Sämtliche Werke: Band 19 Neues Buß- und Gebetbuch
 9783110660265, 9783110661071, 2019939339

Table of contents :
Filips von Zesen Neües Buß- und Gebätt-buch
Einleitung
Zueignungsschrifft
Vorred an den Läser
Gebete
Blattweiser
Nachwort
Konkordanz von Zesens Gebetbüchern
Abbildungsnachweis
Inhalt des XIX. Bandes

Citation preview

philipp von zesen, sämtliche werke xix

ausgaben deutscher literatur des xv. bis xviii. jahrhunderts

Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

philipp von zesen sämtliche werke

De Gruyter

philipp von zesen sämtliche werke Unter Mitwirkung von

ulrich maché und volker meid herausgegeben von

ferdinand van ingen neunzehnter band neues buss- und gebetbuch Bearbeitet von

ferdinand van ingen

De Gruyter

ISBN 978-3-11-066026-5 e-ISBN (PDF) 978-3-11-066107-1 ISSN 0179-0900 Library of Congress Control Number: 2019939339 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: SatzBild, Sabine Taube, Kieve Druck: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Filips von Zesen

Neües Buß-

und Gebtt-buch: auf gnädigen befehl

Eines Gottliebenden Frau⸗ enzimmers mit Andchtigen Gebtten / und Himmel-

aufsteigenden Herzen-seufzen / zu seeligem gebrauch und nuzen desselben krz⸗ lich entworffen: Auch Allen lieb-seeligen / in allen Stnden / zu jeden zeiten / in allerlej anligen / sehr nuzlich und dienstlich zubetrachten und zuge⸗ brauchen / ans liecht gege⸗ ben.

Gedrukt zu Schaffhausen

Jn verlegung Johann Kaspar Suters Jm Jahr 1660.

Der Wol⸗Adelichen / viel Ehr-und-Tugendreichen Frauen / Fr. Magdalena von Mandach / einer gebohrnen Pjerin.

Der viel Ehr und Tugend⸗ reichen Frauen / Fr. Anna Hu⸗ berin / Einer gebohrnen Hurterin. Meiner hochgeehrten Frau Bas / Und biderseits hoch-wrthen  Frauen Gefatterinnen. Wnsche ich von Gott dem Himmlischen  Vater / durch unsern einigen Heiland  Jesum Christum / in krafft deß Heili gen Geistes / alles Selbst-begehrte Wolergehen / an  Leib und Seele.

Neues Buß- und Gebetbuch

7

Zueignungsschrifft. HEgaj / der Kmmerer / an dem Hof deß mchtigen Knigs Ahas­ ueri in Persien / hat bej dem Königlichen Frauen-zimmer / weil Er dasselbe auß des Monarchen-schzen mit schmuk / balsam / und allerhand kostlichen specerejen inmassen außgerüstet / und solche alßdann für den Knig fhren lassen / einen ungezweifelten hohen dank verdienet. Jngleichem hat eben diser edle Herr Filip von Zesen / alß verfasser dieses buchs / in dem er dasselbe auß der geistlichen Rüst­ kammer deß geoffenbareten worts Gottes / mit dem herrlichen seelenschmuk der andacht / und mit dem kostlichen balsam deß gebts versehen / umb ein Gottliebendes Frauen-zimer alß welches vor dem grossen Monarchen himels und der erden / dem Knig aller Knigen mit freüden erscheinen / in grossen gnaden eingelassen / verhr⸗et / und mit vilfaltigen ehren und gnaden widerumb heim gelassen werden kan / nicht einen geringen dank verdienen wollen. Wann der Rmische Kiser Tacitus seines geschlechts-verwandten zusamen getragene geschichten der würde geachtet / daß er alle jar etliche Exemplaria (damit man derselben nicht gar verlurstig wurde) hat abschreiben lassen: Eben auff solch Manier kan diser Gottselige Arbeiter würdig gehalten werden / daß seine zusamen getragene Andachten / von welchen wir diser landen allein etlich wenig Exemplaria erlanget / abgedrukt / und durch die vermehrung der Exemplarien / under andere andchtige herzen mehr außgetheilt werden mgen. Bej welcher außtheilung mir gebühren wollen / bej dem Gottseeligen Frauen-zimer / alß welchen diß Bchlein anfangs ebenmssig zugeschriben worden / den anfang zumachen / jnsonderheit aber bej den jenigen Ehr- und Tugend-liebenden Matronen / welchen ich wegen vilfaltig-bewisenen gutaten / vor anderen aus schuldig und verbunden bin / alß dero ungefrbte Gottseligkeit / und eifrige Andacht in Gottes heiligthum zu die-

 5

10

15

20

25

30

8

 5

10

15

nen / mich zugleich beredet / daß sie dise Geistreiche Gebtt am ersten gebrauchen werden: weßwegen ich Eüch Wol-Edle / wie auch Eüch V. E. und Tugendreiche Frau Bas / und Fr. Gefatterinnen hchst-fleissigst bitte / jhr wollet diß geringe geschenk / als ein pfand der Kristlichen liebe wol auff und annemen / und Eüch versichert halten / daß ich den Allmchtigen Gott / den Vater der barmherzigkeit / so E. W. wie auch E. H. Fr. Bas / und Fr. Gefatterinnen / in ein schnes alter albereit gefhret / nach ferners in friedlich gesegnetem wolstande und verleihung guter ge⸗sundheit darinnen erhalten: und endlichen / so es sein Gttlicher wille Eüch auß dem Hofe diser zeitligkeit / in die Statt der ewigen unendlichkeit / in das himmlische Jerusalem zuberůffen / die Kron deß lebens darvon tragen / den Palm der triumfierenden wonne / und himmlischen Christ-freude empfangen / und mit den Englischen Choren dem allertrautesten Jesulein zusingen mgen: Heilig / Heilig / Heilig ist der HERR Zebaoth / Welchem sej lob / preis und dank gesagt zu ewigen zeiten / Amen.

20

25

Philipp von Zesen

Wol-Edle / wie auch viel Ehrenund Tugendreiche Frau Bas und Frau Gefatterinnen / Deroselben in Ehren Dienst und Gebtt-geflißnester Johann Kaspar Suter / Buchtr. Lobl. Statt Schaffh. Schaffh. den 10. Apr. Anno 1660.

Neues Buß- und Gebetbuch

9

Vorred an den Lser. GUnst⸗ und huld⸗geneigter Lser: Obzwahren eine gute anzal von schnen Gebt-bchern / derer sich fromme herzen / so wol in offentlicher / als sonderlicher andacht nuzlich gebrauchen knnen / überal vorhanden: So hat es sich dannoch schiken müssen / diß überauß schne und geistreiche gebtt-buch deß Edlen Herren Filips von Zesen / so vor einem Jahr in Holand mit einem gar kleinen Truk außgangen / mit grossen und Lshaften buchstaben / ans liecht zuverfertigen / und mit vermehrung etlich weniger Hocherl. Dienern deß G W so wol in Englisch⸗ alß Teütscher sprach aufgesezten gebten (die im blatweiser mit sternlein angedeütet/) an tag zugeben. Weil es nun da ist / wolan so geniesset / O jhr Gottes außerwelte heilige / deß himmlischen Zions geliebte Mit-erben / mit viler frucht und reicher ernde / (welche euch der mildgtige Gott / nach seiner überaus grossen gte auff mein und eüer herzdemtiges flehen und gebt verleihen wolle.) Den Herren tadelgern betreffende / was derselbe mit seinem neidsüchtig-unchristlich⸗ und wider die ganze Christliche liebe streitenden beginnen zu markt bringen wolte / desselben thun ich kein haar achten / sondern vilmehr seine grobe unwüssenheit verlachen / und zu Gott seüfzen / daß er jhm solche sünde vergeben / und Christlichere gedanken verleihen wolle / mit seinem gallsüchtigen speichel meine wenige person zubetasten / auffzuhören. Euch aber / Jhr deß himmlischen Jerusalems Mit-genossen will ich dise andchtige herzensseüfzen aufopfern / und mich jhrer Christlichen leütseligkeit versehen / sie mit geneigten bliken solche zubeseitgen gerůhen / meiner jederzeit in besten zugedenken / und noch ferners ihrer guten gunst-gewogenheit anbefolen sein lassen wollen. Empfehle hiemit alle auffrichtig-brderlich-gesinnete herzen dem schuz deß Allerhchsten Gottes.

 5

10

15

20

25

30

Neues Buß- und Gebetbuch

11

Morgenseuffzer / oder Gottselige gedanken / bey anbrächendem Tage. NUn ist Gott lob! abermaln eine nacht vorbej: und die finsternus

derselben mit allen jhren abscheüligkeiten verschwunden. Die grosse welt war gleichsamb eingewikelt in dunkelheit / umbhüllet mit schreken / erfüllet mit gespnstern / aber nunmehr shet an das liebliche tagelicht; nun stehet auff die schne Morgenrthe; nun gehet herein die helleüchtende sonne / wie eine kstlich geschmükte braut auß jhrer kammer / und verjaget alle dise bilder deß todes / alle diese gefhrten der hllen / die uns die Fin­ stere nacht vor augen gestellet. Der Mensch / die kleine welt / ja der außzug der grossen / darinnen er den lauff seiner jrrdischen wallfahrt folbringet / heisset disen lieblichen anblik mit freüden willkommen. Ach! wie angenehm / wie lieblich ist meinen augen das erfreüliche tagelicht! Ach! wann doch auch also das ewige Gttliche liecht / die allerliebseeligste Lebens⸗sonne / in meinem verfinsterten herzen zu⸗gleich aufgehen / und die schwarze Finsternuß meiner seelen / den greülichen sünden-schwarm / vertreiben möchte! Ach! wann doch mit den leibes⸗augen zugleich / und straks jezund / auch die augen meines Verstandts mchten erleüchtet werden / daß ich die heilige Sonne / die unvergngliche Sonne / die seeligmachende Sonne entblset schauen / und herzinniglichen grüssen knnte. Die nacht ist das bild der hllen / da eine unaufhrliche nacht zugegen; der tag aber das bild deß himmels / da ein jmmerwhrender tag zufinden. Ach! mein Gott / mein Gott / du ursprung deß wahren liechts / du Sonne der Gerechtigkeit / laß mich doch auch also das schrken der hllen überwinden / gleich wie ich durch deine gnade das schrken diser nacht berwunden und erweke in mir den vorschmak der unvergnglichen freüdigkeit deß ewigen liechtes / wie du mir eüsserlich die vergngliche freüdigkeit dises zeitlichen tageliechtes erweket. Ach! laß mich doch auch allhier einen strahl jenes ewigen tages

 5

10

15

20

25

30

12

 5

10

Philipp von Zesen

von fernen erbliken; und wann es dir gefallen wirdt mich auß diser zeitligkeit in die ewige ewigkeit zuversezen / ach! so verleihe ja gndiglich / daß ich würdig erfunden werde / dort denselben deinen ewigwhrenden tag / dein allerheiligstes / unaußlöschliches liecht / deine ewigscheinende Sonne / ja dich selbst von angesicht zu angesicht / mit allen deinen Außerwehlten / in der nhe vollkommlich zuschauen. Darzu verhelffe mir und allen glubigen Seelen deine grundlose gte / die du alle tage / gleich als die Sonne / über uns von neüem aufgehen lssest / ja die da war / die da ist / und die da sejn wirdt unvernderlich in ewigkeit / zu ewigkeit. Ach ja! so sej es. Sprche der heiligen Schrift.

15

20

25

Psalm. 5. 4. HErr / frhe wollestu meine stimme hren: frühe will ich mich zu dir schicken / und drauf merken. Ps. 63. 7. Wann ich mich zu bette lege / so denke ich an dich: wann ich erwache / so rede ich von dir. Ps. 92. 2/3. Das ist ein kstlich ding dem HErren danken / und lobsingen deinem nammen / du Hchster / deß morgens deine gnade / vnd deß nachts deine warheit verkündigen. Ps. 130. 6. Meine seele wartet auf den HErren / von einer Morgenwacht biß zur andern. Paul. an die Efeser 6. 18. Btet stts in allem anligen / mit bitten und flehen / etc. Esaias 26. 9. Von herzen begehre ich deiner deß nachts / darzu in meinem geist in mir / wache ich frhe zu dir.

Allgemeine Einsegnung wann man auffstehet. DJe Kraft Gottes deß Vatters segne mich. 30

Das Liecht Gottes deß Sohns erleüchte mich. Die Vollkommenheit Gottes deß H. Geistes / heilige mich. Der Hochheilige / Drej-einige Gott beschirme mich heüt und allezeit / biß zu der ewigen unendlichkeit / Amen.

Neues Buß- und Gebetbuch

13

Gebtt. Vmb wahre anrffung Gottes auß dem H. Augustino. HErr / meine strke / mein fels / mein Gott / meine zuflucht / und mein Erlöser; gib mir ein / wie ich meine andacht zu dir soll lenken; lehre mich / mit was für worten ich dich soll anbätten; würke die werke in mir / dardurch ich dir kan gefällig werden. Jch weiß / HErr / ja ich weiß ein ding / das dich befridigen kan; und noch ein anders / daß du nicht verschmhest. Ein gengstigter Geist ist bej dir ein opfer / und ein zerknitschtes und gedemtigtes herz / ist dir allezeit angenehm. Mit disen gaben / mein Gott / mein Helffer / bereichere mich; mit disen schuzwehren wider den feind beschirme mich; mit diser klung wider der sndenflammen entseze mich; ja erfne disen meinen herzinniglichen begirden / die burg der seeligen zuflucht. Matth. 4. 10. Du solt GOtt deinen HErren anbätten / und jhme allein dienen. Joh. 4. 23.24. Die warhaftigen anbätter werden den Vatter anbätten / im geist und in der warheit. Dann der Vatter will auch solche haben / die Jhn also anbätten. Gott ist ein Geist / und die Jhn anbätten / müssen Jhn im Geist und in der warheit anbätten. Jak. 1. 5/6/7. So jemand under eüch weißheit mangelt / der bitte von Gott. Er bitte aber im Glauben / und zweifle nicht. Dann wer da zweifelt / der ist gleich wie die meers-woge / die vom winde getriben / und gewehet wirdt. Solcher mensch gedenke nicht / daß er etwas vom HErren empfangen werde Sprüch. Sal. 28. 9. Wer sein ohr abwendet zuhören das geseze / dessen gebätt ist Gott ein greuel. 1. Timoth. 2. 8. So will ich nun / daß sie bätten an allen orthen / und auffheben heilige hände / ohne zorn und zweifel. Ephes. 6. 18. Bättet stets in allen anligen / mit bitten und flehen im geist / und wachet darzu mit allem anhalten und flehen / für alle heiligen. Es. 55. 6. Suchet den Herren / weil er zu finden ist: rüffet Jhn an / weil Er nahe ist. Der gottlose lasse von seinem wege / und der übelthäter seine gedanken / und bekehre sich zum Herren / so wirdt Er sich seiner erbarmen / dann bej Jhm ist viel vergebung.

 5

10

15

20

25

30

35

14

 5

10

Philipp von Zesen

Joel. 2. 12/13. So spricht der Herr: Bekehret Eüch zu mir von ganzem herzen / mit fasten / mit weinen / mit klagen. Zerreisset eüere herzen / und nicht eüere kleider: und bekehret Eüch zu dem Herren / eüerm Gott / dann er ist gnädig / barmherzig / gedultig / und von grosser güte / und reüet Jhn bald der straffe. Mark. 11. 25. Wann ihr flehet und bättet / so vergebet / wo jhr etwas wider jemand habet: auff daß auch eüer vatter im himmel eüch vergebe eüere fehler. Rom. 8. 26. Der heilige Geist hilfft unserer schwachheit auff. Dann wir wüssen nicht / was wir bitten sollen / wie sichs gebühret: Sondern der Geist selbst vertritt uns auffs beste / mit unaußsprechlichen seüffzen.

Ein anders Vmb erhrung deß tglichen Gebtts. WAnn ein trostloser flehender sünder / ô allergndigster / aller15

20

25

30

liebreichesten Vatter / jemahls gnade fr deinen heiligen augen gefunden / und so trostlos / als ich fr deiner Gttlichen Hochheit erschienen niemals widerumb weggegangen: Ej! so darf ich dann nun auch hoffen / unangesehen daß ich under allen der grsseste snder bin; Ja ich bin dessen schon gewiß versichert / und glaube festiglich; du werdest mich erhören / dann du hast ja selbst außdrucklich befohlen; rüffe mich an in der zeit der noth; ja stracks hinzu gesezt / so wil ich dich erhren / und so solstu mich preisen. Zu dem vergwissert mich auch dessen / selbst mit einem theren schwure / dein herz-geliebter sohn / der mund der warheit: wann Er spricht: warlich warlich / ich sage Eüch / was jhr den Vatter bitten werdet in meinem nammen / daß wirdt Er ech geben. Ja es seind auch dise trostreiche wort meine einige zuflucht / wann du so frey heraus sagest: Kan auch eine Muter jhres Kindes sothanig vergessen / daß sie sich nicht erbarme ber die frucht jhres Leibes? und ob sie desselben vergeße / so will ich doch deiner nimmermehr vergessen / dann sihe! in meine hnde hab ich dich gezeichnet. Auff solche so there verheissung / liget alhier (dein Sohn /) (deine Tochter) daß werk deiner hände / auff den knieen

Neues Buß- und Gebetbuch

15

jhres herzens / vor deinem allerheiligisten Gnaden-stul / und bittet in aller demut / du wollest jhn erhren. Ach! erhre mich mein Gott / umb deines lieben Sohns willen / und umb der liebe willen / die Er mir bezeüget / da er mich mit dir / selbst durch vergiessung seines so hoch-theren blutes / vershnet; ja umb deiner eigenen worte willen wollestu mich erhören / und den Geist der gnaden und deß Gebätts mir gndiglich verleihen / damit ich dich im geist und in der warheit anrůffe / und mein vertrauen allein auff deine gnade seze / und nicht zweifele / Du werdest mich erhören. Ach sihe! nach meiner so festen zuversicht / die du in mir wrkest / laß ich mich schon bednken / daß du zu mir sagest: Bistu nicht mein trautes kind? Jch gedenke noch wol daran / was ich dir geredt habe / darumb bricht mir mein herz / daß ich mich deiner erbarmen můß. Ach ja! so sej es. Trost-sprche. Esa. 65. 24. Es soll geschehen / ehe sie rüffen / will ich antworten / wann sie noch reden / will ich hören. Sir. 35. 21. Das gebätt der ellenden dringet durch die wolken / und läßt nicht ab / bis es hinzu komme / ja es hret nicht auff / biß der Hchste drein sehe. Sprüchw. 15. 8. Das gebätt der frommen ist Jhm angenehm. Ps. 65. 3. Du erhörest das gebätt / darumb kommet alles fleisch zu dir. Ps. 10. 17. Das verlangen der ellenden hörestu / Herr: jhr herz ist gewüß / daß dein ohr drauff merket. Ps. 9. 11. Du verläßest nicht / HERR / die dich suchen. Ps. 145. 18/19. Der HERR ist nahe allen denen / die Jhn anrüffen / allen / die Jhn mit ernst anrüffen. Er thut was die Gottsfrchtigen begeren / ünd höret ihr schreien / und hilfft ihnen. Ps. 30. 3. HERR / mein Gott / da ich zu dir schriehe / machestu mich gesund. Ps. 116. 1/2. Das ist mir lieb / daß der HERR meine stimme höret / und mein flehen vernimmst / daß Er sein ohr zu mir neiget: Darumb will ich mein lebenlang Jhn anrüffen. Ps. 27. 8. Mein herz hlt dir vor dein wort / Jhr solt mein antliz suchen. Darumb suche ich auch / HERR / dein antliz. Ps. 34. 18. Wann die gerechten schrejen / so höret der HERR / und errettet sie auß aller ihrer noht.

 5

10

15

20

25

30

35

16

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

Ps. 17. 6. Jch rüffe zu dir / Du / O Gott / wollest mich erhören / neige deine ohren zů mir / hre meine rede. Math. 21. 22. Mark. 11. 24. Alles was jhr bittet im gebett / wann jhr glaubet / so werdet jhrs empfangen. Luk. 11. 9/10. Jch sage euch: bittet / so wirdt euch gegeben: suchet so werdet jhr finden: klopfet an / so wirdt euch auffgetahn: Dann wer da bittet / der empfahet: Wer da suchet / der findet: Wer da anklopfet / dem wirdt auffgethan: Joh. 15. 7. spricht Kristus: Wann jhr in mir bleibet / und meine wort in Euch bleiben: bittet dann was jhr wollet / und es wird euch widerfahren. Joh. 16. 24. Bittet / so werdet jhr empfahen / daß eure freude vollkommen sej. 1. Joh. 3. 21/22. Wann uns unser herz nicht verdammt / so haben wir eine freudigkeit zu Gott: und was wir bitten / werden wir von jhm empfangen. Dann wir halten seine gebott / und thun was jhm gefällig ist. Filip. 4. 6. Jn allen dingen lasset eure bitte im gebätt und flehen / mit danksagen zu Gott kund werden. Sir. 35. 20. Wer Gott dienet mit lust / der ist jhm angenehm / und sein gebätt reichet biß an die Wolken. Ps. 66. 18/19. Wann ich unrechts für hette in meinem herzen / so wurde der HERR mich nicht hren. Darum erhöret mich Gott und merket auf mein flehen. Joh. 9. 31. Wir wissen / daß Gott die sünder nicht erhret / sondern so jemand Gottsfrchtig ist / und thut seinen willen / den hret Er. 1. Joh. 5. 14/15. Das ist die freudigkeit / die wir zu Gott haben / daß / wann wir etwas bitten nach seinem willen / Er uns erhöret: Vnd weil wir wüssen / daß Er uns hret / wann wir bitten: So wissen wir / daß wir die bitte haben / die wir von Jhm gebätten. Luk. 18. 7/8. Solte Gott nicht auch retten seine außerwehlten / die zu Jhm tag und nacht rüffen / und solte gedult drber haben? Jch sage euch / Er wirdt sie erretten in einer kürze. Jakob. 5. 16/17/18. Deß Gerechten gebätt vermag viel / wann es ernstlich ist. Elias war ein mensch / gleich wie wir / und er bätet ein Gebätt / daß es nicht regnen solte / und es regnete nicht auf erden drej jahr / und sechs Monath / Vnd er bätet abermal / und der himmel gab regen / und die erde brachte jhre fruchte. Math. 6. 6. Wann du bätest / so gehe in dein Kmerlein / und schleuß die thüre hinder dir zu / und bäte zu deinem Vatter im verborgenen: Vnd dein Vatter / der ins verborgene siehet / wird dirs vergelten offentlich.

Neues Buß- und Gebetbuch

17

Tgliche Bekanntnuß der snden. JCH armer betrübter sünder / arme betrübte sünderinn biege die knie meines herzens vor dem Gnadenstůl deß Allerhchsten / und bekenne frej heraus / daß ich wider Gott / wider meinen nchsten / ja wider mich selbsten schwrlich gesündiget / und so schwrlich / daß ich auch die augen nicht auff heben / noch mich nhern darf zu meinem Gott / zu meinem Schpfer / ja zu meinem vatter; so sehr habe ich mich an Jhm versündiget. Darumb komme ich zu dir / mein Erlser / mein Seligmacher / mein Vorsprecher: und bitte auß grund meiner seelen / du wollest bej deinem himmlischen Vatter vor mich sprechen / und mich von meinen harten anklgern erlsen: gleich wie du die bußfertige Eh-brecherin auß der anklagenden Schrifftgelehrten hand erlset / und nicht verdammet / sondern im fride von dir gehen lassen. Sihe nicht an die vilheit meiner sünden / sondern die grsse deiner barmherzigkeit und deiner liebe. Ach! HErr / gehe nicht ins gericht mit deinem Knecht / deiner Magd / dann fr Dir ist kein lebendiger gerecht. Wann du woltest sünde zurechnen / HErr / wer wurde bestehen? Darumb trste ich mich allein deiner grundlosen barmherzigkeit / und unaussprechlichen gnade / ja diser deines him⸗lischen Vatters eignen worte / wann Er saget: So wahr als Jch lebe / Jch habe keinen gefallen am tode deß gottlosen / sondern daß der gottlose sich bekehre von seinen sünden / und lebe. Vnd daher verzage ich nicht / sondern bekenne dir alle meine sünde / die verborgene so wol / alß die unverborgene. Ach! Herr / sej mir armen Sündern / Sünderin gndig. Ach! Herr / vergib mir alle meine fehler / die erkannten so wol / als die unerkannten / und sende mir zu deinen heiligen Geist / daß Er mein sündtliches herz reinige und heilige / dir zu einer geflligen wohnung: damit ich dir / in eifrigem Glauben / in festem ver­trauen / und beständiger zuversicht / hier zeitlich und dort ewiglich dienen mge. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

20

25

30

18

Philipp von Zesen

Trost-sprüch auß heiliger Schrifft.

 5

10

15

20

25

30

35

40

Jerem. 3. 12/13. Jch bin barmherzig / spricht der Herr / und will nicht ewiglich zürnen. Allein erkenne deine missethat / daß du wider Mich / deinen Gott / gesündiget hast. Darumb hat Er auch den / der von keiner sünde wußte / für uns zur sünde gemacht / auff daß wir wurden in Jhm die gerechtigkeit / die für Gott gilt. 2. Kor. 5. 21. 1. Timoth. 2. 4/5/6. Gott will / daß allen menschen geholffen werde / und alle zur erkanntnuß der warheit kommen. Dann es ist ein Gott / und ein Mittler zwüschen Gott und menschen / namlich der mensch Chri⸗stus Jesus / der sich selbst gegeben hat für alle / zur erlsung. Rom. 8. 34. Christus ist zur rechten Gottes / und vertritt uns. Rom. 5. 10. So wir Gott versühnet seind durch den tod seines Sohnes / da wir noch feinde waren / vilmehr werden wir seelig werden / durch sein leben / so wir nun versühnet seind. 1. Joh. 2. 1/2. Ob jemand sündiget / so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater / den Herrn Jesum Christum / der gerecht ist: und derselbe ist die versühnung fur unsere / ja nicht allein für unsere / sondern auch für der ganzen welt sünde. 1. Timot. 1. 15. Das ist je gewißlich wahr / und ein theures wehrtes wort / daß Christus Jesus kommen ist in die welt / die sünder selig zu machen / under welchen ich der fürnehmste bin. Ebr. 12. 24. Christi blut redet besser / dann Abels. Koloss. 2. 13/14. Gott hat uns geschenket alle sünde / und außgetilget die handschrifft / die wider uns war / welche durch sazung entstunde / und uns entgegen war / und hat sie auß dem mittel getahn / und an das kreuz gehefftet. Rm. 8. 31. Jst Gott für uns / wer mag wider uns sein. Joh. 5. 45. Jhr sollet nicht meinen / spricht unser heiland / daß Jch euch für dem vatter verklagen werde: Es ist einer / der euch verklaget Moses. Galat. 3. 13/14. Christus hat uns erlöset vom flüche deß gesezes / da Er ward ein flüch für uns. Dann es stehet geschriben: verflücht sej jedermann / der am holz hanget / auff daß der segen Abrahams under die heiden kme / in Jesu unserm heilande / und wir also den verheissenen Geist empfiengen durch den glauben. Rm. 3. 23/24/25. Es ist hier kein underscheid / sie sind allzumal sünder / und mangeln deß Rühmens / den sie an Gott haben sollen / und werden ohne verdienst gerecht / auß seiner gnade / durch die erlösung / so durch Christum Jesum geschehen ist / welchen Gott hat frgestellet zu einem Gnadenstul / durch den Glauben in seinem Blute / damit Er die gerechtigkeit / die für Jhm gilt / darbiete / in dem / daß Er die sünde vergibet.

Neues Buß- und Gebetbuch

19

Rm. 10. 3/4. Christus ist deß Gesezes ende / wer an Jhn glaubt / der ist gerecht. Rm. 5. 21. Wo die sünde mchtig worden / da ist doch die gnade vil etc. Math. 9. 12/13. Die starken / spricht Christus / drffen deß Arztes nicht / sondern die Kranknen. Gehet aber hin / und lernet / was das sei: Jch habe wolgefallen an barmherzigkeit / und nicht am opffer. Jch bin kommen die sünder zur busse zu ruffen / und nicht die frommen.

 5

Morgen-gebtt am Sonntage. Gott / dem Allmchtigen Schpfer / befehle ich meinen schwachen leib. Gott / dem ursprunge deß liechtes / ergebe ich meine seele. GOtt / dem geber deß Glaubens / sej mein herze geheiliget. Der Hochheilig-gepriesenen Gttlichen Drejeinigkeit sej mein ganzes leben gewidmet / von nun an biß in ewigkeit.

GElobet seistu / O Vatter deß liechts / daß du mich disen tag gesund und unverlezt wider erleben lassen / den tag / der aller tage ein ursprung ist / und an dem du daß erste liecht geschaffen. Geehret seistu / du Glanz deß ewigen liechtes / du Sonne der gerechtigkeit / daß du mich an disem Sonntage daß erfreüliche Sonnenliecht wider erbliken lassen. Geheiliget seistu / du Feür der Gttlichen liebe / daß du mein erkaltetes und in sünden erstarretes herz wider erwrmen wollen. Ewig seje preiß und ehre dem Schpffer des himmels und der erden / ewig seye gerhmet sein herrlicher Namme. Jch will dem Herren danken / so lange ich lebe / und sein lob verkündigen / so lange ich hier bin. Dann Er ist es / der mich dise nacht für aller gefahr beschirmet / der mich sicher schlaffen lassen / und seinen heiligen Engeln mein Bethe zubewahren anbefohlen. Er hat seine hand über mir gehalten / daß mir kein unfahl begegnen knnen / wie sehr auch der hllische geist mich verfolget. Er hat mein herze beherzet / meine hande gehand⸗habet / meine werke gewürket / daß ich mich nicht greülicher mit sünden besudelt. Viele die im dunkeln herumb wandeln / haben meiner

10

15

20

25

30

20

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

keüschheit nachgestellet: aber durch die gnade deß Allmchtigen bin ich unverlezt geblieben. Wann ja jrrgends / auß angebohrner menschlichen schwachheit / meine hnde sich verbrochen / meine gedanken sich ver⸗sündiget / meine begirrden die schranken der ehrbarkeit überschritten / es sej wissendlich / oder unwissendlich / so bitte ich umb gndigste verzeihung. Ach! vergib mir / ô Herr / alle meine mißhandlungen / und versenke sie in die tieffe des Meers / daß jhrer nimmermehr gedacht werde. Du weist / daß ich ein armer Sünder / eine arme Sünderin bin / und auß gebrechlichkeit / die von unsern ersten Eltern / uns gleichsam angebohren zu sejn scheinet / augenbliklich wanke. Darumb strke mich mit deiner kraft je mehr und mehr und sej mein stab / daran ich auff deinen wegen wandeln mge. Sej du mein gleitsman / und mein fhrer / daß ich nicht strauchele / noch jrre / noch durch einicherlej sünde von dir / meinem Gott abweiche / dann ohne deinen bej­ stand vermag ich nichts: daß weistu selbsten sehr wol. Darum verlasse ich mich allein auff deine gnade. Ach HERR / schleüß meine seele / in deine hand / und behte meinen leib / daß mir disen Tag noch die ganze zeit meines lebens / kein unfal begegne. Zeme meine zunge / daß unrhige übel / daß sie mich durch boshafftiges verleümden / durch sptisches afterreden / und schndliches lsteren / nicht zu fall bringe: lse sie aber daß ich dein lob und deine rechte verkündige / und mein gesprche von dir habe. Verstopffe meine ohren / vor allen schandbaren reden / die Kristglubigen nicht geziemen. Erfne sie aber zu deinem worte / daß ich dasselbe mit glubigem herzen einnehme / und allezeit darnach wandele: Ja erfne sie vor dem schrejen der armen / daß ich wie Tabea / die drftigen versorge / die nakten bekleide / die Witwen und Wisen erhalte / ja wie Esther / den bedrengten und nothleidenden zu hülffe komme: damit ich dermalen eins in dergleichen drangsalen und nten auch nicht verlassen werde. Verdeke meine augen vor allen lastern / und eitelkeiten der welt: Laß sie aber den tugenden allezeit offen stehen. Verspere mein herz vor allen lüsten deß verderblichen fleisches / entschleüß es aber den gaben deß H. Geistes / damit ich außziehe die beflekten kleider der nacht / und

Neues Buß- und Gebetbuch

21

mit dem helme deß liechtes gewafnet / ehrbarlich wandle / als am tage; nicht in üppigkeit und frefel / nicht in schlmmen und unzucht / nit in zanksucht und neid: sondern / daß ich anlege daß geistliche brautkleid / meinen himlischen Brutigam / und mich in wahrem glauben und Kristlichem wandel mit Jhm vereinbare / daß ich der fromigkeit mich befleissige / wie Hanna: dein wort eifferig höre / wie Maria Magdalena: meinen nchsten / alß mich selbst / liebe / und nichts the / als was dir meinem Gott gefllig: damit ich dermalen eins würdig erfunden werde / in deine heilige wohnung einzugehen: da lauter So⸗ne und wonne / lauter klarheit und warheit; da freüde die fülle und liebliches wsen ewiglich sein wird. Darzu leuchte uns allen die Sonne deß lebens / darzu fhre uns alle das unwandelbare Liecht der ewigen gttlichen Klarheit / ja darzu verhelffe uns der hoch-heilige drejeinige Gott / welchem sej ehre von ewigkeit zu ewigkeit. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

Abend⸗gebtt am Sonntage. Der Segen des Vatters berschatte mich. Das Liecht des Sohnes scheine mir. Der Trost des heiligen Geistes umbgebe mich. Der drejeinige Schpffer der welt schaff in mir einen ­glubigen Geist / eine gesunde Seele / ein befriedigtes gewissen zu meiner seeligkeit.

20

O Ewig-miltgtiger Vatter / O allein wunderthtiger GOtt / wer

kan alle deine wunder erzellen / wer kan alle deine gu­thaten überdenken? Ach! Herr / wie seind deine werke so groß und viel / du hast sie alle weislich geordnet. Den Tag hastu geschaffen zur arbeit / und darauff die nacht zur růhe / damit der schwache gebrechliche mensch / wann seine leibes-glider und lebens-geister­ lein deß Tages über durch wachen und arbeiten ermdet / und von krfften kommen / in solcher angenehmen abwechselung / sich deß nachtes wider erholen knte. Disen tag / O HErr / habe ich

25

30

22

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

durch deine gnade widerumb unbeschdigt vollbracht. Jch hatte bses getahn / und du hast mir gutes vergolten; Jch hatte dich zu zorne gereizet / und du hast mir barmherzigkeit erzeiget; Jch hatte deine heilige gebott übertretten / und du hast deinen gnadenbund nicht fallen lassen; Jch habe disen heiligen Tag entheiliget / aber du hast mich nicht gestraffet; Jch habe deine heilige wohnung befleket / aber du hast mich gereiniget; Jch habe die welt geliebet / und dich meinen himmlischen Brutigam verlassen / aber du hast dein liebes herz nicht von mir gewendet. Ja dir allein / O Herr / habe ichs zu danken / daß ich vor allen feindtlichen anluffen beschirmet / vor allen anfallenden seuchen bewahret / auß allen instehenden nthen und gefhrlichkeiten errettet / nunmehr gesund und im frieden mich zur růhe begebe. Darumb danke ich auch billich deiner grundlosen barmherzigkeit / und bitte fehrner von grund meiner seelen / du wollest auch diese nacht / über mich und die meinigen / deine gnade lassen auffgehen wie die schne Morgenrthe; Vnd mich behten vor allem unglük / für sünden und schanden / und was mir sonsten an leib und seele zustossen mag. Dann dir allein ergebe ich mich ganz und gar in deinen willen. Dir befehle ich meine seele / und alles was mir zustehet. Die jrrdische Sonne neiget sich zwar jezund nach jhrem untergange / und wann sie uns ja von jhrem liechte noch etwas überig lsset / so ist es nur ein verflschter / geborgter gegen-schein / welchen der Mond und die sterne zu weilen bliken lassen: aber die himmlische Sonne deiner liebe / ja die Sonne deiner barmherzigkeit stehet allezeit im auffgange. Gib / o HErr / daß ich sie nimmermehr verliere / daß ich jhrer wirkung / allezeit geniesse / und in der dunkelheit der nacht jhr unwandelbares liecht allezeit schauen mge. Ohne dieses dein liecht ist nichts liechtes an mir. Jch bin schwarz und verfinstert. Darumb erleuchte du mich / O du Sonne meiner seelen / daß ich / auß der dunkelheit meiner verderbten natur / auffbreche wie das liecht der Nacht / daß ich / wie der Mond von der Sonnen / von dir / o du Sonne des lebens / glanz und klarheit empfange; daß ich herfürbreche wie die morgenrhte / ja dir / meinem Braütigam / dermalen eins als eine

Neues Buß- und Gebetbuch

23

würdige außerwehlte Braut / mit der Sonnen bekleidet / mit dem rokke der unsterblichen klarheit angethan / mit zwlff guldenen sternen gekrnnet / entgegen gehe / und dir in rechtschafener heiligkeit und gerechtigkeit / die dir gefllig ist / jmmer und ewiglich dienen mge. Ach ja! so sej es.

 5

Morgen-gebtt am Montage. Die unwandelbare gnade deß Vatters fre mich. Die unvernderliche liebe deß Sohnes umbfange mich. Die unendtliche güte deß Heiligen Geistes erhalte mich. Die unvergngliche barmherzigkeit deß ewigen unsterblichen GOttes umhalse mich / und bringe mich zur ewigen seeligkeit.

10

PReis / lob und dank sej dir / O ewiger unwandelbarer Gott / du

Schpfer deß Himmels / daß du mich disen tag wider erleben lassen / der nach dem Monde genennet / an dem die Himmel deine ehre erzellen / und die feste deiner hnde werk verkündiget / weil du sie an disem tage / nach deiner unaussprechlichen weisheit so herrlich erschaffen. Ach! Herr / wofür soll ich dir zuerst danken? Die erde ist voll deiner gte / die alle morgen neu wird: die Himmel trieffen durch die fülle deiner gnade / die kein maß noch ziel hat: Ja ich bin das einige augenmrk / darauf du alle deine gte / alle deine gnade / alle deine barmherzigkeit und liebe so mildiglich außgegossen. Mir zu liebe hastu den tag geschaffen: Mir zu gute hastu den Himmel befestiget: Mir zum besten hastu die nacht verordnet: Mir zum dienst / ja mir zur wache / hastu die heerscharen deß Himmels / die lieb-seligen Fron-geisterlein / bestellet / damit den hllischen geistern / die im finstern herumb schleichen mich zu fllen / und allen jhren listigen anluffen / gewehret wrde. Dann es ist einmal gewiß / daß ich diese nacht nimmermehr überlebet / wann du nicht mein bejstand gewesen. Du allein hast mich bewaret / daß mich keine jhlingen entstan-

15

20

25

30

24

 5

10

15

Philipp von Zesen

dene Feuers-brunst beschdiget / daß mich kein unversehener plzlicher tod berfallen / daß mich kein stürmendes ungewitter verlezet / daß mich keine wasserfluht überschwemmet / noch andere unflle verderbet. Hiervor bringe ich dir nun billich den schuldigen morgen-dank meines mundes / und preise deine vtterliche gte / die du diese Nacht / und von der zeit an / da mich meine Muter empfangen / an deinem Sohn / deiner Tochter so mild-gndiglich bewisen: ja ich bitte dich / du wollest mich sampt den lieben meinigen / auch diesen tag / und die übrigen Tage meiner jammerfahrt für allen dergleichen schdlichen begebnussen / und allen verfhrischen anlaüffen ferner behten. Ach! behte uns unser Gott / behüte uns / und sei uns allen gndig. Sej uns / gnädig / und ziehe die hand nicht ab von uns / so lange wir leben / der du lebest und herrschest von ewigkeit zu ewigkeit. Ach ja! so sej es.

Abend⸗gebtt am Montage.

20

25

30

Die starke hand Gottes des Vatters sej mein krftiger Schirm. Daß liebliche Antliz Gottes des Sohnes sej meine hellscheinende Leuchte. Der freüdige Anblik Gottes des heiligen Geistes sej mein starker Trost / hier zeitlich und dort ewiglich.

O Ewiger / grund⸗gtiger GOTT / barmherziger Vatter; weil ich von mir und auß mir selbst nichts vermag / daß dir gefallen kan; Ej! so erffne du meine lippen / und lse du meine zunge / daß mein mund deinen ruhm verkündige. Erleüchte das herz deines Die­ ners / deiner Dienerin / und gib jhm / zu dem willen den es hat das thtige voll-bringen / deinen heiligen herrlichen Nammen würdiglich zu ehren / und alle deine wolthaten / die du mir und den Meiningen diesen vergangenen Tage so ber⸗schwänglich erwiesen / gebürlich zu preisen. Dann under dem schatten deiner gnaden⸗flügel bin ich für den hizigen strahlen der Sonnen beschir-

Neues Buß- und Gebetbuch

25

met / für den giftigen anfechtungen der hllen verthdiget / und für den verzukerten krönungen der betrüglichen strahlen deß Welt-glanzes unverlezt gebliben. Du Herr hast mich bewaret für feuers-gefahr / für wassers-noth / für krankheiten / für unvorsichtigen fllen / für verwundungen / für allen listigen anschlgen der mrder und ruber / ja fr allen feindtlichen anluffen und andern unglksfllen / die mir htten knnen begegnen. Diß alles habe ich der fülle deiner gnade zu danken. Ja ich bringe dir auch darumb anjez das abend-opffer deß lobes: das nim / O Gott / in gnaden an; und vergnne / daß es meinem gebtt / so ich jezund vor dir ausschütten werde / die thüre deiner gnädigen erhörung er⸗fne. Dann du weist / O Herr / ja du weissest / daß ich niemals / wann ich deinen Namen mit loben und danken vor deine gte verherrliche / ohne neue bitte erscheine / und daß ich dich allezeit umb eine neue gnade / auß kindlichem vertrauen anzulangen pflege: so weiß ich auch gewiß / daß du dich mir selbst zum Vater gegeben; ja ich weiß / daß du mir selbst befohlen / dich anzurffen. Darum verlasse ich mich auff das kindtliche recht / daß ich habe; darum poche ich auf deinen eignen befehl / und halte dir vor dein eignes wort / daß ich dein antliz suchen soll: ja darum werde ich so khne / und bitte dich umb alles / was du weist und meinest / daß es mir an leib und seele ersprießlich. Ja ich bitte dich / mein helffer / mein schuzherr / mein Erretter: hilff mir streiten wider die listigen anluffe deß höllischen Luens / wider die gefährlichen anfechtungen deß fleisches / wider alle bezauberungen der Welt. Beschüze mich für des todes pfeilen / die nach meiner Seelen fliegen. Errette mich von allen gefhrlichkeiten des Leibes und der Seelen / die mich umbringen. Halt ein wachendes auge über mir / wann ich schlaffen soll / daß meinen schlaff / keine verfhrische Nachtgespnster / und erschrkliche traüme verunrhigen / daß ich sicher und unangefochten schlaffe / und mit freüden wider erwache / damit ich dir meinem GOTT ein frliches morgenopfer bringe / und deinem heiligen Namen danke / so lang ich lebe. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

25

30

26

Philipp von Zesen

Morgen-gebtt am Dienstag.

 5

Die Hulde meines Erbarmers beseelige mich. Das verdienst meines Erlsers befestige mich. Die sßigkeit meines Trsters erfrische mich. Die unendlich-heilige Gttliche Drejfaltigkeit sej mit mir jezt und zu ewigen zeiten.

O HERR aller Herren / und Knig aller Knige / der du an diesem 10

15

20

25

30

Tage durch deine worte die erde gegründet / durch deine Allmacht das trokne bereitet / und felder und wlder wachsen und grůnen lassen: ja dem an diesem Dienstage die erde / und alles was darinnen ist / billich dienen soll / zu dir hebet auff in dieser frstunde dein Diener / deine Dienerin jhre augen / und sihet auff dich wie eine Dienst-magd auff die hnde jhrer frauen. Jch sehe / und erkenne wie gut und gndig du bist: wie du nicht allein diese nacht meinen leib und meine Seele auß den Nezen deß hllischen jgers errettet / und mein leben / wie einen aug-apfel im auge / durch deine vätterliche auffsicht / bewaret: sondern auch / zur erhaltung desselben / allerlej nahrung und speise wachsen lassen. Jch lag in angst und schröken / aber du hast mich wider erfreuet: Jch lag in den fesseln der finsternuß / aber du hast mich entfesselt: Jch lag mitten under den hllischen Luen / wie Daniel / aber du hast ihren rachen zugehalten: Jch lag in den banden deß todes / aber du hast mich lebendig behalten. Darumb will ich dich loben mein Gott / und von deiner treue reden / ja ich will dir danken ewiglich. Aber dises alles ist nicht genug. Jch muß dir noch mehr dienen / mein HERR. Darumb mache deinen Knecht / deine Magd würdig und bereit zu deinem dienst / und hilff / daß ich in meinem ganzen leben / welches zwar kurz / aber nichts deß zu weniger / auch wann es am kst⸗lichsten / voller mhe und arbeit ist / mein ganzes vertrauen auff dich seze / mein ganzes anligen auff dich werffe / und in Kristlicher gedult / und verlangen nach dir / deines willens erwarte. Dann dein wille ist heilig / unstrfflich / gerecht und gndig. Ach! verleihe / daß ich auch heilig darnach

Neues Buß- und Gebetbuch

27

lebe / daß ich unstrfflich darinnen erfunden werde / daß ich gerecht darnach wandele / daß ich seiner gnade genieße / und mich allezeit im leben und sterben / deinem willen ergebe / und so bin ich vergwissert / daß mir keine noht / kein tod / kein leid / noch einige feindseligkeit / weder diesen tag / noch die übrige zeit meines lebens / zustossen werde. Ach! Vatter / gewhre mich diser meiner bitte / mein Vatter / um deiner und deines lieben Sohns / meines einigen Erlsers und himmlischen Braütigams / liebe willen; ach! HErr / laß es geschehen. Ach ja! so sej es.

 5

Abend-gebtt am Dienstage.

10

Die ruhe Gottes des Vatters beruhige mein herz. Der friede Gottes des Sohnes befriedige meine Seele. Die sanftmhtigkeit Gottes des heiligen Geistes besnftige mein Gewssen. Die Gnade der hoch-heiligen Gttlichen Drejeinigkeit fhre mich zur ewigen seeligkeit.

O Milt⸗gtiger Gott / getreüer Vatter / ich solte wol allezeit deß morgens / so bald ich erwache / deine gnade suchen / und des abends stts an deine güte / und treüe gedenken / die du des tages über mir armen Erd-würmlein erwiesen. Aber ach! ich bin leider / allzu nachlässig / allzu vergessen / alzu ejtel / und in den lüsten der welt zu sehr vertieffet: darumb kom du mir zu hülffe in diser Abend-stunde / mit deinem heiligen Geist / und würke selb­ sten in mir dein lob / so gut / alß Du es von mir begehrest. Verleihe / daß ich dir rechtschaffen danke / daß ich dir auffrichtig diene / daß ich dich eiffrig anrffe. Danken muß ich dir billich / daß du mich mit den lieben meinigen / disen tag so mildiglich beschirmet / so behutsam geleitet / so vätterlich genehret / und vor jhem Tode / ja vor allem unglük und schaden so krfftig behtet hast. Dienen muß ich dir billich / weil du mir durch deine dienst-botten so treulich dienen lassen. Anruffen muß ich dich billich / daß du

15

20

25

30

28

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

solche deine Vtterliche gnade mir nimmermehr entziehen / daß du dise nacht umb mich und die meinigen eine wagen-burg schlagen / und uns für sünden und schanden / für aller gefahr und allem unglük vtterlich beschirmen wollest. Ach! Herr / gedenke ja nicht der sünden meiner jugend / und rechne mir meine missethat nicht zu. Bedekke sie mit der wolke deiner gnade / die erkannte so wol alß die unerkannte / sonderlich aber was ich heüte mit gedanken / worten und werken / mit unnüzen vergeblichen reden / mit spttischen und hhnischen gebrden / mit verleumdungen meines nchsten / und üppigem übermühtigem geprahle / oder son­ sten gesündiget habe. Wirff sie in die tieffe deines gnaden-meers / sple sie ab mit der liebes-fluth des blutes deines einig-geliebten Sohns / welches Er für meine sünde vergossen / vertilge sie ganz auß deinem schuldbuche / und schreib daß gndige bezahlet an jhre stelle / damit jhrer nimmermehr gedacht werde. Ja gib mir / du Gber alles guten / deine gnade / daß ich nicht wider in sünden verfalle / daß ich dir allein diene / an dich allein glaube: Dir allein vertraue / und mein herz in wahrer Buß-fertigkeit dir ganz zu eigen ergebe. Sej du mein Fels / auff den ich baue / meine burg / darinnen ich sicher wohne / mein Erretter / auff den ich mich verlasse / mein Hort der mich bewahre / und mein Schildt / der mich beschirme / damit ich diese Nacht gerhiglich und im frieden / ohne alle bekümmernus und sorgen einschlaffe / und in der finsternus das Liecht deiner gnade mit den augen meines glaubens über mir auffgehen sehe / und wann ja diese Nacht meine lezte Nacht sein solte / wann ich diß leben mit dem zeitlichen tode verwchslen müßte / so verleihe gndiglich / daß ich mich allezeit / in wahrem glauben / und bestndigem vertrauen / an das verdienst deines lieben Sohns halte / damit ich würdig erfunden werde under der zal der außerwehlten vor dem grossen Richter-stul des Menschensohns zuerscheinen. Solches verleihe mir umb deiner Barmherzigkeit und Genugthung willen / AMEN.

Neues Buß- und Gebetbuch

29

Morgen⸗gruß Deß Herren JESV. ACH allweiser Herr Jesu / gib mir ein weises und verstndiges Herz / daß dich kennen vor die hchste Weißheit / und deine Macht wissen vor die beste Kunst achte / damit ich nicht ergreiffe den Schatten vor das Wesen / und erlange die Hlle fr den Himmel. Ach trauter Herr Jesu / gib mir ein treues und glubiges Herz / daß ich dir traue ohne Zweifel / dir anhange ohn Heuchelei / mich auff dich verlasse ohne Wankelmtigkeit / auff dich meiner Seelen Fels / auff dich meines Glaubens Grund-fest. Ach liebreicher Herr Jesu / gib mir ein liebreiches Herz / daß ich dich liebe in allem / über alles und durch alles / in allem Thun und Leiden / über alles Jrrdisch und Himmlisch / durch alle Krfft und Vermgen. Ach frommer Herr Jesu / gib mir ein frommes und Gottsfrchtiges Herz / daß ich sej ohne Heuchelej Gottselig / ohne List vorsichtig / ohne Hoffart großmtig / im Leben heilig / im Gebtt einbrünstig / Jn Hoffnung allezeit frlich. Ach gedultiger Herr Jesu / gib mir ein gedultiges und sanfftmtiges Herz / daß ich nicht verzage in Trbsal / nicht murre in Widerwertigkeit / sondern allezeit gedultig leide / gedultig streite / gedultig überwinde. Ach demtiger Herr Jesu / gib mir ein demtiges Herz / daß ich nicht steige mit Hamman / und falle mit Lucifer / Ersauffe wie Pharao / oder hangen bleibe wie Absalon / sondern mssig von mir halte / und demtiglich wandele / biß du selber mich erheben und zu Ehren bringen wirst. Ach heiliger Herr Jesu gib mir ein heiliges Herz / daß da jmmerdar sej im Leben keusch / im geben mild / im Glauben eifferig / im Gebtt feurig / in der Andacht einbrünstig / in allem thun vorsichtig: Daß ich endlich den Gewinn der Heiligkeit darvon bringe die Seeligkeit / AMEN.

 5

10

15

20

25

30

30

Philipp von Zesen

Morgen⸗gebtt am Mitwochen.

 5

10

15

20

25

30

Ehre sej dem Anfnger alles guten. Ehre sej dem Mittler zwüschen GOtt und Menschen. Ehre sej dem Vollender der Heiligkeit. Ehre / lob und preis sej dem Drej-einigen ewigen Gott / von ewigkeit zu ewigkeit.

HERR JEsu / du Heiland der welt / du Sonne deß lebens; weil dich alle Geschpfe im himmel und auff erden unauffhrlich loben und preisen sollen; So erscheinet auch allhier an disem mittelsten tage der wochen / da die Sonne geschaffen / der Mond gebildet / und das grosse Heer der Sternen an die feste deß himmels gestellet worden / für deinem heiligen angesicht / dein Diener / deine Dienerin / und danket dir von grund der Seelen / vor deine grosse gte und treue: Ja Herr / ich danke deinem Namen / daß du mich in diser gefahrlichen nacht so gndiglich bewahret / und die liebliche Morgenstunde so frlich wider erbliken lassen. Dich will ich rhmen / dir will ich lobsingen: Dann deine gte / deine liebe / und deine treue hat kein ende. Ja je mehr sich meine Sünden huffen / je mehr huffet sich der Honig-tau dei-ner Gnade / je tieffer wir in die woche hinein kommen / je tieffer wirdt der Strohm deiner gte. Gleich wie das Wasser vom Morgen auß dem Tempel geflossen / und in der mitten je lnger je tieffer worden; so wirdt auch mitten in der Wochen die Flutt deiner Gte / und deiner Gnade / je lnger je tieffer. Zu disem Gnaden⸗Brunnen / ja zu diesem unerforschlichen Abgrunde deiner Barmherzigkeit und Gte kommet jezund meine durstig chzende Seele / alß ein abgematteter Hirsch nach frischem Wasser mit grossem verlangen / gelauffen / und ligget allhier vor deinen allerheiligsten augen / ja vor deinem allerhchsten Himmlischen Throne / auff den kniehen ihres Herzens / nach deinem Befehl zu schpfen / und dich bittlich anzuflehen / daß du / nach solcher deiner unerschöpflich- und unerforschlichen Gnade / mit diesem neuen morgen deine Barmherzigkeit über mir je mehr und mehr erneuern wollest. Gib

Neues Buß- und Gebetbuch

31

O Herr / neue gesundheit / neues liecht / neues leben / neue krafft / und neue freudigkeit / dir auffs neue und ohn underlaß gefälligen gehorsam zu leisten: Vnd / wann es dein wille / so friste mein leben / vertilge meine gebrechen / lindre mein kreuz / segne meinen stand / und erleuchte meine gedanken: Dann dir / Herr / befehle ich mein ganzes anligen / ja das anligen der gesamten Christenheit / die ihr vertrauen allein auff dich sezet / und nach deiner hülfe verlanget. O Herr Jesu / erhöre meine bitte; bekehre die sünder; lehre die unwissenden; erleuchte die unverständigen / bringe die jrrigen zu rechte / sej der armen Ernehrer / der ellenden Helfer; der witwen Versorger / der wisen Vatter / der unmündigen Vormund / der notleidenden Erretter / der bedrngten Vertrtter / der kranken Arzt / gib den kleinmtigen můt / den schwachen Krafft; den blden herzhafftigkeit / und uns allen die seligkeit. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

Abend-gruß Deß HErren JESV. HERR Jesu / wohne in mir durch den glauben / lebe in mir durch die Liebe / strke mich durch die Hoffnung / erhalte mich durch die bestndigkeit / zur ewigen Seeligkeit. HERR JEsu / bist du mein Liecht / so leüchte in mir / bist du mein Leben / so lebe in mir / bist du mein Zierd / so schmüke mich / bist du mein Freüde / so freüe dich in mir / bist du meine Wohnung / so besize mich ewiglich. HERR Jesu / hilff daß ich deine Allmacht erkenne / deine barmherzigkeit liebe / deiner warheit traue / dein gerechtigkeit fürchte / deine heiligkeit anbtte / deine weißheit preise / deiner hlffe mich allezeit trste im leben und im sterben. HERR JEsu / wache du in uns / wohne du bej uns / streite du mit uns / überwinde du durch uns / lebe du in / mit / bey und durch uns.

20

25

30

32

 5

Philipp von Zesen

HERR JEsu laß mich recht erkennen mein Elend und deine barmherzigkeit / meine sünde und deine gnade / meine armuth und deinen reichthumb / meine schwachheit und deine strke / meine thorheit und deine weißheit / dein erbarmung wende mein elend / deine gnade meine sünde / dein reichthumb mein armuth / deine strke meine schwachheit / deine weißheit meine thorheit / daß ich zu einem neüen Menschen werde / so dir zu dienen sich ergeben.

Abend⸗gebtt am Mit-wochen. 10

15

20

25

30

Gott Vatter / der das gute in mir angefangen / gesegne mich. Gott Sohn / der alles mir zum besten gemittelt / erleuchte mich. Gott heiliger Geist / der seine heilige gaaben in mir vollbracht / strke mich. Die hochheilige drejfache Einigkeit des Gttlichen wsens gebe mir heil und Seeligkeit.

Gtiger Gott / gndiger / barmherziger Vatter / ich mag nun in warheit wol sagen / daß deine Gnade groß / deine Gte überschwnglich / deine Barmherzigkeit unbegreifflich / welche reichet so weit der Himmel ist / ja so weit die Wolken gehen. Dann siehe! meine Muter hatte mich in Sünden empfangen / gebrchlich war ich gebohren / mit lauter mißhandlungen hatte ich mein leben befleket / mit greulichen Missethaten meine zeit zugebracht / ja mit hinzuthun einer übertrettung zur andern hatte ich die Zahl meiner Snden-schulden so vervielfltiget / daß ich keinen außbruch sahe: aber deine Vtterliche Barmherzigkeit / alß eine gndige Rechen-meisterin / hat / vermittelst deß theuren Blutes / und der gnugthung deines lieben Sohnes / die aneinander haltende mnge meiner Schulden getheilet / eine Sünden-zahl nach der andern abgezogen / und einen bruch nach dem andern in meine angefüllete gebrechen gemacht / so lange / biß sie das genaue geseze über die falschheit meiner vielfaltigen sünden-zalen

Neues Buß- und Gebetbuch

33

ganz abgethan / die schuldtafel gar zerbrochen / und mich endlich meiner schulden vollkmlich los gezlet / ja gnade über gnade verkündiget: und so hastu mit mir gehandelt / nicht alß ein eiffriger Gott / nicht alß ein gestrenger Herr / nicht alß ein gerechter Richter / sondern alß ein barmherziger Vatter / alß ein liebseliger Vatter / als ein weh-mtiger Vatter / dem das herze brach / daß Er sich über sein kind erbarmen / daß Er / auf seines Sohns vorbitte / seinen gestrengen haußhalter Moses absezen / und seinem eignen Sohne die verwaltung übergeben mßte. Ja freylich hast du dich deines Sohns / deiner Tochter erbarmet / und mein angeborne schwachheit angesehen / in dem du mich disen tag / und die ganz zeit meines lebens / auf deinen hnden / als auff Adlers-­flüglen / getragen / und sie so sanfte geleitet / so sicher gefhret / so behutsam bewaret / daß sie weder an leib noch an der selen keinen schaden genommen. Darum ist es auch billich / daß ich solche deine wunderttige barmherzigkeit verkündige / daß ich dein vterliche liebes-werke erzele / und derselben nimermehr vergesse. Ja darum lobe ich dich / mein Herr / darum danke ich dir / mein Vatter / und bitte mit kindlichem herzen / du wolest mich für ferneren sünden behten / fr allem übel bewaren / in allem unglük schüzen / und mich dise nacht solcher gestalt einschlafen / und ruhen lassen / daß mein herz an dir / der du die ewige ruhe bist / durch waren glauben allezeit hange / und dich nimermehr vergesse / damit mein leib und meine seele für allen anlufen deß hllischen bß-wichts under deinem Schirm sicher erhalten werde. Dann du allein bist mein Zuversicht / meine Burg. Meine hülffe kommet vom HERREN / der Himmel und Erden gemacht hat. Ohne deine hülffe bin ich nichts / ohne deinen entsaz vermag ich nichts. Darumb hilff du mir / so wirdt mir geholffen / Ziehe deine gnaden-hand nicht ab von mir / damit ich diese nacht vom Würg-Engel nicht umbgebracht / und deß zeitlichen und ewigen Lebens beraubet werde. Gedenke doch / daß du mein Vatter bist; Beherzige / daß ich dein Sohn / deine Tochter / umb derent willen du deinen einigen Sohn in dise welt gesandt / welcher für mich zur erlsung sein Blut vergossen und mich zu sei-

 5

10

15

20

25

30

35

34

 5

10

15

Philipp von Zesen

ner Himmels-­Braut / ja zum Erben seines ewigen Reichs erwehlet. Aber diß vergnget meine Begirrden gar wenig / mich verlanget nach der besizung der krone / der krone der ehren / damit mich dein sohn an jenem grossen tage zur himmels-knigin krnen soll. Darumb mache mich würdig und bereit: ja verleihe gndiglich / daß ich sie nicht verscherze / daß ich sie in freüden empfange / daß ich in freüden mein himmlisches bej-lager halte / oder nur zum wenigisten in den vorhfen deines ewigwährenden hauses wandeln mge / oder aber nur ein Thor-hter / eine Thorhterin sej des himmlischen Jerusalems / da mich ferner kein schrken / keine noht / kein tod noch einiger unfall betreffen / sondern da ­ejtel freüde / eitel wolfahrt / eitel wollust / eitel leben ewiglich sein wird. Solches verleihe mir mein Vatter / umb deines herz-hochgeliebten sohns / meines einigen Erlsers und Brutigams willen. Ach ja! so sej es.

Morgen-gruß Deß Herren JESV.

