Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften: Deutschland, USA und Frankreich im 20. Jahrhundert 9783666359675, 9783647359670, 3525359675, 9783525359679

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Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften: Deutschland, USA und Frankreich im 20. Jahrhundert
 9783666359675, 9783647359670, 3525359675, 9783525359679

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KRITISCHE STUDIEN ZUR GESCHICHTSWISSENSCHAFT

Herausgegeben von Jürgen Kocka, Helmut Hans-Christoph Schröder, Hans-Ulrich Wehler

Berdn i g,

Band 16 Hans-Jürgen Puhle Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften

GÖTTINGEN · VANDENHOECK & RUPRECHT · 1975 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften Deutschland, USA und Frankreich im 20. Jahrhundert

VON HANS-JÜRGEN PUHLE

GÖTTINGEN · VANDENHOECK & RUPRECHT · 1975 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ClP-Kurztitelaufnahme der Deutschen B ibliothek Puhle, Hans-Jürgen Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften: Deutschland, USA u. Frankreich im 20. Jahrhundert. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; B d. l6) ISBN 3-525-35967-5

Als Habilitationssdirift auf Empfehlung des Fachbereichs Geschichte der Universität Münster gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

© Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975. - Printed in Germany. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das B uch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. - Satt und Druck: Guide-Druck, Tübingen. Bindearbeit: Hubert Sc Co., Göttingen

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Inhalt Vorbemerkung

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I. Das Problem: Politische Agrarbewegungen und kapitalistische Indu­ striegesellschaften im Vergleich II. Deutschland

11 28

1. Der Übergang zum Organisierten Kapitalismus und die Agrar­ politik 2. Entwicklungstendenzen der Landwirtschaft seit dem letzten Vier­ tel des 19. Jhts a) Demographische und ökonomische Verschiebungen b) Der „preußische Weg“: Gutsherrschaft, Schulden und Privilegien . . c) Strukturprobleme und Kontinuitätshnien agrarischer Organisation und Politik d) Zur Periodisierung

28 36 36 41 47 53

3. Die politischen Organisationen des Agrarsektors im Kaiserreich . . a) Die öffentlich-korporative Standes- und Interessenorganisation der Landwirtschaft b) Die diristlichen B auernvereine c) Die Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer d) Die Bauernbünde in B ayern e) Der B und der Landwirte (1893-1914)

55 56 58 6C 62 63

4. Zum politischen Stellenwert der agrarischen Interessenvertretung vor 1914

68

5. Vom Bund der Landwirte zum Reichsnährstand 77 a) Erster Weltkrieg 79 b) Zur Kontinuität agrarischer Interessenpolitik in der Weimarer Repu­ blik vor 1928 81 c) Von der Krise zur nationalsozialistischen Machtergreifung 89 d) Zur Organisation der Landwirtschaft unter nationalsozialistischer Herrschaft 94 e) Entwicklungslinien 1914-1945 103 6. Westdeutschland nach 1945: Neuorientierung und Kontinuität III. USA

. . 105 113

1. Der Weg in den Organisierten Kapitalismus und die amerikani­ schen Traditionen 113 5

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

2. Zur Entwicklung des Agrarsektors seit dem Durchbruch der Indu­ strialisierung 126 a) Regionale Schwerpunkte der Produktionsweisen 126 b) Strukturelle und konjunkturelle Trends 129 c) Zur Periodisierung 139 3. Populistenbewegungen und „progressive“ Politik a) Populism b) Progressivism c) Erster Weltkrieg

142 142 147 152

4. Organisierte Interessenpolitik in den 20er Jahren 154 a) Der Aufstieg der Farm B ureaus und der American Farm B ureau Fe­ deration 154 b) McNary-Haugen-Plan und Federal Farm B oard 158 5. Von der Krisenagitation zum New Deal 162 a) Zum Stellenwert der Epoche 162 b) Reaktionen auf die Wirtschaftskrise: Protest und die Anfänge der Agricultural Adjustment Administration 165 c) Agrarpolitik für organisierte Interessenten 168 6. Der Niedergang der agrarischen Protestbewegungen in den 30er Jahren 172 a) Kommunistische Agitation 173 b) Das Ende der FHA 174 c) Farmer-Labor-B ewegungen 176 d) Sonderformen 178 e) Präfaschismus in Amerika? 179 7. Die Zeit nach dem New Deal: Konsolidierung landwirtschaftlicher Interessenpolitik a) Aspekte politischer Traditionen und des Wahlverhaltens in agrarischen Regionen nach 1936 b) Vom New Deal zu Nixon: Zur Kontinuität des Subventionismus nadi dem Parity-Schema c) Zwischen Staatsintervention und Selbstregulierung

182 184 194 201

IV. Entwicklungsrüdestand und traditionalistische Zersplitterung: Ein Überblick über die politischen Agrarbewegungen in Erankreicb . . . 210 1. Zur Kontinuität der Traditionen 2. Allmählicher Strukturwandel des landwirtschaftlichen Sektors . . 3. Zum B eharrungsvermögen der Großverbände in der Dritten und Vierten Republik 4. Ländliche Protestbewegungen 5. Fünfte Republik und EWG: Tendenzen zu einer Neuorientierung . 6 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

211 216 222 226 230

V. Agrarpolitik im Organisierten Kapitalismus: Aspekte und Ergebnisse des Vergleichs 240 VI. Anhang

248

Tabellen 1. Anteile der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen an der ökonomisch aktiven B evölkerung 1870-1969, Deutschland, USA, Frankreich, EWG 248. 2. Anteile der Landwirtschaft am Inlandsprodukt zu konstanten Preisen, Deutschland, USA, Frankreich 1870-1971 250. - 3. Anteile landwirtschaft­ lich tätiger und ländlicher B evölkerung, Deutschland 1882-1970 251. 4. Agrarpreisindices 1850-1959, Deutschland 252. - 5. Landwirtschaftliche Betriebe und genutzte Flächen, Deutschland 1882-1970, nach B etriebsgrößen 254. - 6. Anteile des Agrarexports an der amerikanischen Gesamtausfuhr 1877-1966 256. - 7. Anzahl und Durchschnittsgrößen landwirtschaftlicher Betriebe, Anzahl und Anteil der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen, der Farmbevölkerung und der ländlichen B evölkerung, USA 1850-1969 257. 8. Landwirtschaftliche B etriebe, USA, nach B etriebsgrößen und Flächen­ anteilen 1880-1964 258. - 9. Landwirtschaftliche B odenwerte in Dollars pro acre in einigen Staaten des amerikanischen Mittelwestens und Südens 1850-1959 in jeweiligen Preisen 259. - 10. Ausgleichszahlungen der Regie­ rung, Farmeinkommen und Parity Ratio in den USA 1910-1965 260. 11. Stimmenanteile bei den Präsidentschaftswahlen 1932-1972 in ausgewähl­ ten Südstaaten der USA 262. - 12. Stimmenanteile bei den Präsidentschafts­ wahlen 1932-1972 in ausgewählten Staaten des Mittelwestens der USA 263. - 13. Errechnete Wahlergebnisse in ausgewählten mittelwestlichen Re­ gionen bei den Präsidentschaftswahlen, USA 1920-1968 265. - 14. Verhält­ nis der Agrarpreise zum allgemeinen Preisniveau in Frankreich 1910-1956 266. - 15. Landwirtschaftliche B etriebsgrößen in Frankreich 1892-1967 266. Anlagen 1. Gebiete der B RD mit über 40% der Erwerbstätigen in der Landwirt­ schaft 267. - 2. Landwirtschaftliche Großregionen der USA 267a. - 3. Ent­ wicklung der landwirtschaftlichen Produktenpreise in den USA 1869-1949 268. Abkürzungsverzeichnis

269

Anmerkungen

273

Quellen- und Literaturverzeichnis 426 I. Deutsdhland: 1. Statistiken und andere zentrale Quellen 426. - 2. Zur Entwicklung des Agrarsektors und der agrarischen Organisationen 427. - 3. Gesamtdarstellungen und Einzelorobleme 436. II. USA: 1. Statistiken und andere zentrale Quellen 444. - 2. Zur Ent­ wicklung des Agrarsektors und der agrarischen Organisationen 446. 3. Gesamtdarstellungen und Einzelprobleme 455. III. Frankreich: 1. Statistiken und andere zentrale Quellen 467. - 2. Zur Entwicklung des Agrarsektors und der agrarischen Organisationen 468. 3. Gesamtdarstellungen und Einzelprobleme 469. IV. Allgemeine Aspekte und Probleme des Vergleidhs 473. Sachregister

477

Personenregister

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Vorbemerkung Diese Studie ist aus den Anregungen und der Arbeit eines einjährigen For­ schungsaufenthaltes an der Harvard-Universität (1970/71) entstanden. Einzelne Aspekte sind in meinen Aufsätzen: „Von der Agrarkrise zum Präfaschismus“ (Institut für Europäische Geschichte Mainz, Vorträge Nr. 54, Wiesbaden 1972) und „Populismus, Krise und New Deal“ (in: Η. Α. Winkler Hg., Die große Krise in Amerika, Göttingen 1973, 107-152) diskutiert worden. Eine erste Fassung des Manuskripts hat 1973 dem Fachbereich Geschichte der Universi­ tät Münster als Habilitationsschrift vorgelegen. Teile des Deutschland-Kapitels konnten danach auf dem Deutsch-Sowjetischen Historikertreffen in Mainz (Oktober 1973) und im Seminar von Theodore Shanin und Patrick O'B rien im St. Antony's College, Oxford (März 1974) zur Diskussion gestellt werden. Das in thesenhafter Verkürzung vorgetragene Gesamtergebnis erfuhr hilfreiche Kritik von den Teilnehmern der Arbeitstagung der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft zu Frankfurt im Mai und des Colloquiums von Jürgen Kocka und Hans-Ulrich Wehler in B ielefeld im Dezember 1973. Eine Reihe wertvoller Hinweise verdanke ich Suzanne B erger, Hannelore B ruchhold, Michel Crozier, Peter Gourevitch, Stanley Hoffmann, I. D. Kovaltschenko, David Landes, Peter Lösche, Charles S. Maier, B arrington Moore, Wolf Dieter Narr, Claus Offe, Ulrich v. Pufendorf, Ronald Rogowski, Hans Rosenberg, David Sabean, Wolfgang Schieder, Richard H. Tilly, Hans Wilbrandt, Heinrich August Wink­ ler, Hellmut Wollmann, Clemens A. Wurm und Laurence Wylie. Helmut B erding, Heinz Gollwitzer, Dieter Grosser, Gerhard A. Ritter, Diet­ mar Rothermund, Hans-Christoph Schröder, Hans-Ulrich Wehler und vor allem Jürgen Kocka machten sich die Mühe, das Manuskript in seiner frühe­ ren Form zu lesen und zu kritisieren. Ihnen gebührt besonderer Dank. Wo immer ich mich dazu imstande fühlte, habe ich ihre Einwände und Anregun­ gen berücksichtigt. Daß der hier unternommene Versuch dennoch in manchen Punkten noch unbefriedigend bleibt, ist mir durchaus bewußt. Jedem Autor, der sich ein wenig Selbstkritik bewahrt hat, ist die Erkenntnis vertraut, die Karl R. Popper so formuliert hat: „Kein B uch kann jemals fertig werden: Während wir daran arbeiten, lernen wir immer gerade genug, um seine Unzu­ länglichkeit klar zu sehen, wenn wir es der Öffentlichkeit übergeben.“ Zu dan­ ken habe ich auch der Harvard-Universität, die mir im Jahre 1970 ein John F. Kennedy Memorial Fellowship gewährte, und insbesondere Guido Goldman und dem West European Studies Center mit seiner anregenden Arbeits- und Diskussionsatmosphäre. Gerhard A. Ritter ermöglichte mir auch in Münster angenehme Arbeitsbedingungen. Mein ganz besonderer Dank gilt Irmgard Vogt, ohne deren vielfältige Hilfe, Kritik und Toleranz es wesentlich schwie­ riger gewesen wäre, diese Arbeit zu schreiben. B eim Lesen der Druckfahnen half mir Rainer Krems. Auch ihm sei gedankt. Münster, im November 1974

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I. Das Problem: Politische Agrarbewegungen und kapitalistische Industriegesellschaften im Vergleich Die Industrialisierung hat die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion für die Gesamtwirtschaft und den Einfluß der sozialen Verhältnisse des „Agrarsektors“ auf Gesellschaft und Politik unwiderruflich verringert. Das ist in allen Ländern der Fall gewesen, in denen mit der Industrialisierung auch nur begon­ nen wurde. Tempo, Intensität und konkrete Ausprägung dieses B edeutungs­ verlusts der Landwirtschaft und der von ihr geprägten sozialen und politischen Beziehungen, Ordnungen und Verhaltensweisen waren allerdings in verschie­ denen Ländern oft ebenso unterschiedlich wie die vorindustriellen Traditionen oder der Verlauf des Industrialisierungsprozesses. Gleichzeitig haben, ebenfalls in unterschiedlicher Weise, die Reaktionen der landwirtschaftlichen Produzenten und ihrer Sprecher auf diesen nicht rever­ siblen Vorgang, die Formen ihrer Organisation und der von ihnen ausgehende politische Druck und Einfluß die politischen Kräftefelder in den industriali­ sierten Ländern verändert. Insbesondere dort, wo der Agrarsektor nicht auf­ grund ganz spezifischer Ausgangskonstellationen von Anfang an eng mit der sich herausbildenden Industriewirtschaft verbunden war wie in England und wo sich der Landwirtschaft nicht aus anderen Gründen ein relativ frühes Arran­ gement mit der industriellen Entwicklung empfahl wie etwa in den Nieder­ landen oder in Dänemark, war die Politik der Agrarier1 durch ihre - gewisser­ maßen „strukturelle“ - Ohnmacht gegenüber dem Industrialisierungsprozeß insgesamt und die gleichzeitigen Versuche einer Modifikation der Industriali­ sierungsfolgen zugunsten der Landwirtschaft gekennzeichnet. Diese Versuche sind durchweg erfolgreich gewesen, am durchschlagendsten in Deutschland und in -den USA. Blickt man Mitte der 70er Jahre des 20. Jhts. zurück auf die Geschichte der letzten hundert Jahre, so will einem allerdings die viel und gern auch auf das Verhalten der Agrarier gemünzte Formel vom „antimoder­ nistischen Protest“2 zu wenig aussagekräftig erscheinen angesichts des Aus­ maßes und der Art der Durchsetzung ihrer Erfolge. Sicher ist die Auflehnung der Agrarier gegen die ihnen von der Industriali­ sierung drohenden Nachteile oft auch, und besonders in ihren Anfängen, Pro­ test gegen sozialen Wandel gewesen. Aber sie hat sich nicht darin erschöpft. Gerade weil sie in einem eindeutig gerichteten, tiefgreifenden und - wie man inzwischen weiß, auch im wahrsten Sinne des Wortes - an die Wurzeln gehen­ den, unaufhaltsamen gesamtgesellschaftlichen Wandlungsprozeß keineswegs die Avantgarde waren, sondern meistens eine ängstlich bremsende Nachhut, weil sie sich als entwidklungsgeschädigte, strukturelle Desperados verstanden und die Möglichkeiten, sich allein und aus eigener Kraft zu helfen, teils mit Recht,

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teils auch zu Unrecht für sehr begrenzt hielten, waren die Agrarier die ersten aus den Reihen der selbständigen Unternehmer und B esitzenden, die ausdrück­ lich und grundsätzlich die kontinuierliche Unterstützung der Staatsmacht bei der Wahrung ihrer spezifischen sektoralen Partikularinteressen forderten und in Anspruch nahmen*. Sie haben sie bekommen. Im Unterschied zur Arbeiter­ bewegung kam ihnen dabei zugute, daß die überkommenen gesellschaftlichen und politischen Institutionen und vor allem die politische Kultur der jeweiligen Länder wesentlich von vorindustriellen, und d. h. in erster Linie: agrarischen Traditionen geprägt gewesen sind. Der Agrarsektor ist sowohl in den USA wie in Deutschland und, wenngleich in schwächerem Maße und später, auch in Frankreich zum Schauplatz der im Industriekapitalismus ältesten und mit der Zeit auch umfassendsten staatlichen Interventionen in die B ereiche von Wirtschaft und Gesellschaft hinein gewor­ den. Der Staatsinterventionismus zugunsten der Landwirtschaft hat dabei viel­ fach eine zeitliche und oft auch inhaltliche Vorreiterfunktion erfüllt für die im 20. Jht. immer deutlicher zutage tretenden gesamtwirtschaftlichen und gesamt­ gesellschaftlichen Interventions- und Lenkungsaufgaben der Agenturen der Staatsmacht in den zunehmend organisierten industriekapitalistischen Systemen. Es kann daher nicht einmal ausgeschlossen werden, daß sich aus den Erfah­ rungen des Agrarinterventionismus auch für die immer komplizierter werdende Koordinierung privater und staatlicher Aktivitäten auf anderen Sektoren Exem­ plarisches lernen ließe. In den USA ist das in der Tat während der 30er Jahre gelegentlich geschehen. Auf der anderen Seite muß eine solche Möglichkeit schon im Hinblick auf den Agrarsektor selbst wieder als sehr begrenzt erschei­ nen angesichts der gegenwärtigen Realität subventionierter, staatlich admini­ strierter und abgestützter, vielfach verflochtener und integrierter Agrarmärkte in Westeuropa und Nordamerika, bei deren Lenkung Dirigismus und zuneh­ mende Fehlsteuerungen Hand in Hand gehen, „B utter-“ und „Rinderberge“, Denaturierungsverfahren, Schwindelgeschäfte und „Sozialbrachen“ bei über­ höhten Verbraucherpreisen zu Alltäglichkeiten geworden sind und dennoch gerade in der jüngsten Zeit die landwirtschaftlichen Erzeuger spürbar weniger profitieren, als das in der fast hundertjährigen Durchsetzungsphase des Agrar­ interventionismus, die in Westeuropa und Nordamerika seit Ende der 1960er Jahre in den wesentlichen Zügen als abgeschlossen gelten kann, der Fall war. Bemerkenswert an diesen Vorgängen ist nicht so sehr, daß die Agrarprodu­ zenten zu Initiatoren und Apologeten der institutionalisierten Staatsinterven­ tion wurden. Von Unternehmern, deren wichtigstes Produktionsmittel, der Boden, nicht beliebig vermehrbar ist, deren Gewinn immer auch von Faktoren abhängt, die ihrem Einfluß bislang grundsätzlich entzogen waren (Witterung) und die oftmals auch traditionell ein besonderes Verhältnis zur Staatsmacht gepflegt haben, kann man ohnehin nur ein begrenztes Zutrauen zu wirtschafts­ liberalen Lehrmeinungen erwarten. B emerkenswert sind vielmehr die trotz mancher Gemeinsamkeiten unterschiedlichen Modalitäten, wie die Agrarier ihre Forderungen durchgesetzt haben, und die von Land zu Land verschiedenen

