Punt: Die Suche Nach Dem Gottesland / The Search for God's Country 9004322604, 9789004322608

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Punt: Die Suche Nach Dem Gottesland / The Search for God's Country
 9004322604, 9789004322608

Table of contents :
‎Inhaltsverzeichnis
‎Vorwort
‎Kapitel I. Prolegomena
‎I.1. Hinführung
‎I.2. Technisches und Methodisches
‎Kapitel II. Die Grundlagen
‎II.1. Das Toponym Punt
‎II.2. Die Quellenlage
‎Kapitel III. Die Neuzeit auf der Suche nach Punt
‎III.1. Namen und Wege: Die Suche der Epigraphiker
‎III.2. Opone und Ptolemäus X.: Die Suche der Althistoriker
‎III.3. Ophir und Phûṭ: Die Suche der Alttestamentler
‎III.4. Myrrhe und Dumpalme: Die Suche der Botaniker
‎III.5. Nashorn und Giraffe: Die Suche der Zoologen
‎III.6. Strömungen und Häfen: Die Suche der Nautiker
‎III.7. Gewässer und Mineralien: Die Suche der Geographen
‎III.8. Khoisan und Pygmäen: Die Suche der Anthropologen
‎III.9. Wurfhölzer und Pfahlbauten: Die Suche der Ethnologen
‎III.10. Kiswahili und Kuschitisch: Die Suche der Afrikanisten
‎III.11. Deutsch-Ostafrika und Puntland: Die Suche der Nationalisten
‎III.12. Hamiten und Punier: Die Suche der Hamitosemitisten
‎III.13. Jugendroman und Theaterstück: Die Suche der Literaten
‎Kapitel IV. Die altägyptische Suche nach Punt
‎IV.1. Organisation und Durchführung der Puntfahrten
‎IV.2. Ökonomie und Ideologie
‎IV.3. Die Punthalle: Anfänge einer Ethnographie?
‎Kapitel V. Zu neuen Ufern
‎V.1. Neuere Forschungen zur Archäologie Südwest-Arabiens
‎V.2. Bronzezeitliche Kulturen am Horn von Afrika
‎V.3. Grabungen im Südosten des heutigen Sudan
‎V.4. Zwischen Abessinien und Nubien: Verbindungswege und Landestellen
‎V.5. Kontakte zwischen Südsudan/Abessinien und Ägypten
‎Kapitel VI. Ein ethnohistorischer Versuch
‎VI.1. Durch die Brille der Hatschepsut
‎VI.2. Die Sprache der Puntiten
‎VI.3. Soziale und politische Organisation
‎VI.4. Glaubensvorstellungen
‎VI.5. Umwelt und Lebensgrundlagen
‎Kapitel VII. Gefunden: Punt in Abessinien
‎Kapitel VIII. Die ägyptischen Quellen zu Punt
‎Kapitel IX. Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen
‎a. Tafeln
‎b. Abbildungen
‎Kapitel X. Bibliographie
‎a. Kurztitel
‎b. Literaturverzeichnis
‎Kapitel XI. Tafeln
‎Kapitel XII. Karten
‎Kapitel XIII. Addendum
‎Kapitel XIV. Indices
‎Moderne Ortsnamen
‎Moderne Gewässernamen
‎Personennamen in altägyptischen Texten
‎Ortsnamen in altägyptischen Texten
‎Wörter in altägyptischen Texten
‎Äthiopisches
‎Kuschitisches (inkl. Omotisch)
‎Berberisches
‎Nubisches
‎Lexeme aus Bantusprachen
‎Hebräisches
‎Griechisches

Citation preview

Punt

Culture and History of the Ancient Near East Founding Editor M.H.E. Weippert

Editor-in-Chief Jonathan Stökl

Editors Eckart Frahm W. Randall Garr Baruch Halpern Theo P.J. van den Hout Leslie Anne Warden Irene J. Winter

volume 80

The titles published in this series are listed at brill.com/chan

Punt Die Suche nach dem »Gottesland« von

Francis Breyer

leiden | boston

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Names: Breyer, Francis, author. Title: Punt : die Suche nach dem 'Gottesland' / von Francis Amadeus Karl Breyer. Other titles: Culture and history of the ancient Near East ; v. 80. Description: Leiden ; Boston : Brill, 2016. | Series: Culture and history of the ancient Near East, ISSN 1566-2055 ; volume 80 | In German; some text in Egyptian. | Includes bibliographical references and indexes. Identifiers: LCCN 2016015779 (print) | LCCN 2016016892 (ebook) | ISBN 9789004322608 (hardback : alk. paper) | ISBN 9789004322615 (e-book) | ISBN 9789004322615 (E-book) Subjects: LCSH: Punt Region. | Punt Region–Research. | Punt Region–History–Sources. | Punt Region–Relations–Egypt. | Egypt–Relations–Punt Region. Classification: LCC DT398.P8 B74 2016 (print) | LCC DT398.P8 (ebook) | DDC 963/.01–dc23 LC record available at https://lccn.loc.gov/2016015779

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Inhaltsverzeichnis Vorwort i

ix

Prolegomena 1 i.1 Hinführung 1 i.2 Technisches und Methodisches

4

ii

Die Grundlagen 9 ii.1 Das Toponym Punt 9 ii.2 Die Quellenlage 16

iii

Die Neuzeit auf der Suche nach Punt 56 iii.1 Namen und Wege: Die Suche der Epigraphiker 66 iii.2 Opone und Ptolemäus x.: Die Suche der Althistoriker 86 iii.3 Ophir und Phûṭ: Die Suche der Alttestamentler 89 iii.4 Myrrhe und Dumpalme: Die Suche der Botaniker 106 iii.5 Nashorn und Giraffe: Die Suche der Zoologen 123 iii.6 Strömungen und Häfen: Die Suche der Nautiker 140 iii.7 Gewässer und Mineralien: Die Suche der Geographen 156 iii.8 Khoisan und Pygmäen: Die Suche der Anthropologen 169 iii.9 Wurfhölzer und Pfahlbauten: Die Suche der Ethnologen 217 iii.10 Kiswahili und Kuschitisch: Die Suche der Afrikanisten 241 iii.11 Deutsch-Ostafrika und Puntland: Die Suche der Nationalisten 267 iii.12 Hamiten und Punier: Die Suche der Hamitosemitisten 276 iii.13 Jugendroman und Theaterstück: Die Suche der Literaten 288

iv

Die altägyptische Suche nach Punt 311 iv.1 Organisation und Durchführung der Puntfahrten 311 iv.2 Ökonomie und Ideologie 417 iv.3 Die Punthalle: Anfänge einer Ethnographie? 426

v

Zu neuen Ufern 442 v.1 Neuere Forschungen zur Archäologie Südwest-Arabiens 442 v.2 Bronzezeitliche Kulturen am Horn von Afrika 466 v.3 Grabungen im Südosten des heutigen Sudan 493 v.4 Zwischen Abessinien und Nubien: Verbindungswege und Landestellen 504 v.5 Kontakte zwischen Südsudan/Abessinien und Ägypten 514

viii vi

inhaltsverzeichnis

Ein ethnohistorischer Versuch 520 vi.1 Durch die Brille der Hatschepsut 520 vi.2 Die Sprache der Puntiten 523 vi.3 Soziale und politische Organisation 536 vi.4 Glaubensvorstellungen 564 vi.5 Umwelt und Lebensgrundlagen 580

vii Gefunden: Punt in Abessinien 590 viii Die ägyptischen Quellen zu Punt 594 ix

Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen 655 a Tafeln 655 b Abbildungen 656

x

Bibliographie 658 a Kurztitel 658 b Literaturverzeichnis

xi

Tafeln 739

xii Karten 787 xiii Addendum 792 xiv Indices 795

660

Vorwort Habent sua fata libelli. Manche Bücher haben bereits vor ihrem Erscheinen eine längere Geschichte – so auch dieses. Entstanden war es nämlich letztlich aufgrund eines Zufalls: Von der Redaktion der Encyclopaedia Aethiopica war ich zu Beginn des Jahrtausends angefragt worden, ob ich die Einträge „Napata“, „Kusch“ und „Meroë“ übernehmen würde. Nachdem ich das Angebot dankend angenommen hatte, wurde jedoch bemerkt, dass das Lemma „Meroë“ bereits an einen anderen Kollegen vergeben worden war – ob ich nicht stattdessen den Artikel „Punt“ verfassen wolle.1 Nicht ahnend, dass mich dieses Thema noch mehrere Jahre beschäftigen würde, machte ich mich an die Arbeit und als ‚Nebenprodukt‘ entstand ein Aufsatz mit dem Titel „Punt in Abessinien“. Die Ergebnisse desselben konnte ich erstmals 2006 auf der Enno LittmannKonferenz in Aksum vorstellen; die schriftliche Fassung ist seit über einem Jahrzehnt im Druck und wahrscheinlich wird sie erst nach der Monographie erscheinen, welche sie inspiriert hat.2 Der Vortrag „Äthiopistisches zum Herrscher von Punt“ auf der Ständigen Ägyptologen-Konferenz 2005 in Tübingen brachte mich in Kontakt mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen, für dessen Sendung „Weihrauch für den Pharao. Geheimnisumwittertes Punt“ (Erstausstrahlung 1. Januar 2008) ich zur Lokalisierung befragt wurde. Weil ich kurz darauf das einjährige Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts bereits angetreten hatte, konnte ich nicht mehr auf das leider erst währen des Aufenthalts in Mittelasien ergangene Angebot eingehen, mit dem Fernsehteam nach Eritrea zu reisen. Nach der Rückkehr vom Reisestipendium widmete ich mich in einem eigenen dfg-Projekt „Nordostafrika in der Antike: Kulturkontakte zwischen dem Niltal und Punt, Meroë und Aksum“ 2008–2010 der Puntfrage wieder intensiver. Als dieses Buch während einer Gastprofessur in Wien schließlich in Grundzügen fertiggestellt war, befürchtete ich schon, mir sei auf der Suche nach Punt durch das 2011 in Barcelona erschienene Werk von Andrés Diego Espinel, Abriendo los caminos de Punt der Wind aus den Segeln genommen wor-

1 F. Breyer, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopaedia Aethiopica v, Wiesbaden 2009, 239–242, s.v. „Punt“. 2 F. Breyer, Punt in Abessinien, im Druck in: S. Wenig (Hrsg.), In Kaiserlichem Aufrag. Die Deutsche Aksum Expedition unter Enno Littmann, Forschungen zur Archäologie Außereuropäischer Kulturen 3.3., Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen, Deutsches Archäologisches Institut, Aichwald: Verlag Lindensoft.

x

vorwort

den. Diese Arbeit wird von kaum einer ägyptologischen Bibliothek im deutschsprachigen Raum angeschafft, da sie in spanischer Sprache geschrieben ist. Dementsprechend zeitaufwändig gestaltete sich die Lektüre dieses fast siebenhundert Seiten starken Buches, trotz guter Italienischkenntnisse. Sie beruhigte mich indes, da mir klar wurde, wie wenig Überschneidungen letztlich bestehen: Espinel behandelt zwar auch die altägyptischen Schriftquellen zu Punt, jedoch liegt sein Hauptaugenmerk eher auf den Handelsprodukten, d. h. auf dem weiteren Umgang mit den in Punt gewonnenen Aromata in Ägypten. Außerdem werden die neuen Grabungen kaum berücksichtigt. Vor allem jedoch schafft es Espinel, sich mit keinem Wort festzulegen, wo seiner Meinung nach Punt denn nun zu suchen sei. Als sehr viel wichtiger erwies sich die 1999 in Hamburg eingereichte Magisterarbeit von Susanne Martinssen, Untersuchungen zu den Expeditionen nach Punt – der Autorin sei noch einmal sehr herzlich dafür gedankt, mir ein Exemplar dieser unpublizierten Arbeit zur Verfügung gestellt zu haben. Als besonderer Glücksfall für mich erwies sich der Umstand, dass Kathryn Bard und Rudolfo Fattovich zwischen 2001 und 2005 umfangreiche Grabungen in Marsa Gāwāsīs durchführten, dem Hafen, von welchem aus die Ägypter nach Punt gesegelt waren. Die Ergebnisse wurden zügig publiziert,3 allein: die Auswertung war relativ dürftig. Diese Lücke galt es zu schließen, insbesondere auch im Hinblick auf die Arbeiten von Espinel und Martinssen. Schließlich wurde diese Monographie 2012 von der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität Bonn als Habilitationsschrift angenommen – die Probevorlesung fand am 18. April 2013 statt und die ausgesprochene doppelte venia legendi lautet „Ägyptologie und Altorientalistik“. Den Gutachtern möchte ich hiermit meinen Dank aussprechen, namentlich Nikolai Grube (Mayalogie), Angelika Lohwasser (Nubienkunde), Ludwig Morenz (Ägyptologie), Udo Richterswörden (Hebraistik) und Gebhard Seltz (Altorientalistik). Ein weiteres Dankeschön ergeht an Thomas Schneider (Vancouver) für die Aufnahme dieses Werkes in die Reihe Culture and History of the Ancient Near East sowie an Brill Publishers für die Drucklegung. Mein besonderer Dank gilt jedoch meiner Tübinger Lehrerin Karola Zibelius-Chen sowie dem Kollegen Dietrich Raue, die beide das Manuskript sehr sorgfältig gelesen und vielfältig kommentiert haben. Schließlich ist es mir eine angenehme Pflicht, mich bei Dorothea Paals und insbesondere

3 K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007.

xi

vorwort

bei Ruth Maria Höpfner sehr herzlich für ihre kleinteiligen und exakten Korrekturen zu bedanken – meiner lieben Ruth (‫ )רות‬ist dieses Buch gewidmet. Francis Breyer Seewen (sz), den 23. Februar 2015

kapitel i

Prolegomena i.1

Hinführung

a Themenwahl und Fragestellung Suchet, so werdet ihr finden! Die alten Ägypter haben das ‚Gottesland‘ Punt gefunden – wie und warum soll beschrieben werden. Wir sind bislang noch nicht wirklich fündig geworden, obwohl auf modernen Karten eine Republik Puntland verzeichnet ist. Man kann sich fragen: „Warum eine Monographie über Punt? – Rolf Herzog hat doch alles darüber bereits umfassend dargestellt“. Es mag sein, in seiner Monographie mit dem entwaffnend prägnanten Titel „Punt“ sind fast alle Quellen versammelt, ist die Forschungsgeschichte bis zu ihrem Erscheinen exzellent aufgearbeitet, allein: Das Buch ist fast ein halbes Jahrhundert alt und – was noch schwerer wiegt – der Verfasser war kein Ägyptologe. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, dass nur ein solcher dieses sehr facettenreiche Thema bewältigen könne, ganz im Gegenteil. Gleichwohl müssen die altägyptischen Texte unbestreitbar die Grundlage einer Diskussion um die Lokalisierung dieses sagenhaften Landes sein. Auch wenn das Thema meist philologisch angegangen wird, sind allerdings die relevanten Texte bis heute nicht zusammenhängend in extenso bearbeitet worden. Bereits die schlichte Tatsache, dass der ägyptologische Besprechungsaufsatz von Kenneth Kitchen zu dem Standardwerk von Herzog selbst zum locus classicus der heutigen Lehrmeinung geworden ist, spricht Bände. Erst in jüngster Zeit ist die dort formulierte und manchmal wenig reflektiert wiedergegebene communis opinio angezweifelt worden; hinzu kommen die teils spektakulären Ergebnisse der Archäologie, Grabungen an einem zentralen Ankerplatz für die Puntexpeditionen, die Erforschung bislang fast völlig unbekannter Kulturen in Südarabien und in Abessinien. Mit anderen Worten: Die Zeit ist reif für eine umfassende Studie zu diesem Thema und zwar für eine Arbeit mit gänzlich neuen Ansätzen und auf einer völlig anderen Basis als noch vor wenigen Jahren. Punt ist aber weit mehr als nur ein Thema, das Ägyptologen und Forscher unterschiedlicher Nachbardisziplinen schon seit nunmehr über 150 Jahren beschäftigt – es ist ein Paradebeispiel für die Bedeutung, welche Transdisziplinarität spielen kann, wenn neben altertumswissenschaftlichen Belangen auch Fragen der Nautik oder Argumente aus der Tiergeographie relevant werden. Fragestellung. Thema dieses Buches ist das Ringen um die ‚Puntfrage‘. Sie ist so einfach zu stellen wie schwer zu beantworten: Wo lag die Region, welche in

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_002

2

kapitel i

ägyptischen Inschriften als ⟨Pwn.t⟩ erscheint? F.D.P. Wicker hat es gewagt, seinen Aufsatz „The Road to Punt“ mit dem Satz zu schließen „Punt lies at 1° 14′n 30° 45′ e.“ Wenn es doch nur so simpel wäre! Ganz so einfach wird man die ‚Puntfrage‘ jedoch nie seriös beantworten können; sie lässt sich nämlich beinahe beliebig verästeln: Lag Punt auf der Arabischen Halbinsel, auf dem Afrikanischen Kontinent oder gar an beiden Ufern des Roten Meeres zugleich? Wenn Punt in Arabien zu suchen ist, dann eher im späteren Arabia Petraea oder in Arabia Felix? Konzentriert man sich ganz auf Afrika, auf welches Gebiet kann man die Suche eingrenzen – Süd-Sudan, Abessinien oder gar das Horn von Afrika jenseits des Bāb al-Mandab? Wie bereits Kitchen formuliert hat, gehört zur ‚Puntfrage‘ aber mindestens genauso die Suche nach dem „how to get there“. Es ist der alte Streit, ob man Punt auf dem Seeweg erreichte oder über den Nil. Diese Untersuchung verfolgt mehrere Ziele: Ersten, diejenigen ägyptischen Texte, welche uns Auskunft über die Lage und Natur Punts geben können, zu bündeln, philologisch kommentiert zu übersetzen und auszuwerten. Das zweite Anliegen besteht darin, eine Synthese des neuesten Forschungsstandes zu bieten, was bei einem solch großen und breit gefächerten Thema immer schwieriger wird. Ganz besonders wichtig ist mir hier die Einbeziehung einiger Forschungsergebnisse, die von der Ägytologie gesehen eher Randgebiete darstellen, d.h. aus der Sudanarchäologie, der Äthiopistik und der altsüdarabischen Archäologie bzw. Sabäistik. Mindestens genauso bedeutsam sind die neuesten Grabungen in Marsa Gāwāsīs, die ein gänzlich neues Fenster in die Geschichte aufgestoßen haben und trotz ihrer mustergültigen Publikation kaum ausgewertet wurden. Erstmals erfahren wir mehr über den Ablauf der Puntfahrten und ihre Organisation. Ebenfalls näher eingegangen werden soll auf die neueste These aus der Feder von Dimitri Meeks, Punt habe in Vorderasien gelegen, am Golf von ʿAqaba. Sie hat bislang meines Wissens keine kritische Auseinandersetzung erfahren. Auf der Grundlage der gesamten Puntdiskussion möchte ich daraufhin ein eigenes Bild entwerfen. Punt lag m. E. in der Grenzregion zwischen dem Südosten des heutigen Sudan und den modernen Staaten Eritrea und Äthiopien. Der Einfachheit halber sei dieses Gebiet als ‚Abessinien‘ bezeichnet, wobei die Abgrenzung in den nubischen Raum hin unbewusst etwas diffus belassen ist. Ein weiteres Ziel ist es, einen Beitrag zur Methodenkritik zu leisten. Gerade in der Verbindung mehrerer Fächer soll die Forschungsgeschichte nicht einfach nur ein Bericht sein, der den Leser auf den neuesten Stand bringt, sondern darüber hinaus auch selbst Gegenstand der Betrachtungen. Schließlich sollte es ein vorrangiges Anliegen aller ‚Puntforscher‘ sein, die ‚Puntfrage‘ nicht nur im engeren Sinne zu beantworten, sondern auch im weiteren, d.h. die Frage nach Land und Leuten, nach Personen

prolegomena

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und Sachen, nach Flora und Fauna, kurz: nach dem Wesen und der Natur des Landes Punt und seiner Bewohner. b Vorgehensweise Diese Arbeit stützt sich auf unterschiedliche Quellen aus diversen Fachbereichen, daher ist es unabdingbar, gleich zu Beginn die Grenzen und Gefahren verschiedener Quellenarten sowie der unterschiedlichen Methoden zu beleuchten. Grundlage bilden die ägyptischen Quellen, Traditon und Überreste, da wir letztlich nur aus diesen überhaupt von einem Land Punt erfahren. Die ägyptischen Hinterlassenschaften werden verknüpft mit weiteren historischen oder ethnographischen Aussagen aus anderen Bereichen und vor dem Hintergrund zahlreicher Disziplinen evaluiert. Naturwissenschaftlichen Fächern kommt hierbei eine besondere Rolle zu, namentlich der Biologie oder der Geographie. Hat sich auf der Basis der ägyptischen Quellen ein Bild ergeben, wo Punt in etwa zu suchen sein könnte, gilt es, die Gegenprobe zu machen: Welche Kulturen lassen sich in den fraglichen Regionen nachweisen? Schließlich geht es darum, die beiden Befunde miteinander in Deckung zu bringen und herauszuarbeiten, was wir über das Land Punt wissen. Bisher war fast immer nur die Lokalisierung dieses Landes im Fokus der Forschung gewesen und kaum je Punt und die Puntiten an sich. Dabei sind dies brennende Fragen: Wie lebten diese Menschen, welche Sprache verwendeten sie, wie war ihre Gesellschaft strukturiert, von was ernährten sie sich oder welche Glaubensvorstellungen hatten sie? Nach Überlegungen zum Toponym Pwn.t folgt eine Bestandsaufnahme aller für die ‚Puntfrage‘ relevanten Quellen und anschließend ein Überblick über die archäologischen Hinterlassenschaften, welche uns weitere Auskünfte über die Fahrten nach Punt geben können. Auf der wissenschaftlichen Fachliteratur baut die Darstellung der Forschungsgeschichte zu Punt auf, der sich eine Beschreibung der Puntdebatte in weiteren Bereichen der Moderne anschließt, bei Nationalisten oder Literaten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf einer thematischen Darlegung der Grundfaktoren, die nach Disziplinen geordnet einzelne Argumentationsketten viel deutlicher hervortreten lassen als ein chronologischer Forschungsbericht. Nun erfolgt ein grundlegender Perspektivwechsel – von der modernen Suche nach Punt hin zur Suche der alten Ägypter. Zur Sprache kommt hier u.a., was uns über die Teilnehmer der Expeditionen bekannt ist, wie sie organisiert waren, aber auch wann, wie und warum man nach Punt fuhr oder ob man in den ägyptischen Berichten über dieses Land und seine Leute die Anfänge einer Ethnologie sehen kann. Es sei ausdrücklich betont, dass bei dieser Gesamtschau alle verfügbaren schriftlichen, bildlichen und archäologischen Informationen genutzt werden, wobei letztere noch

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kapitel i

vor einem Jahrzehnt größtenteils nicht vorlagen. Nach diesen vergleichsweise traditionell-ägyptologischen Abschnitten geht es zu neuen Ufern: gemeint ist die Feldforschung an der Küste des Roten Meeres. Auf diesem Gebiet haben sich in allerjüngster Zeit fundamentale Umwälzungen ereignet, die zu einer völligen Neujustierung der Puntdebatte führen müssen. Es wurden nämlich mehrere Kulturhorizonte entdeckt bzw. erst erforscht, welche als mögliche Kandidaten für eine Gleichung mit Punt in Frage kommen. Nach Abwägung aller Daten komme ich zu dem Schluss, dass Punt am wahrscheinlichsten im abessinischen Raum zu suchen ist. Damit eröffnet sich erstmals die Möglichkeit, eine ethnohistorische Skizze von Punt zu zeichnen, was im letzten Teil dieser Arbeit geschehen soll. Die Studie schließt mit einer Sammlung aller ägyptischer Textpassagen zu Punt in Umschrift, Übersetzung und mit einem Kommentar versehen.

i.2

Technisches und Methodisches

a Schreibweise und Definitionen Schreibweise. Altägyptische Texte werden in wissenschaftlicher Transkription und Übersetzung gegeben – dabei findet das ägyptologische Umschriftsystem Wolfgang Schenkels Verwendung.1 Für meinen Beitrag „Punt“ in der Encyklopædia Æthiopica war ich seinerzeit von der Redaktion gebeten worden, auf diese zu verzichten, da einige Transkriptionszeichen bei Äthiopisten falsche Assoziationen hervorrufen könnten. Trotz der hier angestrebten Interdisziplinarität sei sie hier gebraucht, da sie nicht nur die modernste und am besten fundierte Systematik darstellt, sondern auch weil dies letztlich eine ägyptologische Arbeit ist. Bei Namen verfahre ich uneinheitlich. Das Toponym Pwn.t wird im Fließtext als „Punt“ bezeichnet (in deutscher Orthographie) und nur transkribiert, wenn der Ortsname in linguistischer Hinsicht behandelt wird. Alle anderen Namen werden in interpretierender Umschrift gegeben und nicht in ihrer pseudokoptischen Vokalisation (d.h. Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f und nicht „Harchuf“ bzw. Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) und nicht „Antefoqer“). Lediglich die Namen von Pharaonen (Amenemhat, Thutmosis) und Göttern (Sopdu, Amun, Min) werden in den allgemein gängigen ‚deutschen‘ Formen wiedergegeben.

1 W. Schenkel, Tübinger Einführung in die klassisch-ägyptische Sprache und Schrift, Tübingen 62005.

prolegomena

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In Einzelfällen werden Orts- und Personennamen transliteriert oder sogar mit Hilfe der entsprechenden Nummer der Gardiner-Liste notiert, wobei Klassifikatoren (‚Determinative‘) hochgestellt und in Kapitälchen notiert werden, und zwar entweder durch Transkription des entsprechenden Logogramms (Pwn.tḪꜣŚ.T) oder – vor allem bei Unsicherheit – eine deutsche Umschreibung des dargestellten Gegenstandes (S.i͗-n(.i͗)-[Wśr.t] wꜣḥ-ʿnḫschiff). Phonetische Komplemente werden ebenfalls hochgestellt (P-wnn-t), wie auch die Mimation/Nunation in semitischen Sprachen (nadānum). Griechische und koptische Wörter und Namen werden in der jeweiligen Schrift wiedergegeben, nicht jedoch arabische und hebräische, außer, wenn der jeweilige Begriff in die Diskussion eingeführt wird. Dann folge ich den Konventionen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Die Transliteration altsüdarabischer Inschriften erfolgt nach der modernen Schreibweise mit Unterscheidung der Sibilanten durch hochgestellte Zahlen (s1 – s2 – s3) und nicht durch Diaitika (š/ś). Äthiosemitisches wird nach den Orthographieregelungen der jeweiligen Schriftsprachen transkribiert, was vor allem für die unterschiedliche Vokalisation im Tigrinisch und Tigrə von Bedeutung ist. Innerhalb des Altäthiopischen unterscheide ich zwischen einer historisierenden Transkription der aksumitischen Sprachform und einer modernisierenden des späteren Gəʿəz, d.h. ich gehe bei den Vokalen für die ältere Zeit von einer Quantitäten- (a : ā), für die jüngere Phase von einer Qualitätenopposition (ä : a) aus. Für die kuschitischen und masirischen (‚berberischen‘) Sprachen gelten die Konventionen der Afrikanistik bzw. die Orthographien der jeweiligen Landessprachen in Eritrea, Somalia oder Marokko (z. B. Doppelschreibung des Vokalzeichens für Langvokale im Somali; ɣ für ġ im Tamaziɣt). Lediglich für das tu-Beɗawiɛ, die Sprache der Bēǧa, verwende ich eine idiosynkratische Wiedergabe der Laute durch das ipa. Die korrekte Wiedergabe von Ortsnamen erwies sich stellenweise als äußerst problematisch, besonders wenn es sich um archäologische Fundplätze handelt. Archäologen sind meist nicht an einer exakten Transkription des Ortsnamens interessiert, und so wird es manchmal für den Philologen bzw. Linguisten schwierig, sie zu rekonstruieren. Im Allgemeinen folge ich den Konventionen, wie sie vor allem im Indexband des Tübinger Atlas des Vorderen Orients festgeschrieben sind (z.B. Šaiḫ ʿAbd al-Qurna). Eine Ausnahme sind einzelne, sehr häufig vorkommende Toponyme, v.a. „Koptos“. Um Mißverständnisse zu vermeiden, habe ich im Zweifelsfall die gängige Form in Klammern hinter die Transkription gesetzt, d.h. Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘), Ẓufār (‚Dhofar‘) oder Isnā (‚Esna‘). Bei den Fundorten der Ona-Kultur ließen sich die äthiopischen Toponyme nicht mehr rekonstruieren, da sie zu großem Teil heute zerstört und v. a. als Flurnamen nicht auf greifbaren Karten verzeichnet sind. Daher wur-

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kapitel i

den sie in der zumeist italienischen Transkription der einschlägigen Publikationen wiedergegeben. Äthiosemitische Ortsnamen folgen der Encyclopædia Æthiopica – dort vorkommende Ungenauigkeiten wurden stillschweigend verbessert. Definitionen. Ganz im Sinne der alten Ägypter wird ‚Punt‘ als eine gewisse Einheit betrachtet, obwohl klar ist, dass dies wohl Fiktion ist. Bei manchen Konzepten (‚Häuptling‘) und Entitäten (v.a. Ethnien) erwies es sich als schwierig, zu einer unverfänglichen Sprachregelung zu finden. Dies betrifft insbesondere Ausdrücke wie ‚Khoisan‘ oder ‚Pygmäen‘. Hierbei habe ich mich bemüht, negativ konnotierte Begriffe zu vermeiden, ohne gleichzeitig in eine allzu rigide und ebenfalls verzerrende political correctness zu verfallen. Beispielsweise ist der Ausdruck ‚Khoikhoi‘ streng genommen ein kaum weniger rassistisches Wort als „Buschmann“! Daher werden entsprechende Termini in einfache Anführungszeichen gesetzt. Wenn vorhanden, wird auf die historische Geographie zurückgegriffen („Nubien“). Dies erfolgt aus zwei Gründen: Im Falle von „Nubien“ dient es dazu, die Grenzen zu verwischen, welche durch die heutigen Staatsgrenzen aufgebaut werden. Im Falle von „Abessinien“ ist die Sache komplexer: Hier soll durch die Wahl des kulturhistorischen Begriffes vermieden werden, zwischen den heutigen politischen Einheiten Äthiopien und Eritrea trennen zu müssen, wie dies allzu oft aufgrund eritreischer Befindlichkeiten getan wird. Die männlichen Sprachformen wie „Archäologen“, „Ethnologen“ etc. schließen Wissenschaftlerinnen mit ein – aus Gründen der Lesbarkeit wurde auf Formen mit Binneninitial verzichtet. Im Übrigen sind derartige Tätigkeitsbezeichnungen im Deutschen meist genus commune. b

Grenzen und Gefahren der verschiedenen Quellenarten und Forschungsansätze Über Punt stehen Primär- und Sekundärquellen aus den Bereichen der Archäologie, Geschichtswissenschaft, Völkerkunde und Sprachwissenschaft sowie Reiseliteratur zur Verfügung. Je nach Sachgebiet und Wissensstand wurden und werden von der Wissenschaft spezifische Methoden angewandt, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können. Aus diesem Grund ist es für die Beurteilung der Theorien über Punt unabdingbar, die Lücken, Grenzen und Gefahren diverser Ansätze zu skizzieren.2 Archäologische Objekte und Befunde sind unbewusste Spuren einer Gesellschaft. Um ihnen einen Quellenwert zu verschaffen, ist allerdings eine Inter-

2 Vgl. zum Folgenden im Text K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000.

prolegomena

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pretation unabdingbar,3 und diese ist in jedem Fall zeitgebunden – Deutungen sind Theorien und Hypothesen, keine gesicherten Tatsachen. Praktisch immer spielt das sozialpolitische Umfeld in die Interpretation hinein, außerdem ist das Bild durch den Überlieferungszufall fragmentarisch und in der Fokussierung auf Hinterlassenschaften der Elite selektiv bzw. ungleichgewichtet. Hinzu kommt ein Punkt, der gerne vergessen wird: Eine Interpretation ist in jedem Fall eine Auslese aus dem Typenvorrat einer lebendigen Kultur.4 Das große Problem einer ethnischen Deutung in der Archäologie ist der Umstand, dass wichtige Aspekte von Kultur keinen Niederschlag in den archäologischen Hinterlassenschaften finden, etwa die Sprache. Von Bedeutung für die Beurteilung archäologischer Zusammenhänge erweisen sich nicht zuletzt auch Qualität bzw. Quantität der Ausgrabungen und ihrer Dokumentation, da die Aussagekraft oft mehr im Fundzusammenhang liegt als im Objekt selbst.5 Die schriftlichen Überlieferungen und damit letztlich die Geschichtswissenschaft hat mit ähnlichen Unwegsamkeiten zu kämpfen: Die Quellen stammen nahezu ausschließlich aus zweiter Hand, kaum direkt von den Beteiligten selbst; über Punt etwa wurde nur eine begrenzte Anzahl von Texten verfasst, von denen wiederum nur ein geringer Anteil erhalten geblieben ist. Text- und Quellenkritik wird oft nicht betrieben, manchmal fehlt es sogar an elementaren Sprachkenntnissen (Rolf Herzog). Texte entstehen zumeist willkürlich, da der Autor vor seinem persönlichen Hintergrund schreibt und vorsortiert6 – der Inhalt der Dokumente variiert je nach Epoche und Zweck. Wir haben es folglich mit einer zweifachen Brechung zu tun: Die Autoren der Quellen selektieren nämlich ebenso wie der Historiker. Analogien aus der Ethnologie sind mit andersartigen Problemen behaftet. Zum einen sind dies die Unschärfen interdisziplinären Arbeitens: Ethnologen verfügen oft nicht über die notwendige philologische Ausbildung und umgekehrt – den Autor der vorliegenden Studie mit eingeschlossen. Dies kann so weit gehen, dass selbst die Beurteilung verwendeter Argumente kaum noch möglich ist. In den letzten 150 Jahren Punt-Forschung ist klar geworden, wie sehr besonders die Ethnologie von Strömungen abhängig ist, die dem Zeitgeist verhaftet sind. So hat sich im Laufe der Zeit in der Ethnologie die Grundhaltung zu zentralen Fragen geändert, etwa zu „Rasse“ oder „Ethnos“ etc., insbe-

3 M. Hall, The Burden of Tribalism: The Social Context of Southern African Iron Age Studies, in: American Antiquity 49, 1984, 455–467. 4 H.J. Eggers, Einführung in die Vorgeschichte, München 1986, 262–267. 5 M. Ehrenberg, Die Frau in der Vorgeschichte, München 1992, 15. 6 W. Ong, Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes, Opladen 1987, 160.

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kapitel i

sondere in der deutschsprachigen Ethnologie. Problematisch ist vor allem die alte These, außerhalb Europas sei die Vor- und Frühgeschichte nicht von der Ethnologie zu trennen7, womit indirekt afrikanischen Gesellschaften Wandel abgesprochen wird. Grundsätzlich kann man als Ethnoarchäologie nur eine Arbeitsrichtung bezeichnen, bei der Vergleiche mit Rezentem erfolgen, nicht jedoch mit Ethnographien oder – anders formuliert – die Untersuchung rezenter Gesellschaften mit dem Ziel, Erklärungsmodelle und Interpretationshilfen bezüglich archäologischer Funde abzuleiten.8 Die Arbeit mit Analogien birgt an sich zusätzliche Probleme methodischer Art. Sie ist entweder historisch/direkt oder allgemeiner Natur. Im ersten Fall ist eine direkte Kontinuität erwiesen, im zweiten nicht.9 Obwohl ein ‚Analogie-Hiatus‘ eher die Regel als die Ausnahme ist, existiert gleichwohl keine Alternative zur Interpretation archäologischer Daten als die Analogie.10 Die Hauptgefahr ist dabei der Verlust an Komplexität, d.h. Gesellschaftswandel kann übersehen werden. Eine weitere Grenze der Anwendung besteht in der Subjektivität der Übertragbarkeit. 7

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9

10

H. Baumann, Die ethnologische Beurteilnug einer vorgeschichtlichen Keramik in Mittelafrika, in: E. Haberland et al. (Hrsg.), Festschrift für Adolf E. Jensen i, München 1964, (13–58) 13. B. Göbel, Archäologen als Ethnographen: Möglichkeiten und Grenzen der Ethnoarchäologie, in: T. Schweizer, M. Schweizer & W. Kokot (Hrsg.), Handbuch der Ethnologie, Berlin 1993, (415–440) 416. B. Göbel, Archäologen als Ethnographen: Möglichkeiten und Grenzen der Ethnoarchäologie, in: T. Schweizer, M. Schweizer & W. Kokot (Hrsg.), Handbuch der Ethnologie, Berlin 1993, (415–440) 425 f. B. Göbel, Archäologen als Ethnographen: Möglichkeiten und Grenzen der Ethnoarchäologie, in: T. Schweizer, M. Schweizer & W. Kokot (Hrsg.), Handbuch der Ethnologie, Berlin 1993, (415–440) 433.

kapitel ii

Die Grundlagen ii.1

Das Toponym Punt

a Lautstand und Etymologie Graphien und Transliteration. Der Name Pwn.t wurde fast die gesamte hieroglyphen-ägyptische Sprachgeschichte hindurch verwendet und zwar praktisch durchwegs mit ein und derselben Graphie. Erst mit dem Abreißen der direkten Kontakte in der Spätzeit verselbständigen sich nicht nur die Vorstellungen von Punt, sondern auch die Graphien. Als Standardschreibung dient die Zeichenfolge ⟨p-wn-n-t⟩ gefolgt vom Fremdland-Klassifikator n 25 (Wb. i, 506:15).1 Dabei wird mit einer Ausnahme (Urk. i, 246) immer die Hasenhieroglyphe als Zweikonsonantenzeichen ⟨wn⟩ verwendet. Das Elementargraphem ⟨n⟩ dient eindeutig als phonetischer Indikator (⟨p-wnn-t⟩). Sehr scharfsinnig ist eine Beobachtung von Abdel Monem Sayed, dem eine spezielle graphematische Eigentümlichkeit zweier Inschriften aus der Zeit Sesostris’ i. auffiel: Sowohl auf dem Ankerschrein des ʿnḫw (Dok. 17) als auch der Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (Dok. 18) steht das ⟨t⟩ über dem hinteren Ende des wn-Hasen.2 Möglicherweise wurden die Inschriften einfach von demselben Schreiber vorgezeichnet; vielleicht handelt es sich aber auch um ein paläographisches Charakteristikum. Seit der Ptolemäerzeit werden vereinzelt zwei ⟨t⟩ geschrieben;3 Hintergrund ist die hyperkorrekte graphische Wiederherstellung der lautlich reduzierten Aussprache. Der Begriff war so fest in den ägyptischen Wortschatz integriert, dass er den ägyptischen Lautentwicklungen folgte, nach denen ein ⟨t⟩ im absoluten Auslaut schwand und lediglich der vorausgehende Vokal reduziert erhalten blieb. In der griechisch-römischen Zeit wird eine gelehrte sportive writing für religiöse Texte ersonnen, ein Rebus mit dem Himmelszeichen n 1 in der Lesung ⟨p.t⟩ „Himmel“ *pĕt,́ vgl. kopt. ⲡⲉ.4 Seit dem Neuen Reich wurde der Anlaut als Artikel pꜣ aufgefasst und der Ortsname durch sprachliche Neuanalyse als

1 K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, 114–117. 2 A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 173. 3 Wb. i, 506:15. 4 Wb. i, 506:15.

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_003

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kapitel ii

pꜣ-wn.t interpretiert, woraus ein Kunstwort wn.t kreiert wird, das in einigen sehr späten Quellen erscheint.5 Betrachten wir die Standardgraphie genauer, so fällt auf, dass die sog. ‚Gruppenschrift‘ nicht zum Einsatz kommt. Wüssten wir nicht schon von den frühen Belegen aus der 5. Dynastie, wäre dieser Umstand bereits ausreichend, um von einer sehr frühen Entlehnung des Namens ausgehen zu können. Konkret: Die Ägypter lernten das Wort kennen bevor sie versuchten, fremdes Wortgut mit der ‚Syllabischen Schrift‘ genauer zu notieren. Aus diesem Grund ist auch unsicher, ob man den Mittelteil der Graphie als Wortschreibung interpretieren darf und damit als Hinweis auf die Vokalisation des Namens. Immerhin lässt sich der Infinitiv von ⟨wn⟩ „sein“ als *wā ́n aus kopt. ⲟⲩⲱⲛ ̀ ́n˘t ergäbe. rekonstruieren, was eine hypothetische Aussprache *Pĕwā ́ Transkription. Die Schulaussprache /Pŭ nt/ ist rein konventionell und damit auch die Transkriptionen als ⟨Punt⟩ (dt., engl.) oder ⟨Pount⟩ (franz.). In der Frühzeit der Ägyptologie wurde der Halbvokal ⟨w⟩ in Anlehnung an das Koptische noch vokalisch transliteriert bzw. als mater lectionis interpretiert.6 Es hat vergleichsweise lange gedauert, bis sich die heute übliche Transkription ⟨Punt/Pount⟩ etabliert hat. Aussagen verschiedener ägyptologischer Pioniere lassen deren Unsicherheit bezüglich der Lesung deutlich werden. In dem allerersten Versuch, Punt zu lokalisieren (41847), schreibt Sir John Wilkinson Gardner: Another Eastern nation […] was the Pount […].7 versehen mit der Fußnote, eine Alternativlesung sei Pouônt. Ich vermute, diese letzte Aussage basiert auf Jean-François Champollion Le Jeune, der das Altägyptische noch mit koptischen Buchstaben transkribierte (*Ⲡⲟⲩⲱⲛⲉ). Heinrich Brugsch umschrieb 1858 bereits wie heute üblich […] das Land Punt und seine Producte […]8, ebenso Max Uhlemann im selben Jahr: […] Punt, und dies sind die Phut der Bibel, die Bewohner Mauretaniens […].9 Auguste Mariette schrieb zuerst entsprechend […] le pays de Pount […] (1863)10, in einer späteren Publikation entschied er sich dann allerdings für eine leicht ver-

5 6 7 8 9 10

J.F. Quack, in: H. Cancik & H. Schneider (Hrsg.) Der Neue Pauly, x, Stuttgart 2001, 600, s. v. Punt. F. Kammerzell, Zur Umschreibung und Lautung, in: R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, (xxii–lix) xxxvii. J.G. Wilkinson, Manners and customs of the ancient Egyptians, London 41847, i, 365 und 375 f. H. Brugsch, Die Geographie des Alten Ägyptens ii 1858, 14–16; Herzog, Punt, 26. M. Uhlemann, Handbuch der gesammten ägyptischen Altertumskunde 3, Leipzig 1858, 189; Herzog, Punt, 26. A. Mariette, Aperçu de l’ histoire ancienne d’ Égypte, Alexandria 1864, 32 bzw. Paris 1867, 33 f. bzw. Kairo 1874, 62 f.; Herzog, Punt, 26.

die grundlagen

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änderte Sichtweise und bezeichnet die Region als le pays de Poun.11 Offenbar betrachtete er nun den letzten Konsonanten als ägyptisches Morphem. Fritz Hommel folgte dem nicht (il paese di Punt)12 – wohl aber Richard Lepsius. In seiner Nubischen Grammatik erwähnte er das Volk der Puna im Lande Pun-t und schrieb, in Somalia wohnte ein Puna-Stamm.13 Wahrscheinlich betrachtete Lepsius das finale ⟨t⟩ als Nisba-Endung zu einem Ethnikon *Pwn. Brugsch war in der Zwischenzeit zu demselben Ergebnis gekommen, wenn er meinte, dass […] der Name Punt […] einen größeren Complex von Ländern und Völkern bezeichnet […].14 In einem parallel erschienenen Werk fasst er seine Ansichten etwas präziser in Worte: Die Bewohner des Landes Pun, die sogenannten Punti […].15 Erst mit Jakob Kralls Monographie Das Land Punt16 setzt sich die gängige ägyptologische Aussprache durch; Pount ist lediglich die entsprechende frankophone Wiedergabe. Nur noch vereinzelt transkribieren vornehmlich ältere Forscher anders: Wilhelm Max Müller schreibt von Punti17, Friedrich von Bissing stellt die Frage Wer waren die Pownetiu?18 und setzt für Punt Pownet ein19 und Bernhard Moritz nennt das Land Punet20. Erstaunlicherweise hat sich nur ein Forscher der Problematik enthoben und schlicht und einfach nur transliteriert, der Semitist Fritz Hommel (P-wn-t).21 Welch große Theoriengebilde manchmal kleine Bemerkungen 11 12 13 14

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A. Mariette, Les Listes géographiques des Pylônes de Karnak comprenant la Palestine, l’ Éthiopie, le pays de Somâl, Leipzig 1875, (60–66) 65; Herzog, Punt, 29. F. Hommel, Sulla posizione del paese di Punt, in: Atti del iv Congresso Inernazionale degli Orientalistik tenuto in Firenze nel settembre 1878, Band i, Florenz 1880, 77–78. C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. H. Brugsch, Die altägyptische Völkertafel, in: Verhandlungen des fünften Internationalen Orientalisten-Congresses gehalten zu Berlin im Sepember 1881, Theil 2, Hälfte 1. Afrikanische Section, Berlin 1882, (25–79), 58; Herzog, Punt, 33. H. Brugsch, Ägyptische Beiträge zur Völkerkunde der ältesten Welt, Deutsche Revue 4, Quartalsband 4, Berlin 1881, 52; Herzog, Punt, 33. J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890. W.M. Müller, Studien zur vorderasiatischen Geschichte, Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 3, 1898–1900, 42; Herzog, Punt, 39. F.W. Fr. von Bissing, Geschichte Ägyptens im Umriß, Berlin 1904 bzw. Leipzig ²1911, 15 f. und 43–45; Herzog, Punt, 44. Dazu sogar eine spezielle Bemerkung bei Herzog, Punt, 44. B. Moritz, Arabien. Studien zur physikalischen und historischen Geographie des Landes, Hannover 1923, 73–75; Herzog, Punt, 47. F. Hommel, Ethnologie und Geographie des alten Orients, Handbuch der Altertumswissenschaft 3.1.1, München 1926, 634–636; Herzog, Punt, 46.

12

kapitel ii

nach sich ziehen, sieht man an der Mitteilung des Schweizer Ägyptologen und Orientalisten Jean-Jacques Hess, das Toponym könne auch Pwane gelesen werden: Kein Geringerer als Carl Meinhof liess sich nach eigenen Angaben zu einem Vorschlag anregen.22 Der Gründungsvater der Afrikanistik verstieg sich zu einer Bantu-Etymologie und wurde darin von seinem Kollegen Ernst Zyhlarz bestärkt (Punt.t).23 In seiner Entgegnung dieser These hat Gerald Avery Wainwright nicht umsonst anders umschrieben (Pwênet), wenn auch kaum korrekter.24 Etymologie. Als Erster hat sich m.W. Max Uhlemann an einer Etymologisierung des Wortes Pwn.t versucht.25 Das Ergebnis ist charakteristisch für seine Zeit: Seiner Meinung nach bestand eine Verbindung zum Phûṭ der Bibel.26 Johannes Dümichen brachte die Phönizier ins Spiel,27 und auch Richard Lepsius verbindet Punt mit den Puniern: Ich gehe aber noch weiter und zweifle nicht, dass der Name der Φοίνικες selbst von dem der Puna hergenommen ist, mit dem er in seiner lateinischen Form Poeni, Punici fast noch identisch ist.28 Um mit Rolf Herzog zu sprechen, kann diese Verbindung nur als wahrhaft kühn bezeichnet werden.29 Die interpretatio biblica wurde von Jakob Krall und Wilhelm Max Müller gleichermaßen abgelehnt, da sich das biblische Phûṭ mit Bestimmtheit auf Libyen bezieht.30 Wie bereits angesprochen, haben Meinhof und Zyhlarz versucht, eine afrikanistische Erklärung für den Namen Pwn.t zu finden. Ausgangspunkt einer Verknüpfung mit swahili 22 23 24 25 26 27 28 29 30

H. Meinhoff, Pwani – Pwn.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1942, 300–302; Herzog, Punt, 50. E. Zyhlarz, Das Land Pun.t, in: ZfE 32, 1941f., 303–312. G.A. Wainwright, Early foreign trade in East Africa, in: Man 47, 1947, (143–148.) 143f.; Herzog, Punt, 51. M. Uhlemann, Handbuch der gesamten ägyptischen Altertumskunde 3, Leipzig 1858, 189; Herzog, Punt, 26. M. Uhlemann, Handbuch der gesamten ägyptischen Altertumskunde 3, Leipzig 1858, 189; Herzog, Punt, 26. J. Dümichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin aus dem xvii. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, Leipzig 1868, 17. C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. Herzog, Punt, 30 f. (zu Krall); W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893; Herzog, Punt, 37. Herzog, Punt, 36.

die grundlagen

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pwani Strand bzw. kupwa „trocken werden“ war die rekonstruierte Vokalisation ̀ ́n˘t.31 Lautlich passt die Gleichung sehr gut, nur historisch nicht. Schließ*Pĕwā lich muss das Lexem vor 2500 v. Chr. ins Ägyptische entlehnt worden sein, und selbst die Vertreter einer sehr früh datierten Bantuwanderung halten dies für ausgeschlossen. So kommt Gerald Wainwright zu dem Schluss: „There can hardly be a direct connection between it (gemeint ist das Bantuwort pwani) and the Egyptian Pwênet.“.32 Einen völlig anderen Ansatz hat Maurice Alliot formuliert. Er geht von einer Gleichung mit dem Ort Ὀπώνη aus, der im Periplus maris erythraei als Ort an der Küste des Roten Meeres erwähnt wird. Basierend auf der Theorie Mariettes, nach welcher Punt in Somalia zu suchen sei, identifiziert Alliot diesen mit (Rāʾs) Ḥāfūn in Somaliland. Die Verbindung stellt seiner Meinung nach ein rekonstruiertes „hamitisches“ Lokalwort *opūn her, aus dem die Widergaben in ägyptischer und griechischer Schrift entlehnt seien.33 Il est donc probable que le nom de Pwn.t est, dès le début de l’ écriture hiéroglyphique, une transcription égyptienne de la prononciation locale (qui reste, sur place, non écrite). Ajouton que Pwn.t est un mot isolée, dans l’ensemble du vocabulaire égyptien: il ne se rattache à aucun groupe sémitique connu, et par conséquent il n’a que sa fonction propre, qui est de désigner une contrée étrangère. C’est le fait d’un mot importé dans la langue égyptienne.34 Durch diesen Kniff kann er die großen lautlichen Unterschiede zwischen Ὀπώνη und Pwn.t erklären, da die Entlehnung in sehr großem zeitlichen Abstand voneinander erfolgt sei: Ce vocable reproduit, en deux étrangères, un mot chamite du parler local, probablement Opoun, transcrit Pwn.t bien des siècles plus tôt, par les Egyptiens.35 31 32 33 34 35

H. Meinhoff, Pwani – Pwn.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1942, 300–302; E. Zyhlarz, Das Land Pun.t, in: ZfE 32, 1941 f., 303–312; Herzog, Punt, 50. G.A. Wainwright, Early foreign trade in East Africa, in: Man 47, 1947, (143–148.) 143f.; Herzog, Punt, 51. M. Alliot, Pount-Pwâne, l’ Opôné du géographie Ptolémée, in: Revue d’Égyptologie 8, 1951, 1–7. M. Alliot, Pount-Pwâne, l’ Opôné du géographie Ptolémée, in: Revue d’Égyptologie 8, 1951, 2–7; Herzog, Punt, 53. M. Alliot, Pount-Pwâne, l’ Opôné du géographie Ptolémée, in: Revue d’Égyptologie 8, 1951, 2–7; Herzog, Punt, 53.

14

kapitel ii

Ob in Hāfūn (somali Xaafuun) der Name Ὀπώνη weitergeführt wird, ist eine Sache – eine Gleichung mit Punt jedoch eine ganz andere! In einem Punkt hat Alliot allerdings sicherlich recht: Pwn.t ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Fremdbezeichnung – im Ägyptischen lässt sich keine zufriedenstellende Herleitung finden. Aus welcher Sprache der Name letztlich stammt, ist nicht bekannt, ja nicht einmal aus welcher Sprachgruppe. Hinweise in diese Richtung könnten nur über „puntitisches“ Sprachmaterial kommen. Bisher sind freilich allein drei Puntiten mit Namen bekannt: der „Fürst von Punt“ (wr n.(i͗) Pwn.t) Pꜣ-rʾ-h-w (*Pal/rhu) und seine Frau Ičy von der HatschepsutReliefs sowie eine Dienerin aus Punt (ḥm.t⸗f n(.i͗)t Pwn.t) namens Mśw? yt.36 Keiner dieser Namen konnte bislang überzeugend linguistisch angeschlossen werden. b Wechselnde Interpretationen und Bezeichnungen Interpretationen. Wie bereits deutlich wurde, war man sich in der Ägyptologie lange unsicher hinsichtlich des semantischen Geltungsbereiches des Begriffes Punt. Zuerst unterschied man eher assoziativ zwischen Puna/Poun (Land) und den Punt/Punti (Leute). Grund dafür war die angebliche Verbindung mit den Puniern. Erst später las Friedrich von Bissing beides mit ⟨t⟩, vermutet jedoch trotzdem eine Unterscheidung zwischen Pownet (Land) und der Nisba Pownetiu (Leute). Von ägyptologischer Seite war es zuletzt Edouard Naville, der Pwnt ethnisch deutete, wenn er schreibt: Il semble que Pount ne désignait pas un pays défini, mais un group ethnique, l’ancienne population du sud de l’arabie et de la côte orientale de l’ Afrique, une vaste région que les auteurs grecs et latines appellent Éthiopie.37 Eine neue Wendung erfuhren die Dinge 1896 durch Sir Willian M. Flinders Petrie.38 Dieser verstand Punt weniger als geographische oder ethnische denn als rassische Bezeichnung. Ähnlich sah dies nach ihm der Afrikaforscher Georg Schweinfurth.39 Adolf Erman dachte bei Punt an einen

36 37 38 39

T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit. Teil 2. Die ausländische Bevölkerung, äat 42.2, Wiesbaden 2003, 100–104. E. Naville, Le pays de Punt et les Chamites, Revue Archéologique, 5. Serie, Bd. 23, 1926, 114; Herzog, Punt, 48. W.M.F. Petrie, Koptos, London 1896. G. Schweinfurth, De l’ origine des Égyptiens et sur quelques-uns de leurs usages remontant à l’ âge de la pierre, in: Bulletin de la Société de Géographie d’Égypte 4, Kairo 1897, (785–805), 801.

die grundlagen

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sehr allgemeinen Begriff ähnlich dem Gottesland.40 Damit ist ein weiterer Ausdruck in die Diskussion eingeführt. Punt wird nämlich sehr häufig als Tꜣ-nčr bezeichnet, was meist mit Gottesland übersetzt wird. Man könnte sich jedoch fragen, ob nicht das Adjektiv nčri̯ „rein sein“ vorliegt, im Sinne von „helles Land“ (wo die Sonne aufgeht). Die beste idiomatische Übersetzung wäre in jedem Falle wohl ohnehin das diffuse „Morgenland“, gerade aufgrund aller mitschwingenden Konnotationen. Möglicherweise liegt der Wortfügung jedoch auch ein Gedanke zugrunde, der ähnlich geartet ist, wie unsere Wendung „wo der Pfeffer wächst“: Punt als fernes Land, aus dem die Götter (nčr.w) stammen und „wo der Weihrauch (ś:nčr) wächst“. Wie dem auch sei – die Wendung ist belegt seit dem Mittleren Reich. Das Wörterbuch der ägyptischen Sprache gibt als Bedeutung an Bezeichnung der im Osten von Ägypten liegenden Länder: besonders Punt und die Weihrauchländer, aber nicht selten auch vom Sinai und vom Libanongebiet (Wb. v, 225:1–4). Erst seit der 18. Dynastie wird das Tꜣ-nčr mit dem FremdlandZeichen geschrieben. Nun wird es als Nisba zunehmend gebraucht, um die Bewohner zu bezeichnen (Wb. i, 506:16). In dieser Funktion ist häufig der Klassifikator des sitzenden Gottes mit Bart (a40) beigefügt. Dies wiederum spielt auf eine weitere Bezeichnung der Puntiten an, die in jener Zeit aufkommt: die ḫbś.ti͗ „Bärtigen“ (Wb. iii, 255:15), benannt nach ihren langen schmalen ‚Götterbärten‘. Es kann sogar beides miteinander kombiniert werden: ḫbś.ti͗ n.(i͗) Tꜣ-nčr „die Bärtigen des Gotteslandes“ (Wb. v, 225:7). Mit großer Wahrscheinlichkeit nahm von ḫbś.ti͗ die spätere Selbstbezeichnung der Äthiopier, ሐበሣት ḥabäšat, ihren Ausgangspunkt und damit letztlich das Wort „Abessinien“.41 Bedeutungswandel. Dieses Tohuwabohu führt uns zu einem weiteren Aspekt: Ist denn überhaupt gesagt, dass Pwn.t zu allen Zeiten ein und dieselbe Region bezeichnete? Für den größten Teil der ägyptischen Überlieferung gibt es keinen Anlass, von einem signifikanten Bedeutungswandel auszugehen. Erst ab der Ptolemäerzeit ändert sich dieses Bild. Punt ist nun keine reale geographische Größe mehr, sondern eine Art altägyptisches Utopia, ein Terminus der mythischen Topographie. Darüber hinaus muss man selbst für die früheren Epochen mit einer Unterscheidung zwischen politischer und kulturgeographischer Begrifflichkeit rechnen, ähnlich wie wir heute zwischen Sudan und Nubien unterscheiden, zwischen Eritrea/Äthiopien und Abessinien. Meiner Meinung nach war Punt zuallererst ein kulturgeographischer Ausdruck, der dann zum politischen avancierte; ein Hinweis darauf ist die verstärkte Nen-

40 41

A. Erman, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum, Tübingen 1885, 667f. F. Breyer, The Ancient Egyptian Etymology of habäšat „Abessinia“, in: S. Wenig & W. Smidt (Hrsg.), Akten der zweiten Enno-Littmann Konferenz (im Druck).

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kapitel ii

nung von Distrikten und Fürsten. Mit dem Gottesland tritt ab dem Mittleren Reich eine religiöse Ebene hinzu. Ferne Länder werden als Regionen betrachtet, aus welchen die Götter stammen (Tꜣ-nčr), Punt wohl ganz besonders – immerhin wird von dort Myrrhe für den Kultbetrieb bezogen. Nun haben wir das Problem von Henne und Ei: Wird Punt als Gottesland bezeichnet, weil seine Einwohner wie die Götter lange Kinnbärte hatten, oder schrieb man ihnen diese nur zu, da sie im Gottesland wohnten? Wie auch immer: Die Ableitung von ḫbś.t „Bart“ tritt als kulturgeographischer Begriff an die Stelle von Pwn.t, nachdem sich dieses immer mehr in die politische Domäne verschoben hatte. Möglich wurde dies erst durch den Abbruch der direkten Beziehungen zwischen den Regionen; nun erst konnten sich die Vorstellungen verselbständigen und von der ersten in die zweite Wirklichkeit des Mythos abkoppeln.

ii.2

Die Quellenlage

a Ägyptische Quellen: Die Tradition Die Quellen, welche in der Punt-Diskussion eine Rolle spielen, wurden bislang an vier Stellen ausführlicher zusammengestellt und behandelt. Die erste umfassende Sammlung findet sich 1968 in der Monographie Punt des Ethnologen Rolf Herzog.42 Dort werden sie nicht nur chronologisch nach Entstehungszeit geordnet präsentiert, sondern auch in der Reihenfolge ihrer Erschließung. Sinn und Zweck dieser Vorgehensweise war es, dem Leser die forschungsgeschichtlichen Zusammenhänge zu verdeutlichen und solchermaßen die Argumente der Diskussion transparenter zu machen. Knapper gehalten ist die zweite Gesamtschau aus der Feder von Kenneth Kitchen (1993).43 Sein Beitrag zum Sammelband The Archaeology of Africa war primär für NichtÄgyptologen gedacht und geht daher weniger ausführlich in die Details. Eine weitere groß angelegte Studie ist die unpublizierte Hamburger Magisterarbeit von Susanne Martinssen aus dem Jahre 1999.44 In ihr werden die Quellen nach ägyptologischer Periodisierung gebündelt, in ihrer zeitlichen Abfolge sortiert untersucht und ausführlich kommentiert. Weniger systematisch ist die jüngste Behandlung von Punt-Quellen in zwei ausschweifenden, sich überlap-

42 43 44

R. Herzog, Punt, (adaik 6) Glückstadt 1968. K.A. Kitchen, The Land of Punt, in: T. Shaw et al. (Hrsg.), The Archaeology of Africa, Food, Metals and Towns, London & New York 1993, 587–608. S. Martinssen, Untersuchungen zu den Expeditionen nach Punt, (unpublizierte Magisterarbeit) Hamburg 1999, 12–71.

die grundlagen

17

penden und ergänzenden Beiträgen von Dimiti Meeks (2002–2003).45 Darin versucht er, neue Quellen zu erschließen. Diesen wurde jedoch nicht umsonst in der bisherigen Diskussion sehr eingeschränkte Aussagekraft zugebilligt. Die Zusammenstellungen sind also unterschiedlich in Umfang und Qualität, richten sich an verschiedene Adressatenkreise und dienen abweichenden Argumentationsstrategien. Während Herzog alle noch so entlegenen Diskussionsstränge erfasst aber kaum evaluiert, ist Martinssen sehr um Quellenkritik bemüht. Ihr geht es weniger um eine vollständige Gesamtschau als um ein begründetes Destillat der wirklich relevanten Quellen. Kitchen hat diesen Schritt nur implizit vollzogen, indem er im Vergleich zu Herzog lediglich eine Auswahl von Quellen bespricht. Genau entgegengesetzt ist die Vorgehensweise von Meeks. Dieser lässt ohne Ansehen der Überlieferungslage zahlreiche vor allem spätzeitliche Quellen gelten, deren argumentativer Wert sehr zweifelhaft ist. Um die Gründe für die abweichende Quellenanzahl verstehen zu können, ist ein näherer Blick auf die Forscher und den Kontext ihrer Arbeiten ratsam. Herzog war Ethnologe und besaß nach eigenen Aussagen keinerlei Kenntnisse der altägyptischen Sprache und Schriften.46 Somit war er auf die Expertise ägyptologischer Kollegen angewiesen; seine Behandlung der Quellen erfolgt also aus zweiter Hand. Andererseits erschließt seine Monographie die gesamte Debatte bis 1968 in all ihren Facetten und fügt ihr eine ausgesprochen ethnologische Sichtweise hinzu. Die Ägyptologen Kitchen und Meeks haben beide eine ausgesprochen philologische Fachsicht, verfolgen in ihren Aufsätzen jedoch unterschiedliche Ziele. Während Kitchen den Nachbarfächern einen so prägnanten wie zuverlässigen Überblick zu der von ihm selbst an anderer Stelle47 ausführlich etablierten communis opinio bieten will, tritt Meeks für eine völlig neue und sehr exotische Lokalisierung ein. Um dies zu erreichen, zieht er besonders religiöse Texte aus der Spätzeit heran. Seit Auguste Mariette (1875)48 besteht allerdings in der Ägyptologie der Konsens, dass Texte nach dem Neuen Reich für die Puntfrage nicht mehr aussagekräftig sind, da sie zu verderbt und textkritisch von älteren Vorlagen abhängig sind, ohne auf zeitgenössischen Kontakten

45

46 47 48

D. Meeks, Coptos et les chemins de Pount, in: Autour de Coptos. Actes du colloque organisé au Musée des Beaux-Arts de Lyon 17–18 mars 2000, Topoi Supplement 3, Lyon 2002, 267–335; D. Meeks, Locating Punt, in: D. O’Connor & S. Quirke (Hrsg.), Encounters with Egypt 5. Mysterious Lands, London 2003, 53–80. R. Herzog, Punt, (adaik 6) Glückstadt 1968, 7 f. Kitchen, Punt and how to get there. A. Mariette, Les Listes géographiques des pylones de Karnak comprenant la Palestine, l’ Éthiopie, le pay de Somal, Leipzig 1875, 60–66.

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kapitel ii

nach Punt zu beruhen. All dies bestreitet Meeks, ohne jedoch seine Meinung zu begründen.49 Die Arbeit von Martinssen kann demgegenüber in vielfacher Hinsicht als mustergültig bezeichnet werden. Sie ist nicht nur die bisher ausführlichste philologische Bearbeitung der Quellen (die Texte werden erstmals alle in Übersetzung und Umschrift gegeben), sondern wird auch methodisch höchsten Standards gerecht. Der quellenkritische Ansatz und die klare Systematik führen im Zusammenwirken mit einem nüchternen und trotzdem gut lesbaren Stil zu großer Transparenz und Objektivität. Als Ausgangspunkt der Quellenkritik dient ihr die Zusammenstellung von Herzog. Martinssen behandelt erstmals Text- und Bildquellen in gleicher Ausführlichkeit, die ikonographischen Belege werden alle beschrieben und in den Tafeln reproduziert. Dies hatte man gerade bei Herzog sehr vermisst. Tabellen und Zusammenfassungen bündeln die Ergebnisse regelmäßig. Diese seien wegen ihrer Übersichtlichkeit hier zusammengeführt und leicht modifiziert wiedergegeben: tabelle 1 Für die Lokalisierung Punts relevante ägyptische Quellen Quelle

Datierung

Herkunft

Art der Quelle

1

Stele des Śi͗śi͗ (Taf. 1)

2. Dynastie

Ḥelwān

2

Grab des Prinzen Śšꜣ.t-ḥtp(.w) (Taf. 1) (g 5150 [lg 36]) Totentempel des Niuserre (Taf. 1) Palermostein (Taf. 5)

4. Dynastie

al-Ǧīza (Giseh)

Darstellung eines Mannes ohne Beischriften. Darstellung eins Dieners. Beischrift: Nḥś⟨i͗⟩ Ḥr(.w)-čsi̯(.w).

5. Dynastie

Abūsīr

Darstellung von Ausländern.

5. Dynastie

Privatbesitz Herkunft unkl.

Annalen-Eintrag für das Jahr 12 (?) des Sahure. Warenlieferungen aus Punt. Bericht über die Puntexpedition des Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ unter König Asosi. Darstellungen einer Personifikation von Punt, die ʿnti͗ darbringt. Bericht über die Fahrten des Ḫwi͗ und des H̱ nm.w-ḥtp(.w) in die Länder von Punt.

3 4

5 6 7

Grab des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f 5. Dynastie Asosi Alabastervase des 6. Dynastie Teti Teti Grab des Ḫwi͗ 6. Dynastie Pepi ii.

49

Meeks, Locating Punt, 53.

Asswān Provinzgrab Naqā ad-Dair Asswān

19

die grundlagen

Quelle

Datierung

Herkunft

Art der Quelle

8

Inschrift des Ppy-nḫt(.w)

6. Dynastie Pepi ii.

Asswān

9

Inschrift des Ḥn(n)w (Wādī Hammāmat 114) (Taf. 6)

Wādī 11. Dynastie Hammāmat Jahr 8 Mentuhoteps iii. Seanchkare

10

Stele des Ḫnti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) (Taf. 11–12) Stele des H̱ nm.w-ḥtp(.w) (Taf. 10) Kalksteinfragment mit der Kartusche Sesostris i. (Taf. 12) 4 Kalksteinstelen Stele des I͗:mri̯.w (Taf. 12) Ankerschrein des ʿnḫw (Taf. 14)

12. Dynastie Jahr 28 Amenemhats ii. 12. Dynastie Jahr 1 Sesostris ii. 12. Dynastie Sesostris i.

Bericht über die Bergung des ʿ(.w)-n.(i͗)-ʿnḫ.t, welcher bei der Vorbereitung einer Puntexpedition erschlagen worden war. Bericht über eine Expedition zum Roten Meer und zurück zum Niltal. Aufzählung des Expeditionspersonals, Bericht über Bau und Ausstattung von Puntschiffen. Bericht über die sichere Rückkehr aus Punt und Ankunft im Hafen von Sꜣww.

11

12

13 14 15

Wādī Gasūs

Bericht über die Errichtung von Denkmälern im Tꜣ-nčr.

Marsa Gāwāsīs

Kartusche Sesostris i.

Mittleres Reich Mittleres Reich

Marsa Gāwāsīs Marsa Gāwāsīs

Kalksteinstelen; Inschriften zerstört. Erwähnung von bi͗ꜣ n.(i͗) Pwn.t.

12. Dynastie Jahr 24(?) Sesostris i. 12. Dynastie Sesostris i.

Wādī Gāwāsīs

Bericht einer Puntfahrt, Aufzählung des Expeditionspersonals.

Wādī Gāwāsīs

Anfang 12. Dyn. bis Sesostris iii.

Wādī Gāwāsīs

Bericht über Schiffsbau in Koptos durch I͗ni̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w), Schiffsbau am Roten Meer durch I͗mn(.w)y, Aufzählung der Expeditionsteilnehmer. Beschriftung von Vorratsgefäßen. Auf einer Scherbe wird Punt als Bestimmungsort genannt. Darstellung einer Frau, die als „Dienerin aus Punt“ Sꜣ⟨.t⟩-mśys bezeichnet wird.

16

Stele des I͗ni̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (Taf. 15)

17

Tonscherben (Taf. 16–18)

18

Stele des Ṭi͗-ṭi͗-Sbk(.w) Ende 12. Dyn. bis Anfang 13. Dyn. Stele des Königs 13. Dynastie Neferhotep Neferhotep

19

Wādī Gasūs

unbekannt, ev. aus Abydos Abydos

Erwähnung der „Wohlgerüche aus Punt“.

20

kapitel ii

tabelle 1 Für die Lokalisierung Punts relevante ägyptische Quellen (cont.) Quelle

Datierung

Herkunft

Art der Quelle

Geschichte des Sinuhe Geschichte des Schiffbrüchigen

12. Dynastie

unklar

Nennung von „Wr.t, Herrin von Punt“

11./12. Dynastie

unklar

22

Brieftext

11. Dynastie

Theben

23

Sargtext

Mittleres Reich

verschieden

24

Namen mit Punt

Mittleres Reich

verschieden

25

18. Dynastie Hatschepsut 18. Dynastie Hatschepsut 18. Dynastie Hatschepsut

Theben-West Theben-West

Inschrift zur Thronsitzung.

Theben-West

Reliefs und Texte zur Puntexpedition.

18. Dynastie Hatschepsut 18. Dynastie Hatschepsut

Theben-West

29

Dair al-Baḥrī Orakel-Inschrift Dair al-Baḥrī Thronsitzung Dair al-Baḥrī Puntreliefs (Taf. 19–28) Dair al-Baḥrī Geburtslegende Obelisk aus Karnak

Bericht über Schiffbruch vor der Insel des Schlangengottes, des Herrn von Punt. Aufzählung von Produkten, die für Punt typisch sind. Erwähnung von Myrrhe aus Punt und von Parfüm des Gotteslandes. Erwähnungen Punts als Aufenthaltsort der Götter. Aufzählung von Produkten aus Punt. Namen mit Zusätzen wie „Sohn von Punt“ und „Tochter von Punt“. Inschrift zum ‚Puntorakel‘.

30

Speos Artemidos

Banī Ḥasan

31

Grab des Ḥpw-śnb(.w) (tt 67) (Taf. 35) Grab des I͗pw-m-Rʿ(.w) (tt 39) (Taf. 36)

18. Dynastie Hatschepsut 18. Dynastie Hatschepsut

Beschreibung der Wohlgerüche Punts, die Amun umgeben. Verleihung der Herrschaft über die Fremdländer durch Amun an die Königin. Ausdehnung des Machtbereichs der Königin. Grabdekoration: Landschaft mit Aromaharzbäumen, die gefällt werden, Darstellungen von Schiffen. Grabdekoration: Männer aus Punt, die Produkte ihres Landes tragen.

20 21

26 27

28

32

18. Dynastie Hatschepsut bzw. Thutmosis iii.

Karnak

Theben-West Šaiḫ ʿAbd al-Qurna Theben-West Asasif

21

die grundlagen

Quelle

Datierung

Herkunft

Art der Quelle

Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) (tt 100) (Taf. 37) Grab des Mnw (?) (tt 143) (Taf. 31 f.)

18. Dynastie Thutmosis iii.

Theben-West Dra-ʾAbū al-Nagaʿ Theben-West Dra-ʾAbū al-Nagaʿ

Grab des I͗mn(.w)-msi̯.w (Taf. 38) Grab des Mri̯.y-Rʿ(.w) (Taf. 40)

18. Dynastie Amenophis iii.

39

Annalen Thutmosis’ iii. Toponymlisten (Taf. 29) Gebel Barkal-Stele

18. Dynastie Thutmosis iii. 18. Dynastie Thutmosis iii. 18. Dynastie Thutmosis iii.

40

Stele Amenophis’ iii. 18. Dynastie

Theben-West

41

Tempel Amenophis’ iii. Sinai-Inschrift des Sbk(.w)mśi̯.w/I͗mn(.w)-mśi̯.w Sinai-Fragmente 238 und 427 (Taf. 32) Sinai-Inschrift 68 a 6

18. Dynastie

Soleb

18. Dynastie

Sinai: Sarabit al-Ḫadīm

18. Dynastie 18. Dynastie

Karnakrelief Haremhabs (Taf. 33)

18. Dynastie Haremhab

Sinai: Sarabit al-Ḫadīm Sinai: Sarabit al-Ḫadīm Karnak

Grabdekoration: Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) empfängt ausländische Produkte, darunter Waren aus Punt. Grabdekoration: Puntiten bringen dem ägyptischen König Waren ihres Landes. Darstellung von Flößen der Puntiten und der ägyptischen Expeditionstruppen. Grabdekoration: Darstellung der ägyptischen Expeditionstruppe und Puntiten. Grabdekoration: Delegation von Puntiten (?) bringen Produkte zur königlichen Familie. Produktlieferungen aus Punt im 33. und 38. Regierungsjahr Aufzählung der durch Thutmosis iii. unterworfenen Länder Bericht über Produkte, die Thutmosis iii. für Amun aus Punt beschafft hat. Amunhymnus: Amun verleiht dem König die Herrschaft über die Welt. Amunhymnus: Amun verleiht dem König die Herrschaft über die Welt. Bericht über eine Expedition vom Sinai zum Roten Meer, um Produkte aus Punt in Empfang zu nehmen. Bericht über eine Expedition (?) nach Punt. Paralleltext zur Inschrift des I͗mn(.w)-mśi̯.w. Darstellung von Männern aus Punt, die Produkte ihres Landes für den König bringen.

33

34

35

36

37 38

42

43 44 45

18. Dynastie Thutmosis iii. – Amenophis ii.

18. Dynastie Amenophis iv.

Theben-West Šaiḫ ʿAbd al-Qurna Tall al-ʿAmarna

Karnak Karnak Ǧabal Barkal

22

kapitel ii

tabelle 1 Für die Lokalisierung Punts relevante ägyptische Quellen (cont.) Quelle

Datierung

Herkunft

Art der Quelle

18. Dynastie

unklar

47

Puntreise (?) eines Königs pBoulaq

19. Dynastie

unklar

48

Karnak-Inschrift

19. Dynastie Sethos i. Statue Ramses’ ii. 19. Dynastie Ramses ii. Inschrift am Tempel 19. Dynastie Ramses’ ii. in Abydos Ramses ii. Relief mit Fremdvöl- 19. Dynastie kerdarstellung Ramses ii. Darstellung des 19. Dynastie Minfestes (Taf. 39) Ramses ii. Geburtslegende 19. Dynastie Ramses ii. Mineralprozession 19. Dynastie Ramses ii.

Karnak

Bericht über die Seereise eines Königs, deren Ziel möglicherweise Punt war. Amun wird als „Herr der Mc̣ꜣ̌ i͗“ und als Herrscher von Punt bezeichnet, den der Wohlgeruch von Punt umgibt. Amunhymnus: Amun verleiht dem König die Herrschaft über die Welt. Epitheta Ramses’ ii.: „geliebt von Thot, Herr von Punt“. Bericht über Anpflanzung eines Gartens mit Pflanzen aus Punt. Relief mit unterworfenen Südvölkern, darunter Punt. Rede des „Nḥsi͗ von Punt“ an Min.

46

49 50 51 52 53 54

55

57

Amunhymnus pLeiden i 350 Darstellung des Minfestes (Taf. 39) Amunhymnus

58

Puntprodukte

59

pHarris i

60

Saitenstele (Taf. 34)

56

19. Dynastie Ramses ii. 20. Dynastie Ramses iii. 20. Dynastie Ramses iii. 20. Dynastie Ramses iii. 20. Dynastie Ramses iii./iv. 26. Dynastie

Sinai: Sarabit al-Ḫadīm Abydos Abydos Theben-West Ramesseum Theben-West Ramsesseum Luxor-Tempel (al-Uqṣur) unklar Theben-West Madīnat Hābu Theben-West Madīnat Hābu Theben-West Madīnat Hābu Theben-West Ramesseum Defenneh

Beschreibung der Wohlgerüche Punts, die Amun umgeben. Prozession von 31 personifizierten Mineralregionen, darunter Tꜣ-nčr und Pwn.t. Beschreibung der Warenlieferungen der Puntiten an Amun. Rede des „Nḥsi͗ von Punt“ an Min. Amunhymnus: Amun verleiht dem König die Herrschaft über die Welt. Darstellungen und Inschriften von Produkten aus Punt. Bericht über eine Puntexpedition, Angaben zu Schiffen und Mannschaft. Erwähnung von Regen in den Bergen von Punt, der einer ägyptischen Expeditionstruppe die Wasserversorgung sichert.

23

die grundlagen

Quelle

Datierung

Herkunft

Art der Quelle

61

Totenbuch

Saitenzeit

verschieden

62

30. Dynastie

Theben (?)

Ptolemäerzeit

unklar

64

pBritishMuseum 10188 pLouvre 5158; pBoulaq 3 Tempel von Edfu

Ptolemäerzeit

Edfu (Idfū)

65

Tempel von Dendera

Ptolemäerzeit

Dandara

66

Tempel von Wennina Ptolemäerzeit

Wannina bei Sōhāg (Sūhāǧ)

67

Tempel von Philae

Philae (Bilāq)

Text über die Sonne, die den Wohlgeruch aus Punt genießt und in den Farben Punts glänzt. Klagelieder der Isis und Nephthys: Mythologische Anspielungen auf Punt. Punt wird als Herkunft von Myrrheöl bezeichnet. Epitheta des Horus Behedeti: „Betreter des Gotteslandes“ und „Herrscher von Punt“; Epitheton des Min: „sr-bi͗ꜣ von Punt“; Puntprodukte. Erwähnung von Produkten aus Punt in den Osirismysterien; Epitheton des Min: „sr-bi͗ꜣ von Punt“. Sachmet, der „Herrin des Gotteslandes“ werden Pflanzen aus Punt dargebracht; Epitheton des (Min-)Re: „Wächter von Punt“. Verschiedenen Göttern wird ʿnti͗ (‚Myrrhe‘) und ś:nčr (‚Weihrauch‘) dargebracht.

63

Ptolemäerzeit

Trotz des äußerst langen Zeitraums von 2500 Jahren und der großen räumlichen Verteilung der Belege ist die maximale Anzahl der aussagekräftigen Quellen sehr überschaubar. Martinssen führt Herzog folgend fast 70 Quellen an; davon sind einige nach ihrer eigenen Einschätzung für die Puntfrage von sehr geringem historischen Wert. Kitchen hat diese zumeist schon von vorne herein nicht in seine Zusammenschau aufgenommen und reduziert die Anzahl der Quellen mit Aussagewert damit um beinahe die Hälfte. Meeks hingegen erweitert sie um etwa denselben Anteil. Das Problem ist also nach wie vor: Was ist wirklich relevant und was nicht? Eine Auswahl wird letztlich in jedem Fall subjektiv bleiben, daher komme auch ich zu einer etwas unterschiedlichen Einschätzung. Meines Erachtens muss die Maximalanzahl der obigen Tabelle aus verschiedenen Gründen signifikant reduziert werden. Sehr viele Texte sind zu wenig aussagekräftig, da sie sehr unspezifisch, phraseologisch standardisiert oder mythologischer Natur sind. Es handelt sich hier-

24

kapitel ii

bei um die Alabastervase (№ 7), um Passagen aus religiösen Texten, insbesondere Hymnen (№ 19, 20, 22–23, 40–41, 47–49, 53, 55, 57, 61–69), oder um Inschriften aus dem Bereich der Königsideologie (№ 28–30, 39). Zahlreiche Darstellungen sind ohne expliziten Bezug zu Punt oder zu stereotyp – vor allem die ikonographischen Belege aus dem Alten Reich (№ 1–4) oder mehrere Gabenbringer aus dem Neuen Reich (№ 33, 36, 51, 54). Hautfarben und Bezeichnungen als nḥśi͗ sind für eine Bestimmung von Personen als Puntiten nicht ausreichend, und die angeblich puntitischen Armreifen wurden schon seit langem als nubisch klassifiziert.50 Wie bei allen spätzeitlichen Belegen, die Meeks aufführt, ist auch bei mehreren älteren Quellen deutlich, dass sie weniger spezifische Belege für mit Punt zusammenhängende Ereignisse darstellen, als vielmehr der Kopiertradition entsprungen sind. Dies gilt für den Bericht über das Anpflanzen von Aromaharzbäumen unter Ramses ii. (№ 50) genauso wie für ramessidische und spätere Darstellungen des MinFestes (№ 52&56) und die Liste von Puntprodukten unter Ramses iii. (№ 58). Möglicherweise sehr bedeutungsvoll, nur leider von schlechtem Erhaltungszustand und damit einhergehend unsicherem Kontext, ist die Beschreibung einer möglichen Reise nach Punt durch einen König (№ 46). In wenigen Fällen sind Quellen zwar der Tradition verhaftet, weisen jedoch so ausgesprochen individuelle Züge auf oder geben sonst nicht bekannte Details preis, dass ihnen m.E. trotzdem Gewicht zukommt. Namentlich möchte ich dazu die Erzählung des Sinuhe zählen (№ 20), die Geschichte des Schiffbrüchigen (№ 21) sowie eine Darstellung von Puntiten aus der Regierungszeit des Haremhab (№ 45). Es sollen hier jedoch nicht nur einige Quellen aus der Diskussion ausgenommen werden, es sind in den letzten zehn Jahren auch weitere sehr signifikante hinzugekommen, nämlich Stelen und Ostraka aus den jüngsten Nachgrabungen im Ankerplatz der Puntfahrer, Mersa Gāwāsīs. Es gibt darüber hinaus auch einige Quellen, die bereits seit längerer Zeit bekannt sind, jedoch kaum Beachtung gefunden haben, teilweise weil sie nicht adäquat publiziert sind. Unter ihnen wären die Punt-Darstellungen aus dem Tempel von Athribis und die Ostraka aus den älteren Grabungen in Marsa Gāwāsīs zu nennen. Insgesamt handelt es sich um folgende:

50

L. Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs Saꜣhureʿ, Bd. ii, wvdog 26, Berlin & Leipzig 1913, Band ii, Taf. 2.

25

die grundlagen tabelle 2 Quellen, die bislang in der Punt-Diskussion nicht oder nur unzureichend berücksichtigt wurden

Quelle

Datierung

Art der Quelle

Textzeugnisse aus alten Grabung von Abdel Monem Sayed in Marsa Gāwāsīs 1

Inschriftenfragment (Taf. 12)

2 3

Stelenfragment (Taf. 12) Anker mit Beischrift (Taf. 12)

König namens Sesostris 12. Dynastie 12. Dynastie

4

Ostrakon Sayed 1 (Taf. 16)

12. Dynastie

5

Ostrakon Sayed 2(Taf. 16)

6 7

Ostrakon Sayed 3 (Taf. 16) Ostrakon Sayed 4 (Taf. 17)

Sesostris ii. bzw. danach 12. Dynastie 12. Dynastie

Liste von Schiffsnamen. Nennung von Rekruten und Punt. Beischrift zu einer Darstellung des I͗:mri̯.w. Punt wird explizit genannt. Nennung der Menge und Herkunft von Gütern und des verantwortlichen Beamten. Nennung Punts. Datierung, Herkunft und Stückzahl einer Lieferung. Titel und Name. Titel eines Beamten.

Textzeugnisse aus der jüngsten Grabung von Bard & Fattovich in Marsa Gāwāsīs 8

Transportkiste

9

Stele 2 (Taf. 7)

10 Stele 5 (Taf. 8) 11 Stele 6 (Taf. 9) 12 Ostrakon 101 (Taf. 17) 13 Ostrakon 102 14 Ostrakon 105 15 Ostrakon 106

Amenemhat iv.? Aufschrift mit Datum, Verantwortlichem und Herkunft. Punt wird explizit genannt (bi͗ꜣ.w Pwn.t). 12. Dynastie Totenstele für zwei verstorbene Expeditionsteilnehmer. Amenemhat iii. Bericht über eine Puntexpedition mehrerer Beamter. Amenemhat iii. Königsmonument ohne Nennung Punts. 12. Dynastie Quittung mit Nennung von Amenemhat iii. Amenemhat iii. und Schiffen. 12. Dynastie Lieferung von einer Domäne; Bestimmungsort Punt. 12. Dynastie Liste von Männern, Rindern und Fleischstücken. 12. Dynastie Quittung mit Datum.

26

kapitel ii

tabelle 2 Quellen (cont.)

Quelle

Datierung

Art der Quelle

Ptolemäisch

Darstellungen von Punt und seinen Aromata

Weitere Quellen 16 Punt-Raum (Taf. 41)

Der Übersichtlichkeit halber soll hier lediglich ein Überblick über die Quellen erfolgen, welche ich als relevant einstufe und auf die sich die vorliegende Arbeit stützt. Im Anhang werden diese in Umschrift, Übersetzung und mit knappem philologischen und inhaltlichen Kommentar gegeben. Im Großen und Ganzen handelt es sich bei den rund 40 Dokumenten um die Quellen, die Kitchen 2001 anführt, vermehrt um die oben genannten Neufunde. Für einen ausführlichen Kommentar sei zusätzlich auf die Arbeiten von Herzog, Kitchen und insbesondere Martinssen verwiesen. Über einen Zeitraum von zweieinhalbtausend Jahren und in einem Gebiet von 1600km Durchmesser erscheint Punt in ägyptischen Texten: von der Mitte des 3. Jts. vor bis zum 1. Jhd. nach Christus, zwischen dem Ǧabal Barkal und der Sinai-Halbinsel. Aus dem Dunkel der Geschichte taucht das Land, als dessen Herr sich noch der römische Kaiser Tiberius51 betitelt, im Pyramidenzeitalter auf, genauer gesagt in der 5. Dynastie. Die Annalen auf dem Palermostein (Dok. 1) führen in der Regierungszeit Pharao Sahures Warenlieferungen aus Punt auf – wahrscheinlich ist die Bezifferung des Regierungsjahres als 12 zu lesen, was nach der Rekonstruktion durch Jürgen von Beckerath zwischen 2496/2446 und 2483/2433 v. Chr. anzusetzen wäre.52 Bereits in dieser ersten Nennung des Toponyms ist der Informationswert eher beschränkt; wie so oft in den Quellen zu Punt werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wir erfahren lediglich, dass Myrrhe und Malachit aus Punt ins Niltal gelangten. Wurden die Produkte in Punt gewonnen oder nur von dort bezogen? Gelangten sie über direkten Kontakt nach Ägypten oder über Zwischenhändler? Im Falle der Myrrhe lässt sich zumindest die erste Frage leicht beatworten: Myrrhe war schließlich für die Ägypter immer geradezu synonym mit Punt. Beim Malachit ist die Sache

51 52

Herzog, Punt, 21. J. von Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten, mäs 46, Mainz 1997, 188.

die grundlagen

27

bereits viel komplexer, denn hier taucht man bereits tief in die LokalisierungsProblematik ein. Der weitaus größte Teil des pharaonischen Malachits wurde auf dem Sinai gefördert. Schloss der Begriff Punt im frühen Alten Reich noch diese Halbinsel mit ein, oder war vielleicht sogar der Sinai immer ein Teil Punts im weitesten Sinne? Solange nicht sicher ist, wo Punt lag, kann darüber nur spekuliert werden. Jüngst hat Tarek el-Awady als Band 16 der Reihe Abusir (Prag 2009) mehrere Blöcke mit Reliefs bearbeitet, auf denen angeblich eine erfolgreiche Puntexpedition dargestellt sein soll.53 Einer zeigt die Rückkehr einer Schiffsflotte, ein anderer den König, wie er mit dem Querbeil einen Baum bearbeitet. Die Reliefs stammen vom Totentempel des Sahure in Abūsīr und wurden bei einer Nachuntersuchung durch den Egyptian Council of Antiquities freigelegt. So verlockend es auch sein mag, diese Reliefs mit Punt in Zusammenhang zu bringen, so umstritten muss dies bleiben. Denn: An keiner Stelle wird Punt erwähnt, keine der abgebildeten Personen zeigt einen Typus, der von den anderen Puntiten-Darstellungen bekannt wäre, und auch dass es sich bei dem Bäumchen um einen Aromaharzbaum handelt, ist nicht zweifelfrei erwiesen.54 Vielmehr könnte es sich daher genauso gut um eine Expedition auf den Sinai handeln, zum Zwecke der Prospektion, wie die Titel der dargestellten Beamten nahelegen. Zwar möchte ich mich letztlich doch der Sichtweise el-Awadys anschließen, die Reliefs jedoch ungerne unter jene Quellen einreihen, die als gesichert und damit als Grundlage für die Puntdiskussion gelten können. Die nächste Quelle ist etwas aussagekräftiger, obschon sie indirekter Natur ist. Aus der Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f (Dok. 3) erfahren wir en passant, dass in der Zeit des Pharao Djedkare Asosi (5. Dynastie) eine Expedition nach Punt stattfand, etwa 60 Jahre nach Sahure. Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f brüstet sich nämlich, er habe seinem König Pepi ii. einen Tanzzwerg aus Nubien mitgebracht, ähnlich dem8 Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ m Pwn.t „den der Gottessiegler Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ jenigen, i͗ni̯⟨.n⟩⸗ẖsm.w-nčr ◯

53 54

T. el-Awady, Sahure – The Pyramid Causeway. History and Decoration Program in the Old Kingdom, Abusir 16, Prag 2009. Der Baum, von welchem der sitzende König Harzklümpchen erntet, wird als Ꜥnṭ bezeichnet, determiniert mit einem Krugzeichen und drei Kügelchen. Wie E. Edel, Studien zu den Relieffragmenten aus dem Taltempel des Königs Snofru, in: P. Der Manualian (Hrsg.), Studies in Honor of William Kelly Simpson i, Boston 1996, (199–208) 202 gezeigt hat, wird das Zeichen w 23 (Krug mit Handgriffen) im Hieratischen sehr gerne mit dem Zeichen für Herz (i͗b) verwechselt. Trotzdem verbleibt eine gewisse Unsicherheit, da der Auslaut bei Sahure nicht -ti͗ lautet, sondern ṭ. Zwar wechseln die Dentale ab dem Mittleren Reich häufig, jedoch ist in dieser Zeit eine Unterscheidung noch zu erwarten, zumal der Dental nicht im absoluten Auslaut steht.

28

kapitel ii

zur Zeit (König) Asosis (seinerzeit) aus Punt gebracht hatte.“ Aus zwei weiteren Gründen ist diese Inschrift für die vorliegende Fragestellung von Interesse: Zum einen ist sie für die Pygmäen-Diskussion erhellend55; zum anderen zeigt sie, wie bekannt ein Expeditionsleiter noch Generationen nach seinen Erfolgen sein konnte. Ein Alabastergefäß aus der 5. bzw. 6. Dynastie (Dok. 2) hilft zwar nicht weiter, wenn man Punt sicher lokalisieren will; es fügt gleichwohl bemerkenswerte Aspekte hinzu, handelt es sich doch um die früheste Darstellung einer Personifikation von Punt. Eine weibliche Figur reicht den Kartuschen Pharao Tetis (6. Dyn.) zwei Gefäße. Verbunden mit der Beischrift i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗k ʿnti͗ nb „Hiermit bringe ich dir alle Myrrhe“ lässt dies auf den einstmaligen Inhalt des Gefäßes schließen. Bedeutsam ist die Personifikation insbesondere, da sie weiblich ist. Bislang ist nämlich nicht eindeutig, ob das ⟨t⟩ in der Graphie ⟨P-wnn-t⟩ wirklich zum Toponym gehört; schließlich werden Orts- und Gewässernamen im Ägyptischen generell als Feminina behandelt. Meines Erachtens ist es wahrscheinlicher, von der interpretatio aegyptica eines auf ⟨t⟩ auslautenden Ortsnamens auszugehen, als eine sekundäre ‚Femininisierung‘ eines fremden Toponyms anzunehmen. Der Deckel des Salbgefäßes trägt Kartuschen und Titulatur von Tetis Vorgänger Unas – das hohe Alter dieser personifizierten Darstellung könnte in dieser Frage entscheidend sein.56 Aus der Regierungszeit Pepis i. ist aus Asswān ein ganzes Bündel an Quellen überliefert (Dok. 5 & 6). Wie aus den Grabinschriften des Gottessieglers Ḫwi͗ hervorgeht, hatte dessen Untergebener H̱ nmw-ḥtp(.w) ihn, sowie den Fürsten und Gottessiegler Čči͗, mehrfach nach Byblos bzw. Punt begleitet. Derselbe H̱ nmw-ḥtp(.w) tritt im Grab ebendieses Čči͗ (Asswān) gleichfalls prominent in Erscheinung57, wenn auch ohne Erwähnung einer Reise nach Punt. Beide Expeditionsleiter haben mehrere Graffiti im Wādī Hammāmat hinterlassen.58 Man muss sich fragen, warum die beiden hochrangigen Funktionäre selbst kein Wort über ihre Leistungen in Bezug auf Punt verlieren, ihr Untergebener H̱ nmw-ḥtp(.w) jedoch seine im Grab des Höherstehenden (Ḫwi͗) schildert? Die Lösung scheint kompliziert, dürfte jedoch ganz einfach sein. Bei der Inschrift im Grab des Ḫwi͗ handelt es sich um eine Fortschreibung: Neben Ḫwi͗ wurde Čči͗ angebracht, dem Ortsnamen Byblos wurde Punt hinzugefügt und so die Textkolumne nachträglich gespalten. Man könnte nun annehmen, die Toponyme 55 56 57 58

Herzog, Punt, 56 ff. Die nächstjüngere Parallele stammt aus der Ramessidenzeit. pm 240. P.E. Newberry, Three Old-Kingdom Travellers to Byblos and Pwenet, in: jea 24, 1938, (182–184) 183; Urk. i, 93 ff. und 125.

die grundlagen

29

bezögen sich nur jeweils auf eine Person, also Byblos auf Čči͗ und Punt auf Ḫwi͗. Einer Grabinschrift des Čči͗ können wir jedoch entnehmen, dass dieser einer war, der i͗nn ḫr.t ḫꜣs.wt rsi͗.wt n nsw dem König mehrfach Produkte der südlichen Fremdländer brachte.59 Seine Reisen führten ihn also nicht nur in die Levante, sondern wohl auch nach Punt. Wie kam es zu dieser Fortschreibung? Ganz einfach: Der Grabinhaber kam wohl auf einer Expedition zu Tode. Wie uns die Personenbeischriften aus beiden Gräbern lehren, nahm der Expeditionsleiter Ḫwi͗ die Witwe Śnsi͗ seines Kollegen Čči͗ zur Frau und verheiratete deren Tochter Ḥr(.w)-mkꜣ.w⸗ś mit einem verdienten Expeditionsmitglied, dem sḫm sḥ H̱ nmw-ḥtp(.w).60 Bei der Fertigstellung der Grabdekoration stellte sich der Schwiegersohn des Verblichenen selbst besonders heraus, und der neue Ehemann der Witwe tat sein Übriges dazu. Wie gefährlich eine Puntfahrt tatsächlich war, zeigt eine Textpassage aus der Zeit Pepis ii. (Dok. 4). Sie stammt aus dem Grab des Ppy-nḫt(.w), der später unter dem Namen Ḥḳꜣ-i͗b auf Elephantine als Heiliger verehrt wurde. Ppynḫt(.w) berichtet von einer Rettungsaktion in die Ostwüste (r ḫꜣś.t-ʿꜣmw); es galt, den Leichnam eines gewissen ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t zu bergen. Dieser war von Beduinen erschlagen worden, als er die Montage (śp.t) eines nach Punt bestimmten Schiffes überwachte. Wir haben hier den einzigen Beleg für eine missglückte Expedition. Gleichzeitig erfahren wir erstmals mehr über deren Verlauf: Punt wurde bereits im Alten Reich auf dem Seeweg erreicht; die Schiffsteile wurden am Nil gefertigt, durch die Ostwüste transportiert und an der Küste des Roten Meeres zusammengebaut.61 Einiges bleibt uns allerdings verborgen, etwa die exakte Bedeutung des Lexems mšʿ in diesem Zusammenhang. Sind hier Bewaffnete gemeint oder allgemein eine Truppe von Arbeitern, Matrosen und Handwerkern? Ebenfalls im Dunkeln bleibt, ob die Expedition trotz des Rückschlages fortgesetzt wurde62, was ich für unwahrscheinlich halte. Dies hätte bedeutet, zu viele Ressourcen in zu kurzer Zeit beschaffen zu müssen. Eins ist jedoch sicher und muss betont werden: Die Expedition des ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t war nicht identisch mit derjenigen des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f, auch wenn dieser angibt, i͗nw.t bi͗ꜣ Pwn.t Gaben aus dem Minengebiet von Punt gebracht zu haben. Beide wurden zwar von Pepi ii. entsandt, jedoch der eine über das Rote Meer nach Punt und

59 60 61 62

Urk. i, 141. P.E. Newberry, Three Old-Kingdom Travellers to Byblos and Pwenet, in: jea 24, 1938, 182–184. Eine solche Karawane war für kriegerische Wüstenbewohner sicherlich verlockend, allein schon wegen ihres Proviants, vor allem jedoch wegen der mitgeführten Handelsware. Martinssen, Untersuchungen, 18.

30

kapitel ii

der andere nilaufwärts nach Nubien.63 Für die Punt-Diskussion bedeutend ist bei Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f indessen eine Aussage über die Herkunft von Tanzzwergen, bzw. eines ṭng i͗bꜣw.w-nčr m tꜣ ꜣḫ.ti͗w Gottestänzer-Pygmäe aus dem Land der ‚Horizontischen‘. Mit diesem Ausdruck ist wahrscheinlich die Ferne Zentralafrikas gemeint.64 Waren die Angaben des Alten Reiches vergleichsweise spärlich und vor allem wenig ergiebig, beginnen mit dem Einsetzen des Mittleren Reiches die Quellen stärker zu fließen. In das achte Regierungsjahr Mentuhoteps iii. datiert eine der wichtigsten Expeditionsinschriften überhaupt (Dok. 7), d. h. gegen 1991 v. Chr.65 Anscheinend verfügte man unter diesem Herrscher nicht nur über den propagandistischen Ehrgeiz, sondern auch über die entsprechenden Mittel zur Durchführung einer großen Expedition. Detailliert beschreibt die Felsinschrift im Wādī Hammāmat nach einem ausgesprochen langen Selbstlob des Expeditionsleiters Ḥn(n)w66 den Hergang der Reise von Koptos durch die Ostwüste ans Rote Meer. Besonders erhellend sind die vielen Angaben über Rekrutierung und Zusammensetzung der Teilnehmer, über den Ablauf der Expedition, die Route sowie Verpflegung und Wasserversorgung. Ein Großteil der Expeditionsmitglieder wird aus Garnisonen ([pr(.w)w]wꜣbw) des thebanischen Gaues (Wꜣś.t) zusammengestellt, als dessen Extrempunkte Iw-m-i͗trw und šꜣbt angegeben werden.67 Späher bzw. Pioniere (smn.ti͗ sꜣu̯ .w) werden vorausgeschickt, Jäger (nw.w) und Beduinen (mśi̯.ww ḫꜣś.wt) mit einbezogen – von insgesamt 3000 Mann ist die Rede. Sie erhalten jeweils täglich zwei Krüge Wasser und 20 Brote, zur Grundausrüstung gehört ein Stock und ein Lederschlauch; Ersatzsandalen werden auf Eseln transportiert, welche auch den Proviant schleppen. Um Trinkwasser bereitzustellen, müssen über ein Dutzend Brunnen angelegt werden. Leider gibt der Text ihre Ausmaße nicht eindeutig an, und ihre genaue Lage ist trotz der Nennung von Ortsnamen bislang unbekannt. Neben

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D. O’Connor, The location of Irem, in: jea 73, 1987, 99–136, bes. 112–118; D. O’Connor, The location of Yam and Kush and their Historical Implications, in: jarce 13, 1986, 27–50; K.-H. Priese, ʿrm and ʿam, das Land Irame. Ein Beitrag zur Topographie des Sudan im Altertum, in: Altorientalische Forschungen 1, 1974, 4–71. C. Kuenz, Autour d’ une conception égyptienne méconnue: L’akhit ou soi-disant horizon, in: bifao 17, 1919, 121–190; H. Gautier, Dictionnaire des Noms Géographiques i, Kairo 1925, 6; Martinssen, Untersuchungen, 16, Anm. 13. Vgl. C.M. Turnbull, Wayward servants. The two worlds of the African pygmies, Westport (Conn.) ²1976. J. von Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten, mäs 46, Mainz 1997, 189. W.C. Hayes, Career of the Great Sewart Ḥenenu under Nebhepetre Mentuhotpe, in: jea 35, 1949, 43–49 mit weiteren Quellen zu diesem Funktionär. Martinssen, Untersuchungen, 20 f., Anm. 35–37.

die grundlagen

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dem Transport und Bau der Schiffe schildert Ḥn(n)w, wie vor der eigentlichen Schifffahrt mehrere Opfertiere den Göttern dargebracht werden. Als Ziel wird Punt angegeben, das an anderer Stelle explizit als „Ufer des Gotteslandes“ (i͗ṭb.w Tꜣ-nčr) ausgewiesen wird. Dort bezieht die Expedition von den „Häuptlingen der Wüstenbewohner“ (m-ʿ(.w) ḥḳꜣ.w ḥr(.i͗w)-sp ṭšr.t) frische Myrrhe (ʿnti͗w wꜣc̣)̌ . Nach der Rückfahrt geht es in der Ostwüste zurück durch wꜣg68 und das Wādī Hammāmat (rʾ-hnw), um dort Steinblöcke für Tempelstatuen mitzunehmen, welche in der Zwischenzeit gebrochen worden waren. Aufgrund der zuletzt genannten Aktivitäten ist nicht deutlich, ob Ḥn(n)w selbst mit nach Punt gesegelt war.69 Missverständlich ist auch die Datierung der Inschrift (3. Tag, 1. šmw): Bezieht sie sich auf dem Beginn der Unternehmung oder den Tag ihrer Anbringung auf der Heimreise?70 Von herausragendem Gewicht ist ein großer Fundkomplex vor der ägyptischen Küste des Roten Meeres: die Bucht, von der aus Schiffe nach Punt Segel setzten, Marsa Gāwāsīs (Spionenhafen). Circa 80 km südlich von al-Ġurgada und 60km nördlich von al-Quṣair münden von Koptos kommend die beiden Täler Wādī Gasūs und Wādī Gāwāsīs im Abstand weniger Kilometer bei Marsa Gasūs bzw. Marsa Gāwāsīs in den Küstenstreifen. Die Relikte aus pharaonischer Zeit konzentrieren sich in Marsa Gāwāsīs, diejenigen aus der Spätzeit jedoch im Wādī Gasūs.71 Komplementäre Funde aus dem Wādī Gāwāsīs und Marsa Gasūs scheinen zu fehlen. Bereits vor fast 200 Jahren fanden James Burton und Sir John Gardner Wilkinson 7km vom Meer entfernt bei Überresten eines gr.-röm. Hydræums (befestigte Wasserstelle) im Wādī Gasūs die beiden Stelen von H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) und H̱ nmw-ḥtp(.w) (Dok. 12). Wahrscheinlich waren sie bereits in der Antike vom Ankerplatz dorthin verschleppt worden.72 Näher untersucht wurde das Gebiet jedoch erst in den 1970er Jahren durch Abdel Monem Sayed. In allerjüngster Zeit konnte eine umfassende Nachuntersuchung die früheren Funde von Marsa Gāwāsīs besser kontextualisieren.

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Handelt es sich um den altägyptischen Namen des Wādī Gasus? Martinssen, Untersuchungen, 20, Anm. 33 und 23, Anm. 47 sowie Kitchen, The land of Punt, 590 zur Doppeldeutigkeit von r sbi̯.t. Martinssen, Untersuchungen, 19, Anm. 32; L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 127f. A.M.A.H. Sayed, Wadi Gasus, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 866–968. Es handelt sich um gr.-römische Wachtürme, sowie um Inschriften Psammetiks i. und Menthemhets. Vgl. auch die Karten bei C. Obsomer, Sesostris ier. Étude chronologique et historique du règne, Brüssel 1995, 379ff. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 145 f.

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Erstmals wurden bestimmte Arbeitsprozesse der Expeditionsvorbereitungen archäologisch nachgewiesen; neue Textfunde haben die Quellenlage erheblich angereichert.73 Aus der Zeit Sesostris’ i. stammt die Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (Dok. 18), der unter Amenemhat i. und Sesostris i. Wesir war, und ein durch den Expeditionsleiter ʿnḫw errichteter Schrein (Dok. 17).74 Dieser besteht aus drei Steinblöcken auf einer Basis aus Ankersteinen. Sowohl die Innen- als auch die Schmalseiten der seitlichen Orthostaten sind beschriftet. Dadurch erfahren wir nicht nur, wann die Reise nach Punt75 angetreten wurde ( Jahr 24, 1. pr.t), sondern auch wie Marsa Gāwāsīs in der Antike hieß, nämlich „Landestelle von Si͗ww im Gau von Koptos“ (ṭmi͗ n(.i͗) Si͗ww m śpꜣ.t Gbti͗w). Die anderenorts vorkommenden Graphievarianten legen nahe, dass es sich bei Si͗ww um einen nicht-ägyptischen Ortsnamen handeln dürfte. Bemerkenswert ist ferner die Erwähnung des Ortes bꜣk.t, welcher auch in den Fremdvölkerlisten Thutmosis’ iii. und Ramses’ iii. vorkommt.76 An bedeutenden Auskünften hat die Inschrift darüber hinaus eine ausführliche Aufzählung der leitenden Funktionäre und beteiligten Truppenteile zu bieten. Die Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) wurde etwa 200 m westlich des Schreins und ca. 450m von der Küste entfernt an der Mündung des Wādī Gāwāsīs entdeckt. Auf ihr wird ebenfalls die Zusammensetzung und Anzahl der Expeditionsteilnehmer genannt: 50 Mc̣ꜣ̌ i͗-Elitesoldaten77, darunter ihr Wortführer78, dann ein Vertreter vom Verwaltungsrat des thinitischen Gaues, 500 Spezialisten (Handwerker; Matrosen)79, 5 Schreiber und 3200 Hilfsarbeiter, im Ganzen 3756

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K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007. Martinssen, Untersuchungen, 29, Anm. 65; Norman de Garis Davies & A.H. Gardiner, The Tomb of Antefoker, tt 62, London 1922. Das Ziel der Reise ist erschlossen aus dem Epitheton des Königs, der sich auf dieser Stele als „geliebt von Hathor, Herrin von Punt“ (mri̯.y Ḥw.t-Ḥr(.w) nb⟨.t⟩ Pw.nt) bezeichnet. Martinssen, Untersuchungen, 28, Anm. 64, H. Gautier, Dictionnaire des Noms Géographiques ii, Kairo 1925, 7. Werden als mšʿ bezeichnet, d. h. es handelt sich um Krieger. Da sie als Küstenbewohner beschrieben werden, dürfte es sich um Medja handeln, die als Ortskundige sowohl die Funktion von Spähern/Führern hatten, als auch die einer Eliteeinheit. Die Wortwahl ist sehr interessant, nimmt sie sich doch wahrscheinlich auf die Clanstrukturen der Medja Rücksicht. Da mit Sicherheit keine 3200 Matrosen an der Expedition beteiligt waren, wird hier wohl die Besatzung der Schiffe gemeint sein, wahrscheinlich außerdem Handwerker wie Zimmermänner etc.

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Mann.80 Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) hatte nach eigenen Angaben den Auftrag, in den Werften von Koptos ([m?] wḫr.wt n(.i͗) Gbti͗w) Schiffe bauen zu lassen und diese nach bi͗ꜣ-Pwn.t zu senden. Zuständig für die eigentliche Schiffsreise war Imn(.w)y, Sohn des Mnčw-ḥsp(.w) mit Beamten aus dem 8. oberägyptischen Gau. Zwei Quellen weisen eine Verbindung zu Sesostris’ ii. auf: die Stele des H̱ nmw-ḥtp(.w) (Dok. 12) sowie ein Ostrakon aus der Sayed-Grabung (Dok. 20). Die ins Jahr 4? Sesostris’ ii. datierte Stele war von Kitchen als uninformative bezeichnet worden81, was eine Fehleinschätzung ist. Wir erfahren nämlich durch sie, dass im Gottesland königliche Monumente errichtet wurden. Entsprechend zeigt die Darstellung den Gott östlicher Regionen Sopdu. Weil Punt nicht explizit genannt wird und Sopdu eher mit dem Sinai als mit Punt in Verbindung gebracht wurde82, ließe sich zu dem Schluss kommen, man sei von Marsa Gāwāsīs aus zumindest auch dorthin gesegelt. Dies muss jedoch im Gegenschluss keinesfalls eine Lokalisierung Punts auf der Halbinsel Sinai implizieren. Das Ostrakon Sayed 2 (Dok. 20) verfügt nur über einen indirekten Bezug zur Regentschaft Sesostris’ ii., und zwar weil dessen Totentempel in Illahun (SḫmS.i͗-n(.i͗)-Wśr.t mꜣʿ.t-ḫrw) als Herkunftsort bestimmter Warenlieferungen (i͗ni̯.t) genannt wird. Aufgrund der Datierung in ein Jahr 5 dürfte es sich sogar mit ziemlicher Sicherheit um den Liefervermerk von einer Expedition einer seiner Nachfolger handeln. Von diesen wäre zuerst Amenemhat ii. zu nennen. In seinem 28. Regierungsjahr ließ der Puntfahrer H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) eine Stele fertigen (Dok. 13), die aus zweierlei Gründen besonders wichtig ist. Erstens liegt hier wieder ein direkter Beleg für eine Expedition nach Punt vor, und zweitens wird cꜣww als derjenige Hafen genannt, zu dem man von dort zurückkehrte. Ostrakon Sayed 3 ist zwar undatiert (Dok. 21), allerdings wird ein gewisser ḥꜣ.ti͗-ʿ(.w) Nbw-kꜣ.w-Rʿ(.w) aufgeführt, der in den Kahun-Papyri als Beamter aus der Zeit Sesostris’ iii. erscheint.83 Wieder mehr erfahren wir über Puntfahrten zur Zeit Amenemhats’ iii. Auf dem Ostrakon 101 erscheint dessen Thronname N(.i͗)-mꜣʿ.t-Rʿ(.w) im Zusammenhang mit Schiffen bzw. einer Flotte. Substanzieller sind zwei Stelen (Nr. 5 und 6), welche bei den jüngsten Grabungen in situ gefunden wurden (Dok. 80 81 82 83

Tiere, wie etwa Lastesel, werden nicht aufgeführt! K.A. Kitchen, The Land of Punt, in: T. Shaw et al (Hrsg.), The Archaeology of Africa, Food, Metals and Towns, London 1993, (587–608) 591. Punt wurde v.a. im Mittleren Reich als Domäne des Min von Koptos oder der Hathor angesehen. Im Neuen Reich tritt Amun verstärkt im Zusammenhang mit Punt auf. Martinssen, Untersuchungen, 30.

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10 & 11), und zwar in der Nähe von Feldkammern in den Felsen eingelassen. Stele 5 schildert die Fahrt der Würdenträger Nb-św, Śnb⸗f und Imn(.w)-ḥtp(.w) nach Minen-Punt (bi͗ꜣ Pwn.t). Stele 6 steuert leider u. a. wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes wenig Informationen zur Puntfrage bei. Geradezu sensationell ist ein weiterer Fund der Bard/Fattovich-Grabungen: eine hölzerne Transportkiste mit Inschrift (Dok. 8). Leider wurde der Fund vor der Bergung nicht richtig dokumentiert, sodass man allein auf das Wort der Ausgräber angewiesen ist, die Kartusche sei als Mꜣʿ.t-ḫrw-Rʿ(.w) (Amenemhat iv.) zu lesen gewesen84 – bei der Abbildung aus der Grabungspublikation handelt es sich um eine nachträglich bearbeitete Photographie. Immerhin geht aus dem Text hervor, wohin die Reise ging (bi͗ꜣ.w Pwn.t) und unter wessen Aufsicht die Kiste verpackt worden war (Vorsteher? der Rekruten, der königliche Schreiber Č̣ ṭi͗ – ˹ḫrp?˺ nfrw sẖꜣ.w nsw Č̣ ṭ.i͗). Bei mehreren Textfunden aus Marsa Gāwāsīs ist nicht ersichtlich, wie genau sie datieren. Vielleicht einem unbestimmten König mit Namen Sesostris zuzuweisen ist ein schlecht erhaltenes, gleichwohl sehr wichtiges Inschriftenbruchstück (Dok. 14). Darauf findet sich eine Liste von Schiffsnamen wie Es-mögedauern-das-Leben-des-Sesostris (S.i͗-n(.i͗)-[Wśr.t] wꜣḥ-ʿnḫschiff). Der Fundort dieses Kalksteinfragmentes am Ausgang des Wādī Gāwāsīs bezeugt die Benutzung dieses Tales als Zugangsroute zur Hafenbucht Marsa Gāwāsīs. Ebenfalls nur sehr lose mit dem Königsnamen Sesostris verbunden ist Ostrakon Sayed 4 (Dok. 22), auf dem ein Protokollmeister des Č̣ ṭ-bꜣw85 Sesostris’ (i͗m.i͗-rʾ ⟨ʿ⟩ẖn⟨wti͗ n(.i͗)⟩ Č̣ ṭ-bꜣw [S.i͗-n(.i͗)-]Wśr[.t]) sein Signum hinterließ. Auf einem weiteren Stelenfragment (Dok. 15) ist lediglich das Toponym Punt zu lesen sowie das Wort Rekruten ((˹nfr.w˺). Die Beischrift auf einem Anker (Dok. 16) gibt den Namen des Dargestellten mit I:mri̯.w an und nennt bi͗ꜣ n.(i͗) Pwn.t. Stele 2 (Dok. 9) wurde mit einer Opfertischszene dekoriert, auf der zwei offenbar während der Reise zu Tode gekommener Expeditionsteilnehmer gedacht wurde. Das unscheinbar wirkende Ostrakon Sayed 1 (Dok. 19) gibt uns wichtige Auskünfte über die Organisation der Puntfahrten: Wir erfahren neben Inhalt bzw. Qualität (nfr.wi͗: 250) einer Lieferung deren Menge (2 ½ ḥḳꜣ.t, d. h. 12 l), vor allem jedoch ihre Bestimmung (Pwn.t) und Herkunft: Die „Domäne vom Herold des Wachbereichs“ H̱ nt.i͗ (rmnyt wḥm.w n(.i͗) ʿrryt H̱ nt.i͗). Bei den neuesten Nachuntersuchungen kamen in Marsa Gāwāsīs weitere beschriftete Ostraka hinzu. 84

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E. Mahfouz, Inscribed box, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 238, Anm. 39. Vgl. auch Abb. 100. Vgl. W.A. Ward, Index of Egyptian Administrative and Religious Titles of the Middle Kingdom, Beirut 1982, 17, Nr. 84.

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Eine Notiz (Dok. 24) nennt Punt und die Herkunft von 260 Stück irgendeiner Ware aus einer Domäne; auf Ostrakon 105 (Dok. 25) werden Rinder aufgelistet. Nr. 106 (Dok. 26) ist eine Quittung aus dem Regierungsjahr 12, Monat 3 der šmw – Jahreszeit, Tag 20. Leider ist weder bekannt, was quittiert wurde, noch durch wen. Aus dem Mittleren Reich sind nicht nur Expeditionsinschriften erhalten; literarische Texte enthalten ebenfalls wertvolle Hinweise zur Puntfrage. So erfahren wir von einer Verbindung zwischen Punt, einer Insel und einem Schlangennumen. In der Sinuhe-Erzählung preist der Protagonist aus Dankbarkeit für seine Rückkehr nach Ägypten u.a. Wr.t, Herrin von Punt, sowie alle Götter des Landes Ägypten und der Inseln des Meeres. Die Geschichte des Schiffbrüchigen (Dok. 27) hat die Odyssee eines Seefahrers zum Thema, der auf dem Roten Meer durch einen Sturm vom Kurs abkommt und Schiffbruch erleidet. Die Erzählung macht konkrete Angaben über die Maße des Schiffes (120 × 40 Ellen)86 und die Anzahl seiner Matrosen (120). Auf einer Insel gestrandet, stattet ihn der schlangenförmige Herr von Punt mit typischen Produkten seines Landes aus und ermöglicht ihm die Heimreise. Dieses früheste Panoptikum der puntitischen Produktpalette87 beinhaltet neben Myrrhe, ḥḳnw-Öl, Räucherwerk (?) und Balsam auch ti͗-šps-Holz, šꜣʿsḫ und schwarze Augenschminke. Daneben werden Giraffenschwänze, große Weihrauchklumpen und Elfenbein aufgezählt, außerdem Windhunde, Meerkatzen und Paviane. Wenn der Schiffbrüchige hoffen konnte, nach nur vier Monaten ein anderes ägyptisches Schiff anzutreffen, dürften die Reisen nach Punt weniger vereinzelt stattgefunden haben, als zumeist angenommen wird. Aus dem Mittleren Reich sind einige Personen bekannt, die als „Punt-Sohn“ (sꜣ Pwn.t) bzw. „Punt-Tochter“ (sꜣ.t Pwn.t) ausgewiesen werden.88 Mit einer Ausnahme (ḥm.t⸗f n(.i͗)t Pwn.t Dienerin aus Punt Mśw? yt) handelt es sich durchwegs um Mitglieder ägyptischer Familien und daher nicht um Puntiten, sondern wahrscheinlich um Kinder, die während einer Puntfahrt des Vaters geboren wurden.

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Im Nauri-Dekret Sethos’ i. werden Nilschiffe genannt, die 100 Ellen lang waren, das ergibt bei einer Elle = 52,5 cm eine Länge von über 50 m! Vgl. Edgerton, Egyptian Seagoing (?) Ships of One Hundred Cubits, in: ajsl 47, 1931, 50 f. Martinssen, Untersuchungen, 34. T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit. Teil 2. Die ausländische Bevölkerung, äat 42.2, Wiesbaden 2003, 100–104; H. Grapow, Ägyptische Personenbezeichnungen zur Angabe der Herkunft von einem Ort, in: zäs 73, 1937, (44–53) 44; Martinssen, Untersuchungen, 35, Anm. 91; Ranke pn i:193 & pn ii:218, 313.

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Mit dem Neuen Reich ändert sich die Quellenlage fundamental. Einerseits liegt erstmals reiches Bildmaterial über Punt vor, andererseits fehlen nun die Hinterlassenschaften der Expeditionen selbst. Als Punthalle bekannt ist die südliche Mittelkolonnade des Terrassentempels der Hatschepsut in Dair al-Baḥarī. Auf den Reliefs der dortigen West- und Südwand wird Ankunft, Aufenthalt und Abfahrt einer ägyptischen Punt-Flotte gezeigt. Dabei ist jeweils auf der linken Seite das Land Punt dargestellt, seine Einwohner, Siedlungen, Flora und Fauna. Wasserstreifen mit Meerestieren bilden die Registerbegrenzungen; sie verorten das Geschehen eindeutig im Roten Meer.89 Die Westwand hat die Schiffsreise zum Thema und ist von unten nach oben zu lesen: Im untersten Register sieht man drei Schiffe noch unter vollen Segeln und zwei, die bereits vor Anker liegen. Die Aromaharzbäume im Hintergrund signalisieren dem Betrachter, dass es sich bei dem fernen Land um Punt handelt. Das erste Schiff wird mittels eines kleinen Beibootes entladen. Im mittleren Register fahren drei Schiffe schon heimwärts, die Segel in entgegengesetzter Richtung gebläht, während links noch Schiffe beladen werden. Das oberste Register zeigt Puntiten mit ihren Gaben. Die Südwand ist ganz dem Lande Punt gewidmet, den Handelsaktivitäten und der Landesnatur. Unten marschiert der Expeditionsleiter mit seinen Soldaten auf und präsentiert die ägyptischen Tauschwaren – Halsketten, Waffen und Schmuck. Von der anderen Seite kommt ihm der Fürst von Punt mit seiner Familie entgegen. Die Charakterisierung des Fürsten Pꜣ-rʾ-h-w und seiner unförmigen Frau Ičy gehört zu den bekanntesten Zeugnissen der ägyptischen Kunst. Hinter ihnen sieht man eine Siedlung mit Pfahlbauten unter Dumpalmen, Hausrinder und Vertreter der puntitischen Wildtiere (Pavian, Giraffe, Nashorn). Der linke Bildrand des untersten Registers ist stark zerstört. Ein ägyptischer Schrein mit Hohlkehle lässt sich erkennen; der Begleittext erwähnt vielleicht eine Doppelstatue des Amun-Re und der Hatschepsut.90 Das mittlere Register zeigt den Expeditionsleiter vor seinem Zelt stehend; er schaut sich an, was ihm die Puntiten an Waren bringen (‚Myrrhe‘, Goldringe und Ebenholzscheite). Diese werden mit Brot, Bier und Wein, aber auch Fleisch und Früchten bewirtet – man ist offensichtlich bemüht, den Handelspartner positiv stimmen, vielleicht sogar, ihn zu beeindrucken. Im obersten Teil

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E. Danelius & H. Steinitz, The Fishes and other aquatic Animals on the Punt-reliefs at Deir el Bahari, in: jea 53, 1967, 15–24; K.A. Kitchen, Punt and how to get there, in: Or 40, 1971, (184–207) 193, Anm. 42. Falsch restauriert? Die Beischrift nennt Opfer an Hathor (Urk. iv, 319ff.).

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der Südwand transportieren sie Aromaharzbäume ab, sammeln ‚Myrrhe‘ und schlagen Ebenholz. Ein bislang kaum beachtetes Detail der Beischriften ist die ethnozentrische Perspektive, die den Puntiten in ihrem Erstaunen über die Ankunft der Fremden in den Mund gelegt wird (Urk. iv, 324:9). Begleitet werden die Bilder nicht nur von individuellen Beischriften, sondern auch von längeren Inschriften (Dok. 28). In ihnen wird das Umfeld der Expedition skizziert. Da erfahren wir, wie man ein solch kostspieliges Unternehmen rechtfertigte: mit einem Orakel des Gottes Amun; dieses wird in einer Thronsitzung öffentlich gemacht. Zwei der dabei dargestellten Beamten werden sogar mit Namen genannt: Schatzmeister Nḥśy als ausführender Leiter der Fahrt und Senenmut. Aus der zitierten Rede des Amun geht ein wichtiger Aspekt der hochriskanten Seefahrt hervor: Man wollte den Zwischenhandel umgehen.91 Die erhandelten Waren werden lediglich summarisch mit den Produkten anderer Südländer zusammen vor die Königin gebracht. Der Erfolg der Absendung wurde im Jahr 9 der Hatschepsut verkündet, fand also wahrscheinlich im Verlauf ihres 8. oder 9. Regierungsjahres statt. Ein Großteil der Belege aus der Thutmosidenzeit stammt aus den Gräbern hoher Funktionäre in Theben-West und ist ikonographischer Natur: Gabenträger, Handelsszenen und Darstellungen des regierenden Königs. Die große Ähnlichkeit der Motive und die Parallelen zur Punthalle lässt die Existenz von Musterbüchern vermuten. Teilweise ist fraglich, ob die jeweiligen Personen überhaupt einen direkten Bezug zu konkreten Expeditionen vorweisen konnten. So fällt etwa auf, dass in mehreren Gräbern neben den Puntszenen die Herstellung prestigeträchtiger Streitwagen gezeigt wird (tt 67, 89, 143)92, obwohl die Grabeigentümer damit offiziell nichts zu tun hatten. Noch unter der Regierung der Hatschepsut ließ der Hohepriester des Amun Ḥpw-śnb(.w) sein Grab tt 67 mit Szenen ausmalen, auf denen hinter rosa Bergland bzw. Wüste zwei Ägypter Aromaharzbäume fällen. Am linken Bildrand beaufsichtigt ein Beamter im langen Schurz die Arbeiten. Das darunter liegende Register ist leider stark zerstört93; erkennbar sind lediglich Mast und Takelage eines Schiffes. Ḥpw-śnb(.w) oblag als Hohepriester unter Hatschepsut

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K.A. Kitchen, The Land of Punt, in: T. Shaw et al (Hrsg.), The Archaeology of Africa, Food, Metals and Towns, London 1993, (587–608) 592. Martinssen, Untersuchungen, 46. Möglicherweise ist zumindest ein Teil der Zerstörung auf die damnatio memoriae der Hatschepsut zurückzuführen. Vgl. Martinssen, Untersuchungen 46, Anm. 130; N. Davies, A Fragment of a Punt Scene, in: jea 47, 1961, 19–23.

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wohl die Verkündung des Amunorakels; außerdem war der Amuntempel von Karnak einer der Hauptabnehmer von Aromata. Ein Kultfunktionär unter Thutmosis iii.94, der Zweite Prophet des Amun Ipw-m-Rʿ(.w), fokussiert in seinem Grab auf die Produktion von ‚Myrrhe‘, auf Gabenbringer und Waren (Dok. 31). Im obersten Bildstreifen wird vor dem König ‚Myrrhenharz‘ abgemessen und gezählt. Zwei Männer schaufeln die Körner in Meßbehälter; am rechten Bildrand ist ein königlicher Prospektor zu erkennen. Wichtig sind hier vor allem die beigefügten Mengenangaben. Darunter ist in zwei Registern zu sehen, wie Schreiber des Gottessieglers Puntprodukte notieren: hölzerne Knüppel, Leopardenfelle über einem Korb, Körbe mit c̣ʿ̌ m-Gold in Ring- und Klumpenform und in einer goldenen Schüssel zu einer Opferbrotform95 aufgehäuft. Daneben stehen zwei Obelisken aus ‚Myrrhe‘, die im Gegensatz zu ‚Weihrauch‘ formbar ist. Zu erkennen sind außerdem Elefantenstoßzähne und Ebenholz sowie vier Töpfe mit ʿnti͗-Bäumen96 und drei Körbe mit verschiedenen Mineralien: „weißer kꜣ“ (kꜣ-ḥc̣)̌ , „roter kꜣ“ (kꜣ-km) und vielleicht „Rötel“ (mni͗)97. Das unterste Register zeigt stereotyp gezeichnete fremdländische Gabenträger. Sehr ähnlich sind die Malereien im Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) (Dok. 32), der unter Thutmosis iii. Wesir war. Obelisken aus ‚Myrrhe‘ kommen ebenso vor wie stereotype Gaben südlicher Länder: Elektron in Ringform, Steine, ‚Myrrhe‘ und roter Jaspis (ḫnt)98 in Beuteln, daneben Leopardenfelle, Elfenbein und Halsketten aus Giraffenschwänzen. Ferner wird ein Pavian gebracht, Straußenfedern und -eier, aber auch ein lebender Baum mit Wurzelwerk und eine hölzerne Waffe. Trotz der wenig aussagekräftigen Gaben könnten sich die Malereien als nicht unwichtig erweisen, da die Puntiten durch Unterschiede in Haarfarbe und Haartracht charakterisiert werden. Menschen mit dunkler Haut und kurzer Frisur stehen solche von hellerer Hautfarbe und mit schulterlangem Haar gegenüber; eine Person weist sogar Locken auf. Im Falle der Mykener haben sich die Darstellungen bei Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) als äußerst zuverlässig erwiesen; möglicherweise gilt dies in gleichem Maße für die Puntiten.

94 95 96 97 98

Martinssen, Untersuchungen, 46, Anm. 132; Urk. iv, 521ff.; F. Kempp, Die Thebanische Nekropole i, Theben 13, Mainz 1996, 230. Elektronkegel sʾ-ḥc̣,̌ vgl. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 911. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 419 nht „Sykomore“ > „Laubbaum“. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 338. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 607.

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Obwohl unklar ist, wem es gehörte99 und wie genau es datiert (Thutmosis iii.-Amenophis ii.)100, ist Grab tt 143 (Dok. 33) doch von herausragender Bedeutung in der Punt-Diskussion. Singulär ist die Wiedergabe eines puntitischen Floßes (ʿḥʿ.w n(.i͗) kpn), ungewöhnlich die Details bei zwei abgebildeten Fürsten von Punt. Im oberen Bildteil wird das Aufeinandertreffen der Handelspartner gezeigt, unten das Scheiden beider Parteien. Entsprechend sind oben die Waren der Puntiten zu sehen und unten die ägyptischen Gegenleistungen, ist das Segel oben gebläht und unten eingeholt. Wir sehen bei der Ankunft den Grabherrn mit Hund, gefolgt von Soldaten mit Pfeil und Bogen, Äxten und einem Hund sowie Beamten, von denen einer einen Schrein (?) trägt. Unten sind die Soldaten bereits zum Gehen gewandt, der Offizier spricht noch zu den Puntiten, während ein Gehilfe schon seinen Streitwagen ordnet. Die Leute aus Punt bieten Myrrhe in großen Haufen feil, einen Tierbalg (mit Goldstaub?), einen Aromaharzbaum, Ebenholz und einen Affen. Im Gegenzug erhalten sie von den Ägyptern Gefäße (mit Öl?), Brote, Lauch, Rinderschenkel und geschlachtete Stiere. Offensichtlich haben die Künstler hier auf das Bildrepertoire des Tempelopfers zurückgegriffen. Die Puntiten tragen einen Schurz mit Vorderteil, der schräg herunterhängt,101 und langes, nach außen gewelltes Haar. Wahrscheinlich sind die Flöße aus aufgeblasenen Tierbalgen montierte102 keleks103, wie sie im Orient bis in die Moderne hinein gebräuchlich sind104, in Nubien und Abessinien gleicherma99 100

101 102 103 104

Martinssen, Untersuchungen, 50, Anm. 147, W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958, 352 und 468. Diskussion bei Martinssen, Untersuchungen, 51, Anm. 148; A. Radwan, Die Darstellung des regierenden Königs und seiner Familienangehörigen in den Privatgräbern der 18. Dynastie, mäs 21, Berlin 1969, 62; W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958, 352. Vgl. auch N. de Garis Davies, Trading with the Land of Punt, in: The Bulletin of the Metropolitan Museum of Art New York 30, The Egyptian Expedition 1934–1935, New York 1968 [1935], 46–49 (Amenophis ii.); M. Baud, Les dessins ébauchès de la nécropole Thébain au temps du Nouvel Empire, mifao 63, Kairo 1935, 196, Abb. 78 (Thutmosis iv.). Kein Schwert, wie Martinssen angibt. Vgl. Martinssen, Untersuchungen, 52. Eine Beschreibung ihrer Herstellung findet sich bei G.R.C. Worster, The Inflated Skin Rafts of the Huang Ho, in: Mariner’s Mirror 43, 1957, 73f. mit Abb. 1–2. L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 40 f. mit Anm. 23 f. M.-C. de Graeve, Ships of the Ancient Near East (c. 2000–500b.c.), Leuven 1981, bes. 39 ff.; Zum Gebrauch von keleks in der Moderne vgl. Lt.-Colonel Chesney, The Expedition for the Survey of the Rivers Euphrates and Tigris ii, New York 1850, 633–641 und J.P. Newman, The Thrones and Palaces of Babylon and Niniveh: from Sea to Sea. A Thousand Miles on Horseback, New York 1876, 233–296.

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ßen105. Aus etwas über 20 Häuten lässt sich ein Boot bauen, das immerhin eine Tonne an Waren zu tragen vermag.106 Mittig angebracht wurde ein Mast, der Querrahe und ein schwarzes Dreiecksegel hält. Auf dem Gefährt befinden sich fünf Erwachsene, darunter eine stillende Frau; die Ladung besteht aus Ballen, teilweise mit Fellmuster. Führten die Puntiten ebenfalls Handelsreisen durch, und konnten sie gar bis nach Ägypten navigieren? Undenkbar ist das nicht. Aus der Grabdekoration von tt 143 erfahren wir zudem mehr über den Landweg zwischen Küste und Nil: Die beiden Transportmittel waren Esel und Tragestange. Unter dem Tramsportierten findet sich ein Aromaharzbaum und sogar ein Kind. Auf einem anderen Tableau sind zwei puntitische Fürsten in langen roten Gewändern dargestellt, deren oberer Saum mit blauen Dreiecksornamenten verziert ist.107 Unter Amenophis iii. wirkte der Hausvorsteher in Theben Amenmose108, der uns mit tt 89 ein Grab mit vergleichbarer Dekoration hinterließ (Dok. 34). Auf einer Wand wird oben die Ankunft der Puntiten gezeigt, darunter der Empfang von Waren und ihr Transport ins Niltal.109 Im Gegensatz zu tt 143 fehlen hier Schiffe und bewaffnete Soldaten. Dafür werden Lastesel abgebildet, die mit Säcken beladen sind. Die Ägypter tragen neben den üblichen Waren Sandalen, Schriftrollen und eine Kiste, die Puntiten neben Myrrhe und Leopardenfellen eine Meerkatze. Haufen von ‚Myrrhe‘ werden abgemessen; weitere Aromata sind in Tierbälgen eingenäht; einer der Puntiten hat einen Hund. Weitere Männer tragen Ebenholz, andere Lederschläuche und Stoffstreifen an Tragestangen. Zahlreiche Distrikt- und Ortsnamen werden in einer Toponymliste Thutmosis’ iii. aufgeführt, die am 6. und 7. Pylon in Karnak angebracht wurde. Trotz mehrerer Versuche konnten sie bislang nicht zufriedenstellend identifiziert werden.110 105

106 107 108 109 110

S.W. Baker, The Nile Tributaries of Abyssinia, London 1872, 121, 136–140; J. Bruce, Travels to Discover the Source of the Nile, 1768–1772, London 1813, vi, Kapitel 14; R. Herzog, Ethnographical Notes on the Sudan in an Early Traveller’s Account, in: Sudan Notes and Records 38, 1957, 125. L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 44. L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 56 f. Martinssen, Untersuchungen, 54, Anm. 159. L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 56 f. E. Zylharz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, 7–39; D. O’Connor, Egypt and Punt, in:

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Auf dem Sinai fanden sich mehrere Inschriften von Relevanz für die PuntDebatte. Im 36. Regierungsjahr Amenophis’ iii. berichtet der Schatzhausvorsteher Sbk-mśi̯.w, genannt Pꜣ-nḥsy, wie er auf die Halbinsel geschickt wurde, um Türkis zu fördern (Dok. 36). Er sandte seinerseits einen gewissen Imn(.w)mśi̯.w, genannt M-mʿi͗, auf dem Seeweg nach Punt. Eine weitere Sinai-Inschrift wurde aus zwei Duplikaten rekonstruiert (Dok. 35)111 und berichtet vom Durchstreifen der Berge von Punt. Dabei wird ein Ort genannt, der aus der bereits erwähnten Liste Thutmosis’ iii. bekannt ist, Wtnt (dort № 64). Dass in der Sinai-Inschrift 68 a 6 von einer Reise nach Punt die Rede ist, gründet allein auf einer Textergänzung Elmar Edels, wurde jedoch unkritisch von Martinssen übernommen.112 In der Ramessidenzeit werden die Informationen über Punt spärlich. Ein Relief Haremhabs von der Ostwand des Hofes zwischen den Pylonen ix und x in Karnak stellt Puntiten mit kurzem, lockigen Haar dar und gebogenen Kinnbärten sowie glatten, knielangen Schurzen. Ihre Hemden haben verschiedene Ausschnittformen (rund mit und ohne Schlitz).113 Einige tragen Ketten mit medaillenartigen Anhängern. Die Gaben, die sie bringen, sind nicht besonders typisch für Punt, ungewöhnlich sind auch die Taschen, mit denen sie diese tragen. In ihrer Rede behaupten sie, Ägypten nicht zu kennen und werden doch praktisch genauso wie Ägypter charakterisiert, ohne starke fremdländische Typisierung der Gesichtszüge.114 Ein sehr fragmentarischer Text aus der 18. Dynastie schildert möglicherweise eine Puntexpedition unter der Leitung eines Königs.115 Genannt werden die „Berge von Ḥwʿ “ und ein Lagerort namens Wnšk. Trotz aller Unsicherheiten in der Überlieferung ist eine Passage sehr erhellend: Es wird nämlich berichtet, wie man im Verlauf der Seereise an Land ging, um Trinkwasser aufzunehmen. Von zweifelhaftem Quellenwert sind Berichte aus der Zeit Ramses’ ii., der in Abydos Tempelgärten mit Bäumen aus Punt angelegt haben will116 oder

111 112 113 114 115 116

J.D. Clark (Hrsg.), The Cambridge History of Africa i, Cambridge 1982, 917–948. Vgl. auch K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972. E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse, Nr. 6, Göttingen 1983, (157–185) 176. Martinssen, Untersuchungen, 60. Martinssen, Untersuchungen, 60, Anm. 189. U. Bouriant, Lettre de M. Mouriant à Max Müller, in: RecTrav 17, 1895, 41–44; Martinssen, Untersuchungen, 60, Anm. 189. Martinssen, Untersuchungen 61. kri ii, 514; Martinssen, Untersuchungen, 62f.; A. el-Din M. Shaheen, Thoth, Lord of Punt: A Brief Note, in: Göttinger Miszellen 165, 1998, 9–11.

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Darstellungen des Min-Festes auf Reliefs Ramses’ ii. und iii. mit der Rede eines Nḥśy von Punt in gebrochenem Ägyptisch.117 Wieder sicheren Boden betreten wir mit dem Papyrus Harris i (Dok. 38), in dem Ramses iv. Ereignisse aus der Regierung seines Vorgängers schildert. Da ist die Rede vom Bau verschiedener Schiffstypen, von ihrer Ausstattung und Besatzung. Wichtig ist eine Textstelle, in der das Rote Meer als Umkehrwasser (mw-ḳṭ) näher spezifiziert wird. Ferner erfahren wir mehr über das Umladen der Waren auf dem Rückweg, den Transport auf dem Landweg durch Esel und Träger. Lastschiffe bringen die Güter anschließend von Koptos in die DeltaResidenz, darunter auch Asphalt118. Kinder der Fürsten von Punt reisen mit, um den Handel zu überwachen. Die einzige stichhaltige Quelle aus der Spätzeit Ägyptens ist eine Stele der 26. Dynastie (Dok. 39). Das stark zerstörte Monument fand Petrie bei Defenneh im Ostdelta. Auf ihm wird von Regenfällen berichtet, die eine ägyptische Expedition in den Bergen von Punt vor dem Verdursten bewahrte. Über dieses Phänomen zeigt sich der ägyptische Verfasser der Inschrift sehr verwundert. Wie Herodot stellt auch er vermutlich einen Zusammenhang her zwischen dem Regen und der Nilflut. Wenn damals denkbar schien, dass dieser Regen den Nil speiste, dürfte eine Lokalisierung Punts auf der Arabischen Halbinsel ausgeschlossen sein. b Archäologische Überreste zu den Puntfahrten Seit dem 1970er Jahren ist ein archäologischer Fundplatz bekannt, der für die Puntfrage von herausragender Bedeutung wurde – Marsa Gāwāsīs (vgl. Karte 1).119 Es handelt sich um nichts Geringeres als um den Anker- und Landeplatz für ägyptische Expeditionen über das Rote Meer nach Punt. Hierher wurden exotische, seltene und daher wertvolle Rohstoffe verschifft, Myrrhe, Elfenbein, Ebenholz, aber auch Gold, Tiere und Tierhäute. Wie wir heute wissen, lautete der Name dieses Hafens in pharaonischer Zeit Šꜣww/Si͗ww. Lage. Marsa Gāwāsīs (26°33″26′n, 34°02″11′o) ist eine Bucht an der Küste des Roten Meeres, am nördlichen Ende des Wādī Gawāsīs, ca. 23km südlich von Safāga und 55km nördlich von al-Quṣair. Nur zwei Kilometer nördlich von Marsa Gāwāsīs mündet das Wādī Gasūs in den Küstenstreifen; gasūs ist ein ägyptisch-arabisches Wort für Spion, gāwāsīs dessen gebrochener Plural, der

117 118 119

H. Gautier, Les Fêtes du Dieu Min, Kairo 1931, 200; kri ii, 619. Martinssen, Untersuchungen, 67. F. Breyer, Marsa Gawasis – Ein altägyptischer Ankerplatz für die Expeditionen nach Punt, in: Antike Welt 14, 2014, 10–14.

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metonymisch übertragen wurde auf eine Bezeichnung für kleine Boote.120 Der Fundplatz liegt ca. 4–6m über dem Meeresspiegel auf und an einer Terrasse aus Korallengestein und nimmt eine Fläche von ca. 20 ha (650 × 320 m) ein. Eine Straße und Bahnschienen stören den archäologischen Befund, da sie mitten durch den Grabungsplatz führen. Aus dem Ostgebirge kommend fällt das Plateau zur Küste hin vergleichsweise stark ab, so dass hier Kammern in den Felsen getrieben werden konnten. Weitere Fundorte befinden sich oben auf der Ebene, vor den Höhlen im Abhang und unten am Küstenstreifen. Im nahe gelegenen Wādī Gasūs sind ebenfalls zahlreiche Relikte aus der Pharaonenzeit zu verzeichnen121, besonders in Bir ʾAbū Gōwa, eine Darstellung Psammetiks i. bei der Libation vor Amun-Re und Min, gefolgt von seiner Tochter, der Gottesgemahlin Nitokris und ihrer Adoptivmutter, der Kuschitin Schepenupet ii. In der Inschrift wird außerdem die libysche Gottesgemahlin Schepenupet i. genannt sowie die Tochter Kaschtas, Amenirdis i. Chronologisch wichtig sind Angaben, aus denen hervorzugehen scheint, dass das 19. Regierungsjahr Pianchys (Vermerk bei Amenirdis i.) dem 12. Iupets ii. (Vermerk bei Schepenupet i.) entspricht.122 In einem kleinen Nebental des Wādī Gasūs, 6 km von der Küste entfernt, steht am Eingang einer Bleimine eine Inschrift Psammetiks i. und unweit davon ein Monument Monthemhats. Warum wurde gerade diese Bucht als Landestelle für die Puntexpeditionen gewählt? Mehrere Umweltfaktoren dürften ausschlaggebend gewesen sein, aber auch praktische Überlegungen mussten berücksichtigt werden.123 In erster Linie fanden die Ägypter in Marsa Gāwāsīs einen natürlichen Hafen vor, der durch eine Schneise im Korallenriff vom Meer aus zugänglich war. Außerdem war hier die Bucht geschlossener und geschützter als etwa diejenige an der Mündung des Wādī Gasūs. Nicht zu vernachlässigen ist zudem die Nähe natürlicher Tonvorkommen zur Keramikherstellung.124 Weiter im Norden lag

120 121

122 123 124

A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 146, Anm. 9. A.M.A.H. Sayed, Wadi Gasus, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, (866–868) 866. Vgl. auch C. Obsomer, Sesostris ier. Étude chronologique et historique du règne, Brüssel 1995, 709ff. und die Karte Abb. 59 auf s. 379. So die communis opinio; anders D.A. Aston, Takeloth ii – A King of the ‚Theban TwentyFirst Dynasty‘?, in: jea 75, 1989, (139–153) 153. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 240. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 107f.

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noch ein weiterer Hafen, ꜤAin Suḫna125, der hingegen nur für kurze Distanzen genutzt wurde, d.h. um über den Golf von Suez (as-Sūwais) zum Sinai überzusetzen.126 Selbstverständlich war es von Vorteil, wenn für die Seefahrt gen Süden der Hafen bereits weit in dieser Richtung lag. Andererseits galt es, den Weg vom Niltal an die Küste so kurz wie irgend möglich zu halten. Beiden Anforderungen wurde Marsa Gāwāsīs gerecht: Von Koptos aus war die Distanz zwischen der Niloase und dem Roten Meer am kürzesten; es gab einen guten Zugang durch das Wādī Hammāmat ins Wādī Aṭalla und von dort aus durch das Wādī Gāwāsīs. Alternativ konnte man weiter im Norden über das Wādī Qinā ins Wādī Gasūs ziehen. Nun erhebt sich die Frage, warum der seit griechisch-römischer Zeit bedeutende Hafen Λευκός λιμήν (Leukos limen/Quṣair al-Qadīm) keine Reste aus pharaonischer Zeit aufweist.127 Immerhin war dieser Ort Endpunkt der gangbarsten Route zum Roten Meer über das Wādī Hammāmat. Zwei Faktoren waren hier wohl entscheidend. Erstens gab es dort kein Süßwasser; es musste auch in nach-pharaonischer Zeit aus dem 25km entfernten Bir Kanaim beschafft werden.128 Beim zweiten größeren spätantiken Hafen am Roten Meer, ʾAbū Šaʾār, waren es immerhin noch 6km bis zum Brunnen ʾAbū Šaʾār al-Qiblī (= tadnos fons?). Am Ende des Wādī Gāwāsīs gibt es demgegenüber in nur 2 m

125

126

127

128

M. Abd el-Raziq, G. Castel, P. Tallet & V. Ghica, Les inscriptions d’Ayn Soukhna, mifao 122, Kairo 2002; M. Abd el-Raziq, G. Castel & P. Tallet, Ayn Soukhna et la Mer Rouge, in: Egypte, Afrique & Orient 41, 2006, 3–6; M. Abd el-Raziq, G. Castel & P. Tallet, Les mines de cuivre d’ Ayn Soukhna, in: Archéologia 414, 2004, 10–21; M. Abd el-Raziq, G. Castel & P. Tallet, Ayn Soukhna and the Red Sea: A Preliminary Report on the Excavations of the Site 2001–2006, in: Essam el-Saeed, El-Sayed Mahfuz & Abdel Monem Megahed (Hrsg.), Festschrift Volume Presented to Prof. Abdel Monem Al-Hakim Sayed, Alexandria 2006, 164–171. Inschriften dort belegen eine Nutzung zwischen dem Alten Reich bis 395 ad. Wie in Marsa Gāwāsīs wurden in diesem Hafen auch Ankersteine gefunden. Bei Küstenfundorten im Sinai wie al-Marḫa ist die Nutzung als Hafen weniger klar. Vgl. G.D. Mumford & S. Parcak, Pharaonic Ventures into South Sinai: El-Markha Plain Site 246, in: jea 89, 2003, 83–116. S. Moser et al., Transforming archaeology through practice: Strategies for collaborative archaeology and the community archaeology project at Quseir, Egypt. World Archaeology 34/2, 2002, 220–248; D.P.S. Peacock, L. Blue; N. Bradford & S. Moser, Myos Hormos, Quseir al Qadim: A Roman and Islamic Port on the Red Sea Coast of Egypt. Interim report for Supreme Council of Antiquities, Cairo, Egypt. Department of Archaeology, University of Southampton 2001. S.E. Sidebotham, The Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 216.

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Tiefe Trinkwasser!129 Zweitens waren die nautischen Bedingungen in al- Quṣair schlechter, da man südlich von Marsa Gāwāsīs in schwierigere Gewässer geriet. Deren Bedingungen konnten erst die Römer meistern, nachdem sie gelernt hatten, gegen den Wind zu kreuzen.130 Die Rohstoffe der Ostwüste, zuvorderst die Steinbrüche des Wādī Hammāmat, konnten ebenso ausgebeutet werden, wenn man über das Wādī Atalla nach Marsa Gāwāsīs vordrang. Trotzdem konnte in Marsa Gāwāsīs keine permanente Siedlung gehalten werden – dazu waren die Puntfahrten zu selten und der Aufwand zu groß. Schließlich ließ sich in der Küstenwüste keine Landwirtschaft betreiben, d. h. mit Ausnahme von Fischfang und – in begrenztem Maße – der Jagd nach Wild war keine Nahrungsmittelproduktion möglich; der gesamte Proviant musste aus dem Niltal transportiert werden. Noch in griechisch-römischer Zeit waren die Häfen am Roten Meer sehr provisorisch gebaut und nur temporär genutzt.131 Nicht zu vergessen ist ferner die Gefahr von Überfällen durch kriegerische Nomaden. Dass man trotz aller Unwegsamkeit überhaupt die erforderlichen Strapazen auf sich nahm, hatte übrigens wahrscheinlich handelspolitische Gründe: Auf den Seeweg konnte der Transithandel durch das nubische Reich von Kerma umschifft werden. Forschungsbericht. Erste Grabungen in Marsa Gāwāsīs wurden 1976 und 1977 von der Universität Alexandria durchgeführt, unter der Leitung von Abdel Monem el-Hakim Sayed. Ursprünglich hatte es Sayed im Wādī Gasūs auf den Wachturm abgesehen, bei welchem James Burton und Sir John Gardner Wilkinson zwei ägyptische Stelen gefunden hatten. Als sich dort keine pharaonischen Überreste nachweisen ließen, wandte er sich Marsa Gasūs zu und schließlich der benachbarten Bucht Marsa Gāwāsīs. Die Grabungen förderten Erstaunliches zu Tage:132 hieratische Ostraka, gut erhaltene Holzteile, und – erstmals in Ägypten – jeweils 250kg schwere Ankersteine.133 Der Hafen 129

130 131 132 133

R. Fattovich, Mersa Gawasis: A Pharaonic Coastal Settlement on the Red Sea, Egypt, in: J.C.M. Starkey (Hrsg.), People of the Red Sea, bar International Series 1395, Oxford 2005, (15–22) 16. A. Köster, Zur Seefahrt der alten Ägypter, in: zäs 58, 1923, 125–132; L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989. S.E. Sidebotham, The Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 215. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, 140–178. H. Frost, Egyptian Stone Anchors: Some Recent Discoveries, in: Mariner’s Mirror 65, 1979, 137–161; H. Frost, Ancient Egyptian Anchors: A Focus on the Facts, in: Mariner’s Mirror 71, 1985, 348; A.M.A.H. Sayed, Wadi Gasus, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, (866–868) 868.

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wird überschaut von einem kleinen Plateau, etwa 10 m über Meereshöhe gelegen. Auf diesem stieß Sayed etwa 250m von der Landestelle entfernt auf einen beschrifteten Schrein (Dok. 17); das Monument ist in seiner Art einzigartig: Augenscheinlich wurde nach einer erfolgreichen Seefahrt aus den gebrauchten Ankern der Flotte ein Schrein errichtet. Die Basis besteht aus zwei nebeneinander liegenden Ankersteinen, die Wände ebenfalls, nur wurden deren gerundete Oberteile mit den Seillöchern abgearbeitet.134 Der Schrein ist nach Süden hin offen und somit in Richtung Punt orientiert, an den Schmalseiten war oben einst eine Kolumne mit Königsinschrift angebracht. Darunter ist in Kolumnen die Titulatur des Expeditionsleiters ʿnḫw erhalten. Die Inschrift der Innenseite ist seitlich in Kolumnen, an der Rückwand in Zeilen ausgeführt – jeweils in blau gefasstem, vertieften Relief.135 Direkt an dem Ankerschrein wurden eine Dumpalmen-Nuss und eine (Schreiber?-)Binse gefunden.136 Handelt es sich hierbei um Opfergaben? Es würde gut passen, denn die Dumpalme kommt in Ägypten wild nicht vor, wohl aber auf den Puntreliefs der Hatschepsut!137 In der unmittelbaren Umgebung des Schreins wurde außerdem ein Fragment mit der Nennung Punts geborgen (Dok. 15). Ungefähr 200 m westlich davon entdeckte Abdel Monem Sayed die Stele einer weiteren Puntexpedition (Dok. 18 Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w)).138 All diese Inschriften ermöglichten eine Identifizierung des Hafens als Si͗ww139 und wiesen bis dato unbekannte Puntfahrten unter einigen Herrschern des Mittleren Reiches nach. Nach drei kalibrierten Radiokarbon-Proben (Holz, Seil, Halfa-Gras) konnte eine Nutzungszeit des Hafens zwischen dem späten 3. bis in die Mitte des 2. Jts. v. Chr. ermittelt werden.140 Alexandra Nibbi lehnt eine Bestimmung des Grabungsplatzes

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135 136 137

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A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 163, Abb. 5 und 164, Abb. 6, sowie die Rekonstruktion s. 157, Abb. 2 und die schematische Darstellung s. 158f., Abb. 3–4. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 157 f. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 169. L. Keimer, Pavian und Dumpalme, in: mdaik 8, 1939, 42–45.; I. Wallert, Die Palmen im Alten Ägypten, mäs 1, Berlin 1962, 81; Herzog, Punt, 66; Kitchen, Punt and how to get there, 187. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 169 f. mit Taf. 16. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 175 f. bes. Anm. 23. A.M.A.H. Sayed, On the Non-existence of the Nile-Red Sea Canal (so-called Canal of

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als Hafen zwar ab141, H. Frost hat diese Sichtweise jedoch bestätigt,142 und nach den jüngsten Grabungen dort können keine Zweifel mehr bestehen, selbst wenn ein Unterwasser-Survey keine antiken Reste nachwies.143 Zwischen 2001 und 2005 führten Kathryn Bard und Rudolfo Fattovich von den Universitäten Boston und Neapel in Marsa Gāwāsīs eine groß angelegte Grabung durch.144 Sie wurde modernsten Standards gerecht und stellte die Puntdiskussion auf eine völlig neue Grundlage. Erstmals konnten Siedlungs- und Produktionsaktivitäten der Expeditionen nach Punt archäologisch nachgewiesen werden, von den Arbeiterlagern über die Magazinhöhlen bis zur Brot- und Keramikherstellung und dem Fund von Seilen und Schiffsteilen. Allein an zwei Punkten muss Kritik geübt werden. Die beigegebenen Karten (Abb. 3–6) sind sehr schlecht: Es fehlen Maßangaben zu den Höhenlinien, im Vergleich zum Fundplatz fehlt die Küstenlinie und die 1976–1977 erfassten Strukturen sind nirgends neben den neu untersuchten Arealen eingezeichnet. Der Leser wird also völlig im Dunkeln gelassen, sowohl was die Lage des Fundortes zum Meer angeht, als auch die Bezüge zu den Grabungen von Abdel Monem Sayed. Dessen Karten der Testschnitte sind hingegen vorbildlich.145 Störend ist ferner die Angewohnheit Fattovichs, die Ergebnisse seiner Grabungen in sehr vielen Vorberichten zu streuen. So gibt es für die vierjährige Grabung in Marsa Gāwāsīs über 20 solcher Miszellen! Weil diese in der Monographie extensiv zitiert werden, kommt es mehrfach zu Zirkelargumentationen. Areale (Abb. 1). In der Antike wurden die Grabungsareale von Marsa Gāwāsīs nur sehr wenig gestört, umso mehr dagegen durch den Bau moderner Verkehrswege; gleichwohl hat sich viel erhalten. Bisher wurden an Nutzungsräumen nachgewiesen: 1. Temporäre Unterstände/Hütten, 2. Kultplätze, 3. Produktions-

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Sesostris) during Pharaonic Times, in: A.M.A.H. Sayed (Hrsg.), The Red Sea and its Hinterland in Antiquity, Alexandria 1993, 127–141, Abb. 1. A. Nibbi, Remarks on the Two Stelae from the Wadi Gasus, in: jea 62, 1976, 45–56; A. Nibbi, Some Remarks on the Two Monuments from Mersa Gawasis, in: asae 64, 1981, 69– 74. H. Frost, Ports, Cairns and Anchors: a Pharaonic Outlet in the Red Sea, in: Topoi OrientOccident 6, 1996, 869–902. C. Ward, Archaeology in [sic!] the Red Sea, the 1994 Red Sea Survey Report, in: Topoi 6, 1996, 853–868. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 149, Karten 2–3.

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abb. 1

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Plan der Höhlen von Marsa Gāwāsīs und Fundorte der wichtigsten dort ausgegrabenen Schriftquellen m. el-sayed mahfouz, amenemhat iii aus ouadi gawasis, in: bifao 108, 2008, 276, abb. 1

stätten, 4. Stapelplätze und 5. Lagerkammern.146 Besonders in den Höhlenmagazinen hat sich viel organisches Material außergewöhnlich gut erhalten, darunter Holzteile und Seile. Die Hinterlassenschaften an Produktionsstätten und Hütten, die Kultplätze, Stelen und Ostraka verraten viel über die Organisation und Durchführung der Expeditionen. Topographisch ist der Ort zweigeteilt: Ein Teil der Areale liegt auf der oberen Terrasse, weitere am Abhang zwischen Terrasse und Küstenstreifen. Im Einzelnen sind diese bereits von Abdel Monem Sayed untersuchten Strukturen auf der Ostseite der Terrasse des Plateaus (f = feature; su = stratigraphical unit):

146

K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 238ff.

die grundlagen

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wg 12 (f 8): ovaler Wall (5,5–7m) um zwei Kammern aus Korallengesteinsplatten (ca. 1×1m) Funde: Anker, Mahlsteine; Keramik späte 12.–13. Dyn. wg 20 (f 4): ovale Umfassung (12×10m) einer hufeisenförmigen Struktur (1×1,2m) Ganz innen zwei Pfostenlöcher (16–20 cm breit; ca. 30 cm tief); innerhalb der Umfassung mehrere Pfostenlöcher; Ankerfragmente, Keramik mr. wg 23 (f 6): ovale Struktur (6–7×4,5m); zwei kleine Kammern aus Steinplatten Vor dem Eingang der östlichen Kammer (1,8 × 1 m) Herdstelle und Keramik (sp. 12.–13. Dyn.); westliche Kammer stark zerstört, Grube im Boden; Ankerfragmente. wg 29 (f 1; Abb. 10): ovale Plattform (9×10 m × 1,2 m) mit Rampe im Westen 650 Meeresschnecken (Lambis lambis), die immer an derselben Stelle geöffnet worden waren; 8 Tridacna-Muscheln; Herdstelle zwischen Rampe und Plattform sowie südlich der Plattform; Reste eines Pfahles (?) in situ; Keramik mr. Auf der Westseite der Terrasse wurden zwischen 2001–2005 weitere Areale eröffnet, die in ihren Befunden denjenigen der Ostseite sehr ähnlich sind: wg 1: Runde Struktur aus Sand und Kieselsteinen (5 m äußerer, 2,7 m innerer Ø, 5–10cm hoch) Keramik aus dem mr; innen flache Grube. wg 2: Unregelmäßig angeordnete Pfostenlöcher Große Konzentration von Keramik der frühen 12.–13. Dynastie assoziiert. wg 3/6 (Abb. 13): Tumulus (feature a; 8×9m); längliche Grube (feature b; 3×1,5m), 4 flache Gruben drei Gruben (su 7–8; 12) 40–50cm im, 10–12 cm tief; eine Grube (su 9) ½ × 1m, 15cm tief; Keramik der frühen 12.–13. Dynastie; keine Artefakte in den Gruben (Abb. 14).

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kapitel ii

wg 4/5: vier runde Strukturen (f 1–4) aus Sand und Kieselsteinen f1 & 3: Gruben (2,3; 2,7m Ø; 20–40cm tief); Herdstelle und Pfostenloch außerhalb bei f1; innen ebenfalls ein Pfostenloch (Abb. 16); Reste von Keramik (frühe 12. Dyn.), Holzkohle, Holz, Textilien und Seilen. wg 7: runde Struktur (ca. 3m Ø), teilweise in den Felsen vertieft Keramik der frühen 12. Dyn. und 2. ZwZt bzw. frühe 18. Dyn.; Muscheln und Lithik, zwei flache Herdstellen mit Holzkohle. wg 8: runde Struktur (4,5m Ø, 70–80cm hoch) Keramik der frühen 12. Dyn.; Lithik, zwei Belegungsphasen (su 9 bzw. 4). wg 9: runde Struktur mit flacher Grube (2,8 m Ø, bis 1 m tief) Keramik der frühen 12. Dyn. Die archäologischen Aktivitäten am Abhang zwischen Terrasse und Küste konzentrierten sich ebenfalls auf zwei Bereiche, einen südlichen und einen westlichen Abschnitt. Die südlichen Areale sind: wg 10: runde Erhebung (60–70cm hoch, 3,5–4 m breit), darauf eine Ansammlung mr-Keramik Darum herum Reste von Siedlung: Pfosten, Keramik, Herdstellen, Holzkohle Keramik der frühen 12.–13. Dynastie; Oberflächenfunde von Keramik des ar/1. ZwZt. wg 15: Halde am Fuß der südwestlichen Terrasse Nur wenig Keramik der 12. Dynastie wg 18: runde Struktur (40cm hoch) Herdstellen, darunter eine sehr gut erhaltene (su9); Holzkohle; zwei Belegungsphasen: frühe 12. Dyn. mit mittelnubischer Ware, bearbeiteten Muscheln und Lithik bzw. späte 12. Dynastie (Abb. 21). wg 36: Anormalien im geomagnetischen Survey; mr-Keramik Der westliche Teil des Abhangs besteht hauptsächlich aus Höhlen und den vor ihnen liegenden Arbeitsbereichen. Im Einzelnen sind die dort ergrabenen Areale:

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wg 16: Rock-shelters mit Siedlungsaktivität Herdstellen und Pfostenlöcher; Fragmente von hölzernen Schiffsteilen; Reibsteine; Lehmziegel; Steinanker aus Granit; 7 Belegungsphasen vor allem 12. Dynastie, aber auch späte 2. ZwZt bis frühe 18. Dynastie. wg 24: Erweiterung von wg 16 5 Belegungsphasen, zahlreiche Herdstellen; zwölf Nischen in der Terrassenwand; Fragmente von Putz; Seil, Holz und Knochen; unfertige Ankersteine; ein 5m langes Seil. Keramik der späten 12.–13. Dynastie; in der Nähe Keramik der 2. ZwZt bzw. der frühen 18. Dynastie. wg 30: Eingangsbereiche der Höhlen 3–4 Eingang von Höhle 3 (1,6 breit, über 1m hoch) gemauert (Steinanker, Holz & Stein) und verputzt. Seitlich der Eingänge Markierungen aus rotem Ocker (wohl für spätere Expeditionen); Steinanker. Reste eines Fußbodens aus Holzplanken, Lehmziegel; eine rundliche Struktur als Schutz gegen starken Nordwind aus der letzten der drei Nutzungsphasen (Abb. 23), zwischen diesen offen gelassen. Keramik der 12. Dynastie. 12 Stelennischen in drei Gruppen südlich neben und über dem Eingange von Höhle 2 Nischen 1–5 obere Gruppe südlich des Eingangs, Nischen 6–10, darunter zwei weitere Nischen über dem Eingang (Nischen 11–12). 4 Nischen wiesen noch Stelen der 12. Dynastie in situ auf (Nische 1 – Stele1; Nische 2 – Stele 2; Nische 8 – Stele 3; Nische 9 – Stele 4), andere fanden sich in Versturzlage, Stele 5 vor Nische 10. wg 32: Südlich des Einganges von Höhle 2; Stelen und Transportkisten Drei Stelen, 21 gestapelte Transportkisten, davon eine mit hieroglyphischer Aufschrift; großes hölzernes Schiffsteil, Herdstellen, Holzkohle und -stücke, zahlreiche, z.T. sehr lange Schnüre; zahlreiche Siegelungen, Stücke Tuchs, eines davon wohl teilweise schwarz bemalt; Fragmente von Planken, Knochen und ein dickes Seil; Keramik der 12.–13. Dynastie.

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kapitel ii

Höhlen 3–6: Reihe von in den Fels getriebenen Kammern (meist erweiterte Unterstände) Höhlen kartiert und begangen, Eingang von Höhle 6 aufgenommen, nur Höhle 2 wurde ausgegraben. Ca. 1,6m hoch, zwischen 19–25m tief; gewölbte Decken; in Höhle 3 (22m) hölzerne Schiffsteile (Zapfenlöcher, Zapfen, Schwalbenschwänze) und Holzspäne von der Bearbeitung von Schiffsplanken; in Höhle 4 (22m) Fischknochen, Keramik, Herdstellen, Holzkohle und Brotmodel; in Höhle 5 (19m) mehrere Bündel Seile an den Wänden deponiert (1m lang, 60cm breit; Abb. 29); Höhle 6 einsturzgefährdet. Höhle 2: drei Bereiche (Eingangskorridor, Raum 1 und Innenraum) Gemauerter Eingangskorridor 2,6× 1,5 m (Abb. 28); Zugang zu den Höhlen 3–5 über Höhle 2; Herdstelle in der sw-Ecke; Raum 1 (17,5× 4–5m) mit gewölbter 2m hoher Decke, die Rauchspuren aufweist; Fragmente von Holz und Seilen; Lehmziegel; Putz, Stücke roten Ockers (su37). Zwei Nutzungsphasen: die erste in der 2. ZwZt – frühes nr; in der zweiten wurden zwei Unterphasen festgestellt: In der ersten wurde eine Holzrampe errichtet und der Raum wurde v.a. zur Nahrungszubereitung genutzt (Schnurtasche; ovales Holzgefäß, Reibsteine, davon einer aus Granit; Scherbe mit Ocker); in der zweiten mehr Holzarbeiten (wiederverwendete Holzteile; auseinandergenommene Schiffsteile: zwei Ruderblätter). wg 33: große Granitstele (114×65×27cm), Fragmente einer KalksteinStele; unlesbar, da erodiert Keramik der späten 12.–13. Dynastie. wg 17: Fußboden aus Stampflehm; Ofen (54 × 45 × 27cm) aus Keramikplatten und Ton Zum späteren Gebrauch ausgefegt und mit zusammengebundenen Zweigen gefüllt. Keramik der späten 12.–13. Dynastie. wg 21: Abraum vom Ausfegen des Ofens, keine Artefakte, mr-Keramik

die grundlagen

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wg 28: hölzerne Türschwelle; beschriftetes Ostrakon, Zedernbretter, unfertige Stelen Höhle 1 (6×4m; Eingang 1,6×1,4m; Abb. 31); Reste von grob handgeformten Lehmziegeln an der Türschwelle (135× 15 × 13cm); Fragmente von Vorratskrügen und Zedernplanken, Reibesteine; hieratisches Ostrakon; eine unfertige Stele (11 × 4,5 cm), eine unbeschriftete; ein kleines Stück Leinenstoff, zwei Scherben mit Ritzungen, eine Palette mit grünem Pigment; Kupfer; außerhalb der Höhle: ein großes Brett aus Zedernholz, Keramik der späten 12.–13. Dynastie. wg 31: stuckiertes Holz, Papyrus-Sandale etc. Großes Stück stuckierten Zedernholzes (36 × 24 × 1,5 cm), weitere stuckierte Holzfragmente, Lehmziegel, eine gut erhaltene PapyrusSandale; Seilstücke, ein Stück weißer Schnur aus Leinen, eine Dumpalmnuss, stark verwitterte Stele (ca. 21 × 16 cm); große Vorratsgefäße, z.T. ungewöhnliche Holzteile, ein runder Gegenstand aus Seil (Krugständer?); Affendung (?); Knochenreste; Keramik der späten 12.–13. Dynastie und möglicherweise der 2. ZwZt bzw. der frühen 18. Dynastie. wg 19/25–27: Werkstattbereich zur Keramikherstellung Kleine Herdstellen mit Knochenresten; größere Feuerstellen, die mit Keramik assoziiert sind, und sehr große (180 × 160 × 20 cm) mit Umfassung; Feuerstellen in Gruppen. Große Mengen an Brotmodel aus lokaler Keramik; Lehmziegel, Dung; Keramik, Kupfer, Pfostenlöcher; Reste von Brennöfen, Holzkohle, Gipsklumpen; mindestens 5 Nutzungsphasen, die erste frühe 12. Dynastie, die restlichen späte 12.–13. Dynastie. wg 22: Schürfung Keramik der späten 12.–13. Dynastie. wg 34: Holzkohle und ein Kupferklumpen Keramik des mr. Chronologie. Die Ausgräber haben mehrere Belegphasen des Landesplatzes festgestellt, vor allem durch Keramiksequenz und Stratigraphie, aber auch mittels der Textzeugen.147 Für eine c14-Datierung wurden zwar Holzproben 147

K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Ar-

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genommen, diese konnten jedoch bislang noch nicht untersucht werden. Die drei Nutzungsphasen sind nach der historischen Chronologie: – 6. Dynastie (Altes Reich) – Späte 11. bis 13. Dynastie (Mittleres Reich) – 18. Dynastie (Frühes Neues Reich) Ein Teil der gefundenen Keramik datiert ins späte Alte Reich, wurde jedoch in der Ersten Zwischenzeit noch verwendet, d.h. Marsa Gāwāsīs könnte in dieser Zeit ebenfalls als Landeplatz genutzt worden sein. Ähnliches gilt für die Keramik des Mittleren Reiches, die teilweise schon zum Ende der Ersten Zwischenzeit in Gebrauch war. Entsprechend wurde diejenige der Zweiten Zwischenzeit noch im Neuen Reich gefertigt. Ist eine Nutzung in den „Zwischenzeiten“ anzunehmen? Zwar sollte man sich von dem irreführenden Begriff nicht verleiten lassen, allerdings wurde er nicht ganz zu Unrecht geprägt. Mit anderen Worten: Für eine große Expedition benötigte man einen großen, straff organisierten und zentralistischen Staatsapparat, um den beträchtlichen materiellen und personellen Aufwand meistern zu können, eine Logistik mit effizienter Planung und Verwaltung, Zugang zu Zedernholz aus dem Libanon zum Bau entsprechender Schiffe etc. All dies war in Zeiten politischer Zersplitterung wohl nur in reduziertem Maße gegeben. Der archäologische Befund lässt sich mit den Schriftquellen korrelieren. Durch sie haben wir Kunde von Expeditionen in der Regierung Pepis ii., Mentuhoteps iii., mehrerer Pharaonen der 12. Dynastie und Hatschepsuts. Auffällig ist in diesem Zusammenhang das Fehlen jeglicher Hinweise auf Aktivitäten in Marsa Gāwāsīs während der 20. Dynastie, obwohl aus dem Papyrus Harris eine Expedition Ramses’ iii. bekannt ist. Besonders intensiv war die Nutzung des Hafens in der 12. Dynastie: Bezeugt sind Seefahrten unter Sesostris i., Sesostris ii. und Sesostris iii., sowie unter Amenemhat iii. und iv.?.148 Nutzung. Generell ist festzuhalten: Sowohl die Terrasse als auch der Abhang und die Küste wurden für verschiedene Zwecke genutzt. Die Terrasse war hauptsächlich Lagerplatz, die Abhänge eher Produktionsstätten und die Höh-

148

chaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 241– 243. A.M.A.H. Sayed, Wadi Gasus, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 866–968; K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 242.

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len dienten vornehmlich als Magazine; der Strand wurde beim Zusammenbau der Schiffe genutzt und sicherlich beim Löschen ihrer Ladung als Stapelplatz. Bereits im Alten Reich wurde ein Lagerraum in den Fels einer Terrasse des westlichen Abhanges getrieben (Höhle 1/wg28); vor ihm fand man entsprechend Keramik aus dem späten Alten Reich und der frühen 12. Dynastie, direkt vor der Höhle scheint man zu dieser Zeit gelagert zu haben. Scherben des späten Alten Reiches wurden darüber hinaus am Fuße des südlichen Abhangs am Wādībett nachgewiesen (wg 10). Im Mittleren Reich wurde diese sog. Höhle 1 weiterhin genutzt, wie ein Ostrakonfund belegt. Große Vorratsgefäße aus dem Mittleren Reich lagen am Hang unter der Höhle – wahrscheinlich waren die leeren Gefäße einfach aus der Höhle heraus nach Gebrauch ‚entsorgt‘ worden. Nun wurde der gesamte Fundplatz genutzt. So errichtete man entlang des östlichen und südlichen Randes der Terrasse kleine Schreine, von der Küste ins Landesinnere hinein bis ins Wādī Gāwāsīs. Hütten standen oben auf der Terrasse im Westteil des Fundplatzes; oben am westlichen Abhang wurden zwei weitere Höhlen in den Felsen getrieben. Weitere Aktivitäten übte man am Fuße der gesamten Böschung aus – Stapelplätze sind sowohl im westlichen als auch im südlichen Teil belegt. Es gibt Hinweise auf die Anwesenheit von Nubiern in der Mitte des 2. Jts. v. Chr. anhand spezifischer Keramik. Jedoch ist nicht klar, ob sie zusammen mit den Ägyptern am Landeplatz weilten – etwa als Lotsen, Später, Jäger etc. – oder während deren Abwesenheit. Angeblich gibt es darüber hinaus Anhaltspunkte für die Nutzung des Platzes durch Nomaden der Ostwüste. Bei genauerem Hinsehen handelt es sich dabei allerdings lediglich um eine einzige Scherbe, die bislang keinem Keramiktyp zugeordnet werden konnte.149 Wie die Befunde von Höhle 2 zeigen, wurde der Fundort auch im Neuen Reich sehr intensiv genutzt, allerdings sind die Befunde für diese Zeit gegenüber früheren Epochen deutlich reduziert. 149

K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 244.

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Die Neuzeit auf der Suche nach Punt Die Lokalisierungsversuche neuzeitlicher Forscher zu betrachten, lohnt nicht allein um des Forschungsberichtes willen; sie geben Auskunft über den jeweiligen Forschungsstand, über zugrunde liegende Zeitströmungen und Moden, über angewandte Theorien und Methoden. Gerade weil Punt ein Thema ist, welches die Ägyptologie seit ihren Anfängen begleitet hat, kann dieses als exemplarisch für ägyptologische Wissenschaftsgeschichte behandelt werden. Bisher war ein solcher Ansatz kaum zu erkennen: Einzig Rolf Herzog referiert die Diskussionen um Punt bis Ende der 1960er Jahre in seiner Monographie ausführlicher, doch wählte er eine chronologische Darstellungsweise. Eine solche hat durchaus ihre Vorteile: Der Leser kann die Entwicklung des Diskurses praktisch selbst nachvollziehen. Außerdem wird bei einer solchen Beschreibung deutlich, wann und warum es Verschiebungen und Brüche in der Argumentationsweise der beteiligten Forscher gab. Diese gingen nämlich meist einher mit einem Zuwachs an Quellenmaterial oder einer veränderten Sicht auf bereits Altbekanntes. Forschungsgeschichte war für Herzog allerdings lediglich Mittel zum Zweck, dem Zweck, einen Überblick über die verschiedenen Lehrmeinungen zu vermitteln. Demgegenüber soll hier der Versuch unternommen werden, den Gang der Forschung selbst einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Entsprechend scheint es mir sinnvoll zu sein, dabei gleichzeitig einen völligen Perspektivwechsel zu vollziehen und die verschiedenen Argumentationsstrukturen thematisch einander gegenüber zu stellen. Dies hat gegenüber eines chronologischen Abrisses mehrere Vorzüge: Für rein an der Lokalisierung Interessierte bedeutet es, die Diskussionsstränge stärker gebündelt vorzufinden und so klarer auf ihre Stichhaltigkeit hin überprüfen zu können. Für den Kulturwissenschaftler ist hingegen eine andere Ausbeute viel bedeutender: Mit einem solchen Verfahren können die Gründe erfasst werden, die über 150 Jahre Forscher verschiedenster Couleur dazu bewegte, nach Punt zu suchen. Zu nennen wären etwa der Kolonialismus eines Carl Peters oder die nachkoloniale Identitätssuche einer Region Puntland. In diesem Sinne stellt sich die Puntdiskussion als ein wahrhaft transkulturelles Thema allerersten Ranges dar, als Panoptikum sehr vieler verschiedener Disziplinen, als Fallbeispiel für deren teilweise gänzlich unterschiedlichen Umgang mit Quellen. Anhand der Puntfrage lässt sich nicht nur ein Bild zeichnen von fundamentalen Umwälzungen in manchen Fächern, sie rückt auch die Genese neuer Fachrichtungen wieder mehr in den Blick des Betrachters. So hat die heutige

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_004

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Ethnologie in weiten Teilen kaum etwas gemein mit der noch von Rassenideologie durchzogenen Ethnographie zu Herzogs Zeiten. Die Afrikanistik war vor einem Jahrhundert gerade erst im Entstehen begriffen und einer ihrer ‚Gründungsväter‘, Carl Meinhof, hat sich auch zu Punt geäußert. Nur wenige Jahrzehnte zuvor war es einer der großen Afrikareisenden – Georg Schweinfurth – gewesen, der den Anstoß gab zu einer immer noch sehr häufg vorgebrachten These, Punt läge in Somalia. Solchermaßen kann man auf der Suche nach Punt verfolgen, wie sich der Blick auf Afrika wandelt, von den Reiseberichten wagemutiger Abenteurer zur wissenschaftlichen Disziplin. Eng damit verknüpft ist Aufstieg und Fall der Hamitentheorie, die geradewegs in die Semitohamitische Sprachwissenschaft mündete. Die Linguistik ist – neben einzelnen Aspekten aus Genetik und Medizin – die vielleicht jüngste hier beteiligte Disziplin. Ihr Aufkommen geht einher mit der zunehmend schwindenden Rolle altehrwürdiger Fächer wie der Theologie oder ‚Classischer‘ Altertumswissenschaft. Verweise auf die Bibel wurden abgelöst von Fragestellungen der prähistorischen Archäologie, wie sie nicht zuletzt bei den allerjüngsten Grabungen in Marsa Gāwāsīs zum Einsatz kamen (obwohl dies kein prähistorischer Fundort ist). Vor diesem thematischen Ansatz soll der Übersichtlichkeit halber kurz skizziert werden, wie sich die Puntdiskussion als Ganzes im Laufe der Zeit entwickelt hat. Eine Tabelle mag die verschiedenen Lokalisierungversuche zeigen (vgl. Karte 2–3):

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tabelle 3 Die bisherigen Versuche, Punt zu lokalisieren, nach: Herzog, Punt und Martinssen, Untersuchungen Arabien

Somalia

Sudan

1858 Der Totentempel der Hatschepsut in Dair al-Baḥrī wird vom Schutt befreit Brugsch 1858 Mariette 1864 Dümichen 1868 Eisenlohr, Chabas, de Rougé 1872 1974 G. Schweinfurth publiziert Im Herzen von Afrika: behandelt u.a. Pygmäen, Süd-Sudan und Nil-Kongo-Wasserscheide Maspero, Pierret 1975

Mariette 1875 Mariette 1877 Maspero 1879

1880 C.R. Lepsius Nubische Grammatik: Modell zur sprachlichen und ethnischen Gliederung Afrikas Brugsch, Lauth 1881 Lieblein 1885 f. Mariette 1875, 1877 Grimm 1887

Brugsch 1881

1892 J. Theodore Bent untersucht die von C. Mauch 1871 entdeckten Ruinen von Zimbabwe genauer Müller 1893 Naville 1894

Glaser 1899 von Bissing 1911 Breasted 1906 Hommel 1926

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die neuzeit auf der suche nach punt

Abessinien

Beide Küsten

Ostafrika

Varia Wilkinson 1836 (Südland)

1858 Der Totentempel der Hatschepsut in Dair al-Baḥrī wird vom Schutt befreit Uhlemann 1885 (Mauretanien)

1974 G. Schweinfurth publiziert Im Herzen von Afrika: behandelt u.a. Pygmäen, Süd-Sudan und Nil-Kongo-Wasserscheide

1880 C.R. Lepsius Nubische Grammatik: Modell zur sprachlichen und ethnischen Gliederung Afrikas

Lieblein 1885 f.

Erman 1885 (allg. Begriff)

Krall 1890 1892 J. Theodore Bent untersucht die von C. Mauch 1871 entdeckten Ruinen von Zimbabwe genauer Haliburton 1893 (Wādī Drāʿa) Naville 1894 Peters 1895 Glaser 1899

Hommel 1926

Glaser 1899

Petrie 1896 (rass. Begriff) Glaser 1899 (bis Soqotra)

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kapitel iii

tabelle 3 Die bisherigen Versuche, Punt zu lokalisieren (cont.) Arabien

Somalia

Sudan Junker 1912 Albright 1921

Hilzheimer 1932

Hilzheimer 1932

Wainwright 1947 Alliot 1951 Faulkner 1955 Zyhlarz 1958 Doresse 1956 von Wissmann 1960 Simoons 1965 Herzog 1968

1977: Entdeckung von Marsa Gāwāsīs am Roten Meer und Publikation durch Abdel Monem Sayed Störk 1977 Fattovich 1985ff.

Meeks 2003

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die neuzeit auf der suche nach punt

Abessinien

Beide Küsten

Ostafrika

Varia

Tkač 1920 Albright 1921 Conti-Rossini 1922 Moritz 1923 Naville 1926 (rass. Begriff) Hilzheimer 1932 Sølver 1935 Zyhlarz 1942 Söve-Söderberg 1946 Wainwright 1947 von Bissing 1948

Zyhlarz 1942 Quiring 1947 (bis Südafrika)

Kitchen 1971 ff. 1977: Entdeckung von Marsa Gāwāsīs am Roten Meer und Publikation durch Abdel Monem Sayed

Nibbi 1988ff. (Sinai) Vandersleyen 1988ff. (Delta) Wicker 1998 (Uganda) Martinssen 1999 (unklar)

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Wie man unschwer erkennen kann, gibt es einige Wendepunkte in den Lokalisierungen der letzten 150 Jahre, die sich klar auf spezifische Einschnitte zurückführen lassen, etwa das Bekanntwerden neuer Funde oder die Publikation einflussreicher Werke. Zu Beginn der Puntdiskussion Mitte des 19. Jhds. schien alles eindeutig nach Südarabien zu weisen. Einer der ägyptologischen Titanen, Heinrich Brugsch Pascha, war hier richtungsweisend. Der entscheidende Impuls zur Abkehr von seiner Südarabien-These war die Freilegung der Punthalle im Totentempel der Hatschepsut in Dair al-Baḥrī. Im Zusammenwirken mit einem zunehmenden Blick nach Zentralafrika, ausgelöst von Georg Schweinfurths weithin rezipiertem Reisebericht Im Herzen von Afrika, machte sich Auguste Mariette für eine Lokalisierung in Somalia stark. Diese Theorie findet bis heute ungebrochen Verbreitung, obwohl sie inzwischen von keinem Forscher mehr vertreten wird, der sich eingehender mit Punt beschäftigt. Gleichwohl ist sie nicht nur in der öffentlichen Meinung sehr prominent, sie wird von dort – über die populärwissenschaftliche Literatur – ständig wieder in die Wissenschaft zurück getragen. So wird ein nicht unbeträchtlicher Teil der Nicht-Spezialisten sicherlich keinen Anstoß daran finden, Punt in Somalia zu suchen. Wie ist die Langlebigkeit dieser These zu erklären? Im Grunde aus denselben Gründen, durch welche die fettleibige Fürstin von Punt bereits in der Antike rezipiert wurde: die Freude des Betrachters am Exotischen und Monströsen. Nicht zu unterschätzen ist nämlich die Popularisierung der Puntfrage durch die Weltausstellung, wo auf Betreiben Mariettes eine Replik der Punthalle ausgestellt wurde.1 Heute pilgern jährlich Zehntausende von Touristen zum Tempel der Hatschepsut und werden von oft unbedarften Fremdenführern mit den immer selben Erklärungen bedacht. Mit dem Afrikanisten und Ägyptologen Carl Richard Lepsius und der Verbindung zur Hamitentheorie bekam die Diskussion eine ganz neue Wendung: Nun wurden viele rassenkundliche, aber auch zunehmend naturkundliche Erwägungen angestellt. Gleichzeitig erhielt die Ophir-These durch die Entdeckung Zimbabwes neue Nahrung. Diese beiden Entwicklungen fallen zusammen mit dem Kolonialismus, der das Seinige zur Diskussion beiträgt und in dem die Puntfrage auch instrumentalisiert wird. In der Frühzeit der Puntdiskussion nahmen die Punier, die biblischen Toponyme Phûṭ oder Ophir einen relativ breiten Raum ein; heute sind sie nur mehr marginale Fußnoten und geistern allenfalls durch populärwissenschaftliche Darstellungen. In der Folgezeit verzetteln sich die Lehrmeinungen immer mehr, was vielleicht die Professionalisierung vieler Disziplinen widerspiegelt bzw. die

1 Martinssen, Untersuchungen, 5.

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zunehmende Spezialisierung. War für einen Leo Reinisch Orientalistik, Afrikanistik und Ägyptologie noch eins, finden wir zu Beginn des 20. Jhds. eine eigene Kuschitistik, Berberologie oder Äthiopistik. Die letzten Ausläufer der rassenkundlichen Ansätze verebben nach dem Ende des Nationalsozialismus in einer noch lange sehr altmodischen deutschen Ethnologie (Rolf Herzog). Gleich in mehrfacher Hinsicht ist der große forschungsgeschichtliche Einschnitt im letzten Jahrhundert nicht Herzogs umfassende monographische Behandlung der Materie, sondern der entsprechende Rezensionsartikel von Kenneth A. Kitchen. In Fachkreisen wird seine Lokalisierung Punts im Grenzgebiet Sudan-Eritrea-Äthiopien zur communis opinio, was seinerzeit (1890) Jakob Krall nicht gelungen war. Der Hintergrund dürfte eine veränderte Argumentationsstrategie sein: Seit Kitchen wird mehr und mehr auf Informationen aus nicht-geisteswissenschaftlichen Disziplinen verwiesen, auf Geographie, Nautik, Zoologie oder Botanik. Zur selben Zeit wird an der Küste des Roten Meeres eine fundamentale Wende eingeläutet: Mit Beginn der Ausgrabungen in Marsa Gāwāsīs greifen nun erstmals handfeste archäologische Erkenntnisse in nennenswertem Umfang in die Diskussion ein. Dieser Trend setzt sich bis heute fort: Rudolfo Fattovich erforschte bis dato gänzlich unbekannte Kulturhorizonte im Südosten des heutigen Sudan; im Delta des Gaš und auch in Eritrea und Südarabien wurden in den 1990er Jahren vorher nicht bekannte oder erforschte bronzezeitliche Kulturen entdeckt und behandelt. Die Ergebnisse dieser Forschungen sind bisher allerdings noch nicht in die Ägyptologie gedrungen – ein Desiderat, dem hier abgeholfen werden soll. Den vorläufigen Höhepunkt der Puntforschung stellt die Wiederaufnahme der Grabungen in Marsa Gāwāsīs zu Beginn des 21. Jahrhunderts dar. Erstmals war mit der Publikation der Grabungsergebnisse ein Fenster aufgestoßen, welches tiefe Einblicke in nie geahnter Form ermöglichen und die Organisation wie den Ablauf der Puntfahrten rekonstruieren hilft. Um eine Vorstellung von den verschiedenen Lokalisierungsvorschlägen zu geben, sei die obige Tabelle mehr oder weniger umgestellt. Im Großen und Ganzen gibt es folgende Meinungen bezüglich Punt (nach Herzog2, ergänzt): Allgemein 1.

Punt sei ein vager, geographisch nicht sicher abzugrenzender Begriff für Levante (Erman).

2 Herzog, Punt, 42 f. (mit Literatur), ergänzt durch 44–54 und Martinssen, Untersuchungen, 7–11.

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2.

Punt sei kein geographischer, sondern ein rassenkundlich-anthropologischer Begriff (Petrie 1896, Naville 1926). Die Puntleute seien rassisch gleichen hamitischen Ursprungs wie die alten Ägypter (Müller, Petrie).

3.

Arabische Halbinsel 4. 5. 6. 7.

Punt sei die arabische Halbinsel schlechthin (Wilkinson, Brugsch 1858). Punt umfasse nur Südarabien bzw. Jemen, und seine Bewohner seien die Ahnen der Sabäer (Meyer). Punt sei auch in Südarabien zu lokalisieren (Glaser, von Wissmann). Punt sei die Urheimat der Phöniker an der Ostküste des Roten Meeres (Dümichen 1868).

Sowohl arabische als auch afrikanische Küste des Roten Meeres 8.

Punt umfasse die Küstenstriche zu beiden Seiten des Roten Meeres bis etwa südlich des Bāb al-Mandab (Dümichen 1879, Lieblein, Naville 1894, Hommel, Tkač 1920).

Sudan 9. 10. 11. 12.

13. 14.

Punt sei an der westlichen, sog. Troglodytenküste des Roten Meeres zu suchen (Brugsch 1881, Störk). Punt liege an der Küste des Roten Meeres zwischen Port Sudan und Sawākin (Kitchen). Punt sei zwischen Dschibuti und Berbera zu suchen (Hilzheimer, Zyhlarz 1942). Punt reiche mit der nördlichsten Ausdehnung bis an Wꜣwꜣ.t heran, worunter man eine an der Südgrenze Ägyptens, in Nubien liegende Landschaft zu verstehen habe (Brugsch 1881, Müller; Junker). Punt liege entweder am ʿAṭbara oder in der Region um den Weißen und Blauen Nil (Herzog). Punt sei in der Grenzregion zwischen Südost-Sudan und Abessinien zu suchen, speziell am Gaš (Fattovich).

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Abessinien 15. Punt liege auf dem Gebiet des späteren Reiches Axum mit Häfen am Roten Meer zwischen Sawākin und Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘) (Krall, Albright, Budge, Doresse, Wessel). 16. Punt habe an der ehemaligen Mündung des Baraka gelegen (ContiRossini, Moritz, von Bissing 1948). 17. Punt sei am Golf von Zula zu lokalisieren (Sølver, Zyhlarz 1958). Ophir und Phûṭ 18. Punt sei mit Ophir gleichzusetzen (Brugsch 1877, Lepsius, Hommel 1878, Meyer, Glaser, Peters). 19. Punt sei das Ὀπώνη des Ptolemäus, welches dem heutigen Hafun entspricht (Brugsch 1881). 20. Punt sei mit dem biblischen Phûṭ gleichzusetzen (Uhlemann, Brugsch 1881, Lauth). Golf von Aden und Westküste Afrikas 21. Punt sei am afrikanischen Osthorn, speziell im Somaliland, zu suchen (Mariette 1875, Lauth, Brugsch 1881, Müller; Breasted). 22. Punt läge nicht jenseits des Bāb al-Mandab an der Westküste des Roten Meeres (Wainwright; Faulkner). 23. Punt läge am Kap Guardafui bzw. am Golf von ʿAdan (Säve-Söderberg, Alliot) 24. Punt sei in Ostafrika zu suchen (Glaser). 25. Punt sei in Ostafrika, speziell am Sambesi, zu suchen (Grimm, Peters). 26. Punt sei nicht als Küstenstrich anzusehen, sondern habe landeinwärts an einem Fluss gelegen (Maspero, Naville 1894). Varia 27. Punt sein im heutigen Uganda zu suchen (Wicker).3 28. Punt als das biblische Phûṭ sei in Nordafrika, speziell in Mauretanien, anzusetzen (Uhlemann).

3 F.D.P. Wicker, The Road to Punt, in: The Geographical Journal 164, 1998, 155–167.

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kapitel iii

29. Punt sei von Kleinwüchsigen bewohnt und im Süden Marokkos zu suchen (Haliburton). 30. Punt sei in der Nähe des Deltas bzw. auf dem Sinai zu lokalisieren (Nibbi, Vandersleyen) 31. Punt liege in Arabia Petraea (Meeks).

iii.1

Namen und Wege: Die Suche der Epigraphiker

Unter Epigraphikern seien im Folgenden diejenigen Ägyptologen verstanden, die sich primär mit den Textzeugnissen beschäftigen – man hätte auch Lexikographen oder Philologen sagen können, denn epigraphische Probleme sind meist genauso in diesen Kategorien verhaftet. Eindeutig lexikographischer Natur ist die Diskussion um das „Große Grüne“ (Wꜣc̣-̌ wr) in ägyptischen Texten und seine Verbindung zur Puntfrage. Als eher philologisch könnte man die Problematik um den Ausdruck ḥr gś.wi͗ bzw. r gś.wi͗ bezeichnen oder die Suche nach der Insel des ‚Schiffbrüchigen‘. Epigraphischer ist die Lokalisierung verschiedener Südländer: Irm und ʿm(ꜣ)w, aber auch Tꜣ-nčr und besonders Tꜣꜣḫ.ti͗w. a Kontroversen um Wꜣc̣-̌ wr Eine mit verlässlicher Regelmäßigkeit aufbrandende Kontroverse in der ägyptischen Philologie ist diejenige um die Natur des Ausdrucks Wꜣc̣-̌ wr, was übersetzt werden kann mit das „Große Grüne“. Unter Ägyptologen herrscht Uneinigkeit darüber, ob damit die grünen Marschen des Deltas, Überschwemmungsregionen des Nils südlich von Ägypten oder das Meer gemeint sind. Die Bearbeiter des Wörterbuches hatten sich für Letzteres entschieden (Wb. i, 269:13), worin ihnen der weitaus größte Teil der Fachvertreter gefolgt ist. Lediglich eine kleine Minderheit verficht unbeirrbar die abweichenden Meinungen. Für die Puntfrage ist die Kontroverse um Wꜣc̣-̌ wr deshalb relevant, weil von eben jener Minderheit auch eine ägyptische Schifffahrt auf dem Roten Meer bestritten wird, und dies hat gravierende Auswirkungen auf die Lokalisierung von Punt. In der Inschrift des Ḥn(n)w (Dok. 7) lesen wir wiederum:4

4 F. Friedman, On the Meaning of Wꜣḏ-wr in Selected Literary Texts, in: Göttinger Miszellen 17, 1975, 15–21; A. Nibbi, Henu of the Eleventh Dynasty and wꜣḏ-wr, in: Göttinger Miszellen 17, 1975, 39–44.

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ʿḥ ʿ.n pḥ .n⟨⸗i͗⟩ wꜣc̣-̌ wr

Dann erreichte ich das Meer.

ʿḥʿ.n i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ (ʿ)ḥʿ.w pn sbi̯.n⟨⸗i͗⟩ sw m i͗ḫ.t nb.t i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f ʿꜣb.t 15 wr.t m kꜣ.w m i͗wꜣ.w m ◯ Ziegen5.

Nun baute (ich) diese (mir aufgetragene) Flotte, nachdem ich für ihr allseitiges (Wohl) ein großes Opfer an Stieren, Mastrindern (und) Ziegen dargebracht hatte.

Nach gelungener Fahrt heißt es: ḫr-ḫt i͗wi̯.t m wꜣc̣-̌ wr i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ wc̣.̌ t.n⸗ḥm⸗f i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f i͗nw nb gmi̯.n⟨⸗i͗⟩ ḥr i͗ṭb.w Tꜣ-nčr

Als ich nun wieder vom Meer zurückgekommen war, nachdem ich das ausgeführt hatte, was Seine Maiestät angeordnet hatte, brachte ich alles, was sich von den Ufern des Gotteslandes mitbringen ließ.6

ḥꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ ḥr wꜣg rʾ-hnw i͗nꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f i͗nr.w šps.w r sw.wt n(.i͗w)t ḥw.t-nčr

Auf (den Weg) durch wꜣg7 und das Wādī al-Ḥammāmat schickte (ich) und brachte ihm kostbare Steinblöcke für die Tempelstatuen mit.8

Im Grunde sollte diese Textstelle bereits eindeutig genug sein, denn immerhin wird der Rückweg über das Wādī Hammāmat geschildert! Der Zusammenhang mit Punt ist allerdings nicht klar, auch nicht in der Steleninschrift des Ini̯-i͗ti͗⸗fi͗ḳr(.w) (Dok. 18):

5 Welches Lexem sich hinter dem Ideogramm verbirgt, ist nicht klar („Ziege“ ʿnḫ.t; wʿ.ti͗, wnc̣w ̌ ); vielleicht am ehesten ʿnḫ.t „Ziege, Geiß (Capra hicus)“. Gardiner hat in seiner Zeichenliste nur das Zeichen einer Ziege mit einem Halsband (e 31, śʿḥ) aufgenommen, vgl. Extended Library e 76. 6 So mit W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 257, Anm. d, wörtlich „alles Mitbringbare, das ich an den Ufern des Gotteslandes hatte finden können“. 7 Es muß sich hier um ein Wādī zwischen dem Roten Meer und dem Wādī al-Ḥammāmat handeln, vielleicht um das Wādī Gasus? 8 Der erste Satz könnte als Emphatische Konstruktion betrachtet werden, fokussiert auf die Ortsangaben. Dann jedoch müsste es sich bei dem zweiten Satz ebenfalls um eine Emphatische Konstruktion handeln, jedoch fehlt dazu eine Adverbiale, auf die fokussiert werden könnte, da der zweite Satz wenn, dann nachzeitig eingebettet werden müsste, dies jedoch aus inhaltlichen Gründen nicht sein kann (* „Nachdem ich gefertigt hatte …, sandte ich“). Somit verbleibt grammatisch für i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ lediglich der Präsentativfall oder eine Autofokussierung, die im Deutschen durch Koordination ausgedrückt werden kann.

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kapitel iii

7 w-ḥtp(.w) (i͗)ś⸗k wḥm.w Mnč ◯ sꜣ Imn(.w)y ḥr i͗ṭb n(.i͗) wꜣc̣-̌ wr 8 ḥr mc̣ḥ̌ nn n(.i͗) (ʿ)ḥʿ.w ◯ ḥnʿ c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t wr(.t) tp-rsi͗ tꜣ-wr wn.{t}⟨w⟩9 ḥnʿ⸗f ʿnḫ.w wn.w ḥr 9 m? mšʿ.w ḥnʿ i͗ṭb n(.i͗) wꜣc̣-̌ wr ◯ 10 šmsw.w n(.i͗) Ḥr(.w) wḥm.w ◯ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w): ś.i͗ 50

Siehe, der Herold Imeny, Sohn des Mentuhotep10, zimmerte diese Flotte an der Küste des Meeres (zusammen), in Gemeinschaft mit dem großen Verwaltungsrat vom äußersten Süden des Thinitischen Gaus11, indem bei ihm waren Bewohner der Meeresküste, bestehend 12 aus Fußvolk und einem Wortführer, Gefolgsleute des Horus – er möge leben, heil und gesund sein – 50 Mann.

Aussagekräftiger sind da die Beischriften der Punthalle. Hier ist unzweifelhaft von einer Expedition nach Punt die Rede, und mehrfach wird ausgesagt, man erreiche dies über das Wꜣc̣-̌ wr bzw. Punt läge an diesem. So steht über den in Punt landenden Schiffen (Dok. 28):

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Der Form nach könnte es sich um ein eingebettetes feminines Pseudopartizip oder ein Partizip handeln, jeweils bezogen auf den Verwaltungsrat. Ersteres ist an sich schon unwahrscheinlich, da die Genitivverbindung determiniert ist und folglich ein Partizip erwarten ließe. Ein solches bereitet jedoch ebenfalls Schwierigkeiten bei der Konstruktion des folgenden Satzzeils: *„der war mit ihm (und) Personen, indem sie waren an der Küste des Meeres“. Auszuschließen ist ein narrativer Infinitiv, nicht nur weil ein solcher an dieser Stelle ungewöhnlich wäre, sondern auch, weil der Infinitiv von wnn geminiert und kein t aufweist. Da vorher bereits ausgedrückt wurde, dass Ameny mit der Behörde zusammenarbeitete, kann sich logischerweise wn.t nur auf die folgende Aussage beziehen, d. h. um welche Form es sich auch immer handelt, die Bedeutung ist recht klar „es waren mit ihm Personen …“. Wahrscheinlich steht hier ein Pseudopartizip und der Schreiber hat aus Versehen die Numeri verwechselt bzw. ʿnḫ.w als Kollektivum aufgefaßt. Man beachte die in der 12. Dynastie übliche graphische Inversion bei Filiationsangaben und das ebenso normale Fehlen eines Personendeterminativs beim Vaternamen, vgl. eg § 85. Dies wäre dann ca. 80 km (nord)westlich von Koptos. Warum nicht eine Verwaltungseinheit aus der unmittelbaren Umgebung von Koptos zuständig war, entzieht sich meinem Verständnis. Wahrscheinlich ein prädikatives m. Für eine Pleneschreibung von mšʿ erscheint mir die Lücke zu klein.

die neuzeit auf der suche nach punt 1 ś:ḳṭi̯.{w}.t m wꜣc̣-̌ wr ◯ 2 ◯ šsp13 tp wꜣ.t nfr.t r Tꜣ-nčr ṭw14 r 3 m ḥtp(.w) r ḫꜣs.t Pwn.t i͗n tꜣ ◯ 4 mšʿ n(.i͗) nb-tꜣ.wi͗ ◯

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Auf dem Meer fahren, den guten Weg ins Gottesland einschlagen (und) in Friede im Fremdland Punt landen durch die Truppe des Herrn der Beiden Länder.

Alexandra Nibbi und Claude Vandersleyen bestreiten, dass Hatschepsuts Schiffe Punt über das Rote Meer erreichten und kommen zu gänzlich verschiedenen Ansichten. Vandersleyen hält eine Gleichung von Wꜣc̣-̌ wr mit dem Nil aufrecht, genauer gesagt mit weit im Süden liegenden Quellflüssen des Nils.15 Nibbi hingegen sucht das Wꜣc̣-̌ wr genau am entgegengesetzten Ende des Flusses: im Ostdelta.16 Danach hätten die Ägypter das auf dem West-Sinai gelegene Punt durch das damals noch schiffbare Wādī aṭ-Ṭumīlāt erreicht. In jüngster Zeit hat sie für ihre These weitere Anhänger gefunden, den Altphilologen Ogden Goelet17 sowie die Ägyptologen Dimiti Meeks18 und David Fabre19. Ersterem geht es gar nicht um Punt, sondern um das Toponym kftw; seiner Meinung nach sei diese allgemein mit Kreta verbundene Region im Delta zu verorten. Meeks hingegen hat sich in den Kopf gesetzt, Punt habe in Vorderasien gelegen, in der späteren Region Arabia Petraea. Er meint, der Nilarm auf der Höhe von Heliopolis in Richtung Wādī aṭ-Ṭumīlāt sei im Altertum noch schiffbar gewesen und verweist dabei auf Alexandra

13 14 15

16

17 18 19

Hwb. 835 „Weg beginnen, einschlagen“. Unregelmäßiges Verb wṭi̯ „legen“, vgl. TüE 180; Wb. i, 387. C. Vandersleyen, Pount sur le Nil, in: de 12, 1988, 75–80; C. Vandersleyen, OuadiOur ne signifie pas „mer“: qu’ on se le dise!, in: Göttinger Miszellen 103, 1988, 75–80; C. Vandersleyen, Les Inscriptions 114 et 1 du Ouadi Hammamât (11e dynastie), in: CdE 64, 1989, 148–158; C. Vandersleyen, En relisant le naufragé, in: S. Groll (Hrsg.), Studies in Egyptology presented to Miriam Lichtheim, Jersusalem 1990, 1019–1024; C. Vandersleyen, Le sens de Ouadj-Our (Wꜣḏ-wr), in: S. Schoske (Hrsg.), Akten des Vierten Internationalen Ägyptologen Kongresses, München 1985, Bd. iv (Beiheft sak iv), Hamburg 1991, 345–352; C. Vandersleyen, Les Monuments de l’Ouadi Gaouasis et la possibilité d’ aller au pays de Pount par la Mer Rouge, in: RdE 47, 1996, 107–115. A. Nibbi, Further remarks on wꜣḏ-wr, Sea Peoples and Keftiu, in: Göttinger Miszellen 10, 1974, 35–40; A. Nibbi, Henu of the Eleventh Dynasty and wꜣḏ-wr, in: Göttinger Miszellen 17, 1975, 39–44; A. Nibbi, Remarks on Some Assumption Concerning Ancient Egypt and the Sea, in: de 42, 1998, 99–119. O. Goelet, Wꜣḏ-wr and Lexicographical Method, in: U. Luft (Hrsg.), The Intellectual Heritage of Egypt (Fs. Kákosy), Studia Aegyptiaca 14, Budapest 1992, 205–214. Meeks, Locating Punt, 73. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38.

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Nibbi.20 Danach habe zumindest in der Frühdynastischen Zeit noch ein Süßwasserkanal bestanden, vielleicht noch im Alten Reich. Dieser sei versandet und in der Ramessidenzeit seien nur noch eine Reihe von Seen übrig;21 immerhin erkennt er an, dass es keine Überreste eines Kanals vor der 26. Dynastie gibt.22 Mit sehr geschickten Formulierungen suggeriert Meeks die Stichhaltigkeit der Ṭumīlāt-These, ohne Nibbi explizit recht zu geben, etwa durch den Hinweis, Pi-Ramesse sei nicht weit von dieser Route entfernt gelegen.23 Eine Zwischenposition vertritt David Fabre: Er pflichtet nämlich Nibbi bei, man habe das Rote Meer über das Wādī aṭ-Ṭumīlāt erreicht, und vertritt gleichzeitig die communis opinio im Hinblick auf Punt, eine Lokalisierung im Süd-Sudan. Wie Nibbi meint auch er, Marsa Gāwāsīs sei – wenn überhaupt – ein unbedeutender Hafen gewesen und nicht etwa Ausgangspunkt für Fahrten nach Punt. Die Publikation der jüngsten Grabungen an diesem Ort haben seine diesbezüglichen Ausführungen obsolet gemacht.24 Schwerwiegender noch: Joachim F. Quack hat in einer Entgegnung auf Fabre m. E. endgültig nachgewiesen, dass Wꜣc̣-̌ wr „Meer“ bedeutet;25 zwar könnte durchaus aus das Delta oder der Fayum gemeint sein, es gibt jedoch Belege, in denen eindeutig das Mittelmeer oder das Rote Meer gemeint sein müssen. b Die Interpretation von r/ḥr gś.wi͗ Ein weiteres lexikalisches Problem in der Puntdiskussion stellt das Syntagma ḥr gś.wi͗ bzw. r gś.wi͗ dar.26 Rein formal handelt es sich bei gs.wi͗ um einen Dual, „die beiden Seiten“. Entsprechend übersetzte Johannes Dümichen die jeweiligen Textstellen in den Inschriften der Punthalle und lokalisiert Punt zu beiden Seiten des südlichen Roten Meeres, beiderseits des Bāb al-Mandab und des Golfes von ʿAdan.27 Betrachten wir zuerst die Sinai-Inschrift des Imn(.w)-mśi̯.w (Dok. 34): 20 21 22

23 24 25 26 27

A. Nibbi, Ancient Egypt and Some Eastern Neighbours, New Jersey 1981, 88–94. Meeks, Locating Punt, 73. P. Grandet, Le Papyrus Harris (2 Bde.), BdE 109, Kairo 1994, 256f.; C. Redmount, The Wadi Tumilat and the Canal of the Pharaohs, in: jnes 54, 1995, 127–135; Meeks, Locating Punt, 73. Meeks, Locating Punt, 73. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007. J.F. Quack, Zur Frage des Meeres in ägyptischen Texten, in: olz 97, 2002, Sp. 453–463. Martinssen, Untersuchungen, 152. J. Dümichen, Geographie des alten Ägyptens, Schrift und Sprache seiner Bewohner, in: W. Oncken (Hrsg.), Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, Berlin 1887, 102; Herzog, Punt, 34.

die neuzeit auf der suche nach punt n-c̣ř štp.n⸗i͗ tp rc̣ǐ ⸗̯ f m-ḥr⸗i͗ 18 wr r śr bi͗ꜣy.t pri̯.n⸗i͗ ḥr-gś wꜣc̣-̌ ◯ n.(i͗)w Pwn.t r šsp tꜣ ḳmy.t n.t 19 w m ḫmn.ti͗ m sti͗ i͗ni̯.n⸗wr.◯ bꜣk.t ḫꜣś.wt nn rḫ rmč pri̯.n⸗i͗ ḥr gs(.wi͗) wꜣc̣-̌ wr

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Dann nahm ich den Auftrag an, mit dem er mich betraute: Um nach den Wunderdingen Punts Ausschau zu halten (und) um das Duftharz in Empfang zu nehmen, nachdem es Fürsten in Booten als Abgaben von Menschen unbekannten Fremdländern gebracht hatten, (dazu) zog ich aus zur Meeresküste.28

Hier könnte man den Dual durchaus wörtlich nehmen: Die Fahrt ging vom Sinai zur Küste der Arabischen Halbinsel und danach an die afrikanische Küste des Roten Meeres. Auch Jens Lieblein, einer der ersten skandinavischen Ägyptologen, nahm die Dualschreibung ernst29: Grundsätzlich sei ein Durchfahren des Bāb al-Mandab vorstellbar.30 Edouard Naville pflichtete dem 1894 in seiner Bearbeitung von Inschriften der Hatschepsut bei31, und auch Fritz Hommel äußerte sich bereits 1880 diesbezüglich.32 In seiner Ethnologie und Geographie des Alten Orients33 von 1926 findet sich Entsprechendes unter der Rubrik „Südarabien“. Offenbar von Hommel beeinflusst heißt es 1920 in einem langen Artikel „Saba“ in der Real-Encyclopaedie (Pauly-Wissowa), dies sei noch nicht widerlegt worden.34 Erst Wilhelm Max Müller meldet 1898 Kurt Sethe folgend Zweifel an der Übersetzung „zu beiden Seiten des Meeres“ an.35 Die Inschriften der Punthalle sprechen in der Tat dagegen. Da lesen wir als Beischrift zu dem ägyptischen Würdenträger, der die Gaben der Puntiten empfängt (Dok. 28): 28 29 30

31 32

33 34 35

Emphatische Konstruktion „Daß ich ausszog, war indem …“. Herzog, Punt, 33. J. Lieblein, Die Inschriften des Tempels von Dêr el-bahri, in: zäs 23, 1885, 127–132; J. Lieblein, Der Handel des Landes Punsic!, in: zäs 24, 1886, 7–15; J. Lieblein, Handel und Schiffahrt auf dem Roten Meer in alten Zeiten, Christiania (= Oslo) 1886; Herzog, Punt, 33. E. Naville, Trois Inscriptions de la Reine Hatshepsou, in: RecTrav 18, 1896, 91–105; Herzog, Punt, 43. Herzog, Punt, 32 f.; F. Hommel, Sulla posizione del paese di Punt, in: Atti del iv Congresso Inernazionale degli Orientalistik tenuto in Firenze nel settembre 1878, Band i, Florenz 1880, 77–78. F. Hommel, Ethnologie und Geographie des alten Orients, Handbuch der Altertumswissenschaft 3.1.1, München 1926, 634–636. Tkač, in: Pauly-Wissowas Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Stuttgart 1920, 1312–1314, s. v. „Saba“; Herzog, Punt, 46. W.M. Müller, Studien zur vorderasiatischen Geschichte, Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 3, 1898–1900, 42; Herzog, Punt, 39.

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1 ḥr i͗mꜣw (i͗)n wpw.ti͗-nsw ◯ 2 ◯ 3 ʿnti͗w ḥnʿ mšʿ.w⸗f m ḫti͗w ◯ 4 r n(.i͗) Pwn.t ḥr gs.wi͗ wꜣc̣-̌ wr ◯ šsp wr.w n(.i͗)w ḫꜣs.t⸗{č}⟨t⟩n 5 n⸗sn tʾ ḥnḳ.t i͗rp i͗wf ṭḳr i͗ʿb ◯ 6 i͗ḫ.t nb(.t) i͗m.i͗t Tꜣ-mri͗ mi͗ ◯ wc̣č .̣̌ t⟨w⟩ m śsp-śꜣ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w)

Das Lageraufschlagen seitens des Königsboten und seiner Truppe auf der Myrrheterrasse Punts in der Nachbarschaft des Meeres um die Großen dieses Fremdlandes zu empfangen (und) ihnen Brot, Bier, Wein, Fleisch und Obst zu schenken – alles aus Ägypten –, wie es befohlen wurde im Palast, er möge leben, heil und gesund sein.

Und über den Puntiten steht: 1 i͗y.[s] i͗n wr ◯ 2 n(.i͗) Pwn.t ẖr ◯ 3 4 wꜣc̣-̌ wr i͗ n .ww⸗f r gś.wi͗ ◯ ◯ tp-m [wpw.ti͗-ns]w […][śsp-]śꜣ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w)

Kommen seitens des Großen von Punt unter (der Last) seiner Gaben zur Meeresküste vor den Kö[nigsboten][…][Pa]last – er möge leben, heil und gesund sein.

Beide Passagen sind inhaltlich betrachtet eindeutig, denn sicherlich schlugen die Ägypter ihr Lager nicht an zwei Küsten gleichzeitig auf, sondern nur an einer.36 Geschildert wird eine spezifische Begebenheit, die sich nicht gleichzeitig auf beide Seiten des Roten Meeres beziehen kann. Gegenüberliegende Ufer einer Bucht schließen sich ebenfalls aus,37 denn: Das Zelt kann nur an einer Küste stehen!38 Daraus folgt: Die Dualschreibung ist zumindest in den Inschriften der Punthalle bedeutungslos. Bestätigt wird dies durch andere Texte. So hat ḥr gś.wi͗ bzw. r gś.wi͗ ab dem späteren Neuen Reich nur mehr die Bedeutung „seitlich, an der Seite“ (Wb v, 193f.). In jener Zeit ist der Dual generell auf dem Rückzug, wenn nicht bereits völlig aus dem lebendigen Sprachgebrauch verschwunden.39 Wenn daher Stanley Balanda jüngst erneut für eine wörtliche Interpretation im Sinne eines Duals plädiert hat, kann dies wenig überzeugen, denn er hat keine neuen Texte oder Argumente. Seiner Meinung nach bezieht sich gś.wi͗ auf das Horn von Afrika und die Arabische Halbinsel an der Meeresenge des Bāb al-Mandab.40 Eine Möglichkeit verbleibt freilich, und sie ist m. W. bisher noch nie erwogen worden. Es gibt mehrere Hinweise auf ein sehr großes Alter 36 37 38 39 40

K.A. Kitchen, Punt and how to get there, in: Or 40, 1971, (184–207) 202, Anm. 147. A.M. Badawy, „On Both Sides“ in Egyptian, in: zäs 103, 1076, 1–4. Martinssen, Untersuchungen, 152. Kitchen, Punt and how to get there, 202. S. Balanda, The So-Called „Mines of Punt“ and Its Location, in: jarce 42, 2005–2006, (33–44) 40 f.

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zumindest einiger Teile der Inschriften, welche an der Punthalle angebracht worden sind. Typische Kennzeichen von Texten aus dem Alten Reich sind Pluralschreibungen mit Dreifachsetzung des Logogramms und eine gewisse Sparsamkeit bei der phonographischen Notation. Joachim Quack geht so weit, diese Charakteristika als Hinweis darauf zu werten, dass die Beischriften gar nicht aus dem Neuen Reich stammen und damit letztlich auch die entsprechenden Darstellungen.41 Falls sich dies erweisen sollte, hätte dies auch Auswirkungen auf die Interpretation von gś.wi͗, denn dann müsste man die jeweiligen Ausdrücke wörtlich nehmen. Somit könnte Balandas Lokalisierung Punts durchaus nicht falsch sein – schließlich wissen wir nicht genau, ob und wie sich die Wahrnehmung Punts im Laufe der Zeit änderte. Vielleicht betrachtete man im Alten Reich noch Teile Arabiens als zu diesem Land gehörig? So weit möchte ich allerdings nicht gehen, denn dies ist meines Erachtens eine Überinterpretation bzw. ein ‚Schnellschuss‘. Es ist wahr: Gewisse Graphien scheinen ein hohes Alter der Texte von Dair al-Baḥrī zu suggerieren, allerdings kann dies genauso gut von den Schreibern der Hatschepsut beabsichtigt worden sein. Ich rechne eher mit bewusst eingesetzten Archaismen als mit einer Tradierung von Reliefvorlagen seit dem Alten Reich, denn es gibt keinen einzigen weiteren Hinweis auf Letzteres.42 Nach meinem Dafürhalten ist bis auf weiteres gś.wi͗ in der Punthalle singularisch zu übersetzen und Punt an nur einem Ufer des Roten Meeres anzusetzen. c bi͗ꜣ-Pwn.t „Minen-Punt“ Der Ausdruck bi͗ꜣ-Pwn.t wird allgemein als „Minen-Punt“ übersetzt in den Arbeiten von Kenneth Kitchen.43 Bereits Abdel Monem es-Sayed hatte sich eingehender mit dieser Wortfügung auseinandergesetzt und die heutige Lehrmeinung etabliert.44 Jüngst hat Stanley Balanda bi͗ꜣ-Pwn.t erneut un-

41 42

43 44

J.F. Quack, in: H. Cancik & H. Schneider (Hrsg.) Der Neue Pauly, x, Stuttgart 2001, 600, s. v. Punt. F. Breyer, ‚Zwerg‘-Wörter, ägyptisch-kuschitischer Sprachkontakt bzw. – vergleich und die sprachliche Situation im mittleren Niltal des 3.–2. Jahrtausend v. Chr., in: sak 43, 2014, 47–91. Kitchen, Punt and how to get there; Kitchen, The Land of Punt; Kitchen, Further Thoughts. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, 140–178; A.M.A.H. Sayed, The Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: jea 64, 1978, 69–71; A.M.A.H. Sayed, Observations on Recent Discoveries at Wadi Gawasis, in: jea 66, 1980, 154–157; A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’Egypte 58, 1983, 23–37.

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tersucht und ist zu einem völlig anderen Schluss gekommen.45 Demnach sei es unwahrscheinlich, dass der Ausdruck als „Minen-Punt“ gedeutet werden kann, denn praktisch keines der bekannten Produkte aus Punt würde in Bergwerken gewonnen. Einzig das Land ʿmꜣw stelle eine Ausnahme dar, denn es wird als Goldlieferant ausgewiesen. Andererseits liegt ʿmꜣw explizit nicht in Punt. Dies ist zwar richtig, muss jedoch kein Widerspruch zur Übersetzung bi͗ꜣ-Pwn.t – „Minen-Punt“ sein. Man könnte sich vorstellen, dass die Region namens ʿmꜣw als Region beschrieben wurde, in der das Gold gewonnen wurde, welches man über Punt bezog! Balanda spricht sich jedoch für eine gänzlich verschiedene Deutung aus: Seiner Meinung nach ist bi͗ꜣ in Anlehnung an ḫꜣś.t („Fremdland“) als „Wunderland“ zu übersetzen – es könne sogar ein Zusammenhang bestehen zu dem obskuren Begriff „Gottesland“.46 Immerhin hat Erhard Graefe in seiner Dissertation die Grundbedeutung „fern/wundersam“ etabliert und die Verwendung dieser Wurzel für Metalle über das Phänomen des Meteoreisens hergestellt.47 Balandas These ist m.E. aus mehreren Gründen abzulehnen, denn er vermischt verschiedene Konstruktionen miteinander, die Nennungen von „Wunderdingen“ aus Punt (bi͗ꜣw(.t) ḫꜣś.wt/n(.i͗) Pwn.t) und das Toponym.48 Sehr schön ist seine Beobachtung zu den Graphien: Im Älteren Ägyptischen wird das Toponym mit einer Ausnahme immer mit dem ‚Fremdlandzeichen‘ determiniert, während im Jüngeren Ägyptischen der ‚Schakalschlitten‘ u 16 als Klassifikator (‚Determinativ‘) steht.49 Ein Adjektiv kann bi͗ꜣ auch nicht sein, denn Adjektive stehen im Ägyptischen nach dem Nomen, welches sie näher bezeichnen. Somit ist die Übersetzung „wunderliches/fernes Punt“ praktisch ausgeschlossen. Zumindest in den Textstellen zu bi͗ꜣw(.t) ḫꜣś.wt Pwn.t funktioniert die Übersetzung „Wunderland-Punt“ ebenso wenig. Somit verbleiben nur 2–3 Textstellen, bei denen man sich streiten kann, ob „Minen-Punt“ oder „Wunderland-Punt“ zu lesen ist. Letzteres möchte ich zwar nicht ausschließen, jedoch erscheint mir die zuerst genannte Deutung nach wie vor wahrscheinlicher zu sein.

45 46 47 48 49

S. Balanda, The So-Called „Mines of Punt“ and Its Location, in: jarce 42, 2005–2006, 33–44. S. Balanda, The So-Called „Mines of Punt“ and Its Location, in: jarce 42, 2005–2006, (33–44) 34 und 36. E. Graefe, Untersuchung zur Wortfamilie bjꜣ, Diss. Köln 1971. S. Balanda, The So-Called „Mines of Punt“ and Its Location, in: jarce 42, 2005–2006, (33–44) 34. S. Balanda, The So-Called „Mines of Punt“ and Its Location, in: jarce 42, 2005–2006, (33–44) 35.

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d Die Insel des Schiffbrüchigen Die ‚Geschichte des Schiffbrüchigen‘ ist eine der bekanntesten altäyptischen Erzählungen. In ihr wird geschildert, wie ein Mann auf dem Weg zum Sinai auf dem Roten Meer Schiffbruch erleidet und wie es ihn auf eine geheimnisvolle Insel verschlägt, die von einem Schlangennumen beherrscht wird; diese Schlange bezeichnet sich als „Herr von Punt“ (150–152).50 Der Name jener Insel wird in der Erzählung nicht genannt.51 Da sie mit Punt in Verbindung steht und im Roten Meer liegen muss, haben sich zahlreiche Forscher Gedanken über die Lage des Eilandes gemacht. Gerald Avery Wainwright meinte, die Insel genau identifizieren zu können und hat sich für die Identität mit Zeberged bzw. St. John ausgesprochen.52 Stillschweigend scheint diese These sogar von Kenneth A. Kitchen akzeptiert worden zu sein.53 Aber sollte man wirklich eine konkrete Insel hinter der „Privatinsel“ (i͗w n(.i͗) kꜣ) der Schlange vermuten?54 Barbara Radomska war ausgehend von dem Ausdruck gs⸗fï in der Geschichte des Schiffbrüchigen von der Beschreibung einer Halbinsel ausgegangen, einer Landzunge im Roten Meer55, gefolgt u. a. von Susanne Martinssen.56 Dass es sich um eine echte Insel (i͗w) handelt, ist jedoch eindeutig. Daher lohnt es sich vielleicht doch, sich auf Wainwrights Ausführungen einzulassen. Zur Unterstützung seiner These führt Wainwright klassisch-antike Autoren an. So berichtet Strabon (xvi, 4, §5) von einer Insel namens Ὀφιώδης („schlangenartig“), die sich kurz hinter der Bucht befinde, an der Βερενίκη (Berenike) liegt. Ein König habe sie von den Schlangen befreit – nicht nur wegen des Todes von dort Gestrandeten, sondern auch wegen der dort vorkommenden Topase. Diodor (iii:39) geht sogar noch weiter und identifiziert diesen König als Ptolemäer. Nach Wainwright passen Berichte von der Schlangen/Topas-Insel (Topazus) zum Eiland des Schiffbrüchigen u. a. deshalb so gut, weil sie wegen Nebels oft kaum sichtbar und daher schwer auszuma-

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A.M. Blackman, The Story of the Shipwrecked Sailor, in: BiAe ii, Brüssel 1932, (41–48) 46:6 ff.; M.T. Derchain-Urtel, Die Schlange des „Schiffbrüchigen“, in: sak 1, 1974, (83– 104) 101. H. Goedicke, Die Geschichte des Schiffbrüchigen, äa 30, Wiesbaden 1974, 42. G.A. Wainwright, Zeberged: the shipwreckes sailor’s island, in: jea 32, 1946, 31–38; G.A. Wainwright, Zeberged: A Correction, in: jea 34, 1948, 119. Kitchen, Punt and how to get there, 192, Anm. 34. Nach W. Vycichl, Notes on the Story of the Shipwreckes Sailor, in: Kush 5, 1957, 70–72. wurde sogar die Insel Soqotra erwogen. B. Radomska, Die Insel des Schiffbrüchigen – eine Halbinsel?, in: Göttinger Miszellen 99, 1987, 27–30. Martinssen, Untersuchungen, 149.

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chen sei, und immerhin sagt die Schlange dem Schiffbrüchigen, er würde die Insel nach seiner Abreise alleine nicht mehr wiederfinden können. Die beiden Informationsstränge „Schlange“ und „Topas“ lassen sich jedoch sogar noch weiter verfolgen, sogar bis in arabische Quellen. Herdodot (iii:107) schreibt, die Südaraber würden bei der Ernte des Weihrauchs Styrax verbrennen, weil nur dies die zahlreichen geflügelten Schlangen vertreibe, welche die Weihrauchbäume bewachten. Myers hat darauf hingewiesen, dass es eine Insel namens ʾAbū Ḥabān westlich des Hafens von ʿAdan gibt, die ihren Namen von einem Šaiḫ habe, der die Insel von Schlangen befreit hätte57, dessen Name mit der Wurzel ḥaba „kriechen“ (d.h. wie eine Schlange) in Verbindung zu bringen sei. Plinius (Bk. vi, 29, 34, 169) spricht von Τώπαζος anstatt Ὀφιώδης und auch Strabon hatte ja von Topasvorkommen berichtet. Nun heißt die Insel St. John auf Arabisch Zeberged und dies bedeutet nichts anderes als „Topas“ auf Arabisch!58 Nicht verschwiegen werden soll ferner an dieser Stelle, dass τωπάζειν nach Juba apud Plinius (xxxvii:8) in der Sprache der Troglodyten „suchen“ bedeutet und dies in der Tat mit nubisch tabe „suchen“ bzw. tabe-sin „wir suchen“ in Verbindung gebracht werden kann.59 Das MythemKonglomerat könnte also durchaus einen wahren Kern enthalten, zumal es noch weitere Verbindungen zu Traditionen um einen Schlangenkönig in Äthiopien gibt.60 Einen völlig anderen Weg bei der Betrachtung der Insel des Schiffbrüchigen beschreitet Manfred Görg.61 Er schlägt nämlich vor, das sagenhafte Goldland Ophir des Alten Testaments sei etymologisch mit altägyptisch „Insel des Hervorkommens“ zu erklären62 und kein reales Eiland, sondern wie Atlantis ein Topos. Das symbolische Toponym verweise auf den kosmischen Vorgang der Bildung eines Urhügels während der Schöpfung.63 Die Verbindung mit „Schlangen“ sei von den griechischen Autoren aufgrund einer Namensäthiologie mit dem griechischen Wort für „Schlange“ gemacht worden (Ὀφιώδης „die Schlangenreiche“). Was Görg damit allerdings nicht erklären kann ist, warum die

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O.H. Myers, Zeberged, in: jea 34, 1948, 119 f. G.A. Wainwright, Zeberged: the shipwreckes sailor’s island, in: jea 32, 1946, 31–38. H. Schäfer, Nubische Ortsnamen bei den Klassikern. 3. Topazos, in: zäs 33, 1895, (96–)100; H. Schäfer, Erklärung, in: zäs 34, 1896, 92. W. Vycichl, Notes on the Story of the Shipwreckes Sailor, in: Kush 5, 1957, 70–72. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, 76–86. ́ i͗w „Insel“ + pri̯.t „Hervorkommen“ mit Verweis auf kopt. sⲡⲉⲓⲣⲉ und bⲫⲓⲣⲓ < *pīr˘t. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, (76–86) 85.

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Insel bereits in pharaonischer Zeit mit einer Schlange in Verbindung gebracht wurde. Alles in allem erscheinen mir daher seine Ausführungen weniger überzeugend als die auf den ersten Blick allzu positivistisch wirkenden Ideen von Wainwright. Die Wahrheit mag allerdings – wie so oft – in der Mitte liegen. e Die Lokalisierung von Südländern Punt ist bei weitem nicht das einzige in ägyptischen Texten genannte Toponym, dessen genaue Lage debattiert wird. Viele Länder sind nicht sicher lokalisiert, darunter einige, die im Süden Ägyptens zu suchen sind. Zwar gibt es im Grunde für jedes Toponym eine eigene Diskussion, doch sind die Lokalisierungen nicht unabhängig voneinander zu machen; da die Argumente sehr oft miteinander verwoben sind und sich gegenseitig bedingen, kann man die Lokalisierung Punt nicht getrennt betrachten von der Lokalisierung der Länder ʿm(ꜣ)w oder Irm. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen: Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f berichtet, er habe einen „Gottestänzer-Zwerg“ aus dem „Land der Horizontischen“ gebracht, und dieser sei demjenigen ähnlich, der zuvor aus Punt gebracht worden war. Uns ist bekannt, dass Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f nach Nubien zog. So wäre es interessant zu wissen, wie genau die historische Topographie Nubiens zu jener Zeit war, wo das „Land der Horizontischen“ lag und ob man von dort nach Punt gelangen konnte. Irm. Betrachten wir zunächst die Diskussion um Irm (vulgo: Irem), eine Region im Mittleren Niltal Nubiens.64 David O’Connor hat versucht, das Nebeneinander von Punt und Irem in der Punthalle für die Lokalisierung des Letzteren zu nutzen.65 Punt läge nach den Arbeiten von Kenneth A. Kitchen auf der Höhe von Port Sudan, folglich befinde sich Irem auf ähnlicher Höhe landeinwärts am Nil. Ein weiterer Ausgangspunkt ist für ihn die Identifizierung von B-rʾ-b-rʾ-tꜣ in der Toponymliste Thutmosis’ iii. in Karnak mit dem heutigen Berbera (Barbara) am 5. Katarakt.66 Auf diesen Ortsnamen folgen in der Liste T-kꜣ-rw und Irm. Daher liege Irm südlich des 5. Katarakts. Louise Bradbury postuliert aufgrund von Graffiti und Inschriften um Kurgus ein

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D. O’Connor, The location of Yam and Kush and their Historical Implications, in: jarce 13, 1986, 27–50; D. O’Connor, The location of Irem, in: jea 73, 1987, 99–136. Vgl. jüngst den sehr fundierten Aufsatz J. Cooper, Reconsidering the Location of Yam, in: jarce 48, 2012, 1–22, in dem Argumente für eine Lokalisierung in der libyschen Wüste aufgeführt werden. Ob diese wirklich belastbar sind, muss sich allerdings noch erweisen. D. O’Connor, The location of Irem, in: jea 73, 1987, 99–136. C. Cozzolino, The land of Pwnt, in: G.M. Zaccone & N. Tomaso (Hrsg.), Sesto Congresso Internazionale di Egittologia, Atti ii, Turin 1992, (391–398) 396.

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Emporium für den Handel mit Punt am 5. Katarakt, was diese sehr südliche Lokalisierung bestätigen könnte.67 Trotzdem konnte sie sich in der Forschung nicht durchsetzen – die meisten Experten gehen von einer Lage des Landes Irem zwischen dem 3. und dem 4. Katarakt aus68: tabelle 4 Lokalisierung des Südlandes Irm, nach: D. O’Connor, in: jea 73, 1987, (99–136) 101

Forscher

Lokalisierung

Priese, Trigger, Kemp Zwischen dem 3. und 4. Katarakt bei Kawa, Tabo bzw. Neu Dongola Kitchen Wadi al-Qa’ab Störk Östlich von Abu Hamed bis zum Roten Meer

Es erübrigt sich beinahe, die Kritikpunkte an O’Connors Ansatz anzuführen, da sie allzu offensichtlich sind. Zum einen basiert sie auf der Lokalisierung Punts, die – wie die vorliegende Arbeit zeigt – alles andere als gesichert ist. Zum anderen geht sie davon aus, dass ein Nebeneinander in den Toponymlisten gleichzeitig geographische Nähe bedeuten muss. Zu guter Letzt kann einer einzigen toponymastischen Gleichung (B-rʾ-b-rʾ-tꜣ – Berber) allein nicht so viel Gewicht zukommen. Es ist hier nicht der Platz, die Diskussion um Irem neu aufzurollen, nur so viel: Eine allzu südliche Lage ist m. E. nicht sehr wahrscheinlich, da die Reichweite der Expeditionen mit Eseln im Alten Reich sicherlich begrenzt gewesen sein dürfte. ʿm(ꜣ)w. Brennender noch für die Punt-Diskussion ist die Frage, wo genau ʿm(ꜣ)w lag.69 Dieses Toponym erscheint als Herkunftsangabe für Gold, welches über Punt nach Ägypten verhandelt wird.70 Es heißt nie „Gold von Punt“, sondern immer „Gold von ʿm(ꜣ)w“.71 Dieses wird jedoch meist über Punt beschafft.

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L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 37–39. Vgl. auch den entsprechenden Eintrag bei K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972. K.A. Kitchen, Further Thoughts on Punt and its Neighbours, in: A. Leahy & J. Tait (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt in Honour of H.S. Smith, London 1999, 173–178; Martinssen, Untersuchungen, 157 f. G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, 337–342. G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, 337–342.

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Ist also ʿm(ꜣ)w möglicherweise ein Teil Punts? Dagegen spricht seine Einordnung in der Toponymliste Thutmosis’ iii.72 Dort erscheint nämlich ʿm(ꜣ)w nicht unter den puntitischen Distrikten, sondern an ganz anderer Stelle (№ 147, Urk. vi, 802). Sehr wahrscheinlich ist demnach das Land ʿm(ꜣ)w als Zwischenhändler zu betrachten bzw. als Ursprung von Gold, welches durch Vermittlung der Puntiten verhandelt wurde.73 Nach der Meinung von Karola Zibelius stammte das Gold entweder aus dem Küstengebiet am Roten Meer zwischen Ḥalāʾib und Muḥammad Qōl oder aus dem Wādī Allaqī.74 Zibelius ist meines Wissens die Einzige, die sich im Zusammenhang mit ʿm(ꜣ)w Gedanken um die Goldvorkommen jener Region gemacht hat – sonst wird meist kombinatorisch bzw. rein philologisch argumentiert. In der Punthalle beispielsweise werden neben den Fürsten von Punt auch die Fürsten von Nmy und Irm abgebildet. Da Nmy sonst in keiner weiteren Quelle erscheint, wird es meist als eine hieratische Verschreibung von ⟨ʿmw⟩ angesehen.75 In einer Inschrift Sethos’ i. aus Karnak wird ein Toponym namens Nmw genannt.76 Alexandra Nibbi vertritt die Ansicht, Nmy sei eine Ableitung von nmi͗ „Zwerg“ und identifiziert die Ortsbezeichnung mit der Insel Nuʾmān vor der Sinaiküste im Roten Meer.77 Was sie dabei völlig verkennt ist die Tatsache, dass es sich hierbei eindeutig um einen arabischen Ortsnamen handelt! Aus der 18. Dynastie ist eine Felsinschrift nahe dem 3. Katarakt erhalten, in der ein Mann aus ʿm(ꜣ)w erscheint.78

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G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, 337–342. G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, (337–342) 342; C. Cozzolino, The land of Pwnt, in: G.M. Zaccone & N. Tomaso (Hrsg.), Sesto Congresso Internazionale di Egittologia, Atti ii, Turin 1992, (391–398) 391 ff. K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 74 und 78f.; K. Zibelius, Afrikanische Ortsund Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, 84 f. D. O’Connor, The location of Irem, in: jea 73, 1987, (99–136) 119; C. Cozzolino, The land of Pwnt, in: G.M. Zaccone & N. Tomaso (Hrsg.), Sesto Congresso Internazionale di Egittologia, Atti ii, Turin 1992, (391–398) 396; K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 77f.; K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, 139. Martinssen, Untersuchungen, 159. A. Nibbi, Punt and Pygmies in the Northern Red Sea, in: de 2, 1985, 27–36. F. Hintze & W.F. Reineke, Felsinschriften aus dem sudanesischen Nubien, Berlin 1989, 184, Anm. 610.

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Aus diesem Grund wird das Land meist in jener Region lokalisiert.79 Ist ein solches Vorgehen statthaft? Wohl kaum. Kenneth A. Kitchen betont außerdem zu Recht, dieses Gebiet sei zu jener Zeit eindeutig unter ägyptischer Kontrolle gewesen und weshalb hätte man etwas erhandeln sollen, was man bereits besitzt?80 Er plädiert daher für eine Lage außerhalb des ägyptischen Machtbereichs in der puntitischen Sphäre81 und kommt zu dem Schluss, ʿm(ꜣ)w läge „in the eastermost Sudan, beyond (w. of ) the coastal mountains, between latitudes of just n present-day Ras Shagara and just s of present-day Suakin.“82 Dimitri Meeks stimmt dem zu, meint allerdings, es gebe Unstimmigkeiten.83 In spätzeitlichen Toponymlisten werde „Silber von Heh“ erwähnt, das mit dem „Berg von Gold, Amu“ in Zusammenhang gebracht werde.84 Zudem gebe es Belege aus dem Neuen Reich, in welchen Aktivitäten in ʿm(ꜣ)w in Nachbarschaft zu Aktivitäten in der Levante geschildert würden.85 Dies mag durchaus zutreffen, allerdings spricht es noch lange nicht für ein geographisches Nebeneinander! Hinzu kommt der Umstand, dass Meeks das Toponym ʿm(ꜣ)w entzweispalten will. Der Grund dafür ist: Meeks kann die afrikanische Lokalisierung von ʿm(ꜣ)w aufgrund der Beleglage nicht in Frage stellen und sieht sich daher gezwungen, ein vorderasiatisches ʿm(ꜣ)w zu postulieren.86 Ein derartig problematisches Vorgehen kann wohl kaum die Grundlage für eine Lokalisierung von Punt sein! Um mit Goldvorkommen aufwarten zu können, die seinen Thesen entsprechen, muss Meeks dann auch auf das bibliche Midian (‫ )ִמ ְד ָין‬am östlichen Golf von ʿAqaba zurückgreifen, das in der Antike berühmt war für seine Goldvorkommen87.88

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G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, (337–342) 340. Kitchen, The Land of Punt, 416; Kitchen, Forther Thoughts, 174–177. Kitchen, Forther Thoughts, 173–178. Meeks, Locating Punt, 66. Meeks, Locating Punt, 65 f. J. Osing, Hieratische Papyri aus Tebtynis i, Kopenhagen 1998, 107, Taf. 6a, Fragment j21; W.J. Tait, The Mountain of Lapis Lazuli, in: gm 20, 1976, 49–54; Meeks, Locating Punt, 66. Meeks, Locating Punt, 66 f. Meeks, Locating Punt, 66. G.W. Bowersock, Exploration in North-West Arabia after Janssen-Savignac, in: Topoi Orient-Occident 6, 1996, (553–563) 555, Anm. 14; 563; A. Kisnawi, P.S. de Jesus & B. Rihani, Preliminry Report on the Mining Survey, Northwest Hijaz, in: Atlal 7, 1982, (76–83) 77 f. Meeks, Locating Punt, 67.

