs out a mistake and figuratively makes up a face or rubs out an adversary. First-level

|| 17 Vgl. auch Cameron (1999: 20−23). 18 In der Fachliteratur auch als aktive starke Metaphern bezeichnet („active strong metaphors“, Black 1979: 26).

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stereotyping is the simple combining of a verb proper with particle; the meaning is as nearly additive as can be. A second-level stereotype is a phrasal verb that is no longer semantically additive. […] we find literal (my first-level stereotype), metaphorical, e. g. Dusk was creeping up on us (my second-level metaphor), and figurative (my second-level stereotype). He points out that literal and metaphorical involve the same lexical item (to rub out would be the “same” phrasal verb in both senses), while figurative (to come across = to find) involves a different lexical item (in this case, different from to come across a field). Spasov (p. 48) terms the same three classes nonidiomatic, semi-idiomatic, and idiomatic. (Bolinger 1971: 113−114, Hervorhebungen im Original.)19

Cameron (1999: 5) versteht eine Graduierung von Metaphern ebenfalls möglich: Sie realisieren sich auf zwei Ebenen und sie beschreibt sie als „Level 1“ und „Level 2“: Level 1, the theory level, is the level at which theoretical analysis and categorisation of metaphor takes place, and where a central concern is the identification of metaphor: “what may or may not be analysed as a metaphor” (Steen, 1994: 24). Work at this level is driven by the concern to produce adequate and elegant theoretical accounts that are coherent within the particular logic chosen, as, for example, when Kittay (1987) sets out a semantic field theory account of metaphor, based on a relational theory of meaning. At this level too, the implications of metaphor as a discourse task can be considered, by analysing demands placed on users and receivers. Level 2 relates to on-line processing by individuals engaged in production or interpretation tasks: how concepts are activated when lexical items in a metaphor are made sense of, how an interpretation of metaphor is reached, how metaphor can organise conceptual structures in long-term memory, how processing of metaphor can change conceptual structures and/or provide new meanings for lexical items. In the original work on levels by Marr, such processing was seen only as individual and internal; from a language-in-use perspective we would want to set such processing within its discourse context (Cameron, 1996), and include the effect of social interaction on processing. The level at which metaphoricity is determined will influence the evidence required for metaphoricity, and the type of data that will count as evidence. Clarification of the distinction between ‘theory’ and ‘processing’ levels will help in the critical evaluation of existing theories of metaphor; the validity of theory-level accounts can be evaluated by how far they take adequate account of what is known about processing.

Die Termini „Metapher auf der Ersten Ebene“ und „Metapher auf der Zweiten Ebene“ sind mit der Terminologie von Diskursmetaphern gut kompatibel. Bei der Deutung von Diskursmetaphern spielen neben den primären kognitiven Bedeutungen weitere tiefere, oft metonymische Basisbedeutungen eine wichtige Rolle,

|| 19 Mit der obigen Konzeption beschäftigt sich Hampe (2002: 22−24) weiter in Bezug auf Partikelverben im Englischen, und zwar hinsichtlich ihrer semantischen Charakteristika und ihres syntaktischen Verhaltens.

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die dann zum Ausbau der Diskursdynamik größtenteils beitragen (vgl. Goossens 1990: 323−338; Mittelberg und Waugh 2009: 329−349; Barnden 2010: 1−31; Michl 2019: 98−119). Die Metaphorik der Diskursdynamik wird in Bezug auf literarische Werke auch mit den Termini „Megametapher“ („megametaphor“, Kövecses 2010: 57−59; Stockwell 2002: 111; Rezanova und Shilyaev 2015: 31−32; Werth 1999: 323−325; Semino 2008: 63) und „ausgeweitete Metapher“ („extended metaphors“, Werth 1994: 83−85; Crisp 2008: 291−294) beschrieben. Megametaphern durchweben ganze literarische Texte mit homogenen Isotopiefeldern, und zwar oft ohne auf der Oberfläche des Textes direkt bemerkbar zu werden (Kövecses 2010: 57): „What one sometimes finds at the surface level of a literary text are specific micrometaphors, but ‚underlying‘ these metaphors is a megametaphor that makes these surface micrometaphors coherent“. Megametaphern fungieren folglich als kognitive und sprachliche Mechanismen, die zwischen den „Mikrometaphern“ im Diskurs Kohärenz und Kohäsion herstellen (Rezanova und Shilyaev 2015: 31).

2.2.2 Zusammenfassender Überblick über die in der Arbeit erörterten Metaphernbegriffe Nach dem Einblick in die theoretische Breite des Metaphernbegriffs lässt sich feststellen, dass die vielfältigen Metapherndefinitionen gleichzeitig viel Gemeinsames haben. a) Megametaphern und systematische Metaphern sind beispielsweise ähnlich, der Unterschied besteht in der Direktheit ihrer sprachlichen Realisierung: Während sich Megametaphern an der Textoberfläche häufig nicht manifestieren, sind systematische Sets von Metaphern im Text jeweils zu erkennen. b) Diskursmetaphern und systematische Metaphern haben ebenfalls viel Gemeinsames: Sie sind sowohl als „key framing device“ (Zinken, Hellsten und Nerlich 2008: 363) wie systematische Metaphern als auch als sprachliche Metaphern eines bestimmten Diskurses (Zinken 2007: 450) zu identifizieren. c) Metaphern auf der Ersten Ebene und Metaphern auf der Zweiten Ebene beziehen sich auf sprachliche Metaphern, die sich anhand ihrer kognitiven Spannung und konzeptuellen Inkongruenz unterscheiden: Die Metaphern, die hinsichtlich dieses Aspektes stark und aktiv sind, sind Metaphern auf der Ersten Ebene; die Metaphern, die sich eher implizit und unbewusst entfalten, sind Metaphern auf der Zweiten Ebene.

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d) Systematische und konzeptuelle Metaphern sind ihrer Versprachlichung nach ähnlich, zeigen jedoch in ihrem theoretischen Rahmen zahlreiche Unterschiede auf. Anhand der obigen Feststellungen werden in dieser Studie konsequenterweise die folgenden Begriffe verwendet20: Die einzelnen sprachlichen Metaphern, die bei der Datenerhebung identifiziert wurden, werden als sprachliche Metaphern bezeichnet. Ferner werden sie nach ihrer Feststellung klassifiziert, und zwar in Bezug auf den Grad der kognitiven Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. Dementsprechend sind sie entweder Metaphern auf der Ersten Ebene oder Metaphern auf der Zweiten Ebene. Die sprachlichen Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene werden vor der Analyse in semantisch homogene Fokusgruppen eingeteilt, die anschließend mit einem Metaphernhyperonym, d.h. mit einer systematischen Metapher versehen werden. Anders formuliert sind systematische Metaphern Sets semantische homogener Diskursmetaphern. Unter Diskursmetapher versteht die Arbeit das Ensemble aller Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene bzw. die systematischen Metaphern des Diskurses. Der Terminus „konzeptuelle Metapher“ wird in dieser Arbeit nicht verwendet, da er mit dem theoretischen Rahmen des Diskursdynamik-Frameworks nicht kompatibel ist. Um ein nachvollziehbares Bild über die Metaphernansätze der klassischen kognitiven Metapherntheorie und des Diskursdynamik-Frameworks zu bekommen, stellen die nächsten Unterkapitel die Hauptthesen, Funktionen und Methodik der beiden Auffassungen ausführlicher dar.

2.2.3 Exkurs zur kognitiven Metapherntheorie nach Lakoff und Johnson (2003) Lakoff und Johnson (2003) legen mit ihrem Buch „Metaphors we live by“ die Grundlagen der modernen Metaphernforschung in der kognitiven Linguistik. Mit dem neuen Metaphernverständnis wird zum ersten Mal die rhetorische Interpretation von Metaphern verlassen und sie werden in der gewöhnlichen Sprache untersucht. Sie stellen fest, dass

|| 20 Zu den nächsten Abschnitten vgl. auch Péter-Szabó (2020).

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Our ordinary conceptual system, in terms of which we both think and act, is fundamentally metaphorical in nature. The concepts that govern our thought are not just matters of the intellect. They also govern our everyday functioning, down to the most mundane details. Our concepts structure what we perceive, how we get around in the world, and how we relate to other people. Our conceptual system thus plays a central role in defining our everyday realities. If we are right in suggesting that our conceptual system is largely metaphorical, then the way we think, what we experience, and what we do every day is very much a matter of metaphor.“ (Lakoff und Johnson 2003: 3)

Aus dem Zitat geht hervor, dass die Hauptfeststellung der kognitiven Metapherntheorie ist, dass sich Metaphern auf der Ebene des Denkens, der Wahrnehmung und der Handlung manifestieren (Lakoff und Johnson 2003: 3). Gleichzeitig ist unser Konzeptsystem kein Gebilde, d.h., unsere Kognition ist nichts Statisches, was zum automatischen Denken oder Handeln führen könnte (Lakoff und Johnson 2003: 3). Es bereitet lediglich kognitive Linien, die im Bewusstsein und Unterbewusstsein des Menschen verankert existieren. Lakoff und Johnson (2003: 5) definieren den Terminus „Metapher“ im Rahmen ihrer kognitiven Linguistik folgendermaßen: „The essence of metaphor is understanding and experiencing one kind of thing in terms of another.“ D.h., Metaphern fungieren als eine Verbindung zwischen zwei konzeptuellen Domänen (Lakoff und Johnson 2003: 117). Die Art und Weise dieser Funktion ist mit den folgenden Thesen zu beschreiben. Metaphern werden als konventionelle sprachliche Mittel betrachtet. Die Konventionalität von Metaphern kann unterschiedlich sein: „[…] we can ask how well worn or how deeply entrenched a metaphor is in everyday use by ordinary people for everyday purposes“ (Kövecses 2010: 33)21. Metaphern in der konzeptuellen Metapherntheorie verlieren viel von ihren traditionellen rhetorischen Merkmalen, u.a. das Merkmal, von der sprachlichen Norm abzuweichen (Liessmann 2004: 109). Metaphern in der konzeptuellen Metapherntheorie haben daher nicht mehr die Funktion, sich in der Sprache durch ihre ungewöhnliche Form sichtbar und bemerkbar zu machen, sondern ihr Ziel ist eher als gewöhnliche sprachliche Formen das Denken und das Handeln des Menschen konzeptuell zu

|| 21 Die allgemeine Definition für Konventionalität weicht von der Definition desselben Begriffs im linguistischen, semantischen und sprachphilosophischen Sinne ab: „The typical application of the term in these fields is synonymous with that of the term ‘arbitrary,’ especially as this is used in explaining the nature of linguistic signs (where it is pointed out that ‘form’ and ‘meaning’ are related to each other in an arbitrary fashion). However, the term ‘conventional’ is used here in the sense of well established and well entrenched. Thus, we can say that a metaphor is highly conventional or conventionalized (i.e., well established and deeply entrenched) in the usage of a linguistic community“ (Kövecses 2010: 34).

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strukturieren. Diese wird auch dadurch bestätigt, dass nicht nur Termini der Alltagssprache, sondern auch Begriffe der Wissenschaft metaphorisch konzeptualisiert werden, beispielsweise die Sprache der Linguistik (Kertész 2004: 37−58).22 Konzeptuelle Metaphern werden als Verbindungen zwischen zwei konzeptuellen Domänen betrachtet. Domänen bestehen aus „sets of linked entities, attributes, processes and relationships, which are apparently stored together in the mind“ (Deignan 2010: 44). Die Elemente in einer Domäne sind auch lexikalisiert, d.h., in der Sprache durch Wörter und Ausdrücke etc. ausgedrückt (Deignan 2010: 44). Die Domänen einer Metapher werden als Quelldomäne („source domain“, Kövecses 2005: 20−22) bzw. als Zieldomäne („target domain“, Kövecses 2005: 20−22) bezeichnet. Zur Erläuterung der systematischen Verbindungen zwischen Quell- und Zieldomänen verwenden Lakoff und Johnson (2007: 57−58) und Kövecses (2005: 22−24) die konzeptuelle Metapher LIEBE IST EINE REISE. Zur Quelldomäne der konzeptuellen Metapher gehören die Konzepte FAHRGÄSTE, FAHRZEUG, REISE, GEFAHRENER WEG, HINDERNISSE AUF DEM WEG, KREUZUNGEN und REISEZIEL“ (Kövecses 2005: 23). In der Zieldomäne sind die Entsprechungen dieser Konzepte folgende: DIE VERLIEBTEN, DIE BEZIEHUNG, EREIGNISSE DER BEZIEHUNG, FORTKOMMEN IN DER BEZIEHUNG, HINDERNISSE DER BEZIEHUNG, ENTSCHEIDUNGEN DER VERLIEBTEN und ZIEL DER BEZIEHUNG (Kövecses 2005: 23). Die Verbindungen der konzeptuellen Metapher LIEBE IST EINE REISE werden durch das konsequente System der dargestellten Konzepte gebildet (Kövecses 2005: 23). Die Domäne LIEBE hat über die REISE-Elemente und -Verbindungen in ihrem System nicht verfügt, sie sind erst durch die Herausarbeitung der Domäne REISE in der Domäne LIEBE entstanden (Kövecses 2005: 23). Die projizierte Beziehung zwischen der Quelldomäne und der Zieldomäne nennt die Fachliteratur zunächst nach Lakoff und Johnson (1999: 71) Cross-Domäne-Mapping („cross-domain mapping“). Cameron (2003: 74) erweitert den Begriff im Diskursdynamik-Framework und schlägt vor: Wenn zwei Konzepte verglichen werden und sie als zu zwei verschiedenen Domänen gehörend konstruiert werden können, ist der Vergleich als Ausdruck eines Cross-Domäne-Mappings anzusehen (vgl. auch Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 14). Weiterhin ist es wichtig, dass das metaphorische Denken jeweils eine bestimmte Richtung hat, und zwar immer vom konkreten Begriff in die Richtung des Abstrakten und niemals umgekehrt (Kövecses 2005: 22). Kövecses (2010: 7) bezeichnet dies als „principle of unidirectionality“. Ähnlich erläutern das Lakoff und Johnson (2003: 59, Hervorhebungen im Original): „[…] what we are claiming about grounding is that we typically conceptualize the nonphysical in terms of || 22 Zu den folgenden Abschnitten vgl. auch Kispál (2013: 17−19).

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the physical – that is, we conceptualize the less clearly delineated in terms of the more clearly delineated.“ Metaphern verfügen über eine konzeptuelle Natur. Rolf (2005: 235) stellt fest, dass „metaphorische Konzepte Möglichkeiten darstellen, eine Erfahrung partiell in Begriffen einer anderen Erfahrung zu strukturieren“ (vgl. auch Rolf 2005: 235). Kövecses (2010: 4, Hervorhebungen im Original) erläutert die konzeptuelle Natur von Metaphern folgendermaßen: CONCEPTUAL DOMAIN (A) IS CONCEPTUAL DOMAIN (B), which is what is called a conceptual metaphor. A conceptual metaphor consists of two conceptual domains, in which one domain is understood in terms of another. A conceptual domain is any coherent organization of experience. Thus, for example, we have coherently organized knowledge about journeys that we rely on in understanding life. […] The two domains that participate in conceptual metaphor have special names. The conceptual domain from which we draw metaphorical expressions to understand another conceptual domain is called source domain, while the conceptual domain that is understood this way is the target domain.

In der kognitiven Metapherntheorie wird zwischen konzeptuellen und sprachlichen Metaphern ein Unterschied gemacht. Sprachliche Metaphern haben die Funktion, konzeptuelle Metaphern zu versinnlichen und explizit zu machen. D.h., sprachliche metaphorische Ausdrücke sind primäre Beweise für die Existenz konzeptueller Metaphern (Kövecses 2005: 21). Konzeptuelle Metaphern gelten in der kognitiven Metapherntheorie als ähnlich mit semantisch homogenen Gruppen, denen sprachliche Metaphern zugeordnet werden könnten. Sprachliche Metaphern verfügen über konkretere und reiche Bedeutungen, nach denen sie in den Bereich einzelner konzeptueller Metaphern eingegliedert werden können. Metaphern haben eine aufmerksamkeitsfokussierende und -ausblendende Funktion. Lakoff und Johnson (2003: 10) beschreiben diese Qualität folgendermaßen: The very systematicity that allows us to comprehend one aspect of a concept in terms of another (e.g., comprehending an aspect of arguing in terms of battle) will necessarily hide other aspects of the concept. In allowing us to focus on one aspect of a concept (e.g., the battling aspects of arguing), a metaphorical concept can keep us from focusing on other aspects of the concept that are inconsistent with that metaphor.

Beim Verständnis metaphorischer Verknüpfungen werden Ähnlichkeiten zwischen der Quell- und der Zieldomäne schnell bemerkbar, während ein vollständiges Verstehen in den meisten Fällen erst langsam und manchmal mühsam zustande kommt (Deignan 2010: 47).

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Um die kognitive Metapherntheorie sowohl mit ihren Vorteilen als auch mit ihren Nachteilen zu verstehen, widmet sich das nächste Unterkapitel ihren wichtigsten Kritikpunkten. 2.2.3.1 Kritik der kognitiven Metapherntheorie Denken wird über Sprache priorisiert. Ein zentrales Problem in der kognitiven Metapherntheorie ist, dass anstatt der Sprachverwendung das Denken selbst bevorzugt wird, d.h., konzeptuelle Metaphern würden ein Bild über das Denkmuster des Menschen und nicht über seinen Sprachgebrauch zeigen (Lakoff und Johnson 2003: 3). Dementsprechend betrachten kognitive Linguisten konzeptuelle Metaphern gegenüber sprachlichen Metaphern als vorrangig, während sprachliche Metaphern als verbale Realisierungen konzeptueller Metaphern aufgefasst werden. Mittlerweile wurde diese These permanent kritisch betrachtet und neu interpretiert. Skirl und Schwarz-Friesel (2007: 10) lehnen diese These komplett ab und meinen, dass Metaphern lediglich auf der sprachlichen Ebene verstanden werden könnten, was die Existenz konzeptueller Strukturen aus ihrer Argumentation ausschließt. Im Gegensatz dazu macht Rolf (2005: 241) einen Schritt in die Richtung der klassischen kognitiven Metapherntheorie, indem er feststellt, dass den Metaphern zugrunde liegende Konzeptualisierungen existieren, obwohl man von konzeptuellen Metaphern nicht sprechen könne. Ähnlich argumentiert Kohl (2007: 124): Sie stellt die Existenz konzeptueller Metaphern nicht in Frage, betont aber, dass die Abtrennung des sprachlichen Aspekts vom konzeptuellen Aspekt in der kognitiven Metapherntheorie nicht angemessen herausgearbeitet worden sei. Nach ihrer Auffassung könne man eher von einem vollen Metaphernverständnis sprechen (Kohl 2007: 124−126). Haser (2005: 145) plädiert ebenfalls für sprachliche Metaphern und findet keine Beweise dafür, dass metaphorische Konzepte unentbehrlich seien. Er findet das metaphorische Mapping selbst, d.h. die metaphorische Projizierung zwischen der Quell- und der Zieldomäne, problematisch (Haser 2005: 145−147). Haser (2005: 145) denkt, es sollten klare Beweise in der kognitiven Metapherntheorie vorgelegt werden, die nahelegen, dass die Projizierung zwischen den Quell- und Zieldomänen sich nicht nur in der Rede, sondern auch im Denken vollziehe (Haser 2005: 145−147). Top-down- vs. Bottom-up-Analyserichtung. Ebenfalls als problematisch wird das Verhältnis zwischen der sprachlichen und der konzeptuellen Ebene der Metaphern angesehen, und zwar in Bezug auf die mangelnde Herausarbeitung zwischen den beiden Ebenen (Kispál 2013: 21). Ferner ist es ein Problem, nach welchen Kriterien man sprachliche und konzeptuelle Metaphern definiert und identifiziert.

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Lakoff und Johnsons (2003) Analyse funktioniert auf eine deduktive Art und Weise, d.h. durch einen Top-down-Prozess. Dies bedeutet, dass man durch die Analyse geringer dekontextualisierter Daten hypothetische konzeptuelle Metaphern herausarbeitet und anschließend ihre innere Struktur untersucht wird (Kövecses 2006: 88). Diese Herangehensweise wird in der Fachliteratur v.a. von Korpuslinguisten und Diskurslinguisten oft als willkürlich und als Ad-hoc-Verfahren angesehen (Crisp 2002: 10). Sie vertreten die Meinung, dass die globale konzeptuelle Auffassung von Metaphern die Unregelmäßigkeiten im sprachlichen Verhalten der Metaphern verbirgt (Kövecses 2006: 89). Kövecses (2006: 89) meint hingegen, dass die Herausarbeitung konzeptueller Metaphern lediglich der erste Schritt einer Analyse sei, nach der eine detaillierte Analyse folge, in der die Quellund Zieldomänen der Metaphern untersucht würden. Diese Analyse könne weitere Informationen bezüglich einer herausgearbeiteten Struktur geben (Kövecses 2006: 89). Im Gegensatz zum Vorherigen plädieren Crisp (2002: 7−8), Crisp, Heywood und Steen (2002: 64−67) sowie Steen (2002: 20−27) eher für eine korpuslinguistische Bottom-up-Datenerhebung. Zunächst werden sprachliche Metaphern in der Sprache identifiziert, aus denen die entsprechenden konzeptuellen Metaphern hergeleitet werden können. Sie arbeiten sprachorientiert und sehen keinen direkten Weg zwischen sprachlichen und konzeptuellen Metaphern (Crisp 2002: 7−8; Crisp, Heywood und Steen 2002: 64−67; Steen 2002: 20−27). Steen (2002: 26) hat eine Sieben-Schritte-Methode zur Metapheridentifizierung herausgearbeitet. Anhand dieser Methode wird ein Text in Propositionen gegliedert und es wird analysiert, welche Elemente dieser Propositionen wörtlich und welche metaphorisch verwendet werden (Steen 2002: 18). Seine vorgeführten Beispiele waren vorwiegend aus literarischen Texten gewonnene Metaphern, was zum einen kritisiert, zum anderen begrüßt worden ist. Goatly (2002: 70) kritisiert, dass literarische Texte zu Metaphernuntersuchungen nicht geeignet seien, da sie von ihrer Natur aus offen und unsicher in ihrer Interpretation seien. Die MIPVU arbeitet ebenfalls mit einer Bottom-up-Erhebung. Sie schreibt bis zum heutigen Stand die detailliertesten sprachlichen Bedingungen vor, nach deren Erfüllung eine Metapher im Text erkannt werden kann. Anhand der MIPVU wird sogar vorgeschrieben, was man genau unter einer Analyseeinheit und unter einer lexikalischen Einheit versteht (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 26−32). Trotz dieser methodologischen Exaktheit muss festgestellt werden, dass sogar die MIPVU nicht immer imstande ist, alle möglichen Metaphern einem Korpus zu entnehmen, v.a. wenn man an die „schlafende“ Natur von Diskursmetaphern eines bestimmten Kontextes denkt. Inwiefern die

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Metaphernerhebungsprozedur weiter verfeinert werden kann, stellt die Arbeit im vierten Kapitel ausführlicher dar. 23 2.2.3.2 Reichweite der Quelldomäne und Reichweite der Zieldomäne In der kognitiven Metapherntheorie sind die Begriffe „Reichweite der Quelldomäne („Scope of Source“) und „Reichweite der Zieldomäne“ („Range of Target“) mit dem Namen von Kövecses (2010: 135−137) zu verbinden. Wenn ein Konzept als Quelldomäne verstanden wird, bezieht sich die Analyse der Reichweite der Quelldomäne des Konzeptes auf die Fragestellung: Mit welchen Zieldomänen verbindet sich das Konzept als Ausgangsdomäne? Da Quelldomänen meistens konkrete Konzepte sind, ist das Ziel, die damit identifizierten abstrakten Zieldomänkonzepte zu erschließen. Falls eine Untersuchung ein Konzept als Zieldomäne versteht, fokussiert sie auf die Reichweite der Zieldomäne des Konzeptes: Mit welchen Quelldomänen identifiziert sich das Konzept als Zieldomäne? In diesem Fall ist das festgelegte Konzept generell etwas Abstraktes, demgemäß sucht die Analyse nach konkreten Konzepten, die als Quelldomänen fungieren: […] a single source concept can characterize many distinct target domains. As a matter of fact, most of the specific source domains appear to characterize not just one target concept but several. For instance, the concept of WAR applies not only to argument but also to love; the concept of BUILDING not only to theories but also to societies; the concept of FIRE not only to love but also to anger, etc. This raises an interesting empirical and theoretical question: How many and what kind of target domains does a single source concept apply to? (Kövecses 2010: 136, Hervorhebungen im Original)

In diesem Sinne nimmt diese Studie den ausgewählten Themenkomplex „Dunkelheit“ als Quelldomäne und führt eine konzeptuelle und systematische Makroanalyse zur Herausarbeitung der diskursiven Reichweite der Quelldomäne von „Dunkelheit“ durch. Aus Platzgründen verzichtet die Analyse auf die vollständige Analyse der Reichweite der Zieldomäne von „Dunkelheit“.

|| 23 Zu diesem Kapitel vgl. auch Kispál (2013: 17−19) und Majoros (2018: 32−40).

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2.3 Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern 2.3.1 Terminologische Breite des Diskursbegriffs Da das Diskursdynamik-Framework Diskursmetaphern in einem Diskurs untersucht, geht die Studie kurz auf den Terminus „Diskurs“ ein. Eine einheitliche Definition für den Diskursbegriff ist in der Fachliteratur nicht zu finden. Die am häufigsten vorkommenden Definitionsvorschläge konzentrieren sich generell auf folgende Aspekte (Cameron und Panović 2014: 3): – der Diskurs ist „über den Satz“, – der Diskurs ist „Sprache im Gebrauch“ und – der Diskurs ist „eine Form sozialer Praxis, in der die Sprache eine zentrale Rolle spielt“.24 Foucault als Begründer der wissenschaftlichen Diskursanalyse definiert den Terminus „Diskurs“ wie folgt: In dem Fall, wo man in einer bestimmten Zahl von Aussagen ein ähnliches System der Streuung beschreiben könnte, in dem Fall, in dem man bei den Objekten, den Typen der Äußerung, den Begriffen, den thematischen Entscheidungen eine Regelmäßigkeit (eine Ordnung, Korrelationen, Positionen und Abläufe, Transformationen) definieren könnte, wird man übereinstimmend sagen, daß man es mit einer diskursiven Formation zu tun hat, wodurch man Wörter vermeidet, die ihren Bedingungen und Konsequenzen nach zu schwer, übrigens zur Bezeichnung einer solchen Dispersion auch inadäquat sind: wie »Wissenschaft«, »Ideologie«, »Theorie« oder »Objektivitätsbereich«. Man wird Formationsregeln die Bedingungen nennen, denen die Elemente dieser Verteilung unterworfen sind (Gegenstände, Äußerungsmodalität, Begriffe, thematische Wahl). (Foucault 1981: 58, Hervorhebungen im Original)

Diskurs wird man eine Menge von Aussagen nennen, insoweit sie zur selben diskursiven Formation gehören. Er bildet keine rhetorische oder formale, unbeschränkt wiederholbare Einheit, deren Auftauchen oder Verwendung in der Geschichte man signalisieren (und gegebenenfalls erklären) könnte. Er wird durch eine begrenzte Zahl von Aussagen konstituiert, für die man eine Menge von Existenzbedingungen definieren kann. Der so verstandene Diskurs ist keine ideale und zeitlose Form, die obendrein eine Geschichte hätte. (Foucault 1981: 170) Foucault behauptet (1981: 31−33), dass Diskurse über die Hauptelemente Begriffe, Gegenstände, Äußerungsmodalitäten und Strategien verfügen, die in einer gegenseitigen Beziehung stehen. Sie haben hingegen erst einmal mit der Sprache || 24 Zu diesem Kapitel vgl. auch Spieß (2014: 39−40).

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nichts zu tun. Um den Diskursbegriff in der Sprachwissenschaft effizient verwenden zu können, war das Vornehmen von Operationalisierungen in der Definition notwendig: So sind unter Diskursen aus linguistischer Perspektive themengebundene sprachliche Manifestationen von Aussagen zu verstehen (Busse und Teubert 2013: 16−18; Spieß 2014: 41). Diskurslinguisten unterscheiden Diskurse auch nach ihrer Diskursqualität: Ein Diskurs ist entweder gesprochen oder geschrieben (Cameron und Panović 2014: 17−19).25 Diese Klassifizierung führte unter Diskurslinguisten zur Diskussion, da die meisten Sprachwissenschaftler als Analysematerial gesprochene Korpora bevorzugten. Geschriebene Korpora wurden lange als nicht angemessen betrachtet. Diese Meinung haben Diskurslinguisten so begründet, dass geschriebene Korpora die Sprache als etwas Statisches widerspiegeln, da sie sich nach ihrer Abfassung von ihren Autoren abgekoppelt haben (Cameron und Panović 2014: 17). Im Gegensatz dazu sind gesprochene Diskurse immer konkret und dynamisch, d.h., sie sind zu sprachlichen Analysen besser geeignet. Trotz dieser Feststellung plädieren andere für geschriebene Diskurse: Obwohl geschriebene Diskurse abstrakt sind, eignen sie sich gleichzeitig zu kontextfreien analytischen Verfahren besser (Cameron und Panović 2014: 17). Ferner sind geschriebene Korpora nach ihren kohäsiven, kohärenten Strukturarten und -ebenen besser zu untersuchen als gesprochene Korpora. Im geschriebenen Diskurs ist es beispielsweise leichter, nach Frequenz lexikalischer sowie grammatischer Variablen zu suchen (Cameron und Panović 2014: 4−7).26 Cameron (2010: 82) interpretiert den Diskursbegriff für das DiskursdynamikFramework als ein komplexes und dynamisches System:

|| 25 Die Termini „Diskurs“ bzw. „Text“ werden in der Diskurslinguistik in Bezug auf die Theorie unterschiedlich definiert und interpretiert. Widdowson (1995: 160−163) meint, dass „Text“ eher das sprachliche Objekt denotiert (d.h. z.B. Wörter auf einer Seite eines Buches oder das Transkript einer Konversation), während „Diskurs“ als der Prozess einer Interaktion oder die Interpretation eines Objektes zu verstehen ist, das für die Bedeutung im Kontext zuständig ist. Widdowson (1995: 160−163) bemerkt diesbezüglich einen Unterschied: Im Sprechen geht der Diskurs dem Text voran, d.h., es gibt keine textuelle Repräsentation des Sprechens, die der Entstehung der Bedeutung in der Interaktion auch vorangeht. Im Gegensatz dazu kommt beim Schreiben der Text zuerst und der Diskurs wird vom Leser im Prozess der eigenen Bedeutungsinterpretation produziert (Widdowson 1995: 160−163). 26 Geschriebene Diskurse nehmen viele Genres in sich auf, so gehören hierzu auch literarische Texte. Sie nehmen wegen ihrer Sprache im übertragenen Sinne in linguistischen Untersuchungen besondere Herangehensweisen in Anspruch. Infolgedessen müssen bei Diskursanalysen literarischer Texte Methoden der Hermeneutik zur möglichst besten Deutung eines Textes mit einbezogen werden.

Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 39

At the heart of the discourse dynamics framework lies an understanding of linguistic and cognitive phenomena as processes, flows or movement, rather than as objects […]. Drawing on complexity theory and dynamic systems theory, discourse is seen as a dynamic system that is in continual flux and working on various interconnected dimensions and timescales. (Cameron 2010: 82)

Die dynamischen Verbindungen eines Diskurses manifestieren sich auf verschiedenen Ebenen und hängen mit weiteren Faktoren des Diskurses (z.B. DiskursEvent, Diskursteilnehmer, Diskursaktivität) zusammen. Unter Diskurs-Event wird die Entfaltung der komplexen dynamischen Systeme der Diskursteilnehmer verstanden (Cameron 2010: 82). Das dynamische System des Diskurses entwickelt sich, passt sich an und strömt, indem die Diskursteilnehmer ihre Äußerungen aufeinander bauen und ihre eigenen Ideen erschließen (Cameron 2010: 82). Die Diskursaktivität von Diskursteilnehmern ist somit ein Ergebnis mehrfacher interagierender Subsysteme der Diskursteilnehmer: komplex-dynamische Sprachsysteme, komplex-dynamische kognitive Systeme und komplex-dynamische physische Systeme (Cameron 2010: 82). Diskursaktivitäten innerhalb eines Diskurses verbinden sich auch mit außerdiskursiven Netzwerken, mit sozialen und kulturellen Systemen (Cameron 2010: 82). D.h., jedes System, beispielsweise ein bestimmter Diskurs-Event, wird mit weiteren größeren und kleineren Systemen verbunden, die kleine Teile des Diskurses bilden (Cameron 2010: 83). An dieser Stelle spielen metaphorische Ausdrücke eine wichtige Rolle: Sie wirken in der Trajektorie27 eines Diskurssystems mit: Although the metaphors are inseparable from the surrounding discourse, in metaphor analysis we identify and pick out these metaphors as if they were occasional lights or signals along the trajectory of the discourse system. We then look for connections between metaphors, constructing a ‘metaphor trajectory’ inside the discourse trajectory. (Cameron 2010: 83–84)

Das Diskursdynamik-Framework macht es dementsprechend möglich, semantische Verknüpfungen unter Metaphern zu identifizieren und aus diesen Verknüpfungen Metaphernnetzwerke innerhalb des Diskurssystems zu (re-)konstruieren (Cameron 2010: 84). Die DIMEAN schlägt ebenfalls eine Definition zum Diskursbegriff vor, die mit der Definition des Diskursdynamik-Frameworks gut kompatibel ist:

|| 27 Unter „Trajektorie eines Diskurssystems“ versteht Cameron (2010: 83) in diesem Kontext den Verlauf eines Diskurssystems innerhalb eines Diskurses. Der Terminus ist aus dem Englischen übernommen: „trajectory“ (Cameron 2010: 83) und wird in nachfolgenden Kapiteln ausführlicher dargestellt.

40 | Theoretischer Problemhorizont

Diskurse stellen demnach textübergreifende Zusammenhänge dar, die durch Wissens- und Ordnungsstrukturen gekennzeichnet sind und die sich in linguistischem Zusammenhang mit folgenden Merkmalen beschreiben lassen, die nicht immer alle notwendigerweise gegeben sein müssen, sondern mehr oder weniger realisiert sein können: − thematisch gebundene Text- und Aussagenverbünde − Ereignishaftigkeit − Dynamik, Prozessualität − Dialogizität, Intertextualität − Diskontinuität − Regelhaftigkeit − Gesellschaftlichkeit − Öffentlichkeit, Massenmedialität. (Spieß 2014: 41)

Aus dem Zitat geht hervor, dass ein Diskurs einen Zusammenhang und eine dynamische Ordnung bildet, die thematisch gebunden ist. Dieser Zusammenhang ordnet sich anhand weiterer Dimensionen in- und außerhalb des Diskurses. 28 Inwiefern Metaphern und Diskurse miteinander und ineinander interagieren, wird

|| 28 Die durchgeführte Diskursanalyse verwendet regelmäßig die Termini „Diskurs“, „DiskursWelt“, „Text-Welt“ und „Kontext“ in Werths (1999) Interpretation an wie folgt. Diskurs: „[…] a discourse is a complete language event, i.e. one with a perceived beginning and end […]. […] a discourse is a text in a physical setting […]. That means, then, that a text is something of an artefact which has been abstracted out of a discourse – it is the verbal part of a discourse. […] the discourse is an actually occurring piece of language whose dimensions are dictated by the situation (including, crucially, the participants in it). A discourse is therefore essentially a ‘megautterance’, and utterances are perceived sub-units of it“ („discourse“, Werth 1999: 1–4, Hervorhebung im Original). Diskurs-Welt: „The discourse world is the situational context surrounding the speech event itself. It contains all of those elements […] which are perceivable by (‘manifest to’) the discourse participants and what they can see, hear, etc. However, it must also contain what the participants can work out from their perceptions“ („discourse world“, Werth 1999: 83, Hervorhebungen im Original). Text-Welt: „A text world is a deictic space, defined initially by the discourse itself, and specifically by the deictic and referential elements in it. […] The deictic and referential elements are given by the discourse. The referential elements […] activate relevant areas of memory, including complex conceptual structures known as frames. Frames are whole chunks of experience and situations, codified and stored in memory as single items (see Minsky 1975, Fillmore 1982 and 1985 […])“ („text world“, Werth 1999: 20, Hervorhebung im Original). „[…] the text world is the conceptualization of that part of the discourse world which is ‘in focus’ for the purposes of the discourse“ (Werth 1999: 86). Kontext: „The context of a piece of language […] is its surrounding environment. But this can include as little as the articulatory movements immediately before and after it, or as much as the whole universe, with its whole past and future“ („context“, Werth 1999: 78–79, Hervorhebung im Original).

Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 41

im folgenden Unterkapitel bezüglich des Diskursdynamik-Frameworks detailliert dargestellt.

2.3.2 Diskurs und Metapher als komplexe, dynamische Systeme Das Diskursdynamik-Framework ist ein moderner diskurslinguistischer Ansatz in der Metaphernanalyse. Im Gegensatz zu den Thesen der kognitiven Metapherntheorie unterstützen die Linguisten des neuen Ansatzes Metaphernanalysen, die in den Deutungsprozess die komplexen dynamischen Systeme der Diskurse selbst mit einbeziehen (Cameron, Maslen und Low 2010: 116−145). Das Diskursdynamik-Framework geht von der Hypothese aus, dass eine Aufnahme eines kurzzeitigen Zustandes der Sprache sowohl im dynamischen System vom Denken als auch von der Sprache generell genaue Informationen anzeigt (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Eine Tonaufnahme von der Sprache kann beispielsweise ein Diskurs sein. Innerhalb des Diskurses sind Metaphern auch als kurzzeitige Informationen aufzufassen, von denen Sprachwissenschaftler auf das Bildnis interagierender Ideen, Gefühle und Sprachen von Sprachbenutzern (z.B. Sprecher oder Schriftsteller) schließen (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Das Diskursdynamik-Framework arbeitet mit einer Methode, die ermöglicht, die Diskursinformationen und das Potenzial von Metaphern in einem Diskurs offenzulegen (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Das Hauptziel des Diskursdynamik-Frameworks ist, sprachliche Metaphern in einem Diskurs zu erschließen und systematische Verbindungen zwischen deren Quell- und Zieldomänen zu ermitteln (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Die erschlossenen sogenannten systematischen Metaphern fungieren sowohl als Beweise für Ideen, Attitüden und Werte, die im Diskurs indirekt versprachlicht werden, als auch als Ausgangspunkte für weitere Erforschungen, die ansonsten nicht ans Licht gekommen wären (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Vorherige Kapitel haben bereits darauf hingewiesen, dass Metaphern Forschungswerkzeuge sind; im Folgenden geht es ausführlicher um die Signifikanz von Systematizität im Metapherngebrauch (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Das Diskursdynamik-Framework definiert Diskurs als einen „outcome of the cognitive and linguistic processes that people engage in when they speak and write“ (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Metaphorische Ausdrücke sind sprachliche Teile jedes Diskurses und verbinden sich dicht mit Ideen, Assoziationen, konzeptuellen und affektiven Mustern von verankerten Wahrnehmungen (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Daraus ergibt sich, dass Metaphern im Sprachgebrauch in unterschiedlichen Dimensionen zu deuten sind: in

42 | Theoretischer Problemhorizont

sprachlichen, kognitiven, affektiven, physischen und kulturellen Dimensionen (Cameron 2010: 78). Da Diskurse in der Deutung und Bedeutungsgestaltung von Metaphern im Diskursdynamik-Framework eine zentrale Rolle spielen, sind Diskursmetaphern daher fraglos stark diskursgebunden (Cameron 2010: 79). Falls Metaphern von ihrem Diskurs getrennt werden, ergibt das einen starken Einfluss in Bezug auf ihre Bedeutungen (Cameron 2010: 79). Genau an dieser Stelle zeigt das Diskursdynamik-Framework eine scharfe Trennung von der klassischen kognitiven Metapherntheorie von Lakoff und Johnson (2003): Metaphor vehicles appear at the level of language use, and, in the discourse dynamics theoretical framework, are not necessarily considered to be manifestations of underlying conceptual metaphors. By taking this view, the discourse dynamics approach departs theoretically from conceptual metaphor theory. I remain agnostic about the existence or whereabouts of conceptual metaphor […], I do not rule out the possibility of conceptual metaphor altogether, although I do not require these to be a mental store of static and fixed mappings with their attached linguistic expressions. (Cameron 2010: 79)

Empirische Untersuchungen an die systematische Metaphorik eines Diskurses ermitteln jeweils diskursgebundene Informationen über metaphorische Ideen, Attitüden und Werte. Häufig werden folgende diskursive Verbindungen untersucht (Cameron 2010: 80): […] connections across and between the linguistic, embodied, cognitive, affective and sociocultural dimensions of metaphor; connections between metaphors and the discourse contexts where they are used; connections across metaphors in a particular discourse event; connections between metaphors used in a particular discourse event and metaphors more broadly across society and over time.

Die empirische Erforschung der obigen Verbindungen ist in den folgenden zwei Fragestellungen zusammenzufassen (Cameron 2010: 80): – Wie verwenden Menschen Metaphern im Gespräch zu bestimmten Themen? – Was verraten Metaphern über die Ideen, Attitüden und Werten von Menschen? Im Zusammenhang dieser Studie konzentriert sich diese Studie auf den diskursiven Metapherngebrauch des Themenkomplexes „Dunkelheit“ im literarischen Kontext des ausgewählten literarischen Korpus. Hauptziel ist, die Ideen, Attitüden und Werte der zwei Figuren Zöllner und Kaminski konzeptuell und systematisch herauszuarbeiten.

Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 43

2.3.3 Rolle der Diskursdynamik in der Metaphernanalyse Da bei der Identifizierung von Diskursmetaphern der Diskurs und seine Dynamik eine wichtige Rolle spielen, geht die Studie auf den Begriff „Diskursdynamik“ im Folgenden ausführlicher ein. In einem literarischen Text ist die Diskursdynamik besonders prägend und daher gilt als Metaphorizität erzeugendes Mittel bezüglich Metaphern auf der Zweiten Ebene. Aufgrund der Tatsache, dass Metaphern auf der Zweiten Ebene keine klaren semantischen und sprachlichen Grenzen haben, muss die Diskursdynamik über relativ feste Regeln zu ihrer Erkennung verfügen. Die Diskursdynamik zeigt sich am besten an diskursiven Textmarkern. Siefkes (2013: 379) stellt eine Sammlung von Textmustern dar, die auf der Inhaltsebene eines Diskurses das Diskursmuster und so die Diskursdynamik gestalten: Tab. 2: Siefkes’ (2013: 379) Diskursmuster, die auf Textmustern auf der Inhaltsebene basieren Diskursmuster ausgehend von Textmustern auf der Inhaltsebene 1

2

E229

Häufiges Vorkommen eines Inhalts/einer Argumentation

E3

Der Inhalt oder die Argumentation wird mit dem Diskursthema assoziiert (das heißt kognitiv aktiviert, wenn das Diskursthema aufgerufen wird).

E4

Der Inhalt/die Argumentation entspricht einer Sichtweise des Diskursthemas, die zu den sozialen Verhältnissen passt (zum Beispiel, indem sie den Interessen von den Diskurs beeinflussenden Institutionen oder Gruppen entspricht, die Organisation der Gesellschaft widerspiegelt, Privilegien als natürlich erscheinen lässt usw.).

E2

Zu- oder Abnahme eines Inhalts/einer Argumentation über die Zeit.

E3

Zu- oder Abnahme des Grads der Assoziation (= der gemeinsamen kognitiven Aktivierung) mit dem Diskursthema.

E4

Der Inhalt/die Argumentation entspricht einer Sichtweise des Diskursthemas, die mit sich verändernden sozialen Verhältnissen zusammenhängt (zum Beispiel indem sich die Interessen von Institutionen oder Gruppen oder ihr Einfluss auf den Diskurs wandeln, indem die Organisation der Gesellschaft sich verändert, indem Interessen oder Privilegien sozialer Gruppen in Widerspruch geraten oder vereinbar werden usw.).

|| 29 E2, E3 und E4 sind Abkürzungen des Semiotischen 4-Ebenen-Modells der Diskursanalyse. Die einzelnen Ebenen repräsentieren folgende Inhalte: Ebene 1: mögliche Themen, räumliche und zeitliche Eingrenzungen; Ebene 2: Texte (= kodierte Artefakte, Teil der Zivilisation); Ebene 3: Kodes und Wissen (Mentalität); Ebene 4: Individuen und Institutionen (Gesellschaft) (Siefkes 2013: 376).

44 | Theoretischer Problemhorizont

Diskursmuster ausgehend von Textmustern auf der Inhaltsebene 3

4

E2

Zusammenhang eines Inhalts/einer Argumentation mit bestimmten Medien, (Gruppen von) Diskursteilnehmern, Institutionen oder Situationstypen.

E3

Der Grad der Assoziation (= der gemeinsamen kognitiven Aktivierung) mit dem Diskursthema unterscheidet sich für verschiedene Institutionen, (Gruppen von) Diskursteilnehmern, Medien oder Situationstypen.

E4

Die Produzenten oder Zielgruppen der Medien, die (Gruppen von) Diskursteilnehmern, die Institutionen oder die in den Situationstypen dominierenden Diskursteilnehmer unterscheiden sich in ihren Interessen, ihrer gesellschaftlichen Rolle, ihren Privilegien usw. auf eine Weise, die unterschiedliche Sichtweisen auf das Diskursthema nahelegt.

E2

Ein Inhalt/eine Argumentation ist innerhalb des Diskurses kontrovers/nicht kontrovers.

E3

Der Inhalt/die Argumentation wird von allen einflussreichen (Gruppen von) Diskursteilnehmern widersprechend/ähnlich beurteilt.

Die Textmuster, die diese Analyse als konstruierende Merkmale der literarischen Diskursdynamik mit einbezieht, sind die folgenden (Siefkes 2013: 379): 1. häufiges Vorkommen eines Inhalts 2. der Inhalt wird mit dem Diskursthema assoziiert (d.h. kognitiv aktiviert, wenn das Diskursthema aufgerufen wird) 3. Zunahme eines Inhalts über die Zeit 4. Zunahme des Grads der Assoziation (= der gemeinsamen kognitiven Aktivierung) mit dem Diskursthema 5. Zusammenhang eines Inhalts mit Diskursteilnehmern Diese Merkmale ergeben in einem Diskurs sogenannte interpropositionale Relationen30 (Kohärenz und Kohäsion, Hatim und Mason 1993: 205), die zur Entstehung einer starken Diskursdynamik führen. Dorst (2017: 178) arbeitet die Textmuster von Metaphern im Diskurs weiterhin heraus: „Analysing the pattern of metaphor in a single text (whether written or spoken) […] can help us deduce why the writer or speaker uses them, i.e. what their rhetorical goal is and what effect those patterns may have on the

|| 30 Unter interpropositionalen Relationen wird Folgendes verstanden: „An interpropositional relation is an explicit or inferred coherence relation between propositions or groups of propositions that are typically expressed by clauses or larger portions of text. Interpropositional relations can account for the coherence between proportions of text“ (SIL: www.glossary.sil.org/ term/interpropositional-relation, Zugriff: 08.09.2020).

Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 45

reader or listener“. Dorst (2017: 179−185) stellt eine Liste von Textmustern auf der Grundlage von Metaphern im Diskurs auf: Metaphern können u.a. durch Repetition, Rekurrenz, Clustering, Extension, wörtlich-metaphorisches Wechselspiel, Signalisierung, intertextuelle Relationen zustande kommen. Sie sind ausführlicher wie folgt beschrieben: a) Repetition: Der Gesamttext oder ein Diskursabschnitt enthält einige Textteile mit demselben metaphorischen Ausdruck bezugnehmend auf denselben Inhalt (Dorst 2017: 179). Somit gilt sie als eine Art Wortwiederholung. b) Rekurrenz: Semino (2008: 23) definiert sie als Verwendung unterschiedlicher Ausdrücke an verschiedenen Textstellen, die über dieselbe grobe Quelldomänreferenz verfügen. Sie ist demgemäß die Wiederholung eines kognitiven Inhaltes mit variierten Wörtern und/oder Wortverbindungen. c) Clustering: Es bezieht sich auf die Verteilung von Metaphern im Diskurs. In manchen Texten sind Metaphern proportional verteilt, typischer ist hingegen, dass Metaphern an bestimmten Textstellen häufiger autauchen als an anderen (Dorst 2017: 181). Diese metaphorischen Zentren im Diskurs heißen „Metaphern-Clusters“ und werden meistens an strategischen Positionen zielgerichtet verwendet, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen (Dorst 2017: 182; Cameron und Stelma 2004: 115–116).31 d) Wörtlich-metaphorisches Wechselspiel: In bestimmten Texten/Diskursen sind manche Ausdrücke fähig, simultan metaphorische und nicht metaphorische Bedeutungen zu evozieren (Dorst 2017: 183). Koller (2004: 4) nennt dieses Phänomen „topic-triggered metaphor“, da das Textthema die metaphorische Interpretation eines Ausdrucks hervorruft. Wörtlich-metaphorische Wechselspiele sind für literarische Texte besonders charakteristisch. e) Signale: Metaphorische Ausdrücke können im Text/Diskurs auch als Signale, anders genannt „tuning devices“ (Cameron und Deignan 2003: 149)

|| 31 „For business texts, Koller (2004) found that clusters occuring at the beginning of texts have a framing function and offer a particular way of viewing the issues to be addressed. Clusters at the end of texts, on the other hand, often help authors to ‘re-instantiate and reinforce their particular metaphoric constructions and thus “drive the point home” to their readers’ (120). Corts and Pollio (1999) found that, in their corpus of university lectures, metaphor clusters were often used in relation to the contents of the lecture and ‘served as a reference point for the remainder of the lecture’ (96); if such clusters involved novel metaphors, the cluster provided both ‘a definition and a heuristic’ and ‘the core metaphor provided a new understanding for the topic in question’ (97). […] Similar to the novel metaphors in Goatly’s (1997, 2011) literary texts, this novel metaphor is introduced in the form of a simile first (‘understood as games’) and is then both repeated and extended, though in this case the extension is meant to increase comprehensibility rather than add creative variation“ (Dorst 2017: 181−182).

46 | Theoretischer Problemhorizont

f)

fungieren. In diesem Fall ziehen Metaphern die Aufmerksamkeit des Lesers/Sprechers direkt auf die Präsenz der Metaphorizität, wodurch selbst der metaphorische Status der Ausdrücke betont wird (Dorst 2017: 184). Somit leiten Metaphern als Signale den Leser/Sprecher in ihrer Interpretation des metaphorischen Ausdrucks (Dorst 2017: 184). Die Signale sind auch direkt in der Sprache gekennzeichnet wie z.B. durch die Verwendung sprachlicher Indikatoren als/wie (eng. like), buchstäblich/wirklich (eng. literally), sozusagen/gleichsam (eng. as it were), eine Art (eng. sort of), sich vorstellen/sich denken (eng. imagine), vergleichen (eng. compare) etc. (Goatly 1997: 172–199; Steen, Dorst, Herrmann, Kaals, Krennmayr und Pasma 2010: 40–41). Intertextualität besteht, wenn metaphorische Ausdrücke durch verschiedene Texte oder Diskurs-Events wiederverwendet werden (Dorst 2017: 184). Beispielsweise kann sich eine Metapher Metapher in weiteren Texten wiederholen oder sogar weiterentwickeln, um der ursprünglichen Metapher zu widersprechen oder sie zu nuancieren (Dorst 2017: 184).

Die Metapherntrajektorie spielt bei der Gestaltung der Diskursdynamik eine wichtige Rolle. Diese stützt sich v.a. auf das obige Merkmal Clustering, und zwar auf die folgenden genauen Fragestellungen: Mit welcher Frequenz und an welchen Textstellen kommen die identifizierten Metaphern vor? Verteilen sich Metaphern im Diskurs einheitlich oder zentrieren sie sich an bestimmten Textstellen? Welche Erklärung kann dahinterstehen? Metaphorische Ausdrücke als Signale stehen dem Begriff Metapher-Flags nah: Es ist eine Art der sprachlichen Metaphern, die sich v.a. an ihren sprachlichen Indikatoren manifestieren (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 40–41). Auf die Untersuchung von Intertextualität im ausgesuchten Korpus verzichtet die Analyse, denn das untersuchte Korpus wird als ein abgeschlossener Diskurs betrachtet, d.h., intertextuelle Relationen spielen in diesem Fall keine bedeutende Rolle. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Diskursdynamik als eine bedeutungstragende und -gestaltende Kraft auch im Bereich der Metapherntheorien erweist und anhand der obigen Mittel ist es möglich, sie auf der Ebene der Sprache ausführlicher herauszuarbeiten. Anhand der starken oder eben schwachen Diskurssystematizität entfalten sich in einem Diskurs auch anderweitige Metaphern, die von der Systematik des Diskurses nicht mehr zu trennen sind. Diese werden in der Fachliteratur als systematische Metaphern bezeichnet und im folgenden Unterkapitel ausführlicher beschrieben.

Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 47

2.3.4 Systematische Metaphern im Rahmen des Diskursdynamik-Frameworks Unter systematischen Metaphern versteht Cameron (2010: 91) ein Diskursphänomen, das von den Diskursteilnehmern eines Diskurses über ein Diskurs-Event oder über eine längere Zeitperiode entsteht. Eine systematische Metapher ist ein Set metaphorischer Mittel, die sich durch die Äußerungen der Diskursteilnehmer entwickelt, indem sie von einem Thema oder von miteinander eng verbundenen Themen sprechen (Cameron 2010: 91). Aufgrund dieser Tatsache ist sie nicht eine einzelne sprachliche Metapher, sondern ein dynamisches Ensemble eng verbundener und semantisch homogener Metaphern (Cameron 2010: 91). Obwohl die Erhebung der Metaphern der Linguist jeweils auf der semantischen Grundlage eines Kontextes durchführt, ist es angenommen, dass systematische Metaphern nicht nur eine Gesamtheit sprachlicher Metaphern sind: Sie fungieren auch als eine vorübergehende Stabilisierung in der Dynamik des Denkens und des Sprechens, die sich im Laufe des Diskurses in zahlreiche mögliche semantische Richtungen weiter entwickeln können (Cameron 2010: 91). D.h., sie erweisen sich als äußerst dynamisch, dementsprechend können sie auf das Denken und die Art und Weise der Äußerungen von Diskursteilnehmern über verschiedene Themen eine starke Wirkung ausüben (Cameron 2010: 91).

2.3.5 Unterschiede zwischen systematischen und konzeptuellen Metaphern Systematische Metaphern zeigen viele Ähnlichkeiten mit konzeptuellen Metaphern. Obwohl die Unterschiede zwischen den beiden in empirischen Analysen auf den ersten Blick nicht unbedingt klar sind, da beide das metaphorische Muster des Denkens reflektieren, sind sie aus theoretischer Perspektive sehr verschieden (Cameron 2010: 91). Die kognitive Metapherntheorie stellt die Hypothese auf, dass konzeptuelle Metaphern pre-existent sind, „underlying how people, at the social group level, think“ (Cameron 2010: 91). Folglich sind metaphorische Ausdrücke als sprachliche Manifestationen konzeptueller Metaphern zu verstehen (Cameron 2010: 91). Konzeptuelle Metaphern sind jedoch nicht nur in diesem Fall sprachlichen Metaphern vorrangig. Kognitive Linguisten bevorzugen sie in drei Hinsichten: Denken ist vorrangig zu Sprache, Sprachgemeinschaften sind vorrangig zu Individuen und Generalisierungen sind vorrangig zu Konkretisierungen (Cameron 2010: 91). Im Gegensatz dazu funktioniert das Diskursdynamik-Framework eben umgekehrt: Es priorisiert die tatsächliche Sprachverwendung und ihre kognitiven Mittel der Sprachbenutzer in Diskursen (Cameron 2010: 91): „Discourse

48 | Theoretischer Problemhorizont

participants will use a range of types of thinking, most of which interact with language, and what happens in the moment of discourse can be influenced by factors on all scales and levels, not just from the macro or general ‘downwards’“. Der gemeinsame Nenner zwischen konzeptuellen und systematischen Metaphern besteht darin, dass beide Ansätze Metaphernmuster als wichtige Mittel beim Verstehen und Sprechen/Schreiben (Cameron 2010: 91).

2.3.6 Systematizität im Metapherngebrauch Metaphern fungieren in Diskursen als miteinander interagierende Bedeutungsnetzwerke, die die Gesamtheit des Diskurses durch ihre textuellen Muster durchweben und die die Aufmerksamkeit auf die Bedeutungszentren des Diskurses ziehen (Dorst 2017: 184). Die folgenden Unterkapitel gehen auf die methodologische Herangehensweise des Diskursdynamik-Frameworks zu metaphorischen Ausdrücken ein, indem zwei Fragen detaillierter beantwortet werden: – Wie manifestiert sich die Systematizität von Metaphern in einem Diskurs? – Wie ist die identifizierte Systematizität von Metaphern herauszuarbeiten? 2.3.6.1 Einordnung metaphorischer Mittel in Fokusgruppen Der Identifizierung metaphorischer Mittel in einem Diskurs folgt die Einordnung der erhobenen Metaphern in semantisch verbundene und homogene Gruppen (Cameron, Low und Maslen 2010: 118). Die so entstandene Gruppe heißt Fokusgruppe. Bei der Einordnung systematischer Metaphern in Fokusgruppen sind zwei Aspekte zu beachten: Zunächst sind der semantische Kern der Fokusgruppen im Diskurs meistens nicht explizit ausgedrückt; schließlich ermöglicht die tiefgründige Analyse mit Metaphern, sich sowohl auf die metaphorische Welt des Kontextes tiefer zu konzentrieren als auch auf die komplette Welt des Diskurses (Cameron, Low und Maslen 2010: 118). Dies gibt gleichzeitig eine größere Objektivität und Exaktheit bei der Feststellung semantischer Charakteristika der Fokusgruppen (Cameron, Low und Maslen 2010: 118).32 Bei den Fokusgruppen ist es empfehlenswert, keine zu abstrakten oder übergeneralisierten systematischen Metaphern herauszuarbeiten, sondern versuchen, eine aus den eigenen Worten des Diskurses und Kontextes zu formulieren (Cameron, Low und Maslen

|| 32 Das widerspricht der klassischen kognitiven Metapherntheorie wiederum, da sie Metaphern als pre-existente kognitive und sprachliche Einheiten versteht, die eher unklare semantische Grenzen haben (Cameron, Low und Maslen 2010: 118).

Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 49

2010: 119). Inwiefern das von Schritt zu Schritt abläuft, stellt das folgende Unterkapitel ausführlicher dar. 2.3.6.1.1 Datenarbeit, Bildung von Fokusgruppen (nach Cameron, Low und Maslen 2010: 119–120) Der Analyseprozess des Diskursdynamik-Frameworks beginnt mit der Liste der erhobenen sprachlichen Metaphern. Es folgt die Bearbeitung der Metaphern, genauer ihre Einordnung in relativ homogene Fokusgruppen auf semantischer Grundlage. Schließlich wird eine systematische Metapher je Fokusgruppe herausgearbeitet, die die Bedeutungen der Gruppe so wenig wie möglich generalisiert und sie idealerweise durch einen hyperonymen im Diskurs verwendeten Ausdruck wiedergibt. Diese Datenarbeit ist ein dynamischer Prozess, d.h., die zusammengestellten Fokusgruppen gelten nicht als abgeschlossene Entitäten, sondern es besteht die Möglichkeit, dass sie während der Analyse wegen der Entwicklung der Diskursdynamik modifiziert werden. Diese Eigenschaft einer Metaphernfokusgruppe nennt Cameron (2007: 107) „principled flexibility“. Die Gruppenbildung der erhobenen Metaphern ist ein interpretativer Prozess: Es gibt keine vorgeschriebenen Richtlinien, nach denen die Metaphern auf der Grundlage ihrer Bedeutungen am besten in Fokusgruppen einzugliedern sind. Die Gruppenbildung erfolgt hermeneutisch und deren Erfolg ist mit der Phantasie und der Kreativität eng verbunden, selbstverständlich mit so viel Vertrauenswürdigkeit wie möglich. Die entstandenen Fokusgruppen verfügen meistens über unscharfe Grenzen und oft überlappen sie sich teilweise mit anderen Fokusgruppen. Cameron, Low und Maslen (2010: 122) veranschaulichen das System der Fokusgruppen folgendermaßen: Tab. 3: Metaphern und ihre Fokusgruppen in der Anfangsphase der Analyse (Cameron, Low und Maslen 2010: 122)

Vehicle grouping

Metaphor vehicles collected into the grouping

THING33

thing, things, anything, everything, something, nothing, now (Yorkshire dialect – nothing), stuff

MOVEMENT

comes into, from, the end, comes, from behind, go, go away, go by, go for, go off, goes off, going off, gone off, gone on, gone too far, lost the way, running, to a halt, to a standstill, went off, went on, went up, carry

|| 33 Systematische Metaphern werden in der Fachliteratur durch kursive Kapitälchen markiert, um sie von konzeptuellen Metaphern – durch Kapitälchen gekennzeichnet – zu unterscheiden.

50 | Theoretischer Problemhorizont

Vehicle grouping

Metaphor vehicles collected into the grouping on, keep going, make a move, down the line, progressed, sliding, starts from, towards, went through

CONCEALMENT

sneaky, cover-up

CONTAINER

comes into, in, out, out of

WAY

way

PHYSICAL ACTION

like bullying, formed, hold on to, turned, work, flattened, hit, kicking back, hammered, knocking about, breaking, wrecks, a smacked hand, hit back, slapped down, stamping on

Manche Metaphernfokusgruppen bilden sich schnell und haben eine hohe Frequenz im Kontext, während sich andere Fokusgruppen langsamer zusammenstellen und lediglich über wenige Mitglieder verfügen. Das geht auch aus Tabelle 3 hervor: Die Fokusgruppe MOVEMENT enthält zahlreiche Metaphern, im Gegensatz dazu besteht die Fokusgruppe WAY aus einem einzelnen Mitglied. Die Frequenz einer systematischen Metapher ist hingegen nicht immer maßgebend: Es gibt Fokusgruppen mit höherer Frequenz, deren Metaphern jedoch kognitiv und konzeptuell schwach sind, während andere Fokusgruppen mit niedriger Frequenz ein starkes und aktives metaphorisches Feld gestalten. 2.3.6.1.2 Richtlinien bei der Gruppenbildung von Metaphern (nach Cameron, Low und Maslen 2010: 124) Das Diskursdynamik-Framework arbeitet grundlegend mit einem „Bottom-up“Verfahren, d.h., erst werden die eigentlichen sprachlichen Daten zur Analyse erhoben, aus denen systematische Metaphern formuliert werden und nicht umgekehrt. Ansonsten könnten sie zu Implikationen führen, die im Diskurs nicht gemeint waren. Bei der Bildung von Fokusgruppen spielen in erster Linie die analytische Striktheit sowie die Kreativität eine wichtige Rolle, wobei das Gleichgewicht zwischen den beiden nicht immer einfach aufrechtzuerhalten ist. Ferner ist bei literarischen Diskursen die leichte Subjektivität des Forschers nicht auszuschließen, die so gut wie möglich in der Analyse reduziert werden muss. Die Reduzierung dieser leichten Subjektivität kann beispielspielsweise durch den Einbezug weiterer analytischen textinternen Materialien erfolgen, beispielsweise Interpretationsmöglichkeiten desselben Textes, aber aus der Perspektive eines anderen Forschers. Die so gewonnenen Informationen aus der Fachliteratur können die eigenen Vorannahmen entweder bestätigen oder verleugnen oder auch in weitere Deutungstiefen eröffnen.

Das Diskursdynamik-Framework für Metaphern | 51

Ebenfalls ist es von Nutzen, am Anfang der Analyse eine textexterne Vorrecherche durchzuführen, um die zu untersuchenden metaphorischen Konzepte am Anfang der Analyse grob einzuschätzen. Diese textexterne Vorarbeit hat selbstverständlich keinen Einfluss auf die Resultate der durchgeführten Analyse, da die tatsächlichen Ergebnisse jeweils textintern sind und sich spezifisch auf den untersuchten Diskurs beziehen. 2.3.6.1.3 Herausarbeitung systematischer Metaphern (nach Cameron, Low und Maslen 2010: 126–127) Nach Bildung der Fokusgruppen erfolgt eine abschließende Kontrolle. Bis zu diesem Punkt waren in der Untersuchung lediglich sprachliche Metaphern im Fokus, der nächste Schritt ist die Herausarbeitung systematischer Metaphern zu jeder Fokusgruppe. Das geschieht in den folgenden zwei Schritten. 2.3.6.1.4 Identifizierung des Themas der Fokusgruppen (nach Cameron, Low und Maslen 2010: 127–128) Die genaue Identifizierung der Metaphernthemen im Diskurs erweist sich als eine der schwierigsten Aufgaben während der Analyse. Manchmal ist das zentrale Themenkomplex eines Metaphernsets im Diskurs klar und explizit ausgedrückt. In diesem Fall ist das Thema der Fokusgruppe sprachlich leicht zu rekonstruieren. Das ist jedoch meistens nicht der Fall, da Metaphern im Diskurs in zahlreichen unterschiedlichen sprachlichen Formen auftauchen. In diesem Fall müssen die Daten auf einen sogenannten gemeinsamen semantischen Nenner gebracht werden und aufgrund dessen wird die systematische Metapher sprachlich so treu wie möglich herausgearbeitet.

2.3.6.1.5 Herausarbeitung systematischer Metaphern (nach Cameron, Low und Maslen 2010: 128–129) An dieser Stelle betrachtet die Analyse die erhobenen Daten nicht mehr als einzelne Metaphern, sondern als ein homogenes Set von ihnen. Sie ergeben ein Metaphernhyperonym, unter das alle Mitglieder der Fokusgruppe semantisch unterzuordnen sind. Folglich ist die entstandene systematische Metapher ein Konstrukt des Forschers mit dem Ziel, Diskursdaten zu verdichten und metaphorische Inhalte zum Ausdruck von Ideen, Attitüden und Werten zusammenzufassen. Ferner sind systematische Metaphern in der Lage, von der kurz erläuterten Trajektorie semantisch homogener Metaphern ein diskursives Bild zu geben.

52 | Theoretischer Problemhorizont

2.3.6.2 Systematische Metaphern als Ausgangspunkte für Analysen (nach Cameron, Low und Maslen 2010: 135137) Systematische Metaphern sowie ihre Sets sprachlicher Metaphern dienen als gute Ausgangspunkte bei diskurslinguistischen Analysen, da sie die Systematizität, die Dynamik und die semantischen Netzwerke eines Diskurses in einer neuen Form veranschaulichen. In diesen Bereichen systematischer Metaphern lassen sich zahlreiche vielfältige Untersuchungen durchführen. Auf eine vollständige Darstellung wird hier verzichtet, es folgen die thematisch geordneten Fragestellungen, nach denen diese Analyse arbeitet: – zur Repetition: Wiederholen sich bestimmte Metaphern wörtlich und wenn ja, wie oft bzw. was ergeben diese Wiederholungen im Diskurs? – zur sprachlichen Rekurrenz: Wenn sich Metaphern nicht wörtlich, sondern inhaltlich wiederholen, in welchen Formen und an welchen Stellen des Diskurses treten sie auf? – zur kognitiven Rekurrenz: Welche kognitiven Assoziationen sind mit den Metaphern zu verbinden? – zur Netzwerkanalyse: Welche spezifischen systematischen Muster bilden die untersuchten Metaphern im Laufe des Diskurses? – zum Clustering und zur Metapherntrajektorie: Kommen MetaphernClusterings im Diskurs vor? Wie entwickelt sich die Metapherntrajektorie im Diskurs? Konzentrieren sich Metaphern an einer Stelle im Diskurs oder sind sie einheitlich verteilt? – zu den Figuren im Diskurs: Welche Figuren verwenden die untersuchten Metaphern im Diskurs und wie? Verwenden sie sie mit ähnlicher Frequenz oder gibt es Figuren, die der Verwendung von Metaphern widerstehen? zur Bewertung der Metaphern: Zeigen die untersuchten Metaphern irgendwelche Bewertungen oder Attitüden? Sind diese positiv oder negativ? Ändern sie sich im Laufe des Diskurses?

2.4 Zwischenfazit zum theoretischen Teil Der theoretische Teil dieser Studie hat sich mit den drei Haupttermini der nachfolgenden Analyse befasst: mit der „Asymmetrie“, mit der „Metapher“ und mit der „Diskursdynamik“. In Hinsicht auf den Terminus „Asymmetrie“ wurde festgestellt, dass dieser im Forschungsdiskurs eine große Breite an unterschiedlichen Interpretationen hat. Unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen verstehen jeweils teilweise etwas anderes darunter, trotzdem sind Gemeinsamkeiten unter den einzelnen Interpretationen zu finden. Der Fokus wurde hauptsächlich auf die Linguistik gelegt, ein Bereich, in dem bereits zahlreiche Analysen gezielt auf Asymmetrien

Zwischenfazit zum theoretischen Teil | 53

durchgeführt wurden. Zuletzt wurde eine Asymmetrie-Definition speziell für diese diskurslinguistische Analyse herausgearbeitet. Sprachliche Asymmetrien lassen sich sowohl auf der Mikro- als auch auf der Makroebene eines Diskurses identifizieren und darstellen: – Auf der Makroebene bezieht sich die sprachliche Asymmetrie zuerst auf die Unterschiede der lexikalischen Quelldomänfelder zu DUNKELHEIT im deutschen und im ungarischen Diskurs; sodann auf die Ungleichheiten der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im deutschen und im ungarischen Diskurs. – Auf der Mikroebene bezieht sich die sprachliche Asymmetrie auf die fehlende oder defizitäre Äquivalenz zwischen den metaphorischen Übersetzungseinheiten des untersuchten deutschen und des ungarischen Diskurses. Die Übersetzungsdefizite werden in Bezug auf die sprachliche Gestalt dargestellt: auf der Ebene der Lexik/Semantik und der Grammatik des Diskurses. Bei der Darstellung der Metaphernforschung konzentriert sich die Arbeit neben dem allgemeinen Verständnis von Metaphern auf die wichtigsten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte: auf die kognitive Metapherntheorie von Lakoff und Johnson (2003) und auf das Diskursdynamik-Framework von Cameron (2010). Es wurde dargestellt, dass obwohl das Diskursdynamik-Framework an bestimmten Stellen in empirischen Untersuchungen mit der kognitiven Metapherntheorie Gemeinsamkeiten zeigt, sind sie hinsichtlich ihrer theoretischen Grundlagen sehr unterschiedlich. Diese Arbeit führt ihre Gesamtanalyse im Rahmen des Diskursdynamik-Frameworks durch. Im dessen Verständnis sind Metaphern Phänomene, die das Bild interagierender Ideen, Gefühle und Werte von Sprachbenutzern reflektieren (Cameron, Low und Maslen 2010: 116). Metaphern im Sprachgebrauch verfügen über unterschiedliche Dimensionen: über sprachliche, kognitive, affektive, physische („embodied“) und kulturelle Dimensionen, die im Diskurs miteinander eng verbunden sind (Cameron 2010: 78). Infolgedessen sind Metaphern und ihre Bedeutungen von ihrem Diskurs stark abhängig. In ihrem Diskurs verhalten sie sich dynamisch, sie bauen metaphorische Netzwerke als semantische Diskursleitlinien aus und entfalten ihre möglichst vollständigen Bedeutungen ausschließlich in ihren eigenen thematischen Netzwerken. Bezüglich der Diskursdynamik sind Textmuster im Diskurs benannt worden, die Metaphorizität erzeugende sprachliche Mittel sind, beispielsweise die Repetition, die Rekurrenz, das Clustering etc. Die tiefere theoretische Herausarbeitung der Diskursdynamik war auch aus dem Grund notwendig, da sie die semantische Grundlage für Metaphern auf der Zweiten Ebene abgibt. Die Diskursdynamik ist

54 | Theoretischer Problemhorizont

in literarischen Werken besonders tief ausgeprägt, daher ist das weitgehende Verständnis literarischer Diskurs-Welten ein zentraler Teil der Analyse. Das folgende Kapitel ist ein Exkurs zur inhaltlichen Deutung des literarischen Textes, der als Korpus der Analyse dient. Die Ermittlung konzentriert sich auf einen der wichtigsten semantischen Themenkomplexe des Diskurses „Ich und Kaminski“, nämlich auf „Dunkelheit“. Insofern können die metaphorischen Netzwerke des Diskurses grob festgestellt werden.

3 Forschungsbezogene Bemerkungen zum literarischen Korpus „Ich und Kaminski“ Der Blinde führt den Blinden.

3.1 Inhaltlicher Rahmen des Korpus Daniel Kehlmanns34 „Ich und Kaminski“ erzählt die Geschichte von zwei Männern auf der Suche nach Ruhm und Anerkennung. Die Hauptfigur, aus deren Perspektive wir die Ereignisse erfahren, ist Sebastian Zöllner, Kunstkritiker. Zöllner führt ein erfolgloses Leben. Alles, was man von seiner Vergangenheit erfährt, ist, dass er einst Maler werden wollte, er bekam jedoch an keiner Universität einen Platz. So studierte er Kunstgeschichte und verdient sein Geld mit dem Verfassen kritischer Artikel über Kunstprodukte, Ausstellungen u.Ä. Er ist ein einsamer Mensch und hat niemanden, auf den er sich verlassen könnte. Wir wissen lediglich von seiner ehemaligen Freundin Elke, die mit ihm am Anfang der Handlung Schluss macht und ihn aus ihrer Wohnung wirft. Zöllners einziges Ziel ist es, wohlhabend und berühmt zu sein, und dafür ist er bereit, jeden Preis zu bezahlen. Seine große Chance sieht er im alten, blinden und vergessenen Maler Manuel Kaminski, der mit seiner Tochter in der Schweiz wohnt. Kaminski wurde durch seine Gemäldeserie „Reflexionen“ und durch seine Blindheit bekannt. Zöllner will die Biographie von Kaminski schreiben, um endlich besser zu werden als sein Kunstkritiker-Feind Hans Bahring, der die meisten Biographien über erfolgreiche Maler schreibt. Zöllner reist somit in die Schweiz und lernt Kaminski sowie dessen Tochter Miriam kennen. Obwohl Miriam zu ihm Distanz hält und versucht, ihr Privatleben vor Zöllner zu schützen, findet er doch die Gelegenheit, mit Kaminski allein Zeit zu verbringen: Er kauft das Zimmermädchen Anna in Miriams Abwesenheit, durchsucht Kaminskis Haus und entdeckt, dass Kamin-

|| 34 Daniel Kehlmann ist ein zeitgenössischer deutsch-österreichischer Schriftsteller, der seinen ersten internationalen Erfolg mit dem Werk „Ich und Kaminski“ im Jahre 2003 erreichte. Sein Roman zwei Jahre später „Die Vermessung der Welt“ führte in- und außerhalb Deutschlands die Ranking-Listen an, was Kehlmanns Buch zu einem der größten Erfolge der deutschen Nachkriegsliteratur machte. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem KleistPreis, dem WELT-Literaturpreis, dem Prix Cévennes du roman européen etc. Zu seinen berühmtesten Werken gehören noch z.B. „Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten“, „F“, „Du hättest gehen sollen“ und „Tyll“ (vgl. Blamberger 2012: 17–18). https://doi.org/10.1515/9783110772975-003

56 | Forschungsbezogene Bemerkungen zum literarischen Korpus „Ich und Kaminski“

skis große Liebe Therese Lessing, von der er in Interviews von Kaminskis Bekannten hörte, noch in Norddeutschland lebt. Als Zöllner Kaminski darüber berichtet, schlägt der alte Maler vor, dass sie zusammen nach Norddeutschland fahren, um sich mit Therese zu treffen. In der Hoffnung, dass er während der Reise Material zu seinem Buch sammeln kann, sagt Zöllner zu und sie fahren noch in der Nacht los. Während der Reise passiert ihnen viel Seltsames. Zunächst wird ihnen ihr Auto gestohlen, von einem Mann namens Karl Ludwig, den sie an einer Tankstelle aufnehmen und eine Weile mitfahren lassen. Nachher übernachten sie in einem Hotel, wo Kaminskis starke Unabhängigkeit und Willensstärke immer mehr an die Oberfläche kommt. Er besorgt sich eine Prostituierte, mit der er über Kunst plaudert. Beim Weiterfahren mit dem Zug spricht Kaminski zum ersten Mal offen mit Zöllner und versucht, ihm etwas vom wahren Sinn des Lebens, wie er das versteht, beizubringen. Ihre Gespräche erweisen sich meistens aber als erfolglos, Zöllner versteht ihn und seine Art und Weise des Denkens nicht. Er bekommt keine verwendbaren Informationen über Kaminskis Privatleben, sie führen oft parallele Monologe miteinander, in denen es sich herausstellt, dass sie einander vom Charakter her trotzdem ähneln. Die nächste Übernachtung ist in Elkes Wohnung, zu der Zöllner zu seinem Glück in Elkes Abwesenheit noch Zugang hatte. Am Abend der Anreise nimmt er Kaminski auf eine Ausstellung mit, um durch den alten Maler unter Künstlern und seinen Bekannten Anerkennung zu gewinnen. Obwohl Zöllners Plan erfolgreich ist, da er mit einem wichtigen Kontakt einen Termin vereinbart, fahren sie enttäuscht in Elkes Wohnung zurück. Kaminski ist enttäuscht, da niemand in der Ausstellung von ihm und von seinen Gemälden etwas gehört oder gesehen hatte; Zöllner ist enttäuscht, denn er merkt zum ersten Mal, dass er sich mit Kaminski verbunden fühlt und nicht will, dass dieser stirbt, auch wenn das sein größter Wunsch war, als er noch die Veröffentlichung der Kaminski-Biographie plante. Am nächsten Morgen kommt Elke zu Hause an und macht mit Zöllner endgültig Schluss. Zöllner nimmt Elkes Auto und fährt mit Kaminski weiter an die Nordsee zu Therese. Als sie den Zielort erreichen, erfährt Kaminski von Zöllners Lüge: Therese weiß von seinem Besuch nichts, was ihn unsicher und gleichzeitig wütend macht. Zöllner besteht trotzdem auf dem Treffen. Sie erfahren, dass Therese zweimal verheiratet war und derzeit mit einem Mann namens Holm zusammenlebt. Das ersehnte Gespräch mit Therese bringt jedoch nicht viel. Die beiden Alten verhalten sich eher seltsam. Therese fällt es schwer oder sie hat nicht die Absicht, ihre Erinnerungen an Kaminski zu sammeln, und Kaminski hat das Gefühl, es mache keinen Sinn mehr, über ihr altes Leben Worte zu verschwenden. Als sie das Haus verlassen, treffen sie Miriam draußen, die mit Zöllner zu streiten beginnt. Sie klärt Zöllner auf und sagt, dass ihr Vater ihn während der ganzen Zeit manipulierte, um zu bekommen,

Interpretationsmöglichkeiten zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 57

was er wollte. Er brachte Zöllner dazu, durch ganz Europa zu fahren, all das auf Zöllners Kosten, der so kein Geld mehr übrighat. Kaminski verheimlichte ebenfalls, dass er Interviews mit Hans Bahring führte. Seine Biographie schreibt somit Zöllners Nemesis. Zöllner fühlt sich zwar verraten und enttäuscht, aber eher von der Tatsache, dass ihre Reise zu Therese für die beiden alten erfolglos war. Kaminski überzeugt ihn noch ein letztes Mal, ihn wieder zu entführen, und sie fahren weiter zusammen an die Nordseeküste. Hier stellt es sich eindeutig heraus, dass Kaminski nicht völlig blind ist. Zöllner wirft alle Materialien von der Reise und über Kaminski weg, behält jedoch die Kamera mit den Fotos über Kaminskis letzte „Blinde Serie“. Zöllner verlässt Kaminski nach einem kurzen Gespräch an der Küste mit dem Gedanken, dass er keine Ahnung hat, was er mit seinem Leben machen soll.

3.2 Interpretationsmöglichkeiten zum Themenkomplex „Dunkelheit“ in „Ich und Kaminski“ Der Ich-Erzähler berichtet von Geschichten der Blindheit aus zwei Perspektiven: zuerst aus der des jungen ambitiösen Kunstkritikers (und Ich-Erzählers) Sebastian Zöllner und als Nächstes aus der des alten, teilweise erfolgreichen blinden Malers Manuel Kaminski. Schon wegen der paradoxen Tatsache, dass ein Maler ohne Sehkraft mit seinen Gemälden berühmt wird, formt sich sowohl in Zöllner als auch im Leser die vielleicht relevanteste Frage: Ist Kaminski wirklich blind? Die Zentralität dieser Fragestellung, auch wenn sie meistens im Hintergrund steht, zieht die Aufmerksamkeit ständig auf eine der semantischen Leitlinien des Diskurses: auf „Dunkelheit“. In der Handlung geht es nicht nur um eine bestimmte Dunkelheit, d.h. um die Blindheit. Die plausibelste Blindheit ist natürlich die von Kaminski und sie ist konkret gemeint. Am Anfang seiner malerischen Karriere hatte er noch keine Probleme mit seiner Sehkraft, nur eine Brille musste er tragen. Erst nachdem er sich bei dem Besuch eines Salzbergwerks verlaufen hatte, sucht er einen Arzt auf, der das Urteil ausspricht: Er leide an Makuladegeneration. Obwohl zum vollständigen Verlust seines Sehvermögens theoretisch ein langer Weg hätte führen müssen, blieb diese Phase bei Kaminski interessanterweise praktisch aus. Er geriet in die unerwartete und unmögliche Situation, dass eines seiner Gemälde in einer Ausstellung die Betitelung „painted by a blind man“ (IK: 38f.) bekam und von diesem Moment an glaubte ihm niemand oder interessierte es niemanden, dass er in der Tat noch sehen konnte. Kaminski wurde also von der Gesellschaft blind und gleichzeitig berühmt gemacht:

58 | Forschungsbezogene Bemerkungen zum literarischen Korpus „Ich und Kaminski“

Zwei Jahre später wurde auf Oldenburgs Vermittlung eine von Kaminskis schwächsten Arbeiten, Die Befragung des heiligen Thomas, in einer Pop-Art-Ausstellung der Leo Castelli Galerie in New York gezeigt. Den Titel erweiterte man um den Zusatz painted by a blind man und brachte daneben ein Foto von Kaminski mit dunkler Brille an. Als man ihm davon erzählte, ärgerte er sich so sehr, daß er sich ins Bett legen mußte und zwei Wochen unter fiebriger Grippe litt. Als er wieder aufstehen konnte, war er berühmt. […] Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen. Und als man seine Beteuerungen, daß er noch immer sehen konnte, allmählich glaubte, war nichts mehr rückgängig zu machen: Das Guggenheim Museum veranstaltete eine Werkschau, die Preise stiegen in schwindelerregende Höhen, Fotos zeigten ihn mit seiner vierzehnjährigen Tochter, damals wirklich ein hübsches Mädchen, auf Vernissagen in New York, Montreal und Paris. Doch seinen Augen ging es immer schlechter. Er kaufte ein Haus in den Alpen und verschwand aus der Öffentlichkeit. (IK: 38–39, Hervorhebungen im Original.)

Bei einigen Interviews mit Kaminski kommt die Frage seiner Blindheit gelegentlich noch auf, auf die Kaminski schon mit kompletter Resignation antwortet: »Es ist ganz einfach«, sagte Kaminski in seinem ersten Interview, »und verteufelt schwer. Ich werde nämlich blind. Das male ich. Und das ist alles.« (IK: 37)

Obwohl Kaminskis Blindheit während der Handlung immer wieder betont wird, wird ungefähr genauso oft der Verdacht erweckt, dass er doch nicht komplett blind ist: „Ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte“ (IK: 39). An diesen und ähnlichen Textstellen stellt sich sowohl Zöllner als auch der Leser selbst die Frage, was für einen Grund Kaminski zur Heiterkeit hat, wenn er nichts mehr sieht und nicht mehr seine Arbeit ausüben kann, was bei Künstlern die einzige Möglichkeit ist, sich selbst auszudrücken und zu verwirklichen. Kaminski scheint trotzdem in guter Laune zu sein. Dazu kommen später während der Entfaltung der Handlung zusätzlich Zöllners Bemerkungen, wenn er, genauso wie der Leser, die Blindheit von Kaminski für fraglich hält: »Ach ja.« Er hob den Kopf und senkte ihn wieder, für eine Sekunde war mir, als hätte er mich angesehen. (IK: 23) »Ist er völlig blind?« »Wenn Sie es herausfinden, sagen Sie es mir!« (IK: 55) Er drehte den Kopf, und für eine lange Sekunde war das Gefühl, daß er mich durch das Schwarz seiner Brille ansah, so stark, daß es mir den Atem nahm. (IK: 104) »Erkennen Sie heute gar nichts mehr?« fragte Karl Ludwig. »Formen, manchmal Farben. Umrisse, wenn ich Glück habe.« (IK: 105)

Interpretationsmöglichkeiten zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 59

Wieder seine weiche, seltsam sichere Berührung, wieder das Gefühl, daß er eigentlich mich führte. (IK: 107) Ich holte die Seite hervor, die ich aus dem Block gerissen habe. Ein Netz gerader – nein, ganz leicht gekrümmter Linien, die sich von den beiden unteren Ecken aus über das Blatt zogen und in einem feinen System von Zwischenräumen die Umrisse einer menschlichen Gestalt erzeugten. Oder nicht? Nun konnte ich sie nicht mehr finden. Doch, da war sie wieder! Und jetzt wieder weg. Die Striche waren sicher gezogen, jeder mit einem Ansetzen, ohne Unterbrechung. Konnte ein Blinder das tun? (IK: 116) »Sie sollen es nicht zitieren, Zöllner, Sie sollen es sich merken!« Wieder hatte ich das Gefühl, daß er mich ansah. (IK: 128) »Und dieser Sonnenaufgang.« Ich nickte und rief mir die Szene zurück: das Wohnzimmer, die Tapeten, Holms Geschwätz, das freundliche Gesicht der Alten, das Gemälde im Flur. »Einen Moment. Wieso wissen Sie davon?« »Wovon?« »Sie haben mich verstanden. Wieso wissen Sie von dem Bild?« »Ach, Sebastian.« (IK: 170) Er nahm die Brille ab und legte sie neben sich. (IK: 174)

Der Verdacht, Kaminski sei nicht blind, stellt sich am Ende der Handlung als berechtigt heraus: Er ist in der Tat nicht völlig blind, tut aber so, als wäre er es. Wrobel (2015: 217–218) erklärt das folgendermaßen: Dass Kaminski ganz offenkundig seine eigene physische Blindheit inszeniert hat und sich in diesem Zustand bestens zurechtfindet, kann als ein genialer Streich gelten. Während er so unbeobachtet und unbemerkt jeden anderen Menschen in seiner Umgebung bemerken und beobachten kann, wird er selbst als quasi nicht existent wahrgenommen und übersehen. Denn, so der dahinter stehende Gedanke, einem Blinden muss man nichts vormachen, vor einem Blinden muss man sich nicht verstellen. Auf diese Weise gewinnt Kaminski – zugegeben nicht sonderlich sozialkompatibel und wenig sympathisch, weil auf elementarem Betrug basierend – einen entscheidenden Vorteil: Er kann aus dem Rückzugsraum der vorgetäuschten Blindheit die Menschen ohne ihre Masken sehen und sie manipulieren.

Obwohl ich mit dieser Interpretation einverstanden bin, scheint mir eine weitere mögliche Erklärung hinter Kaminskis Entscheidung logisch zu sein. Im Text gibt es Verweise dafür, dass Kaminski während seiner Karriere als Maler immer mit der Angst kämpfte, dass er nur mittelmäßig sei. Um diese Angst zu besiegen, tat er alles und probierte alle möglichen Methoden der Malkunst aus. Anerkennung und Ruhm brachten seine Versuche trotzdem nicht. Diese bekam er erst mit seiner Blindheit, wobei die Tragödie daran ist, dass der Ruhm der Blindheit eben in der Zeit kam, als er etwas richtig Gutes malte, seine Bilderserie „Reflexionen“. Diese Bilder wurden jedoch nicht so anerkannt, wie er sich das wünschte.

60 | Forschungsbezogene Bemerkungen zum literarischen Korpus „Ich und Kaminski“

»Die Wahrheit liegt, wenn überhaupt, in der Atmosphäre. In der Farbe also, nicht in der Zeichnung, und schon gar nicht in den richtigen Fluchtlinien.« (IK: 121–122) »Sie wissen, daß ich mich in den Altmeistertechniken versucht habe. Eine Zeitlang habe ich sogar die Farben selbst hergestellt. Ich habe gelernt, Pigmente am Geruch zu unterscheiden. Wenn man das übt, kann man sogar mischen, ohne sich zu irren. So konnte ich besser sehen als mein Assistent mit seinen scharfen Augen.« (IK: 122–123) »Zum Beispiel wollte ich eine Serie von Selbstporträts machen, aber nicht mit meinem Spiegelbild oder Fotos als Vorlage, sondern nur aus der Vorstellung, die ich von mir hatte. Niemand hat ja eine Ahnung, wie er selbst aussieht, wir haben völlig falsche Bilder von uns. Normalerweise bemüht man sich, das mit allerlei Hilfsmitteln auszugleichen. Wenn man aber das Gegenteil tut, wenn man eben dieses falsche Bild malt, und zwar so genau wie möglich, mit allen Details, allen charakteristischen Zügen …!« Er schlug auf den Tisch. »Ein Porträt und doch nicht! Können Sie sich das vorstellen? Aber es wurde nichts daraus. […] Ja, ich habe es versucht. Dann haben meine Augen … Oder vielleicht waren es nicht meine Augen, es ging einfach nicht gut. Man muß wissen, wenn man geschlagen ist. […] Darüber darf man nicht traurig sein. Denn darum geht doch alles: das Einschätzen des eigenen Talents. Als ich jung war und noch nichts Brauchbares gemalt hatte … Ich glaube nicht, daß Sie sich das vorstellen können. Ich sperrte mich eine Woche ... […] von mir aus, fünf Tage ein, um nachzudenken. Ich wußte, daß ich noch nichts zustande gebracht hatte. In diesen Dingen kann einem niemand helfen. […] Ich brauche nicht bloß eine gute Idee. Die gibt es überall. Ich mußte wissen, was für eine Art Maler ich werden konnte. Einen Weg aus der Mittelmäßigkeit.« (IK: 126–127) »In dieser Woche bekam ich die ersten grauen Haare. Als ich wieder hinausging, hatte ich die ersten Skizzen für die Reflexionen. Es dauerte dann noch lange bis zum ersten guten Bild, aber darauf kam es nicht mehr an. […] Ich bin keiner von den großen. Weder Velazquez noch Goya, noch Rembrandt. Aber manchmal war ich ziemlich gut. So wenig ist das nicht. Und das war ich wegen dieser fünf Tage.« (IK: 128, Hervorhebung im Original.)

Kaminskis größte Angst ist also die Mittelmäßigkeit. Er erkannte und wählte die Malkunst als seinen Weg, befürchtete jedoch schon in seinen jüngeren Jahren, dass er für diesen Weg nicht gut genug war. Danach verläuft er sich in dem Salzbergwerk wegen seiner Augen und diese Erfahrung inspiriert ihn in einem Maße, wie er das in seinem ganzen Leben nie erlebte. Er sperrt sich ein, er macht seine ersten Skizzen für seine größte und später berühmteste Bilderserie „Reflexionen“. Er weiß schon damals ganz genau, dass diese Serie der Höhepunkt seiner Karriere ist und diese Bilder malt er noch mit guter Sehkraft. Die „Reflexionen“ bedeuten für ihn den Ausweg aus der Falle der Mittelmäßigkeit, die ihn so bedrückte. Daher nimmt er es so schwer, wenn eines seiner Gemälde in einer Ausstellung fälschlicherweise mit dem Titel „painted by a blind man“ versehen wird. Durch ein Missverständnis wird er berühmt. Infolgedessen verwandelt sich der eigentlich würdige Höhepunkt seiner Karriere in eine ungerechte und wiederliche Attraktion und dadurch wurde ihm die wohlverdiente Anerkennung, mehr als ein mittelmäßiger Maler zu sein, für immer verweigert. Von einem blinden

Interpretationsmöglichkeiten zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 61

Maler erwartet man selbstverständlich nicht, dass er etwas besonders Gutes malt, man bewundert ihn einfach aus dem Grund, dass er malt. Diese Ungerechtigkeit und dieses Unglück machten Kaminski am Ende krank und nahmen ihm auch die Möglichkeit, in der Malkunst jemals anerkannt zu werden. Aus dieser Falle bietet ihm die Blindheit einen Fluchtweg an. Wenn er im Auge der Öffentlichkeit blind ist, ist er auch von der Last befreit, dass er malen muss, dass er Experten beweisen muss, dass er nicht mittelmäßig ist. Niemand kann ihm vorwerfen, dass er nicht bis zur letzten Minute seiner Sehkraft malte, und auch wenn seine letzten Bilder nicht besonders gut gelungen sind, kann ihm das auch nicht vorgeworfen werden, da er blind ist. Das ist der Kreis, den Kaminski mit der öffentlichen Akzeptanz seiner Blindheit für sich selbst schuf und dieser Kreis beschützt ihn vor allem und allen. Von diesem Punkt an kann er heiter in seine Ausstellungen mit schwarzer Brille und weißem Stock laufen, da es nicht mehr möglich ist, ihm etwas vorzuwerfen. Auch wenn jemand das macht, wird sich eher der Kritiker aus moralischen Gründen ins Abseits gestellt sehen, da niemand einen Blinden kritisieren oder auslachen darf. »Ich dachte damals, daß ich sterben würde. […] Und das wäre besser gewesen. Alles andere war falsch. Weitermachen, so tun, als gäbe es noch etwas. Als wäre man nicht tot. Es war so, wie sie geschrieben hat. Sie war immer klüger. […] Man meint, man hat ein Leben. Und plötzlich ist alles weg. Kunst bedeutet nichts. Alles Illusion. Und man weiß es und muß weitermachen.« (IK: 154)

Kaminski ist frei von der Last, als Maler etwas Großes zu schaffen, aber auch frei vor der Angst zu versagen. Jedoch macht es ihn gelegentlich traurig, dass er nicht mehr malen kann. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als eine Art von Freiheit und sein Sehvermögen geheim zu genießen. Diese Freiheit ermöglicht es ihm, jede einzelne Person um sich herum zu manipulieren, und darin baut er sich seine Macht über seine Mitmenschen aus. Wenn von „Dunkelheit“ und Blindheit die Rede ist, muss man auch auf Zöllner eingehen. Zöllner kann perfekt sehen und trotzdem findet er sich in der Welt gar nicht zurecht. Seinen Beruf wählte er nicht aus Interesse, sondern „Ich weiß nicht, ich … bin irgendwie hineingeraten“ (IK: 26). Er hat gar keine richtige Selbsterkenntnis und ist bis zum Ende der Handlung auch zur Selbstreflexion unfähig. Wie Kaminski lebt er ein freies Leben: frei von Verantwortung und frei von bewussten Gefühlen. Diese Freiheit kostet ihn jedoch viel. Er ist nicht fähig, mit Menschen tiefe und echte Kontakte zu knüpfen, die Emotionen anderer Menschen mitzufühlen, sich selbst einen Weg und eine passende Arbeit zu suchen und aus all diesen Gründen sich selbst zu verwirklichen. Er ist auch blind, aber blind in einem psychologischen Sinne.