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gesamtpolitischen Implikationen und Folgen des Prozesses eines objektiven wirtschaftlichen und sozialen B edeutungsverlusts der Landwirtschaft und der darauf reagierenden politischen Versuche ihrer Organisationen, diesen Prozeß zu modifizieren. Hier liegt das zentrale Problem dieser Studie: zu erklären, warum die Agrarier in verschiedenen industriekapitalistischen Systemen aus ähnlidien Motiven gleicherweise politisch tätig wurden, sich aber unterschiedlich orientierten, organisierten und artikulierten, warum sie gleicherweise einen starken Staat zu ihrer Unterstützung zu mobilisieren trachteten, dessen Garan­ ten aber beispielsweise in Deutschland mehrheitlich in Hitler, in den USA dagegen in Roosevelt sahen. Das schließt die Frage nach strukturbedingten Gemeinsamkeiten und systembedingten Unterschieden ebenso ein wie die nach den Kontinuitätslinien und -brüchen agrarischer Politik. Die angedeutete Fragestellung soll hier anhand weniger, aber wie mir scheint, besonders markanter „Fälle“ und im Vergleich der politischen Agrarbewegun­ gen in einigen entwickelten kapitalistischen Industriegesellschaften seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. näher beleuchtet werden. Mit politischen Agrar­ bewegungen sind hier politisch tätige und relevante B ewegungen und Orga­ nisationen des landwirtschaftlichen Produktionssektors in einem weiten Sinne gemeint, mit unterschiedlicher Organisationsdichte und unabhängig davon, welche institutionelle Form (ζ. Β. lockeres Koordinationskomitee spontaner Proteste, Verein, Syndikat, Pressure Group, politische Partei) sie in einer histo­ risch konkreten Situation angenommen haben4. Unter kapitalistischen Indu­ striegesellschaften werden in diesem Zusammenhang sonst üblicherweise als „bürgerlich“ bezeichnete Gesellschaftsordnungen in der Phase nach dem end­ gültigen Durchbruch der Industrialisierung verstanden5, in denen die sozialen und politischen B eziehungen und Verhaltensweisen ganz überwiegend geprägt sind durch den modernen Industriekapitalismus, d. h. durch ein kapitalistisches Wirtschaftssystem, in dem industrielle Produktions- und Verteilungsmechanis­ men vorherrschen6. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die politisdien Artikulationen des Agrarsektors und ihre jeweiligen Auswirkungen in Deutschland und den USA, in zwei Ländern also, die aus vielen Gründen für einen Vergleich besonders gut geeignet sind. Im Rahmen eines breiteren Ausblicks wird außerdem ins­ besondere noch auf die französische Entwicklung B ezug genommen, deren durchgängige Einbeziehung in den hier beabsichtigten Vergleich mir aus Grün­ den, die im einzelnen zu nennen sein werden, problematisch und teilweise unmöglich erscheint, deren B eschreibung aber andererseits in Übereinstimmung wie Differenz das Spektrum der Organisationen und Formen agrarischer Politik in industriellen Systemen sinnfällig verbreitern und die Analyse insbesondere im Hinblick auf die Wechselbeziehungen zwischen sektoraler Interessenpolitik und gesamtpolitischen Entwicklungstendenzen vertiefen kann. Die speziellen Situationen Englands, wo das freie B auerntum durch die enclosures des 17. Jhts. weitgehend abgeschafft worden und die landbesit­ zende gentry schon sehr früh zum Wollhandel übergegangen war, und des 13 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

erst spät industrialisierenden Japan, wo aufgrund eines besonderen Pacht­ systems Urbanisierung und Industrialisierung weniger stark auf den Agrarsektor zurückwirkten als anderswo, konnten hier schon aus Gründen der Arbeits­ ökonomie, zum Teil aber auch wegen des Fehlens von Vorarbeiten und meiner unzureichenden Kenntnisse nicht näher berücksichtigt werden7. Eine B ehand­ lung der kleineren Länder Westeuropas und Skandinaviens, in denen aufgrund der Verschiedenheit der Dimensionen der Industrialisierung sowie einer frühen Spezialisierung und Modernisierung der Landwirtschaft dem Agrarsektor bis heute in mancher Hinsicht ein anderer gesamtwirtschaftlicher Stellenwert zukommt als in den größeren Industrieländern, würde eine gesonderte Dar­ stellung verlangen, die hier ebenfalls nicht gegeben werden kann8. Italien, schon von B arrington Moore - dort allerdings zu Unrecht - vernachlässigt9, und Spanien10 würden aufgrund ihres Entwicklungsrückstands, der ja schon den französischen Fall in diesem Zusammenhang teilweise problematisch macht, den Rahmen des Vergleichs sprengen. Ebensowenig soll hier von bäuerlichen Organisationen als Trägern von Revolution oder Fortschritt in überwiegend oder rein agrarischen Gesellschaften der Vergangenheit oder der heutigen Ent­ wicklungsländer die Rede sein, seien sie syndikalistisch, „populistisch“, national­ revolutionär oder sozialistisch. Das wäre ein anderes Thema11. Es geht hier um entfaltete industriekapitalistische Systeme, in denen der Anteil der in der Landwirtschaft Tätigen an der ökonomisch aktiven Gesamt­ bevölkerung schon um 1880 unter 50 % lag, der Anteil der Landwirtschaft am Sozialprodukt um die Jahrhundertwende bereits weniger als 30 % betrug und beide Prozentzahlen kontinuierlich weiter abnahmen. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre lagen sie unter 15, bzw. 10 %12. Dieser Gemeinsamkeit, die aus dem etwa gleichzeitigen „Durchbruch“ der Industrialisierung um die Mitte des 19. Jhts. und dem anschließenden langwierigen Prozeß der Transformation früherer Agrargesellschaften in Industriegesellschaften resultiert, stehen die Differenzen gegenüber, die sich aus den verschiedenen Voraussetzungen, Tempi und Formen, den unterschiedlichen B eschleunigungen und Akzentuierungen des Industrialisierungsprozesses in den jeweiligen Ländern ergeben13. Sie lassen sich zu einem großen Teil aus den sozioökonomischen Entwicklungs­ tendenzen des modernen Industriekapitalismus erklären, sind aber insgesamt nicht zu verstehen ohne eine B erücksichtigung der Unterschiede in den vor­ industriellen Traditionen, den Institutionen und der politischen Kultur der verglichenen Länder. Der B egriff der politischen Kultur (political culture) meint in unserem Zusammenhang in Anlehnung an das Konzept von Sidney Verba14 die in ihrer Gesamtheit charakteristischen, tradierten nichtinstitutionellen Elemente eines politischen Systems, wie sie als ein „Mustersatz politischer Orientierungen“15 mit untereinander verbundenen spezifischen und allgemeinen Normen, Wert­ vorstellungen, Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen in einer Gesellschaft überwiegend anzutreffen sind, aber - aufgrund ihres „kollektiven“ Charakters eher dem Durkheimschen „fait social“16 als individuellen Meinungen entspre14 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

chend - der behavioristisdien Analyse ebenso entgleiten wie einer nur an Institutionen orientierten Untersuchung. Der so verstandene B egriff der poli­ tischen Kultur und der eng damit verbundene des „politisdien Stils“ als der oft vermittelten - Umsetzung von Elementen der politisdien Kultur in kon­ krete Faktoren der politisdien Interaktion dedien trotz mandier Schwächen den sonst nidit redit erfaßten Zwisdienbereidi, das „ambiente“ zwischen Insti­ tutionen und individuellen Aktionen weitgehend ab. Er kann dadurdi den Blick des Historikers wie des systematischen Sozialwissensdiaftlers für die Ana­ lyse komplexer Wirkungszusammenhänge schärfen und das Erklärungspoten­ tial und die Kontrastmöglidikeiten gerade einer vergleidienden Untersudiung erheblidi erhöhen17. In Deutsdhland und in den Vereinigten Staaten ist die Herausbildung des staatlidien Agrarinterventionismus konstitutiver B estandteil eines umfassenden gesamtgesellsdiaftlidien Wandlungsprozesses gewesen, dessen Prinzip die zunehmende Organisation der industriell-kapitalistischen Wirtschaftsordnungen und der von ihnen geprägten gesellschaftlichen und politischen Systeme ist. Dieser vielschichtige und langwierige Prozeß wird hier als der Übergang zum organisierten Kapitalismus bezeichnet. Mit „organisiertem Kapitalismus“ ist im Sinne eines operationalen Idealtypus, der im Verlauf der Untersudiung weiter zu präzisieren sein wird, ein System wirtsdiaftlicher, gesellschaftlicher und politisdier Interaktion gemeint, das wesentlich durch die enge Verklammerung der einzelnen Wirtschaftssektoren (Landwirtschaft, Industrie und Handel sowie privater tertiärer Sektor) miteinander ebenso wie mit den regulierenden, ver­ waltenden und in verstärktem Umfang auch dienstleistenden Agenturen der Staatsmacht charakterisiert ist. Das Prinzip der privaten Aneignung der Gewinne wird dabei grundsätzlich ebenso beibehalten wie das der privaten Investitionen und Investitionsentscheidungen; die Verflechtung von Handels­, Banken- und Industriekapital nimmt durdiweg zu. Das die „klassische“ kapi­ talistische Wettbewerbswirtschaft bestimmende Marktprinzip wird immer mehr durch das Organisationsprinzip ersetzt und der Staat entwickelt eine unvoll­ kommen bleibende, aber wachsende Tendenz zur Lenkung der Wirtschaft und zur Intervention in die Gesellschaft. Die vermehrte staatliche Interventions­ neigung wirkt ihrerseits zurück auf die politischen Institutionen und Konsul­ tatiohsmechanismen, auf die jetzt stärker bürokratisierten und verbandsmäßigen Organisationsformen privater Interessen und in den gesamten Bereich der poli­ tischen Öffentlichkeit18. Um Mißverständnissen vorzubeugen, muß betont werden, daß der B egriff des organisierten Kapitalismus sich nicht auf die vielfältigen Formen staatlicher Entwicklungshilfe während des Übergangs zur Industrialisierung und im Indu­ strialisierungsprozeß bezieht19. Die Organisationstendenzen, auf die hier Bezug genommen wird, charakterisieren vielmehr eine neue, auch in institu­ tioneller Hinsicht Strukturen bildende und in der Regel von allen Interessier­ ten - wenn auch mit unterschiedlicher Intensität - getragene Stabilisierungs­ und Stützungsaktion, deren wichtigstes Ziel die Erhaltung der Funktionsfähig15 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

keit einer bereits entwickelten industriekapitalistischen Wirtschaftsordnung angesichts der Ungleichmäßigkeiten des Wirtschaftswachstums und der Kon­ junkturlagen ist20. Dabei bleiben die Maßnahmen zur Sicherung dieses Ziels nicht auf den wirtschaftlichen Sektor beschränkt. Die immer engere Verklam­ merung der Bereiche von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ist vielmehr eines der entscheidenden Kennzeichen des organisierten Kapitalismus, der im Modell als politisch „polyvalent“ angesehen werden kann21, da es zunächst keine zwingenden Gründe dafür gibt, daß die Tendenzen zunehmender Organisation nur eine einzige Transformationsmöglichkeit des politischen Systems forcierten. Die hier näher untersuchten B eispiele Deutschlands und der USA machen deut­ lich, daß die Entwicklung im Einzelfall sowohl in die Richtung eines autori­ tären, faschistischen Regimes als auch in die liberal-demokratischer Reformen verlaufen kann. Die Annahme, daß der Kapitalismus in der Phase seiner zunehmenden Organisation in politischer Hinsicht zwangsläufig im Faschismus oder auch nur im Autoritarismus münden müsse, wäre also offensichtlich falsch“. Was jedoch nicht bestritten wird, sondern sogar betont werden soll, ist die Tatsache, daß der Übergang zum organisierten Kapitalismus sowohl die aus­ führenden Organe der Staatsmacht als auch alle jene Gruppen stärkt, die die Kraft zur korporativ und verbandsmäßig organisierten Interessenwahrung neuen Stils aufbringen“. Welche Richtung diese politische Gewichtszunahme aber inhaltlich der Entwicklung des zur Debatte stehenden bestimmten indu­ striekapitalistischen Systems gibt, hängt entscheidend von den jeweiligen Aus­ gangskonstellationen und Kräfteverhältnissen zu B eginn des Übergangs zum organisierten Kapitalismus ab. Organisierten Kapitalismus schlechthin gibt es in der historischen Realität nicht; es gibt nur die je konkret zu analysierende und zu beschreibende Ausprägung, die von einer anderen unterschieden ist, aber gerade deshalb der Typisierung bedarf, die es erlaubt, die Differenzen auf den B egriff zu bringen. Die hier implizierte Hypothese von der zentralen Bedeutung der jeweiligen Ausgangskonstellationen für die weitere Entwicklung des organisierten Kapitalismus wird auch im Hinblick auf das Gewicht und den Ort der politischen Agrarbewegungen im Verlauf dieser Untersuchung des öfteren zu überprüfen sein. Die Verwendung des Typus eines „organisierten Kapitalismus“ ist keines­ wegs unproblematisch. Es gibt noch keine konsistente und plausible Theorie, die die einzelnen Elemente des Begriffs klar zueinander in Beziehung zu setzen und mit Rücksicht auf ihre B edeutung innerhalb gesamtgesellschaftlicher Ab­ laufprozesse zu gewichten vermöchte. Auch hat der B egriff selber deutlich a n ­ weisbare Grenzen, die sich zu einem großen Teil aus seiner noch ungenügenden Operationalisierung und aus den erheblichen Schwierigkeiten einer durchgän­ gigen Quantifizierbarkeit einzelner B estimmungselemente ergeben. Die m. E. zentrale Frage danach, bis zu welchem Grade - der möglichst genau meßbar sein sollte - welche Kriterien des Begriffs jeweils erfüllt sein müssen, um etwa vom „B eginn des Übergangs“ zum organisierten Kapitalismus oder von dessen 16 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

„Durchbruch“ zu sprechen, kann allerdings nur im Rahmen einer breiter ent­ falteten Theorie beantwortet werden, deren erste Ansätze noch in den Kinder­ schuhen stecken. Dasselbe gilt für die Schwächen des Typus angesichts der Erfordernisse möglichst exakter Periodisierung24. Trotz dieser Mängel kann der B egriff hier in einer wichtigen Funktion mit Gewinn verwendet werden, da er zwei entscheidende Vorteile aufweist: Erstens erlaubt er es, die in den fortgeschritteneren Industrieländern seit dem Ende des 19. Jhts. sich ausprägenden und in der ersten Hälfte des 20. Jhts. sich verfestigenden Kooperations- und Koordinationsmechanismen zwischen allen Sektoren der Privatwirtschaft und dem Staat in einer möglichst offenen und Differenzierungen erlaubenden Weise in den Griff der Analyse zu bekom­ men. Er wird damit dem skizzierten Organisationsprozeß, der gerade für die Entwicklung des Agrarsektors und seiner politischen Exponenten von ausschlag­ gebender B edeutung gewesen ist, in größerem Maße gerecht als einerseits am klassischen Konkurrenzkapitalismus orientierte liberale Wirtschaftstheorien oder andererseits die marxistischen Theorien vom „staatsmonopolistischen Kapitalismus“25. Zweitens eignet sich der B egriff des Organisierten Kapitalis­ mus, gerade weil er genauere Differenzierungen erlaubt, besonders gut für eine vergleichende Untersuchung. Ein Vergleich politischer Agrarbewegungen in einem relativ weitgespann­ ten Zeitraum, wie er hier beabsichtigt ist, erfordert neben einer Klärung der verwendeten B egriffe noch einige zusätzliche methodische Vorbemerkungen. Aus der Tatsache, daß die politischen Konzeptionen und Aktionen der Agra­ rier einzelner Länder nur in engstem Zusammenhang mit dem jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Gesamtsystem verstanden werden können, in das sie eingebettet sind und aus dem sie hervorgehen, ergibt sich die For­ derung nach dem konkreten Charakter des Vergleichs. Abstrakte Vergleiche von ihrem Kontext isolierter Sektoren oder Ablaufmechanismen würden in der Regel zu ahistorischen Leerformeln führen. Obwohl die Forderung nach einer so verstandenen Konkretheit andererseits die Suche nach den geeigneten Ein­ heiten des Vergleichs, den vergleichbaren Größen - die meistens um so genauer sein können, je kleiner sie sind - erschweren mag, muß sie auch bei der Formulierung der stärker operationalisierten Fragen an das Material berücksichtigt werden. Die wichtigsten Problemkreise, die sich dabei heraus­ schälen lassen, beziehen sich mithin ebenso auf das gesamtgesellschaftliche Bezugssystem wie auf die speziellen Gegebenheiten des Agrarsektors. Sie sind auch nicht immer klar voneinander zu trennen. 1. Eine ganze Reihe wichtiger Determinanten für das Verhalten von Agrarbewegungen, die im einzelnen zu untersuchen sein werden, sind bereits durch den Rahmen des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gesamtsystems vor­ gegeben: a) Konkrete Faktoren des Bezugssystems und ihre Konstellationen haben die Reaktionen der Agrarier auf die Durchsetzung des Kapitalismus und der markt­ orientierten Agrarwirtschaft, auf politische Revolutionen und den Durchbruch

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der Industrialisierung entscheidend bestimmt. Ebenso sind sie mit konstitutiv gewesen für das Verhalten der Exponenten des Agrarsektors gegenüber den Besonderheiten des jeweiligen Industrialisierungstempos, gegenüber den sek­ toralen Sdiwerpunkten und Schwächen der industriellen Entwicklung, gegen­ über Konjunkturschwankungen und den Problemen der Staatsintervention, der zunehmenden Organisation der Märkte sowie neuerdings auch gegenüber dem Einbezug der Landwirtschaft in größere B ereiche ökonomischer Integration. b) Ähnliches gilt auch für die konkrete Ausformung der Agrarbewegung ent­ weder als Pressure Group oder Quasi-Partei, als kurzlebige politische Massen­ agitation oder breit angelegte demokratische bzw. manipuliert-akklamative Partizipationsbewegung verschiedener Organisationsdichte. In welche Richtung die Agrarbewegung sich entwickelt, wo der Schwerpunkt ihrer politischen Betätigung bleibt, welchen Einfluß als Faktor von sozialem Wandel sie haben kann, welchen Stellenwert also ihre Intervention im politischen System hat, richtet sich zu einem Teil danach, welches Gewicht die in ihr repräsentierten Interessen in diesem System bereits vorher hatten. Das wiederum ist keines­ wegs nur eine Funktion ökonomischer Entwicklungstrends oder der Macht­ strukturen der Agrarbewegung selber, sondern abhängig von verschiedenen Faktoren. Dazu gehören u. a. das demokratische und partizipatorische Poten­ tial der Agrarbewegung in bezug auf die anderen sozialen Sektoren, das Ver­ hältnis vorindustrieller Faktoren zu den spezifisch industriekapitalistischen Elementen des gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses sowie das Gewicht und gegebenenfalls das B eharrungsvermögen bürokratischer Traditionen. Die traditionellen B eziehungen zwischen dem agrarischen Wirtschaftssektor und dem Staat und der Grad gesellschaftlicher und politischer Integration im Gesamtsystem verdienen ebenso B erücksichtigung wie das Verhältnis von Kon­ sensus und Konflikt im politischen B ewußtsein und in der Realität oder die Beziehungen zwischen organisierten Interessengruppen, politischen Parteien, Verwaltung und artikulierter Massenbasis in der Öffentlichkeit. 2. Eine zweite Gruppe von B estimmungselementen ergibt sich aus den Struk­ turen des jeweiligen Agrarsektors, besonders den B esitzgrößen, Land- und Arbeitsverfassungen und den Produktionsmethoden und -zielen, den Finan­ zierungs- und Absatzinteressen sowie den konjunkturellen Entwicklungstrends; und der Integration der Landwirtschaft in die Mechanismen der kapitalistischen Absatz-, Kredit- und B odenmärkte. a) Strukturelle Uniformität oder Differenzierung können mitunter entschei­ dend sein für politische Aktionseinheit oder Rivalität, wobei allerdings der entscheidende Faktor, das Verhältnis von landwirtschaftlichem Großbesitz und Kleinbesitz und die B eziehungen zwischen dem kapitalistischen landwirtschaft­ lichen Großbetrieb einerseits und der bäuerlichen Familienwirtschaft und den Mittelbetrieben andererseits nirgendwo in der Form einer linearen Fortsetzung ökonomischer Gegebenheiten in politische Konstellationen aufzuweisen ist. Gerade dieses zentrale Problem politischer Agrarbewegungen, das Verhält­ nis von Großbesitz zu B auernschaft, kann aber meistens nur verstanden werden

