Sämtliche Werke: Band 4 Biblische Dramen I [Reprint 2017 ed.]
 9783110836400, 9783110042467

Table of contents :
Der Tochter-Mord. Welchen JEPHTHA unter dem Vorwande eines Opfers begangen hat
Das Ebenbild eines Gehorsamen Glaubens / welches ABRAHAM in der vermeinten Opferung seines Isaacs beständig erwiesen
Nachwort des Herausgebers
Inhalt des vierten Bandes

Citation preview

W E I S E , S Ä M T L I C H E W E R K E IV

w DE

G

AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR D E S XV. B I S XVIII. J A H R H U N D E R T S

unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg herausgegeben von Hans-Gert Roloff

CHRISTIAN WEISE SÄMTLICHE WERKE

WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1973

CHRISTIAN SÄMTLICHE

WEISE WERKE

herausgegeben von

JOHN D. L I N D B E R G

VIERTER

BAND

BIBLISCHE DRAMEN I

WALTER D E GRUYTER • B E R L I N • NEW YORK 1973

© ISBN 3 11 004246 0 Library of Congress Catalog Card Number : 71-860995 Copyright 1972 by Walter de Gruyter 6c Co., vormals G . J . Göschen'sehe Verlagshandlung J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit Sc Comp_ Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter, Berlin 30

DER TOCHTER-MORD. WELCHEN JEPHTHA UNTER DEM VoRWANDE EINES OPFERS BEGANGEN HAT / D E N 1 3 . FEBR. M . D C . L X X I X . A U F F DER ZITTAUISCHEN SCHAU-BÖHNE VORGESTELLET DURCH CHRISTIAN WEISEN. DRESDEN / IN VERLEGUNG JOHAN CHRISTOPH MIETHS / BUCHHÄNDLERS. GEDRUCKT BEY M E L . BERGENS / CHURF. S . H O F - B U C H D R . NACHGELASSENEN W I T T B E UND ERBEN. 1 6 9 0 .

VERZEICHNIS DER PERSONEN. welche an statt des Vorredners die gantze Versammlung annehmen.

ZWEY TENORISTEN

Fürst in Gilead.

JEPHTHA,

dessen Gemahlin.

JOSEBA,

dessen Tochter.

THAMAR, DODO,

ein Fürst aus dem Lande Tob in

THOLA,

THAMAR

verliebt.

dessen kleiner Vetter.

REGUEL,

der Feld-Herr.

GERSON,

ein Obrister. der Fürstin Hoffmeister.

MALACH,

JAIR>

\ zwey alte aus Gilead.

ELON,

1

MACHIR, J

z w e

y vornehme aus Gilead.

HILLEL, J MICHA, ASUBA,

ein Prophet / hernach Schul-Oberst zu Mizpa. der

THAMAR

Gespielin.

JEDIDA, KEDAR, HEDAD, SABAD, RESEPH,

zwey Gesandten von den Kindern Ammon. zwey Gesandten vom Gebirge Ephraim.

6

Christian Weise

OG, der König zu Basan / als ein Geist. SIMEA, ein Priester. ELKANA, ^

.

zwey andere Priester.

J

JOEL,

USI, ein vermumter Prophet. EPHA,

der

JOSEBA

Cammer-Jungfer.

CHOR DER JUNGFERN. FCECUNDITAS, ")

zwey DiscANTiSTen auff den Bäumen.

J

HILARITAS,

THUBAL, Capellmeister mit seiner Compagnie. NABAL,

des

JEPHTHA

lustiger

Platz-LNSPECTOR.

zwey Schalmeyer. TOPHET, ein Drommelschläger.

CHUD, ein Schneider hernach ein Soldat. CANAAN, ein K a u f f m a n n . WACHMEISTER. Z W E Y SOLDATEN. Z W E Y ANDERE SOLDATEN. ZIBA, SCHUAL,

zwey Bauren. J

welcher zwar aussen gelassen ist; in dem er gar zu eingerichtet gewesen. Doch wer es nachspielen will / der wird der Gelegenheit nach schon sehen / was sich vor die SPECTATORES schicken wird. ( Ar = / 1]y