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tabelle 5 Vorschläge für die Lokalisierung des Goldlandes ʿm(ꜣ)w

Forscher

Lokalisierung

Posener (1977)89 Zibelius-Chen (1988)90 Cozzolino (1993)91 Kitchen (1999)92 Meeks (2003)93

Nilabschnitt zwischen Ǧabal Barkal und Kuš Östlich der nsw-tꜣ.wi͗-Minen am 4. Katarakt Nördlich von Napata am 4. Katarakt Wüste östlich des 5. Katarakts Midian am östlichen Golf von ʿAqaba

Nach dem derzeitigen Stand der Forschung machen die sehr detaillierten Ausführungen Kitchens meines Erachtens am meisten Sinn ohne allerdings wirklich als gesichert gelten zu können; Meeks’ Theorie ist dagegen völlig verfehlt. Im Übrigen widersprechen sich die verschiedenen Ansätze durchaus nicht: ʿm(ꜣ)w kann sich sehr gut über einen größeren Teil der nubischen Ostwüste erstreckt haben, d.h. sowohl östlich des 4. als auch des 5. Katarakts gelegen sein. f Das „Gottesland“ Nach diesen Toponymen, deren exakte Lokalisierbarkeit zumindest in der Theorie außer Frage steht, nun zu einem gänzlich anders gelagerten Problemfall. In den ägyptischen Quellen taucht bereits in frühester Zeit ein geographischer Ausdruck von beträchtlicher Diffusität auf, das sog. „Gottesland“ (Tꜣ-nčr). Johannes Dümichen meinte 1887 dazu: Wenn in ägyptischen Texten von einer Expedition nach Ta-nuter die Rede ist, so besagt dies etwa dasselbe, als wenn wir von einer Reise in den Orient reden.94

89 90 91 92 93 94

G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, 337–342. K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 77f. C. Cozzolino, The land of Pwnt, in: G.M. Zaccone & N. Tomaso (Hrsg.), Sesto Congresso Internazionale di Egittologia, Atti ii, Turin 1992, (391–398) 396. K.A. Kitchen, Further Thoughts on Punt and its Neighbours, in: A. Leahy & J. Tait (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt in Honour of H.S. Smith, London 1999, 173–178. Meeks, Locating Punt, 65 ff. J. Dümichen, Geographie des alten Ägyptens, Schrift und Sprache seiner Bewohner,

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Im Allgemeinen wird Punt als das konkrete Toponym und Tꜣ-nčr als das übertragen symbolische verstanden. Adolf Erman hielt jedoch auch Punt für eine sehr allgemeine Bezeichnung und vergleicht es mit eben jenem „Gottesland“.95 Wie nun passen die beiden Ausdrücke zusammen, und was verbindet sie überhaupt? Wie bereits in der Einleitung ausführlicher behandelt, wechseln in den Texten Pwn.t und Tꜣ-nčr oft; sie scheinen manchmal geradezu miteinander austauschbar zu sein, gäbe es da nicht auch andere Regionen, die manchmal als „Gottesland“ angeführt werden. Die Wörterbuch-Bearbeiter haben sich auf folgende Formel verständigt: Bezeichnung der im Osten von Ägypten liegenden Länder: besonders Punt und die Weihrauchländer, aber nicht selten auch vom Sinai und vom Libanongebiet. Wb. v, 225:1–4

Damit könnte die Betrachtung des „Gotteslandes“ im Kontext der Puntfrage als abgehandelt gelten, wäre da nicht die These von Dimitri Meeks, Punt sei gar nicht in Afrika, sondern in Vorderasien zu suchen, genauer gesagt am Gold von ʿAqaba. Er argumentiert mit dem zweiten Teil des Wörterbuch-Eintrages96 und verweist auf eine Arbeit von Saleh, nach welcher das „Gottesland“ in Südarabien gelegen habe.97 Mehrere Toponymlisten würden dieses Bild erhärten: eine Liste Amenophis’ iii. in Soleb, eine weitere Ramses’ ii. in Luxor, eine vergleichbare Ramses’ iii. in Karnak sowie ein entsprechendes römerzeitliches Dokument aus Kōm Ombo.98 Meist wird bei diesen Listennennungen von einem Fehler ausgegangen.99 Meeks führt weiter an, Punt werde in Hymnen und religiösen Texten als Land der aufgehenden Sonne beschrieben, was eine Lage

95 96 97 98 99

in: W. Oncken (Hrsg.), Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, Berlin 1887, 102; Herzog, Punt, 34. A. Erman, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum, Tübingen 1885, 667f. Meeks, Locating Punt, 57 f. A.-A. Saleh, Notes on the Ancient Egyptian Tꜣ-Nṯr „God’s Land“, in: bifao du Centenaire, 1981, 107–117. R. Giveon, Les Bédouins Shasou des Documents Égyptiens, Leiden 1971, 24 (Soleb), 85 (Karnak), 91 (Luxor). R. Giveon, Les Bédouins Shasou des Documents Égyptiens, Leiden 1971, 25, Anm. 2; W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Wiesbaden ²1971, 263. Anders nur J. Leclant, Göttinger Vorträge vom ägyptologischen Kolloquium der Akademie, Fribourg & Göttingen 1964, 213f.

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im Osten des Niltals impliziere.100 In einer astronomischen Inschrift im Osireion Sethos’ i. in Abydos hieße es, die Sonne würde hinter Punt geboren.101 Ferner bestünde eine Verbindung zwischen Tꜣ-nčr und dem „östlichen šsmns“, das durch das Wādī aṭ-Ṭumīlāt über das östliche Nildelta erreicht würde.102 Meeks’ Thesen sind aus mehreren Gründen problematisch. Erstens sind topographische Listen keine verlässlichen Quellen für die Lokalisierung von Toponymen, da sie erwiesenermaßen sehr stark redigiert und jahrtausendelang immer und immer wieder voneinander kopiert worden waren. Zweitens sind religiöse Texte zur Lösung profaner Sachverhalte nur eingeschränkt nutzbar zu machen, und drittens sind griechisch-römische Quellen über Punt wenig vertrauenswürdig, da man wahrscheinlich zuletzt in der 20. Dynastie eine Expedition nach Punt ausgerichtet hatte. Dass auch Regionen im Osten und in Vorderasien als Tꜣ-nčr bezeichnet werden konnten, steht außer Frage.103 Nur sollte eben auch der Ausdruck selbst hinterfragt werden. Was bedeutet dieses „Gottesland“ überhaupt? Meines Erachtens ist es schlichtweg ein Ausdruck für „ganz weit weg“ oder – idiomatisch formuliert – „wo der Pfeffer wächst“! Auf ägyptische Vorstellungen übertragen wäre dies das Land „wo der Weihrauch wächst“, und das muss nicht nur eine einzige ganz bestimmte Region sein. Mit anderen Worten: Der Wechsel von Tꜣ-nčr und Pwn.t ist keinerlei Hinweis auf eine vorderasiatische Lage Punts. g Land der ‚Horizontischen‘ Vielleicht noch enigmatischer als das „Gottesland“ ist ein obskures „Land der ‚Horizontischen‘“ (sꜣ-ꜣḫ.ti͗w), das lediglich in einem einzigen Text erwähnt wird. Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f berichtet unter Pepi ii., er habe aus dieser Region einen Tanzzwerg beschafft, wie er früher unter Asosi nach Ägypten gebracht worden sei. Genau gesagt ließ Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f an seinem Grab einen Brief des Königs Neferkare wiedergeben, in welchem einer seiner Briefe aus Yꜣm in Nubien an den König zitiert wird. Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f bewegte sich zwar eindeutig in Nubien, brachte aber „Gaben aus dem Minengebiet von Punt“ (i͗nw.t bi͗ꜣ Pwn.t) und vor allem jenen „Gottestänzer-Pygmäen“ aus dem „Land der ‚Horizontischen‘“ (ṭng i͗bꜣw.w-nčr m tꜣ ꜣḫ.ti͗w) (Dok. 3).

100 101 102 103

Meeks, Locating Punt, 57 f. C. Kuentz, Autour d’ une conception égyptienne méconnue: L’akhit ou soi-disant horizon, in: bifao 17, 1920, (121–190) 178–183; Meeks, Locating Punt, 58. A.H. Gardiner, The Supposed Egyptian Equivalent for the Name of Goshen, in: jea 5, 1918, 218–223; Meeks, Locating Punt, 58. Vgl. insbesondere Urk. iv, 615:11 f.

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c̣ṭ̌ .n⸗k r mc̣ꜣ̌ .t⸗k tn wn.t i͗ni̯.n⟨i͗⟩ 7 ꜣw.w104-nčr m tꜣ n⸗k ṭng i͗b ◯ ꜣḫ.ti͗w

In Deinem Schreiben hast Du gesagt, Du hättest einen Gottes-tänzer-Pygmäen aus dem Land der ‚Horizontischen‘ 105 gebracht.

8 mi͗ ṭng i͗ni̯⟨.n⟩⸗ẖtm.w-nčr ◯ Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ m Pwn.t m rk Issi͗

(von der Art) wie der Pygmäe106, den der Gottessiegler Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ zur Zeit (König) Isesis (seinerzeit) aus Punt gebracht hatte.

9 c̣ṭ̌ .n⸗k ḫr ḥm⟨⸗i͗⟩ i͗w.t(i͗)-sp ◯ i͗ni̯.t(i͗)⸗mi͗.t(i͗)⸗f i͗n nb i͗ri̯ Iꜣm c̣ř -bꜣḥ

Du hast gegenüber Meiner Maiestät geäußert, noch nie sei Dergleichen durch irgendeinen anderen gebracht worden, der zuvor Yam bereiste.

21 mri̯⸗ḥm⟨⸗i͗⟩ mꜣꜣ ṭng pn r ◯ 22 Pwn.t i͗nw.t bi͗ꜣ ◯

Mehr (noch) als die Gaben aus dem Minengebiet von Punt wünscht (Meine) Maiestät diesen Pygmäen zu sehen!

Das „Land der ‚Horizontischen‘“ erfuhr in der ägyptologischen Literatur eine kuriose Definition.107 Rainer Hannig hat tꜣ-ꜣḫ.ti͗w nämlich bestimmt als „Name eines Landes, aus dem Zwerge stammen“.108 Man erkennt deutlich den Bezug auf die einzige Quelle, die Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f. Wie aber ist dieses Land zu lokalisieren? Henri Gauthier meinte, ꜣḫ.t sei der Teil der Welt, der durch

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107 108

Kontamination der Graphie i͗bꜣ.w „Tänzer“ mit i͗bꜣw „Mähnenspringer, Mähnenschaf “ (Ammotragus lervia). Unklar ist die Abgrenzung der Lexeme. Sind die drei Spielsteine (i͗bꜣ.w „Springerle“) ein eigenes Wort in logographischer Pluralschreibung? Ein singulärer Ausdruck für unbekannte Regionen, bewohnt von Leuten, über die man keine Informtionen mehr besitzt, die allerdings im Determinativ durch ihren Kopfputz (Feder im Haar) als Südländer ausgewiesen werden. Um die Exotik und Ferne auszudrücken, sollte man vielleicht am besten sehr frei ideomatisch übersetzten „Land, wo der Pfeffer wächst“ oder vielleicht mitsamt der wahrscheinlichen Lokalisierung (Pygmäen!) als „caput nili“. Bei den „Horizontischen“ handelt es sich damit nicht um die Puntiten, sondern um zentralafrikanische Pygmäen, vgl. C.M. Turnbull, Wayward servants. The two worlds of the African pygmies, Westport (Conn.) ²1976. Da es sich mit Bestimmtheit um einen temporalen Rückbezug handelt, jedoch weder Gemination noch ⟨n⟩ geschrieben stehen, das bei entsprechenden Relativformen zu erwarten wäre, könnte man meinen, an dieser Stelle stünde ein Pseudopartizip, was wiederum hieße, dass das Antezedens indeterminiert wäre. Weil aber das Subjekt eines Pseudopartizips stets pronominal ist, steht doch eine Relativform, d.h. das ⟨n⟩ ist zu ergänzen. Martinssen, Untersuchungen, 16, Anm. 18. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 13.

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den Sonnenlauf umschlossen wird;109 die erleuchtete Gegend stelle die östliche Grenze dar.110 Alle entfernt liegenden Regionen, die geographisch dort anzusiedeln sind, seien daher unter dem Ausdruck tꜣ-ꜣḫ.ti͗w zu fassen. Wirklich hilfreich ist eine solche Definition nicht. Sie vermag zwar zu erklären, wie es zu dem Begriff kommen konnte, nicht jedoch, wo diese Region denn nun genau angesiedelt wurde. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, es müsse sich um eine diffuse Bezeichnung für die Ferne Zentralafrikas handeln.111 Dies wird sicherlich zutreffen. Um die zuvor im Bezug auf das „Gottesland“ verwendete Parallele im Deutschen erneut zu bemühen, könnte man sagen, jenes ist das Land „wo der Pfeffer wächst“ und dieses ist tꜣ-ꜣḫ.ti͗w „hinter dem Mond“, also noch weiter weg. Über das Tꜣ-nčr hat man in Ägypten noch Nachricht, über das tꜣ-ꜣḫ.ti͗w nicht mehr.

∵ Bewertung. Die Suche der Epigraphiker ist durch einzelne Expertenmeinungen geprägt. Es gibt in der Forschung die verständliche Tendenz, die vereinzelt dastehende exotische Meinung zu zitieren, nicht zuletzt auch weil diese meist mit entsprechender Vehemenz vertreten wurde. So könnte stellenweise der Eindruck entstehen, diese sei allgemein akzeptiert, da sie alle zitieren. Andererseits folgt geisteswissenschaftliche Forschung bis zu einem gewissen Grade dem demokratischen Prinzip, d.h. es gibt eine Art Mehrheitsentscheid. Doch wird eine These natürlich auch nicht richtiger, wenn sie die communis opinio darstellt. Auffällig ist: Bei fast allen hier referierten Diskussionen gibt es stark abweichende Thesen einzelner Forscherpersönlichkeiten (O’Connor, Nibbi, Vandersleyen, Meeks), die zudem mit Ausnahme von O’Connor alle einer expliziten Agenda folgen, d.h. die Quellen werden zur Bekräftigung der jeweiligen These stark strapaziert, teils werden unbrauchbare Quellen herangezogen oder bestimmte Sachverhalte ohne Angaben von Gründen pauschal abgelehnt. Oft bleiben diese Thesen unkommentiert stehen, ihnen wird nicht explizit und in der gebotenen Ausführlichkeit widersprochen. Wahr-

109 110 111

H. Gauthier, Dictionnaire des Noms Géographiques i, Kairo 1925, 6. C. Kuentz, Autour d’ une conception égyptienne méconnue: L’akhit ou soi-disant horizon, in: bifao 17, 1920, 121–190. C. Kuenz, Autour d’ une conception égyptienne méconnue: L’akhit ou soi-disant horizon, in: bifao 17, 1920, 121–190; H. Gautier, Dictionnaire des Noms Géographiques i, Kairo 1925, 6; Martinssen, Untersuchungen, 16, Anm. 13. Vgl. C.M. Turnbull, Wayward servants. The two worlds of the African pygmies, Westport (Conn.) ²1976.

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scheinlich ist dies schlichtweg der geringen Zahl an Fachvertretern geschuldet.

iii.2

Opone und Ptolemäus x.: Die Suche der Althistoriker

In der Alten Geschichte wird traditionell nur sehr wenig nach Punt gesucht. Dort spielt dieses Thema eine sehr marginale Rolle und taucht nur ganz vereinzelt als Randphänomen anderer Fragestellungen auf. Die Identifizierung von Ortsnamen bei antiken Geographen ist eine dieser wenigen Berührungspunkte der klassischen Philologie mit Punt. Hier ist es besonders der Ortsname Ὀπώνη, welcher die Forschung beschäftigt. Daneben gibt es Berichte über ein Ausgreifen der Ptolemäer in Richtung Punt, vor allem über die Gründung eines ptolemäischen Stützpunktes an der südlichsten Küste des heutigen Sudan. Ptolemäus x. soll darüber hinaus sogar einmal bei Thronstreitigkeiten in Punt Zuflucht gefunden haben. a Opone (Ὀπώνη) Die Verknüpfung zwischen dem heutigen Ortsnamen (Rāʾs) Ḥāfūn (somali Raas Xaafuun) am Horn von Afrika und einem Handelsstützpunkt (ἐμπόριον) namens Ὀπώνη bei Claudius Ptolemäus (iv, 7:11) bzw. Periplus maris erythraei (Περίπλους τῆς Ἐρυθράς Θαλάσσης, 15) im wurde erstmals von Heinrich Brugsch gemacht. Rāʾs Ḥāfūn befindet sich am Indischen Ozean südöstlich von Kap Guardafui an der Küste des heutigen Somalia. Brugsch hatte sich anfänglich für eine südarabische Lage Punts ausgesprochen112, war dann jedoch unter dem Eindruck der Arbeiten von Auguste Mariette auf dessen Lokalisierung an der Somaliküste umgeschwenkt.113 Brugsch war es auch gewesen, der als Erster das biblische Ophir in die Diskussion eingeführt hatte.114 Nun also plädierte er in einem Nebensatz für eine Identität von Hāfūn und Ὀπώνη: Die Bewohner von Punsic! , die sogenannten Punti, an der Weihrauchküste des heutigen Somali-Landes, woselbst sich der alte Name in der Gestalt Hafun (bei Ptolemäus Opone) erhalten zu haben scheint, […]. 112 113 114

H. Brugsch, Die altägyptische Völkertafel, in: Abhandlungen und Vorträge des 5. Internationalen Orientalisten-Kongresses, Afrikanische Section iii, Berlin 1881, 26–79. H. Brugsch, Ägyptische Beiträge zur Völkerkunde der ältesten Welt, Deutsche Revue 4, Quartalsband 4, Berlin 1881, 51; Herzog, Punt, 33. H. Brugsch, Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen, Leipzig 1877, 110 und 281.

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Maurice Alliot ging sogar noch weiter und postulierte ein „hamitisches“ Lokalwort opūn, aus dem sowohl Hāfūn und Ὀπώνη, als auch Pwn.t abzuleiten seien.115 Ce vocable reproduit, en deux étrangères, un mot chamite du parler local, probablement Opoun, transcrit Pwn.t bien des siècles plus tôt, par les Egyptiens. Pierre Montet hält noch 1964 eine gewisse Verwandtschaft mit dem Namen Opone nicht für abwegig.116 Werner Vycichl hat jedoch kurz darauf gezeigt, dass Hāfūn nicht von Ὀπώνη abgeleitet ist noch von derselben Grundlage stammt.117 Entscheidender ist allerdings ein weiteres Faktum: Die SomaliaThese Mariettes wird mittlerweile nicht mehr allgemein akzeptiert, ja sie gilt heute als sehr unwahrscheinlich und wird von keinem Fachmann mehr vertreten. b Ptolemais Theron (Πτολεμαῖς Θηρῶν) Mit der Erforschung und zunehmenden Schiffbarkeit des Roten Meeres in hellenistischer Zeit einher ging die ptolemäische Expansion nach Südosten. Über das Mittlere Niltal erstreckte sich das kuschitische Reich von Meroë, welches auch die Handelswege ins südlichere Afrika kontrollierte. Nicht zuletzt wohl um diese zu umgehen, suchten sich die Ptolemäer an der unwirtlichen Ostküste des Kontinents zu etablieren. Ein weiterer Grund, sich in diesen Gegenden festzusetzen, war die dortige Fauna: Hier gab es nämlich Elefanten, die im Kampf um die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum als Kriegsmaschinen heiß begehrt waren. Den seleukidischen Konkurrenten der Ptolemäer standen indische Elefanten in ausreichender Zahl zur Verfügung, und so ist es nur folgerichtig, wenn sich die griechischen Pharaonen ihre Versorgung mit afrikanischen Tieren dieser Art dauerhaft sichern wollten. Ptolemäus ii. ließ die Routen durch das Rote Meer erforschen; bei einer dieser Expeditionen wurde Πτολεμαῖς Θηρῶν gegründet, „ Jagd-Ptolemais“.118 Nach der Meinung von Jehan Desanges lag dieser Ort wahrscheinlich in der Nähe von ʿAqīq

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M. Alliot, Pount-Pwâne, l’ Opôné du géographie Ptolémée, in: Revue d’Égyptologie 8, 1951, 2–7; Herzog, Punt, 53. P. Montet, Das alte Ägypten, Zürich 1964, 220. W. Vycichl, Punt, Opone, Hafun – das Weihrauchland und die alten Ägypter, in: mio 13, 1967, 45 f. Meeks, Locating Punt, 69 f.; Meeks, Coptos, 304 f.

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an der sudanesischen Küste, ca. 200m südlich von Port Sudan.119 Seine Gründung wird auf der Pithomstele näher geschildert; dort heißt es, er befände sich am pḥw. nḥsi͗, also am „Hinterteil von Nubien“ (Urk. ii, 101:8).120 Wir wissen leider weder wie groß Πτολεμαῖς Θηρῶν war, noch wie lange es Bestand hatte, von seiner exakten Lage ganz zu schweigen. Falls es sich wirklich bei ʿAqīq befunden haben sollte, dürfte es sich um den südlichsten ägyptischen Vorposten handeln. Lag Πτολεμαῖς Θηρῶν gar auf dem Gebiet, welches früher Punt genannt worden war? Es spricht zumindest nichts dagegen, trotz aller gegenteiligen Behauptungen von Dimitri Meeks. Er meint, der Ausdruck pḥw. nḥsi͗ sei sehr ungewöhnlich und benutzt ihn als Argument gegen eine Lokalisierung Punts im sudanisch-abessinischen Raum.121 Wie genau dieses Gegenargument funktionieren soll, ist unklar. Erstens wird Punt im Zusammenhang mit Ptolemais Theron gar nicht genannt, und zweitens ist der Ausdruck durchaus nicht ungewöhnlich, sondern folgt gängiger ägyptischer Terminologie und bedeutet schlicht und einfach nur „am äußersten Ende Nubiens“. Und wäre eine Lage in ʿAqīq nicht das äußerste Ende des nubischen Raumes? c Die Flucht Ptolemäus’ x. nach Punt Eine der zahlreichen Auseinandersetzungen innerhalb des ptolemäischen Köngishauses waren die Thronstreitigkeiten zwischen Ptolemäus ix. Soter ii. und Ptolemäus x. Alexander i. In einem Bericht von Edfu über die ein Jahrhundert währenden Baumaßnahmen erfahren wir darüber sehr spannende Details. Dort heißt es nämlich, Ptolemäus x. sei im Jahr 88 v. Chr. nach Punt geflohen: „er floh nach Punt; sein älterer Bruder ergriff von Ägypten Besitz und wurde erneut zum König gekrönt“122.123 Andere Quellen berichten uns, er sei nach Zypern geflohen.124 Meist beschränkt sich die Forschung darauf, diesen Widerspruch einfach nur zu kon-

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J. Desanges, Recherches sur l’ activité des Méditerranéens aux confins de l’Afrique, Rom 1978, 272–274; Meeks, Locating Punt, 69. Meeks, Locating Punt, 69. Meeks, Locating Punt, 69. E. Chassinat & M. Rochemonteix, Le Temple d’Edfou vii, Kairo 1932, 9:7f. Meeks, Locating Punt, 69. A.E. Samuel, Year 27 = 30 and 88 bc, in: CdE 40, 1965, 376–400; E. Van’t Dack, Le retour de Ptolémée xi Sotèr ii en Égypte et la find du règne de Ptolémée x Aléxandre i, in: E. Van’t Dack, P. van Dessel & W. van Gucht (Hrsg.), Egypt and the Hellenistic

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statieren.125 Dimitri Meeks will hierin wieder ein Argument für seine arabische Puntlokalisierung sehen.126 Er führt des Weiteren eine Bemerkung von Strabon an (xvii, 8), Ptolemäus sei nach seiner Flucht nach Syrien geeilt, um dort Truppen auszuheben. Zum einen heißt das noch lange nicht, Punt müsse in der Nähe Syriens gelegen haben, zum anderen könnte es durchaus sein, dass man in der Spätzeit auch Teile der Arabischen Halbinsel unter Punt subsummierte. Allerdings lässt sich daraus keinesfalls eine diesbezügliche Lokalisierung Punts in den älteren Perioden der ägyptischen Geschichte ableiten.

∵ Bewertung. Die Alte Geschichte kann nichts Substanzielles zur Punt-Diskussion beitragen. Eine einzige toponymastische Gleichung ist wenig aussagekräftig, zumal sie auf einem Lokalisierungsvorschlag für Punt beruht, der schon längst ad acta gelegt wurde. Eine ptolemäische Siedlung in Abessinien hätte bereits viel mehr Quellenwert, wüssten wir mehr über sie, allem voran ihre exakte Lage. Die Nachricht über eine Flucht Ptolemäus’ x. nach Punt ist zu singulär und mit zu vielen Problemen behaftet, um in irgendeiner Weise für die Lokalisierung Punts relevant zu sein. Gleichwohl ist der altphilologische Strang der Debatte nicht uninteressant. Er zeigt, wie sehr die Forscher des 19. Jahrhunderts noch der klassischen Bildung verpflichtet waren und sich vorzugsweise in den Bahnen der griechisch-römischen bzw. biblischen Welt bewegten. Wenn sich ein Ägyptologe wie Meeks im 21. Jahrhundert wieder in die klassischen Texte flüchtet, zeigt dies nur, wie gewollt sein Lokalisierungsversuch und wie verfahren die Punt-Diskussion ist.

iii.3

Ophir und Phûṭ: Die Suche der Alttestamentler

Die Forscher des 19. Jahrhunderts waren noch ganz der humanistischen Bildung verhaftet, die im Wesentlichen aus den griechisch-lateinischen Klassikern und der Bibel schöpfte. Man sieht meist nur, was man schon kennt, und so verwundert es ganz und gar nicht, wenn sich selbst eminente Wissenschaftler vom Schlage eines Heinrich Brugsch damit schwertun, aus dem

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World. Proceedings of the International Colloquium, Leuven, 24–26 May 1982, Leuven 1989, 136–150; Meeks, Locating Punt, 69. J.D. Ray, Psammuthis and Hakoris, in: jea 72, 1986, (149–158) 153. Meeks, Locating Punt, 69; Meeks, Coptos, 303 f.

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engen Weltbild der Bibel auszubrechen. Heutzutage sind die Vorzeichen freilich umgekehrt: Begriffe wie Ophir oder Phûṭ müssen erst eingeführt werden, da sie nicht mehr allgemein bekannt sind. a Ophir (‫)א ֹוִפיר‬ Die Forschungen über Punt berührten sich vor allem im 19. Jahrhundert mehrfach mit Spekulationen über ein weiteres, ebenfalls heiß umstrittenes Toponym: das Goldland Ophir (hebr. ‫)אוִֹפיר‬.127 Bei diesem handelt es sich um eine Region, die im Alten Testament mehrfach erwähnt wird. Dort erfahren wir, König Salomon habe Schiffe nach Ophir gesandt, die reich mit Gold, Ebenholz und Edelsteinen beladen zurückkehrten. In der Übersetzung der Lutherbibel heißt es: 1. Kn 10, 11 „Dazu die Schiffe Hirams, die Gold aus Ophir führten, brachten sehr viel Sandelholz und Edelgestein.“ 1. Kn 11, 48 „Und Joschafat hatte Schiffe lassen machen aufs Meer, die nach Ophir gehen sollten, Gold zu holen. Aber sie gingen nicht; denn sie wurden zerbrochen zu Ezeon-Geber.“ 2. Chron. 8, 18 „Und Hiram sandte ihm Schiffe durch seine Knechte, die des Meeres kundig waren und sie fuhren mit den Knechten Salomos gen Ophir und holten von da vierhundertundfünfzig Zentner Gold und brachten’s dem König Salomo.“ 2. Chron. 9, 10 „Dazu die Knechte Hirams und die Knechte Salomos, die Gold aus Ophir brachten, die brachten auch Sandelholz und Edelsteine.“ Dass es sich nicht um ein topographisches Phantom handelt, sondern um ein reales Toponym, wird nahegelegt durch den Fund eines hebräischen Ostrakons

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Herzog, Punt, 40 f.

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in Tell Qasīle bei Tel Aviv (7. Jhd. v. Chr.), wo „Gold von Ophir“ erwähnt wird.128 Arabische Quellen nennen ein Goldland Afir, wobei es sich um die Rezeption des biblischen Toponyms handeln wird.129 Das im Ersten Buch der Könige 11, 48 erwähnte Ezeon-Geber liegt am Golf von ʿAqaba in der Nähe des heutigen Elat (‫ֵאיַלת‬, arab. Aila). Mit dem Pwn.t der ägyptischen Quellen hat Ophir also in der Tat Einiges gemeinsam: Aus beiden Ländern wurde Gold eingeführt, beide waren zu Schiff über das Rote Meer zu erreichen, und beide sind in ihrer Lokalisierung nicht gesichert. Der Ethnologe Rolf Herzog: In einer kaum überschaubaren Zahl von Veröffentlichungen mutmaßten Autoren aller Bildungsgrade über die Lage dieses sagenreichen Landes Ophir.130 Eine Zusammenstellung der wichtigsten Mutmaßungen findet sich in der Arbeit Terrae incognotae von Richard Henning131; die meisten Quellen zum Ophir-Mythos hat Heinrich Pleticha zusammengestellt.132 Praktisch überall auf der Welt war Ophir bereits vermutet worden, sogar im Pazifik. Eine Expedition unter Leitung von Alvaro de Mendaña de Neyra entdeckte dort 1567 die Inselgruppe der Salomonen und benannte sie entsprechend, obwohl es dort nicht einmal Goldvorkommen gibt.133 Bereits im Mittelalter suchte man Ophir in Indien, Ceylon und sogar in Südostasien an der Straße von Malakka – später dann in der Neuen Welt, wo es mit dem Eldorado-Mythos verknüpft wurde. Es wurden sogar zwei verschiedene Ophirs postuliert.134 Portugiesische Seefahrer hatten früh vermutet, Ophir könne am Sambesi liegen; besonders propagiert wurde diese These später von Olfert Dapper und dem Afrikareisenden James Bruce.135 Da diese Lokalisierung Ophirs ein beliebter Anknüpfungspunkt zur Puntdiskussion war, sei näher auf jene postulierte Verbindung zwischen Ophir und Zimbabwe eingegangen.

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B. Maisler, Excavations at Tell Qasile (1951), in: Israel Exploration Journal 1, 1950/51, (61– 76, 125–140, 194–218) 209 f., Taf. 38a. H. Pleticha (Hrsg.), Simbabwe. Entdeckungsreisen in die Vergangenheit, Stuttgart 1985. Herzog, Punt, 40 f. R. Hennig, Terrae Incognitae i, Leiden ²1944. H. Pleticha (Hrsg.), Simbabwe. Entdeckungsreisen in die Vergangenheit, Stuttgart 1985. L. Pedroni, Una collezione privata di monete aksumite, in: Bollettino di Numismatica 28–29, 1997, 7–147. S. Borchart, Geographia sacra, Frankfurt a. M. 1681, 157 und 768ff.; H. Feigl, Das Goldland Ophir, in: Österreichische Monatsschrift für den Orient 22, Wien 1896, 76–89 & 111–126; Herzog, Punt, 41. O. Dapper, Naukeurige Beschrijvinge der Afrikaenschen gewesten, Amsterdam 1668; J. Bruce, Travels to discover the source of the Nile, Edinburgh 1790.

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Ophir – Zimbabwe136. Im Jahre 1502 entdeckte Vasco da Gama an der Ostküste Afrikas die Stadt Sofala und meinte wegen des Reichtums an Gold und Edelsteinen, Ophir entdeckt zu haben.137 Die Portugiesen hatten damals allerdings nur indirekte Nachricht von Zimbabwe, insbesondere ein gewisser João de Barros (1552).138 Ein Schwabe war es dann, der 1871 die Ruinen von Zimbabwe für die westliche Welt entdeckte und sie mit Ophir und der Bibel in Verbindung brachte: Karl Mauch.139 Mit dem beginnenden Kolonialismus gewann diese Ansicht rasch an Popularität, propagiert insbesondere durch den berüchtigten ‚Gründer Deutsch-Ostafrikas‘, den Historiker Carl Peters.140 In einem Buch mit dem programmatischen Titel Ophir. Im Goldland des Altertums. Forschungen zwischen Sambesi und Sabi meinte er, die Begriffe Ophir und Afrika seien etymologisch miteinander verwandt, und Ophir sei inhaltlich das ägyptische Goldland Punt. Ist dies realistisch? Mittlerweile kursieren so viele Studien über Zimbabwe, dass es durchaus nicht ganz einfach ist, als Nicht-Fachmann für die prähistorische Archäologie des subsaharanischen Afrikas Wissenschaftliches von wenig Fundiertem zu trennen. Die vielleicht beste Zusammenfassung der Forschungsliteratur findet sich in dem Standardwerk African Civilizations von Graham Connah141; eher für die breite Öffentlichkeit gedacht ist das Buch von Peter Hertel.142 Besonders gut und umfassend ist eine kritische Zusammenschau aus der Feder von Kunigunde Böhmer-Bauer143, in welcher die Bezüge zwischen der mündlichen Überlieferung, Archäologie und Ethnologie hergestellt und ausführlich kommentiert werden. Die Forschung spricht heute zumeist von ‚Greater Zimbabwe‘144, da der Ruinenkomplex nur die größte von ca. 150 ähnlichen Fundorten in der

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P.S. Garlake, Great Zimbabwe, London 1973, 209f.; D. Chanaiwa, The Zimbabwe Controversy. A Case of Colonial Historiography. Syracuse/ny 1973. I. Pikirayi, The Portuguese phase of the Late Iron Age of Zimbabwe, in: P.J.J. Sinclair & J.-A. Rakotoarisoa (Hrsg.), Urban origins in Eastern Afria, Stockholm 1990, 187–197. G.M. Theal, Records of sotu-eastern Africa, Kapstadt 1964, vi, 267f. P.S. Garlake, Great Zimbabwe, London 1973, 53; T.N. Huffman & J.C. Vogel, The chronology of Great Zimbabwe, in: South African Archaeological Bulletin 46, 1991, (61–70) 69. H.W.A. Sommerlatte, Gold und Ruinen in Zimbabwe. Aus Tagebüchern und Briefen des Schwaben Karl Mauch (1837–1875), Gütersloh 1987. C. Peters, Ophir. Im Goldland des Altertums. Forschungen zwischen Sambesi und Sabi, München 1902. G. Connah, African Civilizations, ²2001, 224 mit den Karten Abb. 7.1f. P. Hertel, Zu den Ruinen von Simbabwe, Gotha 2000. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000. P.S. Garlake, Great Zimbabwe, London 1973.

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Region darstellt.145 Eine Beschreibung aller Relikte von Greater Zimbabwe findet man in der bereits erwähnten Dissertation von Böhmer-Bauer.146 Als Zentralort des Reiches von Muenemutapa („Monomotapa“)147 hatte Greater Zimbabwe seine Blütezeit zwischen dem 11.–15. Jhd. n. Chr., ist also sehr viel jünger als man lange glaubte. Dies wurde bereits 1905 nachgewiesen, also kurz nach dem Erscheinen des Buches von Carl Peters, doch durchsetzen konnte sich diese Spätdatierung erst nach grundlegenden Arbeiten in den 1950er Jahren.148 Sie basiert auf Radiokarbon-Proben der ältesten Bauteile, die ins 12. Jhd. datieren, auch wenn die Keramik teilweise älter ist. Außerdem wurden auf Grabungen in stratifiziertem Kontext chinesische Keramik der Ming-Dynastie und indische Textilien gefunden;149 beides kann extern gut datiert werden. Wie die genaue Datierung150 ist fast alles rund um Greater Zimbabwe kontrovers: Ursprünge, Erbauer, und Untergang.151 Entsprechend gibt es zahlreiche Theorien zur Einordnung der Anlagen.152 Selbst der Begriff Zimbabwe ist in seiner etymologischen Interpretation umstritten153 und bis heute nicht zufriedenstellend erklärt.154 Die oft angeführten Deutungen 1. dzimba dza mabwe (zimba = „Häuser“, sg. imba; bwe/bge = „Stein“) und 2. -woye „ehrwürdig“ sind wohl beide falsch.155 Weitere Versuche156 operieren u.a. mit -hue „groß“ vom Wortstamm ku im Bantu „Oberhaupt, König, Stammesältester“ – man dachte dabei wohl auch an das ägyptische Pharao – pr(.w)-ʿꜣ/ⲡ·ⲣⲣⲱ.157 Nur am Rande sei daran erinnert, dass Zimbabwe immerhin der Name eines Staates ist und hierin die alte koloniale Bezeichnung Rhodesien ablöste. Dort galt die Ophir-Theorie übri-

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G. Connah, African Civilizations, ²2001, 232. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000,70–85. I. Pikirayi, The archaeological identity of the Mutapa state: towards an historical archaeology of northern Zimbabwe, (Studies in African Archaeology 6) Uppsala 1993. Zu Muenemutapa und anderen Königstiteln vgl. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 65–68. Bantu ist der Pluaral von muntu „Mensch“, mutapa heißt „Herrscher“. T.N. Huffman & J.C. Vogel, The chronology of Great Zimbabwe, in: South African Archaeological Bulletin 46, 1991, 61–70; T.N. Huffman, The rise and fall of Zimbabwe, in: Journal of African History 13, 1971, 353–366. G. Connah, African Civilizations, ²2001, 258. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 89–94. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 86–89, 94f. und 103. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 97–100. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 56–65. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 65. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 57. K. Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe, Köln 2000, 60. P. Schebesta, Portugals Konquistamission in Südost-Afrika, St. Augustin 1966, 38f.

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gens als Staatsideologie.158 Archäologische Befunde sprechen für eine Besiedlung des Hochlands von Zimbabwe durch Bantustämme etwa um die Zeitenwende159, jedoch ist diese sog. ‚Bantuwanderung‘ ebenfalls heftig umstritten.160 Allgemein wird angenommen, sie habe ihren Ursprung im Gebiet des heutigen Kamerun in Zentralafrika gehabt161; Linguisten setzen die Bantuwanderung eher um 1000 n. Chr. an.162 Forschungsbericht. Die Verknüpfung zwischen Ophir und Punt wurde m. W. zuerst von keinem Geringeren als Heinrich Brugsch ins Spiel gebracht.163 Der Semitist Fritz Hommel verhalf der These in der Orientalistik zur größeren Verbreitung,164 Carl Richard Lepsius war es schließlich, der sie in die Afrikanistik trug und mit der Hamitentheorie verknüpfte.165 In seiner bedeutenden Nubischen Grammatik spekulierte er, sog. „Kuschiten“, d. h. hamitische Völker aus Asien seien parallel zu den frühen Ägyptern und Libyern auf die Arabische Halbinsel und von dort nach Afrika übergeströmt. Sie seien nicht nur die Phönizier jener ersten Zeiten; und mehr noch, sie waren die Vorväter selbst der uns bekannten Phönizier und würden daher in der Völkertafel Söhne von Kuš genannt. In Somalia wohnte ein Puna-Stamm bzw. das Volk der Puna im

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Vgl. beispielsweise A.J. Bruwer, Zimbabwe: Rhodesia’s Ancient Greatness, Johannesburg 1965. P.J.J. Sinclair, I. Pikirayi, G. Pwilt & R. Soper, Urban trajectories on the Zimbabwean plateau, in: T. Shaw, P. Sinclair, B. Andah & A. Okpoko (Hrsg.), The Archaeology of Africa, London/New York 1993, 707–731. M.K.H. Eggert, The Bantu Problem and African Archaeology, in: A.B. Stahl (Hrsg.)), African Archaeology: A Critical Introduction, Oxford 2004, 301–326; M.K.H. Eggert, Historical linguistics and prehistoric archaeology: Trend and Pattern in early Iron Age research of sub-Saharan Africa, in: Beiträge zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 3, 1981, 277–324. H.-P. Wotzka, Studien zur Archäologie des zentralafrikanischen Regenwaldes: Die Keramik des inneren Zaïre-Beckens und ihre Stellung im Kontext der Bantu-Expansion. Africa Praehistorica 6. Heinrich-Barth-Institut, Köln 1995; M.K.H. Eggert, Central Africa and the archaeology of the equatorial rainforest: Reflections on some major topics, in: T. Shaw, P. Sinclair, B. Andah & A. Okpogo (Hrsg.), The Archaeology of Africa: Food, Metals and Towns, London/New York 1993, 289–329. K. Bostoen, Pots, words and the Bantu problem: on lexical reconstruction and early african history, in: The Journal of African History 48, 2007, 173–199. H. Brugsch, Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen, Leipzig 1877, 110 und 281. F. Hommel, Sulla posizione del paese di Punt, in: Atti del iv Congresso Inernazionale degli Orientalistik tenuto in Firenze nel settembre 1878, Band i, Florenz 1880, (77–78) 77. C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f.

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Lande Pun-t. Ophir sei damit verbunden, jedoch befände dies sich auf der Arabischen Halbinsel. Mit dieser Zweiteilung Punts erklärte Richard Lepsius die beiden Darstellungsweisen der Puntiten (hell und dunkel): als Unterschied zwischen arabischen und afrikanischen Punta. Zu entsprechenden Darstellungen im Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) schreibt er: Der Zug […] besteht hier zur Hälfte aus braunen und schwarzen Leuten, zur anderen Hälfte aus roten, von den Ägyptern kaum unterschiedenen Leuten. Daraus geht hervor, dass die Puna zum Teil wenigstens sicher in Afrika, zu dem ja auch die Weihrauchküste selbst gehörte, wohnten, und hier die Negerstämme unter sich aufgenommen hatten. Ein anderer Teil desselben Volkes wohnte aber ebenso sicher damals noch in Arabien. Die Verbindung zwischen Ophir und Punt wurde von A. Soethbeer in einer volkswirtschaftlichen Zeitschrift weiter ausgeführt.166 Er stützte sich dabei auf die Arbeiten von Heinrich Brugsch und Johannes Dümichen.167 Eduard Meyer lokalisierte – Lepsius folgend – Ophir im heutigen Jemen und meinte, die Puntier seien die Ahnen der Sabäer.168 Kurz darauf erfolgte die erste genauere Untersuchung Zimbabwes durch James Theodore Bent169, was die Kolonialisten unter den Ophirsuchern auf den Plan brachte, allen voran Carl Peters.170 Dieser nutzt die Puntdiskussion für seine Zwecke aus (Goldgewinnung im südlichen Afrika) und rechtfertigt die Kolonisation Ostafrikas im Sinne des ‚Hamithenmythos‘, indem er Punt und Ophir als Einheit darstellt: Kann es zu sehr gewagt erscheinen, wenn wir alle diese Tatsachen aus einem Punkt zusammenfassend erklären? Ophir und Afrika ist das Südland. Puni oder Phöniker sind die Südleute. […] Wenn das ägyptische Punt oder Phoun

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A. Soetbeer, Das Goldland Ophir. Eine wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung, in: Vierteljahresschrift für Volkswirtschaft, Politik und Kulturgeschichte 68, 1880, 153–158; Herzog, Punt, 32. H. Brugsch, Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen, Leipzig 1877, 110 und 281; J. Dümichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin aus dem xvii. Jahrhundert vor unserer Zeitrachnung, Leipzig 1868. E. Meyer, Geschichte des alten Ägypten, in: W. Onken (Hrsg.), Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, Berlin 1887, 233 ff.; Herzog, Punt, 34. J.T. Bent, The Ruined Cities of Mashonaland, London 1892. C. Peters, Das Goldene Ophir Salomons. Eine Studie zur Geschichte der Phönizischen Weltpolitik, München 1895.

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auf Nordost-Afrika zu beziehen ist, so dürfen wir an den Stamm der Afer oder Afar denken, die heutigen Danakil, gegenüber Bab-el-Mandeb, welche nach ihrer eigenen Überlieferung aus Arabien herübergekommen sind und eine Abteilung der Somali-Stämme bilden. Afar wäre der Arabische Name für das ägyptische Phoun.171 Zwei Jahrzehnte später widmete sich der Alttestamentler William Foxwell Albright der Ophir-Frage wieder in wissenschaftlicher Manier und bekräftigt die These von Heinrich Brugsch. Elsewhere I hope to show that Ophir is certainly equivalent to Pwnt, as scholars are coming more and more to believe. Suffice it to say here that, like Meluha and Pwnt, Ophir furnished gold and malachite. In Gen. 7, 29, Hovilah is placed beside Ophir, and referred once to Africa (Cush) and once to Arabia ( Joktan). As we know, in the first millennium b.c. both sides of the Red Sea were occupied by closely related tribes of Arabic race, in Africa superimposed on a substratum of Hamitic peoples, a fact which gave rise to a sad confusion in the Jewish mind. Ophir seems to be equivalent to the modern Afar, the land of the Danakil of Eritrea west of Bâb el-Mandeb.172 Bereits kurz nach dieser Aussage hat sich die Lehrmeinung jedoch deutlich verschoben und eine Verbindung Punt – Ophir wurde zunehmend relativiert. So schrieb der Ägyptologe Günther Roeder 1928 in einem Artikel für Eberts Reallexikon der Vorgeschichte: Die Lage des Landes Punt der äg. Texte ist ebenso wenig gesichert wie die des alttestamentlichen Weihrauchlandes Ophir, mit dem es oft zusammengebracht wird. […] Die Bewohner von Punt sind nach den Bildern Hamiten gewesen.173 Damit ist alles gesagt, wären da nicht neue Ideen zu möglichen Verknüpfungen. Die bislang jüngsten Nachwehen der Ophir-These finden sich in einer

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C. Peters, Das Goldene Ophir Salomons. Eine Studie zur Geschichte der Phönizischen Weltpolitik, München 1895, 42 f.; Herzog, Punt, 42. W.F. Albright, Magan, Meluḫa, and the synchronismns between Menes and Narâm-Sîn, in: jea 7, 1921, (80–86) 83. G. Roeder, in: Eberts Reallexikon der Vorgeschichte 10, Berlin 1928, s.v. Punt; Herzog, Punt, 49.

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Arbeit von W.F.G. Lacroix.174 Er versucht darin durch das Etymologisieren der Toponyme bei Claudius Ptolemäus dessen imaginäre Afrikakarte zu rekonstruieren und kommt zu zahlreichen skurrilen Erkenntnissen. Danach reiste die Flotte der Hatschepsut zuerst nach Arabien, von dort weiter nach Indien und schließlich an die Somali-Küste und in die Nähe von Delagoa Bay. Dort hätten Kontakte mit den Herrschern von Zimbabwe-Transvaal bestanden. Zur Begründung versucht Lacroix, die Toponyme Punt und Ophir durch Vergleiche mit dem Kiswahili (Swahili) zu erklären. Ophir175 sei zu verbinden mit feredyi „syn. and augm. of mferedyi“; mferedyi bedeute „channel, water conduit drain“176 und -dyi sei ein „suffix of certain verbal nouns, to which it adds an idea of habit, state of persitency, of importance“.177 Mit dem Kanal uferedyi sei die See zwischen Ostafrika und Madagaskar gemeint!178 Bei Punt greift Lacroix zuerst einen alten Vorschlag von Carl Meinhof wieder auf179, der Pwn.t. mit Swahili pwani „Küste“ erklärt hatte.180 Anschließend zitiert er eine alte Arbeit über Metalle, in der es heißt „About 1500b.c. gold was produced in the land of Pun (an east Indian word for gold)“.181 Insgesamt kommt er zu dem Schluss: The meaning „coast“ is really too vague to be plausable; unless it refers to a specific coast that was designated as Punt to the exclusion of all other coasts, in which case the Swahili word „Pwani“ presents very good leads. The meaning „gold-bearing country“ is more plausable […].182

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W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 298–300. Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 219 und 545. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 299 f.; Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 186. Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 934. H. Meinhoff, Pwani – Pwn.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1942, 300–302. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 313f. Vgl. Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 768. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 314; A. del Mar, A History of the precoius metals from the earliest times to the present, (1880), reprint New York 1969, 39 und 15f., Anm. 12. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 314.

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Ophir – die Insel des Schiffbrüchigen. Der Alttestamentler Manfred Görg hat einen Vorschlag gemacht, Ophir mit Punt zu verknüpfen ohne von einer tatsächlichen Existenz Ophirs auszugehen.183 Er argumentiert mit der Entfaltung utopischer Dimensionen anhand von drei Namen ferner Länder: Atlantis, Taršiš und Ophir, d.h. er betrachtet Ophir nicht als reales Land.184 Vielmehr seien topographische Gegebenheiten lediglich Anlass für eine typisierende und idealisierende Interpretation gewesen, die in eine symbolisch-metaphorische Geographie gemündet habe. Görg sieht darin eine Parallele zu Atlantis, der „namenlosen“ Insel (*ⲁⲧⲣⲁⲛⲧⲉⲥ; W. Schenkel)185 und der Geschichte des Schiffbrüchigen186, d.h. zu einem mysteriösen und zugleich heilsvollen Eiland. Des Weiteren führt er einen weiteren mythischen Ort des Alten Testaments auf, Taršiš. Wie Atlantis habe auch dieses symbolische Toponym eine altägyptische Etymologie: nicht – wie von Cyrus H. Gordon in einer Interpretation als „Transoceania“ postuliert – verbunden mit bohairisch ⲧⲣⲉϣⲣⲱϣ „rot“ und nordwestsemitisch srṯ „Wein“187,188 sondern mit altäg. c̣ř „Grenze; Bereich“ (demot. tr, kopt. ⲧⲁⲣ).189 und šs „Wertvolles“ (vgl. he. ‫)שׁשׁ‬.190 Taršiš bedeute demnach „ fernes Land voller Kostbarkeiten“ o.ä.191 Im Hinblick auf Ophir verweist Görg auf den Namen einer Insel, Ὀφιώδης „die Schlangenreiche“, die von Diodor und Strabon erwähnt wird.192 Nach Strabon lag sie in der Nachbarschaft von Berenike, wiese jedoch keine Schlangen mehr auf. Selbstredend

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M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, 76–86. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, (76–86) 83. W. Schenkel, Atlantis: die „namenlose“ Insel, in: gm 36, 1979, 57–60. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, (76–86) 79. Vgl. Homers Gebrauch von οἶνος als Bezeichnung der weinroten Farbe der See im östlichen Mittelmeer. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, (76–86) 80; W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, Heidelberg 1965/1977, 245; J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Mainz 1976, 300. Probleme: Das koptische Wort ist eine Rekuplikationsform mit Metathese (altäg. ṭšr > demot. srš > kopt. ⲧⲱⲣϣ); die Rückführung von srṯ semit. auf *srš ist nicht gesichert. Wb. v, 585 f., W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, Heidleberg 1965/1977, 241. Wb. iv, 542. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, (76–86) 81. Diodor iii, 39; Strabon xvi, vi, § 6.

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denkt Görg hier an die Geschichte des Schiffbrüchigen, in welcher eine Insel im Besitz eines Schlangengottes als Herr von Punt beschrieben wird, ein mythisches Paradies, außerhalb der den Menschen gesetzen Grenzen.193 Daraufhin bestätigt er die Identifikation dieser Insel als Zeberged/St. John in Roten Meer durch Gerald Avery Wainwright194, akzeptiert von Kenneth A. Kitchen.195 Die Insel des Schiffbrüchigen wird an keiner Stelle explizit mit Namen genannt196, ist also gewissermaßen *ⲁⲧⲣⲁⲛⲧⲉⲥ – namenlos. Die Verbindung zu den Schlangen sei aufgrund einer griechischen Namensäthiologie gemacht: ἄφις bedeutet auf Griechisch „Schlange“. Diese Interpretation sei in Anklang an den ursprünglichen ägyptischen Namen der Insel gewählt worden, die sich in hebr. ‫ אוִֹפיר‬wiederspiegle. Dies sei demnach altägyptisch zu etymologisieren als i͗w „Insel“ + Infinitiv pri̯.t „Hervorkommen“. Dass der Auslaut bei i͗w schwindet ist in der Tat bei Komposita vielfach belegt197 und der Infinitiv wurde von ́ rekonstruiert.198 Jürgen Osing anhand von kopt. sⲡⲉⲓⲣⲉ und bⲫⲓⲣⲓ als *pīr˘t Diese „Insel des Hervorkommens“ verweise auf den kosmischen Vorgang der Bildung eines Urhügels bei der Schöpfung.199 Bei seinen Ausführungen übersieht Manfred Görg einen wesentlichen Aspekt: Charakteristikum des ägyptischen Topos ist es gerade, dass die Insel der Seligen keinen Namen hat! Folglich kann es auch keine altägyptische Etymologie geben. Das Naheliegende hat Görg gar nicht bemerkt, nämlich die inhaltliche Parallele zwischen dem Bericht Strabons und der Geschichte des Schiffbrüchigen, die Schlange(n). Daher möchte ich folgendes Szenario zeichnen: Erzählungen über eine von Schlangen bevölkerte Insel im Roten Meer kursierten noch in der Klassischen Antike und führten zur Benennung der Insel vor Berenike als Ὀφιώδης „die Schlangenreiche“. Das Toponym Ophir hat damit erst einmal nichts zu tun, sondern klingt nur zufällig ähnlich. Überhaupt macht sich Görg nicht einmal die Mühe, auf die phonologische Diskrepanz zwischen Ophir (‫ )אוִֹפיר‬und Ὀφιώδης einzugehen. Ein findiger Meroitist hätte beispielsweise mit einem retroflexen

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Kitchen, Punt and how to get there, 192, Anm. 34. G.A. Wainwright, Zeberged: the shipwreckes sailor’s island, in: jea 32, 1946, 31–38; G.A. Wainwright, Zeberged: A Correction, in: jea 34, 1948, 119. Kitchen, Punt and how to get there, 192, Anm. 34. H. Goedicke, Die Geschichte des Schiffbrüchigen, äa 30, Wiesbaden 1974, 42. W. Spiegelberg, Aegyptologische Randglossen zum Alten Testament, Straßburg 1904, Anm. 3. J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Mainz 1976, 486. M. Görg, Ophir, Tarschisch und Atlantis. Einige Gedanken zur symbolischen Topographie, in: bn 15, 1981, (76–86) 85.

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Dental argumentiert, der in verschiedenen Sprachen der Region verbreitet ist und war, darunter dem Meroitischen.200 Was bleibt also von der vielfach vorgebrachten Verknüpfung von Punt und Ophir? Im Grunde nichts! Die Lokalisierung Ophirs in Zimbabwe hat sich als Chimäre erwiesen, die Etymologien von Lacroix sind genauso unsicher wie seine weitreichenden Interpretationen. Einzig Manfred Görgs Vorschlag ist wirklich noch der Rede wert, wenn auch nicht ganz in seinem Sinne. b Phûṭ (‫)פוט‬ Neben Ophir war es das biblische Phûṭ (‫)פוט‬, zu dem Alttestamentler eine Verbindung auf ihrer Suche nach Punt zogen. Sie wurde 1858 erstmals hergestellt von Max Uhlemann, der zu einer Darstellung aus der Zeit Ramses ii. schrieb: In der Überschrift heißt es Punt, und dies sind die Phut der Bibel, die Bewohner Mauretaniens, welche bei Jeremias (46, 9) als Schildträger im Heere des Pharao Necho aufgeführt sind.201 Franz Joseph Lauth übernimmt die Gleichsetzung von Punt mit dem biblischen Phûṭ (Pwṭ),202 und auf dem 5. Internationalen Orientalistenkongress in Berlin, wo Golenischeff die Geschichte des Schiffbrüchigen bekannt machte, meinte Heinrich Brugsch203: Daß der Name Punt, in welchem ich das biblische ‫ מךט‬Put oder Phut wiedererkenne, einen größeren Complex von Ländern und Völkern bezeichnet, beweist unter anderem folgende Stelle aus dem großen Papyrus Harris […]. Keiner der Forscher hat sich jemals zu lautlichen Phänomenen geäußert; die Gleichung wird nirgends phonologisch genau erläutert. Erst Jakob Krall hat sie abgelehnt – mit dem Hinweis, das biblische Phûṭ sei in Libyen zu

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C. Rilly, La langue du royaume de Méroé, Paris 2007, 369ff. M. Uhlemann, Handbuch der gesammten ägyptischen Altertumskunde 3, Leipzig 1858, 189; Herzog, Punt, 26. F.J. Lauth, Aus Ägyptens Vorzeit. Eine übersichtliche Darstellung der ägyptischen Geschichte und Cultur von den ersten Anfängen bis auf Augustus, Berlin 1881, 250; Herzog, Punt, 32. H. Brugsch, Die altägyptische Völkertafel, in: Verhandlungen des fünften Internationalen Orientalisten-Congresses gehalten zu Berlin im Sepember 1881, Theil 2, Hälfte 1. Afrikanische Section, Berlin 1882, (25–79), 45, 51 f. und 59; Herzog, Punt, 32f.

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lokalisieren.204 Punt selbst sieht er in Abessinien. Die ablehnende Haltung wurde von Wilhelm Max Müller 1893 bekräftigt,205 und auch Eduard Meyer schließt sich implizit diesem Urteil an, womit die These als erledigt gelten kann. Letzte Vertreter sind nur noch Ernst Herzfeld und in jüngerer Zeit Claus Westermann.206 Nun stellt sich erst einmal die Frage: Was ist dieses Phûṭ eigentlich? Forschungsbericht. Phûṭ bzw. hebr. ‫ פוט‬Phûṭ ist in der Völkertafel der dritte Sohn Hams und Enkel des Noah (Gen. 10:6, vgl. Chron. 1, 8). Die griechische Transkription Φουδ Phoud wird in der Septuaginta-Übersetzung bei Ezechiel durch Libyen (Λίβυες) ersetzt. Auch Josephus und der ältere Plinius lokalisieren Phûṭ in Libyen (1, 6:2; Nat. Hist. 5, 1); Ähnliches findet sich auch beim Propheten Nahum (3,9); Claudius Ptolemäus erwähnt eine Stadt namens Putea in Libya (iv, 6, 39). Phûṭ erscheint darüber hinaus in ägyptischen Quellen, etwa als Pyt in einer Völkerliste aus Edfu.207 Dort heißt es, das Land der Libyer (c̣ḥ̌ nw) werde auch sꜣ n(.i͗) nꜣ Pyt „Land der Pyt“ genannt, geschrieben mit dem Klassifikator für Fremdländer, dem Wurfholz und Pluralstrichen. Außerdem, erfahren wir, lebten sie ausschließlich vom Regen. Auf einem geographischen Papyrus von Tanis (gefunden in Tebtynis; 1.–2. Jhd. n. Chr.) ist Č̣ ḥnw mit Pwṭi͗.w glossiert.208 Über eine mehrsprachige Stele aus al-Kabrīt (Darius i.) kann die Verknüpfung zu Phûṭ noch direkter hergestellt werden: altpers. Putiya entspricht dort neubabylon. Puṭa und steht äg. tꜣ čmḥ.w „Libyer“ gegenüber.209 Ähnlich ist auch der Befund der Satrapienliste auf einer Statue des Darius i.

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Herzog, Punt, 36; J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890. W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893; Herzog, Punt, 37. E. Herzfeld, The Persian Empire, Wiesbaden 1968, 283f. und 308; C. Westermann, Genesis, Neukirchen-Vluyn 1974, 510 f. (zitiert bei J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 406, Anm. 106). H. Brugsch, Reise nach der großen Oase El Khargeh, Leipzig 1878, 76; H. Brugsch, Ein geographisches Unikum, in: zäs 3, 1865, 28; H. Goedicke, Ein geographisches Unicum, in: zäs 88, 1963, 83–97; E. Chassinat, Le temple d’ Edfou vi, Paris 1931, 197. G. Rosati, Una versione del papiro geografico di Tanis da Tebtynis, in: S. Curto et al. (Hrsg.), Atti del vi Congresso Internazionale di Egittologia ii, Turin 1993 (447–452) 450; J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 409 mit Anm. 114. G. Posener, La première domination perse en Égypte, Kairo 1936, 186f.

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aus Susa.210 Das weitere Vorkommen des libyschen Stammes der pi͗ṭw in Quellen vor allem der 22. Dynastie und der Spätzeit wurde von Erhart Graefe zusammengestellt211 und ausführlicher von Jan Krzyszto Winnicki behandelt.212 Bei fast allen Belegen handelt es sich um Personennamen. Da wären zum einen die erstmals von Spiegelberg bemerkten Tꜣ-pywṭi͗ (pKarâre ii) und der Dämonenname Tꜣ-pywti͗ (magPap 12:25).213 Graefe hat weitere Personennamen auf einer Serapeumsstele der 22. Dynastie (Tꜣ-pi͗t) entdeckt und den Namen eines Monthpriesters Pi͗ti͗, der sich auf den libyschen König Takeloth zurückführt und logographisch mittels des Kanal-Zeichens mr geschrieben wird.214 Das Gros der Namen ist allerdings in griechischer Transkription erhalten, in Formen wie Παγάθης bzw. Φαειάτ etc.215 Auffällig ist die Konzentration der Belege für einfache Namen auf pi͗ṭw/i͗ in Fayum.216 Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man die theophoren Namen betrachtet. Hier stammen 90% der Belege aus Soknopaiou Nesos und datieren zwischen dem 2. Jhd. v. und dem 3. Jhd. n. Chr. Außerdem sind sie sehr viel zahlreicher; man kann daher mit Sicherheit davon ausgehen, dass in diesem Ort ein entsprechender Kult vorhanden gewesen sein muss. Krall hat erstmals demotische Kurznamen nachgewiesen, die eine Gottesbezeichnung mit dem Element pi͗ṭw/i͗ enthalten, nämlich Ḥr(.w)-pi͗t; daneben ist auch die weibliche Form belegt: „Die des libyschen Horus“: Τααρπαγάθης.217 Dieser „Libysche Horus“ entspreche der gr. Wie-

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J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 408. E. Graefe, Der libysche Stammesname p( j)d( j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, 13–17. J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 411 ff.; J.K. Winnicki, Παγαθικός heisst „putisch (libysch)“, in: jjp 32, 2002, 195–231. W. Spiegelberg, Demotische Papyri, Heidelberg 1923, 29. E. Graefe, Der libysche Stammesname p( j)d( j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, (13–17) 15. E. Graefe, Der libysche Stammesname p( j)d( j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, (13–17) 15 mit Anm. 23. Die Graphien sind zusammengestellt bei F. Preisigke, Namenbuch &c, Heidelberg 1922, 253; D. Foraboschi, Onomasticon alterum papyrologium, Mailand & Varese 1968, 223; J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 411ff. J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 411. F. Preisigke, Namenbuch &c, Heidelberg 1922, 403; D. Foraboschi, Onomasticon alterum papyrologium, Mailand/Varese 1971, 304.

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dergabe Ἁρπαγάθης/Ἁρπαγάθoς mit Varianten.218 Mit pBerlin 6848 besitzen wir sogar ein Kultinventar dieser Gottheit aus Soknopaiou Nesos.219 Der demotischen „Herrin von Libyen“ (ḥr.i͗t-Pi͗ti͗) entspricht die Nennung eines ἱερεὺς τῆς κατὰ Λιβύης Ἁφροδίτης bei dem Philosophen und Arzt Sextus Empiricus Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr.220 In funerärem Kontext erscheint Hathor als Totengöttin unter dem Namen „Die Putische“.221 In Analogie zu diesen theophoren Namen kann man übrigens erschließen, es müsse sich bei dem Namen des libyschen Pharaos Nimlot wohl ebenfalls um das theophore Element eines Kurznamens handeln, denn es gibt Belege für die Vollform: Nꜣy-mꜣ-ti͗/ṯ-pṭi͗ bzw. N-mꜣ-r-ti͗-pṭi͗ (Nimlot-pti͗).222 Bei den entsprechenden Personen handelt es sich um Große Fürsten von Libyen im West-Delta.223 Fassen wir also zusammen: Die pi͗ṭw/i͗ bzw. Phûṭ sind ein libyscher Stamm, der im Westdelta und im Fayum ansässig war und später in Soknopaiou Nesos sein Kultzentrum hatte. Unter Scheschonq i. (gegen 930 v. Chr.) und Scheschonq v. (gegen 750 v. Chr.) sind die Libyerfürsten Nimlot-pṭi͗ belegt. In der Regierung von Osorkon ii. (um 850 v. Chr.) dringt der Stamm ins Niltal ein und wird von dem Libyerpharao bekämpft, wie von einer Statueninschrift dieses Herrschers aus Tanis hervorgeht.224 Unklar bleibt letztlich trotzdem, ob pi͗ṭw/i͗ einen bestimmten Stamm meint oder einfach ein allgemeiner Begriff für Libyer ist. Ersteres scheint mir wahrscheinlicher. Auf jeden Fall werden die pi͗ṭw/i͗-Leute in Ägypten als Fremde betrachtet, denn sie tauchen in der 22. und

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J.K. Winnicki, Παγαθικός heisst „putisch (libysch)“, in: jjp 32, 2002, (195–231) 200f., F. Preisigke, Namenbuch &c, Heidelberg 1922, 52; D. Foraboschi, Onomasticon alterum papyrologium, Mailand/Varese 1971, 51; J. Krall, Rezension zu W. Spiegelberg, Demotische Papyri aus den Königlichen Museen zu Berlin, in: wzkm 18, 1904, (113–122) 122. J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 413 mit Anm. 140. E. Graefe, Der libysche Stammesname p( j)d( j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, (13–17) 14. J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 414; G. Vittmann, Ein neuer religiöser demotischer Text [Mumienbrett bm 35464], in: zäs 117, 1990, 95–105. E. Graefe, Eine neue Schenkungsurkunde aus der 22. Dynastie, in: Armant 12, 1974, 4–5; E. Graefe, Der libysche Stammesname p(j)d(j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, (13–17) 13. Belege bei J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 409 ff. J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 404 mit Anm. 98 (weitere Literaturhinweise).

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23. Dynastie auf Amuletten gegen ausländische Magie auf.225 In einem Keilschrifttext (bm 33041) wird ein Ort namens Putu-jaman erwähnt, wohin Amasis im Kampf gegen Nebukadnezar ii. eilte.226 Nach Jan Winnicki sei dies ein Hinweis auf Cyrene, da jaman = javan der babylonische Ausdruck für „Ionier“ sei. Zu verweisen ist diesbezüglich auf die von Herodot ii, 181 erwähnte Allianz von Amasis mit dieser griechischen Kolonie Cyrene. Andere Quellen weisen sogar noch weiter nach Westen: Flavius Josephus (Ant. i, 133) erwähnt das χώρα Φούτη und einen Fluss gleichen Namens in Mauretanien! Der Fluss war Plinius als Fut (Nat. Hist. v, 13) und Claudius Ptolemäus als Φθούδ bekannt.227 Ob diese Namen allerdings wirklich noch mit dem pi͗ṭw/i͗ der ägyptischen Texte zusammenhängen, erscheint mir fraglich. Etymologie.228 George Posener hat versucht, pi͗ṭw/i͗ mit dem äg. Wort für „Bogen“ (pc̣.̌ t) in etymologischen Bezug zu setzen, vgl. kopt. sⲡⲓⲧⲉ und fϥⲓⲧ. Dies war bereits 1893 von Wilhelm Max Müller verworfen worden229; Erhart Graefe hält eine direkte lautliche Verbindung ebenfalls nicht für wahrscheinlich.230 Der Grund sind die koptischen und griechischen Graphien, welche die Existenz eines Diphthongs nahelegen, der auf einen Radikal /i͗/ zurückgehen dürfte. Graefe hat außerdem gezeigt, dass der Stammesname mit dem mrKanal geschrieben wird und postuliert eine Verschreibung aus dem Zeichen für den Bogen.231 Meiner Meinung nach ist es müßig, nach einer ägyptischen Etymologie zu suchen: Warum sollte sich ein libyscher Stamm einen ägyptischen Namen geben? Die Rebus-Schreibung ist lediglich eine Volksetymologie – immerhin werden auch andere, ähnlich lautende Worte mit dem Bogen-

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J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 405, mit Anm. 99–101. E. Edel, Amasis und Nebukadnezar ii., in: gm 29, 1978, (13–20) 14; A. Spalinger, The Civil War between Amasis and Apries and the Babylonian Attack against Egypt, in: W. Reineke (Hrsg.), First International Congress of Egyptology (= Schriften zur Geschichte und Kultur des alten Orients 14), Berlin 1979, (593–604) 594f.; A. Spalinger, Egypt and Babylonia: A Survey (c. 620 b.c.–550 b.c.), in: sak 5, 1977, 236–244. F. Windberg, in: re 20, 1941, Sp. 967 f., s. v. Φούθ. J.K. Winnicki, Late Egypt and her Neighbours. Foreign Population in Egypt in the First Millennium bc, Warschau 2009, 403–415; J.K. Winnicki, Παγαθικός heisst „putisch (libysch)“, in: jjp 32, 2002, 195–231. W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893, 115. E. Graefe, Der libysche Stammesname p( j)d( j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, (13–17) 15. E. Graefe, Der libysche Stammesname p( j)d( j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, (13–17) 15 f.

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zeichen geschrieben, etwa pꜣṭ „knien, laufen“ (kopt. ⲡⲁⲧ „Knie“).232 Verfolgen wir das Toponym weiter bis ins Koptische. In den koptischen Wörterbüchern und auch in der Zusammenstellung afrikanischer Ortsnamen von Karola Zibelius werden zwei Formen aufgeführt, die Heinrich Brugsch in die Diskussion eingeführt hat: Bohairisch ⲫⲁⲓⲁⲧ und Sahidisch ⲡⲁⲓⲉⲧ.233 Wie Graefe bemerkt hat, gibt Brugsch dafür leider keine Quelle an. Möglicherweise hatte Brugsch die koptischen Scalae im Auge, in denen ϥⲁⲓⲁⲧ bzw. ⲛⲓϥⲁⲓⲁⲧ mit dem arabischen Ortsnamen Mariut (am Westende des Mareotis-Sees) geglichen wird.234 Dies würde zu dem bereits Festgestellten passen, denn damit befinden wir uns in der Libyschen Wüste westlich des Deltas. Werner Vycichl, der auch ein führender Berberologe war, hat das Toponym als berberisches Nomen agentis *Payyāt erklärt. Es sei einer der seltenen Fälle, bei denen es einen Hinweis auf die Lautung des ersten Vokals gebe, der in allen Dialekten heute reduziert ist. Spannend ist aber auch, dass ein aspirierter stimmloser Plosiv /ph/ in fast allen Berberdialekten nicht mehr vorhanden ist. Pwn.t – Phûṭ. Die Gleichung ist aus inhaltlichen Gründen abzulehnen, doch ist sie es auch aus lautlichen Gründen? Alle Transkriptionen legen nahe, das libysche Toponym müsse ursprünglich drei Radikale gehabt haben, einen stimmlosen Plosiv, einen Halbvokal und einen stimmlosen Dental. Letzterer war wahrscheinlich emphatisch, zumindest nach der hebräischen und ägyptischen Transkription. Emphatische Laute sind ein grundsprachlich ererbtes Charakteristikum der berberischen Sprachen. Bei Pwn.t ist hingegen nicht einmal sicher, ob das ⟨t⟩ am Wortende überhaupt zur Wurzel gehört oder nicht. Ein Nasal kann zugegebenermaßen immer assimiliert sein. Lautlich ist die Gleichung also durchaus nicht unmöglich, und so ist man ganz auf die historischen Plausibilitäten verwiesen, will man eine Verbindung zwischen Punt und dem biblischen Phûṭ ablehnen. Da Phûṭ mit Sicherheit nicht über das Rote Meer zu erreichen war, ist dies freilich heute ein Leichtes – Heinrich Brugsch standen die uns vorliegenden Informationen über Punt noch nicht zur Verfügung.

∵ 232 233

234

Wb. i, 500:1. (seit 18. Dyn.). W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1989, 159; K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, 113 f. E. Graefe, Der libysche Stammesname p( j)d( j)/pjt im spätzeitlichen Onomastikon, in: Enchoria 5, 1975, (13–17) 14.

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kapitel iii

Bewertung. Die Suche der Alttestamentler ist ein glänzendes Beispiel für die Verwurzelung von Forschung im Zeitgeist. Verweise auf biblische Stellen waren vor 150 Jahren ganz selbstverständlich, heute wäre dies am Rande der Unwissenschaftlichkeit. Der Fall Ophir ist ganz speziell. Die Versuche, dieses Land zu lokalisieren, sind besonders in der Populärwissenschaft geradezu inflationär geworden. So diskreditiert sich heute jeder Forscher, der ernsthaft eine Verbindung zwischen Punt und Ophir sucht, es sei denn über den Weg der symbolischen Topographie, den Manfred Görg beschreibt. Heinrich Brugsch oder Fritz Hommel mussten zu ihrer Zeit diesen Umweg noch nicht nehmen. Ihre Thesen sind durch weitere Theorien ersetzt worden und eher stillschweigend außer Mode gekommen. Heute sind sie aus völlig anderen Gründen nicht haltbar.

iii.4

Myrrhe und Dumpalme: Die Suche der Botaniker

Punt evoziert für uns heute vor allem Myrrhe, und für die alten Ägypter dürfte das nicht anders gewesen sein. Die Behandlung von Aromata hat daher schon immer in der Punt-Diskussion eine herausragende Stellung eingenommen. In erster Linie beschäftigt hat die Forschung die Pflanzengeographie derjenigen Bäume, welche die heiß begehrten Aromaharze lieferten, vor allem die sog. ‚Myrrhe‘. Über die Verbreitung jener Pflanzen versuchte man, die Lage des „Gotteslandes“ Punt zu erschließen. Dass dies bis heute nicht gelungen ist, liegt weniger an der fehlenden Beteiligung echter Botaniker als an dem Fehlen empirischen Materials für Verbreitungskarten. Ein weiterer Faktor ist die Unsicherheit bezüglich der genauen Pflanzenarten, welche sich hinter bestimmten altägyptischen Termini verbergen. Man machte sich Gedanken über die Identifizierung dargestellter Aromaharzbäume und ihre Verpflanzung nach Ägypten, über die Ernte und die dabei produzierten Mengen. Für die Puntfrage eigentlich sehr viel wichtiger sind andere botanische Untersuchungen. Die Vorkommen der in Dair al-Baḥrī dargestellten Dumpalme sind nämlich im Zusammenwirken mit Mantelpavianen sehr viel distinktiver als die Pflanzengeographie der Aromata. Weitere Nutzpflanzen sind ebenfalls Gegenstand von Untersuchungen gewesen, so u.a. das aus Punt eingeführte Ebenholz sowie ein ti͗-šps genanntes Holz.235

235

Die Bestimmungen von Hölzern aus den Grabungen von Marsa Gāwāsīs werden unter der Rubrik „Schiffsteile“ gehandelt.

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a Aromaharzbäume Weihrauch und Myrrhe waren im Altertum sehr begehrte Waren, da sie in großen Mengen bei kultischen Handlungen verbrannt wurden. Sogar heute noch werden jährlich tausende von Tonnen Weihrauch in den Kirchen der Welt verbraucht. Den Ägyptern galt die Myrrhe als der Duft der Götter, und so erklären sich die ungeheuren Anstrengungen, die sie zu ihrer Beschaffung unternahmen letztlich durch religiöse Überzeugungen. Über die heutige Verbreitung der Myrrhe- und Weihraucharten hoffte man in den letzten 150 Jahren Puntforschung immer wieder, das Ziel der ägyptischen Expeditionen aufspüren zu können. Prämisse ist dabei, man könne von den modernen Verbreitungskarten auf mögliche Bezugsorte in der Antike schließen, da die Vorkommen mehr oder weniger deckungsgleich seien; die Literatur hierzu ist Legion.236 Schon Rolf Herzog hat allerdings zu bedenken gegeben, die Identität der Herkunftsgebiete von Weihrauch im Altertum mit den heutigen sei unbewiesen.237 Darüber hinaus sei nicht geklärt, genau welche Arten wohlriechender Harze die alten Ägypter verwendeten.238 Die gesamte Fragestellung könnte sogar bereits an dem forschungsinternen terminologischen Tohuwabohu scheitern, von den lexikalischen Schwierigkeiten innerhalb des Altägyptischen ganz zu schweigen. Daher ist zunächst eine Begriffsbestimmung notwendig.239 Terminologie. Die altägyptischen Lexeme für die beiden verbreitetsten Aromata sind ʿnti͗ und ś:nčr. Die beiden Lexeme sind in ihrer Bedeutung keineswegs gesichert – im Gegenteil. Die Übersetzungen „Weihrauch“ und „Myrrhe“ sind im Grunde reine Konvention, festgeschrieben im Wörterbuch der ägyptischen Sprache (Wb. i, 206:9; iv, 180:19).240 Wenn also im Folgenden von ‚Myrrhe‘ die Rede ist, soll damit lediglich auf ʿnti͗ verwiesen werden. Sogar das Lexikon der Ägyptologie verstrickt sich bei den verschiedenen Arten von Räucherwerk in Widersprüche und definiert die beiden Begriffe in zwei Artikeln unterschiedlich!241 Die genaue Verwendung der Worte ist zuletzt von Nielsen Kjeld zusammengestellt worden.242 Meist werden ʿnti͗ und ś:nčr in der Übersetzung

236 237 238 239 240 241

242

Zuletzt zusammenfassend Meeks, Coptos, 279–283. Herzog, Punt, 62. Herzog, Punt, 62. Martinssen, Untersuchungen, 105–109, bes. 106, Anm. 5; 106, Anm. 6 sowie 107, Anm. 9. In Wb i, 206: 9 steht: „Ein Harz, herkömmlich mit „Myrrhe“ übersetzt.“ R. Germer, in: Lexikon der Ägyptologie iv, Wiesbaden 1982, Sp. 275f., s.v. Myrrhe und J.C. Goyon, in: Lexikon der Ägyptologie v, Wiesbaden 1984, Sp. 83–86, s.v. „Räucherung“., bes. Anm. 6–10. Vgl. die Übersicht bei N. Kjeld, Incense in Ancient Israel, Supplements to Vetus Testamentum Nr. 38, Leiden 1986, 14.

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kapitel iii

auf „Myrrhe“ und „Weihrauch“ verteilt (Abb. 1), nur vereinzelt sind andere Aromata mit einem der Lexeme geglichen worden. Beispielsweise hat Victor Loret auf das Chios-Terpentin aus dem Harz der Terebinthe/Terpentinpistazie (Pistacia terebinthus l.) verwiesen,243 oder J. Krall meinte, ʿnti͗ könne in Wirklichkeit auch Gummi arabicum sein.244 Dem schließt sich Rolf Herzog zumindest indirekt an, bemerkt er doch, die Provinz Kassala im Sudan decke seinerzeit nahezu zwei Drittel des Weltbedarfs an Acacia senegal.245 Er meint ferner zu Recht, die Art des Harzes könne in Lauf der dreitausend Jahre pharaonischer Kultur sehr wohl gewechselt haben.246 Eine Zusammenstellung der verschiedenen Ansichten zu den Identifizierungen findet man in dem Standardwerk Ancient Egyptian Materials and Industries von Alfred Lucas.247 Wurde bereits vielfach und unbefangen von ʿnti͗ und ś:nčr, von ‚Weihrauch‘ und ‚Myrrhe‘ gesprochen, so muss nun eine Begriffsbestimmung nicht nur der ägyptischen Lexeme, sondern auch der deutschen erfolgen. Zuerst Näheres zu den Ägyptischen: Die Lesung des gemeinhin mit „Myrrhe“ übersetzten Wortes ist nicht ʿnti͗w, wie vielfach zu lesen ist, sondern ʿnti͗. Der Grund für die Fehllesung ist eine Schreibung mit dem Zeichen g 4. Es hatte ursprünglich den Lautwert /ti͗/, später jedoch nach dem gängigen Lautwandel i͗ > w den Lautwert /tw/. Durch Komplementierung mit komplexen Graphonemen ⟨ti͗-i͗-w⟩ verwirrt, dachte man lange, das Zeichen habe den Lautwert /ti͗w/.248 Möglicherweise lässt sich ʿnti͗ etymologisch auf eine Wurzel ʿn zurückführen, die „schön“ bedeutet. Das zumeist mit „Weihrauch“ übersetzte Lexem ś:nčr ist wohl ein ś-Kausativum zur Wurzel nčri̯ der Grundbedeutung „rein sein“. Götter sind wörtlich „die Reinen“; von derselben Wurzel abgeleitet ist auch der „Natron“ (< äg.), der zur Reinigung verwendet wurde („das Reinigende“, ein Faktivivstamm249). Unsicher ist freilich, ob eine Ableitung von der Pri-

243 244 245 246 247 248 249

V. Loret, La Résinde de Tébérinthe (Sonter) chez les Anciens Égyptiens, Kairo 1949, 61. Dagegen jedoch R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 112. J. Krall, Das Land Punt, saw phil.-hist. Klasse 121, Wien 1890, 36f.; Herzog, Punt, 65, Anm. 1. Herzog, Punt, 66 mit Anm. 1. Herzog, Punt, 62. A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41962, 90–97. W. Schenkel, Tübinger Einführung in die klassisch-ägyptische Sprache und Schrift, Tübingen 62005, 65. F. Breyer, Ein Faktitivstamm im Ägyptischen, in: S. Lippert (Hrsg.), Tagungsakten zum Symposium „After Polotsky“, Lingua Aegyptia 14, Göttingen 2006, 97–105; F. Breyer, Zum Ägyptisch-semitisch-berberischen Sprachvergleich – der d-Stamm im Ägyptischen, in:

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abb. 2

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Weihrauch (Boswellia sacra Flueck.) und Myrrhe (Commophora myrrha (Nees) Engl.) m. serpico & r. white, resins, amber and bitumen, in: p.t. nicholson & i. shaw (hrsg.), ancient egyptian materials and technology, cambridge 2000, 438–442, abb. 18.4–5

märwurzel „das Reinigende“ (Kausativum) oder von der denominalen Sekundärwurzel „das göttlich Machende“ vorliegt. Die beiden Lexeme ʿnti͗ und ś:nčr lassen sich bislang weder mit philologischen noch mit naturwissenschaftlichen Mitteln identifizieren250, dazu müssten mehr eindeutig schriftlich zugeordnete Proben vorliegen. Auch die Wurzelreste von angeblich dorthin verpflanzten Bäumen in Dair al-Baḥrī konnten hier nicht weiterhelfen, da sie sich als diejenigen schlichter Perseabäume erwiesen.251 Die Probleme beginnen streng genommen nicht im ägyptischen Lexikon, sondern im Deutschen. Hier herrscht eine gewisse Verwirrung, da „Weihrauch“ nicht nur ein spezielles Harz

250 251

R. Voigt, Akten des 7. internationales Semitohamitistenkongresses Berlin 2004, Aachen 2007, 501–512. Martinssen, Untersuchungen, 106. Nach S. Schoske, B. Kreißl & R. Germer (Hrsg.), Anch. Blumen für das Leben. Pflanzen im Alten Ägypten, München 1992, 44 handelt es sich hier um Wurzeln des Perseabaumes.

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kapitel iii

meint, sondern auch eine allgemeine Bezeichnung von Räucherwerk ist. Im Englischen ist dies anders: Hier wird zwischen „ frankincense“ (speziell) und „incense“ (allgemein) unterschieden. Eine Tabelle mag die unterschiedlichen Termini etwas näher erläutern: tabelle 6 Terminologie verschiedener Aromata, nach: Martinssen, Untersuchungen, 106, Anm. 5 und 107, Anm. 9

Deutsche Bezeichnung Definition

Englische Bezeichnung

Räucherwerk Weihrauch (allgemein)

Weihrauch (spezifisch) Myrrhe

Allgemeine Bezeichnung von Räucherwerk incense (Duftharze der Familie Burseraceae) und deren Mischungen Harz von Bäumen der Gattung Boswellia frankincense, olibanum bzw. Balsamodendron252 Harz von Bäumen der Gattung Commiphora myrrh

Harze Gummi Harz Balsam Balsam

Nicht alkohol-, aber wasserlöslich Nicht wasser-, aber alkohollöslich Mischung beider Harzarten

gum resin gum-resin

Vegetabile Öle Volantile Öle

Nicht-volantile Öle

252

Öle liegen nicht im Pflanzengewebe, oils sondern sind beispielsweise mit dem Harz fest verbunden Öl ist in den Pflanzenzellen vorhanden (z.B. fixed oils/fatty oils bei Nüssen, Samen).

A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41962, 90–93; Herzog, Punt, 62–68; Kitchen, Punt and how to get there. 185.

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111

Zurück zum ägyptischen Lexikon. Dort haben wir einen eigenen Begriff für Stakte (mc̣.̌ t), d.h. Myrrhenöl.253 Da dieses Öl volantiler Natur ist, kann es nicht durch Pressen gewonnen werden, sondern im Altertum lediglich durch Erwärmung in gepresstem nicht-volantilen Öl, wodurch sich beide Öle miteinander verbinden.254 Weitere Ausdrücke betreffen besondere Qualitätsmerkmale der ‚Myrrhe‘, nämlich „trockene“ (ʿnti͗ šwi̯) und „grüne“ (ʿnti͗ wꜣc̣)̌ ‚Myrrhe‘. Wahrscheinlich ist damit der Unterschied zwischen dem festen, trockenen Harz gemeint im Gegensatz zu noch weichem, frischem. Die Verbindung ʿnti͗ nc̣m ̌ steht möglicherweise für eine Salbe aus in Öl gelöster ‚Myrrhe‘.255 In der Chronik des Osorkon ist explizit von nubischen ʿnti͗ die Rede (tꜣ-nḥsi͗).256 Da in Nubien sonst fast immer ‚Weihrauch‘ gewonnen wurde, könnte hier tatsächlich der Ausnahmefall benannt werden: nubische ‚Myrrhe‘. Andererseits ist nicht ganz auszuschließen, dass es sich um eine speziell verarbeitete Form der ‚Myrrhe‘ handelte. Verbreitung. Nun zu einem weiteren Problem. In der Forschungsliteratur werden zahlreiche Arten der Gattung Commiphora (Myrrhe) und Boswellia (Weihrauch) mit ihrer Verbreitung angegeben. Der botanische Laie kann diese Angaben nicht wirklich nachprüfen und ist so dem Fachmann ausgeliefert. Verschiedene Forscher argumentieren mit unterschiedlichen Arten und deren Verbreitung. So hat man beinahe den Eindruck, als herrsche völlige Willkür, als kaprizierten sich die Experten auf jeweils eine Art, je nachdem wo sie Punt suchen wollen. Eine Tabelle mag diesen verwirrenden Umstand aufklären helfen:

253

254 255 256

A. Lucas, Notes on Myrrh and Stacte, in: jea 23, 1937, (27–33) 29; R.O. Steuer, Stacte in Egyptian Antiquity, in: jaos 63, 1943, 279–284; Martinssen, Untersuchungen, 107, Anm. 8. N. Groom, Frankincense and Myrrh. A Study of the Arabian Incense Trade, London 1981, 25; Martinssen, Untersuchungen, 107. R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Diss. Hamburg 1979, 64 f.; Martinssen, Untersuchungen, 107, Anm. 11. R.A. Caminos, The Chronicle of Prince Osorkon, Rom 1958, 126 und 134.

112

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tabelle 7 Verbreitung verschiedener Arten der Gattungen Commiphora & Boswellia, nach: Martinssen, Untersuchungen 163 f. Myrrhe (Commiphora)257 Art

Verbreitung

Weihrauch (Boswellia)258

Nachweis

Art

Verbreitung

Germer, Bissing Germer, Bissing Germer, Bissing Lucas; Herzog

b. papyrifera

Sudan, Äthiopien, Uganda Hinterland der Nordküste Somalias Golfküste Somalias

Nachweis

Afrikanischer Kontinent c. abyssinica Engler Äthiopien, Somalia c. molmol Engler Äthiopien, Somalia c. schimperi Engler Äthiopien, Somalia c. pedunculata Ostsudan, Gallabat, Abessinien

b. bhaudajiana Birdwood

Germer, Bissing Germer, Bissing Germer, Bissing Westzipfel des Horns Germer, von Afrika Hepper

b. sacra Flueckiger

Südarabien

b. carteri Birdwood b. frereana

Arabische Halbinsel c. abyssinica Engler Südarabien c. molmol Engler Südarabien c. schimperi Engler Südarabien

Germer Germer Germer

Germer

Trotz manch späterer Versuche ist die Behandlung der Problematik durch Rolf Herzog immer noch grundlegend und umfassend.259 Er kann sowohl auf allgemeine Studien260 als auch auf sehr spezifische verweisen.261 Arbeiten zu Vorkommen im gesamten heutigen Sudan wurden von Broun & Massey

257

258 259 260 261

R. Germer, in: Lexikon der Ägyptologie iv, Wiesbaden 1982, Sp. 275f., s.v. Myrrhe; R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 106f.; Martinssen, Untersuchungen, 107, Anm. 6. R. Germer, in: Lexikon der Ägyptologie vi, Wiesbaden 1986, Sp. 1167–1169, s.v. Weihrauch. Herzog, Punt, 62 ff. F.N. Howes, Vegetable guns and resins, Waltham (Mass.), 1949, 149–153. C.F. Gleisberg, Forestry development in the Republic of Somalia. Present conditions and future tasks, Reinbeck 1966.

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113

sowie von Chipp vorgelegt.262 Für einzelne Regionen ist zu verweisen auf die Arbeiten von Smith (Darfur)263, Crowfoot (Nuba-Berge & bei Sennar)264 und Shawki (zwischen Nil und Rotem Meer)265; eine Karte findet sich in einer Studie von Harrison & Jackson.266 Zudem verweist Herzog auf seine Korrespondenz mit dem Conservator of Forests in al-Ḫarṭūm (Khartoum), H.R. Schoenwalt (nomen est omen!), nach dessen Angaben es 1968 keine Verbreitungskarte für Boswellia- bzw. Commiphora-Arten im Sudan gab.267 Provinzen mit Boswellia-Vorkommen seien Kassala (no-Sudan), Funj (Funǧ, o-Sudan), Dafur (Dār Fūr, w-Sudan) und Kordofan (w-Sudan). Was Herzogs Arbeit von der Kenneth A. Kitchens268 etwa unterscheidet, ist die Einbeziehung älterer Reiseberichte in seine Überlegungen269, insbesondere eine Arbeit von Georg Schweinfurth.270 Sie dienen ihm als Korrektiv der Abweichungen antiker von modernen Berichten über die Verbreitung bestimmter Baumarten. Außerdem betont Herzog zu Recht, dass bei Berichten von Händlern und Seefahrern natürlich vor allem Küstenvorkommen beschrieben werden und weniger inländische.271 Sehr wichtig ist eine linguistische Beobachtung Herzogs, wonach die Namen für die Aromharzbäume im tu-Beɗawiɛ grundsprachlich ererbt seien.272 Dies beweist nämlich ihr Vorkommen zumindest im Siedlungsgebiet der Bēǧa von alters her. 262

263 264 265 266 267 268 269

270 271 272

A.F. Broun & R.E. Massey, Flora of the Sudan, London 1929, 229 und 385f.; R.F. Chipp, Forests and plants of the Ango-Egyptian Sudan, in: Geographical Journal 75, 1930, (123–141) 133 & 135. J. Smith, Distribution of tree species in the Sudan in relation to rainfall and soil texture, Ministry of Agriculture Bulletin 4, Khartoum 1949, 11 und 48 f. G.M. Crowfoot, Flowering plants of the northern and central Sudan, Leominster 1928, x und Abb. 99 f. M.K. Shawki, Sudan forests, Ministery of Agriculture, Forrestry Memoirs 10, Khartoum 1957, 11 f. M.N. Harrison & J.K. Jackson, Ecological classification of the vegetation of the Sudan, Ministry of Agriculture, Forestry Bulletin 3, Khartoum 1958. Herzog, Punt, 64 f. Kitchen, Punt and how to get there; K.A. Kitchen, in: lä iv, Wiesbaden 1982, 1198–1201, s. v. Punt. T. Kotschy, Allgemeiner Überblick der Nilländer und ihrer Pflanzenbekleidung, in: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft Wien, 1. Jahrgang Abhandlungen, Wien 1857, 169; F. Cailliaud, Voyage à Méroé, au Fleuve Blanc, au-delà de Fazoql, Paris 1827, iv, 389; Herzog, Punt, 62, Anm. 3. G. Schweinfurth, Über Balsam und Myrrhe, Berichte der Pharmazeutischen Gesellschaft 3, Berlin 1893, 3 f. und 28. Herzog, Punt, 63. Herzog, Punt, 64; J.-J. Hess, Geographische Benennungen und Pflanzennamen in der

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Die Bäume. Auf den Reliefs der Punthalle werden die Aromaharzbäume recht unterschiedlich dargestellt.273 Entweder wird das Laubwerk durch einzelne Blätter angegeben oder nur die Zweige innerhalb einer BaumwipfelUmrisslinie skizziert. Alfred Lucas meinte, durch diese ikonographische Trennung werde eine Unterscheidung gemacht zwischen belaubten vs. unbelaubten Bäumen.274 Dies ist jedoch sicherlich falsch. Beide Darstellungsweisen geben nach altägyptischen Konventionen Bäume gleichermaßen wieder. Außerdem hat Lucas übersehen, dass der Hintergrund der angeblich unbelaubten Bäume ursprünglich mit grüner Farbe ausgefüllt war, wie David M. Dixon bemerkt hat.275 Eine Farbabbildung findet sich in der Publikation der Punthalle von Edouard Naville.276 Wie aber lassen sich nun die beiden unterschiedlichen Darstellungen erklären? Kenneth Kitchen meinte, die Bäume seien dann mit mehr Details ausgeführt, wenn sie im Mittelpunkt der Darstellung stehen.277 Zur Untermauerung seiner These führt er Koniferen auf den Reliefs Sethos’ i. in Karnak an, die ebenfalls sehr unspezifisch dargestellt werden.278 Übrigens sei hinzugefügt, dass sich durch botanische Bestimmung nicht feststellen lässt, ob unterschiedliche Arten von Bäumen abgebildet werden.279 Die Größenunterschiede der Baumdarstellungen gegenüber verpflanzten Bäumen sind der Bedeutungsgröße geschuldet.280 Gaston Maspero hatte einmal argumentiert, die Bäume passten nicht zu einer Gezeitenküste,281 und Dimitri Meeks meint, aus den Darstellungen auf dem Speos Artemidos der Hatschepsut werde deutlich, dass die Bäume auf Feldern wuchsen und nicht (nur) auf Terrassen.282 Aussagen dieser Art sind ziemlich subjektiv

273 274 275 276 277 278 279 280 281 282

nördlichen Bischâri-Sprache, in: Zeitschrift für Eingeborenen-Sprachen 9, 1918f., (209– 225) 223. Martinssen, Untersuchungen, 107. A. Lucas, Notes on Myrrh and Stacte, in: jea 23, 1937, (27–33) 29. Vgl. D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, 55–65. D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, (55–65) 57; Martinssen, Untersuchungen, 107, Anm. 12. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari iii (Tafeln), mmes 16, London 1898, Taf. 71. Kitchen, Punt and how to get there. 186. Kitchen, Punt and how to get there. 186, Anm. 7. A. Lucas, Notes on Myrrh and Stacte, in: jea 23, 1937, (27–33) 29; D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, 55–65. Martinssen, Untersuchungen, 108. G. Maspero, De qualques navigationes des Egyptiens sur les côtes de la mer Erythrée, Études de mythologie et d’ archéologie iv, in: Revue Historique, 1879, 21f. Meeks, Coptos, 282.

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und daher nicht sehr stichhaltig, zumal sie nicht auf botanischen Fachkenntnissen beruhen. Ernte. Nur in einem einzigen Fall wird die Ernte eines Weihrauchbaumes (beschriftet mit ś:nčr) explizit dargestellt – es handelt sich um ein Relief aus dem Alten Reich.283 Ein Mann pflückt dabei kleine Kügelchen von einem Baum ab. Renate Germer vermutet hierin die Ernte wilden Weihrauchs, der im Altertum noch in geringem Maße in Ägypten wuchs. Nathalie Baum weist auf die rötliche Färbung der Harzklumpen altägyptischer Darstellungen hin, die charakteristischer sei für das Harz der Commiphora.284 Nach den Angaben von Louise Bradbury war die Erntesaison für Myrrhe im September und Oktober.285 Die Myrrhenbäume müssten im Juli angeritzt werden, um qualitätsvolles Harz zu gewinnen, welches dann ab September gesammelt werden kann; der gesamte Vorgang zieht sich also über Monate hin. Außerdem gibt es mehrere Ernten hintereinander, die jeweils eine steigende Qualität an Aromata liefern, bei abnehmender Menge und wechselnder Färbung. Mengen. Rolf Herzog führt zur Hochrechnung der Erntemengen zwei Boswellia und Commiphora-Regionen im modernen Sudan zum Vergleich heran: Kassala und das Gebiet südlich bzw. östlich von Roseires im Distrikt Funǧ.286 Er zitiert aus einem Brief des bereits erwähnten Herrn Schoenwald: With the establishment of the Blue Nile Factory a rough preliminary study on Boswellia in the Southern Funj was carried out. The study dates from January 12, 1961 and estimates over 200.000 feddans of Boswellia with 60–120 trees per feddan. Allein in Dār Funǧ standen in den 1960er Jahren demnach mehr als eine Million Boswellia-Bäume.287 Verpflanzungen. Nach Auskunft des pHarris (i, 7:7; 49:7) wurde offenbar versucht, ś:nčr-Bäume zu verpflanzen und so in Ägypten heimisch zu machen.

283

284 285 286 287

Ägyptisches Museum Berlin, Staatliches Museum Preussischer Kulturbesitz, Berlin 1967, 32, Nr. 295. Vgl. R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 110; R. Germer, in: Lexikon der Ägyptologie vi, Wiesbaden 1986, Sp. 1167–1169, s.v. Weihrauch; Martinssen, Untersuchungen, 109, Anm. 20. N. Baum, in: S. Aufrère (Hrsg.), Encyclopédie religieuse de l’univers végétal, Montpellier 1999, (430–443) 433 f. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 130. Herzog, Punt, 63–65. Herzog, Punt, 65.

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Transplantationen dieser Art sind offenbar öfters versucht worden.288 Der locus classicus ist einmal mehr Dair al-Baḥrī. Ein Erfolg solcher Bemühungen kann bezweifelt werden.289 Zumindest in den Baumgruben des Hatschepsut-Totentempels fanden sich weder Boswellia-, noch Commiphora-Wurzeln, sondern solche des Perseabaumes.290 Die Ausbeute wäre selbst bei erfolgreichem Transport und Anpflanzung mager gewesen, da die klimatischen Bedingungen in Ägypten nicht zu vergleichen sind mit denjenigen im jemenitischen bzw. äthiopischen Hochland. Für den Transport auserkoren waren wahrscheinlich junge Bäumchen, zumindest scheint dies die Beischrift nhw.t n.(i͗)t ʿnti͗ wꜣč̣ „grüne Myrrhebäume“ nahezulegen. Andererseits könnte man auch „Bäume grüner Myrrhe“ übersetzen; und schließlich kann das Harz auch grünlicher Färbung sein, selbst wenn es auf den Reliefs immer rotbraun dargestellt wird.291 David M. Dixon meinte, die Puntiten hätten die Bäume absichtlich beschädigt, um so die Handelskontakte weiterhin notwendig zu machen.292 Eine solche Ansicht ist sicherlich viel zu weit hergeholt, entbehrt sie doch jeglicher Grundlage.293 Forschungsbericht. Ganz am Anfang der Diskussion um Myrrhe und Weihrauch wurde generell bezweifelt, dass eines der beiden in ägyptischen Quellen vorliegt. Jakob Krall meint, es könne sich um das Akazienharz Gummi arabicum handeln294; „ante“ sei nicht einfach Weihrauch, sondern allgemein Baumharz, unter anderem Gummi arabicum: Als Hauptprodukt des Landes Punt erscheint eine Ante-Art. Ante ist allgemein als Gummi oder Gummiharz zu fassen. Es gab naturgemäß zahlreiche Arten von Ante, ein Text aus der Ptolemäerzeit setzt die Zahl auf siebzehn an.

288 289 290

291 292 293 294

tt 39, tt 100, tt 143; kri ii:514; Medinet Habu v, Taf. 328, pHarris i, 7:7; 49:7. D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, 55–65; Martinssen, Untersuchungen, 108 mit Anm. 14. Nach S. Schoske, B. Kreißl & R. Germer (Hrsg.), Anch. Blumen für das Leben. Pflanzen im Alten Ägypten, München 1992, 44 handelt es sich hier um Wurzeln des Perseabaumes. D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, (55–65) 57. D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, (55–65) 64. Martinssen, Untersuchungen, 108, Anm. 15. J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890.

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Jene Ante-Sorte, welche die ägyptischen Schiffe nach Punt führte, wird ausdrücklich als Gummi (arabicum) bezeichnet. An die Küste von Suakin bis Massaua, wo wir das Land Punt suchen, kommt und kam aus dem Innern Ostafrikas in vorzüglicher Qualität aus Kordofan, das Gummi arabicum.295 Dies ist nicht auszuschließen – immerhin war Mitte des letzten Jahrhunderts Kordofan der Hauptproduzent dieses Harzes.296 Bereits 1893 machte Georg Schweinfurth eine wichtige Beobachtung297: Die Myrrhe-Arten Commiphora abyssinia und Commiphora schimperi wachsen meist in Strauchform; die Punthalle zeigt jedoch Bäume. Folglich sprach sich der Afrikaforscher für die Art Commiphora opobalsamum aus, die an der Küste des Roten Meeres sowohl in Südarabien als auch in Afrika (bis 250km landeinwärts) jenseits 22° nördlicher Breite vorkommt. Wilfred Harvey Schoff hatte dagegen im südarabischen Ẓufār (‚Dhofar‘) Bäume der Boswellia carteri beobachtet und sie in seiner Bearbeitung des Periplus maris erythraei (Περίπλους τῆς Ἐρυθράς Θαλάσσης) zu den Vorbildern der Punthallen-Bäume erklärt.298 Allgemein wurde in dieser Zeit noch die altsüdarabische Lokalisierung Punts bevorzugt. Die Arbeiten von Alfred Lucas sind gewissermaßen ein Kompromiss. Er verwies auf die zwei verschiedenen Darstellungsarten der Bäume in der Punthalle.299 Diese seien Myrrhe- vs. Weihrauchbäume oder zwei Arten der Boswellia carteri. Weiter implizierte er, die Puntprodukte hätten aus zwei unterschiedlichen Regionen stammen können, aus Südarabien und Nordostafrika.300 Robert O. Steuer lehnte die Thesen von Schoff und Lucas ab, da es sich seiner Meinung nach nicht um Weihrauch- sondern ausschließlich um Myrrhebäume handeln könne.301 Rolf Herzog griff die These von Jakob Krall wieder auf und verwies zur Unterstützung seiner Lokalisierung Punts im Sudan auf dortige Bestände von Commiphora- und Boswellia-Arten.302 Sowohl David Dixon

295

296 297 298 299 300 301 302

J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890, 75ff.; Herzog, Punt, 37. Herzog, Punt, 65 f. G. Schweinfurth, Über Balsam und Myrrhe, Bericht der Pharmaceutischen Gesellschaft 3, Berlin 1893, 3 f. und 28. W. Schoff, The Periplus of the Erythraean Sea, London 1912, 218, zitiert von A. Lucas, Notes on Myrrh and Stacte, in: jea 23, 1937, (27–33) 27–29. A. Lucas, Notes on Myrrh and Stacte, in: jea 23, 1937, (27–33) 28. A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41962. 92. R.O. Steuer, Stacte in Egyptian Antiquity, in: jaos 63, 1943, (279–284) 284. Herzog, Punt, 62.

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(1969)303 als auch Kenneth Kitchen (1971)304 und Lothar Störk (1977)305 hielten eine nähere Bestimmung der Bäume auf den Puntreliefs für nicht möglich. Frank Nigel Hepper folgte der Bestimmung von W. Schoff (Boswellia carteri) und sprach sich erneut für eine südarabische Lokalisierung Punts aus.306 Für den Fall, dass Punt in Somalia zu suchen sei, bestimmte er die Bäume der Punthalle als Boswellia frereana oder Boswellia bhaudajiana. Nigel Groom ist für die Puntfahrten auf Somalia fokussiert und bestimmt ʿnti͗ als Myrrhe.307 Diese sei sehr viel besser zugänglich, da Commiphora-Arten an der gesamten Küste und im Bergland von Somalia weit verbreitet seien, Weihrauch hingegen mit Ausnahme von Boswellia papyrifera nur in Ost-Somalia. Man sieht also: Fast alles ist bisher vertreten worden, jede nur erdenkliche Art von Boswellia und Commiphora wurde erwogen. Ob chemische Analysen hier Klarheit verschaffen können, erscheint mir zumindest zweifelhaft.308

∵ Bewertung. Das mit Abstand wichtigste Produkt aus dem Lande Punt, die Aromata, können wahrscheinlich am wenigsten zur Klärung der Puntfrage beitragen und dies gleich aus mehreren Gründen. Erstens ist die ägyptische Terminologie zu wenig gesichert, insbesondere ihre Identifizierung mit bestimmten Pflanzenarten. Zur Auswahl stehen Myrrhe, Weihrauch, Gummi arabicum und Terebinthenharz. Zweitens müssen die Herkunftsgebiete der Aromata nicht immer gleich gewesen sein, ebenso wenig die Zuordnung der Harze zu bestimmten ägyptischen Begriffen. Drittens gibt es zu viele Arten von Aromata, die zu beiden Seiten des Roten Meeres gedeihen, was eine Entscheidung für die eine oder die andere Küste unmöglich macht. Hinzu kommt, dass es keine verlässlichen Daten über die pflanzengeographische Verbreitung der einzelnen Arten gibt, weder für die Moderne und schon gar nicht für die Antike. Schließ-

303 304 305 306 307 308

D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, (55–65) 57. K.A. Kitchen, Punt and how to get there, in: Or 40, 1971, (184–207) 185. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 237. F.N. Hepper, Arabian and African Frankincise Trees, in: jea 55, 1969, (66–72) 69f. N. Groom, Frankincense and Myrrh. A Study of the Arabian Incense Trade, London 1981, 25 f. M. Chermette & J.-C. Goyon, Le Catalogue Raisoné des Producteurs de Styrax et d’ Oliban d’ Edfou et d’ Athribis de Haute Égypte, in: sak 23, 1996, (47–82) 48, Anm. 7 und F. Daumas, L’offrande simultanée de l’ encens et de l’or dans les tempeles de l’époche tardive, in: RdE 27, 1975, (102–109) 107.

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lich helfen die Darstellungen nicht weiter, da sie zu vereinzelt und zu schematisch sind. Die gesamte Thematik der Aromata offenbart ein großes Dilemma bei der Forschung über Punt, die notwendige Polydisziplinarität: Der Ethnologe Rolf Herzog war sich offenbar der Unsicherheiten innerhalb des ägyptischen Lexikons nicht richtig bewusst. Der Ägyptologe Kenneth Kitchen hingegen vertraut allzu sehr seinen Verbreitungskarten, und richtige Botaniker haben sich der Thematik nie wirklich angenommen. b Die Dumpalme In der Punthalle werden zwischen den Pfahlbauten und im Hinterland Palmen dargestellt. Ihre gegabelten Stämme weisen sie eindeutig als Dumpalmen aus (Hyphaene thebaica).309 Ingrid Wallert schrieb dazu: Im Tempel der Hatschepsut von Deir el Bahari liegen die Hütten des Landes Punt im Schatten hoher Palmen, die auf Grund ihrer gegabelten Stämme nur Dumpalmen sein können.310 Die Dumpalme kommt vor allem am oberen Blauen und Weißen Nil und in Sobat vor.311 Dies geht zumindest aus einer Arbeit von M. Burret hervor, der sich auf alte Aufzeichnungen von Georg Schweinfurth stützt.312 Zwar meinte Rolf Herzog (nach Burret), die Dumpalme würde in Südarabien nicht wild wachsen313, dem hat jedoch Kenneth Kitchen widersprochen.314 Wem soll man glauben? Nach den Angaben von Lothar Störk erstrecken sich die Vorkommen über Südarabien, den Süden Somalias; die Dumpalme wachse ferner am Blauen (al-Baḥr al-Azraq) und Weißen Nil (al-Baḥr al-Abyaḍ), um Sobat und den Baraka sowie in Eritrea.315 Dimitri Meeks stellt die Verbreitung auf der Arabischen Halbinsel heraus316, doch ändert dies nichts an

309 310 311 312 313 314 315 316

I. Wallert, Die Palmen im Alten Ägypten, mäs 1, Berlin 1962, 81. Herzog, Punt, 66; I. Wallert, Die Palmen im Alten Ägypten, mäs 1, Berlin 1962, 18f. und 79–81. Herzog, Punt, 66; G.M. Crowfoot, Flowering plants of the northern and central Sudan, Leominster 1928, Seite v. M. Burret, Die Palmen Arabiens, Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie 73, Stuttgart 1944, 179f. Herzog, Punt, 66. Kitchen, Punt and how to get there, 187. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 237. N. Baum, Arbres et arbustes de l’ Égypte ancienne, Louvain 1988, 107; N. Hepper, Outline of the vegetation of the Yemen Arab Republic. Publications from the Cairo University

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kapitel iii

der zentralen Beobachtung: Die Dumpalme ist für die Lokalisierung Punts von eminenter Bedeutung, da sie in Symbiose mit dem Mantelpavian dargestellt wird, der ausschließlich in Afrika lebt.317 Ludwig Keimer hatte dies bereits 1939 ganz deutlich gemacht: Da der Pavian sich besonders von den Früchten der Hyphaene thebaica ernährt und sich in ständiger Symbiose mit diesem afrikanischen Charakterbaum befindet, kann es nicht wundernehmen, dass die Ägypter Pavian und Dum-Palme unzählige Male zusammen zur Darstellung gebracht haben.318 Meiner Meinung nach ist damit die Lage Punts in Afrika erwiesen, zumindest was die Zeit des Neuen Reiches angeht. Alle Versuche, dieses Argument zu entkräften, müssen als gescheitert gelten.319 c Ebenholz Neben ‚Myrrhe‘ ist hbn bzw. hbny eines der wichtigsten pflanzlichen Produkte aus Punt. Anders als bei den Aromata ist die Übersetzung des altägyptischen Wortes gesichert, da es die Etymologie des entsprechenden deutschen Wortes „Ebenholz“ darstellt (über gr. ἔβενος & lat. ebenum).320 Im Hebräischen wurde dies in der Form hoḇnîm übernommen, im Klassisch-Arabischen heißt das Holz ʾabanūs, ʾabnūs321. Werner Vycichels Annahme322, das Wort sei über das Arabische ins Griechische gekommen, wird durch die sehr frühe Erwähnung bei Herodot (iii, 97) widerlegt. Bestimmt aus dieser Quelle kam es

317

318 319 320

321 322

Herbarium Nr. 7 & 8, 1977 (50 years Cairo University Herbarium. 80 years Birthday of Vivi Täckholm), Kairo 1977, 310 und 319 mit Abb. 1. Kitchen, Punt and how to get there, 187; L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 237. Natürlich kommt die Dumpalme auch ohne Pavian vor, allerdings werden sie auf den Reliefs eben beide dargestellt. L. Keimer, Pavian und Dumpalme, in: mdaik 8, 1939, 42–45. Meeks, Coptos; Meeks, Locating Punt. F. Breyer, Morgenländische Wörter im Deutschen: die ägyptischen Lehnwörter, in: W. Raunig & S. Wenig (eds.) Afrikas Horn. Akten der Ersten Internationalen Littmann Konferenz 2.–5. Mai 2002 in München, in: Meroitica 22, Wiesbaden 2005, 377–401; W. Spiegelberg, Ägyptische Lehnwörter in der älteren griechischen Sprache, in: zvs 41, 1907, 127–132, besonders 131. Schon bei O. Schrader, in: Realexikon der indogermanischen Altertumskunde i, Leipzig 1917, 148. W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 39. W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, 39.

die neuzeit auf der suche nach punt

121

hingegen zu den Imaziγɛn (‚Tuareg‘), die das Holz yābnūs nennen323. Bemerkenswerterweise haben die Araber das Wort ein zweites Mal übernommen und zwar aus seinerseits aus dem Griechischen rückentlehnten Koptischen (ⲡ.ⲉⲃⲉⲛⲟⲥ), was wegen der Wiedergabe des koptischen Artikels eindeutig ist: bābanūs. Wenn schon die Übersetzung sicher ist, so könnte man hoffen, ist es auch die Identifizierung der Baumart; leider ist dies nicht der Fall. Rolf Herzog bespricht die Vorkommen von Diospyros ebenum.324 Der Baum wächst vor allem im sudanesischen Binnenland; an der Ostküste Afrikas kommt er erst südlich des Äquators vor, wo keine Aromaharzbäume gedeihen. Kenneth Kitchen hat jedoch darauf hingewiesen, dass als Ebenholz in Ägypten nachweislich nicht Dalbergia ebenum, sondern Dalbergia melanodendron zu gelten habe.325 Pflanzennamen werden vor allem innerhalb derselben Gattungen sehr gerne übertragen.326 Die Vorkommen von Dalbergia melanodendron wurden entsprechend von Kitchen recherchiert:327 Sie erstrecken sich vom Nordwesten Äthiopiens bis ins sudanesische Tiefland, deckungsgleich mit der Verbreitung von Dumpalmen und Akazien.328 Im Sudan westlich des Weißen Nils (al-Baḥr al-Abyaḍ) komme die Art vor allem im Norden zusammen mit Gummi arabicum vor.329 Bestände von Ebenholz existierten neben Äthiopien und dem Sudan sonst nur noch im Senegal, in Togo, Rhodesien (heute: Zimbabwe) und Mosambik.330 Das schwarz-violette Kernholz sei jedoch charakteristisch für die Bäume aus den sudanesischen bzw. äthiopischen Wäldern und Steppen. Nach den Angaben von Dimiti Meeks kommt das Ebenholz (Diospyros mespiliformis) jedoch auch im Yemen vor,331 und dieses sei in den Frühzeitgräbern

323 324 325

326 327 328 329 330

331

H. Duveyrier, Les Touaregs du Nord, Paris 1864, 211 f. Herzog, Punt, 66 f. Kitchen, Punt and how to get there, 187; A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41962, 434–436. Vgl. auch R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Diss. Hamburg 1979, 49; R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 97 f.; Martinssen, Untersuchungen, 67. N. Hepper, On the transference of ancient plant names, in: Palestine Exploration Quarterly 109, 1977, 129–130. Kitchen, Punt and how to get there, 187, Anm. 13. F.J. Simoons, Northwest Ethiopia, Madison 1960, 9. K.M. Barbour, The Republic of the Sudan. A Regional Geography, London 1961, 88. R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Diss. Hamburg 1979, 49; R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 97f.; Martinssen, Untersuchungen, 67. N. Hepper, Outline of the vegetation of the Yemen Arab Republic. Publications from the Cairo University Herbarium Nr. 7 & 8, 1977 (50 years Cairo University Herbarium. 80

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kapitel iii

in Abydos nachgewiesen worden.332 Das echte Ebenholz (Diospyros ebenum) stammt übrigens aus Ceylon und wurde (angeblich) bei Fragmenten im Totentempel des Neferirkare identifiziert.333 Handelskontakte nach Ceylon kann ich mir im Alten Reich nur sehr schwer vorstellen. Vielleicht sollte man als Geisteswissenschaftler nicht immer allem Naturwissenschaftlichen blind vertrauen! Wie im Falle der Aromata bleibt der Leser angesichts einer solchen Fülle von Lehrmeinungen etwas ratlos zurück. Hier wie dort haben es jahrzehntelange Anstrengungen verschiedenster Wissenschaftler nicht vermocht, die Natur und Herkunft des altägyptischen Begriffes hbny mit Sicherheit zu bestimmen. Daher kann dieses Material kaum als Argument in der Puntfrage Verwendung finden.334 d Das ti͗-šps-Holz Myrrhe, Weihrauch und Ebenholz haben – wie gesehen – eine Fülle an wissenschaftlicher Aktivität hervorgerufen. Dies kann von einem weiteren Puntprodukt nicht wirklich behauptet werden: ti͗-šps. Nach der Untersuchung von Agnes Lüchtrath handelt es sich dabei um den ostafrikanischen Kampferbaum (Cinnamomum camphora).335 Er kommt vor allem in Kenia und in Äthiopien vor. Zwar hat diese Identifizierung Eingang in die Wörterbücher gefunden336, doch sollte man ihre Vorläufigkeit nicht vergessen. e Varia Offenbar verfügte man in Punt über besonderes Hartholz; anders ist nicht zu erklären, dass Stäbe (mṭw), Knüppel (mtni͗) bzw. Wurfhölzer (kmꜣw) in größeren Mengen eingeführt wurden (Dok. 28).337 Näheres über diese Hölzer ist nicht bekannt. Unbekannter Bestimmung ist ferner ein unter den Puntprodukten aufgeführtes Harz namens ẖsꜣi͗t. Nach Elmar Edel ist der Ausdruck eine

332 333 334 335 336 337

years Birthday of Vivi Täckholm), Kairo 1977, 312; N. Baum, Arbres et arbustes de l’Égypte ancienne, Louvain 1988, 270. A.C. Western & W. McLeod, Woods used in Egyptian bows and arrows, in: jea 81, 1995, (77–94) 80 f. (Nr. 8–9) und 91 f. C. de Vartavan & V.A. Amoros, Codex of Ancient Egyptian plant remains, London 1997, 106. Martinssen, Untersuchungen, 67. A. Lüchtrath, tj-šps, der Kampferbaum Ostafrikas, in: Göttinger Miszellen 101, 1988, 43– 48; R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 13f. und 244–346. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, s.v. ti͗-šps. Martinssen, Untersuchungen, 111.

die neuzeit auf der suche nach punt

123

Nisba zu dem nubischen Ortsnamen H̱ sꜣyt, der auf einer Stele Sesostris i. genannt wird.338

∵ Bewertung. Um manche pflanzlichen Produkte aus Punt und die dahinterstehende Pflanzengeographie hat man sich sehr intensiv bemüht Gerade diese haben sich für die Lokalisierungs-Diskussion jedoch letztlich als unbrauchbar erwiesen. Darüber wurde ein bereits recht früh vorgebrachtes Argument völlig aus den Augen verloren: Die gemeinsame Darstellung von Dumpalme und Mantelpavian. Bereits seit einem dreiviertel Jahrhundert müsste allein schon aufgrund dieses Punktes klar sein: Punt lag auf dem afrikanischen Kontinent. Der entscheidende Hinweis auf diesen Umstand verdanken wir einem der wenigen botanisch Ausgebildeten, die sich in der Ägyptologie tummeln, Ludwig Keimer. In diesem Sinne war die Suche der Botaniker äußerst erfolgreich.

iii.5

Nashorn und Giraffe: Die Suche der Zoologen

Neben der Pflanzengeographie hat vor allem die Tiergeographie einen beträchtlichen Raum in der Punt-Diskussion eingenommen. Die Vorgehensweise ist dieselbe: Aus den Darstellungen wird erschlossen, welche Tierarten in Punt lebten oder von dorther nach Ägypten gebracht wurden, um dann über Aussagen zum Habitat der jeweiligen Tiere auf die Lage Punts zu schließen. Die Probleme sind allerdings ebenfalls dieselben: Es ist nicht gesagt, dass sich die antiken Verbreitungsgebiete mit denjenigen der heute lebenden Populationen decken. So war Großwild wie Elefant, Giraffe oder Nashorn vielleicht sogar noch im Alten Reich in Ägypten heimisch, jedoch bereits im Mittleren Reich nur mehr in Nubien zu finden.339 Bei der Untersuchung von Tieren ist bislang lediglich eine Trennung zwischen Meerestieren und Landtieren berücksichtigt worden, die Unterscheidung zwischen wild lebenden und domestizierten 338

339

W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 1004; E. Edel, Ein bisher falsch gelesenes afrikanisches Produkt in der Inschrift des Ḥrwḫwjf (Herchuf), in: sak 11, (Fs. W. Helck), 1984, 187–193; R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Diss. Hamburg 1979, 180f. F. Breyer, Die altägyptische Etymologie von griechisch ἐλέφας = „Elefant“ und lateinisch ebur = Elfenbein, in: A. Loprieno & S. Bickel (Hrsg.), Aegyptiaca Helvetica 19, 2003, 251–276.

124

kapitel iii

Tieren wurde noch nicht thematisiert. Formal kann man darüber hinaus trennen zwischen der indirekten Bezeugung in Form von Tierprodukten und den direkten Hinweisen auf die Tiere durch die oft sehr lebendigen Darstellungen. Am dankbarsten haben sich für die Zoologen die Abbildungen verschiedener Meerestiere in der Punthalle erwiesen. Sie können größtenteils gut identifiziert werden. Umstrittener ist die Zeichnung eines Nashorns, vor allem da ein Teil desselben erst spät entdeckt wurde. Relativ unkompliziert ist dagegen die Behandlung der Giraffe, verschiedener Wildkatzen (Leoparden und Geparden), des bereits im Zusammenhang mit der Dumpalme erwähnten Mantelpavians und der Grünen Meerkatze. Kaum berücksichtigt wurden die zahlreichen Vogelarten und verschiedene Tierprodukte. Es bleibt noch zu erwähnen: Praktisch alle Tiere, um die es hier geht, sind aus den Puntreliefs von Dair al-Baḥrī bekannt. a Meerestiere Die Register der Punthalle werden durch Streifen voneinander getrennt, in denen das Meer schematisch durch Wellenlinien wiedergegeben wird. In diesen Trennstreifen tummelt sich allerlei Meeresgetier (Taf. 25; 42 f.), angefangen von zahleichen Fischen über eine Schildkröte bis zu wirbellosen Meerestieren, darunter einem Kopffüßler (Tintenfisch – Loligo) und zwei Schalentieren (Hummer – Panulirus). Alle 41 Meeresbewohner sind in Seitenansicht mit Umrisslinien abgebildet, mit Ausnahme lediglich zweier Rochen in Rückenansicht und eines Plattfisches in hybrider Darstellungsweise. Die grundsätzliche Aspektivität der Panele wird von der perspektivischen Darstellung der Flossenpaare durchbrochen (Abb. 2). Die Tiere werden nicht im Maßstab zueinander gezeigt, sondern sind alle ungefähr gleich groß mittig auf dem Wasserregister platziert. In die editio princeps der Punthalle aus der Feder von Johannes Dümichen (1868) ist bereits ein Beitrag des Zoologen Wilhem Dönitz zu den Fischen aufgenommen worden.340 Er kam zu dem Schluss, die Fische stammten aus dem Roten Meer, macht allerdings bereits eine Einschränkung: Süßwasserfische seien ebenfalls dargestellt. Rolf Herzog meinte genau ein Jahrhundert später, Dönitz sei nicht unbefangen ans Werk gegangen, sondern habe sich zu sehr von der Meinung seines ägyptologischen Kollegen leiten lassen.341 Im Jahre 1869 folgte eine weitere Analyse der Tierdarstellungen durch einen 340

341

W. Dönitz, Einige Bemerkungen über die auf Tafel xx–xxiv abgebildeten Fische des Rothen Meeres, apud: J. Dümichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin aus dem xvii. Jahrhundert vor unserer Zeitrachnung, Leipzig 1868, 22. Herzog, Punt, 27.

die neuzeit auf der suche nach punt

abb. 3

125

Darstellungsarten der in der ‚Punthalle‘ dargestellten Meerestiere e. danelius & h. steinitz, the fishes and other aquatic animals on the punt-reliefs at deir el bahari, in: jea 53, 1967, 15–24

gewissen Herrn Hartmann.342 Trotz seiner Kritik an Dönitz geht Herzog in seiner großen Punt-Monographie kaum auf die Meerestiere ein, sondern verweist lediglich darauf, dass auch Nilfische dargestellt seien. Dies muss vor dem Hintergrund seiner These gesehen werden, nach welcher die Ägypter Punt über den Nil erreichten. Freilich muss man ihm Eines zugutehalten: Die grundlegende Studie zu den Meerestieren der Puntreliefs ist erst erschienen, als sein Buch bereits im Druck war. Gemeint ist ein Artikel von Eva Danelius und Heinz Steinitz im Journal of Egyptian Archaeology.343 Sie weisen auf die

342

343

J. Dümichen, Resultate der auf Befehl Sr. Majestät Wilhelms i. im Sommer 1868 nach Aegypten entsendete archäologisch-photographischen Expedition, Teil i, Berlin 1869, 1– 30. E. Danelius & H. Steinitz, The Fishes and Other Aquatic Animals on the Punt-Reliefs at Deir El Bahari, in: jea 53, 1967, 15–24.

126

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Schwierigkeiten bei der Identifizierung hin, welche aus einer im Gegensatz zu Reliefs aus dem Alten Reich344 sehr sparsamen Verwendung der Innenzeichnung von Schuppen bzw. Flossenstruktur resultierten. Bei den Fischen könne die Art fast immer exakt bestimmt werden (Taf. 25; 42 f.), vor allem beim Schwertfisch (Xiphilas gladius). Meist reichten die Zeichnungen jedoch lediglich aus, die Gattung bzw. Familie zu identifizieren. Bei einigen sei nicht einmal dies mit Sicherheit möglich. Insgesamt können fünf Darstellungen nicht mit Sicherheit einer bestimmten Tierart zugeordnet werden, acht erwiesen sich als mögliche und drei als gesicherte Darstellungen von Süßwasserfischen. Bei zweien ist nicht ganz gesichert, dass es sich um Meeresfische handelt, bei der überwältigenden Mehrheit von 29 Abbildungen liegen jedoch sicher Meerestiere vor. Mit Ausnahme der Süßwasser-Schildkröte (Trionyx)345 sind alle tropischen und subtropischen Tiere im Salzwasser heimisch, auch die Welse, genauer gesagt im Indischen Ozean bzw. Roten Meer sowie den entsprechenden Golfen. Dieser Punkt ist von allergrößter Wichtigkeit. Er macht nämlich ganz klar deutlich: Punt wurde nicht über Binnengewässer erreicht!346 Eine gewisse Unsicherheit besteht hinsichtlich zweier Fische, bei denen es sich möglicherweise um Tilapia handeln könnte, einem auch im Nil vorkommenden Süßwasserfisch.347 Ebenfalls von Bedeutung ist die Aussage von Danelius & Steinitz, wonach die Acanthuridae, Monacanthidae, Holocentridae, Siganidae und Platacidae in der Fauna des Mittelmeeres nicht vorkommen; Friedrich Wilhelm von Bissing war nämlich seinerzeit davon ausgegangen, der Hummer sei nur im Mittelmeer heimisch.348 Dem vermag ich sogar aus eigener Anschauung zu widersprechen, da ich selbst Zeuge war, wie ein Fischer beim Husn al-Ġurāb an der jemenitischen Küste des Indischen Ozeans einen Hummer aus dem Wasser zog. Der Freiherr von Bissing nutzte den Hummer damals als ein Argument für die These, es habe in der 18. Dynastie ein Kanal zwischen Mittelmeer und Rotem Meer bestanden. Aus den Darstellungen geht natürlich nicht hervor, ob die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet wurden oder nach dem Fang. Eines ist jedoch sicher: Die Reliefs wurden nicht

344 345 346 347 348

I. Gamer-Wallert, Fische und Fischkulte im Alten Ägypten, äa 21, Wiesbaden 1970, 55. Vgl. auch D. Sahrhage, Fischfang und Fischkult im alten Ägypten, Kulturgeschichte der Antiken Welt 70, Mainz 1998, 76–78. Martinssen, Untersuchungen, 171. E. Danelius & H. Steinitz, The Fishes and Other Aquatic Animals on the Punt-Reliefs at Deir El Bahari, in: jea 53, 1967, (15–24) 21. F.W. Fr. von Bissing, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: WdO 1, 1948, (146–157) 156 f.

die neuzeit auf der suche nach punt

127

nach bloßen Beschreibungen gefertigt, sondern nach eigenen Beobachtungen oder zumindest nach Zeichnungen, die auf persönlicher Autopsie beruhten. Für Zeichnungen nach dem Hörensagen sind einige der Fische anatomisch viel zu exakt wiedergegeben.349 b Nashörner Das Nashorn-Relief von Dair al-Baḥrī ist ein sehr schönes Beispiel für die Bedeutung selbst kleinerer Fragmente; zudem zeigt sich an ihm, wie sehr man dem Fundzufall ausgeliefert ist. Als Edouard Naville den Tempel publizierte, lag ihm nur ein Fragment mit Bauch und Füßen des Tieres vor (Abb. 3).350 So kam es zu einer anfänglichen Fehleinschätzung: Das Nashorn wurde zuerst als Nilpferd bestimmt – Naville bemerkte allerdings, dass das Tier auf festem Grund steht und nicht etwa im Wasser liegt. Da Nilpferde im Allgemeinen in oder am Wasser gezeigt werden, könne es sich genauso gut um ein Nashorn handeln. Der lange, in einer Quaste endende Schwanz wäre freilich bereits eindeutig gewesen – für den Zoologen.351 Ein weiteres Fragment mit der Darstellung des Kopfes wurde erst nach dem Erscheinen der ersten Studie über Nashörner im Alten Ägypten352 entdeckt.353 Stevenson Smith hat das gesamte Relief rekonstruiert.354 Wegen des Hornes und der Form der Ohren war nun endgültig gesichert: In Punt gab es Nashörner.355 Rolf Herzog erwähnt diesen Umstand zwar, er diskutiert ihn jedoch nicht.356 Ludwig Keimer hatte noch Vorbehalte gegen die Identifikation als Nashorn, da der Körper eher wie derjenige eines Nilpferdes aussehe.357 Dies ist in der Tat der Fall, selbst nach Fund des ergänzenden Fragments. Gleichwohl kann kein wirklicher Zweifel mehr bestehen, dass nicht doch ein Nashorn dargestellt wurde even if the artist confused its body in some measure with that of a hippo (Kenneth Kitchen).358 Der Grund ist so banal wie einleuchtend: Nilpferde

349 350 351 352 353 354 355 356 357 358

E. Danelius & H. Steinitz, The Fishes and Other Aquatic Animals on the Punt-Reliefs at Deir El Bahari, in: jea 53, 1967, 15–24. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari iii (Tafeln), mmes 16, London 1898, 13ff. Martinssen, Untersuchungen, 172, Anm. 166. L. Keimer, Note sur les Rhinocéros de l’ Égypte ancienne, in: asae 48, 1948, 47–54. W.S. Smith, The Land of Punt, in: jarce 1, 1962, 59–61. W.S. Smith, The Land of Punt, in: jarce 1, 1962, 59–61. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 224 ff. Herzog, Punt, 23 f. L. Keimer, Note sur les Rhinocéros de l’ Égypte ancienne, in: asae 48, 1948, (47–54) 49 mit Anm. 4. Kitchen, Punt and how to get there. 187, Anm. 16.

128

kapitel iii

haben kein Horn!359 Nach Kitchen wird in der Punthalle das schwarze afrikanische Nashorn abgebildet.360 In der Ägyptologie besteht ein Konsens darüber, die Darstellung eines Nashorns im Kontext von Punt als Hinweis auf die Lokalisierung dieses Landes zu werten (Abb. 4). Diese Hypothese ist jüngst bestritten worden. Dimitri Meeks zweifelt die Darstellung an sich nicht an, nur meint er, das Tier lebe in Gefangenschaft. Gibt es irgendeinen Hinweis darauf? Diese Frage muss man verneinen. Der einzige Grund für seine Hypothese ist die große Bedeutung des Nashorns in der Entscheidung, ob Punt in Afrika oder Arabien lag. Nashörner kommen nämlich auf der Arabischen Halbinsel gar nicht vor. Um seine arabische Lokalisierung Punts doch noch zu retten, sieht sich Meeks gezwungen, das Nashorn wegzudiskutieren und als eine Art diplomatisches Geschenk zu deklarieren.361 Zwar sieht es tatsächlich so aus, als seien Wildtiere innerhalb der Siedlung dargestellt, gemischt mit domestizierten Tieren. Allerdings geht daraus nicht hervor, ob diese Wildtiere in freier Wildbahn leben oder in Gefangenschaft. Nach Meeks wurden die Tiere nach Arabia Petraea gebracht, um von dort als diplomatische Geschenke nach Ägypten verschifft zu werden. Warum sollte man dies tun, warum der Umweg von Afrika in Richtung Sinai und dann wieder zurück? Und wie soll das praktisch geschehen sein? Dies müsste ja bedeuten, man habe die Tiere durch die Ostwüste ins Niltal geschafft. Ein solches Szenario halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Bei Leoparden mag dies vielleicht gerade noch machbar sein, bei Nashörnern und Giraffen nicht mehr. Die Parallelen, mit denen Meeks aufwartet362, sind nicht wirklich brauchbar, denn in keinem Fall ist ein Wüstenmarsch von mehreren hundert Kilometern bezeugt. Wie er zugeben muss, wurden Nashörner sehr selten als diplomatische Geschenke verwendet, wahrscheinlich da sie allzu exotisch und schwer zu beschaffen waren.363 Der assyrische Herrscher Salmanasar iii. erhielt ein Nashorn von einem Pharao (wohl Takelot ii.)364; Nashörner wurden

359 360 361 362 363

364

Kitchen, Punt and how to get there. 187, Anm. 16. Kitchen, Punt and how to get there. 187. Meeks, Locating Punt, 55. Meeks, Locating Punt, 55. V.B. Lion, La Circulation des animaux au proche-orient antique, in: D. Charpin & F. Joannes (Hrsg.), La Circulation des biens, des personnes et des idées dans le procheorient ancien, Actes de la xxxviiie Rencontre Assyriologique, Pari 1992, 357–365; Meeks, Locating Punt, 55. K.A. Kitchen, The Third Intermediate Period in Egypt, Warminster 1973, 327 mit Anm. 462; Meeks, Locating Punt, 55.

die neuzeit auf der suche nach punt

abb. 4

129

Rumpf des Nashorns vor dem Fund des oberen Fragments l. störk, die nashörner, hamburg 1977, 222

für Zirkusspiele nach Rom gebracht365; Sultan Selim ii. erhielt im 16. Jhd. ein asiatisches Nashorn als Geschenk.366 Angeblich war das Niltal nicht die einzige Route, man habe auch indische Nashörner über Südarabien und das Rote Meer verschifft.367 Wie kommt Meeks zu einer solchen Aussage? Er verweist lediglich auf den Gewürzhandel über den Indischen Ozean.368 Meeks erwägt ernsthaft direkte Kontakte nach Indien in der Zeit der Hatschepsut369: Le fait que le rhinocéros pountite puisse être d’ origine indienne ne peut certainement pas être considéré comme une impossibilité. Die Darstellung eines Nashorns mit einem Horn auf einem Skarabäus des Neuen Reiches aus Kanaan ist noch lange kein Beweis für Nashornexporte jedweder Art.370 Es gab im Altertum in Vorderasien keine Nashörner, dennoch: Das Motiv konnte auch ohne den Export von lebenden Tieren dorthin gelangen. Selbst wenn das puntitische Nashorn eigentlich aus Nubien kam und über den Nil nach Ägypten gebracht worden sein sollte, hätte es immer noch den Weg

365 366 367 368

369 370

D. Colls, C. Descamps, M. Faure & C. Guerin, The Bronte Black Rhinoceros from Port Vendres iii, in: Antiquity 59, 1985, 108–110. L. Störk, Selims Rhinoceros, in: I. Gamer-Wallert & W. Helck (Hrsg.), Gegengabe. Festschrift für Emma Brunner-Traut, Tübingen 1992, 331–334. Meeks, Locating Punt, 56. J.F. Salles, Les Échanges commerciaux dans le golfe Arabo-Persique au ier millénaire avant j-c, in: T. Fahd (Hrsg.), L’ Arabie Préislamique et son environnement, historique et culturel, Leiden 1989, (67–98) 91 f. Meeks, Coptos, 277. R. Giveon, The Impact of Egypt on Canaan, Fribourg 1978, 82–84 mit Abb. 39.

130

kapitel iii

abb. 5

Kopf eines Nilpferds (Felsbild) (a), eines ausgewachsenen (b) und eines jungen Nashorns (c) l. störk, die nashörner, hamburg 1977, 222

nach Arabia Petraea finden müssen, um von dort als diplomatisches Geschenk nach Mesopotamien zu gehen. Wie auch immer: Es gibt keinen einzigen Hinweis auf Meeks’ These. Nirgends steht, ein Nashorn sei jemals aus Punt nach Ägypten gebracht worden. Wäre dies der Fall gewesen, hätte man sicherlich nicht darauf verzichtet, ein solches Faktum groß heraus zu streichen. Halten wir fest: Die ägyptischen Künstler zeigten bei ihrer Charakterisierung Punts nicht nur die lokalen Siedlungen und Pflanzen, sondern die dort lebenden Tiere – Meerestiere, Haustiere und eben auch Wildtiere. Dies geschah übrigens nicht so wild durcheinander, wie Meeks suggeriert. Immerhin sind die entsprechenden Reliefpartien sehr fragmentarisch, und selbst auf einer Tempelwand ist nur begrenzt Raum für das Vorstellen eines ganzen Landstrichs. Keiner nimmt vergleichbaren Anstoß an Tiepolos Fresko der vier Erdteile in der Würzburger Residenz, obwohl dort die Tigerjagd direkt neben Genreszenen stattfindet.371 Nun gilt es noch ein Letztes zu klären: Welche Art von Nashorn gab es in Punt, das afrikanische oder das asiatische? Ein Nashorn ist nicht automatisch

371

W. Helmberger & M. Staschull, Tiepolos Welt. Das Deckenfresko im Treppenhaus der Residenz Würzburg, München 2006.

die neuzeit auf der suche nach punt

abb. 6

131

Der Kopf des Nashorns in der ‚Punthalle‘ l. störk, die nashörner, hamburg 1977, 222

gleichbedeutend mit ‚Afrika‘.372 Das puntitische Nashorn hat nur ein Horn, was ein untrügliches Kennzeichen der asiatischen Spezies ist (Industal); das afrikanische hat zwei. Wie Kenneth Kitchen bemerkt hat, ist die Darstellung mit nur einem Horn ein mehrfach vorkommender Fehler der ägyptischen Künstler – er verweist u.a. auf zwei entsprechende Bilder aus Kerma (Mittleres Reich).373 Die Darstellung unter Bäumen sei passend, da es sich bei Nashörnern um Pflanzenfresser handelt. Das Tier sei in Eritrea heimisch374 und komme außerhalb Afrikas sonst noch in „India, Java, or Sumatra“ vor, was gänzlich auszuschließen sei.375 Ausführlicher und auf alle Nashorndarstellungen bezogen hat sich Lothar Störk in seiner Dissertation des Themas angenommen (Abb. 5).376 Er kommt mehr oder weniger zu demselben Ergebnis wie Kitchen: In Afrika sind südlich der Sahara stumpfmäulige Breitmaulnashörner (Diceros simum) und Spitzmaulnashörner (Dicos bicornis) verbreitet.377 Speziell existieren antike und neuzeitliche Angaben zur Verbreitung von Nashörnern in Eritrea. Zu Beginn des 19. Jhd. beobachtete der französische Reisende Combes noch Nashörner im Ost-Sudan, genauer gesagt zwischen Berbera und Sawākin.378 Störk meint, es dürfte sich auf den Puntreliefs um die

372 373 374 375 376 377 378

P.-L. Gatier, Des Girafes pour l’ Empereur, in: Topoi 6, 1996, 903–941. Kitchen, Punt and how to get there. 187, Anm. 17 mit weiterführenden Literaturangaben. Kitchen, Punt and how to get there. 187 mit Verweis auf: Enciclopedia Italiana 29, Rom 1936, s. v. Rinoceros. Kitchen, Punt and how to get there. 187. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977. Martinssen, Untersuchungen, 172, Anm. 167. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 229.

132

kapitel iii

Darstellungen eines Jungtieres handeln, dessen Hörner noch nicht stark ausgeprägt sind.379 c Giraffen Neben dem Nashorn hat das Relief einer Giraffe in der Punthalle Aufsehen erregt (Abb. 6). Wie so oft ist auch hier die genaue Bestimmung der Art nicht sicher: Nach Max Hilzheimer ist das Tier eine Netzgiraffe (Giraffa camelopardalis reticulata), die in Somalia vorkommt.380; Lothar Störk hat es als Nubische Giraffe (Giraffa camelopardalis camelopardalis) bestimmt.381 Hilzheimer war möglicherweise von der damaligen comunis opinio einer SomaliaLokalisierung beeinflusst. Welcher Art auch immer die Giraffe sein mag, sicher ist: Giraffen kommen ausschließlich auf dem afrikanischen Kontinent vor. Punt lag daher mit Sicherheit in Afrika und nicht in Asien. Dies hatte bereits Auguste Mariette erkannt, wenn er 1875 schreibt: Un des bas-relief de Deir-al-Bahari montre un giraffe parmi les animaux que l’expédition envoyée par la Régente dans le pays de Poun ramène à Thèbes. On remarquera que la giraffe est un ruminant essentiellement africain, et qu’on n’en trouve pointe en Arabie.382 Heute ist die Giraffe verbreitet in den Busch- und Baumsteppen Afrikas südlich 20° nördlicher Breite. Bis zum Beginn des Alten Reiches scheint sie auch in Oberägypten vorgekommen zu sein.383 Hilzheimer meinte, die Giraffe lebte als „Tier der Ebene“ nur im sudanesischen Binnenland westlich der ans Rote Meer grenzenden Bergkette. Somit favorisierte er eine Lokalisierung Punts in Somalia, da hier das Küstengebirge nicht sehr breit ist und die Tiere deshalb nur dort in wenigen Tagen zur Küste gebracht worden sein könnten.384 Die

379 380 381 382

383 384

D. Colls, C. Descamps, M. Faure & C. Guerin, The Bronze Black Rhinoceros from Port Vendres iii, in: Antiquity 59, 1985, 108–110. M. Hilzheimer, Zur geographischen Lokalisierung von Punt, in: zäs 68, 1932, (112–114) 113. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 228. A. Mariette, Les Listes géographiques des Pylônes de Karnak comprenant la Palestine, l’ Éthiopie, le pays de Somâl, Leipzig 1875, (60–66) 65; Herzog, Punt, 28; Kitchen, Punt and how to get there. 187. M. Hilzheimer, Zur geographischen Lokalisierung von Punt, in: zäs 68, 1932, (112–114) 113. M. Hilzheimer, Zur geographischen Lokalisierung von Punt, in: zäs 68, 1932, (112–114) 113; Kitchen, Punt and how to get there. 187.

die neuzeit auf der suche nach punt

133

abb. 7 Giraffe, Dumpalme und Mantelpavian in der ‚Punthalle‘ m. hilzheimer, zur geographischen lokalisierung von punt, in: zäs 68, 1932, (112–114) 112

Frage ist nur, ob dies wirklich notwendig war. Lothar Störk gibt in diesem Zusammenhang allerdings zu bedenken, dass Giraffen immerhin bis zur Höhe von 2000m über dem Meeresspiegel leben und sich die Gebirge lediglich bis zu 500–1000m über dem Meer erheben. Wie beim Nashorn, so auch bei der Giraffe muss Dimitri Meeks für seine Arabien-Lokalisierung gewichtige Argumente aus dem Weg räumen. Seine Strategie ist vergleichbar: Die Giraffen seien gleichfalls diplomatische Geschenke gewesen.385 In diesem Zusammenhang führt er Giraffendarstellungen aus ägyptischen Gräbern an, bei denen oft ein nubischer Gabenbringer im Spiel

385

V.B. Lion, La Circulation des animaux au proche-orient antique, in: D. Charpin & F. Joannes (Hrsg.), La Circulation des biens, des personnes et des idées dans le proche-

134

kapitel iii

ist.386 Dies mag durchaus zutreffen, nur werden dadurch die puntitischen Tiere nicht zu Tieren in Gefangenschaft. Auch die Giraffe bei Tributbringern aus Persepolis (6. Jhd. bc)387 beweist diesbezüglich noch nichts, ebenso wenig eine einschlägige Beschreibung Diodors (ii, 51:1). Dessen cameleopardus aus Arabien sei eine Giraffe und damit Hinweis auf Transithandel über Arabien.388 Was Meeks verschleiert: Die persepolitanischen Gabenbringer kommen aus Kuš, d.h. aus Nubien über das Niltal nach Persien. Ferner ist nicht erwiesen, dass Diodors cameleopardus wirklich eine Giraffe ist. Meeks sieht sich gezwungen, zuzugeben, die Giraffe sei „un animal exclusivement africain“389 und postuliert deshalb, man habe die Giraffen von Afrika auf den Sinai gebracht. Der Hinweis auf dortige Petroglyphen mit Giraffen aus dem Mittleren und Neuen Reich390 ist ebenfalls nicht einwandfrei. Petroglyphen dieser Art sind über ganz Nordafrika verteilt und fast immer prähistorisch. Außerdem gibt es wenig Unsichereres als die genaue Datierung von Felskunst. Insgesamt gelten hinsichtlich der Giraffe dieselben Einwände wie gegen Meeks’ Ausführungen zum Nashorn. Die Tiere lebten weder in den Dörfern noch in Gefangenschaft, sondern wurden in die Reliefs aufgenommen, um das Land Punt allgemein zu charakterisieren.391 Man muss die Reliefs ernst nehmen und die Giraffe weist einmal mehr nach: Das Land Punt war afrikanisch. d Raubkatzen Neben den Tieren der puntitischen Fauna besitzen wir Nachricht von Tieren, die lebend aus Punt nach Ägypten eingeführt wurden: Leoparden und Geparden. Leoparden sind ziemlich anpassungsfähig und daher in Afrika sehr weit verbreitet.392 Im Altertum könnten sie sogar noch in Ägypten zu finden gewesen sein.393 Die Beischriften der Punthalle machen eindeutige Aussagen über den Import puntitischer Raubkatzen (Dok. 28h):

386 387 388 389 390 391 392 393

orient ancien, Actes de la xxxviiie Rencontre Assyriologique, Pari 1992, 357–365; Meeks, Locating Punt, 55. Meeks, Locating Punt, 55. P.-L. Gatier, Des Girafes pour l’ Empereur, in: Topoi 6, 1996, 903–941. Meeks, Locating Punt, 55. Meeks, Coptos, 276. A.H. Gardiner, T.E. Peet, & J. Černý, The Inscriptions of Sinai ii, London 1955, 221, Nr. 520 und Taf. 96. Martinssen, Untersuchungen, 172. L. Störk, in: Lexikon der Ägyptologie 3, Wiesbaden 1980, Sp. 1006f., s.v. Leopard. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 1006 f.

die neuzeit auf der suche nach punt c̣ʿ̌ m

Weißgold/Elektron in Kasten & als Ringe

i͗nm(.w) ꜣby

Viele Pantherfelle Pantherfelle

[…]k-rʾ[.]i͗ stelzvogel

[…]k-rʾ[.]i͗-Stelzvögel Stelzvögel

1 ꜣby-šmʿ ʿnḫ i͗ni̯.y ◯ 2 n⸗ḥm⸗ś ◯ ḥr ḫꜣs.wt [rsi͗.w]

Lebender Leopard, der Ihrer Maiestät aus den südlichen Fremdländern gebracht worden war. Leopard

ꜣby mḥ ʿnḫ [ḥnʿ i͗ṭ.t⸗f ?]

Lebender Gepard [mit seinem Weibchen?] zwei Jagdgeparden

3300 rinder

3300 Rinder Rinder

135

Zwar wissen wir nicht mit Sicherheit, ob die Bewohner Punts die Raubkatzen erbeuteten und den Ägyptern verkauften, doch ist zumindest anzunehmen, dass die Tiere in erreichbarer Nähe von Punt heimisch waren. Ein Unsicherheitsfaktor ist die Überschrift der Liste, die Punt nicht nennt, sondern lediglich allgemeine „Südländer“ – Leoparden werden nämlich typischerweise aus Nubien eingeführt. Ob aus Punt oder doch nur aus Nubien, die Terminologie bleibt interessant: Der Panther heißt ꜣby, der Leopard wörtlich „Oberägyptischer Panther“ (ꜣby šmʿ) und der Gepard ist dem Wortsinne nach ein „Nördlicher Panther“ (ꜣby mḥ).394 Geparden kommen ebenfalls in verschiedenen Landschaftsformen vor und sind dementsprechend weit verbreitet.395 Die Beischrift ꜣby mḥ ʿnḫ [ḥnʿ i͗ṭ.t⸗f ?] kann anhand des Reliefs ergänzt werden, auf dem zwei Geparden hintereinander abgebildet sind, wahrscheinlich ein männliches und ein weibliches Tier. e Mantelpaviane Wie bereits im Zusammenhang mit den Dumpalmen erwähnt wurde, sind auf den Reliefs von Dair al-Baḥrī Mantelpaviane (Papio hamadryas) abgebildet:396 Ein männliches Tier mit der charakteristischen Mähne klettert auf eine Dumpalme; ein weibliches mit Jungtier auf dem Rücken ist auf dem Reliefbruch394 395 396

F. Kammerzell, Panther, Löwe und Sprachentwicklung im Neolithikum, LingAeg StudMon 1, Göttingen 1994. L. Störk, in: Lexikon der Ägyptologie 2, Wiesbaden 1977, Sp. 530f., s.v. Gepard. M. Hilzheimer, Zur geographischen Lokalisierung von Punt, in: zäs 68, 1932, 112–114; Kitchen, Punt and how to get there, 187; Martinssen, Untersuchungen, 171.

136

kapitel iii

stück mit dem Nashornkopf zu erkennen. Des Weiteren wird der Mantelpavian auf den zurückfahrenden Schiffen gezeigt. Mantelpaviane sind Felsaffen, die hauptsächlich im Bergland leben, aber auch in angrenzenden Steppengebieten. Laut Hilzheimer sind sie südlich 10° nördlicher Breite in Abessinien (Küste Eritreas) und Südarabien verbreitet, sowie im nördlichen Somalia.397 Lothar Störk meint, ihr Lebensraum erstreckte sich auch über das Gebiet von Port Sudan (Būr Sūdān), Sawākin und Tōkar, die Tierart sei jedoch rezent dort nicht mehr nachzuweisen.398 Wichtig sind die Darstellungen des Mantelpavians vor allem im Kontext der Dumpalme, deren Nüsse zu ihrer Nahrung gehören.399 Ganz offensichtlich werden sie in ihrem natürlichen Habitat gezeigt. Dumpalmen kommen sowohl in Afrika als auch in Südarabien vor, Mantelpaviane hingegen ausschließlich in Afrika.400 Die Verbreitung der Dumpalme überschneidet sich mit den Vorkommen von Hamadryas-Pavianen und Boswellia- bzw. Commiphora-Arten im Sudan (am Blauen Nil, bei Kassala und an der Küste) und in Eritrea.401 Dimitri Meeks gibt an, Dumpalmen und Mantelpaviane kämen ebenso in Südarabien vor und verweist auf eine E-Mail von Derek E. Wildman vom Center of Molecular Medicine & Genetics an der Wayne St. University School of Medicine:402 I did some work in the Tihama, but once one gets out of the mountains there are fewer and fewer baboons. However, at one site (Wadi Mur), there were both baboons and what I assume were dom palms. Eine solche Aussage ist ohne jeglichen Wert, denn es gibt viele Arten von Pavianen und eine mögliche Dumpalme ist keine sicher bezeugte Quelle. Außerdem würde man sich die fundierte Meinung eines Zoologen wünschen und nicht nur eine E-Mail eines Mediziners.

397 398 399 400 401 402

M. Hilzheimer, Zur geographischen Lokalisierung von Punt, in: zäs 68, 1932, (112–114) 113. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 227. L. Keimer, Pavian und Dumpalme, in: mdaik 8, 1939, 42–45. Kitchen, Punt and how to get there, 187. Kitchen, Punt and how to get there, 187; L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 237. Meeks verweist allgemein auf D.E. Wildman, Historical biogeography of the Mammals of Yemen, publiziert in: Yemen Update. The aiys Electronic Bulletin of Yemeni Studies 42, 2000 unter http://www.aiys.org/wedbate/widm.html ohne Angabe des letzten Zugriffs.

die neuzeit auf der suche nach punt

137

f Grüne Meerkatze Eine weitere in Punt vorkommende Affenart ist die Grüne Meerkatze (Cercopithecus aethiopis).403 Sie ist in Afrika ausgesprochen verbreitet, vom Senegal bis Abessinien und südlich bis Südafrika. Lothar Störk betont, südlich von Sawākin seien die Lebensbedingungen für diese Tierart gegeben.404 Die Tiere leben in größeren Verbänden in lichten Savannenwäldern, häufig in der Umgebung von Pavianen; ihr Lebensraum ist an die Existenz von Flussläufen gebunden. g Vögel Ausgehend von einer Stelle im pHarris i, wo es heißt „Alle Vögel von Punt, sie lassen sich über Ägypten nieder, gesalbt mit Myrrhe“405 argumentierte Rolf Herzog mit Zugvögeln für seine These, Punt läge an den Unterläufen des Nils. Er meint, sie orientieren sich bei ihren Routen am Nil oder am Roten Meer, jedoch wechseln sie nicht zwischen beiden Landmarken. Da er die ägyptische Schifffahrt auf dem Roten Meer kategorisch ausgeschlossen hatte, sieht er in dem Bericht über Zugvögel eine Bestätigung seiner Lokalisierung: Die Vögel seien aus dem Binnenland über den Blauen bzw. Weißen Nil gekommen. Ferner meint er, die seltenen ägyptischen Darstellungen von Sattelstorch und Helmperlhuhn sei nur durch Kenntnisse um die Fauna dieser Region möglich gewesen. Beiden Thesen hat Lothar Störk widersprochen: Zugvögel orientierten sich nicht am Nil, und die zuletzt genannten Vogelarten seien noch bis ins Alte Reich hinein in Ägypten heimisch.406 Leider hat Störk wohl nicht recht, denn vor allem Störche orientieren sich sehr wohl am Nil.407 Eine ganz andere Argumentationsstrategie operiert mit der Brutzeit dargestellter Vogelarten: Carl V. Sølver gemäß brüteten die in Dair al-Baḥrī dargestellten Vogelarten im Januar, was bedeutete, die Südreise der Ägypter habe im Oktober stattgefunden.408 Problematisch daran ist vor allem: Der Aufenthalt

403

404 405 406 407

408

Vgl. die Photographie bei A. Nibbi, Ancient Egypt and Some Eastern Neighbours, New Jersey 1981, 218, Taf. 28 und. D.J. Osborn & J. Osbornova, The Mammals of Ancient Egypt, Warninster 1989, 38. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 228. Herzog, Punt, 71 zitiert nach H. Grapow, Jenseitswünsche, in: zäs 77, 1942, 70 und S. Schott, Altägyptische Liebeslieder, Zürich 1950, 50. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 235 f. A. von den Driesch & J. Peters, Störche über Elephantine, in: E.-M. Engel, V. Müller & U. Hartung (Hrsg.), Zeichen aus dem Sand. Streiflichter aus Ägyptens Geschichte zu Ehren von Günter Dreyer, menes 5, Wiesbaden 2008, 661–679. C.V. Sølver, Egyptian shipping in about 1500 b.c., in: mm 22, 420–469, zitiert nach

138

kapitel iii

zur Brutsaison ist nicht an das Abreisedatum, sondern an die Länge des Aufenthalts in Punt gekoppelt.409 Mit anderen Worten: Weder die Flugrouten von Zugvögeln noch die Brutzeit bestimmter Vogelarten kann uns bei der Puntfrage wirklich weiterhelfen. h Tierprodukte Im Gegensatz zu den Tieren wurden die tierischen Puntprodukte bisher kaum beachtet, wohl weil sie viel zu unspezifisch sind, um der Lokalisierung zu dienen.410 Darüber hinaus handelt es sich meist um Waren, die typischerweise aus Nubien nach Ägypten eingeführt wurden. Aus Punt importiert wurden čsm-Hunde, was konventionell mit „Windhunde“ übersetzt wird.411 Im Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) hält ein puntitischer Gabenträger einen Steinbock. Es könnte sich dabei um den Nubischen Steinbock (Capra ibex nubiana) oder den Äthiopischen Steinbock (Capra ibex walie) handeln, deren deutsche Namen bereits ihre ungefähre Verbreitung angeben.412 Ebenfalls sehr allgemeiner Natur sind Nennungen von Straußenfedern und -eiern sowie ‚Elfenbein‘. Der Vogelstrauß (Struthio camelus) kommt fast in ganz Afrika vor und der Begriff ꜣbw ist mehrdeutig.413 Er bezeichnet sowohl den Elefanten, als auch dessen Stoßzähne. Davon ausgehend wurde das Lexem schließlich stellenweise auf das Horn des Nashorns übertragen. Steppenelefanten (Loxodonta africana africana) leben südlich des 17° nördlicher Breite und noch im 19. Jhd. in allen ostafrikanischen Küstengebirgen.414 Eine Lokalisierung Punts in Abessinien im Auge könnte man auf die eminente Rolle verweisen, die das spätantike Aksum im Elfenbeinhandel spielte. Nach den Angaben im Periplus maris erythraei und bei Plinius war Adulis einer der Knotenpunkte bei der Verschiffung dieses wertvollen Materials.415 Bis dato wurden praktisch ausschließlich die dargestellten Tiere

409 410 411 412 413

414 415

A.W. Sleeswyk, On the location of the land of Punt on two Renaissance maps, in: The International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration 12, 1983, 279– 291. Martinssen, Untersuchungen, 93. Martinssen, Untersuchungen, 174. H.G. Fischer, in: Lexikon der Ägyptologie iii, Wiesbaden 1980, Sp- 77–81, s.v. Hunde. E. Brunner-Traut, in: Lexikon der Ägyptologie v, Wiesbaden 1984, Sp. 1276, s.v. Steinbock. F. Breyer, Die altägyptische Etymologie von griechisch ἐλέφας = „Elefant“ und lateinisch ebur = Elfenbein, in: A. Loprieno & S. Bickel (Hrsg.), Aegyptiaca Helvetica 19, 2003, 251–276. L. Störk, Die Nashörner, Hamburg 1977, 229. Vgl. auch ebenda, 239f. J. Philips, Punt and Aksum: Egypt and the Horn of Africa, in: Journal of African History

die neuzeit auf der suche nach punt

139

in der Forschung ausführlich diskutiert. Lediglich Dimitri Meeks hat sich Gedanken gemacht über die Tiere, die nicht abgebildet werden, allen voran der Elefant. Seiner Meinung gemäß sei bei einer afrikanischen Lokalisierung Punts dieser mit Sicherheit auf den Puntreliefs zu erwarten gewesen, allein schon angesichts des Elfenbeinhandels mit Punt.416 Er verweist in diesem Zusammenhang auf Darstellungen aus Dedan/Oase al-ʿUla in Arabien von unklarer Datierung417, natürlich mit seiner Arabien-These im Blick. J. Dayton hatte eine ägyptische Besatzung von Dedan während der 18., 19. oder der 25. Dynastie postuliert: It is probable, therefore, that an Egyptian-type rock drawing would have been begun, but never finished, during a brief period when Egypt was in control of Al Ula and the route to Babylon.418 Dies ist völlig aus der Luft gegriffen, ja reine Phantasie, und es ist sehr bezeichnend, dass Meeks eine solche Theorie bemühen muss, um seine eigene PuntLokalisierung zu untermauern.419 Überhaupt ist es nicht statthaft, mit dem Fehlen einer Darstellung in der Punthalle zu argumentieren, dazu ist sie in zu fragmentarischem Zustand. i Domestikationsforschung Bei den Pfahlbauten werden Kurzhornrinder dargestellt; außerdem der Esel, welcher die Fürstin trägt.420 Weder die eine noch die andere Tierart wurden bisher in eine Argumentation einbezogen. Zwar dürfte die Domestikation beider Tiere im 2. Jahrtausend v. Chr. bereits in allen in Frage kommenden Regionen erfolgt sein und ist daher nicht sehr aussagekräftig für die Lokalisierung. Gleichwohl ist interessant, dass man in Punt auf Eseln ritt und sich Hausrinder hielt.



416 417 418 419 420

38, 1997, 423–457; J. Philips, Aksum and the Ivory Trade: New Evidence, in: Orbis Aethiopicus (Hrsg.), Äthiopien und seine Nachbarn. Akten der 3. Tagung von Orbis Aethiopicus vom 25.–29. September 1997 in Gniew/Polen, Frankfurt 1998, 75–84. Meeks, Coptos, 278. J. Dayton, The lost Elephants of Arabia, in: Antiquity 42/165, 1968, 42–45. J. Dayton, The lost Elephants of Arabia, in: Antiquity 42/165, 1968, 42–45. Meeks, Coptos, 278, Anm. 64. Martinssen, Untersuchungen, 173.

140

kapitel iii

Bewertung. Die Suche der Zoologen kann als die vielleicht erfolgreichste der Puntdiskussion betrachtet werden. Dies mag damit zusammenhängen, dass in diesem Fall wirklich ausgebildete Zoologen am Werk waren und nicht ausschließlich zoologisch interessierte Ägyptologen. Zwar ist das Nashorn auf den Puntreliefs mit nur einem Horn dargestellt worden, doch können dafür gewichtige Gründe angeführt werden. Viel schlagender ist die Giraffen-Darstellung als Argument für eine afrikanische Lokalisierung Punts. Vielleicht am entscheidendsten ist jedoch der Teil der Punthalle, auf dem Dumpalmen mit Mantelpavianen zusammen gezeigt werden. Giraffen und Nashörner gibt es in Nubien auch, und so lässt sich eine Motivkontamination nicht ganz ausschließen – die Symbiose von Palme und Pavian ist demgegenüber nie fest im Repertoire der altägyptischen Künstler gewesen und dürfte daher mit Sicherheit ernst zu nehmen sein. Die Kombination all jener Indizien ist es aber, was die Sache sicher macht: Punt lag in Afrika. Mehr noch – die Meerestiere zeigen, es lag an der afrikanischen Küste des Roten Meeres.

iii.6

Strömungen und Häfen: Die Suche der Nautiker

Wenn hier von „Nautikern“ geschrieben wird, dann geschieht dies mehr noch als bei den anderen Disziplinen eher im übertragenen Sinne. Wirkliche Experten für Nautik haben sich meines Wissens nicht in die Debatte um Punt eingeschaltet, obwohl man gerade hier vielleicht eine fachliche Beurteilung besonders nötig hätte.421 Ein Großteil der Diskussion um seemannstechnische Sachverhalte ist von einem im Grunde eher philologisch-lexikalischen Problem bestimmt: Was bedeutet ägyptisch mw-ḳṭ? Weitere Argumentationsstränge betreffen die Wind- und Strömungsverhältnisse auf dem Roten Meer. Weniger beachtet wurden andere Widrigkeiten, mit denen antike Seefahrer auf diesem Gewässer zu kämpfen hatten: Korallenriffe, Zugang zu geeigneten Hafenbuchten für Zwischenstopps oder die Natur der Küste insgesamt.

421

L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 127–130; J. Degas, Don Joam de Castro sur l’itinéraire de Pount (1541), in: RdE 46, 1995, (215–237), 219–221; P. Grandet, Le Papyrus Harris (2 Bde.), BdE 109, Kairo 1994, 257f.; Kitchen, Punt and how to get there, 193–202; J.F. Salles, Les Échanges commerciaux dans le golfe Arabo-Persique au ier millénaire avant j-c, in: T. Fahd (Hrsg.), L’Arabie Préislamique et son environnement, historique et culturel, Leiden 1989, (67–98) 94; P. Sanlaville, Des mers au milieu du desert: Mer Rouge et Golfe AraboPersique, in: J.F. Salles, L’Arabie et ses mers bordieres i. Itinieraires et voisinages, Lyon 1988, (9–26) 20 f.; Meeks, Locating Punt, 73.

die neuzeit auf der suche nach punt

141

a Forschungsbericht Aus dem Altertum ist ein Handbuch zur Schifffahrt auf dem Roten Meer überliefert, bekannt unter dem lateinischen Titel Periplus maris erythraei (Περίπλους τῆς Ἐρυθράς θαλάσσης).422 Sowohl dort als auch bei Plinius (Nat. Hist. vi, 26:100–106) werden die Strömungs- und Windverhältnisse an der Westküste des Roten Meeres eingehend beschrieben.423 Im Hinblick auf Punt wurden diese Angaben von Louise Bradbury ausgewertet.424 Detaillierter ist die Rekonstruktion der Stationen und Routenabschnitte anhand moderner nautischer Hilfsmittel durch Kenneth Kitchen.425 Er stützt sich dabei vor allem auf ein modernes Handbuch für das Rote Meer.426 Als hypothetische Daten für seine Berechnungen nahm er die Strecke Suez (as-Sūwais) bzw. Quṣair alQadīm bis Port Sudan (Būr Sūdān) (d.h. 600 bzw. 900 Meilen), sowie eine Geschwindigkeit zwischen 3–4 Knoten bei einem Tagesabschnitt von 8 Stunden, also ca. 30 Meilen pro Tag. Auf diese Weise kam er auf eine Reisezeit von 20 bzw. 40 Tagen.427 Aus den Angaben geht nicht hervor, ob Kitchen 30 Landmeilen meint (= 48,27km) oder 30 Seemeilen (= 55,56km).428 Die Rekonstruktion durch Kitchen ist von C.V. Sølver kritisiert worden, der meint, jener habe die Daten falsch interpretiert.429 Er selbst geht allerdings von den nautischen Verhältnissen der Ostküste aus und zieht Vergleiche zu Berichten arabischer Seereisender. So würde im Qurʾān das Rote Meer immerhin etwa vierzigmal genannt, manchmal das Wunder einer leichten Schifffahrt erwähnt.430 Dies mag durchaus stimmen, doch geht es bei Punt sicherlich um die afrikanische Küste des Roten Meeres! Immerhin haben sich historische Berichte als sehr nützlich erwiesen. Sie wurden durch die Commission 422

423 424 425 426 427 428 429

430

W.H. Schoff, The Periplus of the Erythrean Sea, New York 1912; G.W.B. Huntingford, The Periplus of the Erythrean Sea, London 1980; L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989. E. Ascher, The Timetables of Periplus … and of Pliny’s Voyage, in: The Journal of Tropical Geography 28, 1969; L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 128 f. Kitchen, Punt and how to get there, 184ff. Hydrological Department (Hrsg.), The Red Sea Pilot, London 111967. Kitchen, Punt and how to get there, 195f. Martinssen, Untersuchungen, 92, Anm. 57. C.V. Sølver, Egyptian shipping in about 1500 b.c., in: mm 22, 420–469, zitiert nach A.W. Sleeswyk, On the location of the land of Punt on two Renaissance maps, in: The International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration 12, 1983, 279– 291. P. Crone, Meccan Trade and the Rise of Islam, Princeton 1987, 5 mit Anm. 7.

142

kapitel iii

Française d’Histoire Maritime genauer untersucht.431 Mit Bezug auf die Puntfrage ist jedoch vor allem die Arbeit von Jacques Degas zu nennen, welche eine detaillierte Rekonstruktion der Küstenriffe enthält.432 Ausgangspunkt seiner Betrachtungen ist der Reisebericht eines portugiesischen Admirals, Don Joam de Castro (Taf. 44–47). Degas untersucht zuerst, ob die Fahrten überhaupt vergleichbar sind und stellt dazu die Schiffe der ägyptischen Zeit jenen der Portugiesen gegenüber.433 Dabei begeht er allerdings den Fehler, die Darstellungen eins zu eins zu übertragen.434 Erstaunlich ist seine Feststellung, über die portugiesische Schiffe sei weniger bekannt als über die altägyptischen, da es weder detaillierte Beschreibungen noch Abbildungen der Schiffstypen gebe und zudem die gebrauchten Schiffsbezeichnungen nicht klar seien.435 Immerhin ist eindeutig, dass alle Schiffe der Flotte sowohl gesegelt als auch gerudert werden konnten.436 Vergleichsweise ausführlich ist auch die jüngste Arbeit von David Fabre, selbst wenn dieser die Arbeiten von Dimitri Meeks nicht erwähnt.437 Dieser hatte mit großer Ausführlichkeit zu den nautischen Verhältnissen auf dem Roten Meer recherchiert und postuliert eine eigene Sicht auf die Puntfahrten.438 Hier seine Ergebnisse: Die in der Punthalle dargestellten Schiffe konnten hart am Wind segeln.439 Sie waren folglich in hohem Maße wenn nicht sogar gänzlich vom Wind abhängig, der auf dem Roten Meer saisonal schwankt:440 Von Juni bis September führen Wind und Strömung nach Süden, zwischen Oktober und Mai nach Norden. Der Periplus empfiehlt entsprechend den September als Zeitpunkt für die Abfahrt nach Süden.441 Dies sei auch die Zeit der Myrrhenernte.442 Die beste Zeit für die generell schwieri431

432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442

J. Pages & A. Nied, Itinéraires de la Mer Rouge, Études d’Histoire Maritime 8, Paris 1991 und H. Labrousse, Récit de la Mer Rouge et de l’Océan Indien, Études d’Histoire Maritime 10, Paris 1992. Degas, Don Joam. Degas, Don Joam, 216–219. Degas, Don Joam, 217. Degas, Don Joam, 218 mit Anm. 8 und Abb. 3. Degas, Don Joam, 219. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 36–42. Meeks, Locating Punt, 73. J. Degas, 1995, (215–237) 217. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 129; Degas, Don Joam, 1995, 220. L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989, 55 §6, 3:6f.; §24, 8:11f. S. Amigues, L’expédition d’ Anaxicrate en Arabie Occidentale, in: Topoi 6, 1996, (674f.) 675; L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 130, Anm. 17.

die neuzeit auf der suche nach punt

143

gere Rückfahrt443 sei Januar–Februar.444 Ab etwa der Höhe von Berenike (Βερενίκη) hätten nämlich die Schiffe mit Gegenwind und -strömungen zu kämpfen.445 Nun kommt Meeks zu seinem wichtigsten Punkt: Wenn man sich hier an die arabische Küste wendet, könne man zum Golf von ʿAqaba segeln.446 Von dort sei die Rückreise nach Ägypten ebenfalls sehr schwierig: Nordwinde und -strömungen im Golf von Suez machten eine Einfahrt dort sehr gefährlich.447 Die Strömungen und Winde führten die Schiffe allerdings ganz von alleine genau zur Gegend von Marsa Gāwāsīs und Quṣair al-Qadīm.448 Natürlich ist eine solche Sicht der Dinge nicht vollständig auszuschließen, allerdings ist man hierbei Meeks vollständig ausgeliefert; seine Rekonstruktion ist ohne größere nautische oder praktische Kenntnisse nicht zu widerlegen. Viel entscheidender ist jedoch: Selbst wenn man auf diesem Weg von der afrikanischen Südküste des Roten Meeres nach Ägypten kam, beweist dies noch keine Lokalisierung Punts in Arabien oder auf dem Sinai. Außerdem ist die afrikanische Küste viel reicher an Nahrungsmitteln und Wasser. Meeks löst diesen Widerspruch, indem er postuliert, Minen-Punt (bi͗ꜣ-Pwn.t)449 sei nicht identisch mit Punt und weder Teil desselben noch in dessen Nähe, es handle sich vielmehr um zwei völlig unterschiedliche Entitäten.450 Als Begründung dafür verweist er darauf, die Steine für die Anker in Marsa Gāwāsīs stammten von anderswo her.451 Spannend ist hingegen sein Hinweis auf Aelius Gallus und dessen Versuch, auf direktem Weg vom Golf von Suez zum Golf von ʿAqaba zu kommen (um Rāʾs Muḥammad herum). Der römische Feldherr verlor nämlich dabei viele seiner Schiffe, der direkte Weg war also zu gefährlich.452 Meeks zieht daraus den folgenden Schluss: die Ägypter fuhren einen indirekten Weg zum Golf von ʿAqaba: zuerst an der afrikanischen Küste gen Süden, dann nach einem Wechsel zur arabischen Küste nach Norden. Strömungen trieben Schiffe an die 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452

Meeks, Locating Punt, 75. Meeks, Locating Punt, 75. Meeks, Locating Punt, 75. Meeks, Locating Punt, 75. P. Mayerson, The Port of Clyzma (Suez) in Transition from Roman to Arab Rule, in: jnes 55, 1996, (119–126) 119 f. Meeks, Locating Punt, 75. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 176f. Meeks, Locating Punt, 75. H. Frost, Ports, Cairns and Anchors: a Pharaonic Outlet on the Red Sea, in: Topoi OrientOccident 6, 1996, (869–902) 882–884. P. Mayerson, Aelius Gallus at Cleopatris (Suez) and on the Red Sea, Greek, Roman, and Byzantine Studies 36, 1995, (17–24) 21–23.

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kapitel iii

arabische Küste zwischen ʿAynunah im Norden und al-Ǧar im Süden, genau wo man Λευκὴ κώμη (Leuke kome) meint gefunden zu haben.453 Von dort sei man in kleinen Etappen die Küste nach Norden entlanggefahren bis zu den Minen von Timna/Ǧazirat Firʿaun.454 Die Frage ist nur: Wenn das die übliche Route war, warum benutzte sie Aelius Gallus dann nicht auch? Hier kommt die Trennung von Punt und „Minen-Punt“ ins Spiel: Perhaps the ‚mine of Punt‘ was precisely the goal of such a journey.455 Für den Rückweg habe man sich dann in der Tat wieder in den Süden, nach Marsa Gāwāsīs treiben lassen. So erklärt Meeks, dass Aelius Gallus über Koptos zurückkehrte.456 The documentation seems so indicate that the route to the aromatic materials did not change from the pharaonic to the Hellenistic and Roman Periods.457 Von allen Ausführungen, die Dimitri Meeks bei seiner umfangreichen Arbeit über Punt macht, ist die Rekonstruktion der nautischen Bedingungen noch die brauchbarste. Wahrscheinlich verliefen manche Puntfahrten tatsächlich so wie Meeks sich das vorstellt: zuerst in den Süden, dann in Richtung Sinai und danach zurück nach Ägypten. Nur ist diese Route eben mindestens genauso gut für die Lokalisierung Punts in Afrika möglich und allein noch kein Beweis auf eine Lage dieses Landes in Arabien. b Die mw-ḳṭ-Diskussion Im pHarris i ist möglicherweise die ägyptische Bezeichnung für das Rote Meer überliefert, nämlich ein Ausdruck, den man mit „Umkehrwasser“ übersetzen könnte (Dok. 38): śt spr(.w) r ḫꜣś.wt n.(w)t Pwn.t nn ḫʿm s.t c̣w ̌ wc̣ꜣ̌ (.w) ḥr ḥry.t

453 454 455 456 457

Sie erreichten die Fremdländer von Punt ohne dass das Böse über sie triumphierte, verschont von Schrecknis.

S.E. Sidebotham, Aelius Gallus and Arabia, in: Latomus 45, 1986, (590–602) 596–598; Meeks, Locating Punt, 76. A. Flinder, The Island of Jezirat Fara’un, in: International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration 6, 1977, 127–139. Meeks, Locating Punt, 76. S.E. Sidebotham, Aelius Gallus and Arabia, in: Latomus 45, 1986, (590–602) 590. Meeks, Locating Punt, 77.

145

die neuzeit auf der suche nach punt 10 wc̣w ̌ ⟨⸗w⟩ m pꜣ ym ʿꜣ n.(i͗) ◯ mw-ḳṭ

(Dann) wurden sie zum großen Meer von mw-ḳṭ („Umkehrwasser“) ausgeschickt.

Nachdem bereits 1931 Wilhelm Spiegelberg die These aufgestellt hatte, es läge eine Bezeichnung des Roten Meeres vor, entsponn sich in den 1970er Jahren eine rege Diskussion zu diesem Thema in den Göttinger Miszellen:458 tabelle 8 Thesen zur Erklärung des Ausdrucks mw-ḳṭ und ihre Begründungen, nach: Martinssen, Untersuchungen, 154–156

Forscher

These

Spiegelberg459 1931, zäs 66 Helck460 1967

pꜣ ym ʿꜣ n.(i͗) mw-ḳṭ bezeichnet Kontext der Puntfahrten. das Rote Meer mw-ḳṭ bezeichnet eine Beleg für Ländername mw-ḳṭ in Umgebung Region in Afrika des Wādī Hammāmat, genannt in einem Brieftext der 20. Dynastie. pꜣ ym ʿꜣ n.(i͗) mw-ḳṭ bezeichnet Sommerströmung „entgegen“ der das Rote Meer Nilströmung. Strömungs- und Windverhältnisse drehen sich innerhalb eines Jahres. pꜣ ym ʿꜣ n.(i͗) mw-ḳṭ bezeichnet Dort bis zur Höhe des 19° nördliche Breite das Rote Meer Südströmung. Strömungsverhältnisse damit „umgekehrt“ zur Nilströmung. pꜣ ym ʿꜣ n.(i͗) mw-ḳṭ bezeichnet Auch Euphrat wird als mw-ḳṭ bezeichnet. den Indischen Ozean, was Dieser mündet in den Persischen Golf, der Rotes Meer und Persischer als Teil des Indischen Ozeans begriffen Golf mit einschließt wird.

Kitchen461 1971

Hofmann462 1973, gm 4

Thausing & Holaubeck463 1973, gm 8

458 459 460 461 462 463

Begründung

Martinssen, Untersuchungen, 154 ff. W. Spiegelberg, Der ägyptische Name für das Rote Meer, in: zäs 66, 1931, 37–39. W. Helck, Eine Briefsammlung aus der Verwaltung des Amuntempels, in: jarce 6, 1967, (135–145) 140 ff. Kitchen, Punt and how to get there, 190, Anm. 23 und 194f. I. Hofmann, pꜣ jm ʿꜣ b mw ḳd, in: Göttinger Miszellen 4, 1973, 19–22. G. Thausig & J. Holaubeck, Noch einmal pꜣ jm ʿꜣ n mw ḳd, in: Göttinger Miszellen 8, 1973, 53–55.

146

kapitel iii

tabelle 8 Thesen zur Erklärung des Ausdrucks mw-ḳṭ (cont.)

Forscher

These

Begründung

Störk464 1974, gm 9

mw-ḳṭ wegen Land-‚Determinativ‘ ein Küstengebiet, wohl bei Quṣair mw-ḳṭ äg. Name der Arabischen Halbinsel

mw-ḳṭ nicht Name des Euphrats, sondern Beschreibung der Eigenschaften dieses Gewässers.

Goedicke465 1974, gm 10 Nibbi466 1975, gm 16

mw-ḳṭ Wasserverbindung zw. dem Timsah-See und dem Roten Meer mw-ḳṭ bezeichnet eine Region in Afrika

Posener467 1974, gm 11

Görg469 1979, gm 32 Bongrani470 1997

Schließt sich Störk an und verweist außerdem auf die Tombos-Stele: mw pf ḳṭw., was eher zu einer Beschreibung passt. Grundannahmen: Wꜣc̣-̌ wr bezeichnet ausschließlich das Delta und Punt sei auf dem Sinai zu lokalisieren. Neuer Beleg in Liste von afrikanischen Ländernamen.468 Ähnlichkeit mit Toponym Mwgr (var.: Mwgn, Mwg). vgl. Thausing & Holaubeck

ähnlich wie Thausing & Holaubeck pꜣ ym ʿꜣ n.(i͗) mw-ḳṭ bezeichnet Meer um das Bāb al-Mandab besonders das Rote Meer unruhig und gefährlich. Nähe zur Landenge erklärt Landdeterminativ.

Susanne Martinssen favorisiert die These, es handle sich um eine Länderbezeichnung.471 Kenneth Kitchen hat allerdings meines Erachtens sehr

464 465 466 467 468

469 470

471

L. Störk, pꜣ jm ʿꜣ n mw ḳd zum dritten?, in: Göttinger Miszellen 9, 1974, 39f. H. Goedicke, The Inverted Water, in: Göttinger Miszellen 10, 1974, 13–17. A. Nibbi, The Wadi Tumilat, Atika and mw-qd, in: Göttinger Miszellen 16, 1975, 33–38. G. Posener, Mwḳd v, in: Göttinger Miszellen 11, 1974, 39. Ostrakon Medelhavsmuseet mm 140120, publiziert von K. Zibelius, Afrikanische Ortsund Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, vii und 197 (№ 9 in der Liste). M. Görg, Das Ratespiel um Mw-ḳd, in: Göttinger Miszellen 32, 1979, 21–23. L. Bongrani, The Punt Expedition of Rameses iiird: Consideration on the Report from the Papryus Harris, in: L’impero ramesside. convegno internazinale in onore di Sergio Donadoni, Vicino Oriente 1, Rom 1997, 45–59. Martinssen, Untersuchungen, 156.

die neuzeit auf der suche nach punt

147

schlagende Argumente für die Interpretation als nautischen Fachausdruck beigebracht. Nach seinen Informationen aus dem The Red Sea Pilot, des Hydrological Department (London 111967) machte er einen überzeugenden Versuch, mehr über die Strömungsverhältnisse auf dem Roten Meer zu erfahren. Danach sind die Wind- und Strömungsverhältnisse in den Monaten Juli bis September für die Hinreise günstig, für die Rückreise zwischen November und März.472 Die Strömungsverhältnisse kehren sich also innerhalb eines Jahres um. Hatte Kitchen daraus noch geschlossen, mw-ḳṭ müsse das „umgekehrte Wasser“ bedeuten, schließe ich von diesem Sachverhalt auf eine Übersetzung „sich umkehrendes Wasser“. Das heißt, mw-ḳṭ bezeichnet ein Meer, das seine Strömungen verändert und im Verlauf des Jahres einmal umkehrt. Ob die Bezeichnung durch den Ländernamen Mwgr kontaminiert sein könnte, wie George Posener andeutet, sei dahingestellt.473 Auch für Meeks ist mw-ḳṭ die Bezeichnung einer Region474 und werde durch Toponymlisten in Vorderasien lokalisiert.475 Auf jeden Fall heißt dieses Land nicht mw-ḳṭ. Welches Land heißt schon „Umkehrwasser“? Es liegt vielmehr nahe anzunehmen, das Land sei nach einem Gewässer benannt worden und nicht umgekehrt. Außerdem werden Flüsse jenseits der eritreischen Wasserscheide in den Nil entwässert, also nach altägyptischem Verständnis ‚richtig herum‘. Hinzu kommt die ägyptische Leseart. Ist es wahrscheinlich, dass ein Ortsname an der afrikanischen Küste des Roten Meeres auf der Höhe von Nubien ägyptisch ist? Müsste es sich nicht vielmehr um die ägyptische Wiedergabe eines einheimischen Namens handeln, welcher Sprache auch immer? c Winde Die Windverhältnisse wurden erstmals von Kenneth Kitchen berücksichtigt:476 Jacques Degas hat sie nur ausführlicher dargestellt (Abb. 7).477 Danach ist das Rote Meer zumindest im mittleren Abschnitt Treffpunkt zweier Wetterlagen, die konkurrierende Winde hervorbringen478: Lufthochdruck

472 473 474 475

476 477 478

Kitchen, Punt and how to get there, 195. G. Posener, Mwḳd v, in: Göttinger Miszellen 11, 1974, 39. Meeks, Locating Punt, 77. kri ii, 211, Anm. 1 und 216, Anm. 28; P. Grandet, Le Papyrus Harris (2 Bde.), BdE 109, Kairo 1994, 257 (Landedeterminativ!), R. Giveon, The Shosu of the Late 20th Dynasty, in: jarce 8, 1969–1970, 51–53; W. Helck, Eine Briefsammlung aus der Verwaltung des Amuntempels, in: jarce 6, 1967, (135–145) 148 (46) und 150 (72). Kitchen, Punt and how to get there, 195. Degas, Don Joam, 219. Degas, Don Joam, 219.

148

abb. 8

kapitel iii

Wind- und Strömungsverhältnisse am Roten Meer j. degas, don joam de castro sur l’ itinéraire de pount (1541), in: rde 46, 1995, 215–237

über Libyen und Tiefdruck über Äthiopien führten Winde über das Nildelta und den Isthmus von Suez (as-Sūwais) nach Süden. Am stärksten wirksam sind sie im Dezember und Januar, dann werden sie kontinuierlich weniger stark und kommen im April ganz zum Erliegen. Die andere beherrschende Kraft sind Monsunwinde vom Indischen Ozean, die aus dem Süden auf das Rote Meer dringen, ab Mai und bis September stark wirksam sind und im Oktober abflauen. Port Sudan um den 20. Breitengrad ist eine Art Wendepunkt der Winde auf dem Roten Meer: nördlich davon herrschen fast immer Nord(ost)winde, selbst zu Hochzeiten des Monsuneinflusses; südlich davon weht zwischen einschließlich Oktober und Mai vornehmlich Süd(ost)

die neuzeit auf der suche nach punt

149

wind.479 Dies sind freilich nur Faustregeln; punktuell sind große Abweichungen von diesen Tendenzen möglich.480 Weiter zu beachten sind die Schwankungen während des Tages, die morgendliche Landbriese und die nachmittägliche Seebriese. Diese können zur Bewältigung der Tagesetappen genutzt werden, z.B. um an Land zu gehen. Die Desertifikation zwischen Rāʾs Banās und Rāʾs Kasr beeinflusst die Windsysteme übrigens wohl nicht. d Strömungen Wie bei den Winden kommt Jacques Degas nicht zu anderen Ergebnissen als zuvor Kenneth Kitchen, er fügt lediglich einige Details hinzu (Abb. 7).481 So strömt das Oberflächenwasser zwischen November und Mai von Süden nach Norden und wird zwischen Mai und Oktober invertiert. Selten ist die Strömung mehr als 2–3km/h stark, in Küstennähe wegen der Korallenriffe sogar noch weniger. Daneben gibt es häufig querlaufende Strömungen, was die Schifffahrt gefährlich macht. Wichtig ist bei den Ausführungen von Degas vor allem die Parallele in der Fahrt des Don Joam de Castro: Dieser passierte das Bāb al-Mandab am 30. Januar, erreichte Suez (as-Sūwais) am 25. April und kam am 22. Mai nach Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘) zurück.482 e Korallenriffe Die Fahrten nach Punt fallen nicht in den Bereich der Hochseeschifffahrt483, sondern sind als Küstenschifffahrt einzuordnen.484 Das Rote Meer ist meist ca. 500m, in der Mitte bis zu 2000m tief, an den Rändern deutlich seichter.485 Seine Küsten sind flankiert von Korallenriffen, in die auch fast alle Inseln eingebettet sind (Abb. 9). Die Afrikanische und die Arabische Küste haben etwa dieselben Bedingungen; der flache Küstenstreifen ist nur im Allgemeinen an der arabischen Seite breiter.486 Klares Wasser, geeignete Temperatur und der hohe

479 480 481 482 483 484 485 486

Degas, Don Joam, 219. Degas, Don Joam, 219 f. Degas, Don Joam, 221. Degas, Don Joam, 221. Herzog, Punt, 73 ff. Kitchen, Punt and how to get there, 194. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38. K.M. Barbour, The Republic of the Sudan. A Regional Geography, London 1961, 26–32; L. Berry, The Red Sea Coasts of the Sudan, in: Sudan Notes and Records 45, 1964, 148–157; W. Dequin, Die Arabische Republik Jemen, Riadh 1976; P. Meigs, Geography of Coastal Deserts, unesco, Paris 1966, 63–78.

150

abb. 9

kapitel iii

Korallenriffe an der Westküste des Roten Meeres j. degas, don joam de castro sur l’ itinéraire de pount (1541), in: rde 46, 1995, 215–237

die neuzeit auf der suche nach punt

151

Sauerstoffgehalt des Wassers durch den Wellengang begünstigen den starken Wuchs von Korallen entlang dieser Küste. Vor allem im Süden gibt es ein barrier reef 487 in Untiefen auf dem Meer, etwa die Farasan-Inseln (Ǧazāʾir al-Farasān) oder die Dahlak-Inseln (Dahalak Desēt). Generell betrachtet ist das Rote Meer wegen dieser Riffe nicht leicht schiffbar: Um Fahrtrinnen in den Korallenriffen488 zu orten muss man nämlich bei Tageslicht fahren – Farbänderungen des Wassers lassen auf Riffe schließen. Auf der anderen Seite macht die Fahrtrinne das Fahren auch leichter, da hier ruhiges Fahrwasser herrscht, d. h. für die Schiffe der Antike war dieser Umstand von Vorteil.489 Die Korallenriffe und -inseln an der sudanesischen Küste des Roten Meeres sind vergleichsweise gut untersucht;490 entsprechende Karten und Ausführungen findet man in dem bereits öfters erwähnten Aufsatz von Jacques Degas.491 Er folgt den allgemeinen Ausführungen heutiger Handbücher.492 Hinsichtlich der Korallenriffe steht die Frage im Raum, ob sich Aussagen über ihre Ausdehnung in pharaonischer Zeit machen lassen.493 Offenbar ist man sich bei Korallenriffen über ein gewisses zeitliches Kontinuum einig.494 Generell unterscheidet man an der afrikanischen Küste drei Zonen:495 – Quṣair bis etwa Rāʾs Banās (Berenike/Βερενίκη). Hier treten nur vereinzelt kleinere Korallenriffe auf, die kein wirkliches Hindernis darstellen, da man gut an der Küste entlangfahren kann. – Zwischen Rāʾs Banās und Kap Elba sind die Bedingungen aufgrund der größeren Meerestiefe für Korallen ideal. Daher findet man große Korallenbänke vor; über diejenigen in der Nähe von Berenike hat bereits Strabon berichtet.496

487 488 489 490

491 492 493 494 495 496

D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38. A. Köster, Zur Seefahrt der alten Ägypter, in: zäs 58, 1923, (125–132) 126f. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38. L. Berry, The Red Sea Coasts of the Sudan, in: Sudan Notes and Records 45, 1964, 148– 157; A.M. Ali Hakim et al., Preliminary Report on the Multi-disciplinary Mission of the Joint Sudanese-French Mission to the Red Sea 1981, in: Sudan Notes and Records 60, 1979, 97–109; G. Dainelli, La condizioni fisiche dell’Africa Orientale, Bologna 1936, 69–194; P. Meigs, Geography of Coastal Deserts, unesco, Paris 1966. J. Degas, Don Joam de Castro sur l’ itinéraire de Pount (1541), in: RdE 46, 1995, 215–237. E. Kaplan, Field Guide to Coral Reefs, Boston 1982. Degas, Don Joam, 222. H. Laceze Duthiers, Histoire Naturelle du Corail, Paris 1864. Degas, Don Joam, 222. Degas, Don Joam, 222.

abb. 10

Hafenbuchten an der Westküste des Roten Meeres k.a. kitchen, punt and how to get there, in: or 40, 1971, 184–207

152 kapitel iii

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– Südlich des Rāʾs Kasr existieren natürliche Kanäle zwischen Riff und Küste; trotzdem ist die Fahrt hier nicht ganz ungefährlich.497 Selbstverständlich wird es im Laufe der Zeit zu Veränderungen gekommen sein, gerade im 3. Abschnitt. Hier erreichen aufgrund rezenter klimatischer Veränderungen einige Gewässer aus dem äthiopischen Hochland das Meer nicht mehr, vor allem seit etwa 1907 der Baraka. Deren Strömungen hatten dort das Wuchern von Korallen verhindert, daher war beispielsweise Port Sudan (Būr Sūdān) lange frei von Korallenriffen, was heute nicht mehr der Fall ist.498 Die Verhältnisse in Abschnitt 1 waren in der Antike wohl kaum anders als heute, und auch die Kanäle in Abschnitt 3 dürften damals schon existiert haben. Anders sieht es hingegen in Abschnitt 2 aus, allerdings waren die Bedingungen hier früher wahrscheinlich sogar besser als heute.499 f Hafenbuchten Die Hafenbuchten an der Küste des Roten Meeres werden marsa genannt. Sie sind meist von gleichem Aufbau: Das Korallenriff folgt der Küstenlinie und dringt in die Buchten ein; dort bildet sich eine Anhäufung lebender Korallen mit einer seichten Lagune dahinter, die einige hundert Meter breit ist.500 Die Wādīs münden fingerförmig aufgefächert in den Küstenstreifen; dort ist das Meer meist recht tief (ca. 100m).501 Durch ihre dunkelblaue Färbung können diese Mündungen von Hafenbuchten gut unterschieden werden, da bei jenen das unter der Oberfläche liegende Gestein schwach beige durchschimmert.502 Wie sieht es aus mit diesen Buchten: Standen genug zur Verfügung, um jeden Tag anlegen zu können, oder muss mit Etappen von mehreren Tagesfahrten gerechnet werden? Die Zugänglichkeit der Hafenbuchten hängt von mehreren Faktoren ab. Der halbtägliche Tidenhub ist im Süden insignifikant, beträgt etwa bei Port Sudan nur ca. 10cm. Im Golf von Suez (as-Sūwais) beläuft er sich jedoch auf ca. 1,80m.503 Gravierender ist der atmosphärische Druck und vor allem der Wind. Beide können eine Schwankung des Wasserstandes um 60–90cm bedingen und die Korallenriffe im Sommer zu Tage treten las-

497 498 499 500 501 502 503

Degas, Don Joam, 222. Degas, Don Joam, 224. Degas, Don Joam, 236. R. Dalongeville & P. Sanlaville, Les marsas du litoral soudanais de la Mer Rouge, in: Bulletin de la Societé languedocienne de Géographie 15, 1981, 39–48. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38.

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sen.504 Vor allem südlich von Port Sudan gibt es genügend Buchten, die über eine Wasserstelle verfügen.505 Mit anderen Worten: Es kann eigentlich jeden Abend ein Hafen angelaufen werden (Abb. 9). Es gibt einen unpublizierten Block aus Bubastis aus der Zeit Thutmosis’ iii. oder Amenophis’ ii., wo ein königlicher Besuch in Punt geschildert zu sein scheint. Die 180 Mann der Expedition legten jede Nacht an Land an, um ihre Wasservorräte aufzufrischen.506 Wie bereits Diodor (iii, 44) wusste, waren die marsa-Buchten die einzigen Stellen, bei denen an Land gegangen werden konnte. Ihr Eingang ist oft nicht leicht zu finden und noch viel schwieriger zu passieren. Die Küste konnte nämlich nur angesteuert werden mit einer hoch stehenden Sonne im Rücken. Anders wird es durch die Lichtspiegelungen unmöglich, anhand der Färbung des Meereswassers die gefährlichen Korallenbänke rechtzeitig zu sichten. Daher kann sich ein Schiff der afrikanischen Küste abends nur von Osten und morgens nur von Westen her nähern. Was bisher m.W. noch nie in Betracht gezogen wurde, ist der Umstand, dass die großen Schiffe gar nicht in die Hafenbuchten steuern mussten. Immerhin wird in der Punthalle das Entladen mit Hilfe kleiner Beiboote dargestellt. Gefährte mit sehr geringem Tiefgang haben den Vorteil, von Männern durch die wenig tiefe Lagune geschoben werden zu können. Auf diese Weise kann das Riff vor der Einfahrt ohne jegliche Gefahr überwunden werden.507 Könnte es sich bei den sog. Flößen der Puntiten um solche Fahrzeuge handeln? g Küstenverhältnisse Jacques Degas hat sich auch Gedanken über die geologischen Verhältnisse an der afrikanischen Küste des Roten Meeres gemacht und zwar für die ca. 1300 km zwischen Quṣair al-Qadīm und Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘).508 Dazwischen sind drei Kaps zu umschiffen: Rāʾs Banās, Kap Elba und Rāʾs Kasr. Bis zur Höhe von Rāʾs Banās verläuft die Fahrt in flachen Gewässern und ist mit wenigen

504 505

506 507 508

P. Sanlaville, Des mers au milieu du desert: Mer Rouge et Golfe Arabo-Persique, in: J.F. Salles, L’ Arabie et ses mers bordieres i. Itinieraires et voisinages, Lyon 1988, 9–26. P. Meigs, Geography of Coastal Deserts, unesco, Paris 1966, 63–67 (zum Roten Meer und seiner Küste), 67–79 (zur arabischen Küste des Roten Meeres), 75–78 (zur sudanesischen und eritreischen Küste). Vgl. auch L. Berry, The Red Sea Coasts of the Sudan, in: Sudan Notes and Records 45, 1964, 148–157. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 38 (ohne Referenz!). Der Block ist unpubliziert, vgl. jedoch Martinssen, Untersuchungen 61 mit weiteren Angaben. R. Dalongeville & P. Sanlaville, Les marsas du litoral soudanais de la Mer Rouge, in: Bulletin de la Societé languedocienne de Géographie 15, 1981, 39–48. Degas, Don Joam, 224.

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guten Landeplätze ausgestatten, welche zudem schlecht geschützt sind, und – noch gravierender – ohne Ressourcen, namentlich Trinkwasser.509 Erhebungen schirmen die Küste von der Wüste ab und geben Hinweise auf Häfen und Korallenriffe, die Wahl der Nachtlagerplätze wird aber erschwert durch die untergehende Sonne, die bei der Einfahrt in die Buchten ins Gesicht scheint.510 Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Ägypter eventuell bestimmte Landmarken errichteten, um den Seefahrern die Orientierung zu erleichtern.511 Inwieweit dies auf die südlichen Teile der Küste zutrifft, ist nicht bekannt. Auf dem Kap Rāʾs Banās lag das antike Βερενίκη (Berenike). Dieser Handelsstützpunkt war ausschließlich unter den Ptolemäern besonders groß, zu anderen Zeiten wurde das Kap eher gemieden.512 Die weiteren 50 km Küste gen Süden sind reicher an Buchten und Trinkwasser, allen voran Marsa Halāʾib, wo in Mittelalter die Pilger zur Hāǧǧ (Pilgerfahrt) nach al-Ǧidda übersetzten.513 Südlich von Kap Elba ändert sich die Lage erneut: Die Küstenerhebungen werden mächtiger; immer mehr Buchten sind tiefer eingeschnitten.514 Südlich von Rāʾs Kasr herrschen dann sehr gute Verhältnisse.515 Nun ragt am Ufer veritables Küstengebirge auf, die Buchten sind selten mehr als 15–20 km voneinander entfernt, es gibt öfters Trinkwasser. Wichtig ist in diesem Abschnitt der Küste heute besonders Port Sudan (Būr Sūdān). Im Gebiet von Sawākin ist rezent eine starke Desertifikation zu beobachten, was große Veränderungen der Fauna und Flora nach sich zieht.516 Insgesamt sind bis Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘) keine größeren Probleme zu überwinden; war man bis hier gekommen, konnte man gut zum Dahlak-Archipel (Dahalak Desēt) gelangen.517 Unter anderem aufgrund der sich wandelnden Küstenverhältnisse ist die Reisedauer dann auch nicht linear, wie von Kitchen und anderen angenommen, sondern sehr unterschiedlich: Zwischen Quṣair al-Qadīm und Port Sudan beträgt sie ca. 30 Tage, danach sind es nur noch weitere 5 Tage bis Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘).518 Für die Rückfahrt schätzt Degas eine Reisedauer von zwischen

509 510 511 512 513 514 515 516 517 518

Degas, Don Joam, 226. Degas, Don Joam, 226. H. Frost, Ports, Cairns and Anchors: a Pharaonic Outlet on the Red Sea, in: Topoi OrientOccident 6, 1996, (869–902) 876 f.; Meeks, Locating Punt, 75. Degas, Don Joam, 226. Degas, Don Joam, 226. Degas, Don Joam, 226. Degas, Don Joam, 226. Degas, Don Joam, 226. Degas, Don Joam, 227. Degas, Don Joam, 230.

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kapitel iii

25–45 Tagen, jedenfalls bei guten Bedingungen nicht unter 15–20 Tage.519 All diese Angaben stützen sich zum großen Teil auf die schon erwähnte Beschreibung des Don Joao de Castro (Taf. 44–47). Die Portugiesen hatten wahrscheinlich viel bessere Segel als die Ägypter, vor allem viel größere Erfahrung auf hoher See und konnten gegen den Wind kreuzen; beim Rudern waren sie hingegen gleich schnell.520 Die Portugiesen nutzen außerdem Land- und Seewinde, was angeblich über den Möglichkeiten der Ägypter lag.521 Dies könnte ein weiterer Hinweis auf den Gebrauch von Beibooten bei der Landung in den Küstenbuchten sein. Alles in allem wird man trotz gewisser Vorteile auf Seiten der Portugiesen deren Erfahrungen auf die Puntfahrer übertragen können.

∵ Bewertung. Die Beurteilung nautischer Hintergründe der altägyptischen Expeditionen nach Punt ist nicht ganz einfach. Vor allem besteht das Problem, dass sie von Fachfremden in die Ägyptologie getragen wurden, wirkliche Experten kaum Zugang zu den ägyptischen Quellen haben und so die Gefahr der Fehlinterpretation naturgemäß sehr groß ist. Zum Glück, könnte man beinahe sagen, kommt der Nautik in der Puntfrage kaum wirkliche Bedeutung zu. Alle Angaben sind in irgendeiner Form hochgerechnet oder geschätzt, da wir den Zielpunkt der Seereise an der afrikanischen Küste nicht kennen. Überhaupt könnte er sich im Laufe der Zeit ziemlich verändert haben. Dass trotz aller Widrigkeiten das Rote Meer in der Pharaonenzeit befahren werden konnte, darüber gibt es heute keine Zweifel mehr. Was also können die Nautiker zur Puntdiskussion beitragen? Vieles: Die genaueren Umstände der Fahrten. Sie liefern Hinweise auf mögliche Ankerpunkte – danach ist es Sache der Archäologen, Surveys an entsprechenden Stellen zu machen, was leider bislang nicht systematisch geschehen ist.

iii.7

Gewässer und Mineralien: Die Suche der Geographen

Bei der Suche nach einem Land dürfen Geographen nicht fehlen. Bei der Suche nach Punt sind die Fragestellungen der Geographie eigenartigerweise trotzdem nicht von zentraler Bedeutung. Eher philologisch als geographisch sind näm-

519 520 521

Degas, Don Joam, 234. Degas, Don Joam, 230. Degas, Don Joam, 234.

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lich die Fragen, ob in pharaonischer Zeit ein Kanal zwischen Nil und Rotem Meer schiffbar war, oder ob es eine Verbindung zwischen Rotem Meer und Mittelmeer gab. Schon mehr ein Fall für die Geographie ist der Nachweis von Brunnen auf dem Weg zwischen Nil und Rotem Meer quer durch die Ostwüste. Ähnliches gilt für die Diskussion um Regenfälle in Punt und ihr Zusammenhang mit dem Nilhochwasser oder die Verbreitung des Terrassenfeldbaus. Geologische Aspekte sind Nachrichten über die Vorkommen besonderer Erze und Mineralien, wie Gold, Kupfer, Antimon und Obsidian. a Ein Kanal zwischen Rotem Meer und Nil bzw. Mittelmeer? Durch die ägyptologische Fachliteratur geistern verschiedene Thesen von Kanälen zwischen Rotem Meer und Mittelmeer bzw. Nil.522 Lange galt es als möglich, dass man in pharaonischer Zeit von Memphis den Nil entlang ins Delta fahren konnte und danach über einen Kanal durch das Wādī aṭ-Ṭumīlāt bis nach Suez (as-Sūwais).523 Punt wäre demnach über den Nil zu erreichen gewesen. Ein solcher Wasserweg existierte zwar durchaus in der Spätzeit; wahrscheinlich wurde er von dem Perserkönig Darius i. erbaut. Daneben ist er unter Ptolemäus ii. und dem römischen Kaiser Trajan bezeugt.524 Nach den Angaben des arabischen Autors al-Maqrīzī (9. Jhd.) war er auch danach noch lange in Gebrauch.525 Überreste sind selbst heute noch erkennbar526; es existieren jedoch definitiv keine älteren Spuren aus dem 2. Jahrtausend.527 Spätestens seit der umfassenden Studie zu diesem Thema aus der Feder des französischen Ägyptologen George Posener gilt die Kanal-Hypothese für die älteren Pha-

522

523 524

525 526 527

Vgl. neben den weiter unten im Text genannten Arbeiten: F. Oertel, Das Problem des antiken Suezkanals, in: K. Repgen & S. Skalweit (Hrsg.), Spiegel der Geschichte. Festgabe für Max Braubach zum 10. April 1964, Münster 1964, 18–52; S.E. Sidebotham, Ports of the Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environment historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 200 mit Anm. 19. J.H. Breasted, Ancient Records of Egypt ii, New York 1906f., 103, §§ 248. E. Naville, La stèle de Pithom, in: zäs 40, 1902f., 66–75 (Ptolemäus ii.); C. Bourdon, Anciens canaux, anciens sites et ports de Suez, Kairo, 1925; P.J. Sijpesteijn, Der ποταμοσ τρακανοσ, in: Aegyptus 43, 1963, 70–83; P.J. Sijpesteijn, Trajan and Egypt, in: Papyrologica Lugduno-Batavia Papyri Selectae 13, 1963, 106–113. P.J. Sijpesteijn, Der ποταμοσ τρακανοσ, in: Aegyptus 43, 1963, (70–83) 73. C.A. Redmount, Wadi Tumilat Survey, in: American Research Center in Egypt Newsletter 133, spring 1986, 20. P. Grandet, Le Papyrus Harris (2 Bde.), BdE 109, Kairo 1994, 256f.; C. Redmount, The Wadi Tumilat and the Canal of the Pharaohs, in: jnes 54, 1995, 127–135; Meeks, Locating Punt, 73.

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kapitel iii

sen der ägyptischen Geschichte als widerlegt;528 Abdel Monem Sayed hat lediglich weitere Argumente hinzugefügt.529 Gleichwohl gibt es in regelmäßigen Abständen einzelne Forscher, die aus verschiedenen Gründen unbedingt einen pharaonischen Kanal zwischen Nil und Rotem Meer benötigen, um ihre Thesen rechtfertigen zu können. Sie operieren alle im Gefolge von Alexandra Nibbi mit ihren Ansichten über Wꜣc̣-̌ wr.530 Ihre Argumentation ist immer gleich: Auf den Puntreliefs von Dair al-Baḥrī fehle die Darstellung einer Landreise, welche zudem viel zu beschwerlich gewesen sei und daher nie stattgefunden habe. Marsa Gāwāsīs sei lediglich ein Hafen unter vielen gewesen und keinesfalls die Hauptanlegestelle der Puntexpeditionen. Die neuesten Ausgrabungen dort haben jedoch genau dies erwiesen.531 Die fehlende Darstellung des Landweges in der Punthalle erklärt sich aus der Intention des Dekorationsprogramms: Es ging nicht um eine möglichst umfassende Darstellung der Puntexpeditionen, sondern um die Exotik und den weiten Aktionsradius des Herrschers. Der ‚normale‘ und allgemein bekannte Anblick einer Karawane durch die Wüste passt hier im wahrsten Sinne des Wortes nicht ins Bild.532 Die verschiedenen Forscher kommen mit der Kanal-Hypothese durchaus zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen, was die Lage Punts angeht. Während Nibbi Punt auf dem Sinai sucht, will Dimitri Meeks Punt an der nordarabischen Küste gefunden haben, und David Fabre folgt der communis opinio nach Kenneth Kitchen (Süd-Sudan).533 Letzterer vertritt eine sehr kuriose Meinung, wenn er schreibt, man habe das Wādī aṭ-Ṭumīlāt nur ausnahmsweise bei Hochwasser befahren können.534 Fabre versucht also nicht nur den Spagat 528

529

530 531 532 533

534

G. Posener, Le Canal du Nil à la Mer Rouge avant les Ptolémées, in: CdE 13, 1938, 258–273; F. Oertel, Das Problem des antiken Suezkanals, in: K. Repgen & S. Skalweit (Hrsg.), Spiegel der Geschichte (Fs. Max Braubach), Münster 1964, 18–52. A.M.A.H. Sayed, On the Non-existence of the Nile-Red Sea Canal (so-called Canal of Sesostris) during Pharaonic Times, in: A.M.A.H. Sayed (Hrsg.), The Red Sea and its Hinterland in Antiquity, Alexandria 1993, 127–141; A.M.A.H. Sayed, The Land of Punt: Problems of the Archaeology of the Red Sea and the Southern Delta, in: Z. Hawass (Hrsg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century i, Kairo 2003, 432–439. A. Nibbi, Henu of the Eleventh Dynasty and wꜣḏ-wr, in: Göttinger Miszellen 17, 1975, 39– 44; A. Nibbi, Ancient Egypt and Some Eastern Neighbours, New Jersey 1981, 88–94. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 81. D. Meeks, Coptos et les chemins de Pount, in: Autour de Coptos. Actes du colloque organisé au Musée des Beaux-Arts de Lyon 17–18 mars 2000, Topoi Supplement 3, Lyon 2002, (267–335) 319 f.; D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 80–82. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 82.

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159

zwischen Nibbi und Kitchen, sondern auch zwischen Existenz und NichtExistenz des Kanals! Warum dies? Zwar folgt Fabre der Ansicht von Nibbi, nicht doch ihrer Argumentation: Er gesteht ein, dass die Wüstendurchquerung auf den Puntreliefs von Dair al-Baḥrī nicht unbedingt hätte dargestellt werden müssen.535 Wie dem auch sei – es gibt keinen einzigen positiven Hinweis auf die Existenz einer Verbindung zwischen Nil und Rotem Meer im Neuen Reich, weder aus der Archäologie536 noch aus den Texten.537 Eine andere Hypothese geht von einer Verbindung zwischen Rotem Meer und Mittelmeer aus. Friedrich Wilhelm von Bissing dachte nämlich, im Roten Meer gäbe es keine Hummer, daher müsste das auf den Puntreliefs dargestellte Tier aus dem Mittelmeer stammen. Folglich habe es im Neuen Reich eine Verbindung zwischen den beiden Meeren gegeben.538 Da es nachweislich Hummer im Roten Meer gibt539, ist diese Ansicht obsolet. b Brunnen Im Mittleren Reich beschreibt der Expeditionsleiter Ḥn(n)w, wie er für seine Expedition in der Region Bꜣ.t bei i͗ṭꜣh.t und i͗ꜣhtb Brunnen anlegen lässt (Dok. 7): i͗w gr.t i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ ẖnmw.t 12m Bꜣ.t 14 ẖnm.(w)t 2m i͗ṭꜣh.t ḫt 540 ◯ mḥ 20m wʿ(.w)t ḫt 1 mḥ 30m k(.i͗)t(i͗) i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ m i͗ꜣhtb mḥ 10 r 10 ḥr⸗ś nb {n}⟨m⟩ smꜣ n(.i͗) bʿḥ?

535 536 537 538 539 540 541 542

So legte (ich) 12 Brunnen in Bꜣ.t an, (sowie) zwei Brunnen in i͗ṭꜣh.t, 120 Ellen im einem (Fall), 130 Ellen im anderen, nachdem ich in i͗ꜣhtb (einen) von 10×10 Ellen an seiner gesamten (Wasser)oberfläche541 beim Erreichen des Grundwassers? gemacht hatte.542

D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 81. C. Redmount, The Wadi Tumilat and the Canal of the Pharaohs, in: jnes 54, 1995, 127– 135. Belege bei D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 81, Anm. 33. F.W. Fr. von Bissing, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: WdO 1, 1948, (146–157) 156. E. Danelius & H. Steinitz, The Fishes and Other Aquatic Animals on the Punt-Reliefs at Deir El Bahari, in: jea 53, 1967, 15–24. Abgekürzte Schreibung für ḫ.t n(.i͗) nwḥ (Wb. ii, 223:13), Bohair. ϣⲉⲛⲛⲟϩ, ein Maß von 100 Ellen, d. h. 52,5 m. M. E. ḥr⸗ś „Gesicht, Oberfläche“ zu lesen, nicht ḥr rʾ⸗ś „an seinem Mund/seiner Öffnung“ (so Schenkel). Die ersten Angaben beziehen sich offenbar auf die Tiefe der Brunnen (63m bzw. 68 ¼ m), die Wasseroberfläche des Brunnens betrug noch auf der Höhe des Grundwasserspiegels 52 ½ m².

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ʿḥʿ.n pḥ.n⟨⸗i͗⟩ wꜣc̣-̌ wr

Dann erreichte ich das Meer.

Die hier genannten Toponyme sind leider in ägyptischen Quellen nicht anderweitig belegt.543 Daher ist es nicht ganz leicht, sich ein Bild von den topographischen Gegebenheiten dieser Expedition zu machen, obwohl der Bericht im Grunde sehr detailliert ist. So hat lediglich Louise Bradbury unter Vorbehalt den Versuch einer Identifizierung von i͗ṭꜣh.t mit dem modernen Toponym ʿErdiyah gewagt.544 Sie wies außerdem i͗ꜣhtb dem Berg ʾAġarrib zu und setzte das Tal Wꜣg von der Rückreise des Ḥn(n)w zum Wādī Hammāmat mit dem Wādī Sāki gleich. Hier die entsprechende Textstelle (Dok. 7): ḫr-ḫt i͗wi̯.t m wꜣc̣-̌ wr i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ wc̣.̌ t.n⸗ḥm⸗f i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f i͗nw nb gmi̯.n⟨⸗i͗⟩ ḥr i͗ṭb.w Tꜣ-nčr

Als ich nun wieder vom Meer zurückgekommen war, nachdem ich das ausgeführt hatte, was Seine Majestät angeordnet hatte, brachte ich alles, was sich von den Ufern des Gotteslandes mitbringen ließ.545

ḥꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ ḥr wꜣg rʾ-hnw i͗nꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f i͗nr.w šps.w r tw.wt n(.i͗w)t ḥw.t-nčr

Auf (den Weg) durch wꜣg546 und das Wādī al-Ḥammāmat schickte (ich) und brachte ihm kostbare Steinblöcke für die Tempelstatuen mit.547

Bisher wurde meines Wissens noch nie versucht, die Brunnen nicht nur auf der Karte, sondern auch in der Landschaft zu finden, obwohl dies mit Hilfe ortskundiger Führer vielleicht sogar einfacher sein könnte.

543 544 545

546 547

Martinssen, Untersuchungen, 145. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 137 f.; Martinssen, Untersuchungen, 145f. So mit W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 257, Anm. d, wörtlich „alles Mitbringbare, das ich an den Ufern des Gotteslandes hatte finden können“. Es muß sich hier um ein Wādī zwischen dem Roten Meer und dem Wādī al-Hammāmat handeln, vielleicht um das Wādī Gasus? Der erste Satz könnte als Emphatische Konstruktion betrachtet werden, fokussiert auf die Ortsangaben. Dann jedoch müsste es sich bei dem zweiten Satz ebenfalls um eine Emphatische Konstruktion handeln, jedoch fehlt dazu eine Adverbiale, auf die fokussiert werden könnte, da der zweite Satz wenn, dann nachzeitig eingebettet werden müsste, dies jedoch aus inhaltlichen Gründen nicht sein kann (* „Nachdem ich gefertigt hatte …, sandte ich“). Somit verbleibt grammatisch für i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ lediglich der Präsentativfall oder eine Autofokussierung, die im Deutschen durch Koordination ausgedrückt werden kann.

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161

c Regenfälle und Nilhochwasser Auf der leider relativ stark zerstörten Defenneh-Stele wird von einer Puntexpedition berichtet, welche durch unvermutet einsetzende Regenfälle vor dem Verdursten gerettet wird (Dok. 39).548 8 […] ḥy⟨.t⟩ p.t m […] ꜣbṭ 4 ◯ pr.t hrw 12

[…] Regen des Himmel […] vierter Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 12.

9 […] ʿꜣ wr(.t) ◯ 10 […] mi͗ ḳṭ ◯ 11 ḥm⸗f n(.i͗) ◯

[…] sehr groß […] in der Gestalt von […] seiner Maiestät.

wn i͗b n(.i͗) ḥm⸗f nfr ḥr⸗ś r (i͗)ḫ.t nb(.t) wn bt[…] mšʿ ḥr ṭwꜣ n ḥm⸗f

Das Herz Seiner Maiestät freute sich deswegen mehr als alles andere, das war […] Die Truppe betete Seine Maiestät an.

12 […] bꜣw⸗k nsw nḫt mri̯.y ◯ nčr.w nb(.w) bi͗ꜣ.yt ʿꜣ.t ḫpr(.w) […] m rk ḥm⸗k

[… durch] deine Macht, Oh mächtiger König, Geliebter aller Götter. Ein großes Wunder ist geschehen in der Zeit Deiner Maiestät!

13 [nn] mꜣꜣ nn nn h(y).t p.t r ◯ c̣w ̌ n(.i͗) Pwn.t ʿnč̣ pw h(y).t m spꜣ.wt rś(.w)t

Regen vom Himmel im Gebirge Punts, das hatte man noch nie gehört, noch nie gesehen – wo doch Regen so spärlich ist in den südlichen Gefilden!

14 […] i͗:gr ꜣbṭ pn hy⸗ś i͗m⸗f nn ◯ tr⸗ś i͗ś pw m nʾw.wt tꜣ-mḥy

[…] (es war) nun dieser Monat, in dem es regnete zu einer Zeit, da es (selbst) in den Regionen Nordägypten nicht regnet.

15 […] mʾw.t⸗k Ni͗.t ◯ ḥw.ti͗-nčr-i͗ḥw (?) i͗ni̯{t}⸗ś n⸗k ḥp(y) i͗r ś:ʿnḫ mšʿ⸗k

[…] Deine Mutter Neith vom Tempel in Sais (?), sie brachte Dir den Regen, um Deine Truppe zu beleben.

Gleich in mehrfacher Hinsicht ist dieser Text bemerkenswert: Zum einen sind Regenfälle in Punt per se bereits eine wichtige Information, zum anderen ihr Zusammenhang mit der Nilflut, der von manchen Forschern hergestellt wird.549 Dimitri Meeks etwa nennt Regenfälle, welche die Nilflut hervor548

549

Kitchen, The Land of Punt, 602f.; G. Posener, De la dicinité du pharaon, Paris 1960, 53 f.; G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, 337–342, 342; Meeks, Locating Punt, 70f. Meeks, Locating Punt, 70.

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kapitel iii

rufen, eine regelmäßige Angelegenheit. Wenn den Ägyptern der Zusammenhang klar war, dann hätten sie den Regen nicht als so ungewöhnlich herausgestellt.550 Bei genauerem Hinsehen sagt die Inschrift allerdings nur aus, der Regen sei zu einer Zeit aufgetreten, in der es im Norden nie regnet. Besonders war demnach nicht so sehr der Regen an sich als vielmehr der Zeitpunkt. Im Folgenden heißt es, Neith habe Hapi gebracht, damit er die Truppen des Pharao am Leben erhalte. Die Schwierigkeit dieser Passage ist: Hapi muss nicht die Nilflut sein, sondern kann als himmlischer Hapi genauso gut den Regen bezeichnen.551 Eine schöne Parallele dazu findet sich im Atonhymnus.552 Meeks hat nun Karten zur Hand genommen, auf denen tropische Niederschläge verzeichnet sind, welche die Nilflut hervorbringen.553 Diese verglich er mit Verbreitungskarten des Weihrauchlieferanten Boswellia554 und weiteren Karten mit Verbreitung von Puntprodukten.555 Das Ergebnis war: Die Regenfälle geschahen mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen der eritreischen Küste und Kassala, zwischen Ἀδουλί (Adulis) und ʿAqīq!556 Die Bewertung dieses Vergleiches ist allerdings sehr ungewöhnlich: Meeks meint nämlich, die Überlandreise dorthin sei viel zu lang, um von einer Puntexpedition bewältigt zu werden.557 Kurioserweise geht er von einem Fußmarsch von 300 km Länge aus und zwar nicht von der Küste ins Landesinnere, sondern vom ʿAṭbara aus nach Südosten.558 Wenn man annimmt, dass die Expedition in diejenigen Regionen vorstieß, in denen Regen unregelmäßig fällt, dann müsste die Reise noch sehr viel länger sein. Davon geht Meeks aus, da der Regen unvermutet gekommen sei. Dieser letzte Schluss ist m.E. falsch. Schließlich steht im Text nur, dass der Regen für die Ägypter ungewöhnlich war. Ungewollt hat Meeks bei seinen Ausführungen ein weiteres Indiz für eine Lokalisierung Punts in Abessinien 550 551

552 553 554 555

556 557 558

Meeks, Locating Punt, 70. G. Posener, De la divinité du pharaon, Paris 1960, 54; R.D. Griffith, Homeric διιπετεοσ ποταμοιο and the Celestial Nile, in: American Journal of Philology 118, 1997, 353–362; S. Sauneron, Un theme littéraire de l’ antiquité classique: Le Nil et la pluie, in: bifao 51, 1952, 41–48. M. Sandman, Texts from the Time of Akhenaten, Brüssel 1938, 95, z. 4–6; Meeks, Locating Punt, 70. B.H. Stricker, De Overstroming van de Nijl, Leiden 1956, Taf. 1. F.N. Hepper, Arabian and African Frankincise trees, in: jea 55, 1969, 66–72, Taf. 15. R. Fattovich, The Problem of Punt in the Light of Recent Fieldwork in the Sudan, in: S. Schoske (Hrsg.), Akten des vierten Internationalen Ägyptologen Kongresses, München 1985, iv, sak Beih., 4. Hamburg 1991, (257–272) 264. Meeks, Locating Punt, 70. Meeks, Locating Punt, 71. Meeks, Locating Punt, 71.

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geliefert. Es wurde sogar der Versuch unternommen, den Regen zu datieren: Nach George Posener fiel er Mitte August bis Mitte September.559 Dies entspreche laut ihm genau der Zeit der Nilflut – Ende August in Elephantine, Mitte September in Sais.560 Regen in Äthiopien und im Sudan falle aber nach den Recherchen von Meeks im Juni bis Juli, also sechs Wochen früher.561 In Äthiopien liege zwischen September und März vielmehr die Trockenzeit.562 Entweder das Datum sei falsch oder es bestehe keine Verbindung zur Nilflut.563 Mit diesen Verweisen versucht Meeks die Rekonstruktion Poseners zu demontieren. Mir ist nicht klar, wie dies gehen soll, denn wenn der Regen normalerweise zu einem anderen Zeitpunkt fällt, dann kam er doch anders als erwartet, genau wie im Text geschildert! Versuchen wir weiter Meeks zu folgen. Warum, so fragt er, war die Defenneh-Stele im Ostdelta aufgestellt, wenn es dort gar keine geographische Verbindung zu dem dargestellten Sachverhalt gibt? Punt habe nicht in Afrika gelegen, sondern sei über das Wādī aṭ-Ṭumīlāt zu erreichen gewesen. Man sei über Sarabit al-Ḫadīm in den Negev in die Region des späteren Arabia Petraea gezogen. Die Route sei in der Spätzeit gut dokumentiert,564 und der Fundort der Defenneh-Stele solle als Ziel Punt erweisen. Dies ist schlichtweg Unsinn: Zwischen den Inhalten von Inschriften und ihrem Aufstellungsort müssen nicht zwangsweise direkte geographische Beziehungen stehen – die Heiratsstele Ramses’ ii. in Abu Simbel würde sonst nach dieser Logik aus dem Hethiterkönig Ḫattusili einen afrikanischen Fürsten machen! d Terrassenfeldbau Typisch für die Landwirtschaft in weiten Teilen Südarabiens und Abessiniens ist der Terrassenfeldbau. Dazu werden oft mit sehr viel Mühen Berghänge durch befestigte Terrassen gestuft, um das Land bebauen zu können. Nun werden im Zusammenhang mit Punt solche Terrassen erwähnt, und zwar u. a. auf einem Bruchstück, das Edouard Naville bei seiner Publikation der Punthalle von Dair al-Baḥrī entgangen war. In der Publikation seiner Kollationsergebnisse hat Kurt Sethe nicht nur dieses Fragment eingefügt, er hat sich auch als Einziger ausführlicher zu den Terrassen geäußert. Sethe möchte

559 560 561 562 563 564

G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, 337–342, 342. D. Bonneau, La crue du Nil, divinité égyptienne, Paris 1964, 23. D. Bonneau, La crue du Nil, divinité égyptienne, Paris 1964, 19; B.H. Stricker, De Overstroming van de Nijl, Leiden 1956, 5 f.; Meeks, Locating Punt, 71. D. Bonneau, La crue du Nil, divinité égyptienne, Paris 1964, 18, Anm. 5. Meeks, Locating Punt, 71. D.B. Redford, Egypt, Canaan, and Israel in Ancient Times, Princeton 1992, 348–351.

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den häufig vorkommenden Ausdruck ḫti͗ n(.i͗) ʿnti͗ der meist mit „Myrrhenterrasse“ oder „Weihrauchtreppe“ übersetzt wird, als „Küstengebirge“ ins Deutsche übertragen wissen.565 Ob eine solche Übersetzung treffender ist oder nicht sei dahingestellt. Wichtig sind die Implikationen für die Puntdiskussion: Wie Rolf Herzog und Kenneth Kitchen bemerkt haben, schließt der Nachweis von Terrassenfeldbau nämlich eine Lokalisierung in Somalia aus.566 Herzog hierzu unter der Rubrik Sonstige Argumente:567 Die übliche Übersetzung gibt die altägyptische Bezeichnung für die Anbauoder Pflanzungsart in Punt als Terrasse wieder. Die Richtigkeit unterstellt, spräche auch dies für die Lokalisierung Punts im äthiopisch-sudanischen Bereich und nicht in Somalia, wo Terrassenkulturen schon landschaftsbedingt ausfallen. Er verweist auf eine Studie von Adolf Jensen568, nach der sich diese Anbauform quer durch den Sudan von Westen bis Äthiopien […] hinzieht und fährt fort: Aus der Erwähnung von verlassenen Terrassen, über deren Erbauer die heute lebenden Völker keine Auskunft geben können, ersieht man, dass der Terrassen-Anbau früher weiter verbreitet war als heute. Was ist hier geschehen? Herzog nimmt die Terrassen nicht als Hinweis auf die Lage Punts, sondern umgekehrt seine eigene Lokalisierung Punts am Nil als Indiz für dort in grauer Vorzeit angeblich praktizierten Terrassenfeldbau. Dazu erübrigt sich jeder Kommentar. e Goldvorkommen Nur indirekt spielte der Nachweis von Erzvorkommen in die bisherigen Lokalisierungsversuche hinein, da die Puntiten meist lediglich als Zwischenhändler angesehen werden.569 Tatsächlich stammte zumindest das Gold nach den

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K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode der Punt-Expedition der Königin Hatschepsowet, in: zäs 42, 1905, 91–99; Herzog, Punt, 45. Herzog, Punt, 73; Kitchen, Punt and how to get there. 186, Anm. 10a. Herzog, Punt, 73. A.E. Jensen, Feld-Terrassen und Megalithen, in: Peideuma 7, 1960, (238–273), 260f. G. Posener, L’or de Pount, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch (Fs. F. Hintze), Berlin 1977, (337–342) 342; C. Cozzolino, The land of Pwnt, in: G.M. Zaccone & N. Tomaso (Hrsg.), Sesto Congresso Internazionale di Egittologia, Atti ii, Turin 1992, (391–398) 391 ff.

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Herkunftsbezeichnungen wohl eigentlich aus einer Region namens ʿm(ꜣ)w.570 Nach Karola Zibelius-Chen stammte es aus Vorkommen am Küstengebiet des Roten Meeres zwischen Marsa Halāʾib und Muḥammad Qol oder aus dem Wādī Allaqi.571 H. Quiring nimmt die Goldvorkommen im Zusammenspiel mit Bleiglanzvorkommen als Anlass, von einer Ausdehnung Punts bis nach Südafrika auszugehen.572 Dies ist mit Bestimmtheit eine viel zu große Distanz, praktisch ausgeschlossen und durch Friedrich von Bissing längst widerlegt.573 An dieser Stelle muss betont werden, wie unsicher die Lage und besonders die Ausdehnung von ʿm(ꜣ)w ist. Dieses Gebiet muss nicht notwendigerweise in Nubien liegen – immerhin gibt es auch Goldvorkommen in Eritrea, die teilweise in der italienischen Kolonialzeit erneut abgebaut wurden.574 Es ist sogar wahrscheinlich, dass die dort von Giuseppe Tringali festgestellte sog. ‚Ona-Kultur‘ auf Goldgewinnung gründete, da sich viele Fundstellen in der Nähe solcher Minen befinden und Schmelztiegel zum charakteristischen Fundinventar gehören, wie auch andere Werkzeuge zur Goldgewinnung.575 Daher möchte ich „Minen-Punt“ (bi͗ꜣ-Pwn.t) nicht in Nubien suchen (K. Zibelius-Chen; K. Kitchen)576 oder gar bei Timna (Ǧazirat Firʿaun) in Arabien (D. Meeks)577, sondern vielmehr in Abessinien.

570

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577

K.A. Kitchen, Further Thoughts on Punt and its Neighbours, in: A. Leahy & J. Tait (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt in Honour of H.S. Smith, London 1999, 173–178; Martinssen, Untersuchungen, 157 f. K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 74 und 78f.; K. Zibelius, Afrikanische Ortsund Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, 84 f. H. Quiring, Die Lage des Gold- und Antimonlandes Punt und die erste Umfahrung Afrikas, in: Forschungen und Fortschritte 21–23, 1947, 161–163. F.W. Fr. von Bissing, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: WdO 1, 1948, 146–157. G. Tringali, Cenni sulle ’ona di Asmara e dintorni, in: ae 6, 1965, 143–152. S. Munro-Hay, Excavations at Aksum: an account of research at the ancient Ethiopian capital directed in 1972–1974 by the late D. Naville Chittick, London 1989, 51. K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 74 und 78f.; K. Zibelius, Afrikanische Ortsund Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, 84 f.; K.A. Kitchen, Further Thoughts on Punt and its Neighbours, in: A. Leahy & J. Tait (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt in Honour of H.S. Smith, London 1999, 173–178. A. Flinder, The Island of Jezirat Fara’un, in: International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration 6, 1977, 127–139.

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kapitel iii

f Kupfervorkommen In Madīnat Hābu wird unter Ramses iii. Kupfer (bi͗ꜣ) singulär als Puntprodukt aufgeführt. Diese Nennung war der Aufhänger für eine Untersuchung von F. Wicker.578 Seine Grundvoraussetzung ist, die Ägypter seien nicht in der Lage gewesen, auf dem Roten Meer Seefahrt zu betreiben. Ausgehend von großen Kupfervorkommen lokalisiert er nun Punt am Albert-See in Uganda. Diese These ist nicht haltbar. Kein Ägyptologe zweifelt heute mehr an den nautischen Fähigkeiten in pharaonischer Zeit – nicht zuletzt der Fund des Hafens Marsa Gāwāsīs hat jegliche Zweifel dahingehend zerstreut.579 Zudem ist der Abbau fraglicher Kupfervorkommen im heutigen Uganda im Altertum nicht nachgewiesen. Vor allem aber geht Wicker von der Annahme aus, die Ägypter hätten keine anderen Kupferlagerstätten zur Verfügung gehabt, was jeglicher Grundlage entbehrt und sehr leicht zu widerlegen ist.580 Schließlich ist auch das Lexem bi͗ꜣ unsicher, bedeutet es doch nicht unbedingt ausschließlich „Kupfer“, sondern auch allgemein irgendein „Metall“. g Antimonvorkommen Schwarze Augenschminke (m:sṭm.t) war eines der wichtigen Puntprodukte. Als Hauptbestandteil zu ihrer Herstellung wird meist von Bleiglanz/Antimon ausgegangen. Entsprechend nutzt Heinrich Quiring Berichte über Vorkommen von Antimon als Argument für seine Lokalisierung Punts an der Südostküste Afrikas.581 Quirings These wurde von Friedrich Wilhelm von Bissing widerlegt.582 Dazu lässt sich auf viel näher gelegene Antimonvorkommen verweisen, nicht nur in Ägypten583 selbst, sondern auch in Asien584 und in Afrika585. Man fragt sich, warum die Ägypter auf ausländisches Anti578 579 580 581 582 583 584 585

F.D.P. Wicker, The Road to Punt, in: The Geographical Journal 164, 1998, 155–167. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007. R. Gundlach, in: Lexikon der Ägyptologie iii, Wiesbaden 1980, Sp. 881f., s.v. Kupfer; Martinssen, Untersuchungen, 162. H. Quiring, Die Lage des Gold- und Antimonlandes Punt und die erste Umfahrung Afrikas, in: Forschungen und Fortschritte 21–23, 1947, 161–163. F.W. Fr. von Bissing, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: WdO 1, 1948, 146–157. W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 1011. F.W. Fr. von Bissing, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: WdO 1, 1948, 146–157. K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 89.

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mon zurückgriffen, obwohl doch im eigenen Land dieses Mineral vorkam. Der Grund dafür ist die Qualität, die in den ägyptischen Lagern vergleichsweise schlecht ist.586 Außerdem ist Antimon nach chemischen Analysen nicht zwingend Bestandteil der Schminke, sondern vielmehr hauptsächlich Galenit und Malachit.587 h Obsidianvorkommen Juris Zarins erforscht seit längerem den prähistorischen Handel mit Obsidian, der bereits im 6. Jahrtausend über große Strecken hinweg zwischen Ostafrika, Vorderasien und Indien nachzuweisen ist.588 Die Handelswege verliefen dabei über den Indischen Ozean, den Persischen Golf und eben auch über das Rote Meer. In Zarins Gefolge hat Rudolfo Fattovich in unzähligen mehr oder weniger inhaltsgleichen Artikeln auf die Bedeutung dieses Obsidianhandels für Ägypten hingewiesen.589 Zwar weisen beide zu Recht darauf hin, dass Obsidianartefakte in Ägypten gefunden wurden, doch ein sehr wichtiges Detail ist ihnen entgangen: Nach der derzeitigen Lehrmeinung wird Obsidian nie explizit unter den Puntprodukten genannt und auch nicht dargestellt.590 Dies ist insofern von allergrößter Bedeutung, als dass sich die wichtigsten Obsidianvorkommen in Äthiopien befinden. Obsidian als Puntprodukt wäre demnach

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589

590

Martinssen, Untersuchungen, 114. F.W. Fr. von Bissing, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: WdO 1, 1948, (146–157) 153; A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41962, 83f.; Martinssen, Untersuchungen, 162. J. Zarins, Ancient Egypt and the Red Sea Trade: The Case of Obsidian in the Predynastic and Archaic Periods, in: A. Leonard & B. Beyer (Hrsg.), Essays in Ancient Civilization (Fs. H.J. Kantor), Studies in Ancient Oriental Civilizations 47, Chicago 1989, 339–368; J. Zarins, Obsidian and the Red Sea Trade. Prehistoric Aspects, in: M. Taddei & P. Gawen (Hrsg.), South Asian Archaeology 1987, Neapel 1990, 507–541; J. Zarins, Obsidian in the Larger Context of Predynastic/Archaic Egyptian Red Sea Trade, in: J. Reade (Hrsg), The Indian Ocean in Antiquity, London 1996, 89–106. Exemplarisch seien herausgegriffen: R. Fattovich, The Afro-Arabian Circuit: Interregional Contacts between the Horn of Africa and Southern Arabia in the 3rd–2nd millennia b.c., in: L. Krzyzaniak, K. Kroeper & M. Kubusiewicz (Hrsg.), Interregional Contacts in the Later Prehistory of Northeastern Africa, Posen 1996, 395–402; R. Fattovich, The Near East and Africa: Their Interaction, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures and Environments, Walnut Creek 1997, 479–494; R. Fattovich, The Contacts between Southern Arabia and the Horn of Africa in Late Prehistorc and Early Historic Times: A View from Africa, in: A. Avanzini (Hrsg.), Profumi d’Arabia, Rom 1997, 273–286. Martinssen, Untersuchungen, 163.

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ein äußerst wertvoller Hinweis auf eine mögliche Lokalisierung Punts in Abessinien. Ich möchte hier die These aufstellen, dass es sich bei einer bislang nicht bestimmten Mineralienbezeichnungen um Obsidian handelt: Gemeint ist das altägyptische Lexem kꜣ.591 Es wird aus dem Süden eingeführt, so etwa in den Annalen Thutmosis’ iii. in Karnak (Jahr 31, Urk. iv, 695:5–7): i͗wi̯.t wpw˹ti͗w˺ n(.i͗) Gbntw ẖr i͗nw.w⸗sn m ʿnti͗w kꜣi͗-[ḥc̣]̌

Ankunft einer Gesandtschaft von Gbntyw, beladen mit ihren Gaben bestehend aus Myrrhe und weißem kꜣi͗-Stein

Besonders ins Auge springt die Unterscheidung zwischen einer helleren und einer dunkleren Variante (kꜣ ḥc̣,̌ kꜣ km) bei diesem Mineral. Obsidian hat typischerweise ein ausgesprochen großes Farbspektrum, kann sehr hell und sehr dunkel sein. Natürlich ist dies noch kein Beweis für die Gleichung kꜣ = „Obsidian“, doch ist ein solcher Beweis kaum zu erbringen, es sei denn man findet ein Objekt aus Obsidian, auf dem steht, es sei aus kꜣ-Stein hergestellt. i Varia Mehrere aus Punt bezogene Mineralien sind bislang noch nicht in der PuntDebatte angesprochen worden, vor allem ḫnm.t „Jaspis“ (Grab des Rḫ-mi͗Rʿ(.w))592, wꜣč̣ šsmn „Malachit“ (Palermostein) und mni͗. Letzteres ist in seiner Identifizierung unsicher, vielleicht ein Harz bzw. Halbedelstein (Harris) oder Rötel (Helck).593 Jaspis kam, wenn überhaupt, dann wohl nur durch Zwischenhandel aus Nubien.594 Malachit wurde in pharaonischer Zeit fast ausschließlich aus dem Sinai bezogen595, d.h. es handelt sich bei seiner singulären Nennung auf dem Palermostein wohl um ein Versehen.

∵ 591 592 593 594 595

Martinssen, Untersuchungen, 113 f. Kam nach W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 997 f. auch aus Nubien. W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 1008. W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 997 f. W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 997 und 1012.

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Bewertung. Fassen wir zusammen: Die verschiedentlich postulierten Kanäle zwischen dem Roten Meer und dem Nil bzw. dem Mittelmeer lassen sich nicht nachweisen. Eine Suche nach den in der Inschrift des Ḥn(n)w genannten Brunnen wäre wahrscheinlich sehr lohnend, wurde jedoch noch nicht in Angriff genommen. Nachrichten über Regenfälle in Punt sowie ein möglicher Zusammenhang mit dem Nilhochwasser sind wenig sicher. Zum einen ist die entsprechende Quelle sehr fragmentarisch und mehrdeutig. Zum anderen lassen sich über den zeitlichen Rahmen von Niederschlägen keine Aussagen machen, die genau genug wären, um wirklich von Nutzen zu sein. Gleichwohl weist die Verteilung der tropischen Regen im Zusammenwirken mit anderen Indizien darauf, dass Punt in Abessinien lag. Ähnliches gilt für die Berichte über Terrassenfeldbau in Punt. Trotz intensiver Bemühungen haben Untersuchungen zu Vorkommen bestimmter Erze und Mineralien nichts wirklich entscheidendes zur Punt-Debatte beigetragen. Lediglich auf meine neue (hypothetische) Identifizierung von kꜣ mit Obsidian sei hingewiesen und auf die Bedeutung der äthiopischen Obsidianvorkommen.

iii.8

Khoisan und Pygmäen: Die Suche der Anthropologen

Anthropologische Erklärungsmuster erfreuten sich besonders in den 100 Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg besonderer Beliebtheit. Dies liegt zum einen an der europäischen Expansion auf dem afrikanischen Kontinent, dessen Kolonisation durch Theorien legitimiert wurde, die heute als rassistisch eingestuft werden. Zum anderen faszinierten die fremdartigen Pygmäen oder „Hottentotten“ so sehr, dass man sie sogar in Völkerschauen regelrecht ausstellte. Neben der Debatte um die rassische Zugehörigkeit der Puntiten, um ihre Hautfarbe und ihren möglichen Status als „Hamiten“ waren es exotische oder gar monströse Aspekte, die Forscher an der Puntdebatte am meisten beschäftigten. Da wären einmal die sog. ‚Tanzzwerge‘, die über Punt an den ägyptischen Hof gebraucht wurden und die Frage, welche Art von Menschen man sich hier vorzustellen hat. Das zweite große Thema ist die sog. ‚Fürstin von Punt‘ mit ihrer unförmigen Gestalt und dem – wie man damals sagte – „Hottentottensteiß“. War sie eine Khoisan, oder litt sie lediglich an einer schlimmen Krankheit? Die rassistischen Untertöne der Vergangenheit machen es teilweise sehr schwer, sich dem Thema adäquat zu nähern und nicht ins andere Extrem, einer übersteigerten political correctness, zu verfallen. Aus demselben Grund ist jener Bereich der Forschungsgeschichte zu Punt andererseits vielleicht gerade der spannendste.

