Sämtliche Werke: Band 21 Gedichte II [Reprint 2017 ed.]
 9783110858402, 9783110067453

Table of contents :
DER GRÜNEN JUGEND NOTHWENDIGE GEDANCKEN, WIDMUNGEN
Der Nothwendigen Gedancken Erster Theil
Der Nothwendigen Gedancken Andrer Theil
Nachwort des Herausgebers
Inhalt des einundzweinzigsten Bandes

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WEISE, SÄMTLICHE WERKE XXI

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AUSGABEN DEUTSCHER LITERATUR D E S X V . B I S XVIII. J A H R H U N D E R T S

unter Mitwirkung von Käthe Kahlenberg herausgegeben von Hans-Gert Roioff

CHRISTIAN WEISE SÄMTLICHE W E R K E

WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • N E W Y O R K 1978

CHRISTIAN

WEISE

SÄMTLICHE

WERKE

herausgegeben von

JOHN D. LINDBERG

EINUNDZWANZIGSTER BAND GEDICHTE II

WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1978

CIP-Kurzfitelaufnähme

der Deutschen Bibliothek

Weise, Christian [Sammlung] Sämtliche Werke / hrsg. von John D. Lindberg. — Berlin, New York : de Gruyter. Bd. 21. Gedichte : 2. — 1. Aufl. — 1978. (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. [achtzehnten] Jahrhunderts ; 76) ISBN 3-11-006745-5

© Copyright 1977 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung, J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp. Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

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D E R GRÜNEN

JUGEND

NOTHWENDIGE

GE-

DANCKEN / DENEN UBERFLÜSSIGEN

GEDANCKEN

ENTGEGEN GESETZT UND Z u G E B Ü H R E N D E R N A C H F O L G E / SO W O L I N G E B U N D E N E N ALS U N G E B U N D E N E N R E D E N / A L L E N C U R I ÖSEN G E M Ü T H E R N

RECOMMENDIRT

VON CHRISTIAN WEISEN. LEIPZIG / VERLEGTS JOHANN FRITZSCHE / WEISSENFELS / DRUCKTS J O H . B R Ü H L / ILLUSTR. AUGUST. BUCHDR. 1675.

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)r]) werde. Es laße dieser gütige Vater die Hochgeschätzten Häupter gesegnet seyn / durch derer treue Sorgfalt / das gemeine Wesen / und das theure Kleinod einer löblichen Stadt erhalten wird / und gebe die Gnade / daß ich abwesend solche Dienste abstatten möge / welche der Jugend daselbst gegenwärtig nutzen können. Gestalt ich numehr meinem geliebtesten Herrn Vater / als

Nothwendige Gedancken, Widmungen

5

dieses zu fernerer RECOMMENDATION übergebe / und nechst Anwünschung eines beständigen Wolergehens / allen samt und sonders mit unterdienstlichen bereitund freundwilligen Auffwartungen zu erscheinen wünsche / so lange ich heißen werde 5 Christian Weise. Weißenfels / den 24. April. 1675.

Und gewiß / ich habe den Nutzen selbst empfunden. Denn nachdem ich auf Universitäten solchen lieblichen Gedancken obgelegen / und viel andere zu gleicher Nachfolge angelocket hatte : so fügte sich das Glücke / daß bey einer Hochgräfl. Person ich als SECRETARIUS auffwarten / und gleichsam mein bißheriges Studiren an dem Probier-Stein des Politischen HofFLebens urtheilen konte. Da merckte ich / wie ein Politischer Redner so einen schönen Vorzug haben kónte / wenn er zuvor / also zu reden / einen Schul-Redner abgegeben hätte. Ja / nachdem ich wieder an einen solchen Ort gelanget bin / da mir die Wolfahrt / zwar insgemein aller / doch sonderlich der Politischen Jugend anvertrauet ist / muß ich die nachdrückliche Klugheit des Hocherleuchteten Stiffters jederzeit rühmen / daß mir nicht allein die Poeterey und O R A T O R I E , sondern auch die P O L I T I C A auffgeleget worden: Gleich als hätte man vorher gesehn / nachdem die O R A T O R I A E C C L E S I A S T I C A von den THEOLOGIS meistentheils getrieben würde / so hätte es mit den O R A T O R i s c h e n Wesen ein schlechtes und Schulfüchsisches Ansehn / wofern es nicht durch Politische Exempel zu gebührender A U T O R I T Ä T wiederum gelangen kónte. Ein jedweder wird meine INTENTION entweder loben / oder doch nicht verachten. Inmas- 5