EPILOGUS

SPECIAL

DES JEPHTHA TOCHTER-MORD / TRAUER-SPIEL. (Der äusserste Schauplatz eröffnet sich / und wird von %n>ey Personen folgende Aria in die Instrumente musiciret.) ^Willkommen werthe Schaar / So wird noch immerdar Das Musen-Volck geliebet; Und wenn die frohe Zeit Nur einen Winck zu neuer Kurtzweil giebet / So lacht die Gütigkeit / Darunter wir alle nach unsern Verlangen Die Früchte des emsigen Fleisses empfangen. (Die innerste Scene wird aufgewogen.) Der Schauplatz öffnet sich Und merket eigentlich / Daß sich die Gönner finden / Die manchen Liebes-Schein (Av = 2 ) Und manches Licht an diese Lichter binden / Biß sie verdoppelt seyn. Derhalben wird niemand die Hoffnung verlieren / Die Liebe biß femer ans Ende zu spüren. Wohlan last Aug und Mund Durch einen süssen Bund Auff unser Bühne spielen /

Christian Weise

Und wenn wir solchen Trieb Von eurer Gunst in dieser Handlung fühlen / So habt das Eure lieb. Kein Vater verachtet ein furchtsames Lallen / Drum müssen auch unsere Fehler gefallen. Wir geben hier ein Pfand / Daß wir das Vaterland Einmahl bedienen wollen / Wofern wir Zung und Muth Mit solchem Nutz ersprießlich führen sollen Wie mancher jetzo thut. Nur machet den Anfang in gütiger Stille Fehlt unser Vermögen / so lebet der Wille. (A 2r = 5>

ERSTE HANDLUNG/ ERSTER AUFFTRITT. (Der Schauplatz stellet einen Garten vor.) THAMAR

(singet.)

1. Schönster Sitz der Einsamkeit / Soll mir noch bey deinen Bäumen Was von Lust und Liebe träumen? Oder soll die kurtze Zeit Etwas über mich beschlüssen Daß ich werde scheiden müssen? 2.

Ach wie hoch bin ich vergnügt / Wenn ich weit von hohen Dingen Kan von einer Blume singen / Die vor meinen Füssen liegt 1 Also bin ich unbekümmert / Was in Städten lacht und schimmert. 3.

Hier spielt Tugend und Natur Unverrückt in einem Bilde / Und auff diesem Lust-Gefilde Sucht die Einfalt ihre Spur: Die erfreut das Angesichte Nur mit ungeschminckten Lichte. (A 2* — 4)

10

Christian

Weise

4.

Alles scheinet wie es scheint / Keine Farbe wird verstellet: Und wer sich zu uns gesellet Redet nichts als was er meint: Weil er sich mit Trug und Liste Vor den Blumen schämen müste. 5.

Drum du angenehmer Platz Laß mich ferner unvertrieben Deine keusche Wollust üben; Denn ich hoffe meinen Schatz Lieber sittsam in den Grünen Als in Purpur zu bedienen.

ERSTER HANDLUNG ANDRER AUFFTRITT. DODO, THAMAR, REGUEL.

Wie so allein schönste T H A M A R ? Und wer ist derselbe Schatz / der sich dermahleins solcher köstlichen Dienste wird zu rühmen haben?

DODO.

Wenn dieser einfältige Garten nicht der Tugend gewidmet wäre / so müste ich mich schämen / nachdem mein freymüthiger Gesang so einen vornehmen Richter bekommen hat.

THAMAR.

Die Tugend schämet sich nicht / und was ich gehöret habe / solches giebt mir ein Zeugniß / daß die Tugend ihr Hertze bewohnt.

DODO.

Jephtha

1,2

11

Die rechte Warheit zu bekennen / es ist mir bange bey den Gesandten aus GILEAD, ob sie etwan ( A 3 r = 5 ) meinen Herren Vater bewegen möchten. Denn wofern er sich zum Auffbruche fertig macht / werde ich als seine eintzige Tochter nicht zurücke bleiben. Und wo wurde ich die Lust dieses angenehmen Feldes hernach gemessen können?

THAMAR.

Die Sorge ist vielleicht vergebens. Wer aus GILEAD mit Gewalt ist V e r s t ö s s e n / und als ein BASTART der väterlichen Verlassenschafft beraubet worden / der wird diesen undanckbaren Volcke nicht zu Hülffe kommen.

DODO.

Ich sehe wohl was die Gerechtigkeit erfodert: Doch die Thränen und Seufftzer einer bußfertigen Abbitte können offt die Barmhertzigkeit wieder unsern Willen bewegen.

THAMAR.

die Unbilligkeit auff den höchsten Grad kommen ist / da findet die Barmhertzigkeit nichts zu verrichten.

DODO. W O

Ach wie glückseelig wäre ich / wenn mein Herr Vater diesen Ausspruch gethan hätte!

THAMAR.