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in der Vermittlung zusätzlicher, vom politischen B ezugssystem abhängiger Tatbestände wie dem Organisationsgrad sozialer und politischer Klassen, den „objektiven“ Möglichkeiten und Grenzen politischen Gruppenbewußtseins, der Organisation des Arbeits- und Produktenmarkts, den Koalitionsmöglich­ keiten, den B edingungen und Folgen innerstaatlicher Wanderungsbewegungen oder der unterschiedlichen Krisenanfälligkeit der Wirtschaftssektoren. b) Eng damit zusammen hängt das jeweilige politische Koalitions­ verhalten der Agrarbewegungen, das im Rahmen des Bezugssystems auf einer weiten Skala zwischen progressiven und reaktionären Allianzen schwanken kann und keineswegs einheitlich sein muß. Das Verhältnis der Großagrarier zur organisierten Industrie- und Finanzwelt und das der Kleinbauern zu den ihnen nahestehenden und sich womöglich um sie bemühenden Organisationen der Arbeiterschaft kann sich folgenreich auswirken auf die Einheit oder Uneinigkeit der Agrarbewegungen und auf ihre „innere“ Kompromißbereitschaft in program­ matischen Fragen. Darüber hinaus sind auch noch die jeweiligen B erührungs­ punkte konkreter Interessen und die ideologischen Affinitäten zwischen den verschiedenen wirtschaftlichen und sozialen Sektoren zu berücksichtigen und Kriterien für ihr jeweiliges Gewicht zu entwickeln26. Die angedeuteten Pro­ blemkreise sollen hier zunächst im Vergleich zwischen Deutschland und den USA näher untersucht werden. Die weitere Kontrastierung mit einigen Kon­ tinuitätslinien der entsprechenden französischen Entwicklung kann die Ergeb­ nisse ergänzen. Der Vergleich ist dabei kein Selbstzweck. Er ist in den Sozialwissenschaften ein unentbehrliches Mittel, generalisierende Hypothesen konkret zu überprü­ fen, zu modifizieren oder zu verwerfen, und eine der besten Hilfen dazu, ent­ weder eine historische „Individualität schärfer zu erfassen“ oder „ein Allge­ meines zu finden“ (O. Hintze)27. In den Worten Emile Durkheims, eines der einflußreichsten Urväter nicht nur der kritischen Soziologie und der „histoire sérielle“, sondern auch der vergleichenden Methode in den Sozialwissenschaf­ ten28, ist der Vergleich als „indirektes Experiment“ gewissermaßen die einzige experimentelle Methode, die der Sozialwissenschaftler, der die Gegenstände seiner Untersuchung nicht willkürlich in Versuchsanordnungen bringen kann, zur Verfügung hat2*. Nichtsdestoweniger ist die Logik vergleichender For­ schung bis heute noch unterentwickelt; insbesondere die Historiker haben sich, mit der Ausnahme von Marc Bloch und Otto Hintze, bisher auf diesem Gebiet zurückgehalten*0 und die methodischen Vorüberlegungen und ersten Versuche eher den Vertretern der systematischeren Sozialwissenschaften überlassen*1. Vorbildliche Vergleiche sind selten, obwohl es an Ansätzen dazu nicht fehlt32. Und wer immer sich auf den Versuch vergleichender Geschichtsschreibung einläßt, muß neben allen Schwierigkeiten der Gegenstandsbestimmung, der Materialauswahl und der beschränkten Vergleichbarkeit nicht primär zum Ver­ gleich bestimmter Größen auch damit rechnen, daß ihm die Theoretiker theo­ retische Inkonsistenz und die Materialpositivisten den Mangel getreulicher Faktenerzählung vorwerfen werden. Denn eine allzu globale und zu wenig

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offene Theorie macht, wie schon Karl Marx bemerkt hat33, einen produktiver Vergleich ebenso unmöglich wie andererseits der Verzicht auf zusammenfas­ sende Strukturierung, zugespitzte Vereinfachungen und „anschauliche Abstrak­ tionen“34. Man wird den Vergleich an seinen eigenen Zwecken und Absichten messen müssen und solche Vorwürfe ebenso in Kauf nehmen dürfen wie das kritische Argument, das aufgearbeitete Material reiche zum Vergleich noch nicht aus. Letzteres ist durchweg der Fall und „nos ignorances sont grandes“ (M. B loch)35. Der möglichen Produktivität des Vergleichs bei der Überprü­ fung von Hypothesen, für die schärfere Heraushebung von Übereinstimmungen und Differenzen und auch bei der klareren Formulierung noch offener Pro­ bleme sowie der Richtungsbestimmung weiterer Forschungen tut das jedoch keinen Abbruch. Ein so anregendes synthetisches und vergleichendes Werk wie ζ. Β. das von Barrington Moore über die sozialen Ursprünge von Demokratie und Diktatur verliert seinen Wert nicht dadurch, daß zahlreiche Einzelheiten und manche Verknüpfungen in der Tat angreifbar sind“. Wenn es so ist - und davon wird hier ausgegangen -, daß die Vergangen­ heiten einerseits unabhängig vom erkennenden Subjekt „weiche Strukturen“ (H.-U. Wehler) aufweisen, die vom Historiker unterschiedlich, aber nicht völlig beliebig erschlossen und interpretiert werden können37, daß aber andererseits die „historischen Tatbestände“38 nur Rekonstruktionen mit (manchmal sehr genauem) Annäherungswert sind und immer auch das widerspiegeln, „was die Historiker tun“ und was sie für „relevant“ halten39, dann ist es auch legitim und angemessen, historische Tatbestände bereits vor ihrer „definitiven“ Erklä­ rung und Analyse im einzelnen im Hinblick auf den Vergleich zu rekon­ struieren, d. h. die Absicht des Vergleichs zu einem B estimmungselement ihrer Konstitution selber zu machen. In Fällen, in denen verglichen werden muß, ist dies sogar notwendig40. Die zur Wahrnehmung der differentia specifica erforderliche Sensibilität ist allerdings nur herzustellen durch konkrete Ana­ lysen und Erklärungen. Wie jedes historische Erkenntnisinteresse, das sich mit Entwicklungstendenzen befaßt, denen „eine höhere Wirklichkeit zukommt als den .Tatsachen' der bloßen Empirie“41, bedarf daher auch das Vergleichen gewissermaßen zweier Durchgänge der Materialanalyse, eines ersten zur Her­ ausarbeitung angemessener B egriffe und Perspektiven und eines zweiten zur Überprüfung der aufgestellten Hypothesen. Der Mangel an Exaktheit, den die gleichwohl neben der kausalen Analyse notwendige hermeneutische Methode aufweist und die „Arbeitsgewohnheiten“ der Historiker42 bewirken allerdings oft, daß viele Schritte des ersten Durchgangs dabei implizit, inkonsequent oder auch unbewußt gemacht werden43. Die besonders in der „klassischen“ Literatur immer wieder anzutreffende Behauptung, Voraussetzung des Vergleichs sei mindestens eine gewisse „Ähn­ lichkeit der Tatbestände“ bei bestimmten Unterschieden des Milieus44, scheint mir allerdings - ganz abgesehen von der höchst problematischen „Größe“ Ähnlichkeit45 - ebensowenig einsichtig wie die Versuche, Vergleiche nur auf eng B enachbartes und Gleichzeitiges zu beschränken46. Auch einander „unähn-

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liche“ Tatbestände und divergierende Entwicklungen in unterschiedlichen, aus im einzelnen zu definierenden Gründen „vergleichbaren“ Milieus und Kon­ stellationen sind oft reizvolle und der Erkenntnis förderliche Vergleichsobjekte. Vor allem aber wird ein problemorientierter Vergleich jeweils funktionelle Äquivalente aufsuchen und den Zeitfaktor dergestalt berücksichtigen müssen, daß einander von der Absicht des Vergleichs her gleichwertige Entwicklungs­ stufen miteinander verglichen werden. Da sich verschiedene Systeme aber nur selten gleichzeitig auf demselben Entwicklungsniveau befinden, wird der dia­ chrone Vergleich eher die Regel als die Ausnahme sein, und Ungleichzeitiges wird im Vergleich - ohne es zu sein - wie Gleichzeitiges behandelt werden47. Welche Größen dabei im einzelnen funktionelle Äquivalente sind, läßt sich allerdings nicht von vornherein etwa durch Anleihen bei den Systemtheore­ tikern als „abhängige“ oder „unabhängige Variable“ eindeutig festlegen ohnehin ein Sprachgebrauch, der, ähnlich den Dezimalgliederungen, mehr wissenschaftslogische Exaktheit suggerieren möchte als die Geschichtswissen­ schaft beim besten Willen und bei den größten Anstrengungen zu bieten hat48. Was verglichen werden soll, ergibt sich in der Regel immer erst aus der Formu­ lierung des konkreten Erkenntnisinteresses und des problematisierten Gegen­ standes, nicht beliebig, aber auch nicht zwanghaft „aus der Sache selbst“ und schon gar nicht nur daher, weil es womöglich gleichzeitig abläuft. Die vorliegende Studie beabsichtigt nicht, Sozialgeschichte „von unten“ zu schreiben. Sie soll ein B eitrag sein zu einer vornehmlich an Entwicklungsten­ denzen und Strukturen interessierten politischen Sozialgeschichte49. Auch zahl­ reiche Fragestellungen der Agrar- und Wirtschaftsgeschichte können hier nur mittelbar im Hinblick auf ihre Ergebnisse interessieren. Gegenstände des Ver­ gleichs sind nicht die Entwicklungen der jeweiligen Agrarsektoren selbst, der landwirtschaftlichen Produktion oder der sozialen Lage der großen oder kleinen Landwirte. Verglichen werden sollen vielmehr - orientiert an der schon zu Anfang formulierten Leitfrage nach den Ursachen der verschiedenen poli­ tischen Orientierungen der Agrarier in Deutschland und in den USA - in erster Linie die unterschiedlichen Entwicklungen der politischen Organisation und Artikulation der jeweiligen Agrarsektoren, ihrer Trägergruppen und Orga­ nisationsformen, ihres Konflikt- und Koalitionsverhaltens sowie die in dieser Entwicklung vorherrschenden Kontinuitätslinien und -brüche und die Ein­ bindung der Interessen und Exponenten des Agrarsektors in jeweils spezifische Institutionen und politische Kulturen. Das tertium comparationis, im Hinblick auf welches verglichen wird, ist dabei nicht - wie es auch möglich wäre und gelegentlich sinnvoll ist - ein als Realtypus begriffenes drittes System, gegenüber dem etwa verschiedene Weisen von „Rückständigkeit“ oder „Abweichung“ festzustellen wären, eine Rolle, die in vergleichenden Industrialisierungsstudien oft England zugeschrieben wird. Die hier gestellte Frage lautet vielmehr: Wie haben sich die Agrarsek­ toren in Deutschland und in den USA in jener Phase entwickelt, in der das jeweilige Gesamtsystem im Übergang zum organisierten Kapitalismus begriffen

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war? Es wird also verglichen im Hinblick auf den B eginn des Übergangs zum und des Durchbruchs des organisierten Kapitalismus im Sinne der bereits gege­ benen idealtypischen und modellhaften Definition50. Die funktionellen Äqui­ valente sind dabei in erster Linie die politischen Agrarbewegungen, ihre Ver­ haltensweisen und B ezugssysteme während jener Übergangsperiode, die noch genauer zu bestimmen ist. Wie im einzelnen unter Zugrundelegung der erwähnten Definitionskriterien zu zeigen sein wird, hat der Übergang zum organisierten Kapitalismus in Deutschland im wesentlichen in der Zeit zwischen dem Ende der siebziger Jahre des 19. Jhts. und dem Ende des Ersten Weltkriegs stattgefunden, in den USA dagegen etwas später, nämlich zwischen der Jahrhundertwende und der Ver­ abschiedung der Sozialreformgesetze des Rooseveltschen New Deal im Jahre 1935“. B esonders auffällige B eschleunigungsphasen dieses Transformations­ prozesses, insgesamt wie auch im Hinblick auf den Agrarsektor, sind in Deutschland in den Jahren nach 1890, in den USA nach 1929 zu verzeichnen. Zwischen 1890 und den Anfangsjahren der Weimarer Republik stiegen in Deutschland und zwischen 1929 und 1936 stiegen in den USA die öffentlichen Ausgaben jeweils von einem Zehntel auf ein Fünftel des B ruttosozialprodukts an“. Diese Daten können zwar nicht isoliert, wohl aber im Zusammenhang mit den anderen Kriterien, die noch zu überprüfen sein werden (vor allem den zunehmenden Organisationstendenzen im privaten B ereich und von staatlicher Seite), als durchaus aussagekräftig im Hinblick auf die jeweilige Durchsetzung des organisierten Kapitalismus angesehen werden. In beiden Ländern fallen die Anfänge dieser B eschleunigungsphasen zusammen mit den Höhepunkten einer Wirtschaftskrise. Das ist durchaus modellgerecht; es bleibt jedoch noch kon­ kret zu untersuchen, wie groß, verglichen mit anderen Ursachen oder Anlässen, die motivierende Kraft der konjunkturellen Krisenlage für die beschleunigte Organisation des industriekapitalistischen Systems im jeweiligen Land gewesen ist. Für den beabsichtigten Vergleich bedeuten diese Fragestellungen, daß hier diadiron verglichen werden muß. Das schließt nicht aus, daß gelegentlich auf Zusammenhänge aus der Vorgeschichte der skizzierten Entwicklung zurück­ gegriffen werden muß; auf die Nachwirkungen, also die Orientierung der Agrarsektoren nach der, wenn nicht vollen, so doch im wesentlichen erfolgten Durchsetzung des organisierten Kapitalismus, wird ohnehin einzugehen sein, da einige wichtige Kontrollfragen nur in diesem Zusammenhang gestellt wer­ den können. Die Strukturierung des Vergleichs mittels des Typus des organi­ sierten Kapitalismus ist außerdem auch einer der entscheidenden Gründe dafür gewesen, daß Frankreich hier nicht voll in den Vergleich einbezogen wurde. So sehr einerseits der Vergleich zwischen Deutschland und den USA von einer solchen Strukturierung profitiert und so viel sich andererseits insbesondere über die Alternativen der Verhaltensweisen politischer Agrarbewegungen aus dem französischen B eispiel lernen läßt, hat es doch bei näherer B etrachtung den Anschein, als sei der hier verwandte B egriff des organisierten Kapitalismus 22 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

aus zahlreichen Gründen, die möglicherweise auch in dessen noch unter­ entwickelter Operationalisierung liegen, auf Frankreich nicht recht anwend­ bar53. Zumindest was den Agrarsektor angeht, dessen politische Entwicklungs­ tendenzen hier ja untersucht werden sollen, wären die wichtigsten Definitions­ elemente des B egriffs allenfalls seit den 50er Jahren des 20. Jhts. erfüllt, in einer Zeit also, die u. a. aufgrund des B eginns der westeuropäischen Wirt­ schaftsintegration für den beabsichtigten Vergleich nationaler Systeme kaum noch geeignet wäre. Die Annahmen und Hypothesen, die hier durch den Vergleich überprüft werden sollen, sind relativ einfach und bescheiden. Sie implizieren keine umfassenden Theorien, setzen allerdings bestimmte theoretische Vorverständ­ nisse voraus, die hier nicht in extenso ausgebreitet zu werden brauchen, da sie zu weit vom eigentlichen Thema wegführen würden, die aber doch wenigstens erwähnt werden müssen, weil sie für den Gang der Untersuchung mittelbar von B edeutung sind. Zu diesen Vorverständnissen gehört die grundsätzliche Entscheidung gegen nur einen einzigen theoretischen B ezugsrahmen. Die Kom­ plexität der Gegenstände und Problemstellungen und das spezifische Interesse an deren konkreter Auffächerung erfordern flexible und oftmals unterschied­ liche B ezugsrahmen. Ein gewisser, nicht völlig beliebiger, am jeweiligen Erkenntnisinteresse zu orientierender Eklektizismus und Methodenpluralismus scheint mir daher für den Historiker unumgänglich zu sein, wenn er sich den Zugang zu neuen Fragen und Erkenntnissen oder zur kritischen Revision her­ gebrachter Interpretationen nicht in doktrinärer Weise verstellen will. So wer­ den sich hier in der Folge verschiedene Problematisierungsansätze nebenein­ ander finden, die teilweise von konflikttheoretischen Überlegungen und teil­ weise von einigen Aspekten modernisierungstheoretischer Konzeptionen inspi­ riert sind. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen politische Prozesse. Politik wird dabei im Sinne Max Webers (und Machiavellis) primär als konfliktive Aus­ einandersetzung um den Gewinn, die B ehauptung und die Ausdehnung von Machtchancen verstanden. Gewiß geht es oft auch um Problemlösungen oder wenigstens darauf gerichtete Versuche; aber auch sie bedürfen zu ihrer Durch­ setzung des Vehikels der Macht, die sich in einem kontinuierlichen Prozeß herauskristallisiert, in dem sich - unabhängig von der jeweils formalisierten Ordnung für den Ablauf dieses Prozesses - immer wieder neu erweist, daß eine bestimmte Gruppe, Fraktion oder strategische Clique stärker und einfluß­ reicher und damit durchsetzungsfähiger ist als andere. Die Ursachen für Stärke und Einfluß können dabei zu einem großen Teil aus sozioökonomischen Kon­ stellationen und Prozessen erklärt werden (ζ. Β. Wirtschaftswachstum, Aneig­ nungs- und Verteilungspraktiken, Sozialstruktur, demographische Entwick­ lung), teilweise aber auch durch ein spezifisches organisatorisches Potential bestimmter Gruppen, Eliten und Interessen, durch das Gewicht von Tradi­ tionen oder so komplexe F aktoren wie „Vertrauen“ oder „charisma“54. Daraus folgt zum einen, daß politische Prozesse weder losgelöst von den ökonomischen