AD V I R U M CLARISSIMUM DN. ELIAM

WEISIUM,

PHILOLOGUM DE

GYMNASIO

ZITTAVIENSI MERITISSIMUM

5

FILII NON DEGENERIS PARENTEM PR/BCEPTOREM AC FAUTOREM HONORATISS. ACCLAMATICI M . CHRISTOPHORI C-ESARIS

10

DIACONI MEINÜNGENSIS. * *

*

A L M E SENEX PATRIS QUEM NOMINE SEMPER HONORO, CUJUS ET AMPLECTI LUMINA S^EPÈ VELIM;

IS

S I C IGITUR VETERI DUM SCRIBERE TENTO SODALI, ATQUE TUUM NATUM TOLLERE M U S A J U V A T ; IPSE TUUS CALAMUM VULTUS MIHI DIRIGIT, ET ME N I L NISI DE MERITIS VULT MEMORARE TUIS. SCILICET HANC DEXTRAM QU-® DEBITA TANTA RECEPIT,

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Q U , £ TIBI PERPETUI PIGNORIS INSTAR ERAT; H A N C EGO NUNC TESTOR, QUAM SIT MIHI PROMPTA VOLUNTAS, U T CAPIAS ANIMI PUBLICA SIGNA MEI. FILIUS ECCE LIBRUM PATRIIS NUNC PORRIGIT ORIS, TEQUE PATREM PULCHRÈ SE MERUISSE PROBAT.

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VI.

Weil die Augustus-Burg nun solch ein Licht enthält / Und doch der Schatten auch ins A U G U S T E U M fällt / Als nehmen wir die Zeichen Mit der Gewißheit an / W i r werden auch erreichen / Was uns vergnügen kan / Denn dieß ist unser Trutz: wer seines Namens Schein Uns zu gebrauchen giebt / wird Schutz und Vater seyn.

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28

Christian

Weise

v. Die mit Sachsen und Hessen offt- und noch-mahls bestätigte Verbindung / Als Der Hochwürdigste / Durchlauchtigste Fürst und Herr / Herr A u g u s t u s / der J ü n g e r e / Hertzog zu Sachsen / Jülich / Cleve und Berg / JC. K. 2C. Dom-Probst zu Magdeburg / Mit der Durchlauchtigsten Fürstin und Freulein / Freulein Charlotten / Land-Gräfin zu Hessen / Fürstin zu Hirschfeld / 2C. 2C. je. D e n 2 5 . AUGUSTI M DC LXXIII.

Dero Hoch-Fürstliche Liebes-Erfüllung höchst-erfreulich erfolgen sähe / (A 8V — 16} In unterthänigster Pflicht gehorsamst erwogen Von dem GYMNASIO A U G U S T E O

in Weißenfels. S E i t die Verbrüderung auf festem Fuße steht / Das Sachsen / als ein Band / durch Hessens Hertze geht; So hat man Beyderseits mit hoher Gegenliebe Die Nachwelt angelockt / damit bey solchem Triebe Die Erb-verknüpfte Gunst / die Brüderliche Treu / Der stete Frieden-Schluß auch ferner kräfftig sey / So lange Teutschland ist. Wer wil die Häupter nennen / Die theils die Stunde noch in zarter Liebe brennen / Theils schon vor unsrer Zeit Ihr Liecht hervor gethan /