170

kapitel iii

a Hautfarben und ‚Rassen‘ Wir besitzen zwar durchaus zahlreiche bildliche Darstellungen von Puntkontakten, sie stammen jedoch praktisch nur aus der 18. Dynastie und ausschließlich in der Punthalle wird Punt selbst abgebildet. Mit diesem Ungleichgewicht der ikonographischen Zeugnisse (Abb. 10) beginnen die Probleme bei der Betrachtung der dargestellten Menschen. Problematischer noch sind die verschiedenen Interpretationsmuster, welche dabei an den Tag gelegt wurden. Sie gründen auf der Feststellung, dass in der Punthalle die Menschen aus Punt unterschiedlich dargestellt werden, einmal mit rotbrauner Hautfarbe und einmal mit einem deutlich dunkleren braun. In seiner Publikation von Dair al-Baḥrī meinte Auguste Mariette dann entsprechend, es lägen zwei ‚Rassen‘ vor, eine negride, dunklere und eine hellere.596 Carl Richard Lepsius erklärte die beiden Darstellungsweisen (im Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)) als Unterschied zwischen den arabischen und afrikanischen Puntiten: Der Zug […] besteht hier zur Hälfte aus braunen und schwarzen Leuten, zur anderen Hälfte aus roten, von den Ägyptern kaum unterschiedenen Leuten. Daraus geht hervor, dass die Puna zum Teil wenigstens sicher in Afrika, zu dem ja auch die Weihrauchküste selbst gehörte, wohnten, und hier die Negerstämme unter sich aufgenommen hatten. Ein anderer Teil desselben Volkes wohnte aber ebenso sicher damals noch in Arabien.597 Jakob Krall hingegen meinte, die unterschiedliche Hautfarbe erkläre sich durch das Nebeneinander von „Hamiten“ und „Negern“ am selben Ort, nämlich in Abessinien. Es läge eine „hamitisch-negroide Mischbevölkerung“ vor:598 Die Bewohner des Landes Punt sind Hamiten. Daneben finden wir auch Neger vor und lernen Handelsbeziehungen zu den Amu, doch wohl Araber der gegenüberliegenden Küste, kennen. Als Nachbarn des Landes Punt und mit ihnen stammverwandt hausen in den Wüsten zwischen dem roten Meere und dem Nile bis zur ägyptischen Grenze hin die Vorgänger der Blemmyer und Begá.599 596 597 598

599

A. Mariette, Les Listes géographiques des Pylônes de Karnak comprenant la Palestine, l’ Éthiopie, le pays de Somâl, Leipzig 1875, (60–66) 65; Herzog, Punt, 29. C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890, 75ff.; Herzog, Punt, 37. J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte

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Diese Erklärung steht durchweg auf der Linie der sog. ‚Hamitentheorie‘, nach der man sich bestimmte kulturelle Errungenschaften der „Neger“ nur dadurch erklären konnte, indem man ihnen eine überlegene herrschende Schicht von „Hamiten“ hinzu dichtete. Ähnlich äußerte sich 1892 Wilhelm Max Müller:600 Unsere hypothetische Meinung ist die, dass die Bewohner von Punt zu derselben Rasse gehörten wie die alten Ägypter selbst, dass sie als Verdränger der dunklen Rasse gemeinsam mit diesen einwanderten.601 Er geht von einer „Überschichtung“ aus: Hellfarbige, hamitisch sprechende Menschen überlagerten eine „negride Altschicht“ bzw. zwang sie zum Auswandern.602 1898 präzisiert Müller seine früheren Ausführungen und meinte: dass die Punti wilde Hamiten mit einiger Negerbeimischung (dies nach Mariette) waren.603 Ein Jahrzehnt später schrieb Edouard Naville, es habe sich bei den Puntiten um eine Küstenbevölkerung gehandelt, eine Mischbevölkerung im „Schmelztiegel“ Punt.604 1926 schließt er ganz explizit an die Hamitentheorie an, wenn er meint: La population est mélangée. Les Pountites sond les maîtres; c’est à eux qu’appartient le pays; mais une population nègre s’y est établie, des nègres norus et bruns.605

600 601 602 603 604

605

der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890, 75ff.; Herzog, Punt, 37. W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893; Herzog, Punt, 37. W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893, 120; Herzog, Punt, 38. W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893, 113 und 120; Herzog, Punt, 38. W.M. Müller, Studien zur vorderasiatischen Geschichte, Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 3, 1898–1900, 42; Herzog, Punt, 39. E. Naville, Le commerce de l’ ancien Égypte avec les nations voisines, in: Communication faite au neuvième congrès international de géographie 13, Genève 1908, Genf 1911, 3–16. E. Naville, Le pays de Punt et les Chamites, Revue Archéologique, 5. Serie, Bd. 23, 1926, 116; Herzog, Punt, 48.

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Seiner Meinung nach stammte die herrschende Oberschicht aus Westasien. Ein neuer Aspekt kommt mit den Arbeiten von Alfred Wiedemann in die Diskussion. Er betonte 1896 die rassische Verwandtschaft der Puntiten mit den Ägyptern, wenn er schreibt606 dass […] das Volk von Punt […], den Ägyptern äußerlich vollkommen gleich und mit ihnen vereint in auffallendem Gegensatz stand zu den Semiten Asiens wie zu den Negerstämmen Innerafrikas. Dieser Strang der Debatte wurde von keinem Geringeren als William M. Flinders Petrie weitergeführt. Der berühmte Ausgräber begründete 1896 seine Rassenthese vor allem durch Darstellungen (by portraiture).607 Danach gehörten die Ägypter zur ‚kaukasischen Rasse‘, was ihre Entwicklung zur Hochkultur erkläre. Bestärkt wurde er in diesen Ansichten durch den berühmten Afrikaforscher Georg Schweinfurth, der sich entsprechend zur Herkunft der Ägypter geäußert hatte.608 Auch Friedich Wilhelm von Bissing betonte den Gegensatz der Puntiten zu den „Negern“ und die Gemeinsamkeiten mit den Ägyptern. Die Puntiten waren nämlich keine Neger, das zeigen die vornehmen, regelmäßigen Züge der Männer mit dem langen, am Ende umgebogenen Bart, die rote Hautfarbe und die langen Haare […].609 Etwas neutraler ist die Aussage von Bernhard Moritz, der sich jeglicher Wertung enthält: Die arabische Küste […] ist deshalb auszuschließen, weil auf den ägyptischen Darstellungen als Bewohner von Punet Menschen mit ausgesprochenem Negertypus erscheinen, die in halbkugeligen, auf hohen Pfählen stehenden Grashütten wohnen.610 606 607 608

609 610

A. Wiedemann, Die Kulturbeziehungen Altägyptens zum Auslande, in: Bonner Jahrbücher 99, 1896, (1–20) 4; Herzog, Punt, 39. W.M.F. Petrie, Koptos, London 1896, 9; Herzog, Punt, 39. G. Schweinfurth, De l’ origine des Égyptiens et sur quelques-uns de leurs usages remontant à l’ âge de la pierre, in: Bulletin de la Société de Géographie d’Égypte 4, Kairo 1897, (785–805), 801. F.W. Fr. von Bissing, Geschichte Ägyptens im Umriß, Berlin 1904 bzw. Leipzig ²1911, 15 f. und 43–45; Herzog, Punt, 44. B. Moritz, Arabien. Studien zur physikalischen und historischen Geographie des Landes, Hannover 1923, 73–75; Herzog, Punt, 47.

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Gleichsam in Erz gegossen wird die damalige Lehrmeinung in einem Beitrag Günther Roeders zu Eberts Reallexikon der Vorgeschichte: Die Bewohner von Punt sind nach den Bildern Hamiten gewesen.611 Rolf Herzog hält sich 1968 in dieser Frage auffallend bedeckt. Emma Brunner-Traut jedoch nicht, nur die Wortwahl ändert sich: In den 1970er Jahren spricht sie von „äthiopid“ statt von „hamitisch“. In der Sache hat sie allerdings immer noch die ‚Hamitentheorie‘ im Hinterkopf, wenn sie Herzogs Lokalisierung Punts an Nil widerspricht, da die Äthiopiden […] nicht im Inneren Afrikas, sondern im europiden Kontaktgürtel [siedeln], d.h. bis zur Küste des Roten Meeres.612 Die These einer Mischbevölkerung wurde sogar noch 1971 von Kenneth Kitchen vertreten,613 und Pjotr Scholz meinte 1984, die ‚Fürstin von Punt‘, die er „Ity“ nennt, sei ein Mitglied der Gruppe der „Äthiopiden“, was durch „negroide Elemente“ deutlich werde.614 In jüngster Zeit ist die Hautfarbe wieder mit ausführlicher Diskussion als zentrales Argument für die Lage Punts angeführt worden. Dimitri Meeks fokussiert erneut auf die gleiche Darstellungsweise von Ägyptern, Orientalen und Puntiten auf ägyptischen Flachbildern und betont die Unterschiede zwischen Puntiten und Afrikanern, wenn beide zusammen dargestellt werden.615 Dieser Unterschied ist jedoch kein Hinweis auf die nicht-afrikanische Lokalisierung Punts, denn niemand kann negieren, dass die Menschen etwa in Abessinien von ganz anderem Aussahen sind als die Bewohner beispielsweise des Süd-Sudan. Um es in der traditionellen Terminologie auszudrücken: Meeks übersieht den Unterschied zwischen ‚negroid‘ und ‚äthiopid‘. Auch andere haben betont, dass die Puntiten nicht schwarz sind616 – in der Lokalisierung

611 612

613 614 615 616

G. Roeder, in: Eberts Reallexikon der Vorgeschichte 10, Berlin 1928, s.v. Punt; Herzog, Punt, 49. E. Brunner-Traut, Noch einmal die Fürstin von Punt. Ihre Rasse, Krankheit und ihre Bedeutung für die Lokalisierung von Punt, in: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin, Mitteilungen aus der ägyptischen Sammlung, Berlin 1974, (71–85) 84. Kitchen, The land of Punt, 605. P. Scholz, Fürstin Iti – „Schönheit“ aus Punt, in: sak 11, (Fs. W. Helck), 1984, 529–556. Meeks, Locating Punt, 58 ff.; Meeks, Coptos, 283 ff. J. Leclant, L’ exploration des côtes de la Mer Rouge. A la quête du Pount et des secrets

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abb. 11

Darstellungen von Puntiten: Der ‚Fürst‘ von Punt (a) und ein weitere Puntite (b) von der ‚Punthalle‘, Puntiten aus Grab tt 143 (c–d), aus Amarna (e) und von einem Relief des Haremhab ( f ) e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898 n. de garis davies, the tomb of rekh-mi-reo at thebes, 2 bde., pmma 11, new york 1943 t. säve-söderbergh, the navy of the eighteenth dynasty, uppsala 1946, 24, abb. 6 n. de garis davies, trading with punt, in: the bulletin of the metropolitan museum of art new york 30, the egyptian expedition 1934–1935, new york 1968 [1935], 46–49 w. wreszinski, atlas zur altägyptischen kulturgeschichte, 3 bde., leipzig 1923–1938, taf. 60

hat uns das bisher nicht wirklich weitergebracht. Trivial sind Aussagen wie diejenige, die Puntiten zeigten eigene Charakteristika, aber auch solche, die

de la Mer Erythree, in: Annales d’ Ethiopie 11, 1978, 68–73, 70; A.-A. Saleh, The Gbntyw of Tuthmosis iii’s Annals and the South Arabian Geb(b)anitae of the Classical Writers, in: bifao 72, 1972, (245–262) 358–261.

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andere Völkertypisierungen aufwiesen.617 Dabei verweist Meeks auf das Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w), wo in vier Registern Puntiten, Kreter, Nubier und Syrer dargestellt sind, was den vier Himmelsrichtungen entspreche (Osten, Westen, Süden, Norden).618 Somit müsse Punt im Osten Ägyptens gelegen haben. In diesem Zusammenhang bemerkt er Unterschiede zwischen dem „Fürsten von Punt“ und seinen Untergebenen. Diese seien: always slender individuals with pale skind and thin, short beards.619 Das klingt verdächtig nach einem letzten Reflex der Hamitentheorie! Unter der Überschrift „Punt to the south of Egypt“ bringt Meeks einen ganz neuen Aspekt in die Diskussion um Rasse und Hautfarbe ein:620 Bisher wurden hier nämlich immer nur die Malereien aus thebanischen Gräbern und die Puntreliefs von Dair al-Baḥrī betrachtet. Meeks führt nun eine Toponymliste Thutmosis iii. an, deren ikonographischer Wert vernachlässigt worden sei.621 Die Toponyme stehen nämlich in Namensringen, die von typisierten Darstellungen gekrönt sind, welche die Ortsnamen nach ethnischen Kategorien klassifizieren.622 Die hieroglyphischen Graphien der Toponyme sind in extenso behandelt worden, die Köpfchen demgegenüber bis heute unpubliziert!623 Aus alten Photographien von Auguste Mariette624 hat sich nun Meeks die Toponyme aus Punt vorgenommen. Seiner Meinung nach sehen die entsprechenden Köpfe libysch bzw. orientalisch aus.625 Was sagt uns dieses uneinheitliche Bild? Nicht mehr als bisher bekannt war: Die Köpfchen sind typisiert, also rein konventionell. Bei einer Kopie dieser Liste unter Amenophis ii. seien die puntitischen Toponyme eindeutig als vorderasiatisch gekennzeichnet.626 Nach Ahmad Fakhry liegt hier ein Fehler der Bildhauer vor627; anderen war hinge-

617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627

T. Säve-Söderbergh, The Navy of the Eighteenth Dynasty, Uppsala 1946, 20–27; Meeks, Locating Punt, 58. Meeks, Locating Punt, 60 f. Meeks, Locating Punt, 61. Meeks, Locating Punt, 56 f. Meeks, Locating Punt, 56. Meeks, Locating Punt, 56. A. Mariette, Karnak: Étude topographique et archéologique, Leipzig 1975, Taf. 22–26; Urk. iv, 794–806. A. Mariette, Karnak: Étude topographique et archéologique, Leipzig 1975, Taf. 45. Meeks, Locating Punt, 56. Meeks, Locating Punt, 57. A. Fakhry, Blocs décorés provenant du Temple de Louxor, in: asae 37, 1937, (51–56) 51.

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gen die besondere Sorgfalt der Ausführung aufgefallen.628 Wie lässt sich die erklären? Meeks leitet daraus ab, Punt müsse in Vorderasien gelegen haben. Meines Erachtens gibt es hingegen eine ganz andere Erklärung: Die Ortsnamen sollten als fremd zu erkennen sein, und da sich den ikonographischen Konventionen entsprechend Puntiten von Ägyptern zumindest physiognomisch nicht unterschieden, musste man sie folglich mit anderen Mitteln ‚verfremden‘. Neben der Hautfarbe waren es vor allem Beobachtungen zur Frisur, die weiteren Stoff für Mutmaßungen über unterschiedliche puntitische ‚Rassen‘ lieferten. Vor allem beruht die Klassifizierung von Rosemarie Drenkhahn auf der Haartracht, nach der die Puntbewohner auf ägyptischen Denkmälern in drei ikonographische Typen unterteilt werden können.629 Sie sollen im Zusammenhang mit der Suche der Ethnographen näher vorgestellt werden. b Pygmäen Der sogenannte „Tanzzwerg“ aus Punt hat die Phantasie vieler Forscher beflügelt. Doch der Reihe nach: Aus der Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f erfahren wir von kleinwüchsigen „Gottestänzern“ (ṭng i͗bꜣw.w), die zumindest teilweise aus Punt nach Ägypten gebracht wurden. In dem zitierten Brief des Königs an den Expeditionsleiter lesen wir (Dok. 3): c̣ṭ̌ .n⸗k r mc̣ꜣ̌ .t⸗k tn wn.t i͗ni̯.n⟨i͗⟩ 7 ꜣw.w630-nčr m tꜣ n⸗k ṭng i͗b◯ ꜣḫ.ti͗w

628 629 630

631

In Deinem Schreiben hast Du gesagt, Du hättest einen Gottestänzer-Pygmäe aus dem Land der ‚Horizontischen‘ 631 gebracht.

Epigraphic Survey (Hrsg.), The Battle Reliefs of King Seti i., Chicago 1986, 59. R. Drenkhahn, Darstellungen von Negern in Ägypten, Diss. Hamburg 1967, 6ff. Kontamination der Graphie i͗bꜣ.w „Tänzer“ mit i͗bꜣw „Mähnenspringer, Mähnenschaf “ (Ammotragus lervia). Unklar ist die Abgrenzung der Lexeme. Sind die drei Spielsteine (i͗bꜣ.w „Springerle“) ein eigenes Wort in logographischer Pluralschreibung? Ein singulärer Ausdruck für unbekannte Regionen, bewohnt von Leuten, über die man keine Informtionen mehr besitzt, die allerdings im Determinativ durch ihren Kopfputz (Feder im Haar) als Südländer ausgewiesen werden. Um die Exotik und Ferne auszurücken sollte man vielleicht am besten sehr frei ideomatisch übersetzten „Land, wo der Pfeffer wächst“ oder vielleicht mitsamt der wahrscheinlichen Lokalisierung (Pygmäen!) als ‚caput nili‘. Bei den „Horizontischen“ handelt es sich damit nicht um die Puntiten, sondern um zentralafrikanische Pygmäen, vgl. C.M. Turnbull, Wayward servants. The two worlds of the African pygmies, Westport (Conn.) ²1976.

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8 mi͗ ṭng i͗ni̯⟨.n⟩⸗ẖtm.w-nčr ◯ Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ m Pwn.t m rk Issi͗

(von der Art) wie der Pygmäe632, den der Gottessiegler Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ zur Zeit (König) Isesis (seinerzeit) aus Punt gebracht hatte.

9 c̣ṭ̌ .n⸗k ḫr ḥm⟨⸗i͗⟩ i͗w.t(i͗)-sp ◯ i͗ni̯.t(i͗)⸗mi͗.t(i͗)⸗f i͗n nb i͗ri̯ Iꜣm c̣ř -bꜣḥ

Du hast gegenüber Meiner Maiestät geäußert, noch nie sei Dergleichen durch irgendeinen anderen gebracht worden, der zuvor Yam bereiste.

Ferner heißt es weiter unten: (21) mri̯⸗ḥm⟨⸗i͗⟩ mꜣꜣ ṭng pn r i͗nw.t bi͗ꜣ (22) Pwn.t

Mehr (noch) als die Gaben aus dem Minengebiet von Punt wünscht (Meine) Majestät diesen Pygmäen zu sehen!

Es kann nicht stark genug betont werden, dass das Aussehen dieses Mannes unbekannt ist und daher alle Aussagen über ihn reine Mutmaßungen und sehr mit Vorsicht zu genießen sind. Eine weitere Sache gilt es hervorzuheben: Kleinwüchsigkeit muss nicht Kennzeichen einer bestimmten Ethnie sein, sondern kann auch pathologische Ursachen haben. Dann erhebt sich noch die Frage: Lag eine Missbildung vor oder proportionierter Kleinwuchs? Normalerweise werden kleinwüchsige Personen als nmi͗ ausgewiesen, nicht als ṭng.633 Dieser Begriff ist gleichzeitig einer der wichtigsten Hinweise auf die Herkunft der ‚Tanzzwerge‘ – es handelt sich nämlich wahrscheinlich um ein kuschitisches Lehnwort im Ägyptischen.634 Näheres über dieses Wort sei in dem Abschnitt über die Suche der Afrikanisten behandelt. Weil Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f einen ‚Tanzzwerg‘ aus Yꜣm (in Nubien) brachte, wird bei diesem allgemein von einem Pygmäen 632

633

634

Da es sich mit Bestimmtheit um einen temporalen Rückbezug handelt, jedoch weder Gemination noch ⟨n⟩ geschrieben stehen, das bei entsprechenden Relativformen zu erwarten wäre, könnte man meinen, an dieser Stelle stünde ein Pseudopartizip, was widerum hieße, dass das Antezedens indeterminiert wäre. Weil aber das Subjekt eines Pseudopartizips stets pronominal ist, steht doch eine Relativform, d.h. das ⟨n⟩ ist zu ergänzen. W.R. Dawson, Pygmies and Dwarfs in Ancient Egypt, in: jea 24, 1938, 185–189; H.F. Wolff, Die kultische Rolle des Zwerges im alten Ägypten, in: Anthropos 33, Wien 1938, 445–514; M. Stracmans, Les Pygmées dans l’ ancienne Egypte, in: Melanges Georges Smets (Université libre de Bruxelles), Brüssel 1952, 621–631; U. Fiedler & R. Watermann, Über die Zwerge im alten Ägypten, in: Zeitschrift für menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre 33, Berlin 1956, 505–513. F. Breyer, ‚Zwerg‘-Wörter, ägyptisch-kuschitischer Sprachkontakt bzw. – vergleich und die sprachliche Situation im mittleren Niltal des 3.–2. Jahrtausend v. Chr., in: sak 43, 2014, 47–91.

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ausgegangen. Somit müsste dies auch für den puntitischen ‚Tanzzwerg‘ gelten. Rolf Herzog referiert in diesem Zusammenhang von Eickstedt635 und Schidertzky636, nach denen es zwei Gruppen von Kleinwüchsigen in Afrika gebe: die ‚Bambutiden‘, d.h. die nach einer ihrer großen Gruppen benannten Pygmäen, und die ‚Khoisaniden‘, worunter man die im südlichen Afrika lebenden ‚Buschmänner‘ und ‚Hottentotten‘ zusammenfasse. Spätestens hier sollte man klären, was denn heute in der Anthropologie bzw. Ethnologie unter ‚Pygmäen‘ verstanden wird. Begriff. Das deutsche Wort Pygmäe stammt aus dem Griechischen und heißt „Fäustling“ (πυγμαῖoς) oder (idiomatisch übersetzt): „Däumling“. Das zugrunde liegende Lexem für „Faust“ war zugleich ein Längenmaß (ca. 35 cm), daher könnte man πυγμαῖoς mit „Ellenmännchen“ übersetzen. Schematisch bezeichnete man in der Neuzeit Völker als Pygmäen, deren mittlere Körpergröße unter 1,5m liegt. Sehr interessant ist eine mögliche Beziehung des griechischen Lexems mit dem ägyptischen pꜣ-mḥ „Elle“ bzw. „Der der Elle“.637 Die solchermaßen genannten Personen tanzten bei Festlichkeiten zu Ehren des Nilhochwassers.638 Definition. Kleinwüchsigkeit ist grundsätzlich zu unterscheiden von Zwergwuchs, kleine Menschen von ‚Zwergen‘. Dies wird oft nicht getan639, was damit zusammenhängen mag, dass es keine klare Definition von Kleinwuchs gibt.640 Die Humanmedizin definiert ihn als anormal geringes Wachstum des Körpers, d.h. ein auf Wachstumsstörungen beruhender Minderwuchs. Dieser wird in der Regel durch nicht zeitgerechte oder anormale Hormonproduktion (Mangel oder Überproduktion) hervorgerufen.641 Wachstumsstörungen können aber genauso gut erblich bedingt sein, etwa durch schwere Stoffwechsel-Anomalien.642 Eine solche Definitionen ist vollkommen willkürlich: Beim erwachsenen Mann spricht man ab einer Körpergröße bis 136cm von Minderwuchs, bei der Frau bis 124cm. Dazwischen und bis 150 bzw. 136cm spricht man von Kümmerwuchs. Die mangelnde Definition von Pygmäen andererseits ist der

635 636 637 638 639 640 641 642

E. von Eickstedt, Rassenkunde und Rassengeschichte der Menschheit, Stuttgart 1934, 540–562. I. Schwidertzky, Die neue Rasenkunde, Stuttgart 1962, 81. Heymer, Pygmäen, 153; C. Martin, Die Regenwäler Westafrikas, Basel & Berlin 1989. D. Bonneau, Le Fisc et le Nil, Paris 1972. I. Schwidertzky, Rassengeschichte und Rassenevolution, in: Der Mensch 2, 1982, 339– 380. Heymer, Pygmäen, 151. Heymer, Pygmäen, 151. Heymer, Pygmäen, 151.

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Grund, weshalb dieser Begriff von Kleinwüchsigen des zentralafrikanischen Regenwaldes auf andere Populationen übertragen wurde, beispielsweise auf den Andamanen.643 Grundsätzlich ist jedoch nur in Afrika von ‚Pygmäen‘ im eigentlichen Sinne zu sprechen, anderenorts von ‚Kleinwüchsigen‘.644 Eigentlich müsste sogar das Wort ‚Pygmäen‘ durch ‚Pygmäenvölker‘ ersetzt werden, da es eine kulturelle Einheit verschiedener Gruppen suggeriert, die nicht vorhanden ist. Die Pygmäen sind keine Ethnie, sondern streng genommen lediglich mythologische Figuren aus dem klassischen Altertum. Wenn im Folgenden trotzdem von Pygmäen gesprochen wird, so möge man diesen Sprachgebrauch als elliptisch betrachten. Gruppen. Die Ethnographie unterscheidet traditionell zwischen vier Gruppen von Pygmäenvölkern.645 Tendenziell kann gesagt werden, dass die OstPygmäen eher der Nanifikation unterliegen und die West-Pygmäen der Grazilisation.646 tabelle 9 Die vier Gruppen von Pygmäenvölker

Gruppierung

Siedlungsraum

Selbstbezeichnung

1 2

Östliche Gruppe Westliche Gruppe

Mbuti/Ba-Mbuti Mbenga/Ba-Mbenga

3 4

Zentrale Gruppe Südliche Gruppe

Ituri-Regenwald (Nordost-Kongo) Zentralafrikanische Republik, Kongo, Gabun, Kamerun West-Kongo nördlich des Mai-Ndombe-Sees Ruanda, Burundi, Sambia, Süd-Kongo

(Ba-)Twa (Ba-)Twa/(Ba-)Cwa

Die Pygmäen des Ituri-Regenwaldes sind die kleinsten, und unter ihnen sind die Efe am zierlichsten und feingliedrigsten. Aus diesem Grund wurden sie früher als die ‚reinsten‘ und ‚ursprünglichsten‘ Pygmäen angesehen.647 Nur geringfügig größerwüchsige Gruppen wurden gerne als ‚Pygmoide‘ bezeichnet und postuliert, diese seien eine Mischpopulation mit ‚normalgroßen‘ Menschen.648

643 644 645 646 647 648

M. Gusinde, Les peuples primitifs en voie de disparation, in: Bulletin de l’Institut des Sciences Sociales 9, 1957, 307–313. Heymer, Pygmäen, 152. L. Cavalli-Sforza, African Pygmies, Orlando 1986, 19–26; V. Bissengué, Contribution à l’ histoire ancienne des Pygmées: L’ exemple des Aka, Paris 2004, 13–15. Heymer, Pygmäen, 173. Heymer, Pygmäen, 157. R. Mortier, De Bambenga Pygmoiden in Ubangi, in: Kongo-Overzee 3, 1937, 245–251.

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Trotz aller Unterschiede haben die Pygmäenvölker neben ihrer Kleinwüchsigkeit eines gemeinsam: Sie leben in kleinen Gruppen im zentralafrikanischen Regenwald, d.h. ihr Lebensraum ist zunehmend bedroht, sie selbst werden ebenfalls immer mehr dezimiert. Auch die Lebensweise ähnelt sich. Die Gruppen leben in Lagern von ca. 10 aus Laub und Blättern in einem Kreis/Oval angeordneten Hütten. Charakteristisch ist ihre egalitäre Gesellschaftsordnung, d.h. das Fehlen fester Rangordnungen oder Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern. Weitere soziokulturelle Grundtendenzen sind Inzesttabu und Monogamie. Forschungsbericht. Pygmäen sind tief in der griechischen Mythologie verankert: Im dritten Gesang der Ilias heißt es in Vers 3–7 So wie Geschrei ertönt von Kranichen unter dem Himmel, Welche, nachdem sie dem Winter entflohen und unendlichem Regen, Dort mit Geschrei hinziehn an Okeanos‘ strömenden Fluten Kleiner Pygmäen Geschlecht mit Mord und Verderben bedrohen Und aus dämmernder Luft zum schrecklichen Kampf herannahn. Homer setzt die Kenntnis dieses in der klassischen Antike sehr bekannten Mythos voraus.649 Hekataios von Milet berichtet von Pygmäen, die am äußersten Südrand Ägyptens an den Ufern des Ozeans lebten.650 Aristoteles meinte, sie lebten bei den Nilquellen. Die Kraniche ziehen von den skythischen Gefilden zu den oberhalb Ägyptens gelegenen Sümpfen, denen der Nil entströmt. Diese Gegend bewohnen Pygmäen. Dies ist kein Mythos, sondern es gibt tatsächlich ein kleines Geschlecht von Menschen.651 Hist. Animal. viii:12

Auch Herodot erwähnt im Zusammenhang mit den Nilquellen Zugvögel: die Kraniche verlassen, wenn der Winter kommt, das Skythenland und ziehen für den Winter in diese Quellgebiete des Nils (Hd. ii, 22). Er berichtet ferner (ii, 32 f.), mehrere Nasamonen (östlich der Syrte wohnende Libyer) hätten die Wüste durchquert und seien an einem Strom auf ein kleinwüchsiges Volk gestoßen:

649 650 651

P. Janni, Etnografia e mito. La storia dei Pigmei, Rom 1978. P. Janni, Etnografia e mito. La storia dei Pigmei, Rom 1978. M. Gusinde, Die Kleinwuchsvölker in heutiger Beurteilung, in: Saeculum 13, 1962, 211– 277.

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Währenddessen aber kamen kleine Menschen herzu, kleiner als ein mittelgroßer Mann; sie packten sie und schleppten sie vor. Aber ihre Sprache konnten die Nasamonen nicht verstehen und auch jene nicht das, was die Nasamonen sagten. Sie führten sie durch weite Sümpfe hindurch, und endlich kamen sie in eine Stadt, in der alle Menschen so klein waren wie ihre Führer und von schwarzer Farbe. Und an der Stadt vorbei floss ein großer Strom und zwar von Westen nach Osten, und in dem sah man Krokodile. Könnte es sich um den Niger handeln oder der Baḥr al-Ġazal?652 Bemerkenswerterweise bezeichnet Herodot die Menschen nicht als Pygmäen, unterscheidet also klar zwischen dem Pygmäenmythos und dem Bericht über jene Expedition. Der erste neuzeitliche Bericht über Kleinwüchsige in Afrika stammt von einem britischen Seefahrer namens Andrew Battell, der um 1600 das Königreich von Loango an der kongolesischen Atlantikküste bereiste. Er schreibt:653 To the northeast of Mani Kesock, are a kind of little people, called Matimbas; which are no bigger than boys of twelve years old, but are very thick, and live only upon flesh, which they kill in the woods with their bowes and darts. […] The women carry bow and arrows as well as the men. In der Folgezeit sprach man in Europa nicht von Pygmäen, erst viel später wurde der Begriff aus dem antiken Mythos übertragen. Dabei beachtete man nicht, dass es schon in der Antike eine Unterscheidung zwischen dem Pygmäenmythos und Berichten über kleinwüchsige Afrikaner gab. Das große Interesse der frühen Ethnologie an den Pygmäen erklärt sich durch ihre Betrachtung als sog. „vornegride Altschicht“, zu der man auch die Khoisan zählte.654 Man dachte sich die Pygmäen als eine Urbevölkerung Afrikas, die durch eine normalwüchsige negride Bevölkerung in Randgebiete verdrängt worden sei. Allgemein wurde die Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f als wichtiger Beleg für diese These gesehen, denn sie schien für die Antike eine größere Ausdehnung des Siedlungsraums der Pygmäen nahezulegen.655 652

653 654 655

J. Desanges, Recherche sur l’ activité des Méditerranéens aux confins de l’Afrique, Paris, 1978,148 f.; R. Carpenter, A Trans-Saharan Caravan Route in Herodotus, in: American Journal of Archaeology 60, 1956, 231–242. P. Janni, Etnografia e mito. La storia dei Pigmei, Rom 1978, 111. W. Schmidt, Die Stellung der Pygmäenvölker in der Entwicklungsgeschichte des Menschen, Stuttgart 1910. Heymer, Pygmäen, 41–57.

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Hypothesen. Mehrere Theorien wurden aufgestellt, um die Unterschiede zwischen Pygmäen und normalwüchsigen Menschen zu erklären. Nach der Degenerationstheorie stellten die Pygmäen lokale Größenvarietäten dar, deren „Verkümmerungserscheinungen“ als Anpassung an eine ungünstige Umwelt zu erklären seien.656 Der ‚Urwald‘ biete demnach nur eine kümmerliche Lebensgrundlage657, was Unterernährung durch chronischen Proteinmangel zur Folge habe.658 Jedem denkenden Menschen hätte auffallen müssen, dass exakt das Gegenteil der Fall ist!659 Im Regenwald herrscht eher ein Zuviel als ein Zuwenig, gerade an Nahrung. Feldforschungen haben gezeigt: Den Pygmäen steht nicht weniger Protein zur Verfügung als Normalwüchsigen im selben Gebiet660, sie haben eine ausreichende Ernährungsbasis.661 Gemäß der Evolutionstheorie handelt es sich bei den Pygmäen um Bantu-Gruppen, die mutiert waren, da sich geringe Körpergröße im Regenwald als Vorteil erwiesen habe. Verantwortlicher Faktor für die „Pygmäisation“ sei die Thermolyse im Regenwald.662 Die Ost- und West-Pygmäen stellten unabhängige Entwicklungen dar und waren das Resultat eines „genetischen Konvergenz-Prozesses“ unter Mitwirkung eines Selektionsdrucks.663 Hierbei ist kaum einsichtig, welchen Vorteil die Kleinwüchsigkeit denn hätte bieten können; gegen diese These spricht außerdem die lange Zeitspanne vergleichbarer evolutionärer Entwicklungen. Die dritte Hypothese kann als Pathologische These bezeichnet werden. Danach sind die Pygmäen eine „halb-pathologische Kümmerform“.664 Man sprach von „patho-

656 657 658

659 660 661 662 663

664

G. Schwalbe, Zur Frage der Abstammung des Menschen, in: Globus 88, 1905, 159–161. M. Hohenegger, Der Zwergwuchs bei Ituri-Pygmäen und Negrito, in: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien 83, 1954, 123–128. B. Ade, Le Nanisme racial – Essai d’ interprétation des facteurs constitutifs de la morphologie du Pygmée africain, in: Achives Suisses d’ Anthropologie Genetique 19, 1954, 1–18; B. Ade, Somato-Biologie du Pygmée africain, in: Bulletin der Schweizer Gesellschaft für Anthropologische Ethnologie 30, 1954, 67–74. Heymer, Pygmäen, 153 f. Heymer, Pygmäen, 153–155. Heymer, Pygmäen, 155. J. Hiernaux et al., Climate and the Weight/Hight Relationsship in Sub-Saharan Africa: Revised Estimates, in: Annual of Humane Biology 2, 1975, 3–12. J. Gomila, L’Afrique Sub-Saharienne, in: J. Hiernaux, La Diversité biologique humaine, Paris 1980, 107–195; J. Hiernaux, Long-term Biological Effects of Human Migration from the African Savanna to the Equatorial Forest: A Case Study of Human Adaptation to a Hot an Wet Climate, in: G.A. Harrison, Population Structure and Human Variation, Cambridge 1977, 187–217. R. Spitz, The First Year in Life, New York 1965.

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logischen Zwergen“.665 Heute sind sich die Anthropologen einig: „Die Pygmäengruppen sind weder pathologische Gebilde noch Degenerationsprodukte“.666 Wie erklärt sich also ihre geringe Körpergröße? Die Antwort ist heute vielschichtiger als noch vor dreißig Jahren. Bei den Beyuka wurde das Fehlen eines Wachstumsschubs während der Pubertät festgestellt, der wohl genetische Gründe hat.667 Bei den Ituri ergab sich hingegen ein anderes Bild. Sie sind bereits zum Zeitpunkt der Geburt kleiner, was hingegen ebenfalls wahrscheinlich genetisch bedingt ist.668 Phänotypische Erscheinung.669 Bei der Beschreibung der Pygmäen wird meist auf einige Charakteristika verwiesen, auf Hautfarbe, und -beschaffenheit, Haarwuchs, den Gesichts- und Körperbau. Beginnen wir mit der Hautfarbe. Sie wird allgemein als vergleichsweise hell beschrieben670, oft jedoch auch pejorativ als „schmutziges Gelb“ bezeichnet671 und scheint sich im Alter zu verdunkeln.672 Bereits früh glaubte man, zwei physiognomische Typen zu erkennen.673 Wie auch immer: Sicher ist, dass die Pygmäen eine um ein Vielfaches hellere Hautfarbe als die sie umgebenden großwüchsigen WaldpflanzerPopulationen aufweisen. Bei den Bakumu in Nordost-Zaire wird nicht umsonst dasselbe Wort wie für Europäer auch für sie verwendet (basungu).674 Die Faltenbildung und Runzelung der Haut ist viel weniger stark als bei großwüchsigen ‚Negriden‘ und noch weniger als bei den ‚Buschmännern‘; von vielen For-

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R.R. Gates, The African Pygmies, in: Acta Geneticae Medicae et Gmellologiae 7, 1958, 159–209; A. Staffe, Zur Frage der Rassenzwerge bei Haustier und Mensch, in: Schweizer Archif für Tierheilkunde 89, 1947, 443–459. E. Fischer, Über die Entstehung der Pygmäen, in: Zeitschrift für Morphologische Anthropologie 42, 1951, 149–167; M. Gusinde, Die menschliche Zwergformen, in: Experimentia 6, 1950, 168–181. T.J. Merimee & D.L. Rimoin, Growth Hormone and Insulin-Like Growth Factors in Western Pygmies, in: L. Cavalli-Sforza (Hrsg.), African Pygmies, London 1986, 167– 171. R.C. Bailey, The Comparative Growth of Efe Pygmies and African Farmers from Birth to Age 5 Years, in: Annual of Human Biology 18, 1991, 113–120. Es sei hier erneut betont, dass hier lediglich Lehrmeinungen in der Forschung und nicht die Einstellungen des Autors wiedergegeben werden. Heymer, Pygmäen, 158. A. Battel, On the Regions and Customs of the Peoples of Angola, Congo and Loango, London 1925. Heymer, Pygmäen, 158. P. Schebesta, Die Bambuti-Pygmäen von Ituri i. Geschichte, Geographie, Umwelt, Demographie, Anthropologie, Brüssel 1938; H.M. Stanley, In Darkest Africa, London 1890. Heymer, Pygmäen, 159.

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schern wurde ein spezifischer Körpergeruch wahrgenommen.675 Das Kopfhaar ist braunschwarz bis schwarz und wächst pfefferkornartig in kleinen Inseln oder Büscheln, wobei die Kopfhaut deutlich erkennbar bleibt.676 Neugeborene haben bis zum 3.–5. Lebensmonat allerdings üppiges, langes, glattes Kopfhaar.677 Der kraushaarige Wuchs678 ist wie bei den ‚Buschmännern‘ besonders markant und streifenartig angelegt679; viele Männer sind an Bauch, Brust, Beinen und Unterarmen sehr stark behaart.680 Ein markantes Charakteristikum ist die Flaumbehaarung am ganzen Körper.681 Vollbärte kommen nur bei den West-Pygmäen vor.682 Bei vielen Frauen wächst das Schamhaar nicht deltaförmig, sondern pyramidal zum Bauchnabel hin.683 Die Ausprägung der Nase galt vielen frühen Anthropologen als besonderes Merkmal.684 Sie ist zumeist trichterförmig, sehr breit und flach mit ausladenden Nasenflügeln. Bei den Ituri überwiegt die sog. „gnomhafte Knopfnase“.685 Andere Pygmäen weisen demgegenüber eine relativ vorstehende Nase mit konvex geschwungenem Nasenrückenprofil auf.686 Insgesamt widerspricht die Flachnase der Pygmäen der Thompson-Buxton’schen Regel, nach der eine Nase umso breiter ist, je heißer und trockener das Klima.687 Immerhin leben die meisten Pygmäen im Regenwald.688 Sie können blauäugig sein689; manche Individuen haben einen deutlich abgespreizten großen Zeh.690 Wohl durch die harte Lebensweise sind 675 676 677 678 679 680 681 682 683 684 685

686

687 688 689 690

Heymer, Pygmäen, 159. Heymer, Pygmäen, 160. Heymer, Pygmäen, 162. J.S. Friedlaender, The People of Pacific, in: J. Hiernaux, La Diversité biologique humaine, Paris 1980, 275–309. I. Eibl-Eibesfeldt, Die !ko-Buschmann-Gesellschaft, München 1972. Heymer, Pygmäen, 161. Heymer, Pygmäen, 162. Heymer, Pygmäen, 161. Heymer, Pygmäen, 161 f. Heymer, Pygmäen, 163 f. M. Gusinde, Urwaldmenschen am Ituri, Wien 1948; P. Schebesta, Die BambutiPygmäen von Ituri i. Geschichte, Geographie, Umwelt, Demographie, Anthropologie, Brüssel 1938. A. Heymer, Die physische Erscheinungsform der afrikanischen Pygmäen und Gedanken zur Evolution, in: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien 122, 1992 [1994], 155–190. I. Schwidertzky, Rassengeschichte und Rassenevolution, in: Der Mensch 2, 1982, 339– 380. Heymer, Pygmäen, 164. J.P. Hallet, Pygmy Kitabu, New York 1973. A. Heymer, Die physische Erscheinungsform der afrikanischen Pygmäen und Gedanken

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die Dorsolumbalmuskeln oft sehr stark entwickelt.691 Bei einigen Itui und ostafrikanischen Hadza wurde eine Lendenlordose, verbunden mit Steatopygie festgestellt, und zwar nur bei den Frauen. Dies galt als khoisanider Einfluss692, denn beides wurde in rassenkundlichen Arbeiten als ausgeprägtes Merkmal der „Hottentotten“ angeführt.693 Ebenfalls nur bei weiblichen Pygmäen anzutreffen ist ein „Fettsteiß“.694 Hierzu meinte Kenntner, dies sei eine Art Vorratskammer oder Kalorienspeicher mit ähnlicher Funktion wie die des Fetthöckers beim Zeburind und beim Kamel.695 Sicher ist, dass keine Missbildungen vorliegen.696 Vergleichbares kam auch in Europa vor, besonders im Jungpaläolithikum (‚Venus von Willendorf‘ etc.) und wird von manchen Anthropologen als ursprüngliches Merkmal der Menschenfrauen angesehen.697 Ihre Brüste sind in der Regel konisch (Kegelbrust)698, weniger in Halbkugelform (‚europid‘), so auch bei den Buschmännern.699 Das Skelett weist einige Merkmale auf, die als ursprünglich angesehen werden und bei übrigen Menschen nur in Ausnahmen vorkommen.700 Generell betrifft der Kleinwuchs vor allem Rumpf und Gliedmaßen, weniger den Schädel. Anthropologische Einordnung. Im Kolonialismus sprach man von unterschiedlichen Rassen und kategorisierte Menschen entsprechend, ohne jedoch ‚Rasse‘ zu definieren.701 Diese Erklärungsversuche sind wegen ihres wortwört-

691 692 693

694 695

696 697 698 699 700 701

zur Evolution, in: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien 122, 1992 [1994], 155–190. Heymer, Pygmäen, 167. Heymer, Pygmäen, 167. G. Cuvier, Extrait de l’ observation faites sur le cadavre d’une Femme connue à Paris et à Londres sous le nom de Vénus Hottentotte, in: Mémoires du Musée Nationale d’Histoire Naturelle 3, Paris 1817, 259–274. H. Wendt, Sammler, Wildbeuter, Feldbeuter, in: Der Mensch 2, 1982, 381–403. C.W. Johnston, Steatopygia of the Human Female in the Kalahari, in: Professional Geographer 14, 1962, 7–9; G. Kenntner, Rassen aus Erbe und Umwelt, Berlin 1975; G. Kenntner, Wechselbeziehungen zwischen Raum, Mensch und Kultur. Studien bei der Jäger- und Sammlerpopulation der Buschleute im südlichen Afrika, in: Fridericiana 39, 1986, 3–48; A. Heymer, Pygmäen, 167. H. Harrer, Die letzten Fünfhundert. Expedition zu den Zwergvölkern auf den Andamanen, Berlin 1977. Heymer, Pygmäen, 169. G. Kurth, War Afrika immer ein überwiegend schwarzer Erdteil?, in: Umschau 60, 1960, 711–715. Heymer, Pygmäen, 169. Heymer, Pygmäen, 173. Heymer, Pygmäen, 176.

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lich rassistischen Hintergrunds abzulehnen, aber auch aus allgemeinen Erwägungen heraus. Das Konzept ist nämlich streng genommen nur für Haustiere und Züchtungsformen relevant. Der Anthropologe und Pygmäen-Experte Armin Heymer plädiert daher für das Konzept von ‚Unterarten‘.702 Wie er ausführt, sei allgemein akzeptiert, dass der Mensch eine polytypische Art mit den drei Unterarten Europiden, Mongoliden und Negriden sei703, mit drei verschiedenen geographischen Entstehungszentren.704 Schädelfunde aus dem jüngeren Paläolithikum geben darüber hinaus Hinweise auf eine sog. vornegride Sapiens-Altschicht.705 Darunter fasst man Gruppen des jetzt lebenden Menschen zusammen, die sich nicht direkt in die drei modernen Unterarten eingliedern lassen, sondern durch Bewahrung eines höheren Anteils von Formzügen des fossilen Homo sapiens auffallen.706 Nun werden sowohl die Pygmäen als auch die Khoisaniden mit dieser Altschicht in Verbindung gebracht.707 Letzteres sei fossil belegt.708 Nach Meinung vieler Forscher besiedelten sie früher einen wesentlich größeren Teil Afrikas709, worauf Pygmäen-Restpopulationen in Äthiopien, Batwa und Barhwa im Zwischenseengebiet deuteten.710 Ob und wieweit diese Ansichten stichhaltig sind, vermag ich nicht zu beurteilen, ja nicht einmal, ob dies wirklich ein Konsens innerhalb der Anthropologie darstellt. An dieser Stelle sei erneut betont, dass das Konzept von ‚Unterarten‘ kaum weniger problematisch ist als die ‚Rassen‘ und dass die hier im Zusammenhang mit dem ‚Zwerg‘ referierten Thesen nicht die Meinung des Autors reflektieren. Sprache. Heute sprechen die Pygmäenvölker die Sprache ihrer Nachbarn, zum größten Teil eine Bantusprache. Es sind jedoch Abweichungen feststellbar, insbesondere bei den Lexemen für Realien, bei Tier- und Pflanzennamen. Dies wird als Substrat aus einer ursprünglichen Pygmäensprache aufgefasst, vielleicht sogar als Hinweis auf eine gemeinsame Sprache.711

702 703 704 705 706 707 708 709 710 711

Heymer, Pygmäen, 176. Heymer, Pygmäen, 177. J. Franzen, Als die Affen von den Bäumen stiegen, in: Kosmos 73, 1973, 141–146. G. Bräuer, Präsapiens-Hypothese und Afro-Europäische Sapiens-Hypothese, in: Zeitschrift für Morphologische Anthropologie 75, 1984, 1–25. Heymer, Pygmäen, 184. G. Kurth, War Afrika immer ein überwiegend schwarzer Erdteil?, in: Umschau 60, 1960, 711–715. Heymer, Pygmäen, 184. V.P. Tobias, Bushman of Kalahari, in: Man 36, 1957, 33–40. Heymer, Pygmäen, 186. Heymer, Pygmäen, 216–218.

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Tanzzwerge. Nach diesen Ausführungen zu den Pygmäenvölkern nun zum Phänomen des ‚Tanzzwerges‘. In vielen Eliten sind Kleinwüchsige als ‚Hofnarren‘ verbreitet, so auch im pharaonischen Ägypten. Als Kuriosum (‚Leibzwerge‘) werden sie dort oft zusammen mit Hunden und Affen dargestellt oder fungieren als Kammerdiener (‚Kleiderzwerge‘).712 In der frühdynastischen Nekropole von ʿUmm al-Qaʾab hat William M. Flinders Petrie in Satellitengräbern des Pharao Ḳꜣ (1. Dynastie) Skelette von Kleinwüchsigen gefunden;713 weitere Bestattungen fanden sich im Fundplatz hk6 in Herakonpolis.714 Speziell ist jedoch der Brauch, Kleinwüchsige als Tänzer zu beschäftigen, sie sog. ‚Tanzzwerge‘ oder ‚Gottestänzer‘.715 Man geht heute allgemein davon aus, dass es sich dabei um Pygmäen aus dem Regenwald des äquatorialen Afrika gehandelt haben mag; abgesichert ist diese Hypothese jedoch nicht.716 Sie tanzten wahrscheinlich weniger zum Lob der Schöpfungsvielfalt als zur Abschreckung von Dämonen, hatten apotropäische Funktion.717 Interessant ist, dass in den Pyramidentexten bei dem Wort ṭng das Prinzip der Zeichenverstümmelung zur Anwendung kam. Offenbar galten ‚Tanzzwerge‘ demnach als gefährlich.718 In diesem Textkorpus macht sich dann selbst Pharao deren Macht zu eigen, indem er die Eigenschaften der ‚Gottestänzer‘ nutzt, um die Götter gnädig zu stimmen (pt 1189a–b). ṭꜣng pw i͗b(ꜣ).w nčr ś:ḫmḫ i͗b n(.i͗) nčr m-bꜣḥ-ʿ.w(i͗) ś.t⸗f wr.t

Ein Zwerg der Gottestänzer ist er, der den Gott vor seinem großen Thron erheitert.

Wer sich keinen richtigen Pygmäen leisten konnte, begnügte sich mit einem „normalen“ Kleinwüchsigen.719 Sehr bemerkenswert sind vier elfenbeinerne 712 713 714 715 716 717 718 719

P. Naster, Die Zwerge als Arbeiterklasse in bestimmten Berufen im Alten Ägypten, in: xviiè Rencontre Assyriologique Internationale, München 1972, 139–143. W.M.F. Petrie, Royal tombs of the First Dynasty i, London 1900, 13, §14 und Taf. 31, Nr. 36 f. sowie Taf. 60 (zur Position der Gräber). A. Pieri & D. Antoine, Double Delight: Another Dwarf from hk6, in: Nekhen-News 24, 2012, 7 f. Für diesen Hinweis danke ich Dietrich Raue. E. Brunner-Traut, Der Tanz im Alten Ägypten, Ägyptologische Forschungen 6, München ³1992. Heymer, Pygmäen, 43–45. W.R. Dawson, Pygmies, Dwarfs and Hunchbacks in Ancient Egypt, in: Annual Medical History 11, 1927, 315–326. J. Vercoutter, L’ image du Noir dans l’ Égypte Ancienne des origines à la xxvè Dynastie, in: Meroitica 5, 1979, 19–22. E. Brunner-Traut, Der Tanz im Alten Ägypten, Ägyptologische Forschungen 6, München ³1992.

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Figürchen männlicher Zwergengestalten aus al-Lišt mit auffällig großen Ohren, Spielzeug für den Prinzen Hpy aus der Zeit Sesostris’ i.720 Drei dieser Figuren waren auf einem Spielbrett so angebracht, dass man sie durch Ziehen an einer Schnur zum Hin- und Hertanzen bringen konnte. Sie haben die Arme erhoben, während die von ihnen isolierte vierte Gestalt die Hände zum Klatschen ineinander schlägt. Leider ist eine Szene aus dem Tempel Amenophis’ iii. in Soleb nicht publiziert, auf der ein kleinwüchsiger „danseur de Pount“ abgebildet ist.721 Moderne Parallelen. In den ‚sakralen Königtümern‘ Ruanda und Burundi in Ostafrika wurden die dort lebenden Pygmäen als Hofnarren, Sänger, Tänzer, aber auch als Spaßmacher und Possenreisser am Hof gehalten.722 Sie erfüllten – wie in Ägypten – gleichzeitig eine Funktion als Apotropaia. So lebten in Kivu batwa/matwa genannte Pygmäen, deren Stellung zwischen besonderer Ehrung und tiefster Verachtung schwankte. Meist wurden ihnen übernatürliche Kräfte zugeschrieben – sie galten als Zauberer. Ihre Körperteile wurden bei den Banyaruanda und Burundi für den Abwehrzauber verwendet. Beispielsweise wurde noch im 20. Jhd. eine alte Mutwa-Frau erwürgt und ihr Blut mit Stücken von ihrem Fleisch ins Wasser geworfen, um die verhassten Belgier zu vergiften.723 Bei bestimmten Haut- und Geschlechtskrankheiten hängten sich die Betroffenen Knochen von Batwa-Pygmäen um den Hals oder den Bauch.724 Das Deponieren eines abgeschnittenen Fingers oder das Vergraben eines Ohres von einem Mutwa-Pygmäen beim Fruchtbarkeitszauber725 hat Parallelen zur Vorstellung im klassischen Altertum, wo den Pygmäen eine überhöhte Sexualität zugesprochen wurde.726 In eine ähnliche Richtung weist der Brauch, sie unter dem Ehebett der Mututsi-Könige schlafen zu lassen.727 Ein anderer ‚Ein720

721 722 723 724 725 726

727

E. Brunner-Traut, Der Tanz im Alten Ägypten, Ägyptologische Forschungen 6, München ³1992; A. Rupp, Der Zwerg in der ägyptischen Gemeinschaft, in: CdE 40, 1965, 260– 305; J. Vercoutter, L’image du Noir dans l’ Égypte Ancienne des vorigines à la xxvè Dynastie, in: Meroitica 5, 1979, 19–22. J. Leclant, Annuaire du Collège de France 80, 1979–1980, 533; V. Dasen, Dwarfs in Ancient Egypt, Oxford 1993, 238, Nr. 73. Heymer, Pygmäen, 55–57. P. Schumacher, Die Ehe in Ruanda, in: Anthropos 7, 1912, 1–32. A. Pages, Au Rwanda sur les bords du Lac Kivu. Un Royaume hamite au centre de l’ Afrique, Brüssel 1933. P. Schumacher, Das Sachrecht in Ruanda, in: Koloniale Rundschau 31, 1940, 268–295. I. Boissel, L’Égypte dans les mosaiques de l’ occident romain: images et représentation (de la fin du iième siècle avant j.-c. au ivème siècle après j.-c.), Diss. Reims 2007, i. Text, 197 ff. P. Schumacher, Expedition zu den zentralafrikanischen Kivu-Pygmäen i. Die physische und soziale Umwelt, Brüssel 1949.

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satzbereich‘ ist mindestens ebenso negativ: Pygmäen und Hunde waren die ständigen Begleiter des Watutsi-Herrschers; entsprechend wurden sie Hund oder Hundskalb geschimpft. Man überließ ihnen die Treibjagd; sie galten als „reinste Allesfresser“ oder als „Elefantenfleischfresser“ (bayovu).728 Als Hofnarren mussten sie zwar alle Schmähungen und Beschimpfungen über sich ergehen lassen,729 andererseits konnten sie jedoch in elitäre Schichten aufsteigen. Dies ging oft mit der Heirat einer Mututsi einher, was an den ägyptischen Kleinwüchsigen Śnb (4. Dynastie) und seine normalwüchsige Gemahlin erinnert. Der Pygmäen-Forscher Armin Heymer berichtet sogar von modernen Pygmäen als Hofzwerge in Kivu: Als ich im November 1993 von Bashi-Mwami von Kabare empfangen wurde, dessen Residenz sich auf der höchsten Erhebung seines Einzugsbereiches auf 2000 Meter Höhe befand, spielte bei meiner Ankunft an Stelle der Pygmäenmusiker ein Kinderorchester in traditioneller Bashi-Aufmachung, der Türen öffnende und servierende Hausdiener aber war ein Murhwa.730 In Westafrika gab es bis Anfang des 20. Jhds. bei den Mende im heutigen Sierra Leone Pygmäen in Herrscherdiensten. Ihnen wurde fetish signification zugesprochen, T.J. Alldridge berichtet: A certain anount of fetish was attached to this woman, and she accompanied the chief when he went about the country, was reated with every mark of respect and was looked upon as something more than an ordinary mortal.731 Römische Hofpygmäen. Zurück in die Antike: Philomenes von Gadara berichtet von einem Pygmäen, der über Syrien aus Ägypten nach Rom gebracht worden war (pHerc 1065).732 Nach Sueton hielten sich die römischen Kaiser Hofzwerge; Horaz hat den Hofzwerg Disiyphe verewigt, den sich Marcus

728 729 730 731 732

S. Seiz, Die Töpfer-Batwa in Ruanda, Diss. Freiburg 1970. G. van Overschelde, Dij de reuzen en de dwergen van Ruanda, Tielt 1947. Heymer, Pygmäen, 57. T.J. Alldridge, The Sherbo and its Hinterland, London 1901, zitiert nach A. Heymer, Pygmäen, 57. M. Capasso, L’Egitto nei papiri ercolanesi: il Carmen De Bello Actiaco e il De Signis di Filodemo, in: L’Egitto in Italia dall’antichità al medioevo, Atti del iii Congresso internazionale Italo-Egiziano, Rome 13–19 novembre 1995, Rome 1998, (51–64) 58–59f.; I. Boissel, L’ Égypte dans les mosaiques de l’ occident romain: images et représentation (de la fin du iième siècle avant j.-c. au ivème siècle après j.-c.), Diss. Reims 2007, i. Text, 214.

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Antonius hielt.733 Immerhin drangen die Römer bis weit nach Süden und nach Zentralafrika vor.734 Den ägyptischen Tanzzwergen entsprechend werden Pygmäen in der griechisch-römischen Kunst oft als Tänzer oder Musiker dargestellt. Sie sind in jüngster Zeit Gegenstand einer umfassenden Studie durch Isabel Boissel gewesen.735 Herkunft der Gottestänzer. Aus der Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f geht eindeutig hervor: Aus Gebieten südlich von Ägypten wurden kleinwüchsige Menschen aus Innerafrika nach Ägypten gebracht. Noch in späteren, v. a. religiösen Texten war die Vorstellung von einer fabelhaften Heimat der ṭng-Menschen fern im Süden lebendig.736 Wo diese Heimat wirklich lag, ist Thema einer langen Debatte. Es gibt mehrere offene Fragen, die eine konkrete Zuweisung erschweren: 1. Es heißt nur, der ṭng des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f sei ähnlich wie derjenige, den Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ aus Punt gebracht hatte. Wie weit diese Ähnlichkeit ging, erfahren wir nicht. 2. Da wir – abgesehen vom Klassifikator (‚Determinativ‘) im Text – keine Darstellung des ṭng haben, sind im Grunde alle Aussagen über seine Natur Spekulation. 3. Der wurde von Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f in Yꜣm lediglich erworben, aus welcher Region er dorthin gelangt war, wird nicht gesagt. 4. Die Lokalisierung von Yꜣm ist umstritten. 5. Wie weit nördlich der zentralafrikanische Regenwald im Altertum reichte, ist nicht bekannt. 6. Ebenso wenig ist gesagt, dass die Pygmäen an diesen Regenwald gebunden sind. Nach Elmar Edel lag das Land Yꜣm, aus dem der Gottestänzer des Ḥr(.w)ḫwi̯⸗f nach Ägypten gebracht wurde, zwischen Kerma und Napata, zwischen dem 3. und 4. Katarakt.737 David O’Connor hat sich allerdings für eine Lage

733 734 735

736 737

Sueton, De vita Caesarum, lxxxiii; Horaz, Satiren i, 3:47. H.A. El Sheikh, Roman Expeditions to the Upper Nile, in: Alessandria e il mondo ellenistico-romano, Studi in onore di A. Adriani iii, Rom 1984, 157–160. I. Boissel, L’Égypte dans les mosaiques de l’ occident romain: images et représentation (de la fin du iième siècle avant j.-c. au ivème siècle après j.-c.), Diss. Reims 2007, i. Text, 315–320. A. Heymer, Pygmäen, 50; H.F. Wolf, Die kultische Rolle des Zwerges im Alten Ägypten, in: Anthropos 33, 1938, 445–514. E. Edel, Inschriften des Alten Reiches v. Die Reiseberichte des Ḥrw-ḫwjf, in: zäs 85, 1960, 51–75.

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viel weiter im Süden stark gemacht, zwischen Nil und ʿAṭbara bzw. sogar in der Butana.738 Durchgesetzt hat sich diese These in der Ägyptologie nicht.739 In jüngster Zeit hat Julien Cooper sogar eine Lokalisierung in der Libyschen Wüste vertreten.740 Rolf Herzog hatte 1968 zur Stützung seiner These, Punt sei am Blauen Nil zu suchen, angeführt, der Regenwald hätte sich im Altertum bis weit in den heutigen Sudan hinein erstreckt.741 Als Hinweise auf eine größere Ausdehnung werden meist kleine Regenwald-Refugien im Gebiet des heutigen Ituri gewertet.742 Zu diesem Problem erneut Armin Heymer: Die Angaben, nach welchen der Regenwald in der Zeit des Alten Reiches bis nach Khartoum gereicht haben soll743, sind nach heutigen Kenntnissen der geschichtlichen Phytogeographie wahrscheinlich unzutreffend, wenn auch der Regenwald vor etwa 4000 Jahren mit Sicherheit eine größere, jedoch nicht wesentlich größere Ausdehnung hatte.744 Pygmäenvölker besiedelten früher offenbar ein weit größeres Gebiet als heute, kommen sie doch weit nördlich der heutigen Regenwaldgrenze isoliert vor, etwa in den Tikarbergen im Zentralkamerun.745 Ihr Siedlungsraum ist demnach nicht zwingend mit dem Regenwald verknüpft, warum sollte dies auch der Fall sein? Heymer meint darüber hinaus, es müssen sich bei den ṭngMenschen nicht unbedingt um Angehörige heutiger „echter“ Regenwald-

738 739

740 741 742

743 744 745

D. O’Connor, The location of Yam and Kush and their Historical Implications, in: jarce 13, 1986, 27–50. Vgl. K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Völkernamen in hieroglyphischen und hieratischen Texten, tavo Beih. b1, Wiesbaden 1972, 78–81; siehe auch K.-H. Priese, rm und ʿꜣm. Das Land Irame. Ein Beitrag zur Topographie des Sudan im Altertum, in: AoF 1, 1974, 7–41. Jüngst gibt es einen neuen Vorschlag, nach welchem Yam in der libyschen Wüste zu lokalisieren sei: J. Cooper, Reconsidering the Location of Yam, in: jarce 48, 2012, 1– 22. J. Cooper, Reconsidering the Location of Yam, in: jarce 48, 2012, 1–22. Herzog, Punt, 58. A. Hamilton, The Significance of Patterns of Distribution Shown by Forrest Plants and Animals in Tropical Africa for the Reconstruction of Upper Pleistocene Palaeoenvironments: A Review, in: E.M. van Zinderen (Hrsg.), Palaeoecology of Africa 9, Amsterdam 1976, 63–97. P. Schebesta, Die Bambuti-Pygmäen vom Ituri i. Geschichte, Geographie, Umwelt, Demographie, Anthropologie, Brüssel 1938. Heymer, Pygmäen, 52. Heymer, Pygmäen, 53.

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Pygmäen gehandelt haben, sondern eventuell um Verwandte der Hadza, kleinwüchsiger Sammler und Jäger im heutigen Tansania: Deren Verbreitungsgebiet lag in der Baumsavanne, also durchaus in einem „Baumland“ und war mit Sicherheit größer als heutzutage, denn die Bergregenwälder in Äthiopien, in denen möglicherweise Kleinwüchsige lebten, reichten bis weit nach Asmara und Massaua hinauf. Damit würde sich der (Transport-)Weg für diese Leute bis zu den Umschlagplätzen nach Yam wesentlich verkürzen.746 Dieser Gedanke verdient unsere ganze Aufmerksamkeit, denn mit ihm wird erstmals eine Verbindung zu Abessinien hergestellt, was uns wiederum zurück zu Punkt 1 bringt. Letztlich ist für die Puntdiskussion genau betrachtet unerheblich, woher der ṭng des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f kam; entscheidend ist, dass einer aus Punt gebracht wurde. Die beiden Kleinwüchsigen müssen nichts miteinander zu tun haben, die Wahrscheinlichkeit dafür ist sogar ausgesprochen gering. Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f reiste eindeutig nach Nubien, und Punt wurde über das Rote Meer erreicht. Werfen wir also einen näheren Blick auf die Pygmäen Äthiopiens. Äthiopische Pygmäen. Von allergrößter Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Bericht des Nonnosos, der als Gesandter des byzantinischen Kaisers Justinian 533 n. Chr. an den Hof des Negus nach Aksum reiste, d. h. nach Abessinien. Überliefert ist uns dies indirekt durch den Partiarchen Photius i747: Während seiner Reise von Pharsan an, machte Nonnosus eine bemerkenswerte Erfahrung, als er die letzte der Inseln erreichte. Dort sah er bestimmte Kreaturen von menschlicher Gestalt und Form und äußerst kurz an Leibeslänge. Ihre Hautfarbe ist schwarz, und sie waren am ganzen Körper behaart. Die Männer wurden begleitet von Frauen derselben Erscheinung und von noch kleineren Jünglingen. Alle waren nackt, Frauen wie Männer, mit Ausnahme eines kurzen Schurzes aus Fell um ihre Lenden. Sie zeigten in ihrem Wesen nichts Wildes oder Ungeschlachtes, sondern hatten sogar menschliche Stimmen, nur war ihre Sprache unverständlich, sogar für ihre Nachbarn, umso mehr für Nonnosos und seine Gefährten. Sie lebten von Muscheln und an den Strand gespülten Fisch. Nach Nonnosos waren sie sehr

746 747

Heymer, Pygmäen, 53. Nonnosos von Panopolis apud Photius: R. Henry (Hrsg./Übers.), Bibliothèque. Les Belles Lettres, collection byzantine, Paris 1959; N. Wilson (Hrsg./Übers.), Photius, The Bibliotheca, London 1994.

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scheu und als sie ihn und seine Gefährten erblickten, schraken sie vor ihnen zurück wie wir von wilden Bestien.748 Der Bericht des Nonnosos wird meist als bloße Phantasie abgetan749, doch ist diese Erklärung m.E. zu simpel. Pomponius Mala spricht in seinen Chronographica (iii, viii.81) von Ὀφιώφάγοι („Schlangenfressern“) am Ufer des Roten Meeres und bemerkt dann, die Pygmäen lebten weiter im Landesinneren. Mit Ausnahme Strabons (Geogr. xviii, ii.1) glaubten alle klassischen Autoren an die Existenz von Pygmäen im Süden Ägyptens. Meines Erachtens lassen sich dafür in ägyptischen Texten Spuren nachweisen. Einige Sprüche in den Pyramidentexten zeigen nämlich auffällige Parallelen zum griechischen PygmäenMythos. Ein ägyptischer Pygmäen-Mythos. Der griechische Mythos ist schnell erzählt: Das Verhalten der Kraniche als Zugvögel und ihre Bedeutung als Vorboten der Nilflut wird damit erklärt, sie führten mit Pygmäen einen erbitterten Kampf um Nahrung. In den Pyramidentexten haben wir praktisch dieselben Bezüge, ist man erst einmal auf die durch ein Wortspiel unterstrichene Verbindung zwischen den knm.ti͗ „Die zur Finsternis Gehörigen“750 (knm = „verhüllen“) und dem bösen Vogel knm.t. (Wb. v, 132:7) gekommen. pt 521 (§1224a–1226d)751 c̣(̌ ṭ)-mṭw

Worte sprechen:

nm š.(i͗) i͗ni̯ nw(i͗) nm š.(i͗) i͗ni̯ nw(i͗)

(O du,) der den See durchfährt, hol mich? , (o du,) der den See durchfährt, hol mich?! bzw. Durchfahre den See, Bote, durchfahre den See, Bote!

i͗n sr pi͗ i͗ni̯ sw

Ist es eine Graugans, hol sie.

i͗n ś.t pi͗ i͗ni̯ s(i͗)

Ist es eine Spießente, hol sie.

i͗n ng(ꜣ) ⟨pi͗⟩ i͗ni̯ sw

Ist es ein Langhornrind, hol es.

748 749 750 751

Heymer, Pygmäen, 61. F. Colin, Nonnosos et les petits hommes insulaires, in: L’atelier et l’orfèvre. Mélanges offerts à Ph. Derchain, Louvain 1992, 37–46; Meeks, Coptos 285. lgg vii, 290, tla Lemman-Nr. 854187. Nach D. Topmann, im tla.

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i͗:gp Ppy mi͗ ʿḥʿ.w i͗tt⸗k mr i͗t(i̯)-ḥʿ(ꜣ)

Fliege wolkengleich, Pepi, wie ein Reiher und fliege auf/schlage mit den Flügeln wie der ‚Vater der Kinder‘-Reiher.

šmi̯ Ppy ẖr i͗t(i̯)w⸗f i͗:pw ẖnt(.i͗).w pc̣.̌ w

Pepi wird zu diesen seinen Vätern gehen, die an der Spitze des pc̣.̌ w sind.

i͗ni̯ n{n} Ppy pn tʾ⸗f i͗:ḫm ḫsč̣ ḥ(n)ḳ.t⸗f i͗:ẖm.t ʿwꜣ

Diesem Pepi wird sein Brot gebracht werden, das nicht verschimmeln kann, und sein Bier, das nicht schlecht werden kann.

wn(m) Ppy pn tʾ⸗f pw wʿ.ti͗ wʿi̯(.w)

Pepi wird dieses sein alleiniges Brot allein essen.

n rc̣ǐ .̯ n sw Ppy pn n ḥr(i͗)-sꜣ⸗f nḥm.n⸗⟨ f ⟩ sw m-ʿ(.w) knm.t

Dieser Pepi braucht es nicht einem, der nach ihm kommt, zu geben, nachdem er es dem knm.t-Vogel weggenommen hat.

Eindeutig wird das Meer überquert; der Reiher ist ein Vorbote der Nilflut. Man beachte vor allem das Wortspiel mit nwr = Reiher, die mit den knm.t-Vögeln identisch sein dürften. In einem späten Ritualbuch (pBrooklyn 47.218.50) heißt es in Zeile 20.9ff.:752 r’-c̣ṭ̌ i͗n ḫr(.i͗)-ḥꜣb.t-ḥr(.i͗)-tp

Spruchrezitation durch den Obersten Vorlesepriester:

[i͗nk] mʾw.t mśi̯(.w)-śn.wi͗ i͗yi̯.n⸗i͗ m ḥḥ nšni̯ m ṭšr

„[Ich bin] die Mutter, ‚die die beiden Brüder gebar‘, ich bin gekommen in wütender Suche (und) in Zornesröte!“

i͗rr⸗t tr i͗šs r⸗śn

„Was wirst du in Bezug auf sie also tun?“

ḥwi̯ kꜣ ḥtt

„(Sie) schlagen!“, sagt der Hetet-Pavian.

ḫśf kꜣ rś.w

„(Sie) bestrafen!“, sagen ‚die Wächter‘.

752

Nach F. Feder, im tla. Vgl. J.-C. Goyon, Confirmation du pouvoir royal au nouvel an, BdE 52, Kairo 1972; J.-C. Goyon, Wilbour Monographs vii, The Brooklyn Museum et L’ Institut Francais d’ Archéologie Orientale 1974; U. Verhoeven, Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift, ola 99, Leuven 2001, 308–318.

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c̣ǐ ⸗̯ t tʾ n Knm.ti͗w

„Mögest du (aber auch) Brot gewähren den Knm.ti͗w“

c̣ǐ ⸗̯ i͗ [n] [śn.ti͗]{mśi̯} śn.wi͗⸗śn

„Ich will [den beiden Schwestern] ihre beiden Brüder (wieder)geben!“

nḥm pr(.w)-ʿꜣ ʿnḫ(.w)-(wc̣ꜣ̌ .w-śnb.w) m-ʿ(.w) čms.w nb n rnp.t sn

„Bewahrt ist Pharao l.h.g. vor jedem Unheil dieses Jahres!“

msi̯ cṛ̌ .t-ʿnḫ n nsw wrḥ tp⸗s m mc̣.̌ t čsi̯⸗s c̣ň ḥ.w⸗s ḥr nsw rc̣ǐ .̯ t.n⸗s ḥr m-ḫt

Herbeibringen (des) ‚Lebenden Milans‘753 zum König; seinen Kopf mit mc̣.̌ s-Salbe salben; er soll seine Flügel über dem König erheben; ihm das Gesicht nach hinten wenden.

c̣ṭ̌ .ḫr.nsw ⟨pꜣi̯⟩ ꜣpṭ{.w} r p.t si͗n⸗f čms.w nb c̣w ̌ r m(w)t r-ʿ(.w) nčr i͗w c̣ř .t m sꜣ⸗i͗

Der König soll sagen: „‹Fliegt› der Vogel zum Himmel, (so) wischt er jedes böse Unheil bis hin zum Tode hinfort in der Nähe eines Gottes, (denn) der Milan ist mein Schutz!“

Für den Zusammenhang zwischen Pygmäen und Pavianen ist interessant zu erfahren, dass in Tibesti der Pavian (Papio cynocephalus) dunku genannt wird, was etymologisch mit dem verbreiteten berberischen und kuschitischen Wort für Zwerg zusammenhängt, dem das ägyptische Lexem ṭng zugrundeliegt.754 Die Paviane in Tibesti galten als verzauberte Menschen und waren entsprechend tabu.755 Forschungsgeschichte. Nach diesen längeren Ausführungen über die heutige Sicht auf Pygmäenvölker kehren wir wieder zurück zu Punt. Im Jahre 1893 wartete R. Haliburton mit einer kuriosen Sicht auf die „Tanzzwerge“ auf. Seiner Meinung nach stammten sie aus Südmarokko, genauer gesagt von der Mündung des Wādī Drāʿa und damit im wahrsten Sinne vom Ende der Welt. Dieses Tal war nämlich in römischer Zeit der am weitesten westlich gelegene Punkt der bekannten Welt. Haliburton meinte, er selbst habe im Hohen Atlas 753 754

755

R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 1012: Lebende Weihe als Sündenbock zum Überleiten der Krankheit auf das Tier, vgl. c̣ř .t „Trauerweib“. F. Breyer, ‚Zwerg‘-Wörter, ägyptisch-kuschitischer Sprachkontakt bzw. – vergleich und die sprachliche Situation im mittleren Niltal des 3.–2. Jahrtausend v. Chr., in: sak 43, 2014, 47–91. G. Nachtigal, Tibesti. Die Entdeckung der Riesenkrater und die Erstdurchlaufung des Sudan, Berlin 1879; Heymer, Pygmäen, 53.

196

kapitel iii

‚Zwergenstämme‘ entdeckt.756 Welche Menschen damit gemeint sein sollen, ist unklar. Wahrscheinlich hat Haliburton sie erfunden oder sich eingebildet, denn die Imaziγɛn (‚Berber‘) jener Gebiete sind alle normalwüchsig. Erst seit 150 Jahren ist bekannt, dass es in Zentralafrika tatsächlich ‚Pygmäenvölker‘ gibt,757 und erst seit einem Jahrhundert sind sie wirklich erforscht.758 Aus diesem Grund haben die Pygmäen erst relativ spät den Weg in die Puntdiskussion gefunden. Mehrere Anthropologen und Völkerkundler wollen in den altägyptischen Darstellungen eindeutig Pygmäen erkennen.759 Selbst wenn sich dies als richtig erweisen sollte, ist ihre geographische Herkunft immer noch umstritten – der Lebensraum einer Ethnie kann sich durch viele Ursachen ändern.760 Ausführlicher hat sich vor allem Rolf Herzog der Pygmäen-These gewidmet.761 Er hält den ‚Tanzzwerg‘ für einen Pygmäen aus den tropischen Wäldern des Sudd, der Waldzone bei den Nilquellen. Nicht zu Unrecht meint er, man habe um einen pathologisch Missgebildeten kein solches Aufheben gemacht, da sie unter Goldschmieden und in der Kleiderkammer des Königs oft beschäftigt waren.762 Herzog referiert die Hypothese vom Rückzug der angeblich gegenüber Großwüchsigen benachteiligten Pygmäen in die tropischen Regenwälder Zentralafrikas. Dieser erreiche nur im äußersten Süden des heutigen Somalia die Küste; dort komme jedoch kein Weihrauch vor. Allerdings habe sich der Regenwald angeblich im Altertum bis in die Gegend von al-Ḫarṭūm (Khartoum) erstreckt.763 Dies ist eine sehr problematische Aussage. Herzog verweist darüber hinaus auf Artefakte, die eine Verbreitung der Pygmäen in nördlicheren Gebieten belegen sollen, zwischen dem Weißen und 756 757 758 759

760 761 762

763

R.G. Haliburton, The Holy Land of Punt and Racial Dwarfs in the Atlas and the Pyrennes, London 1893, 32 f.; Herzog, Punt, 38. Vgl. G. Schweinfurth, Im Herzen von Afrika, Leipzig 1874, Bd. ii, 135ff. P.W. Schmidt, Die Stellung der Pygmäenvölker in der Entwiscklungsgeschicte des Menschen, Studien und Forschungen zur Menschen- und Völkerkunde 6/7, Stuttgart 1910. P. Schebesta, Die Bambuti-Pygmäen von Ituri, Mémoires de l’Institut Royal Colonial Belge 1, Brüssel 1938, 11; M. Gusinde, Die Twiden. Pygmäen und Pygmoide im tropischen Afrika, Veröffentlichungen zum Archiv für Völkerkunde 3, Wien 1956, 13–15; C. Préaux, Les Grecs à la découverte de l’ Afrique par l’ Égypte, in: CdE 32, 1957, 288. Martinssen, Untersuchungen, 181. Herzog, Punt, 56 ff. E. Brunner-Traut, Neger- und Zwergtänze im Alten Ägypten, in: Zeitschrift für Sport und Kultur im Altertum 6, 1993, 23–32; E. Thompson, Dwarfs in the Old Kingdom of Egypt, in: bace 2, 1991, 91–98; P.P. Crazzolara, Pygmies on the Bahr el-Ghazal, in: snr 16, 1935, 85–88 und v.a. auch K.-J. Seyfried, in: lä vi, 1432, s.v. Zwerg; Herzog, Punt, 57. Herzog, Punt, 57.

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Blauen Nil.764 Auch dies ist sehr problembehaftet, da an Artefakten die Ethnie ihrer Nutzer nicht erkennbar ist. Außerdem kann nicht von den heutigen Verhältnissen auf die Zustände in pharaonischer Zeit geschlossen werden.765 Ganz am Rand sei eine Kuriosität erwähnt: Renato Biasutti hat behauptet, es gäbe einen signifikanten Anteil von ‚Khoisaniden‘ in der ursprünglichen ägyptischen Bevölkerung.766 Diese Behauptung wurde von Rolf Herzog entschieden abgelehnt.767 In den 1970er Jahren will Kent Weeks gezeigt haben, dass der Ausdruck ṭng keinen Pygmäen bezeichnet.768 Die Unterscheidung zwischen den einzelnen Ausdrücken für Kleinwüchsige liege weniger im Aussehen als an sozialen Kriterien. Dimitri Meeks stößt in dasselbe Horn und argumentiert, der Klassifikator (das ‚Determinativ‘) für ṭng stelle eindeutig einen ‚Zwerg‘ dar und keinen ‚Pygmäen‘.769 Er zitiert dazu Urk. i, 128:15 bzw. 17. und eine publizierte Photographie.770 Ich habe selbst die entsprechende Passage in der Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f vor Ort persönlich in Augenschein genommen und kann versichern: Das Zeichen ist viel zu klein ausgeführt, um solche feinsinnigen Unterscheidungen treffen zu können. Meines Erachtens spricht summa summarum nichts gegen die Pygmäen-These, doch sollte in Betracht gezogen werden, dass diese nicht nur im zentralafrikanischen Regenwald vorkommen, sondern in historischer Zeit auch in Abessinien bezeugt sind. c Die ‚Fürstin von Punt‘ Mindestens genauso heiß diskutiert wie der ‚Tanzzwerg‘ ist ein weiterer, sehr ungewöhnlicher Mensch, die sogenannte ‚Fürstin von Punt‘. Sie wird auf den Reliefs der Punthalle hinter ihrem Mann stehend abgebildet (Abb. 11.a-b) und dort durch eine Beischrift auch näher gekennzeichnet (Dok. 28b):

764 765 766 767 768

769 770

C.G. & B. Seligman, Pagan Tribes of the Nilotic Sudan, London ²1965, 6; Herzog, Punt, 58. Martinssen, Untersuchungen, 181. R. Biasutti, L’origine degli antichi egiziani e l’indagine craniologica, in: Archivo per l’Antropologia e la Etnologia 28, 1908, (219–241) 234. Herzog, Punt, 58. K. Weeks, Art, word and the Egyptian world view, in: K. Weeks (Hrsg.), Egyptology and the social sciences, Kairo 1979, 72f.; K. Weeks, The anatomical knowledge of the Ancient Egyptians and the representation of the human figure in Egyptian art, Diss. Yale, Ann Arbour 1970, 205–216. Meeks, Coptos, 285. V. Davies & R. Friedman, Egypt, London 1998, 50.

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kapitel iii

Der Fürst von Punt und seine Angehörigen wr n(.i͗) Pwn.t Pꜣ-rʾ-h-w ḥʾm.t⸗f i͗:-t-y sꜣ(wi͗?)⸗f(i͗?) sꜣ.t⸗f

Der Große von Punt Pꜣ-rʾ-h-w.771 Seine Frau i͗:-t-y Seine beiden Söhne?772 Seine Tochter

Der Esel der Frau des Fürsten i͗ʿꜣ fꜣi̯ ḥʾm.t⸗f

Der Esel, der seine Frau trägt.

Die Frau des Pꜣrhw erscheint auf dem Relief zweimal übereinstimmend als stark fettleibige und sehr unförmige Person und hat nach den Worten von Rolf Herzog Anthropologen wie nicht dieser Disziplin angehörige Gelehrte teils zu scharfsinnigen Überlegungen, teils zu kaum fundierten Vermutungen veranlaßt.773 Die Grundfragen hatte bereits Auguste Mariette aufgeworfen774: Wird hier ein Krankheitsbild überzeichnet dargestellt, eine Angehörige einer bestimmten Schicht oder der Durchschnittstyp bzw. das Schönheitsideal der puntitischen Frauen? Immer noch gilt, was Mariette seinerzeit feststellte, nämlich dass eine derartige Frauengestalt von keinem anderen ägyptischen Bildwerk bekannt ist. Die Darstellung muss demnach als authentisch angesehen werden, als individuell und auf Beobachtung beruhend. Nach wie vor ist ein Problem, dass die Mediziner meist nur mit den pathologischen Erscheinungen vertraut sind und die Ethnologen/Anthropologen mit den physiologischen Merkmalen, die bei bestimmten Ethnien in Afrika vorkommen.775 Forschungsgeschichtlich erschwerend kam hinzu: Das Original der Reliefplatte blieb mehr als ein Jahrhundert lang verschollen. Nachdem Mariette die Reliefs von Dair al-

771 772

773 774 775

Möglich wäre auch „Ein Großer (Häuptling) von Punt (namens) Pꜣ-rʾ-h-w“. Auf sꜣ⸗f folgt nach Urk. iv 325:2 ein ⟨n⟩. Sethe schlägt unter Vorbehalt eine Dualschreibung vor, was der Darstellung zweier Personen entsprechen würde. Müsste man ansonsten sꜣ⸗f n(.i͗) sꜣ.t⸗f „Sein Sohn von seiner Tochter“ lesen? Herzog, Punt, 58. A. Mariette, Deir-el-Bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques. Leipzig 1877, 27. Herzog, Punt, 58.

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abb. 12

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Die ‚Fürstin von Punt‘. Kopie H. Carters (a), Photographie (b) und Ostrakon Berlin 21443 (c). e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898 e. brunner-traut, die krankheit der fürstin von punt, in: die welt des orients 2, 1954 [1957], 307–311

Baḥrī freigelegt und teilweise kopiert hatte, war die Szene mit der ‚Fürstin‘ schlichtweg gestohlen worden.776 Glücklicherweise konnte es 1961 von Nicolas B. Millet aus dem Nachlass eines Kairener Privatsammlers für das American Research Center in Egypt erworben und dem Ägyptischen Nationalmuseum geschenkt werden.777 Äußerst interessant ist übrigens ein Ostrakon (Berlin 21443), auf dem sich eine Skizze der Abbildung von Dair al-Baḥrī befindet (Abb. 11.c).778 Die Zeichnung ist wohl kaum ein Entwurf, sondern eine antike Kopie des Originals, welches offenbar stark rezipiert wurde. Wie aber sieht die Darstellung genau aus? Die Frau ist etwa so groß wie ihr Mann, plump und unförmig. Ihre Hautfarbe ist braun und nicht schwarz, wie bei der „ganzen Oberschicht“ der Puntleute (Herzog).779 Fett- bzw. Hautpolster hängen an Armen und Beinen herab, der Bauch besteht aus mehreren Wülsten, über 776 777 778 779

Herzog, Punt, 15 f. N.B. Millet, A Fragment of the Hatshepsut Punt Relief, in: jarce 1, 1962, (55–57) 55. E. Brunner-Traut, Die Krankheit der Fürstin von Punt, in: Die Welt des Orients 2, 1954 [1957], (307–311) 309; Martinssen, Untersuchungen, 181, Anm. 201 und Taf. 47. Herzog, Punt, 59.

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denen die Brust herab hängt. Ihr unterer Wirbelsäulenbereich und Becken sind nach hinten verschoben, so dass der Eindruck eines extremen Hohlkreuzes entsteht. Auch bei der Tochter und einer anderen Frau im Hüttendorf ist solch ein ausgeprägtes Hohlkreuz erkennbar, jedoch keine Fettpolster, trotz der Ansätze zur Fettleibigkeit.780 Die ‚Fürstin‘ trägt ein wadenlanges ärmelloses Kleid, eine Halskette sowie Arm- und Fußreifen. Ihr langes gewelltes Haar ist an den Spitzen zusammengebunden und wird von einem Stirnband zusammengehalten. Bei ihren Gesichtszügen fällt die sehr ausgeprägte und ramsförmige Nase auf; die Lippen sind wulstig mit herab hängenden Mundwinkeln; die Nasolabialfalte ist mit zwei Linien deutlich hervorgehoben. Nach dieser Beschreibung nun zur Interpretation. Wie gesagt, stehen sich im Prinzip zwei Lehrmeinungen gegenüber: die anthropologisch-ethnologische und die pathologische Erklärung.781 d Khoisan in Punt? Das anthropologisch-ethnologische Erklärungsmodell operiert mit einem Vergleich zwischen der ‚Fürstin von Punt‘ und den Khoisan bzw. – wie der Ethnologe Rolf Herzog sie 1968 nannte – den ‚Khoisaniden‘. Der Begriff fasst die Gruppe der Khoi-Khoi (‚Hottentotten‘) und der San (‚Buschmänner‘) zusammen.782 Bei ‚Khoisaniden‘ treten Steatopygie, Lendenlordose (Wirbelsäulenverformung) und starke Faltenbildung der Haut als erbliche Gruppenmerkmale auf. Steatopygie entstehe durch Fettablagerungen zwischen den Gesäßmuskelschichten und erscheine häufig zusammen mit einer Verformung der unteren Wirbelsäule (Lordose).783 Die Khiosan-Hypothese ist meines Wissens erstmals 1929 von George Davis Hornbowler aufgebracht worden. Bei einer Untersuchung von prädynastischen Figurinen war er auf das Phänomen der Steatopygie eingegangen und meinte, dies läge auch bei der ‚Fürstin von Punt‘ vor.784 Eine in den 30er bis 40er Jahren viel diskutierte Frage war dann, wo der Lebensraum der Khoisaniden in der Vergangenheit anzusetzen sei. Rolf Herzog dazu:

780 781 782 783 784

A. Mariette, Deir-el-Bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques. Leipzig 1877, 27; Martinssen, Untersuchungen, 182 mit Anm. 202. A. Mariette, Deir-el-Bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques. Leipzig 1877, 27. Martinssen, Untersuchungen, 182, Anm. 203. Martinssen, Untersuchungen, 182, Anm. 206. G.D. Hornbowler, Predynastic figures of women and their successors, in: jea 15, 1929, (29–47), 30.

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Die Fachleute stimmen ohne Ausnahme in der Ansicht überein, dass die Khoisaniden sich einst weiter nach Norden ausgedehnt hätten. Ihr jetziger Lebensraum sei ein Rückzugsgebiet.785 Als Argumente werden Felszeichungen und Skelettmessungen ins Feld geführt. Es war sogar postuliert worden, die altägyptische Bevölkerung habe ‚khoisanide‘ Elemente aufgewiesen.786 Nach Renato Biasutti sollen die Puntiten gar zu 10% ‚khoisanid‘ gewesen sein. Dazu meinte Herzog lapidar: Die sei der Kuriosität halber erwähnt!787 Spannend ist, warum er dies so kurios findet: nicht etwa generell, sondern weil uns keine puntitischen Schädel zur Vermessung vorlägen: Wir verfügen ja leider nicht über einen einzigen Schädel- oder Skelettfund aus dem bis heute noch nicht verbindlich lokalisierten Punt! Man sieht also deutlich, wie Herzog als Kind seiner Zeit argumentiert; Schädelmessungen würde man heute sehr wahrscheinlich ebenfalls in Frage stellen. Mehrere Forscher vertraten die Ansicht, die Khoisan hätten noch in historischer Zeit im nördlichen Afrika und sogar im Niltal gelebt.788 So schreibt Egon von Eickstedt zur Rekonstruktion „des Wander- oder Fluchtweg[es] dieser Menschen“789: So sind wir Schritt für Schritt bis an die Grenze von Ägypten gelangt.790 Wolfgang Abel kam zu dem vergleichbaren Schluss, wenn er notiert:

785 786 787 788

789 790

Herzog, Punt, 60. R. Biasutti, L’origine degli antichi egiziani e l’indagine craniologica, in: Archivo per l’Antropologie e la Etnologia 28, 1908, (219–241), 227 ff. Herzog, Punt, 58. E. Fischer, Rassenkundliche Probleme in Weißafrika, in: Beiträge zur Kolonialforschung 1, 1943, (130–139), 133; G.P. Murdock, Africa; its peoples and their culture history, New York 1959, 52; R. Cornevin, Histoire des peuples de l’ Afrique noire, Paris ³1963, 113. Zitiert nach Herzog, Punt, 60, Anm. 6 und 61, Amn. 1. Herzog, Punt, 60. E. von Eickstedt, Rassenkunde und Rassengeschichte der Menschheit, Stuttgart 1934, 554–556.

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Neben den Pygmäentypen treten uns im Sudan auch noch andere kleinwüchsige Menschen entgegen. […] Bei diesen ist offensichtlich ein ganz anderer Einschlag vorhanden, der am meisten an Hottentotten erinnert.791 Ludwig Keimer verweist auf eine meroitische Bronzeschale aus Karanog mit der Darstellung einer auf dem Boden sitzenden fettleibigen Frau und erwähnt in diesem Zusammenhang die ‚Fürstin von Punt‘.792 Ob er allerdings auf die Khoisan-Hypothese hinaus will, ist nicht ganz klar. Ähnlichkeit zwischen Khoisan und der Fürstin will auch Rembert Waterman sehen.793 Georges P. Murdock hat sogar versucht, den Rückzugsweg der Khoisan archäologisch zu fassen, und zwar in Form der sog. „Stillbay-Kultur von den Grenzen Äthiopiens und vom Osthorn bis zum Kap“794.795 Herzog verfolgte einen anderen Argumentationsstrang, „der zur Rassenkunde hinführt“,796 und zitiert mehrere Beschreibungen von ‚Khoisaniden‘ nach von Eickstedt797 und Gusinde798. Sein Fazit lautet: Es bleibt am Ende dieses Exkurses die Erkenntnis, dass die Erscheinung der Fürstin von Punt wie deren Tochter mit einiger Wahrscheinlichkeit als rassenbedingte Merkmale der Khoisaniden zu erklären sind, die in jener Epoche, d. h. um 1480 v. Chr., noch im Stromgebiet des Nils zu finden waren.799 Wie bereits erwähnt ist die Behauptung unseriös, man wisse genau, wo der Lebensraum der Khoisan in historischer Zeit lag. Außerdem ist diese Aussage Herzogs durch die Annahme bedingt, Punt sei am Nil zu lokalisieren. Sehr

791 792 793 794 795 796 797 798 799

W. Abel, Rassenprobleme im Sudan und seinen Randgebieten, in: Beiträge zur Kolonialforschung 1, 1943, (140–151), 145. L. Keimer, Notes prises chez les Bišarin et les Nubiens d’Assouan, part 2, in: Bulletin de l’ Institut d’ Égypte 33, 1951, (49–101) 82. R. Watermann, Bilder aus dem Lande des Ptah und Imhotep, Köln 1958, 100. Herzog, Punt, 61. G.P. Murdock, Africa; its peoples and their culture history, New York 1959, 52. Zitiert nach Herzog, Punt, 61, Amn. 1. Herzog, Punt, 59 ff. E. von Eickstedt, Rassenkunde und Rassengeschichte der Menschheit, Stuttgart 1934, 594. M. Gusinde, Das Rassenbild der Buschmänner, in: Actes du Vie Congrès internationale des Sciences anthropologiques et éthnologiques i, Wien 1954, 275. Herzog, Punt, 61.

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kurios ist ferner eine einschränkende Feststellung Herzogs nach seinem eigenen Fazit, in welcher er eine Aussage Watermans800 kommentiert: Er schwächt überraschend selbst ein Faktum ab, welches einer derartigen Zuordnung im Wege stand: das Haar. Die Khoisaniden sind durch das sog. Pfefferkornhaar (Fil-fil) gekennzeichnet; die Fürstin von Dair al-bahri trägt aber deutlich langes, geflochtenes Haar.801 Waterman windet sich heraus: Nun wissen wir aber, dass das dichte und lange Haar, das man bei den in Walddarstellungen abgebildeten Ägyptern erkennt, meist Perückenhaar war und dass keine Frau mit kurzen Kräuselhaaren abgebildet wurde. An letze Regel mag sich auch unser Künstler gehalten haben. Durch Anführen des bloßen Zitats ohne Einschätzung erweckt Herzog den Eindruck, diese These sei gültig, ohne ihr jedoch ausdrücklich zuzustimmen. Sie ist vielmehr unhaltbar: Ganz eindeutig wird in der Punthalle ein Bild von Exotismus gezeichnet. Dieses hätte durch Kräuselhaar noch verstärkt werden können. Mit anderen Worten: Das Relief stellt mit Bestimmtheit das wirkliche Aussehen der Frau dar. Rembert Waterman bemerkt noch, der Oberkörper der Fürstin von Punt ähnle dem der Nilgötter und das Gesicht sei nach dem Vorbild einer Ägypterin gestaltet. Dies ist allerdings eine reichlich groteske These.802 Zurück zu Herzog; Er unterzieht die anthropologischethnologische und die pathologische Erklärung keiner kritischen Untersuchung, sondern referiert sie nur und bezieht dann Stellung. Eine große Schwierigkeit bei der Monographie von Herzog ist die Einschätzung, welche seiner Aussagen für die Forschung noch gültig sind und welche man unter Hinweis auf den Zeitgeist getrost zu den Akten legen kann. Ein Großteil der deutschen Ethnologie der 1950er und -60er Jahren war methodisch ins Abseits geraten und nicht auf der Höhe der Zeit, so auch Rolf Herzog. Man merkt seiner Arbeit deutlich an, wie wenig er vermocht hatte, sich von bestimmten Strömungen zu lösen, die mit den Schlagworten ‚Schä-

800 801 802

U. Waterman & R. Waterman, Über die rätselhafte Gestalt der Königin von Punt, in: Homo. Zeitschrift für die vergleichende Forschung am Menschen 8, 1957, (148–154) 153. Herzog, Punt, 61. Martinssen, Untersuchungen, 184, Anm. 214 („in einem besonders kuriosen und unwissenschaftlichen Artikel“).

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delmessungen‘ und ‚Rassenkunde‘ charakterisiert werden können. Dies wäre nicht so besonders folgenreich, wenn Herzogs Meinungen nicht aufgrund des Referenzcharakters seines Standardwerkes über Punt in der Ägyptologie bis heute verbreitet würden. Als Beispiel sei auf die Arbeiten von Kenneth Kitchen hingewiesen. Dieser würdigte Herzogs Monographie als „work of modern anthropologists“, was er nicht wirklich war.803 Kitchen scheint zwar Herzogs Argumente (Skelettfunde, Stammestraditionen) für die These, dass Niloten einst weiter im Norden lebten, zu relativieren („some slender indications“), aber nicht gänzlich in Frage zu stellen.804 Um diese Verzerrung ins rechte Bild zu rücken, erlaube ich mir, bei den Khoisan länger zu verweilen. Was versteht man heute in der Ethnologie unter ‚Khoisan‘? Wie ist der heutige Stand der Forschung zur Herkunft der ‚Khoisaniden‘? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, da sich die Ethnologie von Fragestellungen wie ‚Urheimat‘ oder ‚Rasse‘ längst verabschiedet hat und gänzlich verschiedene Themen behandelt. Zuerst sei auf die Begriffe näher eingegangen, denn hier herrscht ein wahres terminologisches Tohuwabohu. Es existiert im Grunde genommen kein wirklich passender Oberbegriff, schon allein weil es keinen eigenen übergreifenden Kollektivbegriff gibt, nur die Namen kleinerer Gruppen. Angesichts hunderter von Namen ethnischer Gruppen in der Fachliteratur ist es sehr schwer, einen Überblick zu behalten, zumal zahlreiche unterschiedliche Schreibungen im Gebrauch sind und es für viele Gruppen mehrere Namen geben kann.805 Generell ist jedoch das Hauptproblem die historische Vorbelastung vieler Ausdrücke, die von kolonialistischen Stereotypen geprägt sind.806 Um hier etwas mehr Klarheit zu schaffen, soll der Reihe nach auf die wichtigsten Termini eingegangen sein: Buschmann, Hottentotte, Khoekhoe, Khoisan, Basarwa und San. Buschmann. Neben ‚Hottentotte‘ ist der Ausdruck ‚Buschmann‘ vielleicht der am stärksten rassistisch vorbelastete; eine sehr gute Behandlung der Thematik findet sich in dem Band Afrika und die deutsche Sprache mit dem Vergleich zahlreicher Definitionen v.a. aus Lexika.807 Die political correctness hat

803 804 805 806

807

Kitchen, Punt and how to get there. 188. Kitchen, Punt and how to get there. 188. S. Willett, The Khoe and San. An annotated bibliography, Gaborone 2002; W.E. Lamparter, Buschleute im südlichen Afrika. Eine Bibliographie (1621–1997), Gießen 1999. E. Olivier, Les Bushmen dans l’ historie, Paris 2005; F.-X. Fauvelle-Aymar, L’invention du Hottentot: histoire du regard occidental sur les Khoisan (xve–xixe siècle), Paris 2002. S. Arndt & A. Hornscheidt (Hrsg.), Afrika und die deutsche Sprache, Münster 2004, bes. A. Boussoulas, s. v. „Buschmänner“, s. 102–105.

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hier allerdings auch wieder die größten Blüten getrieben und zu sprachlichen Verrenkungen besonders unsinniger Art geführt, z. B. „Buchmannfrau“ oder „Buschleute“. Dabei wird verkannt, dass es im Deutschen ein genus commune gibt. Seit den 1970er Jahren vermeiden es Ethnologen zunehmend, von ‚Buschmännern‘ zu sprechen, da dies pejorativ sei. Doch gilt es zu bedenken: Die Etymologie von niederländisch Bosjesmans ist immer noch unklar!808 Die Volksetymologie freilich suggeriert in der Tat einen stereotypisierend konzeptualisierten Wohnraum und impliziert ein Gegensatzpaar Natur/Afrika vs. Kultur/Europa und damit ein kolonialistisches Konstrukt. Aber wie Andriana Boussoulas betonte: Durch die mehr als 100jährige Geschichte des Konstrukts hat es sich auf die gesellschaftliche Wirklichkeit, auf Macht- und Herrschaftsverhältnisse ausgewirkt. Das macht es unmöglich, die Kategorie „Buschmänner“ einfach ad acta zu legen.809 Die Buschmänner wurden aus biologistischen und geographischen Kriterien zu einer Größe zusammengefasst, nicht aufgrund kultureller Merkmale. Sie selbst sehen sich allerdings gleichwohl als Einheit, obwohl sie als Jäger und Sammler in nomadischen Kleingruppen von meist etwa 40 bis höchstens 200 Mitgliedern leben. Hottentotte. Heute kann ‚Hottentotte‘ eindeutig als rassistischer Begriff gelten, vor allem in Vergleichen („wie bei den Hottentotten“). Aus dem 19. Jahrhundert, als Wissenschaftler Theorien zur Existenz verschiedener menschlicher Rassen diskutierten, erstellten und unter anderem biologistisch belegen wollten, stammen auch Bezeichnungen wie „Hottentottenschürze“ für vergrößerte Labien und „Hottentottensteiß“ für ein prominentes Gesäß. Mit der Zuordnung solcher körperlicher Merkmale zu einem afrikanischen Volk verbanden viele damalige europäische Zeitgenossen ein besonderes Maß an Wollust und Laszivität. Heute ist bekannt, dass die genannten anatomischen Phänomene auch bei anderen genetisch ähnlichen Phänotypen vorkommen.810 Die Herleitung des Wortes „Hottentotten“ ist nicht mehr rekonstruierbar: Möglicherweise führten die Click-Laute der Khoisan-Sprachen zur Wahrnehmung als „Stotte-

808 809 810

A.J. Barnard, Anthropology and the bushman, Oxford 2007, 140. A. Boussoulas, in: S. Arndt & A. Hornscheidt (Hrsg.), Afrika und die deutsche Sprache, Münster 2004, (102–105) 105, s. v. „Buschmänner“. M.A. Hulverscheidt, Weibliche Genitalverstümmelung und die „Hottentottenschürze“. Ein medizinhistorischer Diskurs des 19. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 2002.

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rer“ (niederländ. hotentots), vielleicht gab der Gebrauch des Wortes hautito bei rituellen Tänzen den Ausschlag.811 Khoikhoi.812 Bei den Nama ist khoe ein Wort für „Volk“ (alte Nama-Orthographie: khoi), man vergleiche die Selbstbezeichnung Khoekhoen durch die Nama und Korana. Die indigene Bevölkerung der Kapregion zeigt damit ein weit verbreitetes ethnozentristisches Bild, wenn sie sich als „die wahren Menschen“ bzw. „Mensch-Menschen“ betrachtet. In diesem Sinne ist ‚Khoikhoi‘ streng genommen kaum weniger problematisch als ‚Hottentotten‘ oder ‚Buschmänner‘. Khoisan. Aus dem Lexem khoe entwickelte 1928 Leonhard Schultze ein nicht-sprachwirkliches wissenschaftliches Kunstwort: Koïsan.813 Das Element sā bedeutet dabei „Vorfahre“ und n ist die Markierung des genus commune plural.814 Das Problem ist weniger die Wortschöpfung als ihr rassenkundlicher Hintergrund.815 Sie folgt einer traditionellen Klassifizierung auf kulturanthropologischer Grundlage in ‚Viehhirten‘ und ‚Wildbeuter‘, die u. a. auch Schultze zu erhärten versuchte. Insofern ist der für Nicht-Fachleute politisch korrekte wirkende Ausdruck im Grunde ebenfalls nicht frei von Rassismus. Kurioserweise hat er sich ausgerechnet in der Linguistik durchgesetzt, obwohl er eine falsche Morphologie und eine anglizistische Graphie aufweist: grammatisch korrekt wäre im Nama Sakhoen! Basarwa. Ebenfalls ein Neologismus ist das aus dem Setswana, der Sprache der Twana, geschöpfte Basarwa. Es ersetzt ein früher erfundenes Mosarwa, das mit dem falschen Klassifikator gebildet wurde, nämlich demjenigen für Felsen und Bäume.816 Das Element -sa ist entlehnt und etymologisch verwandt mit Nama san, -rwa ist ein Bantu-Diminutiv. Bereits dies zeigt, wie unbrauchbar der Begriff ist; entsprechend hat er sich nie richtig durchsetzen können. San. Das Lexem san (masc. pl.: soaqua), eigentlich saan (/sān/), diente den Kap-Khoekhoe als Ausdruck für „Buschmann“, d. h. es handelt sich hierbei um eine Fremdbezeichnung für „Leute, die anders sind als wir“. Die Pluralform soaqua findet sich zumeist in der Literatur des 16.–17. Jhds. Bekannt ist das Wort san bereits seit 1652 (Jan van Riebeeck), d. h. es wurde von Europäern früher verwendet als „Buschmann“ (1682).817 Es wird von keiner Gruppe

811 812 813 814 815 816 817

S. Arndt & A. Hornscheidt (Hrsg.), Afrika und die deutsche Sprache, Münster 2004, bes. A. Boussoulas, s. v. „Hottentotten“, s. 147–153. Barnard, Hunters & herders, 7. A.J. Barnard, Anthropology and the bushman, Oxford 2007, 138. Barnard, Hunters & herders, 17. A.J. Barnard, Anthropology and the bushman, Oxford 2007, 140. A.J. Barnard, Anthropology and the bushman, Oxford 2007, 138. A.J. Barnard, Anthropology and the bushman, Oxford 2007, 138.

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selbst verwendet, ja ist ihnen sogar unbekannt: als sie davon erfuhren, wollten viele lieber bushman genannt werden.818 Problematisch ist die rassistische und abwertende Konnotation von san im Sprachgebrauch der Khoekhoe.819 Mit anderen Worten: Die Ethnologie hat hier den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben und einen rassistischen Ausdruck durch einen anderen ersetzt. Heute kehren daher viele Forscher wieder zu dem alten „Buschmann“ zurück.820 Wie man sieht, ist die Sachlage nicht so eindeutig, und es empfiehlt sich nicht, einfach nur anstatt von ‚Buschmännern‘ von ‚Khoisan‘ zu sprechen. Überhaupt stellt sich die Frage, wie viele Ethnien man unter einer Bezeichnung zusammenfassen kann oder muss. Dem vielleicht führenden Buschmann-Experten Alan Barnard zufolge war nämlich einer der größten Fehler der Vergangenheit, so strikt zwischen ‚Buschmann‘ und ‚Hottentotten‘ zu trennen. In der Tat gebe es Unterschiede: Die Khoekhoe (‚Hottentotten‘) sprechen relativ eng miteinander verwandte Sprachen und sind sich kulturell auch sehr ähnlich, wohingegen sich die ‚Buschmänner‘ gerade durch ihre Diversität auszeichnen.821 Bislang wurden drei Bündel von Kriterien angewandt, um die Gruppen miteinander in Beziehung zu setzen: biologisch-genetische, linguistische und ökonomische.822 Biologisch-genetischer Ansatz.823 Heute scheint klar, dass ‚Buschmänner‘ und ‚Khoisan‘ eine ganze Reihe von genetischen Merkmalen mit anderen südafrikanischen Gruppen teilen. Wurden früher besonders Schädelmessungen als Kriterium für interne Gemeinsamkeiten angewandt, so wird heute vor allem auf genetische Merkmale geachtet und man untersucht eher die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Allerdings beweist genetische Nähe noch keine biologische Herkunft und schon gar nicht eine kulturelle. Linguistischer Ansatz. Sprache ist da eindeutiger und – nach Barnard – das vielleicht brauchbarste Kriterium.824 Zum einen sind sehr viel mehr qualitative Merkmale feststellbar als bei der Genetik, zum anderen ist Sprache viel weniger unbestimmt als die Betrachtung der Lebensweise. Im Gegensatz zu Barnard stehe ich jedoch der Glottochronologie sehr skeptisch gegenüber und würde ihren Argumentationswert für sehr gering erachten. Die meisten Spezialisten sind sich über 4–5 Sprachgruppen einig und auch über die Stellung 818 819 820 821 822 823 824

A.J. Barnard, Anthropology and the bushman, Oxford 2007, 139. Barnard, Hunters & herders, 8. Barnard, Hunters & herders, 8. Barnard, Hunters & herders, 10. Barnard, Hunters & herders, 16 ff. Barnard, Hunters & herders, 18. Barnard, Hunters & herders, 20.

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der Khoisan-Sprachen als eigene Sprachfamilie.825 Über die interne Gliederung herrscht freilich teils erhebliche Divergenz.826 Sozioökonomischer Ansatz. Die Unterscheidung anhand der Lebensweise ist nicht unproblematisch, wenn auch nach Barnard eine Faustregel gilt: Die ‚Buschmänner‘ sind eher Jäger und Sammler (hunter), die ‚Khoekhoe‘ sind eher Viehhirten (herder).827 Probleme bereitet vor allem eine allzu rigide Trennung der beiden Formen, wie sie in der rassistischen Kolonialanthropologie propagiert wurde. Heute ist klar: Es gibt Mischformen und vor allem keine Wertigkeit zwischen der einen und der anderen Lebensweise. Definition. Der Begriff ‚Hottentotten‘ ist gänzlich zu vermeiden, da er allzu stark pejorativ und rassistisch besetzt ist: Er wird ersetzt durch ‚Khoekhoe‘. Nach Barnard bestehen die ‚Khoisan‘ aus den ‚Khoekhoe‘ (‚Hottentotten‘), den Damara, und den ‚Buschmännern‘, wobei letztere in khoe-sprachlich und nicht-khoe-sprachlich (Südafrika) unterschieden werden.828 Damit soll nicht gesagt werden, dass die ‚Buschmänner‘ eine erratische Einheit bilden. Am besten setzt man alles in Anführungszeichen! Die Damara werden oft separat gesehen, da sie dunkelhäutiger und kräftiger gebaut sind als „Buschmännern“ und ‚Khoekhoe‘ – sie teilen mit den ‚Khoekhoe‘ und den „Buschmännern“ jedoch dieselbe Kultur und auch dieselbe Sprache; folglich sind sie zu den ‚Khoisan‘ zu zählen.829 Der Hauptgrund für die Beibehaltung des Ausdrucks ‚Khoisan‘ ist die Benennung der entsprechenden Sprachfamilie durch den Linguisten Joseph Greenberg; die Sprache der ‚Khoekhoe‘ wird Khoe genannt. Charakteristika.830 Die ‚Khoisan‘ stellen die indigene Bevölkerung des südlichen Afrikas bei der Ankunft der Europäer dar, als deren gemeinsame physische Merkmale zumeist aufgeführt werden: geringe Körperhöhe, gelblichbraune Haut, die im Alter stark faltig wird, büscheliger Haarwuchs und ausgeprägte Lidfalte. Sie sind deutlich abgesetzt von den dunkelhäutigeren Ethnien Afrikas. Kennzeichnend für die ‚Khoisan‘ ist die waffenlose Ausdauerjagd, bei der Tiere zu Tode gehetzt werden. Es gibt die Tendenz zu egalitären Gesellschaftssystemen ohne explizite politische Führung und formale Rechtsprechung: Einfluss auf die gemeinsamen Entscheidungen der Belange 825 826 827 828 829 830

Barnard, Hunters & herders, 22. Einen Überblick über die Sprachen im Einzelnen gibt Barnard, Hunters & herders, 24– 27. Barnard, Hunters & herders, 27. Barnard, Hunters & herders, 11. Barnard, Hunters & herders, 28. A. Smith et al. (Hrsg.), Bushmen of Southern Africa, Athen 2000.

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einer Gruppe erwachsen dabei aus individuellen Erfahrungen, Kenntnissen und Überzeugungskraft. Kennzeichnend sind ferner das Fehlen von Berufen bei Arbeitsteilung der Geschlechter und die flexible Zusammensetzung der Gruppen, bei denen jedoch verwandtschaftliche Beziehungen vorherrschen. Mit einer ausgewachsenen Körpergröße von 1,40m bis 1,60 m wurden die ‚San‘ manchmal als ‚Pygmäen‘ bezeichnet, stehen jedoch zu den eigentlichen ‚Pygmäen‘ Zentralafrikas in keiner Relation. Sprache. Die Khoisan-Sprachen bilden nach Joseph Greenberg eine eigene Familie innerhalb der Sprachen Afrikas.831 Die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Sprachgruppen konnte jedoch bislang nicht erwiesen werden; die interne Klassifizierung ist ebenfalls umstritten. Allerdings sind sie auch kaum erforscht. Linguistische Rekonstruktionen legen nahe, dass zwischen mindestens drei Sprachzweigen unterschieden werden kann.832 Besonders charakteristisch für die etwa 30 zum Teil vom Aussterben bedrohten Sprachen sind die sogenannten Clicks („Schnalzlaute“) sowie ein außergewöhnlich umfangreiches Phoneminventar mit oft mehr als einhundert Phonemen. Clicks. In keiner anderen Sprachgruppe finden sich – nach Hadumod Bußmann – Clicks als Phoneme; Ausnahmen seien lediglich Übernahmen durch benachbarte Bantu-Sprachen.833 Anders Andriana Boussoulas: Als Kriterium gilt, dass die hier subsumierten Sprachen Clicks enthalten. Aber zum einen legitimiert dies nicht die Konstituierung einer Sprachfamilie, zum anderen gibt es auch Sprachen, die Clicks enthalten, nicht aber unter diesen Begriff fallen.834 Schon lange wird kontrovers diskutiert, ob Clicks Relikte einer ‚Ursprache‘ sein könnten.835 Danach hätten sich Clicks als Anfänge sprachlicher Äußerungen

831

832

833 834 835

J. Greenberg, Studies in African linguistic classification iv. The click languages, in: Southwestern Journal of Anthropology 6, 1950, 223–237; J. Greenberg, Studies in African linguistic classification, New Haven 1955, 82f.; J. Greenberg, The languages of Africa, Bloomington 1963, 67. H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart ³2002, 343f.; T. Güldemann & R. Vossen, Khoisan, in: B. Heine & D. Nurse (Hrsg.), African languages, Cambridge 2000, 99–122; R. Vossen (Hrsg.), New perspectives in the study of Khoisan, Hamburg 1988. H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart ³2002, 344. A. Boussoulas, in: S. Arndt & A. Hornscheidt (Hrsg.), Afrika und die deutsche Sprache, Münster 2004, (102–105) 105, „Buschmänner“. Zusammenfassend: H. Traunmüller, Clicks and the idea of a human protolanguage, in: Phonum 9, 2003, 1–4.

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allein noch bei den ‚Khoisan‘ erhalten, während sie in allen anderen Sprachen verloren gegangen seien. Immerhin wollen Genetiker die Sonderstellung der ‚Khoisan‘ nachgewiesen haben.836 Jedoch ist auch das exakt umgekehrte Szenario denkbar: Nur bei den ‚Khoisan‘ entwickelten sie sich, da sie Vorteile in der Kommunikation bei der Jagd böten. Wie man sieht, spielen die Clicks eine wichtige Rolle in der Diskussion um die Herkunft der ‚Khoisan‘. Dies betrifft selbstverständlich ebenso die Frage nach der Zusammengehörigkeit von ‚Khoekhoe‘ und ‚Buschmännern‘. Ähnlichkeiten im Vokabular der beiden Sprachgruppen sind schon seit langer Zeit bekannt.837 Die genetische Zusammengehörigkeit wurde bis in die 1960er Jahre als gegeben angenommen.838 Die Einheit der KhoisanSprachen ist jedoch ziemlich umstritten; Forscher im Gefolge von Anthony Traill vertreten die pro-Seite, diejenigen um Ernst Oswald Johannes Westphal die contra-Stellung.839 Greenberg hatte seinerzeit für eine Einheit argumentiert, da die Clicks im ‚Khoe‘ genauso häufig seien wie in den ‚Buschmann‘-Sprachen. Westphal sieht dies anders: Er klassifiziert die NichtBantu-Sprachen, die Clicks verwenden in bis zu acht Sprachfamilien, wovon drei vorläufig seien.840 Gleichzeitig postuliert er den Ursprung eines ‚ProtoKhoe‘ im Sprachkontakt aus einer Sprache ohne Clicks mit einer, die solche hatte.841 Nach der Glottochronologie habe dies vor ca. 2000 Jahren stattgefunden.842 Alan Barnard hat diese Migrationshypothese in eine Karte gefasst. (Abb. 2,6, s. 35). Während der Südwanderung von Sprechern des Proto-Khoe sei es zu einer weiteren „Anreicherung“ mit Clicks gekommen. Damit sind wir 836 837 838 839 840

841 842

Jun Li et al., Worldwide Human Relationships Inferred from Genome-Wide Patterns of Variation, in: Science 319, 2008, 1100–1104. Th. Hahn, Tsuni-//goam: the supreme being of the Khoi-khoi, London 1881, 7–11. E.O.J. Westphal, The linguistic prehistory of southern Africa: Bush, Kwadi, Hottentot, and the Bantu linguistic relationships, in: Africa 33, 1963, (237–265) 237. H. Honken, Submerged features and Proto-Khoisan, in: A. Traill (Hrsg.), Khoisan linguistic studies 3, Johannesburg 1977, 145–169. E.O.J. Westphal, The click languages of southern and eastern Africa, in: Th.A. Sebeok (Hrsg.), Linguistics in Sub-Saharan Africa, Current trends in linguistics 7, The Hague 1971, (367–420) 378–382. E.O.J. Westphal, The age of ‚Bushman‘ languages in southern Africa, in: J.W. Snyman (Hrsg.), Bushman and Hottentot linguistic studies 1979, Pretoria 1980, (57–79) 68–72. O. Köhler, Die Wortbeziehungen zwischen der Sprache der Kxoé-Buschmänner und dem Hottentottischen als geschichtliches Problem, in: J. Lukas (Hrsg.), Neuere Afrikanistische Studien, Hamburg 1966, (144–165) 147; Ch. Ehret, The first spread of food production to Southern Africa, in: Ch. Ehret & M. Posnansky (Hrsg.), The archaeological and linguistic reconstruction of African history, Berkeley 1982, (158–181) 165.

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endgültig bei einem für die Puntdiskussion relevanten Punkt angelangt, nämlich der Verbreitung der ‚Khoisan‘ in Vergangenheit und Gegenwart. Verbreitung & Herkunft. Einer gängigen These zufolge waren die ‚Khoisan‘Sprachen früher über weite Teile des südlichen Afrika verbreitet und wurden dann von den vordringenden Bantu-Sprechern und später von den KapHolländern in Rückzugsgebiete verdrängt.843 Angeblich würde diese durch archäologische Funde bestätigt, trotz neuester Forschungen lässt sich ein derartiges Szenarium jedoch praktisch nicht im archäologischen Befund nachweisen.844 Linguisten argumentieren mit den isolierten Khoisan-Sprachen in Ostafrika, Hadza und Sandawe, die mehr als 3000 km weit vom Kerngebiet des ‚Khoisan‘ entfernt gesprochen werden.845 Sie seien als Relikte aus der Zeit vor der ‚Bantuwanderung‘ zu erklären. Unter diesem Begriff subsummiert man eine rekonstruierte Ausbreitung von Bantu-Sprechern aus Westafrika nach Südosten. Der gängigen Lehrmeinung nach endete die Ausbreitung dieser Bevölkerungsgruppen am 25. Breitengrad, da ihre Ackerpflanzen Sorghum, Hirse und Yamswurzel weiter im Süden nicht gedeihen. Somit verblieb für die ‚Khoisan‘ das südliche Afrika bis zur Ankunft der Europäer als Rückzugsgebiet. Mit der Theorie der Bantuwanderung eng verwoben ist auch die Frage nach einer gemeinsamen Abstammung von ‚Khoekhoe‘ und ‚Buschmännern‘: stammen die ‚Khoekhoe‘ von den ‚Buschmännern‘ ab, oder gehen die sprachlichen Gemeinsamkeiten allein auf Sprachkontakt zurück? Teilweise wird vertreten, die ‚Khoekhoe‘ hätten sich nach der Begegnung mit Bantu-Stämmen, von denen sie die Viehhaltung übernahmen und dadurch sesshafter wurden, von den ‚Buschmännern‘ abgespalten. Wann diese umstrittene Abspaltung geschehen sein soll, bleibt völlige Spekulation. Lange wurde argumentiert, die ‚Buschmänner‘ seien früher über ganz Süd- und Ostafrika verbreitet gewesen, sogar bis nach Ägypten.846 Angeblich sei dies durch archäologische Funde gestützt. In der Sache meinte man damit vor allem die Typologie von Steinwerkzeugen, die für eine Migration aus Ostafrika spräche. Heute wird von einer Diffusion von Steinbearbeitungstechniken ausgegangen!847 Die Linguistik kann dazu wenig beitragen, es scheint lediglich nahe zu liegen, die ‚Busch-

843 844 845 846 847

H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart ³2002, 344. A.B. Smith, Excavations at Kasteelberg and the origins of the Koekhoen in the Western Cape, South Africa, Oxford 2006. H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart ³2002, 343f. P.V. Tobias, Bushman hinter-gatherers: a study in human ecology, in: D.H.S. Davies (Hrsg.), Ecological studies in southern Africa, The Hague 1964. R.R. Inskeep, The archaeological background, in: M. Wilson & L. Thompson (Hrsg.), The Oxford history of South Africa i, Oxford 1969, (1–39) 20.

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kapitel iii

männer‘ hätten sich lange im Gebiet der Wüste Kalahari befunden.848 Die ‚Khoekhoe‘ archäologisch zu fassen, hat sich als mindestens genauso dornig erwiesen. In der westlichen Kapregion wurden zwar Knochen von domestizierten Tieren gefunden, aber man zögert zu Recht mit der Zuschreibung zu Viehzüchtern.849 Außerdem ist nicht zwingend, dass Viehhaltung automatisch ‚Khoekhoe‘ bedeuten muss. Migrationstheorien. Die erste These zur Migration der ‚Khoisan‘ stammt aus der Feder von W.H.I. Bleek (1851), weitere wurden von Geogre William Stow (1880), George McCall Theal (um 1900) und Heinrich Vedder (1920–1930er) entwickelt. Sie alle gehen von einer Verdrängung der ‚Khoisan‘ aus Ost- oder Zentralafrika aus und sind verbunden mit der ‚Hamitentheorie‘.850 Eine Zusammenstellung der verschiedenen Migrationstheorien finden sich in der Monographie Hunters and herders of southern Africa von Alan Barnard851; ausführlicher evaluiert wurden sie zuvor von Elphick.852 Barnard favorisiert eine Theorie von Raymond Mauny.853 Sie basiert auf dem Indiz, die Schafe der ‚Khoekhoe‘ wiesen eine große biologische Nähe zu den ägyptischen auf.854 Außerdem seien die Formen der Rinder und Rinderhaltung nordafrikanischen Traditionen viel näher als denjenigen der Bantu.855 Im Gegenteil gibt es in einigen Bantu-Sprachen Einflüsse aus dem ‚Khoe‘, d. h. konkret Lehnworte auf dem Gebiet der Viehzucht.856 Beispielsweise sind die Lexeme für „Kuh“ und „Schaf “ in südwestlichen Bantu-Sprachen nicht Bantu-, sondern ‚Khoe‘-sprachlich.857 Dies alles spreche für eine Diffusion der Viehhaltung aus

848

849 850 851 852 853

854 855 856 857

J.R. Denbow, Prehistoric herders and foreagers of the Kalahari: the evidence of 1500 Years of interaction, in: C. Schrire (Hrsg.), Past and present in hunter-gatherer studies, Orlando 1984, 175–193. M. Hall, Preface, in: J. Parkington & M. Hall (Hrsg.), Papers in the prehistory of the Western Caspe, South Africa, bar International Series 332.1, Oxfrod 1987, (1–3) 3. Barnard, Hunters & herders, 29 f. Barnard, Hunters & herders, 32 ff. R. Elphick, Kraal and castle: Khoikhoi and the founding of White South Africa, New Haven & London 1977, 3–22. R. Mauny, L’Afrique et les origines de la domestication, in: W.W. Bishop & J. Desmond Clark (Hrsg.), Background to evolution in Africa, Chicago & London 1967, (583–599) 583– 589. F.E. Zeuner, A history of domesticated animals, London 1963, 180. M.D.W. Jeffreys, Some semitic influences in Hottentot culture, Johannesburg 1968, 16– 18. L.F. Maingard, The linguistic approach to South African prehistory and ethnology, in: South African Journal of Science 28, 1934, (117–143) 128f., 138. E.O.J. Westphal, The linguistic prehistory of southern Africa: Bush, Kwadi, Hottentot,

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Vorderasien über das Niltal, einhergehend mit Migrationen aus Ostafrika, der sog. Bantuwanderung.858 Von diesen Leuten hätten die Vorfahren der ‚Khoekhoe‘ Tiere erworben. Barnard meint zu Recht, es sei nicht gesagt, dass Großund Kleinvieh gemeinsam eingeführt worden seien noch auf demselben Weg. Möglicherweise habe man das Schaf bereits vor der ‚Bantuwanderung‘ über die Westküste eingeführt und Rinder über die Ostküste.859 All dies ist in höchstem Maße spekulativ. Nur so viel ist sicher: Nach dem heutigen Stand der Forschung ist eine Migration der ‚Khoisan‘ aus einem Gebiet nördlich des Sambesi sehr unwahrscheinlich.860 Somit ist der Hypothese Rolf Herzogs, die Fürstin von Punt sei eine ‚Khoisan‘ gewesen, endgültig der Boden entzogen. e Fettleibigkeit als Schönheitsideal puntitischer Frauen? Ebenfalls als anthropologisch-ethnologisch zu bezeichnen ist ein weiterer Deutungsversuch aus den 1980er Jahren. Wolfgang Helck hat an gänzlich versteckter Stelle, im Fußnotenapparat eines Artikels im Lexikon der Ägyptologie, eine sehr gewagte Behauptung aufgestellt: die ‚Fürstin von Punt‘ sei so fett gewesen, weil sie gemästet worden sei, um dem puntitischen Ideal von Schönheit und Reichtum zu entsprechen!861 „Wohl auf Grund der Tatsache, dass man damals – wie auch noch zu unserer Zeit – in bestimmten afrikanischen Gegenden die Frauen mästet.“ Pjotr Scholz hat diese Idee weiter ausgeführt, ohne sie jedoch weiter erhärten zu können.862

858

859 860 861 862

and the Bantu linguistic relationships, in: Africa 33, 1963, (237–265) 253–256; Ch. Ehret, Cattle-keeping and milking in eastern and southern African history: the linguistic evidence, in: Journal of African History 8, 1967, 1–17. P.V. Tobias, Physical anthropology and somatic origins of the Hottentots, in: African Studies 14, 1955, (1–15) 12; H. Epstein, The origin of the domesticated animals in Africa, 1971, i, 77 f., 492–498; ii:157. J.E. Parkington, Changing views of the Later Stone Age in South Africa, in: Advances in World Archaeology 3, 1984, 89–142. M.L. Wilson, The problem of the origin of the Khoikhoi, in: The Digging Stick 6, 1989, 2–4. Wolfgang Helck, in: lä, ii, Wiesbaden 1977, (Sp. 315–321), Anm. 30 in Sp. 320, s.v. „Fremdvölkerdarstellung“. P. Scholz, Fürstin Iti – „Schönheit“ aus Punt, in: sak 11, (Fs. W. Helck), 1984, 529–556.

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f Die Darstellung eines Krankheitsbildes? Bereits Auguste Mariette dachte bei der ‚Fürstin von Punt‘ an ein Krankheitsbild, an Tuberkulose oder Lepra.863 Elephantiasis war eine weitere alte These, die vor allem von Ghalioungui entkräftet wurde.864 Er meinte, es läge ein Fall von Lipodystrophie vor. Zu diesem Krankheitsbild passt, dass im Gegensatz zu anderen Verformungen Arme und Füße unverändert bleiben.865 Pöch & Becker sehen Symptome einer dominant erblichen Muskeldystrophi;866 die Ähnlichkeit zwischen Tochter und Mutter lässt sie an eine Erbkrankheit denken. In ihrem ersten Aufsatz zu dem Thema stimmt Brunner-Traut dem noch zu – dies sogar sehr bestimmt und mit viel weniger Vorsicht als Pöch & Becker.867 Ihre Gründe sind wie folgt: Die Fürstin sei genauso groß wie die übrigen Puntbewohner. Langes, gewelltes Haar sei bei den Khoisan nicht üblich, sondern kurzes, sehr stark gekräuseltes. Auch liege keine Steatopygie vor – die Fürstin habe auch Fettpolster an Armen, Beinen und Bauch; zudem verlaufe die Gesäßlinie direkt an den Oberschenkeln. In einer späteren Betrachtung führt Brunner-Traut jedoch gegen die Muskeldystrophie an, die Pectorisfalte, die ein wesentlicher Bestandteil der Argumentation von Pöch & Becker war, sei lediglich eine Beschädigung des Reliefs. Die Nasolabialfalte erklärt sie durch das adipöse Gesicht und das Alter der Fürstin, nicht durch Muskelschwund.868 Nur der Vollständigkeit halber sei eine Behauptung von Eduard Meyer erwähnt. Danach sei aus Punt ein Fetisch mitgebracht worden, der zum Modell des ägyptischen Gottes Bes geworden sei.869 Meyer 863 864 865 866 867

868

869

A. Mariette, Deir-el-Bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques. Leipzig 1877, 27. P. Ghalioungui, Sur deux formes d’ obésité représentées dans l’Égypte ancienne, in: asae 49, 1949, (303–316) 315. Martinssen, Untersuchungen, 183. H. Pöch & P.E. Becker, Eine Muskeldystrophie auf einem altägyptischen Relief, in: Der Nervenarzt 26, 1955, 528–530. E. Brunner-Traut, Noch einmal die Fürstin von Punt. Ihre Rasse, Krankheit und ihre Bedeutung für die Lokalisierung von Punt, in: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin, Mitteilungen aus der ägyptischen Sammlung, Berlin 1974, (71–85) 79. Vgl. auch P. Ghalioungui, Sur deux formes d’ obésité représentées dans l’ Égypte ancienne, in: asae 49, 1949, 303–316; Martinssen, Untersuchungen, 182, Anm. 206. E. Brunner-Traut, Noch einmal die Fürstin von Punt. Ihre Rasse, Krankheit und ihre Bedeutung für die Lokalisierung von Punt, in: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin, Mitteilungen aus der ägyptischen Sammlung, Berlin 1974, (71–85) 81 f. E. Meyer, Geschichte des alten Ägypten, in: W. Onken (Hrsg.), Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, Berlin 1887, 233 ff.; Herzog, Punt, 34.

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hatte hier wahrscheinlich die ‚Fürstin‘ vor Augen. In einem Schaubild seien die bis dato erwogenen Krankheitsbilder abschließend vorgestellt: tabelle 10 Bisher für die ‚Fürstin von Punt‘ postulierte Krankheitsbilder

Quelle

Krankheitsbezeichnung

Krankheitsbild

Mariette 1877870 Ghalioungui 1949871

Elephantiasis

Verdickung bestimmter Körperteile, besonders der Beine. Bildung von Fettwülsten an Armen, Beinen und Bauch, wobei die Hände und Füße unverändert bleiben. Gewulstete Lippen, tiefe Nasolabialfalte, eingewölbte obere Brustpartie mit ausgeprägter Pectoralisfalte. Durch die Unterversorgung der Haltemuskeln am ganzen Körper bilden sich Wulstungen. Die schwachen Rückenmuskeln verursachen eine Verschiebung des Beckens nach hinten, wodurch eine Wirbelsäulenverformung (Lordose) entsteht. s.o.

Pöck & Becker 1955872

Lipodystrophie Derkum Muskeldystrophie Dystrophia musculorum progressiva

Brunner-Traut Muskeldystrophie 1954 [1957]873 Dystrophia musculorum progressiva Brunner-Traut Cerebrale Adipositas 1974874

Gesamter Körper und das Gesicht werden fettleibig. Zudem tritt häufig eine Hyperlendenlordose auf.

∵ 870 871 872 873 874

A. Mariette, Deir-el-Bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques. Leipzig 1877. P. Ghalioungui, Sur deux formes d’ obésité représentées dans l’Égypte ancienne, in: asae 49, 1949, 303–316. H. Pöch & P.E. Becker, Eine Muskeldystrophie auf einem altägyptischen Relief, in: Der Nervenarzt 26, 1955, 528–530. E. Brunner-Traut, Die Krankheit der Fürstin von Punt, in: Die Welt des Orients 2, 1954 [1957], 307–311. E. Brunner-Traut, Noch einmal die Fürstin von Punt. Ihre Rasse, Krankheit und ihre

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kapitel iii

Bewertung. Der Weg der Anthropologen auf der Suche nach Punt muss als steinig bezeichnet werden, mit manchen Abwegen und Sackgassen. Zunächst zu der Hautfarbe der Puntiten auf ägyptischen Denkmälern. Hier können alle früheren Thesen über eine angeblich ‚hamitische‘ Oberschicht und eine ‚negroide‘ Masse als kolonial eingeordnet, rassistisch und damit als erledigt betrachtet werden. Ob die beiden Darstellungsweisen, eine hellere und eine dunklere, für zwei Bevölkerungsgruppen stehen, vermag ich nicht zu entscheiden. Denkbar erscheint es mir durchaus, falls sich erweisen sollte, dass die Ägypter sowohl Abessinien als auch Regionen Südarabiens als zu Punt gehörig betrachteten. Was den ‚Pygmäen‘ aus Punt angeht, so muss dieser nicht zwingend aus den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas gekommen sein, sondern könnte wahrscheinlich auch aus Abessinien stammen. Relativ eindeutig fällt auch das Urteil im Bezug auf die ‚Fürstin von Punt‘ aus. Die Khoisan-Hypothese ist meines Erachtens nicht mehr haltbar, genauso wenig die Theorie vom fettleibigen Schönheitsideal puntitischer Frauen. Man wird also von der frühen Darstellung eines Krankheitsbildes ausgehen können. Welche dies ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Das vorliegende Kapitel ist nicht nur das mit den meisten Kontroversen in der Puntdebatte, sondern auch forschungsgeschichtlich eines der interessantesten. Warum dies? Es zeigt sich hier exemplarisch, wie stark Forschung oder – besser gesagt – Forscher vom Zeitgeist geprägt sind und entsprechend argumentieren. Die ‚Hamitentheorie‘ war eindeutig aus einem Überlegenheitsgefühl der Europäer gegenüber den Afrikanern heraus entstanden, aus Rassismus. Man wollte einfach nicht glauben, dass die sog. „Neger“ zu kulturellen Eigenleistungen fähig waren und konstruierte deshalb eine herrschende Klasse von „Hamiten“. Im Kielwasser dieser Idee sah man in den verschiedenen Hautfarben der ägyptischen Flachbilder „Neger“ und „Hamiten“ nebeneinander. Mit der Abkehr vom zugrunde liegenden Gedankengut erübrigte sich diese Sichtweise von selbst – ihr wurde nie explizit widersprochen, sie hat sich einfach stillschweigend aus der Forschung verabschiedet. Bei den anderen Berührungspunkten zwischen Ägyptologie und Anthropologie ging es ähnlich von statten. Hatte man noch vor 60–70 Jahren gedacht, die ‚Urheimat‘ von Pygmäen oder Khoisan genau bestimmen zu können, gelten diesbezügliche Aussagen mittlerweile als höchst umstritten. Jedoch hält es kaum jemand für nötig, ausdrücklich darauf hinzuweisen.

Bedeutung für die Lokalisierung von Punt, in: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin, Mitteilungen aus der ägyptischen Sammlung, Berlin 1974, 71–85.

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iii.9

217

Wurfhölzer und Pfahlbauten: Die Suche der Ethnologen

Auf den Reliefs der Punthalle von Dair al-Baḥrī werden die Menschen von Punt sehr detailliert gezeigt. Naturgemäß sind Betrachtungen spezifischer Einzelheiten der materiellen Kultur wie Tracht, Kleidung, Schmuck und Waffen etc. in der Puntdiskussion stark thematisiert worden, aber auch die Lebensweise in Pfahlbauten oder sogar Aspekte der geistigen Kultur. So wurde beispielsweise aufgrund der Art und Weise, wie die ‚Fürstin von Punt‘ charakterisiert wird, auf Schönheitsideal, Matriarchat oder die Verehrung von Muttergottheiten geschlossen. Ob man eine Ethnologie Punts jemals wird schreiben können, erscheint fraglich – schließlich besitzen wir keine Selbstzeugnisse der Puntiten, ja streng genommen nicht einmal wirklich ethnologisch verwertbare Berichte von ägyptischer Seite. So werden alle diesbezüglichen Ansätze letztlich immer ethnographisch bleiben. Dies in speziellen Fällen mehr in Richtung Ethnoarchäologie zu verschieben, soll erst in einem späteren Kapitel versucht werden. Ebenso an anderer Stelle ausführlicher behandelt wird die Frage, ob es gerechtfertigt ist, eine Geschichte der Ethnologie – wie mehrfach geschehen – mit den Puntreliefs der Hatschepsut beginnen zu lassen. a Frisur Von allen ethnographischen Details hat die Frisur der Puntiten vielleicht die meiste Aufmerksamkeit der Forschung erfahren.875 Dies liegt zum Teil an dem methodischen Ansatz entsprechender Arbeiten aus den 1960er bis 1970er Jahren, die stark auf Typologie und Klassifizierung konzentriert waren.876 Danach können bei der Ausführung der Puntiten ikonographisch drei Frisurentypen 1 Lockensträhnen, ◯ 2 schulterlanges Haar ohne unterschieden werden: ◯ 3 kurze Löckchen.877 Anhand dieser drei verschiedenen HaarLocken und ◯ trachten hat Rosemarie Drenkhahn drei Typen für die Männer aus Punt definiert:

875 876 877

Martinssen, Untersuchungen, 176 ff. Vor allem R. Drenkhahn, Darstellungen von Negern in Ägypten, Diss. Hamburg 1967. Martinssen, Untersuchungen, 178.

218

kapitel iii

tabelle 11 Belege für die Typen von Puntbewohner, nach: R. Drenkhahn, Darstellungen von Negern in Ägypten, Diss. Hamburg 1967, 6 ff. und Martinssen, Untersuchungen, 180

Typ

Punttyp a

Punttyp b

Punttyp c

Haartracht Barttracht

Lockensträhnen oft langer, leicht gebogener Bart Punthalle Tt 39 (Ipw-m-Rʿ(.w)) tt 100 (Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)) – –

schulterlanges Haar selten mit Bart

Kurzhaarfrisur oft langer, leicht gebogener Bart Punthalle – tt 100 (Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)) tt 143 Haremhab-Reliefs, Karnak

Quellen

Punthalle – tt 100 (Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)) tt 143 (nach außen gewellt) –

In der Punthalle kommen alle drei Typen vor: Der Fürst trägt das Haar kurz, seine Söhne schulterlang und leicht gewellt, ähnlich die Fürstin und die Tochter. Oft zu sehen sind Stirnbänder, die am Hinterkopf geknotet sind. Einige Männer tragen lange und spitz zulaufende ‚Götterbärte‘, außerdem kurze Schurze mit herab hängendem Mittelzipfel. Manchmal sehen wir Männer mit Halsketten; allein der Fürst trägt etwas, das wie Beinringe aussieht. Es scheint also zumindest in diesem Fall eine Distribution in hierarchischer Hinsicht zu geben. Auffällig sind ferner die bereits im vorigen Kapitel besprochenen Unterschiede in der Kennzeichnung der Hautfarbe. In den thebanischen Privatgräbern sind vergleichbare Gruppen zu erkennen. In tt 39 werden diese jedoch noch weniger durch die Hautfarbe als durch die Frisur unterschieden. Hier steht eine Lockensträhnen-Frisur mit Stirnband gegen eine kappenartige, nach außen gebogene Haartracht. Die Schurze aller Männer sind rot-weiß gestreift und haben einen Mittelzipfel. Der Befund von tt 100 ist ähnlich: Die meisten Puntiten werden mit einer Löckchenfrisur gezeigt, andere haben schulterlanges Deckhaar mit teilweise darunter hervor hängenden Locken. In tt 143 besteht der Gegensatz zwischen Kurzhaarfrisuren und Haar, das im Nacken lang und gewellt ist. Hier ist die Kleidung der knieenden Fürsten von Punt auffällig: Sie tragen ungewöhnliche lange rote Gewänder mit blauen Dreiecksornamenten am oberen Saum.878 Ansonsten haben alle den Kurzen Schurz mit

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N. de Garis Davies, Trading with Punt, in: The Bulletin of the Metropolitan Museum of Art New York 30, The Egyptian Expedition 1934–1935, New York 1968 [1935], (46–49) 46.

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Mittelzipfel an. Die Puntiten in tt 89 tragen Kurzhaarfrisuren und kurze gerade Schurze, so auch diejenigen auf den Haremhab-Reliefs. Wie aus diesem knappen Überblick deutlich wird, kann sich eine Unterscheidung verschiedener Typen von Puntleuten nicht auf die Frisur kaprizieren. Es muss vielmehr aufgedeckt werden, ob und worin eine Überschneidung zwischen der Distribution der Frisuren und derjenigen der Kleidung besteht. So ist beispielsweise ziemlich eindeutig, dass die Fürsten in tt 143 lange Gewänder tragen und so herausgehoben sind, dabei aber auch eine andere Frisur haben als die „normalen“ Puntiten. Eine Übereinstimmung der Belegverteilung zu finden erweist sich als schwieriger denn gedacht. Gerade diese mangelnde Eindeutigkeit ist allerdings auch wieder sehr aufschlussreich. Denn sie zeigt, wie kurz gegriffen es von früheren Forschern war, den zwei verschiedenen Hautfarben der Puntiten eine gewisse Priorität in der Aussagekraft einzuräumen. So hat Richard Lepsius als Einziger von ihnen den auffälligen Mittelzipfel der puntitischen Schurze hervorgehoben.879 Wie nun ist mit der oben aufgeführten Klassifikation umzugehen? Susanne Martinssen hat in ihrer Magisterarbeit das Modell von Rosemarie Drenkhahn übernommen, ohne es zu hinterfragen. Dabei sind durchaus alternative Theorien entwickelt worden, nur eben nicht explizit im Zusammenhang mit einer Typologie der Puntiten auf ägyptischen Denkmälern. Im Großen und Ganzen sind es vier Modelle, die m.E. als Erklärung für die Distribution der Darstellungen herange1 ein ikonographisch-diachrones (Drenkhahn), ◯ 2 zogen werden können: ◯ 3 ein geographisch-synchrones ein ethnisch-synchrones (Krall, Kitchen), ◯ 4 ein diastratisch-synchrones (Herzog). (Lepsius) und schließlich ◯ Ikonographisch-diachron. Nach Drenkhahn wurden im Alten Reich alle Südlandbewohner (nḥsi͗) als Typ a dargestellt. Erst mit der Kontaktaufnahme der Ägypter zu Schwarzafrikanern im Neuen Reich habe sich dies geändert.880 Nun sei ein neuer Typus der Südlandbewohner kreiert worden. Beeinflusst von der Punthalle habe erst sekundär eine Übertragung des Südländertyps aus dem Alten Reich auch auf die Puntiten stattgefunden. Eine solche Erklärung ist meiner Meinung nach allzu strukturalistisch bzw. schematisch. Hinzu kommt ihr ägyptozentristischer Charakter: Der Grund für die Darstellungsverteilung wird allein in der altägyptischen Kultur gesucht. Ethnisch-synchron. Mehrere Forscher hatten die Meinung vertreten, die Einwohner des „Schmelztiegels“ Punt seien eine Mischbevölkerung gewesen.881 879 880 881

C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. R. Drenkhahn, Darstellungen von Negern in Ägypten, Diss. Hamburg 1967, 6ff. E. Naville, Le commerce de l’ ancien Égypte avec les nations voisines, in: Communi-

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kapitel iii

Die verschiedenen Typen stellten demnach unterschiedliche Rassen dar. Abgesehen davon, dass jede Bevölkerung in irgendeiner Weise „gemischt“ ist, sollte dieses Erklärungsmuster wegen seiner offenkundigen Bezüge zur rassistischen ‚Hamitentheorie‘ ad acta gelegt werden. Trotzdem hat es sich über Edouard Naville und Jakob Krall („hamitisch-negroide Mischbevölkerung“)882 hinaus sogar noch in Resten bis in die Moderne gehalten.883 Geographisch-synchron. Punt umfasste möglicherweise ein sehr großes Gebiet. Es gibt Hinweise auf mehrere Territorien und auch mehrere Gruppen innerhalb des Landes. Da verwundert es nicht, wenn der Gegensatz zwischen Puntiten mit heller und solcher mit dunkler Hautfarbe übertragen wurde auf eine geographische Dichotomie. Carl Richard Lepsius jedenfalls hat auf diese Weise versucht, die beiden unterschiedlichen Typen im Grab des Rḫmi͗-Rʿ(.w) als Unterschied zwischen arabischen und afrikanischen Puntiten zu erklären: Daraus geht hervor, dass die Puna zum Teil wenigstens sicher in Afrika, […] wohnten, […]. Ein anderer Teil desselben Volkes wohnte aber ebenso sicher damals noch in Arabien.884 Ein geographisch-synchrones Modell könnte in der Tat erklären, warum sich in Dair al-Baḥrī alle drei Typen von Puntiten finden: Es sollte eine Gesamtschau des Landes Punt mit all seinen Variationen gegeben werden.885 Ob Punt allerdings wirklich ein so riesiges Gebiet einbezog, ist fraglich. Außerdem gibt es nur sehr wenige Hinweise auf ein Übergreifen auf die arabische Halbinsel. Diastratisch-synchron. Bisher kaum angedacht wurde ein weiteres synchrones Modell, das mit verschiedenen Bevölkerungsschichten operiert, ohne auf die ‚Hamitentheorie‘ zurückzugreifen. Danach wären die ikonographischen Typen Ausdruck verschiedener sozialer Gruppen innerhalb ein und derselben Ethnie. Denkbar wären Unterschiede wie Altersstufen, Rang, soziale Stellung, Berufe etc. Rolf Herzog hat eine solche Sichtweise angedeutet, wenn er

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cation faite au neuvième congrès international de géographie 13, Genève 1908, Genf 1911, 3–16. J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890, 75ff.; Herzog, Punt, 37. Kitchen, The land of Punt, 605. C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. Martinssen, Untersuchungen, 180.

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schreibt, „die ganze Oberschicht“ der Puntleute sei braun, nicht schwarz.886 Freilich könnte es sich bei einer solchen Aussage auch um die letzten Nachwehen der ‚Hamitentheorie‘ handeln. Ich möchte nun den Begriff „Oberschicht“ nicht ethnisch verstanden wissen, sondern rein sozial: Die puntitische Elite hatte vielleicht hellere Haut, weil sie im Gegensatz zum Gros der Leute nicht täglich schwerer Feldarbeit nachgehen musste. Das Phänomen ist hinlänglich bekannt. In Europa führt es zu Spinetten mit schwarzen Tasten, um die helle Haut adliger Damen besser zur Geltung kommen zu lassen oder zur Bezeichnung „blaublütig“ für Angehörige des Adels. Unter umgekehrten Vorzeichen ist die Kanaren- bzw. Solarien-Bräune der modernen westlichen Welt ähnlich zu verstehen. Aus der Antike kennen wir ein vergleichbares Phänomen: Die meroitischen Kandaken werden wie chinesische Kaiserinnen mit überlangen Fingernägeln gezeigt. Dadurch soll die fehlende Notwendigkeit zum Ausdruck kommen, körperliche Arbeit verrichten zu müssen.887 Dass hierarchische Unterschiede nicht nur in der Hautfarbe zum Tragen kommen, sondern sich auch in der Frisur manifestieren können, bedarf kaum der Erläuterung. Worin die Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen genau bestanden, lässt sich wohl nicht mehr sagen. Ebenso wenig kann eine Kontamination der ursprünglichen Differenzierungen durch ikonographische Konventionen der Ägypter ausgeschlossen werden. Wie auch immer: Die Gründe für die unterschiedlichen Darstellungsweisen der Puntiten werden vielschichtiger sein als von Drenkhahn angenommen. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang ein Aufsatz von Henry Frankfort, in dem dieser Trachtelemente der Puntiten solchen der heutigen Masai gegenüberstellt.888 Sein Hauptvergleich ist neben einem winkelförmigen Armreif die Haartracht angeblicher Puntiten auf Darstellungen des Alten Reiches.889 Diese Personen tragen oft drei Locken, die unter einer anderen Frisur hervorschauen. Nach Frankfort ist dies die Darstellung eines großen zop-

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Herzog, Punt, 59. R. Lepsius, Briefe aus Aegypten und Aethiopien, Berlin 1852, 181 verweist auf die langen Fingernägel bei Frauen aus reichen Familien, die er am Blauen Nil gesehen habe. Die These, wonach die Fingernägel auf einen Löwenkult (Apedemak) verweisen, halte ich ich für zu weit hergeholt, vgl. I. Hofmann, Studien zum meroitischen Königtum, Bruxelles 1971, 38 und 55 sowie die Kritik von I. Gamer-Wallert, Der Löwentempel von Naq’a in der Butana (Sudan) iii, Wiesbaden 1983, 100. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 450. Es handelt sich bei den Dargestellten wohl nicht um Puntiten! Vgl. Martinssen, Untersuchungen, 177.

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fartigen Frisurteils, der über den Nacken auf den Rücken fällt und von zwei kleineren neben jedem Ohr eingerahmt wird. Dazu gibt er die Beschreibung von Masai-Frisuren: When a Masai youth has reached puberty and is about to become a warrior, he allows the hair of his head to grow as long as it will. Tugging at the whool, and straightening it as far as he is able, he plaits into it twisted bast or thin strips of leather. In this way the hair is, with its artificial accompaniments, plaited into a number of whips and these, coated with red clay and mutton fat, are gathered into pigtails or queues, the largest of which hang down the back, […] and there may be one over each ear. Da es sehr zweifelhaft ist, ob die Dargestellten im Alten Reich überhaupt Puntiten sind890, soll darauf nicht weiter eingegangen werden. Gleichwohl gibt es einen Puntiten in Dair al-Baḥrī, bei dem ähnliche Zöpfe dargestellt sein könnten.891 Spannend erscheint mir dabei gleichwohl eine ganz andere Überlegung: Die Masai scheren sich den Kopf nicht nur vor dem Eintritt in die Kriegerkaste, sondern auch, wenn sie diese verlassen, d. h. wenn ein Mann heiratet oder einer der Ältesten wird. Die Haartracht ist also exklusives Zeichen der Krieger. This may explain, then, why at Deir al Bahri, in contrast with the other Puntites pictured there […] the Chief of Punt wears his hair closecropped.892 Was sagt uns nun die Distribution der Frisuren? An sich können wir darüber lediglich mutmaßen, jedoch ist bereits die Tatsache, dass es Unterschiede gibt, eine wichtige Erkenntnis. Sie bekräftigen nämlich einmal mehr die Ernsthaftigkeit der Abbildungen. Die Puntiten tragen eben nicht dieselben Frisuren und Schurze wie die Nubier oder andere Völker. Was noch entscheidender ist: Ihnen fehlt die Homogenität anderer Fremdvölkerdarstellungen; sie sind weit davon entfernt, stereotyp zu sein, wie etwa die ikonographische Charakteri-

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Es besteht bei keiner einzigen dieser Darstellungen eine Verbindung zu Punt, weder in Form eines Textes, noch einer Beischrift. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 449 mit Verweis auf E. Naville, The Temple of Deir el Bahari iii (Tafeln), mmes 16, London 1898, Taf. 69 ganz rechts oben. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 448.

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sierung von Libyern, Vorderasiaten oder Hethitern. Aufgrund dieser Spezifika kann man mit einiger Sicherheit sagen: Die Skizzierung unterschiedlicher Frisuren basiert – wie vieles andere in der Punthalle auch – auf genauer Beobachtung, auf der eigenen Anschauung ägyptischer Künstler. Diese müssen nicht notwendigerweise mit den Herstellern der Puntreliefs identisch sein. b Barttracht Der einzige Punkt, für den die soeben betonte Unmittelbarkeit des Bildgehalts möglicherweise nicht gilt, ist die Zeichnung der puntitischen Barttracht. Für die Ägypter war offenbar die charakteristische Form ihres Spitzbartes das heraushebende Merkmal der Puntiten, denn sie bezeichneten diese als „die Bärtigen“ (ḫbś.tw). Eigenartigerweise ist dieser Umstand nie explizit untersucht worden, obwohl er doch ziemlich wichtig ist.893 Das Problem mit diesen ḫbś.tw n(.i͗)w Tꜣ-nčr „Bärtigen des Gotteslandes“ (Urk. iv, 345:14)894 ist nämlich: wurden die Puntiten mit einer Plural-Nisba zu ḫbś „Bart“ bezeichnet, weil sie solche trugen oder umgekehrt nur mit ‚Götterbärten‘ dargestellt, weil sie im „Gottesland“ lebten? Übrigens ist die Beurteilung, wie die Bärte wirkten, in der Forschung durchaus sehr unterschiedlich. Richard Lepsius schrieb etwa: Die Puna, zu denen die Flotte der Königin Hatasu kommt, tragen einen dünnen, spitzen Bart […] der ihnen ein ziemlich semitisches Aussehen gibt.895 Demgegenüber bemerkt Friedrich von Bissing, die Puntiten seien den Ägyptern sehr ähnlich, aufgrund der vornehmen, regelmäßigen Züge der Männer mit dem langen, am Ende umgebogenen Bart.896 Zur Stützung seiner These, die Masai seien Nachfahren der Puntiten, verweist Henry Frankfort nicht nur auf Parallelen bei Armreifen und Haartracht, sondern auch auf die Bärte. Die Masai-Krieger betreiben nämlich in der Tat

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E. Staehelin, in: lä i, Wiesbaden 1975, Sp. 627 f., s. v. Bart. E. Dévaud, Un Signe Hiératique peu connu, in: RecTrav 38, 1916, 183–187, bes. 186 zu einer Dualschreibung mit zwei „Bart“-Zeichen. C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. F.W. Fr. von Bissing, Geschichte Ägyptens im Umriß, Berlin 1904 bzw. Leipzig ²1911, 15 f. und 43–45; Herzog, Punt, 44.

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einen großen Aufwand, um bartlos zu bleiben. So weit – so gut. Was Frankfort daraus allerdings schließt, ist kaum haltbar: This is perhaps due to the decrease in facial hairgrowth resulting from an increase of the negro element in the Masai people.897 Der sog. ‚Götterbart‘ trägt seinen ägyptologischen Namen, weil der lange Kunstbart im Alten Ägypten ein Schmuck der Götter war, Kennzeichen des Göttlichen wie die Hörnerkrone in Mesopotamien oder der Nimbus. Nur göttliche Wesen – und zu diesen zählte bekanntlich der Pharao – dürfen ihn tragen und werden auf Darstellungen mit ihm als solche gekennzeichnet.898 Dabei gibt es durchaus verschiedene Ausführungen dieses künstlichen Bartes, der offenkundig mittels eines Bändchens am Kinn befestigt wurde. Die Puntiten tragen den sehr langen und schmalen, geflochtenen und vorne gebogenen Typ, ohne jedoch göttlichen Status zu besitzen. Ab dem Neuen Reich wurde jedoch Punt zunehmend als Heimat mehrerer Götter angesehen899 und ‚Myrrhe‘ als Duft der Götter.900 Eventuell ist es diese Konnotation, die Nähe Punts zum Göttlichen, weswegen die Puntiten auf ägyptischen Monumenten einen Bart ‚angehängt‘ bekommen. Oder war es genau umgekehrt? Manches deutet darauf hin. Nehmen wir an, Punt lag zumindest teilweise im Kulturraum Abessinien. Nehmen wir ferner an, es bestand dort eine gewisse kulturelle Kontinuität bis zur Besiedlung durch die südarabischen Sabäer. Nun gibt es ein herausragendes Monument aus dieser frühesten Zeit der äthiopischen Geschichte, den Schrein von Ḥawəlti, heute im Nationalmuseum in Addis Abäba. Auf dessen beiden Schmalseiten ist in erhabenem Relief der Stifter des Schreins dargestellt. Er steht in wahrsten Sinn des Wortes unter dem Schutz einer anderen, sehr viel größer gefertigten Figur. Ob es sich um eine Gottheit handelt oder einen Oberherrn, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, da diese Person keine Beischrift trägt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Sie trägt einen sehr auffälligen Spitzbart. Bärte dieser Art sind in Altsüdarabien sehr untypisch, es kann daher mit Fug und Recht behauptet werden, dass es sich hierbei um ein abessinisches Charakteristikum handelt. Was läge näher, 897 898 899 900

H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 450. N. Kehrer, Kunsthistorische Analyse des ägyptischen Königsbarts in Rund- und Flachbild, ma-Arbeit München 2001 (unpubliziert). ct 47, 112, 187, 195, 334, 596, 1028. Vgl. v.a. die Stele des Neferhotep aus Abydos: A. Mariette, Catalogue Géneral des Monuments d’ Abydos, Paris 1880, 233 f., Nr. 766.

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als eine Verbindung zu der ägyptischen Bezeichnung ḫbś.tw zu sehen? Dabei muss der Bart in Abessinien noch lange nicht Zeichen von göttlichem Status gewesen sein, wohl aber Zeichen von Ehrwürdigkeit: Als Autorität träg man Bart – in der islamischen Welt ist das bis heute nicht anders. Es gibt jedoch eine weitere Verbindung zwischen Abessinien und dem ägyptischen ḫbś.tw, und zwar eine linguistische. Das deutsche Wort Abessinien geht zurück auf die äthiosemitische Eigenbezeichnung ḥabäšat, die ihrerseits ein Lehnwort aus dem Ägyptischen sein dürfte, nämlich abgeleitet von jenem äg. ḫbś.tw. c Kleidung Mittelzipfel. Die Kleidung der Einwohner Punts entspricht mehr oder weniger derjenigen der Ägypter des Alten Reiches, und zwar besteht sie aus einem kurzen Schurz, d.h. einem um die Hüften geschlungenen Stück Stoff. Die puntitische Tracht weist allerdings gegenüber der ägyptischen einen signifikanten Unterschied auf: Das Ende des Stoffes ist auf irgendeine Weise besonders geformt, denn man sieht zwischen den Beinen der in Aspektive dargestellten Schreitenden einen unten gerundeten, konisch zulaufenden Zipfel herabhängen. Der m.W. Einzige, der näher auf dieses spezielle Kennzeichen eingegangen ist, war Richard Lepsius: Die Puna, zu denen die Flotte der Königin Hatasu kommt, tragen einen dünnen, spitzen Bart […] der ihnen ein ziemlich semitisches Aussehen gibt. […] Verschieden von diesen, und doch nicht Ägypter, sind ebendaselbst unbärtige Männer mit runder Frisur, und einem Schurze, der von dem ägyptischen durch einen Zipfel nach vorn verschieden ist; diese […] scheinen […] den Meroitischen Kuš anzugehören […].901 Wie genau man sich den Schnitt des gewickelten Stoffes darzustellen hat, ist unklar. Vielleicht gehört dieser Zipfel gar nicht zu dem Deckstoff, sondern war Teil eines Untergewandes. Einen solchen Lendenschurz könnte man sich vorstellen als ein längliches Stoffband, das zwischen die Beine gelegt und mittels einer Schnur oder eines Riemens fixiert wird. Wie bei der Barttracht möchte ich auch für diesen Mittelzipfel auf den bereits erwähnten Schrein von Ḥawəlti verweisen. Die dort abgebildete Tracht sieht derjenigen der Puntiten auf ägyptischen Reliefs frappierend ähnlich. Auch dies möchte ich als einen weiteren Hinweis auf die Lokalisierung Punts in Abessinien sehen.

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C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f.

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abb. 13

Die Beinlinge auf der 1906 publizierten Zeichnung von E. Naville bzw. H. Carter t.m. davies & e. naville, the tomb of hatshepsitu, london 1906, 36

Beinlinge. Auf dem berühmten Steinblock von der Punthalle, auf welchem der ‚Fürst von Punt‘ mit seiner unförmig dicken Frau dargestellt ist, konnte man zumindest vor 150 Jahren ein aufgemaltes Detail der Tracht erkennen, welches bislang nur sehr wenig Aufmerksamkeit erfahren hat: Das Bein des ‚Fürsten‘ ist quer gestreift bemalt.902 Als Erster hat sich Auguste Mariette zu diesem Detail geäußert, hinter dem er eine bestimmte Form von Beinringen vermutetet: Dans un des bas-reliefs de Deir-el-Bahari un des hommes qui accompagnent la reine du pays a la jambe droite jusqu’à la cuisse enveloppée d’anneaux de métal pressés et superposés. C’est le Dangabor des habitants du Bongo.903 902

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E. Naville, The Temple of Deir el Bahari, Introductionary Memoir mmes 12, London 1894, 23 und Anm. 2 (mit Angaben, die über diejenigen Mariettes und Herzogs hinausgehen!); Herzog, Punt, 81; Kitchen, Punt and how to get there. 188. A. Mariette, Les Listes géographiques des Pylônes de Karnak comprenant la Palestine, l’ Éthiopie, le pays de Somâl, Leipzig 1875, (60–66) 65; Herzog, Punt, 29.

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Hier ist Mariette allerdings ein recht kurioser Fehler unterlaufen: Bei den „Dango bohr/Dangabor“ handelt es sich nämlich eindeutig um Waffen, die an den Armen und nicht an den Füßen getragen werden. Mariettes Versehen ( jambe) war von Rolf Herzog (Unterarmschutz) nicht gesehen bzw. stillschweigend korrigiert worden, was seinerseits von Kenneth Kitchen nicht bemerkt worden war (leg). Herzog geht in seinem Fazit (Zusammenfassung und völkerkundliche Folgerungen)904 nur sehr kurz auf dieses Thema ein: Ein Bezug der Puntforschung zur Ethnographie Afrikas hatte ja Mariette schon vor rund 90 Jahren scharfsinnig erkannt. Sein Vergleich des Unterarmschutzes des Fürsten oder Häuptlings von Punt mit demjenigen aus Eisen mit Stoßkanten bei den rezenten Bongo, Dinka und Djur, dessen Bezeichnung Schweinfurth905 als Dango bohr notierte, hat auch heute noch Bedeutung. Gewiß vermögen wir an den Bildern von Dair el-bahri nur die äußere Form, nicht das verarbeitete Material dieses Schutzes zu bestimmen. Unterstellt man, dass er in beiden Fällen geschmiedet ist, dann dürfen wir hier auf einen Teil der Bewaffnung blicken, der sich in diesem Zeitraum mindestens von 1481 v. Chr bis 1870 unserer Zeitrechnung erhalten hat. Kenneth Kitchen meinte dazu: Herzog notes the long series of metal rings on the leg of the chief of Punt, following Mariette – and Naville, one ought to add. Similar usage has long been noted among various Sudenese tribes (Bongo, Dinka, Djur, Niam Niam).906 Diese Versehen sind bislang noch nicht korrigiert worden, der Umstand jedoch durchaus von Belang. Herzogs Ausführungen ist nichts hinzuzufügen; Kitchens Aussage ist so jedoch streng genommen falsch. Da dieser Besprechungsaufsatz sehr stark rezipiert wurde, sollte explizit widersprochen werden. Es kommt erschwerend hinzu, dass die Publikationen in diesem Punkt ungenügend sind. Die reproduzierte Zeichnung im großen Tafelband der Dair al-BaḥrīPublikation von Edouard Naville ist undeutlich.907 Zwar hat Naville

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Herzog, Punt, 81. G. Schweinfurth, Artes Africanae, Leipzig 1875, Taf. 3, Abb. 12 und Texterläuterung. Kitchen, Punt and how to get there, 188. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari, Introductionary Memoir mmes 12, London 1894, 23 und Anm. 2 (mit Angaben, die über diejenigen Mariettes und Herzogs hinausgehen!); Herzog, Punt, 81; Kitchen, Punt and how to get there, 188.

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diesen Umstand in einem Aufsatz zusammen mit T.M. Davies korrigiert, doch ist dieser praktisch nicht in der Forschung wahrgenommen worden.908 Wie sind die aufgemalten Streifen nun zu interpretieren? Die von Mariette, Herzog und Kitchen als Vergleich herangezogenen dangabor scheiden aus, da sie am Arm getragen werden. Meines Erachtens handelt es sich um Beinlinge oder um Körperschmuck. Man könnte sich eine Art Wickelung aus Leder vorstellen, die sich wie ‚Leggins‘ um die Beine schmiegen. Vielleicht soll die farbliche Ausführung aber auch suggerieren, dass es sich eben nicht um Kleidung im engeren Sinne handelt, sondern um eine Form der Körperbemalung. Denkbar ist auch eine Tätowierung – Narbenschmuck vielleicht weniger.909 Es gibt aber auch eine Interpretation, die Rolf Herzog seinerzeit entgangen war, nämlich diejenige von Henry Frankfort. Dieser meinte, in den Darstellungen der Puntiten ethnoarchäologische Parallelen zu den Masai zu sehen.910 Sein Hauptargument sind winkelförmige Armreifen, die man lange als distinktiv für Darstellungen von Puntiten im Alten Reich ansah. Heute ist allerdings klar, dass es sich bei diesen Personen um Nubier handelt, v.a. da die entsprechenden Objekte in nubischen Gräbern nachgewiesen wurden. Weiter unten wird noch von diesen Armreifen zu sprechen sein. Nun wieder zu den Beinlingen, Frankfort schrieb hierzu: Finally, to return to the Chief of Punt, we notice that his leg is encased from knee to ankle in coiled wire. This is a very common mode of adornment amongst the Masai, with this distinction, that arms, neck, and legs are so ornamented in the case of women, while the men wear as a rule their wire ornaments on the wrists only.911 Mit anderen Worten: Der Vergleich ist zumindest im Hinblick auf die MasaiThese wenig brauchbar. Gleichwohl haben wir hier eine ethnoarchäologische Parallele vorliegen, nur eben allgemeiner und nicht spezieller Natur.

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T.M. Davies & E. Naville, The Tomb of Hatshepsitu, London 1906, 36. Zu Schmucknarben vgl. T. Kendall, Ethnoarchaeology in Meroitic studies, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1988, 625–745, besonders s. 738, sowie 672–680. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, 445–453. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 450.

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d Schmuck: Ohrringe und Kugelkette Ohrringe. Ausschließlich von Frankfort behandelt wurde der Schmuck, den die Puntiten in Dair al-Baḥrī tragen, namentlich die Ohrringe und die Kugelkette. Frankfort verweist erneut auf die Masai, wo große Ohrringe dieser Art üblich zu sein scheinen.912 Kugelkette. Der „Fürst von Punt“Pꜣrhw trägt eine sehr charakteristische Form von Kette um den Hals, die jeden Meroitisten stutzig werden lassen sollte. Sie besteht aus mehreren Perlen von besonderer Größe und bildet in vergleichbarer Form eines der Regalien der Könige von Meroë, die sog. ‚Kugelkette‘.913 Die Parallelen sind zumindest auffällig: Hier wie da trägt ein politischer Führer als Zeichen seiner Autorität eine spezielle Art von Kette, hier wie da besteht diese aus sehr großen Perlen. Daß Pꜣrhw sie sehr eng um den Hals trägt erinnert eher an die sog. ‚Widderkopfschnur‘ der meroitischen Herrscher, ebenfalls Bestandteil des königlichen Ornats. Weitere Parallelen im sudanischen Raum seien in einem gesonderten Kapitel ausführlicher behandelt. Nur so viel: Mir scheint hier ein Phänomen vorzuliegen, das über ganz Nordostafrika verbreitet war. e Armreifen Wie bereits kurz angerissen, gab es Diskussionen um eine spezielle Art von Armreif, die als spezifisch puntitisch angesehen wurde.914 Sie erscheint bei Darstellungen von Südländern mit auffälliger Frisur in Gräbern des Alten Reiches. Diese Personen werden – wenn überhaupt – dann immer nur als nḥsi͗ bezeichnet. Der prominenteste Beleg stammt aus dem Totentempel von Sahure und Niuserre.915 Eine der dort abgebildeten Personen trägt einen winkelförmigen Oberarmreif. Auch ein Südländer namens Iśi͗ oder Śi͗śi͗ auf der Stele von Ḫawlān (‚Helwan‘, 2. Dynastie)916 trägt nach Meinung vieler Forscher einen solchen.917 Bei genauerem Besehen wird man allerdings feststellen, dass die Armreife dort nicht winkelförmig sind: 912 913

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H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 450. S. Wenig, Untersuchungen zur Ikonographie der Darstellungen der meroitischen Königsfamilie und zu Fragen der Chronologie des Reiches von Meroe, Diss. hu Berlin, 1964 (unpubliziert). Martinssen, Untersuchungen, 177. L. Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs Saꜣhureʿ, Bd. ii, wvdog 26, Berlin & Leipzig 1913, Band ii, 15–23 und Taf. 5–8. E.C. Köhler & J. Jones, Helwan ii. The Early Dynastic and Old Kingdom Funerary Relief Slabs. saga 25, Rahden 2009. H.G. Fischer, Varia Aegyptiaca, in: jarce 2, 1963, (17–51) 39; Z.Y. Saad, Ceiling Stelae in Second Dynasty Tombs, asae Suppl. 21, 1957, s. 46.

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Er trägt einen wadenlangen Rock und je einen Schmuckreif am rechten Handgelenk, Unter- und Oberarm. Unter seiner kurzen Löckchenperücke hängen vier lange gedrehte Locken hervor.918 All diese Personen hielt man lange für Puntiten.919 Wie kam es dazu? Die Ägypter, so argumentierte man, hätten erst seit dem Neuen Reich ikonographisch zwischen Nubiern, Puntiten und Schwarzafrikanern unterschieden.920 In Wirklichkeit liegt nichts weiter als ein Zirkelschluss vor: Frisur und Armreif sind entscheidend für die Zuweisung als Puntite; die Stele wird als früher Beleg zum Aussehen der Puntiten gewertet. Es gibt jedoch keinen einzigen Hinweis darauf, dass es sich um Puntiten handelt. Zumindest wird der Ortsname Pwn.t in diesem Zusammenhang nie genannt. In der frühdynastischen Nekropole von Šallāl (‚Shellal‘) wurden in Ziegenfell gekleidete Skelette mit diesen Armreifen gefunden.921 Es handelt sich eindeutig um eine Nekropole von Nubiern922, was bereits Wilhelm Max Müller erkannt hatte, zitiert von Eduard Meyer in seiner Geschichte des Altertums.923 Heute gelten die winkelförmigen Armreife als Leitfossilien der sog. a-Gruppe. Der Vollständigkeit halber – und weil dies in der Literatur von Rolf Herzog (1968) bis Susanne Martinssen (1999) nicht wahrgenommen wurde – soll erneut auf den bereits mehrfach zitierten Aufsatz von Henry Frankfort zu diesem Thema eingegangen werden.924 Er publiziert nämlich praktisch gleich aussehende Armreifen aus dem British Museum, die von den Masai

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920 921 922

923 924

Martinssen, Untersuchungen, 12 f. A. Erman, Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum, Tübingen 1885, ii, 23; L. Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs Saꜣhureʿ, Bd. ii, wvdog 26, Berlin & Leipzig 1913, Band ii, 15; H. Ranke, Die altägyptischen Personennamen, 2 Bde., Glückstadt 1935 & 1952, 254 und H.G. Fischer, Varia Aegyptiaca, in: jarce 2, 1963, (17–51) 34. R. Drenkhahn, Darstellungen von Negern in Ägypten, Diss. Hamburg 1967; R. Drenkhahn, in: Lexikon der Ägyptologie iv, Wiesbaden 1982, s.v. Neger. L. Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs Saꜣhureʿ, Bd. ii, wvdog 26, Berlin & Leipzig 1913, Band ii, Taf. 2. Frankfort äußert daran Zweifel mit den Worten: Had these been usual ornament of a Nubian people, it would be inexplicable that only one of the many hundreds of graves opened by the Archaeologiyal Survey contained them. Vgl. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 447. § 165a. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, 445–453.

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231

stammen, und sieht eine direkte Verbindung zwischen diesen Stammeskriegern und den Puntiten: as the peculiar shape of these arm-clamps cannot be explained as due to practical considerations or to circumstances which might lead to similar results on more than one occasion […].925 Dies ist doch sehr die Frage. Das Material gibt die Technik und damit die Form vor, d.h. Elfenbein oder Horn ist nur beschränkt in seiner Größe und Form, und die ist nun mal gebogen. Wenn man zwei Hörner zusammenfügt, ist das Ergebnis fast unausweichlich winkelförmig wie bei den in Frage stehenden Armreifen. In der Tat sind die Ähnlichkeiten frappierend, nur der Schluss, die Masai seien mehr oder weniger die Nachfahren der Puntiten (survivors from Punt are still among us), ist viel zu weit gegriffen: Native tradition and modern research agree in asserting that the Masai reached their present habitat from the north. The satisfactory location of Punt on the Somali coast remains, therefore, unimpaired.926 Was zu behandeln bleibt, sind die Armreifen, die von Auguste Mariette fälschlicherweise als Parallele zu den oben behandelten Beinlingen angeführt wurden. Rolf Herzog bekräftigte, es könne sich tatsächlich um die bei sudanesischen Stämmen vorkommenden Waffenringe handeln.927 Dabei hatte er vielleicht den doppelten Armreif im Auge, den der puntitische ‚Fürst‘ Pꜣrhw am Handgelenk trägt. Wiederum ist auch für dieses Detail auf den Schrein von Ḥawəlti zu verweisen928, sowie auf eine ausführliche Behandlung dieses Komplexes in einem eigenen Kapitel zur Ethnoarchäologie.929

925 926 927 928

929

H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 445. H. Frankfort, Modern Survivors from Punt, in: Egypt Exploration Fund (Hrsg.), Studies presented to Francis Llewellin Griffith, London 1932, (445–453) 450, Anm. 2. Herzog, Punt, 81. J. Leclant, Haoulti – Melanzo (1955–1956), in: Annales d’Ethiopie 3, 1959, 43–82; H. de Contenson, Les fouilles à Haoulti en 1959 – Rapport préliminaire, in: Annales d’Ethiopie 5, 1961, 41–86. F. Breyer, Punt in Abessinien, in: S. Wenig (Hrsg.), Im Auftrag Seiner Majestät – 100 Jahre Deutsche Aksum Expedition unter Enno Littmann (im Druck).

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kapitel iii

f Waffen: Wurfholz und Dolch Wurfhölzer.930 Ein oft wenig beachtetes Detail der Punthalle sind die dargestellten Wurfhölzer. Ihnen wird deshalb meist so wenig Aufmerksamkeit geschenkt, da man in Ägypten diese Art von Fernwaffe seit jeher verwendete931 (wenn auch nur zur Jagd!)932 und sie auch immer schon aus dem Süden einführte. Prominente Beispiele dafür sind im Grab des Imn(.w)y in Banī Ḥasan933 zu finden, sowie in der Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f. Bei diesem heißen sie čni͗ꜣw und kommen aus Yꜣm. Hatschepsut bezog sie aus Punt unter dem Namen ʿꜣmw.934 Allein schon dieser letzte Name zeigt uns, dass Wurfhölzer in Ägypten für Ausländisches schlechthin steht – immerhin fungiert das entsprechende Hieroglyphen-Zeichen als entsprechender Klassifikator (‚Determinativ‘). Dies ist umso erstaunlicher, als dass die Verwendung durch die Ägypter diesen in unseren Augen etwas ‚afrikanisches‘ geben. Schließlich ist das Wurfholz in Afrika weit verbreitet,935 besonders im Sudan.936 Die ersten Belege stammen von Felsbildern aus der libyschen Wüste937, danach kommen sie im meroitischen Reich vor (Musawwārat as-Sufra)938 und sind letztlich noch die Vorläufer der späteren Wurfeisen.939 Auch wenn man mit intuitiven Aussagen über 930

931

932 933 934 935 936 937 938 939

A.J. Arkell, Throw-Sticks and Throwing-Knives in Darfur, in: Sudan Notes and Records 22, 1939, (251–267) 252; T. Kendall, Ethnoarchaeology in Meroitic studies, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1988, 625–745, bes. 703–707; H. Lenoch, Wurfholz und Bumerang, Diss. Wien 1949; L. Rütimeyer, Über altägyptische Relikte im heutigen Ägypten und Nubien, sowie im übrigen Afrika, Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 40, Basel 1929, 472f.; E.E. Evans-Pritchard, A Preliminary Account of the Ingessana Tribe in Dar Fung Province, in: Sudan Notes and Records 10, 1927, (69–83) 79; E.E. Evans-Pritchard, Ethnological Observations in Dar Fung, in: Sudan Notes and Records 15, 1932, (1–61) 37; D. Waterson, Report upon the Physical Characters of Some of the Nilotic Negroid Tribes, Khartoum, 1908, (325–376) 359, Abb. 146; 366, Abb. 154; 381. L. Rütimeyer, Über altägyptische Relikte im heutigen Ägypten und Nubien, sowie im übrigen Afrika, Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 40, Basel 1929, 472 f. W. Wolf, Die Bewaffnung des altägyptischen Heeres, Leipzig 1926, 7 und 13. P.E. Newberry, Beni Hassan, London 1893, i, Taf. 11. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari iii, London 1898, Taf. 78 und 80. H. Lenoch, Wurfholz und Bumerang, Diss. Wien 1949. H. Baumann, Völkerkunde von Afrika, Essen 1940, 31, 80, 226, 248, 275f. H. Lhote, Die Felsbilder der Sahara, Würzburg 1958, 145 und Taf. 75; H. Rhotert, Libysche Felsbilder, Darmstadt 1952, 109. T. Kendall, Ethnoarchaeology in Meroitic studies, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1988, (625–745) 703–707. H. Schurtz, Die Wurfeisen der Neger, Internationales Archiv für Ethnographie 2, Leiden 1889, 540.

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‚Afrikanizität‘ vorsichtig sein muss, so ist doch nicht zu verkennen, dass sich diese Art von Waffe in Afrika ganz besonderer Beliebtheit erfreute und zwar ganz im Gegensatz zu Vorderasien. Insofern kann man Rolf Herzog zustimmen, wenn er die puntitischen Wurfhölzer als Indiz für eine afrikanische Lokalisierung des Landes nimmt.940 Ein anderer Aspekt ist allerdings m.E. noch viel interessanter: Allein die Natur und die Existenz eines solchen puntitischen Exportprodukts. Immerhin handelt es sich bei den Wurfhölzern nämlich um die einzige puntitische Ware, die weder zu den Exotika, noch zu den Rohstoffen zu rechnen ist. Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen: Wenn die Ägypter Wurfhölzer in größerer Stückzahl importierten, heißt das im Gegenzug, dass die Puntiten dezidiert für den Export produzierten. Dies impliziert einen sicheren Abnehmer und damit regelmäßigen Handel. Warum aber wollte man in Ägypten ausgerechnet Wurfhölzer aus Punt? Die Antwort ist wahrscheinlich sehr einfach: In Punt gab es besonders geeignetes Hartholz, daher waren die Waffen von herausragender Qualität.941 Durch eine Studie von Antohny John Arkell sind wir über Typen und Herstellung der sudanesischen Wurfhölzer gut unterrichtet.942 Bis zu acht Holzarten wurden benötigt, um eine gute Waffe zu fertigen, u. a. Silokund Ebenholz. Die grob zusammengesetzten Stücke wurden zwischen Steinen gepresst; nach der Feinarbeit wurden sie geölt und schließlich umwickelt, um sie weiter zu stabilisieren. Ein weiterer Aspekt wurde m.W. bisher noch nie angesprochen: Der Fürst von Punt hält sein Wurfholz fast wie ein Szepter in der Hand. Dies passt sich gut ins Bild ein, welches man bei einem Blick auf die Rolle dieser Waffe etwa in einigen Regionen des heutigen Sudan erhält. Dort kommt dem Wurfholz nämlich ein besonders großes Prestige zu, im Dār Funǧ noch bis vor kurzem bei den Ingessana943 oder den Burun.944 Dort wurden Männer mit diesen ihren Waffen bestattet. Im Dār Fūr gehörten sie früher zur Bewaffnung der Leibwache

940 941 942 943 944

R. Herzog, Punt, (adaik 6) Glückstadt 1968, 82. T. Kendall, Ethnoarchaeology in Meroitic studies, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1988, 625–745, bes. 703–707. A.J. Arkell, Throw-Sticks and Throwing-Knives in Darfur, in: Sudan Notes and Records 22, 1939, 251–267. E.E. Evans-Pritchard, A Preliminary Account of the Ingessana Tribe in Dar Fung Province, in: Sudan Notes and Records 10, 1927, (69–83) 79. E.E. Evans-Pritchard, Ethnological Observations in Dar Fung, in: Sudan Notes and Records 15, 1932, (1–61) 37; D. Waterson, Report upon the Physical Characters of Some of the Nilotic Negroid Tribes, Khartoum, 1908, (325–376) 359, Abb. 146; 366, Abb. 154; 381.

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kapitel iii

des Sultans.945 Noch spannender ist ein Vergleich mit Äthiopien. Dort wurde bei ʿAddi Gälämo ein metallenes Zeremonial-Wurfholz gefunden.946 Es trägt die älteste bekannte äthiopische Inschrift und nennt einen voraksumitischen Herrscher namens gdr: ገደረ ነገሠየ አከሰመ.947 Ich möchte diese Parallele als Hinweis darauf verstehen, dass Punt auf jeden Fall in einer sudanischen Tradition stand, wenn nicht gar in einer abessinischen. Dolch. Die Form des Dolches ist von allergrößter Wichtigkeit für die ikonographische Einordnung der Darstellung des Punt-Fürsten, der nämlich eine Waffe von genau diesem Aussehen im Gürtel trägt. Der Dolch auf den Stelen ist von ungewöhnlicher Form. Seine Klinge ist ebenso breit wie das Heft, wird dann schmaler, bis die Schneiden parallel zueinander sind, um dann sehr markant zu einer Spitze auszulaufen. Die Mittelrippe verbreitet sich zu dieser Spitze hin in Form eines Pfeiles. Auffällig ist der besonders kurze Griff. Es sind all dies Merkmale, die sich auch bei dem Relief von Dair al-Baḥrī finden, mit anderen Worten: der Fürst von Punt trägt einen Dolch äthiopischer Machart. Bestätigt wird diese Annahme durch die Darstellung auf einem Sarg aus Mair (‚Meir‘).948 Unter vielen anderen Geräten findet sich die Darstellung dreier Dolche von exakt der beschriebenen Form. Leider ist die Abbildung nicht in Photographie publiziert, sondern nur im Catalogue Général (cg28037). Glücklicherweise wurde die Beischrift samt Malerei von den Bearbeitern des Wörterbuches verzettelt (Zettel Nr. 27732600). Der Beleg wurde nicht in die gedruckte Version aufgenommen, da er von den Bearbeitern als „unklar“ eingeordnet wurde. Die Beischrift lautet ḫbś(ti͗wi͗). Damit werden die Dolche als „puntitisch“ oder besser gesagt „abessinisch“ ausgewiesen. Wir haben also nicht nur die Darstellung des Punt-Fürsten und ihre Parallelen von äthiopischen Stelen, sondern auch einen Textbeleg, der diese Dolche explizit mit Abessinien in Verbindung bringt!

945 946 947

948

A.J. Arkell, Throw-Sticks and Throwing-Knives in Darfur, in: Sudan Notes and Records 22, 1939, (251–267) 252. Vgl. R. Fattovich, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, 76, s. v. ʿAddi Gälämo. M. Kropp, Ein Gegenstand und seine Aufschrift rie 180 = je 5, in: Yaqob Byene et al (Hrsg.), Etiopia e Oltre: studi in onore di Lanfranco Ricci, Neapel 1994, 129–144; A.J. Drewes, Les monuments recueillis à Maqallé (Tigré), in: Annales d’Ethiopie 1, 1955, 17– 41, bes. Taf. 12; J. Doresse, L’Empire du Prête-Jean i, L’Ethiopie Antique, Paris 1957, 78–87 und besonders J. Doresse, La découverte d’Asbi-Dera. Nouveaux documents sur les rapports entre l’ Égypte et l’ Éthiopie à l’ Époche axoumite, in: Atti del Convegno Internazionale di Studi Etiopici, Rom 1960, 411–434 mit Abbildung. P. Lacau, Catalogue Général, Sarcophages i, Kairo 1904, 108–116, bes. 112, cg 28037.

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g Pfahlbauten Eine der wenigen Stellen, bei denen die Lebensweise der Einwohner Punts zum Vorschein kommt, sind die Darstellungen von Behausungen. Sie sind in der ägyptischen Kunstgeschichte ganz einmalig. Zuallererst ist natürlich zu klären, ob es sich überhaupt um Wohnhäuser handelt oder nicht vielmehr um Speicherbauten. Der Ethnologe Rolf Herzog brachte es folgendermaßen auf den Punkt: Generell wird in der Völkerkunde zwischen Wohnstätten auf Pfählen, die im oberen Teil als Rund- oder Rechteckhütten gestaltet sein mögen, und Vorratshütten (Speicher) unterschieden.949 Eine der Hütten scheint allerdings nicht auf Pfählen errichtet worden zu sein, wie auch immer man diesen – allerdings nicht ganz eindeutigen Befund – erklären mag.950 Prima facie erscheint es besonders probat, Vorräte auf Pfählen dem Zugriff Ungebetener zu entziehen; gleichwohl sprach sich Herzog gegen eine Deutung als Speicherbauten aus.951 Erstens seien keine (anderen) Wohnhäuser zu sehen, und zweitens werden Speicher im Allgemeinen zum Schutz vor Tieren und Dieben verschlossen, die in der Punthalle dargestellten Bauten sind jedoch über Leitern permanent zugänglich; dem kann ich mich nur anschließen. Nicht ganz folgen möchte ich Herzog allerdings in einem anderen Punkt: Er meinte, aus der Verbreitung von Pfahlbauten ableiten zu können, dass Punt auf dem Gebiet des heutigen Sudan gelegen haben müsse (Abb. 11). Kann man dies so einfach sagen? Meines Erachtens haben wir hier erneut einen Fall vorliegen, bei dem Herzog noch älteren ethnographischen Traditionen der deutschsprachigen Ethnologie verhaftet ist. So wurde bereits vor über einem Jahrhundert versucht, das Phänomen ‚Pfahlbauten‘ irgendwie klassifikatorisch in den Griff zu bekommen.952 Herzog verweist auf eine Verbreitungskarte von Lehmann, nach der es ein zusammenhängendes Verbreitungsgebiet in West- und Zentralafrika gebe, dieses jedoch an keiner Stelle bis zur Ostküste reiche.953 Isolierte Vorkommen gäbe es danach im südlichen Sudan, in Ostafrika und auf Madagaskar. Anschließend stellt Herzog Überle949 950 951 952 953

Herzog, Punt, 67. Meeks, Coptos, 286, Anm. 110. Vgl. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari iii (Tafeln), mmes 16, London 1898, Taf. 71. Herzog, Punt, 67; Martinssen, Untersuchungen, 184, Anm. 215. J. Lehmann, Die Pfahlbauten der Gegenwart. ihre Verbreitung und genetische Entwicklung, Wien 1904. Herzog, Punt, 67.

236

kapitel iii

gungen an zu Pfahlbauten an Gezeitenküsten: Dort seien sie bereits an sich schon sehr unwahrscheinlich, da aufgrund der Brandung zu große Schäden drohten. Auch hätten weder vorgeschichtliche oder archäologische Forschungen954 noch die Beobachtungen der frühen arabischen Geographen955 oder der ersten Entdeckungsreisenden der Neuzeit […] irgendeinen Anhalt für Pfahlbausiedlungen an der Somaliküste, in einer der Buchten am afrikanischen Ufer des Golfs von Aden oder an der westlichen Küste des Roten Meeres ergeben.956 Er habe selbst an der Südküste Somalias erfolglos nach Pfahlbauten gefahndet.957 Offensichtlich geht Herzog deshalb von einer Lage an Binnenseen, Lagunen, Flußtälern usw. aus.958 Er zieht aber auch Literatur über die moderne Verbreitung der Pfahlbauten am Weißen Nil und seinen Nebenflüssen, dem Bergnil (al-Baḥr al-Ǧabal) und dem Blauen Nil (al-Baḥr al-Azraq), heran. tabelle 12 Ethnographische Belege für Pfahlbauten im Südsudan (1968), nach Herzog, Punt, 69 f.

Ethnie

Angaben zur Verbreitung

Quelle

Djur

An Nebenflüsssen des Weißen Nils (al-Baḥr al-Abyaḍ) Am Baḥr al-Ġazal

Bätjer959; Bernatzik960

Bongo

954 955

956 957 958 959 960 961 962

Schweinfurth961; Herzog962

Curle, A.T.: The ruined towns of Somaliland, in: Antiquity 11, 1937, 315ff. – Kirkman, James S.: Men and monuments on the East African coast, London 1964, 43. So überliefert Mas’udi lediglich die Gefährlichkeit der Seefahrt an der Somaliküste, jedoch nichts über Pfahlbauten, ja sogar nichts über den Weihrauch. Auch Ibn Battuta, der in 15 Tagen von Zeila nach Mogadishu segelte, erwähnt Pfahlbauten und Weihrauch nicht. Freeman-Grenville, G.S.P.: The East African coast, Oxford 1962, s. 14, 21 und 27. Herzog, Punt, 69. Herzog, Punt, 69 mit Verweis auf C. von der Decken, Reisen in Ost-Afrika, Leipzig 1869. Herzog, Punt, 68. F.W. Bätjer, Formale und konstruktive Gesichtspunkte im afrikanischen Hüttenbau, in: Beiträge zur Kolonialforschung 2, 1942, Taf. 12 und 14. H.A. Bernatzik, Der dunkle Erdteil Afrika, Orbis Terrarum 19, Berlin 1930, 144. G. Schweinfurth, Artes Africanae, Leipzig 1875, Taf. 16. Herzog, Punt, Taf. 6.

237

die neuzeit auf der suche nach punt

Ethnie

Angaben zur Verbreitung

Quelle

Jo Luo Ngulgule Didinga Bari Moro Ačoli

An Zuflüssen des Baḥr al-Ġazal An Zuflüssen des Baḥr al-Ġazal An Zuflüssen des Baḥr al-Ġazal Bei Mongalla Westlich von Mongalla am Flusse Yei Östlich des Bergnils (al-Baḥr al-Ǧabal) nahe der Grenze zu Uganda Westlich des Weißen Nils (al-Baḥr al-Abyaḍ) Westlich des Weißen Nils (al-Baḥr al-Abyaḍ) Westlich des Weißen Nils (al-Baḥr al-Abyaḍ) Östlich des Weißen Nils (al-Baḥr al-Abyaḍ); Pfahlbautenspeicher An den Quellflüssen des Sobat

Herzog963 Herzog964 Herzog965 Seligman966; Boccassino967 Seligman; Boccassino Seligman; Boccassino

Dinka Mandari Azande Lotuko Anuak

Tothill968 Tothill Tothill, Reining969 Herzog970 Hurst

Alle Belege konzentrieren sich auf das Gebiet des heutigen Südsudan. Um seine Thesen weiter zu untermauern, verweist Herzog ferner auf die orale Literatur, die mündliche Überlieferung: Die Stammeslegenden mancher Niloten wissen z. B. von einer einst viel weiter nach Norden reichenden Verbreitung971.972

963 964 965 966 967 968 969 970 971

972

Herzog, Punt, Taf. 4. Herzog, Punt, Taf. 4. Herzog, Punt, Taf. 5. C.G. & B. Seligman, Pagan Tribes of the Nilotic Sudan, London ²1965, Taf. 12, 14, 25, 53 f. R. Boccossino, Contributo allo studio dell’ergologia delle popolazioni nilotiche e nilochamitiche, in: Annali del Pontificio Museo Missionario Etnologico 26, Vatikan 1962. J.D. Tothill (Hrsg.), Agriculture in the Sudan, London 1948, Abb. 97–100 und 395. C.C. Reining, The Zande Sheme, Northwestern University African Studies 17, Evanston 1966. Herzog, Punt, 70. Für die Schilluk z. B. aufgezeichnet von D. Westermann, The Shilluk People. Philadelphia 1912, 20. Ähnlich A.J. Arkell, Funj origins, in: Sudan Notes and Records 15, 1932, 222. Vgl. auch P.L. Shinnie, Meroe, a civilization of the Sudan, London 1967, 154 ff. Herzog, Punt, 71.

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kapitel iii

abb. 14

Pfahlbauten in der ‚Punthalle‘ (a) und im heutigen Sudan (b) e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898 r. herzog, punt, (adaik 6) glückstadt 1968

Eine früher weiter nördlich anzusetzende Verbreitung sei außerdem Skelettund Schädelreste[n] negrider Typen zu entnehmen. In diesem Zusammenhang verweist er auf die Semnastele mit einem – so Herzog – Verbot für Neger, einen bestimmten Punkt zu passieren. Wir sehen also: Die Argumentation wird immer unschlüssiger, weil Rolf Herzog offenbar sehr bemüht war, die Befunde seiner Lokalisierung Punts im Ostsudan anzupassen. Susanne Martinssen betonte demgegenüber zurecht, dass Pfahlbauten nicht wirklich aussagekräftig für eine erfolgreiche Lokalisierung Punts sind, und zwar aus mehreren Gründen.973 Zum einen handelt es sich um ein weltweit verbreitetes Phänomen, das zu wenig spezifisch für eine bestimmte Region ist;974 zum anderen ist die derzeitige Situation nicht unbedingt auf das Altertum übertragbar; und schließlich sind Hinweise auf Stammeslegenden und anthropologische Funde keine sehr belastbaren Argumente. Was weder Herzog, noch Martinssen oder andere zur Sprache bringen, ist eine m.E. ganz augenfällige Verbindung zwischen den Behausungen der Puntiten und der sog. ‚Min-Hütte‘. Damit ist eine Art Heiligtum gemeint, das oft hinter Darstellungen des Gottes Min abgebildet ist. Die Hütte hat exakt dieselbe Form wie die Hütten der Puntiten. Beide verjüngen sich nach oben hin wie bei einem Flaschenhals und haben einen an der Spitze runden Abschluss. Wenn die ‚Min-Hütte‘ oft mit pylonartigen Vorbauten gezeigt wird, ist das schlicht und einfach nur ein ägyptischer Zusatz. Wie aber kommt der ägyp-

973 974

Martinssen, Untersuchungen, 184. Herzog, Punt, 67. Vgl. auch J. Philips, A Note on Puntite Housing, in: jea 82, 1996, 206f.

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239

tische Gott Min zu einem derartig gebauten Heiligtum? Ganz einfach: Min ist der Gott von Koptos, und von dort aus starteten die Expeditionen nach Punt. Natürlich ist Min auch der Gott der Ostwüste und man kann sich auch vorstellen, dass die dort ansässigen Nomaden in vergleichbaren Unterkünften hausten. Ohne die Parallelen zwischen den puntitischen Hütten und derjenigen des Min überstrapazieren zu wollen, scheint mir doch eines sicher: Beide weisen mit großer Wahrscheinlichkeit einen runden Grundriss auf, sind also Rundhütten, und beide waren wahrscheinlich aus Matten errichtet. Dies legen nämlich Detailzeichnungen der ‚Min-Hütte‘ nahe, sowie ethnoarchäologische Parallelen.975 Rundhütten gelten als typisch afrikanisch. Allerdings stimme ich Dimitri Meeks zu, dass eine solche Argumentation viel zu allgemein und mit Clichés behaftet ist.976 Meeks verweist darüber hinaus auf Rundhütten, die im Periplus maris erythraei genannt seien, und zwar auf der arabischen Halbinsel südlich von Λευκὴ κώμη (Leuke kome).977 Außerdem zitiert er Diodor, der sagt, bestimmte Leute an der sinaitischen Küste des Golfes von Suez (asSūwais) lebten auf Bäumen (iii, 42:4). Man sollte sich allerdings davor hüten, diese beiden vereinzelten Indizien als ‚Beweise‘ für eine südarabische Lokalisierung Punts zu werten. Denn auf der anderen Seite des Roten Meeres, in Kerma am Nil, hat Charles Bonnet wahrscheinlich die Existenz von Pfahlbauten archäologisch nachgewiesen, trotz allfälliger Unsicherheiten.978 Denn auch Meeks trimmt (wie vor ihm Herzog) die Befunde gemäß seinen Vorstellungen: Da ihm Pfahlbauten in Arabien offenbar doch nicht so ganz geheuer sind, ist er bemüht, sie weg zu diskutieren. Angeblich handelt es sich bei den Hütten der Puntiten gar nicht um Pfahlbauten! Eine der Hütten scheint vielmehr ebenerdig zu stehen.979 Dies könnte durchaus sein – auch wenn es nicht sicher ist – jedoch sind dadurch die anderen Behausungen nicht weniger Pfahlbauten. Außerdem, so Meeks, seien die Hütten für menschliche Behausungen zu niedrig und daher vielmehr Speicher. Auch dies ist nicht sehr stichhaltig, da die Reliefs nicht immer maßstabsgetreu sind, wie besonders bei den Schiffsdarstellungen und den abgebildeten Meerestieren deutlich wird. Als Parallele dient Meeks die Darstellung einer meroitischen Rundhütte (ohne Pfähle) auf

975 976 977 978 979

Mosaik im Bardo-Museum von Tunis. Meeks, Coptos, 286. L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989, 63. C. Bonnet, Édifices et rites funéraires à Kerma, Paris 2000, 91 und 107–109. Vgl. auch A. Langsdorff, Eine Siedlung der c-Gruppen Leute in Aniba, in: asae 32, 1932, 24–29. Meeks, Coptos, 286, Anm. 110. Vgl. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari iii (Tafeln), mmes 16, London 1898, Taf. 71.

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kapitel iii

einem Becher aus Karanog980, was allerdings nun wieder in Afrika liegt und Rolf Herzog sicherlich gut ins Bild gepasst hätte. Jacke Philips hat ein sehr schönes Detail herausgearbeitet: Auf Howard Carters Aquarellen der Punthalle sind mattenartige Verkleidungen der unteren Hüttelbereiche zu erkennen.981 Diese wurden demnach ebenfalls genutzt, wahrscheinlich, um Waren zu lagern oder Vieh zu halten. Man wird also m. E. nicht umhin kommen, in den Punt-Hütten das zu sehen, was bereits die Forscher des 19. Jhd. in ihnen sahen: menschliche Behausungen auf Pfählen über Nutzraum für verschiedene Aktivitäten bzw. Stallungen für Vieh. h Varia Schönheitsideal. In vielen afrikanischen Regionen gilt Fettleibigkeit als Schönheitsideal.982 Im Bezug auf die ‚Fürstin von Punt‘ könnte man sich daher denken, dass sie nicht an einer Krankheit litt, sondern dass die Fettleibigkeit vielmehr beabsichtigt war. Möglicherweise wurde auch durch reichhaltige Ernährung ein bereits vorliegendes Krankheitsbild verstärkt.983 Genau in diese Richtung argumentierte Wolfgang Helck in einer Fußnote im Lexikon der Ägyptologie.984 Die Frau des puntitischen ‚Fürsten‘ sei gemästet worden, um ihren Status nach außen hin zu demonstrieren, d. h. einen Überfluss an Nahrung zu bezeugen. Diese Theorie wurde zwar von Pjotr Scholz weitergesponnen, allerdings ohne sie dadurch zu etablieren.985 Natürlich ist eine solche Sichtweise denkbar, vielleicht sogar sehr wahrscheinlich. Jedoch besitzen wir keine Selbstzeugnisse aus puntitischem Mund, sodass jede These über ein puntitisches Schönheitsideal reine Spekulation bleiben wird. Matriarchat und Muttergottheiten. Gleiches gilt für eine weitere Interpretation des Puntreliefs mit der fettleibigen ‚Fürstin‘, ebenfalls aus der Feder von

980 981 982

983

984 985

Sudankatalog. J. Philips, A Note on Puntite Housing, in: jea 82, 1996, 206f. E. Brunner-Traut, Noch einmal die Fürstin von Punt. Ihre Rasse, Krankheit und ihre Bedeutung für die Lokalisierung von Punt, in: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin, Mitteilungen aus der ägyptischen Sammlung, Berlin 1974, (71–85) 84. E. Brunner-Traut, Noch einmal die Fürstin von Punt. Ihre Rasse, Krankheit und ihre Bedeutung für die Lokalisierung von Punt, in: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin, Mitteilungen aus der ägyptischen Sammlung, Berlin 1974, (71–85) 84. Wolfgang Helck, in: lä, ii, Wiesbaden 1977, (Sp. 315–321), Anm. 30 in Sp. 320, s.v. „Fremdvölkerdarstellung“. P. Scholz, Fürstin Iti – „Schönheit“ aus Punt, in: sak 11, (Fs. W. Helck), 1984, 529–556.

die neuzeit auf der suche nach punt

241

Pjotr Scholz. Danach läge hier ein Beispiel von „urafrikanischem Mutterund Fruchtbarkeitkult“986 vor. In Punt habe man eine Muttergottheit verehrt, daher hätte es dort auch eine Form von Matriarchat gegeben.987 Mehr der Stereotype verpflichtet kann eine These kaum sein! In der Tat gibt es vielleicht Hinweise auf matriarchalische Tendenzen im sudanischen Raum, diese allerdings mit einer simplen Darstellung einer fülligen Frau zu verbinden, ist vielleicht doch etwas zu simpel. Zwar werden auch die meroitischen Kandaken in der Tat ausgesprochen füllig dargestellt, nur macht dies noch lange nicht aus jeder beleibten Frau eine Königin. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, warum die ‚Fürstin‘ eigentlich dargestellt wird und enemsp ihre Tochter. Derartige Überlegungen sind viel besser geeignet, matrilineare Tendenzen im politischen System festzustellen.

∵ Beurteilung. Halten wir fest: es gibt vor allem bei den Puntreliefs von Dair al-Baḥrī zahlreiche Anknüpfungspunkte für ethnographische Vergleiche. Will man diese klassifizieren, so könnte man zwischen der materiellen Kultur, der Lebensweise und der geistigen Kultur unterscheiden. Zu ersterer gehören die Frisuren mit den verschiedenen Erklärungsmodellen für ihre Verschiedenheit, die Barttracht oder Elemente der Tracht wie Kleidung (Mittelzipfel, Beinlinge/ringe), Schmuck (Kugelkette, Ohrringe, Armreifen) oder Waffen (Wurfhölzer, Dolch). Ebenfalls zur materiellen Kultur gehört die Form und Bauweise der puntitischen Behausungen. Ob man über die geistige Kultur der Puntiten Aussagen machen kann, über Phänomene wie Schönheitsideal oder Matriarchat, wage ich zu bezweifeln. Was die Parallelen in Bezug auf die in der Punthalle dargestellten Artefakte angeht, so kann allerdings die Ethnographie unser Wissen über Punt erheblich erweitern und die Abbildungen mit weiterem Leben füllen.

iii.10

Kiswahili und Kuschitisch: Die Suche der Afrikanisten

Die Suche der Afrikanisten nach Punt ist vielleicht einer der schillerndsten und gleichzeitig eine der umstrittensten. Denn: Sie setzt in gewissem Maße

986 987

P. Scholz, Auf den Spuren der äthiopischen Vergangenheit zwischen dem Niltal und Arabia Felix, in: aw 15, 1984, (3–34) 3 f. P. Scholz, Fürstin Iti – „Schönheit“ aus Punt, in: sak 11, (Fs. W. Helck), 1984, 529–556.

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kapitel iii

bereits voraus, dass Punt in Afrika liegt. Gleichzeitig führt sie vor Augen, was diese Disziplin von anderen kulturwissenschaftlichen Fachrichtungen unterscheidet: Im Gegensatz etwa zur Semitistik oder Iranistik kann sie nur eine vergleichsweise geringe zeitliche Tiefe der Quellen verweisen. Umso bemühter schien mancher Forscher gewesen zu sein, dieses ‚Manko‘ wann immer möglich auszumerzen – bis an die Grenzen des Vertretbaren, etwa mit der Suche nach Gleichungen zwischen puntitischenen Ortsnamen in ägyptischen Toponymlisten und rezenten Toponymen in Äthiopien und Eritrea. Bereits durch den Fortschritt der afrikanistischen Forschungen selbst überholt haben sich auch Theorien, wonach Pwn.t bzw. pwani ursprünglich ein Bantu-sprachliches Wort für „Küste“ sei oder auf ein ‚hamitisches‘ *opōne unklarer Bedeutung zurückgehe. Seriöser und heute noch vertretbar sind Überlegungen über das kuschitische Lehnwort ṭng „Zwerg“, welches im Zusammenhang mit einem puntitischen „Gottestänzer“ auftritt. Als bislang leider wenig ergiebig haben sich die Bemühungen erwiesen, die Namen von puntitischen ‚Distrikten‘ einer Sprache zuzuordnen. Ähnliches gilt für einzelne Toponyme, darunter die Namen bestimmter Brunnen. Dass Klingklang-Etymologie im Stile von Carl Peters’ Kettengleichung Punt – Ophir – Afar nicht auf die kolonialistische Literatur beschränkt ist, zeigen jüngste Arbeiten von Lacroix, der aufgrund von Verweisen auf Elemente der Swahili-Grammatik einmal mehr Punt in Zimbabwe lokalisieren will. a Punt, pwani und die Bantusprachen Kein Geringerer als Carl Meinhof, seines Zeichens einer der ‚Gründungsväter‘ der Afrikanistik, hat sich kurz vor seinem Tod gleich zweimal zu Punt geäußert.988 Angestoßen wurde seine These, das Toponym Pwn.t könnte auf swahili pwani „Strand, Küste“ zurückgehen,989 durch eine Äußerung des Schweizer Ägyptologen J.J. Hess. Dieser hatte nicht zu Unrecht bemerkt, das Toponym könne auch Pwane gelesen werden.990 Meinhof relativierte seinen Vorschlag selbst, schrieb er doch:

988

989 990

H. Meinhoff, Pwani – Pwn.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1942, 300– 302, in: H. Meinhoff & E. Zylharz, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 300–312; Herzog, Punt, 50; Martinssen, Untersuchungen, 185. H. Meinhoff, Pwani – Pwn.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1942, 300–302; Herzog, Punt, 50. H. Meinhoff, Pwani – Pwn.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1942, 300– 302, in: H. Meinhoff & E. Zylharz, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 300–312; Herzog, Punt, 50.

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243

Ob es möglich ist, dass die Ägypter mit Bantu sprechenden Leuten in Ostafrika in Berührung gekommen sind, muss ich der Berurteilung der Fachleute überlassen.991 Wie genau die Ägypter das Toponym kennen gelernt haben sollen, lässt er ebenfalls offen – Sprachkontakt wäre das Naheliegende. Das Problem besteht dabei allerdings weniger auf Seiten der Ägytologie, sondern der Bantuistik. Denn: Sprecher von Bantu-Sprachen lebten nach einhelliger Meinung aller Forscher zu Beginn des 3. Jahrtausends – als der Sprachkontakt spätestens bestanden haben müsste – nicht in der Nähe des Roten Meeres, sondern irgendwo in Westafrika. Die sog. ‚Bantuwanderung‘ fand erst viel später statt. Überhaupt besitzen wir gar keine gesicherten Quellen über die Sprache der Puntiten oder auch nur über die allgemeine linguistische Situation in der Region um das Rote Meer im 3.–2. Jts. v. Chr. Eine weitere Unsicherheit kommt hinzu: Die Form Pwane ist lediglich rekonstruiert. Zwar würde man sie heute kaum anders ansetzen, allein wie der Ortsname wirklich ausgesprochen wurde, wissen wir nicht mit Sicherheit. Mit anderen Worten: Es dürfte sich bei der Gleichung *Pwane – pwani um eine Zufallsähnlichkeit handeln. Trotz all dieser Unstimmigkeiten hat sich der Ägyptologe und Afrikanist Ernst Zyhlarz für Meinhofs These stark gemacht.992 Er meint, das Toponym müsse vor den ägyptischen Puntfahrten von früheren seefahrenden Völkern auf die Küstenregion des Roten Meeres übertragen worden sein. Dort hätten die Ägypter später dann das Wort – bereits als Toponym erstarrt – kennen gelernt. Um das Problem der ‚Bantuwanderung‘ gleichsam im wahrsten Sinne zu umschiffen, konstruiert er damit den Kontakt über eine dritte Ethnie. Anfang der 1940er Jahre meinte Zyhlarz übrigens noch, Punt habe am Golf von ʿAdan gelegen.993 Bantusprecher wurden zu keiner Zeit von keinem Afrikanisten dort postuliert.994 Wie konnte es zu solch einer offensichtlich recht verqueren Sicht auf die Dinge kommen? Meines Erachtens hatte sie persönliche Gründe, die tief in der Zeitgeschichte verwurzelt sind. Ernst Zyhlarz wurde nämlich in der fortgeschrittenen ns-Zeit von seinen Kollegen stark drangsaliert, heute würde

991 992

993 994

H. Meinhoff, Pwani – Pwn.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1942, 300–302; Herzog, Punt, 50. E. Zylharz, Das Land Pun.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1941f., 303– 312 in: H. Meinhoff & E. Zylharz, Pyene (Punt) und die Seefahrten der Ägypter, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 300–312. E. Zyhlarz, Das Land Pun.t, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 32, 1941f., 303–312; Herzog, Punt, 50. Herzog, Punt, 51.

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man sagen ‚gemobbt‘.995 Der Grund dafür war seine Weigerung, in die nsdap einzutreten, offenbar als einziges Mitglied des Hamburger Instituts für Afrikanistik. Da er heimlich zum Judentum konvertiert war, lebte er außerdem in ständiger Angst, entdeckt und deportiert zu werden. Schließlich wurde er aus der Universität gedrängt, verlor Rentenanspruch und starb verarmt und zerrüttet. Man könnte sich nun vorstellen, dass Zyhlarz sich von der emphatischen Bekräftigung einer These des Altmeisters Meinhof von diesem Unterstützung innerhalb des Institut erhoffte. Wie dem auch sei: Sein persönliches Schicksal erklärt sehr gut, warum Zyhlarz nach dem Krieg wissenschaftlich geradezu Amok lief und trotz seines großen Wissens996 Artikel verfasste, über die man nicht erst heute den Kopf schütteln muss. Speziell sei verwiesen auf seine extrem wütende Reaktion auf einen Artikel von Fritz Hintze997, in dem dieser Zyhlarz’ Aufsatz über Das meroitische Sprachproblem998 demontiert hatte.999 Interessanterweise war es auch in diesem Fall Carl Meinhof, welcher die dem Aufsatz zugrunde liegende These postuliert hatte, und zwar die genetische Zugehörigkeit des Meroitischen zu den hamitosemitischen Genussprachen.1000 Zurück zu Punt – Meinhofs Versuch einer Swahili-Etymologie von Pwn.t wurde von Gerald Avery Wainwright angelehnt: There can handley be a direct connection between it (gemeint ist das Bantuwort pwani; Anm. f.b.) and the Egyptian Pwênet.1001 Dem würde ich zustimmen, wenn auch mit einer Ergänzung: Die Rekonstruktion der Vokalisation von Jean-Jacques Hess war sehr viel profunder als

995

996

997 998 999 1000 1001

Diese Angaben beruhen auf einer ausführlicheren biographischen Skizze der Tochter von Ernst Zyhlarz, Katja Post-Zyhlarz, Ernst Zyhlarz (1890–1964) Erinnerung an einen „unangepassten“ Menschen, publiziert unter: http://www.afrikanistik.at/pdf/ personen/zyhlarz_ernst.pdf (Stand: 12. April 2010). Der berühmte Linguist Joseph Greenberg rühmte Zyhlarz’ Grammatik des Altnubischen explizit als einzige vorbildliche Arbeit auf dem Gebiet der Nilo-Saharanischen Sprachen! Vgl. J.H. Greenberg, Nilo-Saharan and Meroitic, in: Th.A. Sobek (Hrsg), Current Trends in Linguistics 7, 1971, 421–442. F. Hintze, Die sprachliche Stellung des Meroitischen, Berlin 1955. E. Zylharz, Das Meroïtische Sprachproblem, in: Anthropos 25, 1930, 409–463. E. Zylharz, Die Fiktion der „Kaschitischen“ Völker, in: Kush 4, 1956, 19–33. C. Meinhof, Die Sprache von Meroe, in: Zeitschrift für Eingeborenensprachen 12, 1921–1922, 1–16. G.A. Wainwright, Early foreign trade in East Africa, in: Man 47, 1947, (143–148) 143f.; Herzog, Punt, 51.

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245

das an der ägyptologischen Behelfs-Schulaussprache orientierte Pwênet von Gerald Avery Wainwright. b Punt – ein hamitischer Ortsname? Vor den Arbeiten des Linguisten Joseph Greenberg galt die einhellige Lehrmeinung, die heute ‚afroasiatisch‘ oder ‚semitohamitisch‘ genannten Sprachen Nordafrikas und des Vorderen Orients teilten sich in eine semitische und eine hamitische Gruppe. Zu den ‚hamitischen‘ Sprachen gehörten danach die nichtsemitischen Sprachzweige, d.h. die kuschitischen Sprachen, das Altägyptische sowie die Berber- und Tschadsprachen.1002 Die anderen Sprachen besonders des südlichen Afrika wurden als „Negersprachen“ subsummiert. Vor diesem Hintergrund ist eine These von Maurice Alliot zu sehen, nach welcher das ägyptische Pwn.t eine Wiedergabe eines ‚hamitischen‘ Ortsnamens sei. Il est donc probable que le nom de Pwn.t est, dès le début de l’ écriture hiéroglyphique, une transcription égyptienne de la prononciation locale (qui reste, sur place, non écrite). Ajouton que Pwn.t est un mot isolée, dans l’ensemble du vocabulaire égyptien: il ne se rattache à aucun groupe sémitique connu, et par conséquent il n’a que sa fonction propre, qui est de désigner une contrée étrangère. C’est le fait d’un mot importé dans la langue égyptienne.1003 Es ist wirklich bezeichnend, dass Alliot überhaupt gar nicht erst in Erwägung zieht, es könne sich um ein semitisches Toponym handeln. Der Grund dafür ist Mariettes Ansicht, Punt habe am Horn von Afrika in der heute Somalia genannten Region gelegen, und dort werden heute vor allem kuschitische Sprachen gesprochen. Wichtigstes Argument für Alliots hamitische Deutung ist die seiner Meinung nach bestehende Kontinuität zwischen den Toponymen Ὀπώνη und (Rāʾs) Ḥāfūn sowie deren beider Zusammenhang mit Pwn.t. Sowohl das griechische Ὀπώνη als auch das ägyptische Pwn.t seien demnach zwei unterschiedliche und unabhängig voneinander entstandene Wiedergaben ein und desselben ‚hamitischen‘ Wortes, welches in der Form (Rāʾs) Ḥāfūn vor Ort noch greifbar sei.

1002 1003

Ob das Omotische eine eigene Gruppe konstutiuert, sei hier einmal dahingestellt. M. Alliot, Pount-Pwâne, l’ Opôné du géographie Ptolémée, in: Revue d’Égyptologie 8, 1951, 2–7; Herzog, Punt, 53.

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Ce vocable reproduit, en deux étrangères, un mot chamite du parler local, probablement Opoun, transcrit Pwn.t bien des siècles plus tôt, par les Egyptiens.1004 Erst einmal spricht nichts wirklich gegen eine solche Gleichung: Der Wechsel p > f ist in fast allen Sprachgruppen mehr als gängig und das wortfinale -t bei Pwn.t ließe sich in der Tat gut innerägyptisch als sekundär erklären (Toponyme sind im Ägyptischen generell feminin). Auf der anderen Seite gibt es auch kein zusätzliches Indiz, welches erweisen könnte, dass es sich um mehr als eine reine Zufallsähnlichkeit handelt. c Ein kuschitisches Zwerg-Wort im Ägyptischen: ṭng „Zwerg“ Im Zusammenhang mit den anthropologischen Forschungen zu Punt wurden die sog. „Gottestänzer-Zwerge“ ausführlich behandelt. Sie sind nicht nur für Anthropologen von Interesse, sondern auch für Afrikanisten, denn das Lexem, mit dem diese Menschen bezeichnet werden, ist nicht ägyptischen Ursprungs.1005 Nun gibt es im Ägyptischen mehrere Wörter für Kleinwüchsige, die in der ägyptischen Gesellschaft mit großer Selbstverständlichkeit erscheinen.1006 1. der disproportionierte nmw/nmi͗/nms-Zwerg 2. der c̣ň b-Zwerg mit verkrüppelten Füßen, vgl. kopt. ϫⲃⲓⲛ „Gebrechen, Makel“ (KoptHWb:414) 3. der bucklige i͗w-Zwerg (oder doch ḥwʿ ?) 4. der sog. i͗wḥw-Zwerg, der offenbar als Wärter von (Jagd-)Hunden Verwendung fand (Wb i:57)

1004 1005

1006

M. Alliot, Pount-Pwâne, l’ Opôné du géographie Ptolémée, in: Revue d’Égyptologie 8, 1951, 2–7; Herzog, Punt, 53. F. Breyer, ‚Zwerg‘-Wörter, ägyptisch-kuschitischer Sprachkontakt bzw. – vergleich und die sprachliche Situation im mittleren Niltal des 3.–2. Jahrtausend v. Chr., in: sak 43, 2014, 47–91. Exemplarisch seien genannt V. Dasen, Dwarfs in Ancient Egypt and Greece, Oxford 1993; E. Brunner-Traut, Neger- und Zwergtänze im Alten Ägypten, in: Zeitschrift für Sport und Kultur im Altertum 6, 1993, 23–32; E. Thompson, Dwarfs in the Old Kingdom of Egypt, in: bace 2, 1991, 91–98; P.P. Crazzolara, Pygmies on the Bahr elGhazal, in: snr 16, 1935, 85–88 und v.a. auch K.-J. Seyfried, in: lä vi, 1432, s.v. Zwerg und G. Pieke, Der Zwerg im Flachbild des Alten Reiches. Magisterarbeit München 1994 (unpubliziert) 43–51 mit einer Zusammenfassung der sprachlichen Belege.

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All diese Zwergwüchsigen haben wohl gemeinsam, dass sie einer pathologischen Form des disproportionierten Zwergenwuchses zuzurechnen sind, der meist durch Hypophysenhypofunktion bedingt ist, die Chondrodystrophie und verschiedene Wirbelsäulenanomalien auslöst.1007 Diesen Zwergwüchsigen stehen die sog. ‚Pygmäen‘ gegenüber, die „Tanzzwerge“1008: ar: ṭ-n-g f21 zwerg (Urk. i, 128:15) ~ ṭ-ꜣ-g zwerg~ ṭ-ꜣ-n-g zwerg nr: ṭ-n z4-r z1-g-ꜣ f21 (Ranke, pn i, 400:14) Diesem Lexem gilt die Aufmerksamkeit des Afrikanisten. Belegt ist es seit den Pyramidentexten1009, dann jedoch v.a. in den Gräbern des Alten Reiches.1010 Ab der sog. ‚Ersten Zwischenzeit‘ kommt ṭng häufiger in Personennamen vor: masc. ṭꜣg, ṭgi͗ und ṭngi͗ sowie als fem. ṭngs.1011 Es handelt sich bei ṭ-n-g dem Kontext nach um eine sehr spezialisierte Bezeichnung, die nur in Zusammenhang mit den aus fremden Ländern stammenden „Gottestänzern“ gebraucht wird.1012 Da Wörter oft mit den sie bezeichnenden Realien wandern, liegt nahe, auch bei ṭ-n-g von einem Lehnwort auszugehen und zwar aus einer Sprache, welche in jener Region gesprochen wurde, aus der man die ‚Tanzzwerge‘ bezog. Ein innerägyptischer Hinweis auf ein Fremdwort wären die Graphieschwankungen, die bei Wörtern fremder Herkunft häufiger zu beobachten sind. Peter Behrens hat das in ägyptischen Quellen vorkommende Wort mit anderen semitohamitischen Lexemen in Bezug gesetzt:1013 Kuschitisch dink dinki dinkii

1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013

Kemant Awiya Oromo (f)

„Zwerg“ „Zwerg“ „Zwerg“

K.-J. Seyfried, in: lä vi, 1432, s. v. Zwerg. Wb v:470. pt 1189. Urk. i, 128:5,7; 129:17; 130:14. H. Ranke, Die altägyptischen Personennamen i, Glückstadt 1935, Ranke, pn i, 396; 400. P. Behrens, Wanderbewegungen und Sprache der frühen saharanischen Viehzüchter, in: sugia 6, 1984/5, (135–216) 161 f. P. Behrens, Wanderbewegungen und Sprache der frühen saharanischen Viehzüchter, in: sugia 6, 1984/5, (135–216) 162.

248

kapitel iii

Omotisch dinkô

Kefa

„Zwerg“

Amharisch Tigrinisch

„Zwerg“ „Zwerg“

Semitisch dənk denkit

Daran anschließend hat Marianne Bechhaus-Gerst zwei weitere Belege aus dem Kuschitischen hinzugefügt und einen bezüglich der Umschrift modernisiert (Behrens: dinkô; Bechhaus-Gerst: dinkoo)1014: dinke Sidamo dinkekicco, pl. dink’e Hadiya

„Zwerg“ „Zwerg“

Hatte Behrens lediglich allgemein von „Entsprechung“ geschrieben, ist das Lexem für Bechhaus-Gerst dezidiert ein „Fremdwort“.1015 Im Gegensatz zu Behrens erwähnt sie übrigens die semitischen Kognate des Wortes nicht mehr. Diese sind allesamt aus dem Äthiosemitischen, d. h. es könnte sich genauso gut um ein äthiosemitisches Lehnwort im Kuschitischen handeln;1016 solche Lehnwörter sind vergleichsweise stark vertreten. Ein weiteres Problem bei der Sache ist der noch ungeklärte Status des Omotischen, das möglicherweise einen eigenen Sprachzweig des Semitohamitischen konstituiert, vielleicht aber doch dem Nord-Kuschitisch zuzurechnen ist.1017 Wie dem auch sei: 1014 1015

1016

1017

M. Bechhaus-Gerst, Nubier und Kuschiten im Niltal, Köln 1989, 96. F. Breyer, ‚Zwerg‘-Wörter, ägyptisch-kuschitischer Sprachkontakt bzw. – vergleich und die sprachliche Situation im mittleren Niltal des 3.–2. Jahrtausend v. Chr., in: sak 43, 2014, 47–91. L. Reinisch, Hamitische Bestandteile im Aethiopischen, in: zdmg 43, 1889, 317–326; F. Praetorius, Beiträge zur äthiopischen Grammatik und Etymologie, in: Beiträge zur Assyriologie und vergleichenden semitischen Sprachwissenschaf 1, 1890, 21–47, 369–378; F. Praetorius, Kuschitische Bestandteile im Aethiopischen, in: zdmg 47, 1893, 385–394; F. Praetorius, Aethiopische Etymologien, in: zdmg 61, 1907, 615–624, zdmg 62, 1908, 748–753; C. Conti-Rossini, La langue des Kemant en Abyssinie, Wien 1912, 157–274; E. Cerulli, Studi Etiopici, Rom 1936, 51, M. Cohen, Essai comparatif sur le vocabulaire et la phonétique du chamtio-semitique, Paris 1947 und v.a. zuletzt umfassend W. Leslau, Analysis of the Geez Vocabulary: Geez and Cushitic, in: rse 32, 1988, 59–109. R. Hayward, The Challenge of Omotic, London 1995.

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249

Die Graphieschwankungen im Ägyptischen sprechen doch für die FremdwortHypothese. Wie aber hat man sich das lautlich vorzustellen? Das sog. ‚Aleph‘ ist nach Behrens ein Vokalanzeiger1018, in Wirklichkeit jedoch – nach den neuesten Erkenntnissen der ‚Neueren Komparatistik‘ – wohl eher die Schreibung eines Labials.1019 Denn: Im Alten Reich sind die Prinzipien der ‚Syllabischen Schrift‘ noch nicht voll ausgeprägt, d.h. Vokalschreibungen dieser Art sind eher unwahrscheinlich.1020 Vermutlich soll mit dem ‚Aleph‘ eine für manche kuschitische Sprachen typische Nasalierung ausgedrückt werden, d. h. /ŋ/ bzw. /*diŋk/ (vs. /**dinik/) o.ä. Trotz gewisser Unstimmigkeiten phonologischer Natur, die Behrens und Bechhaus-Gerst nicht deutlich genug artikulieren, halte ich die Gleichung dennoch für gültig.1021 Nun stellt sich die Frage: aus welcher Sprachgruppe stammt das Wort ursprünglich? Auf einem „Wörterbuchzettel“ des Wörterbuchs der ägyptischen Sprache (Nr. 31427170) steht ein entsprechender Hinweis von Prof. Mittwoch an „Prof. Möller“: „Im Berberdialekt von Ǧebel Nefus (Südtripolis) heißt der Zwerg a-denǧil (ult. l/r im Berberischen pflegt ägypt. ꜣ zu entsprechen).“ Ernest Alfred Wallis Budge verweist in seinem Hieroglyphic Dictionary jedoch auf amharisch dnk dənk „Zwerg“, eine Gleichung, welche von Erman & Grapow in ihrem Ägyptischen Handwörterbuch übernommen wurde.1022 Wohl unabhängig von Budge kam Werner Vycichl in einer Miszelle in den Annales d’Éthiopie auf dieselbe Gleichung.1023 Seitdem gilt die Gleichung als 1018 1019

1020

1021

1022 1023

P. Behrens, Wanderbewegungen und Sprache der frühen saharanischen Viehzüchter, in: sugia 6, 1984/5, (135–216) 162. O. Rössler, Das ältere ägyptische Umschreibungssystem für Fremdnamen und seine sprachwissenschaftlichen Lehren, in: Hamburger Beiträge zur Afrika-Kunde 5, Hamburg 1966, 28–39, wieder abgedruckt in O. Rössler, Gesammelte semitohamitische Schriften, Münster 2001, herausgegeben von T. Schneider unter Mitarbeit von O. Kaelin, 218–229. W. Schenkel, in: lä v, Wiesbaden 1984, Sp. 713–735, s.v. „Schrift“; J. Zeidler, A New Approach to the Late Egyptian ‚Syllabic Orthography‘, in: Atti del Sesto Congresso Internazionale di Egittología, Torino 1–8 sett. 1991, Bd. 2, Turin 1993, 579–590. F. Breyer, ‚Zwerg‘-Wörter, ägyptisch-kuschitischer Sprachkontakt bzw. – vergleich und die sprachliche Situation im mittleren Niltal des 3.–2. Jahrtausend v. Chr., in: sak 43, 2014, 47–91. E.A.W. Budge, Hieroglyphic Dictionary, London 1920, 876b; vgl. A. Erman & H. Grapow, Ägyptisches Handwörterbuch, Berlin 1921, s.v. dng. W. Vycichl, Amharique denk „nain“, égyptien d-n-g, in: Annales d’Éthiopie 2, 1957, 248 f.

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kapitel iii

etabliert und das semitische Lexem darüber hinaus als nicht wirklich grundsprachlich anschließbar. In jüngster Zeit hat allerdings Rainer Voigt einen Bezug hergestellt zu einer Wurzel mit der Bedeutung „kurz sein“, die in mehreren äthiosemitischen Sprachen greifbar ist.1024 Tigrinisch Gəʿəz Amharisch Tigrə

ድንኪት ደነከ ደነከ ደነኪ

dənki(t) danaka dänäkä dänki

„Zwerg“ „Fleisch in kleine Stücke schneiden“ „kurz sein (Mensch)“; dənk „Zwerg“ (denom.) „Erderhebung, kleiner Hügel“

Außerdem verweist Voigt unter Vorbehalt auf Tigrinisch ድነክልክል dənkəlkəl „tappeln (kleines Kind), torkeln“ Amharisch ድነኲል dənkwəll „tappeln (kleines Kind), torkeln“ Oromo dinkii „Zwerg“ sei jedoch eher ein Lehnwort aus dem Amharischen als umgekehrt. Wolf Leslau hat die Wurzel in seinem Etymological Dictionary of Gəʿəz explizit rekonstruiert1025: dnk „be short > be cut“. Er führt auch zusätzliche Belege auf: Gəʿəz ድንክ dənk „bed with short legs“ Tigrinisch ደክደከ däḵdäḵä „be short“ Mit anderen Worten: Es gibt Hinweise auf eine äthiosemitische Herkunft des ägyptischen Wortes. Ob es sich nun um ein kuschitisches oder ein semitisches handelt, lässt sich m.E. nicht schlüssig erweisen. Damit entfällt das Lexem auch als Mittel, die sprachliche Situation im Mittleren Niltal des 3.–2. Jts. v. Chr. zu ergründen, wie von Behrens und Bechhaus-Gerst erhofft. d Puntitische Ortsnamen in Äthiopien? Eine der wichtigsten Quellen zum antiken Afrika sind die altägyptischen Toponymenlisten, insbesondere eine Liste Thutmosis’ iii. aus Karnak.1026 Sie ist in verschiedene Blöcke unterteilt, bei denen jeweils auf Regionsbezeichnun-

1024

1025 1026

R. Voigt, Äg. „dgꜣ/dgi͗“ = dagālu „sehen“ und das zweite phonologische Inkompatibilitätsgesetz des Semitischen (Ägyptosemitischer Sprachvergleich ii.), in: LingAeg 7, 2000, 233–244, besonders s. 237. W. Leslau, Etymological Dictionary of Gəʿəz, Wiesbaden 21991, 237. Martinssen, Untersuchungen, 157 ff.

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251

gen die Toponyme innerhalb dieses Gebietes folgen. So kommt es, dass wir eine ganze Reihe von puntitischen Ortsnamen haben, die sich – zumindest theoretisch – sprachlich zuordnen lassen könnten. Zumindest laden sie dazu ein, einige Identifizierungsversuche zu wagen. Toponyme sind immerhin oft extrem konservativ und können über Jahrtausende fast unverändert erhalten bleiben. Der erste Versuch, die Toponymlisten zu nutzen, wurde bereits 1886 durch Heinrich Brugsch unternommen.1027 Die vereinzelten Bemühungen der Forschung bis 1972 wurden dann von Karola Zibelius-Chen zusammengefasst.1028 Es handelt sich vor allem um die beiden Versuche von Ernst Zyhlarz1029 und David O’Connor.1030. O’Connor analysierte vor allem die Überlieferung der Toponymlisten im Neuen Reich.1031 Dabei kommt er zu dem Schluss, die Reihenfolge der Ortsnennungen sei im Großen und Ganzen stabil und schließt mit lediglich einer einzigen spezifischen Bemerkung über die Lokalisierung eines der Orte: The lower postition of Uthenet (seventeenth of thirty entries) and its island position suggests here an ordering from coast to interior.1032 Dem gegenüber hat Zyhlarz einen diametral gegensätzlichen Extremstandpunkt vertreten, er will in den Toponymen äthiopische Orte erkennen, wie Təgray, Mensa (ein tigrəsprachiger Stamm in Eritrea), Asmära und Ḥamasen.1033 Im Folgenden seien die Textzeugen aufgeführt, sowie die Bemerkungen von Zyhlarz zur Identifizierung einzelner Ortsnamen:

1027

1028 1029 1030

1031 1032 1033

H. Brugsch, Die altägyptische Völkertafel, in: Verhandlungen des fünften Internationalen Orientalisten-Congresses gehalten zu Berlin im Sepember 1881, Theil 2, Hälfte 1. Afrikanische Section, Berlin 1882, 25–79. K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972. E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, 7–39. D. O’Connor, Egypt and Punt, in: J.D. Clark (Hrsg.), The Cambridge History of Africa i, Cambridge 1982, 917–948, v.a. Appendix: The Toponyms of Nubia and Contiguous Regions in the New Kingdom, 925–940. D. O’Connor, Egypt and Punt, in: J.D. Clark (Hrsg.), The Cambridge History of Africa i, Cambridge 1982, (917–948) Abb. 12.29 auf s. 932. D. O’Connor, Egypt and Punt, in: J.D. Clark (Hrsg.), The Cambridge History of Africa i, Cambridge 1982, (917–948) 931. E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, 7–39; Herzog, Punt, 53.

252

kapitel iii

tabelle 13 Die puntitischen Ortsnamen in der Toponymliste Thutmosis’ iii

Nr. Textzeuge a

Textzeuge b

Textzeuge c

48 […]ḪꜣŚ.T

Pwn.t



Gleichung von Zyhlarz

49 ʿ-h-ꜣw



50 ꜣ-m-mś-św



has etymologically nothing to do with present-day Massawa (22)

51 mn-ś-i͗-w



Mensa, highland east of Bogos (22)

52 ʿ-ꜣw-ꜣ-h

ʿ-ꜣw-w-h



53 g(v33!)-w-ʿ-h-w



54 m-ḥ-c̣-̌ m-ʿ

[…]-mnḪꜣŚ.T

55 ʿ-w-h-w-rw



56 i͗-ʿ-ꜣ-c̣-̌ m

i͗-ʿ-w-c̣-̌ m



57 m-m-č-w

m-m-t-w

mm(g18)-č-wḪꜣŚ.T

58 m-b-w-č-w

m-b-w-t-w

m-b-w-š-w

59 ḥm-rw-č-t

ḥm-rw-č-tḪꜣŚ.T

wc̣-̌ rw-č-tḪꜣŚ.T

60 ś-t-h-b-w

ś-t-h-b-wḪꜣŚ.T

61 š-i͗-c̣-̌ ttm

š-i͗-c̣-̌ [t ]tmḪꜣŚ.T

62 nw(u19)-h-ttm nw(u19-w24)-h-ssm nw(u19)-h-ttmḪꜣŚ.T 63 ḥ-k-ꜣw-h-t

ḥ-k-ꜣw-h-č

die neuzeit auf der suche nach punt

Nr. Textzeuge a

Textzeuge b

64 w-t-n-t

w-č-n-tḪꜣŚ.T

Textzeuge c

It lay at and around the ancient Wadi el Gasus: Νεχεσία. Verweis auf Nastasen Wdn.t. (23 mit Anm. 37)

b-s[…]

m-ś-č ḪꜣŚ.T



i͗-bi͗b(e8)ḪꜣŚ.T

68 i͗-ꜣ-h



i͗-ꜣ-h

69 k-k-t



k-k-tḪꜣŚ.T

70 ś-ṭn21



ś-ṭn21 ḪꜣŚ.T

71 m-ś-ḥ-to30 (śẖn.t)

m-[…]

m-ś-[ḥ]-to30 (śẖn.t)

67

i͗-bi͗b(e8)

72 kꜣꜣ-ꜣ-m

kꜣꜣ-ꜣ-mḪꜣŚ.T

73 i͗-ꜣ-ꜣ

i͗-ꜣ-ꜣḪꜣŚ.T

74

i͗i͗t(i9)t

75 mꜣ(u3)-ꜣw-t-w 76 č-t-n-ꜣ 77

ḥ-bḥꜣb(o22)-w

Gleichung von Zyhlarz

bbꜣ-i͗-mḪꜣŚ.T

65 bbꜣ-i͗-m 66 m-s-t

253

i͗i͗t(i9)s ḪꜣŚ.T

i͗i͗t(i9){č}⟨t ⟩ ḪꜣŚ.T

mꜣ(u3)-ꜣw-t-ꜣ

[…]-ꜣww[…] č-t-n-ꜣḪꜣŚ.T ḥ-bḥb(w3)-w

the district of Ms.t, Greek Μῦς „mouse“ is named: hence the ancient name Myos Hormos (23f.)

the older name of the later Tʾmsḥ.t „Crocodile Land“, called Timsah today. (24 mit Anm. 38)

254

kapitel iii

Die Ausführungen von Zyhlarz sind sehr wirr und völlig unstrukturiert; er gibt keine Belege, wo man die Toponyme, die er idiosynkratisch transkribiert, findet. Symptomatisch ist die Bemerkung zu № 71, dem angeblichen „Krokodil-Land“: These gulfs, which embrace the Peninsula of Sinai when seen on a schematically sketched map as existed at that time reminds one of a wide open mouth of a crocodile, into which the long extended „body“ of the Red Sea runs out to the north.1034 Daneben stehen recht phantasievolle Spekulationen. So bestimmt er „Arkiko“ bei „Massawa“ ohne jegliche Begründung as the landing-place of the Egyptian fleet under Hatshepsut.1035 Besonders verwirrend ist jedoch, dass Zyhlarz auch zahlreiche Identifizierungsvorschläge für Ortsnamen macht, die außerhalb der eigentlichen Puntliste stehen. Insgesamt bewegt er sich bei seinen Identifizierungen fast durchwegs auf dem Gebiet des heutigen Äthiopien und Eritrea. Im Nachfolgenden seien diese in der Transkription von Zyhlarz aufgeführt (Seitenzahlen in Klammern): – – – – – –

ʾtr ʾtr-mʾw ʾrkʾrk Bwkʾ-k Srny-k Tkrw

Adal (12) Kosmas Indikopleustes z.12 Ἀταλμώ. (12) Arkito behind Massawa (in Hatshepsut: AkArk) (12) probably old Βουγα (d.h. die Beja). (12) probably identical with the Aksumite Ṣaranē (dae 10) (12) Most probably […] we must think of the present-day Tigré region (13)

In Nubien lokalisiert er: – Brbrtʾ

the present region of Berber […] may be the place in question (12) this name carries the Kashite locality suffix -t (f.b.: meroit. -to) – ʾr-k Alowa, vgl. Nastasen 16 und 24 (13) – Gwrwbw Κολοβοί (Strabo 771–773) (14) – Bgšgʾ „small Bega“ (f.b.: angeblich nach Zyhlarz šgʾ meroit. = „klein“) – Tmkrʾ ⲙⲁⲕⲟⲩⲣⲓⲁ (14)

1034 1035

E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 24, Anm. 38. E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 17, Anm. 24.

die neuzeit auf der suche nach punt

– Mrkr – Trtr

255

(Gebel) Barkal (f.b. meroitisch tatsächlich Wechsel b ~ m belegt) (15) (Insel) Dal (15)

In der Äthiopistik haben manche der Gleichungen durchaus eine gewisse Rezeption erfahren, ohne allerdings hinterfragt zu werden. So geht man dort nach Zyhlarz davon aus, dass Adulis genannt wird (Nr. 59 ⟨wč-rw-č-tFremdland⟩), Ḥamasen (Nr. 50 ⟨ꜣ-m-mś-św⟩) oder Təgray.1036 Waren diese noch halbwegs vertretbar, so entbehren die Gleichungen für Utuli, Amasu und Takaru jeglicher Basis. Susanne Martinssen hat die Gleichungen von Zyhlarz abgelehnt, jedoch m.E. mit den falschen Argumenten, nämlich, weil er versucht habe, anhand von Ortsbezeichnungen der klassischen Antike sowie anhand von modernen Namen Lokalisierungen vorzunehmen.1037 Ein solches Vorgehen ist an sich legitim, die Kritikpunkte sind andere, nämlich phonologische. Streng genommen kann man Zyhlarz jedoch auch hier nicht viel vorwerfen, schließlich wurden die revolutionären Ansichten der ‚Neuen Komparatistik‘ erst Jahrzehnte nach seiner Studie vorgebracht und haben sich selbst bis heute nicht überall in der Ägyptologie durchgesetzt. Freilich konnte man selbst damals nicht einfach ein Toponym rückwärts lesen, um zu einer Gleichung zu kommen, wie dies Zyhlarz allen Ernstes getan hat!1038 Gleichwohl sind in der Arbeit sehr gute Beobachtungen versteckt, die aus Zyhlarz’ Kenntnissen des Altnubischen und Meroitischen resultieren, die er ohne Zweifel besaß. Beispiele dafür sind Hinweise auf ein Lokativsuffix -t im „Kaschitischen“ (d.h. meroitisch -to) oder den Wechsel von b und m im Meroitischen. Immer noch gültig sind darüber hinaus seine Beobachtungen zu den Graphemschwankungen1039 und sein Hinweis auf ägyptische Volksetymologien von Ortsnamen.1040 So meinte er:

1036 1037 1038 1039 1040

Zur äthiopistischen Literatur über Ortsnamen. vgl. Tadesse Tamrat, Place Names in Ethiopian History, Rezension in: jes 24, 1991, 115–132. Martinssen, Untersuchungen, 157, Anm. 80. E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 16, Beischrift zur Karte. E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 18, Anm. 25. E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 21, Anm. 32.

256

kapitel iii

The Pyene map is probably originally based on a sailor’s map with notes concerning the landing places and landmarks following each other.1041 e Weitere puntitische Toponyme Verlassen wir nun die Toponymliste von Karnak und wenden wir uns weiteren Ortsnamen zu, welche in den Quellen über Punt erscheinen. Das Land Pwn.t war für die Ägypter eine pluralische Entität: Immer wieder ist von den „Fremdländern Punts“ (ḫꜣś.wt Pwn.t) die Rede, von der 6. Dynastie (Ḫwi͗) bis zur Puntexpedition Hatschepsuts (Urk. iv, 335:4; 336:9). Außerdem werden oft mehrere Fürsten von Punt (wr.w n.(i͗) Pwn.t) genannt, beispielsweise in der Punthalle (Urk. iv, 323:6, 324:3, 325:4) oder in den Thebanischen Gräbern (tt 39, 100, 143); in Grab tt 143 sind sogar zwei dieser Fürsten dargestellt. Aus einer ägyptischen Quelle könnte hervorgehen, dass zumindest in der Vorstellung der Ägypter Punt in Distrikte (w.w) geteilt war (Sinai-Inschrift 238 + 427). Dort werden nämlich die beiden Bezirke Č-n-tḪꜣŚ.T und K-m-tḪꜣŚ.T erwähnt. Spannend ist neben der Nennung von Toponymen hier besonders, dass Berge in Punt erwähnt werden: 1 [Titel und Name c̣ṭ̌ ⸗f i͗nk ◯ mn mrw.t] ˹m˺ pr(.w)-nsw pẖr 2 [… c̣w ̌ .w n.(i͗) Pwn.t r i͗ni̯.t ◯ ḫft]˹c̣ṭ̌ ⸗f ˺ [i͗]˹w

[… Ich bin von andauernder Beliebtheit] im Königshaus, einer, der die Berge von Punt durchzog, um zu holen [… gemäß] seinem Auftrag.

šʿṭ⟨⸗i͗⟩\[hb]ni͗ m w(.w) Č-n-tḪꜣŚ.T 3 [m …] ti͗-šps ◯ 4 [m kꜣ.w ◯ …]-sḪꜣŚ.T mi͗-t-y-t m w(.w) K-m-tḪꜣŚ.T

Ich schnitt Ebenholz im Bezirk? von Č-n-tḪꜣŚ.T, kꜣ.w-Früchte/Knollen [in …], ti͗-šps-Holz (Kampfer?) [in …]-t (und) mi͗-t-y-t-Früchte/Knollen im Bezirk von K-m-tḪꜣŚ.T.