20

25

30

HERR JEsu / wie groß ist deine Marter / wie schwer ist dein Leiden! Ach hilff daß deine Marter und Leiden auch an mir nicht umbsonst und verlohren sej / solches bitt ich dich umb deiner Marter und Leidens willen. HERR JEsu / wie zitterst du / wie zagestu meiner snden halber! Ach hilff / daß dadurch meinem zittern vor dem Tod und meinem zagen vor der hllen gewehret werde / solches bitt ich dich umb deines zittern und zagens willen. HERR JEsů / wie hizest du / wie schwizest du über deinem Kelter-tretten! Ach laß hier hizen / laß hier schwizen / daß ich nur dort den hllischen Angst-scheiß nicht außstehen drffe / solches bitt ich dich umb deines blutigen Angst-schweisses willen. HERR JEsu wie luffest du / wie rennest du? wie wachest du / wie bttest du umb meiner seeligkeit willen? Ach hilff daß ich auch so lauff nach dem vorgestekten Ziel des Himmels / auch so wache

Neues Buß- und Gebetbuch

35

inn übung der Gottseeligkeit / auch so eyfferig bätte umb erlangung der himmlischen herrlichkeit / solches bitt ich dich umb deines wachens und bttens willen. HERR JEsu wie hart seind deine Bande / wie schwr ist dein Gefngnuß / Ach laß dadurch meine Todes-bande auffgelset / meine Hllen-Gefngnuß abgewehret werden: Solches bitt ich dich umb deiner heiligen Band und Gefngnuß willen. HERR JEsu wie schndlich wirstu verspottet / wie schmhlich wirstu verspeyet / Ach laß mich nicht verhnet werden am lezten Gerichte / wenn ich tretten soll vor dein heiliges Angesicht: Solches bitte ich dich umb deiner verspottung und verspeyung willen. HERR Jesu wie graußamlich wirst du gegeisselt / wie Gotts-jmerlich wirst du zerpeitschet! Ach laß mich ja in die Hnde der Hllischen Scherganten nicht gerahten / weil du die geisseln und peitschen vor mich außgestanden: Solches bitte ich dich umb deiner geißlung und peitschung willen. HERR Jesu wie unschuldig wirst du zum Tode verdammet / Ach laß nicht verdammt werden die Seele / umb welcher willen du selbst das Verdammnus über dich hast gehen lassen: Solches bitt ich dich umb deiner verurtheilung und verdamnung willen. HERR JEsu wie erbrmlich hngest du da am Kreuze! Wie werden deine hnde und fsse durchnagelt / Ach hilff daß ich nicht un⸗gedultig werde / wann ich auch an das Kreuz mich muß annageln lassen: Solches bitt ich dich umb deines heiligen Kreuzes willen HERR Jesu mit was grossem Geschrey gibst du deinen Geist auff? Mit wie vil Thrnen gesegnest du diese Welt? Ach laß dein Geschrey und Thränen mir zu gut kommen an meinem lezten ende / daß ich durch Krafft derselbigen ins Paradeis eingehe: Solches bitte ich umb deines Todes und Sterbens willen / AMEN.

 5

10

15

20

25

30

36

Philipp von Zesen

Morgen⸗gebtt am Donners-tage.

 5

10

15

20

25

30

Der eifrige / gerechte Herr begnadige mich. Der Richter der lebendigen und der todten erbarme sich meiner. Die gemeinschaft deß heiligen Geistes trste mich. Der Drejfach-einige Gott walte über mir und gebe mir fride.

O allmchtiger GOTT / mild-gtiger Vatter / der du an disem tage / dem menschen zur speise / das wasser mit fischen / und die lufft mit allerhand geflügel erfüllet: Dir sage ich lob und dank / daß du den erschrklichen donner deines gesezes / und den bliz deiner Gerechtigkeit in eine liebliche gnaden-stimme / und frliche heil-verkündigung verwandelt. Dann du / Herr / erzeigest dich den Jsraelitern erschrklich / und erscheinest jhnen im bliz und donner / alß du auff dem berge Sinai das gesz gegeben. Aber wie lieb-freundlich / wie sanfftmtig / wie gtig hastu dich nachmals / zur zeit deß neuen Bundes / erwisen / alß du den harten zwang deß gestrengen Geszes abgetahn: alß Moses und Elias / die zween verkündiger und verwalter desselben / deinem lieben Sohne / unserm vorsprecher und vershner / auff dem berge / die macht jhres amptes außgeantwortet / und dagegen das neue liebliche gesze der liebe / ja die heilwrtige gnaden-verkündigung / und frejheit / mir und allen Christ-glubigen auffgetragen worden / ja da du auß einer wolken rieffest: Diser ist mein lieber Sohn / den solt ihr hinfürter hren. Davor nun preiset dich die ganze Christenheit: ja das volk / das noch geschaffen soll werden / wirdt den Herren loben: dann du schauest noch jezund von deiner hhe / und siehest vom himmel / daß du das seuffzen der gefangenen hrest / und loos machest die kinder deß todes. Du bist barmherzig und gndig / gedultig und von grosser gte / und wilst nicht mehr über uns zürnen: dann es sollen wol berge und hügel hinfallen / aber deine gnade soll nicht von uns weichen / und der bund deines fridens soll nicht hinfallen. Dise deine gnade macht es / daß wir nicht gar aus sind / diser deiner gnade habe ichs zu danken / daß ich mich frlich und gesund auß meinem lager erhoben / daß

Neues Buß- und Gebetbuch

37

mich in diser nacht kein schlag gerüret / keine seuche befallen / kein mrder getdet / noch einiges unglük betroffen. Ja dise deine gnade machet mich getrost ferneren schuz / auch vor disen tag / von deinem starken arme zu erwerben. Ach! Herr / du weist / wie gar nichts ich bin / wie ich auß eignen krfften nichts vermag. Darumb stehe du mir bej / und behüte meinen außgang und eingang / handhabe mein thun und lassen / segne meinen handel und wandel: ja / wo ich gehe oder stehe / wo ich size oder lige / da sej du zugegen mit deiner hülffe: und sende mir zu deinen heiligen Geist / daß ich in wahrem glauben / in rechtschaffener heiligkeit / und geflliger gerechtigkeit / dir dienen mge / so lange ich lebe. Ach ja! so sej es.

 5

10

Abend-gruß Deß HErren JESV. HERR JEsu / das bse so ich disen tag getahn ist vielfltig / daß gute so ich underlassen ist unzhlich / Ach laß deine vielfltige Gnad überwegen das Bse so ich vollbracht / und ersezen das Gute / so ich under lassen habe. HERR JEsu / wann ich meine Sünden legte auff die Wage deiner Gerechtigkeit / so würde sie mich in die Hlle hinunder ziehen / Aber dein verdienst überwieget die schwerheit meiner Sünde / deß trst ich mich / darauff verlaß ich mich. HERR Jesu / in die blutige wunden und ngel-mahl deines allerheiligsten Leibes / werffe ich den ganzen Wust meiner Sünden / Ach laß sie darinnen versenket werden / daß sie mir nicht zur Verdamnus gereichen. HERR JEsu / zeuch mich zu dir / daß ich bleibe in dir / binde mich an mit der Ketten der Liebe / mit dem Band deß Fridens / zeuch mich zu dir in Himmel mit dem Seil deß Glaubens / der Gnaden / der Barmherzigkeit. HERR Jesu / schleuß mir auff die Thür zur Gnaden / zur Seeligkeit / ja zur unendlichen ewigkeit. Ach ja / so sej es.

15

20

25

30

38

Philipp von Zesen

Abend⸗gebtt am Donners-tage.

 5

10

15

20

25

30

Gott / mein Ernehrer / erhalte mich. Gott / mein Lehrer / erleuchte mich. Gott / mein Trster / reinige mich. Die ewige Drej-einige Gottheit gebe mir eine seelige ruhe.

HErr / heiliger GOTT / barmherziger Vatter / den alle Heere deß Himmels / und alles Gevgel under dem Himmel billich loben und preisen; Dir bringe ich auch jezund in dieser abend-dmmerung das lob-opfer meiner lippen / und preise deine grund-gtige barmherzigkeit / daß du mich diesen verwichenen Tage vor aller gefahr so gndiglich behtet vor allen feinden / sichtbaren und unsichtbaren / so vätterlich beschirmet / und auß allen nöhten so kräfftig gerissen. Ja ich bitte / du wollest mir auch umb deß bittern leidens und sterbens deines lieben Sohns willen / al⸗le meine Sünde vergeben / damit ich heute deinen heiligen willen entheiliget. Ach! vertilge meine übertrettung umb deinet willen / und gedenke meiner sünde nicht: ja Herr / du wollest sie vertilgen / umb deines bundes willen: und diese nacht dein gnaden-auge ferner über mir offen halten / und mich für allen anfllen der boshafftigen gnädiglich bewahren. O HErr / begnadige mich / mein Helffer / hilff mir / mein Beschüzer / beschüze mich / und laß mich in deinem schuz sicher ruhen / und frlich wider auffstehen: Wende von mir alle schwere gedanken / alle bekümmernus und sorgen meiner seelen: laß das auge schlaffen / das herz aber allezeit wachen zu meinem himmlischen Brutigam / damit die nacht der sünden mich nicht überfalle. Dir / O Herr / befehle ich meinen elenden leib / meine schwache seele / mein hab und gut / alle meine zugehörigen und blutsverwanten: ja alle meine freunde / bekante und unbekante. Lege uns in den schoos deiner barmherzigkeit / bedeke uns mit den flügeln deiner Gnade / umbgib uns mit den armen deiner liebe. O Herr / segne uns / und behte uns / O Herr / erleuchte dein antliz über uns / und sej uns gndig / erhebe dein angesicht auf mich / und gib mir fride. Ach ja! so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

39

Morgen-gruß Deß Herren JESV. HErr Jesu / du hast mich erschaffen auß Lieb / erlöset auß Gnaden / Ach laß nicht sterben / ach laß nicht verderben / was du so weislich erschaffen / so theuer erlset hast. HERR Jesu / erbarm dich mein in der zeit der Gnaden / daß du mich nicht straffest und verdammest wann die zeit der Straff und Verdamnuß angehen wird. HERR Jesu / in der Sndfluth deiner Thrnen / und im roten Meer deines Bluts laß alle meine Sünde ersuffet werden / wie ein fünklein Feuers verlschet / wanns ins Wasser fllet. HERR Jesu / der du vor mich am Kreuz erwürget bist / steure dem Hllischen Würg⸗Engel / daß er diesen Tag keine Gewalt an mir finde. HERR Jesu / der du am Kreuze vor mich verwundet worden / ach laß deine Wunden mein Heil-pflaster / laß deine Schmerzen meine Arznej sejn. HERR Jesu / der du am heiligen Kreuz mit offener Seiten hngest / Ach laß doch die Wunden deiner geffneten Seiten / die Hle sejn / darinn ich mich verbergen knne. HERR JEsu / der du am Kreuz deinen Geist und Seele auffgeben / Erbarme dich über meine arme Seele in ihrem außgang / und führe sie zum ewigen leben. HERR Jesu / der du tod und erbleichet am Kreuze hiengest / Ach laß deine Krankheit meine Gesundheit / laß deinen Tod mein Leben sejn. HERR Jesu / der du an dem Stammen deß Kreuzes den Tod außstehen / und für mich sterben müssen / Hilff daß ich den Tod nicht mehr sehen / und das Sterben nicht mehr empfinden mge. Ach ja / so sei es / Herr Jesu.

 5

10

15

20

25

30

40

Philipp von Zesen

Morgen⸗gebtt am Freytage.

 5

10

15

20

25

30

Das walte die ewige Gottheit. Das walte die heilige Menschheit. Das walte die unendliche Heiligkeit. Die Gttliche Drej-einigkeit segne mich und behte mich von nun an biß zur ewigen unendlichkeit.

HOchgelobet sej GOtt / mein Vatter / gepriesen sej Gott mein Erlser / geehret sej Gott mein Trster / heilig / heilig / heilig sej Gott mein Schpfer jezt und zu ewigen zeiten. Heute bricht an der Geburtstag deß ersten menschen: Heute bricht an der liebliche erfreuliche Frejtage / der tag der jrrdischen und himmlischen liebe / da Gott auß liebe den menschen geschaffen / ihm zum bilde / ja zum bilde Gottes / in unschuld und reinigkeit / in heiligkeit und gerechtigkeit: da Er im eingethan die erde zur speise-kam⸗mer / das feld zur viehzucht / die wasser zum fisch-teich / die lnder zur wohnung / die wlder zur holzung / ja alles under seine beherrschung. Am ersten Frejtage verscherzte der erste Adam / durch antrib seiner frauen / welche die schlange verleitet / den himmel: am andern brachte jhn der andre Adam wider zu wege. Was Adam ehmals verdorben / hat Christus wider erworben. Jn Adam waren wir verlohren: in Jesu sind wir wider erkohren. Heute hat Adam den tod verdienet: heute hat in Christus wider vershnet: heute hatte die erste Fraue sich vom hllischen Drachen verfhren lassen: aber heute hat jhm der weibes-samen den kopf zertretten. Ja heute sollen wir billich GOtt unserm Schpfer und Erbarmer danken: Gott unsern Erlser und Heiland loben: Heute ist der tag unserer Schpfung / unsers sünden-falls / und unserer Erlsung. Das erste ist freudig / das andre traurig / das dritte aber bringt freude die fülle. An disem tage ist außgebrochen auß der hhe / gnade über gnade. Darumb danke ich dir an disem tage / ja in diser frh-stunde / O HERR / daß du den Menschen so weislich erschaffen / und auß dem verderben so gndig gezogen: ja ich danke dir / daß du mir ein frliches herz / eine vernünfftige Seele / einen

Neues Buß- und Gebetbuch

41

gesunden Leib / ein freudiges Gewissen / und ein gerhiges leben verlihen; daß du mich von Muter-leibe an so mildiglich genehret / so wunderlich geschüzet / so weislich gefhret: Ja daß du mich dise nacht in meinen sünden nicht verderben / sondern frlich wider ermuntern / und diesen unsern allgemeinen geburts-tage mit gesunden augen anbliken lassen. O Herr / sprich deinen himmlischen segen zu meinem Beruff / und behte mich fehrner disen tag vor allem unheil / vor krankheiten / vor vergifftungen / ja vor allen trbsalen / die mir begegnen knnen. Laß mich leben in deiner hut / schweben under deinem schirm / sizen under deinem schatten / gehen in deinem geleite / stehen in deiner hand. Ja gib mir dasselbe / was mir zu meiner zeitlichen und ewigen wolfahrt ersprieslich. Aber heile zuforderst alle meine gebrechen / umb deß blutigen schweisses meines Heilandes willen: und krne mich mit gnaden und barmherzigkeit / welche whret von ewigkeit zu ewigkeit. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

Abend-gruß Deß Herren JESV. O HERR JEsu / wie übel haben dich meine Sünde zugerichtet / O du Ehrwürdiges Haupt / wie bist du mit Dornen zerrissen / O du schnes Angesicht / wie jmmerlich bist du zugerichtet / O jhr Sonnenklare Augen / wie sehet jhr so klglich / O jhr züchtige Ohren / was für schrkliche Lsterung msset jhr leiden / O jhr Hülffreiche Hnde / wie sejt jhr durchgraben / O jhr Fsse des Frides / wie sejt jhr durchnagelt / O du heiliger Leib / wie bist du verwundet / O du treües Herz / wie bist du durch-stochen! Ach lieber HERR Jesu / diß alles ist mir zu gut geschehen / dein Haupt hast du mit Dornen krnen lassen / daß du uns die Kron der Ehren erwerben mchtest / dein Angesicht ist verhnet worden / daß wir nicht zu Spott und Schanden wurden / deine Augen erbarmet unser Herzleid / deine Ohren hren Lsterung / daß wir dein Lob anhren mgen / deine Hnde und Fsse sind angenagelt /

20

25

30

42

 5

Philipp von Zesen

daß wir frey wurden / dein Herz ist verwundet / daß wir heil werden mchten. Ach HERR Jesu / laß diß alles auch mir armen Sünder zu gut kommen / deine Dornen-Cron sej mein Ehren-Crone / deine Verhnung meine Vershnung / deine Schmach meine Ehre / deine Wunden mein Heil / dein Tod mein Leben / und meine himmlische Freude

Abend⸗gebtt am Frej-tage. 10

15

20

25

30

Gesegne mich Gott der Vatter / der mich zu seinem bilde geschaffen. Gesegne mich GOtt der Sohn / der mich durch sein Blut zu einem neuen menschen gemacht. Gesegne mich Gott der heilige Geist / der mich in der heiligen taufe widergeboren. Die hochheilige Gttliche Drej-einigkeit gesegne mich heute und allezeit.

O Ewig-růhmwürdiger Gott / getreuer / barmherziger Vatter: ich ­ llein mich sage dir in diser abend-zeit lob und dank / daß du nicht a durch deinen Geist gemacht / mir durch deinen athem das ­leben eingeblasen / durch deine hnde mich bereitet / durch deine finger mich gebildet / mich mit beinen und adern zusammen gefget / mit haut und fleisch bekleidet / ja mir eine unsterbliche seele / ein vernünfftiges herze gegeben: sondern auch disen tag alles / was du mir so gndiglich verlihen / in gutem wolstande erhalten / mich durch deine rechte gefhret / durch deinen arm geleitet / daß meine beine nicht gestrauchelt / noch mein fuß sich an einen stein gestossen. Ja Herr / ich danke dir / ich danke dir / mein Vater / für alle deine unaussprechliche gte / für alle deine überschwngliche wolthaten / die du deinem Sohn / deiner Tochter / von meiner wiegen an / so mildiglich erwisen: und bitte dich / du wollest mir umb solcher deiner gte willen / ja umb der einbrünstigen liebe deines

Neues Buß- und Gebetbuch

43

Sohns willen / alle meine sünde verzeihen / und mich ferner vor allen anreizungen zum bsen zur hoffart / zum übermůt / und für allen eitelkeiten der welt vtterlich behten. Laß mich lauffen in den schranken deiner gebott / nach dem ziele deß lebens; laß mich einen guten kampff kmpfen; laß mich glauben behalten / damit mir hinfort bejgelegt werde die krone der gerechtigkeit. Dir / O Herr / befehle ich heute und allezeit mein hinflliges leben / meinen gebrchlichen leib / meine schwächliche trost-lose seele / alle meine sinnen und gedanken / ja mein ganzes vermgen / in deinen Gttlichen schuz. Ach! Herr / umbringe mich und alle die meinigen mit einer feurigen mauer / und gib mir zu wchtern deine heilige Engel / damit der hllische Geist / der im finstern herumb schleichet / wie ein brlender leue / mich zu verschlingen / keine macht an mir finde. Laß mich ruhen in sicherheit / schlaffen im friden / und endlich frlich wider erwachen / damit ich deß morg⸗ens deine gnade rhme / und deinen heiligen namen erhebe so lange ich lebe / ja so lange ein athem in mir ist / und das schnauben von GOtt in meiner nasen. Ach ja! so sej es.

Morgen-gruß Deß HErren JESV. HErr Jesu / der du vom Kreuz abgenommen / und ins Grab geleget worden / Ach laß dein Kreuz mein Heilstatt zu Zuflucht / laß dein hejliges Grab mein fest Schloß und Ruh-kmmerlein sejn. HERR Jesu / der du zur Hllen gefahren bist / und das Gefngnus gefangen genommen hast / Ach gib deine Gnad / daß ich ja an den Orth der Qual / und in das Hllische Gefngnuß nicht gerathen mge. HERR Jesu / der du von den Todten erstanden gen Himmel gefahren bist / Ach hilff gndiglich / daß ich djr auch dahin bald folgen mge. Ja HERR Jesu du gekreuzigter / weil du alle diese Pein und Marter für mich armen Sündern außgestanden: Ach so schreibe doch

 5

10

15

20

25

30

44

 5

10

15

20

Philipp von Zesen

dein himmlisches bezalet under meinen Schuldbrieff / und durchstreiche mit der roten Dinten deines Bluts alle meine Sünden schulden / dann ich weiß wol daß dein Himmlischer Vatter in seiner Renterej keine Rechnung passiren lsset / die nicht mit deinem Blut bezeichnet und quittiret ist. HERR Jesu meine augenlust / mein Ohrenlust / mein Herzenlust / erfülle das ngstiglich nachsehen meiner augen nach deiner schnheit / das fleissige auffmerken meiner Ohren nach deiner Warheit / das sehnliche verlangen meines herzens nach deiner Gerechtigkeit und meiner Seeligkeit. HERR Jesu / du bist der weg / die warheit und das Leben / der Weg in der Bilgerschafft / die Warheit im Jrrthumb / das leben im Tod / Hilff das ich dich den Weg recht finde / dich die Warheit von herzen liebe / durch dich das Leben ewig lebe. HERR Jesu / aller Engel und Menschen Frommigkeit ist zu ­schmal eines einigen Menschen Sünde zu bedeken / und wenn die Deke auch gleich über alle Himmel reichete / mit dem mantel deiner unschuld deke mich / so stehets wol mit mir. HERR Jesu / was nuzt dir mein unglük / was hilfft dich mein verdamnus / der Schoos deiner Gnaden ist ja breit genug / der Himmel der Freude ist ja weit genug: Nimm mich in dein Gnad / in deinen Himmel / in deine Herrlichkeit. Ach ja! so sej es.

Morgen⸗gebtt am Sonn-abend. 25

30

Hilff / Herr Gott Vatter / meines lebens anfang. Hilff / Herr Gott Sohn / meines Heils fortgang: Hilff / HErr Gott heiliger Geist / meines leidens außgang / und meiner Freuden eingang: Hilff mir / O du allerheiligste Drej-einige Gottheit / zur ewigen seeligkeit.

HOchgeehret sej GOtt / gesegnet sej sein heiliger Name: Heilig; und abermahl heilig: ja tausend und tausendmal heilig sej GOtt /

Neues Buß- und Gebetbuch

45

der Vatter deß Fridens / der Stiffter der růhe / der ursprung alles guten. Dir will ich lobsingen; Dir will ich meine gelübde bezalen; der du dich so hoch gesezt hast / und siehest auff das niedrige; der du unsers jamers ein ende machest; den geringen auffrichtest auß dem staube / und sezest ihn neben die Fürsten / neben die Fürsten deines Reichs. Zu dir trette ich in diser morgen-dmmerung mit nidergeschlagenen augen: zu dir nahe ich mich am tag deiner ruhe / mit demtigem geiste; ja ich will mich finden zu deiner heiligen hhe / mit dank-opfer für deine wolthat / die du mir dise nacht erwisen; mit vershn-opfer für meine sünde / die ich wider dich und deine heilige gebotte begangen; mit dem weihrauch-opfer deß Gebätts vor meine und der meinigen fehrnere erhaltung. Ach! Herr / der du an disem tage geruhet / und mit den werken deiner hnde stillstand gemacht; verleihe gndiglich / daß ich auch einmal mit den sünden stillstand mache; daß ich die unruhe der welt verlasse / und in dir / der du die ewige ruhe bist / meine ruhe finde. Gib / O Herr / daß ich nimmermehr in unruhige begirden gerahte / wie Potifera: niemals in unkeuschheit wandele / wie Maria Magdalena / und das auge meines nchsten durch das bad der Wolust nimmermehr rgere / wie Batseba: sondern daß ich rein und unbeflekt für deinen heiligen augen erfunden werde / wie Maria / die hoch-beseeligte Jungfrau-muter: daß ich der keuschheit und ehrbarkeit mich ergebe / wie Susanna: daß ich schamhafftig und züchtig sej wie Sara: und wann ich ja / auß angeborner menschlichen gebrechligkeit / in geilheit / unzucht und unziemliche begirden verfiele: so verleihe gndiglich / daß ich mit der bekehrten Samariterin auß dem brunnen deß lebens das lebendige wasser der busse schpfe: daß ich / gleich wie die bußfertige Maria Magdalena / das wolriechende kst⸗liche wasser der wahren reue meines herzens für dir ausschütte / und meine sünde beweine: Ja das ich wie jene ffendliche Eh-brecherin / auch nicht verdammet werde / sondern diese deine trstliche worte mit jhr vernehme: gehe hin im friden / und sündige hinfort nicht mehr. Ja gib / O Herr / daß ich in den sorgen der welt nicht geschftig sej / wie Marta: sondern daß ich / mit ihrer schwster

 5

10

15

20

25

30

35

46

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

Maria / das beste theil erwehle / und deinem wort allein das ohr verleihe. Ja verschaffe / daß ich dich heut und allezeit so instndig und so eifrig suche / als die anhaltende Kananiterin / daß ich mit so standfestem glauben deine hülffe erlange / als das blut-flüssige weiblein und auff meiner jamerfahrt / in der drren wsten dieser welt mit der trostlosen verjagten Hagar / den brunnen des lebendigen und Sehenden antreffe / und von dar in mein rechtes Vatterland ge⸗lange / da ruhe / da friede / da wolleben und seeligkeit ewiglich sejn wird. Ach ja! so sej es.

Abend-gruß Deß Herren JESV. SEj gebenedejet du Heiland der welt / der du mich diesen Tag so treülich beschirmet / so gewaltig beschüzet / so sicherlich erhalten hast. Sej gebenedejet du heiliges Haüpt / das vor mich mit Dornen gekrnet / mit einem Rohr zerschlagen sich am Kreuz geneiget hat. Sej gebenedejet du holdseeliges Angesicht / so umb meinet willen mit Fusten geschlagen / mit Speichel geworffen / verspottet und verhnet worden. Sejt gebenedejet ihr helleuchtende Aeuglein / die jhr meinet wegen mit Thrnen geflossen / mit Koht beschmirret am Kreuz habet brechen mssen. Sej gebenedejet du warhafftiger Mund / darauß das Wort des Lebens gangen / und der umb meinet willen mit Gall und Essig getrnket worden. Sejt gebenedejet ihr gedultigen Ohren / die jhr meinet willen so vil Verleumbdung erdulden / so viel Lsterung hren / so vil Schmhwort annemmen mssen. Sej gebenedejet du starker Ruke / der du die Last meiner Sünden getragen / die Geisseln und Ruten erduldet / die harten Schlge gutwillig erlitten hast.

Neues Buß- und Gebetbuch

47

Sej gebenedejet du treues Herz / daß sich meiner so herzlich erbarmet / so treulich angenommen / und so viel Liebs und Guts mir gnnen thut. Sej gebenedejet du erffnete Seite / so meinet wegen mit einem Speer durchgraben / zu einem Gnaden-brunn worden / darauß Heil / Leben und Seligkeit fliessen thut. Sej gebenedejet du hochtheures Blut / so vor mich am Stamm deß Kreuzes vergossen / und dardurch meine arme Seel gelabet und erquiket wird. Sejt gebenedejet jhr gewaltigen Arme / die jhr vor mich am Kreuz außgestreket und umb meinet willen schwach worden. Sejt gebenedejet jhr demtigen Knie / die ihr am Kreuz gebogen / dem Himmlischen Vatter einen Fußfall gethan / und die Vershnung uns zu wegen gebracht haben. Seit gebenedejet ihr unschuldigen Fsse / die jhr den Weg deß Kreuzes / von einem ungerechten Richter zu dem andern habet gehen mssen / und darüber endlich sejt am Holze hangen blieben. Sej gebenedejet du unbeflekter Leib / der vor mich so viel Krankheit getragen / so viel Schmerzen auff sich geladen / sich zerpeitschen und zergeisseln / zermartern und zerdehnen lassen. Sej gebenedejet du hoch-heilige Seele / die in meinen Sünden sich so hoch bemhet / und in meiner Missethat biß in den Tod sich betrbet hat. Sej gebenedejet mein HERR / mein Erlser / mein Seligmacher für alle deine mir erzeigte Gutthaten / heut und allezeit biß zu der unendlichen Ewigkeit.

 5

10

15

20

25

Abend⸗gebtt am Sonn-Abend. Die heilige ruhe Gottes deß Vatters umbgebe mich. Der heilsame Fride Gottes deß Sohns beseelige mich. Der ssse athem deß Geistes Gottes erfrische mich hier zeitlich und dort ewiglich.

30

48

Philipp von Zesen

NUn bin ich GOTt lob wiederumb ein tag nher zu jenem ewigen

 5

10

15

20

25

Tage / nun hab ich abermal eine Wochen meiner wanderschafft vollendet / nun ist widerumb ein theil meiner unruhe vorbej. O grundgtiger / barmherziger Vatter / ich erscheine vor deinem heiligen angesicht / und bringe dir / für deine so wunderttige gte / das lezte abend-opfer meiner dankbarkeit / doch nur das lezt in der lezten stunde dieser wochen / weil ich mit der neüen / auch meine dankopfer / vermitelst deiner gnade / erneüern werde / eben also / wie du alle wochen / alle tage / ja alle augenblike deine gnade erneüerst. Ja ich danke dir fr deine unendliche barmherzigkeit / die du mir disen tag und die ganze woche / ja die gesamte zeit meines lebens erzeiget / und flehe zu dir auß der tieffe meines herzens / du wollest mich mit solcher deiner barmherzigkeit ferner beseeligen / mit deiner gnade trsten / mit deiner hülfe erhalten / und mich aller meiner sünde loß zehlen / mir heinte eine geruhige nacht / eine friedsame nacht / eine selige nacht verleihen / und nicht zulassen / daß die hllische rotte zu meinem bethe sich nahe / noch einiges unheil mich verunruhige. Jm fall es aber sich zutrug / daß ich mich zur ewigen ruhe niderlegen solte / so ver­ leihe gndiglich daß ich mit unverzagtem glubigen herzen seliglich entschlafe / und durch disen todes-schlaf zum ewigen leben eingehe. Jn dessen wende von mir alle fleisches-lust und hoffrtiges wesen. Heilige meine seele / reinige mein herz / leutere mein gewissen / und gib mir solche gedanken / die nur allein auff dich gerichtet / damit ich erbarlich handle / damit ich züchtiglich wandele / damit ich lebe in dir / und du in mir / der du warest / bist / und sejn wirst ewiger Gott von ewigkeit zu ewigkeit  Amen.

Ein tgliches Morgen⸗gebtt. 30

DEine Gnad / O mein Herr Jesu; Deine Liebe O Himmlischer Gott und Vatter; Deine trostreiche Gemeinschafft / O Gott Heiliger Geist; sey und verbleibe doch diesen heutigen tag / und die ganze zeit meines lebens / in und mit mir armen Sündern  Amen.

Neues Buß- und Gebetbuch

49

O Allmchtiger / Barmherziger Gott und Vatter unsers Herren Jesu Christi / ich sage dir auß grund meines Herzens lob und dank / daß du mich durch deine grundlose barmherzigkeit / heint dise nacht vor allem schaden Leibs und der Seelen so gnädiglich behtet hast: Du hter Jsraels / der du nicht schlaffest noch schlummerst / hast mich treulich bewart / daß ich nicht in meinem schlaff mit plzlichem Tod übereilet / mit angst und schreken gequelet / und von dem hllischen geist nicht bin angefochten worden: Dir allein meinem Himmlischen Schpfer und Erhalter / hab ich es zudanken / daß ich das liecht deß tags heut widerumb sehe / und daß ich widerumb mit gesundheit auß der finsternuß mag auffstehen. Darumb danke ich dir / O mein Herr / und mein Gott / und preise deinen Gttlichen namen / daß er so trostlich ist. Ach Herr! dieweil du mich dann biß auff disen Tag so treulich erhalten und beschirmet hast / so verleih mir gndiglich / daß ich diese deine unaussprechliche Wolthaten nimmermehr in vergeß stelle / sondern daß ich mit lobsprechendem munde mein ganzes leben dir dankbarlich auffopfere / alle meine Sinn und Gedanken / Wort und Werk also anstellen mge / daß dein heiliger Name gepreiset / und deine Gttliche Ehr befrdert werde. Regiere mich heut und alle die Tag meines Lebens durch die Krafft deines Heiligen Geistes / daß ich in wahrer Gottseligkeit jmmer wachse und zunemme / strke mich in dem wahren Glauben / vermehre mir meine Gedult / bewahre mir mein Herz und Gemt vor allen bsen lsten und begirden / Hlff mir daß ich meine lust allezeit habe an deinem wort  daß ich darvon rede / wann ich auffstehe / daß ich mich dessen trste / wann ich zu Bette gehe / und von dem wort der Warheit nimmermehr jrr gehe. Verleihe mir / O Himmlischer Gott und Vatter / daß ich mein vertrauen von allen jrrdischen dingen abwende / und dir im Geist und in der warheit allezeit vertraue / der du allein mein Helffer und Erretter bist / und ausser dem keine Hülff noch Trost zufinden ist Heilige mich / O Gott / und thůe ab das sündliche wesen / wormit ich stäts umbgeben bin. Tde in mir den alten Menschen / und erneüere mich mit deiner Krafft zu einem heiligen und unstrfflichen wandel / vergib mir / O getreer Gott / alle

 5

10

15

20

25

30

35

50

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

meine vielfaltigen Snden / durch das bitter Leiden und sterben deines lieben Sohns Jesu Christi / der am Stammen des Kreuzes für mich genug gethan und mir deine himmlische Huld und gnad wiederumb erworben hat. Ach Herr / gedenke nicht der Missethat meiner jugend / sondern gedenke meiner nach deiner Barmherzigkeit! Ach Gott so du woltest sünde zurechnen / wer knnt für dir bestehen? Darumb sej mir gndig nach deiner gte / und nimm auff dieses mein geängstigts und zerschlagen herz / welches nur allein des theüren verdiensts Jesu Christi sich trstet  dann du gerechter Gott prffest herzen und Nieren / und weist / daß ich auß herzlichem vertrauen / zu dir allein seüffze / und deiner gte mich in allen widerwertigkeiten trste. Bewahre mir auch / O Herr / alle meine lieben Angewandten / verleihe jhnen alles / was jhnen nuz und selig ist hie zeitlich / und dort ewiglich; Erbarme dich O Gott / alles Trosts / aller frommen und angefochtnen herzen / die mit ernst und wahrem glauben nach deiner Hülffe seüffzen. Erfree alle betrbte / laß jhnen den Trost fest bleiben / daß dieser zeit leiden nicht wehrt ist / der Herrligkeit / so an uns soll geoffenbaret werden. Seje ein gndiger Vatter aller Witwen und Wisen / ein Arzet der kranknen / ein Helffer der nohtleidenden / ein gndiger Gott aller deren / die dich anrüffen. Endlich / bitte ich barmherziger Gott umb alles / darumb du wilt angebten sejn / in dem Namen / und umb deines lieben Sohns unsers Herren und Heilandes Jesu Christi unsers Heilands der uns verheissen hat / was wir dich bitten werden in seinem Namen / werdest du uns geben / und heißt uns dich darauff also anrffen / und btten: Vnser Vatter / etc.

Ein tgliches Abend⸗gebtt

30

Deine Gnad O mein Herr Jesu: deine Liebe O himmlischer Gott und Vatter: deine trostreiche Gemeinschafft / O Gott heiliger Geist: sej und verbleibe heint dise nacht / und die ganze zeit meines Lebens / in und mit mir armen Sündern / Amen.

Neues Buß- und Gebetbuch

51

O Barmherziger GOtt / himmelischer Vatter / ich sage dir von grund meines herzens lob und dank / für deine grosse Wolthaten / die du mir armen Sündern zu Seel und Leib / wie die ganze zeit meines Lebens / also disen heutigen tag / so gnädiglich erzeiget hast. Jnsonderheit / daß du mich / in deinem lieben Sohn / meinem allerliebesten Heiland Jesu Christo / zu gnaden angenommen: Durch deinen heiligen Geist widergeboren zu einem neuen Leben / ja zur hoffnung deß ewigen Lebens / und mich in meinem Beruff gesegnet / auch auß mancher Gefahr und Angst errettet / und so Vätterlich erhalten hast. Jch bitte dich von herzen lieber Vatter/ du wollest mir umb Jesu Christi willen alle meine Sünden verzeihen / und auch die knfftige Nacht mich und alle die Meinigen in deinen Vtterlichen Allmchtigen Schuz nemmen. Regiere und erleuchte mein herz durch deinen Heiligen Geist / daß ich deiner nimmer vergesse / nicht den werken der Finsternuß nachwandele / sondern die waffen deß Liechts anlege / daß mein Gemth allezeit in deiner Liebe und Gehorsamb waker seje: Vnd daß also die růh meines Leibs zu dejner Ehr / und zur nohtdrfftigen Erquikung meiner schwachen Natur gereichen / damit ich folgenden Tags desto geschikter seje dir zu dienen. Behte mich / O mein Hter / vor allem schreken / grauen / bsen Trumen / unruhen / und versuchung deß bsen Feinds / und andern gefahren. Erhebe über mich / O du getreuer Gott / das liecht deines Heiligen Antlizes / daß ich ganz mit Frieden schlaffe. Deine Heilige Engel sejen bej mir / und behten mich: Deine Vtterliche und Allmchtige Hand strke mich / daß der Satan und seine Werkzeug keine macht an mir finden. Vnd nach dem ich nothdrfftig gerůhet / gib lieber Vatter / daß ich nach deinem gndigen willen / gesund und frlich erwachen / und auffstehen knne / Dir in meinem Gttlichen Beruff zudienen / und deinen Heiligen Namen zupreisen. Jsts aber dein gerechter will / mich mit deiner Vtterlichen züchtigung heimzusuchen / so erhalte in mir den wahren Glauben / herzliche Bußfertigkeit / bestndige Hoffnung und Gedult / und wende sie mir zu meinem besten / umb Jesu Christi willen. Jch bitte dich auch O Herr fr die ganze Christliche Kirchen auff Erden / und fr alle

 5

10

15

20

25

30

35

52

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

nohtleidende / betrbte / verfolgte / krankne und angefochtene Glider derselben. Ach lieber himmelischer Vatter / sihe in gnaden an die gengstigten herzen / welche elender nchten viel haben / und schwemmen ihr beth mit Angst-schweiß. Ach du Gott deß Trosts / starker Noht-helffer / strke / trste / errette die alle / die trost / strke / und rettung bedrffen / und sej durch deine krafft mchtig in ihrer schwachheit. Jch bitte dich auch fr alle getreue Lehrer deines Worts / für alle Christliche Obrigkeit / ja auch fr meine Feind / vergib jhnen Herr / und bekehre alle die / so zu bekehren seind / und sej allen armen reuenden Sündern gendig. Endlich / wann der lezte Tods-schlaff mich treffen wird / so nimm meine Seele in dein Reich / biß endtlich am Jngsten Tag Leib und Seel vereiniget eingehen in die ewige Seeligkeit. Nun Herr / der du nicht schlaffest noch schlummerst / bewahr mir Leib und Seel / und was du mir gegeben hast / und laß ber mich deine Gnade walten / von nun an biß in ewigkeit / umb Jesu Christi willen deines lieben Sohns  meines einigen Heilandes willen / welcher in seinem Namen uns also gelehrt hat btten / Vnser Vatter / etc. ACh HErr segne und behte mich: Ach HErr laß dein Heiliges Angesicht leuchten über mich / und sej mir gndig: O Herr hebe dein Vätterliches Gnaden-Angesicht auff mich / und gib mir den zeitlich und ewigen Friden / durch Jesum Christum deinen lieben Sohn / meinen allerliebesten Heiland: Welchem mit dir / O Himmlischer Gott und Vatter / und mit dem Heiligen Geist / wahren / ewig und Allmchtigen Gott / seje Lob / Preis und Dank / Ehr und Herrlichkeit / festes vertrauen und rechtschaffene Gehorsame / von nun an / biß in alle Ewigkeit / Amen.

Neues Buß- und Gebetbuch

53

Herzliches Lippen-opffer Christlicher Obrigkeit / wann Sie zu Rahte gehet. O Gott mein Vatter / und Herr aller Gte / der du alle ding durch

dein Wort gemachet / und deine Weißheit bereitet hast / daß er herrschen solt ber die Creatur / so von dir gemachet ist. Daß er die welt regieren solte mit Heiligkeit / und Gerechtigkeit / und mit rechtem herzen richten: Du hast under andern auch mich erwehlet zum Regenten über dein Volk / zum Richter über deine Shne und Tchter: So bin ich ein schwacher Mensch / und kurzes Lebens / und zu gering im verstande deß Rechtes und Gesezes / und weiß weder meinen eingang noch außgang. Ja wann gleich einer under den Menschen-Kindern vollkommen were / so gilt er doch nichts / so er ohn die Weißheit ist / so von dir komt. Darumb flehe ich vor deinem heiligen angesicht von ganzem herzen und suche die Weißheit ohne scheu mit meinem Gebtt: Dann du allein gibest Weißheit / und auß deinem munde komt erkanntnuß und verstand / du bist groß von Rhat / und mchtig von That: So laß nun über mich růhen den Geist deß Herren / den Geist der Weißheit und deß Verstandes / den Geist deß Raths und der Strke / den Geist der Erkanntnus / und der Forcht deß Herren. Verleihe deinem knechte ein gehorsam herze / daß er dein Volk richten mge / und verstehen was gut und bse ist. Gib mir Weißheit und Erkanntnus / daß ich vor disem Volk auß und eingehe / und verwirff mich nicht auß seinen Kindern. Sende die Weißheit von deinem hohen Himmel herab / und auß dem Throne deiner Herrlichkeit: Sende sie / daß sie bej mir sej / und mit mir arbeite / daß ich erkenne was dir gefalle. Daß ich verstehe Gerechtigkeit und Recht / Frommigkeit / und allen guten Weg / und dich mit ernst frchte. Beschirme mich für hoffart / daß ich sie weder in meinen Worten noch in meinem Herzen lasse herrschen / dieweil sie ein anfang ist alles verderbens: dann du wilt / daß auch ein Knig sein herz nicht erheben sol / über seine Brder. Neige mein herz zu deinen zeug-

 5

10

15

20

25

30

54

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

nussen / und nicht zum geiz. Damit ich nicht Geschenke neme / und das Recht beuge / und dadurch den Weg der Elenden hindere: Sondern daß ich den Armen gern hre / und jhm freundlich und sanfft antworte: daß ich recht schaffe dem armen und den Wisen / und helffe dem elenden und drfftigen zum Recht. Daß ich keine person im Gericht ansehe / sonder den kleinen hre wie den grossen / und für niemands person mich scheue / dieweil das Gericht-ampt dein ist / und wir solches nicht den Menschen / sondern Dir halten / der du mit uns im Gericht bist. Hilff das die lugner bej mir nicht gedejen / welche der warheit widerstehen / und tüke erfinden / zuverderben die elenden mit falschen worten / und dardurch der gottlosen sache gut machen / daß jhr Recht erhalten wird. Laß mich also thun in der forcht deß Herren treulich und von rechtem herzen: So wird dir mein werk angenehm sejn / und werde dein volk recht richten / Herr Gott verleihe daß wir und alle Obrigkeit / so von dir verordnet ist / Land und Leuthe mit Raht und Verstand der Schrifft im Fride regieren / und stets an den Namen deß Herren unsers GOttes gedenken. Hilff auch / daß dein volk underthan sej aller Menschlichen Ordnung / umb deinet willen / und mit rechtschaffenem herzen auffrichtig wandle / und fr uns bete / auff daß sie also ein geruhlich und stilles leben fhren mgen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Segne uns / O unser Gott / und mehre unsere grenzen / laß deine hand mit uns sejn / schaffe es mit dem übel / daß es uns nicht kümmere. Herr laß kommen was ich bitte! Jch hoffe auff dich du allerhchster / darumb werde ich durch deine Gte fest bleiben. Dir alß dem Knige aller Knigen / und Herrn aller Herren / der allein unsterbligkeit hat / sej Ehre und ewiges Reich. AMEN.

Neues Buß- und Gebetbuch

55

Kurzes Gebttlein der Obrigkeit wann etwas zu berahten ist. O Du allein weiser Gott / der sterblichen Menschen Gedanken sind

mißlich / und unsere eigene anschlge sind gefhrlich / dann es stehet nur in deinen Hnden / daß es einem Regenten gerathe: Derowe⸗gen gib mir weißlich zu reden / und nach solcher Gabe der Weißheit recht zu gedenken / dann du bist es / der auff den wege der Weißheit fhret / und die Weisen regieret / Herr hilff / daß ich auch weise sej / durch eigene erfahrung / und mit meinem Raht Nuz schaffe / und es treffe. O HErr / laß wol gelingen / dir sej Ehre und Preis in Ewigkeit / Amen.

 5

10

Nach gepflogenem Ampt. O HErr unser GOtt / ich danke dir / und rhme den Namen deiner Herrligkeit / Jch lobe dich mein Gott / daß du mir Weisheit und Strke verleihest / damit ich wandeln mge / wie du mich beruffen hast. Habe ich nun von dir dem Herren gnade und Weisheit gehabt / bin ich weise gewesen durch eigene erfahrung / nuz zu schaffen mit meinem Raht / und es zutreffen: So gib Herr / daß solcher weg fortgehe. Wann ich aber auß menschlicher schwachheit etwa mit einem fehl übereilet were / und mein ampt nicht fein gefret htte / so wollest du dennoch deine Gnade nicht von mir wenden / sondern mir alle meine missethat damit ich gesündiget und übertretten habe / nach deiner grossen barmherzigkeit vergeben: und gendiglich verleihen / daß ich mich hinfüro allezeit redlich halte / und nichts arges an mir gespüret werde / sonder das the was recht und gut ist vor deinen augen / auf daß mich das ganze volk lieb habe / und mein Name ewiglich bleibe. Vnd da mir etwa die last dieses volks so du auf mich geleget / zuertragen zu schwr wurde / und ich auch ein geplageter mensch sejn solte. So hilff daß ich mich dennoch erfreue in deiner krafft / und durch deine gte fest bleiben mge.

15

20

25

30

56

Philipp von Zesen

Vnd wann endlich die zeit meines abscheids vorhanden / selig sterben / und am jüngsten tag ins ewige leben zu dir eingehen mge / Amen.

 5

Eines Christlichen Schůl-lehrers tglicher Ampts-segen. O Du unsichtbarer und allein weiser Gott / es ist mir das Ampt be-

10

15

20

25

30

fohlen / eine gewisse Lehre zu geben / und klrlich zu underrichten / die Vnerfahrnen / so sich zu mir machen / und in die Schule kommen / zu lernen was jhnen fehlet: Ja du selbst hast mich außgesondert / und dargestellet / daß ich bauen und pflanzen / und die Kinder deine forcht lehren sol. Nun bin ich selber ein schwacher mensch und zu gering im verstande: Dein aber ist bejde Weißheit und Stärke: Du gibest den Weisen jhre Weißheit / und den verständigen jhren verstand: darumb stehe ich vor deinem heiligen Angesicht / von ganzem Herzen: Ach HErr hilff / daß ich meine arbeit mit Weißheit / Vernunfft und Geschikligkeit thun mge: Deine Heerde weide und wol zusehe / doch nicht umb schndtliches Gewinns willen / sondern von herzen grunde / und für allen dingen weise / wie sich junge leuthe halten sollen nach deinem Wort / wann sie ihren weg unsträfflich gehen wollen / und lehre sie dein Wort von jugend auff / daß sie dich förchten und die Sünde meiden. Sintemal die Furcht deß Herren der Weißheit anfang ist: Auff das du fürnemlich / O Herr unser Herrscher / auß dem munde der Unmündigen gepreiset werdest / durch Jesum Christum: und ich mit der Gabe / so ich empfangen habe / andern diene / alß ein guter Haußhalter deiner mancherlej gnaden. Verleihe aber auch / daß die Jugend / wenn ich es ihnen manigfaltig fürschreibe / mit rahten und lehren / ihren halß under der Weißheit joch ergebe / und sich ziehen lasse: verleihe jhr O Vatter der Herrligkeit / den Geist der Weißheit / und der Offenbarung zu deiner selbst Erkanntnus: Gib jhnen kunst und verstand in allerlej Schrifft und Weisheit / daß sie mit viler verwunderung lernen und studieren.

Neues Buß- und Gebetbuch

57

Bewahre sie für bsen Exemplen / welche verführen / und einem das gute verderben: Für reizender lust / welche unschuldige herzen verkehret. Erleuchte jhre Seele / durch die Weißheit / daß sie gedenken / wie das dichten und trachten ihres herzens bs sej von jugend auf / damit sie sich nicht dunken weise sejn / sondern dich frchten / und vom bsen weichen: daß sie sich gern straffen lassen / und dardurch zur klugheit kommen / daß sie dir allezeit danken / und beten / daß du sie regierest / damit sie in allem ihrem fürnemmen deinem Worte folgen: auff daß sie hie und dort unsere hoffnung und krone deß Růhms / ja unsere ehre und freude sejn: daß die Eltern ergezet / die freunde erfreuet / und sie selbst endlich durch die Weißheit selig werden mögen. Wann aber derselbe ins gemein viel leiden muß / der viel lehret: und ich etwa auch undank haben solte für meine wolthat / und mir mein gutes mit bsem vergolten wurde / so verleihe / daß ich dennoch mit stillem Wsen arbeite / und nicht verdrossen werde gutes zuthun / sondern mein Ampt redlich außrichte: Daß ich gedultig sej gegen jederman; und nicht sehe auff das sichtbare / sondern auff das unsichtbare / und gedenke / mein Lohn werde im Himmel groß sejn / Amen: Lob und Ehre und Weißheit / und Dank und Preiß und Stärke sej unsern Gott von ewigkeit zu ewigkeit / Amen.

 5

10

15

20

Tgliches Gebtt Der lernenden Jugend. O HErr Gott heiliger Geist / ein geist der weißheit und des verstan-

des weil das dichten und trachten unsers herzens von natur bse ist / und wir unerfahren sein / weder unsern außgang noch eingang wüssen: Du aber wilt / daß uns geholffen werde / und dannenhero hast du weise Männer verordnet / die sich unser herzlich sollen annemmen / sie aber umbsonst pflanzen und begies⸗sen / wo du nicht Gedejen darzu giebest / so flehe ich vor deinem Angesicht von ganzem herzen / laß doch jhre arbeit im Herren an uns nicht

25

30

58

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

vergeblich sein. Jch suche die weißheit ohn Scheü mit meinem gebätt / O Herr hilff / daß wir / die wir lernen was uns fehlet / unsern halß under jhr Joch ergeben / und uns ziehen lassen / damit wir für allen dingen erfüllet werden mit erkanntnuß deines willens in allerlej geistliche weißheit und verstand / und daß wir nach dem Exempel Jesu Christi in Underthänigkeit mögen auffwachsen und zunemmen / an alter / weißheit und gnade bej Gott und Menschen / gib uns auch kunst und verstand in allerlej Schrifft und weißheit / daß wir wol lernen in unser jugend / daß viel sich darüber verwundern / Herr erzeige uns deine gnade / und hilff uns / bewahre uns für bsen Exempeln / welche verfhren / und einem das gute verderben / für reizender Lust / welche unschuldige herzen verkehret. Erleuchte unsere Seelen durch die Weißheit / daß wir die Thorheit / so in unserem Herzen steket / erkennen. O HErr hilff daß wir unsere gedancken im Zaum halten / und unser Herze mit deinem Worte züchtigen / daß wir uns nit dunken weise sein / sondern dich frchten und vom bsen weichen / daß wir uns gern straffen lassen / und dardurch zur Klugheit kommen. Verleihe / daß wir bestndig bleiben in deiner Forcht / und unser lebenlang dich unsern HErren fr augen und im herzen haben / und uns hten / daß wir in keine Sünde willigen / wider deine Gebotte thun. Damit wir / wann wir uns in allem halten nach deinem Wort / unsern weg unsträfflich gehen: unsere Lehrer alle unser lebenlang ehren / und nicht undankbar werden für ihre wolthaten; Sondern jhre hoffnung und krone deß Růhms sejn / daß auch also die unserigen weil sie leben / Lust und Freude an uns sehen / und wenn sie sterben / nicht sorgen drffen. Biß wir endlich selbst / wann weißsagung / sprachen und erkanntnus auffhren mssen / durch die Weißheit seelig werden / Amen.

Neues Buß- und Gebetbuch

59

Gebtt Eines frommen Arzt umb glükliche Chur. HErr unser Arzt / du liebhaber deß lebens / der du die Arznej auß der Erden wachsen lssest / und deine kunst den menschen giebest / daß du gepreiset werdest / in deinen wunderthaten: Sihe under vilen andern hast du auch mir gegeben gewisse Erkanntnus / daß ich weiß mancherlej art der Pflanzen und krafft der wurzeln / und ich wandele / wie du mich beruffen hast / und diene andern mit der gabe / die ich empfangen habe: Derowegen ruffe ich zu dir / du allerhchster verleihe für allen dingen / daß die kranknen vorhin ihre Herzen reinigen von aller Missethat / und der bltter geniessen von dem holz deß lebens / welche dienen zur gesundheit der Heiden / daß sie nicht thun / wie die / welche so sicher leben / und in ihrer Krankheit nur die Arzet / und nicht den HErren suchen: Gib jhnen gedult in allerlej trbsal / lindere es ihnen / wann sie noht leiden. Vnd alßdann / HErr / der du selber den Arzt erschaffen hast / welchem in die hnde kommen mssen / die / so für dir sündigen. Laß meine arbeit nicht vergeblich sejn / sondern hilff / daß ich klug sej in allem was ich the / und wohin ich mich wende / laß meine hnde gestrket werden zum guten / daß ich vor dir treulich wandele mit rechtschaffenem herzen / und darbej in allem Glauben und gut Gewissen habe. Vnd weil heilen sejne zeit hat / auch daß einer angenehm sej und seine sach wol knne nicht allezeit hilfft / sondern alles an der zeit und am Glüke liget: So bitte ich dich / Herr / heile und vertreibe durch Arznej / welche der Apotheker auß Erdgewchsen machet / ihre Schmerzen. Gib mir Gnade und laß mein Fürnemmen stts gerathen / und hilff darbej / daß ich mein vertrauen nicht auf mich selbst stelle / sondern auf dich / der du die Todten aufferwekest. Demnach befehle ich hierauff dir Herr / meine wege / auff dich hoffe ich / du wirst es wol machen: Laß mich gesegnet sejn / wann ich eingehe / gesegnet wann ich außgehe / Gesegnet sej meine rede / segne das werk meiner Hnde / was du Herr segnest /

 5

10

15

20

25

30

60

 5

10

15

Philipp von Zesen

das ist gesegnet ewiglich. So will ich dich rhmen mein lebenlang / und deinen Namen lobsingen weil ich hie bin. Darneben bitte ich dich herzlich / du gtiger und freundlicher Gott / hilff daß ich bej solcher gelegenheit lerne mitleidig / brderlich und freundlich sejn. Lehre mich auch hierbej bedenken / daß mein Leben ein ziel habe / und ich darvon msse. Dann wann der Arzt gleich lang an den Kranknen fliket / so gehet es doch endlich also: Heute Knig morgen Tod. Auff das ich tglich in Frommigkeit wandle / und wann meine zeit herbej kommt / daß ich sterben solte / in dir seliglich einschlaffen / und frlich eingehen mge in die H. Statt / in das himmlische Jerusalem: da lauter klarheit und warheit / da freude die fülle und liebliches wesen ewiglich sein wird: darzu verhelffe mir die Gttliche Dreieinigkeit in alle ewigkeit / Amen.

Tgliches Gebtt Wann man an die arbeit gehet. O Allmchtiger / ewiger GOtt / weil es je dein wille gewesen / daß

20

25

30

du dazumahl da sich unsere erste Muter verfhren lassen / allen menschen-kindern aufferleget / daß sie im schweiß ihres Angesichts ihr brot essen sollen / so lange / biß sie wider zur erden werden / darvon sie genommen seind: so verleihe gndiglich / daß ich mich solcher allgemeinen auflage nicht entziehe / sondern in meinem Beruf / darzu mich dein heiliger wille verordnet / fleissig und treulich erfunden werde / allen mssiggang / alß die wurzel alles bsen / und den geraden weg zur armůt / mit ernst fliehe / und in meiner narung und arbeit keinen verdruß schpfe. Gib aber auch / das ich so arbeite / daß es zu deinen ehren und meines nchsten nuze gereichet: daß ich nicht allzu viel in der welt arbeit geschfftig sej / wie Marta / und dardurch der heiligen arbeit deß Geistes in deinem dienst vergesse: sondern daß ich meiner hand-arbeit warnehme / mir und meinem nchsten zum underhalt / wie Tabea: und darbej dir diene tag und nacht / wie Hanna:

Neues Buß- und Gebetbuch

61

damit mein licht auffbreche / wie die morgenrhte / und meine besserung schnell wachse / ja meine gerechtigkeit für mir hergehe / und den lohn empfange nach meiner arbeit. Darumb beware meine seele für unnüzen eitelen sorgen / für geiz / für geldsucht / für schinden und schaben / ja für allen andern lastern. Gib aber gedejen und segen zu allen meinen Geschfften / und hülff / daß ich in meiner arbeit nimmermehr mde werde. Strke meine glider / schärpfe meinen verstand / erfrische meine geister / damit ich alle meine werke wol und weislich verrichte / und deinem heiligen Namen danke hier zeitlich und dort ewiglich. Ach ja! so sei es.

 5

10

Sprüche der Heiligen Schrifft. Spr. Sal. 6. 6/7/8/9/10/11. Gehe hin zur ameissen / du fauler / sihe ihre weise an / und lerne / ob sie wol keinen Frsten / noch Hauptman / noch Herren hat: so bereitet sie doch ihr Brot im Sommer / und sammlet ihre speise in der Ernde: ja schlaffe noch ein wenig / schlage noch ein wenig die hnde in einander / das armt wird dich übereilen / wie ein Fußgnger / und der mangel / wie ein gewaffneter Mann. Spr. Sal. 10. 4/5. Lssige hand macht arm / aber der fleissigen hand macht reich: wer in Sommer sammlet / der ist klug: wer aber in der ernde schlfft / wird zu schanden. 12. 9/24/27. Wer geringe ist / und wartet deß seinen / der ist besser / dann der groß sejn will / dem das brot mangelt. Fleissige hand wird herrschen: die aber lässig ist / wird mssig zinsen. Einem lssigen geräth sein handel nicht / aber ein fleissiger mensch wird reich. 14. 23. Wo man arbeitet / da ist genug: wo man aber mit worten umbgehet / da ist mangel. 18. 9. Wer laß ist in seiner arbeit / der ist ein bruder deß / der das seinige umbringet. 19. 15. 16. 25  / 16. 28. 19. 21. 25. Der faule stirbt über seinem wünschen: dann seine hande wollen nichts tuhn. 24. 27/30/31/32. Richte draussen dein geschäffte / und arbeite deinen aker / darnach baue dein hauß. Jch gieng für dem aker deß faulen / und für dem Weinberge deß narren: und sihe / da waren viel nesseln drauf: da ich das sahe / nam ichs zu herzen / und lernete daran. 31. 25/27/28. Eines tugendsamen Weibes schmuk ist / daß sie reinlich / und fleissig ist: sie schauet / wie es in ihrem hause zugehet / und isset ihr

15

20

25

30

35

62

 5

10

15

brot nicht mit faulheit. Jhre shne kommen auff / und preisen sie seelig / ihr Man lobet sie. Pred. Sal. 10. 18. Durch faulheit sinken die balken / und durch hinlssige hnde wird das haus trieffend. 11. 6. Sir. 7. 16. Ob dirs sauer wird mit deiner nahrung und akerwerk / daß laß dich nicht verdriessen: dann Gott hat es so geschaffen. Sir. 39. Psalm. 128. 2. Du wirst dich nhren mit deiner hnde arbeit: wol dir / du hast es gut. 1. B. Mos. 3. 19. Jm schweiß deines angesichts solst dein brot essen / biß daß du wider zur Erden werdest: dann du bist Erde / und solst wider zur Erden werden. Sir. 33. 28/29. Treibe den Knecht zur arbeit / daß er nicht mssig gehe. Mssiggang lehret viel bses. 1. Kor. 3. 8. Ein jeglicher wird seinen lohn empfangen nach seiner arbeit. Matth. 25. 30. 1. Thessal. 4. 11/12. Ringet darnach / daß ihr stille seit / und das eure schaffet / und arbeitet mit euren eignen hnden / wie wir auch geboten haben: auff das ihr ehrbarlich wandelt gegen die / die draussen seind / und ihrer keines bedrffet.

Tgliches Gebtt Umb glüklichen fortgang der arbeit.

20

HErr / 25

30

Philipp von Zesen

der du einem jeglichen Arbeit aufferlegest nach seiner maß: und wilt / daß wir im schweiß unsers angesichts / biß wir wider zur Erden werden / unser brot essen: uns unser hnde arbeit nehren / und es dabej gut haben sollen: Sihe / auf dein wort will ich das neze meines Beruffs außwerffen / Laß doch meine mhe und arbeit nicht verlohren sejn / sondern hilff daß ich mit meinen hnden etwas redliches schaffe / auff das ich habe zu geben dem Drfftigen Laß zeit und glük da sejn / daran alles liget / daß ich meine sache außrichte / und niemand unrecht thůe. Damit ich den Herren ehre / von meinem gut / und die meinigen / sonderlich meine Haußgenossen versorge. Segne uns je mehr und mehr / segne unsern Korb und unser übriges: dann dein segen ohne mhe / und der fleissigen hand machet reich. Herr erfreue mein herz / mache

Neues Buß- und Gebetbuch

63

mein angesicht frlich / gib mir gesundheit / leben und segen. Jch erbitte aber dises alles nach deinem willen / Herr erhre mein Gebtt: Dir befehle ich meine wege / auff dich hoffe ich / du wirst es wol machen. Gelobet sej der Herr tglich / AMEN.

Filip Zesens / deß ltern Lied / Vmb hülff und bejstand in Ampts-geschfften:

 5

10

auff die weise: Was mein Gott wil / etc. 1.