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Nothwendige Gedancken Erster Theil

So daß manch edler Sohn der Straße folgen kan ? Die Menge macht uns arm; die Hoheit raubt die Worte Von dieser Feder weg; und auch an jenem Orte / Da unsre Saale spielt / entsteht ein solches Fest / Daß uns in tieffster Pflicht nicht weiter dencken läßt. August / der Sachsen-Held / der unlängst in die Jahre Des hohen Alters trat / macht Seine Silber-Haare Durch einen neuen Glantz der teutschen Welt bekannt Und Erb-verbrüdert sich durch ein verliebtes Pfand / Das lauter Friede bringt. Er sieht die Zweige wachsen / Durch welche Sachsen sich der Bluts-verbundnen Sachsen

Der Höchste schütz euch nur in selbstbeliebter Ruh / Und weis euch einen Freund und Hofemeister zu / Der besser ist als ich / und der euch dieß vergönnet / Dabey ihr meiner bald und leicht vergessen könnet. Dieß eine bitt ich noch / last mich nur unveracht / Wenn einer / der mir folgt / es etwan besser macht / Ich habe ja so viel geschrieben und gelesen / So viel als mir und euch nur möglich ist gewesen. Hab' ich nun was bey euch aus Unbedacht versäumt / Und hab ich was gesetzt / das sich nicht alles reimt; So dencket dieß dabey / daß ichs nach meiner Gabe / Und dieser Einfalt nach / doch gut gemeynet habe. Hingegen solt' es noch in meinen Kräften stehn / Durch Arbeit / Rath und That Ihn an die Hand zu gehn / So leben sie gewiß / daß ich auf fremder Erde Mich nimmer gegen euch als fremd erzeigen werde. Und Er insonderheit / Mein allerliebster Freund / Er nehme so vorlieb / und weil der Tag erscheint / Da ich was schencken sol / so nehm er / was ich finde / Mein Hertz und meinen Fleiß zum steten Angebinde.

Nothmndige

Gedancken Erster Theil

XL. Letzter Nachklang / Welcher HERRN M.

CHRISTOPH.

Bißher wohlverdientem

CELLARIO, PROFESSORI ETHICES

in dem Hochlöbl. Auzu Weißenfels / (G 3r= 102> Als derselbe Das RECTORAT der F. Land-Schule in Weimar anzutreten sich den 8. Jul. 1673. auff die Reise machte / Abends vorher in einer Nacht-Music angestimmet worden Von Denen sämptlich in Weißenfels Studierenden. & L I N G G . ORIENTALIUM GUSTEO

* *

*

I. W A S die Welt in ihren Armen hält / Das steht in GOTTes Willen; Was sein Rath außerlesen hat / Muß die Creatur erfüllen: Auch der Mensch die kleine Welt Wird regieret und geführet / Wie es ihm gefällt / Wenn er unsern Sachen Ziel und Maße stellt. II. Mancher sieht / daß ihm sein Glücke blüht / Da er es nicht vermeinet / Daß ein gantz unbekandter Glantz

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Christian Weise

Uber seine Sachen scheinet: Ja womit er sonst gedacht Seinem Leben Rath zu geben / Das wird nicht vollbracht; Weil der HERR die gantze Rechnung anders macht. III. Nun er hat desselben Vaters Rath Auch seines Orts empfunden / (G 4r = /0J> Weil er nun sein gelehrtes Thun Einer andern Stadt verbunden: Den die Ilme steht bereit Seine Lehren anzuhören / Welche vor der Zeit Uns und unsern schlancken Saalen-Fluß erfreut. IV. Also muß der unverhoffte Schluß Mehr als zu bald ergehen / Und wir seyn alle viel zu klein Solcher Macht zu widerstehen. Doch wir werden Ihm zuletzt Nichts verschweigen / und bezeugen Er sey hochgeschätzt / Und verdiene / daß man Ihm ein Denckmahl setzt. V. Nun wol an Er tret es glücklich an! GOtt helffe / daß Er grüne / Und so fort an demselben Ort Ein gedoppelt Lob verdiene! Hat Ihn gleich der Neid veracht: Dennoch bleibet / was er treibet / Gut und hoch geacht. GOTT hat alles und auch dieses wol gemacht. 20