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und sozialen Entwicklungen noch ohne B erücksichtigung ihrer Vorgeschichte und ihres Ablaufcharakters verstanden werden können. Zum anderen läßt der dynamische Charakter des Kampfes um Machtchancen einen konflikt­ theoretischen Ansatz hier wesentlich produktiver erscheinen als etwa system­ theoretische Konzeptionen, mit denen der Historiker in der Regel nur wenig anfangen kann, weil sie den Wandel in der Zeit nur ungenügend berücksich­ tigen, zu statischen Vergröberungen tendieren und auch das Problem der Macht nicht ausreichend thematisieren55. Ein solcher Ansatz, der von der historischen wie gegenwärtigen Erfahrung sozialer Konflikte als des häufigsten und wohl auch wichtigsten Gegenstandes sozialwissenschaftlicher Forschung ausgeht, würde allerdings an Erklärungskraft verlieren, wenn er entweder - wie gelegentlich bei Dahrendorf - entökonomisiert oder - wie bei vulgärmarxi­ stischen Dogmatikern - nur noch monokausal ökonomistisch verstanden würde5*. Daneben sind auch bestimmte modernisierungstheoretische Überlegungen in die hier versuchte Hypothesenbildung eingegangen. So wenig in der Regel die allgemeinen, systemtheoretisch inspirierten, starren Modelle und Theorien über Modernisierung, Entwicklung oder „sozialen Wandel“ (der außerdem noch inhaltlich zu bestimmen wäre) aufgrund ihrer Abstraktheit, tendenziellen Einseitigkeit und ihres zu großen Umfangs dem Historiker bei seiner Arbeit zu helfen vermögen, so sehr kommt andererseits deren Relativierung und kon­ krete Einengung auf sektorale und „partielle“ Modernisierung der historischen Grunderfahrung sektoral wie regional unterschiedlicher Entwicklungsgeschwin­ digkeiten entgegen57. Sozialer Wandel oder Entwicklung sind in der Realität immer nur „partiell“. Es wäre deshalb sinnlos, ganz und gar „moderne“, d. h. aus bestimmten Gründen modern gewordene, modernisierte Gesellschaften und rundherum traditionale, d. h. aus bestimmten Gründen rückständig geblie­ bene Gesellschaften als dichotomische Modelle einer konkreten Untersuchung zugrunde zu legen. Ebensowenig ergiebig wäre auch die Frage, ob denn in der ersten Hälfte des 20. Jhts. das gesellschaftliche und politische System Deutsch­ lands oder das der USA das „modernere“ gewesen sei. Ein solcher Allgemein­ heitsgrad erschwert nur die Antwort. Was die Entwicklung zum organisierten Kapitalismus, zum Interventions- und (wenigstens tendenziell) zum Sozialstaat angeht, so war Deutschland den USA um einige Zeit voraus; in bezug auf das Beharrungsvermögen vormoderner, vorkapitalistischer und vorindustrieller Überlieferungen und Institutionen war Deutschland dagegen „traditionaler“, also weniger modern als die USA. Wenn man die konkreten Zusammenhänge verstehen will, dann kommt es darauf an, zwischen den verschiedenen B erei­ chen und Sektoren eines Gesellschaftssystems und ihren unterschiedlichen Ent­ wicklungstempi zu differenzieren, das Nebeneinander von „traditionalen“ und „modernen“ Elementen in ein und derselben Gesellschaft zur Kenntnis zu nehmen und deren jeweilige Stellenwerte für die Entwicklung des Gesamt­ systems zu bestimmen, und zwar sowohl im Hinblick auf die möglicherweise entwicklungshemmenden Wirkungen tradierter Faktoren als auch mit Rück-

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sicht auf potentielle Ansätze, die „Rückständigkeit“ auf eigene, den gegebenen Möglichkeiten entsprechende Weise aufzuholen58. Dergestalt operationali­ sierte und gewissermaßen sektoralisierte, auf kleinere, handhabbare Größen gebrachte modernisierungstheoretische Aspekte können auch dem Historiker eine große Hilfe sein bei der vergleichenden Untersuchung komplexer Ent­ wicklungstendenzen. Die Hypothesen, die hier näher überprüft werden sollen, sind teilweise eng mit den skizzierten theoretischen Vorverständnissen verknüpft. Sie beziehen sich auf die Ausgangsfrage dieser Arbeit, warum, grob gesagt, die politischen Agrarbewegungen in Deutschland und in den USA, die in vergleichbaren gesamtwirtschaftlichen Entwicklungsphasen gleicherweise beitrugen zur Durch­ setzung eines organisierten Kapitalismus, in politischer Hinsicht höchst unter­ schiedlich reagierten und fast ein halbes Jahrhundert lang im einen Fall die Machtergreifung des Nationalsozialismus, im anderen die Reform und Stär­ kung eines liberal-demokratischen Systems vorbereiten halfen. Die Annahmen, die hier zunächst zugrunde gelegt werden, gehen zu einem großen Teil in die­ selbe Richtung, wie sie B arrington Moore in einem breiteren Zusammenhang und für eine frühere Zeit vorgezeichnet hat59. Sie versuchen, die politischen Entwicklungsdivergenzen zwischen Deutschland und den USA wesentlich zu erklären aus den unterschiedlichen Startbedingungen des durch die Industriali­ sierung eingeleiteten Entwicklungsprozesses und aus dem B eharrungsvermögen höchst verschieden ausgeprägter wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politi­ scher Traditionen und Institutionen während des - strukturell in beiden Län­ dern ähnlich verlaufenden - Übergangs zum organisierten Kapitalismus. Der relativen Stärke vorkapitalistischer, vorbürgerlicher und vorindustrieller Tra­ ditionen, spätfeudaler, ständischer, obrigkeitlich-etatistischer und bürokratischer Elemente kommt dabei in Deutschland lange Zeit hindurch ebenso entschei­ dende und richtungweisende B edeutung zu wie dem Fehlen eines liberal-demo­ kratischen Minimalkonsensus, parlamentarischer Verantwortlichkeit und durch­ setzungsfähiger progressiver politischer Trägergruppen, wie sie erfolgreiche bürgerliche Revolutionen anderswo etabliert haben. Wirtschaft, Gesellschaft und Politik der USA sind demgegenüber von Anfang an stärker von spezifisch kapi­ talistischen, und zwar sowohl agrarkapitalistischen wie später vor allem industriekapitalistischen Faktoren geprägt worden. Die B elastung des sich herausbildenden Industriekapitalismus durch „vormoderne“ und obrigkeitliche Traditionen war wesentlich geringer als in Deutschland. Die These, die hier im Hinblick auf den Agrarsektor überprüft, modifiziert und illustriert werden soll, ließe sich also dahingehend zuspitzen, - daß es insbesondere die vorkapitalistischen, vorbürgerlichen, vorindu­ striellen und obrigkeitlich-bürokratischen Traditionen sind, die in Deutschland einerseits schon relativ früh dem organisierten Kapitalismus zum Durchbruch verholfen haben und andererseits Konstellationen schufen, die bei gegebenem Anlaß (Wirtschaftskrise) den Übergang zur faschistischen Diktatur zum wahr­ scheinlichsten Ereignis machten und erleichterten, 25 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

- daß dagegen der Mangel oder die Schwäche solcher Traditionen in den USA die Entwicklung der Mechanismen eines organisierten Kapitalismus ver­ zögerte und das Überwiegen kapitalistischer Konstellationselemente das Anpassungs- und Regenerationspotential der demokratischen Institutionen nicht wesentlich beeinträchtigte. Außerdem wird hier angenommen, daß Organisationsformen, Politik und Bedeutung der politischen Agrarbewegungen in den zu vergleichenden Ländern nicht allein aus ihren ökonomischen und sozialen B edingungen (also denen des Industriekapitalismus) erklärbar sind, sondern daß auch die Konstellationen einer jeweils spezifischen politischen Kultur und eines bestimmten politisch­ institutionellen B ezugsrahmens die Ausprägung national verschiedener Typen der Organisation und Interaktion beeinflußt haben. Eine B estätigung dieser Hypothese wäre - zumindest für den hier behandelten Zeitraum - ein Argu­ ment gegen die Meinung, daß der Industriekapitalismus ein globales System mit uniformen Entwicklungstendenzen und überall einheitlichen Merkmalen sei; dasselbe gilt auch für den organisierten Kapitalismus. Daß nationale Unter­ schiede und Abweichungen betont werden, bedeutet jedoch nicht, daß inter­ nationale Verflechtungen und wechselseitige Einflüsse geleugnet werden sollen. Andererseits können auch regionale, intra-nationale Unterschiede nicht geleugnet werden. Die Suche nach den funktionellen Äquivalenten des Ver­ gleichs darf sich nicht nur auf dessen Gegenstände, dessen Zweck und auf die Festlegung vergleichbarer Zeiträume beschränken. Auch die vergleichbaren Regionen müssen festgelegt werden. Die angemessene „Regionalisierung“ ist oft, besonders für den Vergleich, aber nicht nur für ihn, ein ebenso wichtiges und gelegentlich schwieriges Unterfangen wie die angemessene Gegenstands­ bestimmung und die angemessene Periodisierung. Das Erkenntnisinteresse die­ ser Studie und die definierte Problematisierung erfordern den Vergleich natio­ naler Systeme. Das bedeutet, daß die jeweiligen nationalen Charakteristika in relativ groben Linien herausgearbeitet und die gerade im Agrarsektor höchst bedeutsamen regionalen Differenzen gelegentlich stärker vernachlässigt werden mußten, als es bei einem mehr monographischen Interesse vertretbar gewesen wäre. Selbstverständlich ist versucht worden, die wichtigsten regionalen Unter­ schiede sowie deren Ursachen und Auswirkungen mit in die Untersuchung einzubeziehen, allerdings immer im Hinblick auf ihre Relevanz für die Heraus­ bildung der beherrschenden Entwicklungstendenzen im nationalen B ereich. Daß dabei den „dominanten“ Faktoren, Gruppen, Trends und Kontinuitäts­ linien größere Aufmerksamkeit zu schenken war als den schwächeren, „rezes­ siven“ Elementen, so interessant sie im einzelnen sein mögen, mußte in Kauf genommen werden. Auch kann es hier nicht, einem parsonianischen Axiom entsprechend, einseitig nur um Erklärungen für Wandel und Veränderung gehen. Die gestellten Fragen erfordern ebenso, im definierten Zusammenhang gelegentlich sogar noch dringender, daß historische Trägheit und Kontinuität erklärt und die Gleichzeitigkeit von Wandel und B eharrungsvermögen näher analysiert wird.

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Ein Vergleich so breiter B ereiche, wie er hier versucht wird, muß notwen­ digerweise in zahlreichen Punkten unzulänglich bleiben. Die Gründe dafür liegen vor allem in den Schwierigkeiten, die funktionellen Äquivalente des Vergleichs mit jeweils derselben oder wenistens annähernd derselben Genauig­ keit in den Vergleich einzubringen. Ein in jeder Hinsicht gleichmäßig dicht gearbeiteter Vergleich könnte - wenn überhaupt - allenfalls von einem grö­ ßeren Forschungsteam mit entsprechenden Hilfsmitteln erwartet werden, jedoch nur schwerlich von einem einzelnen. Seine Verwirklichung scheitert oftmals nicht nur an den Verschiedenheiten von statistischen Größen, Kategorien und Systematisierungen im jeweiligen nationalen B ereich, sondern auch an der unterschiedlichen Qualität oder dem Fehlen entsprechender Vorarbeiten. Vergleichende Untersuchungen, die ein einzelner unternimmt, sind in hohem Grade auf die bereits geleistete Aufarbeitung des zur Verfügung stehenden Materials angewiesen. Sie können monographische Arbeiten ebensowenig ersetzen wie sie sich etwa in einer Addition von Monographien erschöpfen dürfen. Der Vergleich impliziert von Anfang an eine von der Monographie deutlich unterschiedene Konzeption, die es bei begrenzten Kapazitäten unmög­ lich macht, jeden Aspekt des Gegenstandes selbständig aus dem Rohmaterial und aus der Fülle der Quellen zu erarbeiten. Dieser Umstand macht sich in der vorliegenden Studie zum einen darin bemerkbar, daß sie sich in jenen wich­ tigen Punkten, in denen ein genaueres Studium der Quellen unerläßlich war, im wesentlichen auf das gedruckte Quellenmaterial beschränkt, zum anderen darin, daß die USA, für die die bei weitem detailliertesten Vorarbeiten vor­ liegen, in einer Reihe von Aspekten umfassender analysiert werden konnten als Deutschland, und daß Frankreich, abgesehen von der bereits erwähnten Periodisierungsschwierigkeit, überhaupt nicht in den Vergleich einbezogen wor­ den ist. Die B emühungen des Historikers, der Fakten braucht, um systemati­ sieren zu können, finden trotz aller analytischen Anstrengungen ihre Grenzen in dem „morphologischen Charakter (des) Materials“ (J. G. Droysen)60. Und ein auf Konkretes, das dem Wandel in der Zeit unterliegt, gerichtetes Erkennt­ nisinteresse muß sich gelegentlich damit abfinden, daß es schwerer zu befrie­ digen ist und auf größere Hindernisse stößt als das des Systematikers oder des Theoretikers. Daß der B ereich seiner Möglichkeiten aber gerade auch durch vergleichende Untersuchungsmethoden erheblich erweitert werden kann, mag dabei eine sicherlich nie ganz befriedigende, aber doch willkommene Erfah­ rung sein.

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II. Deutschland 1. Der Übergang zum Organisierten Kapitalismus und die Agrarpolitik Deutschland ist das erste Land gewesen, in dem der organisierte Kapitalismus sich durdigesetzt hat. Zugleich ist es auch unter allen entwickelten kapitalisti­ schen Industriegesellschaften Westeuropas und Nordamerikas dasjenige Land gewesen, in dem die politische Entwicklung der letzten hundert Jahre am wenigsten demokratisch und am gewaltsamsten verlaufen ist, und in dem die Rechte und Freiheiten der Menschen zeitweise am meisten mißachtet worden sind. Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Tatbeständen ist kein direk­ ter, aber ein vermittelter. Die besonders in der angloamerikanischen Literatur vielzitierte „Abweichung“ Deutschlands von den Entwicklungsmustern ver­ gleichbarer Länder1 hat Wurzeln, die tief hineinreichen in die institutionellen und gesellschaftlichen Traditionen der deutschen Staaten und in die Eigen­ tümlichkeiten ihrer hergebrachten politischen Kultur. Das entscheidende Kenn­ zeichen dieser „abweichenden“ deutschen Entwicklung zwischen dem B eginn des 19. und der Mitte des 20. Jhts. ist die Tatsache gewesen, daß die Verspä­ tung der Nationalstaatsbildung gegenüber Westeuropa, die Verspätung der Industrialisierung gegenüber England, das Fehlen einer erfolgreichen bürger­ lichen Revolution und die kontinuierliche Schwäche der Tendenzen zum Par­ lamentarismus eng zusammenwirkten. Diese in dieser Konstellation in keinem anderen vergleichbaren Land anzutreffenden Umstände waren schon im B is­ marckreich die beherrschenden Elemente des politischen Prozesses und haben die Kontinuitätslinien und Entwicklungstendenzen der deutschen Politik bis in den Zweiten Weltkrieg hinein wesentlich geprägt. Dabei sind vielfach, und mit besonderer Intensität auf dem Agrarsektor, dieselben, aus den traditionel­ len gesellschaftlichen und Macht-Strukturen wie aus den Eigentümlichkeiten der deutschen Industrialisierung resultierenden Faktoren gleichzeitig konsti­ tutiv gewesen für den relativ frühen Durchbruch des organisierten Kapitalismus und für die Geschichte des „deutschen Präfaschismus“, d. h. die Vorgeschichte der nationalsozialistischen Machtergreifung2. Wenn man den Durchbruch der Industrialisierung in Deutschland auf die Jahrzehnte zwischen 1850 und 1873 ansetzt und die erste Phase der Hoch­ industrialisierung mit der insgesamt depressiven und krisenhaften Trendperiode von 1873 bis 1895 identifiziert, dann muß man gleichzeitig feststellen, daß in Deutschland unmittelbar auf die entfaltete Industrielle Revolution und eine von den Prinzipien liberaler Marktwirtschaft beherrschte Hochkonjunktur­ periode nach der zweiten Weltwirtschaftskrise von 1873 eine Epoche weit-

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reichenden Strukturwandels des Industriekapitalismus folgt, der keineswegs auf den wirtschaftlichen B ereidn beschränkt blieb3. Stufenweise aufeinander folgend und zunehmend ineinander verschränkt bildeten sich in diesen letzten Jahrzehnten des 19. Jhts. alle wichtigen Kriterien eines organisierten kapita­ listischen Systems heraus4, das sich bis zum Ende des Ersten Weltkriegs und besonders noch im Weltkrieg selber5 konsolidierte: Die vertikalen Konzentrationstendenzen im Industrie- und B ankensektor waren bereits seit den 60er Jahren sichtbar gewesen und wurden später noch verstärkt*. Die staatliche Hilfestellung für die privaten Wirtschaftssektoren, die den traditionellen Interventionsneigungen der preußischen B ürokratie - im Gegen­ satz besonders zu Großbritannien und den USA - entsprach7, war unter dem Eindruck der Störungen des Wirtschaftswachstums nach 1873 zunehmend auch auf Stabilisierungsaufgaben ausgedehnt worden. Seit den 70er Jahren hatten sich die privaten Wirtschaftssektoren unter Ein­ bezug der Landwirtschaft in einer „zweiten Stufe“ der Verbandsbildung in den klassischen Pressure Groups organisiert, die im Gegensatz zu den älteren Assoziationen und Vereinen gezielt Druck auf Parlamente und Regierungen ausübten, sich aber noch nicht, wie die Organisationen der „dritten Stufe“ der 90er Jahre, durch den propagandistischen Appell an die Öffentlichkeit und entsprechende Techniken und Apparate auszeichnete»?8 Der Ausbau der staat­ lichen Stützungsmaßnahmen zum umfassenden System des Solidarprotektionis­ mus Ende der 70er und in den 80er Jahren war bereits in direkter und enger Kooperation zwischen Verbänden, Parlament und Regierung bewerkstelligt worden9 Der weitere Ausbau des Steuerstaats10, die Zunahme der öffentlichen Ver­ sicherungs- und Dienstleistungen11 und die um sich greifenden B ürokrati­ sierungs- und Organisationstendenzen, von der Großindustrie, vor allem den neuen strategischen Wachstumsindustrien (Elektrotechnik, Großchemie, Moto­ renbau)12 bis hin zur Arbeiterbewegung13 wurden seit den 90er Jahren noch ergänzt durch die schlagkräftigen, sich in stärkerem Maße an die Öffentlichkeit wendenden und in einem allgemeineren Sinne politisch tätigen Interessen- und Agitationsverbände der „dritten Stufe“, die entscheidend dazu beitrugen, das Verhältnis zwischen Regierung, Parlament und Öffentlichkeit und damit die politische Landschaft wie den politischen Stil nachhaltig zu verändern, und die aufgrund ihrer Intervention im Wahlkampf und in der Presse, im Parlament und in dessen Ausschüssen und durch die Tätigkeit ihrer Repräsentanten in der kommunalen, regionalen und berufsspezifischen Selbstverwaltung die enge Verklammerung der privaten Wirtschaftssektoren untereinander wie vor allem auch mit den Agenturen der Staatsmacht weiter verstärkten und damit die Ent­ wicklung zum stärker organisierten Kapitalismus vorantrieben“. Dieser Entwicklung entsprach, in der Folge Bismardkscher Politik, aber noch zusätzlich beschleunigt in den 90er Jahren, eine weitere Zunahme der Tenden­ zen zur Verschränkung der B ereiche (und der Interessen) von „Staat“ und 29 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