62 | Forschungsbezogene Bemerkungen zum literarischen Korpus „Ich und Kaminski“

Als ich aufwachte, saß mir eine junge Frau mit roten Haaren, vollen Lippen und langen, schmalen Händen gegenüber. Ich sah sie an, sie tat so, als bemerkte sie es nicht. Ich wartete. Als ihr Blick meinen streifte, lächelte ich. Sie sah aus dem Fenster. Aber dann strich sie hastig ihre Haare zurück, ganz konnte sie ihre Nervosität nicht verbergen. Ich sah sie an und lächelte. Nach ein paar Minuten stand sie auf, nahm ihre Tasche und verließ den Waggon. Dumme Person, dachte ich. Womöglich wartete sie jetzt im Speisewagen, aber mir war es egal, ich hatte keine Lust aufzustehen. (IK: 14) Jetzt kam es auf Entschlossenheit an, auf weltmännisches Verhalten. Ich räusperte mich und ging schnellen Schrittes hinein. […] »Hallo!« sagte ich. »Ich bin Sebastian Zöllner.« Das brach sofort das Eis; ich spürte, wie die Stimmung sich löste. Ich streckte einem nach dem anderen die Hand entgegen. Da waren zwei ältere Herren, offenbar einer der Honoratioren des Dorfes und ein Bankier aus der Hauptstadt. Kaminski murmelte vor sich hin; Miriam sah mich entgeistert an und schien etwas sagen zu wollen, aber dann schwieg sie. (IK: 27) »Sie hätten hinfahren müssen«, sagte ich. […] Es bringt nichts, zu schreiben und auf Antwort zu warten. Man muß zu ihnen fahren. Man muß sie überfallen. Als ich mein Porträt über Wernicke geschrieben habe … Kennen Sie Wernicke?« Er sah mich mit gerunzelter Stirn an. »Es war ja gerade erst passiert, und seine Familie wollte nicht mit mir reden. Aber ich bin nicht weggegangen. Ich stand vor der Haustür und habe ihnen gesagt, daß ich auf jeden Fall über seinen Selbstmord schreiben würde und daß sie nur die Wahl hatten, mit mir zu reden oder nicht. ›Wenn Sie es nicht wollen‹, habe ich gesagt, ›bedeutet das auch, daß Ihr Standpunkt nicht vorkommt. Wenn Sie aber bereit wären …‹« »Entschuldigung.« Komenew beugte sich vor und sah mich scharf an. »Wovon reden Sie eigentlich?« (IK: 50) »Ich wollte nur guten Tag sagen.« »Guten Tag. Ich fahre in einer Stunde und komme morgen zurück.« »Ich hatte gehofft, ich könnte mit Ihrem Vater sprechen.« Sie sah mich an, als hätte sie nicht richtig gehört. (IK: 66)

Was Zöllner und Kaminski gemeinsam haben, ist, dass Zöllner genauso wie Kaminski große Angst vor Mittelmäßigkeit hat. Deswegen sehnt er sich so sehr nach Ruhm sowie Anerkennung und deshalb probiert er immer wieder neue Karrierewege aus: Was er auf einem Weg nicht findet, findet er vielleicht auf einem anderen: Ich stellte es mir vor: Miriam war ungefähr fünfzehn Jahre älter als ich, aber damit konnte ich leben, sie sah noch gut aus. Er würde nicht mehr lange da sein, uns blieben das Haus, sein Geld, sicher auch einige Bilder. Ich würde hier wohnen, den Nachlaß verwalten, vielleicht ein Museum einrichten. Ich hätte endlich Zeit, etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch. Nicht zu dick, doch dick genug für die Romanregale in den Buchhandlungen. Womöglich ein Gemälde meines Schwiegervaters auf dem Cover. Oder doch lieber etwas Klassisches. Vermeer? Titel in dunkler Schrift. Fadenhaftung, dickes Papier. (IK: 26–27) Man würde mich ins Fernsehen einladen, ich würde über ihn sprechen, und am unteren Bildrand würde in weißen Buchstaben mein Name und Kaminskis Biograph eingeblendet

Interpretationsmöglichkeiten zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 63

sein. Das würde mir einen Posten bei einem der großen Kunstmagazine einbringen. (IK: 36– 37, Hervorhebungen im Original)

Zöllners Dunkelheit ist eine Art mentale Blindheit. Er ist nicht imstande, die Realität und die Handlungen anderer Menschen um sich klar zu sehen und wie gemeint zu verstehen. Er betrachtet alles aus seinem eigenen egozentrischen Blickwinkel. Wegen seiner hochmütigen Blindheit übernimmt er für seine falschen Handlungen keine Verantwortung, er stellt sich keine Fragen über die Richtigkeit seiner Handlungen, sondern er sieht die Schuld immer bei den anderen. Zöllner ist für die Realität blind. Seine blinden Handlungen und Äußerungen gestalten neben Kaminski den anderen Leitfaden der Dunkelheit im Diskurs.

4 Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung Dieses Kapitel stellt die methodische Herangehensweise der Gesamtanalyse dar. Zunächst wird die Metaphernidentifizierungsmethode MIPVU mit den für diese Studie vorgenommenen Modifizierungen ausführlich beschrieben. Dabei werden die Unterschiede zwischen Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene erläutert. Da die Gesamtanalyse eine diskurslinguistische ist, stellt das Kapitel die DIMEAN in Bezug auf die intratextuelle Ebene, auf die sich diese Untersuchung bezieht, detailliert vor. Abschließend folgt ein Unterkapitel mit den Ergebnissen der Vorrecherche zum Themenkomplex „Dunkelheit“.

4.1 Metaphernidentifizierung mit der MIPVU Die MIPVU ist in der modernen Sprachwissenschaft die aktuellste Methode zur Identifizierung metaphorisch verwendeter Ausdrücke. Das grundsätzliche Vorgehen der Methode besteht aus den folgenden Leitfäden (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 25−26): (1) (2)

(3)

(4)

(5) (6)

Find metaphor related words […] by examining the text on a word-by-word basis. […] When a word is used indirectly and that use may potentially be explained by some form of cross-domain mapping from a more basic meaning of that word, mark the word as metaphorically used […]. When a word is used directly and its use may potentially be explained by some form of cross-domain mapping to a more basic referent or topic in the text, mark the word as direct metaphor […]. When words are used for the purpose of lexico-grammatical substitution, such as third person personal pronouns, or when ellipsis occurs where words may be seen as missing, as in some forms of co-ordination, and when a direct or indirect meaning is conveyed by those substitutions or ellipses that may be potentially be explained by some form of cross-domain mapping from a more basic meaning, referent, or topic, insert a code for implicit metaphor […]. When a word functions as a signal that a cross-domain mapping may be at play, mark it as a metaphor flag […]. When a word is a new-formation coined, examine the distinct words that are its independent parts according to steps 2 through 5.

Da die MIPVU in der Regel für eine Wort-für-Wort-Analyse plädiert, muss die Methode genau klarmachen, was sie unter einem Wort/einer lexikalischen Einheit versteht. Generell gilt die Regel nach Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma (2010: 27), dass jedes Wort im Korpus mit einem unabhängigen Parthttps://doi.org/10.1515/9783110772975-004

Metaphernidentifizierung mit der MIPVU | 65

of-Speech-Tag (POS) als separate lexikalische Einheiten gilt. D.h., Adjektive, Adverbien, Präpositionen, Postpositionen, Zirkumpositionen, Kardinalzahlen, Interjektionen, Konjunktionen, Partikel, Substantive, Pronomina, Verben und Nichtworte gelten nach der MIPVU als lexikalische Einheiten (Schiller, Teufel, Thielen und Stöckert 1999: 6–7). Zusätzlich erlauben Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma (2010: 27) Polywörter auch als lexikalische Einheiten. Unter Polywörtern verstehen sie feste Mehrwortverbindungen, d.h. Phraseologismen. Zwar bestehen diese aus mehreren Wörtern, beziehen sie sich auf einen bestimmten Referenten im Kontext. Die MIPVU identifiziert metaphorisch verwendete Wörter anhand ihres Cross-Domäne-Mappings. Darunter versteht sie die Relation zwischen der Quellund der Zieldomäne der betroffenen Wörter. Wenn Bedeutungen von der Quelldomäne auf die Zieldomäne übertragen werden, spricht sie von einem Cross-Domäne-Mapping und folglich von Metaphorizität (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 33−38). Die MIPVU nennt in ihrem System Quelldomänen Basisbedeutungen und Zieldomänen Kontextbedeutungen. Die Metaphernidentifizierung erfolgt in dieser Arbeit ebenfalls mit diesen Termini, es werden jedoch auch die Termini Quelldomäne sowie Zieldomäne synonym verwendet. Es folgt jetzt die Beschreibung der MIPVU-Termini. Unter Kontextbedeutung einer lexikalischen Einheit (oder Zieldomäne) versteht die MIPVU die Bedeutung der Einheit in einer spezifischen Situation oder in einem spezifischen Kontext (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 33). Die Kontextbedeutung hat das Potenzial, sprachlich konventionalisiert zu sein; in diesem Fall ist sie in einem Bedeutungswörterbuch aufgelistet. Sie kann aber auch neu und stark spezifisch sein, in welchem Fall sie in einem Bedeutungswörterbuch nicht zu finden ist (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 33). Bei der Feststellung der Kontextbedeutung kommen mehrere Probleme auf. Manchmal reicht das kontextuelle Wissen nicht aus, die präzise und gemeinte Bedeutung der lexikalischen Einheit im Kontext zu bestimmen (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 33–34). Im Sinne der Regel WIDLII müssen alle Ausdrücke mit einem metaphorischen Potenzial erst mal als metaphernähnlich („metaphor related“) angesehen werden. Bei der Feststellung der Kontextbedeutung leisten spezialisierte Wörterbücher weitere Hilfen (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 34). Bei den spezifischen Fällen der Personifikation oder der Metonymie erschwert die Situation, dass die Kontextbedeutung einer lexikalischen Einheit häufig sowohl metaphorisch als auch nicht metaphorisch zu verstehen ist:

66 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

Sometimes the contextual meaning of a lexical unit may be taken as either metaphorical or as not metaphorical. This seems to be the case for many personifications, such as furious debate or this essay thinks. These examples may be analysed as involving a metaphorical use of furious and thinks, respectively, but they may also be resolved by a metonymic interpretation of the other terms, i.e. debate and essay, in which case furious and thinks automatically turn non-metaphorical. In such cases, the possibility of the metaphorical interpretation should not be lost, and you should mark the relevant ambiguous words furious and thinks as metaphor-related words, and add a comment that this is due to a possible personification. (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 34, Hervorhebungen im Original)

Die Basisbedeutung einer lexikalischen Einheit (oder Quelldomäne) nennen Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma (2010: 35) auch „grundlegendere Bedeutung“ („more basic meaning“). Sie weisen damit auf einen konkreteren und spezifischeren Sinn der lexikalischen Einheit im Gegenwartssprachgebrauch hin (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 35). Da die Basisbedeutung sozusagen grundlegend ist, ist die entsprechende lexikalische Einheit in einem Bedeutungswörterbuch jeweils aufzufinden. Falls die lexikalische Einheit und ihre Bedeutung in allgemeinen Wörterbüchern nicht aufgelistet sind, dann haben sie auch keine Basisbedeutungen (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 35). Bei der Feststellung der Basisbedeutung spielen kognitive Merkmale eine wichtige Rolle. So wird die Basisbedeutung hauptsächlich anhand ihrer aktuellen Verwendung ermittelt, weitere historische Bedeutungen gehören nicht zur Basisbedeutung (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 35). Etwaige diachronische Bedeutungen berücksichtigt die MIPVU erst, wenn spezifische Probleme bei einer Analyse vorkommen (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 35). Falls ein Cross-Domäne-Mapping identifiziert wurde, folgt die Entscheidung über das Bestehen der Metaphorizität in der lexikalischen Einheit. Das wird mithilfe des MIPVU-Faktors „ausreichende Unterschiedlichkeit“ („sufficient distinctness“, Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 37) wahrgenommen. Wie bereits angedeutet, ist die aktive und starke Metaphorizität eines Ausdrucks durch die kognitive Spannung der Kontext- und Basisbedeutung des Ausdrucks zu erschließen. In diesem Sinne muss sich die Basisbedeutung von der kontextuellen Bedeutung ausreichend unterscheiden, damit die letztere als an einem anderen semantischen oder konzeptuellen Bereich potenziell beteiligt angesehen werden kann (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 37). Diesen Faktor nennen Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma (2010: 37) „ausreichende Unterschiedlichkeit“ („sufficient distinctness“) und geben die folgenden praktischen Leitfäden dazu:

Metaphernidentifizierung mit der MIPVU | 67

(1) (2)

When a lexical unit has more than one separate, numbered sense description within its grammatical category, these senses are regarded as sufficiently distinct. When a lexical unit has only one numbered sense description within its grammatical category, this counts as the basic sense and any difference with the contextual sense of the item under investigation will count as sufficient distinctness.

Nach der Ermittlung der ausreichenden Unterschiedlichkeit beachtet die MIPVU die Rolle der Ähnlichkeit („role of similarity“, Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 37) zur Entscheidung über die Metaphorizität. Wenn die MIPVU bei einer lexikalischen Einheit zwei ausreichend unterschiedliche Bedeutungen identifiziert und die eine grundlegender ist als die andere, sind diese miteinander potenziell metaphorisch verwandt, wenn sie zusätzlich eine Form von Ähnlichkeit aufweisen (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 37). Zur Feststellung der Ähnlichkeit der Kontext- und Basisbedeutung ist den folgenden Vorgaben zu folgen (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 37–38, Hervorhebungen im Original): (1)

(2)

(3)

When a lexical unit has a general and vague contextual sense which looks like a bleached, abstracted relation of a rather specific and concrete sense, you should mark the word as metaphorically used when the two senses are distinct enough and can be related via similarity. This is typically the case for senses that may be distinguished as concrete versus abstract. […] When a lexical unit has an abstract contextual sense and a sufficiently distinct, concrete more basic sense, but there does not seem to be a relation of similarity between the two even though there does seem to be some sort of relation, check the Oxford English Dictionary35 to deepen your understanding of the word. In such case, the two senses may be historically related via a common source which may have disappeared from the language. […] When two senses appear to be metonymically related, this does not mean that you should not also consider the possibility that they are metaphorically related at the same time. Sense relations may have more than one motivation.

Metaphorisch verwendete Wörter teilt die MIPVU in fünf Klassen: indirekte Metaphern, direkte Metaphern, implizite Metaphern, Neubildungen und MetapherFlags. Diese Untersuchung konzentriert sich auf die Erhebung und Analyse indirekter, direkter Metaphern und Metapher-Flags. Neubildungen wurden während der Datenerhebung nicht gefunden. Auf implizite Metaphern wurde verzichtet, || 35 In dieser Untersuchung das Duden Bedeutungswörterbuch (1999) und das Duden Universalwörterbuch (2015). Das Bedeutungswörterbuch in zehn Bänden gibt die ausführlichsten Bedeutungsangaben eines Lexems, leider gibt es jedoch keine neuere Fassung seit 1999. Um diesen etwaigen „Bedeutungsverlust“ zu kompensieren, wird zur Bedeutungsangabe auch die aktuellste Auflage des Universalwörterbuches (Duden 2015) jeweils angeschaut.

68 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

da sie eher über eine grammatische Natur verfügen und oft keine wörtliche Form haben.36 Die folgenden Unterkapitel beschreiben kurz die in diese Analyse aufgenommenen Metaphern.

4.1.1 Indirekte Metaphern Eine lexikalische Einheit ist als „indirekte Metapher“ (m ind) zu markieren, wenn sie in ihrer Bedeutung indirekt verwendet wird und dies potenziell durch eine Form von Cross-Domäne-Mapping aus einer grundlegenderen Bedeutung des Wortes erklärbar ist (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 25). Der indirekte Gebrauch eines Ausdrucks ist nach den folgenden Schritten nach Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma (2010: 33) zu bestimmen: (1) (2)

Identify the contextual meaning of the lexical unit. […] Check if there is a more basic meaning of the lexical unit. If there is, establish its identity. […] (3) Determine whether the more basic meaning of the lexical unit is sufficiently distinct from the contextual meaning. […] (4) Examine whether the contextual meaning of the lexical unit can be related to the more basic meaning by some form of similarity. […] If the results of instructions 2, 3, and 4 are positive, then a lexical unit should be marked as a metaphor-related word […], which may be more precise by adding the information that it is ‘indirect’ (as opposed to ‘direct’ or ‘implicit’ […]).

4.1.2 Direkte Metaphern Wenn eine lexikalische Einheit in ihrer direkten Bedeutung verwendet wird und das durch eine Form von Cross-Domäne-Mapping zu einem grundlegenderen Referenten oder Textthema erklärt werden kann, ist die Einheit als direkte Metapher (m dir) zu markieren (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma

|| 36 „It comes in two forms, implicit metaphor by substituiton and implicit metaphor by ellipsis. Following Halliday and Hasan (1976), metaphor by substitution works through pro-forms such as pronouns, and metaphor ellipsis works through non-existent words which may be inserted into grammatical gaps. Both types therefore do not exhibit ostensibly incongruous words, but still need to be analysed as the linguistic expression of metaphor in natural discourse“ (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 26).

Metaphernidentifizierung mit der MIPVU | 69

2010: 26). Direkte Metaphern sind wie folgt zu erkennen (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 38–39): (1) (2)

Find local referent and topic shifts. […] Test whether the incongruous lexical units are to be integrated within the overall referential and/or topical framework by means of some form of comparison. […] (3) Test whether the comparison is nonliteral or cross-domain. […] (4) Test whether the comparison can be seen as some form of indirect discourse about the local or main referent or topic of the text. […] If the findings of tests 2, 3, and 4 are positive, then a word should be marked for direct metaphor […].

4.1.3 Metapher-Flags Wenn ein Wort an sich signalisiert, dass ein Cross-Domäne-Mapping im Kontext besteht, ist das Wort als Metapher zu markieren (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 26). Lexikalische Indikatoren von Cross-DomäneMapping sind Wörter, die den Sprachbenutzer aufmerksam machen, dass es eine Form von Vergleich im Kontext besteht (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 40–41). Potenzielle Indikatoren sind z.B. die folgenden: a) Indikatoren des Vergleichs und der Analogie wie, mehr, weniger, mehr/weniger … als37 b) Indikatoren der Komparativflexion als usw. c) Indikatoren wie z.B. vergleichen, Vergleich, identisch, ähnlich, Analogie, analog usw. d) Indikatoren für komplexe geistige Konzeptionen („complex mental conception markers“, Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 40–41) wie z.B. als etwas ansehen, sich vorstellen/sich denken, denken/sprechen/sich verhalten, als ob etc. (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 40).

|| 37 Die im Abschnitt aufgelisteten Indikatoren sind aus dem Englischen durch Übersetzung übernommen. Im originalen Zitat lauten sie folgendermaßen: „We focus on potential markers of simile and analogy and so on, such as like, as, more, less, more/less … than, comparative inflection plus than, and so on. But we also include more substantial lexical markers such as compare, comparison, comparative; same, similar; analogy, analogue; and so on. Complex mental conception markers are also annotated as metaphor signals; they include regard as, conceive of, see as; imagine, think, talk, behave as if and so on; or simply as if. All of these lexical units are coded with ‘MFlag’“ (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 40–41, Hervorhebungen im Original).

70 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

Ausdrücke mit den obigen sprachlichen Indikatoren sind jeweils als MetapherFlags (m flag) zu kennzeichnen.

4.2 Operationalisierung der MIPVU für die Studie nach dem Diskursdynamik-Framework Wie bereits angedeutet, sind die Richtlinien der MIPVU mit diskurslinguistischen Metaphernanalysen nicht immer kompatibel und anwendbar. Ein Grund dafür ist, dass die MIPVU metaphorische Ausdrücke hauptsächlich als Einworteinheiten definiert, von denen an der Textstelle gleich zu sehen ist, ob sie über Metaphorizität verfügen. Die MIPVU ergibt folglich starke, aktive und explizit-bewusste Metaphern, die sowohl innerhalb als auch außerhalb ihres Kontextes als metaphorisch empfunden werden. Im Gegensatz dazu muss in einer Diskursanalyse mit der bedeutungsgestaltenden Kraft des Diskurses gerechnet werden. Daher kann sich Metaphorizität in einem Diskurs auch aus dessen Dynamik allmählich entfalten, auch wenn sie auf den ersten Blick weniger stark und kreativ wirken. Folglich sind diese Metaphern Multiworteinheiten: Sie brauchen mehr Diskurstext, um sich zu manifestieren. Im Folgenden werden die einzelnen für diese Studie vorgenommenen Modifizierungen kurz dargestellt sowie erläutert, aus welchem Grund sie getroffen wurden.

4.2.1 Metaphern als Multiworteinheiten Da Metaphern in dieser Arbeit als Multiworteinheiten verstanden werden, verwendet die Analyse den Terminus „lexikalische Einheit“ konsequenterweise nicht. Unter Metaphern versteht diese Studie – hinsichtlich ihrer sprachlichen Form und Länge – Multiworteinheiten, die den Umfang von zwei Lexemen sogar bis zu mehreren Sätzen/Abschnitten annehmen können. Metaphern werden folglich als Textsegmente betrachtet. Diese Operationalisierung wurde wegen der Metapherndeutung des Diskursdynamik-Frameworks vorgenommen. Die Termini, die für die Bezeichnung von Metapher synonym verwendet werden, sind die folgenden: „metaphorische/metaphorisch verwendete Ausdrücke“, „metaphorische/metaphorisch verwendete Einheit“, „Metapher“, „metaphorische/metaphorisch verwendete Wörter“.

Operationalisierung der MIPVU für die Studie nach dem Diskursdynamik-Framework | 71

4.2.2 Metaphern auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene Eine weitere Operationalisierung betrifft im System der MIPVU die kognitive Qualität des Cross-Domäne-Mappings metaphorischer Ausdrücke. In diskurslinguistischen Analysen wird die Diskursdynamik als Metaphorizität erzeugendes Mittel betrachtet, auch wenn die dadurch entstandene Metaphorizität keine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen aufweist. Das so festgestellte metaphorische Material wird Metapher auf der Zweiten Ebene genannt, während die erkannten Metaphern von MIPVU mit einer starken konzeptuellen Inkongruenz die Metaphern auf der Ersten Ebene sind (vgl. auch Bolinger 1971: 113–114, Cameron 1999: 21–22).38 Anhand des Musters von schwacher und starker Metaphorizität lässt sich eine Art Graduierbarkeit der Metaphorizität feststellen. Die Abbildung 1 veranschaulicht den Aufbau der Diskursmetaphorik der Metaphern auf der Ersten und der Zweiten Ebene. Metaphern auf der Ersten Ebene befinden sich in der Spitze des Dreiecks: Sie sind offensichtlicher zu identifizieren und haben eine seltenere Frequenz (Péter-Szabó 2021: 454). Weiterhin sind Metaphern auf der Ersten Ebene über die Trennlinie im Dreieck, was auf ihre kognitiv aktive und explizite Präsenz auf der Diskursoberfläche hinweist (Péter-Szabó 2021: 454). Im Gegensatz dazu sind Metaphern auf der Zweiten Ebene in der Abbildung im unteren Teil des Dreiecks und gewinnen einen größeren Raum für sich (Péter-Szabó 2021: 454). Daher sind sie eher unter der Diskursoberfläche zu erschließen (PéterSzabó 2021: 454). Sie verhalten sich wie schlafende, inaktive und implizite sprachliche Mittel, die durch diskursspezifische Textmuster im Laufe des Diskurses erweckt werden (Müller 2008: 6).39 || 38 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2021). 39 Müller (2008: 11−17) spricht die Problematik der gelegentlich fehlenden konzeptuellen Inkongruenz bei metaphorischen Ausdrücken an und bezeichnet sie als schlafende Metaphern, die durch rekurrenten Sprachgebrauch aktiviert oder wach werden: „Sleeping metaphors show a low degree of activation, while waking metaphors show a high or higher degree of activated metaphoricity. […] On the system level, we distinguish dead, entrenched, and novel metaphors, whereas we differentiate sleeping from waking metaphors on the individual level. Now the change in perspective bears directly upon what are taken to be relevant criteria: conventionalization, novelty, and transparency on the collective dimension and availability for cognitive activation on the individual dimension. The two dimensions relate so that only those cetagories on the systems level that are transparent (entrenched and novel) can be activated. […] We shall see that by studying metaphor as it is used and in terms of cognitive organization it becomes clear that we need to assume different realms of metaphor that are activated online during speaking and writing. Distinguishing between realms of metaphor that are activated out a much more precise answer to the question of dead versus live metaphors; it will allow us to specify in which

72 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

Abb. 1: Metaphern auf der Ersten und der Zweiten Ebene im Diskurs (Péter-Szabó 2021: 453)

4.2.3 Metonymien und Metaphtonymie Metaphern und Metonymien erkennt die kognitive Linguistik als einander ähnliche Phänomene an. Lakoff und Johnson (2003: 36) sind in der Meinung, Metonymien von Metaphern separat zu betrachten, denn sie seien verschiedene Arten von Prozessen: Die Metapher ist in erster Linie die Art und Weise, eine Sache in Begriffen einer anderen zu begreifen und ihre Hauptfunktion ist Verstehen; die Metonymie hingegen hat hauptsächlich eine referentielle Funktion, d.h., sie ermöglicht, eine Entität für den Ausdruck einer anderen zu verwenden (Lakoff und Johnson 2003: 36). Die Metonymie dient zu den gleichen Zwecken und funktioniert somit in gewisser Weise wie die Metapher, sie ermöglicht gleichzeitig eine spezifischere Bedeutungsangabe (Lakoff und Johnson 2003: 37). Die Grundlage metonymischer Konzepte ist sogar offensichtlicher als bei Metaphern, da || sense sleeping metaphors may turn into waking ones. And it will systematically address the question of how structures of general and of modality-specific cognition are activated online during the process of language production, be it written or spoken. In other words, it addresses the relation between a collective system of both conceptual and linguistic metaphors and its forms of activation during language production“.

Operationalisierung der MIPVU für die Studie nach dem Diskursdynamik-Framework | 73

Metonymien in der Regel auf Kausalität beruhen (Lakoff und Johnson 2003: 39). Kövecses (2010: 324) definiert konzeptuelle Metonymien folgendermaßen: Conceptual metonymy is a cognitive process in which one conceptual entity, the vehicle, provides mental access to another conceptual entity, the target, within the same conceptual domain […]. In metonymy, both the vehicle and the target entity are elements of one and the same conceptual domain.

Im Zitat ist der Unterschied zwischen Metaphern und Metonymien gleich zu sehen: Während die Quell- und die Zieldomäne bei Metonymien aus derselben konzeptuellen Domäne stammen, liegen sie bei Metaphern in unterschiedlichen konzeptuellen Domänen. Ferner haben die aktuellsten Forschungen gezeigt, dass Metaphern und Metonymien an sich keine scharfen Grenzen haben. Viele konzeptuelle Metaphern sind von konzeptuellen Metonymien abzuleiten, d.h., Metonymien bilden semantische Grundlagen für Metaphern (Kövecses 2010: 184; Michl 2019: 98−101; Barnden 2010: 6−21). Goosens (1990: 323) nennt dieses Phänomen „Metaphtonymie“ und erarbeitet die möglichen Verknüpfungspunkte von Metaphern und Metonymien folgendermaßen: 1) Metapher entfaltet sich aus einer Metonymie („metaphor from metonymy“, Goosens 1990: 332–333): Metaphern, die auch metonymisch verwendet werden können, haben eine metonymische Grundlage (Goosens 1990: 332). Goosens (1990: 332, Hervorhebungen im Original) veranschaulicht das Phänomen mit dem folgenden Beispiel: „Beat one’s breast ‚make a noisy open show of sorrow that may be partly pretence‘. Here the metonymic basis is the religious practice of beating one’s breast while one confesses one’s sins publicly“. 2) Metonymie innerhalb einer Metapher („metaphor within metaphor“, Goosens 1990: 332−335): Das Muster für diese Konstruktion ist eine Metapher mit einer eingebauten Metonymie (Goosens 1990: 333). Diese Metonymie basiert auf dem metonymischen Muster „Körper-Körperteil“ (Goosens 1990: 333). Goosens (1990: 333, Hervorhebungen im Original) bringt zur Veranschaulichung folgendes Beispiel: „bite one’s tongue off: ‚be sorry for what one has just said‘“: Here tongue can be processed literally in the donor scene. Because of the counterfactual contextualization this donor scene can be one that does not directly tie up with everyday experience. Perhaps the best way to characterize it is in terms of self-punishment, where the punishment hyperbolically involves a rather unlikely kind of self-mutilation. Mapping this onto linguistic action we get something like “depriving oneself of one’s ability to speak”, where the metonymy is from tongue to the speech faculty as a whole. It is this metonymy that motivates the choice of tongue rather than finger, for example (as a result a similar expression like I could have kicked myself does not specifically denote linguistic

74 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

action). The hyperbolic nature then generates an implicature in the Gricean sense along the lines of “I’m terribly sorry for having said something so foolish, rude, or the like.” (Goosens 1990: 334, Hervorhebungen im Original)

3) Demetonymisierung in einer Metapher („demetonymization inside a metaphor“, Goosens 1990: 335): Diese Konstruktion scheint der Metonymie innerhalb einer Metapher ähnlich zu sein (Goosens 1990: 335). Das Beispiel pay lip service to (‚support in words, but not in fact; give loyalty, interest etc. in speech, while thinking the opposite‘) macht jedoch die Unterschiede klar: Paying suggests a scene of discharging one’s debts; that scene is the “embedding metaphor”. Lip service is “service with the lip(s)”, where lip(s) stands for speaking, which is a metonymy (one with a biblical origin […], but no doubt “securalized” for most speakers of English today). However, to make the figurative expression to work, we have to expand our paraphrase for lip service into “service as if with the lips only”; the part is dissociated from the whole for which it was made to stand in the earlier processing stage, it is “demetonymized”. (Goosens 1990: 335, Hervorhebungen im Original)

4) Metapher innerhalb einer Metonymie („metaphor within metonymy“, Goosens 1990: 335): Diese Konstruktion lässt sich mithilfe des Ausdrucks be/get up on one’s hind legs (‚standing up in order to say something in public‘) gut präsentieren: The peculiarity about this item is perhaps best revealed if we leave out hind: being/getting up on one’s legs with reference to “standing up in order to say something in public” is metonymic, there is an overall scene of somebody standing up and saying something publicly. The addition of hind forces us to reinterpret the expression in terms of an animal standing up. This suggests a greater effort, an event which attracts more attention. At the same time there is a bathetic effect, because a human being is interpreted as being involved in the pseudo-achievement of standing on two legs. One may, of course, also argue that the addition of hind makes the expression as a whole metaphorical; it is only to the extent that we process it with an awareness of the metonymy, that it is more adequate to view this metaphor embedded into a metonymy. (Goosens 1990: 335, Hervorhebungen im Original)

Die MIPVU beschäftigt sich ebenfalls mit der Metaphtonymie-Problematik und stellt fest, dass Metaphern und Metonymien gleichzeitig anwesend sein können, auch wenn sie verschiedene Parameter sind (Steen, Dorst, Herrmann, Kaal, Krennmayr und Pasma 2010: 79). Steen (2007b: 59) erklärt dieses Phänomen ausführlicher wie folgt: Similarity and contiguity are in fact two independent scales. […] In some cases, the degree of contiguity between the domains is more prominent and relevant than the degree of similarity; these are clear cases of metonymy (e.g. Feyaerts 2000). In other cases, the reverse situation obtains, similarity between the two domains or spaces or categories or concepts

Metaphernidentifizierung in der Praxis | 75

being more salient than the degree of contiguity (e.g. Warren 2002). There are also cases where the values of the two parameters are approximately equal, so that it is possible to see a conceptual or semantic relation as either or both metaphoric and metonymic.

Zu guter Letzt erlaubt die MIPVU die Feststellung metaphtonymischer sprachlicher Mittel als metaphorisch, aber versieht sie mit der Anmerkung WIDLII und betrachtet sie als klar umrissene Grenzfälle. Diese Studie stützt sich besonders auf metonymische Basisbedeutungen von Metaphern, da Metaphern auf der Zweiten Ebene ihre Metaphorizität häufig aus der metonymischen Diskursdynamik gewinnen. Bei der Datenerhebung wird dementsprechend bei jeder Metapher das Bestehen einer metonymischen Basisbedeutung kontrolliert und ggf. angegeben.

4.3 Metaphernidentifizierung in der Praxis Die Identifizierung metaphorischer Ausdrücke im Kontext erfolgt mit den bereits dargestellten Leitfäden der operationalisierten MIPVU. Bei jedem Lexem werden die Kontext- und die Basisbedeutungen herausgearbeitet; anschließend sieht man sich die ausreichende Unterschiedlichkeit und die Rolle der Ähnlichkeit zwischen den Bedeutungen an. Anhand der Ergebnisse wird die metaphorische Einheit in eine MIPVU-Klasse eingeteilt. Die Herausarbeitung systematischer Metaphern erfolgt erst nach der Datenerhebung und nach den ersten Datenbearbeitungen.40 Diese Studie stellt jeden Schritt der Metaphernidentifizierung im Korpus detailliert dar. Weiterhin wird angegeben, ob es im Kontext um Metaphern auf der Ersten Ebene oder auf der Zweiten Ebene geht bzw. ob bei den erschlossenen Metaphern metonymische Basisbedeutungen vorhanden sind.41 Hiermit folgen einige Beispiele aus der Datensammlung, einmal auf Deutsch und einmal die ungarische Übersetzung. Zunächst ist die vollständige Einheit des metaphorischen Ausdrucks zu lesen, in dem der metaphorische Teil unterstrichen markiert ist. Danach erfolgt die Erläuterung der einzelnen MIPVU-Schritte. (1)

dt. Seine Züge hatten sich verdunkelt. (IK: 104)42

|| 40 Zu diesem Unterkapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020). 41 Das vollständige Korpus mit den einzelnen Schritten der Metaphernidentifizierung ist im Anhang abgedruckt. 42 Für den deutschen Titel „Ich und Kaminski“ wird im Folgenden das Kürzel „IK“ verwendet. Der ungarische Titel „Én és Kaminski“ wird mit „EK“ abgekürzt.

76 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

Tab. 4: MIPVU-Schritte am deutschen Beispiel hatten sich verdunkelt

Kontextbedeutung (KB)

Dunkelheit impliziert im Kontext Ernst und Beleidigtsein.

Basisbedeutung (BB)

‚so abdunkeln, dass kein Licht einfallen od. nach außen dringen kann‘ (Duden 1999: s.v. verdunkeln, B1) ‚bedecken, verdecken, verhüllen u. dadurch dunkel, dunkler, finster erscheinen lassen‘ (Duden 1999: s.v. verdunkeln, B2a) ‚(durch etw. Bedeckendes) zunehmend dunkler, dunkel, finster werden‘ (Duden 1999: s.v. verdunkeln, B2b) ‚verschleiern‘ (Duden 1999: s.v. verdunkeln, B3)

Ausreichende Unterschiedlichkeit zwischen KB und BB

Ja, die BB drückt etwas Konkretes aus (‚tatsächliche Verdunkelung‘), während sich die KB eher auf etwas Abstraktes (‚Kaminskis schlechte Stimmung‘) bezieht.

Vergleich – Ähnlichkeit/ Cross-Domäne-Mapping

Ja, wenn jemand ernst oder traurig wird, kann man das im Bilde der Dunkelheit verstehen.

MIPVU-Klasse

indirekte Metapher (m ind) = Metapher auf der Ersten Ebene

Quelldomäne

‚hatten sich verdunkelt‘ = ‚Dunkelheit‘

Zieldomäne

‚Ernst‘, ‚Beleidigtsein‘, ‚schlechte Laune‘

Metaphtonymie

metaphorisch

Bei den ungarischen Metaphern wird zunächst eine Interlinearglossierung nach den vereinfachten Leipzig Glossing Rules (2015) herausgearbeitet. Unter (1) wird eine Wort-für-Wort-Analyse durchgeführt und die semantisch und grammatisch korrekte deutsche Bedeutung angegeben; unter (2) erfolgt eine Morphem-fürMorphem-Analyse. Diese sind für kontrastive Untersuchungen besonders empfehlenswert, da somit Asymmetrien zwischen zwei oder mehreren Sprachsystemen schneller offensichtlich werden.43 Die folgenden Tabellen (5 und 6) veranschaulichen denselben Prozess durch ein ungarischsprachiges Korpusbeispiel. (2)

ung. Kaminski nem válaszolt. Szigorúan ránéztem oldalról: arca elkomorult. (EK: 114)

|| 43 Die komplette Interlinearglossierung ungarischsprachiger Daten sind in Tabellen je systematische Metapher und Fokusgruppe im Anhang zu finden. Ein Verweis auf die entsprechende Tabelle im Anhang befindet sich in jedem Analysekapitel. Die Interlinearglosserierung ungarischsprachiger Daten erfolgt nach der folgenden Fachliteratur: É. Kiss, Kiefer und Siptár (2003), Forgács (2007) und Kenesei, Vago und Fenyvesi (1998).

Arbeit mit der DIMEAN | 77

Tab. 5: Interlinearglossierung zur ungarischen Metapher elkomorult

ung. […]elkomorult.

(1) ung. elkomorult verdüsterte_sich dt. ‚sein Gesicht verdüsterte sich‘ (2) ung. el-komorul-t PFX-komorul-PRÄT.3SG.IND

Tab. 6: MIPVU-Schritte am ungarischen Beispiel elkomorult

Kontextbedeutung (KB)

Dunkelheit impliziert im Kontext Ernst/Traurigkeit und Beleidigtsein. ‚Lelki alkatának következtében mindig v. túlságosan komoly, magába zárkózó, mogorva, zord .‘ (Mértsz44 1959–1962: s.v. komor, B1) [dt. eine sehr zurückziehende, kalte Person‘ ‒ meine Übersetzung, R. P.-Sz.]

Basisbedeutung (BB)

‚Elkomorodik.‘ (Mértsz 1959ff.: s.v. elkomorul) ‚Sötét, barátságtalan, lehangoló hatású, gyászos, zordon . Komor falak, vidék; komor színekkel fest vmit.‘ (Mértsz 1959ff.: s.v. komor, B2) [dt. ‚dunkel, unfreundlich, deprimierend, trauervoll, finster‘ – meine Übersetzung, R. P.-Sz.]

Ausreichende Unterschiedlichkeit zwischen KB und BB

Ja, die BB ist etwas Konkretes (dunkel), während die KB im übertragenen Sinne zu verstehen ist (Kaminski ist beleidigt/traurig).

Vergleich – Ähnlichkeit/ Cross-Domäne-Mapping

Ja, Dunkelheit kann im Kontext mit den Begriffen „ernst“, „traurig“ und „beleidigt“ verbunden werden.

MIPVU-Klasse

m ind = Metapher auf der Ersten Ebene

Quelldomäne

‚elkomorult‘ = dt. ‚etwas ist dunkel geworden‘

Zieldomäne

‚Ernst‘, ‚Beleidigung‘, ‚Wut/Ärger‘, ‚schlechte Laune‘

Metaphtonymie

metaphorisch

4.4 Arbeit mit der DIMEAN Die DIMEAN systematisiert die Gesamtanalyse der erhobenen Metaphern. Die DIMEAN ermöglicht, die Daten auf unterschiedlichen Eben en zu analysieren und

|| 44 Im Literaturverzeichnis unter Bárczi und Országh (1959–1962).

78 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

dabei gleichzeitig Unterspezifiziertheit und Übergeneriertheit zu vermeiden (Warnke und Spitzmüller 2008: 23). Tabelle 7 schildert den Aufbau des DIMEAN-Systems. Fett gedruckt sind die Teile, die in dieser Arbeit analysiert werden. Tab. 7: Layout der Diskurslinguistischen Mehr-Ebenen-Analyse (Warnke und Spitzmüller 2008: 44 – meine Hervorhebungen, R.P.-Sz.)

Transtextuelle Diskursorientierte Analyse Ebene

Akteure

Intertextualität Schemata (Frames/Scripts) Diskurssemantische Grundfiguren Topoi Sozialsymbolik Indexikalische Ordnungen Historizität Ideologien/Mentalitäten Allgemeine gesellschaftliche und politische Debatten

Diskursprägung

Diskursregeln

Interaktionsrollen

Diskurspositionen

– – – – – – – – – – – – –

Medialität

– Intratextuelle Ebene

Textorientierte Analyse Visuelle Textstruktur Makrostruktur: Textthemata Mesostruktur: Themen in Textteilen

– – – – – – – – – –

Autor Antizipierte Adressaten Soziale Stratifizierungen/Macht Diskursgemeinschaften Ideology Brokers Voice Diskursvertikalität Medium Kommunikationsformen Kommunikationsbereiche Textmuster

Layout/Design Typographie Text-Bild-Beziehungen Materialität/Textträger Lexikalische Felder Metaphernfelder Lexikalische Oppositionslinien Themenentfaltung Textstrategien/Textfunktionen Textsorte

Vorbereitung der Analyse: Bedeutungsübersicht des Konzeptes „Dunkelheit“ | 79

Propositionsorientierte Mikrostruktur: Analyse Propositionen

Wortorientierte Analyse

Syntax Rhetorische Figuren Metaphernlexeme soziale, expressive, deontische Bedeutung – Präsuppositionen – Implikaturen – Sprechakte – – – –

Mehrwort-Einhei- – Schlüsselwörter – Stigmawörter ten – Namen Einwort-Einhei– Ad-hoc-Bildungen ten

Die Gesamtanalyse konzentriert sich auf die intratextuelle Ebene, d.h., die Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf den Diskurs „Ich und Kaminski“ in deutscher und ungarischer Sprache. Zunächst wird eine textorientierte Teilanalyse durchgeführt, indem der Fokus auf die Makrostruktur des Diskurses gelegt wird: auf die Asymmetrien lexikalischer Quelldomänfelder, ihre Entfaltung im Netzwerk des Diskurses und auf die Asymmetrien der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT. Als Nächstes erfolgt die propositionsorientierte Teilanalyse, bei der auf die Mikrostruktur des Diskurses Wert gelegt wird: Deutsche und ungarische Metaphernlexeme werden hinsichtlich ihrer Lexik/Semantik und Grammatik miteinander verglichen. Weiterhin werden ihre kontextuellen Implikaturen ermittelt.

4.5 Vorbereitung der Analyse: Bedeutungsübersicht des Konzeptes „Dunkelheit“ Die Erstlektüre des Korpus hat das Ziel, die semantischen Leitfäden festzustellen, d.h., hauptsächlich die Diskursdynamik zu bestimmen. Einer dieser Leitfäden in „Ich und Kaminski“ ist der Themenkomplex „Dunkelheit“. Nach dessen Identifizierung erfolgt eine Recherche nach dem Bedeutungshintergrund des Themenkomplexes im allgemeinen Sprachgebrauch und in der allgemeinen Kognition. Die DUNKELHEIT fungiert als Quelldomäne, daher wird zuerst nach den lexikalischen Quelldomänfeldern und anschließend nach der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT gesucht. Die Vorrecherche gibt über die kognitiv konzeptualisierten Bedeutungen des allgemeinen Sprachgebrauchs einen Überblick. Bei der Recherche nach der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT wurden in Wörterbüchern zuerst die Lemmata Dunkelheit und dunkel nachgeschlagen. Der

80 | Arbeitsmethodologische Überlegungen zu dieser Untersuchung

Lemmaartikel hat bei den Bedeutungen im übertragenen Sinne zu weiteren Lemmata geführt, folglich wurden Synonyme von „Dunkelheit“ wie düster oder bedeutungsähnliche Wörter wie Schatten angesehen. Tabelle 8 führt die Ergebnisse der Recherche vor. Tab. 8: Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT in Wörterbüchern

Duden (1999 und ‚düster, unerfreulich‘ 2015): s.v. dunkel ‚unbestimmt, undeutlich‘, ‚unklar (ferner und geheimnisvoller)‘, ‚schwer deutbar‘, ‚undurchsichtig, verdächtig, zweifelhaft‘ Duden (1999 und 2015): s.v. düster

‚schwermütig, niedergedrückt (und daher unheimlich wirkend)‘

Duden (2014): s.v. ‚Düsterkeit‘ dunkel ‚Geheimnis‘, ‚Rätsel(haftigkeit)‘, ‚Undurchschaubarkeit‘, ‚Undurchsichtigkeit‘, ‚Ungewissheit‘, ‚Unklarheit‘, ‚Vagheit‘, ‚Verschwommenheit‘, ‚Verwaschenheit‘ Duden (2014): s.v. ‚Makel‘, ‚Schandmal‘, ‚Unzierde‘ Schatten ‚übler Beigeschmack‘ ‚Odium‘ ‚Schandfleck‘

Eine weitere Quelle für Vorrecherchen ist das Collins-Cobuild-Wörterbuch speziell für metaphorische Interpretationen, die folgende Bedeutungen zum Konzept DARKNESS als Quelldomäne angibt (Deignan 1995: 181–185): feelings of unhappiness, depression, despair things that are unpleasant or evil angry suspicious things that are less pleasant things that are frightening things that are serious things that you do not know anything about things that stop you from feeling optimistic people who are less strong or capable people who are less effective or forceful negative feelings or situations something that does not seem hopeful situations that do not give you much hope of success or happiness

Das obige Bedeutungsensemble in der Tabelle 8 zeigt, dass die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im allgemeinen Sprachgebrauch mit negativ

Vorbereitung der Analyse: Bedeutungsübersicht des Konzeptes „Dunkelheit“ | 81

bewerteten Gefühlen, Personen, Gegenständen, Sachverhalten etc. verbunden wird. Die Vorarbeit hat ihr Ziel erfüllt: Die Liste ermittelt die metaphorische Verwendung der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Kognition. Da aber literarische Texte von Konventionen des Sprachgebrauchs häufig abweichen, werden im Korpus neben den obigen Zieldomänen auch weitere diskursgebundene Zieldomänen erschlossen, die die Reichweite der Quelldomäne mit neuen, eventuell untypischen Informationen versehen. Der folgende Teil der Arbeit präsentiert die Ergebnisse der durchgeführten Analyse auf der Makro- und Mikroebene.45

|| 45 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

5 Empirische Metaphernbelege und Analyse Die folgenden Unterkapitel stellen die Ergebnisse der identifizierten sprachlichen Asymmetrien anhand der erhobenen Daten dar. Die Gesamtanalyse teilt sich in zwei große Einheiten, in denen sie in je zwei Schritten vorgeht. Teil I konzentriert sich auf die Makroebene des Diskurses und beschreibt die sprachlichen Asymmetrien in zwei Verfahren. Zunächst werden sprachliche Asymmetrien in den lexikalischen Quelldomänfeldern von DUNKELHEIT untersucht. Hierzu gehören die lexikalischen Items, die in der Text-Welt des Diskurses Teile des lexikalischen Feldes der Quelldomäne DUNKELHEIT. Diese lexikalischen Ausdrücke sind insofern die sprachlichen Realisierungen der Quelldomäne DUNKELHEIT, die sich nach ihren Bedeutungen in semantisch homogene Gruppen ordnen. Die Quelldomänfelder des deutschen und des ungarischen Kontextes wird auch anhand ihrer Netzwerke und ihrer Entfaltung im Diskurs beschrieben. Deshalb werden zu jedem Quelldomänfeld Wortskizzen herausgearbeitet, die sich jeweils auf ein einzelnes Lexem konzentrieren und die etwaigen Asymmetrien der Felder schildern. Als Nächstes arbeitet die Analyse mit der konzeptualisierten und systematischen Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT weiter und sucht nach sprachlichen Asymmetrien der analysierten Sprachen. Es werden die zugehörenden sprachlichen Metaphern jeder Fokusgruppe aufgelistet und ihre diskursgebundene metaphorische Motiviertheit rekonstruiert. Teil II widmet sich der Teilanalyse in Bezug auf die Mikroebene des Diskurses. Es wird überprüft, ob die sprachlichen Metaphern in Bezug auf ihre Lexik/Semantik und auf ihre Grammatik im Übersetzungsprozess sprachliche Asymmetrien entwickelt haben. An dieser Stelle geht die Studie wiederum auf die metaphorische Qualität der Ausdrücke ein, und zwar aus der Perspektive der Übersetzungswissenschaft. Die vorgeführten sprachlichen Belege werden durch ihre metaphorische Qualität systematisiert: Zuerst werden die Metaphern auf der Ersten Ebene aufgelistet, daran schließen sich die Metaphern auf der Zweiten Ebene an.

5.1 Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“: Ergebnisse der Datenerhebung Die durchgeführte Untersuchung ist vorwiegend qualitativ, trotzdem sind einige Tabellen zur Schilderung der Ergebnisse mit Zahlangaben zur Verfügung gehttps://doi.org/10.1515/9783110772975-005

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 83

stellt. Ziel dieser Tabellen ist lediglich zu ermitteln, wie viele sprachliche Metaphern die Datenerhebung erbracht hat, sie werden dementsprechend nicht zu quantitativen Analysen verwendet. Tabelle 9 veranschaulicht, dass die Datenerhebung ungefähr doppelt so viele Metaphern auf der Zweiten Ebene ergeben hat wie Metaphern auf der Ersten Ebene. Zwei Drittel der Metaphern sind demgemäß stark diskursgebunden, konventionalisiert und sie bauen ihre Metaphorizität aus der Diskursdynamik auf. Ferner ist festzustellen, dass die meisten Metaphern mit der Figur Zöllner verbunden sind und die Figur Kaminski zur Metaphernbildung nicht so frequent ist. Dies kann damit zusammenhängen, dass die Handlung aus Zöllners Perspektive erzählt wird, Kaminskis Äußerungen sind dementsprechend viel begrenzter.46 Tab. 9: Verteilung der sprachlichen Metaphern zum Themenkomplex „Dunkelheit“ DUNKELHEIT

SÖTÉTSÉG

Vorkommenshäufigkeit

Vorkommenshäufigkeit

Metapher auf der Ersten Ebene

20 Einheiten

20 Einheiten

Metapher auf der Zweiten Ebene

38 Einheiten

38 Einheiten

Mit der Figur Zöllner verbunden

42 Einheiten

43 Einheiten

Mit der Figur Kaminski verbunden

15 Einheiten

14 Einheiten

Mit sonstiger Figur verbunden

1 Einheit

1 Einheit

Tabelle 10 fasst die metaphorischen Ausdrücke anhand ihrer Wortzahl zusammen. Aus den Daten wird ersichtlich, dass sich die metaphorischen Zentren des Diskurses im Kapitel 3 und 7 (insg. 11 Einheiten), im Kapitel 2 (9 Einheiten) und im Kapitel 5 (7 Einheiten) befinden. In diesen sind gleichzeitig die meisten Metaphern auf der Zweiten Ebene zu ermitteln, wobei die Qualität der Metaphorizität der Daten eher konventionalisiert ist. D.h., obwohl diese Kapitel ziemlich viele Metaphern aufweisen, erscheinen sie wahrscheinlich auf den ersten Blick nicht unbedingt allzu metaphorisch. Was die Wortzahl betrifft, steht Kapitel 6 auf der ersten Stelle, ihm folgen dann Kapitel 12 und Kapitel 7. Interessant ist es, dass Kapitel 6 lediglich drei metaphorische Einheiten produziert, trotzdem steht es nach der Wortzahl metaphorischer Ausdrücke an der ersten Stelle. Von den drei Metapherneinheiten sind zwei auf der Zweiten und eine auf der Ersten Ebe-

|| 46 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

84 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

ne zu identifizieren. D.h., dass die Metaphern auf der Zweiten Ebene im Text mehrere Sätze, eventuell Abschnitte einnehmen, bis man die Ausdrücke erst als metaphorisch erkennt.   Tab. 10: Metaphorisch identifizierte Wörter in „Ich und Kaminski“ und in deren ungarischen Übersetzung

Wortzahl

mvw ‒ Erste Ebene

mvw ‒ prozentual

mvw ‒absolut

mvw – Zweite Ebene

Kapitel

Dt.

Ung.

Dt.

Ung.

Dt.

Ung. Dt. Ung.

Dt. Ung.

1

2637

2066

5 Einheiten 120 Wörter

5 Einheiten 97 Wörter

5%

5%

2

2

3

3

2

3131

2531

9 Einheiten 277 Wörter

9 Einheiten 230 Wörter

9%

9%

1

1

8

8

3

2400

1959 11 Einheiten 11 Einheiten 284 Wörter 228 Wörter

12 %

12 %

3

3

8

8

4

3172

2561

4 Einheiten 74 Wörter

4 Einheiten 66 Wörter

2%

3%

3

3

1

1

5

2989

2368

7 Einheiten 235 Wörter

7 Einheiten 203 Wörter

8%

9%

3

3

4

4

6

4756

3860

3 Einheiten 106 Wörter

3 Einheiten 82 Wörter

2%

2%

1

1

2

2

7

3208

2577 11 Einheiten 11 Einheiten 339 Wörter 282 Wörter

11 %

11 %

6

6

5

5

8

2739

2177

2 Einheiten 77 Wörter

2 Einheiten 62 Wörter

3%

3%

0

0

2

2

9

2473

2019

2 Einheiten 32 Wörter

2 Einheiten 28 Wörter

1%

1%

0

0

2

2

10

2415

1907

1 Einheit 35 Wörter

1 Einheit 26 Wörter

1%

1%

0

0

1

1

11

1473

1149

1 Einheit 11 Wörter

1 Einheit 0,7 % 0,8 % 9 Wörter

0

0

1

1

12

4103

3270

2 Einheiten 92 Wörter

2 Einheiten 75 Wörter

2%

2%

2

2

0

0

13

866

639

0 Einheit

0 Einheit





0

0

0

0

Insg.

36539

29437 58 Einheiten 58 Einheiten 4,6 % 4,7 % 1682 Wörter 1388 Wörter

21

21

37

37

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 85

5.1.1 Analyse auf der Mikroebene – Teil I: Reichweite der lexikalischen Quelldomänfelder DUNKELHEIT im deutschen und im ungarischen Diskurs „Ich und Kaminski“ Tabelle 11 enthält die lexikalischen Quelldomänfelder zu DUNKELHEIT und reflektiert ihre Vorkommenshäufigkeit. Die häufigsten Felder sind AUGEN, DUNKEL und (FEHLENDES) LICHT. Ferner gibt die Tabelle die Figuren an, mit denen die metaphorischen Ausdrücke der Felder in Verbindung stehen. Es ist wiederum die Figur Zöllner, die die meisten Metaphern produziert, Kaminkis metaphorische Präsenz ist lediglich an manchen Stellen charakteristisch. Tiefere diskursgebundene Erläuterungen zur metaphorischen Motiviertheit der einzelnen Felder befinden sich in den folgenden Unterkapiteln.   Tab. 11: Diskurskonstituierende lexikalische Quelldomänfelder von „Dunkelheit“ im deutschen und im ungarischen Korpus

Lexikalische Quelldomänfelder zu DUNKELHEIT

Figur

Vorkommenshäufigkeit Dt.

Ung.

Zöllner Dt.

Ung.

Kaminski Dt.

Ung.

Sonstige Figur Dt.

Ung.

AUGE(N)

17

16

12

11

3

3

2

2

DUNKEL

15

15

11

11

4

4

0

0

(FEHLENDES) LICHT

9

9

9

9

0

0

0

0

SCHWARZ

8

8

1

1

7

7

0

0

SCHATTEN

6

6

3

3

3

3

0

0

NACHT

6

6

5

5

0

0

1

1

BLIND

5

5

1

1

4

4

0

0

MINE

2

2

0

0

2

2

0

0

Mit Farbe markiert ist die Stelle in Tabelle 11, an der Unterschiede der Frequenz zu ermitteln sind. Diese Unterschiede sind jedoch nicht bedeutend, was mit der werkgetreuen Qualität der Übersetzung zu begründen ist. 5.1.1.1 Lexikalisches Quelldomänfeld AUGE(N) Das Quelldomänfeld AUGE(N) vernetzt sich im Diskurs durch seine Semantik am kohärentesten und kommt in Form metaphorischer Inhalte insgesamt 16-mal vor. Die Verteilung der sprachlichen Metaphern ist im Diskurs nicht einheitlich,

86 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

sondern an bestimmten semantischen Knotenpunkten verstreut. Die Metapherntrajektorie des Feldes konzentriert sich im Kapitel 7 mit fünf und im Kapitel 5 mit vier metaphorischen Einheiten. In weiteren Kapiteln des Diskurses kommen Metaphern lediglich alleinstehend oder gar nicht vor. Tabelle 12 schildert den Aufbau des Metaphernfeldes in beiden untersuchten Sprachen. Die Markierungen in jeder Tabelle sind einheitlich und von mir vorgenommen: doppelt unterstrichen sind die Quelldomänen, die Zieldomänen sind Einheiten mit einfacher Unterstreichung.   Tab. 12: Das lexikalische Quelldomänfeld AUGE(N)

1

Systematik/Figur

Kapitel

Dt.

Ung.

PSYCHISCHE BLINDHEIT

5

[…] ich schloß für einen Moment die meinen und tastete mich blind vorwärts. (IK: 62)

[…] egy pillanatra én is lehunytam az enyémet, és vakon tapogatóztam előre. (EK: 68)

Zöllner

2

3

PSYCHISCHE BLINDHEIT 7 HILFLOSIGKEIT Kaminski

PSYCHISCHE BLINDHEIT

A szeme le volt hunyva. A foSeine Augen waren geschlossen. Er fingerte an gai közt kotorászott: ‒ Kaseinen Zähnen. »Bekomme pok reggelit? (EK: 108) ich Frühstück?« (IK: 98)

7

[…] die Sache mit meinen Augen nicht ernst genommen. (IK: 105)

[…] nem vettem komolyan ezt a dolgot a szememmel. (EK: 115)

Kaminski 4

ANGST Zöllner

5

[...] schloß die Augen. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. (IK: 61)

[...] lehunytam a szemem. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. (EK: 68)

5

ERSCHÖPFUNG UNSICHERHEIT UNWISSEN Zöllner

1

Ich blinzelte, der Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, [...]. [...] ich schloß die Augen, [...], nickte ich ein. (IK: 12)

Hunyorogtam, az eső egyre erősebben esett, a szétlocscsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat rajzoltak volna az ablakra, [...]. […], elbóbiskoltam. (EK: 12)

6

ERSCHÖPFUNG Zöllner

1

[...] ich drückte mich in die weiche Sitzpolsterung und schloß sofort die Augen. (IK: 14)

[...] bevackoltam magam a párnázott ülésbe, és azonnal lehunytam a szememet. (EK: 14)

7

ERSCHÖPFUNG Zöllner

5

Ich war plötzlich müde. Ich schloß, für einen Moment nur, die Augen. (IK: 64)

Hirtelen elfáradtam. Lehunytam a szemem, de csak egy pillanatra. (EK: 71)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 87

Systematik/Figur

Kapitel

Dt.

Ung.

8

ERSCHÖPFUNG Zöllner

7

Ich rieb mir die Augen, plötzlich fühlte ich mich schwach. (IK: 102)

Megdörgöltem a szemem, hirtelen gyengének éreztem magam. (EK: 112)

9

SCHRECKEN/SCHRECK Zöllner

9

Ich schloß einen Moment lang die Augen. Was hatte mich so erschreckt? (IK: 125)

Egy pillanatra lehunytam a szemem. Mitől ijedtem meg úgy? (EK: 138)

10

WUT/ÄRGER Kaminski

10

Er stieß scharf die Luft aus und nahm seine Brille ab. Seine Augen waren geschlossen. (IK: 144)

Hirtelen kifújta a levegőt, és levette a szemüvegét. A szeme csukva volt. (EK: 158)

11

UNWISSEN Zöllner

2

Ich mußte die Augen zusammenkneifen, um den Lauf der Straße auszumachen. (IK: 31)

Hunyorognom kellett, hogy lássam, merre vezet az út. (EK: 34)

12

KRAFTLOSIGKEIT Zöllner

7

Ich rieb mir die Augen. Ich wollte schreien, aber mir fehlte die Kraft. (IK: 107)

Megdörzsöltem a szememet. Kiabálni akartam, de nem volt hozzá erőm. (EK: 118)

13

KRAFTLOSIGKEIT Zöllner

7

Ich schloß die Augen. Plötzlich war es mir egal. (IK: 108)

Lehunytam a szememet. Hirtelen minden mindegy volt. (EK: 118)

14

SCHAM Sonstige Figur

5

[…] schloß die Augen und tat, als wäre er nicht da. (IK: 60)

[...] lesütötte a szemét, és úgy csinált, mintha ott se lenne. (EK: 66)

15

TALENT Sonstige Figur

8

[…] er sah mich mit diesen [...] rám nézett azzal a fekete schwarzen Götteraugen an. istenszemével. (EK: 124) (IK: 113)

16

KONZENTRATION Zöllner

3

[…] schloß die Augen, um mich besser zu erinnern. (IK: 44)

[...] lehunytam a szemem, hogy jobban emlékezzek. (EK: 48)

Aus Tabelle 12 geht hervor, dass sich das Quelldomänfeld AUGE(N) v.a. mit der Figur Zöllner (11 Einheiten) verbindet, der Rest der sprachlichen Metaphern manifestiert sich in den Äußerungen Kaminskis (3 Einheiten) oder sonstiger Figuren (2 Einheiten). Dieses Resultat war anhand der Handlung nicht zu antizipieren: Im Falle eines blinden Malers kann theoretisch vorausgesetzt werden, dass das Feld AUGE(N) eher mit seiner Figur verbunden wird und nicht mit seinem vermeintlichen Biographen, der über gute Sehkräfte verfügt. Was trotzdem Zöllners Diskursdominanz unterstützt, ist die Tatsache, dass die Handlung aus seiner Perspektive erzählt wird. Da Zöllner in der Handlung nicht imstande ist,

88 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

die Realität um sich herum objektiv wahrzunehmen, führt das im Diskurs zur Entstehung einer psychischen Blindheit von seiner Seite. Dies identifiziert sich dann metaphorisch mit dem Quelldomänfeld AUGE(N). Die obige Vermutung unterstützt ebenfalls die Systematik des Metaphernfeldes. Das metaphorische Material lässt sich mit den folgenden Konzepten identifizieren: ERSCHÖPFUNG (4), PSYCHISCHE BLINDHEIT (3) und KRAFTLOSIGKEIT (2). Je eine Metapher im Metaphernfeld verbindet sich mit weiteren Konzepten, die im Diskurs lediglich sporadisch auftauchen: ANGST, UNSICHERHEIT, SCHRECKEN/SCHRECK, WUT/ÄRGER, UNWISSEN, SCHAM. Das entstandene Quelldomänfeld ist infolgedessen vorrangig als negativ zu bewerten, somit auch die durch die Figuren vermittelten Attitüden. Es ist interessant, auf zwei weitere Konzepte des Metaphernfeldes tiefer einzugehen: TALENT und KONZENTRATION. Auf den ersten Blick und nach ihrer lexikalischen Bedeutung sind sie als positiv anzusehen. Dies ist jedoch im Diskurs nicht der Fall. Sowohl das TALENT als auch die KONZENTRATION verbinden sich im Diskurs und in den einzelnen Diskurs- und Text-Welten mit eindeutig negativen Konzepten. TALENT bezieht sich beispielsweise auf Unglück bezüglich beider Protagonisten. Für Kaminski ist das TALENT ein Laster, das er auch nicht komplett im Besitz hat, da er den Ruhm und die Anerkennung für seine Kunst ausschließlich seiner Blindheit verdankt. Im Gegensatz dazu wird die Figur Zöllner als gänzlich ohne Talent dargestellt. Auf eine ähnliche Art und Weise funktioniert das metaphorische Konzept KONZENTRATION. Es bezieht sich auf die Figur Zöllner und entwickelt sich in der folgenden Diskurs-Welt langsam: Zöllner erinnert sich an ein stressiges, aufgewühltes und schlechtes Erlebnis und aus der allmählichen Beschreibung dieses Erlebnisses entfaltet sich das Konzept KONZENTRATION, in der Diskurs-Welt jedoch schon mit einer negativen Ladung. D.h., das Konzept KONZENTRATION verliert in der Diskurs-Welt seine positive lexikalische Ladung vollständig und die Diskurs-Welt entwickelt eine neue diskursgebundene Bedeutung des Konzeptes. Diese Erkenntnis ist ein gutes Beispiel für die normbrechende Funktion sowie für die Diskursgebundenheit von Metaphern im literarischen Kontext. Die metaphorischen Ausdrücke des Quelldomänfeldes AUGE(N) kommen in der Text-Welt in Verbindung mit unterschiedlichen Lexemen vor. Am häufigsten befinden sie sich im Umfeld die Augen schließen/reiben/zusammenkneifen und lehuny/megdörgöl/megdörzsöl/csuk/lesüt. Dieses Resultat bestätigt die vermittelten negativen Attitüden des Quelldomänfeldes: Jedes Mal tauchen die Lexeme Augen und szem sowohl im deutschen als auch im ungarischen Diskurs in einem sprachlichen Umfeld auf, das die Augen und das Sehvermögen in einem weniger vorteilhaften Licht erscheinen lässt.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 89

Hinsichtlich lexikalischer und konzeptueller Interferenzen zwischen der deutschen und der ungarischen Fassung lässt sich sagen, dass keine prägnanten Ungleichheiten festzustellen sind. Auf den ersten Blick ist auffallend, dass die Vorkommenshäufigkeit der identifizierten Metaphern im Feld bei der Figur Zöllner im ungarischen Diskurs geringer ist als im deutschen. Dies ist damit zu begründen, dass in der ungarischen Text-Welt der Ausdruck ich schloß die Augen einmal nicht übersetzt wurde. Das ergibt jedoch keinen konzeptuellen Unterschied zwischen den zwei Text-Welten. Es ist interessant, dass die Übersetzerin den Ausdruck ich schloß die Augen in der ungarischen Text-Welt meistens mit dem Äquivalent lehunytam a szemem wiedergibt, in zwei Fällen aber mit einem anderen Äquivalent: Einmal mit der Entsprechung a szeme csukva volt (dt. ‚seine Augen waren geschlossen‘), was eine neutrale Übersetzung ist und keine gravierenden konzeptuellen Unterschiede mit sich bringt; ein anderes Mal mit lesütötte a szemét (dt. ‚er schlug die Augen nieder‘), wo ein kleiner konzeptueller Unterschied zu erschließen ist. In der ungarischen Übersetzung geht es nicht nur um das Augenschließen selbst, sondern auch um die Wiedergabe weiterer Bedeutungen wie z.B. ‚Scham‘, ‚Verlegenheit‘ usw. (die Augen aus Scham/Verlegenheit usw. niederschlagen). Diese Bedeutung fehlt in der deutschen Text- und Diskurs-Welt vollständig. Das Quelldomänfeld AUGE(N) ist sprachlich stark konventionalisiert. Außerhalb des Diskurses scheinen diese Metaphern nicht metaphorisch zu sein und sie zeigen keine kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. Ihre Metaphorizität liegt hauptsächlich in der Diskursdynamik: Die Repetition und Rekurrenz semantisch relativ homogener Ausdrücke wie ich schloß die Augen und ihre ungarischen Äquivalente wie lehunytam a szemem etc. stehen im Diskursraum für eine dynamische Metaphorizität. Die Dynamik und Entfaltung der Metaphorizität schildern die durchgeführten Netzwerkanalysen in beiden untersuchten Sprachen. Die Online-Software „Sketch Engine“ bietet an, zu Korpora lexemgerichtete Netzwerke herauszuarbeiten und die Ergebnisse in Form von Grafiken darzustellen. Das Ziel der Netzwerkanalyse ist, anhand der erstellten Grafiken zu beiden untersuchten Sprachen Asymmetrien zu identifizieren. Abbildung 2 zeigt die ersten Ergebnisse der Netzwerkanalyse zum Quelldomänfeld AUGE(N)47:

|| 47 Alle Grafiken wurden mithilfe der Online-Software „Sketch Engine“ angefertigt. Online erreichbar unter www.sketchengine.eu (Zugriff: 17.10.2022). Oben auf der Grafik ist auch eine Nummer für die Vorkommenshäufigkeit des untersuchten Lexems zu finden. Dies zeigt die vollständige Zahl der Vorkommenshäufigkeit des Lexems im Korpus, die aber mit der Zahl der

90 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Abb. 2: Netzwerk des lexikalischen Quelldomänfeldes AUGE(N)

In der Mitte der Grafik steht das untersuchte Lexem Auge (und Augen, obwohl das auf der Abbildung nicht erscheint). Die einzelnen Schnitte der Grafik repräsentieren verschiedene Untersuchungsaspekte, von denen hier v.a. drei in die Analyse mit einbezogen werden: Verben mit Auge(n) als Akkusativobjekt, Verben mit Auge(n) als Subjekt und Bestimmungswörter des Lexems Auge(n). Die Größe der Buchstaben ändert sich je nach Frequenz, d.h., je öfter ein Wort mit Auge(n) vorkommt, desto größer erscheint es auf der Grafik. Die Entfernung der Lexeme von der Mitte Auge(n) stellt dar, wie nah die Lexeme in der Text-Welt zu Auge(n) stehen. Das bedeutet, je zentraler das Lexem zur Mitte Auge(n) steht, desto näher befindet sich das Lexem zu Auge(n) im Textumfeld. Anhand der Abbildung 2 lässt sich feststellen, dass das Wort Auge (und Augen) bezüglich der Verben mit schließen und öffnen, reiben und kneifen mit größter Frequenz vorkommt. Im Vergleich dazu ist das ungarische Quelldomänfeld szem (dt. ‚Auge‘) folgendermaßen abzubilden (Abbildung 3):

|| metaphorischen Verwendungen nicht übereinstimmt. Die eigentliche metaphorische Verwendung des Lexems ist deutlich geringer und ist in Tabelle 11 angegeben.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 91

Abb. 3: Netzwerk des Quelldomänfeldes SZEM

Der Vergleich der zwei Grafiken ergibt Ungleichheiten in mehreren Aspekten. Am auffälligsten sind die Verschiedenheiten bei Verben. Während im deutschen Kontext das Lexem Auge(n) am häufigsten mit den Verben schließen, reiben, öffnen und kneifen zusammen vorkommt, sind im ungarischen Korpus die Verben lehuny (dt. ‚schließen‘), néz (dt. ‚sehen‘), megdörzsöl (dt. ‚reiben‘), van (dt. ‚sein‘) sowie mereszt (dt. ‚starren‘) am häufigsten. Neben den Äquivalenten wie schließen (ung. lehuny) und reiben (ung. megdörzsöl) ist es interessant, dass die Lexeme néz (dt. ‚sieht‘) und mereszt (dt. ‚starren‘) im ungarischen Korpus das Konzept SEHEN hervorheben. Dieses Phänomen ist ebenfalls im deutschen Korpus präsent, aber mit einer geringeren Frequenz. Eine Asymmetrie ist demgemäß folgendermaßen zu beschreiben: Die deutsche Diskurs- und Text-Welt zeigen konzeptuell eine UNSEHEN-Orientierung, während für die ungarische Diskurs- und Text-Welt teilweise mehr SEHEN-Orientierung typisch ist. Ferner sind Ungleichheiten im Netzwerk hinsichtlich der Bestimmungswörter der Lexeme Auge(n) und szem zu finden. Die deutsche Text-Welt produziert einige Lexeme, die in der ungarischen Text-Welt nicht in dieser Form übertragen worden sind: schnell, hell, ruhig und asiatisch. Im Gegensatz dazu kreiert die ungarische Text-Welt folgende in der deutschen Text-Welt nicht in dieser Form versprachlichte Lexeme: beteg (dt. ‚krank‘), groteszk (dt. ‚grotesk‘), hölgy (dt. ‚Dame‘), dolog (dt. ‚Ding‘) und nyilvánosság (dt. ‚Öffentlichkeit‘). Aus den Unterschieden ist die These zu formulieren, dass die deutsche Text-Welt ein viel positiver geladenes Bild durch die Lexeme hell, schnell, ruhig vermittelt als die ungarische, in der vorwiegend dunklere Bedeutungen wie ‚krank‘ und ‚grotesk‘ vorkommen.

92 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Wenn die Netzwerke im Quelldomänfeld ausschließlich auf Substantive in der Text-Welt des metaphorischen Ausdrucks beschränkt werden, bekommt man weitere interessante Ergebnisse, die eindeutig als asymmetrisch gelten können (Abbildungen 4 und 5):

Abb. 4: Netzwerk des Quelldomänfeldes AUGE(N)

Abb. 5: Netzwerk des Quelldomänfeldes SZEM

Die obigen Netzwerke veranschaulichen am auffälligsten die Asymmetrie des kompletten Perspektivenwechsels der deutschen und der ungarischen Text-Welt: Während die deutsche Text-Welt das Lexem Auge(n) am häufigsten mit der Figur Kaminski verbindet und dabei nicht nur mit dem Lexem Kaminski, sondern auch mit lexikalischen Items und Konzepten, die sich im Diskurs nur auf ihn beziehen

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 93

wie Türe, Spiegel, ist diese Tendenz in der ungarischen Text-Welt gar nicht typisch. Die ungarische Text-Welt baut einen Zusammenhang zwischen Auge(n) und der Figur Zöllner aus, der mit én (dt. ‚ich‘, d.h. Zöllner) rekonstruiert wird. Kaminskis Name taucht in der ungarischen Text-Welt gar nicht auf, nur zusammen mit dem Lexem mi (dt. ‚wir‘, d.h. Zöllner und Kaminski). Wörter, die auf die Relevanz der Kaminski-Figur verweisen wie Matisse und tükör (dt. ‚Spiegel‘) kommen in der ungarischen Fassung schon vor, um die Präsenz der KaminskiFigur zu zeigen. Dies ist jedoch im Netzwerk des ungarischen Quelldomänfeldes ebenso nicht so stark ausgebaut wie in der deutschen Text-Welt. 5.1.1.2 Lexikalisches Quelldomänfeld DUNKEL Das lexikalische Quelldomänfeld DUNKEL taucht sowohl in der deutschen als auch in der ungarischen Diskurs-Welt durch ihre sprachlichen Metaphern insgesamt 15-mal auf. Das lexikalische Stichwort des Feldes ist dunkel von der Quelldomäne DUNKELHEIT. Die kognitive Spannung der Metaphern ist nicht stark ausgeprägt, die Mehrheit der Metaphern (elf Metaphern) sind konventionalisierte Metaphern auf der Zweiten Ebene mit metonymischen Basisbedeutungen und nur vier Metaphern sind auf der Ersten Ebene mit starker kognitiver Spannung und Metaphernindikatoren zu erkennen. Die Verteilung der sprachlichen Metaphern des Feldes ist in beiden TextWelten nicht einheitlich: Die meisten sprachlichen Metaphern verteilen sich in den ersten fünf Kapiteln der Text-Welt. Ein Clustering ist mit vier Metaphern im Kapitel 4 zu bestimmen, hier ist somit die Metapherntrajektorie des Feldes am höchsten. Dem Kapitel 4 folgen mit der größten Frequenz die Kapitel 3 und 4 je mit drei Metaphern und Kapitel 5 mit zwei Metaphern. Je eine Metapher ist zusätzlich in den Kapiteln 1, 7 und 9 zu entdecken. Der Aufbau des Metaphernfeldes veranschaulicht Tabelle 13: Tab. 13: Das lexikalische Quelldomänfeld DUNKEL

Systematik/Figur

Kapitel Dt.

Ung.

1

ANGST Zöllner

3

In der Dunkelheit vor dem Fenster konnte ich die Bergspitzen und einen blassen Halbmond erkennen. (IK: 40)

Az ablak előtti sötétben is felismertem a hegycsúcsokat és a sápadt félholdat. (EK: 44)

2

ANGST Zöllner

5

Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. (IK: 61)

Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. (EK: 68)

94 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Systematik/Figur

Kapitel Dt.

Ung.

3

ANGST 5 SCHRECKEN/SCHRECK Zöllner

[...] war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab [...]. (IK: 63)

[...] nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld feszínén nem is létezik, [...]. (EK: 70)

4

ERSCHÖPFUNG Zöllner

1

[...] zogen sich dunkle Streifen über mein plötzlich rot und nackt aussehendes Gesicht. (IK: 15–16)

[...] sötét csíkok barázdálták hirtelen vörösnek és csupasznak tetsző arcomat. (EK: 16)

5

ERSCHÖPFUNG Zöllner

3

[...] eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte. (IK: 37–38)

[...] az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejthető emberi alak. (EK: 41)

6

RUHM/ANERKENNUNG 2 Zöllner

Titel in dunkler Schrift. (IK: 27) Sötét betűs cím. (EK: 28)

7

RUHM/ANERKENNUNG 3 Kaminski

[...] Zusatz painted by a blind man und brachte daneben ein Foto von Kaminski mit dunkler Brille an. (IK: 38, kursive Hervorhebungen im Original)

[…] painted by a blind man, és elhelyezték mellette Kaminski sötét szemüveges fényképét. (EK: 41, kursive Hervorhebungen im Original)

8

TOD Zöllner

4

Eine gebeugte Gestalt saß an der Küste eines dunklen Ozeans […]. (IK: 56)

[...] egy hajlott alak ült a sötét óceán partján, [...]. (EK: 61)

9

TOD Kaminski

4

Tod am fahlen Meer […]. (IK: 57, kursive Hervorhebungen im Original)

Halál a fakó tengernél [...]. (EK: 61, kursive Hervorhebungen im Original)

10 PSYCHISCHE KÄLTE Zöllner

2

Ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war, unter mir löste sich Schotter, fast wäre ich wieder gefallen. (IK: 32)

Nem voltam biztos benne, hogy még mindig az úton járok, talpam alatt görgött a kavics, kis híján megint leestem. (EK: 32)

11 PSYCHISCHE KÄLTE Zöllner

2

Sollte ich mich einfach hinsetzen und auf den Tagesanbruch warten? Ich würde vielleicht erfrieren und mich noch vorher zu Tode langweilen, aber immerhin würde ich nicht abstürzen. (IK: 32)

Mi lenne, ha egyszerűen leülnék, és megvárnám, amíg megvirrad? Lehet, hogy megfagynék, előtte még halálra is unnám magam, de leg-alább nem zuhannék le. (EK: 35)

12 UNWISSEN Zöllner

2

Es wurde wirklich sehr rasch dunkel. Ich mußte die Augen zusammenkneifen, um den Lauf der Straße auszumachen. (IK: 31)

Tényleg nagyon hamar besötétedett. Hunyorognom kellett, hogy lássam, merre vezet az út. (EK: 34)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 95

Systematik/Figur

Kapitel Dt.

Ung.

13 ISOLATION Kaminski

4

Dunkel. Immer irgendwie im Schatten. (IK: 45)

Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott. (EK: 49)

14 ERNST Kaminski

7

Seine Züge hatten sich verdunkelt [...]. (IK: 104)

[...] arca elkomorult [...]. (EK: 114)

15 DEPRIMIERTHEIT Zöllner

9

[…] ihre Glasfenster spiegelten [...] ablakaikban az ég szürdas Grau des Himmels. kesége tükröződött. (IK: 128–129) (EK: 141)

Obwohl sich die sprachlichen Metaphern des Feldes primär auf die Figur Zöllner beziehen, spielt Kaminski in der Diskursdynamik trotzdem eine zentrale Rolle. Die Kapitel, in denen Metaphern des Feldes am häufigsten aufkommen, sind diejenigen, in denen entweder Kaminski auftritt oder Zöllner über Kaminski nachdenkt oder mit ihm Gespräche führt oder er mit ihm aus seinem Zuhause entflieht. Aus der Bahn der Metapherntrajektorie ist ersichtlich, dass Kaminski im Metaphernfeld besonders wichtig ist. Er ist die dunkle Figur des Diskurses, der mit seiner vermeintlichen Blindheit das Wesen seiner Figur noch finsterer macht. Seine Dunkelheit ist besser greifbar als die Zöllners, der eher in einer Art mentaler Dunkelheit lebt. Ähnlich wie das Quelldomänfeld AUGE(N) vermittelt das Feld DUNKEL negativ geladene Attitüden zu beiden Figuren. Am häufigsten kommen in sprachlichen Metaphern Konzepte wie ANGST (3), ERSCHÖPFUNG (2), RUHM/ANERKENNUNG (2), ERNST (2), TOD (2) und PSYCHISCHE KÄLTE (2) vor. Von denen scheint das Konzept RUHM/ANERKENNUNG an der falschen Stelle zu stehen, da der Ruhm nach dem allgemeinen Verständnis als etwas Positives betrachtet und eher mit dem Themenkomplex „Licht“ identifiziert wird als mit „Dunkelheit“. Trotz dieser Tatsache wird das Konzept RUHM/ANERKENNUNG in beiden Diskursen als etwas Negatives angesehen. Für Kaminski ist sein Ruhm eine Strafe, da er das Gefühl hat, er bekommt ihn wegen seiner Blindheit, und nicht, weil er über echtes Talent verfügt. Für Zöllner ist der Ruhm ein Lebensziel, nach dem er sich in der Welt orientiert. Beide Attitüden sind für Menschen mental problematisch, es ist demgemäß logisch, dass die weiteren Attitüden in der diskursiven Metaphernsystematik ebenfalls negativ geladen sind: SCHRECK/SCHRECKEN, UNWISSEN, ISOLATION, DEPRIMIERTHEIT. Ein weiteres Konzept, UNENDLICHKEIT, verknüpft sich in der Diskurs-Welt ebenfalls mit der Quelldomäne DUNKELHEIT. Trotz ihrer lexikalisch neutralen Bedeutung entwickelt es sich in eine negative Bedeutungsrichtung. UNENDLICHKEIT repräsentiert sowohl aus Zöllners als auch aus Kaminskis Perspektive die Realität: Beide Figuren leben in der Welt als Menschen ohne Ziele. Aufgrund dieser Tatsache verwandelt sich die Bedeutung von Unendlichkeit in eine unendliche Breite, die alles unberechenbar und labil macht.

96 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die Netzwerke der lexikalischen Quelldomänfelder wurden mithilfe von vier Stichwörtern durchgeführt, die im Feld oft vorkommen: dt. dunkel/sötét und Dunkelheit/sötétség. Zunächst folgen die Netzwerke von Dunkelheit und sötétség (Abbildungen 6 und 7).

Abb. 6: Netzwerk des Quelldomänfeldes DUNKELHEIT

Abb. 7: Netzwerk des Quelldomänfeldes SÖTÉTSÉG

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 97

Die obigen Netzwerke heben die Kategorien „Verben“, „Bestimmungswörter“ und „Präpositionen im Deutschen vs. Gebrauchsmuster im Ungarischen“ hervor. Neben den offensichtlichen Ähnlichkeiten ergeben sich einige konzeptuelle Asymmetrien auf der Makroebene beim Verbgebrauch und bei den Bestimmungswörtern. Während die deutsche Text-Welt dazu tendiert, das Lexem Dunkelheit regelmäßig mit dem Verb irren zu benutzen, ist das für die ungarische Text-Welt gar nicht typisch. Sie erstellt einen Kontext, in dem andere Verben im Zusammenhang mit dem Lexem sötétség (dt. ‚Dunkelheit‘) zusammen vorkommen. So z.B. das Verb van (dt. ‚sein‘) im Umfeld der Text-Welt von sötétség, obwohl dieses Muster nicht über eine geringere Frequenz verfügt wie irren. Diese Tatsache führt zur Hypothese, dass die deutsche Text-Welt, was die Benutzung des Lexems Dunkelheit in ihrem Diskursumfeld betrifft, eher dynamisch ist, während die ungarische Text-Welt bezüglich des Lexems sötétség als statisch empfunden wird. Bei den Bestimmungswörtern lassen sich ebenfalls kleinere Ungleichheiten identifizieren. Die deutsche Text-Welt verbindet das Attribut verloren in der Regel mit Dunkelheit, während die ungarische Text-Welt hinsichtlich der Attribuierung des Wortes sötétség andere Attribute wie emelt (dt. ‚gehoben‘) und ólomszürke (dt. ‚bleigrau‘) verwendet, aber mit einer geringeren Frequenz im Vergleich zur deutschen Text-Welt. Die Netzwerke zu den Wörtern dunkel und sötét zeigen die Abbildungen 8 und 9:

Abb. 8: Netzwerk des Quelldomänfeldes DUNKEL

98 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Abb. 9: Netzwerk des Quelldomänfeldes SÖTÉT

Das deutsche Wort dunkel kommt in der deutschen Text-Welt als Adjektiv und als Attribut vor, im Gegensatz dazu verhält sich das ungarische Lexem sötét in der ungarischen Text-Welt flexibler, da es sowohl als Adjektiv und Substantiv als auch als Attribut und Subjekt vorkommt. Um des klaren Vergleichs willen wird lediglich die Dimension dunkel und sötét als Adjektiv und Attribut betrachtet. Diesbezüglich zeigt die deutsche Text-Welt einen viel ausgeprägteren und nuancierteren Bedeutungsbereich: Das Wort dunkel wird am häufigsten mit den Lexemen Ozean, Streifen und Schrift zusammen verwendet, während die ungarische Text-Welt diese Eigenschaft gar nicht zeigt. 5.1.1.3 Lexikalisches Quelldomänfeld (FEHLENDES) LICHT Das lexikalische Quelldomänfeld (FEHLENDES) LICHT zeigt eine relativ hohe Frequenz durch seine neun sprachlichen Metaphern im Diskurs. Die Metaphern des Feldes verteilen sich in der Text-Welt ungefähr einheitlich. In keinem Kapitel befinden sich Metaphern-Clusterings, der Höhepunkt der Metapherntrajektorie ist mit zwei Metaphern im Kapitel 5 und 6. In allen weiteren Kapiteln kommt entweder eine oder keine sprachlichen Metaphern vom Feld vor. Tabelle 14 enthält den Aufbau des Quelldomänfeldes.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 99

Tab. 14: Das lexikalische Quelldomänfeld (FEHLENDES) LICHT

Systematik/Figur Kap. Dt.

Ung.

1 ANGST INSPIRATION Zöllner

5

Ob sie nachts das Licht ausschal- Vajon éjszakára lekapcsolják a teten? (IK: 64) villanyt? (EK: 71)

2 ANGST Zöllner

6

Ich ging auf Zehenspitzen zur Tür, Lábujjhegyen az ajtóhoz mentem, schaltete das Licht aus und lekapcsoltam a villanyt, és önkénatmete unwillkürlich auf. (IK: 77) telenül fellélegeztem. (EK: 85)

3 ANGST Zöllner

6

Eben ging die Sonne unter, die Berge sahen ein paar Sekunden schroff und riesig aus, dann wichen sie zurück und wurden flach und fern. (IK: 89)

4 UNSICHERHEIT Zöllner

8

[…] ächzend ruckte die Kabine […] a fülke csikorogva lódult meg aufwärts und brachte uns auf fölfelé, és egy alig megvilágított einen kaum beleuchteten Gang. folyosóra vitt minket. (EK: 123) […] (IK: 111)

5 SCHRECKEN/ SCHRECK Zöllner

5

Wieder eine Tür, aber im Gang dahinter war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken schlug ich die Tür zu. (IK: 63)

Újabb ajtó, de a mögötte lévő folyosón nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld feszínén nem is létezik, rémülten becsaptam az ajtót. (EK: 70)

6 TOD Zöllner

7

Die Straßen waren um diese Zeit ohnehin leer. Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf; mir war, als reisten wir durch ausgestorbenes Land. (IK: 97)

Ilyenkor amúgy is üresek az utak. Erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu; úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül. (EK: 106)

7 WUT/ÄRGER Zöllner

1

Ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus, vor Wut biß ich die Zähne zusammen. (IK: 13)

A földre dobtam a cigarettát, és el-tapostam, közben dühösen össze-szorítottam a fogam. (EK: 13)

8 UNWISSEN Zöllner

2

»Die Straße ist nicht beleuchtet«, sagte der Bankier. […] »Die Straße ist nicht beleuchtet«, wiederholte der Bankier. (IK: 31)

‒ Az út nincs kivilágítva ‒ mondta a bankár. […] ‒ Az út nincs kivilágítva ‒ ismételte meg a bankár. (EK: 33)

9 UNENDLICHKEIT Zöllner

12

Ich drückte meine Zigarette aus. Das war es immer gewesen. Die Landschaft hatte sich verändert, längst gab es keine Hügel mehr, auch die Dörfer und Wege verschwanden; mir war, als reisten wir in der Zeit zurück. (IK: 153)

Elnyomtam a cigarettámat. Mindig is ez volt. A táj megváltozott, rég sehol egy domb, a falvak és az utak is eltűntek; úgy éreztem, mintha vissza-utaztunk volna az időben. (EK: 167)

A nap éppen lebukott, a hegyek pár másodpercre ridegnek és hatalmasnak látszottak, aztán eltávolodtak, laposakká és távoliakká váltak. (EK: 98)

100 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Das Metaphernfeld ist im Diskurs ausschließlich mit der Figur Zöllner verknüpft, Kaminski nimmt an der Gestaltung des Feldes absolut nicht teil. Dies ist ein anregendes Resultat aus mehreren Gründen. Zuerst, da es logisch wäre, dass der blinde Kaminski mit dem Konzept (FEHLENDES) LICHT identifiziert wird. Schließlich deutet dieses Ergebnis das Ende der Handlung an, und zwar dass Kaminski nicht völlig blind ist, sondern er kann durch sein verheimlichtes Sehvermögen (auch wenn das sich verschlechtert hat) die Welt und Leute um sich herum wahrnehmen und sie sogar manipulieren. Somit lässt sich sagen, dass im Diskurs die einzige Figur, in deren Leben das Licht (im übertragenen Sinne) fehlt, in der Tat die Figur Zöllner ist. Das Quelldomänfeld vermittelt im Diskurs lediglich negativ geladene Attitüden zu Zöllner. Das relevanteste, mehrmals auftauchende Konzept ist die ANGST (3). An unterschiedlichen Stellen des Kontextes bekommt die Figur Zöllner in der Dunkelheit oder beim mangelnden Licht immer wieder Angst. Weitere negativ geladene Konzepte sind mit dem Feld verbunden wie z.B. UNSICHERHEIT, SCHRECKEN/SCHRECK, TOD, WUT/ÄRGER und UNWISSEN. Es gibt zwei zusätzliche Konzepte, die mit dem Quelldomänfeld verknüpft sind: INSPIRATION und UNENDLICHKEIT. Anhand ihrer Bedeutung im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Kognition sind sie neutral geladen, in der DiskursWelt erweisen sie sich jedoch eher als negativ. INSPIRATION verbindet sich nach ihrer lexikalischen Bedeutung mit etwas Positivem, in der Diskurs-Welt wird sie jedoch als etwas Negatives empfunden, und zwar aus der Perspektive beider Protagonisten. Eine Erklärung für dieses Phänomen ist wie folgt zusammenzufassen. Kaminski verirrt sich in einer Salzmine wegen seiner beginnenden Augenkrankheit, was ihn seelisch lange sehr belastet. Nach diesem Minenerlebnis nutzt er seine Augenkrankheit als Inspiration und Ausrede zum Malen, obwohl er selbst genau weiß, dass das keine wahre Kunst, sondern einfach eine Verfälschung ist. Diese Inspiration ist für ihn nichts Positives, sondern eine Lüge, mit der er sein Leben führen muss. Etwas Ähnliches passiert Zöllner, wiederum in der Mine, als er versucht, Kaminskis Minenerlebnis zu verstehen und nachzumachen. Diese Erfahrung sollte ihm ebenfalls als Inspiration zu seiner Kaminski-Biographie dienen, sie verwandelt sich hingegen in eine seiner schlechtesten Erinnerungen, die er immer wieder unterdrücken will. Folglich entwickelt sich das Konzept INSPIRATION in etwas Negatives im Diskurs. Das andere Konzept, UNENDLICHKEIT, fungiert im Diskurs als etwas Negatives, aber diesmal lediglich aus der Perspektive der Zöllner-Figur. In ihrer lexikalischen Bedeutung ist UNENDLICHKEIT relativ neutral, dank der Diskursdynamik schließen sich jedoch weitere konzeptuelle Bedeutungen dem Begriff an, beispielsweise Emotionen wie Unsicherheit, Angst sowie Schrecken. Diese Gefühle

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 101

spielen nicht nur beim Konzept UNENDLICHKEIT eine wichtige Rolle, sondern auch im ganzen Quelldomänfeld sind sie zentral. Die Text-Welt zeigt folgende rekurrente semantische Einheiten: Licht ausschalten/etwas ist nicht beleuchtet/etwas ist lichtlos, die Sonne geht unter und villanyt lekapcsolni/a nap lebukik/vmi alig megvilágított/lámpa nem ég/vmi nincs kivilágítva. Ein weiteres interessantes Bild ist die Zigarette austreten/ausdrücken und cigarettát eltaposni/elnyomni. Konzeptuelle Asymmetrien identifizieren sich auf der Makroebene in Hinsicht auf die enzyklopädische Bedeutung des Lexems Licht. Dieses Wort wurde in der ungarischen Text-Welt in unterschiedlichen Formen übersetzt. Wenn es in der Text-Welt um elektronisches Licht geht, wird dies in der ungarischen Text-Welt konsequent nie mit dem Äquivalent fény übertragen, sondern mit villany (dt. ‚elektronisches Licht‘). Abbildung 10 schildert dieses Phänomen:

Abb. 10: Netzwerk der Quellomänfelder VILLANY/FÉNY

Die Abbildung 10 zeigt, dass das Wort Licht konzeptuell nur mit den Lexemen lekapcsol (dt. ‚ausschalten‘) und felkapcsol (dt. ‚einschalten‘) zusammen vorkommt. Im Gegensatz dazu wird das Lexem fény (dt. ‚Licht‘) in der Text-Welt v.a. in der Bedeutung ‚natürliches Licht‘ verwendet. Dieser Vergleich lässt sich in der deutschen Text-Welt wegen der einheitlichen Verwendung des Wortes Licht nicht durchführen, d.h., der Unterschied zeigt sich auf der Makroebene im Metaphernfeld als konzeptuelle Asymmetrie. Weitere Netzwerkunterschiede stellen Abbildungen 11 und 12 zur Verbverwendung von Licht und fény dar.

102 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Abb. 11: Netzwerk des Quelldomänfeldes LICHT

Abb. 12: Netzwerk des Quelldomänfeldes FÉNY

Laut den Grafiken ist festzustellen, dass die deutsche Text-Welt dazu tendiert, das Lexem Licht eher mit Adjektiven zu verknüpfen (chromatisch, schmutzig, gelb, natürlich, stark, weich, südlich, kalt), während die ungarische Text-Welt nominale Verbindungen bevorzugt (reflektor, fürdő, bányalámpa, lámpa, villanykörte, délután, vaku, falépcső). Was die Verbverwendungen im Zusammenhang betrifft, zeigen die zwei Netzwerke eine relativ einheitliche Frequenz. Ein

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 103

konzeptueller Unterschied ist in der deutschen Text-Welt die diskursive Verbindung des Wortes Licht mit den positiv geladenen Lexemen weich und südlich (kontextuelle Bedeutung: ‚warm‘), die in der ungarischen Text-Welt nicht präsent ist. Weiterhin ist eine Asymmetrie in Bezug auf die Ausdrücke kalt – kísérteties (‚gespenstisch, unheimlich‘) zu bestimmen. Sie fungieren zwischen der deutschen und der ungarischen Text-Welt als Äquivalente und die Übersetzung passt in den Kontext auch sehr gut. Interessant daran ist, dass die ungarische Übersetzung in der Text-Welt viel spezifischer erscheint als der deutsche Originalausdruck. Eine sehr auffallende Asymmetrie entsteht durch das Wort Auge, das in der deutschen Text-Welt netzwerkmäßig mit Licht verknüpft ist, im Gegensatz dazu tritt diese Verbindung in der ungarischen Text-Welt gar nicht auf, obwohl das in den Diskursrahmen sehr gut passen würde. 5.1.1.4 Lexikalisches Quelldomänfeld SCHWARZ Das lexikalische Quelldomänfeld SCHWARZ tritt im Diskurs durch seine sprachlichen Metaphern insgesamt achtmal auf. Metaphern-Clusterings sind für beide Text-Welten nicht typisch, die Metapherntrajektorie erreicht ihren Höhepunkt im Kapitel 2 mit zwei sprachlichen Metaphern, dies kann jedoch wegen der geringen Frequenz nicht als wahrer semantischer Knotenpunkt betrachtet werden. In allen anderen Kapiteln kommen sprachliche Metaphern des Feldes entweder einmal oder gar nicht vor. Die folgende Tabelle (15) zeigt den Aufbau des lexikalischen Quelldomänfeldes. Tab. 15: Das lexikalische Quelldomänfeld SCHWARZ Systema- Ka tik/Figur pitel 1 PSYCHI-

Dt.

Ung.

2

Er trug einen Pullover und eine undurchsichtige schwarze Brille, die eine Hand lag auf Miriams Arm, die andere stützte sich auf einen weißen Spazierstock. (IK: 21)

Pulóvert és fekete szemüveget viselt, egyik keze Miriam karján nyugodott, a másikkal fehér botra támaszkodott. (EK: 22)

3

Ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte. (IK: 39)

Az utolsó, egész oldalas fényképen Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási termekben. (EK: 42–43)

SCHE

BLINDHEIT Kaminski 2 PSYCHISCHE

BLINDHEIT ERLEICHTERUNG

Kaminski

104 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Systema- Ka tik/Figur pitel 3 PSYCHI-

Dt.

Ung.