O Gottes sohn / mein arbeits-fleis

ohn dich / ist nur vergebens / es ist umb sonst mein saurer schweis zeit meines ganzen Lebens / wann / Herr / von mir nicht gnzlich dir wird alles übergeben. Drumb steh mir bej und hlff verleih / wie dirs / Herr / ist ganz eben.

2. Laß / weil ich lebe / meinen fleis und arbeit wolgerahten. Bringts niemand nuz / und dir nicht preis was helffen meine thaten? mit deiner gunst hat müh und kunst

15

20

25

30

64

Philipp von Zesen

allein ein gutes ende. Du bist mein Hort / mein Gnaden-port / zu dem ich mich hin-wende.  5

10

15

20

25

30

3. Gib meinem leib’ und geiste krafft / auff daß er dir zu ehren viel frucht in meinem ampte schafft / und hlfft dein lob vermehren. Doch will ich dir nicht schreiben für: Allein nach deinem willen / der heilig ist zu jeder frist / laß meine bitt erfüllen. 4. Verlaß mich nicht / Herr Jesu Krist / in meinen alten tagen / da mein gesicht geschwchet ist: du wollst mir nicht versagen / mein Lebens-licht / was mir gebricht. Ach! strke meine hnde / daß ich dein wort / Herr / hier und dort außbreiten mag ohn ende. 5. Herr / fhre mich / wie Dirs gefllt / allein nach deiner gnaden. Dir / Dir sej alles heimgestellt / und so kan mir nichts schaden. Beseelge mich

Neues Buß- und Gebetbuch

65

dort ewiglich: damit bin ich zu friden. Darfür werd’ ich HErr / preisen Dich dort oben / wie hier⸗niden.

 5

Tgliches Gebtt / Wann man von seiner arbeit Feier-abend macht ΒArmherziger / grundgtiger Gott / liebreicher Vater / ich danke

deiner ewigen gnade / daß du mich in meinem beruff vterlich gesegnet / mir in meiner arbeit treulich bejgestanden / meine sinnen mrklich gestrket / meinen glidern solche krffte verlihen / und meinen ganzen leib so gesund und so frisch erhalten / daß ich meine werke nach wunsch und willen verrichten knnen. Ach! Vater / lieber Vater / stehe mir fehrner bej mit solcher deiner gnade / und erhalte meinen leib bej beharrlicher gesundheit: gib meinen ermdeten glidern und abgematteten geistern neue krafft / neue strke / und neues vermgen: damit ich / wann ich außgerůhet / und meine krffte wider erholet / frisch und frlich widerumb an meine arbeit gehe: und nichts the oder schaffe / alß dasselbe / was dir gefllet / und zu deines herrlichen Namens ehre / und meiner seelen seeligkeit gereichet. Vor allen dingen aber erhalte mich dir / durch wahren glauben / durch wahre erkanntnuß und in heiliger gelassenheit / daß ich mich deinem willen ganz ergebe / und dein sej / und bleibe hier zeitlich / und dort ewiglich. Ach ja! so sej es.

10

15

20

25

66

Philipp von Zesen

Tglicher Tisch-segen Wann man zur Mahl⸗zeit gehet.

 5

10

15

20

25

GOtt der himmlische Vater / von dem alle gute gaben kommen / lasse mir diese speise / die wir von seiner milden hand empfangen / krfftiglich gedejen: Gott der Sohn / der gesegnete deß Vatters / gebe seinen segen darzu: Gott der heilige Geist / der von bejden außgehet / lasse mir alles wol bekommen. Die heilige hochgelobte drej-einige GOttheit erhalte / strke / und erleuchte mich zum ewigen leben. Ach ja! so sej es. 5. Buch Mos. 8. 3. Der mensch lebet nicht allein vom brot / sondern von einem jeglichen wort / das durch den mund Gottes gehet. Matt. 4. 4. Psalm. 104. 27/28. Es wartet alles auff dich / daß du jhnen speise gebest zu seiner zeit. Wann du jhnen gibest / so sammlen sie: wann du deine hand auffthust / so werden sie mit güte gesttiget. Buch der weish. 16. 20/26. Du nhretest dein volk mit engel-speise / und santest jhnen brot bereitet vom himmel: auff daß deine kinder lerneten / die du / Herr / lieb hast / daß nicht die gewachsenen frchte den menschen ernhreten: sondern dein wort die jenigen erhielte / die an dich glauben. 1. Tim. 4. 3/4/5. Gott hat die speise geschaffen zu nehmen mit danksagung den glubigen / und denen / so die warheit erkennen. Dann alles geschpfe Gottes ist gut / und nichts verwerfflich / daß mit danksagung empfangen wird. Ja es wird geheiliget durch das wort Gottes / und durch das gebtt.

Tgliche Danksagung Wann man von der Mahl⸗zeit aufstehet. NVn ist abermahl eine Mahlzeit nher zum tode: nun hast du /

30

O mildreicher Gott / mir abermahl mit deinen gaben auff etliche stunden mein leben gefristet / mit deiner speise meinen hunger gesttiget / und mit deinem trank meinen durst gestillet. Ach! Vatter / mein lieber Vatter / ich danke hiervor deinem heiligen nammen / und bitte / du wollest mich ferner mit deiner gnade an-

Neues Buß- und Gebetbuch

67

bliken / und das jenige darreichen / was ich zu meines lebens underhaltung von nhten. Vor allen dingen aber speise mich mit der ewigen weißheit / ja sttige mich mit allen himmlischen gtern zu meiner seelen ewigen seeligkeit. Ach ja! so sej es. 5. B. Mos. 8. 7/9/10. Der HErr dein Gott führet dich in ein gutes land / da du brots genug zu essen hast / da auch nichts mangelt: damit / wann du geessen hast / und satt bist / du den HErren / deinen Gott lobest für das gute land / das er dir gegeben hat. Psalm. 147. 7/8/9/12/13/14. Singet umb einander dem HErren mit danken / und lobet unsern Gott mit harffen. Der den himmel mit wolken verdekket / und gibt regen auff erden / der graß auff bergen wachsen lsset / der dem vieh sein futter giebet / den jungen raben / die ihn anrffen. Preise Jerusalem den HErren / lobe / Zion / deinen Gott. Dann er macht fest die rigel deiner thor / und segnet deine kinder darinnen. Er schaffet deinen grenzen friede / und sttiget dich mit dem besten weizen. Joh. 6. 12. Da sie aber satt waren / sprach Jesus zu seinen jngern: Sammlet die übrigen brokken daß nichts umbkomme. 1. Korint. 10. 31. Jhr esset oder trinket / oder was ihr tůht / so thut alles zu Gottes ehre. Sir. 12. 3. Den bösen buben / die nicht danken für die wolthat / wirdt es nicht wol gehen. Sir. 18. 25/32/33. Wann man satt ist / soll man gleichsam denken / daß man wider hungern kan / und wann man reich ist / soll man denken / daß man wider arm werden kan. Sej nicht ein prasser / und gewohne dich nicht zu schlmmen / auff daß du nicht zum bettler werdest / und / wann du nimmer geld im sekel hast / auff wucher nemmen mssest. Spr. Sal. 23. 20/21. Sej nicht under den suffern und schlmmern / dann die suffer und schlmmer verarmen.

Tgliches Gebtt / Umb segen der nahrung / und rechten gebrauch der zeitlichen Gter. MJldreicher Gott / gtiger Vater / ich danke dir / daß du mich bißher mit zeitlichen gtern mildiglich gesttiget / und mir in disem

 5

10

15

20

25

30

68

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

meinem drfftigen leben nichts mangeln lassen / ja über die tgliche nohtdurfft auch noch ein übriges bescheeret. Ach! ich bitte dich / du wollest mich noch ferner segnen / und mir auß deiner milden hand so viel zuwerffen / alß mir zu meiner erhaltung und tglichem außkommen nhtig: ja gndiglich verleihen / daß ich alle diese zeitliche sorge djr anheim stelle / und mich mehr umb die himmlischen / alß irrdischen gter bekümmere: daß ich am ersten trachte nach dem reich GOttes / damit mir alles das andere zufalle. Gib auch daß ich dise deine wolthaten rechtschaffen erkenne / und derselben nicht mißbrauche zur eitelkeit: sondern von dem übrigen / alß eine kluge und mildthtige Abigail / meinem nohtleidenden nchsten willig mittheile: alß eine treuherzige Tabea / die armen versorge / die nakten kleide / und den Witwen und Wisen zu hlffe komme: ja alles anwende zur erbauung meines Christenthumbs / und zu deiner herrlichen ehre / welche sej hochgelobet in ewigkeit. Ach ja! so sej es. Spr. Sal. 30. 7/8/9. Zweierlei bitte ich von dir / die wollestu mir nicht weigern / ehe dann ich sterbe. Abgtterei / und lugen laß ferne von mir sein: armůt / und reichthumb gib mir nicht / laß mich aber mein bescheidenes theil speise dahin nemmen. Jch mchte sonst / wo ich zu satt wurde / verleugnen und sagen: wer ist der Herr? oder / wo ich arm wurde / mchte ich stlen / und mich an dem namen meines Gottes vergreiffen. 5. Buch Mos. 7. 12/13. Wann jhr Gottes rechte haltet / so wird er die früchte euers leibes segnen / die früchte eers landes / euer getride / most und hle / die früchte eurer khe / ja die früchte eurer schaafe. 1. Timoth. 6. 6/7. Es ist ein grosser gewinst / wer Gottselig ist / und lßt jhm gengen. Dann wir haben nichts in dise welt bracht / darumb ists offenbar / daß wir auch nichts werden hinaus bringen: wann wir aber nahrung und kleider haben / so lasset uns genügen. Hebr. 13. 5. Der wandel sei ohne geiz / und lasset euch begnügen an dem / das da ist. Dann er hat gesagt: Jch will dich nicht verlassen / noch versumen. Ps. 62. 11. Fllet euch reichtumb zu / so hnget das herz nicht dran. Mark. 10. 24/25. Wie schwr ist es / daß die / so jhr vertrauen auff reichthumb sezen / ins reich Gottes kommen. Es ist leichter / daß ein kamehl durch ein nadelhr gehe / dann daß ein reicher ins reich Gottes komme.

Neues Buß- und Gebetbuch

69

Morgen-gebtt Einer alten Betagten Frauen. ALlmchtiger Grundgtiger Gott / ewiger Vatter / der du alle meine tage auff dein Buch gezeichnet / und die zal meiner Monaten deiner allmacht vorbehalten / dir sage ich in dieser frh-stunde von herzen lob und dank / daß du nicht allein deine erste verheissung / die du deinen gebotten angehngt / an mir erfüllet / und mich mit langem leben gesättiget / sondern auch mir dein heil gezeiget / und biß auff diesen tag mich so wunderlich gefhret. Ja wunderlich hast du mich durch viel wiederwertigkeiten meines lebens hindurch getragen / biß ins alter. Ach! wie wunderlich ist deine gte / wie wunderlich seind deine werke: das erkennet meine seele wol. Darum lobet auch dich / o Herr / meine seele / und vergisset nicht / was du mir gutes getahn hast: der du meinen mund frlich machest / daß ich wider jung werde wie ein adler. Ach! Herr / stehe mir ferner bej mit deiner gnade / und verwirff mich nicht in disem meinem alter; verlaß mich nicht / wann ich schwach werde; verlaß mich nicht / O Gott / in diser zeit meiner grauen haare: Ach the es / mein Vater / nach deiner gndigen verheissung: und hebe / trage / und errette mich / ja laß mich / wann es dein wille / mit friden zu meinen Vtern fahren: dann ich habe satt gelebet / und habe lust abzuscheiden / und bej meinem Heilande zu sejn. Jn dessen aber / wann es dir je also beliebet / daß du mich unauffgelset noch ferner in diser sterbligkeit wilst leben lassen; so gib mir neue krafft / daß ich auffahre mit flügeln wie ein adler; daß ich lauffe / und nicht matt werde; daß ich wandele / und nicht mde werde: ja / daß ich in deinen vorhfen grne / daß ich blhe / fruchtbar und frisch sej / bis ich wie garben eingefhret / und in meinem alter zu grabe komme. Ja wann es auch dir gefllig / daß ich je krafft und machtlos wurde / daß ich meine leibes-glider nach wunsch und willen nicht gebrauchen knte; so verleihe gedult in solcher schwachheit deß leibes: strke aber meine seele / heile ihre gebrechen / reinige sie von allen sünden;

 5

10

15

20

25

30

70

 5

10

15

Philipp von Zesen

bekrfftige / ja befestige meinen glauben durch deinen heiligen Geist; und gib / daß ich / in wahrer bußfertigkeit / mich deinem willen ganz ergebe / auff dich allein schaue / auff dich allein baue / dir allein vertraue / und in solchem vertrauen / wider alle meine feinde / sichtbare und unsichtbare / allezeit bestehen knne. Ja ich befehle dir auch zugleich alle die lieben meinigen / erhalte du sie bej reiner lehre / bej wahrem seligmachendem Glauben / ja versorge sie an leib und seele / und laß nicht zu / daß uns disen Tag / noch die übrige zeit unserer sterbligkeit / der bse feind knne schaden zufgen / und so werden wir in deinem schirm unsern lauff sicher vollenden / unsern kampff glüklich kmpfen / und ritterlich überwinden / ja dermahl eins den sigesschaz in jenem leben von deiner hand selbsten empfahen. Solches verleihe uns allen / O HErr / umb deines Namens ehre willen. Ach! Herr / hre: Ach! HErr / sej gndig. Ach ja! so sej es.

Absonderliches Abend-gebtt einer alten Betagten Frauen.

20

25

30

O Allgewaltiger / getreuer GOtt / der du mich beruffen zur gemeinschafft deines Sohnes / meines Herren und Heilandes; ich danke dir / daß du mich bis hierher an den abend meines zeitlichen lebens gefhret / durch deinen heiligen Geist in mir gewürket / ja mich lebendig und fest behalten / da andere in die grůbe fuhren. Gib nun / daß ich ferner fest behalten werde bis an mein ende / daß ich unstrfflich sej auf den tag unsers Herrn Jesu: dann ich bin dessen in guter zuversicht / du werdest das gute werk / das du in mir angefangen / auch vollfhren bis an denselben grossen tag. Meine zeit stehet in deinen hnden: komm / wann du wilst; ich bin bereit / ja laß mich warhafftig und mit rechtglubigem herzen bereit sejn / die burde meiner menschligkeit abzulegen / und würke in mir beide das wollen und das thun / nach deinem wolgefallen. Gedenke nicht der sünden meiner Jugend / vertilge alle meine

Neues Buß- und Gebetbuch

71

übertrettungen: laß mich deßwegen nicht verlorn gehn / vertreibe sie / wie der schnee ver⸗triben wird: wie das eis von der sonnen zerschmilzet / so laß auch meine sünden durch die sonne deiner gnaden zerschmelzen / daß ihrer nimmermehr gedacht werde: du weist / wie gebrechlich wir seind / und wie wir aus sündlichem samen gezeuget / ja daher augenbliklich in sünde verfallen. Darumb erzeige mir deine gnade / und treibe alles das bse zuruk / das in meiner verderblichen natur steket / damit es nimmermehr zum vorschein komme / und deinen heiligen namen nimmermehr beleidige. Gib / daß ich dise nacht alle zeitliche sorgen von mir werffe / und mich umb nichts / alß umb meine seeligkeit / bekümmere: daß ich / wann ich erwache / an niemand / alß an meinen Erlser gedenke / und mein gesprch mit dir habe / mehr / alß mit menschen. Ja / wann es je geschehen mchte / daß du mich in diser nacht von hinnen abfordern soltest / so verleihe gndiglich / daß ich sanft und seelig entschlafe; ja dermaln eins in dir zur ewigen herrligkeit aufferstehe / und deinen hochheiligen Namen ewig lobe und preise.

 5

10

15

Trost-sprüch auß heiliger Schrifft. 1. Buch Mos. 15. 15. sagt Gott zu Abraham: Du solst zu deinen Vtern fahren mit friden / und in gutem Alter begraben werden 3. B. Mos. 19. 32. Für einem grauen Haupte solstu auffstehen / und die alten ehren. Dann du solst dich frchten für deinem Gott. Sirach. 8. 7. Verachte das Alter nicht / dann wir gedenken auch alt zuwerden. Spr. Sal. 16. 31. Graue haare seind eine krohne der ehren / die auff dem wege der gerechtigkeit gefunden werden. Spr. Sal. 20. 29. Der jünglinge strke ist jhr preis / und graues haar ist der Alten schmuk. 23. 22. Gehorche deinem Vater / der dich gezeuget hat / und verachte deine Muter nicht / wann sie alt wird. Weish. 4. 7/8/9. Der gerechte / ob er gleich zu zeitig stirbet / ist er doch in der ruhe. Dann das Alter ist ehrlich / nicht das lange lebet / oder viel Jahre hat. Klugheit under den menschen ist das rechte graue haar / und ein unbeflektes leben ist das rechte Alter.

20

25

30

35

72

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

Psalm. 21. 5. Der Knig bittet dich ums leben / so gibestu jhm langes leben jmmer und ewiglich. Psalm. 91. 16. Jch will ihn sttigen mit langem leben / und will ihm zeigen mein heil. Zachar. 8. 4. Es sollen noch förder wohnen in den gassen zu Jerusalem / alte mnner und weiber / und die am steken gehen fr grossem alter. Psalm. 71. 9/18. Verwirff mich nicht in meinem Alter: verlaß mich nicht wann ich schwach werde. Verlaß mich nicht / Gott / im alter / wann ich grau werde. Psalm. 31. 16. Meine zeit stehet in deinen hnden. Psalm. 92. 14/15. Die gepflanzet seind im hause deß Herren / werden in den vorhfen unsers Gottes grhnen / und wann sie gleich alt werden / werden sie dannoch blhen / fruchtbar und frisch sejn. Psalm. 103. 2/5. Lobe den HErren meine seele / und vergiss nicht / was er dir guts gethan hat / der deinen mund frlich macht / und du wieder jung wirst wie ein adler. Es. 40. 31. Die auff den HErren harren / kriegen nee krfte / daß sie auffahren mit flüglen wie ein adler / daß sie lauffen / und nicht matt werden / daß sie wandeln / und nicht müde werden. Esa. 46. 4. Jch will euch tragen biß ins Alter / und biß ihr grau werdet: Jch wils tuhn / ich will heben / und tragen / und erretten. Job. 5. 26. Du wirst im Alter zu grabe kommen / und wie garben eingeführet werden zu seiner zeit. Job. 14. 5. Der mensch hat seine bestimmte zeit / die zahl seiner Mohnden stehen bej Dir.

Absonderliches Morgen-gebtt einer Witwen. O Frommer getreuer Gott / der du dich selbst einen Vater der Wi30

35

sen / und einen Richter der Witwen genennet; zu dir komme ich in diser frh-stunde / und danke dir für deine grundlose Barmherzigkeit / die du mir die zeit meines lebens / sonderlich aber dise vergangene Nacht / so gndiglich erwiesen; indem du mich wunderlich gefhret / in manchen trbsalen und unglüksfllen krfftiglich getrstet / und deine gnaden-hand niemals gnzlichen von mir abgezogen. Regiere mich doch weiters durch deinen

Neues Buß- und Gebetbuch

73

H. Geist / daß ich meine hoffnung auf deine gnungthung allein seze. Auch bitte ich dich / du wollest mir ferner bejstehen / und mir / meiner sünden wegen / die ich zwar vielfltig begangen / aber mit herzlichem leidwesen erkenne / deine barmherzigkeit nicht entziehen: sonderlich jezund / da ich als ein einsamer vogel auff dem dache / alß ein küzlein in den verstreten Sttten / ja alß ein arme verlassene / über die alle wetter gehen / allein auff deine gnade schaue. Dann sihe! du hast mir nach deinem allein-weisen raht und willen / meinen liebsten schaz auff erden genommen / die krone meines hauptes zerbrochen / die stüze meines hauses umbgeworffen / und mich in den betrbten witwen-stand gesezet: darinnen ich für traurigkeit vergehen / für schmerzen verschmachten / und für ach und weh verschwinden mßte / wo ich nicht meine Zuflucht zu dir nehmen / meine bekümmernus auff dich werffen / und mein anligen dir befehlen knte. Ach! HErr / hilff mir. Ach! HErr / stehe mir bej / dann das wasser gehet mir biß an die seele. Dir allein ergebe ich mich / dir allein traue ich / auff dich allein baue ich. Ach! HErr / sej mir gndig / und gib / ja verschaffe / daß ich in deiner forcht einsam lebe / meine hoffnung allezeit auff dich stelle / und am gebtt und flehen tag und nacht bleibe / daß ich mich in keine fleischliche lüste vertieffe / und der welt ganz absage / damit ich versorget wie die witwe zu Zarfat / mit barmherzigkeit angesehen wie Ruht / und krfftiglich getrstet wie die witwe zu Nain / dir dienen und danken mge so lange ich lebe. Aber / HErr o HErr / wann es ja dein wille / daß du mich je durch mehr trbseligkeiten bewhren woltest / so verleihe mir deinen heiligen Geist / daß er mich in wahrem glauben strke / in festem vertrauen erhalte / und in allen meinen widerwertigkeiten gedult ver⸗leihe / damit ich ritterlich ringe / und durch den sieg den ewigen frieden hindurch dringe. Hierzu verhelffe mir die hoch-heilige drei-einige Gottheit / welche sej verherrlichet und geprisen in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

25

30

74

Philipp von Zesen

Absonderliches Abend-gebtt einer Witwen. O HEiliger / unsterblicher Gott / mein Erretter / und mein Fels /  5

10

15

20

25

30

auff den ich baue; es ist mir lieb / daß du mich gedemtiget / damit ich meine fhler erkennte / und deine gnade suchte: Es ist mir lieb / daß du meine Stimme und mein flehen widerum gehret / und deine ohren zu mir geneiget / darvor danke ich dir billich. Ja ich danke deinem heiligen Namen / daß du mich disen Tag ber mit deiner gnade erfreuet / daß du in disem meinem betrbten Wittwen-stande mein Vormund und mein Trster gewesen / und mich / nach deiner Vtterlichen gte / reichlich versorget / krfftiglich vertretten / und dich meiner Sache gndig angenommen. Sihe! GOtt ist mein heil / ich bin sicher / und frchte mich nicht / dann du Herr / hilffst mir. Du gelobtest mirs / und gabest dich mit mir in einen Bund / daß ich solte dein sejn. Ach! ja / Herr / ich bin dein / laß mich dein sejn und bleiben; so wird mir nichts mangeln / so werde ich gutes die fülle haben mein Lebenlang Laß mich schlaffen ohne schwrmtige Gedanken / ohne unruhsame Trume / ohne vergebene Sorge / ohn forchtsames Grausen / ohne ngstigliche Bekümmernus / ohne allen schaden und unheil. Laß mich empfinden růhe der Seelen / genge deß herzens und stille deß Gewüssens. Laß mich halten und wandeln die gerade bahne deß lebens / daß ich nimmermehr von dir meinem Gott / abirre / und deine gnade nimmermehr verscherze. Verleihe / O HErr / daß ich suche / was warhafftig / daß ich liebe / was ehrbar / daß ich billige / was gerecht / daß ich erwehle / was keusch / daß ich dem nachstrebe / was lieblich / und was wollautet / ja ist etwan eine tugend / ist etwan ein lob / daß ich dem nachdenke / und alles unheilige fliehe: und so bin ich versichert / daß du / o heiliger Vatter / mich mit den schaaren deiner heiligen Engel bewarest / daß ich mich nicht frchten darf vor viel hundert tausenden / die sich umher wider mich legen / daß ich in dieser nacht sicher růhen / sanfte schlafen / und mich frlich und unverlezt an

Neues Buß- und Gebetbuch

75

leib und seele wider erheben werde. Ach! HErr / thue es / ich bitte dich / ich bitte dich / erhre mich. Ach ja! so sej es. 5. Buch Mos. 10. 17/18. Der HErr / eer Gott / schaffet recht den wisen und witwen / und hat frömdlinge lieb / daß er jhnen speise und kleider gebe. 24. 17. Du solst das recht des frmdlings und des wisen nicht beugen / und solst der witwe das kleid nicht zum pfande nehmen. Jhnen gebühret / was auf dem akker nach der ernde / oder im weinberge nach dem lesen berbleibet. 27. 19. Verflucht sej / wer das recht des frmden / des wisen / und der witwen beuget / und alles volk soll sagen / ja ja / so sej es. Sir. 35. 18. Die Trhnen der witwen fliessen wol über die bakken herunder / sie schrejen aber auch über sich wider den / der sie herauß dringet. 1. Buch der knige 17. 16. Das mehl der witwen in Zarfat im kaht ward nicht verzehret / und dem hl-kruge mangelte nichts / nach dem worte des HErren. 1. Tim. 5. 3/5. Ehre die witwen / welche rechte witwen seind. Daß ist aber eine rechte witwe / die einsamb ist / die jhre hoffnung auff Gott stellet / und bleibet am gebtt und flehen tag und nacht. Job. 22. 9/10. Die witwe hast du lr lassen gehen / und den arm der wisen zerbrochen. Darumb bist du mit strikken umbgeben / und forcht hat dich plzlich erschrekket. 1. Tim. 5. 14. Jch will / daß die jungen witwen-frauen / kinder zeugen / haußhalten / und dem widerscher keine ursache geben zu schelten. 1. Kor. 7. 39/40. Ein weib ist gebunden an das gesez / so lange jhr mann lebet / wann aber jhr Mann entschlfft / dann ist sie frej / sich zuverheurahten / welchem sie will / allein / daß es in dem HErren geschehe. Seeliger ist sie aber / wo sie also bleibet / nach meiner meinung.

Tgliches Morgen-gebtt Einer Tochter oder Frauen so bei andern dienet. BArmherziger / grund-gtiger Gott / der du mich / durch den tod deines geliebten Sohnes / von der ewigen dienstbarkeit / und vom joche der sünden / ja von der Obrigkeit der finsternus erlset / dir danke ich von herzen / daß du mich in der finsternus dieser ver-

 5

10

15

20

25

30

76

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

gangenen nacht nicht wieder under das joch der ewigen finsternus kommen lassen / und meinen leib / und meine seele vor aller jhrer ge⸗walt gndiglich geschzet. Ja ich bitte dich auch / daß du mich ferner in den folgenden tagen meines mhseligen lebens / sonderlich aber disen ankommenden / in deinem schirm erhalten / mich von der Knechtschafft der sünden / die ich wider dich und deine heilige gebott wissendlich und unwissendlich / begangen / auß gnaden entschlagen / und ewig frej machen wollest. Ach! Herr verleihe gndiglich / daß ich in diesem stande meiner leiblichen Dienstbarkeit / darein du mich in dieser zeitligkeit / nach deinem willen und wolgefallen gesezt hast / unverdrossen und mit gedult verharre / wider deine heilige Ordnung nicht murre / sondern deinen heiligen willen in einfalt deß herzens willig the / meinem Herren und meiner Frauen / so wol den wunderlichen / alß den gtigen und gelinden / mit forcht und zittern / in allem / das nicht wider dich ist / gehorsam und treulich diene: ja nichts anders gedenke / als dienete ich dir / O Gott / im Himmel / in dem ich / nach deinem Befehl und Willen / meinen Obern allhier auf Erden meinen schuldigen dienst leiste. Hilff mir auch das joch meiner zeitlichen dienstbarkeit / daß du mir auffgebürdet / selbst tragen: und gib bestndige gesundheit / tauerhaffte strke / mehre die krffte deß leibes / ja begabe mich mit vernunfft und verstande / daß ich meinen Obern in meinem Beruff und Arbeit nichts verwahrlose / keinen schaden durch unachtsamkeit geschehen lasse / und alles / was mir anvertrauet / mit getreuen hnden wider aus-antworte: ja daß ich in ihrer Nahrung / durch deinen Gttlichen Bejstand / vortheil schaffe / damit sie / durch meinen fleis / gebessert und geseegnet / verursachet werden / mir gutes und barmherzigkeit zu erzeigen / mich an meiner wolfahrt nicht zu hindern / noch die lastbarkeit meiner Brde / durch hartes unbarmherziges verfahren / schwrer und verdrßlicher zu machen: sondern gedenken / daß sie auch einen HErren im Himmel haben. Behüte meine Zunge vor unnüzem geplauder / mein Herz für hoffrtigen gedanken / meine Fůsse für den wegen des verderbens: damit ich weder meine Obern / noch andere Menschen / weder

Neues Buß- und Gebetbuch

77

vorwrths noch rukwrths / verleumbde / verachte / bespotte / und in bses Geschrej bringe: sondern / daß ich alles zum besten deüte / jhre Fehler zudeke und entschuldige: damit ich gnade finde für dir / und vor den Menschen / und mir meine gebrechen auch vergeben werden. Darumb / o Herr / weke mir mein herz / und erleuchte meine gedanken / daß ich alle augenblik gedenke / wie mir dein lieber Sohn / mein Herr und Heiland / alß ein vorbild / des⸗sen fuß-stapfen ich billich folge / fürgegangen / ja daß ich beherzige / wie er keine sünde gethan / wie kein betrug in seinem munde befunden / und gleichwol nicht wieder gescholten / da er gescholten ward / nicht gedreüet / da er gelitten / aber es dem heimgestelt / der da richtet / damit ich das unrecht und bel / so mir jrgend in meinem treüen dienste zugefget werden mchte / auch also mit gedult verschmerze / und dir meine sache befehle / mein anliegen auff dich werffe / ja alles deinem willen anheim stelle / so lange / biß du mich auflsen / und durch den zeitlichen tod zum ewigen leben / und zur ewigen frejheit deines reiches entbinden wirst. Solches verleihe mir umb des gehorsams und gedultigen leidens deines lieben Sohns / meines einigen Mittlers und Erlsers willen. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

Absonderliches Abend-Gebtt einer Dienst-Magd. O Aller-süßester HErr Jesu / du Sohn des grossen Gottes / weil du

alle mühseelige und beladene selbst so freündlich zu dir beruffen / sie zu erquiken / so komme ich arbeitselige arme Magd umb so viel getroster zu deiner heiligen höhe / dich durch ein abend⸗ liches dank-opffer vor deine überschwngliche wolthat / so du mir in der arbeitseeligkeit dises Tages erwiesen / zu fernerer hülffe anzuloken / und durch ein herzliches vershn-opfer / in erkanntnus und bereuung meiner sünden / deine gnade zu erwerben. Ja / Herr / ich danke dir / ich lobe deinen Namen / und rhme deine gte / daß du mein joch sanfft und meine last leichte gemacht / ja

25

30

78

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

mir in meiner arbeit an disem verwichenen tage sothanig bejgestanden / daß ich sie mit gesunden Gliedern und unerschpfften krfften glüklich zu ende gebracht. Du hast mich vor allem übel bewahret / du hast meine fsse gehalten / daß sie nicht gestrauchelt / du hast meinen leib und meine seele in deiner hand gehalten / daß ich keinen anstos / noch unglk erlitten. Ach! Herr / sej auch also diese Nacht umb mich und unser ganzes haus / umbgib uns mit den flügeln deiner gnade / umbschränke uns mit den schranken deiner barmherzigkeit / und laß nicht zu / daß sich einiges unglük herzu nahe. Gib / daß meine ermattete glider sich in sanffter růhe wider erholen / daß meine mden Augen durch einen süssen Schlaff wider zu krfften kommen / und mein ganzer leib / ja meine seele / mit allem / was mir zustehet / under deinen Vtterlichen Schuz und Schirm dise Nacht so zubringe / daß ich morgen / so es dir beliebt / frlich erwache / und getrost wider an meine arbeit gehe. Vor allen dingen aber vergib mir alle meine sünden / die mir so wol durch anerben / alß durch eignes verderben / als eine schwre last auff dem halse ligen: damit ich darinnen nicht etwan entschlaffe / und dardurch auß diser zeitlichen dienstbarkeit in die ewige gerahte. Ach! Herr / vergib / ja vergib sie mir umb deines bittern leidens willen / und hilff / daß ich mich bessere / und der sünden magd und leibeigene nimmermehr wider erfunden werde. Darumb erleuchte mir mit deiner klarheit mein herze und erffne mir das auge meines glaubens / und brich an in mir als ein heller Morgenstern / der mich auß der nacht dieser welt / und auß dem dunkeln Mondes-schein dises lebens fhre / zum ewigen tage deß himmels / ja in den ewig-ewig-unvernderlichen / unaussprechlichen klaren Sonnen-schein deß unendlichen seeligen lebens. Aber inzwischen laß dir heute und allezeit befohlen sein mein armes leben / meinen Herren und meine Fraue / und alle / vor die ich schuldig bin zu bitten / in deine gndige obhut. Ach! Herr / beschirme uns / Ach! Herr / sej uns gndig / Ach! Herr / erbarme dich unser. Solches bitte ich dich / O du Schuzherr aller / die dich lieben / umb deiner liebe willen / der du bist der anfang und das ende. Ach ja! so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

79

Sprüche der H. Schrifft. Paulus an die Efeser 6. 5/6/7/8. Jhr knechte und mgde / seit gehorsam euren leiblichen Herren / mit forcht und zittern in einfltigkeit euers herzens / als dem Heilande: nicht mit dienst allein fr augen / als den menschen zu gefallen / sondern als die knechte eures Heilandes: daß ihr solchen willen Gottes thut von herzen / mit gutem willen. Lasset euch dunken / daß ihr dem Herren dienet / und nicht den menschen: und wisset / was ein jeglicher gutes thun wird / das wird er von dem Herren empfahen / er sei knecht / oder freier. Paulus an den Titum 2. 9/10. Ermahne die knechte / daß sie ihren Herren underthnig seind / in allen dingen zu gefallen thun / nicht widerbellen / nichts veruntrauen: sondern alle gute treue erzeigen / auf daß sie die lehre Gottes unsers Heilandes zieren in allen stüken. 1. Petr. 2. 18/19/20/21. Jhr knechte / sejt undertahn mit aller forcht den Herren / nicht allein den gtigen und gelinden / sondern auch den wunderlichen. Dann das ist gnade / so jemand umb deß Gewüssens willen zu Gott / das übel vertrget / und leidet das unrecht: und was ist das fr ein rhm / so ihr umb missethat willen streiche leidet? aber wann jhr umb wolthat willen leidet / und erduldet / das ist gnade bej Gott. Dann darzu sejt ihr beruffen / sintemal auch Christus gelitten hat für uns / und uns ein fürbild gelassen / daß jhr soltet nachfolgen seinen fůß-stapfen / u.s.f. Sirach 33. 27. Das joch und die seile beugen den hals: ein bses gesinde stok und knüttel. u.a.m.

Absonderliches Morgen-gebt Einer neuen Eh⸗frauen. ALlgewaltiger / Ewiger Gott / liebreicher Vater / der du in deinem Gesze befohlen / dir alle Morgen / zur dankbarkeit für deinen gndigen schuz / ein brand-opfer zubringen: ich opfere dir dank / und bezale dir jezund in diser frhstunde / mei⸗ne gelübde / vor deine große barmherzigkeit / die du mir und den lieben meinigen diese Nacht erwiesen / in dem du uns vor allem unfall und schaden an leib und seele behtet / und das erfreüliche tage-liecht frisch und gesund erleben lassen. Ja ich bitte / du wollest ferner diesen Tag über mich und meinen lieben Ehemann mit deiner gna-

 5

10

15

20

25

30

35

80

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

de walten / unsern handel und wandel also segnen / daß die erde / wiewol sich unsrer sünden wegen / disteln und dornen mit undermischen / gleichwol / zu unserm tglichen brodt und nahrung / so viel trage / darvon zu leben / und auch den dürfftigen zu geben genug haben. Vor allen dingen aber vergib uns unsere Miß-handlung / dardurch wir deine heilige gebott / es sej wissendlich oder unwissendlich / übertretten / und behte uns ferner für allen schndlichen beflekungen / umb deines lieben Sohnes willen. Ja beh⸗te mich in meinem ganzen leben / für allen lastern und üppigkeiten / für allem leichtfertigen geschwze / und laß auß meinem munde gehen / was nuzlich zur besserung / da es noht thut / daß es holdseelig sej zu hren / damit ich nicht betrbe den Geist Gottes / mit dem ich versigelt bin auff den tag der erlsung / ja laß mich stts in meinem herzen beherzigen die worte deines lieben Sohnes / daß die menschen mssen rechenschafft geben / am jüngsten gerichte / von einem jedem unnützen worte / daß sie geredet haben / damit ich in allen dingen den meinigen ein gutes Lehr-bild sej / und durch bsen wandel niemand rgere. Gib / daß ich / neben dir / meinen Eh-mann von herzen liebe / jhm schuldige freündschafft und gehorsam leiste / und in keines andern liebe bewillige / daß ich meine augen abwende von frmder Schnheit / und nicht nach anderer gestalt sehe: daß ich mit jhnen nicht prasse / damit mein herz nicht an sie gerahte / und meine sinne nicht bethret werden. Ach! behte mich / GOtt Vater und Herr meines lebens / fr unzüchtigem gesichte / und wende von mir alle bse lust: laß mich nicht in schlmmen und unkeuschheit gerahten / und bewahre mich für unverschmten herzen. Ja gib / O Herr / daß ich meine seele rein behalte von aller bsen lust: und alle unzüchtige / leichtfrtige Gesellschafft meide wie Sara: der keuschheit nachstrebe wie Susanna / fleissig und bittselig sej wie Rut / der demuth mich befleissige wie Esther / weislich handele wie Abigail / Gottsfrchtig lebe wie Elisabeth / ia mich schmuke mit schaam und zucht / und Gottseligkeit beweise durch gute werke: damit ich gnade finde im Himmel und auff Erden / und mein lieber Ehmann bej mir wohne mit vernunfft / und gebe mir /

Neues Buß- und Gebetbuch

81

alß dem schwchesten Werkzeuge / ja als einer Mit-erbin der gnade deß lebens / meine gebührliche ehre. Solches wollestu thun / O Herr / umb deiner liebe willen / ja umb der liebe deines lieben Sohnes willen / der du lebest in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

Absonderliches Abend-gebtt Einer neuen Eh⸗frauen. BArmherziger / gtiger Herr / du Gott unsers Herren und Heilandes / du Vater der herrligkeit / der du gibest den Geist der weisheit und der offenbarung / zu deiner selbst erkanntnus: senke dein liecht in mein herz / und erleuchte die augen meines verstandes / daß ich deine gnade erkenne / deine gte preise / deiner barmherzigkeit danke / die gleich als ein voll-wssernder Strohm auff die drren kker / heute diesen tag über mir außgebrochen / und mich mit deinen gtern gesttiget. Dir danke ich vor alles das gute / daß du an mir gethan / und bitte dich / du wollest mir verzeihen alle meine miß-handlung / damit ich mich deiner ferneren gnade verlurstig gemacht / und mich behten / daß ich mich nicht weiter an deinen heiligen gebotten versündige. Ja HErr / behte mich heinte diese nacht für allen bsen gedanken / für allen werken der finsternuß / für allen eiteln sorgen der welt: gib aber / daß ich sorge trage / die himmlischen gter zuerwerben / deine gnade zuerlangen / und mich durch wahren glauben zu derselben ewigen besizung allezeit bereite. Ziehe mir an deinen gttlichen harnisch / damit ich bestehen mag gegen die listigen anleüffe des teufels / auff daß ich / wann das bse stündlein kommt widerstand the / und alles wol auß⸗richte / ja endlich das feld behalte / umbgürte meine lenden mit warheit / ziehe mir an den panzer der gerechtigkeit vor allen dingen aber verleihe / daß ich den schild des glaubens ergreiffe / damit ich außlschen knne alle feürige pfeile des bsewichts / und den helm des heils / mit dem schwert des geistes erlange / und mit demselben alle meine widerscher bekmpfe. Dir befehle ich mich ganz und gar / dir befehle ich

 5

10

15

20

25

30

82

 5

Philipp von Zesen

meinen lieben Ehmann / dir befehle ich unser ganzes haus und was wir bsizen / wache du bej uns / wann wir schlaffen / stehe bej uns / wann wir wachen / und beslige dise unsere ehe / nach deinem willen / mit gesunden wolgerahtenen leibes früchten / damit ich dermalen eins eine frliche Kinder-muter werde / und den preis der seligkeit darvon trage. Solches verleihe mir / o du stiffter des H. ehstandes / umb deines H. namens ehre willen. Ach ja! so sej es. Sprüche der H. Schrifft.

10

15

20

25

30

35

Efes. 5. 22/23. Die weiber sollen undertahn sein ihren Mnnern / alß dem Herren: dann der Mann ist deß Weibes haupt / gleich wie auch Christus das haupt ist der gemeine / und er ist seines leibes heiland. 1. Korinth. 7. 3/4. Der Mann leiste dem Weibe die schuldige freundschafft: desselbengleichen das Weib dem Manne. Das Weib ist ihres leibes nicht mchtig / sondern der Mann. Desselbengleichen ist der Mann seines leibes nicht mächtig / sondern das weib. 1. Petr. 3. 1/2. Die Weiber sollen ihren Mnnern underthan sejn / auff daß die / so nicht glauben an das wort / durch der Weiber wandel ohne wort gewonnen werden: wann sie ansehen euren keuschen wandel in der forcht. Sirach. 26. 21/22/23/24. Wie die sonne / wann sie auffgegangen ist in dem hohen Himmel deß Herren / eine zierde ist: also ist ein tugendsames weib eine zierde in ihrem hause. Ein schnes weib / das fromm bleibet / ist wie die helle lampen auff dem heiligen Altar: ein weib / daß ein bestndiges gemühte hat / ist wie die guldene seulen auff den silbern stühlen. Sir. 25. 1/2. Drei schne dinge seind / die bejde Gott und menschen wolgefallen. Wann brder eins seind / und die nachbarn / sich lieb haben / und Man und Weib sich wol begehen. 1. Tim. 2. 9/10. Die Weiber sollen im zierlichen kleide mit schaam und zucht sich schmuken / nicht mit zpfen oder gold / oder perlen / oder kstlichem gewand: sondern wie sichs geziemet den weibern / die da Gottseligkeit beweisen durch gute werke. Spr. Sal. 11. 16. Ein holdseeliges weib erhlt die ehre. Spr. Sal. 12. 4. Ein fleissiges Weib ist eine krone ihres Mannes: aber eine unfleissige ist wie tter in seinen gebeinen. 31. 10/11/12. Wem ein tugendsaames Weib bescheeret ist / die ist viel edeler / dann die kstlichsten perlen. Jhres Mannes herz darff sich auff sie

Neues Buß- und Gebetbuch

83

verlassen / und nahrung wird jhm nicht mangeln: sie thut jhm liebes und kein leides sein lebenlang.

Absonderliches Morgen-gebtt Einer Braut am Hochzeit⸗tage. O Allein weiser / grundgtiger GOtt / der du durch deine unbe-

greifliche Weisheit Adam und Eva geschaffen / und diesem ersten Brutigam seine liebe Braut zur gehülfin selbst zugefhret: Dir sage ich in diser Morgen-stunde von herzen lob und dank / daß du mich disen tag gesund und frlich erleben lassen / da ich durch offendliche trauung meinem lieben Brutigam ehlich soll bejgeleget werden. Ach! HErr / weil es dein Gttlicher wille gewesen / daß wir uns in wahrer liebe und treuen freundschafft bej einander zu leben / und zu sterben versprochen: so sprich deinen Gttlichen Segen über uns / und verknüpfe selbst unsere herzen / durch deinen heiligen Geist / in unzertrenlicher / unaufflslicher liebe / in fester bestndiger treue / und fernerer heiligen enzündung unserer angefangenen flamme. Ach! Herr / segne uns / ach Herr / begnadige uns / und behte uns heute und alle tage unsers lebens fr allem unheil / für aller unordenlichen vermischung / für allen frmbden unzimlichen flammen / für uneinigkeit / feind⸗schafft / haß / neid / und aller widerwertigkeit / ja für allen andern listigen anleuffen des hllischen bsewichts / und was uns sonsten feindseliges zustossen kan. Gib uns eine reine und keusche liebe / daß wir unser ehe-beht züchtig / und in deiner forcht / beschreiten / daß wir ehrbarlich wandeln / und deines heiligen segens wrdig werden: ja disen heiligen stand so anfangen / daß wir jhn nicht veruneh­ ren / sondern vilmehr zieren / und uns darinnen deß geheimnusses der getreuen einbrünstigen unverfälschten liebe deines lieben Sohnes / und seiner herzgeliebten Braut / der Christlichen Kirche / stts errinnern / ja dessen auch selbst geniessen / und ewig theilhafftig werden mgen. Solches verleihe uns gndiglich / O Gott /

 5

10

15

20

25

30

84

Philipp von Zesen

du Stiffter und Erhalter der Ehe / umb deines geliebten Sohnes unsers Himmlischen Brutigams willen. Ach ja / so sej es.

Absonderliches Abend-gebtt Einer Braut / wann man sie zu Bethe gefhret.  5

10

15

20

25

30

ALlergtigster / barmherziger Gott / liebreicher Vater: ich danke

dir von grund meiner Seelen / daß du nicht allein / nach deinem gndigen willen und wolgefallen / mir an disem tage meinen lieben Brutigamb zufgen lassen / sonder auch / selbst durch deine heilige bejwohnung / unsere Hochzeit / als ein heiliger gnaden-reicher gast / gndig beseeligen / und uns mit dem himmlischen Hochzeitgeschenke deines Vterlichen segens begaben / ja alles unheil und ungemach vterlich abwenden wollen. Ja ich bitte dich / du wollest uns heint diese nacht / und allezeit mit solchem deinem heilwrtigen gnaden-segen fehrner überschatten / uns in deiner forcht / wie Tobias und Sara / unser Ehbette züchtig / und alß Christglubigen gezimet / beschreiten lassen / und deinen H. Engeln befehl thun / daß sie sich umb uns herumb lgern / uns zubewachen / damit uns der hllische Eh-strrer an leib und seele keinen schaden knne zufgen. Laß in unserer beiden herzen allezeit auffgehen die pflanzen der rechtschaffenen liebe / und unverflschten treue: laß darinnen wachsen je lnger je lieber / und das liebe vergiß mein nicht stts in voller blte stehen: laß darinnen auskeumen den saamen deß wahren glaubens / der rechten erkanntnus deines lieben Sohnes / und der Gottseligen gedult: ja gib uns was uns nuz und selig / beides an leib und seele / lenke unsere sinnen und gedanken / daß wir unser ziel nicht auff das zeitliche sezen / sondern allezeit / in herzlicher demuth / unserer aller ankunfft beherzigen / und gedenken / daß wir auß der erden gemacht seind / und widerumb mssen zur erden werden / damit wir nicht in eitele hoffart und übermtige vermessenheit gerahten / sondern in unserm Beruff treulich und fleissig verharren / ja

Neues Buß- und Gebetbuch

85

uns augenbliklich zu einem seligen abscheide gefaßt halten / und dermaln eins / als wrdige mit-glider der himmlischen Hochzeit / vor dem angesichte deines lieben Sohnes erscheinen mgen / welcher mit Dir / und dem Heiligen Geiste lebet / und herrschet von ewigkeit zu ewigkeit. Ach ja / so sej es.

 5

Sprüche der H. Schrifft. 1. B. Mos. 1. 27/28. Gott schuff den menschen Jhm selbst zum bilde / zum bilde Gottes schff er jhn: und er schuff ein mnnlein und frulein / und Gott segnete sie / und sprach zu jhnen: Seit fruchtbar und mehret euch / und fllet die erde / und machet sie euch undertahn. 1. Korint. 7. 9/28. Es ist besser frejen / dann brunst leiden: wann eine jungfrau frejet / so sündiget sie nicht / doch wird sie leibliche trbsal haben. Jn eben derselb. 14. Der unglubige mann ist geheiliget durch das weib / und das unglubige weib wird geheiliget durch den Mann: sonsten aber weren eure kinder unrein / nun aber sind sie heilig. Efes. 5. 31/33. Ein mensch wird verlassen Vater und Muter / und an seinem weibe hangen / und es werden zwej ein fleisch sein. Ein jeglicher habe sein weib lieb / als sich selbst: das weib aber frchte den Mann. 1. B. Mos. 3. 16. Dein wille / sagt Gott zu Even / soll deinem Mann underworffen sejn / und er soll dein Herr sein. 1. Timoth. 2. 12/13/14/15. Einem weibe gestatte ich nicht / daß sie deß Mannes Herr sej / sondern stille sej. Dann Adam ist am ersten geschaffen / darnach Eve: und Adam ward nicht verführet: das weib aber ward verführet: Doch wird sie selig werden durch kinder zeugen / so sie bleibet im glauben / und in der liebe / und in der heiligung / sampt der zucht. 1. Korint. 11. 3/7/8/9. Christus ist eines jeglichen Mannes haupt / der Mann aber ist deß Weibes haupt / und Gottes bild und ehre: das weib aber ist des Mannes ehre. Dann der Mann ist nicht vom weibe / sondern das weib vom Manne: und der Mann ist nicht geschaffen umb deß weibes willen / sondern das weib umb deß Mannes willen. Tit. 2. 4. Die jungen weiber sollen zchtig sejn / jhre mnner lieben / kinder zeugen. 1. Petr. 3. 3/4/5/6. Der weiber schmuk soll nicht außwendig sejn / mit haarflechten / und gold-umhengen / oder kleider anlegen: sondern der verborgene mensch deß herzens unverrukt / mit sanfftem und stillem geiste / das ist kstlich vor Gott. Dann also haben sich auch vor zeiten die heiligen weiber geschmukt / die jhre Hoffnung auff Gott sezten /

10

15

20

25

30

35

86

 5

Philipp von Zesen

und jhren Mnnern undertahn waren: wie Sara Abraham gehorsam war / und hieß ihn Herr / welcher Tchter jhr worden sejt / so jhr wol­ thut / und nicht schchtern seit. Die Ehe soll ehrlich gehalten werden / und das Ehbette unbeflekt.

Absonderliches Morgen-gebtt Einer Jungfrauen / die sich zu verehligen gedenket.

10

15

20

25

30

O allerliebreichester / barmherziger Gott / der du mich gekrhnet mit gnaden / und salbest mit dem hle der freuden: Dir will ich lobsingen / deinem Namen will ich danken / daß du mich auß der finsternus diser vergangenen nacht errettet / auß dem schatten deß todes erlset / auß dem schrken der Hllen gerissen / und disen frlichen morgen / dises erfreüliche tage-liecht mit gesundem leibe wider erleben lassen. Gib / O Herr / daß ich allezeit frhe zu dir wache / daß ich mich allezeit frhe zu dir schike / und dem sssen lobsingenden gezwitscher der kleinen wald-vg⸗lein / welches schon vor tage den wldern dein lob / und den Feldern deine ehre verkündiget / nichts zuvor gebe. Ach Herr / sej mir gndig nach deiner gte / laß mich frhe hren deine gnade / dann ich hoffe auff dich: Tilge in diser Frhstunde meine empfangene snde / meine begangene snde / und hmme jhren lauff / tmme ihre fluth / daß sie meine seele nicht noch mehr berschwemme / und mit dem schlam ihres unflahts mein herz verunreinige. Sej mir ein lieblicher morgen tau / daß ich blhe in allen Jungfrulichen Tugenden / wie eine anmtige rose / daß ich auffschiesse in der zucht und ehrbarkeit / wie eine liebliche Lilie / daß meine wurzeln außschlagen / und meine zweige sich ausbreiten wie ein Palmbaum / daß ich sej so schn als ein hlbaum / so guten geruch gebe wie Libanon. Ziere mein haupt mit dem Jungfrulichen kranze der ehren / bekrnze es mit dem krnlein der Christlichen Tugenden: Gib / daß darinnen gefunden werde die Lilien der keuschen liebe: die Rose der vertrglichen liebe: die Viole der dem-

Neues Buß- und Gebetbuch

87

tigen liebe: die Purpur-nelke der gedchtnus deß Purpurfrbigen Blutes deines lieben Sohnes / daß er / aus liebe für meine sünde vergossen: die goldblůme deß auffrichtigen bestndigen glaubens: ja die Sonnen-blůme der wahren gelassenheit und übergabe meines willens in deinen willen. Wann es auch dir / mein Vater / belieben wolte / daß ich mich in den heiligen Ehstand begeben solte: so gib / daß ich mir nicht einen Brutigam erlese nach meiner fleischlichen begirde: sondern daß ich warte / bis du mir einen solchen zusendest / der mit himmelischen schnheiten begaabet / mit über-irrdischen gaaben gezieret / und in deiner forcht auffrichtig wandelt: damit unsere liebe eintrchtig / unser leben beglüket / unsere Ehe geseegnet / und unser ganzer wandel untadelhafftig vor deinen augen erfunden werde. Laß meine augen nicht herumb schweiffen / und gaffen auff das jenige / was die welt liebet: sondern mit schamhafftigen bliken alleine sehen auff das / was dem Geiste gefllig. Darumb laß mich nicht gerahten in üppige bse gesellschafft / damit ich nicht verdorben werde: Laß mich aber solche suchen / und mit solchen umbgehen / auß derer umbgang und wandel ich meinen wandel bessern / in allen tugenden und gaben deß Gemtes zunemmen und wachsen mge / ja alle laster und schandfleken der seelen fliehen lerne. Dann dir / O Herr / befehle ich alles: dir ergebe ich mich ganz zu eigen in deinen willen. Dir befehle ich meinen aus-und-eingang / mein thun und lassen. Ja dir befehle ich alle die meinigen / und alle diejenigen / vor die ich zu bitten verpflichtet. Schike du es mit uns nach deinem gndigen wolgefallen / und bewahre uns disen tag und allezeit vor allem übel. Laß deinen segen vom himmel trieffen / laß deine gaben unsern leib und unsere seele erkwiken / der du bist und bleibest / gleich wie du gewesen von ewigkeit / ein Gott alles segens / ein ausspender aller gaben / bis zur unendlichen ewigkeit. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

25

30

88

Philipp von Zesen

Absonderliches Abend-gebtt Einer Jungfrauen / die sich zuverehligen gedenket. O Grund-gtiger GOtt / gewaltiger Herrscher / der du richtest mit  5

10

15

20

25

30

gelindigkeit / und beherrschest uns mit vielem verschonen: Jch will mich auffmachen / und zu meinem Vater gehen: ich will gehen / und suchen denselben / der mich diesen tag und die ganze gefhrliche zeit meiner walfahrt so vtterlich behtet: ich will jhn suchen mit dem dankopfer meiner lippen / und mit dem abendopfer deß lobes / so lange / bis ich ihn finde. Jch will ihn suchen mit busse / mit reu und leidwesen ber meine sünde / die jhn / dem ansehen nach / von mir getriben. O kehre wider / kehre wider mein Vater / deine Tochter bereuet ihre sünde / umb derentwillen du ihr deine gndige Gegenwart entziehest. Ach! vergib / vergib mir meine mißhandlung / und kehre wider / kehre wider / O warhafftiges Liecht / welches den menschen erleuchtet zum ewigen leben: Dann / die Sonne gehet under / und die Finsternus der nacht umbgibt uns / der schatten deß todes umbringet meine seele / und der dampf auß der hllen benebelt meine augen. Jch denke an dich / wan ich mich zu Bette lege / von herzen begehre ich deiner deß nachts. Ach Herr / lehre mich / daß es ein ende mit mir haben muß / und mein leben ein ziel hat / und das ich darvon mus: lehre mich bedenken / daß ich sterben mus / auff das ich klug werde / und mein herz abwende von aller eitlekeit / ja meine seele nicht ferner mit sünden besudele: sondern in deiner forcht dir nachwandele / dich in wahrem glauben ergreiffe / und diese nacht und die übrige wenige zeit meines lebens / ohne bekümmernus und anfechtung deß fleisches / durchbringe. Wann es auch je dein wille / daß ich diß leben nicht mehr in einigkeit verschliessen / und nicht mehr alleine mich zu bethe begeben soll: sondern / neben Dir einen mitgehülffen meines lebens / einen bejstand meines wandels / und einen mitgenossen meines leides / und meiner freuden / erwehlen: So verleihe gndiglich / daß ich in solcher meiner wahl sothanig erfunden werde / daß sie nicht aus üppiger

Neues Buß- und Gebetbuch

89

fleisches-lust / sondern nach deinem wolgefallen geschehe. Jnzwischen aber sej und bleibe du mein Helffer / mein Bejstand / meine Zuflucht / und mein Heil. Dann wann Du bej mir bist / so frchte ich kein unglük / ob ich schon wandele im finstern Tahl / ob ich schon mit tausend nchten / mit tausend schreken umbgeben wurde. Deine hülffe stehet mir bej / deine rettung trstet mich. Ja trste mich / Herr / stehe mir bej / O Gott / mit deiner gnade / daß sich dise nacht kein unglk zu mir nahe: daß ich im Friden einschlaffe / und in frlichkeit wider erwache. Damit ich Dir danke / und deinen Namen erhebe in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

 5

10

1. Korinth. 7. 31/36/38. Die diser welt brauchen / sollen derselben nicht mißbrauchen. Wann jemand jhm lsset dunken / es wolle sich nicht schiken / mit seiner Jungfrauen / weil sie eben wol mannbar ist / und es will nicht anders sein: so thůe er / was er will / er sündiget nicht / er lasse sie frejen. Ja wer sich verheurathet / der thut wol: wer sich aber nicht verheurrahtet / der thut besser / nach der gabe / die Gott einem jeglichen mitgetheilet.

15

Absonderliches Morgen-gebtt Einer Jungfrauen / welche unverehlicht zu ­bleiben gedenket.

20

O Aller-freundseeligster / allersssester Herr Jesu / der du dich mit mir verlobet in ewigkeit / vertrauet in gerechtigkeit / ja in gnade und barmherzigkeit: deine liebe hat mich erweket / deine liebe hat mein herz ermuntert / so bald der tag angebrochen. Jch sprach / ich will auffstehen: ja ich will frühe auffstehen / und suchen den meine seele liebet. Jch sprach: ich will beugen die kniehe meines herzens vor dem allerheiligsten namen / in dem alle kniehe im Himmel und auff Erden sich beugen sollen. Jch will jhm danken in der gemeine der Jungfrauen / ich will jhm lobsingen / und seine liebe / seine sanfftmut / seine treue / ja seine barmherzigkeit

25

30

90

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

verkündigen under meinen gespilen: ich will offendlich verkündigen / wie er so vil gutes an mir erwisen / wie er mir zu liebe mensch worden / wie er mich zur schwester / ja zur lieben liebsten angenommen / wie er mir zu liebe sein blut vergossen / wie er / auß einbrnstiger liebe gegen mich / vor meine Sünde gestorben / und seines Vaters zorn vershnet / ja wie er mir aus liebe bejgestanden / und auß liebe diese vergangene nacht bej meinem bethe / und bej meiner seelen wache gehalten / daß mich kein ungemach noch unfal rühren knnen. Darumb habe ich mich auch meinem lieben Liebsten / meinem trauten Bruder / meinem schnsten Brutigam ganz zu eigen gegeben / und jhm mein herze ganz gewidmet. Jch habe einen bund gemacht mit meinen augen / daß ich nicht achtete auff einige liebe der welt: aber ich brenne für liebe / für liebe / die seine selbsteigene liebe in meinen glidern angezündet. Ach! Jesu / mein trauter Jesu / laß es also sejn: laß mich dein eigenthumb sejn: lebe du in mir / und laß mich auch in dir leben. Zeuch mich nach dir / und kehre meine augen ab / daß sie nicht sehen die eitelkeit der welt / sondern daß sie allezeit auff dich schauen / und dir vertrauen. Ach! Du bist mein / und ich bin dein: Ach laß es also sejn. Sihe mich nicht an / daß ich auß mir selbst so schwarz / so hslich / so ungestalt bin. Sihe mich aber an / wie freundlich / wie lieblich / wie schn ich aus dir und in dir bin / der du mich durch dein blut so schnee-weis gewaschen / daß kein sünden-fleken / noch snden-runzel mehr an mir ist / daß ich blhe wie eine blanke Lilie / daß ich schimre wie die wolle der schflein / die erst aus der schwmme kommen. O mein Jesu / erhalte mich ja in diser klarheit / und laß nicht zu / daß ich disen weissen Atlas meines Braut-kleides / durch Gottloses leben / wider besudele. Gib / daß ich ehrbarlich wandele / ja deß gespttes und hnischen gelchters der welt ungeachtet / dir im kreuz und leiden nachfolge / und nimmermehr von dir wanke / biß ich komme an den orth der Freuden / an den orth meines bejlagers / an den orth der ewigen herrlichkeit / da du mir die krone deß lebens / den Brautkranz der ewigen herrlichkeit / auffsezen wirst: da ich werde stehen zu deiner rechten in lauter kstlichem golde / ja / mit der

Neues Buß- und Gebetbuch

91

Sonne der Gerechtigkeit bekleidet / eine Knigin deß Himmlischen Jerusalems immer und ewiglich sejn werde. Ach! mein herz wallet mir in meinem leibe / wann ich an dise Freude gedenke / die noch nie kein jrrdisches auge gesehen / kein sterbliches ohr gehret / und keines menschen mund aussprechen knnen / auch niemand nimmermehr sehen / hren / und aussprechen wird / alß die verklhrten mit-erben deß ewigen seeligen lebens. Ach! were es meines Erlsers wille / so wolte ich wol / daß ich schon da were. Aber / weil ich den rok der sterblichkeit noch eine kleine zeit tragen / dise zeitlichen tage mit der nacht umbgewechselt sehen muß: So verleihe gndiglich / daß ich alle tage an dich gedenke / in deinem schirm wandele / und keinen anstos leide / sonderlich aber an disem gegenwrtigen tage: biß ich komme an jenen grossen tag / da keine nacht noch vernderung deß lichtes / sondern ewige klarheit / ewige wahrheit / ewige tauerhafftigkeit sejn wird: ja da die Sonne der gerechtigkeit / die Sonne deß lebens / die Sonne der freuden ewiglich scheinen / und nimmermehr undergehen wird. Solches verleihe mir und allen / die es von herzen wünschen / der ewige Sohn GOttes / welchem sej ehre in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

Absonderliches Abend-gebtt Einer Jungfrauen / welche unverehlicht zu ­bleiben gedenket. ALlertrostreichester sanftmtigster Herr JEsu / du Erlser der welt / du Sohn deß Allmchtigen Vaters / bej dem alle mhselige und beladene die seelige erkwikung finden: Jch arme mhselige Seele komme am ende dises tages / auff deinen eigenen trstlichen befehl / zu dir / labsal und erkwikung vor meine abgemattete mde geister zu schpffen / damit ich dir mit frischer zungen / und auffgemunterten erkwikten sinnen fr deine überschwngliche wolthaten / die du mir disen verwichenen tag über erwisen /

25

30

92

 5

10

15

20

Philipp von Zesen

einen solch⸗en dank bringen mchte / der dich zu weiterer fort­sezung deiner gnade bewegte. Ja / Herr / ich danke dir / daß du an diesem tage meinen leib und meine seele gespeiset / mein thun und lassen gehandhabet / meine werke geseegnet / meinen gang und wandel gefhret / daß mir kein übels widerfahren knnen. Auch bitte ich dich / du wollest mich ferner diese nacht in deinem schuz erhalten / ohne alle weltliche bekmmernus und sorge lassen rhen / und sanffte einschlaffen / ja mit freudigem Geist in Dir wider erwachen. Gib / daß ich dich / meinen lieben Brutigam / dise nacht in meinem bette finde / daß ich in deinen armen ruhe / in deiner gnade lige: daß mein auge zwar schlaffe / das herz aber in dir allezeit wache: daß ich dich nicht lasse / du seegnest mich dann: ja / daß ich einig und allein an dein liebe gedenke / und sie in die tafel meines herzens eingeschriben behalte biß an mein ende / damit ich / wann es dein wille / in dir seliglich entschlaffen / und mit allen glaubigen zum ewigen leben frlich wieder auffstehen / ja die krone der ehren / und den himmlischen Brautschaz erlangen mge. Solches bitte ich dich umb deiner liebe willen. Ach! HErr / hilff mir / ach Herr / laß es wol gelingen. Ach ja so sej es. Sprüche der H. Schrifft.