Ob hier und im Folgenden jeweils nach m „in“ das Wort w(.w) „Bezirk“ steht, ist nicht ganz sicher. Zumindest steht neben jedem ‚Wachtelküken‘ (g 43) zu Beginn der erhaltenen Toponyme das Landzeichen n 21. Gegen die Lesung m w(.w) Č-n-tḪꜣŚ.T „im Bezirk Č-n-tḪꜣŚ.T“ und für m W-č-n-tḪꜣŚ.T „in W-č-n-tḪꜣŚ.T“ spricht allerdings, dass diese Toponyme als Bezirke Punts in der Toponymliste Thutmosis’ iii. aufgeführt werden (Urk. iv, 799, № 64 & 48).1042 In der Spät-

1041 1042

E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 22, Anm. 35. E. Edel, Die afrikanischen Namen in der Völkerliste Ramses‘ ii (Simons, List xxi) und ihre Parallelen in anderen afrikanischen Völkerlisten, in: sak 4, 1976, (75–101) 101 und

die neuzeit auf der suche nach punt

257

zeit (Edfu & Philae) wird W-t-n-t darüber hinaus als Herkunftsland von Granat (ḥmꜣg.t) geführt.1043 Mit dem zuletzt genannten Toponym hat sich Dimitri Meeks näher auseinandergesetzt.1044 Er verweist auf ptolemäische und römische Inschriften1045 und folgt Zyhlarz in einer Lokalisierung nahe Sawākin oder Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘).1046 Danach korrigiert er einen Verweis von Zyhlarz, und zwar den Beleg auf der Nastasen-Stele: Diese Graphie sei eine Verlesung von Kambudsen/Kambyses.1047 Spätzeitliche religiöse Texte verbinden Wčr.t mit verschiedenen Toponymen und Ethnonymen, v.a. die Türkiesleute (mfkꜣ.ti͗w).1048 Meeks erwähnt in diesem Zusammenhang den Palermostein, mit seiner Nennung von Türkiesen aus Punt nicht. Seine Ausführungen zu dem Wortfeld mfkꜣ.ti͗w sind sehr interessant, allerdings erscheint mir fraglich, ob daraus wirklich etwas für die Puntdiskussion gewonnen werden kann. Die Türkiesleute stehen (in der Spätzeit) offenbar im Zusammenhang mit einer Region namens „Ober-Fk“ (Fk-ḥr.t)1049.1050 Dieses wird beschrieben als – so Meeks – „at the hight of the land of Punt“.1051 Darüber hinaus sei fkꜣ.t

1043

1044 1045

1046

1047

1048 1049

1050 1051

E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, in: nagw, phil.-hist. Kl., Nr. 6, 1983, 178 f. K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 84; Martinssen, Untersuchungen, 157, Anm. 82. Meeks, Locating Punt, 64 f. E. Chassinat & M. Rochemonteix, Le Temple d’Edfou vii, Kairo 1932, 106:7, 130:16 f.; 1933, 141:7; E. Chassinat, Dendera ii, Kairo 1934, 217:11; E. Chassinat, Dendera iv, Kairo 1935, 11:14 f., 70:4f., 137:5; E. Chassinat, Dendera vi, Kairo 1965, 24:3; S. Sauneron, Le Temple d’ Esna, Kairo 1963, Nr. 20:6. E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse, Nr. 6, Göttingen 1983, (157–185) 180, Anm. 34; E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 23f.; Meeks, Locating Punt, 64. F. Hintze, Studien zur meroitischen Chronologie und zu den Opfertafeln aus den Pyramiden von Meroe, Berlin 1959, 17–20; E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 23 f.; Meeks, Locating Punt, 79, Anm. 3. Meeks, Locating Punt, 64. S. Sauneron & J. Yoyotte, La campagne nubienne de Psammetik ii et sa signification historique, in: bifao 50, 1952, (157–207) 180, Anm. 2; Meeks, Locating Punt, 64. A. Gutbub, Kom Ombo i, Kairo 1995, 491, Anm. 372. E. Chassinat & M. Rochemonteix, Le Temple d’Edfou vi, 1931, 164:7.

258

kapitel iii

als Variante zu Mfkꜣ.t bekannt.1052 Nun zitiert er Toponymlisten (Kom Ombo) aus der Römerzeit, in denen der Name eindeutig in vorderasiatischem Kontext erscheine, u.a. in der Nähe von prs „Persien“.1053 Dies mag vielleicht zutreffen, doch gilt es eben ausschließlich für die Spätzeit, in der man Punt nicht mehr tatsächlich bereiste, sondern nur noch aus der religiösen Literatur kannte. Da zudem der Großteil des Weihrauchs in der Zeit aus Südarabien importiert wurde, könnte man in der Ptolemäer- und Römerzeit das Punt der Überlieferung durchaus in dieser Region lokalisiert haben. Es ist schlicht und einfach falsch, wenn Meeks schreibt: The geographical situation has remained essentially the same over a thousand years later.1054 Als Beweis führt er an, unter Ramses iii. würden die Puntiten „Sandbewohner“ genannt, und dies seien ja „oriental caravantraders“.1055 Gemeint ist jedoch mit „Sandbewohnern“ sicherlich nicht, dass die Menschen Araber waren, sondern einfach nur Nomaden bzw. Beduinen! Schließlich führt Meeks noch an, in der Spätzeit würde beschrieben, wie Myrrhe über ḫꜣrr.t nach Ägypten kam. Dahinter verberge sich kein Land, sondern vielmehr ein topographischer Terminus „Kanal/Wādī“1056.1057 Auch dies mag sein, führt uns allerdings nicht wirklich weiter. f Orte auf dem Weg nach Punt In seiner Inschrift im Wādī Hammāmat erwähnt Ḥn(n)w eher en passant die Namen mehrerer Plätze, an denen er Brunnen anlegen ließ (Dok. 7).1058

1052 1053 1054 1055 1056 1057 1058

A.H. Gardiner, T.E. Peet, & J. Černý, The Inscriptions of Sinai ii, London 1955, 1, Anm. a, 11, Anm. b. J. de Morgan, Catalogue des monuments et inscriptions de l’Égypte antique ii. Kom Ombo, Wien 1895, 132, Anm. 174.; Meeks, Locating Punt, 64. Meeks, Locating Punt, 64. Meeks, Locating Punt, 64. D. Meeks, Le Grand Texte des Donations au Temple d’Edfou, Kairo 1972, 115–117; P.W. Pestman, The Archive of the Theban Choachytes, Louvain 1993, 395–397. Meeks, Locating Punt, 65. Martinssen, Untersuchungen, 145.

die neuzeit auf der suche nach punt i͗w gr.t i͗ri̯.n ⟨⸗i͗⟩ ẖnmw.t 12m Bꜣ.t 14 ẖnm.(w)t 2m i͗ṭꜣh.t ḫt 1059 ◯ mḥ 20m wʿ(.w)t ḫt 1 mḥ 30m k(.i͗)t(i͗) i͗ri̯.n m i͗ꜣhtb mḥ 10 r 10 ḥr⸗ś nb {n}⟨m⟩ smꜣ n(.i͗) bʿḥ?

259

So legte (ich) 12 Brunnen in Bꜣ.t an, (sowie) zwei Brunnen in i͗ṭꜣh.t, 120 Ellen im einen (Fall), 130 Ellen im anderen, nachdem ich in i͗ꜣhtb (einen) von 10×10 Ellen an seiner gesamten (Wasser)oberfläche1060 beim Erreichen des Grundwassers?.1061

Weiter unten erwähnt er ein Wādī namens Wꜣg.1062 ḥꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ ḥr Wꜣg rʾ-hnw i͗nꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f i͗nr.w šps.w r tw.wt n(.i͗w)t ḥw.t-nčr

Auf (den Weg) durch wꜣg1063 und das Wādī al-Ḥammāmat schickte (ich) und brachte ihm kostbare Steinblöcke für die Tempelstatuen mit.1064

Auf dem Ankerschrein des ʿnḫw erscheint eine Region, die wir bereits aus den Toponymlisten Thutmosis’ iii. in Karnak (№ 108; Urk. iv, 800) und Ramses’ iii. von Madīnat Habu1065 kennen: Bꜣk.t (Dok. 17).1066 10 […] i͗nw.w pn i͗ʿ⟨b⟩.n⸗sn r ◯ Bꜣk.t[…]m[…]

1059 1060 1061

1062 1063 1064

1065 1066 1067

[…] diese Gaben, die sie zusammenführten nach Baket? 1067

Abgekürzte Schreibung für ḫ.t n(.i͗) nwḥ (Wb. ii, 223:13), Bohair. ϣⲉⲛⲛⲟϩ, ein Maß von 100 Ellen, d. h. 52,5 m. M. E. ḥr⸗ś „Gesicht, Oberfläche“ zu lesen, nicht ḥr rʾ⸗ś „an seinem Mund/seiner Öffnung“ (so Schenkel). Die ersten Angaben beziehen sich offenbar auf die Tiefe der Brunnen (63m bzw. 68 ¼ m), die Wasseroberfläche des Brunnens betrug noch auf der Höhe des Grundwasserspiegels 52 ½ m². Martinssen, Untersuchungen, 145. Es muß sich hier um ein Wādī zwischen dem Roten Meer und dem Wādī al-Ḥammāmat handeln, vielleicht um das Wādī Gasus? Der erste Satz könnte als Emphatische Konstruktion betrachtet werden, fokussiert auf die Ortsangaben. Dann jedoch müsste es sich bei dem zweiten Satz ebenfalls um eine Emphatische Konstruktion handeln, jedoch fehlt dazu eine Adverbiale, auf die fokussiert werden könnte, da der zweite Satz wenn, dann nachzeitig eingebettet werden müsste, dies jedoch aus inhaltlichen Gründen nicht sein kann (*„Nachdem ich gefertigt hatte …, sandte ich“). Somit verbleibt grammatisch für i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ lediglich der Präsentativfall oder eine Autofokussierung, die im Deutschen durch Koordination ausgedrückt werden kann. H. Gauthier, Dictionnaire des Noms Géographiques ii, Kairo 1925, 7; Martinssen, Untersuchungen, 147 f. Martinssen, Untersuchungen, 147. Oder vielleicht „zur Arbeit“?

260

kapitel iii

In unmittelbarer Nähe von Bꜣk.t finden wir in den Toponymlisten Thutmosis’ iii. einen ausgesprochen spannenden Ortsnamen: Swr. Geschrieben wird er mit einem Logogramm, das einen sitzenden Mann darstellt, welcher eine Schale an den Mund führt, also trinkt, altägyptisch swr. Phonetisch geschrieben steht ansonsten nur ⟨s-w⟩. Dies zeigt uns: Das ⟨r⟩ am Wortende war bereits zu jener Zeit reduziert, und das fremde Toponym klang in den Ohren der Ägypter so ähnlich wie ihr Verb „trinken“ mit Schwa am Ende. Luisa Bongrani verband das Toponym mit den šꜣsw, einer Nomadenbevölkerung Südpalästinas.1068 Zyhlarz hingegen bestimmt den Ort korrekt als einen Hafen der nördlichen Puntküste.1069 Nun stellt sich die Frage: Ist Swr identisch mit dem antiken Namen von Marsa Gāwāsīs, altägyptisch Si͗/ꜣww? Ich denke ja. Auf dem Ankerschrein des ʿnḫw lesen wir (Dok. 17): 4 nb .?. 8 r m-bꜣḥ […] ḳni̯ ḥr ◯ s.t-ʿ(.w)i͗⸗f s.i͗-n(.i͗)-Ḥr(.w)? nḫt 5 […] ṭp.wt […] ḥr-rḫḫi͗t? ◯ ṭmi͗1070 n(.i͗) Si͗ww1071 m śpꜣ.t Gbti͗w r pḥ

Herr/alle …? … zu vor […] tapfer, unter seinem Zugriff, Mann des Horus?, quer durch …?… […] Schiffe […] Landestelle von Si͗ww im Gau von Koptos, um zu erreichen […]

Auf der Stele des H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) heißt es (Dok. 13): 2 H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) m-ḫ.t ◯ 3 ḥtp.w m Pwn.t i͗wi̯.t⸗f m ◯

Chenticheti-wer nach seiner Rückkehr in Frieden aus Punt,

4 ḥnʿ⸗f wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w) mšʿ⸗f ◯ 5 n Sꜣww ⟨ʿ⟩ḥʿ⸗f ḥtp ◯

wobei seine Truppe mit ihm war, indem seine Flotte wohlbehalten und gesund war, glücklich ging es (zurück) nach Sꜣww.1072

1068

1069

1070 1071

1072

L. Bongrani, The Punt Expedition of Rameses iiird: Consideration on the Report from the Papryus Harris, in: L’impero ramesside. Convegno internazinale in onore di Sergio Donadoni, Vicino Oriente 1, Rom 1997, (45–59) 51. E. Zylharz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, (7–39) 29. Vgl. K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, 150. Aufgrund des Determinativstriches ist davon auszugehen, dass hier das Nomen steht und nicht das Verb. Ganz offensichtlich eine Variante von Sꜣww. Das Schwanken der Graphien legt nahe, dass es sich hier um einen nichtägyptischen Ortsnamen handelt, wahrscheinlich einen kuschitischen. Entweder ein elliptischer Adjektivalsatz „Glücklich war ⟨sie, d.h. die Rückkehr⟩ nach

die neuzeit auf der suche nach punt

261

Die Graphieschwankungen zwischen den verschiedenen Texten deuten auf einen nicht-ägyptischen Namen hin, vielleicht einen kuschitischen (tu-Beɗawiɛ?) – doch dies ist selbstverständlich Spekulation. g Punt – Ophir – Afar Carl Peters verstand sich nicht nur als Pionier des deutschen Kolonialismus, sondern auch als Historiker.1073 Immerhin war er darin ausgebildet, was ihn allerdings nicht davon abhielt, manche krude Theorie in Buchform zu pressen. Eine davon war die These, Ophir habe am Sambesi gelegen und sei darüber hinaus mit Punt identisch.1074 Ganz nebenbei stellte er in diesem Zusammenhang eine ungewöhnliche Gleichung auf: Seiner Meinung nach ist das Wort „Afrika“ aus „Ophir“ abgeleitet und beides verwandt mit dem Ethnonym bzw. Toponym „Afar“ und schließlich auch noch mit Pwn.t: Wenn das ägyptische Punt oder Phoun auf Nordost-Afrika zu beziehen ist, so dürfen wir an den Stamm der Afer oder Afar denken, die heutigen Danakil, gegenüber Bab-el-Mandeb, welche nach ihrer eigenen Überlieferung aus Arabien herübergekommen sind und eine Abteilung der Somali-Stämme bilden. Afar wäre der Arabische Name für das ägyptische Phoun.1075 Kurioserweise ist der eminente Alttestamentler William Foxwell Albright bei einer Behandlung der Ophir-Frage zu genau demselben Schluss gekommen: Ophir seems to be equivalent to the modern Afar, the land of the Danakil of Eritrea west of Bâb el-mandeb.1076 Die These wurde nie entkräftet, aber auch m.W. nie wieder ernsthaft aufgebracht; dabei sollte es vielleicht bleiben.

1073 1074 1075 1076

Sꜣww“ oder ein Adverbialsatz mit einer Präpositionalphrase n + Ortsname „Glücklich ging es nach Sꜣww“. K.A. Kitchen, The Land of Punt, in: T. Shaw et al (Hrsg.), The Archaeology of Africa, Food, Metals and Towns, London 1993, (587–608) 591 übersetzt „and his ships resting in Sa’waw“, emendiert also offenbar ⟨n⟩ in ⟨m⟩. C. Peters, Das Goldene Ophir Salomons. Eine Studie zur Geschichte der Phönizischen Weltpolitik, München 1895. C. Peters, Das Goldene Ophir Salomons. Eine Studie zur Geschichte der Phönizischen Weltpolitik, München 1895. C. Peters, Das Goldene Ophir Salomons. Eine Studie zur Geschichte der Phönizischen Weltpolitik, München 1895, 42 f.; Herzog, Punt, 42. W.F. Albright, Magan, Meluḫa, and the synchronisms between Menes and NarâmSîn, in: jea 7, 1921, 80–86, 83.

262

kapitel iii

h Puntitisch = Swahili? In einer waghalsigen Arbeit hat W. Lacroix versucht, Punt wie Peters vor ihm, am Sambesi zu lokalisieren.1077 Wie dieser führt er zur Unterstützung seiner These etymologische Vergleiche an: Lacroix beginnt mit der Feststellung, das „reverse water“ sei nicht der Euphrat, sondern der Sambesi. Dann fährt er fort, die „Muqad Sea (= sea of Kilwa bay)“ bezeichne das Rote Meer zwischen der Mündung des Rufiji und Tungi Bay. Dem folgend rekonstruiert er für die Flotte der Hatschepsut eine Reise nach Arabien, Indien, die Somali-Küste und in die Nähe von Delagoa Bay, wo man mit den Herrschern von Zimbabwe-Transvaal in Kontakt gekommen sei. Ausgangspunkt all seiner Überlegungen ist offenbar die alte Gleichung von Carl Meinhof Pwn.t – swahili pwani „seaside“.1078 Lacroix spinnt sie weiter und spricht von den watu wa wani „the people of the seaside, of the coast“.1079 Was dies mit Punt zu tun haben soll, entzieht sich meinem Verständnis. Nun macht Lacroix einen Sprung und zitiert Murray, um die Verbindung zu den Puniern zu erweisen;1080 schließlich landet er bei einer Arbeit von einem gewissen del Mar, in der es heißt: „About 1500b.c. gold was produced in the land of Pun (an east Indian word for gold)“.1081 Diesen Strang nimmt nun Lacroix auf, und verwirft so die zuvor von ihm vertretene Swahili-Etymologie. In Wirklichkeit läge hier ein obskures Wort für „Gold“ vor: The meaning „coast“ is really too vague to be plausable; unless it refers to a specific coast that was designated as Punt to the exclusion of all other coasts, in which case the Swahili word „Pwani“ presents very good leads. The meaning „gold-bearing country“ is more plausable […].1082

1077 1078 1079

1080 1081

1082

W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 313 f. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 313; Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 768. M. Murray, The Splendor that was Egypt, London ²1973, xx. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 314; A. del Mar, A History of the precoius metals from the earliest times to the present, (1880), reprint New York 1969, 39 und 15f., Anm. 12. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 314.

die neuzeit auf der suche nach punt

263

Dies wiederum sei zu verbinden mit der angeblichen Nennung eines „Punt in Asia“.1083 Lacroix hat sich nicht nur des Landesnamens angenommen, sondern auch der Personennamen1084 der Punthalle, d. h. der folgenden Beischriften (Dok. 28b): wr n(.i͗) Pwn.t Pꜣ-rʾ-h-w

Der Große von Punt Pꜣ-rʾ-h-w.1085

ḥʾm.t⸗f i͗:-t-y

Seine Frau i͗:-t-y

sꜣ(wi͗?)⸗f(i͗?)

Seine beiden Söhne?1086

sꜣ.t⸗f

Seine Tochter

Den Namen der Fürstin liest er als Ari, Ati oder Eti: Her name was Ari, Ati, or Eti: „who was deformed“; her ‚deformity‘ proved to be steatopygia.1087 Als ethnographische Indizien führt er an, die Frauen einer bestimmten Gruppe von Ostafrikanischen Jägern, die Mboni „show some tendency towards steatopygia“.1088 Dann postuliert er eine Swahili-Etymologie für den Personennamen: The name Ari/Ati/Eti of Parehu’s queen must also very probably be regarded as a title. I am inclined to think here of the Swahili word „ali“ meaning „high, large, noble, illustrious“.1089

1083

1084 1085 1086

1087 1088

1089

W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 314; A. Zayed, Egypt’s relations with the rest of Africa, in: General History of Africa ii, unesco 1981, (136–154) 148. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 318 f. Möglich wäre auch „Ein Großer (Häuptling) von Punt (namens) Pꜣ-rʾ-h-w“. Auf sꜣ⸗f folgt nach Urk. iv 325:2 ein ⟨n⟩. Sethe schlägt unter Vorbehalt eine Dualschreibung vor, was der Darstellung zweier Personen entsprechen würde. Müsste man ansonsten sꜣ⸗f n(.i͗) sꜣ.t⸗f „Sein Sohn von seiner Tochter“ lesen? W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 318 f. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 319; P. Murdock, Africa. Its Peoples and Their Cultural History, New York 1959, 60. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 319; Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 1057.

264

kapitel iii

Hinsichtlich des Fürsten Pꜣ-rʾ-h-w meint er, bestimmte Wörter und Formen aus dem Swahili erkennen zu können, vor allem würde der hintere Bestandteil des Namens (-h-w) „groß“ heißen. Das Vorderglied stecke letztlich auch im Toponym ‚Ophir‘ und bezeichne die See zwischen Mosambik und Madagaskar: The ending -hu is at once highly significant here, since „-Huu“ means „big“ in Swahili. It has the same meaning as „-kuu“, „big“, either physically or, especially morally, hence: important, excessive, eminent, distinguished, noble, the first, the greatest, the most senior, capital, principal, supreme, superior, preeminent.1090 It is even more interesting that the element Pere- also lends itself to a meaningful interpretation, since Pere- can easily be seen as a curruption of Pere-, a word that also forms the basis of the Biblical Ophir, the toponym Columns of Ephoros, and the name Pyralaai island in the (Mocambique) Channel. Parehu might very well be interpreted, therefore, as Lord of the (Mocambique) Channel, or perhaps better as „Lord of the Channel Country“. Ob damit Kilwa Bay oder Sofala Bay gemeint sei, hält er für unklar.1091 Um seine reichlich phantasievolle Sicht der Dinge zu erhärten, verweist Lacroix auf archäologische Funde im äquatorialen Afrika und bezieht sich auf einen populärwissenschaftlichen Atlas von Baines & Malek beads from the period of the 18th dynasty have been found along the African coast south of the River Joeba on the Equator.1092 sowie auf eine General History of Africa: „a statue inscribed with the cartouche of Thutmose iii. (1490 to 1468) was found south of the Zambesi“.1093 Was nun folgt, entlarvt die völlige Naivität dieses Forschers. So ist ihm nicht bekannt, dass sich hinter dem angeblichen Ortsnamen „Muqad“ genau dasselbe verbirgt wie hinter seinem eingangs zitierten „reverse waters“! Aber es kommt noch besser:

1090 1091 1092

1093

Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 290 und 457. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 318. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 320; J. Baines & J. Malek, Atlas van het Oude Egypte, Amsterdam/Brüssel 1981, 20. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 320; A. Zayed, Egypt’s relations with the rest of Africa, in: General History of Africa ii, unesco 1981, (136–154) 136.

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265

An attempt to interpret the name Muqad through swahili yields a very appropriate lead for an interpretation, namely, the word „Mgao“, name of the coast of the Swahili territory between the r. Rufidyi and Minengene, deep in Tungi Bay, which is to the s. of the r. Ruvuma and Cape delgado.1094 Die Kilwa Bay – so Lacroix – habe an diesem Teil der Küste gelegen.1095 „Muqad“ wird von ihm sogar etymologisiert: The ending -d of Muqad is also intriging. It may well be the same ending which we find in Rapta and which I have interpreted as „bay“.1096 […] understand Mouqad as Mgoa-tao, i.e. as Mgoa Bay, that ist to say […] Kilwa Bay.1097 Nach der Behandlung von „Muqad“ widmet sich Lacroix den Bärten der Puntiten.1098 Diese seien das Vorbild für den ägyptischen ‚Götterbart‘ gewesen, und der Ausdruck ḫbś.ti͗ sei bisher falsch interpretiert worden: The false beard worn by the pharaohs and the Egyptian gods, is an imitation of the real beard worn by the men of Punt.1099 […] The word Hbstyw, in hieroglyphic texts, has until now been taken erroreously, by Egyptologist, for a common Egyptian noun („cultivatos“, or even „bearded“ …). Spannend ist allerdings ein Verweis auf Doresse, der bereits in den 50er Jahren eine Verbindung zwischen ḫbś.ti͗ und ḥabäšat gezogen hatte.1100 Die Bantu seien zwar nicht bekannt für besonderen Bartwuchs, doch bei den Venda gäbe es Leute 1094

1095 1096 1097 1098 1099 1100

W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 331; Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 550. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 331. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 331. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 331. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 335–337. P. Montet, Het eeuwige Egypte, Amsterdam, 1965, 112. J. Doresse, Histoire Sommaire de la Corne Orientale de l’Afrique, Paris 1971, 51; 56, Anm. 1.

266

kapitel iii

with sharp well-defined features, clear-cut pointed nose, and moderately thin lips, presenting a distinctly hamitic appearance, which is accentuated among the old men by the fact that they bear long undressed beards.1101 Und die sog. BaPedi (sic!) sing in an old song of bearded men, who were called Mapalacata, wore clouds on their heads …, came from the Drakensberg and were finally destroyed. Die Kopfbedeckungen seien Turbane und bezögen sich auf Indien.1102 Schließlich versteigt sich Lacroix noch zu einer weiteren Etymologie, diesmal von ‚Ophir‘ selbst.1103 Dieses sei zu verbinden mit feredyi „syn. and augm. of mferedyi“. Mferedyi nun bedeute „channel, water conduit drain“.1104 Das Element -dyi sei „suffix of certain verbal nouns, to which it adds an idea of habit, state of persitency, of importance“.1105 Es folgt noch ein Verweis auf uFeredyi „canal, aqueduct“.1106 und die Feststellung, Sofala sei bereits im Altertum Bantu-Territorium gewesen.1107 Soviel zu Lacroix. Eine ausführliche Behandlung dieser wirren KlingklangEtymolgien will ich mir und dem Leser ersparen.

∵ Bewertung. Die Bemühungen, von afrikanistischer Seite zur Punt-Diskussion wirklich etwas Substanzielles beizutragen, können als problematisch betrachtet werden. Dabei sollte man selbstverständlich differenziert vorgehen: Wäh1101

1102 1103 1104 1105

1106 1107

W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 336; H. Stayt, The BaVenda, Londo 1931 bzw. 1968 (reprint), 20. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 336. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 298–300. Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 219 und 545. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 299 f.; Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 186. Ch. Sacleux, Dictionnaire Swahili-Français, Paris 1939, 934. W.F.G. Lacroix, Africa in Antiquity. A linguistic and toponymic analysis of Ptolemy’s map of Africa, Saarbrücken 1998, 300 f.

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267

rend ein Teil der Arbeiten jeglicher Grundlage entbehren, haben sich andere schlichtweg als zu wenig aussagekräftig erwiesen. Zu ersterem zählt der Versuch, äthiopische Ortsnamen in den altägyptischen Toponymlisten zu identifizieren, die Kettengleichung Punt – Ophir – Afar und die Ableitung puntitischer Personennamen aus dem Swahili. Fundierter sind da schon die anderen Vorschläge zur Etymologie von Pwn.t – sei es aus einem ‚hamitischen‘ oder einem Bantu-Wort. Am vielversprechendsten ist vielleicht die Beobachtung, es müsse sich bei dem ägyptischen Lexem ṭng „Zwerg“ um ein Lehnwort handeln, wohl aus einer kuschitischen Sprache. Leider lassen sich jedoch selbst hier keine weiteren Aussagen machen, welche die Situation deutlich erhellen würden.

iii.11

Deutsch-Ostafrika und Puntland: Die Suche der Nationalisten

Nicht nur Forscher unterschiedlichster Fachrichtungen haben sich des Landes Punt angenommen, auch Nationalisten waren und sind mit diesem Thema beschäftigt, wenn auch aus gänzlich verschiedenen Motiven. Ihnen geht es vor allem um die Legitimierung bestimmter politischer Sachverhalte. Diese sind extrem gegensätzlich gelagert. Auf der einen Seite steht der wilhelminische Historiker und Politiker Carl Peters, dem an einer Begründung für die rigorose und von Rassismus geprägte deutsche Kolonisation Deutsch-Ostafrikas gelegen war. Auf der anderen Seite wird das Prestige der antiken Bezeichnung Punt von einem Staat im Kampf um seine Unabhängigkeit und letztlich auch bei der Lösung von den Folgen des Kolonialismus instrumentalisiert. a Carl Peters und Punt Die Verknüpfung der Puntfrage mit dem Kolonialismus erfolgte über die OphirDebatte. Letztere war zuallererst von Heinrich Brugsch in die Diskussion eingebracht worden1108; der Strang wurde dann von Fritz Hommel weiter ausgeführt. Richard Lepsius brachte die ‚Hamitentheorie‘ mit ins Spiel und wies damit ungewollt den Weg für die Kolonialisten.1109 Gleichzeitig setzte sich die These von Auguste Mariette immer mehr durch, wonach Punt in Somalia zu suchen sei.1110 Besonders Letzteres rief die Vertreter eines deuteschen Kolonialismus in Afrika auf den Plan. So führte Karl Grimm zur Unterstützung seiner Kolonisierungspläne antike Vorbilder an und schlachtet 1108 1109 1110

H. Brugsch, Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen, Leipzig 1877, 110 und 281. H. Brugsch, Geschichte Aegyptens unter den Pharaonen, Leipzig 1877, 110 und 281. A. Mariette, Les Listes géographiques des Pylônes de Karnak comprenant la Palestine, l’ Éthiopie, le pays de Somâl, Leipzig 1875, (60–66) 65; Herzog, Punt, 28.

268

kapitel iii

in diesem Zusammenhang vor allem die Punthalle propagandistisch aus.1111 In einem Beitrag für einen Vorabdruck der „Kolonialpolitischen Korrespondenz“ schrieb er: Die Masse des Volkes der alten Ägypter hatte damals die hohen Vorteile seiner Kolonialgründung in Ostafrika greifbar vor Augen, es konnte bereits ernten, was mit sorgsamer Hand schon vorher gesät worden war. Daß der hohe Gewinn, der aus einer engen handelspolitischen Verbindung des ägyptischen Vaterlandes mit Ostafrika für das erstere sich ergab, damals bereits von dem Volksbewußtsein erkannt und für eine Sache von höchst nationaler Bedeutung angesehen wurde, ergibt sich daraus, dass das regierende Haupt gerade diese kolonialpolitische Episode seiner mannigfachen Regierungstätigkeit erwählte, um sie in Form eines Denkmals für die Nachwelt zu verewigen. Die Schrift erschien später als Buch und wurde von Dr. Carl Peters herausgegeben, dessen Name mit der Gründung der Kolonie Deutsch-Ostafrika eng verknüpft ist. Dieser Pfarrerssohn und Klosterschüler war ganz vom Sozialdarwinismus geprägt; er betrachtete die „nicht-weißen Rassen“ als minderwertig und billigte ihnen einzig die Existenz als Arbeitskräfte zu. In seiner Person verkörpert sich der deutsche Kolonialismus der wilhelminischen Zeit in seiner extremsten Ausprägung – unter den Rassenideologen gehörte er sicherlich zu den radikalsten. Zeitgenossen attestierten ihm neben einem christlichen Sendungsbewusstsein ein egozentrisches und herrschsüchtiges Wesen, was ihn später zu einem Leitbild der deutschen Jugend im Nationalsozialismus prädestinierte.1112 Bis in die 1960er Jahre hielt dieses Bild mehr oder weniger an, die kritische Distanz setzte erst in den letzten Jahrzehnten verstärkt ein.1113 Interessant ist Peters vor allem aufgrund dieser Rezeptionsgeschichte, war doch sein Erbe in der deutschen Geschichte höchst unterschiedlich aufbereitet, wissenschaftlich und politisch bewertet und propagandistisch ausgenutzt worden.1114 Sein Biograph Ulrich Wieben hat die Grundzüge seiner Persönlichkeit folgendermaßen skizziert: 1111 1112 1113

1114

K. Grimm, Die Pharaonen in Ostafrika, Karlsruhe 1887, 4; Herzog, Punt, 34 f. Vgl. H. Böhme, Carl Peters. Der Begründer von Deutsch-Ostafrika, Leipzig 1939. Reclam-Heftchen, das in den Oberschulen eingesetzt wurde. W. Speitkamp, Totengedenken als Berlin-Kritik. Der Kult um die Kolonialpioniere, in: U. van der Heyden & J. Zeller (Hg.) „… Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“. Berlin und der deutsche Kolonialismus, Münster 2005. U. Wieben, Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten, Rostock 2000, 9.

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269

Wie alle deutschen Kolonialpioniere, so war auch Peters eine Mischung von Forscherpersönlichkeit, akademisch ausgebildet und von Wissensdrang beseelt, und militantem Eroberer. Er kam als Unterdrücker und empfand sich gleichzeitig als Befreier, war Ausbeuter und wähnte sich als Kulturbringer zugleich, weil der „Wilde die Kultur nicht verträgt“.1115 Damit ist bereits angesprochen, was uns hier beschäftigen soll: Carl Peters war promovierter Historiker, verstand sich auch als Forscher und war publizistisch sehr aktiv. Sein Wille zu führen zeigt sich bereits in den Studienjahren: In Göttingen gründete er eine eigene Studentenverbindung1116 – selbstredend eine schlagende. Schon hier ist er Blutvergießen gegenüber nicht nur gleichgültig, er scheint es gleichsam zu verherrlichen.1117 In späteren Jahren gab er an, bei Theodor Mommsen und anderen Größen seiner Zeit studiert zu haben, doch tauchen die Namen Mommsen, Treitschke und Droysen nicht auf seinen Zeugnissen auf!1118 Immerhin wurden seine Untersuchungen zum Friede von Venedig 1177 von der Berliner Universität preisgekrönt und brachten ihm die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft ein.1119 Die Gutachter lobten seine Methodik und seinen lebendigen und eleganten Stil und formulierten gute Hoffnungen im Hinblick auf seine zukünftigen Forschungen.1120 Nach der Promotion 1880 verdiente er sich durch Vorträge für junge Damen über Literatur, Mythologie, griechische Geschichte und Kunst etwas Geld.1121 Er wurde sogar habilitiert, strebte allerdings alles andere als eine akademische Karriere an, sondern trat stattdessen nach einem Aufenthalt bei seinem Onkel in London für deutsche Kolonien nach englischem Vorbild ein. 1884 gründete Peters mit Mitstreitern die Gesellschaft für Deutsche Kolonisation und eignete sich mit einer betrügerischen Methode der Landenteignung in Ostafrika innerhalb kürzester Zeit ein Gebiet an, das zweimal so groß war

1115 1116 1117 1118 1119 1120 1121

U. Wieben, Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten, Rostock 2000, 67 f. A. Perras, Carl Petes and German Imperialism 1856–1918. A Political Biography, Oxford 2004, 17. A. Perras, Carl Petes and German Imperialism 1856–1918. A Political Biography, Oxford 2004, 18. A. Perras, Carl Petes and German Imperialism 1856–1918. A Political Biography, Oxford 2004, 19. U. Wieben, Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten, Rostock 2000, 23. A. Perras, Carl Petes and German Imperialism 1856–1918. A Political Biography, Oxford 2004, 18. U. Wieben, Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten, Rostock 2000, 23.

270

kapitel iii

wie das Deutsche Reich. In seiner Autobiographie hat Peters dieses Vorgehen mit sog. Schutzverträgen, begleitet von Flaggenhissungen, näher beschrieben:1122 Gelangte er zu einem Häuptlingssitz, ließ er zunächst Gerüchte von meiner Macht streuen und Schüsse abfeuern, um die Kanaillen einzuschüchtern. Sodann brachte er die Stammesführer mit Ehrengeschenken und einem Trunk guten Grogs in die vergnüglichste Stimmung, auf dass sie ihm die Blutsbrüderschaft antrugen und ihm ihr Land zu völlig freier Verfügung überließen. Hatte der Häuptling den deutschsprachigen Vertrag unterzeichnet, ließ Peters ihm noch einmal mit Gewehrsalven demonstrieren, was sie im Falle einer Kontraktbrüchigkeit zu erwarten hätten. Wenn erst einmal, wie Bismarck spottete, so ein Stück Papier mit Neger-Kreuzen drunter existierte, betrachtete Peters das Land als besetzt: Die Hauptsache ist, dass man das Land erst einmal hat, hernach kann man untersuchen, was es wert ist. Die erwarteten deutschen Siedler konnten Berge, Flüsse, Seen und Forsten beliebig nutzen – in den ‚Abtretungsverträgen‘ war u.a. das alleinige und uneingeschränkte Recht übertragen worden, Zölle aufzuerlegen, Steuern zu erheben, eine eigene Justiz und Verwaltung einzurichten sowie bewaffnete Truppen ins Land zu bringen. Für die solchermaßen ‚erworbenen‘ Gebiete forderte die neu gegründete Deutsche Ostafrikanische Gesellschaft (doag) vom Deutschen Reich einen Schutzbrief, um ihre Herrschaft zu legitimieren. Der wenig kolonialbegeisterte Reichskanzler Bismarck versuchte erfolglos, Peters Einhalt zu gebieten. Wahrscheinlich vor allem, um einen Konflikt mit Großbritannien zu vermeiden, lenkte der Kaiser schließlich doch ein und unterschrieb eine Verpflichtung des Reiches, die neue Kolonie zu „befrieden“ und militärisch zu verteidigen. Der Helgoland-Sansibar Vertrag von 1889/90 setzte dem weiterreichenden Bestrebungen Peters’ jedoch ein Ende; hinzu kam eine massive Rebellion der Küstenbevölkerung 1888. Nach deren Niederschlagung wurde DeutschOstafrika 1891 zur Kronkolonie erklärt und Peters zum Reichskommissar für das Kilimandscharo-Gebiet ernannt. Der Herrenmensch Peters kannte im Umgang mit den Eingeborenen keinerlei Hemmungen und sah deshalb drakonische Strafen und Hinrichtungen als normales Mittel der Disziplinierung an. Der unter Kolonialkritikern später mit dem Schmähnamen „Hänge-Peters“ belegte Reichskommissar ließ u.a. seine angeblich untreue afrikanische Konkubine Jagodia und ihren Geliebten öffentlich aufhängen und ihre Heimatdörfer zerstören, was in der Kilimandscharo-Gegend wieder zu monatelangen Aufständen gegen die Kolonisatoren führte. Die sozialdemokratische Zeitung Vorwärts nannte Peters nicht umsonst einen grimmigen Arier, der alle Juden

1122

C. Peters, Lebenserinnerungen, Hamburg 1918.

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271

vertilgen will und in Ermangelung von Juden drüben in Afrika Neger totschießt wie Spatzen und zum Vergnügen Negermädchen aufhängt, nachdem sie seinen Lüsten gedient.1123 Der Kolonialforscher Joachim Zeller: Peters’ ultimativer Traum war die Schaffung eines zusammenhängenden mittelafrikanischen Kolonialreiches von der Ost- bis zu Westküste. Ich habe gefunden, dass diesen Völkern nur die männliche Energie und gegebenenfalls rücksichtslose Gewalt imponiert … Gebe ich einem schwarzen Häuptling einen Ochsen, so wird er sofort geneigt sein, mir meine ganze Herde wegzunehmen; gebe ich ihm aber einen Hieb mit der Peitsche, so wird er geneigt sein, umgekehrt mir einen Ochsen zum Geschenk zu machen. Mit sog. Expeditionen ins Landesinnere erwarb er sich den Ruf eines erbarmungslosen Mörders, der links und rechts alles niederknallte. Die Afrikaner gaben Peters den bezeichnenden Namen Mkono wa damu (Kiswaheli: der Mann mit den blutbefleckten Händen). In seinem Buch Kolonien unter der Peitsche meint F.F. Müller, dass Carl Peters ein Psychopath mit sadistischen Neigungen, krankhaft übersteigertem Geltungsbedürfnis und hysterischem Ehrgeiz war, der sich zeitweise zu einer Art Cäsarenwahn steigerte.1124 Diese große Brutalität führte 1892 zu seiner Abberufung. 1897 wurde er dann nach einem Disziplinarverfahren unehrenhaft entlassen, jedoch bereits mit Beginn des Zweiten Weltkrieges von Wilhelm ii. teilweise und 1937 von Adolf Hitler vollständig rehabilitiert. Die Namen der ihm nachfolgenden Reichskommissare lesen sich übrigens wie ein Who-is-who der deutschen Orientalistik: Freiherr von Wissmann, Freiherr von Soden … Und damit zurück zur Puntfrage: Peters ging nach seiner Entlassung wieder nach England; er betrieb von dort aus den Abbau von Gold in Südafrika und explorierte Goldlagerstätten in Angola und Südrhodesien. Diese Tätigkeiten verband er mit seinem neuen Steckenpferd, den Forschungen zum sagenhaften Goldland Ophir. Bereits 1883 war er durch die Begegnung mit dem Schriftsteller Stacy in London auf die mögliche Lage des Goldlandes in Ostrhodesien hingewiesen worden.1125 Der Grund dafür war die Wiederentdeckung der Ruinenfelder von Zimbabwe durch Carl Mauch im Jahre 1871. Mauch hatte bereits einen Zusammenhang mit Ophir gesehen und betrachtete einen der

1123 1124 1125

H. Krätschell, Carl Peters 1856–1918. Ein Beitrag zur Publizistik des imperialistischen Nationalismus in Deutschland, Diss. hu Berlin 1959. http://www.afrika-hamburg.de/peters.html (Stand: 2. 5. 2010). U. Wieben, Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten, Rostock 2000, 55.

272

kapitel iii

Gebäudereste als Tempel der Königin von Saba.1126 Zwei Jahrzehnte später folgte eine genauere Untersuchung Zimbabwes durch J. Theodore Bent.1127 Deren Publikation war es, welche die Kolonialisten beflügelte, allen voran Carl Peters.1128 Peters wollte das Wort „Afrika“ aus „Ophir“ ableiten, um alles mit Punt zu verbinden. Kann es zu sehr gewagt erscheinen, wenn wir alle diese Tatsachen aus einem Punkt zusammenfassend erklären? Ophir und Afrika ist das Südland. Puni oder Phöniker sind die Südleute. […] Wenn das ägyptische Punt oder Phoun auf Nordost-Afrika zu beziehen ist, so dürfen wir an den Stamm der Afer oder Afar denken, die heutigen Danakil, gegenüber Bab-el-Mandeb, welche nach ihrer eigenen Überlieferung aus Arabien herübergekommen sind und eine Abteilung der Somali-Stämme bilden. Afar wäre der Arabische Name für das ägyptische Phoun.1129 1895 erschien seine Monographie Das goldene Ophir Salomons (München & Leipzig). Im Januar 1899 trat er dann seine erste Forschungsreise an den Sambesi an, weitere sollten folgen (1900–1901, 1905, 1906, 1909–1910 und 1911).1130 Stärker rezipiert wurde sein Buch Im Goldland des Altertums. Forschungen zwischen Zambesi und Sabi (München & Leipzig 1902), auch wenn es in den beiden jüngst erschienenen und sehr umfangreichen Studien über Carl Peters nicht einmal erwähnt wird.1131 Uwe Wieben schrieb über seine Forschungen: Peters konnte seine wissenschaftliche Leistung sehr wohl einschätzen, stellte sich nie in den Rang des berühmten Afrikaforschers Heinrich Barth. Er sah sich selber immer mehr als Kolonialpolitiker und Kolonialpropagandist in Ostafrika.1132 Die Forschungen des Kolonialisten hatten zwei Hintergründe. Zum einen konnte es sich der Rassist Peters nicht vorstellen, dass die Ruinen von Zimbabwe durch

1126 1127 1128 1129 1130 1131

1132

C. Mauch, Reisen im Inneren von Südafrika 1865–1872, Gotha 1874, 51; Herzog, Punt, 41, Anm. 6. J.T. Bent, The Ruined Cities of Mashonaland, London 1892. C. Peters, Das Goldene Ophir Salomons. Eine Studie zur Geschichte der Phönizischen Weltpolitik, München 1895. C. Peters, Das Goldene Ophir Salomons. Eine Studie zur Geschichte der Phönizischen Weltpolitik, München 1895, 42 f.; Herzog, Punt, 42. U. Wieben, Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten, Rostock 2000, 55. A. Perras, Carl Petes and German Imperialism 1856–1918. A Political Biography, Oxford 2004; C. Kpao Sare, Carl Peters et l’ Afrique. Un mythe dans l’opinion publique, la littérature et la propagande politique en Allemagne, Hamburg 2006. U. Wieben, Carl Peters. Das Leben eines deutschen Kolonialisten, Rostock 2000, 56.

die neuzeit auf der suche nach punt

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Afrikaner errichtet worden waren. Also mussten Träger einer altorientalischen Hochkultur als Baumeister herhalten, wofür sich die Phönizier anboten. Damit schloss er – über den Weg der Etymologie – direkt an Punt an, das er in Südostafrika suchte. Zum anderen und vielleicht sogar vornehmlich wollte er mit seinen Hypothesen Aktionäre für eine Kapitalgesellschaft gewinnen, um in Mosambik Land zu erwerben und nach Gold schürfen zu können. Die Thesen von Carl Peters hätten lediglich ein Dasein als Fußnote gefristet, wenn sie sich nicht in den Köpfen der weißen Oberschicht im ehemaligen Deutsch-Ostafrika festgesetzt hätten. Die Ophir-Theorie galt nämlich im weißen Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe, als offizielle Staatsideologie, weil mit ihr behauptet werden konnte, dass die Schwarzafrikaner schon im Altertum nur durch Zwang von hellhäutigen Rassen zur Arbeit hätten gebracht werden können. Der Archäologe Peter Garlake, dem der endgültige Beweis für die schwarzafrikanischen Ursprünge der Ruinenanlage gelungen war1133, durfte seine Forschungsergebnisse nicht in Rhodesien veröffentlichen. Vereinzelt erscheinen auch heute noch Bücher, in denen der nicht-afrikanische Ursprung der Ruinen behauptet und ein Zusammenhang mit Phöniziern oder Ägyptern hergestellt wird.1134 Die Autoren stammen fast ausschließlich aus dem südafrikanischen Raum und vertreten eine Auffassung von afrikanischer Geschichte, wie sie während der Kolonialzeit allgemein akzeptiert war und auch heute noch in Kreisen, die der Apartheid nachtrauern, gern aufgegriffen wird. b Piraten in Puntland Puntland ist ein am 23. Juli 1998 einseitig für unabhängig erklärter Staat im Nordosten Somalias.1135 Er nimmt den größten Teil der Somalihalbinsel ein, das Horn von Afrika. Da er international bislang nicht anerkannt wurde, gehört er völkerrechtlich immer noch zu Somalia. Wie so oft in Afrika sind die Hintergründe militärischer Auseinandersetzungen im Zusammenwirken von Stammesfehden und dem Nachwirken der Kolonialzeit zu suchen. Nach dem Ende des Regimes von Mahamed Siyaad Barre erklärte im Mai 1991 das ehemalige Britisch-Somaliland unter dem Namen Somaliland seine Unabhängigkeit. Sieben Jahre später spaltete sich Puntland im somalischen Bürgerkrieg vom Rest Somalias – dem ehemaligen Italienisch-Somalia – als autonomer Teilstaat ab. 1133 1134 1135

P.S. Garlake, Great Zimbabwe, London 1973. Ein Beispiel wäre A.J. Bruwer, Zimbabwe. Rhodesia’s Ancient Greatness, Johannesburg 1965. M. Bradbury, Becoming Somaliland, London 2008, 126, 130f., 187, 197–199.

274

kapitel iii

Der Landesname ist von dem Punt der ägyptischen Quellen abgeleitet, beeinflusst durch die lange vorherrschende Lehrmeinung, dieses sei am Horn von Afrika zu suchen. Puntland führt die gleichen Hoheitszeichen (Wappen, Flagge) wie Somalia, Amtssprachen sind Somali, Arabisch und Italienisch; die Bevölkerung ist zu 99% muslimischen Glaubens und setzt sich ethnisch aus 80% Somali, 15% Arabern und 5% Bantu zusammen. Wichtigster Clan der Region ist die Harti-Untergruppe der Darod, vor allem deren Unterclan der Majerteen. Ihre Somali Salvation Democratic Front (ssdf) hatte seit 1982 gegen die Diktatur Barres gekämpft, seit 1988 hat sie die Kontrolle über die Region. Von 2003 an kam es mehrfach zu bewaffneten Konfrontationen zwischen Puntland und Somaliland um die zwischen beiden umstrittenen Grenzregionen. Dabei stützt Somaliland seinen Anspruch auf den Grenzverlauf des Protektorats Britisch-Somaliland, Puntland auf die Clanzugehörigkeit der Bewohner. Im Jahr 2004 wurde nach einer Friedenskonferenz eine Übergangsregierung gebildet und der ehemalige puntländische Präsident Abdullahi Yusuf Ahmed war bis Ende 2008 Präsident Somalias. Am 1. Juli 2007 riefen die Warsangeli-Darod in Sanaag unter Berufung auf ihr historisches Sultanat ihren eigenen Maakhir-Staat aus und erklärten sich als autonomer Teilstaat innerhalb Somalias von Puntland wie Somaliland für unabhängig. 2008 erklärten die Dolbohanta in ähnlicher Weise die Gründung des Northland State. Innerhalb Puntlands bestehen Differenzen zwischen den drei Unterclans der Majerteen sowie zwischen der wirtschaftlich prosperierenden, stark wachsenden Hafenstadt Boosaaso und den weniger weit entwickelten Gebieten. Wichtigste wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung ist die (nomadische) Haltung von Kamelen, Ziegen und Schafen; des Weiteren werden Weihrauch und Gummi arabicum produziert. Neuerdings werden die somalischen Gewässer von Seeräubern beherrscht. Ein bedeutender Teil der Piraterie geht dabei von Orten wie Eyl und Harardhere an der Ostküste Puntlands aus. Als wesentliche Ursache gilt die illegale Fischerei, welche die Lebensgrundlage der einheimischen Fischer schädigte und manche von ihnen in die Piraterie getrieben hat. Heute ist die Piraterie ein lukratives Geschäft, an dem sich auch Geschäftsleute und ehemalige Bürgerkriegskämpfer aus Puntland und ganz Somalia beteiligen. In keiner offiziellen Verlautbarung der Regierung Puntlands1136 wird auf Punt eingegangen, nur westliche Medien erwähnen dies gelegentlich. Besonders kurios ist die Rubrik historical background des Internetauftritts der Re-

1136

http://www.puntlandgovt.com/indexeng.php (Stand: 2. 12. 09).

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gion1137, wo die Herleitung des Landesnamens mit keinem Wort erwähnt wird. Noch bemerkenswerter ist das Wappen der Puntland State University, die sich kein ägyptisches Puntrelief zum Logo genommen hat, sondern ein dorisches Kapitell!

∵ Bewertung. Die Vereinnahmung Punts durch den Kolonialismus auf der einen und die postkoloniale Staatenbildung auf der anderen Seite ist in ihrer Gegenüberstellung besonders pikant. Sie zeigt, wie leicht sich historische Sachverhalte einmal in die eine Richtung, einmal in die entgegengesetzte interpretieren lassen. Die beiden Fälle liegen fast genau ein Jahrhundert auseinander, doch hat sich in diesem Jahrhundert sehr viel getan: Die großen Kolonialreiche sind zerbrochen, allen voran das British Empire. Carl Peters hatte die Briten immer bewundert und sie explizit zum Vorbild für eine deutsche Expansion in Ostafrika genommen. Die Konkurrenz zwischen den europäischen Mächten um Einfluss in Afrika war es dann auch, was letztlich das Deutsche Reich dazu bewog, die Eskapaden dieses Draufgängers zu legitimieren und die Kolonie Deutsch-Ostafrika zu gründen. Die Konkurrenz wird aber auch an kaum einem Ort so deutlich wie am Horn von Afrika: Immerhin gab es einmal gleich drei verschiedene Somalias – British Somaliland, Somalie française und Somalia italiana. Diese Teilung ist heute noch spürbar und neben verschiedenen Clanzugehörigkeiten heute noch Grund für militärische Auseinandersetzungen zwischen Puntland und Somaliland. Dass man den Anschluss an ägyptische Quellen suchte, kommt nicht von ungefähr. Ägyptisches galt bereits den antiken Griechen als Inbegriff des Altehrwürdigen. Sich auf Ägypten berufen zu können war damals schon besonders geeignet zur Bekräftigung der eigenen langen Tradition. Aus eben diesem Grund verlängerte beispielsweise der äthiopische Kaiser seine Ahnenreihe um die Pharaonen der damals noch so genannten ‚Äthiopenzeit‘.1138 Ägypten gilt aber auch als geradezu synonym mit Hochkultur schlechthin. Für Carl Peters und das weiße Rhodesien nach ihm war es undenkbar, dass

1137 1138

http://puntlandgovt.com/profile.php (Stand: 2. 12. 09). M. Kropp, Die traditionellen äthiopischen Königslisten und ihre Quellen, in: M. Fitzenreiter (Hrsg.), Genealogie – Realität und Fiktion von Identität, ibaes v, London 2005, 21–46; M. Zach, Die Ras Tafari-Liste in sudanarchäologischer Sicht, in: M. Fitzenreiter (Hrsg.), Genealogie – Realität und Fiktion von Identität, ibaes v, London 2005, 47–56.

276

kapitel iii

Schwarzafrikaner die Ruinen von Zimbabwe errichtet haben könnten, und zur Lösung dieses scheinbaren Widerspruchs griff er auf Ophir und die Puntfahrten der Ägypter zurück. Die Puntländer argumentieren im Grunde auf exakt derselben Linie, wenn sie es als notwendig empfinden, sich zur Schaffung eines gemeinsamen Identitätsbezuges und Nationalstolzes auf Punt berufen zu müssen.

iii.12

Hamiten und Punier: Die Suche der Hamitosemitisten

In der Sprachwissenschaft herrscht manchmal – wie in vielen anderen Disziplinen – eine verwirrende terminologische Vielfalt. Beispielsweise gehört das Altägyptische zu einer Gruppe von Sprachen, die mal als ‚hamito-semitisch‘, dann wieder als ‚afroasiatisch‘ und schließlich sogar als ‚semitohamitisch‘ bezeichnet wird.1139 Worin besteht nun der genaue Unterschied zwischen jenen termini technici? In der Sache gibt es zunächst keinen, es sind dieselben Sprachen gemeint, allein die Grundhaltung des Forschers ist verschieden.1140 Wenn man von ‚hamito-semitisch‘ spricht, impliziert man damit eine Zweiteilung der Sprachfamilie in eine ‚hamitische‘ und eine ‚semitische‘ Gruppe. Dies wäre nicht weiter problematisch, wenn damit nicht auch eine Verbindung zur sog.

1139

1140

Zur Gliederung vgl. C.R. Lepsius, Standard Alphabet for Reducing Unwritten Languages and Foreign Graphic Systems, London 21863; J.H. Greenberg, Studies in African linguistic Classification, Bradford (Conneticut) 1955; J.H. Greenberg, The languages of Africa, International Journal of American Linguistics 29, 1963; A. Zaborski, Archaic Semitic in the Light of Hamito-Semitic, in: Zeitschrift für Althebraistik 7, 1994, 235; O. Rössler, Verbalbau und Verbalflexion in den semitohamitischen Sprachen – Vorstudien zu einer vergleichenden Semitohamitischen Grammatik, in: zdmg 100, 1950, 461–514; H.C. Fleming, Chadic External Relations, in: E. Wolff & H. MeyerBahlburg (Hrsg.), Studies in Chadic and Afroasiatic Linguistics, Hamburg 1983, 17–31; C. Ehret, Reconstructing Proto-Afroasiatic (Proto-Afrasian): Vowels, Tone, Consonants and Vocabulary, Berkely 1995; H. Satzinger, Afroasiatischer Sprachvergleich, in: S. Grunert & I. Hafemann (Hrsg.), Textkorpus und Wörterbuch. Aspekte zur ägyptologischen Lexikographie, Probleme der Ägyptologie 14, Leiden 1999, 367–386. Man beachte ferner das Handbuch Afrazijkie jyzyki, (= Jazyki Azii i Afriki 4,) Moskau 1991. Einen umfassenden Überblick über die Forschungsgeschichte der semitohamitischen Sprachen findet sich bei R.M. Voigt, Semitohamitische Philologie und vergleichende Grammatik: Geschichte der vergleichenden Semitohamitistik, in: S. Auroux et al. (Hrsg.), Geschichte der Sprachwissenschaften ii, Berlin & New York 2001, 1318–1325.

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‚Hamitentheorie‘1141 bestünde, und diese ist eindeutig rassistisch1142. Um sich also von dieser zu distanzieren, hat Joseph Greenberg den Begriff ‚afroasiatisch‘ geprägt, der nun seinerseits irreführend ist. Schließlich wurden und werden die entsprechenden Sprachen nur in einem Teil der Kontinente Afrika und Asien gesprochen.1143 Diese terminologische Ungenauigkeit bewog Forscher wie Rainer Voigt oder Thomas Schneider unter Berufung auf die Konvention wieder zu den alten Begriffen zurückzukehren. Durch die Umstellung von ‚hamito-semitisch‘ in ‚semitohamitisch‘ soll markiert werden, dass man sich von allen rassistischen und typologischen Konnotationen distanziert, welche vor allem mit dem ‚hamitischen‘ Bestandteil des Kompositums verbunden sind. Weitere Ausdrücke wie ‚Lisramic‘ oder ‚Erythräisch‘ konnten sich nicht durchsetzen.1144 Soweit der Vorrede. Die ‚Hamitentheorie‘ sollte in jeder Diskussion um Punt angesprochen werden, weil ein großer Teil der älteren Forschungsliteratur durch sie kontaminiert ist. Die Verbindung zwischen beiden Bereichen geschah über den Seeweg, genauer gesagt über die Phönizier. Punt wurde nämlich in der Frühzeit der ägyptologischen Forschungen mehrfach mit den Puninern bzw. Phönizien in Zusammenhang gebracht. Der Hintergrund ist derselbe wie bei der ‚Hamitentheorie‘: Da man ‚Schwarzafrikanern‘ nicht zutraute, ein bestimmtes Maß an Kultur zu haben, wurden die Puntiten aufgrund einer reinen Namensähnlichkeit einfach zu Puniern erklärt. Hinzu kam die bekannte Ausrichtung der punischen Gesellschaft auf den Seehandel. Als sich die Verknüpfung mit Phönizien aufgrund fehlender historischer Zusammenhänge nicht mehr halten lies, griff man direkt auf die ‚Hamitentheorie‘ zurück. Danach waren die Puntiten keine ‚Neger‘, sondern kulturell höherstehende, hellhäutige und großgewachsene Viehzüchter, ‚Hamiten‘ genannt.

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1142 1143 1144

P. Rohrbacher, Die Geschichte des Hamiten-Mythos, Veröffentlichungen der Institute für Afrikanistik und Ägyptologie der Universität Wien 96. Beiträge zur Afrikanistik Bd. 71. Wien 2002; E. Sanders, The Hamitic Hypothesis: Its Origin in Time, in: R.O. Collins (Hrsg.), Problems in African History: The Precolonial Centuries, New York 1996. S. Arndt & A. Horscheidt (Hrsg.), Afrika und die deutsche Sprache, Münster 2004, 137–142, s. v. „Hamite/Hamitin“. B. Comrie, The World’s Major Languages, New York & London 1991, 647. Afrasisch (Russische Schule); Erythräisch (l. Reinisch 1873: Lage um das Erythräische Meer (A.N. Tucker & M.A. Bryan); Lisramic (Charleton T. Hodge: pseudoautochthon „Sprache der Menschen“ *lis-rameč).

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kapitel iii

a Punier & Puntiten Johannes Dümichen verband als Erster Punt mit den Phöniziern.1145 Dies ist besonders kurios, denn er versetzt den Aktionsradius der Phönizier von Mittelmeer ins Rote Meer: Die Expediton ist nach dem Punierland gerichtet, d. h. nach den Ländern an der Küste des roten Meers auf der arabischen Seite, in denen die Phönizier saßen, bevor sie am Mittelmeere sich niederließen. Die Punier waren eine See- und Handelsmacht, daher offenbar die Assoziation Dümichens, der schließlich in Dair al-Baḥrī die Flotte einer Königin untersuchte. Ob er dabei auch eine gemeinsame Etymologie von Punisch und Punt im Auge hatte, erfahren wir nicht. Immerhin betrachteten Auguste Mariette oder Richard Lepsius das finale -t nicht als zum Toponym gehörig („Poun“; „Puna“) – eine linguistische Gleichung schien damit zumindest möglich zu sein.1146 Lepsius schreibt wörtlich, die Puntiten „waren die Vorväter selbst der uns bekannten Phönizier“. Um dies zu untermauern, stellt er eine – nach Rolf Herzog – in der Tat sehr „kühne Etymologie“ auf: Ich gehe aber noch weiter und zweifle nicht, dass der Name der Φοίνικες selbst von dem der Puna hergenommen ist, mit dem er in seiner lateinischen Form Poeni, Punici fast noch identisch ist. und weiter: Die Puna, zu denen die Flotte der Königin Hatasu kommt, tragen einen dünnen, spitzen Bart […] der ihnen ein ziemlich semitisches Aussehen gibt. […] Verschieden von diesen, und doch nicht Ägypter, sind ebendaselbst unbärtige Männer mit runder Frisur, und einem Schurze, der von dem ägyptischen druch einen Zipfel nach vorn verschieden ist; diese […] scheinen […] den Meroitischen Kuš anzugehören […]. Friedrich Wilhelm von Bissing lehnte die Gleichung Punt – Phönizier – Punier ab, sie sei „linguistisch ausgeschlossen“.1147 Heute ist sie gänzlich aus der 1145 1146 1147

J. Dümichen, Die Flotte einer ägyptischen Königin aus dem xvii. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, Leipzig 1868, 17. C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. F.W. Fr. von Bissing, Geschichte Ägyptens im Umriß, Berlin 1904 bzw. Leipzig ²1911, 15 f. und 43–45; Herzog, Punt, 44.

die neuzeit auf der suche nach punt

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Diskussion verschwunden.1148 Eigentlich sind die Gründe dafür recht erstaunlich, schließlich ist die Gleichung sprachwissenschaftlich gesehen gar nicht unmöglich – die gewichtigeren Argumente gegen eine Identifizierung der Puntiten als Punier sind historischer Natur und diese wurden m. W. nie explizit herausgestellt. So zeigt sich anhand dieses Beispiels sehr schön, wie Lehrmeinungen in der Wissenschaft entstehen und sang- und klanglos auch wieder vergehen können. Vor allem aber zeigt es sich, welchen Einfluss Zeitströmungen auf ihren Bestand haben: vor 150 Jahren standen die Punier bei humanistisch Gebildeten noch im Zentrum des Allgemeinwissens. b Die ‚Hamitentheorie‘ Als ‚Hamitentheorie‘ wird eine Theorie von der Überlegenheit einer hellhäutigen ‚Herrenrasse‘ bezeichnet, der sog. ‚Hamiten‘ über die sog. ‚Neger‘.1149 Sie geht zurück auf den Afrikareisenden John Hanning Speke1150 und wurde ergänzt bzw. auf die Sprachen Afrikas übertragen von Richard Lepsius und Carl Meinhof. War sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch die vorherrschende Lehrmeinung, ist sie heute als rassistisch diskreditiert und wird daher als ‚Hamitenmythos‘ bezeichnet.1151 In Russland bildete sich als Gegenstück die ‚Japhetitentheorie‘ heraus. Nach dieser bestand ein gemeinsamer Ursprung der kaukasischen, hamito-semitischen und baskischen Sprachen. Entwickelt wurde sie von dem georgischen Orientalisten Nikolaj Jakovlevič Marr mit dem erklärten Ziel, die Überlegenheit der Völker Russlands zu begründen – später wurde sie zunehmend marxistisch überformt.1152 Der terminologische Ausgangspunkt für beide Theorien ist die biblische Völkertafel in Buch Genesis (Ge. 9:18–27). Dort werden als Söhne Noahs Sem, Ham

1148 1149

1150 1151

1152

Kitchen, Punt and how to get there, 184. P. Rohrbacher, Die Geschichte des Hamiten-Mythos, Veröffentlichungen der Institute für Afrikanistik und Ägyptologie der Universität Wien 96. Beiträge zur Afrikanistik; Bd. 71. Wien 2002; E. Sanders, The Hamitic Hypothesis: Its Origin in Time, in: R.O. Collins (Hrsg.), Problems in African History: The Precolonial Centuries, New York 1996. J.H. Speke, Journal of the Discovery Of The Source Of The Nile, London 1863. Erstmals spricht afroamerikanische Anthropologe Saint-Clair Drake 1959 am Zweiten Kongress der „Écrivains et Artistes Noirs“ in Paris von „Détruire le myth chamitique“, vgl. P. Rohrbacher, Der Hamiten-Mythos. Wien, 2002, 223. V.M. Alpatov, Istorija odnogo mifa: Marr i marrizm, Moskau 2004; R. L’ Hermitte, Marr, marrisme, marristes: Science et perversion idéologique; une page de l’histoire de la linguistique soviétique, Paris 1987; T. Borbé, Kritik der marxistischen Sprachtheorie N. Ja. Marr’s, Kronberg 1974.

280

kapitel iii

und Japhet genannt, der älteste Sohn Hams wiederum ist Kusch. Inhaltlich gehen sie auf die für ihn geradezu ‚schockierenden‘ Erfahrungen des Abenteurers John Speke zurück: Anstatt im afrikanischen Zwischenseengebiet – wie erwartet – auf homogene Volksgruppen zu stoßen, fand dieser auf der Suche nach der Nilquelle hierarchisch stark strukturierte Gesellschaften vor. Eine evolutionistische Erklärung hätte allerdings nun bedeutet, den Afrikanern zuzugestehen, sie seien aus ihrer eigenen Geschichte heraus in der Lage gewesen, staatliche Strukturen zu entwickeln. Statt dessen erklärte er deren Entstehung diffusionistisch, d.h. die sozialen Schichten müssten durch Überlagerung verschiedener Einwanderungswellen entstanden sein. Außerdem bestimmte er soziale Gruppen als Rassen und verband solchermaßen kulturelle mit physiognomischen Merkmalen. Um die dortigen Herrscher zu missionieren, erzählte er ihnen nun, sie stammten über die christlichen Äthiopier von Salomon ab. Als Viehhirten der ‚Galla‘ (heute: Oromo) hätten sie Bantu-Bauern vorgefunden und sich zu deren Herrschern aufgeschwungen. Zufälligerweise deckten sich Elemente seiner Theorie mit lokalen Überlieferungen über einen fremden Gründungs-Heros und fanden auf diese Weise sogar eine gewisse lokale Verankerung. Im Grunde ist die ‚Hamitentheorie‘ letztlich sogar als Auslöser des Ruanda-Konflikts zwischen Hutu und Tuzi zu sehen.1153 Beide Gruppen sprechen die selbe Sprache und haben die selbe Kultur, doch wurden sie zum Instrument der Kolonialpolitik, welche eine Herrscherklasse zum Zwecke der indirekten Herrschaft auswählte und so eine eigentlich gar nicht vorhandene ethnische Differenzierung etablierte. Seit Ende des 19. Jhds. wurde Sprache als Mittel gesehen, die kulturelle Überlegenheit der ‚Hamiten‘ gegenüber den unterentwickelten und primitiven ‚Negern‘ nachzuweisen. Als herausragendes Merkmal für die kulturelle Überlegenheit wurde dabei das grammatische Geschlecht betrachtet.1154 Der Inhaber des weltweit ersten Lehrstuhls für Afrikanistik (Hamburg), der Pastorensohn Carl Meinhof, wollte 1909 beweisen, dass die Bantu entstanden aus einer Vermischung von ‚Hamiten‘ und ‚Nicht-Hamiten‘. Unter ‚hamitisch‘ verstand man damals nicht nur die kuschitischen, tschadischen und berberischen Sprachen sowie das Altägyptische, sondern zusätzlich dazu heute gänzlich anderen Sprachfamilien zugeordnete Sprachen:

1153 1154

H. Strizek, Ruanda und Burundi von der Unabhängigkeit zum Staatszerfall, Köln 1996. C. Meinhof, Die Sprachen der Hamiten. Friederichsen, Hamburg 1912; C. Meinhof, Grundzüge einer vergleichenden Grammatik der Bantusprachen, Hamburg 1948.

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Ful(fulde)/Peul (Niger, Gambia, Kamerun) [heute: Niger-Kongo]1155 Maasai (Kenia, Tansania) [heute: Nilo-Saharanisch] Nama (Hottentotisch) (Namibia, Botswana) [heute: Khoisan] Mit der allgemeinen Verbreitung der ‚Hamitentheorie‘ gewann diese besondere Sprengkraft, denn sie wurde in einer Kombination von rassischen, wirtschaftlichen und sprachwissenschaftlichen „Argumenten“ dazu benutzt, u. a. die (deutsche) Kolonialherrschaft in Afrika zu verbrämen. Nach dem Vorbild der britischen Herrschaft wurden lokale Machthaber gefördert, eine feudale Schicht im Dienste der Kolonialmacht in ihrer Legitimation bestätigt und nach Belieben zu ‚Hamiten‘ erklärt. Unvermögen zur politischen Herrschaft erklärte man im Gegenzug aus einem Status als zu Unrecht in ein primitiveres Stadium zurückgefallene ‚Hamiten‘. Zweifel an der Existenz der ‚hamitischen‘ Sprachfamilie kamen erstmals von August Klingenheben und Dietrich Westermann (beide übrigens Nachfolger Meinhofs, der eine in Hamburg, der andere in Berlin). Von da an wichen die Vertreter der Theorie aus auf die hellere Hautfarbe und größere Körperhöhe als Nachweis für die angebliche Überlegenheit der ‚Hamiten‘. Diese wurden nicht mehr als genetische Einheit betrachtet, sondern lediglich durch eine gemeinsame ‚zivilisationsbildende Kraft‘ verbunden. Nach der nsZeit und dem Krieg wird die ‚Hamitentheorie‘ zunehmend verworfen. In jüngerer Zeit flackerte sie noch einmal auf in den Arbeiten des englischen Anthropologen und Zytologen John Randal Baker, der in einer Monographie mit dem Titel „Race“ (Oxford University Press, 1974) die menschlichen Rassen auf dieselbe Weise wie Unterarten von Tieren klassifiziert. Dabei führt er die Gründung der altägyptischen Zivilisation wie vor ihm William M. Flinders Petrie1156 auf „europide Äthiopiden“ (das seien die heutigen Fellachen) zurück und bezeichnet die meisten afrikanischen Herrscher als ‚äthiopid‘ (ein rezentes Beispiel sei Julius Nyerere). Selbst heute noch spukt der Begriff ‚hamitisch‘ in vielen Köpfen herum, obwohl sich die meisten wahrscheinlich gar nicht über die rassistischen Hintergründe im Klaren sind. Den Anfang der Verknüpfung zwischen Punt-Debatte und ‚Hamitentheorie‘ machen die Bemerkungen Auguste Mariettes über die unterschiedliche Hautfärbung der Puntiten.1157 Explizit gemacht wurde die Verbindung erst

1155 1156 1157

A. Klingenheben, Die Sprache der Ful, Hamburg 1963. W.M.F. Petrie, Koptos, London 1896, 9. A. Mariette, Deir-el-Bahari. Documents topographiques, historiques et ethnographiques, Leipzig 1877.

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durch Richard Lepsius.1158 Dieser meinte in seiner berühmten Nubischen Grammatik sog. „Kuschiten“, d.h. ‚hamitische‘ Völker aus Asien, seien parallel zu den frühen Ägyptern und Libyern auf die Arabische Halbinsel und von dort nach Afrika „übergeströmt“: Der Zug […] besteht hier zur Hälfte aus braunen und schwarzen Leuten, zur anderen Hälfte aus roten, von den Ägyptern kaum unterschiedenen Leuten. Daraus geht hervor, dass die Puna zum Teil wenigstens sicher in Afrika, zu dem ja auch die Weihrauchküste selbst gehörte, wohnten, und hier die Negerstämme unter sich aufgenommen hatten. Ein anderer Teil desselben Volkes wohnte aber ebenso sicher damals noch in Arabien. J. Krall schreibt ebenfalls unmissverständlich: „Die Bewohner des Landes Punt sind Hamiten“.1159 Wilhelm Max Müller rechnet die Puntiten 1893 einer großen Völkerfamilie zu, der auch Troglodyten und die südlichen Nachbarn der Ägypter zuzurechnen seien.1160 Sie hätten dieselbe Rasse wie die alten Ägypter, seien mit diesen eingewandert und hätten damit die ‚Neger‘ verdrängt.1161 Ähnlich formulierte das auch A. Wiedemann1162 und vor allem William M.F. Petrie.1163 Dieser sieht keine Unterschiede zwischen den Puntiten untereinander, nur eine rassische Einheit mit den frühesten Ägyptern.1164 1898 meint Müller gar, dass die „Punti wilde Hamiten mit einiger Negerbeimischung (dies nach Mariette) waren“,1165 und von Bissing speku-

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1163 1164

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C.R. Lepsius, Nubische Grammatik mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Berlin 1880; Herzog, Punt, 30 f. J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890, 75ff.; Herzog, Punt, 37. W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893; Herzog, Punt, 37. W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893, 113 und 120; Herzog, Punt, 38. G. Schweinfurth, De l’ origine des Égyptiens et sur quelques-uns de leurs usages remontant à l’ âge de la pierre, in: Bulletin de la Société de Géographie d’Égypte 4, Kairo 1897, (785–805), 801. W.M.F. Petrie, Koptos, London 1896, 9. G. Schweinfurth, De l’ origine des Égyptiens et sur quelques-uns de leurs usages remontant à l’ âge de la pierre, in: Bulletin de la Société de Géographie d’Égypte 4, Kairo 1897, (785–805), 801. W.M. Müller, Studien zur vorderasiatischen Geschichte, Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 3, 1898–1900, 42; Herzog, Punt, 39.

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liert, sie seien „möglicherweise aus den asiatischen Küsten des roten Meeres herübergekommene Semiten, Vorläufer der späteren Abessynier, Verwandte der Ägypter selbst“.1166 Am ausführlichsten beschreibt Moritz die angebliche Verdrängung der ‚Neger‘ durch ‚hamitische‘ Puntiten: Es kann demnach kein Zweifel mehr bestehen darüber, dass Punet innerhalb, also in dem südlichen Teil der Westküste des Roten Meeres gelegen haben muß. Die arabische Küste […] ist deshalb auszuschließen, weil auf den ägyptischen Darstellungen als Bewohner von Punet Menschen mit ausgesprochenem Negertypus erscheinen, die in halbkugeligen, auf hohen Pfählen stehenden Grashütten wohnen. Heutzutage findet sich das nördlichste Negervolk bei Malkatto im Golf von Adulis, der Stamm der Schoho. Daß die Neger im Altertum noch weiter nördlich gewohnt haben und erst durch das Vordringen der Hamiten nach Süden zurückgedrängt sind, die ihrerseits wieder von den über das Meer gekommenen Arabern nach Westen und Süden gedrückt wurden, das ist wahrscheinlich, läßt sich aber im einzelnen nicht nachweisen.1167 Edouard Naville hält – wie Petrie – Punt nicht für einen geographischen Begriff, sondern für einen rassenkundlichen und schließt damit ebenfalls an die ‚Hamitentheorie‘ an: Il semble que Pount ne désignait pas un pays défini, mais un group ethnique, l’ancienne population du sud de l’arabie et de la côte orientale de l’Afrique, une vaste région que les auteurs grecs et latines appellent Éthiopie. […] La population est mélangée. Les Pountites sont les maîtres; c’est à eux qu’appartient le pays; mais une population nègre s’y est établie, des nègres norus et bruns.1168 Da in der Punthalle definitiv Afrika dargestellt sei (Pount était un pays de l’ Afrique), müsse der entsprechende Stamm aus Westasien stammen, freilich

1166 1167 1168

F.W. Fr. von Bissing, Geschichte Ägyptens im Umriß, Berlin 1904 bzw. Leipzig ²1911, 15 f. und 43–45; Herzog, Punt, 44. B. Moritz, Arabien. Studien zur physikalischen und historischen Geographie des Landes, Hannover 1923, 73–75; Herzog, Punt, 47. E. Naville, Le pays de Punt et les Chamites, Revue Archéologique, 5. Serie, Bd. 23, 1926, 114; Herzog, Punt, 48.

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nur die Oberschicht der ‚hamitischen‘ Puntiten.1169 Günther Roeder hat die Lehrmeinung 1928 auf dem Punkt gebracht: Die Lage des Landes Punt der äg. Texte ist ebensowenig gesichert wie die des alttestamentlichen Weihrauchlandes Ophir, mit dem es oft zusammengebracht wird. […] Die Bewohner von Punt sind nach den Bildern Hamiten gewesen.1170 Nach dem Krieg wird es sehr ruhig um die ‚Hamiten‘. Rolf Herzog will sich ganz auffälligerweise nicht einmal auf eine entsprechende Diskussion einlassen. c

Die Suche nach der ‚Urheimat‘ der ‚Semitohamiten‘ und die ‚Kolonisation‘ Äthiopiens Eines der großen Probleme der Semitistik bzw. der Semitohamitischen Sprachwissenschaft ist die Suche nach der sog. ‚Urheimat‘ der Sprachgruppen und die Frage, wie das Äthiosemitische als isolierte semitische Sprachgruppe auf dem afrikanischen Kontinent zu erklären ist. Beides hat indirekt auch mit der Puntfrage zu tun, wenn man Hinweise auf eine äthiosemitische Erklärung bestimmter lautlicher Phänomene puntitischer Orts- und Personennamen ernst nimmt.1171 Die ‚Urheimat‘ der ‚Hamitosemiten‘ wurde entweder in Afrika oder in Asien gesucht – in beiden Fällen habe eine Ausbreitung über die Halbinsel Sinai stattgefunden. Im Großen und Ganzen findet man in der Literatur vier Theorien: 1. Ausbreitung von Süden über das Niltal nach Nordwestafrika und von dort weiter nach Vorderasien.1172 2. Migration von Norden über den Sinai ins Niltal und von dort ans Horn von Afrika.1173

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1173

E. Naville, Le pays de Punt et les Chamites, Revue Archéologique, 5. Serie, Bd. 23, 1926, 116; Herzog, Punt, 48. G. Roeder, in: Eberts Reallexikon der Vorgeschichte 10, Berlin 1928, s.v. Punt; Herzog, Punt, 49. Vgl. dazu ein eigenes Kapitel. P. Behrens, Wanderbewegungen und Sprache der frühen saharanischen Viehzüchter, in: sugia 6, 1984f., 135–216; C. Ehret, Reconstructing Proto-Afroasiatic (ProtoAfrasian): Vowels, Tone, Consonants and Vocabulary, Berkely 1995; C. Ehret, The Civilizations of Africa, Oxford 2002, 33 ff. O. Rössler, Verbalbau und Verbalflexion in den semitohamitischen Sprachen – Vor-

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3. Theorie von der Austrockung der Sahara, d.h. Wanderung aus der Westsahara nach Süden und Nordosten bis an den Nil und weiter nach Asien.1174 4. Ausbreitung vom Nil nach Osten zu den Felsbilder-Zentren.1175 Es besteht also nicht einmal ein Konsens über die Grundrichtung, in welcher sich die semitohamitischen Sprachen verbreitet haben sollen. Je nachdem, ob man den Ursprung im abessinischen Raum ansetzt oder nicht, ergeben sich für das Äthiosemitische mehrere Szenarien. Der Grund für Nordostafrika als Nukleus einer Migration wird im altertümlichen Charakter des kuschitischen tu-Beɗawiɛ gesehen, das seit sehr langer Zeit in jener Region bezeugt ist. Entweder ist hier der Ursprung des Semiothamitischen überhaupt zu suchen und folglich auch des Semitischen, oder das Äthiosemitische verbreitete sich erst sehr viel später nach der Abspaltung des Semitischen sekundär wieder über das Rote Meer in Abessinien. Will man also in Afrika nach Semiten suchen, dann müssen diese Migrationstheorien eines näheren Blickes gewürdigt werden, auch wenn Vieles dabei sehr fragwürdig ist. Zum einen kann man das Konzept der genetischen Sprachverwandtschaft grundsätzlich anzweifeln – wenn Sprachen miteinander verwandt sind, liegt vielleicht eher ein Extremfall von Sprachkontakt vor. Zweitens wissen wir nichts über die Sprache prähistorischer Gruppen, da sich Sprache nicht im archäologischen Befund niederschlägt. Daher sind alle Thesen von Migrationen reine Spekulation. Drittens ist nicht gesagt, dass sich Sprache nur durch Migration ausbreiten muss: Diesbezügliche Theorien haben den Makel, allzu kolonialistisch gefärbt zu sein; zumindest sind sie oft relativ zweifelhaft, wie schon die gesamte Frage nach einer ‚Urheimat‘. Der unterschwellige Rassismus ist gerade am Fall des Äthiosemitischen deutlich: Als man gegen Ende des 19. Jhds. in Abessinien eine Schriftkultur feststellte, war die erste Erklärung, es müsse sich um einen Kulturtransfer gehandelt haben. Heute noch ist die communis opinio in der Äthiopistik, dass sich Sprecher semitischer Sprachen etwa zu Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. oder vielleicht sogar noch früher von Südarabien kommend in Abessinien niederließen.1176 Der ‚Beweis‘ wird in dem inschriftlich nachweisbaren Reich von

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studien zu einer vergleichenden Semitohamitischen Grammatik, in: zdmg 100, 1950, 461–514; B. Kienast, Historische Semitische Sprachwissenschaft, Wiebaden 2000. I. Diakonoff, Earliest Semites in Asia, in: AoF 8, 1981, 23–74; K.W. Butzer, Studien zum vor- und frühgeschichtlichen Landschaftwandel in der Sahara i–ii, Mainz 1958. Vornehmlich in der prähistorischen Archäologie im Zusammenhang mit der Felskunst der Sahara vertreten, vgl. U.W. Hallier, Die Entwicklung der Felsbildkunst Nordafrikas, Sonderschriften des Frobenius-Instituts 7, Stuttgart 1990. C. Conti Rossini, Storia d’Etiopia, Bergamo 1928; S.C. Munro-Hay, in: S. Uhlig

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kapitel iii

dʿmt gesehen (ca. 7. Jhd. v. Chr.), einem südarabisch geprägten Vorläufer (?) des Reiches von Aksum. Kamen also die Semiten und ihre Sprache aus Südarabien nach Äthiopien? Gläubige Christen argumentieren mit der Königin von Sabaʾ, die Salomon den Stammvater der äthiopischen Kaiser geboren haben soll. Heute sehen viele äthiopische und eritreische Nationalisten die Dinge genau umgekehrt: Nicht die abessinische Kultur ist ein Ableger der altsüdarabischen, sondern umgekehrt! In der Forschung wurde diese Richtung des Kulturtransfers m.W. lediglich von Jaqueline Pirenne einmal vertreten.1177 In der Tat gibt es zahlreiche Hinweise auf einen fremden Einfluß bei der Genese der altsüdarabischen Kultur. Zwar wird die Zeit des Karibʾil Watar bin Ḏamarʿalī (7. Jhd. v. Chr.) gerne als formative Phase betrachtet, jedoch ist dies spätestens nach den neuesten Inschriftenfunden in Ṣirwāḥ zu revidieren, was Norbert Nebes ausführlicher getan hat.1178 Bereits die voll ausgeprägte Schrift mit kalligraphischen Ansätzen zeigt, dass die Vorläufer der sabäischen Kultur viel früher anzusetzen und wahrscheinlich sogar noch älter sind als vereinzelte Schriftzeugnisse aus dem 9. bzw. 10. Jhd. v. Chr.1179 Eins ist freilich sicher: Es führt keine direkte Entwicklungslinie von der bronzezeitlichen Ṣabir-Kultur zu den altsüdarabischen Kulturen, welche der Ramlat as-Sabʿatayn angelagert sind.1180 Aufgrund dieses Befundes wurde der Impetus schon verschiedentlich außerhalb Südarabiens gesucht.1181 So hat man postuliert, im Laufe des zweiten Jahrtausends seien aus dem Norden der Arabischen Halbinsel semitisch sprechende Bevölkerungsgruppen in den Südwesten vorgedrungen und hätten dort wesentliche Anstöße zur Herausbildung der altsüdarabischen Hochkultur gegeben. Vor allem die Schriftübernahme aus dem kanaanäischen Raum

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(Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, 294–300, s.v. Arabia. Relations in ancient times. Dies mit weiterer Literatur bei: S.C. Munro-Hay, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, 294–300, s. v. Arabia. Relations in ancient times. N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur. Eine Arbeitshypothese, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, 427–435. N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur. Eine Arbeitshypothese, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, (427–435) 428 mit Anm. 13. N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur. Eine Arbeitshypothese, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, (427–435) 429. N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur. Eine Arbeitshypothese, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, (427–435) 429 mit Literatur in Anm. 15.

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wird als Argument für diese Theorie angeführt.1182 Man hat auch schon frühere Schriftübernahmen postuliert1183, und die dadurch entstandene „Schriftlücke“ damit erklärt, die Schrift sei zunächst für den rein privaten Gebrauch übernommen und viel später monumentalisiert worden.1184 Der sprachliche Befund ist nicht sehr eindeutig: in der Tat besteht ein enger Zusammenhang zwischen den altsüdarabischen Sprachen und dem Arabischen auf der einen und dem Äthiosemitischen auf der anderen Seite.1185 Jedoch haben die drei Sprachgruppen nach Nebes keine auffallend große Anzahl signifikanter Merkmale gemeinsam, die eine besonders enge Verwandtschaft zwingend annehmen ließe – keiner der beiden Kandidaten stelle die linguistische Fortsetzung einer altsüdarabischen Sprache dar. Vielmehr bestünden mehrere Übereinstimmungen mit dem Kanaanäischen, insbesondere dem Moabitischen.1186 Nebes kommt zu dem Schluß: „eine historische Vorform des Sabäischen hat im zweiten Jahrtausend einem protokanaanäischen Dialektkontinuum angehört und war im syrisch-palästinischen Raum angesiedelt.“1187 Das Szenario, welches er entwirft, ist wie folgt: Proto-Kanaanäisch sprechende Einwanderer treffen auf eine semitisch-sprechende Bevölkerung, die Träger der Ṣabir-Kultur, deren historische Ausläufer oder Fortsetzer das Äthiosemitische und die neusüdarabischen Dialekte seien. Deren sehr enge Beziehungen sind in der Semitistik fest etabliert.1188 Meines Erachtens ist dieses Bild das bislang schlüssigste im

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N. H. Hayajneh & J. Tropper, Die Genese des altsüdarabischen Alphabets, in: Ugarit Forschungen 29, 1997, 183–198, bes. 196 ff. R. Sass, Studiea alphabetica. On the Origin and Early History of the Northwest Semitic, South Semitic and Greek Alphabets, Freiburg/Schweiz 1991, 87. E.A. Knauf, The Migration of Script and the Formation of the State in South Arabia, in: Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 19, 1989, 79–91, bes. 85. N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur. Eine Arbeitshypothese, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtrnsfer, Berlin 2001, (427–435) 431 f. N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur. Eine Arbeitshypothese, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, (427–435) 432. N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur. Eine Arbeitshypothese, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, (427–435) 432. O. Rössler, Verbalbau und Verbalflexion in den semitohamitischen Sprachen – Vorstudien zu einer vergleichenden Semitohamitischen Grammatik, in: zdmg 100, 1950, 461–514; W.W. Müller, Über Beziehungen zwischen den neusüdarabischen und den abessinischen Sprachen, in: Journal of Semitic Studies 9, 1964, 50–55; R.M. Voigt, Neusüdarabisch und Äthiopisch, in: N. Nebes (Hrsg.), Arabia Felix. Beiträge zur Spra-

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Bezug auf das Altsüdarabische, denn es liefert eine Erklärung für den Bruch, der sich durch die südarabischen Sprachen zieht und ist gleichzeitig nicht so simpel wie die bisherigen Migrationstheorien, die von einer einfachen Implantierung von Sprache ausgehen und Sprachkontakt gar nicht erst in Betracht ziehen. Was bedeutet dies für Punt? Es bedeutet, dass man durchaus bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. mit Sprechern semitischer Sprachen in Abessinien rechnen muss – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn Nebes allerdings schreibt, seine Arbeitshypothese würde durch die archäologischen Forschungen bestätigt, so hat sich der Forschungsstand diesbezüglich bereits wieder verändert. Heute ist nicht mehr – wie das in den 1990er Jahren noch getan wurde – von einem Ausgreifen der Ṣabir-Kultur auf den afrikanischen Kontinent auszugehen.1189

∵ Bewertung. Ähnlich wie bei der Suche nach Ophir und der Verbindung mit Zimbabwe hat sich der ‚hamito-semitistische‘ Strang der Forschungen zu Punt überlebt. Dadurch sind all diese irgendwie miteinander verbundenen Themen nicht weniger interessant – im Gegenteil. Gerade aufgrund ihrer zeitgeschichtlichen Verankerung sind sie für die Wissenschaftsgeschichte nicht unbedeutend, zeigen sie doch exemplarisch auf, wie stark geisteswissenschaftliche Forschung durch den gesamtgesellschaftlichen Diskurs geprägt ist, aber auch, in welchem Maße sie diesen selbst beeinflusst. Vor allem aus der Rückschau heraus kann man integeren Forschern wie Wilhelm Max Müller oder Friedrich von Bissing letztlich nicht wirklich vorwerfen, sich einer Theorie ihrer Zeit bedienent zu haben. Genauso wenig angebracht ist es, über Dümichen oder Lepsius zu urteilen, wenn sie die heute absurd erscheinende Meinung vertreten, hinter Punt verbergen sich die Punier.

iii.13

Jugendroman und Theaterstück: Die Suche der Literaten

Punt besitzt offenbar für sehr viele Menschen eine äußerst große Faszination. Da verwundert es nicht, dass sich neben Wissenschaftlern und Nationalisten auch Literaten des Themas angenommen haben. Mit eine der wichtigsten

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che und Kultur des vorislamischen Arabien, Fs. W.W. Müller, Wiesbaden 1994, 291– 307. Vgl. das eigene Kapitel zur Ṣabir-Kultur.

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Gründe dafür dürfte sein, dass mit den Puntreliefs von Dair al-Baḥrī eine Bildvorlage besteht, die nur noch in Text umgewandelt werden musste, natürlich angereichert mit allerlei exotischen Details. Ohne in irgendeiner Weise die beherrschende Stellung Adolf Ermans als Forscher bezweifeln zu wollen, möge es an dieser Stelle erlaubt sein, ausführlicher aus einem Werk dieses Begründers der ägyptologischen ‚Berliner Schule‘ zu zitieren, einen Abschnitt aus seinem populärwissenschaftlichen Buch „Aegypten und aegyptisches Leben im Altertum“ (Tübingen 1885, Band ii, s. 674ff.). Der Grund liegt in einer sehr erstaunlichen Parallele, entwirft doch Erman ebenfalls ein farbenfrohes Bild von den Beziehungen Ägyptens zu Punt und dem Ablauf der Puntexpedition Hatschepsuts. Auffällig ist vor allem der Umstand, dass die Schilderungen Ermans trotz des wissenschaftlichen Anspruches viel stärker von der eigenen subjektiven Wahrnehmung des Forschers durchsetzt scheinen, als diejenige des soeben beschriebenen Romans – Erman überträgt ganz offensichtlich seine eigene abwertende Sicht auf die Puntiten auf die alten Ägypter. An einem der Häfen des Roten Meeres liegt die Flotte, die die Soldaten ihrer Majestät in das ferne Land führen soll; es sind stattliche Fahrzeuge von etwa 20 Meter Länge, und jedes ist mit dreissig Ruderern und einem riesigen Segel versehen, das flügelartig über beiden Seiten des Schiffes vorragt. Ein Ruderboot schafft die grossen Krüge an Bord, die den Proviant enthalten. […] Dann werden die Segel gehisst, die Matrosen binden, auf den Raaen kletternd, die letzten Seile fest, die Ruderer tauchen ihre langen Ruder in die Flut, und von dem Verschlage auf dem Vordersteven, in dem die beiden Kommandierenden stehen, erschallt das Kommando linkshin. […] Das Landschaftsbild, das Punt mit seinen tropisch-üppigen Pflanzenwelt gewährte, wird auf die Bewohner des nüchternen Nilthales seinen Eindruck nicht verfehlt haben, während ihnen die Eingeborenen als Barbaren niedrigster Art erschienen sein dürften. Hart am Ufer, zwischen grossen Bäumen und wunderlichen Riesenpflanzen versteckt, liegen ihre elenden Dörfer, kleine, halbkugelförmigen Hütten, die zum Schutze gegen Feinde und wilde Tiere auf eingerammten Pfählen errichtet sind; nur mit einer Leiter gelangt man zu dem Loche, das als Thüre gilt. Zwischen den Häusern lagern kleine, kurzhörnige Kühe oder Esel, die die Leute von Punt als Lasttiere und Reittiere verwenden. Auch die Kleidung der Eingeborenen zeugt von keiner hohen Kultur, denn man trägt zur Zeit der Königin Chnemtamun in Punt noch denselben Schurz, man flicht sein Haar noch in dieselben Zöpfchen und trägt noch denselben spitzen Bart, wie man sie schon zur Zeit des Königs Chufu in den Weihrauchländern getragen hat. Mehr als ein

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Jahrtausend ist also verflossen, ohne dass sich in der Tracht der Leute von Punt etwas Wesentliches geändert hat – ein Mangel an Entwicklung, wie er nur bei primitiven Naturvölkern möglich ist. Flehend gehen die Bewohner des Dorfes den landenden Aegyptern entgegen, die sie mit nur geringem Respekt betrachten und sich besonders über die Frau dieses Grossen lustig machen. Und in der That gewährt diese Dame einen wenig ästhetischen Anblick, denn sie leidet an der krankhaften Fettleibigkeit, die noch heute bei den Frauen Innerafrikas häufig vorkommt. Ihre Beine, ihre Brüste und vor allem ihr Gesäss haben Formen angenommen, die Ekel erregen, und ihre Kleidung – ein ärmelloses, gelbes, kurzes Hemd und ein dickes Halsband – trägt nicht dazu bei, sie liebenswürdiger erscheinen zu lassen. So fett ist diese Fürstin, dass sie nicht mehr zu Fuss gehen kann, und der Künstler, der sie mit sichtbarem Vergnügen auf der Tempelwand von Dêrelbaḥri verewigt hat, hat daher nicht vergessen, hinter ihrem Gemahl noch einen gesattelten Esel anzubringen, den Esel, der seine Frau trägt. Von den Barbaren werden nun die Schätze des Landes Punt erworben; die Eingeborenen häufen vor dem königlichen Gesandten und seinen Soldaten den Weihrauch auf und führen ihnen die Affen und Panther zu; die Aegypter aber errichten am Strande einen Tisch, der mit Dingen bedeckt wird, wie sie eines Punte Herz begehrt, mit Dolchen und Schlachtbeilen und mit bunten Halsketten. […] Man sieht, es ist ein Tauschhandel in bester Form, dem gleich, der heute zwischen Negern und Europäern getrieben wird; aber der offizielle ägyptische Bericht darf das natürlich nicht zugeben. Wie könnte der Pharao etwas kaufen von einem Barbarenvolk – er, dem alle Länder ihre Gaben darbringen, damit er die Gnade habe, ihnen den Atem des Lebens zu erlauben? Daher heisst denn auch im ägyptischen Kurialstil der erhandelte Weihrauch der Tribut des Fürsten von Punt und die dafür bezahlten Waffen werden als ein Opfer bezeichnet […] in der Praxis geht der Handel glänzend, die Bretter, die zu den Schiffen führen, werden nicht leer von Trägern […] Sorgfältig lässt ein Aufseher diese heterogenen Gegenstände auf dem Schiff aufstapeln, wo wie fast bis an die untere Raa reichen. Die Affen aber lässt man frei umherlaufen; am liebsten klettern sie auf dem starken Seile umher, das oben über das Schiff hinwegläuft, der eine aber hockt während der Heimfahrt neben dem Kapitän und wiederholt mit komischem Ernste die Kommandogebärden des Gestrengen – gewiss zu immer neuer Freude der Schiffsmannschaft. Geschichte schreiben unterscheidet sich eben doch manchmal nur unwesentlich vom Geschichtenschreiben! Wie charakterisiert Erman die Puntiten? Sie sind Barbaren, die in schäbigen Hütten hausen. Diese haben keine „Thüre“,

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sondern nur ein „Loch“, das als solche gilt. Die Kleidung ist ebenfalls unzivilisiert, obwohl die Puntiten auf den Reliefs doch sorgfältig gebungene Schurze tragen mit speziellen, abgerundeten Tuchenden. Bemerkenswert ist sein Vorwurf, die Puntiten hätten sich in tausend Jahren als „primitives Naturvolk“ kaum weiterentwickelt – auf die Idee, dass dies an einem schematischen Traditionalismus der ägyptischen Ikonographie liegen könnte, kommt er nicht! Wenn eine Frau lediglich ein „ärmelloses, gelbes, kurzes Hemd“ trug, dann war dies wahrscheinlich für einen alten Ägypter viel weniger Anstoß erregend als für den wilhelminischen Professor. a Kara, der Sklave aus Punt Der Roman Kara, der Sklave aus Punt1190 von Isolde Heyne setzt ein mit der Ankunft ägyptischer Schiffe: Sie waren schon in der Nacht gekommen, die Schiffe aus dem fernen Land Ägypten. Mit gerefften Segeln lagen sie in der Flussbiegung vor Anker wie große schlafende Tiere. Glucksend schlugen die Wellen an die mächtigen Schiffskörper und ließen sie in der Strömung schaukeln. Kein Laut war auf den Schiffen zu hören. […] Das Staunen der Puntiten ist klar von den ägyptischen Reliefs der Punthalle beeinflusst, auf denen in der Nachbarschaft zu den Schiffsdarstellungen kniende Fremdvölker abgebildet sind: Stumm standen die Puntiten und staunten das Wunder an. […] Die Menschen am Ufer verhüllten die Augen und sanken geblendet in die Knie. Nun werden einzelne Details der Puntreliefs von Dair al-Baḥrī ausgeführt, wie das dargestellte Beiboot, die aufgestapelten Exotica und vor allem der Fürst von Punt und seine unförmige Gattin. Besonders spannend ist m. E. die Beschreibung der ägyptischen Tauschobjekte. Hier formuliert die Autorin, was in kaum einer fachwissenschaftlichen Studie zum Ausdruck gebracht wird, nämlich warum die Waren bei den Puntiten so begehrt waren:

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Isolde Heyne, Kara, der Sklave aus Punt, Herder Verlag (Neuausgabe), Freiburg im Breisgau 1985.

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Von den Schiffen legten jetzt leichte Boote aus Papyrus ab. Doch dieser Vorgang war ihnen bekannt. Sie hatten schon mehrmals erlebt, wie große Ladungen von Elfenbein, Gold und Weihrauch und anderen Kostbarkeiten auf die Schiffe verladen wurden. Sogar Affen und Meerkatzen hatten die Fremden mitgenommen und lebende Myrrhebäume in Körben. Dafür brachten sie unbekannte Dinge in das Land Punt: Äxte aus Bronze, prächtige Halsketten, Dolche. Aber Perehu, der mächtige Stammesfürst, hatte alles in seine Vorratshäuser gesperrt, und mit den schönen Armreifen und Halsketten schmückte sich nur Eti, seine dicke Frau. […] Die Blickrichtung wechselt und der Protagonist des Romans, Kara, wird eingeführt. Er ist der Sohn eines Bruders von „Perehu“, der bereits auf einer früheren Puntfahrt als Sklave nach Ägypten verschleppt worden war. Ganz nebenbei werden die Pfahlbauten beschrieben. An einem Nebensatz erkennt man, dass die Autorin (direkt oder indirekt) die Monographie von Rolf Herzog rezipiert hat, denn Herzog hatte die Hochwasserschutz-Theorie ausführlicher besprochen. Heimlich hatte er bei seinem Oheim, Perehu, in die Behälter geschaut, die aus dem Landesinneren herbeigebracht und in dem großen Vorratshaus untergestellt worden waren. Für ihn war es ein leichtes gewesen, in das Vorratshaus zu gelangen, das – wie die meisten Hütten – auf Pfählen stand, um vor dem Hochwasser geschützt zu sein und sicher im sumpfigen Untergrund zu stehen. […] Bei Perehu, dem Bruder seines Vaters, mußte er dafür arbeiten, dass die Mutter und die Schwester von der dicken Eti ihr Essen bekamen. Oft genug bekam er mehr Schläge als zu essen, und böse Worte hörten sie täglich. […] Im Folgenden wird aus dem dargestellten Zelt des ägyptischen Expeditionsleiters extrapoliert und die Ankunft desselben geschildert. Auch hier schimmert die Forschungsliteratur durch, in welcher oft betont wird, wie wenig sich die Puntiten von den Ägyptern ikonographisch unterscheiden. Langsam ging Kara zu der Stelle hin, an der die Boote an Land gezogen wurden. Sie luden große Planen und lange Stangen aus den Booten aus, um daraus in Windeseile ein geräumiges Zelt zu errichten. In dieses Zelt trugen sie Körbe und Behälter, in denen die Puntiten Geschenke vermuteten. Aber so sehr sie auch die Hälse reckten, sie konnten nicht erkennen, welcher Art die Geschenke waren. Mit dem letzten dieser Boote kamen zwei Männer mit, die keiner der Wartenden jemals gesehen hatte. Wenn Kara sich je vorgestellt

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hatte, wie ein Herrscher gekleidet sein muß, wäre es auf einen dieser Männer zutreffend gewesen. Ein sorgfältig gefältelter Schurz verhüllte seine Lenden, seine Füße steckten in Sandalen, und um den Hals trug der Mann einen Kragen aus Gold und blitzenden Steinen. […] „Platz da – Platz – für die erhabenen Boten der göttlichen Königin Hatschepsut! Platz da!“ schrieen die Männer von den Schiffen, obwohl die Menschen aus Punt ohnehin scheu zurückwichen. Vom Dorf her kam jetzt, gemessenen Schrittes, Perehu, Karas Oheim. Er hatte eins der Gewänder angelegt, das die Fremden ihm bei ihren früheren Besuchen dagelassen hatten. Dadurch war er kaum von ihnen zu unterscheiden. Nur die dunklere Hautfarbe und das stark gelockte Haar ließen erkennen, dass er nicht einer von ihnen war. Natürlich darf die Komik vom Auftritt der Fürstin nicht fehlen. Im Gegensatz zu den ägyptischen Reliefs ist diese jedoch nicht angedeutet, sondern wird länger ausgebreitet. Die Reliefs stellen die Fürstin hinter ihrem Mann gehend dar und beschränken sich in einem Augenzwinkern, wenn eine Beischrift den Esel der Fürstin als solchen kennzeichnet. Sie reitend vor dem Gesandten abzubilden, hätte die Konvention kaum erlaubt. Isolde Heyne hat daraus eine sehr lebendige Szene gemacht und die Fürstin auf dem Esel reiten lassen. Hinter ihm kam Eti. Der Esel, der sie zum Flußufer tragen mußte, brach unter ihr beinahe zusammen. Sie thronte in der Würde ihrer Beleibtheit auf dem armen Tier und genoß die Bewunderung der Puntiten. Auf ihrem fetten Busen hingen reihenweise bunte Ketten, und die Arme baumelten steif am Körper, weil sie so viele Armreifen übergestreift hatte, wie nur Platz fanden. Sie bot einen lächerlichen Anblick, wenn man sie mit den Frauen verglich, die schaulustig um das Zelt herumstanden. Was nun folgt, entfernt sich zunehmend von der Narrative des Reliefs und wird stark interpretativ. Heyne hat Perehu und seine Frau zu puntitischen Despoten stilisiert, die ihre Landsleute skrupellos in die Sklaverei verkaufen. Um dieses Bild noch zu steigern, wird eine Unterwerfung beschrieben, die auf den Reliefs interessanterweise gar nicht vorkommt. Als Perehu des prächtig gekleideten Abgesandten der Königin ansichtig wurde, sank er mit betonter Unterwürfigkeit in die Knie und erhob sich erst, als dieser ihn dazu aufforderte. Eti hingegen blieb auf ihrem Esel sitzen, bis sich einige Männer bereitfanden, sie von dem geplagten Tier herunterzuheben. Mit offenen Mäulern staunten die Puntiten der Gruppe nach, die nun

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im Zelt verschwand. So hatten sie Perehu noch nie gesehen! Stets war er derjenige gewesen, der Gehorsam und Unterwürfigkeit forderte. […] Die Autorin entführt uns nun ins Zelt und lässt uns Zeuge der Unterhaltung zwischen Perehu und den Ägyptern werden. Dies geschieht mit Hilfe des Protagonisten Kara, der dazu verdonnert wurde, die Gesellschaft zu bedienen. Auch hier wird ein Punkt angesprochen, der in der Fachliteratur kaum bemerkt wird: Wie verständigten sich die Handelspartner? Ein kleines Detail zeigt, wie ausführlich sich Isolde Heyne mit der Punthalle auseinandergesetzt hat. Es heißt nämlich, „Nehesi“ sei der eigentlich Verantwortliche der Expedition; wir erfahren aber auch, dass er selbst nicht mit von der Partie war. In der Tat wird dieser „Nehesi“ zwar in Dair al-Baḥrī dargestellt und mit Namen benannt, dass er identisch ist mit dem Königsboten, der mit Pꜣ-rʾ-h-w verhandelte, ist jedoch lediglich erschlossen. Perehu wies ihn barsch an, die Fremden mit Wein zu bedienen. So ungern Kara diese Arbeit sonst verrichtete, so lieb war es ihm heute. Er versuchte zu verstehen, was die Fremden von seinem Oheim wollten. Dabei kam ihm zugute, dass sie sich in der Sprache des Landes Punt verständigten, denn Perehu verstand nur diese. Trotzdem war Kara das, worüber sie sprachen, rätselhaft. Der prächtig gekleidete Ägypter schien über etwas unzufrieden zu sein. […] „Wir können die Schiffe nicht leer nach Hause bringen. Der große Nehesi, Amun möge ihn schützen, wird dich mit der Peitsche züchtigen lassen. Glaubst du, der Schatzmeister Ihrer erhabenen Majestät sendet Schiffe mit Geschenken für dich aus, damit sie leer zurückkommen?“ Die Fürstin von Punt wird bei Heyne noch lächerlicher gemacht als in Dair alBaḥrī, sie wird nämlich von dem dargereichten Wein der Ägypter ganz betrunken und schläft ihren Rausch aus. Wie zuvor dient diese Episode vor allem dazu, einen Kontrast zu ihrem herrschsüchtigen Charakter im Roman herzustellen. Nebenbei erfahren die Leser, wie der Handel mit Punt dort organisiert war, wie die Waren an einem Ort zusammengezogen wurden und die ägyptischen Gegenleistungen auf die anderen Stammesanführer verteilt werden. Geschickt lässt die Autorin hier einfließen, dass Perehu nicht der einzige Fürst von Punt war. Eti saß derweil auf weichen Fellen am Boden und hatte einen großen Krug Wein neben sich stehen. Ihre kleinen Augen verschwanden fast unter ihren dicken Wangen. Als sie wieder einen Becher Wein gelehrt hatte, fiel sie nach hinten um und zappelte mit den Beinen wie ein Käfer, der auf den Rücken

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gefallen war. Keiner kümmerte sich um sie. Kara bemerkte belustigt ihre Bemühungen, die jedoch bald erlahmten, denn ermüdet vom ungewohnten Weingenuß schlief die dicke Eti schließlich ein. Keiner hätte ihr je angesehen, dass es sonst ihre Art war, Angst und Schrecken um sich zu verbreiten, und dass ein Wink ihrer wulstigen Finger genügte, um einen ungehorsamen Untertanen zu Tode peitschen zu lassen. Eti schlief friedlich in ihrem Rausch, und niemand störte sie, denn die Männer hatten Wichtigeres zu tun. Auch Kara schenkte seine Aufmerksamkeit wieder ganz dem Gespräch, das nun zwischen Perehu und Leth allein geführt wurde. Er erfuhr, dass ein Zug Männer aus dem Inneren des Landes unterwegs war, um Elfenbein, kostbare Gewürze und Gold zum Hauptdorf der Puntiten zu transportieren. Das war ihm nicht neu, denn jedesmal, wenn die Schiffe der Ägypter anlegten, kamen die Warenladungen hier an und wurden denen zugefügt, die schon im Lagerhaus untergebracht waren. Wenn die Schiffe schwerbeladen ablegten, kehrten die Männer wieder in ihre Dörfer zurück. Einen Teil der Geschenke, die die Fremden mitgebracht hatten, verteilte Perehu an die Anführer der Stämme, von denen die Waren stammten. b Weihrauch für den Pharao Der zweite Jugendroman über Punt trägt den viel versprechenden Titel „Weihrauch für den Pharao“ und ist aus der Feder von Hanns Kneifel. Der Held der Geschichte ist ein Junge namens Karidon, der auf Kreta als Sklave verkauft wird und zwar an den Kapitän Jehoumilq aus Byblos. Bereits die Namen sind bezeichnend: Karidon suggeriert dem Leser einen griechischen Hintergrund, Jehoumilq trägt einen kanaanäischen Satznamen – allerdings in französischer Transkription und in einer falschen Form (die Wurzel lautet mlk, nicht mlq; es müsste korrekt Yehumilkī lauten „Yehu ist mein König“). Während eines Landganges in Memphis trifft Karidon unvermittelt auf einen Maler, der eine Reliefwand ausschmückt, und zwar ganz in der Manier einer Punthalle. Nur spielt der Roman nicht in der Regierungszeit der Hatschepsut, sondern im Mittleren Reich. Entsprechend handelt es sich um eine Puntexpedition unter einem Pharao Sesostris. Spannend ist die Benennung der Ägypter als „Rômet“ (rmč/ⲣⲱⲙⲉ), die Details der Malerei und der Hinweis auf Aufzeichnungen der Priester (s. 46–48): Langsam ging Karidon über das saftige Gras auf die Wand zu. Die Sonne spiegelte Farbfächer aus den Näpfen und Schalen. Nadelfeine und fingerdicke Holzkohlenstriche, Zeichenlinien und halb fertige Figuren, die so klein waren wie Karidons Handfläche, erstrahlten auf der kalkweißen Mauer. Bewaffnete, Lastenträger, Ruderer, Kapitäne und Lotsen bevölkerten in lan-

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gen Reihen einen Teil der hohen Wand und wurden von Pharao Senwosret überragt. Der Maler, der auf die Gerüstbretter gekauert saß, bemerkte Karidon nicht. Mit dem weichen Ende des Riedgriffels tupfte er blaue Flecken auf die Schwingen prächtiger Vögel. Karidons helle Stimme durchbrach die behagliche Ruhe, die vom Summen der Bienen und Käfer erfüllt war. „Die Schiffe, so viele Männer, diese Bilder … was bedeuten sie, Vater des Pinsels?“ Der Griffel fiel dem Maler aus den Fingern. Blinzelnd hielt er die Hand vor die Augen und sah Karidon an. „Lass dich nicht unterbrechen. Meister“, sagte Karidon. „Aber ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen.“ Der Maler lächelte unsicher. „Du bist kein Rômet, nicht war? Weißst du nicht, was das ist?“ Karidon schüttelte den Kopf. „Ich bin Karidon, ein Sklavenjunge aus Kreta. Bin zum ersten Mal in eurer schönen Stadt.“ Hingerissen betrachtete er die vielen Bilder. „Das sind Träume. Alle sollen sie sehen, auch der junge Königssohn im Großen Haus, unser Pharao Amenemhet. Ich bin Hophra, der Maler. Einst wagten gute Schiffe und tapfere Kapitäne die Fahrt ins ferne Weihrauchland.“ „Ins Weihrauchland?“ „Nach Punt.“ „Solche Schiffe wie die Lob der Kophtar von Jehoumilq?“ „Schiffe und Kapitäne der Königlichen Flotte, Karidon.“ Hophra hob den Griffel wieder auf. Diese Bilder sollen uns Rômet erinnern. Große Herrscher haben die Befehle gegeben. Mutige Kapitäne kamen mit wertvoller Ladung aus Punt zurück. „Und warum fahrt ihr nicht mehr nach … Punt?“ „Das Wissen vom Kurs zum Weihrauchland ist verloren gegangen. Dies, sagt unser großer König Amenemhet, sind seine Träume.“ „Hast du das alles selbst gemalt, Meister Hophra?“ „Priester und Baumeister haben mir geholfen und gesagt, was ich malen soll. Sie halfen bei den Zeichnungen. Komm ruhig näher.“ Karidon trat an die Mauer heran. Verträumt ließ er seine Finger über das strenge Gefüge aus waagrechen und senkrechten Linien gleiten, über die Gestalten, die fremden Pflanzen, über schwarzhäutige Menschen, die seltsamen Tiere und die rote Sonne über den spitzdachigen runden Hütten. „Deine Finger, Meister Hophra, schaffen Wunderbares.“ Karidon ist ganz fasziniert und kommt bei seinem nächsten Aufenthalt in der Hauptstadt zurück (s. 50). Sein Besitzer, der Kapitän Jehoumilq, wird danach zu einem hohen Beamten gebeten, Parennefer. Kardion wurde in der Zwischenzeit zum Schreiber ausgebildet, und Parennefer diktiert ihm Briefe. Erst hier erfährt der Protagonist, dass die Byblosschiffe in Richtung Punt aufbrechen sollen. Der Leser erfährt, was man zu einer Puntexpedition offenbar alles benötigte (s. 117f.):

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Parennefer zeigte auf Ipuenre. „Ein Schreiben an den Obersten Schatzmeister. Er soll erfahren, was wir benötigen.“ „Ich bin bereit, Herr.“ „Eselskarawanen für Koptos, Futter für die Esel, Verpflegung für dreitausend Männer: Wasser, Bier, Lauch und Brot. Ein Dutzend Segel. Ebenso viele als Ersatz. […] Schreibe, dass man in Koptos die Straße durch das Wadi Hammamat für uns ebnen muss.“ Längst hatte Karidon begriffen, warum Parennefer ein so wichtiger und geachteter Mann war. Er dachte an jegliche Winzigkeit. […] Jehoumilq stand auf. „Warum weiß eigentlich keiner von euch, wo dieses Weihrauchland liegt? In dem Gold im Sand und Weihrauch am Strauch wachsen?“ Er schüttelte den Kopf. „Ihr seid, bei aller Freundschaft, ein merkwürdiger Stamm.“ Karidon schreckte auf: das Weihrauchland? Wir erfahren, dass die Schiffe zerlegt und von Koptos aus über das Wādī Hammāmat ans Rote Meer transportiert werden sollen, aber auch von der Teilnahme von Jägern zur Lebensmittelversorgung (s. 120): Parennefer nickte: „Nun hast du verstanden. Die Flotte wird nach Süden segeln, stromaufwärts bis Koptos. Dort werden die Schiffe zerlegt. Tausende von Männern tragen die Stücke durch das Wadi Hammamat zum Roten Meer. Ihr Kapitän kommt nach und baut die Schiffe dort wieder zusammen. Du siehst, Freund Jehoumilq“, Parennefer lächelte, „es ist alles ganz einfach.“ […] Parennefer fiel der nächste Brief ein: „Schreib an Kashi, den Obersten Jäger. Seine Männer müssen im Wadi Hammamat Fleisch für die Bratspieße schießen.“ Karidon geht nach dem Besuch bei Parennefer mit Jehoumilq in den Tempel, um in den Archiven nach älteren Aufzeichnungen zu suchen. Hier wird deutlich, dass sich der Autor stark an der Inschrift des Ḥn(n)w orientierte, wie man bei der Nennung von 3000 Mann (s. 117f.) bereits hätte vermuten können. Spannend ist auch der Rückgriff auf Sahure, d.h. den Palermostein (s. 124 ff.): „Euch erwartet der Priester Hekanacht. Ihr seid die Kapitäne, die den Weg nach Punt kennen lernen wollen?“ „So ist es.“ […] Er verbeugte sich und sprach: „Es gibt Aufzeichnungen, seit Sahure vor mehr als fünfhundert Jahren die Fahrt wagte. […] Henenu, der letzte der Puntfahrer – er brach vor hundert Jahren auf – berichtet, dass er bis zum Land Punt die Küste stets zur rechten Hand sah. Er ließ schreiben, dass die Ufer gefährlich und wasserlos sind, dass Sandstürme, Untiefen, Klippen und Riffe, auch viele Inseln im Mittelteil der Fahrt, sein Segeln gefährlich machten.“

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In einer Versammlung der Kapitäne wird ausgerechnet, wieviel man an Wasserkrügen braucht. In gewisser Weise kokettiert der Autor hier mit dem, was sich bei Ḥn(n)w nicht an Informationen findet. Bemerkenswert sind dabei seine Überlegungen zum Proviant einer Puntreise – im Grunde könnte es (von den Gänsekeulen oder Melonen vielleicht abgesehen) tatsächlich so gewesen sein (s. 128f.): „An Steuerbord fünfzehn Ruderer, fünfzehn an Backbord; Steuermänner und Koch. Vierzig Mann auf einem Schiff; einer mehr, zwei weniger?“ „Vierzig. Vierzig Krüge. Für nur einen Tag.“ […] Jehoumilq fragte: „Die Krüge werden fertig sein, Parennefer?“ „Eintausend und dreihundert. Und dazu unzählige Wasserschläuche. Zufrieden?“ Jehoumilq nickte. „Das wussten nicht einmal die Priester so genau“, bemerkte Ahau-Tinofer. Jehoumilq brach in dröhnendes Gelächter aus. „Von denen ist auch keiner nach Punt gesegelt!“ Parennefer fuhr mit seiner Auflistung fort. „Als Essen haben wir angeordnet: gebratene Geflügelkeulen und Brustfleisch in Würzöl. Geschrotetes Korn. Mehl in wachsversiegelten Krügen. Viel Nüsse. Getrocknete Weinbeeren. Datteln in Honig. Für die ersten Tage Zwiebeln, Lauch und Melonen. Ungesäuertes Brot in gewachsten Truhen. Jehoumilq schlägt vor, dass wir Eier aufschlagen und an der Sonne trocknen. Später kann man mit ihnen Suppe kochen. Salzbutteröl, Schafs- und Ziegenkäse, Salzfisch, Salzfleisch …“ Nun kann es losgehen! Ein Trompeter bläst zum Aufbruch, vielleicht nicht von ungefähr, schließlich findet sich in Dair al-Baḥrī eine der seltenen Darstellungen eines Trompeters! Interessant sind die Bemerkungen über das Markieren und Freiräumen des Wüstenweges und zur Wasserversorgung: (s. 132 f.): Das Trompeten der Kraniche begleitete im Morgengrauen den Aufbruch der Karawane. Über Koptos hing noch die Kälte der Wüstennacht. Die letzten Sterne verblassten. Im Licht der Fackeln bewegen sich mehr als tausend Männer. Schwer beladene Esel schreien durchdringend. Sie wurden geschoben, gezogen und mit Stockhieben angetrieben. Kommandos verhallten, die Soldaten marschierten an der Spitze. Hinter Karidon klapperten die Werkzeuge der Zimmerleute und Handwerker. […] Auf den Schultern der Träger, die sich gegenseitig halten, schwankten Bretter, Ballen, Seilbündel, Krüge, Sänften, Säcke und Schiffsteile. […] Über müden Gesichtern hingen schwankende Lasten. Die Sonne blendete, niemand sprach. In der kühlen Luft schwankten die Sänften, die Abgesandten des Gottkönigs liefen auf dicken Sandalen. Rund siebzig Meilen Wüste, neun Tagesmärsche, lagen vor ihnen, bis sie die wund gelaufenen Sohlen im Meerwasser kühlen konn-

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ten. Die Straße war eine breite Spur im Sand. Sie war von tausend Männern und Tieren für die Kolonne hart getreten worden, wie Parennefer es angeordnet hatte. Steine und Geröll bildeten eine wasserglatte Fläche. Eingerammte Stangen, die einen oder mehrere Farbringe trugen, säumten rechts den Pfad. […] Stundenlang marschierten sie. Auf der Haut der Männer glänzte der Schweiß. Flüche und Verwünschungen wurden laut, als die ersten Blasen in den Sohlen aufsprangen und der Schweiß in ihnen biss. […] Vier Stunden vor Mittag war die Luft kochend heiß und unbewegt. Über dem Sand schwebten flirrend die Bilder kleiner Tümpel. Hinter einer Mauer aus Bergen, die wie erstarrte Meereswogen aussagen, hoben sich die nächsten und höheren Bergketten in den blauen Himmel. Erschöpftes Schweigen lastete über den Männern. […] Der Anführer hatte ein Zeichen gegeben. Drei jammervolle Signaltöne aus einer kupfernen Fanfare erklangen. Fast augenblicklich blieben alle stehen, auch die Tiere. Der Anführer brüllte: „Pause! Wasser! Verteilt Bier und Wasser!“. Die Träger schnallten Krüge und Ledersäcke von den Rücken und den Flanken der Esel. Tonkrüge klapperten. Soldaten und Träger teilten salziges Wasser aus, ließen stark verdünnten Dattelwein und dünnes Bier in große Schalen gluckern. […] Am neunten Tag hatte die Spitze das Lager der königlichen Seeschiffe erreicht. Hier warteten die Schiffe und dreitausend Männer. Wie schon bei der Karawane durch die Wüste ist die Beschreibung des bunten Treibens in der sog. „Bucht des Beginnens“ wahrscheinlich ausgesprochen realistisch: Wir erfahren Details über den Schiffsbau und dass Träger wieder zurück nach Koptos gehen (s. 143ff.): Karidon konnte seinen Blick nicht vom Strand lösen. Gestaffelte Zeltreihen umstanden die Werft. Mit der Wasserlinie zusammen bildeten sie ein Viereck. Jedes Deben Material war aus den Magazinen von Memphis und Koptos durch das Wadi Hammamat hierher geschleppt worden. Das Durcheinander an der Bucht schien verwirrend, aber in den unterschiedlichen Arbeiten der unzähligen Handwerker herrschte eine sinnvolle Ordnung. Durch Stimmengewirr und Eselsgebrüll drang das Dröhnen der Klöpfel besonders laut: Männer schlugen Holzplanken aufeinander, zwischen denen mit Pech getränkte Leinwandstreifen lagen. Viele spannten Taue zwischen den Planken und zogen Schnüre durch Löcher, die meisten sortierten Spanten und Planken, flochten Binsen und Stroh, tauchten Geflochtenes in heißes Wachs, bohrten, sägten, schliffen mit Stein und hobelten mit kupfernen Ziehklingen. Handbreit um Handbreit wuchsen die Schiffe vom Kiel aufwärts in die Höhe. […] An anderer Stelle wurde ein halbes Tausend langer Riemen

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geprüft, geschliffen, eingekerbt, mit Kupferringen versehen und wachsversiegelt. Vor jeder Schiffsgrube lagen zwei tropfenförmige Ankersteine. Hunderte von Ausrüstungsgegenständen waren zu geordneten Haufen gestapelt, die Wasserkrüge steckten in Viererreihen im Sand. […] Jeder, der nicht mehr gebraucht wurde, ging nach Koptos zurück und entlastete so den Vorrat an Wasser, Brot und Bier, Fleisch und Geflügel, Zwiebeln und Lauch. Die Bäcker arbeiteten fast Tag und Nacht; auch ihr Brennholz wurde vom Ufer des Stromes gebracht. Erst wenn die Dämmerung kam und die Wachen begannen, ihre weiten Kreise um das Lager zu ziehen, riss das Lärmen der Arbeiten ab. Inmitten dieser Genreszene wird dem Leser erklärt, warum die Ägypter ausgerechnet einen Levantiner anheuerten, um eine Expediton nach Punt auszurüsten und durchzuführen. Dabei bedient sich Kneifel eines historiographischen Topos, dass nämlich die Ägypter ganz in ihrer Tradition gefangen gewesen seien („Erweiterung des Bestehenden“). Dies wird kombiniert mit einer Erklärung für den Begriff kpn.t „Byblosschiff“. Jehoumilq ist nämlich ein Kapitän aus Byblos!1191 (s. 145) „Du kennst Kreta und Zypern. Dort wachsen die Dinge in größerer Freiheit. Neues wird nicht abgelehnt, sondern geprüft und angenommen, wenn’s brauchbar ist. Hier muss sich jeder Atemtzug in ein Muster fügen, das tausend Jahre alt ist. Sie haben Angst über die Grenzen hinauszugehen. Ob zu Fuß oder auf den Planken.“ Kardion nickte. Jehoumilq fuhr fort: „Sie brauchen die Hilfe von Fremden, die ihnen Neues zeigen, denn sie leben hinter einer Mauer. Sie hält Fremdes fern und die Tradition zusammen. […] Weißt du, warum uns die Rômet so schätzen? Mich und dich und Leute wie Balmahor? Weil wir Löcher in ihre Mauer gemacht haben.“ Auch an einer weiteren Stelle schimmert ägyptologisches Gedankengut durch, genauer gesagt eine Theorie von Rolf Herzog, der meinte, Zugvögel hätten den Puntfahrern den Weg gewiesen; er erwähnt in diesem Zusammenhang explizit Störche. Allerdings hatte sich Herzog gegen eine Fahrt auf dem Roten Meer ausgesprochen – also ein Fall von künstlerischer Freiheit (s. 155): Ptah-Sokar sagte ruhig: „Vögel. Viele Vögel.“ „Sehe ich selbst. Was haben sie vor? Wollen sie uns den Weg zeigen?“ Die meisten Ruderer waren aufmerk-

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Dies erfahren wir u. a. auf s. 223, wo er ein „Byblosfahrer“ genannt wird.

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sam geworden und blickten, ohne den Takt zu verändern, in den Abendhimmel. Dort schwebten tausend und mehr große Vögel, deren sichelförmig gebogene Schwingen sich weiß und schwarz gefiedert gegen das abendliche Dunkelblau abhoben. Sie kamen aus östlicher Richtung und schraubten sich in großen Kreisen in die Höhe. […] „Es sind Störche“, sagte Ptah-Sokar. Zwischendurch geht die Mannschaft an Land, um Trinkwasser aufzunehmen (s. 160f.): „Denkt daran: Wir suchen Wasser und jagen Wild. Wir schlafen an Land. Ich glaube, drei oder vier Tage reichen. Horus ist mit uns!“ […] „Ausgerechnet hier sollen wir Wasser finden?“ Nebamun richtete seinen Peilstab auf die kümmerlichen Palmen. „Irgendwo müssen sie es herhaben. Man hat mir gesagt, dass es in jeder Regierungszeit eines Gottesherrschers an diesre Küste einmal regnet. Dann verwandeln sich die Täler in reißende Flüsse, sagen sie in Koptos. Wir müssen nur tief genug graben.“ Ein Sturm darf natürlich auch nicht fehlen. Ob Kneifel dabei die Geschichte des Schiffbrüchigen vor Augen hatte, lässt sich nicht sagen (s. 168 f.): Langsam verfärbte sich das Firmament: Aus Grau wurde hartes Blau und schließlich fahles Purpur. Dann wurde das Wasser ruhiger. Stille breitete sich aus, die jedes Geräusch mehrfach verstärkte. Doch die falsche Ruhe schien ihnen zuzuflüstern, dass in wenigen Augenblicken das Verhängnis losbrechen würde. Über dem Nebel war der Himmel zu sehen. Der Nebel glomm rot, die Ausläufer des mächtigen Sandwindes berührten das Meer. Und dann schlug ein gewaltiges Brüllen und Heulen an. Der Sturm packte die Schiffe. Zwischendurch macht sich Karidon Aufzeichnungen zum Reisevarlauf. Dabei orientiert sich Hanns Kneifel bei der Seereise und der Beschreibung von Korallenriffen nicht an Rolf Herzog, sondern an Kenneth Kitchen und seinen Aufsatz „Punt and how to get there“. Ganz nebenbei erfahren wir dann allerdings, dass Punt in diesem Roman dann doch noch in Somalia lag (nach Auguste Mariette), denn die Schiffe segeln durch das Bāb al-Mandab ins „Andere Meer“ und um das Horn von Afrika (s. 177): Erst ein Fünftel der Papyrusrolle war verbraucht. Karidon lächelte. Gelang es, seinen Text nach Memphis zurückzubringen, würden die Lesekundigen verblüfft sein. Der feierlich-unverständliche Stil Ehrfurcht gebietender

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Schreiblehrer war nicht seine Sache; er bemühte sich, mit knappen Worten und Zeichnungen einem zukünftigen Puntkapitän wichtige Hinweise zu geben: „15. Choyak, 43. Tag seit Aufbruch. […] Keine guten Landmarken. Vorräte zu einem Drittel aufgebraucht. […] Blieben nach dem Sandsturm drei Tage in der Bucht, gruben Brunnen, reinigten die Schiffe innen, putzten die Außenplanken. […] Es herrscht kurz vor dem Anderen Meer wieder Nordwind. Starke Strömungen. Meist halten wir drei bis fünf Meilen Abstand von der Küste. Lotsen sind die wichtigsten Männer. Eine Insel aus Stein, wie geschmolzen: Man soll sie weit umfahren. Haben Schildkröten gefangen, ihr Fleisch gebraten und gegessen. Überall Riffe, nur bei Ebbe zu sehen, aber nicht alle. […] Wo Landberge in Wolken sind, ist die Einfahrt zwischen Land, östlichem Riff und östlicher Insel sicher.“ In den folgenden Abschnitten hat Kneifel seiner Imagination freien Lauf gelassen, ohne sich jedoch ganz von den Reliefs der Punthalle zu entfernen. Dort wird immerhin das Aufeinandertreffen von Puntiten und Ägyptern geschildert, wobei Letztere in der Tat waffenstrotzend und furchteinflößend auftreten. Gleichzeitig fühlt man sich unangenehm an die Beschreibung des Kolonialisten Carl Peters erinnert, der die „Neger“ mit „Flagenhissungen“ und Gewehrsalven einschüchtern wollte. (s. 218ff.) Jeder zählte, während die Küste vorüberglitt, die Tage und Nächte. Viermal fanden die Seefahrer Wasser und verbrachten eine Nacht am Strand. […] Nebamun und Karidon standen im Bug und sahen als Erste den dunklen Streifen am Horizont, der nichts anderes sein konnte, als der mächtige Wald an der Mündung des Stromes, von dem Henenu berichtet hatte. Sie zweifelten nicht daran, dass dies der Strom war, der zu den Städten Punts führte. […] Als die Ufer näher rückten, staunte selbst Jehoumilq. „Beeindruckend, nicht wahr? Bei Rudraja, der Leuchtenden! Bäume so groß, wie sie niemand je gesehen hat. Ein Strom, breiter als der Nil!“ „Das waren die letzten Worte der Henenu-Erinnerungen, Kapitän“, sagte Karidon. „Er erzählte den Priestern vom Großen Strom.“ […] Noch blieben viele Einzelheiten im Dunst und in den dünnen Nebelschwaden über dem stillen Wasser verborgen. Längst waren die Geräusche der Wellen und der Brandung nicht mehr zu hören. Es war, als schöben sich die Schiffe in eine andere Welt hinein. Das veränderte Licht, die Geräusche und das Bewusstsein, das Ende der Fahrt erreicht zu haben, überwältigte selbst die Ruderer, die nach hinten blicken mussten. Kühle und Frieden lag zwischen den Ufern, den Mauern aus strotzendem Grün. Ein Schwarm Wasservögel flog auf. […] Peser stellte sich ins Heck und rief: „Es mag sein, dass man hier mit Pfeilen und Speeren auf uns wartet.

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Vorsicht ist besser, als Gräber zu schaufeln. Von jedem Schiff holt ein Dutzend Männer, Schilde, Bogen und Köcher und stellt sie an die Bordwand. Ich hoffe, wir brauchen nichts davon!“ „Es sind brave Leute, die von Punt. Wahrscheinlich essen sie nur Flussfisch.“ […] Die Sonne war hinter dem Wald des östlichen Ufers verschwunden; in den schwarzgrünen, von Tupfen grellfarbiger Blüten übersäten Pflanzenwällen öffneten sich keine Nebenarme. Buchten, lange Sandbänke, Binsendickichte, umgestürtzte Baumriesen, von weißgrünen Pflanzen überwuchert, tauchten auf und verschwanden wieder. Stück für Stück schoben sich die Schiffe stromaufwärts. Karidon hörte Nebamun flüstern: „Ein Waldland. Wasser im Überfluss. Wirklich und wahrhaftig ein wuderbarer Gau.“ […] Affen sprangen in den Wipfeln umher. […] Es war ein Reichtum an Leben, der jeden Rômet überwältigte. Bei der Beschreibung der Bucht und der Hütten von Punt hat der Autor wieder ganz offensichtlich die Punthalle der Hatschepsut vor Augen. Darüber hinaus hat er sich seine eigenen Gedanken zu bestimmten Aspekten der Puntfahrten gemacht, über die sich die ägyptischen Quellen ausschweigen: Wie kommunizierten die Handelspartner miteinander? Welche Sprache sprachen die Puntiten? In einem Punkt hatte Kneifel wahrscheinlich Recht: Es gab wohl tatsächlich Puntiten in Ägypten – sie auf Elephantine anzusiedeln ist allerdings wieder eher ein Rückgriff auf Rolf Herzog mit seiner These, Punt sei über den Nil erreicht worden. Dem Schriftsteller waren offenbar die Darstellungen von puntitischen ‚Flößen‘ nicht bekannt, sonst hätte er die Gefährte der Puntiten sicherlich entsprechend geschildert. Dass er den ersten Kontakt zwischen den beiden Gruppen auf die See verlegt, ist sehr effektreich. Hatte Hanns Kneifel vielleicht eher James Cook vor Augen oder Marlon Brando als Kapitän in der Südsee? Man beachte auch die vertauschte Satzstellung bei der Antwort des puntitischen Häuptlings, die seine Fremdsprachigkeit verdeutlichen soll (s. 222f.): Jeder, der nach vorn blickte, war überrascht. Der Strom weitete sich zu einer ovalen Bucht, deren Durchmesser größer war als zwei rômetische Meilen, und gab den Blick frei auf grüne Hänge, Waldstücke und auf eine savannenartige Landschaft, einen großen Sandstrand und dahinter, zum großen Teil auf Stelzen, eine halbmondförmig angeordnete Siedlung runder Hütten mit spitzkegeligen Grasdächern. Karidon war sprachlos. Sie sahen tatsächlich aus wie die Hütten, die Meister Hophra an die Palastmauer gemalt hatte. […]. Als das Schiff nur noch wenige Ellen von der Anlegestelle entfernt dahinglitt, stemmten die Ruderer zweier Boote ihre Paddel gegen die Fahrtrichtung. Im Bug richtete sich ein schwarzhäutiger Mann auf. Er war grö-

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ßer als Jehoumilq. Die Bewaffneten der No-Amuns Stolz standen rechts und links zwischen den Ruderern, Bogen und Köcher auf dem Rücken, Schilde am linken Arm. Im Gürtel steckten die Dolche und in der rechten Hand hielten sie Kampfkeulen und Wurfspeere. Karidon blickte die Männer mit der dunklen Haut an. Sie waren dunkler als Amisu. Er sah, dass sie grinsten und lachten und die Schiffe der Rômet ebenso neugierig anstarrten, wie sie selbst angestarrt wurden. Der Aufrechtstehende trug einen Lendenschurz aus Leder, Fell und Pflanzenfasern. Er hob den Arm. Dabei verrutschte das große Leopardenfell über seinen Schultern. An beiden Oberarmen trug er drei Finger breite Goldreife. Die Boote glitten längsseits, die Paddler hielten sich an den Riemen fest. Ptah-Sokar begann laut und mit sonderbarer Betonung zu reden. „Wir kommen als Freunde, aus dem fernen Land der Rômet; ihr nennt es Tameri. Wir wollen handeln und tauschen wie vor vielen Jahren der Mann Henenu. Dürfen wir vor eurer Stadt ankern und an euren Feuern sitzen?“ Karidon lauschte dem Klang der Worte und versuchte deren Betonung zu verstehen; das meiste musste er erraten. Die Diener auf der Elfenbeininsel unterhalb der Stromschnelle hatten so ähnlich gesprochen. Ihre Sprache war klangvoller als die der Rômet. […] Der Mann im Boot antwortete. Wahrscheinlich war er der Anführer der Paddler, die mit Dolchen und kurzen Speeren bewaffnet waren. „[…] Du sprichst, wenn auch nicht gut, unsere Sprache.“ […] „Lange Zeit zurück“, sagte der Anführer, „kamen Schiffe wie eure. Wir tauschten viel. Wir haben schöne Dinge erhalten. Wir haben gegeben, was wir haben. Viel Harz, das dein Volk Weihrauch nennt.“ Nach der Begrüßung auf See erfolgt eine Art offizieller Empfang an Land. Dazu schütteln sie sich die Hände, und zwar an den Handgelenken. In der Tat ändert sich heutzutage die Art und Weise, wie sich die Menschen begrüßen beträchtlich, wenn man die afrikanische Küste des Roten Meeres entlangfährt. In Ägypten begrüßt man sich eher auf europäische Weise mit Handschlag; im Sudan berührt man sich Schulter an Schulter und berührt den Ellenbogen des Gegenübers, in Abessinien stößt man mehrmals Schulter an Schulter. Nach der Vorstellung von Kneifel sprechen einige ägyptische Untertanen sehr ähnlich wie die Puntiten. Sind damit Nubier gemeint? Die puntitischen Namen klingen allesamt sehr ‚afrikanisch‘, da Kneifel sie mit Schnalzlauten versehen hat. Solche werden an anderer Stelle explizit erwähnt (s. 234). Der Dolch des Häuptlings ist wieder der Punthalle entnommen, die Beschreibung der Puntiten als Menschen der Steinzeit ist reine Fiktion, auch wenn sie wohl ins Schwarze getroffen haben dürfte (s. 226f.):

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Vielstimmiges Geschrei erschallte, Kinder rannten kreischend umher. Die Steuermänner folgten Ptah und Ahau von Bord und gingen zwischen einer Doppelmauer schwarzer Puntier auf den Häuptling zu. Der große, schlanke Mann, offensichtlich der Herrscher über die Siedlung, strahlte kaum weniger Würde und Macht aus als Ptah-Sokar. Sie blieben voreinander stehen, packten einander an den Handgelenken und schüttelten die Arme. „Ich danke dir für die freundliche Begrüßung. Ich bin Ptah-Sokar. Alle gehorchen mir.“ Die Bewaffneten auf dem Schiff schlugen die Streitkolben gegen die Schilde. Das knatternde Geräusch übertönte die Antwort des Häuptlings. „Mir gehorcht der Stamm der S’om. Ich bin N’ginza. Sprechen auch deine Männer meine Sprache?“ „Die wenigsten. Bald werden sie’s gelernt haben. Einige in meinem Volk sprechen ähnlich wie ihr.“ N’ginza trug einen großen Dolch aus einer Kupferscheide und reich verziertem Handgriff. Karidon erkannte, dass es eine Arbeit von Rômetschmieden war. An den Speeren der Krieger starrten blattförmige Spitzen aus scharfkantigem Stein und Knochenspitzen mit Widerhaken. An einer Stelle wird die äußere Erscheinung der Puntiten näher beschrieben. (s. 227) Karidon nahm die unzähligen neuen Eindrücke auf. Er blickte in die Augen und schmalen Gesichter der Frauen und Männer mit dem dicht gekräuselten Haar. Er wusste, er hatte viel Zeit. Die Schiffe würden länger als sechs Monde hier liegen. Generell wird der Aufenthalt in Punt stark von ‚afrikanischem‘ Lokalkolorit durchsetzt. Da finden sich Buschtrommeln, Bananen und geschnitzte ‚afrikanische‘ Hocker und besondere Gewürze (s. 228f.): Es waren die durchdringend hellen Schläge kleiner Trommeln und die Antworten aus anderen Siedlungen flussauf oder flussab. […] Aus dem Wald, in dem die Schläge der Bronzebeile wiederhallten, kamen Frauen mit Körben voller grünlicher, gekrümmter Früchte auf den Köpfen und Schultern; die S’om nannten sie Bananen. […] M’asuda trug wie sein Vater ein Leopardenfell. […] Die drei Männer blieben neben geschnitzten Hockern stehen; Ranken und Fabeltiere aus Holz stemmten die Sitzfläche hoch. Auf den ausgehängten und geschrubbten Ruderbänken standen Kürbisschalen, halbe Nusschalen und Holzbecher aufgereiht. […] Chutaui schenkte den größten Becher voll und schöpfte Brei aus Hirse, Fleisch und vielen Gewürzen in eine Schale. […] M’asuda weiß jetzt, um wie viel besser Kupfer und Bronze sind,

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statt Pfeilspitzen aus Stein und Knochen. „Wir haben, als hätte uns Henenu eine Liste hinterlassen, genau die richtigen Tauschwaren mitgebracht. Und die richtigen Geschenke“, sagte Peser […]. Wieder vergleichsweise realistisch ist das Bild, welches Kneifel vom Verhalten zwischen den Fremden und den Puntiten zeichnet, auch wenn es vielleicht nicht ganz frei sein mag von Männerphantasien bzw. dem Klichée von SüdseeFilmen (s. 230.): Seit sechs Tagen liefen nun von Sonnenaufgang bis in die Nacht Eingeborene und Seefahrer durcheinander. Die Kinder bestaunten die Fremden und betasteten sie, Mädchen umkreisten kichernd die Ruderer und Steuermänner. Die älteren Männer sprachen und bewegten sich würdevoll zwischen den Fremden. Sie tauschten und handelten sachkundig. […] Hanns Kneifel hat sich hinsichtlich der nautischen Bedingungen auf dem Roten Meer erkundigt bzw. kennt offenbar die Diskussion um den ägyptischen Ausdruck mw-ḳṭ. Er lässt die Puntreisenden nämlich warten, bis die Winde wechseln. Ganz nebenbei erfahren wir seine Vorstellungen vom Tauschwert bestimmter Waren. Geschildert wird darüber hinaus die Ernte des Weihrauchs, die Jagd auf Leoparden sowie die Vögel und Tiere in und um das Dorf der Puntiten (s. 231f.): „Ihr habt Recht. Wozu die Eile? Wir müssen mondelang auf den richtigen Wind warten.“ „Wir sagen euch, wann er wehen wird.“ M’asuda nickte und zeigte zum Himmel. „Wir haben noch viel Zeit.“ […] Karidon aß und trank ruhig weiter. Er hatte viel zu schreiben: Die Menge Sontjer und Antyharz für den Weihrauch, die gegen je eine bronzene Pfeilspitze eingetauscht werden sollte, stand bereits ebenso fest wie das Entgelt für ein Leopardenfell. Die ersten Vorbereitungen für den Tausch wurden bereits getroffen. Die S’om waren mit den Knochenmessern zu den Savannensträuchern unterwegs, um die Rinde zu ritzen und die erstarrten Harztropfen zu sammeln. Pesers Schützen jagten Leoparden am Steppenrand; fünfzehn gegerbte Felle bedeuteten eine kupferne Beilklinge, einen Kupferkessel oder eine kleine Säge. […] Jehoumilq war mit drei Schiffen weiter stromaufwärts gerudert, um das Land zu erkunden und mit anderen Häuptlingen zu handeln. […] In Erdlöchern zwischen den Bäumen wurde gegerbt. Es stank nach Akazienschoten und Fellen. Die Geräusche wogten auf und ab. Manchmal schnellten Fische aus dem Wasser und tauchten klatschend wieder ein. Ein Zug Reiher flog über die seeartige Flusslandschaft. Vögel mit prächtigem Gefieder und

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unglaublich langen Schwanzfedern, Heuschrecken, Bienen, Baumschlangen und kleine Affen bevölkerten die Bäume rund um den Dorfplatz. Ganz unvermittelt taucht eine regelrechte „Hamitin“ mit hellerer Hautfarbe auf (s. 232): Wieder hob eine junge Frau den Kopf und lächelte Kardion an. Sie hatte hellere Haut als die anderen. Später (s. 234) stellt sich heraus, dass sie die Tochter des Häuptlings ist. Einerseits dürfte das Auftreten einer Tochter des ‚Fürsten von Punt‘ direkt von den Reliefs der Punthalle inspiriert sein, andererseits herrscht ‚natürlich‘ bei den ‚afrikanischen‘ Puntiten Polygamie! „Meine Tochter Askaia. Eine von vielen Töchtern vieler Mütter.“ In einer recht witzigen Szene auf einer Pfahlhütte wird erklärt, wie und warum die Puntiten auf Vorrat produzierten und z. B. Elfenbein in Gruben bis zur nächsten Ankunft der Ägypter einlagerten. Dabei stellt der puntitische Häuptling eine Frage, die sich die echten Puntiten vielleicht auch gestellt haben (s. 233f.): Später saß Kardion bei Ptah-Sokar und dem Häuptling. Der weitere Austausch von Geschenken wurde besprochen. Der Häuptling trug das Leopardenfell. Hinter ihm hingen vom Dach der Hütte etwa zwei Dutzend weiße Totenschädel an Schnüren. Während die Männer sprachen, erschien der erste Jäger vor dem Pfahlhaus. Er schwenkte die Wurfspeere über dem Kopf, hob den Schild und lachte hinauf. Der Häuptling, der zwischen Karidon und Ptah-Sokar saß, hob die Hand. „Wir haben das Lager gefunden, Häuptling!“, schrie der Jäger. „Wir bringen siebzig große, alte Stoßzähne!“ „Gut gemacht, M’ambara!“, rief der Häuptling. „Stapelt sie am Strand, bei den großen Booten.“ „In den Gruben liegt noch mehr.“ „Ich weiß.“ Der Häuptling tippte zwei Schädel an, die zu pendeln begannen. „Mein Vater und sein Vater haben die Tembozähne sammeln lassen. Für schlechte Zeiten.“ Ptah führte seine Trinkschale zum Mund und lächelte zufrieden. „Elfenbein“, sagte er. „Ihr werdet arm sein, wenn wir die Heimfahrt antreten.“ […] Durch den Rauch am Feuer ertönten Gesänge, die ihren strengen Takt durch Schnalzlaute und Aufstampfen erhielten.[…] Der Schwarzholzstamm neben den Pfählen der Hütte, der halb entrindet war, roch stechend. Nach einigem Nachdenken sagte der Häuptling halb verwundert: „Wozu, beim Mondgott, braucht ihr so viele Säcke voll Sontjer und Anty?“

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Die Ägypter erklären ihm, der Weihrauch sei für die Tempel bestimmt, worauf der Puntite nur lacht und den entsetzten Ägyptern erklärt, die Priester würden sich damit doch nur ‚bekiffen‘! Um den für beide Seiten sehr erfolgreichen Handel zu feiern, richtet der Häuptling – wie er nun durchwegs genannt wird – ein Fest aus, für welches er sogar seinen „Lieblingshund“ schlachtet (s. 241): „Unsere Gäste, unsere Freunde – sie gehören zu uns. Sie sollen die besten Stücke bekommen, von meinem Lieblingshund.“ Karidon verzog das Gesicht. „Die Speermänner und meine Töchter tanzen den Tanz der Freundschaft, es gibt Bier und Braten für alle!“ Ein sehr lebendiges Detail dabei ist äußerst bemerkenswert. Die Ägypter ekeln sich nämlich nach der Imagination von Kneifel vor der Delikatesse der Puntiten, dem Hundefleisch. Gab es Vergleichbares tatsächlich? Man denkt hier eher an Berichte von Europäern, denen von arabischen Gastgebern die Augen gebratener Hammel vorgesetzt wurden! Erstaunlicherweise ist mir keine ägyptische Quelle bekannt, aus der Ähnliches hervorgeht. Hätte es derartige kulturelle Unterschiede zwischen Puntiten und Ägyptern gegeben, hätten man sie sicherlich an irgendeiner Stelle erwähnt! Der Autor projiziert also gewisse neuzeitliche Topoi auf die pharaonische Zeit, um seine Erzählung lebendiger zu gestalten (s. 240) „Merk dir das Feuer, an dem sie den Köter brutzeln“, flüsterte Ahau-Tinofer. Er schnitt eine Grimasse des Ekels.“ […] Die Rückfahrt der Expedition wird vergleichsweise kurz beschrieben. Erwähnenswert ist im vorliegenden Kontext vor allem eine Anspielung auf das Horn von Afrika und das Bāb al-Mandab (s. 269): Karidon las: „Erst jetzt gibt es Zeichnungen: einfache Karten von Küsten und Riffen. Viele hundert Männer haben sich jede Einzelheit gemerkt. Die Farbe des Wassers, die Anzahl der Tage, die Formen der Wellen und Wolken, Wind und Vogelflug – ich habe alles beschrieben. Auch die Richtung, in die Vögel fliegen und aus der Winde blasen. Wir erkennen die Buchten am Geruch; selbst bei Nebel wissen wir, wohin es geht. Sterne, Mond und Sternbilder sind für uns dasselbe wie Stangen in der Nilschwelle. Die Kapitäne kennen den Weg nach Punt. In wenigen Tagen segeln wir um den mächtigen Vorsprung des Landes, ums Tor zum Roten Meer. Danach werden wir viel rudern müssen.“ Natürlich verläuft die Fahrt zu aller Zufriedenheit, die Waren aus Punt kommen heil in die Residenz, die Expeditionsteilnehmer werden belohnt und am Schluss erfährt Karidon mehr über seine Herkunft.

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c Die Puntfahrt der Königin Hatschepsut Punt wurde jedoch nicht nur in Jugendromanen thematisiert, sondern auch von Schülern selbst verarbeitet. Im Rahmen des Alexander-von-HumboldtJahres 2004/5 brachte in Schweinfurt eine 6. Klasse unter der Leitung von Reinhold Jordan ein szenische Umsetzung der Punthalle in Dair al-Baḥrī zur Aufführung. Der Text findet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München unter dem Titel „Die Pharaonin Hatschepsut und die Reise nach Punt“. In der ersten Szene überlegt die Königin, wie sie ihr Image aufpolieren kann. Schließlich sei sie als Frau auf dem Pharaonenthron immer noch nicht richtig akzeptiert. Also: ein neuer Tempelbau für die „Ammonpriester“ oder doch besser deren Eliminierung? Ihre Beraterin schlägt vor, eine Expedition nach Punt auszurichten. Hatschepsut lässt den Königlichen Archivar kommen und fragt ihn, was man über Punt wisse. Dieser erzählt von einem Kanal zwischen dem Nil und dem „Östlichen Meer“ und nimmt Bezug auf Mentuhotep ii. Auch hier wurde folglich die Inschrift des Ḥn(n)w besonders rezipiert; mit der KanalTheorie ist man forschungsgeschichtlich noch im 19. Jahrhundert! Der Archivar wird mit auf die Reise geschickt und Hatschepsut verfügt ferner (s. 5): „Außerdem nehmt ihr noch meinen Ersten Bildhauer mit. Er hat mich kürzlich gefragt, wie er die Große Halle meines Grabtempels ausschmücken soll. Diese Halle soll man später „Punthalle“ nennen. Er soll eine recht streitsüchtige Frau haben; vielleicht ist er mir ganz dankbar für die Abwechslung.“ (s. 5). Die zweite Szene besteht fast ganz aus Bildern und den Erläuterungen eines Sprechers. Selbstverständlich werden dabei die Reliefs der Punthalle gezeigt. Leider erfahren wir nicht, welche Vorlagen die Schüler verwendeten, ob die Kopien von Edouard Naville oder von Auguste Mariette. Zwei der ägyptischen Puntfahrer bleiben in Punt, was den Reizen bestimmter Puntitinnen geschuldet ist. Kurioserweise wird in der ganzen Szene die fettleibige ‚Fürstin von Punt‘ nicht entsprechend erwähnt. Es heißt nur lapidar (s. 6): „Der ägyptische Admiral wird durch den Fürsten von Punt und seine Gattin mit großen Ehren empfangen. Die Ägypter können alle gewünschten Güter eintauschen.“ Die dritte Szene wird beherrscht von der glücklichen Ankunft der Flotte. Eine puntitische Prinzessin begrüßt Hatschepsut im Namen ihrer Eltern, der Archivar erhält die ‚Goldene Fliege‘ und es gibt Freibier für alle!

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∵ Beurteilung. Der Roman von Isolde Heyne hält sich sehr stark an seine bildliche Vorlage, die Reliefs der Punthalle; das Buch von Hanns Kneifel ist dagegen viel immaginativer, aber gleichzeitig viel fundierter – außerdem steht hier die Puntfahrt selbst im Vordergrund des Romans, die Erzählung ist gleichsam um diese herum gewoben. Um die notwendige Distanz zur Punthalle zu gewinnen, wurde eine Expedition im Mittleren Reich beschrieben. Seine detaillierten Schilderungen sind gerade für den Forscher von besonders großem Interesse, da sie gleichsam komplementär zu seiner eigenen Arbeit sind. Ein Romanschriftsteller kann sich die Freiheit herausnehmen, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen und zu beschreiben, wie es gewesen sein könnte, ohne alles durch Fußnoten untermauern zu müssen. Abgesehen von einigen, teilweise gravierenden Punkten (wie die Lokalisierung in Somalia) kann man vielleicht sogar so weit gehen und sagen: Kneifel hat das Wesen, die Stimmung und den Ablauf der ägyptischen Expeditonen nach Punt besser in Worte gefaßt, als dies bisher jemals von ägyptologischer Seite getan wurde.

kapitel iv

Die altägyptische Suche nach Punt iv.1

Organisation und Durchführung der Puntfahrten

a Der Gesamtablauf Der praktische Ablauf. Eine Expedition auszusenden, bei der 3000 Mann durch eine Wüste geschickt wurden, um Schiffe für eine 1300km lange Seefahrt zusammenzubauen, muss als logistische Meisterleistung bezeichnet werden. Entsprechend waren die Vorbereitungen sehr umfangreich. Sie begannen außerhalb des Niltals mit der Beschaffung von geeignetem Holz für den Schiffsbau. Dazu mussten Zedernstämme und andere Hölzer u. a. aus dem Libanon nach Ägypten gebracht werden, genauer gesagt aus der Region von Byblos zu den Werften von Koptos. Nach der Herstellung seetauglicher Schiffe wurden diese in Einzelteilen auf dem Landweg an die Küste geschafft. Dies erforderte vielleicht die größten Anstrengungen und viel mehr Ressourcen als die eigentliche Fahrt zur See: Die Vorbereitungen reichen von der Produktion bzw. Distribution der zu verhandelnden Waren und des Proviants über die Musterung der Truppenmitglieder bis hin zur Bereitstellung geeigneter Lasttiere in der gebotenen Größenordnung. Die Schiffsteile, Proviant für viele Monate zu Land und zur See, die Handelswaren und weitere Ausrüstung nahmen daraufhin den Weg durch die Wüstentäler ans Rote Meer – auf Eseln und dem Rücken Hunderter von Trägern. Für Tier und Mensch musste dafür genügend Nahrung und vor allem Trinkwasser zur Verfügung gestellt werden; im Bedarfsfalle wurden sogar Brunnen angelegt. Wahrscheinlich brachen verschiedene Abteilungen zeitversetzt auf: Während ein Trupp die Installationen an der Küste aufbaute, transportierte ein anderer die Schiffsteile; wenn Späher die Umgebung nach räuberischen Nomaden absuchten, sicherten andere die Trinkwasserversorgung. Am Roten Meer angelangt, musste erst einmal ein temporäres Basislager errichtet werden, Unterstände, Hütten und Produktionsstätten. Nach Ankunft der Hauptkarawane wurden Bauteile, Ladung, Proviant und Werkzeug dann in den Magazinhöhlen verstaut. Nun konnte mit dem Zusammenbau der Schiffe begonnen werden. Gleichzeitig setzte im Lager ein emsiges Treiben ein: Korn wurde gemahlen, Brotmodel aus Ton hergestellt, Brot gebacken und Bier gebraut. Erst jetzt waren die Vorbereitungen abgeschlossen und die Seereise konnte beginnen. Die Fahrt selbst erfolgte mit einem kleineren Trupp erfahrener Matrosen. Ob eine verkleinerte Wachmannschaft am Lagerplatz verblieb oder der gesamte

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_005

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Tross abgezogen wurde, ist nicht bekannt. Wohl aber scheint es so, dass zumindest ein Teil der Arbeiter nach dem Schiffstransport weiterzog, um Steine zu brechen. In Punt angelangt, schloss sich möglicherweise ein Weg ins Landesinnere an. Nachdem der Handel zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen war, ging es wieder zurück in den Norden. Vielleicht steuerten die Puntschiffe zuerst die Halbinsel Sinai an, bevor sie wieder in Marsa Gāwāsīs landeten. Dort wurde die Ladung gelöscht und auf Esel verladen bzw. von Trägern ins Niltal geschafft. Von Koptos erfolgte schließlich der Transport der begehrten Waren aus Punt an den Hof, nach Memphis, Iči̯-tꜣ.wi͗, Theben oder Pi-Ramesse, um dort weiterverteilt und -verarbeitet zu werden. b Anzahl und Zusammensetzung der Teilnehmer Einige Textzeugen machen sehr konkrete Angaben in Bezug auf die Anzahl der Expeditionsteilnehmer. Trotzdem wissen wir nicht, wie viele Leute nach Punt fuhren. Denn: Die Leiter der Expeditionen waren natürlich bemüht, immer die größtmögliche Zahl zu nennen, um ihre Leistung besonders hervorzuheben. Daher sind alle Angaben als maximale Anzahl aller Teilnehmer, d. h. Truppen, Arbeiter, Matrosen etc. zu begreifen. Nur selten werden die einzelnen Gruppen spezifiziert. Anzahl. Den Anfang macht Ḥn(n)w in seiner Felsinschrift (Dok. 7).1 Dort heißt es, er sei losgezogen mit einer Truppe bestehend aus 3000 Mann (m mšʿ n(.i͗) s.i͗ 3000). Seine Expedition bestand aus mehreren gekoppelten Unternehmungen, darunter Steinbrucharbeiten im Wādī Hammāmat. Die Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗fi͗ḳr(.w) nennt mehr und detailliertere Zahlen (Dok. 18)2: unterschieden wird zwischen zwei Arten von Truppen, 500 und 3200 Mann. Hinzu kommen 50 Soldaten als Eskorte, 5 Schreiner und ein Expeditionsleiter, zusammen 3756 Mann! Vermutlich sind die 500 gesondert aufgeführten Personen die Mitglieder der Schiffsbesatzung.3 Etwa im selben Rahmen bewegt sich eine Aussage auf dem Ankerschrein des ʿnḫw (Dok. 17): Dort werden 400 Rekruten aufgeführt. Sind dies die Mannschaften der Schiffe? Im Text steht nfr.w, was meist als „Rekrut“ übersetzt wird. Die deutsche Übersetzung ist in diesem Fall jedoch irreführend, da sie Soldaten bezeichnet, die noch ausgebildet werden müssen. Die ägyptischen nfr.w hingegen sind – wie ihre Etymologie nahelegt – bereits vollendet. Man muss sie sich als kraftstrotzende junge Männer vorstellen, die wohl1 C. Vandersleyen, Les Inscriptions 114 et 1 du Ouadi Hammamat (11e Dynastie), in: CdE 127, 1989, 148–158. 2 A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 169–173. 3 Martinssen, Untersuchungen, 84.

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trainiert waren – ideal für längere Flauten, während derer gerudert werden musste. In der Geschichte des Schiffbrüchigen (Dok. 27) wird die Besatzung des Schiffbruch erleidenden Gefährts mit 120 Mann angegeben. Wenn man auch nur 20% dem Seemannsgarn geschuldete Übertreibung abzieht, verbleiben 100 Mann und damit eine Zahl, durch welche die anderen beiden Angaben teilbar sind. Demnach hätte Ḥn(n)w fünf Schiffe entsandt und ʿnḫw wäre mit vieren in See gestochen. Aus dem Neuen Reich sind uns keine Daten bezüglich der Mannschaftsgröße überliefert.4 Kenneth Kitchen hat deshalb versucht, aufgrund der Puntreliefs von Dair al-Baḥrī hochzurechnen. Er nimmt für die Schiffe der Hatschepsut eine Besatzung von jeweils 40 Personen an, was für die fünf Schiffe eine Gesamtzahl von 200 ergäbe.5 Dargestellt sind in der Tat 40 Männer, davon 30 Ruderer und weitere 10 Matrosen. Nur hat die Sache einen Haken: Es ist nicht gesagt, dass das Tableau die tatsächliche Anzahl wiedergeben muss. Jedes Bild unterliegt gewissen Zwängen, praktischen wie ikonographischen. Auf einer großen Tempelwand verschwinden die Figuren leicht, wenn sie allzu klein gezeichnet werden. Bei Schlachtengetümmel mag dieser Effekt gewollt sein, bei der Wiedergabe einer geordneten Expedition weniger. Es ist also eine Frage des Maßstabs, ob man 100 Matrosen im originalen Größenverhältnis zu ihrem Schiff in eine Darstellung zwängen kann oder nicht. Ich halte daher die Hochrechnung Kitchens für zu niedrig. Nun zu der Frage, ob 3000 und mehr wirklich eine realistische Zahl für die Teilnehmer einer Karawane durch die Wüste sind. Ein Blick in die anderen Expeditionsinschriften zeigt: Sie ist durchaus nicht abwegig. Im Alten Reich sind zwischen 100 und 1600 Mann belegt6, im Mittleren Reich für den Sinai bis zu 734 Mann und im Wādī Hammāmat gar 5000 und 10.000 Mann.7 Letzteres erscheint mir allerdings in seiner Glaubwürdigkeit doch grenzwertig zu sein. Einmal wird sogar die unglaubliche Zahl von 17.000 genannt. Diese ist jedoch in ḥsb angegeben, was die Arbeitsleistung pro Mann und Tag meinen kann.8 Truppen beträchtlicher Größe lassen sich durchaus für die kurze Zeit einer Wüstendurchquerung versorgen. Das belegen die ägyptischen Feldzüge nach Syrien-Palästina,

4 T. Hekade, Das Expeditionswesen des ägyptischen Neuen Reiches, saga 21, Heidelberg 2001, 76. 5 K.A. Kitchen, Punt and how to get there, in: Or 40, 1971, (184–207) 203, Anm. 150. 6 E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993, 155. 7 E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993, 155; K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 269. 8 Martinssen, Untersuchungen, 95.

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bei der auf denen Weg nach Ġazza (Gaza) ebenfalls eine Durststrecke überwunden werden musste. Nach Angaben im Papyrus Anastasi i, 17.5f. bestand eine Heeresdivision aus ca. 4500–5000 Mann9, die Gesamtgröße einer Streitmacht dürfte meist bei ca. 2000–5000 Mann gelegen haben.10 Redford folgend betrug die Truppenstärke des ersten Feldzuges Thutmosis’ iii. an die 10.000 Soldaten.11 Wenn es logistisch möglich war, mit einem solchen Heer die 220km von Sile bis Ġazza (Gaza) zu überwinden, kann ein Drittel davon ebenso gut Schiffsteile von Koptos ans Rote Meer transportiert haben! Zusammensetzung. Eine Selbstverständlichkeit geht aus den Inschriften nicht explizit hervor: Es müssen Zimmermänner mit dabei gewesen sein, nicht nur zum Zusammenbau der Schiffe an der Küste, sondern auch für etwaige Reparaturen während der Seereise und in Punt. Weitere Spezialisten wurden ebenfalls gebraucht, z.B. Steinmetze und Bildhauer für die Herstellung der Stelen und Anker. Die gefundenen Pigmente legen nahe, dass im Basislager auch gemalt wurde;12 die Höhlen waren mit Mauern aus Lehmziegeln versehen – es gab also Maler und Maurer in Marsa Gāwāsīs. Die dortigen Installationen müssen fachmännisch errichtet und bedient werden, mit ans Rote Meer zogen daher ebenso Töpfer und Bäcker. Für die Kontakte mit den Nomaden der Ostwüste, die als Späher oder Lotsen nützlich waren, bedurfte es der Hilfe von Dolmetschern. Es gibt tatsächlich Hinweise auf die Anwesenheit von NichtÄgyptern in Marsa Gāwāsīs, etwa durch Keramik, deren Dekoration nubische Motive imitiert13 oder den Fund eines Ostrakons mit der Skizze eines Hundes. Die Scherbe ist von lokaler Herstellung14 und bei den čsm-Windhunden mit ihren dünnen, länglichen Körpern und Gliedmaßen denkt man automatisch an Nomaden oder Jäger.15 9 10

11 12 13 14

15

A.M. Gnirs, Military. An Overview, in: D.B. Redford (Hrsg.) Oxford Encyclopaedia of Ancient Egypt, New York 2001, ii, 404. Liste von verschiedenen Referenzen bei D.B. Redford, The Wars in Syria and Palestine of Thutmose iii, Leiden 2003, 196, Anm. 11. Vgl. auch P.-M. Chevereux, Prosopographie des cadres militaires égyptiennes du Nouvel Empire, Paris 1994; A.J. Spalinger, War in Ancient Egypt, Oxford 2005, 24–26, 70–82. D.B. Redford, The Wars in Syria and Palestine of Thutmose iii, Leiden 2003, 197f. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 63. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 253. A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 107 mit Abb. 51. D.J. Osborn & J. Osbornova, The Mammals of Ancient Egypt, Warninster 1989, 64.

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Die große Masse der Karawane bestand mit Sicherheit aus Trägern, die zum Transport der Schiffsteile, Handelswaren und Verpflegung eingesetzt wurden und danach für andere Tätigkeiten zur Verfügung standen, etwa im Steinbruch. Sie wurden nach Angabe der Ḥn(n)w-Inschrift aus dem gesamten thebanischen Gau zusammengezogen (Dok. 7). Überhaupt ist dieser Text äußerst informativ: Die einzelnen Gruppen werden sogar nach ihrer Herkunft benannt. Die Arbeiter wurden wahrscheinlich in der Bevölkerung rekrutiert, wie vor dem Neuen Reich auch beim Heer üblich. Die staatlichen Institutionen stellten Spezialisten, Handwerker und das Führungspersonal. Nomaden wurden u. a. als Jäger und Kundschafter eingesetzt. mšʿ.w ḥnʿ⟨⸗i͗⟩ n(.i͗) Šmʿ.w m [pr(.w)w] wꜣbw Wꜣś.t šꜣʿ i͗m(.w) r i͗w-mi͗trw pḥ.wi͗ i͗r(.i͗)t r šꜣb.t

Truppen begleiteten mich aus den Garniso[nen] des thebanischen Gaus, beginnend bei i͗w-mi͗srw, endend bei šꜣb.t.

i͗ꜣ.t nb.t n(.i͗)t nsw nꜣ m nʾw.t ṭmc̣(̌ .w) i͗wi̯(w) m-śꜣ⟨⸗i͗⟩

Jede Behörde des Königs(hauses) – sei es in der Stadt oder auf dem Land – war zusammengezogen, indem sie mir folgte.

smn.ti͗ sꜣṷ.w pr(w.)w 4 ḥr c̣š r 12 ẖr-ḥꜣ.t ḥr ś:ḫr.t śbi͗.w wꜣ.wt ◯ ḥr nsw

Kundschafter (und) eine Eskorte aus vier Garnisonen machten die Wege vorne frei, streckten diejenigen nieder, die sich gegen den König auflehnen.

nw.w mśi̯.ww ḫꜣs.wt c̣ǐ .̯ w m śꜣ-ḥ ʿw

Jäger, „Söhne der Wüste“, waren als Leibgarde zugeteilt.

c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .wt nb.(w)t n(.i͗w)t ḥ m⸗f c̣ǐ .̯ w ẖr ś.t⟨⸗i͗⟩ ḥr śmi͗⟨t⟩⸗ś n n⟨⸗n⟩ wpw.ti͗.w m wč̣ wʿ.w śc̣m ̌ n⸗f ḥḥ

Alle Ressorts Seiner Maiestät unter meiner Aufsicht berichteten mir ständig, Späher im Auftrag des Einen, auf den Millionen hören.

Natürlich verlangte ein Tross von 3000 Mann eine straffe Führung, d. h. erfahrene Beamte und Schreiber, Vorarbeiter und Kapitäne. Der Ankerschrein des ʿnḫw (Dok. 17) gibt uns einen kleinen, wenn auch fragmentarischen Einblick in diesen Bereich:

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kapitel iv

1 […] 24 ꜣbṭ 1 pr.t […] ◯ 2 ʿḥʿ ḫrp ʿpr(.w) [i͗m.i͗-rʾ] ◯ 3 n.t i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwti͗ […][Pw]◯ ḫntyt r pḥ[…]

[Regierungsjahr …] 24, Monat 1 der Peret-Jahreszeit […][Vorsteher der] Flotte, Leiter der Matrosen, Protokoll[meister][…][Pu]nt, die Südreise, um zu gelangen […]

4 ḥnʿ c̣ꜣ̌ m(.w) n(.i͗) nfr(.w) ◯ 5 ◯ 6 sꜣb sꜣb ʿc̣-̌ mr Nnw i͗m.i͗-rʾ ◯ 7 i͗m.i͗-rʾ sẖꜣ.w šmw sẖꜣ.w […] ◯ ʿẖnwti͗.w i͗m.i͗-rʾ nbw […]

zusammen mit einer Jungmannschaft der sꜣb, Landrat des Ozeans, Vorsteher von […] der sꜣb, Schreiber der Scheune, Schreiber von […] Protokollmeister, Vorsteher der Gold(gewinnung) […]

8 nfr.w: 400; ṭmc̣.̌ w: 400[+ x ◯ …]

Rekruten: 400; zusammen: 400 + x.

Die Sicherheit der Karawane gewährleisteten nicht nur die Späher, die den Weg vorne freimachten, sondern insbesondere die mitgeführten Soldaten. Die Inschrift des Ppy-nḫt(.w) (Dok. 4) zeigt, wie notwendig deren Schutz war; Gefahr drohte einer Expedition vor allem von Seiten der nomadischen Bewohner der Ostwüste.16 Von dem Einzigen Freund ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t heißt es bei Ppynḫt(.w): (i͗)ś⸗k śmꜣ.n św ʿꜣm.w n(.i͗)w ḥr.i͗w-šʿ ḥnʿ čs.t n(.i͗)t mšʿ n(.i͗)t(i͗) ḥnʿ⸗f

Bekanntlich hatten ihn Beduinen der Ostwüste erschlagen, mitsamt dem Trupp Soldaten, der ihn begleitete.17

Ḥn(n)w war so klug, die Nomaden selbst in die Unternehmung mit einzubinden und so Begehrlichkeiten nicht erst entstehen zu lassen (Dok. 7): ‚Söhne der Wüste‘ waren als Leibgarde zugeteilt (mśi̯.ww ḫꜣs.wt c̣ǐ .̯ w m śꜣ-ḥʿw). Denn verlockend musste eine solche Karawane allemal sein, beladen mit Nahrung und Handelsgütern und auf dem Rückweg sogar mit Myrrhen, Gold und Edelstein. Zudem war sie leichte Beute, praktisch wehrlos, behindert durch die schweren Holzteile für den Schiffsbau. Eine Gefährdung der Schiffsreise durch Piraten existierte offensichtlich nicht. Wer hätte in pharaonischer Zeit am Roten Meer schon vergleichbare Schiffe bauen können? Welch ein Gegensatz zu heute:

16

17

Die Motive der Nomaden sind unbekannt, d. h. es könnte auch sein, dass die Ägypter getroffene Vereinbarungen nicht einhielten. Vergleichbares war der Grund für die Teilnahme der Sudanesischen Beja im Mahdi-Aufstand. Erschlagen wurden nur die Soldaten, nicht die Arbeiter, die offenbar bereits wieder auf dem Rückweg waren.

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Gerade in den letzten Jahren ist die Region Puntland in Somalia geradezu synonym für Piraterie geworden! In Punt hatten die Ägypter wohl ebenso wenig zu befürchten, da genügte eine kleine Schar Bewaffneter, wie sie in der Punthalle gezeigt wird. Wachmannschaft. Eine der ungeklärten Fragen ist, was das Gros der Expeditionstruppe machte, während die Seefahrer nach Punt reisten. Leider gibt es keine Angaben über deren Zahl, doch lässt sie sich erschließen aus der durchschnittlichen Anzahl von Matrosen pro Schiff (120) multipliziert mit der Zahl von 5 in der Punthalle dargestellten Schiffen. Von den ca. 3000 Expeditionsteilnehmern reiste demnach nur ein Fünftel nach Punt. Was machten die restlichen 80% der Leute? Schließt man aus den Angaben des Ḥn(n)w auf ein übliches Vorgehen, so nutzte man den Rückweg, um in den Tälern Nutzstein zu brechen und ans Niltal zu transportieren. Vielleicht kehrten sie nach Absprache innerhalb eines bestimmten Zeitraumes an die Küste zurück, um die Waren aus Punt in Empfang zu nehmen.18 Möglicherweise blieb auch ein kleiner Trupp Soldaten als Bewachung der Installationen am Landeplatz zurück. Wenn diese in den Hütten schliefen, die bei den jüngsten Grabungen dort freigelegt worden sind, könnte man ihre Anzahl ebenfalls hochrechnen.19 Angenommen zwei bis drei Mann teilten sich eine Hütte, dann ergibt das bei 24 Stück eine Anzahl von 40–50 Mann, das ist ziemlich genau eine Kompanie.20 Sie werden auch nach den Rückkehrenden Ausschau gehalten haben. Frost hat sich darüber Gedanken gemacht, wie sich die Seefahrer orientierten und kommt zu dem Schluss, dies müsse über Landmarken geschehen sein.21 Er spekuliert, ob nicht die Plattformen auf der Terrasse in Marsa Gāwāsīs diesem Zweck dienten. Leuchtfeuer sind zwar nicht anzunehmen, doch könnte es irgendeine andere Form der Markierung gegeben haben, vielleicht mit farbigen Tüchern o. ä. c Die Teilnehmer im Einzelnen Problematik. Aussagen über die einzelnen Mitglieder einer Puntexpedition lassen sich aus verschiedenen Gründen oft schwer treffen.22 Einmal besitzen wir

18 19 20 21 22

K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 253. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 252. A.R. Schulman, Military Rank, Title and Organization in the Egyptian New Kingdom, mäs 6, Berlin 1964. H. Frost, Ports, Cairns and Anchors: a Pharaonic Outlet in the Red Sea, in: Topoi OrientOccident 6, 1996, 869–902. E. Blumenthal, Die Textgattung Expeditionsbericht in Ägypten, in: J. Assmann, E.

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quellenbedingt wenige Informationen über den genauen Ablauf der Reisen. Zum anderen sind die Schriftzeugnisse zum größten Teil in ihren Aussagen verzerrt, repräsentieren sie doch fast ausschließlich die höchsten Beamten. Manchmal werden selbst sie nicht genannt, schließlich war es nach offizieller Doktrin immer Pharao selbst, der eigentlich handelte.23 Dann besteht das Problem der Hierarchie: Wer ist wem unterstellt, wann ist eine Person Ausführender, wann nur der diensthabende Vorgesetzte? Stellenweise ist kaum ersichtlich, ob ein Genannter nun Leiter der Gesamtexpedition war oder lediglich eine Arbeitseinheit beaufsichtigte. Ḥn(n)w (Dok. 7) war sicher der oberste Expeditionsleiter, aber reiste er selbst mit nach Punt? Imn(.w)-mśi̯(.w) (Dok. 34) wird als Untergebener des Sbk(.w)-ḥtp(.w) geführt und ist gleichwohl als Leiter einer Puntexpedition aufzufassen. Andere Schwierigkeiten sind philologischer Natur: Liegt gerade eine Liste vor oder eine Apposition, sind die Zahlen inklusiv oder exklusiv, haben wir eine Zwischen- oder eine Endsumme vor uns? Dies betrifft vor allem die Nennung von Mannschaftsteilen. Überhaupt bestehen Unsicherheiten bei manchen Begriffen, allen voran mšʿ Truppe. Üblicherweise wird darunter eine militärische Einheit verstanden, gerade bei den Texten über Fahrten nach Punt bedeutet es wohl meist neutral Truppe. In der Inschrift des Ppy-nḫt(.w) (Dok. 4) hingegen sind – durch den Kotext erwiesen – mit Sicherheit Soldaten gemeint. Belege. Alle aus dem Alten Reich bekannten Puntreisenden sind durch Grabinschriften der 6. Dynastie aus Asswān bekannt.24 Sie tragen den klangvollen Titel „Gottessiegler“, wie dies allgemein bei Expeditionsleitern der 5. und 6. Dynastie üblich war.25 Über die Zusammensetzung der Expeditionstruppe werden keine nennenswerten Aussagen gemacht. Aus dem Mittleren Reich wissen wir demgegenüber deutlich mehr, besonders hinsichtlich der beteiligten Personen. Die Texte erwähnen zahlreiche spezialisierte Personengruppen und mehrere Abteilungen unter der Leitung verschiedener Würdenträger. Ihre Aufgabenbereiche sind getrennt: Die einen sind für Vorbereitungen zuständig oder für den Transport der Schiffe und Waren auf dem Landweg an die Küste,

23 24

25

Feucht & R. Grieshammer (Hrsg.), Fragen an die altägyptische Literatur (Gs. E. Otto), Wiesbaden 1977, 85–118; E. Blumenthal, in: Lexikon der Ägyptologie ii, Wiesbaden 1977, Sp. 59–61, s. v. Expeditionsberichte. In mehreren Texten wird der Auftrag durch den König explizit ausgedrückt (Dok. 7, 17 & 28; Ḥn(n)w, ʿnḫw, Punthalle). Martinssen, Untersuchungen, 73. Vgl. zur Nekropole K.-J. Seyried & G. Vieler (Hrsg.), Elmar Edel. Die Felsgräbernekropole der Qubbet el Hawa bei Assuan i, München 2008. Martinssen, Untersuchungen, 89.

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andere beaufsichtigen die Schiffsreise. Anders als früher scheint die Leitung einer Expedition nicht mehr an den Titel des „Gottessieglers“ gebunden; die Leiter tragen nämlich unterschiedliche Titel.26 Dieser Eindruck könnte allerdings auch verzerrt sein. Möglicherweise durften sich einfach nur zweitrangige Beamte nun ebenfalls inschriftlich verewigen. Karl Seyfried hat herausgearbeitet, dass im Mittleren Reich entweder hohe Beamte des Schatzhauses oder Beamte der nördlichen Landesverwaltung Unternehmungen in der Ostwüste leiteten. Die dortigen Inschriften nennen neunmal einen (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿẖnwti͗, fünfmal einen (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿẖnwti͗ wr und viermal einen (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿẖnwti͗ + (i͗)m.(i͗)-rʾ tꜣ-mḥ.27 Im Neuen Reich verändert sich die Quellenlage erneut deutlich28: Expeditionsinschriften sind praktisch nur noch vom Sinai bekannt; neu ist die große Menge an bildlichen Darstellungen (Punthalle, Privatgräber), bei denen Beamte wie Mannschaften (Träger, Matrosen, Soldaten) gleichermaßen abgebildet werden. Weniger die Ausführenden der Reisen stehen jetzt im Vordergrund als vielmehr die Verwalter der Importprodukte. Hinzu kommt, dass sich die Expeditionen nicht mehr in den Titeln der Beamten widerspiegeln. Dadurch ist über die eigentlich Verantwortlichen relativ wenig bekannt. Wahrscheinlich wurden wie im Mittleren Reich Beamte verschiedenster Bereiche und Titel mit der Leitung einer Expedition nach Punt betraut. Im Folgenden seien die Titel aller Beamten zusammengestellt, die nachweislich in leitender Funktion nach Punt reisten.29

26 27 28 29

Martinssen, Untersuchungen, 89 mit Anm. 43. K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 204. Martinssen, Untersuchungen, 84. W. Helck, Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten Reiches, ÄgFo 18, Glückstadt 1954; W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958; E. Blumenthal, in: Lexikon der Ägyptologie ii, Wiesbaden 1977, Sp. 62–64, s.v. Expeditionsleiter; E. Blumenthal, in: Lexikon der Ägyptologie ii, Wiesbaden 1977, Sp. 64–68, s.v. Expeditionswesen; K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 219; S. Quirke, The Administration of Egypt in the Late Middle Kingdom, New Malden 1990; E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993.

320

kapitel iv

tabelle 14 Titel der inschriftlich bezeugten Leiter von Puntexpeditionen Titel

Konventionelle Übersetzung

Titelträger (Datierung, Quelle)

ḫtm.ti͗-nčr

Gottessiegler

čꜣti͗ (i͗)r.(i͗)-pʿ(t)

Wesir Fürst

ḥꜣt.i͗-ʿ.(w)

Graf

ḫtm.ti͗-bi͗t

Königssiegler

śmr-wʿ.t(i͗)

Einziger Freund

Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ (ar, Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f ), Čči͗ (ar), Ḫwi͗ (ar) H̱ nmw-ḥtp(.w) (mr) Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) Ḫwi͗ (ar) H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) (mr), Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) Nḥśi͗ (nr) Čči͗ (ar), Ḫwi͗ (ar) H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) (mr), Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) Nbw-kꜣ.w-Rʿ(.w)(mr, Ostrakon Sayed 3) Nḥśi͗ (nr) Čči͗ (ar, Hammamat) Ḥn(n)w (mr), H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) (mr) Nḥśi͗ (nr) ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t (ar, Ppy-nḫt(.w)), Čči͗ (ar) Ḥn(n)w (mr) Nḥśi͗ (nr)

Rangtitel

Amtstitel wpw.ti͗-nsw (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿꜣ rsi͗ ḥr sḫr rsi͗ [(i͗)m.(i͗)-rʾ] ʿpr (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿḫnwti͗ (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿḫnwti͗ n.(i͗) pr(.w)-ʿꜣ i͗m.i͗-rʾ ʿḫnwt.i͗ n(.i͗) tp-rsi͗

Königsbote Vorsteher der südl. Pforte über die südl. Angelegenheiten [Vorsteher der] Mannschaften Vorsteher des (Wesir-)Büros Protokollmeister des Pharao Kabinettsvorsteher (der Verwaltungseinheit Süd)

Nḥsi͗ (nr) Ḥn(n)w (mr) ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t (ar, Ppy-nḫt(.w)) H̱ nmw-ḥtp(.w) (mr), ʿnḫw (mr) ʿnḫw (mr) Nb-św (mr, Stele 5)

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Titel

Konventionelle Übersetzung

Titelträger (Datierung, Quelle)

i͗m.i͗-rʾ ⟨ʿ⟩ẖn⟨wti͗ n(.i͗)⟩Č̣ ṭ-bꜣw

Der Protokollmeister des Č̣ ṭ-bꜣw30

(i͗)m.(i͗)-rʾ ʿrryt (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿꜣw

Vorsteher der Wache Vorsteher der Fremdsprachigen

(i͗)m.(i͗)-rʾ pr(.w) i͗m.i͗-rʾ pr(.w)-wr (i͗)m.(i͗)-rʾ pr(.w) m nʾw.t rśi͗ (i͗)m.(i͗)-rʾ pr(.w)-ḥč̣ (i͗)m(.i͗)-rʾ mšʿ ? (i͗)m.(i͗)-rʾ nʾw.t (i͗)m(.i͗)-rʾ nbw (i͗)m.(i͗)-rʾ Hw.t-nčr (i͗)m.(i͗)-rʾ śrś.t-ḥw.wt wr.wt (i͗)m.(i͗)-rʾ ḫtm.ti͗w

Haushofmeister Vosteher des pr(.w)-wr Haushofmeister in Theben Schatzhausvorsteher General Stadtvorsteher/Bürgermeister Vorsteher der Gold(verarbeitung) Tempelvorsteher Vorsteher der Sechs Gerichtshöfe Schatzmeister

(i͗)m.(i͗)-rʾ ś.t nb(.t) n.(i͗)t nsw (i͗)m.(i͗)-rʾ šn+wt pr(.w)-ḥč̣

Vorsteher aller Abteilungen des Königs Scheunenvorsteher des Schatzhauses

[S.i͗-n(.i͗)-]Wśr[.t] (mr, Ostrakon Sayed 4) H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) (mr) ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t (ar, Ppy-nḫt(.w)), Čči͗ (ar, Hammamat) Ḥn(n)w (mr) Śnb⸗f (mr, Stele 5) Imn(.w)-mśi̯(.w) (nr) Sbk(.w)-ḥtp(.w), genannt Pꜣ-nḥśi͗ (nr) Čči͗ (ar, Hammamat) Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) Čči͗ (ar, Hammamat) Ḥn(n)w (mr) Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) Ḥn(n)w (mr) Nḥśi͗ (nr) ʿnḫw (mr) Ḥn(n)w (mr)

Die Liste der untergebenen Funktionsträger ist etwas überschaubarer, sie werden meist in den Inschriften ihrer Vorgesetzten erwähnt. tabelle 15 Titel untergeordneter Funktionsträger bei Puntexpeditionen Titel

Konventionelle Übersetzung

i͗r.i͗-ʿ.t wḥm.w wḥm.w n(.i͗) ʿrryt

Magazinvorsteher (Nb?)-Šꜣb.t (mr) Herold Imn(.w)i͗ (mr) Herold des Wachbereichs H̱ nt.i͗ (mr)

30

Name des Titelträgers Vorgesetzter/ (Datierung) Quelle H̱ nmw-ḥtp(.w) Ini̯-i͗ti͗=f-i͗Qr(.w) Ostrakon Sayed 1

Vgl. W.A. Ward, Index of Egyptian Administrative and Religious Titles of the Middle Kingdom, Beirut 1982, 17, Nr. 84.

322

kapitel iv

tabelle 15 Titel untergeordneter Funktionsträger bei Puntexpeditionen (cont.) Titel

Konventionelle Übersetzung

Name des Titelträgers Vorgesetzter/ (Datierung) Quelle

sḫm-sḥ sẖꜣ(.w)

Leiter des Speisezeltes Schreiber

H̱ nmw-ḥtp(.w) (ar) Imn(.w)-mśi̯(.w), genannt Ḥmy (nr) Č̣ ṭ.i͗ (mr) [ʿnti͗ ?] m-ḥꜣ.t (mr)

Transportkiste Totenstele (Stele 2)

Nḫsi͗ (?) (mr)

Totenstele (Stele 2)

Imn(.w)-ḥtp(.w) (mr)

Śnb⸗f (Stele 5)

Nfr-ḥtp(.w) (mr)

H̱ nmw-ḥtp(.w)

sẖꜣ.w nsw sẖꜣ.w n(.i͗) smṭt n (?)

Königlicher Schreiber Schreiber der Hilfskräfte von … (?) sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t n(.i͗) wʿr.t tp-rsi͗ (?) Schreiber des Verwaltungsrates vom Verwaltungbereich Süd (?) sẖꜣ.w Hr.i͗ Htm n(.i͗) pr(.w)-H@ Siegelberechtigte Schreiber des Schatzhauses nicht deutbar –

Ḫwi͗ Šbk(w)-ḥtp(.w)

Insgesamt führen die Inschriften viele anonyme Personen und Gruppen auf, von unteren Rängen der Beamtenschaft (Protokollmeister, Leiter der Matrosen, Haushofmeister des Verwaltungsrats), bis zu den Angehörigen bestimmter Berufsgruppen (Jäger, Kundschafter, Gendarmen). Einige Definitionen orientieren sich am Lebensraum der Betreffenden: Wüstensöhne, Städter, Bewohner der Meeresküste. Alles in allem sind folgende Ausdrücke belegt: tabelle 16 Nicht namentlich genannte Teilnehmer(gruppen) in den Quellen über Punt Titel

Konventionelle Übersetzung

ʿnḫ.w wn.w ḥr i͗ṭb n(.i͗) wꜣc̣-̌ wr m? Bewohner der Meeresküste, mšʿ.w ḥnʿ wḥm.w, bestehend aus Fußvolk und šmsw.w n(.i͗) Ḥr(.w) einem Wortführer, (allesamt) Gefolgsleute des Horus ʿnḫ.w n(.i͗) nʾw.t Stadtbewohner ʿnḫ.w n(.i͗) čt n(.i͗) nb Marinesoldaten des Herrn (i͗)m.(i͗)-rʾ ʿḥʿ Flottenvorsteher

Anzahl

Expeditionsleiter/ Quelle

50

Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr)

3200 500 –

Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) ʿnḫw (mr)

323

die altägyptische suche nach punt

Titel

Konventionelle Übersetzung

Anzahl

Expeditionsleiter/ Quelle

(i͗)m.(i͗)-rʾ ʿḫnwti͗ i͗m.i͗-rʾ pr(.w) n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t

– 1

ʿnḫw (mr) Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr)



ʿnḫw (mr)

(i͗)m.(i͗)-rʾ nfrw.w i͗ś.t ḫrp ʿpr.w mšʿ

Protokollmeister Haushofmeister des Verwaltungsrats Vorsteher der Leiter der Schiffsmannschaften Vorsteher der Gold(gewinnung) bzw. der nbw-Abteilung31 Vorsteher der Rekruten Mannschaft Leiter der Matrosen Truppe

mšʿ n.(i͗) rs+wt nfrw.w

Truppe des Südens Rekruten

3000 400

sꜣṷ.w-pr(.w)w nw(.w) mśi̯.ww ḫꜣś.wt ḥwsi͗.w ḥr.i͗w.w-pc̣.̌ t n.(i͗) mnš rwc̣w ̌ .w sꜣb ʿc̣-̌ mr-Nnw sꜣb sẖꜣ(.w) šn+wt sꜣṷ.w pr(w.)w 4 smn.ti͗w

Gendarmen Jäger Söhne der Wüste Vorarbeiter Frachtschiff-Oberste Inspektoren Oberster Ozeansbeauftragter Oberschreiber der Scheune Eskorte aus 4 Garnisonen Kundschafter

– – – – – – – –

sẖꜣ.w […] sẖꜣ.w nsw sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t Ꜥꜣ.t

Schreiber von […] Königlicher Schreiber Schreiber des Großen Verwaltungsrats

– 1 5

(i͗)m.(i͗)-rʾ ḫrp(.w) ʿpr.w wi͗ꜣ (i͗)m.(i͗)-rʾ nbw

31

Martinssen, Untersuchungen, 80, Anm. 29.

– – – –

Čči͗ (ar, Hammamat) ʿnḫw (mr) ʿnḫw (mr) pHarris i (nr) ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t (ar, Ppy-nḫt(.w)) Ḥn(n)w (mr) H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) (mr) Defenneh-Stele (SpZt) Ḥn(n)w (mr) ʿnḫw (mr) Stelenfragment (mr) Ḥn(n)w (mr) Ḥn(n)w (mr) Ḥn(n)w (mr) pHarris i (nr) pHarris i (nr) pHarris i (nr) ʿnḫw (mr) ʿnḫw (mr) Ḥn(n)w (mr) Ḥn(n)w (mr) Punthalle (nr) ʿnḫw (mr) Transportkiste (mr) Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr)

324

kapitel iv

tabelle 16 Nicht namentlich genannte Teilnehmer(gruppen) in den Quellen über Punt (cont.) Titel

Konventionelle Übersetzung

Anzahl

Expeditionsleiter/ Quelle

šmsw.w c̣ꜣ̌ m.w n.(i͗) nfrw(.w) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t wr(.t) tp-rsi͗ tꜣ-wr

Gefolgsleute Jungmannschaft an Rekruten Großer Verwaltungsrat vom äußersten Südens des Thinitischen Gaus32

– – –

pHarris i (nr) ʿnḫw (mr) Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr)

Die letzte hier zusammengestellte Gruppe von Beamten war mit der Verwaltung der Waren aus Punt betraut. Darunter finden sich Hohepriester oder Höflinge wie Śn-n.(i͗)-mʾw.t. tabelle 17 Mit der Verwaltung der Puntprodukte betraute Beamte

Titel

Konventionelle Übersetzung

Name (Datierung)

ḥm-nčr tpi͗ n.(.i͗) Imn(.w)

Hohepriester des Amun

Ḥpw-śnb(.w) (nr)

(i͗)r.(i͗)-pʿ(t) ḥꜣt.i͗-ʿ.(w) ḫtm.ti͗-bi͗t śmr-wʿ.t(i͗) (i͗)m.(i͗)-rʾ pr(.w) m nʾw.t rśi͗

Fürst Graf Königssiegler Einziger Freund Haushofmeister in Theben

Imn(.w)-mśi̯(.w) (nr)

(i͗)m.(i͗)-rʾ pr(.w)-Imn(.w) šps nsw smr n.(i͗) śtp-sꜣ

Vorsteher des Hauses des Amun Edler des Königs Freund des Palastes

Śn-n.(i͗)-mʾw.t (nr)

šps nsw smr n.(i͗) śtp-sꜣ

Edler des Königs Freund des Palastes

nicht genannt (nr, Punthalle)

32

Dies wäre dann ca. 80 km (nord)westlich von Koptos. Warum nicht eine Verwaltungseinheit aus der unmittelbaren Umgebung von Koptos zuständig war, entzieht sich meinem Verständnis.

die altägyptische suche nach punt

325

Im Folgenden sollen ausgewählte Titel angesprochen werden, welche von Puntfahrern geführt wurden. Die meisten davon sollten am besten konventionell übersetzt werden, da ihre exakte Bedeutung nur schlecht fassbar ist. Dabei hat es sich bewährt, dem Wörterbuch der ägyptischen Sprache zu folgen und die Titel der preußischen Adelshierarchie auf den cursus honorum der ägyptischen Beamten zu übertragen. Generell sei auf die Arbeiten von Grajetzki, Jones, Abdul rahman al-Ayedi und Quirke verwiesen, sowie die Wortdiskussionen.33 Gottessiegler (ḫtm.ti͗-nčr).34 Die Lesung des ersten Titel bestandteils wurde von Henry George Fischer etabliert.35 Wie Seyfried festgestellt hat36, erfuhr der Zuständigkeitsbereich der Gottessiegler im Verlauf des Alten Reiches eine starke Veränderung. In der 4. Dynastie waren sie hohe Residenzbeamte, denen das zentrale Rohstoff- und Transportwesen unterlag. Als im Verlauf der 5. Dynastie das Transportwesen dezentralisiert wurde, gelangten die Gottessiegler zunehmend in die Provinzen. Nun standen wenige Titelträger in der Residenz rangniedrigeren Provinz-Gottessieglern gegenüber, welchen die eigentliche Leitung der Arbeiten vor Ort oblag. Im Mittleren Reich dann gab es wahrscheinlich überhaupt keine hauptamtlichen Expeditionsleiter mehr; der Titel wird nur noch für die Dauer der jeweiligen Unternehmung vergeben.37

33

34

35 36 37

W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000; D. Jones, An Index of Ancient Egyptian Titles, Epithets and Phrases of the Old Kingdom (bar 866), Oxford, 2000; Abdul Rahman al-Ayedi, Index of Egyptian administrative, religious and military titles of the New Kingdom, Ismailia 2006; S. Quirke, Titles and bureaux of Egypt 1850–1700bc, London, 2004; G. Lapp & B. Lüscher, Wortdiskussionen, Basel (laufendes Projekt). E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993, 234–252; E. Blumenthal, in: Lexikon der Ägyptologie ii, Wiesbaden 1977, Sp. 62–64, s.v. Expeditionsleiter; E. Blumenthal, in: Lexikon der Ägyptologie ii, Wiesbaden 1977, Sp. 64–68, s.v. Expeditionswesen; W. Helck, Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten Reiches, ÄgFo 18, Glückstadt 1954, 99; Martinssen, Untersuchungen, 16 mit Anm. 19; 73 mit Anm. 5; 79 mit Anm. 23; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 4, 18, 114, 197, 207, 261. H.G. Fischer, Varia Nova, Egyptian Studies iii, New York 1996. K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 258. W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958, 66, Anm. 4.

326

kapitel iv

Außerdem ist eine Abhängigkeit vom Expeditionsziel zu bemerken: Gottessiegler werden nur in weit entfernte Regionen ausgesandt, etwa ins Gottesland – keiner der 16 im Wādī al-Hūdī belegten Expeditionen wird von einem Träger dieses Titels geleitet.38 Wesir (čꜣti͗)39. Das Amt an der Spitze der altägyptischen Beamtenhierarchie wird in Analogie zur islamischen Zeit als Wesir (al-Wazīr) bezeichnet. Der čꜣti͗ ist nicht nur der oberste Repräsentant der Landesverwaltung, sondern auch der Jurisdiktion; ihm unterstehen ferner alle Tempel. Mindestens seit dem Neuen Reich ist das Wesirat zweigeteilt. Über die korrekte Lesung des ägyptischen Titels herrscht Uneinigkeit. Fürst (i͗r.i͗-pʿt)40, Graf (ḥꜣt.i͗-ʿ.(w))41, Einziger Freund (śmr-wʿ.ti͗).42 Bekleideten die sog. Fürsten im Alten Reich noch ein sehr hohes Amt am Hofe, verschob sich die Bedeutung im Mittleren Reich deutlich in Richtung Festungskommandant, Gouverneur oder sogar Bürgermeister. Andererseits verbleibt er auch noch im Neuen Reich im cursus honorum der Hofränge in einer Titelsequenz. Für den Grafen und den Einzigen Freund gilt ähnliches wie für den Fürsten: Auch sie wurden von einem Hofamt zu einem Rangtitel degradiert, der zunehmend weniger elitär wurde.

38 39

40 41 42

K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 258. M. Valloggia, Les vizirs des xie et xiie dynasties, in: bifao 74, 1974, 123–134; E. MartinPardey, in: Lexikon der Ägyptologie vi, Wiesbaden 1986, Sp. 1227–1235, s.v. Wesir, Wesirat; G.P.F. van den Boorn, The duties of the vizier: civil administration in the early new kingdom, London 1988; S. Lippert, Tjati statt tb-m-mescha: Neues zum Wesir im Demotischen, in: zäs 130, 2003, 88–97; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches: Prosopographie, Titel und Titelreihen, Schriften zur Ägyptologie 2, Berlin 2000, 9–42; E. Martin-Pardey, Die Datierung der „Dienstanweisung für den Wesir“ und die Problematik von Tp rsj im Neuen Reich, in: N. Kloth (Hrsg.), Es werde niedergelegt als Schriftstück; Festschrift für Hartwig Altenmüller zum 65. Geburtstag, sak Beihefte 9, Hamburg 2003, 323–334. Martinssen, Untersuchungen, 24 mit Anm. 52; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 221f. Martinssen, Untersuchungen, 24 mit Anm. 52; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 223. W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 224.

die altägyptische suche nach punt

327

Königssiegler (ḫtm.ti͗-bi͗t).43 In der Sache war der Königssiegler sicherlich ein Beamter, der berechtigt war, im Namen des Königs zu siegeln. Auch dieses Amt unterlag den „Demokratisierungsprozessen“ am Ende des Alten Reiches. Die Lesung des Titels ist in mehrfacher Hinsicht nicht sicher. Die vorliegende Transkription folgt für den ersten Teil Fischer44, für den zweiten Schneider45. Leiter des Speisezeltes (sḫm-sḥ).46 Die Ämter, welche in Verbindung mit der Versorgung des Königs stehen, sind vielleicht der Ursprung der gesamten Beamtenhierarchie. Bereits in der 3. Dynastie war der sḫm-sḥ nur mehr ein Ehrentitel, vornehmlich für die Prinzen. Gegen Ende des Alten Reiches war er zu einem niedrigen Hofamt (sḫm-sḥ pr(.w)-ʿꜣ) abgesunken.47 Königsbote (wpw.ti͗-nsw).48 Außerhalb des diplomatischen Corps sind im Neuen Reich mehrfach Königsboten belegt, die als Expeditionsleiter handelten. In dieser Funktion nahmen sie ausländische Waren entgegen oder überwachten Minen- und Steinbrucharbeiten. Schatzmeister (i͗m.i͗-rʾ ḫtm.ti͗w).49 Zum Verständnis vieler Quellen über Punt ist eine Beobachtung Wolfgang Helcks von Bedeutung: Ihm war aufgefallen, dass Schatzmeister zumindest im Sinai nie persönlich auftreten, sondern ihre Expeditionen von Stellvertretern geleitet werden.50 Wichtig ist dies etwa für

43 44 45 46 47 48

49

50

Martinssen, Untersuchungen, 16 mit Anm. 19; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 224. H.G. Fischer, Varia Nova, Egyptian Studies iii, New York 1996. T. Schneider, Zur Etymologie der Bezeichnung „König von Ober- und Unterägypten“, in: zäs 120, 1993, 166–181. Martinssen, Untersuchungen, 73 mit Anm. 6. W. Helck, Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten Reiches, ÄgFo 18, Glückstadt 1954, 85. M. Vallogia, Recherche sur les „Messangers“ (wpwtyw) dans les sources Égyptiennes profanes, Hautes Études Orientales 6, Genf & Paris 1976, v.a. 279; E. Blumenthal, in: Lexikon der Ägyptologie ii, Wiesbaden 1977, Sp. 62–64, s.v. Expeditionsleiter; Martinssen, Untersuchungen, 87 mit Anm. 40. W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958, 244; K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 77ff.; Martinssen, Untersuchungen, 76 mit Anm. 15f.; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 146–187. W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958, 244.

328

kapitel iv

die Interpretation der Ḥn(n)w-Inschrift (Dok. 7).51 Bei diesem Funktionär war immer schon bezweifelt worden, ob er wirklich selbst nach Punt gereist war oder nur die Steinbrucharbeiten überwacht und die logistische Gesamtleitung hatte. Tempelvorsteher (i͗m.i͗-rʾ ḥw.t-nčr).52 Ḥn(n)w weist sich in seiner Felsinschrift im Wādī Hammāmat (Dok. 7) als Funktionär eines Tempels aus, was ihn nicht als Priester kennzeichnet: Tempelvorsteher hatten im Mittleren Reich vorwiegend zivile Aufgaben an der Hierarchiespitze des Tempelpersonals. Vorsteher der Wache (i͗m.i͗-rʾ ʿrryt).53 Der Vorsteher der Wache ist ein Titel, welcher seit dem Alten Reich belegt ist. Im Mittleren Reich erscheinen seine Träger mehrfach im Zusammenhang mit Steinbruchexpeditionen. Expeditionsleiter tragen zu dieser Zeit gelegentlich den Titel Herold des Wachbereichs (wḥm.w ʿrryt) und sind stellenweise zusätzlich dazu „Gottessiegler“.54 Vorsteher der Gold(herstellung)/nbw-Abteilung (i͗m.i͗-rʾ nbw).55 Die exakte Bedeutung dieses Titels ist nicht bekannt. Grund ist die Unsicherheit bei der Übersetzung: Liegt ihm das Lexem nb.w Gold zugrunde oder vielmehr nbw, die Unterabteilung einer Phyle?56 Aus Punt wurde u. a. Gold eingeführt, was für die zuerst genannte Interpretation spricht. Andererseits müssen die großen Arbeitertrupps irgendwie organisiert gewesen sein. Nicht auszuschließen ist ferner die Deutung als maritimer Titel. Als i͗m.i͗-rʾ nbw bezeichnen sich unter den Puntreisenden im Alten Reich Čči͗ (Wādī Hammāmat; Dok. 6) und im Mittleren Reich ʿnḫw (Dok. 17). Weiter führt uns dies allerdings nicht, denn ersterer war sehr hochrangig, letzterer jedoch gerade nicht besonders weit oben in der Hierarchie angesiedelt.

51 52

53 54 55 56

W.C. Hayes, Career of the Great Steward Ḥn(n)w under Nebhepetre Mentuhotpe, in: jea 35, 1949, 43–49. E. Martin-Pardey, in: Lexikon der Ägyptologie vi, Wiesbaden 1986, Sp. 401–407, s.v. Tempelpersonal ii; Martinssen, Untersuchungen, 76 mit Anm. 17; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 71, 81, 113, 223. Martinssen, Untersuchungen, 78 f. mit Anm. 22. W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958, 65 f. Martinssen, Untersuchungen, 80 mit Anm. 29. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 404.

die altägyptische suche nach punt

329

Vorsteher des (Wesir-)Büros (i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwti͗).57 Zwei Puntfahrer des Mittleren Reiches tragen diesen Titel, nämlich H̱ nmw-ḥtp(.w) (Dok. 12) und ʿnḫw (Dok. 17) und weisen sich dadurch als hochrangige Mitglieder der Landesverwaltung aus. Vorsteher der Sechs Gerichtshöfe (i͗m.i͗-rʾ śrś.t-ḥw.wt wr.wt).58 Die Sechs Höfe sind ein seit dem Alten Reich belegtes Verwaltungsbüro für die Rechtsprechung, welche der Oberaufsicht des Wesirs unterlag. Herold (wḥm.w).59 Die Übersetzung Herold suggeriert eine untergeordnete Tätigkeit. Das Gegenteil ist der Fall: Dieses Amt war das höchste der Provinzverwaltung. Möglicherweise war die Hauptaufgabe der Herolde zur Zeit Sesostris i. die Befriedung der südlichen Provinzen. Ausgehend von der Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗fi͗ḳr(.w) geht Gasse von einer anderen Hierarchie in der Provinzverwaltung aus, als des für die Zeit Sesostris iii. nachgewiesen ist.60 Danach war die Reihenfolge nicht Herold, 2. Herold, Verwaltungsrat (c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t), Provinzbeamte (wʿr.t), sondern vielmehr Herold, Magistrat (sry.t), 10 Große Oberägyptens (wr.w mč̣ Šmʿw). Oberster Ozeanbeauftragter (sꜣb ʿc̣-̌ mr-Nnw).61 Die Zusammensetzung dieser Bezeichnung ist ungewöhnlich: Landeskommissare (ʿc̣-̌ mr) sind eigentlich für die Gau- und Ortsverwaltung zuständig und kaum für ein Gewässer. Ist dies ein Phantasietitel, den sich ʿnḫw zulegte, um seine Stellung künstlich zu erhöhen? Nachdem mehrmals Begriffe wie Provinzverwaltung oder Hofamt gefallen sind, sollen im Folgenden einige Kollektivbezeichnungen kommentiert werden, Institutionen wie Berufe gleichermaßen.

57 58

59

60 61

Martinssen, Untersuchungen, 81; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 296 (Index). W. Helck, in: Lexikon der Ägyptologie iii, Wiesbaden 1980, (918–922) 919, s.v. Landesverwaltung; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 13, 15, 221. A. Gasse, Amény, un Porte-parole sous la règne de Sésostris ier, in: bifao 88, 1988, 83–94; Martinssen, Untersuchungen, 83 mit Anm. 33; W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 196. A. Gasse, Amény, un Porte-parole sous la règne de Sésostris ier, in: bifao 88, 1988, (83–94) 92. Wb. i, 240 und Wb. iii, 421; R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 165; Martinssen, Untersuchungen, 28 mit Anm. 60.

330

kapitel iv

Jäger (nw.w).62 Bereits im Alten Reich waren die Jäger hierarchisch organisiert und bildeten eine teilweise paramilitärische Gruppe. Neben der Jagd führten sie militärische und polizeiliche Einsätze in Wüstengebieten durch, wofür sie durch ihre großen Kenntnisse entlegener Gebiete prädestiniert waren. Entsprechend tragen sie soldatische Tracht; ihre Bewaffnung besteht aus Pfeil und Bogen, und sie werden von Hunden begleitet. Kundschafter/Prospektoren (smn.ti͗w).63 Saleh hat die These entwickelt, nach welcher die smn.ti͗w Zwischenhändler waren, die am Ertrag der Expeditionen beteiligt wurden und damit den Gewinn für den König verringert hätten.64 Dass private Händler dieser Art wirklich an Puntfahrten beteiligt waren, ist allerdings aufgrund der hierarchischen und v.a. staatlichen Strukturen des Expeditionswesens nicht zu erwarten.65 So wird man vorerst dabei bleiben müssen, in den smn.ti͗w Prospektoren zu sehen, die aus ähnlichen Gründen wie die Jäger als Späher eingesetzt wurden. Gendarme (sꜣṷ.w-pr(.w)w).66 Wörtlich bedeutet sꜣṷ.w-pr(.w)w Wächter des Hauses, entspricht also dem äg.-arab. Ġafīr. Der Kontext einer Nennung dieses Titels im Zusammenhang mit einer Puntexpedition (Dok. 7) legt nahe, dass sie teilweise auch polizeiliche Aufgaben wahrnahmen bzw. als Späher arbeiteten.67

62 63

64 65 66

67

H. Altenmüller, in: lä iii, Sp. 219–221, s.v. Jäger; Martinssen, Untersuchungen, 77 mit Anm. 21. J. Yoyotte, Les sementiou et l’ exploration des régions minières à l’Ancient Empire, in: bsfe 73, 1975, 44–55.; K.J. Seyfried, Nachträge zu Yoyotte: „Les sementiou …“, bsfe 73, pp. 44–55, in: Göttinger Miszellen 20, 1976, 45–47; Martinssen, Untersuchungen, 47 mit Anm. 136; 87 mit Anm. 41. A.-A. Saleh, An Open Question on Intermediaries in the Incense Trade during Pharaonic Times, in: Or 42, 1973, 370–382. W.C. Hayes, Internal Affairs from Thutmosis i to the Death of Amenophis iii, in: The Cambridge Ancient History ii.1, Cambridge 1978 [1973], (313–416) 385ff. J. Yoyotte, Un corps de police de l’ Égypte pharaonique, in: RdE 9, 1952, 139–151; A. Guillemette, in: lä iv, Sp. 1068–1071, s. v. Polizei; Martinssen, Untersuchungen, 77 mit Anm. 20. A. Guillemette, in: Lexikon der Ägyptologie vi, Wiesbaden 1982, Sp. 1068–1071, s.v. Polizei.

die altägyptische suche nach punt

331

Fremdsprachige (ʿꜣw.w).68 Das Wörterbuch der ägyptischen Sprache gibt als Bedeutung dieses Begriffes Dolmetscher an.69 Dies kann so nicht stimmen, denn dazu erscheinen Personen mit diesem Titel viel zu oft in den Texten. Da der Titel nie eigenständig gebraucht wird, sondern immer in Titelverbindungen auftritt, dürft ((i͗)m.(i͗)-rʾ) keine Berufsbezeichnung sein. Wahrscheinlich hatten ihre Träger eine leitende Funktion inne. Nach Goedicke waren die ʿꜣw.w im Alten Reich Hilfstruppen, bzw. der Troß. Dagegen spricht mit Seyfried vor allem ihre Nennung innerhalb des Verwaltungsrats (c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t), zumindest im Mittleren Reich. Wie hochrangig die ʿꜣw.w waren zeigt eine Beobachtung Helcks, nach der allein den Vorstehern der Fremdsprachigen ((i͗)m.(i͗)-rʾ ʿꜣw.w) zu Beginn der 6. Dynastie der Rang eines Einzigen Freundes (smr wʿ.ti͗) zukam. Die Titulatur des Puntfahrers ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t (Dok. 4) scheint dies zu bestätigen. Mannschaft/Matrosen (ʿpr.w).70 Einerseits bezeichnet ʿpr.w die Mannschaft von Schiffen, andererseits kann damit allgemein eine Abteilung von Arbeitern gemeint sein oder sogar eine Unterabteilung des Heeres. Folgt man Eichler, dann ist im Alten Reich die Bedeutung Matrose noch nicht bezeugt und bezieht sich immer auf ein Kollektiv, nie auf eine Einzelperson. Für die Geschichte der Puntfahrten ist dies durchaus von Belang. Denn somit ist nicht sicher zu klären, ob der von Ppy-nḫt(.w) geborgene ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t nur für das Zusammenbauen der Schiffe und deren Transport zuständig war oder auch nach Punt reisen sollte. Soldaten/Truppe (mšʿ).71 Dieser Begriff ist ähnlich dehnbar wie ʿpr.w. Wahrscheinlich ist das Wort plurale tantum. Das Logogramm stellt einen Bogenschützen mit Federschmuck dar, einen nubischen Söldner. Auf diesen Umstand sollte allerdings nicht allzu viel Gewicht gelegt werden, denn in den meisten Sprachen der Welt repräsentieren Bewaffnete idealtypisch die Idee der Truppe

68

69 70

71

Wb. i, 159; E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993, 192–197; H. Goedicke, The Title [i͗m.i͗-rʾ ʿꜣw] in the Old Kingdom, in: jea 46, 1960, 60–64; K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 219; W. Helck, Untersuchungen zu den Beamtentiteln des ägyptischen Alten Reiches, ÄgFo 18, Glückstadt 1954, 115; Martinssen, Untersuchungen, 74 f. mit Anm. 10 f. Wb. i, 3:1; 159:8–10. Wb. i, 181; E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993, 164–168; Martinssen, Untersuchungen, 74 mit Anm. 8 f. Martinssen, Untersuchungen, 75.

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kapitel iv

in sprachlicher Form, man denke an die entsprechenden deutschen Ausdrücke (Abteilung, Truppe, Formation etc.). In der Sache wird man also nicht nur Soldaten zum Schutz der Expedition vor Wüstennomaden hinter mšʿ vermuten müssen, sondern ebenso eine zivile Handwerker- und Versorgungstruppe. Söhne der Wüste (mśi̯.ww ḫꜣś.wt).72 Die Inschrift des Ḥn(n)w ist eine der wenigen Punt-Quellen, in denen die Hilfstruppen näher spezifiziert werden. Bei den Söhnen der Wüste wird es sich um ortskundige Nomaden handeln, die als lokale Führer sehr wichtig waren. Die ethnische Zugehörigkeit dieser Leute sei dahingestellt. Wahrscheinlich werden sich unter ihnen Mc̣ꜣ̌ i͗ befunden haben, die Ahnen der heutigen Bēǧa.73 Schatzhaus (pr(.w)-ḥc̣)̌ .74 Das Schatzhaus kommt in den Titeln mehrfach vor, so bei Ḥn(n)w (i͗m.i͗-rʾ šn+wt pr(.w)-ḥc̣)̌ , bei Śnb⸗f (Stele 5: sẖꜣ.w ḥr.i͗ ḥtm n(.i͗) pr(.w)ḥc̣)̌ und bei Sbk(w)-ḥtp(.w), genannt Pꜣ-nḥśi͗ (nr) (i͗m.i͗-rʾ pr(.w)-ḥc̣)̌ . Es gehörte zur Landesverwaltung und war eine der hauptverantwortlichen Institutionen des Expeditionswesens. Getreide zur Versorgung der Expeditionsteilnehmer wurde nämlich entweder direkt von der Scheune geliefert oder vom Schatzhaus zur Redistribution eingezogen.75 Verwaltungsrat (c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t).76 Im Mittleren Reich versteht man unter c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t eine Gruppe von Beamten mit genau definiertem Tätigkeitsfeld, welches oft durch 72 73

74

75 76

Martinssen, Untersuchungen, 77. Sprachliche Kontinuität: R. el-Sayed, rʾ n mḏꜣ.i͗w – lingua blemmyica – tu-beɗawiɛ. Ein Sprachkontinuum im Areal der nubischen Ostwüste und seine (sprach-)historischen Implikationen, in: sak 32, 2004, 351–362; K. Zibelius-Chen, Ein weiterer Beleg zum sprachichen Kontinuum des Medja-Bedja (Tu-bedauye), in: G. Moers et al (Hrsg.), jns. ḏr.w: Festschrift für Friedrich Junge ii, Göttingen 2006, 729–735; G. Roquet, Sur quelques imprunts du Beḍaûye à l’ Égyptien, in: glecs 14–17, 1969–1973, Annexe i. Kulturelle Kontinuität: K. Zibelius-Chen, Die Medja in altägyptischen Quellen, in: sak 36, 2007, 391–405; R. Herzog, Kulturelle Kontinuität der Bedja vom Altertum bis zur Gegenwart, in: dai Sonderschrifen 18, Kairo 1985, 161–172; I. Hofmann, Beitrag zur Herkunft der Pfannengräber-Leute, in: W. Voigt (Hrsg.), xvii. Deutscher Orientalistentag vom 21. bis 27. Juli 1968 in Würzburg, zdmg Supplementa 1, Wiesbaden 1969, 1114–1135. B. Schmitz, in: Lexikon der Ägyptologie v, Wiesbaden 1985, Sp. 536–539, s.v. Schatzhaus(vorsteher); E. Blumenthal, in: Lexikon der Ägyptologie ii, Wiesbaden 1977, Sp. 64–68, s. v. Expeditionswesen; Martinssen, Untersuchungen, 77 mit Anm. 18. W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, pä 3, Leiden & Köln 1958, 182. S. Quirke, The Administration of Egypt in the Late Middle Kingdom, New Malden 1990, 53–55 und 136; Martinssen, Untersuchungen, 83 mit Anm. 34.

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ein Beiwort gekennzeichnet wird. Aus den Expeditionsberichten geht hervor, dass der Begriff nicht nur die Beamtenschaft einschloss, sondern teilweise die gesamten zivilen Teilnehmer einer Expedition.77 Der Verwaltungsrat tritt auf der Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr) prominent in Erscheinung, v.a. der „Große Verwaltungsrat vom Südbereich des Thinitischen Gaues“ (c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t wr(.t) tp-rsi͗ sꜣwr), ein „Schreiber des Großen Verwaltungsrates“ (sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t ʿꜣ.t) und ein „Haushofmeister des Verwaltungsrates“ (i͗m.i͗-rʾ pr(.w) n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t). Zum Abschluss dieses Abschnittes noch ein paar Worte zu einem topographischen Ausdruck, der für das Verständnis mehrerer Titel nicht unerheblich ist: „Kopf des Südens“ (tp-rsi͗).78 Da sich die Ägypter nach Süden hin orientierten, war für sie der Süden oben. Der Kopf des Südens ist also das äußerste Südende des Kernlandes. Er wurde von Theben aus verwaltet und reichte nach dem Mittleren Reich vom Ersten Katarakt bis Achmim (Iḫmīm). Der Puntfahrer und spätere Wesir Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) erwähnt den „Großen Verwaltungsrat vom äußersten Süden des Thinitischen Gaus“ (c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t wr(.t) tp-rsi͗ tꜣ-wr); Nb-św (mr, Stele 5) ist „Kabinettsvorsteher der Verwaltungseinheit Süd“ (i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwt.i͗ n(.i͗) tp-rsi͗) und Nḫsi͗? (mr, Totenstele, Stele 2) „Schreiber des Verwaltungsrates vom Verwaltungbereich Süd?“ (sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t n(.i͗) wʿr.t tp-rsi͗?). Einzelpersonen. Nun verbleibt noch, diejenigen Puntreisenden einer näheren Betrachtung zu unterziehen, über die wir weitere Quellen außerhalb der Expeditionsinschriften besitzen, darunter illustre Gestalten wie Wesire, Hohepriester und Gaufürsten. Ipw-m-Rʿ(.w) (nr).79 Das Grab tt 39 ist wegen der Darstellung von Puntkontakten für die vorliegende Fragestellung interessant. Sein Besitzer, Ipw-m-Rʿ(.w), war Zweiter Prophet des Amun (ḥm-nčr śn+nw) unter Thutmosis iii. Eine von ihm gestiftete Statue nennt den Namen der Hatschepsut im Zusammenhang mit Bauarbeiten (Urk. iv, 521f.), daher dürfte er seine Karriere unter ihrer Regierung begonnen haben. In seinem Grab im Asasif wird jedoch ausschließlich

77 78

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K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 186 und 219. S. Quirke, The Administration of Egypt in the Late Middle Kingdom, New Malden 1990, 4 und 7; A.H. Gardiner, The Reading of the Geographical Term [sp-rsi͗], in: jea 43, 1957, 6–9; Martinssen, Untersuchungen, 29 mit Anm. 67. N. de Garis Davies, The Tomb of Puyemrê at Thebes, 2 Bde., pmma 2 & 3, New York 1922 & 1923; Martinssen, Untersuchungen, 46 mit Anm. 132.

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Thutmosis iii. genannt (Urk. iv, 522ff.).80 Als einer der höchsten Funktionäre des Amuntempels hatte er vielleicht mit dem Amunsorakel zu tun, welches in den Inschriften der Punthalle beschrieben wird, – so es denn real stattfand. Selbst wenn er in keiner Weise in die Organisation der Puntexpeditionen involviert gewesen war, ist die Darstellung in einem Privatgrab trotzdem bemerkenswert. Dies zeigt nämlich, welchen Eindruck die Punthalle der Hatschepsut auf ihre Zeitgenossen machte. Imn(.w)-mśi̯(.w) (nr).81 Stilistisch ist Grab tt 89 in Šaiḫ ʿAbd al-Qurna in die Zeit Amenophis iii. zu datieren. Da Thutmosis iii. als vergöttlichter König auch dargestellt wird, kann man einen Bezug des Grabinhabers zu diesem vermuten.82 Imn(.w)-mśi̯(.w) war Haushofmeister in Theben ((i͗)m.(i͗)-rʾ pr(.w) m nʾw.t rśi͗). Imn(.w)i͗ (nr).83 Sein Vorgesetzter Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) war nicht nur Bürgermeister von Theben, sondern sogar Wesir. Als Herold war er ihm in der Gauverwaltung direkt unterstellt. Imn(.w)i͗ hat uns zwei Graffiti im Wādī Hammāmat hinterlassen. In einem stellt er sich als Leiter einer Steinbruchexpedition vor (Goyon № 61). In unmittelbarer Nachbarschaft zu diesem ließ er eine Felsinschrift mit biographischen Angaben zu seinem Vater Mentuhotep anbringen, nebst eigenen Titeln und Tätigkeiten.84 Wir erfahren so, dass er seinem Vater im Amt Eines der 10 Großen von Oberägypten (wr.w mč̣ Šmʿw) nachfolgte. Beamte dieses Titels werden mehrfach als Teilnehmer und Leiter von Expeditionen genannt.85 In der Inschrift Goyon № 61 sind beispielsweise drei Träger dieses Titels zuständig für die Verteilung der Lebensmittelrationen.

80 81 82 83 84 85

F. Kampp, Die Thebanische Nekropole, Bd. 1, Theben 13, Mainz 1996, 230. Martinssen, Untersuchungen, 86 mit Anm. 38; 54 mit Anm. 160. A. Radwan, Die Darstellung des regierenden Königs und seiner Familienangehörigen in den Privatgräbern der 18. Dynastie, mäs 21, Berlin 1969, 64. A. Gasse, Amény, un Porte-parole sous la règne de Sésostris ier, in: bifao 88, 1988, 83–94; Martinssen, Untersuchungen, 83 mit Anm. 31 f. A. Gasse, Amény, un Porte-parole sous la règne de Sésostris ier, in: bifao 88, 1988, 83–89, Abb. 1. W. Helck, Wirtschaftsgeschichte des Alten Ägypten im 3. und 2. Jahrtausend vor Chr., HdO i.5, Leiden 1975, 187.

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Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (mr)86 war Wesir unter Amenemhat i. und Sesostris i. Er hat uns zahlreiche Monumente hinterlassen87, allen voran das Grab tt 60 seiner Mutter in Theben, woher er offenbar stammte. Er selbst wurde im Pyramidenbezirk Amenemhats i. in al-Lišt in unmittelbarer Nähe des Herrschers bestattet. Von Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) besitzen wir mit Papyrus Reisner ii ein wichtiges Dokument, dessen Bezug zu einer Puntexpedition leider nicht ganz sicher ist: Im 24./25. Regierungsjahr eines nicht genannten Königs erließ er eine Anweisung an sieben Hausvorsteher (i͗m.i͗-rʾ pr(.w)) der Werft von This bezüglich Schiffsteilen und Bauholz von Schiffen.88 Es muss sich bei diesem Pharao um Sesostris i. handeln und daher um denselben Wesir wie auf der Stele vom Wādī Gasūs (Dok. 18). Diese trägt keine nähere Datierung – es ist verlockend anzunehmen, das Schiffsholz sei für diese Schiffsexpedition und die Werften von Koptos bestimmt gewesen. Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) sind zwei Felsinschriften in Unternubien zuzuweisen sowie eine Felsinschrift und eine Stele aus dem Wādī alHūdī.89 Wie lange Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) Wesir war, läßt sich nicht sicher sagen, v.a. auch wegen der offenen Frage einer Koregentschaft Amenemhats’ i. und Sesosris’ i. Bei einer Koregentschaft von 10 Jahren kommt man auf eine etwa ebenso lange Amtszeit, wenn man die sicher belegten Datierungen der Monumente zugrunde legt. Aus der zweiten Regierungshälfte Sesosris’ i. ist außer ihm kein anderer Amtswesir bekannt, Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) dürfte also relativ lange dieses Amt bekleidet haben.90 Der damnatio memoriae im Grab tt 60 nach zu urteilen, fiel sein Vater in Ungnade und sein Name sowie seine Darstellung wurde getilgt. Trotzdem lassen sich einige Angaben zur Familie des Wesirs machen: Sein Sohn

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87

88 89

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G. Posener, Le vizir Antefoqer, in: J. Baines (Hrsg.), Pyramid studies and other essays presented to I.E.S. Edwards, London 1988, 73–77 [nb: Antefoqer ii. war der Sohn des hier behandelten Wesirs]; N. de Garis Davies & A.H. Gardiner, The Tomb of Antefoker, Vezir of Sesostris i and of His Wife Senet, London 1920; Martinssen, Untersuchungen, 29 mit Anm. 65; 82 mit Anm. 30. W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 12–15; C. Obsomer, Sesostris ier. Étude chronologique et historique du règne, Brüssel 1995, 165–172, 207–222 sowie die Quellen s. 489–491 (5), 594f. (52), 662 f. (119), 621 f. (69), 711 f. (172), 639 f. (85). D. Müller, Neue Urkunden zur Verwaltung des Mittleren Reiches, in: Orientalia 36, 1967, (351–364) 352. Z.K. Žába, Rock Inscriptions of Lower Nubia, Prag 1974, 98–109, Nr. 73; 29–43, Nr. 10; A.L. Sadek, The Amethyst Mining Inscriptions of Wadi el-Hudi i, Warminster 1980, 22, Nr. 8 und ii, Warminster 1985, 3, Nr. 151. W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 14.

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mit Śꜣ.t-śꜣ-Sbk(.w) trägt denselben Namen wie sein Vater. Neben der Mutter ist auch der Name der Großmutter bekannt (Ṭwi͗).91 Nḥśi͗ (nr).92 Ein Funktionär dieses Namens wird bei der Thronsitzung in Dair al-Baḥrī abgebildet. Zwar wird er in den Puntreliefs nicht namentlich genannt, aufgrund der gleichen Titel dürfte es sich wahrscheinlich um ein und dieselbe Person handeln. Dafür spricht ferner die außergewöhnliche Ehre, im Totentempel der Königin Hatschepsut überhaupt mit Namen aufgeführt zu werden. Dies war sonst nur noch Śn-n.(i͗)-mʾw.t zugekommen, der ihm auch bei der ThronSzene folgt. Der dritte Höfling neben den beiden trägt keine Beischrift. Ein Ostrakon aus Dair al-Madīna (oKairo 25665) erwähnt Lieferungen aus den Steinbrüchen von Ǧabal as-Silsila, es datiert ins Jahr 11 eines unbekannten Königs (wohl Thutmosis iii.). Hinter dem Schatzmeister, an den der Stein geliefert werden sollte, wurde der Puntfahrer Nḥśi͗ vermutet.93 Ḫwi͗ und Č̣ cị̌ ͗ (ar)94 waren zwei Puntfahrer aus dem Alten Reich. Beider Tätigkeiten sind durch mehrere Inschriften aus dem Wādī Hammāmat belegt (Urk. i, 125).95 Auf einer trägt Čči͗ lediglich den Titel Gottessiegler (ẖtm.w-nčr Čči͗)96, auf einem anderen u.a. Siegelbewahrer des Königs.97 In weiteren HammāmatGraffiti von Expeditionen im 18. Regierungsjahr Pepis i. wird ein Čči͗ genannt (Urk. i, 93)98, der einmal als Vorsteher der Bauarbeiten ((i͗)m(.i͗)-rʾ ḳṭ) bezeichnet wird, ein anderes Mal als Vorsteher des Pyramidenbaus ((i͗)m(.i͗)-rʾ ḳṭ mḥr) (Urk. i, 95).99 Meines Erachtens ist trotz der chronologischen Stimmigkeit auf91 92 93 94 95 96 97 98 99

Vgl. das Schaubild bei W. Grajetzki, Die höchsten Beamten der ägyptischen Zentralverwaltung zur Zeit des Mittleren Reiches, Berlin, 2000, 14. A.-P. Zivie, Un chancelier nommé Nehesy, in: Melanges Adolphe Gutbub, Montpellier 1984, 245–252; Martinssen, Untersuchungen, 87 mit Anm. 39f. D. Valbelle, Les Ouvriers de la Tombe, Deir el-Médineh à l’époche ramesside, BdE 96, Kairo 1985, 20 f. P.E. Newberry, Three Old-Kingdom Travellers to Byblos and Pwenet, in: jea 24, 1938, (182–184) 184; Martinssen, Untersuchungen, 73 mit Anm. 4. P.E. Newberry, Three Old-Kingdom Travellers to Byblos and Pwenet, in: jea 24, 1938, (182–184) 183 f. J. Couyat & P. Montet, Les inscriptions hiéroglyphiques et hiératiques du Ouâdi Hammâmat, Kairo 1912 f., 60, Nr. 64. J. Couyat & P. Montet, Les inscriptions hiéroglyphiques et hiératiques du Ouâdi Hammâmat, Kairo 1912 f., 46, Nr. 35, Taf. 10. J. Couyat & P. Montet, Les inscriptions hiéroglyphiques et hiératiques du Ouâdi Hammâmat, Kairo 1912 f., 74, Nr. 107. J. Couyat & P. Montet, Les inscriptions hiéroglyphiques et hiératiques du Ouâdi Hammâmat, Kairo 1912 f., 72, Nr. 103.

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grund der sehr unterschiedlichen Arbeitsbereiche der genannten Individuen die Identität mit dem Puntreisenden Čči͗ zweifelhaft. Graffito Couyet/Montet № 61 im Wādī Hammāmat nennt einen Würdenträger namens Ḫwi͗, hinter dem man den späteren Puntreisenden vermuten kann. Ḫwi͗ und Čči͗ (ar) wurden beide in Asswān bestattet, und in beiden Gräbern erscheint ihr Untergebener H̱ nmw-ḥtp(.w). Aus den Beischriften können wir kombinatorisch ein Familiendrama rekonstruieren: Čči͗ war – vielleicht auf einer Puntreise – zu Tode gekommen; sein Kollege Ḫwi͗ heiratete dessen Witwe Śnti͗ und vermählte dessen Tochter Ḥr(.w)-m-kꜣ.w⸗ś mit dem gemeinsamen Mitreisenden H̱ nmw-ḥtp(.w). Ḥpw-śnb(.w) (nr).100 Susanne Martissen wertet die Parallelen zwischen der Punthalle und dem Grab tt 67 in Šēḫ Abd al-Qurna (pm i.1:124) als Zeichen für eine direkte Involvierung des Grabherrn Ḥpw-śnb(.w) in die berühmte Puntexpedition101, wie dies bereits zuvor von Davies vermutet worden war.102 Trotz der Zusammenhänge (Amunsorakel, Aromata) ist m. E. die persönliche Beteiligung eines Hohepristers des Amun an einer Expedition nach Punt sehr unwahrscheinlich. Ḥn(n)w (mr).103 Das Grab des Ḥn(n)w (tt 313) liegt in prominenter Lage am nördlichen Berghang von Dair al-Baḥrī. Der dort angebrachten biographischen Inschrift zufolge begann er seine Karriere unter Mentuhotep ii. Nebhepetre. Zunächst war er für die Steuerverwaltung der 8.–10. oberägyptischen Gaue zuständig, später wurde er ein hoher Verwaltungsbeamter im Expeditionswesen und gelangte so ins Land der Beduinen (ḥr.i͗w-šʿ) und in den Libanon. Diese Tätigkeit setzte er unter Mentuhotep iii. fort und war als Schatzmeister für die Gesamtorganisation einer Puntexpedition verantwortlich, für den Landweg durch die Ostwüste und Arbeiten in den Steinbrüchen. H̱ nmw-ḥtp(.w) (mr).104 Abdel Monem Sayed brachte bereits den Puntreisenden H̱ nmw-ḥtp(.w) mit H̱ nmw-ḥtp(.w) iii. der Gaufürstenfamilie von Banī

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N. Davies & N. de Garis Davies, The Tomb of Amenmose (Nr. 89) at Thebes, in: jea 26, 1940, 131–136; Martinssen, Untersuchungen, 45 mit Anm. 29; 85. Martinssen, Untersuchungen, 85. N. Davies, A Fragment of a Punt Scene, in: jea 47, 1961, 19–23. W.C. Hayes, Career of the Great Steward Ḥenenu under Nebhepetre Mentuhotpe, in: jea 35, 1949, 43–49; Martinssen, Untersuchungen, 75 mit Anm. 4. D. Franke, The career of Khnumhotep iii of Beni Hasan and the so-called „decline of the nomarchs“, in: S. Quirke (Hrsg.), Middle Kingdom Studies, New Malden 1991, 51–67; Martinssen, Untersuchungen, 79 f. mit Anm. 25–28.

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Ḥasan in Verbindung, ebenfalls ein Zeitgenosse Sesostris’ ii.105 Erstens, so argumentiert er, erscheint der Schreiber Neferhotep von der Wādī Gasūs-Stele (Dok. 12) ebenfalls in Grab 37 von Banī Ḥasan beim Vorführen von 37 ʿꜣmwAsiaten, die Augenschminke bringen.106 Außerdem sei H̱ nmw-ḥtp(.w) iii. Vorsteher der Ostwüste (i͗m.i͗-rʾ ḫꜣs.t-ꜣbt.t)107 und auf der erwähnten Stele werde Sopdu dargestellt, der Herr von šsm108, Herr des Ostens (Spṭw nb tꜣ-šsm nb i͗ꜣb.t). Detlef Franke hat sich ebenfalls für die Identität beider Personen ausgesprochen und verweist auf den Ehrentitel Öffner der Fremdländer (rʾ-ʿꜣ ḫꜣś.wt), den H̱ nmw-ḥtp(.w) iii., im Grab seines Vaters, H̱ nmw-ḥtp(.w) ii. in Banī Ḥasan (bh 3) trägt.109 Ferner geht Franke aufgrund der Sopdu-Darstellung davon aus, das Ziel der Expedition sei der Sinai gewesen.110 Im Regierungsjahr 6 Sesostris’ ii. war er an einer Expedition zum Ǧabal aẓ-Ẓait (‚Gebel Zeit‘) beteiligt111, machte offensichtlich schnell Karriere und wurde schließlich im Pyramidenbezirk Sesostris iii. bestattet.112 d Logistische Vorbereitungen Bereits vor dem Beginn des Marsches von Koptos in Richtung Osten musste von langer Hand geplant werden: Allein in Vorderasien gab es die notwendigen Hölzer zur Fertigung von Schiffen größerer Ausmaße. Deren Herstellung beschäftigte die Werften in Koptos. Darüber hinaus benötigte man eine beträchtliche Menge von Ausrüstungsgegenständen und Werkzeug, Materialien und Spezialisten. In Vorderasien. Ägypten ist generell arm an brauchbarem Nutzholz. Schon für die Herstellung von Möbeln ist der Handwerker gezwungen, auf schlechtes Holz zurückzugreifen, zu dübeln und Astlöcher zu kaschieren. Für große Seeschiffe wurde besonderes, in Ägypten nicht verfügbares Holz gebraucht, allein um Planken der gebotenen Länge und Stärke herzustellen. Folgerich-

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A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 174. P.E. Newberry, Beni Hasan i, London 1893, Taf. 30. P.E. Newberry, Beni Hasan i, London 1893, Taf. 24. Nach Wb. vi, 538:13 ein Land im Osten. P.E. Newberry, Beni Hasan i, London 1893, Taf. 24. D. Franke, The career of Khnumhotep iii of Beni Hasan and the so-called „decline of the nomarchs“, in: S. Quirke (Hrsg.), Middle Kingdom Studies, New Malden 1991, (51–67) 60. Martinssen, Untersuchungen, 79. D. Franke, The career of Khnumhotep iii of Beni Hasan and the so-called „decline of the nomarchs“, in: S. Quirke (Hrsg.), Middle Kingdom Studies, New Malden 1991, (51–67) 63.

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tig nimmt Wolfgang Helck an, die Ägypter hätten die Puntschiffe in der Levante gebaut, da dort die notwendigen Holzvorkommen zu finden seien.113 Außerdem spreche die Bezeichnung ḥr⟨i͗⟩w-šʿ „Sandbewohner“ (= Beduinen) in der Inschrift des Ppy-nḫt(.w) (Dok. 4) für eine vorderasiatische Verortung. Zur Bekräftigung seiner These verweist er auf den Fund einer ägyptischen Axt aus der Zeit des Cheops im Flussbett des Naḥr Ibrīm. Auch Rolf Herzog geht von einer Herstellung der Schiffe im Libanon aus.114 Dort stand in Form der berühmten Zedern besonders geeignetes Material zur Verfügung. Zedernholz weist eine Reihe idealer Eigenschaften aus: Die Stämme sind bis zu 20–30 m lang, wachsen geradlinig, sind gut zu bearbeiten und haben ein vergleichsweise geringes Gewicht. Außerdem ist das Holz wegen seines stark duftenden Harzes gegen Insekten gefeit, insbesondere Termiten.115 Und schließlich wuchsen Libanonzedern bei Byblos nicht weit von der Mittelmeerküste entfernt, was den Transport nach Ägypten erleichterte. Newberry hat sich sogar für Byblos als Produktionsstätte der Schiffe ausgesprochen, inspiriert durch deren Bezeichnung als kbn.t.116 Die Texte sagen etwas anderes; in der Inschrift des Ini̯i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (Dok. 18) werden die Werften im Niltal sogar explizit genannt, wenn der spätere Wesir von seinem Auftrag berichtet 4 wḫr.wt mc̣ḥ̌ (ʿ)ḥʿ.w pn [m?] ◯ n(.i͗) Gbti͗w sbi̯ bi͗ꜣ Pwn.t r pḥ m ḥtp(.w) r i͗wi̯.t m ḥtp(.w)

diese Flotte zu zimmern [in?] der Schiffswerft von Koptos (und) zum Minengebiet von Punt zu reisen, um (es) wohlbehalten zu erreichen und wohlbehalten (wieder) zurückzukehren.

Wie uns bereits die Inschrift des Ppy-nḫt(.w) mitteilt, wurden lediglich die Einzelteile am Nil gefertigt; montiert wurden die Schiffe erst an der Meeresküste (Dok. 4):

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W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Wiesbaden 1962, 21. Herzog, Punt, 11. R. Gerisch, Identification of charcoal and wood, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (170–188), 186. P.E. Newberry, Notes on Seagoing Ships, in: jea 28, 1942, 64–66. Der Ausdruck kann als Byblos-Schiff etymologisiert werden.

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[ḫrp?] ʿpr(.w) ⟨pw⟩ wn(.w) ḥr śp.t kbn.t i͗m r Pwn.t

⟨Bei diesem (s.h. ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t) handelte es sich um einen Kapitän, der dabei (gewesen) war, dort ein Schiff zusammen zu binden117, das in Richtung Punt bestimmt war.

Das Verb „binden“ ist wörtlich zu nehmen und bezieht sich auf die in pharaonischer Zeit beim Schiffsbau übliche Methode, Holzteile durch Seile miteinander zu verbinden.118 Aus der Inschrift des Ḥn(n)w geht Vergleichbares hervor, nur weniger eindeutig. Nach Erreichen der Meeresküste schreibt er: „Nun baute (ich) diese (mir aufgetragene) Flotte.“ (ʿḥʿ.n i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ (ʿ)ḥʿ.w pn). Somit ist sicher: Der Schiffbau erfolgte in Koptos, die Montage erst an der Küste des Roten Meeres. Gleichwohl konnten die Vermutungen von Helck, Herzog und Bradbury teilweise bestätigt und zugleich präzisiert werden – in Marsa Gāwāsīs wurde nämlich besagtes Zedernholz nachgewiesen. Von den dort gefundenen Schiffsfragmenten und Kohlen stammten mehrere Holzarten aus der Levante, insbesondere die Libanonzeder, die Aleppopinie (Pinus alepensis) und die Steinpinie (Pinus pinea); zwei weitere Eichenarten sind in Vorderasien heimisch.119 Eichenholz wurde nicht gefunden, obwohl die Eiche einen der häufigsten Baumbestände Vorderasiens bildet und das Holz sehr stabil ist. Trotzdem wurde es selten exportiert, vielleicht weil es schwerer zu bearbeiten ist und ein größeres Gewicht aufweist als die Zeder. Dass Zedernholz verbrannt wurde, muss keineswegs verwundern, denn, wie es so schön heißt: Beim Hobeln fallen Späne und dieser Abfall der Schiffszimmermänner wurde von der Mannschaft als Brennstoff genutzt. Im Niltal. Die jüngsten Grabungen in Marsa Gāwāsīs brachten erstmals ans Licht, wie vielfältig die Aktivitäten am Landungsplatz vor einer Abreise waren und ließen darüber hinaus Rückschlüsse zu, was die Vorbereitungen im Niltal angeht. Keramik. Der größte Teil der Scherben stammt von großen Mergel-c-Vorratsgefäßen, welche in der Region Memphis-Fayum hergestellt wurden, also in

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Zu diesem Verb im Zusammenhang mit dem Schiffsbau W. Edgerton, Ancient Egyptian Ships and Shipping, in: ajsl 39, 1922f., 109–135, bes. 129; vgl. auch P. Newberry, Notes on Seagoning Ships, in: jea 28, 1942, 65. Bei ägyptischen Schiffen wurden die Einzelteile mit Seilen zusammengehalten. W. Edgerton, Ancient Egyptian Ships and Shipping, in: ajsl 39, 1922f., 109–135, bes. 129. R. Gerisch, A. Manzo & C. Zazzaro, Finds: other wood and wood identification, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–188), 183 f.