Ein Vater wird der eintzigen Tochter nicht widersprechen.

DODO.

Aber eine Tochter soll sich auch nicht erkühnen dem Vater zu mißfallen.

THAMAR.

Solches Mißfallen wird durch die väterliche Liebe entschuldiget.

DODO.

Immittelst wird ihm die höchste Gewalt auffgetragen: Und er wird fragen / ob ich nicht gerne ein Fürstliches Fräulein heissen wolte.

THAMAR.

12

Christian

Weise

Vielleicht ist im Lande Tob eine PRivAT-Person glückseeliger / als im unruhigen GILEAD ein Fürsten-Kind.

DODO.

( A 3« =

6}

Ich darff nicht widerleget werden. Das Land Tob ist mir seiner Güte halben bekandt genung. Allein / der Herr Vater wird seinen Stand verbessern wollen. Es ist besser in GILEAD der Erste / als in Tob der Andere zu seyn.

THAMAR.

Schönste THAMAR, sie hat den Ruhm unter den Schönen die erste zu heissen.

DODO.

Dieses spricht vielleicht ein einfältiger Liebhaber: Sonsten weiß ich wohl / daß keine Tochter vor ihrer Heyrath über der Eltern Stand erhöhet wird.

THAMAR.

Meine Auffwartung bezeuget / daß ich begierig bin / ihren Stand zu erhöhen / so hoch meine Person am Königlichen Hofe gesetzet ist.

DODO.

THAMAR.

Diese Frage gehört vor meinen Herrn Vater.

Und ich habe genung / daß sie mir die Freyheit giebet / ihren Herrn Vater anzusprechen.

DODO.

THAMAR.

Mein Herr / ich habe keine Freyheit auszutheilen.

Ich aber bin nothdürfftig dieselbe anzunehmen; In dieser Versicherung nehme ich demüthigsten Abschied.

DODO.

Ich begehre keinen Abschied: Er helffe den Herrn Vater dahin DispoNiren / daß wir des Abschiedes nicht bedürffen.

THAMAR.

Auch diesen Befehl will ich in keine Vergessenheit stellen. (DODO gehet ab.)

DODO.

Jephtha /, 2

13

Mein liebstes Printzgen / wolt ihr nicht des Herrn Vetters Liebden folgen?

THAMAR.

REGUEL.

THAMAR.

Ich bleibe bey meiner Liebsten. Wenn ich aber wegziehen muß? u reden.)

RAPHAEL.

i H r Leute kommt heran / weil Gott zu schauen giebt / Wie hoch der Engel-Schaar die Menschen Kinder liebt.

Abraham

/

Vorspiel

213

URIEL.

Lernt an dem A B R A H A M , was man verrichten sol. Denn also geht es euch in unserm Schutze wol. RAPHAEL.

Hier läst sich I S A A C sehn / der hat nur GOtt zum Freunde: Darum verdirbt er nicht / und trotzet alle Feinde. URIEL.

Ja wol / ein Vater wird alßdenn vergnügt gemacht / Wenn I S A A C in der That und in dem Namen lacht. (SECHS KLEINE E N G E L )

1. Wir stehn vor Gottes Thron und bitten vor die Kinder. 2. Die Frommen lieben wir / und freuen uns der Sünder / Wofern sie Busse thun. 3. Wie manche Noth vergeht / Wenn unsre Feuers-Glut an statt der Mauer steht. 4. Ach daß die Menschen uns so gern verjagen wollen! Da wir in Ewigkeit beysammen wohnen sollen. 5. Ach wie betreugt der Geist die Kinder dieser Welt: Wenn er sich hell und licht / als einen Engel / stellt. 6. Und ach / wie lernet man die rechten Engel kennen I Man lerne nur zuvor M E S S I A S Nahmen nennen. ( A 2V =

[4]')

214

Christian Weise

1. Ach Gott / hier finden wir die vielgeliebte Stadt / Die auch ein Christlich Haus und Deinen Nahmen hat. 2.

Laß Zittau glücklich seyn / steh noch bey ihren Vätern / Und schütze sie durch uns vor allen Ubelthitern! 3. Verschone Jung und Alt vor übermachten Weh / Daß auch die Freuden-Zeit gesund vorüber geh. 4. Gib daß sie keine Furcht von Pest und Kriege fühlen / Und auff dem Platze da viel Sachen nützlich spielen! 5. Ja welcher als ein Gast die Spiele schauen wil / Der werde nimmermehr des Glückes Gauckel-Spiel. 6.