25

30

1. Korint. 7. 8/9/17/32/33/34/35: Sage den ledigen und Wittwen / es ist ihnen gut / wann sie bleiben wie ich: wann sie aber sich nicht enthalten / so laß sie frejen / und wie einem jeglichen Gott hat außgetheilet / wie einen jeglichen der Herr beruffen / so wandele er. Jch wolte aber / daß ihr ohne sorgen weret: dann wer ledig ist / der sorget / was dem Herren angehret / wie er dem Herren gefalle: Wer aber frejet / der sorget / was der Welt angehret / wie er dem weibe gefalle. Es ist ein underscheid zwischen einem Weibe / und einer Jungfrauen: welche nicht frejet / die sorget / was dem Herren angehret / daß sie heilig sei / bejde am leibe / und auch am Geiste: die aber frejet / die sorget was der welt angehöret / wie sie dem Manne gefalle. Solches / aber sage ich zu eurem nuz / nicht / daß ich euch einen strik an den halß werffe: sondern darzu / das es fein ist und ihr stts und unverhindert dem Herren dienen knnet.

Neues Buß- und Gebetbuch

93

Tgliches Gebtt Einer Verlobten. GNdiger gtiger Gott / barmherziger Vater / ich danke dir von grund meines herzens / daß du mich nicht allein zu einem vernünftigen menschen geschaffen / in aller ehrbarkeit aufferziehen lassen / und bis auf dise stunde in gutem wolstand vtterlich erhalten: sondern auch als deine tochter / gegen knfftige zeit meines lebens / wider alle feindselige anstse / so einer einsamen verlassenen / die sich selbst / ohne beistand nicht retten kan / zustossen mgen / solcher gestalt versorgen wollen / daß du mir / nach deinem gndigen willen und wolgefallen einen Gehülffen meines übrigen lebens zugefhret / und sein herz durch deinen guten Geist in herzlicher liebe gegen mich enzündet / ja sothanig / daß er mir / in deiner heiligen Gegenwart hoch und theur versprochen / bses und gutes / leid und freude bej und mit mir aus zustehen. Weil es nun sich offtmals begibet / daß bse zungen / und neidige leuthe zwischen Verlobten haß und feindschafft zustifften pflegen: Ach! so wehre ihren boshafftigen anschlgen / steure ihrem überthätigen beginnen / und lenke sein herz / daß er sich nicht verleiten / und in abwege verfhren lasse. Gib mir aber gedult und sanfftmůt: ja ziere mich mit allen Christlichen wolanstndigen Tugenden / daß ich alle boshafftige reden dardurch zu nichte mache / und in solchem kostlichen Braut-kleid meinem Liebsten besser gefalle / alß wann ich in guldenem stüke mit demanten und perlen geschmüket / einherprahlete: ja sein herz zu einer beharrlichen ungefrbten keuschen liebe je mehr und mehr bewege: damit wir dasjenige / was wir / mit deinem willen und wolgefallen angefangen / glüklich vollbringen / unsere tage in einig­keit und fride / vermittelst deiner forcht / treulich / und nach unserer bejder wunsch / frlich schliessen / und Dir allein preis lob und ehre geben in ewigkeit. Amen.

 5

10

15

20

25

30

94

Philipp von Zesen

Tgliches Gebtt Einer Eh-frauen / die eine trbseelige Ehe hat.

 5

10

15

20

25

30

BArmherziger Gott / getreuer Vater / der du freundlich bist / dem / der auff dich harret / und der seelen / die nach dir fraget: ich hatte mir vorgenommen / alle meine trbsal / die mich in diser meiner ehe / gleich als ein Strohm überschwemmet / für deinem H. Angesicht auszuschütten / und deine Vtterliche gnade umb trost und rettung anzuflehen: weil dir aber als einem allwissenden Gott / meine noht und bekümmernus / ohne meinen weitschweiffigen bericht / wol bewußt ist: so soll meiner worte wenig sejn / auch soll mein herz nicht zu sehr eilen etwas für dir zu reden / ja ich will nicht vil / aber wol vilmahls flehen: ich will nur mit lauter seuffzern / die am ersten durch die wolken dringen / und nicht mit vilen langen erzehlungen / vor deinem Gnaden-stul erscheinen: Damit ich durchdringender bten / andchtiger bitten / und umb so viel eher gehret und erhret werden mge. Du weissest / O Herr / alle dinge / ja du sihest meinen jammer / und mein ellend ist dir nicht verborgen: Darumb eile mir zu helffen / und trste mich mit deinem freudigen Geist / daß ich in meiner trbseeligkeit nicht gar versinke. Haben dich jrgend meine übertrettungen erzrnet / daß du meiner so gar vergissest? Ach! so sihe doch an mein herz / wie es weinet / und seine sünde bereuet / und vertilge sie nach deiner barmherzigkeit. Es ist mir wol lieb / daß du mich züchtigest / damit ich deine rechte lernete / aber züchtige mich auch mit massen / und laß einmahl ab zu straffen / mein Vater: lindre das kreuz / daß du mir aufgeleget / und mache meines jamers ein ende / umb deiner liebe: ja umb deines namens ehre willen. Doch / ich will dir nichts vorschreiben / dann dein Vater-herz / und deine liebe gegen mich erkenne ich erst jezund recht auß deiner straffe / dardurch du nichts / als meine besserung / und meine eigene ewige wolfahrt / suchest: Ja darumb schike es mit mir nach deinem heiligen willen. Wie du wilst / lieber Vater / so soll es sejn: so geschehe dein wille: Ach ja! so sej es,

Neues Buß- und Gebetbuch

95

Sprüche der H. Schrifft. Psalm. 91. 15. Jch bin bej jhm in der noht / ich will jhn heraus reissen / und zu ehren machen. Psalm. 119. 71. Es ist mir lieb / daß d mich gedemtiget / damit ich deine rechte lerne. Job. 5. 17. Selig ist der mensch / den Gott straffet: darumb weigere dich der zchtigung deß Allmchtigen nicht. Spr. Sal. 3. 11/12. Mein kind / verwirff die zucht deß Herren nicht / und sej nicht ungedultig ber seiner straffe. Dann welchen der HERR liebet / den straffet Er / und hat wolgefallen an jhm / wie ein Vater am sohne. Klagl. Jer. 3. 25/26. Der Herr ist freundlich dem / der auff jhn harret / und der seelen / die nach ihm fraget. Es ist ein kostliches ding gedültig sein / und auff die hülffe deß Herren hoffen. Mich. 7. 9. Jch will des Herren zorn tragen: dann ich habe wider jhn gesndiget / biß er meine sache außführe / und mir recht schaffe. Er wird mich ans liecht bringen / daß ich meine lust an seiner gnade sehe. Tob. 12. 13. Weil du Gott lieb warest / so mußte es also sejn: ohne Anfechtung mußtestu nicht bleiben / auff daß du bewhret wurdest. Apostel-gesch. 14. 22. Wir müssen durch viel trübsal in das reich Gottes eingehen. Rm. 5. 3/4/5. Wir rühmen üns der trübsal: dieweil wir wissen / daß trübsal gedult bringet / und gedult erfahrung / ja erfahrung / hoffnung: hoffnung aber lßt nicht zu schande werden. Zach. 30. 11. 2. Kor. 4. 17. 2. Tim. 2. 11/12. 1. Pet. 4. 12/13. Hebr. 12. 5/6/7/8. Joh. 1. 12. Offenbahr. Joh. 7. 13/14/15. 1. 19.

 5

10

15

20

25

Tgliches Gebtt Einer Hauß-muter. O Allgewaltiger GOtt / himmlischer sorgfltiger Vater der du richtest und ordnest im himmel / was hier auff erden in unsrem hause geschehen soll: Dir sage ich vom herzen lob / preis und dank / daß du nicht allein mich in den heiligen Ehstand gesezt / mit kindern und gesinde gesegnet / und uns unser auskommen reichlich gegeben: sondern auch noch über das zu unserer haushaltung ein bestndiges gedejen / einen geruhigen Friden / und solche einigkeit under uns selbsten verlihen / daß uns unser kummer / und

30

35

96

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

unsere arbeit / so du uns zu unsrem Haus-stande / nach deinem wolgefallen / aufferlegen wollen / keines weges verdrieslich gefallen: sondern uns nur ein ssses und angenehmes spiel und zeitvertreib gewesen. Ach! Herr / gib ferner deinen seegen zu allem vorhaben / und behte uns für krieg / teurung / krankheiten / und allen andern unheilen. Gib auch / daß ich meine kinder und gesinde zu deiner forcht / in allen Christlichen tugenden / erziehe / und nimmermehr keinen ungehorsam noch einige widerspnstigkeit / an ihnen verspüre. Ja verleihe gndiglich / daß wir allesampt in deinen wegen wandeln / deinen gebotten nachleben / und uns der welt also gebrauchen / daß wir an unserer seeligkeit keinen schiffbruch leiden. Solches würke in uns / O mild-reicher / lieber Vater / durch die krafft deines H. Geistes / jez und allezeit / zu unserer seelen seligkeit. Ach ja! so sej es. Sprüche der H. Schrifft. Matt. 6. 25/32/33. Sorget nicht fr euer leben / was ihr essen und trinken werdet / auch nicht fr euren leib / was jhr anziehen werdet. Euer Vater im himmel weiß / daß ihr das alles bedrffet: Trachtet am ersten nach dem reiche Gottes / und nach seiner gerechtigkeit / so wird euch das andere alles zufallen. Sprichw. Sal. 24. 4. Durch ordentliches haushalten werden die kammern voll aller kstlicher leiblicher reichthumber. Spr. Sal. 27. 23/24/25/26/27. Sir. 4. 35. Sej nicht ein Lu in deinem hause / und nicht ein wüterich gegen dein gesinde. 7. 22/23. Einen treuen knecht und fleissigen arbeiter halte nicht übel. Einen frommen knecht habe lieb / und hindere ihn nicht / wo er frei werden kan. Koloss. 4. 1. Jhr Herren / was recht und gleich ist / das beweiset den knechten / und wisset / daß ihr auch einen Herrn im Himmel habet.

Neues Buß- und Gebetbuch

97

Absonderliches Morgen-gebtt Einer Tochter / die Vater⸗los ist. HErr ewiger / grund⸗gtiger Gott / du Vater unserer aller: du hast zwahr den stab unsers hauses zerbrochen / und uns ein hartes erzeiget / indem du denselben / der mich nach deinem willen gezeuget / durch den zeitlichen tod von hinnen gefordert: aber du hast uns dannoch nicht wisen gelassen / du hast dich unserer erbarmet / alß ein Vater über seine Kinder / und uns durch deine gte getrstet / mit deiner gnade erfüllet / mit deinem segen erkwiket. Darumb danke ich dir billich / darumb lobe ich deine Vterliche barmherzigkeit: ja absonderlich danke ich dir an disem frlichen morgen / daß du mich dise fürüber gewichene nacht sanffte ruhen / süsse schlaffen / und gesund wider erwachen lassen. Auch bitte ich dich / du wollest disen Tag und hinfort fehrner über mich halten / mir fehrner mit deiner gnade bejwohnen / und mich / sampt meiner lieben muter / und allen den meinigen / für armůt / für hunger / für blße / für krankheiten / für kriegs⸗emprungen / und allen andern unheilen gndiglich bewahren / unsere nahrung segnen / und der menschen herzen zu uns neigen / daß sie uns zur zeit der noht bejstehen / jhr brot brechen und ihre milde hand gegen uns auffthun. Zuforderst aber wollestu mir alle meine sünde verzeihen / und nicht zulassen / daß ich mich ferner mit sünden besudele / und deinen heiligen willen übertrette. Laß mich frhe hren deine gnade / dann mich verlanget nach dir: würke in mir das thun / so wol als das wollen / nach deinem wolgefallen: und laß mich das geheimnus deß glaubens in reinem gewissen bewahren: damit ich dardurch / vermittelst deiner macht / bewaret werde zur seeligkeit: Darzu verhilff uns allen umb deines Namens willen / welchem sej ehre in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

25

98

Philipp von Zesen

Absonderliches Abend-gebtt Einer Tochter / die Vater-los ist.

 5

10

15

20

25

30

WUnderthtiger / allgewaltiger GOtt / liebreicher Vater / dessen hande mich gearbeitet / und gemachet / was ich umb und umb bin / der du mir haut und fleisch angezogen / und mich mit beinen und adern zusammen gefget: ich danke dir / daß du ber mir im muter-leibe gewesen / daß ich so wunderlich gemacht bin: wunderlich seind deine werke / und das erkennet meine seele wol. Ja ich danke deiner grundlosen barmherzigkeit / daß du mich die zeit meines lebens / sonderlich aber diesen vergangenen tag / als ein Vater ernehret / als ein treuer hirte behtet / und mich auff einer grnen auen geweidet. Ach Herr / ziehe deine hande nicht ab von mir / umb meiner snden willen: und handle nicht mit mir nach recht / sondern nach deiner barmherzigkeit. Wende deine augen ab von meiner ungerechtigkeit / und sihe nicht an das folle maß meiner übertrettungen: sondern beherzige die fülle deiner gnade / und den überfluß deiner gte / die dich so langmtig gemacht hat. Es ist wahr daß ich gesndiget im himmel und fr dir / und daher nicht wehrt bin / daß ich deine Tochter heisse: aber dargegen ist es auch wahr / und bleibet unvernderlich wahr / daß das blut deines lieben sohnes alle bußfrtige sünder / und also auch mich / die ich meine sünde bekenne / erkenne und bereue / rein machet von allen ihren sünden: und darumb zweifle ich nicht / ja darumb glaube ich festiglich / du werdest mir meine snden vergeben: ja ich darff auch noch ber diß mich versichern / daß du / auff mein so instndiges flehen / mir deine gnade / zur besserung meines lebens / und vermeidung aller fernern mißhandlungen / vterlich mit zu theilen geruhen werdest. Jn solcher kindlichen zuversicht bitte ich fehrner / du wollest mich sampt meiner lieben muter (und meinem lieben geschwister) ja allen die mir mit bluts-freundschafft / oder sonsten verwandt sind / heinte dise nacht mit den augen deiner barmherzigkeit anbliken / mit dem glanz deines ewigen liechtes mein finsteres herz erleuchten / und mit den fittigen

Neues Buß- und Gebetbuch

99

deiner Vterlichen liebe über mir schweben / daß mir der bse feind mit allen seinen tausend-listigen anschlgen nimmermehr schaden mge. O Herr / in deine hnde befehle ich meinen schwachen leib / mein drfftiges leben / meine gebrechliche sinnen / alle meine kümmernus und sorge: sorge Du fr mich / sej du umb mich bekümmert / so werde ich ruhig schlaffen / und auß allen übeln errettet / mich frlich wider erheben / und deinem namen lobsingen / so lange ich lebe. Ach ja! so sej es.

Absonderliches Morgen-gebtt Einer Tochter / so muter⸗los ist. HOchgelobet sej Gott / gedanket sej sein herrlicher Name / der große ding thut an allen enden / der mich von muterleibe an lebendig erhalten / und thut mir alles gutes: der mich gezüchtiget / daß ichs ertragen knnte / und mich nicht versuchet über mein vermgen: der das jenige / was ich an meiner muter verlohren / durch seine überschwengliche gnade tausend-fltig wider ersezet: der mich auß sechs trbsalen erlset / und in der sibenden nicht hülfflos gelassen: der sich meiner erbarmet / und meines jamers ein ende gemachet. Ach! Herr / ist es dein gndiger wille / so erhalte die brige seule meines hauses / erhalte meinen lieben Vater bej guter gesundheit / und sttige jhn mit langem leben: ja erhalte mich auch heute und allezeit in Christlichem wandel / in kindlichem vertrauen / und festem glauben / daß ich in der wsten diser welt nicht erfunden werde als ein rohr / das der wind hin und her wehet. Zwejerlej bitte ich von dir / die wollestu mir nicht weigern: abgtterej und lgen laß ferne von mir sejn: armůt und reichthumb gib mir nicht: laß mich aber mein bescheidenes theil dahin nemmen: dann wo ich zu satt wurde / mchte ich verleugnen / und sagen: wer ist der Herr? wo ich aber zu arm wurde / mchte ich stlen / und mich am Namen meines Gottes vergreiffen. Es ist besser ein weniges mit gerechtigkeit / als vil einkommens mit unrecht: dann die reichen mssen darben und hungern /

 5

10

15

20

25

30

100

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

aber die den HErren frchten / haben keinen mangel an jrgend einem gut. Verleihe auch / daß ich mich hte fr den sechs stüken / die du hassest / und für dem sibenden / daran du ein greuel hast: alß da sind / hohe augen / falsche zungen: hnde / die unschuldig blut vergiessen: ein herz / das mit bsen tken umbgehet: fsse / die behnde sind schaden zu thun: falscher zeuge / der frech lgen redet / und der hader zwschen brdern anrichtet. Fr disen und dergleichen behte mich mein Gott / und gib / daß ich hinfort nimmermehr darinnen erfunden werde. Ja weil ich bisher / auß menschlicher schwachheit / mich wider allzu offt / und mehr / alß mir lieb ist / damit besudelt / und den rok meiner unschuld mit blut⸗fleken verunehret / ja so / daß ich mit allen meinen fnff sinnen darzu geholffen / mit allen meinen fnff fingern das bse befrdert: Ach! so laß / nach deinem gndigen willen / das blut / das auß den fünf wunden deines lieben sohnes geflossen / alle meine unreinigkeit abwaschen / daß ich dir geheiligt / und dermaln eins wrdig erfunden werde / in lauter kstlichem golde zur rechten deines lieben sohnes / meines himmlischen Brutigams / an jenem grossen tage zu stehen / da er als ein Richter der lebendigen und der todten erscheinen wird / gerichte zu halten über alle menschen. Solches verleihe mir / mein Vater / umb deines herz-vilgeliebten Sohnes / meines einigen Erlsers und Mitlers willen / Ach ja! so sej es.

Absonderliches Abend-gebtt Einer Tochter / so Muter⸗los ist. O Ewiger / allein-weiser Gott / meine zuversicht und mein heil: zu dir komme ich abermahl in diser abend-dmmerung mit dem nacht-opfer meiner schuldigen dankbarkeit / dir meine gelübde zubezalen / und deinen heiligen namen zu preisen / daß du mich arme sünderin so gndig angesehen / und disen tag gesund und im friden zubringen lassen: ja daß du mich / als ein Vater / geneh­

Neues Buß- und Gebetbuch

101

ret / als ein Wolthter versorget / als ein führer ge-leitet / und mir in allen bsen auffstoßungen gndigen entsaz geleistet. Gib / O Gott / daß ich auch also in deinem geleite / in deiner hut / und in deiner beschirmung / dise ankommende nacht hinbringen / und vor allen feindseeligkeiten deß bsen feindes verthdiget / sicher ruhen / ruhiglich einschlaffen / und frisch und gesund wider erwachen mge. Behte mich für unnüzen sorgen / für unruhigen eiteln gedanken / für betrbten und traurigen sinnen / welche den tod würken: soll ich aber ja traurig sein / so gib mir dieselbe Gttliche traurigkeit / welche würket zur seeligkeit / eine reue / die niemand gereuet: ja eine solche traurigkeit / daß ich traurig sej über meine so vilfltige sünde / die du mir umb deiner liebe willen vergeben wollest: und mein herz also trauren lassen / daß es in solcher traurigkeit durch dich geheiliget werde / Dir selbst zu einer heiligen wohnung. Jm brigen befehle ich dir auch alles / worfür ich sonsten zu bitten befget / sonderlich aber meinen lieben vater / und alle die lieben meinigen in deine Vterliche hnde: die wollestu behten für allem übel / und für allem schaden bewaren heute und allezeit. Solches bitte ich dich umb deß theuren verdienstes deines lieben sohnes / ja umb deiner trostreichen verheissung willen / der du lebest und herrschest allgewaltig in ewigkeit / Amen.

 5

10

15

20

Absonderliches Morgen-gebt Einer Tochter / so Elter⸗los ist. EWiger / Barmherziger Gott / der du bist ein Vater der Wisen /

und ein Richter der Witwen / und jhr gebtt nicht verachtest / der du dich finden lssest von denen / die dich frühe suchen / und sie nicht verlssest noch versumest: zu Dir komme ich armes verlassenes Wiselein in dieser frhstunde / und breite meine hnde aus zu deiner heiligen hhe / deine Vterliche gnade zu suchen / und ihr ein schuldiges dank-opfer zubringen vor ihre so überschwngliche wolthaten / die sie mir diese verflossene nacht so mildiglich

25

30

102

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

erwiesen. Du Herr / hast barmherzigkeit an mir getahn / und mich gerissen auß dem weiten rachen der angst / die keinen boden hat: du hast mich mit dem schatten deiner hand bedeket / daß die verstrung / so deß nachts kommet / vor mir frber gegangen: Du hast dich meiner angenommen als ein Vater / du hast dich meiner erbarmet als eine Muter. Den abend lang whrete das weinen / aber deß morgens kommet die Freude. Du hast mich zwar betrbet / in dem du mich meiner Eltern beraubet: aber nunmehr auch wider erfreuet / indem du dich mir selbst zum Vater gegeben / ja zu einem solchen Vater / der überschwenglich mehr thun kan / als ich begehre / von dem ich alles erlangen kan / was ich bitte / wann ich dich nur in kindlichem vertrauen / und festem glauben darumb bitte. Ach! ich bitte dich / lieber Vater / umb deiner liebe willen / du wollest dich deiner Tochter fehrner annemmen / und mich disen Tag / und die übrige zeit meines lebens nicht verlassen. Warumb stellestu dich / als werestu ein gast bej mir / und als ein frmder / der nur ber nacht bleibet? Aber sihe! dises stellen wret nur einen augenblik / einen augenblik verlssestu mich nur darumb / damit du dich meiner mit ewiger gnade erbarmen mchtest. Ach! erbarme dich dann nun deines kindes / erbarme dich / und sej mir armen sünderin gndig. Jch ruffe zu dir / lieber Vater / und will nicht eher auffhren / du erhrest mich dann / und versicherst mich durch deinen Vterlichen bejstand / daß du mir alle meine gebrechen verziehen / die ich wissendlich und unwissendlich wider deine heilige sazungen begangen. Ach! vertreibe sie wie der rauch vertriben wird: und verleihe gndiglich / daß ich nimmermehr wider darein bewillige: daß ich hinforth mein leben bessere / meinen sünden ewig absterbe / und in einem neuen dir wolgeflligen leben wandele. Ja gib mir / was mir nuzlich / und verleihe mir / was mir ersprieslich / zu meines lebens underhaltung: wende von mir / was mir schdlich / kehre von mir / was mir verhinderlich / zu meiner seelen seeligkeit. Ach! Herr / hre / ach! Vater / sej mir gndig: ach ja! so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

103

Sprüche der H. Schrifft. 2. B. Mos. 22. 22/23/24. Spricht Gott zu den Jsraelitern: Jhr solt keine witwen und wisen beleidigen: wirstu sie beleidigen / so werden sie zu mir schrejen / und ich werde ihr schrejen erhren. Dann wird mein zorn ber euch ergrimmen / daß ich euch mit dem schwrt tde / und eure weiber witwen / und eure kinder wisen werden. 5. Buch Mos. 10. 18. Der Herr schaffet recht den witwen und wisen / und hat die frmdlingen lieb / daß er ihnen speise und kleider gebe. Es. 1. 17. Schaffet den wisen recht / und helffet der witwen sache. Zach. 7. 10. Thut nicht unrecht den witwen und wisen. Psalm. 10. 14. Du bist der wäisen Helffer. Psal. 68. 6. Er ist ein vater der wisen / und ein richter der witwen. Psalm. 146. 9. Der Herr behtet frmdlingen und wisen / und erhlt die witwen. Sir. 35. 17. Der Herr verrachtet der wisen gebott nicht / noch die witwe / wann sie klaget. 5. B. Mos. 14. 28. Vber drej jahr solstu aussondern alle zehenden deines einkommens desselben jahrs / und solst es lassen in deinem thor: dann soll kommen der wise / und die witwe / die in deinem thore sind / und essen / und sich sättigen. Jerem. 22. 3/4. Schindet nicht die frmdlingen und wisen und witwen. Werdet ihr solches thun / so sollen durch die thore dises haußes knige einziehen / die auff Davids stl sizen / bejde zu wagen und rosse / sampt ihren knechten und vlkern. Sir. 4. 10/11. Halt dich gegen die wisen wie ein Vater / und gegen die witwen / wie ein haußherr / so wirstu sein wie ein sohn deß Allerhchsten / und er wird dich lieber haben / dann dich deine muter hat. Jak. 1. 27. Ein reiner und unbeflekter Gottesdienst fr Gott dem Vater ist / die wisen und witwen in ihrer trbsaal besuchen. Sprichw. Sal. 23. 10/11. Gehe nicht auff der wisen aker: dann ihr Erlser ist mchtig / der wird ihre sach wider dich ausführen.

 5

10

15

20

25

30

Absonderliches Abend-gebtt Einer Tochter / die Elter⸗los ist. HErr Allmchtiger / gndiger Gott / der du hrest das verlangen der ellenden / und durch deinen lieben Sohn allen / die an seinen namen glauben / macht gegeben deine kinder zu werden: Dir sage

35

104

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

ich am abend dieses tages lob und dank für deine so väterliche vorsorge / die du mir diesen tag so reichlich erwiesen / da du mich fr allem unfall an leib und seele so gnädiglich behütet: ja ich bitte dich / du wollest dein so liebreiches vater-herz ferner dise knfftige nacht und allezeit gegen mich offen lassen: und mich fr allen dingen / aus gnaden / aller meiner sünden los zelen: ja mir kund thun den weg / darauff ich wandeln soll / damit ich nicht weiter von dir und deinen heiligen gebotten abwandele / damit ich dich in wahrem glauben finde / und dich nimmermehr verlasse. Ach! Vater / mein Vater / bleibe doch bej uns / dann es will abend werden / und der tag hat sich geneiget. Ach Vater! lieber Vater / wann ich nur dich habe / so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Jch halte dich: dann die nacht der finsternus will mich überfallen / und der schatten deß Todes will mich umbringen. Was ist dir mit meinem verderben gedienet? wer wird dir danken / O Herr / wann ich tod bin / und deine gte verkündigen / wann ich hinfahre / und ist kein retter mehr da? Ach sihe! die hlle spehret ihren rachen angelweit auff / mich armen schwachen zu verschlingen: Darumb befehle ich dir meinen leib und meine seele / und alles / was ich auß deiner Vterlichen hand empfangen: Ja ich befehle dir die jenigen / die mir an Eltern statt vorgesezt seind / wie auch sonsten alle meine liebe angehrigen / und alle / die deines bejstandes benhtiget: umbgib uns mit der starken wache derer / die vor dir stehen / und deinen befehl außrichten: Laß uns weder tod / noch schwrt treffen / weder feur / noch wassers-fluthen dasselbe / daß wir von deiner hand besizen / verderben / noch einiges unheil den erben deinestheils zustossen. Ach Herr / sej gndig: Ach! Vater merke auff / und the es / und verzeuch nicht umb dein selbst willen. Ach ja! so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

105

Tgliches Gebtt eines unerzognen Wisleins O Frommer getreuer Gott / der du dich selbst einen Vater und Hel-

fer der Wisen genennet / und ihnen recht schaffest / auch in deinem worte befohlen / daß man sie nicht beleidigen / noch in ihrer trbsal verlassen soll: zu dir hebe ich auff meine hnde / der du im himmel sizest / und bitte deine grundlose Vterliche barmherzigkeit / du wollest mir armen unerzogenen Wiselein / das seine hoffnung und vertrauen allein auf dich sezet / mit deiner hülffe bejstehen / mich mit kleidern / und speise / zu meiner nohtdurfft / Vterlich versorgen / und wider alle anfechtung leibes und der seelen gndiglich beschirmen. Lenke das herz meiner Vormünder / und aller derer / die mir an Eltern statt vorgesezt seind / durch deinen guten Geist / daß sie sich meiner getreulich annemmen / mich in deiner forcht / und in allen Christlichen tugenden erziehen / und mich versorgen als ihr kind. Gib auch / daß ich ihnen gehorsam sej in allem / das nicht wider dich ist / und ihren gebotten folge / als eine gehorsame Tochter: damit ich ihr herz gewinne / und sie verursachet werden / mir jmmer mehr und mehr liebes und gutes zu erweisen. Erhalte sie / mir / und den lieben ihrigen zum besten / bej beharrlicher gesundheit: friste ihr leben / verlngere ihre tage / und gib gedejen und seegen zu ihrer nahrung / und zu allem ihrem vorhaben. Solches wollestu tuhn / O liebreicher Vater / umb deines lieben sohnes willen / welcher mit dir / und dem heiligen Geiste lebet und herrschet in ewigkeit: Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

25

Absonderliches Morgen-gebtt Eines jungen Tchterleins / so noch Eltern hat. LJebreicher Herr Jesu / du gehorsamer sohn GOttes deß allmch­ tigen Vaters / der du durch deine heilige mensch-werdung mein Bruder worden / der du die kindlein zu dir zu bringen befohlen /

30

106

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

und jhnen das reich Gottes zu eigen gegeben / ja auß dem munde der unmündigen und suglingen dir ein lob zubereitest: zu dir kommet in dieser frhstunde dein schwsterlein / das gliedlein deines heiligen leibes / die mit-erbin deiner gnade / und danket dir / für deine brderliche liebe / für deine herrliche tree / für deine allerholdseligste gnade / die du mir dise verwichene Nacht so mildiglich erwiesen / in dem du meinen schwchlichen Leib sanffte ruhen / meine zahrten uglein ssse schlaffen / und mein flüchtiges leben durch deinen lebendig-machenden athem in mir krftiglich strken / ja mich sampt meinen lieben Eltern und allen den meinigen / das liecht dises tages frlich und gesund erleben lassen. Ach! wie bald were ich verloschen als ein fünklein / außgegangen als ein liechtlein / verschwunden als ein blmlein. Aber deine liebe hat mein lebens-feuerlein erhalten / deine gte das dchtlein meiner seelen in mir nicht verlschen / und das noch sehr zarte blüstlein meines leibes nicht verwelken lassen. Darvor preise ich dich billich / mein Gott / darvor lobe ich dich billich / mein Erhalter: und bitte herzlich / du wollest mich / wie auch meinen lieben vater / und meine liebe muter / sampt allen meinen lieben angehrigen / und was sie besizen / diesen tag und allezeit für allem schaden und unheil fehrner behten / und in deinem seegen gndiglich erhalten. Ach! Herr / ist es dein wille / so erhalte sie mir zum besten bej langem gesunden leben / ­seegne ihre nahrung / gib gedejen zu jhren werken / daß sie mich in deiner forcht / in deinen gebotten / und in allen Christlichen tugenden erziehen / und dermahlen eins freude an mir erleben. Gib / O mein herz⸗allerliebster Bruder / daß ich dir folge / dir meinem vorbilde / nacharte und zunemme / wie Du / am alter / an weisheit / und an gnade bej Gott und menschen: daß ich meinen Eltern gehorsam sej / gleich wie du deinem himmlischen Vater gehorsam warest / auch selbst zum tode / ja zum tode deß kreuzes: daß ich stts in kindlicher dankbarkeit wandele / und gedenke / wie sauer ich meiner Muter bin worden / was für eine last ich jhr gewesen / alß sie mich so lange under ihrem herzen getragen / mit was fr schmerzen sie mich gebohren: ja was für bekmmernus und sorge

Neues Buß- und Gebetbuch

107

ich meinen Eltern gemacht / und noch tglich mache: damit ich mich durch ungehorsam und undankbarkeit / oder sonsten / an ihnen nimmermehr versündige: sondern daß ich sie ehre / daß ich sie liebe / und sie auff keinerlej weise erzrne / damit es mir / nach der Gttlichen verheissung / wolgehe / und ich lange lebe auff erden: damit meines Vaters seegen ber mich komme / und der Muter fluch mich nicht treffe. Ja Herr / wann ich mich je an ihnen schon verbrochen / oder sonsten deinem heiligen willen nicht folge geleistet: so vertilge meine übertrettung umb deinet willen / und gedenke meiner sünde nicht / wasche mich rein von meiner missethat / und entsündige mich durch dein heiliges blut / daß ich schnee-weis / und in recht-kindlicher unschuld und reinigkeit fr deinen heiligen augen erfunden werde. Be-hte mich auch sonsten fr allen andern snden. ja behte und bewahre meinen leib und meine seele für allem bel: der du lebest mit dem Vater und dem H. Geiste in gleicher macht / ehre und herrlichkeit von ewigkeit zu ewigkeit. Ach ja! so sej es. Mark. 10. 14/15/16. Lasset die Kindlein (sagt unser Heiland) zu mir kommen / und wehret jhnen nicht: dann solcher ist das Reich Gottes. Warlich / ich sage euch: wer das Reich Gottes nicht empfhet als ein Kindlein / der wird nicht hinein kommen: und Er herzete sie / und legte die hnde auff sie / und seegnete sie. Matt. 18. 14. Es ist für eurem Vatter im himmel nicht der wille / daß jemand von diesen kleinen verlohren werde. Sir. 3. 9/10/11. Ehre Vater und Muter mit that / mit worten und gedult: auff das ihr seegen über dich komme. Dann deß Vaters seegen bauet den Kindern huser: aber der Muter fluch reisset sie nider. Sir. 7. 29/30. Ehre Vater und Muter von ganzem hertzen / und vergiß nicht wie sauer du deiner Muter worden bist: und denke / daß du von jhnen gebohren bist / und was kanstu jhnen darfür thun / was sie an dir ge­ than haben. Efes. 6. 1/2/3. Jhr Kinder / seit gehorsam euren Eltern in dem Herren / das ist billich. Ehre Vater und Muter: daß ist das erste gebott / das verheissung hat / auff daß dirs wolgehe / und du lang lebest auff erden. Spr. Sal. 1. 8/9. Mein Kind / gehorche der zucht deines Vaters / und verlaß nicht das gebott deiner Muter: dann solches ist ein schner schmuk deinem haupte / und eine ketten an deinem halße.

 5

10

15

20

25

30

35

108

 5

10

15

Philipp von Zesen

Spr. Sal. 6. 20/21/22/23. Mein kind / bewahre die gebott deines Vaters / und laß nicht fahren das gesz deiner Muter / binde sie zusammen auff dein herz allwege / und hnge sie an deinen hals: wann du gehest / daß sie dich geleiten: wann du dich legest / daß sie dich bewaren: wann du auffwachest / daß sie dein gesprche sejn. Dann das gebott ist eine leuchte / und das gesz ein licht: und die straffe der zucht ist ein weg deß lebens. Spr. Sal. 13. 18. Wer zucht lsset fahren / der hat armůt und schande: wer sich gern straffen lßt / wird zu ehren kommen. Spr. Sal. 30. 17. Ein auge / daß den Vater verspottet / und verrachtet der muter zugehorchen / daß mssen die raben am bach außhaken / und die jungen adler fressen. 3. B. Mos. 20. 9. Wer seinem vater oder muter fluchet / der soll deß todes sterben: sein blut sej auff jhm / daß er seinem vater oder muter gefluchet hat.

Absonderliches Abend-gebtt Vor ein junges Tchterlein / das noch Vater und Muter hat. 20

25

30

TReuherziger / grundgtiger Gott / der Du bist der rechte Vater ber alles / das kinder heißt / im himmel und auf erden / ja der du mich in deinem sohn / durch die heilige Tauffe / zu deiner Tochter angenommen: Dir sage ich herzinniglich dank / daß du mich disen verschienen tag / sampt allen den meinigen / vor allem unfall und unglk Vterlich beschirmet / und meinen so zarten leib kein ungesundes lüfftlein anwehen / noch durch einigen anstoß verlezen oder verderben lassen. Ja ich bitte dich / lieber Vater / du wollest mir ferner mit deiner Vterlichen gnade bejstehen / und mich dise instehende nacht durch deine H. Engel bewachen. Dann in deine gndige hnde befehle ich meinen leib und meine seele / meinen lieben vater und muter (mein liebes geschwister) meine Bluts-verwandten / und alle / vor die ich schuldig bin zu bitten. Ach! Vater / beware sie / ja beware ihr haus und hof / und alles / was jhnen zustehet / vor allem unheil: Beware mich vor ­allem schrken

Neues Buß- und Gebetbuch

109

der nacht / für allen nachstellungen deß hllischen geistes: und schleus meine augen-lider durch deine Vtterliche hand: ja laß mich sanfft ruhen / ruhiglich schlafen / und zu deinem lobe wider erwachen. Gib / lieber Vater / daß meine sünden mit der sonnen undergehen / und nimmermehr widerkehren: daß ich nimmermehr wider in sünden verfalle: daß ich das kleid meiner unschuld nicht besudle: damit ich von deinen Heil. augen nicht verstossen / sondern dermal eins würdig erfunden werde / dich mit allen Außerwhlten im ewigen leben ewig zu loben und zu preisen. Ach ja! so sej es.

 5

10

Tgliches Gebtt der Eltern / So ungerahtene Kinder haben. O Allmchtiger / ewiger Gott / du weist / wie aller menschenher-

zen von jugend auff sehr bs und verderbet sejn / daß sie sich weder ziehen noch regieren lassen / sondern offt alle mhe und arbeit / auch vielmals alle gute hofnung / die man zu der kinder-zucht hat / verlohren und umbsonst ist / da sie in schrkliche sünde und jrrthum gerahten / darinn sie auch endlich sterben und verderben / massen vil fromme heilige leuthe / von anfang der Welt an ihren kindern mit grossem herzen-leid erfaren mssen. Nun lieber Gott / ich erfahre solches leider auch in meiner Kinderzucht / und muß dir klagen / daß ich ungehorsame und ungerathene Kinder habe / die den weg Belials an sich genommen / und in grosse sünde und laster gerahten seind: Darber ich dann in grosse Traurigkeit / bekmmernus und herzenleid kommen bin. Jch bitte dich herzlich / du wollest mir Gnade verleihen / daß ich mein schwres kreuz mit gedult tragen mge / und darinn deinen Vterlichen willen erkennen / daß du mich mit disem haus kreuz darumb heimsuchest / auff daß ich meine hofnung und vertrauen desto strker zu dir meinem Gott seze / und dich desto ernstlicher

15

20

25

30

110

 5

10

Philipp von Zesen

umb getreuen beistand anruffe / auch in meinem beruff und kinderzucht desto fleissiger seje. Dieweil du aber / lieber Gott und Vater / an keines Sünders tode noch verderben lust oder gefallen hast / sondern wilt / daß er sich bekehre / von sünden ablasse / und lebe: So bitte ich dich / du wollest meine kinder durch deine gnad und allmacht / auff rechten weg der Gottseligkeit weisen / damit sie in wahrer herzlicher reue mit dem verlohrnen sohn umbkehren und gedenken / was recht und gut ist / dasselbige auch hernach durch deine krafft vollbringen mgen / und endlichen mit allen andern glubigen und gehorsamen kindern an leib und seele / zeitlich und ewig seelig werden / durch Jesum Christum / deinen geliebten und gehorsamen Sohn / unsern einigen Herren und Heiland. A M E N .

Christlicher Vnderricht / Trost- und Andchtige Gebtt fr Fruchtbar und unfruchtbare Wie auch Schwangere und gebhrende Weiber.

1. Buch Mos. 3. vers. 16. Sprach GOTT zum Weibe: Jch will dir viel Schmerzen schaffen / wann du schwanger wirst / du solt mit schmerzen Kinder gebhren.

 5

10

112

Philipp von Zesen

Tgliches Gebtt einer befruchteten Frauen.

 5

10

15

20

25

Herr mit deiner starken hand steh mir bej in disem Stand / hilff mir meine schmerzen tragen / Ach laß mich doch nicht verzagen!

HErr / mein Gott / der du mich gemacht und zubereitet / und mir bejgestanden von muterleibe an: ja dem weiblichen geschlecht auff­ erlegt / daß sie mit schmerzen Kinder gebhren: Dich bitte ich / du wollest mich / sampt meiner leibes-frucht / frisch und gesund erhalten / mir meine schmerzen lindern / und meinen leib zu rechter zeit / mit einem frlichen anblike gndiglich entbinden: ja alle meine traurigkeit in freude verwandeln. Dir / O Herr / befehle ich mich ganz und gar in deinen gndigen willen. Schike du es / wie du wilst / und wie du weissest / daß es mir und meiner frucht heilsam und seelig ist. Deine augen sahen ja auff mich / da ich noch unbereitet war / und alle meine tage waren auff dein buch geschriben / die noch werden solten / und als derselben noch keiner da war. Ach! warumb solte ich dann jez zweiflen an deiner auffsicht? Warumb solte ich dann den můt lassen sinken? Ach sihe! ich hre deine stimme / die zu mir saget: frchte dich nicht / ich bin mit dir: weiche nicht / dann ich bin dein Gott: ich strke dich / ich helffe dir / ich erhalte dich / durch die rechte hand meiner gerechtigkeit. Ach ja! so sej es. Tgliches Gebtt Einer Eh-frauen / so mit keinen Leibes-erben ­gesegnet. HErr allmchtiger / ewiger Gott / Vater unserer aller / der du die

30

muter-kinder im muter-leibe wunderlich bildest / und gibest sie / wem du wilst: zu dir hebe ich auff meine augen / und bitte dich

Neues Buß- und Gebetbuch

113

herzinniglich / du wollest deine Tochter mit Gnaden anschauen / und sie endlich einmahl / nach dem du sie lange genug verschlossen gehalten / nach deinem Vterlichen willen / und wolbehagen / mit gewünschten Leibes-früchten seegnen / und ihre Tage / die sie bisher traurig zugebracht / mit freuden erfüllen. Du hast ja / O Herr / den Eh-stand eingesezt / damit die welt vermehret wurde: auch haben die Frauen die verheissung daß sie durch Kinder-zeugen sollen seelig werden. Darumb blike mich doch auch an wie Sara / erfreue mich wie Rebekka / begnadige mich wie Rahel / befruchte mich wie die Muter Simsons / erhre mich wie Hanna / gib / daß ich über ein jahr einen sohn herze wie die Sunamitin / und schwanger werde wie die alte Elisabeth: welche alle sampt unfruchtbar waren / aber durch deine gnade zu frlichen Kinder-mutern worden. Doch ich will dir keine masse noch ziel vorschreiben: schike du es / wie du willst; und / wann es dir je belieben wurde / daß ich ohne Kinder bleiben solte: so verleihe mir gedult / und laß deinen lieben Sohn mein kindlein sejn / daß ich jhn in meinem herzen trage / und nimmermehr auß meinem gemte laße / daß ich jhn in wahrem glauben küsse / und dardurch ewig seelig werde. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

20

Sprüche der H. Schrifft. 1. Β. Mos. 30. 1/2. Rahel sprach zu Jakob: schaffe mir Kinder: wo nicht so sterbe ich. Jakob aber ward sehr zornig auff Rahel / und sprach: bin ich doch nicht Gott / der dir deines leibes frchte nicht geben will. Psalm. 127. 3. Sihe / Kinder seind eine gaabe deß Herren / und leibesfrucht ist ein geschenke. Spr. Sal. 10. 1. Ein weiser sohn ist seines vaters freude: aber ein thrichter sohn ist seiner muter grhmen und schande. 17. 25. Sir. 16. 3/4. Es ist besser ein frommes kind / dann tausend gottlose: und es ist besser ohne kinder sterben / dann gottlose kinder haben.

25

30

114

Philipp von Zesen

Ein anders. EWiger Vater / gndiger Gott / ich armes ellendes weib / schütte  5

10

15

20

25

mein betrbtes und sehnliches herze für dir aus / und klage dir / daß mir mein leib bishero verschlossen ist / und ich deines gndigen seegens entbhren muß / hilff Herr Gott / der du allein unsern leib segnen / kinder geben und zum leben bringen kanst. Sprich auch deinen segen über mich betrbtes weib / und beschere mir leibes-frucht / daß ich dir und deiner Kirchen einen diener erziehe / der dich Herr in ewigkeit preise / oder da es dir also wolgefllet / daß ich ohne kinder bleiben soll / so verleihe mir gedult / und laß dein ewiges snlein mein kind sejn / daß ich jhn allezeit in meinem herzen trage / so will ich dich Vater in deinem sohne / sampt dem H. Geist / loben und preisen / Amen.

Gebtt Einer schwangern Frauen / wann sie mit lebendigem kinde gehet. Weil ich armes schwaches weib / schwanger bin in meinem leib / Ach! so laß dein Himmels-seegen Bej mir bleiben / meiner pflegen.

BArmherziger / grundgtiger Gott und Vater / Demnach ich durch deine gnad und seegen von meinem lieben Ehemann im Ehstande mit ehren schwanger worden / und nunmehr eine lebendige Frucht under meinem herzen trage / so bitte ich dich demtiglich / und mein geschrej kommet fr deinen H. Tempel / du wollest mir einen frlichen Anblik bescheeren / und zu rechter natürlicher zeit mich meiner weiblichen Bürde gndiglich entbinden. Herr Jesu Christe / du hast von Anbegin der Welt her für die Schwangere / und jhre Leibes-frucht gesorget. Ach! sorge für mich und mein liebes

Neues Buß- und Gebetbuch

115

Kind auch: Laß mich nicht traurig / forchtsam / noch kleinmtig werden von wegen zuknfftiger angst und schmerzen / auch nicht in die gedanken gerahten / es werde mit mir und der Frucht in der Geburt anders dann wol gehen / sondern eine stte Hoffnung zu dir haben / du werdest mir mit gnaden durch helffen / heilige deß lieben kindleins sündliche empfngnuß und geburt: Hilff jhm frlich zur Welt / frdere es zur heiligen Tauff: nimme es auff zu deinem Reich / und regiere es hernach in seinem ganzen leben / daß es durch deine gnad und hülffe dem teufel und seinen werken absage / dir in heiligkeit und gerechtigkeit diene sein leben-lang / und endlich durch den rechten Christlichen Glauben seelig werde: So will ich dich / der du bist meine Strke / mein Fels / meine Burg / mein Erretter / mein Gott / mein Hort / auff den ich traue / für deine Vterliche vorsorg und gndige hülff / mit mund und herzen danken / weil ich lebe. Solte aber die Frucht meines Leibes dise Welt nicht sehen / noch zur H. Tauffe kommen / so nimme es doch zu Gnaden an / vergib jhme die angebohrne Erbsünde / und laß sie deiner Erlsung / du getreuer und sanfftmtiger Herr Jesu / theilhafftig werden / und endlich die frliche aufferstehung mit allen Außerwhlten erlangen / umb dein selbst / und deines Heiligen Namens willen / Amen.

Der Herr ists / der auß Muter-leib uns lebendig außziehet / Ohn dessen hülff das arme Weib sich ganz vergebens mhet: Drumb hilff auch mir du starker Gott / der Du mein Hilff gewesen: Wann mich betritt die zeit der noht / laß mich meins Kinds genesen. A M E N .

 5

10

15

20

25

30

116

Philipp von Zesen

Gebttlein / wann die stunde der Geburt herzu nahet. HErr  5

10

15

20

Jesu / der du in deiner trstlichen Abschieds-rede der schmerzen und traurigkeit der kindes-gebhrerin / auch widerum ihrer freude nach der Geburt und entbindung gedacht hast die Christglubigen damit zutrsten: Dich bitte ich / umb deines todes-kampfes willen / ja umb deß blutigen schweisses willen / den du in deiner angst umb unsert wegen vergossen / du wollest mir in meiner instehenden noht / und in der angst meiner geburt / mit trost / hülffe / krafft und strke deines heiligen Geistes gndiglich bejstehen / meine schmerzen und traurigkeit nach deinem gndigen willen und wolgefallen / lindern / und in freude verkehren. Wans aber geschehen solte / daß es mir unrichtig gienge / so verleihe gedult: ja wann ich auch selbst in der geburt bleiben solte / so nimm meine seele in deine hand / und fhre sie mit dir zur ewigen freude: damit ich dich / sampt dem Vater und H. Geiste / lobe / preise / und danke in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

Gebtt Wann sich das schwangere weib zur Geburth schiket. Herr / es nahet sich mein stund / gib / daß ich frisch und gesund mein kind an die welt gebähre / und die sorg in freud verkehre:

25

O Du gtiger / barmherziger Gott / jez kommet die stund daher / und ist schon an der zeit / daß ich an meinen weiblichen Beruff / und an die aufferlegten Geburts-schmerzen tretten soll: Ach! Herr Jesu Christe / du sohn David / erbarme dich mein und stehe mir in diser noht Vterlich bej / trste und strke mich in dieser

Neues Buß- und Gebetbuch

117

schwren und gefrlichen arbeit / und hilff mir und meiner leibesfrucht gndiglich / und entbinde mich meiner weiblichen Bürde mit einem frlichen anblik. Ach! laß die frucht meines leibes / als ein Gnaden-werk und dein Geschpf / in dieser noht nicht verderben / und hilff mir / du Allmchtiger starker Gott / daß ich in diser noht an meinem fleiß und mglicher arbeit nichts erwinden lasse / Ach Herr Jesu Christe / mein Herr und Gott! sej du mein starker bejstand / und hilff gndiglich: Darauff will ich nun in kindlicher zuversicht deiner gnade getrost und frlich an meinen Beruff gehen / und an mein hartes Marter-bethlein: Das walt Gott Vater / Sohn und Heiliger Geist / Amen. JEsu Christi deß gekreuzigten schwachheit / sej meine strke: Jesu Christi wunden sejen meine Arznej: Jesu Christi kreuz / sei mir der sig: Jesu Christi tod sej mir das leben: Jesu Christi blutvergiessen / seje meine labsal und erkwikung: Sein kreuzgang ein seeliger gang / durch dises Jamerthal / in den Himmlischen Freudensal / AMEN.

Seuffzer Einer kreuschenden frauen / so in kindes-nhten arbeitet.

 5

10

15

20

ACh! Herr mein Gott / wie ist mir so weh! wie ist mir so bange!

weh und angst verkürzen meinen athem / daß ich kaum reden kan. Ach! Herr / hilff mir / der du mich auß meiner muter leibe gezogen / und meine zuversicht warest / da ich noch an meiner muter brüsten lag. Ach! hilff mir / mein Helffer: dann das kind ist mir bis an die Geburt kommen / und es ist kein kraffte da zu gebhren. Du hast ja gesagt: ruffe mich an in der noht / so will ich dich erretten / und so solstu mich preisen. Ach so eile dann nun auff mein ruffen / und nach deiner zusage mich zu retten / und mir zu helffen. Herr / mein Gott / verzeuch nicht. Ach! Herr hilff: Ach! Herr / laß es wol gelingen. Ach ja! so sej es.

25

30

118

Philipp von Zesen

Sprüche der H. Schrifft.

 5

Es. 58. 9. Wann du wirst ruffen / so wird dir der Herr antworten: wann du wirst schrejen / so wird Er sagen: sihe / hier bin ich. Es. 65. 24. Sir. 2. 8/9/10/11/12/13. 1. Timoth. 2. 15. 1. Korinth. 10. 13. Gott ist getreu / der euch nicht lsset versuchen ber euer vermgen / sondern machet / daß die versuchung ein ende gewinne / daß ihrs ertragen knnet.

Gebtt eines weibes in gefhrlichen kindes-nten. 10

15

20

25

30

Gott du meine zuversicht / laß in meiner noht mich nicht / Ach Herr Jesu hilff mir sigen / laß mich nur nicht unden ligen.

HJlff ewiger GOtt und Vater / wie steke ich armes weib in so grosser angst und noht / alle meine glider zittern und beben / es ist mit der frucht bis an die geburt kommen / und ist keine krafft da zu gebhren. Meine gestalt ist verfallen / meine krffte sejn vergangen. Ach Herr / hilff du mir / so ist mir geholffen / wann du wilt / kanst du mir wol helffen / du sihest ja / und schauest mein ellend und grossen schmerzen / du bist der einige helffer in der Noht. Wie der hirsch schrejet nach frischem wasser / so schrejet meine seele Gott zu dir / meine seele dürstet nach deiner hülffe: Ach du Herr / wie lang? wende dich doch zu mir / und errette mich von meinen schmerzlichen banden / auß der tieffe rffe ich zu dir / Herr mein Gott / hre meine stimme / und verbirge dich nicht für meinem flehen / merke auff mich und erhre mich / wie ich so klglich zage und flehe. Sihe an meinen jamer und ellend / und vergib mir alle meine sünde. Hast du doch von dir rhmen lassen / daß du in der noht am nchsten bej uns sejn wollest / so stehe mir nun bej in der noht: Sej mir gndig / O Herr Gott / nach deiner grossen gte / wann du nicht hilffst / so ist es aus mit mir / wann du nicht

Neues Buß- und Gebetbuch

119

auflösest / so kan ich meiner bande nicht los werden / ich bin sehr schwach und krank / aber du bist allein in den schwachen stark und mchtig / und hilffest tragen bis ins Alter / und bis wir grau werden / ja du allein kanst tragen / helffen und erretten: Hast du mir deinen seegen gewisen / und mich damit herzlich erfreuet / so erfreue mich nun auch mit einer frlichen Geburt (oder einer gndigen erlsung/) da will ich dich rhmen und loben. Jst es aber dein Gttlicher wille nicht / und ich soll under den schmerzen der kindergeburt mein leben beschliessen / so weis ich doch / daß du mir ein bessers ersehen hast / dann du kanst mir nichts verderben / erhrest du mich nicht nach meinem willen / so erhörest du mich doch nach meiner see-ligkeit / das ist gewißlich wahr / darumb Herr dein wille geschehe / ich bin bereit zu leben und zu sterben / du wirst es wol machen / umb Jesu Christi willen / der mich zu erlsen / in dise Welt kommen ist / Amen. Esa. 54. 6/7/8. Du verlassen und von herzen betrbtes weib / ich habe dich einen kleinen augenblik verlassen / aber mit grosser barmherzigkeit will ich dich sammlen. Jch habe mein angesicht im augenblik deß zorns ein wenig vor dir verborgen / aber mit ewiger gnade will ich mich deiner erbarmen / spricht der Herr dein Erlser.

 5

10

15

20

Gebtt der Vmbstehenden Fr die gebhrende Frau. HJlff ewiger GOtt / wie ist da grosse noht vorhanden / es erscheinet das kindlein in der Geburt / und will mit ihm nirgend fortgehen: Ach Herr Jesu Christe / der du auch ein kleines kindlein gebohren bist / wir schrejen herzlich zu dir / und bitten demtiglich / du wollest dises kindlein / welches wir dir jezo nicht in den armen / sondern in ihrem Gebtte frtragen / und dein Geschpff ist / mit den augen deiner Barmherzigkeit ansehen / und umb deines theuren Verdienstes willen zu gnaden annemmen: Laß dein Blut und Tod diser leibes-frucht auch zu gute kommen / daß sie deiner

25

30

120

 5

10

15

Philipp von Zesen

Erlsung theilhafftig werde / und durch die Tauffe deß H. Geistes / von ihrer Erbsnde und aller ungerechtigkeit gereiniget und geheiliget werde. Du hast lieber Herr Jesu Christe befohlen / lasset die kindlein zu mir kommen / und wehret ihnen nicht / dann solcher ist das reich Gottes: Auff solche deine gndige verheissung / tragen wir dir in unserm Gebt diß kindlein zu / und bitten / du wollest dich seiner gndiglich annemmen / und es in diser grossen noht nicht verderben lassen / sondern deiner Erlsung theilhafftig machen / und dir ewiglich lassen befohlen sejn. Wirst du aber dises kindlein auff unser emsiges flehen und bitten zur Welt kommen lassen / und uns damit begnaden / daß es lebendig gebohren wird / so wollen wir dir auch das selbige zutragen / und durch die H. Tauffe einverleiben lassen / und daran sejn / daß es an jahren und verstand wachse und zunemme / in aller Gottseeligkeit und Ehrbarkeit erzogen werde. So erhre nun unser Gebtt gndiglich / umb deines H. Namens willen / Amen. Vnser Vater / etc.

Gebtt einer Muter Jhres tod-gebornen Kindleins halben. 20

25

30

ACh du lieber HErr und Gott / ich habe in meinem langwirrigen

schmerzen jmmerdar gehoffet / und mich getrstet / es werde dise stunde kommen / und mich erfreuen / darvon mein lieber Herr und Seligmacher Christus Jesus gesaget hat: Ein weib / wann sie gebhret / so hat sie traurigkeit / dann ihre stund ist kommen: wann sie aber das kind gebohren hat / denket sie nicht mehr an die angst / umb der freude willen / daß der mensch zur welt gebohren ist. Nun ist zwahr die stunde kommen / daß ich meiner leibes-burde entlediget / bin aber leider mit keiner lebendigen leibes-frucht erfreuet worden / sondern mein kind ist tod von mir kommen / solches sej dir / barmherziger Vater / im hohen Him⸗mel geklaget. O wie ist mein herz so voll betrübnus und traurigkeit. Aber lieber GOtt / wer kan wider deinen willen / du schaffest alles nach

Neues Buß- und Gebetbuch

121

deinem wolgefallen / darumb will ich wider deinen gndigen willen nicht streiten / sondern viel mehr mich trsten / daß mein kind nichts desto weniger deß verdienstes JEsu Christi theilhafftig worden sej / weil ich und mein lieber Ehemann dasselbige / so lang ich es under meinem herzen lebendig getragen / durch das Gebt dir treulich befohlen haben / und glaube festiglich / daß meines kindleins sündliche empfngnus durch die heilige empfngnus Jesu Christi auch geheiliget worden / und du / O himmlischer Vater / seine seele mit gnaden zu dir auffgenommen habest. Hilff / lieber HErr / daß wir diß schwre kreuz / durch deines H. Geistes hülffe und trost gedultig tragen / gewüß und fest glauben / wir werden unsere leibes-frucht bej dir im ewigen leben finden / und alle unsers leides widerum reichlich ergezet werden. Strke nunmehr mich lieber Vater / nach vilen erlittenen schmerzen / und zugezogener schwachheit / an leib und seel / dir meinem Gott in disem leben zudienen / und meinem Hauß-wesen noch lnger fürzustehen. Laß mich allein meine freude und trost haben an deinem Sohne meinem Seligmacher Jesu Christo / der auch im tode helffen und erretten kan allen / die ihm durchs Gebt zugetragen und befohlen werden / hochgelobet und gebenedejet von nun an bis in ewigkeit A M E N .