5

Die Skizzen waren mit Kohlestift gezeichnet, zunehmend unsicher, die Striche wurden zittrig und verfehlten einander, schließlich gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck. Kohlesplitter rieselten mir entgegen. (IK: 76)

A szénnel rajzolt vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek, és elvétették egymást, a végén már csak egy nagy fekete pacni sikeredett. Szénpor pergett rám. (EK: 84)

7

Er hatte die schwarze Brille aufgesetzt, die Hände im Schoß gefaltet und den Kopf zurückgelegt, über Hemd und Pullover trug er immer noch den Schlafrock. (IK: 94)

Feltette a fekete szemüveget, összekulcsolta a kezét az ölében, és hátradöntötte a fejét, az ing és a pulóver fölött még mindig a köntöst viselte. (EK: 103–104)

7

[…] das Gefühl, daß er mich durch […] olyan erősen az volt az érzésem, das Schwarz seiner Brille ansah, so hogy fekete szemüvegén át engem stark, daß es mir den Atem nahm. néz. (EK: 114) (IK: 104)

12

Kaminski saß im Schlafrock am Kaminski hálóköntösben ült a konyKüchentisch und trug seine schwar- haasztalnál, rajta volt fekete szemze Brille. (IK: 144) üvege. (EK: 160)

2

Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. [...] Ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war, unter mir löste sich Schotter, fast wäre ich wieder gefallen. Mir war kalt. (IK: 32)

Dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. Nem voltam biztos benne, hogy még mindig az úton járok, talpam alatt görgött a kavics, kis híján megint leestem. Fáztam. (EK: 34–35)

8

»Ich fragte ihn also: Muß es wirklich der Minotaurus sein? Wir waren in seinem sehr ordentlichen Atelier, nur für die Fotos hat er es immer verwüstet, und er sah mich mit diesen schwarzen Götteraugen an.« […] »Ich sagte, der Minotaurus ‒ überschätzt du dich da nicht? Und das hat er mir nie verziehen.« (IK: 113)

Megkérdeztem hát tőle: muszáj mindig Minotauruszt festenie? A mindig tipp-topp műtermében voltunk, amelyet csak a fotók kedvéért szokott feldúlni, és rám nézett azzal a fekete istenszemével. […] Mondtam, a Minotaurusszal nem értékeled túl magad kissé? Ezt sose bocsátotta meg nekem. (EK: 124)

SCHE

BLINDHEIT Kaminski

4 PSYCHISCHE

BLINDHEIT Kaminski 5 PSYCHISCHE

BLINDHEIT Kaminski 6 PSYCHISCHE

BLINDHEIT Kaminski 7 UNSICHERHEIT

WUT/ÄRGE R

Zöllner

8 TALENT PSYCHISCHE

SCHWÄCHE Sonstige Figur

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 105

Das lexikalische Quelldomänfeld ist großenteils mit der Figur Kaminski verbunden, genauer mit seiner schwarzen Brille, die in der Diskursdynamik eine Repetition ist. Das Konzept SCHWARZE BRILLE symbolisiert im Diskurs Kaminskis Blindheit, gleichzeitig das einzige Signal für seine Blindheit, die in der Handlung auf eine unbewusste Art und Weise von Zöllner immer wieder in Frage gestellt wird. Die schwarze Brille ist im Diskurs nicht nur ein Signal für Kaminskis angebliche Blindheit, sondern auch eines für seine manipulative Schwärze und für seine Finsternis, die hinter dieser Brille steckt. Einmal wird das Konzept SCHWARZ auch mit der Figur Zöllner identifiziert. Bei ihm repräsentiert es allerdings Unwissen. Die Analyse der Fokusgruppe ergibt, dass das Feld SCHWARZ hauptsächlich negativ geladene Einstellungen der Protagonisten vermittelt, v.a. in Verbindung mit Kaminski. Deshalb ist das Konzept PSYCHISCHE BLINDHEIT (6) im Diskurs so häufig. Weitere Konzepte wie UNSICHERHEIT (1) und WUT/ÄRGER (1) erweisen sich im Diskurs gleichfalls als negativ. Die Konzepte ERLEICHTERUNG (1) und TALENT (1) bilden im Feld allerdings eine ambivalente Gruppe. Anhand ihrer lexikalischen Bedeutungen sind sie als positiv zu werten, dank der Diskursdynamik entwickeln sie sich hingegen in eine negativ geladene Bedeutungsrichtung. Sein Talent betrachtet Kaminski in seinem Leben als Laster, während die Erleichterung für ihn die Befreiung von diesem Laster bedeutet, wodurch sich die negative Ladung im Diskurs entfaltet. Die sprachlichen Metaphern des Quelldomänfeldes SCHWARZ tauchen in der deutschen Text-Welt meistens im sprachlichen Umfeld schwarze Brille/Schwarz der Brille/schwarze Götteraugen auf. Die höchste Frequenz dabei zeigt das Lexem Brille, SCHWARZ kommt aber auch mit weiteren Lexemen vor: schwarzer Fleck, Schwärze des Tals. Konzeptuelle oder enzyklopädische Unterschiede, die aus der Übersetzung stammen, lassen sich zwischen der deutschen und der ungarischen Text-Welt nicht identifizieren. Zur Netzwerkanalyse des Metaphernfeldes wird diesmal nicht nur das Feld SCHWARZ in Betracht gezogen, sondern auch das Feld DUNKEL. Beide Metaphernfelder verfügen über zahlreiche gemeinsame Seme und um den Unterschied zwischen ihnen klarzumachen, wird ein Netzwerk im Vergleich dargestellt. Das Netzwerk erschließt, welche Substantive die Adjektive schwarz/dunkel und fekete/sötét (dt. ‚schwarz/dunkel‘) die deutsche und die ungarische Text-Welt attribuieren. Das Ergebnis veranschaulichen die Abbildungen 13 und 14.

106 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Abb. 13: Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern DUNKEL/SCHWARZ

Abb. 14: Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern SÖTÉT/FEKETE

In der deutschen Text-Welt befinden sich Ausdrücke aus beiden Feldern (SCHWARZ und DUNKEL), sogar eine Überlappung mit dem Lexem Brille. Im Gegensatz dazu beschränkt sich die ungarische Text-Welt auf die Verwendung der fekete-Attribuierung. Besonders interessant ist, dass das Lexem Kaminski und damit die Figur in der deutschen Text-Welt anhand der Netzwerkanalyse gar nicht erscheint, während die ungarische Text-Welt konsequent ein einzelnes Lexem zum Attribut sötét (dt. ‚dunkel‘) verwendet. Diese Tatsache verstärkt die

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 107

Interpretation der Diskursdynamik, indem die Kaminski-Figur als dunkel dargestellt wird. Weitere Ungleichheiten zeigen sich in der Frequenz der Quelldomänfelder SCHWARZ/FEKETE. In der deutschen Text-Welt sind drei Lexeme vorhanden, die in der ungarischen gar nicht vorkommen: Haar, Mantel und Messe. Im Unterschied dazu produziert die ungarische Text-Welt vier Lexeme, die in der deutschen mit dem Quelldomänfeld SCHWARZ nicht im Zusammenhang stehen: pacni (dt. ‚Fleck‘), völgy (dt. ‚Tal‘), hullám (dt. ‚Welle‘), fénycsík (dt. ‚Lichtstreifen‘) und mélység (dt. ‚Tiefe‘). 5.1.1.5 Lexikalisches Quelldomänfeld NACHT Das lexikalische Quelldomänfeld NACHT vernetzt sich auf eine ambivalente Art und Weise im Diskurs, seine Frequenz macht insgesamt sechs sprachliche Metaphern aus. Die Verteilung der Metaphern zwischen den Kapiteln ist einheitlich, Metaphern-Clusterings kommen somit in den Texten nicht vor, ferner hat die Metapherntrajektorie auch keine Höhepunkte. Kapitel 1, 2, 3, 5, 7 und 12 verfügen je über eine sprachliche Metapher, die semantisch zur Metaphorik NACHT gehören. Die Hälfte der Metaphern zeigt eine stärkere kognitive Spannung und hat zusätzlich direkte Metaphernindikatoren. Deswegen gehören sie zur Gruppe der Metaphern auf der Ersten Ebene. Im Unterschied dazu braucht die andere Hälfte der Metaphern ein tieferes Verständnis des Diskurses, um die metaphorische Motiviertheit der Ausdrücke zu entfalten. Sie gehören zu den Metaphern auf der Zweiten Ebene. Tabelle 16 listet die sprachlichen Metaphern des lexikalischen Quelldomänfeldes NACHT auf. Tab. 16: Das lexikalische Quelldomänfeld NACHT Systematik/Figur 1 ANGST UNSICHERHEIT Zöllner

Kapitel Dt.

Ung.

3

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja?

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmor-

108 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Systematik/Figur

Kapitel Dt.

Ung.

gens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44)

Ezt azért talán mégse! (EK: 48)

5

Ob sie nachts das Licht ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich stand auf. Ich rief. Ich rief lauter. Mir wurde klar, daß das nichts nützte. Ich schrie, bis ich heiser war. (IK: 64)

Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? A föld jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kiáltottam. Hangosabban kiáltottam. Rájöttem, hogy semmi haszna. Addig kiabáltam, amíg be nem rekedtem. (EK: 71)

3 SCHRECKEN/SCHRECK 7 Zöllner

Ich blinzelte, auf einmal war mir, als wäre ich eingeschlafen, ich fuhr erschrocken auf, doch es war nichts geschehen, Kaminski schnarchte, die Straße war leer, und ich steuerte zurück auf die rechte Seite. (IK: 97)

Hunyorogtam, egyszer csak úgy éreztem, mintha elaludtam volna, felriadtam, de nem történt semmi, Kaminski horkolt, az út üres volt, én pedig visszakormányoztam a jobb oldalra. (EK: 106–107)

4 PSYCHISCHE KÄLTE Zöllner

2

Sollte ich mich einfach hinsetzen und auf den Tagesanbruch warten? Ich würde vielleicht erfrieren und mich noch vorher zu Tode langweilen, aber immerhin würde ich nicht abstürzen. (IK: 32)

Mi lenne, ha egyszerűen leülnék, és megvárnám, amíg megvirrad? Lehet, hogy megfagynék, előtte még halálra is unnám magam, de legalább nem zuhannék le. (EK: 35)

5 TOD Sonstige Figur

12

Na ja, wir haben uns zusammengetan. Lebensabend gemeinsam. (IK: 156)

Együtt töltjük életünk alkonyát. (EK: 170)

Ich wachte auf, als der Schaffner an die Abteiltür klopfte. Es sei kurz nach sechs, in einer halben Stunde seien wir am Ziel. […] In meine Träume hatten sich hartnäckig Fahrtgeräusche, Stimmen auf dem Gang und Ansagen auf irgendwelchen Bahnsteigen gemischt; immer wieder war ich aus unangenehmen Träumen aufgeschreckt […]. (IK: 9)

Arra ébredtem, hogy a kalauz kopogtat a fülke ajtaján. Hogy hat óra múlt, és fél órán belül megérkezünk. [...] Álmomba makacsul belekeveredtek a folyosóról beszűrődő hangok, a vonat zakatolása és a peronokon megszólaló hangosbemondók; újra és újra felriadtam cseppet sem kellemes álmomból [...]. (EK: 9)

2 ANGST Zöllner

6 SCHRECKEN/SCHRECK 1 Zöllner

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 109

Das lexikalische Quelldomänfeld NACHT ist in erster Linie mit Zöllner verbunden: Fünf Metaphern beziehen sich auf ihn und eine auf eine weitere Figur. Die metaphorische Motiviertheit des Feldes ist folgendermaßen zu beschreiben. Die Figur Zöllner ist nachts besonders aktiv: Er führt wichtige Telefongespräche bezüglich seines Privatlebens nachts, er fährt zu Kaminski nachts, er entführt Kaminski und fährt mit ihm zusammen zu Therese nachts. Er findet in der Nacht jeweils etwas Erschreckendes und Beunruhigendes, die Gründe dahinter versteht er aber nicht. Dies passiert ihm, wenn er in der Mine zufällig gefangen bleibt, wenn er in den Bergen auf seinem Rückweg von Kaminskis Haus in der Dunkelheit seinen Weg nicht findet und auch wenn er aus seinem beleuchteten Zimmer draußen in die Dunkelheit schaut. Aus dieser Perspektive symbolisieren die Nacht und Dunkelheit für ihn eine konstante und immense Angst. Diese Interpretation beachtet die Figur Kaminski nicht, da diesem seine eigene symbolische Nacht und Dunkelheit bewusst sind und diese ihn nicht mehr erschrecken. Es ist interessant, dass die Metaphorik von NACHT auch von einer dritten Figur im Diskurs angesprochen wird, und zwar von Holm (und Therese) im Kapitel 12. Durch Holms Äußerung über die „Dunkelheit“ ändert sich das komplette Verständnis der „Dunkelheit“-Metaphorik durch die Einführung der Rolle des Todes: Holm und Therese verbringen ihren „Lebensabend“ zusammen. Obwohl das Konzept TOD im allgemeinen Sprachgebrauch als etwas Negatives erschlossen wird, erhält die Interpretation mit Holms und Thereses Geschichte in der Diskurs-Welt eine Wende zum Positiven. Der neue Bedeutungszusatz steht aber im Gegensatz zu allem, was Zöllner und Kaminski in der Diskurs-Welt repräsentieren. Die Netzwerke der deutschen und ungarischen Quelldomänfelder zeugen von Diversifikation in die Richtung Deutsch-Ungarisch: Das Lexem Nacht wird im ungarischen Kontext in zwei sprachlichen Formen wiedergegeben: entweder mit éjszaka oder mit éjjel. Die Netzwerke der Abbildungen 15, 16 und 17 schildern, inwiefern sich die deutschen Bedeutungen zu Nacht im Ungarischen zwischen éjszaka und éjjel verteilen.

110 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Abb. 15: Netzwerk des Quelldomänfeldes NACHT

Abb. 16: Netzwerk des Quelldomänfeldes ÉJSZAKA

Abb. 17: Netzwerk des Quelldomänfeldes ÉJJEL

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 111

Aus den Grafiken geht hervor, dass das Lexem éjszaka mit weiteren Wörtern häufiger vorkommt als das Lexem éjjel. In der deutschen Text-Welt fehlende asymmetrische Lexeme sind in der ungarischen Text-Welt lekapcsol (dt. ‚ausschaltet‘), tölt (dt. ‚verbringt‘), érez (dt. ‚empfindet‘) und közelgő (dt. ‚sich nähernd‘). Systematische Gemeinsamkeiten zwischen ihnen sind nicht festzustellen, die Netzwerke zeigen lediglich, dass die ungarische Text-Welt mit mehr Lexemen kombinierbar ist als die deutsche. 5.1.1.6 Lexikalisches Quelldomänfeld SCHATTEN Das lexikalische Quelldomänfeld SCHATTEN zeigt sich in der Diskursdynamik durch seine sprachlichen Metaphern insgesamt sechsmal. Die Verteilung der Metaphern ist zwischen den einzelnen Kapiteln des Diskurses einheitlich, ein Metaphern-Clustering manifestiert sich im Kapitel 3 mit zwei Metaphern als Höhepunkt der Metapherntrajektorie. Die restlichen Metaphern verteilen sich ohne weitere Systematizität in den Kapiteln 4, 5, 7 und 12. Das Quelldomänfeld bildet in Hinsicht auf ihre metaphorische Motiviertheit ein starkes Feld, somit ist die Mehrheit der sprachlichen Metaphern auf der Ersten Ebene zu interpretieren, wo sie sich neben ihrer starken kognitiven Spannung durch ihre sprachlichen Indikatoren manifestieren. Lediglich eine Metapher ist stärker diskursgebunden und auf der Zweiten Ebene zu verstehen. Die folgende Tabelle (17) schildert den Aufbau des lexikalischen Quelldomänfeldes. Tab. 17: Das lexikalische Quelldomänfeld SCHATTEN

Systematik/Figur

Kap. Dt.

Ung.

1 PSYCHISCHE BLINDHEIT 5 Zöllner

[...] nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk. (IK: 64)

[...] a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya. (EK: 71)

2 RUHM/ANERKENNUNG Kaminski

3

Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes. (IK: 40–41)

Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában. (EK: 43)

3 TOD Zöllner

7

Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf; mir war, als reisten wir durch ausgestorbenes Land. Ich öffnete einen Spalt weit das Fenster, ich fühlte mich leicht und unwirklich. (IK: 97)

Erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu; úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül. Résnyire kinyitottam az ablakot, könnyűnek és valószerűtlennek éreztem magam. (EK: 106)

112 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Systematik/Figur

Kap. Dt.

Ung.

4 ISOLATION Kaminski

3

Die Tochter ist ein Problem. Sie Csak a lányával van egy kis gond. Túlságosan leárnyékolschirmt ihn von allem ab. (IK: 44) ja. (EK: 47)

5 ISOLATION ERNST Kaminski

4

Er war sehr ernst. Dunkel. Immer irgendwie im Schatten. (IK: 45)

Nagyon komoly volt. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott. (EK: 49)

6 UNENDLICHKEIT Zöllner

12

Wir verließen die Autobahn, eine Weile fuhren wir durch Wald: Baumstämme und die verflochtenen Schatten der Äste. (IK: 153)

Letértünk az autópályáról, egy darabig erdőn át vezetett az utunk: fatörzsek és az ágak összefonódó árnyai. (EK: 167)

Das Quelldomänfeld SCHATTEN ist das erste Feld, das sich sowohl auf Zöllner wie auch auf Kaminski bezieht. Im Diskurs erweist sich die Figur Kaminski als eine Art Schatten, den Zöllner nur wahrnimmt, aber nicht in seinem Wesen erkennt. Dieses Feld bildet die Dynamik zwischen den zwei Protagonisten unter allen Quelldomänfeldern am besten ab. Die mit dem Feld zu verbindenden Konzepte des Diskurses sind hauptsächlich mit einer negativen Ladung versehen. Das Konzept ISOLATION kommt am häufigsten mit zwei Metaphern vor und impliziert im Diskurs jeweils das Gefühl „Einsamkeit“. Weitere systematische Konzepte des Feldes sind ebenfalls negativ geladen: PSYCHISCHE BLINDHEIT (1), TOD (1) und ERNST (1). Im Unterschied zu den erwähnten Konzepten wurden im Quelldomänfeld zwei weitere systematische Konzepte festgestellt, die anhand ihrer lexikalischen Bedeutung auf den ersten Blick keine negative Einstellung zeigen: RUHM/ANERKENNUNG (1) und UNENDLICHKEIT (1). Wie das aber auch bereits bei früheren Quelldomänfeldern typisch war, funktionieren diese zwei systematischen Konzepte wiederum ambivalent. Auch wenn sie laut ihrer lexikalischen Bedeutungen als positiv gewertet werden, gewinnen sie in ihren konzeptuellen und enzyklopädischen Bedeutungen im Diskurs negative Nuancierungen durch die bedeutungsprägende Kraft der Diskursdynamik. Die deutsche Text-Welt stimmt mit der ungarischen übersetzten Text-Welt nicht ganz überein. Die Begründung dafür ist, dass sich das Konzept SCHATTEN in der Text-Welt regelmäßig durch zwei Varianten realisiert: durch das Verb abschirmen und durch das Substantiv Schatten. Die ungarische Text-Welt ist den ursprünglichen Ausdrücken treu geblieben und nimmt lediglich eine kleine Änderung vor, und zwar bezüglich der Übersetzung des Substantivs Schatten. In der ungarischen Text-Welt erscheint der Ausdruck Schatten entweder als árnyék oder als árny. Anhand ihrer lexikalischen und konzeptuellen Bedeutungen lässt

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 113

sich kein gravierender Unterschied zwischen den zwei Lexemen bestimmen, die translatorische Veränderung bringt trotzdem eine gehobene stilistische Variabilität in der ungarischen Text-Welt mit sich. Zwar trifft zu, dass die lexikalische Varianz des Konzeptes SCHATTEN in der ungarischen Text-Welt vielfältiger ist als in der deutschen, dennoch hat die Netzwerkanalyse keine prägnanten Asymmetrien ergeben. Die Abbildungen 18, 19 und 20 veranschaulichen die Netzwerke der Konzepte SCHATTEN, ÁRNY, ÁRNYÉK.

Abb. 18: Netzwerk des Quelldomänfeldes SCHATTEN

Abb. 19: Netzwerk des Quelldomänfeldes ÁRNY

114 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Abb. 20: Netzwerk des Quelldomänfeldes ÁRNYÉK

Eine prägnante konzeptuelle Asymmetrie baut sich in der ungarischen TextWelt im Netzwerk des Lexems árnyék in Bezug auf das Lexem dicsőség (dt. ‚Ruhm‘) auf. Die konzeptuelle Bedeutung von ‚Ruhm‘ entfaltet sich in der deutschen Text-Welt anhand des Netzwerkes von Schatten nicht. Ein weiterer Unterschied manifestiert sich wiederum im Kontext der ungarischen Text-Welt in Hinsicht auf das Lexem erdő, das im Netzwerk der deutschen Text-Welt nicht auftaucht. Ein weiterer konzeptueller Unterschied lässt sich bezüglich der Verbverwendung der untersuchten Lexeme feststellen. Schatten wird in der deutschen Text-Welt mit einer passiven Bedeutung des Verbes fallen verbunden, während árnyék in der ungarischen Text-Welt mit der Wiedergabe des Verbes vet (dt. ‚werfen‘) eher als dynamisch und aktiv empfunden wird. 5.1.1.7 Lexikalisches Quelldomänfeld BLINDHEIT/BLIND Das lexikalische Quelldomänfeld BLINDHEIT/BLIND kommt im Diskurs sowohl auf Deutsch als auch auf Ungarisch insgesamt fünfmal vor. Die sprachlichen Metaphern des Feldes clustern sich im Kapitel 3 mit vier sprachlichen Metaphern, das ist der Höhepunkt der Metapherntrajektorie, wozu zusätzlich eine sprachliche Metapher einmal im Kapitel 2 auftritt. Das Quelldomänfeld bildet eine starke Metapherngruppe im Diskurs, nicht nur durch die Kohärenz und Kohäsion, sondern auch durch die starke kognitive Natur der dazugehörigen sprachlichen Metaphern, von denen sich zwei auf der Ersten Ebene und drei auf der Zweiten Ebene realisieren. Tabelle 18 schildert den Aufbau des Quelldomänfeldes.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 115

Tab. 18: Das lexikalische Quelldomänfeld BLINDHEIT/BLIND

Systematik/Figur

Kap. Dt.

Ung.

2

Blind setzte ich einen Fuß vor den Egyik lábamat vakon a másik eanderen, schob mich in winzigen lé téve apró léptekkel araszolSchritten vorwärts, hielt mich an tam előre. (EK: 35) Büschen fest. (IK: 32)

3

Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes. (IK: 40–41)

Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában. (EK: 43)

3 RUHM/ANERKENNUNG 3 INSPIRATION Kaminski

Ich werde nämlich blind. Das male ich. Und das ist alles.« (IK: 37–389)

Ugyanis megvakulok. Azt festem meg. Ennyi az egész. (EK: 41)

4 RUHM/ANERKENNUNG 3 Kaminski

Der Titel erweiterte man um den Zusatz painted by a blind man und brachte daneben ein Foto von Kaminski mit dunkler Brille an. Als man ihm davon erzählte, ärgerte er sich so sehr, daß er sich ins Bett legen mußte und zwei Wochen unter fiebriger Grippe litt. Als er wieder aufstehen konnte, war er berühmt. (IK: 38, kursive Hervorhebungen im Original)

A címhez hozzáfűzték még, hogy painted by a blind man, és elhelyezték mellette Kaminski sötét szemüveges fényképét. Amikor ezt a tudomására hozták, úgy felhúzta magát, hogy ágynak dőlt, és két hétig feküdt lázasan influenzával. Mire újra fel tudott kelni, már híres volt. (EK: 41, kursive Hervorhebungen im Original)

5 RUHM/ANERKENNUNG 3 Kaminski

Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen. (IK: 38)

Kaminski festményei, mindenekelőtt a vakságára vonatkozó mendemondák miatt, egy csapásra bejárták a világot. (EK: 42)

1 PSYCHISCHE BLINDHEIT

UNSICHERHEIT Zöllner 2 PSYCHISCHE BLINDHEIT

Kaminski

Das lexikalische Quelldomänfeld assoziiert sich in der Regel mit Kaminski, was sich im Diskurs auch als logisch erweist, da er sich als eine blinde Person verstellt. Ein Metaphern-Clustering und somit der Höhepunkt der Metapherntrajektorie zentriert sich auch an Textstellen, genauer im Kapitel 3, in dem die Figur Kaminski in der Handlung zum ersten Mal durch Zöllners Augen ausführlicher vorgestellt wird. Zöllners Ich-Perspektive charakterisiert ihn an diesen Stellen mit dem Attribut blind, welche Bezeichnung jedoch in späteren Kapiteln verschwindet, unabhängig davon, dass Kaminski an späteren Textstellen mit seiner angeblichen Blindheit in der Diskurs-Welt tatsächlich anwesend ist. Die Erklärung dafür liegt höchstwahrscheinlich darin, dass Kaminskis Blindheit im

116 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Laufe des Diskurses immer wieder in Frage gestellt wird, und das spiegelt sich auch in der Text-Welt auf eine unbewusste Art und Weise. Zöllner erscheint im Quelldomänfeld lediglich einmal, und zwar in der folgenden Diskurs-Welt: Er verirrt sich in der Dunkelheit der Nacht in den Bergen und er fühlt sich in der Situation wie ein Blinder. Diese Erfahrung bezieht sich gleichzeitig auf Zöllners psychische Blindheit, die ihn Kaminski eigentlich so ähnlich macht. Die obigen Feststellungen verstärken auch die durch die Protagonisten vermittelten konzeptuellen Einstellungen. Es lassen sich insgesamt vier Konzepte erschließen, die im Diskurs bezüglich ihrer Bedeutungen als negativ geladen sind. RUHM/ANERKENNUNG steht anhand seiner Frequenz mit drei sprachlichen Metaphern an der ersten Stelle, dem folgt PSYCHISCHE BLINDHEIT mit zwei Metaphern, dann UNSICHERHEIT und INSPIRATION vertreten sich je durch eine sprachliche Metapher im Diskurs. Die Diskurskonzepte RUHM/ANERKENNUNG sowie INSPIRATION entwickeln sich im Laufe des Diskurses trotz ihrer lexikalischen und enzyklopädischen Bedeutungen wiederum in etwas Negatives. Im Hintergrund der Entwicklung der Konzepte RUHM/ANERKENNUNG und INSPIRATION bestehen Geschehnisse der Diskurs-Welten mit den negativen Konzepten PSYCHISCHE BLINDHEIT und UNSICHERHEIT. Der konzeptuelle Aufbau der Diskursdynamik zeigt keine substanziellen Asymmetrien auf der Makroebene zwischen den deutschen und den ungarischen Text-Welten. Das Material des lexikalischen Quelldomänfeldes manifestiert sich in der deutschen Text-Welt durch die Lexeme blind und Blindheit, was die ungarische Übersetzung und die ungarische Text-Welt treu wiedergeben. Die Netzwerke zeigen wie folgt auch keine konzeptuellen Unterschiede (Abbildungen 21 und 22).

Abb. 21: Netzwerk des Quelldomänfeldes BLINDHEIT

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 117

Abb. 22: Netzwerk des Quelldomänfeldes VAKSÁG

Zwar haben die Netzwerke zu den einzelnen Lexemen Blindheit und vakság keine Asymmetrien ergeben, jedoch lohnt es sich, in diesem textuellen Bereich wegen der semantischen Ähnlichkeit der Felder weitere Netzwerke herauszuarbeiten. Die lexikalischen Felder BLINDHEIT/BLIND, DUNKEL und SCHWARZ enthalten zahlreiche gemeinsame Seme, deswegen ist es vorauszusetzen, dass eine kontrastive Analyse höchstwahrscheinlich weitere Asymmetrien zwischen den deutschen und ungarischen Text-Welten erschließt. Die Netzwerke auf den Abbildungen 23 und 24 zeigen zunächst den Vergleich der Quelldomänfelder SCHWARZ und BLINDHEIT/BLIND.

Abb. 23: Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern BLIND/SCHWARZ

118 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Abb. 24: Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern VAK/FEKETE

Die Grafiken schildern sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede zwischen den ungarischen und deutschen Text-Welten der Quelldomänfelder SCHWARZ und BLINDHEIT/BLIND. Am auffallendsten ist, dass das Quelldomänfeld SCHWARZ in beiden Text-Welten viel häufiger ist als das Feld BLINDHEIT/BLIND. Eine sprachliche Ungleichheit ist beispielsweise die Verwendung der Lexeme Götterauge, Mantel, Messe und Brille in der deutschen Text-Welt, die in der ungarischen nicht auftauchen. Im Unterschied dazu produziert die ungarische Text-Welt Lexeme im Feld, die in der deutschen Text-Welt nicht vorkommen: hullám (dt. ‚Welle‘), völgy (dt. ‚Tal‘), fénycsík (dt. ‚Lichtstreifen‘) und mélység (dt. ‚Tiefe‘). Eine bedeutende Asymmetrie ist in der deutschen Text-Welt das Lexem und gleichzeitig Konzept Brille, das in der deutschen Text-Welt über eine höhere Frequenz verfügt und es steht mit dem Quelldomänfeld AUGE(N) in einer engen Verbindung. Trotzdem erscheint es im ungarischen Netzwerk nicht. Einen weiteren Unterschied zeigen die Quelldomänfelder BLINDHEIT/BLIND und VAK. Ihr Gebrauch in ihren Text-Welten ist völlig verschieden: Das Lexem blind verknüpft sich in der deutschen Text-Welt nur mit dem Lexem Fuß, während das Lexem vak mit den Wörtern festmény (dt. ‚Gemälde‘) und ember (dt. ‚Mensch‘) in Verbindung steht. Die ungarische Text-Welt scheint an dieser Stelle konsequenter zu sein. Beim Vergleich der Quelldomänfelder DUNKEL und BLIND ergibt sich das folgende Resultat (s. Abbildungen 25 und 26).

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 119

Abb. 25: Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern BLIND/DUNKEL

Abb. 26: Vergleichendes Netzwerk zu den Quelldomänfeldern SÖTÉT/VAK

Die kontrastiven Netzwerke zu den Quelldomänfeldern DUNKEL – BLIND und SÖTÉT – VAK ergeben noch mehr Asymmetrien als die vorherigen Netzwerke. Es ist eine einzige Ähnlichkeit zu erkennen: die Lexeme Streifen – csík, die in der deutschen und ungarischen Text-Welt als Äquivalente fungieren. Die Asymmetrien zwischen den Text-Welten bestehen sowohl in der Zahl der mit ihnen verknüpften Lexeme als auch in ihren lexikalischen Bedeutungen. Das Feld DUNKEL ist beispielsweise lexikalisch viel ausgeprägter als das Feld SÖTÉT. Interessant ist, dass die ungarische Text-Welt das Konzept SÖTÉT mit Kaminski verbindet. Diese Tatsache wird auch durch die Kaminski-bezogene Diskurs-Welt verstärkt.

120 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die Quelldomänfelder BLINDHEIT/BLIND und SÖTÉT zeigen ebenfalls keine Gemeinsamkeiten. Im Unterschied zur deutschen Text-Welt scheint die ungarische in Hinsicht auf die Verwendung der Lexeme festmény (dt. ‚Gemälde‘) und ember (dt. ‚Mensch‘) diskursiv konsequenter zu sein als die deutsche Text-Welt mit der Verknüpfung des Lexems Fuß. 5.1.1.8 Lexikalisches Quelldomänfeld MINE Das lexikalische Quelldomänfeld MINE findet sich, vertreten durch seine sprachlichen Metaphern im Diskurs, in beiden untersuchten Sprachen insgesamt zweimal. Dieses Feld verfügt unter allen Quelldomänfeldern über die geringste Frequenz. Die sprachlichen Metaphern des Feldes verteilen sich zwischen den Kapiteln 3 und 4, ein Metaphern-Clustering und somit ein Höhepunkt der Metapherntrajektorie ist nicht festzustellen – auch nicht wegen der geringen Metaphernzahl des Feldes. Die zum Feld gehörenden Metaphern sind sprachlich stark konventionalisiert und verfügen über eine schwache kognitive Spannung, dementsprechend sind sie Metaphern auf der Zweiten Ebene. Tabelle 19 veranschaulicht den Aufbau des Quelldomänfeldes. Tab. 19: Das lexikalische Quelldomänfeld MINE

Systematik/Figur Kapitel Dt.

Ung.

1 INSPIRATION Kaminski

3

Was war in der Mine passiert? (IK: 36)

Mi történt a bányában? (EK: 40)

2 INSPIRATION Kaminski

4

Sie haben sicher von seinem Erlebnis in der Salzmine gehört, er redet ja oft genug davon. (IK: 48)

Bizonyára hallott a kalandjáról a sóbányában, épp eleget beszél róla. (EK: 53)

Die sprachlichen Metaphern des Feldes assoziieren sich eindeutig ausschließlich mit Kaminski. Die Begründung für diese Tatsache liegt wiederum in der Diskurs-Welt. Kaminski bekommt seine ersten Inspirationen zu seinen besten Gemälden, zur Serie „Reflexionen“, aus einem Erlebnis in der Mine, in deren Dunkelheit er sich wegen seiner Augen für Stunden verirrt. In der Handlung kommt dieses Erlebnis regelmäßig repetitiv vor, entweder in der Erzählung von Kaminski selbst oder von Zöllner. Allmählich verbinden sich die Konzepte MINE und INSPIRATION im Laufe des Diskurses, obwohl sich das Konzept INSPIRATION im Gegensatz zu seiner lexikalischen Bedeutung in eine negative Bedeutungsrichtung entwickelt. Eine positiv geladene Bedeutung kommt im Diskurs gar nicht

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 121

zur Geltung: Die Inspiration, die Kaminski in der Dunkelheit der Mine bekommt, geschieht wegen seiner Augenkrankheit und seines beschränkten Sehvermögens, was er eher als eine Strafe betrachtet, mit der er leben muss. Der konzeptuelle Aufbau des Diskurses zeigt keine substanziellen Unterschiede auf der Makroebene zwischen den Metaphern der deutschen und der ungarischen Text-Welt. Abbildungen 27 und 28 veranschaulichen die Netzwerke der deutschen und der ungarischen Text-Welten der lexikalischen Quelldomänfelder MINE – BÁNYA:

Abb. 27: Netzwerk des Quelldomänfeldes MINE

Abb. 28: Netzwerk des Quelldomänfeldes BÁNYA

122 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die obigen Netzwerke der Text-Welten zeigen wiederum sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede. Die Lexeme Luft/levegő und passieren/történik sind gemeinsame Schnittpunkte zwischen der deutschen und der ungarischen TextWelt. Eine konzeptuelle Asymmetrie lässt sich in der deutschen Text-Welt identifizieren – in Bezug auf das Lexem Flamme, das in der ungarischen Text-Welt nicht vorkommt. Interessant ist diese Tatsache aus dem folgenden Grund: Obwohl das Quelldomänfeld MINE eindeutig dem Hyperonymkonzept DUNKELHEIT untergeordnet werden kann, verknüpft sich das Lexem Flamme eher mit dem Konzept LICHT, und zwar mit einer hohen Frequenz im Zusammenhang des Konzeptes MINE. Das kann möglicherweise mit der ambivalenten Natur der Diskurskonzepte INSPIRATION und MINE erklärt werden.

5.1.2 Analyse auf der Makroebene – Teil II: Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im deutschen und im ungarischen Diskurs „Ich und Kaminski“ Während sich der erste Teil der Makroanalyse auf die lexikalischen Quelldomänfelder und auf deren Aufbau sowie ihre Diskursnetzwerke konzentriert hat, befasst sich der zweite Teil der Makroanalyse mit der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT. D.h., der folgende Analyseteil legt auf die konzeptuelle und systematische Realisierung der DUNKELHEIT-Metaphorik Wert und sucht nach Asymmetrien in der Makrostruktur. Der Hauptgegenstand der folgenden Analyse sind systematische Metaphern des Diskurses in konzeptualisierter sprachlicher Form. Zuerst werden die systematischen Metaphern beider Text-Welten miteinander verglichen, anschließend ihre Fokusgruppen sprachlicher Metaphern, zuletzt geht die Analyse auf die metaphorische Motiviertheit der Fokusgruppen ausführlicher ein. Die entstandene Liste der systematischen Metaphern bilden die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT. Die folgende Tabelle (20) fasst die identifizierten systematischen Metaphern im Diskurs zusammen. Sie gibt zur allgemeinen Veranschaulichung auch die Vorkommenshäufigkeit der einzelnen systematischen Metaphern in beiden untersuchten Sprachen an, es sei jedoch angemerkt, dass die Studie vorwiegend qualitativ ist. In der Tabelle werden zusätzlich zwei verschiedene Markierungen konsequent verwendet, um die Abweichungen in der diskursiven Frequenz der systematischen Metaphern zu kennzeichnen: Grün gefärbt sind die Metaphern, die in der deutschen Text-Welt öfter vorkommen als in der ungarischen; blau markiert sind die Metaphern, die in der deutschen Text-Welt seltener vorkommen als in der ungarischen. 48 || 48 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 123

Tab. 20: Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im Deutschen und im Ungarischen im Diskurs „Ich und Kaminski“

DUNKELHEIT (Dt.)

Vkh SÖTÉTSÉG (Ung.)

Vkh

1

PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT

11 PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT

12

2

SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT

4 SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT

8

3

ANGST IST DUNKELHEIT

8 ANGST IST DUNKELHEIT

8

4

ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT

6 ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT

6

5

UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT

5 UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT

7

6

RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT

5 RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT

5

7

WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT

3 WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT

3

8

PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT

3 PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT

4

9

INSPIRATION IST DUNKELHEIT

4 INSPIRATION IST DUNKELHEIT

4

10

TOD IST DUNKELHEIT

4 TOD IST DUNKELHEIT

5

11

UNWISSEN IST DUNKELHEIT

3 UNWISSEN IST DUNKELHEIT

3

12

ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT

1 ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT

2

13

ISOLATION IST DUNKELHEIT

2 ISOLATION IST DUNKELHEIT

1 2

14

ERNST IST DUNKELHEIT

2 ERNST IST DUNKELHEIT

15

KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT

2 KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT

2

16

UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT

2 UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT

1

17

KONZENTRATION IST DUNKELHEIT

1 KONZENTRATION IST DUNKELHEIT

1

18

SCHAM IST DUNKELHEIT

1 SCHAM IST DUNKELHEIT

1

19

TALENT IST DUNKELHEIT

1 TALENT IST DUNKELHEIT

1

20

DEPRIMIERTHEIT IST DUNKELHEIT

1 DEPRIMIERTHEIT IST DUNKELHEIT

1

Unter den obigen systematischen Metaphern lassen sich einige erkennen, die mit den DUNKELHEIT-Konzeptualisierungen des allgemeinen Sprachgebrauchs nicht kompatibel sind. Solche sind z.B. INSPIRATION IST DUNKELHEIT, ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT, TALENT IST DUNKELHEIT, die eher einer LICHT-Konzeptualisierung nahestehen und insofern mit etwas Positivem identifiziert werden. Die Ursache für die Entstehung dieser systematischen Metaphern besteht wiederum in der bedeutungsgestaltenden Kraft des literarischen Diskurses. Diese systematischen Metaphern verfügen wiederum über keine hohe Frequenz, sie kommen im Diskurs nur einmal vor und demgemäß bilden sie eine kleine „Fokusgruppe“. Die folgenden Kapitel haben das Ziel, die in der obigen Tabelle stehenden systematischen Metaphern ausführlicher darzustellen. Dabei geht die Analyse auf die Herausarbeitung der einzelnen Fokusgruppen und auf die metaphori-

124 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

sche Motiviertheit in beiden untersuchten Sprachen detailliert ein. Um den Aufbau der Fokusgruppen mit ihren sprachlichen Metaphern in beiden Sprachen zu veranschaulichen, befinden sich am Ende der Dissertation im Anhang Tabellen zu allen Fokusgruppen. Dabei werden die sprachlichen Metaphern der ungarischsprachigen Fokusgruppen mit einer zusätzlichen Interlinearglossierung um der Überschaubarkeit willen versehen. 5.1.2.1 PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT (11) 5.1.2.1.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT Aufgrund der Daten kommt die systematische Metapher PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT durch ihre sprachlichen Metaphern im untersuchten Diskurs am häufigsten vor. Beim Vergleich des Bedeutungsumfangs dieser systematischen Metaphern ergibt sich, dass sie der Bedeutungsreichweite des allgemeinen Sprachgebrauchs semantisch nicht widersprechen, obwohl sie in dieser exakten sprachli-chen Form im alltäglichen Sprachgebrauch nicht aufzufinden sind. Das Konzept BLINDHEIT ist als ein diskursbezogenes Konzept von DUNKELHEIT zu verstehen. Die Versprachlichung der Zieldomäne der systematischen Metapher, d.h. die PSYCHISCHE BLINDHEIT, ist täuschend, da es auf den ersten Blick so scheint, dass sowohl die Quell- als auch die Zieldomäne Konkreta sind. Die Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT lässt sich aber im Diskurs nicht nur als konkrete Blindheit, sondern auch als eine psychische Blindheit deuten. Von allen sprachlichen Daten des Korpus gehören elf sprachliche Metaphern zur Fokusgruppe PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT, von denen neun Metaphern auf der Zweiten Ebene zu verstehen sind. Sie haben dementsprechend in der Text-Welt eine stark konventionalisierte sprachliche Form, ihre Metaphorizität baut sich hauptsächlich durch Repetition, Rekurrenz, wörtlichmetaphorisches Wechselspiel und metonymische Basisbedeutungen auf. Ferner sind in der Fokusgruppe zwei Metaphern auf der Ersten Ebene zu identifizieren, die über eine stärkere konzeptuelle Inkongruenz verfügen und auch außerhalb ihres Kontextes als metaphorisch empfunden werden. Die einzelnen sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe mit Interlinearglossierung sind im Anhang in der Tabelle 42 aufgeführt. 5.1.2.1.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Aus den Daten geht hervor, dass sich die Mehrheit der sprachlichen Metaphern mit der Figur Kaminski verbindet (9). Diese Tatsache erweist sich in der Deu-

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 125

tung des Diskurses als logisch, da sich Kaminski in der Handlung als blind verstellt. Diese Blindheit baut sich auf der konzeptuellen Ebene durch die ständige Repetition der Konzepte SCHWARZE BRILLE und AUGE(N) aus. Zusätzlich zeigen die Daten, dass das Konzept AUGE(N) gelegentlich auch mit der Figur Zöllner verknüpft wird. Was die metaphorische Qualität der Daten betrifft, ist die Mehrheit der Metaphern auf der Zweiten Ebene zu verstehen, zwei Metaphern realisieren sich auf der Ersten Ebene. In den folgenden Zitaten sind auch Metaphern auf der Ersten Ebene zu finden: (3a)

Blind setzte ich einen Fuß vor den anderen, schob mich in winzigen Schritten vorwärts, hielt mich an Büschen fest. (IK: 32)49

(3b)

Egyik lábamat vakon a másik elé téve apró léptekkel araszoltam előre. A bokrokba kapaszkodtam. (EK: 35)

(4a)

Fast jeder, dem man erzählte, daß Kaminski noch lebte, reagierte mit Überraschung. Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes. (IK: 40–41)

(4b)

Hallva, hogy Kaminski még mindig él, szinte mindenki meglepődött. Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában. (EK: 43)

In den obigen Zitaten sind jeweils die Quelldomänen im semantischen Zusammenhang mit DUNKELHEIT markiert. Es lässt sich erkennen, dass sich immer die Lexeme blind/vakon und Schatten/árnyék wiederholen. Um auch den konzeptuellen Aufbau der systematischen Metapher PSYCHISCHE BLINDHEIT zu schildern, folgt die Tabelle 21, die neben der metaphorischen Motiviertheit auf die textuell herausgearbeiteten Quell- und Zieldomänen eingeht:

|| 49 Es gelten immer noch dieselben Markierungen für die metaphorischen Einheiten, wie in den letzten Kapiteln. Doppelt werden die Einheiten unterstrichen, die DUNKELHEIT als Quelldomäne markieren. Mit einer geraden Linie werden die Zieldomänen unterstrichen, wenn möglich. Fettgedruckt werden die Ausdrücke gekennzeichnet, die sich semantisch/lexikalisch (und im Folgekapitel grammatisch) als ungleich erweisen.

126 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Tab. 21: PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUN-

DUNKELHEIT

PSYCHISCHE BLINDHEIT

AUGEN-Konzept

ich schloß die Augen seine Augen waren geschlossen

Blindheit

BLIND-Konzept

blind im Schatten der Blindheit

psychische Blindheit

SCHWARZ-Konzept

schwarze Brille ein dicker schwarzer Fleck durch das Schwarz seiner Brille

psychische Blindheit

DUNKEL-Konzept

überall Nebel

psychische Blindheit

KELHEIT

Die obige Tabelle zeigt, dass die Quelldomänen unterschiedliche sprachliche Formen annehmen, wobei die metaphorische Motiviertheit immer mit den Diskurskonzepten AUGE(N), BLIND/BLINDHEIT, SCHWARZ und DUNKEL zu beschreiben ist. Im Gegensatz dazu ist die Zieldomäne relativ stabil und bewegt sich zwischen den semantischen Bereichen BLINDHEIT und PSYCHISCHE BLINDHEIT. Der Unterschied zwischen der physischen und der psychischen Blindheit lässt sich am besten anhand des Diskurses erläutern. Kaminskis Blindheit ist sowohl eine psychische als auch eine (teilweise) physische. Für die Figur Zöllner ist nur die psychische Blindheit typisch. Um die metaphorische Motiviertheit zwischen den Quell- und Zieldomänen besser zu verstehen, muss das Cross-Domäne-Mapping zwischen ihnen detaillierter beschrieben werden. Neben der Repetition sprachlicher Mittel zeigen sich zugleich stark konventionalisierte metaphorische Bedeutungen, die ihre Grundlagen in metonymischen Basisbedeutungen haben. In diesem Fall liegen infolgedessen nicht nur simple Metaphern, sondern sogar Metaphtonymien vor (vgl. auch Michl 2019: 98–104; Mittelberg und Waugh 2009: 334–335; Goosens 1990: 332–335; Barnden 2010: 6–21). Im sprachlichen Material der Fokusgruppe sind insgesamt sechs Metaphern zu identifizieren, die ihre Basisbedeutungen in metonymischen Bedeutungsrelationen haben. Folgende Beispiele aus dem Korpus veranschaulichen diese metaphtonymischen Verknüpfungen der Fokusgruppe besonders gut:

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 127

(5a)

Er trug einen Pullover und eine undurchsichtige schwarze Brille, die eine Hand lag auf Miriams Arm, die andere stützte sich auf einen weißen Spazierstock. Seine Haut war braun und auf ledrige Art faltig, die Wangen hingen schlaff herab, seine Hände wirkten übergroß, die Haare standen wirr um seinen Kopf. (IK: 21)

(5b)

Pulóvert és fekete szemüveget viselt, egyik keze Miriam karján nyugodott, a másikkal fehér botra támaszkodott. Cserzett, barna bőrét ráncok barázdálták, arca petyhüdten lógni kezdett, a keze túlméretezettnek tűnt, haja borzasan meredezett a koponyája körül. (EK: 22)

(6a)

Die Skizzen waren mit Kohlestift gezeichnet, zunehmend unsicher, die Striche wurden zittrig und verfehlten einander, schließlich gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck. Kohlesplitter rieselten mir entgegen. (IK: 75)

(6b)

A szénnel rajzolt vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek, és elvétették egymást, a végén már csak egy nagy fekete pacni sikeredett. Szénpor pergett rám. (EK: 68)

In den obigen Zitaten fungieren die diskursmetaphorischen Einheiten eine undurchsichtige schwarze Brille und gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck als Quelldomänen für DUNKELHEIT. Es ist eindeutig, dass sie außerhalb ihres Kontextes keine kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen zeigen, d.h., die konzeptuelle Inkongruenz im Cross-Domäne-Mapping ist für eine metaphorische Qualität nicht ausreichend. Gebunden an die Diskurs-Welt weisen sie erst metonymische Verknüpfungen auf der Grundlage von Kausalität auf: Kaminski trägt eine undurchsichtige schwarze Brille, denn er ist blind; Kaminskis Skizzen bestehen nur aus schwarzen Flecken, denn sein Sehvermögen ist mit der Zeit wegen seiner Augenkrankheit schwächer geworden und er kann deswegen keine Konturen mehr sehen. Diese semantischen Relationen im Cross-Domäne-Mapping würde auch metonymisch bleiben, wenn die metaphtonymischen Einheiten in der Diskurs-Welt der Handlung nicht regelmäßig rekurrieren würden. Die Repetition und die Rekurrenz der sprachlichen Mittel in einem abgeschlossenen Diskurs erzielen in der Diskursdynamik eine klare semantische Leitlinie. Wenn diese Leitlinien anhand der logischen Verknüpfungen zwischen den Quell- und Zieldomänen tiefer untersucht werden, erweisen sie sich an dieser Diskursstelle schon als metaphorisch oder anders ausgedrückt als diskursmetaphorisch. Bei der tieferen Untersuchung der Fokusgruppe der systematischen Metapher PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT entfalten sich weitere Resultate der DUNKELHEIT-Metaphorik. Zum einen lässt sich feststellen, dass die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe jeweils negativ geladene Einstellungen im Diskurs vermitteln: Sowohl die physische als auch die psychische Blindheit werden von den Protagonisten im Diskurs als höchst problematische Faktoren betrachtet, die den Lauf der Handlung einheitlich in eine stark negative Richtung beeinflussen. Dies zeigt sich auch an der Metapherntrajektorie, da sich die sprachli-

128 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

chen Metaphern der Fokusgruppe im ganzen Diskurs einheitlich verteilen. Dementsprechend gibt es keine Textstellen, an denen sich sprachliche Metaphern clustern würden. Zusammenfassend zu dieser Fokusgruppe lässt sich sagen, dass die sprachlichen Metaphern der Gruppe durch ihre hohe Frequenz im Diskurs über eine starke Präsenz verfügen, trotzdem bilden sie eine Gruppe mit eher kognitiv schwächeren und impliziten sprachlichen Metaphern. 5.1.2.2 ANGST IST DUNKELHEIT (8) 5.1.2.2.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher ANGST IST DUNKELHEIT Anhand der Bearbeitung der erhobenen Daten ist festzustellen, dass die systematische Metapher ANGST IST DUNKELHEIT mit dem Bedeutungsrahmen des allgemeinen Sprachgebrauchs gut kompatibel ist. D.h., laut der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT im allgemeinen Sprachgebrauch steht die DUNKELHEIT als Konzept jeweils für etwas negativ Geladenes, was mit der Verwendung des Konzeptes im Diskurs gut übereinstimmt. Die Fokusgruppe enthält insgesamt sechs sprachliche Metaphern, von denen vier auf der Ersten und zwei auf der Zweiten Ebene zu verstehen sind. Unter den Metaphern auf der Ersten Ebene sind zwei direkte Metaphern und zwei Metapher-Flags zu erkennen. Sie sind in Hinsicht auf ihre kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen stärker und expliziter, sie manifestieren sich sogar durch ihre sprachlichen Indikatoren, z.B. für Metapher-Flags die Verben aussehen oder für direkte Metaphern die Vergleichspartikel wie sowie ihre ungarischen Äquivalente. Im Gegensatz dazu zeigen sich die Metaphern auf der Zweiten Ebene eher implizitmetaphorisch, sie ziehen sich oft über die Satzgrenze und nehmen mehrere Textabschnitte auf, um ihre Metaphorizität durch Repetition, Rekurrenz und wörtlich-metaphorisches Wechselspiel zu entfalten. Tabelle 43 im Anhang zeigt den Aufbau der Fokusgruppe in beiden untersuchten Sprachen. 5.1.2.2.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Anhand der Metapherndaten ist festzustellen, dass sich die identifizierten sprachlichen Metaphern dieser Fokusgruppe bezüglich ihrer Quelldomäne DUNKELHEIT um die Konzepte AUGE(N) und (FEHLENDES) LICHT ordnen. Diese Konzepte mit konkreten Bedeutungen verknüpfen sich im Laufe des Diskurses mit abstrakten, Angst erweckenden Gefühlen wie z.B. „Bedrohtgefühl“, „etwas Unterdrücktes“ und „Verzweiflung“, die im Cross-Domäne-Mapping als Zieldomänen

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 129

fungieren. Die folgende Tabelle (22) veranschaulicht die metaphorische Motiviertheit der systematischen Metapher ANGST IST DUNKELHEIT und beschreibt dabei auch die Quell- und Zieldomänen der Metaphern ausführlicher. Tab. 22: ANGST IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

ANGST IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

ANGST

AUGEN-Konzept

schloß die Augen

etwas Erschreckendes unterdrücken

(FEHLENDES) LICHT-Konzept

war kein Licht nachts das Licht ausschalteten abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk ging die Sonne unter

etwas Erschreckendes sich bedroht fühlen Unsicherheit empfinden

NACHT-Konzept

die Nacht draußen schien nahe und unheimlich nachts das Licht ausschalteten ging die Sonne unter

etwas Unheimliches

Aus den Inhalten der obigen Tabelle lässt sich ermitteln, dass die systematische Metapher ANGST IST DUNKELHEIT ihre metaphorische Motiviertheit auf der Grundlage der Konzepte ANGST, AUGE(N), (FEHLENDES) LICHT und NACHT ausbaut. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich in vielen unterschiedlichen Formen, die jedoch ähnliche semantische Muster zeigen. Die abstrakten Bedeutungen der Zieldomäne sind am besten mit dem Hyperonymkonzept ANGST zu vereinheitlichen, das gleichzeitig als Zieldomäne fungiert. Die semantischen Merkmale der Bedeutungen ‚etwas Erschreckendes‘, ‚Bedrohung‘, ‚Unsicherheit‘ und ‚etwas Unheimliches‘ sind mit der hyperonymen Zieldomäne ANGST kompatibel, sprachlich und semantisch jedoch – wie angedeutet – vielfältiger. Auch an diesem Beispiel lässt sich gut sehen, dass diese große Varianz dafür verantwortlich ist, dass es bei manchen sprachlichen Metaphern schwierig ist, eine sprachlich exakte und zutreffende Bezeichnung für die Zieldomäne zu formulieren. Diese Tatsache wird dadurch verstärkt, dass die relativ freie Interpretation literarischer Texte ermöglicht, einen und denselben Begriff auf sehr unterschiedliche Art und Weise zu versprachlichen. Ein starkes Deutungsvermögen ist v.a. bei Metaphern auf der Zweiten Ebene notwendig, da sie zwischen ihren Quellund Zieldomänen keine maßgebende konzeptuelle Inkongruenz aufweisen. Metaphern auf der Ersten Ebene in der Fokusgruppe zeigen sich auch durch ihre

130 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Indikatoren. In den folgenden Zitaten werden beispielsweise Metapher-Flags durch ihre Indikatoren scheinen und érez (dt. ‚das Gefühl haben‘) bemerkbar (im Zitat fettgedruckt markiert): (7a)

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44)

(7b)

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse! (EK: 48)

An den folgenden Textstellen kommen direkte Metaphern vor und zeigen sich durch ihre Indikatoren wie und olyan […] amilyen: (8a)

Wieder eine Tür, aber im Gang dahinter war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken schlug ich die Tür zu. (IK: 63, meine Hervorhebungen, R.P.-Sz.)

(8b)

Újabb ajtó, de a mögötte lévő folyosón nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld feszínén nem is létezik, rémülten becsaptam az ajtót. (EK: 70)

Des Weiteren geht die Analyse auf die metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern ausführlicher ein. Die Metaphernverwendung beschränkt sich im Diskurs ausschließlich auf die Figur Zöllner. Er ist derjenige, der sich in der Diskurs-Welt oft und aus unterschiedlichen Gründen bedroht, unterdrückt und verzweifelt fühlt, was in der Handlung jeweils auf seine immense Angst verweist. Zöllners seelischen Zustand mit den erwähnten negativen Gefühlen zeigen z.B. die folgenden Zitate in unterschiedlichen Situationen, die alle die DUNKELHEIT-Metaphorik aufbauen. Eine genaue Erklärung erfolgt nach den Zitaten. – Zöllner fühlt sich bedroht: (9a)

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44)

(9b)

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse! (EK: 48)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 131



Zöllner fühlt sich unterdrückt:

(10a)

Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. (IK: 61)

(10b)

Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség. (EK: 68)

− Zöllner fühlt sich verzweifelt: (11a)

Ob sie nachts das Licht ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich stand auf. Ich rief. Ich rief lauter. Mir wurde klar, daß das nichts nützte. Ich schrie, bis ich heiser war. (IK: 64)

(11b)

Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? A föld jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kiáltottam. Hangosabban kiáltottam. Rájöttem, hogy semmi haszna. Addig kiabáltam, amíg be nem rekedtem. (EK: 71)

Wie es sich in den obigen Zitaten herausstellt, steht hinter Zöllners enormer Angst seine psychische Blindheit: Er tendiert in bestimmten Situationen, „blind“ zu sein, die Realität, so wie sie in seinem Leben tatsächlich existiert, nicht wahrzunehmen, und infolgedessen fühlt er sich meistens unsicher und verständnislos. Ferner hat er als Konsequenz vor den meisten wichtigen Dingen im Leben Angst. Er hat Angst, sich mit seiner eigenen Persönlichkeit bekannt zu machen, sich mit Menschen emotional tief zu verbinden, Erfolg oder eben keinen Erfolg zu haben, sich selbst passende Ziele zu setzen etc. Aus seinem diskursiven seelischen Zustand entfaltet sich die Vielfalt der obigen Gefühle: Er fühlt sich bedroht, sogar die Zukunft selbst bedroht ihn. Er unterdrückt in seinem Gedächtnis seine schlimmsten und peinlichsten Erinnerungen, denn er hat wiederum Angst, diesen Ängsten ins Auge zu sehen. Er ist weiterhin auch verzweifelt, da er den Sinn und das Ziel seiner Existenz – wiederum aus Angst – nicht findet. All seine Angst ist ihm jedoch gar nicht bewusst. Im Gegensatz dazu funktioniert Kaminskis Charakter im Diskurs anders. Er ist keine Figur, die leicht Angst bekommt, bei seinem Treffen mit Therese manifestiert sich seine Angst zum ersten Mal in der Handlung. Trotzdem wird diese Angst interessanterweise gar nicht metaphorisch ausgedrückt. Seine Angst ist dementsprechend keine blinde Angst wie die Zöllners. Kaminski ist sich dar-

132 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

über vollständig im Klaren, weshalb er sich vor dem ersehnten Treffen mit Therese fürchtet. Vielleicht ist allein die Angst selbst für ihn etwas Außergewöhnliches, da er sie seit langer Zeit nicht in sein Leben hereingelassen hat. Die vorherigen Interpretationen weisen auch auf tiefliegende metonymische Basisbedeutungen hin, was die erkannte Metaphorizität auf der Zweiten Ebene unterstützt. In der Fokusgruppe befinden sich insgesamt drei Metaphern, die basierend auf diesem Muster funktionieren. Das folgende Zitat ist eine Veranschaulichung die Funktion der angesprochenen Metaphtonymie: (12a)

Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. (IK: 61)

(12b)

Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség. (EK: 68)

Die metaphtonymische Natur der oben markierten Ausdrücke ist folgendermaßen zu beschreiben. Zöllner fühlt sich sehr erschöpft, deswegen schließt er die Augen. Als Konsequenz dieses Vorgangs fallen ihm unangenehme Erinnerungen ein, die er von sich wegzuschieben versucht, jedoch umsonst. Seine dunklen Erinnerungen tauchen erst auf, wenn er nur Dunkelheit vor sich sieht. D.h., die Dunkelheit ist ein Indikator für schlechte Erinnerungen, was eine kausale Verbindung zwischen den Quell- und Zieldomänen herstellt. Dies ist eindeutig eine metonymische Verbindung, die sich im Laufe des Diskurses durch die ständige Repetition und Rekurrenz des Konzeptes AUGE(N) in eine diskursmetaphorische verwandelt. Infolgedessen verbindet sich die Dunkelheit im Diskurs mit schlechten Erinnerungen, Dröhnungen, Hysterie, Kälte und emotional unterdrückter Tiefe. An den folgenden Zitaten sind wiederum metaphtonymische Phänomene zu erschließen. (13a)

Ob sie nachts das Licht ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich stand auf. Ich rief. Ich rief lauter. Mir wurde klar, daß das nichts nützte. Ich schrie, bis ich heiser war. (IK: 64)

(13b)

Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? A föld jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kiáltottam. Hangosabban kiáltottam. Rájöttem, hogy semmi haszna. Addig kiabáltam, amíg be nem rekedtem. (EK: 71)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 133

Wie an den obigen Textstellen zu sehen ist, fungieren die Ausdrücke nachts das Licht ausschalten und éjszakára lekapcsolják a villanyt im Text als Indikatoren für das Konzept DUNKELHEIT. Die Dunkelheit im Diskurs bringt für Zöllner wiederum Nervosität, Verzweiflung und enorme Angst mit sich, worauf er mit Schreien reagiert. Aufgrund dieser Erklärung ist die semantische Verbindung zwischen den Quell- und Zieldomänen wiederum eindeutig eine kausale. Die folgenden Textteile zeigen sich ebenfalls metaphtonymisch: (14a)

Eben ging die Sonne unter, die Berge sahen ein paar Sekunden schroff und riesig aus, dann wichen sie zurück und wurden flach und fern. (IK: 89)

(14b)

A nap éppen lebukott, a hegyek pár másodpercre ridegnek és hatalmasnak látszottak, aztán eltávolodtak, laposakká és távoliakká váltak. (EK: 98)

In den obigen Zitaten stellen die Ausdrücke ging die Sonne unter und a nap éppen lebukott in der Text-Welt den Raum für die Quelldomäne DUNKELHEIT her, die anschließend mit den Ausdrücken schroff und riesig aussehen, sie wichen zurück und wurden flach und fern sowie a hegyek […] ridegnek és hatalmasnak látszottak, eltávolodtak, laposakká és távoliakká váltak als Zieldomänen verknüpft werden. Diese semantische Verbindung erweist sich wiederum als eine kausale, da die optische Täuschung der schroffen und riesigen, dann flachen und fernen Berge, die Zöllner sieht, nur aus dem Grund erfolgt, dass die Sonne untergeht. Dieser kausale und so metonymische Zusammenhang verwandelt sich im Laufe der Diskursdynamik durch stetige Repetition, Rekurrenz und wörtlichmetaphorisches Wechselspiel in eine diskursdynamisch metaphorische. Zusätzlich vorausgesetzt ist in dieser metaphtonymischen Interpretation, dass sich die metonymischen Basisbedeutungen ausschließlich innerhalb desselben Diskurses in metaphorische Deutungen entwickeln. Bei weiteren Analysen der Fokusgruppe lässt sich feststellen, dass die systematische Metapher ANGST IST DUNKELHEIT in beiden Sprachen keine positiv geladenen Einstellungen vermittelt, d.h., die Fokusgruppe ist anhand des Diskurses eindeutig als etwas Negatives zu beurteilen. Weiterhin ist ein MetaphernClustering im Kapitel 5 zu identifizieren, dementsprechend spitzt sich die Metapherntrajektorie des Diskurses in diesem Kapitel zu. Die diskursive Erklärung dahinter ist, dass sich dieses Kapitel in erster Linie mit der Figur Zöllner und mit seinen Erlebnissen, seinem bisherigen Leben beschäftigt, dessen Basis die Angst ist.

134 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.1.2.3 ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT (5) 5.1.2.3.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT Anhand der erhobenen Daten ergab sich die systematische Metapher ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT, die durch ihre sprachlichen Metaphern im Korpus insgesamt sechsmal vertreten ist. Das macht sie zur dritthäufigsten systematischen Metapher im Diskurs. Im Gegensatz zur hohen Frequenz zeigen die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe eher eine schwache konzeptuelle Inkongruenz, was zur Folge hat, dass alle Metaphern des Metaphernhyperonyms auf der Zweiten Ebene zu verstehen sind. Die Metaphorizität dieser sprachlich stark konventionalisierten Metaphern baut sich wiederum durch Repetition, Rekurrenz und wörtlich-metaphorisches Wechselspiel aus. Zwar ist die diskursdynamische Metaphorizität der Daten vorhanden, dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass die Fokusgruppe eher als implizit metaphorisch gilt. Tabelle 44 im Anhang schildert den sprachlichen und strukturellen Aufbau der identifizierten Metaphern in beiden Sprachen ausführlicher. 5.1.2.3.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Den semantischen und metaphorischen Aufbau der systematischen Metapher fasst die folgende Tabelle (23) zusammen. Tab. 23: ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

ERSCHÖPFUNG

AUGE(N)-Konzept

schloß sofort die Augen ich rieb mir die Augen

Erschöpfung Schwäche

DUNKEL-Konzept

zogen sich dunkle Streifen durch die bleigraue Dunkelheit irrte

jemand ist übernächtigt mentale Müdigkeit

Aus der Tabelle geht hervor, dass die Quelldomäne DUNKELHEIT im Diskurs wiederum in verschiedenen Formen versprachlicht wird, die jeweils mit den Hyperonymkonzepten AUGE(N) und DUNKEL verbunden werden. Ähnlich nimmt auch die Zieldomäne der Fokusgruppe eine sprachlich vielfältige Form auf. Dieses Resultat macht die Fokusgruppe zum einen interessanter, da sie unterschiedli-

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 135

che sprachliche Formen des Konzeptes ERSCHÖPFUNG produziert, zum anderen ergibt das gleichzeitig die Schwierigkeit, ein passendes Hyperonym zur Bezeichnung der Fokusgruppe zu ermitteln. Schließlich fiel die Entscheidung zur Beschreibung der Fokusgruppe auf das Hyperonym ERSCHÖPFUNG. Bei der Recherche nach Asymmetrien ergeben sich die folgenden Informationen. Bezüglich der Vorkommenshäufigkeit des Konzeptes AUGE(N) ist ein Unterschied bemerkbar: Im deutschen Diskurs kommt das Konzept sechsmal vor, im ungarischen lediglich fünfmal. Die Ursache dafür ist, dass im ungarischen Kontext die Übersetzung des Ausdrucks ich schloß die Augen einmal komplett ausgelassen wurde und später wurde die Auslassung auch nicht kompensiert. Ob das eine bewusste translatorische Entscheidung war, lässt sich bestreiten. Die problematischen Textstellen folgen: (15a)

Wahrscheinlich war ich einfach müde. [...] Ich blinzelte, der Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und während ich auf das Prasseln horchte, nickte ich ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum. (IK: 12, meine Hervorhebung, R.P.-Sz.)

(15b)

Valószínűleg túl fáradt voltam. [...] Hunyorogtam, az eső egyre erősebben esett, a szétloccsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat rajzoltak volna az ablakra, és miközben az eső dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tud-tam, hol vagyok; mintha egy tág, üres térben lebegtem volna. (IK: 12)

Die Auslassung der Bedeutung ‚ich schloß die Augen‘ im ungarischen Kontext lässt sich nicht als störend anmerken. Der ungarische Kontext drückt eindeutig aus, dass Zöllner schläft, und zwar durch die Übersetzung elbóbiskoltam (dt. ‚ich nickte ein‘). Somit fehlt aus dem ungarischen Kontext nur der Prozess, der zum Einschlafen führte, d.h. das Augenschließen. Aus welchem Grund die Übersetzerin diese Veränderung vorgenommen hat, ist zweifelhaft. Ich halte zwei Erklärungen für ihre Entscheidung für möglich. Entweder war die Auslassung eine bewusste translatorische Entscheidung, um eine semantische Wiederholung zu vermeiden, oder das ist ein einfacher Übersetzungsfehler, d.h., die Veränderung ist zufällig entstanden. Das Resultat dieser kleinen Veränderung ist ein fehlendes Gleichgewicht zwischen den Konzepten der Quelldomäne DUNKELHEIT in Bezug auf ihre Frequenz, obwohl die globale Textkohärenz und äquivalenz im Weiteren aufrechterhalten bleibt. Zur metaphorischen Qualität der sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe zeigen die Daten, dass sie sich alle auf der Zweiten Ebene realisieren. Das bedeutet, dass sie ihre Metaphorizität zunächst in der Diskursdynamik durch Repetition, Rekurrenz und wörtlich-metaphorisches Wechselspiel und durch ihre

136 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

metonymischen Basisbedeutungen entfalten. Beispielsweise verknüpft sich die Einheit die Augen schließen im Diskurs schon an der ersten Textstelle mit der Quelldomäne DUNKELHEIT, da man beim Augenschließen selbstverständlich nichts mehr sieht. Dadurch, dass sich der Prozess des Augenschließens und dessen sprachliche Formulierung in der Diskurs- und Text-Welt wiederholen, baut sich Raum für die Diskursdynamik des Konzeptes ERSCHÖPFUNG auf. D.h., wenn die obigen Ausdrücke in der Text-Welt auftauchen, verbinden sie sich immer wieder mit dem Konzept und später mit der Zieldomäne ERSCHÖPFUNG. Im Gegensatz zum obigen Beispiel zeigt die Metapher auf der Ersten Ebene ziehen sich dunkle Streifen und ihre ungarische Übersetzung sötét csíkok barázdálnak (wörtlich dt. „dunkle Streifen ziehen mit dem Pflug Furchen in den Boden“) eine stärkere und aktive Metaphorizität. Beide sprachliche Formulierungen personifizieren das Objekt „dunkle Streifen“, d.h., sie versehen es mit menschlichen Eigenschaften, was anhand der MIPVU-Richtlinien als metaphorisch auf der Ersten Ebene zu markieren ist. Weiterhin spielt die Diskursdynamik an der Textstelle mit, denn die Einheit der Merkmale des wörtlich-metaphorischen Wechselspiels zeigt sich folgendermaßen: Das Lexem dunkel ist im Kontext auch wörtlich zu verstehen, da die Streifen unter Zöllners Augen in der Tat dunkel sind. Sofort ist das metonymisch mit der Quelldomäne ERSCHÖPFUNG zu verbinden. Ähnlich wie die obigen Daten funktionieren der Ausdruck durch bleigraue Dunkelheit verloren irren und seine ungarische Übersetzung az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyong (wörtlich dt. ‚in der bleigrauen Dunkelheit hilflos irren‘). Die Asymmetrie bezieht sich an dieser Textstelle auf die Lexeme verloren und bolyong (dt. ‚er irrt‘). Es ist eindeutig, dass die zwei Lexeme zwar anhand ihrer Bedeutungen semantisch ähnlich sind, dennoch sind sie miteinander nicht äquivalent. Ich finde trotzdem, dass die „Fehlübersetzung“ nicht komplett falsch ist und eine diskursive Erklärung die übersetzerische Veränderung ein wenig nachvollziehbarer macht. Die Lexeme verloren und bolyong setzen in ihren Text- sowie Diskurs-Welten eine physische sowie eine mentale Müdigkeit voraus, wobei das diskursive Konzept VERLORENSEIN der betroffenen Text-Welt die absolute Erschöpfung verkörpert und im Zentrum der beiden Diskurs-Welten steht.50 Das ist sozusagen der gemeinsame Nenner zwischen den || 50 Siehe auch die Abschnitte vor und nach dem metaphorischen Zitat: „Ich lehnte den Kopf an die gekachelte Wand und stützte das Buch auf meine Brust. Chromatisches Licht am Abend, Magdalena beim versonnenen Gebet und vor allem Gedanken eines schläfrigen Spaziergängers nach dem berühmtesten Gedicht Riemings: eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte. […] Den Titel erweiterte man um den Zusatz painted by a blind man und brachte daneben ein Foto von Kaminski mit dunkler Brille an. Als man ihm davon erzählte, ärgerte er sich so sehr, daß er sich ins Bett legen mußte und zwei Wochen unter fiebriger

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 137

Lexemen verloren bzw. bolyong. Diese Feststellung ist mit der Perspektive der Protagonisten zu erläutern. Beide Figuren, sowohl Zöllner als auch Kaminski, gelten in der Handlung als sehr ermüdete Figuren. Aus Zöllners Sicht lässt sich diese Müdigkeit leichter und schneller identifizieren, da der Leser die Ereignisse der Handlung aus seiner Perspektive erfährt. Ferner ist zu sehen, dass die sich auf Zöllner beziehenden Textstellen seine Müdigkeit viel exakter an die Oberfläche bringen als bei Kaminski. Es finden sich trotzdem einige Textstellen, an denen Kaminskis Ermüdung ebenfalls zu erkennen ist. Anhand der betroffenen Diskurs-Welten ist festzustellen, dass die zwei Figuren aus unterschiedlichen Gründen müde sind: Zöllner ist wegen seines unbewussten Unwissens, was seine eigene Person und sein Leben betrifft, und Kaminski wegen seines langen Lebens und seiner Lügen erschöpft. Diese Erläuterungen deuten schon an, dass es in der Metaphernanalyse nicht nur um einen metaphorischen Vergleich geht, sondern es liegen wiederum metonymische Basisbedeutungen im Diskurs vor. Die folgenden Zitate schildern diese metaphtonymischen Verbindungen. (16a)

[…] zogen sich dunkle Streifen über mein plötzlich rot und nackt aussehendes Gesicht. (IK: 15–16)

(16b)

[…] sötét csíkok barázdálták hirtelen vörösnek és csupasznak tetsző arcomat. (EK: 16)

Die dunklen Streifen erscheinen in der Diskurs-Welt unter den Augen des ermüdeten und übernächtigten Zöllners, d.h., die dunklen Streifen sind eine Konsequenz der Erschöpfung. Die Natur dieser Bedeutungsverknüpfung ist eindeutig metonymisch und es entwickelt sich erst in der Diskurs- und Text-Welt durch die Repetition und Rekurrenz Zöllners Erschöpfung in eine diskursdynamische Metaphorik, die streng diskursbezogen ist. Die folgenden Zitate zeigen wiederum metaphtonymische Merkmale. (17a) Ich war plötzlich müde. Ich schloß, für einen Moment nur, die Augen. (IK: 64) (17b) Hirtelen elfáradtam. Lehunytam a szemem, de csak egy pillanatra. (EK: 71) (18a) Ich rieb mir die Augen, plötzlich fühlte ich mich schwach. (IK: 102) (18b) Megdörgöltem a szemem, hirtelen gyengének éreztem magam. (EK: 112)

|| Grippe litt. Als er wieder aufstehen konnte, war er berühmt. […] Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen. Und als man seine Beteuerungen, daß er noch sehen konnte, allmählich glaubte, war nichts mehr rückgängig zu machen […]. Doch seinen Augen ging es immer schlechter. Er kaufte ein Haus in den Alpen und verschwand aus der Öffentlichkeit“ (IK: 37–39, Hervorhebungen im Original).

138 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Weitere Informationen zur betroffenen systematischen Metapher bringt die tiefere Analyse der Diskursdynamik in Hinsicht auf die Rolle der Figuren in den einzelnen Diskurs-Welten. Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe sind vorwiegend mit der Zöllner-Figur zu verbinden. Zöllners erschöpfte Persönlichkeit ist diskursbezogen wie folgt zu erklären. Zöllner ist nicht nur von seiner Arbeit, sondern auch von seinem ganzen Leben ermüdet. Er findet keinen Sinn in seiner Existenz, nichts begeistert ihn, er hält unbewusst alle Situationen aus und hofft, dass das ihm am Ende den ersehnten Ruhm bringt. Ruhm und gesellschaftliche Anerkennung sind seine primären Ziele, dafür will er jedoch nichts tun. Dass er sich bis zu seinem Ruhm andauernd aushalten muss, nimmt ihm viel Kraft und er fühlt sich dauernd müde. Eine interessante Überlappung zwischen Zöllner und Kaminski beschreibt die folgende metaphorische Textstelle: (19a) Gedanken eines schläfrigen Spaziergängers nach dem berühmtesten Gedicht Riemings: eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte. (IK: 37–38, kursive Hervorhebungen im Original) (19b) Egy álmos járókelő gondolatai, Rieming leghíresebb verse nyomán: egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejthető emberi alak. (EK: 41, kursive Hervorhebungen im Original)

Die obige Schilderung kann sich eigentlich auf beide Protagonisten beziehen: Sowohl Zöllner als auch Kaminski sind schläfrige Spaziergänger auf dem Weg des Lebens, da sie ihr Leben zwecklos führen, sind sie quasi kaum erahnbare Menschengestalten, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irren. Kaminskis Bekenntnis verstärkt diese Hypothese an einer Textstelle gegen Ende der Handlung: (20)

»Ich dachte damals, daß ich sterben würde.« [...] »Und das wäre besser gewesen. Alles andere war falsch. Weitermachen, so tun, als gäbe es noch etwas. Als wäre man nicht tot. Es war so, wie sie geschrieben hat. Sie war immer klüger.« [...] »Man meint, man hat ein Leben. Und plötzlich ist alles weg. Kunst bedeutet nichts. Alles Illusion. Und man weiß es und muß weitermachen.« (IK: 154)

Wie das obige Zitat betont, hatte Kaminski in seinem Leben auch eine bestimmte Zeit, in der er sich ermüdet fühlte. In dieser Zeit war für ihn nichts mehr wichtig und die Erkenntnis, dass er über keine Macht zum Verändern seiner Umstände verfügt, machte ihn komplett ohnmächtig und im Endeffekt erschöpft. Der Unterschied zwischen Kaminski und Zöllner liegt darin, dass Kaminski mit der Zeit lernte, mit dieser Hilflosigkeit und Machtlosigkeit umzugehen. Er „entwickelte“ sogar seine sogenannte Methode, und zwar seine Blindheit, die er für

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 139

seine eigenen Interessen verwendete. Dank dieser Blindheit ist er nicht mehr im Zustand der Müdigkeit. Mit der Blindheit bekommt er eine neue Chance, Macht über sein eigenes und über das Leben anderer auszuüben. Kaminskis Ermüdung wurde folglich sozusagen geheilt. Im Zöllners Leben funktioniert der „Blindheit“-Faktor zum Teil genauso wie bei Kaminski. Kaminski erweckt in Zöllner zum ersten Mal die kritische Betrachtung der Ziellosigkeit seiner Existenz. Aus diesem Grund fühlt sich Zöllner am Ende der Handlung nicht mehr erschöpft, sondern eher aufgeklärt und erwacht. An dieser Stelle der sogenannten Aufklärung verschwindet das Konzept ERSCHÖPFUNG aus dem Diskurs. Die obigen Feststellungen bestätigt auch die Verteilung der sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe in der Text-Welt. Die meisten ERSCHÖPFUNGMetaphern tauchen in den ersten Kapiteln auf, d.h. vor Zöllners Treffen und vor den intensiven Interaktionen mit Kaminski. Je mehr Aufmerksamkeit Zöllner Kaminski während der Handlung schenkt, desto schneller verschwindet das Konzept ERSCHÖPFUNG aus dem Diskurs. Infolgedessen clustern sich die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe in den ersten fünf Kapiteln des Romans, schließlich kommt noch eine Metapher im Kapitel 7 vor und zu guter Letzt verliert die ERSCHÖPFUNG-Systematik ihren Platz im Diskurs vollständig. 5.1.2.4 UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT (7) 5.1.2.4.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT Aus den Daten des Korpus geht hervor, dass die systematische Metapher UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT im Diskurs insgesamt durch fünf sprachliche Metaphern sowohl in der deutschen als auch in der ungarischen Text-Welt vertreten ist. Die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt auf der konzeptuellen Ebene keine gravierenden diskursbezogenen Unterschiede zwischen dem deutschen und dem ungarischen Diskurs. Die Quelldomäne DUNKELHEIT verbindet sich anhand der Fokusgruppe in beiden Sprachen mit der Zieldomäne UNSICHERHEIT. Dieses Resultat erweist sich mit der metaphorischen Deutung des allgemeinen Sprachgebrauchs zur Quelldomäne DUNKELHEIT, auch wenn nicht vollständig und nicht in dieser exakten sprachlichen Form, als gut kompatibel. Die systematische Metapher UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT verfügt über eine relativ starke Metaphorizität: In der Fokusgruppe sind vier Metaphern auf der Ersten und drei auf der Zweiten Ebene zu identifizieren. Die Metaphern auf der Zweiten Ebene sind sprachlich stark konventionalisiert, ihre Metaphorizität baut sich erst durch die Diskursdynamik und durch ihre metonymischen Basis-

140 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

bedeutungen aus. Die Diskursdynamik identifiziert sich im Falle der sprachlichen Metaphern durch ihre Rekurrenz und ihr wörtlich-metaphorisches Wechselspiel. Im Gegensatz dazu manifestieren sich die Metaphern auf der Ersten Ebene durch ihre konzeptuelle Inkongruenz zwischen ihren Quell- und Zieldomänen und durch ihre sprachlichen Indikatoren, wobei drei Metapher-Flags und eine indirekte Metapher festgestellt wurden. Die identifizierten Metaphernindikatoren für Metapher-Flags sind in der deutschen Text-Welt als ob, aussehen, scheinen, in der ungarischen mintha (dt. ‚als ob‘) und érez (dt. ‚sich anfühlen‘). Wie das aus den Beispielen zu sehen ist, erweisen sich die meisten sprachlichen Indikatoren für die Metaphern als weitgehend äquivalent, obwohl das Deutsche im Diskurs mehrere und vielfältigere Indikatoren einsetzt als das Ungarische. Weiterhin lässt sich feststellen, dass sich konzeptuelle Asymmetrien zwischen dem deutschsprachigen und dem ungarischsprachigen Diskurs nicht ergeben. Den strukturellen Aufbau der Fokusgruppe in beiden untersuchten Sprachen zeigt die Tabelle 45 im Anhang. 5.1.2.4.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die sprachlichen Metaphern der systematischen Metapher UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT ordnen sich anhand ihrer Quelldomänen um fünf diskursive Konzepte: AUGE(N), SCHWARZ, BLIND/BLINDHEIT, NACHT und (FEHLENDES) LICHT. Die Tabelle 24 gibt über den logischen Aufbau der Fokusgruppe einen Überblick. Tab. 24: UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT DUNKELHEIT

UNSICHERHEIT

AUGE(N)-Konzept

ich schloß die Augen

schweben durch einen weiten, leeren Raum

SCHWARZ-Konzept

in die Schwärze des Tals a völgy fekete mélységébe

unsicher

BLIND/BLINDHEIT-Konzept

blind

Unsicherheit

NACHT-Konzept

die Nacht draußen schien […]

nicht mehr gemütlich etwas Bedrohliches nah und unheimlich War das meine Zukunft? Unsicherheit

(FEHLENDES) LICHT-Konzept

auf einen kaum beleuchteten Gang Unsicherheit

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 141

Aus der Tabelle geht hervor, dass die systematische Metapher UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT in Hinsicht auf ihre Konzepte eine besonders vielfältige Metapherngruppe bildet. Sowohl die Quelldomänen als auch die Zieldomänen versprachlichen sich in den verschiedenensten Formen, was die exakte Formulierung der zutreffenden hyperonymen Zieldomäne ein wenig erschwert. Zu guter Letzt wurde versucht, einen Ausdruck für die Zieldomäne herauszuarbeiten, der im semantischen Vergleich zu den Metaphern der Gruppe als hinreichend, aber als nicht übergeneralisiert gelten kann. So wurde das Hyperonym UNSICHERHEIT zur Fokusgruppe ausgewählt. Im Anschluss an die Herausarbeitung der systematischen Metapher erfolgt die Analyse sprachlicher Metaphern. Diese Analyse hat lediglich leichte konzeptuelle Ungleichheiten auf der Makroebene zwischen der deutschen und der ungarischen Text-Welt erschlossen. Ein solcher Unterschied bezieht sich auf den Gebrauch des Konzeptes SCHWARZ und zeigt sich in den folgenden Zitaten. (21a)

Ich rutschte aus und schlug der Länge nach hin. Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. Ich rieb mir das Knie und stellte mir vor, wie er fiel und andere Steine mitnahm, mehr davon und mehr, bis schließlich ein Hangrutsch irgendwo einen arglosen Spaziergänger begrub. Der Gedanke gefiel mir, und ich warf noch einen Stein. (IK: 32)

(21b)

Megcsúsztam és hosszában elvágódtam. Dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. A térdemet dörgölve elképzeltem, ahogy zuhanás közben magával sodor egy csomó követ, egyre többet és többet, míg végül a hegyomlás valahol maga alá temet egy gyanútlan járókelőt. Tetszett az ötlet, és eldobtam még egy követ. (EK: 34–35)

Im obigen deutschen Kontext realisiert sich das Konzept SCHWARZ durch den Ausdruck Schwärze des Tals, während der ungarische Kontext die Einheit schwarze Tiefe des Tals verwendet. Die Ungleichheit besteht infolgedessen in der Übertragung der Bedeutung ‚Tiefe‘ in die ungarische Text-Welt, obwohl sie in der deutschen nicht vorhanden war. Diese Veränderung ist nicht als fehlerhaft zu betrachten, da die globale Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten aufrechterhalten bleibt, sie erzielt jedoch zwischen den zwei Text-Welten eine leichte Asymmetrie. Des Weiteren müssen die Deutung und Analyse der sprachlichen Metaphern auch auf die Diskursrolle der Protagonisten bei der Metaphernbildung eingehen. Erstens wurde festgestellt, dass sich die Metaphern in der Fokusgruppe in der Regel auf Zöllner beziehen, während sich nur eine Metapher mit der Figur Kaminski im Diskurs verknüpft. Diese eine Metapher im Zusammenhang mit Kaminski hängt mit dem Konzeptensemble BLIND/BLINDHEIT eng zusammen:

142 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(22a)

[…] ächzend ruckte die Kabine aufwärts und brachte uns auf einen kaum beleuchteten Gang. […] Es riecht seltsam, sind Sie sicher, daß es ein gutes Hotel ist? (IK: 111)

(22b)

[…] a fülke csikorogva lódult meg fölfelé, és egy alig megvilágított folyosóra vitt minket. […] Furcsa szag van, biztos benne, hogy ez egy jó szálloda? (EK: 123)

Die Beschreibung der metaphorischen Motiviertheit der Zitate ist in Bezug auf die Diskurs- und Text-Welt folgendermaßen zu fassen. Kaminski fühlt sich wegen seiner mangelnden Sehkraft unsicher. Er scheint in dieser Diskurs-Welt in der Tat wehrlos zu sein und seine Unsicherheit ist verständlich und akzeptabel. Andererseits ist die Unsicherheit an sich für seine Figur gar nicht typisch, da er eher über einen Charakter verfügt, der während der Handlung immer Macht über seine Mitmenschen hat. Im Gegensatz zu Kaminski zeigt der andere Protagonist Zöllner viel Unsicherheit in seinen Äußerungen und innerlichen Monologen. Seine Unsicherheit und die so entstandenen metaphorischen Äußerungen stammen aus Zöllners ziellosem, angsterfülltem sowie unwissendem mentalem Zustand. Er ist ziellos, weiß nicht im geringsten Maße, was er für sich selbst braucht, um sich in der Welt sowie im Leben besser zu orientieren. Deshalb hat er oft das Gefühl, dass er keine Sicherheit und Geborgenheit, sozusagen keinen festen Boden unter den Füßen hat. Es ist nicht überraschend, dass es ihm in der Textstelle war, „als schwebte [er] durch einen weiten, leeren Raum“ (IK: 12). Darüber hinaus stammt Zöllners Ziellosigkeit aus der schon angesprochenen enormen Angst, und zwar bezüglich seiner Zukunft. Da er sich selbst nicht in dem Maße kennt, das für ihn zu einem erfolgreichen und anständigen Leben notwendig wäre, führt das zu einer falschen Interpretation der Handlungen und Äußerungen seiner Mitmenschen. Er ist imstande zu fühlen, dass etwas in seinem Leben nicht passt und immer schiefläuft, er kann jedoch dagegen nichts tun, damit er aus dieser Spirale ausbricht. Die Angst ist immer bei ihm und herrscht über ihn in unbekannten und unsicheren Situationen am stärksten, was auch die folgenden Zitate besonders gut darstellen: (23a)

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44)

(23b)

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse! (EK: 48)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 143

Ferner ist das dritte Gefühl, das für die Figur Zöllner und somit für die systematische Metapher UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT charakteristisch ist, das Unwissen. Der Leser lernt Zöllner als unwissende Figur kennen. Er kennt nicht nur sich selbst ungenügend, sondern er kann auch die Intentionen seiner Mitmenschen nicht angemessen wahrnehmen, identifizieren und schätzen. Dieses Unwissen ist ihm jedoch nicht bewusst. Manchmal gerät er trotzdem in Situationen, in denen er „bewusst“ unwissend ist. Dieses „bewusste“ Unwissen, z.B. wenn er den Weg von Kaminskis Haus zurück ins Dorf zum Hotel in der Dunkelheit nicht findet, erfüllt ihn auf eine ähnliche Art und Weise mit Unsicherheit, die jedoch nachvollziehbarer ist: (24a)

Ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war, unter mir löste sich Schotter, fast wäre ich wieder gefallen. Mir war kalt. (IK: 32)

(24b)

Nem voltam biztos benne, hogy még mindig az úton járok, talpam alatt görgött a kavics, kis híján megint leestem. Fáztam. (EK: 32)

Infolgedessen ist die metaphorische Struktur der obigen Metaphern auf der Zweiten Ebene wiederum diskursdynamisch bedingt und enthält metonymische Basisbedeutungen. Die Quell- und Zieldomänen bauen sich in der Diskursdynamik durch kognitive Rekurrenz aus, d.h., es werden semantische Einheiten des Diskurskonzeptes UNSICHERHEIT in unterschiedlichen sprachlichen Formulierungen wiederholt. Die metaphtonymische Entwicklung stark konventionalisierter Metaphern veranschaulichen beispielsweise die folgenden Zitate: (25a)

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44 meine Hervorhebungen, R.P.-Sz.)

(25b)

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse! (EK: 48, meine Hervorhebungen, R.P.-Sz.)

Die diskursmetaphorische Motivation der Sätze War das meine Zukunft? und Ez volna a jövőm? (dt. ‚Wäre das meine Zukunft?‘) ist folgendermaßen zu beschreiben. Zöllner erläutert seine Ängste in den Sätzen vor und nach dem markierten Ausdruck. Seine Unsicherheit stammt aus der Angst, dass er keine Vorstellungen hat, was er mit seiner Zukunft machen soll. All diese Ängste sind jedoch von metonymischer Natur, die sich im Diskurs, in dem Zöllners Persönlichkeit

144 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

konstruiert wird, durch die Rekurrenz semantisch ähnlicher Begriffe entfaltet. Die folgenden Beispiele funktionieren wiederum anhand des Musters der Metaphtonymie: (26a)

[…] ächzend ruckte die Kabine aufwärts und brachte uns auf einen kaum beleuchteten Gang. […] »Es riecht seltsam, sind Sie sicher, daß es ein gutes Hotel ist?« (IK: 111, meine Hervorhebungen, R.P.-Sz.)

(26b)

[…] a fülke csikorogva lódult meg fölfelé, és egy alig megvilágított folyosóra vitt minket. […] Furcsa szag van, biztos benne, hogy ez egy jó szálloda? (EK: 123, meine Hervorhebungen, R.P.-Sz.)

Der kaum beleuchtete Gang ist im Kontext ein Zeichen für ein weniger gutes Hotel, was wiederum eine kausale Verbindung ist. Der Mangel an Licht hingegen verbindet sich im Diskurs durch die Rekurrenz des Konzeptes (FEHLENDES) LICHT mit dem Konzept UNSICHERHEIT, welches Gefühl Kaminski in dieser Situation empfindet. Folglich entsteht eine diskursdynamische Metaphorizität. 5.1.2.5 RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT (4) 5.1.2.5.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT tritt im Diskurs durch ihre sprachlichen Metaphern insgesamt viermal auf. Die Mehrheit der sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe erweisen sich als eher schwache Metaphern, da sie keine kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen zeigen. Drei von den identifizierten Metaphern sind Metaphern auf der Zweiten Ebene, d.h. in erster Linie diskursdynamisch metaphorisch, während nur eine Metapher als Metapher auf der Ersten Ebene markiert wurde. Die bedeutungsgestaltende Kraft der Diskursdynamik formt sich durch Repetition und Rekurrenz sprachlicher Ausdrücke von DUNKELHEIT in metaphorische Zusatzbedeutungen. Darüber hinaus wurden konzeptuelle Unterschiede hinsichtlich der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT zwischen den deutschen und den ungarischen Metaphern identifiziert. Weiterhin haben die ersten Ergebnisse der Analyse ergeben, dass diese systematische Metapher ein interessantes Ensemble von Metaphern bildet, da sie von der DUNKELHEIT-Konzeptualisierung des allgemeinen Sprachgebrauchs auffällig abweicht. Generell wird das Konzept RUHM/ANERKENNUNG hauptsächlich mit etwas Positivem identifiziert, d.h., das Konzept RUHM/ANERKENNUNG könnte eher mit der Zieldomäne LICHT identifiziert werden und nicht mit DUNKELHEIT. Die poetische Freiheit literarischer Texte ermöglicht es jedoch, auch solche

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 145

Konzepte miteinander zu verknüpfen, die für das Sprachgefühl des allgemeinen Sprachgebrauchs ungewöhnlich sind. Dieses Phänomen lässt sich auch an dieser systematischen Metapher erschließen. Trotz der Ambivalenz mit dem allgemeinen Sprachgebrauch ist die systematische Metapher mit der Diskurs-Welt gut kompatibel, da die Hauptfigur Kaminski seinen Ruhm seiner Blindheit zu verdanken hat. Über den genauen Aufbau der Fokusgruppe gibt die Tabelle 46 zu beiden untersuchten Sprachen im Anhang einen Überblick. 5.1.2.5.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe ordnen sich sowohl im ungarischen als auch im deutschen Kontext hinsichtlich ihrer Quelldomänen um die Konzepte DUNKEL und BLIND/BLINDHEIT verbinden sich mit der Zieldomäne RUHM/ANERKENNUNG. Die Tabelle 25 schildert die Struktur der Metaphorik der systematischen Metapher. Tab. 25: RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKEL-

DUNKELHEIT

RUHM/ANERKENNUNG

DUNKEL-Konzept

Titel in dunkler Schrift im Schatten der Blindheit

dt. etwas Großes ung. valami jelentőset (dt. ‚etwas Bedeutsames‘) im Schatten des Ruhmes

BLIND/BLINDHEIT-Konzept

ich werde nämlich blind Ruhm wegen des Gerüchtes über Kaminskis Gemälde um die Welt seine Blindheit gegangen im Schatten der Blindheit

HEIT

Obwohl die Quelldomäne DUNKELHEIT in unterschiedlichen Formen versprachlicht wird, ist eine Systematizität unter den Ausdrücken zu finden, wie z.B. die Rekurrenz der DUNKEL- und BLIND/BLINDHEITS-Konzepte. Die Zieldomäne RUHM/ANERKENNUNG ist schwieriger herauszuarbeiten, da sie sich ebenfalls in vielfältigen sprachlichen Ausdrücken realisiert. Sie bilden ein semantisch relativ homogenes Isotopiefeld, nach dem das Hyperonym RUHM/ANERKENNUNG herausgearbeitet wurde.