Gott lasse fort und fort die Sachsen Raute blühen / So wird die Fruchtbarkeit den Segen nicht entziehn. A s ARIEL.

Wolan / wer A B R A H A M und seine Tugend liebt / Der sey um ISAACS Noth im minsten nicht betrübt. So pflegt der grosse GOtt mit seiner Schaar zu spielen / Und wenn sie noch so viel von Creutz und Schrecken fühlen / So lacht der Liebes-Glantz durch alle Finsternüß. Drum seht / und lebet auch des Himmels Gunst gewiß. GABRIEL.

Ihr hochgeliebten Sterblichen: Eben durch dieses Vorspiel

Abraham

/

Vorspiel

215

haben die gegenwärtigen Engel ihren Englisch-geliebten vortragen wollen. Denn hat jemahls der wunderthätige GOtt / in der Heiligen Schrifit / die Engel und ihre Göttliche Bedienungen klärlich offenbahret / so ist es gewiß zu dieser Zeit geschehen / da sich der alte Ertz-Vater A B R A H A M wegen des angenehmen Lache-Kindes / das ist / wegen seines hochgeliebten ISAACS GRATULiren müssen. Und also haben wir / auch in unsrer Gesellschaft / bey diesen Englischen Spiele den Anfang machen wollen. Nicht / als (A 3r = [5J) wolten wir die Philister / den I S M A E L , und andere Personen unsrer Dienste würdigen; sondern weil das Haupt-Werck darinne bestehen soll / daß die sämbtlichen hochgeliebten Anwesenden allerseits erkennen werden / was der theure Mann A B R A H A M vor köstliche Früchte seines Glaubens davon getragen hat. Es werden viel betrübte Begebenheiten mit unterlauffen / wodurch der allein weise GOtt diese unvergleiche Standhafftigkeit / den andern Sterblichen zur Probe / versuchet hat. Allein der Außgang wird auch mit seinem unverfälschten Zeugnüsse nicht zurücke bleiben / daß die Gedult alle mahl den schönsten Triumph verdienen könne. A B R A H A M hat gegläubet / und solches hat der allgewaltige GOtt in Ansehung des zukünftigen MessL® / als eine Gerechtigkeit angenommen. Wolan / wer einmahl mit den A B R A H A M will gerecht seyn / der lasse sich auch anjetzo des A B R A H A M S Exempel gefallen. So wollen wir nicht allein auff dieser Schaubühne / sondern auch unter den gesamten Zuschauern nichts als lauter Engel behalten. ISAAC

(Ornament') ( A 3 « = [ 6 ] y

ERSTER HANDLUNG/ ERSTER AUFFTRITT. SARA, B I L H A , KETURA.

SARA.

D E r verlauffene Jäger-Knecht?

BILHA. E S SARA.

ist nicht anders.

Der Hungerleider? Der Strassenrauber?

Sie traue meinen Worten: Wo ISMAELS Anschläge von statten gehen / so wird ISAAC nicht mehr ISAAC, das ist / ein Lachen-Kind / sondern BENONI, das ist / ein SchmertzensKind heissen.

BILHA.

Ach warum habe ich den meineydigen Buben nicht in der Wüsteney begraben lassen? da ich numehr das Begräbnüs meines einigen Sohnes im Geiste vor mir sehen soll.

SARA.

Ach GOtt lasse mich doch eh sterben / eh ich diesem gesegneten Kinde soll in das Grab sehen. (A 4T — T)

BILHA.

Ach wäre ich vollends unfruchtbar geblieben / so hätte ich mir nicht selbst solche Schmertzen gebohren / und so wurde mir mein kurtzes Lachen nicht mit gedoppelter Traurigkeit versaltzen. Hätte doch ISMAEL das Erbtheil mögen hinnehmen / es wäre mir besser gewesen / wenn ich alle Güter verlohren hätte / als daß ich meinen Sohn / ach I

SARA.

Abraham I, 1

217

meinen frommen / meinen rechten Engels-Sohn verliehren soll. Aber / auff was vor Gelegenheit will uns ISMAEL Schaden thun? Hier ist K E T U R A , die mag den boßhafftigen Anschlag erzehlen. Ich möchte vergehen / wenn ich offt daran gedencken solte.

BILHA.

So bringe mir doch die Zeitung meines Todes. Was hat denn ISMAEL vorgenommen?

SARA.