 5

10

15

20

Gebt einer Kindbetherin / Nach frlicher entbindung. GElobet sej Gott / geprisen sej sein herrlicher name / daß er uns so wunderlich gemacht hat: wunderlich sind deine werke / und das erkennet meine seele wol. Du / Herr / warest bej mir in meiner noht / du hast mich heraus gerissen. Jch suchte hilffe bej den menschen / und fand keine: da gedachte ich Herr an deine barmherzigkeit / und wie du allezeit geholffen hast. Ja du hast mir auch geholffen / du hast mich zur frlichen kinder-muter gemacht. Nun denke ich nicht mehr an die angst umb der freude willen / daß das

25

30

122

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

kind zur welt gebohren ist. Ja nun danke ich dir / grosser Gott: nun preise ich dich: ja ich will dich preisen / so lange ich lebe: mein mund soll deinen rům verkündigen / und meine zunge dein lob ausbreiten / so lange ein athem in mir ist. Ach! Herr / weil es je dein wille gewesen / daß du mich so hoch erfreuen wollen / so laß es auch dein wille sejn / daß mein kind / das ich von deiner gnade erlanget / frisch und gesund erhalten werde: damit es durch die widergeburt der H. Tauffe / der Christenheit einverleibet / und zum erben deß ewigen seeligen lebens gemachet werde: und wann du es also zu deinem kinde angenommen / Ach! so bewahre es auch / als ein Vater / daß ihm der bse Feind an leib und seele keinen schaden zufgen knne / vollfhre das gute werk / so du an ihm angefangen / und vermehre in ihm die gaaben deß heiligen Geistes / damit es auffwachse in deiner forcht / und tglich zunemme an weisheit / alter und gnade bei Dir und den menschen. Jm übrigen laß dir auch deine magd / die zeit meiner whrenden sechs wochen in gnaden befohlen sejn. Gib gedejen und seegen / gib gesundheit und strke / ja verleihe mir endlich einen frlichen kirchgang: damit ich auch in der Christlichen gemeine dein lob erhebe / und dir vor den leuthen danke / daß du mir so gndig gewesen: ja damit ich / nach wider-erlangten krfften / meiner Haus-haltung ferner mit nuzen vorstehen / und knfftig mein kind / als eine Gottseelige Muter / zum gehorsam deines Gttlichen willens aufferziehen mge. Darzu verleihe mir deine gnade / O Gott / umb deines lieben sohnes willen / welcher mit dir / und dem Heiligen Geiste lebet und herrschet in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

Gebtt Wann man das Kindlein zur Tauffe trgt. 30

WArhafftiger Gott / liebreicher Vater / der du uns zur zeit deß Alten Bundes zugesaget / daß wir einen frejen offenen brunnen / wider die sünde und ungerechtigkeit / haben sollen: daß du

Neues Buß- und Gebetbuch

123

reines wasser über uns sprengen wollest / auff daß wir rein wurden von aller ungerechtigkeit / und solches auch zur zeit deß Neuen Bundes gehalten / und erfüllet: Dir danke ich vor solche deine gndige erfllung von grund meines herzens / ja ich danke dir nicht allein / daß du mich durch solchen Brunnen / durch die Beschneidung unsers Heilandes / die ohne hnde geschiehet / ja durch das wasserbad der heiligen Tauffe / von meinen sünden abgesplet / und zu deiner Tochter und Miterbin deines Reiches gemacht: sondern ich bitte dich auch jezund / daß du dises mein kind / daß ich in sünden empfangen / und auß sündlichem saamen gezeuget / durch denselbigen krfftigen heilbrunnen der heiligen Tauffe / von solchen seinen sünden-fleken und erb-mlern der ungerechtigkeit abwaschen und reinigen wollest / damit es durch ablegung deß sündlichen fleisches im Geist / deinem lieben sohne einverleibet: und dein kind und mit-erbe deines reichs werde. Dann sihe / mein Vater / wie du mir dises mein kind gegeben / so übergebe ich dir solches jezund auch wider / mit herzlicher bitte / du wollest sein Vater sejn / und mit deinem eignen finger seinen namen under die zahl deiner kinder in das buch deß lebens einschreiben / damit er daraus nimmermehr vertilget werde / ja damit es dein sej / und dein bleibe ewiglich. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

20

Sprüche der H. Schrifft. Ezech. 36. 25. Jch will reines wasser über euch sprengen / daß ihr rein werdet von aller ungerechtigkeit. Zach. 13. 1. Zu der zeit wird das hauß Davids / und die burger zu Jerusalem einen frejen offenen brunn haben wider die sünde und ungerechtigkeit. Apostel-gesch. 2. 38. Thut buße / und es lasse sich ein jeder tauffen auff den nammen unsers Heilandes / zur vergebung der sünden: so werdet jhr die gabe des heiligen Geistes empfangen. Matt. 28. 19. Joh. 3. 5. Es sej dann / daß jemand gebohren werde auß wasser und geist / so kan er nicht ins reich Gottes kommen. Tit. 3. 5. Nicht umb der werke willen / sondern nach seiner barmherzigkeit machet uns Gott seelig durch das bad der widergeburt und erneuerung deß heiligen Geistes. 1. Petr. 3. 21.

25

30

35

124

 5

10

Philipp von Zesen

1. Kor. 12. 13. Wir sind durch einen Geist alle zu einem leibe getaufft; an welchem Christus das haupt ist. Efes. 1. 22. 5. 25. 26. Galat. 3. 26/27. Jhr seit alle kinder Gottes durch den glauben an Christum den Gesalbten. Dann wie vil euer getaufft sind / die haben Christum angezogen. Rom. 6. 2/3/4. Koloss. 2. 11/12. 1. Joh. 5. 7/8. Drej sind / die da zeugen auff erden: der Geist / und das wasser / und das blut / und dise dreje sind beisamen. 1. Petr. 3. 21. Welches (das wasser der Sndflut) auch uns seelig macht in der Tauffe / die durch jenes bedeutet ist / nicht das abthun deß unflats am fleisch / sondern der bund eines guten Gewissens mit Gott / durch die aufferstehung Jesu Christi.

Gebt einer Kindbetherin / Wann sie wider zur Kirchen gehen will. 15

20

25

30

GRosser Gott / gndiger barmherziger Vater / der du den menschen geschaffen zum ewigen leben / und hast jhn gemacht zum bilde / daß er gleich sejn soll wie du; ja den tod der durch deß Teufels neid in die welt kommen / durch das bittere leiden / sterben / und sighaffte aufferstehung deines lieben Sohnes / vertilget / und uns das leben widergebracht: Dir danke ich an diesem heutigen Tage vor solche deine unaussprechliche gnade / die du an mir / und meinem kinde / ja allen menschen erwisen: und stelle dir dar dises mein kind / ja dein kind / das geschpfe deiner hnde / nach deinem befehl / mit demtiger bitte / daß du es mit deinen gnaden-augen ferner anbliken wollest / und / wie du es durch die H. Tauffe in deinen Gnadenbund auffgenommen / auch also darinnen ewig befestigt sejn lassen: damit es dein eigenthumb sej / und / nach deinem willen und wolgefallen / unstrfflich vor dir wandele / und deß ewigen seeligen erbtheils / daß ihm dein lieber Sohn erworben / theilhafftig werde. Ja ich danke dir auch absonderlich / daß du mich sampt meinem lieben kinde / die ganze zeit meiner sechs wochen / gesund erhalten / und denselben gewünschten tag erleben lassen / da ich in der gemeine der heiligen niderfallen / und kniehen mag für dem HErren / und an­b⸗ten zu seiner

Neues Buß- und Gebetbuch

125

heiligen hhe / ja dir meinem GOtt lobsingen / vor alles das gute / daß du mir bis auff disen tag erwisen. Ach Herr / ich freue mich dessen / das mir geredt ist / daß wir werden in das haus deß HErren gehen / und anbten gegen deinem H. Tempel Ach! verleihe / daß dise neue freude / daß dises mein neues verlangen / und dises mein neues sehnen nach deinen lieblichen wohnungen / alle­zeit neue sej und bleibe: daß ich / und mein kind allezeit lust haben zu deiner wohnung / daß unsere seelen allezeit sehnen nach deinen vorhfen / und dein wort mit fleis und eifer allezeit hren / in reinem herzen bewahren / und stts darnach thun / so lang wir leben. Ach ja! so sej es.

 5

10

Gebtt einer Kindbetherin Wann sie jezund ihren Kirchgang hllt. HOldseeligster / Allerfreundlichster Herr Jesu / der du durch deine muter mir / und meinem lieben kinde zur nachfolge / dem Herren / deinem himmlischen Vater dargestellet worden: ich bitte dich / du wollest deine Dienerin / welche die kniehe ihres herzens vor deinem allerheiligsten namen beuget / in gnaden ansehen / und deinen Vater vor mich / und mein kind / das ich jhm jezund / in gehorsamester nidrigkeit meines herzens / vortrage / anzusprechen nicht versagen / daß er es in gnaden annehme / sich / alß ein Vater / darüber erbarme / und es ihm geheiliget sejn lasse immer und ewiglich. Du hast ja selbsten gesagt: lasset die kindlein zu mir kommen / und wehret ihnen nicht / ja daß es vor unserm Vater im Himmel nicht der wille sej / daß jemand von diesen kleinen verlohren werde. Darumb erhre meine bitte / O HErr / und laß mich nicht traurig von dir. Ja du wirst mich erhren / umb deiner gte willen / die du mir bis auff diesen Tag erwiesen / ja noch heute erweisest: in dem du Gnade verliehen / daß ich an disem tage deine heilige wohnung wider besuchen / und mit gesunden augen anschauen mgen die schnen Gottes-dienste deß Herren. Ach Herr / ich bitte dich ferner / du wollest auch deine Gnade verleihen /

15

20

25

30

126

 5

Philipp von Zesen

das ich mein liebes kind in deiner zucht und ermahnung / und in Christlichen Tugenden / zu deinen Gttlichen ehren / und zu meiner / und der meinigen freude / ja zu seiner selbsteigenen zeitlichen und ewigen wolfahrt / als eine getreue muter / wol und fleissig erziehen mge: damit wir dir danken / und deinen heiligen Namen preisen / ja deiner gte gedenken jmmer und ewiglich. Ach ja! so sej es. Sprüche der H. Schrifft.

10

Luc. 2. 22. Da die tage der reinigung Marien / nach dem geseze Moses kamen / brachten sie das kind Jesus gen Jerusalem / auff daß sie ihn darstelleten dem Herren / wie geschriben stehet im geseze des Herren.

15

1. Köstlich ists / dir Herr Gott / singen / und dir danken fr und für / Aller Orthen lassen klingen Deines Nammens růhm und zier. Morgens frh dein Gnade preisen Und deß Nachts dein Ehr beweisen.

20

25

2. Deiner Hnde Gnaden-werke / Legen mir dein Lob in mund / Weil ich deine Wolthat merke / Alle Tag / biß auff die stund / Dann du weißlich mich gregieret Durch viel Angst und Noth gefhret / A M E N .

Reis-Wagen Frommer / Gotts⸗frchtigen Wanders-Personen.

1. Buch Mos. 28. 15. Spricht GOTT zu dem H. Patriarchen Jakob / als er in Meso­ potamiam verreiset: Sihe / ich bin mit dir / und will dich behten wo du hinzeuchst / und will dich wider herbringen in diß Land / dann ich will dich nicht lassen / bis daß ich thůe alles / was ich dir geredt habe.

 5

10

128

Philipp von Zesen

Gottseelige Gedanken Reisender Personen.

 5

10

15

20

25

30

WJe kan man sich besser auffs Land begeben / als wo Gott selber thut einen Gefrten abgeben / wo Gott ist / da ist das hchste Gut / welches als ein lebendige kwelle von lauter guts fr und fr fliessen thut. Wo Gott ist / da ist der rechte Brunnen deß Heils / welcher deß Tages allen durstigen und hlffbedrfftigen Trost-wassers gibet die Flle / und doch auch deß Nachtes niemanden lr hinweg lsset / sondern ohn auffhren von Barmherzigkeit kwillet. Wo Gott ist / da ist die rechte Hlffe der Ellenden / der beste Trost der Betrbten / der angenehme Schaz der Verlassenen / die krfftige Labsal der Mhseeligen / der erwnschte Schatten der Mden / der ohnfehlbare Wgweiser der Jrrenden / der strkeste Beschirmer der Bedrngten / und also der außerwehlte Gefrt der Reisenden. Wie kan man sich dann besser auffs Land begeben / als wo Gott selber thut einen Gleitsman abgeben: Wo Gott ist / da ist sein außge-rekter starker arm / welcher die kinder Jsrael auff ihrer rise durch das rote Meer gefhret / und wider ihre mchtige Feinde / die Egypter beschirmet hat. Wo Gott ist / da ist seine rechte hand / welche alles / was uns widriges zustehet / wenden und ndern kan. Wo Gott ist / da ist auch GOttes finger / welcher auch unsere Geistliche Feinde / die bse Geister vertreiben / und allenthalben auch mitten im Meer eine ebene Bahn machen kan. Wie kan man sich dann abermaln besser auffs land begeben / als wo Gott selber thut einen Führer und Wegweiser abgeben: Wo Gott ist / da ist sein schatten / under welchem alles fleisch schuz und schirm haben kan. Ja wo Gott ist / da seind seine heilige Engel / welchen er befohlen über uns / daß sie uns auff den hnden tragen / auff allen unsern wegen / daß wir unsern fuß nicht an einen stein stossen; Darumb so laßt uns Gott nemmen zum Gefrten / und damit auch heut disen tag walfahrten: Laßt uns heut disen Gleitsman gebrauchen / und darauff fortreisen mit gutem

Neues Buß- und Gebetbuch

129

vertrauen: Laßt uns diesen Fhrer und Wgweiser ersuchen durch das Gebtt / so wird auch all unser thun und lassen / handel und wandel von rechten statten gehen.

Andacht und Gebtt Zu anfang der Rise. GEtreuer Gott / gtiger Vatter / der du den menschen erforschest und prffest / daß du auch seine Gedanken verstehest von ­fehrne / Er size nun oder stehe auff / so weistu es. Er gehe oder lige / so bistu umb jhn / und sihest auff alle seine wege / daß du nicht bedarffst jemand zu fragen / noch auch von nthen / daß mans dir der lnge nach erzehle und fürtrage. Eine Reise habe ich zwahr vorgenommen / kan aber ohne deinen segen solche nicht vollbringen: Dann ich weiß HErr / daß deß menschen thun nicht in seiner gewalt / noch in jemandes andern macht / wie er wandele oder seinen gang richte / stehen thut. Darumb so komme ich zu dir / und bitte demtiglich / laß mich gnade finden vor deinen augen / und gib glk zu solcher meiner Reise. Segne meinen außgang / gib glük zu meinem fortgang / und benedeje meinen heim-und-eingang / daß ich wol außziehen / die Reis glüklich verrichten / und endlich mit guter verrichtung frisch und gesund widerumb anheimsch kommen mge. Dir befehle ich meinen schwachen leib / und meine matte seele / Laß sie dir jez und allezeit die ganze Rise treulich befohlen sejn. Dir befehle ich meine lieben angehrigen und hinderlassenen: Sorge du für sie / daß sie in meinem abwesen nicht meinen / sie sejen verlassen. Dir befehle ich mein haab und gut / schüze dasselbe hier und dort / daß mir nirgend kein schaden widerfahren mge. Ja dir / O Herr / befehle ich meine Ampts-geschäffte und Beruffswege / seegne dieselbe / daß ich sie allenthalben wol verrichten knne. Auff deinen Namen ziehe ich dahin / laß mich deine heilige Engel auff dem wege beleiten wie Tobiam / underwegen vor gefahr beschüzen wie Elisam / auff dem Jrrwege

 5

10

15

20

25

30

130

 5

10

15

Philipp von Zesen

trsten wie Hagar / zu nacht auff der Rise mich erfreuen wie Jakob / und bejdes deß Tages und Nachtes auff allen meinen wegen und stgen fhren wie die Kinder Jsrael auff ihrer schwren Rise auß Egypten durch die Wsten in das land Canaan. Dir Gott Vater vertraue ich mich / weil du mich so wunderlich geschaffen / und bis dahero so Vterlich erhalten / so wirstu mich auch weiters in meinem leben zuversorgen wissen. Dir Herr Jesu Christe ergib ich mich / weil du mich auß der sünden / teuffels und todes gewalt erlset / so wirstu mich auch wüssen auß der hand der menschen zu erretten. Vnd mit dir O heiliger Geist trste ich mich / weil du mich bishero in alle warheit geleitet / so wirstu mich noch weiters auff den rechten wegen und stgen zu begleiten wissen: Biß ich endlichen auch zu seiner zeit in deiner krafft durch Christum Jesum unsern Heiland / alß den einigen weg zum vatter / risen werde zu jhm in das himmlische vatterland / Amen.

Tgliches Morgen-gebtt Eines Reisenden. 20

25

Christlicher Wunsch. Der Allmchtige Gott und vatter / fhre mich sein Kind / bej der rechten hand auff allen ordentlichen Stgen. Christus Jesus / der himmlische Gleitsman / erkwike mich durch sein holdselig Gesprch auff allen meinen Beruffs-­ wegen. Gott der heilige Geist leite und strke mich mit seinem Gttlichen Trost / daß ich nicht abtrette von den ordent­ lichen Stgen noch jrgends weiche von meinen heilsamen Beruffs-wegen.

ALlmchtiger / ewiger Gott durch dessen krafft alle ding erhal30

ten / durch dessen fürsichtigkeit alle ding regieret werden / der du nicht allein auff dem unebnen Land / sondern auch auff dem wil-

Neues Buß- und Gebetbuch

131

den Meer sichern weg geben und schaffen kanst. Jch rffe dich an abermalen bej meinem auffstehen und außgehen / daß du meinen gang von oben herab segnen / und meinen Fuß also gründen wollest / daß er gewiß wandlen / und nicht jrren mge / deine vtterliche Gte hat mich diese Nacht wunderlich beschüzet / daß ichs nicht gnug rühmen kan / und deine grosse Frsichtigkeit hat mich biß dahero also regieret / daß ichs nicht aussprechen mag. Deinen heiligen Namen wil ich allezeit hierüber preisen / mein Gott / laß mich nun auch bej dieser Reise nicht steken in der Noth. Jn deinem Nammen hab ich mirs fürgenommen / Jn deinem Nammen wil ichs auch jezt und allezeit anfangen / biß daß ichs auch in deinem Nammen glüklich vollenden werde. Hiermit walts in Gottes Nammen / der da ist über uns allen / und durch uns allen / und in uns allen. Mein Leib uns Seel / sampt allem was ich habe / befehle ich in deinen schuz / gesegnet sej mein Eingang und Außgang nach dem gndigen willen Gottes / durch den hingang Christi zum Vatter / in der krafft des H. Geistes / Amen.

 5

10

15

Tgliches Abend⸗gebtt Eines Reisenden. Andächtiger wunsch. Die Gte Gottes / welche deß Morgens ne / und deß Abends nicht welk wird / seje auch diesen Abend / wie deß ­Morgens auff allen Wegen und Stegen mit mir. Die gnade Jesu Christi / welche bej der Sonnen untergang sich gleichwol bej allen Gottsfrchtigen herzen findet im Auffgang / wolle auch bej mir in der frmbde noch weiters auffgehen / weil die Sonne nunmehr mir wil untergehen. Vnd die Gemeinschafft deß H. Geistes / welche zu Nacht erkwiken und trsten kan wie bej dem Tag: die wolle im finstern mit dem Liecht der gttlichen warheit und fürsichtigkeit nicht weichen / wie das Sonnen-liecht mit dem Tag / sondern bej mir bleiben auch in der Nacht / und uns also

20

25

30

132

Philipp von Zesen

regieren / daß wir mit Leib und Seel GOtt befohlen / in dem schuz deß Allerhchsten allenthalben sicher / freüdig und getrost ruhen und schlaffen mgen / Amen.

ES ist ein kstlich ding dem Herren danken / und lobsingen sei 5

10

15

20

25

30

nem Namen deß Morgens seine Gnad / und deß Abends seine warheit verkündigen: Dann was er deß Morgens verheisset / thut er zu Abend nicht lugnen / was man deß Morgens erbittet / thut er den Tag über biß auff den Abend erfüllen. Vnd wie man deß Morgens thut zu Gott in Himmels-spiegel sehen / also thut er deß Abends wider herauß schauen. Seine Augen seind recht holdselig gegen denen / welche seine Hulde suchen / seine Lippen freündlich gegen denen / die sich nicht feindlich wider jhne halten / und seine Ohren stehen jmmer willfrig und offen gegen die / so jhne mit offenem bußfertigem herzen anruffen. Es ist ein kstlich ding auch deß Herren gedenken / und jhme danken / seiner aber darbej auch nicht vergessen / und anruffen seinen heiligen Nammen / deß morgens seinen Schirm und deß nachts seinen Schatten suchen. Dann wen der Herr beschirmet / der ist beschirmet / und wer under dem Schatten deß Allmchtigen bleibet / der spricht getrost zu dem Herrn / meine Zuversicht / und meine Burg / mein Gott / auff den ich hoffe. Dann er errettet mich vom Strik deß Jgers / und von der schdlichen Pestilenz. Er wird dich mit seinen Fittichen bedeken / und deine zuversicht wird sejn under seinen flügeln / seine Wahrheit ist schirm und schild / daß du nicht erschreken mssest fr dem grauen deß nachts / fr den pfeilen / die deß tags fliegen. Fr der pestilenz die im finstern schleichet / für der seuche die im Mittag verderbet. Ob tausend fallen zu deiner seiten / und zehen tausend zu deiner rechten / so wird es doch dich nicht treffen. Ja es ist ein kstlich ding deß Herren gedenken / und jhme danken / seiner aber darbej auch nicht vergessen / deß morgens seine snde / und deß nachts seine übertrettung bekennen Dann wer da saget er habe keine snde / der betrieget sich selbst / und wer seine bertrettung lugnet / dem wirds nicht gelingen. Da

Neues Buß- und Gebetbuch

133

wirs solten verschweigen / wurden unsere mde gebeine durch die nachtruh sich nicht erholen / sondern vielmehr verschmachten / weil Gottes hand tag und nacht schwr ist ber den Bußfertigen / seine hand druket sie / und die snde ngstiget sie / wann das Gewissen auffwachet / so ist kein Fried in ihren Gebeinen vor ihrer snde. Darumb wol dem menschen / dem die bertrettung vergeben seind / dem der Herr die missethat nicht zurechnet: Also ist gut deß Herren gedenken / also ists kstlich dem Herren danken / also ists lblich lobsingen seinem namen / deß morgens seine gnad / und deß abends seine warheit verkndigen. Also wollen wir auch jezund deß Herren gedenken / für alle seine wolthaten jhme danken / und darneben auch unser nicht vergessen.

 5

10

Tgliches Gebtt Eines Risenden zu wasser. ALlmchtiger

GOTT / barmherziger Vater / der du fassest das wasser zusammen / und fhrest auff den fittigen deß windes: Dir befehle ich meinen leib und meine seele / dir ergebe ich mich ganz und gar in deine gnade: und bitte deine grundlose gte / du wollest dise meine rise / die ich in deinem namen angefangen / gndiglich segnen / unser schifflein mit deiner weisheit fhren / durch deine auffsicht bewahren / und für allem unglük gndiglich behten. Gib uns ein bekwmes wetter / einen guten wind / und einen geraden gang / daß wir ohne einigen anstos / unsere rise glüklich verrichten / und auff keinerlej weise beschdiget werden. Jnsonderheit aber strke meinen schwachen Glauben durch deinen heiligen Geist / daß ich allezeit ein festes vertrauen zu dir habe / und nimmermehr kleinmtig erfunden werde: daß ich meine zuversicht allein auf dich seze / und in gewisser bestndigen hoffnung / mich versichert halte / du werdest uns durch dises wilde wasser auff deinen hnden tragen / und das land / dahin wir zu schiffen gedenken / frlich betretten lassen. Ach! Herr / hilff: Ach! Herr / laß es wol gelingen: Ach! Herr / the es / umb dein selbst

15

20

25

30

134

Philipp von Zesen

willen / ja umb der ehre deines herrlichen namens willen / dem ich danken werde / so lange ich lebe. Ach ja! so sej es.

Gebtt Zur zeit deß Sturms.  5

10

15

20

25

30

HErr Jesu / mein erlser / und mein Gott / der du die winde bedreuest / und das Meer zu deinem gehorsam treibest: zu Dir seuffzet meine seele / zu dir komme ich mit gebogenen kniehen / und bitte demtiglich / du wollest mich erhren. Ach erhre mich mein Gott: Ach Herr / hilff: eile mich zu retten / dann das wasser gehet mir bis an die seele: die wllen deß todes haben mich umbgeben / und druen mich zu verschlingen. Gebeut den winden / daß sie stille werden: bedrue die wllen / daß sie sich legen / und laß ab mit deiner ungnade von uns / ehe wir verderben: damit wir deinem namen danken / daß er so trostlich ist: damit wir deine gte rhmen / und deine gnade preisen / so lange wir leben. Wer wird dir / O Herr / danken / wann ich tod bin: wer wird deine ehre verkündigen / wann ich nicht mehr funden werde im lande der lebendigen? Ach Herr / gedenke doch an deine gte / gedenke doch an deine barmherzigkeit / und laß mich nicht verderben in meinen sünden / die nichts als deinen zorn und deine ungnade verdienet. Gedenke / daß ich ein gebrechlicher mensch bin / und ohne dei⸗ne gnade nichts thun kan / als eitel sünde. Darumb verfahre mit mir nicht nach dem scharfen rechte deiner gerechtigkeit / sondern erzeige mir barmherzigkeit und gnade / und vergib mir meine sünde / vertilge meine missethat / und wirff sie in die tieffe deß Meers. Ja / wann du jezund je das verderben ber mir verhngen woltest / so laß nur disen nichtigen leib verderben / die seele aber in deinem schoße leben: damit sie deine ehre erhebe / deine gte preise / und deiner gnade danke in ewigkeit. Ach! Herr / sej mir armen sndern gndig: Ach Herr / erbarme dich meiner / umb deines bittern leidens und sterbens willen. Ach ja! so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

135

Danksagung nach überstandenem sturme. HErr / allmchtiger Gott / barmherziger Vater / ich danke deiner

grundlosen barmherzigkeit / daß du uns und unser schifflein auß diser gefährlichen noht / die uns augenbliklich den undergang druete / so gndiglich errettet / und auß dem schlunde der hllen gerissen / der seinen mund auffgesperret / uns zu verschlingen. Ach Herr / wie groß ist deine gte / wie unaussprechlich deine gnade / wie unermslich deine barmherzigkeit. Jch hatte deinen zorn / und deine straffe durch meine so vielfltige můtwillige sünden verdienet / und du hast mir durch deine so vielfltige gutwillige barmherzigkeit gnade erwisen: ja sothanig / daß du mir dein zorniges angesicht nur darumb weisen wollen / daß ich von sünden ablassen / und deine straffe frchten / daß ich fromm werden / und mich zu dir / meinem Gott / von ganzer seelen bekehren mchte. Ach Herr / bekehre mich dann nun / so werde ich bekehret. Zeige du mir den weg / den ich wandeln soll / damit ich deinen namen frchte. Gib / daß mir stts vor augen schwebe solches dein zorniges angesicht / daß du mir jezund gewiesen: damit ich durch bertretten / deinen gndigen anblik / mit dem du mich wider erfreuet / nicht fehrner verscherze / und endlich ganz in ungnaden dahin falle. Ach Herr / ich bin ja dein: ich bin ja dein kind / welches du so hoch geliebet / daß du deinen einigen Sohn umb meinet willen in dise welt gesandt / und jhn umb meinet willen sein blut für meine sünde vergiessen lassen. Hastu mir nun so vil unaussprechliche gnade erwisen / daß du auch deines lieben sohnes nicht verschonet / sondern ihn fr uns alle dahin gegeben: Ej! so erzeige mir auch diese Gnade / und gib mir zu deinen Heiligen Geist / daß er mich durch wahren Glauben strke und erhalte zum ewigen leben. Ja verleihe gndiglich / daß ich mein gewerbe zu deinen ehren / und zu meinem und meines nchsten nuzen wol verrichte: und nichts the / rede / handele oder schaffe / dann dasselbe / was dir gefllig: und so befehle ich dir alles in deine

 5

10

15

20

25

30

136

Philipp von Zesen

hnde: schike du es / wie du wilst / und laß mich nimmermehr zu schanden werden. Ach ja! so sej es.

Gebtt Wegen Krankheit auff der Rise.  5

10

15

20

25

30

Barmherziger GOTT immlischer Vater / der du selber zu dei-

nem volk / denen vom hause Jsrael auff ihrer grossen Rise auß Egypten durch die Wsten in das verheissene land Canaan gesaget: Jch bin der Herr euer Arzt / und damit verheissen / daß du sie vor Krankheit auff dem wege / und in dem lande bewaren / oder aber wann sie damit angegriffen wurden / widerumb heilen / und von jhrer Krankheit durch die erwünschte Gesundheit underwegs und daheim gndiglich erlsen wollest. Jch kranker Bilger und Risman bin zwar nicht vom Geschlecht Jsraels nach dem Geist / als der ich auch seines Glaubens bin / und vertraue allein auff dich / mein Gott / der gewissen hoffnung / was du zusagest knnest und werdest du auch thun. Darumb so komm ich auff diser meiner ­Rise / umbgeben mit schwachheit / zu dir / als meinem himmlischen Arzet / und bitte demtiglich / laß disen deinen Namen auch an mir groß und berhmet werden. Heile du mich Herr / so werde ich heil trste du mich / so werde ich getrost / hilff du mir / so wird mir geholffen. Dann es ist ja sonst kein anderer hort / ich weiß auch keinen. Auff deinem namen bin ich bej diser rise außgezogen. Ach laß mich zu ehren deines großmchtigen namens auch gesund wider heimkommen. Nun bin ich von Freunden (Vater und Muter) verlassen / Ach Herr nimm du mich auff. Es fehlet mir an weisem Rhat / und noch viel mehr bej frmden leuthen an der that / daß jedermann erkenne / wie du an allen enden helffen knnest. Gedenke jezund nicht meiner sünden / die ich daheim oder auf der rise begangen / stelle nicht meine missethat für dich / noch meine unerkannte sünde ins liecht für deinem angesicht / dann so du wilt sünde zurechnen / wer wird vor dir bestehen / oder seinen weg knnen fortgehen. Bej dir ist die vergebung / daß man dich

Neues Buß- und Gebetbuch

137

frchte / darumb so bitte ich / vergib mirs / O Herr / vergib mirs / und laß die straff der sünden mich jez nit überfallen / noch ewiglich auff mir bleiben / sondern hilff mir unwrdigen nach deiner grossen barmherzigkeit. Gedenke an die gehorsame rise deines lieben Sohnes / meines Heilandes Jesu Christi / welcher dir fr mich gehorsam gewesen bis zum tod / ja bis zum tod deß kreuzes / und durch disen seinen hingang zu dir seinem und unserm vatter / mich armen snder gleich wie andere vershnet hat. Auff disen deinen sohn wende deine augen / und rechne mir meine sünde nicht zu / weil ers ihm selber zugerechnet / und alß das Lamm Gottes getragen hat. Laß aber dise meine schwachheit mir sejn ein heilsame errinnerung / daß ich auch der rise zu dem ewigen leben nicht vergesse / auff allen wegen und stegen mich dir befehle / und jmmerdar in der Bußfertigkeit zu einer seligen hinfahrt auß diser welt bereit halte. Sende mir nach deiner vtterlichen verheissung / durch Christum deinen sohn / den Trster den H. Geist / daß er mich in alle warheit leite. Jch bin sonst wie ein verirret schaf / ein jeglicher sihet nur auff seine wege / darumb so suche Herr deinen knecht / laß deine krafft in mir schwachen mchtig werden / deinen H. Geist auffhelffen meiner schwachheit / und mich selbsten vertretten bej dir mit unaussprechlichen seuffzen. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

20

Andchtige Gebtt / und Himmel-schrejende Bůß⸗ thrnen der Kinder Gottes in der streitenden Kirchen hier auf erden zur zeit deß Donner⸗wetters / Krieges / und Hungers-noht: Wie auch Sterbenslufen.

Psalm. 37. 19.20. Die frommen werden nicht zuschanden in der bsen zeit / und in der teurung werden sie genug haben.    

 5

10

140

Philipp von Zesen

Gebtt / Zur zeit deß Donners und Vngewitters.

 5

10

15

20

25

30

Herr Gott mein Vater / behte mich. Herr Gott mein Heiland / erkwike mich. Herr Gott mein Trster / erfreue mich jezt und allezeit / in dem Ungewitter und Donner-wetter / daß ich mich nicht zu sehr frchte / an deiner hülffe nicht zweifle / und mir nichts weder an leib und seel / und allem was ich habe / schdliches widerfahren mge.

ALlmchtiger / grosser GOtt / grund-gtiger Vatter: wann du don-

nerst im Himmel / so entsezt sich mein herz / und bbet: wann du deinen bliz scheinen lssest auff die ende der erden / so werden wir mit angst umbfangen: forcht und zittern umbgiebet uns / ja die seulen deß Himmels selbst zittern / und entsezen sich vor solchem deinem schelten. Ach Herr / sej gndig / und wende deinen grimm: gedenke an deine barmherzigkeit / die von der welt her gewesen ist / und an deine gte / die du uns ehmals erzeiget. Wann du mit uns handeln woltest nach unsern sünden / und uns vergelten unsere missethaten / wer wurde vor dir bestehen? Darumb bedeke sie durch deine gnade / vertreibe sie / wie der wind vertriben wird: und laß ab zu straffen dein erb-theil / und deinen grim außzugiessen über die schafe deiner weide. Ja behte unser haus und hof / und alles / was wir von deiner milden hand empfangen / vor allem unglük: und laß uns hierdurch zur busse ermuntert / und vom gottlosen wesen abgeschreket / ja zur wahren GOttes⸗forcht angemahnet werden. Ach Herr hre; Ach Herr sej gndig; Ach Herr merke auff / und erbarme dich unser / umb deinet willen / ja umb deines lieben Sohnes willen / der sich selbst fr uns zur vershnung gegeben / und außgelschet die handschrifft / so wider uns war. Doch / Herr / ich bin bereit. Komm / wann / und wie du wilst: aber erbarme dich meiner seelen / und laß sie deinen ewigen Donner nicht treffen: laß sie nicht verstossen werden von deinem Heiligen Angesicht / wann das Gerichte deines Sohnes ergehen

Neues Buß- und Gebetbuch

141

wird. Ach! HErr / hilff mir in meiner lezten stunde: Ach! HErr / be­ gnadige mich: Ach! HErr / mache mich seelig. Ach ja! so sej es. Sprüche der H. Schrifft. Psalm. 18. 14/15. Der Herr donnerte im himmel / und der Hchste ließ seinen Donner auß mit hagel und blizen: Er schoß seine strahlen und zerstreuete sie: Er ließ sehr blizen / und erschrekte sie. Sir. 39. 35/37. Feuer / hagel ist alles zur rache geschaffen: mit freuden thun sie seinen befehl / wo er ihrer bedarff auff erden. 43. 16/17. Er macht durch seine Krafft die Wolken dike / daß hagel heraus fallen: sein donner erschrket die erde.

 5

10

Christliche Gedanken und Gebtt Bej langwirrigem gefhrlichen Donner⸗wtter. Gott der Vatter der kein lust hat an unserm verderben / erhalte uns im Leben und sterben. Jesus Christus der ein Herr ist über Leben und Tod / errette uns auch in diser gegenwertigen noht. Gott der H. Geist / unser höchstes Gut / gebe uns Trost / Freüd und Můth / daß wir jezt und alle zeit / uns getrost auff unseren Gott verlassen / und vor dem wtter nicht zu sehr frchten / sondern in seinen willen ergeben / darauff bußfertig leben / vor der sünden hinfüro erschreken / den Donner seines worts fleissig hren / und uns in allem darnach bekehren / Amen.

ACh liebe Seele / hre / dann dein Gott lsset sich auch hren. Hre wie dein Gott in den wolken donnert / und die Himels-krften beweget / das ganze Erdtrich erschriket und ist stille / warum woltest du dann nicht auch still sejn / und hren was der Herr dein Gott in seinem Gezelt mit dir reden thut. Sein Ge⸗zelt umb jhn hr ist finster / und schwarze dike wolken / darinn er verbor-

15

20

25

142

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

gen ist / die Stimm des Herren gehet auff den wassern / der Gott der Ehren donnert / der Herr auff grossen wassern. Hre deines Gottes grosse Macht welcher den Himmel zum stul / und die Erden zum Fuß-bank hat / und zu gleich Himmel und Erden bewegen kan. Hre deines Gottes grosse Majestt / als dem alle Creaturen gehorsamen mssen / Feür / Hagel / Bliz und Schnee / welche seinen Befehl außrichten. Hre Gottes feürbrennenden zorn / wie er / der Herr / donnert im Himmel / und seinen Donner außlsset mit Hagel und Blizen. Er schiesset seine Stralen / und zerstreüt darmit seine Feinde / er lasset sehr blizen / und erschreket sie. Hre meine Seele / daß dich Gott auch hre / ist nicht sein wort wie ein feür / und wie ein Hammer / der Felsen zerschmeist? Darum so demütige dich und komme für sein Angesicht mit zerschlagenen herzen. Hastu nie gehret / daß seine Augen sehen nach dem glauben? Wie kanstu dann besser thun als in disem Vngewitter mit kindlichem vertrauen auff deinen himmlischen Vatter schauen? Hastu nie gelsen / daß der Herr nicht lust hat an unserm verderben / sondern wil / daß wir uns bekehren und leben. Warum soltestu dann nicht mit bußfertigem herzen dich jhme ergeben? Sein zorn wret ein Augenblik / deß Abends lang laßt er uns weinen / aber des Morgens ist seine Gte wider neü / dann nach dem ungewitter lsset er die Sonne wider scheinen / und nach dem zagen / heülen und weinen überschüttet er die seinen mit Freüden. Darum gleich wie dein Gott sich lsset hren mit seinem donner hierunden auff erden / also schike du den donner deß Gebtts hinauff in Himmel / und bitte / daß dich dein Gott auch erhre / bitte aber auch als ein gerechter bußfrtiger / mit vershntem herzen und ernstlich / so wird es nicht lr abgehen / dann das Gebtt deß gerechten vermag viel / wann es ernstlich ist.

O Du grosser und schrklicher Gott / der du ehrest die dich ehren / und verachtest die dich verachten. Jch vermag nicht zutra-

Neues Buß- und Gebetbuch

143

gen die stimme deines Majesttischen Donners / mein herz bbet / mein krafft thut mich verlassen / und ist mir fast angst / daß ich nicht weiß wohin ich mich in disem Donnerwetter wenden solle. Dich meinen Gott habe ich nicht recht geehret / wie soltest du dann mich jezund wider ehren und erhren. Dein wort habe ich verrachtet / wie soltest du dann jez meiner achten. Ach Herr / gedenke nicht / sondern denke / so wird meine sach wol außgericht. Gedenke nicht meiner ungerechtigkeit / denke aber an deine grosse barmherzigkeit. Wurde es auch deinem Namen rhmlich sejn / wann du mich / dein Kind verliessest? Wurde es deiner Ehre frderlich sejn / wann du mich in sünden verderbtest? Bin ich schon zuvor gewesen dein ungehorsames Kind / so komm ich doch anjezo zu dir als ein bußfrtiges Kind / mit zerschlagenem Geist und Herzen. Ach lieber himmlischer Vater / nimme auff dein Kind / das du gemachet hast / bewahre dein Gut / das du erkauffet hast / beschirme under dem schatten deiner flügel dein armes schfflein / welches du mit dem blut deines lieben sohnes gezeichnet hast. Wie zur zeit deß ungewitters die kinder fliehen zu ihrem vater / also fliehen auch wir zu dir unserm Gott und Vater / von alters her ist das dein name. Wie die tublein im Donnerwetter sich verkriechen in die Steinrizen / also verberg ich mich in die erffnete seithen meines Heilandes JEsu Christi. Vnd wie die hnlein sich begeben in dem regen under die flügel der Glukhennen / also begib ich mich wider Donner / Bliz und hagel under den trostreichen schuz deß H. Geistes. Herr mein Gott / behte auch was mir zugehrig ist / vor schaden deß wetters / und vor dem schiessen der feurigen stralen / biß du eine feurige maur umb uns her / laß deine gte und treu uns allweg behten / auf das wir vor unfal sicher sejn mgen. Ach Herr / bewahre auch die frchte auff dem Felde / die einwohner deß Landes / die burger der Statt / und alles was uns angehrig ist / dann wo du Herr nicht das Feld bauest und behtest / so arbeiten umbsonst / die daran bauen / wo du nicht Statt und Land bewarest / so sind unsere wchter und mauren umbsonst. Dann was sollen wir menschen außrichten wider hagel und

 5

10

15

20

25

30

35

144

 5

Philipp von Zesen

donner? Was sollen thürn und mauren vermögen wider die Feurschiessende stralen? Alles was hoch ist / muß dardurch ernidriget werden / und was erhaben ist / muß damit gedemtiget werden: damit man erkenne / daß der Herr allein groß sej / und der hchste in aller welt: Dir gebühret růhm und preis / forcht und ehre / lob und dank / von nun an bis in ewigkeit / Amen.

Dank-gebtt / Nach dem Donner⸗wetter. O 10

15

20

25

30

Hülffreicher / getreuer GOtt / gelobet sej dein großmchtiger Name / gepreiset sej deine wunderliche Gte / gerhmet sej deine grundlose barmherzigkeit / dann wann du zrnest / erzeigest du gnad und gte / und in der trbsal vergibestu sünde / denen die dich anruffen. Vnsere missethaten htten zwar verdienet / daß du uns knnen ein schdliches wetter zu lohn geben / und unser ungehorsam were wol wrt gewesen / daß du unser Gebtt nicht erhret httest. Dann wir auch offt den donner deines Worts veracht / oder wann wir schon darüber erschroken / doch nicht lang daran gedacht Den heilsamen regen deiner gnadenreichen Lehre haben wir fahren lassen / und dich damit genhtiget / daß du deine grosse Majestt uns auch mit grossem schreken mssen offenbaren. Nun aber du erkennest / was fr ein gemcht wir sind / und daran gedenkest / daß wir nur staub sind / daher nicht immer hadern / noch ewiglich zorn halten wilt / sondern so hoch der Himmel über der Erden ist / deine gnad lssest walten über die / so dich frchten / und so fehrn der morgen ist vom abend / unsere bertrettung von dir sejn. So danken wir darber deinem großmchtigen namen / und preisen darumb deine barmherzigkeit / weil wir nicht rhmen knnen unsere gerechtigkeit. Nicht uns Herr / nicht uns / sondern deinem Namen gebürt die ehre / umb deine gnade und warheit. Du hast unser leib und seel / haus und hof / hab und gter / statt und land beschüzet in diesem grossen sturmwetter / darinn uns sonst niemand beschüzen knnte. Du

Neues Buß- und Gebetbuch

145

hast auch widerumb das schrekliche donnern und blizen abgewendet / daß wir mit aller unser macht nicht abwenden knnten. Vnd du hast durch deinen starken beistand uns getrstet / da menschliche weisheit uns weder helffen noch trsten konnte. Verleihe Herr Gott und Vater / daß wir diß donnerweter nicht gleich vergessen / sondern deiner grossen gewalt und Majestt je lnger je mehr nachdenken / darüber dich kindlich lernen frchten / in kindlicher forcht herzlich lieben und in herzlicher liebe bestndiglich anruffen und ehren: Auff das wir den donner deines worts hinfüro andchtiger hren / und der regen deiner heilsamen lehre seel und geist durchdringe / damit unser herz-land sein gewchs gebe / und hundert-fltige Frücht bringe. Gib uns auch deinen H. Geist / der uns fhre auff ebener bahn / und leite auff dem schmalen weg zu der engen himmels⸗pforten / damit / wann die erscheinung deines lieben sohns Jesu Christi unsers Heilands sejn wird wie der bliz / welcher scheinet vom aufgang bis zum nidergang wir alßdann auch bereit sejen / und mit freuden anhren mgen seine stimme / auch darauff als deine gesegneten eingehen in das Reich / welches uns von Dir bereitet ist von anbegin der welt: Das gib und verleih uns hochgelobter Gott und Vater / durch Christum Jesum / in krafft deß H. Geistes / Amen.

 5

10

15

20

Tgliches Gebtt Vmb erhaltung der Früchte deß Feldes. HErr / himmlischer Vater / der du feuchtest die berge von oben

her / und machest das land voll früchte / die du schaffest: ich bitte deine grundlose barmherzigkeit / du wollest den brunn deiner liebe nicht vertruknen / und die bach deiner mildigkeit nicht verstopfen lassen: sondern uns mit deiner gnade erfüllen / mit deiner güte segnen / und unsern Feldern ein fruchtbares Gewitter zu rechter zeit nicht versagen. Behte ihre früchte für hagel und schlossen / für plaz-regen und unwetter / für raupen und anderm schdlichen

25

30

146

 5

10

Philipp von Zesen

gewürme / für nacht-frsten / und allem / was ihnen am wachsthum hinderlich sein mag. Laß die lufft herwehen deinen seegen / und dein gedejen vom Himmel trieffen. Sage zu den hügeln / sejt fruchtbar: und zu den tählern / gebet herfr eers vermgen. Thüe auff deine milde hand / und laß uns sttigen mit deinem seegen: Miß uns nicht nach dem maß unserer ungtigkeit / damit wir dem nohtdrfftigen nchsten gemessen / sondern nach dem maße deiner gtigen mildigkeit / welches überhuffet mit deinen gaben. Ja erfülle uns frhe mit deiner gnade: so wollen wir rhmen und frlich sein unser lebenlang. Ach ja! so sej es.

Tgliches Gebtt Umb Friden / zur zeit deß Kriegs. ALlmchtiger / 15

20

25

30

ewiger GOtt / du Vater deß Fridens: wir / deine betrbte kinder / klagen dir unsere noht / die uns betroffen: wir schütten aus vor deinem H. angesicht / die angst unserer seelen / die uns überfallen / und bitten demtiglich / du wollest uns mit deiner errettung erscheinen. Ach Herr / der du uns gezüchtiget / der du krieg über uns kommen lassen / und unser land heimgesuchet: erbarme dich doch wider: Ach erbarme dich / und gib uns wider deinen gndigen Friden / ja trste uns wider mit deiner hülffe. Ach! mein Gott / sihe doch an / wie unsere Felder verwstet / wie unsere ker voll jamers / und unsere einwohner voll kummers stehen: unser gut ist hin / unser blut ist hin / ja unser můt ist hin: wir essen unser brot mit forcht und zittern: wir mischen unser trank mit weinen. Wir hatten zwar mit unsern sünden vilmehr verdienet / als dise růten der züchtigung / damit du uns / als ein Vater seine kinder / zum gehorsam antreiben wollen: aber dein Vatter-herz ist noch so hart nicht erzrnet gewesen / daß es uns gar zu grunde vertilget. Auch leben wir noch der guten zuversicht / es werde deine hand sich endlich lassen ablenken / die Zorn-růte über unserm lande weg zuziehen. Hastu gesehen unsere verbrechen und unsere sünde / und uns deßwegen geplaget: Ej / so sihe

Neues Buß- und Gebetbuch

147

doch nun auch an unsere reue / unsere busse / die dir besserung unsers lebens verheisset / ja / wo dise bej dir zu wenig / so sihe doch an das verdienst deines lieben Sohns / und vergib uns / umb seines bittern leidens und sterbens willen alle unsere sünde: ja gib uns die krafft deines heiligen Geistes / daß wir mit herzlicher auffrichtiger busse und besserung unsers lebens / dir in solche deine Kriegs-růten fallen / und den segen deines Fridens über uns wider erlangen: damit wir dir ungehindert dienen / dein haus in gutem wolstande besuchen / und unsere nahrung / zur erhaltung unsers zeitlichen lebens / in guter růhe wieder erneuern mgen. Darzu verhilff uns / O du Gott deß Fridens / du Vater der růhe / du Geber alles guten / umb deines lieben sohnes / unsers ewigen Fride⸗fürstens willen / welcher mit dir / und dem H. Geiste / in unzertrennter friedlichen einigkeit / lebet und herrschet in ewigkeit. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

Sprüche der H. Schrifft. Psalm. 27. 3. Wann sich schon ein heer wider mich leget / so frchtet sich dannoch mein herz nicht / wann sich krieg wider mich erhebet / so verlaß ich mich auff Jhn. Jer. 15. 3. Jch wil sie heimsuchen mit vielerlei plagen / spricht der Herr: mit dem schwert / daß sie erwürget werden / mit hunden / die sie schleiffen sollen / mit den vogeln des himmels / und mit den thieren auf erden / daß sie gefressen / und verwset werden sollen. Psalm. 46. 9/10. Kommet her / und schauet die werke des Herren / der auff erden solches zersthren anrichtet: der den kriegen steuret in aller welt / der bogen zerbricht / spieße zerschlgt / und wagen mit feur verbrennet. Hos. 2. 18. Judit. 9. 9. Joh. 5. 15/20. Der Herr hilfft dem armen von dem schwert / und von der hand der mchtigen. Jn der theurung wird er dich vom tode erlsen und im kriege von des schwertes hand. Spr. Sal. 18. 10. Der namme des HErren ist ein festes schloß: der gerecht laufft dahin / und wird beschirmet. Es. 32. 17/18. Luc. 21. 10/28. Ein volk wird sich erhben ber das andere / und ein reich ber das andere. Wann aber dieses anfahet zu geschehen / so sehet auff / und hebet eure hupter auff / darumb / daß sich eure erlsung nahet.

20

25

30

35

148

Philipp von Zesen

Tgliches Gebtt Vmb erhaltung deß erlangten Fridens. GElobet sej GOtt / verherrlichet sej sein grosser Name; alle Lnder  5

10

15

20

25

mssen seiner Ehre voll sejn / und alle vlker jhm danken. Nun prediget man von dem namen deß Herren / daß er so gros und mchtig ist: nun lobet man ihn in den versamlungen / daß Er so gtig ist: nun ist die lang-gewünschte zeit deß dankens herbeikommen: nun ist mitten in der kriegsnacht die Sonne deß Fridens angebrochen: das seuffzen der bedrngten ist erhret: das weinen der nohtleidenden armen ist in freude verkehret: die last der einwohner ist in lauter wollust verndert. Diß alles / O Herr / haben wir deiner grundlosen barmherzigkeit zudanken. Ja wir danken dir auch darvor / und wollen dir danken / so lange wir leben. Wir danken dir mit herz und mund / wir danken dir mit singen und spilen: ja wir bitten auch darneben deine Gte / daß sie uns in beharrlichem Friden erhalten wolle / in gewnschter bestendiger růhe unsere narung fortsezen / und in immerwrendem wolstande leben lasse / so lange wir leben. Laß uns aber auch den lieben Friden nicht mißbrauchen zur sicherheit / zur gottlosigkeit / zur übermtigkeit: damit wir dardurch den ewigen Friden nicht verscherzen: sondern erleuchte unsere herzen mit allen Christlichen tugenden / und laß uns in deiner forcht so leben / und deß zeitlichen Fridens so gebrauchen / daß wir dermahleins deß aller­ edlesten ewigen Fridens auch geniessen mgen. Welchen mir / und allen denen / die ihn mit herzlicher begierde suchen / verleihen wolle die heilige hochgelobte drejeinige Gottheit / zur ewigen unendlichen seeligkeit. Ach ja / so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

149

Tgliches Gebtt Eines verjagten / deß Glaubens wegen. ACh! Gott / Ach! Vater / ach! Erretter / eile zu helffen / dann das

wasser gehet mir bis an die seele. Meine sünden haben zwar deinen zorn erweket / deinen grimm verdienet / und deine straffe verschuldet: in dem ich deine lautere warheit nicht geachtet / deine zeugnusse nicht geliebet / deine gebot nicht gehalten / und in deinen vorhfen nicht fleissig gewandelt / ja das liecht der gnaden / darvor eine solche nacht über mich kommen / nicht umbhalsen wollen. Aber gedenke doch / O Herr / an deine barmherzigkeit / und verlaß mich nit so gar / umb solcher meiner mißhandlung willen. Heile mich wider / der du mich verwundet: trste mich wider / der du mich betrbet: gib / daß ich wider wohnen mge im lande / daraus du mich verjagen lassen / und bringe mich wider an orth und stelle / daraus man mich vertriben. Oder / wann es je dein wille / daß ich mein leben im ellende zubringen soll / so laß mich barmherzigkeit finden bej frommen leuthen / gnade bej der Obrigkeit / liebe bej jederman: damit ich / auß ungedult / in keine schwrmuht gerahte / sondern über meinem ellend getrstet werde. Vor allen dingen aber verleihe mir gedult / und erhalte mich in wahrem glauben an deinem lieben Sohn: damit ich nicht auch dermahleins auß meinem ewigen seligen Vaterlande vertriben werde / und meiner ewigen Gter entbhre. Darvor behte mich / mein Vater / darvor beware mich / mein Erlser / davor erhalte mich / mein Trster / jez und in ewigkeit. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

20

25

Tgliches Gebtt Uber die Neider und Lstermuler. EWiger / All⸗wissender Gott / gndiger barmherziger Vater /

der du wendest die gedanken der vlker / und lenkest ihnen allen das herz: ich will mein anligen beseuffzen: ich will / ja ich muß

30

150

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

dir mit hoch betrbter seelen klagen / wie mich meine neider so hefftig verfolgen / wie mich meine hasser so schndlich verleumden / und mir meine ehre ganz abzuschneiden gedenken: ich bin darber sehr unruhig in meiner seele / und mein herz blutet / wann ich daran gedenke: darumb komme ich auch zu dir / O HErr / und bitte dich / umb erduldung der Todesschmerzen deines lieben Sohnes willen / du wollest mir gedult verleihen / und die schmerzen meiner seelen durch deinen Gttlichen Trost lindern: ja meinen verfolgern den mund stopfen / daß sie auffhren mich zu belidigen. Ach! mein Vater / mein lieber Vater / laß dir doch diese meine schmach zu herzen gehen / und sende deinen heiligen Geist in mein herze / daß er einen ewigen Frieden darinnen stiffte: und gib / daß ichs mir lasse ein trost sejn / daß dein lieber Sohn auch hat mssen geschmhet / verhnet / belogen und gelstert werden: daß ich solches auch gedultig leide / wie Er / und nicht bses mit bsem vergelte / nicht widerschelte / wann ich gescholten werde / nicht wider schmhe / wann ich geschmhet werde: sondern meine sach dir befehle / und den fußstapfen meines Heilandes mit disem meinem kreuze / gedultig nachwandele / auff daß ich dermahleins mit und bej jhm / vor alle dise verachtung / in jenem leben / der ewigen ehren in vollen freuden geniesse. Darzu hilff mir / O Gott / umb deines heiligen namens ehre willen. Ach ja / so sej es.

Gebtt Jn Theurung und Hungers-noht. O Aller⸗reichester mildgtigster Vater / der du die kinder Jsraels in der wsten mit Himmels⸗brot genhret / der armen witwen zu Zarfat / in der theurung / ihr weniges mhl gemehret / und dem hungrigen Elias / durch die raben fleisch bringen lassen: ja durch deinen lieben Sohn mit fünff gersten-broten fünff tausend menschen gespeiset: Ach! sihe doch an den jamer deines volks / welches du mit hunger heimgesucht: erhre doch das winseln und seuffzen

Neues Buß- und Gebetbuch

151

der armen / denen du mssige zhne gegeben: erbarme dich doch der witwen und wisen / denen du allen vorraht deß brots entzogen: und laß ab zu strafen die kinder deiner knechte / ja die kinder deines erbes. Wir schrejen alle einhlliglich umb gnade: wir ruffen alle einmtiglich nach deinem erbarmen. Wir haben sünde getahn: das bekennen und erkennen wir: wir haben deiner gaben die du uns ehmahls so mildiglich gegeben / gemißbrauchet: das bereuen und beweinen wir: wir haben dir darvor nicht gedanket / das beseuffzen wir. Ach! Herr / sihe an unsre erkanntnus. Ach! Vater / nimm unsre reue zu herzen / und erhre unsere seuffzer / welche wir vor deinem heiligen gnaden-stůl außzuschütten bemhet sind. Ach! Vater / lieber Vater / laß uns nicht versuchet werden ber unsers vermgen: züchtige deine kinder / damit sie lernen erkennen / daß sie ungehorsam gewesen: aber züchtige sie auch mit maßen / damit sie an deiner Gnade nicht verzweiflen. Du bist ja noch eben derselbe barmherzige mildgtige Vater / der uns ehmahls so reichlich genehret; der unsere speisen gesegnet / und uns brots genug gegeben. Ej! so vergilt uns dann nicht nach unserer missethat / und straffe uns nicht in unsern sünden: wir schauen auff deine gnade; wir bauen auff dein erbarmen; wir vertrauen auff deine gte; ja unser glauben sihet allein auf dich. Du hast ja gesagt / die den Herren frchten / haben keinen mangel an irgend einem gut: Ach! so gib dann / daß wir in deiner forcht leben / und auff deine gte hoffen: damit wir nicht zu schanden werden in der bsen zeit / und in der theurung genug haben; ja sej darbej eingedenk solcher deiner verheissung / und laß sie über deine kinder ergehen / damit wir deiner allmacht / und deiner gte danken / so lange wir leben. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

20

25

Sprüche der H. Schrifft. 2. Kn. 8. 1. Der Herr wird eine theurung ruffen / die ins land komme. Ezech. 5. 16. Ich wil bse pfeile deß hungers under sie schiessen. Ps. 105. Ezech. 14. 13. Wann ein land an mir sndiget und darzu mich verschmhet / so will ich meine hand ber dasselbe ausstreken / und den vorraht deß brots wegnemmen / und will theurung hinein schiken / daß ich beides menschen und vieh darinnen außrotte.

30

35

152

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

5. B. Mos. 8. 3. Der Herr demhtigte dich / und lies dich hungern / auff daß er dir kund thte / daß der mensch nicht lebet vom brot allein / sondern von allem / daß auß dem munde deß Herren gehet. Die Heiligen Gottes haben manches-mal theurung und hungers-noht außgestanden. Dann es war eine theurung zu

Abrahams zeiten / Jsaaks zeiten / Jakobs zeiten / zeiten der Ruth / Davids zeiten / Elias zeiten / Elisens zeiten / deß H. Paulus zeiten /  ja bis auff dise stunde  leiden wir hunger und  durst.

1. B. Mos. 12.10. 26. 1. 41. 54. 43. 1. Ruth. 1. 1. 2. Sam. 21. 1. 1. Kn. 18. 1. 2. Kn. 4. 38. Ap. Gesch. 11. 28. 1. Kor. 4. 11.

Spr. S. 10. 3. Der Herr lsset die seele deß gerechten nicht hunger leiden. Er strzet aber der gottlosen schinderei. Es. 20. 30. Psalm. 37. 19/25. Die frommen werden nicht zu schanden in der bsen zeit / und in der theurung werden sie genug haben. Jch bin jung gewesen / und alt worden / und habe noch nie gesehen den gerechten verlassen / noch seinen saamen nach brot gehen. Psal. 132. 15. Jch will ihre speise segnen / und ihren armen brots genug geben. Joh. 5. 19/20. Offenbar. Joh. 7. 16/17. Es wird die außerwhlten nicht mehr hungern / noch drsten: es wird auch nicht auff sie fallen die sonne / oder irgend eine hize. Dann das lamm mitten im stul wird sie weiden / und leiten zu dem lebendigen wasser-brunnen / und Gott wird abwschen alle thrhnen von ihren augen. Ps. 17. 15.

Neues Buß- und Gebetbuch

153

Gebtt Jn Armůt. ALlmchtiger / ewiger Gott / barmherziger Vater / der du bist deß armen schuz / ein schuz in der noht / und vergissest nicht deß schrejens der ellenden: ich armseliger schreje zu dir in meiner armut / ich nohtdrfftiger ruffe zu dir in meinem ellende / und bitte deine vterliche barmherzigkeit / du wollest dich deines armen Kinds annemmen / und ihre hoffnung nicht ewiglich verlohren sejn lassen. Dann sihe! ich bin ein verachtetes / verschmachtetes / verlassenes kind / und finde keinen trost im himmel und auff erden / als bej dir: meine nachbarn verdruken mich / meine freunde verschmhen mich / meine bekannten kennen mich nicht mehr / ja ich bin eine scheu worden allen meinen verwandten. Ach! wie weh thut solches meiner seelen! ach! wie schmerzt es / wie verdreußt es meinem herzen: und wann ich mich nicht trsten knnte mit der allerschmhlichsten armůt deines lieben Sohnes / der umb unsert willen / ob er wol reich war / dannoch arm worden / auff daß wir durch seine armůt reich wurden: so mßte ich vergehen in meiner armůt: ja ich mßte fr kummer verschmachten in mei⸗ner verachtung / wann mir nicht jmmerdar im herzen schwebeten seine eigene worte / in dem Er saget: Die füchse haben ihre gruben / und die vogel under dem Himmel haben ihre nester / aber deß menschen Sohn hat nicht / da er sein haupt hinleget. Ach / hilff / mein Vater / daß ich solchen trost nimmermehr auß meinem herzen lasse / daß ich mir denselben allezeit tieff zu sinnen ziehe / daß ich darbej lerne gedultig sejn / und in meiner armůt nimmermehr murre / sondern in deiner forcht auffrichtig und vertrglich wandele: damit ich keinen mangel habe an dem ewigen gute: damit ich reich sej in dir / und ob ich schon nichts besize / gleichwol alles habe / was meine seele sttiget: da hingegen die reichen darben und hungern mssen: und wann du mich ja die zeit meines lebens in armůt lassen wilst / ach / so verleihe / daß ich arm sej / wie die geistlich-armen / die das himmelreich zueigen haben / und wann ich sterbe / auch von deinen engeln / wie La-

 5

10

15

20

25

30

154

 5

Philipp von Zesen

zarus / getragen werde in Abrahams schoß. Jn solcher trstlichen zuversicht ergebe ich mich ganz in deinen willen: schike du es mit mir / wie es dir beliebt / und wie du weist / daß es zum reichthumb meiner seelen ersprießlich. Ja dir allein will ich leben / dir will ich sterben: dein bin ich tod und lebendig. Ach ja! so sej es. Trost-sprüch auß heiliger Schrifft.