„Gesellschaft“ und der Polarisierung der sozialen und politischen Kräfte im Reich. Zu den Voraussetzungen dieser Entwicklung gehörten vor allem die Aus­ wirkungen des Einbruchs der verspäteten und ruckartig vorangetriebenen Industrialisierung in eine politisch und sozial weitgehend rückständige Gesell­ schaft, deren föderal und dualistisch konzipierte staatliche Form sich im Zei­ chen der überwältigenden Vormacht Preußens konsolidierte, eines traditionel­ len Obrigkeits- und Interventionsstaats mit spätfeudal-agrarischen Herrschafts­ strukturen, plutokratischem Wahlrecht, dem Verbindungsverbot für politische Vereine, der im Notfall jederzeit kurzzuschließenden sozialen Status-quo­ Garantie der Militärverfassung15 und dem Herrschaftskartell von Großgrund­ besitz, Militär und Verwaltung, vor allem in den ostelbischen Provinzen. Im Reich behielt das allgemeine gleiche Wahlrecht ein Janusgesicht: Das konstitutionelle Verfassungssystem des Übergangs, das erhebliche, und teil­ weise finanziell bedeutsame Reservatrechte der Einzelstaaten sowie Militär­ und Auswärtige Angelegenheiten ohnehin weitgehend ausklammerte, war offen sowohl für mögliche, und in der späteren Zeit, nach der Jahrhundertwende, vor allem kurzfristig aufscheinende Parlamentarisierungsansätze als auch, und das vor allem auf längere Sicht im 20. Jht., für neoständische, bonapartistische und autoritäre Verformungen. Diese letztgenannte Tendenz wurde außerdem noch gefördert durch den unabweisbaren Funktions- und Aufgabenzuwachs im staatlichen B ereich zur ansatzweisen Regulierung der Industrialisierungs­ folgen und vor allem B ismarcks bonapartistische Praktiken, die Ausweitung, Mobilisierung und Manipulation der öffentlichen Meinung sowie die Heraus­ forderung einer allmählich stärker werdenden Arbeiterbewegung, die, als realer und ideologischer Faktor, die B esitzenden in Aristokratie und B ürgertum kon­ tinuierlich zu stärkerer Solidarisierung veranlaßte16. Eine weitgehende Polarisierung der gesellschaftlichen Kräfte und der poli­ tischen und wirtschaftspolitischen Gruppen in zwei Lager - Demokratisierung und Emanzipation einerseits und Status-quo andererseits — bestand bereits vor 1890. Sie war durch die Auswirkungen der 1873 einsetzenden Wirtschafts­ depression, insbesondere den Übergang zur Schutzzollpolitik 1879, durch soli­ darprotektionistische Konzepte und den ideologischen Konsensus sozial­ imperialistischer Politik bei den B esitzenden beschleunigt und gleichzeitig durch die Gründung und zunehmende, die politischen Parteien teilweise verdrängende Einflußnahme wirtschaftlicher Verbände, vornehmlich der Industrie und des Großgrundbesitzes, vertieft worden. Der Staat, d. h. vor allem B ismarck, hatte die damit verbundene Tendenz zur „Ökonomisierung“ der politischen Diskus­ sion und Entscheidung in den Parlamenten, die auf die Parteien zurückwirkte, aus zahlreichen Gründen noch zusätzlich gefördert17. Hinzu kam nach 1890 aber noch eine eklatante Schwächung der Staats­ macht gegenüber den organisierten Fronten, politische Richtungslosigkeit der Regierungspolitik in zahlreichen Fragen, machtpolitische Leerräume und administratives Durcheinander18. Diese Tatsache, verbunden mit der latent überall noch vorhandenen Hinterlassenschaft des B ismarckschen Cäsarismus,

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der B ereitschaft zur Manipulation bei Verwaltung und Presse und zur Akkla­ mation bei den Wählern und in der umstrukturierten Öffentlichkeit begünstigte auf der einen Seite zu Beginn der 1890er Jahre ohne jeden Zweifel solche poli­ tischen Gruppierungen wie den B und der Landwirte (B dL), der sich in kür­ zester Frist zur machtvollsten agrarischen Interessengruppe in Deutschland auf­ schwingen konnte“. Andererseits leistete die Schwächung der Staatsmacht nach Bismarcks Abgang im Verein mit dem Schreckgespenst der „umstürzlerischen“ Arbeiterbewegung und der grassierenden Revolutionsfurcht einer zunehmenden Integration der vordem weitgehend gouvernemental orientierten „alten“ Mit­ telschichten in militante und oppositionelle Massenorganisationen wie den BdL Vorschub und trug damit bei zu einer weiteren politischen Polarisierung der Kräfte der Gesellschaft. Überspitzt gesagt: War in der Zeit der „bonapartistischen Halbdiktatur“ (F. Engels)20 B ismarcks der politische Primat der staatlichen Exekutive abge­ sichert durch eine souveräne Manipulation der politischen Gruppen und Orga­ nisationen von oben, durch die Regierung, die Verbände und Parteien durch eigene Initiative gegeneinander ausspielte oder in Koalitionen zwang, so bot demgegenüber der wilhelminische Rest-Cäsarismus ohne Cäsar bei zunehmen­ der Polarisierung und Organisation des politisch-sozialen Gesamtsystems den aktiveren Gruppen der B esitzenden in größerem Umfang Gelegenheit, direkt Koalitionen miteinander einzugehen bzw. Konflikte untereinander auszutragen und die Staatsmacht stärker in die Defensive zu drängen21. Die skizzierten gesamtpolitischen Entwicklungstendenzen haben für die deut­ sche Agrarpolitik und für die Tätigkeit der politischen Organisationen der Landwirtschaft eine Reihe charakteristischer B estimmungsfaktoren festgelegt. Zusammen mit den konkreten B edingungen, die aus den traditionellen Agrar­ verfassungen, dem Industrialisierungsprozeß und dem Gang der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung resultieren, bilden sie eine ganz spezifische Konstella­ tion für jede Form agrarischer Politik, die von derjenigen anderer Länder unterschieden war. Um die Richtung der weiteren Argumentation anzudeuten, sollen die wichtigsten Konstellationselemente und Kontinuitätslinien der deut­ schen Agrarpolitik seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. hier vor ihrer Unter­ suchung kurz genannt und aufeinander bezogen werden. Auf der einen Seite hatte (1.) das seit der Jahrhundertmitte forcierte Indu­ strialisierungstempo der größeren deutschen Staaten im Verein mit (2.) der schon seit Beginn des 19. Jhts. deutlichen strukturellen Schwäche vor allem des ostelbischen preußischen Großbesitzes die Integration der Landwirtschaft in eine auf kapitalistischen Prinzipien beruhende Gesamtwirtschaft beschleunigt und damit auch ihre Krisenanfälligkeit verstärkt. (3.) Die Konjunkturab­ schwünge im Verlauf der weltweiten Depression zwischen 1873 und 1895, die die deutsche Landwirtschaft besonders hart Ende der 70er und Anfang der 90er Jahre getroffen hatten, als der Preisverfall für die entscheidenden Monokultur­ Produkte der wichtigsten landwirtschaftlichen Produzenten in Deutschland, der ostelbischen Großbesitzer, am größten war, hatten zudem bewirkt, daß die 31 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

deutsche, und insbesondere wieder die ostelbische Landwirtschaft gegen Ende des Jahrhunderts nicht nur ohnehin zu den „Verlierern“ eines gesamtökono­ mischen Entwicklungsprozesses gehörte, sondern überdies auch in wirtschaft­ licher Hinsicht zusätzlich durch akute Krisen geschwächt war. Auf der anderen Seite ließen sich spezifische Eigenarten des preußisch-deut­ schen Staates als Gegenkräfte im Dienste einer organisierten Landwirtschaft in sozialer wie politischer Hinsicht mobilisieren: (4.) Die noch unangefochtene Stellung des grundbesitzenden ostelbischen Junkertums neben Bürokratie und Militär im Herrschaftskartell des preußischen Staates und in einer noch nicht revolutionierten Gesellschaft, zusammen mit (5.) der preußischen Tradition interventionistischer Politik von Staats wegen und (6.) den Eigentümlichkeiten der B ismarckschen Reichsgründung und Poli­ tik und den Möglichkeiten, die sie agrarischer Interessenpolitik eröffneten, bil­ deten eine einzigartige Chance zur Kanalisierung der organisatorischen Anstrengungen agrarischer Politik, die dazu führte, daß bereits um die Jahr­ hundertwende die beherrschenden Tendenzen der Agrarpolitik für die erste Hälfte des 20. Jhts. vorgegeben waren. Dazu gehörten vor allem: (7.) die Domi­ nanz des Einheitsverbandes der ostelbischen Großagrarier über die staatlich­ korporativen und die kleineren freien landwirtschaftlichen Organisationen; (8.) der Drang zur berufsständischen Organisation mit antiparlamentarischer, „mittelständischer“ Ideologie; (9.) die Tendenzen zum B ündnis von Groß­ grundbesitz und Großindustrie gegen die Interessen der Fertigwarenindustrie, der mittleren und kleineren B auern und der Verbraucher, besonders der Arbei­ terschaft; (10.) ein staatlicher Agrarprotektionismus mit allen Mitteln der Zoll-, Handels-, Steuer- und Preispolitik als einseitige Subvention eines Wirt­ schaftssektors, eng verbunden mit (11.) dem nahezu völligen Fehlen durch­ greifender und wirksamer strukturpolitischer Maßnahmen zur allmählichen Beseitigung der tradierten strukturellen Schwächen. Den entscheidenden B ruch in der Kontinuitätslinie der deutschen Agrar­, Organisation und -politik im 20. Jht. markiert das Jahr 1945: Der Verlust des Zweiten Weltkrieges und die politisch-territorialen Folgeregelungen beseitigten mit einem Schlage den klassischen Träger der agrarischen Interessenpolitik in Preußen-Deutschland, den ostelbischen Großgrundbesitz, ebenso wie die preußische Staatlichkeit selber. Während in den neuen Gesellschaftsordnungen Polens und der SB Z, bzw. später der DDR B odenreform, Umsiedlung und Verstaatlichung in verschiedenen Kombinationen in jeder Hinsicht neue Ver­ hältnisse schufen22, konnte sich in Westdeutschland erstmals agrarische Inter­ essenpolitik auf nationaler Ebene ohne Ostelbier etablieren. Bis 1945 überwog jedoch die Kontinuität der Interessen, der Organisationen und der parteipolitischen Affinitäten, der Programme und Ideologien ebenso wie die der Personen, allerdings keineswegs im Sinne einer bruchlos tradierten Honoratiorenstruktur agrarischer Verbände und Korporationen wie mit Ein­ schränkungen in Frankreich, sondern in Gestalt eines bereits am Anfang, in den späten 70er und vor allem den frühen 90er Jahren revolutionierten agra32 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

rischen Organisationswesens mit gesamtpolitischen Ansprüchen und modern­ sten Techniken, das schon die Strukturen der herkömmlichen Pressure Groups sprengte, wie sie sich z. Β. in F rankreich bis ans Ende der Vierten Republik erhielten und in den USA erst nach dem Ersten Weltkrieg herausbildeten und seitdem in ihrem Kern nicht verändert haben. Die Tatsache, daß spontaner agrarischer Protest „von unten“, bäuerliche Basisorganisationen, Aufruhr und action directe auf dem Lande - anders als in den USA oder in Frankreich - in Deutschland durchweg nur eine rela­ tiv unbedeutende Rolle gespielt haben, ist dabei nicht allein aus der Verschiedenheit der gesellschaftlichen und politischen Systeme und aus den Divergenzen des politischen Stils zu erklären, sondern auch aus der organisa­ torischen Dichte und Integrationsfähigkeit der beherrschenden Agrarorganisa­ tionen. Der amerikanische Weg einer breiten „populistischen“ Volksbewegung wurde hier ebenso vermieden wie der französische Honoratiorensyndikalismus. Statt dessen etablierte sich von Anfang an eine schlagkräftige, modern und ein­ heitlich organisierte Agitationsmaschinerie mit dem Anspruch, regional und sozial verschiedene Interessen zu integrieren, die zwar von ostelbischen Groß­ agrariern geführt wurde und ihnen dienstbar war, aber auch auf massenweise Gefolgschaft unter den Klein- und Mittelbauern West- und Süddeutschlands rechnete. B äuerliche Protestbewegungen von unten flackerten nur dann sehr kurzfristig, in organisatorischer Hinsicht folgenlos und regional eng begrenzt auf, wenn die organisierte Einheitsbewegung sich entweder noch nidit konsoli­ diert hatte, wie im Falle der - zudem auch mit kleinhandwerklichen und klein­ händlerischen Interessen verflochtenen - antisemitischen Agitation in Hessen und Franken in den 80er und 90er Jahren, oder wenn sie für kurze Zeit aus Führungsschwäche und anderen gesamtpolitischen Gründen in eine Krise gera­ ten war, wie im Falle der Schleswig-Holsteinischen Landvolkbewegung Ende der 20er Jahre. In beiden Fällen gelang es den wachsenden Großorganisationen sehr schnell, die freigesetzten Energien zu absorbieren und zu kanalisieren, im ersten Fall dem Bund der Landwirte nach 1893 und im zweiten Fall dem agrarpolitischen Apparat der NSDAP und den von ihm allmählich unterwan­ derten traditionellen agrarischen Einheitsorganisationen nach 193023. Nicht einmal die Novemberrevolution von 1918 vermochte die deutschen B auern zu revolutionären Erhebungen zu inspirieren. Außerhalb B ayerns mußte die Gründung der meisten „B auernräte“ erst von den zuständigen B ehörden dekre­ tiert werden, und auch diesmal behielt der B und der Landwirte durchweg die Kontrolle24. Neben dem organisatorischen, ideologischen und propagandistischen Aus­ griff der Großagrarier ins Lager der Klein- und Mittelbauern wurde die Ten­ denz zur einheitlichen Großorganisation auch noch dadurch gefördert, daß es kaum selbständige oder gar finanzkräftige B ranchenverbände neben und außer­ halb der Gesamtorganisationen gab, die ζ. Β. in F rankreich entscheidend zur interessenpolitischen Polarisierung beigetragen haben. Hinzu kam, daß die gemäßigten oder extremen Linksparteien weder nennenswerten Anhang in der 33 3 Puhle

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bäuerlichen und ländlichen B evölkerung fanden noch auch sich sonderlich darum bemühten, wie es die französischen Radikalen seit Gambetta und die Sozialisten seit Jaurès taten. Abgesehen von einer Minderheitsgruppe des B ayerischen B auernbundes in bestimmten Phasen seiner Entwicklung, also dem schwächeren Flügel der (gegenüber den christlichen B auernvereinen) schwächeren bayerischen Agrar­ organisation, hat es in der deutschen Agrarbevölkerung im Gegensatz zu Frankreich im 20. Jht. weder regionale noch schichtspezifische Sektoren gege­ ben, die in programmatischer Hinsicht „links“ gewählt haben oder entsprechend organisiert waren. B estimmte Sektoren haben zwar zuweilen aus gegebenem Anlaß nach revolutionären Mitteln zu greifen versucht und entsprechende Pro­ paganda veranstaltet, aber die Zielrichtung war in solchen Fällen durchweg konservativ oder reaktionär25. Das Interesse der Linksliberalen an Agrarfragen und an ländlicher Agitation blieb sporadisch und systemlos. Die bescheidenen “Wahlerfolge der Freisinnigen und später der DDP in Schleswig-Holstein waren vorübergehend26. Der 1909 zunächst als Siedlervereinigung in den Provinzen Posen und Westpreußen gegründete und später auch in Franken, Sachsen und Hessen eine geringe Anhängerschaft sammelnde Deutsche B auernbund (DB B ) unter der Führung von Wachhorst de Werne und Böhme blieb im Kaiserreich einflußlos und erfuhr nach einer sehr kurzen Phase der Euphorie zu Anfang der Weimarer Republik ab 1920 ähnliche Rückschläge wie die DDP, die seine Führer zu einer „echten und rechten B auernpartei“ hatten machen wollen. Die Anteilnahme der DDP an den Neugründungen zu Ende der 20er Jahre wie ζ, Β. der Deutschen Bauernschaft blieb geringfügig27. Auch die SPD verzichtete auf eine Mobilisierung bäuerlichen und klein­ besitzerlichen Anhangs und damit überhaupt auf den Versuch der Spaltung der agrarischen Einheitsfront unter ostelbischer Führung. Der Kautskyanische Dogmatismus, der an der These vom notwendigen Untergang der landwirt­ schaftlichen Kleinbetriebe festhielt und die Verstaatlichung von Grund und Boden als alleiniges Heilmittel propagierte, blieb trotz reformistischer Prak­ tiken in den Details der Politik süddeutscher Parlamente28 bis weit in die 20er Jahre hinein herrschende Lehre der Partei. Die theoretische Diskussion um die Agrarfrage seit dem Frankfurter Parteitag (1894), die eigentlich erst durch die Gründung des B dL (1893) provoziert worden war29, fand zwar große Reso­ nanz und wurde besonders im Anschluß an die Publikationen von Kautsky (1899) und David (1903)30 zu einem wichtigen Feld des Revisionismusstreits, führte aber nicht dazu, daß sich die Partei intensiver um die Wahrnehmung bäuerlicher Interessen kümmerte. Die Fehleinschätzung der landwirtschaft­ lichen B esitzermentalität bewirkte sogar bei den Funktionären einige Verwun­ derung darüber, daß ihre seit 1909 im Deutsdoen Landarbeiterverband kana­ lisierte, auf die ostelbischen Landarbeiter als die „Kernregimenter der preu­ ßischen Armee“31 gezielte Agitation relativ geringen Widerhall fand. 34 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Die Annahme eines an den abgelehnten Entwurf von 1895 anschließenden revidierten und bauernfreundlichen Agrarprogramms auf dem Kieler Partei­ tag von 192732 kam hoffnungslos zu spät im Wettlauf der Parteien und Ver­ bände um den bäuerlichen Anhang, eine Hypothek, die trotz der weitergehen­ den Forderungen des Godesberger Programms von 1959 bis Ende der 60er Jahre nicht ausgeräumt werden konnte33. Ähnliches gilt in noch stärkerem Maße für die KPD34. Es liegt jedoch nicht nur am langjährigen grundsätzlichen Desinteresse der Linksparteien, daß die deutsche Landwirtschaft, wenn diese Pauschalisierung erlaubt ist, rechts blieb: Ein großer Teil der Gründe dafür resultiert auch aus den landwirtschaftlichen Verhältnissen selber sowie aus spezifischen gesamt­ wirtschaftlichen und gesamtpolitischen Konstellationen. Die dominierende Stellung der Großgrundbesitzer im preußischen Staat und das preußische Drei­ klassenwahlrecht in Verbindung mit dem ausgeprägten interventionistischen Engagement der preußischen Staatsverwaltung - die ja selber als Domänen­ verwaltung landwirtschaftlich tätig war - gerade auf dem Agrarsektor, in der Inneren Kolonisation und Siedlungsfrage, bei Flurbereinigung, technischer Beratung und seit Bismarcks Entscheidung für die Schutzzölle auch durch direk­ ten Protektionismus und Preisstützung legten von Anfang an auch den unter­ privilegierten B esitzern in Preußen eine Koalition mit den Herrschenden, der Staatsmacht und den Großbesitzern nahe. Von diesen konnten sie im günstig­ sten Falle jedenfalls eher materielle Vorteile erwarten als von einer Partei, die im Geruche des „Umsturzes“ auch aller agrarischen Werte und Institutionen stand. Das gilt entsprechend auch für die außerpreußischen deutschen Staaten. Außerdem waren die deutschen Kleinbauern selbst in den süddeutschen Real­ erbteilungsgebieten in den seltensten Fällen so arm und verelendet, ihr Land so zerstückelt, unproduktiv und winzig und die Technologie so rückständig wie ζ. Β. in manchen Regionen des westlichen Massif Central in F rankreich, d. h. jene Schwelle der Verelendung, die dort zu extrem linker Radikalisierung geführt hat, wurde hier in der Regel gar nicht erst erreicht. Letzteres dürfte wiederum, ebenso wie das vergleichsweise geringe Interesse der Linksparteien an den Agrarproblemen, zu einem großen Teil zurückzuführen sein auf das schnellere Industrialisierungstempo Deutschlands, das den Wandel vom Agrar­ zum Industriestaat und den objektiven B edeutungsverlust der Landwirtschaft für die gesamte Volkswirtschaft zusätzlich beschleunigte: Der rapide anstei­ gende Arbeitskräftebedarf der Industrie und der städtischen Zentren zog in wesentlich stärkerem Maße als in Frankreich B ewohner vom Lande ab und bewahrte dadurch vor den extremsten Erscheinungsformen kleinbäuerlicher Verelendung, einer Gefahr, die andererseits in den USA schon aufgrund des größeren Landangebots nicht bestand. Gleichzeitig verstärkte der Industriali­ sierungsprozeß die Neigung der Linksparteien zur Vernachlässigung der Bauernfrage. Wenn Deutschland bereits um die Jahrhundertwende eigentlich kein „Agrarland“ mehr war, dann konnte es für jene zumindest keine katastro­ phalen Folgen haben, die Landwirtschaft sich selber zu überlassen. Hinzu 35 3·

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kommt, daß der deutsche Weg der nicht-revolutionären Modernisierung von oben die Ausbreitung bürgerlicher und radikaler Traditionen auf dem Lande verhindert hatte. Im Gegensatz zu den USA und zu Frankreich blieb der bür­ gerliche Radikalismus ebenso wie der Linksliberalismus in Deutschland ein eindeutig städtisches Phänomen, dem auf dem Lande jede potentielle Träger­ gruppe fehlte. Die B ahnen, in denen sich die organisatorischen und politischen Energien der deutschen Landwirtschaft bewegten, verliefen kontinuierlich rechts von der Mitte. Diese Thesen bedürfen einer ausführlichen und konkreten Erläuterung.