146 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Zunächst repräsentiert sich das Konzept RUHM/ANERKENNUNG als ein abstrakter und idealistischer Zustand, den sich Zöllner vorstellt und nach dem er sich mit all seinen Kräften sehnt, in der Hoffnung, dass er sein als leer empfundenes Leben endlich ausfüllt. In den folgenden Zitaten manifestiert sich das Konzept RUHM/ANERKENNUNG in der sprachlichen Form etwas Großes. Zöllners IchPerspektive versteht darunter sein anerkanntes Buch, das ihm seinen verdienten Erfolg bringt. In der ungarischen Übersetzung drückt die Übersetzerin diese Einheit mit einem ähnlichen Ausdruck aus: valami jelentős (dt. ‚etwas Bedeutendes‘). Obwohl die zwei Lexeme nicht völlig als äquivalent gelten, gehören sie trotzdem zum selben semantischen Diskursfeld, das ebenfalls mit dem Hyperonymkonzept RUHM/ANERKENNUNG zu beschreiben ist. (27a)

Ich hätte endlich Zeit, etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch. Nicht zu dick, doch dick genug für die Romanregale in den Buchhandlungen. Womöglich ein Gemälde meines Schwiegervaters auf dem Cover. Oder doch lieber etwas Klassisches. Vermeer? Titel in dunkler Schrift. Fadenheftung, dickes Papier. Mit meinen Beziehungen würde ich mir ein paar gute Kritiken verschaffen. (IK: 27)

(27b)

Végre lenne időm, hogy írjak valami jelentőset, egy vastag könyvet. Nem túl vastagot, de elég vastagot ahhoz, hogy a regénypolcra kerüljön a könyvesboltokban. A borítón lehetőleg apósom festménye. Vagy inkább valami klasszikus? Vermeer? Sötét betűs cím. Cérnafűzés, vastag papír. A kapcsolataim révén bezsebelnék néhány jó kritikát. (EK: 28)

Weiterhin konstruiert sich das Konzept RUHM/ANERKENNUNG auch in den folgenden sprachlichen Formen: (28a)

Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen. (IK: 38)

(28b)

Kaminski festményei, mindenekelőtt a vakságára vonatkozó mendemondák miatt, egy csapásra bejárták a világot. (EK: 42)

(29a)

Fast jeder, dem man erzählte, daß Kaminski noch lebte, reagierte mit Überraschung. Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes. (IK: 40–41)

(29b)

Hallva, hogy Kaminski még mindig él, szinte mindenki meglepődött. Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában. (EK: 43)

Die Einheiten um die Welt gegangen und im Schatten des Ruhmes repräsentieren eindeutig die Zieldomäne RUHM/ANERKENNUNG. Wenn etwas um die Welt geht, bedeutet das, in der Welt Erfolg zu haben. Ähnlich: Wenn jemand im Schatten des Ruhmes lebt, wurde er früher von einem Publikum anerkannt. Diese Texttei-

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 147

le sind unterschiedliche Manifestationen desselben Konzeptes und verbinden sich großenteils mit der Figur Kaminski. Diese Tatsache ist im Diskurs auch logisch, da von den Protagonisten Kaminski derjenige ist, der in der Handlung immer wieder mit Ruhm identifiziert wird. Von den vier sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe bezieht sich lediglich eine Metapher auf Zöllner. Die passende Diskurs-Welt zu dieser Stelle ist der Kontext, wenn er sich das Gefühl des Ruhmes und seine eigene Anerkennung in der Zukunft vorstellt. Schließlich zeigt die Analyse die Qualität der Metaphorizität der identifizierten sprachlichen Metaphern auf der Zweiten Ebene mit der hierzugehörenden Diskursdynamik und den etwaigen metonymischen Basisbedeutungen. Metaphtonymische Verknüpfungen sind beispielsweise in den folgenden Textteilen zu identifizieren: (30a)

Ich hätte endlich Zeit, etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch. Nicht zu dick, doch dick genug für die Romanregale in den Buchhandlungen. Womöglich ein Gemälde meines Schwiegervaters auf dem Cover. Oder doch lieber etwas Klassisches. Vermeer? Titel in dunkler Schrift. Fadenheftung, dickes Papier. Mit meinen Beziehungen würde ich mir ein paar gute Kritiken verschaffen. (IK: 27)

(30b)

Végre lenne időm, hogy írjak valami jelentőset, egy vastag könyvet. Nem túl vastagot, de elég vastagot ahhoz, hogy a regénypolcra kerüljön a könyvesboltokban. A borítón lehetőleg apósom festménye. Vagy inkább valami klasszikus? Vermeer? Sötét betűs cím. Cérnafűzés, vastag papír. A kapcsolataim révén bezsebelnék néhány jó kritikát. (EK: 28)

Im obigen Zitat ist die Einheit Titel in dunkler Schrift als metaphorisch markiert. Obwohl sie keine starke kognitive Spannung zwischen ihrer Quell- und Zieldomäne zeigt, entfaltet sich die Metaphorizität des Ausdrucks durch die folgende metonymische Kausalität. In Zöllners Verständnis ist ein Buch mit einem Titel in dunkler Schrift sowie mit einer äußerlich guten materiellen Qualität etwas Großes und Bedeutsames, das auch von Kritikern als gut bewertet ist. Dieses Cross-Domäne-Mapping ist zweifellos metonymisch, da es auf Kausalität basiert. Die Metaphorizität entwickelt sich dann wiederum im Laufe des Diskurses, insofern auf diese metonymische Relation eine diskursdynamisch metaphorische aufbaut, die sich durch Repetition und Rekurrenz homogener Bedeutungen im Diskurs vernetzt. Diese homogenen Bedeutungen kommen in erster Linie im Zusammenhang mit Kaminskis Blindheit vor, wie das auch die folgenden Textteile schildern: (31a)

»Es ist ganz einfach«, sagte Kaminski in seinem ersten Interview, »und verteufelt schwer. Ich werde nämlich blind. Das male ich. Und das ist alles.« (IK: 37–38)

(31b)

– Pofonegyszerű – mondta első interjújában Kaminski – és átkozottul nehéz. Ugyanis megvakulok. Azt festem meg. Ennyi az egész. (EK: 41)

148 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(32a)

Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen. (IK: 38)

(32b)

Kaminski festményei, mindenekelőtt a vakságára vonatkozó mendemondák miatt, egy csapásra bejárták a világot. (EK: 42)

Wie auch in den obigen Zitaten zu sehen ist, ist Kaminskis Blindheit, verknüpft mit dem Ruhm, eine der zentralen semantischen Linien, die im Diskurs eine besonders wichtige Rolle spielen. Kaminski hat seinen Ruhm im Auge der Öffentlichkeit seiner Blindheit zu verdanken. Die Relation ist wiederum eine primär metonymische zwischen den Quell- und Zieldomänen der Ausdrücke. Die diskursdynamische Metaphorizität wird durch die Rekurrenz von Kaminskis Blindheit und Zöllners Ruhmeswunsch im Diskurs konstruiert. Darüber hinaus sei es angemerkt, dass die systematische Metapher RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT eine der wenigen systematischen Metaphern im Diskurs ist, die sich als sehr ambivalent darstellt. Zum einen, wie bereits angedeutet, da sie vom Verständnisrahmen des allgemeinen Sprachgebrauchs scharf abweicht; zum anderen, da sie sich im Laufe des Diskurses in eine negativ geladene diskursive Bedeutungsrichtung entwickelt. Der Ruhm und die Anerkennung des Diskurses grenzen sich vom allgemeinsprachlichen Gebrauch komplett ab, denn sie repräsentieren sowohl bei Kaminski als auch bei Zöllner etwas Negatives: Kaminski ist zu seinem Ruhm auf dem falschen Weg gekommen, während Zöllner sich Ruhm und Anerkennung aus dem falschen Grund wünscht. Letztendlich, wenn die Metapherntrajektorie des Diskurses betrachtet wird, ist wiederum eine fallende Tendenz charakteristisch. Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe clustern sich in den Kapiteln 2 und 3. Diskursdynamisch sind diese Kapitel die Stellen, in denen der Leser von Zöllners Ruhmwünschen und von Kaminskis Ruhmgeschichte mehr erfährt. Die Trajektorie beginnt zu sinken und somit sinkt auch die Zahl der sprachlichen Metaphern im Diskurs, wenn die Protagonisten in der Handlung miteinander zu agieren anfangen. Damit verschwinden gleichzeitig die RUHM/ANERKENNUNG-Metaphern aus den Text-Welten in beiden untersuchten Sprachen. 5.1.2.6 SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT (4) 5.1.2.6.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT tritt im Diskurs durch ihre sprachlichen Realisierungen insgesamt viermal auf. Aus der konzeptuellen Betrachtung weichen die systematische Metapher und ihre sprachlichen

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 149

Metaphern von der groben Konzeptualisierung des allgemeinen Sprachgebrauchs semantisch nicht prägnant ab: Die Quelldomäne DUNKELHEIT kann sowohl allgemeingültig als auch diskursbezogen für Schrecken oder Schreck stehen. Was den untersuchten Diskurs betrifft, zeigt die Untersuchung, dass die Fokusgruppe keine sprachlichen Asymmetrien zwischen der deutschen und der ungarischen TextWelt zeigt. Schließlich bringt die Analyse der Struktur der sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe das Resultat, dass die systematische Metapher SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT eine relativ starke Metapherngruppe im Ensemble des Diskurses bildet. Dies liegt daran, dass sich von den sprachlichen Metaphern zwei Metaphern auf der Ersten und zwei Metaphern auf der Zweiten Ebene realisieren. Bei den Metaphern auf der Ersten Ebene stehen auch die sprachlichen Indikatoren wie und als ob für die direkte Metaphorizität. Die Metaphern auf der Zweiten Ebene entfalten sich allerdings allmählich dank der Diskursdynamik durch Rekurrenz, wörtlich-metaphorischen Wechsel und metonymische Basisbedeutungen. Den genauen Aufbau der Fokusgruppe schildert die Tabelle 48 im Anhang. 5.1.2.6.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Wie das aus den Daten hervorgeht, ordnen sich die identifizierten sprachlichen Metaphern bezüglich ihrer Quelldomäne um die Konzepte NACHT, DUNKEL, (FEHLENDES) LICHT und AUGE(N). Die Tabelle 26 gibt über den Aufbau der Metaphorizität der systematischen Metapher einen Überblick. Tab. 26: SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

SCHRECKEN/SCHRECK

NACHT-Konzept

in meine Träume als wäre ich eingeschlafen

aus unangenehmen Träumen aufschrecken Schreck Schrecken

DUNKEL-Konzept

er war erfüllt von einer Schrecken Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab

(FEHLENDES) LICHT-Konzept

war kein Licht

Schrecken

AUGE(N)-Konzept

ich schloß einen Moment lang die Augen

Schrecken

150 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die systematische Metapher SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT bildet eine besonders vielfältige Metapherngruppe. Ihre metaphorische Motiviertheit beinhaltet vier unterschiedliche Konzepte, ebenso erweisen sich die Realisierungen der Quelldomäne DUNKELHEIT als reich an unterschiedlichen sprachlichen Formen. Aus diesem Grund war es schwierig, das hyperonyme Zieldomäne SCHRECKEN/SCHRECK als Konzeptensemble herauszuarbeiten. Was die Qualität der Metaphorizität betrifft, liegt bei den Metaphern auf der Zweiten Ebene die Metaphorizität wiederum in der Diskursdynamik und in metonymischen Basisbedeutungen. Metaphtonymien manifestieren sich im Zusammenhang mit den Konzepten AUGE(N) und NACHT: Sowohl das Augenschließen als auch das Einschlafen in der Nacht bedingen in den einzelnen DiskursWelten das Bestehen von Dunkelheit, die man mit geschlossenen Augen wahrnimmt, wie das auch die folgenden Zitate zeigen: (33a)

Ich blinzelte, auf einmal war mir, als wäre ich eingeschlafen, ich fuhr erschrocken auf, doch es war nichts geschehen, Kaminski schnarchte, die Straße war leer, und ich steuerte zurück auf die rechte Seite. (IK: 97)

(33b)

Hunyorogtam, egyszer csak úgy éreztem, mintha elaludtam volna, felriadtam, de nem történt semmi, Kaminski horkolt, az út üres volt, én pedig visszakormányoztam a jobb oldalra. (EK: 106–107)

(34a)

Ich schloß einen Moment lang die Augen. Was hatte mich so erschreckt? (IK: 125)

(34b)

Egy pillanatra lehunytam a szemem. Mitől ijedtem meg úgy? (EK: 138)

Die obigen Bedeutungsrelationen zwischen den Quell- und Zieldomänen sind ohne Zweifel hauptsächlich metonymisch. Zöllner blinzelt und hat für kurze Zeit das Gefühl, dass er beim Autofahren eingeschlafen ist. Das erfüllt ihn plötzlich mit verzweifeltem Erschrecken. Demgemäß ist das Erschrecken ein Ergebnis des Schreckens, dass er eingeschlafen ist. Die Kausalität der Metonymie wird erst durch die Rekurrenz bestimmter Konzepte immer im ungefähr homogenen semantischen Umfeld umgeschrieben, im Falle der obigen Beispiele ist das das Augenschließen. Es muss jedoch nicht immer um das Konzept AUGE(N) gehen, die weiteren erwähnten Konzepte funktionieren auf dieselbe Art und Weise, wie z.B. die Textbeispiele unten: (35a)

Wieder eine Tür, aber im Gang dahinter war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken schlug ich die Tür zu. (IK: 63)

(35b)

Újabb ajtó, de a mögötte lévő folyosón nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld feszínén nem is létezik, rémülten becsaptam az ajtót. (EK: 70)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 151

(36a)

In meine Träume hatten sich hartnäckig Fahrtgeräusche, Stimmen auf dem Gang und Ansagen auf irgendwelchen Bahnsteigen gemischt; immer wieder war ich aus unangenehmen Träumen aufgeschreckt […]. (IK: 9)

(36b)

Álmomba makacsul belekeveredtek a folyosóról beszűrődő hangok, a vonat zakatolása és a peronokon megszólaló hangosbemondók; újra és újra felriadtam cseppet sem kellemes álmomból [...] (EK: 9)

Die Beispiele 36a/36b und 37a/37b zeigen dasselbe Muster wie beim Konzept AUGE(N), die Relation entsteht in diesem Fall jedoch zwischen den Konzepten (FEHLENDES) LICHT und ERSCHRECKEN sowie DUNKEL und ERSCHRECKEN. Die metonymische Basisbedeutung wird in diesen Textstellen durch die homogene Rekurrenz der Diskursdynamik neu interpretiert. Weiterhin hat die Analyse auf der Makroebene festgestellt, dass keine prägnanten Unterschiede zwischen der deutschen und der ungarischen Text-Welt bezüglich der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT auftreten. Schließlich sind die sprachlichen Metaphern auf der Ersten Ebene anhand der Richtlinien der MIPVU erkennbar und manifestieren sich durch ihre stärkere kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. Dementsprechend wurde eine direkte Metapher und eine Metapher-Flag identifiziert. Die direkten Metaphern zeigen sich durch die Vergleichspartikel wie und olyan […] amilyen (dt. ‚so…wie‘), die einen direkten Vergleich zwischen den Quell- und Zieldomänen erstellen, wie folgt: (37a)

Wieder eine Tür, aber im Gang dahinter war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken schlug ich die Tür zu. (IK: 63)

(37b)

Újabb ajtó, de a mögötte lévő folyosón nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld feszínén nem is létezik, rémülten becsaptam az ajtót. (EK: 70)

Im Vergleich zur direkten Metapher zeichnet sich die Metapher-Flag durch den Gebrauch der Subjunktionen als und mintha (dt. ‚als ob‘) aus: (38a)

Ich blinzelte, auf einmal war mir, als wäre ich eingeschlafen, ich fuhr erschrocken auf, doch es war nichts geschehen, Kaminski schnarchte, die Straße war leer, und ich steuerte zurück auf die rechte Seite. (IK: 97)

(38b)

Hunyorogtam, egyszer csak úgy éreztem, mintha elaludtam volna, felriadtam, de nem történt semmi, Kaminski horkolt, az út üres volt, én pedig visszakormányoztam a jobb oldalra. (EK: 106–107)

Die systematische Metapher SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT wird im Diskurs vollständig mit der Figur Zöllner identifiziert, Kaminski spielt in der Fokus-

152 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

gruppe keine Rolle. Diese Tatsache wird mit Kaminskis Blindheit begründet: Er spielt dem Publikum den Blinden vor und durch die Vorteile, die er mit seiner Behinderung gewinnt, hat er Macht über anderen Menschen in seinem Leben. Er hat keinen Grund zum Erschrecken mehr, da er immer die Kontrolle hat. Nach einer vertieften Interpretation ist seine Figur selbst der Schreck, vor dem andere Menschen Angst haben und erschrecken. Diejenigen, die andere erschrecken, können selbst nicht erschrecken und Kaminski hat in der Tat nur vor Wenigem Angst. Er spricht sogar über den Tod mit einem leichtsinnigen Ton ohne Interesse. Zu diesen Wenigen, besser zum Einzigen, vor dem sich Kaminski fürchtet, gehört Therese Lessing. Als Kaminski bei ihrem Haus an der Nordsee ankommt, bekommt er in der Tat Angst vor dem lang ersehnten Treffen. Interessanterweise wird seine Angst – aus Zöllners Perspektive ‒ durch keine metaphorischen Konzepte mit DUNKELHEIT verbunden beschrieben, wie das auch die folgende Textstelle zeigt: (39)

Ich hatte ihn noch nie so gesehen: Sein Mund war verzogen, seine Stirn zerfurcht, er sah erschrocken aus, beinahe ängstlich. […] Er leckte sich die Lippen, holte die Brille hervor und setzte sich umständlich auf. (IK: 154)

Für das Fehlen der DUNKELHEIT-Metaphorik an dieser Stelle mag vielleicht die Erklärung gegeben werden, dass Kaminski sich über seine eigene Angst sehr gut im Klaren ist. Seine Angst vor dem Treffen ist ihm von Anfang an bewusst, er weiß genau, weshalb er Angst hat und was er mit seinem Besuch riskiert. Kaminski kennt sich gut, er hat ein starkes und reales Bild von seinem eigenen Selbstwert. Im Gegensatz dazu verfügt Zöllner über so etwas nicht, deshalb ist er immer in der metaphorischen Dunkelheit, was seinen Selbstwert in seinen eigenen Augen und in den Augen seiner Mitmenschen betrifft. Die Angst und Dunkelheit ist für Zöllners Leben etwas Grundlegendes und Stetiges: Auf eine unbewusste Art und Weise baut er sein ganzes Leben auf das Fundament von Angst, Erschrockenwerden und Unsicherheit, weshalb er keine Geborgenheit in seinem privaten und beruflichen Leben findet. Dies ist ein starkes diskursdynamisches Merkmal in der Handlung und darauf wird im Laufe des Diskurses immer wieder verwiesen. Infolgedessen wurde festgestellt, dass die systematische Metapher SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT negativ geladene Einstellungen der Protagonisten vermittelt. Die sprachlichen Metaphern der systematischen Metapher clustern sich an keinem spezifischen Knotenpunkt in keiner der beiden untersuchten Text-Welten, sie verteilen sich einzeln unter den Kapiteln. Unumstritten ist, dass sich die systematische Metapher erst in der zweiten Hälfte des Diskurses vom Kapitel 5 an intensiver entfaltet und häufiger vorkommt. Zunächst er-

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 153

scheint eine Metapher der Fokusgruppe im Kapitel 1, wenn der Leser Zöllner, seine menschlichen Schwächen und die ihm nicht bewussten Ängste kennenlernt. Was seine Ängste in der Tat verbergen, wird allmählich durch seine Interaktionen mit der Figur Kaminski entfaltet. Dementsprechend üben die sprachlichen Metaphern ihre Kraft erst in den Kapiteln aktiver aus, in denen Kaminski und Zöllner zusammen auftreten und Gespräche führen. Die Metapherntrajektorie der systematischen Metapher ist folglich eine steigende. 5.1.2.7 INSPIRATION IST DUNKELHEIT (4) 5.1.2.7.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher INSPIRATION IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher INSPIRATION IST DUNKELHEIT vertritt durch ihre sprachlichen Metaphern insgesamt viermal im Diskurs, von denen sich jede sprachliche Metapher auf der Zweiten Ebene realisiert. Dementsprechend ist diese Fokusgruppe sprachlich stark konventionalisiert und stützt sich in erster Linie auf die Diskursdynamik sowie auf metonymische Basisbedeutungen. Darüber hinaus zeigen sich auf der Makroebene keine substanziellen konzeptuellen Unterschiede zwischen den Fokusgruppen des deutschen und des ungarischen Korpus. Die systematische Metapher INSPIRATION IST DUNKELHEIT ist in beiden untersuchten Sprachen mit dem Bedeutungsbereich des allgemeinen Sprachgebrauchs jedoch gar nicht kompatibel. Das Konzept INSPIRATION verfügt im allgemeinen Sprachgebrauch über einen positiv geladenen Bedeutungszusatz, der sich im Laufe des Diskurses in eine negativ geladene Interpretation entwickelt. Aufgrund dieser Tatsache ist diese systematische Metapher nicht nur durch die Diskursdynamik stark beeinflusst, sondern auch komplett diskursgebunden. Die gesamte Struktur der Fokusgruppe schildert die Tabelle 48 im Anhang zu beiden untersuchten Sprachen. 5.1.2.7.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die Analyse der Struktur der Fokusgruppe hat ergeben, dass sich die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe bezüglich der Konzeptualisierung ihrer Quelldomäne um die Konzepte MINE, BLIND/BLINDHEIT, NACHT und (FEHLENDES) LICHT bewegen. Diesen Aufbau veranschaulicht auch die folgende Tabelle (27).

154 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Tab. 27: INSPIRATION IST DUNKELHEIT Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

INSPIRATION IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

INSPIRATION

MINE-Konzept

Was war in der Mine passiert? Inspiration sein [Kaminskis] Erlebnis in der Salzmine

BLIND/BLINDHEIT-Konzept

ich werde nämlich blind

Inspiration

(FEHLENDES) LICHT-Konzept NACHT-Konzept

nachts Licht ausschalten

Inspiration

Die Fokusgruppe zeigt bezüglich ihrer konzeptuellen Motiviertheit eine große Vielfalt. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich dementsprechend in mehreren sprachlichen Formen, die durch Repetition, Rekurrenz und wörtlichmetaphorischen Wechsel einen relativ homogenen semantischen Bereich entfalten. Dieser verbindet sich dann mit der Zieldomäne INSPIRATION, die in dieser exakten sprachlichen Form im Diskurs nicht vorkommt, sondern nur umschrieben. Die metaphtonymischen Relationen der Fokusgruppe sind beispielsweise in den folgenden Textstellen zu sehen. (40a)

Was war in der Mine passiert? (IK: 36)

(40b)

Mi történt a bányában? (EK: 40)

(41a)

Sie haben sicher von seinem Erlebnis in der Salzmine gehört. (IK: 48)

(41b)

Bizonyára hallott a kalandjáról a sóbányában, épp eleget beszél róla. (EK: 53)

(42a)

Ob sie nachts das Licht ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich stand auf. Ich rief. Ich rief lauter. Mir wurde klar, daß das nichts nützte. Ich schrie, bis ich heiser war. (IK: 64)

(42b)

Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? A föld jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kiáltottam. Hangosabban kiáltottam. Rájöttem, hogy semmi haszna. Addig kiabáltam, amíg be nem rekedtem. (EK: 71)

Die obigen Textstellen beziehen sich auf das Konzept MINE, mit dem jeweils Kaminskis Erlebnis in der dunklen Mine, in der er sich wegen seiner beginnenden Augenkrankheit verirrte, erzählt wird. Die diskursive Begründung hinter dem Konzept MINE ist folgendermaßen zu erläutern. Kaminski spricht in der Handlung von seiner Minenerfahrung, als wäre sie die echte Inspiration für seine beste Gemäldeserie „Reflexionen“, und nicht, wie alle denken, seine Blindheit. Neben Kaminski verbindet sich auch die Figur Zöllner mit dem Konzept MINE,

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 155

aber nicht in dem Maße wie bei Kaminski. Zöllner fährt in die Mine mit dem Ziel ein, Kaminskis Erlebnis nachzuahmen, was zu einem unerwünschten zufälligen Verirren seinerseits führt. Er macht ebenfalls ein seltsames Erlebnis in der Mine mit Halluzinationen und Verzweiflung durch, das zumindest genauso intensiv ist wie Kaminskis, er nutzt jedoch dieses Erlebnis nicht zu seinem Erfolg. Infolgedessen ist das Konzept MINE in der Handlung ein regelmäßig wiederkehrendes Element, das immer auf diese sogenannte dunkle Inspiration der Protagonisten in der Mine verweist. Diese Relation basiert wiederum auf Kausalität und nicht auf Ähnlichkeit, d.h., es geht in der Textstelle um eine Metonymie, die als eine diskursdynamische Metaphorizität auf der Zweiten Ebene ausbaut. Die Untersuchung der Metapherntrajektorie der Fokusgruppe zeigt eine eher fallende Tendenz. Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe clustern sich in den Kapiteln 3, 4 und 5. Der Diskurs gibt dafür folgende Erklärung: In diesen Kapiteln erfährt der Leser von Kaminskis und Zöllners Inspirationsgeschichte in der Mine und ihre Reaktionen auf dieses besondere Erlebnis. An weiteren Stellen des Diskurses kommt das Konzept MINE nicht mehr im metaphorischen Format vor und somit verschwindet es aus dem Diskurs. 5.1.2.8 TOD IST DUNKELHEIT (4) 5.1.2.8.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher TOD IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher TOD IST DUNKELHEIT kommt im Diskurs insgesamt viermal vor. Die entstandene Fokusgruppe erweist sich als ein starkes Metaphernensemble, da sich alle sprachlichen Metaphern der Gruppe auf der Ersten Ebene identifizieren. Sie sind nicht nur durch Repetition und wörtlichmetaphorisches Wechselspiel der Diskursdynamik und ihre metonymischen Basisbedeutungen anwesend, sondern sie zeigen sich auch durch ihre stärkere kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen und sogar durch ihre sprachlichen Indikatoren. Drei Metaphern sind anhand der MIPVU-Klassen indirekte Metaphern und eine Metapher ist eine direkte mit dem Indikator wie, der im Ungarischen mit seinem Äquivalent mintha (dt. ‚als ob‘) wiedergegeben wurde. Die folgenden Textteile stellen diese direkten Metaphern dar: (43a)

Die Straßen waren um diese Zeit ohnehin leer. Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf; mir war, als reisten wir durch ausgestorbenes Land. Ich öffnete einen Spalt weit das Fenster, ich fühlte mich leicht und unwirklich. (IK: 97)

(43b)

Ilyenkor amúgy is üresek az utak. Erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu; úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül. Résnyire kinyitottam az ablakot, könnyűnek és valószerűtlennek éreztem magam. (EK: 106)

156 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

In den Textstellen wird die Quelldomäneinheit Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf mit der Zieldomäneinheit als reisten wir durch ausgestorbenes Land verbunden. Es lässt sich feststellen, dass die Sprache eine direkte Ähnlichkeitsrelation zwischen den Domänen mithilfe des Indikators als herstellt. Ausführlicher veranschaulicht den Aufbau der Fokusgruppe die Tabelle 49 im Anhang zu beiden untersuchten Sprachen. 5.1.2.8.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe ordnen sich hinsichtlich ihrer Quelldomäne um die Konzepte DUNKEL, (FEHLENDES) LICHT, SCHATTEN und NACHT. Einen Überblick über den Aufbau der systematischen Metapher gibt die folgende Tabelle (28). Tab. 28: TOD IST DUNKELHEIT Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

TOD IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

TOD

DUNKEL-Konzept

der Tod am fahlen Meer

Tod

(FEHLENDES) LICHT-Konzept

ein lichtloses Dorf

ausgestorbenes Land

SCHATTEN-Konzept

Schatten von Wäldern

ausgestorbenes Land

NACHT-Konzept

Lebensabend

Tod

Die systematische Metapher TOD IST DUNKELHEIT bildet eine konzeptuell vielfältige Metapherngruppe. Die Quelldomänen verknüpfen sich im Diskurs des untersuchten Kontextes in beiden Sprachen mit der Zieldomäne TOD, welche Bezeichnung als ein Hyperonym zu den einzelnen sprachlichen Realisierungen der Fokusgruppe fungiert. Weiterhin hat die Analyse in Hinsicht auf die Rolle der Protagonisten ergeben, dass die systematische Metapher TOD IST DUNKELHEIT im Diskurs mit beiden Protagonisten gut kompatibel ist – im Falle einer sprachlichen Metapher erscheinen zusätzlich die Figuren Therese und Holm. Die Figur Kaminski produziert die meisten Metaphern im Diskurs, insgesamt zwei. Beide Metaphern befinden sich in den folgenden Stellen: (44a)

Er zeigte auf ein Gemälde an der Wand gegenüber: Eine gebeugte Gestalt saß an der Küste eines dunklen Ozeans, neben ihr stand ein riesiger, eigentümlich aus der Perspektive gedrehter Hund. »Das kennen Sie, oder? Der Tod am fahlen Meer.« (IK: 56, kursive Hervorhebungen im Original)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 157

(44b)

A szemközti falon lógó festményre mutatott: egy hajlott alak ült a sötét óceán partján, mellette egy óriási, a perspektívából különös módon kifordult kutya. – Ezt ismeri, ugye? Halál a fakó tengernél. Ezt sosem adom el. (EK: 61, kursive Hervorhebungen im Original)

(45a)

»Wenn ich reich werde, kaufe ich Ihnen Tod am fahlen Meer ab. Egal, was es kostet.« (IK: 57, kursive Hervorhebungen im Original)

(45b)

Ha gazdag leszek, megveszem magától a Halál a fakó tengernélt. Kerül, amibe kerül. (EK: 62, kursive Hervorhebungen im Original)

Alle obigen Textstellen beziehen sich auf das konventionalisiert ausgedrückte Bestehen des Konzeptes TOD. Die Einheit Der Tod am fahlen Meer weist im Kontext auf ein Gemälde von Kaminski hin, das eine deprimierende Stimmung ausstrahlt und gleichzeitig auf das Ende der Handlung verweist. Dass der dunkle Ozean und die dunkle Figur mit dem Tod identifiziert werden, spricht auch für die dunkle Natur von Kaminski selbst. Neben der Dunkelheit wird jedoch auch der Bedeutungsbereich TOD oft mit Kaminski verbunden: Entweder machen die Verweise andere Figuren oder Kaminski selbst. Interessant ist, dass das Konzept TOD nicht nur für den alten Kaminski, sondern auch für den jungen Kaminski charakteristisch ist. Für den alten Kaminski erweist sich dieses Konzept als nachvollziehbarer, der junge Kaminski hat jedoch auch seine Gründe, dieses Konzept in seinem Leben so stark zu verinnerlichen, und zwar angesichts seines dramatischen Erlebnisses, das seine Liebe Therese verursachte, als sie ihn verließ. Kaminski äußert sich später gegenüber Zöllner über diese bittere Erfahrung folgendermaßen: (46)

»Ich dachte damals, daß ich sterben würde. […] Und das wäre besser gewesen. Alles andere war falsch. Weitermachen, so tun, als gäbe es noch etwas. Als wäre man nicht tot. […] Man meint, man hat ein Leben. Und plötzlich ist alles weg. Kunst bedeutet nichts. Alles Illusion. Und man weiß es und muß weitermachen.« (IK: 154)

Das obige Zitat zeigt, dass Kaminski das Leben nicht mehr als etwas Lebendiges und Wertvolles deutet, sondern eher als etwas Gezwungenes, was nichts Positives mehr mit sich bringt. Für ihn ist das Leben mit einem symbolischen Tod gleichgestellt. Sein Leben ist eines mit beschränktem Licht, in völliger Dunkelheit, wie das sein Publikum denkt. Diese Bedeutungsverknüpfungen erweisen sich als metonymisch, da Kaminskis dunkles Denkmuster den Leser auf seine Trennung von Therese Lessing zurückführt. Da aber die Quelldomäne DUNKELHEIT in weiteren Textstellen konsequent mit dem Bedeutungsbereich TOD verknüpft wird, entsteht zwischen den zwei Domänen eine diskursdynamisch metaphorische Beziehung auf der Zweiten Ebene. Im Gegensatz dazu wird Zöllner

158 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

mit der kreativeren und kognitiv stärkeren direkten Metapher verbunden. Die diskursdynamische Metaphorizität ist auch hier vorhanden: Im Zöllners Fall besteht sie in seiner unreifen und unwissenden Persönlichkeit, die er durch seine dunklen Wahrnehmungen realisiert, wie das das folgende Zitat veranschaulicht: (47a)

Ich öffnete einen Spalt weit das Fenster, ich fühlte mich leicht und unwirklich. Nachts, im Auto, allein mit dem größten Maler der Welt. Wer hätte das vor einer Woche vermutet! (IK: 97)

(47b)

Résnyire kinyitottam az ablakot, könnyűnek és valószerűtlennek éreztem magam. Éjjel egy autóban, kettesben a világ legnagyobb festőjével! Ki gondolta volna egy héttel ezelőtt! (EK: 106)

Weiterhin produzieren die Figuren Holm und Therese eine starke indirekte Metaphorizität in den Zitaten 49a/49b, in denen sie das Ende des Lebens mit dem Konzept DUNKELHEIT identifizieren: (48a)

Na ja, wir haben uns zusammengetan. Lebensabend gemeinsam. (IK: 156)

(48b)

Együtt töltjük életünk alkonyát. (EK: 170)

Aufgrund der obigen Analyseergebnisse ist festzustellen, dass die systematische Metapher TOD IST DUNKELHEIT im Diskurs ausschließlich als negativ geladene Einstellungen und Werte vermittelt. Was die diskursive Struktur der sprachlichen Metaphern betrifft, sind die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe im Kontext relativ gut verteilt. Zwei Metaphern befinden sich im Kapitel 4, als Zöllner Interviews mit Kaminskis Bekannten über diesen führt. Zwei weitere Metaphern tauchen in den Kapiteln 7 sowie 12 auf. Im Kapitel 7 beginnen die persönlichen Interaktionen zwischen Zöllner und Kaminski, während im Kapitel 12 das ersehnte Treffen zwischen Kaminski und Therese stattfindet. Beide Szenen sind in der Handlung starke emotionale Zentren, bei denen es logisch zu sein scheint, stark konzentrierte Konzepte wie z.B. TOD hervorzurufen. Die Metapherntrajektorie der systematischen Metapher TOD IST DUNKELHEIT zeigt daher zunächst eine steigende, später aber einheitlich eine fallende Tendenz. Das Konzept TOD bleibt trotzdem im gesamten Diskurs entweder im Hintergrund diskursdynamisch oder auf der Oberfläche der Text-Welten durch konzeptuelle Inkongruenz und sprachliche Indikatoren präsent.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 159

5.1.2.9 WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT (3) 5.1.2.9.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT ist im Diskurs sowohl im deutschsprachigen als auch im ungarischsprachigen Korpus insgesamt durch drei sprachliche Metaphern vertreten. Die Makroanalyse hat einen leichten konzeptuellen Unterschied gezeigt, der sich auf die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT bezieht. Diesen Unterschied zeigt das folgende Zitat zeigt, wobei er hauptsächlich im Ausdruck der Intensität des Ärgers besteht: (49a)

Er stieß scharf die Luft aus und nahm seine Brille ab. Seine Augen waren geschlossen. »Wenn ich sage, ich habe jemanden nie getroffen, dann meine ich genau das. Ich kenne ihn nicht. Glauben Sie mir!« (IK: 144)

(49b)

Hirtelen kifújta a levegőt, és levette a szemüvegét. A szeme csukva volt. – Ha egyszer azt mondom, hogy sosem találkoztam valakivel, akkor sosem találkoztam vele. Higgye el! (EK: 158)

Im deutschen Kontext wird der Ärger mit dem Lexem scharf, im Gegensatz dazu im Ungarischen mit dem Lexem hirtelen (dt. ‚plötzlich, rasch, schlagartig‘) ausgedrückt. Das Lexem scharf entfaltet im deutschen Kontext viel mehr Ärger und Wut als das ungarische Wort hirtelen. Die deutsche Text-Welt identifiziert Ärger mit Kraft, die ungarische hingegen eher mit Zeit. Diese Asymmetrie manifestiert sich ausschließlich diskursbezogen. Weiterhin zeigt die Analyse, dass die DUNKELHEIT-Konzeptualisierung des allgemeinen Sprachgebrauchs mit der Konzeptualisierung der systematischen Metapher WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT gut kompatibel ist, obwohl das Konzeptensemble WUT/ÄRGER in dieser exakten sprachlichen Form vorher nicht vorkommt. Im allgemeinen Sprachgebrauch repräsentiert die Quelldomäne DUNKELHEIT ausschließlich als negativ geladene Begriffe. In diesem Bedeutungsbereich trifft das auch auf das diskursive Konzeptensemble WUT/ÄRGER zu, das ebenfalls als negativ geladen wird. Die Analyse der Struktur der Fokusgruppe WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT zeigt, dass diese Metapherngruppe bezüglich ihrer kognitiven Spannung eine schwache ist: Jede zugehörige sprachliche Metapher realisiert sich auf der Zweiten Ebene und ihre Metaphorizität stammt aus ihren metonymischen Basisbedeutungen und aus dem wörtlich-metaphorischen Wechselspiel der DUNKELHEITDynamik des Diskurses. Die Metaphern der Fokusgruppe zeigt zu beiden Sprachen die Tabelle 50 im Anhang.

160 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.1.2.9.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die erhobenen Daten der Fokusgruppe stellen dar, dass sich die sprachlichen Metaphern in Bezug auf ihre Quelldomäne DUNKELHEIT um die diskursiven Konzepte (FEHLENDES) LICHT, SCHWARZ sowie AUGE(N) ordnen. Die folgende Tabelle (29) gibt einen Überblick über die genaue Struktur der systematischen Metapher. Tab. 29: WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

WUT/ÄRGER

(FEHLENDES) LICHT-Konzept

ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus

Wut

SCHWARZ-Konzept

in die Schwärze des Tals

Wut

AUGE(N)-Konzept

seine Augen waren geschlossen

Ärger

Die systematische Metapher WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT bildet eine semantisch vielfältige Metapherngruppe. Die Quelldomänen ordnen sich um drei unterschiedliche Konzepte, die dann mit der relativ homogenen Zieldomäne WUT/ÄRGER verbunden werden. Was die metaphorische Aktivität der Protagonisten betrifft, zeigt sich, dass zwei sprachliche Metaphern mit Zöllner und eine Metapher mit Kaminski zusammenhängen. Die diskursbezogene Erklärung ist folgende: Zöllner ist während der Handlung aus je unterschiedlichen Gründen meistens wütend. Folgende Zitate stellen Zöllners Ärger in verschiedenen Kontexten des Diskurses dar: (50a)

Ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus, vor Wut biß ich die Zähne zusammen. (IK: 13)

(50b)

A földre dobtam a cigarettát, és eltapostam, közben dühösen összeszorítottam a fogam. (EK: 13)

(51a)

Ich rutschte aus und schlug der Länge nach hin. Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. Ich rieb mir das Knie und stellte mir vor, wie er fiel und andere Steine mitnahm, mehr davon und mehr, bis schließlich ein Hangrutsch irgendwo einen arglosen Spaziergänger begrub. Der Gedanke gefiel mir, und ich warf noch einen Stein. (EK: 32)

(51b)

Megcsúsztam és hosszában elvágódtam. Dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. A térdemet dörgölve elképzeltem, ahogy zuhanás közben magával sodor egy csomó követ, egyre többet és többet, míg végül a hegyomlás valahol maga alá temet egy gyanútlan járókelőt. Tetszett az ötlet, és eldobtam még egy követ. (EK: 34–35)

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 161

Die obigen Zitate rekonstruieren Zöllners allgemeinen mentalen Zustand gut: Er ist immer und scheinbar ohne Grund verärgert, was mit seiner psychischen Labilität und seiner Frustration wegen seiner Hilflosigkeit in formellen und informellen Situationen zu tun hat. Sein Ärger ist daher eine psychische Reaktion auf seine Unsicherheit und Unerfahrenheit, auf die hin er regelmäßig handelt. Diese Annahme unterstützen beispielsweise die Passagen wie „[…] vor Wut biß ich die Zähne zusammen“ […] (IK: 13) – „Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals.“ (IK: 32). Im Gegensatz zu Zöllner scheint Kaminski in der Regel ruhig und ausgeglichen zu sein, er ist auch schwieriger zu provozieren. Ausschließlich seine schmerzvolle Beziehung mit Therese Lessing und seine schiefgelaufene und vergessene Kunstkarriere können ihn dazu bringen, Ärger zu zeigen, wie die folgenden Textstellen zeigen: (52a)

»Es ging«, sagte Kaminski. »Durch Zufall hatte ich keine Geldsorgen.« »Durch Dominik Silva.« »Und ich hatte genug Einfälle. Ich wußte, daß meine Zeit kommen würde. Ehrgeiz ist wie eine Kinderkrankheit. Man überwindet ihn und ist gestärkt.« »Manche überwinden ihn nicht«, sagte Karl Ludwig. »Außerdem war Therese Lessing noch da«, sagte ich. Kaminski antwortete nicht. Ich blickte ihn scharf von der Seite an: Seine Züge hatten sich verdunkelt. […] »Ich will nach Hause«, sagte Kaminski. »Entschuldigen Sie!« »Nichts zu entschuldigen. Bringen Sie mich heim!« »Vielleicht sollten wir das in Ruhe besprechen.« Er drehte den Kopf, und für eine lange Sekunde war das Gefühl, daß er mich durch das Schwarz seiner Brille ansah, so stark, daß es mir den Atem nahm. (IK: 103–104)

(52b)

‒ Ki lehetett bírni – mondta Kaminski. – Egy véletlennek köszönhetően nem voltak anya-gi gondjaim. ‒ Dominik Silvának köszönhetően. ‒ És volt elég ötletlem is. Tudtam, hogy eljön majd az én időm. A becsvágy olyan, mint egy gyerekbetegség. Az ember legyűri, és megerősödik tőle. ‒ Van, aki nem gyűri le – mondta Karl Ludwig. ‒ Meg aztán akkor még Therese Lessing is ott volt – mondtam. Kaminski nem válaszolt. Szigorúan ránéztem oldalról: arca elkomorult. […] ‒ Haza akarok menni – mondta Kaminski. ‒ Ne haragudjon! ‒ Nem haragszom. Vigyen haza! ‒ Talán jobb lenne, ha nyugodtan megbeszélnénk. Felém fordította a fejét, egy hosszú másodpercig még a lélegzetem is elakadt, olyan erősen az volt az érzésem, hogy fekete szemüvegén át engem néz. (EK: 114)

162 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Der semantische Zusammenhang der obigen Zitate entfaltet sich in einer Metonymie, die sich im Rahmen des Diskurses wiederum in ein diskursdynamisch metaphorisches Verhältnis auf der Zweiten Ebene verwandelt. Das diskursdynamische Mittel der obigen Zitate ist das wörtlich-metaphorische Wechselspiel der WUT/ÄRGER-Merkmale, die sich in ihrem Kontext sowohl wörtlich als auch im gesamten Diskurs als metaphorisch erweisen. Ferner hat die Analyse gezeigt, dass die systematische Metapher WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT im Diskurs außer Zweifel negativ geladene Einstellungen und Werte vermittelt. Dieses Ergebnis war auch zu erwarten, da das Konzeptensemble WUT/ÄRGER schon in der Deutung des allgemeinen Sprachgebrauchs als negativ gewertet wird. Die Metapherntrajektorie der systematischen Metapher zeigt eine eher fallende Tendenz: Zwei sprachliche Metaphern kommen in den Kapiteln 1 und 2 vor, was die Handlung des Diskurses gut unterstützt, und zwar folgendermaßen: In den ersten zwei Kapiteln lernt der Leser in erster Linie Zöllner kennen: Er ist eine frustrierte Figur, die oft in unangenehme soziale Situationen gerät, die die Handlungen der Mitmenschen meistens missversteht oder falsch interpretiert, auf diese falsch reagiert und die demgemäß gleichzeitig oder später seinen Ärger oder Wut zeigt. Interessanterweise verändern sich Zöllners Stellung und teilweise auch bestimmte Züge seiner Persönlichkeit, als er Kaminski während ihrer Reise nach Norddeutschland besser kennenlernt. So wie sich Zöllner im Laufe des Diskurses ändert, verschwinden allmählich die WUT/ÄRGER-Metaphern aus dem Diskurs. Eine letzte sprachliche Metapher der Fokusgruppe kommt zusätzlich im Kapitel 10 vor, diese Metapher reflektiert jedoch nicht mehr Zöllners Ärger, sondern Kaminskis, als er Therese Lessing in Norddeutschland wiedersieht. Nach dieser Interaktion verschwindet die systematische Metapher WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT komplett aus dem Diskurs. 5.1.2.10 PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT (3) 5.1.2.10.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT ist im Diskurs mit insgesamt drei Belegstellen vertreten. Obwohl die sprachlichen Daten als metaphorisch erkannt wurden, zeigen sie eine schwache konzeptuelle Inkongruenz. Infolgedessen ist jede sprachliche Metapher auf der Zweiten Ebene zu verstehen. Ihre Metaphorizität erweist sich wiederum als eine diskursdynamische, die ihre Grundlagen in ihren metonymischen Basisbedeutungen und in der Diskursdynamik durch wörtlich-metaphorisches Wechselspiel hat.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 163

Die Analyse zeigt, dass in Bezug auf die Reichweite der Quelldomäne DUNdem deutschen und dem ungarischen Korpus keine gravierenden konzeptuellen Unterschiede bestehen. Außerdem ist das Konzept PSYCHISCHE KÄLTE mit dem konzeptuellen Verständnisrahmen von DUNKELHEIT des allgemeinen Sprachgebrauchs gut kompatibel, obwohl es in dieser exakten sprachlichen Konzeptualisierung generell nicht vorkommt. Die ausführliche metaphorische Struktur der systematischen Metapher veranschaulicht die Tabelle 51 im Anhang. KELHEIT zwischen

5.1.2.10.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe hinsichtlich ihrer Quelldomäne DUNKELHEIT ordnen sich um die Konzepte DUNKEL, (FEHLENDES) LICHT und AUGE(N). Einen detaillierten Überblick zur semantischen Ordnung der Fokusgruppe gibt die folgende Tabelle (30). Tab. 30: PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKEL-

DUNKELHEIT

PSYCHISCHE KÄLTE

DUNKEL-Konzept

ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war auf den Tagesanbruch warten

mir war kalt = Kälte ich würde vielleicht erfrieren = Kälte

AUGE(N)-Konzept

schloß die Augen

eiskalter Wind = Kälte

HEIT

Die Fokusgruppe die Quelldomäne DUNKELHEIT verbindet sich in verschiedenen sprachlichen Realisierungen mit der Zieldomäne PSYCHISCHE KÄLTE. Weiterhin ist die systematische Metapher PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT der anderen systematischen Metapher ANGST IST DUNKELHEIT unterzuordnen. Sie fungiert dementsprechend als eine systematische Submetapher zu ANGST IST DUNKELHEIT. Neben den Konzepten PSYCHISCHE KÄLTE und ANGST manifestiert sich manchmal auch das Konzept VERZWEIFLUNG an bestimmten Textstellen, meistens dominieren aber PSYCHISCHE KÄLTE und ANGST: (53a)

Sollte ich mich einfach hinsetzen und auf den Tagesanbruch warten? Ich würde vielleicht erfrieren und mich noch vorher zu Tode langweilen, aber immerhin würde ich nicht abstürzen. (IK: 32)

164 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(53b)

Mi lenne, ha egyszerűen leülnék, és megvárnám, amíg megvirrad? Lehet, hogy megfagy-nék, előtte még halálra is unnám magam, de legalább nem zuhannék le. (EK: 35)

Was die Qualität der Metaphorizität der sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT betrifft, sind sie ohne Ausnahme auf der Zweiten Ebene zu verstehen. Sie zeigen nur eine leichte kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen, die diskursdynamische Metaphorizität entfaltet sich im Diskurs anhand der Diskursdynamik und metonymischer Basisbedeutungen. Die folgenden Zitate verweisen schon auf die metaphtonymische Qualität der erkannten sprachlichen Metaphern: (54a)

Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. (IK: 61)

(54b)

Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség. (EK: 68)

In den obigen Zitaten steckt hinter der Quelldomäne DUNKELHEIT nicht nur der wörtliche Verweis auf eine dunkle Umgebung, sondern auch auf den mentalen Zustand von Zöllner. Die Dunkelheit und der eiskalte Wind verbinden sich in der Textstelle und darüber hinaus im gesamten Diskurs kausal mit Zöllners Angst und Verzweiflung vor der Sinnlosigkeit seiner Existenz. Er schließt sich die Augen, d.h., es ist dunkel, und in Verbindung mit der Dunkelheit erlebt er seine schlimmen Erinnerungen in der Salzmine wieder. Bei diesem Erlebnis war für ihn die Kälte eine gravierende Wahrnehmung, die er in seinem Leben täglich intensiv erlebt. In diesem Zusammenhang entsteht das Diskurskonzept PSYCHISCHE KÄLTE, das mit Zöllners mangelnder Selbsterkenntnis weiter gesteigert wird. Dieser metonymische Bezug ist bei den sprachlichen Metaphern wiederum ein grundlegender, der sich allmählich in einen metaphorischen verwandelt. Jedes Mal, wenn das Konzept PSYCHISCHE KÄLTE in der Diskurs- und Text-Welt wieder auftaucht, entsteht dadurch eine auf Ähnlichkeit basierende diskursdynamische Metaphorizität. Außerdem hat die Analyse gezeigt, dass die systematische Metapher PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT ausschließlich mit der Figur Zöllner assoziiert, Kaminski ist in diesem Bedeutungsbereich absolut nicht produktiv. Diese Tatsache scheint logisch zu sein, da Zöllners psychische Kälte v.a. mit seiner mangelnden

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 165

Selbsterkenntnis zusammenhängt, die bei ihm gleichzeitig die Angst hervorruft. Das Konzept ANGST war für Kaminskis Figur nicht überwiegend typisch, da er im Diskurs nie oder nur selten eine Affinität zu Angst zeigt. Ferner wird die systematische Metapher PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT in der Handlung als etwas negativ Geladenes empfunden. Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe clustern sich am Anfang der Handlung, in den Kapiteln, in denen Zöllner allein auftritt. Zwei Metaphern tauchen im Kapitel 2 auf, wenn Zöllner in der Nacht und der Dunkelheit auf dem Weg zurück ins Hotel ist und seine Frustration nach dem erfolglosen Abend mit Kaminski in Angst und Wut ableitet. Eine weitere Metapher kommt zusätzlich im Kapitel 5 vor, wenn er sein bedrückendes Erlebnis in der Salzmine in seinen Erinnerungen wieder erlebt. Die systematische Metapher verschwindet aus der Text-Welt, wenn beide Protagonisten, Zöllner und Kaminski, nach Norddeutschland losfahren und beginnen, miteinander Gespräche zu führen, die auf Zöllner bewusst und unbewusst aufklärend wirken. Die Metapherntrajektorie der systematischen Metapher ist dementsprechend wiederum eine fallende. 5.1.2.11 UNWISSEN IST DUNKELHEIT (3) 5.1.2.11.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher UNWISSEN IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher UNWISSEN IST DUNKELHEIT ist insgesamt durch drei sprachliche Metaphern im Diskurs vertreten. Die sprachlichen Metaphern bilden eine Fokusgruppe mit schwacher konzeptueller Inkongruenz: Somit sind zwei Metaphern auf der Zweiten Ebene und eine Metapher ist auf der Ersten Ebene zu identifizieren. Die Metapher auf der Ersten Ebene manifestiert sich als Metapher-Flag und zeigt sich durch den deutschen Indikator als und durch den ungarischen mintha (dt. ‚als ob‘). Die folgenden Zitate veranschaulichen diese Textstellen: (55a)

Ich blinzelte, der Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und während ich auf das Prasseln horchte, nickte ich ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum. (IK: 12)

(55b)

Hunyorogtam, az eső egyre erősebben esett, a szétloccsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat rajzoltak volna az ablakra, és miközben az eső dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tudtam, hol vagyok; mintha egy tág, üres térben lebegtem volna. (EK: 12)

166 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die Metaphern auf der Zweiten Ebene stützen sich im Kontext wiederum auf ihre metonymischen Basisbedeutungen und auf die Semantik der Diskursdynamik, die sich durch Repetition und wörtlich-metaphorisches Wechselspiel bemerkbar machen. Die Analyse in Bezug auf die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt zwischen dem deutschsprachigen und dem ungarischsprachigen Kontext auf der Makroebene keine gravierenden konzeptuellen Unterschiede. Außerdem ist die systematische Metapher UNWISSEN IST DUNKELHEIT mit dem konzeptualisierten Verständnisrahmen der Quelldomäne DUNKELHEIT im allgemeinen Sprachgebrauch semantisch gut kompatibel, obwohl sie in dieser sprachlichen Form generell nicht vorkommt. Die Fokusgruppe ist in der Tabelle 52 im Anhang abgebildet. 5.1.2.11.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe bewegen sich um die Konzepte AUGE(N), (FEHLENDES) LICHT und DUNKEL. Die semantische Ordnung der Fokusgruppe bildet die folgende Tabelle (31) ab. Tab. 31: UNWISSEN IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

UNWISSEN IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

UNWISSEN

AUGE(N)-Konzept

ich schloß die Augen ich mußte die Augen zusammenkneifen

[…] wusste ich nicht = Unwissen [Zöllner kennt seinen Weg in der Dunkelheit ins Hotel nicht] = Unwissen

(FEHLENDES) LICHT-Konzept

die Straße ist nicht beleuchtet

[Zöllner kennt seinen Weg in der Dunkelheit ins Hotel nicht] = Unwissen

DUNKEL-Konzept

es wurde wirklich sehr rasch dunkel

[Zöllner kennt seinen Weg in der Dunkelheit ins Hotel nicht] = Unwissen

Die Bedeutungen der Quelldomäne wird mit dem Hyperonymkonzept UNWISSEN verbunden, das sich dann als Zieldomäne identifiziert. Die Fokusgruppe bildet im Diskurs ein schwaches Metaphernensemble, da ihre Quell- und Zieldomänen untereinander keine kognitive Spannung zeigen. Infolgedessen geht es in ihrem Fall um Metaphern auf der Zweiten Ebene. Sie entwickeln ihre Metaphorizität

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 167

im Diskurs durch die bedeutungsgestaltende Kraft der Diskursdynamik und durch metonymische Basisbedeutungen. Diesen Prozess veranschaulichen die folgenden zwei Textausschnitte aus dem Gesamtdiskurs: (56a)

»Die Straße ist nicht beleuchtet«, sagte der Bankier. […] »Die Straße ist nicht beleuchtet«, wiederholte der Bankier. (IK: 31)

(56b)

‒ Az út nincs kivilágítva ‒ mondta a bankár. […] ‒ Az út nincs kivilágítva ‒ ismételte meg a bankár. (EK: 33)

(57a)

Es wurde wirklich sehr rasch dunkel. Ich mußte die Augen zusammenkneifen, um den Lauf der Straße auszumachen; ich spürte Gras unter mir, blieb stehen, tastete mich vorsichtig zurück auf den Asphalt. (IK: 31)

(57b)

Tényleg nagyon hamar besötétedett. Hunyorognom kellett, hogy lássam, merre vezet az út; füvet éreztem a talpam alatt, megálltam, óvatosan visszatapogatóztam az aszfaltra. (EK: 34)

In den obigen Zitaten sind der Ausdruck die Straße ist nicht beleuchtet und das ungarische Äquivalent in der Text-Welt Anspielungen von anderen Figuren darauf, dass Zöllner in ihrer Gesellschaft nicht erwünscht ist und er ins Hotel zurückgehen soll. Diese Anspielung wird mit der Ausrede die Straße ist nicht beleuchtet und mit der Tatsache, dass Zöllner sich in der Gegend nicht auskennt, beschönigt. Trotzdem will Zöllner die gemeinte Bedeutung hinter den Sätzen der anwesenden Figuren nicht begreifen, was logisch zu sein scheint, da er in sozialen Angelegenheiten besonders ungeschickt ist. Diese Erörterung zeigt wieder die kausalen Basisbedeutungen unter der erkannten Metaphorizität. Im zweiten Zitat zeigt sich auf der anderen Seite dieselbe mangelnde Selbsterkenntnis, nur in einer anderen Diskurs-Welt, diesmal ohne Gesellschaft: Zöllner kämpft mit der Dunkelheit allein auf seinem Rückweg ins Hotel in den Bergen. Er versucht alles, sich besser zu orientieren, ohne Erfolg: Er hat keine Ahnung, wo er ist und in welche Richtung er weitergehen müsste. Eigentlich ähnlich wie in seinem Leben. Seine Unfähigkeit zur Orientierung verbindet sich in ihm mit Wut. Diese semantischen Verknüpfungen sind außer Zweifel kausal, somit metonymisch, aber dadurch, dass ähnlich homogene Bedeutungen im Diskurs immer wieder und mehrmals erkennbar werden und jedes Mal im selben Bedeutungsrahmen, verwandelt sich die metonymische Qualität in eine zusätzliche diskursdynamisch metaphorische. Die Analyse zeigt, dass die Metaphern der Fokusgruppe ausschließlich mit Zöllner erscheinen, was durch die Handlung des Diskurses und durch Zöllners Persönlichkeit wie folgt unterstützt wird. Zöllner ist in der Tat sehr unwissend. Unwissend über sein eigenes Leben und seine Existenz, unwissend über seine Pflichten und unwissend gegenüber

168 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Kaminskis manipulativem Plan. Im Gegensatz zu Zöllners Diskursdominanz spielt Kaminski in der Struktur der systematischen Metapher keine Rolle, da er in der kompletten Handlung als eine intelligente Person und Mastermanipulator dargestellt wird, was gute Selbsterkenntnis verlangt. Weiterhin vermittelt die systematische Metapher UNWISSEN IST DUNKELHEIT angesichts der Figuren des Diskurses negativ geladene Einstellungen und Werte. Für dieses Erkenntnis sind Zeugnisse beispielsweise Kaminskis und Zöllners Gespräche, in denen Zöllner von Kaminski immer wieder verspottet wird. Was die Verteilung der sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe betrifft, clustern sie sich noch am Anfang der Handlung, wenn der Leser Zöllner durch seine Ich-Perspektive kennenlernt. Eine Metapher kommt im Kapitel 1 vor, zwei weitere zeigen sich im Kapitel 2. Das Clustering ist mit der Handlung gut kompatibel, da Zöllners Unwissen mit dem Kennenlernen von Kaminski sich mindert und am Ende der Handlung zu einer Aufklärung führt. Die Metapherntrajektorie ist deswegen eine fallende, d.h., je mehr Zöllner sich in der Handlung durch die Gespräche und Ereignisse mit Kaminski versteht, desto weniger sind die UNWISSEN-Metaphern in der Text-Welt notwendig, folglich verschwinden sie allmählich aus dem Diskurs. 5.1.2.12 ISOLATION IST DUNKELHEIT (2) 5.1.2.12.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher ISOLATION IST DUNKELHEIT Die Belegstellen der systematischen Metapher ISOLATION IST DUNKELHEIT sind im Diskurs insgesamt zweimal ausfindig zu machen; somit bildet sie eine Fokusgruppe mit geringer Frequenz. Trotzdem gilt die Fokusgruppe als ein starkes metaphorisches Metaphernensemble und verfügt über zwei Metaphern auf der Ersten Ebene. Sie werden durch die Richtlinien der MIPVU als metaphorisch erkennbar und zeigen eine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quellund Zieldomänen. Weiterhin ist die systematische Metapher ISOLATION IST DUNKELHEIT aus semantischer Perspektive durch ihre negativ geladenen Merkmale mit der allgemeinen Konzeptualisierung der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT gut kompatibel, auch wenn das im Sprachgebrauch generell nicht genau in dieser Form versprachlicht wird. Dementsprechend wurden in Hinsicht auf die Reichweite der Quelldomäne zwischen dem deutschen und dem ungarischen Diskurs keine konzeptuellen Asymmetrien identifiziert. Der ausführliche Aufbau der metaphorischen Fokusgruppe wird in der Tabelle 53 im Anhang abgebildet.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 169

5.1.2.12.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die identifizierten sprachlichen Metaphern ordnen sich bezüglich der Quelldomäne DUNKELHEIT um die Konzepte SCHATTEN und DUNKEL. Die semantische Ordnung der Fokusgruppe veranschaulicht die folgende Tabelle (32). Tab. 32: ISOLATION IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

ISOLATION IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

ISOLATION

SCHATTEN-Konzept DUNKEL-Konzept

sie schirmt ihn von allem ab Isolation dunkel immer irgendwie im Schatten

Die Konzepte SCHATTEN und DUNKEL stehen in einem engen semantischen Zusammenhang, infolgedessen erweist es sich als schwierig, eine klare Linie an der Grenze der Konzepte zu ziehen. Obwohl die Fokusgruppe keine hohe Frequenz zeigt, sind die zugehörenden sprachlichen Metaphern aktiv und kreativ mit einer starken konzeptuellen Inkongruenz sowohl im ungarischen als auch im deutschen Kontext, wie das auch die folgenden Textstellen zeigen: (58a)

Die Tochter ist ein Problem. Sie schirmt ihn von allem ab. (IK: 44)

(58b)

Csak a lányával van egy kis gond. Túlságosan leárnyékolja. (EK: 47)

(59a)

Er war sehr ernst. Dunkel. Immer irgendwie im Schatten. (IK: 45)

(59b)

Nagyon komoly volt. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott. (EK: 49)

Die in den Zitaten identifizierte Metaphorizität gehört laut den Richtlinien der MIPVU in die Klasse der indirekten Metaphern. Sie sind die stärksten Metaphern unter den Metaphernklassen und zeigen zugleich die stärkste kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. In den obigen Zitaten ist diese indirekte Metaphorizität zu sehen: Kaminskis Tochter schirmt ihren Vater ab und Kaminski wird von weiteren Figuren als eine dunkle Person beschrieben, der immer im Schatten ist. Mithin wird Kaminskis Tochter Miriam mit einem Schirm gleichgesetzt, der ihren Vater im Schatten hält. Außerdem werden Kaminskis Schatten und Dunkelheit ebenfalls im übertragenen Sinne verstanden, und zwar in Bezug auf das Konzept ERNST. Diese indirekten Vergleiche stimmen mit der Figur Kaminski angesichts der Handlung gut überein. Dass er eine

170 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

dunkle Persönlichkeit hat, zeigt sich an seinem manipulativen Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Dass dieses Verhaltensmuster für ihn in seiner Jugend noch nicht charakteristisch war, hängt wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen, dass er damals seine Augenkrankheit noch nicht hatte, folglich wusste er noch nicht genau, wie man Menschen manipuliert. Somit war er immer im Schatten und beobachtete die Welt und die Menschen um sich zu seinen eigenen Zwecken. Zöllner versteht Kaminskis Blindheit und sein Alter von Anfang an falsch. Er kennt Kaminski nur oberflächlich, deshalb gibt er ihm bei ihren gemeinsamen Interaktionen immer nach. Am Anfang der Handlung interpretiert er die Handlungen der Tochter Miriam ebenfalls falsch und er glaubt, dass Kaminski von seiner Tochter beeinträchtigt wird, obwohl in der Realität eben das Gegenteil passiert. Die Diskursdynamik der systematischen Metapher ändert sich nur teilweise dadurch, dass es in der Handlung immer leichter erkennbar ist, wer wen manipuliert. Insofern ist es zweifellos, dass sich die Fokusgruppe mit der Figur Kaminski verbindet und Zöllner im Bedeutungsbereich gar nicht produktiv ist. Des Weiteren ist nach der Analyse festzustellen, dass die systematische Metapher ISOLATION IST DUNKELHEIT keine positiv geladenen Einstellungen oder Werte in der Handlung vermittelt, sondern sie zeigt sich als etwas streng Negatives. Die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe clustern sich am Anfang der Handlung, und zwar in den Kapiteln 3 und 4. In diesen Einheiten lernt der Leser Kaminskis Vorgeschichte aus der Perspektive von Zöllner und anderen Figuren kennen. Nach Kapitel 3 verschwindet die metaphorische Systematik der Fokusgrup-pe aus der Handlung. Dies ist bestimmt damit zu begründen, dass Zöllner und Kaminski mit ihrer Fahrt nach Norddeutschland beginnen. Da der Leser die Ereignisse aus Zöllners Perspektive übermittelt bekommt, braucht er wie Zöllner einfach mehr Zeit zu verstehen, wie manipulativ Kaminski eigentlich ist und aus welchem Grund er solch ein isoliertes Leben führt. An anderen Stellen der Handlung kommen keine sprachlichen Metaphern in Bezug auf diese Systematik vor, d.h., die Metapherntrajektorie der systematischen Metapher ISOLATION IST DUNKELHEIT IST wiederum eine fallende. 5.1.2.13 ERNST IST DUNKELHEIT (2) 5.1.2.13.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher ERNST IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher ERNST IST DUNKELHEIT findet zwei Belegstellen im Text, bildet aber trotz der geringen Frequenz eine starke Fokusgruppe. Beide identifizierten sprachlichen Metaphern realisieren sich auf der Ersten Ebene,

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 171

d.h., sie verfügen über eine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quellund Zieldomänen. Die Metaphern auf der Ersten Ebene lassen sich von der MIPVU erfassen und sie gehören zur MIPVU-Klasse „indirekte Metaphern“. Außerdem zeigt die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT nur kleine konzeptuelle Unterschiede zwischen dem deutschsprachigen und dem ungarischsprachigen Korpus. Den genauen Aufbau der Fokusgruppe zeigt die Tabelle 54 im Anhang. 5.1.2.13.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die identifizierten Metaphern der Fokusgruppe ordnen sich um die Konzepte SCHATTEN und DUNKEL. Die genaue semantische Ordnung der Fokusgruppe schildert die folgende Tabelle (33). Tab. 33: ERNST IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

ERNST IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

ERNST

SCHATTEN-Konzept

immer irgendwie im Schatten

Ernst

DUNKEL-Konzept

Ernst [er war] dunkel seine Züge hatten sich verdun- Beleidigtsein kelt

Die identifizierten Bedeutungen der Quelldomäne DUNKELHEIT verknüpfen sich im Diskurs mit der hyperonymen Zieldomäne ERNST. Die zwei erkannten sprachlichen Metaphern realisieren sich auf der Ersten Ebene und zeigen eine starke kognitive Spannung sowohl im deutschen als auch im ungarischen Kontext. Die Metaphorizität produzieren die folgenden Textstellen: (60a)

Er war sehr ernst. Dunkel. Immer irgendwie im Schatten. (IK: 45)

(60b)

Nagyon komoly volt. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott. (EK: 49)

(61a)

Seine Züge hatten sich verdunkelt. (IK: 104)

(61b)

[…] arca elkomorult. (EK: 114)

Die konzeptuelle Inkongruenz zwischen den Quell- und Zieldomänen der oben markierten Ausdrücke ist zweifellos präsent. Wenn jemand im Schatten ist oder wenn jemand als dunkel beschrieben wird, evoziert der Kontext gleich die Kon-

172 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

textbedeutung ‚(sehr) ernst‘. Wenn sich die Gesichtszüge von jemandem verdunkeln, wird das mit der Kontextbedeutung ‚Beleidigtsein‘ und ‚Ernst‘ verbunden. Bei beiden Fällen fungiert die Dunkelheit als bildlicher Indikator zum Ausdruck unangenehmer Gefühle wie im Kontext zum Ausdruck von Ernst. Ein leichter konzeptueller Unterschied manifestiert sich auf der Makroebene zwischen dem deutschen und dem ungarischen Kontext in Bezug auf die Metaphern sich verdunkeln und elkomorul. Das Lexem dunkel wird im ungarischen Kontext mit der Bedeutung ‚düster, finster, trübselig‘ (Mértsz 1959−1962: s.v. sötét) wiedergegeben, d.h., der Ausdruck elkomorul ist eigentlich nicht die Eins-zu-eins-Übersetzung zum deutschen Ausdruck sich verdunkeln, das zutreffende Äquivalent wäre das Lexem elsötétül, das im übersetzten Kontext über denselben Grad von Metaphorizität verfügen würde, wie das im ursprünglichen deutschen Kontext vorhanden war. Weiterhin hat die Analyse hinsichtlich der Diskursrolle der Protagonisten gezeigt, dass beide sprachlichen Metaphern mit der Figur Kaminski in Verbindung stehen. Das erste Zitat stammt von einer alten Frau, die Kaminski noch in seiner Jugend kannte. Sie beschreibt ihn als eine ernste und dunkle Person, die immer im Schatten war. Obwohl das eine Meinung von einer dritten Figur ist, wird sie im Laufe des Diskurses bestätigt. Im Gegensatz dazu stammt das zweite Zitat schon von Zöllner. Er macht Kaminski gegenüber einer unpassenden Anmerkung bezüglich Therese Lessing, was Kaminski tief verletzt und beleidigt, folglich verhält er sich dann Zöllner gegenüber sehr ernst. Weiterhin wird Kaminski schon bei seiner ersten Szene als eine manipulative und dunkle Figur charakterisiert, was im Laufe der Handlung durch seine Gespräche und Interaktionen mit Zöllner weiter verstärkt und schließlich bestätigt wird. Seine Dunkelheit und somit sein Ernst bestehen im manipulativen Zug seiner Persönlichkeit. Aus diesen Interpretationen geht gleichzeitig hervor, dass Zöllner der systematischen Metapher ERNST IST DUNKELHEIT widersteht, d.h., er produziert im Laufe der Handlung keine sprachlichen Metaphern, die mit seiner Figur in Verbindung stehen. Die Begründung dafür liegt unbestritten darin, dass er in der Handlung als keine ernste oder seriöse Figur dargestellt wird, sondern eher das Gegenteil: Wegen seines Unwissens und seiner Unsicherheit gerät er häufig in unangenehme Situationen, die er meistens auch nicht wahrnimmt. Infolgedessen spielt das Konzept ERNST in der Entwicklung seines Charakters keine Rolle. Anschließend hat die Analyse noch gezeigt, dass die systematische Metapher ERNST IST DUNKELHEIT anhand der Handlung negativ geladene Gefühle, Werte, Einstellungen etc. vermittelt. Die zwei sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe verteilen sich in beiden untersuchten Text-Welten einheitlich, eine

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 173

kommt im Kapitel 4, eine im Kapitel 7 vor. Die Metapherntrajektorie ist im Fall von zwei Metaphern wegen der geringen Frequenz nicht mehr zu erschließen. 5.1.2.14 KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT (2) 5.1.2.14.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT ist im Diskurs insgesamt durch zwei sprachliche Metaphern vertreten. Die Fokusgruppe erweist sich als keine starke metaphorische Gruppe, da beide Metaphern ihre Bedeutungen auf der Zweiten Ebene realisieren. Die metaphorische Diskursdynamik baut sich hauptsächlich durch Repetition von DUNKELHEIT-Ausdrücken aus. Die Analyse in Bezug auf die Reichweite der Quelldomäne hat keine konzeptuellen Asymmetrien zwischen den deutschen und den ungarischen Metaphern erschlossen. Folglich lässt sich feststellen, dass die systematische Metapher KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT mit der Konzeptualisierung des allgemeinen Sprachgebrauchs zur Quelldomäne DUNKELHEIT gut übereinstimmt, obwohl KRAFTLOSIGKEIT in Forschungen als Zieldomäne zu DUNKELHEIT in dieser spezifischen sprachlichen Form nicht charakteristisch ist. Den ausführlichen Aufbau der Fokusgruppe schildert die Tabelle 55 im Anhang. 5.1.2.14.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die identifizierten sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe ordnen sich um das Konzept AUGE(N). Die detaillierte semantische Struktur der Fokusgruppe veranschaulicht die Tabelle 34. Tab. 34: KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

KRAFTLOSIGKEIT

AUGE(N)-Konzept

ich rieb mir die Augen ich schloß die Augen

mir fehlte die Kraft = Kraftlosigkeit plötzlich war es mir egal = Kraftlosigkeit

Die metaphorischen Bedeutungen der sprachlich vielfältigen Quelldomäne DUNKELHEIT stehen systematisch mit der hyperonymen Zieldomäne KRAFTLOSIG-

174 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

im metaphorischen Zusammenhang. Beide identifizierten sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe realisieren ihre Bedeutungen auf der Zweiten Ebene. Folglich werden sie außerhalb ihres Kontextes als eher nicht metaphorisch empfunden. Was die Analyse der Diskursteilnahme der Protagonisten betrifft, stellt sich heraus, dass sich die sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe ausschließlich auf Zöllner beziehen. Die Figur Kaminski widersteht dem Konzept KRAFTLOSIGKEIT. Die diskursbezogene Ursache für dieses Ergebnis besteht höchstwahrscheinlich darin, dass Kaminski in der Handlung trotz seines Alters nicht als eine schwache Figur erscheint. Er hat Macht über seine Mitmenschen und so auch über Zöllner. Im Gegensatz dazu erweist sich Zöllner als eine schwache Figur und gerät oft in Situationen, in denen er schwach ist. Schon vor seinem Treffen mit Kaminski ist er als schwach und kraftlos charakterisiert, jedoch ohne Zeichen auf Metaphorizität. Sein Treffen und seine Reise mit Kaminski bestätigen diese Annahme und stellen seine Kraftlosigkeit durch sprachliche Metaphern auf der Zweiten Ebene dar. Zöllners Kraftlosigkeit und Schwäche stammen in erster Linie aus seinem Unwissen sowie aus seiner psychischen Blindheit. Kraftlos ist er gegenüber sich selbst, seinem Verhalten, seinem Leben und kraftlos ist er auch gegenüber Kaminskis Manipulation im Laufe der vollständigen Handlung. Meistens, wenn Zöllner sich die Augen reibt oder diese schließt, ist er in einer Situation, in der er nicht fähig ist zu handeln und in der er nur Müdigkeit und Kraftlosigkeit empfindet. Diese Gefühle sind Konsequenzen der unangenehmen Situationen, d.h., die semantischen Verbindungen in diesen Textstellen erweisen sich fraglos als metonymisch. Die Metaphorizität auf der Zweiten Ebene baut sich durch die Repetition dieser Bedeutungen in der Handlung auf. Schließlich hat die tiefere Analyse an der Struktur der Fokusgruppe ergeben, dass die systematische Metapher KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT negativ geladene Einstellungen und Werte in der Handlung transportiert. Die zwei sprachlichen Metaphern der Fokusgruppe clustern sich im Kapitel 7, und zwar quasi nacheinander in der Textstelle. Dies ist das Kapitel, in dem Zöllner und Kaminski zu Therese Lessing losfahren und die beiden Protagonisten plötzlich viel Zeit miteinander verbringen. Das ist zugleich der Anfang von Kaminskis Manipulation gegenüber Zöllner und gegenüber dieser Manipulation fühlt sich Zöllner kraftlos, auch wenn ihm das nicht bewusst ist. KEIT

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 175

5.1.2.15 UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT (2) 5.1.2.15.1 Asymmetrien im Bereich der systematischen Metapher UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT Die systematische Metapher UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT kommt im Diskurs insgesamt zweimal vor. Mit der Konzeptualisierung des allgemeinen Sprachgebrauchs stimmt sie eher nicht überein. Bei der Vorrecherche zur Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT hat sich kein Konzept wie UNENDLICHKEIT als DUNKELHEIT-Interpretation manifestiert, speziell für diesen Diskurs erweist sich diese Deutung jedoch als eher logisch. Die Fokusgruppe besteht aus einer Metapher auf der Zweiten und einer auf der Ersten Ebene. Die Metapher auf der Ersten Ebene zeigt sich auch durch ihren Indikator sowohl im deutschen (als) als auch im ungarischen Kontext (mintha) und ist in die Klasse „direkte Metaphern“ einzuteilen. Sie zeigen sich in den folgenden Textstellen: (62a)

»Aber irgendwo muß ich doch hin.« Hatte ich das laut gesagt? Ich schüttelte den Kopf. Doch es stimmte ja, irgendwohin mußte ich, und etwas mußte ich tun. Das war das Problem. Ich drückte meine Zigarette aus. Das war es immer gewesen. Die Landschaft hatte sich verändert, längst gab es keine Hügel mehr, auch die Dörfer und Wege verschwanden; mir war, als reisten wir in der Zeit zurück. Wir verließen die Autobahn, eine Weile fuhren wir durch Wald: Baumstämme und die verflochtenen Schatten der Äste. (IK: 153)

(62b)

De valahová csak el kell jutnom! Ezt fennhangon mondtam volna? Megráztam a fejemet. Pedig így van, valahová el kell jutnom, valamit tennem kell. Ez itt a probléma. Elnyomtam a cigerattámat. Mindig is ez volt. A táj megváltozott, rég sehol egy domb, a falvak és az utak is eltűntek; úgy éreztem, mintha visszautaztunk volna az időben. Letértünk az autópályáról, egy darabig erdőn át vezetett az utunk: fatörzsek és az ágak összefonódó árnyai. (EK: 167)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT wird mit der Einheit mir war, als reisten wir in der Zeit zurück verbunden. Das hyperonyme Zieldomänkonzept UNENDLICHKEIT entsteht jedoch erst mit der Identifizierung und Analyse der anderen Metapher auf der Zweiten Ebene. Sie verdankt ihre Metaphorizität v.a. der Diskursdynamik, genauer der Repetition des Konzeptes AUGE(N). Weiterhin wurden konzeptuelle Unterschiede bezüglich der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT zwischen dem deutschen und dem ungarischen Korpus nicht identifiziert. Über den genauen Aufbau der Fokusgruppe gibt die Tabelle 56 im Anhang der Arbeit einen Überblick.

176 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.1.2.15.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die identifizierten sprachlichen Metaphern ordnen sich hinsichtlich der Quelldomäne DUNKELHEIT um die Konzepte DUNKEL und (FEHLENDES) LICHT. Die semantische Ordnung der systematischen Metapher arbeitet die Tabelle 35 heraus. Tab. 35: UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

UNENDLICHKEIT

DUNKEL-Konzept

an der Küste eines dunklen Ozeans Der Tod am fahlen Meer

Unendlichkeit

(FEHLENDES) LICHT-Konzept

ich drückte meine Zigarette aus mir war, als reisten wir in die Zeit zurück = Unendlichkeit

Die Quelldomäne DUNKELHEIT tritt im Diskurs in unterschiedlichen sprachlichen Formen auf und fasst ihre Bedeutungen jeweils mit der hyperonymen Zieldomäne UNENDLICHKEIT zusammen. In der Fokusgruppe wurde eine Metapher auf der Zweiten Ebene identifiziert, die sich bei der Entfaltung ihrer Metaphorizität v.a. auf die Diskursdynamik und auf ihre metonymischen Basisbedeutungen stützt. Dies ist auch in den folgenden Textstellen zu sehen. (63a)

Er zeigte auf ein Gemälde an der Wand gegenüber: Eine gebeugte Gestalt saß an der Küste eines dunklen Ozeans, neben ihr stand ein riesiger, eigentümlich aus der Perspektive gedrehter Hund. »Das kennen Sie, oder? Der Tod am fahlen Meer.« (IK: 56, kursive Hervorhebungen im Original)

(63b)

A szemközti falon lógó festményre mutatott: egy hajlott alak ült a sötét óceán partján, mellette egy óriási, a perspektívából különös módon kifordult kutya. – Ezt ismeri, ugye? Halál a fakó tengernél. Ezt sosem adom el. (EK: 61, kursive Hervorhebungen im Original)

Die obigen Zitate gründen ihre Metaphorizität auf der nicht-wörtlichen Rekurrenz des Konzeptes UNENDLICHKEIT. Es wiederholt sich im Laufe der Handlung insgesamt zweimal durch die metaphorischen Verweise der Protagonisten. Der dunkle Ozean symbolisiert im Kontext die Unendlichkeit und den Grad des Unwissens, denen beide Protagonisten in ihrer Existenz am Ende der Handlung ins Auge sehen. Der dunkle Ozean scheint zugleich am Ende der Handlung der einzige Faktor zu sein, über den man keine Macht mehr ausüben kann. Diese

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 177

kausalen Bedeutungsrelationen sind zweifellos metonymisch; sie entfalten ihre Metaphorizität bei der vollständigen Betrachtung des Diskurses. Zusätzlich hat die Analyse die diskursive Verbindung der Protagonisten zu den identifizierten Metaphern betrachtet. Die systematische Metapher UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT steht ausschließlich mit der Figur Zöllner im Zusammenhang. Dies erweist sich anhand der Handlung als logisch, da Zöllner seine Existenz in einem sogenannten unendlichen Kreis führt, der v.a. sein Unwissen und seine psychische Blindheit betrifft. Infolge dieser Merkmale kommt er in seinem Leben nie voran, was an die Qualitäten des Konzeptes UNENDLICHKEIT erinnert. Obwohl dieses Merkmal auf den ersten Blick negativ bewertet zu sein scheint, erweist es sich im Gesamtdiskurs weder als positiv noch als negativ beurteilt. Was die Trajektorie der Fokusgruppe betrifft, ist eine Metapher im Kapitel 4 und eine im Kapitel 12 vorzufinden. Folglich ist ein Clustering von Metaphern im Diskurs nicht typisch. 5.1.2.16 Weitere DUNKELHEIT-Metaphern mit einzelner Frequenz Wie das auch an den bisherigen Daten zu sehen war, tendieren literarische Texte, in ihren Diskursen Metaphern zu produzieren, die mit der kognitiven Konzeptualisierung des allgemeinen Sprachgebrauchs nicht übereinstimmen. In der Regel verfügen diese Metaphern auch innerhalb ihres Diskurses über eine geringe Frequenz, d.h., sie sind unproduktiv, sie schließen sich jedoch der Diskursdynamik semantisch besonders gut an. Trotz der Tatsache, dass diese Metaphern selten oder lediglich einmal im Diskurs vorkommen, gelten sie als relevant, da sie zur sprachlichen Vielfalt des metaphorischen Diskurses reich beitragen. Diese Tatsache betonen auch Cameron, Low und Maslen (2010: 129) wie folgt: The size of the set does not automatically relate to its importance, since a small set may include really powerful metaphors and a large set may collect together conventionalized and not very relevant metaphors. What matters is the discourse function of the metaphors connected together in a systematic metaphor.

Die obige Argumentation ist für das untersuchte Korpus besonders charakteristisch: Im Datenensemble gibt es fünf Metaphern, die im Gesamtdiskurs lediglich einmal auftauchen. Diese Metaphern bilden allein ihre eigenen Fokusgruppen (auch wenn diese keine richtigen Gruppen sind) und gleichzeitig ihre systematischen Metaphern. Einige von ihnen lassen sich nach ihren Bedeutungen in eine semantisch relativ einheitliche Gruppe einteilen, so entstand beispielsweise die Metapherngruppe PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT mit drei systematischen/sprachlichen Metaphern. Die weiteren zwei Metaphern verfügen über

178 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

keine gemeinsamen Seme zur Gruppenbildung, daher erweisen sie sich als Gruppen mit einem einzelnen Gruppenmitglied: Diese sind KONZENTRATION IST DUNKELHEIT und ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT. 5.1.2.17 PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT 5.1.2.17.1 Asymmetrien in der metaphorischen Gruppe PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT Aus den erhobenen Daten geht hervor, dass sprachliche Metaphern, die sich in den Diskursen mit dem Hyperonymkonzept PSYCHISCHE SCHWÄCHE verknüpfen, im Diskurs insgesamt dreimal vorkommen. Zur Metapherngruppe gehört eine Metapher auf der Ersten Ebene und zwei Metaphern auf der Zweiten Ebene. Die Metapher auf der Ersten Ebene weist neben der konzeptuellen Inkongruenz auch einen sprachlichen Indikator auf, daher ist sie in die MIPVU-Klasse „Metapher-Flag“ einzuteilen. Das folgende Zitat veranschaulicht diese Metaphern in ihrem Kontext: (64a)

Der Kaffee schmeckte wie Wasser, am Nebentisch schimpfte ein Vater mit seinem Sohn; der Kleine senkte den Kopt, schloß die Augen und tat, als wäre er nicht da. (IK: 60)

(64b)

A kávé vízízű volt, a szomszéd asztalnál egy apa veszekedett a fiával; a kicsi lehajtotta a fejét, lesütötte a szemét, és úgy csinált, mintha ott se lenne. (EK: 66)

Die Metaphern auf der Zweiten Ebene entnehmen ihre Metaphorizität ihren metonymischen Basisbedeutungen und der bedeutungsgestaltenden Kraft der Diskursdynamik, die sich durch Repetition und wörtlich-metaphorisches Wechselspiel aufbaut. Konzeptuelle Unterschiede in Bezug auf die Reichweite der Quelldomäne wurden zwischen dem deutschen und dem ungarischen Diskurs nicht gefunden. Den Aufbau der Metapherngruppe schildert die Tabelle 57 im Anhang. 5.1.2.17.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metaphern und Entwicklung der Diskursmetapher Die metaphorische Gruppe PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT ordnet sich hinsichtlich der Quelldomäne DUNKELHEIT um die Konzepte AUGE(N), DUNKEL und SCHWARZ. Die ausführliche semantische Ordnung der Metapherngruppe veranschaulicht die Tabelle 36.

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 179

Tab. 36: PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

PSYCHISCHE SCHWÄCHE DUNKELHEIT IST DUNKELHEIT

PSYCHISCHE SCHWÄCHE

AUGE(N)-Konzept

schloß die Augen

Scham

DUNKEL-Konzept

Glasfenster spiegelten das Grau des Himmels

Deprimiertheit

SCHWARZ-Konzept

er sah mich mit diesen schwarzen Götteraugen an

Talent

Die metaphorische Motiviertheit der Metapherngruppe ist sehr vielfältig. Die diskursiven Zieldomänen, mit denen sich die Quelldomäne DUNKELHEIT im Kontext verknüpft, sind SCHAM, DEPRIMIERTHEIT sowie TALENT. Die Metapherngruppe zeigt eine große Varianz. Die SCHAM-Metapher ist beispielsweise eine Mischung aus einer Metapher auf der Ersten Ebene und aus einer Metapher auf der Zweiten Ebene. Die Quelldomäne DUNKELHEIT realisiert sich stark konventionalisiert auf der Zweiten Ebene, während sich die Zieldomäne SCHAM schon auf der Ersten Ebene zeigt, und zwar durch einen sprachlichen Indikator der MetapherFlag als: (65a)

Der Kaffee schmeckte wie Wasser, am Nebentisch schimpfte ein Vater mit seinem Sohn; der Kleine senkte den Kopt, schloß die Augen und tat, als wäre er nicht da. (IK: 60)

(65b)

A kávé vízízű volt, a szomszéd asztalnál egy apa veszekedett a fiával; a kicsi lehajtotta a fejét, lesütötte a szemét, és úgy csinált, mintha ott se lenne. (EK: 66)

Dass jemand sich in einer peinlichen oder schambehafteten Situation am besten unsichtbar sein möchte, ist mit dem Gefühl Scham gut zu vereinbaren. D.h., eine schamauslösende Situation ist als ein Grund für die gewünschte Abwesenheit zu betrachten, wobei diese semantische Verknüpfung weiterhin auch eine metonymische Qualität zeigt, und zwar in Bezug auf die Kausalität zwischen den Domänen: Der Junge möchte unsichtbar werden, denn sein Vater beschimpft ihn. Bei dieser Metapher ist neben der indizierten Metaphorizität gleichzeitig wiederum eine tiefere metonymische Basisbedeutung zu ermitteln. Ein ähnliches Verfahren muss in der folgenden DEPRIMIERTHEIT-Metapher durchgeführt werden, um ihre Metaphorizität zu erschließen. (66a)

Die Häuser wuchsen, ihre Glasfenster spiegelten das Grau des Himmels, auf den Straßen stauten sich Autos, der Regen wurde stärker. (IK: 128129)

180 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(66b)

A házak egyre nagyobbak lettek, ablakaikban az ég szürkesége tükröződött, az utcákon kocsisorok torlódtak, egyre jobban esett az eső. (EK: 141)

Es lässt sich sehen, dass bei der Zieldomäne DEPRIMIERTHEIT beim Aufbau der Metaphorizität metonymische Basisbedeutungen und die Diskursdynamik durch wörtlich-metaphorisches Wechselspiel mitwirken. Das obige Zitat stammt aus dem Kapitel 9. Die Protagonisten Zöllner und Kaminski sind unterwegs zu Therese Lessing nach Norddeutschland, sie haben jedoch einige Abenteuer bereits hinter sich. Dank dieser Ereignisse und seiner Gespräche mit Kaminski verändern sich Zöllners Haltung und Charakter allmählich, und zwar in eine Richtung, die ihm seine psychische Blindheit immer klarer macht. Bewusst wird es ihm jedoch bis zum Ende der Handlung nicht, nur der Leser ist imstande, die Änderungen aus seiner Außenperspektive zu sehen: Zöllners Gemütsverfassung wird im Laufe der Handlung immer deprimierter und dunkler. Diese Hintergrundinformation spiegelt sich an der obigen Textstelle wider. Eine ähnlich zusammengesetzte semantische Verknüpfung ist zwischen der Quelldomäne das Grau des Himmels und der Zieldomäne DEPRIMIERTHEIT zu erschließen, wobei die Metaphorizität auf der Zweiten Ebene wieder aus einer tiefen Interpretation und Analyse der Diskurs-Welt stammt. (67a)

Die Häuser wuchsen, ihre Glasfenster spiegelten das Grau des Himmels, auf den Straßen stauten sich Autos, der Regen wurde stärker. (IK: 128−129)

(67b)

A házak egyre nagyobbak lettek, ablakaikban az ég szürkesége tükröződött, az utcákon kocsisorok torlódtak, egyre jobban esett az eső. (EK: 141)

Die oben identifizierte Metaphorizität beruht auf einer kausalen metonymischen Basisbedeutung. D.h., die Metaphern entfalten sich erst auf der Zweiten Ebene, obwohl die Textstellen auch Merkmale für eine Metaphorizität auf der Ersten Ebene zeigen, in den personifizierten Formen ihre Glasfenster spiegelten das Grau des Himmels und ablakaiban az ég szürkesége tükröződött. Die komplette Metaphorizität manifestiert sich jedoch im tieferen Verständnis der TextWelten: Zöllners Eindrücke von der Welt um sich zeugen von seiner Wahrnehmung der Welt und gleichzeitig von den Änderungen in seinem Charakter. In den Textstellen scheint für ihn alles monoton und farblos/dunkel zu sein. Die Zieldomäne TALENT ist in der Metapherngruppe vielleicht am komplexesten, da das Konzept TALENT in der Regel von der Gesellschaft als etwas positiv Bewertetes betrachtet wird. Geniale Persönlichkeiten sind diejenigen, die zur Gesellschaft etwas Großes und Wertvolles beitragen, daher werden sie mit Respekt behandelt und nicht mit dem Attribut psychisch schwach versehen. In der

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 181

Diskurs-Welt des Korpus schließen sich die zwei Faktoren jedoch nicht aus, wie das auch das folgende Zitat zeigt: (68a)

»Ich fragte ihn also: Muß es wirklich der Minotaurus sein? Wir waren in seinem sehr ordentlichen Atelier, nur für die Fotos hat er es immer verwüstet, und er sah mich mit diesen schwarzen Götteraugen an.« […] »Ich sagte, der Minotaurus – überschätzt du dich da nicht? Und das hat er mir nie verziehen.« (IK: 113)

(68b)

Megkérdeztem hát tőle: muszáj mindig Minotauruszt festenie? A mindig tipp-topp műtermében voltunk, amelyet csak a fotók kedvéért szokott feldúlni, és rám nézett azzal a fekete istenszemével. […] Mondtam, a Minotaurusszal nem értékeled túl magad kissé? Ezt sose bocsátotta meg nekem. (EK: 124)

Im obigen Zitat ist das Konzept TALENT mit Kindlichkeit und mit der Unfähigkeit, etwas zu verzeihen, zu verknüpfen. Diese semantischen Verhältnisse erweisen sich wieder als eher metonymisch, da sie eine tiefere und kausale Interpretation in Anspruch nehmen, um die entwickelte Metapher zu ermitteln. Was die Teilnahme der Protagonisten an Metaphernbildung betrifft, sind zwei Metaphern im Diskurs mit der Figur Zöllner verbunden, und zwar die Metaphern mit den Konzepten SCHAM und DEPRIMIERTHEIT. Die Metapher mit dem Konzept TALENT bezieht sich unumstritten auf Kaminski. Diese Beziehungen scheinen mit der Handlung des Diskurses auch gut kompatibel zu sein. Während Zöllner wegen seiner psychischen Blindheit und seines Unwissens unbewusst immer mit Scham und Deprimiertheit kämpft, ist für Kaminskir die böse und psychisch schwache Genialität typisch. Bezüglich der Metapherntrajektorie wurde festgestellt, dass sich die drei Metaphern im Diskurs einheitlich verteilen. Die SCHAM-Metapher kommt im Kapitel 5 vor, wenn Kaminski und Zöllner bereits auf ihrer Reise unterwegs sind. Die diskursbezogene Erklärung liegt hier in der Wahrnehmung der Scham, die ein Anzeichen dafür ist, dass sich Zöllner dank seinen Interaktionen mit Kaminski bereits geändert hat. Die Metapher DEPRIMIERTHEIT IST DUNKELHEIT taucht im Kapitel 9 auf, als Zöllner und Kaminski noch unterwegs nach Norddeutschland sind; sie machen aber in Berlin bei Zöllners Exfreundin Elke eine Zwischenpause. In dieser Textstelle lässt sich sehen, dass Zöllners Stimmung im Kapitel 9 nicht mehr so optimistisch wie am Anfang der Handlung ist. Er hat an dieser Stelle mit Kaminski bereits vieles erlebt und diese Erfahrungen haben bei ihm Änderungen bewirkt. Die Änderung manifestiert sich durch seine deprimierte Perspektive. Die TALENT-Metapher bezieht sich auf Kaminski und kommt im Kapitel 8 vor, in dem Kaminski Zöllner eine Geschichte aus seiner Jugend erzählt. Kamin-

182 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

ski vergleicht hier unterschiedliche Typen von Genialität und die Qualitäten eines bestimmten Genies, die er selbst als negativ beschreibt. Weiterhin stellte die Analyse der Daten fest, dass die Metapherngruppe PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT und ihre sprachlichen Metaphern im Diskurs keine positiv geladenen Gefühle, Einstellungen etc. vermitteln. Sie sind ohne Frage als etwas Negatives zu empfinden und damit stimmen sie auch mit der Konzeptualisierung der Quelldomäne DUNKELHEIT im allgemeinen Sprachgebrauch in beiden untersuchten Sprachen überein. 5.1.2.18 KONZENTRATION IST DUNKELHEIT (1) 5.1.2.18.1 Asymmetrien in der „Metapherngruppe“ KONZENTRATION IST DUNKELHEIT Die Metapher KONZENTRATION IST DUNKELHEIT taucht im Diskurs einmal auf. Dementsprechend formt sie keine richtige Metapherngruppe, sondern sie wird in der Analyse als eine sprachliche und gleichzeitig systematische Metapher betrachtet, die sich der Diskursdynamik anschließt und trotzdem sich thematisch von den anderen systematischen Metaphern unterscheidet. Diese Metapher manifestiert sich auf der Zweiten Ebene und beruht in erster Linie auf der bedeutungsgestaltenden Kraft der Diskursdynamik und auf ihren metonymischen Basisbedeutungen. Als sprachlicher Indikator für die Quelldomäne DUNKELHEIT erweist sich die Einheit die Augen schließen. Konzeptuelle Unterschiede bezüglich der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT wurden zwischen dem deutschen und dem ungarischen Kontext nicht gefunden. Den ausführlichen Aufbau der Metapher schildert die Tabelle 58 im Anhang. 5.1.2.18.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metapher und Entwicklung der Diskursmetapher Die sprachliche Metapher KONZENTRATION IST DUNKELHEIT ordnet sich bezüglich der Quelldomäne DUNKELHEIT um das Konzept AUGE(N). Über die Ordnung der Metapher gibt die Tabelle 37 einen Überblick. Tab. 37: KONZENTRATION IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

KONZENTRATION IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

KONZENTRATION

AUGE(N)-Konzept

schloß die Augen

um mich besser zu erinnern = Konzentration

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 183

Die Metapher KONZENTRATION IST DUNKELHEIT kommt in der folgenden Textpassage vor: (69a)

Schon ein wenig beruhigt nahm ich das Diktaphon, legte die erste Kassette ein und schloß die Augen, um mich besser zu erinnern. (IK: 44)

(69b)

Kissé megnyugodva fogtam a diktafont, betettem az első kazettát, és lehunytam a szemem, hogy jobban emlékezzek. (EK: 48)

In den obigen Textstellen versucht Zöllner, eine Erinnerung hervorzurufen, und um sich besser konzentrieren zu können, schließt er die Augen. Die Dunkelheit wird an dieser Textstelle als eine Kraft dargestellt, die es ermöglicht, sich besser konzentrieren und erinnern zu können. Die Metapher befindet sich relativ am Anfang des Diskurses, im Kapitel 3. Das Konzept DUNKELHEIT vermittelt im Kontext eine positiv geladene Einstellung. Diese Metapher ist im ganzen Diskurs in beiden Sprachen die einzige DUNKELHEIT-Metapher, die über einen positiven Nachklang verfügt, obwohl eine zusätzliche negativ gewertete Wirkung bei der Deutung der Metapher erscheint. Die Metapher befindet sich im Kapitel 3, als Zöllner noch mit einer naiven und optimistischen Stimmung in seine Zukunft blickt. Nach dem ersten Treffen mit Kaminski und nach dem unangenehmen Abendessen in seinem Haus ist er wieder im Hotel und erinnert sich an Kaminskis Weg als Künstler. Diese Textstellen zeugen von einer ungewöhnlichen Gemütlichkeit, die im Laufe des Diskurses auch nicht zurückkehrt. Zöllner schaut sich eine Bildsammlung von Kaminski an und macht sich über seine Kunst und über Kunst generell Gedanken. Die positiv gewertete Interpretation der Quelldomäne DUNKELHEIT verschwindet jedoch aus dem Kontext nach dieser Textstelle schnell und vollständig. 5.1.2.19 ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT (1) 5.1.2.19.1 Asymmetrien in der „Metapherngruppe“ ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT Die Metapher ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT kommt im Diskurs einmal vor und sie bildet die letzte systematische und sprachliche Metapher des Diskurses in beiden untersuchten Sprachen. Die identifizierte Metapher realisiert sich auf der Zweiten Ebene, d.h., ihre Metaphorizität stammt in erster Linie aus der Diskursdynamik und ihren metonymischen Basisbedeutungen. Konzeptuelle Unterschiede bezüglich der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT wurden auf der Makroebene nicht identifiziert. Einen Überblick über die Struktur der Metapher gibt die Tabelle 59 im Anhang.

184 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.1.2.19.2 Metaphorische Motiviertheit der sprachlichen Metapher und Entwicklung der Diskursmetapher Die Metapher ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT ordnet sich hinsichtlich der Quelldomäne DUNKELHEIT um das Konzept SCHWARZ. Diese semantische Ordnung veranschaulicht die Tabelle 38. Tab. 38: ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT

Motiviertheit

Quelldomäne

Zieldomäne

ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

ERLEICHTERUNG

SCHWARZ-Konzept

mit [...] schwarzer Brille

mit [...] eigenartig heiterem Gesichtsausdruck = Erleichterung

Die Metapher ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT ist in ihrem Kontext in beiden Sprachen als eine Metapher auf der Zweiten Ebene zu verstehen. Daher spielen bei der Entfaltung ihrer Metaphorizität die Diskursdynamik und metonymische Bedeutungen eine wichtige Rolle. Die Metapher taucht in der folgenden Textstelle auf: (70a)

Ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte. (IK: 39)

(70b)

Az utolsó, egész oldalas fényképen Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási termekben. (EK: 42–43)

Als Indikator für die Quelldomäne DUNKELHEIT ist der repetitive Ausdruck schwarze Brille zu identifizieren und er verknüpft sich in der Textstelle mit der Zieldomäne ERLEICHTERUNG. Diese Verbindung ist mit dem Diskurs zu erklären. Kaminski verdankt seinen ersten gut anerkannten Erfolg seiner Augenkrankheit und später seiner vermeintlichen Blindheit. Er interpretiert seine Blindheit auf zwei unterschiedliche Arten. Einerseits findet er sie belastend: Seine Gemäldeserie, die „Reflexionen“, hätte ihm echte Anerkennung eingebracht, eine Anerkennung, die ihm jetzt als blindem Künstler zuteilwurde. D.h., ihm wurde die echte Anerkennung weggenommen. Kaminski betrachtete auch die Welt der Kunst als eine Belastung. Wenn man nicht talentiert genug ist und trotzdem etwas produziert werden muss, da das Publikum das erwartet, wird die Kunst selbst eine Qual für den Künstler. Kaminski wird durch seine vermeintliche Blindheit von dieser Belastung befreit. Die Blindheit ermöglicht ihm, seine öf-

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 185

fentliche Kunst fürs Publikum hinter sich zu lassen und nur für sich selbst etwas zu kreieren, wenn er das will. So macht seine Heiterkeit in seiner letzten Ausstellung auch Sinn: Er ist endlich vom Druck befreit, dass er etwas Wertvolles produzieren muss, um für Anerkennung zu kämpfen. Ambivalent ist jedoch, dass die Augenkrankheit ihm nicht nur den Druck abnimmt, sondern auch die Kunst. Diese in Grunde genommen metonymische, schließlich metaphorische Verknüpfung spiegelt sich im Zitat und im Cross-Domäne-Mapping zwischen der Quell- und Zieldomäne der systematischen Metapher wider. Die Metapher ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT ist insofern eine ambivalente: Einerseits vermittelt sie positive, aber auch negativ geladene Gefühle. Sie ist anhand ihrer Deutung nicht in die allgemeine Konzeptualisierung des Konzeptes DUNKELHEIT im allgemeinen Sprachgebrauch einzubeziehen.