10

15

20

25

30

Tob. 4. 22. Sorge nur nicht / mein sohn / wir seind wol arm: wir werden aber vil gutes haben / so wir Gott frchten werden / die sünde meiden / und gutes thun. Matth. 6. 25/32. 1. Sam. 2. 7/8. Der Herr macht arm / und macht reich. Er ernidriget / und erhhet. Er hebet auff die drfftigen auß dem staube / und erhhet den armen auß dem koht / daß er ihn seze under die Fürsten / und den stl der ehren erben lasse. Sir. 11. 14. Es kommt alles von Gott / glk und unglk / leben und tod / reichthumb und armt. Job. 34. 19. Gott kennet den herrlichen nicht mehr / alß den armen: dann sie seind alle seiner hnde werk. Spr. Sal. 16. 8. Es ist besser ein weniges mit gerechtigkeit / dann viel einkommens mit unrecht. 10. 22. Psalm. 37. 16. Sprchw. Sal. 28. 6. / 19. 1. Es ist ein armer besser / der in seiner frommigkeit bleibet / als ein reicher / der in verkehrten wegen gehet. Sir. 11. 21/22/23. Vertraue Gott / und bleibe in deinem beruff: dann es ist dem Herren gar leicht einen armen reich zu machen. Gott segnet den frommen ihre güter / und wann die zeit kommet / gedejen sie bald. Psalm. 72. 12. Der Herr wird den armen erretten / der zu ihm schrejet / und den ellenden / der keinen helffer hat. 10. 18. 9. 13/19. 2. B. Mos. 23. 6/11. Du solst das recht deines armen nicht beugen in seiner sache. Jm siebenden Jahre solstu das land ruhen / und ligen lassen / daß die armen darvon essen. 3. Buch. Mos. 19. 9/10. 5. Buch Mos. 15. 7. Spr. S. 17. 5. Wer deß drfftigen spottet / der hhnet desselben schpfer / und wer sich seines unfals freuet / der wird nicht ungestrafft bleiben. Spr. Sal. 19. 17. Wer sich deß armen erbarmet / der leihet dem Herrn / der wird ihm wider gutes vergelten. 22. 16/22.

Neues Buß- und Gebetbuch

155

Gebtt Jn Sterbens⸗leufften. ALlmchtiger / grundgtiger GOtt / barmherziger Vater; weil du

selbsten versprochen / und gesagt: wann ich eine pestilenz under mein volk kommen lasse / und mein volk sich demtiget / und bettet / und mein angesicht suchet / und sich bekehret von seinem bsen wege; so wil ich vom himmel hren / und ihre sünde vergeben / und ihr land heilen: Ach! so erhre doch unser gebt / das dein antliz suchet; vergib uns unsere sünde / die wir mit demtigen herzen bereuen / und heile unser land / daß du mit deiner strafe heimgesuchet: ja befihl dem würg-engel / daß er auß unsern grenzen weiche / und ablasse uns zu schlagen. Wir mssen zwar einhlliglich bekennen / daß wir solche schrkliche straffe / durch unser gottloses wesen / mehr als allzuwol verdienet / in dem wir dein wort verachtet / und nicht mit ernst gehret / noch in unsrem thun und lassen darnach gewandelt: und darumb ist es uns zum verzehrenden feuer worden / das jederman tödet und auffreibet / wen es berhret. Wir haben übel getahn fr dir: wir seind geizig gewesen: wir haben unsern armen gebrechlichen leib nicht hoffrtig genug schmüken knnen: wir haben unsere huser mit allerhand schanden und lastern befleket: darumb ist auch der Tod so geizig gegen uns / darum hastu viel mit abscheulichen beulen und blattern geplaget / darum hastu unser land und unsere huser mit dieser greulichen plage verunreiniget. Aber / wir demtigen uns jezund vor deinem angesicht / und flehen dich an umb gnade. Ach! Herr / wir haben gesündiget im himmel und für dir / und seind nicht wrt / daß wir deine kinder heissen. Ach! Herr / vergib / vergib unsere sünde / und laß ab zu straffen in deinem zorn: Raffe uns nicht hin under den gottlosen / und under den übelthtern: sprich zum engel / dem verderber im volk / es ist genug / laß deine hand ab. Du bist ja der rechte Arzt Jsraels / und ihr Nohthelffer / du schlgest / und verbindest: du verwundest / und heilest: du tdest / und machst wider lebendig. Ach! so heile uns

 5

10

15

20

25

30

156

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

dann nun wider / der du uns so geschlagen und verwundet: bestreiche unsere thüren mit dem blute deß unbeflekten lmleins deines lieben Sohnes / daß der würg-engel fürüber gehe. Trste die betrbten / erfreue die erschrokenen / mache gesund die kranken / erhalte die gesunden / segne die ordentlichen mittel / reinige die lufft / ja erbarme dich aller menschen / und hilff uns allen von aller unserer krankheit / umb der krankheit deines lieben Sohns willen. Ach! Herr erbarme dich unser / ach! Herr / sej uns gndig. Ach ja / so sej es. Sprüche der H. Schrifft. 3. B. Mos. 26. 25. Jch will pestilenz under euch senden. Amos. 4. 10. 2. Β. Mos. 15. 26. Wirstu der stimme deines Gottes gehorchen / so will ich der krankheiten keine auff dich legen / die ich auff Egipten gelegt habe: dann ich bin der Herr dein Arzt. 2. Sam. 24. 14. Spricht David: Laßt uns in die hand deß Herren fal⸗len / dann seine barmherzigkeit ist groß. Jch will nicht in der menschen hnde fallen. Psalm. 91. 1/2/3/4/5/6/7. Wer under dem schirm deß Hchsten sizt / und under dem schatten deß Allmchtigen bleibet / der spricht zu dem Herrn: meine Zuversicht / und meine burg / mein Gott / auff den ich hoffe: dann Er errettet mich vom strike deß jgers / und von der schdlichen pestilenz. Er wird dich mit seinen fittigen deken / und deine zuversicht wird sejn under seinen flügeln: seine warheit ist schirm und schilt: daß du nit erschrken mssest fr dem grauen deß nachts / fr den pfeilen / die deß tages fliegen / für der pestilenz / die im finstern schleicht / für der seuche / die im mittage verderbt. Ob tausend fallen zu deiner rechten / und zehen tausend zu deiner linken / so wird es doch dich nicht treffen. u.a.f. Psalm. 112. 7/8. Wann eine plage kommen will / so frchtet sich der gerechte nicht: sein herz hoffet unverzagt auff den Herren: sein herz ist getrost / und frchtet sich nicht.

Neues Buß- und Gebetbuch

157

Reimseuffzer in Sterbensleufften.

HErr Jesu / nimm mich gndig an /

Vertilg’ in mir die snde / Die ich nicht ganz ertden kan / Wie lejder ich befinde:  Eins bitt ich dich  Herr lasse mich Dein theures blutvergiessen / Bis in mein Grab geniessen:

5

Andchtige Gebtt / und Himmel-auffsteigende herzen⸗ seuffzer Gotts-eiffriger seelen / in der streitenden Kirchen hier auff Erden / wie sich solche in Krankheit / Le⸗ ben und Sterben / dem himm⸗ lischen Arzet Jesu Christo / dem Her⸗ zog deß Lebens / durch das Gebtt Christlich und seliglich ergeben knnen und sollen.

Psalm. 31. 15.16. Jch hoffe / Herr / auff dich / und spreche: Du bist mein Gott: Meine zeit ist in deinen hnden.  

 5

10

15

160

Philipp von Zesen

Tgliches Gebtt Einer Kranken Person.

 5

10

15

20

25

30

HErr allmchtiger Gott / du sihest / ja du schauest mein ellend und jamer: du weist meine noht / und die angst meines herzens ist dir nicht verborgen. Ach! hier lige ich dein armes geschpfe / das werk deiner hnde / dein verlassenes kind / dein kranker sohn / dein kranke Tch vor dir ihrem Schpfer / ihrem werkmeister / ihrem Vater / ja ihrem Arzet. Ach wie zrnestu dann nun so hfftig ber dein Soon / deine Tchter? wilstu dann das werk deiner hnde zerschlagen / und dein geschpfe verderben? ja dein krankes kind ohne labsal und erkwikung so gar verschmachten lassen? Ach! nicht mein Vater. Jch muß andere gedanken von dir schpfen: Du züchtigest mich nur ein wenig / als dein kind / daß ich soll frommer werden / und für meine sünde / damit ich dich so vilmahls er⸗zrnet / einen augenblik büssen. Das thustu nur auß liebe / weil du mich so treulich meinest / und auß dem endlichen verderben zu retten gedenkest. Aber weil ich mich nun von meinem sündlichen wesen bekehre / weil ich meine sünde bereue / und dich umb gnade bitte: Ach / so vergib mir dann meine snde / umb solcher deiner liebe willen / und sej mir armen kranken sündern / sünderin gndig und barmherzig. Reiß mich dann nun auß der hand deß Arztes / dem du mich in die hnde kommen lassen / weil ich vor dir / meinem Schpfer / gesündiget: Vnd tritt du / O mein himmlischer Arzt / ja mein lieber Vater / in seine stelle / und sprich nur ein wort / so wird dein knecht / deine magd gesund. Das wort wird mehr krafft haben / als alle die kstlichsten Arznejen / die mich fast mehr geplaget / als gelabet. Ach Herr / wann du wilst / so kanstu mich disen augenblik heilen / und alle meine krankheit lindern / alle meine schmerzen mindern / und mehr krffte verleihen / als ich jemahls gehabt. Aber wann es je dein wille / daß du / villeicht umb meines besten willen / mich noch lnger in meiner schwachheit woltest verzapeln lassen: Ach! so verleihe / daß ich allezeit meine seele mit gedult fasse / und frlich sej in hoffnung / můtig

Neues Buß- und Gebetbuch

161

in trbsal / willig im leiden / beharrlich im glauben / und mein vertrauen allein auff dich seze / bis an mein ende: damit ich dir lebe / und dir sterbe / und nimmermehr verderbe. Ach ja / so sej es. Sprüche der H. Schrifft. Psalm. 41. 2/4. Wol dem / der sich deß drfftigen annimmt: der HErr wird ihn erretten zur bsen zeit. Der Herr wird ihn erkwiken auff seinem siech-bette. Du hilffest ihm von aller seiner krankheit. Er bittet dich umb das leben / so gibestu ihm langes leben immer und ewiglich. Psalm. 21. 5. 91. 16. Es. 38. 4/5. Lßt Gott dem knig Hiskias sagen: Jch habe dein gebtt erhret / und deine thrnen gesehen: sihe / ich will deinen tagen noch funfzehen jahr zulegen. Es. 40. 29/31. Der HErr giebt den mden krafft / und strke genug den unvermgenden. Die auff den Herren harren / kriegen krafft. Psalm. 30. 3. Herr / mein Gott / da ich zu dir schrie / machtestu mich gesund. Psalm. 90. 12. Lehre uns bedenken / daß wir sterben müssen / auff daß wir klug werden. 1. Kor. 11. 32. Hebr. 12. 6.

Tgliches Gebtt Einer kranken Person / die sich in den willen Gottes ergibet.

 5

10

15

20

O Lieblicher ssser HErr Jesu / du weist am besten / ob mir nuz-

lich / daß ich von diser krankheit genese / so beweise dann an mir deine krafft und macht / gib besserung und gesundheit / ist es dir aber geflliger / mich auß disem elenden leben und betrbten jamer-thal abzufordern / so bin ich dessen wol zu friden / und freue mich in dein himmlisches haus / meine ewige heimat / in die ruhe / in jmmerwrende Freude zukommen / da ich bej deinen heiligen Engeln und außerwhlten gute gesellschafft / ja deine gegenwart in unaussprechlicher Freude geniessen werde. Darumb O Herr / fahre fort und verrichte an mir deinen heiligen willen / laß

25

30

162

Philipp von Zesen

das ende meines kreuzes / und den anfang meines heils / der Seligkeit erscheinen / A M E N .

 5

10

15

20

25

30

Gebätt Einer Person / so in lezten Zügen liget. O Jesu mein einiger trost / O Jesu / mein einiges labsal: O Jesu / mein einiges leben: zu dir flehe ich armer schwacher / arme schwache / zu dir ruffe ich armer kranker / arme kranke / ja dich suche ich armer mhseeliger / arme mseelige. Jch habe in diser zeitligkeit lang genug gelebet: ich habe trbsal / jamer und ellend genug außgestanden: ja ich muß noch augenbliklich in diser meiner krankheit genug außstehen. Ach / wann es dein wille sejn wolte / daß ich nun von hinnen scheiden mchte: Ach / wie gern wolte ich dir gehorchen. Dann sihe / ich bin bereit. Komm / O Herr / wann es dir beliebt / und hole mich heim in mein rechtes Vaterland. Ja / wann ich noch nicht genug bereit erfunden werde vor deinen augen / so mache du mich vollend bereit: reinige du mein herz / heilige meine seele / ja ziehe mir an den schnen rok der gerechtigkeit / seze mir auff den guldenen helm deß heils / und gib mir in die hand den starken schild deß Glaubens: damit ich glük­lich kmpfe / endlich überwinde / und mit vollem sige zur ewigen siges⸗pracht eindringe: damit ich alß ein dapferer siges-held / ­dapfere siges-heldin / als ein herrlicher siges-frst / herrliche siges-­frstin / im himmlischen Jerusalem meinen siges­ prangenden einzug halte / und die krone der ehren / das reich der herrlichkeit und das edele brust-stüke zum zeichen meiner bestndigkeit freudig empfange. Ach / wann ich an solche freude gedenke / so wird mein herz frlich mitten in meiner angst: ich froloke schon mitten in meinem schmerzen: ich werde schon stark mitten in meiner schwachheit: O Jesu / mein ssser Jesu / nim dise Freude nimmermehr von mir / laß mich dise ssse gedanken hgen bis an mein ende / und damit in dir seelig ein⸗schlaffen: auff

Neues Buß- und Gebetbuch

163

das ich auch under den engeln deine ehre erzelle / und deine gte rhme under den tchtern zu Zion / bis zur ewigen unendlichkeit / Amen / Herr Jesu / Amen.

Seuffzer einer sterbenden Person. O HErr Jesu! in deine hnd befehle ich meinen geist / laß meine seele auffahren zu deinem vater / und zu meinem vater. O Herr Jesu erbarme dich meiner / und laß mich heut bej dir im paradeis sejn. O Herr Jesu / erhre meine lezte stimme / und laß meine seele in Abrahams schos tragen. O Jesu / Jesu sej mir armen sündern / sünderin gndig.

 5

10

Tgliches Gebtt Umb ein seeliges ende. HErr GOtt / meine hoffnung / mein verlangen / meine zuversicht /

und mein heil: Dich bitte ich von grund meines herzens / du wollest mich mit dem liechte deiner gnaden anbliken / und meine augen erleuchten / daß ich durch den glauben in die geheimnusse deines Reichs hinein schauen / und meine ewige ergezung darinnen haben mge. Weil dir aber das gebt / das auß dem munde der sünder gehet / niemals gefllet / auch ein werkloser glaube nicht angesehen wird vor dir: Ej! so bitte ich dich fehrner / O vatter / durch deinen sohn / und dich / O du sohn deß vaters / durch deinen himmlischen vater / ja ich bitte dich H. Geist / durch vater und sohn / daß du alle meine laster außrotten / alle meine sünden vernichtigen / und alle meine übertrettungen auß meinem herzen ganz vertilgen wollest: dargegen aber alle himmlische tugenden hinein pflanzen / alle Gttliche gaben darinnen erweken / und alle gute werke darinnen stifften: damit ich dir durchaus geflle / und mein gebtt allezeit unverhindert zu dir eingehen mge. Vor allen dingen aber mehre in mir meine hoffnung / die ich

15

20

25

164

5

Philipp von Zesen

habe seeliglich zu sterben / und frlich wider zu leben. Ach! mein Gott / laß mich darinnen ja nicht zu schanden werden an meinem lezten ende / und nimmermehr in solche traurigkeit gerahten / darinnen ich mich deß himmels verlurstig / und der ewigen herrligkeit und freude beraubet sehen müßte. Gib / daß ich mich zu deiner ankunfft allezeit bereit halte / und deiner gnade erwarte / ja nach langem warten dich finde: damit ich dich in deinem reiche ewiglich loben und preisen mge. Ach ja / so sej es.

Außerlsene Andchtige Gebtt / und Danksagungen / Von den Geheimnußen unserer Er⸗ lsung. Auff die hohen heiligen Fest-Tage im Jahr.

5

166

Philipp von Zesen

Grosse Frede Uber der Geburt Jesu Christi. EHre sej Gott in der Hhe / Friede auff erden / und den menschen  5

10

15

20

25

30

ein wolgefallen. Dir unserm Gott geben wir billich allein Ehre / dann du hast deine warheit treülich gehalten. Deß weibes samen ist kommen / der der schlangen den kopff zertretten / und in welchem alle vlker auff erden gesegnet werden sollen. Die Rte vom Stamm Jsaj ist auffgangen / und ein zweig auß seiner wurzel hat frucht gebracht: die himmel haben von oben getreüffelt / und die wolken gerechtigkeit geregnet: die hülffe auß Zion ist über Jsrael gekommen: eine Jungfrau hat einen Sohn gebohren / den Knig des Fridens / einen menschen der Gott der Herr ist. O welch ein angenehme zeit / welch ein Tag des heils. O ein Tag guter Bottschafft! Diß ist der Tag den der Herr gemachet hat / da uns Liecht und Freü­de / Wonne und Ehre kommen ist / Ehre sej GOtt in der Hhe / dann ein ewige gnade ist uns auffgangen. Gott ist offenbaret im fleisch / der eingebohrne sohn vom Vatter / in welchem alle Fülle der Gottheit leibhafftig wonet / ist fleisch und bluts wie die kinder theilhafftig worden: der glanz der herrlichkeit Gottes / der Auffgang auß der hhe ist denen erschinen / die da sassen in finster­nuß und schatten des todes. Uns ist diß Kind gebohren / uns ist diser Sohn gegeben. Also ist Gott deine Liebe erschienen gegen uns / in dem du deinen eingebornen Son gesanndt hast in die welt / daß wir durch jhn leben sollen. Ach was ist doch der mensch daß du dich sein annimmst / und deß Menschen-kind daß du jhn so hoch achtest / und dich also umb jhn bekmmerst? wir waren ein greüel vor deinen augen / die sünde hatten uns und dich unseren Gott von einander geschieden: aber wie sind wir nun ein herrliches volk / weil du dich Herr unser Gott so nahe zu uns thust / in dem dein eigener Sohn nicht der Engel / sondern Abrahams saamen an sich genommen / welcher der Herzog unser seeligkeit worden / und sich nicht schmet uns seine Brder zu heissen / O welche frendlichkeit / welche Leutseeligkeit Gottes unsers Hei-

Neues Buß- und Gebetbuch

167

landes ist uns erschienen / nicht umb der werke willen der gerechtigkeit die wir gethan hatten / sondern nach seiner barmherzigkeit machet er uns seelig. Ehre seje Gott in der hhe / dem Gott des Friedens / der uns nicht gesezt hat zum zorn / sondern die seeligkeit zubesizen durch unsern Herren Jesum Christum: Dann ob wir gleich auß sündlichem saamen gezeüget sejn / und uns unsere Mter in sünden empfangen haben / und unsere seele verachtet ist wann wir geboren werden / weil wir das bild des jrdischen Adams an uns tragen / von natur kinder des zorns sein / und das reich Gottes ohne die widergeburt nicht ererben knnen: So sehen wir doch / O Vatter der barmherzigkeit / welche Liebe du uns erzeiget hast / in dem daß wir Gottes kinder heissen sollen. Dann dein sohn ist zum Hejland gebohren / der allerheiligste von den sündern abgesündert / der hher dann der himmel ist hat uns gereiniget durch das wasserbad im wort / und durch seinen Nammen sind wir abgewaschen und geheiliget / daher ein grosser friede blhet / wir haben friede mit dir unserm Gott durch dein heiliges Kind Jesum den rechten Fride-frst / dessen fride kein ende ist. Vnd wie deine seele an deinem lieben sohne als an deinem außerwehlten ein gefallen hat. So hast du auch uns dir angenehm gemachet in dem geliebten. O wie groß sind deine wunder und gedanken die du an uns beweisest! wer ist dir gleich? dein raht ist wunderbarlich / und du führest es herrlich auß. Darumb alles was in uns ist soll loben deinen heiligen Nammen / jhr heiligen lobsinget dem Herrn / singet von der gnade deß Herren ewiglich / danket dem Herren dann er ist frendlich und seine Gte wret ewiglich. Seine barmherzigkeit wret jmmer fr und fr bej denen die jhn frchten. Lobet den Herren alle Heiden / preiset jhn alle vlker / dann sein gnade und warheit waltet ber uns in ewigkeit. Hierneben btten wir zu dir in diser angenehmen zeit / und bitten dich / du wollest auch deine forcht in unser herz geben / damit wir deinen Sohn auffnemmen und an seinen Nammen glauben / auff daß wir durch desselben gnade gerecht und Erben sein des ewigen Lebens. Laß uns wachsen in solchem erkanntnuß und gestrket werden mit aller krafft nach deiner herrlichen Macht in aller gedult

 5

10

15

20

25

30

35

168

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

und langmtigkeit mit freuden. Hilff daß wir erfllet werden mit erkanntnuß deines willens in allerlej geistlicher weißheit und verstande. Daß wir warheit und friede lieben / und fest an einander halten in einem sinne / und in einerlej meinung / und eintrchtig bej einander wohnen. Laß dise gnade unsern trost sein / daß Jesus Christus der Herr der herrlichkeit / welcher ein Herr ber alles ist / dennoch gar arm worden umb unsert willen / damit wir durch sein armut reich wurden. Daß er / da er in Gttlicher gestalt war / sich selbst ernidriget / und an Gebrden als ein Mensch erfunden worden / damit er uns erhhete zu seiner zeit / und uns Macht gebe / durch den glauben an seinen Nammen Gottes Kinder zu werden. Verleihe daß wir stts nachfolgen seinen Fußstapfen / und auff jhn den Anfnger und Vollender unsers glaubens sehen. Ach Herr laß die Hirten nach deinem herzen / die uns weiden mit Lehre und Weißheit / deine aufferzogene Kinder so von dir abgefallen sind / abermal mit ngsten gebren / daß Christus ein gestalt in jhnen gewinne. Hilff daß auch die Kinder Jsrael sich bekehren und den Herren jhren Gott und jhren Knig David suchen / daß sie den Herren und seine Gnade ehren in der lezten zeit. So wird sich der Himmel freüen und die erde frlich sejn / ja alle die nach dir fragen / und dir dein heil lieben / werden sagen: Ehre seje Gott in der hhe / und friede auff erden / und den menschen ein wolgefallen: A M E N .

Heilige Verneüerung Deß Neüen⸗Jahrs / Von dem Nammen JESV. HErr Jesu Christe! wir danken dir / von grund unserer herzen / für

30

deinen allertrstlichsten Nammen Jesus / damit du dich in deiner beschneidung hast nennen lassen. O Jesu! O süssester Herr Jesu! du heißst ja wol billich Jesus / daß ist ein helffer und Seeligmacher; und fhrest den Nammen mit

Neues Buß- und Gebetbuch

169

der that: Dann du hast uns ja noch alle zeit geholffen / und hilffest nach tglich mit Rhat und That; und machest dein glubiges volk seelig von allen jhren sünden. Ja Herr Jesu! es ist in keinem anderen heil / es ist uns auch kein anderer Namme / darinnen wir sollen seelig werden / gegeben. Wir haben keinen anderen / wir wüssen keinen andern / wir wollen keinen andern: es ist auch kein ander / der uns seelig machen kan / dann du / unser Heiland alleine. Dann von dir zeügen alle Propheten / daß durch deinen Nammen / alle / die an dich glauben / vergebung der sünden empfangen sollen / Vnd wann wir ansehen die Exempel der Alten / und merken sie: so finden wir / daß nie keiner verlassen wor⸗den / der auff dich getrauet hat. Derohalben kommen wir auch zu dir / Herr / unser Heiland! ja! wir kommen zum Neuen Jahr zu dir / bringen und bekennen dir / in rechter ernster reu und leid alle unsere snde / darinnen wir empfangen und gebohren sind / und damit wir dises vergangene jahr / und von jugend auff wider dich schwrlich gesündiget / und deinen gerechten Vatter erzrnet haben. O Jesu! du ewiger Seligmacher! wir sind von natur so unselige Menschen / und wie groß und abschelich sind unsere snden / für deinem Vatter! welches daraus erscheinet / daß uns sonst niemand hat helffen knnen / dann du ewiger sohn Gottes alleine. O du ewiger Helffer / wie groß ist deine hülffe? Ach / Herr Jesu! wie viel hat es dich gekostet / unsere seele zuerlsen? O lieber Herr Jesu! voller gte und gaaben / voller gnade und warheit! wir bitten dich / umb deines sssen Nammens willen / erbarme dich unser / und nimm von uns / was unser ist / nammlich unsere sünde: und gib uns zum Neüen Jahr / was dein ist / nammlich / deinen grossen neüen himmel-Trost / vergebung unserer sünden / deinen heiligen Geist / und daß ewige leben. O gtiger Herr Jesu! sej gtig und gndig uns armen sündern! O barmherziger Herr Jesu! erbarme dich über uns ellende Mißethter! O ssser Herr Jesu! trste uns durch die sssigkeit deines Nammens! o freündlicher Herr Jesu! thue mit uns nach der freündlichkeit deines holdseligen Nammens! O Jesu! du einiger Heiland! sej auch unser Heiland.

 5

10

15

20

25

30

35

170

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

O Jesu! du einiger Trost der Seelen / trste und erkwike auch unsere herzen / und laß uns / in dir / allezeit trost und leben / frid und freüde empfinden! Herr Jesu! du schpfer aller dingen / schaffe auch in uns / zum lieben neüen Jahr / ein neües herz / und gib uns einen neüen gewissen Geist: daß wir keine alte sünde / ja auch keinen Vorsaz fehrner zusündigen / ins Neüe Jahr bringen. Gib / daß wir stts für augen haben / die grosse treüe / die du an uns gethan hast / und auß liebe gegen dir / mit dem Neüen Jahr / ein neües leben anfangen. O frommer Herr Jesu! dir ergeben wir uns ganz und gar / mit leib und seel / und mit allem was wir haben. Du solst diß knfftige Jahr / und allezeit unser zuflucht / unser einiger schuz und schirm sein. Behte uns für Abgtterej und verachtung deines worts / und der heiligen Sacramenten. O Jesu! du Ober-herr / und herrscher aller Regenten / regiere alle Christliche Herrschafften / und fürnemblich unsere liebe Obrigkeit: daß sie sehen / verstehen / achten / und verrichten / was recht und gut / dem vatterland nuzlich / und deiner Ehre befrderlich ist. Vberschütte sie mit allerlej himmlischen seegen / mindere jhre beschwrlichkeit / und wende gndigst ab alle gefhrlichkeit. Segne und erhalte gute Rahtgeber / hindere und stürze bse Anschlge / auff daß allenthalben die Gottseligkeit erbauet / und die bosheit zerstret werde. O Jesu! der du unsertwegen selber ein verfolgter Exulant worden bist / sihe an den leidigen zustand aller deiner standhaffter Bekenner / die noch zu diser zeit / wegen der Gttlichen warheit Exulanten zuwerden / sich nicht entsezet haben; und erzeige jhnen / mit krfftigem trost / und mchtiger hülffe / deine unverkürzte hande. O Jesu! du Erzbischoff deiner gemeinde / der du deine Kirche / mit deinem blut erlset hast / gib deine mchtige krafft von oben herab zu den Predigen / daß sie nicht nur in die ohren / sondern auch in die herzen dringen / und bej allen seligmachenden früchte bringen. Halte über Kirchen und Schulen / und über allen denen /

Neues Buß- und Gebetbuch

171

so dieselbige jhnen treülich angelegen sein lassen: verwirre aber / und stürze das bse beginnen der jenigen / so nach jhrem unheil trachten; damit dir ein heiliger saamen / biß ans end der welt erzeüget und erhalten werde. O JEsu! du erster Stiffter deß Hauß-standes / an welchem du auch / mit verwandelung deß wassers in wein / dein erstes wunderwerk erwiesen hast / laß dir die jezige ellende und erbrmliche beschaffenheit desselben zu herzen gehen / und erscheine mit trstlicher hülffe allen Noht-leidenden Hauß-vttern und Hauß-mtern / und allen andern / so sich im Hauß-stande befinden. O Jesu! der du die heilige Vtter / und den allerweisesten Knig Salomon selbst hast Kauffmanschafft treiben lassen / bewahre die kmmerliche und gefhrliche Kauffmanschafft / daß sie nicht den mrderischen Anfllen zum raub / oder heimlichen tken zum spott werde / sondern handel und wandel / zu nuz deß Nchsten / ehrlich und ersprieslich / biß an der welt ende / fortgefhret werden. O Jesu! der du selber eines Zimmermanns sohn gewesen / mit deinem Pflegvatter Josef / fr den jahren deines Predigampts / das Zimmerhandwerk getrieben hast / und verstndige handwerker mit deinem guten Geist außzursten pflegest: Erbarme dich deß ellends red-licher handwerks-lethe / und beschere jhnen / und den jhrigen / jhr liebes bisslein tgliches Brots / daß sie dir / ohne herzfressenden kummer / deinen Gottsdienst und das Gebtt / mit freüden verrichten knnen. O Jesu du heilwrtiger sohn Gottes / bitte bej deinem himmlischen Vatter für uns hoch⸗versündigte wrmlein / daß wir nimmermehr verstossen oder verlassen werden. O Jesu! O allerliebester Herr Jesu! fhre und leite uns allezeit durch deinen heiligen Geist / daß wir wandeln im glauben und in der liebe / in friedfertigkeit und in frendlichkeit und ehrbarkeit / in gedult und hoffnung / in sanfftmth und demth: wann wir sndigen / so zchtige uns vtterlich: wann uns unsere sünden ngsten / so erkwike uns: wann uns der Satan anficht / so trste

 5

10

15

20

25

30

35

172

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

uns: wann uns die welt verfolget / so nimm du uns auf: wann uns unser fleisch und blut berwltigen will / so strke uns: wann wir gehen / so leite uns: wann wir unwissend sind / so lehre uns: wann wir jrren / so bringe uns wider zu recht: wann wir fallen / so richte uns widerumb auf: wann wir betrbet sind / so erfree uns: wann wir in nthen sind / so errette uns: wann wir krank sind / so sej unser Arzt: wann wir matt und md werden / so labe und erkwike uns: wann wir alt und schwach werden / so hebe und trage uns: wann wir hungerig werden / so speise uns: wann wir durstig werden / so trnke uns: wann wir nakend und blos sind / so bekleide uns: wann wir verachtet und verlassen werden / so nimm du dich unser an: wann wir von hinnen scheiden sollen / so verleihe uns ein seeliges stndlein / und laß dir unsere seele in deine hnde befohlen sein / Amen / du ssser Herr Jesu / Amen.

Danksagung / für das Leiden und Sterben Jesu Christi. ACh Herr Jesu Christe! du heiliges / zartes / unbeflektes / und unschuldiges Lmmlein Gottes / der du trgst die snde der welt / wir danken dir / von grund unserer herzen / fr dein allerheiligstes leiden und sterben / fr deine grosse traurigkeit: da deine seele betrbet war / biß in den tod: da aller welt traurigkeit / aller menschlichen herzen angst / forcht / schreken / zittern und zagen / auff dich gefallen war. Ach! wer kan dises dein inwendiges leiden / so du an deiner hochbetrbten selen und Geist gelitten / außdenken / und außreden? O Seelen-noht! O herzenleid! O Geistes-angst! O todes-kampf! O blutiger schweiß! mit was dankbarem herzen sollen wir dich auff­nehmen? O Herr du hast warhafftig fr uns alle den tod schmeken mssen: du hast aller menschen Todes-angst empfunden: dich hat der stachel deß todes / die sünde / und die krafft der snden / das ist / das gesäz mit seinem dren / mit seinem schreken / mit seinem

Neues Buß- und Gebetbuch

173

fluch gekwlet und gengstiget. Darfür danken wir dir herzlich / du getreües herze! Wir danken dir auch für dein krfftiges Gebtt / und demtigen Fußfal / da du auff die Erden fielest / auff dein heiliges Angesicht im garten / und dich dem willen deines himmlischen Vatters gar auffopfertest. Wir danken dir für deine bande / da du als ein belthter / umb unsert willen / dich binden liessest: auff daß du uns / von den banden deß ewigen todes erlset. Wir danken dir für die schlge / die du umb unsert willen gelitten / fr die geislung / für die grosse gedult / sanffmůt und demůt: Damit du unsern ungehorsam / hoffart und ehrgeiz / zorn und rachgier / gebsset und bezahlet hast. Wir danken dir / daß du dich umb unsert willen zum schmhlichen tod deß krezes hast verurtheilen lassen / und uns dardurch von dem gestrengen Gericht Gottes / und schrklichem leztem urtheil erlset hast. Wir danken dir für deine dornekrone / die du uns zu gut getragen / auff daß du uns die krone der Ehren erwurbest. Wir danken dir für deine willige kreüzigung / daß du dich so gedultig mit hnden und füssen hast ans kreuz nageln lassen / und bist ein flůch worden am holz: auff daß du uns vom ewigen flůch erlsetest. O du heiliges Opfer! O du unbeflekter Leib! O du zartes herz! wie haben dich unsere sünde zugerichtet / und gekrnket? O du wrdiges haupt! wie bist du mit dornen zerrissen? O du schnes angesicht! wie jmerlich ist deine gestalt! O jhr Sonnenklare ­augen! wie sehet jhr so klglich? O jhr reine zchtige ohren! was msset jhr fr schrekliche lsterungen hren? O jhr hülffreichen gebenedejeten hnde! wie sejt jhr durchgraben? O jhr fsse deß fridens! wie sejt jhr durchnagelt? O heiliger leib! O du zarter Tempel Gottes! wie bistu so grelich verwundet / naket und blos / und voller blutigen streimen? Ach Gott! wie groß ist dein zorn wider die snde? Ach Herr Jesu! wie ist hingegen deine liebe so groß? Jnwendig leidet die seele angst / schreken und pein: außwendig leidet der heilige leib unausdenkliche schmerzen: Leib und seele schmeken der hllen und deß todes bitterkeit: Darumb schrejest du: mein Gott! mein Gott! warumb hast du mich verlassen? Darfür danken wir dir von

 5

10

15

20

25

30

35

174

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

herzen-grund. Wir danken dir auch herzlich wegen deiner liebreichen fürbitte / für die / so dich gekreuziget haben. Ach! mein Gott / und Herr! wir / wir haben dich gekreuziget / mit unsern sünden: und du hast für uns gelitten und gebtten. Wir danken dir auch für das trstliche wort: Heut wirstu mit mir im Paradeis sejn: und glauben daß du solches uns grossen sündern allen zum trost gesagt habest. Wir bitten dich / Herr! gedenke auch an uns in deinem ewigen Reich: Erffne und zeige auch uns das Paradeis in unser lezten noht. Wir danken dir auch für das wort / da du sprachst zu Johanne: Sihe! das ist deine Muter! du wirst ja auch fr uns sorgen / und uns in unserm kreuz trsten. Wir sagen dir auch herzlich dank fr die grosse seelen-noht / da du rieffest: Mein Gott! Mein Gott! warumb hastu mich verlassen? Ach verlaß uns nicht in unser lezten noht / sondern laß uns empfinden / daß du unser Gott sejest / auch in unsern grossen nhten. Wir danken dir fr deinen heiligen durst / da dich nach unserer seeligkeit gedürstet hat: stille unsern seelen-durst mit dem wasser deß lebens / und sej uns ein brünnlein / das ins ewige leben kwillet. Wir danken dir jnniglich / fr das trstliche wort: Es ist vollbracht / dardurch alles erfllet ist / was uns zu unserer Seeligkeit gehret. Wir danken dir für dein leztes wort am kreuz: Vatter! ich befehle meinen Geist in deine hnde: damit du deinen Geist auffgabest / und durch deinen unschuldigen tod unsere snden bezahletest. Wir danken dir fr deine heilige wunden in deiner seithen / und für den theuren schaz deines heiligen Bluts / so darauß geflossen: welches ist das ls-geld und bezalung unserer sünden. Dise vollkommene bezalung / O du himmlischer Vater! hast du einmal angenommen fr unsere Snde: Womit deiner Gerechtigkeit ein vollkommen gengen geschehen ist / auff daß deine Barmherzigkeit reichlich ber uns kme.

Neues Buß- und Gebetbuch

175

Diß Versühnopffer ist ja heilig und unbeflekt / dardurch du vollkommenlich vershnet bist: Wirst also nun in ewigkeit nicht mit uns zrnen. Laß uns nun deine treüe und gte begegnen / und gerechtigkeit und friede / bej uns sich kssen. So werden wir / mit allen heiligen bekennen und sagen: Jm Herren haben wir gerechtigkeit und strke: dir sej ewig lob und dank in alle ewigkeit / Amen.

Sieg und Ehre der Gerechten auß der Aufferstehung Jesu Christi / am heiligen Oster-tage. O Herr Jesu Christe! der du het an disem Tage / nach berwindung aller deiner schmerzen / durch dein Gttliche gewalt / lebendig vom tod aufferstanden bist / und hast erfüllet / was du zuvor durch den Profeten hattest weissagen lassen: O Tod! Jch will dein Tod sejn: O Hlle! Jch will dein gifft sejn: bezeugest auch / daß dise deine wolthaten uns angehen / und bietest sie uns an mit holdseligen worten: Jch lebe / jhr solt auch leben: Jch siege / jhr solt auch siegen. Wir danken dir fr deine grosse liebe gegen uns / und fr deine unaussprechliche wolthaten / welche du uns mit deiner frlichen Aufferstehung zu wege bringest: und bitten dich / entzn⸗de unsere herzen mit deinem heiligen Geist / daß wir warhafftig und gewß glauben / daß du / umb unserer snden willen / dahin gegeben / und umb unserer rechtfertigung willen aufferweket worden sejest. Ach! daß wir arme menschen uns solcher wolthaten rechtschaffen freen knnten / und in unserem leben und sterben / die frucht deiner herrlichen Aufferstehung / in unsern herzen fhleten! so wurden wir gewß in rechtschaffenem trost fr GOtt tretten / und mit freuden von jhm bitten / und empfahen die drej

 5

10

15

20

25

30

176

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

schnen Kleinodien / welche heissen: Gerechtigkeit / Heiligkeit und Herrlichkeit. Aber / O Herr! unsere herzen sind viel zu eng / daß sie solche grosse unaussprechliche freude fassen knnen: Darumb / du Siges-frst Jesu Christe! erbarm dich unser: mehre und strke durch deine krafft unsern schwachen glauben: erweke und strke uns auch durch deinen H. Geist / daß wir hinfort den alten Adam / und die bse lüsten deß fleisches in uns je lnger je mehr bezwingen und tden: auff daß der neue mensch / sampt Christo in uns auff­ erstehe und lebe. Vnd damit wir ja nimmermehr in fleischlicher sicherheit einschlaffen: sondern ohne underlas / zur wahren Gottesforcht auffgemuntert werden mgen: so erhalte bej uns / und unsern nachkommen die predig deines heiligen Worts / und den reinen Gottesdienst. Laß dir auch in deinem Vterlichen gndigen Schuz befohlen sejn alle Christliche Herrschafften / und sonderlich hiesige Obrigkeit: erweke und strke sie alle je mehr und mehr mit deiner krafft: daß / durch sie / als deine diener / das Reich deß teuffels / welches ist das Reich aller schand und laster / zerstret / und das Reich Jesu Christi erbauet und fortgepflanzet werde. Gib / daß in unserm Lande / Ehre wohne / daß Gůt und Treu einandern begegnen / Gerechtigkeit und Fride sich küssen: Daß Treue auff erden wachße / und Gerechtigkeit vom himmel schaue: daß unser Land sein gewächs gebe / und gerechtigkeit fr und für im schwang gehe. Komme auch zu hlffe deiner armen bedrngten Kirchen. ­Trste alle betrbte herzen / und errette alle / die in noht und gefahr sind. Beschere uns auch dermaleins ein seeliges ende / und gib / daß wir an jenem tage frölich von den todten aufferstehen / und gehen in das unvergngliche / unbeflekte / und unverwelkliche Erbe deß ewigen lebens / durch Jesum Christum deinen sohn / unsern Herrn und Heiland / Amen.

Neues Buß- und Gebetbuch

177

Triumf und herrlichkeit glubiger seelen auß der Himmelfahrt Jesu Christi. O Herr Jesu Christe! du ewiger Sohn Gottes! Du Heiland aller Welt!

Du Knig deß Himmels und der Erden! Du großmchtigster Sigsherr / und Uberwinder aller unser Feinde! Du bist nach vollbrachtem werk der Erlsung von den todten aufferstanden: Du hast dich ganzer vierzig tage lang durch mancherlej erweisung lebendig erzeiget: Deinen jüngern / wie sie sich verhalten sollen / befelch getahn: Du hast dieselbe gesegnet / und bist also in ihrer gegenwart / da sie solches mit verwunderung angesehen / gen Himmel gefahren: Du hast das gefngnuß gefangen gefhret / und dem menschen Gaben gegeben: Du hast außgezogen die Frstenthumb und Gewaltigen / und sie schau getragen offentlich / und einen Triumf auß jhnen gemachet / durch sich selbst: Dir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auff Erden: Du bist gesezt zur rechten deines ewigen Vaters im Himmel / über alles was genennet mag werden / nicht allein in diser welt / sondern auch in der zuknfftigen: alles ist under deine füsse gethan / und du bist das haupt der Gemeine ber alles. Nun ist die handschrifft außgetilget / so wider uns war: Das urtheil der verdammnus ist auffgehoben / und alle unsere schuld ist mit deinem theuren Blut außgelschet: Die graußamen feinde / der teufel und der tod sind gebunden und überwunden. Solchen deinen herrlichen / großmchtigen sig und berwindung / rhmen und preisen wir billich: sagen dir auch für alle deine wolthaten von grund unsers herzens lob und dank: Vnd bitten demtiglich / du wollest / alß unser ewiger Hohe-priester / bej deinem himmlischen Vater / uns arme sünndhaffte Menschen für und für verbitten: auff daß wir durch dein blut und tod von schuld und pein los gezellet / dem gerechten zorn Gottes / und dem ewigen verderben entrinnen mgen. Wir sind ja deines himmlischen Vaters kinder / vermg deiner selbsteigenen wort / welche auß dei-

 5

10

15

20

25

30

178

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

nem holdseligen munde geflossen: Jch fahre auff zu meinem Vater / und zu eurem Vater: zu meinem Gott / und zu euerm Gott. Ach! so sende uns deinen heiligen kindlichen Geist / den Geist der warheit / den hchsten Trster in unsere herzen: der uns leh⸗re und fhre / strke und trste / auff daß wir an deinem seeligmachenden wort fest halten / und durch schalkheit und teuscherej der menschen uns nicht erschleichen noch verfhren lassen. Dieweil du aber / O du allergetreuester Herr! nicht abwesend / sondern gegenwrtig / als unser ewiger und himmelischer Knig / regierest: als bitten wir dich herzlich / du wollest dein volk / welches du ganz herrlich erlset hast / alß dein schnes Erbtheil / mit deiner allmchtigen hand / wider den satan und alle feinde gewaltig schüzen / und uns nicht Wisen lassen werden: sondern bej uns bleiben bis an der welt ende / und uns bej deinem wort / und bej dem rechten brauch der heiligen Sacramenten gendigst erhalten: treue arbeiter in deine ernde senden / deinem Donner die krafft / und also / zu ihrer arbeit reichen seegen geben: auff daß sich die sünder zu dir bekehren / und ihrer vil zu deinem ewigen Reich / versammlet und gebracht werden. Laß dir / O Herr! in deinem schuz befohlen sejn / das weltliche Regiment / in diesen ganz gefhrlichen zeiten: Sonderlich aber unsere liebe Obrigkeit in diser Statt und Land: gib ihnen Gottseelige wolgemeinte Rahtschlge / und einen glükseligen fortgang derselbigen: auch langes leben / und zeitliche und ewige wolfahrt. O Herr Jesu Christe! Du sohn deß Allerhchsten! hilff gndiglich / daß deine sigreiche himmelfart uns allen eine sttige anmanung sej: Damit wir unsre herzen und augen von jrrdischen und vergänglichen in diser welt weg wenden / und allein nach dem / was droben ist / nach dem ewigen und himmlischen trachten. Dann du Herr! schenkest uns deinen H. Geist darumb / daß er unser underpfand / und sigel der Gerechtigkeit sej: und dargegen sezest du unser fleisch und blut Gott an die seithe zu einer gewüssen versicherung / daß wir nach disem leben / zu dir in die himmlische freud und seligkeit kommen sollen: Dir Herr Jesu Christe / sampt dem Vatter und H. Geist / sej lob und dank gesagt in ewigkeit / Amen.

Neues Buß- und Gebetbuch

179

Frid und Freude in dem H. Geist / auff das Heilige Pfingst-fest. ALlmchtiger / Ewiger Gott / barmherziger Vater unsers einigen

HErren und Heilandes Jesu Christi! wir deine arme kinder danken dir von ganzem grund unsers herzens / daß du auff das Heilige Pfingstfest vom hohen himmel herab dich geoffenbaret / und deinen H. Geist sichtbarlich zu Jerusalem ber die Apostel außgegossen: und hiemit bezeuget hast / daß du in krafft und würkung deß H. Geistes durch das predig-ampt der Apostel / und aller reinen heilsamen lehrer / dir auß dem verdammten und verlornen Menschlichen geschlecht / eine ewige kirche und gemein sammlen / unsere herzen erleuchten / bekehren / glubig / heilig / und ewig seelig machen: Dieselbigen auch / durch deinen H. Geist regieren wollest: daß sie dich allein erkennen / ehren und preisen. Wir bitten dich lieber himmlischer Vater durch Jesum Christum deinen einigen sohn / unsern Heiland und Seligmacher: Du wollest deinen H. Geist auch heutiges tages / und hinfro in unsere herzen außgiessen / dieselbe reinigen / erneuern / gewiß und bestndig machen. Verwirff uns Herr! nicht von deinem angesicht / und nimm deinen H. Geist nicht von uns; trste uns wider mit deiner hlffe / und laß uns deinen freudigen Geist / bej deinem wort / bej deiner warheit / und bej dem allein seeligmachenden Glauben bestndig erhalten. Steure und wehre allen Jrrgeistern / so uns von dir / von deinem Wort und Warheit / auff deß satans abwege / ableiten wollen. O Gott! enzünde unsre todkalte herzen mit dem brennenden feur deiner Liebe / nemlich mit dem H. Geist. Ach! du krfftige Himmels-sonn! Jesu Christe / scheuß deine liebesstralen auf das unfruchtbare erdtrich unserer herzen: und laß uns alle unsere begirde zu dir in himmel erheben. O Heiliger Geist! du himmlischer Magnetstein! zeuch uns zu dir: daß unsere seelen in dir sanfft růhen mgen.

 5

10

15

20

25

30

180

 5

10

15

Philipp von Zesen

O Gott! wir kommen zu deiner grossen barmherzigkeit / und bitten von dir allein alles / was wir bedrffen: Geistliche und leibliche / ewige und zeitliche gter. Regiere durch deinen Fürstlichen Geist alle Christliche Obrigkeiten: verleihe ihnen langes leben und gesundheit / sampt allem andern wolergehen. Leite und fhre auch durch deinen gnaden-geist / aller Hauß-vtter / Mter / Kinder und Gesinde gemter / daß sie dich fr augen haben / in ihrem berůff und stande Gottseelig leben / und in gerechtigkeit / so dir gefllig ist / ihr lebenlang dir dienen. Erkwike alle betrbte: besuche alle verlassene: trste die witwen: erfreue die wisen: richte auff die undertrukten / und errette die / die unbillichen gewalt leiden. Hilff uns allen miteinander durch deinen hülffreichen Geist: daß wir / in deiner erkanntnus / glauben / forcht / liebe / keuschheit / reinigkeit / nchterkeit / mssigkeit und warheit zunemmen / und endlich das ende unsers glaubens / das ist / der seelen heil und seeligkeit / erreichen und darvon bringen / durch Jesum Christum unsern Herren / der mit dir / und dem Heiligen Geist / lebet und herrschet / in alle Ewigkeit / A M E N .

Rüst-Tag Zu dem Himmlischen Banquet und Freuden-mahl: Das ist / Buß / Beicht / und Btt⸗ bchlein / vor / in / und nach niessung Deß H. Nachtmals.

Allen denen / Die sich durch wahre busse / mit Gott zuvershnen / mit ihrem Heilande zuvereinigen / und hinfort ein Christliches leben zufhren gedenken / zum seeligen gebrauch und ­nuzen / kürzlich entworffen / und ans liechte gegeben.

 5

10

182

Philipp von Zesen

Gebtt Vmb rechtschaffene erkannt⸗ und bekanntnus der sünden  5

10

15

20

25

30

O Herr / allmchtiger Gott / der du uns deine grundlose barmherzigkeit genugsam zu verstehen giebest / wann du sprichst: Jch bin barmherzig / und wil nicht ewiglich zürnen; allein erkenne deine missethat / daß du wider den Herren / deinen Gott / gesündiget hast; zu dir komme ich armer verblendter sünder / und wolte mich solcher deiner barmherzigkeit / durch erkanntnus meiner sünden / auch gerne teilhafftig machen. Aber / ach sihe! wie soll ich erkennen / was mir von natur unbekannt ist; wie soll ich wissen / daß ich jrre / wann mir keiner den rechten weg zeiget? wie soll ich im finstern sehen / wann mir niemand leuchtet? ja / wer kan merken / wie offt er fehlet? Fallet der gerechte des tages sieben mahl / so kan ich wol sieben und siebenzig mahl fallen. Dann meine sünden gehen über mein haupt / und jhrer ist mehr / als sandes am meere. Wie solte mirs nun mglich sein / alles dasselbe / was ich wider dich wissentlich und unwissentlich / heimlich und offentlich gesündiget / so vollkmmlich zu erkennen / wie sich wol geziemet? Ach! es ist nicht menschlich / noch möglich / wo ich dein liecht und deine lehre nicht habe; und darumb bitte ich mein Vater / du wollest meine blinde natur / mein dunkeles herz / meine verfinsterte erkanntnus / durch deinen heiligen Geist / von oben herab erleuchten; damit ich sehe / und lerne / alles / was unrecht / und sünde sei für deinen heiligen augen; damit ich alle meine sünde erkenne / alle krankheiten meiner seelen eigentlich und vollkmlich wisse / und sie vor dir / O Gott / alle mit einander kund und offenbar mache / auff daß sie auch eben so vollkmlich alle mit einander mgen geheilet werden. Ja / weil ich auch leider! vielmals den hoffrtigen und halsstarrigen kranken nacharte / welche nicht wissen / noch bekennen wollen / daß sie krank sind / ob sie es schon wissen / und daher jhres leibes gesundheit selbst versaumen und verscherzen; in dem ich auch / eben wie sie / die

Neues Buß- und Gebetbuch

183

krankheit meiner seelen / und meine sünde nicht wissen / oder erkennen / noch bekennen wil / ob ich schon weis / daß ich gesündiget; sondern als ein auffgeblasener werkheiliger in meiner eingebildeten gerechtigkeit / stolz und hochmtig einhertrette / und meiner seelen ewige gesundheit und ewiges heil verwahrlose: so steure doch / O Herr / meinem hochmůt / und nimm weg auß meinem fleische das steinerne herz / und gib mir ein fleischernes ja ein gengstigtes / zerschlagenes / zerbrochenes herz / und einen neuen gengstigten geist: daß ich mich frchte fr deinem wort / daß ich / als ein armer sünder / in erkanntnus meiner ungerechtigkeit / von herzen demůtig sej / dir meine sünde bekenne / und meine missethat nicht verhle / damit ich von deiner gnade derselben völlige vergebung erlange / und geheilet werde von aller meiner schwachheit. Solches wollestu thun / O Gott / umb deiner / ja umb deines lieben sohnes / liebe willen. Ach Herr / the es / und sej mir armen sündern gndig. Ach ja! so sej es.

 5

10

15

Gebtt / Umb herzliche bereüung der sünden. ACh? mein GOtt / was bin ich / ja was bin ich von muterleibe an? Nun erkenne ich erst recht / durch das liecht deiner gnade / daß ich auß sündlichem samen gezeüget / daß mich meine Muter in sünden empfangen / daß ich in sünden gebohren / und von natur ein kind des zorns und der ungnaden bin. Ach! weh mir / nun sehe ich / wie ich nicht dein bild / sondern ein bild des Satans. Nun merke ich / daß nichts gesundes an meinem leibe / von der fuß-sohlen an biß auff die scheitel. Ach! wie hslich / wie greülich / wie abscheülich hat mich meine sünde verstellet / meine empfangene und begangne sünde / ja meine augenbliklich anhaltende sünde. Nun erkenne ich / ja ich bekenne / daß ich alle deine gebotte übertrtten / in dem ich dich / meinen Gott / verlassen / deinen Namen / nicht gebürlich geehret / dein wort verachtet / meine Obern beleidiget / meinen nchsten an seinem leibe schaden

20

25

30

184

 5

10

15

20

25

Philipp von Zesen

zugefget / mit gedanken / worten / und werken unkeusch und unzüchtig gelebet / nach eigennuz und frmbdem gut getrachtet / meine zunge / und meine begierden / dem nchsten zum schaden / mich verleiten lassen / ja / in allem / deinem heiligen willen ungehorsamb gewesen. Dergestalt / daß meiner sünden mehr sind / als haare auff meinem haupt / ja als des sandes am meer. Aber was raht? Jch wil die demůt ergreiffen / und zum kreuz kriechen / und wie wol ich vor scham mich zu deinem heiligen Gnadenstul nicht nhern darf / noch meine Augen auffheben gen Himmel / so will ich dannoch mit dem Bußfertigen Zllner / von ferne zu dir hinzu tretten / und in meinem herzen sprechen: Gott sej mir armen sündern / sünderin genådig. Jch will hingehen / und meine sünde beweinen / und meine mißhandlungen betrauren. Darumb bitte ich auch / und flehe zu dir / mein Herr und mein Gott / du wollest in mir / nebenst der erkanntnus meiner sünden erweken eine solche Gttliche traurigkeit / welche zur seeligkeit wrket / ja eine reue / die niemand gereuet. Ach! laß mich niderfallen zu deinen fssen / und meine sünde herzlich beweinen wie Marie Magdalene; damit ich deinen Gttlichen gnadentrost erlange / und mit der getrsteten Samariterin mit freuden hinlauffe / und deinen namen verkndige / daß er so trostlich ist. Ach! Herr / neige deine ohren: Ach! Herr / merke auff / und erhre mein flehen / umb deß blutigen schweisses willen / welchen dein lieber sohn auf dem Oel-berge meiner sünden halben / geschwizet / und sej mir gndig und barmherzig: ach ja so sej es.

Gebtt / Um ein bußfertiges herz.

30

GNdiger grundgtiger Gott / barmherziger vater / der du uns selbst mit einem teuren eide versicherst / daß du kein gefallen habest am tode deß gottlosen / sonder daß sich der gottlose bekehre von seinem wesen und lebe: Dich bitte ich von grund meiner seelen / du wollest mein herz und mein gemt in mir / durch die

Neues Buß- und Gebetbuch

185

krafft deines heiligen Geistes / bewegen / daß es sich in wahrer eifriger buß / durch reu und leid-wesen über meine sünde / ja durch wahren bestndigen glauben / jez und allezeit zu dir meinem GOtt bekehre: damit ich deiner trstlichen verheissung theilhafftig gemacht / in dir lebe / und zu deiner herrlichkeit eingehe. Ach ja! so sej es.

 5

Gebtt / Vmb wahre bekehrung zu Gott. HErr

Jesu / mein Erlser und mein Heiland / der du selbst gesagt / Jch bin kommen / die sünder zur buß zurffen / und nicht die frommen / zu dir hebe ich auf meine hnde / die sich leider! mit vielen sünden besudelt / und bitte deine grundlose gte / du wollest mich armen sünder gndig ansehen / und die selbst außgeruffene buße / durch deinen heiligen Geist / krfftiglich in mir würken / damit ich mich von herzen zu dir / meinem Herren / bekehre / meine schwre sünden / dardurch ich deines himmlischen Vatters ewigen zorn und ewige straffe verdienet / mit ernst be­ reüe / und jhnen von herzen feind werde / darvon ablasse / und mit stts-anhaltendem gebtt darwider streite / ja mir festiglich vorseze / mein leben von tage zu tage zu bessern / und je mehr und mehr frmmer zu werden. Vor allen dingen aber wehre dem bsen feinde / daß er mir meine sünde nicht zu gering mache / und mich dardurch in sicherheit fhre / auch nicht zu groß und zu mchtig / damit ich dardurch nicht in verzweiflung gerahte / ja verleihe gndiglich / daß ich mich deines teuren verdienstes / und deiner krfftigen vorbitte bej deinem himmlischen vater / ja deiner vollkomnen bezalung und gnugthung fr meine sündenschulden allzeit trste / und dardurch / in wahrer bekehrung / mit allen bußfärtigen sündern / als vom Geiste deß Herren / widrumb von einer klarheit zur andern / in dasselbige bild verklret werde / darinnen sich spiegelt deß Herren klarheit / mit auffgedektem an-

10

15

20

25

30

186

Philipp von Zesen

gesichte; ja in überschwnglicher ewigen klarheit deine herrliche Gttliche klarheit sehen mge in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

Beichte Zu Gott dem Vater.  5

10

15

20

25

30

BArmherziger / getreuer GOtt / lieber himmlischer Vater / weil du mich selbst bej meinem Namen geruffen / und gesagt: Du bist mein theurer sohn (meine theure tochter) und mein trautes kind / wilstu dich bekehren: so kehre dich zu mir und ich will mich auch wider zu dir kehren: Ej so will ich dann / mit dem verlohrnen sohne widerkehren / ich will mich auffmachen / und auff solchen deinen befehl zu dir meinem Vater gehen / und zu dir sagen: Vater ich hab gesündiget im himmel und für dir / und bin hinfort nicht mehr werth / daß ich dein sohn (deine tochter) heisse. Ja / ich beichte / ich bejahe / ich gestehe es / und verhehle es nicht / daß ich von dir abgefallen / daß ich dich leider / nicht als ein kind gehorsamlich gefrchtet / herzlich geliebet / und kindlich geehret: und dardurch nichts als deinen zorn und ewige ungnade verdienet. Aber wie groß auch meine sünde / wie groß auch die bekümmernus meines herzens / ja wie groß auch dein zorn jmmermehr sein mag / so ist doch deine gnade viel grsser / und dein zorn whret nur e­ inen augenblik; ja im augenblik des zorns hastu dein angesicht ein wenig vor mir verborgen; aber mit ewiger gnade wilstu dich meiner erbarmen / und du wilst mich trsten / als einen seine Muter trstet; ja du hast noch darzu geschworen / daß du nicht ewiglich über mich schelten wollest. Dann es solten wol berge weichen / und hügel hinfallen / aber deine gnade solte nicht von mir weichen / und der bund deines friedens solte nicht hinfallen. Solche deine trstung ergezet meine seele. Auff solche deine verheissung stehe ich fest / und wil nicht weichen / weder zur rechten / noch zur linken / du habest dann zuvor dein wort an mir erfüllet / und meine sünde hinder dich zuruke geworffen. Du bist ja mein Schpfer / warumb woltestu dann dein geschpfe in sünden verderben lassen? Du

Neues Buß- und Gebetbuch

187

bist ja mein Werkmeister / warumb woltestu dann das werk deiner hnde / seiner gebrechen wegen / vollend zerbrechen lassen? Du bist ja mein Gott / der mich nach seinem ebenbilde gebildet / warumb woltestu dann dein bildnus in mir so gar verwsten / und zu grund vernichtigen lassen? ja / was wil ich viel sagen / du hast dich mir selbst zum Vater gegeben / warumb woltest du dich dann deines kindes nicht erbarmen / ja eines solchen kindes / daß / auff deinen selbst eignen befehl / seinen ungehorsamb so herzlich bereüet / und dich / seinen lieben Vater / umb gnade bittet? Wann hierüber das herz noch nicht brechen wil; so gedenke doch / daß du mich ehmals so hoch geliebet / daß du / auß liebe / und mir zu liebe / ja mir zu gute / deines einigen lieben Sohnes nicht verschonet / sondern jhn für mich / und alle menschen / dahin gegeben; auff daß alle / die an jhn glauben / nicht verlohren wurden / sondern das ewige leben hetten. Siehe doch an sein bitteres leiden / und sein teüres blut / daß er vor meine sünde vergossen / ja seine grosse angst / die groß war / daß Er sich auch verlassen zu sein schreje / ja daß jhn ein Engel vom himmel trsten mußte. Dieses wird ausser allem zweiffel dein herz erweichen / wann ich je so schwerlich gesündiget / daß ich alle deine verheissungen / und alle deine gnade verscherzet / ja umb seinet willen / wirstu dich meiner erbarmen / wie sich ein Vater über seine kinder erbarmet; und mit seinem gehorsam / mit seiner gerechtigkeit meine ungerechtigkeit / und mit seiner unschuld meine mißhandlung bedeken / daß jhrer nimmermehr gedacht werde. Ach! Vater / lieber Vater / vergib mir / ja vergib mir meine sünde. Laß deine gnade walten ber mich so hoch der himmel über der erden ist / und so fehrn der morgen ist vom abend / so fehrn laß auch meine übertrettung von dir sejn. Ja zeuche mich / lieber Vater / wider nach dir zu / daß ich komme / und deinen Sohn küsse / damit er deinen zorn vershne / und ich nicht mehr ein kind deß zorns / sondern ein kind der gnaden sej und bleibe. Ach! Herr / hre; ach! Herr / sej gndig; ach! Herr / erbarme dich meiner. Ach ja! so sej es. A M E N .

 5

10

15

20

25

30

188

Philipp von Zesen

Beichte Zu Gott dem Sohne.