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der Gegend um die Residenzen des Alten und Mittleren Reiches.120 Dort konzentrierten sich naturgemäß deren Vorbereitungen. Auf drei Scherben (zwei aus wg 10, eine aus wg 15) fanden sich Graffiti von Schiffen, womit sehr wahrscheinlich der Gefäßinhalt als Ware für den Punthandel ausgewiesen wurde bzw. als entsprechender Proviant.121 Manche Scherben weisen auch Hieroglyphenzeichen als Graffiti auf: nfr, nčr und mn. Als Abkürzungen in administrativem Kontext122 bedeutet mn wahrscheinlich „wirklich ausgeliefert“; der Sinn von nfr ist entweder die Qualitätsmarkierung oder eine Notiz „abgeschlossen“. Das Kürzel nčr ist mir unklar; möglicherweise kennzeichnet es das Qualitätsmerkmal rein, gereinigt – oder nennt es doch Herkunft (Tempel/Gott) bzw. Inhalt (Natron)? An dieser Stelle muss säuberlich unterschieden werden zwischen Töpfermarke und Graffito. Ersteres ist eine Markierung während des Herstellungsprozesses, also vor dem Brand. Die ca. 2 cm langen kommaförmigen Einritzungen beziehen sich wahrscheinlich auf das Volumen der Gefäße oder die Organisation in der Töpferei bzw. Brennerei, beispielsweise Abzeichnung von Brennladung o.ä. Sie sind in gefülltem und gesiegeltem Zustand nicht mehr sichtbar. Ein Graffito ist demgegenüber sekundär und kann jederzeit angebracht worden sein. Die Gefäße werden also ursprünglich in Oberägypten gefertigt und dann am Ausgangspunkt der Expedition mit ihrem endgültigen Inhalt gefüllt worden sein. Holzkohle. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen wiesen neben den bereits erwähnten vorderasiatischen Baumarten auch Akazienholz nach. Solches war in Ägypten als Nutzholz verbreitet, lieferte jedoch zudem gutes Brennholz und konnte zu Holzkohle veredelt werden. Ist es wahrscheinlich, dass fertige Kohle vom Niltal ans Meer transportiert wurde?123 Die Antwort lautet: Es ist sogar beinahe zwingend. Für ein Lagerfeuer zur Nahrungszubereitung ist getrockneter Dung von Eseln ausreichend, nicht jedoch für den Betrieb von

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A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 125; D. Arnold, The Pottery, in: D. Arnold (Hrsg.), The Pyramid of Senwosret i, New York 1988, (106–146) 146. A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 106. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 1288. R. Gerisch, A. Manzo & C. Zazzaro, Finds: other wood and wood identification, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–188), 182.

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Brennöfen. Die hierbei erforderlichen hohen Temperaturen lassen sich damit kaum erreichen, wohl aber durch eine Feuerung mit Holzkohle. Transportkisten • Möbel. Akazienholz ist vergleichsweise stabil. Aus diesem Grund sind die stabilisierenden Querhölzer der gefundenen Transportkisten vorzugsweise aus diesem Material gefertigt, wenn nicht aus Tamariskenholz.124 Die Wände bestehen aus dem Holz von Sykomoren und selten Christdorn; ein Gipsüberzug machte die Kisten dicht – wahrscheinlich waren sie zusätzlich mit Stoff ausgeschlagen.125 Fragmente von Möbeln wurden ebenfalls gefunden:126 Füße von Hockern und Stühlen, die wahrscheinlich vorzugsweise für die Beamten bestimmt waren. Tuch. An einer Herdstelle (l3, l6–8) wurde Stoff verbrannt, wohl nach dem Gebrauch als Einlage in den Transportkisten.127 Die Stoffe bestanden aus Flachs bzw. Leinen und waren in verschiedenen Techniken gewebt, mit einfachen und doppelten Kettfäden, teilweise sogar mit doppeltem Schussfaden. Andere Fragmente weisen Spuren roter Farbe auf (l4), weitere dienten mit Harz vermengt als Krugverschlüsse (l 5, Abb. 73b) – eine gängige Praxis.128 Sogar Reste von Kleidung fanden sich in Form eines Leinenstückes mit Saum (l11). Schnurtasche • Sandale • Netzschwimmer. Aus Schnur ist ein ungewöhnliches Fundstück: eine geknüpfte Tasche,129 wie man sie aus landwirtschaftlichen Szenen kennt.130 Die Ausgräber mutmaßen, in solchen Taschen sei Getreide

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R. Gerisch, Identification of charcoal and wood, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (170–188), 186; vgl. Y.J.-L. Gourlay, Les sparteries de Deir el-Médineh. xviiie–xxe dynasties, Kairo 1981, taf. 4 a & b; T.E. Peet & C.L. Woolley, The City of Akhenaten i, London 1923, Taf. 20,4. C. Zazzaro, Textiles, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 189 f. C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 168. Vgl. J. Jones, The Textiles of Abydos: New Evidence, in: mdaik 58, 2002, (323–340) 336. J. Jones, The Textiles of Abydos: New Evidence, in: mdaik 58, 2002, (323–340) 337f. C. Zazzaro, Rope bag and papyrus sandal, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 195 f. W. Wendrich, Basketry, in: P.T. Nicholson & I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, (254–267) 256, Abb. 10.1 und 259, Abb. 10.5c.

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transportiert worden131, was mir eher unwahrscheinlich erscheint. Ebenfalls sehr bemerkenswert ist der Teil einer Sandale, aus Papyrus und in Spiralen geflochten.132 Geeignete Fußbekleidung muss bei der Wüstendurchquerung ein ständiges Desiderat gewesen sein. So heißt es in der Inschrift des Ḥn(n)w (Dok. 7): i͗w gr(.t) c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩ šṭw sčs {c̣}̌ ⟨d⟩ś 2 n(.i͗) mw, tʾ 20 n wʿ.w i͗m(.w) nb rʿ(.w) nb

Ich gab nun einem jeden davon täglich einen Wasserschlauch und einen Brotbeutel (voll mit) zwei Krug Wasser bzw. 20 Broten.

i͗ʿꜣ.w pw ꜣčp(.w) ẖr čb.wt, fṭḳw rṭ ky(.i͗)ʿḥʿ.w

Die Esel waren mit Sandalen beladen, riss ein „Fuß“ los, stand ein anderer bereit.

Damit erklärt sich auch, was in den Schnurtaschen getragen wurde: die tägliche Brotration! Fischernetze wurden zwar selbst nicht gefunden, wohl aber deren hölzerne Schwimmer.133 Während der langen Seereise war Fisch sicherlich eines der Hauptnahrungsmittel, und auch für einen längeren Aufenthalt an der Landestelle bietet sich das Meer als Eiweißlieferant an. Pigmente • Stein. Mehrere in Marsa Gāwāsīs nachgewiesene Mineralien wurden nicht vor Ort gewonnen, darunter Brocken von grünem Pigment (wg 28)134 oder Ocker (Höhle 2)135; sogar Kalkstein und Granit für die Anker und Stelen wurden hierher geschafft.136 Werkzeuge • Metall. In Marsa Gāwāsīs wurde nachweislich Holz bearbeitet137, 131 132

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W. Wendrich, Basketry, in: P.T. Nicholson & I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, (254–267) 262, Abb. 10.8d. C. Zazzaro, Rope bag and papyrus sandal, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 195 f. C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 169. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 71. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 63. C. Zazzaro, Stone anchors and pierced stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 153–163. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi

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d.h. es wurden Werkzeuge mitgeführt, wie dies auch nicht anders zu erwarten war. Aus Schiffsbauszenen haben wir genaue Vorstellungen über das Aussehen und die Verwendung der Beitel, Äxte und Bohrer.138 Beim Bau der Schiffe kamen vermutlich weitere Metallteile zum Einsatz, wie Korrosionsprodukte an geborgenen Holzresten nahelegen.139 Fassen wir zusammen. Die Funde von Marsa Gāwāsīs ermöglichen erstmals einen tieferen Einblick in die Logistik der Puntexpeditionen, insbesondere in die Vorbereitungsphase. Sie bestätigen Vieles, was zuvor nur vermutet werden konnte: die Verwendung von Zedernholz zum Bau der Schiffe, die Präfabrikation von Transportgefäßen und weiteren Ausrüstungsgegenständen wie Sandalen und Taschen oder das Mitführen von Materialien und Handwerkszeug. Neu ist der Nachweis von Möbeln, Transportkisten und Holzkohle. Schiffsteile. ‚Piece de resistance‘ der Neufunde von Marsa Gāwāsīs sind die Schiffsteile. Nicht nur sie, sondern alles, was zu ihrer Funktion dazugehörte, wurde vermutlich in Koptos hergestellt, Ruder, Seile, Anker, Takelage und Segel.140 Rolf Herzog meinte, es fehlten Belege für altägyptische Großwerften, dies stimmt jedoch nicht.141 Außerdem hätte man leichte, zusammensetzbare Boote auch ohne Werftanlagen bauen können, da sie an seichten Ufern zu Wasser gelassen werden können.142 Die Praxis, Schiffe für den Landtransport in Teile zu zerlegen und sie zum späteren Gebrauch wieder zusammenzusetzen ist anderweitig gut belegt, im Altertum wie im Mittelalter.143 Eine genaue Beschreibung des Vorganges hat Thutmosis iii. auf der Ǧabal Barkal-Stele hinterlassen (Urk. iv, 1232:2–3):

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Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 142f. (Tools, surface treatments, and incised marks). N. Dürring, Materialien zum Schiffbau im Alten Ägypten, adaik 11, Berlin 1995. S. Terry Childs, Copper, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 196. C. Zazzaro, Cordages, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, 190–195. E. Martin-Pardey, in: Lexikon der Ägyptologie v, Wiesbaden 1984, Sp. 616–619, s.v. Schiffbau; S.R.K. Glanville, Records of the Royal Dockyards of the time of Thutmosis iii, in: zäs 66 & 68, 1931 & 1932, 105–121 & 7–41. G.E. Kadish, Review to: Herzog, Rolf: Punt, Glückstadt 1968, in: BiOr 28, 1971, (53–56) 55. P.E. Newberry, Notes on Seagoing Ships, in: jea 28, 1942, 64–66.

die altägyptische suche nach punt i͗w rc̣ǐ .̯ n⸗i͗ mc̣ḥ̌ tw ʿḥw.w ʿšꜣ.w n(.i͗) ʿš ḥr čw.w n(.i͗) Tꜣ-nčr m hꜣw tꜣ nb.w Kpni͗

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In Gegenwart der Herrin von Byblos ließ ich auf den Bergen des Gotteslandes viele Lastschiffe aus Zedernholz zimmern, die dann auf rindergezogene Wagen gelegt wurden.

Alexander der Große ließ phönizische Boote über Land von der Küste nach Thapsacus am Euphrat transportieren, Sultan Baibars Barken vom Qadeš-See ebenfalls zum Euphrat und die Kreuzfahrer unter Renaud de Châtillon verluden ihre Schiffe auf Tiere und transportierten sie von ihren Festungen an den Golf von ʿAqaba.144 Heute noch wird in Istanbul alljährlich ein Überlandtransport von Schiffen nachgespielt, der 1453 letztlich zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen führte. Alexandra Nibbi kann sich zwar einen solchen Transport durch die Ostwüste nicht vorstellen145, aber spätestens mit dem Befund von Marsa Gāwāsīs ist die Beleglage mittlerweile völlig unbestreitbar.146 Die Beschreibung der Schiffsteile soll en detail in einem extra Abschnitt über die Schiffe erfolgen, daher nur so viel: Praktisch alle Bestandteile eines Schiffes wurden nachgewiesen. Das reicht von tragenden Teilen über Deckplanken, bis hin zu Rudern und konstruktiven Elementen wie Zapfen und Dübel und sogar den Schutzaufbauten der Schiffe.147 Segeltuch wurde leider nicht nachgewiesen.148 Nur eine Fundgattung sei an dieser Stelle behandelt, weil ihre Verwendung bei der Schiffskonstruktion nicht ganz eindeutig ist: die Seile. Sie wurden bei vielen Prozessen gebraucht, etwa beim Ziehen von Steinblöcken oder Baumstämmen. Seile. Vor allem in Höhle 2 und 5 lagerten mehr als 300 Seile und Seilstücke. Sie weisen mehr als 40 Knoten auf, sind bis zu 5m lang und wegen der Trockenheit in den Höhlen außerordentlich gut erhalten. Gedreht wurden die dickeren Seile meist aus Papyrus, Flachs und Halfagras149, die dünneren Schnüre fast

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Vgl. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 83. A. Nibbi, A Fifth Dynasty Anchor from Abusir, in: Göttinger Miszellen 32, 1979, 39–44. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 135–163. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 137. C. Zazzaro, Textiles, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 189 f. D.P. Ryan & D.H. Hansen, A Study of Ancient Egyptian Cordage in the British Museum,

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ausschließlich aus Flachs.150 Etwa zwei Drittel der Seile bestehen aus dünnen Fasern, die in s- bzw. z-Richtung aus einem einzelnen Strang gesponnen wurden bzw. aus einem s-förmig gedrehten Garn. Meist ist dieser Strang weniger als 7mm dick. Das restliche Drittel der Seile wurde s-förmig aus Fasern hergestellt, die etwas dicker sind als 2mm oder aus drei z-förmig versponnenen Garnen mit einer Strangdicke von 7–30mm.151 Es liegt nahe, in den dicken Seilen Bestandteile der Takelage zu sehen; die dünneren Schnüre dienten wohl zur Verpackung und Befestigung der Ladung. Konkret lässt sich die Verwendung nur bei einzelnen Stücken festmachen, so c/s1–2, die an Siegelungen hingen und demnach Verpackungsschnüre von Kisten waren. c/c4 diente wohl dem Zusammenhalt von Schiffsteilen. Über 40 Seilstücke weisen Knoten auf, darunter Weber- bzw. Kreuzknoten.152 Geradezu sensationell sind die Funde in Höhle 5. Dort wurden offenbar Bündel von Seilen sorgfältig entlang der Wände für eine zukünftige Fahrt deponiert. Sie sind fünfzehn- bis achzehnmal zusammengelegt – insgesamt mindestens 18 Bündel, wahrscheinlich sogar 35, die jeweils 1m lang und 60cm breit sind, also Seile von ca. 20–30 m Länge!153 Meist wurde das Tauwerk zuerst mehrfach auf der Länge von 1 m eingerollt, hiernach das Bündel quer umwickelt. Seile aus dem mittleren Bereich der Höhlen zeigen eine andere Wickeltechnik: Hier wurde das eingerollte Seil so umwickelt, dass sich eine Art Ring bildete. Möglicherweise waren diese Seile wichtiger und sollten durch das Vermeiden von allzu starker Windung im Mittelstück vor Bruch bewahrt werden. Waren dies womöglich die tragenden Seile der Takelage? Diese Wickeltechnik ist übrigens von Seilerdarstellungen aus dem Grab

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British Museum Occasional Papers 62, London 1987, 6–17; W. Wendrich, Basketry, in: P.T. Nicholson & I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, (254–267) 255; A. Veldmeijer, Archaeologically Attested Cordage. Terminology on the Basis of the Material from Ptolemaic and Roman Berenice (Egyptan Red Sea Coast), in: Eras Journal 2005, sub www.arts.monash.edu.au (Stand: 10.8. 2012). C. Zazzaro, Cordages, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, (190–195) 192 f. C. Zazzaro, Cordages, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, (190–195) 191. C. Zazzaro, Cordages, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, (190–195) 193. C. Zazzaro, Cordages, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, (190–195) 194.

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des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) (tt 100) bekannt.154 Seile waren sehr teuer; 100 Ellen (= 53,5 m) besaßen einen Gegenwert von einem ṭbn Silber, was im Neuen Reich ca. 91 g waren. Dies entsprach dem Äquivalent von zwei Rindern.155 So erklärt sich auch der große Steinblock, mit dem Höhle 5 verschlossen wurde! e Durch die Wüste: der Weg zum Roten Meer Als Rolf Herzog Ende der 1960er Jahre seine Monographie über Punt verfasste, war das Wüstengebiet östlich des Nils noch vergleichsweise wenig erforscht. Dies hat sich seitdem grundlegend geändert. Insbesondere die Routen, welche in griechisch-römischer Zeit durch die Wüste führten, sind mittlerweile zunehmend gut exploriert. Diachrone Unterschiede. Zunächst einmal sei die Frage erlaubt, ob in pharaonischer Zeit überhaupt immer dieselbe Route vom Nil an die Küste gewählt wurde. Pauschal gesehen muss dies verneint werden, im speziellen Fall der Puntfahrten ist die Beantwortung jedoch etwas komplexer. Denn hier war nicht der Weg das Ziel – etwa Steinbrüche im Ostgebirge – sondern es kam darauf an, die kürzeste Route zu wählen und die am wenigsten beschwerliche. Weil aber sinnigerweise die Expeditionen nach Punt mit weiteren Aktivitäten in der Ostwüste kombiniert wurden, kann von der einen Route gleichwohl kaum gesprochen werden. Hinzu kommt, dass zu bestimmten Zeiten unterschiedliche Wege und Landestellen präferiert wurden. Beispielsweise wurde der Hafen von Berenike mitsamt der von Koptos kommenden Wüstenroute fast ausschließlich in der Ptolemäer- und Römerzeit genutzt. Es ist also nicht selbstverständlich, für die gesamte pharaonische Zeit von einer alleinigen Nutzung der Bucht von Marsa Gāwāsīs als Punthafen auszugehen. Die Expeditionen des Mittleren Reiches scheinen – soweit bekannt – alle von diesem Punkt aus gestartet zu haben. Wo aber band ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t im Alten Reich seine Schiffe zusammen?156 Wolfgang Helck argumentierte, wegen der Nennung von Beduinen der Ostwüste (ʿꜣm.w n(.i͗)w ḥr.i͗w-šʿ) müsse dies im Nordosten Ägyptens geschehen sein, wegen des Bauholzes in der Nähe des Libanon;157 ähnlich sah das Herzog.158 Georges Posener und Kenneth Kitchen plädier-

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N. de Garis Davies, The Tomb of Rekhmire at Thebes i and ii, London 1944, Taf. 52. J.J. Janssen, Commodity Prices from the Ramessid Period, Leiden 1975, 175; C. Ward, Sacred and Secular. Ancient Egyptian Ships and Boards, Boston 2000, 31. Martinssen, Untersuchungen, 143 f. W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. jahrtausend v. Chr., Wiesbaden 1962, 21. Herzog, Punt, 11.

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ten für die Gegend um Suez (as-Sūwais).159 Couroyer hielt dies für nicht ausgeschlossen, sprach sich jedoch ebenso für die Region um Quṣair aus.160 Meiner Meinung nach sind die Argumente Helcks hinfällig: Marsa Gāwāsīs liegt genauso in der Ostwüste wie Suez (as-Sūwais) und die Nähe zu den Zedern ist unerheblich, da die Schiffe nicht vor Ort gefertigt wurden, sondern im Niltal. Dies geht ja sogar aus der Inschrift selbst indirekt hervor (Dok. 4). Andererseits gibt es keinen Hinweis auf einen anderen Hafen, der im Alten Reich für Puntfahrten genutzt wurde, und schließlich wurde in Marsa Gāwāsīs Keramik aus dieser Zeit gefunden. Vorerst sollte demzufolge bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgegangen werden, Marsa Gāwāsīs sei der Hafen für die Puntfahrer zumindest des Alten und Mittleren Reiches gewesen. Da dort das Neue Reich nur spärlich bezeugt ist, möchte ich dies allerdings nicht mit derselben Bestimmtheit für jene Epoche vertreten. Kanal. Vor einer Behandlung der Topographie zunächst zu einer Diskussion, welche zu Beginn des letzten Jahrhunderts ernsthaft geführt wurde.161 Man ging lange davon aus, es habe in pharaonischer Zeit einen Kanal zwischen Nil und Rotem Meer gegeben. Von Memphis habe man mit dem Schiff über das Wādī aṭ-Ṭumīlāt nach Suez (as-Sūwais) gelangen können.162 Ein solcher Wasserweg existierte nachweislich seit der Perserzeit – die Belege stammen aus der Zeit von Darius i., Ptolemäus ii. und Trajan.163 Nach Auskunft des arabischen Schriftstellers al-Maqrīzī im 9. Jhd. war er danach noch lange in Gebrauch,164 Reste des Kanals sind sogar heute noch erkennbar.165 Wie George Posener in einer ausführlichen Studie nachgewiesen hat166, gab es ihn in pharaonischer 159 160 161

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G. Posener, Le Canal du Nil à la Mer Rouge avant les Ptolémées, in: CdE 13, 1938, (259– 275) 364 f.; Kitchen, Punt and how to get there, 192; Kitchen, Land of Punt, 588f. B. Couroyer, Pount et la Terre de Dieu, in: Revue biblique 80, 1973, (53–74) 55ff. Vgl. neben den weiter unten im Text genannten Arbeiten: F. Oertel, Das Problem des antiken Suezkanals, in: K. Repgen & S. Skalweit (Hrsg.), Spiegel der Geschichte. Festgabe für Max Braubach zum 10. April 1964, Münster 1964, 18–52; S.E. Sidebotham, Ports of the Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environment historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 200 mit Anm. 19. J.H. Breasted, Ancient Records of Egypt ii, Yew York 1907, s. 103, §§248. E. Naville, La stèle de Pithom, in: zäs 40, 1902 f., 66–75 (Ptolemäus ii.); C. Bourdon, Anciens canaux, anciens sites et ports de Suez, Kairo, 1925; P.J. Sijpesteijn, Der ποταμοσ τραιανοσ, in: Aegyptus 43, 1963, 70–83; P.J. Sijpesteijn, Trajan and Egypt, in: Papyrologica Lugduno-Batavia Papyri Selectae 13, 1963, 106–113. P.J. Sijpesteijn, Der ποταμοσ τραιανοσ, in: Aegyptus 43, 1963, (70–83) 73. C.A. Redmount, Wadi Tumilat Survey, in: American Research Center in Egypt Newsletter 133, 1986, 20. G. Posener, Le Canal du Nil à la Mer Rouge avant les Ptolémées, in: CdE 13, 1938, 258–273;

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Zeit jedoch noch nicht; weitere Argumente hat Abdel Monem Sayed beigesteuert.167 Erst kürzlich ist die Diskussion um eine Verbindung zwischen dem Nil und dem Roten Meer über das Wādī aṭ-Ṭumīlāt wieder entflammt. Dimitri Meeks und – ihm folgend – D. Fabre haben sich für die Annahme von Schifffahrt durch das Wādī in pharaonischer Zeit stark gemacht, allerdings ohne stichhaltige Argumente.168 Der Landweg sei angeblich zu beschwerlich und in der Punthalle sei er überhaupt nicht dargestellt. Wie Fabre selbst zugibt, hat dies jedoch rein ikonographische bzw. erzähltechnische Gründe.169 Um seine These doch noch zu retten, flüchtet er sich in das Postulat einer Schiffbarkeit während Hochwassers: […] the expedition of Hatshepsut took advantage of particularly favourable conditions.170 Wie man auf die Schnelle eine ganze voll ausgerüstete Flotte bereitgestellt haben will, erklärt er nicht! Archäologische Untersuchungen im Wādī aṭ-Ṭumīlāt haben keinerlei Hinweise auf eine maritime Nutzung in pharaonischer Zeit erbracht171, im Gegenteil: Die Nennung von Seen, die nach dem Versanden des Nilarmes übriggeblieben waren, zeigen eindeutig, dass er in der Ramessidenzeit nicht mehr schiffbar war.172 Meeks und Fabre haben zwar durchaus Recht, wenn sie betonen, die Evidenz von Marsa Gāwāsīs sei noch kein Beweis gegen eine andere Route – daraus jedoch einen Nachweis für die maritime Nutzung des Wādī aṭ-Ṭumīlāt ableiten zu wollen, ist nicht statthaft. Ihre Ansicht, Marsa Gāwāsīs habe lediglich zum Entladen der Waren aus Punt gedient, sei aber nicht gleichzeitig Ausgangspunkt der Expeditionen gewesen, ist in der Zwischenzeit durch die dortigen Grabungen widerlegt worden.173 Sie erbrachten zahlreiche Installa-

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169 170 171 172 173

F. Oertel, Das Problem des antiken Suezkanals, in: K. Repgen & S. Skalweit (Hrsg.), Spiegel der Geschichte (Fs. Max Braubach), Münster 1964, 18–52. A.M.A.H. Sayed, On the Non-existence of the Nile-Red Sea Canal (so-called Canal of Sesostris) during Pharaonic Times, in: A.M.A.H. Sayed (Hrsg.), The Red Sea and its Hinterland in Antiquity, Alexandria 1993, 127–141; A.M.A.H. Sayed, The Land of Punt: Problems of the Archaeology of the Red Sea and the Southern Delta, in: Z. Hawass (Hrsg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century i, Kairo 2003, 432–439. D. Meeks, Coptos et les chemins de Pount, in: Autour de Coptos. Actes du colloque organisé au Musée des Beaux-Arts de Lyon 17–18 mars 2000, Topoi Supplement 3, Lyon 2002, (267–335) 319 f.; D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 80–82. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 81. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 82. C. Redmount, The Wadi Tumilat and the Canal of the Pharaohs, in: jnes 54, 1995, 127– 135. Belege bei D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 81, Anm. 33. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007.

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tionen, die nur zur Vorbereitung einer großen Unternehmung gedient haben können. Ausgangspunkt. Zuerst wäre jetzt zu klären, wo genau am Nil die Reise begann. Die Wahl der Route zwischen dem Niltal und der Küste des Roten Meeres wird durch mehrere Faktoren bestimmt: Entfernung, Ressourcen, Wegbarkeit und Vorkommen von Mineralien. Präferiert wurde naturgemäß die Stelle, an welcher der Nil die geringste Entfernung zur Küste aufweist, d. h. die Region um Dandera-Koptos.174 Um Koptos sind weitere Voraussetzungen besonders günstig: Wie uns Theophrast und Plinius mitteilen, war die Gegend in der Antike bekannt für ihren Holzreichtum.175 Aufgrund der geographischen Verhältnisse176 haben in der Antike drei Routen eine Rolle gespielt: 1.) durch das Wādī Gasūs nach Safāga, 2.) durch das Wādī Hammāmat nach Quṣair und 3.) durch das Wādī Abbād nach Βερενίκη (Berenike). Letztere ist für die Vorgeschichte belegt, wird jedoch erst wieder in der Spätzeit wichtig. Nur in der Zeit Ramses’ ii. bezeugt ist ein Weg durch das Wādī Araba an die Westküste des Roten Meeres gegenüber der Region um Sarabit al-Ḫadīm/Wādī Maġāra auf dem Sinai.177 Erst in römischer Zeit mehren sich die Hinweise auf einen Weg von Antinoopolis nach ʾAbū Šaʾār al-Baḥrī (Via Hadriana)178; dass er zumindest teilweise auch in pharaonischer Zeit verwendet wurde, legt der Fund eines Hafens beim Ǧabal aẓ-Ẓait (‚Gebel Zeit‘) nahe, der jedoch nicht Ausgangspunkt für Expeditionen nach Punt war.179 Der bekannteste Weg ans Meer führte über das Wādī Hammāmat. In diesem Tal bieten mehr als 400 ägyptische Felsinschriften und Graffiti eine überaus reiche Dokumentation vielfältiger Aktivitäten.180 Die Inschriften

174 175 176 177 178

179

180

M. Gabolde, Amon à Coptos, in: Autour de Coptos. Actes du colloque organisé au Musée des Beaux-Arts de Lyon 17–18 mars 2000, Topoi Supplement 3, Lyon 2002, 137–159. Theophrastus, De historia plantarum ii, Buch iv, 2:8; Plinius, Nat. Hist. xiii, 63:19. R.A. Kareim Osman & S.E. Sidebotham, Geomorphology and Archaeology of the Central Eastern Desert of Egypt, in: Sahara 12, 2000, 7–30. J. Baines & J. Malek, Weltatlas der Alten Kulturen. Ägypten, München 1980, 19. Vgl. auch mit einer guten Karte: S.E. Sidebotham & W.Z. Wendrich, Berenike. Archaeological fieldwork at a Ptolemaic-Roman port on the Red Sea coast of Egypt 1999– 2001, in: Sahara 13, 2001–2002, 23–50, v. a. Abb. 2. G. Castel & G. Soukassian, Les mines de galena du Gebel Zeit, in: S. Schoske (Hrsg.), Akten des vierten Internationalen Ägyptologen Kongresses, München 1985, ii, sak Beih., 4. Hamburg 1991, 161–170. C. Meyer, Wadi Hammamat, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 868–871; R. Gundlach, lä 6, 1986, 1099–1113, s.v. Wadi Hammamat; A. Bernand, De Koptos à Kossseir, Leiden 1972; J.A. Harrell & V.M. Brown,

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wurden im Detail studiert von Bradbury (1988)181, Vandersleyen (1989)182 und Farout (1994)183. Wie Dimitri Meeks festgestellt hat, finden sich altägyptische Expeditionsinschriften in der Ostwüste praktisch nicht südlich dieses Wādīs,184 er sieht darin ein Argument gegen eine afrikanische Lokalisierung Punts, worin ich ihm nicht folgen kann.185 Viel rätselhafter ist m. E., warum sich die Zeugnisse auf das Wādī beschränken und an seiner Mündung in den Küstenstreifen jegliche Evidenz fehlt.186 Lediglich eine prähistorische Jägerdarstellung ist bekannt.187 Eine Geländebegehung des Wādī Qāš erbrachte keine ägyptischen Graffiti.188 Ebenso wenig förderten die amerikanischen Grabungen in Quṣair al-Qadīm Pharaonisches zu Tage.189 In Quṣair sah Arthur Weigall eine ptolemäische Inschrift190, doch gibt es ansonsten keine Hinweise

181 182 183 184 185 186 187 188

189

190

The Word’s Oldest Surviving Geological Map: The 1150 b.c.: Turin Papyrus From Egypt, in: Journal of Geology 100, 1992, 3–18. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, 127–156. C. Vandersleyen, Les Inscriptions 114 et 1 du Ouadi Hammamât (11e dynastie), in: CdE 64, 1989, 148–158. D. Farout, La Carriére du whmw Ameny et l’ Organisation des Expéditions au Ouadi Hammamat au Moyen Empire, in: bifao 94, 1994, 143–172. Meeks, Locating Punt, 68. Meeks, Locating Punt, 68 f. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 133. A. Weigall, Travels in the Upper Egyptian Desert, London 1909, 70, Taf. 10.19; pm viii: 337. L. Bell, J. Johnson & D.S. Whitcomb, The Eastern Desert of Upper Egypt: Routes and Inscriptions, in: jnes 43, 1984, 27–46; D.S. Whitcomb & J. Johnson, Egypt and the Spice Trade, in: Archaeology Nov./Dec. 1981, 16–23 (zu Leukos Limen). A.M.A.H. Sayed, The Land of Punt: Problems of the Archaeology of the Red Sea and the Southern Delta, in: Z. Hawass (Hrsg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century i, Kairo 2003, (432–439) 436; D.S. Whitcomb & J.H. Johnson (Hrsg.), Quseir al-Qadim 1978 Preliminary Report, Princeton 1979; D.S. Whitcomb & J.H. Johnson (Hrsg.), Quseir al-Qadim 1980 Preliminary Report, American Research Center in Egypt Reports 7, Malibu 1982, Rezension davon durch A.M.A.H. Sayed, in: CdE 59, 1980, 293– 294; S. Moser et al., Transforming archaeology through practice: Strategies for collaborative archaeology and the community archaeology project at Quseir, Egypt. World Archaeology 34/2, 2002, 220–248; D.P.S. Peacock, L. Blue; N. Bradford & S. Moser, Myos Hormos, Quseir al Qadim: A Roman and Islamic Port on the Red Sea Coast of Egypt. Interim report for Supreme Council of Antiquities, Cairo, Egypt. Department of Archaeology, University of Southampton 2001. A. Weigall, Travels in the Upper Egyptian Desert, London 1909, 81, Taf. 10.

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auf eine antike Besiedlung des Ortes.191 Berenike (Βερενίκη), das seine Blüte in römischer Zeit hatte, erbrachte bisher ebenfalls keine pharaonischen Überreste.192 Die griechisch-römischen Häfen, Philoteras (Φιλωτέρας)193 und Nechesia194 konnten bisher nicht einmal sicher lokalisiert werden.195 Wenigstens ein altägyptischer Text ist ganz eindeutig, was den Ausgangspunkt der Expedition angeht: In der Inschrift des Ḥn(n)w aus dem Wādī Hammāmat (Dok. 7) ist ohne Zweifel Koptos in dieser Rolle genannt.196 Da lesen wir: 11 ḥr mtn ʿḥʿ.n pri̯.kw m Gbti͗w ◯ wc̣.̌ w.n n⟨⸗i͗⟩ ḥm⸗f

Da machte ich mich von Koptos aus auf den Weg, den mir Seine Majestät befohlen hatte.

Mögliche Routen. Das Nilknie um Koptos/Qift und Caenopolis/Qenā war ein Knotenpunkt vieler Wege durch die Ostwüste und ans Rote Meer (vgl. Karte 1). Besonders seit der Ptolemäerzeit, als der Handel mit Südarabien und Indien an Bedeutung gewann, wurden an der Küste einige Häfen gegründet197; die entsprechenden Wege dorthin wurden dann vor allem in römischer Zeit mit Wachtürmen und Wasserstationen versehen.198 Da die Relikte aus jenen Epochen die meiste Aufmerksamkeit der Forschung gefunden haben, soll der Überblick über die möglichen Routen chronologisch rückläufig aufgezogen werden. Bis ins Jahr 1994 hatte es zwar zahlreiche Geländebegehungen gegeben, nichts von den griechisch-römischen Überresten zwischen Koptos und der Küste war jedoch tatsächlich ergraben worden. Dies änderte sich mit den Aktivitäten des Institut Français d’Archéologie Orientale, das einige römische Lager auf diesem Weg detailliert erforschte, u.a. Mons Claudianus, az-Zarqā (Maximianon), al191

192 193 194 195

196 197 198

D. Whitcomb, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 658–660, s.v. Quseir el-Qadim; S.E. Sidebotham, The Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 205. S.E. Sidebotham & W.Z. Wendrich, Berenike. Archaeological fieldword at a Ptolemaic-Roman port on the Red Sea coast of Egypt 1999–2001, in: Sahara 13, 2001–2002, 23–50. H. Kees, in: re 39, Stuttgart 1960, 180–181, s. v. „Philoteras“. H. Kees, in: re 32, Stuttbart 1935, s. 2167, s. v. „Nechesia“. Dazu ausführlich S.E. Sidebotham, The Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, 195–223, bes. 204 und 207. Martinssen, Untersuchungen, 145. S.E. Sidebotham, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 684–686, s. v. Roman ports, Red Sea. S.E. Sidebotham, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 682–684, s. v. Roman forts in Egypt.

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353

Muwayh (Krokodilo), Qusūr al-Banāt. Parallel dazu waren die Universitäten von Delaware und Leiden in ʾAbū Šaʾar tätig sowie die Universität von Michigan in Ḫasm al-Menah/Zaydun (Δίδυμοι) tätig. Einige Lager sind nur durch die Berichte früherer Forscher bekannt und heute nicht mehr nachweisbar, v.a. Qwai, ca. 30km nördlich von Quṣair, und Clyzma bei Suez (as-Sūwais). Nur noch schlecht erhalten sind die Lager von Gedami, ʾAbū Gerīda und Compasi. Die bisherigen Surveys wiesen folgende Routen in der ägyptischen Ostwüste nach199: – – – – – –

ʾAbū Šaʾār – Caenopolis (Qenā) Quṣair al-Qadīm (Μυὸς Ὅρμος?) – Koptos (Qift) Berenike (Βερενίκη) – Apollinopolis Magna (Idfū/Edfu) Berenike (Βερενίκη) – Koptos Marsa Nakarī (Νεχεσία?) – Apollinopolis Magna (Idfū/Edfu) Antinoë/Antinoopolis (Šaiḫ ꜤIbada) – ʾAbū Šaʾār – Berenike (Βερενίκη): Via Hadriana

Die Wege waren außer zwischen ʾAbū Šaʾār und Caenopolis nicht gepflastert, sondern lediglich Pisten, die durch Steinhäufchen im Abstand von entweder 1,5–1,6km oder 3.0–3.2km markiert sind.200 Signal- und Wachtürme beherrschten vor allem die Strecken ʾAbū Šaʾār – Caenopolis und Quṣair – Koptos, sporadischer diejenige von Berenike an den Nil. Manche Strecken waren zu bestimmten Zeiten beliebter als andere. So führte der Weg von Berenike aus in der Ptolemäerzeit eher nach Idfū/Edfu (Apollinopolis Magna), in der Römerzeit eher nach Koptos.201 199

200

201

J.P. Brun, Hodos myshormitikè. L’équipement de la route entre Coptos et la Mer Rouge aux époques ptolémaique et romaine, in: Autour de Coptos. Actes du colloque organisé au Musée des Beaux-Arts de Lyon 17–18 mars 2000, Topoi Supplement 3, Lyon 2002, 395–414; S.E. Sidebotham, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 682–684, s.v. Roman forts in Egypt, bes. s. 682f.; S.E. Sidebotham & R.E. Zitterkopf, Eastern Desert in Egypt: survey of the Berenike-Nile roads, in: Expedition 37, 1995, 39–52; S.E. Sidebotham, R.E. Zitterkopf & J.A. Riley, Survey of the Abu Sha’ar-Nile Road, in: aja 95, 1991, 571–622; R.E. Zitterkopf & S.E. Sidebotham, Stations and towers on the Quseir-Nile road, in: jea 75, 1989, 155–189. S.E. Sidebotham, The Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 212 mit weiterer Literatur in Anm. 79f.; S.E. Sidebotham, Roman Economic Policy in the Erythra Thalassa 30 b.c.–a.d. 217, Supplement to Mnemosyne 91, Leiden 1986, 58–66, bes. 58f. S.E. Sidebotham, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 684–686, s. v. Roman ports, Red Sea, bes. s. 686.

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Die Forschungssituation zu den Häfen ist noch schwieriger. Bereits die Aussagen der Klassischen Autoren sind hier nicht stimmig, wenn etwa nur Claudius Ptolemäus die beiden Orte Λευκός λιμήν (Leukos limen) und Nechesia nennt: tabelle 18 Römische Häfen am Roten Meer nach den Klassischen Autoren (n > s)

Claudius Ptolemäus (Geogr. 4, 5)

Strabon (Geogr. xvi, 4.5)

Plinius der Ältere (Nat. Hist. vi, 33, 167 f.)

Clyzma/Arsinoë/Cleopatris Philoteras Myos Hormos Leukos Limen/Albus Portus Nechesia Berenike

Philoteras Arsinoë Myos Hormos – – Berenike

Arsinoë Philoteras (Aenum) Myos Hormos – – Berenike

Die meisten dieser Häfen sind wohl ptolemäische Gründungen, wie bereits ihre Namen sagen: Arsinoë (Ἀρσινόη) ist benannt nach Arsinoë ii; Philoteras nach einer weiteren Schwester Ptolemäus‘ ii., Berenike (Βερενίκη) nach seiner Mutter. Den griechischen Formen nach zu urteilen, sind auch Myos Hormos (Μυὸς Ὅρμος) und Nechesia in der Ptolemäerzeit entstanden. Clyzma (Κλύσμα) wurde Anfang der 1930er Jahre untersucht202, Quṣair al-Qadīm zwischen 1978 und 1982 in drei Kampagnen ergraben.203 Erst jüngst ließ sich nachweisen, dass der letztgenannte Grabungsplatz das antike Μυὸς Ὅρμος sein muss. 202

203

B. Bruyère, Fouilles de Clyzma-Oolzoum (Suez), 1930–1932, Kairo 1966. Vgl. auch S.E. Sidebotham, Ports of the Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’ Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195– 223) 198–201. D.S. Whitcomb, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 658–660, s.v. Quseir el-Qadim; D.S. Whitcomb, Quseir al-Qadim and the location of Myos Hormos, in: Topoi 6, 1996, 747–772; D.S. Whitcomb, Quseir alQadim, Egypt: text and context in the Indian Ocean spice trade, in: al-ʿUsur al Wusta 7, 1995, 25–27; D.S. Whitcomb & J.H. Johnson (Hrsg.), Quseir al-Qadim 1978 Preliminary Report, Princeton 1979; D.S. Whitcomb & J.H. Johnson (Hrsg.), Quseir al-Qadim 1980 Preliminary Report, American Research Center in Egypt Reports 7, Malibu 1982, Rezension davon durch A.M.A.H. Sayed, in: CdE 59, 1980, 293–294; S.E. Sidebotham, Ports of the Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 205f.

die altägyptische suche nach punt

355

Ausschlaggebend waren Ostraka aus dem Lager von Κροκοδείλῶ (al-Muwayh), die den Weg, welchen es schützte, nach jenem Hafen ὁδος μυὸς ὅρμιτική nennen.204 Hinzu kommt eine Aussage im Periplus maris erythraei, wonach Μυὸς Ὅρμος 1800 Stadien von Βερενίκη entfernt sei.205 Da Trinkwasser über 10 km weit her von Bir Karīm nach Quṣair al-Qadīm transportiert werden musste, verwundert es nicht, warum diese Stadt nur in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus sowie in der Ayyubiden- bzw. Mamlukenzeit (13.–14. Jhd.) besiedelt war.206 Davor, dazwischen und danach sind keinerlei Relikte nachweisbar. Trotz der widrigen Umstände verfügte die Siedlung gleichwohl um ein horreium, einen cardo und insulae. Lange war ʾAbū Šaʾār als wahrscheinlichste Lokalisierung von Μυὸς Ὅρμος gehandelt worden.207 Allerdings existierte dort zwar ein im 5.–7. Jhd. n. Chr. aufgegebenes römisches Militärlager, einen Hafen wird man jedoch vergeblich suchen.208 Dies ist für die Puntfrage durchaus von Interesse, denn es führt uns sehr dicht an Marsa Gāwāsīs heran. Zwei der von Claudius Ptolemäus genannten Häfen sind nämlich noch nicht lokalisiert: Nechesia und Philotera (Φιλωτέρα). Ersteres wurde in Marsa Tundāba/Nakarī oder beim Wādī Mubarak vermutet209, es verbleibt für letzteres daher nur noch entweder Wādī Safāga oder eben Marsa Gasūs210, nur 2 km nördlich von Marsa Gāwāsīs.211 Fassen wir zusammen: So gut die Ostwüste in der Spätzeit auch erforscht sein mag – allzu viel ist noch unbekannt. Sicher ist lediglich eines, nämlich dass sich die Verhältnisse ständig veränderten und man sich folglich hüten

204

205 206 207

208 209 210

211

D.S. Whitcomb, Quseir al-Qadim and the location of Myos Hormos, in: Topoi 6, 1996, 747–772; A. Bülow-Jacobsen, H. Cuvigny & J.-L. Fournet, The Identification ot Myos Hormos: New Papyrological Evidence, in: bifao 94, 1994, 27–42. Periplus Maris Erythraei, 1. D. Whitcomb, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 658–660, s. v. Quseir el-Qadim, bes. s. 658f. Ausführliche Literatur bei S.E. Sidebotham, Ports of the Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 204, Anm. 37. S.E. Sidebotham, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 682–684, s. v. Roman forts in Egypt. D. Meredith (Hrsg.), Tabula Imperii Romani, Blatt Koptos n.g. 36, London 1958; vgl. Pauly-Wissowa 16, Stuttgart 1935, 2167. J. Ball, Egypt in the Classical Geographers, Kairo 1942, 183–185; D. Meredith (Hrsg.), Tabula Imperii Romani, Blatt Koptos n.g. 36, London 1958, 4f. vgl. Pauly-Wissowa 20, Stuttgart 1941, 180 f. S.E. Sidebotham, in: K.A. Bard (Hrsg.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt, London 1999, 684–686, s. v. Roman ports, Red Sea, bes. s. 685.

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muss, von dem Befund einer Epoche auf die Gegebenheiten einer anderen zu schließen. Außerdem ist höchste Vorsicht geboten, wenn die Durchquerung der Ostwüste auf das Wādī Hammāmat reduziert wird. Welche der oben aufgeführten sechs Routen wurde also in pharaonischer Zeit von Puntreisenden gebraucht? Geht man davon aus, dass Anfangs- und Endpunkt der Reise mit Koptos bzw. Marsa Gāwāsīs bekannt sind, so verbleiben im Grunde nur zwei Möglichkeiten212 (vgl. Karte 1): 1. Koptos → Qift → Wādī Qenā → Wādī Gasūs oder 2. Koptos → Wādī Hammāmat Ein Hinweis auf Ersteres kommt von der Nennung Sesostris’ i. im Wādī ʾAtalla, einer Verbindung zwischen Wādī Hammāmat und Wādī Gasūs. Derselbe Pharao wird auch im Wādī ʿĪsā auf dem Weg ins Wādī Gasūs genannt213, ganz in der Nähe von Graffiti aus dem Alten Reich. Sie nennen viele nautische Titel von teilweise aus Koptos stammenden Beamten.214 Für einen Zug durch das Wādī Hammāmat sprechen die Graffiti der aus dem Alten Reich bekannten Puntexpeditionsleiter Ḥwi͗ und Čči͗ im Wādī Hammāmat (Dok. 6).215 Ein noch stärkeres Indiz ist die ebenfalls in diesem Tal angebrachte Inschrift des Ḥn(n)w (Dok. 7). Da in Quṣair nichts Pharaonisches nachgewiesen wurde, hieße dies, dass man nach Erreichen der Küste nordwärts weiter nach Marsa Gāwāsīs zog.216 Geschwindigkeit. Leider haben wir keine direkten Angaben über die zurückgelegte Strecke und die Geschwindigkeit. Allenfalls Vergleiche können uns diesbezüglich einen Anhaltspunkt geben: In den Inschriften Thutmosis iii. können genaue Zeitangaben mit nachvollziehbaren Ortsangaben korreliert werden.217 Die 220km durch die Wüste von Sila nach Ġazza (Gaza) legte das

212 213 214

215 216 217

L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, 127–156. C. Obsomer, Sesostris ier. Étude chronologique et historique du règne, Brüssel 1995, 378 und 708, Nr. 167 & 168. L. Bell, J. Johnson & D. Whitcomb, The Eastern Desert of Upper Egypt: Routes and Inscriptions, in: jnes 43, 1984, 27–46; L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 134; Martinssen, Untersuchungen, 144 und 150. Martinssen, Untersuchungen, 144. C. Vandersleyen, Les Inscriptions 114 et 1 du Ouadi Hammamat (11e Dynastie), in: CdE 127, 1989, 148–158. D.B. Redford, The Wars in Syria and Palestine of Thutmose iii, Leiden 2003, 200.

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ägyptische Heer danach in ca. 9 Tagen zurück.218 Da das Gelände in diesem Streckenabschnitt durchaus mit den Verhältnissen in der Ostwüste vergleichbar ist, dürfte man bei den Puntfahrten mit einem ähnlichen Wert rechnen. Weil die Soldaten nur mit leichtem Gepäck reisten und keine großen Schiffsteile transportierten, sollte man jedoch einige zusätzliche Tage berechnen. Insgesamt gehe ich von einer Reisedauer von nicht länger als zwei Wochen aus. f Transport, Verpflegung, Ausrüstung und Unterbringung Zwar denkt man bei Expeditionen nach Punt automatisch an Schifffahrt, jedoch war der Landweg logistisch gesehen wahrscheinlich sehr viel schwieriger. Hier mussten immerhin bis zu 3000 Mann sowie zahlreiche Tiere sicher geführt, verpflegt und mit Trinkwasser versorgt werden. Ausgehend von den spärlichen Informationen über die Anzahl und Zusammensetzung der Teilnehmer kann hochgerechnet werden, wie viel an Lebensmitteln benötigt wurde. Die archäologischen Funde in Marsa Gāwāsīs gewähren uns darüber hinaus wertvolle Einblicke in die noch vor zehn Jahren völlig unbekannten Aspekte der Logistik, insbesondere hinsichtlich der Ausrüstung und Unterbringung der Expeditionsmitglieder. Transport. Zuallererst gilt es zu erforschen, auf welche Weise die großen Mengen an Verpflegung, die Schiffsteile und Handelswaren, die Ausrüstungsgegenstände und Werkzeuge durch die Ostwüste transportiert wurden. Bereits die große Teilnehmerzahl von 3000 Mann, die in manchen Texten genannt wird, lässt Muskelkraft als hauptsächlichen Transportmotor vermuten. In tt 143 wird der Transport von Waren durch menschliche Träger dargestellt: Gefäße und Beutel werden mit Hilfe von Stangen getragen, daneben wird jedoch auch ein Esel als Lasttier gezeigt; Männer gehen entweder allein oder tragen zu zweit Stangen, an denen Beutel, Gefäße und ganze Bäume befestigt sind.219 Bei Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) (tt 100) tragen die Puntiten auf diese Weise Aromaharzbäume. Im Grab tt 89 finden wir beim Rücktransport von Puntwaren ebenfalls Leute mit Tragestangen abgebildet; sie führen außerdem Beutel und Stoffstreifen mit sich.220 Wie hoch der Anteil der Träger genau war, lässt sich nicht sagen. Es lässt sich nur vermuten, dass sie eher Dinge transportierten, die nicht allzu schwer waren oder schlecht portioniert werden konnten. Dafür hatte man schließlich Esel221, die zudem vorrangig Proviant transportiert haben dürften. Die Esel hat218 219 220 221

D.B. Redford, The Wars in Syria and Palestine of Thutmose iii, Leiden 2003, 202–205. Martinssen, Untersuchungen, 97. M. Baud, Les dessins ébauchès de la nécropole Thébain au temps du Nouvel Empire, mifao 63, Kairo 1935, 169. Martinssen, Untersuchungen, 95, Anm. 64.

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ten den Nachteil, weniger beweglich zu sein und aufwendig bepackt werden zu müssen – dafür konnten sie viel größere Lasten bewegen, beispielsweise die zerlegten Schiffe. Die Inschrift des Ḥn(n)w führt Esel als Lasttiere für Ausrüstungsgegenstände an (Dok. 7): i͗ʿꜣ.w pw ꜣčp(.w) ẖr čb.wt, fṭḳw rṭ ky(.i͗)ʿḥʿ.w

Die Esel waren mit Sandalen beladen, riß ein „Fuß“ los, stand ein anderer bereit.222

Darstellungen aus thebanischen Gräbern des Neuen Reiches (tt 143, tt 89) zeigen sie in ähnlicher Funktion. Im Papyrus Harris i. wird schließlich beschrieben, wie die Waren aus Punt von den Schiffen auf Esel verladen werden (Dok. 38). ś.t mni͗(.w) m ḥtp(.w) ẖr i͗ḫ.wt i͗ni̯.n⸗w

Sie landeten in Frieden, beladen mit den Dingen, die sie geholt hatten.

śt ꜣčp(.w) m ḥry.t ḥr i͗ʿꜣ.w ḥr 13 ʿḥʿ.w ḥr i͗trw rmč ꜣčp⟨⸗w⟩ r ◯ mri͗.t Gbtw wc̣ǐ ⟨̯ ⸗w⟩ m ḫṭi̯ n.(i͗) ḥr⸗w

Diese wurden für den Landweg auf Esel und Menschen gepackt, am Fuß beim Hafen von Koptos auf Lastkähne verladen (und) stromabwärts weitergeschickt.

Die Anwesenheit von Eseln ließ sich in Marsa Gāwāsīs nachweisen – durch Funde entsprechender Tierknochen. Die Ausgräber haben darüber hinaus sogar Reste von Esel-Dung identifiziert, der als Brennmaterial für die Kochstellen verwendet werden konnte.223 Leider werden in keiner Quelle zu Puntexpeditionen konkrete Zahlen genannt, sodass die Anzahl der mitgeführten Lasttiere nur erschlossen werden kann. Als Vergleichsdaten dienen die Zahlen von Inschriften über Expeditionen in die Ostwüste und zum Sinai. Dort werden zwischen 200 und 600 Tiere pro Unternehmung genannt (Ostwüste) bzw. 500 Stück (Sinai).224 Über den Verbrauch von Mensch und Tier kann andererseits hochgerechnet werden, wie viele Lasttiere überhaupt notwendig waren, nur um Proviant und Futter zu tragen. Die Inschrift des Ḥn(n)w gibt uns dazu die notwendigen Informationen an die Hand: Bei einer täglichen Ration von 20

222 223 224

So nach W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 157. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 252. K.J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ostwüste, häb 15, Hildesheim 1981, 219.

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Broten und zwei Krug Wasser wären zum Provianttransport für 3000 Mann allein für einen Wüstenmarsch mindestens 300 Esel notwendig. Streitwagen. In den Thebanischen Gräbern tt 143 und tt 89 werden die Streitwagen der Grabherren abgebildet. Haben diese Darstellungen einen realen Hintergrund? Davies geht davon aus.225 Meines Erachtens liegen vielmehr reine Prestigedarstellungen vor, d.h. eine Markierung von Status – schließlich war der Streitwagen gewissermaßen so etwas wie der Mercedes des ägyptischen Beamten. Warum sollte man einen Streitwagen durch das Bergland ziehen, wenn er nirgends zum Einsatz kommen konnte? Das häufige Nebeneinander von Punthandel und Herstellung von Streitwagen in den Malereien der thebanischen Privatgräber ist ein weiterer Hinweis auf eine topische Interpretation.226 Schließlich ist der Transport von Pferden mit dem Schiff nach Punt sehr unwahrscheinlich, da Pferde großer Pflege und Auslaufs bedürfen und nur mit allergrößten Problemen für längere Zeit auf See gehalten werden können. Auch die Esel wurden nicht mitgenommen, sondern entweder im Basislager an der Küste zurückgelassen oder ins Niltal zurückgeführt. Letzteres ist wahrscheinlicher, da so viele Tiere nicht über Monate hinweg an in der Ostwüste gefüttert werden können. Dies zeigt nebenbei, welch logistische Meisterleitung die Puntexpeditionen waren, denn man wird wohl kaum erst bei der Rückkehr der Schiffe aus Punt einen Boten ins Niltal geschickt, sondern vielmehr einen Zeitpunkt verabredet haben. Rationen. Wie bereits erwähnt, existiert eine Textquelle mit präzisen Angaben über die Höhe der täglichen Ration an Brot und Wasser (Dok. 7): i͗w gr(.t) c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩ šṭw sčs {c̣}̌ ⟨d⟩ś 2 n(.i͗) mw, tʾ 20 n wʿ.w i͗m(.w) nb rʿ(.w) nb

Ich gab nun einem jeden davon täglich einen Wasserschlauch und einen Brotbeutel227 (voll mit) zwei Krug Wasser bzw. 20 Broten.

Der Wortlaut ist außerordentlich interessant, denn er könnte ein Hinweis auf die Ausgabe der Rationen sein. Es heißt nämlich nicht, die Träger hätten jeweils zwei Tonkrüge mitgeführt. Sie waren vielmehr mit Lederschläuchen ausgestattet, die viel leichter sind, besser am Körper getragen werden können, weniger zerbrechlich sind und außerdem keinen Verlust durch Verdunsten aufweisen. Die Krüge können sich nur auf die Ausgabe der Trinkwasserration beziehen, deren effiziente und gerechte Verteilung durch den Gebrauch von Messkrügen 225 226 227

N. Davies, A Fragment of a Punt Scene, in: jea 47, 1961, (19–23) 22. Martinssen, Untersuchungen, 97. Vgl. W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 256, Anm. i.

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kapitel iv

gewährleistet wurde. Es ist zu vermuten, dass nach Abladen der Esel abends die Ration für den Abend und den kommenden Tag ausgegeben wurde und diese von jedem Teilnehmer selbst zu tragen war. Wahrscheinlich diente die in Marsa Gāwāsīs gefundene Schnurtasche (60×45cm) mit zwei Halteschlaufen eben diesem Zweck.228 Sie besteht aus waagrecht angeordneten Schnüren (7 mm Ø), die paarweise durch horizontal verlaufende Schnüre (2 mm Ø) zusammengehalten werden. Die Halteschlaufen sind an den oberen Ecken durch Knoten an der Seite befestigt. Ich möchte sogar noch weiter gehen und behaupten, dass zumindest während der Durchquerung der Ostwüste das Brot täglich frisch hergestellt wurde. Brot in solchen riesigen Mengen zu transportieren, ist kaum vorstellbar. Bei 3000 Mann und 20 Broten pro Mann täglich hätten bei einer zehntägigen Reise ja sage und schreibe 600.000 Brote mitgeführt werden müssen! Nicht nur, dass gebackenes Brot viel schwerer ist als das zu seiner Herstellung benötigte Mehl bzw. Getreide, es nimmt sehr viel mehr Raum ein und lässt sich schlechter transportieren. Abgesehen davon war das pharaonische Brot wohl kaum zehn Tage lang haltbar – jeder, der in Ägypten Fladenbrot gekauft hat, weiß, wie schnell es trocken und damit ungenießbar wird. Wir wissen nicht einmal, ob Mehl oder Getreide mitgeführt wurde. Dass die Expeditionsmitglieder nur eine bestimmte Menge an Getreide erhielten und sich abends ihr Mehl selber mahlen mussten, wage ich zu bezweifeln, da dies relativ zeitaufwendig ist. Es ist anzunehmen, dass die Brotherstellung zentral geregelt war. Außerdem ist bei Ḥn(n)w nicht von Getreideausgabe die Rede, sondern von fertigen Broten. Freilich müssen diese nicht notwendigerweise bereits gebacken sein. Wie muss man sich das im Detail vorstellen? Mit Sicherheit war die Angelegenheit arbeitsteilig geregelt. Während einige für die Aufbereitung des Eseldungs zu Brennmaterial zuständig waren, mussten andere das Getreide mahlen, die Brote formen und antrocknen. Backen konnten sich die Träger ihr Brot selbst, vielleicht in Gruppen um eine Feuerstelle, die gleichzeitig Schutz gegen die kalte Wüstennacht bot. Alles andere wäre eine Verschwendung von Ressourcen gewesen. Wie aber war das Zusammenspiel der verschiedenen Gruppen? Hierzu sind mehrere Szenarien denkbar. Entweder wurden lange im Voraus an bestimmten Punkten entlang der Route im Abstand von Tagesetappen Vorräte an Getreide und Stroh angelegt, oder ein Teil der Expedition preschte täglich dem Tross voraus und bereitete die Nahrung zu, während sich dieser schwer beladen vorwärts kämpfte. Mensch und Tier sind sowieso in jedem

228

C. Zazzaro, Rope bag and papyrus sandal, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 195 f.

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Falle unterschiedlich schnell. Denkbar ist auch eine Aufteilung des gesamten Trosses in mehrere Gruppen, die im Abstand von ein oder zwei Tagesetappen zeitversetzt hintereinander herzogen. Damit war beim abendlichen Rastplatz des vorhergehenden Trupps immer genügend getrockneter Dung für die Feuer des nachfolgenden Trupps vorhanden. Wahrscheinlich kommt eine komplexe Kombination der verschiedenen Vorgehensweisen der Realität am nächsten. Fleisch. Die ebenfalls bei Ḥn(n)w genannten Opfer in Form von Stieren, Rindern und Antilopen/Ziegen? weisen ein Mitführen von Vieh nach (Dok. 7): ʿḥʿ.n i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ (ʿ)ḥʿ.w pn sbi̯.n⟨⸗i͗⟩ sw m i͗ḫ.t nb.t i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f ʿꜣb.t 15 wr.t m kꜣ.w m i͗wꜣ.w m ◯ Ziegen?229

Nun baute (ich) diese (mir aufgetragene) Flotte, nachdem ich für ihr allseitiges (Wohl) ein großes Opfer an Stieren, Mastrindern (und) Ziegen? dargebracht hatte.

Das Opfer diente neben religiösen Zwecken sicherlich auch zur Motivation und Stärkung der von den Strapazen der Wüstendurchquerung erschöpften Träger. Im Gegensatz zu Soldaten, die lediglich ihre Ausrüstung zu tragen hatten, mussten die Träger bei den Puntexpeditionen schwerste Arbeit verrichten. Dies ist ohne kräftigende Nahrung kaum durchführbar, d. h. es stand nicht nur Brot auf dem Speiseplan, sondern auch Fleisch. Die Inschrift Wādī Hammāmat № 206 zeigt dies deutlich, denn hier wird als Verpflegung für 1350 Arbeiter der tägliche Bedarf von 50 Rindern und 200 Ziegen aufgeführt.230 Sekundärprodukte. In der Punthalle und anderen ikonographischen Zeugnissen aus dem Neuen Reich werden Nahrungsmittel aus Ägypten dargestellt, d. h. Brot, Bier, Wein, Fleisch und Früchte (Urk. iv, 325). Ob dies der Realität entspricht, erscheint mir fraglich – allein wegen der geringen Haltbarkeit all dieser Nahrungsmittel. Die Bilder sind vielmehr rein konventionell und folgen den bekannten Prinzipien zur Darstellung von Opfergaben. Fisch(mehl). Die exakten Darstellungen der Meerestiere und Fische des Roten Meeres in der Punthalle beruhen demgegenüber sicherlich auf realer Beobachtung. Sie zeigen deutlich, wie gut man mit ihnen vertraut war, was als indirekten Beleg für ihren Verzehr verstanden werden kann. Besonders bei der Versorgung der größeren Expeditionstruppe am Basislager Marsa Gāwāsīs muss die zusätzliche Nahrungsquelle sehr willkommen gewesen sein. Der Fund von 229

230

Welches Lexem sich hinter dem Ideogramm verbirgt, ist nicht klar („Ziege“ ʿnḫ.t, wʿ.ti͗, wnc̣w ̌ ); vielleicht am ehesten ʿnḫ.t „Ziege, Geiß (Capra hicus)“. Gardiner hat in seiner Zeichenliste nur das Zeichen einer Ziege mit einem Halsband (e 31, śʿḥ) aufgenommen, vgl. Extended Library e 76. Martinssen, Untersuchungen, 96, Anm. 67.

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Mikrolithik dort scheint in der Tat auf Fischfang hinzuweisen.231 Außerdem gibt es Hinweise auf den Gebrauch von Fischernetzen in Marsa Gāwāsīs.232 Spannend ist darüber hinaus der Fundkontext der dort gefundenen Mahlsteine, sind diese doch mit Resten von Krabben, Muscheln und Fischen vergesellschaftet.233 Wie nicht anders zu erwarten wurde demnach in der Hafenbucht Fischmehl hergestellt, wahrscheinlich als Proviant für die lange Schifffahrt. Für diese mussten sicherlich noch weitere länger haltbare Lebensmittel vorhanden gewesen sein, eventuell Trockenfrüchte, Stockfisch etc. Gesicherte Aussagen lassen sich jedoch nicht machen. Trinkwasserversorgung. Wie zuvor erfahren, wird in der Ḥn(n)w-Inschrift sehr viel über eine der zentralen Probleme jeder Wüstenexpedition berichtet, die Versorgung mit Trinkwasser. Ḥn(n)w lies nach eigener Auskunft mehrere Brunnen zwischen dem Niltal und dem Roten Meer anlegen (Dok. 7). i͗w gr.t i͗ri̯.n ⟨⸗i͗⟩ ẖnmw.t 12m Bꜣ.t 14 ẖnm.(w)t 2m i͗ṭꜣh.t ḫt 234 ◯ mḥ 20m wʿ(.w)t ḫt 1 mḥ 30m k(.i͗)t(i͗) i͗ri̯.n m i͗ꜣhtb mḥ 10 r 10 ḥr⸗ś nb {n}⟨m⟩ smꜣ n(.i͗) bʿḥ?

So legte (ich) 12 Brunnen in Bꜣ.t an, (sowie) zwei Brunnen in i͗ṭꜣh.t, 120 Ellen im einen (Fall), 130 Ellen im anderen, nachdem ich in i͗ꜣhtb (einen) von 10×10 Ellen an seiner gesamten (Wasser)oberfläche235 beim Erreichen des Grundwassers? angelegt habe.

ʿḥʿ.n pḥ.n⟨⸗i͗⟩ wꜣc̣-̌ wr

Dann erreichte ich das Meer.

Trotz ihrer Genauigkeit ist diese Textpassage leider schwer verständlich. Die ersten Angaben beziehen sich offenbar auf die Tiefe der Brunnen (63m bzw. 68 ¼ m), die Wasseroberfläche des Brunnens betrug noch auf der Höhe des Grundwasserspiegels 52 ½ m². Obwohl Ḥn(n)w wohl zwei verschiedene Strecken für Hin- und Rückweg hatte, liegen die Brunnen wahrscheinlich alle 231

232

233

234 235

G. Lucarini, Lithics and grinding stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (196–212) 211. C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.) Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 169. G. Lucarini, Lithics and grinding stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (196–212) 211. Abgekürzte Schreibung für ḫ.t n(.i͗) nwḥ (Wb. ii, 223:13), Bohair. ϣⲉⲛⲛⲟ2, ein Maß von 100 Ellen, d. h. 52,5 m. M. E. ḥr⸗ś als „Gesicht, Oberfläche“ zu lesen, nicht ḥr rʾ⸗ś „an seinem Mund/seiner Öffnung“ (so Schenkel).

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363

auf der Hauptstrecke.236 Von Koptos zum Roten Meer sind es 150 km Luftlinie. Aufgrund des verschlungenen Weges durch die Wādīs dürfte die Strecke jedoch viel mehr betragen haben, vielleicht ca. 200 km. Bei einer Marschgeschwindigkeit von etwa 20km pro Tag237 ergibt dies zehn Tagesetappen. Da es sich allerdings nicht um ein Heer handelte, sondern um eine schwer beladene Karawane, konnten wahrscheinlich nur 10–15 km täglich zurückgelegt werden. Das bedeutet, die Strecke war in 15–20 Tagesetappen zu bewältigen. Bei 15 Brunnen auf der Strecke hieße das immerhin, dass es täglich frisches Trinkwasser gab. Selbst wenn sich die Brunnen auf verschiedene Routen verteilen, konnte immer noch jeden zweiten Tag Frischwasser bereitgestellt werden. Mir erscheint die Annahme von einem Brunnen für jede Tagesetappe beinahe zwingend und dies aus folgenden Überlegungen. Bei den großen Temperaturen in der Wüste verliert der Körper sehr schnell viel Flüssigkeit. Allein um keinen körperlichen Schaden zu nehmen, müssen ihm deshalb mehrere Liter Wasser zugeführt werden; wie viel mehr müssen es da bei großen Arbeitsleistungen wie dem Schleppen von Gütern sein!? Rechnen wir mit 3000 Mann und hypothetischen 10l pro Tag, ergibt sich bereits für die Menschen ein Verbrauch von 30.000l täglich. Nur schon diese Hochrechnung macht ein zeitversetztes Losziehen verschiedener Expeditionsteile sehr wahrscheinlich. Denn wenn man die Tiere mit einbezieht, so kommt man leicht auf die doppelte Menge von Wasser. Kann ein einzelner Wüstenbrunnen 60.000 l auf einmal liefern? Wohl kaum. Wahrscheinlich wurden im Voraus Wasserdepots in Krügen angelegt, wie dies für die Wüstenpisten zum Haḍbat al-Ǧilf al-Kabir (‚Gilf Kebir‘) nachgewiesen ist.238 Die Defenneh-Stele zeigt übrigens, wie schnell die stetige Trinkwasserversorgung in Punt selbst zum Problem werden konnte, wenn eine Expedition nur durch ein Regenwunder vor dem Verdursten gerettet werden konnte (Dok. 39): 15 […] mʾw.t⸗k Ni͗.t ◯ ḥw.ti͗-nčr-i͗ḥw (?) i͗ni̯{t}⸗ś n⸗k ḥp(y) i͗r ś:ʿnḫ mšʿ⸗k

[…] Deine Mutter Neith vom Tempel in Sais (?), sie brachte Dir den Regen, um Deine Truppe zu beleben.

Im Prinzip dürften die Puntiten eine Hilfe gewesen sein, doch möglicherweise musste man diese erst im Landesinneren aufsuchen d. h. dorthin gelangen. Es

236 237 238

Gegen Martinssen, Untersuchungen, 96. D.B. Redford, The Wars in Syria and Palestine of Thutmose iii, Leiden 2003, 202–205. R. Kuper, The Abu Ballas Trail: Pharaonic Advances into the Libyan Desert, in: Z. Hawass (Hrsg.), Egyptology at the Dawn of the 21st Century ii, Kairo 2003, 408–415.

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verbleibt noch die Trinkwasserversorgung während der Seefahrt zu untersuchen. Ohne größere Vorratshaltung an Bord ist eine einmonatige Schiffsreise auf dem Roten Meer nicht denkbar, dazu ist dessen Küste zu unwirtlich. Da wegen der Korallenriffe im Roten Meer auf Sicht gefahren werden muss239, und dies nur bei Tageslicht möglich ist, musste man ohnehin jeden Abend anlegen. Kenneth Kitchen hat sich Gedanken über die Tagesetappen zur See gemacht240 – dem wären noch Überlegungen zur Verfügbarkeit von Trinkwasser hinzuzufügen. In der Tat gibt es Informationen darüber, sogar verhältnismäßig ausführliche. Der spätere portugiesische Vizekönig von Indien, Don Joam de Castro, hat uns einen detaillierten Bericht von einer Expedition auf dem Roten Meer hinterlassen.241 Darin werden die Landeplätze zwischen Quṣair und Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘) bzw. Port Sudan minutiös aufgelistet und beschrieben, darunter insbesondere das Vorkommen von Trinkwasser. In einer ansonsten wenig ergiebigen Quelle aus dem Neuen Reich wird beschrieben, wie eine Expedition am Roten Meer ihre Trinkwasservorräte an der Küste auffrischt.242 Ausrüstung. Neben den Handelswaren und dem Proviant musste eine ganze Reihe von Ausrüstungsgegenständen mitgeführt werden; das reicht von den Tragebehältern und -stangen bis zu den Sandalen. Für letzteres sei erneut auf die bereits zitierte Passage in der Inschrift des Ḥn(n)w verwiesen (Dok. 7). i͗ʿꜣ.w pw ꜣčp(.w) ẖr čb.wt, fṭḳw rṭ ky(.i͗)ʿḥʿ.w

Die Esel waren mit Sandalen beladen, riß ein „Fuß“ los, stand ein anderer bereit.243

Aus welchem Material war dieses Schuhwerk? Wir würden heute automatisch an Leder denken, allein der Fund einer Sandale in Marsa Gāwāsīs zeichnet ein anderes Bild, denn sie ist aus Papyrus gefertigt.244 Kann man Ḥn(n)w so verstehen, dass die Arbeiter täglich ein Paar Papyrussandalen bekamen, die von

239 240 241

242 243 244

A. Köster, Zur Seefahrt der alten Ägypter, in: zäs 58, 1923, (125–132) 126f. Kitchen, Punt and how to get there. A. Kammerer, Le Routier de Dom Joam de Castro, l’exploration de la Mer Rouge par les portugais en 1541, Paris 1936; J. Degas, Don Joam de Castro sur l’itinéraire de Pount (1541), in: RdE 46, 1995, 215–237. R.O. Faulkner, A possible royal visit to Punt, in: A.E. Breccia (Hrsg.), Studi in memoria di Ippolito Rosellini nel primo centenario della morte ii, Pisa 1955, (83–90) 85ff. So nach W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 157. C. Zazzaro, Rope bag and papyrus sandal, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 195 f. mit Abb. 78.

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Eseln transportiert wurden? Immerhin ist die tägliche Ausgabe von Papyrussandalen an Teilnehmer von Expeditionen aus dem Neuen Reich bekannt.245 Wenn sie tatsächlich aus Papyrus gefertigt waren, dürfte ein 200 km langer Weg durch die Geröllwüste mit Bestimmtheit mehrere Paare Sandalen pro Mann verschlissen haben. Ein Paar pro Tag erscheint mir dann allerdings doch zu viel, denn das wären ja bei 3000 Mann und 20 Tagen 60.000 Sandalen! Vielleicht hatten jedoch nur die Aufseher Sandalen!? Wie bereits erwähnt, bekam nach Ḥn(n)w jedes Expeditionsmitglied einen Wasserschlauch und einen Brotbeutel (šṭw sčs) mit auf den Weg. In Marsa Gāwāsīs wurde eine solche Schnurtasche gefunden246, wie man sie aus landwirtschaftlichen Szenen kennt247 und wie sie bereits früher bei Grabungen ans Licht gekommen sind.248 Es wird allgemein angenommen, man habe in ihnen Getreide transportiert.249 Mitgeführt werden mussten ferner Werkzeuge zum Schiffsbau und für weitere handwerkliche Tätigkeiten, d.h. Beitel, Äxte und Bohrer. Zumindest ist nachgewiesen, dass in Marsa Gāwāsīs Holz bearbeitet wurde250; außerdem fanden sich Reste von Kupfer.251 Zum Fischfang benötigten die Puntfahrer Netze.252 Man sollte meinen, in einer Steinwüste sei es überflüssig, Mahlsteine mitzunehmen. Dies sollte man jedoch keineswegs als gegeben annehmen, denn für die Stelen führte man mit Sicherheit größere Blöcke von Kalkstein und sogar

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W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 187. C. Zazzaro, Rope bag and papyrus sandal, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 195 f. W. Wendrich, Basketry, in: P.T. Nicholson & I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, (254–267) 256, Abb. 10.1 und 259, Abb. 10.5c. Y.J.-L. Gourlay, Les sparteries de Deir el-Médineh. xviiie–xxe dynasties, Kairo 1981, taf. 4 a & b; T.E. Peet & C.L. Woolley, The City of Akhenaten i, London 1923, Taf. 20,4. W. Wendrich, Basketry, in: P.T. Nicholson & I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, (254–267) 262, Abb. 10.8d. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 142f. (Tools, surface treatments, and incised marks). S. Terry Childs, Copper, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 196. C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 169.

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Granit mit sich!253 Zum Kalfatern und Tünchen wurden weitere Materialien ans Rote Meer transportiert, was durch den Fund von Pigmenten nachgewiesen wurde.254 Zum Verladen und Transport der Waren dienten Kisten und Gefäße; sogar Fragmente von Möbeln wurden in Marsa Gāwāsīs gefunden.255 In den Arealen l3 und l6–8 kam Tuch aus Flachs bzw. Leinen ans Licht, wahrscheinlich zum Einschlagen von Waren; in Areal l 11 fand sich ein Stoffsaum, vielleicht von einem Kleidungsstück. Damit ist ein wichtiges Stichwort gegeben: Bekanntlich können die Temperaturen in der Wüste nachts sehr stark fallen. Irgendeine Art von Schutz dagegen wird daher unerlässlich gewesen sein, sei es als Decke oder in Form von Kleidung. Zwar wurden Reste von Holzkohle in Marsa Gāwāsīs nachgewiesen256, diese war jedoch bestimmt zu wertvoll, um gegen die Kälte verfeuert zu werden. g Basislager und Landestelle An der Küste angekommen wurde ein Lager aufgeschlagen. Zwar wurden bislang keine Spuren eines solchen für eine große Anzahl von Leuten festgestellt,257 doch da an der Hafenbucht Marsa Gāwāsīs sogar Stelen errichtet wurden, muss das auch hier passiert sein. Oder ist ein größerer Teil der Träger und Esel gleich weiter gezogen? Wir wissen es nicht. Andererseits: Wie lange dauert es, die Schiffe zusammen zu bauen? Ich würde meinen, mehrere Tage. Währenddessen schlief ein Großteil der Expeditionsteilnehmer vielleicht nicht unbedingt in Hütten, sondern einfach im Freien, wie Soldaten während eines Feldzuges. Auf dem Weg durch die Ostwüste konnten sicherlich keine Hütten errichtet werden, für nur einige Hundert Puntfahrer ist dies jedoch durchaus vorstellbar. Außerdem war es für einen mehrtägigen Aufenthalt notwendig, für Schatten zu sorgen. Denn nach der Ankunft am Meer gab es viel zu erledigen:

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C. Zazzaro, Stone anchors and pierced stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 153–163. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 71. C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 168. R. Gerisch, Identification of charcoal and wood, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (170–188), 186. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 252.

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Während ein Teil der Leute die Schiffe zusammensetzte, bereitete ein anderer Brot für die Fahrt zu, das erst am Hafen hergestellt wurde, ja es wurde sogar zuerst die Keramik gefertigt, um die Bote backen zu können258 – es gibt Hinweise auf unverarbeiteten Ton, Fehlbrände etc. in den Arealen wg 19/25/26/27 und wg 16.259 Dass Bier gebraut wurde ist anzunehmen, wenn auch nicht nachgewiesen. In Höhlen wurden die Waren eingelagert, sowie große Vorratsgefäße mit Getreide, wahrscheinlich für die Rationenvergabe. Wie die gemauerten Eingänge und die Türschwelle zeigen, konnten die Höhlen verschlossen werden. Sie dienten lediglich als Magazine; alle weiteren Aktivitäten mussten unter freiem Himmel stattfinden; dafür waren Unterstände unabdingbar. Es gab also genug Bedarf für gewisse Lagerstrukturen, doch wie sieht es mit deren Nachweis auf der archäologischen Ebene aus? Temporäre Unterkünfte.260 Im westlichen Bereich der Terrasse konnten zwei Arten von Strukturen festgestellt werden, die bestimmt mit der Unterbringung der Expeditionsteilnehmer in Zusammenhang stehen. Auf der einen Seite standen kleine runde Hütten oder Zelte mit einem Durchmesser von 2–2 ½ m, die mit Keramik aus der späten 11.-frühen 12. Dynastie vergesellschaftet sind (wg 1, wg 4/5, wg 7 & wg 9; Abb. 11, 15f., 19). Auf der anderen Seite befanden sich leichte Strukturen, die wahrscheinlich aus Pfosten und Matten errichtet wurden (wg 2, Abb. 12). Wahrscheinlich gab es einst ähnliche Strukturen im Zentrum des Fundplatzes, der heute größtenteils durch Schienenbau zerstört ist, denn dort ist die Konzentration von Keramik noch vergleichbar zu wg 2. Hütten/Zelte. Flache Gruben (2.3–2.8m Ø, 10–50 cm tief) von 24 kleinen runden Hütten reihen sich am westlichen Abfall der Terrasse auf. Dass es sich um Überreste von Zeltaufbauten handelt, erscheint mir aufgrund der Form weniger wahrscheinlich zu sein. Einige von ihnen weisen Pfostenlöcher und Feuerstellen auf. Sie waren eingefasst von Kreisen aus kleinen Kieseln. Vergleichbare

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260

A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 107. A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 107. Auch in gr.-römischer Zeit waren die Gebäude in den Häfen am Roten Meer offenbar meist nur sehr einfach gebaut und wahrscheinlich nur zeitweise bewohnt, vgl. S.E. Sidebotham, The Red Sea and the Arabia-India Trade, in: T. Fahid (Hrsg.), L’Arabie préislamique et son environmement historique et culturel, Leiden 1989, (195–223) 215.

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Strukturen sind aus Nubien bekannt261, besonders in Unternubien aus Siedlungen der c-Gruppe (2. Jts.)262, aber auch in den Pan-Grave-Siedlungen von Qau und Badārī.263 Besonders interessant ist hier zu erwähnen, dass man ähnliche, bislang undatierte Strukturen in der Umgebung der römischen Stationen entlang des Wādī Gasūs feststellen kann.264 Außerdem wurden vergleichbare Befunde im Hinterland von Quṣair al-Qadīm erhoben, jedoch ohne vergesellschaftete Artefakte.265 Unterstände. Daneben haben die Ausgräber weniger feste Strukturen dokumentiert, bei denen es sich um temporäre Unterstände, d. h. Schattendächer o.ä. handeln dürfte. Es sind Konzentrationen dünner Pfostenlöcher (5–6 cm tief), teilweise noch mit den Pfosten darin266, vergesellschaftet mit Keramik aus dem Mittleren Reich. Mit anderen Worten: Wir wissen wo die Puntfahrer schliefen, kochten, aßen und sogar, wo sie müßig waren („Wache hielten“). Im südwestlichen Bereich der Terrasse war eine 10–15 m lange Mauer aus Korallengestein errichtet worden, die als Abgrenzung diente, als Schutzmauer oder vielleicht nur als Windschutz.267 Produktionsflächen.268 Die eigentlichen Produktionsflächen waren vom Lagerbereich abgegrenzt und erstreckten sich auf einem großen Gebiet am Fuße

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M. Honegger, Peuplement préhistorique dans la region de Kerma, in: Genava 51, 2003, (284–290) 284–287, Abb. 4 f. M. Bietak, Ausgrabungen in Sayala – Nubien 1961–165. Denkmäler der c-Gruppe und der Pan-Gräber-Kultur, Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 92, Wien 1966, 31 f., Taf. 12–14; A. Vila, Les vestiges de la plaine, in: J. Vercoutter (Hrsg.), Mirgissa i, Paris 1970, 197–201, Abb. 5 & 8; B.B. Williams, Excavations at Serra East aGroup, c-Group, Pan-Grave, New Kingdom, and x-Group Remains from Cemeteries a–g and Rock Shelters, Chicago 1993, 23–25, Abb. 12, Taf. a. G. Brunton, Qau and Badari iii, London 1930, 3 f. K.A. Bard, R. Fattovich, M. Koch, A.M. Mahmoud, A. Manzo, C. Perlingieri, The Wadi Gawasis/Wadi Gasus, Egypt: A Preliminary Assessment [2001] (http://www .acheogate.com; Stand: 1.2. 2008). M. Prickett, Quseir Regional Survey, in: D.S. Whitcomb & J.H. Johnson (Hrsg.), Quseir al-Qadim 1978 Preliminary Report, Princeton 1979, 255–350. R. Fattovich, Mersa Gawasis: A Pharaonic Coastal Settlement on the Red Sea, Egypt, in: J.C.M. Starkey (Hrsg.), People of the Red Sea, bar International Series 1395, Oxford 2005, (15–22) 16. R. Fattovich, Mersa Gawasis: A Pharaonic Coastal Settlement on the Red Sea, Egypt, in: J.C.M. Starkey (Hrsg.), People of the Red Sea, bar International Series 1395, Oxford 2005, (15–22) 16. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 245.

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des westlichen Terrassenabfalls (wg 19/25/26/27; Abb. 32–34): mindestens fünf verschiedene Feuerstellen aus dem Mittleren Reich wurden identifiziert. Um sie herum lagen Keramikschaber269 verstreut (¾ aus w19), die praktisch wie Lithik hergestellt waren, d.h. grob geformt und dann mit Abschlägen retuschiert. Ihre exakte Funktion ist unklar, vielleicht gebrauchte man sie zur Keramikherstellung oder zum Brotbacken, möglicherweise aber auch einfach nur zum Schneiden (von Brot?). Für die Holzbearbeitung waren sie weniger geeignet. Die Installationen in w19 waren zwar vor allem zur Produktion von langen zylindrischen Brotmodeln bestimmt (typisch für das Mittlere Reich), es fanden sich allerdings ebenso Knochenreste. Zumindest teilweise wurde demnach die Nahrung an denselben Feuern zubereitet, was im Grunde nicht anders zu erwarten war. Vielleicht waren die Keramikschaber eine Art Essbesteck!? Große, grob gemagerte Teller aus Keramik stellen bestimmt kein Essgeschirr dar, sondern wurden zum Backen flacher Brote gebraucht.270 Andere Gefäße lassen sich hingegen mit Fug und Recht als Trinkbecher interpretieren.271 Gefertigt war all dies aus lokalem Ton, d.h. vor Ort und nicht im Niltal. Asche und Holzkohlereste wurden in Halden abgeladen. In ihnen fanden sich Spuren von verkohltem Emmer und Gerste.272 Die Kohle selbst stammt von Hölzern aus Vorderasien (Zeder, Pinie und zwei Eichenarten)273, aus dem Niltal und sogar von Ebenholz. Wahrscheinlich verbrannte man hier Holzreste. Wurden die Ebenholz-Balken aus Punt vor dem Überlandtransport bereits am Hafen vorgeschnitten? Die Zedernholzreste stammen sicherlich von Aktivitäten rund um den Schiffsbau. Hinweise auf die Herstellung von Bier fehlen völlig. In wg 17 wurde ein Ofen ausgegraben, der sorgsam leer gefegt und mit

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272 273

A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 106 f. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 246. A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 104, vgl. D. Arnold, The Pottery, in: D. Arnold (Hrsg.), The Pyramid of Senwosret i, New York 1988, (106–146) 140f. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 246. R. Gerisch, A. Manzo & C. Zazzaro, Finds: other wood and wood identification, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–188), 183 f.

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kapitel iv

Zweigen gefüllt worden war – offenbar rechnete man damit, ihn bei der nächsten Expedition erneut zu verwenden. Konstruiert ist er ähnlich wie der Ofen auf einer Darstellung im Grab des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w).274 Am südlichen Terrassenabfall ist ebenfalls eine Keramikkonzentration im Zusammenhang mit runden Strukturen zu erkennen, die entsprechenden Herdstellen (wg 10) datieren in die 11. – frühe 12. Dyn. Lagerräume.275 An der westlichen Terrasse befinden sich große Höhlen, wohl bis zu sechs an der Zahl. Die Höhlen 2–5 sind zwar ursprünglich natürliche Vertiefungen im Fels des Terrassenabhangs, doch ist ihre Aushebung bzw. Vergrößerung in wg 16 (su 13; Abb. 23f.) dokumentiert; Höhle 6 wurde erst 2005–2006 gefunden und noch nicht untersucht. Aufgrund ihrer Funktion als Lagerräume sind sie weniger Zeugen für die Vorbereitungen auf eine Puntreise als vielmehr für das Ende der Expeditionen. Der Befund erinnert an ʿAin al-Suḫna, wo alte Kupferstollen im Mittleren Reich, also zur Zeit der größten Ausbeutung der Sinai-Minen, in eine Art Schiffsarsenal umgebaut worden waren.276 In Höhle 5 (Abb. 27 & 29) wurden unter anderem große Mengen an Seilen (Tauwerk) sorgfältig zusammengelegt für die Takelage eingelagert. Offenkundig waren sie für zukünftige Fahrten deponiert, jedoch zumeist nicht wieder benutzt worden. Allein Höhle 2 wurde im Neuen Reich in irgendeiner Weise wieder verwendet. Dazwischen besteht eine Lücke bzw. im Befund eine große Schicht mit Vogelnestern etc. Umschlagplätze. Direkt außerhalb der Höhlen 5 und 6 wurden 20–30 Transportkisten277 gefunden, eine davon wurde von den Ausgräbern publiziert (Abb. 99, Dok 8), wenn auch mit einer sehr suggestiven „Kopie“ (Abb. 100), denn die Inschrift war bei der Bergung zerfallen. Offenbar hatte man versäumt, sie vorher photographisch zu dokumentieren – das publizierte Foto (Abb. 99) zeigt ganz eindeutig den Zustand der Kiste nach der Bergung (Hintergrund, Zerstörung). Nach den jüngsten Grabungen 2006–2007 soll angeblich klar sein, dass

274 275 276

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N. de G. Davies, The Tomb of Antefoker, Vezir of Sesostris i and of His Wife Senet (No. 60), London 1920, Taf. 11b. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 245ff. A. al-Raziq, G. Castel & P. Tallet, Ayn Soukhna et la mer rouge, Egypte, Afrique et Orient 41, 2004, 3–6; P. Tallet, Notes sur la zone minière du Sud-Sinai au Nouvel Empire, in: bifao 103, 2003, 459–486. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, s. 238 ist von 21 Kisten die Rede; auf s. 249 von 30.

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sie nicht in die Zeit Amenemhats’ iii., sondern Amenemhats’ iv. datiert.278 Wie auch immer – das Holz der Kisten stammt aus dem Niltal, sie wurden also von dort nach Marsa Gāwāsīs transportiert. Warum wurden sie entsorgt? Weshalb wurde ihr Inhalt umgeladen, und warum fanden sie beim Rücktransport der Puntwaren keine Verwendung? Immerhin steht auf der publizierten Kiste explizit geschrieben, was einmal in ihnen verwahrt war, nämlich Wundervolle Dinge aus Punt! Anscheinend eigneten sich die Kisten besser zum Beladen von Schiffen als von Eseln. Vergesellschaftet mit den Kisten wurden Siegelungen gefunden, meist unbeschriftet und aus zwei Nutzungsphasen. Es ist verführerisch, diese auf den Ablauf einer Puntexpedition zu projizieren. Dazu passt die beträchtliche Anzahl von Gefäßverschlüssen, was mit der Verproviantierung zusammenhängen könnte. Die zweite Phase dokumentierte demgegenüber die administrative Kontrolle der eingeführten Güter, die in Punt für die Fahrt versiegelt worden waren. Während des Umladeprozesses wurden diese Siegelungen gebrochen und entsorgt. Nur zwei Siegelungen tragen den Namen des Schreibers Čṭy, der auch auf Kiste 2 (Abb. 99f.) steht. Montageplatz/Landestelle. Den letzten großen Bereich des Lagers bildete die Küste selbst. Mit Sicherheit wurden die Schiffe direkt am Strand montiert; es gab wohl eine Lagune, die mit dem Meer verbunden war und an deren Ufer der Zusammenbau stattfand.279 Der eigentliche Hafen konnte bislang noch nicht genau lokalisiert werden. Bei Testgrabungen (wg 36) im Wādī, ca. 700m von der heutigen Küste entfernt, wurde am südlichen Terrassenabhang lediglich ein einziger Anker (a11) gefunden, der mit Sicherheit längere Zeit im Meereswasser gelegen hatte, denn an ihm befanden sich Schalen von Mollusken, die im Salzwasser leben.280 Natürlich muss dies allein noch lange kein Hinweis auf den damaligen Hafen sein. Nahe dieser Stelle wurde allerdings eine beträchtliche Anzahl großer Vorratsgefäße aus dem Mittleren Reich gefunden – hier waren offenbar einmal Waren gestapelt. Bereits Sayed hatte die Theorie aufgestellt, an dieser Stelle sei der Proviant verladen worden.281 278 279

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K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 249. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 135. C. Zazzaro, Stone anchors and pierced stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (153–163) 155; K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 249. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the

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h Spezialisierte Aktivitäten in Marsa Gāwāsīs In Marsa Gāwāsīs ist durch die jüngsten Grabungen eine Vielzahl hochspezialisierter Tätigkeiten im Lager und an der Landestelle nachgewiesen. Dazu gehört neben der Herstellung von Werkzeugen und Verarbeitungsgegenständen vor allem die Produktion von Nahrungsmitteln, v.a. Brot (Abb. 12) und Fischmehl. Der dritte große Bereich der Aktivitäten erstreckt sich auf bauliche Maßnahmen und die Arbeit von Zimmermännern, Steinmetzen etc. Weniger spezialisiert, gleichwohl trotzdem arbeitsteilig war das Löschen des Kargos, d.h. das Verladen der Puntprodukte. Zunächst zur Herstellung von Brotmodeln, Gebrauchskeramik und Steinwerkzeugen. Brotmodel. Die Herstellung der vor Ort aus lokalem Ton282 hergestellten Backgefäße kann anhand zahlreicher Bild- und Textquellen aus dem Niltal sehr gut rekonstruiert werden.283 Über sich verjüngenden Dübelformen wurden aus mit organischem Material gemagerten Ton konische Gefäße geformt, deren äußere Wandung des dünnen Endes leicht ausgeweitet ist, um mehr Stabilität beim Aufstellen während des Brand- und Backvorganges zu gewährleisten. Die Gefäße wurden bis zum lederharten Zustand luftgetrocknet. Allein das dabei eintretende Schrumpfen war ausreichend, um den Dübel entfernen zu können. Nun wurde das Gefäß mit stark verschlämmtem Ton gefüllt, durch schnelles Drehen innen ein gleichmäßiger Überzug von ca. 1 mm erzeugt und danach der überschüssige Schlicker abgeschüttet. Erst jetzt wurde von innen ein Löchlein in das schmale Ende gestochen, um ein Platzen des Gefäßes durch eingeschlossene Luft zu verhindern. Nach dem vollständigen Trocknen erfolgte der Brand bei niedriger Temperatur, wahrscheinlich am offenen Feuer aus Reisig oder Holzabfällen (vgl. wg 19). Gebrauchskeramik.284 Weitere Gefäße aus lokalem Ton dienten wahrscheinlich als Essgeschirr oder zum Kochen. Besonders für letzteres sind sie hervorragend geeignet, da sie durch ihre grobe Magerung mit Stroh vergleichsweise porös sind. Ein Großteil der Keramik wurde auf einer sich langsam drehenden Töpferscheibe hergestellt. Wie bei den Brotmodeln war bei der Gebrauchskera-

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283 284

Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, 140–178; A.M.A.H. Sayed, The recently discovered Port on the Red Sea Shore, in: jea 64, 1978, 69–71. A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 109f. P. Rice, Pottery Analysis. A Sourcebook, Chicago 1987, 150. A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 108.

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Brotherstellung in Tongefäßen (Grab des I͗ni̯-i͗ti͗=f-i͗ḳr(.w)) n. de garis davies & a.h. gardiner, the tomb of antefoker, vezir of sesostris i and of his wife senet, london 1920, taf. 11

mik ebenfalls ein Brand am offenen Feuer ausreichend, er genügt für die Herstellung einfachster und billigster Gefäße zum Kochen und Lagern. Generell gilt jedoch für Marsa Gāwāsīs: Der überwiegende Teil der gefundenen Keramik stammt von Transportgefäßen und aus dem Niltal.285 Steinwerkzeuge.286 Der pharaonische Fundplatz wies eine große Zahl von Lithik auf, wohlgemerkt nicht vornehmlich prähistorische, sondern solche aus dem Mittleren Reich. Dies ist nicht ungewöhnlich; unerwartet war vielmehr der Nachweis zweier Lithiktraditionen, die beide aufgrund der Fundvergesellschaftung ins Mittlere Reich datieren. Die Interpretation dieses Befundes ist nicht einfach. Entweder weist er zwei Arbeits- und Produktionsbereiche aus oder 285

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A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 108. G. Lucarini, Lithics and grinding stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 196–212.

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vielleicht sogar zwei Ethnien. Wurden die einen Steinwerkzeuge von Ägyptern gefertigt und die anderen von Bewohnern der Ostwüste? Warum man mitten in der Bronzezeit auf die ebenfalls noch weit verbreiteten Steinwerkzeuge zurückgriff, ist evident: Sie sind vor Ort leicht und billig herzustellen. Was genau mit ihnen gemacht wurde, entzieht sich allerdings unserer Kenntnis. Im Falle der Mikrolithen wurde ein Gebrauch im Fischfang erwogen oder bei der Herstellung von Muschelperlen.287 Nun zum zweiten spezialisierten Arbeitsbereich, der Nahrungsmittelproduktion, d.h. der Herstellung von Brot und Fischmehl. Brotbacken. Die Brotmodel dienten keinem Selbstzweck, sondern der Herstellung von Broten, wahrscheinlich sogar an denselben Feuern. Zahlreiche Reibsteine zeigen: Das Mehl wurde vor Ort gemahlen. Vermutlich erfolgte die Proviantherstellung in Massenproduktion, was eine Ausgabe von Getreiderationen zum Selbstverbrauch der Puntfahrer nicht ausschließt. Immerhin befinden sich in ihren Unterkünften Herdstellen. In diesem Zusammenhang ist ein Blick auf den Fundkontext der bereits mehrfach erwähnten Schnurtasche von großer Bedeutung,288 in derartigen Taschen soll Getreide transportiert worden sein.289 Dies wird durch den Fundkontext bestätigt: Der Sand um sie herum wies Getreidekörner auf, ganz in ihrer Nähe wurden Reibesteine gefunden, außerdem eine Art hölzerner Schale (m/w13; Abb. 72; 48 × 28 × 20 cm), die als Kornmaß, d.h. als Scheffel angesprochen werden kann, sowie Fragmente von vergleichbaren Holzschalen (m/w12).290 In der Holzschale m/w13 wurden Reste von vegetabilem Material festgestellt. Vergleichbare Schalen sind im Petrie Museum zu sehen (uc 58978-9). Alles deutet also darauf hin, dass hier die Ausgabe von Getreide erfolgte. Leider kann nur anhand der Originalartefakte selbst überprüft werden, ob die Holzschalen vielleicht einen ḥḳꜣ.t, einen Scheffel (ca. 4,8l) bzw. einen Doppel-Scheffel ḥḳꜣ.ti͗ (ca. 9,6 l) fassen291, was mir den Abmessungen nach sehr wahrscheinlich zu sein scheint.

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291

G. Lucarini, Lithics and grinding stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (196–212) 211. C. Zazzaro, Rope bag and papyrus sandal, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 195 f. W. Wendrich, Basketry, in: P.T. Nicholson & I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, (254–267) 262, Abb. 10.8d. C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 169. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 1286.

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Fischmehl. Die Nutzung maritimer Ressourcen ist eine logische Konsequenz der großen logistischen Herausforderungen, mit welchen sich die Puntfahrer konfrontiert sahen. Die gefundene Mikrolithik scheint auf den Fang von Fischen hinzudeuten292; es gibt Hinweise auf Fischernetze,293 und es wurden zwei Holzteile gefunden (m/w2–3; Abb. 71), wie sie bei der Herstellung von Netzen verwendet werden: runde Plättchen mit einer Rille in der Randfläche, wie bei einem Jojo (4,3cm Ø; 1cm dick). Im Roten Meer gefangener Fisch war sicherlich eine große Bereicherung für die Mannschaft. Daneben eignete sich Fisch mehr noch als andere Nahrungsmittel zur Verproviantierung, da er haltbar gemacht werden kann. Dies kann in Form von Stockfisch geschehen oder durch Verarbeitung zu Fischmehl. Für das Mitführen von Stockfisch haben wir keine Anhaltspunkte, wohl aber für die Herstellung von Mehl aus getrocknetem Fisch. In einigen Fällen sind Mahlsteine mit Muschelschalen, Fischgräten und Krabbenpanzern vergesellschaftet.294 Es scheint gewagt, doch spricht vieles dafür, dass vor der Schiffsreise aus getrockneten Meeresfrüchten und Fischen Proviant hergestellt wurde.295 Man fühlt sich erinnert an Beobachtungen, die von Agatharchides von Knidos gemacht wurden, nach dem die Küstenbewohner des Roten Meeres, die sog. Ichtyophagen („Fischfresser“) sich auf eben diese Art und Weise ernähren (Diodor iii, 7).296 Neben Bäckern oder Töpfern wurden weitere Handwerker am Landeplatz gebraucht, darunter Baumeister, Zimmermänner und Steinmetze bzw. Bildhauer und vor allem die Schiffsbauer. Schiffsmontage. Es gibt kaum Hinweise darauf, wo die mitgebrachten Schiffsteile montiert bzw. demontiert wurden. Eine Nähe zur Küste kann lediglich als wahrscheinlich angenommen werden. Einige der großen Schiffsteile wurden außerhalb der Höhlen liegen gelassen, andere wurden sekundär dazu verwendet, um eine Rampe zu bauen, auf der Material in die Höhlen transportiert

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G. Lucarini, Lithics and grinding stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (196–212) 211. C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 169. G. Lucarini, Lithics and grinding stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (196–212) 211. Vgl. M. Tosi & R. Biscione (Hrsg.), Conchiglie: il commercio e la lavorazione delle conchiglie marine nel Medio oriente dal iv al ii millenio a.c., Rom 1981. S.M. Burstein, Agatharchides of Cnidus: On the Erythrean Sea, London 1989.

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kapitel iv

werden konnte. Weitere Teile wiederum wurden in diesen selbst deponiert. Wahrscheinlich war die spätere Verwendung vom Erhaltungsgrad der Holzteile nach der Rückkehr abhängig. Möglicherweise wurde versucht, die von Parasiten („shipworm“) befallenen Teile zu retten: Am Eingang zu den Höhlen 2 und 3 liegen größere Mengen von Spänen.297 Steinbearbeitung. In Marsa Gāwāsīs fanden sich nicht nur wichtige Inschriftenstelen, sondern sogar eine unbeschriftete und eine unfertige Stele (wg 28)298, also Stelen in allen Stadien der Bearbeitung. Diese erfolgte allem Anschein nach an Ort und Stelle und dazu bedurfte es Spezialisten. Steinmetze waren für das Grobe zuständig, Bildhauer erledigten die Feinarbeit. Gefertigt wurden nicht nur Monumente, sondern wohl vorrangig Gebrauchsgegenstände, allen voran die Ankersteine, von denen unfertige Exemplare zu Tage kamen (wg 24).299 Einer der Anker war aus Granit gefertigt, der nach Ausweis der Ausgräber an der Küste nicht vorkommt. Gleiches gilt für den riesigen Granitblock, aus dem Stele 9 gehauen war. Der Kalkstein, aus dem die meisten Stelen gefertigt sind, musste ebenfalls erst nach Marsa Gāwāsīs gebracht werden. Bauliche Aktivitäten. Die als Magazine dienenden Höhlen sind zwar natürlichen Ursprungs, doch hat man sie nicht nur erweitert, sondern auch hergerichtet. Die entsprechenden Spezialisten könnte man im weitesten Sinne als Bergbauarbeiter bezeichnen. Sie waren bestimmt ebenfalls für das Meißeln der Nischen zuständig, in welche die in situ liegenden Stelen außerhalb der Höhlen gefunden wurden. Außerdem oblag ihnen das nachgewiesene Glätten der Felswände in diesem Bereich. In den Höhlen folgten ihnen Maurer: Nachgewiesen sind besonders an den Eingängen Lehmziegel und Gipserarbeiten.300 Auch die Zugangsrampen der Höhlen zum Hereintragen von Schiffsteilen und deren Bearbeitung waren aus Holz und mit Lehmziegeln aufgemauert. Organisation/Verwaltung. Schließlich gehört auch das Be- und Entladen der Schiffe zur spezialisierten Tätigkeit, zumindest von Seiten der Expeditionsleitung bzw. der beteiligten Schreiber. Ihnen oblag es, den ordnungsgemäßen

297 298 299

300

K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 247. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 71f. C. Zazzaro, Stone anchors and pierced stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 153–163. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 61–72.

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Ablauf dieses wichtigen Arbeitsschrittes zu überwachen und zu gewährleisten, dass nichts vergessen oder entwendet wurde. Auf den Puntreliefs von Dair alBaḥrī wird das Verladen des Kargos dargestellt, ebenfalls seine Sicherung durch Vertäuen. Die Ent- bzw. Beladung erfolgte über Rampen direkt vom Landeplatz aus, wahrscheinlich waren die Rampen wie diejenigen in Höhle 2 aus unbrauchbar gewordenen Schiffsteilen gefertigt.301 Waren die Waren sicher an Land gebracht, wurden die Siegel entfernt und die Transportkisten geöffnet, und es erfolgte eine Umschichtung in Säcke für den Weitertransport. Sicherlich werden die Schreiber als gute ägyptische Bürokraten dabei die bei der Abfahrt in Punt registrierten Güter auf Vollständigkeit überprüft haben. Wie wichtig die Schreiber für die Durchführung einer Expedition waren, zeigt ihre wiederholte Nennung in den Texten, insbesondere auf der Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w): Dort erfahren wir von fünf Schreibern, die notwendig waren, um den gesamten Verwaltungsaufwand der Expedition bewältigen zu können (Dok. 18). 3 sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t ʿꜣ.t: ś.i͗ 5 ◯

Schreiber des großen Verwaltungsrats: 5 Mann

Die Inschrift auf einer Transportkiste (Box 2) ist ein besonders wichtiger Beleg, zeigt er doch, wie das Ganze en detail funktionierte: Jedes verstaute Stück Ware wurde mit einer Herkunfts- und Inhaltsangabe versehen sowie dem Namen des für die Verladung zuständigen Schreibers. Ob dieser im Bedarfsfall für Unregelmäßigkeiten haftbar gemacht wurde, lässt sich nur vermuten (Dok. 8). 3 [mšʿ] n bi͗ꜣ.w302 Pwn.t ◯

[Schiffsexpedition] nach bi͗ꜣ-Pwn.t (d.h. „Berg/Minen-Punt“).

4 […] ḫrp? nfr.w sẖꜣ.w nsw ◯ Č̣ ṭ.i͗

[…] Vorsteher? der Rekruten, der königliche Schreiber Č̣ ṭi͗.

Stele 2 wird durch die Beischriften zu den beiden am Speisetisch sitzenden Personen als Totenstele für zwei Schreiber ausgewiesen, die scheinbar während einer Fahrt nach Punt zu Tode gekommen waren (Dok. 9):

301 302

K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 62–66. An dieser Stelle ist auf der Photographie der Rest eines Zeichens zu erkennen, das möglicherweise in der Tat (wie auf Abb. 100) der Kopf eines Schlangenzeichens sein könnte. Mahfouz geht mit keinem Wort auf dieses Zeichen ein.

378 1 n kꜣ n(.i͗) [sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t ◯ 2 [Nḫsi͗] i͗ri̯.n n(.i͗)w ʿr.t tp-rsi͗] ◯ [Rhw]-ʿnẖ(.w) nb i͗mꜣḫ.w

kapitel iv Für den Ka [des Schreibers des Verwaltungsrats vom Verwaltungsbereich Süd Nḫsi͗], geboren von [Rhw]-ʿnẖ(.w), dem Versorgten.

bzw. 1 n kꜣ n(.i͗) [sẖꜣ.w n(.i͗) smṭt n ◯ 2 [ʿnti͗ ? m-ḥꜣ.t i͗ri̯.n […] …?] ◯ mꜣʿ.t-ḫrw nb i͗mꜣḫ.w

Für den Ka des [Schreibers der Hilfskräfte ….] [ʿnti͗ ?] m-ḥꜣ.t, geboren von […], dem Versorgten.

Eine bemerkenswerte Information hat der Ankerschrein des ʿnḫw (Dok. 17) zu bieten: Die Schreiber waren verschiedenen Institutionen zugeordnet, wahrscheinlich kontrollierten sie denjenigen Arbeits- bzw. Warenbereich, aus dem die entsprechenden Ausrüstungsgegenstände oder Teilnehmer stammten: 4 ḥnʿ c̣ꜣ̌ m(.w) n(.i͗) nfr(.w) ◯ 5 ◯ 6 sꜣb sꜣb ʿc̣-̌ mr Nnw i͗m.i͗-rʾ ◯ 7 i͗m.i͗-rʾ sẖꜣ.w šmw sẖꜣ.w […] ◯ ʿẖnwti͗.w i͗m.i͗-rʾ nbw […]

zusammen mit einer Jungmannschaft der sꜣb, Landrat des Ozeans, Vorsteher von […] der sꜣb, Schreiber der Scheine, Schreiber von […] Protokollmeister, Vorsteher der Gold(gewinnung) […]

Weitere Schreiber werden auf den Stelen 5 und 6 genannt, ebenfalls aus verschiedenen Institutionen. Schließlich ist noch ein Detail von der Punthalle zu nennen. Dort erscheint ein Oberschreiber, der das Messen von Aromata überwacht (Dok. 28). i͗m(.i͗)-rʾ sẖꜣ.w Č̣ hwti͗

Vorsteher der Schreiber, Č̣ hwti͗ (Thot)

Sein Name ist auffällig, und es kann vermutet werden, dass es sich um einen fiktiven Schreiber handelt. Bei den gefundenen Ostraka ist das Fehlen von Schreibertiteln auffällig. Dies korrespondiert mit ihrer Aufgabe als Protokollanten, weniger als Befehlende. Nicht nur die bürokratischen Angelegenheiten waren in der Hand von Schreibern, sie müssen daneben die Monumente konzipiert haben, durch die wir erst von ihnen erfahren. Möglicherweise gab es dafür einen Schreiber, der auf solche kommemorativen Texte spezialisiert war. Wie Stele 2 zeigt, konnte es zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen, die einen speziellen Text verlangten. Mit anderen Worten: Diese wurden an Ort und Stelle verfasst, nicht etwa als Entwurf mitgenommen und einfach nur von irgendeinem Schreiber für den Bildhauer auf die unfertige Stele kopiert. Die unfertige Stele zeigt ferner, dass die Stelen nicht in fertigem Zustand nach Marsa Gāwāsīs verbracht wurden.

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i Art, Konstruktion, Größe und Funktionsweise der Schiffe Will man sich ein Bild von den Schiffen machen (Taf. 48), mit denen die Ägypter nach Punt fuhren, ihrer Konstruktion, Größe und Funktionsweise, stehen uns drei Quellenarten zur Verfügung. Da wären zuerst natürlich die Texte, in denen von den Reisen berichtet wird, und die entsprechenden ikonographischen Zeugnisse. Seit jüngster Zeit besitzen wird jedoch bis dato nicht vorhandene Informationen aus erster Hand: archäologisches Fundmaterial. Schriftquellen. Die Texte führen mehrere Arten von Schiffen auf. Selten genannt werden die kbn.t/kpn.t-Schiffe, die in den Inschriften von Ppy-nḫt(.w), Ḥn(n)w und in der Punthalle Erwähnung finden.303 Nach Säve-Söderbergh sind diese Gefährte nur etymologisch dem Namen nach mit Byblos verbunden, nicht aufgrund ihres Einsatzbereiches.304 Nach Louise Bradbuy wurden ursprünglich nur Schiffe so genannt, die nach Byblos gefahren seien. Später sei es zu einer Bezeichnung für die durch Seile zusammengehaltenen Hochseeschiffe geworden, um sie von Schiffen zu unterscheiden, die in Zapflochtechnik gefertigt waren.305 Eher kurios ist der Ansatz von Sleeswyk, das Lexem mit dem Hauptort von al-Dahlak al-Kabir namens Kubbani zu verbinden.306 Der Name der Schiffsart sei von beiden Toponymen abgeleitet, von Byblos und Kubbani. Zu erklären sei dies durch die Namensähnlichkeit zweier Hauptzielorte von Seefernreisen. All dies hängt natürlich an seiner Lokalisierung von Punt mit der Insel al-Dahlak al-Kabir, welche von der Geschichte des Schiffbrüchigen inspiriert ist. Im Grunde wäre sogar nicht unbedingt viel dagegen vorzubringen, wenn nicht Kubbānī eine arabische Nisba zu Kubbān wäre! Am häufigsten nennen die Inschriften einen Schiffstyp namens ḥʿw (bei Ḥn(n)w, H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) und Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w)). Auf dem Ankerschrein des ʿnḫw und in der Geschichte des Schiffbrüchigen wird das allgemeine Wort für „Schiff“ (ṭp.t) verwendet. Aufschlussreich ist die Bezeichnung ʿḥʿ n.(i͗) Kpni͗ in tt 143, da wir erschließen können, dass die kpn.t-Schiffe eine Art von ʿḥʿ-Schiffen sind. Lediglich im pHarris i werden weitere Schiffstypen erwähnt: mnš und bꜣw, sowie als Nilschiff ʿḥʿ. Aus der Geschichte des Schiffbrüchigen erfahren wir erstmals Näheres über die Größenverhältnisse. Danach war das Schiff des Protagonisten 60 m lang und 20m breit. Zwar war dieses Schiff eigentlich gar nicht in Richtung 303 304 305 306

L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, 37–60. T. Säve-Söderbergh, The Navy of the Eighteenth Dynasty, Uppsala 1946, 48. L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 46. A.W. Sleeswyk, On the location of the land of Punt on two Renaissance maps, in: The International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration 12, 1983, 279– 291.

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kapitel iv

Punt unterwegs, sondern zum Sinai, doch dürften die Unterschiede marginal gewesen sein. Alexandra Nibbi erklärt die mangelnde Seetüchtigkeit des Schiffes im Sturm, indem sie es zu einem Lastschiff erklärt, was völlig aus der Luft gegriffen ist.307 Faulkner führt Belege für Schiffe des Snofru auf, die 100 Ellen lang und 40–60 Ellen breit waren, was den Maßen in der Geschichte des Schiffbrüchigen durchaus nahe kommt.308 Bildmaterial. Neben den Inschriften bilden die ikonographischen Zeugnisse die wichtigste Quelle für die Rekonstruktion der Puntschiffe. Insbesondere die Punthalle hat Anlass zu mancherlei Spekulation gegeben. Mehrfach wurde versucht, anhand des Maßstabes im Vergleich zur Körpergröße der dargestellten Matrosen hochzurechnen und die Größe der Schiffe zu ermitteln.309 Danach seien sie 20–25m lang und 5m breit gewesen, hätten 18 × 7 m große Segel gehabt und es seien 45m² Holz notwendig gewesen, um sie zu fertigen. Hochrechnungen dieser Art sind allerdings vollkommen spekulativ, da die Reliefs keine maßstabsgetreuen Abbildungen sind, sondern durch Aspekte wie Bedeutungsgröße und ästhetische Gesichtspunkte bestimmt sind.310 Immerhin wissen wir durch die Darstellungen, dass es sich der Form nach um ägyptische Schiffe handelt, was nicht ganz trivial ist.311 Susanne Martinssen hat eine sehr gute Beschreibung der Schiffe nach den Reliefs der Punthalle gegeben.312 Danach handelt es sich um schnelle, leichte Gefährte, deren Schiffsrumpf symmetrisch aufgebaut ist: Der Vordersteven hat die Form einer geöffneten Papyrusdolde und ragt etwas höher auf als der vertikal hochstehende Achtersteven. Um dem Fahrzeug mehr Stabilität zu verleihen, sind die Deckplanken in die Außenbordwände eingelassen.313 An Bug und Heck wurde ein „Seilkiel“ bzw. „Stropp“ angebracht, d.h. sie wurden mit mehreren Lagen Tauwerk umwickelt. Diese Vertäuung diente nicht nur der zusätzlichen Verstärkung, sondern zusammen

307 308

309

310 311 312 313

A. Nibbi, The Boat of the Shipwrecked Sailor, in: Göttinger Miszellen 18, 1975, 39. R.O. Faulkner, Egyptian Seagoing Ships, in: jea 26, 1940, 3–9. Vgl. auch E. MartinPardey, in: Lexikon der Ägyptologie v, Wiesbaden 1984, Sp. 613–616, s.v. Schiffahrt und E. Martin-Pardey, in: Lexikon der Ägyptologie v, Wiesbaden 1984, Sp. 616–619, s.v. Schiffbau. Kitchen, Punt and how to get there, 195; A. Gil-Artagnan, Projet „Pount“. Essai de Reconstitution d’ un Navire et d’ une Navigation Antiques, in: bsfe 73, 1975, (28–43) 36 f.; H. Gronen, Ägyptische Galeere von ca. 1500 v. Chr., in: Das Logbuch 15, 1979, 125–128 mit Taf. i–iii. Martinssen, Untersuchungen, 99. T. Säve-Söderbergh, The Navy of the Eighteenth Dynasty, Uppsala 1946, 16. Martinssen, Untersuchungen, 99. R.O. Faulkner, Egyptian Seagoing Ships, in: jea 26, 1940, (3–9) 8.

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mit der Spanntrosse als Kielersatz.314 Angetrieben wurde das Schiff bei günstigen Windverhältnissen durch ein Segel, bei Windstille durch Ruder (in der Punthalle: 30), was freieres Manövrieren möglich macht. Das große quadratische Rahsegel war an einem Pfahlmast im Mittelschiff befestigt. Eingeholt oder gehisst werden konnte es durch das Herauf- oder Herablassen der oberen beweglichen Rahe.315 Daher konnten die Schiffe nur vor dem Wind segeln und nicht auf dem Roten Meer kreuzen.316 Kajütenaufbauten werden zumindest in der Punthalle nicht dargestellt; sie waren auch nicht notwendig, da man nachts an Land ging und die Ladung zum größten Teil unter Deck verstaut gewesen sein dürfte. Ob man für die Hinreise wirklich Ballastladung benötigte317, erscheint zweifelhaft, da Proviant mitgeführt werden musste. Funde von Schiffsteilen. In Marsa Gāwāsīs wurden vor Kurzem Teile von Hochseeschiffen gefunden318 und damit letztlich der Nachweis erbracht, dass die Ägypter das Rote Meer über größere Distanzen befuhren. Es handelt sich darüber hinaus um die bisher ältesten Überreste von Hochseeschiffen.319 Bisher waren aus Ägypten 22 Nilschiffe bekannt (3000–500 v. Chr.) und von Cheryl Ward detailliert untersucht worden.320 Die meisten Reste in Marsa Gāwāsīs sind entweder nach Umarbeitung wiederverwendete (Rampen, Eingänge, Türschwellen) oder entsorgte Teile. Insgesamt kamen 53 Schiffsteile zu Tage, darüber hinaus sehr viele Holzspäne von den Umarbeitungsprozessen. Viele dieser Späne waren von Parasiten befallen (Abb. 56), d. h. hier wurden beschädigte Stellen nach einer Puntfahrt entfernt.321 Hierin liegt auch eine Erklärung für die Verwendung von Zedernholz, dessen Duftharz als eine Art Imprägnier-

314

315 316 317 318

319 320 321

E. Martin-Pardey, in: Lexikon der Ägyptologie v, Wiesbaden 1984, Sp. 616–619, s.v. Schiffbau; A. Gil-Artagnan, Projet „Pount“. Essai de Reconstitution d’un Navire et d’ une Navigation Antiques, in: bsfe 73, 1975, 28–43; L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 46. H. Gronen, Eine Hypothese zur Segeltechnik der ägyptischen Punt-Schiffe von ca. 1500 v. Chr., in: Das Logbuch 16, 1980, 97 f. Martinssen, Untersuchungen, 99. R.O. Faulkner, Egyptian Seagoing Ships, in: jea 26, 1940, (3–9) 8. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 135–163. Vgl. vorige Anm. s. 135; R.O. Faulkner, Egyptian Seagoing Ships, in: jea 26, 1940, 3–9. C. Ward, Sacred and Secular. Ancient Egyptian Ships and Boats, Boston 2000. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 135.

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schutz fungiert haben dürfte.322 Das Holz ist durchgehend von sehr hoher Qualität323, mit viel weniger Astlöchern als üblich – vergleichbar mit derjenigen des Zeremonialschiffes von außerhalb der Pyramide Sesostris’ iii. in Dahšūr. Die Konstruktion des Schiffskörpers ist sehr ähnlich wie bei den bislang bekannten Nilschiffen, nur viel größer.324 Dünne Bretter mit abgedichteten Fugen legen nahe, dass es auf dem Deck Schutzvorrichtungen gegen Wind und Wellen gab.325 Der Funktion nach können die gefundenen Teile in zwei Kategorien geteilt werden: tragende Elemente und Konstruktionselemente.326 Daneben tritt nautisches Equipment. Tragende Elemente. Hier ist zuallererst ein großer zederner Querbalken zu nennen, der unten abgerundet und oben mit Vertiefungen zur Befestigung von Deckplanken versehen ist. Sodann fanden die Ausgräber zahlreiche Planken vom Schiffsrumpf, alle aus Zedernholz – ein Stück ist fast 3 m lang, 46 cm breit und 15cm dick.327 Parasitenbefall zeigt, dass es sich um die Außenseite handelt und auch, und dass die Teile zu Schiffen gehörten, die wirklich im Meer gebraucht worden waren. Die Rumpfplanken wiesen bei einer Dicke von 6,5cm und mehr Reste von Befestigungsmechanismen auf. Einige Deckenplanken wurden gefunden; meist sind sie aus Zedernholz, aber auch Sykomore fand Verwendung.328 Oft weisen die Teile noch Reste von weißem Putz bzw. Farbe auf. Mit roter Farbe wurden wahrscheinlich diejenigen Stellen markiert, die aufgrund allzu großen Parasitenbefalls ausgewechselt werden mussten. Die Markierung konnte jedoch auch durch tiefe Dechselspuren vorgenommen werden, die zahlreich nachgewiesen wurden. Das ausgesonderte Holz wurde sekundär zum Bau von Rampen oder Türinstallationen verwendet. Ein Stück (t13) weist eine Reihe von eingeritzten Markierungen auf; es ist weniger als 5cm dick, 35cm breit und 75–90cm lang. Welchem Zweck die Markierung diente, ist unbekannt, doch gibt es Parallelen für diese Praxis aus Dahšūr, allerdings sind die Marken aus Marsa Gāwāsīs größer als jene (52– 68×29×3,5cm). Eine weitere Art von Brettern war 2,5–3,5cm dick und durch Dübel oder Schnüren miteinander verbunden.329 Die Dübellöcher sind dabei 7 bis maxi-

322 323 324 325 326 327 328 329

Vgl. vorige Anm. s. 144 f. Vgl. vorige Anm. s. 137. Vgl. vorige Anm. s. 144. Vgl. vorige Anm. s. 137. Vgl. vorige Anm. s. 137 f. Vgl. vorige Anm. s. 138. Vgl. vorige Anm. s. 138 f. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.),

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mal 14cm tief. Die Seillöcher verlaufen 1–1,5cm tief hin zu Rillen, die nur innen auf den Planken verlaufen, 4mm tief und 4–5cm lang sind. Da es hier keine Hinweise auf Parasiten gibt, stammen sie nicht von der Außenseite. Bei zweien waren Reste von schwarzem Abdichtungsmittel an den Kanten nachweisbar; sie sind alle aus Akazien- oder Sykomorenholz. Konstruktionselemente. Um Hölzer miteinander zu verbinden, bediente man sich verschiedener Techniken, von denen sich viele in Marsa Gāwāsīs nachweisen lassen, etwa Zapfen aus Akazienholz.330 Die entsprechenden Zapfenlöcher sind 8–9,5cm weit und 1,5–1,8cm dick. Sie wurden mit Stechbeitel in die Planken eingehauen und gehen 12–15 cm tief. Zwei Arten von Zapfen wurden gefunden: größere (bis 28cm lang, 4–6cm weit und 1,2–2 cm dick) und kleinere (14–15cm, 3,5–5,5cm weit und 1–1,2cm dick). Manche Zapfen weisen Bohrungen auf, d.h. die Dübel waren teilweise noch einmal vor dem Herausrutschen gesichert. Der Abstand der Verzapfungen beträgt 40–60 cm bei den Rumpfplanken (paarweise) und 60–75cm bei den Deckplanken (in Verbindung mit Schnürung). In Ägypten wurden Schwalbenschwänze im Schiffsbau eigentlich weniger verwendet; gleichwohl sind sie z. B. in Dahšūr belegt. Bei den Belegen aus Marsa Gāwāsīs ist nicht eindeutig, ob die Schwalbenschwänze zur Bindung im Schiffsbau dienten oder sekundär nach der Umarbeitung Verwendung fanden.331 Ebenfalls nicht gesichert ist der Gebrauch von Kupferstreifen zur Befestigung.332 Sie sind ca. 2cm breit und wurden nicht in situ gefunden; ein Zusammenhang zu den Planken ist daher nicht zwingend. Verbindungsschnüre an Planken wurden in Marsa Gāwāsīs nicht nachgewiesen.333 Wie bereits erwähnt, wurden die Schiffe größtenteils zusammengebunden (Ppynḫt(.w); Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w)).334 Dies geschah wahrscheinlich an der Lagune, die mit dem Meer verbunden war.335 Der Terminus sp „binden“ hat seinen Ursprung zwar sicherlich im Bau von Papyrusbooten336; er macht allerdings bei Schiffen,

330 331 332 333 334 335

336

Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 139. Vgl. vorige Anm. s. 140. Vgl. vorige Anm. s. 142. Vgl. vorige Anm. s. 141 f. Vgl. vorige Anm. s. 142. W. Edgerton, Ancient Egyptian Ships and Shipping, in: ajsl 39, 1922f., 109–135, bes. 129. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 135. P.E. Newberry, Notes on Seagoing Ships, in: jea 28, 1942, 64–66; A. Servin, Constructions navales Égyptiennes: les barques de papyrus, in: asae 48, 1948, (55–88) 82–88; für die

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die aus hölzernen Einzelteilen mittels Schnüren zusammengehalten wurden, genauso viel Sinn (Abb. 13).337 Nautisches Equipment • Anker.338 Bislang wurden in Marsa Gāwāsīs 26 steinerne Anker(fragmente) gefunden. Teilweise waren sie sekundär dazu verwendet worden, einen Kultbau zu errichten339, da sie aus besserem Material waren als das Konglomeratgestein vor Ort. Eine symbolische Bedeutung wird jedoch mindestens ebenso eine Rolle gespielt haben – einen Schrein zum Dank für die glückliche Heimkehr aus den Ankern der jeweiligen Schiffe zu bauen, liegt nahe. Der Gebrauch im Wasser lässt sich bei Steingeräten weniger eindeutig nachweisen als bei Holzteilen. Nur ein Anker, der am Rande des Wādīs gefunden wurde (a11), ist in dieser Hinsicht eindeutig zu interpretieren. Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Anker, der direkt an der Landestelle abgesetzt wurde.340 Viele Anker wurden umgearbeitet und etwa zum Bau von Eingangsstrukturen der Höhlen verwendet (a 3–8). Wie zwei große unfertige Stücke (a9–10) zeigen, wurden sie teilweise vor Ort gefertigt. Der Form nach sind sie entweder dreieckig oder oben gerundet, mit einem Loch und einer Rille für das Seil, manchmal auch einem zweiten Loch zum besseren Hochziehen. Bearbeitungsspuren zeigen übrigens deutlich: Die Löcher wurden gemeißelt und nicht gebohrt. Die meisten Exemplare bestehen aus Kalkstein, a1 ist aus Granit, a11 aus Korallengestein. All diese Materialien mussten erst mühsam aus dem Niltal ans Rote Meer geschafft werden. Die Größe der Steingeräte schwankt zwischen 105×62×16–25cm und 40–45 × 20–25 × 15–20 cm. Steuerruder. Geradezu spektakulär ist der Fund zweier Steuerruder bzw. Ruderblätter (t1 & t2) aus Akazienholz. Sie sind 200 × 15–40 cm beziehungsweise 175×12–35cm groß und wurden im Eingangskorridor von Höhle 2 (wg 24)

337

338

339 340

hellenistische und römische Zeit: S. Vinson, Paktun and Paktosis as Ship-Construction Terminology in Herodotus, Pollux and Documentary Papyri, in: Zeitrschrift für Papyriologie und Epigraphik 113, 1996, 197–204. P. Lipke, Retrospective on the Royal Ship of Cheops, in: S. McGrail & E. Kentley, Sewn Plank Boats: Archaeological and Ethnographical Papers Based on Those Presented to a Conference at Greenwich in November 1984, London 1985, (19–34) 34. C. Zazzaro, Stone anchors and pierced stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 153–163; vgl. auch H. Frost, Ports, Cairns and Anchors: a Pharaonic Outlet in the Red Sea, in: Topoi Orient-Occident 6, 1996, 869–902. A.M.A.H. Sayed, Observations on Recent Discoveries at Wadi Gawasis, in: jea 66, 1980, 154–157. C. Zazzaro, Stone anchors and pierced stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (153–163) 155.

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freigelegt.341 Assoziierte Keramik stammt aus dem Neuen Reich, vielleicht von der letzten Puntfahrt, die von Marsa Gāwāsīs startete. Dazu passt auch die dreieckige Form des Ruderblattes, die aus gleichzeitigen Schiffsdarstellungen bekannt ist.342 Auch diese Ruderblätter weisen Gebrauchsspuren auf (Parasitenbefall), d.h. sie waren tatsächlich im Meer zum Einsatz gekommen. Es gibt Reste von Metallbefestigungen, die zuvor auch auf Darstellungen identifiziert worden waren.343 Möglicherweise wurde ein älteres, gebrauchtes Ruder überarbeitet (zwei Holzarten, davon eine besser erhalten). Zwei Löcher dienten der Durchführung von Seilen, welche das Ruder am Schiffsrumpf hielten.344 Die Größe der Steuerruder lassen vorsichtige Schätzungen zur vermutlichen Größe der Schiffe zu: In den bislang bekannten Schiffsresten und bei Darstellungen ist das Verhältnis von Steuerruder und Schiffskörper ca. 1:8 bzw. 1:10. Damit ergibt sich eine Größe der Puntschiffe von 15–20m.345 Es gab allerdings verschiedene Arten von Schiffen, die mitfuhren, wie uns die Punt-Reliefs346 und Aussagen v.a. im pHarris zeigen.347 Weitere gefundene Konstruktionselemente sind drei Knäufe, Ruderhalterungen oder ähnliches.348 Mehrere Holzteile weisen einen runden Querschnitt 341

342

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C. Zazzaro, Ship blades, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, 150–153. C. Zazzaro, Stone anchors and pierced stones, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (150–153) 152. J. Boureaux, Étude de nautique égytienne: L’ art de la navigation en Égypte jusqu’à la fin de l’ ancien empire, mifao 50, Kairo 192f., 341–345; G.A. Reisner, Catalogue général des Antiuqiutés égyptiennes du Musée du Caire. Models of Ships and Boats, Kairo 1913, Taf. 12 f. (4801, 4820, 4825, 4844). C. Ward, Sacred and Secular. Ancient Egyptian Ships and Boats, Boston 2000, 96; Vgl. die Darstellungen von Hochseeschiffen R.O. Faulkner, Egyptian Seagoing Ships, in: jea 26, 1940, 3–9. C. Zazzaro, Ship blades, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, (150–153) 153. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari, Introductionary Memoir and six volumes, London 1894–1908, Taf. 72–75. L. Bongrani, The Punt Expedition of Ramses iiird: Considerations on the Report from the Papyrus Harris i, in: I. Brancoli, E. Ciampini, A. Roccati & L. Sist (Hrsg.), L’Impero Ramesside, Rom 1997, (45–59) 46. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 139.

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abb. 16

Das „binden“ altägyptischer Schiffsteile mit Hilfe von Seilen: Gesamtrumpf (a), Einzelplanken (b) und gestaffelter Verbund (c) c.a. ward, sacred and secular. ancient egyptian ships and boats, philadelphia 2000, abb. 6, 16 und 44

auf und wurden von den Bearbeitern als oar looms, poles, spars, or battens bestimmt.349 Bearbeitungsspuren & Werkzeuge.350 Da beim Bau der Schiffe sehr sorgfältig gearbeitet wurde, sind auch die meisten Bearbeitungsspuren verwischt worden. Gleichwohl erkennt man teilweise Sägespuren oder Spuren von Beiteln, die nur wenige Zentimeter breit waren; in einem Fall ist die Quetschung 349

350

C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 139. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 142f.

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eines Dübels durch den Griff eines Beitels nachgewiesen. Besonders interessant sind Markierungen zum Zusammenbau der Schiffe, Zeichen, die passgenaues Aneinanderfügen von Schiffsteilen garantieren sollten.351 Naturgemäß sind die Spuren der sekundären Bearbeitungsphase, der Umarbeitung, sehr viel deutlicher, da hier Zeitdruck herrschte und keine so große Sorgfalt notwendig war. Sehr spannend ist die Markierung von Teilen, die entfernt oder restauriert werden sollten, mit roter Farbe.352 Dies passt zu einem seit dem Alten Reich beim Schiffsbau verwendeten Spezialausdruck: šṭi̯ m ṭšr(.t) (šꜣb.t) „das Rote entfernen“ (Wb iv, 562:15).353 Es wurden nicht nur – wie erwartet – Sägen, Ahlen, Beitel und Bohrer verwendet; es gibt darüber hinaus zahlreiche Hinweise auf das Glätten der Hölzer, nicht nur beim Bau der Schiffe, sondern auch beim Wiederverwertungsprozess. Womit dies geschah, ist nicht bekannt. Die nachgewiesene Kürzung der Planken wird wohl mit Äxten erfolgt sein. Schiffsnamen. Wir wissen nicht nur erstaunlich gut über die Konstruktion der Puntschiffe Bescheid, es sind sogar mehrere ihrer Namen auf uns gekommen, verzeichnet auf einem Listenfragment aus Marsa Gāwāsīs (Dok. 15).354 1 […]-kꜣ wꜣḥ-ʿnḫschiff (Det.) ◯

[„Es möge dauern das Le]ben des […]ka“.

2 S.i͗-n(.i͗)-[Wśr.t] ◯ wꜣḥ-ʿnḫschiff (Det.)

„Es möge dauern das Leben des Sesostris“

3 […] t schiff (Det.) ◯

[…]

Die Namensgebung folgt dem Schema, das auch bei der Benennung von Festungen üblich war, nämlich mit dem Namen des regierenden Königs.355 Dimitri Meeks hat noch auf eine weitere mögliche Nennung hingewiesen.356

351 352

353 354 355 356

Vgl. ähnliche Markierungen beim Totenschiff des Cheops: M.Z. Nour, Z. Iskander, M.S. Osman & A.Y. Moustafa, The Cheops Boats, Kairo 1960, 8. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 143. J. Darnell, The Annotation šd-(m-)dšr, in: Göttinger Miszellen 83, 1984, 17–26; R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 843a. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) Taf. 12b. D. Jones, A Glossary of Ancient Egyptian Nautical Titles and Terms, London 1988, 231– 233, Nr. 5, 6, 16 und 19. Meeks, Locating Punt, 71 ff.

388

kapitel iv

Er liest den Namen des Expeditionsleiters, der unter Djedkare Asosi einen Tanzzwerg aus Punt gebracht haben soll, als „Wer-djeded-bau“ (d. h. Wr-c̣ṭ̌ ṭbꜣw) und bringt diese Form mit einem Ostrakon357 in Verbindung, das Monem Sayed entdeckt hatte,358 jedoch ist der Name nur an dieser Stelle belegt.359 Wenn sich hieraus tatsächlich ein Schiffsname rekonstruieren ließe (ein Schiffsklassifikator fehlt leider), dann hieße dies nichts anderes, als dass man Puntschiffe sogar nach glorreichen Expeditionsleitern der Vergangenheit benannte! Vielleicht war dieser Mann der erste, der eine erfolgreiche Schiffsexpediton nach Punt führte!?360 j Kultplätze und Herrschaftszeichen Die Aktivitäten in Marsa Gāwāsīs beschränkten sich nicht auf den ökonomischen Bereich, es gibt Hinweise auf kultische Handlungen, Schreine, Altäre und Totenstelen. Neben ihrem religiösen Zweck hatten diese Monumente einen machtpolitischen: Sie demonstrierten den Einflussbereich des ägyptischen Herrschers. Am eindrucksvollsten wird dieser Hintergrund bei den Stelen deutlich, die vor den Magazinhöhlen in den Felsen eingelassen waren, quasi als eine Art Besitzanzeige. Kultschreine. Bereits in den 1970er Jahren entdeckte Abdel Monem Sayed einen Schrein, der aus gebrauchten Ankern errichtet worden war und mit Inschriften361 versehen wurde (Dok. 17). Zwei nebeneinander liegende Ankersteine dienten als Basis, darüber wurden Anker aufgestellt, deren obere Teile abgearbeitet worden waren.362 Mit seiner inneren Beschriftung wirkt das Monument wie ein Miniaturschrein, sein Baumaterial hat große Symbolkraft. Der Gebrauch von Ankern als Baumaterial im kultischen Kontext ist u. a. von BaʿalTempel in Ugarit bekannt.363 Man kann sich vorstellen, wie die ausgedienten Anker der Schiffe von ihren Mannschaften als Dank für die unbescha-

357 358 359 360 361 362

363

A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’ Egypte 58, 1983, (23–37) 27; Meeks, Locating Punt, 72. Meeks, Locating Punt, 71 ff. H. Ranke, Die altägyptischen Personennamen i, Glückstadt 1935, 82, Anm. 6. Meeks, Locating Punt, 72. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 157 f. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 163, Abb. 5 und 164, Abb. 6, sowie die Rekonstruktion s. 157, Abb. 2 und die schematische Darstellung s. 158f., Abb. 3–4. H. Frost, Anchors Sacred and Profane, in: Ras Shamra – Ougarit vi, Paris 1991, (355–409) 356 f.

die altägyptische suche nach punt

389

dete Rückkehr zu einem Kultbau umfunktioniert wurden, der übrigens nicht von ungefähr nach Süden hin orientiert ist: in Richtung Punt. Der Fund einer Dumpalmen-Nuss und einer (Schreiber?-)Binse direkt bei dem Schrein scheinen mir ebenfalls kein Zufall zu sein.364 Nach Ausweis der Punthalle wuchsen in Punt Dumpalmen, die in Ägypten nicht vorkommen.365 Wir haben damit möglicherweise einen Bestandteil des hier zelebrierten Dankesopfers. Ich kann also Claude Vandersleyen nicht zustimmen, wenn er schreibt: La nature même des monuments de Ouadi Gaouasis est énigmatique.366 Diese Einschätzung dient lediglich dazu, die dortigen Textquellen zu diskreditierten, da sie seiner wꜣc̣-̌ wr-These widersprechen. Fundkontext und Art des Monuments ergeben sogar im Gegenteil ein sehr stimmiges Bild, das von einem Seefahrerschrein mit Resten von Opfergaben. Nach der Meinung von Frost hatte der Schrein eine weitere Funktion, und zwar als Landmarke zur Orientierung der ankommenden Schiffe, zur Markierung des Landeplatzes.367 Nur stellt sich die Frage, ob der kleine Schrein wirklich von weitem sichtbar war. Außerdem wurde er sicherlich nach einer Puntfahrt errichtet und nicht davor. Nein: Die Puntfahrer bzw. ihre Lotsen orientierten sich sicherlich an anderen Landmarken, an Küstenlinien, Strömungen oder markanten geologischen Formationen. Bei den jüngsten Grabungen wurden eine ovale Einfassung mit einem runden Schrein (w20) sowie zwei kleinere Schreine freigelegt, die aus jeweils zwei kleinen Kammern aus senkrechten Steinplatten innerhalb eines Walls errichtet wurden (wg 12; wg 23; Abb. 7 & 9). Assoziierte Keramik und Inschriften legen eine Nutzung für die gesamte 12. Dynastie nahe. Die Ausgräber vergleichen die ovale Struktur (wg 20, Abb. 8) mit einem Hathor-Schrein aus dem Neuen Reich, welcher in der Minensiedlung Ǧabal aẓ-Ẓait (‚Gebel Zeit‘) freigelegt wurde. Dieser wurde errichtet auf älteren Strukturen aus dem frühen Neuen Reich und besteht aus einer ovalen Einfassung, die eine kleine innere Kammer an der Westseite aufweist.368

364 365

366 367 368

A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 169. L. Keimer, Pavian und Dumpalme, in: mdaik 8, 1939, 42–45.; I. Wallert, Die Palmen im Alten Ägypten, mäs 1, Berlin 1962, 81; Herzog, Punt, 66; Kitchen, Punt and how to get there, 187. C. Vandersleyen, Les Monuments de l’ Ouadi Gaouasis et la possibilité d’aller au pays de Pount par la Mer Rouge, in: RdE 47, 1996, (107–115) 112. H. Frost, Anchors Sacred and Profane, in: Ras Shamra – Ougarit vi, Paris 1991, (355–409) 356 f. Vgl. G. Castel, J.-F. Gout & G. Soukassian, Fouilles de Gebel Zeit (Mer Rouge).

390

kapitel iv

Altäre. An der Küste wurden steinerne Plattformen nachgewiesen, bei denen es sich um Altäre handeln könnte. Der entscheidende Hinweis darauf kommt von Hunderten von Muscheln (wg 29, Abb. 10), die hier deponiert waren. Naheliegend wären diese als Opfergaben für Min, auf dessen Kolossalstatuen aus Koptos diese Muscheln dargestellt werden (‚Fingerschnecken‘).369 Alle Fingerschnecken waren auf dieselbe Art und Weise geöffnet worden. Nun könnte man argumentieren, die Muscheln seien einfach nur als Nahrung verwendet worden und die Plattformen seien Installationen zum Be- oder Entladen der Schiffe. Es lässt sich jedoch nachweisen, dass es keine lebenden Muscheln waren, sondern am Strand aufgesammelte Schalen.370 Tumuli. Zur Wüste hin liegen westlich des Fundplatzes runde Tumuli aus fossilem Korallengestein und Kalkstein (wg 3/6 & wg 8; Abb. 13f. & 17f.). Sie sind vergesellschaftet mit Keramik aus der späten 11. bis frühen 12. Dynastie. Ob sie ägyptischen Ursprungs sind oder vielmehr Anlagen lokaler Wüstenbewohner, lässt sich nicht feststellen. Totengedenken. Die von Bard & Fattovich entdeckte Stele 2 ist anders als die anderen Stelen am Ort, wird sie doch durch die Art der Beischrift und ihre Ikonographie als Totenstele ausgewiesen.371 Sie wurde in situ in Nische 2 vor den Magazinhöhlen gefunden, misst 40×23,5× 9,5 cm. Die zwölf Textzeilen sind stark verwittert; unter ihnen ist eine Opferszene dargestellt, bei der zwei Männer antithetisch vor einem Opfer ohne Speisetisch sitzen. Die Opferformel und die Bitte für den Ka der Dargestellten zeigt uns, dass die beiden Steleninhaber zum Zeitpunkt der Stelenaufstellung verstorben waren, wohl während

369

370

371

Première et deuxième campagnes (1982–1983), in: asae 70, 1984f., 99–105; G. Castel, J.F. Gout & G. Soukassian, Gebel Zeit: Pharaonische Bergwerke an den Ufern des Roten Meeres, in: Antike Welt 16, 1985, 15–20; G. Castel & G. Soukassian, Les mines de galena du Gebel Zeit, in: S. Schoske (Hrsg.), Akten des vierten Internationalen Ägyptologen Kongresses, München 1985, ii, sak Beih., 4. Hamburg 1991, 161–170. F. Breyer, Die Schriftzeugnisse des prädynastischen Königsgrabes U-j in Umm el-Qaab: Versuch einer Neuinterpretation, in: Journal of Egyptian Archaeology 88, 2002, 53–65; B.J. Kemp, The Colossi from the Early Shrine at Coptos in Egypt, in: Cambridge Archaeological Journal 10, 2000, 211–242; W.M.F. Petrie, Koptos, London 1896, Taf. 3f. A. Carannante & C. Pepe, Shells, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (212–215) 215. R. Pirelli, Stelae 1, 2, 5, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, (217–221) 217–219. Vgl. auch Abb. 89 zur in situ-Fundsituation in Nische 2.

die altägyptische suche nach punt

391

einer Fahrt nach Punt. Es wurde kein Grab gefunden bzw. keine entsprechende Kapelle lokalisiert.372 Die Inschrift lautet (Dok. 9): 1 […] ◯ 2 […] ◯ 3 i͗ni̯?⸗sn […] ◯

[…]indem sie kommen […]373

4 […] ◯ 5 […] ◯ 6 […] ◯ 7 [… ◯ Nb ḫꜣs.wt?]

[… Herr der Fremdländer]?

8 hꜣw[⸗čn?] r […] ḥ[ʿw?]⸗ ◯ 9 šw m nḳm.t mi͗ čn wʿb.w ◯ c̣ṭ̌ [⸗čn]

[möget ihr herabsteigen374 zu […], indem eure K[örper] rein sind, unbeschadet, entsprechend dem, was [ihr] sagt:

10 c̣ǐ ⸗̯ f ḥtp.w c̣ǐ .̯ y nsw […] ◯ pr.t-ḫrw tʾ ḥnḳ.t kꜣ.w ꜣpṭ.w ś:nčr mrḥ.t i͗ḫ.t nb(.t) nfr(.t) wʿb(.t) ʿnḫ.t nčr i͗m

„Ein Königsopfer […] er möge geben ein Totenopfer an Brot und Bier375, Rind und Geflügel, Weihrauch und Öl, (sowie) an allen schönen, reinen und lebendigen Dingen (dieses) Gottes dort“ 376

Rechte Beischrift: 1 n kꜣ n(.i͗) [sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t ◯ 2 [Nḫsi͗] i͗ri̯.n n(.i͗)wʿr.t tp-rsi͗] ◯ [Rhw]-ʿnẖ(.w) nb i͗mꜣḫ.w

Für den Ka [des Schreibers des Verwaltungsrats vom Verwaltungsbereich Süd Nḫsi͗], geboren von [Rhw]-ʿnẖ(.w), des Versorgten.

Linke Beischrift: 1 n kꜣ n(.i͗) [sẖꜣ.w n(.i͗) smṭt n ◯ 2 [ʿnti͗ ? m-ḥꜣ.t i͗ri̯.n […] …?] ◯ mꜣʿ.t-ḫrw nb i͗mꜣḫ.w

372 373 374 375 376

Für den Ka des [Schreibers der Hilfskräfte ….] [ʿnti͗ ?] m-ḥꜣ.t, geboren von […], des Versorgten

K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 248. In der Umschrift hat Pirelli ein mir nicht bekanntes Verb i͗sy, das der Übersetzung nach „to pass“ heißen soll. Steht hier vielleicht i͗ni̯? Auch: „an Bord gehen, einschiffen“, aber hier wohl „(in die Unterwelt) hinabsteigen“. Pirelli hat hier Dinge übersetzt, die sie in der Inschrift nicht aufführt. Leider wird keine Kopie der Stele publiziert, sondern nur eine Photographie (Abb. 89). Pirelli hat „von denen ein Gott lebt“ übersetzt, doch würde man dazu nicht nur kein ⟨t⟩, sondern auch eine Resumpiton erwarten: ʿnḫ.w nčr i͗m⸗sn.

392

kapitel iv

Hoheitszeichen. Seit dem 19. Jahrhundert sind zwei Stelen bekannt, die wahrscheinlich ursprünglich aus Marsa Gāwāsīs stammten. Bei den Grabungen dort in den 1970er Jahren und um die Jahrtausendwende wurden weitere vergleichbare Stelen gefunden, die u.a. Reisen nach Punt dokumentieren, aber vor allem auch eine Machtdemonstration darstellen. Bereits ihr Aufstellungsort macht dies deutlich: Sie waren außerhalb der als Magazine verwendeten Höhlen nebeneinander in künstliche Felsnischen eingelassen, besonders vor Höhle 2 (wg 24; Abb. 27f.; Abb. 25). Nur wenige wurden in situ gefunden. Stele 5 (Dok. 10) ist die am besten erhaltene; geborgen wurde sie in Versturzlage unterhalb der Nische 10, in die sie einst eingelassen war (Abb. 90 f.). Sie misst 38 × 26 × 10,5– 11cm und besteht aus Kalkstein. Die Opferszene stellt Amenemhat iii. vor Min dar; darunter sind drei Zeilen Text angebracht, unter ihnen weitere vier Kolumnen flankiert von zwei antithetischen Darstellungen Stehender. Die Inschrift erwähnt zwei Expeditionen nach „Punt“ und „Minen-Punt“, geführt von Nbśw und Ḫnnm(.w)-ḥtp(.w). Ein Kollege des wahrscheinlichen Expeditionsleiters Nb-św namens Śnb⸗f ließ für diesen und seinen Bruder, die beide während einer Expedition verstorben waren, eine Stele errichten. Die Stele bestätigt die Annahme, Marsa Gāwāsīs entspreche dem für Puntfahrten verwendete Hafen Sꜣww. Dieses Toponym taucht im Zusammenhang mit Minen-Punt (Bi͗ꜣPwn.t) bereits in der Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f auf (Urk. i, 130:15). Stele 6 (Dok. 11) wurde ebenfalls im Namen Amenemhats iii. für Min von Koptos errichtet;377 sie wurde in Nische 12 in situ gefunden, ist 36,5 × 22,5× 5 cm groß und aus Kalkstein gefertigt. Unter der geflügelten Sonnenscheibe opfert der Pharao vor Min, der vor einer Hütte steht, wie sie aus den Darstellungen von Athribis u.a. bekannt ist und die wahrscheinlich puntitisch ist. Darunter sind vier Kolumnen Text vor zwei antithetisch angeordneten stehenden Figuren angebracht. Die Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) war bereits vor 40 Jahren entdeckt worden.378 Sie nennt 50 mc̣ꜣ̌ i͗-Elitesoldaten, darunter ihr Wortführer, dann ein Vertreter des Verwaltungsrates des thinitischen Gaus, 500 Spezialisten (Handwerker, Matrosen), 5 Schreiber und 3200 Hilfsarbeiter, zusammen 3756 Mann. Da die exakten Fundumstände nicht publiziert wurden, kann nicht eingeordnet werden, in welchem Kontext sie aufgestellt war, ja ob sie überhaupt an ihrem

377

378

E. Mahfouz, Stelae 6, 7, 8, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (221–225) 221–224. Vgl. auch Abb. 92f. zur in situ-Fundlage (in Nische 12). A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’ Egypte 58, 1983, (23–37) 169 f., Taf. 16.

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die altägyptische suche nach punt

ursprünglichen Aufstellungsort zu Tage kam. Die beiden von John Gardner Wilkinson im Wādī Gasūs gefundenen Stelen waren wahrscheinlich aus Marsa Gāwāsīs dorthin verschleppt worden, zumindest reihen sie sich in das Gesamtbild der dort entdeckten Stelen ein. In einem Fall (H̱ nmw-ḥtp(.w)) steht Sesostris ii. vor Sopdu, dem Herrn der Ostwüste, im anderen (H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩wr(.w)) Amenemhat ii. vor Min von Koptos. tabelle 19 Herrscherstelen von der Küste des Roten Meeres

Monument

Herrscher

Fundort

Stele des H̱ nmw-ḥtp(.w) Sesostris ii. vor Sopdu Wādī Gasūs Stele des H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) Amenemhat ii. vor Min von Koptos Wādī Gasūs Stele des Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) unbekannter Pharao Marsa Gāwāsīs (Grabung Sayed) Stele 5 des Nb-św Amenemhat iii. vor Min von Koptos Marsa Gāwāsīs (vor Nische 10) Stele 6 [pn zerstört] Amenemhat iii. vor Min von Koptos Marsa Gāwāsīs (in situ, Nische 12)

All diese Stelen eint ein gemeinsamer Aufbau: Im Text berichten Expeditionsleiter von ihren Fahrten, die Darstellung zeigt zuoberst jedoch immer den regierenden Herrscher, den Auftraggeber und dessen göttlichen Patron. Da der koptitische Gott Min offenbar für die Puntreisen zuständig war und die Expeditionen in Koptos starteten, ist dessen Prominenz im Patronat nur natürlich. Wenn im Falle des H̱ nmw-ḥtp(.w) einmal der Gott Sopdu erscheint, so kann dies getrost als Hinweis auf ein zusätzliches Ziel der Expedition gewertet werden, nämlich in Richtung Sinai. Weitere Stelen sind sehr fragmentarisch erhalten oder unlesbar, darunter eine große Granitstele (Stele 9), die Stelen 1–2 und 5– 7 (Abb. 88–94). Über dem Eingang von Höhle 4b waren zwei weitere Nischen angebracht, darunter wurden Fragmente einer oder mehrerer Kalksteinstelen gefunden. Gerade der Granitblock zeigt, welche Strapazen man auf sich nahm, um den Herrschaftsanspruch ausreichend und repräsentativ zu dokumentieren. Wie der Kalkstein der anderen Stelen musste das wertvolle Material aus dem Niltal an die Küste geschleppt werden. Wer waren die Adressaten der Inschriften? Wen sollten sie beeindrucken? Die einfachste Antwort auf diese Fragen ist: die Götter. Doch dies ist vielleicht zu simpel. Im Gegensatz zu Felsinschriften an Passstraßen oder dergleichen kann an der entlegenen Küste des Roten Meeres schwerlich die Intention gewesen sein, Vorbeireisende von sei-

394

kapitel iv

nen glorreichen Taten in Kenntnis zu setzen. Trotz ihrer Einbindung in die Königsideologie jener Zeit sollte m.E. nicht aus den Augen gelassen werden, wer die Stelen de facto errichtete. Zwar wird immer der König als Auftraggeber aufgeführt, die Darstellungen zeigen ihn vor dem Gott, doch meist werden darunter die Expeditionsleiter nicht nur genannt, sondern auch abgebildet. Welche Reputation man sich als Puntfahrer erwerben konnte, zeigt die Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f mit der Nennung eins Expeditionsleiters, der mehrere Generationen vor ihm lebte (Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ). Mit anderen Worten: Die Stelen waren für die nachfolgenden Puntfahrer bestimmt, ganz im Sinne eines Ich-war-auchhier. Man stellt sich wortwörtlich in eine Reihe mit den früheren Großen und konnte dies unbesorgt tun, da man offiziell dem König und seinem Herrschaftsanspruch huldigte. k Route, Strecke, Dauer und Zeitpunkt der Puntfahrten Mehrere Faktoren bestimmten den Zeitpunkt einer Schiffsreise nach Punt. Neben allgemeinen ökonomischen Erwägungen – Verfügbarkeit von Ressourcen, Proviant und Personal – waren vor allem die klimatischen Verhältnisse entscheidend. Immerhin musste eine große Anzahl von Menschen die extrem lebensfeindliche Umwelt der Ostwüste meistern. Nicht unerheblich waren ferner die nautischen Bedingungen, die Strömungen und Windverhältnisse des Roten Meeres, welche starken jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen sind. Schließlich galt es noch, die Saisonabhängigkeit der erwünschten Importprodukte zu berücksichtigen. Wann also fanden die ägyptischen Puntfahrten statt? Um diese Frage zu beantworten, können mehrere Strategien verfolgt werden. Philologisch betrachtet werden die Datierungen der relevanten Textzeugnisse. Dieser Ansatz ist mit größeren Schwierigkeiten behaftet: Zum einen müssen die Daten in den julianischen Kalender umgerechnet werden, was viele Unsicherheiten birgt379; zum anderen sind wenige Texte datiert, und meist ist nicht eindeutig, worauf sich die Datierung bezieht. Historisch-vergleichend ist die Herangehensweise, Texte zu anderen Expeditionen in die Ostwüste auszuwerten. Sie sind zahlreicher als die Punt-Quellen und zudem besser erforscht. Susanne Martinssens Vorbehalte bezüglich der Stichhaltigkeit eines solchen Vergleichs kann ich nicht teilen, denn es geht beim Landweg um dieselben Routen und Strecken.380 Die nautische Sichtweise ist sogar noch besser fundiert, wenn auch Altertumswissenschaftlern schlechter zugänglich. Sie wurde trotzdem mehrfach angewandt. Kaum beachtet wurden bislang zoolo-

379 380

Vgl. dazu D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 40, Anm. 34. Martinssen, Untersuchungen, 91.

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die altägyptische suche nach punt

gische und biologische Ansätze wie Beobachtungen zu Fruchtstand bzw. Erntesaison abgebildeter Pflanzen oder zur Brutzeit dargestellter Vögel. Philologischer Ansatz. Wir besitzen nur vier konkret datierte Texte, d. h. solche mit Angaben, welche über die Nennung der Regierungsjahre eines Königs hinausgehen. Es sind dies aus dem Mittleren Reich die Felsinschrift des Ḥn(n)w vom Wādī Hammāmat (Dok. 7), aus Marsa Gāwāsīs der Ankerschrein des ʿnḫw (Dok. 17) sowie das jüngst gefundene Ostrakon 106 (Dok. 26) und die spätzeitliche Defenneh-Stele (Dok. 39): tabelle 20 Monatsangaben in datierten Quellen zu Puntexpeditionen

Quelle

Umschrift

Übersetzung

Ḥn(n)w (mr)

rnp.t-sp 8 ꜣbṭ 1 šmw hrw 3

ʿnḫw (mr)

[…] 24 ꜣbṭ 1 pr.t […]

Ostrakon 106 (mr)

rnp.t-sp 12 ꜣbṭ 3 šmw hrw 20

Defenneh-Stele (SpZt)

ꜣbṭ 4 pr.t hrw 12

Regierungsjahr 8, erster Monat der šmw-Jahreszeit, Tag 3 [Regierungsjahr] 24, erster Monat der pr.t-Jahreszeit Regierungsjahr 12, dritter Monat der šmw-Jahreszeit, Tag 20 Vierter Monat der pr.t-Jahreszeit, Tag 12

Der Expeditionsleiter Ḥn(n)w ließ seine Felsinschrift auf dem Rückweg nach Ägypten anbringen, also nach erfolgreicher Seefahrt und der parallel ausgeführten Arbeit in den Steinbrüchen. Das Datum ist gut lesbar, nur ist nicht sicher, was datiert wird – der Beginn der Expedition oder ihr Endpunkt.381 Mit demselben Problem sehen sich die Bearbeiter des Ankerschreins konfrontiert. Abdel Monem Sayed sprach sich für die erstgenannte Möglichkeit aus.382 Mir erscheint es jedoch plausibler, von einer Datierung der Herstellung auszugehen, allerdings lässt sich weder das eine, noch das andere beweisen. Das Monument wurde wahrscheinlich kurz nach der erfolgreichen Rückkehr errichtet, um diese zu feiern. Daher erscheint es mir nur sinnvoll, wenn darauf auch das Datum der Landung angebracht wurde. Das Datum auf Ostrakon 106 ist kaum aussagekräftig, da jeglicher Ko(n)text fehlt. Die Defenneh-Stele könnte dafür umso gehaltvoller sein, denn bei ihr ist eindeutig, was genau

381 382

Gegen Martinssen, Untersuchungen, 90. A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 169 ff.

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kapitel iv

datiert wird, nämlich Regenfälle in den Bergen von Punt. Theoretisch müsste man nur noch in Erfahrung bringen, wann es im Bergland von Eritrea üblicherweise regnet. Problematisch ist jedoch einerseits die isolierte spätzeitliche Stellung der Quelle, andererseits können sich derlei Naturereignisse durchaus signifikant von der Norm abweichend ereignen. Bei zwei Datierungen ist versucht worden, sie in Monate des julianischen Kalenders umzurechnen.383 Dabei ergab sich für das Ḥn(n)w-Datum August bzw. September384 und für den Ankerschrein April. Ob ein derartiges Vorgehen für das Mittlere Reich wirklich sinnvoll ist, möchte ich bezweifeln – zu groß sind die Unsicherheiten der ägyptischen Chronologie jener Epoche. Historisch-vergleichender Ansatz. Eckhard Eichler hat für das Alte und Mittlere Reich nachgewiesen, dass Expeditionen in den Sinai und die Ostwüste meist in der šmw-Jahrezeit und der ꜣḫ.t-Jahreszeit stattfanden, also in den Wintermonaten Dezember bis Februar.385 In der Tat ergibt es guten Sinn, für eine Durchquerung der Wüste die kühlere Jahreszeit zu wählen.386 Nur: Bei den Puntfahrten herrschten darüber hinaus besondere Umstände, da die begehrten Produkte nicht allein mineralisch sind, sondern vor allem pflanzlich (Aromata) und neben der Erntesaison die Schiffbarkeit des Roten Meeres zusätzlich berücksichtigt werden muss.387 In römischer Zeit fanden Handelsexpeditionen zwischen Μυὸς Ὅρμος (Myos Hormos) oder Βερενίκη (Berenike) und den äthiopischen Häfen des Roten Meeres zwischen Juni und September statt.388 Dieser Umstand wird auch im Periplus maris erythraei erwähnt, doch dazu weiter unten.389 1 Im Nautische Bedingungen. Zuerst seien zwei Dinge vorausgeschickt: ◯ Zusammenhang mit den Puntfahrten von Hochseeschifffahrt zu sprechen –

383

384 385 386 387 388

389

D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 40 mit Anm. 34.; Martinssen, Untersuchungen, 90; J. von Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten, mäs 46, Mainz 1997, 198 f. Nach D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 40: der 4. September ± 1 Tag. E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993, 152. E. Eichler, Untersuchungen zum Expeditionswesen des ägyptischen Alten Reiches, gof iv, 26, Wiesbaden 1993, 155. Martinssen, Untersuchungen, 91. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 40 mit Anm. 38; E. Ascher, The Timetables of Periplus Maris Erythraei and of Pliny’s Voyage to India, in: The Journal of Tropical Geography 34, 1974, (1–7) 1. Periplus maris erythraei § 24, 28. Vgl. die Literatur bei D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 40, Anm. 37.

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wie dies mehrfach getan wurde – ist irreführend. Die ägyptischen Schiffe fuhren nicht auf dem offenen Meer, sondern immer der Küste entlang; der Begriff Küstenschifffahrt ist nicht nur angebrachter, sondern auch viel weniger ten2 Die Seetüchtigkeit der ägyptischen Schiffe steht heute außer denziös.390 ◯ Frage.391 Beiden Gesichtspunkten kommt großes Gewicht zu, hatten sie doch seinerzeit Rolf Herzog dazu verleitet, Punt am Nil zu lokalisieren, da die Ägypter angeblich keine Hochseeschifffahrt auf dem Roten Meer hatten betreiben können.392 Eine ganz andere nautische Unwegsamkeit wurde bislang viel zu wenig beachtet: War das Rote Meer prinzipiell überhaupt schiffbar?393 Schließlich ist es von Korallenriffen durchzogen, die ca. 1,5 m unter der Wasseroberfläche liegen.394 Diese sind indes gut zu orten und weisen mehrere Fahrrinnen auf, deren mittlere 0,5 bis 3 Seemeilen breit ist. Nachtfahrten sind hingegen nicht möglich, da auf Sicht gefahren werden muss.395 Im Vergleich zu den Widrigkeiten der offenen See – den häufigen Stürmen – sind dies jedoch geringe Nachteile. Bereits 1928 hat August Köster einen ersten Versuch gemacht, die Dauer der Schiffsreisen anhand nautischer Erwägungen zu errechnen, noch allerdings mit zu wenigen und ungenauen Daten.396 Außerdem ging er davon aus, die Schiffe seien erst an der Küste gebaut worden. Kenneth Kitchen hat moderne nautische Fachliteratur zur Hand genommen und versucht, die Stationen und Abschnitte einer südwärts gerichteten Küstenreise auf dem Roten Meer zu rekonstruieren (Abb. 14).397 Er stützte sich dabei vor allem auf The Red Sea Pilot vom Hydrological Department (London 111967). Danach sind die Windund Strömungsverhältnisse in den Monaten Juli bis September für die Hinreise 390 391 392 393

394

395 396 397

Kitchen, Punt and how to get there, 194. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005; L. Casson, Ships and Seamanship in the Ancient World, Baltimore 1995. Herzog, Punt, 73 ff. Ausführlicher lediglich D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, iii.1 General conditions of navigation in the Red Sea, 36 ff. und J. Degas, Don Joam de Castro sur l’ itinéraire de Pount (1541), in: RdE 46, 1995, 215–237. Zu den Korallenriffen und -inseln an der sudanesischen Küste des Roten Meeres vgl. L. Berry, The Red Sea Coasts of the Sudan, in: Sudan Notes and Records 45, 1964, 148–154; A.M. Ali Hakim et al., Preliminary Report on the Multi-disciplinary Mission of the Joint Sudanese-French Mission to theo Red Sea 1981, in: Sudan Notes and Records 60, 1979, 97–109; G. Dainelli, La condizioni fisiche dell’Africa Orientale, Bologna 1936, 69–194; P. Meigs, Geography of Coastal Deserts, unesco, Paris 1966. A. Köster, Zur Seefahrt der alten Ägypter, in: zäs 58, 1923, (125–132) 126f. A. Köster, Zur Seefahrt der alten Ägypter, in: zäs 58, 1923, 125–132. Kitchen, Punt and how to get there, 184ff.

398

abb. 17

kapitel iv

Mögliche Etappen der Puntexpeditionen an der Westküste des Roten Meeres k.a. kitchen, punt and how to get there, in: or 40, 1971, 184–207

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besonders günstig, für die Rückreise zwischen November und März.398 Dieses Zeitschema fügt sich sehr gut ins Bild, verbleibt doch somit während des etwas unfreiwillig längeren Aufenthalts in Punt genügend Zeit für Reisen ins Landesinnere, Verhandlungen, Ernte und andere Aktivitäten einer Handelsreise. Carl Sølver hat Kitchens Rekonstruktion trotzdem kritisiert: Dieser habe die Daten falsch interpretiert.399 Seine eigene abweichende Deutung sucht er durch einen Vergleich mit dem arabischen Usus zu bekräftigen, in den Wintermonaten auf dem Roten Meer nach Süden zu reisen. Der Fehler bei der Interpretation von Angaben im Red Sea Pilot liegt allerdings nicht bei Kitchen, sondern bei Sølver: Dieser geht von den nautischen Verhältnissen an der arabischen Ostküste des Roten Meeres aus. Kitchen hatte seinen Berechnungen eine Fahrt entlang der afrikanischen Küste zugrunde gelegt, was erst einmal plausibler erscheint. Louise Bradbury geht einen völlig anderen Weg, kommt jedoch zu ganz ähnlichen Ergebnissen wie Kitchen.400 Sie geht von antiken Berichten über Strömungs- und Windverhältnisse an der Westküste des Roten Meeres aus, wie sie uns im Periplus maris erythraei (Περίπλους τῆς Ἐρυθράς Θαλάσσης) und bei Plinius überliefert sind.401 Deren Zuverlässigkeit steht außer Frage angesichts der praktischen Bedeutung des Periplus für die Seefahrt in römischer Zeit. Da die dort geschilderten Bedingungen den heutigen entsprechen, können sie getrost auf die pharaonische Zeit übertragen werden.402 Der Autor des Periplus riet Reisenden nach Indien, diese Reise im Juli zu beginnen bzw. im September.403 Louise Bradbury bezieht Überlegungen zur Myrrhensaison mit ein und geht daher von einer relativ späten Abreise aus (August bis September), damit die Ankunft in die Erntezeit fällt (September/Oktober). Dem scheint das Datum auf dem Ankerschrein des ʿnḫw zu widersprechen, und so rekonstruiert sie eine zweite Segelsaison, um das

398 399

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Kitchen, Punt and how to get there, 195. C.V. Sølver, Egyptian shipping in about 1500 b.c., in: Mariner’s Mirror 22, 420–469; vgl. auch A.W. Sleeswyk, On the location of the land of Punt on two Renaissance maps, in: The International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration 12, 1983, 279–291. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 128 f. E. Ascher, The Timetables of Periplus Maris Erythraei and of Pliny’s Voyage to India, in: The Journal of Tropical Geography 34, 1974, 1–7; L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989. Vgl. Plinius, Naturalis Historia vi, 26:100–106. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 40. Periplus maris erythraei § 24, 28. Vgl. die Literatur bei D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 40, Anm. 37.

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Problem im wahrsten Sinn des Wortes zu umschiffen.404 Die ‚Geschichte des Schiffbrüchigen‘ dient ihr dabei als Argumentationsstütze. Angeblich bricht der Schiffbrüchige Mitte Mai in Ägypten auf und trifft Ende Juni in Punt ein. Sein Rettungsschiff sei Anfang August aufgebrochen und habe ihn im November bzw. Dezember auf dem Rückweg aufgelesen. Diese Rekonstruktion, der sich auch David Fabre angeschlossen hat405, geht viel zu weit.406 Erstens handelt es sich hier um ein literarisches Werk und zweitens stellt sich die Frage nach einer zweiten Segelsaison vorerst gar nicht. Zu stark potenzieren sich m. E. die unsicheren Faktoren: Einer allgemeinen Aussage über die Myrrhenernte steht die Umrechnung eines Datums in den julianischen Kalender gegenüber. Am Rande sei erwähnt, dass Fabre die Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen Angaben in ägyptischen Texten mit unterschiedlichen kaufmännischen Zielen der Expeditionen erklären möchte. Danach sei zu unterscheiden zwischen Reisen in die Minen von Punt und solchen zu den Weihrauchvorkommen. Während letztere die Myrrhesaison hätten berücksichtigen müssen, seien erstere nicht daran gebunden gewesen. So erklärte sich auch die zweite von Bradbury postulierte Segelsaison. Es gibt jedoch keinen einzigen Hinweis auf eine derartige Zweiteilung der Puntfahrten, im Gegenteil: Aus der Ptolemäerzeit wissen wir von Expeditionen auf dem Roten Meer, die zwei Ziele gleichzeitig verfolgten, nämlich die Elefantenjagd in Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais theron) im Tokār-Delta und die Reise nach Ἀδουλί (Adulis).407 Nicht umsonst gibt Plinius explizit an, zwischen beiden lägen nur zwei Tagesreisen Schifffahrt.408 Saisonale Parameter. Wertvoll sind Bradburys Überlegungen gleichwohl, denn sie hat sich als einziger Protagonist der Punt-Kontroverse über die Erntesaison der Myrrhe ausführlicher geäußert.409 Nach ihren Angaben müssen die Myrrhenbäume im Juli angeritzt werden, um wirklich qualitätvolles Harz zu gewinnen, welches dann im September und Oktober gesammelt werden kann. Ohne dies fundiert relativieren zu können, seien einige kritische Bemerkungen angebracht. Bradbury verliert kein Wort über den Ablauf der Harzernte.

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L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 139 f. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 41f. So auch Martinssen, Untersuchungen, 93. J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550. Plinius, Nat Hist vi, 33:171–173; vgl. Strabon xvi, 4:5–14. L. Bradbury, Reflections on Travelling to „God’s Land“ and Punt in the Middle Kingdom, in: jarce 25, 1988, (127–156) 130.

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Weihrauch und Myrrhe werden nämlich nicht nur einmal pro Saison geerntet, sondern mehrmals hintereinander. Die Ausbeute nimmt dabei kontinuierlich ab, die Qualität hingegen entsprechend zu. Als wertvollstes Räucherwerk gelten die letzten, spärlich fließenden und fast durchsichtigen Harztröpfchen. Auch vermisst man einen Hinweis auf Varianzen der Erntesaison – sie dürfte nicht überall und für jede Myrrhenart gleich sein. Über einen weiteren Anhaltspunkt aus dem Gebiet der Biologie bzw. Zoologie hat sich Carl Sølver Gedanken gemacht, die Brutzeit von in der Punthalle dargestellten Vogelarten. Er setzt sie im Januar an und folgert daraus, die Hinreise der Ägypter müsse etwa im Oktober stattgefunden haben.410 Eines ist sicher: Die Puntreisenden müssen die im Niltal nicht heimischen Vögel während der Brut gesehen haben. Doch ist dieser Umstand nicht an das Abreisedatum gekoppelt.411 Wir wissen nicht, wie lange sich die Ägypter in Punt aufhielten. Ihre ornithologischen Beobachtungen können sie sowohl gleich zu Beginn ihres Landganges gemacht haben, als auch kurz vor der Abfahrt. Zusammenfassend muss man konstatieren, dass sich wohlbasierte Aussagen über den Zeitpunkt der ägyptischen Seefahrten nach Punt trotz vielfältiger Daten und Methoden nicht treffen lassen. Kitchens Ansatz wird im Großen und Ganzen den Kern treffen. Bradbury kam zu vergleichbaren Ergebnissen, doch ist ihre zweite Segelsaison nicht haltbar, ebenso wenig die Kritik von Sølver. Reisedauer. Anders als der Zeitpunkt der Seereise ist ihre Dauer relativ unabhängig von den ägyptischen Textzeugnissen bestimmbar, allein auf der Grundlage nautischer und geographischer Daten. Zwei Unbekannte verbleiben: Die Dauer des Landaufenthaltes in Punt ist nicht bekannt, und wegen der unsicheren Lokalisierung Punts ist nicht auszumachen, wohin, wie weit und damit auch wie lange die Reise insgesamt dauerte. Kenneth Kitchen errechnete für die hypothetische Strecke (600/900 Meilen) von Suez (as-Sūwais) bzw. Quṣair bis Port Sudan (Būr Sūdān) bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von ca. 30 Meilen pro Tag (drei Knoten) eine Fahrtzeit von 20 bzw. 40 Tagen.412 Damit läge bei einer Abfahrt zwischen Juli und September die Ankunft in Punt im Spätsommer; bis zur idealen Zeit für die Rückreise (November–März) verblieben somit zwei bis drei Monate Zeit, um Handel zu trei410

411 412

C.V. Sølver, Egyptian shipping in about 1500 b.c., in: mm 22, 420–469, zitiert nach A.W. Sleeswyk, Ob the location of the land of Punt on two Renaissance maps, in: The International Journal of Nautical Archaeology and Underwater Exploration 12, 1983, 279– 291. Martinssen, Untersuchungen, 93. Kitchen, Punt and how to get there, 195f.

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ben und ins Landesinnere zu reisen. So weit – so gut. Leider ist nicht ersichtlich, ob Kitchen 30 Meilen (= 48,27km) meint oder 30 Seemeilen (= 55,56km).413 Drei Knoten entsprechen einer schnellen Schrittgeschwindigkeit und liegen zwar durchaus im Bereich des Möglichen, sind aber trotzdem eine willkürlich festgelegte Geschwindigkeit. Vielleicht waren die Schiffe sogar schneller? Parallelen aus späterer Zeit könnten eine Entscheidungshilfe bieten. Lediglich der Vollständigkeit halber sei vorab ein Blick in Quellen zu anderen Schiffsrouten riskiert. Von Memphis über den Pelusischen Nilarm nach Byblos dauerte die Reise zu Schiff gerade einmal eine Woche.414 In römischer Zeit wurde die Strecke Alexandria-Zypern in 6 ½ Tagen zurückgelegt.415 Nach dem Ende der Spätantike besitzen wir erstmals wieder Kunde über die Schifffahrt auf dem Roten Meer durch den missglückten Versuch des Renaud de Châtillon, von Elat/Aila aus Makka (‚Mekka‘) zu erobern (1182–1183).416 Es sollte jedoch bis ins Jahre 1541 dauern, dass erstmals seit dem Periplus maris erythraei systematisch nautische Daten über das Erythräische Meer erhoben werden. Anlass ist ein Kommando des portugiesischen Admirals Don Estevam da Gama, einem Sohn Vasco da Gamas. Der Bericht eines teilnehmenden Kapitäns, des späteren Admirals und Vizekönigs von Indien, Don Joam de Castro gibt uns wertvolle, da äußerst exakte Informationen zu Landeplätzen, Wasserstellen, Distanzen und zu Wind- und Strömungsverhältnissen an die Hand.417 Selbst wenn die portugiesischen Seefahrer den Ägyptern in puncto Erfahrung und Ausrüstung überlegen waren, lässt sich aus dieser Beschreibung etwa abschätzen, wie lange die Ägypter gebraucht haben könnten. Don Joam benötigte für die ca. 1300km zwischen Quṣair und Miṣʾiwa/Baṣʿə (= ‚Massawa‘) 35 Tage, dafür allein 30 bis zur Höhe von Port Sudan (Būr Sūdān).418 Jacques Degas schätzt, die Rückreise dürfte in pharaonischer Zeit zwischen 25 und 45 Tage gedauert haben, abhängig von den Verhältnissen.419 Dies kommt den

413 414 415 416 417

418 419

Martinssen, Untersuchungen, 92, Anm. 57. D.B. Redford, The Wars in Syria and Palestine of Thutmose iii, Leiden 2003, 202–205. L. Casson, Ships and Seamanship in the Ancient World, Baltimore 1995, 289. W. Facey, Crusaders in the Red Sea: Renauld de Châtillon’s Raids of ad 1182–1183, in: J.C.M. Starkey (Hrsg.), People of the Red Sea, bar 1395, Oxford 2005, 87–98. A. Kammerer, Le Routier de Dom Joam de Castro, l’exploration de la Mer Rouge par les portugais en 1541, Paris 1936; J. Degas, Don Joam de Castro sur l’itinéraire de Pount (1541), in: RdE 46, 1995, 215–237. J. Degas, Don Joam de Castro sur l’ itinéraire de Pount (1541), in: RdE 46, 1995, (215–237), 230. J. Degas, Don Joam de Castro sur l’ itinéraire de Pount (1541), in: RdE 46, 1995, (215–237), 234.

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Schätzungen Kitchens sehr nahe; sie werden der Realität also wahrscheinlich durchaus entsprechen. l Auf hoher See: die Besatzung Nachdem beleuchtet wurde, wie und wann man nach Punt segelte, und welche Vorbereitungen dazu getroffen werden mussten, stellt sich die Frage nach der Organisation der Arbeit an Bord. Leider sind die Quellen diesbezüglich eher spärlich zu nennen, ja sie erschöpfen sich mehr oder weniger in der Nennung einzelner nautischer Titel und Bezeichnungen.420 Da wäre zuerst der allgemeine Begriff für „Mannschaften“, ein Lexem mit i͗-Präfix (plurale tantum): i͗ś.t.421 Dieser Ausdruck subsummierte sicherlich mehrere Gruppen von Personen unterschiedlicher Spezialisierung und steht für alle Personen auf einem Schiff, einschließlich des Kapitäns. Im pLeiden 1350 (vs.) aus der Zeit von Ramses ii. ist von 35–38 Personen pro Schiff die Rede.422 Unter dem Begriff ʿpr werden hingegen all jene zusammengefasst, welche den selben Aufgabenbereich haben (vgl. Urk. iv, 304:17; 307:15). Eine Mannschaft kann auch mšʿ genannt werden, ohne dass dies einen militärischen Einsatzbereich implizieren muss (Schiffbr. 170f.). Als pc̣.̌ t werden allgemein Personen mit einem Spezialauftrag bezeichnet, wobei es sich auch um Schiffsleute handeln kann.423 Matrosen werden sḳṭ.w genannt, doch ist ihre genaue Organisation unklar; sie muss irgendwie hierarchisch bzw. arbeitsteilig organisiert gewesen sein. Die Darstellungen sind zur Identifizierung der unterschiedlichen Arbeitsvorgänge wenig hilfreich, da sie teilweise typisiert sind und verschiedene Manöver gleichzeitig abbilden könnten. So ist nicht eindeutig, warum in der Punthalle verschiedene Matrosen in unterschiedlicher Haltung auf der Rahe sitzen, doch dürfte dies irgendwie mit dem Setzen des Segels zu tun haben. Die Ruderer heißen ny.t; gerudert wurde beim Ab- oder Anlegen, d.h. das Rudern diente sekundären Navigationsmanövern. Rudern war eine sehr harte Arbeit und entsprechend wird der Ruderer auch in den Berufssatiren (pChester Beatty Vs. 6, 4–5) charakterisiert. Neben den einfachen Matrosen gab es an Bord von Handelsschiffen weitere Personen, die spezialisierte Aufgaben erfüllten, v.a. den sog. „Wächter“ (sꜣw). Dieser hatte eine herausragende Stellung im Handel – er war bei jeder Transaktion zugegen und wohl für die Ladung verantwortlich.424 Seine Rolle ist 420 421 422 423 424

D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 143–152. D. Jones, A Glossary of Ancient Egyptian Nautical Titles and Terms, London 1988. J.J. Janssen, Two Ancient Egyptian Ship Logs, Leiden 1961, 1–52. P. Grandet, Le Papyrus Harris (2 Bde.), BdE 109, Kairo 1994, ii, Anm. 159, 929 & 933. Vgl. auch A.H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica i., London 1945, *113. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 145 mit Belegen in Anm. 57.

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also dem custos nautium (bzw. den ναυφυλακες) der griechisch-römischen Zeit vergleichbar; er gehörte nicht zur Mannschaft im eigentlichen Sinne und hatte nichts mit der Navigation zu tun. Vielmehr war er wohl vornehmlich für die Aktivitäten beim Verladen zuständig, d.h. wenn das Schiff vor Anker lag. Zur Wahrung der Ordnung und zum Schutz der Mannschaft des Schiffes sowie seiner Ladung gab es eine Art Schutztruppe, die mškn.w genannt wird. Sie stehen sonst an Land mit Pferd und Wagen in Verbindung mit Steuereintreibung.425 Auf Schiffen entspricht ihre Funktion derjenigen der sꜣw-pr(.w) an Land, die Karawanen begleiten, Wege bewachen und dabei von nw.w „ Jägern“ unterstützt werden.426 Dem pHarris i, 28:5 nach zu folgen waren sie hochtrainiert und militärisch organisiert. Bei den Puntfahrten dürfte ihre Aufgabe weniger der Schutz vor Piraten gewesen sein, als vielmehr die Sicherheit der Expedition in Punt zu gewährleisten. Jede dieser bisher genannten Gruppen hatte einen oder sogar mehrere Vormänner (ḥr.i͗). Besonders interessant ist die Darstellung eines Vormannes der Ruderer: Gab er ihnen den Takt an? Von herausragender Bedeutung auf jedem Schiff waren zwei Stellungen: der Lotse und der Steuermann. Ersterer wird auf Darstellungen vorne am Bug stehend abgebildet und äg. i͗r.i͗-ḥꜣ.t genannt.427 Seine Aufgabe war es, nach Sandbänken und Korallenriffen Ausschau zu halten sowie auf Landmarken, Winde und Strömungen zu achten. In diesem Sinne oblag ihm zwar die Beobachtung der Route etc., aber weniger das eigentliche Kommando. Gleichwohl dürfte sein Rang sehr hoch gewesen sein; er wird auch entsprechend oft dargestellt.428 Hinten am Heck stand der Steuermann, der i͗r.w-ḥmy, welcher ebenfalls auf fast allen Schiffsdarstellungen abgebildet ist.429 In der Punthalle führt er stehend das schwere Ruder an einem Querholz, das von oben herunter hängt. In den Onomastica bilden Lotse und Steuermann eine Einheit als nfw-Bootsmänner (aeo i, *90–96); außerdem tauchen diese in der Metaphorik häufig auf, wie es heute nicht anders ist. Innerhalb einer Flotte stehen auch sie unter einem Oberhaupt (ḥr.i͗ nfw). Als „Kapitän“ wird meist ein Ausdruck übersetzt, der wörtlich als i͗m.i͗-i͗r.ti͗ „der die beiden Augen (auf )hat“ (Wb. i, 72:22; 106:17) interpretiert

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426 427 428 429

J.E. Hoch, Semitic Words in Egyptian Texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period, Princeton 1994, 160–163; A.R. Schulman, Military Rank, Title and Organization in the Egyptian New Kingdom, mäs 6, Berlin 1964, 48. Studie von Yoyotte, RdE 9, 1952, 139–151; D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 147. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 148. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 149, Anm. 114. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 149.

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wird. Es könnte aber auch sein, das er derjenige ist, der in den beiden Augen ist, d.h. zwischen den Augen steht, die seitlich an die Schiffe gemalt waren.430 Möglich ist auch, dass ein i͗m.i͗-i͗r.ti͗ nicht unbedingt zwingend mit der Führung eines Schiffes betraut sein muss, also ein „Vorarbeiter“ allgemeiner Art war.431 Sicher als „Schiffskommandant“ zu deuten ist ein Titel, der wörtlich „der über dem Breiten ist“ bedeutet (ḥr.i͗ wsḫ), d.h. als Oberster der Decksmannschaft (i͗m.i͗.w wsḫ).432 Entsprechende Titel kommen auch in der Fügung mit mnš vor, der Art von Schiffen, die Ramses iii. ausrüstete, um nach Punt zu segeln. Diese Kommandanten gaben also jegliche Order, entschieden über die Route etc.; sie tragen oft nicht-ägyptische Namen, d.h. waren wohl zumindest teilweise fremde Spezialisten. Ihr Status konnte bedeutend sein, u. a. war eine Person dieses Titels der Schwiegervater eines Ramsessohnes (kri iv, 445:16). Grabbeigaben von Schiffsleuten und ihre Filiation zeigen uns, dass die Tätigkeit an Bord von Schiffen wie andere Berufe auch meist vom Vater auf den Sohn vererbt wurde.433 Wir besitzen sogar Logbücher aus pharaonischer Zeit, die uns einen ungefähren Eindruck vermitteln, wie es an Bord der Puntschiffe zuging. Als Beispiel sei ein Logbuch aus dem 52. Regierungsjahr Ramses’ ii. aufgeführt, das uns in pLeiden i 350 vs. erhalten ist (kri ii, 813f.): Kolumne iv – Rationen: Gegeben als Nahrungsmittel (ʿḳ.w) für die Besatzung (i͗ś.t) des Schiffes: Männer der Kompanie (sꜣ), 8 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote (kršt)434, macht 16, Hilfskräfte (śmṭ.t) des Tempels, 9 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 18, Gefolge (šmśw), 6 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 12, Matrosen (nfw), 2 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 4, gesamt 50, früher (ẖr-ḥꜣ.t) 32, gesamt 82.

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C. Boreux, Études de nautique égyptienne, mifao i, Kairo 1925, 433, Anm. 6; D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 147. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 147. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 151. D. Fabre, Seafaring in Ancient Egypt, London 2005, 151. Ein Kyllestis-Brot wiegt etwa 270 g.

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Kolumne v – [Regierungsjahr 52, 3. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 2] [2q] Gegeben als Nahrungsmittel (ʿḳ.w) [für die] Mannschaftssoldaten (i͗ś.t): Matrosen des Sempriesters, 5 Mann, macht 10 (Kyllestis-Brote), Männer der Kompanie (sꜣ), 8 Mann, macht 16, Hilfskräfte (śmṭ.t) des Tempels, 9 Mann, macht 18, Männer des Hauses, 12 Mann, macht 24, Matrosen, 2 Mann, macht 4, die Burschen des (Mannes) Pakur 2 Mann, macht 4, Penmaat 2. gesamt 78, früher 82, gesamt 160. (kri ii, 813) Gegeben an die Menschenmenge (wpw.t) in der [1q]: 20 gewöhnliche Laibe (ʿḳ.w). – Regierungsjahr 52, 3. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 3. Der Himmel hatte einen starken Südwind (rśw). Abfahren (wc̣ǐ )̯ aus Čꜣṭi͗ʿꜣ; andocken (mni̯) an [absichtlicher Leerraum], als der Wind stark war. Gegeben als Nahrungsmittel (ʿḳ.w) für die Mannschaftssoldaten (i͗ś.t) des Schiffes: Matrosen des Sempriesters, 5 Mann, jeder 3 Kyllestis-Brote, macht 15, Männer der Kompanie (rmč sꜣ), 8 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 16, Hilfskräfte (śmṭ.t) des Tempels, 9 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 18, Männer dieses Hauses, 12 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 24, Matrosen, Mann, 2 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 4, der Schreiber Pakar, 3 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 6, der Diener (śc̣m ̌ ) Ramsesnacht, 1 Mann, jeder 2 Kyllestis-Brote, macht 2, gegeben an Kräutern (śmw), macht 5, gesamt 92, früher ⟨160⟩ {106}, gesamt 200, Rest (c̣ꜣ̌ .t) 2. (kri ii, 814) – Regierungsjahr 52, 3. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 4. Gelangen (śpr) nach Heliopolis zur Abendzeit (tr n.i͗ rwhꜣ); Abfahren (wc̣ǐ )̯ des Gefolgsmanns Meri-Mennefer mit einem Schriftstück (šʿ.t) für den Sempriester zur Morgenzeit. Gegeben als Nahrungsmittel (ʿḳ.w) für die Leute (rmč), 40 Mann, jeder 2 (Laibe), macht 80.

m Der Aufenthalt in Punt In Punt angekommen wird man versucht haben, sogleich mit den Handelspartnern in Kontakt zu treten. Abhängig vom Landeplatz und der Lage der entsprechenden Siedlung kann dies relativ viel Zeit in Anspruch genommen haben. Wir wissen nicht einmal, wie weit im Landesinneren Punt lag. Die Punthalle suggeriert eine direkte Küstennähe, doch kann das puntitische Dorf aus Gründen der ikonographischen Zwänge in die Nachbarschaft der Landestelle gerückt sein. Den Ausdruck Bi͗ꜣ n(.i͗) Pwn.t könnte man als Hinweis auf eine bergige Landschaftseinbettung werten. Man ist wohl an eine Abgrenzung den-

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ken zwischen einem abessinischen Punt auf dem Hochplateau von einem im Tiefland des Gaš-Deltas gelegenen sudanischen Punt. Wo auch immer – der erste Kontakt zwischen Puntiten und Ägyptern ist auf den Reliefs der Punthalle in Dair al-Baḥrī sehr lebhaft dokumentiert. Wenn der Expeditionsleiter gleich mit seinen Soldaten aufmarschiert, so ist dies kein Topos, sondern entsprach wahrscheinlich der Realität. Die Parallelen zum ersten Kontakt zwischen Europäern und Afrikanern zu Beginn der Kolonialzeit drängt sich auf: Die Fremden sind gewillt, möglichst viel Eindruck zu hinterlassen, um so ihre Handelsposition von Anfang an zu stärken. Um für eine gute Stimmung zu sorgen, werden sogleich einige Geschenke verteilt. Danach lädt der Expeditionsleiter in sein Zelt ein bzw. empfängt dort eine Delegation der Puntiten. Nun stellt sich die Frage: Wie verständigten sich die beiden Parteien? In keiner Quelle zu Punt wird ein Dolmetscher genannt. Gab es Puntiten, die Ägyptisch sprachen oder beherrschen Ägypter die puntitische Sprache? Immerhin gab es Leute aus Punt in Ägypten, wenn man die Bezeichnungen Punt-Sohn (sꜣ Pwn.t) bzw. Punt-Tochter (sꜣ.t Pwn.t) ernst nimmt.435 Denkbar ist auch die Vermittlung Dritter, etwa irgendwelcher Leute von der Küste des Roten Meeres, die Kontakte in beide Richtungen hatten. Leider wissen wir nicht genau, welche Sprachen im zweiten Jahrtausend vor Christus in jenen Regionen gesprochen wurden. Erst in jüngster Zeit haben sich die Indizien verdichtet, die Mc̣ꜣ̌ i͗ könnten eine Frühform des tu-Beɗawiɛ gesprochen haben.436 Sprachen die Puntiten vielleicht eine kuschitische Sprache, wie oft spekuliert wurde? Wir wissen es nicht. Liest man die ägyptischen Texte, könnte man den Eindruck gewinnen, die Puntiten hätten Ägyptisch gesprochen. Selbstredend sind ihnen die Worte des Erstaunens und der Unterwerfung jedoch nur von den Ägyptern in den Mund gelegt worden, wie dies etwa bei den Hethitern ebenfalls geschah. Das gegenseitige Verständnis war jedenfalls ausreichend, um miteinander Handel zu treiben und darüber hinaus Näheres über die Verhältnisse in Punt zu

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T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit. Teil 2. Die ausländische Bevölkerung, äat 42.2, Wiesbaden 2003, 100–104; H. Grapow, Ägyptische Personenbezeichnungen zur Angabe der Herkunft von einem Ort, in: zäs 73, 1937, (44–53) 44; Martinssen, Untersuchungen, 35, Anm. 91; Ranke pn i:193 & pn ii:218, 313. K. Zibelius-Chen, Die Medja in altägyptischen Quellen, in: sak 36, 2007, 391–405.; K. Zibelius-Chen, Ein weiterer Beleg zum sprachlichen Kontinuum des Medja-Bedja (Tu-bedauye), in: G. Moers et al (Hrsg.), jns. ḏr.w: Festschrift für Friedrich Junge ii, Göttingen 2006, 729–735; R. el-Sayed, rʾ n mḏꜣ.i͗w – lingua blemmyica – tu-beɗawiɛ. Ein Sprachkontinuum im Areal der nubischen Ostwüste und seine (sprach-)historischen Implikationen, in: sak 32, 2004, 351–362.

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erfahren. Schließlich waren den Ägypter nicht nur die Namen, sondern auch die Verwandtschaftsbeziehungen der Familie um einen ihrer Handelspartner (Pꜣrhw) bekannt. Das Zelt des Expeditionsleiters war sicherlich repräsentativ mit Möbeln ausgestattet. In diesem Zusammenhang sei auf den Nachweis von Möbelstücken in Marsa Gāwāsīs verwiesen: 5 Fragmente wurden in wg 24 gefunden (20–25cm lang, oben 4×4, unten 2× 2 cm im Querschnitt).437 Wahrscheinlich handelt es sich um die Füße von Hockern oder Stühlen. War man sich handelseinig, wurden die Waren ausgetauscht. Der Transport von und zu den Schiffen scheint keine größeren Probleme bereitet zu haben, ansonsten wäre dies thematisiert worden. Der Punthalle nach gab es in Punt Esel und auch Rinder, die als Lasttiere gedient haben könnten. Die Aromaharzbäume wurden freilich immer von zwei Trägern mittels einer Stange transportiert. Ägyptische Monumente in Punt. In der Puntdiskussion ist mehrfach ein Aspekt angesprochen worden, welcher in der Tat auffällig ist: das Fehlen ägyptischer Monumente südlich der ägyptischen Ostwüste um das Wādī Hammāmat, das Wādī Gasūs bzw. Marsa Gāwāsīs bzw. des Sinai.438 Jüngst hat Dimitri Meeks dies erneut als Handhabe genommen, um eine Lokalisierung Punts außerhalb Afrikas zu rechtfertigen;439 umgekehrt war dasselbe Argument für Jakob Krall Anlass gewesen, sich gegen Arabien und für Abessinien auszusprechen.440 Rolf Herzog fasste Kralls Zweifel so zusammen441: Sollten die ägyptischen Sendboten, entgegen dem Brauch im mittleren Niltal, dort keine einzige Stele, keine Inschrift an Felswänden, überhaupt kein Zeugnis ihres Auftretens und des Ruhmes ihres Herrschers errichtet haben? Dem möchte ich mehrere Punkte entgegenhalten. Zum einen ist die afrikanische Küste des Roten Meeres archäologisch noch sehr wenig erforscht, zum anderen sind sogar Monumente, von deren Existenz wir definitiv wissen und

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C. Zazzaro & A. Manzo, Wooden Artefacts, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–170) 168. Vgl. allerdings die erst 2010 in Tayma gefundene Stele Ramses’ iii. Vgl. C. Somaglino & P. Tallet, A Road to the Arabian Peninsula in the Reign of Ramses iii, in: F. Förster & H. Riemer (Hrsg.), Desert Road Archaeology, Africa Praehistorica 27. Köln 2013, 511–519. Meeks, Locating Punt, 68. J. Krall, Das Land Punt. Studien zur Geschichte des Alten Ägypten iv, Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der Akademie der Wissenschaften 121, Wien 1890, 7; Herzog, Punt, 35. Herzog, Punt, 35.

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deren Aufstellungsort sehr markant war, niemals gefunden worden. Erinnert sei an den Siegesthron, den ꜤĒzānā von Aksum an der Mündung des ʿAṭbara in den Nil errichten ließ, oder die Stelen von Thutmosis i. und Thutmosis iii. am Euphrat. Eine ganz andere Sache ist die Hypothese von Kurt Sethe, die Ägypter hätten in Punt einen Tempel errichtet. Sethe hatte für die Bearbeitungen seiner Urkunden der 18. Dynastie die Inschriften der Punthalle kollationiert und dabei einige Bruchstücke eingefügt, die Edouard Naville bei der Publikation des Totentempels entgangen waren.442 Aus dem ergänzten Text glaubte er, herauslesen zu können, die Expedition habe Statuen der Götter und der Königin Hatschepsut in Punt errichtet. Er geht sogar noch weiter: Sie seien aus rotem Asswān-Granit gefertigt worden. Er schließt seine Behandlung der Materie mit den Worten: Zur Bestimmung der vielumstrittenen Lage des Landes Punt könnte uns die Erhaltung und Wiederauffindung des Denkmals, das Königin Hatschepsowet dort errichtet haben soll, nur willkommen sein.443 Über ein halbes Jahrhundert später bemerkte Rolf Herzog hierzu: Inzwischen sind 63 Jahre vergangen! Leider sind solche Granitstatuen niemals gefunden worden und man bleibt deshalb hinsichtlich des Landeplatzes noch immer auf Vermutungen angewiesen.444 Dem ist nach weiteren 48 Jahren nichts hinzuzufügen. n Der Rücktransport der Waren Auf den Reliefs der Punthalle sehen wir, wie die ägyptischen Schiffe für die Rückfahrt mit den Reichtümern Punts beladen werden: Ballen, Kisten und vor allem ganze Aromaharzbäume. Da die Schiffe keinen großen Tiefgang hatten, musste die Ladung an Deck vertäut werden. Wie sie vor der Witterung geschützt wurde, können wir nur erahnen. Nina Davies hat zu bedenken gegeben, wie schwierig es gewesen sein muss, lebende Tiere – Leoparden oder Giraffen – auf einer wochenlangen Schiffsreise zu halten, vor allem wegen

442 443 444

K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode der Punt-Expedition der Königin Hatschepsowet, in: zäs 42, 1905, (91–99) 92; Herzog, Punt, 45. K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode der Punt-Expedition der Königin Hatschepsowet, in: zäs 42, 1905, (91–99), 99; Herzog, Punt, 45. Herzog, Punt, 45.

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kapitel iv

des notwendigen Frischfutters.445 Von den Kreuzzügen ist bekannt, welche Probleme der Transport von Pferden selbst über kleinere Distanzen auf dem Seeweg bereitete.446 Transportkisten. In Marsa Gāwāsīs kamen Reste von Holzkisten ans Licht, die offenbar dem Transport dienten.447 William M. Flinders Petrie fand vergleichbare Kisten in al-Kahūn.448 In wg 32, also beim Eingang der Höhlen 5 und 6, wurden mindestens 21 dieser Behältnisse gefunden, Reste von ca. 30 Kisten oder mehr sind nach Meinung der Ausgräber nachzuweisen. Wahrscheinlich wurde ihr Inhalt vor den Magazinen in andere Behälter umgeschichtet. Ob dies rein logistische Gründe hatte oder die Kisten beschädigt waren, lässt sich nicht sagen. Trotz ihres fragmentarischen Zustandes gibt dieser Fund sehr wertvolle Informationen preis. So erfahren wir, dass die Kisten sowohl hinsichtlich der Größe als auch in der Herstellung standardisiert waren, also in Massenproduktion gefertigt wurden. Sie bestanden aus Wänden, die aus mehreren Brettern aus dem Holz der Sykomore (seltener Christdorn) zusammengesetzt waren: vier Seitenteile, Boden und Deckel, zusammengehalten von zwei Stabilisationsleisten aus dem stabileren Akazienholz.449 Alles war durch Dübel befestigt. Für die Verbindung mehrerer Bretter zu einem Seitenteil wurden andere, größere Dübel verwendet (2,5–5×1–2,5cm) als für den Zusammenbau der Kiste (1–2,5×0,5–0,8cm). Überhaupt wurden verschiedene Fügungstechniken angewandt. Einige Kistenfragmente stechen heraus, da sie Spuren von Reparaturen aufweisen (Box 8 und 13), sowie Beschriftungen (Box 9 und 18). Eine Inschrift (auf Box 2) ist gut lesbar, zumindest stellenweise (Abb. 99 f.). Nach Auskunft der Grabungspublikation schwanken die Abmessungen der geborgenen Teile

445 446 447

448

449

N. Davies, A Fragment of a Punt Scene, in: jea 47, 1961, (19–23) 22. J.H. Pryor, Transportation of Horses by Sea during the Era of the Crusades: eighth Century to 1288 a.d., in: The Mariners Mirror 68, 1982, 9–30, 103–125. C. Zazzaro & A. Manzo, Cargo boxes, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 165–168. G. Killen, Ancient Egyptian Furniture ii, Warminster 1994, 12, Abb. 15, 15; Taf. 5–8; vgl. zur Herstellung auch G. Killen, Woodworking Techniques, in: P.T. Nicholson & I. Shaw, Ancient Egyptian Materials and Technology, Cambridge 2000, (355–371) bes. 360, 364 f. R. Gerisch, Identification of charcoal and wood, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (170–188), 186; vgl. Y.J.-L. Gourlay, Les sparteries de Deir el-Médineh. xviiie–xxe dynasties, Kairo 1981, taf. 4 a & b; T.E. Peet & C.L. Woolley, The City of Akhenaten i, London 1923, Taf. 20,4.

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bei 50–52×32–34×1,2–2cm. Mit anderen Worten, die Kisten hatten – was den Ausgräbern entgangen war – mit Sicherheit die Länge genau einer Elle (mḥ = ca. 52,5cm).450 Ein besonders gut erhaltener Deckel ist exakt 52,5 cm lang. Die Breite entspricht wahrscheinlich einem ṭšr (1 ṭšr = 4 šsp „Handbreiten“, ca. 30cm)451, leider machen die Ausgräber keine Angaben zur Höhe der Kisten; vielleicht waren sie ebenfalls ein tšr hoch, doch das ist mehr geraten. Die einzelnen Bretter sind ca. 1 ½ cm dick. Nach dem Dübeln wurden die Behälter mit zwei Arten von Gipsschichten überzogen. Innen wie außen wurde zuerst eine dicke Gipsschicht zum Abdichten angebracht, außen erfolgte danach eine dünnere Schicht mit roter, seltener hellblauer Farbe. Es gibt des weiteren Hinweise auf ein Ausschlagen der Kisten mit Stoff.452 Es mag reine Spekulation sein, doch könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass in diesen leicht stapelbaren, dichten Kisten die wertvollen Aromaharze in Klümpchenform transportiert wurden. Vielleicht waren die Stoffbeutel oder Tierbälge (Abb. 15) in Sacktaschen besser auf dem Rücken der Esel zu befestigen, was die für eine Lagerung auf dem Schiff besser geeigneten Kisten unnötig machte. Dies würde zumindest erklären, weswegen sie entsorgt worden waren. Die mit ihnen vergesellschafteten Siegelungen zeigen einmal mehr, wie streng die Überwachung des gesamten Prozesses war. Verschlossen waren die Kisten mit dünnen Schnüren aus Flachs – an einem Stück (c/s1–2) sind Schnur und Siegelung noch miteinander verbunden.453 Vor der Weiterreise ins Niltal wurden eventuell sogar tiefgreifendere Veränderungen an den Waren vorgenommen. Untersuchungen der Kohle haben Ebenholz nachgewiesen.454 Wurden die unbearbeiteten Balken aus Punt in Marsa Gāwāsīs auf ein handliches Maß geschnitten? Landweg. Im Grunde muss man sich den Rücktransport über Land entsprechend der Hinreise denken, d.h. durch Träger und Esel. In tt 143 wird das Abho-

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453

454

R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 1285. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 1285. C. Zazzaro, Textiles, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 189 f. C. Zazzaro, Cordages, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001– 2005, Neapel 2007, (190–195) 192 f. R. Gerisch, A. Manzo & C. Zazzaro, Finds: other wood and wood identification, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (165–188), 183 f.

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kapitel iv

abb. 18

Tierbälger zum Transport kleinkörniger Handeslgüter wie Goldstaub oder Aromata l. bradbury, kpn-boats, punt trade and a lost emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60), 41, abb. 4

len der Puntprodukte gezeigt455, deutlich ist der Aromaharzbaum zu erkennen. Da die Puntwaren um einiges wertvoller gewesen sind als die Güter der Hin-

455

M. Baud, Les dessins ébauchès de la nécropole Thébain au temps du Nouvel Empire, mifao 63, Kairo 1935, 169.

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reise, wird der Rücktransport noch schärfer bewacht worden sein. Insofern ist die Anwesenheit von Soldaten unter den Figuren in tt 143 wahrscheinlich realistisch. Die Dekoration in tt 89 zeigt im unteren Register ebenfalls den Landweg der Heimreise: Esel sind mit Beuteln beladen; Männer tragen Ebenholz und Tragstöcke mit Lederschläuchen/-beuteln bzw. Stoffstreifen – Bewaffnete fehlen in dieser Darstellung. o Einlagerung: Vorkehrungen für zukünftige Reisen Bereits Ausbau und Erweiterung der natürlichen Höhlen am Ufer von Marsa Gāwāsīs beweisen: Man dachte an zukünftige Puntfahrten, hatte nicht nur eine einmalige Aktion im Auge, sondern im Idealfall regelmäßige Handelsexpeditionen. Für das Mittlere Reich mag dies erfüllt worden sein. Die Höhlen dienten bestimmt nicht als Unterkünfte, etwa für eine Wachmannschaft, sondern als Magazine und waren entsprechend mit rotem Ocker markiert. Als Magazine waren sie vor allem während der Aktivitäten direkt vor der Abfahrt und nach der Landung in Benutzung, beispielsweise zur sicheren Lagerung der Handelsgüter und des Proviants. Ein nicht unerheblicher Nutzen erwuchs den Puntfahrern in ihnen jedoch als Ort, um bis zur nächsten Reise besonders sperrige oder schwer transportierbare Dinge einzulagern. Das waren vor allem Schiffsteile – es wurde ein Ruder gefunden – und Seile. Inwieweit man die mühsam nach Marsa Gāwāsīs verbrachten Schiffe wieder an den Nil transportierte, ist nicht bekannt. Das Zedernholz, aus dem sie größtenteils gefertigt waren, war sehr wertvoll. Wenn bestimmte Teile von Schiffen als solche nicht mehr brauchbar waren, konnten sie immerhin noch zu anderen Dingen weiterverarbeitet werden. Vielleicht wurden die Schiffe in ihre Einzelteile zerlegt und in den Höhlen zwischengelagert. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie eine Puntfahrt gut genug überstanden. Das ist alles andere als selbstverständlich. Was geschah, wenn ein Schiff aus Punt ankam?456 Nach dem Entladen wurde es durch Spezialisten (Schiffszimmermänner) genau inspiziert – an manchen Stücken ist die Markierung der zu entfernenden Teile mit roter Farbe noch gut zu erkennen.457 Danach begannen die Handwerker damit, die Zapfen auseinander zu sägen bzw. zu meißeln und von außen die Planken abzunehmen. Diese wurden nun auf z.T. gemauerten Rampen in die Höhlen gebracht, 456

457

C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 145. C. Ward & C. Zazzaro, Finds: Ship evidence, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (135–163) 145.

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einzeln vom Parasitenbefall befreit und gereinigt. Nicht mehr gebrauchsfähige Teile wurden umgearbeitet, gänzlich unbrauchbares Holz wurde verfeuert, andere Teile in den Höhlen gelagert. p Puntiten an der ägyptischen Küste Es gibt mehrere Hinweise auf Vorstöße nach Ägypten von Seiten der Puntiten, wenn auch nur spärliche. Zum einen sind es die Darstellungen aus ägyptischen Gräbern, auf denen Puntiten in Flößen oder Booten zu sehen sind, wie sie an der Küste landen. Zum anderen sind es archäologische Indizien für die Anwesenheit von Nicht-Ägyptern in Marsa Gāwāsīs. Transportmittel der Puntiten. In tt 143 werden Wasserfahrzeuge dargestellt, auf denen Puntiten nach Ägypten fahren. Sie bestehen aus einem hohen Unterbau mit abgerundeten Kanten und einem schwarzen Dreiecksegel an einem mittig angebrachten Mast. Louise Bradbury bezeichnet sie als keleks (pers.türk.), d.h. eine Art von Flößen, die von aufgeblasenen Tierbälgen getragen werden, und verweist auf ikonographische Parallelen von den Reliefs des assyrischen Königs Assurbanipal (Abb. 16).458 Klassische Autoren beschreiben sie als nützlich für den Handel und die Piraterie.459 Das Problem ist nur: Warum werden sie in der Beischrift als kpn.t bezeichnet? Nach Bradbury wurden kpn.tSchiffe nach der levantinischen Stadt Byblos benannt. Dann sei kpn.t sekundär zu einer Bezeichnung für die durch Seile zusammengehaltenen Schiffe geworden, um sie von Schiffen zu unterscheiden, die in Zapflochtechnik gefertigt waren.460 Die Sache bleibt enigmatisch. Nach Davies könnten die Puntiten von ihrer Heimat aus bis zur Höhe von Quṣair gesegelt sein,461 und auch SäveSöderbergh schließt dies trotz gewisser Bedenken nicht aus.462 Rolf Herzog wendet sich entschieden dagegen, da die Gefährte für eine solch lange und schwere Fahrt nicht tauglich seien.463 Bradbury schließt sich dem an und fügt hinzu, es seien keine Wasserbehälter dargestellt, was für eine Floß-

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460 461 462 463

Martinssen, Untersuchungen, 101. J.F. Salles, Les Échanges commerciaux dans le golfe Arabo-Persique au ier millénaire avant j-c, in: T. Fahd (Hrsg.), L’Arabie Préislamique et son environnement, historique et culturel, Leiden 1989, (67–98) 97 f.; Meeks, Locating Punt, 63. L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 46. N. de Garis Davies, Trading with Punt, in: The Bulletin of the Metropolitan Museum of Art New York 30, The Egyptian Expedition 1934–1935, New York 1968 [1935], 46–49. T. Säve-Söderbergh, The Navy of the Eighteenth Dynasty, Uppsala 1946, 23–25. Herzog, Punt, 18.

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fahrt spreche.464 Auch bei dieser Frage müssen wir leider erneut passen – zu viele unsichere Faktoren erschweren eine solide Beurteilung. Überhaupt wäre generell zu fragen, ob die Darstellungen einen realen Hintergrund haben oder nicht vielmehr fiktiv sind. Archäologische Indizien. Einige wenige Funde aus Marsa Gāwāsīs könnten als Indizien für die Anwesenheit von Puntiten gewertet werden. Da wären zuerst die Oberflächenfunde von Obsidian.465 Dieses Material kommt an beiden Seiten des Roten Meeres vor – in Eritrea vor allem am Golf von Zula in der Nähe des späteren aksumitischen Hafens Adulis; die jemenitischen Vorkommen liegen weit vom Meer entfernt im Hochland.466 Nun ist aus den Obsidianstücken selbstverständlich nicht ablesbar, wer sie an die ägyptische Küste des Roten Meeres verbracht hat, weswegen die Ausgräber auf fremde Keramik verweisen.467 Es sind Scherben, die vergesellschaftet sind mit Keramik aus dem Mittleren Reich, und die angeblich aus Maʾlayba am Golf von ʿAdan stammen. Weitere stehen angeblich der Keramik von Ṣabir und Wādī al-ʿUrq (bei al-Ḥudaida) näher und sind mit Keramik des Neuen Reiches vergesellschaftet.468 Ganze 29 Scherben sind aus nubischer Produktion bzw. weisen deutliche Parallelen mit Keramik der Kerma-Kultur auf bzw. der c-Gruppe/Pan-GraveKultur. Besonders die Vergleiche mit der südwestarabischen Keramik steht auf tönernen Füßen: Erstens ist die Anzahl der entsprechenden Scherben minimal: 11 Scherben von insgesamt 20.000.469 Zweitens sind die von den Ausgräbern gegebenen Verweise nicht nachprüfbar, da praktisch ausschließlich auf unpu-

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L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 46. K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 251. J. Zarins, Obsidian and the Red Sea Trade. Prehistoric Aspects, in: M. Taddei & P. Gawen (Hrsg.), South Asian Archaeology 1987, Neapel 1990, 507–541; A. Manzo, Échanges et contacts le long du Nil et de la Mer Rouge dans l’ époche protohistorique (iiie et iième millénaires avent j.-c.), bar International Series 782, Oxford 1999, 8. A. Manzo, Exotic ceramics, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 126–134; K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 251. B. Vogt & A. Sedov, The Sabir Culture and coastal Yemen during the 2nd Millennium bc. The Present state of discussion, in: psas 28, 1998, 261–270. A. Manzo & C. Perlingieri, Finds: Pottery, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (101–134) 101.

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kapitel iv

abb. 19

Aus Tierbälgern gefertigte Flöße nach neuassyrischen (a) und modernen (b) Darstellungen l. bradbury, kpn-boats, punt trade and a lost emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60), 41, abb. 3

blizierte Arbeiten verwiesen wird. Allein bei fünf Scherben wird auf nicht veröffentlichte Parallelen hingewiesen.470 Sie seien „similar bowls“, also nur ähnlich, was nicht sehr aussagekräftig ist, zumal die entsprechenden Stücke undekoriert sind. Für eine Scherbe mit Henkel wird eine „personal communication“ in Anspruch genommen471; eine andere soll einer unpublizierten Scherbe der 470

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A. Manzo, Exotic ceramics, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (126–134) 130, Anm. 8; Abb. 54b. A. Manzo, Exotic ceramics, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (126–134) 130.

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417

deutschen Grabungen in Ṣabir (Jemen) ähnlich sein.472 Ausgerechnet bei dem einzigen Stück, welches wirklich eine signifikante Ähnlichkeit zu Vergleichskeramik aufweist, meldet Andrea Manzo Zweifel an.473 Drittens ist überhaupt unklar, wann die Keramik nach Marsa Gāwāsīs gelangte und dass sie überhaupt etwas mit Punt zu tun hat. Sie könnte genauso gut von irgendwelchen Bewohnern der Ostwüste stammen.

iv.2

Ökonomie und Ideologie

a Produkte, Mengen und Form des Handels Die Beschaffung exotischer und damit wertvoller Güter war neben dem damit einhergehenden Prestigegewinn und propagandistischen Zwecken der beherrschende Grund, weswegen die Pharaonen Expeditionen riesiger Ausmaße aussandten. Die ökonomischen Hintergründe, Warenfluss, Verteilung der Puntprodukte etc. sollen hier weniger interessieren; diese Aspekte wurden bereits von Susanne Martinssen ausführlich untersucht.474 Außerdem beschäftigt uns hier vornehmlich die Reise nach Punt bzw. die Suche danach. Vielmehr möchte ich die Objekte des Handels selbst in den Vordergrund rücken. Die exakte Bestimmung vieler ist umstritten, und doch können sie das Ihre zum Problem der Lokalisierung Punts beitragen. Als Quellen sind hierfür in sinnvoller Weise nur diejenigen Texte heranzuziehen, in denen mit Sicherheit auf spezifische Expeditionen verwiesen wird. Summarische Aussagen über südländische Produkte sind wenig brauchbar, da man nie ganz sicher sein kann, ob die Waren nicht doch aus anderen Gegenden stammten, insbesondere aus Nubien. Mythologische Texte scheiden für eine Auswertung ebenfalls aus. In ihnen wird ohnehin fast ausschließlich ‚Myrrhe‘ genannt. Aus den zahlreichen Expeditionsberichten erfahren wir im Grunde sehr genau, was für Produkte die Ägypter aus Punt nach Hause brachten. Allerdings sind diesbezügliche Aussagen aus dem Alten Reich noch sehr vereinzelt: der

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A. Manzo, Exotic ceramics, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (126–134) 130, Anm. 9. A. Manzo, Exotic ceramics, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (126–134) Abb. 54. Martinssen, Untersuchungen, Kapitel iv. Vgl. auch S. Martinssen, „Ich gebe dir ganz Punt.“ Ein Expeditionsziel im religiös-politischen Kontext, in: N. Kloth et al. (Hrsg.), Fs H. Altenmüller, Beiheft sak 9, 2003, 263–274.

418

kapitel iv

Palermostein (Dok. 1) verzeichnet ‚Myrrhe‘ (ʿnti͗), ‚Malachit‘ (wꜣč̣ šsmn), c̣ʿ̌ mGold, Stäbe (mṭw) und die Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f-Inschrift (Dok. 3) einen ‚Tanzzwerg‘ (ṭng). Bereits in der ersten Erwähnung von Waren aus Punt ist wie später üblich die ‚Myrrhe‘ sehr prominent, was sich in der großen Menge äußert (80.000 Maß). Bestätigt wird dieses Bild durch die Alabastervase aus der 5.–6. Dynastie (Dok. 2), auf welcher das personifizierte Punt der Kartusche Tetis ‚Myrrhe‘ darreicht. Der ‚Tanzzwerg‘ taucht demgegenüber in keinem späteren Text mehr als puntitisches Kuriosum auf. Wahrscheinlich handelte es sich um einen ‚Pygmäen‘ und nicht um einen pathologisch Kleinwüchsigen, da diese sonst äg. nmi͗ genannt werden.475 Stellenweise gibt es weitere Indizien für Menschenhandel zwischen Puntiten und Ägyptern476: In Grab tt 89 wird nach dem Güteraustausch ein puntitisches Kind von den Ägyptern weggeführt; die Texte der Punthalle und der Papyrus Harris i. deuten Vergleichbares an. Allerdings wissen wir lediglich in einem einzigen Fall von einer „Sklavin“ (ḥm.t), dass sie aus Punt stammte.477 So werden Verlautbarungen auf offiziellen Denkmälern meist eher Ausprägungen eines Topos sein, als Spiegel der Realität: Der Transport von Waren aus Punt war schwierig genug, warum sollten die Ägypter in nennenswertem Umfang Menschen aus Punt versklavt haben, wenn auf Kriegszügen nach Nubien und Vorderasien viel leichter Gefangene gemacht werden konnten? Wenn Puntiten nach Ägypten gelangten, dann bestimmt nur vereinzelt und dann wohl am ehesten als Dolmetscher oder Lotsen etc. Eine weitere herausragende Quelle zu Produkten aus Punt ist die ‚Geschichte des Schiffbrüchigen‘ aus dem Mittleren Reich (Dok. 27). Sie zeigt, dass in der Zwischenzeit die Produktpalette stark erweitert war, vor allem um Sekundärprodukte wie Myrrhenöl und -salben (ḥḳnw, i͗wṭnb, ḫsꜣi͗t). Neu hinzu kommen weitere pflanzliche Rohstoffe (ti͗-šps, šꜣʿḫ) und erstmals Tiere und Tierprodukte. Diese Tendenz setzt sich im Neuen Reich fort. Nun sind erstmals bildliche Darstellungen der Produkte erhalten.

475

476 477

F. Breyer, ‚Zwerg‘-Wörter, ägyptisch-kuschitischer Sprachkontakt bzw. – vergleich und die sprachliche Situation im mittleren Niltal des 3.–2. Jahrtausend v. Chr., in: sak 43, 2014, 47–91.; K.J. Seyfried, in: Lexikon der Ägyptologie vi, Wiesbaden 1986, Sp. 1432–1435, s.v. Zwerg; W.R. Dawson, Pygmies and Dwarfs in Ancient Egypt, in: jea 24, 1938, 185–189. Martinssen, Untersuchungen, 115 f. Stele des Ṭi͗-ṭi͗-Sbkw aus Abydos (Ende der 12. Dynastie bis Anfang der 13. Dynastie). Vgl. T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit. Teil 2. Die ausländische Bevölkerung, äat 42.2, Wiesbaden 2003, 100–104; H. Grapow, Ägyptische Personenbezeichnungen zur Angabe der Herkunft von einem Ort, in: zäs 73, 1937, (44–53) 44; Martinssen, Untersuchungen, 35, Anm. 91; Ranke pn i:193 & pn ii:218, 313.

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419

Aromata. Zuerst zu dem puntitischen Exportschlager, der Myrrhe. Allgemein hat sich die Konvention eingebürgert, ʿnti͗ mit „Myrrhe“ und ś:nčr mit „Weihrauch“ zu übersetzen.478 Dabei kann nicht oft genug betont werden, wie unsicher diese Gleichung ist – zu wenig Vergleichsmaterial steht für naturwissenschaftliche Analysen zur Verfügung.479 Wie bereits erwähnt, war die ‚Myrrhe‘ der mit Abstand wichtigste Rohstoff, den man in Punt beschaffte, gefolgt von ‚Stakte‘ (mc̣.̌ t), d.h. Myrrhenöl. Die Verbindung ʿnti͗ nc̣m ̌ steht möglicherweise für eine Salbe aus in Öl gelöster Myrrhe.480 Bezogen wurde die ‚Myrrhe‘ in verschiedenen Formen: trocken (ʿnti͗ šwi̯) oder grün (ʿnti͗ wꜣc̣)̌ . Ob damit Verarbeitungsstufen oder unterschiedliche Qualitäten unterschieden werden, bleibt im Dunkeln. Aromaharzbäume werden in der Erntezeit mehrmals hintereinander angeschnitten und erbringen Harze unterschiedlicher Färbung und Qualität. Grundsätzlich gilt: Je später der Anschnitt, desto heller und besser das Harz. Um den aufwendigen Seehandel zu umgehen wurde offenbar mehrfach versucht, die Aromaharzbäume in Ägypten anzupflanzen. Der Erfolg kann bezweifelt werden481 – Wurzelreste aus den Baumgruben von Dair alBaḥrī erwiesen sich als solche des Perseabaumes.482 Weihrauch erscheint als Ware aus Punt nur ganz am Rande, wurde er doch vor allem aus Nubien bezogen.483 Vereinzelt wird neben einem allgemeineren Überbegriff für Baumharze (kmi͗t) ein weiteres Harz unbekannter Bestimmung genannt (ẖs(ꜣ)i͗t).484 Ebenfalls Aromata sind die nur allgemein genannten Kräuter (ḫꜣw), die als besonders duftend (sči͗), süß (nc̣m ̌ ) oder hochwertig (nfr) beschrieben werden.485

478 479 480 481 482 483

484

485

Vgl. die Übersicht bei N. Kjeld, Incense in Ancient Israel, Supplements to Vetus Testamentum Nr. 38, Leiden 1986, 14. Martinssen, Untersuchungen, 106. R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Diss. Hamburg 1979, 64 f. D.M. Dixon, The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt, in: jea 55, 1969, 55–65; Martinssen, Untersuchungen, 108 mit Anm. 14. S. Schoske, B. Kreißl & R. Germer (Hrsg.), Anch. Blumen für das Leben. Pflanzen im Alten Ägypten, München 1992, 44. R. Germer, in: Lexikon der Ägyptologie vi, Wiesbaden 1986, Sp. 1167–1169, s.v. Weihrauch; V. Loret, La Résinde de Tébérinthe (Sonter) chez les Anciens Égyptiens, Kairo 1949; Martinssen, Untersuchungen, 109. W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 1004; E. Edel, Ein bisher falsch gelesenes afrikanisches Produkt in der Inschrift des Ḥrwḫwjf (Herchuf), in: sak 11, (Fs. W. Helck), 1984, 187–193; R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Diss. Hamburg 1979, 180f. Martinssen, Untersuchungen, 111.

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Möglicherweise ist ʿnḫ-i͗m.i͗ als Hennastrauch zu bestimmen (Lawsonia inermis bzw. alba).486 Holzarten. Neben den Duftstoffen war Ebenholz (hbni͗) besonders begehrt. Sein dunkelviolettes Kernholz wurde in großen Kolben transportiert und fand bei der Herstellung luxuriöser Möbel o.ä. reichlich Verwendung. Der altägyptische Name hbni͗ dieses Edelholzes drang über das griechische ἔβενος in fast alle modernen Sprachen Europas. Kurioserweise war das altägyptische Ebenholz gerade nicht das klassische Dalbergia ebenum, sondern die Art Dalbergia melanodendron/-xylon.487 Der Häufigkeit nach zu schließen, mit welcher ti͗-šps genannt wird, war dieses Holz ebenfalls heiß begehrt; vielleicht verbirgt sich hinter dem ägyptischen Wort der afrikanische Kampferbaum (Cinnamomum camphora)488, dessen Öl in Heilmitteln verwendet werden kann. Offenbar verfügte man in Punt überdies über spezielle Harthölzer. Anders ist nicht zu erklären, warum Stäbe (mṭw), Knüppel (mtni͗) bzw. Wurfhölzer (kmꜣw) in größeren Mengen nach Ägypten eingeführt wurden. Mineralien. Gold war eine weitere Handelsware der Puntiten, zumeist in Ringform verhandelt, als Weißgold/Elektron c̣ʿ̌ m oder Gelbgold nbw wꜣč̣ und aus unterschiedlichen Regionen. Im Neuen Reich wird zweimal ausgesagt, das puntitische Gold stamme aus ʿmw bzw. ʿm(ꜣ)w.489 Die großen Mengen Malachits (wꜣč̣ šsmn) auf dem Palermostein sind möglicherweise ein Versehen, denn dieser Halbedelstein erscheint sonst in keiner Quelle zu Punt und wurde üblicherweise auf dem Sinai gewonnen.490 Stellenweise scheint Jaspis (ḫnm.t) aus Punt bezogen worden zu sein (Rḫ-mi͗-Rʿ(.w), Dok. 32). Ebenfalls sehr begehrt war in Ägypten Bleiglanz zur Herstellung von Kajal/Khol (kājal/kuḥl), d. h. schwarzer Augenschminke (m:sṭm.t).491 Bei weiteren Lexemen ist nicht mit 486 487

488 489

490

491

R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 146f. Kitchen, Punt and how to get there. 187; A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41962, 434–436. Vgl. auch R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Diss. Hamburg 1979, 49; R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 97 f.; Martinssen, Untersuchungen, 67. A. Lüchtrath, tj-šps, der Kampferbaum Ostafrikas, in: Göttinger Miszellen 101, 1988, 43– 48; R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, sdaik 14, Mainz 1985, 13f. und 244–346. Ausführlicher dazu K.A. Kitchen, Further Thoughts on Punt and its Neighbours, in: A. Leahy & J. Tait (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt in Honour of H.S. Smith, London 1999, 173–178. Wie mir Dietrich Raue freundlicherweise mitteilte, gibt es Hinweise auf Kupfervorkommen bei Tombos und eventuelle auch Vorkommen von Kupfer und Malachit südlich von Port Sudan. W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 1011; A. Lucas, Ancient Egyptian Materials and Industries, London 41962, 83f.

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Sicherheit zu sagen, welches Mineral sich hinter ihnen verbirgt (kꜣ ḥc̣,̌ kꜣ km, mni͗ [Rötel?]492).493 Sehr ungewöhnlich und singulär ist die Nennung von Naturasphalt (mnnn) im Papyrus Harris i (Dok. 39). Tier(produkt)e. Die Quellen belegen eine große Vielzahl von Tieren und Tierprodukten, sowohl inschriftlich als auch ikonographisch.494 Bei ihnen ist besonders zweifelhaft, ob man nicht vielmehr einfach Produkte aus anderen exotischen Südländern mit aufführte. Affen, Hunde, Antilopen etc. konnten im Mittleren Niltal viel einfacher beschafft werden; Straußenfedern und -eier sowie Elfenbein sind ferner typische Produkte aus Nubien. Lebende Tiere aus Punt zu transportieren war überhaupt sehr problematisch, allein schon wegen der langen Seereise, für die Nahrung und Trinkwasser mitgeführt werden musste.495 So kann man sich fragen, ob die Geparden, welche in der Punthalle dargestellt werden, wirklich aus Punt verschifft worden sind.496 Weniger Zweifel sind bei Waren wie Giraffenschwänzen (sṭw n.(i͗)w mmi͗) und Leopardenfellen (i͗nm.w n.(i͗)w ꜣby rsi͗) anzumelden, die gut verstaut werden können. Fassen wir zusammen: Praktisch ausnahmslos sind die puntitischen Exportwaren nach ägyptischen Maßstäben Exotika bzw. Luxusgüter, die aufgrund ihrer Seltenheit im Niltal dort einen großen Wert besaßen. Bei den Aromata erwuchs die Begehrlichkeit durch exzessive Verwendung im Kult; es bestand also eine religiöse Motivation zu ihrer Beschaffung. Gold und Halbedelsteine wurden zu Schmuck verarbeitet; die Duftstoffe wie Myrrhenöl können im weitesten Sinne als Körperschmuck aufgefasst werden. Beide Formen der Verschönerung dienten neben der persönlichen Eitelkeit vor allem der Erhöhung von Prestige. Ähnliches gilt für Gebrauchsgegenstände wie Möbel etc. aus Ebenholz und Elfenbein. Wirklich praktischen Nutzen hatten allein diejenigen Produkte, die als Heilmittel klassifiziert wurden oder die Harthölzer und eventuell bestimmte Mineralien wie Rötel. Ägyptische Tauschwaren. Wie aber sieht es mit den Waren aus, welche die Ägypter als Gegenleistung für diese – in ihren Augen – Luxusgüter anzubieten hatten? Die Texte halten sich diesbezüglich auffallend bedeckt. Allein im Neuen Reich erfahren wir zumeist indirekt überhaupt etwas von Tauschwaren.

492 493 494 495 496

W. Helck, Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches, Wiesbaden 1970, 1008. Martinssen, Untersuchungen, 113 f. Martinssen, Untersuchungen, 112 f. N. Davies, A Fragment of a Punt Scene, in: jea 47, 1961, (19–23) 22. L. Störk, in: Lexikon der Ägyptologie 2, Wiesbaden 1977, Sp. 530f., s.v. Gepard.

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Fast alle Quellen über Punt sind nämlich Bestandteil offizieller Äußerungen, um nicht zu sagen propagandistisch gefärbt. Und die Herrscher hatten ein Interesse daran, den Handel als möglichst günstig und für sie vorteilhaft herauszustellen.497 Nur so war der immense Aufwand zu rechtfertigen, der für eine Puntexpedition betrieben werden musste. Nicht umsonst rückt Hatschepsut die Myrrhe dabei in den Vordergrund – sie allein wird als Begründung für die Reise nach Punt angegeben. Auf diese Weise konnte sich die Königin besonders gottesfürchtig geben und gleichzeitig Güter für die Prachtentfaltung ihres Hofes beschaffen. Derselbe Kniff wird auch bei den Angaben über Tauschwaren angewandt – sie werden einfach als Opfer für die Götter deklariert: Im Grab tt 143 sehen wir einen großen Haufen Naturalien, die ikonographisch völlig identisch dargestellt werden wie die Götteropfer im Tempel oder die Opfer in der Speisetischszene. Da im Register darüber die Waren aus Punt abgebildet sind, muss der Betrachter zu dem Schluss kommen, unten seien die Gegenleistungen dargestellt. Um jedes Missverständnis auszuschließen, werden die Lebensmittel durch eine Beischrift ausdrücklich als Opfer bezeichnet. Ähnlich ist das Verfahren in der Punthalle: Beiboote bringen die ägyptischen Waren an Land, und dazu heißt es in der Beischrift, sie seien für Hathor, die Herrin von Punt (n Ḥw.t-Ḥr(.w) nb.t Pwn.t) bestimmt. Bei der Ankunft in Punt ist ein Tisch ägyptischen Stils mit aufgetürmten ägyptischen Objekten zu sehen: elf Ketten, eine Axt, ein Dolch, zwei Schmuckreifen und fünf Metallringe. All dies wird als Gabe für Hathor ausgegeben, obwohl es sich eindeutig nicht um Dinge handelt, die man üblicherweise darbrachte, sondern mit Sicherheit um das Begrüßungsgeschenk für den Fürsten von Punt und seine Familie. Zum Abschluss des Handels heißt es dann, man sei gekommen, um die Großen dieses Fremdlandes zu empfangen (und) ihnen Brot, Bier, Wein, Fleisch und Früchte zu schenken (tʾ, ḥnḳ.t, i͗rp, i͗wf, ṭkr). Dies kann nur eine glatte Lüge sein. Allein die Länge der Seereise spricht dagegen. Hinzu kommt: Warum sollten die Puntiten an Brot oder Früchten interessiert sein? Wie um diesen offensichtlichen Unsinn zu kaschieren, wird nachgeschoben, all dies stammte doch immerhin aus Ägypten (i͗ḫ.t nb(.t) i͗m.i͗t Tꜣ-mri͗). Was die Puntiten wirklich erhielten, wissen wir nicht. Doch könnte das Begrüßungsgeschenk ein Hinweis sein. Irgendetwas müssen die Ägypter den Puntiten schon zu bieten gehabt haben, am ehesten Dinge, die sie selbst weder besaßen, noch herstellen konnten. Mit anderen Worten: Fertigprodukte wie eben die abgebildeten Waffen und Schmuckstücke. Waffen waren sicherlich sehr begehrt, besitzen sie doch in fast allen Kulturen neben ihrem praktischen auch einen hohen Prestige- und Symbolwert. Leider wis-

497

J. Lieblein, Der Handel des Landes Punsic!, in: zäs 24, 1886, 7–15.

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sen wir nicht, ob in Punt Bronze verfügbar war – dies könnte ihren Wert noch gesteigert haben.498 Einzig eine Passage des Papyrus Harris i wird den tatsächlichen Gegebenheiten gerecht, dass nämlich der Handel zwischen Ägyptern und Puntiten in beidseitigem Einvernehmen ablief. Die ägyptischen Schiffe wurden mit ägyptischen Produkten ohne Ende beladen (m i͗ḫ.wt Km.t nn rʾ-ʿ(.w)⸗śn), wobei jede ihrer Stückzahlen in die Hunderttausende ging (i͗w⸗w m čnw nb(.w) mi͗ c̣b̌ ʿ.w). Aus dieser Textstelle wird deutlich, wie hoch der Wert puntitischer Waren in Ägypten bemessen wurde: Sie galten im Grunde als unbezahlbar. Genau mit dieser Haltung spielt eine der prägnantesten Episoden in der ‚Geschichte des Schiffbrüchigen‘. Dieser verspricht dem Schlangengott als Gegenleistung für seine sichere Heimkehr ein Räucheropfer großen Ausmaßes, worauf dieser ihn auslacht: Er sei schließlich bereits der Herr von Punt und besitze all das im Überfluss. Mit anderen Worten: Was hast Du mir schon zu bieten? Art des Handels. Es gibt viele verschiedenen Formen des Warenaustauschs. Mit dem Vorderen Orient pflegten die Ägypter im Neuen Reich eine Art von ‚Palasthandel‘499, aus den besetzten Gebieten flossen Tribute und Abgaben ins Niltal. Wie aber war der Austausch mit den Puntiten beschaffen? Da es keinerlei Anzeichen für militärischen Druck von Seiten der Ägypter gibt, ist nur Eines denkbar: Die Puntiten müssen in Handelskontakten mit Ägypten ebenfalls einen Gewinn gesehen haben. Der Handel war also zumindest von ihrer Warte aus betrachtet reziprok. Eine ganz andere Frage ist, inwieweit dies die Ägypter ebenso sahen. Zumindest vordergründig wird ihnen nichts anderes übrig geblieben sein, schließlich waren sie es, die den Kontakt suchten. Vielleicht muss man sich die Situation vorstellen, wie im Kolonialismus: scheinbar unbedarfte Naturvölker werden für wertvolle Materialien mit Glasperlen abgespeist. Was in unserem heutigen Bild als Inbegriff rücksichtsloser Übervorteilung gilt, ist in Wahrheit nur aus eurozentristischer Sicht so zu verstehen – für die Afrikaner, Indianer etc. hatten diese Glasperlen einen großen Wert, weil sie Objekte aus diesem Material und von vergleichbarer Farbintensität selbst nicht herstellen konnten. Insofern waren auch sie der Überzeugung, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Es spricht Manches dafür, dass die Ägypter in Punt ‚Myrrhe‘ und Ähnliches nach ihren Maßstäben weit unter Wert kauften. Auf der anderen Seite hatte gerade die ‚Myrrhe‘ ausschließlich für die Ägypter einen 498 499

So E. Naville, The Temple of Deir el Bahari, Introductionary Memoir mmes 12, London 1894, 23. U. a. M. Liverani, Elementi „irrationali“ nel commercio amarniano, in: OrAnt 11, 1972, 297–317; M. Liverani, Prestige and Interest, Padua 1990, Teil iii; C. Zaccagnini, Doni. Lo scambio dei doni nel vicino oriente durante i secoli xv–xiii, Rom 1973.

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dermaßen hohen Wert. Vielleicht wunderten sich die Puntiten im Gegenzug darüber, wie leicht sich die Fremden für ein paar Harzbröckchen von ihren wertvollen Waffen trennten. Rolf Herzog hatte darüber spekuliert, ob die ägyptischen Darstellungen der Privatgräber einen sog. Stummen Handel zeigten.500 Dabei deponiert ein Handelspartner seine Waren an einem bestimmten Ort und zieht sich zurück. Daraufhin begutachtet die Gegenseite das Angebot und deponiert ihrerseits die als Tauschware gedachten Produkte. Herzog selbst hatte die These vom 1 sei er Stummen Handel mit Puntiten aus folgenden Gründen abgelehnt: ◯ von benachbarten Stämmen meist unterschiedlicher Rassen- und Sprachzugehörigkeit, oft auch unterschiedlicher kriegerischer Tüchtigkeit, über relativ kurze 2 hätten beide Seiten Entfernungen, nie aber als Fernhandel vollzogen worden, ◯ einen in der Regel gleich bleibenden und auf andere Weise kaum zu befriedigen3 hätten die Puntden Bedarf an den Produkten, die der Partner anbrachte und ◯ leute an der kaum besiedelten Ostküste Ägyptens wahrscheinlich lange warten müssen, bis ihre ausgelegten Waren überhaupt als Signal zum Stummen Handel wahrgenommen worden wären. b Die religionspolitische Vereinnahmung Punts Punt wurde auf verschiedene Weise von den Ägyptern für ihre Zwecke instrumentalisiert, einmal auf der politischen, besonders jedoch auf der religiösen Ebene. Einerseits wird indirekt Anspruch auf Punt erhoben, auf der anderen Seite steht außer Zweifel, dass dies keine direkte Herrschaft sein kann.501 In theologischer Hinsicht gilt Punt vor allem in der Spätzeit als Heimat verschiedener Götter, ‚Myrrhe‘ als Kennzeichen von Göttlichkeit. Politischer Anspruch. In der Punthalle und verschiedenen thebanischen Privatgräbern werden Bewaffnete im Zusammenhang mit Puntexpeditionen dargestellt. Eindeutig handelt es sich hier nicht um Soldaten, die Punt beherrschen oder die Puntiten bekämpfen sollen, sondern um Schutzkräfte der Expedition. Schließlich waren die Pharaonen von einer dauerhaften politisch-militärischen Beherrschung Punts im wörtlichen und im übertragenen Sinn allzu weit entfernt. Immerhin geht man in ägyptischen Quellen so weit, Punt nie als Feindesland zu bezeichnen – die Nennung des Landes in Toponymlisten ändert daran nichts. Sie dienen lediglich dazu, die Macht des Königs zu demonstrieren. In ähnlicher Absicht verlegt Hatschepsut auf der Inschrift an der Obelis-

500 501

Herzog, Punt, 77 f. S. Martinssen, „Ich gebe dir ganz Punt.“ Ein Expeditionsziel im religiös-politischen Kontext, in: N. Kloth et al. (Hrsg.), Fs H. Altenmüller, Beiheft sak 9, 2003, 263–274.

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kenbasis in Karnak die Südgrenze ihres Einflussbereiches in Punt an (Urk. iv, 372f.). In der Spätzeit wird Punt zunehmend von einem „Gottesland“ zu einem Land der Götter, zu einer Art Utopia. In Edfu ist sogar ein euphemistischer Ausdruck erhalten, der den Tod eines Königs benennt: Ptolemäus x., so heißt es, sei „nach Punt enteilten“ (Edfou vii 9:8).502 Pharao wird in der Spätzeit stellenweise sogar als „König von Punt“ bezeichnet (nsw; Edfou v, 196:15; 364:2; Dendera iv, 107:9). Religionspolitische Vereinnahmung. In der Punthalle versichert Amun der Königin Hatschepsut, er habe die Puntiten freundlich gestimmt, damit sie ihr Lobpreis spenden wie einem Gott. (Urk. iv, 345:10 ff.). Man ging vielleicht sogar noch weiter und transportierte einen Schrein nach Punt, in welchem möglicheweise eine Doppelstatue von Amun-Re und der Königin stand – leider ist die entsprechende Stelle in den Puntreliefs sehr stark zerstört.503 Hatte man eine Art missionarischen Eifer, wollte man die Puntiten nur beeindrucken oder war der Schrein lediglich reine Fiktion, religionspolitische Propaganda? Neben Amun wird auch anderen Gottheiten eine besondere Nähe zu Punt nachgesagt: Hathor und Thot tragen im Neuen Reich gelegentlich die Epitheta „Herr(in) von Punt“ (Urk. iv, 328:13f.). Bei solchen Beiworten muss jedoch immer der Ko(n)text berücksichtigt werden, denn Hathor ist in der Levante ganz selbstverständlich die „Herrin von Byblos“ – die Epitheta richten sich somit nach dem Zielort der im jeweiligen Text geschilderten Unternehmung. Ähnliches gilt auch für Min, den Hauptgott von Koptos, von wo die Expeditionen ihren Anfang nahmen. Er wird auf den Stelen von Marsa Gāwāsīs besonders berücksichtigt. In der Spätzeit geht dieser Ko(n)text verloren, und wahllose Götter können entsprechend bezeichnet werden: Horus ist in Edfu „Herr von Punt“ (Edfou v, 78:14), Harsiese ist „Herrscher (ḥḳꜣ) von Punt“ (Dendera iv, 54:6), Isis und Hathor ebenfalls (Dendera iv, 136:9; Dendera iv, 172:7). Als Heimat der Götter gilt das Land mindestens seit dem Neuen Reich: Amun von Theben wird beschrieben als Wesen aus Punt und Schöpfer dieses Landes (Urk. iv, 345:6–8); in der Spätzeit gilt Punt als Geburtsort des Sonnengottes (Edfou vii, 106:15; Edfou viii, 107:10–12). Seit dem Mittleren Reich wird die ‚Myrrhe‘ als Geruch der Götter angesehen.504 In der ‚Geburtslegende‘,

502

503 504

S. Martinssen, „Ich gebe dir ganz Punt.“ Ein Expeditionsziel im religiös-politischen Kontext, in: N. Kloth et al. (Hrsg.), Fs H. Altenmüller, Beiheft sak 9, 2003, (263–274) 268 mit Anm. 43. K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode der Punt-Expedition der Königin Hatschepsowet, in: zäs 42, 1905, 91–99. S. Martinssen, „Ich gebe dir ganz Punt.“ Ein Expeditionsziel im religiös-politischen

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welche die göttliche Abkunft der Hatschepsut schildert, bemerkt ihre Mutter Ahmes den Gott Amun in der Gestalt Thutmosis’ i. anhand seines Duftes. Später gilt der ‚Myrrhenduft‘ sogar als Kennzeichen göttlicher Wesen, z. B. bei Horus Behedeti (Edfou vi, 305:13f.) oder Hathor (Edfou vii, 106:12 f.). Vor diesem Hintergrund sind die Versuche zu verstehen, ‚Myrrhe‘ nach Ägypten zu verpflanzen, weniger aus wirtschaftlichen Gründen. Punt sollte symbolisch nach Ägypten transferiert werden; für Amun sollte ein angenehmer Aufenthaltsort geschaffen werden, eine Miniaturversion des Gotteslandes Punt.505 In Athribis gibt es die spätzeitliche Darstellung eines Puntgartens, vergleichbar dem ‚Botanischen Garten‘ in Karnak.506 Stellvertretend für einen realen Garten brachte man also eine Abbildung desselben an.507

iv.3

Die Punthalle: Anfänge einer Ethnographie?

a Über die Anfänge der Ethnologie Gerade weil in der Punt-Diskussion immer wieder ethnologische bzw. ethnographische Argumente herangezogen wurden, stellt sich die Frage, ob man besonders in der Punthalle die ersten Anfänge einer antiken Ethnologie sehen kann. Kurioserweise ist die Suche nach den Anfängen kultureller Äußerungen selbst bereits ein kulturhistorischer Topos ersten Ranges.508 Ebenfalls kurios erscheint mir der Umstand, dass man beim Durchforsten von ethnologischen Wissenschaftsgeschichten kaum je den Begriff Punt finden wird. Zum Teil liegt dies an einer Eigenart vieler entsprechender Werke, wie etwa Wilhelm Emil Wühlmanns Geschichte der Anthropologie (Wiesbaden ³1984), die vornehmlich an Theoriegeschichte interessiert sind und die Ethnographie nur kurso-

505

506

507

508

Kontext, in: N. Kloth et al. (Hrsg.), Fs H. Altenmüller, Beiheft sak 9, 2003, (263–274) 265 mit Anm. 21. S. Martinssen, „Ich gebe dir ganz Punt.“ Ein Expeditionsziel im religiös-politischen Kontext, in: N. Kloth et al. (Hrsg.), Fs H. Altenmüller, Beiheft sak 9, 2003, (263–274) 271. N. Baum, La salle de Pount du temple de Repyt à Wennina Nubie, Soudan, Ethiopie, in: C. Berger-el-Nagger (Hrsg.), Hommages à Jean Leclant ii, Bibliothèque d’Étude (BdE) 106, Kairo 1994, Bd. ii, 23–37. S. Martinssen, „Ich gebe dir ganz Punt.“ Ein Expeditionsziel im religiös-politischen Kontext, in: N. Kloth et al. (Hrsg.), Fs H. Altenmüller, Beiheft sak 9, 2003, (263–274) 273. A. Kleingünther, Protos Heuretes. Untersuchungen zur Geschichte einer Fragestellung, Leipzig 1933.