5.1.3 Diskussion und Einordnung der Analyseergebnisse auf der Makroebene: Lexikalische Quelldomänfelder und Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT Zielsetzung der Makroanalyse war zu ermitteln, ob auf der Grundlage von sprachlichen und systematischen Metaphern Asymmetrien auf der Makroebene des deutschen und des ungarischen literarischen Kontextes diskursbezogen bestehen. Die Makroanalyse wurde in zwei Richtungen durchgeführt: Zum einen hat sich die Untersuchung auf die lexikalischen Quelldomänfelder von DUNKELHEIT, zum anderen auf die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT konzentriert. Zu guter Letzt ergab sich, dass nur wenige und leichte systematische Unterschiede auf der Makroebene des Diskurskontextes existieren. Diese Unterschiede sind folgendermaßen zusammenzufassen. Hinsichtlich der Frequenz wurden nur leichte Unterschiede identifiziert. Dieses Ergebnis hat zwei mögliche Erklärungen: Zum einen hat sich das ungarische Korpus als eine treue Übersetzung zum ursprünglichen deutschen Text erwiesen; zum anderen haben die Sprachen Deutsch und Ungarisch aus kognitiver Sicht auf der konzeptuellen Ebene keine substanziellen Ungleichheiten aufgewiesen. Der erste Teil der Makroanalyse erbrachte wenige, trotzdem interessante Ergebnisse sowohl in Bezug auf die lexikalischen Quelldomänfelder als auch auf die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT. Asymmetrien wurden zunächst in der Frequenz von Quelldomänfeldern und in ihren herausgearbeiteten Diskursnetzwerken identifiziert. Im Folgenden werden diese ausführlicher diskutiert.

186 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die ermittelten Asymmetrien in der Frequenz sind zwischen dem Korpus auf Deutsch und auf Ungarisch nicht bedeutend. Dies ist damit zu erklären, dass die ungarische Übersetzung im Vergleich zum deutschen Original als eine sehr treue Übersetzung gilt. Dementsprechend sind die identifizierten Asymmetrien in der Frequenz entweder Fehlübersetzungen oder Bedeutungsauslassungen, wo es nicht um einen konzeptuellen Unterschied geht, sondern einfach um einen pragmatischen Übersetzungsfehler. Solch eine Asymmetrie hat beispielsweise das lexikalische Quelldomänfeld AUGE(N) in der Analyse mit sich gebracht, indem ein Ausdruck aus dem Quelldomänfeld in der Übersetzung nicht wiedergegeben wurde. Ferner wurden konzeptuelle und systematische Asymmetrien bei einigen Quelldomänfeldern identifiziert. Bei den Quelldomänfeldern (FEHLENDES) LICHT und SCHATTEN ergab sich eine Diversifikation der deutschen Konzepte im ungarischen Kontext, was den ungarischen Kontext in Bezug auf seinen Wortschatz teilweise vielfältiger gemacht hat. Das Lexem Licht wurde ins Ungarische kontextabhängig entweder durch fény (dt. ‚Licht‘) oder villany (dt. ‚elektronisches Licht‘) wiedergegeben, während im Falle des deutschen Lexems Schatten im Ungarischen die Lexeme árnyék (dt. ‚Schatten‘) und árny (dt. ‚Schatten‘) wechseln. Folglich ist der ungarische Kontext an diesen Stellen diversifizierter als der ursprüngliche deutsche. Während es im Falle der Lexeme Licht/fény-villany um einen Bedeutungsunterschied geht, zeigen die Lexeme Schatten/árnyék-árny lediglich eine stilistische Vielfalt. D.h., im Falle der Lexeme Licht/fény-villany sind die translatorischen Änderungen für den ungarischen Kontext obligatorisch, während bei den Lexemen Schatten/árnyék-árny der Wechsel zwischen árny und árnyék als eine fakultativ getroffene übersetzerische Entscheidung betrachtet wird. Fakultativ ist dies in dem Sinne, dass die Übersetzerin an der problematischen Stelle mit dem Wortschatz der Zielsprache eine Diversifikation vornimmt, die nicht unbeding notwendig gewesen wäre. Welcher Grund hinter dieser Entscheidung lag, kann nicht genau angegeben werden. Eventuell kann man sagen, dass die literarische Qualität des Zieltextes dadurch bereichert oder für etwaige vorherige Übersetzungsverluste an Stil und Bedeutung an diesen Stellen etwas kompensiert wurde. Diese sind jedoch textexterne Erklärungen, die mit dem Diskurs und mit den Geschehnissen des Diskurses wenig gemeinsam haben. Eine weitere Asymmetrie in Hinsicht auf die Frequenz hat das lexikalische Quelldomänfeld DUNKEL gezeigt, das im deutschen Diskurs öfter vorkommt als im ungarischen. Hier spielt wiederum die Diversifikation der ungarischen Übersetzung eine wichtige Rolle: Ausdrücke mit dem Lexem dunkel werden in der ungarischen Übersetzung oft mit differenzierteren und/oder synonymen Äqui-

Systematische Analyse der Diskursmetaphorik zum Themenkomplex „Dunkelheit“ | 187

valenten wiedergegeben wie z.B. fekete (dt. ‚schwarz‘). Zusätzlich wurde im Quelldomänfeld gefunden, dass das Konzept DUNKEL im ungarischen Kontext häufiger mit der Figur Kaminski in Verbindung gebracht wird, eine Tendenz, die für den deutschen Kontext gar nicht typisch ist. Dieses Resultat manifestiert sich erst durch eine detaillierte Netzwerkanalyse. Eine Begründung für diese Änderung zu geben, erweist sich als schwierig, da auch das Ergebnis selbst nur durch tiefere Analysen ermittelt wurde. Ähnliche asymmetrische Phänomene sind jedoch auch in anderen Quelldomänfeldern zu finden. Vielleicht am bedeutendsten ist das Resultat der Netzwerkanalyse zum lexikalischen Quelldomänfeld AUGE(N). Während der deutsche Diskurs das Konzept AUGE(N) immer mit der Figur Kaminski verbindet, ist das für den ungarischen Diskurs gar nicht charakteristisch, sondern er verbindet es regelmäßig mit der Figur Zöllner statt Kaminski. Dies ist als eine vollständige Asymmetrie und als Perspektivenwechsel zu betrachten, was jedoch unter der Oberfläche des Diskurses bleibt und erst durch die detaillierte Analyse des Diskursnetzwerks bemerkbar wird. Aus welchem Grund dieser Perspektivenwechsel zwischen den Kontexten auf Deutsch und Ungarisch entstanden ist, ist fraglich. Für die Perspektive des Lesers ist es selbstverständlich, dass das Konzept AUGE(N) eher mit der Figur Kaminski im Zusammenhang steht, denn er ist der „blinde“ Protagonist. Dass der ungarische Kontext dieses Merkmal trotzdem auf Zöllner bezieht, ist auch nicht als falsch zu beurteilen. Anhand der diskursiven Deutung der Handlung des Romanes hat Zöllner genauso Probleme mit seinen Augen wie Kaminski, sein Problem ist jedoch v.a. durch seinen mentalen Zustand bedingt. Weiterhin ist es interessant, dass Kaminski und seine Verbindung mit dem Konzept AUGE(N) im ungarischen Kontext nicht entsteht. Hier stellt sich schon die Frage, ob die ungarische Text-Welt auf diese unbewusste (oder bewusste?) Art und Weise während der ganzen Handlung Anspielungen auf Kaminskis vorgespielte vollständige Blindheit macht. Eine eindeutige Beantwortung dieser Frage ist in dieser Analyse jedoch nicht möglich. Des Weiteren wurde auf der Makroebene die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT in beiden Sprachen analysiert. Die Analyseergebnisse zusammenfassend lässt sich feststellen, dass zwischen den zwanzig identifizierten und herausgearbeiteten systematischen Metaphern nur einige, aber nicht bedeutende Frequenzunterschiede zu erschließen waren. Als weitere Asymmetrien wurden leichte konzeptuelle Ungleichheiten hinsichtlich der systematischen Metaphern UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT, WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT und ERNST IST DUNKELHEIT identifiziert, diese sind jedoch nicht besonders relevant.

188 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.2 Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik Die Mikroanalyse hinsichtlich der sprachlichen Bereiche Lexik und Semantik konzentriert sich auf die detaillierte Herausarbeitung sprachlicher Asymmetrien im Wortschatz: Die zentrale Fragestellung lautet, welche Bedeutungsunterschiede zwischen den metaphorischen Ausdrücken des deutschen und des ungarischen Korpus identifiziert werden können. Die erschlossenen Asymmetrien wurden zunächst in homogene Gruppen eingeteilt und anschließend wurden diese weiter spezifiziert. Die metaphorische Qualität wird bei der Mikroanalyse ebenfalls im Auge behalten, deswegen werden alle metaphorischen Ausdrücke und alle sprachlichen Asymmetrien an Metaphern auf der Ersten sowie auf der Zweiten Ebene getrennt untersucht und beschrieben. In diesen Teil der Gesamtanalyse werden Methoden der Übersetzungswissenschaft als Hilfsdisziplin intensiv einbezogen. Tabelle 39 gibt über die identifizierten Manifestationen sprachlicher Asymmetrien im Bereich der Lexik und Semantik einen Überblick.51 Tab. 39: Semantische Asymmetrien zu „Dunkelheit“-Metaphern in „Ich und Kaminski“ Semantische Asymmetrien Identifizierte Asymmetrien und ihre Vorkommenshäufigkeit

Identifizierte Realisierungen der Asymmetrie

Bedeutungskonkretisierung (11)

Verben mit allgemeiner Bedeutung (9) Körperteile (1) Substantive mit allgemeiner Bedeutung (1)

Komplette Transformation (8)

Weitere Wortarten mit Perspektivenwechsel (5) Verben mit Perspektivenwechsel (3)

Bedeutungsergänzung (3)

situative Ergänzungen (Körperteile und sonstiges) (3)

Bedeutungsgeneralisierung (3)

Generalisierung von Verben mit konkreter Bedeutung (2) Generalisierung von Substantiven mit konkreter Bedeutung (1)

Bedeutungsauslassung (2)

aus Versehen/aus tautologischen Gründen (2)

Bedeutungsverlegung (2)

Betonungswechsel (2)

Antonyme Übersetzung (1)

negierter Ausdruck wird nicht negiert (1)

|| 51 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 189

Aus der Tabelle 39 geht hervor, dass die am meisten vorkommende sprachliche diskursbezogene Asymmetrie zwischen Deutsch und Ungarisch die Bedeutungskonkretisierung („specification“, Klaudy 2009: 287) ist. Dieses Ergebnis unterstützt auch Klaudys (2020: 150) Asymmetrie-Hypothese (auch als Explizitationshypothese bekannt), in der sie erklärt, dass beim Übersetzen aus indoeuropäischen Sprachen ins Ungarische eine explizitere Wiedergabe von Bedeutungen (Klaudy 2020: 150) überwiegend charakteristisch ist, während beim Übersetzen in die umgekehrte Richtung die Explizitation, d.h. die Implizitation, nicht mehr auftritt. Bedeutungskonkretisierungen werden meistens bei Körperteilen, Verben und Substantiven vorgenommen. Die exakten Formate werden in späteren Unterkapiteln detailliert dargestellt. An der zweiten Stelle bezüglich ihrer Vorkommenshäufigkeit steht die komplette Transformation („total transformation“, Klaudy und Kovács 2016: 119), bei der in den übersetzten Text hinsichtlich des stilistischen Wertes und der Idiomatik der übersetzten Bedeutung weitere im ursprünglichen Text nicht vorhandene Informationen und Bedeutungszusätze vermittelt werden. An der dritten Stelle steht die Bedeutungsergänzung („addition“, Klaudy 2009: 287) ebenfalls mit stilistischen Unterschieden und manchmal mit einem zusätzlichen Perspektivenwechsel zwischen dem deutschen und dem ungarischen Kontext. Weitere semantisch-lexikalische Asymmetrien entstehen durch Bedeutungsauslassungen („omission“, Klaudy 2009: 287), Generalisierungen („generalisation“, Klaudy 2009: 287), Bedeutungsverlegungen, Bedeutungswechsel und antonyme Übersetzungen. Im Folgenden wird das erhobene Sprachmaterial dargestellt und klassifiziert anhand seiner sprachlichen Asymmetrien.

5.2.1 Asymmetrien durch Bedeutungskonkretisierung Unter Bedeutungskonkretisierung verstehen Klaudy und Salánky (2000: 25) das Übersetzungsverfahren, wenn unterschiedliche Bedeutungen des ursprünglichen Ausdrucks beim Übersetzen zuerst differenziert werden, danach wird aus den differenzierten Bedeutungen eine konkretisierte ausgewählt und diese wird im übersetzten Text wiedergegeben. Die Konkretisierung ist meistens aus dem Grunde notwendig, dass jede Sprache die Realität auf verschiedene Art und Weise gliedert (Klaudy und Salánky 2000: 25). Die asymmetrischen Bedeutungen kommen in der Regel in den Bedeutungsbereichen „Tag“, „menschlicher Körper“, „Farben“, „Verwandtschaftsverhältnisse“ und „räumliche Formen“ vor; dementsprechend decken sich die Bezeichnungen der Tageszeiten, Körper-

190 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

teile, Farbenbezeichnungen etc. in unterschiedlichen Sprachen nicht eins zu eins (Klaudy und Salánky 2000: 25). Im Folgenden werden einige dem Korpus entnommene Bedeutungskonkretisierungen nach ähnlichen Merkmalen in Gruppen eingeteilt dargestellt. 5.2.1.1 Bedeutungskonkretisierung von Verben mit allgemeiner Bedeutung 5.2.1.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die im folgenden Zitat erkannte Metapher ist eine Metapher auf der Ersten Ebene und gehört zur Fokusgruppe der systematischen Metapher ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT. (71a)

[…] zogen sich dunkle Streifen über mein plötzlich rot und nackt aussehendes Gesicht. (IK: 15–16)

(71b)

[…] sötét csíkok barázdálták hirtelen vörösnek és csupasznak tetsző arcomat. (EK: 16)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich durch das Feld DUNKEL, d.h. durch den Ausdruck dunkle Streifen. Eine kognitive Spannung zwischen der Quell- und der Zieldomäne ist nicht aufzufinden. Die Metapher ist insofern als Metapher erst im Diskurs erkennbar. Sie weist in ihrem Kontext einige rhetorische Merkmale der Metaphorizität auf der Ersten Ebene auf, und zwar durch die Personifikation des DUNKEL-Feldes in Verbindung mit dem Verb sich ziehen. Dunkle Streifen ziehen sich nicht selbst; dies ist eine personifizierte Form, die anhand der MIPVU als metaphorisch bezeichnet wird. Die Bedeutungskonkretisierung der obigen sprachlichen Einheit bezieht sich auf die Ausdrücke sich ziehen < barázdál (dt. ‚mit dem Pflug Furchen in den Boden ziehen‘), die im Kontext semantisch eindeutig ungleich sind. Ähnlichkeiten zwischen den Ausdrücken sind zu erkennen, die ungarische Einheit verfügt hingegen über eine spezifischere und metaphorisch bildhaftere Bedeutung als die deutsche. Dies erhöht den Grad der Metaphorizität im ungarischen Kontext im Vergleich zum deutschen. Darüber hinaus gewinnt die übersetzte Metapher ihre Metaphorizität nicht nur aus der Personifikation, sondern sie wird auch mit weiteren Bedeutungen gleichgemacht und ergänzt: Die dunklen Streifen in Zöllners Gesicht erinnern an Furchen im Boden. Diese Komponente bereichert die ungarische Diskursmetaphorik mit weiteren Diskursbedeutungen wie ‚grob‘, ‚erschöpft‘, ‚schwer‘, die im ursprünglichen deutschen Kontext komplett fehlen. Das deutsche Verb sich ziehen hätte auch eins zu eins übersetzt werden können, und zwar durch das ungarische Verb húzódik (dt. ‚sich ziehen‘, ‚verlaufen‘). Folglich wäre ein Eins-zu-eins-Äquivalent möglich gewesen, trotzdem wurde

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 191

eine andere translatorische Entscheidung getroffen, die eine lexikalischsemantische Asymmetrie erzielt hat. (72a)

Seine Züge hatten sich verdunkelt. (IK: 104)

(72b)

[…] arca elkomorult. (EK: 114)

Eine weitere semantische Asymmetrie besteht in den obigen Zitaten. Im deutschen Zitat wird der Ausdruck hatten sich verdunkelt als metaphorisch auf der Ersten Ebene markiert. Gesichtszüge können im wörtlichen Sinne nicht dunkel werden, die negativen Bedeutungen von Dunkelheit sind hingegen auf die traurigen Gefühle im Kontext zu übertragen. Somit entsteht eine metaphorische Einheit, bei der sich eine starke kognitive Spannung zwischen der Quell- und der Zieldomäne realisiert. Die Metapher erweist sich auch nach der MIPVU als metaphorisch. Die ungarische Übersetzung des deutschen Ausdrucks ist eine treue Übersetzung. Die Ungleichheit entfaltet sich aus einer zusätzlichen bildhafteren ungarischen Bedeutung, die die Übersetzerin nicht wortgetreu, sondern durch ein lautmalendes Wort wiedergibt. Zu elkomorul würde die passende deutsche Übersetzung folgendermaßen lauten: ‚sich verdüstern‘ (Halász, Földes und Uzonyi 1998b: s.v. elkomorul). Ähnlich existiert in der ungarischen Sprache ein Ein-zu-eins-Äquivalent zum Lexem sich verdunkeln: ‚elsötétül‘ (Halász, Földes und Uzonyi 1998a: s.v. sich verdunkeln). Die pragmatische Entscheidung, zur Übersetzung das Äquivalent elkomorul zu verwenden, ergab zwischen dem deutschen und dem ungarischen Kontext eine leichte semantische Asymmetrie, die jedoch nicht als Übersetzungsfehler zu bewerten ist . Die Begründung dafür besteht darin, dass die verglichenen Bedeutungen durch das Übersetzen nicht verfälscht, sondern lediglich teilweise poetischer52 gemacht worden sind. Dies erzielt zwischen den Kontexten eine eher stilistische Asymmetrie.

|| 52 Diese Studie orientiert sich bezüglich der Begriffe „poetisch“ und „poetische Sprache“ nach Vollers (2016b: 521–522): „Die p[oetische] S[prache] wird aufgefasst als System, in dem der prakt. Zweck in den Hintergrund tritt und die sprachl. Verbindungen Eigenwert erlangen […]. Der Versuch, die Spezifik der p. S. im Vergleich zu anderen Funktionen und Formen von Spr. zu definieren und Lit.wiss. als Poetik zu begründen, richtete sich gegen geistesgeschichtl. Interpretationen. Die p. S. erscheint in diesem Konzept als Summe immanenter Regeln und Verfahren, die unabhängig von den jeweiligen sozial-histor. Bedingungen universell gedacht werden“.

192 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(73a)

Der Kaffee schmeckte wie Wasser, am Nebentisch schimpfte ein Vater mit seinem Sohn; der Kleine senkte den Kopf, schloß die Augen und tat, als wäre er nicht da. (IK: 60)

(73b)

A kávé vízízű volt, a szomszéd asztalnál egy apa veszekedett a fiával; a kicsi lehajtotta a fejét, lesütötte a szemét, és úgy csinált, mintha ott se lenne. (EK: 66)

Im obigen Zitat geht es um eine Metapher, die sich teilweise auf der Ersten, teilweise auf der Zweiten Ebene realisisert. Die Quelldomäne DUNKELHEIT ist am Ausdruck die Augen schließen eindeutig auf der Zweiten Ebene zu identifizieren, da er ohne seinen eigenen Kontext als nicht metaphorisch empfunden wird. Im Gegensatz dazu zeigt sich die Zieldomäne durch den direkten Indikator als und gehört somit in die MIPVU-Klasse Metapher-Flag. Die Diskursdynamik des „Augenschließens“ impliziert durch ihre regelmäßige Rekurrenz und Repetition im Kontext das Bestehen der Dunkelheit und im obigen Zitat verbindet sich dies zusätzlich mit der abstrakten Zieldomäne SCHAM. Die Einheit [der Kleine] tat, als wäre er nicht da rekonstruiert im Kontext das Gefühl Scham sprachlich: Der Kleine schämt sich und wünscht sich vom Ort weg. Die semantische Asymmetrie besteht wiederum in einer leichten Bedeutungsänderung, und zwar in Bezug auf die Ausdrücke schloß die Augen < lesütötte a szemét (dt. ,er hat die Augen niedergeschlagen/gesenkt‘, Halász, Földes und Uzonyi 1998b: s.v. lesüt, Hessky 2005: s.v. lesüt). Die deutsche Einheit die Augen schließen ist im Vergleich zur ungarischen Übersetzung viel neutraler: Der ungarische Ausdruck lesütötte a szemét impliziert im ungarischen Kontext mehr als nur das Augenschließen. Er setzt gleichzeitig die Bedeutungen ‚Scham‘, ‚Verlegenheit‘, ‚Kummer‘ (Mértsz 1959−1962: s.v. lesüt) voraus, die im deutschen Ausdruck schloß die Augen vollständig fehlen. Der deutsche Kontext kann selbstverständlich auch die Bedeutung ‚Scham‘ vermitteln, dies entfaltet sich jedoch erst aus dem Bedeutungsbereich der Zieldomäne und aus dem Gesamtkontext der problematischen metaphorischen Stelle. Die entstandene ungarische Übertragung ist insofern im Vergleich zum deutschen Ausdruck fraglos eine konkretisierte. Die so identifizierte Asymmetrie ist wiederum eine pragmatische, da der deutsche Ausdruck eins zu eins hätte übersetzt werden können, und zwar folgendermaßen: lehunyta a szemét (dt. ‚er schloss die Augen‘53). Darüber hinaus ist die identifizierte semantische Asymmetrie vom Verständnis her nicht bedeutungsstörend, die Übersetzung ist auch mit dem Bestehen der Asymmetrie treu.

|| 53 Bedeutungsangaben ohne Literaturverweise sind jeweils meine Übersetzungen, R.P.-Sz.

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 193

(74a)

(74b)

Wieder eine Tür, aber im Gang dahinter war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken schlug ich die Tür zu. (IK: 63) Újabb ajtó, de a mögötte lévő folyosón nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld feszínén nem is létezik, rémülten becsaptam az ajtót. (EK: 70)

Im obigen Zitat realisiert sich eine Metapher auf der Ersten Ebene. Die Quelldomäne DUNKELHEIT ist einmal auf der Zweiten Ebene zu identifizieren: Der Ausdruck war kein Licht und seine ungarische Übersetzung zeigen keine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und der Zieldomänen. Trotzdem sind weitere Teile der Quelldomäne sprachlich stark metaphorisch ausgedrückt: Die Indikatoren wie und olyan […] amilyen (dt. ‚so wie‘) gehören nach der MIPVU in die Klasse Metapher-Flag. Die asymmetrische Relation manifestiert sich an den Einheiten war kein Licht < nem égett egy lámpa sem. Der deutsche Ausdruck ist im Vergleich zur ungarischen Übersetzung zweifellos neutraler. Die Neutralität ist in Bezug auf die Verben zu sehen: Das Verb sein verfügt über eine viel allgemeinere Bedeutung als das ungarische Verb ég. Die gleiche Ungleichheit, aber in umgekehrter Richtung, zeigt sich bei den Ausdrücken er war erfüllt von einer Dunkelheit > olyan sötétség volt. Zusätzlich ist im Zitat eine Bedeutungsgeneralisierung zu ermitteln: Das Verb erfüllen verfügt über eine spezifischere Bedeutung als dessen ungarische Übersetzung van (dt. ‚ist‘). Die zwei Veränderungen sind meines Erachtens aus pragmatischen und stilitistischen Gründen vorgenommen: Einszu-eins-Übersetzungen wären in beiden Fällen auf Ungarisch möglich gewesen, der stilistische Wert einer solchen Übersetzung hätte jedoch darunter etwas gelitten. Darüber hinaus sind die Veränderungen als Kompensation anzusehen: Was die Übersetzerin bei der Übersetzung von war kein Licht im ungarischen Kontext zusätzlich gewonnen hat, hat sie bei der Übersetzung der Einheit er war erfüllt von einer Dunkelheit verloren. Somit ist die Übersetzungsbilanz wiederum gleich. (75a)

(75b)

Die Straßen waren um diese Zeit ohnehin leer. Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf; mir war, als reisten wir durch ausgestorbenes Land. Ich öffnete einen Spalt weit das Fenster, ich fühlte mich leicht und unwirklich. (IK: 97) Ilyenkor amúgy is üresek az utak. Erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu; úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül. Résnyire kinyitottam az ablakot, könnyűnek és valószerűtlennek éreztem magam. (EK: 106)

In den obigen Zitaten entfalten sich wiederum Metaphern auf der Ersten Ebene, genauer Metapher-Flags, die sich auch durch ihre sprachlichen Indikatoren zeigen: als und mintha (dt. ‚als ob‘). Das Bestehen der Dunkelheit manifestiert

194 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

sich bei den Ausdrücken Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf, erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu. Diese Ausdrücke implizieren im Text die Anwesenheit der Bedeutung ‚Dunkelheit‘, die sich weiterhin mit dem Konzept TOD verbinden: … mir war, als reisten wir durch ausgestorbenes Land – mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül. Eine konzeptuelle Inkongruenz zwischen den Quell- und Zieldomänen der metaphorischen Ausdrücke wird erst durch die Indikatoren als und mintha (dt. ‚als ob‘) und mir war sowie úgy éreztem (dt. ‚ich hatte das Gefühl‘) ermittelt. Diese sprachlichen Mittel erweisen sich auch im System der MIPVU als metaphorisch. Die semantische Asymmetrie liegt zwischen den Einheiten mir war < úgy éreztem (dt. ‚ich hatte das Gefühl‘) und ist folgendermaßen zu ermitteln. Die ungarische Übersetzung verfügt im Kontext über eine spezifischere Bedeutung als die deutsche ursprüngliche. Eine Eins-zu-eins-Übersetzung wäre in diesem Fall nicht möglich gewesen, genauer fremd gewesen, d.h., die entstandene semantische Asymmetrie ist zweifellos eine pragmatische.54 5.2.1.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die Metaphorizität auf der Zweiten Ebene wird in den unteren Zitaten wiederum erst durch die Diskursdynamik bemerkbar. (76a)

(76b)

Die Skizzen waren mit Kohlestift gezeichnet, zunehmend unsicher, die Striche wurden zittrig und verfehlten einander, schließlich gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck. Kohlesplitter rieselten mir entgegen. (IK: 62) A szénnel rajzolt vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek, és elvétették egymást, a végén már csak egy nagy fekete pacni sikeredett. Szénpor pergett rám. (EK: 84)

Sowohl die deutsche als auch die ungarische Metapher zeigen eine schwache kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. Folglich sind sie auch sprachlich stark konventionalisiert. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich durch die Ausdrücke mit Kohlestift gezeichnet, einen dicken schwarzen Fleck und Kohlesplitter, szénnel rajzolt, egy nagy fekete pacni und szénpor. Sie implizieren Bedeutungen des Themenkomplexes „Dunkelheit“ und dies verbindet sich in der Diskursdynamik mit den Konzepten PSYCHISCHE BLINDHEIT sowie UNSICHERHEIT. Eine Bedeutungskonkretisierung zeigt sich bei den Ausdrücken gab es < sikeredett (dt. ‚ist gelungen‘). Da sie einen Teil der metaphorischen Abschnitte

|| 54 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 195

bilden, mussten sie in die Analyse mit einbezogen werden. Der deutsche Ausdruck ist semantisch viel neutraler als der ins Ungarische übertragene Ausdruck sikeredett (dt. ‚es gelang‘). Eine Eins-zu-eins-Übersetzung ins Ungarische wäre im Kontext möglich gewesen, und zwar durch das Äquivalent volt (dt. ‚es gab‘, ‚war‘). Dass die Übersetzerin einen konkretisierten Ausdruck zum Übersetzen auswählte, hängt wahrscheinlich mit einem stilistischen Grund zusammen. Die Übersetzung im Ungarischen erweist sich durch die Konkretisierung im Stil als teilweise gehobener, als wäre die Übersetzung volt gewesen. Trotzdem ist die so entstandene Asymmetrie keine Fehlübersetzung, sie ergibt lediglich eine zusätzliche leichte semantische und stilistische Asymmetrie zwischen den zwei Stellen in den beiden Kontexten. (77a)

(77b)

»Ich weiß, es klingt lächerlich. Ich konnte den Führer nicht mehr finden. Bis dahin hatte ich die Sache mit meinen Augen nicht ernst genommen. Aber plötzlich war überall Nebel. Da unten konnte es keinen Nebel geben. Also hatte ich ein Problem.« (IK: 105) Tudom, nevetségesen hangzik. Nem találtam meg az idegenvezetőt. Addig nem vettem komolyan ezt a dolgot a szememmel. De hirtelen minden ködbe borult. Márpedig odalent nem lehetett köd. Tehát valami baj volt. (EK: 115)

Die Metaphorizität der obigen Ausdrücke manifestiert sich wiederum auf der Zweiten Ebene und durch die Diskursdynamik. Die Quelldomäne DUNKELHEIT realisiert sich im Diskurs sprachlich durch die Ausdrücke plötzlich war überall Nebel und minden ködbe borult. Die Zieldomänen sind nicht direkt versprachlicht, sondern sie ergeben sich erst beim tieferen Verständnis des Diskurses. Somit ist die hier identifizierte Zieldomäne das Konzept PSYCHISCHE BLINDHEIT. In den Zitaten oben zeigt sich die folgende Asymmetrie: war < ködbe borult (dt. ‚vom Nebel überschattet werden‘). Der Ausdruck ködbe borult verfügt in der ungarischen Übersetzung semantisch über eine spezifischere Bedeutung als der deutsche ursprüngliche Ausdruck war. Ein Eins-zu-eins-Äquivalent im Ungarischen wäre möglich gewesen, und zwar folgendermaßen: mindenütt köd volt (dt. ‚überall war Nebel‘). Dass sich die Übersetzerin stattdessen für eine konkretisierte Bedeutung entscheidet, ist wiederum eher eine stilistische Veränderung, die die ungarische Übersetzung an dieser Stelle semantisch reicher macht. Aufgrund dieser Tatsache ist die identifizierte Asymmetrie als keine Fehlübersetzung zu betrachten. (78a) (78b)

Der Regionalzug war fast leer, ich drückte mich in die weiche Sitzpolsterung und schloß sofort die Augen. (IK: 14) A vicinális úgyszólván üres volt, bevackoltam magam a párnázott ülésbe, és azonnal lehunytam a szememet. (EK: 14)

196 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die Metaphorizität der obigen Ausdrücke entfaltet sich wiederum aus der Diskursdynamik. Die Quelldomäne DUNKELHEIT realisiert sich an den Ausdrücken schloß sofort die Augen und azonnal lehunytam a szememet, die sich in der Diskursdynamik mit der Zieldomäne ERSCHÖPFUNG verbinden. Eine semantische Asymmetrie manifestiert sich in Bezug auf die Ausdrücke ich drückte mich < bevackoltam magam. Die ungarische Übersetzung zeigt viel spezifischere Bedeutungen als die deutsche ursprüngliche Textstelle. Das ungarische Verb (be)vackol kann sich nicht nur auf eine Person beziehen, sondern auch auf ein Tier, das sich eine Schlafgelegenheit vorbereitet. Durch diese zusätzliche Bedeutung baut sich im ungarischen Kontext eine Art Vertraulichkeit und Gemütlichkeit auf, die im ursprünglichen deutschen Kontext komplett fehlt: Das Verb sich drücken verfügt nämlich über diese oder eine ähnliche Bedeutung im Kontext nicht. Trotzdem wäre es möglich gewesen, den Ausdruck ich drückte mich als Eins-zu-eins-Äquivalent im Ungarischen wiederzugeben. Die Begründung hinter dieser übersetzerischen Entscheidung ist fraglich. Die entstandene Asymmetrie ist eine stilistische und willkürliche. (79a)

(79b)

Ich rutschte aus und schlug der Länge nach hin. Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. […] Ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war, unter mir löste sich Schotter, fast wäre ich wieder gefallen. Mir war kalt. (IK: 32) Megcsúsztam és hosszában elvágódtam. Dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. […] Nem voltam biztos benne, hogy még mindig az úton járok, talpam alatt görgött a kavics, kis híján megint leestem. Fáztam. (EK: 34−35)

Die Metaphorizität der obigen Ausdrücke ist anhand der Diskursdynamik folgendermaßen zu beschreiben. Auf die Quelldomäne DUNKELHEIT ist es von den Ausdrücken die Schwärze des Tals und völgy fekete mélysége zu schließen. Dies wird mit den diskursdynamischen Zieldomänen UNSICHERHEIT und UNWISSEN gleichgestellt. Eine Bedeutungskonkretisierung manifestiert sich bei den Ausdrücken war < járok (dt. ‚ich gehe‘). Während der deutsche Ausdruck eher bedeutungsneutral ist, kommt im ungarischen Text eine spezifischere Übersetzung vor, obwohl eine Eins-zu-eins-Übersetzung zum Ausdruck war im ungarischen Kontext möglich und passend gewesen wäre. Die entstandene Asymmetrie ist wiederum nicht als ein Übersetzungsfehler zu bewerten, sondern als eine semantische und stilistische Ungleichheit zwischen den zwei Textstellen.

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 197

5.2.1.2 Konkretisierung deutscher Substantive mit allgemeiner Bedeutung 5.2.1.2.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind stark konventionalisierte Metaphern auf der Zweiten Ebene und erkennen sich anhand der MIPVU als nicht metaphorisch. (80a)

(80b)

Ich hätte endlich Zeit, etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch. Nicht zu dick, doch dick genug für die Romanregale in den Buchhandlungen. Womöglich ein Gemälde meines Schwiegervaters auf dem Cover. Oder doch lieber etwas Klassisches. Vermeer? Titel in dunkler Schrift. Fadenheftung, dickes Papier. Mit meinen Beziehungen würde ich mir ein paar gute Kritiken verschaffen. (IK: 27) Végre lenne időm, hogy írjak valami jelentőset, egy vastag könyvet. Nem túl vastagot, de elég vastagot ahhoz, hogy a regénypolcra kerüljön a könyvesboltokban. A borítón lehetőleg apósom festménye. Vagy inkább valami klasszikus? Vermeer? Sötét betűs cím. Cérnafűzés, vastag papír. A kapcsolataim révén bezsebelnék néhány jó kritikát. (EK: 28)

Auf das Bestehen der „Dunkelheit“ als Quelldomäne lässt sich aus den Ausdrücken Titel in dunkler Schrift und sötét betűs cím folgern. Sie werden als gar nicht metaphorisch empfunden, sondern eher wörtlich. Die Diskursdynamik der Handlung baut jedoch die zusätzliche Bedeutung der Zieldomäne RUHM/ANERKENNUNG auf, die sich im Text durch Repetition und Rekurrenz bemerkbar macht. Eine Bedeutungskonkretisierung realisiert sich hinsichtlich der Ausdrücke etwas Großes < valami jelentőset (dt. ‚etwas Bedeutsames‘). Die ungarische Übersetzung ist viel bedeutungsspezifischer als der ursprüngliche deutsche Ausdruck: etwas Großes ist in diesem Sinne ein Hyperonym zu valami jelentőset. Es wäre möglich gewesen, den deutschen Ausdruck im ungarischen Kontext mit dem Eins-zu-eins-Äquivalent valami nagyot (dt. ‚etwas Großes‘) wiederzugeben. Dass die Übersetzerin für einen spezifischeren Ausdruck entschieden hat, ist nicht als eine sprachliche Fehlübersetzung zu betrachten, erzielt jedoch eine leichte semantische Asymmetrie zwischen den zwei Textstellen. 5.2.1.3 Konkretisierung von Körperteilen 5.2.1.3.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern entfalten sich auf der Zweiten Ebene des DiskursKontextes: (81a)

Ich rutschte aus und schlug der Länge nach hin. Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. […] Ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war, unter mir löste sich Schotter, fast wäre ich wieder gefallen. Mir war kalt. (IK: 32)

198 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(81b)

Megcsúsztam és hosszában elvágódtam. Dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. […] Nem voltam biztos benne, hogy még mindig az úton járok, talpam alatt görgött a kavics, kis híján megint leestem. Fáztam. (EK: 34−35)

Eine Bedeutungskonkretisierung bezüglich der Versprachlichung von Körperteilen erfolgt beim Übersetzen des Ausdrucks unter mir. Während der deutsche Ausdruck den Bezug holistisch auf die ganze Person (mir) im Text nimmt, konkretisiert der ungarische Text dies nur auf die Füße und Sohlen der Bezugsperson. Ein Eins-zu-eins-Äquivalent wäre möglich gewesen, durch den Ausdruck alattam (dt. ‚unter mir‘). Es ist die Entscheidung der Übersetzerin, die an dieser Stelle eine explizitere Variante zur Wiedergabe nimmt. Die entstandene Asymmetrie ist nicht als sprachliche Übersetzungsfehler zu bewerten, sondern eher als eine leichte semantische und stilistische Asymmetrie.

5.2.2 Komplette Transformation Klaudy und Salánky (2000: 63) verstehen unter der kompletten Transformation das Übersetzungsphänomen, wenn sprachliche Einheiten beim Übersetzen durch Ausdrücke ausgetauscht werden, die im Vergleich zum ursprünglichen Ausdruck scheinbar keine logischen semantischen Verbindungen verfügen. D.h., die ursprünglichen und übersetzten Ausdrücke sind auf der Grundlage ihrer Bedeutungen miteinander nicht zu vereinen, die Bedeutungsbereiche der ausgetauschten Begriffe haben keine gemeinsamen semantischen Nenner (Klaudy und Salánky 2000: 63). Folgende Beispiele veranschaulichen diese Ungleichheiten. 5.2.2.1 Verben mit Perspektivenwechsel 5.2.2.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die folgenden Metaphern an den markierten Textstellen sind konventionalisierte Metaphern auf der Ersten Ebene. (82a)

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44)

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 199

(82b)

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse! (EK: 48)

Sie zeigen sich als metaphorisch in erster Linie durch ihre Indikatoren wie z.B. aussehen, scheinen und éreztem (dt. ‚ich fühlte/ich hatte das Gefühl‘). Sie sind anhand ihrer MIPVU-Klasse Metapher-Flags. An der Textstelle sieht das Zimmer nicht gemütlich aus und der Kontext verbindet sich gleich mit dem Konzept BEDROHUNG. Analog dazu, wenn die Nacht im Kontext nah und unheimlich zu sein scheint, treten wiederum unangenehme abstrakte Gefühle wie Angst und Erschrecken damit in Verbindung. Folglich, wenn etwas nur aussieht oder scheint, zeigt die Sprache direkt, dass an dieser Stelle zwischen den Quell- und Zieldomänen eine vergleichsmäßige und metaphorische Relation besteht. Die hinter der Sprache liegende Diskursdynamik ist wie folgt zu rekonstruieren: Die Textstelle stammt aus einer Szene am Anfang der Handlung. Zöllner ist eben in der Schweiz angekommen, hat den Maler Kaminski schon am selben Tag kennengelernt und nach einem erschreckenden Abenteuer in der Nacht in den Bergen findet er den Weg zurück ins Hotel. Dort bekommt er emotional erschöpft plötzlich einen Anruf von seiner Freundin Elke aus Berlin, die mit ihm per Telefon Schluss macht und ihm sagt, dass er auch ihre Wohnung so schnell wie möglich verlassen müsse. Zöllner, der in die Beziehung eigentlich nichts investiert hat, ist fassungslos und überrascht. Er ist in der Situation orientierungslos. Er weiß nicht, was er Elke sagen soll, er weiß nicht, was er tatsächlich will. Er weiß nur so viel, dass er finanzielle Sicherheit und einen Wohnort braucht und beides war für ihn durch Elke gegeben. Dieses Mal ist er jedoch nicht schlagfertig genug, um Elke zu einer anderen Entscheidung zu bewegen. Elke verlässt ihn, Zöllner bleibt allein und diese ganze Erfahrung macht ihm wahnsinnige Angst, die er nicht bewältigen kann. Die Dunkelheit repräsentiert daher ein großes Maß an Angst und Erschrecken. Die fettgedruckt markierten Ausdrücke aussehen ≠ érezni (dt. ‚fühlen‘, ‚empfinden‘, ‚das Gefühl haben‘) erweisen sich semantisch als ungleich. Während der deutsche Satz das Objekt „Tisch“ hervorhebt, tauscht ihn die ungarische Übersetzung für Zöllners Perspektive, d.h. für die „Ich“-Perspektive der Erzählung. Diese Veränderung gibt dem ungarischen Kontext vielleicht mehr Gefühl und Verbundenheit mit der Figur Zöllner und dessen Situation. Dieselbe Transformation passiert im selben Abschnitt im Falle der Ausdrücke scheinen ≠ érezni (dt. ‚fühlen, empfinden‘): Der ungarische Kontext hebt wiederum die „Ich“-Perspektive von Zöllner hervor, während sich der deutsche Kontext eben auf ein Objekt, und zwar hier auf die Nacht, konzentriert.

200 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Eine weitere komplette Transformation entfaltet sich im Falle der Einheiten hatten ≠ volt (dt. ‚war‘). Im deutschen Kontext werden die Bilder personifiziert, da sie etwas besitzen können, auch wenn dieser Besitz „nur“ etwas Bedrohliches ist, während die Bilder im ungarischen Kontext eher qualitativ beschrieben werden, d.h., sie sind an sich bedrohlich. Die entstandenen semantischen Asymmetrien sind nicht als sprachliche Übersetzungsfehler zu betrachten, sondern als leichte semantisch-stilistische Ungleichheiten. (83a)

(83b)

Fast jeder, dem man erzählte, daß Kaminski noch lebte, reagierte mit Überraschung. Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes. (IK: 40−41) Hallva, hogy Kaminski még mindig él, szinte mindenki meglepődött. Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában. (EK: 43)

Die obige „Dunkelheit“-Metapher entfaltet sich auf der Ersten Ebene. Die „Dunkelheit“ als Quelldomäne zeigt sich an den Ausdrücken im Schatten der Blindheit und a vakság árnyékában und verbindet sich mit den Zieldomänen PSYCHISCHE BLINDHEIT und RUHM/ANERKENNUNG. Die komplette Transformation manifestiert sich bezüglich der Einheiten erzählte ≠ hallva (dt. ‚hörend‘). Die Veränderung im ungarischen Kontext führt zu einem Perspektivenwechsel. Der deutsche Kontext ist an dieser Stelle semantisch aktiver, das Erzählen braucht eine Aktion, während sich der ungarische Kontext als semantisch passiver und neutraler erweist, da das Hören im Vergleich zum Erzählen keine Aktion in Anspruch nimmt. Die semantische Asymmetrie verliert etwas von ihrer Kraft dadurch, dass sich das Verb erzählen mit dem neutralen Subjekt man verbindet. Eine Eins-zu-eins-Übersetzung im ungarischen Kontext wäre durch das Verb mesél möglich gewesen, würde jedoch im ungarischen Satz nicht besonders passend sein. Eine andere Alternative wäre noch das Verb elbeszél gewesen, obwohl das Äquivalent in den Kontext auch eher nicht angemessen gewesen wäre. Die Entscheidung, den Ausdruck durch eine komplette Transformation wiederzugeben, ist folglich eine pragmatische Entscheidung, die trotz der entstandenen Asymmetrie eine ästhetische Äquivalenz erzielt hat.55

|| 55 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 201

5.2.2.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die Metapher im unteren Zitat ist eine stark konventionalisierte auf der Zweiten Ebene. (84a)

(84b)

Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. (IK: 61) Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség. (EK: 68)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken schloß die Augen und lehunytam a szemem, die im Kontext das Bestehen von „Dunkelheit“ implizieren. Die Ausdrücke sind nur im untersuchten Kontext metaphorisch, außerhalb seines Kontextes erweisen sie sich nicht mehr als metaphorisch. Die Quelldomäne DUNKELHEIT verbindet sich dank ihrer Rekurrenz und Repetition in der Diskursdynamik mit der Zieldomäne ANGST. Die komplette Transformation ist bezüglich der Ausdrücke wegschieben ≠ elhessegetni (dt. ‚verscheuchen‘, Halász, Földes und Uzonyi 1998b: s.v. elhesseget, Hessky 2005: s.v. elhesseget) zu ermitteln. Das ungarische Verb elhessegetni und sein deutsches Äquivalent verscheuchen beziehen sich in erster Linie auf die Bedeutung ‚(ein Tier) vertreiben, fortjagen‘ (Duden 2006: s.v. verscheuchen), wobei man unter Tier in diesem Kontext meistens Vögel, Mücken, Fliegen u.Ä. versteht. Im Gegensatz dazu zeigt der ursprüngliche deutsche Kontext diese bildhafte und metaphorische Bedeutung nicht und bevorzugt stattdessen eine Objektorientierung: Man kann beispielsweise einen Sessel vom Tisch wegschieben (Duden 2006: s.v. wegschieben). Die entstandene Asymmetrie ist somit eine starke, sie ist trotzdem nicht als eine sprachliche Fehlübersetzung zu betrachten, da die ästhetische Äquivalenz zwischen den zwei Textstellen erzielt wurde. 5.2.2.2 Weitere Wortarten mit Perspektivenwechsel 5.2.2.2.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die unteren Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu identifizieren. (85a)

Die Tochter ist ein Problem. Sie schirmt ihn von allem ab. (IK: 44)

(85b)

Csak a lányával van egy kis gond. Túlságosan leárnyékolja. (EK: 47)

202 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Sie zeigt eine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. Die Quelldomäne DUNKELHEIT ist an den Textteilen sie schirmt ihn von allem ab und túlságosan leárnyékolja zu erkennen und sie verbinden sich im Kontext mit der Zieldomäne ISOLATION. Die Asymmetrie der kompletten Transformation bezieht sich im Kontext auf die Ausdrücke von allem ≠ túlságosan (dt. ‚allzu, zu sehr‘, Halász, Földes und Uzonyi 1998b: s.v. túlságosan; Hessky 2005: s.v. túlságosan). Die Ausdrücke beziehen sich gar nicht auf dieselben oder ähnliche Bedeutungsbereiche, was zwischen den zwei Kontexten einen Perspektivenwechsel ergibt. Interessant ist es, dass die vorgenommene translatorische Entscheidung nicht unbedingt notwendig war, eine Eins-zu-eins-Entsprechung wäre auf Ungarisch möglich gewesen: mindentől (dt. ‚von allem‘). Das Äquivalent hätte in den Kontext auch gepasst, deswegen ist die pragmatische Entscheidung der Übersetzerin, einen anderen Ausdruck zu verwenden, willkürlich zu betrachten. Die Übersetzung passt in den ungarischen Kontext stilistisch besser und daher ist die Übersetzung mit dem ursprünglichen Text als äquivalent zu bezeichnen. Die entstandene Asymmetrie ist eine pragmatische und semantische. (86a)

(86b)

Ich schloß die Augen. Plötzlich war es mir egal. Mochten er, mein Buch und meine Zukunft zum Teufel gehen! Was hatte ich mit alldem zu schaffen, was ging dieser Greis mich an? Der Asphalt war warm, die Dunkelheit hell gemasert, es roch nach Gras und Benzin. (IK: 108) Lehunytam a szememet. Hirtelen minden mindegy volt. Pokolba Kaminskival, a könyvemmel és a jövőmmel! Mi közöm ehhez az egészhez, mi dolgom ezzel a vénemberrel? Az aszfalt meleg volt, a sötétség világosan erezett, fű- és benzinszagot éreztem. (EK: 118)

Die obigen Metaphern lassen sich auf der Zweiten Ebene erkennen und sie realisieren sich dank der Diskursdynamik der Quelldomäne DUNKELHEIT durch die Ausdrücke ich schloß die Augen und lehunytam a szememet. Die metaphorischen Einheiten sind stark konventionalisiert und diskursgebunden. Sie erweisen sich ausschließlich in ihrem eigenen Diskurs als metaphorisch, laut der MIPVU gelten sie eher als nicht metaphorisch. Die von den Ausdrücken vermittelte Quelldomäne DUNKELHEIT verbindet sich im Diskurs mit der Zieldomäne KRAFTLOSIGKEIT. Die komplette Transformation realisiert sich bezüglich der Ausdrücke es ≠ minden (dt. ‚alles‘, Halász, Földes und Uzonyi 1998b: s.v. minden; Hessky 2005: s.v. minden) und es roch ≠ éreztem (dt. ‚ich fühlte‘, ‚ich empfand‘, ‚ich roch‘). Ein Perspektivenwechsel ist bei beiden Fällen zu erschließen. Im Falle von es ≠ minden gibt die Übersetzerin das neutrale Subjekt es auf Ungarisch in der Form des spezifischeren Ausdrucks minden wieder, der den Kontext explizi-

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 203

ter macht. Hinsichtlich der Ausdrücke es roch ≠ éreztem ist dasselbe Phänomen zu erschließen. Der deutsche Text ist bezüglich der Subjektverwendung neutraler, während der ungarische Text das Erlebnis mit Zöllner und seiner persönlichen Empfindung verbindet. Eine Eins-zu-eins-Übersetzung wäre an dieser Stelle möglich gewesen: […] fű- és benzinszag volt. Es ist die willkürliche Entscheidung der Übersetzerin, dass sie diese Stelle in einer persönlicheren Form wiedergibt. Als sprachliche Übersetzungsfehler ist die Veränderung nicht zu bewerten, da die ästhetische Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten hergestellt wurde. 5.2.2.2.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die Metapher unten entfaltet sich auf der Zweiten Ebene. (87a)

(87b)

Gedanken eines schläfrigen Spaziergängers nach dem berühmtesten Gedicht Riemings: eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte. (IK: 37−38, kursive Hervorhebungen im Original.) Egy álmos járókelő gondolatai, Rieming leghíresebb verse nyomán: egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejthető emberi alak. (EK: 41, kursive Hervorhebung im Original.)

Die Metaphorizität baut sich durch die Diskursdynamik der Quelldomäne DUNauf, die durch die Einheiten Gedanken eines schläfrigen Spaziergängers; eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch die bleigraue Dunkelheit irrte; Egy álmos járókelő gondolatai; egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejthető emberi alak versprachlicht wird. Die Quelldomäne verbindet sich im Kontext mit der Zieldomäne ERSCHÖPFUNG. Da sich die Metaphorizität auf der Zweiten Ebene realisiert, ist die kognitive Spannung zwischen der Quell- und Zieldomäne der metaphorischen Ausdrücke schwach, anhand der MIPVU und außerhalb ihres Diskurses würden die Ausdrücke als eher nicht metaphorisch erschlossen. Eine semantische Asymmetrie manifestiert sich am Beispiel der Einheiten verloren ≠ gyámoltalanul (dt. ‚hilflos, unbeholfen‘; ‚hilfsbedürftig‘). Ungarischdeutsche Nachschlagewerke ermitteln in Bezug auf das ungarische Wort gyámoltalan abweichende Bedeutungen. Die vorgeschlagenen Äquivalente stimmen aber mit den Bedeutungen des deutschen Lexems verloren nicht überein: gyámoltalan wird in zweisprachigen Wörterbüchern durch die Äquivalente ‚hilflos‘, ‚unbeholfen‘, ‚hilfsbedürftig‘ und ‚ratlos‘ übersetzt (Halász, Földes und Uzonyi 1998b: s.v. gyámoltalan; Hessky 2005: s.v. gyámoltalan). Im einsprachigen Wörterbuch zeigen sich die Unterschiede ebenfalls: verloren als die Partizip-

KELHEIT

204 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Form des Verbes verlieren verfügt über folgende Bedeutungen (Duden 2006: s.v. verlieren): 1. (etwas, was einem gehört, was man hat und auch behalten will) aus Unachtsamkeit oder aufgrund widriger Umstände unwillentlich aufgeben 2. a) in einer Menschenmenge, im allgemeinen Treiben von jemandem getrennt werden, nicht mehr wissen, wo sich der andere befindet b) durch Trennung, Tod plötzlich nicht mehr haben 3. a) einbüßen b) abwerfen; abstoßen 4. durch ein Leck o. Ä. austreten, ausströmen lassen Interessanterweise passen die möglichen Bedeutungen des Wortes Verlorenheit in den Diskurs und so zu Zöllners Charakter besonders gut (Duden 1999: s.v. Verlorenheit): 1. das Sich-verloren-Haben 2. Einsamkeit, Verlassenheit Weiterhin zeigt das Erstäquivalent des Wortes hilflos folgende Bedeutungen (Duden 1999: s.v. hilflos): 1. sich selbst nicht helfen könnend, auf Hilfe angewiesen [ohne sie zu erhalten] 2. außerstande, (in einer schwierigen Lage) jemandem zu helfen; nichts unternehmen könnend 3. unbeholfen, ungeschickt Aus dem Vergleich der zwei verschiedenen Domänen realisieren sich semantische Asymmetrien: Während sich der deutsche Diskurs auf die Bedeutung ‚Verlust‘ konzentriert, ist im ungarischen Kontext eher die Bedeutung ‚jemand braucht Hilfe‘ präsenter. Trotz dieser Tatsache stehen die zwei Bedeutungen einander nah, da beide etwas Negatives vertreten und beide für die Figur Zöllner typisch sind. Was im Hintergrund der translatorischen Veränderung steht, ist fraglich, da im Ungarischen ein Eins-zu-eins-Äquivalent für das Lexem verloren existiert. Der Einbau einer anderen, aber semantisch zutreffenden Bedeutung verursacht eine Asymmetrie zwischen den zwei Kontexten, was jedoch nicht als sprachlich fehlerhaft zu betrachten ist. Die Stimmung des deutschen Kontextes wurde in den ungarischen Kontext erfolgreich vermittelt, wodurch eine ästhetische Äquivalenz hergestellt wurde.

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 205

(88a)

(88b)

Ich rutschte aus und schlug der Länge nach hin. Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. Ich rieb mir das Knie und stellte mir vor, wie er fiel und andere Steine mitnahm, mehr davon und mehr, bis schließlich ein Hangrutsch irgendwo einen arglosen Spaziergänger begrub. Der Gedanke gefiel mir, und ich warf noch einen Stein. (EK: 32) Megcsúsztam és hosszában elvágódtam. Dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. A térdemet dörgölve elképzeltem, ahogy zuhanás közben magával sodor egy csomó követ, egyre többet és többet, míg végül a hegyomlás valahol maga alá temet egy gyanútlan járókelőt. Tetszett az ötlet, és eldobtam még egy követ. (EK: 3435)

Die obigen konventionalisierten Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu verstehen. Die DUNKELHEIT als Quelldomäne versprachlicht sich durch die Einheiten in die Schwärze des Tals und a völgy fekete mélységébe. Die DUNKELHEIT identifiziert sich im Laufe des Diskurses mit der Zieldomäne WUT/ÄRGER. Eine komplette Transformation manifestiert sich bezüglich der Einheiten Gedanke ≠ ötlet (dt. ‚Idee‘, Halász, Földes und Uzonyi 1998a: s.v. Gedanke). Obwohl die Ausdrücke hinsichtlich ihrer Bedeutungen sehr nah stehen, sind sie nicht äquivalent. Im deutschen Kontext an der Textstelle macht der Ausdruck Gedanke einen viel neutraleren und passiveren Eindruck als das ungarische Wort ötlet, das in seinem Kontext dynamischer empfunden wird, wodurch auch der ungarische Text selbst etwas dynamischer wird. Darüber hinaus ist die Übersetzung aus dem Grunde asymmetrisch, dass ein Äquivalent im Ungarischen fürs Lexem Gedanke existiert: gondolat. Trotz dieser Feststellung erweist sich die Übersetzung nicht als fehlerhaft, da die kontextuelle Stimmung des ungarischen Diskurses mit dem ursprünglichen deutschen Kontext aus ästhetischer Perspektive äquivalent ist. (89a)

(89b)

Er stieß scharf die Luft aus und nahm seine Brille ab. Seine Augen waren geschlossen. »Wenn ich sage, ich habe jemanden nie getroffen, dann meine ich genau das. Ich kenne ihn nicht. Glauben Sie mir!« (IK: 144) Hirtelen kifújta a levegőt, és levette a szemüvegét. A szeme csukva volt.  Ha egyszer azt mondom, hogy sosem találkoztam valakivel, akkor sosem találkoztam vele. Higgye el! (EK: 158)

Die obigen Metaphern auf der Zweiten Ebene entfalten ihre Metaphorizität durch die Diskursdynamik. Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich durch die Einheiten seine Augen waren geschlossen und a szeme csukva volt. Die Quelldomäne verbindet sich dann im Kontext mit der Zieldomäne WUT/ÄRGER. Die semantische Asymmetrie besteht im Kontext zwischen den Einheiten scharf ≠ hirtelen (dt. ‚plötzlich‘). Während das Lexem scharf im Kontext eine Intensität ausdrückt (Duden 1999: s.v. scharf), fokussiert die ungarische Über-

206 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

setzung eher auf den temporalen Aspekt der Bedeutung (Mértsz 1959−1962: s.v. hirtelen). Ferner wäre eine Eins-zu-eins-Übersetzung im ungarischen Kontext durch das Wort élesen nicht zutreffend gewesen. Folglich ist die vorgenommene Veränderung kein Übersetzungsfehler, sondern eine pragmatische Modifizierung.

5.2.3 Bedeutungsergänzung Klaudy und Salánky (2000: 49–53) verstehen unter Bedeutungsergänzung das translatorische Phänomen, wenn der Übersetzer bei der Übertragung eines Ausgangstextes in der Zielsprache zusätzliche Bedeutungen hinzufügt, die sich im ursprünglichen Text nicht befinden. Klaudy und Salánky (2000: 49–53) erörtern, dass diese Veränderungen meistens in den Fällen auftreten, wenn die Übertragung eines Ausdrucks in die Zielsprache aus kulturellen Gründen problematisch ist. D.h., der Leser verfügt in der Zielsprache über keine ausreichenden Kenntnisse von der Ausgangskultur, um den Ausdruck im Zielkontext in dessen vollständigen Bedeutung verstehen zu können. Folglich werden explikative Bedeutungsangaben in den Zieltext eingeschoben, um den kulturellen Aspekt in der Übersetzung aufzubewahren. In den folgenden Unterkapiteln werden einige Beispiele zu diesem asymmetrischen Phänomen ermittelt. 5.2.3.1 Situative Ergänzungen 5.2.3.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die obigen Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu verstehen und zeigen sich auch durch ihre sprachlichen Indikatoren wie und mint (dt. ‚wie‘). (90a)

(90b)

Ein sinnloser Einfall ließ mich das Mobiltelefon hervorholen, aber natürlich gab es keinen Empfang, nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk. (IK: 64) Egy értelmetlen ötlettől vezérelve elővettem a mobiltelefont, de természetesen nem volt térerő, a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya. (EK: 71)

Anhand der MIPVU sind sie in die Klasse direkter Metaphern einzuteilen. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich durch die Einheiten nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk und a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya. Die „Dunkelheit“ verbindet sich im Kontext mit der Zieldomäne ANGST.

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 207

Aus den obigen Zitaten geht eindeutig hervor, dass in den ungarischen Kontext eine zusätzliche Bedeutungseinheit eingeschoben wurde, die im deutschen Kontext ursprünglich nicht vorhanden war. Die Einheit a világon (dt. ‚auf der Welt‘) fehlt im deutschen Kontext vollständig, in dem zur Betonung von Zöllners Verzweiflung in der Mine ausschließlich der Ausdruck nirgendwo verwendet wird. Eine mögliche Erklärung für die Bedeutungsergänzung ist, dass der ungarische Kontext durch die hinzugefügte Bedeutung Zöllners Verzweiflung in der Situation stilistisch weiter erhöht und betont. Diese Vermutung verstärkt auch die Tatsache, dass es im ungarischen Kontext die Einheit a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely keine feste Wortverbindung ist, d.h., die Bedeutungsergänzung ist nicht als obligatorisch zu betrachten, sondern als eine fakultativ vorgenommene Veränderung. Ferner ist eine Bedeutungsergänzung bei den Ausdrücken abgeschirmt und leárnyékolt hely (dt. ‚abgeschirmter Ort‘) zu erschließen. Die Ungleichheit besteht in der Ergänzung der konkretisierenden Bedeutung ‚Ort‘. Des Weiteren bereitet eine Asymmetrie die Bedeutungsergänzung im ungarischen Kontext a világon (dt. ‚auf der Welt‘). Die Einheit ist im deutschen Kontext nicht vorhanden, sie ist eine Kreation der Übersetzerin, mit der sie die Hilflosigkeit der Situation, in der sich Zöllner in der Mine befindet, weiter verschärft. Die translatorische Entscheidung ist nicht als fehlerhaft zu betrachten, da die ästhetische Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten aufrechterhalten bleibt. (91a)

Er war sehr ernst. Dunkel. Immer irgendwie im Schatten. (IK: 45)

(91b)

Nagyon komoly volt. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott. (EK: 49)

Die obigen Metaphern realisieren sich auf der Ersten Ebene. Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an den Ausdrücken dunkel, im Schatten, sötét und az árnyékba húzódott und sie verbinden sich im Laufe des Diskurses systematisch mit den Zieldomänen ERNST und ISOLATION. Die identifizierten Metaphern verfügen über eine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quell- sowie Zieldomänen und gehören zur MIPVU-Klasse indirekte Metaphern. Eine semantische Asymmetrie entsteht durch die Bedeutungsergänzung húzódott (dt. ‚er zog sich‘) im ungarischen Kontext. Während der Leser im deutschen Kontext einen statischen Zustand rezipiert, ist dies im ungarischen Kontext als ein dynamischer Vorgang durch die Ergänzung des Verbes húzódik dargestellt. Eine Eins-zu-Eins-Übersetzung wäre im ungarischen Kontext möglich gewesen, und zwar folgendermaßen: Valahogy mindig (az) árnyékban. Somit bringt die translatorische Veränderung einen Bedeutungsunterschied mit sich.

208 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Trotzdem ist sie wiederum nicht als Übersetzungsfehler zu betrachten, da die grundlegende Äquivalenz zwischen den Kontexten aufbewahrt wird. 5.2.3.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die Metaphern unten sind auf der Zweiten Ebene zu identifizieren. (92a) (92b)

Ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus, vor Wut biß ich die Zähne zusammen. (IK: 13) A földre dobtam a cigarettát, és eltapostam, közben dühösen összeszorítottam a fogam. (EK: 13)

Es zeigt sich nur eine leichte kognitive Spannung zwischen den Quell- und Zieldomänen der Metaphern. Insofern stammt die Metaphorizität aus der Diskursdynamik und erweist sich als stark diskursgebunden. Die Quelldomäne DUNKELHEIT versprachlicht sich an den Einheiten ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus und a földre dobtam a cigarettát. Wenn Zöllner die Zigarette und ihr Licht austritt, tut er das aus Ärger, wodurch sich die Dunkelheit mit der Zieldomäne ÄRGER/WUT im Kontext verbindet. Die Bedeutungsergänzung zeigt sich im ungarischen Kontext am Ausdruck a földre (dt. ‚auf den Boden‘). Die Einheit kommt im deutschen Kontext gar nicht vor und gibt gleichzeitig dem ungarischen Kontext eine zusätzliche Richtungsangabe. Ein Eins-zu-Eins-Äquivalent wäre hier möglich gewesen, und zwar durch die Einheit leejtettem a cigarettát. Dies ist aber als keine vollständig richtige Lösung zu bewerten, da das Verb leejt mehrere Bedeutungen hat: Ohne Ortsangabe verweist es auf eine Tätigkeit ohne Absicht, auf eine zufällig durchgeführte Aktion (Mértsz 1959−1962: s.v. leejt); mit Ortsangabe wird diese Aktion absichtlich (Mértsz 1959−1962: s.v. leejt). D.h., die Bedeutungsergänzung an der obigen Stelle wurde wegen semantischer und grammatischer Gründe durchgeführt. Daher ist die entstandene pragmatische Asymmetrie sowohl eine semantische als auch eine grammatische und folglich war sie beim Übersetzungsprozess nicht zu vermeiden.

5.2.4 Bedeutungsauslassung Bei der Bedeutungsauslassung werden bestimmte Bedeutungen beim Übersetzen im Zieltext ausgelassen. Als Gründe dahinter stehen kulturelle Hintergrundkenntnisse des ausgelassenen Ausdrucks, die in der Ausgangs- und in der Zielsprache verschieden sind (Klaudy und Salánky 2000: 44). Bedeutungsauslassungen nehmen Übersetzer in erster Linie bei Ausdrücken vor, die für einzel-

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 209

ne Kulturen charakteristisch sind, beispielsweise Realienbezeichnungen, d.h. kulturspezifische Wörter, Eigennamen u.Ä. (Klaudy und Salánky 2000: 44). Bedeutungsauslassungen werden jedoch auch aus weiteren pragmatischen Gründen eingesetzt, von denen einige in den folgenden Unterkapiteln dargestellt werden. 5.2.4.1 Auslassungen aus Versehen/aus tautologischen Gründen 5.2.4.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu identifizieren und manifestieren sich auch durch ihre direkten sprachlichen Indikatoren als und mintha (dt. ‚als ob‘). (93a)

(93b)

Ich blinzelte, der Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und während ich auf das Prasseln horchte, nickte ich ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum. (IK: 12) Hunyorogtam, az eső egyre erősebben esett, a szétloccsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat rajzoltak volna az ablakra, és miközben az eső dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tudtam, hol vagyok; mintha egy tág, üres térben lebegtem volna. (EK: 12)

Diese Metaphern sind anhand der MIPVU ebenfalls als metaphorisch zu markieren und gehören zur Klasse direkte Metapher. Eine stärkere kognitive Spannung zwischen der Quell- und Zieldomäne ist auch vorhanden. Die Quelldomäne DUNKELHEIT verbindet sich im Kontext mit den Zieldomänen UNSICHERHEIT, UNWISSEN und ERSCHÖPFUNG. Bedeutungsauslassungen wurden an den folgenden Stellen identifiziert. Der Ausdruck mir war fehlt in der ungarischen Übersetzung komplett, obwohl dies das Verstehen des ungarischen Kontextes nicht beeinträchtigt: Im übersetzten Text ist es eindeutig klar, dass die Person, die in einem weiten, leeren Raum schwebt, die Figur Zöllner ist. Die Einleitungsformel mir war hätte ins Ungarische übertragen werden können, beispielsweise durch einen Ausdruck, der dem Kontext noch mehr persönliche Perspektive verleiht: olyan volt (dt. ‚mir war‘). Dass der Ausdruck nicht übersetzt wurde, ist als keine falsche translatorische Entscheidung zu betrachten, da sie im Kontext zu keinen gravierenden Bedeutungsverlusten oder zum Fehlen der ästhetischen Äquivalenz führt. Im ungarischen Kontext fehlt ein weiterer Ausdruck im Vergleich zum deutschen: ich schloß die Augen. Diese Auslassung, bewusst oder unbewusst, ist wiederum nicht als fehlerhaft zu bewerten. Der ästhetische Zusammenhang des

210 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

ungarischen Kontextes wird dadurch nicht prägnant verändert und es ist im Text eindeutig, dass, wenn jemand einnickt, seine Augen in diesem Zustand selbstverständlich geschlossen sind. Die erschlossenen semantischen Asymmetrien erweisen sich somit als leichte Veränderungen im Zieltext, die die globale ästhetische Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten nicht beeinträchtigen, nur teilweise modifizieren. 5.2.4.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die Metaphern im folgenden Zitat manifestieren sich auf der Zweiten Ebene. (94a)

(94b)

Er trug einen Pullover und eine undurchsichtige schwarze Brille, die eine Hand lag auf Miriams Arm, die andere stützte sich auf einen weißen Spazierstock. Seine Haut war braun und auf ledrige Art faltig, die Wangen hingen schlaff herab, seine Hände wirkten übergroß, die Haare standen wirr um seinen Kopf. (IK: 21) Pulóvert és fekete szemüveget viselt, egyik keze Miriam karján nyugodott, a másikkal fehér botra támaszkodott. Cserzett, barna bőrét ráncok barázdálták, arca petyhüdten lógni kezdett, a keze túlméretezettnek tűnt, haja borzasan meredezett a koponyája körül. (EK: 22)

Daher werden sie laut der MIPVU und außerhalb ihres Diskurses nicht als metaphorisch empfunden. Eine kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und der Zieldomänen ist an den markierten Stellen schwach, die Ausdrücke können sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kontextes wörtlich verstehen. Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an den Ausdrücken eine undurchsichtige schwarze Brille und fekete szemüveg und verbinden sich im Laufe des Diskurses mit der Quelldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Aus dem ungarischen Kontext hat die Übersetzerin die Einheit undurchsichtig einfach ausgelassen und sie hat sie durch keinen semantisch verwandten Ausdruck ersetzt oder kompensiert. Ob das eine bewusste translatorische Entscheidung von ihrer Seite war, ist schwierig zu entscheiden. Eine schwarze Brille kann durchsichtig sein, daher erweist sich das Phänomen aus semantischer Perspektive doch als asymmetrisch.56

|| 56 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 211

5.2.5 Bedeutungsgeneralisierung Unter Bedeutungsgeneralisierung versteht man das sprachliche Phänomen, wenn die Übersetzung eines Ausdrucks semantisch allgemeiner ist als im originalen Kontext. Hinter der Bedeutungsgeneralisierung stehen dieselben Gründe wie bei der Bedeutungskonkretisierung: Verschiedene Sprachen gliedern die Realität nicht auf die gleiche Art und Weise (Klaudy und Salánki 2000: 31). Inwiefern sich Generalisierungen im Kontext manifestieren, veranschaulichen die folgenden Korpusbelege. 5.2.5.1 Generalisierung von Verben mit konkreter Bedeutung 5.2.5.1.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu identifizieren und sind sprachlich stark konventionalisiert, ihre Metaphorizität ist folglich aus der Diskursdynamik abzuleiten. (95a)

Kaminski saß im Schlafrock am Küchentisch und trug seine schwarze Brille. (IK: 144)

(95b)

Kaminski hálóköntösben ült a konyhaasztalnál, rajta volt fekete szemüvege. (EK: 160)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an den Einheiten trug seine schwarze Brille und rajta volt fekete szemüvege. Sie verbinden sich dann im Laufe des Diskurses mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Eine generalisierte Bedeutung wird im ungarischen Kontext im Vergleich zum deutschen im Falle der Ausdrücke trug > volt (dt. ‚war‘) reproduziert. Die ungarische Übersetzung verfügt über eine viel neutralere Bedeutung als das ursprüngliche deutsche Verb tragen. Die Generalisierung bringt im ungarischen Kontext folgende Konsequenzen mit sich: Es wäre möglich gewesen, den deutschen Ausdruck im Ungarischen mit der Eins-zu-Eins-Entsprechung szemüveget hord wiederzugeben, was jedoch eine Art Aktivität im ungarischen Kontext erzielt hätte. Die pragmatische Veränderung der Übersetzerin hat ergeben, dass Kaminski an dieser Textstelle noch fragiler und passiver zu sein scheint als im deutschen Kontext. In diesem Zusammenhang trägt er nicht seine Brille, sondern sie ist einfach auf seinem Gesicht. Ob diese Modifizierung der Übersetzerin eine bewusste Entscheidung war, lässt sich bestreiten, trotzdem hat sie an der diskursiven Relevanz dieser Textstelle im Ungarischen etwas beeinflusst.

212 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(96a)

(96b)

Trotzdem: Ich war nicht wirklich überrascht. Mir war, als hätte es so kommen müssen, als erfüllte sich eine bedrückend notwendige Komposition. Ich war nicht einmal erschrocken. Ich rieb mir die Augen. Ich wollte schreien, aber mir fehlte die Kraft. Langsam sank ich in die Knie, setzte mich auf den Boden und stützte den Kopf in die Hände. (IK: 107) Mindazonáltal: nem voltam igazán meglepve. Úgy éreztem, ennek így kellett történnie, mintha valami nyomasztóan szükségszerű elrendelés következett volna be. Még csak meg sem ijedtem. Megdörzsöltem a szememet. Kiabálni akartam, de nem volt hozzá erőm. Lassan térdre ereszkedtem, a földre ültem, és a tenyerembe temettem az arcom. (EK: 118)

Die obigen Metaphern ordnen sich dank der Diskursdynamik der Zweiten Ebene zu. Anhand der MIPVU erweisen sie sich als eher nicht metaphorisch, die Kontexte zeigen auch keine sprachlichen Indikatoren. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken ich rieb mir die Augen und megdörzsöltem a szememet, die sich im Diskurs mit der Zieldomäne ERSCHÖPFUNG identifizieren. Eine Bedeutungsgeneralisierung realisiert sich in Bezug auf die Ausdrücke mir fehlte die Kraft > nem volt hozzá erőm (dt. ‚ich hatte keine Kraft dazu‘). Das deutsche Verb fehlen ist im Vergleich mit der ungarischen Übersetzung volt (dt. ‚war‘) außer Zweifel viel spezifischer und verfügt über reichere und komplexere semantische Merkmale als das wiedergegebene ungarische Verb. Eine Eins-zueins-Übersetzung wäre möglich gewesen: hiányzott az erőm (hozzá) (dt. ‚mir fehlte die Kraft (dazu)‘), obwohl dieses Äquivalent nicht besonders als natürlich gilt. Die entstandene Übersetzung ist das treuste Äquivalent, das an dieser Stelle wiederzugeben war. Die entstandene Asymmetrie ist daher ohne Frage eine pragmatische und führt auf die sprachlichen Unterschiede hinsichtlich des Wortschatzes zurück. 5.2.5.2 Generalisierung von Substantiven mit konkreter Bedeutung 5.2.5.2.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern realisieren sich im Kontext auf der Zweiten Ebene und sind sprachlich sehr stark konventionalisiert mit einer schwachen konzeptuellen Inkongruenz zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. (97a) (97b)

Die Häuser wuchsen, ihre Glasfenster spiegelten das Grau des Himmels, auf den Straßen stauten sich Autos, der Regen wurde stärker. (IK: 128−129) A házak egyre nagyobbak lettek, ablakaikban az ég szürkesége tükröződött, az utcákon kocsisorok torlódtak, egyre jobban esett az eső. (EK: 141)

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 213

Die Metaphern erweisen sich als metaphorisch ausschließlich in ihren eigenen Diskursen und zeigen sich auch nicht durch sprachliche Indikatoren. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich durch die Ausdrücke ihre Glasfenster spiegelten das Grau des Himmels und ablakaikban az ég szürkesége tükröződött. Sie verbinden sich im Diskurs mit der Zieldomäne DEPRIMIERTHEIT. Die Übernahme mit einer generalisierten Bedeutung manifestiert sich in Bezug auf die Einheiten Glasfenster > ablakaikban (dt. ‚in ihren Fenstern‘). Der deutsche Kontext ist hinsichtlich des Substantivs Fenster konkreter, und zwar durch die Angabe des zusätzlichen Materials der Fenster, Glas. Das GlasElement wird aus dem ungarischen Kontext vollständig ausgelassen. Trotzdem ist die Übersetzung nicht fehlerhaft, da die globale Äquivalenz zwischen den zwei Textstellen aufrechterhalten bleibt. Darüber hinaus geht im ungarischen Kontext von der Gesamtbedeutung der Diskursdynamik etwas verloren. Das Glas ist ein Material, in dem sich etwas widerspiegeln kann und Reflexionen spielen im Diskurs und in dessen Metaphorik eine zentrale Rolle. Gleichzeitig erweist sich als logisch, dass Fenster aus Glas gemacht werden, trotzdem hätte es sich gelohnt, die Bedeutung ‚Reflexion‘ wegen ihrer diskursbezogenen Relevanz im ungarischen Kontext ebenfalls hervorzuheben.

5.2.6 Antonyme Übersetzung Die antonyme Übersetzung ist eine extreme Variante der Bedeutungsänderung: Die Bedeutung in der Ausgangssprache wird in der Zielsprache in den logischen Gegensatz verwandelt wiedergegeben (Klaudy und Salánky 2000: 59). Die folgenden Unterkapitel stellen einige Korpusbelege zu diesem Übersetzungsverfahren dar. 5.2.6.1 Negierter Ausdruck wird nicht negiert 5.2.6.1.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern realisieren sich auf der Zweiten Ebene des DiskursKontextes: (98a)

(98b)

In meine Träume hatten sich hartnäckig Fahrtgeräusche, Stimmen auf dem Gang und Ansagen auf irgendwelchen Bahnsteigen gemischt; immer wieder war ich aus unangenehmen Träumen aufgeschreckt […]. (IK: 9) Álmomba makacsul belekeveredtek a folyosóról beszűrődő hangok, a vonat zakatolása és a peronokon megszólaló hangosbemondók; újra és újra felriadtam cseppet sem kellemes álmomból [...]. (EK: 9)

214 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die Einheiten unangenehme Träume und cseppet sem kellemes álmomból als Quelldomäne DUNKELHEIT sind Metaphern auf der Zweiten Ebene. Die Metaphorizität der Einheiten stammt aus der Diskursdynamik, eine starke kognitive Spannung ist für sie in den ausgeschnittenen Kontexten nicht charakteristisch, die Metaphern zeigen auch keine sprachlichen Indikatoren. Die Einheiten sind ebenfalls sprachlich stark konventionalisiert, unabhängig von ihrem Diskurs wären sie nicht als metaphorisch zu erkennen. Die Diskursdynamik hinter den untersuchten Einheiten zieht sich durch den ganzen Diskurs. Der Vorgang des Träumens kommt in der Handlung mehrmals vor, meistens von Zöllners Seite. Seine Träume sind immer beunruhigend, erschreckend, manchmal sogar bedrohlich. Die Dunkelheit der Träume wird dementsprechend im Diskurs immer mit diesen Gefühlen identifiziert und die sprachlichen Metaphern ordnen sich somit der systematischen Metapher ANGST IST DUNKELHEIT. An der obigen Textstelle realisiert sich eine antonyme Übersetzung an den Einheiten unangenehme Träume ≠ cseppet sem kellemes álom (dt. ‚gar nicht angenehmer Traum‘). Die zwei Einheiten sind aus mehreren Gründen asymmetrisch, hier wird jedoch nur auf die antonyme Übersetzung Bezug genommen. Obwohl das Lexem unangenehm im ungarischen Text mit seinem Antonym kellemes (dt. ‚angenehm‘) und mit einer vorstehenden Negation wiedergegeben wird, vermittelt die ungarische Übertragung die Bedeutung ‚unangenehm‘ sogar intensiver durch die starke Negation cseppet sem (dt. ‚gar nicht‘).57

5.2.7 Bedeutungsverlegung Unter Bedeutungsverlegung verstehen Klaudy und Salánki (2000: 54) das Verfahren, wenn Übersetzer beim Übersetzen von Bedeutungen gleichzeitig einen grammatischen Austausch unternehmen. Da die grammatischen Systeme jeder Sprache unterschiedlich sind, verknüpfen sich Lexeme zweier Sprachsysteme logischerweise auch auf verschiedene Art und Weise (Klaudy und Salánki 2000: 54). Ziel der Bedeutungsverlegung ist, dass der übersetzte Ausdruck den äquivalenten Eindruck macht, wie das in der Ausgangssprache verfasst wurde (Klaudy und Salánki 2000: 55).

|| 57 Zu diesem Kapitel vgl. auch Péter-Szabó (2020).

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Lexik und Semantik | 215

5.2.7.1 Betonungswechsel 5.2.7.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu verstehen. (99a)

(99b)

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44) Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse! (EK: 48)

Anhand der MIPVU gehören sie zur Klasse Metapher-Flag, dementsprechend manifestieren sie sich auch durch ihre sprachlichen Indikatoren: im Deutschen durch sah […] aus, schien und im Ungarischen durch éreztem (dt. ‚ich empfand‘). Eine leichte kognitive Spannung zwischen den Quell- und Zieldomänen der Metaphern ist erkennbar: Der Gebrauch des Verbes aussehen signalisiert, dass das Zimmer aus Zöllners Perspektive ungemütlich aussieht, es besteht jedoch die Möglichkeit, dass dasselbe Zimmer aus der Perspektive eines anderen Protagonisten schon gemütlich ist. Der Indikator aussehen impliziert folglich ein Cross-Domäne-Mapping zwischen den Konzepten ECHTE UNGEMÜTLICHKEIT und SCHEIN DER UNGEMÜTLICHKEIT. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich selbst an den Ausdrücken die Nacht draußen schien und rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát, die mit der Entwicklung des Diskurses mit den Zieldomänen ANGST und UNSICHERHEIT verbunden werden. Eine Bedeutungsverlegung ist im Text bei den Ausdrücken die Nacht draußen schien nahe und unheimlich – rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát (dt. ‚ich empfand die nähernde Nacht erschreckend‘) zu ermitteln. In der ungarischen Übersetzung wird das Äquivalent des Lexems unheimlich (ung. rémisztő) in der Satzstruktur verlegt, wodurch sich gleichzeitig die Betonung der zwei Sätze ändert. Während der deutsche Kontext auf die Bedeutung ‚Nacht‘ fokussiert, hebt der ungarische Kontext Zöllners „Ich“-Perspektive hervor, genauer die Bedeutung ‚unheimlich‘, mit der der Satzanfang betont wird. Die so entstandene Asymmetrie ist lediglich eine leichte und lässt auch die ästhetische Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten behalten, deshalb ist sie nicht als Übersetzungsfehler zu betrachten.

216 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.2.7.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu identifizieren, demgemäß zeigen sie keine aktive kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. (100a) Er drehte den Kopf, und für eine lange Sekunde war das Gefühl, daß er mich durch das Schwarz seiner Brille ansah, so stark, daß es mir den Atem nahm. (IK: 104) (100b) Felém fordította a fejét, egy hosszú másodpercig még a lélegzetem is elakadt, olyan erősen az volt az érzésem, hogy fekete szemüvegén át engem néz. (EK: 114)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken durch das Schwarz seiner Brille sowie fekete szemüvegén át und verbindet sich im Rahmen des Diskurses mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Die Bedeutungsverlegung befindet sich bei den Ausdrücken durch das Schwarz seiner Brille ‒ fekete szemüvegén át. Eine Wort-für-Wort-Übersetzung oder eine Lehnübersetzung wäre in der Form szemüvege feketeségén/feketéjén át auf Ungarisch möglich, stilistisch aber teilweise merkwürdig gewesen. Die Begründung dafür ist, dass dieses Äquivalent von einer gewählter Sprachverwendung zeugt, die in literarischen Texten höchstwahrscheinlich häufiger vorkommt. Vielleicht aus diesem Grund wurde die deutsche Genitivkonstruktion ins Ungarische vereinfacht, ohne den Verweis auf ein Besitzverhältnis, übersetzt. Die Veränderung bringt weitere semantische Asymmetrien in beiden Kontexten mit sich. Während der deutsche Kontext dank der ungewöhnlichen und poetischen Formulierung durch das Schwarz seiner Brille eher die Bedeutung ‚schwarz‘ betont, konzentriert sich der ungarische Kontext auf die allgemeingültigere Bedeutung ‚schwarze Brille‘. Die entstandene semantische Asymmetrie erweist sich somit sowohl als stilistisch als auch als semantisch und erzielt, dass die deutsche Metapher in ihrem Kontext stilistisch gewählter empfunden wird als deren ungarische Übersetzung.

5.3  Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik Die Mikroanalyse konzentriert sich auf die detaillierte Herausarbeitung sprachlicher Asymmetrien in der diskursbezogenen Grammatik. Grammatische Asymmetrien entstehen nach der Fachliteratur wegen der Unterschiede grammatischer Systeme von Sprachen (Klaudy und Salánki 2000: 80). Im Gegensatz zu semantisch-lexikalischen Asymmetrien betreffen grammatische Asymmetrien meistens nicht nur ein einzelnes Wort oder eine Wortverbindung, sondern auch die Struktur eines Satzes: die Reihenfolge der Satzelemente, die Zahl der Satz-

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 217

einheiten, d.h. die Struktur eines ganzen Satzes (Klaudy und Salánky 2000: 80). Diese grammatischen Asymmetrien sind daher viel auffälliger als die im letzten Kapitel dargestellten semantisch-lexikalischen Veränderungen. Obwohl die meisten obligatorisch durchgeführten grammatischen Veränderungen im Übersetzungsprozesses automatisch erfolgen, existieren nicht nur ein, sondern auch mehrere Verfahren zur Übersetzung einer grammatischen Struktur in der Zielsprache (Klaudy und Salánki 2000: 8081). Ferner sind nicht alle grammatischen Veränderungen beim Übersetzen obligatorisch: Zum einen nehmen Übersetzer sie wegen der Unterschiede grammatischer Systeme der betroffenen Sprachen, zum anderen wegen der Verschiedenheiten des Textbaus in unterschiedlichen Sprachen vor (Klaudy und Salánki 2000: 81). Anhand der Ergebnisse der Datenanalyse sind die identifizierten grammatischen Asymmetrien folgendermaßen zusammenzufassen, die in den folgenden Unterkapiteln mit Korpusbelegen dargestellt werden. Tab. 40: Grammatische Asymmetrien zu „Dunkelheit“-Metaphern in „Ich und Kaminski“

Grammatische Asymmetrien Identifizierte Asymmetrie

Realisierung der Asymmetrie

Auslassung (147)

Ausgelassenes Subjekt (128) Ausgelassenes Akkusativobjekt (13) Ausgelassenes Dativobjekt (12) Ausgelassener unbestimmter Artikel (6) Ausgelassener bestimmter Artikel (3)

Wechsel (60)

Satzglied (27) Numerus (17) Wortart (10) Bestimmter Artikel wird unbestimmt (4) Tempus (2)

Verlegung (12)

Attribut: Präposition – Postposition (12)

Ergänzung (9)

Ergänzung durch bestimmte Artikel (6) Ergänzung durch unbestimmte Artikel (2) Ergänzung durch desemantisierte Partizipien (1)

Auflösung (3)

Auflösung von Satzgrenzen (3)

Verschmelzung (2)

Verschmelzung von Satzgrenzen (2)

Konkretisierung (2)

Automatische grammatische Konkretisierung der Personalpronomina (2)

218 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.3.1 Grammatische Auslassung Unter grammatischer Auslassung verstehen Klaudy und Salánki (2000: 101) das Übersetzungsphänomen, wenn im übersetzten Text bedeutungsarme Elemente, die im Satz in der Regel lediglich syntaktische Funktionen erfüllen, ausgelassen werden (Klaudy und Salánki 2000: 101). Grammatische Auslassungen sind keinesfalls als Übersetzungsfehler zu betrachten. Die folgenden Unterkapitel stellen die identifizierten grammatischen Asymmetrien im untersuchten Diskurs dar. 5.3.1.1 Ausgelassenes Subjekt 5.3.1.1.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu verstehen, demgemäß verdanken sie ihre Metaphorizität in erster Linie der Diskursdynamik. (101a) »Es ist ganz einfach«, sagte Kaminski in seinem ersten Interview, »und verteufelt schwer. Ich werde nämlich blind. Das male ich. Und das ist alles.« (IK: 3738) (101b) Pofonegyszerű – mondta első interjújában Kaminski – és átkozottul nehéz. Ugyanis meg-vakulok. Azt festem meg. Ennyi az egész. (EK: 41)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT erschließt sich durch die Ausdrücke ich werde nämlich blind sowie ugyanis megvakulok (dt. ‚ich werde nämlich blind‘) und sie verbinden sich im Laufe des Diskurses mit den Zieldomänen INSPIRATION und RUHM/ANERKENNUNG. Die grammatische Auslassung manifestiert sich zwischen den Kontexten folgendermaßen: Während die deutsche Sprache das Subjekt im Satz meistens direkt kennzeichnet, gilt dasselbe fürs Ungarische nicht auf die gleiche Art und Weise. Die ungarische Übersetzung wirkt auch wegen der synthetischen Verbform im Gegensatz zur deutschen analytischen Verbform viel kürzer und setzt die Betonung auf eine andere Bedeutung. Während der deutsche Satz auf die Bedeutungen ‚ich‘ und ‚blind‘ hervorhebt, steht im ungarischen Kontext die Bedeutung ‚nämlich‘ an der ersten Stelle und erst nachher folgt die Bedeutung ‚Blindwerden‘. Das ungarische Lexem ugyanis (dt. ‚nämlich‘) zeigt gleichzeitig eine Bedeutung von leichter Unhöflichkeit und von Spott, die im ungarischen Kontext stärker präsent sind als im deutschen.

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 219

5.3.1.2 Ausgelassenes Objekt 5.3.1.2.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern realisieren sich auf der Zweiten Ebene und entwickeln ihre Metaphorizität aus der Diskursdynamik. (102a) Er nahm die Brille ab, faltete sie und steckte sie in die Brusttasche des Schlafrocks. Seine Augen waren geschlossen. Er fingerte an seinen Zähnen. »Bekomme ich Frühstück?« (IK: 98) (102b) Levette a szemüvegét, összecsukta, és betette a köntöse mellső zsebébe. A szeme le volt hunyva. A fogai közt kotorászott: ‒ Kapok reggelit? (EK: 108)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an den Ausdrücken seine Augen waren geschlossen und a szeme le volt csukva (dt. ‚seine Augen waren geschlossen‘) und sie verbinden sich im Rahmen mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Grammatische Auslassungen manifestieren sich oft in Bezug auf Akkusativobjekte, wie die folgenden Textstellen das veranschaulichen: AKKOBJ und steckte sieAKKOBJ (IK: 98) (103a) dt. faltete sie OBJ OBJ (103b) ung. összecsukta [Ø] , és beletette [Ø] (dt. ‚er faltete sie und steckte sie‘) (EK: 108)

Während der deutsche Satz Akkusativobjekte direkt markiert, fehlen sie im ungarischen Satz auf die gleiche direkt versprachlichte Art und Weise vollständig. Diese Veränderung ist beim Übersetzen aus grammatischen Gründen erforderlich, folglich ist sie nicht als fehlerhaft zu betrachten. 5.3.1.3 Ausgelassener unbestimmter Artikel 5.3.1.3.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die obigen Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu identifizieren, somit entfaltet sich ihre Metaphorizität erst dank der Diskursdynamik. (104a) Er trug einen Pullover und eine undurchsichtige schwarze Brille, die eine Hand lag auf Miriams Arm, die andere stützte sich auf einen weißen Spazierstock. Seine Haut war braun und auf ledrige Art faltig, die Wangen hingen schlaff herab, seine Hände wirkten übergroß, die Haare standen wirr um seinen Kopf. (IK: 21) (104b) Pulóvert és fekete szemüveget viselt, egyik keze Miriam karján nyugodott, a másikkal fehér botra támaszkodott. Cserzett, barna bőrét ráncok barázdálták, arca petyhüdten lógni kezdett, a keze túlméretezettnek tűnt, haja borzasan meredezett a koponyája körül. (EK: 22)

220 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken eine undurchsichtige schwarze Brille sowie fekete szemüveg (dt. ‚schwarze Brille‘) und sie verbinden sich im Kontext des Diskurses mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Eine grammatische Auslassung ist in den folgenden Zitaten zu identifizieren, in Bezug auf den unbestimmten Artikel: INDEF undurchsichtige schwarze Brille (IK: 21) (105a) dt. eine

(105b) ung. fekete szemüveget (dt. ‚eine schwarze Brille‘) (EK: 22)

Während der unbestimmte Artikel im deutschen Satz ein bedeutungstragender Teil der Satzkonstruktion zum Ausdruck der Unbestimmtheit ist, funktioniert die ungarische Syntax in diesem Fall anders, folglich ist der unbestimmte Artikel als Nullartikel aus dem Satz einfach auszulassen, ohne den Sinn des Satzes zu verändern.

5.3.2 Grammatischer Wechsel Unter grammatischem Wechsel versteht die Fachliteratur folgende aus dem Übersetzungsprozess stammenden Phänomene (Klaudy und Salánki 2000: 80):  Veränderung von Wortformen, die v.a. den Numerus sowie das Tempus betrifft,  Veränderung von Wortarten (z.B. Substantiv wird als Verb übersetzt u.Ä.),  Veränderung syntaktischer Rollen (z.B. Subjekt wird als Objekt übersetzt),  Veränderung der Satzstruktur (z.B. einfacher Satz wird in zusammengesetzten Satz übersetzt u.Ä.) und  Veränderung von Satzgrenzen (z.B. Umtausch eines Satzes durch zwei oder drei Sätze u.Ä.). Die meisten grammatischen Wechsel sind obligatorisch durchzuführen, denn ohne sie wäre die entstandene Übersetzung in der Zielsprache grammatisch inkorrekt. Die folgenden Unterkapiteln stellen einige Ergebnisse grammatischer Wechsel aus dem untersuchten Diskurs dar.

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 221

5.3.2.1 Numerus: Plural wird Singular 5.3.2.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu identifizieren und gehören anhand der MIPVU zur Metaphernklasse Metapher-Flag. (106a) Der Kaffee schmeckte wie Wasser, am Nebentisch schimpfte ein Vater mit seinem Sohn; der Kleine senkte den Kopf, schloß die Augen und tat, als wäre er nicht da. (IK: 60) (106b) A kávé vízízű volt, a szomszéd asztalnál egy apa veszekedett a fiával; a kicsi lehajtotta a fejét, lesütötte a szemét, és úgy csinált, mintha ott se lenne. (EK: 66)

Sie manifestieren sich auch durch ihre sprachlichen Indikatoren: mir war, als; mintha (dt. ‚als ob‘); als und mintha. Die Quelldomäne DUNKELHEIT realisiert sich in den obigen Zitaten durch die Ausdrücke ich schloß die Augen, nickte ich ein, elbóbiskoltam (dt. ‚ich nickte ein‘), lesütötte a szemét (dt. ‚er hat sich die Augen niedergeschlagen/gesenkt‘). Die Quelldomäne verbindet sich dann im Kontext des Diskurses mit der Zieldomäne SCHAM. Anhand der Textbelege ist festzustellen, dass Substantive (meistens Körperteile) im Deutschen Pluralverwendung bevorzugen, während sie im Ungarischen im Singular gebraucht werden. Die folgenden Textteile stellen dieses Phänomen dar: PL (107a) dt. ich schloß die Augen (IK: 60) SG (107b) ung. lesütötte a szemét (dt. ‚er hat sich die Augen niedergeschlagen‘) (EK: 66)

Obwohl Übersetzer Körperteile ins Ungarische meistens im Singular übertragen, kommt es gelegentlich vor, dass sie im Plural stehen (Klaudy und Salánki 2000: 126). Die Singular-Übersetzung ist meistens ein automatisch durchgeführtes, obligatorisches Verfahren, d.h., sie verursacht zwischen den Kontexten eine bloße grammatische Asymmetrie, aber keine Bedeutungsänderung (Klaudy und Salánki 2000: 125). Das ungarische Korpus hat gezeigt, dass es eindeutig zu Singular-Übersetzungen von Körperteilen tendiert.58

|| 58 Auch kontrastive Grammatiken beschäftigen sich mit diesem Phänomen: „Im Dt. werden auch Körperteile bzw. Körperorgane, die aus zwei zusammengehörenden Teilen bestehen, im Plural verwendet. Auch die Kleidungsstücke, die man an ihnen trägt, werden in der Regel ebenfalls im Plural gebraucht. Im Ung. werden sie hingegen als eine Einheit aufgefasst und im Singular verwendet […]“ (Pilarský 2013b: 561).