2. Entwicklungstendenzen der Landwirtschaft seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. a) Oemogra-phische und ökonomische Verschiebungen Das beherrschende Kennzeichen der deutschen Landwirtschaft und der sie betreffenden Politik seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. ist die beschleunigte Abnahme des Anteils der Landwirtsdiaft am volkswirtschaftlichen Gesamt­ aufkommen im Hinblick auf Produktivität, Handelsvolumen, Anzahl der Erwerbstätigen sowie der Agrarbevölkerung im weiteren Sinne, mit einem Wort: der Umschlag von der Agrar- zur Industriegesellsdiaft mit allen Folge­ wirkungen. B esonders bezeidinend ist außerdem zum einen, daß dieser Prozeß später einsetzte als etwa in England, also die Landwirtschaft auf einer vor­ gerückteren Entwicklungsstufe traf und zudem auch andere, den spezifisch preußisdi-deutschen politischen B edingungen entsprediende Umweltkonstella­ tionen außerhalb der Landwirtschaft vorfand. Zum anderen lief der Industriali­ sierungsprozeß in Deutschland gerade aufgrund seiner Verspätung besonders ruckartig ab, begleitet von stärkeren Spannungen und Störungen als etwa in England, und vor allem in einem wesentlich schnelleren Tempo als etwa in Frankreich35. Dieses Charakteristikum der deutschen Entwicklung mußte sich in mehr als einer Hinsicht auch auf dem landwirtschaftlichen Sektor auswirken, in seinen vermittelten Folgewirkungen, ζ. Β. der extrem protektionistischen Orientierung der deutschen Agrarpolitik, bis weit ins 20. Jht. und in die jüngste Zeit hinein. Hatten 1882 noch über 43 % der wirtschaftlich aktiven B evölkerung in der Landwirtsdiaft gearbeitet, so waren es um die Jahrhundertwende nur noch ca. 35 %, ein Anteil, der - trotz bis 1914 noch ansteigender absoluter Zahlen schon seit dem letzten Jahrfünft des 19. Jhts. und in der Folge wieder lang­ samer, aber doch stetig zurückging, auf rund 30 % im Jahre 1925, und 26 % im Jahre 1939, einen Wert, der nur wenig höher liegt als der Satz für die Bun­ desrepublik in deren Gründungsjahr 1949 (23,2 % ) . Erst in den 50er Jahren 36 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

verringerte sich vornehmlich durch Maßnahmen der Rationalisierung und der zusätzlichen Mechanisierung, aber auch durch staatliche Hilfestellung der Anteil der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen wieder sprunghaft um fast 10 % auf rund 14 % im Jahre 1960, danach etwas langsamer auf 8,8 % im Jahre 1970; die jährliche Abnahme betrug zwischen 1965 und 1970 zwischen 3,5 und 6 %36. Der Anteil der landwirtschaftlichen B evölkerung insgesamt, d.h. der Erwerbstätigen und B erufszugehörigen im Sinne der älteren Statistiken lag naturgemäß in den absoluten Werten immer unter dem der Erwerbstätigen, jedoch ist bemerkenswert, daß die Differenz zum jeweiligen Prozentsatz der Erwerbstätigen bis 1895 lediglich zwischen 2 und 3 %, ab 1907 aber konti­ nuierlich bis zu B eginn der 50er Jahre zwischen 7 und 8 % betrug37, eine Schwankung, die darauf hindeutet, daß bereits in den zehn Jahren um die Jahr­ hundertwende der zunehmende Prozeß der Abwanderung vor allem der jün­ geren Nachkommen der B esitzer und der Kinder der abhängigen Arbeiter und Bediensteten sich beschleunigte. Auch im Hinblick auf den Verstädterungsprozeß und die Abnahme der Landbevölkerung in Gemeinden unter 2000 Einwohnern, die noch 1970, mithin vor B eginn der kommunalen Neuordnungsmaßnahmen in größerem Umfang, in der B RD über 82 % aller Gemeinden ausmachten38, stellen die Gebietsver­ änderungen nach dem Ersten Weltkrieg und die Reduktion der Vergleichs­ werte auf das Gebiet der B RD nach dem Zweiten Weltkrieg keine strukturel­ len B rüche dar. Wohnten zu B eginn der 80er Jahre des 19. Jhts. noch rund 60 % der B evölkerung auf dem Land, so waren es um die Jahrhundertwende mit 45,7 % schon weniger als die Hälfte. Der Anteil reduzierte sich in dem fol­ genden halben Jahrhundert nur sehr allmählich auf rund 30 % im Jahre 1939 ebenso wie 1950, ca. 20 % in den 60er Jahren und 18,4 % im Jahre 1970. Die Tatsache, daß die Differenz zwischen dem Anteil der Landbevölkerung und dem der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen bis 1900 zwischen 15 und 10 % lag, zwischen 1910 und 1950 kontinuierlich bei nur etwa 4 %, ab 1960 jedoch wieder bei fast 10 %, deutet ebenfalls darauf hin, daß die Sprünge und Diskontinuitäten um die Jahrhundertwende und in den 50er Jahren nicht so sehr das Land insgesamt als vielmehr vornehmlich den landwirtschaftlichen Produktionssektor direkt betroffen haben. Außerdem machen die Unterschiede zwischen dem ostdeutschen Raum und West- und Süddeutschland deutlich, daß sich bis ins vierte Jahrzehnt des 20. Jhts. nicht nur die Industrialisierung, sondern auch die großbetriebliche Struktur der ostelbischen Güter selber für das Land entvölkernd ausgewirkt hat39. Der Anteil der Lohnarbeiter, d. h. der familienfremden abhängigen Arbeitskräfte, bzw. für die B RD nach 1949 der „abhängigen Arbeitskräfte“, der 1882 noch über die Hälfte aller in der Landwirtschaft Erwerbstätigen aus­ machte, ist dabei insgesamt beständig zurückgegangen, besonders drastisch zwischen den 90er und den 20er Jahren (1882: 52,1 %, 1895: 45 %, 1907: 34 %, 1925: 26,5 % ) , in den 30ern nur noch allmählich und unerheblich. Zwi­ schen 1882 und 1895 war die absolute Zahl der landwirtschaftlichen Arbeiter 37 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

dabei weitgehend konstant geblieben, während in derselben Zeit die Zahl der landwirtschaftlichen Angestellten stärker wuchs als je zuvor, deutliches Zeichen der komplizierter werdenden Aufgaben landwirtschaftlicher B etriebsführung. Zwischen 1895 und 1907 stieg die absolute Zahl der Arbeiter dagegen erheblich an, und zwar aufgrund der stärkeren Heranziehung bislang nur „mithelfender“ Familienangehöriger und vor allem der rapiden Zunahme der weiblichen Arbeitskräfte von rund 2,4 Mio. auf rund 4,2 Mio. Während die männliche Landarbeiterschaft in diesem Zeitraum um 7 % abnahm, betrug die Zunahme der Arbeitskräfte insgesamt 30 %. Zwischen 1907 und 1925 fiel der Anteil familienfremder Arbeitskräfte an der Gesamtzahl der B eschäftigten in B etrie­ ben mit einer Fläche zwischen 5 und 20 ha von 26,2 auf 20,5 %, in B etrieben zwischen 20 und 100 ha von 60,1 auf 57,6% und in Großbetrieben über 100 ha nur unerheblich von 97,0 auf 96,7 %. B esonders der Anteil der Saisonarbeiter, von denen im Reich 1907 etwa 250 000 und 1912/13 etwa 400 000 Ausländer gewesen waren, sank insgesamt von 18,9 auf 14,2 %, in Großbetrieben stärker von 33,1 auf 23,3 %, während der Anteil der Tagelöhner im Durchschnitt von 8,6 auf 10,5 %, in Großbetrieben wesentlich deutlicher von 42,5 auf 58,5 % anstieg. Der Anteil der mithelfenden Familienangehörigen stieg demgegenüber insgesamt von 27,6 auf 30,6 %, am stärksten in den Betrieben zwischen 5 und 20 ha von 52,2 auf 57,8 %, in den Betrieben zwischen 20 und 100 ha von 27,6 auf 30,7 % und in Großbetrieben von 1,1 auf 1,5 %. Im Gebiet der B RD, also ohne die ostelbischen Großgüter, lag die Quote der abhängigen landwirtschaft­ lichen Arbeitskräfte schon 1949 mit 18.8 % erheblich unter dem Wert von 1933 (27,1 %) und hat danach besonders während der 50er Jahre noch wesent­ lich abgenommen40. Der Anteil der Selbständigen unter den Erwerbstätigen, also in der Regel: Guts-, Hof- und B auernstellenbesitzer, hatte zwar in den späten 80er und frühen 90er Jahren erheblich und um die Jahrhundertwende noch relativ stark abgenommen (1882: 46,7%, 1895: 3 1 % , 1907: 25%), blieb jedoch zwischen 1907 und 1939 fast konstant, bei leicht abnehmender Tendenz und geringen Schwankungen Anfang der 30er Jahre (1925: 22,4 %, 1933: 23,3 %, 1939: 21,9 % ) . Daß der Anteil selbständiger B auern und Land­ wirte in der BRD 1949 um fast 12 % über dem letzten Vorkriegswert für das Deutsche Reich lag, ist in erster Linie bedingt durch die stärkeren Klein- und Mittelbesitz ausweisende Agrarstruktur des deutschen Westens und Südens. Der nur geringfügige Rückgang des Anteils der Selbständigen in den 50er Jah­ ren und dessen Zunahme um 2,5 % in den 60ern (von 31,9 % i. J . 1960 auf 34,4 % i. J . 1970) scheint jedoch nur zu einem kleinen Teil durch gezielte strukturpolitische Maßnahmen verursacht zu sein, sondern überwiegend bedingt durch den Rückgang der landwirtschaftlichen B evölkerung insgesamt, der unter den Bedingungen der Agrarverfassung der BRD den Anteil der Selb­ ständigen erhöhen mußte41. Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt sank von über 35% in der zweiten Hälfte der 80er Jahre des 19. Jhts. auf unter 30% um die Jahr­ hundertwende und nahm weiterhin bis Anfang der 30er Jahre kontinuierlich

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ab: 1910/13: 23,4%, 1925/29: 16,2%; er stieg zwischen 1930 und 1934 im Gefolge der Wirtschaftskrise auf 20,5 % an. In der B undesrepublik betrug er in der ersten Hälfte der 50er Jahre noch 10,6 %, in der zweiten Hälfte 8,2 %, Mitte bis Ende der 60er Jahre um 4,5 %42. Kapitalintensität und Arbeitspro­ duktivität nahmen bei sinkenden B eschäftigtenzahlen erst nach dem Zweiten Weltkrieg besonders nachhaltig zu43. Der Anteil der landwirtschaftlichen Exporte an den Gesamtausfuhren sank zwischen der ersten Hälfte der 80er Jahre und Mitte der 30er Jahre von 18,3 % auf nur noch 1 %, während der Anteil an den Importen relativ konstant blieb44. Die Hektarerträge nahmen seit den 70er Jahren kontinuierlich zu, besonders intensiv in den 20er und 30er und - für die B RD - in den 50er Jahren45. Ebenso wurde die Fleischproduk­ tion bis in den Ersten Weltkrieg hinein erheblich und seit der zweiten Hälfte der 20er Jahre bis in den Zweiten Weltkrieg hinein allmählich gesteigert“. Die Mechanisierung und Maschinisierung der Landwirtschaft war zwischen 1885 und 1910 bereits mit Riesenschritten vorangetrieben worden. Der drasti­ sche Ausbau der Motorisierung fällt nach ersten Ansätzen in den 30er Jahren erst in die zweite Hälfte der 50er und die 60er Jahre des 20. Jhts.47. Die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise insgesamt erholten sich nach der Jahrhundertwende allmählich von den Folgen der Agrardepression (1875 bis 1898) und stiegen insbesondere nach 1903, mit jeweils einem kurzfristigen Rückgang 1908 und 1913, bis in den Weltkrieg an. Nachdem sie das durch Kriegsfolgen, Inflation und Mißernten bedingte Konjunkturtief Mitte 1924 überwunden hatten, blieben die Agrarpreise bis 1928 auf einem wesentlich höheren Niveau als in der Vorkriegszeit relativ stabil. In der Krise, besonders nach 1929, fielen sie um über 45 Punkte ab und stabilisierten sich nach 1934 in etwa auf der Höhe der Zeit vor 1914. Die Gesamteinkommen aus landwirt­ schaftlichen B etrieben bewegten sich zwischen 1925 und 1928 entsprechend auf der Höhe von 1913 (5,7-5,8 Mrd. M), fielen danach bis auf 3,9 Mrd. im Jahre 1933, stiegen bis 1935 auf die alte Höhe und ab 1937 auf über 6 Mrd. Μ an. Die 50er Jahre verzeichnen für die B RD einen kontinuierlichen Anstieg der Agrarpreise auf die doppelte Höhe der Zeit vor den beiden Weltkriegen48. Während sich in den USA der Agrarsektor noch nach dem Ende der Kriegs­ konjunktur die ganzen 20er Jahre hindurch in einer sektoral begrenzten Krise befand und gleichzeitig die Industrie prosperierte, machten in Deutschland schon seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. die jeweils gleiche Richtung und Parallelität von Agrarkonjunktur und gesamtwirtschaftlichen Entwicklungs­ tendenzen bei lediglich geringen Phasenverschiebungen die engere Verklamme­ rung der verschiedenen Wirtschaftssektoren und das vorgerückte Entwicklungs­ stadium Deutschlands in bezug auf den Übergang zum organisierten Kapita­ lismus deutlich. Gegenüber der B evölkerungsstatistik, die zusätzlich zu dem gravierenden Bruch in der Kontinuitätslinie der Agrarverfassungen und der ländlichen Gesellschaftssysteme im Jahre 1945 größere B rüche gegen Ende des 19. Jhts. und um die Jahrhundertwende sowie in den 50er Jahren aufweist, deutet ein 39 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Vergleich der B etriebsgrößenstatistiken eher auf eine kontinuierliche Entwick­ : lung bis zum Jahre 1939 hin, mit anderen Worten: auf das Fehlen von Maß­ nahmen zur strukturellen Verbesserung zwecks Vergrößerung der Produktivität der landwirtschaftlichen B etriebseinheiten. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe insgesamt nahm - vor allem aufgrund von Realerbteilung und Par­ zellierung - zwischen 1882 und 1939 kontinuierlich zu, in den 30er Jahren allerdings nur noch geringfügig und gebremst. Auch dem Rückgang der abso­ luten Zahlen der B etriebe in der Folge der Gebietsverluste nach dem Ersten Weltkrieg steht eine erhebliche relative Zunahme in dieser Zeit gegenüber. Der Hauptanteil der Zunahme entfällt dabei auf die Kleinstbetriebe unter 2 ha (bei bis 1933 abnehmender Fläche), die durchweg fast 60 % aller B etriebe ausmachten, sowie die Kleinbetriebe zwischen 5 und 20 ha, die von den 80er bis in die 30er Jahre hinein rund 20 % der B etriebe stellten. Das waren etwa ebensoviele wie die kleinbetrieblichen Einheiten zwischen diesen beiden Grö­ ßen (2-5 ha), deren Anzahl allerdings zurückging zugunsten der beiden ande­ ren Kleinbetriebsgrößen, abgesehen von einem geringfügigen relativen Anstieg nach dem ersten Weltkrieg, der bald wieder reduziert wurde49. War zwischen 1882 und 1895 die Anzahl der B etriebe zwischen 20 und 200 ha angestiegen und die der Großgüter über 200 ha nahezu konstant geblieben, so nahmen zwischen 1895 und 1925 die mittleren (20-50 ha) und größeren (50-100 ha) bäuerlichen Betriebe ab und erst zwischen 1925 und 1933 allmählich wieder zu, eine Tendenz, die sich durch die 30er Jahre fortsetzte, während die Anzahl der Großbetriebe zwischen 100 und 200 ha nach einem geringfügigen Absin­ ken vor 1907 auf Kosten der Großgüter wieder anstieg und relativ konstant blieb, und die Großgüter mit einer Fläche über 200 ha kontinuierlich weniger wurden, besonders deutlich sichtbar um die Jahrhundertwende. Das Verhältnis zwischen Eigenbetrieben und Pachtbetrieben, das sich zwischen 1882 und 1895 vor allem im B ereich der Kleinbetriebe zwischen 2 und 20 ha zugunsten der Pachtbetriebe verschoben hatte, blieb danach bis zum Weltkrieg relativ kon­ stant. In der jeweiligen Flächenverteilung gab es sogar bis in den Zweiten Welt­ krieg hinein kaum nennenswerte Veränderungen50. Ein anderes Bild bietet die Entwicklung der Landwirtschaft in der B RD im Spiegel der B etriebsgrößenzuordnung: Die Anzahl der B etriebe insgesamt nahm seit Ende der 40er Jahre kontinuierlich ab. Gab es 1949 in Westdeutsch­ land noch rund 2 Mio. landwirtschaftliche B etriebe, gegenüber rund 5 Mio. im Deutschen Reich der 30er Jahre, so waren es 1960 nur noch 1,7 Mio. und 1970 1,2 Mio., d. h. ca. 40 % weniger als 1949. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wurde nur allmählich verringert, betrug jedoch 1970 auch nur noch etwa die Hälfte ihres Umfangs im Deutschen Reich von 192551. In diesem Prozeß ent­ fiel der Hauptanteil der Abnahme der Anzahl landwirtschaftlicher B etriebe auf solche unter 20 ha, die allesamt erheblich reduziert wurden, unter ihnen die Kleinstbetriebe zwischen 0,5 und 2 ha um fast 50 % zwischen 1949 und 197052. B etriebe zwischen 20 und 100 ha nahmen ebenso zu wie ihre Flächen, die größeren unter ihnen in den 60er Jahren sogar erheblich, während die