 5

10

15

20

25

30

O Gnaden-reicher / sanfftmtiger Herr Jesu / du grosser Sohn des Allmchtigen Vaters; Jch habe deinem Vater gebeichtet / und umb erlassung meiner sündenschuld geflehet; nun komme ich auch zu dir / weil du alle mhseelige und beladene selbst zu dir zukommen befilest / und bringe leider! eine schwere sünden-last mit mir / von dir erleichterung und laabsal zu holen. Zu dir / meinem getreüen Seelen-hirten / komme ich armes verwirrtes schflein / zu dir / meinem himmlischen Arzte / komme ich arme tod-kranker / zu dir / meinem einigen Heilande / komme ich hülfloser verwundeter / zu dir / meinem erlöser und seligmacher / komme ich betrbter sünder / zu dir / meinem Versner / meinem Mitler / meinem Vorbitter / meinem Vorsprecher / meinem Vertretter / komme jch deines himmlischen Vaters ungehorsames verlohrnes kind / und bitte demtiglich / du wollest dich meiner in gnaden erbarmen / und mich wider zu deiner heerde sammlen / meine krankheit miltern / meine wunden heilen / meine sünde vertilgen / meinen ungehorsamb und jrrthumb bej deinem Vater entschuldigen / und mich aufs beste vertretten / als du kanst / damit ich mit Jhm vershnet / und vollkmmlich zu gnaden genommen werde / ich weis sonst kein anders heil zufinden / mir ist auch kein ander namme gegeben / darinnen mir knnte geholfen werden / als der ssse Namen Jesus. Ach! so hilff mir dann / O Liebreicher Jesu / du einige Zuflucht meiner betrbten seelen / und erffne mir deine heilige wunden / daß ich mich darinnen so lange verberge / biß ich bej deinem himmlischen Vater widerumb vollkmmlich ausgeshnet / und Heil worden von allen meinen gebrechen. Ach! sprich nur ein einiges wort / so wird dein Kind gesund. Ach! laß mich doch mit Marien Magdalenen diese deine trstliche worte vernemmen: Dir sind deine sünde vergeben. Ach! Jesu / mein Herr / und mein Gott / erbarme dich meiner / und sej mir armen sündern gndig. Ach ja! so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

189

Beichte Zu Gott dem H. Geist. O HErr Gott heiliger Geist / mein hchster Trster / und mein bester Vertretter mit unaussprechlichen seüffzen / vor der ewigen Gttlichen Hochheit; dir mus ich leider! mit weinendem herzen klagen / und mit einem klglichen / herzlichen ja bekennen / daß ich mich umb deinen freüdigen trost / und deine heilsame lehre wenig bekmmert. Ach! wie nachlässig bin ich in meiner Andacht gewsen; wie schlfferig in meinem Gebtt / wie unachtsam / und erstorben im glauben / deine lehre wußte ich wol / aber ich wolte jhr nicht folgen / auch dich umb deinen heiligen krfftigen bejstand nicht anruffen / daher ist es auch kommen / daß deine freüdigkeit von mir gewichen / daß ich in so groß- und schwere sünde verfallen / die so groß sind / daß ich nicht weis / wo aus oder ein / wo du meiner schwachheit nicht aushilfest / ach ich habe nicht allein dich / sondern auch meinen Herren und Hejland selbsten; in dem Er seinen Vater gebtten / daß er dich mir zum Trster zugesendet / und ich dich nicht annemmen wollen / noch mich durch dich treiben lassen / damit ich ein kind des Allerhchsten sej. Und so bin ich leider! in dem knechtischen geiste / bej der finsternus meines herzens / darinnen noch klarheit / noch warheit zufinden / von dem wege des lebens jrre gegangen. Ach! weh mir / ach! weh / und jmmer weh / daß ich so greülich / so abscheülich mishandelt / daß ich so muhtwillig / ja so boshafftig gesündiget / und nichts als werke der finsternus gewürket / ja dannenhero auch jezund / daß ich das wollen habe / das vollbringen des guten nicht finden kan. Dann das gute / das ich wil / das thue ich nicht / sondern das bse / das ich nicht wil / das the ich. Darumb chzet / darumb seuffzet nun meine seele in mir: Ach! ich ellender mensch! wer wird mich erlsen von dem leibe dieses todes? Ach! erhre doch mein Gott / dieses mein seüfzen / und verleihe mir deine gnade / daß ich vergebung meiner sünden erlange. Laß die straffe nicht ewiglich auff mir bleiben / sondern hilff mir unwürdigen nach dei-

 5

10

15

20

25

30

190

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

ner überschwnglichen barmherzigkeit / daß ich der verheissung der gnaden festiglich glaube / von meinem Heilande nicht lasse / in anfechtung nicht wanke / auch meiner sünden wegen nicht verzage / und alles thue / was dein wille. Ja fhre mich durch deine freüdigkeit / auß der knechtschafft der sünden / zu der kindschafft in Gott / auß der kindschafft in Gott / zu erbschafft der heiligen im himmel / zur ewigen frejheit / und ewigen seeligkeit. Ach ja! so sej es.

Herzens-beichte / Jn einem absonderlichen Sünden-fall. O Barmherziger / grundgtiger Gott / lieber Vatter / schaue doch an das weh meiner seelen / die angst meines herzens / die fluth meiner heissen trhnen / welche die schmerzen auß meinen a ­ ugen heraus gepresset / und sej mir armen sünderen gndig. Ach! mich deucht / ich sehe den Richter: sein Richt-stul ist schon bereitet / daß gerichte wird gehalten: jezt soll der stab über mich gebrochen werden. Ach! was soll ich thun? soll ich meine sünde leügnen / so überzeüget mich mein gewissen / und der Richter kennet mich all zu wol. Er wird / ja er muß ein gerechtes urtheil über mich fllen / und das heißt: du solst des todes sterben. Die höllischen hen­kers⸗ buben schrejen mord mord über mich / und haben mir das bad / so mit schwfel und bche brnnet / schon bereitet. Die fluht deines zorns wil mich erseuffen / der eifer deines grimms wil mich verschlingen / der hllen angst hat mich troffen / und die bande des todes haben mich umbgeben. Ach! wo soll ich hin vor solchem deinem zorn? nehme ich schon flügel der morgen-rhte / und bleibe am eussersten meer / so wird mich doch deine hand daselbst suchen / und deine rechte finden. Aber ich will nicht fliehen: ich will dir selbst bej zeiten entgegen gehen / ich will mich selbst schuldig geben / und dir / meinem Vater / meine snde beichten. Ja ich eile / ich lauffe zu dir / lieber Vater / weil die zeit der Gnaden noch da ist / und bitte deine grundlose barmherzigkeit / du wol-

Neues Buß- und Gebetbuch

191

lest dich über mich erbarmen / und mir dise meine grosse sünde / meine berthtige sünde / die ich so mutwillig wieder dich / und deine heilige Gebotte begangen / umb deß bittern leidens und sterbens willen deines lieben Sohnes / vergeben / und dise meine missethat mit den werken deiner barmherzigkeit bedeken: damit ich wider dein kind sej / und in deiner Gnade lebe / die von der Welt her gewesen ist. Du bist ja nicht ein Gott / der snde zurechnet / wann sich die sünder bekehren. Du hast ja die allerschrklichsten sünden verziehen / und die greulichsten verbrecher zu Gnaden kommen lassen / so bald sie ihre mißhandlung bereuet / und sich zu dir eingefunden. Manasse / der selbst deine Heiligen ermordet: David / der ehbruch und todschlag zugleich begangen: Petrus / der deinen lieben Sohn / seinen Heiland / verleugnet: Paulus / der die Christgläubigen auffs graußameste verfolget: Marie Magdalene / die in unzucht so lange zeit gelebet: die Ehbrecherin / so man auff frischer that ergriffen: ja unzhliche andere Sünder und Sünderinnen hastu jederzeit / so bald sie herzliche Busse getahn / in Gnaden angesehen / und die brgschafft deines lieben Sohnes fr jhre schuld ganz gndig angenommen / und sie aller ihrer sünden los gezhlet. Ach! so erzeige mir dann auch diese Gnade / erweise mir auch diese Barmherzigkeit / und schreib under diese / und alle meine Snden-schulden / in dein Himmlisches Schuldbuch / das gndige bezalet: damit ich dich preise / und deinem Namen danke in ewigkeit. Ach ja! so sej es.

Absonderliche Beichte / Einer erwachsenen Jungfrauen. O JEsu / du Sohn des lebendigen Gottes / weil ich arme sünderin schwrlich gefallen / und übel gethan für dir; ja ich wol weiß daß du am jüngsten tage in einem grossen wtter und erschrklichem feür kommen wirst / zu richten die lebendigen / und die todten; und für so viel tausend vlkern / ja für so einer grossen mnge der Engel / alle meine sünden sollen offenbahr werden; so ngstigt

 5

10

15

20

25

30

192

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

sich mein herz in meinem leibe / und alle meine gebeine seind erschroken / ja meine gestalt ist verfallen für tauren / mein haupt ist krank / mein herz ist matt / von der fuß-sollen an biß auff die schejtel ist nichts gesundes an meinem leibe / sondern eitel sündliche wunden / streimen und eiter-beulen. Jch schme mich zuleben / und frchte mich zusterben. Dann ich habe mich nicht gehalten als deine verlobte / daß bekenne ich / ich habe mich nicht erwiesen als deine Braut / daß bereue ich / habe dich meinen Brutigam verlassen / und mit andern gebuhlet / daß beweine ich / ich habe dich verachtet / verschmhet / und deine grosse liebe / die du mir selbst biß zum tode / ja zum tode deß kreüzes / bezeüget / mit undank belohnet; daß beseuffzet meine seele / ich bin im welt-leben ersoffen / in der stinkenden hoffart vernarret / in unzucht vertieffet / und in allen schndlichen untugenden erstorben / so gar / daß ich auch meinen jungfrulichen leib / der eine wohnung deines heiligen Geistes sein sollen / durch übergeben in alle wol­lüste der welt / entheiliget / und zu einem size der bsen ­geister ge­machet / das betauret mein herz. Ach! daß ich wassers genug ­hette in meinem haupte / und meine augen thrnen-kwelle wren / daß ich tag und nacht weinen mchte über solche meine sünde. Ach! was soll ich beginnen? wo soll ich trost suchen? wo soll ich ­hülffe finden? Bej dir / bej dir / mein Herr Jesu. Du bist mein Tröster / mein Helffer / mein Vershner / mein Burge / meine Zuflucht / mein Erlser / und mein Heil. Ach! so komme ich dann mit gedemtigtem herzen / mit gengstigter seelen / zu deinem heiligen gnaden-stul / mit inniglicher herzlicher bitte / du wollest dieses mein so sehr besudeltes und beflektes Brautkleid / mit deinem heiligen blute besprengen / meinen zerrissenen rok der gerechtigkeit durch die zerrissene zarte haut deines heiligen leibes wider ergnzen / und den verbrochenen und verwelkten kranz meiner ehren / durch deine blutige Dorne-krone wider er­ neü­ eren / daß er mir seje eine krone der unsterbligkeit: umb meinet willen / ja umb meiner sünde willen / hast du ja gelitten / und so viel schmach und übels erduldet / daß ich dir und deinem himmlischen Vater vershnet / vergebung erlangte / und in ewiger

Neues Buß- und Gebetbuch

193

gnade lebte. Ej! so laß mich dann nun deines so hoch-teüren verdienstes und blutvergiessens auch teilhafftig werden / und wasche mich / ja reinige mich / dir zu einer heiligen wohnung / von allen meinen sünden; ja strke meinen schwachen glauben / daß ich mich deines todes allezeit trste / und in solchem trost in dir lebe / und du in mir / ja nichts the / als was deinem heiligen willen gefllig / damit ich dermal eins würdig erfunden werde zu deiner rechten zu stehen / und diese deine tröstliche worte zu hren: gehe hin / meine außerwehlte / in das reich / das dir bereitet ist von anbeginn der welt. Ach ja! so sej es.

 5

10

Danksagung / für die Vergebung der sünden / zu Gott dem ­Vatter. O Grund-gtiger barmherziger Gott / mildreicher Vater / der du sünde vergibest / und erlssest die missethat den übrigen deines erbteils / der du deinen zorn nicht ewiglich behltest / und beweisest gnade ins tausende glid; O wie groß sind deine wunder / und deine gedanken / die du an uns beweisest: Dir ist nichts gleich. Jch wil sie verkündigen und darvon sagen / wiewol sie nicht zu zehlen sind. Jch wil dir ein freüden-opfer thun / und deinem Nammen danken / daß er so tröstlich ist. Dann siehe! ich hatte mich von dir entfernet / und du hast mich gesuchet / ich hatte mich verjrret / und du hast mich auff den rechten weg gebracht / ich war verloren / und du hast mich gefunden / ich hatte mich von dir abgekehret / und du hast mich wider bekehret / ich hatte durch meine sünden deinen ewigen zorn verdienet / und du hast mir ewige gnade versprochen: ja meine boßheit hast du mit deiner gte vergolten / meine hartnkigkeit mit deiner sanftmůt begnadiget / und alle meine gebrechen mit deiner barmherzigkeit umb­haset. Meine sünden hatten den himmel zugeschlossen / aber dein ablaß hat jhn wider geffnet / die Deke des gesezes hast du weggezogen / den

15

20

25

30

194

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

fürhang zerrissen / und deine klarheit und warheit entblösset / so / daß ich nun durch deine gnade in meinem geiste schaue das Gttliche liecht / und durch deinen trost besize die himmlische freudigkeit / ja durch deine vergebung erlanget die seelige ruhe / den lieblichen Friden / und die heilige sicherheit meines gewissens. Davor danke ich dir billich / darvor preiset dich meine seele / ja ich will dir lobsingen / so lange ich lebe Weil du nun so überaus barmherzig gewesen / und mir meine sünde so gndiglich verziehen: Ach! so verleihe mir fehrner deine gnade / daß ich auch barmherzigkeit erzeige / meinen brdern / meinem gebrchlichen nchsten / und ihm seine fhler von herzen vergebe / ja ihn liebe von grund meiner seelen / und ihn nimmermehr beleidige. Hingegen aber erweke in mir einen ewigen haß wieder die welt / und alle derselben angehrige: damit ich an deiner liebe umb so viel fester halte / und dir anhange durch einen wahren lebendigen Glauben / und unbewegliche hoffnung: ja die sünde fliehe / mein leben bessere / und von tag zu tage frmmer werde. Solches verleihe mir mein Gott / umb deiner barmherzigkeit willen. Ach HErr / hilff: Ach Herr / laß wol gelingen: Ach ja / so sej es.

Danksagung fr die einsezung Deß H. Nachtmahls. Zu Gott dem Sohn. O Mild-gtiger / gnaden-reicher HErr JEsu / der Du uns schenkest die Erlsung durch dein Blut / nmlich die vergebung der sünden / und ein gedchtnuß gestifftet deiner wunder: Dir sage ich von herzen lob und dank / daß du durch deine heilige Menschwerdung / und durch dein heiliges leiden und sterben / mir armen gefallenen menschen einen freüdigen zugang zur gnade deines himlischen Vatters erworben; durch deinen eingang in das heilige eine ewige erlsung gefunden; und mich über das / als ein ewiger hoher-priester / noch immerdar vershnet mit deinem Vater; daher mir in deinem nammen / vergebung der sünden / gnade / fride / trost / und seeligkeit tglich verkündiget wird; O welch eine

Neues Buß- und Gebetbuch

195

fröliche verkündigung! O welch eine tröstliche zeitung! mein herz wallet vor freüden in meinem leibe / und meine zunge kan sich nicht halten. Jch mus dich preisen im raht der fromen / und in der gemeine. Ach! wie groß sind die werke des Herren! was er ordnet / das ist lblich und herrlich. Du hast ein gedchtnus gestiftet / deiner großen wunder / durch alle diese deine thaten / durch alle diese deine befehle / ja durch die einsezung deines heiligen Nachtmals. Ach! verleih / mein Herr und mein Gott / daß ich solches gedchtnus allezeit halte / daß ich dessen nimmermehr vergesse / daß ich deines todes und deines blut-vergiessens stts gedenke / und deinen tod verkündige / biß du kommest. Darumb ermuntere meine gedanken / erleuchte meinen verstand / befestige meinen glauben / strke mich in meiner hoffnung biß an mein ende / damit ich / wider alle anfechtungen beschirmet / dir diene in rechschaffener heiligkeit und gerechtigkeit / die dir gefllig ist / und endlich durch diese mir erffnete himmels-thür / gelangen mge in das ewige seelige leben / und in das reich der herrlichkeit / welches du mir / und allen glubigen bereitet hast von anbeginn zu einer ewigen wohnung. Ach ja! so sej es.

Danksagung für die Vergebung der sünden / zu Gott dem H. Geist.

 5

10

15

20

HErr Gott heiliger Geist / mein hchster Trster / ja du flamme der

gttlichen liebe / weil mein herz deines trostes voll ist / so gehet mein mund über mit deinem lobe. Weil du meine seele mit deiner krafft angehauchet / und darinnen gewürket eine Gttliche traurigkeit zur reüe über meine sünde / ja straks darauff / durch derselben vergebung / eine himmlische freüdigkeit / zur bekrfftigung meines glaubens an meinen Herrn und Hejland / so ist es billich / daß ich dir danke / daß ich dich preise / und deinen Nammen rhme / daß du so grosse dinge an mir gethan. Ach! laß mich

25

30

196

 5

10

15

Philipp von Zesen

solcher deiner gnade nimmermehr vergessen / laß mich allezeit eingedenk sejn / daß ich / durch deinen krftigen bejstand / nach dem gndigen willen des Vaters / in meinem Erlser und Seeligmacher / vergebung der sünden und ewiges heil erlanget / daß ich durch dich die verscherzte gnade wider gefunden / und ein kind des ewigen lebens worden bin. O Du wrtes Liecht / senke dich immer tieffer und tieffer in mein herze / und erleuchte ferner meine blinde natur / daß ich in deinem Liechte sehe / was heilig und unheilig / was gttlich und ungttlich / und einen erbaren heiligen wandel fhre / alle sündliche begirden dmpfe / alle bse lüste fliehe / meinen willen breche / den alten menschen tde / und den neüen anziehe / ja nichts the / rede / oder gedenke / dann was dir gefllig. Solches verleihe mir / o du Geber alles guten / der du lebest und herschest über alles / von ewigkeit zu ewigkeit. Ach ja! so sej es.

Gebtt Vor Empfngnuß deß Heiligen Nacht⸗mahls. O 20

25

30

Mein allersssester und allerholdseeligster HErr JEsu / mein getreuster Lehrer / mein ewiger Hoher Priester / mein hchster Gnaden-schaz / mein bester Fürsprecher / mein einiger Mitler und Seeligmacher / mein hochgeborner Knig / mein herzerkorner Brutigam / mein außerwehltes Licht / ja mein himmlischer Speisemeister / und mein allerlieblichstes Leben; Dir muß ich je und allwege bekennen / daß ich diser hohen kniglichen mahlzeit / da du mich selbst auff deinen Leib und dein Blut so freundlich / so herrlich zu gaste ladest / nicht wehrt bin. Dann sihe! ich bin ein armer sndiger Knecht / arme sndige magd / und du bist der HERR Himmels und der Erden / voll heiligkeit und gerechtigkeit: ich bin ein schwa⸗cher sterblicher mensch auß sündlichem saamen gezeuget; und du bist der ewige Sohn deß Allerheiligsten lebendigen Gottes / voll krafft und strke: ja ich bin ein elender bettler / elende bettlerin / der / die nicht in gastkleidern / sondern

Neues Buß- und Gebetbuch

197

in einem unfltigen zerlumpten betlers-roke / einher gehet; und du bist der allerschnste / der allerreichste und aller-herrlichste Knig / dessen Knigliches Gewand heller leuchtet als der mond / klrer funkelt als alle sterne / lieblicher strahlet als die sonne. Weil es dir aber also gefallen / daß ich / und alle menschen / sonderlich aber alle arme sünder zu disem hohen Himmlischen Gastmale so gar freundlich eingeladen worden / und du nicht allein niemand / wie unwürdig er auch sonst seiner sünden wegen immermehr sejn mag / darvon außgeschlossen / wann er nur an dich glaubet: sondern auch noch darzu ernstlich befihlest / daß wir ja nicht aussen blei⸗ben / daß wir ja kommen / und allhier für unsere abgemattete schwache seelen himmlische speisen / und herzstrkenden trank holen sollen: so will ich solchem deinem befehle gehorsamen / und komme nun auch mein liebster Herr Jesu / mit herzinniglicher demtiger bitte / du wollest nicht ansehen / wie unwrdig ich bin / sondern wie nohtdürfftig ich bin / und mich / nach deiner gndigen verheissung / an deine herrliche tafel sezen / mit deinen himmlischen gtern laben / und sie mir gedejen lassen zum ewigen leben. Damit aber solches auch recht fruchtbarlich geschehe / Ach! so verleihe mir deine gnade / daß ich zu disem heiligen mahl mich mit rechtschaffenen bußfårtigem herzen nahe / und deiner himmlischen gaben / so du uns darinnen aufftrgest und darreichest / in wahrem bestndigen glauben / theilhafftig werde / und allezeit festiglich glaube / daß ich dar-durch / alß durch ein gewisses pfand / krfftiges siegel / und wahrhafftige versicherung / den versprochenen vlligen ablaß aller meiner sünden erlange: damit also / in und durch den brauch dises hochheiligen Nachtmals der Glaube in mir von tag zu tage wachse / die Liebe brünstiger / die Hoffnung strker / mein Gewissen růhiger / und mein Geist und meine Seele befriedigter werde / ja ich deiner Gttlichen liebe / und ewigen Vershnung empfindlich geniesse / und also ewig seelig werde. Ach ja / so sej es.

 5

10

15

20

25

30

198

Philipp von Zesen

Gottseelige gedanken / und andchtige betrachtung bej zudienung Deß Heiligen Abendmals. SOlte wol Gott der Herr auff Erden wohnen? Sihe / aller Himmlen  5

10

15

20

25

30

Himmel knnen dich nicht begreiffen / sagt Salomon: Wie viel weniger wird es meine arme Seele thun knnen? Aber / O Herr / demnach es dir also gefllet zu mir zukommen / und mahlzeit bej mir zuhalten: so freue ich mich billich / und spreche mit David: O HErr / was ist der mensch / daß du seiner gedenkest? und deß menschen-kind / daß du dich seiner annimmest? Du thest mir aber so grosse Gnad / alß du wollest: so muß ich frej rund bekennen / daß ich ein arme fleischliche Creatur bin / verkaufft under die sünde: Ein elender mensch / der mit dem leib deß Tods umbgeben ist. Aber! O getreuer Gott / weil du mir rffest / so bin ich hie / und komme zu dir. Weil du den Sündern rffest / so komme auch ich mitten under denselben / als der grsten Sündern einer. Weil du allen denen rffest / die mhselig und beladen sind / so hab ich nicht knnen dahinden bleiben. O Herr ich bin krank: Wo soll ich hingehen / als zu dir / dem Arzet meiner Seelen? Du hast vil geheilet / aber villeicht keinen / der so ellend und arm gewesen / als ich bin: der voller außsazes ist wie Gehasi / unreiner als die Magdalena / blinder an meiner seelen als Bartlimeus an seinen augen. Dann ich hab lange zeit das liecht deines worts nicht gesehen. Ach heile mich Herr / so wirstu wunder thun. O Herr / wann ich noch so ellend und verwundet wre / so kanstu mich doch wol heilen / wann du nur ein wort sprichst. Darumb traue ich auf dich / und glaube an dich / daß du mir helffen werdest. Dann du stellest mir ein herrlich pfand meiner Erlsung fr augen in deinem Blut. Wer bin ich HErr / und was hab ich verdienet / daß du mich so theur erkaufft hast? Jch bin nicht werth der allergeringsten gnaden / die du mir beweisest: Viel weniger / daß ich dises Heiligen Sacraments solle theilhafftig werden. Solte ich nicht billich schrejen / wann ich diß H. Sacrament ansihe / wie die Philister /

Neues Buß- und Gebetbuch

199

als die bundslade zu jhnen kame: O wehe mir armen Sünder! Aber der Engel trstet mich / wie die båiden Weiber bej dem Heiligen Grabe / und sagt zu mir / ich soll mich nicht frchten: Jch suche Jesum den gekreuzigten. Ja Herr Jesu dich suche ich: du wollest zu mir kommen in disem H. Sacrament. Darumb wil ich mich über dir freuen / und frlich sejn / der du jez in meinem herzen wilt wohnung machen. Weil doch die Elisabeth sich so hoch über deiner gegen⸗wart erfreuet / daß das kind in ihrem leib aufgehupfet / da du noch in dem leibe deiner heiligen muter warest. Was ist mir diß für eine ehre / daß nicht die muter meines Herren / sonder der Herr selbsten zu mir kommet? Jch bekenne von herzen / daß ich nicht werth bin / daß du under mein tach gehest: Vnd wann du nur ein wort sprichst / so wird meine seele gesund. Aber / demnach du nach deiner unermßlichen gte und barmherzigkeit / auch meiner schwachheit zu hülff kommen / und durch diß H. Sacrament in mir deine Gnad versiglen wilt: so wende ich mich zu dir demtiglich / und spreche mit der heiligen jungfrauen Maria: Sihe / hie bin ich / mir geschehe nach deinem willen. Ach / klopfe an / an der thüren meines herzens / durch dein wort und Sacrament: und ich wil mit beiden hnden an mein brust schlagen / mit dem armen Zoller / damit du hinein gehest. Vnd wann die thr nicht will auffgehen / so stosse sie ein durch deine Allmacht / und komme / und mache wohnung in mir / auf daß ich mit Zacheo sagen mge: Heut ist meinem hauße heil widerfahren. Wirffe hinaus / was dir mißfållet an mir. Dann in die hnde deiner Heiligen Majestt übergebe ich mein ganzes herz: und bitte dich / du wollest fürbas in mir leben / reden / würken / und mich dergestalten durch deinen H. Geist regieren: daß ich an dir allein ein gefallen habe / und nach vollendetem lauff dieses ellenden lebens / mit dir ewiglich / in dem Reich deiner Herrlichkeit / leben mge. Erhre mich O Herr Jesu / durch deinen Tod und Blutvergiessen / A M E N .

 5

10

15

20

25

30

200

Philipp von Zesen

Kurzer Herzens-seuffzer / Wann man jezund hinzu gehen will.

 5

10

15

20

25

O Jesu / mein ssser Jesu / komm zu mir / ich will dich fhren in die kammer meines herzens / da wil ich dich küssen / da will ich dich herzen / da will ich dich in liebe umbfahen. Kom meine liebe / und labe mich: kom / mein leben / und belebe mich: kom meine freude / und erfreue mich: kom mein liecht / und erleuchte mich: kom meine sssigkeit / und durchssse mich: kom du allerschnstes liecht deß Vaters / und verschnere mich: kom Du allerheiligster Heiland / und heilige mein herz dir zu einer ewigen wohnung. O Jesu / mein schnster Brutigam / kom / und ziere mich mit dem roke deiner heiligkeit / schmuke mich mit dem kleide deiner demut / krhne mich mit dem kranze deiner gerechtigkeit / beseelige mein herz mit deiner heiligen sanfftmůt / und gib in meinen mund deine himmlische redseeligkeit / daß alles unreine / aller laßdnkel / alles unrecht / alle ungedult / alles mürrische und hoffrtige wesen ferne von mir sej. O Jesu / mein trautes lieb / ksse mich mit dem kusse deines Mundes / laß mich versuchen deine lieblichkeit / laß mich schmeken deine sssigkeit: nimm das arme turteltublein meiner seelen in deinen kasten / welches auff dem hohen Gewässer der Sündfluth herumirret / und laß mich růhe finden bej dir / der du bist die ewige růhe. O JEsu / mein holdseeliger JEsu / speise meine hungrige seele mit den reichen Gtern deiner Gnade: trnke mein durstiges herz mit dem brunnen deines lebendigen wassers: laß mich schmeken und sehen / wie freundlich du bist: laß mich mit dir vereinigen: schaffe mich zu einem neuen leibe: mache mich zu deinem Gliede / und erhalte mich zum ewigen leben. Ach ja / so sej es.

Neues Buß- und Gebetbuch

201

Seuffzerlein Wann man zu deß Herren Tisch gehet. O Barmherziger GOtt und Vater / laß mich dises Heilige Abend-

mahl wrdiglich geniessen. O Herr Jesu mein Erlser / laß mir dein Leib und Blut / welches du für alle arme reuende Sünder gegeben / durch den Glauben zum ewigen leben gedejen. O Gott Heiliger Geist / mein Trster / lehr mich doch meinen allerliebsten Herren Jesum mit einbrnstiger andacht umbfangen. O Heilige Drej-einigkeit / lasse mich doch geniessen deß Heiligen Mahls / durch wahren Glauben / und mir gelingen zu meiner Seeligkeit / Amen.

 5

10

Kurzer Seuffzen Wann man das H. Abendmal empfangen hat. ACh mein Allerliebester Herr Jesu / dein heiliger leib / welchen du

15

Dankgebttlein / Wann man vom tische deß Herren hinweg gehet / zur H Drejfaltigkeit.

20

für mich dahin gegeben / und dein kostbares blut / welches du für mich vergossen: Dessen gewüsse sigel ich jez empfangen / stärke und erhalte mich durch den Glauben zum ewigen leben / A M E N .

MIld-gütiger Gott / gndiger Vater / durch deine gnade habe ich mich zu diser himmlischen Mahlzeit gefunden: Laß mich nun auch im Friden wider hingehen / durch deine gnade bin ich bußfrtig hinzu getretten / laß mich nun auch gerechtfertiget von hinnen scheiden. Durch deine gnade hat mich ein heiliger hunger und

25

202

 5

10

15

20

25

30

Philipp von Zesen

ein gttlicher durst herbej getriben / laß mich nun wol gespeiset und getrnkt zum ewigen leben / wider nach hause gehen. O Liebreicher HErr JEsu! durch deine gnade kam ich geruffen zu deiner heiligen Tafel / durch deine gnade nam ich zu mir deinen heiligen Leib / und dein heiliges blut / durch deine gnade lebe ich nun in dir / und du in mir / durch deine gnade bin ich von der welt abgesndert / und mit dir vereinigt / durch deine gnade bin ich den sünden abgestorben / und lebe hinfort ewiglich. Ach! hilff / daß ich solche gnade nimmermehr verscherze. O hchster Trster / Herr Gott heiliger Geist / der du mit deinem heiligen troste mein herz erfüllet / meine seele zum wahren seligmachenden glauben underwiesen / und sie gefhret / wohin sie begehret; Ach! verleihe gnade / daß ich dise meines Heilands worte (nehmet hin / und esset / daß ist mein Leib für eüre sünde in den tod gegeben; nehmet hin / und trinket mein blut / für eüre sünde vergossen) fest in mein herz schliesse / damit ich meines Erlsers / und seines bittern leidens und sterbens allezeit gedenke / jhm folge / Kristlich lebe / gedultig leide / und seliglich sterbe. O Du hochheilige einige Drejfaltigkeit / die du mich armen sündern von allen meinen sünden gereiniget / und zur versicherung meiner seligkeit / diser heiligen Malzeit würdiglich geniessen lassen. Dir sej lob und dank gesagt in ewigkeit / ach ja so sej es.

Danksagung Nach dem heiligen Abendmal. O Herr / was soll ich dir vergelten fr alle deine wolthaten / die du meiner seelen erwiesen hast? wie soll ich dir genugsam danksagen? Du hast mich zu deinem Ebenbild / und zu einem vernünfftigen menschen erschaffen: da du mich wol zu einem unvernünfftigen thier httest knnen werden lassen. Vnd nach dem ich / durch meine sünd / solch dein Ebenbild / und dein huld verlohren: hastu solches durch deinen heiligen Geist in mir erneert / und meine

Neues Buß- und Gebetbuch

203

Seel durch dein Blut erkauft; auch jezo das pfand und siegel meiner Erlsung mir mitgetheilt. O welch ein unergründtlicher Schaz! du hast mich ellenden geheilet: du bist mein trost und leben / und meine Aufferstehung. Gnug were es / daß du deine H. Engel zu meinem dienst verordnet: Aber du hast selbsten in meine Seel einkehren / und in derselbigen wohnung machen wollen / sie zu erhalten zum ewigen leben. Vor zeiten hat eines Propheten Crper einen Menschen lebendig gemacht / der denselben nur angerhret: Wie vilmehr wirstu / O mein Herr Jesu / der Oberste Prophet aller Propheten deine glubigen aufferweken / in deren herzen du wohnest. Du wirst meinen leib am jüngsten Tage auß dem staub erweken / vielmehr wirstu meine Seel lebendig machen / die du durch deinen H. Geist geheiliget / und durch dein blut gereiniget hast. Was knntest du mir mehr geben / O Herr / der du mir deinen Leib zur speise / und dein Blut zu trinken gegeben hast zu meiner Erlsung? Du hast pein gelitten / und ich empfange freüd: du hast die straff außgestanden / und ich gehe lr auß. Deine wunden sein mein Gesundheit / durch deine heilige Geburt bistu mein Bruder worden / durch deinen Tod hast du für mich bezalet: durch deine Barmherzigkeit hast du mich erlset / und dessen zum zeügnuß hast du mich mit deinem H. Sacrament gespeiset. O der Gttlichen speise! durch welche die Menschen zu Gottes Kindern gemachet werden / und die Gttliche Natur in uns anfangt zu regieren / und uns zu erhalten: Alle Creaturen verwundern sich darüber / daß der Schpfer selb­ sten / neün Monat lang / in dem leib der Jungfrauen hat verborgen ligen wollen: Wiewol solcher Jungfrulicher Leib / weil er vom heiligen Geist erfüllet gewsen / hller und herrlicher geleüchtet alß die Himmel selbsten. Aber daß du / O Herr / in mein stinkendens herz einziehen wollen / darüber ist sich noch hher zu verwunderen. Ach / ich solt billich mit Maria nur nider knien zu deinen Fssen / und mich nicht undernemmen / mit dir zu Tisch zu sizen. Aber wann ich schon nicht rein von herzen bin: so will ich doch deine Füsse wåschen mit thrnen. Vnd wann ich nicht thrnen gnug darzu habe: so hast du doch deines H. Bluts des-

 5

10

15

20

25

30

35

204

 5

10

15

20

25

30

35

Philipp von Zesen

to mehr für mich vergossen. Jch weiß / daß die herrliche kostbare Mahl-zeit bej dem stolzen Phariseer / dir nicht so angenehm gewesen / alß der armen Sünderin Thrnen / die sie über deine heilige Fß vergossen hat. Ach / so wolte ich dann mit Jeremia / daß mein haupt eine thrnen-kwell wre. Vnd weil ich dir nicht genugsam danken kan fr deine grosse liebe: daß ich zum wenigsten meine gegen-lieb / durch vergiessung vieler thrnen / bezeügen knnte. Vnd demnach du mich jezt / neben andern deinen außerwehlten kindern / deinen hohen Gnade gewürdi⸗get / und durch diß H. Sacrament / die vergebung meiner sünden / mir versiglet hast. So wollest mich strken / und zu mir sagen / wie Jsaac zu Jacob: Jch hab dich gesegnet / darumb wirstu gesegnet sejn. Damit auch ich sagen mge: Herr du hast meine Seele gesegnet / und zur wohnung angenommen: Darumb wirdt sie ewiglich gesegnet sejn. Du hast daß hauß Obed Edoms gesegnet / so lange die Bundtslade in seinem hauß war. Du wirst mich segnen an Leib und Seel / und weil dir gefallen hat under mein Tach einzugehen / und wohnung bej mir zumachen. Ach segne mich / damit nur meine sünden durch dein heilig Blut vergeben / mein Gewüssen rein / und mein wille deinem heiligen willen underwürffig gemachet werde. Herr / ich halte dich nicht wie Jacob / in meinen Armen / sonder durch den Glauben / der in mir wohnet: Jch lasse dich nicht / du seg⸗nest mich dann. Verleihe mir einen neüen Geist / und ein neü herz. Du wollest nicht von mir weichen / weil der Tag anbricht / wie von dem Jacob: sonderen bej mir bleiben / O du ssser Herr Jesu / wie bej den Jüngern zu Emaus: dann der Abend nahet herbej / die nacht der Versuchung / der Anfechtung / der Trbsalen / ja die gar lange Nacht deß Todes / ruket herbej. Bleibe bej mir / du treüer Hejland / und lasse mich / weder im leben / noch im Tod / von dir abgesndert werden. Nimm mich mir / und gib mich dir: und sej stark in meiner schwachheit: auff das ich deinen willen the / und alle meine Glieder werkzeüg sejen deines Lobs / und deiner Ehren. Vnd weil du mir / O Herr Gott / die gnad erzeiget / daß ich allhier an deinem Tisch / durch diß H. Sacrament / gespeiset worden bin mit fülle der Gnaden: So wollest mir auch

Neues Buß- und Gebetbuch

205

fürbas deine Barmherzig⸗keit erweisen / damit ich in deinem himmlischen Reich an deiner Tafel sizen / und der ewigen Freüd geniessen mge. Diß alles bitte ich demtiglich / und lige auff meinem Angesicht vor dem Thron deiner Gnaden mit den 4. Thieren und 24. Eltesten sprechend: Du bist allein der uns erkaufft hat mit deinem Blut / und hast uns unserm Gott zu Knigen und Priestern gemacht. Lob / und Ehre / und weißheit / und dank / und Preis / und krafft / und Strke / sej dir unserm Gott und Herren / von nun an biß in ewigkeit / Amen.

5

Blat-weiser

Wo und wie ein jedes Gebtt zufinden. Allerlej gemeine Bitten. Morgenseüffzer bej anbrechendem Tage/ Allgemeiner segen wann man auffstehet Gebtt umb wahre anrffung Gottes Umb erhrung deß tglichen Gebtts Tgliche Bekanntnuß der sünden Wochen-gebtt. Morgen gebtt am Sonntage / Abend gebtt am Sonntage Morgen gebtt am Monntage Abend gebtt am Monntage Morgen gebtt am Dienstag Abend gebtt am Dienstag * Morgengruß deß Herren Jesu Morgen gebtt am Mitwochen * Abendgruß deß Herren Jesu Abend gebtt am Mitwochen * Morgengruß deß Herren Jesu Morgen gebtt am Donners-tage * Abendgruß deß Herren Jesu Abend gebtt am Donners-tage * Morgengruß deß Herren Jesu Morgen gebtt am Frejtage * Abendgruß deß Herren Jesu Abend gebtt am Frejtage * Morgengruß deß Herren Jesu Morgen gebtt am Sonn-abend * Abend gruß deß Herren Jesu Abend gebtt am Sonn-abend

Blat. 1. 3. 4. 5. 8. 12. 13. 14. 15. 17. 22. 25. 29. 32. 36. 37. 41. 42. 48. 50. 54. 55. 57. 59. 63. 64. 67. 69. 73. 76.

Gebtt auff allerhand fhl und Persohnen gerichtet. * Ein tgliches Morgen-gebtt * Ein tgliches Abend gebtt * Herzliches Lippen-opfer Christlicher Obrigkeit / wann sie zu Rahte gehet

78. 81. 85.

208

Philipp von Zesen

* Kurzes Gebttlein derselben wann etwas zu berahten ist * Nach gepflogenem Ampt * Tglicher Ampts-segen eines Schul-lehres * Tgliches Gebtt der lernenden Jugend Gebtt eines Arztes / umb glükliche Chur Gebtt wann man an die arbeit gehet Umb glüklichen Fortgang derselben Umb hülff und bejstand in Ampts-geschfften Wann man von der arbeit gehet Tisch-segen / wann man zur Mahlzeit gehet Danksagung wann man von der Mahlzeit gehet Gebtt umb segen der Nahrung Morgen-gebtt einer alten Betagten Frauen Abend gebtt derselben Morgen gebtt einer Witwen Abend gebtt derselben Morgen-gebtt einer Dienst-magd Abend gebtt derselben Morgen-gebtt einer Neüen Ehfrauen Abend gebtt derselben Morgen-gebtt einer Braut am Hochzeittage Abend gebtt derselben Morgen-gebtt einer Jungfrauen / die sich zu verehlichen gedenket Abend gebtt derselben Morgen-gebtt einer Jungfrauen / die unverehlicht zu bleiben gedenket Abend-gebtt derselben Tgliches Gebtt einer Hochzeiterin Gebtt einer Eh-frauen / die eine trbselige Ehe hat Tgliches Gebtt einer Hauß-muter Morgen-gebtt einer Tochter / die Vaterlos ist Abend-gebtt derselben Morgen-gebtt einer Tochter / so Muterlos ist Abend-gebett derselben Morgen-gebtt einer Tochter so Elterlos ist Abend-gebtt derselben Gebtt eines unerzogenen Wisleins Morgen-gebtt eines jungen Tchterleins / so noch Eltern hat Abend-gebtt desselben Tgliches gebtt der Eltern / so ungerahtene Kinder haben

89. 90. 92. 94. 96. 100. 103. 104. 106. 108. 109. 110. 112. 115. 119. 122. 125. 128. 131. 135. 139. 140. 143. 146. 149. 152. 154. 156. 160. 162. 163. 166. 168. 170. 173. 175. 176. 180. 181.

Neues Buß- und Gebetbuch

209

Gebtt für Schwangere und gebhrende Weiber. Tgliches Gebtt einer befruchteten Frauen 184. Tgliches Gebtt einer Eh-frauen / so mit keinen Leibs-Erben gesegnet 186. 187. 188. *Gebtt einer schwangern Frauen / wann sie mit lebendigem Kind gehet 189. Gebtt wann die stund der geburt herzu nahet 192. * Wann sich das Weib zur geburt schiket 193. * Wann sie in Kinds-nhten arbeitet 195. * Jn gefhrlichen Kinds-nhten 196. * Gebtt der umbstehenden für die gebrende Fr. 198. * Gebtt der Muter jhres todgebornen kindleins 201. Gebtt einer Kindbetherin nach frlicher Entbindung 204. Wann man das Kind zur Tauffe trägt 206. Wann sie wider zur Kirchen gehen will 209. Wann sie den Kirchgang hlt 212. Ris-wagen. Gottsfrchtiger Wanders-

ersonen. * Gottselige Gedanken Risender-personen * Andacht und Gebtt zu anfang der Rise * Tgliches Morgen-gebtt eines Risenden Abend-gebtt desselben * Tgliches Gebtt eines risenden zu wasser Zur zeit des Sturms Danksag nach überstandenem Sturme * Gebtt wegen Krankheit auff der Rise

216. 218. 220. 222. 225. 227. 228. 230.

Gebtt zur zeit Deß Donners / Kriegs /  hungers-noth und sterbens-läuffen. Gebtt zur zeit des Donners und ungewitters Bej lang-wirrigem Donner-wetter Dank-gebtt nach dem Donnerwetter Gebtt umb erhaltung der früchte deß Feldes Umb Frieden zur zeit deß Kriegs Vmb erhaltung deß erlangten Friedens Gebtt eines verjagten deß glaubens halben Gebtt über die Neider und Lstermüler Gebtt in Theürung und Hungers-noht Gebtt in Armůt Gebtt in Sterbens-leüffen Reim-seüfzer in Sterbens-leüften

234. 237. 242. 245. 246. 249. 251. 252. 254. 258. 260. 264.



210

Philipp von Zesen

Gebtt in Krankheit Leben und sterben. Tgliches Gebtt einer kranken Persohn Einer die sich in den willen Gottes ergibet Gebtt einer Persohn / so in lezten zügen liget Seüffzer eines Sterbenden umb ein seeliges ende Gebtt und Danksagungen auf die hohen Fest-tage. Weih-nacht Gebtt Neü-jahrs Gebtt Charfrejtags Gebtt Oster-Gebtt Auffarths-Gebtt Pfingst-Gebtt

Rüst-tag zu dem H. Nachtmal. Gebätt umb rechtschaffne erkanntnus und bekanntnus der sünden. Vmb herzliche bereüung der sünden Vmb ein bůßfertiges herz Vmb wahre Bekehrung zu Gott Zu Gott dem Vatter Beichte Zu Gott dem Sohn Zu Gott dem H. Geist Herzensbeicht in einem absonderlichen sündenf. Beichte einer erwachsenen Jungfrauen Danksagung für die vergebung der sünden / Gott dem Vatter    Zu Gott dem Sohn Gott dem H. Geist Andchtiges Gebtt vor empfngnuß deß heiligen Nachtmals. Gottselige Gedanken bej zudienung deß heiligen Abendmals. Herzenseüffzer / wann man jezt hinzu gehen will Seüffzerlein wann man zu deß H. Tisch gehet Seüffzerlein wann man das H. Abendmal empfangen hat Dank-gebtt / wann man vom Tisch deß Herren hinweggehet Danksagung nach dem heiligen Abendmal

ENDE.

266. 269. 270. 272. 273. 276. 281. 287. 292. 295. 298. 302. 304. 307. 308. 309. 312. 313. 315. 318. 320. 321. 323. 324. 328. 333. 335. 336. 336. 339.

Nachwort Philipp von Zesen kündigt in der Vorrede zu seinem Frauenzimmers Gebeht-Buch 1 ein von ihm geplantes mehrteiliges Publikationsvor­ haben wie folgt an: Ich mus gestehen; ich beginne was neues / ich suche was sonderliches / ich bahne vor sie einen solchen weg / den vor mir / meines wissens / noch keiner gebahnet: indem ich Sie absonderlich lehren wil / ihren Gott zu suchen […].2 […] diese meine e r s t e f r u c h t  / die ich ihren gnsten alhier aufopfere / wie ich dan zu ihrer kristlichen leutseeligkeit keines andern versehen darf / mit geneugteren blikken zu beseeligen geruhen; und mir hier anlaß geben / die übrige zwei teile / zu ihrem frommen / und zur erbauung ihres Kristentuhms / ja zur befrderung ihrer seeligkeit / auch zu lichte bringen. Dan an diesem werden sie nur allein solche gebehte finden / die auf die gemeine noht der Kristenheit / und allerlei zuflle des tglichen lebens gerichtet. im a n d e r n aber werden ihnen absonder­ liche gebehte frkommen / vor diejenigen / die sich zur buße bereiten / mit Gott vershnen / und ihrem Heilande / durch genßung des hoch-heiligen Nacht-mahls / einverleiben wollen. und im d r i t t e n wiederm gebehte / vor dieselben / die sich mit Gotte nunmehr vershnet / ihren Heiland angezogen / und hinfort eine Kristlichen tugendhaften wandel zu fhren begierig.3 1 Frauenzimmers

Gebeht-Buch: Auf allerlei zu-flle des tglichen gemeinen lebens / so wohl nach den haupt-staffeln des kindlichen / blhenden / und bejahrten alters; als nach allen des Fraulichen geschlechts unterschiedlichen stnden / gerichtet und verfasset durch Filip von Zesen. Zu Amsterdam / Gedrukkt durch Kristof Konraden / im 1657 Heil-jahre / und zu Hamburg bei Zacharias Dosen zu finden. In: Philipp von Zesen: Sämt­ lichen Werke (SW), Bd. XIV: Ethische Schriften. Berlin 1997, S. 327–467. 2 Ebd., An⸗ und vor-rede An das Gott⸗ leut⸗ und lieb-seelige Frauenzimmer, S. 335. 3 Ebd., S. 338f. (Hervorh. nicht im Original).

212

Nachwort

Das im Jahre 1657 zum ersten Mal erschienene Frauenzimmers Gebeht-Buch war ein buchhändlerischer Erfolg; alte Quellen und äl­ tere Forschungsliteratur 4 nennen als weitere Ausgaben: Königsberg 1658, Königsberg 1659, Frankfurt 1662, Frankfurt 1664, Hamburg 1668, Nürnberg 1677. 5 Diese Ausgaben können in den Bibliotheken allerdings heute ebensowenig aufgefunden werden wie die Überset­ zungen ins Niederländische.6 Den zweiten („andern“) Teil des beschriebenen Vorhabens hat Zesen noch im selben Jahr mit Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-Bchlein 7 zum Druck gebracht, eine um drei Gebete und zwei Lieder vermehrte Neuauflage erschien 1668.8 Der angekündigte dritte Teil dieser Gebetsfolge ist wohl über das Planungsstadium nicht hinausgekommen. Es ist möglich, dass die später veröffentlichten Lehr-Gesnge von Kristus Nachfolgung 9 an seine Stelle getreten sind. 4 Siehe

Alfred Gramsch: Zesens Lyrik. Leipzig, Zürich, Wien 1922; Karl ­Viëtor: Probleme der deutschen Barockdichtung. Leipzig 1928. 5 Siehe Karl F. Otto: Philipp von Zesen. A Bibliographical Catalogue. Bern, München 1972, Nr. 73, 79, 88, 102, 124 und 176. – Erstausgabe 1657 unter Nr. 68. 6 Helena van den Velde: Het Gebedenboek der Vrouwen. Amsterdam 1657 und 1658. Siehe Karl F. Otto, a.a.O., Nr. 71 und 76. 7 Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-Bchlein Vor / in / und nach genießung des heiligen Nachtmahls; Allen denen / die sich durch wahre buße / mit Gott zu vershnen / mit ihrem Heilande zu vereinigen / und hinfort ein kristliches leben zu fhren gedenken / zum seeligen gebrauch und nutzen / krtzlich entworfen / und zu lichte gegeben durch F. von Zesen. Zu Amsterdam / Gedrukkt durch Kristof Konraden / und in Hamburg / vor des H. Niklasens Kirche / bei Zacharias Dosen zu finden. In: SW, Bd. XIV, S. 469–518. Siehe Karl F. Otto, a.a.O., Nr. 67. 8 Deß Bußfärtigen Frauenzimmers Handbüchlein […] krtzlich entworfen durch F. von Zesen. zu Hamburg / bei Georg und Hans Rebenlein / im 1668 jahre. – Zu den Varianten und Texterweiterungen gegenüber der ersten Aus­ gabe siehe: SW, Bd. XIV, S. 593–599. 9 Filips von Zesen andchtiger Lehr⸗Gesnge von Kristus Nachfolgung und Verachtung aller eitelkeiten der Welt / erstes Mandel / Aus dem Seeligen Tohmas [!] von Kempis gereimet / und mit anmuhtigen Sangweisen gezieret durch Malachias Siebenhaaren / […] Mitgenossen der hchstpreis­

Nachwort

213

Zesen war auf die Einkünfte aus seinen Büchern angewiesen war, so drängte es ihn (in der Vorrede zu Frauenzimmers Gebeht-Buch) zu beteuern, dass man sich vielleicht wundert, dass ein Dichter von Liebesliedern „als ein vermeinter weltling“ ein frommes Buch verfasst habe, die Bibel sei ihm aber abends und morgens die erste Lektüre. Denselben Geist atmet auch das Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-Bchlein. Es gibt den Gebrauchszweck bereits auf dem Titelblatt an: „Vor / in / und nach genießung des heiligen Nachtmahls […] zum seeligen gebrauch und nutzen“. Der „Gunst-geneugte Leser“ wird darauf vorbereitet, dass der Verfasser sich, wie auch in anderen geistlichen Schriften, an den Wortlaut („an die bloßen worte“) der Heiligen Schrift gehalten habe, denn er hat „nicht deuten oder aus­ legen / noch vor diese / oder jene deutung fechten wollen“: Dan ich wil das Kristentuhm / so viel an mir ist / bauen; und nicht mwerfen. ich wil durch sanft-sinnige reden / sonderlich alhier / da ich dem sanft-sinnigsten Geschlechte dienen wil / die kristliche einigkeit und liebe / als das neue gebot des neuen Bundes / im baulichen wesen erhalten; ja dieselben […] nicht verunruhigen […].10 Die beiden veröffentlichten Gebetbücher wurden für Frauen ver­ fasst, die als Erzieherinnen von Kindern und Herrinnen des Gesin­ des für die Lebensführung des „Hauses“ verantwortlich waren, zu der die tägliche Andacht mit Lesen, Singen und Beten den Grund legte. An sie wendete sich der Trost, den diese Lektüre versprach, die Bücher waren deshalb auf eine geschlechtsspezifische Benut­ zung hin angelegt. Es ist unschwer festzustellen, dass das stark in den Vordergrund tretende Gefühlsmäßige den Kern der intendierten Frömmigkeit trifft. Die Anlage von Zesens Gebetbüchern weist auf einen engen An­ schluss an die protestantische Andachtsliteratur hin. Ins Auge fallen

wrdigen Deutschgesinten Genossenschaft. Gedrukt zu Magdeburg / In Verlegung Johann Hofmanns / Buchhändlers in Nürnberg 1675. In: SW, Bd. I/2: Lyrik I. Zweiter Teil. Berlin 1993, S. 283–356. 10 Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-Bchlein. In: SW, Bd. XIV, S. 475.

214

Nachwort

die jeweils beigefügten Bibeltextstellen (Psalmen, Evangelien etc.). Die Gelegenheit der Meditation, die traditionsgemäß zu andachts­ vollem Lesen, zum „Stille-Seyn“ und Gebet hinführen sollte, wurde in den jungen evangelischen Gemeinden genutzt, um dem Leser / der Leserin die Geheimnisse und die wunderbaren Zusammenhänge beider Testamente nahezubringen, ihn / sie mit anderen Worten zum Bibelstudium anzuregen. Zu diesem Zweck wurden nach dem Vor­ bild lateinischer Bibel-Konkordanzen für die Hand des Geistlichen handliche Bücher in der Muttersprache veröffentlicht, in denen man gleichlautende oder verwandte Textstellen übersichtlich sammelte. Bereits im 16. Jahrhundert wurden umfangreiche Verbalkonkordan­ zen zusammengestellt, wobei in Deutschland Luthers Bibelüberset­ zung zugrunde gelegt wurde.11 Auf die Gestaltung des hier vorgestellten Neüen Buß- und Gebttbuchs aus dem Jahre 1660 hatte Philipp von Zesen keinen Einfluss. Der Verleger Johann Kaspar Suter hat das Projekt quasi annektiert und wohl gewinnbringend weitergeführt. Er hat die Texte der beiden Gebetbücher Zesens zusammengeführt, wobei er mit ihnen recht frei umging. Teile wurden ausgelassen, die Reihenfolge geändert, Wörter und Begriffe durch andere ersetzt (für Zesens unverblischliches steht unaußlöschliches, die charakterische Fügung Ach ja! so sei es wird oft zu Amen usw.) und schließlich wurden die Texte an ein breiteres, auch männliches Publikum angepasst: statt deiner magd heißt es nun deinem Knecht / deiner Magd usw.12 Zudem wur­ de die Ausgabe um mehrere Gebete erweitert. Der Verleger sucht in seiner Vorrede den Raubdruck unter anderem damit zu rechtferti­ gen, dass er den winzigen Druck durch größere Typen verbessert und das Buch mit Beiträgen von „Dienern des Göttlichen Worts“ (Pfarrern) ergänzt habe:

11 Vgl.

hierzu Ferdinand van Ingen: Philipp von Zesen in seiner Zeit und Umwelt. Berlin, Boston 2013 (Frühe Neuzeit 177), Kap. 7: Frömmigkeit und Zeitgeschmack, S. 199–253. 12 Siehe schon den Kommentar in SW, Bd. XIV, S. 611f.

Nachwort

215

 bzwahren eine gute anzal von schnen Gebt-bchern / derer O sich fromme herzen / so wol in offentlicher / als sonderlicher andacht nuzlich gebrauchen knnen / beral vorhanden: So hat es sich dannoch schiken mssen / diß überauß schne und geistreiche gebtt-buch deß Edlen Herren Filips von Zesen / so vor einem Jahr in Holand mit einem gar kleinen Truk außgangen / mit grossen und Lshaften buchstaben / ans liecht zuverfertigen / und mit vermehrung etlich weniger Hocherl. Dienern des G.W. so wol in Englisch⸗ als Teutscher sprach aufgesezten gebten (die im blatweiser mit sternlein angedeutet/) an tag zugeben. In Ermangelung weiterer Textzeugen (die Vorrede bezieht sich wohl auf den Königsberger Druck von 1659) ist nicht auszumachen, ob schon früher derartige Änderungen vorgenommen wurden. Zesen beklagte sich in der Hamburger Ausgabe von 1668 über diesen und andere Raubdrucke 13 . Der Wortlaut läßt sich heute nicht mehr nach­ prüfen, aber ein Echo findet man in seiner Vorrede „Naseweiser Le­ ser“ zur Schnen Hamburgerin: Diese Gesellen bringen viel dinges / das mein / oder eines andern ist / unter ihrem nahmen zum drukke. Heisset das nicht gestohlen? oder wilstu haben / daß ichs entlehnet heissen sol. Aber dem entlehnten lesset man ja seines Eigners Nahmen. Ausgeschrieben knte es wohl hflicher heissen. Doch wer ihm was fremdes zueignet / und seines Meisters Nahmen verschweiget; stielet der nicht? Das tuht so mancher: teils aus misgunst / teils aus eigenem ehrgeitze. Mein F r a u e n z i m m e r s G e b e h t b u c h klaget hierber. Jn der Erinnerung an den Leser / bei dem jngsten H a m b u r g i s c h e n d r u k k e wirstu es finden.14 13 Siehe

z. B. die zahlreichen Auflagen von Neu-vermehrter Geistlicher Frauen-­Zimmer-Spiegel von Hieronymus Oertel, hernach von mehreren er­ gänzt und von Georg Fehlau 1662 in Amsterdam herausgegeben. Dünnhaupt verweist (S. 4273) auf „[40 Gedichte u. zahlr. Gebete aus Z’s ,Frauenzimmer Gebeht-Buch‘]“ in der Ausgabe Hamburg 31682. 14 Filips von Zesen. Schne Hamburgerin. MDCLXVJJJ. In: SW, Bd. I/2, S. 223–­258, hier S. 232.

216

Nachwort

Auch die 1660er Gebetbuch-Ausgabe von Johann Kaspar Suter ­wurde – wiederum vermehrt – nachgedruckt, 1675 durch Alexander Rieding. Zesens Name musste ein weiteres Mal für Buchhändlerge­ winne herhalten, der Autor hatte wiederum das Nachsehen. In der hier beigegebenen Konkordanz sind die im Neüen Buß- und Gebtt-buch aus Frauenzimmers Gebeht-Buch und aus Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-Bchlein entnommenen (wenngleich mitunter veränderten) Texte ausgewiesen. Der Herausgeber dankt dem Lektor, Herrn Peter Heyl, für die Tran­ skription der Texte, die Erfassung der Texteingriffe und Varianten, die Fertigstellung des Nachworts und die Erstellung der Konkordanz.

Editionskriterien Die Texte werden nach der 1660er Ausgabe wiedergegeben. Druck­ technische Verkürzungen (Geminationsstriche, Tilden, Abbreviatu­ ren u. ä.) wurden aufgelöst, auf die Unterscheidung von Schaft-s und Rund-s sowie die Verwendung von unterschiedlichen Schriftgrößen wurde verzichtet. Die Pagina der Vorlage wird in spitzen Klammern im Text ausgewiesen, bei Absatz- und Seitenwechsel an die letzte vorhergehende Zeile angefügt. Die in der Vorlage parallel petit ge­ setzten, die Gebete an ein erweitertes Lesepublikum angepassten Schreibungen

Sünder Sünderin

,

dein Diener dein Knecht , deine Dienerin deine Magd

usw. werde in Grund-

schrift, durch einen Schrägstrich voneinander getrennt wiedergege­ ben. Offensichtliche Auslassungen werden kursiv in spitzen Klam­ mern in den Text eingefügt. Sämtliche anderen Änderungen des Herausgebers werden in den „Texteingriffen“ ausgewiesen. In den „Varianten“ sind alle relevanten textliche Unterschiede zwischen den Ausgaben Schaffhausen 1660 und Schaffhausen 1675 verzeich­ net (s. dort die Erläuterung der Kriterien).

Nachwort

217

I Filips von Zesen | Neües Buß- | und Gebtt-buch: | auf gndigen befehl | Eines Gottliebenden Frau⸗ |enzimmers | mit | Andchtigen Gebtten / und Hiel- |aufsteigenden Herzen-seufzen / zu seeligem | gebrauch und nuzen desselben krz⸗ |lich entworffen: | Auch | Allen lieb-seeligen / in allen Stnden / | zu jeden zeiten / in allerlej anligen / sehr nuzlich | und dienstlich zubetrachten und zuge⸗|brauchen / ans liecht gege⸗|ben. | Gedrukt zu Schaffhausen | Jn verlegung Joha Kaspar Suters | Jm Jahr 1660. Bibliogr. Nachweis: Johann Heinrich Gabler, Verzeichnis der so wohl übergesetzten / als selbst verfasseten Zesischen Schriften, Speir 1687, Nr. 57; Karl F. Otto, Philipp von Zesen. A Biblio­graphical Catalogue, Bern/München 1972, Nr. 82; Gerhard Dünnhaupt, Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Teil 6, Stuttgart 21993, S. 4294 f., Nr. 47 C; VD17 23:668339D Exemplar: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Sign. Th 2891. Format, Bogen- und Seitenzählung: Duodez; zehn ungezählte Sei­ ten; 1 (Ar)–345 (Xv r); sechs ungezählte Seiten Blat-weiser, begin­ nend auf Bl. Xv v. Falsche Pagina 521 auf Seite 125. Gliederung: unpaginiertes Titelkupfer, Rückseite vakat; Titel­ seite; zwei Widmungsseiten; vier Seiten Zueignungs-schrifft; eine Seite Vorred an den Läser, Seite 1–345 Text; sechs Seiten Blat-Weiser unpaginiert. Kolumnentitel ohne Eintrag: Titel, Widmungsseiten und die Seiten 1, 183, 215, 233, 265, 275, 301, 346–351. Buchschmuck: Titelkupfer; Zierleisten auf beiden Widmungsseiten sowie auf den Seiten 1, 216, 276 und 302; Vignetten auf den Sei­ ten 11, 21, 28, 47, 53, 62, 84, 108, 111, 138, 148, 159, 165, 174, 183, 185, 200, 203, 211, 215, 221, 226, 236, 245, 264, 265, 269, 311, 317, 327, 332, 335, 345 und Schlussvignette auf der letzten Seite des Blat-weisers nach dem Wort ENDE.