222 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

5.3.2.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Weitere grammatische Wechsel manifestieren sich am Beispiel der folgenden Metaphern auf der Zweiten Ebene. Da die Metaphern auf der Zweiten Ebene ihre Metaphorizität entwickeln, sind sie mit der Diskursdynamik eng verbunden. Die Quelldomäne DUNKELHEIT realisiert sich an den Ausdrücken seine Augen waren geschlossen, a szeme le volt hunyva (dt. ‚seine Augen waren geschlossen‘), ich schloß […] die meinen [Augen], én is lehunytam az enyémet [szemem] (dt. ‚auch ich schloß die meinen‘), die sich dann mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT verbinden. Die folgenden Zitate veranschaulichen die identifizierten grammatischen Wechsel. (108a) Er nahm die Brille ab, faltete sie und steckte sie in die Brusttasche des Schlafrocks. Seine Augen waren geschlossen. Er fingerte an seinen Zähnen. »Bekomme ich Frühstück?« (IK: 98) (108b) Levette a szemüvegét, összecsukta, és betette a köntöse mellső zsebébe. A szeme le volt hunyva. A fogai közt kotorászott: ‒ Kapok reggelit? (EK: 108) (109a) Angeblich hatte es an seinen Augen gelegen, ich schloß für einen Moment die meinen und tastete mich blind vorwärts. Die Szene war wichtig für mein Buch: Ich stellte mir vor, ich wäre Kaminski, vorantappend, blinzelnd, tastend, rufend, schließlich stehenbleibend und so lange schreiend, bis ich erkannte, daß niemand mich hören würde. (IK: 62) (109b) Állítólag a szeme miatt történt, egy pillanatra én is lehunytam az enyémet, és vakon tapogatóztam előre. A jelenet fontos volt a könyvem szempontjából: eképzeltem, hogy én vagyok Kaminski, hunyorogva, tapogatózva, kiáltozva botorkálok előre, végül megállok, és addig kiabálok, amíg rá nem jövök, hogy úgyse hallja meg senki. (EK: 68) (110a) Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. (IK: 61) (110b) Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség. (EK: 68) (111a) Trotzdem: Ich war nicht wirklich überrascht. Mir war, als hätte es so kommen müssen, als erfüllte sich eine bedrückend notwendige Komposition. Ich war nicht einmal erschrocken. Ich rieb mir die Augen. Ich wollte schreien, aber mir fehlte die Kraft. Langsam sank ich in die Knie, setzte mich auf den Boden und stützte den Kopf in die Hände. (IK: 107) (111b) Mindazonáltal: nem voltam igazán meglepve. Úgy éreztem, ennek így kellett történnie, mintha valami nyomasztóan szükségszerű elrendelés következett volna be. Még csak meg sem ijedtem. Megdörzsöltem a szememet. Kiabálni akartam, de nem volt hozzá

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erőm. Lassan térdre ereszkedtem, a földre ültem, és a tenyerembe temettem az arcom. (EK: 118)

(112a) Ich schloß die Augen. Plötzlich war es mir egal. Mochten er, mein Buch und meine Zukunft zum Teufel gehen! Was hatte ich mit alldem zu schaffen, was ging dieser Greis mich an? Der Asphalt war warm, die Dunkelheit hell gemasert, es roch nach Gras und Benzin. (IK: 108) (112b) Lehunytam a szememet. Hirtelen minden mindegy volt. Pokolba Kaminskival, a könyvemmel és a jövőmmel! Mi közöm ehhez az egészhez, mi dolgom ezzel a vénemberrel? Az aszfalt meleg volt, a sötétség világosan erezett, fű- és benzinszagot éreztem. (EK: 118) (113a) Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. (IK: 61) (113b) Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség. (EK: 68) (114a) Schon ein wenig beruhigt nahm ich das Diktaphon, legte die erste Kassette ein und schloß die Augen, um mich besser zu erinnern. (IK: 44) (114b) Kissé megnyugodva fogtam a diktafont, betettem az első kazettát, és lehunytam a szemem, hogy jobban emlékezzek. (EK: 48) (115a) Ich war plötzlich müde. Ich schloß, für einen Moment nur, die Augen. (IK: 64) (115b) Hirtelen elfáradtam. Lehunytam a szemem, de csak egy pillanatra. (EK: 71)

Abgesehen von Körperteilen zeigen weitere Substantive ebenfalls grammatische Wechsel: (116a) Ich wachte auf, als der Schaffner an die Abteiltür klopfte. Es sei kurz nach sechs, in einer halben Stunde seien wir am Ziel. In meine Träume hatten sich hartnäckig Fahrtgeräusche, Stimmen auf dem Gang und Ansagen auf irgendwelchen Bahnsteigen gemischt; immer wieder war ich aus unangenehmen Träumen aufgeschreckt […]. (IK: 9) (116b) Arra ébredtem, hogy a kalauz kopogtat a fülke ajtaján. Hogy hat óra múlt, és fél órán belül megérkezünk. Álmomba makacsul belekeveredtek a folyosóról beszűrődő hangok, a vonat zakatolása és a peronokon megszólaló hangosbemondók; újra és újra felriadtam cseppet sem kellemes álmomból [...]. (EK: 9)

Die obigen Metaphern auf der Zweiten Ebene gewinnen ihre Metaphorizität wiederum aus der Diskursdynamik. Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an

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den Ausdrücken in meine Träume, aus unangenehmen Träumen, álmomba (dt. ‚in meinen Traum‘), álmomból (dt. ‚aus meinem Traum‘) und sie verbinden sich im Kontext des Diskurses mit der Zieldomäne SCHRECK/SCHRECKEN. Ein grammatischer Wechsel ist hinsichtlich der Lexeme Träume – álom (dt. ‚Traum‘) zu ermitteln. Im Gegensatz zum deutschen Originaltext verwendet die ungarische Übersetzung konsequenterweise die Singularform, obwohl auch die Pluralform álmok/álmaim (dt. ‚Träume/meine Träume‘) eine richtige Eins-zueins-Übersetzungsvariante wäre. Der vorgenommene grammatische Wechsel bringt eine zusätzliche Modifizierung in Bezug auf die Bedeutung mit sich: Die im Plural verwendete Form im Deutschen kann bedeuten, dass Zöllner mehrere unterschiedliche unangenehme Träume hat, während die ungarische Singularform eher auf einen einzelnen unangenehmen Traum hinweist. 5.3.2.2 Tempus: Vergangenheit wird Gegenwart 5.3.2.2.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu verstehen und entfalten ihre Metaphorizität hauptsächlich aus der Diskursdynamik. (117a) Ob sie nachts das Licht ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich stand auf. Ich rief. Ich rief lauter. Mir wurde klar, daß das nichts nützte. Ich schrie, bis ich heiser war. (IK: 64) (117b) Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? A föld jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kiáltottam. Hangosabban kiáltottam. Rájöttem, hogy semmi haszna. Addig kiabáltam, amíg be nem rekedtem. (EK: 71)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken Ob sie nachts das Licht ausschalteten? und Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? (dt. ‚Ob sie nachts das Licht ausschalten?‘) und verbindet sich dann im Kontext des Diskurses mit den Zieldomänen INSPIRATION und ANGST. Ein grammatischer Wechsel ist in Bezug auf das Tempus der Ausdrücke ausschalteten – lekapcsolják (dt. ‚sie schalten aus‘). Während das deutsche Verb das Tempus Präteritum und den Modus Konjunktiv verwendet, steht das ungarische Verb im Präsens. Diese Veränderung im ungarischen Text erfolgt obligatorisch und war nicht zu vermeiden, denn die Verwendung der Vergangenheitsform des Verbes erweist sich im ungarischen Kontext als grammatikalisch inkorrekt.

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5.3.2.3 Wechsel zwischen Wortarten 5.3.2.3.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die folgenden Metaphern entwickeln sich auf der Ersten Ebene und gehören zur MIPVU-Klasse indirekte Metaphern. (118a) Fast jeder, dem man erzählte, daß Kaminski noch lebte, reagierte mit Überraschung. Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes. (IK: 40−41) (118b) Hallva, hogy Kaminski még mindig él, szinte mindenki meglepődött. Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában. (EK: 43)

Zwischen den Quell- und Zieldomänen der Metaphern ist auch eine stärkere kognitive Spannung zu erschließen. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken im Schatten der Blindheit und des Ruhmes und a vakság és a dicsőség árnyékában (dt. ‚im Schatten der Blindheit und des Ruhmes‘), die sich dann im Laufe des Diskurses mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT verbindet. Ein grammatischer Wechsel ist im sprachlichen Umfeld der Metaphern zu ermitteln, und zwar hinsichtlich der Ausdrücke versteckt und elrejtőzött (dt. ‚er versteckte sich‘). Während der deutsche Kontext den Ausdruck versteckt lediglich als Partizip Perfekt in attributiver Position verwendet, ist das ungarische Lexem elrejtőzött in finiter Verbform und bildet einen vollständigen Gliedsatz im übersetzten zusammengesetzten Satz. Eine grammatische Eins-zu-einsÜbersetzung wäre möglich gewesen, durch den Ausdruck elrejtőzve (dt. ‚versteckt‘). Interessanterweise hat die Übersetzerin nicht diese Entscheidung getroffen, sondern sie hat einen grammatischen Wechsel vorgenommen, der die identifizierte leichte grammatische Asymmetrie zwischen den zwei Kontexten ergeben hat. (119a) Er war sehr ernst. Dunkel. Immer irgendwie im Schatten. (IK: 45) (119b) Nagyon komoly volt. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott. (EK: 49)

Die obigen Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu erschließen und gehören anhand der MIPVU zur Metaphernklasse indirekte Metaphern. Zwischen ihren Quell- und Zieldomänen entwickelt sich folglich auch eine stärkere kognitive Spannung. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken dunkel, im Schatten, sötét (dt. ‚dunkel‘) sowie az árnyékba (dt. ‚in den Schatten‘)

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und verbindet sich im Rahmen des Diskurses mit den Zieldomänen ERNST und ISOLATION. Ein grammatischer Wechsel ist bezüglich der Ausdrücke im Schatten und árnyékba (dt. ‚in den Schatten‘) zu ermitteln. Während der deutsche Kontext den Schatten als eine statische Ortsergänzung angibt, markiert das Ungarische den Schatten als eine dynamische Richtungsangabe durch das Verb húzódik (dt. ‚er zieht sich‘). Eine Eins-zu-eins-Übersetzung wäre im Ungarischen möglich gewesen, und zwar durch den Ausdruck árnyékban. Dass sich die Übersetzerin für eine andere Metapher entschieden hat, ist eher als eine freie Entscheidung zu betrachten, die im Kontext trotz der entstandenen grammatischen Asymmetrie die globale Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten ergeben hat. 5.3.2.3.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu ermitteln und folglich entfalten sie ihre Metaphorizität in erster Linie durch die Diskursdynamik. Dementsprechend zeigt sich keine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. (120a) Ich war plötzlich müde. Ich schloß, für einen Moment nur, die Augen. (IK: 64) (129b) Hirtelen elfáradtam. Lehunytam a szemem, de csak egy pillanatra. (EK: 71)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken ich schloß die Augen und lehunytam a szemem (dt. ‚ich schloß die Augen‘), die sich dann im Rahmen des Diskurses mit der Zieldomäne MÜDIGKEIT verbindet. Ein grammatischer Wechsel zeigt sich in Bezug auf die folgenden Ausdrücke: VERB ADJ (121a) dt. ich war plötzlich müde (IK: 64) VERB (121b) ung. hirtelen elfáradtam (EK: 71)

Der deutsche Kontext verfügt an der obigen Stelle über ein mehrteiliges Prädikat aus dem Kopulaverb sein und dem Adjektiv müde, während das Prädikat des ungarischen Kontextes einteilig und nur verbal ist. Da die deutsche Satzstruktur das Kopulaverb sein verwendet, drückt sie einen Zustand, den der Müdigkeit, aus. Im Gegensatz dazu hebt das ungarische Verb elfárad (dt. ‚ermüden‘, ‚müde werden‘, ‚ermatten‘, Halász, Földes und Uzonyi 1998b: s.v. elfárad; Hessky 2005: s.v. elfárad) eher den Vorgang der Ermüdung hervor. D.h., der ungarische Kontext ist an dieser Stelle dynamischer und der deutsche statischer eingestellt.

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Eine Eins-zu-eins-Übersetzung des deutschen ich war plötzlich müde wäre auf Ungarisch möglich gewesen (ung. fáradt lettem) und dieses Äquivalent würde ebenfalls eine statische Perspektive betonen. Eine genaue Erklärung für die translatorische Veränderung, genauer für die Übersetzung mit dem grammatischen Wechsel ist problematisch zu ermitteln, da sich beide Übersetzungen als korrekt erweisen. Die entstandene grammatische Asymmetrie manifestiert sich zum einen durch die unterschiedlichen grammatischen Konstruktionen, zum anderen durch die Verschiedenheit der dynamischen und statischen Perspektiven im Kontext. 5.3.2.4 Wechsel von Satzgliedern 5.3.2.4.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die nachfolgenden Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu ermitteln und anhand der MIPVU gehören sie zur Klasse Metapher-Flag. (122a) Ein sinnloser Einfall ließ mich das Mobiltelefon hervorholen, aber natürlich gab es keinen Empfang, nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk. (IK: 64) (122b) Egy értelmetlen ötlettől vezérelve elővettem a mobiltelefont, de természetesen nem volt térerő, a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya. (EK: 71)

Sie zeigen sich auch durch ihre sprachlichen Indikatoren in beiden untersuchten Sprachen, durch die Lexeme wie und mint (dt. ‚wie‘). Die Quelldomäne DUNKELHEIT realisiert sich an den Ausdrücken nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk und a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya (dt. ‚auf der Welt gibt es keinen anderen so abgeschirmten Ort wie ein Salzbergwerk‘), die sich im Rahmen des Diskurses mit der Zieldomäne ANGST verbinden. Ein grammatischer Wechsel ist bezüglich der folgenden Ausdrücke zu erschließen: (123a) dt. man (IK: 64) (123b) ung. egy ennyire leárnyékolt hely (dt. ‚solch ein abgeschirmter Ort‘) (EK: 71)

Der obige grammatische Wechsel entfaltet sich zwischen dem deutschen und dem übersetzten ungarischen Ausdruck durch den Wechsel des Subjektes im Satz. Während der deutsche Kontext nach einer unpersönlichen Formulierung strebt, indem das Lexem man verwendet wird, konkretisiert es der ungarische

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Kontext in Bezug auf einen abgeschirmten Ort, der im ungarischen Satz die syntaktische Position des Subjektes übernimmt. Der Grund für diese Veränderung besteht höchstwahrscheinlich in der fehlenden Äquivalenz zum Lexem man im Ungarischen. Trotzdem machen grammatische und semantische Mittel möglich, das Wort man zu übersetzen, sie sind jedoch eher als Ausweichmöglichkeiten zu betrachten. Da die ursprünglichen syntaktischen Positionen des deutschen Satzes in der Übersetzung verändert worden sind, zeigen sich auch weitere grammatische Asymmetrien beispielsweise in Bezug auf den Kasus. Die Ausdrücke wie in einem Salzbergwerk ≠ mint egy sóbánya erweisen sich als grammatisch nicht äquivalent. Eine Eins-zu-eins-Entsprechung bietet sich in der ungarischen Übersetzung an, wie z.B. durch den Ausdruck a világon sehol nincs az ember úgy leárnyékolva, mint egy sóbányában (dt. ‚auf der Welt ist man nirgendwo so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk‘), die Entscheidung für die obige Übertragung ist folglich eine fakultative, die zu obligatorisch durchzuführenden grammatischen Wechseln führt. Der grammatische Wechsel des Kasus realisiert sich folgendermaßen: DAT (124a) dt. wie in einem Salzbergwerk (IK: 64) NOM (124b) ung. mint egy sóbánya (dt. ‚wie ein Salzbergwerk‘) (EK: 71)

Im deutschen Kontext steht der Ausdruck in einem Salzbergwerk im Dativ, im Gegensatz dazu ist der ungarische Ausdruck egy sóbánya im Nominativ. Dass sich die Satzstruktur beim grammatischen Wechsel ändert und somit passen sich auch die Satzgliedpositionen an, gilt als eine allgemeingültige Übersetzungsoperation bei der Übersetzungsrichtung Deutsch-Ungarisch.

5.3.3 Grammatische Verlegung Unter grammatischer Verlegung verstehen Klaudy und Salánky (2000: 113–123) das Übersetzungsverfahren, wenn der Übersetzer die Reihenfolge von Satzgliedern, d.h. die Wortstellung, in der Übersetzung verändert. Dies ist meistens wegen der zwischen den grammatischen Systemen bestehenden Unterschiede der Sprachen erforderlich (Klaudy und Salánky 2000: 113). Nimmt der Übersetzer die Veränderungen nicht vor, ist das Resultat ein grammatikalisch inkorrekter Satz. Darüber hinaus sind grammatische Verlegungen nicht immer obligatorisch, trotzdem werden sie angewandt, damit sich die übersetzte Einheit in den Text und den Kontext der Zielsprache authentischer wirkt (Klaudy und Salánki

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2000: 114). Die folgenden Unterkapitel stellen einige Beispiele der im Korpus identifizierten grammatischen Verlegungen. 5.3.3.1 Hervorhebung von Satzgliedern 5.3.3.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die nachfolgenden Metaphern gehören zur Gruppe Metaphern auf der Ersten Ebene, folglich zeigt sich keine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. (125a) Blind setzte ich einen Fuß vor den anderen, schob mich in winzigen Schritten vorwärts, hielt mich an Büschen fest. (IK: 32) (125b) Egyik lábamat vakon a másik elé téve apró léptekkel araszoltam előre. (EK: 35)

Anhand der MIPVU ist diese Metapher eine indirekte Metapher. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich im Kontext an den Ausdrücken blind und vakon, dann verbindet sie sich im Rahmen des vollständigen Diskurses mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Eine grammatische Verlegung realisiert sich in Bezug auf die Ausdrücke blind – vakon (dt. ‚blind‘). Der deutsche Kontext erweckt und impliziert mit der Betonung des Lexems blind am Satzanfang Gefühle wie Angst, Misstrauen und Hilflosigkeit, während der ungarische Kontext diese Bedeutungen nach hinten schiebt und auf diese somit weniger Aufmerksamkeit zieht. Insofern entsteht eine leichte grammatische Asymmetrie zwischen den zwei Kontexten, die jedoch nicht als fehlerhaft zu bewerten ist, denn die globale Äquivalenz ist zwischen den Texten geblieben, es sind nur die Betonungen bestimmter Bedeutungen, die umgesetzt worden sind. 5.3.3.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern realisieren sich auf der Zweiten Ebene und aus diesem Grund erkennt die MIPVU sie als nicht metaphorisch. (126a) […] ächzend ruckte die Kabine aufwärts und brachte uns auf einen kaum beleuchteten Gang. […] Es riecht seltsam, sind Sie sicher, daß es ein gutes Hotel ist? (IK: 111) (126b) […] a fülke csikorogva lódult meg fölfelé, és egy alig megvilágított folyosóra vitt minket. […] Furcsa szag van, biztos benne, hogy ez egy jó szálloda? (EK: 123)

Zwischen ihren Quell- und Zieldomänen ist wegen der stark konventionalisierten Sprache keine stärkere kognitive Spannung zu ermitteln. Die Quelldomäne

230 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

DUNKELHEIT ist im Kontext an den Ausdrücken brachte uns auf einen kaum beleuchteten Gang und egy alig megvilágított folyosóra vitt minket erkennbar und kommt im Laufe des Diskurses mit der Zieldomäne UNSICHERHEIT in Verbindung. Eine grammatische Verlegung zeigt sich im Falle der Ausdrücke ächzend – csikorogva (dt. ‚kreischend, quietschend‘). Genauso wie beim vorherigen Beispiel betont der deutsche Kontext in der Satzeinheit auf der ersten Stelle durch das Lexem ächzend die Implikation ‚Unsicherheit‘. Diese Bedeutung wird im ungarischen Kontext nach hinten geschoben, wodurch die Betonung des Lexems csikorogva und dessen Implikationen in der Satzeinheit eher in den Hintergrund treten. Weiterhin ist es festzustellen, dass die Übersetzung des Lexems ächzend nicht vollständig übereinstimmt: Die ungarische Übersetzung csikorogva geben Nachschlagewerke mit den deutschen Äquivalenten kreischend, quietschend, knarrend, knitternd, schnarrend wieder (Halász, Földes und Uzonyi 1998: s.v. csikorog). Das Duden Synonymenwörterbuch (Duden 2014: s.v. ächzen) listet für das Lexem ächzen die Synonyme krächzen, seufzen, stöhnen, knarren, krachen auf. Es lässt sich feststellen, dass sich die Bedeutungen der Ausdrücke nicht vollständig überlappen, was im Kontext eine zusätzliche semantische Asymmetrie ergibt. Allerdings erweist sich die translatorische Entscheidung wiederum nicht als falsch oder als fehlerhaft, denn die Stimmung und der Stil des ursprünglichen Kontextes hat die Übersetzerin in den Zielkontext erfolgreich vermittelt und somit eine globale ästhetische Äquivalenz erstellt. Dasselbe Phänomen zeigt sich in den folgenden Textteilen bezüglich derselben Ausdrücke: blind – vakon (dt. ‚blind‘). Die grammatische Verlegung erfolgt hier jedoch in die umgekehrte Richtung. Während der deutsche Kontext die Bedeutung ‚blind‘ ans Satzende positioniert, d.h., sie erscheint erst nach dem Subjekt, Prädikat und Objekt, hebt der ungarische Kontext dieselbe Bedeutung hervor und setzt sie an den Anfang der Satzeinheit folglich mit einer modifizierten Betonung: (127a) Angeblich hatte es an seinen Augen gelegen, ich schloß für einen Moment die meinen und tastete mich blind vorwärts. Die Szene war wichtig für mein Buch: Ich stellte mir vor, ich wäre Kaminski, vorantappend, blinzelnd, tastend, rufend, schließlich stehenbleibend und so lange schreiend, bis ich erkannte, daß niemand mich hören würde. (IK: 62) (127b) Állítólag a szeme miatt történt, egy pillanatra én is lehunytam az enyémet, és vakon tapogatóztam előre. A jelenet fontos volt a könyvem szempontjából: elképzeltem, hogy én vagyok Kaminski, hunyorogva, tapogatózva, kiáltozva botorkálok előre, végül megállok, és addig kiabálok, amíg rá nem jövök, hogy úgyse hallja meg senki. (EK: 68) (128a) Ich schloß einen Moment lang die Augen. Was hatte mich so erschreckt? (IK: 125)

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 231

(128b) Egy pillanatra lehunytam a szemem. Mitől ijedtem meg úgy? (EK: 138)

Die obigen Metaphern realisieren sich als Metaphern auf der Zweiten Ebene und verfügen über eine stark konventionalisierte Sprache. Anhand der MIPVU erweisen sie sich eher als nicht metaphorisch, d.h., eine starke kognitive Spannung besteht zwischen den Quell- und Zieldomänen nicht. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken ich schloß für einen Moment die Augen und egy pillanatra lehunytam a szemem, die sich im Rahmen des Diskurses mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT verbinden. Obwohl die Ausdrücke für einen Moment = egy pillanatra nicht durchweg metaphorisch sind, gehören sie zum Rahmen des metaphorischen Kontextes ich schloß […] die meinen = én [...] lehunytam az enyémet und deshalb werden sie in die Asymmetrieanalyse mit einbezogen. Die ermittelte grammatische Verlegung verursacht gleichzeitig einige semantische Änderungen. Während der deutsche Originaltext auf die Temporalität nicht so stark fokussiert, sondern er stellt eher die Handlung des Augenschließens in den Vordergrund, rückt die ungarische Übersetzung das Äquivalent des Ausdrucks für einen Moment in die Fokusposition, was die Aufmerksamkeit somit mehr auf die Temporalität zieht (‚für einen Moment‘). Die erschlossene Asymmetrie ist wiederum eine leichte, die Bedeutung wurde nicht grundlegend verändert, sondern lediglich die Betonung in der Struktur der markierten Satzeinheiten. (129a) Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen. (IK: 38) (129b) Kaminski festményei, mindenekelőtt a vakságára vonatkozó mendemondák miatt, egy csapásra bejárták a világot. (EK: 42)

Die obigen Metaphern realisieren sich auf der Ersten Ebene und erweisen sich anhand der MIPVU als nicht metaphorisch. Dementsprechend ist eine starke kognitive Spannung zwischen den Quell- und der Zieldomänen ist nicht präsent, die Metaphorizität entfaltet sich erst dank der Diskursdynamik. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde sowie a vakságára vonatkozó mendemondák miatt und verbindet sich im Rahmen des Diskurses in beiden Sprachen mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Die grammatische Verlegung ist bezüglich der Wortstellung in der Übersetzung zu erschließen. Der ungarische Kontext stellt das Subjekt Kaminski festményei (dt. ‚Kaminskis Gemälde‘) an den Satzanfang, wobei es im deutschen Satz erst später auftaucht. Dadurch verändert sich zugleich die semantische

232 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Betonung zwischen dem deutschen und dem ungarischen Text: Während der deutsche Kontext die Bedeutung ‚Blindheit‘ hervorhebt, konzentriert sich der ungarische Kontext auf die Bedeutung ‚Kaminskis Gemälde‘. Die translatorische Veränderung ist allerdings nicht als fehlerhaft zu bewerten, sie ergibt lediglich eine leichte grammatische Asymmetrie zwischen den zwei Kontexten, bei der die globale ästhetische Äquivalenz aufrechtbleibt. Ferner ist im obigen Zitat auch die grammatische Verlegung postpositionaler Attribute in präpositionale Attribute zu erschließen, und zwar hinsichtlich der folgenden Einheiten: POSTPOS (IK: 38) (130a) dt. wegen des Gerüchtes über seine Blindheit PRÄPOS vonatkozó mendemondák miatt (dt. ‚wegen der sich auf seine (130b) ung. a vakságára Blindheit beziehenden Gerüchte‘). (EK: 42)

Attribute, die im Deutschen regelmäßig in einer Postposition stehen (über seine Blindheit), werden im ungarischen Kontext als präpositionale Attribute (a vakságára vonatkozó) wiedergegeben. Das folgende Unterkapitel stellt weitere Korpusbelege zu diesem Übersetzungsphänomen ausführlicher. 5.3.3.2 Postpositionales Attribut wird präpositionales Attribut 5.3.3.2.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die folgenden Metaphern realisieren sich alle auf der Ersten Ebene. (131a) Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen! (IK: 44) (131b) Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse! (EK: 48)

Die MIPVU teilt diese Metaphern in die Klasse Metapher-Flag ein, d.h., sie manifestieren sich auch durch ihre sprachlichen Indikatoren im Deutschen wie z.B. sah […] aus, schien und im Ungarischen durch éreztem (dt. ‚ich empfand‘). Eine leichte konzeptuelle Inkongruenz zwischen den Quell- und Zieldomänen der Einheiten ist erschließbar: Der Gebrauch des Verbes aussehen ein Indikator dafür, dass es im Kontext nur um eine subjektive Perspektive geht, und zwar um einen Vergleich zwischen der „echten Ungemütlichkeit“ der Realität und dem

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 233

„Schein der Ungemütlichkeit“ aus Zöllners Perspektive. Die Quelldomäne DUNmanifestiert sich an den Ausdrücken die Nacht draußen schien und rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát, die sich ferner im Diskurs mit den Zieldomänen ANGST sowie UNSICHERHEIT verbinden. Die obigen Textstellen zeigen zwei grammatische Verlegungen (die Bilder von Edelweiß […] und die Nacht draußen […]) sowie ein grammatischer Wechsel (war ≠ volna). Die folgenden Ausdrücke stellen beispielsweise die Verlegung von Attributen dar:

KELHEIT

POSTPOS (IK: 44) (132a) dt. die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer PRÄPOS ábrázoló képekben (132b) ung. a havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat (dt. ‚in den das Edelweiß, die Kühe und die buschigen Bauern darstellenden Bildern‘) (EK: 48)

Während der deutsche Kontext die zusätzlichen Attribute des Lexems Bilder hinten hinzufügt, erfolgt im ungarischen Kontext die Attribuierung des Lexems képekben in umgekehrter Richtung nach vorne. Die grammatische Verlegung von Attributen gilt in der Fachliteratur als ein allgemeingültiges und rekurrentes Phänomen in Bezug auf die Übersetzungsrichtung Deutsch und Ungarisch (Klaudy und Salánki 2000: 114). Eine weitere grammatische Asymmetrie zeigen die folgenden Textstellen: ADV (133a) dt. die Nacht draußen schien nahe und unheimlich (IK: 44) ATTR éjszakát (dt. ‚ich empfand die sich nähernde (133b) ung. rémisztőnek éreztem a közelgő Nacht unheimlich‘). (EK: 48)

Im deutschen Kontext steht das Adjektiv nahe in einer adverbialen Position, während die äquivalente Bedeutung im ungarischen Kontext in einer attributiven Position zum Substantiv éjszakát (dt. ‚die Nacht‘AKK) wiedergegeben wurde. Dank der Veränderung wirkt der ungarische Kontext an dieser Textstelle stilistisch ein wenig stärker metaphorisch, da die Nacht mit der Eigenschaft des Näherns personifiziert wird, was aus dem deutschen Kontext komplett fehlt. 5.3.3.2.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern realisieren sich auf der Zweiten Ebene. (134a) Gedanken eines schläfrigen Spaziergängers nach dem berühmtesten Gedicht Riemings: eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte. (IK: 37−38, kursive Hervorhebungen im Original)

234 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

(134b) Egy álmos járókelő gondolatai, Rieming leghíresebb verse nyomán: egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejthető emberi alak. (EK: 41, kursive Hervorhebungen im Original)

Eine starke kognitive Spannung ist zwischen ihren Quell- und den Zieldomänen nicht zu ermitteln. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte und egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, die sich im Laufe des Diskurses mit der Zieldomäne ERSCHÖPFUNG verbindet. Eine grammatische Verlegung zeigt sich an der Satzstruktur hinsichtlich der folgenden Ausdrücke: (135a) dt. eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch die bleigraue Dunkelheit irrteREL (IK: 37−38) ATTR (135b) ung. egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó , alig sejthető emberi alak (dt. ‚eine in der bleigrauen Dunkelheit hilflos irrende, kaum erahnbare menschliche Figur‘) (EK: 41)

Während der deutsche Kontext Attribute zu einem Substantiv in Form eines Relativsatzes ausdrückt, positioniert der ungarische Kontext Attribute meistens vor das Substantiv, was zugleich die ganze Satzstruktur verändert: Der zitierte deutsche Satz ist ein subordinierender zusammengesetzter Satz, während die ungarische Übersetzung in einen einfachen erweiterten Satz verwandelt wird. Die vorgenommenen Veränderungen in der Satzstruktur bringen weitere Modifizierungen auch bezüglich der Bedeutung mit sich. Während der deutsche Kontext durch die Hervorhebung des Relativsatzes die Aufmerksamkeit auf dessen Prädikat irren lenkt, konzentriert sich der ungarische Kontext eher auf die kaum erahnbare Menschengestalt (ung. alig sejthető emberi alak). Die asymmetrische Relation ergibt folglich einen dynamischer empfundenen deutschen Kontext und einen eher statisch rekonstruierten ungarischen Kontext. (136a) Ich blinzelte, der Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und während ich auf das Prasseln horchte, nickte ich ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum. (IK: 12) (136b) Hunyorogtam, az eső egyre erősebben esett, a szétloccsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat rajzoltak volna az ablakra, és miközben az eső dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tudtam, hol vagyok; mintha egy tág, üres térben lebegtem volna. (EK: 12)

Die obigen Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu erschließen und gehören zur MIPVU-Klasse Metapher-Flag. Dementsprechend zeigen sie sich auch durch

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 235

ihre Indikatoren in beiden Sprachen, auf Deutsch durch schienen und auf Ungarisch durch mintha (dt. ‚als ob‘). Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken ich blinzelte, ich schloß die Augen, nickte ich ein bzw. hunyorogtam (dt. ‚ich blinzelte‘), elbóbiskoltam (dt. ‚ich nickte ein‘) und sie werden im Kontext des Diskurses mit den Zieldomänen UNWISSEN, ERSCHÖPFUNG sowie UNSICHERHEIT in Verbindung gebracht. Eine grammatische Verlegung hinsichtlich postpositionaler und präpositionaler Attribute zeigt sich beispielsweise an den folgenden Ausdrücken: POSTPOS (IK: 12) (137a) dt. die Tropfen schienen im Zerplatzen PRÄPOS cseppek (dt. ‚die klatschenden Tropfen‘) (EK: 12) (137b) ung. a szétloccsanó

Im obigen Zitat positioniert das Deutsche attributive Konstruktionen nach dem Referenzwort, im Vergleich dazu das Ungarische vor das Referenzwort. An den folgenden Zitaten zeigt sich wiederum dieses Phänomen: (138a) Ich hätte endlich Zeit, etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch. Nicht zu dick, doch dick genug für die Romanregale in den Buchhandlungen. Womöglich ein Gemälde meines Schwiegervaters auf dem Cover. Oder doch lieber etwas Klassisches. Vermeer? Titel in dunkler Schrift. Fadenheftung, dickes Papier. Mit meinen Beziehungen würde ich mir ein paar gute Kritiken verschaffen. (IK: 27) (138b) Végre lenne időm, hogy írjak valami jelentőset, egy vastag könyvet. Nem túl vastagot, de elég vastagot ahhoz, hogy a regénypolcra kerüljön a könyvesboltokban. A borítón lehetőleg apósom festménye. Vagy inkább valami klasszikus? Vermeer? Sötét betűs cím. Cérnafűzés, vastag papír. A kapcsolataim révén bezsebelnék néhány jó kritikát. (EK: 28)

Die obigen Metaphern realisieren sich auf der Zweiten Ebene. Ihre Metaphorizität stammt dementsprechend hauptsächlich aus der Diskursdynamik „Dunkelheit“. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken Titel in dunkler Schrift und sötét betűs cím (dt. ‚Titel in dunkler Schrift‘), die sich im Rahmen des vollständigen Diskurses mit der Zieldomäne RUHM/ANERKENNUNG verbinden. Die grammatische Verlegung zeigt sich in den folgenden Ausdrücken folgendermaßen. POSTPOS (IK: 27) (139a) dt. Titel in dunkler Schrift PRÄPOS cím. (dt. ‚dunkelfarbiger Titel‘) (EK: 28) (139b) ung. Sötét betűs

236 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Die Attribuierung erfolgt im deutschen Kontext wiederum in der Postposition, im Kontrast dazu attribuiert der ungarische Kontext in die Präposition. Die erschlossenen grammatischen Asymmetrien sind leichte Asymmetrien, da sie die globale ästhetische Äquivalenz zwischen dem ursprünglichen und dem übersetzten Text nicht beeinträchtigen.

5.3.4 Grammatischer Einschub Klaudy und Salánki (2000: 101−102) verstehen unter dem Übersetzungsverfahren „grammatischer Einschub“ ein der grammatischen Auslassung ähnliches Phänomen, bei der der Zieltext durch zusätzliche bedeutungsarme grammatische Einheiten ergänzt wird, die im Satz hauptsächlich eine syntaktische Funktion erfüllen. Die folgenden Unterkapitel stellen die erschlossenen grammatischen Einschübe dar. 5.3.4.1 Einschub bestimmter Artikel 5.3.4.1.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die nachfolgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu erschließen, ihre Metaphorizität stammt in erster Linie aus der Diskursdynamik. (140a) Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. (IK: 61) (140b) Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség. (EK: 68)

Folglich zeigt sich keine starke kognitive Spannung zwischen den Quell- und Zieldomänen der metaphorischen Ausdrücke. Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an den Ausdrücken schloß die Augen und lehunytam a szemem (dt. ‚ich schloß mir die Augen‘), die sich im Rahmen des Diskurses mit den Zieldomänen PSYCHISCHE KÄLTE und ANGST verbinden. Ein grammatischer Einschub ist in Bezug auf die folgenden Ausdrücke zu ermitteln:

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 237

INDEF Frauen (IK: 61) (141a) dt. Ø DEF (141b) ung. a nők (dt. ‚die Frauen‘) (EK: 68)

Das Substantiv Frauen ohne Artikel hat im deutschen Kontext das grammatische Ziel, die Bedeutung ‚Unbestimmtheit‘ zu versprachlichen. Die Unbestimmtheit hebt gleichzeitig an der Diskursstelle hervor, dass die Frauen im Stahlkorb für Zöllner fremd und unwichtig sind. Der ungarische Kontext braucht zur äquivalenten Übersetzung der grammatische Einschub eines bestimmten Artikels, somit hat die Übersetzerin in den ungarischen Text einen bestimmten Artikel zum Substantiv nők eingeschoben. Die entstandene Übersetzung ist dementsprechend grammatisch asymmetrisch, aber auf der Satzund Textebene äquivalent. 5.3.4.2 Einschub desemantisierter Partizipien 5.3.4.2.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die nachfolgenden Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu erschließen und anhand der MIPVU gehören sie zur Klasse Metapher-Flag. (142a) Ein sinnloser Einfall ließ mich das Mobiltelefon hervorholen, aber natürlich gab es keinen Empfang, nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk. (IK: 64) (142b) Egy értelmetlen ötlettől vezérelve elővettem a mobiltelefont, de természetesen nem volt térerő, a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya. (EK: 71)

Sie zeigen sich auch durch direkte sprachliche Indikatoren wie und mint (dt. ‚als‘). Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk und a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya (dt. ‚auf der Welt gibt es keinen anderen so abgeschirmten Ort wie ein Salzbergwerk‘), sie verbinden sich im Rahmen des Diskurses mit der Zieldomäne ANGST. Ein grammatischer Einschub ist im folgenden Textteil zu ermitteln: (143a) dt. ein sinnloser Einfall Ø (IK: 64) (143b) ung. egy értelmetlen ötlettől vezérelve (dt. ‚von einer sinnlosen Idee leitend‘) (EK: 71)

Im deutschen Kontext fehlt die Bedeutung ‚leitend‘ (ung. vezérelve) vollständig und ist im ungarischen Kontext eine zusätzlich eingeschobene Bedeutung. Bei

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der Übersetzungsrichtung Deutsch-Ungarisch erfolgt der grammatische Einschub desemantisierter Partizipien häufig, was den übersetzten ungarischen Satz stilistisch fließender macht. Grammatische Einschübe verändern den inhaltlichen Kontext meistens nicht, denn die eingeschobenen desemantisierten Partizipien in der Regel bedeutungsarm sind. 5.3.4.2.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die nachfolgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu erschließen und verdanken dementsprechend ihre Metaphorizität der Diskursdynamik. (144a) Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen. (IK: 38) (144b) Kaminski festményei, mindenekelőtt a vakságára vonatkozó mendemondák miatt, egy csapásra bejárták a világot. (EK: 42)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken wegen des Gerüchtes über seine Blindheit sowie a vakságára vonatkozó mendemondák miatt (dt. ‚wegen der sich auf seine Blindheit beziehenden Gerüchte‘) und sie verbinden sich im Kontext des Diskurses mit der Zieldomäne RUHM/ANERKENNUNG. Ein grammatischer Einschub zeigt sich im Kontext in Bezug auf die folgenden Textteile: (145a) dt. wegen des Gerüchtes über seine Blindheit (IK: 38)

(145b) ung. a vakságára vonatkozó mendemondák miatt (dt. ‚wegen sich auf seine Blindheit beziehende Gerüchte‘) (EK: 42)

Der grammatische Einschub des ungarischen Lexems vonatkozó (dt. ‚sich beziehend‘) fehlt im deutschen Kontext vollständig, das ergänzende Lexem ist ein desemantisiertes Partizip Präsens und referiert sich auf kein bestimmtes Objekt. Es fungiert als ein grammatisches Element zur Erleichterung des Übersetzens und zur authentischen Wirkung in der Zielsprache. Die erschlossene grammatische Asymmetrie gilt als ein obligatorisch durchzuführendes Verfahren beim Übersetzungsprozess.

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 239

5.3.5 Grammatische Auflösung Unter dem Übersetzungsverfahren „grammatische Auflösung“ verstehen Klaudy und Salánky (2000: 90–100) das Phänomen, wenn der Übersetzer die Grenzen eines Satzes verändert: D.h., eine Satzeinheit wird in der Übersetzung in mehreren Satzeinheiten oder Gliedsätzen wiedergegeben. In der Regel ist dieses Verfahren nicht häufig, denn die Übersetzer versuchen jeweils, sich an den ursprünglichen Text so treu wie möglich zu halten (Klaudy und Salánky 2000: 90). Die folgenden Unterkapitel veranschaulichen einige Belege zur diskursbezogenen grammatischen Auflösung dar. 5.3.5.1 Auflösung von Satzgrenzen 5.3.5.1.1 Metaphern auf der Ersten Ebene Die obigen Metaphern sind auf der Ersten Ebene zu erschließen und gehören zur MIPVU-Klasse indirekte Metaphern. Daher ist eine starke kognitive Spannung zwischen den Quell- und Zieldomänen der Metaphern zu ermitteln. (146a) Blind setzte ich einen Fuß vor den anderen, schob mich in winzigen Schritten vorwärts, hielt mich an Büschen fest. (IK: 32) (146b) Egyik lábamat vakon a másik elé téve apró léptekkel araszoltam előre. A bokrokba kapaszkodtam. (EK: 35)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT realisiert sich an den Ausdrücken blind und vakon (dt. ‚blind‘), die im untersuchten Diskurs zu den Zieldomänen UNSICHERHEIT sowie PSYCHISCHE BLINDHEIT eine Cross-Domäne-Verbindung aufbaut. Die folgenden Zitate zeigen in einem und demselben Satz sowohl eine grammatische Auflösung als auch eine grammatische Verschmelzung. GLIEDSATZ1 , schob mich in winzigen Schritten (147a) dt. Blind setzte ich einen Fuß vor den anderen vorwärts […]GLIEDSATZ2. (IK: 32) SATZ1 (147b) ung. Egyik lábamat vakon a másik elé téve apró léptekkel araszoltam előre. (EK: 35)

Die erschlossene grammatische Verschmelzung funktioniert folgendermaßen: Der obige deutsche zusammengesetzte Satz wird im Ungarischen als einfacher Satz wiedergegeben. Die grammatische Verschmelzung der zwei Gliedsätze erfolgt dadurch, dass das Verb setzen im ungarischen Kontext als das Verbaladverb téve übertragen wird. Im selben Kontext ist gleichzeitig eine grammatische Lösung zu finden:

240 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

GLIEDSATZ1 , schob mich in winzigen Schritten (148a) dt. Blind setzte ich einen Fuß vor den anderen GLIEDSATZ2 vorwärts, hielt mich an Büschen fest . SATZ1 A bo(148b) ung. Egyik lábamat vakon a másik elé téve apró léptekkel araszoltam előre. SATZ2 krokba kapaszkodtam. (dt. ‚Ich kriechte vorne einen Fuß blind vor den anderen setzend. Ich hielt mich an den Büschen fest.‘)

Der deutsche Satz (148a) ist ein mehrfach zusammengesetzter Satz, der die Übersetzerin im Ungarischen in zwei vollständigen Sätzen wiedergibt. Diese translatorische Entscheidung ist aus einem weiteren Grund interessant. Im Diskurs kann die grammatische Struktur über zusätzliche literarische Bedeutungen verfügen. Im deutschen Kontext zeigt der mehrfach zusammengesetzte Satz stilistisch vielleicht Zöllners Verzweiflung, da er nur langsam und schrittweise in der Dunkelheit voranschreiten kann. Dieses etwaige stilistische Merkmal geht im ungarischen Kontext wegen der grammatisch aufgelösten Übersetzung verloren. Dieses Resultat ist auch als ein stilistischer Verlust zwischen den zwei Texten zu betrachten, betrifft jedoch nicht die globale ästhetische Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten. 5.3.5.1.2 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene zu erschließen und folglich entfalten sie ihre Metaphorizität hauptsächlich aus der Diskursdynamik. (149a) Sollte ich mich einfach hinsetzen und auf den Tagesanbruch warten? Ich würde vielleicht erfrieren und mich noch vorher zu Tode langweilen, aber immerhin würde ich nicht abstürzen. (IK: 32) (149b) Mi lenne, ha egyszerűen leülnék, és megvárnám, amíg megvirrad? Lehet, hogy megfagynék, előtte még halálra is unnám magam, de legalább nem zuhannék le. (EK: 35) (150a) Es wurde wirklich sehr rasch dunkel. Ich mußte die Augen zusammenkneifen, um den Lauf der Straße auszumachen; ich spürte Gras unter mir, blieb stehen, tastete mich vorsichtig zurück auf den Asphalt. (IK: 31) (150b) Tényleg nagyon hamar besötétedett. Hunyorognom kellett, hogy lássam, merre vezet az út; füvet éreztem a talpam alatt, megálltam, óvatosan visszatapogatóztam az aszfaltra. (EK: 34)

Eine starke kognitive Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen zeigt sich nicht, die metaphorischen Ausdrücke sind somit sprachlich stark konventionalisiert und diskursgebunden. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken auf den Tagesanbruch warten; megvárnám, amíg megvirrad (dt. ‚ich würde warten, bis der Tag anbricht‘); es wurde wirklich sehr rasch dunkel und tényleg nagyon hamar besötétedett (dt. ‚es wurde wirklich sehr

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 241

rasch dunkel‘), die sich dann im Rahmen des vollständigen Diskurses mit den Zieldomänen PSYCHISCHE KÄLTE sowie UNWISSEN in Verbindung gebracht werden. Eine grammatische Auflösung ist beispielsweise an den folgenden Textteilen zu ermitteln: SATZ1 […]. (IK: 32) (151a) dt. Ich würde vielleicht erfrieren GLIEDSATZ1 , hogy megfagynékGLIEDSATZ2 […]. (dt. ‚Es kann sein, dass ich erfrieren (151b) ung. Lehet würde.‘) (EK: 35) SATZ1 (152a) dt. […] um den Lauf der Straße auszumachen . (IK: 31) GLIEDSATZ1 , merre vezet az út GLIEDSATZ2. (dt. ‚[…] um zu sehen, wohin der (152b) ung. […] hogy lássam Weg führt‘) (EK: 34)

Grammatische Auflösungen sind in den obigen beiden Beispielsätzen folgendermaßen zu beschreiben: Einen einfachen erweiterten Satz des deutschen Kontextes gibt die Übersetzerin im ungarischen Kontext durch einen subordinierenden zusammengesetzten Satz mit zwei Gliedsätzen wieder. Im Kontrast dazu wäre eine Eins-zu-eins-Entsprechung bei der Übersetzung des Satzes ich würde vielleicht erfrieren möglich gewesen, durch den Gliedsatz talán megfagynék. Dass sich die Übersetzerin für eine andere Alternative entschieden hat, kann als eine individuelle fakultative Entscheidung angesehen werden, die die globale ästhetische Äquivalenz der zwei Texte bewahrt. Im Unterschied dazu wäre es beim Satz (152a) um den Lauf der Straße auszumachen schwierig gewesen, ihn ohne grammatische Auflösung zu übertragen. Folglich sind die ermittelten grammatischen Auflösungen nicht als fehlerhaft zu bewerten, sie verändern die ästhetische Äquivalenz zwischen den zwei Kontexten auch nicht maßgebend.

5.3.6 Grammatische Verschmelzung Unter grammatischer Verschmelzung wird das Verfahren verstanden, wenn die Grenzen einer übersetzten Satzeinheit mit den Grenzen der ursprünglichen Satzeinheit nicht übereinstimmen (Klaudy und Salánki 2000: 90). Anders formuliert verwandelt sich ein zusammengesetzter Satz beim Übersetzen in die Zielsprache in einen einfachen erweiterten Satz. Im Falle rhetorischer Metaphern ist es selbstverständlich problematischer, von Sätzen und Satzgrenzen zu sprechen. Diskursmetaphern machen es jedoch möglich, größere Texteinheiten als Teile eines metaphorischen Ausdrucks in die Analyse mit einzubeziehen. Die

242 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

folgenden Unterkapitel zeigen die Resultate zu grammatischen Verschmelzungen mit Belegen aus dem Korpus. 5.3.6.1 Verschmelzung von Satzgrenzen 5.3.6.1.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die folgenden Metaphern sind auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene zu erschließen.

(153a) Ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte. (IK: 39) (153b) Az utolsó, egész oldalas fényképen Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási termekben. (EK: 42)

Die Metapher auf der Ersten Ebene im deutschen Kontext gehört anhand der MIPVU zur Klasse der indirekten Metaphern. Sie manifestiert sich auch durch ihren sprachlichen Indikator wie. Im Gegensatz dazu ist die übersetzte Metapher im ungarischen Kontext eine auf der Zweiten Ebene und zeigt sich erst durch die Diskursdynamik. Die Quelldomäne DUNKELHEIT manifestiert sich an den Ausdrücken er mit Stock und schwarzer Brille und Kaminski bottal, fekete szemüvegben (dt. ‚Kaminski mit Stock und schwarzer Brille‘) und verbindet sich anschließend im Laufe des Diskurses mit den Zieldomänen PSYCHISCHE BLINDHEIT und ERLEICHTERUNG. Eine grammatische Verschmelzung ist an den folgenden Beispielen zu ermitteln: GLIEDSATZ1 , wie er mit Stock, schwarzer (154a) dt. Ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte Kaminski Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte GLIEDSATZ2. (IK: 39)

(154b) ung. Az utolsó, egész oldalas fényképen Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási termekben SATZ1. (dt. ‚Auf dem letzten, ganzseitigen Foto schweifte Kaminski mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck in den Ausstellungsräumen.‘) (EK: 42)

Die obigen Zitate zeigen, dass es im ursprünglichen deutschen Satz um eine Parataxe mit zwei Prädikaten geht, die ins Ungarische in Form eines erweiterten einfachen Satzes mit einem Prädikat übertragen wurde. Folglich verschwindet in der ungarischen Übersetzung das Äquivalent des Verbes zeigen, das durch

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 243

eine adverbiale Konstruktion (Nomen im Superessiv) ersetzt wird: ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte ≠ az utolsó, egész oldalas fényképen (dt. ‚auf dem letzten ganzseitigen Foto‘). Diese Übersetzungslösung erweist sich syntaktisch als nicht gleichrangig, was zwischen den zwei Textteilen eine grammatische Asymmetrie ergibt. Trotzdem ist die entstandene Übersetzung nicht falsch, denn die ästhetische Äquivalenz ist zwischen den Textteilen aufrechterhalten. Eine weitere grammatische Verschmelzung zeigen die folgenden Zitate: (155a) Die Skizzen waren mit Kohlestift gezeichnet, zunehmend unsicher, die Striche wurden zittrig und verfehlten einander, schließlich gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck. Kohlesplitter rieselten mir entgegen. (IK: 7576) (155b) A szénnel rajzolt vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek, és elvétették egymást, a végén már csak egy nagy fekete pacni sikeredett. Szénpor pergett rám. (EK: 84)

Die obigen Metaphern realisieren sich auf der Zweiten Ebene und entfalten somit ihre Metaphorizität aus der Diskursdynamik. Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an den Ausdrücken die Skizzen waren mit Kohlestift gezeichnet; a szénnel rajzolt vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek (dt. ‚die mit Kohlestift gezeichneten Skizzen wurden immer unsicherer, die Linien immer zittriger‘); schließlich gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck und a végén már csak egy nagy fekete pacni sikeredett (dt. ‚am Ende gelang nur ein großer schwarzer Fleck‘). Die Quelldomäne verbindet sich im Kontext des Diskurses mit der Zieldomäne PSYCHISCHE BLINDHEIT. Eine grammatische Verschmelzung der Satzgrenzen sind an den folgenden Stellen zu ermitteln. (156a) dt. Die Skizzen waren mit Kohlestift gezeichnet, zunehmend unsicher che wurden zittrig GLIEDSATZ2 […]. (IK: 7576)

GLIEDSATZ1

, die Stri-

(156b) ung. A szénnel rajzolt vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek SATZ1[…]. (dt. ‚Die mit Kohlenstift gezeichneten Skizzen wurden immer unsicherer, die Linien immer zittriger.‘) (EK: 84) GLIEDSATZ1 , die verloren durch bleigraue Dunkel(157a) dt. eine kaum erahnbare Menschengestalt GLIEDSATZ2 heit irrte . (IK: 7576)

(157b) ung. egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejthető emberi alak SATZ1 . (dt. ‚eine, in der bleigrauen Dunkelheit hilflos irrende, kaum erahnbare menschliche Figur‘) (IK: 7576)

Während die deutschen Sätze in den obigen Zitaten aus zwei Gliedsätzen bestehen, gibt die ungarische Übersetzung sie als einfache erweiterte Sätze wieder. Somit ist in den ungarischen Übersetzungen wiederum die präpositionale Attri-

244 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

buierung typisch: Was im Deutschen als Gliedsatz fungiert, ist im Ungarischen ein präpositionales Attribut. Die entstandenen grammatischen Asymmetrien sind allerdings keine Fehler, da die ästhetische Äquivalenz zwischen den Kontexten bleibt trotzdem aufrechterhalten.

5.3.7 Grammatische Konkretisierung Grammatische Konkretisierungen entstehen durch das Übersetzungsverfahren, wenn entweder die Ausgangssprache oder die Zielsprache über eine grammatische Kategorie verfügt, die im grammatischen System der anderen Sprache nicht vorhanden ist (Klaudy und Salánky 2000: 81). Im Falle der Sprachen Deutsch und Ungarisch bezieht sich dieses Übersetzungsproblem in der Regel auf die grammatischen Geschlechter: Sie existieren im Deutschen, im Ungarischen aber nicht (Klaudy und Salánki 2000: 81). Trotzdem besteht meistens für die Übersetzer die Wahl, grammatische Konkretisierungen bewusst oder unbewusst durchzuführen. Die folgenden Unterkapitel veranschaulichen die im Korpus identifizierten grammatischen Konkretisierungen mit Belegen. 5.3.7.1 Bewusst durchgeführte Konkretisierung von Personalpronomina 5.3.7.1.1 Metaphern auf der Zweiten Ebene Die nachfolgenden Metaphern sind auf der Zweiten Ebene einzuordnen und somit verdanken sie ihre Metaphorizität hauptsächlich der Diskursdynamik. (158a) Ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte. (IK: 39) (158b) Az utolsó, egész oldalas fényképen Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási termekben. (EK: 42−43)

Die Quelldomäne DUNKELHEIT zeigt sich an den Ausdrücken er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck und Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel (dt. ‚Kaminski mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck‘), die sich im Rahmen des vollständigen Diskurses mit den Zieldomänen PSYCHISCHE BLINDHEIT sowie ERLEICHTERUNG verbinden. Eine grammatische Konkretisierung ist in Bezug auf die folgenden Einheiten zu ermitteln:

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 245

PRON (159a) dt. […] wie er m it Stock, schwarzer Brille […] (IK: 39) NOM (159b) ung. […] Kaminski bottal, fekete szemüvegben […] (dt. ‚Kaminski mit Stock, schwarzer Brille‘) (EK: 42−43)

Es lässt sich sehen, dass der obige deutsche Kontext zum Ausdruck des Subjektes ein Personalpronomen mit grammatischem Geschlecht verwendet (er), während das Subjekt ins Ungarische mit einem Nomen (Kaminski) übertragen wird, der die Person des Subjektes grammatisch konkretisiert. Diese übersetzerische Entscheidung ist fraglos als obligatorisch angesehen, denn ohne grammatische Konkretisierungen kommt der Leser im ungarischen Kontext immer wieder auf Verständnisprobleme hinsichtlich der Identifizierung von Subjekten. D.h., ohne die vorgenommene grammatische Konkretisierung wäre die ungarische Übersetzung nicht eindeutig.

5.3.8 Diskussion und Einordnung der Ergebnisse auf der Mikroebene: Lexik/Semantik und Grammatik Es lässt sich feststellen, dass die Teilanalyse auf der Mikroebene des untersuchten Diskurses vielfältigere Ergebnisse ermittelt hat als die Teilanalyse auf der Makroebene. Zum einen hat sie die lexikalisch-semantischen, zum anderen die grammatischen Veränderungen im übersetzten Text im Vergleich zum ursprünglichen deutschen Text gezeigt. Diese Veränderungen zwischen dem Ausgangstext und dem Zieltext wurden dann im Laufe der Analyse als lexikalischsemantische und grammatische Asymmetrien auf der Mikroebene genannt und beschrieben. Ein interessantes Ergebnis ist selbst die Tatsache, dass im Bereich der Lexik und Semantik weniger Belege zu sprachlichen Asymmetrien identifiziert wurden, als das am Anfang der Analyse antizipiert war. Trotzdem zeigen die Resultate der Analyse einige anregende Tendenzen, die die folgenden Abschnitte kurz erörtern. Bei den lexikalisch-semantischen Asymmetrien kommt die Bedeutungskonkretisierung am häufigsten vor, genauer die Konkretisierung von Verben mit allgemeiner Bedeutung im Ausgangstext, die im Zieltext semantisch spezifischere Bedeutungen erhalten. Interessant ist dies u.a. aus dem Grund, dass durch dieses Resultat gleichzeitig die übersetzungswissenschaftliche Asymmetrie-Hypothese von Klaudy (2020: 149–155) bestätigt wurde. Die AsymmetrieHypothese (oder Explizitationshypothese) besagt, dass ein übersetzter Text hinsichtlich seiner kohäsiven und kohärenten Verbindungen der Lexik und

246 | Empirische Metaphernbelege und Analyse

Grammatik immer konkreter und expliziter ist als der Ausgangstext. Auf der Suche nach lexikalisch-semantischen Asymmetrien hat die vorliegende Studie diese Hypothese in der Empirie belegt: Es sind in der Tat die Übersetzungsverfahren am häufigsten, die einen expliziteren Zieltext im Kontrast zum Ausgangstext ergeben. Dabei ist die Bedeutungskonkretisierung an erster und die Bedeutungsergänzung an dritter Stelle am untersuchten Korpus. Qualitativ kommen Bedeutungskonkretisierungen am häufigsten mit Verben allgemeiner Bedeutung, mit Substantiven allgemeiner Bedeutung und mit Körperteilen vor. An zweiter Stelle der identifizierten lexikalisch-semantischen Asymmetrien steht die komplette Transformation, die im Kontext des untersuchten Diskurses zwischen dem Ausgangs- und dem Zieltext in der Regel einen zusätzlichen Perspektivenwechsel erzielt. Bei der kompletten Transformation überträgt der Übersetzer Wörter und Ausdrücke in solche Einheiten der Zielsprache, die aus semantischer und lexikalischer Perspektive mit den ursprünglichen Übersetzungsein-heiten nichts gemeinsam haben und aus diesem Grund resultiert ein vollständiger Perspektivenwechsel im Zieltext im Kontrast zum Ausgangstext. Am Untersuchungskorpus hat dieser Perspektivenwechsel meistens erzielt, dass die Übersetzung im Gegensatz zum ursprünglichen Text viel persönlicher wirkt: Was im deutschen Ausgangseinheit neutrale Gefühle vermittelt, erhält im ungarischen Kontext die Ich-Perspektive der Figur Zöllner, und zwar durch Ausdrücke, die semantisch jeweils einen hohen Grad an Emotivität59 aufweisen, die sich dann zwischen den Kontexten als Asymmetrien in Form von Perspektivenwechsel manifestieren. Seltener zeigen sich zwischen den Kontexten auch Übersetzungsverfahren, die den Zieltext im Vergleich zum Ausgangstext eher impliziter machen. Hierzu gehört beispielsweise die Bedeutungsgeneralisierung. Im Untersuchungskorpus betrifft sie hauptsächlich Verben und Substantive, die im Zieltext semantisch vereinfachte Bedeutungen erhalten haben als im Ausgangstext. Darüber hinaus gehört noch die Bedeutungsauslassung zu den Implizitationsverfahren, da dabei Bedeutungen im Zieltext beim Übersetzungsprozess einfach verloren gehen.

|| 59 Bezüglich „Emotivität“ und „emotiv“ orientiert sich diese Studie nach den folgenden Definitionen: „E. wird oft im Gegensatz zu affektiv als der allgemeinere, sanfte und langdauernde Gefühle einschließende, im Gegensatz zu gefühlshaft als der wissenschaftl., auf zeichenhaft geäußerte Gefühle bezogene Begriff verwendet. Insofert spricht man von e. Bedeutung, wenn man den gefühlhaft wertenden Teil der Konnotationen […] meint […]. In der Kommunikation hat Spr. nach R. Jakobson eine »e[motive] oder expressive Funktion«, die sich u.a. in Interjektionen oder im »expressiven Tonfall« (viele Arten, heute abend sagen) manifestiert; Jakobson setzte sie mit der Ausdrucksfunktion im Bühlerschen Organonmodell gleich“ (Rehbock 2016: 174, Hervorhebungen im Original).

Sprachliche Asymmetrien im Metaphernbefund: Grammatik | 247

Anhand der Ergebnisse werden sie entweder aus tautologischen Gründen oder aus Versehen vorgenommen, weiterhin tauchen sie ebenfalls nicht so oft auf, wie die Explizitationsverfahren. Die geringere Frequenz impliziter Übersetzungsverfahren bestätigt wiederum Klaudys (2020: 150) Asymmetrie-Hypothese. Als ein neutrales Übersetzungsverfahren erweist sich die Bedeutungsverlegung, die anhand der Ergebnisse nicht besonders frequent ist und bringt keine grundlegenden Änderungen in den Zieltext mit sich: Sie verändern lediglich die Betonung und so die Fokussierung eines Satzgliedes im Satz. Die antonyme Übersetzung zeigte sich nur einmal im Korpus, was ein überraschendes Ergebnis war, da dieses Verfahren nach der Fachliteratur generell häufiger vorkommt. Die Teilanalyse auf der Mikroebene hat ferner durch die lexikalischsemantische Übersetzungsanalyse gezeigt, dass die ungarische Übersetzung überwiegend treu ist. Die ermittelten sprachlichen Asymmetrien führen nicht zu Missverständnissen oder Missinterpretationen, allenfalls zu geringen Bedeutungsungleichheiten. Interessant ist jedoch, dass einige asymmetrische Ausdrücke im Vergleich zu den ursprünglichen Einheiten stilistische Unterschiede zeigen. In diesen Fällen wird die Übersetzung als poetischer empfunden als der Originaltext. Trotzdem bleibt die ästhetische Äquivalenz zwischen den untersuchten Kontexten bestehen. Unter den morphologischen Asymmetrien zeigt sich das Verfahren grammatischer Wechsel am häufigsten, genauer der Numeruswechsel. Ferner erweist sich das grammatische Geschlecht als morphologische Asymmetrie, bei der das obligatorisch durchzuführende Verfahren der grammatischen Konkretisierung im Korpus identifiziert wurde. Bei der Ermittlung syntaktischer Asymmetrien bezieht die Analyse den vollständigen Abschnitt der metaphorischen Ausdrücke mit ein. Diese Herangehensweise hat bei Metaphern auf der Zweiten Ebene besonders gut funktioniert, da sie ihre Metaphorizität in der Regel langsamer durch mehrere Sätze und/oder Abschnitte entfalten. An erster Stelle unter den grammatischen Asymmetrien ist die Bedeutungsauslassung zu nennen, wozu bei der Übersetzung ausgelassene Subjekte, Akkusativ- und Dativobjekte, bestimmte und unbestimmte Artikel gehören. Diese grammatischen Elemente erfüllen nach den Regeln der deutschen Grammatik wichtige syntaktische Rollen im Satz, sind aber in der ungarischen Satzgestaltung viel weniger relevant. Es wurden in der ungarischen Übersetzung insgesamt 131 Subjekte ausgelassen, die in den ursprünglichen deutschen Sätzen durch Personalpronomina ausgedrückt wurden. Ihre Auslassung ist trotzdem kein Übersetzungsverlust, da im Ungarischen Personalpronomina als Subjekte

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ohne Weiteres auszulassen sind. Übersetzer behalten sie lediglich im Falle, wenn sie neue Informationen mitteilen oder etwas betonen, d.h., wenn sie im Satz als Rhema fungieren (vgl. auch Pilarský 2013a: 153). Dasselbe gilt für ausgelassene Akkusativ- und Dativobjekte, deren Auslassung insofern wiederum nicht als fehlerhaft zu betrachten ist. Ausgelassene bestimmte und unbestimmte Artikel verfügen in der deutschen Grammatik über syntaktische Funktionen zum Ausdruck von Bestimmtheit oder Unbestimmtheit. Die Auslassung unbestimmter Artikel zeigt sich ebenfalls häufig, da die direkte Signalisierung des unbestimmten Artikels im Ungarischen wegen der bestimmten und unbestimmten Paradigmen transitiver Verben einfach unnötig ist. Im Gegensatz dazu ist die Auslassung bestimmter Artikel im ungarischen Kontext eher eine stilistische Änderung, d.h. eine fakultativ durchgeführte Änderung. Im Bereich der Syntax lassen sich ferner grammatische Wechsel erschließen, und zwar in Bezug auf Satzglieder. Diese Asymmetrien entstehen durch die Übersetzung und sind Resultate der Umordnung von Satzstrukturen. Es wurde beispielsweise ermittelt, dass der deutsche Text tendiert, ihre Aussagen mithilfe von Passivsätzen zu formulieren, während sie im Ungarischen stilistisch eher uncharakteristisch sind, werden sie in der Übersetzung in Aktivsätzen wiedergegeben. Aufgrund dieser Tatsache ergibt sich die komplette Umformulierung und das Neudenken der grammatischen Struktur des übersetzten Satzes. Grammatische Wechsel in Bezug auf Wortart und Tempus sind ebenfalls zu erschließen, sie erweisen sich jedoch als fakultative Änderungen, die in die Übersetzung stilistisch und grammatisch besser passen als eine wörtliche Übersetzung. Interessant ist die grammatische Verlegung, die im Korpus mehrmals vorkommt, in Bezug auf postpositionale Attribute im Deutschen, die im Ungarischen als präpositionale Attribute übersetzt werden. Dieses Phänomen erweist sich sogar als Übersetzungsuniversalie bei der Übersetzungsrichtung DeutschUngarisch (vgl. auch Klaudy und Salánki 2000: 114). Die Verfahren grammatische Auflösung, Verschmelzung und Ergänzung betreffen beim Übersetzen die Satzstruktur entweder teilweise oder komplett und ergeben auf diese Art und Weise wiederum grammatische Asymmetrien. Diesbezüglich ist die grammatische Ergänzung durch desemantisierte Partizipien anregend, die in der Übersetzung in der Regel gleichzeitig zur Verschmelzung von Satzgrenzen führt. Grammatische Ergänzungen durch desemantisierte Partizipien sind beim Übersetzungsprozess im ungarischen Kontext oft gar nicht zu vermeiden, denn sie machen die Übersetzung stilistisch fließender und authentischer.

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Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die ermittelten grammatischen Asymmetrien quantitativ bedeutsamer sind als die lexikalischsemantischen Asymmetrien, trotzdem sind sie nicht so auffällig und bringen folglich weniger Vielfalt.

6 Fazit Die Dissertation verfolgt zwei Hauptziele: 1. Zum einen soll sie im Rahmen des Diskursdynamik-Frameworks Metaphern mithilfe sprachlicher Mittel der Diskursdynamik identifizieren und diese als Metaphern auf der Zweiten Ebene herausarbeiten; 2. zum anderen soll sie auf der Grundlage metaphorischer Ausdrücke sprachliche Asymmetrien auf der Makro- und Mikroebene eines abgeschlossenen literarischen Diskurses ermitteln. Zur Realisierung der obigen Ziele wurde eine Analyse mithilfe der DIMEAN und des Diskursdynamik-Frameworks durchgeführt. Diese Analyse bezog sich auf die intratextuelle Ebene des literarischen Korpus. Die Analyse gliederte sich in eine textorientierte und anschließend in eine propositionsorientierte Teilanalyse. Die textorientierte Teilanalyse konzentrierte sich auf die Makrostruktur: auf die lexikalischen Quelldomänfelder und auf die systematischen Metaphern von DUNKELHEIT. Zugleich wurde bei jeder systematischen Metapher die diskursdynamische Metaphorizität der Ausdrücke ausführlich beleuchtet. Die propositionsorientierte Teilanalyse tangierte die Mikrostruktur: Metaphernlexeme, ihre Identifizierung, ihren sprachlichen Aufbau und ihre Implikaturen. Die Diskursdynamik und die Metaphorizität auf der Ersten und auf der Zweiten Ebene spielten hier bei der Beschreibung der erschlossenen sprachlichen Asymmetrien eine besonders wichtige Rolle. Insgesamt sind die Ergebnisse der Dissertation folgendermaßen zusammenzufassen. Zum ersten Hauptziel hat sich gezeigt, dass sich Metaphern in einem Diskurs sowohl auf der Ersten wie auch auf der Zweiten Ebene manifestieren. Metaphern auf der Ersten Ebene sind fraglos aktiver und expliziter und zeugen von stärkerer kognitiver Spannung zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. Sie realisieren sich gelegentlich sogar durch direkte sprachliche Indikatoren. Im Gegensatz dazu sind die im Korpus identifizierten Metaphern auf der Zweiten Ebene außer Zweifel passiver und impliziter, folglich sind sie in der Regel auch sprachlich stark konventionalisiert und verfügen über keine starke konzeptuelle Inkongruenz zwischen ihren Quell- und Zieldomänen. Das zeigte sich in der Analyse darin, dass die im Korpus erkannten Metaphern auf der Zweiten Ebene ausschließend in ihren eigenen Diskursen als metaphorisch empfunden werden, womit sie ebenfalls als strikt diskursgebunden gelten. Ihre Metaphorizität entfaltet sich langsam und allmählich dank der sprachlichen Mittel der Diskursdynamik und zum Erkennen dieser Metaphorizität ist jeweils das komplette

https://doi.org/10.1515/9783110772975-006

Fazit | 251

Verständnis des betroffenen Diskurses erforderlich. Weiterhin hat die Analyse bestätigt, dass sich Metaphern auf der Zweiten Ebene am besten in literarischen Texten manifestieren und sie als konstituierende Teile der Diskursmetaphorik zu verstehen sind. Der Grund dafür ist, dass sich Metaphern auf der Zweiten Ebene am besten und am leichtesten im literarischen Umfeld entwickeln, da sie darin den meisten Freiraum zur Entfaltung ihrer vollständigen Metaphorizität erhalten. Um Metaphern auf der Zweiten Ebene zu identifizieren, musste zuerst die MIPVU forschungsorientiert teilweise operationalisiert werden, und zwar in Bezug auf die sprachliche Ausweitung der Metaphern. Die Operationalisierung erfolgte folgendermaßen: Metaphern sind auch als Multiworteinheiten zu erkennen. Dass sich Metaphern im Sinne der Zweiten Ebene mit sprachlich so stark konventionalisierter Qualität und mit so starker Diskursabhängigkeit identifizieren lassen, ist in der Sprachwissenschaft ein relativ neues Erkenntnis. Zum zweiten Hauptziel hat die Untersuchung aufgedeckt, dass der Übersetzungsprozess zwischen der deutschen und der ungarischen Fassung des literarischen Korpus – auch bei einer möglichst texttreuen Übersetzung – sprachliche Asymmetrien produziert. Diese sind folgendermaßen zusammenzufassen. Zunächst wurde bei der Makroanalyse untersucht, welche Asymmetrien in Bezug auf die lexikalischen Quelldomänfelder von DUNKELHEIT und auf die Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT zwischen dem deutschen und dem ungarischen Korpus bestehen. Die lexikalischen Quelldomänfelder von DUNKELHEIT und ihre Netzwerkanalysen haben mehr Asymmetrien ergeben als die Analyse der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT. Die Netzwerkanalyse brachte einige interessante sprachliche Asymmetrien an den Tag, die sich eher unter der Oberfläche der untersuchten Texte realisieren. Ein anregendes Resultat ist beispielsweise der Perspektivenwechsel, der durch den Übersetzungsprozess entstanden ist: Bestimmte lexikalische Quelldomänfelder sind im Ausgangstext ausschließlich mit der Figur Kaminski verbunden, während die ungarische Übersetzung sie hauptsächlich mit der Figur Zöllner bildet. Andere lexikalische Quelldomänfelder zeigen mehr Varianz und Diversifikation in der ungarischen Übersetzung (z.B. NACHT – ÉJSZAKA/ÉJJEL und LICHT – FÉNY/VILLANY, SCHATTEN – ÁRNYÉK/ÁRNY), an welchen Stellen Unterschiede zwischen dem Korpuswortschatz der zwei untersuchten Sprachen ermittelt wurden. Die kontrastive Analyse der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT zeigte ebenfalls Unterschiede, die jedoch nicht so essenziell waren, wie die der lexikalischen Quelldomänfelder von DUNKELHEIT. Bei dieser Analyse ging es um Unterschiede in der Vorkommenshäufigkeit und Konzeptualisierung der als metaphorisch erkannten sprachlichen Mittel. Die Makroanalyse hat insgesamt

252 | Fazit

ergeben, dass sich zwischen den Sprachen Deutsch und Ungarisch keine bedeutsamen konzeptuellen Unterschiede in Hinsicht auf die untersuchten Diskurse zeigen. Darüber hinaus konzentrierte sich die Analyse der Reichweite der Quelldomäne DUNKELHEIT auf die möglichst exakteste Herausarbeitung der identifizierten systematischen Metaphern und auf die detaillierte Beschreibung der hinter ihnen liegenden Diskursmetaphorizität. Nach der Makroanalyse erfolgte die Analyse der metaphorischen Mikrostruktur des Diskurses, die sich wiederum in zwei Teile gliederte: Teilanalyse der Lexik/Semantik und der Grammatik der metaphorischen Ausdrücke. Diese Teilanalyse hat übersetzungswissenschaftliche Methoden als Hilfsdisziplin intensiv mit einbezogen. Die Mikroanalyse hat sowohl lexikalisch-semantische als auch grammatische Asymmetrien ermittelt und ausführlich beschrieben. Insgesamt lässt sich zur Mikroanalyse feststellen: Während die grammatischen Asymmetrien über eine viel höhere Frequenz verfügen, zeigen die lexikalischsemantischen Asymmetrien bedeutsamere qualitative Unterschiede. Bei den lexikalisch-semantischen Asymmetrien waren die Bedeutungskonkretisierung, die komplette Transformation und die Bedeutungsergänzung am produktivsten. Die zu diesen Übersetzungsverfahren gehörenden Belege bestätigen auch die Asymmetrie-Hypothese von Klaudy (2020), die besagt, dass übersetzte Texte eher zum expliziteren Ausdruck tendieren als zum impliziteren. Weitere lexikalisch-semantische Asymmetrien wurden in der Analyse auch identifiziert und dargestellt, die jedoch bezüglich ihrer Produktivität nicht so relevant sind, wie die drei erwähnten. Hinsichtlich der grammatischen Asymmetrien hat die Analyse vielfältigere Ergebnisse gebracht. Es wurden besonders viele grammatische Auslassungen und grammatische Wechsel identifiziert. Die erkannten grammatischen Asymmetrien betreffen, wie die Ergebnisse belegen, in erster Linie die Bereiche Morphologie und Syntax. Am Untersuchungskorpus hat sich ebenfalls eine Übersetzungsuniversalie manifestiert: die grammatische Verlegung, die die Positionierung von Attributen im Satz in unterschiedlichen Sprachen beachtet. Diesbezüglich wurde festgestellt, dass die deutsche Sprache bei der Attribuierung eher zur Postposition, während das Ungarische zur Präposition tendiert. Als Ausblick der Dissertation eröffnet sich ein neues Potenzial. Beispielsweise bietet die diskurslinguistische Betrachtung des Metaphernbegriffes auf der Zweiten Ebene – so stark konventionalisiert wie in dieser Studie – eine interessante Grundlage für neuere Untersuchungen an. Weiteres Potenzial bietet dieses Feld sowohl aus der Perspektive der Asymmetrieforschung als auch aus der der Diskursdynamikforschung. Der Begriff „Diskursdynamik“ könnte z.B. noch tiefer herausgearbeitet werden, v.a. wenn sie in Bezug auf Metaphern auf

Fazit | 253

der Zweiten Ebene verwendet wird. Es ist ebenfalls vielversprechend, den Terminus „Metapher auf der Zweiten Ebene“ weiter und noch ausführlicher herauszuarbeiten: Diese Form der Metapher nicht nur in literarischen Texten aufzudecken, sondern auch beispielsweise in Sammlungen von Sachtexten zu prüfen, inwiefern sie dort als metaphorisch empfunden werden und welche Funktionen sie in diesen einnehmen. Darüber hinaus wäre wiederum interessant, diskurslinguistische Metaphernanalysen mit weiteren Sprachen durchzuführen, um anzuschauen, ob diese eventuell mehr Verschiedenheiten auf der konzeptuellen Ebene zeigen. Weiterhin wären weitere Analysen auch aus methodischen Gründen interessant, in Hinsicht darauf, ob die Ergebnisse dieser Untersuchung für weitere Untersuchungen verallgemeinerbar wären. Zusammenfassend ist anhand der Ergebnisse festzustellen, dass sich sprachliche Asymmetrien zwischen unterschiedlichen Sprachen auf mehreren Ebenen manifestieren und sie auf subtilen Unterschieden der jeweiligen Sprachstruktur beruhen. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass sich literarische Texte zu diskurslinguistischen Metaphernanalysen besonders gut eignen, da sie interdisziplinäre Arbeitsweisen ermöglichen. Weiterhin bringen sie als Parallelkorpora vielfältigere Ergebnisse ins Forschungsfeld als Sachtexte. Da literarische Texte als abgeschlossene Diskurseinheiten fungieren, erweisen sie sich zur Analyse, Darstellung und zum Verständnis von Metaphern auf der Zweiten Ebene besonders ergiebig. Da dieses Feld in der Metaphernforschung relativ neu ist, bieten Metaphern auf der Zweiten Ebene in- und außerhalb literarischer Diskurse hinsichtlich ihrer diskursdynamischen Systematizität sowie bezüglich ihrer asymmetrischen Relationen zwischen Sprachen und Kulturen zahlreiche Wege zu noch expliziteren linguistischen Untersuchungen.

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Anhang

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung Der Aufbau jeder Tabelle ist wie folgt beschrieben (s. auch Tabelle 41). Spalte „Nr.“ enthält die folgenden Informationen: – Nummer in der Tabelle – * markiert Metaphern, die auch in anderen Fokusgruppen vorkommen – Metapherntyp: – Metapher oder Metapher aus metonymischer Basisbedeutung – Metapher auf der Ersten oder auf der Zweiten Ebene; – Bezeichnung anderer Fokusgruppen, in denen die Metapher noch auf-taucht. – Spalte „Figur/Quelldomänfeld“ gibt die folgenden Daten an: – Protagonist, mit dem sich die Metapher im Diskurs verbindet – Bezeichnung anderer lexikalischen Quelldomänfelder, mit denen sich die Metapher im Diskurs überlappt Spalte „Metaphorischer Kontext/Deutsch“ zeigt den vollständigen Kontext im deutschen Diskurs, in dem die Metapher identifiziert wurde. Spalte „Metapher/Deutsch“ ermittelt aus dem deutschen Kontext die hauptsächlichen metaphorischen Stellen. Jeder Metapher folgt eine Interlinearglossierung. (1) steht für die wörtliche Übersetzung aller Lexeme, folglich bleibt das im deutschen Diskurs leer; (2) steht für die morphologische Analyse der Metapher. Spalte „Metaphorischer Kontext/Ungarisch“ zeigt das vollständige Kon-textumfeld im ungarischen Diskurs, in dem die Metapher vorkommt. Spalte „Metapher/Ungarisch“ konzentriert sich auf den metaphorisch identifizierten Ausdruck im ungarischen Kontext und stellt sie durch eine wörtliche Analyse (1) und eine morphologische Analyse (2) dar.

https://doi.org/10.1515/9783110772975-008

HEIT

UNSICHER-

MPH AUS MN Zweite Ebene

Nr.

Er trug einen Pullover und eine undurchsichtige schwarze Brille, die eine Hand lag auf Miriams Arm, die andere stützte sich auf einen weißen Spazierstock. Seine Haut war braun und auf ledrige Art faltig, die Wangen hingen schlaff herab, seine Hände wirkten übergroß, die Haare standen wirr um seinen

Kaminski

SCHWARZ

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur Quelldomänfeld

. ein-e INDEF.ART-F.SG.AKK undurchsichtig-e undurchsichtig.ADJ-F.SG.AKK schwarz-e schwarz.ADJ-F.SG.AKK Brille Brille.F.SG.AKK

Pulóvert és fekete szemüve- ung. fekete szemüveget get viselt, egyik keze Miriam karján nyugodott, a másikkal fekete szemüveget fehér botra támaszkodott. schwarz Brille Cserzett, barna bőrét ráncok dt. ‚eine schwarze Brille‘ barázdálták, arca petyhüdten fekete lógni kezdett, a keze túlméfekete.ADJ retezettnek tűnt, haja borza- szemüveg-e-t san meredezett a koponyája szemüveg-FE-AKK

dt. eine undurchsichtige schwarze Brille

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Tab. 41: Muster zum Verstehen der Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

266   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur Quelldomänfeld

HEIT

UNSICHER-

MPH Erste Ebene (m ind)

BLINDHEIT

BLIND/

Zöllner

Kaminski MPH AUS SCHWARZ MN Zweite Ebene

Nr.

ein-e INDEF.ART-F.SG.AKK undurchsichtig-e undurchsichtig.ADJ-F.SG.AKK schwarz-e schwarz.ADJ-F.SG.AKK Brille Brille.F.SG.AKK

Egyik lábamat vakon a másik elé téve apró léptekkel ara-

vakon blind dt. ‚blind‘ vak-on vak.ADJ-ESS

ung. vakon

Pulóvert és fekete szemüveung. fekete szemüveget get viselt, egyik keze Miriam karján nyugodott, a másikkal fekete szemüveget fehér botra támaszkodott. schwarz Brille Cserzett, barna bőrét ráncok dt. ‚eine schwarze Brille‘ barázdálták, arca petyhüdten fekete lógni kezdett, a keze túlmérefekete.ADJ tezettnek tűnt, haja borzaszemüveg-e-t san meredezett a koponyája szemüveg-FE-AKK

dt. eine undurchsichtige schwarze Brille

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Blind setzte ich einen Fuß dt. blind vor den anderen, schob mich in winzigen Schritten blind vorwärts, hielt mich an blind.ADJ

Er trug einen Pullover und eine undurchsichtige schwarze Brille, die eine Hand lag auf Miriams Arm, die andere stützte sich auf einen weißen Spazierstock. Seine Haut war braun und auf ledrige Art faltig, die Wangen hingen schlaff herab, seine Hände wirkten übergroß, die Haare standen wirr um

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tab. 42: PSYCHISCHE BLINDHEIT IST DUNKELHEIT

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   267

Figur Quelldomänfeld

NUNG

RUHM/ ANERKEN-

MPH Erste Ebene (m ind)

RUNG

ERLEICHTE-

BLINDHEIT

BLIND/

Kaminski

Kaminski MPH AUS MN SCHWARZ Zweite Ebene

Nr.

Metapher Deutsch

Fast jeder, dem man erzählte, daß Kaminski noch lebte, reagierte mit Überraschung. Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes. im in_dem.PRÄP_DEF.ART.M.SG.DAT Schatten Schatten.M.SG.DAT der DEF.ART.F.SG.GEN Blindheit Blindheit.F.SG.GEM

dt. im Schatten der Blindheit

Ein letztes, ganzseitiges dt. mit […] schwarzer Brille Foto zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heitemit […] schwarz-er mit schwarz.ADJ-F.SG.DAT rem Gesichtsausdruck durch die AusstellungsBrille Brille.F.SG.DAT

Metaphorischer Kontext Deutsch

Hallva, hogy Kaminski még mindig él, szinte mindenki meglepődött. Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában. (EK:

Az utolsó, egész oldalas fényképen Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási

Metaphorischer Kontext Ungarisch

a vakság die Blindheit árnyékában in_ihrem_Schatten dt. ‚im Schatten der Blindheit‘ a vakság DEF.ART vakság.SG.NOM árnyék-á-ban árnyék-SG-POSS SG-INESS

ung. a vakság árnyékában

fekete szemüvegben schwarz in_Brille dt. ‚eine schwarze Brille tragend‘ fekete schwarz.ADJ szemüveg-ben Brille.SG-INESS

ung. fekete szemüvegben

Metapher Ungarisch

268   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

AUGE(N)

Die Skizzen waren mit Kohlestift gezeichnet, zunehmend unsicher, die Striche wurden zittrig und verfehlten einander, schließlich gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck. Kohlesplitter rieselten mir entgegen. (IK: ein-en ein.INDEF.ART-M.SG.AKK dick-en dick.ADJ-M.SG.AKK schwarz-en schwarz.ADJ-M.SG.AKK Fleck Fleck.M.SG.AKK

dt. einen dicken schwarzen Fleck

Angeblich hatte es an dt. blind seinen Augen gelegen, ich schloß für einen Moment die meinen und tastete blind mich blind vorwärts. Die blind.ADJ Szene war wichtig für mein Buch: Ich stellte mir vor, ich wäre Kaminski, vorantappend, blinzelnd, tastend, rufend, schließlich stehenbleibend und so lange schreiend, bis ich erkannte, daß niemand

Zöllner

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur Quelldomänfeld

Kaminski MPH AUS MN SCHWARZ Zweite Ebene

MPH Zweite Ebene

Nr.

Metapher Ungarisch

A szénnel rajzolt vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek, és elvétették egymást, a végén már csak egy nagy fekete pacni sikeredett.

pacni Fleck dt. ‚ein großer schwarzer Fleck‘ egy nagy INDEF.ART nagy.ADJ fekete pacni fekete.ADJ pacni.SG.NOM

egy nagy fekete ein groß schwarz

ung. egy nagy fekete pacni

Állítólag a szeme miatt törung. vakon tént, egy pillanatra én is lehunytam az enyémet, és vakon blind vakon tapogatóztam előre. A jelenet fontos volt a könyvem dt. ‚blind‘ szempontjából: elképzeltem, vak-on hogy én vagyok Kaminski, vak.ADJ-ESS hunyorogva, tapogatózva, kiáltozva botorkálok előre, végül megállok, és addig kiabálok, amíg rá nem jövök, hogy úgyse hallja meg senki.

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   269

MN Zweite Ebene

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Levette a szemüvegét, össze- ung. a szeme le volt hunyva csukta, és betette a köntöse mellső zsebébe. A szeme le a szeme le volt volt hunyva. A fogai közt das sein_Auge ab war kotorászott: ‒ Kapok hunyva gesunken dt. ‚seine Augen waren geschlossen‘ a DEF.ART szem-e szem.SG-POSS SG le volt le van. SG.PERF.IND hunyva hunyva.VADV

Er nahm die Brille ab, falte- dt. seine Augen waren gete sie und steckte sie in die schlossen Brusttasche des Schlafrocks. Seine Augen waren geschlossen. Er fingerte an sein-e sein.POSS.-N.PL.NOM seinen Zähnen. „Bekomme “ Auge-n Auge-N.PL.NOM waren sein- PL.PRÄT.IND.PASS geschlossen schließen.PART

Kaminski

AUGE(N)

SCHWARZ

Feltette a fekete szemüveget, ung. a fekete szemüveget összekulcsolta a kezét az ölében, és hátradöntötte a fea fekete jét, az ing és a pulóver fölött die schwarz még mindig a köntöst viselszemüveget Brille dt. ‚die schwarze Brille‘ a fekete DEF.ART fekete.ADJ szemüveg-e-t szemüveg.SG-FE-AKK

Metapher Ungarisch

Er hatte die schwarze Brille dt. die schwarze Brille aufgesetzt, die Hände im Schoß gefaltet und den Kopf zurückgelegt, über die Hemd und Pullover trug er DEF.ART.F.SG.AKK immer noch den Schlafschwarz-e schwarz.ADJ.-F.SG.AKK Brille Brille.F.SG.AKK

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Kaminski

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur Quelldomänfeld

270   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

AUGE(N)

„Ich weiß, es klingt lächerlich. Ich konnte den Führer nicht mehr finden. Bis dahin hatte ich die Sache mit meinen Augen nicht ernst genommen. Aber plötzlich war überall Nebel. Da unten konnte es keinen Nebel geben. Also hatte “ war sein. SG.PRÄT.IND.AKT überall überall.ADV Nebel Nebel.M.SG.NOM

plötzlich plötzlich.ADJ

Tudom, nevetségesen hangzik. Nem találtam meg az idegenvezetőt. Addig nem vettem komolyan ezt a dolgot a szememmel. De hirtelen minden ködbe borult. Márpedig odalent nem lehetett köd. Tehát valami baj

MPH Zweite Ebene

dt. plötzlich war überall Nebel

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Kaminski

Metapher Deutsch Felém fordította a fejét, egy hosszú másodpercig még a lélegzetem is elakadt, olyan erősen az volt az érzésem, hogy fekete szemüvegén át

Metaphorischer Kontext Deutsch

Er drehte den Kopf, und für dt. durch das Schwarz seiner eine lange Sekunde war Brille das Gefühl, daß er mich durch das Schwarz seiner Brille ansah, so stark, daß durch das durch DEF.ART.N.SG.AKK es mir den Atem nahm. (IK: Schwarz Schwarz.N.SG.AKK sein-er sein.POSS-F.SG.GEN Brille Brille.F.SG.GEN

Figur Quelldomänfeld

Kaminski MPH AUS MN SCHWARZ Zweite Ebene

Nr.

hirtelen minden plötzlich alles ködbe borult in_Nebel ist_gekippt dt. ‚Nebel hat alles überzogen‘ hirtelen hirtelen.ADJ minden köd-be minden.INDPR köd.SG-ILL borul-t borul-PERF SG.IND

ung. hirtelen minden ködbe borult

ung. fekete szemüvegén át fekete schwarz szemüvegén át an_seiner_Brille durch dt. ‚durch seine schwarze Brille‘ fekete fekete.ADJ szemüveg-é-n szemüveg.SG-POSS SG-SUP át át.POSTP

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   271

Figur Quelldomänfeld

Kaminski MPH AUS MN SCHWARZ Zweite Ebene

Nr.

Kaminski saß im Schlafrock am Küchentisch und trug seine schwarze Brille.

Metaphorischer Kontext Deutsch

SG.PRÄT.IND.AKT sein-e sein.POSS-F.SG.AKK Brille Brille.F.SG.AKK

trug

Kaminski hálóköntösben ült a ung. rajta volt fekete szemüvege konyhaasztalnál, rajta volt rajta volt auf_ihn war fekete szemüvege schwarz seine_Brille dt. ‚er hatte seine schwarze Brille auf‘ rajta rajta volt fekete SG.PERF.IND fekete.ADJ szemüveg-e szemüveg.SG-POSS SG

dt. trug seine schwarze Brille

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

272   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

UNSICHERHEIT

Erste Ebene (m flag)

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Ich senkte den Hörer. In der Dunkelheit vor dem Fenster konnte ich die Bergspitzen und einen blassen Halbmond erkennen. Ich atmete tief ein und aus. „Was ist?“ (IK: 40)

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht

Zöllner

Zöllner

NACHT

DUNKEL

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 43: ANGST IST DUNKELHEIT

SG.PRÄT.IND.AKT

die DEF.ART.F.SG.NOM Nacht draußen Nacht.F.SG.NOM draußen.ADV schien SG.PRÄT.IND.AKT

dt. die Nacht draußen schien

aus aus.PFX

sah […]

dt. sah […] aus

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért

Leengedtem a kagylót. Az ablak előtti sötétben is felismertem a hegycsúcsokat és a sápadt félholdat. Nagyot sóhajtottam. –

dt. in der Dunkelheit

in der in.PRÄP DEF.ART.F.SG.DAT Dunkelheit Dunkelheit.F.SG.DAT

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

éreztem a ich_fühlte die közelgő éjszakát bevorstehend Nacht dt. ‚ich hatte das Gefühl, dass die bevorstehende Nacht […]‘

ung. éreztem a közelgő éjszakát

éreztem ich_fühlte dt. ‚ich hatte das Gefühl‘ érez-t-em fühl-PERF SG.IND

ung. éreztem

sötétben in_der_Dunkelheit dt. ‚in der Dunkelheit‘ sötét-ben sötét.ADJ-INESS

ung. sötétben

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   273

KÄLTE

PSYCHISCHE

Zweite Ebene

Nr.

Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkom-

Zöllner

DUNKEL

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Metaphorischer Kontext Ungarisch

vergeblich vergeblich.ADJ versuch-te versuch SG.PRÄT.IND.AKT

Leültem egy kerti székre, és lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairschloss ance-ban. Hiába próbálSG.PRÄT.IND.AKT tam elhessegetni az emdie Auge-n léket. Délután négy óra DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Nédt. vergeblich versuchte ich die hány másodpercig teljes Erinnerung wegzuschieben

dt. schloss die Augen

Metapher Deutsch

hiába vergeblich próbáltam elhessegetni ich_versuchte verscheuchen az emléket‘ die Erinnerung

ung. hiába próbáltam elhessegetni az emléket

szemem mein_Auge dt. ‚ich schloß mir die Augen‘ le-huny-t-am PFX-huny-PERF- SG.IND.DEF a szem-em-Ø DEF.ART szem-POSS SG.-AKK

lehunytam a ich_schloss das

ung. lehunytam a szemem

érez-t-em fühl-PERF SG.IND a közelgő DEF.ART közelgő.PARTPR éjszaká-t éjszaka.SG-AKK

Metapher Ungarisch

274   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

ung. hisztérikusan nevettek hisztérikusan hysterisch nevettek sie_lachten dt. ‚sie lachten hysterisch‘

hysterisch hysterisch.ADJ gelacht lachen.PARTPF

dübörögve dröhnend ereszkedett le sich_senkte hinab dt. ‚[sie] sank dröhnend hinab‘ dübörög-ve dübörög-VADV ereszked-e-tt-Ø le ereszked-BV-PERF SG.IND PFX

dt. hysterisch gelacht

dröhnen-d dröhnen-PARTPR hinabgesunken hinabsinken.PARTPF

ung. dübörögve ereszkedett le

dt. dröhnend hinabgesunken

Metapher Ungarisch dt. ‚ich habe versucht, die Erinnerung zu verscheuchen hiába hiába.ADV próbál-t-am próbál-PERF-DEF SG.IND el-hesseget-ni az PFX-hesseget-INF DEF.ART emlék-e-t emlék-BV-AKK

Metaphorischer Kontext Ungarisch

ich die ich.NOM DEF.ART.F.SG.AKK Erinnerung Erinnerung.F.SG.AKK weg-zu-schieb-en PTKVZ-zu.PTKZU-schieb-INF

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   275

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

war sein. SG.PRÄT.IND.AKT

dt. war die Dunkelheit vollkommen

Wind Wind.M.SG.NOM ström-te aus SG.PRÄT.IND.AKT aus.PRÄP der Tiefe DEF.ART.F.SG.DAT Tiefe.F.SG.DAT

eiskalt-er eiskalt.ADJ-M.SG.NOM

dt. eiskalter Wind strömte aus der Tiefe

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

teljes volt vollkommen war a sötétség die Dunkelheit

ung. teljes volt a sötétség

a mélyből die aus_Tiefe jéghideg levegő áradt eiskalt Luft strömte dt. ‚aus der Tiefe strömte eiskalte Luft‘ a DEF.ART mély-ből jéghideg mély.SG-ELAT jéghideg.ADJ levegő levegő.SG.NOM árad-t-Ø árad-PERF SG.IND

ung. a mélyből jéghideg levegő áradt

hisztérikus-an hisztérikus.ADJ-ESS nevet-t-ek nevet-PERF PL.IND

Metapher Ungarisch

276   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

CKEN/SCHRECK

SCHRE-

MPH Erste Ebene (m dir)

Nr.

DUNKEL

Wieder eine Tür, aber im dt. war kein Licht Gang dahinter war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es war sein. SG.PRÄT.IND.AKT sie an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken kein schlug ich die Tür zu. (IK: kein.DET.N.SG.NOM Licht Licht.N.SG.NOM

Zöllner

die DEF.ART.F.SG.NOM Dunkelheit Dunkelheit.F.SG.NOM vollkommen vollkommen.ADJ

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Újabb ajtó, de a mögötte lévő folyosón nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld felszínén nem is létezik, rémülten becsaptam az

Metaphorischer Kontext Ungarisch

NEG

NEG

ég-e-tt ég-FE-PERF SG.IND egy lámpa INDEF.ART lámpa.SG.NOM sem

nem égett egy nicht brannte eine lámpa sem Lampe auch_nicht dt. ‚es hat keine Lampe gebrannt‘ nem

ung. nem égett egy lámpa sem

dt. ‚die Dunkelheit war vollkommen‘ teljes teljes.ADJ volt a SG.PERF.IND DEF.ART sötétség sötétség.SG.NOM

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   277

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

war sein. SG.PRÄT.IND.PASS erfüllt von erfüllen.PARTPF von.PRÄP ein-er INDEF.ART.F.SG.DAT Dunkelheit, wie es Dunkelheit.F.SG.DAT PTKVGL es sie an sie.AKK an.PRÄP der DEF.ART.F.SG.DAT Erdoberfläche Erdoberfläche. F.SG.DAT nicht nicht.NEG gab SG.PRÄT.IND.AKT

er er.NOM

dt. er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

olyan sötétség solch Dunkelheit volt, amilyen a föld war, die die Erde felszínén nem auf_ihrer_Oberfläche nicht is létezik auch existiert dt. ‚es gab eine Dunkelheit, die auf der Oberfläche der Erde gar nicht existiert‘ olyan olyan.DEM sötétség sötétség.SG.NOM volt, amilyen SG.PERF.IND amilyen.REL a föld DEF.ART föld.SG.NOM felszín-é-n nem felszín-POSS SG-SUP NEG is létezik-Ø is.FOK létezik- SG.PRÄS.IND

ung. olyan sötétség volt, amilyen a föld felszínén nem is létezik

Metapher Ungarisch

278   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

INSPIRATION

Zweite Ebene

Nr.