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Anzahl der Großbetriebe über 100 ha sich in den 50er Jahren zunächst verrin­ gerte, und dann bis 1970 wieder anstieg über den Wert von 1949. Die Verschiebungen der B etriebsgrößenzuordnung in der B RD nach dem Zweiten Weltkrieg entsprachen somit wenigstens in ihrer Tendenz, wenn auch nicht immer ihrem Ausmaß nach, den Anforderungen der Notwendigkeit, daß sich die B etriebe und die Landwirtschaft insgesamt in der Periode des Rückzugs vor anderen Wirtschaftssektoren rentabler und gesund schrumpfen mußten. Im Deutschen Reich vor dem Zweiten Weltkrieg war das nicht einmal tendenziell der Fall gewesen53. Dazu haben zahlreiche Ursachen bei­ getragen, vor allem aber die: Solange es ein Deutsches Reich und einen intak­ ten preußischen Staat gab, stellte die Agrarwirtschaft in Deutschland nicht nur ein wirtschaftliches Problem dar, sondern auch ein Klassenproblem, das sehr viel mit der Frage nach der Herrschaft im Staat, in der Provinz und in der Gemeinde zu tun hatte. Die Erhaltung des politisch, sozial und ökonomisch im Reich und in der nationalen Agrarpolitik dominanten ostelbischen Groß­ grundbesitzes samt all seinen erworbenen Vorrechten wider die wirtschaftliche Vernunft war bis 1918 und in schwächerer Form, mit abnehmender Intensität und mit immer weniger Vorrechten noch bis 1945 die wichtigste Hypothek der deutschen Landwirtschafts-, Wirtschafts- und Innenpolitik. Sie war eine der entscheidenden Ursachen für die spezifisch deutsche Entwicklung des Agrar­ protektionismus, des landwirtschaftlichen Organisationswesens und des auf­ haltsamen Vormarsches der einseitigen Verstaatlichung des agrarischen Unter­ nehmerrisikos sowie der Tendenz zur allmählichen B estallung bestimmter Gruppen landwirtschaftlicher Produzenten als quasi-Staatsrentner. Und sie war ein wichtiger Faktor in der Vorgeschichte und bei der Geburtshilfe der natio­ nalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland.

b) Der „preußische Weg“: Gutsherrschaft, Schulden und Privilegien Für die beschriebenen Tendenzen war kaum eine günstigere Ausgangsposi­ tion denkbar, dank der übermächtigen Rolle Preußens im Reich und der gro­ ßen B edeutung spezifisch preußischer und vor allem ostelbischer Verhältnisse für die gesamte deutsche Agrarpolitik. Das ostelbische Preußen wurde beherrscht vom Großgrundbesitz, der mit wichtigen sozialen und politischen Vorrechten gekoppelt war. Diese Vorrechte und die Zugehörigkeit der in der zweiten Hälfte des 19. Jhts. immer stärker homogenisierten junkerlich-bürger­ lichen Gutsbesitzerklasse zu den herrschenden Klassen im preußischen Staat garantierten auch dann noch die Wahrung der großagrarischen Interessen in politischer Hinsicht, als die wirtschaftliche Bedeutung des Großbesitzes abnahm. Politische Tradition und „rückwärts gewandte(s) Standesbewußtsein“ (H. Rosenberg)54 im Zuge einer durchgreifenden Neu-Feudalisierung des politi­ schen und Lebensstils der preußischen Führungsschichten parallel zur fort­ schreitenden „Verbürgerlichung'', zur kapitalistischen und marktbezogenen 41 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Orientierung der Gutsbesitzer verdeckten dabei wesentliche Elemente der „objektiven Klassensituation“55. In ökonomischer Hinsicht war der ostelbische Junker schon länger „ein Mann durchaus bürgerlicher Art“ (M. Weber)56 gewesen, der jedoch in der Regel nicht, wie der englische Grundherr oder der Aristokrat im deutschen Westen oder Süden von Pachterträgen und Renten lebte, sondern seinen Profit als Unternehmer überwiegend selbst zu erwirtschaften hatte. Das System der Gutsherrschaft im Gegensatz zur Grundherrschaft hatte sich im preußischen Osten bereits seit den Anfängen einer kapitalistischen Orientierung der Land­ wirtschaft im 17. Jht. zunehmend durchgesetzt. Es basierte darauf, daß die Bauern aufgrund der späten Besiedlung, der Rückständigkeit, der geringen Ver­ kehrs- und Siedlungsdichte und der Unterentwicklung lokaler Nahmärkte nicht leistungsfähig genug waren, um, wie in West -und Süddeutschland, als Pächter und Steuerzahler gewinnbringend genutzt zu werden, und deshalb als Arbeitskräfte im großflächigen Eigenbetrieb des Grundherren eingesetzt wur­ den, der die einzige Alternative zur Erzielung eines höheren Einkommens blieb. Der Grundherr wurde damit zum Gutsherren, der sich vom kapitalistischen Unternehmer bis zum B eginn des 19. Jhts. nur noch dadurch unterschied, daß die für ihn Arbeitenden in einem dinglich, also sachenrechtlich und noch nicht schuldrechtlich definierten Abhängigkeitsverhältnis zu ihm standen. Mit der „Bauernbefreiung“ und der Ablösung höriger Leistungen in Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jhts. nahm der ostelbische Gutsbetrieb in ökonomischer Hinsicht endgültig überwiegend den Charakter einer kapitalistischen Unter­ nehmung an, die zudem aufgrund der überlieferten geographisch wie klima­ tisch bedingten Gleichförmigkeit der Produktion (vorwiegend Getreide, außer­ dem vor allem Kartoffeln und Rüben) extensive Wirtschaftsweisen und groß­ betriebliche Strukturen ausprägte. Die Monokultur zwang ihrerseits zum Export. Die Getreideausfuhr wurde zum wichtigsten Charakteristikum der Landwirtschaft der ostelbischen preußischen Provinzen, und sie blieb es, regio­ nal bezogen, auch, nachdem Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jhts. zu einem Getreideimportland geworden war, mit allen Gefahren der Über­ produktion und vor allem der extremen Empfindlichkeit gegenüber den kon­ junkturellen Schwankungen von Preisen und Märkten57. Ein zweites wesent­ liches Charakteristikum der ostelbischen Großbetriebe war ihre Tendenz zur progressiven Verschuldung. Dem Kapitalbedarf der B etriebe stand die Tat­ sache gegenüber, daß die zu „standesgemäßer“ Lebensführung und entspre­ chendem Aufwand verpflichteten B esitzer die notwendigen Reinvestitionen oftmals nicht aufbrachten oder den Betrieben sogar Kapital entzogen58. Die B edeutung der preußischen Staatsbetriebe, der Domänen, hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jhts. gegenüber den anderen Großgütern schon abge­ nommen. Ein erheblicher Teil der vornehmlich in Ostelbien gelegenen Flächen war verkauft und in Rittergüter verwandelt worden; viele Domänenpächter waren selbständige Unternehmer geworden, oft sogar mit Adelsbrief. Die noch

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im Staatsbesitz verbliebenen Flächen wiesen zudem überdurchschnittliche Anteile der Waldwirtschaft und der Moorkultivierung auf59. Die beherrschende Institution des ostelbischen Preußen war das Rittergut. Daneben gab es die Sonderform des neo-standesherrlichen Fideikommiß, eines unveräußerlichen, unteilbaren und vor dem Zugriff der Gläubiger geschützten Familienbesitzes, der dem älteren Lehngut ähnelt und dessen hypothekarische Belastung außerdem an erhebliche B eschränkungen gebunden war. Die Fidei­ kommisse, die in ihrer Mehrzahl erst nach 1850 gestiftet worden waren, befan­ den sich zu 90 % in adligem Besitz. Ihre Zahl stieg in ganz Preußen noch zwi­ schen 1898 und 1917 von 1045 auf 1369, ihr Anteil an der Fläche des gesam­ ten Landes von 6,0 auf 7,3 %60. Insgesamt hätte es im Jahre 1866 in ganz Preußen 18 197 Großgüter über 600 Morgen (= 153 ha) gegeben, von denen 12 150 Rittergüter gewesen waren. Im Jahre 1886 gab es nach den Erhebungen Conrads in den sieben östlichen Provinzen 15 635 Güter über 100 ha in der Hand von 10 987 Besitzern. Ein gutes Drittel davon, nämlich 5682 waren große Latifundien mit einer Fläche von jeweils über 1000 ha. Diese Latifundien, auf die 32 % der Gesamtfläche der östlichen Provinzen entfielen, befanden sich im Besitz von nur 1882 Personen, von denen über 68% adlig waren, während der Anteil adliger B esitzer an der Gesamtzahl der Güter über 100 ha nur 33 % gegenüber 64,3 % B ürgerlichen betrug. In ganz Preußen belief sich der Anteil der Güter mit Flächen über 100 ha an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 1882 und 1895 kontinuierlich auf 0,6 %6l. Die Folgen der sog. B auernbefreiung, Regulierung und Ablösungen, die noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jhts. hinein vorgenommen wurden*2, und der Wegfall des B auernschutzes - der in Mecklenburg und Schwedisch-Pom­ mern ohnehin nie bestanden hatte - hatten einerseits zu einer erheblichen Dezimierung des B auerntums, das im ostelbischen Raum vorwiegend die min­ derwertigen Flächen bebaute, und zur Entstehung einer neuen Klasse von Landarbeitern geführt“3. Andererseits hatte die jetzt mögliche Vermarktung und zunehmende Mobilität des B odens insbesondere auch die Tendenz zur Arrondierung und Vergrößerung der Flächen der Großgüter gefördert, die auch während der zweiten Hälfte des 19. Jhts., besonders in Gestalt einer Schwä­ chung der größeren, spannfähigen B auernstellen, noch wirksam blieb und ein wichtiges Indiz darstellte für das von weitsichtigen Zeitgenossen wahrgenom­ mene Voranschreiten einer stärker klassenmäßigen Polarisierung auch des Agrarsektors im östlichen Preußen“. Von den insgesamt 4,1 Mio. Morgen ( = 1,05 Mio. ha) B auernland, das zwischen 1816 und 1860 im preußischen Osten neu verteilt worden war, waren nach Angaben von Max Sering 2,5 Mio. Morgen ganz oder teilweise zerstückelt und 1,6 Mio. Morgen von größeren Besitzern aufgekauft worden. Nach der Jahrhundertmitte nahm ζ. Β. zwischen 1859 und 1880 in der Provinz Posen die Zahl der spannfähigen B auernstellen weiterhin um 17,54 % ab, während die Zahl der kleineren, nicht spannfähigen Bauernstellen um 32 % zunahm; zwischen 1823 und 1859 hatte die Abnahme der spannfähigen Stellen nur 1 % betragen. Auch noch zwischen 1882 und

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1895 sank in ganz Preußen der Anteil der B etriebe zwischen 20 und 100 ha von 6,15 auf 5,69 %65. In Westpreußen waren 1907 über die Hälfte aller landwirtschaftlichen B etriebe Kleinstparzellen unter 2 ha, über zwei Drittel aller Betriebe waren kleiner als 5 ha“. Die seit B eginn des 19. Jhts. auch im Hinblick auf den B odenmarkt zuneh­ mende Integration der ostelbischen landwirtschaftlichen Großbetriebe in die Mechanismen einer kapitalistischen Gesamtwirtschaft hatte die Möglichkeiten der Verschuldung der ostelbischen Großgüter erheblich erweitert. Die Ver­ schuldung und die Zinsrückstände nahmen dann auch kontinuierlich zu. Gründe dafür gab es viele: Sie reichten vom Desinteresse der B esitzer an den Eigenarten und Erfordernissen der landwirtschaftlichen Produktion, dem Man­ gel an Vertrautheit mit Kapitalrechnung und rationellen Wirtschaftsweisen und der Abneigung gegen notwendige Reinvestitionen im B etrieb und weiter­ führende Mechanisierung bis zu horrenden Spekulationen aus allzu kurzfristig orientiertem Gewinnstreben und zu jener ruinösen spätfeudalen ostelbischen Form von „conspicuous consumption“ der preußischen Herrenschicht, wie sie ζ. Β. Fontane in seinem Roman „Der Stechlin“ plastisch beschrieben hat. Hinzu kamen die Schwankungen der Getreidepreise, die entweder, wenn sie sanken oder stagnierten wie seit Anfang der 20er Jahre des 19. Jhts., schlechte Betriebs­ ergebnisse brachten, oder, wenn sie anzogen, wie zwischen dem Beginn der 50er und der Mitte der 70er Jahre, den Bodenwert hochtrieben und die Güter­ spekulation anregten. Die Hypothekenschulden insgesamt hatten sich in den alten preußischen Provinzen zwischen 1837 und 1857, in nur zwei Jahrzehn­ ten also, mehr als verdoppelt, die Pfandbriefschulden zwischen 1805 und 1867 mehr als verdreifacht. Notverkäufe, Konkurse und Zwangsversteigerungen (Subhastationen) waren an der Tagesordnung. Hatte schon 1851 der B ericht der preußischen Regierung an das Abgeordnetenhaus festgestellt, daß in nur vier Jahrzehnten 80 % aller Rittergutsbesitzer in den östlichen Provinzen ihre Güter verloren hätten, so wurden 1885 in Ostpreußen nur noch 12,8 % „alter“, d. h. fünfzig Jahre in der Hand einer Familie befindlicher Grundbesitz registriert; 87,2 % hatten die B esitzerfamilie gewechselt, meistens nicht aus freien Stücken. Nach der Zählung von Rodbertus unterlagen in den Jahren 1835 bis 1864 insgesamt 11 771 preußische Rittergüter 14 404mal dem Verkauf, 1347mal der Zwangsversteigerung und nur 7903mal der Vererbung. Die Quo­ ten der Verkäufe waren am höchsten in Schlesien, Ostpreußen, Pommern und Posen, die der Subhastationen in Posen und Schlesien“. Zwischen 1883 und 1896 stieg die hypothekarische Verschuldung der land­ wirtschaftlichen B etriebe in 42 preußischen Amtsgerichtsbezirken im Durch­ schnitt um 23 %, die der Großgüter mit über 1500 Μ Grundsteuerreinertrag (GRE), die unter allen Betrieben nächst dem Parzellenbesitz (unter 90 Μ GRE) am größten war, um 18 %68. Die Verschuldung verteilte sich etwa gleichmäßig auf die östlichen und westlichen Provinzen, ihre Zunahme war je­ doch im Osten erheblich größer. B ezogen auf den Schätzwert der B etriebe wa­ ren die Großgüter des Ostens am höchsten und die bäuerlichen B esitzungen des 44 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Westens am geringsten verschuldet. In ganz Preußen waren 1896 42,9 %, in Posen, Pommern und Ostpreußen sogar über 60 % der Großgüter (über 1500 Μ GRE) mit über 60 % ihres Schätzwertes verschuldet, der mittlere B esitz (300-1500 Μ GRE) aber nur zu 14,69 % und der kleinbäuerliche B esitz (90-300 Μ GRE) zu 12,33 %. Zwangsversteigert wurden zwischen 1886 und 1898 in Preußen insgesamt 25 766 Grundstücke mit einer Fläche von fast 0,9 Mio. ha, über 60 % davon aufgrund „eigenen Verschuldens“; die höchsten Anteile entfielen wiederum auf die Ostprovinzen69. Noch Mitte und Ende der 20er Jahre des 20. Jhts. lag die Gesamt­ verschuldung der ostdeutschen Landwirtschaft ebenso wie insbesondere die des ostdeutschen Großbesitzes wesentlich höher als die der westdeutschen. Trotz der finanziellen Teilsanierung in der Inflation 1922/23 war die Kreditaufnahme bereits angesichts der Preisbaisse bis Mitte 1924 wieder forciert worden. Zwi­ schen 1925 und 1927 stieg die kurzfristige Verschuldung der deutschen Land­ wirtschaft insgesamt von 2,2 Mrd. RM auf 2,6 Mrd., obwohl zusätzlich 2 Mrd. RM Hypothekenkredite zur Verfügung gestellt worden waren. Die Zu­ wachsrate der Verschuldung insgesamt betrug zwischen 1924 und 1930 für die ostdeutschen Großgüter 32,6 %, für westdeutsche Großbetriebe nur 24,5 %. Besonders signifikant ist die Differenz für die größeren Mittel- und kleineren Großbetriebe; für sie betrug der Zuwachs der Verschuldung in Ostdeutschland (50-200 ha) 33,5%, in Westdeutschland (20-100 ha) nur 19,3 %70. Diese Zahlen spiegeln die andauernde hohe Konjunktur- und Krisenempfindlichkeit des ostelbischen Großbesitzes wieder, die gleichzeitig auch darin deutlich wurde, daß die Anzahl der - in der Krise ab 1928 außerdem zunehmenden Zwangsversteigerungen im östlichen Preußen durchweg doppelt bis dreimal so hoch war wie in den westlichen Provinzen71. Die landwirtschaftlichen B e­ triebseinkommen und die Reinerträge lagen zwar in den zwanziger Jahren durchweg überall in Deutschland unter denen der letzten Jahre vor dem Weltkrieg. Die ostdeutschen Großgüter waren aber auch in dieser Hinsicht am stärksten getroffen und ihre inzwischen regelmäßig negativen B ilanzen mach­ ten einen chronischen Mangel an Rentabilität sichtbar. Rein ökonomisch be­ trachtet war der ostelbische Gutsbesitz, so wie er bewirtschaftet wurde, ein Verlustgeschäft72. Aber man darf den ostelbischen Großgrundbesitz bekanntlich nicht nur öko­ nomisch betrachten. Er war auch ein Herrschaftsinstitut, an dem entscheidende Privilegien hingen. Zwar war die Patrimonialgerichtsbarkeit ebenso wie die feudalen Jagdrechte 1848 abgeschafft worden, auch hatten die Kreisordnung von 1872 und die Landgemeindeordnung von 1891 die patrimoniale Polizei­ gewalt ein wenig eingeschränkt, doch blieben die insgesamt 16 058 preußischen Gutsbezirke (1896) neben den 36 194 Landgemeinden noch bis 1927 selbstän­ dige Kommunal- und Ortspolizeibezirke. Die Gutsbesitzer blieben damit Amts­ Und Wahlvorsteher, Träger der Polizeigewalt und praktisch Richter in eigener Sache. Die Bestimmungen der vorsintflutlichen preußischen Gesindeordnung, die auch die Arbeitsverhältnisse und die „Treuepflichten'' der - jetzt nicht mehr 45 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