Meine Frau / es ist mir leid / daß ich unangenehme Sachen vorbringen soll. ISMAEL hat auff den Befehl seiner Mutter ein Weib aus Egypten genommen / und als etliche von unsern Hirten neulich durch die Wüsten gereiset sind / hat sich die Frau schon so viel gewust / was sie vor ein Erbtheil in diesen Gütern suchen wolte. Ja sie hat so sehr getrotzt / ehe sie einen andern zum Erbe kommen liesse / so wolte sie alle Rauber aus ARABIEN, und alle Zauberer aus Egypten zusammen bringen / biß sie den ohnmächtigen Kinde den Hals gebrochen hätte / welcher ihren Liebsten aus dem Erbtheile stossen wolte.

KETURA.

SARA.

Was hat aber

ISMAEL

selbst dazu gesagt?

Er hatte dieser Egyptischen Dirne mit einen Kusse geantwortet.

KETURA.

Wo der Liebsten Anbringen durch einen Kuß beantwortet wird / da hat der Mann gewiß einerley Meynung.

BILHA.

(A 4« = 8} SARA.

Ach was thu ich nun?

Wer gantz ARABIEN, ja wer den Teuffei aus Egypten selbst wider uns auffwiegelt / der kan uns 400. Leuten leicht

BILHA.

218

Christian

Weise

gewachsen seyn. O ISAAC mein Trost I Ist das der Lohn vor meine Wartung / daß ich dir nun den Sterbe-Kittel anziehen soll? Ach ISMAEL was hastu vor? Weistu nicht daß in diesem Sohne alle Völcker sollen gesegnet werden? Hier kanstu nicht nur einen Mord begehen: sondern so bald ISAACS Blut aus den Adern springen wird / so bald wird auch der Trost / den alle Völcker gemessen sollen / in den unschuldigen Blute ersticken.

SARA.

Wäre nur ein Winckel in der Welt / da er könte verborgen seyn. Doch den verborgenen Winckel werden die Zauberer entdecken / und einen verwahrten Winckel werden die Rauber überwältigen.

BILHA.

Unterdessen verwahren wir doch unser Gewissen. Wenn eine Mutter ihr Kind so gut versorget / als ihr möglich ist / so trägt sie keine Schuld: ob gleich das Werck einen andern Außgang nimmt. Doch wo ist I S A A C ?

SARA.

Hier kömmt der Hofmeister / der Untergebene wird sich nicht weit verlauffen haben.

BILHA.

ERSTER HANDLUNG / ANDER AUFFTRITT. SARA, B I L H A , KETURA, ELIADA, A B I D A M .

Herr Hofmeister woher so alleine? ist mein Sohn nicht in eurer Gesellschafft?

SARA.

Meine Frau / er hat Erlaubnüs mit seinen Spiel-Gesellen das freye Feld zu suchen. ( A 5r — 9'y

ELIADA.

Abraham I, 2

219

Aber von wem hat der Hofmeister Erlaubnis / daß er den Untergebnen verlassen soll?

SARA.

Meines Herrn Geschiffte mit etlichen Philistern geben mir Erlaubnis.

ELIADA.

Ein Diener kan sich mit zweyerley Verrichtungen nicht belegen lassen. Wem so viel an der Philister CONVERSATION gelegen ist / der möchte meinem Sohne vom Leibe bleiben.

SARA.

ELIADA.

Meine Frau / sie scheinet etwas ungnädig.

Ich werde auch nicht lachen / wenn das Messer meinem Sohne an die Kehle gesetzet wird / daß sein bester Freund / der Hofmeister selbst / die Hand von ihm abziehen will.

SARA.

Wer hat meine Frau aufi solche Gedancken gebracht? mich dünckt ISAAC wird nicht verlassen seyn / und noch weniger kan ich mir einbilden / daß ihm ein Mensch das Messer an die Kehle setzen wolle.

ELIADA.

Ich seh es wol / wenn das Unglück kommen will / so werden die Leute zuvor sicher.

SARA.

Ich erschrecke / und weiß doch nicht / vor welchen Unglücke ich erschrecken soll.

ELIADA.

Mich dünckt es ist Unglücks genug / wenn ich meinen Sohn ISAAC verliehren soll. O du Trost meines Alters / würde doch nur dein Unglück verzogen / biß du mir den letzten Dienst bey meinen Grabe erwiesen hättest / so dürffte ich doch den schmertzlichen Unfall nicht ansehen / oder ich wäre desto gewisser / daß mir dein Geist mitten unter den Ertz-Vätern in der himmlischen Wohnung begegnen würde!

SARA.

220

Christian

Weiss

Ich höre eine Klage / daraus ich noch keinen Grund verstehen kan. ISAAC ist mir auff die See-