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risch behandeln.509 Dies gilt nicht nur für deutschsprachige Werke, sondern in gleichem Maße für internationale Ethnologiegeschichten.510 In jüngster Zeit hat Werner Petermann Die Geschichte der Ethnologie (Wuppertal 2004) geschrieben und meint immerhin, die Anfänge ließen sich „ je nach Vorliebe und Kategorisierung weiter in die Vergangenheit zurück verlegen. Richtig fündig werden wir allerdings erst bei den Griechen.“511 An anderer Stelle hatte er zuvor noch geschrieben: „Manche Wissenschaftsgeschichten sind wenig mehr als verschleierte Geschichten vom unaufhaltsamen Fortschritt des menschlichen Geistes. Eine solche Haltung verbietet sich bei einer Geschichte der Ethnologie – ich bin versucht zu sagen: glücklicherweise – eigentlich von selbst.“512 Wenn Petermann nun die Ethnologie ohne jegliche Diskussion mit Hekataios von Milet und Herodot beginnen lässt, sitzt er dabei selbst einem vergleichbaren Denkmuster auf, dass nämlich die ‚wahre Kultur‘ erst mit den Griechen beginne. Diese durch humanistische Gymnasien bis heute weit verbreitete Meinung gerade bei Petermann vorzufinden, erstaunt besonders, wenn man weiß, dass er selbst neben Ethnologie und Philosophie auch Ägyptologie studiert hatte. Er schreibt: „So ‚begann‘ die Völkerbeschreibung (Ethnografie) als Teil von Erdbeschreibungen im 6. vorchristlichen Jahrhundert in Griechenland und etwa zur gleichen Zeit auch die Befassung mit dem Menschen (Anthropologie) als Thema eines später philosophisch genannten Denkens, und Herodot, der auf Grund seiner Augenzeugenschaft und ausgedehnten Vergleiche oft als ‚erster Ethnologe‘ apostrophiert wird (was durchaus einleuchtet, wenn man dem Wort nicht einen modernen Sinn gibt), verstand seine ethnographischen Schilderungen und ethnologischen Folgerungen als notwendigen Teil seines universalgeschichtlichen ‚Forschungsberichts‘ (Historíes apódexis).“513 Ganz klar lässt sich Petermann mit Herodot als ‚erstem Ethnologen‘ trotz eines caveat lector von dem Topos des pater historiae (Cicero) leiten. Wolbert 509 510 511 512 513

Hervorzuheben ist ferner H.-J. Hildebrand, Bausteine zu einer wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte der Ethnologie, München 2003. s. 331ff. (Kapitel 7.1). Etwa F.W. Voget, A History of Ethnology, New York 1975. W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, 24. W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, 18. W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, 13.

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Smidt, einer der Experten für die Ethnologie Nordäthiopiens, hat es einmal so formuliert: „Vom Ende her lässt sich jeder Beginn eindeutig klassifizieren, verurteilen und hochloben.“.514 Man sollte sich davor hüten, aufgrund eines allzu großen Philhellenismus die vorgriechischen Kulturen des Altertums von vorne herein aus der Diskussion auszuschließen. Im Grunde entspricht ein solches Denken nämlich dem alten Gegensatz von ‚Hellenen‘ versus ‚Barbaren‘.515 Mit anderen Worten: In der jünsten und sehr umfangreichen Ethnologiegeschichte wird man nicht einmal eine ausführliche Diskussion der oben formulierten Frage finden. Wie aber verhält es sich mit anderen Einführungswerken? Klaus Müller hat in einem solchen die Problemstellung um die Anfänge der Ethnologie m.E. so treffend formuliert, dass ich seine Ausführungen hier en bloc wiedergeben möchte516: „Reisen in ferne, fremde Länder besitzen eine besondere Faszination. Ein Hauch von Abenteuer, gemischt mit besorgter Skepsis, trägt dazu bei. Ist man wohlbehalten zurückgekehrt, verliert sich die Erinnerung an erlebte Unannehmlichkeiten rasch. Es bleibt das Bewusstsein, sie „bestanden“ zu haben. Reicher an Erfahrung und Wissen, hat man den Seinen daheim viel zu erzählen. Das Unerwartete, Ungewöhnliche, Fremdartige wird dabei eine besondere Rolle spielen, teils aufgebauscht und mit kräftigen Farben ausgemalt, teils ins Anekdotische versetzt, um die Zuhörer möglichst teilhaben zu lassen an der Unmittelbarkeit des Erlebten, ihnen Zauber und Schrecken der Fremdwelt anschauungsvoll vor Augen zu führen – und das heißt nicht zuletzt: sie gut zu unterhalten. […] Früher kamen nur Seefahrer, Kaufleute, Soldaten und Gesandte weiter herum. Ihren Berichten hörte man um so begieriger zu. Vielfach lieferten sie professionellen Erzählern und Dichtern den Stoff für Märchen („Sindbad der Seefahrer“), Heldensagen und, auch im Altertum schon, für Reise- und Abenteuerromane. Letztere kannten bereits die Ägypter („Sinuhe-Roman“) und Babylonier. In Griechenland zählt zu den ältesten Zeugnissen dieser Gattung die „Odyssee“ des Homer (9. Jh. v. Chr.). […] Viele dieser Erzählungen basierten auf konkreten ethnographischen Beobachtungen oder Informationen durch Dritte. Es war jedoch nicht das Anliegen der Autoren, derartiges Datenmaterial möglichst ungeschminkt 514 515 516

W. Smidt, Afrika im Schatten der Aufklärung. Das Afrikabild bei Immanuel Kant und Johann Gottfried Herder, Bonn 1999, 9. A. Borst, Barbaren. Geschichte eines europäischen Schlagwortes, in: A. Borst (Hrsg.), Barbaren, Ketzer und Artisten: Welten des Mittelalters, München 1988, 19–31. K. Müller, Geschichte der Ethnologie, in: H. Fischer (Hrsg.), Ethnologie. Einführung und Überblick, Berlin & Hamburg ³1992, 23–56, bes. 23f.

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weiterzugeben, bzw. durch die Darstellung zu dokumentieren. Ihnen ging es zuerst um den Unterhaltungswert, den besonderen exotischen Zauber des Stoffes. Das hatte freilich dann bald mit dem Einsetzen der wissenschaftlichen Entdeckungsreisen ein Ende. […] An die Stelle der bloßen Verwunderung, des Abscheus oder der Belustigung trat das Interesse an Fragen nach dem Wie und Warum der Fremdartigkeit.“ In der jüngsten Auflage desselben Werkes ist an die Stelle von Müllers Kapitel Geschichte der Ethnologie ein Beitrag von Justin Stagl getreten, welcher in der Überschrift einen Wechsel der Sichtweise ankündigt: Die Entwicklung der Ethnologie.517 Dort heißt es: „War demnach ethnographisches Wissen in archaischen Kulturen und frühen Hochkulturen also durchaus vorhanden, so wurde es doch kaum diskutiert, vielleicht mythisch-rituell ausgedrückt, war also zwar Wissen, aber doch nicht Wissenschaft.“ Nun ist es interessant zu wissen, dass Klaus Müller das wissenschaftliche Standardwerk zur Geschichte der antiken Ethnographie (1968)518 verfasst hat, welches später gekürzt und seines Anmerkungsapparates beraubt als Geschichte der antiken Ethnologie (1997) erschienen ist (man beachte den Wechsel des Titels).519 Petermann verweist für „die antike Tradition“ auf Klaus Müller als grundlegend. Dieser ist jedoch vergleichsweise klassizistisch, auch wenn er die Ägypter als einer der ganz Wenigen mit in seine Überlegungen einbezieht. Er meint, die Ägypter seien noch gänzlich mythischen Traditionen verhaftet, hätten eine kontemplative, mystische Sicht der Dinge gehabt: „Dieser Anschauung liegt bei den Ägyptern wieder ein entsprechendes Selbstbewusstsein parallel. Dieselbe Vokabel, die den Ägypter bezeichnete (rmṯ), bedeutet zugleich „Mensch“; beide Begriffe galten mithin als identisch. Man war der Überzeugung, dass die eigene Lebensführung allein die einzig gültige, wahre Form der menschlichen Existenzverwirklichung darstellte; und nur wer sich zu dieser, der ägyptischen Daseinsordnung bekannte, besaß demzufolge das Recht, sich als Mensch zu bezeichnen. Noch 517 518 519

J. Stagl, Die Entwicklung der Ethnologie, in: B. Beer & H. Fischer (Hrsg.), Ethnologie. Einführung und Überblick, Berlin 2003, (34–52) 36 f. K.E. Müller, Geschichte der antiken Ethnographie und ethnologischen Theoriebildung, Steiner, Wiesbaden 1968. K.E. Müller, Geschichte der antiken Ethnologie, Reinbek bei Hamburg 1997.

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bei Herodot scheint dieser für jede ethnozentristische Standortbehauptung so typische Dünkel in der beiläufigen Bemerkung (ii 36) eingefangen: „Es schreiben die Griechen von links nach rechts, die Ägypter aber von rechts nach links, und dabei geben sie vor, sie machten es richtig und die Griechen falsch.“520 Die alten Ägypter hätten eine misstrauische, ablehnende Einstellung allem Fremdartigen gegenüber gehabt; das Ausland sei als Bedrohung empfunden worden (Merikare; pAnastasi i), ja man habe sich im Grunde als rings von einer feindlichen Umwelt umgeben und somit ständig einer latenten Bedrohung gegenüber gesehen (Ächtungstexte). Trotz alledem habe man die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Expansion gesehen, der Ausweitung von Handelskontakten. „Doch all die Erfahrungen, die man auf diese Weise gewann, vermochten die traditionelle Einstellung der Umwelt gegenüber offenbar nicht zu erschüttern und ein echtes Interesse an erd- oder völkerkundlichen Fragen zu wecken“521 Gleichwohl gesteht Müller den Ägyptern eine große Beobachtungsgabe zu, die Fähigkeit, ethnographische Eigenarten eines Volkes zu erfassen und im Bild festzuhalten. Dies sei jedoch eher aus Dekorationsgründen geschehen und aus einer „Freude an farbenfrohen, reizvoll-exotischen Motiven“. Bezeichnend sei ein „leiser Humor mit einer Neigung zur karrikaturartigen Verzeichnung“. Für typisch gehaltene Merkmale des äußeren Habitus werden festgehalten: die Tönung der Haut, Farbe und Beschaffenheit des Haares, Körpergröße, Haltung, Tracht, Kopfputz, Bewaffnung und sonstige Ausrüstung. Offenbar sei das Bemühen erkennbar, fremdes Volkstum sowohl seinem physischen wie ethnographischen Erscheinungsbild nach möglichst treffend zu charakterisieren. Jedoch: Eine einseitige Herauszeichnung nur weniger, eben für typisch gehaltener Merkmale habe zu einer scheinbar sogar bewussten Typisierung geführt. In diesen seien Ansätze zu einer systematischen Rassengliederung der Menschheit erkennbar: Schwarze (Nubier), Gelbe (Asiaten, Hethiter), Weiße (Ägypter, Libyer). Nach Müller ist eine große Diskrepanz festzustellen zwischen der Detailfreude der Darstellungen und den vergleichsweise informationsarmen Texten, die über Itinerare zu praktischen Zwecken kaum hinausgingen.

520 521

K.E. Müller, Geschichte der antiken Ethnologie, Reinbek bei Hamburg 1997, 22. K.E. Müller, Geschichte der antiken Ethnologie, Reinbek bei Hamburg 1997, 24.

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Er verweist explizit auf die Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f, die keinerlei ethnographische Beobachtungen enthielte. Dies ist nicht ganz richtig. Immerhin ist die ägyptische Hieroglyphenschrift sehr bildhaft und eine Hieroglyphe wie die ‚Troglodyten‘-Klassifikatoren („Determinative“) in der Inschrift des Wni͗ oder das Zeichen für den „Tanzzwerg“ bei Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f können uns zusätzliche ethnographische Informationen geben. Für Klaus Müller stellt die Geschichte des Sinuhe eine Ausnahme dar, denn in ihr werden zumindest andeutungsweise Lebensverhältnisse eines fremden Volkes geschildert. Das Anliegen des Autors sei jedoch nur literarisch kontrastiv, d. h. es geht nicht darum „ein detailiertes Gesamtbild von der Kultur eines Volkes zu entwerfen, um dadurch in seinen Lesern etwa Interesse und Verständnis für fremdvölkische Lebensformen zu wecken“, sondern er zielt lediglich darauf ab, die Rückkehr eines ‚zivilisierten‘ Ägypters unter seinesgleichen und sein angemessenes Begräbnis stärker hervorzuheben. Mit der ägyptischen Expansion in Vorderasien seien den Ägyptern im Neuen Reich Zweifel an dieser arroganten Haltung gekommen: Der Atonhymnus beschreibt, dass alle Länder und Völker der Erde ihre Daseinsberechtigung haben, d.h. eine grundsätzliche Gleichrangigkeit der Völker. Allerdings: nur vor Gott. Soweit die Darstellung von Klaus Müller. Kann sie einer kritischen Evaluation durch die Ägyptologie standhalten? Ich denke, nur zum Teil. Mehrere von Müllers Grundaussagen entsprachen zwar zur Publikationszeit der ersten Auflage seines Buches (1968) der ägyptologischen communis opinio. Da wäre zum einen der Topos, die ägyptische Kultur hätte eine Art splendid isolation gepflegt und habe sich hermetisch von ihren Nachbarn abgeschottet.522 Thomas Schneider hat diese Sichtweise in jüngster Zeit als Fiktion entlarvt.523 Zum anderen fehlt die Quellenkritik: Müller unterscheidet nicht zwischen Ideologie und Realität, zwischen ‚erster‘ und ‚zweiter Wirklichkeit‘. Überhaupt ist die Quellenlage vielleicht das Hauptproblem: Können wir sicher sein, dass es nicht doch ethnographische Texte in Ägypten gab? Zumindest Bilder muss es gegeben haben – anders sind

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J. Assmann, Große Texte ohne eine Große Tradition. Ägypten als vorachsenzeitliche Kultur, in: S.N. Eisenstadt (Hrsg.), Kulturen der Achsenzeit. Ihre institutionelle und kulturelle Dynamik, 3 Bde., Frankfurt 1992, iii, 245–280; E. Brunner-Traut, Frühformen des Erkennens am Beispiel Altägyptens, Darmstadt 21992. T. Schneider, Foreign Egypt: Egyptology and the concept of cultural appropriation, in: Ä&l 13, 2003, 155–161. Vgl. auch J. Baines, Temples as Symbols, Guarantors, and Participants in Egyptian Civilization, in: S. Quirke (Hrsg.), The Temple of Ancient Egypt. New Discoveries and Recent Research, London 1997, (216–241) 217 und R.J. Wenke, Anthropology, Egyptology and the Concept of Cultural Change, in: J. Lustig (Hrsg.), Anthropology and Egyptology: a Developing Dialogue, Sheffield 1997, 117–136.

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die Reliefs der Punthalle nicht denkbar. Drittens fühlt man sich bei Müllers Ausführungen an den griechischen Barbarenlogos erinnert. Dies muss nicht unbedingt auf ihn zurück gehen, sondern die entsprechende Lehrmeinung, die sicherlich lange klassizistisch gefärbt war. Angesichts dieser Monita empfiehlt sich ein erneuter Blick auf die ägyptischen Quellen und die ägyptologische Forschung. b Altägyptische Fremdwahrnehmungskonzepte In verschiedenen Kulturen herrschen unterschiedliche Konzepte von der Wahrnehmung des Fremden.524 Martin Sökefeld hat dies sehr prägnant in Worte gefasst: „Menschen unterscheiden sich nicht einfach voneinander, sie schreiben sich selbst und anderen Unterschiede zu.“525 Voraussetzung für den Vergleich unterschiedlicher Kulturen ist die Erfahrung von Fremdheit. Dass dabei das Eigene als Verleichsgrundlage genommen wird, ist ein universelles Phänomen. Meist verbindet sich die Fremdwahrnehmung mit bestimmten Klassifikationsmustern – wenn fremdes Verhalten aus den Traditionen und Werten der eigenen (kulturellen) Realität heraus interpretiert wird, spricht man von ‚Ethnozentrismus‘.526 Dies hat bereits Herodot formuliert, wenn er bemerkt „Sehr sind die Menschen von der Meinung durchdrungen, die von ihnen selbst entwickelten Lebensformen seien jeweils die besten.“ (Herodot iii, 38:1). Diese selbstbezogene Perspektive trennt die „Wir-Gruppe“ von „den Anderen“ anhand positiver und negativer Zuschreibungen; das Fremde wird zunächst nach dem Grad der Abweichung und der Übereinstimmung mit dem Eigenen wahrgenommen. Das aus ethnozentristischer Perspektive urteilende Subjekt empfindet eine selbstverständliche Präferenz für die Eigenkultur. Ein solches Überlegenheitsgefühl ist jedoch nicht automatisch verbunden mit Geringschätzung oder gar Defamierung des Andersseins, auch wenn es oftmals dazu tendiert, da die Furcht vor dem Anderen ein komplementärer Aspekt zu jenem Überlegenheitsgefühl darstellt. Die Arten der Koexistenz und die Abgrenzung sind abhängig von jeweiligen Rahmenbedingungen, wie Nähe und Ferne, gegenseitige Interessen, politische Situation etc. So muss vor der Frage nach einer ägyptischen Ethnographie zuerst ergründet werden, wie die Ägypter die Fremden überhaupt wahrnahmen.527 524

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W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, Exkurs: Fremdwahrnehmung, Differenz und Ethnozentrismus, 29 f.; D. Haller, dtv-Atlas Ethnologie, München 2005, 17. Martin Sökefeld, Editorial: Identität und Ethnizität, Ethnoscript 3,1, 2003. Der Begriff ‚Ägyptozentrismus‘ bekommt hier einen ganz anderen Sinn! Die folgende Darstellung basiert auf der umfassenden Behandlung des Themas durch M.

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In diesem Zusammenhang wird wiederum gerne auf eine Passage bei Herodot verwiesen, der das ablehnende Verhalten der Ägypter gegenüber den Griechen auf kultische Reinheitsvorschriften zurückführt (Hd. ii:55). Nach der Meinung von Wolfgang Helck ist der Beginn der ägyptischen Selbst- und Fremdwahrnehmung mit der Reichseinigung anzusetzen.528 Natürlich ist dieses Bild verzerrt, da hier erst die Schriftquellen einsetzen. Wie auch immer – Helck hat ein dreiphasiges Modell vorgeschlagen, wonach die Ägypter von einer 1.) abwehrenden Grundhaltung bis zur ‚Zweiten Zwischenzeit‘ geprägt worden seien, was 2.) mit der Hyksos-Herrschaft in Verachtung umschlug, als die „Herrscher der Fremdländer“ als Bedrohung aufgefasst wurden; 3.) ab der Amarnazeit bzw. mit Ramses ii. habe wieder die Ablehnung überwogen. Der Grund für diese ablehnende Haltung seien erst einmal nicht sprachliche oder äußerliche Unterschiede gewesen, sondern das altägyptische Ideal des wahren und vollkommenen Menschen.529 Anders sah dies Edda Breschiani: Laut ihr waren die Auslöser in der Tat anthropologische und ethnographische Unterschiede.530 Der Fremde sei allerdings an sich bereits als Sinnbild des Chaos gesehen worden, ist er doch per definitionem ein „Besiegter“531, wie schon pt 1588–1606 ausweise. Für John Baines und Manfred Bietak war die Formationsphase der altägyptischen Kultur geprägt von einem Zusammenschluss von Stämmen unterschiedlicher Kulturen, Ethnien und Sprachen, aus dem ein „kollektives Selbst“ enstanden sei, abgegrenzt von dem „kollektiven Anderen“.532 Meurer erklärt die „Hemmschwelle“ zur Akzeptanz fremder Völker anhand eines „universell gültigen Ausländer- und Feindbildes“.533 Tho-

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Floßmann, Wahrnehmungskonzepte des Fremden. Bild- und medienwissenschaftliche Betrachtungen zu den Fremdvölkerdarstellungen von der Vor- und Frühzeit bis ins Alte Reich, ma-Arbeit München 2006 (unpubliziert). W. Helck, Die Ägypter und die Fremden, in: Saeculum 15, 1964, 103–114. W. Helck, Die Ägypter und die Fremden, in: Saeculum 15, 1964, (103–114) 103ff. E. Breschiani, Der Fremde, in: S. Donadoni (Hrsg.), Der Mensch im Alten Ägypten, Frankfurt am Main 1992, (260–295) 260 ff. E. Breschiani, Der Fremde, in: S. Donadoni (Hrsg.), Der Mensch im Alten Ägypten, Frankfurt am Main 1992, (260–295) 261. J. Baines, Contextualizing Egyptian Representations of Society and Ethnicity, in: J.S. Looper & G.M. Schartz (Hrsg.), The Study of the Ancient Near East in the Twenty-first Century, Winona Lake 1996, (339–384) 361; M. Bietak, Historische und Archäologische Einführung, in: Museen der Stadt Wien (Hrsg.), Pharaonen und Fremde. Dynastien im Dunkeln, Wien 1994, (17–57) 17. G. Meurer, Nubier in Ägypten bis zum Beginn des Neuen Reiches, adaik 13, Berlin 1996, 134.

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mas Schneider meint hingegen, die ethnische Ausgrenzung sei zurückzuführen auf die gegenseitige Abgrenzung fremder und gleicher Stämme vor der Reichseinigungszeit.534 Einiger sind sich die Forscher bei der Beurteilung der Fremdvölkerdarstellungen als eine Art „Zauberbilder“ in rituellen Handlungen (Helck, Bietak)535, politisch und magisch intentionierte Handlungen gegenüber Fremden (Breschiani).536 Wie die Rezeption dieser Abbildungen war, darüber scheiden sich dann jedoch wieder die Geister: Meurer zweifelt an einer Wahrnehmung durch untere Bevölkerungsschichten537; Baines spricht sich für eine elitäre Rezeptionsebene aus.538 Das ‚Erschlagen der Feinde‘ sei freilich ritualisiert zu verstehen, und erst in später Zeit real ausgeführt worden.539 Helcks dreiteiliges Schema ist nicht von allen übernommen worden. So haben sowohl Baines als auch Bietak festgestellt, dass es bereits im Verlauf des Alten Reiches eine differenziertere Wahrnehmung des Fremden gab.540 Die reale Außenpolitik habe das Ansehen der Ausländer gesteigert, daher werde ihnen ein ‚menschliches Gesicht‘ zugesprochen, d. h. man habe bereits in dieser frühen Zeit zwischen ideologischen Grundsätzen und der eigentlichen Realität zu unterscheiden gewusst.541 Zunehmende Einwanderung gegen Ende des Alten Reiches hätte dann jedoch wieder zu einem eher negativen Bild geführt. Das Fremde sei zunehmend mit einer ‚fremden Macht‘ gleichgesetzt worden,

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T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit, äat 42.2, Wiesbaden 2003, 7. M. Bietak, Historische und Archäologische Einführung, in: Museen der Stadt Wien (Hrsg.), Pharaonen und Fremde. Dynastien im Dunkeln, Wien 1994, (17–57) 17; W. Helck, Die Ägypter und die Fremden, in: Saeculum 15, 1964, (103–114) 107. E. Breschiani, Der Fremde, in: S. Donadoni (Hrsg.), Der Mensch im Alten Ägypten, Frankfurt am Main 1992, (260–295) 261. G. Meurer, Nubier in Ägypten bis zum Beginn des Neuen Reiches, adaik 13, Berlin 1996, 134. J. Baines, Contextualizing Egyptian Representations of Society and Ethnicity, in: J.S. Looper & G.M. Schartz (Hrsg.), The Study of the Ancient Near East in the Twenty-first Century, Winona Lake 1996, (339–384) 344 ff., 352 ff., 369. M. Floßmann, Wahrnehmungskonzepte des Fremden. Bild- und medienwissenschaftliche Betrachtungen zu den Fremdvölkerdarstellungen von der Vor- und Frühzeit bis ins Alte Reich, ma-Arbeit München 2006 (unpubliziert), 3, Anm. 13. M. Bietak, Historische und Archäologische Einführung, in: Museen der Stadt Wien (Hrsg.), Pharaonen und Fremde. Dynastien im Dunkeln, Wien 1994, (17–57) 17–20. M. Floßmann, Wahrnehmungskonzepte des Fremden. Bild- und medienwissenschaftliche Betrachtungen zu den Fremdvölkerdarstellungen von der Vor- und Frühzeit bis ins Alte Reich, ma-Arbeit München 2006 (unpubliziert), 4.

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vor allem nach der Hyksos-Zeit.542 Charakteristisch für das Neue Reich sei dann eine gewisse Verachtung für den Fremden, die ihren Ausdruck in zahlreichen Karikaturen gefunden haben soll543: die fette ‚Fürstin von Punt‘, ausländische Gefangenendarstellungen im Grab des Haremhab in Saqqara, die südländische Prinzessin auf dem Ochsenkarren im Grab des Huy in Theben-West und der auf einen Baum fliehende Feind bei der Eroberungsszene Ramses ii. im LuxorTempel.544 Ob diese Szenen wirklich eine Verachtung ausdrücken, möchte ich bezweifeln. Sind sie nicht vielmehr anekdotenhafte Genreszenen? Breschiani hat übrigens auf eine gewisse Diskrepanz hingewiesen: Zwar wurde das Ausland als Bedrohung aufgefasst, gleichzeitig waren ausländische Waren und Arbeitskräfte aber sehr geschätzt (Sänger und Tänzer, ausländische Elemente in Kleidung, Botanik, Raumgestaltung und Literatur).545 Dieselbe Diskrepanz zeigt sich auch bei der Integration fremder Götter im Neuen Reich. „Die theologische Übernahme der ausländischen Völker in die gottgeplante Weltordnung könnte jedoch als Eingeständnis des pharaonischen Volkes gedeutet werden, keine Vormachtstellung innerhalb der bekannten Welt zu haben.“.546 Ob man in der Weiterführung dieses Gedankens in der Erwähnung unterschiedlicher Menschenrassen als gottgeschaffene Völker im Aton-Hymnus eine veränderte Fremdwahrnehmung sehen kann, sei dahingestellt. Baines547 und O’Connor548 haben ältere Vorläufer für eine solche Integration der Ausländer in das theologische Weltbild vermutet – in der Amarna-Zeit hätten sich die Quellen lediglich erhalten. Generell habe es zu keiner Zeit eine allgemeine rassistische Grundhaltung gegeben, wie zahlreiche kulturelle Assimilationen belegen.549 Meurer ver542 543

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W. Helck, Die Ägypter und die Fremden, in: Saeculum 15, 1964, (103–114) 108ff. M. Floßmann, Wahrnehmungskonzepte des Fremden. Bild- und medienwissenschaftliche Betrachtungen zu den Fremdvölkerdarstellungen von der Vor- und Frühzeit bis ins Alte Reich, ma-Arbeit München 2006 (unpubliziert), 4, Anm. 18. W. Helck, Die Ägypter und die Fremden, in: Saeculum 15, 1964, (103–114) 110ff. E. Breschiani, Der Fremde, in: S. Donadoni (Hrsg.), Der Mensch im Alten Ägypten, Frankfurt am Main 1992, (260–295) 278 f. M. Floßmann, Wahrnehmungskonzepte des Fremden. Bild- und medienwissenschaftliche Betrachtungen zu den Fremdvölkerdarstellungen von der Vor- und Frühzeit bis ins Alte Reich, ma-Arbeit München 2006 (unpubliziert), 4. Vgl. W. Helck, Die Ägypter und die Fremden, in: Saeculum 15, 1964, (103–114) 113. J. Baines, Contextualizing Egyptian Representations of Society and Ethnicity, in: J.S. Looper & G.M. Schartz (Hrsg.), The Study of the Ancient Near East in the Twenty-first Century, Winona Lake 1996, (339–384) 372. O’Connor, Others, 182. E. Breschiani, Der Fremde, in: S. Donadoni (Hrsg.), Der Mensch im Alten Ägypten, Frankfurt am Main 1992, (260–295) 272.

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weist darauf, dass Nubier geradezu als „Prestigeobjekte“ der Oberschicht gehandelt wurden.550 Überhaupt seien die Ägypter in der Spätzeit nach Baines nur noch eine benachteiligte Gruppe in einem kulturell vermischten Land gewesen.551 Wohl in Anlehnung an das Schema von Helck hat Antonio Loprieno in seiner Behandlung der Ausländer in der altägyptischen Literatur folgendes Bild gezeichnet: tabelle 21 Schema zur altägyptischen Wahrnehmung des Fremden

Altes Reich bis Mittleres Reich 2. Zwischenzeit Amarna-Zeit 19. Dynastie 3. Zwischenzeit Ptolemäerzeit

‚nilozentrische‘, negative Wertung des Ausländers – aber das Ausland fungiert als Zufluchtsort. Hyksos-Konflikt: ‚Verabscheuung‘ des Ausländers, aber gleichzeitig auch ‚Öffnung‘ zur ausländischen Kultur. ‚Aufwertung‘ des Ausländers durch die Aton-Theologie. intensiver kriegerischer, aber auch kultureller Austausch zwischen Ägyptern und Ausländern, insbesondere Asiaten. ‚Ausländerhass‘ infolge häufiger Fremdherrschaft. Osmose zwischen ägyptischer Kultur und Hellenismus.

Loprieno vertritt die Meinung, die Ägypter hätten den Ausländer nicht als „Menschen“ gesehen und faßt dies in eine ‚semantische Gleichung‘: [+Ausländer] = [-rmč].552 Offenbar denkt Loprieno an die Eigenbezeichnungen vieler Ethnien, die oft ein Synonym für „richtiger Mensch“ sind.553

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G. Meurer, Nubier in Ägypten bis zum Beginn des Neuen Reiches, adaik 13, Berlin 1996, 134. J. Baines, Contextualizing Egyptian Representations of Society and Ethnicity, in: J.S. Looper & G.M. Schartz (Hrsg.), The Study of the Ancient Near East in the Twenty-first Century, Winona Lake 1996, (339–384) 382. A. Loprieno, Topos und Mimesis. Zum Ausländer in der ägyptischen Literatur, äa 48, Wiesbaden 1988, 22. D. Haller, dtv-Atlas Ethnologie, München 2005, 17.

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die altägyptische suche nach punt tabelle 22 Eigenbenennungen verschiedener Ethnien

Kultur

Eigenbezeichnung Übersetzung

Eskimos Mohawk-Indianer Meo Itelmen Mordwinen Bantu

inuit ankwe-honwe hmong itel‘men mordva mtu

das Volk das wahre Volk Mensch lebender Mensch Mensch Mensch

Hannes Buchberger554 hat diesen Ansatz kritisiert, jedoch hat erst Gerald Moers anhand zahlreicher Beispiele nachgewiesen, dass die Ägypter Ausländer sehr wohl als rmč, also als „Menschen“ wahrgenommen haben.555 Eine neue Sichtweise wurde von David O’Connor eröffnet, der vor dem Hintergrund des Dekorums differenziert: Auf der einen Seite stehen religiöse und politische Konzepte wie die Sicherung der Grenzen und Güter, auf der anderen Seite der reale und alltägliche Kontakt mit Fremden. Anders ausgedrückt: Fremde können als ‚böse‘ oder als ‚gute‘ Ausländer betrachtet werden.556 Die ‚bösen‘ erscheinen als militärische Gegner auf den Schlachtenreliefs, bei den ‚guten‘ handelt es sich um Diplomaten und Handelspartner. Dieser Gedanke wurde von Gerald Moers weiter- und ausgeführt und als Wechselspiel von ‚Exklusion‘ und ‚Inklusion‘ beschrieben.557 Das Fremde sei demnach das Resultat einer Grenzziehung zwischen dem Eigenbereich, dem „System“ und seiner „Umwelt“.558 Die divergierenden Wahrnehmungskonzepte

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H. Buchberger, Zum Ausländer in der altägyptischen Literatur – Eine Kritik, in: WdO 20–21, 1989–1990, 5–33. G. Moers, Auch der Feund war nur ein Mensch. Kurioses zu einer Teilansicht pharaonischer Selbst- und Fremdwahrnehmungsoperationen, in: H. Felber (Hrsg.), Feinde und Aufrührer. Konzepte der Gegnerschaft in ägyptischen Texten besonders des Mittleren Reiches, Abh. der Sächs. Akad. der Wiss. zu Leipzig, phil.-hist. Klasse 78.5, Stuttgart & Leipzig 2005, 223–282. O’Connor, Others, 167 ff. G. Moers, „Unter den Sohlen Pharaos“. Fremdheit und Alterität im pharaonischen Ägypten, in: F. Lauterbach, F. Paul & U.-C. Sander (Hrsg.), Abgrenzung – Eingrenzung. Komparatistische Studien zur Dialektik kultureller Identitätsbildung, Abh. der Akad. der Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Klasse 3, 264, Göttingen 2004, 81–160. G. Moers, „Unter den Sohlen Pharaos“. Fremdheit und Alterität im pharaonischen Ägyp-

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in Ägypten resultieren aus der notwendigen Anerkennung des ethnischen Nachbarn im Austausch und der religiös-politischen Ideologie. Bemerkenswert ist die Beobachtung, dass auch Ägypter „exkludiert“ werden können („Rebellen“) und so gewissermaßen zu ‚Fremden‘ werden. Für Jan Assmann lebten die Ägypter aufgrund ihrer Sesshaftigkeit in einer Gesellschaft mit sehr dichter Zugehörigkeit.559 Folglich gewännen Individuen lediglich durch ihre Einbindung in das System an Personalität. Nach einer Evaluierung kollektiver Merkmale, die im Allgemeinen als konstitutiv für ein ethnisches Zusammengehörigkeitsgefühl angeführt werden, kommt Assmann für das alte Ägypten zu einem erstaunlichen Ergebnis: Ausschlaggebend für die spezifisch ägyptische Fremdwahrnehmung waren weder die ägyptische Sicht auf Abstammung oder Sprache, noch auf Religion, Lebensformen oder politische Einheiten bzw. Territorium. Der Ägypter als Individuum entwickelte nämlich laut Assmann für sich selbst keine „ethnischen oder nationalen Zugehörigkeitskonzepte“, die auf die eben vorgestellten Merkmale zurückzuführen seien.560 Ihre Bindung bestünde vielmehr an die soziale Heimat, an Stadt oder Grab.561 Konsequent sei der „Stadtfremde“ Objekt der Fremdheitskonzepte. Wie Mélannie Floßmann herausgestellt hat, bezieht sich Assmann jedoch vor allem auf die Mikro-Ebene, insbesondere die Geschichte des Sinuhe, und nicht auf die Staatsideologie, wie Helck et al.562 Beide Positionen sind einseitig und werden sicherlich den Tatsachen nicht gerecht. Wie war denn nun die altägyptische Fremdwahrnehmung tatsächlich? Letztlich wird sich dies nie auch nur annäherungsweise klären lassen, da die Quellen viel zu selektiv sind.

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ten, in: F. Lauterbach, F. Paul & U.-C. Sander (Hrsg.), Abgrenzung – Eingrenzung. Komparatistische Studien zur Dialektik kultureller Identitätsbildung, Abh. der Akad. der Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Klasse 3, 264, Göttingen 2004, (81–160) 81. J. Assmann, Zum Konzept der Fremdheit im alten Ägypten, in: M. Schuster (Hrsg.), Die Begegnung mit dem Fremden. Wertungen und Wirkungen in Hochkulturen von Altertum bis zur Gegenwart, Colloquium Rauricum 4, Stuttgart & Leipzig 1996, 77–99. J. Assmann, Zum Konzept der Fremdheit im alten Ägypten, in: M. Schuster (Hrsg.), Die Begegnung mit dem Fremden. Wertungen und Wirkungen in Hochkulturen von Altertum bis zur Gegenwart, Colloquium Rauricum 4, Stuttgart & Leipzig 1996, (77–99) 97. J. Assmann, Zum Konzept der Fremdheit im alten Ägypten, in: M. Schuster (Hrsg.), Die Begegnung mit dem Fremden. Wertungen und Wirkungen in Hochkulturen von Altertum bis zur Gegenwart, Colloquium Rauricum 4, Stuttgart & Leipzig 1996, (77–99) 87–97. M. Floßmann, Wahrnehmungskonzepte des Fremden. Bild- und medienwissenschaftliche Betrachtungen zu den Fremdvölkerdarstellungen von der Vor- und Frühzeit bis ins Alte Reich, ma-Arbeit München 2006 (unpubliziert), 11.

die altägyptische suche nach punt

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Eines scheint jedoch sicher: Helcks Schema dürfte in dieser Form etwas zu einfach sein und auch die ‚semantische Gleichung‘ Loprienos ist so nicht mehr haltbar. c Der Sonderfall Punt Nachdem die bisherige Forschung zur Konstruktion von Fremdheit im Alten Ägypten vorgestellt wurde563, soll nun der Fall Punt näher beleuchtet werden. Wir erinnern uns: Menschen schließen sich zusammen unter Berufung auf ein kollektives Merkmal (Geschichte, Territorium, Abstammung, kulturelle Gemeinsamkeiten &c.) und entwickeln ein „ethnisches Bewusstsein“. Dies führt zu einer Abgrenzung, die sich durch eine Mischung aus Selbst- und Fremdwahrnehmung vollzieht. Sind ‚Vorurteile‘ gegenüber Fremden eine natürliche Abwehrhaltung des Menschen oder Ergebnis historischer Vorgänge der Fremderfahrung? Meinhard Schuster verneint dies – auch ein besonders intensives Ausleben der eigenen Identität könne Fremdheitskonzepte auslösen.564 Werner Petermann schildert, wie aus Fremdbilder Feindbilder werden können.565 Wenn kulturelle Abweichungen von der eigenen Gemeinschaft so auffällig würden, dass Erklärungen schwerfallen, werde aus Verständnisproblemen ein Kulturgefälle konstituiert. Dieses verfestige sich zu einer negativen Stereotype, die eigene Gesellschaftsform werde zur Norm erhoben, wodurch eine Rangordnung entstünde. „Eine solche Rangordnung ist fast immer auch Ausdruck realer Machtverhältnisse.“566 Dies ist m. E. ein äußerst wichtiger Punkt, denn hier liegt der Grund für einen entscheidenden Aspekt, der die ägyptische Wahrnehmung von Punt von derjenigen anderer Länder unterscheidet. Mit allen anderen Nachbarn waren die Ägypter latent im Konflikt,

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J. Assmann, Zum Konzept der Fremdheit im alten Ägypten, in: M. Schuster (Hrsg.), Die Begegnung mit dem Fremden. Wertungen und Wirkungen in Hochkulturen von Altertum bis zur Gegenwart, Colloquium Rauricum 4, Stuttgart & Leipzig 1996, 77–99. Vgl. auch für die Antike Mu-chou Poo, Enemies of Civilization. Attitudes towards Foreigners in Ancient Mesopotamia, Egypt, and China, New York 2005 und R. Bichler, Wahrnehmung und Vorstellung fremder Kultur. Griechen und Orient in archaischer und frühklassischer Zeit, in: M. Schuster (Hrsg.), Die Begegnung mit dem Fremden. Wertungen und Wirkungen in Hochkulturen von Altertum bis zur Gegenwart, Colloquium Rauricum 4, Stuttgart & Leipzig 1996, 51–74. M. Schuster, Ethnische Fremdheit, ethnische Identität, in: M. Schuster (Hrsg.), Die Begegnung mit dem Fremden. Wertungen und Wirkungen in Hochkulturen von Altertum bis zur Gegenwart, Colloquium Rauricum 4, Stuttgart & Leipzig 1996, (207–221) 211ff. W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, 30f. W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, 30.

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sie waren Feinde im militärischen Sinn – in Punt hatten sie keinerlei militärische Ambitionen, dazu lag das Land schlicht und einfach zu weit vom Niltal entfernt.567 Um diesen Umstand zu begreifen, ist es nötig, einen terminus technicus aus der Ethnologie einzuführen: Wenn das Bild von der fremden Kultur zum Negativ des eher impliziten Selbstbildes wird, spricht man von ‚Orientalisierung‘.568 Werden Gemeinsamkeiten mit dem Fremden ausgeklammert und der Fremde fremder gemacht, als er ist, spricht man von ‚Veranderung‘ bzw. ‚othering‘.569 Zumindest die Oberschicht der Ägypter sah sich als kultiviert, mit einer gepflegten Perücke, bartlos und mit blütenweißen, eher kurzen Schurzen, ohne jeglichen ‚Ethnoschmuck‘ (Federn &c.). Diese Sicht steht in deutlicher Abgrenzung zu den langhaarigen Hethitern, bärtigen Asiaten oder federngeschmückten Libyern und Nubiern, jeweils mit langen, farbigen Gewändern. Die Puntiten werden hingegen fast genau wie die Ägypter dargestellt, in keiner Weise als ‚unzivilisierte Wilde‘, obwohl diese Sichtweise wahrscheinlich ebenso naheliegend gewesen wäre (Stichwort: Pfahlbauten). Lediglich ihr langer Bart wird herausgestellt (ḫbś.ti͗), im Gegensatz zu demjenigen der ‚elenden Asiaten‘ jedoch positiv konnotiert als ‚Götterbart‘. In der antiken Kulturgeschichte ist das Phänomen bekannt, dass die kulturelle Überlegenheit eines fremden Volkes anerkannt wird; die Römer betrachteten sich beispielsweise den Griechen gegenüber als Nachgeborene. Dahinter steht eine Kategorisierung nach dem Senioritätsprinzip. Völker sind unterschiedlichen Alters, die Ägypter waren sehr viel früher als die Griechen – sie galten sogar als die ältesten unter den Menschen (Herodot 2,2) – und höherem Alter kommt größere Weisheit und Erkenntnis zu.570 Die Bevorzugung des Fremden ist, genauso wie dessen Ablehnung, ein Resultat der ethnozentristischen Sichtweise.571 Im Falle der Puntiten ist das Senioritätsprinzip offenbar religiös motiviert, schließlich sind sie die Bewohner des „Gotteslandes“. Die Darstellung der ‚Fürstin von Punt‘ ist nicht pars pro toto als Hinweis zur ägyptischen Sicht auf die Puntiten zu werten, sondern vielmehr ein Beispiel von ‚Exotismus‘.572 Die Ägypter wußten sehr gut,

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S. Martinssen, „Ich gebe dir ganz Punt.“ Ein Expeditionsziel im religiös-politischen Kontext, in: N. Kloth et al. (Hrsg.), Fs H. Altenmüller, Beiheft sak 9, 2003, (263–274) 267. U. Bellmann, „Orientierungen“ – Über die Entstehung europäischer Bilder vom Orient und von Arabien in der Antike, Berlin 2009; I. Buruma & A. Margalit, Der Westen in den Augen seiner Feinde, München 2005; S. Hauser, in: H. Cancik & T. Schneider (Hrsg.), Der Neue Pauly. 15.1, Stuttgart 2001, 1233–1243, s.v. Orientalismus. D. Haller, dtv-Atlas Ethnologie, München 2005, 19. W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, 29f. D. Haller, dtv-Atlas Ethnologie, München 2005, 17. P. Martin, Schwarze Teufel, edle Mohren. Hamburg 2001; Institut für Auslands-

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dass nicht alle puntitischen Frauen so aussehen, die Abbildung soll vielmehr ein gewisses Lokalkolorit schaffen, dürfte dabei allerdings durchaus auf realem Vorbild basieren. Justin Stagl hat die vorgriechische Ethnographie des Altertums wie folgt subsummiert.573 Ethnien mit intakter Identität erfahren sich im Mittelpunkt der Welt und als Inbegriff echten Menschentums (Ethnozentrismus). Sie haben aber auch Kenntnis von anderen Ethnien, und so konstruiert sich jede von ihnen um ihr Weltenzentrum einen „geistigen Raum“, in welchem sie Erfahrungswissen über ihre Nachbarn […] einordnen kann. […]. Im Zentrum stünde das eigene Volk, darum herum „die Nachbarn mit ähnlicher Lebensweise, im Weiteren wird das Menschentum nach außen immer unvollkommener, bis man am Weltaußenrand mit seinen mythischen Monstern angelangt ist.“ Wenn wir diese Definition aufgreifen und auf Punt anwenden, dann zeigt sich, wie fehlerhaft sie ist, denn danach müssten die Puntiten zu Monstern defamiert worden sein. Im Übrigen geschieht dies für die Bewohner jener Region durch die später angeblich so ethnologisch denkenden Hellenen, wenn sie diese als „Fischfresser“ oder „Elephantenfresser“ bezeichnen. Summa summarum dürfte es also zu kurz greifen, eine Geschichte der Ethnologie mit Herodot zu beginnen und Quellen wie die Punthalle völlig zu ignorieren. Wenn Ethnographie die „deskriptive Aneignung einer fremden Welt“ ist (Petermann),574 dann wurde sie mit Bestimmtheit von den Puntfahrern praktiziert.

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beziehungen (Hrsg.), Exotische Welten – Europäische Phantasien, Stuttgart 1987; U. Bitterli, Die „Wilden“ und die „Zivilisierten“. Die europäisch-überseeische Begegnung, München 1982. J. Stagl, Die Entwicklung der Ethnologie, in: B. Beer & H. Fischer (Hrsg.), Ethnologie. Einführung und Überblick, Berlin 2003, (34–52) 36 f. W. Petermann, Die Geschichte der Ethnologie, Wuppertal 2004, 51.

kapitel v

Zu neuen Ufern v.1

Neuere Forschungen zur Archäologie Südwest-Arabiens

In den letzten 20 Jahren hat sich die Sabäistik, d. h. die Wissenschaft vom antiken Südarabien, von der Semitistik zunehmend emanzipiert und als eigene altertumswissenschaftliche Disziplin fest etabliert. Bis weit in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein waren es – von wenigen Persönlichkeiten wie etwa Herrmann von Wissmann abgesehen – hauptsächlich Forschungsreisende, die vor allem damit beschäftigt waren, altsüdarabische (d. h. eisenzeitliche) Inschriften zu dokumentieren. Erst ab Ende der 70er Jahre wurden systematische archäologische Ausgrabungen in Angriff genommen, vornehmlich konzentriert auf die Zentren der vier antiken Kulturprovinzen Sabaʾ, Maʿīn, Qatabān und Ḥaḍramawt.1 Nach der Deutschen Jemen-Expedition 1970, sowie drei weiteren Expeditionen (1973, 1975f., 1977) nahm die neu gegründete Außenstelle Ṣanʿāʾ der OrientAbteilung des Deutschen Archäologischen Instituts ihre Arbeit in der Oase der Sabäerhauptstadt Mārib auf. Ebenfalls seit Mitte der 70er Jahre widmeten sich Expeditionen der systematischen Erforschung des Wādī Ḥaḍramawt, wobei mit Šabwa die bislang umfangreichste Stadtgrabung im Jemen durchgeführt wurde. Des weiteren wurde mit der Untersuchung der minäischen Städte im Wādī Maḏāb, sowie der qatabanischen Hauptstadt Timnaʿ begonnen. In der Zwischenzeit kann die Geschichte und Entwicklung der südarabischen Karawanenreiche in ihren Grundzügen als bekannt gelten. Sie sind erst seit Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. in assyrischen Inschriften2 greifbar.3 Erste Zeugnisse der altsüdarabischen Schrift erscheinen im 9.–10. Jahrhundert, wie ein Reliefmonogramm von Haǧar bin Ḥumayd4 und Gefäß-

1 Einen guten Überblick gibt K. Bartl, Altsüdarabische Forschungen. Archäologie im Jemen, in: Das Altertum 40, 1995, 261–274. Ausfürhliche Angaben finden sich bei W.W. Müller, Südarabien im Altertum, in: N. Nebes (Hrsg.), Kommentierte Bibliographie der Jahre 1973 bis 1996, Rahden 2000. 2 Synchronismen Karibilu – Karibʾil Watar bin Ḏamarʿalī; sowie Ita’amra – Yiṯaʿʾmar. Vgl. dazu den Neufund einer zweiten Monumentalinschrift in Ṣirwāḥ. 3 N. Nebes, Zur Genese der altsüdarabischen Kultur, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, 427–435. 4 W. von Wissnann, Die Geschichte von Sabaʿ ii. Das Großreich der Sabäer bis zu seinem

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_006

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aufschriften aus Haǧar Ṣurbān (Wādī Marḫa; 9.–8. Jhd.)5 und Raybūn (12.–10. Jhd.)6.7 Bis in die 80er Jahre hinein war praktisch nichts über die weiter zurückliegenden Perioden der südarabischen Geschichte und damit über die Herkunft und Wurzeln der südarabischen Kultur bekannt, von ihrer Entwicklung und möglichen Interaktion mit benachbarten zeitgleichen Kulturen ganz zu schweigen. Hinweise auf die südarabische Vorgeschichte kamen lediglich von einigen wenigen paläolithischen Funden, die Gertrude Caton Thompson im Ḥaḍramawt gemacht hatte.8 Hinzu kam der Nachweis von Megalithen in der Gegend von Muḥamdid al-Ḥamilī durch den italienischen Gesandten G. Benardelli9, sowie Lithik, die R. de Byle des Hermens publiziert hatte.10 Die jemenitische Südküste war in den 40er Jahren unter britischer Herrschaft langsam ins Interesse der Forschung gerückt.11 Während Gerald Lankester Harding und Brian Doe das Hinterland von ʿAdan, sowie die Oase Abyan prospektierten12, war es P. Cambridge, der erstmals auf eine Reihe von Muschelhaufen in der Umgebung von ʿAdan hinwies.13

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Ende im frühen 4. Jh. v. Chr., Österreichische Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, Sitzungsberichte 402, Wien 1982, 63 f. F. Bron, Note additionelle, in: F. Breton & C. Darles, Haǧar Ṣurbān 1 et 2: villages du Ǧabal an-Nisīyin, in: N. Nebes (Hrsg.), Arabia Felix. Beiträge zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien (Fs. W.W. Müller), Wiesbaden 1994, 56. A. Sedov, Die archäologischen Denkmäler von Raybūn im unteren Wādī Dau’an (Ḥaḍramawt), in: Mare Erythraeum 1, 1997, (31–106) 46. C. Robin, Sheba dans les inscriptions d’ Arabie du Sud, in: Dictionnarie de la Bible Supplement, Paris 1996, (Sp. 1047–1254) Sp. 1114. G. Caton Thompson, Some Palaeoliths from South Arabia, in: pps 19, 1953, 189–218. G. Benardelli & A.E. Parinello, Note su alcune località archeologiche del Yemen i & ii, in: aion 30, 1970, 117–120 und aion 31, 1971, 111–118. R. de Byle des Hermens, Prémière mission de recherches préhistoriques en République Arabe du Yémen, in: L’Anthropologie 80, 1976, 5–39; R. de Byle des Hermens, Deuxième mission de recherches préhistoriques en République Arabe du Yémen, in: L’ Anthropologie 84, 1980, 563–582. R.A.B. Hamilton, Archaeological Sites in the Western Aden Protectorate, in: Geographical Journal 101, 1943, 110–117. Hier wird auch Ṣabir („Subr“) erstmals erwähnt. G.L. Harding, Archaeology in the Aden Protectorates, London 1964; B. Doe, Notes on Pottery Found in the Vicinity of Aden. Appendix to the Department of Antiquitites Annual Report 1961f., 3–41; B. Doe, Pottery Sites near Aden, in: Department of Antiquities Publication Bulletin 5, 1965; B. Doe, Southern Arabia, London 1971. P. Cambridge, The Shell Eaters: a preliminary study of a Midden Site in Little Aden, in: Aden Magazine 12, 1966, 22–24.

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Die Situation änderte sich in den achziger Jahren durch italienische Grabungen mit dem Nachweis einer bronzezeitlichen Kultur im jemenitischen Hochland, den Regionen Ḫawlān zwischen Ṣanʿāʾ und Mārib (Jiḥanah – Banī Sulayh – Ṣirwāḥ) sowie al-Ḥadā, der sog. Ḫawlān-Kultur.14 Weitere Fundorte befinden sich beim Ǧabal Šaʾir, beim Wādī al-ʾIš und am Ǧabal Qutrān. Grabungen im Wādī aṯ-Ṯayyilah förderten kleine ovale Häuser mit Steinfundamenten und Stützposten in der Mitte sowie leichter konstruierte Anbauten zu Tage. Mehrere nachgewiesene Siedlungen von teils beträchtlicher Größe stehen vergleichsweise wenigen oberirdischen Gräbern gegenüber. Die RadiokarbonProben ergaben eine Datierung zwischen dem 3. und dem frühen 2. Jahrtausend v. Chr. Im Ǧawf wurden durch eine französische Expedition weitere bronzezeitliche Fundorte festgestellt (Wādī Hirāb, Wādī Sabdā)15; ein weiterer Fundort befindet sich in Bait Muǧalī bei Raydā.16 Dies bedeutet: die ḪawlānKultur war zwar nicht sehr ausgedehnt, jedoch nicht nur lokal. Gleichzeitig erbrachten die italienischen Forscher erstmals den Nachweis für das MittelPaläolithikum (50.000b.p.) in Ḥumad al-ʿAin, sowie das Altpaläolithikum (200.000b.p.) in der Ebene von Qāʿ Ǧahrān auf dem Maʿbar-Plateau südlich von Ṣanʿāʾ.17 Aus der Wüste Ramlat as-Sabʿatayn18 war früher schon vereinzelt Material bekannt geworden19, bis in der zweiten Hälfte der 80er di Mario im Wādī Ḥarbib saisonale Basen einer nicht-sesshaften Bevölkerung nach-

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A. de Maigret, Prospezione geo-archeologico nello Yemen del Nord. Notizia di una prima ricognizione, in: oa 19, 1980, 307–313; A. de Maigret, Two Prehistoric Cultures and a New Sabaean Site in the Eastern Highlands of North Yemen, in: Rydan 4, 1981, 191– 204; A. de Maigret, A Bronze Age for Southern Arabia, in: East and West 34, 1984, 340– 434; A. de Maigret, The Bronze Age Culture of Ḫawlān aṭ-Ṭiyāl and al-Ḥadā (Republic of Yemen), Rom 1990. Zur Archäologie des Hochlandes vgl. auch: A. de Maigret, Arabia Felix, London ²2002, 120; F. Fedele, North Yemen: The Neolithic, in: W. Daum, 3000 Years of Art and Civilization in Arabia Felix, Frankfurt 1987, 34–37 und besonders T.J. Wilkinson, C. Edens & M. Gibons, The Archaeology of the Yemen High Plains: A preliminary chronology, in: Arabian archaeology & epigraphy 1997, (99–142) 119, Abb. 13. S. Cleuziou, M.L. Inizian & B. Marcolongo, Le peuple pré- et protohistorique du système fluviatile fossile du Jawf-Hadramawt, in: Paléorient 18, 1992, 5–29. A. de Maigret, Arabia Felix, London ²2002, 160. G. Bulgarelli, Evidence of Paleolithic Industries in Northern Yemen, in: W. Daum, 3000 Years of Art and Civilization in Arabia Felix, Frankfurt 1987, 32f. F. di Mario, The Western ar- Rubʿ al-Khālī (Neolithic): New Data from the Ramlat Sabʿatayn (Yemen Arabic Republic), in: aion 49, 1989, 109–148. F. Zeuner, Neolithic Sites from the Rubʿ al-Khālī, Southern Arabia, in: Man 54, 1954, 1– 4.

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weisen konnte.20 Durch eine russische Expedition an den Nebenläufen des Wādī Ḥaḍramawt, sowie durch Forschungen des Deutschen Archäologischen Instituts auf den Hochflächen des südlichen Ǧawf wurde ein Fundhorizont bekannt, der ins 3. und 2. vorchristliche Jahrtausend datiert wird. Da er der kulturellen Tradition des Neolithikums noch sehr nahe steht, ist er als „postneolithisch“ zu bezeichnen.21 Auch in der Tihāmah verstärkten sich die Aktivitäten, insbesondere nachdem die südwestliche Küste Saudi-Arabiens bei Ǧīzān durch Zarins et al. erstmals studiert und der wichtige Fundort Sihi ergraben wurde.22 Zuvor war auf Prähistorisches nur mehr quasi als Nebenprodukt eines kanadischen Surveys hingewiesen worden, der die Region um Zabīd vornehmlich auf islamische Reste hin untersuchte.23 Nun jedoch nahm eine italienische Expedition ihre Arbeit in der Tihāmah auf und konzentrierte sich auf die Gegend um al-Ḥudaida-Luḥayya24, während sich eine amerikanische Expedition paläolithischen Fundplätzen rund um das Bāb al-Mandab widmete.25 Um die Jahrtausendwende26 waren in der Tihāmah zwei Gruppen von Forschern tätig: ein britisches Team in al-Hāmid27 bei Bāǧil östlich von al-Ḥudaida und

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F. di Mario, The Western ar- Rubʿ al-Khālī (Neolithic): New Data from the Ramlat Sabʿatayn (Yemen Arabic Republic), in: aion 49, 1989, 109–148. Vogt, Unbekannte Kulturen, 44. J. Zarins, A. Murad & K. al-Yaish, The Second Preliminary Report on the Southwestern Province, in: Atlal 5, 1981, 9–42; J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, 65–107; J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain ii, in: Atlal 10, 1986, 36–57. C. Ciuk & E. Keall, Zabid Project Pottery Manual 1995. Pre-Islamic and Islamic Ceramics from the Zabid Area, North Yemen, bar-s655, Oxford 1996. M. Tosi, Tihāmah Coastal Archaeological Survey, in: East and West 35, 1985, 363–369; M. Tosi, Archaeological activities in the Yemen Arab Republic, 1986: Neolithic and protohistoric cultures, survey and excavations on the coastal plain (Tihama). Prelinimary Report for the Italian Archaeological Mission in the y.a.r., in: East and West 36, 1986, 400–415; B. Marcolongo & A.M. Palmieri, Paleoenvironment and Settlement Pattern of the Tihamah Coastal Plain (Republic of Yemen), in: Yemen 1, 1992, 117–123. N.W. Whalen & K.E. Schatte, Pleistocene sites in southern Yemen, in: Arabian Archaeology and Epigraphy 8, 1997, 1–10. Eine sehr nützliche Karte mit einer Übersicht über alle bis 1998 untersuchten bronzezeitlichen Fundplätze an der südwestarabischen Küste (mit Literaturangaben) ist abgedruckt bei B. Vogt & A. Sedov, The Sabir Culture and coastal Yemen during the 2nd Millennium bc. The Present state of discussion, in: psas 28, 1998, (261–270) 268. C. Phillips, Al-Hamid: A Route to the Red Sea?, in: A. Avanzini (Hrsg.), Profumi d’Arabia, Rom 1997, 287–295.

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ein kanadisches um al-Fāzza westlich von Zabīd.28 Eine weitere große Umwälzung in der südarabischen Archäologie begann Mitte der 90er Jahre mit der Entdeckung eines bronzezeitlichen Kulturhorizonts in der Tihāmah, der sog. Ṣabir-Kultur.29 Ende der 90er Jahre wurden auch die früheren Kulturstufen in der Tihāmah ausführlicher untersucht. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind also mehrere vorher unbekannte Kulturprovinzen im Südwesten der Arabischen Halbinsel entdeckt und untersucht worden: Neolithikum aṯ-Ṯayyilah-Neolithikum (jemenitisches Hochland) Tihāmah-Neolithikum (Ǧīzān und Wādī Surdud) Ramlat es-Sabʿatayn-Neolithikum Post-Neolithikum Ḥaḍramawt Megalith-Komplex (Ḥaḍramawt) Bronzezeit Ḫawlān-Kultur (jemenitisches Hochland) Ṣabir-Kultur (Golf von ʿAdan) und Vorläufer Sihi (saudische Tihāmah) Luḥayya-Ḫawḫah (jemenitische Tihāmah) Eisenzeit al-Hāmid (altsüdarabische Tihāmah) Für die hier behandelte Fragestellung wirklich von Belang sind im Grunde nur diese neueren Unternehmungen in südwestarabischen Küstenstreifen, da zwischen der Bronzezeit im Hochland und derjenigen der Küste keine direkten Beziehungen zu bestehen scheinen – die Keramik ist typologisch sehr verschieden.30 Außerdem kommen die Kulturen des Hochlandes und der Wüste den 28 29 30

E. Keal, Encountering megaliths on the Tihamah coastal plain of Yemen, in: psas 28, 1998, 139–147. Vogt & Sedov, The Sabir Culture; Vogt, Unbekannte Kulturen. Vogt & Sedov, The Sabir Culture, 267; T.J. Wilkinson, C. Edens & M. Gibons, The

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ägyptischen Beschreibungen nach mit Sicherheit nicht in Frage für eine Lokalisierung von Punt, wohl aber die Küstenregion, die sog. Tihāmah. bzw. der Golf von ʿAdan. Zuerst sollen die einzelnen Gebiete, in denen Grabungen stattfanden, vorgestellt werden, danach eine Diskussion um die Interpretation der Befunde erfolgen. a Am Rotem Meer: Die Tihāmah Am südwestlichen Küstenstreifen der Arabischen Halbinsel, der Tihāmah, wurden bislang für die prähistorische Zeit insbesondere zwei Kulturhorizonte festgestellt, ein sog. ‚Tihāmah-Neolithikum‘ und eine bronzezeitliche Kultur. Das Tihāmah-Neolithikum. Reste neolithischer Besiedlung wurden in der Tihāmah in zwei Regionen festgestellt: in der Umgebung von Ǧīzān im Norden und zwischen dem unteren Lauf des Wādī Rummam (22km südlich von alḤudaida) im Süden bis zu den Ausläufern des Wādī Surdūd bei Rāʾs Ôalīf.31 In der südlichen Tihāmah waren seit Mitte der 1980er Jahre die Italiener tätig, unter der Leitung von M. Tosi.32 Tosi untersuchte vor allem das Gebiet zwischen al-Muḫā (‚Mokka‘) im Süden und der Halbinsel von al-Ôalīf im Norden, d. h. hauptsächlich das Wādī Rimā, sowie in der Gegend östlich von al-Ôalīf bis ins nördliche Wādī Surdūd. Muschelhaufen weisen auf eine Gesellschaft, die vom Fischfang lebte, es gibt jedoch auch Hinweise auf die Jagd auf wilde Esel, die teilweise domestiziert wurden. Wirklich domestiziert waren Rinder, daneben wurden wilde Gazellen, Auerochsen, Gazellen und Ziegen nachgewiesen. In Werkstattbereichen wurden u.a. Straußeneier zu Perlen oder auch Leder verarbeitet. RadiokarbonDatierungen bei den Muschelhaufen legen zwei verschiedene Phasen nahe, zwischen denen signifikante Veränderungen vor sich gingen, v.a. was die Fauna angeht. Tosi nimmt an, dies lege die Entwicklung von einer Jäger-SammlerGesellschaft hin zu Viehzucht, möglicherweise Landwirtschaft nahe. Der Fundort al-Šumah datiert Mitte des 7. Jts. v. Chr. Wichtiger jedoch ist Ġabah (jhb), das 5km nördlich von al-Durayhīmī am unteren Lauf des Wādī Rummān liegt. Dessen Lithik ist vergleichbar mit der arabischen Bifacial-Tradition; Equiden

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Archaeology of the Yemen High Plains: A preliminary chronology, in: Arabian archaeology & epigraphy 8, 1997, (99–142) 119, Abb. 13. C. Phillips, The Tihāmah ca. 5000 to 500 bc, in: psas 28, 1998, 233–237. M. Tosi, Tihāmah Coastal Archaeological Survey, in: East and West 35, 1985, 363–369; M. Tosi, Archaeological activities in the Yemen Arab Republic, 1986: Neolithic and protohistoric cultures, survey and excavations on the coastal plain (Tihama). Prelinimary Report for the Italian Archaeological Mission in the y.a.r., in: East and West 36, 1986, 400–415; A. de Maigret, Arabia Felix, London ²2002, 127–129.

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und Rinder wurden dort nachgewiesen. Etwas später datiert die erste Belegphase in Wādī Surdud 1 (srd 1) am Nordufer des Wādī Surdud, und zwar ins späte 6. Jts. v. Chr. Nach ca. 150 Jahren folgte eine zweite Phase im 4. Jts. v. Chr. Gefunden wurden v.a. 11 konzentrierte Ansammlungen von Muscheln und Artefakten von 25–30m Durchmesser, daneben zwei Werkstattbereiche, einer für Perlen, der zweite mit gerundeten Schabern, vielleicht zur Lederverarbeitung. Hinsichtlich der Fauna wurden (neben Fischknochen) Equiden nachgewiesen, domestizierte Rinder sowie Schafe/Ziegen. In der nördlichen Tihāmah arbeitete vor allem ein Team um J. Zarins und zwar an dem Fundort Ǧīzān (Jizan).33 Ergraben wurden Lagerplätze mit Muschelhaufen und Knochenresten, Fragmenten von Mahlsteinen und Obsidian, insbesondere bifaciale Projektile. Die Fundorte sind von bescheidener Größe (weniger als 10 ha) und weisen keine festen Strukturen auf. Sie sind gleichwohl sehr wichtig, da sie sowohl die neolithische Präsenz in dieser Region zeigen, als auch Kontakte zum Landesinneren (v. a. große Wādīs) aufweisen, zur weit verbreiteten bifacialen Tradition Arabiens. Weitere Fundorte des Tihāmah-Neolithikums sind Athar, Muwassam, ash-Shuqayq, die Farasan-Inseln und al-Birk.34 Die Bronzezeit in der Tihāmah. Der zentrale Fundort für den Nachweis einer bronzezeitlichen Kultur in der Tihāmah ist Sihi, ca. 60 km südlich von Ǧīzān gelegen und ebenfalls von J. Zarins et al. untersucht. Es fanden sich hier große Plätze (mindestens 900–1000m²) mit einer hohen Konzentration an Keramik und anderen Artefakten. Die flache Stratigraphie ist charakterisiert durch einen zentralen Teil (300×50m), der dichter mit Cluster von jeweils ca 2×2m bedeckt ist. Es wurde angenommen, die Akkumulation der Besiedlung habe nicht in die Höhe stattgefunden wie bei einer Tell-Siedlung, sondern in die Breite. Wirkliche Siedlungsstrukturen wurden nicht festgestellt. Die drei ersten erstellten Radiokarbon-Datierungen bewegten sich zwischen 1540–1200 v. Chr.35 1986 kam dann ein weiteres c14-Datum hinzu36, welches 33

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J. Zarins, A. Murad & K. al-Yaish, The Second Preliminary Report on the Southwestern Province, in: Atlal 5, 1981, 9–42; J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, (65–107) 68 f.; und besonders J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain ii, in: Atlal 10, 1986, 36–57. Übersicht in J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain ii, in: Atlal 10, 1986, (36–57) 42. J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, 65–107. J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain, in: Atlal 10, 1986, (36–57), 50.

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eine Besiedlung zwischen 2400–1300 v. Chr. nahelegt – möglicherweise war der Platz zwischenzeitlich verlassen.37 Zwei Gruppen von Keramik wurden gefunden. Die häufigere ist eine handgefertigte rote Ware, die manchmal außen eine ‚wavy-line‘ und öfters Punktprägungen als Dekoration aufweist. Die Gefäße sind innen und außen vollständig poliert und außerdem mit Dreiecks-Mustern verziert, die sogar reliefiert sind. Die zweite Keramik ist eine sehr charakteristische schwarze Ware, vollständig poliert oder mit Musterpolitur und häufiger geprägt, porös und schwer; ein Stück mit einem Steinbock in vertieftem Relief sieht sehr altsüdarabisch aus. Es gibt keine Hinweise auf eine eigene Keramikproduktion.38 Weiteres Fundinventar sind Objekte aus Kupfer: Stichel, Ahlen, eine gerippte Klinge, Ringe und vielleicht Angelhaken. Sowohl die Metallstücke als auch die Keramik sind sehr distinktiv. Charakteristisch ist daneben der häufige Gebrauch von Obsidian. Die Lithik ist von der vorhergehenden neolithischen Zeit völlig verschieden. Die Träger der Kultur lebten von Fischfang und dem Sammeln von Schalentieren und Schildkröten. Darüber hinaus sind Schafe, Ziegen, Rinder und vielleicht das Kamel nachgewiesen. Des weiteren wurden Mahlsteine gefunden. Neben Sihi sind weitere Fundorte zu nennen: Rāʾs Tarfa, aš-Šuqaiq (bei Ǧīzān), al-Birk (bei Ǧīzān), ar-Rayyān (Fundort ist altsüdarabisch), die Farasan-Inseln und das Wādī Matar.39 b Jenseits des Bāb al-Mandab: der Golf von ʿAdan Die Situation am Golf von ʿAdan ist vergleichbar mit derjenigen in der Tihāmah: Es gibt Hinweise auf eine neolithische Phase und später einen bronzezeitlichen Kulturhorizont. Der Unterschied ist nur, dass im Gegensatz zur Tihāmah die ältere Phase sehr viel deutlicher eine Vorstufe zur jüngeren darstellt. Das ꜤUmayrah-Neolithikum. Auf deutsch-russischen Grabungen wurden in der Lagune von ʿUmayrah, 80km westlich von ʿAdan eine Reihe von Muschelhaufen untersucht.40 Solche vorgeschichtlichen Muschelhaufen finden sich entlang der gesamten Küste der Arabischen Halbinsel. Es handelt sich um Abfallhaufen aus Muscheln, Fischresten und Tierknochen, Asche und Stein-

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J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain ii, in: Atlal 10, 1986, 36–57. J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain ii, in: Atlal 10, 1986, (36–57) 47. J. Zarins, A. Murad & K. al-Yaish, The Second Preliminary Report on the Southwestern Province, in: Atlal 5, 1981, (9–42) 22 & 27, Taf. 28:9; J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, (65–107) 94 f. Vogt, Unbekannte Kulturen, 46 f.

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werkzeugen. Die Menschen lebten also vom Sammeln von Muscheln sowie vom Fischfang und hatten eine spezialisierte Wirtschaftsweise. Als ‚type site‘ können al-Qihaiyu (5.–4. Jts. v. Chr.) und Ḫawr ʿUmayrah bzw. an-Nabwa bei ʿAdan (3.–2. Jt. v. Chr.) gelten. In al-Qiheiyu sind die Frühformen der Seßhaftwerdung an der Mündung eines Wādī festzustellen, das wohl noch ganzjährig Wasser führte; Fischknochen sind eher selten und wenn, dann von größeren Fischarten. Es kommen keine Netzgewichte oder Angelhaken vor, daher muss man davon ausgehen, dass die Fische harpuniert wurden. Außerdem wurden Gazellen gejagt: Silexschaber dienten der Bearbeitung von Fellen und Projektile als ‚Speerspitzen‘. Schließlich gibt es Hinweise auf frühen Ackerbau: ein gestieltes, hackenartiges Werkzeug, Reibsteine, Mörser und Stößel. In Ḫawr ʿUmayrah, an-Nabwa und Maʾlayba41 fanden sich als Neuerung im Vergleich zum Tihāmah-Neolithikum Netzgewichte; ab ca. 2400 v. Chr. ist das erste Auftreten von handgefertigter Keramik zu verzeichnen.42 Die bronzezeitliche Ṣabir-Kultur.43 Bereits 1932 stellte ein Pilot der Royal Air Force eine 6km lange rötliche Verfärbung beim Dorf Ṣabir nördlich von 41 42 43

Vogt, Unbekannte Kulturen, 47 f. Vogt, Unbekannte Kulturen, 47 f. B. Vogt, Frühe Kulturen an der Küste des Roten Meeres und des Golfs von Aden, in: W. Daum (Hrsg.), Jemen. Kunst und Archäologie im Land der Königin von Saba, Wien 1998, 122–127; V. Buffa, Die Sabir-Kultur und die jemenitische Küstenebene in der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr., in: W. Daum (Hrsg.), Jemen. Kunst und Archäologie im Land der Königin von Saba, Wien 1998, 129–133, Nr. 77–130; B. Vogt & A. Sedov, The Sabir Culture and coastal Yemen during the 2nd Millennium bc. The Present state of discussion, in: psas 28, 1998, 261–270; B. Vogt & A. Sedov, Begraben und vergessen – Sabir, eine Stadt des späten 2. Jts. v. Chr. Am Golf von Aden/Jemen, in: Deutsches Archäologisches Institut (Hrsg.), Archäologische Entdeckungen. Die Forschungen des Deutschen Archäologischen Instituts im 20. Jahrhundert, Mainz 1999, 44–49; V. Buffa, Ma’layba: une communità di agricoltori dell’età del Bronzo nell’entroterra di Aden, in: Yemen. Nel paese della Regina di Saba, Rom 2000, 71–73; V. Buffa & B. Voigt, Sabir. Cultural Identity between Saba and Africa, in: H. Parzinger & R. Eichmann (Hrsg.), Migration und Kulturtransfer, Berlin 2001, 437–450; J. Görsdorf & B. Voigt, Excavations at Ma’layba and Sabir, Republic of Yemen: Radiocarbondatings in the period 1900 to 800 bc, in: Radiocarbon 43, 2001, 1353ff.; B. Voigt, V. Buffa & H. Amirkhanov, Ma’layba and the Bronze Age irrigation systems in Lahj, in: abady 9, 2002, 15ff.; V. Buffa, The strategraphic sounding at Ma’layba, Lahj Province, Republic of Yemen, in: abady 9, 2002, 1–14; B. Vogt, A. Sedov & V. Buffa, Zur Datieurng der Sabir-Kultur, Jemen, in: abady 9, 2002, 27–39; Kh. Amirkanov et al., Excavations of a settlement of prehistoric fishermen and mollusi gatherers in the Khor Umayra Lagoon, Gulf of Aden, Republic of Yemen, in: Archaeology, Ethnology & Anthropology of Eurasia 4 (8), 2001, 2–12; Kh. Amirkanov & B. Voigt, AnNabwa 2 – A settlement of ancient fischers and clam-gatherers on the Aden Gulf coast

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ʿAdan (vulgo: Aden) fest, die sich als dichter Scherbenteppich erweisen sollte. Bis in die Siebziger Jahre hinein war das Augenmerk des Historikers – wenn überhaupt – in Südarabien fast ausschließlich auf Monumentlarchitektur und inschriftliche Zeugnisse beschränkt, weswegen dem Fundort Ṣabir (vulgo: Sabir) keine besondere Beachtung geschenkt wurde, zumal man ihn aufgrund der herausragenden Qualität der Oberflächenkeramik für islamisch oder gar neuzeitlich erachtete. Durch Oberflächenbegehungen waren also Fundorte eines eigenen Kulturhorizonts im südwestlichen Küstenstreifen der Arabischen Halbinsel grob bekannt geworden, was zur Bildung einer deutsch-russischen Expedition führte. Nachdem besonders in der Region Aden und speziell in Ṣabir ein Versuch des Südjemen, sich abzuspalten, blutig niedergeschlagen worden war, begannen nach der militärischen Minensuche die nicht minder erfolgreichen archäologischen Grabungen.44 Die ersten archäologischen Ausgrabungen erbrachten zuvor praktisch unbekanntes Fundgut. Zu diesen Zweck war eine Forschergruppe gebildet worden, die sich aus Mitgliedern der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem Deutschen Archäologischen Institut zusammensetzte. Sie begannen mit Grabungen in Ṣabir – gleichzeitig wurden Geländebegehungen im Hinterland von ʿAdan durchgeführt. Zwischen 1994– 2000 wurden an zahlreichen Fundplätzen eine Reihe von Sondagen durchgeführt, die es neben den Ausgrabungen von Ṣabir erlaubten, ein Bild von der Entwicklung jenes in der Folgezeit als Ṣabir-Kultur bezeichneten Kulturhorizonts zu zeichnen. Komplementär zu Ṣabir erfolgte die Untersuchung besonders der früheren Phasen der Kultur im nahe gelegenen Maʾlayba.45 Hier stieß man nicht nur in größere zeitliche Tiefe vor, sondern wies auch nach, dass sich Ṣabir aus früheren Traditionen entwickelt hatte.

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(Republic of Yemen), in: Rossijskaya Archaeologia 2, 2002, 30–42 (auf russisch); B. Vogt (Hrsg.), Unbekannte Kulturen an Golf von Aden: von den neolithischen Muschelhaufen bis zur spätbronzezeitlichen Stadt Sabir, in: I. Gerlach (Hrsg.), Deutsches Archäologisches Institut. 25 Jahre Ausgrabungen und Forschungen im Jemen 1978–2003, Sana’a 2003, 45–51; B. Voigt & V. Buffa, Cultural Interactions with the Horn of Africa – a View from Early Arabia, in: W. Raunig & S. Wenig (Hrsg.), Afrikas Horn. Akten der Ersten Internationalen Littmann-Konferenz, Meroitica 22, Wiesbaden 2005, 437–456. Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 46. V. Buffa, Ma’layba: une communità di agricoltori dell’età del Bronzo nell’entroterra di Aden, in: Yemen. Nel paese della Regina di Saba, Rom 2000, 71–73. J. Görsdorf & B. Voigt, Excavations at Ma’layba and Sabir, Republic of Yemen: Radiocarbondatings in the period 1900 to 800 bc, in: Radiocarbon 43, 2001, 1353ff.; B. Voigt, V. Buffa & H. Amirkhanov, Ma’layba and the Bronze Age irrigation systems in Lahj, in: abady 9, 2002, 15 ff.; V. Buffa, The strategraphic sounding at Ma’layba, Lahj Province, Republic of Yemen, in: abady 9, 2002, 1–14.

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Lokalisierung. Ṣabir liegt gute 25km von ʿAdan entfernt, etwas südlich der Oase Laḥǧ im Delta des Wādī Tuban und ist der größte und namensgebende Fundplatz der Kultur. Es handelt sich um einen Tell von ca. 5 m Höhe und 2000m² Ausdehnung. Prospektiert ist das Gebiet auf einer Fläche von 2 × 1,5 km und erschlossen durch mehrere Tiefschnitte und Areale. Die Ṣabir-Kultur erstreckt sich über ca. 600km ausschließlich auf dem Streifen der Küstenebene im Golf von ʿAdan, in der heutigen Provinz Laḥǧ, hauptsächlich zwischen Ṣabir bzw. Abyan im Südosten und Sihi im Nordwesten mit großer Siedlungsdichte.46 Durch Oberflächenbegehungen ist eine große Anzahl von Fundorten bekannt. Der Nukleus der Kultur lag wohl in dem bisher größten nachgewiesenen Siedlungsplatz, Ṣabir. Des weiteren sind hauptsächlich eine dörfliche Siedlung bei Maʾlayba (20km nördlich von ʿAdan) zu nennen, die chronologisch bis ins 14.–13. Jhd. v. Chr. reicht, aber auch Ḫawr al-ꜤUmayrah (80 km westlich von ʿAdan an der Küste), an-Nabwa (in ʿAdan aṣ-Ṣuġra/Little Aden). Darüber hinaus wurden einige weitere Siedlungen ergraben und hauptsächlich Surveys durchgeführt (Region Abyan westlich von ʿAdan; im Hinterland von ʿAdan; an der Mündung des Wādī Surdud und im Gebiet von Ǧīzān in Saudi Arabien). Außerhalb der Küstenebene gibt es vereinzelt Streufunde an Keramik, etwa von der Awwam-Nekropole in Marib, aus dem Tempel von Haǧar Yahar im Wādī Marḫa und Ḏī Saʿīd im obersten Wādī Bana.47 Im Gegenzug wurde in Ṣabir selbst nur eine bemalte Scherbe früher Keramik aus Raybūn (Ḥaḍramawt) hergestellt.48 Datierung. Die ältesten Phasen der Ṣabir-Kultur wurden in Maʾlayba (frühes 2., wohl auch das ausgehende 3. Jts. v. Chr.) und in an-Nabwa (24.–25. Jhd. v. Chr.) festgestellt. In Ṣabir selbst wurden die frühen Schichten anhand von 25 Radiokarbon-Messungen absolut-chronologisch datiert, die meisten zwischen dem 14. und dem 9. Jhd. v. Chr. Früheste Schichten konnten noch nicht untersucht werden, daher sind die Vorläufer nicht recht bekannt; die Verbindung zum Tihāmah-Neolithikum ist daher nicht klar. Das Ende der Besiedlung verliert sich ebenfalls im Dunkel der Geschichte, auf jeden Fall gibt es bisher keine Entwicklungslinie zu den späteren altsüdarabischen Kulturen, welche der Wüste Ramlat es-Sabʿatayn angelagert sind – diese sind also definitiv nicht die direkte historisch-kulturelle Fortsetzung. In Ṣabir gibt es flächendeckend Spuren einer Brandkatastrophe im 9. Jhd. v. Chr.; Funde von bronzenen Pfeilund Speerspitzen und das vollständig zurückgelassene Rauminventar spre-

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Vogt & Sedov, The Sabir Culture, 261–279. Vogt & Sedov, The Sabir Culture, 266 f. Vogt & Sedov, The Sabir Culture, 267.

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chen für ein kriegerisches Ende.49 Haben wir hier vielleicht das Vordringen der Altsüdaraber vor uns? Aus den sabäischen Inschriften des Karibʾil Watar bin Ḏamarʿalī erfahren wir, dass dieser gegen 700 v. Chr. auch die Region um ʿAdan seinem Reich einverleibte. Allerdings wäre dies für die erwähnte Brandschicht zu spät. Nach dieser sind Spuren einer Nachbesiedlung festzustellen, wahrscheinlich im 6.–5. Jhd. v. Chr., als ʿAdan unter qatabanische Herrschaft gekommen war.50 Danach wird Ṣabir entdgültig verlassen. Periodisierung. Wahrscheinlich erwuchs die Ṣabir-Kultur aus lokalen bronzezeitlichen Wurzeln und bestand bis ins frühe 1. Jts. v. Chr., und zwar in seinen späteren Phasen zeitgleich mit der südarabischen Kultur, die sich im Inland herauszubilden begann. Anhand der Keramik lassen sich zwei Phasen unterscheiden: eine erste um 2500 bis ins 14./13. Jhd. v. Chr. (an-Nabwa, Maʾlayba und Ṣabir)51 und eine zweite ab dem 14./13. Jhd. bis ins 9./8. Jhd. v. Chr. (Hauptbelegung von Ṣabir, oberste Schichten von Maʾlayba) vielleicht sogar bis ins 6. Jhd. v. Chr. (in Ṣabir bezeugt). Weitere Feingliederungen basieren auf stratigraphischen Erwägungen. Zwischen den beiden Phasen liegt kein Bruch, sondern ein fließender Übergang. Phase 2 weist keinerlei Ähnlichkeiten auf mit anderen Kulturhorizonten der Arabischen Halbinsel, auch nicht mit den späteren altsüdarabischen. Keramik.52 Die Keramiktradition der Ṣabir-Kultur zeichnet sich durch besonders charakteristische Alltagskeramik aus, die in einer langen Tradition der Keramikherstellung steht und durch konservative Herstellungstechniken bestimmt ist, aber auch eine allmähliche Ausweitung des Formenschatzes und zunehmend technische Finesse aufweist. Das Spektrum reicht von kleinen Bechern bis zu großen, 1–2m hohen Vorratsgefäßen; offene Formen dominieren. Auffällig ist der deutlich abgerundete Boden fast aller Gefäßtypen außer Schalen mit hohem Fuß, Weihrauchständern und kleinen Bechern. Insgesamt herrscht eine große Präzision in der Herstellung, selbst große Gefäße sind ziemlich dünnwandig. Musterglättung ist die charakteristischste Dekoration und zwar sowohl auf der Gefäßoberfläche, als auch häufig im Inneren. Bislang war eine vergleichbare Oberflächenbehandlung bei Keramik in Arabien nicht bekannt. Die obere Außenseite ist dabei mit horizontalen bzw. verti-

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Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 48. Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 48. V. Buffa, The strategraphic sounding at Ma’layba, Lahj Province, Republic of Yemen, in: abady 9, 2002, (1–14) 6; B. Vogt, A. Sedov & V. Buffa, Zur Datieurng der Sabir-Kultur, Jemen, in: abady 9, 2002, 27–39. Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 49; Vogt & Buffa, Cultural Interactions, 441.

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kalen Polierstreifen verziert, die Innenseite weist radiale Muster oder breite horizontale Streifen auf. Daneben kommt Ritz- und Stempeldekor vor sowie Inkrustationen und Applikationen aber auch Zickzack- und ‚criss-cross patterns‘. Stellenweise ist Bemalung bezeugt (bichrom rot und weiß, geometrische Muster); vor allem auf großen Pithoi finden sich vertikale Ritzungen; auf Schalen Punktlinien; Mitopen und Impresso unterhalb des Randes bedecken den vertikalen Henkel. Generell herrscht eine sehr große Formenvielfalt. Trotz der Massenproduktion sind die Gefäße mit einer Komposittechnik hergestellt, wie Fertigungsspuren bezeugen. Boden, Körper, Standringe/Ringbasen und Mündung wurden getrennt hergestellt und dann mit einer als ‚paddle and anvil‘ genannten Technik durch Schlagen auf einer innen entgegengehaltenen Auflage zusammengebracht. Diese Herstellungsart war bislang auf der Arabischen Halbinsel unbekannt. Interessant ist auch der Einsatz einer langsamen Töpferscheibe für die Basen. Die große Menge von Fertigungsabfällen und eine Reihe von ausgegrabenen Brennöfen zeigen, dass die Keramik vor Ort hergestellt wurde. Die Keramik der Phase 1 setzt sich durch folgende Merkmale von derjenigen der späteren Phase ab53: Musterpolitur außen und innen, sog. ‚falsche Tüllen‘ (ohne Loch), ein innen abgeflachter Rand und applizierte Dekoration. Weiteres Fundinventar. Das Gros der Funde gehört drei Kategorien an: Großsteingeräte, Werkzeuge und Terrakotten. Ersteres sind vor allem Mahl- und Reibsteine. Die Werkzeuge sind aus Knochen und Stein, aber auch aus Metall, was die Charakterisierung als bronzezeitliche Kultur rechtfertigt. Darunter sind ein Dolch, eine Axt und mehrere riegelartige Projektile. Metallwerkzeuge sind jedoch deutlich unterrepräsentiert, wahrscheinlich weil sie besonders wertvoll waren und häufig wieder eingeschmolzen wurden. Vor allem Pfrieme und Nadeln wurden vornehmlich aus Tierknochen gefertigt. Darüber hinaus fanden verschiedene Silexarten Verwendung. Vergleichsweise häufig sind Funde aus Obsidian, obwohl dieser aus größerer Entfernung nach Ṣabir verhandelt worden sein muss, möglicherweise sogar vom Horn von Afrika. Eine besonders charakteristische Fundgattung sind die Terrakotten, die zu Hunderten gefunden wurden.54 Es gibt Tierfigurinen mit Darstellungen von Stieren, Ziegen und Schafen, d.h. von domestizierten Tieren, aber auch anthropomorphe. Diese stellen bekleidete und stehende oder unbekleidete und sitzende Frauen mit drei Fettfalten und Tatoos dar. Daneben kommen geometrische Objekte vor und ein Phallus.

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Vogt & Sedov, The Sabir Culture, 267. Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 49.

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Sabir a. Als ‚type site‘ dieser Stufe gilt Maʾlayba, eine dörfliche Siedlung ca. 20km nördlich von ʿAdan gelegen. Eine stratigraphische Folge von Schilfund Laubhütten wechselt sich hier immer wieder mit Schichten landwirtschaftlicher Nutzung ab. Besonders spannend ist der Nachweis eines Kanalsystems (2000–1600 v. Chr.), durch welches das gesamte Mündungsgebiet des Wādī Tuban bewässert wurde, d.h. eines künstlichen Bewässerungssystems nicht unbedeutender Ausdehnung, welches auf eine straff organisierte Gesellschaft hindeutet. Das Fundinventar reicht von Netzgewichten über Muscheln, Muschelschmuck und Fischknochen: Wahrscheinlich gab es einen intensiven Handel mit der Küstenregion, vielleicht im Austausch mit agrarischen Produkten. Sabir b. Als ‚type site‘ dieser Stufe kann Ṣabir selbst genannt werden. Ṣabir war dicht bebaut: Durch Pfostenlöcher können einfache runde bzw. ovale und rechteckige Hütten nachgewiesen werden, deren Wände zuerst aus einem Palmblätter-Flechtwerk bestanden und mit Lehm beworfen waren (z. B. Ṣabir 14a; 1 und 2a); später wurden sie aus Lehmziegeln gefertigt. Die kleineren Gehöfte bestehen aus zwei oder mehr kleinen einstöckigen Räumen, welche sich um einen Hof gruppieren, dessen Ummauerung aus einer Reihe Lehmziegel bestand (Ṣabir 25). In den Wohnbereichen waren kleine Häuser mit wenigen Räumen üblich (Ṣabir 12; 7). Im Zentrum wurden mehrere Werkstattbereiche (Ṣabir 2) zur Keramikherstellung (Ṣabir 2a) und Metallverarbeitung (Ṣabir 6) ausgegraben, d.h. es bestand eine funktionale Spezialisierung. Geradezu sensationell ist der Nachweis eines monumentalen Architekturkomplexes (Ṣabir 5) mit dicken Mauern aus Lehmziegeln, umgeben von einer Art Temenos. Es handelt sich hierbei um einen Repräsentationsbau mit trapezförmigem Grundriss und einer Ausdehnung von 5 ha, begrenzt durch eine mindestens 3m hohe Umfassungsmauer, die durch zwei gegenüber voneinander liegende Toranlagen unterbrochen wird. Das Innere der Anlage ist durch mehrere großflächige Höfe gekennzeichnet, welche durch Mauern getrennt sind. In diesen befanden sich Schutzdächer bzw. Hütten, aber auch mehrere größere, sorgfältig errichtete Lehmziegelgebäude. Diese Gebäude bestehen aus mehrschiffigen Pfeilerhallen mit angehängten kleineren Räumen (Ṣabir 5a). Daran schließen sich Küchenbereiche mit dazugehörigem Haushaltsinventar bzw. Werkstattbereiche zur Herstellung von Werkzeugen und Schmuck aus Knochen, Muscheln und Straußeneierschalen an. Das beherrschende Gebäude in Sabir (Ṣabir 5c) ist annähernd quadratisch und erhob sich wahrscheinlich mehrstöckig hinter einem beidseitig mit Galerien eingefassten Vorhof mit einer Lehmziegelplattform im Zentrum. Es besteht aus einer quer liegenden, dreischiffigen Halle mit Holzpfeilerstellung auf steinernen Basen. Direkt benachbart lag eine Kolonnade, die mit Fresken verziert war; der Grundriß läßt an

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spätere altsüdarabische Tempelanlagen denken. Die Existenz eines Magazins, das direkt mit der großen Kultanlage Ṣabir 5c assoziiert war, spricht dafür, dass Vorratshaltung hier eine große Rolle spielte. Dort fanden sich nämlich 150 vollständige Tongefäße, wie etwa Schalen, die leer ineinander gestapelt und mit der Öffnung nach unten abgestellt waren sowie Gefäße mit beträchtlichem Fassungsvermögen, die zudem oft große Mengen botanischer Reste enthielten. Überreste von Palmmatten und Gerätschaften aus Schwertfischknochen vervollständigen das Bild, das einen besonderen Akzent durch den Fund eines zugeschnittenen Elfenbein-Rohlings erhält.55 Ebenfalls zu dem Sakralbau gehörte ein großes Grubendepot von leeren Tongefäßen. Von großer Bedeutung ist der Fund eines 2×2m kleinen einräumigen Schreines (Ṣabir 5d) mit vollständig in situ erhaltenem Kultinventar in einem kleinen quadratischen Raum, der von einer dünnen Mauer aus Lehmziegeln umgeben war. Der Kultbau weist starke Parallelen zum fast zeitgleichen Hazor auf. Direkt an der Rückwand standen sechs längliche Wādī-Kiesel senkrecht aufgestellt und in regelmäßige Verteilung zwei Libationsgefäße und zwei Weihrauchbrenner.56 Alles spricht für einen Ahnenkult bzw. die Verehrung von Gottheiten in steinernen Idolen, eine für das prä-islamische Arabien typische Art der Verehrung.57 Allgemeine Charakterisierung. Die Ausgräber hatten sich anfänglich für eine enge Anbindung an afrikanische Kulturhonizonte ausgesprochen, diese jedoch in jüngster Zeit revidiert. Die Art und Intensität der Kontakte zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Kulturen, der Ṣabir- und der altsüdarabischen Kultur, ist bisher ebenfalls noch nicht recht greifbar. Von dörflichen Strukturen und kleinen Gehöften in Maʾlayba bildete sich eine Küstenkultur mit relativ engem Geflecht von Siedlungen heraus, von städtischen Ansiedlungen bis zur Stadtanlage von Ṣabir. Lebensgrundlage waren Landwirtschaft und die Massenproduktion von hochwertiger Keramik, aber auch Viehzucht und Fischfang. Letzteres ist nachgewiesen durch Netzgewichte und die großen Mengen an Muscheln sowie die Knochen von Fischen und Meeressäugern. In dem bereits erwähnten Magazin von Ṣabir 5 fand sich das bislang größte Korpus paläobotanischer Reste auf der Arabischen Halbinsel.58 Sie erlauben eine Rekonstruktion der Pflanzenwelt mit der üblichen Flora des Vorderen Orients, aber auch mit tropischen Gräsern und Sesam. Darüber hinaus lässt sich auf ein

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Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 47. Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 47. R.G. Hoyland, Arabia and the Arabs, London/New York 2002, 157ff. Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 48.

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weites Spektrum von Früchten und Hölzern schließen. Wahrscheinlich war der Bestand an Akazien sehr viel dichter als heute, da Akazienholz in den Hütten bei Pfeilern und im Fachwerk der Monumentalbauten in größerem Umfang Verwendung fand.59 Im Großen und Ganzen lassen sich zwei Subsistenzmuster feststellen: einmal eine Küsten-Gesellschaft mit Orientierung zum Meer60 und auf der anderen Seite die Oasen, städtische Zentren weiter im Landesinneren mit Bewässerungsfeldbau, Viehwirtschaft, handwerklicher Produktion und Handel.61 Zwar wurden bislang keine Nekropolen gefunden, gleichwohl ist eine hierarchische Gliederung der Gesellschaft nachweisbar.62 Anders sind die sehr großen politischen Zentren mit Satelliten nicht denkbar, die innerräumliche Gliederung, die Monumentalbauten und natürlich die Instandhaltung bzw. Kontrolle großangelegter Bewässerungssysteme. Fundorte.63 Die wichtigsten Fundorte der Ṣabir-Kultur sind: Ṣabir (25 km nördlich von ʿAdan); Maʾlayba (bei Ṣabir); Mishghafa (bei Ṣabir); Miqhala (bei Ṣabir); an-Nabwa (in ʿAdan aṣ-Ṣuġra/‚Little Aden‘); Ḫawr al-ꜤUmayrah (80 km westlich von ʿAdan an der Küste). Durch einen Survey wurde das Gebiet um das Bāb al-Mandab ebenfalls als zur Ṣabir-Kultur gehörig bestimmt. Daneben ist sie bezeugt in der Region Abyan (östlich von Zinǧibār), in Bir Nasir (bei Ṣabir), al-Qaraw (bei Zinǧibār) und al-Qurayat (bei Zinǧibār). c

Die Küste Südwest-Arabiens: eine zusammenhängende Kultur in der Bronzezeit? Eine zentrale Frage im Bezug auf die prähistorischen Kulturen Südarabiens ist nun: Bestand in der Bronzezeit eine zusammenhängende Kultur an der Küste Südwest-Arabiens oder handelt es sich bei den bisher festgestellten Kulturen um regional begrenzte Einheiten? Die Ausgräber von Sihi und Ṣabir plädieren für Ersteres, und da sich kaum jemand mit dieser Region in jener Zeit beschäftigt, sind ihre Ansichten m.W. bisher nicht wirklich Gegenstand einer Diskussion gewesen. Dabei gibt es argumentative Schwächen in ihrer Darstellung. Da wäre zum Ersten die Datierung:

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Vogt & Sedov, Begraben und vergessen, 48. Kh. Amirkanov et al., Excavations of a settlement of prehistoric fishermen and mollusi gatherers in the Khor Umayra Lagoon, Gulf of Aden, Republic of Yemen, in: Archaeology, Ethnology & Anthropology of Eurasia 4, 2001, 2–12; Kh. Amirkanov & B. Voigt, AnNabwa 2 – A settlement of ancient fischers and clam-gatherers on the Aden Gulf coast (Republic of Yemen), in: Rossijskaya Archaeologia 2, 2002, 30–42 (auf russisch). Vogt & Sedov, The Sabir Culture. Vogt & Buffa, Cultural Interactions, 438. Vogt & Sedov, The Sabir Culture, 268 (Karte mit Literaturangaben).

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In Sihi wurden zunächst drei Radiokarbon-Daten zwischen 1540–1200 v. Chr. erhoben64, danach ein weiteres zwischen 2400–1300 v. Chr.65 Vogt & Buffa meinen nun, das letztere müsse vielleicht um einige 100 Jahre gesenkt werden, da es sich um c14-Proben von Muscheln handelt.66 Diese Begründung erscheint mir nicht einleuchtend. Vielmehr erhebt sich der Verdacht, die Chronologie solle verändert werden, um Sihi mit Phase 2 der Ṣabir-Kultur parallelisieren zu können. Bereits Vogt & Sedov geben zu, dass in Sihi in einer Phase Keramik belegt ist, die in Sabir gar nicht vorkommt. Zwar entspricht die rote Ware von Sihi Stücken aus Ṣabirs Phase 267 „in terms of shapes and decorations, including burnishing“68, jedoch gibt es keine Parallelen zwischen Sihi und Ṣabirs Phase 1.69 Außerdem gehen sie implizit selbst von einer Trennung der beiden Kulturen aus, wenn sie in ihrem Schaubild in Meroitica 22 zwei Spalten geben – eine für Sihi und eine andere für Ṣabir. Die Kartenlegenden in der entsprechenden Arbeit sind gleichfalls sehr vorsichtig formuliert: Da ist immer von „Ṣabir-related sites“ die Rede. An dieser Stelle ist außerdem die Argumentation von Carl Phillips aufzugreifen, der die Lücke zwischen Sihi und Ṣabir herausstreicht, in der keine Fundorte nachzuweisen sind.70 Tosi verweist zwar auf die Keramik von Sihi und Ṣabir, aber die Keramik der italienischen Surveys ist bis dato nicht publiziert, daher sind seine Aussagen nicht nachvollziehbar bzw. überprüfbar und somit wissenschaftlich betrachtet praktisch wertlos. Schließlich wüßte man gerne, wie weit denn diese Parallelen wirklich gehen, zumal die Ṣabir-Kultur zu jener Zeit noch gar nicht richtig definiert war. Es bleibt also nur noch die Evidenz von al-Midaman. 1997 nahm das kanadische al-Fāzzah-Projekt Fundplätze mit Megalithen nördlich von al-Fāzzah auf.71 Sowohl das Gelände mit seinen Dünen als auch der Erhaltungszustand (Erosion durch Salze) machte dieses Unterfangen nicht einfacher. Leider wurde

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J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, 65–107. J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain, in: Atlal 10, 1986, (65–107), 50. Vogt & Buffa, Cultural Interactions, 442. J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, (65–107), Taf. 81f.:1–4 & 7f.; Taf. 83:1–5 & 7 f. Vogt & Buffa, Cultural Interactions, 441. Vogt & Buffa, Cultural Interactions, 442. C. Phillips, The Tihāmah ca. 5000 to 500 bc, in: psas 28, 1998, (233–237) 235. E. Keal, Encountering megaliths on the Tihamah coastal plain of Yemen, in: psas 28, 1998, 139–147.

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kein organisches Material zur Radiokarbon-Datierung erhoben. Eine Geländebegehung über einen Quadratkilometer ergab einen Hauptfundort und Oberflächenreste über 8km² hinweg; schließlich wurde in vier Arealen gegraben. Bei al-Mānasīb fanden sich drei aufrecht stehende unbehauene Megalithen, 1 m breit, 2 ½ m hoch über der Oberfläche und geschätzte 6 t schwer – ein umgestürzter ist sogar insgesamt 7m lang. Die Steinblöcke waren lediglich nur so in den Sand gesetzt worden, es wurden jedoch Kupfer- und Obsidianwerkzeuge als ‚Gründungsbeigaben‘ gefunden. In al-Minǧārah wurden Steinsetzungen um die Stelen festgestellt. Die Stelen selbst waren 3 m lang und unbehauen; unter zwei Stelen lagen beigabenlose Kinderbestattungen. An diesem Fundort ist auch die Wiederverwendung von Stelen in einem Monumentalgebäude unklarer Datierung belegt. Dessen Bänke aus Lehmziegeln deuten auf sabäische Tempelarchitektur hin. Diese Wiederverwendung ist der einzige Hinweis auf zwei Phasen, wobei näheres unbekannt ist, vor allem die Größe des Zeitraumes zwischen ihnen. Im späteren Friedhof von Wālīyah al-Hindī, östlich von al-Midaman, wurden ebenfalls ältere Stelen wiederverwendet. Zu den Kleinfunden gehörten u.a. Äxte und Dolche mit zwei Nieten; die bifaciale Lithik ist nicht unbedingt neolithisch, wurde sie doch sogar noch in der Bronzezeit verwendet und Steinwerkzeuge allgemein sogar bis in die Eisen- und Neuzeit.72 Außerdem gibt es Argumente (Herstellungsspuren), die für eine jüngere Produktion sprechen.73 Die Keramik von al-Midaman ist identisch mit derjenigen eines Fundorts, den dasselbe kanadische Projekt früher festgestellt hatte, und der als „Gas Station“ im Wādī Rimāʿ, nördlich von Zabīd bekannt wurde.74 Angeblich besteht nun eine Verbindung zwischen dieser Keramik und derjenigen der Ṣabir-Kultur („some similarities of form to the al-Subr corpus“).75 Dem widersprach nun Carl Phillips entschieden: Die Keramik sei vielmehr sehr unterschiedlich und praktisch identisch mit derjenigen von al-Hāmid76, 72

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A. de Maigret, The Yemeni Bronze Age, in: W. Daum, 3000 Years of Art and Civilization in Arabia Felix, Frankfurt 1988, (38–40) 40; F. di Mario, A New Lithic Inventory from the Arabian Peninsula, in: Oriens Antiquus 26, 1987, (89–107) 89f. E. Keal, Encountering megaliths on the Tihamah coastal plain of Yemen, in: psas 28, 1998, (139–147) 145. E. Keal, Zabid and its hinterland: 1982 report, in: psas 13, 1983, 53–69. E. Keal, Encountering megaliths on the Tihamah coastal plain of Yemen, in: psas 28, 1998, (139–147) 143; vgl. auch C. Ciuk & E. Keal, Zabid Project Pottery Manual 1995. PreIslamic and Islamic Ceramics from the Zabid Area, North Yemen, bar International Series 655, Oxford 1996. C. Phillips, Al-Hamid: A Route to the Red Sea?, in: A. Avanzini (Hrsg.), Profumi d’Arabia, Rom 1997, 287–295; C. Phillips, The Tihāmah ca. 5000 to 500 bc, in: psas 28, 1998, 233–237.

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datiere daher nicht prähistorisch, sondern ins frühe 1. Jts. v. Chr.77 Zwar gäbe es durchaus stellenweise gewisse Ähnlichkeiten im Formenrepertoire und in einigen Dekorationselementen, doch insgesamt seien beide Keramiktraditionen deutlich voneinander zu unterscheiden.78 Bereits die Tatsache, dass die Keramik teilweise altsüdarabische Buchstaben aufweist, schließt eine Datierung jenseits des 1. Jts. v. Chr. definitiv aus, was bereits der kanadische Projektleiter E. Keal eingeräumt hatte.79 Dieser Befund lässt nun zwei Schlüsse zu, die allerdings beide gegen einen Anschluss an die Ṣabir-Kultur sprechen. Entweder das gesamte Material gehört ins 1. Jts. v. Chr. oder nur eine Phase, während die ältere einer eigenen bronzezeitlichen Megalith-Kultur in der SüdTihāmah zugesprochen würde. Wie aber sieht es mit dem Zwischenglied aus, dem al-Hamid-Horizont? Wie ist dieser Fundort zu datieren? Der in Frage stehende archäologische Platz liegt südöstlich von Bajil am südwestlichen Fuße des Ǧabal aḏ-Ḏāmir, nahe dem Wādī Sihām. Erste Hinweise auf ihn durch A. Jamme80 wurden ergänzt durch al-Radi & Stone.81 Eine Reihe von sabäischen Inschriften legen nahe, dass hier einmal ein altsüdarabischer Tempel stand. Alfred Felix Landon Beeston hat auf die Singularität der sabäischen Besiedlung in der Tihāmah hingewiesen82 und meinte, es könnte sich lediglich um einen vereinzelten sabäischen Außenposten handeln, der dazu diente, eine Route zum Roten Meer zu sichern. Er geht sogar so weit zu postulieren, dass die Bevölkerung der Tihāmah zu dieser Zeit gar nicht sabäisch war, sondern nur politisch in irgendeiner Weise der ‚sabäischen Konföderation‘ nahe stand. Er mutmaßt ferner, es könne möglicherweise mehrere Siedlungen dieser Art gegeben haben. Ausgrabungen haben gezeigt, dass die Siedlung größer war als gedacht, mehr als 30 ha. Weitere Inschriften und der Plan des Tempels bestärken den sabäischen Charakter und eine Datierung um 800–500 v. Chr.83 Die Keramikassemblagen sind vergleichbar mit denje-

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C. Phillips, The Tihāmah ca. 5000 to 500 bc, in: psas 28, 1998, (233–237) 235f. C. Phillips, The Tihāmah ca. 5000 to 500 bc, in: psas 28, 1998, (233–237) 235. E. Keal, Encountering megaliths on the Tihamah coastal plain of Yemen, in: psas 28, 1998, (139–147) 143. A. Jamme, Pre-Islamic Arabian Miscellanea, in: Al-Hudhud. Festschrift Maria Höfner zum 80. Geburtstag, Graz 1981, 95–112. F. Stone (Hrsg.), Studies on the Tihāmah. The Report of the Tihāmah Expedition 1982 and Related Papers, Harlow 1985. A.F.L. Beeston, Sabaeans in the Tihama, in: Arabian archaeology & epigraphy 6, 1995, (236–245) 241. C. Phillips, Al-Hamid: A Route to the Red Sea?, in: A. Avanzini (Hrsg.), Profumi d’Arabia, Rom 1997, 287–295.

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nigen im Wādī Yālā und bis zu einem gewissen Grad auch mit Haǧar bin Humaid. Übrigens wurden weitere Fundorte desselben Horizonts mit identischer Keramik entdeckt84: in Waqir, ebenfalls im Wādī Siham, ca. 15 km westlich von al-Hāmid, außerdem im Wādī Naḫel. Mit anderen Worten: Alle Zwischenglieder zwischen Sihi und Ṣabir sind damit umdatiert und es ist somit sehr fraglich, ob man wirklich von einem einzigen Kulturhorizont im Südwestarabien der Bronzezeit sprechen kann. Nun stellt sich noch die Frage, wohin die Megalithen in der Tihāmah gehören. Die Megalithkultur von alMidaman ist wohl vergleichbar85 mit dem Fundort al-Muhandid/Wādī Hamili, südlich von Ḥais.86 Dort wurde ein Komplex von 350 m Ausdehnung freigelegt, der eine Anzahl von Steinkreisen und -reihen aufwies.87 Leider gab es dort keine Anhaltspunkte für eine Datierung. Meines Erachtens ist diese Verknüpfung viel zu unsicher, denn genauso gut kann man die Stelen dem alHāmid-Horizont zurechnen, d.h. es spricht viel dafür, dass es zwei – und nur zwei – bronzezeitliche Kulturprovinzen an der südwest-arabischen Küste gab: Ṣabir ausschließlich am Golf von ʿAdan und davon getrennt die SihiKultur. d Eine Ṣabir-Koiné an der afrikanischen und arabischen Küste? Die von manchen postulierte Einheit von Sihi und Ṣabir ist nicht nur an sich von Belang, sondern vor allem für ein Problem, das wieder ganz zurück in die Punt-Diskussion führt. Gab es eine Kultur in der Bronzezeit, die sich über beide Ufer des Roten Meeres erstreckte oder – anders gefragt – hatte die ṢabirKultur womöglich Ausläufer auf dem afrikanischen Kontinent. Wir erinnern uns: Im Zusammenhang mit Punt stellten viele Forscher in der Vergangenheit fast dieselbe Frage. Paläobotanische Funde in Ṣabir zeigen, dass die Fauna dort sehr ähnlich bis gleich ist wie jenseits des Bab al-Mandab.88 Dies ist erst einmal nicht verwunderlich, da beide Regionen denselben klimatischen Bedingungen unterliegen. Ein stichhaltigeres Argument wäre da schon eher eine

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C. Phillips, The Tihāmah ca. 5000 to 500 bc, in: psas 28, 1998, (233–237) 236. C. Phillips, The Tihāmah ca. 5000 to 500 bc, in: psas 28, 1998, (233–237) 236. Vgl. R. de Byle des Hermens, Prémière mission de recherches préhistoriques en République Arabe du Yémen, in: L’ Anthropologie 80, 1976, 5–39, Abb. 10. G. Benardelli & A.E. Parinello, Note su alcune località archeologiche del Yemen i & ii, in: aion 30, 1970, 117–120 und aion 31, 1971, 111–118. D. de Moulins, C. Phillips & N. Durrani, The archaeobotanical record of Yemen and the question of Afro-Asian contacts, in: K. Neumann, A. Bulter & Kahlheber (Hrsg.), Food, Fuel and Fields. Progress in African Archaeobotany, Africa Praehistorica 14, Köln 2003, 213–228.

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gemeinsame Verbreitung von Nutzpflanzen.89 Im Folgenden seien die Argumente angeführt, welche Buffa & Vogt Anlass zu der Koiné-Vermutung gegeben haben.90 Für die Kontakte in der Ṣabir Phase 1 verweisen sie auf Gefäße aus Asa Koma (Dschibuti) mit Ritzungen und Punktmustern, die ähnlich seien zu denen von Phase 1 aus Maʾlayba.91 Die Verbindungen zum Sudan seien sehr allgemein an vereinzelten Parallelen festzumachen, darunter eine Scherbe mit applizierten konzentrischen Kreisen in Maʾlayba und Mahal Teglinos (Kassala, Sudan) vom Ende des 3. Jtds.92 Das Problem ist nur: Die Keramik aus Phase 1 ist ausschließlich aus der Region ʿAdan bekannt, nicht aus der Tihāmah; sie weist keinerlei Verbindung ins nubische Kerma auf, hingegen einige Motive, welche in der Ǧabal Mokram-Gruppe (Gaš-Delta um 1500 v. Chr.) vorkommen.93 Als Kontakte in der Ṣabir Phase 2 führen sie hunderte von Tonfiguren aus Ṣabir an.94 Die stratifizierten Stücke stammen ausschließlich aus Phase 2. Bisher seien solche Figurinen aus Arabien nicht bekannt, vielmehr existierten Vergleichsstücke in Nordost-Afrika, namentlich in der c-Gruppe in Aniba95 und in der Sudanesischen Ostwüste.96 Des weiteren betonen Buffa & Vogt den Gegensatz der Keramik mit seinen fast ausschließlich runden oder stark konvexen Böden zum Großteil der zeitgleichen (spät)bronzezeitlichen flachbödigen Keramik im Hochland. Wie bereits anklang, wurden nicht nur Beziehungen in den abessinischen Raum, sondern auch nach Nubien postuliert. In diesem Zusammenhang wird allerdings nicht die Keramik von Ṣabir genannt, sondern diejenige von Sihi. Die dortige schwarze Ware mit Punktierungen und Ritzungen war für die Ausgräber Grund genug, die frühere Besiedlungsphase

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M. Zohary, Geobotanical foundations of the Near East, Stuttgart 1973, 244. Buffa & Voigt, Cultural Indentity, 439. R. Joussaume, Tiya. L’Éthiopie des mégalithes. Du biface à l’art rupestre dans la Corne de l’ Afrique, Poitiers 1995, Abb. 12. G. Capuano, A. Maonzo & C. Perlingieri, Progress Report on the Pottery from the Gash Group Settlement at Mahal Teglinos (Kassala), 3rd–2nd Mill. bc, in: Études Nubiennes 6, 1994, (109–115) 114, Abb. 4.2. Buffa & Voigt, Sabir, 442; Vgl. R. Fattovich, Ricerche archeologiche italiane nel delta del Gash (Kassala), 1980–1989: Un bilanio preliminare, in: rse 33, 1989, (89–130), Abb. 3–6 & 10. Buffa & Voigt, Sabir, 440–443. Anonymus (Hrsg.), Soudan – Royaumes sur le Nil, Istitut du monde arabe, Paris 1997, 55 f., Nr. 45. C. Bonnet & J. Reinold, Deux rapports de prospection dans le desert oriental, in: C. Bonnet et al. (Hrsg.), Kerma – Soudan 1991-1992-1993, sine anno et loco, 26, Abb. 7– 8.

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direkt mit Parallelen zu Kerma bzw. c-Gruppe zu verbinden.97 Wenn nun Sihi nicht zur Ṣabir-Kultur gehörte – wie ich meine – dann kann man dessen Keramik auch nicht als Argument für ein weites Ausgreifen derselben nehmen. Außerdem beruht der Vergleich auf lediglich drei Scherben, was in der Tat sehr dürftig ist.98 Die Verbindungen zu Abessinien sind schon etwas überzeugender. Zwar weist die prä-aksumitische Ware als Ganzes kaum Ähnlichkeit mit der Ṣabir- oder der roten Sihi-Ware auf, jedoch gibt es vereinzelt gute Parallelen zwischen dieser Keramik und Stücken aus Gräbern (Yəḥa) und Siedlungen (prä-aksumitisch und Ona). Es sind diese großen flachen Schalen99, Schalen verschiedener Größe mit horizontalen Vorsprüngen (‚ledges‘)100, Vasen mit hohem Trompetenfuß101 und bis zu einem gewissen Grad auch die Kelche.102 Einige dieser Stücke sind allerdings nicht prä-aksumitisch, sondern mitteloder sogar spät-aksumitisch. Bereits dieser Umstand widerlegt die gesamte Vorgehensweise, allein aufgrund von ähnlicher Keramik eine kulturelle Einheit nahezulegen. Aufgesetzte Bänder mit eingedrückten Punkten und Dreiecken finden sich in der Tat sowohl im prä-aksumitischen Bereich als auch in Ṣabir bzw. Sihi, doch ist es nicht naheliegend, Ränder derartig zu verzieren. Die restlichen prä-aksumitischen Ritzungen sind gänzlich verschieden, man hat lediglich Anklänge der roten Sihi-Ware mit Bändern aus punktierten Dreiecken an Stücken aus Yəḥa aufgezeigt.103 Wie sieht es nun mit südarabischer Keramik an abessinischen Fundplätzen aus?104 In Adulis wurden zwei Stücke aus Ṣabir gefunden: eine Scherbe mit einer Reihe von offenen geritzten

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J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, (65–107), 92 und 96; Abbildungen auf Taf. 87:1–4, 7–11, 17–19, 21 f. und Taf. 88:5 f., 8–14, 16; Buffa & Voigt, Cultural Indentity, 442. So explizit J. Zarins & H. al-Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain ii, in: Atlal 10, 1986, (36–57) 51. R. Fattovich, Materiali per lo studio della ceramica pre-aksumita etiopica, Suppl. 25 zu aion 40/4, Neapel 1980, Taf. 16:1. R. Fattovich, Materiali per lo studio della ceramica pre-aksumita etiopica, Suppl. 25 zu aion 40/4, Neapel 1980, Taf. 27:20 und Taf. 33:7.9. R. Fattovich, Materiali per lo studio della ceramica pre-aksumita etiopica, Suppl. 25 zu aion 40/4, Neapel 1980, Taf. 11:3. G. Tringali, Necropoli di Cascassè e oggetti sudarabici (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: rse 26, 1973–1977 [1978] (47–66), Abb. 4:9. J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain. The Sites of Athar and Sihi, in: Atlal 9, 1985, (65–107), Taf. 87f. Buffa & Voigt, Sabir, 442 f.

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Dreiecken, ein anderes mit einer Linie aus eingedrückten Punkten. Bei einem Großteil der Keramik von Adulis aus den untersten (‚archaischen‘) Schichten handelt es sich um eine schwarze Ware mit geritzter Dekoration.105 Gleichwohl sind keine erkennbaren Parallelen bei der Keramiktradition zwischen Sihi und Adulis erkennbar. Kurioserweise gleicht eine Art von Schale der schwarzen Adulis-Ware verschiedenen undekorierten Stücken von Ṣabir und der roten Sihi-Ware. Auch dieser Widerspruch zeigt erneut, wie unseriös ein allein auf Keramikvergleich basierendes Vorgehen ist. Dementsprechend haben bereits die Ausgräber von Ṣabir selbst ihre eigene Theorie von einer meeresübergreifenden Ṣabir-Kultur revidiert.106 Die These von einer Koiné vom Ende des 3. Jts. bis zur ersten Hälfte des 1. Jts. zwischen dem Horn von Afrika und der Tihāmah ist aus mehreren Gründen nicht haltbar: Zum einen müsste sie sich sehr viel stärker manifestieren. Zum anderen darf ein solcher Vergleich nicht auf einzelnen Scherben und Motiven beruhen. Zum dritten bestehen chronologische Unstimmigkeiten,107 und zu guter Letzt ist vor allem die Tihāmah noch viel zu wenig erforscht, um wirklich belastbare Aussagen in diese Richtung machen zu können. Damit ist allerdings noch nicht gesagt, dass es gar keine Kontakte zwischen den Kulturen diesseits und jenseits des Roten Meeres gegeben hat, ganz im Gegenteil. Dies wird allein schon nahegelegt durch zwei Scherben aus Südarabien (3. Jts. v. Chr; Ḫawlān), die im Gaš-Delta gefunden wurden.108 Offenbar kam es nicht nur zum Austausch von Waren und Gefäßen, sondern damit auch zur Diffusion von Dekorationselementen und Formen, zumindest teilweise sogar in bestimmte Richtungen. Intensität und Natur des dahinter stehenden Austausches sind bisher jedoch nicht klar zu bestimmen. Um es mit den Worten von Buffa & Voigt auf den Punkt zu bringen109: The taste for incised and punctate pottery decorations and (pattern) burnishing is certainly an African one, but the decorations and the way in which

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R. Paribeni, Ricerche nel luogo dell’antica Aduli, in: Monumenti Antichi, Reale Accademia dei Lincei 18, 1907, (438–572) Taf. 3 f.; Ch. Zazzaro & A. Manozo, A preliminary assessment on the pottery assemblage from the port town of Adulis (Eritrea), in: bmsaes 18, 2012, 233–246. Voigt & Buffa, Cultural Interactions. Vgl. zur Datierung von Asa Koma: R. Joussaume, Tiya. L’Éthiopie des mégalithes. Du biface à l’ art rupestre dans la Corne de l’ Afrique, Poitiers 1995, 32. R. Fattovich, At the periphery of the empire: the Gash Delta (Eastern Sudan), in: W. Davies (Hrsg.), Egypt and Africa. Nubia from prehistory to Islam, London 1991, (40–48), Abb. 5:1,5. Voigt & Buffa, Cultural Interactions, 444 f.

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modelling techniques, ideas and different tastes circulated and changed, remains still unclear. At present we may assume that within the Sabir Culture different geographical locations led to privileged interactions with different areas. This seems to be true for Sihi, where the interaction with the Jabal Mokram Group was certainly more intense than in Sabir. Punt = Ṣabir? Wie bereits angesprochen, krankt die Koine-Theorie an mehreren Stellen. Bereits die Vorgehensweise, nach Gutdünken einmal Keramik der Kerma-Kultur mit derjenigen aus Ṣabir zu vergleichen, ein andermal präaksumitische, lässt Zweifel an ihrer Stringenz aufkommen. Gravierender ist m. E., dass sich die Vertreter der These auf Vokabeln wie „ähnlich“ oder „vergleichbar“ beschränken, ohne ganz konkret zu benennen, welche Merkmale denn nun ähnlich oder gleich sein sollen. Noch problematischer ist die Ansicht, ein runder Gefäßboden sei „afrikanisch“. Dass man zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten auf ein und dieselbe Art der Keramikverzierung kommt, ist kaum verwunderlich. Daher ist ein Motivvergleich m. E. nur sehr eingeschränkt aussagekräftig. Ebenfalls nicht brauchbar ist eine argumentatio ex nihilo: Wenn ein Merkmal bisher aus Arabien nicht in dieser Form bekannt ist, lässt dies allenfalls auf unsere noch sehr lückenhafte Kenntnis der Prähistorie Arabiens schließen. Wenn das Fundinventar zu beiden Seiten des Roten Meeres wirklich identisch wäre, würde man sich eine gemeinsame Kulturregion durchaus vorstellen können. So kann das Fazit nur sein: Die bronzezeitlichen Kulturen an der arabischen Küste und am Horn von Afrika waren nach dem jetzigen Stand der Forschung verschiedener Natur, wenn auch nicht ohne Kontakte. Und damit kehren wir zur eigentlichen Punt-Diskussion zurück. Die Frage war: Liegt Punt in Afrika, in Arabien oder vielleicht sogar in beiden Regionen zugleich? Hätte sich die Ṣabir-Kultur nachweislich über beide Ufer des Roten Meeres erstreckt, hätte dies ein ernstzunehmendes Indiz für das zuletzt Genannte ergeben. Dies war nicht der Fall. So verbleibt nur noch zu eruieren, ob sich hinter Punt vielleicht die Sihi- oder die Ṣabir-Kultur verbergen könnte. Meines Erachtens ist auch dies definitiv auszuschließen. Die ägyptischen Quellen zeigen nämlich deutlich, dass das Bab al-Mandab im 2. Jts. v. Chr. nicht durchschifft werden konnte; dies war erst in römischer Zeit möglich. Die Ṣabir-Kultur liegt jedoch jenseits dieser Meeresenge. Überhaupt ist anzuzweifeln, ob die Ägypter in pharaonischer Zeit überhaupt direkte Kontakte nach Südarabien hatten, da sie immer die afrikanische Küste entlang segelten. Wäre Punt tatsächlich identisch mit der Ṣabir-Kultur, würde man auf den ägyptischen Reliefs keine Rundhütten dargestellt finden, sondern sicherlich die Monumentalgebäude von Ṣabir, die es schließlich gab. Gegen eine Identität der beiden Kulturen spricht ferner die Lage Ṣabirs direkt an der Küste ohne Verbin-

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dungen zum Hochland. Denn: Nach den ägyptischen Beschreibungen war in Richtung Punt zumindest teilweise auch ein Weg in die Berge zurückzulegen. Schließlich wäre bei den regelmäßigen Punt-Kontakten zu erwarten gewesen, irgendein ägyptisches Stück in Ṣabir zu finden. Sehr viele dieser Punkte gelten entsprechend auch für Sihi. Das schlagkräftigste Argument sowohl gegen Sihi als auch gegen Ṣabir als Kandidaten für Punt ist viel umfassender: Punt lag definitiv in Afrika. Als kombinatorischer Beweis dafür sind die Erkenntnisse der Tier- und Pflanzengeographie zu werten: Nashörner und Giraffen kommen in Arabien mit Sicherheit nicht vor, ebenso die Dumpalme in Symbiose mit dem Mantelpavian. So sind dann auch die Unsicherheiten aus dem Wege geräumt, die aufgrund der gemeinsamen Verbreitungsgebiete verschiedener Aromata 1 In den letzten Jahrzehnten wurden entstanden sind. Halten wir also fest: ◯ bronzezeitliche Kulturen an der Südwestküste der Arabischen Halbinsel iden2 Diese bildeten keinen einheitlichen Kulturraum, sondern lassen tifiziert. ◯ 3 Die Scheide zwischen sich differenzieren in eine Sihi- und eine Ṣabir-Kultur. ◯ 4 Die beiden genannten Kulturen greifen nicht beiden ist das Bāb al-Mandab. ◯ 5 Daher ist aus Sicht der Archäologie auf den afrikanischen Kontinent über. ◯ nicht zu erwarten, dass sich Punt auch über beide Küsten des Roten Meeres 6 Da die arabischen Kulturen von Sihi und Ṣabir nicht mit Punt erstreckte. ◯ 7 Dass Punt identisch sein können, muss dieses allein in Afrika zu suchen sein. ◯ zumindest in Afrika liegt, wird durch die dargestellten Tiere erwiesen. Wenn Punt also weder gänzlich in Arabien lag, noch teilweise, dann verbleibt nur ein Schluss: Es lag zur Gänze auf dem afrikanischen Kontinent. Daher soll im Folgenden untersucht werden, welche Kulturen sich dort archäologisch nachweisen lassen.

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Bronzezeitliche Kulturen am Horn von Afrika

Wie die Archäologie Südarabiens, so hat auch die abessinische Archäologie in den letzten Jahren fundamentale Neuerungen erfahren, sie ist gleichsam aus dem Dunkel der Geschichte aufgetaucht.110 Damit ist nicht nur der Fort110

Allein in dem Zeitraum, in welchem diese Monographie entstand, hat sich in der Archäologie Abessiniens die Forschung derart intensiviert, dass grundlegende Thesen neu überdacht werden müssen. Zu verweisen ist vor allem auf die Forschungen des dai: I. Gerlach, Yeha/Äthiopien. Die Arbeiten der Jahre 2012 und 2013, in: eForschungsberichte des dai 2014, Faszikel 1, 20–25 (zu finden unter https://www.dainst.org); S. Japp, I. Gerlach, H. Hitgen & M. Schnelle, Yeha and Hawelti: cultural contacts between Sabaʾ and dʿmt – New research by the German Archaeological Institute in Ethiopia, in: psas 41,

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schritt bei der Erforschung Aksums gemeint, sondern insbesondere die neu entdeckten Kulturhorizonte. Die sog. ‚Ona-Kultur‘ im heutigen Eritrea ist zwar bereits seit Jahrzehnten bekannt, war jedoch bis vor kurzem nie professionell untersucht worden. Dies ist erst in allerjüngster Zeit geschehen – die Früchte der Arbeit wurden 2008 in einem Sammelband der Wissenschaft zugänglich gemacht.111 In Dschibuti wurden ebenfalls weiße Flecken auf der bisherigen archäologischen Landkarte getilgt und mit Asa Koma ein neuer prähistorischer Kulturhorizont des 2. Jts. v. Chr. erschlossen. Könnte sich hinter einer der beiden Kulturen das Land Punt der ägyptischen Quellen verbergen? Um dies beantworten zu können, sollen sie im Folgenden in Grundzügen vorgestellt werden. a Die Ona-Kultur Forschungsbericht.112 Trotz massiver Fortschritte in den letzten Jahren kann man immer noch sagen: Das heutige Eritrea ist archäologisch betrachtet lediglich rudimentär erforscht.113 Dies ist umso erstaunlicher, als dass die Forschungsgeschichte bereits relativ früh einsetzt. Die ersten Europäer, die Hinweise auf archäologische Überreste in der damaligen italienischen Kolonie gaben, waren Missionare, Beamte bzw. Offiziere in der Kolonialverwaltung und Abenteurer. Eine erste Beschreibung von Fundplätzen erfolgte Mitte des 19. Jhd. durch Charlemagne Théophile Lefebrvre114 (1845–1849) und Roger Acton115 (1868). Die Aktivitäten intensivierten sich gegen Ende des

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2011, 145–160; P. Wolf & U. Nowotnick, Ein neuer äthio-sabäischer Fundplatz in Tigray/Äthiopien – Der Almaqah Tempel von Meqaber Ga’ewa, in: S. Wenig & B. Vogt (Hrsg.), Im königlichen Auftrag ii, Wiesbaden 2011, 203–219; P. Wolf et al., Das Heiligtum des Almaqah von Meqaber Ga’ewa in Tigray/Äthiopien, in: zora 3, 2010, 164–208; P. Wolf & U. Nowotnick, 2010, The Almaqah temple of Meqaber Ga’ewa near Wuqro (Tigray, Ethiopia), in: psas 40, 2010, 363–376. P.R. Schmidt, M.C. Curtis & Zelalem Teka (Hrsg.), The Archaeology of Ancient Eritrea, Asmära 2008. R. Fattovich, Lineamenti di storia dell’archeologia dell’Etiopia e della Somalia, Neapel 1992, 46; R. Fattovich, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopaedia Aethiopica i, Wiesbaden 2003, s. v. Archaeology, (319–322) 320. Weiterer guter Überblick mit sehr viel Literatur bei F. Anfray, Le Musée archéologique d’ Asmara, in: rse 21, 1965, 5–15. Th. Lefebvre, Voyage en Abyssinie exécuté pendant les années 1839–1843, Paris 1845– 1849. R. Acton, The Abyssinian Expedition and the Life and Reign of King Theodore, London 1868.

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Jahrhunderts mit den Arbeiten von Stanislas Russel116 (1884) und Theodore Bent117 (1896). Im Jahre 1870 fanden allererste Ausgrabungen des British War Office statt118, fast vierzig Jahre später erfolgten die Schürfungen von Richard Carl Sundström in Daqqi Mahari (1907)119 und Roberto Paribeni in Adulis (1907)120. All diese Arbeiten waren auf die Region um Rora Laba im Nordosten Eritreas und auf die Gegend um Asmära beschränkt. Dies änderte sich mit den Arbeiten von Abele Piva in Aratu121 (1907), Carlo Conti-Rossini in den ‚rore‘ (100km nördlich von Asmära; 1931)122; Darro Cauos war Conti-Rossini ebenfalls bekannt. Vittorio Franchini machte 1953 auf Fundorte mit Lithik aufmerksam123; weitere Bemerkungen verdanken wir Giotto Dainelli & Olinto Marinelli (1905)124, S. Jones125 und Rudolfo Fattovich126. Die sonst sehr aktive und äußerst wichtige Deutsche Aksum Expedition hat keinen nennenswerten Beitrag zum Verständnis der später so genannten ‚Ona-Kultur‘ geleistet. Wichtig sind allerdings die Arbeiten von Lanfranco Ricci über Felsbilder und -inschriften.127 In der

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S. Russel, Une Mission en Abyssinie et dans la Mer Rouge, 23 Octobre–7 Mai 1860, Paris 1884. J.T. Bent, The Sacred City of Ethiopians being a Record of Travel and Research in Abyssinia in 1893. With a Chapter by Prof. H.D. Müller on the Inscriptions from Jeha and Aksum, London 1893. S. Munro-Hay, The British Museum excavations at Adulis, 1868, in: Antiquaries Journal 69, 1989, 43–52. R. Sundström, Report on an expedition to Adulis, in: Zeitschrift für Assyriologie 20, 1907, 171–182. R. Paribeni, Ricerche nel luogo dell’antica Adulis, in: Monumenti Antichi, Reali Accademia dei Lincei 18, 1907, 437–572. A. Piva, Una civiltà scomparsa dell’Eritrea. E gli scavi archeologici nella regione di Cheren, in: Nuova Antologia, Rom 1907, 323–335. C. Conti-Rossini, Antiche rovine sulle rore Eritrea, in: Memoria Rendiconti della Reali Accademia dei Lincei, ser. vi, 4, 1931, 241–278. V. Franchini, Stazioni Litiche in Eritrea, in: Bollettino (Asmara) 1, 1953, 25–30. G. Dainelli & O. Marinelli, Risultati scientifici di un viaggion nella Colonia Eritrea, Florenz 1912, Kapitel 7 „Le rovine eritree“, 469–567. S. Jones, Archaeological and Environmental Observations in Rora Habel, Eritrea, in: Azania 26, 1991, 5–11. R. Fattovich, Indagini archeologiche sul popolamento antico della zona di confine settentrionale etiopico-sudanese, in: Rivista di antropologia 56, 1988, 113–136; R. Fattovich, Elementi per la preistoria del Sudan orientale e dell’Etiopia settentrionale, in: Studi di paleoetnologia in onore di Salvatore M. Puglisi, Rom 1985, (451–463) 460. L. Ricci, The inscription from Dibdib in Eritrea, in: BiOr 12, 1955, 148; L. Ricci, Iscrizioni

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zweiten Hälfte der 60er Jahre begann in Asmära der Bankier und Hobbyarchäologe Giuseppe Tringali verschiedene Fundorte in Hamasien zu untersuchen128, gefolgt von dem Diplomaten Vittorio Franchini.129 Tringali führte gänzlich unprofessionelle ‚Grabungen‘ in ‚Adi Conzi‘130, ‚Curbacaiehat‘ bei Weki Duba131, ‚Azzega‘132, ‚Adi Che‘ und ‚Zighib‘133 durch, legte bei ‚Mai

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rupestri dell’Etiopia i, in: rse 15, 1959, 55–95; L. Ricci, Iscrizioni rupestri dell’Etiopia ii, in: rse 16, 1960, 77–119; L. Ricci, Ritrovamenti a Meterá e Yeha – Der’a – Nuovi materiali da altri luoghi dell’Eritrea, in: Rassegna di Studi Etiopici 16, 1960, 120–123; L. Ricci, Iscrizioni rupestri dell’Eritrea, in: Atti del Convegno internazionale du Studi Etiopici, Rom 1960, 447–460; L. Ricci, Antichità nello Agame, in: Rassegna di Studi Etiopici 17, 1961; 48– 68; L. Ricci, Scavi archeologici in Ethiopia, in: Africa (Rom) 29, 1974, 435–441; L. Ricci, L’ expansion de l’ Arabie Meridionale, in: S. Chelod (Hrsg.), L’Arabie du Sud. Histoire et Civilisation i, Paris 1984, 249–257; L. Ricci, Appunti archeologici, in: Rassegna di Studi Etiopici 32, 1990, 129–156; L. Ricci, Post scriptum to Roger Schneider, Remarques sur le nom „Aksum“, in: Rassegna di Studi Etiopici 38, 1994 [1996], 183–190; L. Ricci, Una nuova fotografia dell’iscrizione „Berenice“, in: Rassegna di studi etiopici 34, 1999 [1992], 217–228; L. Ricci, Iscrizioni rupestri dell’Eritrea, in: Rassegna di studi etiopici 42, 1998 [1999], 71–88; 43, 1999 [2000], 133–151; Nova Serie 1.1, 2002, 63–84; Nova Serie 2, 2003, 51– 76. G. Tringali, Cenni sulle „Ona“ di Asmara e dintorni, in: Annales d’Ethiopie 6, 1965, 143– 152; G. Tringali, Necropoli di Curbacaiehat (Asmara), in: Journal of Ethiopian Studies 5, 1967, 109; G. Tringali, Varietà de asce litiche in ouna dell’altopiano eritreo, in: Journal of Ethiopian Studies 7, 1969, 119f.; G. Tringali, Necropoli di Cascasè e oggetti sudarabichi (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: Rassegna di Studi Etiopici 26, 1978, 47–66; G. Tringali, Note su ritrovamenti archeologici in Eritrea, in: Rassegna di Studi Etiopici 28, 1981, 99–113; G. Tringali, Orecchini in pietra ritrovati nella zona di Sembel-Cuscet (Asmara), in: Quaderni di Studi Etiopici 5, 1984, 93–95; G. Tringali, Danni alle Sculture di Daarò Caulòs (Eritrea), in: Rassegna die Studi Etiopici 32, 1990, 167–169. V. Franchini & L. Ricci, Ritrovamenti archeologici in Eritrea, in: Rassegna di Studi Etiopici 12, 1954, 5–28; V. Franchini, La zona archeologica di Macheda, in: Il Bolletino (Asmara) 1, 1953, 21–24; V. Franchini, Pitture rupestri a Sullum Baatti, in: rse 10, 1951, 122 f.; V. Franchini, Pitture rupestri a Ba’atti Sullum nel Deghien, in: rse 11, 1952, 47f.; V. Franchini, Ritrovamenti archeologici in Eritrea, in: rse 12, 1953, 5–28; V. Franchini, Forschungsbericht. G. Tringali, Cenni sulle „Ona“ di Asmara e dintorni, in: Annales d’Ethiopie 6, 1965, 143– 152. G. Tringali, Necropoli di Curbacaiehat (Asmara), in: Journal of Ethiopian Studies 5, 1967, 109. G. Tringali, Note su ritrovamenti archeologici in Eritrea, in: Rassegna di Studi Etiopici 28, 1981, 99–113. G. Tringali, Note su ritrovamenti archeologici in Eritrea, in: Rassegna di Studi Etiopici 28, 1981, 99–113.

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Demnet‘ nahe ‚Accria‘ nordöstlich von Asmära einen Töpferofen frei134, konzentrierte sich jedoch auf Mai Chiot (‚Tschiot‘) nahe Asmära.135 Sehr viele dieser Fundorte sind heute wegen eines Baubooms im Großraum Asmära zerstört, sogar die meisten der allerjüngsten Untersuchungen zwischen 1999– 2003. Tringali identifizierte mindestens 30 Fundplätze, die auf zwei Karten verzeichnet sind.136 Er unterschied (in der Terminologie von Stuart MunroHay) zwei Keramikphasen: eine red ware und eine black topped ware im 5.–4. Jhd. v. Chr.137 und eine spätere dickgefäßige schwarze Ware (spätaksumitisch oder postaksumitisch)138. Die erste Phase sei zeitgleich mit Steinfigurinen und stilisierten „Stierköpfen“ (v.a. aus Sembel und Sembel Cushet), dem Leitfossil der Ona-Kultur. Tringalis Unterscheidung wurde durch jüngste Untersuchungen bestätigt.139 Ergänzungen zu seinen Arbeiten kamen von Francis Anfray, der einzelne Bemerkungen zu Ona Hashel und Mai Melatse als prä-aksumitischen Fundplätzen machte.140 Die Grabungsaktivitäten der Franzosen beschränkten sich jedoch hauptsächlich auf Mäṭärä (1959–1965)141 – Asmära wurde nur in sehr begrenztem Maße erkundet.142 1991 versuchte 134 135

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G. Tringali, Cenni sulle „Ona“ di Asmara e dintorni, in: Annales d’Ethiopie 6, 1965, 143– 152. G. Tringali, Cenni sulle „Ona“ di Asmara e dintorni, in: Annales d’Ethiopie 6, 1965, 143– 152; P.R. Smith, M.C. Curtis & Zelalem Teka, The Ancient Ona Communities of the First Millennium bce: Urban Precursors and Independent Development on th Asmara Plateau, in: P.R. Smith, M.C. Curtis & Zelalem Teka, The Archaeology of Ancient Eritrea, Asmära 2008, (109–161) 138–149. G. Tringali, Cenni sulle „Ona“ di Asmara e dintorni, in: Annales d’Ethiopie 6, 1965, (143– 152) 145 und in G. Tringali, Necropoli di Cascasè e oggetti sudarabichi (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: Rassegna di Studi Etiopici 26, 1978, 47–66. G. Tringali, Necropoli di Cascasè e oggetti sudarabichi (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: Rassegna di Studi Etiopici 26, 1978, 47–66. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, 135–168. P.R. Schmidt, M.C. Curtis & Zelalem Teka (Hrsg.), The Archaeology of Ancient Eritrea, Asmära 2008, 67. F. Anfray, Notes archéologiques, in: Annales d’ Ethiopie 8, 1970, 31–42. F. Anfray, Une campagne de fouille à Yeha, in: Annales d’Ethiopie 5, 1963, 171–234; F. Anfray, La poterie de Maṭarā, in: Rassegna di Studi Etiopici 23, 1966, 5–74; F. Anfray, Matara, in: Annales d’ Ethiopie 7, 1967, 33–88; F. Anfray, Deux villes axoumites: Adoulis et Matara, in: Atti del iv Convegno Internazionale di Studi Etiopici i, Rom 1974, 745–772; F. Anfray & G. Annequin, Matarā: Deuxième, troisième et quatrième campagnes de fouilles, in: Annales d’ Ethiopie 6, 1965, 49–142. F. Anfray, Deux villes axoumites: Adoulis et Matara, in: Atti del iv Convegno Internazionale di Studi Etiopici i, Rom 1974, 745–772.

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Stuart Munro-Hay, die unstrukturierten Beobachtungen Tringalis etwas zu sichten und zu ordnen, was aufgrund der mangelhaften Dokumentation nur in begrenztem Maße gelang.143 Bereits 1965 und 1983 war eine Retro-Inventarisierung seiner Oberflächenfunde versucht worden.144 Mitte der 1990er Jahre intensivierten und professionalisierten sich die Forschungen zur Ona-Kultur: Yosief Libseqal publizierte 1995 einen Plan zur Rettung der Altertümer Eritreas und ergrub selbst ein Ona-Grab bei Mai Temenai nordwestlich von Asmära.145 In diesem fanden sich viele Gefäße, die denjenigen in Elitegräbern in Yəḥa (bei Aksum in Äthiopien) sehr ähneln, und zahlreiche Bronzeobjekte (Reifen, Dolche). Dieses Material und entsprechende c14-Daten legen nahe, dass das Grab ins 5.–4. Jhd. v. Chr. datiert.146 Was mit Munro-Hay begonnen hatte, setzte sich in den 1990er Jahren fort: Die zunehmende Kenntnis von einer Archäologie Eritreas. 1994 unterbreitete ein unesco-finanziertes Team unter Francis Anfray einen Vorschlag für eine Antikengesetzgebung; 1996 erfolgte die Implementierung des Studienganges Archäologie an der Universität Asmära, der ab 1997 in Aktion trat – in derselben Zeit fand unter Steffen Wenig eine Expedition der Humboldt-Universität zu Berlin statt, welche die Exploration der eritreischen Hochebene von Qohaito zum Ziel hatte. Leider kam es ebenfalls in den 1990er Jahren zu großen Bauprogrammen in der Großregion Asmära, durch die zahlreiche Fundorte gefährdet wurden. Dies war u. a. der Impetus für ein Team um Peter R. Schmidt und Michael C. Curtis, zusammen mit Studenten der Universität Asmära Lehrgrabungen zu unternehmen und diese als Rettungsgrabungen zu gestalten. Die Ergebnisse dieser zehn Jahre währenden Unternehmungen wurden erst kürzlich in einem Sammelband publiziert.147 Begonnen wurden sie 1998 in Sembel und Sembel Kushet (c14-Daten auf 800–400 v. Chr.).148 Danach erfolgte 1999–2002 eine Ausweitung

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S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, 135–168. F. Anfray, Le Musée archéologique d’ Asmara, in: rse 21, 1965, 5–15; L. Ricci, Museo Archeologico di Asmara. Itinerario Descrittivo, colafr 6, Rom 1983. Y. Libsekal, Eritrea’s material cultural heritage and a proposal for specific sites to be considered for inclusiion in the World Heritage list, in: unesco, Second Global Strategy Meeting, Paris 1995. Y. Libsekal, Rescue Excavations at Mai-Temenay, in: W. Raunig & S. Wenig (Hrsg.), An Afrikas Horn, Akten der Ersten Internationalen Littmann-Konferenz, München 2.–5. Mai 2002, Meroitica 22, Wiesbaden 2005, 427. Schmidt et al., Ancient Eritrea. M.C. Curtis, Ancient Interaction across the Southern Red Sea: New Suggestions for Cultural Exchange and Complex Societies during the First Millennium b.c., in: P. Lunde

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des Aktionsradius und ein Survey der gesamten Region. Die meisten der von Tringali erwähnten Orte waren nur noch mit allergrößter Mühe zu lokalisieren, ein großer Teil sogar bereits der Zerstörung anheimgefallen. In der Zwischenzeit sind sogar die Mehrzahl der bis zur Publikation der Grabungsergebnisse untersuchten Areale überbaut, insbesondere die wichtigen Fundorte Sembel Kushet und Mai Chiot. Für die Geländebegehung um Asmära wurde ein Gitternetz von 145km² erstellt – ca. 10% davon wurden von Curtis exemplarisch studiert, insbesondere Ona Gudo und Mai Hutsa. Zusammen mit weiteren ca. 75km² begangenen Arealen ergab sich dadurch erstmals ein umfassendes Bild von Siedlungsmustern. Nach Peter et al. handelt es sich hier um die ersten agropastoralen Kulturen im Hochland, um eine komplexe Gesellschaft ab ca. 900 v. Chr. bis Mitte des 4. Jhd. v. Chr.149 Nach dieser Zeit sei ein plötzlicher Bevölkerungsrückgang auf dem Hochland von Asmära festzustellen, warum sei unklar.150 Exemplarisch soll hier kurz der Komplex um Sembel als ‚type site‘ herausgegriffen werden.151 Sembel war aufgrund seiner Nähe zum Asmära International Airport besonders gefährdet; der 12 ha große Fundplatz liegt direkt hinter der Kirche Kidane Mihret im gleichnamigen Dorf. Tringali hatte noch Reste von Steinmauern an der Oberfläche gesehen, die 1998 allerdings bereits nicht mehr sichtbar waren.152 Der Bau des Intercontinental Hotels zerstörte ein Grab und einen ‚Ritualkomplex‘ in Sembel ii, einige hundert Meter nördlich der OnaFundstelle. Sembel ii ist durch Tringalis ‚Schwarze Ware‘ gegen 1100 n. Chr. datiert. Die „black ware-sites“ mit ihrer dichten braunschwarzen Keramik waren wohl keine permanenten Siedlungen; tendenziell liegen sie östlich und südlich von Asmära verstreut.153 Nach Ansicht der Ausgräber handelt es sich bei Sembel ii mit seinem Schachtgrab um einen „ritual site“.154 Derartige „ritual

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& A. Porter (Hrsg.), Trade and Travel in the Red Sea Region, Oxford 2004, 57–70; P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, 29–58; P.R. Schmidt & M.C. Curtis, Urban precursors in the Horn: early 1st millennium bc communities in Eritrea, in: Antiquity 75, 2001, 849–859. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 9. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 9. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 37–49. G. Tringali, Cenni sulle ’ona di Asmara e dintorni, in: ae6, 1965, 143–152. Schmidt et al., Ancient Eritrea, Kapitel 14. P.R. Schmidt & M.C. Curtis, Urban precursors in the Horn: early 1st millennium bc communities in Eritrea, in: Antiquity 75, 2001, 849–859.

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sites“ seien auch im Durfo-Tal nachzuweisen. Dort fanden sie einen Hügel von 10m Durchmesser aus Quarzbrocken und Rinderknochen sowie Keramik mit Rinderhörnern; offenbar wurde über dem Tal ein Rinderkult ausgeübt. Hervorzuheben ist hier die Fundgattung der sog. ‚tina‘ (kleiner Schälchen) in und um Sembel. Die Keramik von Sembel wurde in der Endpublikation einer ausführlichen Behandlung unterzogen.155 Problematik. Die Ona-Kultur wurde bis vor Kurzem fast ausschließlich im Hinblick auf Beziehungen nach Übersee erwähnt.156 Allerdings ist gerade darüber am wenigsten bekannt. Die Interpretation wird behindert durch die bis heute nicht adäquaten Untersuchungen: Die Fundorte sind ungenügend dokumentiert, zum großen Teil handelt es sich um Oberflächenfunde; vor allem Tringali sammelte viele Artefakte, v.a. rotpolierte Ware und Stierköpfe, die sich heute im Nationalmuseum von Eritrea befinden. Nel paragrafo seguente non si darà uso ell’evidenza di dubbia collocazione cronologica proveniente dai siti eritrei delle Ona, concentrati nei dintorni di Asmara. Tali siti non sono stati infattti fatti oggetto delle necessarie ed

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Schmidt et al., Ancient Eritrea, Kapitel 7. F. Anfray, Les anciens éthiopiens, Paris 1990; M.C. Curtis, Ancient Interaction across the Southern Red Sea: New Suggestions for Cultural Exchange and Complex Societies during the First Millennium b.c., in: P. Lunde & A. Porter (Hrsg.), Trade and Travel in the Red Sea Region, Oxford 2004, 57–70; H. de Contenson, Pre-Axumite Culture, in: G. Mokhtar (Hrsg.), unesco General History of Africa ii. Ancient Civilization of Africa, Berkeley 1981, 341–361; Y. Kobishchanov, The sea voyages of ancient Ethiopians in the Indian Ocean, in: Proceedings of the Third International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1969, 19–24; Y.M. Kobishchanov, Aksum, Philadelphia 1979; R. Fattovich, The Afro-Arabian Circuit: Interregional Contacts between the Horn of Africa and Southern Arabia in the 3rd–2nd Millennia b.c., in: L. Krzyzaniak, K. Kroeper & M. Kubusiewicz (Hrsg.), Interregional Contacts in the Later Prehistory of Northeastern Africa, Posen 1996, 395–402; R. Fattovich, The Near East and Africa: Their Interaction, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures and Environments, Walnut Creek 1997, 479–494; R. Fattovich, Northeastern African States, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures and Environments, Walnut Creek 1997, 484–489; R. Fattovich, Africa and the Habashat: State and Ethnicity in Ancient Northern Ethiopia and Eritrea, Working Papers in African Studies 228, Boston 2000; R. Fattovich, The ‚PreAksumite‘ State in Northern Ethiopia and Eritrea Reconsidered, in: P. Lunde & A. Porter (Hrsg.), Trade and Travel in the Red Sea Region, Oxford 2004, 71–77; S. Munro-Hay, Aksum. An African Civilisation of Late Antiquity, Edinburgh 1991; S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, 135–168.

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auspicabili ricerche scientifiche ma solamente segnalati, essi non forniscono quindi dati utili alla definizione di problemi di cui ci occupiamo.157 Dies setzt sich in der jüngsten Zeit fort, jedoch unter anderen Vorzeichen.158 Der Vorbericht von Peter R. Smith von 2002 ist sehr stark im Sinne der Eriträer nationalistisch verbrämt, Ein angeblich hegemoniales Komplott Äthiopiens bestimme die Sicht auf die Archäologie des gesamten Kulturraumes. Es besteht zwar durchaus eine Tendenz, sich in Abessinien auf die aksumitische Zeit zu kaprizieren, allerdings lässt sich wohl kaum bestreiten, dass diese Kultur auch und gerade im heutigen Eritrea verbreitet war. Schmidt übt hingegen auf der anderen Seite zurecht Kritik an früheren Arbeiten, allen voran der Unart, anhand von einzelnen Scherben kulturelle Verbindungen zu postulieren (v.a. Rudolfo Fattovich): This type of comparative approach has not rigorously compared whole assemblages of artefacts. Rather, it tends to focus on one or two ceramic attributes – a tenous way to establish cultural affiliation or interactions.159 Schmidts Vorbericht strotzt vor Fehlern, vor allem bei den Zitaten, ist darüber hinaus nicht nur sehr unstrukturiert und konfus, sondern vor allem auch propagandistisch/nationalistisch gefärbt und deshalb (leider) an sich unglaubwürdig. In der Endpublikation der Grabungen von 2008 hat sich dies stark zum Guten verändert: Die Attacken gegen Äthiopien fehlen und die gesamte Monographie ist sehr professionell gemacht.160 Trotzdem gibt es auch hier Einiges zu beanstanden. So würde man erwarten, dass alle bisherigen Aufsätze zur Archäologie Eritreas zitiert werden – immerhin sind es vergleichsweise sehr wenige. Dies ist nicht der Fall; Beispielsweise fehlen die Arbeiten von Lanfranco Ricci und auf diejenigen Tringalis wird kaum eingegangen. Die Ausgräber zitieren vielmehr ständig nur sich selbst und dies mit Verweisen auf kaum verifizierbares Material wie gehaltene Vorträge; von Michael Curtis

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A. Manzo, Culture ed Ambiente. L’Africa nord-orientale nei dati archeologici e nella letterature geografica ellenistica, Supplemento n. 87 agli aion 56, 1996, Fasc. 2, Neapel 1996, 36, Anm. 4. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journalf of Eritrean Studies 1, 2002, 29–58. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journalf of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 33 mit Anm. 4. Schmidt et al., Ancient Eritrea.

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findet sich sogar nur ein einziger wirklich erschienener Beitrag in der solchermaßen aufgeblähten Literaturliste. Von Peter Schmidt verbleibt lediglich der bereits erwähnte Vorbericht und ein gemeinsamer Aufsatz mit Curtis in der Zeitschrift Antiquity.161 Neben dieser Kritik an einzelnen handwerklichen Punkten muss leider auch Generalkritik geübt werden. Dabei gibt es dreierlei zu Bedenken. Erstens sind fast alle Grabungsplätze von Schmidt et al. heute zerstört, d.h. die archäologische Gemeinschaft ist ihren Aussagen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert – sie können weder verifiziert noch falsifiziert werden. Ihr Wert für die Wissenschaft wird dadurch schon beträchtlich gemindert. Zweitens wurden die Grabungen von untrainierten Studenten unternommen, schließlich war der entsprechende Studiengang erst ins Leben gerufen worden. Ohne die Arbeit Studierender in irgendeiner Weise schmälern zu wollen gilt es doch zu fragen: Kann man etwa c14-Daten vertrauen, deren sensible Proben von beinahe Ungelernten erhoben wurden? Drittens ist die Publikation von Schmidt et al. bisher einzigartig und wird es aufgrund der politischen Verhältnisse in Eritrea wohl noch sehr lange bleiben. Diese drei Kritikpunkte potenzieren sich gegenseitig, und sehr kritische Geister könnten sogar so weit gehen, ihretwegen die gesamte Arbeit aus methodischen Gründen außer Acht lassen zu müssen. Wenn im Folgenden die Ona-Kultur in Grundzügen vorgestellt wird, sollte man daher immer entsprechende Vorbehalte im Hinterkopf behalten. Lokalisierung & Datierung. Als Giuseppe Tringali in der Hochebene um Asmära zwei Gruppen von Fundorten entdeckte, nannte er den entsprechenden Kulturhorizont ‚ona‘ nach dem tigrinischen Wort für „Ruine“.162 Bisher ist noch völlig unklar, wie weit diese Kultur verbreitet war. Tringali selbst hat wohl mindestens dreißig Fundorte entdeckt163; auf dem Survey von Schmidt et al. kamen 80 weitere hinzu.164 Vor Munro-Hays Artikel mit Tringali hielt man die Fundorte zumeist für aksumitisch165, nun wird etwas feiner

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P.R. Schmidt & M.C. Curtis, Urban precursors in the Horn: Early 1st Millennium bc Communities in Eritrea, in: Antiquity 75, 2001, 849–859. G. Tringali, Cenni sulle ’ona di Asmara e dintorni, in: ae6, 1965, 143–152. G. Tringali, Cenni sulle „Ona“ di Asmara e dintorni, in: Annales d’Ethiopie 6, 1965, (143– 152) 145 und in G. Tringali, Necropoli di Cascasè e oggetti sudarabichi (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: Rassegna di Studi Etiopici 26, 1978, 47–66. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journalf of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 46. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, 135–168.

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differenziert zwischen prähistorisch, frühgeschichtlich (prä-aksumitisch) und historisch (aksumitisch).166 Was das in absoluten Zahlen bedeutet, ist allerdings immer noch umstritten. Rudolfo Rattovich datiert die Ona-Kultur recht früh (2. Jts. v. Chr.).167 Dabei unterscheidet er anhand der Keramik zwischen Ona a (‚red ware‘) und Ona b (‚black ware‘). Ersteres sei zwischen ca. 1500– 1000/900 v. Chr. anzusetzen.168 Als Begründung führt er an, die Petroglyphen von Daaro Paulos, in deren Nähe sehr viele Ona-Fundorte zu finden sind, wiesen deutlichen altsüdarabischen Einfluss auf.169 Der ganze Kulturhorizont sei entstanden durch Interaktion mit dem Niltal170, die Keramik allerdings eine

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R. Fattovich, The Archaeology of the Horn of Africa, in: W. Raunig & S. Wenig (Hrsg.), Afrikas Horn. Akten der Ersten Internationalen Littmann-Konferenz, Meroitica 22, Wiesbaden 2005, (3–29) 9 ff. R. Fattovich, Remarks on the Later Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, 85–104; R. Fattovich, Remarks on the Pre-Aksumite Period in Northern Ethiopia, in: Journal of Ethiopian Studies 23, 1990, 3–33; R. Fattovich, The Near East and Africa: Their Interaction, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures and Environments, Walnut Creek 1997, 479–494; R. Fattovich, Africa and the habashat: State and Ethnicity in Ancient Northern Ethiopia and Eritrea, Working Papers in African Studies 228, Boston 2000. R. Fattovich, The Near East and Eastern Africa: Their Interaction, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures, and Environments, Walnut Creek 1997, (479–484) 481; R. Fattovich, Remarks on the Late Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, (85–104) 87; R. Fattovich, Remarks on the Pre-Aksumite Period in Northern Ethiopia, in: Journal of Ethiopian Studies 23, 1990, 3–33; R. Fattovich, The Near East and Africa: Their Interaction, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures and Environments, Walnut Creek 1997, 479–494; R. Fattovich, Africa and the habashat: State and Ethnicity in Ancient Northern Ethiopia and Eritrea, Working Papers in African Studies 228, Boston 2000; R. Fattovich, i „relievi“ rupestri di Daarò Caulòs, presso Asmara (Etiopia), in: aion 43, 1983, 241–247; R. Fattovich, Remarks on the Later Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, 85–104. R. Fattovich, i „relievi“ rupestri di Daarò Caulòs, presso Asmara (Etiopia), in: aion 43, 1983, 241–247; R. Fattovich, Remarks on the Later Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, 85–104. R. Fattovich, Traces of a possible African component in the pre-Aksumite culture

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lokale Tradition.171 Die c14-Datierungen von Schmidt et al. widersprechen einem solchen Ansatz, der an sich schon äußerst fragwürdig ist.172 Darauf soll allerdings erst nach einer näheren Beschreibung der Keramik eingegangen werden, da diese für die Datierung essentiell ist. Keramik. Tringali unterschied hinsichtlich der Keramik zwei Waren. Diese Zweiteilung wurde durch die jüngsten Arbeiten von Schmidt et al. bestätigt.173 Es stehen sich eine rote Ware und eine dickwandige schwarze Ware gegenüber.174 Ähnliche Keramik fand sich in Mäṭärä175, man kann also spekulieren, ob sich Ausläufer der Ona-Kultur teilweise über die Hochebene erstreckten. Der erste Keramiktyp gilt als älter.176 Es handelt sich um eine feinwandige, rotpolierte Ware mit geometrischen Ritzungen. Charakteristisch ist die Kombination von roter Außenbemalung und schwarzem Inneren – wenn Stuart Munro-Hay (wohl in Anlehnung an die Ägyptologie) den Begriff „black topped ware“ verwendet, ist dies im Grunde falsch.177 Es kann eine beträchtliche Abweichung bei den Keramikformen desselben Typs beobachtet werden.178 Ob diese Abweichungen eine räumliche oder eine zeitliche Varianz darstellen, ist

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of Northern Ethiopia, in: Abbay 9, 1978, 25–30; R. Fattovich, Materiali per lo studio della ceramica pre-aksumita etiopica, aion 25, Neapel 1980; R. Fattovich, Remarks on the Later Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, 85–104; R. Fattovich, The Near East and Africa: Their Interaction, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures and Environments, Walnut Creek 1997, 479–494. R. Fattovich, The Near East and Africa: Their Interaction, in: J.O. Vogel (Hrsg.), Encyclopedia of Precolonial Africa: Archaeology, History, Languages, Cultures and Environments, Walnut Creek 1997, (479–494) 481. P.R. Schmidt & M.C. Curtis, Urban Precursors in the Horn: Early 1st Millennium Communities in Eritrea, in: Antiquity 75, 2001, 849–859. M.C. Curtis & P.R. Smith, Landscape, People and Places on the Ancient Asmara Plateau, in: P.R. Smith, M.C. Curtis & Zelalem Teka, The Archaeology of Ancient Eritrea, Asmara 2008, (65–108) 67. R. Fattovich, The Archaeology of the Horn of Africa, in: W. Raunig & S. Wenig (Hrsg.), Afrikas Horn. Akten der Ersten Internationalen Littmann-Konferenz, Meroitica 22, Wiesbaden 2005, (3–29) 9 ff. Anfray, 1966. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 136 f. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 136. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 136.

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nicht bekannt. Fattovich hat die Keramik untersucht179 und als nördlichsten Fundort Hascel festgestellt. Der zweite Keramiktyp ist dickwandig, schwarz und weist ebenfalls geometrische Ritzmuster auf.180 Es bestehen gewisse Ähnlichkeiten zur spätaksumitischen oder gar post-aksumitischen Keramik, die von Francis Anfray ins 8.–10. Jhd. n. Chr. datiert wird.181 Fattovich hat die sog. ‚black ware‘ der Ona-Kultur in Yəḥa festgestellt.182 Damit hängt die Datierung dieser Keramik an der aksumitischen und damit letzlich an der byzantinischen bzw. altsüdarabischen Chronologie. Es gilt die Faustregel: rote Ware = Ona a, schwarze Ware = Ona b. Gemeinhin wird von einer zeitlichen Staffelung ausgegangen, d.h. Ona a sei älter als Ona b; Ersteres sei zeitgleich mit der klassischen altsüdarabischen Kultur, Letzteres mit der aksumitischen oder später. Der Grund dafür ist eine Beobachtung von Tringali, dass die rote Ware sehr oft mit einer sehr spezifischen Fundgattung vergesellschaftet ist, den sog. „Stierköpfen“. Diese betrachtete er als altsüdarabisch und datierte folglich die rote Ware ins 5.–3/4. Jhd. v. Chr.183 Auch Rudolfo Fattovich184 führt die „Stierköpfe“ auf altsüdarabischen Einfluss zurück, mit Parallelen aus der Felskunst. Man fragt sich, warum er keinen Vergleich mit den weit verbreiteten Stierprotomen aus dem altsüdarabischen Raum zieht. Nach Munro-Hay & Tringali scheinen Bronze-Artefakte aus einem Grab in Zighib und Stierfiguren aus Addi Ché und Zighib diesen altsüdarabischen Datierungsansatz zu bestätigen.185 Darüber hinaus gebe es Parallelen zu den Stierfiguren aus Ḥawəlti und Gobochela.186 Die Stierfigur aus Schist von Gobochela trägt übrigens eine Widmung an den altsüdarabischen Gott ʾAlmaqah.187 Wie Peter

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R. Fattovich, Remarks on the Later Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, (85–104) 87. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 137 f. F. Anfray, Notes sur quelques poteries axoumites, in: Annales d’Ethiopie 6, 1964, 217–219. R. Fattovich, Sondaggi stratigrafici (Yeha 1971), in: Annales d’Ethiopie 9, 1972, 65–86. G. Tringali, Necropoli di Cascassè e oggetti sudarabici (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: rse 26, 1973–1977 [1978], (47–66) 54 ff. R. Fattovich, Remarks on the Late Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, (85–104) 87. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 136. J. Leclant, Haoulti-Melazo (1955–1956), in: ae 3, 1959, (43–82) Taf. 39–41. J.A. Drewes, Les inscriptions de Melazo, in: ae 9, 1959, (83–100) 95–97.

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Schmidt halte ich eine allein auf derartig oberflächlichen Parallelen basierende Datierung für äußerst fragwürdig.188 Das Problem ist nämlich: Handelt es sich überhaupt um Stierköpfe – und wenn ja, welche Funktion hatten sie? Die Artefakte sind nämlich sehr abstrakt, und nur mit viel gutem Willen vermag man in ihnen Stierköpfe zu erkennen. Gerade diese Abstraktion führt m. E. auf den richtigen Weg – es drängt sich nämlich ein Vergleich mit mesopotamischen Zählsteinen aus dem 4. Jts. v. Chr. auf, den sog. „tokens“. Diese Vorläufer der Keilschrift waren aus Ton geformte Objekte, mit denen v.a. Tiere symbolisiert wurden, um in kaufmännischen Transaktionen den Überblick behalten zu können. Es scheint mir daher nicht ratsam, sich allzu sehr auf eine religiöse Konnotation der abessinischen „Stierköpfe“ zu versteifen. Dadurch entfiele allerdings dann ein wichtiges Bindeglied nach Südarabien, zu den Stierprotomen, die eindeutig im kultischen Kontext stehen. Damit wird die Diskussion letztlich erneut auf die altsüdarabische Chronologie zurück verwiesen, von der u. a. auch die aksumitische Chronologie abhängt.189 Es gibt jedoch kaum ein umstritteneres Feld als die Chronologie Altsüdarabiens. Chronologie der altsüdarabischen und prä-aksumitischen Zeit.190 Entsprechend der communis opinio kann die prä-aksumitische Zeit in drei Phasen geteilt werden:191

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P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 36. A. Manzo, Culture ed Ambiente. L’Africa nord-orientale nei dati archeologici e nella letterature geografica ellenistica, Supplemento n. 87 agli aion 56, 1996, Fasc. 2, Neapel 1996. Zur Chronologie: H. von Wissmann, Die Geschichte von Sabaʿ ii. Das Großreich der Sabäer bis zu seinem Ende im frühen 4. Jhd. v. Chr., herausgegeben von W.W. Müller, Sitzungsberichte der öaw, phil-hist. Klasse 402, Wien 1982; Chr. Robin, Die Grundlagen der Chronologie Altsüdarabiens und ihre Probleme, in: W. Seipel (Hrsg.), Jemen. Kunst und Archäologie im Lande der Königin von Sabaʿ, Mailand/Wien 1988, 71–76; J. Pirenne, Überblick über die Lehrmeinungen zur altsüdarabischen Chronologie, in: W. Daum (Hrsg.), Jemen, Frankfurt a. M. 1987, 122–128; W.W. Müller, Die altsüdarabische Schrift, in: H. Steger & H.E. Wiegand (Hrsg.), Schrift und Schriftlichkeit i, Berlin/New York 1994, 307–312. Paläographien: J. Pirenne, Paléographie des inscriptions sud-arabes, Verhandel. v.d. K. Vlaamse Akad. voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten v. Belgie, Kl. d. Lett 26, Brüssel 1956; K.A. Kitchen, Documentation for Ancient Arabia i. Chronological Framework and Historical Sources, Liverpool 1994. J.W. Michels, The Axumite Kingdom; A Settlement Archaeology Perspective, in: A. Gromyko (Hrsg.), Proceedings of the Ninth International Congress of Ethiopian Studies, Moskau, 26–29 August 1986, Moskau 1988, 173–183; R. Fattovich, Remarks on the Late

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1. Frühe prä-aksumitische Zeit 2. Mittlere prä-aksumitische Zeit = äthio-sabäische Zeit 3. Späte prä-aksumitische Zeit = Übergangsphase Umstritten ist nun die Verknüpfung mit der altsüdarabischen Chronologie vor allem in der mittleren Phase. Um es mit den Worten von Jaqueline Pirenne auszudrücken: „A sua volta quest’ultima, mancando di precisi e sicuri sincronismi storici con le solide cronologie vicino-orientali, è stato oggetto de contrasti e dubbi.“192 Lange hing die altsüdarabische Chronologie an einem seidenen Faden, nämlich einem Synchronismus zwischen dem sabäischen Herrscher Karibʾil Watar bin Ḏamarʿalī193 und einem in den Inschriften des neuassyrischen Herrschers Sanherib gegen 685 v. Chr. genannten Araberkönig Karibilu.194 Dem zur Seite stand eine altsüdarabische Interpretation des Namens Itamra (< Yiṯʿʾamar) in der großen Prunkinschrift Sargons ii. (715 v. Chr.). Die von Eduard Glaser und Fritz Hommel erarbeitete und insbesondere durch Herrmann von Wissman propagierte ‚Lange Chronologie‘ wurde von Jaqueline Pirenne nicht anerkannt. Sie bezog sich in ihrem Gegenmodell der ‚Kurzen Chronologie‘ auf die Paläographie und meinte dabei, der ‚klassische‘ Stil unter Karibʾil müsse zeitgleich sein zu dem ebenfalls klassischen Stil in Athen um 430 v. Chr. Als Argument benutzt sie dabei die sabäischen Kopien der athenischen Drachme mit dem Bild der Eule. Die Details dieser Diskussion sollen hier ausgespart werden. Es sei lediglich auf die minäische Inschrift res 3022 verwiesen, in welcher Kämpfe zwischen Medern und Ägyptern erwähnt werden, womit nur die persischen Eroberungen Ägyptens unter Kambyses (525 v. Chr.) oder wahrscheinlicher Artaxerxes iii Ochos 343 v. Chr. gemeint sein können. Nach Pirennes Datierung müssten diese in der hellenistischen Zeit stattgefunden haben. Bis in die 1990er Jahre stagnierte die sabäistische Chronologie-Diskussion auf diesem Stand. Nun änderte sich das Bild. So wurden aufgrund eines Inschriftenfundes in Ṣirwāḥ195 die bisherigen

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Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, 85–104. J. Pirenne, The Chronology of Ancient South Arabia – Diversity of Opinions, in: W. Daum (Hrsg.) Yemen, Innsbruck/Frankfurt a. M. 1988, 116–122. r 3945 = Gl 1000a (vgl. tuat i/6, 651–658) und r 3946 = Gl 1000b. E. Frahm, Karib-il, in: H.D. Baker (Hrsg.), Prosopography of the Neo-Assyrian Empire 2.1, Helsinki 2000, 606; E. Frahm, Einleitung in die Sanherib-Inschriften, AfO Beiheft 26, Wien 1997, 173 f. N. Nebes, Itaʾamar der Sabaer: Zur Datierung der Monumentalinschrift des Yiṯaʿʾamar Watar aus Ṣirwāḥ, in: Arabian Archaeology and Epiggraphy 18, 2007, 25–33.

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(von Pirenne nicht akzeptierten) Synchronismen mit den assyrischen Herrschern bestätigt.196 Neuere Untersuchungen in Südarabien haben einige c14Daten ergeben: Danach datiert der Beginn der sabäischen Kultur gegen Ende des 2. Jts. v. Chr. und die ersten Monumentalinschriften ins 6., eventuell 7. Jhd. v. Chr.197 Dadurch konnte die ‚Lange Chronologie‘ erstmals naturwissenschaftlich untermauert werden. Die Datierung der klassisch-sabäischen Zeit hatte Auswirkungen auf die Chronologie Abessiniens, insbesondere der mittleren prä-aksumitischen Zeit. Heute setzt man deren Beginn meist gegen 700 v. Chr. an, der größte altsüdarabische Einfluss datiere in die mittlere Phase um 400 v. Chr. und die späte prä-aksumitische Zeit zwischen 150 v. Chr.–150 n. Chr.198 Rudolfo Fattovich vertritt jedoch eine ‚höhere‘ Chronologie199 und Schmidt et al. gehen von drei Perioden innerhalb des Zeitraums zwischen 700–400 v. Chr. aus.200 Mit anderen Worten: Die absolute Datierung der prä-aksumitischen Zeit und damit der Ona-Kultur ist weiterhin in der Schwebe. Allgemeine Charakterisierung. Die Träger der Ona-Kultur lebten wahrscheinlich in einer vergleichsweise komplexen Gesellschaft zumindest in SembelCuscet nahe dem oberen Anseba-Tal.201 Der Fund eines großen Monumentalgebäudes und von Stempelsiegeln (?) lässt jedenfalls Schlüsse in diese Richtung zu. Die Siedlungen sind teilweise sehr groß und weisen feste Strukturen auf;

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A. de Maigret & C. Robin, Les ouilles italiennes de Yalà (Yémen du Nord): nouvelles données sur la chronologie de l’ Arabie du Sud préislamique, in: craibl 1989, 255–291, besonders 255–278 und s. 283–291 zur Verbindung von archäologischer und philologischer Chronologie. Zu den Daten von A. de Maigret & C. Robin passen auch diejenigen von G.W. van Beek, Hajar bin Humeid. Investigations at a Pre-Islamic Site in South Arabia, Baltimore 1969, bes. 35–364. A. de Maigret & C. Robin, Les ouilles italiennes de Yalà (Yémen du Nord): nouvelles données sur la chronologie de l’ Arabie du Sud préislamique, in: craibl 1989, (255–291) 283–291. J.W. Michels, Regional Political Organization in the Axum-Yeha area during the PreAxumite and Axumite eras, in: C. Lepage (Hrsg.), Études éthiopiennes i., Paris 1994, 61–80. Vgl. auch J.W. Michels, Aksumite Archaeology: An Introductory Essay, in: Y.M. Kobishchanov, Aksum, Philadelphia 1979, 1–34. R. Fattovich, Remarks on the Late Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, 85–104. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 11. Guter Überblick bei R. Fattovich, The Archaeology of the Horn of Africa, in: W. Raunig & S. Wenig (Hrsg.), Afrikas Horn. Akten der Ersten Internationalen Littmann-Konferenz, Meroitica 22, Wiesbaden 2005, (3–29) 10 f. und 14 f.

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in Zahada Critian gibt es möglicherweise Reste eines kleinen Dammes.202 Die Häuser sind aus Steinen gemauert und wurden mit Schlamm vermörtelt; die Mauern sind höher als 2m und an der Basis mehr als 1,2 m breit.203 In den späteren Häusern von Mai Chiot finden sich gemauerte Bänke (mereb) an mehreren Wänden, eventuell besteht hier eine Kontinuität zu den traditionellen Hidmo-Häusern der Tigriner.204 Offenbar gab es Fluchten mit Türen; die ergrabenen Herdstellen ergaben archäobotanisches Material. Dabei ist ein starker Einfluss aus dem Vorderen Orient an Kulturpflanzen festzustellen; aus Mai Chiot stammt allerdings auch der erste Beleg für teff.205 Es gibt Hinweise auf eine zweigeteilte landwirtschaftliche Nutzung: Getreide und Gerste wurden vornehmlich im gut bewässerten und offenen Tiefland angebaut, im Hochland und in felsigen Gegenden hingegen nur wenig Getreide, aber mehr teff, Linsen und Flachs.206 Es gibt ferner Hinweise auf den Verzehr von Emmer, Gerste, Linsen und Leinöl (Glanz bei Mahlsteinen).207 Spannend ist eine Bemerkung von Stuart Munro-Hay, der meinte, das Aufkommen von flachen Tellern sei ein Hinweis auf eine Veränderung in der Ernährung, nämlich das Aufkommen von injera.208 Der Befund an Tierknochen bestätigt eine Tendenz, die in Eritrea heute noch besteht: Im Tiefland wurden Rinder bevorzugt, im Hochland Schafe und Ziegen. Eine wichtige Komponente der Ona-Fundorte sind die Steinwerkzeuge209, die aufgrund ethnoarchäologischer Vergleiche zu Südäthiopien zwei Verwendungsweisen hatten: zum Ernten von Getreide und Verarbeiten von Fleisch.210 In der Tat wurden Steinwerkzeuge nicht nur bei Siedlungen gefun-

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S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 136. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 41. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 41. Schmidt et al., Ancient Eritrea, Kapitel 10. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 12. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 47. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 152. Schmidt et al., Ancient Eritrea, Kapitel 9. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 11 mit Literatur.

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den, sondern auch auf Feldflächen.211 Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Verwendung von Obsidian, der aus dem östlichen Tiefland importiert werden musste. Von den sog. „Stierköpfen“ war bereits die Rede. Die von Tringali zu Hunderten von der Oberfläche aufgelesenen Artefakte waren besonders in der Gegend um Sembel sehr häufig. Schmidt et al. verweisen für sie lediglich allgemein auf ethnoarchäologische Parallelen zu den Kunama.212 Die Objekte wurden vor allem aus Quarz geschliffen oder behauen; seltener sind sie aus Keramik gefertigt. In Ṣabir wurde übrigens ein sehr ähnliches Tonartefakt gefunden.213 Zwei der „Stierköpfe“ sollen angeblich das asiatische Buckelrind (Bos indictus) darstellen214, das bisher in Abessinien sonst nur von einem aksumitischen Bronzestück aus Zeban Kutur bekannt ist (2. Jhd. n. Chr.)215, obwohl diese Rinderart ideal für arides Umfeld ist. Angeblich brachte die Wende vom 5. zum 4. Jhd. v. Chr. Veränderungen, wie das vermehrte Auftreten von BronzeArtefakten, das Vorkommen von hochwertiger Keramik mit Innendekoration und dem Verschwinden der Stierköpfe.216 Bisher fehlen Hinweise auf die lokale Herstellung von Bronze.217 Nach Fattovich gehören auch weitere kulturelle Hinterlassenschaften zur Ona-Kultur, darunter Felsbilder, Steinhügel und Stelen.218 Ein Teil der Fundorte weist (so Munro-Hay) keine ‚altsüdarabischen‘ Elemente auf. Wie man dies deutet, ist umstritten: Sind sie von der Ona-Kultur verschieden oder nur viel älter?219 Mögliche Gründe für die Errichtung und die Aufgabe von Siedlungen hat Tringali ausgemacht: Zahlreiche Fundorte

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Schmidt et al., Ancient Eritrea, 11. Schmidt et al., Ancient Eritrea, Kapitel 12. Buffa & Voigt, Culutral Identity. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 48, Abb. 10; G. Tringali, Necropoli di Cascassè e oggetti sudarabici (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: rse 26, 1973–1977 [1978], (47–66, 84, 94 und 98) 48, Anm. 13. L. Ricci, Ritrovamenti archeologici in Eritrea ii, in: rse 14, 1955–1958, 48–68. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 40. P.R. Schmidt, The „Ona“ Culture in Greater Asmara: Archaeology’s Liberation of Eritrea’s Ancient History from Colonial Paradigms, in: Journal of Eritrean Studies 1, 2002, (29–58) 40, Anm. 10. R. Fattovich, Remarks on the Later Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, (85–104) 87. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 136.

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liegen in der Nähe von antiken Goldminen, die teilweise während der Kolonialzeit erneut ausgebeutet wurden.220 Folglich werden die sehr charakteristischen kleinen tina-Gefäße als Schmelztiegel gedeutet; früher dachte man an Gefäße für Ghee o.ä. Sicherlich wurde in aksumitischer Zeit in Abessinien Gold abgebaut, man denke nur an die aksumitischen Goldmünzen. Darüber hinaus haben wir Werkzeuge von Goldminenarbeitern aus Medri Zein und anderen Orten.221 Gerade vor diesem Hintergrund ist es umso erstaunlicher, wie wenig Aksumitisches in den Ona-Fundorten eigentlich gefunden wurde, besonders angesichts der unmittelbaren Nähe zu den größeren Zentren dieser Kultur (Adulis, Qohaito, Mäṭärä). Vielleicht sind die Träger der Ona-Kultur den Bewohnern des Sinai in pharaonischer Zeit nicht unähnlich, eine indigene Bevölkerung, die im Bergbau tätig war. Fundorte.222 Tringalis Aktivitäten um Asmära beinhaltete nicht nur das Sammeln von Oberflächenfunden, sondern auch zwei Sondagen in Debra Ziè und im „Camp Hapteghiorgis Abba Mechal“, eine ‚Grabung‘ in At Elmi Sud (Keramik, Steinwerkzeuge, darunter Hämmer und Reibesteine; Bronzefragmente), Zufallsfunde von Gräbern (Addi Conzi, Curbacaiehat223 und in Asmära224) und das Grab von Gaggiret (Asmära Süd), Kaskase und Azzega.225 Nach Tringali & Munro-Hay fanden sich Relikte der Ona-Kultur an den folgenden Fundplätzen (man beachte die italienischen Graphien der Ortsnamen): Acria Addi Amusat Addi Cuscet

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drei Fundorte, einer davon auf einem Mai Ambessa genannten Hügel (k) vgl. Sembel-Cuscet vgl. Sembel-Cuscet

G. Tringali, Cenni sulle ’ona di Asmara e dintorni, in: ae 6, 1965, 143–152. Der Fundort Mai Chiot liegt ganz nahe an den italienischen Goldminen Elmi Sud (so auch der Name bei Tringali). Ausführlicher zu den Goldminen Schmidt et al., Ancient Eritrea, Kapitel 8. S. Munro-Hay, Excavations at Aksum: an account of research at the ancient Ethiopian capital directed in 1972–1974 by the late D. Naville Chittick, London 1989, 51. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 141. G. Tringali, Necropoli di Curbacaiehat (Asmara), in: Journal of Ethiopian Studies 5, 1967, 109. G. Tringali, Cenni sulle ’ona di Asmara e dintorni, in: ae 6, 1965, (143–152) 151. G. Tringali, Necropoli di Cascassè e oggetti sudarabici (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: rse 26, 1973–1977 [1978], 47–66.

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Addi Cahauta

Addi Ché

Addi Conzi

Addi Lissim Afalba Amba Galliano Belesà Bet Ghiorgis

Abba Mechal Cascassé Coazien Corbaria

Curbacaiehat

Cuscet Debra Ziè

Elmi Süd

485 Asmara (k) Grabhügel; Keramik ähnlich der spät-aksumitischen, daher Datierung ins 5.–6. Jhd. n. Chr. Mai Meleghen, km 8 auf der Adi Ugri-Straße (k) Kistengräber mit Stelen, Häusergrundrisse Aus den Gräbern stammen zwei Stierfigurinen mit Parallelen in Ḥawəlti und Gobochela, daher Datierung in die prä-aksumitische Zeit Gruppe von fünf ona (k) Die Keramik weist auf eine Datierung in die späte bzw. post-aksumitische Zeit bei Hara-Hot Großer Fundplatz (½ km Durchmesser) zwichen Decamere und Segeneiti keine Keramik, dafür Gräber mit bis zu 2 m hohen Stelen bei Fornace Manago – Camp Hapteghiorgis Abba Mechal (k) Asmara (k) Asmara (k) Sowohl rote, als auch schwarze Ware; Kleinfunde aus Obsidian und Schist (Ringe, Perlen) Camp Hapteghiorgis vgl. Amba Galliano Architekturfragmente mit Parallelen zu Yəḥa zwischen Belesa und Addi Sciacà großer Fundplatz, Tumulus westlich von Tukul und Gura zwischen Addi Ugri und Decamere (k) Felszeichnungen mit Halbmond; Ähnlichkeiten der roten Ware zu prä-aksumitischer Keramik; Perlen aus Stein, Kaurimuschel und Bronze zwischen Asmara und Uocchidiba (k) Gräber; Goldring; Stierköpfchen; rote Ware datiert in die prä-aksumitische Zeit vgl. Sembel-Cuscet (k) Schwarze Ware mit Parallelen in Aksum und Agoudou bei Dibdib; Datierung prä-aksumitisch Auch Mai Tsadkan, Kidanè Mehret (k) Rote Ware; Parallelen mit Keramik aus Yəḥa; Tiegel-Gefä-

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ße typisch für die Ona-Kultur, vielleicht für Goldgewinnung verwendet; Parallelen in Aksum; wenige Gefäße sind dekoriert (wavy lines); Graffiti Enda Maryam Asmara (k) Versuch, eine Stratigraphie zu etablieren (Bulldozer!) Funde christlich-aksumitischer Keramik (5.–6. Jhd. n. Chr.) in der untersten der drei bemerkten Schichten Fornace Municipale Asmära (k) Fornace Pedulla Asmära; 3,5km vom Zentrum entfernt auf der Straße nach Massawa Auf dem Hügel Grab, das mit Steinplatten befestigt und mit einer Stele versehen war; gut gefügte Basisplatten; bisher keine Datierung möglich Forte Dejdazmatch Balche, ex Badlissera Asmära (k) Gaalà vgl. Sembel-Cuscet Gura Decamere (k) Stierköpfchen; rote Ware, daher Ona a Hamadù Süd Westlich von Bet Ghiorgis nahe dem Fornace Municipale und Mai Demnet Mindestens 30 rechteckige Häuser mit Trockenmauern, die möglicherweise in Beziehung stehen zum Grab und der Stele von Fornace Pedulla Hamadù West vgl. Mai Demnet Hascel nördlich von Tzada Cristian, km 10 nordwestlich von Asmära (k) Zahlreiche verschiedene Waren: rote, schwarze, aber auch rot außen und schwarz innen; pink; Parallelen zu Yəḥa; Ḥawəlti und Südost-Sudan; vierfüßige Weihrauchpfannen datieren in die prä-aksumitische Zeit Keramikassemblagen von Fattovich mit Mäṭärä iii–viii und Yəḥa i gleichgesetzt; Hascel scheint zeitgleich mit Cascassé zu sein (d.h. Mäṭärä v–viii und Yəḥa ii; Sefra Turkui & Sefra Abun), aber auch mit späterem Material von Ḥawəlti, Sabea und Addi Gramaten zusammen zu gehen (d.h. Mäṭärä iv und iii bzw. Yəḥa Ib) km 4,5 & 6,5 auf der Straße Keren-Mai Haza (k) Graffiti, rote Ware; Parallelen in Ḥawəlti, Gobochela, Yəḥa etc.; Datierung prä-aksumitisch km 17 Decamere-Straße, vgl. Zighib Nekropole

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Mai Cioet/Thcioet Mai Demnet

Mai Haza/valle Mai Melazò Mai Meleghen

Mai Tsadkan Ongofon Sembel-Cuscet

Tokonda

Tukul

Tzada Cristian Uogherti/Woqerti Uocchidibà Zahada Cristian Zighib

Asmära (k) type site für schwarze Ware mit Ritzdekoration Asmära; gemeinsamer Siedlungsplatz mit Hadamù West (k) Steinhäuser, Brennöfen für Keramik, ein Grab von der prä-aksumitischen bis in die aksumitische Zeit Gnecchi, vgl. km 6,5 vgl. Zahada Cristian (Wasserstelle dazu) km 8 der Straße Asmära-Addi Ugri Quadratische und rechteckige Häuser aus Trockenmauern vgl. Elmi Sud bei Segeneiti (k) nur ein Gefäß der schwarzen Ware beim Dorf Adi Cuscet (k) Viele Stierköpfchen; weibliche Terrakottastatuetten und Phalloi (k) Rote Ware (innen schwarz); Fund eines Gefäßes mit der besitzanzeigenden Aufschrift zgdr, vgl. den prä-aksumitischen Herrscher gdr. 4km westlich von Gura (k) Fundort der besten Stücke der dekorierten, späten schwarzen Ware vgl. Zahada Cristian km 22,2 auf der Straße nach ʾAddis Abäba (k) Schwarze Ware; Fundort wohl aksumitisch Straße von Hara-Hot nach Sciumagalè (k) Tumulus; rote Ware (k) Stierköpfchen; grobe Keramik, km 17 auf der Straße nach ʾAddis Abäba Gräber mit reichen Beigaben; Anhänger, Ringe, Schwert, Parallelen in Sabea, Yəḥa und Ḥawəlti; zwei Stierfigurinen aus Terrakotta; rote Ware

(k) = Oberflächenfunde von Keramik Die Arbeiten der letzten 15 Jahre sind in dem mehrfach erwähnten Sammelband von Schmidt et al., Ancient Eritrea, gut zugänglich. Dort sind in Abb.

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1.1 (s. 2) alle wichtigen archäologischen Fundplätze Eritreas verzeichnet, auf s. 69ff. dann auch Karten mit dem Surveygebiet im Großraum Asmära, aufgeschlüsselt nach Datierung. Darunter sind Gruppen von Siedlungen, weniger Dörfer als Gehöfte, dazwischen Orte für spezialisierte Tätigkeiten in der Nähe zu den 10 größeren Siedlungsclustern.226 – – – – – – – – – –

Southeast Margins Merhano Southwestern Cluster Sembel Cluster (hier wurden die meisten Stierköpfe gefunden, über 800) Gudo/Hashel Schmugle Mai Hutsa Weki Duba/Adi Abeito Adi Nefas Bieta Giyorgis

An mehreren Stellen wurden Testgrabungen durchgeführt (Übersichtskarte s. 110, Abb. 6.1.):227 – – – – – – – – – –

Sembel Sembel Kushet Mai Chiot Mai Hutsa Ona Gudo Weki Duba Adi Segdo Mai Amber Kehawta Adi Abeito

Ausblick. Nach diesem kurzen Einblick in die archäologische Situation im eritreischen Tiefland sei noch kurz auf das restliche Hochland zu jener Zeit eingegangen.228 In Gobedra bei Aksum hat David Phillipson erste Keramik nachgewiesen, die anhand von c14 datiert ist und nahelegt, dass man seit dem 4. Jts. 226 227 228

Schmidt et al., Ancient Eritrea, 75–104. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 117–156; Übersichtskarte s. 110, Abb. 6.1. S.C. Munro-Hay & G. Tringali, The Ona sites of Asmara and Hamasien, in: rse 35, 1991, (135–168) 138 f.

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v. Chr., wenn nicht schon früher, auf dem Hochland Keramik kannte.229 Es handelt sich um dünne, grobe, graubraune Ware in Schicht ii a, die nur teilweise dekoriert ist (gekämmt, eingedrückt, geritzt); sie läuft weiter in ii b (ca. 1000 v. Chr.) und wird langsam von einer dicken, rotbraunen Ware verdrängt. Ab Schicht i findet sich nur noch diese undekorierte Keramik. Nach Ansicht von Rudolfo Fattovich bestehen Verbindungen der beiden Gobedra-Waren in den Sudan: Die graubraune Ware aus Gobedra iia sei vergleichbar mit der braunen Keramik aus dem Gaš-Delta230, insbesondere mit Scherben der ButanaGruppe (3800–2500 v. Chr.).231 Die spätere Ware (Gobedra ii b) hingegen vergleicht er mit Scherben der Butana- bzw. Ǧabal Mokram-Gruppe.232 Noch die spätere Hagiz-Gruppe im Sudan weise Affinitäten zur prä-aksumitischen Keramik auf.233 Fattovichs Vergleiche sind reine Spekulationen, die auf einem intuitiven Vorgehen beruhen. Zusammenschau. Die Ona-Kultur ist trotz der jüngsten intensiven Bemühungen von Peter Schmidt, Michael Curtis et al. immer noch nicht wirklich greifbar. Vor allem die Datierung bleibt äußerst umstritten. Problematisch ist insbesondere der Umstand, dass ein heute praktisch vollständig zerstörter Kulturhorizont durch Personen ausgegraben wurde, die noch keine Archäologen waren. Nach Schmidt et al. ist die Ona-Kultur zwischen dem 9. und dem 4. Jhd. v. Chr. anzusetzen, was sie sehr unwahrscheinlich als Kandidat für Punt macht. Allerdings gibt es Hinweise auf eine Vorgängerkultur, wenn auch nur sehr spärliche. So wurden an mehreren Stellen polierte Steinäxte aus grünem Stein an der Oberfläche gefunden, wie sie in ʿAqordat in viel älteren Schichten zum Vorschein kamen. Eine Axt kam in Site if03 im Survey Unit 51 um Mai Melatse im Gudo/Hashel Cluster ans Licht, eine andere in Site k09 im Survey Unit 118 nahe Kehawta; Grabungen wiesen eine entsprechende Besiedlung

229 230 231

232 233

D.W. Phillipson, The Excavation at Gobedra Rock-Shelter, Axum, in: Azania 12, 1977, 53–82. R. Fattovich, Elementi per la preistoria del Sudan orientale e dell’Etiopia settentrionale, in: Studi di paleoetnologia in onore di Salvatore M. Puglisi, Rom 1985, (451–463) 458. R. Fattovich, Remarks on the Later Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, (85–104) 85. R. Fattovich, The Gash Delta between 1000 b.c. and a.d.1000, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1989, (797–816) 798. R. Fattovich, Indagini archeologiche sul popolamento antico della zona di confine settentrionale etiopico-sudanese, in: Rivista di antropologia 56, 1988, (113–136) 127; R. Fattovich, The Gash Delta between 1000 b.c. and a.d.1000, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1989, (797–816) 799.

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nach.234 Nach A. Arkell datieren die Steinäxte ins 2. Jts. v. Chr.235 Möglicherweise verbergen sich hinter den Trägern dieser leider ansonsten nicht fassbaren Kultur die Puntiten. Dafür sprechen würde immerhin auch die Nähe bestimmter Siedlungen zu Goldminen, denn Gold wird als eines der Exportgüter Punts explizit genannt. b Asa Koma Am Horn von Afrika wurde nicht nur im heutigen Eritrea in den 1980–1990er Jahren ein neuer Kulturhorizont erschlossen, sondern auch auf dem Gebiet der Republik Dschibuti. Französische Wissenschaftler haben dort einen Fundort entdeckt, der bis dato nicht bekanntes Material aufwies: Asa Koma.236 Der Platz liegt wenige Kilometer vom Abbé-See (Ābhē Bad) entfernt im Westen Dschibutis bei As Eyla. Die Forschungen dort waren 1983 unter Roger Joussaume begonnen worden, wurden dann unter Xavier Gutherz 1988 und 1989 weitergeführt und schließlich 1994 wieder aufgenommen.237 Da es sich jeweils nur um sehr kurze Kampagnen von zwei Wochen handelte, sind die Beobachtungen recht oberflächlich. Neben Asa Koma wurde ein weiterer Fundort desselben Kulturhorizonts erschlossen, Asa Ragid am Golf von Taǧūfa. Asa Koma („roter Hügel“ in Afar) ist ein Vulkan, auf dem sich ein prähistorischer Fundort vom Anfang des 2. Jts. v. Chr. befindet; im Norden des Vulkans zieht sich das Wādī von Dagodle hin. Auf der Bergspitze stehen Reste von Trockenmauern: kleine runde Einfriedungen, rechteckige Plattformen und Tumuli mit menschlichen Bestattungen. Nach ersten Sondagen wurden die einzelnen Suchschnitte miteinander verbunden, um eine zusammenhängende Stratigraphie erarbeiten zu können.238 Mehrere Herdstellen wurden freigelegt, an denen direkt auf den Steinen vor allem Fisch zubereitet wurde.239 Drei Gräber wurden untersucht – die Toten lagen jeweils auf der linken Seite zusammengekauert.240 Leider gibt es kein publiziertes Planum, nicht einmal eine Skizze der ergrabenen Strukturen und der Bestattungen. Die Lithik ist vor allem aus lokalem Obsidian gefertigt; Mikrolithe dominieren, da für den Fischfang

234 235 236

237 238 239 240

Schmidt et al., Ancient Eritrea, 151 f. A.J. Arkell, Four Occupation sites at Agordat, in: Kush 2, 1954, 33–62. x. Gutherz, R. Joussaume & S. Amblard et al., Le site d’Asa Koma (République de Djibouti) et les premiers producteurs dans la Corne de l’Afrique, in: Journal des africanistes 66, 1996, 253–297. Gutherz et al., Asa Koma, 260. Gutherz et al., Asa Koma, 261, Abb. 4 Schaubild. Gutherz et al., Asa Koma, 266. Gutherz et al., Asa Koma, 266.

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sehr kleine Geräte benötigt wurden. Die Keramik ist nur sehr schwer in eine chronologische Sequenz zu bringen.241 Sie ist gut gebrannt, fein gemagert und kommt in zwei Hauptformen vor242: eine große (20–30 cm hoch) ovaloide und „des coupes en calotte“ (5cm hoch). Die Behandlung der Keramik ist sehr knapp, die Ausgräber schreiben nämlich zum soeben referierten lediglich: „C’ est à peu près tout ce que l’on peut dire dans l’état actuel de l’ étude pour la typologie des formes complètes“.243 Es gibt kein Gefäß, dass mehr als 7–8 l fasste; die Dekoration ist sehr vielfältig, ausschließlich geritzt oder eingedrückt. Bemerkenswert ist u.a. das Fehlen von Elementen wie ‚wavy line‘ oder ‚dotted wavy line‘.244 Generell ist hervorzuheben, dass die Keramik keiner bisher bekannten Keramiktradition zugewiesen werden kann.245 Eine c14-Datierung ergab folgende Belegzeiträume246: Asa Ragid um 5000–4500 v. Chr.; Asa Koma um 2000–1500 v. Chr. Da die nähere Umgebung aus archäologischer Sicht ein weißer Fleck ist, können praktisch keine Parallelen gezogen werden: Die Ausgräber verweisen lediglich auf vereinzelte Keramikassemblagen v.a. aus Grotten auf dem äthiopischen Hochplateau oder auf Vergleiche nach Harar.247 Nur eine Scherbe weist Ähnlichkeiten zu Keramik im sudanischen Mahal Teglinos auf.248 Die Archäozoologie des Fundplatzes wurde ausführlich behandelt; bezeugt sind Schakal, Nilpferd, Dorkas-Gazelle, Hausrind (bos taurus) und Hase (lepus capensis; lepus habessinicus). An Kleinfunden sind vor allem Schmuckstücke aus Straußeneierschalen zu nennen, Muscheln und Knochen. Es wurden zwar Mahlsteine gefunden, doch ist nicht klar, was hier gemahlen wurde, da kein vegetabiles Material sichergestellt werden konnte.249 Offenbar war alles auf den Fischfang im See und seine Verarbeitung ausgerichtet; spannend ist die Untersuchung zu den Fischen, die gefangen wurden, vor allem Tilapia und Katzenfische. Daneben gibt es allerdings auch Hinweise auf Viehhaltung und Gräseranbau (damals war die Umwelt noch viel humider als heute).250 Durch die über Kohle erschlossenen Holzarten lässt sich eine Steppenlandschaft rekonstruieren.251

241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251

Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz Gutherz

et et et et et et et et et et et

al., Asa Koma, 274. al., Asa Koma, 275. al., Asa Koma, 275. al., Asa Koma, 276. al., Asa Koma, 276. al., Asa Koma, 277. al., Asa Koma, 276. al., Asa Koma, 275. al., Asa Koma, 285. al., Asa Koma, 260. al., Asa Koma, 289.

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Arbeitsplätze dienten wohl der Verarbeitung von Nahrungsmitteln; vielleicht wurde Fischmehl hergestellt.252 Vieles spricht für eine saisonale Besiedlung, unklar ist, ob wirklich Ackerbau betrieben wurde. Nach all dem, was wir wissen, könnte die Kultur von Asa Koma mit Punt identisch sein, jedenfalls spricht wenig dagegen. Die Datierung ist mit dem Befund der ägyptischen Quellen in Einklang. Einzig die Lage am Bāb al-Mandab steht einer solchen Identifizierung m.E. im Wege, da die Ägypter in pharaonischer Zeit mit Sicherheit nicht direkt an die Meerenge navigieren konnten. Ich halte es nicht nur aus diesem Grund, sondern vor allem wegen der bisher doch sehr mangelhaften Erkenntnisse über Asa Koma für nicht angebracht, Punt im heutigen Dschibuti zu suchen. c Felszeichnungen an der abessinischen Küste In seinen unzähligen, oft inhaltsgleichen Artikeln über die Kulturen des Horns von Afrika erwähnt Rudolfo Fattovich immer wieder Felsbilder aus dem heutigen Eritrea als Hinweise auf direkte Kontakte zwischen Südarabien und Abessinien in prähistorischer Zeit.253 Er beschränkt sich dabei auf das Zitat eines älteren Aufsatzes von P. Červiček, in welchem verschiedene Fundplätze Zentral-Eritreas vorgestellt wurden: Baáta Mariam, Daarò Paulòs; Quanttebba, Mehbá Workí, Har‘òm, Kortamit, Maji Malehèšš, Lamdrara und Dembe Wadi Mudui.254 In der Zwischenzeit ist eine Monographie zu diesem Thema erschienen, in der weitere Fundplätze im westlichen Tiefland um den Baraka (Cullité, Dinaé und Elit) und im Norden Eritreas (Karora und Rora; Ciakat, Nagrán und Deudeu) erschlossen werden.255 Wie allzu oft schreibt Fattovich an keiner Stelle, worin die angeblichen Gemeinsamkeiten denn nun genau bestehen; die Vergleichsdaten aus Südarabien bleibt er darüber hinaus ebenfalls schuldig. Daher kann dieser Strang der Punt-Archäologie getrost übergangen werden.

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Gutherz et al., Asa Koma, 293 ff. Exemplarisch sei zitiert: R. Fattovich, Remarks on the Late Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, (85–104) 87. P. Červiček, Rock Engravings from the Hamasen region, Eritrea, in: Paideuma 22, 1976, 237–256. G. Calegari, L’arte rupestre dell’Eritrea, Milano 1999.

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v.3

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Grabungen im Südosten des heutigen Sudan

a Der sog. Atbai-Kulturkomplex In den 1980er Jahren wurden in der Region Kassala im Sudan Grabungen unternommen, die neues Licht auf die Kulturen der Region im Grenzgebiet zwischen Sudan, Äthiopien und Eritrea werfen. Sie tragen jedoch auch Einiges zum PuntProblem bei, weil sie erstmals eine Möglichkeit eröffnen, Punt nicht nur von den ägyptischen Quellen her zu betrachten, sondern direkt archäologisch zu verorten.256 Bis ins letzte Drittel des vorigen Jahrhunderts war das Gebiet westlich des zentralsudanesischen Nils mit Ausnahme der meroitischen Fundorte der Butana archäologisch praktisch unerforscht. Lediglich einige Beobachtungen von John W. Crowfoot, Laurence P. Kriwan und Paul James Sandison waren innerhalb des Sudanesischen Antikendienstes bekannt.257 In den 1960er Jahren begannen dann die allerersten Aktivitäten mit dem Butana-Survey der Humboldt-Universität (1960)258, den nur unzureichend wahrgenommenen259 Testgrabungen in Šaqadud bei Naqʿa (1963f.)260 und einem Survey um Ḫasm al-Girba (1971).261 Zwei Projekte haben in den 1980er Jahren das Bild entschei-

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R. Fattovich, Alla ricerca di Punt, in: Ligabue Magazine 5, 1984, 98–103; R. Fattovich, The Problem of Punt in the Light of Recent Fieldwork in the Sudan, in: S. Schoske (Hrsg.), Akten des vierten Internationalen Ägyptologen Kongresses, München 1985, iv, sak Beih., 4. Hamburg 1991, 257–272; R. Fattovich, Punt: the archaeological perspective, in: Sesto Congresso Internazionale di Egittologia, Atti (Turin, 1993) ii, 399–405; R. Fattovich, Punt: the archaeological perspective, in: BzS 6, 1996, 15–29. Die Darstellung der Forschungsgeschichte folgt R. Fattovich, Ricerche archeologiche italiane nel delta del Gash (Kassala), 1980–1989: un bilancio preliminare, in: Rassegna di Studi Etiopici 33, 1991, 89–130. F. Hintze, Vorbericht über die Butana-Expedition 1958 des Instituts für Ägyptologie der Humboldt-Universität zu Berlin, in: Forschungen und Wirken. Festschrift aus Anlaß der 150-Jahr-Feier der Humboldt-Universität-Universität zu Berlin, iii, Berlin 1960, 360–399. J.D. Clark, The domestication process in sub-Saharan Africa with special reference to Ethiopia, in: E. Higgs (Hrsg.), Origine de l’ élevage et de la domestication, Nizza 1976, 56–115; D.W. Phillipson, The later prehistory of Eastern and Southern Africa, New York 1977. K.H. Otto, Shaqadud: a new Khartoum Neolithic site outside the Nile Valley, in: Kush 11, 1963, 108–115; K.H. Otto, Khartoum-Neolithikum am Hebel Shaqadud, in: P. Grimm (Hrsg.), Varia Archaeologica. Wilhelm Unverzagt zum 70. Geburtstag dargebracht, Berlin 1964, 9–14. J.L. Shiner, The Prehistory and Geology of the Northern Sudan, Report to the nsf, Dallas 1971.

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dend verbessert – das italienische Gaš-Projekt der Universität Neapel unter der Leitung von Rudolfo Fattovich262 und das amerikanisch-sudanesische Butana-Projekt unter A.E. Marks (Dallas/Khartum)263. Ersteres führte einen Survey im Delta des Gaš und Grabungen in Mahal Teglinos bei Kassala durch und untersuchte auch die Ruinen von ʿAqīq264 am Roten Meer265. Letzteres untersuchte das Gebiet um Ḫasm al-Girba am ʿAṭbara östlich bis zum Gaš hin, sowie den Höhlenkomplex von Šaqadud und Umgebung.266 Insgesamt 262

263 264 265 266

R. Fattovich, Some data for the study of the cultural history in ancient Northern Ethiopia, in: Nyame Akuma 10, 1977, 6–18; R. Fattovich, The Gash Delta between 1000 b.c. and a.d. 1000, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1989, 797–816; R. Fattovich, The Late Prehistory of the Gash Delta, Sudan, in: L. Krzyzaniak (Hrsg.), Proceedings of the International Symposium „Late Prehistory of the Sahara and the Nile Basin“, Poznan 1984, Posen, 481–498; R. Fattovich, Remarks on the Late Prehistory and Early History of Northern Ethiopia, in: T. Beyene (Hrsg.), Proceedings of the Eighth International Conference of Ethiopian Studies i, Addis Abeba 1988, 85–104; R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, 55–63; R. Fattovich, Il sito protostorico di Mahal Teglinos, presso Kassala (Sudan Orientale), in: Rivista di Antropologia 57, 1989, 221–238; R. Fattovich, The peopeling of the Northern Ethiopian-Sudanese Borderland between 7000 and 1000 bp: a Preliminary Model, in: Nubica i/ii, Köln 1990, 3–45; R. Fattovich, At the Periphery of the Empire: the Gash Delta (Eastern Sudan), in: W.V. Davies (Hrsg.), Egypt and Africa. Nubia from Prehistory to Islam, London 1991, 40–48; R. Fattovich, Ricerche archeologiche italiane nel delta del Gash (Kassala), 1980–1989: un bilancio preliminare, in: Rassegna di Studi Etiopici 33, 1991, 89–130; R. Fattovich, A.E. Marks & A.M. Ali, The archaeology of the eastern Sahel, Sudan: preliminary results, in: The African Anthropological Review 2, 1984, 173–188; R. Fattovich, K. Sadr & S. Vitagliano, Società e territorio nel delta del Gash (Sudan), 3000 a. Chr.–300/400 d. Chr. in: Africa (Rom) 43, 1988, 394–453. A.E. Marks, A.M. Ali, T.H. Hays & Y. Elamin, Butana Archaeological Project: 1981 Field Season, in: Nyame Akuma 20, 1982, 47–50. H.E. Heppert, Relicts at Agig, in: Sudan Notes and Records 19, 1936, 193. M. Cremaschi, A. D’Alessandro, R. Fattovich & M. Pimperno, Gash Archaeological Project: 1985, Field Season, in: Nyame Akuma 27, 1986, 45–48. R. Fattovich, A.E. Marks & A.M. Ali, The archaeology of the eastern Sahel, Sudan: preliminary results, in: The African Anthropological Review 2, 1984, 173–188; A.E. Marks & R. Fattovich, The Culture-Historic Sequence in the Eastern Sudan: a Preliminary Formulation, in: L. Krzyzaniak (Hrsg.), Late Prehistory of the Nile Basin and the Sahara, Posen 1989, 451–458; A.E. Marks, A.M. Ali & R. Fattovich, The Archaeology of the Eastern Sudan: a First Look, in: Archaeology 39, 1986, 44–50; K. Sadr, The Development of Nomadism: the View from Ancient North Africa, Ann Arbor 1988; K. Sadr, Settlement Patterns and Land Use in the Late Prehistoric Southern Atbai, East Central Sudan, in: Journal of Field Archaeology 15, 1988, 381–401.

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wurden beinahe 200 Fundorte mit Keramik festgestellt. Neben diesen untersuchten Orten, die eine gemeinsame sog. ‚Atbai Keramik-Tradition‘ zeigen, sind einige Orte zu nennen, die zwar nicht direkt zu diesem Kulturkomplex gehören, jedoch starke Verbindungen zu ihm aufweisen. Es sind dies ʿAqordat267 im Tal des Baraka, Erkowit268 am Roten Meer und Šaqadud269. Im größeren Kontext der Beziehungen zum abessinischen Bereich sind die Grabungen in Mäṭärä270 und Adulis (Ἀδουλίς) zu nennen271, aber auch Untersuchungen der Fundstätten um Roseiris272. Fattovich & Marks et al. haben mehrere Gruppen der ‚Atbai KeramikTradition‘ unterschieden, die zwar teilweise eng zusammenhängen, jedoch anhand ihrer verschiedenen Keramik voneinander zu trennen sind273: Amm Adam-Gruppe (ca. 6000–4000 v. Chr.) – Zwei Untergruppen: nördlich und östlich des Gaš-Deltas, beide haben die typische ‚knobbed ware‘ (durchbrochene Keramik, deren Löcher-Bänder mit Tonkügelchen geschlossen sind) 267 268 269

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272 273

A.J. Arkell, Four Occupation sites at Agordat, in: Kush 2, 1954, 33–62. P. Callow & G. Wahida, Fieldwork in Northern and Eastern Sudan, 1977–1980, in: Nyame Akuma 18, 1981, 34–36. A.E. Marks, A.M. Ali, J. Peters & R. Robertson, The Prehistory of the Central Nile Valley as Seen from Its Eastern Hinterlands: Excavations at Shaqudud, Sudan, in: Journal of Field Archaeology 12, 1985, 261–278. F. Anfray, La poterie de Matara, in: Rassegna di Studi Etiopici 22, 1966, 5–29; F. Anfray, Deux Villes Axoumites: Adoulis et Matara, in: iv Congresso Internazionale di Studi Etiopice, Rom 1974, 745–765; F. Anfray, Matara, in: Annales d’Ethiopie 7, 1967, 33–88; F. Anfray, Aspects de l’ archéologie éthiopienne, in: Journal of African History 9, 1969, 345– 366; F. Anfray, Notes archéologiques, in: Annales d’Ethiopie 8, 1970, 31–42; F. Anfray, Deux Villes Axoumites: Adoulis et Matara, in: iv Congresso Internazionale di Studi Etiopice, Rom 1974, 745–765; F. Anfray, Les anciens éthiopiens, Paris 1990; F. Anfray & G. Annequin, Deuxième, troisième et quatrième campagnes de fouilles, in: Annales d’ Ethiopie 6, 1964, 49–85, C. Negussie, Aksum and Matara: A Stratigraphic Comparison of Two Aksumite Towns, in: H.G. Marcus (Hrsg.), New Trends in Ethiopian Studies i, Lawrenceville 1994, 45–83. R. Paribeni, Richerche sul luogo dell’antica Adulis, in: Monumenti Antichi 18, 1907, 437– 572; S. Munro-Hay, The British Museum Excavations at Adulis, 1868, in: The Antiquaries Journal 69, 1989, 43–52. J.D.P. Chataway, Archaeology in the Southern Sudan i. Some Ancient Sites near Roseires, in: Sudan Notes and Records 13, 1930, 259–268. R. Fattovich, The Late Prehistory of the Gash Delta, Sudan, in: L. Krzyzaniak (Hrsg.), Proceedings of the International Symposium „Late Prehistory of the Sahara and the Nile Basin“, Poznan 1984, Posen, 481–498.

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– Punktmuster, meist als Bänder, auch mit einem Wolfszahn-Motiv, seltener die ‚wavy line‘ typisch für Früh-Khartum – ‚knobbed ware‘ in Früh- und Mittel-Kerma Assemblagen gefunden Malawiya Gruppe (ca. 5000–4000 v. Chr.) – Erste Phase der Atbai Keramik-Tradition (Saroba-Phase); zwischen ʿAṭbara und Šurab al-Gaš südl. von Kassala – Keramik mit Punktmuster und Wolfszahn-Motiv; ‚knobbed ware‘; generelle Affinität zum Khartoum Horizon Style, aber keine direkten Verbindungen – unklar, ob nicht doch aus der Amm Adam-Gruppe erwachsen Butana-Gruppe (ca. 4000–1000/500 v. Chr.) – Gebiet von Ḫasm al-Girba, Kassala, Kassala-Phase der Atbai Keramik-Tradition – Keramik sehr oft nur am Rand dekoriert mit eingedrückten Zickzack- bzw. Fischschwanz-Mustern; oft gebürstet bzw. abgekratzt – typische „ fine black ware open bowls with interior burnished geometric decor“, die an die Naqada-Keramik erinnert (‚black topped ware‘) – die Siedlungen werden sehr viel größer (9–15ha), im Gaš-Delta Zentralorte mit Satellitensiedungen bzw. ‚camps‘ Gaš-Gruppe (ca. 3000–1000 v. Chr.) – Region des Gaš-Deltas, größter Fundort ist Mahal Teglinos; wohl eine östliche Ausprägung der Butana-Gruppe; Evidenz dieser Gruppe bis nach Erkowit und ʿAqīq am Roten Meer – ¾ der Keramik ist gebürstet bzw. abgekratzt, oft rhomboidal, manchmal mit Applikationen von Tonkügelchen – typisch sind doppelte Komma- bzw. Punktbänder unter dem Rand und Zickzackmuster auf dem Rand (vgl. c-Gruppe bzw Früh-Kerma); „open bowls with rims decorated with a thin band of parallel vertical incised of impressed lines“ – Fund von Pan-Grave- und c-Gruppen-Keramik – Obsidianfunde belegen Kontakte nach Äthiopien – In Mahal Teglinos ovale Steinstrukturen (Brennöfen?) und Steinkreise mit Stelen; Tumuli – Die Unterschiede der Begräbnisse weisen auf eine hierarchisch strukturierte Gesellschaft, d.h. auf eine soziale und ökonomische Komplexität, was zu einer Identifizierung mit Punt passt.

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ʿAqordat-Gruppe (ca. 2500–1500 v. Chr.) – Tal des Baraka und nördliches Gaš-Delta – Keramik mit komplexen linearen Ritzungen, Punktmotiven und applizierten Tonkügelchen und ‚knobbed ware‘, im Unterschied zur Gaš-Gruppe jedoch auch Krugständer und Körbe imitierende Keramik – Funde von Steinäxten, die solche der 18. Dynastie imitieren; ägyptische Ohrringe und Steinkreise ähnlich den Tumuli von Kerma – in ʿAqīq Granitblöcke, die an ägyptische Bautechnik erinnern Ǧabal Mokram-Gruppe (ca. 2000–1000/500 v. Chr.) – Intrusive Gruppe, obwohl Verbindung zur Butana- und auch zur GašGruppe; zwischen ʿAṭbara und Baraka – wahrscheinlich eine südliche Ausprägung der Pan-Grave-Kultur – Funde von Tierfiguren – Keramik meist undekoriert; ansonsten ‚combed/chanelled ware‘, ‚grid incised ware‘ und ‚mat impressed ware‘ – Parallelen zur Pan-Grave-Kultur, c-Gruppe und Mittel- und Klassisch-Kerma – charakteristisch sind die flachen horizontalen Henkel, zylindrische Fortsätze, die oben mit einem Kreuz dekoriert sind (vgl. Yemen und Äthiopien) – Funde von präaksumitischer ‚orange ware‘; Ǧabal Mokram-Keramik in der Lalibela Höhle am Tana-See gefunden274 Hagiz-Gruppe (ca. 1000/500–300/400 v. Chr.) – letzte Phase der Atbai Keramik-Tradition (Ǧabal Taka-Phase) zwischen ʿAṭbara und Gaš – Keramik Ableitung von Typen der Gaš-Gruppe und Prä-Aksum; gekratzte Rhombenmuster, ‚mat impressive ware‘ und ‚thumbnail punctuated patterns‘; Applikaturen, wie sie für die präaksumitische Keramik typisch sind – Funde von ptolemäischen Bauten und von einer Stufenpyramide meroitischer oder sabäischer Machart in ʿAqīq (Ptolemais Theron?)275 274 275

J.C. Dombrowski, Excavations in Ethiopia: Lalibela and Nazchabiet Cave, Begemder Province, Ann Arbor 1972. J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–555; M. Cremaschi, A. D’Alessandro, R. Fattovich, M. Piperno, Gash Delta Archaeological Project: 1985 Field Season, in: Nyame Akuma 27, 1986, 45–48; G. de Bayles des Hermens & D. Grabenart, Deuxième mission de

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– Prä-aksumitische und aksumitische Siedlungen, Keramik, Bauten und Inschriften aus den Hochebenen von Tigray, Asghedè, Senahit und Rore Ḫatmiya-Gruppe (ca. 300/400–600/700 n. Chr.) Gergaf-Gruppe (ca. 1500–1800 n. Chr.) Diese erst einmal nur räumlich unterschiedenen Gruppen können in ein chronologisches Gerüst gebracht werden, besonders die Gruppen, welche der Atbai Keramik-Tradition zugeordnet werden: Vor der Atbai Keramik-Tradition Vereinzelte Belege für eine Besiedlung zwischen 10.000–6000 v. Chr. am ʿAṭbara, direkt nördlich von Ḫašm al Girba276 Atbai Keramik-Tradition Prä-Saroba (Anfang des 6. Jts.) – Amm Adam-Gruppe (nördliches Gaš-Delta) – Fundorte bei Ḫašm al Girba am Mittleren ʿAṭbara Saroba (Mitte des 5. Jts.) – Malawiya-Gruppe zwischen dem ʿAṭbara und Šurab al-Gaš Keramik verziert durch kämmen Saroba-Kassala transitional phase (um 5200 v. Chr.) – nur ein Fundort, der viel größer ist als die vorhergehenden (5000 ⟩ 20.000m2) ‚hard vertically rippled ware‘ Kassala (Mitte des 4. Jts. – Anfang des 1. Jts.) gekämmte Scherben, polierte Äxte und Keulenköpfe sehr große Fundorte, durchschnittlich 8–12 ha Erkowit bis ʿAgordat, vom Roten Meer bis zum Niltal Gemeinsamkeiten: dicke ‚gekratzte‘ Keramik; dünne, gut gebrannte und dekorierte Keramik

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Recherche prehistoriques en République Arabe du Yemen, in: L’Anthropologie 84, 1980, 563–582. Y.M. Elamin, The Later Palaeolithic in Sudan in the Light of New Data from the Atbara, in: T. Hägg (Hrsg.), Nubian Cultures Past and Present, Stockholm 1987, 43–46; Y.M. Elamin, Termial Palaeolothic Blade Assemblages from Khashm el Girba, Eastern Sudan, in: Azania 22, 1987, 37–45.

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– Butana-Gruppe zwischen dem ʿAṭbara und Šurab al-Gaš – Gaš-Gruppe im Gaš-Delta und zwischen Šurab al-Gaš und Kassala – Ǧabal Mokram-Gruppe zwischen Gaš und ʿAṭbara undekorierte braune Keramik, wenn dekoriert, dann tief gekämmt und mit Kreuzelementen; mehrere typische Formen: ‚lugs and ceramik stainers‘ Ǧabal Taka (Mitte des 1. Jts.) Hagiz-Gruppe zwischen Gaš und ʿAṭbara Verkleinerung der Siedlungen, nun auch meroitische und prä-aksumitische Keramik Nach der Atbai Keramik Tradition: Ḫatmiya-Gruppe bei Kassala Tumuli am Gaš, rechteckige Steinstruktur am Delta, post-meroitischer Fundort (bzw. Funǧ) Geraf-Gruppe zwischen ʿAṭbara und Gaš b ʿAqordat Das Museum von al-Ḫarṭūm erhielt 1942 eine Sammlung von Artefakten aus ʿAqordat im westlichen Eritrea. Daraufhin unternahm Antohny John Arkell eine kurze Reise dorthin und publizierte die Ergebnisse einige Jahre später (1954).277 Die Resultate seiner Recherchen waren, dass die Stücke wohl von vier Fundorten stammten: Dandaneit, Shabeit, Kokan und Ntanei. Er selbst hatte Untersuchungen in Kokat 6km südlich von ʿAqordat eingeleitet; unter einem Granitfelsen (‚rock shelter‘) kam in einem Testschnitt dieselbe Keramik zu Tage. Insgesamt war Arkell allerdings nur zwei Tage vor Ort. Seiner Meinung nach datiert der Fundort wohl gegen Beginn des ägyptischen Neuen Reiches, d.h. etwa 1500 v. Chr. Bedeutend wird der Fund durch die verschiedenen Keramikstile, die sich hier nachweisen ließen. Sie zeigen Verbindungen nach Kerma auf, insbesondere zur c-Gruppe. Diese wurden von Bietak diskustiert.278 Weitere Bezüge weisen in andere Regionen des Sudan.279

277 278

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A.J. Arkell, Four Occupation sites at Agordat, in: Kush 2, 1954, 33–62. M. Bietak, Ausgrabungen in Sayala – Nubien 1961–165. Denkmäler der c-Gruppe und der Pan-Gräber-Kultur, Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 92, Wien 1966, 31 f., Taf. 12–14. S.A. Brandt, New perspectives on the origins of food production in Ethiopia, in: J.D. Clark & S.A. Brandt (Hrsg.), From Hunters to Farmers: the cause and consequences

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Um diese näher zu untersuchen, führte die Gruppe um Schmidt & Curtis 1994 eine Nachuntersuchung im Kokan Rockshelter in ʿAqordat aus, ebenfalls nur zwei Tage lang.280 Die dort festgestellten Scherben stammen aus mehreren Keramiktraditionen: – – – – –

Mittlere und Klassische Gaš-Gruppe (2300–1700 v. Chr.) Klassische und Späte Gaš-Gruppe (1900–1400 v. Chr.) Späte Gaš-Gruppe (1700–1400 v. Chr.) c-Gruppe iib–iii (1700–1400 v. Chr.) Ǧabal Mokram-Gruppe (1500–1800 v. Chr.)

Ferner besteht eine Affinität zu präaksumitischer Ware in Akele Guzay (Äthiopien), nicht jedoch zur Ona-Kultur (Eritrea).281 Die Ebene nördlich von Kokan ist bedeckt mit Scherben, Steinwerkzeugen und -geräten (u. a. Malsteine) sowie Steinkreisen.282 Unklar ist, ob es sich dabei um eine oder mehrere Siedlungen handelt.283 Die Schürfungen in einer Rockshelter in Kokan ergaben leider einen völlig gestörten Kontext mit Keramik zwischen 2300–300 v. Chr. in wildem Durcheinander.284 Das Material erwies sich für c14-Analyse als zu wenig aussagekräftig. Auffallend ist der kleine Anteil an gefundener Obsidianlithik (spätneolithische Mikrolithe).285 Die Mehrzahl der Scherben ist dekoriert.286 Es gibt polierte Ware, auch solche mit Glasur; insgesamt ist eine große Bandbreite an Dekoration festzustellen. In einem Appendix a haben Schmidt et al. die sudanischen Scherben und ihre Parallelen zusammengestellt:287

280 281 282 283 284 285 286 287

of food production in Africa, Berkeley 1984, 173–190; R. Fattovich, A.E. Marks & A.M. Ali, The archaeology of the eastern Sahel, Sudan: preliminary results, in: The African Anthropological Review 2, 1984, 173–188; K. Sadr, The Territorial Expanse of the Pan Grave Culture, in: Archéologie du Nil Moyen 2, 1987, 265–291. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 34. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 8. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 34. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 35. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 36. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 37, 39. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 42. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 439–441.

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7 Scherben der mittel- und klassischen Gaš-Ware (2300–1700 v. Chr.) (43) Vergleich zu Abb. 3.9, Nr. 1 Capuano et al., Graveyard, Taf. iv 1–2. Capuano et al., Settlement Abb. 4, Nr. 1. Parallelen zu Abb. 3.9, Nr. 2 Capuano et al., Graveyard, 76. Capuano et al., Settlement, Abb. 3.7. Perlingieri, Studio, 96. Datierung der Parallelstücke Capuano et al., Graveyard, Taf. iv 1–2. Capuano et al., Settlement, 114. Perlingieri, Studio, 94f. 10 Scherben der klassischen und späten Gaš-Ware (1900–1400 v. Chr.) (44) def. spät weitere 8 Vergleichsstücke zu Abb. 3.9, Nr. 3 Capuano et al., Graveyard, Taf. iv 1–2. Capuano et al., Settlement, Abb. 3.1–4. Perlingieri, Studio, 91–94. Vergleichsstücke zu Abb. 3.9, Nr. 4 („Basket-Ware“ pattern) Arkell, Agordat, Taf. vi, 4. Perlingieri, Studio, 102. Vergleichsstücke zu Abb. 3.9, Nr. 5 (Dreieck-Zickzack) Arkell, Agordat, Taf. vi, 2; Taf. viii, 4–5. Perlingieri, Studio, 102. Vergleichsstücke zu Abb. 3.9, Nr. 6 Arkell, Agordat, Taf. vi, 1–3. Capuano et al., Graveyard, 114. Perlingieri, Studio, 103. 1 Scherbe der c-Gruppe iib–iii (1700–1400 v. Chr.) Vergleichsstücke zu Abb. 3.9, Nr. 7 M. Bietak, Ausgrabungen in Sayala – Nubien 1961–165. Denkmäler der cGruppe und der Pan-Gräber-Kultur, Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 92, Wien 1966, 100–102. T. Säve-Söderbergh, Middle Nubian Sites. Scandinavian Joint Mission to Sudaneses Nubia i.4.2, Sävedalen 1989, Taf. 12.

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vgl. auch Mahal Teglinos (A. Manzo, Les tessons „exotiques“ du group du Gash: Un essay d’examen statistique, in: cripl 17, 1997, 77–87). 6 Scherben der Pan-Grave/Jebel Mokram-Gruppe (1500–800 v. Chr.) Vergleichsstücke zu Abb. 3.9, Nr. 7 Datierung: K. Sadr, The Territorial Expanse of the Pan Grave Culture, in: Archéologie du Nil Moyen 2, 1987, 265–291, bes. 273, Abb. 5. Arkell, Agordat, Taf. vii, 4; ix, 1–6. 3 prä-aksumitische Scherben (7.–3. Jhd. v. Chr.) Vergleichsstücke zu Abb. 3.10, Nr. 1 Arkell, Agordat, 57, Abb. 25. gänzlich anders in Form und Farbe; tiefe Eindrücke gefült mit roter/weißer Paste F. Anfray, Une campagne de fouille à Yeha, in: Annales d’ Ethiopie 5, 1963, (171–234), Taf. cxxxiv b, c, d. F. Anfray, Matara, in: Annales d’Ethiopie 7, 1967, (33–88) Taf. xxx, Abb. 2. H. de Contenson, Les fouilles à Haoulti-Melazo en 1959 – rapport préliminaire, in: Annales d’Ethiopie 5, 1963, 41–86, 50, Taf. lviii. vgl. auch Bemerkung von R. Fattovich, Materiali per lo studio della ceramica pre-aksumita etiopica, aion 25, Neapel 1980, 68. Traditionell werden die Scherben mit roter/weißer Inkrustration als prä-aksumitisch angesehen.288 Jüngst wurde allerdings vorgeschlagen, entsprechende Scherben aus Mäṭärä ii b289 einer anderen indigenen Kultur Eritreas zuzuweisen, die um 1500 v. Chr. datierte.290 Neben der Keramik der Kulturen des Südost-Sudan wurde in ʿAqordat auch lokale Ware gefunden. Sie ist eher nicht der Ona-Kultur zuzuordnen, da sie von grauer Farbe ist und daher einen anderen Herstellungsprozess als die Ona-Keramiken hat.291 Möglicherweise handelt es sich bei verschiedenen Scherben um rote bzw. braune Ona-Ware, allerdings würde man in der entsprechenden Ona-Ware nicht diese Art der Dekoration 288 289 290 291

R. Fattovich, Materiali per lo studio della ceramica pre-aksumita etiopica, aion 25, Neapel 1980, 62. F. Anfray, La poterie de Maṭarā, in: Rassegna di Studi Etiopici 23, 1966, (5–74) 14ff. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 45. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 45.

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erwarten.292 Die Lithik weist Bezüge in die Butana auf (Šaqadud Cave)293, nicht jedoch nach Aksum.294 Getreide spielte in ʿAqordat wohl keine so große Rolle, eher die Verarbeitung von Erjagtem.295 Schmidt et al. haben Arkells Datierung bestätigt. Fattovich entwarf 1993 ein Modell zur Einbettung ʿAqordats in das Bild von der Archäologie des Südost-Sudan, das sehr weit ging.296 Danach seien gegen 2500 v. Chr. Hirten und Bauernhirten aus der Butana östlich des Nils weiter nach Osten gezogen und hätten größere permanente Siedlungen am Gaš und dessen Zuflüssen gegründet. Ihre Lebensgrundlage war die Haltung von Rindern, Ziegen und Schafen, daneben vielleicht Wild und Getreide. Irgendwann seien die Gaš-Leute weiter in die Berge ans Rote Meer gezogen und hätten das gesamte Grenzland Sudan/Eritrea bis nach ʿAqordat besiedelt, waren allerdings um 2000 v. Chr. immer noch im Kontakt mit den Trägern der Kerma-Kultur bzw. c-Gruppe. Über das Rote Meer unterhielten sie bald Beziehungen nach Ägypten und vielleicht Somalia und Südarabien.297 Um 1500 v. Chr. spielten sie eine eher marginale Rolle zwischen dem Nil und dem Roten Meer. Kontakt mit Hirten aus dem Norden führt zu einem neuen Kulturhorizont (Ǧabal Mokram-Gruppe). Sadr entwickelt diese These weiter298: Danach hätte sich zur Zeit der späten Ǧabal Mokram-Gruppe (um 800 v. Chr.) der Handel weg vom Nil ins Hochland und ans Rote Meer verschoben, was letztlich zur Herausbildung des Reiches von Aksum geführt habe. Wie so oft ist hier sehr viel Spekulation im Spiel; genauer betrachtet lassen sich derartig weitreichende Thesen nicht wirklich erhärten. Unbestreitbar ist gleichwohl die wichtige Rolle ʿAqordats, was unser Bild von der Archäologie des Horns von Afrika betrifft: Mit ʿAqordat haben wir ein Bindeglied zwischen den Kulturen des Süd-Sudan und denjenigen Abessiniens vor uns und damit vielleicht ein

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295 296 297

298

Schmidt et al., Ancient Eritrea, 45. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 46; A.E. Marks & A.M. Ali, The Late Prehistory of the Eastern Sahel: The Mesolithic and Neolithic of Shaqadud, Sudan, Dallas 199, 249–252. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 46; D.W. Phillipson, Archaeology at Aksum, Ethiopia, 1993–1997, London 2000 (2 Bände); D.W. Phillipson & F. Sulas, Cultural continuity in Aksumite lithic tool production: The evidence from Mai Agam, in: Azania 40, 2005, 1–18. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 46. Schmidt et al., Ancient Eritrea, 46. R. Fattovich, The Gash Group in the Eastern Sudan: An Outline, in: M. Kobusievicz & J. Alexander (Hrsg.), Environmental Change and Human Culture in the Nile Basin and Northern Africa until the Second Millennium b.c., Posen 1993, (439–448.), 446. K. Sadr, The Development of Nomadism in Ancient Northeast Africa, Philadelphia 1991, 102–119.

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Indiz für Lokalisierung Punts in der einen oder anderen Region. Schließlich hatten die Ägypter im Alten Reich über den Land- und über den Seeweg Kontakte nach Punt.

v.4

Zwischen Abessinien und Nubien: Verbindungswege und Landestellen

a Erkowit: eine Brücke zur Gaš-Kultur? Der Ausgräber der Gaš-Kultur, Rudolfo Fattovich, hat verschiedentlich Beziehungen zwischen dem Ost-Sudan bzw. dem Niltal im weitesten Sinne und Abessinien aufgezeigt, die sich nicht nur aus der Graphie ergeben, sondern darüber hinaus archäologisch nachweisbar sind.299 Neben ʿAqīq als verbindendem Fundort zwischen Təgray und dem Roten Meer ist es vor allem Erkowit als Bindeglied zwischen der Kassala/Gaš-Gruppe und dem abessinischen Raum. Die beiden Fundplätze haben auch gemeinsam, dass an ihnen größere Mengen äthiopischen Obsidians an der Oberfläche nachgewiesen wurde.300 Weitere Orte, die zwar nicht direkt zur sog. ‚Atbai Keramik-Tradition‘ gehören, ihr aber sehr nahe zu stehen scheinen, sind ʿAqordat301 im Tal des Baraka und Šaqadud302. Im Jahr 1978 führten Ghanim Wahida & Abedlrahim M. Khabir in Erkowit eine Geländebegehung durch.303 Leider ist bis heute der Endbericht dieser Untersuchungen nicht publiziert, allerdings erschien vor kurzem ein Zwischenbericht über die Keramik dieses Fundplatzes, also jenes Fundgutes, anhand dessen die Verbindungen zur ‚Atbai Keramik-Tradition‘ postuliert worden waren.304 Erkowit liegt am Treffpunkt zweier Wādīs, dem Ḫor Harasab und dem Ḫor Baraka, die heute durch einen modernen Damm beschnitten werden, hinter

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V. a. R. Fattovich, Gash Delta Archaeological Project: 1988–1989 Field Season, in: Nyame Akuma 33, 1990, 173–188. C. Conti-Rossini, Storia d’Etiopia, Bergamo 1928; P. Callow & G. Wahida, Fieldwork in Northern and Eastern Sudan, in: Nyame Akuma 18, 1980, 34–36. A.J. Arkell, Four Occupation sites at Agordat, in: Kush 2, 1954, 33–62. A.E. Marks, A.M. Ali, J. Peters & R. Robertson, The Prehistory of the Central Nile Valley as Seen from Its Eastern Hinterlands: Excavations at Shaqudud, Sudan, in: Journal of Field Archaeology 12, 1985, 261–278. P. Callow & G. Wahida, Fieldwork in Northern and Eastern Sudan, 1977–1980, in: Nyame Akuma 18, 1981, 34–36. G. Wahida & A.M. Khabir, Erkowit, a Neolithic Site in the Red Sea Hills (Sudan): interim report on the pottery, in: Sudan & Nubia 7, 2003, 62–65.

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dem der Fundplatz liegt, der 80×30m groß ist. Obwohl nur ein kleiner Testschnitt angelegt worden war, konnte reiches Fundmaterial erhoben werden. Von den 384 Scherben waren etwa ein Drittel dekoriert und 85 % gebrannt. Wahida & Khabir datieren den Fundplatz anhand von Parallelen v.a. mit Mahal Teglinos ca. 3000–2500 v. Chr.305 Sie stellen zwei Phasen fest; eine repräsentiert durch Keramik, welche v.a. mit ‚dotted wavy line‘ verziert ist, was ins Mittlere Niltal weist, und eine zweite, deren Parallelen in der ‚Atbai KeramikTradition‘ liegen, d.h. in der Butana bzw. am Ǧabal Mokram. Insgesamt ist man bei allen bisherigen Arbeiten ein wenig ratlos: In keiner einzigen werden die Parallelen genau geschrieben und gegenübergestellt bzw. kritisch evaluiert. Hinzu kommt die unsichere Datierung der Kulturen im Gaš-Delta, die ihrerseits vornehmlich über Parallelen aus dem Niltal erfolgt. b Πτολεμαῖς Θηρῶν: ʿAqīq oder Adubana? Bisher ließ sich nicht feststellen, wo die Ägypter in Punt gelandet waren. Trotzdem wurde in der Vergangenheit bereits darüber spekuliert und in diesem Zusammenhang auf die beiden benachbarten Fundorte ʿAqīq306 und Aduba307 am Roten Meer verwiesen, da diese beiden als wahrscheinlichste Kandidaten für die Identifizierung des ptolemäischen Handelsplatzes Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais Theron) gelten. Dieser Ort wird als Stützpunkt zwischen dem definitiv ägyptischen Berenike (Βερενίκη) und dem äthiopischen Adulis (Ἀδουλίς) genannt. Wenn der Platz in griechisch-römischer Zeit eine der beiden wichtigen nicht-ägyptischen Hafenbuchten308 an der afrikanischen Küste des Roten Meeres war, sollte er ein wahrscheinlicher Kandidat für die Landungsbucht der Ägypter in Punt sein. Ptolemais Theron. Gegründet wurde Πτολεμαῖς Θηρῶν von einem Eumenes im Auftrag von Ptolemäus ii. Philadelphos (reg. 282–246 v. Chr.) in der Region

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Sie verweisen dabei auf Radiocarbon-Daten in: R. Fattovich & S. Vitagliano, Radiocarbon Dates from Mahal Teglinos, Kassala, in: Nyame Akuma 31, 1989, 39–40. H.E. Heppert, Relics at Agig, in: Sudan Notes and Records 19, 1936, 193; R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), 87–93. Vgl. auch M. Cremaschi, A. D’Alessandro, R. Fattovich & M. Pimperno, Gash Archaeological Project: 1985, Field Season, in: Nyame Akuma 27, 1986, 45–48. J.A. Seeger, S.E. Sidebotham, J.A. Harrell & M. Pons, A brief Archaeological Survey of the Aqiq region (Red Sea Coast), Sudan, in: Sahara 17, 2006, 7–12; J.A. Seeger, Search for Ptolemais Theron, an Ancient Port City on the Red Sea Shore, in: The 56th Annual Meeting of the American Research Centre in Egypt, Abstracts 2005, 100. Die Region südlich von Berenike war nie unter römischer Herrschaft, wahrscheinlich aksumitisch. Vgl. L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989, 101, 109.