Metaphorischer Kontext Deutsch

Ob sie nachts das Licht ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich NACHT/ (FEHLENDES) konnte nicht sitzen LICHT bleiben. Ich stand auf. Ich rief. Ich rief lauter. Mir wurde klar, daß das nichts nützte. Ich schrie, bis ich heiser war. (IK:

Zöllner

Figur

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Boden Boden.M.SG.NOM war eiskalt sein. SG.PRÄT.IND.AKT eiskalt.ADJ

der DEF.ART.M.SG.NOM

dt. der Boden war eiskalt

dt. nachts das Licht ausschalte- Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? A föld ten jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kinachts áltottam. Hangosabban nachts.ADV kiáltottam. Rájöttem, hogy das semmi haszna. Addig DEF.ART.N.SG.AKK kiabáltam, amíg be nem Licht Licht.N.SG.AKK aus-schalt-e-ten PTKVZ-schalt-FE SG.PRÄT.IND.AKT

Metapher Deutsch

a föld der Boden jéghideg volt eiskalt war dt. ‚der Boden war eiskalt‘ a föld DEF.ART föld.SG.NOM jéghideg volt jéghideg.ADJ SG.PERF.IND

ung. a föld jéghideg volt

éjszakára auf_die_Nacht lekapcsolják a sie_ausschalten das villanyt Licht dt. ‚sie schalten das Licht nachts aus‘ éjszaká-ra éjszaka-SUBL le-kapcsol-ják a PFX-kapcsol-DEF PL DEF.ART villany-t villany-AKK

ung. éjszakára lekapcsolják a villanyt

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   279

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

SG.PRÄT.IND.AKT

schrie

bis

SG.PRÄT.IND.AKT PRÄP

ich ich.NOM

dt. ich schrie, bis ich heiser war

rief

ich ich.NOM

auf PTKVZ

laut-er laut-KOMP

SG.PRÄT.IND.AKT

dt. ich rief lauter

stand

ich ich.NOM

dt. ich stand auf

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

addig bis_dahin kiabáltam, amíg solange ich_rief

ung. addig kiabáltam, amíg be nem rekedtem

hangosabban lauter kiabáltam ich_rief dt. ‚ich rief lauter‘ hangos-a-bb-an hangos.ADJ-BV-KOMP-ESS kiabál-t-am kiabál-PERF-INDEF SG.IND

ung. hangosabban kiabáltam

felálltam ich_stand_auf dt. ‚ich stand auf‘ fel-áll-t-am PFX-áll-PERF SG.IND

ung. felálltam

Metapher Ungarisch

280   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH Erste Ebene (m dir)

Nr.

SCHATTEN

Ein sinnloser Einfall ließ dt. nirgendwo war man so mich das Mobiltelefon abgeschirmt wie in einem hervorholen, aber natür- Salzbergwerk lich gab es keinen Empfang, nirgendwo war man so abgeschirmt wie in nirgendwo nirgendwo.ADV einem Salzbergwerk. (IK: war man sein. SG.PRÄT.IND.AKT INDEF so abgeschirmt so.PTKINT abschirmen.PARTPF wie in wie.PTKVGL PRÄP

Zöllner

ich heiser ich.NOM heiser.ADJ war sein. SG.PRÄT.IND.AKT

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

be nem rekedtem ein nicht ich_war_heiser dt. ‚ich schrie, bis ich heiser war‘ addig addig.ADV kiabál-t-am, kiabál-PERF-INDEF SG.IND amíg be nem amíg.ADV PFX NEG reked-t-em reked-PERF SG.IND

Metapher Ungarisch

Egy értelmetlen ötlettől ung. a világon nincs még egy vezérelve elővettem a mo- ennyire leárnyékolt hely, mint biltelefont, de természete- egy sóbánya sen nem volt térerő, a világon nincs még egy ennyire a világon die auf_Welt leárnyékolt hely, mint egy nincs még egy ennyire nicht noch ein so leárnyékolt hely, mint egy abgeschirmt Ort, wie ein sóbánya Salzbergwerk dt. ‚auf der Welt gibt es keinen

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   281

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Woher kannte ich dieses Gedicht? Ich beeilte mich, wußte nicht warum, aber ich wollte so schnell wie möglich hinaus. Wieso in aller Welt kam es mir bekannt vor? Ich kam zum letzten Bild, begegnete seinem abschätzigen Blick, deckte es zu. Ich ging auf Zehenspitzen zur Tür, schaltete das Licht aus und atmete unwillkürlich

Zöllner

LICHT

DES)

(FEHLEN

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

lekapcsoltam ich_schaltete_aus a villanyt das Licht dt. ‚ich schaltete das Licht aus‘ le-kapcsol-t-am PFX-kapcsol-PERF-DEF SG.IND a villany-t DEF.ART villany-AKK

ung. lekapcsoltam a villanyt

Honnan ismerem ezt az arcot? Siettem; nem tudom, miért, de mihamarabb ki akartam jutni inschalt-e-te schalt-FE SG.PRÄT.IND.AKT nen. Honnan a pokolból ismerem? Az utolsó képdas Licht DEF.ART.N.SG.AKK Licht.N.SG.AKK hez értem, pillantásom találkozott megvető tekinteaus tével, letakartam. LábujjPTKVZ hegyen az ajtóhoz mentem, lekapcsoltam a villanyt, és önkéntelenül fellélegez-

dt. schaltete das Licht aus

Metapher Ungarisch weiteren so abgeschirmten Ort, wie ein Salzbergwerk‘ a világ-on DEF.ART világ-SUP nincs még egy NEG még.ADV INDEF.ART ennyire le-árnyékol-t DEM PFX-árnyékol-PARTPF hely, mint hely.SG.NOM mint.KONN egy sóbánya INDEF.ART sóbánya.SG.NOM

Metaphorischer Kontext Ungarisch

ein-em INDEF.ART.N.SG.DAT Salzbergwerk Salzbergwerk. N.SG.DAT

Metapher Deutsch

282   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH Erste Ebene (m flag)

Nr.

Eben ging die Sonne unter, die Berge sahen ein paar Sekunden schroff und riesig aus, dann wichen sie zurück und wurden flach und

Zöllner

LICHT

DES)

(FEHLEN

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

PTKVZ

die DEF.ART.M.PL.NOM Berg-e Berg.M.NOM-PL sah-en PL.PRÄT.IND.AKT schroff und riesig schroff.ADJ und.KONN riesig.ADJ aus

dt. die Berge sahen [...] schroff und riesig aus

PTKVZ

SG.PRÄT.IND.AKT die Sonne DEF.ART.F.SG.NOM Sonne.F.SG.NOM unter

A nap éppen lebukott, a hegyek pár másodpercre ridegnek és hatalmasnak látszottak, aztán eltávolodtak, laposakká és távo-

dt. ging die Sonne unter

ging

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

ridegnek és kalt/frostig/lieblos und hatalmasnak látszottak riesig schienen dt. ‚die Berge schienen kalt und riesig aus‘ a DEF.ART hegy-e-k rideg-nek és hegy-BV-PL rideg-DAT KONN

a hegyek die Berge

ung. a hegyek [...] ridegnek és hatalmasnak látszottak

DEF.ART nap le-buk-o-tt nap.SG.NOM PFX-buk-BV-PERF

lebukott tauchte_unter dt. ‚die Sonne ging unter‘

a nap die Sonne

ung. a nap [...] lebukott

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   283

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

dann dann.ADV wich-en sie PL.PRÄT.IND.AKT sie.NOM zurück und PTKVZ und.KONN wurd-en flach werd- PL.PRÄT.IND.AKT flach.ADJ und fern und.KONN fern.ADJ

dt. dann wichen sie zurück und wurden flach und fern

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

aztán dann eltávolodtak, sie_haben_sich_entfernt laposakká és távoliakká flach und fern váltak wurden aztán aztán.ADV el-távolod-t-ak, PFX-távolod(ik)-PERF PL.IND lapos-a-k-ká és lapos-BV-PL-TRANSL és.KONN távoli-a-k-ká távoli-BV-PL-TRANSL vál-t-ak vál(ik)-PERF PL.IND

ung. aztán eltávolodtak, laposakká és távoliakká váltak

hatalmas-nak hatalmas-DAT látsz-o-tt-ak látsz(ik)-BV-PERF PL

Metapher Ungarisch

284   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

SEN

UNWIS-

CHERHEIT

UNSI-

Zöllner MPH aus MN AUGE(N) Zweite Ebene

Nr. Valószínűleg túl fáradt voltam. [...] Hunyorogtam, az eső egyre erősebben esett, a szétloccsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat rajzoltak volna az ablakra, és miközben az eső dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tudtam, hol vagyok; mintha egy tág, üres térben lebegtem volna.

dt. ich schloß die Augen

Wahrscheinlich war ich einfach müde. [...] Ich blinzelte, der Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und während ich auf das Prasseln horchte, nickte ich ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren

war sein. SG.PRÄT.IND.AKT

dt. war ich einfach müde

P.SG.PRÄT.IND.AKT ich ein ich.NOM PTKVZ

nick-te

dt. nickte ich ein

ich ich.NOM schloß SG.PRÄT.IND.AKT sofort die sofort.ADV DEF.ART.N.PL.AKK Auge-n Auge-PL

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tab. 44: ERSCHÖPFUNG IST DUNKELHEIT

túl zu

fáradt müde

ung. túl fáradt voltam

elbóbiskoltam ich_nickte_ein dt. ‚ich nickte ein‘ el-bóbiskol-t-am PFX-bóbiskol-PERF SG.IND

ung. elbóbiskoltam

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   285

Figur

Zöllner MPH aus MN AUGE(N) Zweite Ebene

Nr. ich einfach ich.NOM einfach.ADV müde müde.ADJ

Metapher Deutsch

Der Regionalzug war fast leer, dt. schloß sofort die Augen ich drückte mich in die weiche Sitzpolsterung und schloß schloß SG.PRÄT.IND.AKT sofort die sofort.ADV DEF.ART.N.PL.AKK Auge-n Auge-PL

Metaphorischer Kontext Deutsch

A vicinális úgyszólván üres volt, bevackoltam magam a párnázott ülésbe, és azonnal lehunytam a szememet.

Metaphorischer Kontext Ungarisch

azonnal sofort lehunytam a szememet ich_schloß das mein_Auge dt. ‚ich schloß sofort meine Augen‘ azonnal azonnal.ADV le-huny-t-am PFX-huny-PERF-DEF SG.IND a DEF.ART szem-e-m-e-t szem-BV-POSS SG-BV-AKK

ung. azonnal lehunytam a szememet

voltam ich_war dt. ‚ich war zu müde‘ túl túl.ADV fáradt volt-am fáradt.ADJ van.PERF SG.IND

Metapher Ungarisch

286   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

MPH Zweite Ebene

DUNKEL

Kaminski

Zöllner MPH aus MN DUNKEL (WIDLII, PERS) Erste Ebene

Nr.

Egy álmos járókelő gondola- ung. az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, tai, Rieming leghíresebb verse nyomán: egy, az ólom- alig sejthető emberi alak szürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejtaz ólomszürke die bleigrau kursive Hervorhebungen im sötétségben in_der_Dunkelheit Original) gyámoltalanul hilflos bolyongó, alig sejthető irrende kaum erahnbare

Metapher Ungarisch

Gedanken eines schläfrigen dt. verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte Spaziergängers nach dem berühmtesten Gedicht Riemings: eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren verloren verlieren.PARTPF durch bleigraue Dunkelheit durch bleigrau-e Hervorhebungen im Original) PRÄP bleigrau.ADJ-F.SG.AKK Dunkelheit Dunkelheit.F.SG.AKK irr-te irr- SG.PRÄT.IND.AKT

Metaphorischer Kontext Ungarisch […] sötét csíkok barázdálták ung. sötét csíkok barázdálták hirtelen vörösnek és csupasznak tetsző arcomat. sötét csíkok dunkel Streifen (EK: 16) barázdálták sie_zogen_mit_dem_Pflug_Fur chen_in_den_Boden dt. ‚dunkle Streifen waren [an meinem Gesicht] zu sehen‘ sötét sötét.ADJ csík-o-k csík-BV-PL barázdál-t-ák barázdál-PERF-INDEF PL.IND

Metapher Deutsch

[…] zogen sich dunkle Streifen dt. zogen sich dunkle Streifen über mein plötzlich rot und nackt aussehendes Gesicht. zog-en sich PL.PRÄT.IND.AKT REFL dunkl-e dunkel.ADJ-M.PL.NOM Streifen Streifen.M.PL.NOM

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   287

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

Gedanke-n Gedanke-PL

dt. Gedanken eines schläfrigen Spaziergängers

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

egy álmos ein schläfrig

ung. egy álmos járókelő gondolatai

alak Figur dt. ‚die in der bleichgrauen Dunkelheit hilflos irrende, kaum zu erahnende menschliche Figur‘ az DEF.ART ólomszürke ólomszürke.ADJ sötétség-ben sötétség-INESS gyámoltalan-ul gyámoltalan.ADJ-ESS bolyong-ó, alig bolyong-PARTPR alig.ADV sejt-het-ő sejthet-PARTPR emberi alak emberi.ADJ alak.SG.NOM.

Metapher Ungarisch

288   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

Zöllner MPH aus MN AUGE(N) Zweite Ebene

Nr. ein-es INDEF.ART.M.SG.GEN schläfrig-en schläfrig.ADJ-M.SG.GEN Spaziergänger-s Spaziergänger-M.SG.GEN

Metapher Deutsch

ich ich.NOM schloß SG.PRÄT.IND.AKT die Auge-n DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL

Ich war plötzlich müde. Ich dt. ich schloß […] die Augen schloß, für einen Moment nur,

Metaphorischer Kontext Deutsch

járókelő gondolatai Passant seine_Gedanken dt. ‚die Gedanken eines schläfrigen Passanten‘ egy INDEF.ART álmos álmos.ADJ járókelő járókelő.SG.NOM gondolat-a-i gondolat-POSS SG-PL

Metapher Ungarisch

Hirtelen elfáradtam. Lehuny- ung. lehunytam a szemem tam a szemem, de csak egy lehunytam a ich_sank das szemem mein_Auge dt. ‚ich schloß mir die Augen‘ le-huny-t-am PFX-huny-PERF-DEF SG.IND a szem-em-Ø DEF.ART szem-POSS SG-AKK

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   289

Figur

Zöllner MPH aus MN AUGE(N) Zweite Ebene

Nr.

Ich rieb mir die Augen, plötzlich fühlte ich mich schwach.

Metaphorischer Kontext Deutsch

rieb mir reib. SG.PRÄT.IND.AKT ich.DAT die Auge-n DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL

ich ich.NOM

dt. ich rieb mir die Augen

war sein. SG.PRÄT.IND.AKT plötzlich müde plötzlich.ADJ müde.ADJ

ich ich.NOM

dt. ich war plötzlich müde

Metapher Deutsch

hirtelen plötzlich elfáradtam ich_wurde_müde dt. ‚plötzlich wurde ich müde‘ hirtelen hirtelen.ADJ el-fárad-t-am PFX-fárad-PERF SG.IND

ung. hirtelen elfáradtam

Metapher Ungarisch

Megdörgöltem a szemem, ung. megdörgöltem a szemem hirtelen gyengének éreztem megdörgöltem ich_rieb a szemem das mein_Auge dt. ‚ich rieb mir die Augen‘ meg-dörgöl-t-em PFX-dörgöl-PERFDEF SG.IND a szem-em-Ø DEF.ART szem-POSS SG-AKK

Metaphorischer Kontext Ungarisch

290   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

gyengének schwach éreztem magam ich_fühlte mich dt. ‚ich fühlte mich schwach‘ gyengé-nek gyenge.ADJ-DAT érez-t-em érez-PERF-DEF SG.IND magam-Ø magam.REFL-AKK

fühl-te fühl- SG.PRÄT.IND.AKT ich mich ich.NOM ich.AKK schwach schwach.ADJ

Metapher Ungarisch ung. gyengének éreztem magam

Metaphorischer Kontext Ungarisch

dt. fühlte ich mich schwach

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   291

FUNG

ERSCHÖP-

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

AUGE(N)

ich ein ich.NOM PTKVZ

SG.PRÄT.IND.AKT

nick-te

dt. nickte ich ein

Ich blinzelte, der Regen wurde dt. ich blinzelte stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, ich Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und wähich.NOM rend ich auf das Prasseln blinzel-te SG.PRÄT.IND.AKT horchte, nickte ich ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir dt. ich schloß die Augen war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum. ich ich.NOM schloß SG.PRÄT.IND.AKT die Auge-n DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL

Zöllner

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 45: UNSICHERHEIT IST DUNKELHEIT Metapher Ungarisch

elbóbiskoltam ich_dämmerte_ein dt. ‚ich dämmerte ein‘ el-bóbiskol-t-am PFX-bóbiskol-PERF SG.IND

ung. elbóbiskoltam

Hunyorogtam, az eső egy- ung. hunyorogtam re erősebben esett, a széthunyorogtam loccsanó cseppek mintha ich_blinzelte arcokat, szemeket, szájadt. ‚ich blinzelte‘ kat rajzoltak volna az abhunyorog-t-am lakra, és miközben az eső hunyorog-PERF SG.IND dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tudtam, hol vagyok; mintha egy tág, üres térben le-

Metaphorischer Kontext Ungarisch

292   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

SCHWARZ

Ich rutschte aus und schlug dt. schleuderte ihn in die der Länge nach hin. Vor Wut Schwärze des Tals packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. [...] Ich war unsischleuder-te cher, ob ich noch auf dem Weg schleuder- SG.PRÄT.IND.AKT

Zöllner

war, als sein. SG.PRÄT.IND.AKT als.KONN schweb-te SG.PRÄT.IND.AKT ich durch ich.NOM PRÄP ein-en INDEF.ART.M.SG.AKK weit-en, weit.ADJ-M.SG.AKK leer-en leer.ADJ-M.SG.AKK Raum Raum.M.SG.AKK

mir ich.DAT

dt. mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

KONN

tág, üres tág.ADJ üres.ADJ tér-ben lebeg-t-em tér-INESS lebeg-PERF SG.IND volna volna.AUX INDEF.ART

egy

mintha egy als_ob ein tág, üres térben weit, leer in_Raum lebegtem volna ich_schwebte hätte dt. ‚als wäre ich in einem weiten leeren Raum geschwebt‘ mintha

ung. mintha egy tág, üres térben lebegtem volna

Metapher Ungarisch

Megcsúsztam és hosszá- ung. a völgy mélységébe hajítotban elvágódtam. Dühöm- tam ben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélyséa völgy gébe hajítottam. Nem voldas Tal tam biztos benne, hogy mélységébe hajítottam

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   293

Nr.

Figur

war sein. SG.PRÄT.IND.AKT unsicher, unsicher.ADJ ob ich noch KONN ich.NOM noch.ADV auf dem PRÄP DEF.ART.M.SG.DAT Weg Weg.M.SG.DAT

ich ich.NOM

dt. ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war

NEG

nem voltam nicht ich_war biztos benne, hogy még sicher darin dass noch mindig az úton immer der auf_Weg járok ich_gehe dt. ‚ich war mir nicht sicher, ob ich immer noch auf dem Weg gehe‘ nem

ung. nem voltam biztos benne, hogy még mindig az úton járok

még mindig az úton járok, in_seine_Tiefe ich_warf_ihn talpam alatt görgött a ka- dt. ‚ich warf ihn [den Stein] in vics, kis híján megint lees- die Tiefe des Tals‘ a DEF.ART völgy völgy.SG.NOM mélység-é-be mélység-POSS SG-ILL hajít-o-tt-am hajít-BV-PERF-DEF SG.IND

ihn in die er.AKK PRÄP DEF.ART.F.SG.AKK Schwärze Schwärze.F.SG.AKK des Tal-s DEF.ART.N.SG.GEN Tal-GEN

war, unter mir löste sich Schotter, fast wäre ich wieder

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

294   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

BLINDHEIT

PSYCHISCHE

Zöllner MPH Erste Ebene BLIND/ BLINDHEIT

Nr.

Blind setzte ich einen Fuß vor den anderen, schob mich in winzigen Schritten vorwärts, hielt mich an Büschen fest.

Metaphorischer Kontext Deutsch

blind blind.ADJ setz-te setz- SG.PRÄT.IND.AKT ich ein-en ich.NOM INDEF.ART.M.SG.AKK Fuß vor Fuß.M.SG.AKK PRÄP den DEF.ART.M.SG.AKK ander-en ander.ADJ-M.SG.AKK

láb-am-a-t láb-POSS SG-BV-AKK vak-on a másik vak.ADJ-ESS DEF.ART INDEF elé té-ve POSTP tesz-VADV

INDEF

egyik den_einen lábamat vakon a meinen_Fuß blind der másik elé téve andere vor setzend dt. ‚blind setzte ich einen Fuß vor den anderen‘ egyik

ung. egyik lábamat vakon a másik elé téve

Egyik lábamat vakon a másik elé téve apró léptekkel araszoltam előre.

dt. blind setzte ich einen Fuß vor den anderen

Metapher Ungarisch volt-am biztos van.PRÄP SG.IND biztos.ADJ benne hogy még ADVPR KONN még.ADV mindig az út-on mindig.ADV DEF.ART út-SUP jár-ok P.SG.IND

Metaphorischer Kontext Ungarisch

war sein. SG.PRÄT.IND.AKT

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   295

Figur

ANGST

Zöllner MPH Erste Ebene NACHT (m flag)

Nr.

Plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen, Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht

Metaphorischer Kontext Deutsch

dt. die Bilder […] hatten etwas Bedrohliches, die Nacht schien nahe und unheimlich

SG.PRÄT.IND.AKT das DEF.ART.N.SG.NOM Zimmer Zimmer.N.SG.NOM nicht mehr nicht.NEG mehr.ADV gemütlich aus gemütlich.ADJ PTKVZ

sah

Már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozontos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért

dt. plötzlich sah das Zimmer nicht mehr gemütlich aus

plötzlich plötzlich.ADJ

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

ung. a [...] képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát

már nem schon nicht is éreztem olyan auch ich_fühlte so otthonosnak a szobát gemütlich das Zimmer dt. ‚plötzlich hat sich das Zimmer nicht mehr gemütlich angefühlt‘ már már.ADV nem is nem.NEG is.FOK érez-t-em olyan érez-PERF-DEF SG.IND olyan.DEM otthonos-nak a DEF.ART otthonos-DAT szobá-t szoba-AKK

ung. már nem is éreztem olyan otthonosnak a szobát

Metapher Ungarisch

296   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch die Bild-er DEF.ART.N.PL.NOM Bild-PL hatte-n etwas PL.PRÄT.IND.AKT INDPR Bedrohlich-es, bedrohlich-N.SG.AKK die DEF.ART.F.SG.NOM Nacht Nacht.F.SG.NOM schien SG.PRÄT.IND.AKT nahe und nahe.ADJ KONN unheimlich unheimlich.ADJ

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

a képekben die in_Bildern volt valami fenyegető, war etwas bedrohlich, rémisztőnek éreztem a erschreckend ich_fühlte die közelgő éjszakát bevorstehend Nacht dt. ‚in den Bildern gab es etwas Bedrohliches, ich empfand die bevorstehende Nacht erschreckend‘ a DEF.ART kép-e-k-ben kép-BV-PL-INESS volt valami SG.PERF.IND valami.INDPR fenyeget-ő, fenyeget-PARTPR rémiszt-ő-nek rémisztő-PARTPR-DAT érez-t-em a érez-PERF-DEF SG.INDDEF.ART közelg-ő éjszaká-t közeleg-PARTPR éjszaka-AKK

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   297

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

[…] ächzend ruckte die Kabine aufwärts und brachte uns auf einen kaum beleuchteten Gang. […] Es riecht seltsam, sind Sie sicher, daß es ein

Kaminski

LICHT

DES)

(FEHLEN

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Ez volna Das wäre a jövőm? die meine_Zukunft? dt. ‚Wäre das meine Zukunft?‘ Ez volna DEM volna.AUX a jövő-m DEF.ART jövő-POSS SG

ung. Ez volna a jövőm?

Metapher Ungarisch

[…] a fülke csikorogva ló- ung. egy alig megvilágított dult meg fölfelé, és egy folyosóra vitt minket alig megvilágított folyosóra vitt minket. […] Furcsa egy alig ein kaum brachte szag van, biztos benne, megvilágított folyosóra SG.PRÄT.IND.AKT hogy ez egy jó szálloda? beleuchtet auf_Gang uns auf vitt minket wir.AKK auf.PRÄP brachte uns ein-en kaum dt. ‚sie brachte uns auf einen ein.DEF.ART-M.SG.AKK kaum.ADV kaum beleuchteten Gang‘ beleuchtet-en beleuchten.PARTPF-M.SG.AKK egy Gang INDEF.ART Gang.M.SG.AKK alig meg-világít-o-tt alig.ADV PFX-világít-BV-PARTPF

dt. brachte uns auf einen kaum beleuchteten Gang

das DEF.ART.N.SG.NOM mein-e POSS SG-F.SG.NOM Zukunft Zukunft.N.SG.NOM

war sein. SG.PRÄT.IND.AKT

dt. War das meine Zukunft?

Metapher Deutsch

298   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

biztos benne, hogy sicher darin dass ez egy jó szálloda? dies ein gut Hotel? dt. ‚Sind Sie sicher, dass es ein gutes Hotel ist?‘ biztos biztos.ADJ benne, hogy benne.ADVPR hogy.KONN ez egy jó ez.DET INDEF.ART jó.ADJ szálloda? szálloda.SG.NOM

sind sein. PL.PRÄT.IND.AKT Sie sicher, Sie.NOM sicher.ADJ daß es dass.KONN es.AKK ein ein.INDEF.ART.N.SG.NOM gut-es Hotel gut-N.SG.NOM Hotel.N.SG.NOM ist sein. SG.PRÄT.IND.AKT

folyosó-ra folyosó-SUBL vi-tt-Ø visz-PERF-INDEF SG.IND mink-e-t mink-BV-AKK

Metapher Ungarisch

ung. biztos benne, hogy ez egy jó szálloda?

Metaphorischer Kontext Ungarisch

dt. […] sind Sie sicher, daß es ein gutes Hotel ist?

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   299

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Ich hätte endlich Zeit, etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch. Nicht zu dick, doch dick genug für die Romanregale in den Buchhandlungen. Womöglich ein Gemälde meines Schwiegervaters auf dem Cover. Oder doch lieber etwas Klassisches. Vermeer? Titel in dunkler Schrift. Fadenheftung, dickes Papier. Mit meinen Beziehungen würde ich mir ein paar gute Kritiken

Zöllner

DUNKEL

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 46: RUHM/ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT

Végre lenne időm, hogy írjak valami jelentőset, egy vastag könyvet. Nem túl vastagot, de elég vastagot ahhoz, hogy a regénypolcra kerüljön a könyvesboltokban. A borítón lehetőleg apósom festménye. Vagy inkább valami klasszikus? Vermeer? Sötét betűs cím. Cérnafűzés, vastag papír. A kapcsolataim révén bezsebelnék néhány jó

dt. Titel in dunkler Schrift

etwas etwas.INDPR Groß-es zu groß.ADJ-N.SG.AKK zu.PTKZU schreib-en schreib-INF

dt. [...] etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch

Titel in Titel.M.SG.NOM in.PRÄP dunkl-er Schrift dunkel-F.SG.DAT Schrift.F.SG.DAT

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

írjak valami ich_soll_schreiben etwas jelentőset, egy vastag Bedeutendes ein dick könyvet Buch

hogy dass

ung. [...] hogy írjak valami jelentőset, egy vastag könyvet

betűs mit_Buchstaben_versehen cím Titel dt. ‚Titel in dunkler Schrift‘ sötét sötét.ADJ betűs cím betűs.ADJ-cím.SG.NOM

sötét dunkel

ung. sötét betűs cím

Metapher Ungarisch

300   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

INSPIRATION

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

BLIND/ BLINDHEIT

Das das.DEM

dt. Das male ich. Und das ist alles.

„Es ist ganz einfach“, sag- dt. Ich werde nämlich blind. te Kaminski in seinem ersten Interview, „und ich verteufelt schwer. Ich ich.NOM werde nämlich blind. Das male ich. Und das ist werd-e “ werd- SG.FUTI.IND.AKT nämlich blind nämlich.ADV blind.ADJ

Kaminski

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Pofonegyszerű ‒ mondta első interjújában Kaminski ‒ és átkozottul nehéz. Ugyanis megvakulok. Azt festem meg. Ennyi az

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Azt festem_meg. das male_ich

ung. Azt festem meg. Ennyi az egész.

ugyanis nämlich megvakulok ich_werde_blind dt. ‚ich werde nämlich blind‘ ugyanis ugyanis.KONN meg-vakul-ok PFX-vakul- SG.IND

ung. Ugyanis megvakulok.

dt. ‚dass ich etwas Bedeutendes, ein dickes Buch schreibe‘ hogy hogy.KONN ír-j-ak valami ír-IMP-INDEF SG valami.INDPR jelentős-e-t egy jelentős.ADJ-BV-AKK INDEF.ART vastag könyv-e-t vastag.ADJ könyv-BV-AKK

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   301

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

DUNKEL

Hervorhebungen im Original)

Der Titel erweiterte man um den Zusatz painted by a blind man und brachte daneben ein Foto von Kaminski mit dunkler Brille an. Als man ihm davon erzählte, ärgerte er sich so sehr, daß er sich ins Bett legen mußte und zwei Wochen unter fiebriger Grip-pe litt. Als er wieder aufstehen konnte, war er

Kaminski

BLIND/ BLINDHEIT

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

SG.PRÄS.IND.AKT

ich. ich.NOM

painted by gemalt von a blind man ein blind Mann dt. ‚gemalt von einem blinden Mann‘ painted by paint.PARTPF by.PRÄP a blind man INDEF.ART blind.ADJ man.SG

eng. painted by a blind man

Und das und.KONN das.DEM ist sein. P.SG.PRÄS.IND.AKT alles alles. INDPR

mal-e

Metapher Deutsch

Hervorhebungen im Original)

A címhez hozzáfűzték még, hogy painted by a blind man, és elhelyezték mellette Kaminski sötét szemüveges fényképét. Amikor ezt a tudomására hozták, úgy felhúzta magát, hogy ágynak dőlt, és két hétig feküdt lázasan influenzával. Mire újra fel tudott kelni, már híres

Metaphorischer Kontext Ungarisch

painted by gemalt von a blind man ein blind Mann dt. ‚gemalt von einem blinden Mann‘ painted paint.PARTPF by a by.PRÄP INDEF.ART blind man blind.ADJ man.SG

eng. painted by a blind man

Ennyi az egész. so_viel das ganz dt. ‚Das male ich. Das ist alles.‘ az-t az.DET-AKK fest-em meg fest-DEF SG.PRÄS.IND meg.PFX

Metapher Ungarisch

302   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Vor allem wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die

Kaminski

BLIND/ BLINDHEIT

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

des DEF.ART.N.SG.GEN

wegen wegen.PRÄP

Kaminski Kaminski festményei a seine_Gemälde die vakságára auf_seine_Blindheit

ung. Kaminski festményei [...] a vakságára vonatkozó mendemondák miatt egy csapásra bejárták a világot Kaminski festményei, mindenekelőtt a vakságára vonatkozó mendemondák miatt, egy csapásra bejár-

dt. [...] wegen des Gerüchtes über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen

mit mit.PRÄP dunkl-er dunkel.ADJ-F.SG.DAT Brille Brille.F.SG.DAT

Kaminski Kaminski sötét szemüveges dunkel bebrillt fényképét sein_Foto dt. ‚Foto von Kaminski mit dunkler Brille‘ sötét sötét.ADJ szemüveges szemüveg.ADJ fénykép-é-t fénykép-POSS SG-AKK

Kaminski Kaminski.SG.NOM

Metapher Ungarisch ung. Kaminski sötét szemüveges fényképét

Metaphorischer Kontext Ungarisch

dt. Kaminski mit dunkler Brille

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   303

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch Gerücht-es über Gerücht-GEN über.PRÄP sein-e sein.POSS.M SG-F.SG.AKK Blindheit Blindheit.F.SG.AKK war-en sein.PRÄT PL.IND.AKT Kaminski-s Gemälde Kaminski-GEN Gemälde.N.PL.NOM plötzlich um plötzlich.ADJ um.PRÄP die Welt DEF.ART.F.SG.AKK Welt.F.SG.AKK gegangen gehen.PARTPF

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch vonatkozó sich_beziehende mendemondák miatt Gerüchte wegen egy_csapásra bejárták auf_einen_Schlag bereisten a világot die Welt dt. ‚wegen der Gerüchte bezüglich seiner Blindheit bereisten Kaminskis Gemälde auf einen Schlag die Welt‘ Kaminski Kaminski.M.SG.NOM festmény-e-i a festmény-POSS SG-PL DEF.ART vakság-á-ra vakság-POSS SG-SUBL vonatkozó vonatkoz(ik)-PARTPR mendemondá-k miatt mendemonda-PL miatt.POSTP egy csapás-ra INDEF.ART csapás-SUBL be-jár-t-ák PFX-jár-PERF-DEF PL.IND a világ-o-t DEF.ART világ-BV-AKK

Metapher Ungarisch

304   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

BLINDHEIT

PSYCHISCHE

MPH Erste Ebene (m ind)

Nr.

Fast jeder, dem man erzählte, daß Kaminski noch lebte, reagierte mit Überraschung. Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab, versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes.

Kaminski

SCHATTEN

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur Hallva, hogy Kaminski még mindig él, szinte mindenki meglepődött. Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még, csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség

dt. im Schatten der Blindheit und des Ruhmes

im in_dem.DEF.ART.M.SG.DAT Schatten Schatten.M.SG.DAT der DEF.ART.F.SG.GEN Blindheit und Blindheit.F.SG.GEN und.KONN des Ruhm-es DEF.ART.M.SG.GEN Ruhm-GEN

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

a vakság die Blindheit és a dicsőség und der Ruhm árnyékában in_ihrem/seinem_Schatten dt. ‚im Schatten der Blindheit und des Ruhmes‘ a DEF.ART vakság és vakság.SG.NOM és.KONN a dicsőség DEF.ART dicsőség.SG.NOM árnyék-á-ban árnyék-POSS SG-INESS

ung. a vakság és a dicsőség árnyékában

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   305

Figur

ANGST

MPH Erste Ebene

DUNKEL

LICHT

(FEHLEN DES)

Zöllner

Zöllner MPH AUS MN NACHT Zweite Ebene

Nr.

in in.PRÄP mein-e mein.POSS SG-M.PL.AKK Träum-e Traum-M.PL.AKK

Újabb ajtó, de a mögötte lévő folyosón nem égett egy lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld feszínén nem is létezik, rémülten be-

nem égett egy nicht brannte eine lámpa sem Lampe auch_nicht dt. ‚es hat keine Lampe gebrannt‘

ung. nem égett egy lámpa sem

Arra ébredtem, hogy a kalauz ung. álmomba kopogtat a fülke ajtaján. Hogy hat óra múlt, és fél órán álmomba belül megérkezünk. [...] in_meinen_Traum Álmomba makacsul bedt. ‚in meinen Traum‘ lekeveredtek a folyosóról álm-o-m-ba beszűrődő hangok, a vonat álom-BV-POSS SG-ILL zakatolása és a peronokon megszólaló hangosbemondók; újra és újra felriadtam cseppet sem kellemes ál-

dt. in meine Träume

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Wieder eine Tür, aber im dt. war kein Licht Gang dahinter war kein Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie war sein. SG.PRÄT.IND.AKT an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken schlug ich kein Licht kein.DET.N.SG.NOM Licht.N.SG.NOM

Ich wachte auf, als der Schaffner an die Abteiltür klopfte. Es sei kurz nach sechs, in einer halben Stunde seien wir am Ziel. […] In meine Träume hatten sich hartnäckig Fahrtgeräusche, Stimmen auf dem Gang und Ansagen auf irgendwelchen Bahnsteigen gemischt; immer wieder war ich aus unangenehmen Träumen aufgeschreckt […].

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tab. 47: SCHRECKEN/SCHRECK IST DUNKELHEIT

306   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

war sein. SG.PRÄT.IND.PASS erfüllt von erfüllen.PARTPF von.PRÄP ein-er INDEF.ART.F.SG.DAT Dunkelheit, wie Dunkelheit.F.SG.DAT wie.PTKVGL es sie an es.NOM sie.AKK an.PRÄP der DEF.ART.F.SG.DAT

er er.NOM

dt. er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

olyan sötétség solche Dunkelheit volt, amilyen a föld war, die die Erde felszínén nem auf_ihrer_Oberfläche nicht is létezik auch existiert dt. ‚es gab solch eine Dunkelheit, die auf der Oberfläche der Erde gar nicht existiert‘ olyan olyan.DEM sötétség sötétség.SG.NOM

ung. olyan sötétség volt, amilyen a föld felszínén nem is létezik

nem nem.NEG ég-e-tt-Ø egy ég-BV-PERF SG.IND INDEF.ART lámpa sem lámpa.SG.NOM sem.NEG

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   307

Figur

Zöllner MPH AUS NACHT MN Erste Ebene

Nr. Erdoberfläche nicht Erdoberfläche. F.SG.DAT nicht.NEG gab SG.PRÄT.IND.AKT

Metapher Deutsch

Ich blinzelte, auf einmal war dt. als wäre ich eingeschlafen mir, als wäre ich eingeschlafen, ich fuhr erschrocken auf, doch es war nichts als geschehen, Kaminski als.KONN schnarchte, die Straße war wär-e leer, und ich steuerte zurück sein- SG.PLUSQ.KONJ.AKT ich eingeschlafen ich.NOM einschlafen.PARTPF

Metaphorischer Kontext Deutsch amilyen amilyen.REL

föld föld.SG.NOM felszín-é-n felszín-POSS SG-SUP nem nem.NEG is létez-ik is.FOK SG.IND

SG.PERF.IND

DEF.ART

a

volt,

Metapher Ungarisch

Hunyorogtam, egyszer csak ung. mintha elaludtam volna úgy éreztem, mintha elaludtam volna, felriadtam, de mintha als_ob nem történt semmi, Kaminski elaludtam volna horkolt, az út üres volt, én pedig visszakormányoztam a ich_eingeschlafen wäre dt. ‚als wäre ich eingeschlafen‘ mintha mintha.KONN el-alud-t-am PFX-alsz(ik)-PERF SG.IND volna volna.AUX

Metaphorischer Kontext Ungarisch

308   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

Zöllner MPH AUS MN AUGE(N) Zweite Ebene

Nr.

Ich schloß einen Moment lang die Augen. Was hatte mich so erschreckt? (IK:

Metaphorischer Kontext Deutsch Egy pillanatra lehunytam a szemem. Mitől ijedtem meg

dt. ich schloß einen Moment lang die Augen

ich ich.NOM schloß SG.PRÄT.IND.AKT ein-en ein.INDEF.ART-M.SG.AKK Moment lang Moment.M.SG.AKK lang.ADV die DEF.ART.N.PL.AKK Auge-n Auge-N.PL.AKK

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

egy pillanatra einen auf_Moment lehunytam a szemem schloß die mein_Auge dt. ich schloß für einen Moment die Augen‘ egy INDEF.ART pillanat-ra pillanat-SUBL le-huny-t-am PFX-schließ-PERF-DEF SG.IND a INDEF.ART szem-e-m-Ø Auge-BV-POSS SG-AKK

ung. egy pillanatra lehunytam a szemem

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   309

RUHM/ ANERKENNUNG

Pofonegyszerű ‒ mondta első interjújában Kaminski ‒ és átkozottul nehéz. Ugyanis megvakulok. Azt festem meg. Ennyi az

„Es ist ganz einfach“, sagte dt. Ich werde nämlich blind. Kaminski in seinem ersten Interview, „und verteufelt schwer. Ich werde nämlich ich ich.NOM blind. Das male ich. Und das werd-e “ werd- SG.FUTI.IND.AKT nämlich nämlich.ADV

in in.PRÄP

Kaminski MPH aus MN Zweite BLIND/ Ebene BLINDHEIT

SG.PRÄT.IND.AKT

der Mine DEF.ART.F.SG.DAT Mine.F.SG.DAT passiert passieren.PARTPF

war

Was Was.INT

ugyanis nämlich megvakulok ich_werde_blind dt. ‚Ich werde nämlich blind.‘ ugyanis ugyanis.KONN

ung. Ugyanis megvakulok.

Mi történt Was geschah a bányában? die in_Mine dt. ‚Was ist in der Mine geschehen?‘ Mi mi.INT történ-t történ(ik)-PERF SG.IND a bányá-ban? DEF.ART bánya-INESS

Mi történt a bányában? (EK: ung. Mi történt a bányában?

dt. Was war in der Mine passiert?

Was war in der Mine pas-

Kaminski MPH aus MN Zweite MINE Ebene

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

Nr.

Tab. 48: INSPIRATION IST DUNKELHEIT

310   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

Kaminski MPH aus MN MINE Zweite Ebene

Nr.

mal-e SG.PRÄS.IND.AKT

das das.DEM ich ich.NOM

Bizonyára hallott a kaland- ung. a sóbányában járól a sóbányában, épp ea die sóbányányában in_der_Salzmine a DEF.ART sóbányá-ban sóbánya-INESS

Azt festem_meg. das ich_male dt. ‚Das male ich.‘ az-t az.DEM-AKK fest-em meg SG.IND meg.PFX

ung. Azt festem meg.

dt. Das male ich.

Metapher Ungarisch meg-vakul-ok PFX-vakul- SG.IND

Metaphorischer Kontext Ungarisch

blind blind.ADJ

Metapher Deutsch

Sie haben sicher von seinem dt. in der Salzmine Erlebnis in der Salzmine gehört, er redet ja oft genug – in der in.PRÄP DEF.ART.F.SG.DAT Salzmine Salzmine.F.SG.DAT

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   311

Figur

Zöllner MPH aus MN Zweite (FEHLEN DES) Ebene LICHT ANGST

Nr.

Metapher Deutsch

Ob sie nachts das Licht dt. Ob sie nachts das Licht ausschalteten? ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich stand auf. ob sie Ich rief. Ich rief lauter. Mir ob.KONN sie.NOM wurde klar, daß das nichts nützte. Ich schrie, bis ich nachts das nachts.ADV DEF.ART.N.SG.AKK Licht Licht.N.SG.AKK aus-schalt-e-ten PFX-schalt-FE PL.PRÄT.IND.AKT

Metaphorischer Kontext Deutsch Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt? A föld jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kiáltottam. Hangosabban kiáltottam. Rájöttem, hogy semmi haszna. Addig kiabáltam, amíg

Metaphorischer Kontext Ungarisch

vajon éjszakára ob auf_Nacht lekapcsolják a sie_schalten_aus das villanyt Licht dt. ‚Ob sie nachts das Licht ausschalten?‘ vajon vajon.ADV éjszaká-ra éjszaka-SUBL le-kapcsol-ják PFX-kapcsol-DEF PL.IND a villany-t DEF.ART villany-AKK

ung. Vajon éjszakára lekapcsolják a villanyt?

Metapher Ungarisch

312   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

„Wenn ich reich werde, kaufe ich Ihnen Tod am fahlen Meer ab. Egal, was “ Hervorhebungen im Original)

UNENDLICHKEIT

Kaminski MPH aus MN Zweite Ebene DUNKEL

Metaphorischer Kontext Deutsch

Er zeigte auf ein Gemälde an der Wand gegenüber: Eine gebeugte Gestalt saß an der Küste eines dunklen Ozeans, neben ihr stand ein riesiger, eigentümlich aus der Perspektive gedrehter Hund. „Das kennen Sie, oder? Der Tod am fahlen Meer “ kursive Hervorhebungen am Original)

Figur

Kaminski MPH aus MN Zweite Ebene DUNKEL

Nr.

Tab. 49: TOD IST DUNKELHEIT

Tod Tod.M.SG.NOM am an_das.DEF.ART.N.SG.DAT fahl-en Meer fahl.ADJ-N.SG.DAT Meer.N.SG.DAT

DEF.ART.M.SG.NOM

der

dt. Der Tod am fahlen Meer

Tod Tod.M.SG.NOM am an_das.DEF.ART.N.SG.DAT fahl-en Meer fahl.ADJ-N.SG.DAT Meer.N.SG.DAT

halál a fakó Tod das fahl tengernél bei_Meer dt. ‚der Tod am fahlen Meer‘ halál halál.SG.NOM a fakó DEF.ART fakó.ADJ tenger-nél tenger-ADESS

ung. Halál a fakó tengernél

Metapher Ungarisch

Ha gazdag leszek, megveung. Halál a fakó tengernél szem magától a Halál a fakó tengernél-t. Kerül, amibe kehalál a fakó Tod das fahl tengernél hebungen im Original) bei_Meer dt. ‚der Tod am fahlen Meer‘ halál halál.SG.NOM a fakó DEF.ART fakó.ADJ tenger-nél tenger-ADESS

A szemközti falon lógó festményre mutatott: egy hajlott alak ült a sötét óceán partján, mellette egy óriási, a perspektívából különös módon kifordult kutya. ‒ Ezt ismeri, ugye? Halál a fakó tengernél ive Hervorhebungen im Original)

dt. Der Tod am fahlen Meer der DEF.ART.M.SG.NOM

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   313

MPH (m flag) Erste Ebene

Nr.

(FEHLEN DES) LICHT

SG.PRÄT.IND.AKT als reis-ten als.KONN reis- PL.PRÄT.IND.AKT wir durch wir.NOM durch.PRÄP

war

mir ich.DAT

dt. mir war, als reisten wird durch ausgestorbenes Land

von von.PRÄP Wäld-er-n Wald-PL-DAT ein ein.INDEF.ART.N.SG.NOM lichtlos-es Dorf lichtlos-N.SG.NOM Dorf.N.SG.NOM

Schatten Schatten.M.SG.NOM

Ilyenkor amúgy is üresek az utak. Erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu; úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül. Résnyire kinyitottam az ablakot, könynyűnek és valószerűtlennek ér

dt. Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf

Die Straßen waren um diese Zeit ohnehin leer. Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf; mir war, als reisten wir durch ausgestorbenes Land. Ich öffnete einen Spalt weit das Fenster, ich fühlte mich leicht und un

Zöllner

SCHATTEN

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

úgy éreztem, so ich_fühlte mintha kihalt als_ob ausgestorben vidéken auf_Land autóznánk wir_würden_Auto_fahren

ung. úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül

árnyai ihre_Schatten egy kivilágítatlan falu ein unbeleuchtet Dorf dt. ‚Schatten von Wäldern, ein unbeleuchtetes Dorf‘ erdő-k erdő-PL árny-a-i, egy árny-POSS SG-PL INDEF.ART kivilágítatlan falu kivilágítatlan.ADJ falu.SG.NOM

erdők Wälder

ung. erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu

Metapher Ungarisch

314   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH (m ind) Erste Ebene

Nr.

Na ja, wir haben uns zusammengetan. Lebensabend gemeinsam. (IK:

Holm/ Therese

NACHT

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Lebensabend Lebensabend.M.SG.NOM

ung. életünk unser_Leben alkonyát Abenddämmerung élet-ünk élet-POSS PL alkony-á-t alkony-BV-AKK

ung. életünk alkonyát Együtt töltjük életünk alko-

dt. Lebensabend

Metapher Ungarisch egyedül allein dt. ‚ich fühlte, als würden wir durch ein ausgestorbenes Land allein mit dem Auto fahren‘ úgy úgy.ADV érez-t-em, érez-PERF SG.IND mintha mintha.KONN kihal-t vidék-en kihal-PARTPF vidék-SUP autóz-ná-nk autóz(ik)-KOND PL egyedül egyedül.ADV

Metaphorischer Kontext Ungarisch

ausgestorben-es aussterben.PARTPF-N.SG.AKK Land Land.N.SG.AKK

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   315

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

(FEHLEN

LICHT

DES)

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Ungarisch

A földre dobtam a cigaret- ung. a földre dobtam a cigarettát, és eltapostam tát, és eltapostam, közben dühösen összeszoría földre die auf_Erde ich dobtam a cigarettát, ich.NOM ich_warf die Zigarette ließ és eltapostam SG.PRÄT.IND.AKT und ich_trat_sie_aus die dt. ‚ich warf die Zigarette auf DEF.ART.F.SG.AKK den Boden und trat sie aus‘ Zigarette fall-en Zigarette.F.SG.AKK fall-INF a und trat DEF.ART und.KONN SG.PRÄT.IND.AKT föld-re föld-SUBL sie aus sie.AKK aus.PTKVZ dob-t-am a dob-PERF-DEF SG.IND DEF.ART cigarettá-t és cigaretta-AKK és.KONN el-tapos-t-am PFX-tapos-PERF-DEF SG.IND

Ich ließ die Zigarette fallen dt. ich ließ die Zigarette fallen und trat sie aus und trat sie aus, vor Wut biß ich die Zähne zusam-

Zöllner

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 50: WUT/ÄRGER IST DUNKELHEIT

316   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

UNSICHERHEIT

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Ich rutschte aus und schlug der Länge nach hin. Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. Ich rieb mir das Knie und stellte mir vor, wie er fiel und andere Steine mitnahm, mehr davon und

Zöllner

SCHWARZ

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

zusammen zusammen.ADV

DEF.ART.M.PL.AKK

die

SG.PRÄT.IND.AKT

vor Wut vor.PRÄP Wut.M.SG.DAT pack-te SG.PRÄT.IND.AKT

dt. vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals

biß beißen. ich ich.NOM Zähn-e Zahn-PL

vor Wut vor.PRÄP Wut.M.SG.DAT

dt. vor Wut biß ich die Zähne zusammen

Metapher Deutsch

Megcsúsztam és hosszában elvágódtam. Dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. A térdemet dörgölve elképzeltem, ahogy zuhanás közben magával sodor egy csomó követ, egyre többet és töb-

Metaphorischer Kontext Ungarisch

dühömben in_meiner_Wut felkaptam egy követ, ich_schnappte ein Stein és a völgy fekete

ung. dühömben felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam

dühösen wütend összeszorítottam a ich_drückte_zusammen die fogam meinen_Zahn dt. ‚wütend biß ich die Zähne zusammen‘ dühös-en dühös.ADJ-ESS össze-szorít-o-tt-am PFX-szorít-BV-PERF-DEF SG.IND a fog-a-m-Ø DEF.ART fog-BV-POSS SG-AKK

ung. dühösen összeszorítottam a fogam

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   317

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

AUGE(N)

Kaminski

Figur

und die Tal schwarz mélységébe hajítottam in_seine_Tiefe ich_warf_ihn dt. ‚vor Wut schnappte ich einen Stein auf und ich warf ihn in die schwarze Tiefe des Tals‘ düh-ö-m-ben düh-BV-POSS SG-INESS fel-kap-t-am egy PFX-kap-PERF SG.IND INDEF.ART köv-e-t, és kő-BV-AKK és.KONN a völgy DEF.ART völgy.SG.NOM fekete fekete.ADJ mélység-é-be mélység-POSS SG-ILL hajít-o-tt-am hajít-BV-PERF-DEF SG.IND

Metapher Ungarisch

Hirtelen kifújta a levegőt, ung. hirtelen kifújta a levegőt, és levette a szemüvegét. A és levette a szemüvegét szeme csukva volt. ‒ Ha hirtelen egyszer azt mondom, plötzlich hogy sosem találkoztam kifújta a levegőt, valakivel, akkor sosem er_blies_aus die Luft,

bet, míg végül a hegyomlás valahol maga alá temet egy gyanútlan járókelőt. Tetszett az ötlet, és eldobtam még egy követ. (EK:

ich ein-en ich.NOM ein. INDEF.ART-M.SG.AKK Stein und Stein.M.SG.AKK und.KONN schleuder-te SG.PRÄT.IND.AKT ihn in die er.AKK in.PRÄP DEF.ART.F.SG.AKK Schwärze Schwärze.F.SG.AKK des DEF.ART.N.SG.GEN Tal-s Tal-GEN

mehr, bis schließlich ein Hangrutsch irgendwo einen arglosen Spaziergänger begrub. Der Gedanke gefiel mir, und ich warf noch einen Stein. (IK:

Er stieß scharf die Luft aus dt. er stieß scharf die Luft aus und nahm seine Brille ab. und nahm seine Brille ab Seine Augen waren geschlossen. „Wenn ich sage, ich habe jemanden er nie getroffen, dann meine er.NOM

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

318   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Nr.

Figur találkoztam vele. Higgye

stieß

ich genau das. Ich kenne ihn nicht. Glauben Sie mir!“ (IK: 144)

sein-e sein.POSS.M SG-N.PL.NOM

dt. Seine Augen waren geschlossen.

die scharf DEF.ART.F.SG.AKK scharf.ADJ die Luft DEF.ART.F.SG.AKK Luft.F.SG.AKK aus und aus.PFX und.KONN nahm SG.PRÄT.IND.AKT sein-e sein.POSS.M SG-F.SG.AKK Brille ab Brille.F.SG.AKK PTKVZ

SG.PRÄT.IND.AKT

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

a szeme das sein_Auge csukva volt geschlossen war

ung. A szeme csukva volt.

és levette a und er_nahm_ab die szemüvegét seine_Brille dt. ‚plötzlich blies er die Luft auf und nahm seine Brille ab‘ hirtelen hirtelen.ADV ki-fúj-t-a PFX-fúj-PERF-DEF SG.IND a levegő-t, DEF.ART levegő-AKK és és.KONN le-ve-tt-e PFX-vesz-PERF-DEF SG.IND a DEF.ART szemüveg-é-t szemüveg-POSS SG-AKK

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   319

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch Auge-n waren Auge-PL PL.PRÄT.IND.AKT geschlossen schließen.PARTPF

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch dt. ‚seine Augen waren geschlossen‘ a DEF.ART szem-e csuk-va szem-POSS SG csuk-VADV volt SG.PERF.IND

Metapher Ungarisch

320   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH aus MN AUGE(N)/ Zweite DUNKEL Ebene

Zöllner

würde werden. SG.PRÄS.KONJ.AK T vielleicht erfrier-en vielleicht.ADV erfrier-INF

ich ich.NOM

dt. ich würde vielleicht erfrieren

war kalt sein. SG.PRÄT.IND.AKT kalt.ADJ

SG.PRÄS.IND.AKT

KOND

Leültem egy kerti székre, és ung. lehunytam a szemem lehunytam a szemem. [...] De, egyszer volt. Clairancelehunytam ban. Hiába próbáltam elhesich_schloß

KONN PFX

fáztam mir_war_kalt dt. ‚mir war kalt‘ fáz-t-am fáz(ik)-PERF SG.IND

ung. fáztam

Metapher Ungarisch

SG

Mi lenne, ha egyszerűen ung. lehet, hogy megfagynék leülnék, és megvárnám, lehet, hogy amíg megvirrad? Lehet, es_kann_sein dass hogy megfagynék, előtte még halálra is unnám magam, megfagynék de legalább nem zuhannék ich_würde_erfrieren dt. ‚es kann sein, dass ich erfrieren würde‘ lehet, lehet.MOD hogy meg-fagy-né-k hogy. -fagy-

Nem voltam biztos benne, hogy még mindig az úton járok, talpam alatt görgött a kavics, kis híján megint leestem. Fáztam. (EK: 35)

dt. mir war kalt mir ich.DAT

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Ich setzte mich auf einen dt. schloß die Augen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergebschloß

Sollte ich mich einfach hinsetzen und auf den Tagesanbruch warten? Ich würde vielleicht erfrieren und mich noch vorher zu Tode langweilen, aber immerhin würde ich nicht

Zöllner MPH aus MN Zweite DUNKEL Ebene

Metaphorischer Kontext Deutsch

Ich war unsicher, ob ich noch auf dem Weg war, unter mir löste sich Schotter, fast wäre ich wieder gefallen. Mir war kalt. (IK:

Figur

Zöllner MPH aus MN Zweite DUNKEL Ebene UNSICHERHEIT

Nr.

Tab. 51: PSYCHISCHE KÄLTE IST DUNKELHEIT

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   321

ANGST

Nr.

Figur Auge-n Auge-PL

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Wind Wind.M.SG.NOM ström-te aus SG.PRÄT.IND.AKT aus.PTKVZ der Tiefe DEF.ART.F.SG.DAT Tiefe.F.SG.DAT

eiskalt-er eiskalt.ADJ-M.SG.NOM

segetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a södt. eiskalter Wind strömte aus der tétség. (EK: Tiefe

die

lich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen. DEF.ART.N.PL.AKK

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

a mélyből die aus_Tiefe jéghideg levegő áradt eiskalt Luft strömte dt. ‚aus der Tiefe strömte eiskalte Luft‘ a mély-ből DEF.ART mély-ELAT jéghideg levegő jéghideg.ADJ levegő.SG.NOM árad-t-Ø árad-PERF SG.IND

dt. a mélyből jéghideg levegő áradt

a szemem das mein_Auge dt. ‚ich schloß die Augen‘ le-huny-t-am PFX-huny-PERF SG.IND a DEF.ART szem-em-Ø szem-POSS SG-AKK

Metapher Ungarisch

322   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

HEIT

UNSICHER-

FUNG

ERSCHÖP-

Zöllner MPH (m flag) AUGE(N) Erste Ebene

Nr.

SG.PRÄT.IND.AKT ich nicht, wo ich.NOM nicht.NEG wo.INT ich mich ich.NOM ich.AKK befand SG.PRÄT.IND.AKT

wusste

dt. wußte ich nicht, wo ich mich befand

ich ich.NOM schloß SG.PRÄS.IND.AKT die Auge-n DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL

azt sem das auch_nicht tudtam, hol vagyok ich_wusste wo ich_bin dt. ‚ich wusste auch nicht, wo ich bin‘ az-t az.DEM-AKK sem sem.NEG tud-t-am, hol tud-PERF-DEF SG.IND hol.INT vagy-ok SG.PRÄS.IND.AKT

Hunyorogtam, az eső egyre erősebben esett, a szétloccsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat rajzoltak volna az ablakra, és miközben az eső dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tudtam, hol vagyok; mintha egy tág, üres ung. azt sem tudtam, hol térben lebegtem volna. (EK: vagyok

dt. ich schloß die Augen

Ich blinzelte, der Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und während ich auf das Prasseln horchte, nickte ich ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum. (IK:

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tab. 52: UNWISSEN IST DUNKELHEIT

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   323

Zöllner „Die Straße ist nicht beleuchdt. die Straße ist nicht beleuchtet“, sagte der Bankier. […] „Die tet (FEHLEN Straße ist nicht beleuchtet“, wiederholte der Bankier. (IK: DES) die LICHT DEF.ART.F.SG.NOM

war, als sein. SG.PRÄT.IND.AKT als.KONN schweb-te SG.PRÄT.IND.AKT ich durch ich.NOM durch.PRÄP ein-en ein.INDEF.ART-M.SG.AKK weit-en weit.ADJ-M.SG.AKK leer-en Raum leer.ADJ-M.SG.AKK Raum.M.SG.AKK

mir ich.DAT

dt. mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum

Metapher Deutsch

MPH aus MN Zweite Ebene

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Nr.

‒ Az út nincs kivilágítva ‒ mondta a bankár. […] ‒ Az út nincs kivilágítva ‒ ismé-

Metaphorischer Kontext Ungarisch

az út der Weg nincs kivilágítva nicht beleuchtet

ung. az út nincs kivilágítva

mintha egy tág als_ob ein weit üres térben leer in_Raum lebegtem_volna ich_wäre_geschwebt dt. ‚als wäre ich in einem weiten, leeren Raum geschwebt‘ mintha mintha.KONN egy tág, üres INDEF.ART tág.ADJ üres.ADJ tér-ben lebeg-t-em tér-INESS lebeg-PERF SG.IND volna volna.AUX

ung. mintha egy tág, üres térben lebegtem volna

Metapher Ungarisch

324   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Metaphorischer Kontext Deutsch Straße Straße.F.SG.NOM ist nicht sein. SG.PRÄS.IND.AKT nicht.NEG beleuchtet beleuchten.PARTPF

Metapher Deutsch

Zöllner Es wurde wirklich sehr rasch dt. ich mußte die Augen zudunkel. Ich mußte die Augen sammenkneifen, um den Lauf AUzusammenkneifen, um den Lauf der Straße auszumachen der Straße auszumachen; ich GE(N)/ DUNKEL spürte Gras unter mir, blieb ich stehen, tastete mich vorsichtig ich.NOM mußte müssen SG.PRÄT.IND.AKT die DEF.ART.N.PL.AKK Auge-n zusammen-kneif-en, Auge-PL PTKVZ-kneif-INF um den um.KONN DEF.ART.M.SG.AKK Lauf der Lauf.M.SG.AKK DEF.ART.F.SG.DAT Straße Straße.F.SG.GEN

Figur dt. ‚der Weg ist nicht beleuchtet‘ az DEF.ART út nincs út.SG.NOM nincs.NEG ki-világít-va PFX-világít-VADV

Metapher Ungarisch

Tényleg nagyon hamar be- ung. hunyorognom kellett, sötétedett. Hunyorognom hogy lássam, merre vezet az kellett, hogy lássam, merre út vezet az út; füvet éreztem a hunyorognom talpam alatt, megálltam, óblinzeln vatosan visszatapogatózkellett, hogy lássam, ich_musste dass ich_sehe merre vezet az út wohin führt der Weg dt. ‚ich musste blinzeln, damit ich sehe, wohin der Weg führt‘ hunyorogn-om hunyorogni.INF- SG.IND kell-e-tt-Ø, kell-BV-PERF SG.IND hogy hogy.KONN

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   325

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch aus-zu-mach-en PTKVZ-PTKZU-mach-INF

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch lás-s-am lát-IMP SG merre merre.ADV vezet-Ø az SG.IND DEF.ART út út.SG.NOM

Metapher Ungarisch

326   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

ERNST

MPH (m ind) Erste Ebene

MPH (m ind) Erste Ebene

Nr.

SCHATTEN

DUNKEL

Kaminski

SCHATTEN

Dunkel. Immer dunkel.ADJ immer.ADV irgendwie irgendwie.ADV im in_dem.DEF.ART.M.SG.DAT Schatten Schatten.M.SG.DAT

Er war sehr ernst. Dunkel. dt. Dunkel. Immer irgendwie im Immer irgendwie im Schat- Schatten.

sie sie.NOM schirm-t SG.PRÄS.IND.AKT ihn von all-em er.AKK von.PRÄP all-N.SG.DAT ab ab.PTKVZ

Die Tochter ist ein Problem. dt. Sie schirmt ihn von allem ab. Sie schirmt ihn von allem

Kaminski

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 53: ISOLATION IST DUNKELHEIT

Nagyon komoly volt. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott. (EK:

Csak a lányával van egy kis gond. Túlságosan le-

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Sötét. Valahogy dunkel irgendwie mindig az árnyékba immer der in_Schatten húzódott er_rückte_sich dt. ‚Dunkel. Er rückte sich irgendwie immer in den Schatten.‘

ung. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott.

túlságosan zu_sehr leárnyékolja sie_überschattet_ihn dt. ‚sie schirmt ihn ab‘ túlságos-an túlságos.ADJ-ESS le-árnyékol-ja PFX-árnyékol-DEF SG.IND

ung. túlságosan leárnyékolja

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   327

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

war sehr sein. SG.PRÄT.IND.AKT sehr.ADV ernst ernst.ADJ

er er.NOM

dt. Er war sehr ernst.

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Nagyon sehr komoly volt. ernst er_war dt. ‚Er war sehr ernst.‘ Nagyon nagyon.ADV komoly volt. komoly.ADJ SG.PERF.IND

ung. Nagyon komoly volt.

Sötét. sötét.ADJ Valahogy mindig valahogy.ADV mindig.ADV az árnyék-ba DEF.ART árnyék.SG-ILL húzód-o-tt-Ø húzód-BV-PERF SG.IND

Metapher Ungarisch

328   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH (m ind) Erste Ebene

ISOLATION

MPH (m ind) Erste Ebene

Nr.

DUNKEL

Kaminski

SCHATTEN

Seine Züge hatten sich

Er war sehr ernst. Dunkel. Immer irgendwie im Schat-

Kaminski

DUNKEL

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 54: ERNST IST DUNKELHEIT

sein-e sein.POSS.M SG-M.PL.NOM

dt. Seine Züge hatten sich verdunkelt.

war sehr sein. SG.PRÄT.IND.AKT sehr.ADV ernst ernst.ADJ

Er er.NOM

dt. Er war sehr ernst.

dunkel dunkel.ADJ

[…] arca elkomorult. (EK:

arca sein_Gesicht elkomorult verdüsterte_sich

ung. arca elkomorult

Nagyon sehr komoly volt. ernst er_war dt. ‚Er war sehr ernst.‘ Nagyon nagyon.ADV komoly volt. komoly.ADJ SG.PERF.IND

ung. Nagyon komoly volt.

Nagyon komoly volt. Sötét. ung. Sötét. Valahogy mindig az árSötét. dunkel dt. ‚Dunkel.‘ Sötét. sötét.ADJ

dt. Dunkel.

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   329

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

verdunkelt verdunkeln.PARTPF

PL.PLUSQ.IND.AKT

Züge Zug-PL hatt-en

Metapher Deutsch

sich sich.REFL

Metaphorischer Kontext Ungarisch

dt. ‚sein Gesicht verdüsterte sich‘ arc-a arc.SG-POSS SG el-komorul-t-Ø PFX-komorul-PERF SG.IND

Metapher Ungarisch

330   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Trotzdem: Ich war nicht wirklich überrascht. Mir war, als hätte es so kommen müssen, als erfüllte sich eine bedrückend notwendige Komposition. Ich war nicht einmal erschrocken. Ich rieb mir die Augen. Ich wollte schreien, aber mir fehlte die Kraft. Langsam sank ich in die Knie, setzte mich auf den Boden und stützte den Kopf

Zöllner

AUGE(N)

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 55: KRAFTLOSIGKEIT IST DUNKELHEIT

ung. nem volt hozzá erőm nem volt nicht war hozzá erőm dazu meine_Kraft dt. ‚ich hatte dazu keine Kraft‘ nem nem.NEG

mir ich.DAT fehl-te fehl- SG.PRÄT.IND.AKT die Kraft DEF.ART.F.SG.AKK Kraft.F.SG.AKK

megdörzsöltem ich_rieb a szememet das mein_Auge dt. ‚ich rieb mir die Augen‘ meg-dörzsöl-t-em PFX-dörzsöl-PERF- SG.IND a DEF.ART szem-e-m-e-t szem-BV-POSS SG-BV-AKK

ung. megdörzsöltem a szememet

Metapher Ungarisch

dt. mir fehlte die Kraft

rieb mir reiben. SG.PRÄT.IND.AKT ich.DAT die Auge-n DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL

Mindazonáltal: nem voltam igazán meglepve. Úgy éreztem, ennek így kellett történnie, mintha valami nyomasztóan szükségszerű elrendelés következett volna be. Még csak meg sem ijedtem. Megdörzsöltem a szememet. Kiabálni akartam, de nem volt hozzá erőm. Lassan térdre ereszkedtem, a földre ültem, és a tenyerembe temettem az arcom. (EK:

dt. ich rieb mir die Augen

ich ich.NOM

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   331

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

war sein. SG.PRÄT.IND.AKT es mir egal es.NOM ich.DAT egal.ADJ

plötzlich plötzlich.ADJ

dt. plötzlich war es mir egal

SG.PRÄT.IND.AKT die Auge-n DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL

ich ich.NOM schloß

Lehunytam a szememet. Hirtelen minden mindegy volt. Pokolba Kaminskival, a könyvemmel és a jövőmmel! Mi közöm ehhez az egészhez, mi dolgom ezzel a vénemberrel? Az aszfalt meleg volt, a sötétség világosan erezett, fű- és benzinszagot éreztem.

dt. ich schloß die Augen

Ich schloß die Augen. Plötzlich war es mir egal. Mochten er, mein Buch und meine Zukunft zum Teufel gehen! Was hatte ich mit alldem zu schaffen, was ging dieser Greis mich an? Der Asphalt war warm, die Dunkelheit hell gemasert, es roch nach

Zöllner

AUGE(N)

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur hozzá

SG.PERF.IND hozzá.ADVPR

hirtelen plötzlich minden mindegy volt alles egal war dt. ‚plötzlich war mir alles egal‘

ung. hirtelen minden mindegy volt

lehunytam a ich_schloß das szememet mein_Auge dt. ‚ich schloß mir die Augen‘ le-huny-t-am PFX-huny-PERF-DEF SG.IND a DEF.ART szem-e-m-e-t szem-BV-POSS SG-BV-AKK

ung. lehunytam a szememet

erő-m erő-POSS SG

volt

Metapher Ungarisch

332   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch hirtelen hirtelen.ADV minden mindegy minden.INDPR mindegy.ADJ volt SG.PERF.IND

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   333

Figur

TOD

Zöllner MPH aus DUNKEL MN Zweite Ebene

Nr.

Er zeigte auf ein Gemälde an der Wand gegenüber: Eine gebeugte Gestalt saß an der Küste eines dunklen Ozeans, neben ihr stand ein riesiger, eigentümlich aus der Perspektive gedrehter Hund. „Das kennen Sie, oder? Der Tod am fahlen Meer.“ (IK: 56, kursive Hervorhebungen im Original)

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tab. 56: UNENDLICHKEIT IST DUNKELHEIT

A szemközti falon lógó festményre mutatott: egy hajlott alak ült a sötét óceán partján, mellette egy óriási, a perspektívából különös módon kifordult kutya. ‒ Ezt ismeri, ugye? Halál a fakó tengernél . Ezt sosem a kursive Hervorhebungen im Original)

dt. an der Küste eines dunklen Ozeans

Tod Tod.M.SG.NOM am an_dem.DEF.ART.M.SG.NOM fahl-en Meer fahl.ADJ-N.SG.DAT Meer.N.SG.DAT

der DEF.ART.M.SG.NOM

dt. Der Tod am fahlen Meer.

ein-es ein.INDEF.ART-M.SG.GEN dunkl-en Ozean-s dunkel-M.SG.GEN Ozean-M.SG.GEN

an der an.PRÄP DEF.ART.F.SG.DAT

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

halál a fakó Tod das fahl tengernél bei_Meer halál halál.SG.NOM a fakó DEF.ART fakó.ADJ tenger-nél tenger-ADESS

ung. halál a fakó tengernél

a sötét die dunkel óceán partján Ozean an_seiner_Küste a DEF.ART sötét óceán sötét.ADJ óceán.SG.NOM part-já-n part-POSS SG-SUP

ung. a sötét óceán partján

Metapher Ungarisch

334   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

MPH (m flag) Erste Ebene

Zöllner MPH aus SCHATTEN MN Zweite (FEHLEN Ebene DES) LICHT

Nr.

„Aber irgendwo muß ich doch hin.“ Hatte ich das laut gesagt? Ich schüttelte den Kopf. Doch es stimmte ja, irgendwohin mußte ich, und etwas mußte ich tun. Das war das Problem. Ich drückte meine Zigarette aus. Das war es immer gewesen. Die Landschaft hatte sich verändert, längst gab es keine Hügel mehr, auch die Dörfer und Wege verschwanden; mir war, als reisten wir in der Zeit zurück. Wir verließen die Autobahn, eine Weile fuhren wir durch Wald: Baumstämme und die verflochtenen Schatten der

Metaphorischer Kontext Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

dt. ich drückte meine Zigarette aus De valahová csak el kell jutnom! Ezt fennhangon mondtam volna? Megráztam a fejemet. Pedig így ich van, valahová el kell jutich.NOM nom, valamit tennem kell. drück-te Ez itt a probléma. Elnyomdrück- SG.PRÄT.IND.AKT mein-e tam a cigerattámat. Mindig mein.POSS SG-F.SG.AKK is ez volt. A táj megváltoZigarette aus zott, rég sehol egy domb, a Zigarette.F.SG.AKK aus.PTKVZ falvak és az utak is eltűntek; úgy éreztem, mintha visszautaztunk volna az dt. die verflochtenen Schatten der időben. Letértünk az aÄste utópályáról, egy darabig erdőn át vezetett az utunk: fatörzsek és az ágak die összefonódó árnyai. (EK: DEF.ART.M.PL.NOM verflochten-en verflechten.PARTPF-M.PL.NOM Schatten Schatten.M.PL.NOM der Äst-e DEF.ART.M.PL.GEN Ast-PL

Metapher Deutsch

az ágak die Äste összefonódó árnyai verflechtend ihre_Schatten az DEF.ART ág-a-k ág-BV-PL össze-fonód-ó PFX-fonód(ik)-PARTPR

ung. az ágak összefonódó árnyai

elnyomtam ich_drückte_aus a cigarettámat die meine_Zigarette el-nyom-t-am PFX-nyom-PERF-DEF SG.IND a DEF.ART cigarettá-m-a-t cigaretta-POSS SG-BV-AKK

ung. elnyomtam a cigarettámat

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   335

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

war, als sein. SG.PRÄT.IND.AKT als.KONN reis-ten wir reis- SG.PRÄT.KONJ.AKT wir.NOM in der in.PRÄP DEF.ART.F.SG.DAT Zeit zurück Zeit.F.SG.DAT zurück.PTKVZ

mir ich.NOM

dt. mir war, als reisten wir in der Zeit zurück

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

mintha als_ob visszautaztunk_volna wir_wären zurückgereist az időben die in_der_Zeit úgy so.ADV érez-t-em, érez-PERF-DEF SF.IND mintha mintha.KONN vissza-utaz-t-unk PFX-utaz(ik)-PERF PL.IND volna az volna.AUX DEF.ART idő-ben idő-INESS

úgy éreztem, so ich_fühlte

ung. úgy éreztem, mintha visszautaztunk volna az időben

árny-a-i árny-POSS SG-PL

Metapher Ungarisch

336   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

MPH (m flag)

Zöllner MPH aus MN Zweite EbeAUGE(N) ne

Nr.

Der Kaffee schmeckte wie Wasser, am Nebentisch schimpfte ein Vater mit seinem Sohn; der Kleine senkte den Kopf, schloß die Augen und tat, als wäre er

Metaphorischer Kontext Deutsch

Tab. 57: PSYCHISCHE SCHWÄCHE IST DUNKELHEIT

SG.PRÄT.IND.AKT

als als.KONN wäre sein. SG.PRÄT.KONJ.AKT er nicht da er.NOM nicht.NEG da.ADV

tat,

dt. tat, als wäre er nicht da

SG.PRÄT.IND.AKT die Auge-n DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL

schloß

úgy csinált, so er_machte, mintha ott se als_ob dort auch_nicht lenne er_wäre dt. ‚er tat so, als wäre er auch nicht dort‘

ung. úgy csinált, mintha ott se lenne

A kávé vízízű volt, a szom- ung. lesütötte a szemét széd asztalnál egy apa veszekedett a fiával; a kicsi lesütötte lehajtotta a fejét, lesütöter_schlug_nieder a szemét te a szemét, és úgy csinált, mintha ott se lenne. das sein_Auge dt. ‚er schlug seine Augen nieder‘ le-süt-ö-tt-e PFX-süt-BV-PERF-DEF SG.IND a szem-é-t DEF.ART szem-POSS SG-AKK

dt. schloß die Augen

Metapher Ungarisch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   337

Figur

DEPRIMIERTHEIT

MONOTONIE/

Zöllner MPH aus MN Zweite Ebe- DUNKEL ne

Nr.

Metapher Deutsch

Die Häuser wuchsen, ihre dt. ihre Glasfenster spiegelten Glasfenster spiegelten das das Grau des Himmels Grau des Himmels, auf den Straßen stauten sich ihr-e Autos, der Regen wurde ihr.POSS.F SG-N.PL.NOM Glasfenster Glasfenster.N.PL.NOM spiegel-ten PL.PRÄT.IND.AKT das Grau DEF.ART.N.SG.AKK Grau.N.SG.AKK des Himmel-s DEF.ART.M.SG.GEN Himmel-GEN

Metaphorischer Kontext Deutsch úgy

SG.PERF.IND mintha mintha.KONN ott se ott.ADV se.NEG lenne SG.PRÄS.KOND

úgy.ADV csinál-t,

Metapher Ungarisch

A házak egyre nagyobbak ung. ablakaikban az ég szürkelettek, ablakaikban az ég sége tükröződött szürkesége tükröződött, az utcákon kocsisorok ablakaikban in_ihren_Fenstern torlódtak, egyre jobban az ég szürkesége das Himmel sein_Grau tükröződőtt spiegelte_sich dt. ‚in ihren Fensters spiegelte sich das Grau des Himmels‘ ablak-a-i-k-ban ablak-BV-POSS PL-PL-INESS az ég DEF.ART ég.SG.NOM szürkeség-e szürkeség-POSS SG

Metaphorischer Kontext Ungarisch

338   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Figur

TALENT

Kaminski MPH aus MN Zweite Ebe- SCHWARZ ne

Nr.

nie verziehen.“ (IK:f 113)

„Ich fragte ihn also: Muß es wirklich der Minotaurus sein? Wir waren in seinem sehr ordentlichen Atelier, nur für die Fotos hat er es immer verwüstet, und er sah mich mit diesen schwarzen Götteraugen an.“ „Ich sagte, der Minotaurus ‒ überschätzt du dich da nicht? Und das hat er mir

Metaphorischer Kontext Deutsch

SG.PRÄT.IND.AKT mich ich.AKK mit dies-en mit.PRÄP dies.DEM-N.PL.DAT schwarz-en schwarz.ADJ-N.PL.DAT Götterauge-n an Götterauge-PL an.PTKVZ

sah

Megkérdeztem hát tőle: muszáj mindig Minotauruszt festenie? A mindig tipp-topp műtermében voltunk, amelyet csak a fotók kedvéért szokott feldúlni, és rám nézett azzal a fekete istenszemével. […] Mondtam, a Minotauruszszal nem értékeled túl magad kissé? Ezt sose bocsátotta meg nekem. (EK:

dt. er sah mich mit diesen schwarzen Götteraugen an

er er.NOM

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

rám nézett auf_mich er_sah azzal a fekete mit_dem das schwarz istenszemével mit_seinem_Götterauge dt. ‚er sah mich mit seinen schwarzen Götteraugen an‘ rám rám.ADVPR néz-ett-Ø néz-PERF-INDEF SG.IND az-zal a az.DEM-INSTR DEF.ART fekete fekete.ADJ istenszem-é-vel istenszem-POSS SG-INSTR

ung. rám nézett azzal a fekete istenszemével

tükröződ-ött-Ø tükröződ(ik)-PERF SG.IND

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   339

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

AUGE(N)

Schon ein wenig beruhigt dt. schloß die Augen, um mich nahm ich das Diktaphon, besser zu erinnern legte die erste Kassette ein und schloß die Augen, um schloß mich besser zu erinnern. (IK: SG.PRÄT.IND.AKT die Auge-n, DEF.ART.N.PL.AKK Auge-PL um mich um.KONN ich.AKK besser zu besser.ADV zu.PTKZU erinner-n erinner-INF

Zöllner

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 58: KONZENTRATION IST DUNKELHEIT Metapher Ungarisch

Kissé megnyugodva fogtam ung. lehunytam a szemem, hogy a diktafont, betettem az el- jobban emlékezzek ső kazettát, és lehunytam a szemem, hogy jobban emlehunytam a ich_sank das szemem, hogy jobban mein_Auge dass besser emlékezzek ich_soll_mich_erinnern dt. ‚ich schloß mir die Augen, um mich besser zu erinnern‘ le-huny-t-am PFX-huny-PERF-DEF SG.IND a szem-e-m, DEF.ART szem-BV-POSS SG hogy jo-bb-an hogy.KONN jó-KOMP-ESS emlékez-z-ek emlékez(ik)-IMP SG

Metaphorischer Kontext Ungarisch

340   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

BLINDHEIT

PSYCHISCHE

MPH aus MN Zweite Ebene

Nr.

Ein letztes, ganzseitiges Foto zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlen-

Kaminski

SCHWARZ

Metaphorischer Kontext Deutsch

Figur

Tab. 59: ERLEICHTERUNG IST DUNKELHEIT

Az utolsó, egész oldalas fényképen Kaminski bottal, fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási

dt. er mit […] schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte

er mit er.NOM mit.PRÄP schwarz-er schwarz.ADJ-F.SG.DAT Brille Brille.F.SG.DAT und eigenartig und.KONN eigenartig.ADJ heiter-em heiter.ADJ-M.SG.DAT Gesichtsausdruck Gesichtsausdruck.M.SG.DAT durch die durch.PRÄP DEF.ART.M.PL.AKK Ausstellungsräum-e Ausstellungsraum-PL schlender-te SG.PRÄT.IND.AKT

Metaphorischer Kontext Ungarisch

Metapher Deutsch

Kaminski fekete Kaminski fekete szemüvegben és in_Brille und sajátságosan eigenartig derűs arckifejezéssel heiter mit_Gesichtsausdruck kószál a er_schweift der kiállítási_termekben in_Ausstellungsräumen dt. ‚Kaminski mit schwarzer Brille und mit eigenartig heiterem Gesichtsausdruck schweift in den Ausstellungsreimen‘ Kaminski Kaminski.SG.NOM

ung. Kaminski [...] fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási termekben

Metapher Ungarisch

Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung   341

Nr.

Figur

Metaphorischer Kontext Deutsch

Metapher Deutsch

Metaphorischer Kontext Ungarisch

fekete szemüveg-ben fekete.ADJ szemüveg-INESS és sajátságos-an és.KONN sajátságos.ADJ-ESS derűs arckifejezés-sel derűs.ADJ arckifejezés-INSTR kószál-Ø a SG.PRÄS.IND DEF.ART kiállítási term-e-k-ben kiállítási.ADJ terem-BV-PL-INESS

Metapher Ungarisch

342   Tabellen zu den Metaphernfokusgruppen mit Interlinearglossierung

Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten Die folgenden zwei Tabellen veranschaulichen den Prozess der Datenerhebung und die Funktion der MIPVU. Zunächst folgen die dem deutschen Korpus und schließlich dem ungarischen Korpus entnommenen Daten. Die Tabellen bestehen aus den folgenden Teilen. Spalte „Nr.“ zeigt die Nummer der Metapher in der Tabelle. Sie sind im deutschen und im ungarischen Korpus sinngemäß dieselben: z.B. die deutsche Metapher Nr. 1 zeigt das ungarische Äquivalent im ungarischen Korpus unter Nr. 1. Spalte „Ebene 1/Ebene 2“ markiert, ob die identifizierte Metapher ihre metaphorische Bedeutung auf der Ersten oder auf der Zweiten Ebene realisiert. Spalte „Kapitel/Seite“ zeigt zunächst das Kapitel, schließlich die Seiten-zahl, wo der metaphorische Ausdruck im Roman aufzufinden ist. Spalte „Protagonist“ ermittelt, mit welchem Protagonist sich die erkannte Metapher im Diskurs verbindet. Spalte „Metapher“ zeigt die metaphorische Einheit in ihrem vollständigen kontextuellen Umfeld. Grün markiert sind dabei die Quelldomänen, rot markiert die Zieldomänen. Spalte „Kontextbedeutung“ beschreibt die kontextuelle Bedeutung des metaphorischen Ausdrucks. Spalte „Basisbedeutung“ gibt die grundlegenden Bedeutungen der identifizierten Metapher an, die nicht im übertragenen Sinne zu verstehen sind. Bei diesen Angaben wird jeweils auf Bedeutungswörterbücher gestützt. Spalte „Kontrast“ veranschaulicht den Unterschied zwischen der Kontextund der Basisbedeutung der Metapher. Spalte „Cross-Domäne-Mapping“ erörtert die auf Ähnlichkeit basierende Beziehung zwischen der Kontext- und der Basisbedeutung der Metapher. Spalte „MIPVU-Klasse“ teilt die erkannte Metapher in die entsprechende Metaphernklasse ein. Spalte „Quelldomäne Dunkelheit“ gibt im vollständigen Kontext die sprachlichen Teile an, an denen sich die Quelldomäne Dunkelheit manifestiert. Spalte „Zieldomäne“ identifiziert anhand des Kontextes die Zieldomäne, mit der sich die Quelldomäne Dunkelheit an der Stelle verbindet. Spalte „Systematische Metapher“ zeigt die anhand der vorherigen Informationen herausgearbeiteten systematischen Metaphern

https://doi.org/10.1515/9783110772975-009

Nr.

Eb.

/

/S.

Metapher

Zöll- Ich blinzelte, der ner Regen wurde stärker, die Tropfen schienen im Zerplatzen Gesichter, Augen, Münder zu bilden, ich schloß die Augen, und während ich auf das Prasseln horchte, nickte ich

Zöll- In meine Träume ner hatten sich hartnäckig Fahrtgeräusche, Stimmen auf dem Gang und Ansagen auf irgendwelchen Bahnsteigen gemischt; immer wieder war ich aus unangenehmen Träumen aufgeschreckt […].

gonist

Kap. Prota-

Basisbedeutung

Zöllner schließt seine Augen, ist in Dunkelheit und fühlt sich wie in einem weiten und leeren Raum. Dies gibt dem Kontext weitere Bedeutungen wie Unsicherheit und Unwissen.

‚eine beträchtliche Weite habend‘ (weit ‚(streckenmäßig) ausgedehnt, lang; über eine große Strecke, Entfernung [gehend], sich über eine große, bis zu einer großen Entfer-

Zöllner schläft ‚Unbehagen und hat Träume. verursachend‘ (ungangenehm, Ba) ‚als Erfahrung unerfreulich‘ (unangenehm, Bb) ‚vor Schreck hochfahren‘ (aufschrecken)

Kontextbedeutung

Tab. 60: MIPVU-Analyse von DUNKELHEIT-Metaphern im deutschen Korpus

Ja, die BB drückt etwas Konkretes aus (in einem weiten und leeren Raum schweben), während die KB eher Unsicherheit

Ja, die BB ist konkret (Zöllner hat Träume), während die KB dies mit den Konzepten SCHRECK und ETWAS UNANGENEMES verbindet.

Kontrast

m ind

ich schloss die Augen schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum

in meine Träume

MIP- QuellVUdomäne Klasse DUNKELHEIT

Ja, das Kon- m ind zept DUNKELHEIT kann mit den Konzepten UNSICHERHEIT und UNWISSEN verbunden werden.

Ja, das Konzept DUNKELHEIT kann mit den Konzepten SCHRECK und ETWAS UNANGENEHMES verbunden werden.

CrossDomäneMapping

Unsicherheit Unwissen

IST DUNKELHEIT

ERSCHÖPFUNG

IST DUNKELHEIT

UNSICHERHEIT

Schreck SCHRECKEN/ Schre- SCHRECK IST cken DUNKELHEIT etwas Unangenehmes

ZielSystematidomäne sche Metapher

344   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Zöllner hat seine Augen geschlossen. ‚bei einer Sache bewirken, dass sie nach außen abgeschlossen, zu ist‘ (schließen,

Zöllner ist sehr müde.

Kontrast

Ja, die BB ist konkret (Augen schließen), während die KB dies mit dem Konzept ERSCHÖPFUNG verbindet.

Ja, die BB ist konkret (eine Zigarette austreten), während die KB dies mit dem Konzept WUT verbindet.

nung erstreckend‘ und Unwis(weit sen aus‚nicht mit etw. ge- drückt. füllt; ohne Inhalt‘ (leer ‚ohne dass etw. auf, in etw. vorhanden ist‘ (leer )

Basisbedeutung

Zöll- Der Regionalzug ner war fast leer, ich drückte mich in die weiche Sitzpolsterung und schloß sofort die Augen.

Kontextbedeutung

Zöllner muss seine Zigarette austreten.

ein: Für einige Sekunden wußte ich nicht, wo ich mich befand; mir war, als schwebte ich durch einen weiten, leeren Raum.

Metapher

Zöllner ist sehr Zöll- Ich ließ die Zigageärgert. ner rette fallen und trat sie aus, vor Wut biß ich die Zähne zusammen.

gonist

Kap. Prota-

m ind

m ind

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit dem Konzept ERSCHÖPFUNG verbunden werden.

schloß sofort die Augen

die Zigarette austreten

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit dem Begriff WUT verbunden werden.

CrossDomäneMapping

DUNKELHEIT

WUT/ÄRGER IST

Erschöp ERSCHÖPFUNG schöp- IST DUNKELHEIT fung

Wut

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   345

Nr.

Eb.

/

/S.

Metapher

Zöllner ist sehr müde.

Kontextbedeutung

Ka- Er trug einen Dunkelheit implimin- Pullover und eine ziert im Kontext ski undurchsichtige Blindheit. schwarze Brille, die eine Hand lag auf Miriams Arm,

Zöll- […] zogen sich ner dunkle Streifen über mein plötzlich rot und nackt aussehendes Gesicht.

gonist

Kap. Prota-

Ja, die BB ist konkret und bezieht sich auf ein bestimmtes Objekt (dunkle Streifen), während die KB diese Bedeutung mit dem Begriff ER-

Kontrast

Kaminski trägt seine undurchsichtige schwarze Brille, um seine Blindheit zu kennzeichnen,

Ja, die BB ist konkret (eine schwarze Brille), während die KB dies mit dem

‚sich [auf irgend- SCHÖPFUNG eine Weise] irverbindet. gendwohin erstrecken, bis irgendwohin verlaufen‘ (ziehen,

‚nicht hell, nicht od. nur unzulänglich erhellt, [fast] ohne Licht‘ (dunkel ‚farblich von seiner Umgebung abgehobener langer, schmaler Abschnitt einer Fläche‘ (Streifen,

Basisbedeutung

PSYCHISCHE

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit dem Konzept

m ind

m ind PERS

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit der Bedeutung ‚Erschöpfung‘ verstanden werden.

er trug […] eine undurchsichtige schwarze Brille

dunkle Streifen

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

CrossDomäneMapping

psychische Blindheit

BLINDHEIT IST DUNKELHEIT

PSYCHISCHE

Erschöp ERSCHÖPFUNG schöp- IST DUNKELHEIT fung

ZielSystematidomäne sche Metapher

346   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

die andere stützte sich auf einen weißen Spazierstock. Seine Haut war braun und auf ledrige Art faltig, die Wangen hingen schlaff herab, seine Hände wirkten übergroß, die Haare standen wirr um seinen Kopf.

Metapher

Zöll- Ich hätte endlich ner Zeit, etwas Großes zu schreiben, ein dickes Buch. Nicht zu dick, doch dick genug für die Romanregale in den Buchhandlungen. Womöglich ein Gemälde meines

gonist

Kap. Prota-

Diese Kombination versteht sich im Kontext als ein Zeichen für Ruhm.

Kontextbedeutung

Kontrast

‚nicht hell, nicht od. nur unzulänglich erhellt [fast] ohne Licht‘ (dunkel ‚Folge von Buchstaben, Wörtern, Sätzen, wie sie sich in einer bestimmten materiellen AusJa, die BB ist konkret (simple Beschreibung), während sich die KB in Bezug auf Ruhm verstanden werden kann.

gleichzeitig um Konzept sein Sehvermögen PSYCHISCHE zu verheimlichen. BLINDHEIT verbindet.

Basisbedeutung

Ja, eine dunkle Schrift kann im Kontext als ein Zeichen für Ruhm verstanden werden.

BLINDHEIT verbunden werden.

CrossDomäneMapping

m ind

Titel in dunkler Schrift. Fadenheftung, dickes Papier.

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ruhm RUHM/ Anerken ANERKENNUNG erken- IST DUNKELHEIT nung

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   347

Nr.

Eb.

/

/S.

Schwiegervaters auf dem Cover. Oder doch lieber etwas Klassisches. Vermeer? Titel in dunkler Schrift. Fadenheftung, dickes Papier. Mit meinen Beziehungen würde ich mir ein paar gute Kritiken verschaffen.

Metapher

Zöllner Ban kier

Signalisierung von den Gästen, dass Zöllner in ihrer Gesellschaft unerwünscht ist. Zöllner merkt die Anspielung jedoch nicht.

Kontextbedeutung

Dunkelheit impli„Die Straße ist nicht beleuchtet“, ziert im Kontext sagte der Bankier. Unwissen. […] „Die Straße ist

Zöll- „Sie sollten ner gehen, solange Sie noch Licht haben“, sagte Bogovic.

gonist

Kap. Prota-

‚mit Licht versehen (um es hell, sichtbar zu machen)‘ (beleuch-

‚nicht hell, nicht od. nur unzulänglich erhellt [fast] ohne Licht‘ (dunkel

prägung dem Auge darbietet‘ ) (Schrift

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (etwas ist nicht be-

Ja, die BB ist konkret, während die KB für Unwissen steht.

Kontrast

Ja, die Dunm ind kelheit kann im Kontext in Bezug auf

die Straße Unwisist nicht sen beleuchtet

DUNKELHEIT

UNWISSEN IST

UNWISSEN IST DUNKELHEIT

ZielSystematidomäne sche Metapher

solange Sie Unwisnoch Licht sen haben = es wird dunkel

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext im Zusammenhang des Unwissens verstanden werden.

CrossDomäneMapping

348   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

nicht beleuchtet“, wiederholte der Bankier.

Metapher

Zöll- Es wurde wirklich ner sehr rasch dunkel. Ich mußte die Augen zusammenkneifen, um den Lauf der Straße auszumachen; ich spürte Gras unter mir, blieb stehen, tastete mich vorsichtig zurück auf den Asphalt.

gonist

Kap. Prota-

Zöllner kennt seinen Weg zurück ins Dorf in der Dunkelheit nicht.

Kontextbedeutung )

‚nicht hell, nicht od. nur unzulänglich erhellt, [fast] ohne Licht‘ (dunkel

ten,

Basisbedeutung

CrossDomäneMapping

Ja, die BB ist konkret (es ist dunkel), während die KB dies mit der Bedeutung ‚Unwissen‘ ergänzt.

DUNKELHEIT

UNWISSEN IST

ZielSystematidomäne sche Metapher

ich mußte Unwisdie Augen sen zusammenkneifen, um den Lauf der Straße auszumachen; ich spürte Gras unter mir, blieb stehen, tastete mich vorsichtig zurück auf den Asphalt

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unwissen verstanden werden.

leuchtet), Unwissen während die verstanden KB dies mit werden. dem Konzept UNWISSEN versieht.

Kontrast

„Dunkelheit“   349

Nr.

Eb.

/

/S.

Zöllner fühlt sich in der Dunkelheit unsicher und es

Zöll- Ich war unsicher, ner ob ich noch auf dem Weg war,

Kontextbedeutung

Zöllner sieht in der Dunkelheit nicht und ärgert sich sehr darüber.

Metapher

Zöll- Ich rutschte aus ner und schlug der Länge nach hin. Vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals. Ich rieb mir das Knie und stellte mir vor, wie er fiel und andere Steine mitnahm, mehr davon und mehr, bis schließlich ein Hangrutsch irgendwo einen arglosen Spaziergänger begrub. Der Gedanke gefiel mir, und ich warf noch einen Stein.

gonist

Kap. Prota-

‚schwarze Färbung, tiefe Dunkelheit einer

‚schwarze Färbung, tiefe Dunkelheit einer Sache‘ (Schwärze,

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (schwarze

Ja, die BB ist konkret (schwarz), während die KB dies im Kontext mit den Begriffen TOD und WUT verbindet.

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext

Ja, die Dunkelheit und die Begriffe TOD und WUT können im Kontext miteinander verbunden werden.

CrossDomäneMapping

m ind

m ind

UNSICHERHEIT vor Wut Unsipackte ich cherheit IST DUNKELHEIT einen Stein psychi- PSYCHISCHE

KELHEIT

TOD IST DUN-

DUNKELHEIT

WUT/ÄRGER IST

ZielSystematidomäne sche Metapher

vor Wut Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

350   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Kontextbedeutung

Kontrast

‚schwarze Färbung, tiefe Dunkelheit einer Sache‘ (Schwärze,

‚keine Sehkraft, kein Sehvermögen besitzend;

In der Dunkelheit sieht Zöllner nichts.

Zöll- Blind setzte ich ner einen Fuß vor den anderen, schob

Ja, die BB ist konkret (schwarze

KÄLTE verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (schwarze Farbe), während die KB dies mit den Konzepten

KÄLTE verbindet.

PSYCHISCHE

Sache‘ (Schwärze, Farbe), während die KB dies im Kontext mit den Konzepten UNSICHERHEIT und

Basisbedeutung

In der Dunkelheit sitzt Zöllner allein, es ist ihm kalt und langweilig.

unter mir löste ist ihm auch kalt. sich Schotter, fast wäre ich wieder gefallen. Mir war kalt.

Metapher

Zöll- Sollte ich mich ner einfach hinsetzen und auf den Tagesanbruch warten? Ich würde vielleicht erfrieren und mich noch vorher zu Tode langweilen, aber immerhin würde ich nicht abstürzen.

gonist

Kap. Prota-

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit der Bedeutung ‚psychische Kälte‘ verbunden werden.

mit den Konzepten UNSICHERHEIT und PSYCHISCHE KÄLTE verbunden werden.