218

Nachwort

Texteingriffe: Kolumnentitel Zueignungsschrifft. als Überschrift einge­  7,1  fügt  8,27 Anno] Auno Kolumnentitel Vorred an den Lser. als Überschrift einge­  9,1  fügt 13,26 Sprüch. Sal. 28, 9.] Sprüch. Sal. 29. 9. 14,1 Joel. 2. 12/13.] Joel. 2. 12. 14,6 Mark. 11. 25.] Mark. 21. 25. Rom. 8. 26.] Rom. 8. 14,9 14,20 werdest] werdist 14,24 herz-geliebter] herz-geleibter 15,21 Sprüchw. 15. 8.] Sprüchw. 15. 15,23 Ps. 10. 17.] Ps. 10. 15,25 Ps. 9. 11.] Ps. 9. 15,29 Ps. 30. 3.] Ps. 30. 15,34 Ps. 27. 8.] Ps. 47. 8. 15,36 Ps. 34. 18.] Ps. 24. 18. 16,1 Ps. 17. 6.] Ps. 17. Math. 21. 22.] Math. 21. 16,3 16,29 Luk. 18. 7/8.] Luk 18. 6/7. 16,32 Jakob. 5. 16/17/18.] Jakob. 5. 16/17. 18,11 Rom. 8. 34.] Rom. 8. 14. 18,12 Rom. 5. 10.] Rom. 3. 10. 18,23 Koloss. 2. 13/14.] Koloss. 2. 14. 18,27 Rm. 8. 31.] Rm. 8. 18,30 Galat. 3. 13/14.] Galat. 3. 13. 19,4 Math. 9. 12/13.] Math. 12/13/14. 25,2 krönungen] körnungen 27,9 Ach ja!] ach ja! 28,6 Bedekke] bedekke 29,3 und] nnd 34,21 willen] willens 34,29 willen] willllen 34,31 willen?] willen.?

Nachwort

36,19 neue] nene am Freytage.] am am Freytage. 40,1 41,15 barmherzigkeit] barmherzigkeie 42,27 Vater] vater und] nnd 46,5 46,8 und] nnd 48,22 und] uud 52,26 vertrauen] dertrauen 56,21 daß] daß daß 61,19 Spr. Sal. 10. 4/5.] Spr. Sal. 10. 4. 61,22 12. 9/24/27.] 12. 9/11/24/27. 61,32 24. 27/30/31/32.] 24. 27. 30. 61,36 31. 25/27/28.] 31. 25. 62,12 Sir. 33. 28/29.] 33. 28 62,14 1. Kor. 3. 8.] 1. Kor. 5. 8. 66,10 5. Buch Mos.] 3. Buch Mos. 67,9 Psalm. 147. 7/8/9/12/13/14.] Psalm. 147. 7/9/12/13/14. 67,18 1. Korint. 10. 31.] 1. Korint. 20. 31. 67,20 Sir. 12. 3.] Sir. 12. 13. 67,22 Sir. 18. 25/32/33.] Sir. 18. 25/32. 67,27 Spr. Sal. 23. 20/21.] Spr. Sal. 13. 11. 68,17 Spr. Sal. 30. 7/8/9.] Spr. Sal. 30. 7/8. 68,24 5. Buch Mos. 7. 12/13.] 5. Buch Mos. 7. 13. 68,26 schaafe] schaffe 71,22 3. B. Mos.] 5. B. Mos. 71,33 ruhe] rühe 72,10 Psalm. 31. 16.] Psalm 11. 16. 75,5 125] Pagina: 521 75,20 Job. 22. 9/10.] Johan. 22. 9/10. 75,23 1. Tim. 5. 14.] 1. Tim. 3. 14. 75,25 1. Kor. 7. 39/40.] 1. Kor. 7. 9/20. 76,35 noch] nach 77,1 noch] nach 77,10 und] unnd

219

220  77,22  79,2  82,7  82,13  82,17  82,21  83,8  84,16  85,22  85,27  89,11  90,9  95,4  95,11  95,21  96,21  96,29  97,23  97,28 103,2 103,9 103,13 103,15 104,16 107,18 107,25 107,35 108,13 113,22 113,25 113,25 113,27 113,29 123,30 124,6

Nachwort

Dienst-Magd] Dienst-Magt Efeser 6. 5/6/7/8.] Efeser 6. 5/6/7. Ach ja!] ach ja! 1. Korinth. 7. 3/4.] 1. Korinth. 7. 5/4. 1. Petr. 3. 1/2.] 1. Petr. 3. 1. Sirach. 26. 21/22/23/24.] Sirach 26. 21/22/23. Morgen-stunde] Morgen-stuude Christglubigen] Christglubibigen 1. Timoth. 2. 12/13/14/15.] 1. Timoth. 2. 1. Korinth. 11. 3/7/8/9.] 1. Korinth. 11. 3/7. 8. 1. Korinth. 7. 31/36/38.] 1. Korinth. 7. 32. knnen] tnnen Psalm. 119. 71.] Psalm. 119. 78. Klagl. Jer. 3. 25/26.] Klagl. Jer. 3. 25. Rm. 5. 3/4/5.] Rm. 5. 3/4. Sprichw. Sal. 24. 4.] Sprichw. Sal. 24. 24. Koloss. 4. 1.] Koloss. 3. 26. übertrette] überttette seeligkeit] seeligkeeit 2. B. Mos. 22. 22/23/24.] 2. B. Mos. 22. 22/23. Es. 1. 17.] Es. 1. 7. Psalm. 146. 9.] Psalm. 146. 6. Sir. 35. 17.] Sir. 35. 7. verkündigen] rerkündigen Mark. 10. 14/15/16.] Mark. 10. 4/15. Sir. 3. 9/10/11.] Sir. 3 9/10. Spr. Sal. 1. 8/9.] Spr. Sal. 3. B. Mos. 20. 9.] 1. B. Mos. 10. 9. 1. B. Mos. 30. 1/2.] 1. B. Mos. 30. 1. Psalm. 127. 3.] Psalm. 137. 3. Sihe / ] Sihe? Spr. Sal. 10. 1.] Spr. Sal. 10. 1/15/20. Sir. 16. 3/4.] Sir. 16. 31. Matt. 28. 19.] 22. Matt. 28. 19. 1. Joh. 5. 7/8.] 1. Joh. 5. 8.

Nachwort

221

130,12 noch] nach 130,27 noch] nach 141,7 Sir. 39. 35/37.] Sir. 4. 35. 141,9 43. 16/17.] 43. 16. 144,28 gerechtigkeit] gerechtigkeeit 147,24 Psalm. 46. 9/10.] Psalm 40. 9/10. 152,12 Elisens] Eliseus 152,12 2. Kn. 4. 38.] 2. Kn. 3. 38. 154,11 1. Sam. 2. 7/8.] 1. Sam. 2. 7. 154,15 Sir. 11. 14.] Sir. 21. 14. 154,21 Sprchw. Sal. 28. 6. / 19. 1.] Sprchw. Sal. 28. 19. 6. 1. 154,23 Sir. 11. 21/22/23.] Sir. 11. 21/23/24. 154,26 Psalm. 72. 12.] Psalm. 72. 12/13/14. 154,33 Spr. Sal. 19. 17.] Spr. Sal. 17. 17. 156,11 3. B. Mos. 26. 25.] 3. B. Mos. 26. 26. 156,18 Psalm. 91. 1/2/3/4/5/6/7.] Psalm. 91. 161,10 Es. 38. 4/5.] Es. 38. 4. 161,19 Hebr. 12. 6.] Hebr. 12. 16. 169,33 Herr Jesu!] Herr Jesu? 170,27 noch] nach 177,15f. alle Gewalt] aller Gewalt 193,15 den] deu 193,22 verjrret] verirrət 200,21 Gewässer] Gewisser 204,29 noch] nach 204,32 the] thge 205,1 Barmherzig⸗keit] Barmherzig/keit 210,8 Weih-nacht] Wieh-nacht 210,10 287.] Seitenverweis: 278. 210,34 339.] Seitenverweis: 349.

222

Nachwort

II Filips von Zesen | Neues Buß⸗ und Gebtt-buch: | auf gndigen befehl | Eines Gott⸗liebenden | Frauenzimmers | mit | Andchtigen Gebtten / und Hiel- | aufsteigenden Herzen⸗seufzen / zu seligem | gebrauch und nuzen desselben krz⸗ |lich entworffen: | Auch | Allen lieb-seligen / in allen Stnden / | zu jeden zeiten / in allerlej anligen / sehr nuzlich | und dienstlich zubetrachten und zugebrauchen / | ans Liecht gegeben / und mit etlichen | schnen Gebtten vermehret. | Verlegt und getrukt zu Schaffhausen / | Bej Alexander Rieding / | Jm Jahr 1675. Bibliogr. Nachweis: Goedeke III, S. 103 (Nr. 64); Alfred Gramsch, ­Zesens Lyrik, Leipzig/Zürich/Wien 1922, S. 98; Karl F. Otto, ­Philipp von Zesen. A Bibliographical Catalogue, Bern/­München 1972, Nr. 160; VD17 7:688513N. Exemplar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göt­ tingen, Sign. 8 Th past 482/27. Format, Bogen- und Seitenzählung: Duodez; zwölf ungezählte Sei­ ten; 1 (A r)–361 (Yv r); sechs ungezählte Seiten Blat-weiser, be­ ginnend auf Bl. Yv v. Falsche Pagina 15 auf Seite 55; 216 auf Seite 256; 386 auf Seite 286. Gliederung: unpaginiertes Titelkupfer, Rückseite vakat; Titel­ seite; *j v Widmungsseite; *ij r–*iiij v sechs Seiten Zueignungsschrift; Seite 1–345 Text; sechs Seiten Blat-Weiser unpaginiert. Kolumnentitel ohne Eintrag: Titel, Widmung und die Seiten 1, 183, 215, 233, 265, 275, 301, 362–367. Buchschmuck: Titelkupfer; Zierleisten auf der Widmungsseite sowie auf den Seiten 1, 216, 276 und 302; Vignetten auf den Seiten 21, 28, 31, 47, 53, 62, 108, 111, 138, 148, 159, 165, 174, 183, 185, 200, 203, 211, 215, 221, 226, 236, 264, 265, 269, 311, 317, 327, 332, 335, 345, 349, 357, 360, 361 und Schlussvignette auf der letzten Seite des Blat-weisers nach dem letzten Eintrag.

Nachwort

223

Von der 1660er Ausgabe unterscheidet sich dieses Neue Buß⸗ und Gebtt-buch zunächst durch eine neue Widmung und eine neue Zueignungsschrift, die Vorrede an den Leser ist entfallen – sowie durch sechs neue zusätzliche Gebete (S. 346–361), um die auch der Blat-weiser ergänzt worden ist. S. 346–349: Christliches Mitleiden / und eingrndige Vorbitt / für einen Kranknen. S. 350–356: Ein schnes Gebtt / Lob⸗ und Dankopfer fr alle Stnde der Christenheit / welches Gott dem Herren zu aller zeit kan aufgeopfert / und sonderlich diser Zeit soll gesprochen werden. S. 356–357: Gebtt um einen waaren Christlichen Glauben. S. 358: Gebtt wider die bsen Gedanken. S. 359–360: Gebtt um zeitliche Leibs⸗Nahrung. S. 361: Gebtt / welches ein armer und zum Todt verurtheilter Mensch / fr sich selbst in seinem Kumer / zu Gott / sprechen mag. Bei den hier folgend aufgelisteten Varianten wurde ein veränderter Lautstand als Kriterium gewählt, abweichende Interpunktion, dif­ ferierende Groß- und Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibung sowie Doppelkonsonanz (auch ch/g, ch/k, d/dt, k/ck, s/ss/ß, z/tz), Vokalvarianz (a//ä, e//ä, i/j/y, o//ö, u/ů//ü, au/aw, äu/aü, u/v), die nicht einheitliche Verwendung des Dehnungs-h sowie die z. T. aufgelösten oder auch weggelassenen Abbreviaturen bleiben unberücksichtigt. Pagina und Zeilenumbrüche sind trotz der vielen satztechni­ schen Unterschiede weitgehend identisch, nur die Seiten 31, 47, 140, 203, 283 und 285 wurden neu umbrochen. Abweichungen im Zeilen­ fall gibt es an einigen Stellen durch anders gewählte Silbentrennun­ gen und zusätzlich eingeführte Absatzeinzüge (S. 84, 103, 121, 129, 136, 213, 231, 235, 274, 277, 278 und 279). Hingegen wurden sämtliche im Kleindruck gesetzten Sprche der Heiligen Schrift mit anderem Zeilenfall neu gesetzt.

224

Nachwort

Varianten: 4f. Eine neue Widmung anstelle der beiden Widmungs­ seiten in der Ausgabe von 1660: Denen Edlen / Ehren / Sitt und Tugendbelobten Frauen Frau Anna Wpferin Fr. Elisabetha Zieglerin beiden gebornen Spleißin / und herzvertrauten Fr. Schwestern. Meinen insonders Hochge⸗ ehrten Frauen Basen / und ofter⸗ maligen Gutthterinen. 7f. Neue Zueignung : Zueignungsschrift. DAs Christeifrige Gebtt Hochgeehrte Fr. Basen / als das vornemste stuk / der schuldigen dankbarkeit / gegen dem allmchtigen Gott / ist von den unverdrossnen kindern Gottes / so wol des alten als des neuen Bunds / nicht nur allein hochschezbar gehalten / sondern auch hchst nhtig gebraucht / und auf das fleißigste ohnunterlaßig gebet worden: zur schuldigen nachfolg / finden die Gebetteifrigen / eine zimliche anzal / in dem hinterlassnen Wort Gottes / deren sich die Glubigen selbiger Zeiten herzeifrigst bedient. Neben so vilen außgetrukten befehlen deß Allgewaltigen Gottes / stellet uns das Heilbringende Wort des Herren / in dem alten Bund das Exempel der betrbten und Gottseifrigen Annæ / welche durch beharrliches flehen und inwendiges seufzen / den herrlichen Propheten und gerechten beherrscher Jsraels Samuel / von der krftigsten Allmacht Gottes einstendig erbetten: in dem neuen Bund aber der frlichen und lobjauchzenden Elisabethæ / deren Gottesforcht und

Nachwort

225

ruhmwirdige lobpreisung / bej der heisamen besuchung der heiligen Mariæ / absonderlich zur schuldigen nachfolg / anzumerken. Zuwnschen were es / daß alle fromme Christen / mit der gttlichen gabe des heiligen Gebtts / also außgezieret weren / daß sie in allen ihren zufhlen ohne vorgeschribnes Muster / auß Gttlichem trib / ihr sehnliches anligen / Gott dem allweisen Herzenkündiger vortragen knten; dieweil aber die ohnverdiente Gnaden Gaben / des niemand schuldigen Gottes / in gleicher maaß auch auff die glubigen nicht außgetheilt werden / und die lebendmachende kraft des H. Geists / in verschidener maaß außgetheilt wird; als haben aller Zeiten Gott ergebne herzen / den benhtigten und schwchern allerhand / auf allerlej / stnd / noht und anligen / gerichtete Gebett / nach der maaß der himlischen gnaden von Gott ihm mitgetheilt / in Schriften hinterlassen / damit also ihre schwachheit so vil mglich verbessert / und die wahre Bttkunst / in sttige bung gebracht werde. Wann dann die anmhtigen und Christzimmenden Gebett / des Schrift-verrhmten Filips von Zesen / vor etlichen Jahren allhier / durch den Truk bekant gemacht / und aber / wie vermuhtlich / auß Christlichem eifer diser herrliche Schaz / zu des Allerhchsten ewigen lob / so eiferig auffgekaufft worden / daß wenig oder keine Exemplar mehr vorhanden / als hab ich solches auf das neue / in einen suberen / grossen und leßlichen Truk / den Ge⸗bettliebenden Christen zu vermehrung seiner nuzlichen Gottesforcht / widerum auflegen wollen; Nicht zweiflend es werde der Christeifrige gebraucher diser auf allerlej noht und anligen gerichteten Gebtten / zu des Allmchtigen ehr und seinem zeitlichen und ewigen heil ersprießlich gebrauchen: Weil auch Gottes gelehrte gemter / in acht genommen / daß in disem Gebettbuch / ein und anderer umstand außgelassen worden / alß sind

226

Nachwort

die darzu dienende Gebtt / mit bejgetrukt und angehenkt worden. Wann nun blichem gebrauch nach / bej heraußgebung Geist- und Weltlicher Schriften / die gewohnheit jederzeit im schwang gewesen / selbige / hohen Personen / verstndigen der Kunst / vornemmen Befrdern und guten Freunden zuzuschreiben / als hab ich / Hochgeehrte Fr. Baasen / mich nicht lang umsehen drffen / sondern eben angezognen zwej heiligen Matronen / ein gleiches par Christeifrigen Geschwisterten / deren sonderbare tugenden / als ein in gold versezter glenzender Diamant herfrleuchten / welche Christgezimmende tugenden auch / einer nicht weniger hoch zuverehren sein / als das grosse ansehen der Gewaltigen; Jhr Hochgeehrte Fr. Baasen / seit ja der Bettkunst außgebete Frauen / Zeug Euers sonderbahren eifers in den Werken der Heiligkeit / Jhr und die Eurigen sein allezeit meine und der meinigen grosse Gutthterine und allerbeste Freundinen gewesen; Jhr Fr. Baas Anna seit in Eurem betrbten witwenstand / die bekmerte Muter Samuels; und ihr Fr. Baas Elisabetha seit die freudige Muter Johannis des Tuffers. So nemmet dann mit beliebigem herzen / dises geringe Opfer meiner schuldigen dankbarkeit / und gebrauchet solches zu Eurem zeitlichen und ewigen Seelentrost / und erfllet in disem stuk Herren Zesens vorgesezten Zwek dem Christeifrigen Frauenzimmer zudienen / gebrauchet es also / daß die unverwelkliche frchte der heiligen Gottseligkeit hundertfltig von Euch mgen eingeerndet werden / nicht weniger als die zwej theure Ma­tro­nen Anna und Elisabetha gethan / und wann die gesezte Stund Gottes / Euch zu der menge der Außerwehlten beruffen werdt / so verleihe die gndigste barmherzigkeit Gottes / daß ihr mit disen zwejen Heiligen / derer Nammen Jhr fhret / und dem heiligen Himmelsheer /

Nachwort

227

das ewige Heilig / Heilig / Heilig anstimmen mget / und mit ewigem lob Gottes den Himmel erfllen. Jndessen lebet wol meine Hochgeehrte Fr. Baasen / Euch und den Eurigen / bet die wahre Bttkunst / und versichert Euch / daß wie solche Zueignung auß schuldiger pflicht geschehen / also werde ich in allen Begebenheiten Euer getreuster Vetter und Diener verbleiben / und wnsche / nchst befehlung / der unsers Herren Jesu kreftigen Vorbitte / zusterben Euer Meiner Hochgeehrten Frauen Baasen Dienstgeflißnester Alexander Rieding. Schaffh. den 11. Brachm. Anno 1675.  9 Vorred an den Lser] Text ist entfallen. 11,32 tageliechtes] tagliechtes 14,27 seind] sind 18,36 mangeln] manglen 19,27 Engeln] Englen 25,22 ersprießlich. Ja ich bitte dich] ersprießlich: ich bitte dich 31,4 lindre] lindere 34,10 kein schrken] keiner schrken 35,4 seind] sind 36,6 mild-gtiger] mild-güetiger 38,11 sichtbaren] sichbaren 39,23 zum ewigen leben] zum ewigem leben 44,4 Renterej] Renterj 44,20 breit] bereit 47,26 zu der] zur der 51,18 růh] ruhe 52,23 allerliebesten] allerliebsten 54,4 recht] rech

228  56,6  57,10  58,16  58,29  60,28  64,30  68,27  70,20  71,1  71,35  72,11  72,24  74,24  75,17  75,24  77,28  77,32  79,5  82,1  82,7  82,27  82,28  83,1  84,20  84,24  85,2  88,23  92,22  93,11  93,15  96,18 101,20 102,18 102,24 105,5

Nachwort

unsichtbarer] unsichbarer freude] freud nit] nicht werden] wer⸗ werden gereichet] gerichtet heimgestellt] heimgestllt gewinst] gewin hierher] hieher verlorn gehn] verlorn gehen ein unbeflektes leben ist] ein unbeflektes ist seind] sind Job. 14. 5.] Johan. 14. 5. nimmermehr] nmimermehr seind] sind ursache geben] ursach gebe erwiesen] erweisen leichte] liechte eures] euers Ehmann] Ehe⸗Mann H. ehstandes] H. Ehestandes seind] sind seind] sind liebes] leibes rechtschaffenen] rechtschaffnen und] umb dermaln] dermalen eitlekeit] eitelkeit den ledigen] dem ledigen einen] einnn bses und gutes] bses one gutes weiß] weißt deines lieben sohnes] deins lieben Sohnes verlssestu] verlssest verziehen] verzeihen nicht] nich

Nachwort

229

105,11 wider] weder 107,16 H. Geiste] H. Geist 113,25 seind] sind 115,7 frdere] frder 116,15 seele] seel 121,13 alle unsers leides] alles unser leides 125,25 diesen] diesem 128,28 seind] sind 132,20 Herrn] Herren 132,24 flügeln] flglen 134,5f. bedreuest] bedreust 135,28 erzeige] erzeig 137,2 nit] nicht 137,10 ers] es 141,6 zerstreuete sie: Er ließ sehr blizen / und erschrekte sie.] zerstreuete sie. 142,11 Feinde] Feind 145,32 anderm] anderem 146,3 hügeln] hglen 147,33 erhben] erheben 152,5 eine] ein 154,7 Trost-sprüch] Trost⸗sprche 154,8 seind] sind 154,18 seind] sind 155,9f. demtigen] demtigem 155,18 seind] sind 155,27 seind] sind 169,3f. anderen] andern 169,5 anderen] andern 169,20f. niemand] neimand 169,30 sündern] snderen 171,17 fortgefhret] fortgefhrt 172,13 stndlein] stndelein 173,18 nageln] naglen 175,14 erfüllet] erfllest

230

Nachwort

177,32 entrinnen] entrinnnen 182,18 wissentlich] wissenlich 185,12 besudelt] besudlet 185,27 gnugthung] genugthung 186,15f. als ein kind gehorsamlich gefrchtet / herzlich geliebet / und kindlich geehret:] als ein kind geehret: 186,21 hastu] hast du 186,32 woltestu] woltest du 187,8 eignen] eigenen 190,16 jezt] jez 191,15 Ehbrecherin] Ehebrecherin 191,17 hastu] hast du 195,14f. rechschaffener] rechtschaffener 200,10 dir zu] zu dir 202,31 hastu] hast du 203,30f. verwunderen] verwundern 204,7 bezeügen] bezügen 204,10 versiglet] versigelt 205,10ff. Folgen sechs zusätzliche Gebete:

Christliches Mittleiden / und eingrndige ­Vorbitt / für einen Kranknen.  O Allmchtiger / Barmherziger Gott / ein Gott alles Trosts / und Vatter aller Gnaden: Jn deinem H. Wort hastu uns befohlen / fr unsere Krankne zubetten / hast uns auch gndige erhrung zugesagt: Auf solche deine Verheissung / kommen wir im Nammen Jesu Christi fr deine H. Majestt / und bitten dich fr disen unseren kranknen Mit⸗Bruder (Mit⸗Schwster) welchen du nach deinem heiligen und gerechten Willen mit schwerer Krankheit heimgesucht hast: Du wollest dich doch seiner erbarmen; Jst

Nachwort

231

dise Krankheit nicht zum Tod (wie du dann allen Menschen ihr Zeit gesezt / und die Stund deß Tods in deinen Allmchtigen hnden stehet) so wollest du disem Menschen gndiglich wider helffen zu seiner gesundheit / die Arznej⸗Mittel segnen / seinen schmerzen milteren und verkrzen / und ihm die Gnad verleihen / daß er in seinem Beruff dir bald weiter treulich die⸗ne / und allezeit dankbarlich erkenne / daß du / Herr / ihm geholffen hast. Were es aber dein H. Will / ihne auß disem mhseligen leben und jamers vollen Welt / hinzunehmen: Ach Herr / so mache doch seiner Wehtagen bald ein end: vornemlich aber bitten wir dich / erhalte und strke in ihm den wahren Glauben / und das vertrauen in dich / daß er unbeweglich sich halte an deine Gnad / und in seinem herzen / biß an sein end empfinde den krfftigen Trost deß H. Geistes / von wegen deß verdienstes deines allerliebsten Sohns Jesu Christi: versichere ihn in seinem herzen / daß ihm seine Snden verzigen / daß das Blut deines Sohns seye das Lßgelt fr seine Snden / und du deßwegen vershnt / ihme offen stehe die Porten deß ewigen lebens.  Ach Herr JEsu / du mitleidenliche Heiland aller / die zu dir kommen: hie ligt diser kranke mit Mhe und schmerzen beladene Mensch: du hast erhrt die dich gebetten haben fr den Gichtbrchigen fr den Sohn deß Knigischen / fr die Tochter deß Schul⸗Obersten / und deß Cananeischen Weibleins / du hast erhrt das volk das gebetten fr den Tauben und Stummen / du wollest / ja du wirst auch erhren unser Gebtt fr disen kranknen Menschen / Ach / vertritte du ihn mit deiner krftigen Frbitt bey deinem himmlischen Vatter / welcher an dir hat ein stetes wolgefallen: hilff ihm selbs kmpfen den guten Kampf deß Glaubens / daß er seinen Lauff also vollende / damit er den Glauben behalten / alle feurigen Pfeil deß Satans außlschen / und wol berwinden

232

Nachwort

mge. Laß ihm auch die trostreiche Wort widerfahren / die du zu dem bußfertigen Mrder am Kreuz gesprochen: Heut wirstu bey mir sein im Paradeiß: Dann in deine hnde befehlen wir sein Seel und Leib. Jhne truket zwar / die zchtigende Hand Gottes / sie ist aber ein Vattershand / ein gndige hand: Darum verleihe ihm die liebe Gedult / dann Gedult hat er von nhten: Ja hab gedult mit seinen schwachheiten / wann er etwas reden oder gedenken mchte / so dir nit gefllig were: Ach Herr / sende ihm hilff von deinem Heiligthum: seye du in seiner schwachheit / sein Strke: Jst seine Zeit vorhanden von hinnen zuscheiden / so befehle deinen heiligen Englen / daß sie warten auf seine Seel / sie zutragen in Abrahams Schoß: Du bist der Weg und das Leben / zeige ihme den wg ins ewige Leben. Uns lehre bey seinem exempel / unsere Tag zehlen / und stets zu herzen nehmen / daß wir sterben mssen: Lehre / ja gib uns Gnad / daß wir die guten tag nit mißbrauchen zur Snd / sonder allezeit also leben / wie wir wnschten gelebt zuhaben / in unserem Sterbstndlein. Verleihe disem Kranknen / und uns allen dermalen ein seliges end / zuerlangen die Freyheit der Kindern Gottes / zukommen zu der Schar der vervollkomneten Gerechten / zu dir / Herr Jesu / dem Mittler des Neuen Testaments / zu so vil tausend heiliger Englen / Erzvttern / Patriarchen / Propheten / Apostel und Martyrern / dich daselbst / samt dem Vatter und H. Geist / in alle ewigkeit zuloben und zupreisen / Amen. Deine Gnad O himmlischer Vatter / deine liebe / O Herr Jesu / dein Trost / O heiliger Geist / seye mit uns allen / und sonderlich mit disem deinem Kranknen (sterbenden) Diener (Dienerin) von nun an biß in ewigkeit / Amen: Vatter unser.

Nachwort

233

     Rst an / Herr / deinen Himmelswagen     Laß dises Menschen Seele tragen      Von deinen Englen zu der Ruh /      O Herr / das Amen sprich darzu!

Ein schnes Gebtt / Lob⸗ und Dankopfer fr alle Stnde der Christenheit / welches Gott dem Herren zu aller zeit kan aufgeopfert / und sonderlich diser Zeit soll gesprochen werden.

BArmherziger / Ewiger Gott / und Vatter unsers Herren und und Heilands Jesu Christi / wir opfern dir auf das Lob und Dankopfer / fr uns / und alle fromme Christen / wie auch deinem liebsten Sohn Jesu Christo / unserm Knig / Hohenpriester und hochverdienten Heiland / und Gott / dem heiligen Geist / unserm Lehrer und Trster / als dem einigen / waaren Allmchtigen allein Weisen / Gerechten und gndigen Gott und Herren / und danken dir von herzen. Erstlich / daß du uns zu Menschen / ja nach deiner Bildtnuß erschaffen / mit vernnftiger Seel begabet / unser Leib und Leben mit tglicher Nahrung reichlich und wol versorget / den lieben Friden uns bißher bescheret / und alles gutes uns erzeiget hast: dich auch mit uns deinen ungehorsamen Creaturen gelitten / also / daß du uns nit nach unserm verdienen / sonder allezeit nach deiner grossen Barmherzigkeit gehalten und vergol⸗ten hast: Nun Herr / du allergtigste Vatter / du wollest uns arme Leuth / dir auch hinfro lassen lieb und befohlen sein / uns erhalten / beschirmen und regieren / und uns ferner gutes thun. Sonderlich aber danken wir dir / daß du uns arme in die Snd und ins verderben gefallne / von neuem erschaffen / und durch deinen H. Geist und Wort / uns widergeboren zu

234

Nachwort

deinen Kindern und erben des ewigen Lebens: dann darum hast du deinen eignen und heiligesten Sohn / unsere Menschliche Natur lassen an sich nehmen / und in deren leiden / sterben / begraben werden / aufferstehen / gen Himmel fahren: auf daß wir durch seinen Tod / mit dir vershnet / auch durch sein leben / vor dem zorn bewahret werden / und freuet uns von ganzem herzen / daß Er im himmlischen Heiligthum allezeit lebet / und durch sein verdienst uns vertrittet / und unser Frbitter ist / welchen du / o lieber Vatter / allezeit gern erhrest. Wir preisen auch deinen hohen und heiligen Namen / daß du uns verleihest den heiligen Geist / den Geist der Gnaden und deß Gebtts / der uns lehret / recht glauben / btten und leben / und uns krftiglich trstet in allerley Anfechtung: in allem Kreuz / ja in Noht und Tod: Snderst uns ab von allen falschglubigen und abgttischen Menschen / und versamlest uns in die heilige / allgemeine Christliche Kirche / welche ist die gemeinschaft deiner Außerwehlten heiligen / vergibest uns die Snden / und trstest uns sterbliche Menschen wider den Tod mit der gewssen hoffnung des ewigen lebens / dessen vorgeschmak / wir an unsern Seelen durch deine gte und kraft / schon hie in zeit empfinden / hast uns auch verheissen / daß du warhaftig / unsere verstorbne Leiber / am jngsten Tag aufferweken / verklren / und herrlich machen werdest / daß sie stark untdtlich und ewiglich bleiben sollen. Wir bitten dich (wie du uns befohlen hast) fr den Stand der weltlichen Oberkeit der ganzen Christenheit: Fr die Rm. Keiserl. Majestt / fr alle Christliche Knige / Chur⸗ Frsten und Stnde deß Reichs / leite ihre herzen zur einigkeit und Friden. Sonderlich aber bittend wir dich / fr die Oberkeiten gemeiner Eidgnoschaft / und frnemlich fr einen Ehrsamen Rahr diser Statt / verleihe ihnen allen / den Geist der Weißheit und deß Verstands /

Nachwort

235

den Geist deß Rhats und der strke / den Geist der Forcht und Erkantnuß des Herren / insonderheit zu disen mißlichen und gefahrlichen Zeiten / auf daß wir under ihrem Vtterlichen Regiment und Schuz / weiters ein stilles / rhiges und friedsames leben fhren mgen / in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit.  Bestelle / Herr / das Predigamt / hie und anderstwo / mit getreuen / demtigen Fried⸗ und Warheit liebenden Dienern deines Worts / welche nit das Jhrig / sondern das Christi ist / in allem suchen / und sich weder durch Ehr / noch durch verachtung und Undank darvon nicht abwendig machen lassen.  Segne den Ehstand mit dem lieben Haußfriden / mit tglicher Nahrung und mit allem guten: Hilff allen Christlichen Eltern / daß sie ihre Kinder recht auferziehen in deiner Forcht und Erkantnuß. Den Kindern gib die Gnad / daß sie sich ziehen lassen / und tglich zunehmen am Alter / Verstand und Gnad bey dir und allen frommen Menschen. Erhalte zu dem end zu Statt und Land die Christliche Schulen / segne dise lieb schn aufwachsende Jugend mit Gesundheit / mit Tugenden / mit Verstand und guten Sitten / daß auß derselben leuthe werden / die dermalen dir dienen und in allen Stnden nuzlich seyen.  Ach / lieber Vatter / Allergtigster Gott / begegne mit Trost / Hlff und Erlsung den Kranknen / den Gebrenden / den Sterbenden / sonderlich der Person / welche unser Frbitt zu Gott begehrt. Beschirme und ernehre / O himmlischer Vatter / arme Wittwen / Wißlin / ver⸗­ tribne und Frembdling / die diser Zeit im ellend herum ziehen mssen.  Und weil du bist der Herr der Heerzeugen / der du Zerstrungen (die Menschen zuzchtigen/) auf Erden anrichten / die Krieg aber auch wider abschaffen / die Geschoß zerbrechen / die Spieß zerschlagen / und die Wagen mit Feur verbrennen kanst. So bitten wir dich /

236

Nachwort

du wollest dem verderblichen Kriegsjamer nun wider ein ende machen / den weit außsehenden Kriegsflammen steuren / und die herzen der Potentaten wider lenken und leiten zum edlen Friden: Erhalte dein armes Hufflein / welches von den Feinden in der nhe und ferne verfolget wird. Sonderlich aber behte du uns vor schweren unruhen in unserem geliebten Vatterland. Lasse zu spott werden / alle / die uns unsern Wolstand mißgnnen / und begirrig weren uns zubringen um die kostliche Leibs und der Seelen Freyheit: du kanst es auch thun / du bist der rechte Kriegsmann / Herr ist dein Namme: Ach erhalte du O Herr ferner bey uns den lieben und guldenen Friden / und gib / daß wir den nicht mißbrauchen zur Snde / sonder denselben erkennen / und wol anwenden dir zum lobe / und zu allen guten Werken / welche du in deinem Gesaz uns zuthun befohlen hast. Strke die zu diser Zeit mit List oder Gewalt um deines H. Evangelij willen verfolget werden / auf daß sie in der Warheit bestndig bleiben / biß in ihr end. Bekehre alle die zubekehren sind / daß sie die Warheit lernen erkennen / von ihrem schmhen und verfolgen ablassen / und samt uns selig werden / dir ewig lob und dank zusagen. Erhalte die so sich durch dein Wort bewegen und straffen lassen / daß sie sich bessern. Stehe bey allen die einen guten Vorsaz haben in den Werken der Barmherzigkeit und der Gottseligkeit sich zuben. Zchtige aber die Unbußfertigen Verchter deines Worts / die nur den bsen glsten ihres Fleisches und dem Geiz ergeben sind / daß sie bekehrt werden / ihre Snd und ellend erkennen / und sich vor dir demtigen / auch um Jesu Christi willen / vor dem end ihres Lebens / Gnad bey dir / du Vatter aller Gnaden / finden und erlangen. Endtlich / sende uns je lnger je mehr vom Himmel herab deinen heiligen Geist / den Geist der Warheit / daß er und

Nachwort

237

lehre / leite und treibe / zu allen dir wolgeflligen Werken: Und lasse uns noch weiters deiner Gnad und Gte / deines Geist⸗ und leiblichen Segens / Fridsamer / gesunder / und fruchtbarer Zeiten geniessen / um Jesu Christi / deines einig geliebten Sohns unsers warhaftigen Friden⸗Frstens und Heilandes willen / in dessen Nammen wir deine Kinder / dich als unsern gtigen Vatter / fr uns und andere liebe Christen / demtiglich anrffen / wie Er uns selb gelehrt hat: Unser Vatter / der du bist im Himmel: Geheiliget werde dein Namm. Zukomme uns dein Reich: Dein will geschehe auf Erden wie im Himmel: Gib uns heut unser tglich Brot: Und vergib uns unsere schulden / wie auch wir vergeben unsern schuldigern: Und fhre uns nicht in Versuchung / sonder erlß uns von dem bsen: Dann dein ist das Reich / und die Kraft / und die Herrlichkeit in ewigkeit / Amen.

Gebtt um einen waaren Christlichen Glauben. O Hchster Vatter / du Allmchtiger / ewiger / gndiger Gott / ich bitte dich von Herzen / gib mir Armen / einen rechten waaren und Christlichen Glauben / der unverflscht / auch mit keinem Jrrthum beflekt seye: Schaffe auch / daß meine Werk solchem Glauben gemß und hnlich seyen / damit nicht etwann mein rechter und guter Glaub / durch bse Werk / verunreiniget oder geschendet werde: Daß auch mein unrein Leben / dich / den ich doch sonst mit waarem Glauben bekenne / gleichsam nicht verlugne. Gib mir / allergndigster Vatter / daß ich dir / in einem guten Frsaz / und geneigtem willen / die Zeit meines Lebens / bestndiglich diene / die Werk der Gerechtigkeit wrke / Barmherzigkeit und Warheit lieb habe / die Lgen fliehe / nichts das falsch

238

Nachwort

oder eytel ist / gedenke oder rede / und also dich allein frchte / liebe / ehre / und deine Gebott halte. Verleihe mir auch diese Gnad / daß ich allein dem folge / allein auch das bekenne / das deine H. Christliche Kirch (die mit dem Geist der Warheit / geschzt und erhalten wird) lehret und bekennet / biß daß ich endlich zu dir / in dein Reich komme / und aufgenommen werde: Durch JEsum Christum / deinen geliebten Sohn unsern einigen Herren und Heiland / Amen.

Gebtt wider die bsen Gedanken. O Herr / mein GOtt / du wllest nicht ferne von mir seyn: Mein Gott / stehe auf / mir zuhelffen: Dann es sind in mir vil bse Gedanken entstanden / und sndliche bse Einfll / peinigen und ngstigen meine arme seele. Wie wil ich unbeschdiget hindurch dringen? Wie kan und sol ich sie von mir wegweisen? Du sprichst und verheissest ganz gndiglich / Esa. am 45. Du wllest vor uns hergehen / und was hoch ist / eben machen: Du wllest die Ehrene Thren zerschlagen / und die Eiserne Rigel zerbrechen / und wllest uns geben / die heimliche Schze / und die verborgene Kleinot. Solch dein ganz gndige Verheissung / wollest du / O lieber Vatter / an uns vtterlichen erfllen / auf daß / vor deinem Angesicht / alle bsen Gedanken weichen. Dann das ist auch unser einige Hoffnung / und hchster Trost / daß wir HErr / in allen unserm Anligen / zu dir fliehen / dir vertrauen / dich von Herzen anruffen / und deines seligen Trostes / in aller Gedult und Gelassenheit erwarten. Dir sey Lob / Ehr und Preiß / mit deinem lieben Sohn / und heiligem Geist / in alle Ewigkeit / Amen.

Nachwort

239

Gebtt um zeitliche Leibs⸗Nahrung.  ALlmchtiger Gott / himlischer Herr / und barmherziger

Vatter: Jch komme abermal zu dir / als meinem treuen / lieben Herren und Vatter / und klage dir von herzen meine anligende Noht / die mich dringet / daß ich zu dir komme / dann der schndliche Unglaub plaget mich abermals / daß ich dir nicht vertrauen kan / und mich gnzlich auf dein Wort und Zusagung vorlassen / daß du mich in aller Noht versorgen werdest. Darum / mein Gott und Herr / ich bitte dich / komme meinem Unglauben zuhlffe / und mehre mir meinen Glauben / daß ich mich auf dein Wort verlassen mge / und nicht darvon abweichen / und dieweil du mich hast heissen bitten / um das tgliche Brot / so bitte ich dich / durch Christum / durch welchen du uns also hast befohlen zubitten / daß du mich versorgen wllest / mit allem / was mir von nhten ist / zu Leib und Seel: Und O mein lieber Vatter / dieweil es tglich / so gefhrlich stehet / mit meinem Handel / und zeitlicher Nahrung / auf welche ich mich gar nichts verlassen noch trsten sol / sondern allein auf dich / dann du kanst mir nicht allein helffen / sondern du beutest mir selber zuhelffen an / da du sprichst Ruffe mich an / in der Zeit der Noht / so wil ich dir helffen: Auff solches komme ich zu dir / und vertrauw deiner kstlichen Zusag / die du mir versprochen hast / durch den Mund / deß heiligen Propheten Davids / da er saget: Der HErr kennet die Tage der Glubigen / sie werden nicht zu schanden in der bsen Zeit / und in der Theurung / werden sie genug haben. Darum wirf ich mein Anligen / HErr auf dich / du wirst mich versorgen / und meines Herzen Begierd ersttigen: Dann du mein HErr hast mir versprochen / wann ich am ersten das Reich Gottes / und seine Gerechtigkeit suche / so soll mir solches alles / von jhm selber zufallen / und

240

Nachwort

geben werden: Darum wil ich mich mit deinem Wort / frnemlich bekmmern / und alßdann dich sorgen lassen / wie du mich ernehren werdest. Dir befehl ich mich mit leib und Seel / mein Hauß / und alle meine Nahrung: Erhalte du mich / durch deine Gnad / hie zeitlich und dort ewiglich / in JEsu Christo / deinem Sohn unserm Erlser und Seligmacher / Amen.

Gebtt / welches ein armer und zum Todt verurtheilter Mensch / fr sich selbst in seinem Kumer / zu Gott / sprechen mag. O Du Allerfreundlichster HErr JEsu Christe / du einiges Lmblein Gottes / der du hinnimmest / die Snde der Welt / ich armer / elender Snder / bitte dich von Herzen / du wllest mir in meiner lezten Noht zu hlff kommen / laß mich / deines kostbarlichen Verdiensts und bittern Todes / wie ich dir dann auch / nach deinem zusagen vertraue / auch geniessen / vershne mir deinen getreuen Vatter / der ber meine Snde zrnet: Zeige jhm deine Wunden / die du von meiner Snden willen / daß sie gebsset wrden / empfangen hast. Zeig jhm dein Blut / daß du zur Abwschung / meiner Snden / so reichlich vergossen hast. Dann dich allein / halt ich fr meinen einigen Heiland / und Seligmacher / einig auf dich verlaß und vertrste ich mich / und in solchem Glauben / wil ich mit deiner hlff sterben / und durch den leiblichen Todt / in das ewige Leben / hindurch dringen. 209,19 Rise] Ris. 210,35 ENDE.] fehlt. Es folgen die Einträge im Blattweiser zu den neu hinzufügten Texten: Mitleiden fr einen Kranknen 346.

Nachwort

Lob und Dankopfer fr alle Stnde Gebtt um waaren Glauben Gebtt wider bse Gedanken Gebtt um zeitliche Leibs Nahrung Gebätt eines zum Todt verurtheilten Menschen.

241 350. 356. 358. 359. 361.

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 11–12 12 13–14 14–16 17–19 19–21 21–23 23–24 24–25 26–27 27–28 29 30–31 31–32 32–34 34–35 36–37 37 38 39 40–41 41–42

Morgenseuffzer/ oder Gottselige gedanken / bey anbrächendem Tage Allgemeine Einsegnung wann man auff­stehet Gebtt Vmb wahre anrffung Gottes auß dem H. Augustino Ein anders Vmb erhrung deß tglichen Gebtts Tgliche Bekanntnuß der snden Morgen-gebtt am Sonntage Abend⸗gebtt am Sonntage Morgen-gebtt am Montage Abend⸗gebtt am Montage Morgen-gebtt am Dienstag Abend-gebtt am Dienstage Morgen⸗gruß Deß Herren JESV Morgen⸗gebtt am Mitwochen Abend-gruß Deß HErren JESV Abend⸗gebtt am Mit-wochen Morgen-gruß Deß Herren JESV Morgen⸗gebtt am Donners-tage Abend-gruß Deß HErren JESV Abend⸗gebtt am Donners-tage Morgen-gruß Deß Herren JESV Morgen⸗gebtt am Freytage Abend-gruß Deß Herren JESV

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV

340–341 342 343–344 344–347 347–350 350–352 353–354 354–355 356–357 357–358 359–360 360–362 362–364 364–366 366–367 367–368

243

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 42–43 43–44 44–46 46–47 47–48 48–50 50–52 53–54 55 55–56 56–57 57–58 59–60 60–62 62–63 63–65 65 66 66–67

Abend⸗gebtt am Frej-tage Morgen-gruß Deß HErren JESV Morgen⸗gebtt am Sonn-abend Abend-gruß Deß Herren JESV Abend⸗gebtt am Sonn-Abend Ein tgliches Morgen⸗gebtt Ein tgliches Abend⸗gebtt Herzliches Lippen-opffer Christlicher ­Obrigkeit/ wann Sie zu Rahte gehet Kurzes Gebttlein der Obrigkeit wann etwas zu berahten ist Nach gepflogenem Ampt Eines Christlichen Schl-lehrers tglicher Ampts-segen Tgliches Gebtt Der lernenden Jugend Gebtt Eines frommen Arzt umb glükliche Chur Tgliches Gebtt Wann man an die arbeit gehet Tgliches Gebtt Umb glüklichen fortgang der arbeit Filip Zesens/ deß ltern Lied/ Vmb hülff und bejstand in Ampts-geschfften Tgliches Gebtt/ Wann man von seiner arbeit Feier-abend macht Tglicher Tisch-segen Wann man zur Mahl⸗ zeit gehet Tgliche Danksagung Wann man von der Mahl⸗zeit auffstehet

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV

368–370 370–371 371–372

411–413

422 420 420–422

244

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 67–68 69–70 70–72 72–73 74–75 75–77 77–79 79–81 81–83 83–84 84–86 86–87 88–89 89–91 91–92 93

Tgliches Gebtt/ Umb segen der nahrung/ und rechten gebrauch der zeitlichen Gter Morgen-gebtt Einer alten Betagten Frauen Absonderliches Abend-gebtt einer alten Betagten Frauen Absonderliches Morgen-gebtt einer Witwen Absonderliches Abend-gebtt einer Witwen Tgliches Morgen-gebtt Einer Tochter oder Frauen so bei andern dienet Absonderliches Abend-Gebtt einer DienstMagd Absonderliches Morgen-gebtt Einer neuen Eh⸗frauen Absonderliches Abend-gebtt Einer neuen Eh⸗frauen Absonderliches Morgen-gebtt Einer Braut am Hochzeit⸗tage Absonderliches Abend-gebtt Einer Braut/ wann man sie zu Bethe gefhret Absonderliches Morgen-gebtt Einer Jungfrauen/ die sich zu verehligen gedenket Absonderliches Abend-gebtt Einer Jungfrauen/ die sich zuverehligen gedenket Absonderliches Morgen-gebtt Einer Jungfrauen/ welche unverehlicht zu bleiben gedenket Absonderliches Abend-gebtt Einer Jungfrauen/ welche unverehlicht zu bleiben gedenket Tgliches Gebtt Einer Verlobten

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV

416–417 407–408 408–411 399–400 400–402 402–404 404–407 395–397 397–399 392–393 393–395 385–386 387–388 388–390 390–392 426–427

245

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 94–95 95–96 97 98–99 99–100 100–101 101–103 103–104 105 105–108 108–109 109–110 112 112–113 114 114–115 116

Tgliches Gebtt Einer Eh-frauen/ die eine trbseelige Ehe hat Tgliches Gebtt Einer Hauß-muter Absonderliches Morgen-gebtt Einer Tochter/ die Vater⸗los ist Absonderliches Abend-gebtt Einer Tochter/ die Vater-los ist Absonderliches Morgen-gebtt Einer Tochter/ so muter⸗los ist Absonderliches Abend-gebtt Einer Tochter/ so Muter⸗los ist Absonderliches Morgen-gebt Einer Tochter/ so Elter⸗los ist Absonderliches Abend-gebtt Einer Tochter/ die Elter⸗los ist Tgliches Gebtt eines unerzognen Wisleins Absonderliches Morgen-gebtt Eines jungen Tchterleins/ so noch Eltern hat Absonderliches Abend-gebtt Vor ein junges Tchterlein/ das noch Vater und Muter hat Tgliches Gebtt der Eltern/ So ungerahtene Kinder haben Tgliches Gebtt einer befruchteten Frauen Tgliches Gebtt Einer Eh-frauen/ so mit keinen Leibes-erben gesegnet Ein anders Gebtt Einer schwangern Frauen/ wann sie mit lebendigem kinde gehet Gebttlein/ wann die stunde der Geburt herzu nahet

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV

427–429 431–432 380–381 381–382 382–384 384–385 376–379 379–380 440–441 372–375 375–376

432 429–430

433

246

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 116–117 117–118 118–119 119–120 120–121 121–122 122–124 124–125 125–126 126 128–129 129–130 130–131 131–133 133–134 134 135–136 136–137 140–141 141–144

Gebtt Wann sich das schwangere weib zur Geburth schiket Seuffzer Einer kreuschenden frauen/ so in kindes-nhten arbeitet Gebtt eines weibes in gefhrlichen kindes-nten Gebtt der Vmbstehenden Fr die gebhrende Frau Gebtt einer Muter Jhres tod-gebornen Kindleins halben Gebt einer Kindbetherin/ Nach frlicher entbindung Gebtt Wann man das Kindlein zur Tauffe trgt Gebt einer Kindbetherin Wann/ sie wider zur Kirchen gehen will Gebtt einer Kindbetherin Wann sie jezund ihren Kirchgang hllt Köstlich ists/ dir Herr Gott/ singen … Gottseelige Gedanken Reisender Personen Andacht und Gebtt Zu anfang einer Rise Tgliches Morgen-gebtt Eines Reisenden Tgliches Abend⸗gebtt Eines Reisenden Tgliches Gebtt Eines Risenden zu wasser Gebtt Zur zeit deß Sturms Danksagung nach überstandenem sturme Gebtt Wegen Krankheit auff der Rise Gebtt/ Zur zeit deß Donners und Vngewitters Christliche Gedanken und Gebtt Bej langwirrigem gefhrlichen Donner⸗wtter

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV

433–434

434–435 435–437 437–438 438–439

444 444–445 445–446 446–447

247

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 144–145 145–146 146–147 148 149 149–150 150–152 153–154 155–156 157 160–161 161–162 162–163 163 163–164 166–168 168–172 172–175 175–176 177–178

Dank-gebtt/ Nach dem Donner⸗wetter Tgliches Gebtt Vmb erhaltung der Früchte deß Feldes Tgliches Gebtt Umb Friden/ zur zeit deß Kriegs Tgliches Gebtt Vmb erhaltung deß erlangten Fridens Tgliches Gebtt Eines verjagten/ deß Glaubens wegen Tgliches Gebtt Uber die Neider und Lstermuler Gebtt Jn Theurung und Hungers-noht Gebtt Jn Armt Gebtt Jn Sterbens⸗leufften Reimseuffzer in Sterbensleufften Tgliches Gebtt Einer Kranken Person Tgliches Gebtt Einer kranken Person/ die sich in den willen Gottes ergibet Gebtt Einer Person/ so in lezten Zügen liget Seuffzer einer sterbenden Person Tgliches Gebtt Umb ein seeliges ende Grosse Frede Uber der Geburt Jesu Christi Heilige Verneüerung Deß Neüen⸗Jahrs/ Von dem Nammen JESV Danksagung/ für das Leiden und Sterben Jesu Christi Sieg und Ehre der Gerechten auß der Aufferstehung Jesu Christi/ am heiligen Oster-tage Triumf und herrlichkeit glubiger seelen auß der Himmelfahrt Jesu Christi

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV

417–418 448–449 449–450 442–443 450–452 452–455 455–457 457–459 459–461

461–462 462 462–464

248

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 179–180 182–183 183–184 184–185 185–186 186–187 188 189–190 190–191 191–193 193–194 194–195 195–196 196–197 198–199 200 201

Frid und Freude in dem H. Geist/ auff das Heilige Pfingst-fest Gebtt Vmb rechtschaffene erkannt⸗ und bekanntnus der sünden Gebtt/ Umb herzliche bereüung der sünden Gebtt/ Um ein bußfertiges herz Gebtt/ Vmb wahre bekehrung zu Gott Beichte Zu Gott dem Vater Beichte Zu Gott dem Sohne Beichte Zu Gott dem H. Geist Herzens-beichte/ Jn einem absonderlichen Sünden-fall Absonderliche Beichte/ Einer erwachsenen Jungfrauen Danksagung/ für die Vergebung der sünden/ zu Gott dem Vatter Danksagung fr die einsezung Deß H. Nachtmahls. Zu Gott dem Sohn Danksagung für die Vergebung der sünden/ zu Gott dem H. Geist Gebtt Vor Empfngnuß deß Heiligen Nacht⸗ mahls Gottseelige gedanken/ und andchtige betrachtung bej zudienung Deß Heiligen Abendmals Kurzer Herzens-seuffzer/ Wann man jezund hinzu gehen will Seuffzerlein Wann man zu deß Herren Tisch gehet

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV

477–479 479–481 481–482 482–483 483–488 488–491 491–493 493–495 496–498 500–502 502–503 504 505–507

512–513 513

249

Konkordanz von Zesens Gebetbüchern

Neües Buß- und Gebtt-buch (1660) Bd. XIX 201 201–202 202–205

Kurzer Seuffzen Wann man das H. Abendmal empfangen hat Dankgebttlein/ Wann man vom tische deß Herren hinweg gehet/ zur H. Drejfaltigkeit Danksagung Nach dem heiligen Abendmal

Frauenzimmers Gebeht-­ Buch

Frauenzimmers Buß⸗ Beicht⸗ und Beht-­ Bchlein

Bd. XIV

Bd. XIV 513 514–515

Abbildungsnachweis S. 2 f. Titelkupfer und Titelseite aus: Filips von Zesen Neües Buß- und Gebtt-buch, Schaffhausen: Johann Kaspar ­Suter 1660 Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Sign. Th 2891

Inhalt des XIX. Bandes Filips von Zesen Neües Buß- und Gebtt-buch . . . . . . . . . . . . .

1

 Zueignungsschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

 Vorrede an den Leser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9

 Gebete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11  Blattweiser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207

Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Konkordanz von Zesens Gebetbüchern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250

Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

A D L

141

Daniel Czepko, Sämtliche Werke · Band V: Prosa-Schriften II. Hrsg. von Hans-Gert Roloff und Marian Szyrocki. Bearb. von Ulrich Seelbach. IV, 760 S. – 1992

142

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band I, 2. Teil: Lyrik I. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 416 S. – 1993

143

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band III, 1. Teil: Lyrik und Schäferdichtung. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 423 S. – 1993

144 Wolfgang Caspar Printz, Ausgewählte Werke · Band III: Realien. Hrsg. von Helmut K. Krausse. VI, 357 S. – 1993 145

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band IV, 2. Teil: Adriatische Rosemund. Hrsg. von Ferdinand van Ingen. Bearb. von Volker Meid. IV, 351 S. – 1993

146 Daniel Czepko, Sämtliche Werke · Band VI: Briefwechsel und ­Lebenszeugnisse. Hrsg. von Hans-Gert Roloff und Marian Szyrocki †. Bearb. von Lothar Mundt und Ulrich Seelbach. VI, 474 S. – 1995 147 Johannes Geiler von Kaysersberg, Sämtliche Werke. Erster Teil: Die deutschen Schriften. Erste Abteilung: Die zu Geilers Lebzeiten erschienenen Schriften · Band III. Hrsg. von Gerhard Bauer. XXX, 975 S. – 1995 148

Johann Christoph Gottsched, Ausgewählte Werke · Band V, 4. Teil: Erste Gründe der gesamten Weltweisheit. Kommentar. Hrsg. von Phillip M. Mitchell. Bearb. von István Gombocz. VI, 283 S. – 1995

149

Christian Weise, Sämtliche Werke · Band XIII: Lustspiele IV. Hrsg. von Hans-Gert Roloff unter Mitarb. von Susanne Kura. IV, 325 S. – 1996

150

Daniel Czepko, Sämtliche Werke · Band II/1: Vermische Gedichte. Lateinische Gedichte. Hrsg. von Hans-Gert Roloff und Marian ­Szyrocki †. IV, 821 S. – 1996

Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

A D L

151

Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band X: Kleine Spiele. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. IV, 391 S. – 1997

152

Daniel Czepko, Sämtliche Werke · Band II/2: Vermische Gedichte. Deutsche Gedichte. Hrsg. von Hans-Gert Roloff und Marian Szyrocki †. Bearb. von Lothar Mundt und Ulrich Seelbach. IV, 611 S. – 1997

153

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XIV: Ethische Schriften. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 693 S. – 1997

154

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XVII/1: Heidnische Gottheiten. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 697 S. – 1998

155

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XVII/2: Heidnische Gottheiten. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 333 S. – 1999

156

Spieltexte der Wanderbühne · Band V/1: Italienische Spieltexte. Hrsg. von Alfred Noe. IV, 620 S. – 1999

157

Spieltexte der Wanderbühne · Band V/2: Italienische Spieltexte. Hrsg. von Alfred Noe. IV, 675 S. – 1999

158 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XVI: Beschreibung der Stadt Amsterdam. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 629 S. – 2000 159

Christian Weise, Sämtliche Werke · Band XVI: Schauspiele III. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Bearb. von Hans-Gert Roloff und Susanne Kura. IV, 379 S. – 2002

160 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band III/2: Weltliche Lyrik: Cats-Übersetzungen. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 429 S. – 2003 161

Georg Wickram, Sämtliche Werke · Band IX: Losbuch. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. IV, 263 S. – 2003

162

Christian Weise, Sämtliche Werke · Band XIX: Romane III. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Bearb. von Hans-Gert Roloff und Gerd-Hermann Susen. IV, 382 S. – 2004

Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

A D L

163

Christian Weise, Sämtliche Werke · Band XVIII: Romane II. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Bearb. von Hans-Gert Roloff und Gerd-Hermann Susen. IV, 229 S. – 2005

164

Christian Weise, Sämtliche Werke · Band XVII: Romane I. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Bearb. von Hans-Gert Roloff und Gerd-Hermann Susen. IV, 319 S. – 2006

165

Spieltexte der Wanderbühne · Band VI: Kommentar zu Band I–V. Hrsg. von Alfred Noe. XC, 296 S. – 2007

166

Bartholomäus Ringwaldt, Ausgewählte Werke. Hrsg. von Federica Masiero. 2 Bde. V, 1207 S. – 2007

167 Martin Opitz, Lateinische Werke · Band 1: 1614–1624. Hrsg., über­ setzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel. XLII, 477 S. – 2009 168 Martin Opitz, Lateinische Werke · Band 2: 1624–1631. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel. ­XXXIII, 561 S. – 2011 169 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XVIII/1: Coelum astronomico-poeticum. Lateinischer Text und Übersetzung. Hrsg. und übers. von Reinhard Klockow. XX, 877 S. – 2011 170 Thomas Naogeorg, Sämtliche Werke · Band VI/1: Regnum Papisticum. Lateinische Fassung von 1553. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. IV, 143 S. – 2015 171

Thomas Naogeorg, Sämtliche Werke · Band VI/2: Regnum Papisticum. Deutsche Fassung von 1555. Das Ppstisch Reych von Burkhard Waldis. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. IV, 292 S. – 2015

172 Martin Opitz, Lateinische Werke · Band 3: 1631–1639. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Veronika Marschall und Robert Seidel. ­XXXIII, 657 S. – 2015

Ausgaben Deutscher Literatur des XV. bis XVIII. Jahrhunderts Herausgegeben von Hans-Gert Roloff

A D L

173 Johann Rist, Sämtliche Werke · Band III: Dichtungen 1634–1642. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. IV, 783 S. – 2017 174

Johannes Adelphus, Ausgewählte Schriften · Band IV: Realienband. Hrsg. von Bodo Gotzkowsky. XXII, 592 S. – 2018

175 Johann Rist, Sämtliche Werke · Band VIII: Dichtungen 1644–1646. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. IV, 473 S. – 2018 176

Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XVIII/2: Coelum astro­ nomico-poeticum. Kommentar von Reinhard Klockow. 751 S. – 2019

177

Johann Rist, Sämtliche Werke · Band IX: Dichtungen 1647–1648. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. IV, 377 S. – 2019

178

Johann Rist, Sämtliche Werke · Band X/1: Neuer Teutscher Parnass 1652. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. IV, 456 S. – 2019

179

Johann Rist, Sämtliche Werke · Band X/2: Neuer Teutscher Parnass 1652. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. VI, 429 S. – 2019

180 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XIX: Neues Buß- und ­Gebetbuch. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, ca. 230 S. – 2019 180 Philipp von Zesen, Sämtliche Werke · Band XIX: Neues Buß- und ­Gebetbuch. Hrsg. und bearb. von Ferdinand van Ingen. IV, 251 S. – 2020 181

Johann Rist, Sämtliche Werke · Band XI: Dichtungen 1653–1660. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. VI, 507 S. – 2020

182

Johann Rist, Sämtliche Werke · Band XII: Verstreute Schriften. Hrsg. von Alfred Noe und Hans-Gert Roloff. V, ca. 500 S. – 2020