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Τρογλοδυτική (Troglodytike) bzw. in Aethiopia infra Aegyptum, um die Ressourcen des Roten Meeres auszunutzen.309 Zuerst trug der Stützpunkt den Namen Πτολεμαῖς ἐν τῆ Τρογλοδυτικῇ (Strabon ii, 5:36), erst später Πτολεμαῖς Θηρῶν. Zunächst war wohl nicht an eine Entwicklung als Handelsplatz gedacht worden, da kein größerer Hafen vorhanden war. Die eigentlichen Handelshäfen waren Βερενίκη (Berenike) und Ἀδουλί (Adulis) (Plinius, nat. hist. 172: oppidum Aduliton maximum hic emporium Troglodytarum etiam Aethiopum). Trotzdem konnte der Ort offenbar prosperieren, da im Periplus an diesem Küstenabschnitt nur drei Orte genannt werden: Βερενίκη (Berenike), Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais Theron) und (ἐυπόρισν) Ἀδουλί (Adulis). Der Hauptgrund für die Gründung war die Jagd nach Kampfelefanten (wohl den kleineren Waldelefanten).310 Diese wurden mit speziellen Schiffen nach Berenike gebracht und dann auf dem Landweg nach Edfu (Apollinopolis Magna) transportiert.311 Elfenbein wurde über Πτολεμαῖς Θηρῶν bezogen.312 Die Pithom-Stele legt nahe, dass in dessen Hinterland auch Ackerbau und Viehzucht betrieben wurde, d. h. Πτολεμαῖς Θηρῶν war nicht einfach nur ein Handelsstützpunkt, sondern eine echte hellenistische Kolonie.313 Wichtig ist auch der Hinweis auf Goldvorkommen in der Nähe.314 Als der vielleicht entlegenste hellenistische Siedlungsplatz war er von besonderem Interesse für astronomische und landwirtschaftliche Beobachtungen, v.a. über das Verhalten der Sonne in den Tropen. Im Periplus

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P.M. Fraser, Ptolemaic Alexandria, Oxford 1972, 176–180; I. Hofmann, Wege und Möglichkeiten eines indischen Einflusses auf die meroitische Kultur, in: Studien des Instituts für Anthropologie 23, St. Augustin 1975, 81–97; J. Desanges, Recherches sur l’activité des Méditerranéens aux confins de l’ Afrique, Rom 1978, 252–279; R.S. Bagnall et al., A Ptolemaic Inscription from Bir ʾIayyan, in: CdE 71, 1996, (317–330) 320; G. Hölbl, A History of the Ptolemaic Empire, London 2001, 55–58. U. Wilcken, Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde, Hildesheim 1963, 532f. Anm. 451; R.S. Bagnall & P. Derrow, The Hellenistic Period Historical Sources in Translation, Oxford 2004, 201 f., Anm. 223. I. Hofmann, Wege und Möglichkeiten eines indischen Einflusses auf die meroitische Kultur, in: Studien des Instituts für Anthropologie 23, St. Augustin 1975, 47–55 & 98– 103; J. Desanges, Recherches sur l’ activité des Méditerranéens aux confins de l’Afrique, Rom 1978, 253 f. & 297 f.; G. Hölbl, A History of the Ptolemaic Empire, London 2001, 55– 58. S.M. Burstein, Ivory and Ptolemaic Exploration of the Red Sea. The Missing Factor, in: Topoi 6, 1996, 799–807. E. Naville, The Store-City of Pithom and the Route of the Exodus, London 1885, 18, Zeile 24; C. Conti-Rossini, Comenti a notizie di geografi classici sovra il Sudàn egiziano e l’Etiopia, in: Aegyptus 6, 1925, 5–26. H. Treidler, in: re 23, Stuttgart 1959, 1870–1883, s.v. Πτολεμαῖς Θηρῶν bes. 1875.

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wird der Ort eher marginal (μικρὸν ἐμπόρισν) behandelt: Es handle sich um einen Platz, den man nur mit kleinen Booten anfahren könne. Er wird auch nie als λιμήν oder portus, d.h. als „Hafen“ bezeichnet.315 Dafür hebt Plinius (Nat. Hist vi, 36:173) hervor, das oppidum sei ein Lieferant großer Mengen von Elfenbein, Rhinozeroshorn, Nilpferdhaut und Schildpatt, Affen und Sklaven. Nach Hans Treidler lag Πτολεμαῖς Θηρῶν in der Strandebene der BarakaMündung, die Weiterführung des Ḫor Baraka ins Wādī Langeb, das an æōkar vorbei führt. Der Baraka erreicht heute das Meer nicht mehr, mündete früher allerdings etwa bei Trinkitāt. Nördlich davon macht die Küstenlinie auf halbem Weg nach Sawākin einen starken Knick, und dieser wird von Agatharchides (84) beschrieben: Πτολεμαῖς Θηρῶν liege „an einem Punkte der Küste, wo sich diese aus einem südlichen Verlauf in einen stark östlichen fortsetzt“.316 Dort finden sich einzelne Lagunen, die Reste eines Sees sind, der ebenfalls beschrieben wird (Plinius, nat. hist. vi, 172; lacus Monoleus bzw. Mandalus). Außerdem gibt es Entfernungsangaben im Periplus (2–3). Danach seien es von Βερενίκη bis Πτολεμαῖς Θηρῶν etwa 4000, von dort bis Ἀδουλί ca. 3000 Stadien. ʿAqīq. Der Fundort ʿAqīq liegt südlich des Baraka-Deltas ca. 40 km nördlich der heutigen Grenze zwischen dem Sudan und Eritrea, etwa auf halbem Weg zwischen Tōkar und Karora an der Küste des Roten Meeres. An der nahen Bucht liegen mehrere kleine Inseln, die einen gewissen Schutz bieten. Die See soll dort sehr ruhig sein „and sharks often stay there to rest“.317 Die Küstenregion bei ʿAqīq ist extrem trocken, jedoch gibt es zweimal pro Jahr zwei saisonale Lagunen mit trinkbarem Wasser. Nicht zuletzt aufgrund dieser Tatsache wurde ʿAqīq verschiedentlich mit dem bei klassischen Autoren genannten Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais Theron) gleichgesetzt, da bei diesem antiken Ort ein größerer See gelegen haben soll und dieser sich bei ʿAqīq nachweisen lasse.318 Im Hinterland befinden sich sehr gute Weidegründe und in ca. 6 km Entfernung eine Oase. Die Küstenebene von ʿAqīq ist 10–15 km weit und erhebt sich 100m über dem Meeresspiegel, bald auf über 800m und dann schnell sogar auf 1300m.319 Aufgrund der Nähe zu den Tälern von Baraka und Anseba ist ein

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H. Treidler, in: re 23, Stuttgart 1959, 1870–1883, s. v. Πτολεμαῖς Θηρῶν bes. 1874. H. Treidler, in: re 23, Stuttgart 1959, 1870–1883, s. v. Πτολεμαῖς Θηρῶν bes. 1880. R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), (87–93) 89, Anm. 17. J. Desanges, Recherches sur l’ activité des Méditerranéens aux confins de l’Afrique, Rom 1978, 272–274. J.A. Seeger, S.E. Sidebotham, J.A. Harrell & M. Pons, A brief Archaeological Survey of the Aqiq region (Red Sea Coast), Sudan, in: Sahara 17, 2006, (7–12) 10.

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relativ leichter Weg ins Landesinnere gewährleistet; Diodor berichtet (iii, 41:2), bei Πτολεμαῖς Θηρῶν flössen Flüsse aus den Bergen in die Ebene. Interessant ist eine Mauer, welche die Briten quer über die Halbinsel bei der Bucht bauten, um eine Landung italienischer Truppen zu verhindern.320 Dies zeigt, wie wichtig die Bucht als Landestelle selbst in der Moderne noch ist. Der Fundplatz liegt auf einer Erhebung, die sich über ca. 2 km erstreckt und etwa 3 km von der heutigen Küstenlinie entfernt ist. Auf der Erhebung wurden Megalithen, Steinkreise und Tumuli festgestellt. Die ersten Hinweise auf Relikte in ʿAqīq wurden bereits 1911 von J.W. Crowfoot und 1936 von Major H.E. Hibbet gemacht.321 Crowfoot führte immerhin Testgrabungen an zwei Tumuli durch, ohne jedoch zu signifikanten Ergebnissen zu kommen. Im Jahre 1980 besuchte ein Britisches Team den Fundort, ohne jedoch darüber etwas zu publizieren322; fünf Jahre später wurde er von Kassala aus im Rahmen eines Surveys des Istituto Universitario Orientale (Neapel) oberflächlich untersucht – ein knapper Bericht ist erst kürzlich erschienen.323 In den 1920er Jahren war der Fundplatz offenbar noch übersät von Steinwerkzeugen aus äthiopischem Obsidian324 – davon war in den jüngeren Untersuchungen nichts mehr festzustellen. Die größeren Überreste konzentrieren sich an den beiden Enden der Erhebung. Das südliche Cluster wird Mukan Dareb genannt, das nördliche Darheb – sie sind ca. ½ km voneinander entfernt. Ich verzichte darauf, die Monumente im Detail zu beschreiben, da dies Rudolfo Fattovich in dem bereits erwähnten Vorbericht ausführlicher getan hat.325 Nur so viel sei gesagt: Es handelt sich um einzelne Stelen, Stelenfelder, ovale Strukturen und Steinkreise, mehrere größere Tumuli und eine größere rechteckige Struktur von ca. 6×7m Größe. Zu nennen wären noch verstreute Granitblöcke, die über den Fundort verteilt waren. Die Datierung der Monumente liegt völlig im Dunkeln. Fattovich möchte Parallelen zu Stelen in Mahal Teglinos/Kassala und

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R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), (87–93) 90. J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550; H.E. Hepper, Relics at Agig, in: Sudan Notes and Records 19, 1936, 193. R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), (87–93) 88, Anm. 13. R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), 87–93. C. Conti-Rossini, Storia d’Etiopia, Bergamo 1928, 75. R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), (87–93) 90 f.

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Aksum326 bzw. in der nördlichen Tihamāh327 sowie Tumuli in Kerma sehen und die jeweiligen Strukturen entsprechend datieren.328 Meines Erachtens sind derartige Datierungsversuche nicht haltbar, da Megalithen nicht aufgrund ihrer Form datiert werden können. Granitblöcke möglicherweise ägyptischer Machart wurden sekundär verbaut in späteren Tumuli bzw. finden sich in ʿAqīq verstreut.329 Nach Strabon (xvi, 770) errichtete „Sesostris“ bei Πτολεμαῖς Θηρῶν einen Isis-Tempel.330 Sind die Granitblöcke vielleicht Reste dieser Anlage? Wirklich belastbare Evidenz dafür gibt es nicht, denn es wurden keinerlei Hinweise auf Altägyptisches in ʿAqīq gefunden.331 Auch Überreste aus hellenistischer oder römischer Zeit fehlen, daher hat J.A. Seeger sich auch gegen die Identifizierung von ʿAqīq mit Πτολεμαῖς Θηρῶν ausgesprochen. Statt dessen sei dieser Ort im nahen Adubana, südlich von ʿAqīq zu suchen, da dort hellenistisches und römisches Fundmaterial festgestellt worden sein soll.332 Neben den Megalithen und Tumuli fanden Fattovich et al. lediglich islamische Ruinen und beschriftete Stelen auf der Insel ar-Riḥ (20 km südlich von ʿAqīq) und davor an der gegenüberliegenden Küste wahrscheinlich die Überreste des alten Hafens von Badi (9.–11. Jhd. n. Chr.).333

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R. Fattovich, Some Remarks on the Origins of the Aksumite Stelae, in: Annales d’Ethiopie 14, 1987, 43–69; R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, 55–63. J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550; M. Cremaschi, A. D’Alessandro, R. Fattovich, M. Piperno, Gash Delta Archaeological Project: 1985 Field Season, in: Nyame Akuma 27, 1986, 45–48. R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), (87–93) 92. M. Cremaschi, A. D’Alessandro, R. Fattovich, M. Piperno, Gash Delta Archaeological Project: 1985 Field Season, in: Nyame Akuma 27, 1986, 45–48. Vgl. auch J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550; J. Desanges, Recherches sur l’ acrivité des Méditerranéens aux confins de l’ Afrique, Rom 1978, 274. A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’ Egypte 58, 1983, (23–37) 33 f. R. Fattovich, Aqiq: A Coastal Site in (sic!) the Red Sea, Sudan, in: cripel 26, 2006–2007 (gs Francis Geus), (87–93) 92. J.A. Seeger, S.E. Sidebotham, J.A. Harrell & M. Pons, A brief Archaeological Survey of the Aqiq region (Red Sea Coast), Sudan, in: Sahara 17, 2006, 7–12; J.A. Seeger, Search for Ptolemais Theron, an Ancient Port City on the Red Sea Shore, in: The 56th Annual Meeting of the American Research Centre in Egypt, Abstracts 2005, 100. S. Tedeschi, La questione di Badi, in: Rivista degli Studi Orientali 58, 1987, 179–199.

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Adubana. Im Jahre 2004 führten John A. Seeger, Steven E. Sidebotham & Michel Pons in der Gegend um Adubana einen Survey durch mit dem erklärten Ziel, nach Πτολεμαῖς Θηρῶν zu fahnden.334 Bisher war diese Region des Sudan nur sehr wenig untersucht worden, v. a. da es heute militärisches Schutzgebiet ist.335 Lediglich der französische Reisende Henry de Monfreid hatte Ruinen bei Bahdur bzw. Ibn ʿAbbās bemerkt, einer Insel in der Bucht von Ḫor Nawarat.336 Seeger et al. bemerkten eine Konzentration von architektonischen Überresten bei Adubana: Es handelt sich insbesondere um Säulentrommeln griechisch-römischer Machart und Ausmaße (ca. 0,55 m im Durchmesser) mit einem quadratischen Loch in der Mitte.337 Vorislamische Keramik wurde nicht gefunden338, lediglich ein vorislamisches Grab wurde entdeckt.339 Der Befund auf den beiden der Küste vorgelagerten Inseln Farraǧin und Bahdur (bzw. Ibn ʿAbbās) ist vergleichbar. Nur auf letzteren gab es überhaupt archäologische Überreste, nämlich Zisternen und Gebäudemauern, jedoch lediglich Keramik aus der islamischen Zeit. Wo lag also Πτολεμαῖς Θηρῶν? Um Hans Treidler zu zitieren: „ein archäologischer Nachweis ist uns leider für Pt. versagt.“.340 Mögliche griechisch-römische Säulentrommeln sind kein Beweis für Adubana. Ob Granitblöcke angeblich ägyptischer Machart ein Hinweis auf ein ägyptisches Bauwerk in ʿAqīq sind, ist ebenfalls zweifelhaft. Die textinternen Indizien (Küstenlinie) sprechen

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H. Treidler, in: re 23, Stuttgart 1959, s.v. Πτολεμαῖς Θηρῶν; P.M. Fraser, Ptolemaic Alexandria, Oxford 1972, 178 und Anm. 359; F. Hinkel, The Archaeological Map of the Sudan vi. The Area of the Red Sea Coast and Northern Ethiopian Frontier, Berlin 1992, 313 f. O. Reil, Reise von Suakin nach Massaua durch die Gebiete der Hadendoa, Beni-Amer und Habab, in: Petermanns geographische Mitteilungen 15, 1869, (368–373) 370f.; J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550; H.E. Hibbert, El Rih – A Red Sea Island, in: Sudan Notes and Records 19, 1936, 193 und Taf. 10; H. de Monfreid, Hashish Smuggling Under Sail in the Red Sea, London 1974, 102–110; L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989, 101; J.A. Seeger, S.E. Sidebotham, J.A. Harrell & M. Pons, A brief Archaeological Survey of the Aqiq region (Red Sea Coast), Sudan, in: Sahara 17, 2006, 7–12. H. de Monfreid, Hashish Smuggling Under Sail in the Red Sea, London 1974, 102–108. J.A. Seeger, S.E. Sidebotham, J.A. Harrell & M. Pons, A brief Archaeological Survey of the Aqiq region (Red Sea Coast), Sudan, in: Sahara 17, 2006, (7–12) 11f. J.A. Seeger, S.E. Sidebotham, J.A. Harrell & M. Pons, A brief Archaeological Survey of the Aqiq region (Red Sea Coast), Sudan, in: Sahara 17, 2006, (7–12) 12. J.A. Seeger, S.E. Sidebotham, J.A. Harrell & M. Pons, A brief Archaeological Survey of the Aqiq region (Red Sea Coast), Sudan, in: Sahara 17, 2006, (7–12) 13. H. Treidler, in: re 23, Stuttgart 1959, 1870–1883, s.v. Πτολεμαῖς Θηρῶν bes. 1879.

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eher für eine Lokalisierung von Πτολεμαῖς Θηρῶν nordwestlich von Trinkitāt und dem Rāʾs Maqdam. Überhaupt ist nicht gesagt, dass der Landeplatz der Puntfahrer bei dem späteren ptolemäischen Handelsplatz gelegen haben muss. Vielleicht lag er auch viel weiter im Süden? Heute liegen dort – bereits in Eritrea – die Häfen Marsa Tekʾlay, Marsa Gulbub und vor allem der Golf von Zula, an welchem das antike (ἐμπόρισν) Ἀδουλίς (Adulis) lokalisiert wird. c Adulis Der gemeinhin Kosmas Indikopleustes genannte Autor der Topographia Christiana besuchte gegen 520 n. Chr. die Metropole Adulis, als ein gewisseer Asbas Gouverneur des aksumitischen Königs Kaleb war.341 Er überliefert uns zwei Toponyme: Die Zollstation im Süden der Stadt hieß Gabaza, ein Ort nördlich von Adulis trug den Namen Samidi. Der Ortsname Gabaza ist besonders interessant, da er vielleicht identisch ist mit dem Gäbäzä der späteren Quellen. In der aksumitischen Inschrift dae 8 heißt es beispielsweise, der ngsm | 11 gbzm | sblm „König von Gabaz, sbl“, unterwarf sich König Ǝlla ʿAmida von ◯ Aksum (= Ousanas?) (dae 8:10f.), und im Martyrium Sancti Aethae wird der Hafen, wo König Kaleb seine 60 Schiffe für die Invasion Südarabiens sammelte, mit Gäbäzä angegeben.342 Ein weiterer Hinweis auf die relative Selbständigkeit der Hafenstadt könnte sein, dass die Adulitaner oft getrennt von den Aksumiten aufgeführt werden. Beispielsweise schreibt der Geograph Claudius Ptolemaeus gegen 160 n. Chr., in der regio trogodytica lebten am Roten Meer die Adulitae und die Avaliatae;343 Epiphanius schreibt von neun Königreichen in der Region, darunter die beiden der Aksumiten und Adulitaner.344 Des Weiteren erfahren wir, dass der Hafen von Händlern aus Alexandria und Aila (Elat) frequentiert wurde. Die griechische Textkopie, welche Kosmas Indikopleustes anfertigte, ist eine Amalgamierung zweier Inschriften, die erste von einer ptolemäischen Basaltstele, die zweite von einem aksumitischen Siegesthron aus Marmor. Vielleicht hatte man eine ägyptische Stele aus Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais Theron, = ꜤAqiq?) nach Adulis verschleppt und dort wieder-

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W. Wolska-Conus, Cosmas Indicopleistes: Topographie chrétienne, (Sources Chrétiennes 141, 159 und 197) Paris 1968–1973, 372–378. E. Charpentier (Hrsg.), Martyrium Sancti Arthae et sociorum, Paris 1861, 747–751. E.L. Stevenson (Hrsg.), Geopgraphy of Claudius Ptolemäus, New York 1932, Band 4, 7, 1, 101 f. R.P. Blake, Epiphanius de Gemmis. The Old Georgian version and the Fragments of the Armenian version, London 1934; Henri de Vis, The Coptic Sahidic Fragments, London 1934, 243.

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verwendet?345 Oder war Adulis gar ein ptolemäisches Emporion? Immerhin wurden zwei Fragmente von ägyptischen Vasen aus der 18. Dynastie gefunden. Leider fehlt der Name des aksumitischen Herrschers, doch ist Adulis genannt: Der König sei in seinem 27. Regierungsjahr hierher gekommen, um Zeus, Ares und Poseidon zu opfern. Die heidnischen Götternamen datieren diesen Teil des Monumentum Adulitanum in die vorchristliche Zeit. Das christliche Adulis kann nach den Nototitae Episcopatuum mit einem Bischofssitz aufwarten; vergleichbares erfahren wir unter Justinian aus den Berichten von Nonnosos und Procopius.346 Ein Bischof von Adulis nahm 451 n. Chr. am Konzil von Chalzedon teil.347 St. Palladius überliefert uns den Namen eines Bischofs: Moses. Die Grabungen haben einen eindeutigen Zerstörungshorizont, eine Brandschicht nachgewiesen.348 Wann Adulis allerdings genau zerstört wurde, ist nicht bekannt. Stellenweise wurde eine Invasion des zweiten rechtsgeleiteten Kalifen ʿUmar ibn al-Ḫaṭṭāb dafür verantwortlich gemacht. Diese Unternehmung im Jahre 640 n. Chr. soll jedoch ein Fehlschlag gewesen sein. Wie Münzfunde nahelegen, war Adulis noch bis um 700 n. Chr. besiedelt.349 Auf jeden Fall kam das Ende der äthiopischen Herrschaft definitiv mit der Eroberung des Dahlak-Archipels350 unter dem siebten Umayyaden-Kalifen Sulaymān ibn ʿAbd al-Mālik im Jahre 702 n. Chr.351 Wie konnte nun die Archäologie zu diesem Bild beitragen? Zum ersten darf nicht unerwähnt gelassen werden, dass man Adulis auch in Miṣʾiwa/Baṣʿə (⸗‚Massawa‘) lokalisiert hat.352 Die neuesten

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L.P. Kirwan, The Christian Topography and the Kingdom of Axum, in: Geographical Journal 138, 1972, (166–177) 172. H.B. Dewing, Procopius, The History of the Wars, London 1914, 191. U. Monneret de Villard, Mosè, vescovo di Adulis, in: OrChrP 13, 1947, (Miscellanea Guillaume de Jerphanion), 613–623; E. Honigmann, Un évêque d’Adoulis au Concile de Chacédoine, in: Byzantion 20, 1950, 296–301; J.H. Freese, The Library of Photius, Translation of christian literature, series 1: Greek texts 3, London 1920, i, 17ff. Vgl. auch S. Munro-Hay, Ethiopia and Alexandria. The Metropolitan Episcopacy of Ethiopia, Bibliotheca nubica et aethiopica 5, Warschau/Wiesbaden 1997, 47ff. R. Sundström, Report on an expedition to Adulis, in: Zeitschrift für Assyriologie 20, 1907, (171–182) 179. S. Munro-Hay, The foreign trade of the Aksumite port of Adulis, in: Azania 17, 1982, (105– 125) 117. Zu aksumitischen und meroitischen Funden auf den Dahlak-Inseln: A. Manzo, Note su alcuni siti archeologici eritrei, in: Rassegna di Studi Etiopici 42, 1998, 57–60. S. Munro-Hay, The foreign trade of the Aksumite port of Adulis, in: Azania 17, 1982, (105– 125) 121. L. Casson, The Periplus Maris Erythraei, Princeton 1989.

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archäologischen Unternehmungen konnten allerdings die alte Hypothese von Salt bestätigen. Schichten von Strandgut mit Keramik aus dem 4.–7. Jhd. n. Chr. etwa 4km von Adulis entfernt legen nahe, dass sich die Küstenlinie seit der Antike um ca. 3 km verschoben hatte. Die Berge von Galala südlich von Adulis lagen damit zumindest teilweise im Meer. Was liegt näher, als hinter ihnen die Diodoros-Insel zu vermuten? In der Tat findet sich um die größte Erhebung (173×35m) viel aksumitische und importierte Keramik aus den Jahrhunderten um die Zeitenwende, darunter mediterrane Amphoren und östliche Sigillata a-Ware. Außerdem sind Gebäudestrukturen sichtbar.353 Sundström vermutete in der Nähe auch die Zollstation Gabaza und weist auf aksumitische Keramik aus dem 6. Jhd. hin, sowie auf Funde von Glas, Kacheln und Perlen.354 Bedauerlicherweise kann dies wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht verifiziert werden, da sich in dem Gebiet ein Minenfeld befindet. Bereits Salt hatte die Ansicht vertreten, die heute Dese genannte Insel sei das „hügelige“ Oreinē. Übrigens taufte er selbst sie nach seinem Geldgeber und Mitreisenden Vicount „Valentia Island“. Die Identifizierung konnte anhand der Geländebegehung von 2004–2005 erhärtet werden: Besonders an der Ostküste fand sich viel aksumitische Keramik. Die römische konzentriert sich mehr im Zentrum der Insel und an einem natürlichen Hafen an der Westküste.355 Ein geophysikalischer Survey konnte erweisen, dass Adulis selbst mindestens 38 ha groß war. Wie alle bekannten aksumitischen Städte hatte auch Adulis keine Stadtmauer. Offenbar lagen die älteren Teile der Stadt im Südwesten der heutigen Ruine, hier fand sich lokal produzierte prä-aksumitische Keramik, während sich im Osten, d. h. um den sog. „Palast“ und die vom British Museum freigelegten Kirchen, viel römische Keramik konzentriert, insbesondere ʿAqaba-Amphoren (5.–6. Jhd.). Die bislang freigelegten Gebäude entsprechen zumeist der aksumitischen Bautradition (getreppte Podien, Rücksprünge, Eckverstärkungen). Speziell ist freilich der deutlich mediterrane Einfluss auch hier. Die Kirchen hatten nämlich Altarschranken aus Marmor, die eindeutig im östlichen Mittelmeerraum gefer-

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L. Blue, Yohannes Gebreyesus, D. Glazier, Daniel Habtemichael, D. Peacock & Rezene Russom, Assessing Ancient Adulis: Recent Investigations of the Red Sea Port, in: P.R. Schmidt, M.C. Curtis, & Z. Teka (Hrsg.), The Archaeology of Ancient Eritrea, Trenton (n.j.) 2008, (301–309) 308. R. Sundström, Report on an expedition to Adulis, in: Zeitschrift für Assyriologie 20, 1907, (171–182) 181. L. Blue, Yohannes Gebreyesus, D. Glazier, Daniel Habtemichael, D. Peacock & Rezene Russom, Assessing Ancient Adulis: Recent Investigations of the Red Sea Port, in: P.R. Schmidt, M.C. Curtis, & Z. Teka (Hrsg.), The Archaeology of Ancient Eritrea, Trenton (n.j.) 2008, (301–309) 309.

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tigt wurden – Vergleichsstücke stehen in Ravenna, Konstantinopel und Palästina. Wie Bau F in Mäṭära weisen die Kirchenbauten eine eingeschriebene östliche Apsis auf, typisches Kennzeichen der byzantinischen Sakralbauten Palästinas. In diesen Kontext gehören auch die Marmorfragmente mit sechsarmigem Stern, die Paribeni als paganes Sonnensymbol deutete (ara del sole – „Sonnenaltar“). Dieses Motiv ist vielmehr charakteristisch für in Serie gefertigte Ambonen bzw. pulpiti des 6. Jhd.356

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Kontakte zwischen Südsudan/Abessinien und Ägypten

Nach der Meinung von Rudolfo Fattovich lag Punt an der Nahtstelle zwischen zwei Handelsräumen, und zwar dem Oberen Niltal bis in den SüdostSudan auf der einen Seite und dem Ausgreifen Südarabiens in den äthiopischen Raum auf der anderen.357 Zwischen den Kulturen Nubiens (c-Gruppe), den nicht minder bedeutenden des Südsudan/Nordäthiopiens (Atbai-KeramikTradition: Butana-, Gaš-, ʿAqordat- und Ǧabal Mokram-Gruppe), Eritreas (OnaKultur a) und Südarabiens (Tihāma-Kultur) können untereinander und mit Ägypten lang andauernde, regelmäßige Kontakte festgestellt werden, was für eine Lokalisierung Punts im Gebiet der Flüsse Gaš und Baraka spreche: Hinweise auf Verbindungen der Kulturen des Südost-Sudan mit dem Niltal – Tönerner Ohrring ähnlich denen der 18. Dynastie aus ʿAqordat im mittleren Baraka-Tal358 – von demselben Fundort Steinäxte in der Form ägyptischer Kupferäxte der 17.–18. Dynastie, wie sie auch in der Pan-Grave-Kultur häufig sind – Fragment einer Alabastervase und ägyptische Keramik aus Mahal Teglinos in Schichten der späten Gaš-Gruppe359

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M. Heldman, Early Byzantine sculptural fragments from Adulis, in: Etudes éthiopiennes 1, 1994, 239–252; M.E. Heldman, in: E.M. Meyers (Hrsg.), The Oxford Encyclopedia of the Ancient Near East i, Oxford 1997, 16 f. s. v. Adulis. R. Fattovich, The Problem of Punt in the Light of Recent Fieldwork in the Sudan, in: S. Schoske (Hrsg.), Akten des vierten Internationalen Ägyptologen Kongresses, München 1985, iv, sak Beih., 4. Hamburg 1991, 257. A.J. Arkell, Four Occupation sites at Agordat, in: Kush 2, 1954, 33–62. R. Fattovich, K. Sadr & S. Vitagliano, Società e territorio nel delta del Gash (Sudan), 3000 a. Chr.–300/400 v. Chr. in: Africa (Rom) 43, 1988, 394–453.

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– Figur ägyptischen Stils aus Yubdo im Tal des Birbir (West-Äthiopien; Datierung unklar)360 – Granitblöcke möglicherweise ägyptischer Machart sekundär verbaut in späteren Tumuli bzw. verstreut in ʿAqīq (Ptolemais Theron?)361. Nach Strabon xvi, 770 errichtete „Sesostris“ dort einen Isis-Tempel362 – Scherben der Atbai Keramic Tradition in frühen und mittleren KermaSchichten363 – Frühe Khartum-Keramik im nördlichen Gaš-Delta (6.–5. Jts. v. Chr.) – ‚Black topped ware‘ am ʿAṭbara in Fundorten der frühen Butana-Gruppe (4. Jts. v. Chr.) – Elemente früher Kerma-Keramik (c-Gruppe) bei Keramik der frühen Gašund ʿAqordat-Gruppe (spätes 3.–frühes 2. Jts. v. Chr.) – Keramik typisch für die nördliche Butana (Šaqadud-Höhle) in Schichten der mittleren Gaš-Gruppe in Mahal Teglinos (Kassala, um 2000 v. Chr.) – Merkmale der klassischen Kerma-Keramik in Scherben der Ǧabal Mokram(2. Jtsd. v. Chr.) und ʿAqordat-Gruppe (Mitte 2. Jts. v. Chr.) – Pan-Grave-Keramik in Schichten der späten Gaš-Gruppe in Mahal Teglinos (Kassala) und in ʿAqordat-Assamblagen (Mitte 2. Jts. v. Chr.) Verbindungen zwischen den Kulturen des Südost-Sudan und Abessinien/Südarabien – Äthiopischer Obsidian in Fundorten der Gaš-, ʿAqordat- und Ǧabal MokramGruppe (3.–2. Jts. v. Chr) – Ebenfalls in ʿAqīq und Erkowit364 – Prä-aksumitische Scherben in Fundorten der späten Butana- und Ǧabal Mokram-Gruppe (1. Jts. v. Chr.) 360

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E. Cerulli, Rezension zu C. Conti-Rossini, Storia d’Etiopia, in: rso 12, 1929, 354; N. Puccioni, Le raccolte etnografiche della spedizione Cerulli nell’Etiopia Occidentale, in: E. Cerulli, L’Etiopia Occidentale ii, Rom 1933, 197–202. M. Cremaschi, A. D’Alessandro, R. Fattovich, M. Piperno, Gash Delta Archaeological Project: 1985 Field Season, in: Nyame Akuma 27, 1986, 45–48. A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’ Egypte 58, 1983, (23–37) 33 f. Hierzu und zu den folgenden Punkten bezüglich der Keramik vgl. R. Fattovich, The Problem of Punt in the Light of Recent Fieldwork in the Sudan, in: S. Schoske (Hrsg.), Akten des vierten Internationalen Ägyptologen Kongresses, München 1985, iv, sak Beih., 4. Hamburg 1991, 257. 261. C. Conti-Rossini, Storia d’Etiopia, Bergamo 1928; P. Callow & G. Wahida, Fieldwork in Northern and Eastern Sudan, in: Nyame Akuma 18, 1980, 34–36.

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– Keramik mit Henkel ähnlich zu Stücken aus dem Nord-Jemen in Ǧabal Mokram-Assemblagen aus dem Gaš-Delta – Monolith vergleichbar zu solchen aus der nördlichen Tihāma in ʿAqīq365 – Verbindung zwischen der Keramikdekoration der Gaš-Gruppe mit Keramik von Erkowit, Gobedra (bei Aksum), vom Besaka-See (Afar), Asa Koma (Djibuti)366 – Beziehungen zwischen Keramik der späten Gaš-Gruppe und der Ǧabal Mokram-Gruppe zu derjenigen der Ona-Kultur a367 Verbindungen zwischen Äthiopien und Arabien368 – Äthiopisch-Arabischer- bzw. Dahthamani-Stil: Hararghe (Ost-Äthiopien) vergleichbar mit Zentral-Arabien369 (3. Jtsd.) – Parallelen von Mahal Teglinos (Gaš-Gruppe) mit frühbronzezeitlicher Keramik aus dem Jemen (Wādī Yanaʾim; Ar-Raqlah, Wādī Rahma 2, 3. Jts.)370 365

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J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550; M. Cremaschi, A. D’Alessandro, R. Fattovich, M. Piperno, Gash Delta Archaeological Project: 1985 Field Season, in: Nyame Akuma 27, 1986, 45–48. P. Callow & G. Wahida, Fieldwork in Northern and Eastern Sudan, 1977–1980, in: Nyame Akuma 18, 1981, 34–36; D.W. Phillipson, The Excavations of Gobedra RockShelter, Axum: An Early Occurance of Culrivated Finger Millet in Northern Ethiopia, in: Azania 12, 1977, 53–82; S.A. Brendt, A Late Quaternary Cultural/Environmental Sequence from Lake Besaka, Southern Afar, Ethiopia, Annarbour 1982, R. Joussaume, S. Amblard, X. Gutherz, G. Mohamed, Mission Archéologique en Republique de Djibouti, Bericht an den cnrs, Paris 1988. G. Tringali, Necropoli di Curbacaiehat (Asmara), in: Journal of Ethiopian Studies 5, 1967, 109; G. Tringali, Varietà de asce litiche in ouna dell’altopiano Eritrea, in: Journal of Ethiopian Studies 7, 1969, 119f., G. Tringali, Necropoli di Cascasè e oggetti sudarabisi (?) della regione di Asmara (Eritrea), in: Rassegna di Studi Etiopici 26, 1978, 47–66; G. Tringali, Note su ritrovamenti archeologici in Eritrea, in: Rassegna di Studi Etiopici 28, 1981, 99–113; G. Tringali, Orecchini in pietra ritrovati nella zona di Sembel-Cuscet (Asmara), in: Quaderni die Studi Etiopici 5, 1984, 93–95; G. Tringali, Danni alle Sculture di Daarò Caulòs (Eritrea), in: Rassegna die Studi Etiopici 32, 1990, 167–169. R. Fattovich, Punt: the archaeological perspective, in: BzS 6, 1996, 15–29. P. Červiček, Rock Paintings of Laga Oda (Etiopia), in: Paideuma 17, 1971, 121–136; P. Červiček, Some African Affinities of Arabian Rock-Art, in: Rassegna di Studi Etiopici 27, 1979, 5–12; E. Anati, Rock-Art in Central Arabia iii. Corpus of the Engravings, Louvain 1972. A. de Maigret (Hrsg.), The Bronze Age Culture of Hawlan At-Tiyal and Al-Hada (Republic of Yemen), Rom 1990.

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– Angeblich Herausbildung des sog. ‚Tihama Cultural Complex‘ in Eritrea und an der arabischen Küste (Adulis, Sihi und Wādī ʿUrq in der Tihāmah, sowie Ṣabir bei ʿAdan, 2. Jts.)371 Übergreifende Evidenz für Beziehungen Ägypten-Sudan-Abessinien – Kurzhornrinder wie in den Punt-Reliefs wurden wahrscheinlich im 6.–5. Jts. v. Chr. in der zentralen Sahara domestiziert und gelangten zwar in der 5. Dynastie nach Ägypten, blieben jedoch bis ins Neue Reich selten372 – Felszeichungen und -reliefs in Ḫor Nubt (bei Port Sudan), Karora (Sudan.Äth. Grenzgebiet) Mai Aini (Mareb/Gaš-Tal) stellen diese Kurzhornrinder auch dar373 – In Mai Aini werden darüber hinaus Personen mit langen Haaren, Lendenschurzen und Tierschwänzen am Gürtel abgebildet – Monolithische Stelen in ʿAqīq, der Region Kassala und in Aksum374 Die Routen, welche den Ost-Sudan mit Äthiopien bzw. dem Niltal verband, sind nicht nur durch die geographischen Gegebenheiten, sondern auch durch die archäologischen Funde vorgegeben. Dabei ist beispielsweise ʿAqīq die Verbin-

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R. Paribeni, Ricerche sul luogo dell’antica Adulis, in: Monumenti Antichi 18, 1907, 437, 452; B. Doe, Pottery Sites near Aden, Antiquities-Bulletin 5; J. Zarins & H. al Badr, Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain ii, in: Atlal 10, 1986, 36–57; J. Zarins, A. al Jawared Murad & K.S. al Yish, The comprehensive Archaeological Survey. a. The Second Report on the Southwestern Province, in: Atlal 5, 1981, 9–37; J. Zarins & A. Zahrani, Recent Archaeological Investigations in the Southern Tihama Plain, 1404/1984, in: Atlal 9, 1985, 65–107; M. Tosi, Tihama Archaeological Survey 1986. A Short Note, Bericht an das ismeo, Rom 1986. F. Mori, Zur Chronologie der Sahara-Felsbilder, in: Sahara, Ausstellungskatalog Köln 1978, 253–261, J.D. Clark, M.A.J. Wiliams & A.B. Smith, The geomorphology and archaeology of Adrar Bous, Central Sahara: a preliminary report, in: Quaternaria 17, 1973, 245–297; H. Epstein, The Origin of the Domestic Animals of Africa, New York 1971; A. Muzzolini, La préhistorire du boeuf dans le Nord de l’Afrique durant l’Holocene, in: Ethnozootechnie 12, 1983, 16–36, 193–195. G.E.R. Sandars & T.R.H. Owen, Notes on Ancient Villages in Khor Nubt and Khor Omek, in: Sudan Notes and Records 33, 1952, 326–331; A. Vigliari Micheli, Le pitture rupestri di Carora, in: Rivista di Sciente Preistoriche 11, 1957, 193–210; P. Graziosi, New Discoveries of Rock Paintings in Ethiopia, in: Antiquity 138, 1964, 91–99 und 187–190. R. Fattovich, Some Remarks on the Origins of the Aksumite Stelae, in: Annales d’Ethiopie 14, 1987, 43–69; R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, 55–63.

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dung des Hochlandes von Tigray mit der Küste des Roten Meeres über dieen Flüsse Baraka und Anseba. ʿAqīq selbst ist neben Erkowit eine der wichtigsten Einflussrichtungen der Kassala/Gaš-Gruppe. Eine weitere führt über Ḫasm alGirba (Ǧabal Mokram-Gruppe) nach ʿAqordat und weiter in Richtung Asmära. Zwar sind die traditionellen Wüstenrouten zwischen dem Sudan und Ägypten durchaus erforscht375, die Routen im Ost-Sudan selbst und weiter gen Süden allerdings weniger. Im Alten Reich verlief der Handel mit Punt offenbar noch indirekt über Land und durch Zwischenhändler in Nubien. Möglicherweise ist die Liste von puntitischen Toponymen, die Thutmosis iii. gibt (Urk. iv, 795ff.), noch die Reflexion eines aus dieser Zeit bekannten Itinerars. Leider sind sie bisher nicht deutbar bzw. sprachlich noch nicht angeschlossen worden.376 Seit dem Mittleren Reich gewinnt die Seeroute an Bedeutung, was möglicherweise nicht nur an der verstärkt selbständigen Außenpolitik der Pharaonen dieser Zeit liegt, sondern auch am Erstarken des Reiches von Kerma/Kuš, das auf diese Weise als Zwischenhändler ausmanövriert werden konnte. Aufgrund der ägyptischen Funde in ʿAqīq liegt es nahe, diesen Ort als den – oder zumindest einen – Anlaufpunkt an der Küste Punts zu sehen, zumal es wahrscheinlich mit dem späteren Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais theron)377 angeglichen werden kann. In der Ramessidenzeit kommt der direkte ägyptische Kontakt zu Punt zum Erliegen – die letzte Puntexpedition ist unter Ramses iii. bezeugt. Zeitlich fällt dies zusammen mit dem Ende der lokalen Kulturen am ʿAṭbara und am Gaš, das möglicherweise mit einer Dürre in Nordost-Afrika zusammenhängt. Ein weiterer Aspekt ist jedoch ebenfalls zu berücksichtigen: das zunehmende Ausgreifen Altsüdarabiens über das Rote Meer hinweg nach Abessinien. Allein linguistisch lässt sich nachweisen, dass sich das Äthiosemitische von Südarabien aus in Abessinien und von dort weiter in südlicher Richtung verbreitet hat. Beispielsweise haben die nördlichen äthiopischen Sprachen (Tigrə und Tigrinisch) viele Altertümlichkeiten bewahrt, die im Amharischen aufgegeben wurden, wie die explizite Aussprache der Laryngale. Auf archäologischhistorischer Ebene lässt sich das Reich von dʿmt greifen, das eindeutig sab-

375 376

377

M.A. Amin, Ancient trade and trade routes between Egypt and the Sudan, 4000 to 700 b.c., in: Sudan Notes and Records 51, 1972, 23–30. E. Zyhlarz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, 7–39; K. Zibelius, Afrikanische Ortsund Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972. J.W. Crowfoot, Some Red-Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550; J. Desanges, Recherches sur l’acrivité des Méditerranéens aux confins de l’ Afrique, Rom 1978, 274.

zu neuen ufern

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äische Wurzeln hat. Deutlichstes Kennzeichen des südarabischen Einflusses ist jedoch die Übernahme der altsüdarabischen Schrift und deren Weiterentwicklung.378 Im Gaš-Delta kommt nun auch prä-aksumitische Keramik vor379, was für eine Angliederung an den abessinischen Kulturraum spricht. Punt als kulturell eigenständige Region ist demnach nun nicht mehr wirklich existent. Da verwundert es nicht, dass Punt in ptolemäisch-römischen Texten nurmehr sagenhaften Charakter hat. 378 379

A. Grohmann, Über den Ursprung und die Entwicklung der äthiopischen Schrift, in: Archiv für Schriftkunde 1, 1918, 57–87. H. de Contenson, Pre-Aksumite Culture, in: G. Mokhtar (Hrsg.), General History of Africa ii, Berkeley 1981, 341–361; R. Fattovich, Some data for the study of the cultural history in ancient Northern Ethiopia, in: Nyame Akuma 10, 1977, 6–18.

kapitel vi

Ein ethnohistorischer Versuch vi.1

Durch die Brille der Hatschepsut

Seit jeher bestehen zahlreiche Verknüpfungen zwischen den historischen Disziplinen und der Ethnologie.1 Besonders im deutschsprachigen Raum wurde immer schon eine historisch orientierte Völkerkunde gepflegt, welche die Geschichte sog. „schriftloser Völker“ untersucht. Die große Bandbreite der möglichen Anknüpfungspunkte führte zu einem regelrechten terminologischen Tohuwabohu, was die unterschiedlichen Forschungsansätze betrifft. Die ethnohistory widmet sich der Suche nach ethnologischen Informationen in historischen Dokumenten; die microhistory untersucht relativ kleine und regionale Gruppen unter Einbeziehung von Feldforschung und historischen Dokumenten, während die folk history sich für das geschichtliche Bewusstsein der untersuchten Ethnien interessiert. Die ethnologie historique konzentriert sich demgegenüber wieder mehr auf die schriftlichen Quellen. All diese Ansätze sind nicht ganz deckungsgleich, eine genaue Abgrenzung ist also kaum möglich. Dies muss allerdings kein Nachteil sein, schließlich sollte methodischer und theoretischer Pluralismus gewollt sein. Innerhalb der historischen Ethnologie gibt es nun eine Richtung, die im Deutschen als Ethnohistorie bezeichnet wird.2 Ihr Ziel ist es, die Lokalgeschichte

1 S. Kepecs, Introduction to New Approaches to Combining the Archaeological and Historical Records, in: Journal of Archaeological Method and Theory 4, 1997, 193–198; G. Feinman, Thoughts on New Approaches to Combining the Archaeological and Historical Records, in: Journal of Archaeological Method and Theory 4, 1997, 367–377; S. Kus, Archaeologist as Anthropologist: Much ado about something after all?, in: Journal of Archaeological Method and Theory 4, 1997, 199–213; D.S. Smith, Context, Time, History, in: P. Karsten & J. Modell (Hrsg.) Theory, Method, and Practice in Social and Cultural History. New York 1992, 13– 32; S. Kellogg, Histories for Anthropology: Ten years of historical research and writing by Anthropologists, 1980–1990, in: Social Science History 15, 1991, 417–455; B.S. Cohn, An Anthropologist Among Historians and Other Essays, Oxford 1987; M. Sahlins, Other times, other customs: The anthropology of history, in: American Anthropologist 85, 1985, 512–544; E. Wolf, Europe and the People without History. Berkeley 1982. 2 K.R. Wernhart & W. Zips, Ethnohistorie, Wien 2008; H. Mückler, W. Zips & M. Kremser (Hrsg.), Ethnohistorie. Empirie und Praxis, Wiener Beiträge zur Ethnologie und Anthropologie 14, Wien 2006; K.R. Wernhart (Hrsg.), Ethnohistorie – Rekonstruktion und

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_007

ein ethnohistorischer versuch

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sozialer und ethnischer Gruppen sowie deren gesellschaftliche Strukturen in ihrer historischen Dimension zu erfassen und zu analysieren. Sie ist eher an Alltagsgeschichte (microhistory) als an emischer Konzeption von Geschichte ( folk-history) interessiert. Zu diesem Zweck werden nicht nur ethnographische Daten aus Feldstudien und die mündliche Überlieferung (Oraltradition) herangezogen, sondern insbesondere historische Quellen (Schrift-, Bild- und Materialquellen). Im Grunde ist bei der Erhebung dieser Daten unerheblich, ob die Quellen aus dem 16. Jhd. vor oder nach Christus stammen. Die Vorgehensweise besteht in der Datenerhebung, gefolgt von Quellenkritik und -sequenzierung in ihrer kontinuierlichen Abfolge. Wichtig sind dabei Erkenntnisse und Methoden aus benachbarten Disziplinen wie Archäologie, Sprachwissenschaft, Geographie oder Biologie. Eher den Geschichtswissenschaften verhaftet ist hierbei die Quellenkritik, eher der Ethnologie verpflichtet die Ideologiekritik. Letztlich geht es in der Ethnohistorie darum, Kulturabläufe nachzuvollziehen und darzustellen. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt durch ein ethnohistorischdynamisches Kulturbild oder das Phasenkonzept. Bei ersterem wird das historisch genaue Bild der Kultur einer lokalen Bevölkerung in einem bestimmten Zeitraum gezeichnet, bei letzterem verschiedene Phasen in der Historie einer Gruppe in ihrer Abfolge beschrieben. Auf der einen Seite erteilt die Ethnohistorie evolutionistischen Ansätzen der historischen Anthropologie eine klare Absage an die Vorstellung, dass „primitive Gesellschaften“ Repräsentanten einer früheren Geschichte sind. Auf der anderen Seite wurde ihr vielfach der Vorwurf gemacht, allzu unkritisch zu sein, was einer starken Quellenabhängigkeit geschuldet ist. Gerade im Bezug auf Punt ist die Beeinträchtigung durch die Spärlichkeit der Quellen als erheblich zu bezeichnen. Eine Beschreibung im Phasenmodell ist daher kaum machbar, weil wir uns im Grunde nur in einer Phase bewegen (Hatschepsut). Gleichwohl sollte der Versuch gewagt werden, ein ethnohistorisches Bild von Punt zu rekonstruieren. Gleich in mehrfacher Hinsicht ist Punt ein besonderes Forschungsobjekt: Wir haben es immerhin zu tun mit dem Kontakt einer außereuropäischen Schriftkultur der Antike mit einer schriftlosen afrikanischen Kultur. Zur üblichen Quellenkritik muss hier in besonderem Maße die Ideologiekritik hinzukommen, denn: Wir betrachten Punt zum größten Teil ‚durch die Brille der Hatschepsut‘. Das Ziel kann dabei weniger die Darstellung von Kulturabläufen in der Lokalgeschichte Punts sein, als vielmehr eine ethnohistorische Verortung der ägyptischen Quellen über Punt. Dies führt

Kulturkritik. Eine Einführung, Wien 1998; K.R. Wernhart (Hrsg.), Ethnohistorie und Kulturgeschichte. Ein Studienbehelf, Wien 1986.

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kapitel vi

uns in den Bereich der Ethnoarchäologie. Darunter versteht man die Interpretation archäologischer Befunde mit Hilfe von Analogien zu ethnographischen Daten. Für die weitere Suche nach Punt stehen demnach zwei Ansätze zur Verfügung: ein ethnohistorischer und ein ethnoarchäologischer. Das Ziel der beiden Herangehensweisen ist letztlich vergleichbar, nur der Ausgangszeitpunkt ist verschieden. Wenn man nun als Ausgangspunkt für eine ethnoarchäologische Interpretation nicht in der Neuzeit erhobene Daten nimmt, sondern solche, die mittels der historischen Ethnologie erhoben wurden, ist folglich die Kombination beider Ansätze eine „historische Ethnoarchäologie“. In der Amerikanischen Anthropologie gibt es in der Tat eine Tendenz, diesem Sachverhalt mit der Fügung „Ethnohistory and Archaeology“ gerecht zu werden, was allerdings die Verflechtung nur ungenügend ausdrückt.3 Immerhin kann man für Nord(ost)afrika auf mehrere bereits vorhandene Arbeiten in dieser Richtung verweisen.4 Im Einzelnen sei die Schnittmenge der Projektionen beider Ansätze anhand eines Beispiels vorgestellt, die Rolle von Steinstelen im sudanischen Raum. Der archäologische Befund von verschiedenen Stelenfeldern in Abessinien und im Südost-Sudan sprechen für eine Stratifizierung der dortigen Gesellschaften. Ethnographische Daten bei den Djandjero in Südäthiopien (L. Frobenius) zeigen uns: Die Stelen dienten als Kultorte für lokale ‚Priesterkönige‘. Die altäthiopischen Quellen zeigen ferner, dass die aksumitischen Stelen Plätze für den Ahnenkult einzelner Clans waren. In einer ethnoarchäologischen Analogie lässt sich demnach auf eine Form von ‚sakralem Wahlkönigtum‘ schließen, die über ganz Nordostafrika verbreitet war und teilweise noch ist. Man denke dabei an das äthiopische Kaiserreich (nəguśa nägäśt ‚König der Könige‘) mit seinen Regionalkönigen oder das Wahlkönigtum in Meroë. Ausgehend von diesem Befund erklären sich die altägyptischen Inschriften, in denen Pꜣ-rʾ-h-w als einer von mehreren „Fürsten von Punt“ genannt wird, durch einen ethnohistorischen Ansatz. Wenn wir nun die Interpretation von Pꜣ-rʾ-h-w als primus

3 Roger J. Daniel & Samual M. Wilson (Hrsg.), Ethnohistory and Archaeology. Approaches to Postcontact Change in the Amerikas, New York 2007; R.J. Daniel, Archaeology and the Interpretation of Colonial Encounters, in: G. Stein (Hrsg.), The Archaeology of Colonies, Santa Fe 2004, 331–354; F.F. Berdan, The Reconstruction of Ancient Economies. Perspectives from Archaeology and Ethnohistory, Lanham 1983. 4 J.S. Olson, The peoples of Africa: an ethnohistorical dictionary, Westport, Conn. 1996; J. Mack & P. Robertshaw (Hrsg.), Culture history in the southern Sudan: archaeology, linguistics and ethnohistory. Memoirs of the British Institute in Eastern Africa 8, Nairobi 1982; L.V. Cassanelli, The shaping of Somali society reconstructing the history of a pastoral people, 1600–1900, Philadelphia 1982.

523

ein ethnohistorischer versuch

inter pares auf den archäologischen Befund projezieren, ergibt sich ein weiteres Indiz für die Lokalisierung Punts in Abessinien.

vi.2

Die Sprache der Puntiten

a Onomastikon: Puntitische Personennamen In den ägyptischen Inschriften und Texten sind mehrere Personen bezeugt, die explizit als „Söhne“ bzw. als „Töchter“ von Punt ausgewiesen werden bzw. als „Dienerin von/aus Punt“: tabelle 23 Punt-Namen aus dem Mittleren Reich & der 2. Zwischenzeit, nach: T. Schneider, äat 42.2, Wiesbaden 2003, 100 ff.

śn.t⸗f Ś.t-Pwn.t sẖꜣ.w n(.i͗) ẖrt.tw-nčr P-ꜣ-wnn-t bzw. Sꜣ-Pwn.t (?) ḥm.t⸗f (Dienerin) n(.i͗)t Pwn.t Mśw?yt Sꜣ.t-Pwn.t sẖꜣ.w n(.i͗) ẖrt.tw-nčr Sꜣ-P-{i͗mi͗ z11}⟨wn m42⟩-t

Stele Kairo cg 20722 Stele Kairo cg 20749 Stele Musée de Langes Cat. 110 Siegelzylinder (Brooklyn Museum) Naos Wien äs 186

13. Dynastie 13. Dynastie späte 12.–13. Dynastie Mittleres Reich bis 2. Zwischenzeit späte 12.–13. Dynastie

Wie genau man diese Personen einordnet, ist nicht ganz klar. Meist wird davon ausgegangen, es handle sich um Puntiten, d.h. um Menschen, die aus Punt stammten. Sie werden also gemeinhin als Herkunftsnamen gedeutet.5 Mir scheint eine ganz andere Interpretation viel wahrscheinlicher zu sein: Die Personen sind wohl eher Nachkommen eines Puntreisenden, vielleicht geboren

5 S. Aufrère, A propos d’ un bas de stèle du musée des Antiquités de Seine-Maritime (Rounen Aeg 348 = Inv. 1857.4), in: bifao 85, 1985, 33–40, b.9 und allgemein s. 40. Vgl. zu Namen der Form Pꜣ-n(.i͗)- bzw. Tꜣ-n(.i͗)- W. Spiegelberg, Der ägyptische Possessivartikel, in: zäs 54, 1918, 104–110; H. Ranke, pn ii, 191–194; H. Grapow, Ägyptische Personenbezeichnungen zur Angabe der Herkunft aus einem Ort, in: zäs 73, 1937, (44–52) 47 f.; Winnicki, Völkernamen als Personennamen im spätpharaonischen und griechisch-römischen Ägypten, in: A.M.F.W. Verhoogt & S.P. Vleeming, The Two Faces of Graeco-Roman Egypt, (fs P.W. Pestman), Leiden 1998, 171–177, T. Schneider, Ausländer in Ägypten während des Mittleren Reiches und der Hyksoszeit. Teil 2. Die ausländische Bevölkerung, äat 42.2, Wiesbaden 2003, 100– 104, 3 mit Anm. 1; E. Lüddeckens, nḥsj und kš in ägyptischen Personnenamen, in: E. Endesfelder et al. (Hrsg.), Ägypten und Kusch, Berlin 1977, 283–291.

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kapitel vi

während dessen Abwesenheit. Immerhin kennen wir die genealogische Einordnung, und die ist vollständig ägyptisch. Wie dem auch sei – nur eine dieser oben aufgeführten Personen trägt einen nicht-ägyptischen Namen, nämlich Mśw?yt. Sie ist belegt auf einer Stele aus dem Musée de Langres (Kat. Nr. 110) aus der späten 12. oder 13. Dynastie. Diese zeigt einen Opfertisch, an dem ein gewisser Sesostris, geboren von Iwnw sitzt, hinter ihm seine geliebte Frau Sꜣ.t-Inḥrt.6 M. Gauthier-Laurent meinte, es sei bemerkenswert, dass die Herkunft der Dienerin besonders hervorgehoben würde, da in dieser Zeit und besonders bei weniger hochrangigen Personen der Besitz einer fremden Dienerin sehr rar war. Ein viel wichtigerer Aspekt dieses Namens ist bisher kaum im Fokus der Forschung gewesen: Er ist einer der wenigen Hinweise auf die Sprache der Puntiten. Leider kann er nicht mir Sicherheit gelesen werden. Ferner lässt sich auch nicht ausschließen, dass es sich um das ägyptische Wort „Kind“ handelt (als Femininum). So sind auch eventuelle Versuche, das Wort sprachlich an andere Sprachen anzuknüpfen (an kuschische?), von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Pꜣ-rʾ-h-w = Fariḫ? Erfolg versprechender ist der Name des „Fürsten von Punt“ auf den Reliefs von Dair al-Baḥrī, der in hieroglyphischer Transkription mit ⟨Pꜣ-rʾ-h-w⟩ angegeben wird. Meines Wissens hat bisher trotz der einmaligen Chance, welche uns die Nennung dieses Namens an die Hand gibt, nur ein Forscher gewagt, mit einer linguistischen Interpretation aufzuwarten. Der Semitist bzw. Orientalist Fritz Hommel hat sich für eine arabische Deutung ausgesprochen.7 Dies geschah vor dem Hintergrund der damaligen communis opinio, nach welcher Punt in Südarabien zu suchen sei. Entsprechend finden wir seine Überlegungen auch in einem Kapitel über Altsüdarabien. Hommel liest den Namen als „Pa-ra-hw“ und meint, er wirke an sich bereits semitisch, „nicht bloß des auslautenden w halber“. Mit diesem ⟨w⟩ würde die alte semitische Nominativendung -u angedeutet.8 Nach Hommel ist ⟨Pꜣ-rʾ-h-w⟩ zu vergleichen mit arab. fârih „munter“ (besonders von jungen Tieren)9 und fârihat „ein schönes, wohlgenährtes Mädchen“ bzw. „dann mit d weitergebildet“ farhad „schöner Knabe, junger Löwe“ bzw. furhud/furhûd. Aufgrund des Vergleiches sei die

6 M. Gauthier-Laurent, Quelques objets égyptiens du Musée de Langres, in: Mélanges V. Loret, in: bifao 30, 1930, (107–125) 113; W. Helck, Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Wiesbaden 1962, 77, Anm. 1. 7 F. Hommel, Ethnologie und Geographie des alten Orients, Handbuch der Altertumswissenschaft 3.1.1, München 1926, 634–636. 8 F. Hommel, Ethnologie und Geographie des alten Orients, Handbuch der Altertumswissenschaft 3.1.1, München 1926, 647 mit Anm. 3. 9 Er vergleicht dies ferner mit fariḥ „heiter, fröhlich“.

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Schreibung ⟨Pꜣ-rʾ-h-w⟩ als Partizip */Parihu/ zu lesen. Tatsächlich sei der südarabische Name Fariḫ belegt. So verlockend dieser Vergleich auch sein mag, er kann wohl kaum einer näheren Überprüfung standhalten. Erstens geht Hommel sehr großzügig mit den beteiligten Konsonanten um – zu großzügig nach meinem Dafürhalten. Zweitens kann man das Arabische nicht einfach eins zu eins auf das Altsüdarabische projizieren, denn trotz der Gemeinsamkeit suggerierenden Benennung sind diese beiden Sprach(grupp)en nicht voneinander abhängig, sondern gehören unterschiedlichen Gruppen innerhalb der Semitischen Sprachen an. Drittens hängt die Interpretation von der damaligen Lehrmeinung ab, wobei es doch gerade anders herum sein sollte. Das Problem besteht also fernerhin: Aus welcher Sprache stammt der Name ⟨Pꜣrʾ-h-w⟩? Pꜣ-rʾ-h-w = Abrəha? Meist wird davon ausgegangen, dass es sich um die Wiedergabe eines kuschitischen Namens handelt10, doch ist dies eine kaum mehr als geratene Vermutung, denn bislang wurde m. W. kein Hinweis auf sprachliche Kognate geliefert, von entsprechendem onomastischen Gebrauch ganz zu schweigen. Nun gibt es einen äthiopischen Namen, der in Aksum und besonders in der späteren Überlieferung als der Königsname schlechthin gilt – Abreha/Abraha11. Der Legende nach waren es die beiden Brüder Abrəha und Aṣbəḥa, die um 340 n. Chr. das Christentum annahmen. Sie erscheinen in den verschiedenen Königslisten mit unterschiedlichen Zusatzangaben.12 Da nach der Auskunft der Quellen König ʿEzānā mit Sicherheit der Negus der Konversion war, muss hier eine Kontamination vorliegen. Entweder es handelt sich bei Ǝlla ʾAbrəha (እለ አብርሃ) und Ǝlla Aṣbəḥa (እለ አጽብሐ) um zwei verschiedene ‚Ǝlla-Namen‘13, oder die Brüder ʿEzānā und Šəʿəzana, die beide in Athanasius’ Apologia ad Constantium und in ʿEzānās Inschrift dae 4, 6– 7:5/6/7 (ሠዐዘነ[ሀ] – ⲥⲁⲍⲁⲛⲁ[ⲛ]) genannt werden, wurden mit König Kaleb von Aksum und dem gegen ihn rebellierenden Usurpator Arbaha zusammenge-

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K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, s. v. Punt. S. Munro-Hay, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, 45f. s. v. Abrəha and Aēbeḥa und A. Sima, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, 42, s. v. Abraha. C. Conti-Rossini, Les listes des rois d’ Aksum, in: Journal Asiatique ser. 10, 14, 1909, 263– 320; P. Marrassini, Il Gadla Abreha waAsbeha. Indicationi preliminary, in: Warszawskie Studia Teologiczne 12, 1999, 159–179; E. Ullendorf, Note on the Introduction of Christianity into Ethiopia, in: Africa 19, 1949, 61 f. G. Lusini, Note linguistiche per la storia dell’Etiopia antica, in: V. Böll et al. (Hrsg.), Studia Aethiopica (Fs. S. Uhlig), Wiesbaden 2004, 67–77.

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bracht. Letzteres scheint wahrscheinlicher zu sein, weil Abraha (ʾbrh) aus altsüdarabischen Inschriften bekannt ist (cih 541, Ry 506, Ja 544–547; 543–553 n. Chr.) und Kaleb den ‚Ǝlla-Namen‘ Aṣbeḥa trug. Von Abrəha wird berichtet, er sei ein Soldat und gar einmal ein Sklave gewesen, der den nach der aksumitischen Eroberung Sabaʿas eingesetzten Vasallenkönig Sumyafaʿ Ašwaʿ vom Thron stieß.14 An dieser Stelle soll eine äthiopische Inschrift nicht unerwähnt bleiben, die im Wadi Meniḥ auf dem Weg nach Βερενίκη (Berenike) gefunden wurde, also sehr weit im Norden und schon bereits nicht einmal mehr in Nubien, sondern in Ägypten.15 Sie beginnt mit den Worten አነ | አብርሃ ʾanä | ʾAbrəha „Ich bin ʾAbrəha“. Könnte sich nun ein Abrəha hinter dem hieroglyphischen ⟨Pꜣ-rʾ-hw⟩ verbergen? Dazu sind einige Bemerkungen zum Schriftsystem nötig. In den ägyptischen Inschriften gibt es nämlich ein Subsystem zur Wiedergabe fremder Namen und Wörter, die sog. ‚Gruppenschrift‘ bzw. ‚syllabische Schrift‘.16 Nun wird immer noch diskutiert, ob und wieweit sich hinter bestimmten Graphien Vokalschreibungen verbergen. Dies ist für den vorliegenden Fall relativ wichtig, denn es ist die Frage, ob ⟨Pꜣ-rʾ-h-w⟩ für *Plrhw oder für *Parhu steht.17 Letzteres ist wahrscheinlicher. Selbst wenn man eine Fortisierung des /b/ im Anlaut in Anspruch nähme, so müsste doch der Stimmabsatz gehört und wiedergegeben worden sein, d.h. man würde für äth. Abrəha አብርሃ ein *i͗-b-r-h-ꜣ erwarten. Die Vokalangaben – wenn es sich denn nicht sogar um Konsonantenschreibungen handelt – stehen nicht an der richtigen Stelle. Die provisorisch vorgeschlagene Gleichung ist demnach zwar nicht unmöglich, jedoch spricht auch nicht sehr viel dafür. Ičy = ətege? Sollte sich hinter dem ‚Fürsten von Punt‘ tatsächlich ein Abrəha አብርሃ verbergen, läge es nahe, auch den Namen seiner Frau im Äthiosemitischen zu suchen. In der Tat gibt es einen Vergleich, der inhaltlich absolut 14

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16 17

M. Kister, The Campaign of Huluban. A New Light on the Expedition of Abraha, in: Le Muséon 78, 1965, 425–436; M. Kropp, Abreha’s Names and Titles, in: Proceedings of the Seminar for Arabian Studies 21, 1991, 135–144, W.W. Müller, in: H. Cancik & H. Schneider (Hrsg.), Der Neue Pauly i, Stuttgart 1996, 30f. E. Littmann & D. Meredith, An Old Ethiopic Inscription from the berenice Road, in: Journal of the Royal Asiatic Society 1954, 119–123; E. Ullendorff, The Ethopic Inscription from Egypt, in: Journal of the Royal Asiatic Society 1955, 159–161; R. Schneider, Rezension von Yuri M. Kobishchanov, Axum, in: Journal of Ethiopic Studies 17, 1984, 157f.; E. Bernand, A.J. Drewes & R. Schneider, Recueil des Inscriptions de l’Ethiopie des Périodes Pre-Axoumite et Axoumite, Paris 1991, Band i, 357. J. Zeidler, A New Approach to the Late Egyptian „Syllabic Orthography“, in: Atti del Sesto Congresso Internazionale di Egittologia ii, Turin 1993, 579–590. In einem Fall steht ⟨ꜣ⟩ für /l/, im anderen für den Vokal /a/.

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punktgenau passt.18 Im zweiten Band von Thomas Leiper Kanes AmharicEnglish Dictionary (Wiesbaden 1990) finden wir nämlich auf Seite 1210 den Titel der äthiopischen Kaiserinnen verzeichnet: ətege oder ətäge „title of the consort of an Ethiopian monarch, Empress, Queen (obs.).“. Dies ist möglicherweise zu vergleichen mit einem Eintrag im Wörterbuch der Tigre-Sprache von Enno Littmann & Maria Höfner (Wiesbaden 1962), wo es auf Seite 371 heißt: ʾətye, pl. ʾətyetat „vornehme Frau, Fürstin“. Es folgt ein Verweis auf Tigrinisch ʾətiyä und Amharisch ʾite „Titel für vornehme Frauen“. Könnte dieses amharische Lexem mit der hieroglyphischen Graphie in Einklang zu bringen sein? Phonologisch ließe sich tatsächlich ein Weg finden, beide miteinander zu gleichen, wenn auch nicht ohne einen gewissen Aufwand. Natürlich gilt es zu bedenken, dass die beiden Äußerungen dreieinhalb Jahrtausende auseinander liegen. Mit anderen Worten: Beweisen lässt sich eine Verbindung nicht. b Indizien zur Phonologie des Puntitischen Zwar sind keine direkten Schriftzeugnisse der Puntiten auf uns gekommen, gleichwohl lassen sich gewisse Aussagen über ihre Sprache machen, da einzelne Namen von den Ägyptern in ihrer Hieroglyphenschrift notiert wurden. Gleichsam durch die Hintertür geben sie uns ganz kleine Hinweise auf die Natur der puntitischen Sprache, auf gewissen Tendenzen der Phonologie. Eine ‚p-Sprache‘. Der Einzige, der m.E. bislang in jene Richtung gedacht hat, war Kenneth Kitchen.19 Der Ägyptologe, der auch über profunde Kenntnisse des Altsüdarabischen verfügt, hat zurecht darauf hingewiesen, dass 15 der puntitischen Ortsnamen in der Toponymliste Thutmosis’ iii. mit einem ⟨p⟩ beginnen und nur einer mit ⟨ f ⟩ Auch der Name Pwn.t selbst und nicht zuletzt der Personenname des ‚Fürsten von Punt‘ in der Punthalle ⟨Pꜣ-rʾ-h-w⟩, werden im Ägyptischen mit einem initialen stimmlosen Plosiv geschrieben. Seiner Meinung nach sei dies ein eindeutiges Indiz gegen eine Lokalisierung Punts auf der Arabischen Halbinsel: „Yet, no ancient or modern Arabian language uses ‚p‘, only ‚b‘ and ‚f‘!“. Stanley Balanda hält Kitchens Argument mit der „pSprache“ für stichhaltig, jedoch ist dies m.E. eine wenig fundierte Meinung.20 Generell hat Kitchen zwar eine sehr gute Beobachtung gemacht, sein Schluss 18 19

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F. Breyer, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopaedia Aethiopica v, Hamburg 2010, 458–460, s. v. Punt. K.A. Kitchen, Ancient Peoples West of the Red Sea in Pre-Classical Antiquity, in: J.C.M. Starkey (Hrsg.), People of the Red Sea, bar International Series 1395, Oxford 2005, (7–14) 11. S. Balanda, The So-Called „Mines of Punt“ and Its Location, in: jarce 42, 2005–2006, (33–44) 39.

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daraus ist allerdings etwas verfrüht. Schließlich ist das / f / im Arabischen – auch in den altsüdarabischen Sprachen – wie anderenorts im Semitischen ein Produkt von Lautwandel aus ⟨p⟩. Wann dieser eingesetzt hat, ist nicht immer mit Sicherheit zu bestimmen, die communis opinio setzt ihn gerade für das Arabische allerdings in die historische Zeit. Mit anderen Worten: die Namen mit ⟨p⟩ könnten durchaus eine prähistorische Vorstufe des Arabischen repräsentieren. Die Sibilanten. In einer Toponymliste Thutmosis iii. werden u. a. 23 Toponyme aufgelistet (Urk. iv, 789:11 [Nr. 48]-790:10 [Nr. 71]), die aufgrund ihrer Reihung zwischen Punt und Medja allgemein als Bezeichnungnen puntitischer Regionen oder Ortsnamen angesehen werden.21 Zylharz hat vergeblich versucht, sie zu identifizieren oder zumindest ihnen einen Sinn zu entlocken,22 und auch O’Connor gelang es nicht, gute Identifizierungen vorzuschlagen23. Es ist fraglich, ob dies jemals gelingen wird. Immerhin scheint mir ein Toponym von besonderem Interesse zu sein, da es eine derart wechselnde Graphie in den verschiedenen Toponymlisten aufweist, dass sich daraus möglicherweise weiterführende Schlüsse ziehen ließen. Der in Urk. iv, 789 unter Nr 58 aufgeführte Ort hat nämlich Schreibungen mit č, t und š: ⟨m-b-w-č-w ~ m-b-w-t-w ~mb-w-š-w⟩. Ein durch das Hieratische bedingter Kopierfehler scheint mir nicht vorzuliegen, weswegen man für diesen Wechsel eine andere Erklärung finden muss. Da es sich um die Wiedergabe eines fremden Ortsnamens handelt, liegt es nahe, die Unsicherheit im Unterschied des phonologischen Systems des Ägyptischen zu dem der Matrixsprache zu suchen. Anders formuliert legen die Graphieschwankungen nahe, dass das zugrunde liegende Fremdwort einen Laut enthält, der so im Ägyptischen zur Zeit der Übernahme nicht vorhanden bzw. schwer darstellbar war. Nun waren im Ägyptischen die beiden Sibilanten ⟨s⟩ und ⟨ś⟩ zu /s/ zusammengefallen (kopt. s) und damit der laterale Sibilant (/ś/) im Ägyptischen nicht mehr vorhanden. Dieser Sibilant ist nun einer der semitischen Trias s1 – s3 – s2, die nach den jüngeren Erkenntnissen affriziert war (/s – ts – tś /).24 Besonders interessant ist nun in diesem Zusammenhang, dass sich in den modernen südarabischen Sprachen der laterale Sibilant, der für

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K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972, unter den jeweiligen Einträgen. E. Zylharz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, 7–39. D. O’Connor, Egypt and Punt, in: J.D. Clark (Hrsg.), The Cambridge History of Africa i, Cambridge 1982, 917–948. Vgl. R.M. Voigt, Die Personalpronomina der 3. Person im Semitischen, in: WdO 18, 1987, 49 ff.

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das Proto-Semitische postuliert wird, erhalten hat.25 Wenn dieser Laut zudem noch affriziert war, wäre eine wechselnde Wiedergabe mit äg. ⟨š⟩ und Dental naheliegend. Dies würde bedeuten, dass möglicherweise ein Wort aus einer äthio-semitischen Sprache26 wiedergegeben wird. Nach der communis opinio wurde das Semitische lange vor der Gründung des aksumitischen Reiches auf dem afrikanischen Kontinent eingeführt, und zwar über Bevölkerungsgruppen aus Südarabien.27 Bisher existieren m.E. keine Aussagen darüber, wann dies geschehen sein könnte, doch ist klar, dass es einige Zeit vor dem südarabisch geprägten prä-aksumitischen dʿmt-Reich stattgefunden hat. Leider gibt es noch sehr unterschiedliche Vorstellungen von den chronologischen Verhältnissen dieser Periode der äthiopischen Geschichte. So hat Michaels eine auf der Langchronologie Anfrays basierende Datierung der prä-aksumitischen Zeit vertreten28, die von ca. 800/700 bis 400/300 v. Chr. ausgeht, wohingegen Fattovich ca. 400–150 v. Chr. vertritt29. Folgt man der Landchronologie, dann sind zwischen Thutmosis iii. und dem Reich von dʿmt lediglich ein paar Jahrhunderte zu überbrücken, was noch im Bereich des Möglichen liegt. Es ist sogar wahrscheinlich, dass es lange Zeit gebraucht hat, bis sich das Semitische so in Abessinien verbreiten konnte, dass es bis zur aksumitischen Reichsgründung 25

26 27

28

29

M. Bittner, Studien zur Laut- und Formenlehre der Mehri-Sprache in Südarabien, in: skaw, Phil.-hist. Klass. 162.5.2, 168.2.3, 172.5.4, 174.4, 1909–1914 (Mehri); M. Bittner, Studien zur Shauri-Sprache in den Bergen von Dofar am Persischen Meerbusen, skaw, Phil.-hist. Klass. 179.2.2 und 4.4, 1916 f., (Sahri); T.M. Johnstone, Jibbali lexicon, Oxford 1981 (Jibbali); T.M. Johnstone, Harsusi lexicon, London 1977 (Harsusi); W. Leslau, Lexiqe soqotri (sudarabique moderne), avec comparisons et explications étymologiques, Paris 1938 (Soqotri). Damit wird allgemein bezeichnet, dass die äthiopischen und die südarabischen Sprachen eine eigene Gruppe innerhalb der semitischen Sprachen bilden. A.K. Irvine, Linguistic Evidence on Ancient Ethiopia: the Relationship of Early Ethiopian Semitic to South Arabian, in: Abbay 9, 1978, 43–48; G. Garbini, Origine etiopiche, in: J. Lentin & A. Lonnet (Hrsg.), Mélanges David Cohen, Paris 2003, 265–273; P. Marrassini, Ancora sulle „origine etiopiche“, in: S.F. Bondi et al (Hrsg.), Studi in onore di Edda Bresiani, Pisa 1985, 303–315. J. Michels, The Axumite Kingdom; A Settlement Archaeology Perspective, in: A. Gromyko (Hrsg.), Proceedings of the Ninth International Congress of Ethiopian Studies, Moskau, 26–29 August 1986, Moskau 1988, 173–183; J.W. Michels, Regional political organization in the Axum-Yeha area during the Pre-Axumite and Axumite eras, in: C. Lepage (Hrsg.), Études éthiopiennes i., Paris 1994, 61–80. Vgl. F. Anfray, Aspects de l’ archéologie éthiopienne, in: Journal of African History 9, 1969, (345–366) 355–358; vgl. auch F. Anfray, Les anciens éthiopiens, Paris 1990. R. Fattovich, Archaeology and Historical Dynamics: the Case of Bieta Giyorgis (Aksum), Ethiopia, in: Annali dell’Istituto Universitario Orientale di Napoli 57, 1997, 48–79.

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etabliert war. Immerhin sei nochmals darauf verwiesen, dass auf archäologischer Ebene eine große Affinität zwischen den Kulturen des Südost-Sudan und Südarabiens festzustellen ist. Die Schlussfolgerung, die man aus diesem Befund ziehen könnte, ist, dass die Puntiten bereits eine semitische Sprache sprachen. Erst in jüngster Zeit hat Lusini ausgeführt, dass bereits Ende des 2. Jahrtausends bzw. Anfang des 1. Jahrtsausends in Abessinien Semitisch gesprochen wurde.30 So gibt es einige Charakteristika des Tigrə, die gegen das restliche Äthiosemitische stehen und möglicherweise dafür sprechen, dass das Tigrə aus einer vor der sabäischen Einwanderungswelle in Abessinien gesprochenen semitischen Sprache beeinflusst ist: – – – –

Absolutes Pronomen 3.sg. ህቱ hətu vs. gəʿəz ውእቱ wəʾətu ቃትልqātəl (⟨*qātil) vs. sonst ቀታሊ qatāli Artikel ለlaPräposition ምን mən (< *minna) vs. gəʿəz እም ʾəm

Die Suche nach weiteren Hinweisen auf semitische Sprecher in Punt führt uns zu einem nach ägyptischen Quellen eindeutig als puntitisch zu bezeichnenden Namen. c Abessinien < äth. ḥabäšat < äg. ḥbś.tw „die Bärtigen“ Das deutsche Wort Abessinien oder, wie es früher auch geschrieben wurde, Habesch, Habessinien, bezeichnet das von der Religion her christlich und von der Sprache her semitisch dominierte Hochland Äthiopiens und Eritreas und wurde bis vor 50 Jahren für Äthiopien im weiteren Sinne gebraucht.31 Es stellt im Gegensatz zu gr. Αἰθιοπία eine Eigenbezeichnung dar und ist insofern schon von besonderem Interesse. In den aksumitischen Inschriften tritt es dennoch nicht sehr häufig in Erscheinung: Die Inschriften ʿEzānās von Aksum nennen den Negus ዐዘነ | ነገሠ | […]| ወሐበሠተ | ʿzn | ngś |[…]| w⸗ḥbśt32 | griechisch ⲁⲓⲍⲁⲛⲁⲥ ⲃⲁⲥⲓⲗⲉⲩⲥ […] ⲕⲁⲓ ⲧⲟⲩ ⲁⲓⲑ[|ⲓ]ⲟⲡⲱⲛ, pseudo-sabäisch ʿzn bzw. ʿyḏn mlk […] w⸗ḥbs2t.m | „ʿEzānā, König […] und der Äthiopier/Abessinier“ (dae 11:1 ff.) und machen somit den Gegensatz zwischen Eigenbezeichnung und Fremdbezeich30 31

32

G. Lusini, Note linguistiche per la storia dell’Etiopia antica, in: V. Böll et al. (Hrsg.), Studia Aethiopica (Fs. S. Uhlig), Wiesbaden 2004, 67–77. R.M. Voigt, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, 59–65. Die Formen mit y sind eine akademische Volksetymologie (vgl. gr. ἄβυσσος „Abyss; Abgrund, Unterwelt“). Vgl. Tgn. ḥabäša und Amh. ḥabäša/abäša (⟨Gəʿəz ḥabäś(ät) + ya).

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nung deutlich. Auf einer aksumitischen Münze, die kurz nach ʿEzānā datiert (ca. 400 n. Chr.), steht die gräzisierte Form des Wortes, d. h. ⲁⲃⲁⲥⲥⲓⲛ.33 In altsüdarabischen Inschriften taucht ḥabäšat (ḥbs2t) jedoch öfters auf34, wie auch Personen, die als Abessinier betrachtet werden können.35 Das Toponym liegt vor in den Wendungen mlk ḥbs2t w-ʾksmn „König von ḥabäšat und Aksum“ ʾrḍ ḥbs2t w-ʾksmn „Land von ḥabäšat und Aksum“ ʾḥzb ḥbs2t „Truppen von ḥabäšat“ Gemeint sind in den frühen Texten möglicherweise noch beide Seiten des Roten Meeres, wohingegen in späterer Zeit eindeutig nur Abessinien bezeichnet wird.36 Die Bewohner werden altsüdarab. ḥbs2n genannt, d. h. ʾaḥbūs2ān, was direkt mit (nord)arabisch al-ʾuḥbūš (< *al-ʾaḥbūš) verglichen werden kann.37 Im klassischen Arabisch gibt es eine Wurzel ḥabaša „verdienen, sammeln, für die Familie/den Haushalt erwerben“, die ohne semitische Etymologie ist und nach R. Voigt nicht Ausgangspunkt für das Wort al-Ḥabaša sein kann.38 Es verhält sich vielmehr umgekehrt.39 Die bisherigen Vorstellungen von einer Verbindung zwischen dem Toponym ḥabäšat und dem arabischen Verb ḥabaša sind nämlich allesamt nicht überzeugend.40 Nach Eduard Glaser bezeichnete ḥabäšat ursprünglich im Sinne von „(Weihrauch)-Sammler“ alle Völker der Regionen, in denen Weihrauch produziert wurde, d.h. der Küste von Maḥra und Somalia und eben auch Abessi-

33 34 35 36 37 38 39

40

W. Hahn, Das Kreuz mit dem Abessinierland, in: Mitteilungsblatt des Instituts für Numismatik (Wien), 18, 1999, 5–8. A.K. Irvine, On the Identity of Habashat in the South Arabian Inscriptions, in: jss 10, 1965, 178–196. W.W. Müller, Abessinier und ihre Namen und Titel in vorislamischen südarabischen Texten, in: Neue Ephemeris für semitische Epigraphik 3, 1978, 159–168. Besonders interessant ist der Text cih 308, in dem die Koalition des aksumitischen Königs gdr(t) mit dem König von Sabaʾ gegen Himyar geschildert wird. Ibn Manzūr, Lisān al-ʿArab, 6 Bde, Beirut 1990, 278. R.M. Voigt, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, (59–65) 62. So ist al-Ḥabaš ein „Schwarzer aus al-Ḥabaša“ (ǧins min as-sūdān) oder al-ḥubšān eine „(abessinische) Heuschrecke“, vgl. E.W. Lane, An Arabic-English Lexicon ii, LondonEdinburgh 1865, 501. Vgl. A.K. Irvine, in: B. Lewis et al. (Hrsg.), The Encyclopaedia of Islam, Leiden 1971, 9f., s. v. Habašat.

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nien.41 In den Inschriften sei jedoch ein Gebiet bzw. ein Stamm Südarabiens gemeint, den Glaser in den Ἀβασηνος bei Uranios ([1. Jhd. n. Chr.] apud Stephanos von Byzanz, [6. Jhd. n. Chr.]) wiederzuerkennen meint. Von diesem wird berichtet, es handle sich um einen Stamm der Araber, die mit den Hadramiten hinter den Sabäern lebten und Räucherwerk produzierten. Nach einer Niederlage gegen die Hadramiten seien sie um die Zeitenwende nach Afrika ausgewandert und hätten dort die Grundlage der aksumitischen Kultur gelegt. Nebenbei bemerkt will Glaser sogar das griechische Αἰθιοπία auf ein semit. *ʾṭyūb ebenfalls der Bedeutung „(Weihrauch)-Sammler“ zurückführen. Carlo Conti-Rossini hat demgegenüber betont, wie unwahrscheinlich es sei, dass ein Stamm aus Maḥra Abessinien besiedelt haben soll, zumal das Altäthiopische (Gəʿəz) eine stärkere Affinität zum Sabäischen denn zum Hadramitischen zeige.42 Er stellt die These auf, dass die Ḥabäšat ein Stamm sei, der zu einem sehr frühen Zeitpunkt nach Afrika ausgewandert sei und sich als aus dem Westjemen betrachtete. Immerhin gibt es einige jemenitische Toponyme, die eine solche Verbindung nahelegen, wie Ǧabal Ḥobēš (*Ḥubaiš) und Wādī Ḥabūš.43 Abram J. Drewes hat eine altsüdarabische Herkunft des Etymons abgelehnt. Sein stärkstes Argument ist die Tatsache, dass ḥbs2t schließlich nicht vor der Herausbildung des aksumitischen Reiches in den altsüdarabischen Inschriften auftritt.44 Damit ist ḥabäšat ganz eindeutig eine primäre Bezeichnung für die Gegend, die später noch Abessinien genannt wird, und zwar eine genuin äthiopische Selbstbezeichnung. Noch weniger überzeugend als die letztlich altsüdarabische Etymologie ist eine Erklärung, die schon Hiob Ludolf vertreten hat45 und doch sehr westlich anmutet46: Danach sei Äthiopien schließlich ein Völkergemisch „Habesh colluviem vel mixturam gentium denotat.“ und solchermaßen von der Wurzel ሐበሠ ḥäbäšä „sammeln“ abgeleitet. In der Diskussion um die Etymologie von ḥabäšat hat bisher eine Gleichung keine Rolle gespielt,

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E. Glaser, Die Abessinier in Arabien und Afrika, München 1895, 8. Glaser folgt einem Vorschlag von W.M. Müller, Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern, Leipzig 1893, 116. C. Conti-Rossini, Sugli Habašat, in: rral xv, 1906, 39–59; C. Conti-Rossini, Expéditions et possessions des Habašat en Arabie, in: ja 18, 1921, 5–36; C. Conti-Rossini, Storia d’Etiopia, Bergamo 1928, i. R.M. Voigt, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, (59–65) 59. A.J. Drewes, Inscriptions de l’ Éthiopie antique, Leiden 1962. H. Ludolf, Historia aethiopica, Frankfurt am Main 1681, Kapitel 1.1.1. R.M. Voigt, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, (59–65) 62.

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die mit größter Wahrscheinlichkeit die Erklärung für dieses semitisch nicht anschließbare Wort in sich trägt. In ägyptischen Inschriften werden die Bewohner Punts nicht etwa als Pwn.ti͗ o.ä. bezeichnet, sondern als ḫbś.ti͗.w, und zwar bereits im Neuen Reich (Urk. iv, 345:1447). ḫbś.tw n(.i͗)w tꜣ-nčr „die Bärtigen des Gotteslandes“ Besonders aufschlussreich ist eine Beischrift im Tempel von Debod in Nubien (Roeder §147), in der Amun nicht nur als mc̣ꜣ̌ i͗ bezeichnet wird, sondern diese auch mit Punt in Verbindung gebracht werden und Amun gerade in diesem Zusammenhang mit dem Epitheton „langbärtig“ versehen wird. ḳꜣi̯-ḫbś mc̣ꜣ̌ i͗ nfr n(.i͗) Pwn.t{t} „Der mit langem Bart, der vollkommene Medjai von Punt“ Am Mammesi von Edfu, dessen Außenwand in die Zeit Ptolemaios ix. datiert, findet sich eine Darstellung, auf der hinter einem Gott ein Mann mit Widderkopf steht, dazu folgende Inschrift (Chassinat, Mammesi 96:5): Willkommen … [Fürst] der ‚Bärtigen/Abessinier‘ der die Gaben bringt aus Mtw?. Ich nehme (hiermit) dein Opfer an, ich fasse deine Gaben, ich gebe dir alle Dinge von Punt. Bei ḫbś.ti͗.w handelt es sich um ein Wort, das als Plural-Nisba zu ḫbś „Bart“ im Ägyptischen völlig durchsichtig ist, sowohl was die Form betrifft als auch die Semantik. Ein Blick auf die Punt-Reliefs aus Dair al-Baḥrī zeigt, warum die Puntiten als „die Bärtigen“ bezeichnet werden: Für die meist bartlosen Ägypter war jener eines der auffälligsten Charakteristika dieser Leute, die meist mit einem langen Bart dargestellt werden, wie er im Alten Ägypten nur Pharaonen und Göttern zukommt. Diese Art der Barttracht ist ikonographisch möglicherweise etwas vom ägyptischen ‚Götterbart‘ beeinflusst, doch die Tatsache an sich

47

E. Dévaud, Un Signe Hiératique peu connu, in: RecTrav 38, 1916, 183–187, bes. 186 zu einer Dualschreibung mit zwei „Bart“-Zeichen.

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bleibt davon unbetroffen. Eventuell ist die Konnotation von Bart mit dem göttlichen Bereich dann auch der Grund, weswegen ab dem Neuen Reich Punt als Heimat mehrerer Götter angesehen wird (ct 47, 112, 187, 195, 334, 596, 1028) und Myrrhendurft als Kennzeichen von Göttlichkeit gilt (Stele des Neferhotep aus Abydos48). Wie dem auch sei – die ägyptische Bezeichnung wurde in Nordäthiopien übernommen und zwar offenbar zu genau der Zeit, als die Ptolemäer sich zur Elefantenjagd nach langer Zeit wieder an der südlichen Küste des Roten Meeres engagierten. Zeugnisse dafür sind das sog. ‚Monumentum Adulitanum‘, eine von einem unbekannten aksumitischen Negus wiederverwendete ptolemäische Stele, und der Fund einer Horusstele in Aksum durch James Bruce.49 Im Neuen Reich wird ḫbś.ti͗.w noch sehr wörtlich verstanden, wohingegen in der Ptolemäerzeit das Wort zwar noch etymologisch durchsichtig gewesen, jedoch viel mehr bereits im Sinne von „Abessinier“ verwendet worden zu sein scheint. Ein wichtiger Hinweis darauf ist ein im Wörterbuch der ägyptischen Sprache als unklar aufgeführtes Lexem, das mit dem Zeichen des ‚Götterbartes‘ geschrieben wird (Wb iii 257:2): „Art Krüge für Myrrhe, wohl nmś.t zu lesen.“ Unter nmś.t findet sich dann ein Hinweis auf eine keilschriftliche Transkription namša, was jedoch nicht wirklich weiterhilft (Wb ii, 269:7–8). Die Lösung für die Interpretation des Lexems ist, dass hier tatsächlich entgegen der Meinung der Wörterbuchbearbeiter keine Verschreibung vorliegt, sondern wirklich ḫbśti͗w.i͗ zu lesen ist. Dies wäre eine substantivierte Nisba von ḫbś.ti͗.w, das ja ursprünglich bereits eine substantivierte Nisba darstellt. Nachdem sich die Bedeutung „die Bärtigen“ zu „Einwohner der Region Punt“ bzw. „Abessinier“ verschoben hatte, war diese offensichtlich erstarrt und konnte so erneut adjektiviert werden. Die Nisba ḫbśti͗w.i͗ „abessinisch“ wurde nun substantiviert. Was liegt schließlich näher, als ein spezielles Gefäß für Myrrhe „das Abessinische“ zu nennen? Ein ähnlicher Fall dürfte in der Beischrift ḫbś(ti͗w.i͗) vorliegen, die sich neben Abbildungen von einer ganz besonderen und sehr charakteristischen Art von Dolchen befinden und die bisher als unverständlich galt50 – dazu jedoch später. Vieles spricht dafür, dass die Abessinier ihre Selbstbezeichnung von den Ägyptern, die immerhin einer ihrer wichtigsten Handelspartner waren, übernommen haben. Dem vergleichbar haben sich etwa die Hethiter der mesopotamischen Benennung nach immer als Leute aus (Kur) HattiKi 48 49

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A. Mariette, Catalogue Géneral des Monuments d’Abydos, Paris 1880, 233f., Nr. 766. H. Sternberg-el Hotabi, Die verschollene Horusstele aus Aksum, in: H. Behlmer (Hrsg.), Quaerentes Scentiam. Festgabe für Wolfhart Westendorf zu seinem 70. Geburtstag, Göttingen 1994, 189–191. P. Lacau, Catalogue Général, Sarcophages i, Kairo 1904, 108–116, (ohne Abb.) cg, s. 112, cg 28037, Wb.-Zettel 27732600.

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bzw. Hattusa(s utne) bezeichnet (heth. hattusumenes = „Hethiter“), obwohl sie sich selbst der Sprachbenennung nach zu folgern eigentlich als „Nesier“ verstanden (heth. nesumnili = „hethitisch“), was auf die erste anatolische Reichsbildung in Nesa/Kaneš (Kültepe) zurückzuführen ist. In phonologischer Hinsicht ist kaum etwas gegen die Gleichung äg. ḫbś.ti͗ – semit. ḥabäšat einzuwenden. Der Terminus wurde erst in oder sogar nach der Ptolemäerzeit aus dem Ägyptischen entlehnt, in dem die Laryngale zu dieser Zeit zusammenfielen, was sich auch im Oszillieren der Graphien mit ḥ, ḫ und ẖ widerspiegelt. Im Koptischen ist dann nur noch Ϩ (bzw. Ϧ) übrig geblieben. So stellt der Wechsel von ẖ ⟩ ḥ kein Problem dar. Selbst ohne diese Entwicklung läge er übrigens m.E. noch im Bereich des Möglichen. Die anderen Konsonanten bereiten keinerlei Schwierigkeiten. Äg. ⟨ś⟩ entspricht grundsprachlich dem semitischen s2 (akkad. ⟨š⟩ /s/; hebrä. ś, arab. š). Dies belegen mehrere schlagende Gleichungen, wie äg. śp.t „Lippe, Rand“ – akkad. s/šaptu(m), hebr. śāp̄ ā, arab. šafatun.51 Eine Gleichung, die das Äthiopische mit einschließt, wäre ሠለሰ śälläsä „dreifach, dreimal tun“ – ar. talāt, altsüdar. s2lt/ṯlṯ, soq. śile, hebr. šāloš, aram.-syr. təlāt, ugar. ṯlṯ, phön. šlš, akkad. šalāš „drei“.52 Die hieroglyphischen Transkriptionen kanaanäischer Orts- und Personennamen zeigen, dass auch in historischer Zeit äg. ⟨š⟩ für ⟨š⟩, d.h. /ś/ steht (i͗-ś-ḳ-ꜣ-i͗ – *Ašqalōn), gleiches gilt für die keilschriftliche Wiedergabe ägyptischen Sprachmaterials (śtp.n⸗Rʿ(.w) – ⟨šá-ti-ip-na-ri-a⟩ /satipnaria/).53 Zu den Konsonanten b und t existieren ebenfalls zahlreiche Gleichungen (äg. i͗b „Herz“ und mwt „sterben“ – semit. √lb(b), √mwt bzw. äg. nb tꜣ-wi͗ „Herr der Beiden Länder“ – keilschriftlich ni-ib ta-wa). Der Konsonant i͗ der Nisba geht im späteren Ägyptischen wegen der Enttonung des Auslautes verloren, wie kopt. ϩⲏⲧ „Herz“ < äg. ḥꜣ.ti͗ nahelegt, bzw. ist enttont (i͗mn.tt „Westen/Totenwelt“ [*i͗amènsii͗as] – kopt. ⲁⲙⲉⲛⲧⲉ). d Eine puntitische Inschrift? Im Jahre 1897 entdeckte ein Mitglied der Expedition des Geographischen Instituts von Florenz auf dem Gebiet des heutigen Eritrea bei Ṣəḥuf ʾəmni einen Stein mit Inschrift. Nomen est omen – Ṣəḥuf ʾǝmni bedeutet im Tigrinischen nichts anderes als „beschriebener Stein“. Capitano Tancredi stellte 1898 eine Kopie der Inschrift her, ein Jahr später gefolgt von Carlo Conti-Rossini, der 1946 im Rivista degli Studi Etiopici auch eine Photographie publizierte. Das Besondere an dieser Inschrift ist nun, dass sie trotz der Bemühungen des gro-

51 52 53

W. Schenkel, Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft, Göttingen 1990, 51. W. Leslau, Comparative Dictionary of Gəʿəz, Wiesbaden 21991, 529 f. W. Schenkel, Einführung in die altägyptische Sprachwissenschaft, Göttingen 1990, 37.

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kapitel vi

ßen Äthiopisten Conti-Rossini zwar gelesen, nicht jedoch übersetzt werden kann. Der Text ist zwar in äthiopischer Schrift geschrieben, allerdings in einem unbekannten Idiom. Es handelt sich weder um eine (äthio)semitische, noch eine kuschitische Sprache: „La langue n’est ni du guèze, ni du sudarabique et ne ressemble à aucune langue connue de la région.“.54 Der Steinblock misst 1,8×1,6m und trägt eine Inschrift von 11 Zeilen, die paläographisch den Inschriften des ʿEzānā in südarabischer Schrift nahestehen.55 In der Hoffnung, es könne sich um einen meroitischen Text handeln, habe ich die Inschrift dahingehend untersucht – ohne Erfolg. Selbst auf die Gefahr hin, eine Unbekannte durch eine andere erklären zu wollen, könnte man sich denken, dass hier ein Sprachzeugnis in einer ausgestorbenen Sprache vorliegt. Vielleicht war dies die Sprache der vorsemitischen und nicht-kuschitischen Bevölkerung Abessiniens. Vielleicht ist dies ein Zeugnis in der Sprache der Puntiten?

vi.3

Soziale und politische Organisation

a

Spätantike und frühmittelalterliche Zeugnisse zur Bevölkerung des Südsudan bzw. Abessiniens und deren Lebensweise Dass Punt in den griechisch-römischen Quellen nur noch als mythische Landschaft erscheint, hat seinen Hauptgrund also in der Zunahme des altsüdarabischen Einflusses auf die Region. Durch den Fund der minäischen Inschrift in Ägypten ist direkter Kontakt mit Südarabien erwiesen,56 und so gab es anscheinend lange keine Notwendigkeit, direkt mit den afrikanischen Herkunftsgebieten des Weihrauchs zu handeln.57 Dass die Ptolemäer trotzdem wieder in dem vormals als Punt bezeichneten Gebiet aktiv wurden58, ist einer militärtechni54 55 56 57

58

E. Bernand, A.J. Drewes & R. Schneider, Recueil des Inscriptions de l’Ethiopie des Périodes Pre-Axoumite et Axoumite i, Paris 1991, 392. E. Bernand, A.J. Drewes & R. Schneider, Recueil des Inscriptions de l’Ethiopie des Périodes Pre-Axoumite et Axoumite i, Paris 1991, 392f. W.W. Müller & G. Vittmann, Zu den Personennamen der aus Ägypten stammenden Frauen in den sogenannten ‚Hierodulenlisten‘ von Maʿīn, in: Or 62, 1993, 1–10. Erst mit der Wiedereröffnung des antiken Kanals zum Roten Meer unter Ptolemaios ii. (Pithom-Stele 16; Diodor i 33:8–12; Strabon xvi 780, xvii 804f.; Plinius nat. hist. vi 165 f.) und dem daraufhin gesuchten Anschluß an die Weihrauchstraße sollte sich dies ändern. Vgl. dazu W.W. Tarn, Ptolemy ii and Arabia, in: jea 15, 1929, 9–25; S.M. Burstein, Ivory and Ptolemaic Exploration of the Red Sea. The Missing Factor, in: Topoi 6, 1996, 799–807. M. Rostowzew, Zur Geschichte des Ost- und Südhandels im ptolemäisch-römischen

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schen Neuerung zuzuschreiben, nämlich der Verwendung von Kampfelefanten (Diodor iii 36:3; Strabon xvii 789). Sie werden zu einem ernstzunehmenden, wenn nicht sogar oft zu einem entscheidenden Faktor in den Diadochenkriegen. Die Seleukiden hatten guten Zugriff auf indische Elefanten, für die Ptolemäer war der Import nicht ganz so leicht, da die afrikanischen Elefanten des Sudan über den Landweg59 nur äußerst schlecht transportiert werden konnten. So blieb nur, den Seeweg über das Rote Meer wieder zu öffnen60, der bereits durch Skylax von Karynda unter Darius i. und dann in der ArabienExpedition Alexanders erforscht worden war.61 Dabei wurde direkt an die Puntfahrten des Neuen Reiches angeknüpft, denn der Offizier Sartyros gründete justamente an dem alten Ausgangspunkt der Puntfahrten, Marsa Gāwāsīs, den nach der Schwester des regierenden Königs Ptolemaios ii. benannten Hafen Philoteras (Strabon xvi 769) und einige Zeit später das auf der Breite von Philae gelegene und nach der Königsmutter benannte Βερενίκη τρογλοδυτική (Berenike troglodytike) (Plinius nat. hist. vi 168).62 Dieser in der Folgezeit wichtigste Stützpunkt der Elefantenjagd wurde durch einen neuen Karawanenweg von Apollonopolis magna (Edfu) zusätzlich erschlossen.63 Das Jagdgebiet für Elefanten lag jedoch noch sehr viel weiter im Süden, nämlich auf der Breite von Meroë, weswegen der königliche Funktionär Eumedes mit der Gründung von Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais Theron) betraut wurde, dem heutigen

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60

61 62 63

Ägypten, in: apf 4, 1908, 298–315; R. Delbrueck, Südasiatische Seefahrt im Altertum, in: bj 155 f., 1955 f., 32–35. Zu den Wüstenwegen vgl. G. Fuchs, Antike Verkehrswege in der Arabischen Wüste (Ägypten), in: magg 2, 1988, 1–14; G. Fuchs, Die arabische Wüste (Ägypten) und ihre historische Bedeutung von der Vorgeschichte bis in die Römerzeit, in: aw 19, 1988, 15–30; S.E. Sidebotham, An Overview of Archaeological Work in the Eastern Desert and Along the Red Sea Coast of Egypt by the University of Delaware – Leiden University 1987–1995, in: Topoi 6, 1996, 773–783. G.W. Murray, Troglodytica: The Red Sea littoral in Ptolemaic Times, in: gj 133, 1967, 24– 33; S.E. Sidebotham, Ports of the Red Sea and the Arabian-Indian Trade, in: mbah 5, 1986, 16–36; J. Desanges, Rome et les riverains de la mer Rouge au iiie siècle de notre ère, in: Ktèma 9, 1984, 249–260; W. Huss, Die antike Mittelmeerwelt und Innerafrika bis zum Ende der Herrschaft der Karthager und der Ptolemäer, in: H. Duchardt et al. (Hrsg.), Afrika, Köln 1989, 1–29; D. Lorton, The Supposed Expedition of Ptolemy ii to Persia, in: jea 57, 1971, 160–164. W. Huss, Ägypten in hellenistischer Zeit 332–30 v. Chr., München 2001, bes. 288. K. Sethe, in: re iii.1, 1897, 280 f. s.v. Berenike Troglodytike und D. Meredith, Berenice Troglyodytica, in: jea 43, 1957, 56–70. I. Hofmann, Wege und Möglichkeiten eines indischen Einflusses auf die meroitische Kultur, in: Studien des Instituts für Anthropologie 23, St. Augustin 1975, (81–111) 86f.

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kapitel vi

ʿAqīq (Strabon xvi 770; Pithom-Stele 23f.). Zwei ptolemäische Gründungen, die sogar bis ins Gebiet des ehemaligen Punt vorstießen, waren Βερενίκη κατα Σαβας und Βερενίκη επί δειρίς am Bāb al-Mandab.64 Im Zuge der Elefantenjagd wurden nicht nur die Tiere nach Ägypten gebracht, sondern auch ein kuschitisches oder möglicherweise auch nilo-saharanisches Wort für dieses Tier in seiner speziellen militärischen Funktion (ṭnhr).65 Die ostafrikanische Küste zwischen Βερενίκη τρογλοδυτική (Berenike troglodytike) und dem Bāb al-Mandab wird auf der realweltlichen Ebene Τρογλοδυτική genannt, also nach den dort lebenden Troglodyten (Τρογλοδύτης), was seinerseits eine Volksetymologie von Τρογοδυταί darstellt (τρογλη+δύω; Kosmas Indikopleustes66).67 Die Τρογλοδυτική erstreckte sich bei Βερενίκη τρογλοδυτική beginnend in südöstlicher Richtung an der Küste des Roten Meeres hin, im Süden einschließlich des Hinterlandes.68 Die klassischen Autoren – allen voran Strabon – geben nur sehr vereinzelt Angaben zur Lebensweise dieser Troglodyten:69 Danach zerfallen sie in mehrere Nomaden-Stämme, die jeweils von einem Häuptling (Tyrannen) geführt werden. Kinder und Frauen waren mit Ausnahme derjenigen der Häuptlinge gemeinsamer Besitz. Die Tatsache, dass die Troglodyten angeblich nicht Menschen sondern ihr Vieh als Eltern bezeichneten, könnte ein Hinweis auf ‚totemistische‘ Vorstellungen sein. Die Herden bildeten auch die Grundlage ihrer Nahrung. Besonders interessant ist die Nachricht, dass deren Fleisch nicht nur gebraten, sondern auch roh und gehackt gegessen wurde. Dies hat, wie auch das beschriebene Gericht aus Blut und Milch, durchaus einen Hintergrund und ist demnach nicht als exotisierende Fabel abzutun. Die ‚Häuptlinge‘ tranken eine Art Honigwasser, die einfachen Leute ein Getränk, das aus dem Christdorn hergestellt wurde; dies erinnert an den heute noch in Äthiopien beliebten Honigwein. Als Kleidung dienten

64 65 66 67 68

69

W. Huss, Ägypten in hellenistischer Zeit 332–30 v. Chr., München 2001, s. 856, Übersichtskarte. F. Breyer, Die altägyptische Etymologie von griechisch ἐλέφας = „Elefant“ und lateinisch ebur = Elfenbein, in: A. Loprieno & S. Bickel, Ägyptiaca Helvetica 19, 2003, 251–276. Plinius nat. hist. schreibt wieder richtigerweise von „Trogodytae“. Das äg. i͗wn.ti͗ wird üblicherweise mit „Troglodyten“ übersetzt (Wb. 55), was jedoch irreführend ist. K. Jahn, in: Paulys Realencyclopaedie der classischen Altertumswissenschaft, Nachtrag vii a2, Stuttgart 1948, 2497–2500, s. v. Τρογλοδυτική. Strabon ii 5:36, xv 1:25, xvi 4:5, 18:22; Agatharchides de mar. Erythr. 73; Diodor iii 14:33– 35, 38; Ptolemaios i 8:9, vi 7:10; Plinius viii 26, vgl. auch Ailian. hist. an. vi:10; Porphyr. de abstin. i:5, vi:21 und Phot. 454:5 f. K. Jahn, in: Paulys Realencyclopaedie der classischen Altertumswissenschaften, Nachtrag vii a2, Stuttgart 1948, 2497–2500, s.v. Τρογλοδυτική.

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ihnen – wenn überhaupt – nur Tierhäute, die Frauen trugen Muschelketten als Amulette und schminkten ihre Augenlider mit Antimon. Neben der Beschneidung waren bei beiden Geschlechtern anderweitige Verstümmelungen üblich, d. h. Schmucknarben, wie sie auch auf meroitischen Monumenten dargestellt werden.70 Kurios ist die Beschreibung der Begräbnissitten. Die Toten wurden nämlich mit Zweigen des Christdorns in Hockerstellung zusammengebunden, auf einen Erdwall gesetzt und unter Lachen und Freudenbekundung so lange mit Steinen beworfen, bis nichts mehr von ihm übrig war. Danach stellte man ein Widderhorn auf dem Grabhügel auf und entfernte sich. Damit wird wohl auf die Beisetzung in Tumuli angespielt, die archäologisch nachweisbar ist. Bei den Tumuli von Kerma in Nubien sind bekanntlich auch Setzungen von Tierschädeln zu Tage gekommen, der Brauch war also weit verbreitet. Nicht zuletzt sei auch daran erinnert, dass die Gestalt des widderköpfigen Amun durch Vermischung mit Elementen eines nubischen Widderkultes zustande kam. Die verschiedenen Stämme werden auch bezeichnet, und zwar mit Angaben zur Lebensweise und zum Gebiet, in dem sie wohnen.71 Troglodyten Megabares Ichtyophagoi Kelontophagoi Rhyzophagoi Hylophagoi Spermatophagoi Äthiopes Kynegetes Elephantomachoi Asaches Äthiopes Symoi Strutiophagoi Acriophagoi

70

71

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Küste des Roten Meeres und in den angrenzenden Hügeln wahrscheinlich im Tiefland des Gaš erithräische Sahelzohne und Küste von Danakil Inseln vor der afrikanischen Küste zwischen Küste und Atbara wahrscheinlich im Tal des Baraka Berge beim Baraka-Delta wahrscheinlich Rore-Hochebene

westlich der Elephantomaches

Zu den Schmucknarben T. Kendall, Ethnoarchaeology in Meroitic studies, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1988, 625–745, besonders s. 738, sowie 672–680. R. Fattovich, Remarks on the peopeling of the northern Ethiopian-Sudanese borderland in ancient historical times, in: L. Del Francia (Hrsg.), Studi in onore di Ugo Monneret de Villard i, Rivista degli Studi orientali 58, 1987, 85–106.

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kapitel vi

Memnones Dabelli Anderes Matites Kynomolpes

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nahe bei den Megabares, vielleicht in der Butana südliche Region in Richtung Weißer Nil

Sie können nach ihrer unterschiedlichen Lebensweise in verschiedene Gruppen eingeteilt werden:72 a.)

b.) c.) d.)

Nomadische Viehhirten im Ost-Sudan, am Roten Meer, in der Ebene von Tigray und am Gaš Troglodyten, Megabares Nomadische Jäger im Tiefland, möglicherweise auch im Barakatal Äthiopes Kinegetes Elefantenjäger im nördlichen Eritrea Elephantomaches, Asaches Fischer an der Küste und auf den Inseln Ichtyophagoi, Kelontophagoi

Aksumitische Inschriften berichten von verschiedenen Völkern, wohl in der Hochebene von Tigray bis hin zum Täkkäze und Setit, die demnach mit den oben genannten Stämmen identisch sein dürften.73 a.) b.)

72 73 74 75

76

77

Monumentum Adulitanum: Lasine, Zaa, Gabala, Atalmo, Bega (Bēǧa)74, Tangaites (die Taka im Gaš-Delta?)75 ʿEzānā-Inschriften: Mangurto, Ḫasā (Kuschiten oder Beni Amer?)76, Atiadites, Barya, Nobā (Nubades)77 R. Fattovich, The peopeling of the Northern Ethiopian-Sudanese Borderland between 7000 and 1000 bp: a Preliminary Model, in: Nubica i/ii, Köln 1990, 3–45. R. Fattovich, The peopeling of the Northern Ethiopian-Sudanese Borderland between 7000 and 1000 bp: a Preliminary Model, in: Nubica i/ii, Köln 1990, 3–45. A. Zaborski, Some remarks concerning Ezana’s Inscriptions and the Beja tribes, in: Folia Orientalia 7, 1967, 298–306. G.W.B. Huntingford, Three notes on early Ethiopian geography, in: Folia Orientalia 15, 1974, 197–204; L.P. Kirwan, An Ethiopian-Sudanese Frontier Zone in Ancient History, in: The Geographical Journal 138, 457–465. C. Conti-Rossini, Storia d’Etiopia, Bergamo 1928; J.W. Crowfoot, Some Red Sea Ports in the Anglo-Egyptian Sudan, in: The Geographical Journal 37, 1911, 523–550; L.P. Kirwan, An Ethiopian-Sudanese Frontier Zone in Ancient History, in: The Geographical Journal 138, 457–465. F. Hintze, Meroe und die Noba, in: zäs 94, 1967, 79–86.

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Auch die islamischen Quellen der späteren Zeit bestätigen das Bild von einer Kontinuität der Lebensweise im Südost-Sudan.78 a.)

b.) c.) d.) e.)

Barya und Kunama (Bazīn) Tiefland von Gaš und Baraka, vom eriträischen Hochland bis zum ʿAṭbara (Bauern und Viehzüchter in runden Strohhütten) Taflin im mittleren Gaš-Tal, Halbnomaden, Kamelzüchter und Viehhirten unter einem „muslimischen“ König unter der Oberherrschaft von ʿAlwa Bēǧa und Tigrə-sprachige Stämme (Kabdam, Ḫasā) im Barakatal und am Fuße der Hochebene von Təgray Jarīn, Baqlīn von möglicher nilotischer Herkunft im nördlichen Eritrea, christliche Bauern in „Städten“ Unterabteilungen der Bēǧa (Biyūwātīka, Matin) im Norden und Osten des Baraka-Tals

Auf den Photographien der Deutschen Aksum Expedition ist zu erkennen, dass selbst Aksum vor einhundert Jahren noch hauptsächlich aus runden Strohhütten bestand, die den Behausungen, welche auf den Punt-Reliefs dargestellt werden, ziemlich ähnlich sehen und auch in den Inschriften ʿEzānās beschrieben werden: dae 11:18f. እህጉሪሁ | ዘንድቅ | ወዘሐሠር ʾəhguri⸗hu / (19) zä⸗nədq / wä⸗zä⸗ḥäśär „ihre gemauerten Dörfer und die aus Stroh“. Herzog hat bereits zahlreiche Parallelen für Pfahlbauten im Sudan aufgeführt.79 b Distrikte und Regionen innerhalb Punts Am 6. und 7. Pylon des Amuntempels von Karnak ließ Thutmosis iii. eine Liste von Ortsnamen anbringen, in welcher mehrere Toponyme aufgeführt werden, die in Punt liegen. Leider haben sich diese Orte bislang trotz vielfältiger Bemühungen einer zufriedenstellenden Identifizierung entzogen80 –

78

79 80

G. Vantini, Oriental Sources Concerning Nubia, Warschau 1975; U. Monneret de Villard, Storia della Nubia cristiana, Rom 1938; E. Cerulli, La Nubia cristiana, i Baria e i Cunama del x sec. D. Ch., secondo Ibn Hawqal, geografo arabo, in: aion 3, 1949, 215– 222; J.A. Kramer, L’Erythree aux xe siècle, Analecta Orientalis, Leiden 1954, 157–165; A. Zaborski, Notes on the Medieval History of the Beja Tribes, in: Folia Orientalia 7, 1965, 289–307; A. Zaborski, Some Eritrea Place Names in Arabic Medieval Sources, in: Folia Orientalia 12, 1970, 327–337; A. Zaborski, Beja and Tigre in the 9th–10th Century Period, in: Rocznik Orientalistyczny 35, 1972, 117–130. Herzog, Punt. E. Zylharz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, 7–39; D. O’Connor, Egypt and Punt, in:

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näheres wurde bereits im afrikanistischen Kapitel zur Forschungsgeschichte behandelt. Neben einzelnen Ortsnamen besitzen wir weiterführende Informationen über die interne Gliederung Punts. Erst einmal unterschieden die Ägypter zwischen „Punt“ propria (Pwn.t) und einem sog. „Minen-Punt“ (bi͗ꜣ-Pwn.t) – die Diskussion um den zuletzt genannten Ausdruck wurde ebenfalls bereits im forschungsgeschichtlichen Teil dargelegt, im Abschnitt zur Suche der Epigraphiker bzw. Philologen. Somit verbleibt an dieser Stelle nur noch ein Aspekt deutlicher herauszuarbeiten: Neben den beiden ‚Punts‘ gab es auch innerhalb des Pwn.t genannten Gebietes verschiedene Regionen, zumindest nach Wahrnehmung der Ägypter. Immerhin eine ägyptische Quelle scheint verschiedene puntitische „Distrikte“ (w.w) zu nennen (Dok. 35), nämlich Č-n-tḪꜣŚ.T und Km-tḪꜣŚ.T. Nicht von ungefähr werden ferner in dieser Passage „Berge von Punt“ erwähnt: 1 [Titel und Name c̣ṭ̌ ⸗f i͗nk ◯ mn mrw.t] ˹m˺ pr(.w)-nsw pẖr 2 [… c̣w ̌ .w n.(i͗) Pwn.t r i͗ni̯.t ◯ ḫft]˹c̣ṭ̌ ⸗f ˺ [i͗]˹w

[… Ich bin von andauernder Beliebtheit] im Königshaus, einer, der die Berge von Punt durchzog, um zu holen [… gemäß] seinem Auftrag.

šʿṭ⟨⸗i͗⟩˺[hb]ni͗ m w(.w)81 3 [m …] ti͗-šps Č-n-tḪꜣŚ.T kꜣ.w ◯ ḪꜣŚ.T 4 mi͗-t-y-t m ◯ [m …]-t w(.w) K-m-tḪꜣŚ.T

Ich schnitt Ebenholz im Bezirk? von Č-n-tḪꜣŚ.T, kꜣ.w-Früchte/Knollen [in …], ti͗-šps-Holz (Kampfer?) [in …]-tḪꜣŚ.T (und) mi͗-t-y-t-Früchte/Knollen im Bezirk von K-m-tḪꜣŚ.T.

Freilich muss darauf hingewiesen werden, wie unsicher die Nennung von „Distrikten“ in dieser Inschrift ist – und zwar aufgrund der Texteinteilung. Die Frage ist: Gehört das ‚Wachtelküken‘ (g 43) zum nachfolgenden Toponym oder

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J.D. Clark (Hrsg.), The Cambridge History of Africa i, Cambridge 1982, 917–948. Vgl. auch K. Zibelius, Afrikanische Orts- und Volksnamen in hieroglyphischen und hieratischen Inschriften, tavo b1, Wiesbaden 1972. Ob hier und im Folgenden jeweils nach m „in“ das Wort w(.w) „Bezirk“ steht, ist nicht ganz sicher. Zumindest steht neben jedem „Wachteküken“ (g 43) zu Beginn der erhaltenen Toponyme das Landzeichen n 21. Gegen die Lesung m w(.w) Č-n-tḪꜣŚ.T „im Bezirk Č-ntḪꜣŚ.T“ und für m W-č-n-tḪꜣŚ.T „in W-č-n-tḪꜣŚ.T“ spricht allerdings, dass diese Toponyme als Bezirke Punts in der Toponymliste Thutmosis’ iii. aufgeführt werden (Nr. 64 und 48), vgl. E. Edel, Die afrikanischen Namen in der Völkerliste Ramses‘ ii (Simons, List xxi) und ihre Parallelen in anderen afrikanischen Völkerlisten, in: sak 4, 1976, (75–101) 101 und E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, in: nagw, phil.-hist. Kl., Nr. 6, 1983, 178 f.

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handelt es sich um die phonographische Schreibung des Lexems „Distrikt“. Immerhin wird es in beiden Fällen gefolgt vom Landzeichen n21, was für Letzteres zu sprechen scheint. Andererseits erscheint ein Toponym W-č-ntḪꜣŚ.T (also mit initialem w) in der Toponymliste Thutmosis’ iii. (Urk. iv, 799, № 64 & 48)82 und darüber hinaus in spätzeitlichen Inschriften als W-t-n-t.83 Demnach wäre nicht m w(.w) Č-n-tḪꜣŚ.T „im Bezirk Č-n-tḪꜣŚ.T“ zu lesen, sondern m W-č-n-tḪꜣŚ.T „in W-č-n-tḪꜣŚ.T“. Vielleicht hat der Schreiber eine Vorlage falsch abgeschrieben und dann in Analogie dazu auch bei dem anderen Toponym einen „Bezirk“ ergänzt bzw. erfunden. Ob nun verschiedene Distrikte gemeint sind oder nicht – Punt besaß offenbar eine sehr große räumliche Ausdehnung, da scheint es nur natürlich, wenn die Ägypter das Land weiter in verschiedene Regionen unterteilten. Ob dies jedoch auf bereits vorhandene Vorstellungen der Puntiten selbst zurückgeht oder nicht, lässt sich nicht erkennen. Wahrscheinlich bezeichnete man in Ägypten als „Punt“ all jene Gebiete, die distinktiv weder ägyptisch noch nubisch waren und doch eine kulturelle Einheit südlich von Ägypten bildeten. Die Unterscheidung zwischen „Punt“ und „Minen-Punt“ ist demgegenüber geographisch bzw. handelspolitisch motiviert. Die verschiedenen Toponyme dürften allerdings in der Tat politischen Entitäten entsprechen, d. h. Siedlungen bzw. vielleicht ‚Stämme‘ o.ä. c Bemerkungen zur Herrschaftsform in Punt Selbst bei den wenigen Informationen über Punt und dessen Fürsten sind doch Aussagen über die wahrscheinliche Herrschaftsstruktur Abessiniens dieser Zeit möglich. Wenn man sich allein die oben besprochene Szene mit dem Fürstenpaar betrachtet, so ist deren Auftreten an sich bereits nicht ohne Informationswert. Natürlich könnte man einwenden, es handle sich um eine ägyptische Verdrehung der Tatsachen – die Darstellung eines Fürsten würde automatisch das Bild von Tributen evozieren. Die Beischriften scheinen dies auch zu implizieren. Da heißt es vor Pꜣrhw von Punt:

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E. Edel, Die afrikanischen Namen in der Völkerliste Ramses‘ ii (Simons, List xxi) und ihre Parallelen in anderen afrikanischen Völkerlisten, in: sak 4, 1976, (75–101) 101 und E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, in: nagw, phil.-hist. Kl., Nr. 6, 1983, 178 f. K. Zibelius-Chen, Die ägyptische Expansion nach Nubien. Eine Darlegung der Grundfaktoren, tavo Beih. b 78, Wiesbaden 1988, 84; Martinssen, Untersuchungen, 157, Anm. 82.

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1 i͗y.t i͗n wr.w n(.i͗)w Pwn.t m ◯ 2 m wꜣḥ-tp r šsp mšʿ pn ksw ◯ 3 n nb n(.i͗) nsw c̣ǐ ⸗̯ sn i͗ꜣi͗w ◯ nčr.w Imn(.w)-Rʿ(.w) pꜣṷ.ti͗ tꜣ.wi͗ [hbi̯] ḫꜣs.wt

Die Großen von Punt kommen mit Verbeugung und geneigtem Haupte, um diese Truppe des Königs zu empfangen, indem sie den Herrn der Götter Amun preisen, den Urzeitigen der Beiden Länder, der die Fremdländer [betritt].

Gegenüber von Pꜣrhw ist der Leiter der ägyptischen Expedition dargestellt, lässig auf einen Stab gestützt und vor sich auf einer Bank die ägyptischen Tauschobjekte: Metallringe (wohl Kupfer), ein Schwert und eine Axt, sowie Perlenschnüre (vielleicht Fayenceperlen?). Die Beischrift lautet: 1 [sp]˹r˺ wpw.ti͗-nsw ◯ 2 r ◯ 3 ʿ(.w) n(.i͗).ti͗ Tꜣ-nčr ḥnʿ mš ◯ 4 tp-m wr.w ◯ 5 n(.i͗)w m-ḫt⸗f ◯ 6 sbi̯(.w) m i͗ḫ.t nb.t Pwn.t ◯ nfr.t m śtp-śꜣ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w) (i͗)n Ḥw.t-Ḥr(.w) nb.t Pwn.t ḥr ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb ḥm[.t]⸗ś

Der Königsbote erreicht84 das Gottesland mit den Soldaten85, die in seinem Gefolge sind, hin zu den Fürsten von Punt, ausgesandt86 (versehen) mit allen guten Dingen aus dem Palast, – er möge leben, heil und gesund sein – durch Hathor, Herrin von Punt, zugunsten von Leben, Heil und Gesundheit Ihrer Majes[tät].

Zwar wird wie üblich beschrieben, wie die fremden Fürsten in Demut vor den Ägyptern erscheinen, doch ist hier mit keinem Wort von Tributen die Rede. Genau betrachtet ist beachtlich, dass ein ägyptischer Königsbote „vor den Fürsten von Punt“ erscheint, d.h. im Prinzip fast als Bittsteller bzw. zumindest als gleichberechtigter Handelspartner. Freilich wird dies gekonnt verschleiert durch den Begriff mšʿ, was zwar meist „Armee, Heer“ bedeutet, jedoch auch „Expeditionstruppe“. Es sei betont, dass der Leiter der Truppe keinen militärischen Titel trägt. Es handelt sich also auch nach den ägyptischen Quellen nie um sog. ‚Tribute‘, sondern um reine Handelsgüter. Ihre Verhandlung wird vom puntitischen Fürstenpaar persönlich überwacht bzw. besorgt. Dies weist darauf hin, dass sie die Verfügungsgewalt über die Güter des Landes hatten, so wie dies von den klassisch-antiken Autoren über die „Tyrannen“ der Troglodyten berichtet wird.

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Beim Narrativen Infinitiv ist es möglich, ein Subjekt direkt anzuhängen, vgl. TüE 258f. Bei mšʿ handelt es sich wohl um einen inneren („gebrochenen“) Plural. Da im vorliegenden Fall auf dem Relief Bewaffnete dargestellt werden, sei hier „Soldaten“ und nicht neutraler „Truppe“ übersetzt, wie sonst m. E. bei den Puntinschriften passender. Pseudopartizip 3. Pers. pl. bezogen auf die Soldaten.

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Ein solches Monopol weist auf eine ganz besondere Macht des Fürsten von Punt hin; wahrscheinlich hat sie ihre Legitimation auf der religiösen Ebene. Demnach würde es sich bei dem Fürsten um eine Art Priesterkönig handeln. Ein weiterer Hinweis darauf ist die Schilderung Punts in der Geschichte des Schiffbrüchigen. Dort wird nicht nur detailliert beschrieben, welche Produkte das „Gottesland“ zu bieten hat, sondern indirekt auch auf die religiösen und politischen Verhältnisse Punts hingewiesen. d

Priesterkönige in Abessinien: der nubische kuǧur und der angaboo der ʿEzānā-Inschriften In den Inschriften des aksumitischen Königs ʿEzānā wird ein Titel überliefert, der seinen Ursprung in einer hochland-ost-kuschitischen Sprache hat. In dae 11 heißt es (z. 23–25): ወፄወውኩ | መገብተ | ክልኤተ | 2 | እለ | መጽኡ | አዕይንተ | እንዘ | ይጸዐኑ | አርኩባተ | ወአስማቲሆሙ | ይሰካ | 1 | ቡታሌ | 1 | ወእንገቤናዌ | ካብረ | 1 | 24 maṣʾu | ʾaʿyənta | ʾənwa⸗ḍewaw⸗ku | magabta | kəlʾeta | 2 | ʾəlla | ◯ 25 yəsak | 1 | butāle | 1 | za | yəṣaʿanu | ʾarkubāta wa⸗ʾasmāti⸗homu | ◯ wa⸗ʾəngabenāwe | kābra | 1 |

Ich nahm auch zwei Anführer gefangen, die auf Reitkamelstuten sitzend, als Späher gekommen waren – ihre Namen sind Yesaka (1×) und Butale (1×) – sowie einen vornehmen Adligen (1×). Das entscheidende Lexem ist እንገቤናዋ ʾəngabenāwe. Guidi hat 1896 versucht87, den Titel als Lehnwort aus dem Lateinischen zu deuten, als eine Übernahme von lat. ingenuus „adlig“. Enno Littmann hat es als Erster bemerkt, dass es sich nicht um einen Namen oder ein Ephitheton, sondern um einen Titel handelt (dae iv, 39), ausgehend von der folgenden adjektivischen Näherbestimmung ካብረ kābra „vornehm“.88 Wie Marianne Bechhaus-Gerst herausgearbeitet hat89, sind heutige Bezeichnungen für Adlige in den hochland-ost-

87 88 89

I. Guidi, Sopra due degli „Athiopische Lesestücke“ di Dr. Bachmann, in: Zeitschrift für Assyriologie 11, 1896, (404–416) 413. Vgl. auch J. Pirenne, in: Journal of Ethiopian Studies 15, 1982, 113–115. M. Bechhaus-Gerst, Nubier und Kuschiten im Niltal. Sprach- und Kulturkontakte im „no man’s land“, Afrikanistische Arbeitspapiere (aap) Sondernummer 1989, Köln 1989, 133 ff.

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kuschitischen Sprachen Hadiya und Kambaata von älteren Formen wie angaboo oder angeebo abzuleiten. Es sind die Führungstitel der Hadiya aǧam(o)90 und das bei einigen Gruppen belegte aančaančo, pl. aanǧamma „Adliger, hochgestellter Mann“91, nach Cerulli92 bei den Kambaata auch anǧamo, indiv. anǧančo „Magier, Herr des Regens“. H. Plazikowsky hat den Titel dann aus dem Hochland-Ost-Kuschitischen abgeleitet93 – bei den Hadiya wird angaabo oder angeeboo heute als Männername verwendet. A. Schall stellte in einem unpublizierten Vortrag einen Zusammenhang von እንገቤናዋ ʾəngabenāwe zu arab. na~īb „von adliger Geburt“ oder oromo hangafa, angafa „erster, erstgeboren“ her.94 Die vielleicht beste Parallele kommt jedoch aus dem Mythos: In einer äthiopischen Legende wahrscheinlich kuschitischen Ursprungs wird berichtet95, wie der erste (göttliche) König አረዌ ʾArwe (= „Schlange“) von einem Helden mit Namen አንገቦ ʾAgäbo getötet wird, wodurch sich dieser zum ersten menschlichen König macht. Direkt nach der Schilderung von der Gefangennahme zweier Späher und des እንገቤናዋ ʾəngabenāwe werden die gefallenen Anführer der bekriegten Noba aufgeführt (z. 26–27): ወእለ | ሞቱ | መገብት | ደኖኵ | 1 | ደገሌ | አነኵ | 1 | ሐዋሬ | 1 | ከርካራ | 1 | ማሪሆሙ | 1 | አቍሰሉ | ወሰለብዎ | ቅሞደ | ብሩር | ወሕ⟨ል⟩ቀተ | ወርቅ | ኮኑ | መገጽት | እለ | ሞቱ | 5 | ወማሪ | 1 | 26 danokwə 1 dagale 1 ʾanakwə 1 ḥawāre 1 karwa⸗ʾəlla mos{o}⟨u⟩ magabt ◯ 27 salu wa⸗salabə⸗wo qədāda bərur wa⸗ḥə⟨l⟩ kārā 1 māri⸗homu 1 [ʾaqwə]◯ 28 motu 5 wa⸗māri 1 qata warq konu magabt ʾəlla ◯

Diejenigen, die gefallen sind, waren die Anführer: Danokwe (1×), Dagale (1×), Anakwe (1×), Haware (1×), Karkara (1×) (und auch) ihr Priester (1×), (meine Männer) hatten (ihn) verwundet und ihm den Silberschmuck und

90 91 92 93 94 95

U. Braukäper, Geschichte der Hadiya Süd-Äthiopiens von den Anfängen bis zur Revolution 1974, Studien zur Kulturkunde 50, Wiesbaden 1980, 122. U. Braukämper, Geschichte der Hadiya Süd-Äthiopiens von den Anfängen bis zur Revolution 1974, Studien zur Kulturkunde 50, Wiesbaden 1980, 41. E. Cerulli, Note su alcuni popolazione Sidama dell’Abbisinia meridionale i, i Sidama orientali, in: Rivista degli Studi Orientali 10, 1925, 629. H. Plazikowsky-Brauner, Historisches über die Hadiya, in: Zeitschrift für Ethnologie 82, 1957, (66–96) 66 ff. W. Leslau, Comparative Dictionary of Geʿez, Wiesbaden 21991, 29. E. Haberland, Untersuchungen zum äthiopischen Königtum, Studien zur Kulturkunde 18, Wiesbaden 1965, 132.

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einen (/den?) goldenen Ring abgenommen. Es waren (also) die Anführer, die starben, 5 (an der Zahl) und ein ‚Magier‘. Die zuletzt aufgelistete und bezeichnenderweise nicht mit Namen genannte Person wird durch den Titel ማሪ māri ausgewiesen. Auch dieser Titel ist im vorliegenden Kontext von größtem Interesse. Er bezeichnet den Träger als eine Art ‚Schamane‘, denn das äthiopische Lexem ist beschränkt auf heidnische Priester, auf ‚Magier‘, Seher und spirituelle Führer einer heidnischen Gruppe.96 Eine Ableitung von semit. rʿy „sehen“ erscheint nicht sehr überzeugend97, wohl aber eine Verbindung zu einem Wortfeld im kuschitischen Oromo: moru „göttlich“, mortu „Zauberei“.98 Leider ist es nicht möglich, aus den axumitischen Inschriften die sozialen Verhältnisse bei den Noba zu rekonstruieren. So ist beispielsweise unklar, ob der እንገቤናዋ ʾəngabenāwe im Rang über den anderen Anführern stand. Zu dem extra bedachten Priester können jedoch einige Dinge gesagt werden. Es auffällig, dass sein Name nicht genannt wird, nachdem doch direkt davor die gefallenen Anführer peinlichst genau namentlich registriert wurden. Sollte da vielleicht ein gewisses ‚magisches‘ Moment im Spiel sein, was ja bei einem wie auch immer gearteten geistigen Oberhaupt – und sei er auch der Gegenseite – nicht aus der Welt liegt? Immerhin gibt es weitere Hinweise auf die Rolle eines sog. „Fakir“ bei den Nubiern99. In den nubischen Wörterverzeichnissen findet sich ein Wort kuǧur, dessen Bedeutung sowohl mit „Häuptling“, als auch mit „Fakir“ angegeben wird. Nach Kauczor100 bedeutet es wörtlich „Der, in dem der Geist hängt“. Demzufolge ist die Funktion eines kuǧur primär eine priesterliche und weniger eine politisch-militärische. Sicher ist das Verhältnis des kuǧur zum šil „König“ (bergnubisch; vgl. oben zum Namen des Noubadenkönigs Šil-ko), der eindeutig über ihm steht. Dilling bemerkt in seiner detaillierten Wörtersammlung, dass beim Begräbnis eines kuǧur Musik (dare) gemacht wird und er einen eigenen Amtsdiener (keǧad) zur Verfügung hat. Rüppell berichtet 1829 darüber101, 96 97 98 99 100 101

W. Leslau, Comparative Dictionary of Geʿez, Wiesbaden 21991, 362. C.F.A. Dillmann, Lexicon linguae aethiopicae, Lipsiae 169; C.H. Armbruster, Initia Amharica iii. Amharic-English vocabulary with phrases, Cambridge 1920, 122. T. Noeldeke, Neue Beiträge zur semitischen Sprachwissenschaft, Straßburg 1910, 38, Anm. 2. I. Hofmann, H. Tomaldl & M. Zach, Beitrag zur Geschichte der Nubier, in: Meroitica 19, 1988, 287. D. Kauszor, Bergnubisches Wörterverzeichnis, Bibliotheca Africana 3, 1929, (342–383) 367. E. Rüppell, Reisen in Nubien, Kordofan und dem Peträischen Arabien, Frankfurt a.M. 1829, 155.

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dass jeder Stamm einen „Groß-Fakir“ oder „Oberpriester“ habe, dessen Würde in der Familie erblich sei. Des weiteren schreibt er: „Man glaubt nur an ein höheres Wesen, das man unter dem Mond102 personifiziert zu haben scheint, und zu ihm richtet man gewisse Gebete“. Sehr aufschlussreich ist eine Bemerkung von Pjotr Szolc (= Scholz), der Priester von Ġulfān trage einen goldenen Ring mit Schlange.103 Der Bezug zur ʿEzānā-Inschrift dae 11 ist eindeutig. Dort wird besonders betont, man habe dem ማሪ māri nicht nur ቅሞደ | ብሩር qədāda | bərur „Silberschmuck?“, sondern auch einen ሕ⟨ል⟩ቀተ | ወርቅ ḥə⟨l⟩qasa warq „Goldring“ abgenommen. Offenbar ist die Würde seines Amtes mit diesem Ring verbunden, weswegen dessen Erbeutung besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es mag Zufall sein oder nicht, aber in den napatanischen Inschriften kommt ein nubisches Lehnwort vor, das einen Ring bezeichnet. Harsiyotef schreibt auf seiner Stele104: 31 i͗ ʾImn(.w) Npyt, c̣ǐ .̯ y⸗i͗ ◯ 32 ⸗k tgr n ḫḫ ◯ 33 [..] n(.i͗) n◯ nb(.w) ṭbn 4

(31) Oh Amun von Napata, ich habe (32) Dir einen Halsring (lit. Ring des Halses) (33) [..] aus Gold von vier Deben Gewicht geschenkt.

Wie Heinrich Schäfer erkannt hat105, kann das napatanische hapax legomenon tgr verglichen werden mit den Nobiin-Lexem tigli das bei Khalil in der Bedeutung „Ohrring, Ring“ aufgeführt wird.106 Der Leser mag sich fragen, was all dies mit Punt zu tun hat. In der Tat sind die Verbindungsstränge ziemlich dünn. Wenn in Punt – wie wir glauben – ein Schlangenkult gepflegt wurde (dazu mehr weiter unten), dann liegt es doch auf der Hand, eine wie auch immer geartete Verknüpfung mit dem Schlangenring des kuǧur zu sehen. Hinzu kommt, dass die in den ʿEzānā-Inschriften geschilderten militärischen Auseinandersetzungen im Grenzgebiet zwischen dem

102

103 104 105 106

Zur Anrufung des Mondes bei den Kunuzi vgl. H. Schäfer, Nubische Texte im Dialekt der Kunûzi, Abhandlungen der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse 5, 1935, ii, 72 a–c; iii 58 a–d. P. Szolc, Einige Forschungsbemerkungen zum Ariccia-Relief, Arbeitsbericht, in: Meroitica 7, 1984, (541–551) 546. C. Peust, Das Napatanische, Göttingen 1999, 25f. (Hieroglyphen), 53 (Umschrift), 56 (Übersetzung) und 203 (Kommentar); fhn ii, 444; Wb. v, 337,1. H. Schäfer, Urkunden der älteren Äthiopenkönige, Urk. iii, Berlin 1905/1908, 122, Anm. 2. P.M. Khalil, Wörterbuch der nubischen Sprache (Fadidja/Mahas-Dialekt), Arbeitsfassung/Vordruck, herausgegeben von S. Jakobielski & P. Scholz, Warschau 1996, 103.

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heutigen Südsudan und Abessinien stattfanden, also in genau jener Gegend, in welcher wir Punt vermuten. e

Der ‚Fürst von Punt‘ als primus inter pares und das Wahlkönigtum in Axum und Meroë In der Punthalle wird ein und nur ein einziger ‚Fürst von Punt‘ abgebildet und namentlich genannt (Pꜣrhw). Gleichzeitig erfahren wir aber auch, dass er nicht der einzige Herrscher in Punt war, denn es ist von „Fürsten“ im Plural die Rede. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären? Im Folgenden soll herausgearbeitet werden, dass in den wohl zeitlich und räumlich benachbarten Kulturen Meroë und Aksum ein Wahlkönigtum üblich war, d. h. der „König“ nicht viel mehr war als ein primus inter pares. Meiner Meinung nach stand der ‚Fürst von Punt‘ Pꜣrhw in einer vergleichbaren Tradition. Über die Sukzessionsregeln und Erbfolge in der Kuschitenzeit und danach ist viel geschrieben worden, und es kann hier nicht die Aufgabe sein, dieses heiße Eisen zu schmieden.107 Es soll lediglich auf einige Parallelen zu den Verhältnissen in Axum hingewiesen werden. In Kusch wurde der Nachfolger möglicherweise in einigen Fällen von dem alternden König selbst bestimmt. Beispielsweise ernannte Schebitq̇ o Taharqo zu seinem Erben und ebenso tat es Talaḫ-amani mit Irike-Amanote. Nach dem Tod des Königs erwarteten die „Königsbrüder“, d.h. die elektablen männlichen Verwandten, eine göttliche Offenbarung, die sich in einem Traum (Tanutamanis Traumstele z. 3–6), einer ganzen Reihe von Träumen (Nastasen z. 5, 7) oder während einer Tempelinkubation (Harsiyotef z. 4–10) äußern konnte. Die beste Schilderung gibt die Wahlstele Aspeltas (z. 3–16), auf der beschrieben wird, wie das Volk führerlos, wie eine Herde ohne Hirten umherirrte und dann Amun um einen Orakelentscheid bat. Darauf folgte eine Krönungsreise, die den designierten König zu den Hauptkultorten des Landes führte. Während diese Reise meist als eine rein kultische Angelegenheit betrachtet wird108, dürfte jedoch in Wirklichkeit vor allem eine Anerkennung in den regionalen Zentren und dort nicht nur durch

107

108

Vgl. A. Lohwasser, Die Auswahl des Königs von Kusch, in: BzS 7, 2000, 85–102; J. Hallof, Die nubischen Königsmacher, in: H. Beinlich (Hrsg.), Die Männer hinter dem König, Wiesbaden 2012, 47–52. K.-H. Priese, The Napatan Period, in: S. Wenig (Hrsg.), Africa in Antiquity i, 1978, (75– 88) 85; S. Wenig, Discussion. Komentar zu Török: Ambulatory Kingship and Settlement History, in: C. Bonnet (Hrsg.), Etudes nubiennes. Conférence de Genève. Actes du viie Congrès international d’ Études nubiennes 3–8 septembre 1990, i. Communication principales, Genf 1992, 137–140.

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die lokalen Erscheinungsformen des Amun oder anderer Götter, sondern ganz besonders auch durch die lokale Elite im Vordergrund gestanden haben109. In gewisser Weise wird damit die Einheit des Reiches bekräftigt, die nach dem Ende der ägyptischen Vorherrschaft durch die Herrscher von al-Kurru zustande gebracht worden war. Um mit den Worten der Staatstheoretiker zu sprechen: Es ging darum, den ‚Clanstaat‘ aufrechtzuerhalten110. Was für Personen diese lokale Eliten bildeten, ist schwer zu bestimmen, da sie in den offiziellen Monumenten nur ganz am Rande oder als anonyme Gruppe der śn.w-nsw „Königsbrüder“ oder śmr.w n(.i͗) pr(.w)-nsw „Freunde des Palastes“ in Erscheinung treten. Eine der wenigen Texstellen, in denen sie genannt werden, ist die Wahlstele Aspeltas: „Freunde“ des Königs von Meroë werden noch im dritten nachchristlichen Jahrhundert von Agatharchides erwähnt.111 Der Titel bezeichnet die Mitglieder der Entourage und ist nicht meroitisch, sondern aus dem Ägyptischen übernommen worden. Die Wahlstele Aspeltas verzeichnet zu Beginn die Titel einiger Höflinge, deren Aufteilung der einzige Hinweis aus der Kuschitenzeit ist, der uns über die Struktur des Hofes Aufschluss geben könnte: i͗ś⸗k wn čś i̯.w.w n.t mḥ-i͗b m ḳ(ꜣ)b mšʿ n(.i͗) ḥm⸗f ś.i͗ 6

Es gab Befehlshaber der Leibgarde innerhalb des Heeres Seiner Maiestät, sechs Mann,

i͗w wn čś i̯.w.w n.t mḥ-i͗b i͗m.i͗-rʾ-ḫtm ś.i͗ 6

und es gab Befehlshaber der Leibgarde des Festungskommandanten, sechs Mann.

4 i͗m.i͗.w-rʾ m.c̣ꜣ̌ .t i͗ś⸗k i͗r⸗f wn ◯ n.t mḥ-i͗b ś.i͗ 6

Weiter gab es Oberbuchhalter der Leibgarde, sechs Mann,

i͗ś⸗k wn wr.w i͗m.i͗w-rʾ-ḫtm.w n.t pr(.w)-nsw ś.i͗ 7 (Fehler für 6?)

und schließlich gab es noch Fürsten und Siegelbewahrer des Palastes, sieben (oder: sechs? 112) Mann.

109 110 111 112

L. Török, The Kingdom of Kush, HdO i.31, Leiden 1997, 231f. S. Breuer, Der archaische Staat. Zur Soziologie charismatischer Herrschaft, Berlin 1996, 63 ff. L. Török, The Kingdom of Kush, HdO i, 31, Leiden 1997, 248. Zu diesem Problem und der ganzen Textstelle siehe U. Verhoeven, Amun zwischen 25 Männern und zwei Frauen, in: Egyptian Religion – the last thousand years, Studies Dedicated to the Memory of Jan Quaegebeur, W. Clarysse, A. Schoors, H. Willems (Hrsg.), ola 85, 1998, Part ii, 1487–1501, speziell 1490 Anm. 18.

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Auf der Stele der Priesterinnenweihe findet sich eine Liste der Beamten, die sich zum Tempel des Amun begeben: hrw.w pn n(.i͗) i͗y⟨.t⟩ r ḥw.t-nčr n.t Imn(.w)-kꜣ-tꜣ-sti͗ i͗:i͗ri̯⟨.n⟩⸗wr.w n(.i͗) ḥm⸗f

Dieser Tag des Kommens zum Tempel des Amun-Stier-Nubiens, das die Großen Seiner Maiestät machten, d.h.

3 pr(.w)-nsw i͗m.i͗-rʾ-ḫtm.w n.t ◯ ḥꜣ.ti͗-ʿ(.w) n(.i͗) tꜣ-šti͗ i͗m.i͗-rʾ [2] rw-m-Imn(.w) i͗m.i͗-rʾ-ḫtm.w n.t pr(.w)-nsw n(.i͗) ʿc̣ṭ̌ 4 -ꜣ-k-nn-Imn(.w) tꜣ-rw-h◯ i͗m.i͗-rʾ-ḫtm.w n.t pr(.w)-nsw n(.i͗) Wꜣc̣.̌ t- ˹q-r-t˺-ꜣ sꜣ-k-nn-Imn(.w) i͗m.i͗-rʾ-ḫtm.w n.t pr(.w)-nsw 5 ꜣ-sꜣ-św wr Kꜣ-rʾ I-nꜣ-w◯ sꜣ-nn-Imn(.w) i͗m.i͗-rʾ-ḫtm.w n.t pr(.w)-nsw 6 n.˹t˺ ṭšr.t k-˹n-sꜣ˺-m-ḫy-nn ◯ i͗m.i͗-rʾ-ḫtm.w n.t pr(.w)-nsw ḥr(.i͗)-c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t nꜣ-sꜣ-tꜣ-i͗-bw-sꜣ-k-nn ḥr.i͗-śẖꜣ.w {i͗}n(.i͗) Kꜣš 7 Imn(.w) i͗mi͗-rʾ-b-y-wꜣ-◯ śẖꜣ.w-nsw i͗m.i͗-rʾ-šn.wt Ḫnśw-i͗:i͗ri̯-c̣ǐ -̯ ś i͗m.i͗-rʾ-ḫtm.w n(.i͗) wꜣrr (?) n(.i͗) tꜣ-sti͗ i͗-rw-tꜣ śẖꜣ.w-nsw n(.i͗) šn.wt tꜣ-kꜣ-rw-tꜣ ⟨i͗m.i͗-rʾ⟩-ḫtm.w n.t ⟨pr(.w)-⟩nsw pꜣ-c̣ǐ -̯ nb.w

der Hofkämmerer des Palastes, Graf von Nubien, Vorsteher von[…]rw-m-Imn(.w), der Hofkämmerer des Palastes von ʿc̣ṭ̌ , sꜣ-rw-h-ꜣ-k-nn-Imn(.w), der Hofkämmerer des Palastes von Wꜣc̣.̌ t-˹q-r-t˺-ꜣ, sꜣ-k-nn-Imn(.w), der Hofkämmerer des Palastes von I-nꜣ-wꜣ-sꜣ-św und Fürst von Kꜣ-rʾ, sꜣ-nn-Imn(.w), der Hofkämmerer des Palastes von ṭšr.t, k-˹n-sꜣ˺-m-ḫy-nn, der Hofkämmerer des Palastes und Vorsteher des c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t-Rats, nꜣ-sꜣ-sꜣ-i͗-bw-sꜣ-k-nn, der Oberschreiber von Kusch, m-rʾ-b-y-wꜣ-(7) Imn(.w), der königliche Schreiber und Scheunenvorsteher Ḫnśw-i͗:i͗ri̯-c̣ǐ -̯ ś, der Hofkämmerer des wꜣrr von Nubien, i͗-rw-tꜣ, der königliche Schreiber der Scheune, tꜣ-kꜣ-rw-tꜣ, der Hof⟨kämmerer⟩ des Pal⟨astes⟩, pꜣ-c̣ǐ -̯ nb.w

ṭmc̣:̌ ś.i͗ 10 i͗yi̯ r ḥw.t-nčr n.t Imn(.w)-kꜣ-tꜣ-sti͗

zusammen: 10 Mann, die zum Tempel des Amun-Stier-Nubiens gekommen sind.

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Die Theorie von einem Wahlkönigtum113 in Kusch führt automatisch zum Problem der Thronfolgeregelungen. Sie sind von Robert Morkot ausführlich untersucht worden114. Im Ganzen gibt es drei Theorien: – Vorzugsweise matrilineare Erbfolge115 – Vorzugsweise patrilineare Erbfolge116 – Collaterale Erbfolge117 Die Wahl des Königs118 aus dem Kreis der Elektablen wird bei den klassischen Autoren öfters erwähnt119. Besonders detailliert ist die Schilderung bei Agatharchides.120 Danach wählen die Elektablen aus ihrer Mitte die besten Kandidaten aus. Unter diesen wählt die ‚Menge‘ einen aus, der dann vom Gott bestätigt wird. Natürlich darf man sich diese Wahl nicht wie eine Akklamationswahl nach Art der frühesten Papstwahlen vorstellen. Denn auch wenn die Königswürde in welcher Weise auch immer erblich war, bestand offenbar doch die Notwendigkeit einer formalen Anerkennung durch die Stammesführer121. In Axum sind die Hinweise auf ein ursprüngliches Wahlkönigtum sehr spärlich aber trotzdem nicht ganz von der Hand zu weisen. Hauptindiz ist ein Titel, der in den Quellen häufig genannt wird, da er einen Namen des Königs darstellt. Er lautet Bisi, was mit altäth. ብዕሲ bəʿəsi „Mann“ in Verbindung gebracht werden kann. Der Titel sagt also etwas über eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe aus. François de Blois hat eine sehr überzeugende Erklärung geboten122. Danach handelt es sich um die Namen von Clans. Der König wird demnach als 113 114 115 116

117 118 119 120 121 122

A. Vinogradov, Diodorus and the election of kings of Meroë, in: Meroitica 10, 1989, 353– 364. R.G. Morkot, Kingship and Kinship in the Empire of Kush, in: Meroitica 15, 1999, 179– 229. G. Reisner, Inscribed Monuments from Gebel Barkal, in: zäs 66, 1931 (76–100) 99, K.-H. Priese, Matrilineare Erbfolge im Reich von Napata, in: zäs 108, 1981, 49–53. M.F.L. Macadam, The Temples of Kawa i. The Inscriptions, London 1949, 119–131; D. Dunham & M.F.L. Macadam, Names and Relationship of the Royal Family of Napata, in: jea 35, 1949, 139–149, Taf. bei s. 149. J. Leclant, Kuschitenherrschaft, in: lä iii, Wiesbaden 1979, 893; J. Desanges, Vues gréques sur quelques aspects de la monarchie méroitique, in: bifao 66, 1968, 88–104. L. Török, The Kingdom of Kush, HdO i.31, Leiden 1997, 268ff. fhn ii, 107, 142, 158. fhn ii, 638 ff. K.-H. Priese, The Napatan Period, in: S. Wenig (Hrsg.), Africa in Antiquity i, 1978, 85; D. Apelt, Bemerkungen zur Thronfolge in der 25. Dynastie, in: Meroitica 12, 1990, 23–31. F. de Blois, Clan-names in ancient Ethiopia, in: Die Welt des Orients 15, 1984, 123–125.

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„Mann, d.h. Angehöriger des Clans x“ bestimmt. Mit dem Bisi-Titel würde sich der König – so de Blois – als Mitglied des Clans seiner Mutter ausweisen und sich damit eine Machtbasis verschaffen. Bemerkenswerterweise ist er wahrscheinlich in Relikten noch in der Zagwé-Dynastie nachzuweisen und damit bis ins 11. Jahrhundert. Lalibela wird nämlich auch bei seinem Thronnamen ገብረ መስቀል Gäbrä Mäsqäl genannt und mit den Epitheton ብዕሲ ፡ አዘል bəʿəsi ʿazzal „der starke Mann“ belegt.123 Die Gründe, warum man Clannamen vermuten kann, sind die Verbindungen dieser Titelergänzungen mit den Namen von bestimmten Einheiten der axumitischen Truppen. Diese ሰርዌ sarwe genannten Kontingente standen jeweils unter dem Befehl eines ንጉሥ nəguś. Natürlich könnte es sich auch einfach um Leute aus verschiedenen Teilen des Landes handeln oder um unterschiedliche Truppengattungen124. Aus den Inschriften geht hervor, dass selbst im Kernland die Herrschaft des Königs nicht unumstritten war, und so dürfte der Titel ንጉሠ ፡ ነገሥት nəguśa nägäśt „König der Könige“ nicht einfach nur in die Schublade ‚Orientalische Despotie‘ zu verweisen, sondern wörtlich zu nehmen sein. Mit anderen Worten: Axum war wie Meroë letztlich auch eine Konföderation unter einer imperialen Hegemonie. Auch bei den Noba ist eine Teilung der Macht unter verschiedene Könige zu beobachten. So berichtet beispielsweise Eratosthenes von mehreren Königtümern (Strabo xvii, 786), und auch ʿEzānā nennt ja mehrere Anführer der Noba, die getötet werden (z. 25f.). Nach ʿAbū Ṣāliḥ unterstanden dem Oberkönig von Dongola 13 Könige, was eine Bestätigung erfährt in dem Graffito von Asswān von 1322, in dem König Kudanbes über andere Könige herausgehoben wird125. Auch die Inschrift des Silko126, des Basilikos der Noubaden aus dem Mandulis-Tempel von Kalabša, spricht für eine solche Machtstruktur127, da er doch nicht nur gegen die Blemmyer, sondern auch gegen Nobaden kämpfte.

123

124 125 126 127

A.S. Atiya et al., History of the Patriarchs of the Coptic Church of Alexandria by Sawirus ibn al-Mukaffa (3 Bde.), Kairo 1950, iii, 184ff.; C. Conti-Rossini, L’evangelo d’oro de Dabra Libanos, in: Rendiconti della r. Accademia dei Lincei, serie v., vol. 10., 1901, (177– 219) 188. Sergew Hable Sellasse, Ancient and Medieval Ethiopian History to 1270, Addis Abeba 1972, 95. F.Ll. Griffith, Christian Documents from Nubia, in: Proceedings of the British Academy 14, London 1928, (1117–145) 134 ff. Sein Name bedeutet „Der König ist er“, vgl. bergnubisch šil „König“ und das meroitische -qo, sowie das altnubische Honorationselement -ⲕⲱ. I. Hofmann, H. Tomandl & M. Zach, Beitrag zur Geschichte der Nubier, in: Meroitica 10, 1989, (269–298) 282 und 287.

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Angesichts solcher Parallelen kann man die konföderative Art der Herrschaft eines Clanstaates getrost als ein nordostafrikanisches Phänomen beschreiben, das zeigt, wie stark die Verknüpfungen zwischen den für die Forscher der Einzeldisziplinen scheinbar so unterschiedlichen Kulturen waren. f Matriarchische Tendenzen? Wie bereits im forschungsgeschichtlichen Teil erwähnt, hat Wolfgang Helck die These aufgestellt, die ‚Fürstin von Punt‘ sei gemästet worden, um einem angeblich ‚afrikanischen‘ Schönheitsideal zu entsprechen128, eine These, die Pjotr Scholz weiter weitergesponnen hat.129 Dieser geht sogar noch weiter und interpretiert die ausladende Fülle der ‚Fürstin‘ als Hinweis auf eine kultische Verehrung von Muttergottheiten in Punt. Dies scheint mir sehr weit hergeholt zu sein. Ein ganz anderer Aspekt ist allerdings nicht von der Hand zu weisen: Blicken wir nämlich nach Nubien, genauer gesagt nach Meroë, so werden wir interessante Parallelen zur beleibten ‚Fürstin‘ feststellen. Die meroitischen Königinnen werden nämlich nicht mehr in ägyptisch-schlanker Manier dargestellt, sondern ebenfalls mit sehr ausladenden Hüften. Offenbar galt eine große Leibesfülle in der meroitischen Gesellschaft als Zeichen von Wohlstand, Überfluss und daher Macht. Es sei ferner daran erinnert, dass die meroitischen Königinnen auch mit langen Fingernägeln abgebildet werden, was ebenfalls als Machtsymbol gelten kann, weil es Müßiggang impliziert. Nun ist es kein Zufall, dass diese Frauen in Meroë häufig auf den Monumenten prominent erscheinen: Sie waren in sehr vielen Fällen nämlich die regierenden Herrscherinnen, sog. „Kandaken“. Über die Rolle der weiblichen Mitglieder des Königshauses in Meroë bei der Sukzession der meroitischen Könige ist viel geschrieben worden.130 Dabei gehen manche Forscher von einer starken matrilinearen Tendenz

128 129 130

Wolfgang Helck, in: lä, ii, Wiesbaden 1977, (Sp. 315–321), Anm. 30 in Sp. 320, s.v. „Fremdvölkerdarstellung“. P. Scholz, Fürstin Iti – „Schönheit“ aus Punt, in: sak 11, (Fs. W. Helck), 1984, 529–556. F. Breyer, Tanutamai. Die Traumstele und ihr Umfeld, in: äat 57, Wiesbaden 2003, 18ff.; M.H. Zach, Gedanken zur kdke Amanitore, in: B. Arnst et al. (Hrsg.), Begegnungen Antiker Kulturen im Niltal, Festgabe für E. Endesfelder, K.-H. Priese, W.F. Reineke und S. Wenig, Leipzig 2001, 509–520; E. Kormysheva, Remarks on the Position of the King’s Mother in Kush, in: Studien zuum antiken Sudan, Meroitica 15, Wiesbaden 1999, 239–251; L. Török, The Kingdom of Kush, HdO i.31, Leiden 1997, 268ff.; R.G. Morkot, Kingship and Kinship in the Empire of Kush, in: Meroitica 15, 1999, 179–229; A. Vinogradov, Diodorus and the election of kings of Meroë, in: Meroitica 10, 1989, 353–364; G. Reisner, Inscribed Monuments from Gebel Barkal, in: zäs 66, 1931 (76–100) 99, K.-H. Priese, Matrilineare Erbfolge im Reich von Napata, in: zäs 108, 1981, 49–53; M.F.L. Macadam,

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aus.131 Wie auch immer: Es ist verführend, in der ‚Fürstin von Punt‘ eine Art puntitische ‚Kandake‘ zu sehen. Immerhin muss es einen Grund dafür geben, dass ihre Tochter mit Pꜣrhw ebenfalls dargestellt wird, – oder geschieht dies nur, um durch ihren wohlgeratenen Wuchs den unformigen der Mutter noch lächerlicher erscheinen zu lassen? g Sudanische Herrscherinsignien: zur Ikonographie des Pꜣrhw Auch wenn die Untersuchung des Fürstennamens nicht besonders weit geführt hat, so gibt es doch eine Reihe von ikonographischen Merkmalen, die den Fürsten von Punt kennzeichnen und in einen Kontext stellen, der dem oben beschriebenen entspricht (Abb. 17.a). Kopfputz. Der Kopfputz, den der Fürst von Punt trägt, ist auf den ersten Blick rein ägyptisch. Auf anderen Reliefblöcken ist jedoch eine Innenzeichnung zu sehen, die ein Schuppenmuster trägt. Einerseits könnte dies auf die Darstellung einer Frisur hinweisen, doch scheint mir eine Art Kappe vorzuliegen. Könnte es sich um die Art Kappe handeln, die dann von den nubischen Königen der 25. Dynastie getragen und auch später noch in Meroë als sog. ‚Kuschitenkappe‘ eines der zentralen königlichen Insignien wird? Kugelkette. Ein weiteres sehr signifikantes Herrschaftsinsignium der meroitischen Könige ist die sog. ‚Kugelkette‘. Auch hier scheint mir – bei aller gebotenen Zurückhaltung – ein Vorläufer der späteren Regalie vorzuliegen, da es sich hier wie dort nicht nur um eine einfache Perlenkette handelt, sondern um eine Kette mit mehreren besonders großen Kugeln. Barttracht. Die Darstellungen von Dair al-Baḥrī zeigen die Puntiten mit einem sehr prägnanten Bart, der im Prinzip dem sog. ‚Götterbart‘ der Ägypter entspricht, also einem der Attribute von Göttlichkeit. Die Götter werden mit ihm dargestellt, ebenso die Pharaonen. Der Bart ist lang, dünn und vorne gebogen. In der ägyptischen Kultur handelt es sich praktisch um einen künstlichen Bart, der mittels eines Bändels angehängt wurde. Dies ist für die Barttracht der Puntiten nicht anzunehmen. Wahrscheinlich ist die Darstellungsweise dieser Bärte dann auch ägyptisiert, d.h. die Künstler haben die Kunde von den langen Spitzbärten der Einwohner Punts auf ihre Weise umgesetzt und so der Form

131

The Temples of Kawa i. The Inscriptions, London 1949, 119–131; D. Dunham & M.F.L. Macadam, Names and Relationship of the Royal Family of Napata, in: jea 35, 1949, 139– 149, Taf. bei s. 149; J. Leclant, Kuschitenherrschaft, in: lä iii, Wiesbaden 1979, 893; J. Desanges, Vues gréques sur quelques aspects de la monarchie méroitique, in: bifao 66, 1968, 88–104. Vor allem G. Reisner, Inscribed Monuments from Gebel Barkal, in: zäs 66, 1931 (76–100) 99; K.-H. Priese, Matrilineare Erbfolge im Reich von Napata, in: zäs 108, 1981, 49–53.

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nach dem ihnen vertrauten ‚Götterbart‘ angepasst. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass eine andere Art des Spitzbartes in Ägypten mit zum Formenrepertoire für typisierte Ausländerdarstellungen gehört. Sie kennzeichnet den „elenden Asiaten“ im Unterschied zu den bartlosen, langhaarigen Hethiter und den ebenfalls bartlosen, jedoch kraushaarigen Nubiern. Dass man die Puntiten nicht wie die Asiaten darstellte, obwohl ihre Bärte mit Sicherheit eher vergleichbar ausgesehen haben dürften, hängt wohl damit zusammen, dass man Punt als „Gottesland“ sah. So liegt es nahe, dass dessen Einwohner auch mit dem ‚Götterbart‘ dargestellt werden. Armreif. Herzog hat bereits darauf hingewiesen, dass es ethnographische Parallelen zu dem Armreif des puntitischen Fürsten gibt, und zwar aus dem Sudan. Leider sind die Armreifen heute nicht mehr so gut sichtbar, wie zu der Zeit, als Naville seine Kopie machte. Dolch. Der Fürst trägt einen Dolch im Gürtel, der ebenfalls heute nicht mehr so gut zu erkennen ist, wie auf Navilles Kopie. Besonders die Innenzeichnung ist wichtig, da hier noch Details beigesteuert werden, die distinktiv sind, wie beispielsweise die Zeichnung der Mittelrippe. Die Dolchform ist definitiv nicht ägyptisch.132 Besonders auffällig ist der im Prinzip fehlende Griff. Es sieht so aus, als ob der Knauf direkt an das Heft anschließt. Der Knauf selbst sieht durchaus ägyptisch aus, doch ist die Form eher allgemein zu nennen, sie liegt im wahrsten Sinne des Wortes auf bzw. in der Hand. Hinzu kommt, dass möglicherweise der Künstler die Form der ägyptischen Standardform angepasst haben mag. Wurfholz. Nach den ägyptischen Texten zu urteilen, waren Wurfhölzer eines der beliebtesten Handelsprodukte aus Punt.133 Sie sind damit eine der wenigen Waren, die nicht dem Bereich ‚Luxusartikel‘ zuzuordnen sind, und außerdem handelt es sich um ein verarbeitetes Produkt und nicht um einen Rohstoff wie Ebenholz, Elfenbein oder Weihrauch. Der Fürst hält ein solches Wurfholz in der Hand, möglicherweise wie ein Herrschaftszeichen, fast wie eine Art Szepter. Wurfhölzer sind in Ägypten seit jeher bekannt, und schon im Alten Reich werden sie aus dem Süden importiert – in der Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f werden sie unter den Produkten aus Yꜣm genannt, und zwar als čni͗ꜣw. Übrigens sind sie auch hier die einzigen bereits verarbeiteten Produkte. Im Grab des Imny in Bani Ḥasan wird die Herstellung von Wurfhölzern zwar dargestellt, doch dürfte

132

133

Zum Vergleich siehe die Übersicht C.E. Schulz, Nahkampf- und Schutzwaffen, in: S. Petschel & M. von Falk, Pharao siegt immer. Krieg und Frieden im Alten Ägypten, Bönen 2004, 126–137. Herzog, Punt, 82.

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es sich dabei lediglich um die Dekorierung handeln, da Imny drei Expeditionen nach Nubien machte und folglich die Waffen ebenfalls aus dieser Region stammen dürften.134 Zur Zeit Hatschepsuts werden aus Punt sog. ʿꜣmw importiert.135 Offenbar waren die puntitischen Wurfhölzer von besonderer Qualität, wahrscheinlich, weil sie aus bestimmten in Ägypten nicht vorhandenen Harthölzern gefertigt wurden.136 Generell betrachtet ist die Verwendung von Wurfhölzern in Afrika weit verbreitet137, nicht zuletzt im Sudan.138 Sie erscheinen vielfach auf frühen Felsbildern, besonders in der libyschen Wüste.139 Im Unterschied zu den benachbarten Kulturen wurden Wurfhölzer in Ägypten nur zur Jagd verwendet und nicht im Kampf.140 Ob zuerst das ‚afrikanische‘ Wurfholz existierte oder zuerst das ägyptische, ist m.E. nebensächlich.141 Interessanter ist da die Beobachtung, dass die späteren Wurfeisen genetisch auf diese hölzernen Waffen zurückgehen.142 Die sudanesischen Waffen, die bis in jüngster Zeit noch im Gebrauch waren, sind von den Originalen und Darstellungen, die aus Ägypten von der Frühzeit bis ins Neue Reich bekannt sind, praktisch nicht zu unterscheiden. Bei den Ingessana von Dār Funǧ sind beispielsweise mehr als 60 verschiedene Arten bekannt, die auch jeweils eigene Namen tragen143 und aus Hartholz wie Silok- und Ebenholz hergestellt wurden. Bei den Burun ist noch Anfang des letzten Jahrhunderts bezeugt, dass die Männer mit ihren Wurfhölzern beerdigt wurden.144 Im Dār Fūr hatten sie ebenfalls noch vor kurzem ein sehr hohes Prestige. Beispielsweise wurden sie von der Leib-

134 135 136 137 138 139 140 141

142 143 144

P.E. Newberry, Beni Hassan, London 1893, i, Taf. 11. E. Naville, The Temple of Deir el Bahari iii, London 1898, Taf. 78 und 80. T. Kendall, Ethnoarchaeology in Meroitic studies, in: Meroitica 10, Berlin 1988, 625–745, bes. 703–707. H. Lenoch, Wurfholz und Bumerang, Diss. Wien 1949. H. Baumann, Völkerkunde von Afrika, Essen 1940, 31, 80, 226, 248, 275f. H. Lhote, Die Felsbilder der Sahara, Würzburg 1958, 145 und Taf. 75; H. Rhotert, Libysche Felsbilder, Darmstadt 1952, 109. W. Wolf, Die Bewaffnung des altägyptischen Heeres, Leipzig 1926, 7 und 13. L. Rütimeyer, Über altägyptische Relikte im heutigen Ägypten und Nubien, sowie im übrigen Afrika, Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 40, Basel 1929, 472 f. H. Schurtz, Die Wurfeisen der Neger, Internationales Archiv für Ethnographie 2, Leiden 1889, 540. E.E. Evans-Pritchard, A Preliminary Account of the Ingessana Tribe in Dar Fung Province, in: Sudan Notes and Records 10, 1927, (69–83) 79. E.E. Evans-Pritchard, Ethnological Observations in Dar Fung, in: Sudan Notes and Records 15, 1932, (1–61) 37; D. Waterson, Report upon the Physical Characters of Some of the Nilotic Negroid Tribes, Khartoum, 1908, (325–376) 359, Abb. 146; 366, Abb. 154; 381.

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wache des Sultans von Dār Fūr getragen.145 Arkell hat ihre Formenvielfalt und Distribution untersucht und sehr interessante Aspekte ihrer Herstellung beigesteuert.146 So wurden sie aus bis zu acht verschiedenen Holzarten zuerst grob hergestellt, dann mit schweren Steinen gepresst, nach der Feinschnitzerei geölt und schließlich zur Stabilisation umwickelt. Im meroitischen Reich sind Wurfhölzer ebenfalls bezeugt (Musawwarat es-Sufra)147, insofern kann eine Kontinuität im sudanesischen Raum nachgewiesen werden. Im Bezug auf Punt ist nicht nur interessant, dass man dort spezielle Waffen besonderer Qualität herstellte, sondern auch, dass man sie offenbar für den Export produzierte. Sicherlich hat man sie im Lande selbst auch verwendet. Wenn man den Blick nach Ägypten hin wendet, wird man feststellen, dass die Wurfhölzer v.a. in den Jagdszenen (ld ii, 53) und ansonsten besonders in Verbindung mit den Mc̣ꜣ̌ i͗ vorkommen. Hier ist vielleicht nicht unerheblich, das Wurfholz für Ausländisches par excellence steht und so zu einem der wichtigsten Klassifikatoren (‚generischen Determinativen‘) wird. Tierschwanz. Der Tierschwanz am hinteren Teil des Schurzes ist möglicherweise kein Charakteristikum der puntitischen Tracht, sondern aus der ägyptischen Ikonographie übernommen. Es sei jedoch auf die Aussagen der klassischantiken Autoren verwiesen, nach denen sich die Troglodyten in Felle kleideten. Vorne runder Schurz. Nach Herzog ist die Form des vorne runden Schurzes ebenfalls ägyptisch inspiriert148, doch vermag ich dem nicht zu folgen. Die beiden vorne herunter hängenden Enden des Schurzstoffes sind im Gegenteil ziemlich unägyptisch dargestellt und scheinen demnach wirklich Kennzeichen puntitscher Machart zu sein. Armreif/Unterarmschutz. Bereits Mariette hat den Unterarmschutz des Fürsten von Punt mit denjenigen aus Eisen mit Stoßkante bei den rezenten Bongo, Dinka und Djur verglichen.149 Sie werden von G. Schweinfurdt als Dango bohr bezeichnet150 und sind heute noch im Sudan zu finden. Beinlinge aus Leder (?). In der Kopie, die Naville in der Publikation des Totentempels von Dair al-Baḥrī gibt, ist zu erkennen, dass die Beine des Fürsten

145 146 147 148 149 150

A.J. Arkell, Throw-Sticks and Throwing-Knives in Darfur, in: Sudan Notes and Records 22, 1939, (251–267) 252. A.J. Arkell, Throw-Sticks and Throwing-Knives in Darfur, in: Sudan Notes and Records 22, 1939, 251–267. T. Kendall, Ethnoarchaeology in Meroitic studies, in: S. Wenig (Hrsg.), Studia Meroitica 1984, Meroitica 10, Berlin 1988, (625–745) 703–707. Herzog, Punt, 72. Herzog, Punt, 81. G. Schweinfurdt, Artes Africanae, Leipzig 1875, Taf. 3, Abb. 12.

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von Punt auf irgendeine Art und Weise bedeckt sind, doch ist die Kopie an dieser Stelle zu klein und nicht sehr deutlich.151 An anderer Stelle hat Naville jedoch die Szene, auf der der Punt-Fürst mit seiner Frau gezeigt wird, noch einmal in Umzeichnung en detail abgebildet.152 Nun ist eine Art Schraffur deutlich zu sehen, zumindest am rechten Bein des Mannes. Am linken Bein wird sie wahrscheinlich auch vorhanden gewesen sein, Naville hat sie jedoch selbst nicht mehr erkennen können und sich auf die Zeichnung des unteren Abschlusses beschränkt, der dadurch in der Kopie wie eine Art Fußreif aussieht. Der Grund für die Unsicherheit bei der Kopie des Reliefs ist die Tatsache, dass dieses Detail weder geritzt, noch reliefiert ist, sondern nur gemalt wurde. Heute ist davon leider nichts mehr zu erkennen, und da in der Publikation die genaue Natur dieses gemalten Details nicht beschrieben wird, sind wir auf Vermutungen angewiesen. Genauere Angaben zu den Farbresten hätten es ermöglicht, wenigstens eine gewisse Vorstellung vom Material dieser Beinlinge zu gewinnen. Handelt es sich um Stoff oder um Lederriemen? Meines Wissens konnten bisher keine Parallelen zu ähnlich gearteten Beinlingen aus dem Sudan beigebracht werden. h

Vergleich der puntitischen Tracht mit derjenigen des Reiches von dʿmt und weitere Hinweise aus aksumitischen und napatanischen Quellen Vor dem Aufkommen des aksumitischen Reiches etablierte sich in Abessinien eine Art Staatengebilde, das nach seiner Eigenbezeichnung in altsüdarabischen Texten als Reich von dʿmt (‚Daʿamat‘) bezeichnet wird. Es ist dies ein kulturelles Gebilde, das sehr starke Anlehnung an das antike Altsüdarabien zeigt und mit größter Wahrscheinlichkeit auch dort seine Ursprünge hat. Aufgrund des besonders gut erhaltenen und geradezu als sabäisch zu nennenden Tempels von Yəḥa wird dieser Ort allgemein als Zentrum des dʿmt-gesehen, doch ist dies reine Spekulation.153 So ist beispielsweise überhaupt nichts über die Organisation des ‚Reiches‘ bekannt, ja es ist sogar nicht einmal sicher, ob es sich überhaupt um einen Staat im eigentlichen Sinne handelt oder nicht vielmehr lediglich um einige Ausläufer der sabäischen Kultur auf dem afrikanischen Kontinent. Zumindest zwei weitere Zentren sind bisher festgestellt wor151 152 153

E. Naville, The Temple of Deir el Bahari, Introductionary Memoir and six volumes, London 1894–1908, Taf. 69. T.M. Davies & E. Naville, The Tomb of Hatshepsitu, London 1906, 36. F. Anfray, Une campagne de fouille à Yeha, in: Annales d’Ethiopie 5, 1963, 171–234; F. Anfray, Fouilles de Yeha, in: Annales d’ Ethiopie 9, 1972, 45–64; R. Fattovich, Sondaggi stratigrafici, Yeha 1971, in: Annales d’ Ethiopie 9, 1972, 65–86.

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abb. 20

Der ‚Fürst‘ von Punt von der ‚Punthalle‘ (a) und der Schrein von Ḥawǝlti in Abessinien (b) f. anfray, les anciens éthiopiens, paris 1990 e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898

den, nämlich die Orte Ḥawəlti und Mälazo, beide in etwa auf halbem Weg zwischen Aksum und Yəḥa gelegen.154 Der Fundort Ḥawəlti sticht heraus, weil dort ein Monument zum Vorschein kam, das in Äthiopien seinesgleichen sucht. Es handelt sich um eine Art Schrein, der mit Reliefs verziert ist, die eindeutig sabäischen Stils sind (Abb. 17.b). Genau betrachtet handelt es sich eigentlich um eine der wenigen altsüdarabischen Darstellungen überhaupt. Durch die Steinbock-Reihen, die als Protomen auch am Tempel von Yəḥa zu finden sind, wird das Monument eindeutig in die klassisch-sabäische Zeit datiert. Die seitlichen Darstellungen zeigen zwei Personen, die in Bedeutungsgröße voneinander unterschieden werden und sich der Öffnung des Schreines zuwenden. Sie unterscheiden sich auch hinsichtlich ihres Aussehens, besonders ihrer Kleidung. Die kleinere Figur trägt unter einem weiten Mantel ein langes Gewand. Sie hält mit beiden Händen einen langen Stab, offenbar als Zeichen der Würde. Auf dem Kopf trägt sie wie die größere Person eine Kappe

154

J. Leclant, Haoulti – Melanzo (1955–1956), in: Annales d’Ethiopie 3, 1959, 43–82; H. de Contenson, Les fouilles à Haoulti en 1959 – Rapport préliminaire, in: Annales d’Ethiopie 5, 1961, 41–86.

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ähnlich derjenigen des puntitischen Fürsten, wenn es sich nicht um eine Frisur handelt. Auch die Sandalen haben beide Figuren gemeinsam. Offenbar handelt es sich bei der kleineren Figur um den Stifter des Monuments, denn die Person ist durch eine Beischrift in altsüdarabischer Schrift namentlich bezeichnet. Zwischen zwei Worttrennern steht rfs2, wohl der Name des Mannes. Die eine Figur hat der Bedeutunggröße nach zu urteilen übergeordneten Status, doch kann mangels Beischrift leider nicht entschieden werden, um wen es sich handelt. Wenn es sich nicht um eine Gottheit handelt, dann möglicherweise um den Oberherrn. Die Unterschiede in der Kleidung sind evident. Er trägt zwar ebenfalls einen langen Mantel, der über der Brust zusammen geknotet ist, darunter jedoch einen kurzen Schurz, dessen vorderer Abschluss rundlich gezeichnet ist. Zwischen den beiden Saumkanten sieht man ein ebenfalls rundes Stoffstück. Es scheint dasselbe Gewand vorzuliegen, wie bei dem puntitischen Fürsten, ein Eindruck, der noch verstärkt wird durch den Gürtel, an dem hier wie dort hinten ein Tierschwanz befestigt ist. Besonders interessant ist der Armreif, den die Person am linken Handgelenk trägt. Er besteht ebenfalls aus mehreren Reifen, wie auf dem Hatschepsut-Relief. In der Rechten hält der Mann dazu noch ein Wurfholz – die Übereinstimmung könnte nicht größer sein. Was die Person in der Linken hält, ist nicht ganz klar. Es könnte sich um eine Art Fächer, oder wahrscheinlicher noch um einen Schirm handeln, der in Äthiopien wie anderswo in Afrika ein Zeichen hohen Ranges ist. Das interessanteste Detail ist jedoch die Barttracht. Es handelt sich um einen Vollbart, der nach vorne zu schmal ausläuft – zweifellos ein später Beleg des Vorbildes für die ägyptische Ikonographie der Puntiten. Die Unterschiede zwischen dem Aussehen der beiden Personen kann m. E. gut erklärt werden. Im Ägypten des Neuen Reiches werden die Götter in der Tracht des Alten Reiches dargestellt, d.h. ihre Konstanz wird ikonographisch ausgedrückt. Ein ähnlicher Fall könnte in Hawlti vorliegen. Die Gottheit, unter deren Schutz sich der Stifter des Monumentes durch dessen Errichtung stellte, wird durch altmodische Kleidung charakterisiert, wohingegen der Stifter der Mode seiner Zeit entsprechend dargestellt wird. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Parallelität zu den Darstellungen des Fürsten von Punt weitere Plausibilität. Aus einer ganz anderen Region und auch von einer gänzlich verschiedenen Art von Monument stammt ein m.E. sogar noch wichtigerer Hinweis auf die ‚abessinische‘ Prägung von Punt. Südlich von ʾAddis Abäba finden sich bearbeitete Megalithen unklarer Datierung, auf deren Reliefs sich einige sehr charakteristische Motive wiederholen (Abb. 21.a). Es handelt sich um einen Dolch und eine Gruppe von Symbolen unbekannter Deutung: Ein Zeichen sieht aus wie eine Kopfstütze, daneben findet sich ein unklares Zeichen zwischen zwei

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abb. 21

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„Abessinischer“ Dolch von einer altäthiopischen Stele und auf einem Sarkophag aus Mair (cg28037) f. anfray, les anciens éthiopiens, paris 1990, 230, wörterbuch-zettel nr. 277 396 00

großen Punkten. Da die Zeichen mehrfach und v.a. in jeweils derselben Kombination auftreten, müssen ihnen eine besondere Bedeutung zukommen. Bei Monumenten dieser Art ist die Natur einer solchen Bedeutung relativ eingeschränkt. Entweder handelt es sich um Grenzmarkierungen – was in diesem Fall unwahrscheinlich ist – oder die Stelen sind Machtdemonstrationen bzw. Markierungen von Kultorten. Bei letzterem würde man wahrscheinlich eher eine anders geartete Darstellung erwarten, ähnlich dem Schrein von Ḥawəlti. Da jedoch die Dolche sehr groß und daher prominent abgebildet sind, stellen die Megalithen bzw. Stelen mit Sicherheit eine Art Herrschaftszeichen dar. Offenbar war die dargestellte Art von Dolch ein sehr prägnanter Ausdruck dieser Herrschaft, wohl eine Art Insignie. Dies ist nicht ungewöhnlich, man denke nur an das Staatsschwert, das heute noch bei der Eröffnung des britischen Parlaments dem Monarchen vorangetragen wird. Doch man muss gar nicht so weit gehen, um Parallelen zu finden: In Südarabien trägt jeder Mann von Würde einen Krummdolch. Die Form des Dolches ist von allergrößtem Interesse für die ikonographische Einordnung der Darstellung des Punt-Fürsten, der nämlich eine Waffe von genau diesem Aussehen im Gürtel trägt. Der Dolch auf den Stelen ist von ungewöhnlicher Form. Seine Klinge ist genauso breit wie das Heft, wird dann schmaler, bis die Schneiden parallel zueinander sind, um dann sehr markant

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zu einer Spitze auszulaufen. Die Mittelrippe verbreitet sich zu dieser Spitze in Form eines Pfeiles. Auffällig ist der besonders kurze Griff. Es sind all dies Merkmale, die sich auch beim Dair al-Baḥrī-Relief finden, mit anderen Worten: Der Fürst von Punt trägt einen Dolch äthiopischer Machart. Bestätigt wird diese Annahme durch die Darstellung auf einem Sarg aus Mair (‚Meir‘).155 Unter vielen anderen Geräten findet sich die Darstellung dreier Dolche von exakt der beschriebenen Form (Abb. 21.b). Leider ist die Abbildung nicht als Photographie publiziert, sondern nur im Catalogue Général (cg28037). Glücklicherweise wurde die Beischrift samt Malerei von den Bearbeitern des Wörterbuches der ägyptischen Sprache verzettelt (Zettel Nr. 27732600). Der Beleg wurde nicht in der gedruckten Version aufgenommen, da er von den Bearbeitern als „unklar“ eingeordnet wurde. Die Beischrift lautet ḫbś(ti͗wi͗). Damit werden die Dolche als ‚puntitisch‘ oder besser gesagt „abessinisch“ ausgezeichnet. Wir haben also nicht nur die Darstellung des Punt-Fürsten und Parallelen von äthiopischen Stelen, sondern auch einen Textbeleg, der diese Dolche explizit mit Abessinien in Verbindung bringt. Die Parallelen beschränken sich jedoch nicht nur auf bildliche Zeugnisse und auch nicht auf die Zeit von dʿmt. In den aksumitischen Inschriften finden sich Hinweise, die als textliche Parallelen zu den Reliefs der Punthalle gewertet werden können. In der ʿEzānā-Inschrift dae 11:26 f. werden Einzelheiten eines Feldzuges im Gebiet des Täkkäze geschildert: ወእለ | ሞቱ | መገብት | ደኖኵ | 1 | ደገሌ | አነኵ | 1 | ሐዋሬ | 1 | ከርካራ | 1 | ማሪሆሙ | 1 | አቍሰሉ | ወሰለብዎ | ቅሞደ | ብሩር | ወሕ⟨ል⟩ቀተ | ወርቅ | ኮኑ | መገጽት | እለ | ሞቱ | 5 | ወማሪ | 1 | 26 danokwə 1 dagale 1 ʾanakwə 1 ḥawāre 1 karwa⸗ʾəlla mos{o}⟨u⟩ magabt ◯ 27 salu wa⸗salabə⸗wo qədāda bərur wa⸗ḥə⟨l⟩ kārā 1 māri⸗homu 1 [ʾaqwə]◯ 28 motu 5 wa⸗māri 1 qata warq konu magabt ʾəlla ◯

Diejenigen, die gefallen sind, waren die Anführer: Danokwe (1×), Dagale (1×), Anakwe (1×), Haware (1×), Karkara (1×) (und auch) ihr Priester (1×), (meine Männer) hatten (ihn) verwundet und ihm den Silberschmuck und einen (/den?) goldenen Reif abgenommen. Es waren (also) die Anführer, die starben, 5 (an der Zahl) und ein Priester.

155

P. Lacau, Catalogue Général, Sarcophages i, Kairo 1904, 108–116, (ohne Abb.) cg, s. 112, cg 28037.

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Die Betonung, man habe den Anführern ihren Silberschmuck abgenommen, ist auffällig. Sie macht nur Sinn, wenn allgemein bekannt ist, dass es sich um Herrschaftsinsignien handelt. Wahrscheinlich ist damit Schmuck gemeint, der eine ähnliche Form und Bedeutung hat wie die „Kugelkette“ der meroitischen Könige und eben auch wie die Kette, die der Fürst von Punt trägt. Übrigens wird in der napatanischen Harsiyotef-Stele ein nubisches Lehnwort genannt, das ebenfalls einen Ring bezeichnet156 und mit dem vielleicht ein Armreif gemeint sein könnte.157 31 i͗ ʾImn(.w) Npyt, c̣ǐ .̯ y⸗i͗ ◯ 32 ⸗k tgr n ḫḫ ◯ 33 [..] n(.i͗) n◯ nb(.w) ṭbn 4

vi.4

(31) Oh Amun von Napata, ich habe (32) Dir einen Halsring (lit. Ring des Halses) (33) [..] aus Gold von vier Deben Gewicht geschenkt.

Glaubensvorstellungen

a Hinweise auf einen puntitischen Schlangenkult Die Geschichte des Schiffbrüchigen handelt von einem Gefolgsmann, der seinem Herrn bei einer erfolglosen Expedition nach Nubien Mut macht, indem er ihm von seinem Schiffbruch an der Küste Punts erzählt. Er findet in dem als Insel beschriebenen Land geradezu paradiesische Zustände vor und begegnet einer riesigen Schlange, dem Herrn der Insel. Als der Schiffbrüchige verspricht, sich für die Hilfe der Riesenschlange zu bedanken, lacht diese über das versprochene Räucherwerk etc. – schließlich sei sie der „Herr von Punt“ (150– 152)158:

156

157 158

H. Schäfer, Urkunden der älteren Äthiopenkönige, Urk. iii, Berlin 1905/1908, 122, Anm. 2. hat als erster napatan. tgr mit Nobiin tigli verglichen, das „Ring“ bedeutet, vgl. P.M. Khalil, Wörterbuch der nubischen Sprache, (Fadidja/Mahas-Dialekt), Arbeitsfassung/ Vordruck, herausgegeben von S. Jakobielski & P. Scholz, Warschau 1996, 103. C. Peust, Das Napatanische, Göttingen 1999, 25f. (Hieroglyphen), 53 (Umschrift), 56 (Übersetzung) und 203 (Kommentar); fhn ii, 444; Wb. v, 337,1. A.M. Blackman, The Story of the Shipwrecked Sailor, in: BiAe ii, Brüssel 1932, (41–48) 46: 6 ff.

ein ethnohistorischer versuch (150) čṭ⸗f n⸗i͗; n wr n⸗k ʿnti͗ ḫpr.t nb ś:nčr (151) i͗nk i͗ś ḥḳꜣ Pwn.t ʿnti͗ n⸗i͗ i͗m.i͗ św (152) ḥkn.w pf c̣ṭ̌ .n⸗k i͗ni̯.t⸗f bw pw wr n(.i͗) i͗w pn

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Du bist (wohl) kaum reich (an) Myrrhen159, oder aller (sonstigen) Arten von Weihrauch.160 Ich hingegen bin der Herrscher von Punt (und) mein ist (alle) Myrrhe von dort. Und jenes „Lobpreis“-Öl, von dem Du sagtest, Du würdest es bringen: Es ist eine Spezialität161 dieser Insel.

Bemerkenswert sind die Zeitangaben, die in der Erzählung gegeben werden. Für die Rückfahrt werden zwei Monate veranschlagt, was – soviel wir wissen – der tatsächlichen Reisezeit entspricht (167–168). m⸗k sw r śpr r-ẖn.w+w n ꜣbṭ 2

Siehe, du wirst in zwei Monaten daheim ankommen.

Der Schiffbrüchige muss auch trotz der Hilfe des Schlangengottes noch vier Monate in Punt verbringen (117–119). m⸗k tw r i͗ri̯.t ꜣbṭ ḥr ꜣbṭ r kmt⸗k ꜣbṭ.w 4m-ẖn.w+w n(.i͗) i͗w pn

Du wirst nun aber Monat um Monat verbringen bis du vier Monate im Innern dieser Insel verbracht hast.

Dies entsprach nicht nur dem üblichen Zeitraum eines Punt-Aufenthaltes, sondern war auch durch die Strömungen im Roten Meer bedingt. Dies fügt sich wiederum sehr gut in das Umfeld der Punt-Expeditionen ein. Ein Detail wurde m. E. bisher noch nicht wirklich adäquat eingeordnet. Die Schlange wird genau beschrieben, und dabei wird besonders ihr zwei Ellen langer Bart betont (56– 66): ʿḥʿ.n śc̣m ̌ .n⸗i͗ ḫrw ḳri͗ i͗b.kw wꜣw pw n(.i͗) wꜣc̣-̌ wr

Als ich dann einen donnernden Lärm hörte, dachte ich (zuerst), es sei die Brandung des Meeres.

ḫ.t ḥr gmgm tꜣ ḥr mnmn

Das Holz barst und die Erde bebte!

159 160

161

Wörtlich „Die Myrrhe ist Dir nicht beträchtlich“. Nicht eindeutig; mögliche Interpretationen sind „alle Arten von Weihrauch“ (Lichtheim), „du bist ein Besitzer von Weihrauch geworden“ (Simpson) oder „denn es ist nun so, daß ich der Herr des Weihrauchs bin“ (Foster). Im Falle eines PsP wäre ein m „als ein Herr …“ zu ergänzen (Assimilation des m an nb?). Abstraktum, gebildet mit bw, vgl. entsprechende Bildungen im Berberischen. Man beachte, daß pw zwischen die beiden Bildungselemente treten kann. Denkbar ist als Übersetzung auch „der größte Teil stammt von dieser Insel“.

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61 ḥr⸗i͗ gmi̯.n⸗i͗ ḥfꜣw ◯ 62 kfi̯.n⸗i͗ ◯ 63 mḥ 30 pw i͗w⸗f m i͗yi̯.t n.i͗-św ◯ 64 r mḥ 2 ḥʿw⸗f ḫbsw.t⸗f wr s(i͗) ◯ 65 m nbw i͗nḥ.wi͗⸗f m ḫśbč̣ sḫrw ◯ 66 mꜣʿ ʿrḳ św r ḫn.t ◯

Da enthüllte ich mein Gesicht und sah: Eine Schlange war es, die da kam. Sie war 30 Ellen lang, ihr Bart war länger als zwei Ellen. Ihr Leib war goldbedeckt (und) ihre Augen aus echtem Lapislazuli, und sie war nach vorne aufgerichtet.

Wie M.T. Derchain-Urtel bemerkt, ist der Schiffbrüchige zwar über die Größe des Bartes überrascht, nicht jedoch über die Tatsache an sich, dass eine Schlange einen Bart trägt.162 Kurioserweise hat gerade dieser Umstand viele Ägyptologen verwundert. Für einige ist eine bärtige Schlange sogar so undenkbar, dass versucht wird, den völlig eindeutigen Text zu emendieren, oder besser gesagt zu manipulieren.163 Dies ist umso erstaunlicher, als dass Schlangendarstellungen mit Menschenkopf und Götterbart in Ägypten recht gut belegt sind (z.B. Amduat 5. & 11. Stunde, Abb. 19).164 Kurt Sethe versuchte der Bedeutung „Bart“ zu entgehen, indem er meinte, das Wort hieße eigentlich „Schwanz“165, ein Vorschlag, der Alan Henderson Gardiner166 folgend von fast allen Kommentatoren abgelehnt worden ist. Hans Goedicke meinte dazu zurecht, bei einer Schlange sei doch wohl der Schwanz nicht vom Körper zu unterscheiden.167 Er lehnt jedoch auch die Lesung „Bart“ ab, mit der Begründung, es könne sich bei der Schlange doch wohl kaum um ein mythologisches Wesen handeln. Er folgt einem Vorschlag von V. Vikentiev168 und übersetzt ḫbśw.t mit „Spur“169, was jeglicher philologischer Grundlage entbehrt. Auch bei

162 163 164

165 166 167 168 169

M.T. Derchain-Urtel, Die Schlange des „Schiffbrüchigen“, in: sak 1, 1974, 83–104. H. Goedicke, Die Geschichte des Schiffbrüchigen, äa 30, Wiesbaden 1974; H. Goedicke, The Snake in the Story of the Shipwrecked Sailor, in: gm 39, 1980, 27–31. M.T. Derchain-Urtel, Die Schlange des „Schiffbrüchigen“, in: sak 1, 1974, (83–104) 90 f.; H.G. Fischer, Some iconographic and literary comparisons, in: J. Assmann et al. (Hrsg.), Fragen an die altägyptische Literatur. Studien zum Gedenken an E. Otto, Wiesbaden 1977, 155–170. Ein Beispiel aus dem Mittleren Reich hat L. Habachi, New Light on Objects of Unknown Provinance i. A strange Monument of Amenemhet iv and a similar uninscribed one, in: gm 26, 1977, 27–36 und G. Brunton, A Monument of Amenemhet iv, in: asae 39, 1939, 177–181 mit Taf. 23f. K. Sethe, Bemerkungen zur „Geschichte des Schiffbrüchigen“, in: zäs 44, 1907, 80–87. A.H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica ii, London 1949, 238*. H. Goedicke, Die Geschichte des Schiffbrüchigen, äa 30, Wiesbaden 1974, 30. V. Vikentiev, The metrical scheme of the „Shipwrecked Sailor“, in: bifao 35, 1935, (1–40) 16 f. H. Goedicke, Die Geschichte des Schiffbrüchigen, äa 30, Wiesbaden 1974, 30, Anm.

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den „Augenbrauen“ hat er Bedenken, offensichtlich aus dem Verlangen heraus, unbedingt eine neue Lesung vorzuschlagen170: „Schlangen haben bekanntlich keine Augenbrauen, was einem ägyptischen Publikum sicherlich bekannt war.“. Auch seine anderen Vorstellungen von der Natur der Schlange sind nicht viel überzeugender.171 Die Lesung „Augenbrauen“ ist insofern weniger sicher als die von ḫbsw.t, weil hier konjiziert werden muss, und zwar von i͗wn⸗f „seine Farbe“ in i͗nḥ.wi͗⸗f(.i͗) „seine beiden Augenbrauen“. Beides erscheint mir hier möglich. Im Übrigen wird auch hier m.E. ‚über des Kaisers Bart‘ gestritten, nämlich um die Interpretation der Beschreibung. So hat Goedicke ḥʿw⸗f sḫrw m nb.w, i͗nḥ.wi͗⸗f(.i͗) m ḫsbṭ mꜣʿ nicht konkret als Materialbeschreibung verstanden, sondern als Beschreibung von (gold)glänzender Schlangenhaut blauer Farbe. Durch den inneren Zwiespalt zwischen hell (Gold) und dunkel (Lapislazuli) unterstütze dies seine These, die Schlange stünde für das Schicksal. M.T. Derchain-Urtel will die Augenbrauen ebenfalls weginterpretieren. Ihrer Meinung nach stehen sie für „Haare“ im allgemeinen, was jedoch bei Schlangen auch nicht vorzustellen sei und deshalb irgend ein anderes dekoratives Element beschreibe.172 Wie man sieht, bewegen sich die Interpretationen zwischen den Polen von einer imaginationslosen und allzu konkreten Sicht und wenig motiviertem aber überbordendem Symbolismus. Ebenso verhält es sich mit der Art und Weise, wie die Schlange aufgefasst wird. Für Betsy Bryan ist sie nichts anderes als eine Erscheinungsform Pharaos173; nach DerchainUrtel steht sie gar für den Sonnengott. Dabei ist der Text hier ebenfalls eindeutig – die Schlange bezeichnet sich selbst als „Herrscher von Punt“. Was anderes sollte also die Schlange darstellen als den Fürsten des „Gotteslandes“? Sein Aussehen ist keinesfalls verwunderlich. Ob sie nun menschenköpfig sei oder nicht174 – beides ist in Ägypten ikonographisch bezeugt – die wertvollen Materialien wie Gold und Lapislazuli sind die mehrfach beschriebenen Attribute

170 171

172 173 174

120. „Eine Spur von über einem Meter würde in den Proportionen für eine Schlange von 15 Metern angebracht sein.“ H. Goedicke, Die Geschichte des Schiffbrüchigen, äa 30, Wiesbaden 1974, 31. H. Goedicke, The Snake in the Story of the Shipwrecked Sailors, in: gm 39, 1980, 27– 31, vgl. G. Vittmann, Zum Verständnis von Schiffbrüchiger 129f., in: gm 29, 1978, 149– 151. M.T. Derchain-Urtel, Die Schlange des „Schiffbrüchigen“, in: sak 1, 1974, (83–104) 85, Anm. 10. B. Bryan, The Hero of the „Shipwrecked Sailor“, in: Serapis 5, 1979, (3–13) 27ff. H.G. Fischer, Some iconographic and literary comparisons, in: J. Assmann et al. (Hrsg.), Fragen an die altägyptische Literatur. Studien zum Gedenken an E. Otto, Wiesbaden 1977, (155–170) 157.

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abb. 22

Ein Fries aus Uräen mit Menschenköpfen h.g. fischer, some iconographic and literary comparisons, in: j. assmann (hrsg.), fragen and die altägyptische literatur. studien zum gedenken an e. otto, wiesbaden 1977, (155–170), 166, abb. 3

von Göttlichkeit (pWestc. 10:10; mag. pHarris 38.iv:9).175 Darüber hinaus unterstützen sie das Bild von der Insel der Schlange als Ort paradiesischen und exotischen Überflusses. Der Bart ist nach meinen obigen Ausführungen über die ägyptische Etymologie von ḥabäšat „Abessinien“ mit Bestimmtheit das Kennzeichen der Schlange als puntitisch. In diesem Sinne ist es relativ müßig, sich über die Länge des Bartes Gedanken zu machen.176 Die Schlange wird im Text ja auch explizit als göttlich bezeichnet, insofern ist von einem langen und schmalen Bart auszugehen, wie ihn die Götter und eben auch die Puntiten tragen. Die Verbindung zwischen Punt, d.h. dem antiken Abessinien, und der Herrschaft einer Schlange erinnert sehr stark an die Schlange, welche altäthiopi175 176

M.T. Derchain-Urtel, Die Schlange des „Schiffbrüchigen“, in: sak 1, 1974, (83–104) 86ff. H.G. Fischer, Some iconographic and literary comparisons, in: J. Assmann et al. (Hrsg.), Fragen an die altägyptische Literatur. Studien zum Gedenken an E. Otto, Wiesbaden 1977, (155–170) 157.

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schen Legenden nach in Äthiopien herrschte.177 In der äthiopischen Chronographie, d.h. nach der äthiopischen Königsliste der späteren Tradition, steht am Beginn der Königsherrschaft die 400jährige Regierung der Schlange እርዌ ʾArwe, die auch ወይናባ Waynaba genannt wird bzw. ዘንዶ Zändo („Schlange“) im Amharischen.178 Die Herrschaft der Schlange wird durch die Ankunft des Helden (ብዕሲ) አንገቦ (Bəʾəsi) ʾAngäbo beendet, der auch als አገቦስ ʾAgäbos oder ጋብገቦ Gabgäbo erscheint. In der Königsliste e ist er der direkte Vorgänger der legendären Königin ማክዳ Makədda. In Liste c werden beide durch eine Reihe von Königen getrennt, Liste e nennt ihn den Vorgänger von እብነ ሓኪም Ǝbnä Ḥakim (mənilək i.). In der Chronik Məniləks ii. (GueCopMen i:2 f. [Nr. 11]) wird die Legende des Schlangenherrschers mit dem ክብረ ነገሥት Kəbrä nägäśt vermischt.179 Dort wird አንገቦ ʾAngäbo, der die Schlange (ዘንዶ) tötet, deren Nachfolger als König von Təgray und Vater von Makədda, der ነገሥተ አዜብ nägäśtä ʾAzeb Königin von ʾAzeb („Süden“). In den meinsten Legenden ist er jedoch deren Ehemann und der Gründer der Dynastie Məniləks i. und damit des äthiopischen Königtums. Es gibt viele Abwandlungen der Schlangenlegende, v.a. in der christlichen Adaption.180 Beispielsweise heißt es in den Akten des አበ አፈጼʾAbba ʾAfṣe von Yəḥa, ein Eremit habe den Neun Heiligen von der 25jährigen Herrschaft der Schlange አንገቦ ʾAgäbos bzw. ጋላቦስ Galabos berichtet, die daraufhin auf die Gebete der Heiligen hin von Christus getötet wird.181 In den Akten des አበ ገሪማ ʾAbba Gärima wird beschrieben, dass die Neun Heiligen um einen König aus dem Hause Davids beten, um die Anarchie nach dem Tod des Schlangenkönigs zu beenden, woraufhin Gott den Äthiopiern König Kaleb schickte.182 177

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181 182

G. Lanczkowski, Parallelmotive zu einer altägyptischen Erzählung, in: zdmg 105, 1955, 239–260; S. Munro-Hay, in: S. Uhlig (Hrsg.), Encyclopædia Æthiopica i, Wiesbaden 2003, 356 und 264, s. v. Arwe; Angäräb. C. Conti-Rossini, Les listes des rois d’ Aksoum, in: Journal Asiatique 1909, (263–320) 266, 269, 284, 286, 299. E.A.W. Budge, The Queen of Sheba and her only Son Menyelek, Oxford 21932, lxvi–lxxi; E. Littmann, The Legend of the Queen of Sheba in the Tradition of Axum, Bibliotheca Abessinica 1, Leiden & Princeton 1904. Tadesse Tamrat, A Short Note on the Traditions of Pagan Resistance to the Ethiopian Church (14th and 15th Centuries), in: Journal of Ethiopian Studies 10, 1972, 137–150; R. Kriss & H. Kriss-Heinrich, Volkskundliche Anteile in Kult und Legende äthiopischer Heiliger, Wiesbaden 1975. R. Schneider, Les Actes d’ Abba Afsé de Yeha, in: Annales d’Ethiopie 13, 1985, 105–118. C. Conti-Rossini, L’Omilia di Yohannes, vescovo d’Aksum, in onore di Garima, in: Actes du xie Congrès International des Orientalistes, Paris 1897 (Reprint Lichtenstein 1968), (139–177) 154 f., Zeilen 163 f.

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In einer Chronik der Kirche von St. Märqorewos in Däbrä Dəmaḥ wird von einer Fabel berichtet183, nach der eine Frau in Eritrea die Schlange አገቦስ ʾAgäbos und eine Tochter gebar. In Aussicht auf Tribut tötet Gäbgäb von Ḥamasen die Schlange, indem er sieben Gatter errichtet, die mit Messern ausgestattet sind, welche die Schlange in Stücke hacken. Sieben Generationen später ist die Tochter eines anderen ʾAgäbos, Makədda, für den Thron vorgesehen. Als die Menschen sich weigern, ihr Respekt zu zollen, betete Makkəda am Ort, wo die erste Schlange getötet worden war, und eine zweite Schlange wird erschaffen. Sie wächst schnell heran, und die Menschen unterwerfen sich schließlich Makəddas Herrschaft, worauf diese die Schlange tötet. Es gibt auch zahlreiche Legenden von Schlangen, die nicht direkt mit Makkəda in Zusammenhang stehen.184 Beispielsweise vertreibt in den Akten des እያሱስ ሦአ Iyasus Moʾa der እቡነ ሰለማ ዘ እዜብ ʾAbunä Säläma, zä-ʾAzeb („des Südens“), allein mit dem Zeichen des Kreuzes eine Schlange vom Ḥayq-See.185 Die Hinweise auf einen Schlangenkult im Abessinien des 2. Jahrtausends verdichten sich, wenn man die klassisch-antiken Autoren hinzuzieht. Herdodot (iii:107) etwa schreibt, die Araber würden bei der Ernte des Weihrauchs Styrax verbrennen, weil nur dies die zahlreichen geflügelten Schlangen vertreibe, welche die Weihrauchbäume bewachten. Strabon (xvi, 4, § 5) spricht von einer Insel namens Ὀφιώδης („schlangenartig“), die sich kurz hinter der Bucht befinde, an der Βερενίκη (Berenike) liegt. Der König habe sie von den Schlangen befreit – nicht nur wegen des Todes von dort Gestrandeten, sondern auch wegen der dort vorkommenden Topaze. Dies wird von Diodor (iii:39) noch ausgeführt, der den König als Ptolemäer näher spezifiziert. Wainwright hat die Insel besonders wegen der Topazvorkommen (Plinius Bk. vi:29) als St. John, bzw. arab. Zeberged (arab. „Topaz“) identifiziert.186 Das Verb τωπάζειν bedeutet nach Juba apud Plinius xxxvii:8 in der Sprache der Troglodyten „suchen“, was mit nubisch tabe „suchen“ bzw. tabe-sin „wir suchen“ in Verbindung gebracht werden kann.187 Dass die klassischen Autoren berichten,

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J. Kolmodin, Traditions de Tsazzega et Hazzega. Annales et documents, Archives d’Etudes Orientales 5.3, Uppsala 1914, a4–a8. C. Conti-Rossini, Studi su popolazioni dell’Etiopia, in: Rassegna di Studi Orientali 4, 1911 f., 611–616; C. Conti-Rossini, Note di agiografia etiopica (Abiya-Egzi, Arkaledes e Gabra-Iyasus), in: Rassegna di Studi Orientali 17, 1938, (409–452) 415. S. Kur, Actes de Yasus Mo’a, abbé du couvent de St.-Etienne de Hayq, csco 260, Louvain 1965, 14 f., 25. G.A. Wainwright, Zeberged: the shipwrecked sailor’s island, in: jea 32, 1946, 31–38. H. Schäfer, Nubische Ortsnamen bei den Klassikern. 3. Topazos, in: zäs 33, 1895, (96–)100; H. Schäfer, Erklärung, in: zäs 34, 1896, 92.

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die Insel Zeberged/ Τώπαζος sei wegen Nebels oft kaum sichtbar und daher schwer auszumachen, hat Wainwright in der Identifizierung bestätigt, da die Schlange dem Schiffbrüchigen sagt, er würde die Insel nach seiner Abreise nicht mehr wiederfinden können. Ob man wirklich eine konkrete Insel hinter der „Privatinsel“ (i͗w n(.i͗) kꜣ) der Schlange suchen sollte188, sei dahingestellt. Auf jeden Fall sind die Bezüge zwischen legendären Schlangen und Inseln des Roten Meeres offenbar. Sogar in arabischen Legenden ist diese Verbindung festzustellen. Myers hat darauf hingewiesen, dass es eine Insel namens ʿAbū Ḥabān westlich des Hafens von ʿAdan gibt, die ihren Namen von einem Šaiḫ habe, der die Insel von Schlangen befreit hätte,189 und dessen Name mit der Wurzel ḥaba „kriechen“ (d.h. wie eine Schlange) in Verbindung zu bringen sei. All diese gesammelten Aussagen sprechen stark für die Existenz eines prähistorischen Schlangenkults an der abessinischen Küste des Roten Meeres. Die Geschichte des Schiffbrüchigen stellt die ägyptische Rezeption dieses Kultes dar, die in einer interpretatio ægyptiaca mit Vorstellungen vom Sonnengott überlagert wird. b Totenkult: Stelen als Grabmonumente herrschender Clans In Nordostafrika findet sich ein gemeinsamer Monumenttyp zur Kennzeichnung von Begräbnisplätzen herrschender Clans. Es sind dies mehr oder weniger monumentale Stelen aus Stein – die bekanntesten Exemplare dieser Gattung stehen heute noch in Aksum. Wie Rodolfo Fattovich m. E. sehr gut dargelegt hat, besteht ein enger Zusammenhang zwischen diesen Stelen und weniger großen Exemplaren aus dem Südosten des heutigen Sudan. Damit scheint sich eine gemeinsame Tradition abzuzeichnen, der höchstwahrscheinlich auch gemeinsame Glaubensvorstellungen zugrundeliegen. Stelen in Aksum. Die aksumitischen Stelen kennzeichnen Grabanlagen, sind also in gewisser Weise monumentalisierte Grabsteine. So banal diese Feststellung wirken mag, so aussagekräftig ist sie dennoch, gibt sie uns doch Vieles über die Vorstellung der Aksumiten vom Leben nach dem Tode preis, zumindest in der späten Ausprägung der heidnischen Zeit. Vor den Steinen errichtete und zum Teil erhaltene Altäre zeugen für die Art des Totenkultus, für Opfer, die man den Geistern der Verstorbenen brachte (dae ii:2). Ob nun einfache Stele oder fein behauenes Monument, der Zusammenhang zwischen Denkstein und Opferstätte ist evident, auch wenn die dae nur eine Stele aus Yəḥa feststellen

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Nach W. Vycichl, Notes on the Story of the Shipwrecked Sailor, in: Kush 5, 1957, 70–72. wurde sogar die Insel Soqotra erwogen. O.H. Myers, Zeberged, in: jea 34, 1948, 119 f.

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konnte, bei der beide nebeneinander in situ zu finden waren. (dae ii:2). In dae ii:28 schreibt Krencker: In wieweit mit dieser Erklärung die Vorstellungen der alten Sabäer übereinstimmen, entzieht sich meiner Beurteilung. Heute kann man sagen, dass Grabkennzeichnung mittels einer größeren steinernen Stele eine jahrtausendlange Tradition in Nordostafrika hat, die bis in den Südostsudan hinein festzustellen ist.190 Das heutige äthiosemitische Wort für „Stele“ (ḥawəlti) ist ein Lehnwort aus dem Kuschitischen und steht dort oft ganz dezidiert für „Grabmal“ (z.B. im Somali). Es kann nicht oft genug betont werden, dass es sich in Aksum nicht um Obelisken im eigentlichen Sinne handelt, denn diese haben eine völlig anders geartete Funktion und stehen fast nie im Zusammenhang mit Grabbauten.191 Außerdem sind sie immer quadratischen Querschnitts. Dass es keine Steine waren, die Göttern errichtet sind, scheint zur Genüge aus der Umgebung hervorzugehen, der Aufstellung außerhalb der Stadt inmitten anderer Gräber. (dae ii:28). Lediglich durch das Auftreten eines ʿnḫ-Zeichens (altägyptisches Wortzeichen für „Leben“) im Relief einer Stele192 kann eine gewisse Affinität zum Niltal festgestellt werden. Eher allgemeiner Natur ist hingegen die Parallele der Darstellung einer Palastfassade auf Grabmonumenten verstorbener Könige.193 Aus Ägypten wissen wir, dass es die Vorstellung vom Grab als dem „Haus der Ewigkeit“ gab – ähnlich dürften sich die Aksumiten die Funktion der Stelen gedacht haben, die mit ihren Scheinfenstern und -türen den königlichen Palast dargestellt haben werden. Die Stockwerk-Stelen imitieren nämlich – wie ihr Namen bereits andeutet – einen jemenitischen Gebäuden vergleichbaren194 turmartigen Hausbau in „alt-

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R. Fattovich, Some Remarks on the Origins of the Aksumite Stelae, in: Annales d’Ethiopie 14, 1987, 43–69; D.W. Phillipson, The Significance and Symbolism of Aksumite Stelae, in: Cambridge Archaeological Journal 4, 1994, 189–210; R. Joussaume, Les cultures mégalithiques de l’ Éthiopie, in: x. van der Stappen (Hrsg.), Aethiopia, Tervuren 1996, 58–75; A. Manzo, Funerary Stelae of Eastern Sudan in a Nubian Perspective. A contribution to the Study of Ancient Sudanese Funerary Customs, in: cripel 26, 2006–2007, 263–273. Dietrich Raue hat mich freundlicherweise darauf hingewiesen, dass im HekaibHeiligtum ein Gegenbeispiel vorkommt. F. Anfray, L’ archéologie d’ Axoum en 1972, in: Paideuma 18, 1972, 60–78. Im ägyptischen Alten Reich sind Sarkophage mit der Nischengliederung der Palastarchitektur (sog. Serech) bekannt. W. Daum, From the Queen of Saba to a modern state, in: W. Daum (Hrsg.), Yemen: 3000 Years of art and civilisation in southern Arabia, Innsbruck 1988 (9–31) 11f. und R. Lewcock, The medieval architecture of Yemen, in: W. Daum (Hrsg.), Yemen: 3000 Years of art and civilisation in southern Arabia, Innsbruck 1988, 204–211.

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äthiopischer Holzbauweise“195, die von Krencker sehr gut beschrieben wird (dae ii:7f.): Das Mauerwerk wird in einzelnen Absätzen von etwa 60 cm Höhe mit Bruchsteinen in Erdmörtel ausgeführt; und zur horizontalen Abgleichung dieses Absatzes wird auf jeder Seite der Mauer eine Längsschwelle gelegt. Der Zwischenraum der Schwelle wird ausgemauert, über die Schwellen werden Querriegel gelegt, die durch die Mauer gehen und in die Schwellen eingekämmt werden, sodass sie wie Anker die Schwellen fassen. Darüber folgt wieder ein Mauerabsatz von derselben Höhe über dessen Abgleichung sich derselbe Holzrost wiederholt. Die Köpfe der Querriegel – Anker – treten beiderseits aus dem Mauerwerk hervor. Die Mauerabsätze werden verputzt und treten gegen die Schwellen leicht vor. Wesentlich für die alt-äthiopische Bauweise ist die bewußte Verwendung dieser Riegelköpfe als Schmuck der Wand und damit zusammenhängend die möglichst große Anzahl und regelmäßige Aufeinanderfolge dieser Köpfe. […] In Abessinien selbst hat sich diese Bauweise in steinerner Darstellung auf den Stelen, in der richtigen materialechten Verbindung von Holz und Stein in […] mittelalterlichen Kirchen, in Debra Damo und Asmara erhalten. […] Die Abessinier, die in ihrem Lande so viele Affen beherbergen, nennen die Riegelköpfe „Affenköpfe“. Besonders auffallend bei den Stockwerk-Stelen sind die kunstvoll ausgeführten Imitationen von Türen und vor allem Fenstern. Auch deren Herstellung ist von späteren Gebäuden bekannt (dae ii:8f.): Zu beiden Seiten der zu bildenden Öffnung stehen, die Tiefe der Mauer einnehmend, zwei abgestützte Rahmengestelle. Sie bestehen aus Kopf- und Fußriegel und zwei dazwischen in der Flucht der äußeren Längsschwelle stehenden Stielen. Unten ruhen die „Gestelle“ auf den zwei Mauerschwellen, oben stützen sie zwei andere Schwellen ab. Die viereckigen Köpfe der Riegel treten wie Affenköpfe stets ornamental vor die Wand vor. […] Wenn die Mauer auf diese Weise abgestützt, und die Öffnung geschaffen ist, werden für Tür und Fenster besondere Rahmen (Zargen) eingesetzt. […] Das Sturzholz besitzt immer eine reiche Abfassung an der unteren Kante. […] Wenn nun die Mauer breiter wird und der Zwischenraum zwischen den Stielen des

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A. Manzo, Considerazioni sull’architettura dell’Etiopia antica, in: rse 39, 1995, 155– 172. Gänzlich abwegig ist ein Vergleich mit indischen Pagoden, wie diskutiert bei W.H. Schoff, The Periplus of the Erythraean Sea, New York 1912, 61–66.

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Gestells breiter als ein eingesetztes Türangelholz ist, so ergeben sich reichere Türlösungen durch beliebige Vervielfachung derselben Anordnung. Immer kleinere Gestelle werden in das erste hineingestellt. Scheintüren in Gräbern finden sich in vielen Kulturen – die bekanntesten sind wohl die ägyptischen Scheintüren, vor denen ebenfalls geopfert wurde. Dass die Aksumiten den Scheintüren durchaus eine reale Bedeutung als Verbindung zwischen der Welt der Toten und der der Lebenden zumaßen, wird deutlich an einem unscheinbaren Detail, der sog. ‚Riesenstele‘. Nachdem sie gestürzt und in mehrere Teile zerbrochen war, wurde der Türgriff der zugänglichen Scheintür abgearbeitet und damit rituell unbrauchbar gemacht. Nicht so bei der anderen, verschütteten Scheintür, auf der die Stele lag und die erst durch Untergraben in moderner Zeit sichtbar gemacht werden konnte. Offenbar war die kaputte Stele für den Totengeist unbrauchbar und man warf somit vorsichtshalber – bildlich gesprochen – den Schlüssel weg, um Missbrauch oder Verwirrung zu unterbinden. Dies geschah der Patinierung nach zu urteilen in der Antike und nicht etwa in moderner Zeit. Scheintüren finden sich jedoch in Aksum nicht nur an Stelen, sondern auch in den Grabbauten selbst. Eines der monumentalen Gräber, die mit den Stockwerk-Stelen in Verbindung stehen, ist sogar nach einem besonders gut erhaltenen Exemplar benannt (tomb of the false door). Diese Hypogäen waren zur Zeit der dae noch nicht bekannt. und so schrieb Krencker noch (dae ii:2) Während bei den kleinen Stelengräbern über die Art der Bestattung und den Ort der Leiche kein Zweifel herrscht, ist bei den monumentalsten die Frage ungelöst, ob sie vielleicht nur Gedenksteine für Tote waren, die anderweitig in Grabkammern geborgen wurden! Spätestens seit den britischen Grabungen kann die Frage als gelöst gelten. Umstritten ist allerdings immer noch der genaue Status der Grabanlagen. Allgemein wird zwar angenommen, es müsse sich selbstverständlich um die Gräber der Könige von Aksum handeln, doch streng genommen gibt es dafür keinen Beweis. Eigenartigerweise findet sich nämlich an den Stelen keine einzige Inschrift. Bei den Grabungen am ‚tomb of the brick arches‘ wurde eine stark zerstörte Metallplatte gefunden, deren Bild relativ gut rekonstruiert werden konnte.196 Leider ist von der umlaufenden Inschrift nicht mehr genug erhalten, um sie interpretieren zu können. Sie hätte uns vielleicht Auskunft über die Funktion der Stelen geliefert, da die Metallplatte als eine der Plaketten gedeutet werden kann, die nach Ausweis der Zapfenlöcher am oberen Abschluss derselben angebracht waren. Die Abbildung der Plakette ist von großer Bedeutung. In der dae-Publikation heißt es dazu (dae ii:12): 196

F. Breyer, Das Königreich Aksum, Mainz 2012, Abb. 26.

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Manche Reisende haben versucht, in diesen Flächen, die auch auf anderen Stelen vorkommenden Kreuze zu ergänzen. Die Stellung der Dübellöcher und die Lage zueinander ist hier wie auch auf anderen Stelenköpfen nicht so, dass man dieser Behauptung unbedingt Glauben schenken müßte; bei den meisten ist ein Kreuz sogar ausgeschlossen […]. Außerdem bleibt zu beachten, dass beim Befestigen einer Platte in einem Kreis sehr leicht und aus ganz natürlichen technischen Gründen gerade Punkte gewählt werden, die in Kreuzesform stehen. Der Vermutung, man müßte hier Kreuze ergänzen, ist nicht nur aus diesem Grunde, sondern auch deshalb vorsichtig zu begegnen, weil diese Stelen in der Hauptsache als heidnische Denkmäler aufgefaßt werden müssen. Nun zeigt die gefundene Plakette weder ein Kreuz, noch das heidnische Mondsymbol (dae ii:24), einen Vollmond, der in einem liegenden Halbmond ruht, und das wir von der Mäṭärä-Stele kennen (dae ii:142). Dargestellt ist vielmehr eine Person in Vorderansicht. Dies erinnert sehr an eine Beschreibung im Liber Axumae, wo es nach der Beschreibung der Stelen heißt (dae i:33) Und außerdem gibt es drei kostbare Kleinodien mit ihrem Gold, Silber und Kadawā. Und es gibt Leute, die sagen: Es regnete in Aksum Gold und Kadawā und Silber acht Tage und acht Nächte. Und ferner gibt es in Aksum ein Bild der Enthauptung Johannes des Täufers, gemalt auf eine eherne runde Tafel und auf der Rückseite ist das Bild des Kreuzes. Dies passt exakt auf die Plakette: Vorne die Abbildung eines Kopfes, die nach der Phantasie eines frommen Christen durchaus wie ein abgeschlagenes Haupt auf einem Silbertablett aussehen mag, und auf der Rückseite die Dübel in Kreuzform. Wegen der geringen Anzahl der Stockwerk-Stelen wurde vorgeschlagen, in den auf einer Plattform am Fuße des Beta Giyorgis der Stadt zugewandten Monolithen nicht Monumente einzelner Herrscher zu sehen, sondern vielmehr die einzelner Clans. Die zahlreichen Hinweise auf eine Art Wahlkönigtum im aksumitischen Reich stützen diese Vermutung.197 Die Könige trugen nämlich (in griechischer Umschreibung)198 den Titel Bisi, was als ብዕሲbəʿəsi „Mann (von …)“ gedeutet werden kann199 und auf den Elemente folgen, die

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F. de Blois, Clan-names in ancient Ethiopia, in: Die Welt des Orients 15, 1984, 123–125. Die Legenden aksumitischer Münzen waren zu großem Teil in griechischer Sprache. G. Lusini, Note linguistiche per la storia dell’Etiopia antica, in: V. Böll et al. (Hrsg.), Studia Aethiopica, Fs. S. Uhlig, Wiesbaden 2004, 67–78.

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mit den Namen von bestimmten Truppenteilen (ሰርዌ särwe) aus den Feldzugsberichten identisch sind. Diese werden jeweils von einem ንገሥ nəguś „König“ angeführt, offenbar von Führern eines Clans. Da nachweislich mehrmals aufeinander folgende Könige von Aksum nicht in einer Vater-Sohn-Beziehung standen, hat F. de Blois postuliert, in diesen „Bisi-Namen“ den Ausweis des Mutter-Clans zu sehen. Zur Clan-Hypothese passt die Tatsache, dass es sich bei den Grabbauten um Mehrkammergräber handelt und auch teilweise mehrere Sarkophage in ihnen gefunden wurden. Neben den Scheintüren und -fenstern dienten die Altäre vor der Stele einer weiteren Kommunikationsart zwischen Lebenden und Toten. Mehrere, teilweise sehr kunstvoll verzierte Basisplatten der großen Stelen weisen Aushöhlungen auf, deren Deutung als Opferschalen sicher ist. Teilweise sind sie auch durch Rinnen miteinander verbunden, die zeigen, dass eine Flüssigkeit geopfert wurde, wahrscheinlich als Libation. Es wurde also nicht primär Räucherwerk gespendet, und es gab kein Brand- sondern vielmehr hauptsächlich ein Trankopfer. In der ʿEzānā-Inschrift dae 10 ist am Schluss (z. 30) nach einem Feldzug von einem Dankesopfer für den kriegerischen Gott Maḥrem die Rede und zwar nicht nur von 100 Rindern, sondern auch von 50 Gefangenen. Es scheint demnach so, dass vor den Stelen zu Ehren der toten Könige das Blut von Tieren und sogar Menschen floss. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die letzte und größte Stockwerk-Stele von Aksum durch Radiokarbondaten gesichert in die Zeit der Konversion zum Christentum zu datieren ist. Ihre Errichtung wurde von den christlichen Königen mit Bestimmtheit als heidnisch verworfen, und sie zogen es vor, in Krypten unter Kirchenbauten begraben zu werden, freilich in nicht weniger großartigen Bauten, wie das sog. ‚Grab Kalebs‘ eindrücklich zeigt. Es mag zwar reine Spekulation sein, doch es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass der Fall der ‚Riesenstele‘ sogar direkt mit der Aufgabe des alten Götterglaubens in kausalem Zusammenhang steht. Wie wir heute wissen, fiel dieser größte von Menschenhand gestaltete Monolith bereits bei dem Versuch, ihn aufzustellen. Es könnte immerhin sein, dass darin eine Art Omen gesehen wurde bzw. dass die Missionare hier die vermeintliche Machtlosigkeit der alten Götter aufzeigen und so die Konversion argumentativ unterstützen konnten. Wenn die Radiokarbon-Datierung richtig ist, würde es sich um eine Stele handeln, die ʿEzānā von Aksum errichten wollte, und auch dies passt zu allem, was wir sonst aus den schriftlichen Quellen wissen. Die Aufstellung eines mehrere hundert Tonnen schweren Monuments erfordert einen großen Aufwand an Logistik und Menschenkraft. Die Inschriften ʿEzānās beschreiben wie die kaum eines anderen Herrschers von Aksum, in welchem Maße er über beides verfügen konnte. Überhaupt ist an dieser Stelle ein Wort zur Typologie der Stelen angebracht. Die StockwerkStelen sind nämlich nur der Endpunkt einer längeren Entwicklung, die von

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gänzlich unbearbeiteten Felsblöcken, über halb bearbeitete einfache, rechteckige Stelen hin zu den aufwendig reliefierten Denkmälern reicht. In diesem Zusammenhang ist eine ansonsten relativ unscheinbare Stele, Nr. 34 in der Zählung der dae, aufschlussreich (dae ii:10). Sie ist zwar recht unförmig, weist jedoch bereits Andeutungen der Stockwerke und Affenköpfe auf und zeigt solchermaßen deutlich die Entwicklungslinie. Bei allen Stelen handelt es sich um Monolithe aus dem lokalen Hartgestein (Syenit), das in den ca. 6 km entfernten Steinbrüchen von Gobädra gebrochen wurde. Bei genauem Hinsehen kann man sogar noch die Rampe erahnen, auf der die riesigen Stelen, die bis zu 517 Tonnen wogen, nach Aksum geschleift wurden, und zwar nicht auf kürzester Strecke quer durch die Ebene, sondern immer am Bergrücken entlang. Dies war zwar ein längerer Weg, jedoch völlig ohne Auf und Ab. Die Art und Weise, wie die Blöcke vorher bearbeitet wurden ist aus anderen Kulturen, etwa Ägypten, bestens bekannt. Nachdem ein geeigneter Felsen ausgesucht war, wurden der Kontur der geplanten Stele entsprechend Löcher in den Felsen gebohrt und Holzkeile in diese getrieben. Durch Wässern der Keile dehnte sich das Holz aus und sprengte den Felsblock mit viel Erfahrung und Glück in der gewünschten Form ab. Da einige der kleineren Stelen noch Spuren der Keile tragen und nicht alle Stockwerk-Stelen rundum reliefiert sind, ist anzunehmen, dass die Blöcke erst am Aufstellungsort weiter bearbeitet wurden. Generell kann man sagen, dass die Stelen sowohl an Größe, als auch hinsichtlich des Dekorationsaufwandes zunahmen. Dass dabei Lehrgeld gezahlt werden musste, ist nicht verwunderlich. Betrachtet man etwa die sog. ‚Stele am Bache‘ genauer, so wird man feststellen, dass sie mit Sicherheit größer geplant war und später umgearbeitet wurde, wahrscheinlich nachdem ein Teil des Steinblocks während der laufenden Arbeiten abgebrochen war. Die beiden oberen Stockwerke sind anders gestaltet, unter der Scheintür ist noch der Rest der ersten Bearbeitungsphase zu erkennen, und die Stockwerks-Einteilung der nicht mehr ausgeführten Rückseite korrespondiert nicht mit derjenigen der Vorderseite. Wie nun muss man sich die Aufstellung der Stelen konkret vorstellen? Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden sie auf einer Rampe direkt an eine Grube gerollt, deren Grund eine fundamentierte Steinplatte bildete, gekippt und dann in der Sockelgrube aufgerichtet. Da diese angesichts der Höhe der Stelen von vergleichsweise geringer Tiefe waren, barg dieses Aufrichten die größte Gefahr. Die Riesenstele fiel wahrscheinlich wegen zu großen Zuges während dieses Arbeitsschrittes. Stand die Stele, wurde die Grube seitlich mit archäologisch nachgewiesenen Steinpackungen verfüllt und mit einer Basis- oder Altarplatte bedeckt, welche der Stele zusätzlichen Halt gab. Stelen in Mahal Teglinos. Seit 1984 legte ein Team des Istituto Universitario Orientale (Neapel) unter der Leitung von Rodolfo Fattovich ca. 5 km

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kapitel vi

östlich von Kassala einen Fundplatz frei, der in einem Becken am nördlichen Ende des Ǧabal Taka liegt (15°25′30″ n, 36°26′25″ e).200 In dem vorliegenden Zusammenhang interessieren besonders die Tumuli, welche sich in großer Zahl am östlichen Rand und im Zentrum des Beckens befinden. Der Fundort ist besiedelt seit der Prä-Saroba-Phase (ca. 6000–5000 v. Chr.), etwa zeitgleich zu Early Khartoum, vor allem aber durch die nachfolgenden Kulturen (GašGruppe, Ǧabal-Mokram-Gruppe und Hagiz-Gruppe) und wird nach der postmeroitischen Zeit aufgelassen.201 In der Sieldung sind 15 Begehungshorizontes belegt, Reste von Gebäuden werden durch Pfostenlöcher erschlossen; die Keramik weist Verbindungen zur c-Gruppe bzw. Früh-Kerma auf, aber auch in die Butana. Was hier besonders interessiert, ist die Nekropole, denn sie besteht aus Steinkreisen mit monolothischen Stelen: Im Süden der Hauptsiedlung wurden mehr als 30 Stelen von ca. 1m Höhe entdeckt. Insgesamt können drei verschiedene Typen dieser Monumente unterschieden werden: flache Steine, Pfeiler und spitze Monolitzen. Vor einigen fanden sich kleine Feuerstellen, die man als Opferplätze deuten muss.202 Die Stelen von Mahal Teglinos sind anhand der Keramik in die dritte Belegphase der Nekropole datiert, welche mit der obersten Belegphase der Siedlung korrespondiert und zur Gaš-Gruppe gehört (ca. 2500–1500 v. Chr.).203 Beziehungen nach Abessinien sind durch den Fund präaksumitischer Keramik belegt.204 Nach Fattovich sind die Stelen ein spezifisches Charakteristikum der GašGruppe und repräsentierten eine regionale Tradition, die im östlichen Südsudan herrschte.205 Es gibt keine Hinweise auf irgendwelche Bezüge zu BethylSteinen aus Syrien-Palästina oder nach Ägypten – vielmehr kommen vergleichbare Monumente in ꜤAqīq vor, und zwar ebenfalls in Verbindung mit Steinkreisen; weitere wurden auf dem Weg zwischen Tokar und ꜤAqīq bemerkt. Stelen als Kennzeichen von Gräbern sind in nubischen Nekropolen der a- und c-

200 201 202 203 204 205

R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archéologie du Nil Moyen 3, 1988, 55–63. R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, (55–63), 55f. R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, (55–63), 56. R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, (55–63), 58. R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, (55–63), 58. R. Fattovich, Some Remarks on the Origins of the Aksumite Stelae, in: Annales d’Ethiopie 14, 1987, 43–69.

ein ethnohistorischer versuch

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Gruppe durchaus bekannt, so in Friedhof 268 in Tunqula West (4.–3. Jts. v. Chr.)206, in Friedhof n in Aniba207, in Friedhof 101 in Dakka208 und in Friedhof 118 bei Qurta West.209 Besonders hervorzuheben sind Stelen von 3 m Höhe in Faras (c-Gruppe).210 Ob Steinplatten von ca. 30 cm Höhe aus Kerma211 wirklich als Stelen bezeichnet werden können, wie Fattovich meint, erscheint mir fraglich.212 Die Parallelen zu den aksumitischen Stelen sind demgegenüber allerdings sehr überzeugend: Die Stelen markieren Gräber(felder), weisen eine Opferstelle auf und sind sehr nahe an der Sieldung gelegen.213 Die Bedeutung und Symbolik der aksumitischen Stelen sind ausführlich von David Phillipson dargelegt worden.214 Danach handelt es sich um Monumente, welche die Begräbnisplätze königlicher Clans kennzeichnen. Wir können also durch den Vergleich mit den aksumitischen Stelen diejenigen des Südsudan in ihrer Funktion und Bedeutung näher bestimmen. Wichtiger noch: Es herrschten gemeinsame Bräuche im sudanischen Tiefland und auf der abessinischen Hochebene. Dies alles spricht stark dafür, in beiden Regionen Punt zu suchen, einmal als „Punt“ und einmal als „Minen-Punt“. c Ein ägyptischer Schrein in Punt? Am unteren Rand der Punthalle wird möglicherweise ein ägyptischer Schrein dargestellt, den die Ägypter in Punt errichteten215 – leider ist das Register an dieser Stelle besonders stark zerstört. Möglicherweise ist die Rekonstruktion

206 207 208 209 210 211

212 213 214 215

H.S. Smith, Preliminary Reports of the Egypt Explorations Socienty’s Nubian Survey, Kairo 1962, 64–66; H.S. Smith, The Nubian b-Group, in: Kush 14, 1966, (69–124), 124. G. Steindorff, Aniba i, Glückstadt 1935, 38–40. C.M. Firth, The Archaeological Survey of Nubia, Report for 1909–1910, Kairo 1915, 136. C.M. Firth, The Archaeological Survey of Nubia, Report for 1909–1910, Kairo 1927, 149. F.Ll. Griffith, Oxford Excavations in Nubia: Nubia from the Old to the New Kingdom, in: laaa 8, 1921, (65–104) 73 f. C. Bonnet, Les fouilles archéologiques de Kerma (Soudan): Rapport préliminaire des campagnes de 1980–1981 et de 1981–1982, in: Genava 20, 1982, 1–25; C. Bonnet, Les fouilles archéologiques de Kerma (Soudan): Rapport préliminaire des campagnes de 1983–1984, in: Genava 34, 1984, 5–20. R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, (55–63), 59. R. Fattovich, The stelae of Kassala: a new type of funerary monuments in the Eastern Sudan, in: Archeologie du Nil Moyen 3, 1988, (55–63), 62. D.W. Phillipson, The Significance and Symbolism of Aksumite Stelae, in: Cambridge Archaeological Journal 4, 1994, 189–210. K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode der Punt-Expedition der Königin Hatschepsowet, in: zäs 42, 1905, 91–99.

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aber auch nicht ganz richtig, denn die Inschriften nennen hier ein Opfer für Hathor (Urk. iv, 319ff.). Hat also Kurt Sethe nur falsch ergänzt? Immerhin lässt sich eine Hohlkehle erkennen, ob in dem Schrein jedoch wirklich eine Doppelstatue des Amun-Re und der Hatschepsut dargestellt war, ist nicht ganz sicher.216 Genau genommen wissen wir nicht einmal, ob der Schrein tatsächlich existierte, denn es könnte sich auch um eine Fiktion der ägyptischen Propaganda handeln. Wenn man allerdings von seiner Existenz als Arbeitshypothese ausgeht, dann stellt sich die Frage: Wozu diente er? War er nur Andachtsstätte für die ägyptischen Expeditionsteilnehmer? Sollten mit ihm die Puntiten beeindruckt werden? Wollte man sie gar in irgend einer Weise ‚bekehren‘? Letzteres erscheint mir sehr unwahrscheinlich, da es derartige missionarische Tendenzen in Ägypten nie gab. Immerhin könnte der Schrein ein Hinweis auf einen wahrgenommenen Gegensatz zur Religion der Puntiten sein, die wahrscheinlich animistisch geprägt war.

vi.5

Umwelt und Lebensgrundlagen

Geologische Faktoren: Gebirge, Regen und Küste. Wenn die Lokalisierung Punts in Abessinien stimmt, befand es sich auf der äthiopischen Hochebene. Dies passt sehr gut zum natürlichen Habitat der Aromaharzbäume. Wahrscheinlich lag Punt jedoch nicht ausschließlich im Hochland, sondern auch im Übergang zur Küste bzw. zur ostsudanesischen Ebene. Ein Indiz in diese Richtung dürfte der Nachweis von Terrassenfeldbau in Punt sein, welcher durch den Ausdruck ḫti͗w nahegelegt wird. Möglicherweise lagen diese Terrassen im Übergangsgebiet zwischen Küstenstreifen und Hochland. Offenbar regnete es – zumindest zeitweise – in Punt ausgiebig, möglicherweise ein Hinweis auf die Regenzeit am Horn von Afrika. Die Reliefs der Punthalle sind wenig aussagekräftig, um die puntitische Umwelt zu rekonstruieren: Sie weisen zwar eine rote Färbung des Hintergrundes auf, was allerdings nicht zwingend eine Wüstengegend darstellen muss, sondern einfach das ikonographische Kennzeichen von „Fremdländern“ ist. Flora & Fauna. Eine scheinbar offensichtliche Aussage über Punt wird man in der Literatur praktisch nicht finden: Sowohl Flora als auch Fauna Punts war tropisch. Entsprechend dürften die Lebensbedingungen der Menschen gewesen sein, die sich dem Klima anpassen mussten. Was die Flora angeht, so ist zuerst die Dumpalme hervorzuheben, die nicht nur Mantelpavianen von Nut-

216

Falsch restauriert? Beischrift nennt Opfer an Hathor (Urk. iv, 319ff.).

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ein ethnohistorischer versuch

zen sein kann, sondern auch für Menschen genießbare Nüsse trägt. Die Puntiten beuteten ihre Umwelt durchaus systematisch aus; zumindest bei den Aromata muss dies der Fall gewesen sein, denn die Produktion größerer Mengen ist nur durch systematische Ernte möglich. Richtig kultiviert wurden die Büsche sicherlich nicht – es gab lediglich größere Bestände wild wachsender Pflanzen. Ob die Aromaharzbäume auf privater Basis ausgebeutet wurden oder kollektiv, lässt sich anhand der ägyptischen Quellen nicht sagen. Die Jagd auf Großwild ist dagegen ohne eine Gemeinschaft nicht denkbar, vor allem bei Elefanten, Nashörnern und Raubkatzen. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass die Puntiten keine Waffen tragen, sieht man von dem ‚Fürsten‘ ab, dessen Dolch jedoch weniger eine Jagdwaffe als ein Statussymbol darstellt. Sicherlich hatten die Puntiten zur Jagd nicht nur die Wurfhölzer, die sie exportierten, sondern auch Speere oder gar Pfeil und Bogen. Landwirtschaft & Viehzucht. Ob die Puntiten Getreide hatten, wissen wir nicht, weil es auf Abbildungen nicht erscheint. Sehr wohl kann man jedoch annehmen, dass sie Rinder hielten, denn diese werden dargestellt. Meines Erachtens ist auch dieses Detail der Punthalle – wie die allermeisten – ernst zu nehmen, d.h. es handelt sich nicht um eine ägyptische Extrapolierung, ein ikonographisches ‚Füllmotiv‘. Die Domestikation des Rindes ist ein sehr weites Feld – heute wird allgemein von mehreren unabhängigen Domestikationen des Hausrindes ausgegangen, nicht nur in Vorderasien, sondern auch in Nordafrika. Auf jeden Fall wird es im 2. Jts. v. Chr. am Horn von Afrika Rinder gegeben haben, wie uns dort vorkommende Rinderzeichnungen aus dem Neolithikum nachweisen. Außerdem kann man im Bereich der Viehzucht ein gemeinsames semitohamitisches Vokabular feststellen.217 Dieser Umstand spricht für ein sehr großes Alter der entsprechenden Kulturtechniken, vor der Aufspaltung der verschiedenen Zweige der semitohamitischen Sprachen. Unter diesen grundsprachlich eng verwandten Lexemen sind mehrere, die Rinder bezeichnen:

„Stier“ Ägyptisch mr ⲉⲙⲙⲉ(ⲩⲓ)

217

„(Kampf?-)Stier“ „Stier“

Altägyptisch Koptisch < mr wr

P. Behrens, Wanderbewegungen und Sprache der frühen saharanischen Viehzüchter, in: sugia 6, 1984 f., 135–216.

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kapitel vi

(cont.)

„Stier“ Semitisch mīru Berberisch əməoǧ Kuschitisch kimōlẹ́ Omotisch emoru Tschadisch mari

„Zuchtstier“

Akkadisch

„Stier“

Zenaga

„Ochse“

Ma’a

„Stier“

Djandjero

„Stier“

Matakam

– Ma’a-Beleg mit palatalem Lateral – Zenaga /ǧ/ entspricht /l/ in anderen Berber-Sprachen, vgl. mit Ahaggar: uǧ : ul „Herz“, əǧəm : elem „Haut“ – Protoform *imoru

„Kuh, Rind, Vieh“ Ägyptisch i͗ḥ ⲉϩⲉ, ⲁϩⲏ Semitisch ʾaḥo ʾaḥḥa ʾaḥo ʾelhe leʾa luʾ liʾu lītu laʾa

„Rind“ „Rind“

Altägyptisch Koptisch

„Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Stier“ „Stier“ „Kuh“ „Kuh“

Gəʿəz Tigrinisch Tigre Soqotri (pn) Hebräisch Amoritisch Akkadisch Akkadisch Arabisch

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ein ethnohistorischer versuch

„Kuh, Rind, Vieh“ Kuschitisch loʾo uʾo loʾ lóó lā luwī luwā, pl. lukwa Omotisch gàhō gāhe gāho Tschadisch ləksū ləte lâ la gal

„Kuh“ „Kuh“ „Vieh“ „Vieh“ „Vieh“ „Vieh“ „Kuh“

Dullay-Dobase Dasenech Somali Jabarti Saho Bilin Chamir

„Büffel“ „Büffel“ „Büffel“

Kafa Moča Anfillo

„Vieh“ „Vieh“ „Vieh“ „Vieh“ „Vieh“

Gudu Boka Dera Gude Seya

– Eine gemeinsame Wurzel und nicht zwei. Es wechseln /ḥ ~ Ꜥ ~ h ~ ʾ ~ k ~ w/. – Für /g ~ ḥ/ vgl. Kuschitisch: (Somali) raao : (Rendille) raaḥ : (Boni) raʾ : (Jabarti) raʾ, rah „folgen“ und (Somali) sooo : (Rendille) soḥo : (Boni) sóʾo „gehen“. – Entwicklung wohl /ḥ ⟩ h ⟩ ø bzw. ḥ ⟩ g ⟩ o bzw. ʾ ⟩ ø/. – Zum Wechsel /g ~ w/ vgl. die Entwicklung /g ⟩ gw ⟩ w/. – Rekonstruierte Protoform *igaliḥa.

„Kuh, Schaf “ Semitisch šuʾu š šāʾ

„Schaf“ „Schaf“ „Schaf“

Akkadisch Ugaritisch Arabisch

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kapitel vi

(cont.)