CrossDomäneMapping

m ind

m ind

blind setzte ich einen Fuß

DUNKELHEIT

KÄLTE IST

PSYCHISCHE

UnsiUNSICHERHEIT cherheit IST DUNKELHEIT psychi- PSYCHISCHE

Kälte vor Wut packte ich einen Stein und schleuderte ihn in die Schwärze des Tals

DUNKELHEIT

KÄLTE IST

ZielSystematidomäne sche Metapher

und sche schleuder- Kälte te ihn in die Schwärze des Tals

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

„Dunkelheit“   351

Nr.

Eb.

/

/S.

‚keine Sehkraft, kein Sehvermögen besitzend; ohne Augenlicht‘ (blind

Kaminski wird blind und diese Erfahrung versucht er zu malen.

Ja, die BB ist konkret (blind sein), während die KB dies mit

Ja, die BB ist etwas Konkretes (Mine als Dunkelheit), während sich die KB im übertragenen Sinne zu verstehen ist (Mine als Quelle der Inspiration von Kaminski).

Ka- „Es ist ganz einmin- fach“, sagte Kaminski in seiski nem ersten Interview, „und verteu-

Farbe, blind), während die KB dies mit der Bedetung ‚Unsicherheit‘ verbindet.

Kontrast

ohne Augenlicht‘ (blind

Basisbedeutung

‚(wirtschaftlich genutztes) unterirdisches Erzlager; Bergwerk‘ (Mine,

Kontextbedeutung

Die Mine ist im Kontext als eine dunkle Quelle zur Inspiration zu verstehen, die Kaminskis Kunst verändert hat.

mich in winzigen Schritten vorwärts, hielt mich an Büschen fest.

Metapher

Zöll- Was war in der ner Mine passiert?

gonist

Kap. Prota-

Inspira- INSPIRATION IST tion DUNKELHEIT Ruhm RUHM/ ANERKENNUNG ich werde nämlich blind

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit den Bedeutungen

IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

Mine als Inspira- INSPIRATION IST Dunkelheit tion DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

m ind Ja, die Dunkelheit kann in den Begriffen einer Mine im Kontext verstanden werden.

sche Blindheit

ZielSystematidomäne sche Metapher

vor den anderen

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

mit der Bedeutung ‚Unsicherheit‘ verbunden werden.

CrossDomäneMapping

352   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Die dunkle Brille impliziert im Kontext Kaminskis Blindheit und den daraus folgenden Ruhm. Er wäre nie

Ka- Der Titel erweitermin- te man um den ski Zusatz „painted by a blind man“ und brachte daneben ein Foto

Kontextbedeutung

Das Gemälde impliziert mit der Dunkelheit Begriffe wie ERSCHÖPFUNG und DEPRIMIERTHEIT.

felt schwer. Ich werde nämlich blind. Das male ich. Und das ist alles.“

Metapher

Ka- […] Gedanken min- eines schläfrigen Spaziergängers ski nach dem berühmtesten Gedicht Riemings: eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte.

gonist

Kap. Prota-

‚nicht hell, nicht od. nur unzulänglich erhellt, [fast] ohne Licht‘ (dunkel ‚(vor den Augen

‚Zustand des Dunkelseins, lichtarmer Zustand‘ (Dunkelheit, Ba)

Basisbedeutung

Gedanken eines schläfrigen Spaziergängers eine kaum erahnbare Menschengestalt, die verloren durch bleigraue Dunkelheit irrte dunkle Brille

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Verlorenheit und Erschöpfung verstanden werden.

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Ruhm verstanden Ja, die BB ist konkret (dunkle Brille), während die KB dies mit dem

‚Ruhm‘ und ‚Inspiration‘ verbunden werden.

den Konzepten RUHM, INSPIRATION verbindet.

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ja, die BB ist konkret (Dunkelheit), während die KB dies mit den Konzepten DEPRIMIERTHEIT und ERSCHÖPFUNG verbindet.

CrossDomäneMapping

Kontrast

Ruhm psychische Blindheit

Erschöp schöpfung Deprimiertheit

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

IST DUNKELHEIT

ANERKENNUNG

RUHM/

IST DUNKELHEIT

DEPRIMIERTHEIT

IST DUNKELHEIT

ERSCHÖPFUNG

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   353

Nr.

Eb.

/

/S.

von Kaminski mit dunkler Brille an. Als man ihm davon erzählte, ärgerte er sich so sehr, daß er sich ins Bett legen mußte und zwei Wochen unter fiebriger Grippe litt. Als er wieder aufstehen konnte, war er berühmt.

Metapher

Ka- Vor allem wegen min- des Gerüchtes ski über seine Blindheit waren Kaminskis Gemälde plötzlich um die Welt gegangen.

gonist

Kap. Prota-

Kaminskis Blindheit steht im Kontext für seinen Ruhm.

berühmt gewesen, wenn seine sich nähernde Blindheit nicht angemerkt wird.

Kontextbedeutung

‚das Blindsein; Fehlen des Sehvermögens‘ (Blindheit

getragenes) Gestell mit Bügeln u. zwei geschliffenen od. gefärbten, der Verbesserung der Sehschärfe od. dem Schutz der Augen dienenden Gläsern‘ (Brille

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret und bezieht sich nur auf das Fehlen des Sehvermögens, während die KB dies mit der Bedeutung ‚Ruhm‘ verbindet.

BLINDHEIT verbindet.

CHISCHE

Begriff PSY-

Kontrast

Blindheit

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Ruhm verstanden werden.

werden.

CrossDomäneMapping

Ruhm

ANERKENNUNG IST DUNKELHEIT

RUHM/

ZielSystematidomäne sche Metapher

354   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Kaminskis Blindheit steht im Kontext für seinen Ruhm.

Ka- Fast jeder, dem min- man erzählte, daß ski Kaminski noch lebte, reagierte mit Überraschung. Es schien unglaublich, daß es ihn noch gab,

Kontextbedeutung

Kaminskis schwarze Brille steht im Kontext für seine Blindheit und für seine Erleichterung.

Metapher

Ka- Ein letztes, ganzmin- seitiges Foto ski zeigte Kaminski, wie er mit Stock, schwarzer Brille und eigenartig heiterem Gesichtsausdruck durch die Ausstellungsräume schlenderte.

gonist

Kap. Prota-

‚zur Angabe des Sichbefindens, des Vorhandenseins innerhalb eines Raumes ‚(mehr oder weniger scharf begrenzter) im Schat-

‚von der dunkelsten Färbung, die alle Lichtstrahlen absorbiert, kein Licht reflektiert‘ (schwarz ‚(vor den Augen getragenes) Gestell mit Bügeln u. zwei geschliffenen od. gefärbten, der Verbesserung der Sehschärfe od. dem Schutz der Augen dienenden Gläsern‘ (Brille

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (im Schatten stehen), während die KB diesen Schatten mit den Begriffen

BLINDHEIT und ERLEICHTERUNG verbunden werden kann.

PSYCHISCHE

Ja, die BB drückt etwas Konkretes aus (eine schwarze Brille), während die KB mit den Begriffen

Kontrast

Ja, die Dunm ind kelheit kann im Kontext in Bezug auf Ruhm und Blindheit verstanden werden.

im Schatten der Blindheit und des Ruhmes

schwarze Brille

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Blindheit und Erleichterung verstanden werden.

CrossDomäneMapping

psychische Blindheit Ruhm

psychische Blindheit Erleichterung

IST DUNKELHEIT

ANERKENNUNG

RUHM/

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

IST DUNKELHEIT

ERLEICHTERUNG

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   355

Nr.

Eb.

/

/S.

In Zöllners Interpretation ist Kaminski von der Welt durch seine

‚(Licht) durch etw. zurückhalten‘; ‚etw., was Licht aussendet,

ten eines Körpers liegender Ausschnitt einer im Übrigen von direktem Licht beschienenen Fläche, der sich dunkel von der helleren Umgebung abhebt‘ (Schatten

Basisbedeutung

Zöll- Die Tochter ist ein ner Problem. Sie schirmt ihn von allem ab.

Kontextbedeutung

‚Zustand des Dunkelseins, lichtarmer Zustand‘ (Dunkelheit, Ba)

versteckt in den Bergen, in seinem großen Haus, im Schatten der Blindheit und des Ruhmes.

Metapher

Zöll- Ich senkte den Hö- Dunkelheit impliner rer. In der Dunkel- ziert im Kontext Krankheit. heit vor dem Fenster konnte ich die Bergspitzen und einen blassen Halbmond erkennen. Ich atmete tief ein und aus. „Was ist?“

gonist

Kap. Prota-

Ja, die BB ist konkret (Licht verdecken), während die

Ja, die BB ist konkret (Dunkelheit), während die KB die mit dem Konzept UNSICHERHEIT verbindet.

BLINDHEIT identifiziert.

PSYCHISCHE

RUHM und

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit dem

m ind

ZielSystematidomäne sche Metapher

sie schirmt Isolaihn vor tion allem ab

DUNKELHEIT

ISOLATION IST

in der UnsiUNSICHERHEIT Dunkelheit cherheit IST DUNKELHEIT

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unsicherheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

356   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Metapher

Zöll- Plötzlich sah das ner Zimmer nicht mehr gemütlich aus. Die Bilder von Edelweiß, Kühen und zerzaustem Bauer hatten etwas Bedrohliches, die Nacht draußen schien nahe und unheimlich. War das meine Zukunft? Pensionen und Untermietzimmer, lauschende Vermieterinnen,

gonist

Kap. Prota-

mit etw. verdecken, sodass es nicht stört‘ (abschirmen ‚herunter, hinunter, nieder‘ (ab, ‚Zeitraum etwa zwischen Sonnenuntergang u. Sonnenaufgang, zwischen Einbruch der Dunkelheit u. Beginn der Morgendämmerung‘ (Nacht

Die Nacht wird in diesem Zusammenhang als ANGST und UNSICHERHEIT interpretiert werden.

Basisbedeutung

Tochter völlig isoliert.

Kontextbedeutung

Ja, die BB ist konkret (Nacht als Zeitraum), während die KB dies mit den Begriffen ANGST und UNSICHERHEIT verbindet.

KB dies mit dem Begriff ISOLATION verbindet.

Kontrast

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ja, die Dunm flag die Nacht kelheit kann (schien) schien im Kontext in Bezug auf die Begriffe ANGST und UNSICHERHEIT verstanden werden.

Begriff ISOLATION verbunden werden.

CrossDomäneMapping

DUNKELHEIT

SCHRECK/ SCHRECKEN IST

IST DUNKELHEIT

ANGST IST Angst UnsiDUNKELHEIT cherheit UNSICHERHEIT

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   357

Nr.

Eb.

/

/S.

Kaminski wird als ‚unbestimmt, undeutlich‘ (dunkel ferner u. geheimnisvoller, schwer

Er war sehr ernst. Dunkel. Immer irgendwie im Schatten.

Zöllner/ alte Frau

Kontextbedeutung

Zöllner identifiziert im Kontext die Dunkelheit mit Konzentration und Erinnerung.

Küchengerüche zu Mittag und frühmorgens der Lärm fremder Staubsauger? Dahin durfte es nicht kommen!

Metapher

Zöll- Schon ein wenig ner beruhigt nahm ich das Diktaphon, legte die erste Kassette ein und schloß die Augen, um mich besser zu erinnern.

gonist

Kap. Prota-

Kontrast

‚nicht hell, nicht od. nur unzulänglich erhellt, [fast] ohne Licht‘ (dunkel ‚(mehr oder weni-

Ja, die BB ist konkret (etwas ist dunkel), während die KB dies mit

‚Sehorgan des Ja, die BB ist Menschen u. konkret vieler Tiere‘ (Auge, (Augen schließen, impliziert ‚bei einer Sache Dunkelheit), bewirken, dass während die sie nach außen KB dies mit abgeschlossen, zu ist‘ (schließen, dem Begriff KONZENTRATION verbindet.

Basisbedeutung

dunkel im Schatten

m ind Ja, die Nacht kann im Kontext in Bezug auf Geheimnis, Ferne, Un-

schloß die Augen

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Konzentration verstanden werden.

CrossDomäneMapping

Isolation

DUNKELHEIT

ISOLATION IST

DUNKELHEIT

ERNST IST

KELHEIT

Konzen- KONZENTRAtration TION IST DUN-

ZielSystematidomäne sche Metapher

358   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Silva/ Zöll ner

gonist

Kap. Prota-

Basisbedeutung

‚(wirtschaftlich genutztes) unterirdisches Erzlager; Bergwerk‘ (Mine

deutbar‘ (dunkel, ger scharf bebeschrieben. grenzter) im Schatten eines Körpers liegender Ausschnitt einer im Übrigen von direktem Licht beschienenen Fläche, der sich dunkel von der helleren Umgebung abhebt.‘ (Schatten

Kontextbedeutung

Sie haben sicher Die Salzmine von seinem steht im Kontext Erlebnis in der für Inspiration. Salzmine gehört.

Metapher

Ja, die BB bezieht sich auf etwas Konkretes (Mine als Bergwerk), während die KB dies mit der Bedeutung ‚Inspiration‘ verbindet.

den Bedeutungen ‚geheimnisvoll‘, ‚fern‘, ‚schwer deutbar‘ ‚isoliert/ abgesondert‘ verbunden.

Kontrast

Ja, die Mine kann im Kontext in Bezug auf Inspiration verbunden werden.

deutbarkeit, Isolation/ Abgesondertheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

m ind Salzmine

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

HEIT

Inspira- INSPIRATION tion IST DUNKEL-

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   359

Nr.

Eb.

/

/S.

Ja, die BB ist Ja, die Dunkonkret (Au- kelheit kann

m ind

Das Augenschließen impliziert im

klei- Der Kaffee ner schmeckte wie

‚bei einer Sache bewirken, dass

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Tod verstanden werden.

Ja, die BB ist konkret (fahles Meer), während die KB dies mit dem Begriff TOD verbindet.

‚von blasser Färbung, fast farblos‘ (fahl)

Dunkelheit impliziert im Kontext Tod.

Zöll- „Wenn ich reich ner werde, kaufe ich Ich-nen ‚Tod am fahlen Meer‘ ab. Egal, was es kostet.“

schloß die Augen

Tod am fahlen Meer

an der Küste eines dunklen Ozeans

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unendlichkeit und Tod verstanden werden.

CrossDomäneMapping

Kontrast

Ja, die BB ist konkret (der Ozean ist dunkel), während die KB die Bedeutungen ‚Unendlichkeit‘ und ‚Tod‘ mit einbezieht.

Basisbedeutung

‚nicht hell, nicht od. nur unzulänglich erhellt, (fast) ohne Licht‘ (dunkel ‚große zusammenhängende Wasserfläche zwischen den Kontinenten; riesiges Meer; Weltmeer‘ (Ozean)

Kontextbedeutung

Der dunkle Ozean vermittelt im Kontext die Bedeutungen ‚Unendlichkeit‘ und ‚Tod‘.

Metapher

Zöll- Er zeigte auf ein ner Gemälde an der Wand gegenüber: Eine gebeugte Gestalt saß an der Küste eines dunklen Ozeans, neben ihr stand ein riesiger, eigentümlich aus der Perspektive gedrehter Hund. „Das kennen Sie, oder? ‚Der Tod am fahlen Meer‘. “

gonist

Kap. Prota-

Scham

Tod

Unendlichkeit Tod

DUNKELHEIT

SCHAM IST

KELHEIT

TOD IST DUN-

KELHEIT

TOD IST DUN-

IST DUNKELHEIT

UNENDLICHKEIT

ZielSystematidomäne sche Metapher

360   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf etwas Verdrängtes, Angst und Kälte verstanden werden.

‚Sehorgan des Ja, die BB ist Menschen u. konkret vieler Tiere‘ (Auge, (Augen schließen), während die ‚bei einer Sache KB dies mit bewirken, dass den Konzepsie nach außen ten ANGST abgeschlossen, zu ist‘ (schließen, und PSYCHISCHE KÄLTE verbindet.

Die Dunkelheit impliziert im Kontext etwas Verdrängtes, Angst und Kälte.

schloß die Augen

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Zöll- Ich setzte mich ner auf einen Gartenstuhl und schloß die Augen. […] Doch, einmal schon. In Clairance. Vergeblich versuchte ich, die Erinnerung wegzuschieben. Ich hatte mich gegen vier Uhr nachmittags einer Touristengruppe angeschlossen. Der Stahlkorb war

CrossDomäneMapping im Kontext in Bezug auf Abwesenheit und Scham verstanden werden.

Kontrast

gen schließen), während die KB dies mit dem ‚Sehorgan des Konzept Menschen u. SCHAM vervieler Tiere‘ (Auge, bindet.

Basisbedeutung

sie nach außen abgeschlossen, zu ist‘ (schließen,

Kontextbedeutung

Kontext eine Art Abwesenheit.

Metapher

Wasser, am Nebentisch schimpfte ein Vater mit seinem Sohn; der Kleine senkte den Kopf, schloß die Augen und tat, als wäre er nicht da.

Junge im Hotel

gonist

Kap. Prota-

Angst psychische Kälte

DUNKELHEIT

KÄLTE IST

PSYCHISCHE

DUNKELHEIT

ANGST IST

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   361

Nr.

Eb.

/

/S.

dröhnend hinabgesunken, Frauen hatten hysterisch gelacht, eiskalter Wind strömte aus der Tiefe. Für ein paar Sekunden war die Dunkelheit vollkommen.

Metapher

Zöll- Angeblich hatte es ner an seinen Augen gelegen, ich schloß für einen Moment die meinen und tastete mich blind vorwärts. Die Szene war wichtig für mein Buch: Ich stellte mir vor, ich wäre Kaminski, vorantappend, blinzelnd, tastend, rufend, schließlich stehenbleibend

gonist

Kap. Prota-

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Blindheit und etwas Drastisches.

Kontextbedeutung

Kontrast

‚Sehorgan des Ja, die BB ist Menschen u. konkret (die vieler Tiere‘ (Auge, Augen schließen), während die ‚bei einer Sache KB dies mit bewirken, dass dem Begriff sie nach außen abgeschlossen, PSYCHISCHE zu ist‘ (schließen, BLINDHEIT verbindet.

Basisbedeutung

ich schloß für einen Moment die meinen (Augen)

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Blindheit und etwas Drastisches verstanden werden.

CrossDomäneMapping

psychische Blindheit

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

ZielSystematidomäne sche Metapher

362   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Schreck/Angst.

‚etw., was die Umgebung hell macht, erleuchtet u. dadurch Dinge sichtbar macht; Helligkeit; von einer Lichtquelle ausgehender Schein‘ (Licht

Basisbedeutung

Zöll- Ob sie nachts das ner Licht ausschalteten? Der Boden war eiskalt, ich konnte nicht sitzen bleiben. Ich stand auf. Ich rief. Ich rief lauter. Mir wurde klar, daß

Kontextbedeutung

‚[sich ausbreitend einen Raum allmählich] ganz u. gar [auf]füllen‘; ‚mit etw. Ausfüllen‘ (erfüllen ‚Zustand des Dunkelseins, lichtarmer Zustand‘ (Dunkelheit, Ba)

und so lange schreiend, bis ich erkannte, daß niemand mich hören würde.

Metapher

Zöll- Wieder eine Tür, Dunkelheit impliner aber im Gang ziert im Kontext dahinter war kein Schreck. Licht, er war erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab, erschrocken schlug ich die Tür zu.

gonist

Kap. Prota-

Ja, die BB ist konkret (Licht ausschalten), während die KB dies mit den Begriffen ANGST und SCHRECK/ SCHRECKEN

Ja, die BB ist konkret (kein Licht, Dunkelheit), während die KB dies mit den Begriffen SCHRECK/ SCHRECKEN und ANGST verbindet.

Kontrast

erfüllt von einer Dunkelheit, wie es sie an der Erdoberfläche nicht gab

das Licht ausschalteten

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Schreck/ Schrecken und Angst verstanden werden.

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m dir Ja, die Dunkelheit kann (wie) im Kontext in Bezug auf Schreck/ Schrecken und Angst verstanden werden.

CrossDomäneMapping

Schreck/ Schrecken Angst

Schreck/ Schrecken Angst

DUNKELHEIT

ANGST IST

DUNKELHEIT

SCHRECKEN IST

SCHRECK/

DUNKELHEIT

ANGST IST

DUNKELHEIT

SCHRECKEN IST

SCHRECK/

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   363

Nr.

Eb.

/

/S.

abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk

ich schloß , für einen Moment nur, die Augen

m dir Ja, die Dunkelheit kann (wie) im Kontext in Bezug auf Angst und Schreck/ Schrecken verstanden werden.

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Erschöpfung verstanden werden.

Ja, die BB ist konkret (abgeschirmt sein), während die KB dies mit den Begriffen ANGST und SCHRECK/ SCHRECKEN verbindet.

Ja, die BB ist ‚Sehorgan des Menschen u. konkret vieler Tiere‘ (Auge, (Augen schließen), während die ‚bei einer Sache KB dies mit bewirken, dass dem Begriff sie nach außen ERSCHÖPFUNG abgeschlossen, zu ist‘ (schließen, verbunden werden kann.

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Erschöpfung.

Zöll- Ich war plötzlich ner müde. Ich schloß, für einen Moment nur, die Augen.

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

‚(Licht) durch etw. zurückhalten‘; ‚etw., was Licht aussendet, mit etw. verdecken, sodass es nicht stört‘ (abschirmen )

CrossDomäneMapping

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Angst/Schreck und Hilflosigkeit.

Kontrast

Zöll- Ein sinnloser Einner fall ließ mich das Mobiltelefon hervorholen, aber natürlich gab es keinen Empfang, nirgendwo war man so abgeschirmt wie in einem Salzbergwerk.

Basisbedeutung

verbindet.

Kontextbedeutung ‚durch Bedienen eines Schalters o. Ä. abstellen‘ (ausschalten

Metapher

das nichts nützte. Ich schrie, bis ich heiser war.

gonist

Kap. Prota-

SCHRECKEN DUNKELHEIT

ANGST IST

SCHRECK/

Erschöp ERSCHÖPFUNG schöp- IST DUNKELHEIT fung

Schreck/ Schrecken Angst

ZielSystematidomäne sche Metapher

364   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (Kohlestift, dicker schwarzer Fleck, Kohlesplitter), während die KB dies mit dem Konzept

Kontrast

Ja, die BB ist konkret (Licht ausschalten), während die KB dies mit ‚Richtung außen‘ den Begriffen – ‚zur Angabe der ANGST und Richtung von ERLEICHTERUNG innen nach außen‘ identifiziert. (aus

‚durch Bedienen eines Schalters o.Ä. abstellen‘ (ausschalten,

Die Dunkelheit impliziert im Kontext eine Art Angst und Unruhe.

Zöll- Woher kannte ich ner dieses Gesicht? Ich beeilte mich wußte nicht warum, aber ich wollte so schnell wie möglich hinaus. Wieso in aller Welt kam es mir bekannt vor? Ich kam zum

Basisbedeutung

‚von der dunkelsten Färbung, die alle Lichtstrahlen absorbiert, kein Licht reflektiert‘ (schwarz

Kontextbedeutung

Die Dunkelheit impliziert in diesem Kontext Blindheit und Hilflosigkeit.

Metapher

Zöll- Die Skizzen waren ner mit Kohlestift gezeichnet, zunehmend unsicher, die Striche wurden zittrig und verfehlten einander, schließlich gab es nur mehr einen dicken schwarzen Fleck. Kohlesplitter rieselten mir entgegen.

gonist

Kap. Prota-

Ja, die Dunm ind kelheit kann im Kontext in Bezug auf Angst und Erleichterung verstanden werden.

schaltete das Licht aus

Kohlestift dicker schwarzer Fleck Kohlesplitter

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

IST DUNKELHEIT

Angst ANGST IST Erleich- DUNKELHEIT terung ERLEICHTERUNG

psychische Blindheit

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   365

Nr.

Eb.

/

/S.

Zöllner/ Kaminski

gonist

Kap. Prota-

Eben ging die Sonne unter, die Berge sahen ein paar Sekunden schroff und riesig aus, dann wichen sie zurück und wurden flach und fern.

letzten Bild, begegnete seinem abschätzigen Blick, deckte es zu. Ich ging auf Zehenspitzen zur Tür, schaltete das Licht aus und atmete unwillkürlich auf.

Metapher

Dunkelheit impliziert im Kontext Schreck.

Kontextbedeutung

‚sehr stark, nahezu senkrecht abfallend od. ansteigend u. zerklüftet‘ (schroff ‚außerordentlich, übermäßig groß, umfangreich; gewaltig‘ (riesig ‚ohne größere Erhebung od. Vertiefung, in die Breite ausgedehnt, eben‘

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (die Sonne ging unter), während die KB dies mit dem Begriff SCHRECK/ SCHRECKEN verbindet.

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Schreck/ Schrecken verstanden werden.

CrossDomäneMapping

m flag (aussehen) PERS

ZielSystematidomäne sche Metapher

sahen aus Schreck SCHRECK/ (=schroff, /Schre- SCHRECKEN IST fern, flach, cken DUNKELHEIT kalt)

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

366   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Ja, die BB ist konkret (schwarze Brille), während die KB dies mit dem Begriff PSY-

Kontrast

‚unbelebt, menschenleer‘ (ausgestorben

CHISCHE

Ja, die BB ist konkret (Schatten von Wäldern), während die KB dies mit dem

‚von der dunkelsten Färbung, die alle Lichtstrahlen absorbiert, kein Licht reflektiert‘ (schwarz

(flach ‚niedrig, ohne größere Hilfe‘ (flach ‚weit entfernt, in großer Entfernung befindlich‘ (fern,

Basisbedeutung

Zöll- Die Straßen waren Dunkelheit impliner um diese Zeit ziert im Kontext ohnehin leer. Tod und Leere. Schatten von Wäldern, ein lichtloses Dorf; mir war, als reis-

Dunkelheit impliziert im Kontext Blindheit und Hilflosigkeit.

Kontextbedeutung

BLINDHEIT verbindet.

Metapher

Ka- Er hatte die min- schwarze Brille aufgesetzt, die ski Hände im Schoß gefaltet und den Kopf zurückgelegt, über Hemd und Pullover trug er immer noch den Schlafrock.

gonist

Kap. Prota-

Ja, die Dunm flag Schatten, kelheit kann (als) lichtlos im Kontext in Bezug auf Tod verstanden werden.

schwarze Brille

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

Tod

psychische Blindheit

KELHEIT

TOD IST DUN-

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   367

Nr.

Eb.

/

/S.

ten wir durch ausgestorbenes Land. Ich öffnete einen Spalt weit das Fenster, ich fühlte mich leicht und unwirklich.

Metapher

Dunkelheit impliziert im Kontext etwas scheinbar Unwirkliches.

Kontextbedeutung

Zöll- Ich blinzelte, auf Dunkelheit impliner einmal war mir, ziert im Kontext als wäre ich einge- Schreck. schlafen, ich fuhr erschrocken auf, doch es war nichts

Zöll- Ich öffnete einen ner Spalt weit das Fenster, ich fühlte mich leicht und unwirklich. Nachts, im Auto, allein mit dem größten Maler der Welt. Wer hätte das vor einer Woche vermutet!

gonist

Kap. Prota-

‚in Schlaf sinken, fallen‘ (einschlafen

‚in der Nacht, während der Nacht‘ (nachts)

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (als wäre ich eingeschlafen), während die KB

Ja, die BB ist konkret (nachts), während die KB dies mit dem Konzept INSPIRATION verbindet.

Konzept TOD verbindet.

Kontrast

Ja, die Dunm flag als wäre kelheit kann (als) ich eingeim Kontext in schlafen Bezug auf Schreck/ Schrecken

nachts

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Inspiration verstanden werden.

CrossDomäneMapping

Schreck/ SCHRECK/ Schre- SCHRECKEN IST cken DUNKELHEIT

Inspira- INSPIRATION IST tion DUNKELHEIT

ZielSystematidomäne sche Metapher

368   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Dunkelheit impli- ‚Sehorgan des ziert in diesem Kon- Menschen und text Erschöpfung vieler Tiere‘ (Auge, und Schwäche.

Zöll- Ich rieb mir die ner Augen, plötzlich fühlte ich mich schwach.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (die Augen reiben), während die KB dies mit den Konzepten

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (seine Augen waren geschlossen), während die KB dies mit dem Konzept

Kontrast

Dunkelheit impliziert im Kontext Blindheit und Hilflosigkeit. ‚Sehorgan des Menschen und vieler Tiere‘ (Auge

Basisbedeutung

Ka- Er nahm die Brille min- ab, faltete sie und steckte sie in ski die Brusttasche des Schlafrocks. Seine Augen waren geschlossen. Er fingerte an seinen Zähnen. „Bekomme ich Frühstück?“

Kontextbedeutung dies mit dem Konzept SCHRECK/ SCHRECKEN verbindet.

Metapher

geschehen, Kaminski schnarchte, die Straße war leer, und ich steuerte zurück auf die rechte Seite.

gonist

Kap. Prota-

m ind Ja, die Dunkelheit kann in Kontext in Bezug auf psychische Schwäche und Erschöpfung ver-

DUNKELHEIT

SCHWÄCHE IST

PSYCHISCHE

IST DUNKELHEIT

ERSCHÖPFUNG

psychi- PSYCHISCHE sche BLINDHEIT IST BlindDUNKELHEIT heit

ZielSystematidomäne sche Metapher

ich rieb mir psychidie Augen sche Schwäche Erschöpfung

seine Augen waren geschlossen

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ja, die Dun- m ind kelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Dunkelheit“   369

Nr.

Eb.

/

/S.

Metapher

Kontextbedeutung

Ka- Seine Züge hatten Dunkelheit implimin- sich verdunkelt. ziert im Kontext ski Ernst.

gonist

Kap. Prota-

‚(durch etw. Bedeckendes) zunehmend dunkler, dunkel, finster werden‘ (verdunkeln ‚verschleiern‘ (verdunkeln

‚so abdunkeln, dass kein Licht einfallen od. nach außen dringen kann‘ (verdunkeln ‚bedecken, verdecken, verhüllen u. dadurch dunkel, dunkler, finster erscheinen lassen‘ (verdunkeln,

Basisbedeutung

CrossDomäneMapping

Ja, die BB drückt etwas Konkretes aus (Verdunkelung), während die KB auf etwas Abstraktes (Kaminskis schlechte Stimmung) referiert.

DUNKELHEIT

ERNST IST

ZielSystematidomäne sche Metapher

hatten sich Ernst verdunkelt

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ja, wenn m ind jemand ernst PERS oder traurig wird, kann man das im Bilde der Dunkelheit verstehen.

standen SCHWÄCHE und ERSCHÖP- werden. FUNG verbindet.

Kontrast

370   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Ja, die BB ist konkret (schwarze Brille), während die KB dies mit dem Begriff PSY-

Kontrast

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

BLINDHEIT verbindet.

CHISCHE

‚Sehorgan des Ja, die Bb ist Menschen und konkret vieler Tiere‘ (Auge, (Nebel), während die KB dies mit dem Konzept

Basisbedeutung

Ka- „Ich weiß, es Dunkelheit implimin- klingt lächerlich. ziert im Kontext Ich konnte den ski Blindheit. Führer nicht mehr finden. Bis dahin hatte ich die Sache mit meinen Augen nicht ernst genommen. Aber plötzlich war über-

Kontextbedeutung ‚(räumlich) kennzeichnet eine Bewegung, die auf der einen Seite etwas hinein- u. auf der anderen Seite wieder herausführt‘ (durch ‚(räumlich) kennzeichnet eine [Vorwärts] bewegung in ihrer ganzen räumlichen Ausdehnung‘ (durch,

Metapher

Dunkelheit impliKa- Er drehte den min- Kopf, und für eine ziert im Kontext Blindheit. ski lange Sekunde war das Gefühl, daß er mich durch das Schwarz seiner Brille ansah, so stark, daß es mir den Atem nahm.

gonist

Kap. Prota-

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

psychische Blindheit

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

ZielSystematidomäne sche Metapher

psychiplötzlich war überall sche BlindNebel heit

durch das Schwarz seiner Brille

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Dunkelheit“   371

Nr.

Eb.

/

/S.

all Nebel. Da unten konnte es keinen Nebel geben. Also hatte ich ein Problem.“

Metapher

Kontextbedeutung

Zöll- Trotzdem: Ich war Dunkelheit impliner nicht wirklich ziert im Kontext überrascht. Mir Kraftlosigkeit. war, als hätte es so kommen müssen, als erfüllte sich eine bedrückend notwendige Komposition. Ich war nicht einmal erschrocken. Ich rieb mir die Augen. Ich wollte schreien, aber mir fehlte die Kraft. Langsam sank ich in die Knie, setzte mich auf den Boden und stützte den Kopf in die Hände.

gonist

Kap. Prota-

Kontrast

‚Sehorgan des Ja, die BB ist Menschen und konkret (die vieler Tiere‘ (Auge, Augen reiben), während die KB dies mit dem Konzept KRAFTLOSIGKEIT verbindet.

Basisbedeutung

IST DUNKELHEIT

KRAFTLOSIGKEIT

ZielSystematidomäne sche Metapher

ich rieb mir Kraftlodie Augen sigkeit

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Kraftlosigkeit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

372   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

Kontrast

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Unsicherheit.

‚macht in Bildun-

Ja, die BB ist konkret (kaum beleuchtete Gangs), während die KB dies mit dem Begriff UNSICHERHEIT verbindet.

‚Licht auf jmdn., auf etw. werfen, anleuchten‘ (beleuchten ‚mit Licht versehen (um es hell, sichtbar zu machen‘ (beleuchten,

Basisbedeutung

Zöll- […] ächzend ner ruckte die Kabine aufwärts und brachte uns auf einen kaum beleuchteten Gang. […] Es riecht seltsam, sind Sie sicher, daß es ein gutes Hotel ist?

Kontextbedeutung ‚Sehorgan des Ja, die BB ist Menschen und konkret (die vieler Tiere‘ (Auge, Augen schließen), während die KB dies mit dem Konzept KRAFTLOSIGKEIT verbindet.

Metapher

Dunkelheit impliZöll- Ich schloß die ziert im Kontext ner Augen. Plötzlich Kraftlosigkeit. war es mir egal. Mochten er, mein Buch und meine Zukunft zum Teufel gehen! Was hatte ich mit alldem zu schaffen, was ging dieser Greis mich an? Der Asphalt war warm, die Dunkelheit hell gemasert, es roch nach Gras und Benzin.

gonist

Kap. Prota-

Unsikaum UNSICHERHEIT beleuchte- cherheit IST DUNKELHEIT ter Gang

IST DUNKELHEIT

KRAFTLOSIGKEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unsicherheit verstanden werden.

Kraftlosigkeit

ZielSystematidomäne sche Metapher

ich schloß die Augen

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ja, die Dunm ind kelheit kann im Kontext in Bezug auf Kraftlosigkeit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Dunkelheit“   373

Nr.

Eb.

/

/S.

Dunkelheit impliziert im Kontext Schreck/

Zöll- Ich schloß einen ner Moment lang die Augen. Was hatte

Kontextbedeutung

Dunkelheit impliziert im Kontext etwas Übernatürliches.

Metapher

Ka- „Ich fragte ihn min- also: Muß es wirklich der Minoski taurus sein? Wir waren in seinem sehr ordentlichen Atelier, nur für die Fotos hat er es immer verwüstet, und er sah mich mit diesen schwarzen Götteraugen an.“ „Ich sagte, der Minotaurus ‒ überschätzt du dich da nicht? Und das hat er mir nie verziehen.“

gonist

Kap. Prota-

Ja, die BB ist konkret (dunkle Augen haben), während die KB dies mit dem Begriff TALENT verbindet.

Kontrast

‚Sehorgan des Ja, die BB ist Menschen und konkret (die vieler Tiere‘ (Auge, Augen

‚von der dunkelsten Färbung, die alle Lichtstrahlen absorbiert, kein Licht reflektiert‘ (schwarz

gen mit intransitiven Verben diese transitiv‘ (be

Basisbedeutung

Ja, die Dunm ind kelheit kann im Kontext in

ich schloß die Augen

Schreck/ SCHRECK/ Schre- SCHRECKEN IST cken DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

TALENT IST

ZielSystematidomäne sche Metapher

mit diesen Talent schwarzen Götteraugen

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Talent verstanden werden.

CrossDomäneMapping

374   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

mich so erschreckt?

Metapher

‚Sehorgan des Ja, die BB ist Menschen und konkret vieler Tiere‘ (Auge, (Augen schließen), während die KB dies mit dem Begriff WUT verbindet.

verbindet.

MIERTHEIT

Ja, die BB ist konkret (graue Farbe), während die KB dies mit dem Begriff DEPRI-

Dunkelheit impliziert im Kontext Monotonie und Deprimiertheit.

Kontrast

schließen), während die KB dies mit dem Begriff SCHRECK/ SCHRECKEN verbindet. ‚graue Farbe‘ (grau

Basisbedeutung

Schrecken.

Kontextbedeutung

-- Ka- Er stieß scharf die Dunkelheit implimin- Luft aus und nahm ziert im Kontext Wut. ski seine Brille ab. Seine Augen waren geschlossen. „Wenn ich sage, ich habe jemanden nie getroffen, dann meine ich

Zöll- Die Häuser wuchner sen, ihre Glasfenster spiegelten das Grau des Himmels, auf den Straßen stauten sich Autos, der Regen wurde stärker.

gonist

Kap. Prota-

Ja, die Dunm ind kelheit kann im Kontext in Bezug auf Wut verstanden werden.

seine Augen waren geschlossen

das Grau des Himmels

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Deprimiertheit verstanden werden.

Bezug auf Schreck/ Schrecken verstanden werden.

CrossDomäneMapping

Wut

Deprimiertheit

DUNKELHEIT

WUT/ÄRGER IST

IST DUNKELHEIT

DEPRIMIERTHEIT

ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   375

Nr.

Eb.

/

/S.

‚durch Flechten eng verbinden‘ (verflechten, Ba) ‚sich eng verbinden‘ (verflechten,

Dunkelheit impli-- Zöll- „Aber irgendwo ner muß ich doch hin.“ ziert im Kontext Hatte ich das laut Unendlichkeit. gesagt? Ich schüttelte den Kopf.

Basisbedeutung

‚(vor den Augen getragenes) Gestell mit Bügeln u. zwei geschliffenen od. gefärbten, der Verbesserung der Sehschärfe od. dem Schutz der Augen dienenden Gläsern‘ (Brille ‚von der dunkelsten Färbung, die alle Lichtstrahlen absorbiert, kein Licht reflektiert‘ (schwarz

Kontextbedeutung

Dunkelheit impliziert im Kontext Blindheit.

genau das. Ich kenne ihn nicht. Glauben Sie mir!“

Metapher

-- Ka- Kaminski saß im min- Schlafrock am Küchentisch und ski trug seine schwarze Brille.

gonist

Kap. Prota-

m dir (mir war, als) Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf UnendlichJa, die BB ist konkret, während die KB im übertragenen

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

psychische Blindheit

IST DUNKELHEIT

UNENDLICHKEIT

DUNKELHEIT

BLINDHEIT IST

PSYCHISCHE

ZielSystematidomäne sche Metapher

verflochte- Unendne Schat- lichkeit ten der Äste

schwarze Brille

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

Ja, die BB ist konkret (eine schwarze Brille), während die KB dies mit dem Konzept

Kontrast

376   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/

/S.

gonist

Kap. Prota-

Doch es stimmte ja, irgendwohin mußte ich, und etwas mußte ich tun. Das war das Problem. Ich drückte meine Zigarette aus. Das war es immer gewesen. Die Landschaft hatte sich verändert, längst gab es keine Hügel mehr, auch die Dörfer und Wege verschwanden; mir war, als reisten wir in der Zeit zurück. Wir verließen die Autobahn, eine Weile fuhren wir durch Wald: Baumstämme und die verflochtenen Schatten der Äste.

Metapher

Kontextbedeutung Bb) ‚Figur, Gestalt o. Ä., die (dadurch, dass sie sich von einem helleren Hintergrund abhebt) nur in ihren Umrissen, nur schemenhaft als Silhouette erkennbar ist‘ (Schatten

Basisbedeutung

CrossDomäneMapping

Sinne zu keit verstanverstehen ist. den werden.

Kontrast

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT ZielSystematidomäne sche Metapher

„Dunkelheit“   377

Nr.

Eb.

/

/S.

Metapher

Kontextbedeutung

-- Holm/ Na ja, wir haben Dunkelheit steht The- uns zusammenge- im Kontext für rese tan. Lebensabend Alter. gemeinsam.

gonist

Kap. Prota-

‚Tageszeit um die Dämmerung, das Dunkelwerden vor Beginn der Nacht‘ (Abend

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (Abend), während die KB dies mit dem Begriff TOD verbindet.

Kontrast

Abend

MIP- Quelldomäne VUKlasse DUNKELHEIT

Ja, die Dunm ind kelheit kann im Kontext in Bezug auf Tod verstanden werden.

CrossDomäneMapping Alter; Tod

KELHEIT

TOD IST DUN-

ZielSystematidomäne sche Metapher

378   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Dunkelheit impliziert im Kontext Erschöpfung und Schweben in einem weiten, leeren Raum.

Zöll- Hunyorogtam, az ner eső egyre erősebben esett, a szétloccsanó cseppek mintha arcokat, szemeket, szájakat

Kontextbedeutung Zöllner schläft (dort stammt die Dunkelheit her) und hat unangenehme/ erschreckende Träume.

Metapher

Zöll- Álmomba makacsul ner belekeveredtek a folyosóról beszűrődő hangok, a vonat zakatolása és a peronokon megszólaló hangosbemondók; újra és újra felriadtam cseppet sem kellemes álmomból [...]

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die m flag Dunkel(mintheit kann ha) im Kontext in Bezug auf

Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen), während die KB dies ‚Vmely tevékenységtől, munkától kimerült, ellankadt .‘ (fáradt,

‚Olyan , amely a tudatban megnyugtató, jóleső érzést kelt, ill. KELHEIT olyan , verbunden amely a tudat wird. tevékenységeit kedvezően színezi.‘ (kellemes

Systematische Metapher

elbóbiskoltam mintha egy tág, üres térben

Erschöpfung Unsicherheit

DUNKELHEIT

HEIT IST

DUNKELHEIT UNSICHER-

FUNG IST

ERSCHÖP-

álmomba felriadtam SCHRECK/ (Traum) (=ich war SCHRECKEN aufgeIST DUNKELschreckt) HEIT cseppet sem kellemes álmom (=gar nicht angenehmer Traum)

MIPZielQuellVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit dem Begriff SCHRECK/ SCHRECKEN verbunden werden.

CrossDomäneMapping

Ja, die BB ist konkret (Aufschrecken, ein sehr unangenehmer Traum), während die KB mit dem Konzept DUN-

Kontrast

‚(választékos)

hirtelen ijedten felébred.‘ (felriad,

Basisbedeutung

Tab. 61: MIPVU-Analyse von DUNKELHEIT-Metaphern im ungarischen Korpus

„Sötétség“   379

Nr.

Eb.

/S.

‚Olyan , aki feldühödött, nagyon mérges.‘ (dühös,

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (jemand ist verärgert), während die KB diesen Aspekt mit dem Begriff DUNKELHEIT verbindet.

mit den Konzepten ERSCHÖPFUNG und UNSICHERHEIT verbindet.

Kontrast

Zöll- A vicinális úgyszól- Dunkelheit impli- ‚Az embernek és Ja, die BB ner ván üres volt, ziert im Kontext a magasabb ist konkret bevackoltam maErschöpfung. rendű állatoknak (die Augen

Zöllner ist geärgert, denn er musste seine Zigarette austreten.

Zöll- A földre dobtam a ner cigarettát, és eltapostam, közben dühösen összeszorítottam a fogam.

Kontextbedeutung ‚Bóbiskolva elszunnyad, álomba szenderül. ‘ (elbóbiskol,

Metapher

rajzoltak volna az ablakra, és miközben az eső dobolását hallgattam, elbóbiskoltam. Néhány másodpercig azt sem tudtam, hol vagyok; mintha egy tág, üres térben lebegtem volna.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die Dunkelheit kann

m ind

Ärger dühösen összeszorítottam a fogam

lehunyErschöptam a fung szememet

eltapostam

lebegtem volna

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit und der Ärger können im Kontext miteinander verbunden werden.

Erschöpfung und Unsicherheit verbunden werden.

CrossDomäneMapping

DUNKELHEIT

FUNG IST

ERSCHÖP-

HEIT

WUT/ ÄRGER IST DUNKEL-

Systematische Metapher

380   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Ja, die BB ist konkret (schwarze Brille, weißer Stock),

‚A legsötétebb semleges színű, a fehér ellentéte, amilyennek a szem látja az olyan tárgy

Ka- Pulóvert és fekete Dunkelheit implimin- szemüveget viselt, ziert im Kontext egyik keze Miriam ski Blindheit. karján nyugodott, a másikkal fehér botra támaszkodott. Cser-

Zöll- […] sötét csíkok ner barázdálták hirtelen vörösnek és csupasznak tetsző arcomat.

Ja, die BB ist konkret (dunkel), während die KB dies mit dem Begriff ERSCHÖPFUNG verbindet.

Kontrast

‚Fényben, világosságban szűkölködő. Olyan, amit égitest v. más fényforrás fénye nem világít meg; fény, világosság nélkül való. Sötét éjszaka, este.‘ (sötét

Basisbedeutung

Zöllner ist müde und folglich sieht sein Gesicht so aus: rot und nackt.

Kontextbedeutung schließen), während die KB dies mit dem Begriff ERSCHÖPFUNG verbindet.

gam a párnázott ülésbe, és azonnal lehunytam a szememet.

Metapher

a fején az orr környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

nist

tago-

Kap. Pro-

m ind PERS

schwarze psychiBrille sche Blindheit

Erschöpsötét fung csíkok barázdálták (=dunkle Streifen)

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

Ja, die m ind Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf

Ja, die Dunkelheit kann so im Kontext mit Erschöpfung verbunden werden.

im Kontext in Bezug auf Erschöpfung verstanden werden.

CrossDomäneMapping

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

DUNKELHEIT

FUNG IST

ERSCHÖP-

Systematische Metapher

„Sötétség“   381

Nr.

Eb.

/S.

zett, barna bőrét ráncok barázdálták, arca petyhüdten lógni kezdett, a keze túlméretezettnek tűnt, haja borzasan meredezett a koponyája körül.

Metapher

Zöll- Végre lenne időm, ner hogy írjak valami jelentőset, egy vastag könyvet. Nem túl vastagot, de elég vastagot ahhoz, hogy a regénypolcra kerüljön a könyvesboltokban. A borítón lehetőleg apósom festménye. Vagy inkább valami klasszikus? Vermeer? Sötét betűs cím. Cérnafűzés, vastag papír. A

nist

tago-

Kap. Pro-

Dunkelheit impliziert im Kontext Ruhm und Anerkennung.

Kontextbedeutung

‚Fényben, világosságban szűkölködő. Olyan, amit égitest v. más fényforrás fénye nem világít meg; fény, világosság nélkül való. Sötét éjszaka, este.‘ (sötét ‚Vmely fajtájú betűkből álló. Nyomtatott betűs írás; apró betűs szedés.‘ (betűs,

felületét, amely a ráeső fénysugarakat csaknem teljesen elnyeli.‘ (fekete

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (Titel mit dunkler Schrift), während die KB dies mit den Begriffen RUHM/ ANERKENNUNG verbindet.

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

während die KB dies mit dem Begriff

Kontrast

sötét Anerkenbetűs cím nung Ruhm

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Ruhm und Anerkennung verstanden werden.

psychische Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

DUNKELHEIT

NUNG IST

RUHM/ ANERKEN-

Systematische Metapher

382   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Jobban tenné, ha elmenne, mielőtt teljesen besötétedik.

‒ Az út nincs kivilágítva mondta a bankár. […] ‒ Az út nincs kivilágítva ismételte meg a bankár.

Zöllner/ Bankier

kapcsolataim révén bezsebelnék néhány jó kritikát.

Metapher

Zöllner/ Bogovic

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (es wird dunkel), während die KB dies mit dem Begriff UNWISSEN verbindet.

Dunkelheit impli- ‚ Unwissen. erős fénnyel, ill. több fényforrás fényével áraszt el, tölt be.‘ (kivilágít

Kontrast

Ja, die BB ist konkret (es wird dunkel), während die KB dies mit dem Begriff UNWISSEN verbindet.

Basisbedeutung

Dunkelheit impli- ‚ beáll az Unwissen. esti sötétség.‘ (besötétedik ‚ vminek a belsejébe, belseje felé.‘ (be

Kontextbedeutung

Ja, die m ind Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unwissen verstanden werden.

besötétedett

besötétedik

Unwissen

Unwissen

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unwissen verstanden werden.

CrossDomäneMapping

HEIT

UNWISSEN IST DUNKEL-

HEIT

UNWISSEN

IST DUNKEL-

Systematische Metapher

„Sötétség“   383

Nr.

Eb.

/S.

‚A legsötétebb semleges színű, a fehér ellentéte, amilyennek a szem látja az olyan tárgy felületét, amely a ráeső fénysugarakat csaknem teljesen elnyeli.‘ (fekete

Basisbedeutung

Zöll- Megcsúsztam és Dunkelheit impliner hosszában elvágód- ziert im Kontext tam. Dühömben Wut und Mord. felkaptam egy követ, és a völgy fekete mélységébe hajítottam. A térdemet dörgölve elképzeltem, ahogy zuhanás közben magával sodor egy csomó követ, egyre többet és többet, míg végül a hegyomlás valahol maga alá temet egy gyanútlan járókelőt.

Kontextbedeutung ‚ beáll az esti sötétség.‘ (besötétedik

Metapher

Dunkelheit impliZöll- Tényleg nagyon ziert im Kontext ner hamar besötétedett. Hunyorognom Unwissen. kellett, hogy lássam, merre vezet az út; füvet éreztem a talpam alatt, megálltam, óvatosan visszatapogatóztam az aszfaltra.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (ein dunkles Tal), während die KB dies mit den Begriffen TOD und WUT verbindet.

Ja, die BB ist konkret (es wird dunkel), während die KB dies mit dem Begriff UNWISSEN verbindet.

Kontrast

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Mord und Wut verstanden werden.

a völgy fekete mélységébe

besötétedik

Tod Wut

Unwissen

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unwissen verstanden werden.

CrossDomäneMapping

HEIT

WUT/ ÄRGER IST DUNKEL-

TOD IST DUNKELHEIT

HEIT

UNWISSEN IST DUNKEL-

Systematische Metapher

384   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Dunkelheit impliziert im Kontext Kälte und Langeweile.

Zöll- Mi lenne, ha egyner szerűen leülnék, és megvárnám, amíg megvirrad? Lehet, hogy megfagynék, előtte még halálra is unnám magam, de legalább nem zuhannék le.

Kontextbedeutung

Dunkelheit impliziert im Kontext Kälte und Unsicherheit.

Tetszett az ötlet, és eldobtam még egy követ.

Metapher

Zöll- Nem voltam biztos ner benne, hogy még mindig az úton járok, talpam alatt görgött a kavics, kis híján megint leestem. Fáztam.

nist

tago-

Kap. Pro-

‚A hajnali világosság elterjed, az ég megvilágosodik, a virradat bekövetkezik; kivirrad.‘ (megvirrad

‚Olyan, amihez kétség nem fér, ami valóságnak, ténynek vehető.‘ (biztos

Basisbedeutung

KÄLTE verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (warten, bis die Sonne aufgeht), während die KB dies mit dem Begriff

KÄLTE und UNSICHERHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (Schwärze des Tals), während die KB dies mit den Begriffen

Kontrast

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Kälte verstanden werden.

megvárnám, amíg megvirrad

a völgy fekete mélységébe

Systematische Metapher

psychiPSYCHISCHE sche Kälte KÄLTE IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

HEIT IST

psychiPSYCHISCHE sche Kälte KÄLTE IST Unsicher- DUNKELHEIT heit UNSICHER-

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Kälte und Unsicherheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Sötétség“   385

Nr.

Eb.

/S.

Dunkelheit impliziert hier Inspiration und Geheimnis.

‚Hasznosítható ásványok, ásványi anyagok kitermelésére létesített üzem.‘ (bánya

Basisbedeutung

Zöll- Mi történt a bányáner ban?

Kontextbedeutung ‚Olyan , amely v. egyáltalán nem, v. vmelyik szemével nem lát.‘ (vak

Metapher

Dunkelheit impliZöll- Egyik lábamat ner vakon a másik elé ziert im Kontext téve apró léptekkel Blindheit. araszoltam előre. A bokrokba kapaszkodtam.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (Mine), während die KB dies mit dem Begriff INSPIRATION verbindet.

Ja, die BB verfügt über die konkrete Bedeutung ‚psychische Blindheit‘, während die KB nur in einem übertragenen Sinne (Zöllner sieht in der Dunkelheit nichts) zu verstehen ist.

Kontrast

vakon

bánya

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Inspiration verstanden werden.

DUNKELHEIT

HEIT IST

UNSICHER-

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

Systematische Metapher

HEIT

Inspiration INSPIRATION IST DUNKEL-

psychische Blindheit Unsicherheit

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann in diesem Kontext mit psychischer Blindheit verbunden werden.

CrossDomäneMapping

386   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Metapher

Kontextbedeutung ‚ látóképességét teljesen elveszti.‘ (megvakul,

Basisbedeutung

‚Fényben, világosságban szűkölködő.‘ (sötét

Dunkelheit impliziert im Kontext melléknévvel Erschöpfung und kifejezett álHilflosigkeit. lapot; fénynek, világosságnak a hiánya.‘ (sötétség

Zöll- A címhez hozzáfűz- Dunkelheit steht ner ték még, hogy im Kontext für „painted by a blind Blindheit. man“, és elhelyez-

Ka- „Egy álmos járókemin- lő gondolatai“, ski Rieming leghíresebb verse nyomán: egy, az ólomszürke sötétségben gyámoltalanul bolyongó, alig sejthető emberi alak.

Dunkelheit impliKa- Pofonegyszerű min- mondta első inter- ziert im Kontext ski jújában Kaminski ‒ Inspiration. és átkozottul nehéz. Ugyanis megvakulok. Azt festem meg. Ennyi az egész.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (dunkle Brille),

Ja, die BB ist konkret (bleichgraue Dunkelheit), während die KB dies mit dem Begriff ERSCHÖPFUNG verbindet.

Ja, die BB ist konkret (blind werden), während die KB dies mit dem Begriff INSPIRATION verbindet.

Kontrast

Ja, die dunkle Brille kann im

m ind

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Erschöpfung verstanden werden.

Systematische Metapher

sötét szemüveges

az ólomszürke sötétségben

psychische Blindheit Ruhm/

Erschöpfung

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

DUNKELHEIT

FUNG IST

ERSCHÖP-

HEIT

megvaku- Inspiration INSPIRATION lok IST DUNKEL-

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Inspiration verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Sötétség“   387

Nr.

Eb.

ték mellette Kaminski sötét szemüveges fényképét. Amikor ezt a tudomására hozták, úgy felhúzta magát, hogy ágynak dőlt, és két hétig feküdt lázasan influenzával. Mire újra fel tudott kelni, már híres volt.

Metapher

Kontextbedeutung

‚A vak melléknévvel kifejezett tulajdonság, állapot; a látás képességének teljes hiánya v. igen nagy mértékben csökkent volta.‘ (vakság,

‚Szemüveget viselő .‘ (szemüveges

Basisbedeutung

verbindet.

ENNUNG

Ja, die BB ist konkret (Blindheit), während die KB dies mit dem Begriff RUHM/ANERK

BLINDHEIT identifiziert.

PSYCHISCHE

während die KB dies mit dem Begriff

Kontrast

Kaminski signali- ‚A legsötétebb Ja, die BB siert seine Blind- semleges színű, a drückt heit durch seine fehér ellentéte, etwas

Ka- Kaminski festméDunkelheit implimin- nyei, mindenekeziert im Kontext ski lőtt a vakságára Ruhm. vonatkozó mendemondák miatt, egy csapásra bejárták a világot.

nist

tago-

- Zöll- Az utolsó, egész ner oldalas fényképen Kaminski bottal,

/S.

Kap. Pro-

Ja, eine schwarze Brille

m ind

fekete szemüvegben

a vakságára vonatkozó mendemondák

psychische Blindheit

Ruhm

Anerkennung

Kontext mit der Bedeutung ‚psychische Blindheit‘ verbunden werden.

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Ruhm verstanden werden.

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

CrossDomäneMapping

BLINDHEIT IST DUNKELHEIT

PSYCHISCHE

DUNKELHEIT

NUNG IST

RUHM/ ANERKEN-

DUNKELHEIT

NUNG IST

RUHM/ ANERKEN-

Systematische Metapher

388   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Dunkelheit impliziert im Kontext Zuflucht. Kaminski lebt zurückgezogen. ‚(átvitt értelem-

Ka- Hallva, hogy Kamin- minski még mindig ski él, szinte mindenki meglepődött. Hihetetlennek tűnt, hogy létezik még,

Kontextbedeutung schwarze Brille. ‚Zavartalan, belső nyugalommal telt, és vidámságra hajló .‘ (derűs

Metapher

fekete szemüvegben és sajátságosan derűs arckifejezéssel kószál a kiállítási termekben.

nist

tago-

Kap. Pro-

‚A vak melléknévvel kifejezett tulajdonság, állapot; a látás képességének teljes hiánya v.

‚Fényben, világosságban szűkölködő, sötét.‘ (fekete ‚Olyan , amely a lélekre nyomasztólag hat; ko mor, leverő, sötét.‘ (fekete ‚Derült.‘ (derűs

amilyennek a szem látja az olyan tárgy felületét, amely a ráeső fénysugarakat csaknem teljesen elnyeli.‘ (fekete,

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (jemand ist versteckt), während die KB dies

Konkretes (schwarze Brille) aus, während die KB auf Kaminskis Blindheit referiert.

Kontrast

árnyékában

psychische Blindheit Ruhm

Erleichterung

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

Ja, die m ind Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf

kann als ein Zeichen für Blindheit stehen.

CrossDomäneMapping

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

DUNKELHEIT

RUNG IST

ERLEICHTE-

Systematische Metapher

„Sötétség“   389

Nr.

Eb.

/S.

nist

tago-

Kap. Pro-

csak elrejtőzött a hegyekben, a nagy házában, a vakság és a dicsőség árnyékában.

Metapher

ben) Vminek az árnyékában: a) vminek védelmében (megbújva); b) függő helyzetben, amelyben vki, vmi nem fejlődhetik‘ (árnyék

Kontextbedeutung

PSYCHISCHE

mit den Begriffen

Kontrast

BLINDHEIT ‚Vmely kiváló und RUHM tett, teljesítidentifimény, kimagasló ziert. érdem erkölcsi eredményeként keletkezett fényes hírnév, köztisztelet.‘ (dicsőség ‚Vmely fényforrás által megvilágított térségen, felületen látható, kevésbé megvilágított rész, amely úgy keletkezik, hogy a fényforrásnak a sugarait vmely tárgy elfogja, visszatartja.‘ (árnyék

igen nagy mértékben csökkent volta.‘ (vakság,

Basisbedeutung

psychische Blindheit und Ruhm verstanden werden.

CrossDomäneMapping

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

NUNG IST

RUHM/ ANERKEN-

Systematische Metapher

390   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Metapher

Dunkelheit steht im Kontext für Angst.

Kontextbedeutung ‚Fényben, világosságban szűkölködő.‘ (sötét, BI)

Basisbedeutung

Zöll- Már nem is éreztem ner olyan otthonosnak a szobát. A havasi gyopárt, a teheneket és a bozon-

Dunkelheit impliziert im Kontext Schreck und Angst. ‚Érez vmit: vmely

‚Rémítő.‘ (rémisztő ) ‚Tapintó, ízlelő v. szagló érzékével, ill. idegrendsze-

Zöll- Csak a lányával van Dunkelheit impli- ‚Árnyékba borít ner egy kis gond. ziert im Kontext vmit.‘ (árnyékol, Túlságosan leárIsolation. nyékolja. ‚Árnyékba von, erős fény elől takar, véd vmit.‘ (árnyékol

Zöll- Leengedtem a ner kagylót. Az ablak előtti sötétben is felismertem a hegycsúcsokat és a sápadt félholdat. Nagyot sóhajtottam.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (Nacht), während die KB dies

Ja, die BB ist konkret (etwas abschirmen), während die KB mit dem Begriff ISOLATION identifiziert werden kann.

Ja, die BB ist konkret (Dunkelheit), während die KB dies mit dem Begriff ANGST verbindet.

Kontrast

Schreck/ Schrecken Angst Unsicherheit

leárnyékolja

éjszaka

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Isolation verstanden werden. m flag (éreztem) Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in

Isolation

sötétben

Angst

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

Ja, die m ind DunkelPERS heit kann im Kontext in Bezug auf ANGST verstanden werden.

CrossDomäneMapping

HEIT

SCHRECK/ SCHRECKEN IST DUNKEL-

HEIT

IST DUNKEL-

ISOLATION

ANGST IST DUNKELHEIT

Systematische Metapher

„Sötétség“   391

Nr.

Eb.

/S.

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Konzentration verstanden werden. Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen), während die KB dies mit dem Begriff KONZENTRATION verbindet.

lehunytam a szemem

DUNKELHEIT

HEIT IST

UNSICHER-

ANGST IST DUNKELHEIT

Systematische Metapher

Konzentra- KONZENTRAtion TION IST DUNKELHEIT

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

Dunkelheit impli- ‚Az embernek és a ziert im Kontext magasabb rendű Erinnerung. állatoknak a fején az orr környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem,

CrossDomäneMapping

Zöll- Kissé megnyugodner va fogtam a diktafont, betettem az első kazettát, és lehunytam a szemem, hogy jobban emlékezzek.

Kontrast

Bezug auf Schreck/ Schreck und Angst verstanden werden.

Basisbedeutung

mit den Begriffen SCHRECK/ SCHRECKEN und ANGST verbindet.

Kontextbedeutung érzelem fogja, tölti rével tudomásul el, vesz erőt rajta.‘ vesz, érzékel (érez vmit.‘ (érez ‚(átvitt értelem‚Olyan, aki, ami ben, ritka, irodal- közeleg.‘ (közelmi nyelvben) Vki gő) közeleg vmihez: ‚Vki, vmi, rendsz. vki közel áll vmi- lassú ütemben hez, már majdnem közeledik.‘ hatalmába keríti (közeleg vmi.‘ (közeleg ‚Az estétől regge‚(átvitt értelemlig tartó napben, irodalmi szak.‘ (éjszaka, nyelvben) Sötétség.‘ (éjszaka

Metapher

tos parasztokat ábrázoló képekben volt valami fenyegető, rémisztőnek éreztem a közelgő éjszakát. Ez volna a jövőm? Panziók, albérleti szobák, hallgatózó főbérlőnők, délben konyhaszag, kora reggel idegen porszívók zaja? Ezt azért talán mégse!

nist

tago-

Kap. Pro-

392   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Nagyon komoly volt. Sötét. Valahogy mindig az árnyékba húzódott.

Bizonyára hallott a kalandjáról a sóbányában, épp eleget beszél róla.

Silva/ Zöllner

Metapher

Zöllner/ alte Frau

nist

tago-

Kap. Pro-

Die Salzmine steht im Kontext für die Inspiration.

Dunkelheit impliziert im Kontext Ernst. ‚ vidámságra nem hajló, elgondolkodó hangulatban levő, töprengő.‘ (komoly ‚Komoly személyre jellemző, rá valló, hozzá illő .‘ (komoly,

Kontextbedeutung Ja, die BB ist konkret (dunkel), während die KB dies mit dem Begriff ERNST verbindet.

Kontrast

‚Kősó kitermelé- Ja, die BB ist sére létesített konkret bánya. (sóbánya) (Salzmine), während die KB dies im übertragenen Sinne

‚Fényben, világosságban szűkölködő.‘ (sötét, BI) ‚Vmely fényforrás által megvilágított térségen, felületen látható, kevésbé megvilágított rész, amely úgy keletkezik, hogy a fényforrásnak a sugarait vmely tárgy elfogja, visszatartja.‘ (árnyék

Basisbedeutung

m ind Ja, die Salzmine/Dunkel heit kann im Kontext als eine Quelle für

sóbánya

ERNST IST DUNKELHEIT

Systematische Metapher

HEIT

Inspiration INSPIRATION IST DUNKEL-

sötét Ernst az árnyékba húzódott

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Ernst verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Sötétség“   393

Nr.

Eb.

/S.

Metapher

Dunkelheit impliziert im Kontext Gebrochenheit und Tod.

Kontextbedeutung

Zöll- Ha gazdag leszek, Die Dunkelheit ner megveszem magá- impliziert im Kontext Tod. tól a „Halál a fakó tengernél“-t. Kerül, amibe kerül.

Zöll- A szemközti falon ner lógó festményre mutatott: egy hajlott alak ült a sötét óceán partján, mellette egy óriási, a perspektívából különös módon kifordult kutya. ‒ Ezt ismeri, ugye? „Halál a fakó tengernél.“ Ezt sosem adom el.

nist

tago-

Kap. Pro-

CrossDomäneMapping

Ja, die BB ist konkret (dunkler Ozean), während die KB dies mit dem Begriff TOD verbindet.

Ja, die BB ist konkret (fahles Meer), während die KB dies mit dem Begriff TOD verbindet.

‚A fénytelen, piszkos árnyalatú világosbarnához, sárgához v. szürkéhez közel álló jellegtelen, meghatározatlan színű.‘ (fakó,

a sötét óceán partján

Halál a Tod fakó tengernél

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Tod verstanden werden.

Tod Unendlichkeit

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Tod verstanden werden.

versteht Inspiration (Inspiration). verstanden werden.

Kontrast

‚Olyan, amit égitest v. más fényforrás fénye nem világít meg; fény, világosság nélkül való.‘ (sötét

Basisbedeutung

TOD IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

KEIT IST

UNENDLICH-

TOD IST DUNKELHEIT

Systematische Metapher

394   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Metapher

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Abwesenheit und Scham.

Kontextbedeutung

Zöll- Leültem egy kerti Die Dunkelheit ner székre, és lehunyimpliziert im tam a szemem. [...] Kontext Kälte. De, egyszer volt. Clairance-ban. Hiába próbáltam elhessegetni az emléket. Délután négy óra körül csatlakoztam egy turistacsoporthoz. Az acélkosár dübörögve ereszkedett le, a nők hisztérikusan nevettek, a

Zöll- A kávé vízízű volt, a ner szomszéd asztalnál egy apa veszekedett a fiával; a kicsi lehajtotta a fejét, lesütötte a szemét, és úgy csinált, mintha ott se lenne.

nist

tago-

Kap. Pro-

melléknévvel kifejezett állapot; fénynek, világosságnak a hiánya.‘ (sötétség ‚Olyan hideg(nek tetsző), mint a jég; nagyon hideg; fagyos.‘ (jéghideg

‚Az embernek és a magasabb rendű állatoknak a fején az orr környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

Basisbedeutung

KÄLTE verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (Clairance ‒ Salzmine), während die KB dies mit dem Begriff

Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen), während die KB dies mit dem Begriff SCHAM verbindet.

Kontrast

lesütötte a szemét

Clairance-ban

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Kälte verstanden werden.

SCHAM IST DUNKELHEIT

Systematische Metapher

ANGST IST DUNKELHEIT

psychiPSYCHISCHE sche Kälte KÄLTE IST Angst DUNKELHEIT

Scham

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Scham verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Sötétség“   395

Nr.

Eb.

/S.

mélyből jéghideg levegő áradt. Néhány másodpercig teljes volt a sötétség.

Metapher

Zöll- Állítólag a szeme ner miatt történt, egy pillanatra én is lehunytam az enyémet, és vakon tapogatóztam előre. A jelenet fontos volt a könyvem szempontjából: elképzeltem, hogy én vagyok Kaminski, hunyorogva, tapogatózva, kiáltozva botorkálok előre, végül megállok, és addig kiabálok, amíg rá nem jövök, hogy úgyse hallja meg senki.

nist

tago-

Kap. Pro-

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Blindheit.

Kontextbedeutung

‚Az embernek és a magasabb rendű állatoknak a fején az orr környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

Basisbedeutung

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen), während die KB dies mit dem Begriff

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

m ind

én is lehunytam az enyémet

psychische Blindheit

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

Systematische Metapher

396   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Metapher

Kontextbedeutung

Zöll- Vajon éjszakára ner lekapcsolják a villanyt? A föld jéghideg volt, nem bírtam tovább ülni. Felálltam. Kiáltottam. Hangosabban kiáltottam. Rájöttem, hogy semmi haszna. Addig kiabáltam, amíg be nem rekedtem.

Dunkelheit impliziert im Kontext Verzweiflung und Angst.

Dunkelheit impliZöll- Újabb ajtó, de a ner mögötte lévő folyo- ziert im Kontext són nem égett egy Schreck. lámpa sem, olyan sötétség volt, amilyen a föld felszínén nem is létezik, rémülten becsaptam az ajtót.

nist

tago-

Kap. Pro-

‚A rögzítő kapcsot kioldva levesz, leválaszt vmit vmiről, vmivel való kapcsolatát megszünteti.‘ (lekapcsol ‚Villanylámpa ill. ennek fénye.‘ (villany ‚ mélyebben, alacsonyabban levő helyre, vidékre.‘ (le

Basisbedeutung

Dunkelheit impli- ‚Az embernek és ziert im Kontext a magasabb Erschöpfung. rendű állatoknak a fején az orr környékén levő,

Zöll- Egy értelmetlen Dunkelheit impliner ötlettől vezérelve ziert im Kontext elővettem a mobil- Isolation. telefont, de természetesen nem volt térerő, a világon nincs még egy ennyire leárnyékolt hely, mint egy sóbánya.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen), während

Ja, die BB ist konkret (Salzmine), während die KB dies mit den Konzepten ISOLATION und ANGST verbindet.

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in

m ind

lehunytam a szemem

leárnyékolt hely, mint egy sóbánya

Erschöpfung

Isolation Schreck/ Schrecken Angst

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m dir Ja, die (mint) Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Isolation, Schreck/ Schrecken und Angst verstanden werden.

CrossDomäneMapping

DUNKELHEIT

FUNG IST

ERSCHÖP-

HEIT

ISOLATION IST DUNKEL-

ANGST IST DUNKELHEIT

HEIT

SCHRECK/ SCHRECKEN IST DUNKEL-

Systematische Metapher

398   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf ErleichteJa, die BB ist konkret (das Licht ausmachen), während die KB dies ‚A megkönnyebbülés jeleként sóhajtva mély lélegzetet vesz; megkönnyebbül. Boldogan fellélegzett. Felléleg-

Dunkelheit impliziert im Kontext Erleichterung und Verstecken vor der Realität ‚(átvitt értelemben) Vmely anya-

PSYCHISCHE

Zöll- Honnan ismerem ner ezt az arcot? Siettem; nem tudom, miért, de mihamarabb ki akartam jutni innen. Honnan a pokolból isme-

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

Ja, die BB ist konkret (dunkle Farben), während die KB dies mit dem Konzept

psychische Blindheit

lekapErleichtecsoltam a rung villanyt Angst

szénnel rajzolt vázlatok nagy fekete pacni szénpor

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

Bezug auf Erschöpfung verstanden werden.

CrossDomäneMapping

die KB dies mit dem Konzept ERSCHÖPFUNG verbindet.

Kontrast

BLINDHEIT verbindet.

két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

Basisbedeutung

‚A legsötétebb semleges színű, a fehér ellentéte, amilyennek a szem látja az olyan tárgy felületét, amely a ráeső fénysugarakat csaknem teljesen elnyeli.‘ (fekete

Kontextbedeutung

Dunkelheit impliziert im Kontext Blindheit und Unfähigkeit.

Metapher

Zöll- A szénnel rajzolt ner vázlatok egyre bizonytalanabbak, a vonalak egyre reszketősebbek lettek, és elvétették egymást, a végén már csak egy nagy fekete pacni sikeredett. Szénpor pergett rám.

nist

tago-

Kap. Pro-

ANGST IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

RUNG IST

ERLEICHTE-

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

Systematische Metapher

„Sötétség“   399

Nr.

Eb.

/S.

‚Visszariasztóan barátságtalan, kietlen, puszta,

rung und Angst vor der Realität verstanden werden.

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Schreck/ Schrecken und Kälte verstanden werden.

Ja, die BB ist konkret (die Sonne geht unter), während die KB dies mit den Begriffen SCHRECK/ SCHRECKEN u.

CrossDomäneMapping

mit den Begriffen ERLEICHTERUNG und ANGST verbindet.

Kontrast

‚ a szokottat, az átlagot messze meghaladó‘ (hatalmas,

Basisbedeutung

Kontrast

CrossDomäneMapping

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT Systematische Metapher

„Sötétség“   401

Nr.

Eb.

/S.

Die Dunkelheit impliziert im Kontext Tod und Wirklichkeitsfremde.

Zöllner/ Kaminski

Zöll- Ilyenkor amúgy is ner üresek az utak. Erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu; úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk egyedül. Résnyire kinyitottam az ablakot, könnyűnek és valószerűtlennek éreztem magam.

Kontextbedeutung Dunkelheit impliziert im Kontext Blindheit und Hilflosigkeit.

Metapher

Feltette a fekete szemüveget, öszszekulcsolta a kezét az ölében, és hátradöntötte a fejét, az ing és a pulóver fölött még mindig a köntöst viselte.

nist

tago-

Kap. Pro-

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (schwarze Brille), während die KB dies mit dem Begriff

Kontrast

Ja, die BB ist etwas Konkretes (ausgestorbene Gegend), während die KB dies ‚Olyan, aminek csekély súlya van, mit dem Begriff TOD ami kevés, kis erővel fölemelhe- verbindet. tő; nem nehéz.‘ (könnyű

‚(átvitt értelemben) Olyan , ahol feltűnően kicsi a forgalom; néptelen, üres.‘ (kihalt,

‚A legsötétebb semleges színű, a fehér ellentéte, amilyennek a szem látja az olyan tárgy felületét, amely a ráeső fénysugarakat csaknem teljesen elnyeli.‘ (fekete

Basisbedeutung

m flag Ja, die (mintDunkelheit kann ha) im Kontext in Bezug auf den Tod verstanden werden.

psychische Blindheit

Tod erdők árnyai, egy kivilágítatlan falu, úgy éreztem, mintha kihalt vidéken autóznánk keresztül

feltette a fekete szemüveget

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

TOD IST DUNKELHEIT

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

Systematische Metapher

402   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Ka- Levette a szemüve- Dunkelheit implimin- gét, összecsukta, ziert im Kontext ski és betette a köntö- Hilflosigkeit. se mellső zsebébe.

‚Az embernek és a magasabb rendű állatoknak a fején az orr

Dunkelheit impli- ‚Az alvás állapotába jut; álomba ziert im Kontext merül.‘ (elalszik, Schreck.

‚Estétől reggelig egyfolytában.‘ (éjjel, BI)

Basisbedeutung

Zöll- Hunyorogtam, ner egyszer csak úgy éreztem, mintha elaludtam volna, felriadtam, de nem történt semmi, Kaminski horkolt, az út üres volt, én pedig visszakormányoztam a jobb oldalra.

Kontextbedeutung Die Dunkelheit impliziert im Kontext etwas Außergewöhnliches.

Metapher

Zöll- Résnyire kinyitottam ner az ablakot, könnyűnek és valószerűtlennek éreztem magam. Éjjel egy autóban, kettesben a világ legnagyobb festőjével! Ki gondolta volna egy héttel ezelőtt!

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen),

Ja, die Dunkelheit kann im Kon-

m ind

HEIT

Inspiration INSPIRATION IST DUNKEL-

Systematische Metapher

a szeme le volt hunyva

psychische Blindheit

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

HEIT

mintha Schreck/ SCHRECK/ elaludSchrecken SCHRECKEN tam volna IST DUNKEL-

éjjel

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Inspiration verstanden werden.

CrossDomäneMapping

m flag Ja, die BB ist Ja, die konkret (als Dunkelheit (mintha) ob er einge- kann im schlafen Kontext in wäre), wäh- Bezug auf rend die KB Schreck/ dies mit dem Schrecken Begriff verstanden SCHRECK/ werden. SCHRECKEN verbindet.

Ja, die BB ist konkret (nachts), während die KB dies mit dem Begriff INSPIRATION verbindet.

Kontrast

„Sötétség“   403

Nr.

Eb.

/S.

‚Elkomorodik.‘ (elkomorul) ‚Sötét, barátságtalan, lehangoló hatású, gyászos, zordon . Komor falak, vidék; komor színekkel fest vmit.‘ (komor

Basisbedeutung

Ja, die BB ist etwas Konkretes (schwarze Brille), während die KB im übertragenen Sinne zu verstehen ist (Blindheit).

genen Sinne zu verstehen ist (Kaminski ist beleidigt/traurig).

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext mit psychischer Blindheit verbunden werden.

verbunden werden.

ERNST

CrossDomäneMapping

m ind

fekete szemüvegén át

psychische Blindheit

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

Systematische Metapher

„Sötétség“   405

Nr.

Eb.

/S.

Dunkelheit impliziert im Kontext Kraftlosigkeit und Verzweiflung.

‚Az embernek és a magasabb rendű állatoknak a fején az orr

cséből v. üveglapból álló eszköz, amely két szárral a fülre akasztható, nyergével pedig az orra támasztható.‘ (szemüveg

Basisbedeutung

Zöll- Mindazonáltal: nem ner voltam igazán meglepve. Úgy éreztem, ennek így

Kontextbedeutung

‚Az embernek és a magasabb rendű állatoknak a fején az orr környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

Metapher

Ka- Tudom, nevetsége- Dunkelheit implimin- sen hangzik. Nem ziert im Kontext találtam meg az ski Blindheit. idegenvezetőt. Addig nem vettem komolyan ezt a dolgot a szememmel. De hirtelen minden ködbe borult. Márpedig odalent nem lehetett köd. Tehát valami baj volt.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (die Augen reiben),

BLINDHEIT verbindet.

PSYCHISCHE

Ja, die BB ist konkret (Nebel), während die KB dies mit dem Begriff

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann im Kon-

m ind

psychische Blindheit

HEIT

BLINDHEIT IST DU NKEL-

PSYCHISCHE

Systematische Metapher

megKraftlosig- KRAFTLOSIGKEIT IST dörzsöltem keit DUNKELHEIT a szememet

minden ködbe borult

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf psychische Blindheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

406   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

kellett történnie, mintha valami nyomasztóan szükségszerű elrendelés következett volna be. Még csak meg sem ijedtem. Megdörzsöltem a szememet. Kiabálni akartam, de nem volt hozzá erőm. Lassan térdre ereszkedtem, a földre ültem, és a tenyerembe temettem az arcom.

Metapher

Zöll- Lehunytam a szener memet. Hirtelen minden mindegy volt. Pokolba Kaminskival, a könyvemmel és a jövőmmel! Mi közöm ehhez az egészhez,

nist

tago-

Kap. Pro-

Dunkelheit impliziert in diesem Kontext Kraftlosigkeit und Verzweiflung.

Kontextbedeutung während die KB dies mit dem Begriff KRAFTLOSIGKEIT verbindet.

Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen, Dunkelheit), während die KB dies mit

‚Lelki alkatának következtében mindig v. túlságosan komoly, magába zárkózó, mogorva, zord .‘ (világos

Kontrast

környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

Basisbedeutung

a tenyerem be temettem az arcom

Kraftlosig- KRAFTLOlehunykeit tam a SIGKEIT IST szemeDUNKELHEIT met a sötétség világosan erezett

text in Bezug auf Kraftlosigkeit verstanden werden.

m ind Ja, die PERS Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Kraftlosigkeit

Systematische Metapher

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

CrossDomäneMapping

„Sötétség“   407

Nr.

Eb.

/S.

CrossDomäneMapping

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Ja, die BB ist konkret (schwarze/ dunkle Augen

Dunkelheit impli- ‚Az embernek és a magasabb ziert im Kontext rendű állatoknak Talent. a fején az orr környékén levő,

Ka- Megkérdeztem hát min- tőle: muszáj mindig Minotauruszt festeski nie? A mindig tipptopp műtermében

Unsicherheit

rám nézett Talent azzal a fekete istenszemével

egy alig megvilágított folyosó

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Unsicherheit verstanden werden.

dem Begriff verstanKRAFTLOSIG- den KEIT verbin- werden. det.

Kontrast

Ja, die BB ist konkret (kaum beleuchteter Gang), während die KB dies mit dem Begriff UNSICHERHEIT verbindet.

‚ fák évgyűrűihez hasonló v. szétágazó vonalakból álló mintázattal díszít, ellát.‘ (erez)

Basisbedeutung

‚ ráeső, rááradó fényével világossá, láthatóvá tesz vkit, vmit.‘ (megvilágít

Kontextbedeutung

Dunkelheit impliziert in diesem Kontext Mangel an Qualität.

mi dolgom ezzel a vénemberrel? Az aszfalt meleg volt, a sötétség világosan erezett, fű- és benzinszagot éreztem.

Metapher

Ka- […] a fülke csikomin- rogva lódult meg ski fölfelé, és egy alig megvilágított folyosóra vitt minket. […] Furcsa szag van, biztos benne, hogy ez egy jó szálloda?

nist

tago-

Kap. Pro-

TALENT IST DUNKELHEIT

DUNKELHEIT

HEIT IST

UNSICHER-

Systematische Metapher

408   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

voltunk, amelyet csak a fotók kedvéért szokott feldúlni, és rám nézett azzal a fekete istenszemével. […] Mondtam, a Minotaurusszal nem értékeled túl magad kissé? Ezt sose bocsátotta meg nekem.

Metapher

Kontextbedeutung

Zöll- A házak egyre ner nagyobbak lettek, ablakaikban az ég szürkesége tükrö-

‚Az embernek és a magasabb rendű állatoknak a fején az orr környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

Basisbedeutung

Dunkelheit impli- ‚Félig sötét v. ziert im Kontext félig világos Deprimiertheit. állapot; színtelen elmosódottság,

Zöll- Egy pillanatra Dunkelheit impliner lehunytam a szeziert im Kontext mem. Mitől ijedtem Schreck. meg úgy?

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die BB ist konkret (der Himmel ist grau),

Ja, die BB ist konkret (die Augen schließen), während die KB dies mit dem Begriff SCHRECK/ S CHRECKEN verbindet.

haben), während die KB dies mit den Begriffen TALENT verbindet.

Kontrast

Ja, die Dunkelheit kann im Kon-

m ind

az ég szürkesége

lehunytam a szemem

Systematische Metapher

Deprimiertheit

HEIT

IST DUNKEL-

MIERTHEIT

DEPRI-

HEIT

Schreck/ SCHRECK/ Schrecken SCHRECKEN IST DUNKEL-

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Schreck/ Schrecken verstanden werden.

Bezug auf Talent verstanden werden.

CrossDomäneMapping

„Sötétség“   409

Nr.

Eb.

/S.

ződött, az utcákon kocsisorok torlódtak, egyre jobban esett az eső.

Metapher

- Zöllner/ Kaminski

Kaminski hálóköntösben ült a konyhaasztalnál, rajta volt fekete szemüvege.

- Ka- Hirtelen kifújta a min- levegőt, és levette ski a szemüvegét. A szeme csukva volt. ‒ Ha egyszer azt mondom, hogy sosem találkoztam valakivel, akkor sosem találkoztam vele. Higgye el!

nist

tago-

Kap. Pro-

Kaminskis schwarze Brille steht für seine Blindheit.

Kontrast

‚A legsötétebb semleges színű, a fehér ellentéte, amilyennek a szem látja az olyan tárgy felületét, amely a ráeső

Ja, die BB ist konkret (schwarze Brille), während die KB im übertrage-

Ja, die BB ist konkret (die Augen sind zu), während die KB dies mit dem Begriff WUT identifiziert.

homály.‘ (szürke- während ség die KB dies mit dem Begriff DEPRIMIERTHEIT verbindet.

Basisbedeutung

Dunkelheit impli- ‚Az embernek és ziert im Kontext a magasabb Wut. rendű állatoknak a fején az orr környékén levő, két üregben elhelyezkedő, golyó alakú páros látószerv, ill. ezek egyike.‘ (szem

Kontextbedeutung

PSYCHISCHE

rajta volt fekete szemüvege

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext im Begriff

m ind

a szeme csukva volt

psychische Blindheit

Wut

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

m ind Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf Wut verstanden werden.

text in Bezug auf Deprimiertheit verstanden werden.

CrossDomäneMapping

HEIT

BLINDHEIT IST DUNKEL-

PSYCHISCHE

HEIT

WUT/ ÄRGER IST DUNKEL-

Systematische Metapher

410   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

Metapher

Kontextbedeutung

- Zöll- De valahová csak el Dunkelheit impliziert im Kontext ner kell jutnom! Ezt Vergangenheit, fennhangon Angst und etwas mondtam volna? Megráztam a fejemet. Unheimliches.

nist

tago-

Kap. Pro-

Ja, die Dunkelheit kann im Kontext in ‚Összefonódik (vmivel): másik ág, inda, ill. más növény

Ja, die BB ist konkret (Schatten von Baumstämmen

CrossDomäneMapping BLINDHEIT verstanden werden.

Kontrast

fénysugarakat nen Sinne csaknem teljesen zu versteelnyeli.‘ (fekete, hen ist (Kaminski ist blind). ‚A szem látási hibáinak (rövidlátásnak, távollátásnak stb.) helyreigazítására, javítására készült két, rendsz. kerekded üveglencséből v. üveglapból álló eszköz, amely két szárral a fülre akasztható, nyergével pedig az orra támasztható.‘ (szemüveg

Basisbedeutung

m ind

ágak összefonódó árnyai mintha

Angst

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

ANGST IST DUNKELHEIT

Systematische Metapher

„Sötétség“   411

Nr.

Eb.

/S.

Pedig így van, valahová el kell jutnom, valamit tennem kell. Ez itt a probléma. Elnyomtam a cigarettámat. Mindig is ez volt. A táj megváltozott, rég sehol egy domb, a falvak és az utak is eltűntek; úgy éreztem, mintha visszautaztunk volna az időben. Letértünk az autópályáról, egy darabig erdőn át vezetett az utunk: fatörzsek és az ágak összefonódó árnyai.

Metapher

- Holm/ Együtt töltjük The- életünk alkonyát. rese

nist

tago-

Kap. Pro-

Dunkelheit impliziert im Kontext Alter. ‚(átvitt értelemben) az

Kontextbedeutung

‚A naplementét közvetlenül megelőző, sötétedéssel kezdődő és a teljes besötétedésig

ága, indája közé nő, vele összevegyül, v. egyik a másikra tekeredik. Összefonódnak a fa ágai.‘ (összefonódik

Basisbedeutung

Ja, die BB ist konkret (Abend), während die KB dies mit dem

und -ästen), während die KB dies mit dem Begriff ANGST verbindet.

Kontrast

életünk alkonya

Tod

visszautaztunk volna az időben

Bezug auf Angst verstanden werden.

Ja, die m ind Dunkelheit kann im Kontext in Bezug auf

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT

CrossDomäneMapping

TOD IST DUNKELHEIT

Systematische Metapher

412   Tabellen zur MIPVU-Analyse der erhobenen Daten

Nr.

Eb.

/S.

nist

tago-

Kap. Pro-

Metapher

Basisbedeutung

utolsó, a hanyat- tartó napszak‘ lást és az alkotó (alkonyat erők csökkenését jelentő szakasz. Az élet alkonya: öregkor; a középkor, a burzsoá kultúra alkonya.‘ (alkony

Kontextbedeutung Konzept TOD verbindet.

Kontrast

Tod verstanden werden.

CrossDomäneMapping

QuellMIPZielVUdomäne domäne Klasse DUNKELHEIT Systematische Metapher

„Sötétség“   413

Sachregister Anomalie 5, 27 antonyme Übersetzung 188189, 213214 Äquivalenz 67, 1718, 202, 53, 135, 141, 200201, 203204, 207210, 213, 215, 226, 228230, 232, 236, 240241, 243244, 247, 251 Asymmetrie 19, 1021, 5253, 76, 79, 82, 89, 9192, 97, 101, 103, 113114, 116118, 122, 124, 128, 134136, 139141, 144, 148149, 153, 155, 159, 162, 165, 168170, 173, 175, 178, 182183, 185189, 191205, 207219, 221, 223, 225, 226233, 235239, 241, 243255 asymmetrisch 12, 4, 1216, 18, 25, 92, 111, 187, 189, 193, 205206, 210, 214, 234, 237, 253 ausgeweitete Metapher 6, 29 ausreichende Unterschiedlichkeit 66, 7577 Basisbedeutung 28, 6567, 7577, 93, 124, 126, 132133, 136137, 143, 147, 149151, 153, 155, 159, 162, 164, 166167, 176, 179180, 182183, 265 Bedeutungsauslassung 186, 188189, 208210, 246247 Bedeutungsergänzung 188189, 206210, 246, 252 Bedeutungsgeneralisierung 188, 193, 211213, 246 Bedeutungskonkretisierung 188190, 194, 196198, 211, 245246, 252 Bedeutungsverlegung 188189, 214216, 247 Betonungswechsel 188, 215 Clustering 4546, 5253, 93, 98, 103, 107, 111, 115, 120, 133, 168, 177 Cross-Domäne-Mapping 32, 6566, 6869, 71, 7677, 126128, 147, 185, 215, 239, 343

https://doi.org/10.1515/9783110772975-010

DIMEAN 6, 39, 64, 727778, 250 direkte Metapher 6869, 107, 128, 130, 151, 175, 209 Diskurs 221, 2426, 2930, 3754, 57, 7072, 79, 8283, 8586, 8892, 95116, 120141, 143, 147155, 158160, 162, 164169, 171173, 175178, 181184, 186-187, 190, 195, 202207, 210216, 218, 220221, 224227, 229246, 250253 Diskursdynamik 36, 23, 2527, 29, 4346, 4952, 53, 71, 75, 79, 83, 89, 95, 100, 105, 107, 111112, 116, 127, 133, 135136, 138140, 143144, 147, 149151, 153, 155, 162, 164, 166167, 170, 173, 175178, 180, 182184, 192, 194197, 199, 201203, 205, 208, 211214, 218219, 222224, 226, 231, 235236, 238, 240, 242244, 250, 252 Diskursdynamik-Framework 56, 2526, 30, 32, 3754 diskursgebunden 45, 36, 42, 8183, 85, 88, 111, 153, 202, 208, 240, 250 Diskursmetapher 56, 9, 21, 2526, 2830, 35, 37, 4243, 124, 128, 134, 140, 145, 149, 153, 156, 160, 163, 166, 169, 171, 173, 176, 178, 182, 184, 241 Diskursmuster 4344 Diskurs-Welt 27, 40, 8889, 93, 95, 100, 109, 115116, 119120, 127, 130, 136138, 142, 145, 147, 150, 167, 180181 Dunkelheit 29, 1054, 5563, 6481, 82249, 250254 Einworteinheit 27, 70 Embodiement 3, 42, 53 First-level metaphor 27 Fokusgruppe 6, 30, 4851, 76, 82, 105, 122124, 126129, 132135, 138141,

416 | Sachregister

144145, 147149, 153156, 158159, 162177, 190, 265 Graduierbarkeit der Metaphorizität 7171 grammatische Asymmetrie 12, 216217, 221, 225, 227229, 232233, 238, 243, 245, 248, 252 grammatische Auflösung 16, 217, 239241, 248 grammatische Auslassung 217220, 252 grammatischer Einschub 217, 236238 grammatische Konkretisierung 217, 244245 grammatische Verlegung 217, 228236, 248, 252 grammatische Verschmelzung 217, 239, 241244 grammatischer Wechsel 217, 220228, 247 Indikator 46, 6970, 107, 111, 128, 130, 132133, 140, 149, 155156, 158, 165, 175, 178179, 182, 184, 192193, 199, 206, 209, 212215, 221, 227, 232, 235, 237, 242, 250 indirekte Metapher 6768, 76, 140, 155, 171, 207, 225, 229, 239 Intertextualität 40, 4546, 78, 248 Invarianz 18, 251 kognitive Metapherntheorie 47, 53, 3036 kognitive Spannung 27, 66, 71, 93, 107, 120, 127128, 144, 147, 151, 155, 164, 166, 168169, 171, 190191, 193194, 202203, 207, 209210, 214216, 225226, 229, 231, 234, 236, 239240 komplette Transformation 188189, 198206, 246, 252 Kontext 56, 17, 2224, 27, 35, 3840, 42, 4748, 50, 6567, 6970, 7577, 79, 88, 91, 97, 100, 103, 105, 114, 124, 127, 135136, 141, 144145, 147, 156160, 162, 166, 169, 171172, 174176, 178179, 182187, 189197, 199316, 218, 220221, 224248

Kontextbedeutung 65, 7677, 343 konzeptuelle Inkongruenz 5, 124, 127, 129, 134, 140, 158, 162, 171, 194, 232, 250 konzeptuelle Metapher 3, 5, 23, 30, 3235, 47, 73 lexikalisches Quelldomänfeld 86, 93, 9899, 103, 105, 107, 109, 111, 114115, 120, 186 Makrostruktur 6, 25, 7879, 122, 250 Megametapher 6, 29 Metapher 2163, 6479 Metapher-Flag 67, 6970, 128, 130, 140, 151, 165, 178179, 192193, 199, 215, 221, 227, 232, 234, 237 Metapher auf der Ersten Ebene 28, 7677, 136, 144, 165, 175, 178179, 190, 193, 242 Metapher auf der Zweiten Ebene 28, 71, 83, 153, 162, 175176, 179, 184, 253 Metaphernidentifizierung 56, 27, 6465, 67, 69, 75 Metapherntrajektorie 39, 46, 5152, 86, 93, 95, 98, 103, 107, 111, 114115, 120, 127, 133, 148, 153, 155, 158, 162, 165, 168, 170, 173, 177, 181 Metaphor at Level 1 2728 Metapher at Level 2 2728 metaphorische Motiviertheit 82, 107, 109, 111, 122, 124, 126, 128130, 134, 140, 145, 149150, 153, 156, 160, 163, 166, 169, 171, 173, 176, 178179, 182, 184 Metaphorizität 36, 20, 27, 43, 46, 53, 6567, 7071, 75, 83, 89, 124, 128, 132, 134136, 139, 144, 147150, 155, 158159, 162, 164, 166167, 169, 171172, 174180, 183184, 190, 194196, 203, 205, 208, 211, 214, 218219, 222224, 226, 231, 235236, 238, 240, 243244, 247, 250252 Metaphtonymie 7274, 76, 126, 132, 144, 150 Metonymie 65, 7274, 150, 155, 162 Mikrostruktur 4, 25, 79, 250, 252

Sachregister | 417

MIPVU 27, 35, 6467, 6971, 7477, 136, 151, 155, 168169, 171, 178, 190194, 197, 199, 202203, 206207, 209210, 212, 215, 221, 225, 227, 229, 231232, 234, 237, 239, 242, 251 MIPVU-Schritte 7577 Multiworteinheit 27, 70, 251 Netzwerk 5, 7, 25, 39, 48, 5254, 79, 82, 8993, 9698, 101103, 105106, 109110, 113114, 116119, 121122, 185, 187, 251 Operationalisierung der MIPVU 7075 Parallelkorpus 2, 8, 1618, 2021, 251 Perspektivenwechsel 92, 187189, 198, 200202, 246, 251 Quelldomäne 2, 4, 6, 9, 21, 25, 32, 36, 53, 6566, 7677, 7982, 86, 9395, 122123, 125129, 133136, 139141, 144145, 149151, 153154, 156157, 159160, 163164, 166, 168169, 171, 173, 175176, 178180, 182185, 187, 190, 192197, 200203, 205206, 208209, 210216, 218227, 229, 231, 233244, 251252 Range of Target 36 Reichweite der Quelldomäne 2, 4, 9, 21, 25, 36, 53, 7982, 122123, 128, 139, 144, 151, 159, 163, 166, 168, 171, 173, 175, 178, 182183, 185, 187, 251252 Reichweite der Zieldomäne 36 Rekurrenz 45, 5253, 89, 124, 127128, 132135, 137, 140, 143145, 147151, 154, 176, 192, 197, 201 relative Distanz 27 Repetition 45, 5253, 89, 105, 124128, 132135, 137, 144, 147, 154155, 166, 173175, 178, 192, 197, 201 Rolle der Ähnlichkeit 67, 75 Scope of Source 36 Second-level metaphor 2728

semantische Asymmetrie 14, 78, 188, 191192, 194, 196197, 200, 203205, 207, 216, 230, 252 Signalisierung 45, 248 Symmetrie 1, 1011, 13, 15, 18 symmetrisch 1516, 18 systematische Metapher 5, 26, 2930, 4647, 4952, 122 Systematizität 41, 46, 48, 52, 111, 145, 253 Textmuster 4345, 53, 71, 78 Text-Welt 25, 40, 8, 8893, 9798, 101107, 111114, 116124, 133, 136137, 139142, 148149, 151152, 158159, 164165, 167168, 172, 180, 187 WIDLII 65, 75 wörtlich-metaphorisches Wechselspiel 45, 128, 134135, 140, 162, 166, 178, 180 Zieldomäne 5, 27, 30, 3236, 41, 65, 71, 73, 7677, 81, 86, 89, 124129, 132134, 136, 139141, 143151, 154156, 160, 163164, 166, 168169, 171, 173, 176, 179180, 182, 184185, 190250