Christian Weise

LI. Die Mit Dornen und Rosen vermischte Schul-Arbeit Wird H e r r n Johann. R ö ß n e r n / Wohlverordnetem RECTORI der Schulen in Mansfeld / Als derselbe / Jfr. Catharinen Magdalenen / H e r r n M. G o t t f r i e d R a s p i i / Der PHILOS. FACULT. ASSESSORIS, des kleinen Fürsten COLLEGII COLLEGIATEN, und der DIALECTIC j e PHILIPPE^® gewesenen PROFESSORIS PUBLICI seel. Nachgelassenen Eheleiblichen Tochter / Den 22. Maji 1666. in Leipzig sich ehlich anvertrauen ließ / In gegenwärtigen Versen aus Freundschaffts-gesinnter Landsmannschaft glückwünschend vorgestellet Von Denen sämptlichen daselbst studirenden Preußen.

Nothmndige

Gedancken Erster Theil

LUX. Der gluckliche Anfang Der Fick- und Wittigauischen Liebe / Wird den 24. Februar. 1667. Mit gegenwärtigen Freuden-Versen In Leipzig bey dem Verlöbniße angesungen Im Nahmen Eines bekanten Freundes. I. M E i n Bruder ist dieses die rühmliche Tugend / Ist dieß die angenehme Braut ? Ist dieses die Liebe der ehrlichen Jugend / Die Sich und Dich verliebet schaut? So fassen die Stricke Der lieblichen Blicke / Durch freundliches Schemen Die munteren Hertzen Mit solcher Krafft und Wirckung an / Die schmertzen und wieder befriedigen kan ? II. Ich führe noch ferner mein einsames Leben / Und weiß von keiner Liebes-Glut / Dir aber wird jetzo zu kosten gegeben / Wie sanfft das keusche Feuer thut: Dein süsses Verlangen Das kanstu umfangen / Und freundlich umbschrencken; Ich aber muß dencken /

Daß sie mit deinem Blut auch um die Wette lebt. Drum sol dieß Tugend-Bild / dieß Denckmahl deiner Sorgen / Des Betens halber Zweck / vor deinen Augen stehn / Damit du allezeit zu Abend und zu Morgen / Durch ihre Blicke kanst dorthin zurücke gehn. Und also geht dirs wol / der wiederholte Segen /

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Christian Weise

Den hier dein frommes Volck / dort ihre Freundschafft schickt / Muß doppelt kräfftig seyn; als wie die Pflantzen pflegen / Auff die der Sonnen Glantz durch einen Spiegel blickt. Wiewol die Linden sind so glücklich nicht gewesen / Daß diese Freude wär in ihrer Stadt geschehn; Denn du hast jenen Ort zur ersten Lieb erlesen / Die deinen ersten Fleiß vor dessen angesehn; Doch sol die gantze Stadt wo nicht mit sichtbarn Leibe Jedoch der Seele nach dir schön entgegen ziehn / Wenn bey der Wiederkunfft du mit dem edlen Weibe / Wirst als ein neuer Zweig in neuer Hoffnung blühn: Indessen wolle der den Anfang herrlich machen / Dem du den Dienst und Danck zuförderst schuldig bist / Daß ferner / weil du lebst / im Gottvergnügten Lachen Ein steter Uberfluß / am Thränen Mangel ist. Wir als das Schattenwerck von deinen hellen Stralen Ziehn unsre tieffe Pflicht in schneller Folge nach / Und welcher seine Schuld mit Wünschen wil bezahlen / Dem wiederholen wirs im Hertzen tausendfach.