„Kuh, Schaf “ Berberisch êsu têsut assau tass təšši Kuschitisch šaʾa zeġa ziyā saga saʿ saḥ sâʾ sáa sā seʾ saʾa sē hlē hlē hleko hleo Omotisch zɔ́ ku eʃa Tschadisch tlai ɬaxa ɬa ɬà ɬâta sā

„Rind, Stier“ „Kuh“ „Ochse“ „Kuh“ „Kuh“

Ahaggar Ahaggar Twareg (Niger) Twareg (Niger) Zenaga

„Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“

Beja Bilin Chamir Saho Somali Rendille Boni Burji Konso Dasenech Oromo Bayso Iraqw Burunge Kw’adze Asa

„Kuh“ „Ziege“

Dizi Shinasha

„Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Kuh“ „Stier“

Musgu Gɔlɔvda Ngizim Cibak Gabin Hausa

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ein ethnohistorischer versuch

– Zur Lautgleichung /š : ɬ/ vgl. Südkuschitisch (Kw’adze) hlifito, (Irqaw) hlufi „Lippe“ : Semitisch *šaptu-, Ägyptisch śp.t, Koptisch ⲥⲡⲁⲧ „Lippe“ und Südkuschitisch (Kw’adze) hleʾo : Kuschitisch (Dobase) siko, (Gollango) siiko, (Burji) šuko : Omotisch (Djandjero) sikō, (Moča) šikko „Messer“; Südkuschitisch (Asa) hlam : Semitisch *šinu-, Ägyptisch śn „zwei“. – Die semantische Verschiebung von „Rind, Vieh“ zu „Schaf, Ziege“ spricht für ökonomische Veränderungen. Man beachte, dass hier das Semitische als Ganzes gegen die anderen Zweige steht.

„Kalb“ Ägyptisch ⲁϭⲟⲗ

Semitisch ʿēgel ʿiglā ʿgl Kuschitisch agor ogor aǧoro garee gār gar gar

„Kalb“

Koptisch

„Kalb“ „Kalb“ „Kalb“

Hebräisch Aramäisch Ugaritisch

„Bullenkalb“ „Gazelle“ „entwöhntes Kalb“ „Kalb“ „Kalb“ „Kalb“ „Kalb“

Somali Rendille Oromo Burji Agaw Bili Kemant

– Rekonstruierbar als *oigali. – Hat die semantische Verschiebung „Kalb“ > „Gazelle“ im Rendille damit zu tun, dass die Rendille heute v.a. Kamele züchten?

„Kalb“ Berberisch aluki alóki arhi, arʾi īrki

„Kalb“ „Kalb“ „Kalb“ „Kalb“

Ahaggar Twareg des Niger Siwi Zenaga

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kapitel vi

(cont.)

„Kalb“ Kuschitisch lágā rugā laago

„Kalb“ „Kalb“ „Kalb“

Beja Saho Dullay

Weitere Lexeme sind dem Kleinvieh zuzuordnen, d. h. Ziegen und Schafe bzw. beziehen sich auf Aktivitäten der Viehhaltung und der Milchwirtschaft: „Schaf “ „Schaf “ „Widder“ „Widder“ „Milch“ „melken“ „Milch“ „kastriertes Tier“ „Viehhof “ „Messer“ „schneiden“ „Fell, Haut“

Ägyptisch (sr(.t), ⲉⲑⲟⲟⲩ, ⲉⲥⲱ, ⲥⲣⲟ) und Semitisch (aslu) Semitisch (baggiʿ); Berberisch (abeggug), Kuschitisch (bēʿi, bagā), Omotisch (bágo), Tschadisch (m̀ ágàto) Semitisch (raḥel), Kuschitisch (ràgō) und Tschadisch (árgin) Ägyptisch (ⲟⲉⲓⲗⲉ), Semitisch (ʾayl), Berberisch (akrâr, ikarri), Kuschitisch (ʾille, iʾala), Tschadisch (karo, kir) Semitisch, Kuschitisch und Tschadisch; Rekonstruierbar als *ḥalimb. Semitisch, Kuschitisch und Tschadisch; Rekonstruierbar als *ḥalambu oder *ḥalumbu. Kuschitisch und Tschadisch Semitisch, Berberisch, Kuschitisch, und aus dem kuschitischen im Äthiosemitischen Ägyptisch und Omotisch Kuschitisch, Omotisch, Tschadisch; Rekonstruierbar als *siku. Kuschitisch und Tschadisch; Rekonstruierbar als *soka. Ägyptisch und Berberisch

Sehr interessant ist der dargestellte Esel, denn der Esel ist das einzige Nutztier, das sicher in Afrika domestiziert wurde und nicht im Vorderen Orient. Georg Schweinfurth bemerkt in seinen Reiseberichten mehrfach, die Esel an der südsudanesischen Küste des Roten Meeres seien von anderer Art und Statur als die ägyptischen, kleiner und viel widerstandsfähiger, ausdauernder.218 In 218

G. Schweinfurth, Im Herzen von Afrika, Leipzig 1874.

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Nubien gibt es heute teilweise noch Wildesel, in Regionen des Jemen ebenfalls. Auch hier ist ein gemeinsames grundsprachliches Lexem zu identifizieren:

„Esel“ Ägyptisch i͗ʿꜣ ⲉⲓⲱ

Semitisch ḥayr ahayy ʿayr ʿayr ʿayr Berberisch aholil ahulil aɣyul aɣyul aɣyul ažžəǧ Kuschitisch ḥarre ḥérā harrée harre harricco hallicco éhel ʾuol Omotisch kulúl kurō kúro kur arre

„Esel“ „Esel“

Altägyptisch Koptisch

„Esel“ „Esel“ „Eselhengst“ „Eselfüllen“ „Wildesel“

Mehri Amharisch Amoritisch Hebräisch Arabisch

„Eseljunges“ „Wildesel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“

Twareg (Niger) Ahaggar Kabylisch Senhaye Schilhisch Zenaga

„Esel“ „Wildesel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“

Dullay-Dobase Saho Burji Oromo Sidamo Hadiya Rendille Dasenech

„Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“

Dizi Kafa Moča Gimirra Kullo

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(cont.)

„Esel“ Tschadisch kɔrɔra koro kɔrô kwara karo

„Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“ „Esel“

Banana Karekare Ngamo Ngizin Lame

– Zum ägyptischen Beleg vgl. E. Edel, Die Vollschreibung des Wortes für Esel, in: zäs 81, 1956, 9–11 (*i͗āʿaꜣ). W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la lange Copte, Leuven 1983, 60f. – Die Gleichung äg.-berber. schon bei G. Möller; der Verlgiech zum hebrä. und arab. schon bei Ember. Siedlungsformen. Die erste Frage bei Betrachtungen über die Siedlungen Punts ist: Handelt es sich bei den Bauten, welche in der Punthalle abgebildet werden, überhaupt um eine richtige Siedlung oder nicht vielleicht vielmehr um einen temporären Handelsplatz?219 Meines Erachtens sind sie für einen bloß zeitweise genutzten Stützpunkt viel zu aufwändig gebaut. Was ist nun das Besondere an den Hütten der Puntiten? Bislang wurde fast immer besonders hervorgehoben, dass sie auf Pfählen stehen. Die Pfahlbauten waren sogar für Rolf Herzog eines der Hauptindizien für eine Lokalisierung im Südwesten Nubiens. Nach Jacke Phillips ist jedoch das spitze Dach aus vegetabilem Material der weitaus interessantere Aspekt – leider führt sie nicht wirklich aus, warum.220 Die allgemeine Interpretation der Pfähle ist, sie hätten zum Schutz vor wilden Tieren oder anderen Naturphänomenen gedient; meist geht man davon aus, dass die Menschen oben auf der Plattform wohnten, obwohl dies nicht unbedingt selbstverständlich ist. Der Zugang nach oben erfolgte über einen Baumstamm mit Einkerbung als Leiter. Wie Phillips bemerkt hat, ist auf einem Aquarell von Howard Carter deutlich Flechtwerk dargestellt, d.h. die Hütten waren zumindest zum Teil Mattenkonstruktionen. Die Hütten bestanden jedoch nicht nur am oberen Teil aus Matten, sondern auch unten

219 220

J. Philips, A Note on Puntite Housing, in: jea 82, 1996, 206f., 207. J. Philips, A Note on Puntite Housing, in: jea 82, 1996, 206f., 206.

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zwischen den Pfählen. Mit anderen Worten: Unten war nicht einfach freie Fläche, sondern Nutzraum, wohl Stallungen oder Lagerfläche. Immerhin hatten die Puntiten Vieh und bei den Mengen an verhandelten Waren auch Bedarf an Lagerraum. Als Grund für die Tierhaltung unter den Behausungen wird meist Schutz vor Witterung und Diebstahl angegeben oder die Nutzung der Körperwärme des Viehs.221 Beides kann in Punt der Grund für diese Bauweise gewesen sein: In Abessinien kann es aufgrund der Höhe nachts sehr kalt werden, tagsüber bietet die Hütte Schutz vor der starken Sonneneinstrahlung und generell vor den Niederschlägen zur Regenzeit. Wenn der Raum zwischen den Pfählen als Lager genutzt wurde, war er vielleicht nur von oben zugänglich, denn es ist kein Eingang dargestellt. Natürlich kann auch eine abnehmbare Matte zwischen zwei Pfählen als Zugang gedient haben. 221

R.E. Blanton, Houses and Households: A Comparative Study, New York & London 1994; P. Oliver, Dwellings: The House Across the World, Oxford 1987; P. Oliver (Hrsg.), Shelter and Society, London 1969.

kapitel vii

Gefunden: Punt in Abessinien Nach so viel Suche soll nun ein Fazit gezogen werden: Was hat die Suche ergeben? Die Antwort darauf ist mindestens genauso vielschichtig wie die Argumente, die hinter ihr stehen. Um es auf den Punkt zu bringen: Punt lag mit großer Wahrscheinlichkeit weder am Nil, noch in Südarabien, sondern im Grenzgebiet zwischen Nubien und Abessinien, oder – anders formuliert – im Übergang der ostsudanesischen Ebene zum äthiopischen Hochland an der afrikanischen Küste des Roten Meeres. Auf dem Weg zu dieser Einschätzung wurde zunächst die gesamte Fachliteratur über Punt durchforstet und eine Schneise in den Urwald der wild wuchernden Lokalisierungsansätze geschlagen. Hierbei zeigte sich, dass die Suche der Epigraphiker, d.h. der Ägyptologen im engeren Sinne, relativ wenig ergiebig war, was die Festlegung auf eine Region angeht. Der Grund dafür ist die teils problematische Rolle von Expertenmeinungen und der Umstand, dass die philologisch-epigraphischen Fragen oftmals gänzlich andere Themen betreffen und eher an sprachlichen Details orientiert sind. Obwohl die Alte Geschichte aufgrund der zeitlichen Ferne ihres Forschungsgegenstandes nichts Substanzielles zur Punt-Diskussion beitragen kann, sind die in jenem Zusammenhang aufgeworfenen Fragen forschungsgeschichtlich immer noch interessant. Ähnliches gilt für den Beitrag der Alttestamentler zur Puntfrage, der heute eher ornamentalen Charakter hat. Am Bedeutungsverlust beider Disziplinen für die ägyptologische Debatte lässt sich deutlich die Emanzipation des Faches Ägyptologie vom Primat der Theologie und der Klassischen Altertumswissenschaft ablesen. Entsprechend wird zunehmend den Naturwissenschaften gehuldigt, was sich in dem breiten Raum niederschlägt, welcher den botanischen und zoologischen Argumenten zugemessen wird. Was die Verbreitung bestimmter Aromaharzbäume (‚Myrrhe‘) angeht, so dreht man sich zwar seit nunmehr beinahe einem Jahrhundert im Kreise und wird wohl auch in Zukunft kaum über das Bisherige hinauskommen. Auf anderen Gebieten ist man jedoch zu sehr wichtigen Erkenntnissen gelangt, besonders bei der Bewertung der Dumpalme für die Lokalisierung Punts. Im Zusammenwirken mit der Zoologie ergibt sich folgendes Bild: Auf den Darstellungen kann die genaue Palmenart eindeutig bestimmt werden, Gleiches gilt für die mit ihr zusammen abgebildete Pavianart. Beide zusammen bilden eine Symbiose, welche so nur auf dem afrikanischen Kontinent vorkommt und nicht auf der Arabischen Halbinsel. Nimmt man die weiteren Exemplare afrikanischer Fauna hinzu (Giraffe und

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_008

gefunden: punt in abessinien

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Nashorn), so kann an einer Lage Punts in Afrika kaum noch gezweifelt werden. Dass das Land am Roten Meer lag und nicht am Nil, ist durch die Identifizierung der dargestellten Meerestiere ebenfalls eindeutig. So viel Botaniker und Zoologen für die vorliegende Fragestellung beizutragen haben, so wenig kann dies von der Nautik gesagt werden. Gleichwohl liefern Betrachtungen zu Strömungen, Windverhältnissen etc. wertvolle Hintergrundinformationen. Gleiches ist bei geographischen Ansätzen der Fall, durch die wir mehr über die Hydrologie Punts erfahren oder über mögliche Rohstoffvorkommen in der Region. Den spektakulärsten, bekanntesten und gleichzeitig umstrittensten Beitrag zur Erforschung Punts hat die Anthropologie geleistet. Hierbei ist es im Grunde dasselbe Faszinosum, welches letztlich für die Darstellung Punts auf altägyptischen Reliefs verantwortlich ist, das europäische Forscher der Neuzeit lange im Griff hatte. Immerhin ist das Relief der unförmigen ‚Fürstin von Punt‘ nicht nur eines der bekanntesten altägyptischen Denkmäler, sondern wurde bereits von antiken Künstlern kopiert. Problematisch und zugleich für die Forschungsgeschichte wichtig sind bei der Deutung dieses Reliefs Strömungen des Zeitgeistes (‚Hamitenmythos‘; Kolonialismus), was dazu führte, dass man in ihm einmal eine „Buchmannfrau“ sah, einmal die Darstellung von Krankheitssymtomen. Nur noch der ‚Tanzzwerg‘ aus Punt hat die Phantasie der Forscher mehr erregt und ihm den zweifelhaften Ruhm eingebracht, die erste Erwähnung eines ‚Pygmäen‘ zu sein. Viele der seinerzeit vorgetragenen Argumente müssen heute mit Entschiedenheit als rassistisch abgelehnt werden; auf der anderen Seite verbergen sich hinter ihnen manchmal immer noch relevante Beobachtungen. Die Einschätzung, was von der modernen Wissenschaft heute noch vertreten werden kann und was nicht, fällt bei diesem Abschnitt dem fachfremden Philologen oftmals besonders schwer. Umso wichtiger war es, alle verfügbaren Stränge zu verfolgen und zur Sprache zu bringen. Ähnlich umfangreich und stellenweise gleichfalls methodisch wenig modern sind manche ethnographischen Aspekte der Punt-Diskussion. Gleichwohl ist es gerade die Ethnographie, welche den Forschungsgegenstand Punt am meisten mit Leben füllt und zu dem in Kapitel vi gewagten ethnohistorischen Ansatz überleitet. Ausgerechnet diejenige Disziplin, für welche die Erforschung Punts mit am wichtigsten sein könnte, nämlich die Afrikanistik, kann leider selbst nur sehr wenig beitragen. Genau was der Afrikanistik an chronologischer Tiefe zumeist fehlt, das erhofft sie sich durch die Punt-Debatte zu erlagen, einen Blick in die Vorgeschichte afrikanischer Gesellschaften. So betrachtet ist es kaum verwunderlich, wenn die meisten afrikanistischen Diskussionsbeiträge nicht wirklich weiterführen – ihnen fehlt die historische Dimension. Wenn im forschungsgeschichtlichen Teil dieses Werkes teils abwegige oder nicht mehr relevante wissenschaftliche Ansätze dargelegt und analysiert wurden, so geschah dies

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kapitel vii

nicht nur der Vollständigkeit willen. Was ihre Einbeziehung so wichtig macht ist die unterschiedliche Perspektive. Dies gilt in noch höherem Grad für die Punt-Suche der Nationalisten und Literaten. Sie sind zwar der Wissenschaft nicht verpflichtet, instrumentalisieren oder gebrauchen sie jedoch in nicht unbeträchtlichem Ausmaß. Musste bis hierher naturgemäß stellenweise ausgiebig referiert und bewertet werden, um ein vollständiges Bild zeichnen zu können, ändert sich dies in Kapitel iv. Nun kommen die altägyptischen Quellen zum Zuge, archäologische wie inschriftliche oder ikonographische. Erstmals wurden alle Informationen über Anzahl, Zusammensetzung und Teilnehmer der Puntfahren zusammengetragen und ausgewertet. Ergänzt werden die allgemeineren Erkenntnisse durch einen prosopographischen Abschnitt, in dem die bekannten Mitglieder von Puntexpeditionen, ihre Titel und weitere Quellen über sie versammelt sind. Aufgrund neuester Forschungen auf dem Gebiet der Archäologie konnten erstmals umfassende Aussagen zur Logistik der Expeditionen gemacht werden, vor allem zu Fragen der Verpflegung und Unterbringung der Mannschaften, zum Basislager und der Landestelle von welcher aus man nach Punt in See stach. Gänzlich neue Aspekte hierbei sind Überlegungen zu Kultplätzen und Herrschaftszeichen. Ebenfalls auf einer völlig neuen Quellenbasis stehen Ausführungen zur Konstruktion der Expeditionsschiffe, da jüngst Originalteile derselben gefunden wurden. Neben zusammenfassenden Betrachtungen etwa zur Route nach Punt stehen wieder neue Erkenntnisse über Aspekte der Puntexpedionen, welche noch vor wenigen Jahren nicht hätten gewonnen werden können, etwa zum Rücktransport der Waren und der Einlagerung von Expeditonsgegenständen für spätere Fahrten. Die Produkte, sowie die Handelsmodalitäten und Redistribution der Waren wurden ebenso untersucht, wie die ideologischen Hintergründe für die ägyptischen Puntkontakte. Den Abschluss jenes Kapitels bilden Ausführungen über die altägyptischen Fremdwahrnehmungskonzepte und die Quellen zu Punt als Anfang ethnographischen Denkens. Zu neuen Ufern ging es in Kapitel v, und zwar im wörtlichen Sinn. Hier galt es, den Blickwinkel völlig umzudrehen und sich Punt von einer gänzlich anderen Seite zu nähern. Es stand nicht mehr die Frage im Raum „Wo lag Punt?“, sondern welche Kulturhorizonte in den Regionen nachzuweisen sind, in denen Punt bisher vermutet wurde. Konkret heißt dies: Welche dieser archäologischen Kulturen lässt sich am ehesten mit den Informationen in Deckung bringen, die wir aus den beiden vorhergehenden Kapiteln extrahiert haben? Dabei wurden die neuesten Erkenntnisse der Archäologie Südarabiens erstmals in die Diskussion einbezogen, allen voran die vor Kurzem erst entdeckte bronzezeitliche Ṣabir-Kultur. In diesem Zusammenhang konnten zwei Thesen widerlegt werden: Erstens griff die Ṣabir-Kultur nicht auf Teile

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der afrikanischen Küste aus, und zweitens gab es keinen zusammenhängenden Kulturhorizont an der Südwestküste der Arabischen Halbinsel. Beides macht eine Identifizierung Punts mit Ṣabir wenig wahrscheinlich. Weitere Kandidaten waren die Ona-Kultur im heutigen Eritrea, die ebenfalls erst in diesem Jahrtausend der Wissenschaft erschlossen und hier erstmals in der Puntdiskussion berücksichtigt wurde. In der Zusammenschau mit in den 1990er Jahren bekannt gewordenen Kulturhorizonten des Südost-Sudan ergibt sich ein stimmiges Bild: Punt umschloss beide Kulturräume, die starke Gemeinsamkeiten miteinander aufweisen. Das eigentliche Punt ist dabei im Südsudan zu suchen, der „Minen-Punt“ genannte Raum an der eritreischen Küste. Ausgehend von dieser Lokalisierung als Arbeitshypothese wurde ein im Zusammenhang mit Punt bis dato noch nie erkundeter Weg beschritten, nämlich eine ethnohistorische Skizze Punts. Ausgehend von weiteren, vor allem nicht-ägyptischen Quellen aus dem Bereich der Alten Geschichte, der Byzantinistik und vor allem der Äthiopistik wurde versucht, ein Bild von der Lebensweise der Bewohner Punts zu zeichnen und diese in ihren sudanisch-abessinischen Kontext zu setzen.

kapitel viii

Die ägyptischen Quellen zu Punt R. Herzog, Punt, (adaik 6) Glückstadt 1968 (Forschungsgeschichte); K.A. Kitchen, The Land of Punt, in: T. Shaw et al. (Hrsg.), The Archaeology of Africa, Food, Metals and Towns, London 1993, 587–608 (Quellensammlung); S. Martinssen, Untersuchungen zu den Expeditionen nach Punt, ma-Arbeit Hamburg 1999. Dok. 1 (Taf. 5) Palermostein: Sahure (5. Dynastie um 2450 v. Chr.)1 T.A.H. Wilkinson, Royal Annals of Ancient Egypt, The Palermo Stone and its associated fragments, London 2000, 169–171 mit Abb. 2–3. ps v. iv:1 [nsw bi͗t Sꜣḥw-Rʿ(.w) i͗ri̯.n⸗f m] mn.w⸗f n […] i͗ḫ.t nb(t)

[Der insibija Sahure: als] sein Monument [machte er] für

[…] Rʿ(.w) i͗mn.ti͗ m Tꜣ-Mḥw Šmʿ ꜣ[ḥ]t [sčꜣ.t…]

[…] Re, den Westlichen, bestehend aus Unter- und Oberägypten: […] Aruren Ackerland2

Ḥw.t-Ḥr(.w) […] pr(.w) nsw? sčꜣ.t 2(00?) + 4

Hathor […] des Palastes?: 2(0?)4 Aruren

[…] i͗ḫ.t nb(t) i͗ni̯.t m

[…] und Alles was gebracht worden war aus

mfkꜣ.t: ḥmt? 6000?

dem Türkies(land)3: 6000 Klumpen? (Kupfer?)

1 Wohl letztes Regierungsjahr Sahures, wahrscheinlich sein 13. 2 Eine Arure (sčꜣ.t) sind 10.000 Quadratellen, d. h. 2756, 5 m². 3 Nicht ganz eindeutig ist, ob hier das Produkt Türkies gemeint oder das „Türkiesland“ Sinai (d. h. die Gegend um das Wadi Maghara), was wahrscheinlicher scheint. Der Sinai war für die Pharaonen auch ein Lieferant von Kupfer – ein Rohstoff, der hier wahrscheinlich aufgeführt wird.

© koninklijke brill nv, leiden, 2016 | doi: 10.1163/9789004322615_009

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die ägyptischen quellen zu punt Pwn.t4: ʿnti͗ 80.000 c̣ʿ̌ m.w […] 6000? wꜣc̣.̌ t5 2900 […]ṭw6 23.020?

Punt: ‚Myrrhe‘ 80.000 (Knollen), Weißgold7 6000? Grünstein? 2900, […]ṭw 23020?

∵ Dok. 2 Alabastergefäß aus Abusir: Unas bzw. Teti (5. bzw. 6. Dynastie) W.S. Smith, The Old Kingdom in Egypt, in: Cambridge Ancient History i, Cambridge 1962, 145–207. 48! P. Kaplony, Bemerkungen zu einigen Steingefäßen mit archaischen Königsnamen, in: mdaik 1965, (1–46) 35. Weibliche Personifikation von Punt, die den Kartuschen Pharao Tetis (1. König der 6. Dynastie) zwei Gefäße reicht, wohl mit Myrrhenöl bzw. -salbe. Der Deckel trägt Namen und Titulatur des Unas (letzter König der 5. Dynastie). Auf dem Deckel Ḥr(.w) Wꜣc̣-̌ tꜣ.wi͗ nsw-bi͗t Wꜣc̣-̌ m-nb.ti͗ Bi͗k-nbw-wꜣč̣ Wni͗s c̣ǐ .̯ y ʿnḫ

Horus „Gedeihen der Beiden Länder“ insibija „Der durch die Beiden Herrinnen Gedeihender“, Goldfalke Unas, beschenkt mit Leben.

4 Beachtenswert ist die Graphie, die nicht der späteren Standardisierung mit dem Hasenzeichen wn = e 34 entspricht: ⟨p-m42-t⟩. 5 Deutung unklar, sowohl die Zeichnung des Determinativs (Holz oder Stein) als auch die Lesung (sn oder wꜣc̣;̌ ḫnt oder sšmt). Wilkinson hat sich für eine Lesung wꜣc̣-̌ šsm.t „grüner Malachit“ (s. 170) ausgesprochen, jedoch steht das Zeichen S17a (šsm.t) hinter dem m 13 (wꜣc̣)̌ , daher ist die Lesung eher wꜣc̣.̌ t „Grünstein“ mit sog. „phonetischem Determinativ“ šsm.t „Malachit“. 6 Das Zeichen vor ṭw bereitet Schwierigkeiten. Es könnte sich entweder um das Zeichen einer Axt handeln (t7) oder um tm. Dem nur in der Kopie von Schäfer vorkommenden Determinativ nach dürfte es sich um ein Produkt handeln, das körnig bzw. kleinteilig ist, was bestens auf ein zu erwartendes Balsamprodukt passen würde (Malek). Eine Interpretation „Schalgstock, Wurfholz“ o.ä. (Roccati) ist m. E. aufgrund der dafür zu hohen Anzahl sehr unwahrscheinlich. 7 c̣ʿ̌ m.w kann sowohl Elektron (Gold/Silber-Legierung) bezeichnen, als auch natürliches Weißgold (Gold mit hohem Silberanteil); letzteres wahrscheinlich.

596

kapitel viii

Auf der Gefäßwand Ś:ḥtp-nb.ti͗ Bi͗k-nbw-wꜣč̣ Smꜣ.w Ḥr(.w) S:ḥtp-nb.ti͗ Tti͗ mri̯.y8 c̣ǐ .̯ y ʿnḫ c̣ṭ̌ wꜣś śnb mi͗ Rʿ(.w) c̣.̌ t

„Der die beiden Länder zufriedenstellt“ Goldhorus: „Der Vereiniger“ Horus: „Der die beiden Länder zufriedenstellt“ Teti, geliebt von Punt9 beschenkt mit Leben, Heil und Gesundheit wie Re, ewiglich.

Gegenüber davon Pwn.t

Punt

c̣ṭ̌ -mṭw: i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗k ʿnti͗ nb

Worte-Sprechen: „Hiermit bringe ich dir alle Myrrhe“

∵ Dok. 3 Inschrift des Ḥr(.w)-ḫwi ̯⸗f Inschrift aus der Zeit Pepis ii. mit Rückbezügen und damit indirektem Beleg für eine Puntexpedition in der Zeit Djedkare Isesis; Urk. i, 128:15–129:1 und 130:14f. (Gesamtinschrift Urk. i, 128:14–131:3); E. Eichler, Untersuchungen zu den Königsbriefen des Alten Reiches, in: sak 18, 1991, 152–155. Brief des Königs Neferkare an Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f c̣ṭ̌ .n⸗k r mc̣ꜣ̌ .t⸗k tn wn.t i͗ni̯.n⟨i͗⟩ 7 ꜣw.w10-nčr m tꜣ n⸗k ṭng i͗b◯ ꜣḫ.ti͗w

8 9 10

11

In Deinem Schreiben hast Du gesagt, Du hättest einen Gottestänzer-Pygmäen aus dem Land der ‚Horizontischen‘ 11 gebracht.

Bezogen auf Punt! Das Partizip mri̯.y bezieht sich auf das Personifizierte Punt daneben. Kontamination der Graphie i͗bꜣ.w „Tänzer“ mit i͗bꜣw „Mähnenspringer, Mähnenschaf “ (Ammotragus lervia). Unklar ist die Abgrenzung der Lexeme. Sind die drei Spielsteine (i͗bꜣ.w „Springerle“) ein eigenes Wort in logographischer Pluralschreibung? Ein singulärer Ausdruck für unbekannte Regionen, bewohnt von Leuten, über die man keine Informtionen mehr besitzt, die allerdings im Determinativ durch ihren Kopfputz (Feder im Haar) als Südländer ausgewiesen werden. Um die Exotik und Ferne auszurücken, sollte man vielleicht am besten sehr frei ideomatisch übersetzten „Land, wo der Pfeffer wächst“ oder mitsamt der wahrscheinlichen Lokalisierung (Pygmäen!) als „caput

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die ägyptischen quellen zu punt 8 mi͗ ṭng i͗ni̯⟨.n⟩⸗ẖtm.w-nčr ◯ Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ m Pwn.t m rk Issi͗

(von der Art) wie der Pygmäe12, den der Gottessiegler Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ ṭ zur Zeit (König) Isesis (seinerzeit) aus Punt gebracht hatte.

9 c̣ṭ̌ .n⸗k ḫr ḥm⟨⸗i͗⟩ i͗w.t(i͗)-sp ◯ i͗ni̯.t(i͗)⸗mi͗.t(i͗)⸗f i͗n nb i͗ri̯ Iꜣm c̣ř -bꜣḥ

Du hast gegenüber Meiner Maiestät geäußert, noch nie sei Dergleichen durch irgendeinen anderen gebracht worden, der zuvor Yam bereiste.

21 mri̯⸗ḥm⟨⸗i͗⟩ mꜣꜣ ṭng pn r ◯ 22 Pwn.t i͗nw.t bi͗ꜣ ◯

Mehr (noch) als die Gaben aus dem Minengebiet von Punt wünscht (Meine) Maiestät diesen Pygmäen zu sehen!

∵ Dok. 4 Inschrift des Pepi-nacht Urk. i: 134:13–17; Zeit Pepis ii. i͗w gt.(.t) hꜣb.n wi͗ ḥm n(.i͗) nb r ḫꜣś.t-Ꜥꜣmw

Die Maiestät des Herrn schickte mich nun in die Ostwüste13,

r i͗ni̯.t n⸗f smr-wʿ.ti͗(i͗)m(.i͗)-rʾ ʿꜣmw ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t

um ihm (den Leichnam des) Einzigen Freundes ʿ(.w)-n(.i͗)-ʿnḫ.t zu bringen.

12

13

nili“. Bei den „Horizontischen“ handelt es sich damit nicht um die Puntiten, sondern um zentralafrikanische Pygmäen, vgl. C.M. Turnbull, Wayward servants. The two worlds of the African pygmies, Westport (Conn.) ²1976. Da es sich mit Bestimmtheit um einen temporalen Rückbezug handelt, jedoch weder Gemination noch ⟨n⟩ geschrieben stehen, was bei entsprechenden Relativformen zu erwarten wäre, könnte man meinen, an dieser Stelle stünde ein Pseudopartizip, was widerum hieße, dass das Antezedens indeterminiert wäre. Weil aber das Subjekt eines Pseudopartizips stets pronominal ist, steht doch eine Relativform, d.h. das ⟨n⟩ ist zu ergänzen. Wörtlich „Land der ʿꜣm(.w)“. Die ʿꜣm(.w) sind die Bewohner der Ostwüste, traditionell etwas irreführend als „Asiaten“ übersetzt, vgl. die Beschreibung bei Herodot, nach der Ägypten östlich des Nils zu Asien gehört.

598

kapitel viii

[ḫrp?] ʿpr(.w) ⟨pw⟩ wn(.w) ḥr śp.t kbn.t i͗m r Pwn.t

⟨Bei diesem handelte es sich um⟩14 einen Kapitän, der dabei (gewesen) war, dort ein Schiff zusammen zu binden15, das in Richtung Punt bestimmt war.

(i͗)ś⸗k śmꜣ.n św ʿꜣm.w n(.i͗)w ḥr.i͗w-šʿ ḥnʿ čs.t n(.i͗)t mšʿ n(.i͗)t(i͗) ḥnʿ⸗f

Bekanntlich hatten ihn Beduinen der Ostwüste erschlagen, mitsamt dem Trupp Soldaten, der ihn begleitete.16

∵ Dok. 5 Drei Puntreisende: Ḫwi ͗, Čči ͗ und H̱ nmw-ḥtp(.w) (Asswan, 6. Dynastie) P.E. Newberry, Three Old-Kingdom Travellers to Byblos and Pwenet, in: jea 24, 1938, 182–184; Urk. i, 125.; pm 235. sḫm sḥ H̱ nmw-ḥtp(.w) c̣ṭ̌ (.w):

Der Leiter des Speisezelts H̱ nmw-ḥtp(.w), indem er sagt:

i͗w pri̯-k(w) ḥnʿ nb⟨.w⸗i͗⟩ ḥꜣ.ti͗-ʿ(.w) sẖm-nčr Čči͗ Ḫwi͗17 r Kbn Pwn.t18 rtn […] sp [x]

„ich zog aus mit meinen Herrn, den Fürsten und Gottessieglern Čči͗ und Ḫwi͗ nach Byblos und [… x]-mal.

14

15

16 17 18

Wie Sethe in Urk. i, 134. deutlich macht, hat der Schreiber an dieser Stelle einen Ausdruck nachträglich eingefügt. Da der höhere Titel „Einziger Freund“ zuerst genannt worden sein muß, darauf jedoch sogleich der Namen folgt, der eine Titelreihung üblicherweise abschließt, muß der andere Titel danach zu lesen sein. Dies schließt sich sehr gut an die folgende Konstruktion an, da die Pseudoverbale Konstruktion eine vordere Erweiterung verlangt, was in diesem Fall ein elliptischer pw-Satz sein dürfte. Zu diesem Verb im Zusammenhang mit dem Schiffsbau W. Edgerton, Ancient Egyptian Ships and Shipping, in: ajsl 39, 1922 f., 109 ff., bes. 129; vgl. auch P. Newberry, Notes on Seagoning Ships, in: jea 28, 1942, 65. Bei ägyptischen Schiffen wurden die Einzelteile mit Seilen zusammengehalten. Erschlagen wurden nur die Soldaten, nicht die Arbeiter, die offenbar bereits wieder auf dem Rückweg waren. Die beiden Personennamen sind in gespaltener Kolumne geschrieben. Auch die Destinationen sind in gespaltener Kolumne geschrieben. Man könnte nun annehmen, dass sich die Toponyme nur jeweils auf eine Person beziehen, also Byblos auf Čči͗ und Punt auf Ḫwi͗. Einer Inschrift aus dem Grab des Čči͗ können wir jedoch entnehmen, daß dieser einer war, i͗nn ḫr.t ḫꜣs.wt rsi͗.wt n nsw „der dem König mehrfach Produkte der südlichen Fremdländer brachte“ (Urk i, 141), alsso nicht nur in Byblos, sondern auch in

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die ägyptischen quellen zu punt i͗w i͗ni̯.k(w) m ḥtp(.w) i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ ḫꜣś.wt i͗ptn

Ich wurde ( jedesmal wieder) wohlbehalten zurückgebracht19, nachdem ich diese Fremdländer bereist20 hatte“.

∵ Dok. 6 Grafitto des Čči ͗ aus dem Wādī al-Ḥammāmat J. Couyat & P. Montet, Les inscriptions hiéroglyphiques et hiératiques du Ouâdi Hammâmat, Kairo 1912f., 46, Nr. 35, Taf. 10. wpw.t i͗ri̯.t.n⸗ẖtm.ti͗-bi͗t smr-wʿ.ti͗ ẖtm.w-nčr (i͗)m(.i͗)-rʾ mšʿ ?(i͗)m(.i͗)-rʾ ʿꜣmw?(i͗)m(.i͗)-rʾ nbw (i͗)m(.i͗)-rʾ ḫꜣś.wt nb(.wt) rsi͗.wt […] c̣č ̣̌ nrw-Ḥr(.w) m ḫꜣś.wt Čči͗

Auftrag, den der Siegelbewahrer des Königs ausführte, der Einzige Freund, Gottessiegler, General? , Vorsteher der Ostwüste? , Vorsteher des Gold(verarbeitens), Vorsteher aller südlichen Fremdländer […], der den Schrecken des Horus (d.h. des Königs) in allen Fremdländern verbreitet, Čči͗.

∵ Dok. 7 (Taf. 6) Felsinschrift des Ḥn(n)w aus dem Wādī al-Ḥammāmat (Mentuhotep iii.) J. Couyat & P. Montet, Les inscriptions hiéroglyphiques et hiératiques du Ouâdi Hammâmat, Kairo 1912f., 81–84, Taf. 31, Nr. 114; W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 253–258; K.-J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ost-Wüste, häb 15, Hamburg 1981, 243–245; M. Lichtheim, Ancient Egyptian Literature, Berkeley 1988, 52–54. Felsinschrift aus dem Jahr 8 (erster Monat der šmw-Jahreszeit) des Mentuhotep iii. Seanchkare (11. Dynastie).

19 20

Punt gewesen war. In diesem Grab ist auch der sḫm sḥ H̱ nmw-hsp(.w) abgebildet und genannt. mitsamt seiner Gemahlin?, einer Tochter des Čči͗ und einer (späteren) Frau des Ḫwi͗, in dessen Grab sie ebenfalls genannt wird, vgl. P.E. Newberry, Three OldKingdom Travellers to Byblos and Pwenet, in: jea 24, 1938, 182–184. Offenbar hatte der eine Expeditionsleiter die Witwe Śnsi͗ seines Kollegen zur Frau genommen, und deren Tochter Ḥr(.w)-m-kꜣ.w⸗ś war mit einem untergebenen Expeditionsmitglied verheiratet worden. Pseudopartizip, das bei transitiven Verben passivische Bedeutung hat. Wörtlich „gemacht“.

600

kapitel viii

10 ẖstm.ti͗ bi͗t smr wʿ.ti͗ ◯ (i͗)m(.i͗)-rʾ pr(.w) Ḥn(n)w c̣ṭ̌ :

Der Königliche Siegler, Einzige Freund, Haushofmeister Ḥn(n)w (ist es also) der sagt:

i͗w ḥꜣb[.n w(i͗) nb⸗i͗ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w)] śnb(.w) r sbi̯.t kbn.yt r Pwn.t r i͗ni̯.t n⸗f ʿnti͗w wꜣč̣ m-ʿ(.w) ḥḳꜣ.w ḥr(.i͗w)-tp ṭšr.t n snc̣.̌ w⸗f ḫt ḫꜣś.wt

Mein Herr – er möge leben, heil und gesund sein – schick[te mich] aus, um kbn.t-Schiffe nach Punt zu führen, um (dort) frische Myrrhe von den Häuptlingen in der Wüste21 zu holen, was durch die Furcht vor ihm quer durch die Fremdländer (nur möglich ist).

11 ḥr mtn ʿḥʿ.n pri̯.kw m Gbti͗w ◯ wc̣.̌ w.n n⟨⸗i͗⟩ ḥm⸗f

Da machte ich mich von Koptos aus auf dem Weg, den mir Seine Maiestät befohlen hatte.

mšʿ.w ḥnʿ⟨⸗i͗⟩ n(.i͗) Šmʿ.w m [pr(.w)w] wꜣbw Wꜣś.t šꜣʿ i͗m(.w) r i͗w-mi͗trw pḥ.wi͗ i͗r(.i͗)t r šꜣb.t

Soldaten begleiteten mich22 aus den Garniso[nen] des thebanischen Gaus, beginnend bei i͗w-mi͗srw23, endend bei šꜣb.t.

i͗ꜣ.t nb.t n(.i͗)t nsw nꜣ m nʾw.t ṭmc̣(̌ .w) i͗wi̯(w) m-śꜣ⟨⸗i͗⟩

Jede Behörde des Königs(hauses) – sei es in der Stadt oder auf dem Land – war zusammengezogen, indem sie mir folgte.

smn.ti͗24 sꜣṷ.w25 pr(w.)w 4 ḥr 12 ẖr-ḥꜣ.t ḥr ś:ḫr.t c̣š r wꜣ.wt ◯ śbi͗.w ḥr nsw

Kundschafter (und) eine Eskorte aus vier Garnisonen26 machten die Wege vorne frei, streckten diejenigen nieder, die sich gegen den König auflehnen.

21 22 23 24

25 26

Diese Angabe ist von großer Wichtigkeit, da sie zeigt, dass es hier nicht um eine Bergregion von Punt geht. Wörtlich „(waren) mit ⟨mir⟩“. Wahrscheinlich Naga Awlād Dahmāš bei Gebelein, so R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 1300. So mit W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 256, Anm. c; vgl. jedoch K.-J. Seyfried, Beiträge zu den Expeditionen des Mittleren Reiches in die Ost-Wüste, häb 15, Hamburg 1981, 244 (sꜣwsi͗). M. E. eher sꜣw „Wächter, Bewacher“ bzw. das entsprechende Abstraktum (Wb. iii, 418), als sꜣ „Abteilung, Truppe“ (so Schenkel). Wahrscheinlicher als eine vier Garnisonen starke Truppe aus Kundschaftern (so Schenkel; Apposition) erscheint mir, daß zuerst Kundschafter ausgeschickt werden und dann eine Vorhut aus vier Garnisonen folgt (Enumeration).

die ägyptischen quellen zu punt

601

nw.w mśi̯.ww ḫꜣś.wt c̣ǐ .̯ w m śꜣ-ḥʿw

Jäger, „Söhne der Wüste“ 27 waren als Leibgarde zugeteilt.

c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .wt nb.(w)t n(.i͗w)t ḥm⸗f c̣ǐ .̯ w ẖr ś.t⟨⸗i͗⟩ ḥr śmi͗⟨t⟩⸗śn n⟨⸗n⟩ wpw.ti͗.w m wč̣ wʿ.w śc̣m ̌ n⸗f ḥḥ

Alle Ressorts Seiner Maiestät unter meiner Aufsicht berichteten mir ständig, Späher im Auftrag des Einen, auf den Millionen hören.

13 pri̯.n⟨⸗i͗⟩ m mšʿ n(.i͗) s.i͗ 3000 ◯ i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ mtn m i͗trw tꜣ-ṭšr m ʿꜣṭ n(.i͗) ś:ḫ.t

Nachdem ich den Weg in einen Strom, die Wüste in einen Feldweg28 verwandelt hatte, zog ich aus mit einer Truppe von 3000 Mann.29

i͗w gr(.t) c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩ šṭw sčt {c̣}̌ ⟨ṭ⟩ś 2 n(.i͗) mw tʾ 20 n wʿ.w i͗m(.w) nb rʿ(.w) nb

Ich gab nun einem jedem davon täglich einen Wasserschlauch und einen Brotbeutel30 (voll mit) zwei Krug Wasser bzw. 20 Broten.

i͗ʿꜣ.w pw ꜣčp(.w) ẖr čb.wt, fṭḳw rṭ ky(.i͗)ʿḥʿ.w

Die Esel waren mit Sandalen beladen, riß ein „Fuß“ los, stand ein anderer bereit.31

i͗w gr.t i͗ri̯.n ⟨⸗i͗⟩ ẖnmw.t 12m Bꜣ.t 14 ẖnm.(w)t 2m i͗ṭꜣh.t ḫt 32 ◯ mḥ 20m wʿ(.w)t ḫt 1 mḥ 30m k(.i͗)t(i͗) i͗ri̯.n m i͗ꜣhtb mḥ 10 r 10 ḥr⸗ś nb {n}⟨m⟩ smꜣ n(.i͗) bʿḥ?

So legte (ich) 12 Brunnen in Bꜣ.t an, (sowie) zwei Brunnen in i͗ṭꜣh.t, 120 Ellen im einem (Fall), 130 Ellen im anderen, nachdem ich in i͗ꜣhtb (einen) von 10×10 Ellen an seiner gesamten (Wasser)oberfläche33 beim Erreichen des Grundwassers? angelegt hatte.34

27

28 29 30 31 32 33 34

Wörtlich, aber weniger griffig als die arabische Lehnübersetzung „Kinder der Fremdländer“. An der vorliegenden Textstelle handelt es sich eindeutig um eine appositionelle Näherbestimmung („ Jägernomaden“). Wörtlich „Begrenzung des Feldes“. Konträr zum deutschen „Feldweg“ impliziert der ägyptische Ausdruck einen befestigten Weg im Gegensatz zu einem unbefestigten Pfad. Emphatische Konstruktion mit Fokussierung auf den nachzeitig eingebetteten Satzteil. Vgl. W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 256, Anm. i. So nach W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 157. Abgekürzte Schreibung für ḫ.t n(.i͗) nwḥ (Wb. ii, 223:13), Bohair. ϣⲉⲛⲛⲟϩ, ein Maß von 100 Ellen, d. h. 52,5 m. M. E. ḥr⸗ś „Gesicht, Oberfläche“ zu lesen, nicht ḥr rʾ⸗ś „an seinem Mund/seiner Öffnung“ (so Schenkel). Die ersten Angaben beziehen sich offenbar auf die Tiefe der Brunnen (63m bzw. 68 ¼ m),

602

kapitel viii

ʿḥʿ.n pḥ.n⟨⸗i͗⟩ wꜣc̣-̌ wr

Dann erreichte ich das Meer.

ʿḥʿ.n i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ (ʿ)ḥʿ.w pn sbi̯.n⟨⸗i͗⟩ sw m i͗ḫ.t nb.t i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f ʿꜣb.t 15 wr.t m kꜣ.w m i͗wꜣ.w m ◯ Ziegen35.

Nun baute (ich) diese (mir aufgetragene) Flotte, nachdem ich für ihr allseitiges (Wohl) ein großes Opfer an Stieren, Mastrindern (und) Ziegen dargebracht hatte.

ḫr-ḫt i͗wi̯.t m wꜣc̣-̌ wr i͗ri̯.n⟨⸗i͗⟩ wc̣.̌ t.n⸗ḥm⸗f i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f i͗nw nb gmi̯.n⟨⸗i͗⟩ ḥr i͗ṭb.w Tꜣ-nčr

Als ich nun wieder vom Meer zurückgekommen war, nachdem ich das ausgeführt hatte, was Seine Maiestät angeordnet hatte, brachte ich alles, was sich von den Ufern des Gotteslandes mitbringen ließ.36

ḥꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ ḥr wꜣg rʾ-hnw i͗nꜣi̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗f i͗nr.w šps.w r tw.wt n(.i͗w)t ḥw.t-nčr

Auf (den Weg) durch wꜣg37 und das Wādī al-Ḥammāmat schickte (ich) und brachte ihm kostbaren Steinblöcke für die Tempelstatuen mit.38



35

36

37 38

die Wasseroberfläche des Brunnens betrug noch auf der Höhe des Grundwasserspiegels 52 ½ m². Welches Lexem sich hinter dem Ideogramm verbirgt, ist nicht klar („Ziege“ ʿnḫ.t; wʿ.ti͗, wnc̣w ̌ ); vielleicht am ehesten ʿnḫ.t „Ziege, Geiß (Capra hicus)“. Gardiner hat in seiner Zeichenliste nur das Zeichen einer Ziege mit einem Halsband (e 31, śʿḥ) aufgenommen, vgl. Extended Library e 76. So mit W. Schenkel, Memphis – Herakleopolis – Theben, äa 12, Wiesbaden 1965, 257, Anm. d, wörtlich „alles Mitbringbare, das ich an den Ufern des Gotteslandes hatte finden können“. Es muß sich hier um ein Wādī zwischen dem Roten Meer und dem Wādī al-Ḥammāmat handeln, vielleicht um das Wādī Gasus? Der erste Satz könnte als Emphatische Konstruktion betrachtet werden, fokussiert auf die Ortsangaben. Dann jedoch müßte es sich bei dem zweiten Satz ebenfalls um eine Emphatische Konstruktion handeln, jedoch fehlt dazu eine Adverbiale, auf die fokussiert werden könnte, da der zweite Satz wenn, dann nachzeitig eingebettet werden müßte, dies jedoch aus inhaltlichen Gründen nicht sein kann (*„Nachdem ich gefertigt hatte …, sandte ich“). Somit verbleibt grammatisch für i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ lediglich der Präsentativfall oder eine Autofokussierung, die im Deutschen durch Koordination ausgedrückt werden kann.

603

die ägyptischen quellen zu punt

Dok. 8 Marsa Gāwāsīs: Inschrift auf einer Transportkiste (Box 2) E. Mahfouz, Inscribed box, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 238 mit Abb. 99 f. 1 [rnpt-sp] ˹8?˺ ḫr ḥm n(.i͗) ◯ 2 Regierungsjahr 8? der Maiestät des [insibija …], ◯ beschenkt mit Leben ewiglich. [nsw-bi͗]t? […]39 c̣ǐ ̯y-ʿnḫ c̣ṭ̌ .w

3 [mšʿ] n bi͗ꜣ.w40 Pwn.t ◯

[Schiffsexpedition] nach bi͗ꜣ-Pwn.t (d.h. „Berg/Minen-Punt“).

4 […] ˹ḫrp?˺ nfrw sẖꜣ.w nsw ◯ Č̣ ṭ.i͗

[…] Vorsteher? der Rekruten, der königliche Schreiber Č̣ ṭi͗.

∵ Dok. 9 (Taf. 7) Marsa Gāwāsīs: Stele 2 R. Pirelli, Stelae 1, 2, 5, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (217–221) 217–219. Vgl. auch Abb. 89 zur in situ-Fundsituation in Nische 2; 40×23,5×9,5cm; stark verwitterte 12 Zeilen Text, darunter Opferszene mit zwei Männern antithetisch vor einem Opfer (ohne Tisch); Totenstele mit einer Opferformel. Beide Steleninhaber scheinen während einer Expedition den Tod gefunden zu haben.

39

40

Nach E. Mahfouz, Inscribed box, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, 238, Anm. 39 angeblich Amenemhat iv. (Mꜣʿ.t-ḫrwRʿ(.w)), doch wurde bei der Bergung des Stückes offenbar versäumt, diese Information zu dokumentieren. Die sehr phantasievolle Abb. 100, offenbar von einer Photographie ausgeschnipselt, kann wohl kaum unter der Rubrik „Epigraphik“ verbucht werden. An dieser Stelle ist auf der Photographie der Rest eines Zeichens zu erkennen, das möglicherweise in der Tat (wie auf Abb. 100) der Kopf eines Schlangenzeichens sein könnte. Mahfouz geht mit keinem Wort auf dieses Zeichen ein.

604

kapitel viii

1 […] ◯ 2 […] ◯ 3 i͗ni̯?⸗sn […] ◯

[…]indem sie kommen […]41

4 […] ◯ 5 […] ◯ 6 […] ◯ 7 [… ◯ Nb ḫꜣś.wt?]

[… Herr der Fremdländer]?

8 hꜣw[⸗čn?] r […] ḥ[ʿw?]⸗čn ◯ 9 šw m nḳm.t mi͗ wʿb.w ◯ c̣ṭ̌ [⸗čn]

[möget ihr] herabsteigen42 zu […], indem eure K[örper] rein sind unbeschadet, entsprechend dem, was [ihr] sagt:

10 c̣ǐ ⸗̯ f ḥtp.w c̣ǐ .̯ y nsw […] ◯ pr.t-ḫrw tʾ ḥnḳ.t kꜣ.w ꜣpṭ.w ś:nčr mrḥ.t i͗ḫ.t nb(.t) nfr(.t) wʿb(.t) ʿnḫ.t nčr i͗m

„Ein Königsopfer […] er möge geben ein Totenopfer an Brot und Bier43, Rind und Geflügel, Weihrauch und Öl, (sowie) an allen schönen, reinen und lebendigen Dingen (dieses) Gottes dort“ 44

Rechte Beischrift 1 n kꜣ n(.i͗) [sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t ◯ 2 [Nḫsi͗] i͗ri̯.n n(.i͗) wʿr.t tp-rsi͗] ◯ [Rhw]-ʿnẖ(.w) nb i͗mꜣḫ.w

Für den Ka [des Schreibers des Verwaltungsrats vom Verwaltungsbereich Süd Nḫsi͗], geboren von [Rhw]-ʿnḫ(.w), des Versorgten.

Linke Beischrift 1 n kꜣ n(.i͗) [sẖꜣ.w n(.i͗) smṭt n ◯ 2 [ʿnti͗ ? m-ḥꜣ.t i͗ri̯.n […] …?] ◯ mꜣʿ.t-ḫrw nb i͗mꜣḫ.w

Für den Ka des [Schreibers der Hilfskräfte ….] [ʿnti͗ ?] m-ḥꜣ.t, geboren von […], des Versorgten.



41 42 43 44

In der Umschrift hat Pirelli ein mir nicht bekanntes Verb i͗sy, das der Übersetzung nach „to pass“ heißen soll. Steht hier vielleicht i͗ni̯? Auch: „an Bord gehen, einschiffen“, aber hier wohl „(in die Unterwelt) hinabsteigen“. Pirelli hat hier Dinge übersetzt, die sie in der Inschrift nicht aufführt. Leider wird keine Kopie der Stele publiziert, sondern nur eine Photographie (Abb. 89). Pirelli hat „von denen ein Gott lebt“ übersetzt, doch würde man dazu nicht nur kein ⟨t⟩, sondern auch eine Resumpiton erwarten: ʿnḫ.w nčr i͗m⸗sn.

die ägyptischen quellen zu punt

605

Dok. 10 (Taf. 8) Marsa Gāwāsīs: Stele 5 R. Pirelli, Stelae 1, 2, 5, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (217–221) 219–221. Vgl. auch Abb. 90 f. zur Versturzlage vor Nische 10; 38×26×10,5–11 cm; Kalkstein; Opferszene: Amenemhat iii. vor Min; darunter 3 Zeilen Text, darunter weitere 4 Kolumnen Text, flankiert von zwei antithetisch angeordneten Darstellungen Stehender. Ein Kollege des wahrscheinlichen Expeditionsleiters Nebsu namens Senebef ließ für diesen und seien Bruder, die beide während einer Expedition verstorben waren, eine Stele errichten. Neben einer Darstellung des Min mri̯.y Mnw Gbti͗w.i͗

„Geliebt vom koptitischen Min.“

Beischrift des Königs Nčr nfr, nb tꜣ.wi͗ N.i͗-mꜣʿ.t-Rʿ(.w) c̣ǐ ̯y-ʿnḫ

Der vollkommene Gott, Herr der Beiden Länder Ni-Ma’at-Re (Amenemhat iii.), geschenkt mit Leben

c̣ǐ .̯ t šʿ.t

Das Opfern des šʿ.t-Kuchens.

Beischrift des Nb-św45 i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwt.i͗ n(.i͗) tp-rsi͗ Nb-św

Kabinettsvorsteher (der Verwaltungseinheit) Süd, Nebsu.

Inschrift des Nb-św 1 rc̣ꜣ̌ .n⸗ḥm⸗f i͗w.t⸗i͗ r bi͗ꜣ ◯ 2 ◯ 3 Pwn.t ḥnʿ i͗m.i͗-rʾ pr(.w)-wr ◯ śnb⸗f ḥr mnḫ sḫr⸗i͗

45

Seine Maiestät schickte mich nach Bia-Punt, zusammen mit dem Vorsteher des Pr(.w)-wr Senebef wegen der Trefflichkeit meines Planens.

Seine Darstellung hinter dem König läßt vermuten, daß Nebsu eine leitende Position in einer Expediton hatte, währen der er und sein Bruder Amenhotep verstarben.

606

kapitel viii

4 i͗nk rḫ.w ś.t-rṭ⸗f mtr ḥꜣ.ti͗ ◯ 5 i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwt.i͗ Nb-św nb ◯ i͗mꜣḫ.w

Ich bin einer, der seinen Rang kennt, geprüften Herzens, der Kabinettsvorsteher Nebsu.

Inschrift des Imn(.w)-ḥtp(.w) 1 śn⸗f sẖꜣ.w ḥr.i͗ ḥsm n(.i͗) ◯ pr(.w)-ḥč̣ Imn(.w)-ḥsp(.w) c̣ṭ̌ ⸗f

Sein Bruder, der siegelberechtigte Schreiber des Schatzhauses Amenhotep, indem er sagt:

2 rc̣ǐ .̯ ⸗ḥm⸗f i͗wꜣ.t(⸗i͗) r sbi̯.t ◯ 3 i͗m.i͗-rʾ pr(.w)-wr śnb⸗f ◯ 4 r Pwn.t n-mnḫ.w(⸗i͗) ◯ 5 ʿꜣ wr.t ḥr.i͗-i͗b n(.i͗) ḥm⸗f ◯ Imn(.w)-ḥsp(.w) nb i͗mꜣḫ.w

„Seine Maiestät schickte mich, um den Vorsteher des Pr(.w)-wr Snebef nach Punt zu führen, wegen meiner außerordentlichen Trefflichkeit nach Meinung des Königs, Amenhotep, der Versorgte.“

∵ Dok. 11 (Taf. 9) Marsa Gāwāsīs: Stele 6 (Zeit Amenemhats iii.) E. Mahfouz, Stelae 6, 7, 8, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (221–225) 221–224. Vgl. auch Abb. 92f. zur in situ-Fundlage (in Nische 12); 36,5× 22,5× 5 cm; Kalkstein Inschrift, gekrönt von einer geflügelten Sonnenscheibe Titulatur Amenemhats iii. vor Min, darunter 4 Kolumnen vor zwei antithetisch angeordneten stehenden Figuren. Unter der geflügelten Sonnenscheibe Bhṭt.i͗ nčr ʿꜣ sꜣb šw.t nb p.t nb Msn

46

Der von Edfu, der große Gott, der Buntgefiederte der Herr des Himmels, Herr von Msn46

Heute Tell Abu Seifa bei el-Qantara am Suez-Kanal, R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 1349 vgl. lä iv, Sp. 1085.

die ägyptischen quellen zu punt

607

Datierung [rnp.t-sp x] + 2 ḫr ḥm n(.i͗) nsw-bi͗t N.i͗-mꜣʿ.t-Rʿ(.w) c̣ǐ ̯y-ʿnḫ [c̣ṭ̌ ]

[Regierungsjahr x] + 2 unter der Maiestät des insibija Ni-Ma’at-Re, beschenkt mit Leben [ewiglich].

Neben einer Darstellung des Min mri̯.y Mnw nb Gbti͗w.i͗ c̣ǐ ̯y-ʿnḫ

Geliebt von Min, dem Herrn von Koptos, beschenkt mit Leben.

Titulatur des Königs Horus ʿꜣ bꜣw

„Mit großer Macht“

Nebti i͗či̯-i͗wʿ.t-tꜣ.wi͗

„Der das Erbe der beiden Länder packt“

Goldhorus wꜣḥ-ʿnḫ

„Andauernden Lebens“

nčr nfr nb i͗r.t-i͗ḫ.t

der vollkommene Gott, der Herr des Ritualausführens „Der zur Ma’at Gehörige, ein Re“

Thronname N.i͗-mꜣʿ.t-Rʿ(.w) Geburtsname

der leibliche Sohn des Re

Sꜣ-Rʿ(.w) n(.i͗) ẖ.t⸗f Imn(.w)-m-ḥꜣ.t

Amenemhat (iii., „Amun ist an der Spitze“)

Rechte Kolumne wc̣-̌ ḥm⸗f i͗wi̯ ḥr.i͗ […]

Befehl seiner Maiestät, zu kommen wegen […]47

Rechte Kolumne 1 wc̣-̌ ḥm⸗f rc̣ǐ ̯ w[…] ◯

47

Befehl seiner Maiestät, dafür zu sorgen, dass […]

Das Vogelzeichen sieht viel eher wie ein Aleph aus als wie ein Wachtelküken-w. Trotzdem ist das Verb i͗wi̯ „kommen“ viel wahrscheinlicher als ein defektiv geschriebenes Verb i͗ꜣ „weit schreiten“, auch wenn dieses mit der Präposition ḥr konstruiert wird.

608

kapitel viii

2 sḫw-Ḥr(.w) c̣s ̌ r.n⸗f […] ◯

Halle des Dekret-Archivsaals. nachdem er geweiht hatte […]

3 sꜣb i͗m.i͗-rʾ sẖꜣ.w(.w) m ◯ ḥw.t-wr[.t …]

der sꜣb, Schreibervorsteher im Gerichtshof […]

∵ Dok. 12 (Taf. 10) Wādī Gāwāsīs: Stele des H̱ nmw-ḥtp(.w) (Zeit Sesostris‘ ii.) Die Kopie von S. Birch, Catalogue of the Collection of Egyptian Antiquities at Alnwick Castle, 1880, Taf. 4 ist stellenweise verderbt, vgl. die Taf. 8 in: A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 140. Beischrift zu Sopdu 1 c̣ṭ̌ -mṭw: c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩ n⸗k ꜣw.t-i͗b ◯ nb ʿnḫ c̣ṭ̌ wꜣś nb r šr.t⸗k nčr nfr

Worte-Sprechen: Hiermit gebe ⟨ich⟩ Dir alle Freude, alles Leben, Dauer und Heil an deine Nase, volkommener Gott.

2 c̣ṭ̌ -mṭw: c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩ n⸗k śnb nb ◯ 3 Spṭw nb tꜣ-šsm nb i͗ꜣb.t {ḫr} ◯

Worte-Sprechen: Hiermit gebe ⟨ich⟩ Dir die ganze Gesundheit {bei}48 Sopdu, der Herr von šsm49, Herr des Ostens.

Vor und hinter Sesostris ii. 1 nsw-bi͗t Ḫʿi̯-ḫpr-Rʿ(.w) ◯ 2 ◯ 3 Ḥr(.w): čmꜣ-ʿ(.w) nb i͗r.t-i͗ḫ.t ◯ ś:sšm.w rꜣ.wi͗ c̣ǐ ̯y-ʿnḫ mi͗ Rʿ(.w) c̣ṭ̌

48 49

Insibija „mit erschienener Gestalt, ein Re“, der Starkarmige, Herr des Ritualausführens, Horus: „Der die Beiden Länder leitet“ beschenkt mit Leben wie Re ewiglich.

Hier wurden zwei Formeln miteinander vermengt, eine Infinitivformel mit Agenseinführung ḫr und die Präsentationsformel im performativen Perfekt. Wb. vi, 538:13 „ein Land im Osten“.

die ägyptischen quellen zu punt

609

Zwischen beiden Geliebter50

mri̯.y

Datierungszeile rnp.t-sp 4? ś:mnḫ mnw⸗f m Tꜣ-nčr

Regierungsjahr 4?: das Errichten seines Monuments im Gottesland.

Hauptinschrift des Expeditionsleiters 1 [.?.] mi͗ Č ̣ hw.ti͗ i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwti͗ ◯ 2 Ḥr(.w) nb H̱ nmw-ḥtp(.w) ◯ 3 wʿ.w n(.i͗) tꜣ.wi͗ śʿr šnyt n nsw ◯ 4 hꜣi̯? tp-rṭ N.t ḫpr m ʿḥ ṭwꜣ? n ◯ n(.i͗) ʿḥ tp{t}-rʾ stp-sꜣ

[.?.] wie Thot, der Vosteher der Protokollmeister Chnumhotep, der den Hofstaat beim König präsentiert, dem Horus, Herr der beiden Länder,51 Einziger der Roten Krone, der aufgewachsen ist im Palast,

4 hꜣi̯? tp-rṭ n(.i͗) ʿḥ tp{t}-rʾ ◯ 5 wꜣ.wt n(.i͗w)t mnḫ sw stp-sꜣ ◯ 6 rḫ hp.w šsꜣ m i͗r.wt⟨⸗f ⟩ tm ◯ 7 rḫ ◯ nsw [.?.] mri̯.y⸗f n(.i͗) 8 ẖtm.ti͗ nčr ś.t-i͗b⸗f ◯

der preist? der herabstieg? (gemäß) der Anweisung des Palastes, dem Ausspruch des Palastes ihm gehören alle Wege der Trefflichkeit, der die Vorschriften kennt, erfahren in ⟨seinem⟩ Beruf, Bekannter des Königs, [.?.], sein Geliebter in der Stelle seines Herzen, der ist im Herzen seines Herrn, der Gottessiegler.

Graffito hinter Chnumhotep52 …53 Nfr-ḥtp(.w) i͗r.i͗-ʿ.t Šꜣb.t

50 51

52 53 54

… Neferhotep, (und) der Abteilungsleiter Šꜣb.t54

Dieses Partizip bezieht sich auf den König („reversal“) und ist syntaktisch zu verbinden 3 . mit der Namensbeischrift des Gottes in Zeile ◯ Die Bezeichnung des Königs wurde offenbar ehrenhalber voranngestellt. Dies ist sehr ungewöhnlich, nur findet sich m. E. keine bessere Erklärung für das unvermittelte Vorkommen von Ḥr(.w) nb tꜣ.wi͗. Wie es scheint wurde die Inschriftenkolumne hinter der Darstellung des Chnumhotep erst später hinzugefügt. Der Sinn der ersten beiden Zeichen der Kopie bleibt mir verschlossen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, das šꜣb.t ein „Papyrusboot“ bezeichnet. Der Name dürfte allerdings als „Schmuckstück“ zu deuten sein. Oder steht hier vielleicht nb šꜣbw.w „Herr der Schiffer“ (o. ä.)?

610

kapitel viii

∵ Dok. 13 (Taf. 11–12) Marsa Gāwāsīs: Stele des H̱ nti ͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) (Zeit Amenemhats ii.) Dunham N. 1934. Die Kopie von S. Birch, Catalogue of the Collection of Egyptian Antiquities at Alnwick Castle, 1880, Taf. 4 ist stellenweise verderbt, vgl. die Taf. 8 in: A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 140. Beischrift des Gottes 1 Gbti͗w.i͗ ◯ 2 c̣ǐ ̯y-ʿnḫ ◯

Der Koptitische beschenkt mit Leben.

Beischrift Amenemhats ii. nsw-bi͗t nb tꜣ.wi͗ Nbw-kꜣ-Rʿ(.w) c̣ǐ ̯y-ʿnḫ mi͗ Rʿ(.w) ꜣw-i͗b⸗f ḥr ś.t-Ḥr(.w)

Der insibija „Golden an Ka-Kräften, ein Re“ beschenkt mit Leben wie Re, seine Herzensfreude auf dem Thron des Horus.

Zwischenzeile ṭwꜣ-nčr rc̣ǐ .̯ t i͗ꜣw n Ḥr(.w)-wr-Rʿ(.w) n(.i͗) Mnw Gbti͗w.i͗

Danksagen und preisen des Haroeris-Re und Min von Koptos

Hauptinschrift 1 i͗n i͗r.i͗-pʿ.t ḥꜣt.i͗-ʿ(.w) ◯ 2 ẖtm.ti͗ bi͗t m rwyt ◯ H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) m-ḫ.t i͗wi̯.t⸗f 3 ḥtp.w m Pwn.t m◯

durch den Fürst, Graf, Siegelbewahrer in der Halle Chenticheti-wer nach seiner Rückkehr in Frieden aus Punt,

4 ḥnʿ⸗f wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w) mšʿ⸗f ◯ 5 n sꜣww ⟨ʿ⟩ḥʿ⸗f ḥtp ◯

wobei seine Truppe mit ihm war, indem seine Flotte wohlbehalten und gesund war, gücklich ging es (zurück) nach Saww.55

6 rnp.t-sp 28 ◯

Regierungsjahr 28.

55

Entweder ein elliptischer Adjektivalsatz „Glücklich war ⟨sie, d.h. die Rückkehr⟩ nach Sꜣww“

611

die ägyptischen quellen zu punt

∵ Dok. 14 (Taf. 13) Marsa Gāwāsīs: Inschriftenfragment mit Schiffsnamen A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) Taf. 12b. 1 […]-kꜣ wꜣḥ-ʿnḫschiff (Det.) ◯

[„Es möge dauern das Le]ben des […]ka“

2 S.i͗-n(.i͗)-[Wśr.t] ◯ wꜣḥ-ʿnḫschiff (Det.)

„Es möge dauern das Leben des Sesostris“

3 […] t schiff (Det.) ◯

[…]

∵ Dok. 15 (Taf. 13) Marsa Gāwāsīs: Stelenfragment mit Nennung Punts A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) Taf. 13e. Das Fragment gehört wohl zum Ankerschrein von Marsa Gāwāsīs (s.u.) 1 […] Pwn.t ṭr[…] ◯

[…] Punt […]

2 ˹nfr.w˺ n(i͗)[w]t[…] ◯

˹die Rekruten?˺, die […]

∵ Dok. 16 Marsa Gāwāsīs: Anker mit Darstellungsbeischrift A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) Taf. 13b–c. 1 […] bi͗ꜣ n(.i͗) Pwn.t ◯

[…] Mine von Punt

oder ein Adverbialsatz mit einer Präpositionalphrase n + Ortsname „Glücklich ging es nach Sꜣww“. K.A. Kitchen, The Land of Punt, in: T. Shaw et al (Hrsg.), The Archaeology of Africa, Food, Metals and Towns, London 1993, (587–608) 591 übersetzt „and his ships resting in Sa’waw“, emendiert also offenbar ⟨n⟩ in ⟨m⟩.

612 2 […] i͗:mri̯.w ◯

kapitel viii […] Imerw.

∵ Dok. 17 (Taf. 14) Marsa Gāwāsīs: Ankerschrein des ʿnḫw A.M.A.H. Sayed, Discovery of the Site of the 12th Dynasty Port at Wadi Gawasis on the Red Sea Shore, in: RdE 29, 1977, (140–178) 157–163. Schmalseite des westlichen Seitenblocks Von den beiden oberen Kolumnen ist nur einmal (rechts) […] mri̯y c̣ǐ ̯y-ʿnḫ c̣ṭ̌ geliebt von […] beschenkt mit Leben ewiglich bzw. c̣ǐ ̯y-ʿnḫ beschenkt mit Leben zu erkennen. 1 rḫ nsw mꜣʿ mri̯.y ḥśi̯.y⸗f ◯ 2 hrw n(.i͗)t rʿ(.w) nb m ẖr.t ◯ 3 ʿnḫw mꜣʿ-hrw [nb i͗m.i͗-rʾ ◯ 3 ʿnḫw mꜣʿ-hrw [nb i͗mꜣḫ.w] ◯ i͗mꜣḫ.w]

Der wahre Bekannte des Königs, der von ihm zu irgendeiner Zeit täglich Geliebte und Gelobte, der Protokollmeister des Pharao, Anchu, der Gerechtfertigte, Versorgte.

Schmalseite des östlichen Seitenblocks Von den beiden oberen Kolumnen ist nichts erhalten. Die drei Kolumnen darunter hatten offenbar den gleichen Text wie die antithetisch angeordneten Kolumnen auf dem westlichen Pendant. 1 […] ◯ 2 […] pr(.w)-ʿꜣ ◯ 3 ◯ ʿnḫw mꜣʿ-hrw [nb i͗mꜣḫ.w]

[…] des Pharao, Anchu, der Gerechtfertigte, Versorgte.

Hauptinschrift Beginn auf dem östlichen Seitenblock Man beachte, dass die Zeichen der ersten Zeile nach rechts schauen, die Zeichen der restlichen Zeilen jedoch nach links. 1 Mri̯.y Ḥr(.w)-wr-Rʿ(.w) ◯ nsw-bi͗t Ḫpr-kꜣ-Rʿ(.w) mri̯.y H̱ nt.i͗ ẖ.ty-wr(.w) Sꜣ-Rʿ(.w) S.i͗-n(.i͗)-Wśr.t mri̯.y Ḥw.t-Ḥr(.w)nb⟨.t⟩ Pwn.t mri̯.y […]

Den Haroeris-Re liebt, der insibija „Mit Gestalt gewordemem Ka, ein Re“, den Chenticheti-wer liebt, der Sohn des Re Sesostris (i.), den Hathor, die Herrin von Punt liebt,

die ägyptischen quellen zu punt

613

2 […] m ḥtp(.w) n nb tꜣ.wi͗ ◯ ʿnḫ(.w) mi͗ Rʿ(.w) (i͗)ś⸗k wč̣ c̣ṭ̌ .n⸗ḥm⸗f n smr⸗f i͗m.i͗-rʾ ś.t nb(.t) n(.i͗)t pr(.w)-nsw i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwti͗

[…] in Frieden, für den Herrn der Beiden Länder – möge er leben wie Re – Siehe: Befehl, den Seine Maiestät gab seinem Freund, dem Vorsteher jeder Kammer des Königshauses, dem Protokollmeister

3 r […]56 ˹i͗w˺i̯.t m ḥtp(.w) ◯ (i͗)ś⸗k gr.t mnḫ św m i͗b n(.i͗) ḥm⸗f r smr⸗f nb i͗ri̯.w i͗ḫ.t m šn-wr.

(zurück)57 zu kommen in Frieden, denn siehe, er ist trefflicher nach Meinung seiner Maiestät als jeder seiner Freunde, die Operationen zur See ausführten.

4 nb .?. 8 r m-bꜣḥ […] ḳni̯ ◯ ḥr s.t-ʿ(.w)i͗⸗f s.i͗ n(.i͗)Ḥr(.w)? 5 […] ṭp.wt[…] nḫt ḥr-rḫḫi͗t? ◯ ṭmi͗58 n(.i͗) Si͗ww59 m śpꜣ.t Gbti͗w r pḥ

Herr/alle …?… zu vor […] tapfer, unter seinem Zugriff, Mann des Horus?, quer durch …?… Koptos, um zu erreichen […]

6 […]rꜣ[…] ḥʿw pn mi͗ […]ꜣ ◯ 7 […] ◯ 8 […] i͗ri̯.t […] r ṭr[…] ◯ 9 […] ◯ 10 […] ◯

[…] diese Flotte wie […]

1 […] 24 ꜣbṭ 1 pr.t […] ◯ 2 ʿḥʿ ḫrp ʿpr(.w) [i͗m.i͗-rʾ] ◯ 3 n.t i͗m.i͗-rʾ ʿẖnwti͗ […][Pw] ◯ ḫntyt r pḥ[…]

[Regierungsjahr …] 24, Monat 1 der Peret-Jahreszeit […][Vorsteher der] Flotte, Leiter der Matrosen, Protokoll[meister][…][Pu]nt, die Südreise, um zu gelangen […]

4 ḥnʿ c̣ꜣ̌ m(.w) n(.i͗) nfr(.w) ◯ 5 ◯ 6 sꜣb sꜣb ʿc̣-̌ mr Nnw i͗m.i͗-rʾ ◯ 7 i͗m.i͗-rʾ sẖꜣ.w šmw sẖꜣ.w […] ◯ ʿẖnwti͗.w i͗m.i͗-rʾ nbw […]

zusammen mit einer Jungmannschaft der sꜣb, Landrat des Ozeans, Vorsteher von […] der sꜣb, Schreiber der Scheine, Schreiber von […] Protokollmeister, Vorsteher der Gold(gewinnung) […]

56 57 58 59

Leider geht aus der Handkopie nicht hervor, wie groß die Lücke wäre, aufgrund der Länge der nachfolgenden Zeile dürfte jedoch nur ein ‚Wachtelküken‘-w verloren sein. Futurisches r. Aufgrund des Determinativstriches ist davon auszugehen, daß hier das Nomen steht und nicht das Verb. Ganz offensichtlich eine Variante von Sꜣww. Das Schwanken der Graphien legt nahe, daß es sich hier um einen nichtägyptischen Ortsnamen handelt, wahrscheinlich einen kuschitischen.

614

kapitel viii

8 nfr.w: 400; ṭmc̣.̌ w: 400[+ x ◯ …]

Rekruten: 400; zusammen: 400 + x.

9 rnn [..?..] Nnw […] ◯

[..?..] Ozean […]

10 […] Nw.t […]m[…]ḫꜣ[…] ◯

[…] Nut […]

11 i͗ꜣ.(.w)t nb(.w)t […]tt pḥ.t ◯ [… m?]

alle Hügel […] hinteres [… im?]

12 ẖn.w? Nnw […]mtr […] ◯

Innern des Ozeans […] Fluss? […]

13 m-ʿ(.w) ẖ[…] ◯

durch […]

14 [..?..]ḥr[…] ◯

[..?..]

1 […] i͗m.i͗-rʾ ʿḥʿ ḫrp ʿpr(.w) ◯ i͗m.i͗-rʾ nfr(.w)

[…] Flottenvorsteher, Leiter der Matrosen; Vorsteher der Rekruten

2 […] mꜣʿ r bi͗ꜣ Pwn.t ◯ 3 ◯ 4 […]i͗wi̯.n⟨⸗i͗⟩ i͗n.w m-mꜣʿ ◯ […]ny[…]ḫr[…]n ḥm n(.i͗) nb tꜣ.wi͗ nsw-bi͗t Ḫpr-kꜣ-Rʿ(.w) nb ʿnḫ wꜣś c̣ṭ̌

[…] führen nach Bia-Punt […] ⟨ich⟩ brachte wirklich Gaben […] Maiestät des Herrn der Beiden Länder, der insibija „Mit Gestalt gewordenem Ka, ein Re“, Herr von Leben und Heil ewiglich

5 ḥʿw[…] ʿꜣ-śk ◯

Lastschiff […] Meer

6 […]n[…] šn[…]wi͗ tꜣ?⸗sn ◯ i͗nw.w Tꜣ-nčr m gś⸗n

[…]Gaben des Gotteslandes an unserer Seite

7 […]ḳmꜣ[…]nb Tꜣ-č-nn m ◯ i͗ḫ.t nb(.t) n(.i͗)t tꜣ pn sc̣m ̌ .t?

[…]herstellen?[…] alle […] des Tatenen60 bestehend aus jedem Ding diesen Landes. Hören?

8 […]⸗śn […] n šʿi͗ ḥr […] ◯ n(.i͗)t.t i͗w.tt

[…]ihre […] Sand auf […] was ist und was nicht ist

60

K.A. Kitchen, The Land of Punt, in: T. Shaw et al (Hrsg.), The Archaeology of Africa, Food, Metals and Towns, London 1993, (587–608) 606 übersetzt „all that (the god) Tatenen had created“.

615

die ägyptischen quellen zu punt 9 […] c̣[ ̌ .] tt[…] ◯

[…]

10 […] i͗nw.w pn i͗ʿ ⟨b⟩.n⸗śn r ◯ Bꜣk.t[…]m[…]

[…] diese Gaben, die sie zusammenführten nach Baket? 61

11 […] nb i͗m i͗n[… i͗m.i͗-rʾ ◯ ʿẖnwti͗] n(.i͗) pr(.w)-ʿꜣ ʿnḫw

[…] der Herr dort [… der Protokollmeister] des Pharao, Anchu.

∵ Dok. 18 (Taf. 15) Marsa Gāwāsīs: Stele des Ini ̯-i ͗ti ͗⸗f-i ͗ḳr(.w) A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’Egypte 58, 1983, (23–37) 169 f., Taf. 16. 50 Medja-Elitesoldaten62, darunter ihr Wortführer63, dann ein Vertreter des Verwaltungsrates des thinitischen Gaus, 500 Spezialisten (Handwerker; Matrosen)64, 5 Schreiber und 3200 Hilfsarbeiter, zusammen 3756 Mann.65 1 […] c̣ǐ ̯y-ʿnḫ mi͗ Rʿ(.w) [c̣ṭ̌ ] ◯

beschenkt mit Leben wie Re [ewiglich]

2 […] nsw bi͗t Ḫpr-kꜣ-Rʿ(.w) ◯ ʿnḫ(.w) c̣ṭ̌ […]

[…] insibija „Mit Gestalt gewordenem Ka, ein Re“, möge er Leben ewiglich […]

[…] wč̣ c̣ṭ̌ .n⸗ḥm⸗f n 3 (i͗)r(.i͗)-pʿ(t) ḥꜣ.ti͗-ʿ(.w) ◯ […]čꜣti͗[…]i͗m.i͗-rʾ-śrś.t-ḥw.wt Ini̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) mc̣ḥ̌ (ʿ)ḥʿ.w pn 4 wḫr.wt n(.i͗) Gbti͗w sbi̯ [m?] ◯ bi͗ꜣ Pwn.t r pḥ m ḥtp(.w) r i͗wi̯.t m ḥtp(.w)

Auftrag, den Seine Maiestät erteilte dem Fürst, Graf […] Stadtvorsteher […] […]Wezir[…] Vorsteher der sechs Gerichtshöfe Antef-iqer, diese Flotte zu zimmern [in?] der Schiffswerft von Koptos (und) zum Minengebiet von Punt zu reisen, um (es) wohlbehalten zu erreichen und wohlbehalten (wieder) zurückzukehren.

61 62

63 64

65

Oder vielleicht „zur Arbeit“? Werden als mšʿ bezeichnet, d. h. es handelt sich um Krieger. Da sie als Küstenbewohner bechrieben werden, dürfte es sich um Medja handeln, die als Ortskundige sowohl die Funktion von Spähern/Führern hatten, als auch die einer Eliteeinheit. Die Wortwahl ist sehr interessant, nimmt sie doch wahrscheinlich auf die Clanstrukturen der Medja Rücksicht. Da mit Sicherheit keine 3200 Matrosen an der Expedition beteiligt waren, wird hier wohl die Besatzung der Schiffe gemeint sein, wahrscheinlich außerdem Handwerker wie Zimmermänner etc. Tiere, wie etwa Lastesel werden nicht aufgeführt!

616

kapitel viii

5 ʿpr kꜣ.t⸗śn nb.t n-mrw.t ◯ mnḫ(.w) rwc̣(̌ .w) r i͗ḫ.t nb.t i͗ri̯.yt m tꜣ pn c̣ř -bꜣḥ

(sie) mit all ihrer Technik auszustatten, damit sie vortrefflicher und fester gefügt sei als alles, was ( jemals) zuvor in diesem Land gemacht worden war

6 i͗ri̯.n⸗f mnḫ.w sp 2 mi͗ wc̣.̌ wt ◯ n⸗f m ḥm n(.i͗) śtp-sꜣ

Glänzend führte er (dies) aus, (genauso,) wie ihm durch66 die Maiestät der Palastklausur befohlen worden war.

7 (i͗)ś⸗k wḥm.w Mnč ◯ w-ḥtp(.w) sꜣ Imn(.w)y ḥr i͗ṭb n(.i͗) wꜣc̣-̌ wr ḥr mc̣ḥ̌ nn n(.i͗) 8 ḥnʿ c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t wr(.t) tp-rśi͗ (ʿ)ḥʿ.w ◯ tꜣ-wr wn.{t}⟨w⟩67 ḥnʿ⸗f ʿnḫ.w 9 m? wn.w ḥr i͗ṭb n(.i͗) wꜣc̣-̌ wr ◯ 10 šmsw.w mšʿ.w ḥnʿ wḥm.w ◯ n(.i͗) Ḥr(.w) ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w): ś.i͗ 50

Siehe, der Herold Imeny, Sohn des Mentuhotep68 zimmerte diese Flotte an der Küste des Meeres (zusammen), in Gemeinschaft mit dem großen Verwaltungsrat vom äußersten Südens des Thinitischen Gaus69, indem bei ihm waren Bewohner der Meeresküste, bestehend 70 aus Fußvolk und einem Wortführer Gefolgsleute des Horus – er möge leben, heil und gesund sein – 50 Mann.

66

67

68

69

70

Offenbar steht hier ⟨m⟩ für ⟨i͗n⟩. Möglicherweise ist der Grund im direkten Kontakt mit dem labiodentalen Frikativ ⟨ f ⟩ zu sehen, vgl. C. Peust, Egyptian Phonology, Göttingen 1999, 161, vgl. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 73 „neuägyptisch auch ⟨m⟩“. Wird hier die gesprochene Sprache reflektiert? Der Form nach könnte es sich um ein eingebettetes feminines Pseudopartizip oder ein Partizip handeln, jeweils bezogen auf den Verwaltungsrat. Ersteres ist an sich schon unwahrscheinlich, da die Genitivverbindung determiniert ist und folglich ein Partezip erwarten ließe. Ein solches bereitet jedoch ebenfalls Schwierigkeiten bei der Konstruktion des folgenden Satzzeils: *„der war mit ihm (und) Personen, indem sie waren an der Küste des Meeres“. Auszuschließen ist ein narrativer Infinitiv, nicht nur weil ein solcher an dieser Stelle ungewöhnlich wäre, sondern auch, weil der Infinitiv von wnn geminiert und kein t aufweist. Da vorher bereits ausgedrück wurde, daß Ameny mit der Behörde zusammenarbeitete, kann sich logischerweise wn.t nur auf die folgende Aussage beziehen, d. h. um welche Form es sich auch immer handelt, die Bedeutung ist recht klar „es waren mit ihm Personen …“. Wahrscheinlich steht hier ein Pseudopartezip und der Schreiber hat aus Versehen die Numeri verwechselt bzw. ʿnẖ.w als Kollektivum aufgefaßt. Man beachte die in der 12. Dynastie übliche graphische Inversion bei Filiationsangaben und das ebenso normale Fehlen eines Personendeterminativs beim Vaternamen, vgl. eg § 85. Dies wäre dann ca. 80 km (nord)westlich von Koptos. Warum nicht eine Verwaltungseinheit aus der unmittelbaren Umgebung von Koptos zuständig war, entzieht sich meinem Verständnis. Wahrscheinlich ein prädikatives m. Für eine Pleneschreibung von mšʿ erscheint mir die Lücke zu klein.

617

die ägyptischen quellen zu punt

Kolumnen 1 i͗m.i͗-rʾ pr(.w) n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t: s.i͗ 1 ◯

Haushofmeister des Verwaltungrats: 1 Mann

2 ʿnḫ.w n(.i͗) čt n(.i͗) nb, ◯ Ḥr(.w) ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w): s.i͗ 500

Personen der Truppe des Herrn, des Horus – er möge leben, heil und gesund sein – 500 Mann

3 sẖꜣ.w n(.i͗) c̣ꜣ̌ c̣ꜣ̌ .t ʿꜣ.t: s.i͗ 5 ◯

Schreiber des großen Verwaltungsrats: 5 Mann

4 ʿnḫ.w n(.i͗) nʾw.t: s.i͗ 3200 ◯

Stadtbewohner: 3200 Mann.

∵ Dok. 19 (Taf. 16 oben) Marsa Gāwāsīs: Ostrakon Sayed 1 A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’Egypte 58, 1983, (23–37) 24–26, Abb. 1. 1 5 × ½ ḥḳꜣ.t ◯

2 ½ Hekat (d.h. 12l)

2 nfr.wi͗: 250 ◯

bester Qualität?: 250

3 Pwn.t rmnyt ◯

Punt; Domäne des

4 wḥm.w n(.i͗) ʿrryt H̱ nt.i͗ ◯

Heroldes des Wachbereichs Chenti

∵ Dok. 20 (Taf. 16 Mitte) Marsa Gāwāsīs: Ostrakon Sayed 2 A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’Egypte 58, 1983, (23–37) 24–26, Abb. 2. 1 rnp.t-sp 5, ꜣbṭ 3 pr.t hrw 8? ◯

Regierungsjahr 5, 3. Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 8?

2 i͗ni̯.t n(.i͗) ◯ Sḫm-˹S.i͗-n(.i͗)-˺Wś˹r.t˺ mꜣʿ.t-ḫrw

Lieferung von „Mächtig ist der selige Sesostris“.71

71

Totentempel Sesostris ii. in Illahun.

618

kapitel viii

3 70 […] ◯

70 […]

∵ Dok. 21 (Taf. 16 unten) Marsa Gāwāsīs: Ostrakon Sayed 3 A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’Egypte 58, 1983, (23–37) 24–26, Abb. 3. ḥꜣ.ti͗-ʿ(.w) Nbw-kꜣ.w-Rʿ(.w)

„Graf“ Neb-kau-Re.

∵ Dok. 22 (Taf. 17 oben) Marsa Gāwāsīs: Ostrakon Sayed 4 A.M.A.H. Sayed, New Light on the Recently Discovered Port on the Red Sea Shore, in: Chronique d’Egypte 58, 1983, (23–37) 24–26, Abb. 4; P. Vernus, Une inscription cursive de Ouâdi Gawâsis, in: ré 37, 1986, 139 f. i͗m.i͗-rʾ ⟨ʿ⟩ẖn⟨wti͗ n(.i͗)⟩ Č̣ ṭ-bꜣw [S.i͗-n(.i͗)-]Wśr[.t]

Der Protokollmeister des Č̣ ṭ-bꜣw72 Sesostris’

∵ Dok. 23 (Taf. 17 unten) Marsa Gāwāsīs: Ostrakon 101 E. Mahfouz, Ostraca, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (225–232) 225–227. 1 šśp ḥ[…] ◯

Empfangen von ḥ[…]

2 ʿnḫ(.w) N(.i͗)-mꜣʿ.t-Rʿ(.w) ◯ […]

Der Lebende Ni-Ma’at-Re […]

3 […] N(.i͗)-mꜣʿ.t-Rʿ(.w) ◯ c̣ǐ ̯y[-ʿnḫ]

[…] des Ni-Ma’at-Re, beschenkt [mit Leben].

72

Vgl. W.A. Ward, Index of Egyptian Administrative and Religious Titles of the Middle Kingdom, Beirut 1982, 17, Nr. 84.

619

die ägyptischen quellen zu punt 4 […] ◯

[…]

5 nb pꜣ-ḫꜣ[…] ◯

alle […] der ḫꜣ[…]

6 […] ◯

[…]

7 […] N(.i͗)-mꜣʿ.t-Rʿ(.w) ◯ c̣ǐ ̯y[-ʿnḫ]

[…] des Ni-Ma’at-Re, beschenkt [mit Leben].

8 p1 (ʿḥʿ ?) ◯

Flotte/schiff (Det.)

∵ Dok. 24 Marsa Gāwāsīs: Ostrakon 102 E. Mahfouz, Ostraca, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (225–232) 228. 1 260 ◯

260

2 Pwn.[t] rmn[ yt ?] ◯

Punt; Domäne von […] ?

3 […] ◯

[…]

∵ Dok. 25 Marsa Gāwāsīs: Ostrakon 105 E. Mahfouz, Ostraca, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (225–232) 229 f. 1 […] ◯

[…]

2 […] 74 s.i͗ […] ◯

[…] 74 Mann […]

3 […] i͗ḥ(.w) 8 ʿ.wt […] ◯

[…] Rinder(n): 8; (Fleisch-)Stücke: 10 (+ x)

4 […] ◯

[…]

620

kapitel viii

∵ Dok. 26 Marsa Gāwāsīs: Ostrakon 106 E. Mahfouz, Ostraca, in: K.A. Bard & R. Fattovich (Hrsg.), Harbor of the Pharaohs to the Land of Punt. Archaeological Investigations at Mersa/Wadi Gawasis, Egypt, 2001–2005, Neapel 2007, (225–232) 230f. Die Bearbeitung von Mahfouz ist stellenweise nicht zufreidenstellend, was leider aufgrund der nicht allzu guten Photographien nur nachgewiesen, nicht jedoch verbessert werden kann. 1 i͗w.t 100 ḫꜣi̯.w bw n ◯

Eingegangen: 100 (Stück) Abgemessenes? (an) die Stelle

2 sꜣw.n⸗i͗ […] ◯

[an der?] ich? gewartet habe?73, [… durch?]

3 c̣r ̌ .t […] r wnw.t ◯

die Hand von […] zur Dienstverpflichtung74

4 rnp.t-sp 12 ꜣbṭ 3 šmw hrw 20 ◯

Regierungsjahr 12, Monat 3 der šmw – Jahreszeit Tag 20.

∵ Dok. 27 Die Geschichte des Schiffbrüchigen pLeningrad 1115; A.M. Blackman, Middle Egyptian Stories, Brüssel 1932, 41– 48; G. Burkard & H.J. Thissen, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte i. Altes und Mittleres Reich, Münster 2003, 141–148 (mit weiterführender Literatur); G. Burkard, Überlegungen zur Form der ägyptischen Litera-

73

74

In der Tat würde man eher „Ort der Wache“ o.ä. erwarten, was Mahfouz auch übersetzt hat, nur sollte man seiner hieroglyphischen Umsetzung vertrauen, ergibt sich im Zusammenhang mit den folgenden Zeichen allein diese Übersetzung. Freilich ist zu erwägen, ob nicht die Interpretation der hieratischen Zeichen von Mahfouz falsch sein könnte, was allein aufgrund der Photographie mir nicht möglich schien. Syllabische Schreibung, ohne die übliche Verwendung des Zweikonsonantenzeichens nw. Im Gegensatz zur hieroglyphischen Umsetzung von Mahfouz steht im hieratischen Text unter dem Hasenzeichen kein ligiertes n. Einen Mann mit Stab kann ich auf dem Ostrakon nicht erkennen. Liegt hier das Verb nʿi̯ „(Strick) drehen“ vor?

621

die ägyptischen quellen zu punt

tur. Die Geschichte des Schiffbrüchigen als literarisches Kunstwerk, äat 22, Wiesbaden 1993. Beschreibung der Schlange kfi̯.n⸗i͗ (61) ḥr⸗i͗ gmi̯.n⸗i͗ ḥfꜣw (62) pw i͗w⸗f m i͗yi̯.t n.i͗-św (63) mḥ 30 ḫbśw.t⸗f wr s(i͗) (64) r mḥ 2 ḥʿw⸗f sḫrw (65) m nbw i͗nḥ.wi͗⸗f m ḫśbč̣ (66) mꜣʿ ʿrḳ św r ḫn.t

Da enthüllte ich mein Gesicht und sah: Eine Schlange war es, die da kam. Sie war 30 Ellen lang, ihr Bart war länger als zwei Ellen. Ihr Leib war goldbedeckt (und) ihre Augen aus echtem Lapislazuli, und sie war nach vorne aufgerichtet.

Auftrag des Schiffbrüchigen (89) c̣ṭ̌ ⸗i͗ n⸗f: i͗nk pw hꜣi̯.kw (90) r bi͗ꜣ m wpw.t (91) i͗ti̯.y m ṭp.t n.(i͗)t (92) mḥ 120m ꜣw⸗ś mḥ 40m sḫw(93)⸗ś śqṭ.w 120 i͗m⸗ś (94) m śtp.w n.(i͗) Km.t

Ich sprach zu ihr: In bin es, ich bin im Auftrag des Herrschers zu den Minen aufgebrochen, in einem Schiff von 120 Ellen Länge und 40 Ellen Breite. 120 der besten Schiffer Ägyptens waren auf ihm.

Selbstbeschreibung der Schlange (150) c̣ṭ̌ ⸗f n⸗i͗: n wr n⸗k ʿnti͗ ḫpr.t nb ś:nčr (151) i͗nk i͗ś ḥḳꜣ Pwn.t ʿnti͗ n⸗i͗ i͗m.i͗ św (152) ḥkn.w pf c̣ṭ̌ .n⸗k i͗ni̯.t⸗f bw pw wr n i͗w pn

Du bist (wohl) kaum reich (an) Myrrhen75, oder allen (sonstigen) Arten von Weihrauch.76 Ich hingegen bin der Herrscher von Punt, (und) mein ist (alle) Myrrhe von dort. Und jenes „Lobpreis“-Öl, von dem Du sagtest, Du würdest es bringen: Es ist eine Spezialität77 dieser Insel.

∵ 75 76

77

Wörtlich „Die Myrrhe ist Dir nicht beträchtlich“. Nicht eindeutig; mögliche Interpretationen sind „alle Arten von Weihrauch“ (Lichtheim), „du bist ein Besitzer von Weihrauch geworden“ (Simpson) oder „denn es ist nun so, daß ich der Herr des Weihrauchs bin“ (Foster). Im Falle eines PsP wäre ein m „als ein Herr …“ zu ergänzen (Assimilation des m an nb?). Abstraktum, gebildet mit bw, vgl. entsprechende Bildungen im Berberischen. Man beachte, daß pw zwischen die beiden Bildungselemente treten kann. Denkbar ist als Übersetzung auch „der größte Teil stammt von dieser Insel“.

622

kapitel viii

Dok. 28 (Taf. 19–28) Puntreliefs vom Totentempel der Hatschepsut in Deir al-Bahari Urk. iv, 315ff.; E. Naville, The Temple of Deir el Bahari, Introductionary Memoir and six volumes, London 1894–1908; K. Sethe, Eine bisher unbeachtet gebliebene Episode der Punt-Expedition der Königin Hatschepsowet, in: zäs 42, 1905, 91–99; R. Pirelli, Punt in Egyptian myth and trade, in: G. Zaccone & T. di Netro (Hrsg.), Sesto Congresso Internazionale di Egittologia, Atti ii, Turin 1993, 383–390; I. Shirun-Grumach, Offenbarung, Orakel und Königsnovelle, äat 24, Wiesbaden 1993, 78ff. und 109 ff. a. Seefahrt und Landung in Punt (Westwand i, 72f.; Nav. iii, 73f.) Segelkommando der Steuerleute (Urk. iv 322:4) i͗ri̯ ḥr tꜣ-wr

Hart Backbord78!

Ueber den landenden Schiffen (Urk. iv 322:5ff.) 1 ś:ḳṭi̯.{w}.t m wꜣc̣-̌ wr ◯ 2 ◯ šsp79 tp wꜣ.t nfr.t r Tꜣ-nčr ṭw80 3 m ḥtp(.w) r ḫꜣs.t Pwn.t r tꜣ ◯ 4 mšʿ n(.i͗) nb-tꜣ.wi͗ i͗n ◯

Auf dem Meer fahren, den guten Weg ins Gottesland einschlagen (und) in Friede im Femdland Punt landen durch die Truppe des Herrn der Beiden Länder

5 n(.i͗) nb nčr.w ḫft tp.i͗t-rʾ ◯ Imn(.w) nb ns.wt tꜣ.wi͗ ḫn.ti͗ 6 r i͗ni̯.t n⸗f bi͗ꜣ.i͗t [Ip.t]-sw.t ◯ 7 ḫꜣs.t nb.t n ʿꜣt n(.i͗t) mrr⸗f ◯ 8 ◯ [sꜣ.t⸗f Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w)] [r 9 tp.i͗w-ʿ(.w)] nsw(.w) ◯

entsprechend der Weisung81 des Herrn der Götter Amun, Herr der Throne der Beiden Länder, Gebieter von Karnak um ihm die Kostbarkeiten eines jeden Fremlandes zu bringen, weil er [seine Tochter Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) so sehr liebt], (und zwar) mehr als die Könige der Altvorderen.

78 79 80 81

Wb. v:230; wörtlich „Haltet (euch) links“. Hwb. 835 „Weg beginnen, einschlagen“. Unregelmäßiges Verb wṭi̯ „legen“, vgl. TüE 180; Wb. i, 387. Gemeint ist das vor der Expedition eingeholte Orakel, daher wird „Ausspruch“ mit frei mit „Weisung“ übersetzt.

die ägyptischen quellen zu punt 10 pw r k(i͗).w(i͗) [nn ḫpr.t i͗ś] ◯ 11 t.w ḫpr.w ◯ 12 m tꜣ pn ◯ 13 c̣.̌ t bi͗◯

623

In der Tat war dies anderen Königen nicht widerfahren, als sie in diesem Land waren82, ewiglich

Ueber dem Leichterschiff (Urk. iv 323:1–5) 1 s:nfi̯ ◯ 2 k{p}⟨b⟩n.wt m ◯ 3 n(.i͗) ˹mʾw.t˺⸗f ? i͗n(.w) ◯ 4 [sꜣ ṭp.t][…] ◯ 5 ṭp.t [ḥr] ◯ 6 n Ḥw.t-Ḥr(.w) nb.t Pwn.t ◯ ḥr(.i͗)-tp ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb ḥm⸗ś

Entladen83 des Hochseeschiffs von den Waren für seine? Mutter, Schiff für Schiff […] für Hathor, Herrin von Punt, für Leben, Heil und Gesundheit Ihrer Maiestät.

b. Begrüßung des königlichen Sendboten und seiner Kriegsmannschaft (Urk. iv 323:14–324:14; Naville iii, 69) Ueber den Aegyptern 1 [sp]˹r˺ wpw.ti͗-nsw ◯ 2 r ◯ 3 ʿ(.w) n(.i͗).ti͗ Tꜣ-nčr ḥnʿ mš ◯ 4 tp-m wr.w ◯ 5 n(.i͗)w m-ḫt⸗f ◯ 6 sbi̯(.w) m i͗ḫ.t nb.t Pwn.t ◯ nfr.t m śtp-śꜣ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w) (i͗)n Ḥw.t-Ḥr(.w) nb.t Pwn.t ḥr ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb ḥm[.t]⸗ś

Der Königbote erreicht84 das Gottesland mit den Soldaten85, die in seinem Gefolge sind, hin zu den Fürsten von Punt, ausgesandt86 (versehen) mit allen guten Dingen aus dem Palast, – er möge leben, heil und gesund sein – durch Hathor, Herrin von Punt, zugunsten von Leben, Heil und Gesundheit Ihrer Maies[tät].

Ueber den Leuten von Punt 1 i͗y.t i͗n wr.w n(.i͗)w Pwn.t m ◯ 2 m wꜣḥ-tp r šsp mšʿ pn ksw ◯ 3 n nb n(.i͗) nsw c̣ǐ ⸗̯ sn i͗ꜣi͗w ◯ nčr.w Imn(.w)-Rʿ(.w) pꜣṷ.ti͗ tꜣ.wi͗ [hbi̯] ḫꜣs.wt

82 83 84 85

86

Die Großen von Punt kommen mit Verbeugung und geneigtem Haupte, um diese Truppe des Königs zu empfangen, indem sie den Herrn der Götter Amun preisen, den Urzeitigen der Beiden Länder, der die Fremdländer [betritt].

Pseudopartizip plural, gleichzeitig eingebettet. Kaus. iii. inf., wörtlich „ausatmen“ (frei übersetzt vielleicht: „ausspucken“). Beim Narrativen Infinitiv ist es möglich, ein Subjekt direkt anzuhängen, vgl. TüE 258f. Bei mšʿ handelt es sich wohl um einen inneren („gebrochenen“) Plural. Da im vorliegenden Fall auf dem Relief Bewaffnete dargestellt werden, sei hier „Soldaten“ und nicht neutraler „Truppe“ übersetzt, wie sonst m. E. bei den Puntinschriften passender. Pseudopartizip 3. Pers. pl. bezogen auf die Soldaten.

624

kapitel viii

4 c̣ṭ̌ .ḫr⸗sn [ṭ]b˹ḥ˺⸗sn ḥtp(.w) ◯ pḥ[n]⸗čn nn ḥr [sy] i͗šst r ḫꜣs.t[⸗č]n ḫmi̯.t.n⸗rmč.˹w˺ i͗n-i͗w h⟨ꜣ⟩i̯.n⸗čn ḥr wꜣ.wt ḥr.i͗t 5 i͗n-i͗w ś:ḳṭi̯.n⸗čn ḥr mw ḥr tꜣ ◯

Sie sagen nun87 – um Frieden bittend88: Wie89 seid ihr (nur) in dieses Fremdland gelangt, das den Ägyptern90 (bislang) unbekannt war? Seid ihr auf Himmelswegen hinabgestiegen91, (oder) seid ihr zu Wasser und zu Lande gereist?

wꜣc̣.̌ w(i͗)92 Tꜣ-nčr ḫnṭ.n⸗čn Rʿ(.w)-i͗ś93 nsw tꜣ-mri͗ nn [g]⟨r⟩.t wꜣ.t r ḥm⸗f ʿnḫ⸗n m [čꜣw] n(.i͗) c̣č ⸗̣̌ f 94

Wie glücklich ist das Gottesland, das ihr betreten habt, wie (bisher nur) Re, der Herrscher Ägyptens! (Denn) es gab ja keinen Weg zu Seiner Maiestät95, damit wir von der Gnade (all) dessen leben, was er zu spenden pflegt.96

Der Fürst von Punt und seine Angehörigen wr n(.i͗) Pwn.t Pꜣ-rʾ-h-w

87

88 89 90

91 92 93 94

95 96 97

Der Große von Punt Pꜣ-rʾ-h-w.97

Die Verwendung des kontingente śc̣m ̌ .ḫr⸗f ist – neben der vielfachen Dreifachsetzung des Semogramms zur Notation des Plurals – ein Archaismus. Offenbar soll hier ausgedrückt werden, daß die Puntfürsten zuerst zur Begrüßung kamen und dann erst im weiteren Verlauf des Gesprächs die folgenden Fragen stellten. Wahrscheinlich ist die Tatsache, daß es sich um einen Archaismus handelt, dafür verantwortlich, daß fälschlicherweise(?) eine präsentische Zeitlage gewählt wurde. Oder bedingt ein narrativer Infinitiv vielleicht automatisch ein śc̣m ̌ .ḫr⸗f ? Formal im Ägyptischen ein gleichzeitger Umstandssatz, im Deutschen eleganter als Ptz. akt. wiedergegeben. Wb. i, 135:12 nach müßte man „weshalb, warum“ übersetzten, was der Kontext m.E. jedoch definitiv ausschließt. Wie etwa die Inuit sich sebst als „Menschen“ bezeichnen (im Gegensatz zu ihren indianischen Nachbarn, die sie Eskimo „Rohfleischfresser“ nennen), sahen sich die Ägypter ebenfalls als „Menschen“ (rmč) schlechthin. Freier könnte man ideomatisch übersetzten „Seid ihr vom Himmel gefallen?“. Adjektivalsatz mit Admirativ-Endung (elativischer Dual), vgl. TüE 153 und 110. Postposisiton i͗ś „wie“ vgl. TüE 134. Ausgedrückt werden soll wohl, daß bisher nur die Sonne Punt erreicht hatte. Relativform distributiv (‚Präsens‘) zum Ausdruck verbaler Pluralität (der Objekte und/ oder der Handlung des fortwährenden Gebens), vgl. TüE 269 „unterscheidet sich von solchen [i. e. distributiven Partizipien] auffällig nur in der syntaktischen Konstruktion“. Gemeint ist hier nicht mehr Re, sondern Pharao. Neben einem eingebetteten Finalsatz wäre auch eine Interpretation des Subjunktivs als Wunsch denkbar „Wir wollen leben/Lasset uns leben …“. Möglich wäre auch „Ein Großer (Häuptling) von Punt (namens) Pꜣ-rʾ-h-w“.

die ägyptischen quellen zu punt ḥʾm.t⸗f i͗:-t-y

Seine Frau i͗:-t-y

sꜣ(wi͗?)⸗f(i͗?)

Seine beiden Söhne?98

sꜣ.t⸗f

Seine Tochter

625

Der Esel der Frau des Fürsten i͗ʿꜣ fꜣi̯ ḥʾm.t⸗f

Der Esel, der seine Frau trägt.

c. Der königliche Sendbote empfängt, vor seinem Zelte stehend, die Gaben Punts (Urk. iv, 325:11–326:9; Naville iii, 70 f.) 1 ḥr i͗mꜣw (i͗)n wpw.ti͗-nsw ◯ 2 ◯ 3 ʿnti͗w ḥnʿ mšʿ.w⸗f m ḫti͗w ◯ 4 r n(.i͗) Pwn.t ḥr gs.wi͗ wꜣc̣-̌ wr ◯ šsp wr.w n(.i͗)w ḫꜣs.t⸗{č}⟨t⟩n 5 n⸗sn tʾ ḥnḳ.t i͗rp i͗wf ṭḳr i͗ʿb ◯ 6 i͗ḫ.t nb(.t) i͗m.i͗t Tꜣ-mri͗ mi͗ ◯ wc̣č .̣̌ t⟨w⟩ m śtp-śꜣ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w)

98

99

100

101

Das Lageraufschlagen seitens des Königsboten und seine Truppe auf der Myrrheterrasse Punts in der Nachbarschaft des Meeres99 um die Großen dieses Fremdlandes zu empfangen (und) ihnen Brot, Bier, Wein, Fleisch und Obst zu schenken – alles aus Ägypten100 –, wie es befohlen wurde101 im Palast, er möge leben, heil und gesund sein.

Auf sꜣ⸗f folgt nach Urk. iv 325:2 ein ⟨n⟩. Sethe schlägt unter Vorbehalt eine Dualschreibung vor, was zur Darstellung zweier Personen entsprechen würde. Müßte man ansonsten sꜣ⸗f n(.i͗) sꜣ.t⸗f „Sein Sohn von seiner Tochter“ lesen? Schlagender Beleg gegen die Theorie, Punt läge zu beiden Seiten des Roten Meeres, denn sicherlich schlugen die Ägypter ihr Lager nur an einer Küste auf! Vgl. ausführlicher K.A. Kitchen, Punt and how to get there, in: Or 40, 1971, (184–207) 202, Anm. 147. Wie bei der Opferformel ist auch hier nicht eindeutig, ob es sich um den letzten Teil einer Aufzählung handelt „(sowie) all die Dinge, die es in Ägypten gibt“ oder um eine Apposition, eine Summenformel „(d. h.) alles Dinge, die es in Ägypten (gibt)“. Nun könnte man hier argumentieren, daß der erste Fall indeterminiert, der zweite determiniert ist. Würde man somit bei einer Aufzählung nicht eher einen Relativsatz erwarten? M.E. soll hier ausgedrückt werden, daß man die aufgezählten Nahrungsmittel wirklich aus Ägypten brachte und nicht, daß man alles nur Erdenkliche brachte, was Ägypten zu bieten hat. An dieser Stelle sind offenbar zwei Konstruktionen miteinander kollidiert: Passives Präsens i͗rr⸗f nach der Präposition mi͗, vgl. TüE 194 („wie es befohlen wird“) und Partizip Distributiv Passiv („wie (all) das, was befohlen wurde“).

626

kapitel viii

Bei den königlichen Sendboten 1 šsp i͗n.ww n(.i͗) ◯ 2 wr n(.i͗) ◯ 3 i͗n wpw.ti͗-nsw Pwn.t ◯

Empfangen der Gaben des Großen von Punt durch den Königsboten.

Ueber den Leuten von Punt 1 i͗y.[t] i͗n wr ◯ 2 n(.i͗) Pwn.t ẖr ◯ 3 i͗n.ww⸗f r gś.wi͗ ◯ 4 wꜣc̣-̌ wr ◯ tp-m [wpw.ti͗-ns]w[…][śtp-]śꜣ ʿnḫ(.w) wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w)

Kommen seitens des Großen von Punt unter (der Last) seiner Gaben zur Meeresküste vor den Kö[nigsboten][…][Pa]last – er möge leben, heil und gesund sein.

nb[w n(.i͗) ʿ-mꜣ-w]ḪꜣS.T ʿnti͗[w…]

Gold [von ʿ-mꜣ-w]102 Myrr[he …]

d. Die Thätigkeit, welche die Expedition im Lande Punt entfaltete (Urk. iv, 326:17–330:6; Naville iii, 69 f.) Ebenholz wird mit Aexten geschlagen šʿ hbni͗ r [ꜣʿ].t wr.t ḥ˹r˺ […]

Das Schneiden von Ebenholz in sehr [gro] ßen (Mengen) auf […]

ʿnti͗-Harz wird von den Bäumen gesammelt […] nb ʿnti͗ ʿšꜣ i͗m⸗s wr.t

[…] alles, sehr viel Myrrhe darauf 103

[…] ˹m˺ [ḫ]˹ti͗˺w [ʿnti͗ n(.i͗) Pwn.t?]

[…] auf den [Myrrhe]terrassen [von Punt?]104

102

103 104

Zur Lokalisierung des Toponyms und weitergehenden Interpretationen vgl. K.A. Kitchen, Further Thoughts on Punt and its Neighbours, in: A. Leahy & J. Tait (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt in Honour of H.S. Smith, London 1999, 173–178. Leider ist nicht ganz eindeutig, worauf sich i͗m⸗s bezieht – auf die Harzklumpen, die an den Bäume kleben oder die Bäume, die sich auf dem Terassenland Punts befinden. Die Ergänzung folgt Urk. iv, 325:13.

die ägyptischen quellen zu punt

627

Ein solcher Baum wird von Eingeborenen des Landes zum Ufer getragen105 rṭ.wi͗⸗čn rḥw m⸗k ꜣtp.wt⸗n wṭn.ti͗106 wr.t

(Macht) Beine107, Jungs! Schaut, unsere Ladung ist sehr schwer.108

i͗ri̯.y⸗n n⸗nsw nḫt

Wir wollen (es) machen für den starken König!

Aegypter in gleicher Beschäftigung 1 wc̣ꜣ̌ ḥnʿ⸗n nh.t ◯ 2 ʿnti͗ ḥr.i͗t-i͗b Reise mit uns, Myrrhenbaum inmitten des ◯ 3 Tꜣ-nčr ◯ r pr(.w) n(.i͗) Imn(.w) Gotteslandes, zum Tempel des Amun. 4 ś.[t]⸗č i͗m wnn ◯

Dort soll dein Plat[z] sein! 109

5 ś:rṭ⸗č n Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) m ◯ [ḫnt ši͗⸗f gś.wi͗] ḥw.t-nčr⸗f mi͗ 6 {č}⟨t⟩.n⸗˹i͗ti̯˺⸗[ś] wc̣.̌ ◯

Mögest du wachsen für Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) [vor seinem See, neben] seinemsic! Gotteshaus, wie es ihr Vater befohlen hat.110

105 106

107

108

109

110

Einer der vorderen Träger wendet sich zu den hinteren mit den ersten beiden Sätzen, worauf diese mit dem dritten Satz antworten. Eingebettetes Pseudopartizip, dessen Notation durch ⟨ti͗⟩ (u33; Stößel) kollidiert ist mit dem fast gleich aussehenden Zeichen u 32 (Mörser mit Stößel), dem Determinativ von wṭn. Liegt zugleich ein Wortspiel mit wṭn „opfern, darbringen“ vor? Die idiomatische Wendung i͗či̯ n⸗k rṭ.wi͗⸗k(i͗) entspricht fast exakt unserer: „die Beine in die Hand nehmen“, vgl. R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch, Mainz 1995, 481 (so nicht im Wb.). Das Wb. ii, 461:15 gibt für rṭ.wi͗⸗čn die Übersetzung „eilt Euch“ an, in Verkürzung des vollen Ausdrucks mḥ (m) rṭ.wi͗. Offenbar handelt es sich um eine umgangssprachliche Verkürzung des Ausdrucks, mit dem der Vordermann den anderen „Beine macht“. Dialektal gibt es im Schwäbischen das denominale Verb „ fußeln“ = „rennen“. Alternativ zur Interpretation als elliptischer pw-Satz „unsere Ladung (ꜣčp.wt⸗n) ist, indem sie sehr schwer lastet“ wäre auch eine Deutung als Präsens + eingebettetes PsP denkbar: „wir sind beladen, imdem es sehr schwer ist“, immerhin wird die Stelle in Urk. iv 327:12 schaffiert, d. h. die Lesung von ꜣčp.wt ist nicht zuletzt wegen der eugraphischen Schreibung nicht sicher (⟨t-ꜣ-p[-t a9]⟩). Emphatische Konstruktion mit Futur śčm⸗f / i͗ri̯(.w/y)⸗f. Alternativ wäre auch ein virtueller Relativsatz denkbar „… Tempel des Amun, wo dein Platz sein wird“. Ein Wunschsatz (Subjunktiv/PsP) ist ausgeschlossen (Gemination). Unmißverständlich ist hier nicht die Rede von Pflanzungen in Dair al-Baḥarī, sondern im Amuntempel (Karnak).

628

kapitel viii

Vor einer Kapelle sind Opfergaben aufgehäuft [i͗ri̯.t] […][(i͗)n Ḥw.t-Ḥr(.w) nb.t Pwn.t ḥr(.i͗)-tp ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb ḥm.t⸗ś]

[Be]weihräuch[ern] […] [durch Hathor, Herrin von Punt für Leben, Heil und Gesundheit Ihrer Maiestät].

e. Das Beladen der Schiffe(Urk. iv 328:17–329:12; Naville iii, 74) 1 ꜣtp ʿḥʿw r ʿꜣ.t wr.t m bi͗ꜣ.i͗t ◯ 2 ◯ ḫꜣs.t Pwn.t ḫꜣw nb nfr n(.i͗) 3 n(.i͗)t Tꜣ-nčr ʿḥʿ.w m ḳm.yt ◯ ʿnti͗w m nh.wt n(.i͗)t ʿnti͗w wꜣč̣ 4 m hbni͗ ḥr ꜣbw wʿb m nbw ◯ 5 n(.i͗) ʿmw m ti͗-šps ◯ 6 wꜣč̣ ◯ 7 ś:nčr ẖs(ꜣ)y.t m i͗-h-mw.t ◯ 8 m i͗ʿn.w ◯ 9 gi͗f.w ◯ 10 m:sṭm.t ◯ 11 m i͗n◯ 12 m.w ◯ 13 čsm[.w] ◯ 14 m mryt ḥnʿ n(.i͗)w ꜣby-šmʿ 111 ◯ 15 msw.w⸗śn ◯

Beladen der Flotte in sehr hohem (Maße) mit den Schätzen des Fremdlandes Punt, jeder herrlichen Spezerei des Gotteslandes, bestehend aus Haufen von Myrrhenharz, aus grünen Myrrhe-bäumen, aus Ebenholz und reinem Elfenbein, aus Rohgold von ʿmw, aus Kampfer?112 und ẖs(ꜣ)y.t-Balsam, aus i͗-h-mw.t-Balsam, Weihrauch, Koḥl113 aus Pavianen, Grünen Meerkatzen (und) Windhunden, aus Leopardenfellen, aus ‚Hörigen‘’ 114 mitsamt ihrer Kinder.

16 mi͗.tt nn n n-sp i͗nt.⟨(t)w⟩115 ◯ nsw nb ḫpr c̣ř pꜣ.t tꜣ

Nie (zuvor) war ( jemals) Vergleichbares irgendeinem König gebracht worden, den es gab seit der Urzeit der Welt.

111 112 113 114

115

An dieser Stelle wurde „Panther“ (ꜣby) in „Leopard“ (ꜣby-šmʿ) korrigiert (vgl. Urk. iv, 329, Anm. b-c). Wb. v, 243, 5–14; Kampferbaum (Cinnomum camphora), vgl. Hwb 918. Wörtlich „das, womit man sich schminkt“, d. h. schwarze Augenschminke; Bleiglanz, Galeanit (Antimonit?). „Hörige“, wörtlich „Gebundene“. Trotz der Diskussion um Skaverei im Alten Ägypten möchte ich diesen Begriff verwenden, da seine Konnotation hier m.E. passender ist als die übliche Übersetzung, die eher mit dem Konzpet des Frondienstes zusammenhängt als mit dem Verschleppen von Eingeborenen. ´ vgl. TüE 212 (AnmerBeim tw-Passiv tritt an die Subjunktivform i͗nt nur ein t an (*i͗˘n˘tt˘w), kung).

die ägyptischen quellen zu punt

629

f. Heimfahrt und Landung in Theben (Urk. iv, 329:15–330:6; Naville iii, 75) 1 ś:c̣ṭ̌ .wt i͗y.t m ḥtp(.w) ṭw r tꜣ ◯ 2 ◯ r i͗p.t-św.t m ꜣw.t-i͗b i͗n mšʿ 3 wr.w m-ḫt⸗sn n(.i͗) nb tꜣ.wi͗ ◯ n(.i͗) ḫꜣs.t {č}⟨t⟩n i͗ni̯.n⸗sn 4 tw⸗mi͗.ti͗.t⸗sn116 n(.i͗)t.t n i͗ni̯ ◯ 5 m bi͗ꜣ.w ◯ 6 n k(i͗).w(i͗) bi͗t.w ◯ 7 ḫꜣs.t Pwn.t n ʿꜣ.t n(.i͗) bꜣw ◯ nčr pn šps Imn(.w)-Rʿ(.w) nb ns.w tꜣ.wi͗

Seefahren, in Frieden zurückkehren, in Karnak mit Freuden landen durch die Truppe des Herrn der Beiden Länder, die Großen dieses Fremdlandes waren in seinem Gefolge, nachdem sie (Dinge) gebracht hatten, dergleichen (zuvor noch) keinem anderen König gebracht worden war, und zwar Schätze des Fremdlandes Punt, wegen der Machtfülle dieses edlen Gottes Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder.

g. Die Königin empfängt die Expedition (Urk. iv, 330:9–333:12) Die Königin [Ḥr(.w) Wśr.]t-k[ꜣ.w][nsw-bi͗t Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w)]

116

Horus „Reich an ka-Kräften“, insibija „Gerechtigkeit (und) Lebenskraft, ein Re“

Eine Emphatische Konstruktion scheidet aus, da keine Adverbiale vorliegt, auf die fokussiert werden könnte, sondern nur ein substantivierter Relativsatz, der aus einem adjektivierten Verbalsatz besteht (TüE 319ff.). Dessen genaue Bestimmung bereitet gewisse Schwierigkeiten. Bezieht sich mi͗.ti͗.t auf die Großen (n = „Ihresgleichen“) bestehen drei Möglichkeiten: 1.) Nach Streichung von ⟨tw⟩ ließe sich ein Historisches Perfekt lesen 5 {sw}⸗n „das, was n nicht gebracht hat“) 2.) Nach Emendation der Negtion (n(.i͗)t.t n-i͗ni̯ ◯ ⟨n⟩ in ⟨n-sp⟩ ließe sich unter Übergehung des ⟨w⟩ eine Subjunktivform (i͗nt) lesen (n(.i͗)t.t 5 t{w}⸗n „das, was n nie gebracht hat“) 3.) Nach Einfügung von ⟨i͗n⟩ ist eine pasn-⟨sp⟩ i͗n ◯ 5 tw i͗n n „das, was nicht gebracht wurde durch n“), sivische Lesung denkbar (n(.i͗)t.t n-i͗ni̯ ◯ vgl. Hatnub 22,18. Lösung 1. wäre hier zu präferieren, da sie als einzige eine Erklärung für das Fehlen eines zu emendierenden Elements bietet, den Zeilensprung („was [zuvor] Ihresgleichen [noch] keinem anderen König gebracht hatte“ wörtlich „das, was Ihresgleichen anderen Königen nicht gebracht hat“). Bezieht sich mi͗.ti͗.t jedoch auf die Gaben selbst, dann ist die Lesung unproblematisch „Dinge, dergleichen anderen Königen nicht gebracht worden waren“.

630

kapitel viii

Inschrift vor den Häuptlingen 1 [rc̣ǐ .̯ t i͗ꜣi͗w n ◯ Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w)][s]n tꜣ n Wśr.t-kꜣ.w i͗n wr.w n(.i͗)w Pwn.t

Lobpreisen der Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) (und) die Erde küssen vor Wśr.t-kꜣ.w durch die Großen Punts.

2 […] i͗wn.ti͗w-sti͗ n(.i͗)w ◯ Ḫnt-ḫn-nfr ḫꜣs.t nb.t rsi͗ n(.i͗)w 3 [Km.t] ◯

[…] die nubischen Nomaden aus Ḫnt-ḫn-nfr117, jedes südlich (angrenzende) Fremdland Ägyptens.

i͗wi̯ m ksw m wꜣḥ-tp ẖr i͗n.w⸗sn 4 […][ḥr] r b(w) ẖr ḥm.t⸗ś ◯ ˹w˺ꜣ.wt tm ḫnṭ śt i͗n k(i͗).w(i͗) 5 […] ḫꜣs.t nb.t m nc̣s ̌ n(.i͗)t ◯ 6 [bꜣk.t⸗sn r ḥm.t⸗ś ḥsb⸗⟨č⟩tw ◯ ḥw.t-nčr Imn(.w)-Rʿ](.w) nb Ip.t-ś.wt m ḥtr r čnw rnp.wt 7 […][ḫft]˹wꜣc̣˺̌ .n⸗sn i͗ti̯⸗s ◯ Imn(.w) rc̣ǐ (̯ .w)118 tꜣ.w nb(.w) ẖr čbw.ti͗⸗s ʿnḫ.ti͗ c̣.̌ t

Kommen in Verbeugung und mit gesenktem Haupte (beladen) mit ihren Gaben an den Ort, an dem Ihre Maiestät ist […] [auf ] Wegen, die noch nicht von anderen betreten worden waren […] jedes Fremdland ist Untertan Ihrer Maiestät – man zählt [Ihre Abgaben an den Tempel des Amun. Re], des Herrn von Karnak – nachdem er Länder unter Ihre Sohlen gegeben hat, sie lebe ewig.

Inschrift der Häuptlinge von Punt 3 1 wr.w n(.i͗)w ◯ 2 Pwn.t ◯ ◯ c̣ṭ̌ .ḫr⸗sn ṭbḥ⸗sn ḥtp(.w) ḫr ḥm.t⸗s i͗:nc̣-̌ ḥr⸗č nsw Tꜣ-mri͗ Rʿ.t psc̣.̌ ti͗ mi͗ i͗tn ḥnwt⸗čn nb.t P˹wn.˺[t] sꜣ.[t Imn(.w)] nsw nčr.]˹w˺

Die Fürsten von Punt. Nun sagen sie, um Frieden bittend, zu Ihrer Maiestät: Gegrüßt seist Du, König Ägyptens, weiblicher Re, der Du strahlst119 wie die Sonnenscheibe, unsere Gebieterin, Herrin von Punt, Tochter des Amun, des Götterkönigs.

˹r˺n⸗č ˹spr(.w) r˺ ṭbnw [n(.i͗)] p.[t] ˹pẖr.n bꜣw˺ [Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) šn-w]r […]

Dein Name hallt120 bis zum Firmament, nachdem121 der Ruhm der [Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) (bereits) das Mee]r durchdrang.

117 118 119 120 121

Südlich des 2. Katarakts (Hwb 1374). Ein Partizip kann wegen der Schreibung mit ⟨r⟩ nicht vorliegen, d.h. es handelt sich um ein nachzeitig eingebettetes Pseudopartizip, was sehr guten Sinn ergibt. Stativ mit topikalisiertem substantivischem Subjekt. Wörtlich „Dein Name, er erreicht den Umkreis des Himmels“; Stativ mit topikalisiertem substantivischem Subjekt. Nachzeitig eingebettetes Perfekt.

die ägyptischen quellen zu punt 4 ˹ḫꜣs.wt⸗f n ?122˺[…]nč[…] ◯ ʿnḫw.n mm ʿn˹ḫw˺

631

[…] Seine Fremdländer für […], indem sie lebendig sind123 unter den Lebenden

Inschrift der anderen Häuptlinge 1 [wr.]w n(.i͗)w n-mꜣ-y-w ◯ 2 wr.w [n(.i͗)w] i͗r-m ◯ 3 ◯ [c̣ṭ̌ ].ḫr⸗sn ṭbḥ⸗sn ḥtp.w ḫr ḥm.t⸗s i͗:n[c̣-̌ ḥr⸗č][…]

[Die Fürst]en von n-mꜣ-y-w, die Fürsten [von] i͗r-m Nun [sagten] sie, bei Ihrer Maiestät um Frieden bittend: Gegrü[ ßt seist Du …]

h. Die Königin weiht die Waren dem Gotte Amun (Urk. iv, 334:4–340:8; Naville iii, 77–82) Inschrift vor der weihenden Königin 1 nsw c̣ť ⸗f nsw bi͗t ◯ Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) ḫrp bi͗ꜣ.w n(.i͗) Pwn.t špss n(.i͗) Tꜣ-nčr m i͗ʿb i͗n.w n(.i͗) ḫꜣs.wt rsi͗(.w)t tp 2 n(.i͗) kssic! ẖsi̯ gꜣ.wt bꜣk.w ◯ n(.i͗)t ˹tꜣ˺ nḥsi͗ n Imn(.w) nb nsw tꜣ.wi͗ ḫnt Ip.t-ś.wt ḥr-tp ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb nsw bi͗t Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) i͗ri̯⸗s ʿnḫ.ti͗ c̣ṭ̌ .ti͗ ꜣwi̯ ib͗ ⸗s ḥḳꜣ⸗s tꜣ.wi͗ mi͗ Rʿ(.w) c̣ť

Der König selbst, der insibija Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w). Beaufsichtigen der Schätze Punts, der Kostbarkeiten des Gotteslandes, mitsamt den Gaben der südlichen Fremdländer, das Beste der Steuern des elenden Kusch, der Abgaben Nubiens für Amun, den Herrn der Throne der Beiden Länder, Gebieter von Karnak, für Leben, Heil und Gesundheit des insibija Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w), damit sie dafür sorge dass sie lebt und heil ist. Möge sie frohen Mutes sein und die Beiden Länder ewiglich beherrschen wie Re.

Ueber den ʿnti͗-Bäumen 2 i͗ni̯.y m 1 nh.wt ʿnti͗w wꜣč̣ 31 ◯ ◯ bi͗ꜣ.w Pwn.t n ḥm.t n(.i͗) nčr pn 3 Im[n](.w) nb ns.w tꜣ.wi͗ ◯

122

123 124

31 grüne Myrrhebäume, geholt im Minengebiet?124 Punts für die Maiestät dieses Gottes Amun, Herr der Throne der Beiden Länder.

Ob hier ein Plural von rʿ(.w) „Sonne“ o.ä. steht erscheint mir zweifelhaft. Könnte es sich bei dem runden Zeichen vieleicht auch um einen ⟨nw⟩-Topf handeln (w24)? Schließlich ist der obere Teil zerstört. Stativ 1. Pers. pl. Es lässt sich kaum entscheiden, ob hier die Region gemeint ist, die in anderen Texten als bi͗ꜣ n(.i͗) Pwn.t bezeichnet wird, oder schlichtweg die „Schätze Punts“, da die Präposition

632

kapitel viii

4 n-sp mꜣ⟨.tw⟩125 mi͗.t.t c̣ř ◯ pꜣw.t tꜣ

Nie war Vergleichbares gesehen ⟨worden⟩ seit der Urzeit der Welt.

Gaben, die unter den Bäumen stehen c̣ʿ̌ m

Weißgold/Elektron Ringe

m:śṭm.t

Koḥl

ʿꜣm126 n(.i͗)w Pwn.ti͗w

Puntiten-Wurfhölzer127

hbni͗

Ebenholz

ꜣbw.w

Elefantenstoßzähne Elefanzenstoßzähne

kꜣi͗-km

kꜣi͗-km128 Klumpen

Beutel Hölzer

Holzknüppel

Ueber Haufen roter ʿnti͗-Klumpen ʿḥʿ.w n(.i͗)w ʿnti͗ wꜣč̣ ʿšꜣ wr.t

Haufen von sehr viel frischer Myrrhe.

Diese Haufen werden mit Scheffeln gemessen ḫꜣi̯.t ʿnti͗ wꜣč̣ r ʿꜣ.t wr.t n Imn(.w) nb ns.wt tꜣ.wi͗

125

126 127 128

Abmessen der frischen Myrrhe in großer Menge für Amun, den Herrn der Throne der Beiden Länder.

davor (m) sowohl lokativische, als auch instrumentale Bedeutung haben kann (sog. ‚m der Äquivalenz‘). Bei aller Vorsicht sei hier die erste Ansicht vertreten, da mit dieser Lesung die Setzung des Partizips erst Sinn zu machen scheint, das sonst überflüssig wäre. Auf n-sp folgt der Subjunktiv (TüE 233), der bei ⟨mꜣꜣ⟩ die Formen ⟨mꜣn⟩ oder ⟨mꜣ⟩ haben kann (TüE 207). Das Passiv des Subjunktivs wird mit ⟨tw⟩ gebildet (TüE 212), was folglich zu ergänzen ist. Vgl. ʿmʿꜣ.t „Wurfholz“, Wb. i, 167, 186. Wörtl. „Wurfholz der Puntiten“ – im Ägyptischen steht hier ein Singular, der allerdings generisch zu verstehen ist. Ein „kostbares Material“ (Wb. v, 101) von brauner Farbe (Hwb 873) im Gegensatz zu kꜣ-ḥc̣.̌

die ägyptischen quellen zu punt bi͗ꜣ.wt ḫꜣs.wt Pwn.t špss n(.i͗) Tꜣ-nčr ḥr-tp ʿnẖ wc̣ꜣ̌ śnb [sꜣ.t Rʿ(.w) n(.i͗)t ẖ.t⸗f Ḥꜣ.t šps.wt ẖnm.t] Imn(.w)[129

633

Schätze des Fremdlandes Punt, Kostbarkeiten des Gotteslandes, für Leben, Heil und Gesundheit der [leiblichen Tochter des Re, Ḥꜣ.t šps.wt ẖnm.t] Imn(.w) („Edelste der Damen; die Amun umarmt“)

Beamter, der das Messen überwacht i͗m(.i͗)-rʾ sẖꜣ.w Č̣ hwti͗

Vorsteher der Schreiber, Č̣ hwti͗ (Thot)130

Der Gott Thot bucht die Waren aus Punt nb Ḫmnw nb mṭw.w nčr ḥr.i͗-i͗b Ḥw.t-i͗bč.t131

Herr von Hermopolis, Herr der Hieroglyphen132, zu Gast im „Haus des Netzes“

1 ś:mn.t m sẖꜣ.w ḥsb čnw ◯ ṭmč̣ smꜣ m ḥḥ.w ḥfn.w c̣b̌ ʿ.w 2 ḫꜣ.w šn.wt šsp bi͗ꜣ.w ḫꜣs.wt ◯ Pwn.t n Imn(.w)-Rʿ(.w) nb ns.wt tꜣ.wi͗ nb p.t ḥr-tp ʿnḫ wc̣ꜣ̌ 3 [Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) i͗ri̯⸗s] śnb ◯ c̣ǐ (̯ .t) ˹ʿnḫ˺133

Schriftliches festhalten, (sowie) berechnen134 der Summe, (die) in die Millionen, Hunderttausende, Zehntausende (und) Hunderte (geht): Die Schätze des Fremdlandes Punt sind für Amun, den Herrn der Kronen der Beiden Länder, den Herrn des Himmels bestimmt135, wegen Leben, Heil und Gesundheit der [Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w)], damit sie (nämlich) dafür sorgen (kann), eine mit Leben Beschenkte zu sein.

Die Erzeugnisse der „Südländer“ (Sudan) c̣ʿ̌ m

129 130 131 132 133

134 135

Weißgold/Elektron in Kasten & als Ringe

Der in honorativer Transposition vorgestellte Gottesname wurde nach der Amarnazeit restauriert, nicht jedoch die restlichen Bestandteile des Namens. Ein sehr passender Kurzname für einen Schreiber. Ist dieser Oberschreiber vielleicht fiktiv? Ein Heiligtum des Thot in Hermopolis, Hwb 1363. Wörtlich „Gottesworte“. Umstandssatz mit Adjektivalsatz (passivisches Partizip + Substantiv) als Objekt „indem sie (so) handelt, (daß gilt:) Geschenkt ist das Leben“. Der genusinvariable Adjektivalsatz ist nach Überführung in ein Femininum (Adjektivierung) substantiviert zu denken, vgl. TüE 158. Wörtlich „berechnen der Zahl, d. h. der Summe“. Entweder ein adjektivierter Adjektivalsatz oder ein narrativer Infinitiv. Vgl. auch die fast identische Beischrift zur Schreibergöttin (Urk. iv, 338f.).

634

kapitel viii

i͗nm(.w) ꜣby

Viele Pantherfelle Pantherfelle

[…]k-rʾ[.]i͗ stelzvogel 1 ꜣby-šmʿ ʿnḫ i͗ni̯.y ◯ 2 n⸗ḥm⸗ś ◯ ḥr ḫꜣs.wt [rsi͗.w]

[…]k-rʾ[.]i͗-Stelzvögel Stelzvögel Lebender Leopard, der Ihrer Maiestät aus den südlichen Fremdländern gebracht worden war. Leopard

ꜣby mḥ ʿnḫ [ḥnʿ i͗ṭ.t⸗f ?]

Lebender Gepard [mit seinem Weibchen?]136 Jagdgeparden

3300 rinder

3300 Rinder

zwei

Rinder

Ringe werden auf einer Wage gewogen 1 wčs nb.w c̣ʿ̌ m tp bꜣk.t ◯ 2 n n(.i͗) ḫꜣs.wt rsi͗.w ◯ Imn(.w)-Rʿ(.w) nb ns.wt tꜣ.wi͗ 3 ḫnti͗ Ip.t-ś.wt [ḥr-tp […]tšt ◯ ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb ][Mꜣʿ.t-kꜣ]-Rʿ(.w) ˹i͗ri̯⸗s c̣ǐ (̯ .t)-ʿnḫ mi͗˺ Rʿ(.w) ˹c̣.̌ t˺

Wägen von Gold und Elektron, dem Besten der Abgaben der südlichen Fremdländer für Amun-Re, den Herrn der Throne der Beiden Länder […] Gebieter von Karnak [wegen Leben, Heil und Gesundheit der [Mꜣʿ.t-kꜣ]-Rʿ(.w), damit sie dafür sorgen (kann), dass sie eine wie Re mit Leben Beschenkte wird.

Ueber der Waage mḫꜣ.t mti͗.t mꜣʿ.t(i͗) n(.i͗)t Č̣ hwti͗ i͗ri̯.t.n⸗nsw bi͗t [Mꜣʿ.t-kꜣ]-Rʿ(.w) n i͗ti͗⸗s Imn(.w)-Rʿ(.w) nb nsw tꜣ.wi͗ r wčs ḥč̣ nbw ḫsbṭ (m)fk(ꜣ)t ʿꜣ.t nb.t špś.t ḥr-tp ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb ḥm.t⸗ś [i͗rꜣ]⸗s ʿnḫ.ti͗ c̣[̌ .t]

Die wahrhaft genaue137 Waage des Thot, die der insibija [Mꜣʿ.t-kꜣ]-Rʿ(.w) für ihren Vater Amun-Re gemacht hat, um Silber, Gold, Lapislazuli, echten Malachit und alle (Arten von) edlen Schmucksteinen zu wiegen, wegen Leben, Heil und Gesundheit Ihrer Maiestät, damit sie dafür sorgen (kann), dass sie lebendig bleibt in Ewigkeit.

Bei den zu wägenden Ringen c̣ʿ̌ m

136 137

Elektron/Weißgold

Vielleicht [ḥnʿ i͗ṭ.t⸗f ] „und sein Weibchen“? Möglich wäre auch eine Koordination „genaue und wahre Waage“.

die ägyptischen quellen zu punt

635

Bei Gewichten ṭbn.w

Gewichtsteine

Gott Horus bedient die Waage c̣ṭ̌ -mṭw i͗n Ḥr(.w) ḥr.i͗-tp mḫꜣ.t [tꜣ] ś:ʿri̯ [mꜣʿ].t n nb⸗s [c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩ n⸗k] i͗m.i͗.t ḥtp(.w) kꜣ⸗k ḥr bw nfr

Worte-Sprechen durch Horus, den Beaufsichtiger dieser Waage, die ihrem Besitzer (nur) Wahres anzeigt: [Hiermit gebe (ich) Dir] Entsprechendes138, damit Dein Ka mit dem Besten zufrieden sei.

Hinter ihm steht der nubische Gott Ṭṭwn Ṭṭwn ẖnt.i͗ tꜣ-sti͗ ḥr.i͗-i͗b ḫꜣs.wt i͗nm(.twt) c̣ṭ̌ -mṭw: i͗ni̯.n⟨⸗i͗⟩ n⸗k ḫꜣs.wt nb(.w)t rsi͗(.wt) mi͗ w˹ʿ.w˺ n k˹ꜣ˺{⸗k} ˹nsw bi͗t˺ [Mꜣʿ.t-kꜣ]-Rʿ(.w).

Dedun, Gebieter Nubiens, der residiert in der Westwüste. Worte Sprechen: Hiermit bringe ich Dir alle südlichen Fremdländer wie ein einziges, für den Ka des insibija [Mꜣʿ.t-kꜣ]-Rʿ(.w).

Die Göttin Sšꜣt bucht die Erzeugnisse der Südländer ś:mn.t m sšꜣ.w ḥsb čnw.t ṭmč̣ smꜣ m ḥḥ.w ḥfn.w c̣b̌ ʿ.w ḫꜣ.w šn.wt šsp bi͗ꜣ.w ḫꜣs.wt rs.i͗t (i͗)n Imn(.w) nb ns.wt tꜣ.wi͗ ḫnt.i͗ Ip.t-św.t

138

139 140

141

Schriftliches festhalten, (sowie) berechnen139 der Summe, (die) in die Millionen, Hunderttausende, Zehntausende (und) Hunderte (geht): Erhalt der Schätze der südlichen Fremdländer für/durch140 Amun, den Herrn der Throne der Beiden Länder, den Gebieter von Karnak.141

Femininum zu einer substantivierten Nisba. Das Maskulinum i͗m.i͗ „darin Befindllicher“ oder auch „Dazugehöriger“ kann ohne Bezugswort „Inneres, Inhalt“ bedeuten (Wb. 72:14f.), daher könnte auch wörtlich der Inhalt der Waagschalen gemeint sein, was das feminine Genus erklären würde (mḫꜣ.t fem.). Andererseits steht generell das Femininum im allgemeinen für Sachverhalte, wohingegen das Maskulinum für Lebewesen eintritt. Wörtlich „berechnen der Zahl, d. h. der Summe“. Hier ist eindeutig, ob n „ für“ gelesen werden muß oder ⟨i͗⟩n „durch“. Immerhin bezieht sich diese Beischrift nicht direkt auf Amun, sondern ist nur der Bestimmungszweck, also in gewisser Weise Bestandteil dessen, was die Schreibergöttin notiert. Vgl. oben die beinahe identische Beischrift zu Thot (Urk. iv, 336), insbesondere die dortigen Bemerkungen zur Grammatik.

636

kapitel viii

Schlußinschrift 1 nsw c̣ś ̌ ⸗f nsw-bi͗t ◯ Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w)142 šsp ḥḳꜣ.t n(.i͗)t c̣ʿ̌ m

Der König selbst, der insibija Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) (ist es), der einen Scheffel Elektron/Weißgold in Empfang nimmt.143

wṭi̯.t r wp.t ʿḥʿ.w sp-tp.i͗ i͗ri̯.t(w) bw-nfr

Das Teilen? der Menge144: Das erste Mal? wird das Beste abgesondert145

ḫꜣi̯.t ʿnti͗ wꜣč̣ r Imn(.w) nb ns.wt tꜣ.wi͗ nb p.t

Frische Myrrhe abfüllen für Amun, den Herrn der Throne der Beiden Länder, Herrn des Himmels.

2 tp šmw nb i͗ni̯.y m bi͗ꜣ.w ḫꜣs.t ◯ Pwn.t

– das Beste einer jeden Ernte, die als Schätze des Fremdlandes Punt gebracht werden.

nb Ḫmn.w Č̣ hwti͗ ś:mn(.w) m sẖꜣ.w

Der Herr von Hermopolis Thot hat (es) schriftlich festgehalten.146

Ś:fḫ.t-ʿb.w ḥr ḥbś čn.wt

Ś:fḫ.t-ʿb.w (d.h. Sšꜣt) ist dabei, die Zahlen zu berechnen.

142 143 144 145

146

Diese Kartusche war der damnation memoriae entgangen und nie getilgt worden. Entweder es liegt ein Nominalsatz mit Auslassung des pw vor oder eine pseusoverbale Konstruktion mit Elipse des ḥr. Wörtlich „Das Legen auf den Scheitel der Haufen/der Menge“. Der Sinn und damit auch die exakte grammatische Interpretation dieser Passage bleibt mir letzlich verschlossen, da es sich offenbar um eine idiomatische Wendung handelt. So ist bereits unklar, ob sp hier „Mal“ bedeutet, „Portion“ oder ob nicht vielleicht ein ganz anderes Wort gemeint ist, vielleicht sp(.t) „Garbenhaufen“ bzw. „ein Maß für Weihrauch“. Pseusopartizip mit vorausgehendem nicht-pronominalem Subjekt, wörtlich „Thot, nachdem er fixiert hatte“. Alternativ wäre an einen elliptischen pw-Satz zu denken „Thot ⟨ist es⟩, der fixiert hat“ – eine solche Fokussierung scheint mir jedoch hier wenig sinnvoll zu erscheinen.

die ägyptischen quellen zu punt

637

3 c̣ś ḥm.t⸗s ◯ ̌ ⸗ś i͗ri̯.t(i͗) m ʿ.wi͗⸗s ḥꜣt.t ʿnti͗ ḥr ʿw.t⸗s nb(.w)t ḫnm.w⸗s m i͗ṭ.t nčr i͗w śči͗⸗s ꜣbḫ(.w) m Pwn.t i͗nm⸗s nbi̯(.w) m c̣ʿ̌ m ḥr-ʿbꜣ mi͗ i͗ri̯⸗sbꜣ.w m ḫnw wsḫ.t ḥb.t ḫft ḥr n(.i͗) tꜣ r c̣ř ⸗f

Ihre Maiestät selbst gibt mit ihren beiden Armen bestes Salböl (und) Myrrhe auf all ihre Glieder – ihr Duft ist der Gottesduft147 indem ihr Wohlgeruch von Punt erfüllt ist,148 Ihre Haut ist vergoldet mit Elektron/Weißgold, mit funkelndem Antlitz149 wie es die Sterne im Innern des Festhofes tun angesichts des ganzen Landes.

i͗ri̯.t hnw i͗n rḫy.t nb.t c̣ǐ ⸗̯ sn i͗ꜣi͗w n nb nčr.w

Jubeln aller Untertanen, indem sie den Herrn der Götter preisen.

ś:wꜣš⸗śn Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) m sp.w n(.i͗)w nčrr⸗s nʿꜣ.t-n bi͗ꜣ.yt ḫpr.(w)t n⸗s

Wegen der Schätze, die ihr zuteil wurden150, preisen sie Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) in der Eigenschaft ihrer Göttlichkeit.151

n-sp ḫpr mi͗t.t ḫr nčr.w [i͗m.i͗]w bꜣḥ c̣ř pꜣt. tꜣ

Niemals geschah Vergleichbares durch die Urgötter seit der Urzeit der Welt.

i͗ri̯⸗s c̣ǐ .̯ t ʿnḫ.t(i͗) mi͗ Rʿ(.w) c̣ť (.w)

Möge die erreichen, wie Re ewig belebt zu sein.152

147 148 149 150

151 152

In honorativer Transposition geschrieben, was eine Interpretation als Adjektiv nčr (.i͗) „göttlich“ ausschließt. Neuägyptischer Gebrauch von i͗w zum Ausdruck der Unterordnung; Pseudopartizip. Adjektivierter Adjektivalsatz. Nicht eindeutig; es könnte auch eine Relativform vorliegen „wegen der Wunder, die sie vollbracht hat“. Der Satzteil ist die Adverbiale, auf welche die Emphatische Konstruktion fokussiert. Präsens śc̣m ̌ ⸗f/i͗rr⸗f nach der Genitivpartikel n(.i͗): „Eigenschaft von: Daß sie göttlich ist“. Vielleicht ein Subjunktiv als Wunschform mit folgendem Infinitiv und Pseudopartizip, wörtlich „Möge sie machen das Dafür – Sorgen, lebendig zu sein“. Die Passage ist nicht ganz eindeutig, da auf rc̣ǐ ̯ eigentlich ein Subjunktiv folgt und außerdem der Infinitiv von rc̣ǐ ̯ in dem meisten Fällen c̣ǐ .̯ t ohne r lautet.

638

kapitel viii

i. König Thutmosis iii. bringt der von Priestern getragenen Barke des Amun Myrrhe dar (Urk. iv, 340:13–16; Naville iii, 83f.) ḥnk m tp ʿnti͗w wꜣč̣ n Imn(.w)-Rʿ(.w) nb ns.wt tꜣ.wi͗ nb p.t i͗ri̯⸗f c̣ǐ .̯ y-ʿnḫ wc̣ꜣ̌ śnb ꜣwi̯⸗i͗b⸗f mi͗ Rʿ(.w) c̣ť (.w)

Darbringen des Besten an frischer Myrrhe für Amun-Re, den Herrn der Throne der Beiden Länder (und) Herrn des Himmels, (womit) er erreicht, mit Leben, Heil und Gesundheit beschenkt zu sein – freue er sich ewig wie Re.

j. Die Königin vor Amun (Urk. iv, 341:5–348:17; Naville iii, 83f.) Schilderung der Macht der Königin 1 Ḥr(.w) Wśr.t-kꜣ.w Nb.ti͗ ◯ Wꜣc̣.̌ t-rnp.wt Bi͗k.t-nbw(.t) Nčr.t-hʿ.w nsw-bi͗t Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w)

Horus „Reich an ka-Kräften“; Beide Herrinnen „Gedeihlich an Jahren“; Weiblicher Goldhorus „Mit göttlichen Erscheinungen“; insibija „Gerechtigkeit und Lebenskraft, ein Re“

{či͗}⟨tw⟩t [sḫm.t] n(.i͗)t Imn(.w) mri̯.t.n⸗f wn⸗s ḥr nw.t⸗f

Mächtiges Ebenbild des Amun, die er liebt153, indem sie auf seinem Thron (sitzt).

ś:wꜣc̣.̌ n⸗f n⸗s i͗wꜤ.t tꜣ.wi͗ nsyt šmꜤ.w tꜣ-mḥ.w

Für sie ließ er das Erbe der Beiden Länder gedeihen, die Königsherrschaft über Ober- und Unterägypten.

2 šnn.t⸗i͗{č}⟨t⟩n c̣ǐ .̯ n⸗f n⸗s ◯ ʿrf.t⸗Gbb Nw.t

Ihr gab er, was die Sonne umschließt, was Geb und Nut enthalten.

nn rḳw.w⸗s m-m rsi͗.w nn i͗{č}⟨t⟩n.w p.t ḫꜣs.wt nb(.w)t 3 ḳmꜣ.(w)t.n⸗nčr bꜣk⸗sn n⸗s ◯ mi͗-ḳṭ⟨⸗sn/f ⟩

Sie hat keine Feinde unter den Südländern – sie hat keine Widersacher unter den Nordländern: Der Himmel und alle Fremdländer, die Gott erschaffen hat, für sie arbeiten sie gleicharmaßen154.

153

154

Formal ist twt „Abbild“ maskulin, da das letzte t nach Ausweis des Verbes zur Wurzel gehört. Daher ist die Relativform sinngemäß auf Hatschepsut bezogen, also feminin. Üblicherweise steht hier bei einem solchen Ausdruck der Gesamtheit ein resumptives

die ägyptischen quellen zu punt

639

i͗wi̯⸗sn n⸗s m i͗b śnc̣(̌ .w) ḥr(.i͗)w-tp⸗sn m wꜣḥ-tp mꜣʿ.t⸗sn ḥr psṭ.w⸗sn

Zu ihr kommen sie furchtsamen Herzens155, ihre Oberhäupter156 mit (demütig) gesenktem Haupte, ihre Erzeugnisse auf ihren Rücken.

4 ḥnk⸗sn n⸗s msw.w⸗sn sb-tw ◯ rc̣ǐ .̯ t157 n⸗sn čꜣw n(.i͗) ʿnḫ n ʿꜣ.t bꜣw i͗ti͗⸗[s] Imn(.w) rc̣ǐ ̯ tꜣ.w nb.w ḫr čbw.ti͗⸗s

Ihr bringen sie ihre Kinder, damit ihnen der Lebensodem gegeben wird – (alles) wegen der Machtfülle ihres Vaters Amuns, der alle Länder unter ihre beiden Fußsohlen gegeben hat.158

Bericht über das Orakel des Amun nsw c̣ś̌ ⸗f nsw-bi͗t Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) spr⸗ḥm n(.i͗) stp-sꜣ ʿnḫ(.w) 5 wc̣ꜣ̌ (.w) śnb(.w) r rwṭ n(.i͗) ◯ nb nčr.w śc̣m ̌ wč̣ m ś.t wr.t nc̣w ̌ .t-rʾ n(.i͗)t nčr c̣ś̌ ⸗f

155

156

157 158

Der König selbst, insibija Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w). An der Treppe des Herrn der Götter erbittet die Maiestät des Palastes, sie möge leben, heil und gesund sein, am großen Platz den Auftrag zu vernehmen, einen/den Orakelspruch des Gottes selbst:

Suffix, meist ⸗ f, das sich sogar bis ins Koptische gehalten hat, vgl. ⲧⲏⲣⲫ. Inwieweit diese Verbindungen bereits univerbiert waren, ist schwer zu sagen, gleichwohl ist sicher, daß hier etwas fehlt. Emphatische Konstruktion. mit Fokussierung auf n⸗s, wie generell in dieser Passage. Ob „Herz“ in diesem Fall nach ägyptischem Verständnis spezifisch ist oder unspezifisch, läßt sich schwer entscheiden und damit auch, ob ein adjektivisches Attribut (nach spezifischem Bezugswort) oder ein adverbiales (nach unspezifischem) steht, d.h. Partizip bzw. Pseudopartizip. Da letzteres m. E. wahrscheinlicher ist (Stativ), habe ich versucht, die Unspezifität durch einen genitivus absolutus auszudrücken. In spielerischer Schreibung wurde das Zeichen d1 (tp) dreifach gesetzt, obwohl bei Verbindungen mit Nisba nur das Vorderglied im Numerus verändert wird. Wie um dies explizit zu machen, hat der Schreiber diesen Plural phonetisch geschrieben. Hintergrund des spielerischen Umganges ist das Wortspiel im Zusammenhang mit dem adjektivierten Adjektivalsatz wꜣḥ-sp. Auf sb-tw „damit“ folgt der Infinitiv. Zwar könnte man ḥnk⸗sn auch einbetten „wobei sie (sogar) …“, allerdings ist eine emphatische Konstruktion passender. Bei dieser ließe sich genauso gut auf n ʿꜣ.t bꜣw fokussieren („Wegen der Machtfülle … bringen sie …“).

640

kapitel viii

c̣ʿ̌ r wꜣ.wt r Pwn.t ꜣbi̯ mčn.wt r 6 sšm mšʿ ḥr mw ḥr ḫti͗.w ʿnti͗ ◯ tꜣ r i͗ni̯.t bi͗ꜣ.w m Tꜣ-nčr n nčr pn [ḳ]mꜣ nfr.w⸗s

„Suche die Wege nach Punt, ersehnen159 den Pfad zu den Myrrheterrassen, führe eine Truppe zu Wasser und zu Lande, um im Gottesland Schätze zu holen für den erhabenen160 Gott, der ihre Vollkommenheit161 erschaffen hat.“

i͗ri̯.i͗n⸗tw mi͗ wc̣.̌ {t}162 n⸗{nb.t}⟨sn⟩163 ḥm n(.i͗) nčr pn špś mi͗ ś.t-[i͗b n(.i͗)t] ḥm.t⸗s (i͗)r⸗s i͗ri̯⸗s c̣ǐ ̯ ʿnḫ.t(i͗) wc̣ꜣ̌ .t(i͗) wꜣś(.ti͗) mi͗ Rʿ(.w) c̣.̌ t

Da tat man164, wie ⟨ihnen⟩ die Maiestät dieses erhabenen Gottes geheißen, ( jedoch) in der Tat165 auf Wunsch Ihrer Maiestät, (womit) sie erreicht, wie Re ewig lebendig, heil und gesund zu sein.

159

160 161 162 163

164 165

Dem Klassifikator d54 nach steht hier ꜣbi̯ „verweilen“, was jedoch eine lokativische Präposition vor mčn.wt „Pfade“ verlangt. Entweder, diese wurde vom Schreiber vergessen, oder der Klassifikator ist falsch (ꜣbi̯ „wünschen“ wird mit a2 geschrieben). M.E. liegt Letzeres vor – warum sollte man „⟨auf ⟩ den Pfaden verweilen“? Hier hat das Demonstrativum eindeutig sozialdeiktische, d.h. honorative Bedeutung und nicht objektsdeiktische. Gemeint ist weniger die „Schönheit“ der Waren, als ihre gute Qualität, das, was sie als Schätze so begehrt macht. Siehe folgende Anm. Der feminine Quantor nb.t ist als Subjekt einer Relativform kaum denkbar. Entweder, er steht an der falschen Stelle – dann müßte man immer noch das Genus erklären – oder es handelt sich um eine Verschreibung. Ich schlage vor, daß das Suffixpronomen sn (s + z2) der hieratischen Vorlage in nb.t verlesen wurde. Damit ist die Form ein Perfekt śc̣m ̌ ⸗f, das gerade nach Präpositionen vorkommt. Bei nominalem Subjekt wird n+Suffixpronomen typischerweise vorgezogen (c̣ṭ̌ ⸗s n⸗f vs. c̣ṭ̌ n⸗f n; eg §§39, 66). Das t vor wč̣ steht vermutlich aufgrund einer Kontamination mit der ansonsten in vergleichbarem Kontext häufigen Relativfrom wc̣.̌ t.n⸗f. Sogenanntes ‚Maiestätisches Passiv‘, d. h. ein honorativer Bezug auf den König. Enklitische Partikel (i͗)r⸗s zum Ausdruck der Emphase. Mir scheint, daß sich das Suffixpronomen nicht direkt auf die Königin bezieht, sondern grammatisch feminin ist, weil es im neutrischen Sinne auf einen Sachverhalt verweist (eg §252.4). Ausgedrückt werden soll, daß der Anstoß zwar von Amun kam, der Befehl jedoch von der Königin.

die ägyptischen quellen zu punt

641

Rede des Amun c̣ṭ̌ -mṭw i͗n Imn(.w) [nb ns.wt tꜣ.wi͗] i͗yi̯.w(i͗)166 n(⸗i͗) śp 2m ḥtp(.w) sꜣ.t nc̣m ̌ .t i͗m.i͗t-i͗b⸗i͗ nsw-bi͗t Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w) i͗ri̯.t n mnw(.w) nfr.w ś:wʿb.t ś.t n(.i͗)t psc̣.̌ t nčr.w ʿꜣ.t [mḥ.]t rʾ-pr(.w)⸗i͗ m ś:ḫꜣw mrw.t⸗s

Worte-Sprechen durch Amun, [den Herrn der Throne der Beiden Länder]: Sei mir doppelt willkommen, doppelt willkommen, süße Tochter, mein Liebling, insibija Mꜣʿ.t-kꜣ-Rʿ(.w), die sich um (meine) schönen Monumente kümmert167, die den Thron der Großen Götterneunheit reinigt, die meinen Tempel mit der Erinnerung an die Liebe zu ihr füllt.

8 čwt nsw i͗č.t 168 tꜣ.wi͗ Du bist der König, der die Beiden Länder in Besitz ◯ Ḥꜣ.t-špś.wt ẖnm.t-⟨Imn(.w)⟩ ʿꜣ.t nimmt, Ḥꜣ.t-špś.wt-ẖnm.t-⟨Imn(.w)⟩, der die ʿꜣb.t wʿb.t šbw Hekatombe groß ausrichtet (und) das Speiseopfer weiht.169

ś:ḥtp⸗č i͗b⸗i͗ r tr nb

166

167

168 169

170

Allzeit erfreust Du mein Herz170

Zum Gebrauch dieser Form, die wie ein Dual aussieht, vergleiche man arab. merḥabatēn „doppelt willkommen“. Siehe auch die Admiarativendung ⸗wi͗ im Adjektivalsatz (eg §49; 6TüE:110). i͗ri̯ im Zusammenhang mit der Präposition n kann die Bedeutung „schützen“ haben (Wb. i:108). Andererseits könnte auch gemeint sein, daß die Königin Amun Monumente stiftet (ebenfalls i͗ri̯). Constructio ad sensum: feminines Partizip mit Bezug auf das grammatisch maskuline Nomen nsw. Die genaue grammatische Analyse ist unklar. Einerseits würde man an einen adjektivierten Adjektivalsatz mit einem femininen Partizip denken, allerdings sehe ich keine Möglichkeit, diese mit irgendeiner Bedeutung von wʿb in Einklang zu bringen: *„rein an Speiseopfer“ ergibt keinen Sinn. Die Interpratation von ʿꜣb.t bzw. šbw als Objekte einer Handlung ist denkbar („die das Festopfer groß macht, das Speiseopfer weiht“), allerdings würde man eher zwei Kausative erwarten (*ś:ʿꜣ; ś:wʿb). Die Lösung liegt in der Annahme eines Faktitivstammes, der jüngst im Ägyptischen nachgewiesen wurde, vgl. F. Breyer, Ein Faktitivstamm im Ägyptischen, in: S. Lippert (Hrsg.), Tagungsakten zum Symposium „After Polotsky“, Lingua Aegyptia 14, Göttingen 2006, 97–105 und F. Breyer, Zum Ägyptisch-semitisch-berberischen Sprachvergleich – der d-Stamm im Ägyptischen, in: R. Voigt, Akten des 7. internationales Semitohamitistenkongresses Berlin 2004, Aachen 2007, 501–512. Oder vielleicht besser: „Allzeit erfüllst Du meinen Wunsch“ (in beiden Fällen Emphatische Konstruktion).

642

kapitel viii

c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩171 n⸗č ʿnḫ wꜣś nb ḫr⸗i͗172 9 c̣ṭ̌ .t nb ḫr⸗i͗ śnb nb ḫr⸗i͗ ◯ ꜣw.t-i͗b nb ḫr⸗i͗ c̣ǐ .̯ n⟨⸗i͗⟩ n⸗č tꜣ.w nb.w ḫꜣs.wt nb(.w)t ꜣwi̯ ib͗ ⸗č i͗m⸗sn

Hiermit gebe ich Dir das ganze Leben und Heil bei mir, alle Dauer bei mir, alle Gesundheit bei mir, alle Freude bei mir. Hiermit gebe ich Dir alle Länder, alle Fremdländer, (damit) Du in ihnen frohgemut sein mögest.173

śr.n⟨⸗i͗⟩ n⸗č st174 wꜣi̯(.w)mꜣꜣ⟨⸗i͗⟩175 st ḥn.ti͗176 r nn n(.i͗) ʿšꜣ m rnp.wt ḫmt.n⟨⸗i͗⟩ i͗r.t n(.i͗) ꜣḫ.t

Vor langem (bereits) verhieß ich es Dir, der ich es all die unbeschreiblich vielen Jahre schon (voraus)sehe.177 Nützliches zu tun beabsichtigte ich.

∵ Dok. 29 Annalen Thutmosis’ iii. in Karnak H. Grapow, Studien zu den Annalen Thutmosis des Dritten und zu ihnen verwandten historischen Berichten des Neuen Reiches, adaw 2, Berlin 1949, 31; Burkhardt, 1984, 205. Jahr 31 (Urk. iv, 695:5–7) i͗wi̯.t wpw˹ti͗w˺ n(.i͗) Gbntw ẖr i͗nw.w⸗sn m ʿnti͗ kꜣi͗-[ḥc̣]̌

171

172

173 174 175 176 177

Ankunft einer Gesandtschaft von Gbntyw, beladen mit ihren Gaben bestehend aus Myrrhe und weißem kꜣi͗-Stein

1 Emphatische Form, ◯ 2 nachzeitig einGrammatisch gibt es drei mögliche Deutungen: ◯ 3 Präsentativ/performatives śc̣m 2 ist m.E. auszuschliegebettete Verbalform und ◯ ̌ .n⸗f. ◯ ßen, da Gunstbeweise der Götter Reaktionen auf Opfer sind und nicht umgekehrt. Die Tatsache, daß es sich bei dieser Passage um die Schilderung eines Orakels handelt, dürfte 1 wegen der präteritalen Zeitlage ebenfalls ausscheiden. ◯ Die Präposition ḫr dient zur Agenseinführung (bes. beim Infinitiv & Passiv) und hat eine dezidiert honorative Bedeutung (Unterscheidung zu i͗n), die in der Übersetzung („bei, durch“) kaum wiedergegeben werden kann. Entweder eine eingebettete Verbalform oder ein Subjunktiv als Wunsch. Zum Gebrauch des ‚neutrischen‘ śt anstelle eines pluralischen śn vgl. C. Peust, Objektspronomina im Ägyptischen, in: LingAeg 10, 2002, (309–333) 310–317. Gleichzeitig eingebettete Verbalform („indem ich es sehe“), die im Englischen sehr viel treffender übersetzt werden kann („having been seeing it“). Man beachte die elativische Bedeutung des Duals. Wörtlich „ein Zeitraum, (größer) als (r) diese (Un)menge an Jahren“.

643

die ägyptischen quellen zu punt

Jahr 33 (Urk. iv, 702:4–6) bi͗ꜣy.t i͗ni̯.yt n ḥm⸗f ḥr ḫꜣś.t Pwn.t m rnp.t {č}⟨t⟩n ʿnti͗ šw ḥḳꜣ.t 1685 nbw […]

Kostbarkeiten gebracht zu Seiner Maiestät aus dem Lande Punt in diesem Jahre: getrocknete Myrrhe: 1685 ḥḳꜣ.t-Scheffel (ca. 8088l), Gold […]

Jahr 38 (Urk. iv, 720:6f.) ˹bi͗ꜣy.t i͗ni̯.yt˺ n bꜣw ḥm⸗f m Pwn.t ʿnti͗ šw178 ḥḳꜣ.t 240

Kostbarkeiten geholt für die Macht Seiner Maiestät aus dem Lande Punt: Trockenmyrrhe, 240 ḥḳꜣ.t-Scheffel (ca. 1152 l)

∵ Dok. 30 (Taf. 29) Toponymliste Thutmosis’ iii. in Karnak E. Zylharz, The Countries of the Ethiopian Empire of Kash (Kush) and Egyptian Old Ethiopia in the New Kingdom, in: Kush 6, 1958, 7–39; D. O’Connor, Egypt and Punt, in: J.D. Clark (Hrsg.), The Cambridge History of Africa i, Cambridge 1982, 917–948; E. Edel, Die afrikanischen Namen in der Völkerliste Ramses‘ ii (Simons, List xxi) und ihre Parallelen in anderen afrikanischen Völkerlisten, in: sak 4, 1976, 75–101.

Nr. Textzeuge a

Textzeuge b

Textzeuge c

Pwn.t



48

[…]ḪꜣŚ.T

49

ʿ-h-ꜣw



50

ꜣ-m-mś-św



51

mn-ś-i͗-w



52

ʿ-ꜣw-ꜣ-h

178

Man beachte, dass die Abkürzung für das Adjektiv vor dem Kügelchen-Klassifikator (n 33a) steht (Univerbierung). Man sollte deshalb vielleicht sogar immer bei dieser Verbindung exakt „Trockenmyrrhe“ übersetzen.

ʿ-ꜣw-w-h



644

kapitel viii

(cont.)

Nr. Textzeuge a

Textzeuge b

Textzeuge c

53

g(v33!)-w-ʿ-h-w



54

m-ḥ-c̣-̌ m-ʿ

[…]-mn ḪꜣŚ.T

55

ʿ-w-h-w-rw



56

i͗-ʿ-ꜣ-c̣-̌ m

i͗-ʿ-w-c̣-̌ m



57

m-m-č-w

m-m-t-w

mm(g18)-č-w ḪꜣŚ.T

58

m-b-w-č-w

m-b-w-t-w

m-b-w-š-w

59

ḥm-rw-č-t

ḥm-rw-č-t ḪꜣŚ.T

wc̣-̌ rw-č-t ḪꜣŚ.T

60

ś-t-h-b-w

ś-t-h-b-w ḪꜣŚ.T

61

š-i͗-c̣-̌ ttm

š-i͗-c̣-̌ [t ]tm ḪꜣŚ.T

62

nw(u19)-h-ttm

63

ḥ-k-ꜣw-h-t

64

w-t-n-t

65

bbꜣ-i͗-m

66

m-s-t

b-s[…]

m-ś-č ḪꜣŚ.T

67

i͗-bi͗b(e8)



i͗-bi͗b(e8) ḪꜣŚ.T

68

i͗-ꜣ-h



i͗-ꜣ-h

69

k-k-t



k-k-t ḪꜣŚ.T

70

ś-ṭ n21



ś-ṭ n21 ḪꜣŚ.T

nw(u19-w24)-h-ttm nw(u19)-h-ttm ḪꜣŚ.T ḥ-k-ꜣw-h-č w-č-n-t ḪꜣŚ.T bbꜣ-i͗-m ḪꜣŚ.T

645

die ägyptischen quellen zu punt

Nr. Textzeuge a

Textzeuge b

Textzeuge c

71

m-ś-ḥ-t(030) (śẖn.t) m-[…]

m-ś-[ḥ]-t(030) (śẖn.t)

72

kꜣꜣ-ꜣ-m

kꜣꜣ-ꜣ-mḪꜣŚ.T

73

i͗-ꜣ-ꜣ

i͗-ꜣ-ꜣ ḪꜣŚ.T

74

i͗i͗t(i9)t

i͗i͗t(i9)t ḪꜣŚ.T

i͗i͗t(i9){č}⟨t ⟩ ḪꜣŚ.T

75

mꜣ(u3)-ꜣw-t-w

mꜣ(u3)-ꜣw-t-ꜣ

[…]-ꜣww[…]

76

č-t-n-ꜣ

č-t-n-ꜣ ḪꜣŚ.T

77

ḥ-bḥꜣb(022)-w

ḥ-bḥb(w3)-w

∵ Dok. 31 (Taf. 36) Grab des „Puyemrê“ (Ipw-m-Rʿ(.w); tt 39 im Asasif), Zeit Thutmosis’ iii. Urk. 524; Norman de Garis Davies, The Tomb of Puyemrê at Thebes, pmma2–3, New York 1922f., i, Taf. 30–34; F. Kampp, Die Thebanische Nekropole i, Theben 12, Mainz 1996, 230: Martinssen, Punt, 46 f. mit Taf. 21; Beischrift vor Thutmosis iii. (Mn-ḫpr-Rʿ(.w)) 1 mꜣ˹ꜣ˺ ḫꜣi̯.t ḳꜣ.w ʿꜣ.w n(.i͗) ʿnti͗ ◯ 2 ˹šs˺p bi͗ꜣw n(.i͗)w Pwn.t m ◯ ˹ꜣ˺bw.w hbni͗ c̣ꜣ̌ mw n(.i͗) ʿmꜣw ḫꜣw nb(.w) nc̣m ̌ (.w) n Tꜣ-nčr 3 sḳr.w-ʿnḫ i͗ni̯.n⸗ḥm⸗f m ḥsb ◯ nḫtw⸗f

Inspizieren des Abmessens großer Haufen von Myrrhe und Entgegennehmen der Wunder von Punt, d.h. Elefantenstoß-zähne, Ebenholz, Weißgold von ʿmꜣw (und) allerlei süßer Spezereien. Zählen der Gefangenen, die Seine Maiestät brachte als seine Siegesbeute

Vor der Inschrift drei Register Oberes Register: Ein Schreiber und ein Zähler (ni͗s „Rufer“) überwachen zwei Männer, die Myrrehaufen durch Umschaufeln in Meßbehälter abmessen. Deren Beischrift lautet:

646

kapitel viii

nwḥ m c̣ň bʿw ḫꜣw

Möge das Maß179 zehntausend tausendfach (so groß) sein.

Zu Häupten der Arbeiter Verzeichnis ( Jahr?) 8 (9?).180

rḫ8

Über den drei abzumessenden Myrrkehaufen 2 ḳꜣ(w) pn ˹ḥḳꜣ.t ḥḳꜣ.t-Scheffel ◯ 1000˺ (+ x)

Haufen von 1000 + x ḥḳꜣ.t-Scheffel

∵ Dok. 32 (Taf. 37) Grab des Rechmire (Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)) (tt 100), Zeit Thutmosis’ iii. N. de Garis-Davies, Rekh-mi-re, London 1943, Taf. 17; 207 (4) i.; S. Hallmann, Die Tributszenen des Neuen Reiches, äat 66, Wiesbaden 2006, Dok. 5, 32ff. Beischrift zu Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) šsp i͗nw n(.i͗) ḫꜣś.t ry.t m-ʿb i͗nw.w n(.i͗) Pwn.t, i͗nw.w n(.i͗) Rtnw, i͗nw.w n(.i͗) Kfti͗w

Entgegennehmen von Gaben der Südländer zusammen mit Gaben aus Punt, Palästina, Kreta

m-ʿb ḥꜣḳ n(.i͗) ḫꜣś.wt nb.wt i͗ni̯.w ⟨n⟩ bꜣw ḥm⸗f nsw-bi͗t Mn(.w)-ḫpr-Rʿ(.w) ʿnḫ(.w) c̣.̌ t i͗n ⟨Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)⟩

und Beute aller Fremdländer, welche aufgrund der Macht Seiner Maiestät, des insibija Mn(.w)-ḫpr-Rʿ(.w) – er möge ewig leben – durch Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) gebracht werden.

Beischrift zu den Gabenträgern i͗yi̯.t m ḥtp.w i͗n wr.w n(.i͗)w Pwn.t m ksw m wꜣḥ-tp 179 180

Kommen in Frieden seitens der Fürsten von Punt, in Verbeugung und mit gesenktem Haupte,

Wörtlich „Meßstrick“, vgl. unsere Wendung „die Meßlatte hoch setzten“. Wenn hier tatsächlich Jahr 9 zu ergänzen ist und es sich dabei um das entsprechende Regierungsjahr der Hatschepsut handelte (mit Thutmosis iii. als Koregenz), stammte die Myrrhe von der großen Punt-Expedition dieser Herrscherin.

647

die ägyptischen quellen zu punt ḫr i͗nw.w⸗sn r bw ḫr ḥm⸗f nsw-bi͗t Mn(.w)-ḫpr-Rʿ(.w) ʿnḫ(.w) c̣.̌ t

zu dem Ort, am dem sich Seine Maiestät, der insibija Mn(.w)-ḫpr-Rʿ(.w) – er möge ewig leben – aufhält.

⟨i͗yi̯.t⟩181 mꜣʿw nb(.w) nfr(.w) n(.i͗) ḫꜣś.t⸗sn tm ḫnṭ(w) i͗n⸗k(i͗).w(i͗) n-ʿꜣt-n bꜣw⸗f ḫt ḫꜣś.wt⸗sn

⟨Bringen⟩ aller vollkommenen Erzeugnisse (mꜣʿw) ihres Fremdlandes, das (bisher) durch keine anderen betreten wurde wegen der Größe seiner Macht in ihren Fremdländern

i͗ś.t ḫꜣś.wt nb.wt m nc̣ť ḥm⸗f

– denn alle Fremdländer sind Seiner Maiestät untertan –

i͗n (i͗)r.(i͗)-pʿ.t ḥꜣ.ti͗-ʿ(.w) mḥ-i͗b n(.i͗) nsw ḥnti͗ [… (i͗)m.(i͗)-rʾ nʾw.t čꜣti͗ Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)]

durch den Fürsten, Grafen, Vertrauten des Königs [… Vorsteher von Theben und Wesir, Rḫ-mi͗-Rʿ(.w)]

∵ Dok. 33 (Taf. 30–31) Grab des Schatzmeisters Min (Mnw) tt 143: Puntitische Schiffe, Zeit Thutmosis’ iii. bzw. Amenophis’ ii. Urk iv, 1472:16; N. de Garis Davies, The Work of the Graphic Branch of the Expedition: 1934–1935, bmma, Nov. 1935, Part ii, 46–48, Abb. 2 und 3; W. Wreszinski, Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte i, Leipzig 1915, 347 f.; Urk. iv, 1472; pm i, 255.257; W. Helck, Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, PdÄ, Leiden 1958, 352 mit Anm. 2; 468; J. Vandier, Manuel d’ archéologie égyptienne iv, Paris 1964, 576, Abb. 313.2–314; B. Cummings, Egyptian Historical Records of the Later Eighteenth Dynasty ii, Warminster 1984, 163; L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 40; Davies, bmma, Nov. 1935, 45, Abb. 1; S. Hallmann, Die Tributszenen des Neuen Reiches, äat 66, Wiesbaden 2006, Dok. 9, 55 ff. r[c̣ǐ ]̯ i͗ꜣi͗w […] wr.w [n(.i͗)w] P[wn.t]

Verehrung bezeugen […] Fürsten [von] P[unt].

∵ 181

Der narrative Infinitif ist ausgelassen, da er zuvor bereits genannt wird (gapping).

648

kapitel viii

Dok. 34 (Taf. 38) Grab des Amenmose (tt 89): Zeit Thutmosis’ iv. – Amenophis’ iii. Urk iv, 1022–1025; pm 182 (14); N. de Garis Davies, A Fragment of a Punt Szene, in: jea 47, 1961, 21f.; N. & N. de Garis Davies, Amenmose (No. 89), in: jea 26, 1940 136 und Taf. 25; S. Hallmann, Die Tributszenen des Neuen Reiches, äat 66, Wiesbaden 2006, Dok. 23, 115 ff., bes. Anm. 822; P. Brook, Industry and Aegeans in the Tomb of Amenmose, in: Ä&l 10, 2000, 129–137. Beischrift zu den Puntiten wr.w n(.i͗)w Pwn.t

Fürsten von Punt

∵ Dok. 35 (Taf. 32) Sinai-Inschrift Nr. 238+427182 (ohne Datierung) A.H. Gardiner, T.E. Peet & J. Černý, The Inscriptions of Sinai ii, London 1955, s. 173 und 213; Nr. 238 und 427; E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, in: nagw, phil.-hist. Kl., Nr. 6, 1983, Abb. 6. 1 [Titel und Name c̣ṭ̌ ⸗f i͗nk ◯ mn mrw.t] ˹m˺ pr(.w)-nsw pẖr 2 [… c̣w ̌ .w n.(i͗) Pwn.t r i͗ni̯.t ◯ ḫft]˹c̣ṭ̌ ⸗f ˺ [i͗]˹w

[… Ich bin von andauernder Beliebtheit] im Königshaus, einer, der die Berge von Punt durchzog, um zu holen [… gemäß] seinem Auftrag.

šʿṭ⟨⸗i͗⟩˺[hb]ni͗ m w(.w)183 3 [m …] ti͗-šps ◯ 4 Č-n-tḪꜣŚ.T.w ◯ ḪꜣŚ.T [m …]-t mi͗-t-y-t m w(.w) K-m-tḪꜣŚ.T

Ich schnitt Ebenholz im Bezirk? von Č-n-sḪꜣŚ.T, kꜣ.w-Früchte/Knollen [in …], ti͗-šps-Holz (Kampfer?) [in …]-t (und) mi͗-t-y-t-Früchte/Knollen im Bezirk von K-m-tḪꜣŚ.T.

182

183

Die beiden Fragmente sind von unterschiedlicher Stärke, stammen demnach wahrscheinlich nicht von derselben Stele, sondern von zwei verschiedenen Duplikaten desselben Textes, vgl. S. Martinssen, Untersuchungen zu den Expeditionen nach Punt, Magisterarbeit Hamburg 1999, 58, Anm. 177. Ob hier und im Folgenden jeweils nach m „in“ das Wort w(.w) „Bezirk“ steht, ist nicht ganz sicher. Zumindest steht neben jedem ‚Wachtelküken‘ (g 43) zu Beginn der erhaltenen Toponyme das Landzeichen n 21. Gegen die Lesung m w(.w) Č-n-tḪꜣŚ.T „im Bezirk Č-n-t“ und für m W-č-n-tḪꜣŚ.T „in W-č-n-t“ spricht allerdings, daß diese Toponyme als Bezirke Punts in der Toponymenliste Thutmosis’ iii. aufgeführt werden (Nr. 64 und 48), vgl.

649

die ägyptischen quellen zu punt

∵ Dok. 36 Sinai-Inschrift 211 (Imn(.w)-mśi ̯.w, Untergebener des Pꜣ-nḥśi ͗); Jahr 36 Amenophis’ iii. Urk iv, 1891f.; A.H. Gardiner, T.E. Peet & J. Černý, The Inscriptions of Sinai i, London 21952, Taf. 66, Nr. 211 und ii, London 1955, 165 f., Nr. 211; Urk. iv, 1892:14–18; W. Helck, Urkunden der. 18. Dynastie. Übersetzung zu den Heften 17–22, Berlin 1961, 304; B.G. Davies, Egyptian Historical Records of the Later Eighteenth Dynasty, Faszikel v, Warminster 1994, 48; W. Helck, Die SinaiInschrift des Amenmose, in: mio 2, 1954, (188–207) 188–193; E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, in: nagw, phil.-hist. Kl., Nr. 6, 1983, 157– 185. Die Zeilen 18–19 sind rekonstruiert nach W. Helck, Die Sinai-Inschrift des Amenmose, in: mio 2, 1954, 188–193. Bradbury übersetzt184: „went forth to the two sides of the Great Green [gs.wi͗ wꜣc̣-̌ wr] to announce the wonders of Punt and to receive ʿntw, kmy.t-gum and other goods brought by the [ foreign] chiefs in their ḫmnsyw-ship … along with the tribute from the hill countries.“ Ihrer Meinung nach bezieht sich das nicht auf das Rote Meer, da es sich bei ḫmnsyw um Nilschiffe handelt. Kitchen übersetzt und transkribiert singularisch ḥr-gs wꜣc̣-̌ wr.185 15 sẖꜣ.w i͗r.i͗ n.ti͗ m-ḳꜣb⸗sn ◯ 16 w rʿ(.w) nb ḥr rc̣ǐ .̯ t i͗ꜣi͗ ◯ [I]mn(.w)-mśi̯.w rn⸗f Ḥwy1-m(i͗)(g20)-y186 ḫ[r]⸗tw mtr⸗tw

184 185

186 187

Es (war) nachweislich ein täglich lobpreisender187 Schreiber in ihrer Mitte, Amunmose, genannt Ḥmy.

E. Edel, Die afrikanischen Namen in der Völkerliste Ramses‘ ii (Simons, List xxi) und ihre Parallelen in anderen afrikanischen Völkerlisten, in: sak 4, 1976, (75–101) 101 und E. Edel, Beiträge zu den ägyptischen Sinaiinschriften, in: nagw, phil.-hist. Kl., Nr. 6, 1983, 178 f. L. Bradbury, Kpn-Boats, Punt Trade and a Lost Emporium, in: jarce 33, 1996, (37–60) 56, Anm. 93. K.A. Kitchen, Further Thoughts on Punt and its Neighbours, in: A. Leahy & J. Tait (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt in Honour of H.S. Smith, London 1999, (173–178) 173. Vgl. auch A.M. Badawy, „On Both Sides“ in Egyptian, in: zäs 103, 1076, 1–4. So W. Helck, Die Sinai-Inschrift des Amenmose, in: mio 2, 1954, (188–207) 193 und Urk. iv, 1892:9. Gemeinst ist wohl „lobpreisen“ im Sinne von „Bericht erstatten/Logbuch führen“.

650

kapitel viii

17 pn c̣ṭ̌ ⸗f [i͗]w šms.n⸗i͗ sẖꜣ.w ◯ nb⸗i͗ ḥr ḫꜣś.t

Dieser Schreiber, er sagte188: Ich folgte meinem Herrn in das Fremdland.

n-c̣ř šsp.n⸗i͗ sp rc̣ǐ ⸗̯ f m-ḥr⸗i͗ 18 wr r śr pri̯.n⸗i͗ ḥr-gś wꜣc̣-̌ ◯ bi͗ꜣy.t n.(i͗)w Pwn.t r šsp tꜣ ḳmy.t 19 .w m ḫmn.ti͗ m n.t sti͗ i͗ni̯.n⸗wr◯ bꜣk.t ḫꜣś.wt nn rḫ rmč pri̯.n⸗i͗ ḥr gs(.wi͗) wꜣc̣-̌ wr

Dann nahm ich den Auftrag an, mit dem er mich betraute: Um nach den Wunderdingen Punts Ausschau zu halten (und) um das Duftharz in Empfang zu nehmen, nachdem es Fürsten in Booten als Abgaben von Menschen unbekannter Fremdländer gebracht hatten, (dazu) zog ich aus zur Meeresküste.189

∵ Dok. 37 (Taf. 33) Karnak: Relief Haremhabs Wreszinski, Atlas, Taf. 60, Breasted, AncRec iii, Nr. 38; pm 1972, 183(551) c̣ṭ̌ .t.n⸗w wr.w n.(i͗)w Pwn.t i͗:nc̣-̌ ḥr⸗k nsw n.(i͗) Km.t Rʿ(.w) n.(i͗) psc̣.̌ t-pc̣.̌ t wꜣḥ kꜣ⸗k

Das, was sie sagten, die Fürsten von Punt: Gegrüßt seist du, König von Ägypten, Sonne der Neunbogenvölker, möge dein Ka dauerhaft sein.

n-rḫ.n⸗n Km.t n-ḫnṭ św i͗ti̯.w

Wir wissen nichts von Ägypten – die Altvorderen haben es nicht betreten.

i͗mi̯ pꜣ […] ẖr čb.ti͗⸗k

Gib […] unter deine Sohlen.

∵ Dok. 38 Puntexpedition Ramses’ iii.: Großer pHarris i pHarris i, 77:8–78:1; AncRec iv, Nr. 407; W. Erichsen, Papyrus Harris i, BiAe 5, Brüssel 1933, 94f., Taf. 77f.; P. Grandet, Le Papyrus Harris, BdE 109, Kairo 1994 (2 Bände); L. Bongrani, The Punt Expedition of Rameses iiird: Consideration on the Report from Papryus Harris, in: I. Brancoli (Hrsg.), L’impero ramesside. Convegno internazinale in onore di Sergio Donadoni, Vicino Oriente 1,

188 189

Historisches Perfekt nach substantivischem Topic (Rang iv-Erweiterung), vgl. TüE 325. Emphatische Konstruktion „Daß ich ausszog, war indem …“.

die ägyptischen quellen zu punt

651

1997, 45–59; C. Madema-Sieben, Der historische Abschnitt des Papyrus Harris i, in: gm 123, 1991, (57–90) 66f. 8 mṭḥ⸗i͗ mnš.w ʿꜣ.w br.w190 ◯ r-ḥꜣ.t⸗śn ʿpr(.w) m i͗:ś.t ḳnw šms.w m c̣ň w nꜣy⸗śn

Ich ließ große Frachter (nebst) ihnen voraus( fahrende) Barken bauen, ausgestattet mit vielen Matrosen und zahlreichem Troß.

9 ḥr.i͗w-pc̣.̌ t 191 n.(i͗) mnš i͗m⸗śn Ihre ( jeweiligen) Frachtschiff-Obersten waren auf ◯ ẖr rwc̣w ̌ ḥwti͗.w r ś:ṭbḥ⸗w ihnen sowie Inspektoren (und) Vorarbeiter, um sie zu versorgen.

ꜣčp⟨⸗w⟩ m i͗ḫ.wt Km.t nn rʾ-ʿ(.w)⸗śn i͗w⸗w m čnw nb(.w) mi͗ c̣b̌ ʿ.w

Sie wurden mit ägyptischen Produkten ohne Ende beladen, wobei jede ihrer Stückzahlen in die Hunderttausende ging.

śt spr(.w) r ḫꜣś.wt n.(w)t Pwn.t nn ḫʿm s.t c̣w ̌ wc̣ꜣ̌ (.w) ḥr ḥry.t

Sie erreichten die Fremdländer von Punt, ohne dass das Böse über sie triumphierte, verschont von Schrecknis.

10 wc̣w ̌ ⟨⸗w⟩ m pꜣ ym ʿꜣ n.(i͗) ◯ mw-ḳṭ

(Dann) wurden sie zum großen Meer von mw-ḳṭ („Umkehrwasser“) ausgeschickt.

ꜣčp⸗nꜣ-mnš.w br.w m i͗ḫ.wt 11 bi͗ꜣy.t nb(.t) tꜣ{wi͗}-nčr192 m ◯ šsꜣ.t n.(i͗)t ḫꜣś.t⸗śn ʿnti͗ ḳnw n.(i͗)t Pwn.t

Die Frachter und Barken wurden beladen mit den Produkten des Gotteslandes, mit jeder geheimnisvollen Kostbarkeit ihrer Fremdländer, viel Myrrhe193 aus Punt,

190

191

192

193

Vielleicht ein semitisches Lehnwort (Gruppenschrift!), vgl. A. Alt, Ägytisch-Ugaritisches i. Schiffsbezeichnungen, in: AfO 15, 1945–1951, 69–71. Das Wort heißt kopt. ⲃⲁⲓⲣⲉ und drang über gr. βᾶρις (Hd 2:41) ins Deutsche („Barke“), vgl. J.-L. Fournet, Les emprunts du grec à l’ égyptien, in: bslp 84, 1989, (55–80) 57. Der korrekte mÄg. Plural wäre ḥr.i͗w-pc̣.̌ st. Die Pluralstriche hinter pc̣.̌ t zeigen allerdings, daß der Ausdruck mittlerweise univerbiert war und man offenbar einen ‚Gesamtplural‘ bildete (ḥri͗pc̣š .w). Entgegen I. Brancoli (Hrsg.), L’impero ramesside. Convegno internazinale in onore di Sergio Donadoni, Vicino Oriente 1, 1997, (45–59) 51 f. halte ich die Graphie (sꜣ.wi͗) nicht für einen Hinweis auf die Lokalisierung Punts, da der Dual in der Zeit Ramses’ iii. nicht mehr produktiv ist. Hier wird nur Myrrhe aufgeführt; andere Balsame werden im pHarris i 33b:12 und 70b:14 genannt.

652

kapitel viii

ꜣčp⟨⸗w⟩ m{i͗} c̣b̌ ʿ.w nn rʾ-ʿ(.w)⸗śn

Sie wurden beladen mit Hunderttausenden ohne Ende.

nꜣy⸗śn mśw.w wr.w n.(i͗) Tꜣ-nčr 12 m ḥr⸗w i͗w⸗w r-ḥꜣ.t i͗nw.w⸗śn ◯ r Km.t

Ihre Fürstenkinder des Gotteslandes, sie gingen vor ihren Gaben in Richtung Ägypten.

śt spr(.w)194 i͗w⸗w ś:wc̣ꜣ̌ w r ḫꜣś.t Gbtw,

Sie gelangten wohlbehalten zur Ostwüste von Koptos195.

ś.t mni͗(.w) m ḥtp(.w) ẖr i͗ḫ.wt i͗ni̯.n⸗w

Sie landeten in Frieden, beladen mit den Dingen, die sie geholt hatten.

śt ꜣčp(.w) m ḥry.t ḥr i͗ʿꜣ.w ḥr 13 ʿḥʿ.w ḥr i͗trw rmč ꜣčp⟨⸗w⟩ r ◯ mri͗.t Gbtw wc̣ǐ ⟨̯ ⸗w⟩ m ḫṭi̯ n.(i͗) ḥr⸗w

Diese wurden für den Landweg auf Esel und Menschen gepackt, am Fluß beim Hafen von Koptos auf Lastkähne verladen (und) stromabwärts weitergeschickt.

spr⟨⸗w⟩ m ḥb mn⟨⸗w⟩ m i͗nw.w m-bꜣḥ⟨⸗i͗⟩ mi͗ bi͗ꜣw

Sie kamen feierlich an und wurden als Tribut vor mich gebracht wie Wunderdinge.

nꜣy⸗śn mśw.w wr.w m i͗ꜣi̯.t n 1 ⟨ḥr⟩ sn tꜣ ⟨ḥr⟩ ḥr⸗i͗ [78] ◯ ḥ:brbr⟨⸗w⟩ n-ḫft ḥr⸗i͗

Ihre Fürstenkinder huldigten mir, indem sie die Erde küssten und vor mir auf dem Boden rutschten.

c̣ǐ ⸗̯ i͗ śt n psc̣.̌ t nb.wt tꜣ pn r ś:ḥtp ḥꜣw.ti͗⸗w ṭp ṭwꜣ.t ⟨nb.(w)t⟩

Ich gab sie der gesamten Neunheit dieses Landes, um (all)morgendlich ihre Herzen gnädig zu stimmen.

Aufzählung der Waren (pHarris i, 33b:12) mnn nfr n.(i͗) Pwn.t ṭbn 300

„Guter Asphalt aus Punt: 300 deben (ca. 2,73kg)“

∵ 194 195

Pseudopartizip. Wörtlich „Fremdland von Koptos“. Gemeint ist die Küste am Rande der Wüste, die sich zwischen Koptos und dem Roten Meer erstreckt.

die ägyptischen quellen zu punt

653

Dok. 39 (Taf. 34) Defenneh-Stele (26. Dynastie) F.Ll. Griffith, Stela of Definneh, in: W.M. Petrie, Tanis ii, Nebesheh and Defenneh, London 1888, 107f., Nr. 103, Taf. 42; Kitchen, The land of Punt, 406, Anm. 368. 8 […] ḥy⟨.t⟩ p.t m […] ꜣbṭ 4 ◯ pr.t hrw 12

[…] Regen des Himmel […] vierter Monat der Peret-Jahreszeit, Tag 12.

9 […] ʿꜣ wr(.t) ◯ 10 […] mi͗ ḳṭ ◯ 11 n(.i͗) ◯ ḥm⸗f

[…] sehr groß […] in der Gestalt von […] seiner Maiestät.

wn i͗b n(.i͗) ḥm⸗f nfr ḥr⸗ś r (i͗)ḫ.t nb(.t) wn bt[…] mšʿ ḥr ṭwꜣ n ḥm⸗f

Das Herz Seiner Maiestät freute sich deswegen mehr als wegen alles anderem, das war […] Die Truppe betete Seine Maiestät an.

12 […] bꜣw⸗k nsw nḫt mri̯.y ◯ nčr.w nb(.w) bi͗ꜣ.yt ʿꜣ.t ḫpr(.w) […] m rk ḥm⸗k

[… durch] deine Macht, Oh mächtiger König, Geliebter aller Götter. Ein großes Wunder ist geschehen in der Zeit Deiner Maiestät!

13 [nn] mꜣꜣ nn nn h(y).t p.t r ◯ c̣w ̌ n(.i͗) Pwn.t ʿnč̣ pw h(y).t m spꜣ.wt rś(.w)t

Regen vom Himmel im Gebirge Punts, das hatte man noch nie gehört, noch nie gesehen – wo doch Regen so spärlich ist in den südlichen Gefilden!

14 […] i͗:gr ꜣbṭ pn hy⸗ś i͗m⸗f nn ◯ tr⸗ś i͗ś pw m nʾw.wt sꜣ-mḥy

[…] (es war) nun dieser Monat, in dem es regnete zu einer Zeit, da es (selbst) in den Regionen Nordägyptens nicht regnet.

15 […] mʾw.t⸗k Ni͗.t ◯ ḥw.ti͗-nčr-i͗ḥw (?) i͗ni̯{t}⸗ś n⸗k ḥp(y) i͗r ś:ʿnḫ mšʿ⸗k

[…] Deine Mutter Neith vom Tempel in Sais (?), sie brachte Dir den Regen, um Deine Truppe zu beleben.

kapitel ix

Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen a 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

Tafeln Angebliche Darstellungen von Puntiten aus Helwān und vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr 739 ‚Puntreliefs‘ vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr i 740 ‚Puntreliefs‘ vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr ii 741 ‚Puntreliefs‘ vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr iii 742 Punt auf dem ‚Palermostein‘ 743 Die Inschrift des Ḥn(n)w 744 Stele 2 aus Marsa Gāwāsīs 745 Stele 5 aus Marsa Gāwāsīs 746 Stele 6 aus Marsa Gāwāsīs 747 Die Stele des H̱ nmw-ḥtp(.w) aus Marsa Gāwāsīs 748 Umzeichnung der Stele des H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) aus Marsa Gāwāsīs 749 Die Stele des H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) aus Marsa Gāwāsīs 750 Inschriften und Inschriftenfragmente aus Marsa Gāwāsīs 751 Der ‚Ankerschrein‘ des Ꜥnḫw aus Marsa Gāwāsīs 752 Die Stele des I͗ni̯-i͗ti͗=f-i͗ḳr(.w) aus Marsa Gāwāsīs 753 In Marsa Gāwāsīs gefundene Ostraka i 754 In Marsa Gāwāsīs gefundene Ostraka ii 755 In Marsa Gāwāsīs gefundene Ostraka iii 756 Die Schiffsdarstellungen in der ‚Punthalle‘ von Dair al-Baḥarī nach der Publikation von A. Mariette 757 Rekonstruktion der Darstellung Punts in der ‚Punthalle‘ von Dair al-Baḥarī nach W.S. Smith 758 Rekonstruktion der großen Inschrift zur Puntexpedition der Hatschesput in Dair al-Baḥarī durch K. Sethe 759 Aquarelle Howard Carters mit den Farbdarstellungen einiger Fragmente der ‚Punthalle‘ 760 Toponymliste Thutmosis’ iii. aus Karnak mit puntitischen Ortsnamen und weitere Ortsringe puntitischer Toponymschreibungen 761 Details von den Reliefs der ‚Punthalle‘ i 762 Details von den Reliefs der ‚Punthalle‘ ii 763 Details von den Reliefs der ‚Punthalle‘ iii 764 Bleistiftkopie der ‚Punthalle‘ von Howard Carters i 765

656 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48

b 1 2 3 4 5 6 7

kapitel ix Bleistiftkopie der ‚Punthalle‘ von Howard Carters ii 766 Bleistiftkopie der ‚Punthalle‘ von Howard Carters iii 767 Puntitische Schiffe im Grab des Schatzmeisters Mnw (tt 143) 768 Weitere Details von der Puntszene aus dem Grab des Schatzmeisters Mnw (tt 143) 769 Sinai-Inschrift Nr. 238+427 770 Relief Haremhabs aus Karnak mit puntitischen Gabenträgern 771 Die Defenneh-Stele 772 Puntszene im Grab des Ḥpw-śnb(.w) (tt 67) 773 Entgegennahme von Puntprodukten im Grab des I͗pw-m-Rʿ(.w) (tt 39) 774 Entgegennahme von Puntprodukten im Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) (tt 100) 775 Puntszene im Grab des I͗mn(.w)-mśi̯.w (tt 89) 776 Puntiten beim ‚Minfest‘ 777 Puntszene im Grab des Mri̯.y-Rʿ(.w) in Tall al-Amarna 778 Puntitisches im Tempel von Athribis 779 Die Meerestiere der ‚Punthalle‘ und ihre zoologische Identifizierung i 780 Die Meerestiere der ‚Punthalle‘ und ihre zoologische Identifizierung ii 781 Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro 782 Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro (Nordteil) 783 Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro (Mittelteil) 784 Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro (Südteil) 785 Die altägyptischen Expeditionsschiffe und ihre Konstruktionsweise 786

Abbildungen Plan der Höhlen von Marsa Gāwāsīs und Fundorte der wichtigsten dort ausgegrabenen Schriftquellen 48 Weihrauch (Boswellia sacra Flueck.) und Myrrhe (Commophora myrrha (Nees) Engl.) 109 Darstellungsarten der in der ‚Punthalle‘ dargestellten Meerestiere 125 Rumpf des Nashorns vor dem Fund des oberen Fragments 129 Kopf eines Nilpferds (Felsbild) (a), eines ausgewachsenen (b) und eines jungen Nashorns (c) 130 Der Kopf des Nashorns in der ‚Punthalle‘ 131 Giraffe, Dumpalme und Mantel- pavian in der ‚Punthalle‘ 133

verzeichnis der tafeln und abbildungen 8 9 10 11

12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

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Wind- und Strömungsverhältnisse am Roten Meer 148 Korallenriffe an der Westküste des Roten Meeres 150 Hafenbuchten an der Westküste des Roten Meeres 152 Darstellungen von Puntiten: Der ‚Fürst‘ von Punt (a) und ein weitere Puntite (b) von der ‚Punthalle‘, Puntiten aus Grab tt 143 (c–d), aus Amarna (e) und von einem Relief des Haremhab (f) 174 Die ‚Fürstin von Punt‘. Kopie H. Carters (a), Photographie (b) und Ostrakon Berlin 21443 (c). 199 Die Beinlinge auf der 1906 publizierten Zeichnung von E. Naville bzw. H. Carter 226 Pfahlbauten in der ‚Punthalle‘ (a) und im heutigen Sudan (b) 238 Brotherstellung in Tongefäßen (Grab des I͗ni̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w)) 373 Das „binden“ altägyptischer Schiffsteile mit Hilfe von Seilen: Gesamtrumpf (a), Einzelplanken (b) und gestaffelter Verbund (c) 386 Mögliche Etappen der Puntexpeditionen an der Westküste des Roten Meeres 398 Tierbälger zum Transport kleinkörniger Handeslgüter wie Goldstaub oder Aromata 412 Aus Tierbälgern gefertigte Flöße nach neuassyrischen (a) und modernen (b) Darstellungen 416 Der ‚Fürst‘ von Punt von der ‚Punthalle‘ (a) und der Schrein von Ḥawǝlti in Abessinien (b) 560 „Abessinischer“ Dolch und von einer altäthiopischen Stele und auf einem Sarkophag aus Mair (cg28037) 562 Ein Fries aus Uräen mit Menschenköpfen 568

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kapitel xi

Tafeln

tafel 1

Angebliche Darstellungen von Puntiten aus Helwān und vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr z.y. saad, ceiling stelae in second dynasty tombs, in: asae suppl. 21, 1957, s. 46, abb. 32 und taf. 27

740

tafel 2

kapitel xi

‚Puntreliefs‘ vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr i t. el awady, king sahura with the precious trees from punt in a unique scene!, in: w. barta (hrsg.), the old kingdom art and architecture, prag 2006, 37–44, abb. 2

tafel 3

‚Puntreliefs‘ vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr ii t. el awady, sahure. ein glanzvolles königsleben, in: sahure, wiesbaden (197–203), abb. 161

tafeln

741

tafel 4

‚Puntreliefs‘ vom Totentempel des Saḥure in Abūsīr iii t. el awady, sahure. ein glanzvolles königsleben, in: sahure, wiesbaden (197–203), abb. 159

742 kapitel xi

743

tafeln

tafel 5

Punt auf dem ‚Palermostein‘ h. schäfer, ein bruchstück altägyptischer annalen, berlin 1902, s. 38 t.a.h. wilkinson, early dynastic egypt, london 2003, abb. 2–3

744

tafel 6

kapitel xi

Die Inschrift des Ḥn(n)w j. couyat & p. montet, les inscriptions hiéroglyphiques et hiératiques du ouâdi hammâmat, mifao 34, kairo 1912 f., taf. 31

745

tafeln

tafel 7

Stele 2 aus Marsa Gāwāsīs k.a. bard & r. fattovich (hrsg.), harbor of the pharaohs to the land of punt. archaeological investigations at mersa/wadi gawasis, egypt, 2001–2005, neapel 2007

746

kapitel xi

tafel 8 Stele 5 aus Marsa Gāwāsīs k.a. bard & r. fattovich (hrsg.), harbor of the pharaohs to the land of punt. archaeological investigations at mersa/wadi gawasis, egypt, 2001–2005, neapel 2007

tafeln

tafel 9

747

Stele 6 aus Marsa Gāwāsīs el-sayed mahfouz, amenemhat iii au ouadi gaouasis, in: bifao 108, 2008, (253–279) 278, abb. 7

748

tafel 10

kapitel xi

Die Stele des H̱ nmw-ḥtp(.w) aus Marsa Gāwāsīs a.m.a.h. sayed, discovery of the site of the 12th dynasty port at wadi gawasis on the red sea shore, in: rde 29, 1977, (140–178) 139, abb. b

tafeln

tafel 11

749

Umzeichnung der Stele des H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) aus Marsa Gāwāsīs a.m.a.h. sayed, discovery of the site of the 12th dynasty port at wadi gawasis on the red sea shore, in: rde 29, 1977, (140–178) 139, abb. a

750

tafel 12

kapitel xi

Die Stele des H̱ nti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) aus Marsa Gāwāsīs m. gabolde et al. (hrsg.), coptos. l’ egypte antique aux portes du sésert, lyon 2000

751

tafeln

tafel 13

Inschriften und Inschriftenfragmente aus Marsa Gāwāsīs nach a.m.a.h. sayed, discovery of the site of the 12th dynasty port at wadi gawasis on the red sea shore, in: rde 29, 1977, (140–178) 139, abb. 12 b und d, 13 b–c und e sowie 15 a–c

752

tafel 14

kapitel xi

Der ‚Ankerschrein‘ des Ꜥnḫw aus Marsa Gāwāsīs nach a.m.a.h. sayed, discovery of the site of the 12th dynasty port at wadi gawasis on the red sea shore, in: rde 29, 1977, (140–178) 139, abb. 2–3 und nach h. frost, ports, cairns and anchors: a pharaonic outlet in the red sea, in: topoi orient-occident 6, 1996, (869–902) 888, abb. 3

tafel 15

Die Stele des I͗ni̯-i͗ti͗=f-i͗ḳr(.w) aus Marsa Gāwāsīs d. farout, des expédition en mer rouge au début de la xiie dynastie, in: egypte, afrique et orient 41, 2006, (43–56) 43, abb. 1

tafeln

753

754

tafel 16

kapitel xi

In Marsa Gāwāsīs gefundene Ostraka i a.m.a.h. sayed, new light on the recently discovered port on the red sea shore, in: cde 58, 1983, (23–37) 25 f., abb. 1–3

755

tafeln

tafel 17

In Marsa Gāwāsīs gefundene Ostraka ii a.m.a.h. sayed, new light on the recently discovered port on the red sea shore, in: cde 58, 1983, (23–37) 27, abb. 4 el-sayed mahfouz, amenemhat iii au ouadi gaouasis, in: bifao 108, 2008, (253–279) 279, abb. 11

756

tafel 18

kapitel xi

In Marsa Gāwāsīs gefundene Ostraka iii d. farout, les ostraca hiératiques du ouadi gaouasis, in: egypte, afrique et orient 41, 2006, (31–34) 31, abb. 1

tafel 19

Die Schiffsdarstellungen in der ‚Punthalle‘ von Dair al-Baḥarī nach der Publikation von A. Mariette a. mariette, deir-el-bahari. documents topographiques, historiques et ethnographiques. leipzig 1877

tafeln

757

758

tafel 20

kapitel xi

Rekonstruktion der Darstellung Punts in der ‚Punthalle‘ von Dair al-Baḥarī nach W.S. Smith w.s. smith, the land of punt, in: jarce 1, 1962, (59–61) 61

tafeln

tafel 21

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Rekonstruktion der großen Inschrift zur Puntexpedition der Hatschesput in Dair al-Baḥarī durch K. Sethe k. sethe, eine bisher unbeachtet gebliebene episode der punt-expedition der köngin hatschepsowet, in: zäs 42, 1905, 91–99

760

tafel 22

kapitel xi

Aquarelle Howard Carters mit den Farbdarstellungen einiger Fragmente der ‚Punthalle‘ e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898

tafeln

tafel 23

761

Toponymliste Thutmosis’ iii. aus Karnak mit puntitischen Ortsnamen und weitere Ortsringe puntitischer Toponymschreibungen m. schiff giorgini, soleb/5: le temple, bas-reliefs et inscriptions, bifao 19, florenz 1998, 203 f. a. fakhry, blocs décorés provenant du temple de louxor, in: asae 37, 1937, (39–57) 51–55, abb. 9–15

762

tafel 24

kapitel xi

Details von den Reliefs der ‚Punthalle‘ i photographien francis breyer

763

tafeln

tafel 25

Details von den Reliefs der ‚Punthalle‘ ii photographien francis breyer

tafel 26

Details von den Reliefs der ‚Punthalle‘ iii photographien francis breyer

764 kapitel xi

765

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tafel 27

Bleistiftkopie der ‚Punthalle‘ von Howard Carters i e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898

tafel 28

Bleistiftkopie der ‚Punthalle‘ von Howard Carters ii e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898

766 kapitel xi

767

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tafel 29

Bleistiftkopie der ‚Punthalle‘ von Howard Carters iii e. naville, the temple of deir el bahari iii (tafeln), mmes 16, london 1898

tafel 30

Puntitische Schiffe im Grab des Schatzmeisters Mnw (tt 143) t. säve-söderbergh, the navy of the eighteenth dynasty, uppsala 1946, 24, abb. 6

768 kapitel xi

tafel 31

Weitere Details von der Puntszene aus dem Grab des Schatzmeisters Mnw (tt 143) n. de garis davies, trading with punt, in: the bulletin of the metropolitan museum of art new york 30, the egyptian expedition 1934–1935, new york 1968 [1935], (46–49) 47 m. baud, les dessins ébauchès de la nécropole thébaine au temps du nouvel empire, mifao 63, kairo 1935, 169, abb. 78

tafeln

769

770

tafel 32

kapitel xi

Sinai-Inschrift Nr. 238 + 427 e. edel, beiträge zu den ägyptischen sinaiinschriften, nachrichten der akademie der wissenschaften in göttingen, phil.-hist. klasse, nr. 6, göttingen 1983, 157–185, abb. 6

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tafel 33

771

Relief Haremhabs aus Karnak mit puntitischen Gabenträgern w. wreszinski, atlas zur altägyptischen kulturgeschichte, 3 bde., leipzig 1923–1938, taf. 60

772

tafel 34

kapitel xi

Die Defenneh-Stele f.ll. griffith, stela of defenneh, in: w.m.f. petrie, tanis ii. nebesheh and defenneh, london 1888, 107 f.

tafeln

tafel 35

773

Puntszene im Grab des Ḥpw-śnb(.w) (tt 67) n. davies, a fragment of a punt scene, in: jea 47, 1961, (19–23) taf. 4

tafel 36

Entgegennahme von Puntprodukten im Grab des I͗pw-m-Rʿ(.w) (tt 39) t. säve-söderbergh, the navy of the eighteenth dynasty, uppsala 1946, 24, abb. 3

774 kapitel xi

tafel 37

Entgegennahme von Puntprodukten im Grab des Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) (tt 100) n. de garis davies, the tomb of rekh-mi-reʿ at thebes, 2 bde., pmma 11, new york 1943, taf. 17

tafeln

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tafel 38

kapitel xi

Puntszene im Grab des I͗mn(.w)-mśi̯.w (tt 89) n. davies & n. de garis davies, the tomb of amenmose (nr. 89) at thebens, in: jea 26, 1940, 131–136, taf. 25

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tafeln

tafel 39

Puntiten beim ‚Minfest‘

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tafel 40

kapitel xi

Puntszene im Grab des Mri̯.y-Rʿ(.w) in Tall al-Amarna n. de garis davies, the rock tombs of el amarna ii. the tombs od panehesy and meryra ii., london 1905, taf. 40

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tafeln

tafel 41

Puntitisches im Tempel von Athribis w.m.f. petrie, athribis, london 1908, taf. 23

780

tafel 42

kapitel xi

Die Meerestiere der ‚Punthalle‘ und ihre zoologische Identifizierung i nach i. gamer-wallert, fische und fischkulte im alten ägypten, äa 21, wiesbaden 1970, taf. 7

tafeln

tafel 43

781

Die Meerestiere der ‚Punthalle‘ und ihre zoologische Identifizierung ii nach i. gamer-wallert, fische und fischkulte im alten ägypten, äa 21, wiesbaden 1970, taf. 7

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tafel 44

kapitel xi

Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro j. degas, don joam de castro sur l’ itinéraire de pount (1541), in: rde 46, 1995, 215–237; karte 3

tafeln

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tafel 45

Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro (Nordteil) j. degas, don joam de castro sur l’ itinéraire de pount (1541), in: rde 46, 1995, 215–237; karte 4

784

tafel 46

kapitel xi

Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro (Mittelteil) j. degas, don joam de castro sur l’ itinéraire de pount (1541), in: rde 46, 1995, 215–237; karte 5

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tafeln

tafel 47

Die Etappen der portugisieschen Expedition durch das Rote Meer unter Don Joam de Castro (Südteil) j. degas, don joam de castro sur l’ itinéraire de pount (1541), in: rde 46, 1995, 215–237; karte 6

786

tafel 48

kapitel xi

Die altägyptischen Expeditionsschiffe und ihre Konstruktionsweise b. landström, ships of the pharaohs, london 1970, abb. 377 c.a. ward, sacred and secular. ancient egyptian ships and boats, philadelphia 2000, abb. 6, 16, 44 n. dürring, materialien zum schiffbau im alten ägypten, abhandlungen des daik 11, berlin 1995, s. 121, abb. 52

kapitel xii

Karten

karte 1

Die im 19. Jh. für Punt vorgebrachten Lokalisierungsvorschläge

788

karte 2

kapitel xii

Die im 20. Jh. für Punt vorgebrachten Lokalisierungsvorschläge

karten

karte 3

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Karte des Fundplatzes Marsa Gāwāsīs (oben) und der Routen, die vom Niltal ans Rote Meer führen (unten)

790

karte 4

kapitel xii

Die Vorkommen bzw. Verbreitungsgebiete von Gold und Aromata (oben), Elfenbein und Elephanten (unter) in Nordostafrika

791

karten

karte 5

Approximative Lager der von R. Fattovich im Südost-Sudan erforschten bronzezeitlichen Kulturen

kapitel xiii

Addendum Diese Arbeit über Punt wurde vor mehreren Jahren fertiggestellt – insbesondere der Evaluierungsprozess während der Habilitation und der Peer-ReviewProzess der Reihe chane (Brill) haben die Drucklegung erheblich verzögert. Daher sind in der Zwischenzeit eine ganze Reihe an Forschungsarbeiten unternommen worden, auf die hier in Form eines Anhangs hingewiesen werden sollen. Julien Cooper hat sich in seiner Dissertation Toponymy on the Periphery 2015 u.a. der ägyptisch überlieferten Ortsnamen am Rand des Roten Meeres angenommen (Kapitel 5.4), insbesondere der Punt-Namen in den Fremdvölkerliste (6.2.1–2). Seine Ergebnisse sind erstaunlich, vor allem die Leichtigkeit, mit welcher äthiosemitische Kognaten aufgezeigt werden konnten (Tabelle 12, s. 344). Hervorzuheben wäre auch eine sehr überzeugende kuschitische Etymologie (s. 289, Nr. 90). Sehr gelungen ist ein Abschnitt über die Gnbtw in ägyptischen Quellen (s. 70–75). Im Zusammenhang mit dem Toponym Pwnt habe ich zwei Graphien in „sportive writing“ nicht beachtet: p-w(Wachtelküken)n(Krone) und p-wn-n-t-Landzeichen, ebenso den demotische Beleg Pꜣwʿni͗ im Mythos vom Sonnenauge. Cooper führt mögliche Etymologien für Pwnt aus (äthio)semitischen und kuschititschen Sprachen an (s. 250).1 In einem längeren Exkurs i (s. 263–278) widmet er sich den „diagnostischen“ Produkten aus Punt, der enstprechenden Fauna sowie den archäologischen Quellen. Dabei gibt es mehrere Punkte, die hier ergänzt werden sollten. Im Zusammenhang mit „Myrrhe“ hatte ich nicht bemerkt, dass das ägyptische Lexem ʿnti͗ bei Hysechios vorkommt (ἀέντιον) und zwar mit der Glosse „Ägyptische Myrrhe“ (Αἰγύπτιον σμυρνιον). Ebenfalls wenig beachtet habe ich den Graphiewechsel ⟨t ~ ṭ⟩ bei ʿnti͗, was in der Tat den Status als Lehnwort im Ägyptischen bekräftigt. An Literatur zur Myrrhe vor allem in Eritrea sind mehrere Arbeiten hinzuzufügen.2 Das Produkt mnnn „Bitumen“ im pHarris war mir in meiner

1 Interessant auch der Ortsname Bunta in arabischen Quellen, vgl. O. el-Daly, Punt in the Geographica Dictionary of the Moslem traveller Yaqut, in: Discussions in Egyptology 54, 2002, 61. 2 G. Banti & R. Contini, Names of Aromata in Semitic and Cushitic languages, in: A. Avanzini (Hrsg.), Profumi d’Arabia, Rom 1997, 169–192; W. Ogbazghi, T. Rijkers, M. Wessen. & F. Bongers, Distribution of the fankincense tree Boswellia papyrifera in Eritrea: the role of

addendum

793

Behandlung entgangen.3 Wichtig zu ergänzen wären ferner eine Aussage über Gold aus Eritrea in ägyptischen Objekten,4 Ebenholzvorkommen in Eritrea,5 Elephanten in der Region von Tokar6 oder die Verbreitung der Giraffe in der sudanesischen Westwüste7 bzw. archäologische Überreste von Giraffen in der Region Kassala.8 Besonders wichtig ist jedoch der Hinweis, dass Nathaniel Dominy Übereinstimmungen von Sauerstoffisotope bei Pavianmumien aus Ägypten und Populationen in Eritrea festgestellt hat (s. 272, Anm. 1488 „personal communication“). Schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass mir der Artikel von N. Millet, A fragment of a Hatschepsut Punt relief, in: jarce 1, 1962, 55–59 mit Taf. 4–5 „durch die Lappen“ gegangen war. Auf dem entsprechenden Reliefs sind Puntiten zu sehen, die ihre langen Bärte streichen. Ebenfalls übersehen hatte ich, dass in der 2003 in Elkab gefundenen Inschrift aus der sog. Zweiten Zwischenzeit beim Überfall des Kerma-Reiches auf Ägypten auch Puntiten erwähnt werden.9 Dies stützt meine These, dass zumindest ein Teil Punts im Südsudan zu suchen ist. Allerdings wird in der Inschrift sicherlich auch ziemlich übertrieben, d.h. es wird so getan, als habe Sobeknacht halb Afrika abgewehrt. Schließlich sei noch ein spektakulärer Fund in Tigray erwähnt, der Wolbert Smidt von der Universität Mäqällä (Tigray/Äthiopien) gelang, der im Rahmen seiner Feldforschung in Tigray systematisch den Nachweis von „Puntprodukten“ unternommen hat. Leider ist der Skarabäenfund entlegen bzw.

3 4 5 6 7 8 9

environment and land use, in: Journal of Biogeography 33, 2006, 524–535; W. Ogbazghi, The distibution and regeneration of Bosellia papyrifera (Del.) Hochst. in Eritrea, Wageningen 2001. J. Harrell & D. Lewan, Source of mummy bitumen in ancient Egypt and Palestine, in: Archaeometry 44, 2002, 285–293. J. Ogden, The so-called Platinum inclusions in Egyptian Goldwort, in: jea 62, 1976, 138–144 (141 f.) S. Connelly & N. Wilson, Report on the preliminary study of the riverine forests of the Western Lowlands of Eritrea (online ms. 1996). F. Hinkel, The Archaeological Map of the Sudan vi, Berlin 1992, 36 und 204. H.-J. Pachur & N. Altmann, Die Ostsahara im Spätquartär, Berlin 2006, 499–503. R. Fattovich, A. Marks, & A. Mohammed-Ali, The Archaeology of the Eastern Sahel, Sudan: preliminary results, in: African Archaeological Review 2, 1984, (173–188) 184. W.V. Davies, Kush in Egypt: A new historical inscription, in: Sudan & Nubia 7, 2003, 52– 54; W.V. Davies, Sobeknakht of El Kab and the coming of Kush, in: Egyptian Archaeology 23, 2003, 3–6; W.V. Davies, Sobeknakht’s Hidden Treasure, in: British Museum Magazine, Summer 2003, 18 f.

794

kapitel xiii

wenig zugänglich publiziert.10 Es handelt sich um eine Halskette mit zwei ägyptischen oder vielleicht napatanischen Skarabäen aus Fayence. Auf einem ist die Zeichengruppe c̣ǐ .̯ y Ꜥnḫ „Beschenkt mit Leben“ zu erkennen (oder: „Geschenkt sei das Leben“), auf dem anderen möglicherweise die kꜣ-Arme mit einem Logogrammstrich. Dietrich Raue las den Strich als nfr. Dies würde einen Adjektivalsatz ergeben „Vollkommen ist der Ka“.

photos: w. smidt 10

W.G.C. Smidt, Field report „Ethnography“. Ethiopian-German Mission to Yeha and surroundings for preparing the Master Plan of the Axum and Yeha Tourism Development Project (Tigray). Cooperation Project between the German Archaeological Institute (dai), Sana’a Branch, Friedrich-Schiller-Universität Jena (fsu) and the Tigrai Culture and Tourism Agency, November 2009 / March 2010 / November 2010 (January 2011) und R. Daue, A Voyage to Central and Western Tigray, in: Ityopis, Northeast African Journal of Social Sciences and Humanities 2, 2012. Wolbert Smidt sei erneut dafür gedankt, mir die oben abgedruckten Photos und Publikationen zugänglich gemacht zu haben.

kapitel xiv

Indices Moderne Ortsnamen Abūsīr 18, 27, 655 ʾAbū Šaʾār al-Qiblī 44 Achmim (Iḫmīm) 333 Aden (ʿAdan) 65, 70, 76, 243, 415, 443, 446 f., 449–461, 517, 571 ʿAin Suḫna 44 ʿAqaba 2, 80–82, 91, 143, 345, 513 ʿAqīq 87 f., 162, 494–497, 504–518, 538, 578 ʿAqordat 489, 495, 497–504, 514–518 Armant 103 Asasif 20, 333, 345 Asswān 18, 28, 318, 337, 409, 553 Beni Hassan (Banī Ḥasan) 20, 232, 338 Bir Kanaim (Bir Kanem) 44 Dahlak-Inseln (Dahalak Desēt) 151, 155, 379, 512 Dandara 23 Dedan (Oase al-ʿUla) 139 Defenneh 22, 161–163, 323, 363, 395, 653 Dhofar (Ẓufār) 5, 117 Dra-ʾAbū al-Nagaʿ 21 Edfu (Idfū) 23, 88, 101, 257, 353, 425, 506, 533, 537, 606 Elat (Aila) 91 Erkowit 495, 498, 504, 515–518 Esna (Isnā) 5 Farasan-Inseln (Ğazāʾir al-Farasān) 151 Gaza (Ġazza) 314, 356 Giseh (al-Ǧīza) 18 Ǧabal Barkal 21, 26, 81, 255, 344 Ǧabal Mokram 462, 465, 489, 497–505, 514– 518, 578 Gebel Zeit (Ǧabal aẓ-Ẓait) 338, 350, 389f. al-Hāmid 445 f., 459, 461 Ḫasm al-Girba 493–496 Ḫawlān 229, 444–446, 464 Ḥawəlti 224 f., 231, 478, 485–487, 560, 562, 572 Ḥelwān 18 Hudeida (al-Ḥudaida) 445, 447 Hurgada (al-Ġurgada) 31 Jidda (al-Ǧidda) 155

Jizan (Ǧīzān) 448 Karnak 20–22, 38, 40f., 77, 79, 82, 114, 168, 218, 250, 256, 259, 425f., 541, 622, 627– 650 Kap Elba 151, 154f. Khartoum (al-Ḫarṭūm) 113, 191, 196, 494, 496, 515, 578 Kassala 108, 113, 115, 136, 162, 462, 493–499, 504 f., 508f., 515–518 Koptos (Qift) 5, 14, 19, 30–33, 42, 44, 68, 144, 239, 260, 297–301, 311–314, 324f., 338–340, 344, 347, 352f., 356, 358, 363, 390–393, 425, 600–616, 652 Luḥayya-Ḫawḫah 446 Luxor (al-Uqṣur) 22, 82, 435 Madīnat Hābu 22, 166 Maʾlayba 415, 450–457, 462 Mārib 442, 444 Marsa Gāwāsīs 2, 19, 24f., 31–34, 42–48, 54, 57, 60–63, 106, 143f., 158, 166, 260, 312, 314, 317, 340–349, 355–366, 371–373, 376, 378, 381–388, 392–395, 408–417, 425 Marsa Halāʾib 155, 165 Massawa (Miṣʾiwa/Baṣʿə) 5, 65, 149, 155, 254, 257, 364, 402, 486, 512 Mäṭärä 470, 477, 484–486, 495, 502, 575 Naqā ad-Dair 18 Philae (Bilāq) 23, 257 Port Sudan (Būr Sūdān) 64, 77, 136, 141, 148, 153–155, 364, 401f., 420, 517 Qena (Qinā, Caenopolis) 44 Quṣair al-Qadīm 44, 143, 154f., 351–355, 368 Rāʾs Banās (Berenike/Βερενίκη) 149, 151, 154f. Rāʾs Ḥāfūn 86 Rāʾs Kasr 149, 153–155 Rāʾs Maqdam 511 Rāʾs Muḥammad 143 Raybūn 443, 452 Ṣabir 286–288, 417, 443, 446, 450–466, 483, 517, 592f. Šabwa 442 Safāga 42

796 Šaiḫ ʿAbd al-Qurna 5, 334, 337 Šaqadud 493–495, 503, 515 Sarabit al-Ḫadīm 21 f., 163, 350 Saroba 496, 498, 578 Shellal (Šallāl) 230 Sihi 445–452, 457, 461–466, 517 Ṣirwāḥ 286, 442, 480 Sōhāg (Sūhāǧ) 23 Soleb 21, 82, 188 Suakin (Sawākin) 80, 117, 510 Suez (as-Sūwais) 44, 141–143, 148 f., 153, 157 f., 239, 348 f., 353 f., 401, 606 Tall al-ʿAmarna 21, 174, 433–436, 633, 656 Timnaʿ (Ǧazirat Firʿaun) 442 Tokār 400 Wādī Allaqī 79, 165

kapitel xiv Wādī Aṭalla 44 Wādī Gasūs 19, 31, 42.45, 338, 350, 356, 368, 393, 408 Wādī Gāwāsīs 19, 31f., 34, 44, 55, 608 Wādī Ḥaḍramawt 442, 445f., 452 Wādī Hammāmat 19, 28, 30, 44f., 67, 145, 160, 258, 312f., 328, 334–337, 350, 352, 356, 361, 395, 408 Wādī al-Hūdī 326 Wādī ʿĪsā 356 Wādī Maġāra 350 Wādī Qinā 44 Wādī aṭ-Ṭumīlāt 69f., 83, 158, 163, 348f. Wannina 23 Yəḥa 463, 471, 478, 485–487, 559f., 569, 571 Zabīd 445f.

Moderne Gewässernamen ʿAṭbara 64, 162, 191, 409, 494–499, 515, 541 Bāb al-Mandab 2, 64 f., 70–72, 146, 301, 308, 445, 449, 457, 461, 465 f., 538 Baraka 65, 119, 153, 492, 495–497, 504, 507, 514, 518, 539–541 Bergnil (al-Baḥr al-Ǧabal) 236 f.

Blauer Nil (al-Baḥr al-Azraq) 119, 236 Gaš 63f., 407, 462–464, 489–505, 514–519, 539–541, 578 Gazellenfluß (al-Baḥr al-Ġazal) 181, 236f. Weißen Nil (al-Baḥr al-Abyaḍ) 119, 121, 236f.

Personennamen in altägyptischen Texten Amenemhat ii. 33, 393 Amenemhat iii. 25, 54, 394, 605 Amenemhat iv. 25, 34, 603 Djedkare Asosi 18, 27 f., 83, 388 Haremhab 21, 24, 41, 174, 218 f., 435, 650, 656 f. Hatschepsut 36 f., 54, 58, 62, 71, 73, 97, 114, 116, 119, 129, 217, 232, 256, 262, 289, 293– 295, 303, 313, 333–336, 409, 422–426, 520 f., 557, 561, 580, 622, 638, 646 Niuserre 18, 229 Pepi ii. 18 f., 27, 29, 83 Sahure 18, 26 f., 229, 297, 594 Sesostris i. 19, 32, 54, 123, 329, 335 Sesostris ii. 19, 25, 393, 608, 617 Teti 28, 418, 595 f. I͗pw-m-Rʿ(.w) 20, 38, 218, 333, 645, 656 I͗:mri̯.w 19, 25, 34, 612 I͗mn(.w)y 19, 33, 68, 232, 616

I͗mn(.w)-msi̯.w 21, 70, 318–324, 334, 649, 656 I͗mn(.w)-ḥtp(.w) 34, 322 I͗ni̯-i͗ti͗⸗f-i͗ḳr(.w) (Antefoqer) 4, 9, 32f., 46, 320–335, 370, 377–379, 383, 392f., 615 Ičy 14, 36, 526 ʿnḫw 9, 19, 32, 46, 259f., 312–315, 320–324, 328f., 378f., 395, 399, 612, 615, 631 ʿ(.w)-n.(i͗)-ʿnḫ.t 29, 320f., 323, 331, 340, 347, 597 Bꜣ-wr-c̣ṭ̌ 18, 27, 84, 177, 190, 320, 347, 597 Pꜣ-nḥsy 41, 321, 332, 523, 649 Pꜣ-rʾ-h-w 14, 36, 198, 229, 231, 263f., 294, 408, 522–527, 543f., 549, 555, 624 Ppy-nḫt(.w) (Pepinacht; Ḥḳꜣ-i͗b) 19, 29, 321, 323, 331, 339, 379 Mnw 21, 605, 607, 656 Mri̯.y-Rʿ(.w) (Merire) 21, 656 Mśw? yt 523f. Nb-św 34, 320, 333, 393, 605f.

indices Nbw-kꜣ.w-Rʿ(.w) 33, 320, 618 Nḥśy 24, 321, 332, 336, 649 Rḫ-mi͗-Rʿ(.w) (Rechmire) 21, 38, 95, 138, 170, 175, 218, 347, 357, 420, 646 f., 656 Ḥpw-śnb 324, 337 Ḥn(n)w (Henenu) 19, 30 f., 66, 159 f., 169, 258, 294 f., 309, 312–323, 328, 337, 340, 343, 352–365, 379, 395 f., 599 f., 655 Ḥr(.w)-ḫwi̯⸗f (Harchuf) 4, 18, 27, 29 f., 77, 83 f., 176 f., 181, 190, 192, 232, 320, 392, 394, 418, 431, 556, 596

797 Ḫwi͗ 18, 28f., 320, 337, 598f. Ḫnti͗-ẖ.t⟨y⟩-wr(.w) 31, 33, 230, 320f., 323, 379, 393, 610, 655 H̱ nm.w-ḥtp(.w) 28f., 598 Sbk(.w)-mśi̯.w 21, 336 Śi͗śi͗ 18, 229 Śnb⸗f 34, 321f., 332, 392, 605 Śšꜣ.t-ḥtp(.w) 18 Ṭi͗-ṭi͗-Sbk(.w) 19 Čči͗ 28 f., 320–323, 328, 336f., 356, 599

Ortsnamen in altägyptischen Texten ꜣ-m-mś-św Ort in Punt 252, 255, 643 i͗ꜣhtb ein Brunnen 159 f., 259, 362, 601 Iꜣm ein Südland 66, 77, 79, Addendum i͗ṭꜣh.t ein Brunnen 159 f., 259, 362, 601 Yꜣm ein Südland 83, 177, 190, 233, 556 wꜣg Wādī Gasus? 31, 67, 160, 259, 602 Wnšk ein Lagerort 41 Wtnt Ort in Punt 41 wč-rw-č-t Ort in Punt 255 ʿm(ꜣ)w ein Südland 66, 78–81, 165 Bꜣ.t Region in der Ostwüste 159, 259, 362, 601 bꜣk.t 32, 71, 259 f., 615, 630, 634, 650 Pwn.t Punt 4 f., 9–16, 35, 73 f., 87, 97, 105, 242 f., 245 f., 261 f., 527

mw-ḳṭ „Umkehrwasser“ = Rotes Meer 42, 140–147, 306, 651 rʾ-hnw Wādī Hammāmat 31, 67, 160, 259, 602 Ḥwʿ ein Berg 41 Sꜣww Marsa Gāwāsīs 19, 260 f., 610–613 Gbti͗w Koptos 32f., 260, 339, 352, 358, 600, 605–615, 652 K-m-t Distrikt in Punt 256, 542, 648 tꜣ-ꜣḫ.ti͗w „Land der Horizontischen“ = Zentralafrika (?) 84f. tꜣ-nčr „Gottesland“ 15f., 19, 22, 66–69, 81–85, 160, 223, 345, 533, 544, 602f., 609, 614, 622–624, 627–633, 640, 645, 652 Č-n-t Distrikt in Punt 253, 256, 542 f., 644, 648

Wörter in altägyptischen Texten ꜣbw „Elefant, Elfenbein“ 138, 628 i͗w „Insel“ 76, 99, 159, 359, 362, 571 i͗w n(.i͗) kꜣ „Privatinsel“ 75, 571 i͗nm.w n.(i͗)w ꜣby rsi͗ „Leopardenfelle“ 421 i͗ṭb.w tꜣ-nčr „Ufer des Gotteslandes“ 31 ʿnḫ-i͗m.i͗ „Hennastrauch“ (?) 420 wꜣc̣-̌ wr „Meer“ 66–70 wꜣč̣ šsmn „Malachit“ 168, 418, 420 wr(.w) n(.i͗) Pwn.t „Fürst von Punt“ 14, 256, 542 ʿnti͗ „Myrrhe“ 72, 107–111, 116, 118, 164, 322, 418 f., 565, 595 f., 600–604, 625–651 ʿnti͗ wꜣč̣ „frische Myrrhe“ 600, 628, 631 f., 636, 638 ʿnti͗ šwi̯ „trockene Myrrhe“ 111, 419

ʿḥʿ.w n(.i͗) kpn „Byblosschiffer“ 39, 300, 379, 412, 414–416 bi͗ꜣ Pwn.t „Minen-Punt“ 34, 73f., 83, 143f., 165, 339, 377, 392, 542f., 579, 593, 603, 614f. bi͗ꜣ n.(i͗) Pwn.t „Wunder aus Punt“ 74, 645, 650 pi͗ṭw/i͗ „putisch“ = libysch 103f. hbni͗ „Ebenholz“ 420, 626, 628, 632, 645 ḥḳꜣ.w ḥr(.i͗w)-sp ṭšr.t „Häuptlinge der Wüstenbewohner“ 31 mfkꜣ.t „Türkies“ 257f., 594 mni͗ „Rötel“ (?) 38, 168, 421, 652 mnnn „Asphalt“ 421, 792 mśi̯.ww ḫꜣs.wt „Söhne der Fremdländer“ 30, 315, 601

798 m:sṭm.t „Augenschminke“ 35, 166, 338, 420, 628 mšʿ „Truppe, Heer, Mannschaft“ 29, 312, 323, 331 f., 312–318 mtni͗ „Knüppel“ 38, 122, 420, 632 mṭw „Stäbe“ 122, 418, 420 mc̣.̌ t „Stakte“ 111 mc̣ꜣ̌ w „Beja“ 32, 332, 407, 533 nw.w „Jäger“ 30, 315, 330, 404 nbw wꜣč̣ „Gelbgold“ 420 nfr.w „Rekruten“ 34, 312, 323 f., 377 nḥsi͗ „Nubier“ 219, 229 rmč „Mensch (Ägypter)“ 437, 624 ḥm.t⸗f n(.i͗)t Pwn.t „Dienerin aus Punt“ 14, 35, 418, 523 ḥḳꜣ.t „Scheffel“ 374 ḥḳnw „ein wertvolles Öl“ 35 ḫꜣs.t „Fremdland“ 9, 15, 74, 422 ḫbś.ti͗ „die Bärtigen“ 15, 223, 440, 530, 533 f., 566 ḫbśti͗w.i͗ „abessinisch“ 224, 234, 561–563 ḫns „roter Jaspis“ 38, 595 ḫsi͗ n(.i͗) ʿnti͗ „Myrrhenterrasse“ 157, 163 f., 625 f., 640 ẖsꜣi͗t „ein Harz“ 122

kapitel xiv sꜣ(.t) Pwn.t „Sohn/Tochter Punts“ 20, 35, 407 S.i͗-n(.i͗)-[Wśr.t] wꜣḥ-ʿnḫschiff „ein Schiffsname“ 34, 387, 611 śp.t Montage (Schiff) 29, 340, 383, 386 snm.ti͗ „Kundschafter, Prospektor“ 330, 323 ś:nčr „Weihrauch“ 15, 361, 604, 621, 628 sṭw n.(i͗)w mmi͗ „Giraffenschwänze“ 35, 38, 132–134 gi͗f „Affe“ 628 kꜣi͗-ḥč̣ „heller Obsidian“ (?) 168f. kꜣi͗-km „roter Obsidian“ (?) 168f. kpn.t „eine Art Schiff“ 300, 379, 414 kmꜣw „Wurfhölzer“ 122, 420 kmi͗t „Gummi“ 419 (ḥr/r) gs.wi͗ „zu beiden Seiten“ 66, 70, 72, 625, 649 ti͗-šps „Kampfer(baum)“ (?) 35, 106, 122, 256, 418, 420, 542, 628, 648 čsm „Windhund“ 138, 314, 628 ṭmi͗ „Landestelle“ 32, 366–371 ṭng „Zwerg“ 30, 83f., 176f., 187–197, 242, 246f., 267, 418, 596f. ṭng i͗bꜣw.w-nčr „Gottestänzer-Pygmäe“ 30 c̣ʿ̌ m „Weißgold/Elektron“ 38, 135, 420, 595, 632–637

Äthiopisches ʾAbba ʾAfṣe አበ አፈጼ 569 ʾAbba Gärima አበ ገሪማ 569 Abrəha አብርሃ 710 ʾAbunä Säläma zä-ʾAzeb እቡነ ሰለማ ዘ እዜብ 570 (Bəʾəsi) Angäbo (ብዕሲ) አንገቦ 569 ʾəngabenāwe እንገቤናዋ „Fürst, Adeliger, Magier“ 545–547 ʾArweእርዌ 546, 569 bəʿəsiብዕሲ „Mann von xy“ 552 f., 569, 575 bəʿəsi ʿazzal ብዕሲ ፡ አዘል „der starke Mann“ 553 däḵdäḵä ደክደከ „kurz sein“ 250 danaka ደነከ „Fleisch in kleine Stücke schneiden“ 250 dänäkä ደነከ „kurz sein (Mensch)“ 250 dənk ድነክ „Zwerg“ 250 dänki ደነኪ „Erderhebung, kleiner Hügel“ 250

dənk ድንክ „Bett mit kurzen Beinen“ 250 dənkəlkəl ድነክልክል „tappeln (kleines Kind), torkeln“ 250 dənki(t) ድንኪት „Zwerg“ 250 dənkwəll ድነኲል „tappeln (kleines Kind), torkeln“ 250 Ǝbnä Ḥakim እብነ ሓኪም 569 ƎllaʾAbrəha አብርሃ 525 Ǝlla Aṣbəḥa አጽብሐ 525 ʾəm እም „von, seit, aus“ 530 ətege እቴጌ, ətäge እተጌ „Königinnentitel“ 526f. ətiyä እቲየ „vornehme Frau, Fürstin“ 527 ətye እትዬ, pl. ʾətyetat እትዬተት „vornehme Frau, Fürstin“ 527 ite ኢቴ „Titel für vornehme Frauen“ 527 Gabgäbo ጋብገቦ 569 Galabos ጋላቦስ 569 ḥabäśat ሐበሠተ 15, 225, 265, 530–535, 568 hətu ህቱ „er“ 530

799

indices Iyasus Moʾaእያሱስ ሦአ 570 käbra ካብረ „vornehm“ 545 Kəbrä nägäśt ክብረ ነገሥት 569 la- ለ Artikel 530 Makədda ማክዳ 569 f. māri ማሪ „Zauberer. Magier“ 546–548 mən ምን „von, seit, aus“ 530 nägäśtä ʾAzeb ነገሥተ አዜብ 569f.

nəguśa nägäśt ንጉሠ ፡ ነገሥት „König der Könige“ 522f. qatāli ቀታሊ Stammform 530 qātəl ቃትል Stammform 530 särwe ሰርዌ „eine Truppeneinheit“ 576 Waynaba ወይናባ 569 wəʾətu ውእቱ „er“ 530 Zändo ዘንዶ 569

Kuschitisches (inkl. Omotisch) aǧam(o) Hadiya „Anführer“ 546 aančaančo, pl. aanǧamma Hadiya „Adliger, hochgestellter Mann“ 546 anǧamo, indiv. anǧančo Kambaata „Magier, Herr des Regens“ 546 dink Kemant „Zwerg“ 247

dinke Sidamo „Zwerg“ 248 dinkekicco, pl. dinkʾe Hadiya „Zwerg“ dinki Awiya „Zwerg“ 247 dinkii Oromo (f) „Zwerg“ 247 dinkô Kefa „Zwerg“ 248

248

Berberisches a-denɣil Nefusi „Zwerg“ 249

Nubisches kuǧur „Häuptling, Fakir, Schamane, Magier“ 547 f. šil „König“ 547 f.

tabe „suchen“ 570 tabe-sin „wir suchen“ 570 tigli „Ohrring, Ring“ 548, 564

Lexeme aus Bantusprachen pwani Swahili „Küste“ 12 f., 97, 242–244

kupwa Swahili „trocken werden“

13

Hebräisches hoḇnîm ‫„ ָהְב ִנים‬Ebenholz“ 120 Phûṭ ‫„ פוט‬Libyen“ 12, 62, 65, 89 f., 100– 105

Ophir ‫„ אוִֹפיר‬ein Goldland“ 65, 76, 89–100, 106, 261–264, 266f., 271–276, 288

Griechisches Ἀδουλί (Adulis) 162, 400, 455, 505–511 Ἀρσινόη (Arsinoë) 354 ἄφις „Schlange“ 99

Βερενίκη (Berenike) 151, 155, 350–355, 396, 505–507, 536, 537f., 570 ἔβενος „Ebenholz“ 420

800 Κλύσμα (Clyzma) 354 Κροκοδείλῶ (al-Muwayh) 353 Λευκὴ κώμη (Leuke kome) 144, 239 Λευκός λιμήν (Leukos limen/Quṣair al-Qadīm) 44, 354 Μυὸς Ὅρμος (Myos Hormos) 353–355, 396 Νεχεσία (Nechesia/Marsa Nakarī) 353 Ὀφιώδης „die Schlangenreiche (Insel)“ 99 Ὀπώνη (Opone) 13 f., 65, 86 f., 245

kapitel xiv Περίπλους της ερυθράς θαλάσσης „Periplus maris erythraei“ 86, 117, 399 Πτολεμαῖς ἐν τῆ Τρογλοδυτικῇ 506 Πτολεμαῖς Θηρῶν (Ptolemais theron) 87f., 400, 505–511, 518, 537 Τώπαζος Insel Zerbeged 76, 572 Τρογλοδυτική (Troglodytike) 506, 537f. Φιλωτέρας (Philoteras) 352