persönlich, aber ökonomisch abhängigen - Landarbeiter regelten und ge­ werkschaftliche Organisation oder auch nur sozialdemokratische Agitation unter der Landarbeiterschaft mit Strafe bedrohten, blieben bis 1918 unange­ fochten in Kraft. Dieser Umstand gewährleistete zusammen mit den Möglich­ keiten des billigen und ausreichenden „Imports“ ausländischer, meist russisch­ polnischer Saisonarbeiter und deren nahezu rechtloser Stellung, daß die Guts­ besitzer die „Herren im Haus“ - ein B egriff, den sie gern verwandten - blie­ ben und daß sie sich als Arbeitgeber zudem noch vor den meisten der in der Industrie oder im Handwerk obligatorischen Ausbildungs- und Sozialleistungen drücken konnten73. Die relativ unbeschränkte Selbstherrlichkeit, mit der die Gutsbesitzer ihre B ezirke verwalten konnten, wurde außerdem abgestützt durch ihre engen persönlichen oder zumindest familiären B indungen ans Mili­ tär, ihre guten Kontakte zu der den preußischen Dreiklassenlandtag beherr­ schenden Deutsch-Konservativen Partei und zu den Kreisverwaltungen. Viele von ihnen waren Landräte oder brachten angesichts der zunehmenden B üro­ kratisierung dieses Amtes wenigstens Angehörige oder Freunde in Landrats­ stellen. Und sowohl die Landräte in ihrer Funktion als Steuerbeamte als auch die konservativ-agrarischen Abgeordneten im Landtag sahen darauf, daß die tatsächliche ebenso wie die gesetzlich dekretierte Steuerleistung der Groß­ agrarier möglichst gering blieb. Der Versuch einer relativen Demokratisierung der Steuerlasten, der 1861 mit der Aufhebung der Grundsteuerfreiheit begon­ nen hatte, wurde spätestens durch die Miquelschen Finanzreformen nach 1891 wieder aufgegeben74. Die gesellschaftliche und politische Herrenstellung samt den Privilegien, die sie gewährte, ebenso wie die Tatsache hoher Verschuldung, struktureller Schwäche, Unrentabilität und betriebswirtschaftlicher Unterentwicklung gewissermaßen als die ökonomischen „Normalfälle“ - hatten die ostelbischen Junker und ihre bürgerlichen agrarischen B erufsgenossen, die den Lebensstil der Junker in der Regel zu imitieren trachteten, in der Gewohnheit bestärkt, von der Hand in den Mund zu leben und die strukturellen und längerfristigen Probleme der großbetrieblichen Agrarwirtschaft weitgehend zu verdrängen, bzw. für sie auf zusätzliche staatliche Hilfen zu hoffen. Diese wurden ihnen dann auch prompt zuteil: Seit Mitte und Ende der 70er Jahre war der expli­ zite Protektionismus zugunsten der getreideproduzierenden ostelbischen Groß­ agrarier eingeleitet worden, vor allem durch die 1879 eingeführten und bis 1887 verfünffachten Schutzzölle, subventionierte Eisenbahn- und Wasserfracht­ sätze, Steuervergünstigungen, Prämien, durch die Exportförderung für B rannt­ wein ebenso wie die Importförderung für Landarbeiter. Hinzu kam, daß auch die Maßnahmen der sog. „Inneren Kolonisation“ und der Ansiedlungspolitik im preußischen Osten durch die Aktivitäten der 1850 geschaffenen Rentenbanken und durch die Gesetzgebung des preußischen Landtags, so z. Β. die Etablierung des Anerbenrechts für Rentengüter 1896, ihrer ursprünglichen Intention, der Schaffung größerer und unabhängiger B auernstellen und der Aufteilung brach­ liegenden oder allzu extensiv bewirtschafteten staatlichen Großbesitzes, viel46 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

fach entfremdet wurden und statt dessen eine neue Art von Gutsbesitz auf Ren­ tenbasis stärkten. Mochten auch die in ihrem Kern schon auf Justus Möser zurückgehenden, auf die Aufhebung der Verschuldung abzielenden Vorschläge von Rodbertus zur Verstaatlichung des B odens und zur Reorganisation der Güter als Erbpachtbetriebe insgesamt bei den deutschen Agrariern ebenso wie bei den B auern keine große B egeisterung hervorrufen, weil sie einerseits zu sehr an das agrarpolitische Programm der SPD erinnerten und andererseits eine Art Oberaufsicht der Großgrundbesitzer über die Pachtbauern wiederherzustel­ len drohten74a, so war doch die Art und Weise, wie in den Ostprovinzen die Rentengüter stabilisiert und sogar noch in der verkleinerten Form der „Restgüter“ erhalten wurden, gar nicht so fern von staatssozialistischen Konzepten. Der preußische Staat intervenierte auch in diesem Bereich eindeutig im Interesse der Stabilisierung der Gutsherrschaft und bewahrte die etablierte preußische Her­ renschicht davor, eine Erfahrung zu machen, die die Gutsbesitzer des stolpi­ schen Kreises bereits im November 1811 in einer Eingabe an den König so formuliert hatten: „Unsere Güter werden für uns eine Art Hölle werden, wenn unabhängige bäuerliche Eigentümer unsere Nachbarn sind.“75 c) Strukturprobleme und Kontinuitätslinien agrarischer Organisation und Politik Aufgrund der geschilderten Gesamtkonstellation war die Landwirtschaft Ost­ elbiens ökonomisch wesentlich mehr als die anderer deutscher Regionen anfällig gegenüber den Auswirkungen der Industrialisierung, an die der Osten mit Aus­ nahme des Königreichs Sachsen und Oberschlesiens den Anschluß verpaßte, und der bereits 1890 feststellbaren gesamtwirtsdiaftlichen Dominanz der Indu­ strie7* sowie gegenüber der industriellen Konkurrenz auf dem Kapital- und Arbeitskräftemarkt. B erücksichtigt man außerdem die direkte und kurzfristige Abhängigkeit der ostelbischen Großbetriebe von den Produktenpreisen vor allem der Hauptgetreidearten, in zweiter Linie auch der Preise für Kartoffeln und Rüben sowie deren Derivate Schnaps und Zucker, so wird die B etroffen­ heit der Agrarier unter dem Eindruck der schweren Konjunkturkrise im letzten Viertel des 19. Jhts. ebenso verständlich wie ihre Reaktionen in den 90er Jah­ ren. Der Konjunkturabschwung nach 1873, der sich auf dem Agrarsektor deut­ lich erst in der Stockung der Getreidepreise nach 1876 bemerkbar gemacht hatte, hatte die ostelbischen Agrarier unvermittelter und im Ausmaß stärker als die Industrie getroffen. Sie und ihre Ideologen neigten daher zu einer chroni­ schen Überschätzung der kausalen B edeutung der Preisbildung für die konjunk­ turellen Wechsellagen und mithin der staatlichen Handels- und Zollpolitik für die Expansion und Richtung der Wirtschaft überhaupt77. Der Rückgang, bzw. die Stagnation der Getreidepreise, die in ihrer Gesamttendenz anhielt bis zum Höhepunkt der Agrarkrise im Jahre 1894, gab dann auch zusammen mit der vergleichsweise bescheidenen Zollsenkung durch die Caprivischen Handelsver47 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

träge ab 1891 den letzten Anstoß zur Organisation eines machtvollen, richt nur wirtschaftspolitischen Verbandes im B und der Landwirte Anfang 1893. Da­ nach verlor vorerst die Konjunkturbewegung ihren motivierenden Charakter für die Politik der Agrarier. Im Jahre 1902 setzten sie stärkeren Zellschutz durch, obwohl der Aufschwung seit 1898 im Grunde ungebrochen foridauerte bis zum Kriegsbeginn78. Die Auswirkungen der Krise verstärkten insgesamt noch zusätzlich die bereits politisch und sozial präformierte Dominanz der ostelbischen Großbesitzer über die Landwirte und B auern des deutschen Westens und Südens, die teilweise weniger unter den Auswirkungen der Krise litten. Am glimpflichsten waren noch die Besitzer der in der Regel geschlossenen, meistens großbäuerlichen Gü­ ter im Nordwesten und Südosten des Reichs davongekommen. Ihnen machten zwar die trotz weitgehend stagnierender Erträge langfristig steigenden Pro­ duktionskosten bei seit den 70er Jahren schubweise fallenden Erzeugerpreisen und die zunehmende Konjunkturabhängigkeit und Krisenanfälligkeit ebenso zu schaffen wie den anderen marktorientierten landwirtschaftlichen Produzen­ ten. Aber immerhin blieb diesen seit Jahrhunderten schon arbeitsintensiven er­ weiterten Familienbetrieben in der Regel die auf die Rentabilität der B etriebe sich katastrophal auswirkende B odenzersplitterung durch Erbteilung erspart, die in den vorwiegend mittel- und kleinbäuerlichen B etrieben im südwestdeut­ schen Raum und im westlichen Thüringen überwog und die Widerstands­ kraft der B etriebe gegen hypothekarische Verschuldung und den regiona­ len Wucher des Zwischenhandels schon längst erheblich reduziert hatte. Außer­ dem gaben stärker diversifizierter Ackerbau bei gleichzeitiger Viehzucht, eine traditionell freiheitlichere Arbeitsverfassung und der geringere B edarf an Ar­ beitskräften, also auch geringere B etroffenheit durch die sog. „Landflucht“ den westdeutschen Großbetrieben zusätzliche Stabilität auch in der Krise. Dasselbe gilt auch für die Großbauern in den schleswig-holsteinischen Marschen79. Auf die zahlreichen und verschiedenen Aspekte der wichtigen regionalen Differenzierung der deutschen Agrar- und Landarbeitsverfassungen, des Erb­ rechts, der Produktionsweise, der Bodenqualität, der klimatischen B edingungen, des Anbaus und der Erträge kann hier, abgesehen von gelegentlichen Hinwei­ sen, im einzelnen nicht systematisch eingegangen werden80. Da es um die Kon­ tinuitätslinien der nationalen Agrarpolitik und der agrarischen Organisationen geht, die sich ja auch insgesamt, und weniger regional, auf andere Sektoren etwa der Wirtschafts- und Innenpolitik auswirken, muß - ebenso wie am amerikanischen B eispiel - vordringlich versucht werden, die auf nationaler Ebene dominanten Tendenzen darzustellen, selbst wenn eine solche Gesamt­ betrachtung zuweilen allzu thesenhaft und verkürzt erscheinen mag. Und die beherrschende Gruppe, die die Richtlinien agrarischer Organisation und Politik im Deutschen Reich wesentlich bestimmte, war ohne Zweifel der ostelbische Großbesitz. Im Gegensatz zu Frankreich gelangten in Deutschland auch die B ranchen­ verbände nicht zu eigenständigem politischen Gewicht, das die Richtung der 48 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

organisierten agrarischen B ewegung entscheidend beeinflußt hätte. Die wichtig­ sten von ihnen waren der Verein der Deutschen Zuckerindustrie („Abteilung Rohzuckerfabrikation“), der relativ stark bürokratisierte Verein der Spiritus­ Fabrikanten, beide bereits in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet und Ende der 90er Jahre moderner organisiert, der Verein der Stärkeinteres­ senten (1883) sowie diverse Organisationen der Milch- und Viehverwertungs­ betriebe, B ranntweinsyndikate (ab 1897 und 1908) und B rennereiverbände, vor allem der Kartoffelbrennereien, von denen im Jahre 1904 62,9 % syndi­ ziert waren81. Der Einfluß der stärker mit den regionalen katholischen B auern­ vereinen liierten Weinbau- und Winzerverbände an Rhein, Main und Mosel blieb auf nationaler Ebene unvergleichlich geringer als der ihrer pendants in Frank­ reich. Die deutschen B ranchenverbände waren bestenfalls sektoral ausgerichtete Pressure Groups alter Art, die sich bemühten, ihren partikularen wirtschaftlichen Interessen in Zusammenarbeit mit den großen Gesamtverbänden gegenüber Verwaltung und Parlament sowie in den Landwirtschaftskammern Geltung zu verschaffen. Aber sie bedurften des Schutzes der nicht ausdrücklich branchen­ spezifischen Gesamtverbände, während es in Frankreich in der Regel umgekehrt war und die Gesamtverbände oft nur durch eine Allianz mit den gut organi­ sierten Sonderinteressenten Revolten von unten ersticken konnten. Die wichtig­ sten Sektoren der deutschen und vor allem auch der ostelbischen Landwirt­ schaft, Getreide- und Kartoffelproduktion, hatten bis zum Ersten “Weltkrieg keine produktbezogene und branchenspezifische Organisation nötig, da ihre Interessen ausnahmslos von den von ihnen dominierten großen Gesamtverbän­ den gewahrt wurden, vor allem vom B und der Landwirte und in geringerem Maße auch von den katholischen B auernvereinen. Eine weitere entscheidende Kontinuitätslinie der deutschen Agrarpolitik zwi­ schen dem letzten Viertel des 19. Jhts. und dem Jahre 1945 - und unter ande­ ren Voraussetzungen auch noch darüber hinaus - besteht in der konsequenten Zunahme staatlicher Interventionspolitik auf dem landwirtschaftlichen Sektor. Die Wurzeln dieser Politik reichen weit zurück in die Tradition des preußi­ schen Staates, die ostelbische Kolonisationspolitik, den B auern- und Güter­ schutz, der auch in den meisten anderen deutschen Staaten üblich war, die Do­ mänenverwaltung und staatliche Förderung wissenschaftlicher landwirtschaftli­ cher Gesellschaften und Vereine seit B eginn des 19. Jhts. Deren Zusammen­ schlüsse auf regionaler Ebene, die Zentralvereine, arbeiteten seit Mitte des Jahrhunderts eng mit den Staatsbehörden zusammen und wurden gegen Ende des Jahrhunderts in der Regel mit staatlicher Hilfestellung in die neuen öffent­ lich-rechtlichen, korporativen B erufsstandsorganisationen, die Landwirtschafts­ kammern, überführt, in Preußen ab 1894, in den anderen Staaten teils früher, teils später, besonders zwischen 1900 und 190682. Die Zentralvereine und Kam­ mern waren bei einer engen Verzahnung privater und öffentlicher Organisations­ typen bereits um die Jahrhundertwende längst zu privilegierten Partnern der Staatsmacht geworden, die sich durchweg im Rahmen der Regierungspolitik, aber nicht mehr gegen sie, die Interessenabstimmung ex ante zum Ziel setzen, 49 4 Puhle

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aber ganz abgesehen von der unübersehbaren Unterwanderung durch die regio­ nal jeweils stärkeren freien landwirtschaftlichen Interessenverbände sdion seit den 70er Jahren, und intensiver noch seit den 90er Jahren eigene Interessen­ politik kaum noch machen konnten. Dasselbe gilt für die Dachorganisationen des preußischen Landesökonomiekollegiums, das schon 1842, siebzehn Jahre vor Errichtung des Landwirtschaftsministeriums, gegründet worden war, und den 1872 aus dem Kongreß Norddeutscher Landwirte hervorgegangenen Deutschen Landwirtschaftsrat auf Reichsebene. Eine zusätzliche und andere Qualität hatte die Politik der staatlichen Inter­ ventionen allerdings Mitte bis Ende der 70er Jahre unter dem Eindruck der Krise durch B ismarcks Entscheidung für den Zollprotektionismus für Industrie und Landwirtschaft gewonnen, der, zumindest was den landwirtschaftlichen Sektor angeht, konsequent ins 20. Jahrhundert hinein übernommen und struk­ turell erst im Zuge der Vereinheitlichung des europäischen Agrarmarktes ab 1970 abgebaut worden ist. Aber selbst dabei hat die deutsche Tradition eines über Zölle und Preise gewährleisteten Hochprotektionismus noch Pate gestan­ den für die relativ hohen Sätze der EWG-Kompromisse, die jetzt vor allem den Agrariern und B auern der anderen Gemeinschaftsländer zugute kom­ men85. Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde aber nicht nur der landwirtschaftliche Zollschutz ausgebaut und, für die Zeit bis zum Weltkrieg endgültig 1902, gesetzlich abgesichert. Die Caprivischen Handelsverträge blie­ ben ein mäßigendes Intermezzo. Die Forderungen der Landwirtschaft, die vor allem artikuliert wurden vom B und der Landwirte, ab 1921 Reichslandbund, dem von den großen ostelbischen Getreideproduzenten beherrschten mächtigen und gesamtagrarischen Interessenverband mit bäuerlicher Massengefolgschaft, gingen wesentlich weiter. Sie zielten ab auf einen strukturellen Ausbau des bloßen Zoll-Protektionismus zu einem systematischen gesamtwirtschaftlichen Protektionismus, vor allem durch Mittel staatlicher Marktordnungspolitik, Preisfestsetzung und Wettbewerbsbeschränkung allein zugunsten der getreide­ bauenden Großagrarier84. Die Agitation für den Antrag Kanitz zur Verstaatlichung des Getreide­ außenhandels mit Preisgarantien und die Kornhausbewegung, Verkehrsplanung, Erbrechtsregelung und Finanz- und Steuergesetzgebung vor 1914 in bezug auf Branntwein und Zucker, die Ausschaltung des Marktes und die Errichtung pari­ tätisch besetzter staatlicher Versorgungsämter und -ausschüsse im Ersten Welt­ krieg und in den ersten Jahren danach, dann die Herauslösung des Agrarsek­ tors aus der freien Verkehrswirtschaft am Ende der 20er Jahre, die Aufwen­ dungen für die „Osthilfe“, verbunden mit maßlosem Zollschutz, der die deut­ schen Getreidepreise 1931 bis zu 300 % über das Weltmarktniveau herauf trieb, markieren wichtige Etappen auf dem Wege zur politischen Verwirklichung der agrarischen Forderungen85. Am Ende dieses Weges stand vorerst die totale Verstaatlichung des Absatzmarktes, der Verteilung und Preisbildung und die komplette Reduktion des Unternehmerrisikos im nationalsozialistischen Reichs50 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

nährstand. Der Nationalsozialismus verwirklichte nicht nur dem Sinne nach den Antrag Kanitz, sondern auch nahezu alle anderen politischen Forderungen, die die militanten deutschen Großagrarier seit B eginn des Jahrhunderts erhoben hatten - bis hin zur berufsständisch-korporativen Gesamtorganisation und zur staatlichen Sanktionierung des Antisemitismus und der Blut- und Boden-Ideolo­ gie, die die wesentlichen ökonomischen Strukturprobleme der Landwirtschaft nur zusätzlich verschleierte86. Einige Aspekte dieser agrarischen Forderungen und des Prozesses ihrer Durchsetzung verdienen besondere Beachtung: 1. Der Ruf der organisierten Agrarier nach gesamtwirtschaftlichem Protek­ tionismus von Staats wegen war schon seit dem Ende der 90er Jahre unabhän­ gig von der Konjunkturlage: Die Agrardepression war bereits 1898 von einem langen, wenn auch nicht ganz störungsfreien „Altweibersommer“ abgelöst worden, der bis 1928 andauerte und die Güterpreise anziehen ließ87. Außer­ dem hatten die Kriegslieferungen so gute Gewinne gebracht, daß führende Agrarfunktionäre mitten im Weltkrieg die bis dahin unerhörte Forderung nach der Rückkehr zum Freihandel erhoben88, hatte vor allem auch die Infla­ tion die enorme Verschuldung der Güter und Betriebe zu einem Teil aufgefan­ gen. Selbst wenn die landwirtschaftliche Produktivität nach 1914 trotz steigen­ der finanzieller Rentabilität abnahm, die Neuverschuldung nach 1924 rapide anwuchs und die Kaufkraft der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sank, ging es den deutschen Landwirten in der Weimarer Republik vor dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im Jahre 1928 erheblich besser als im Kaiserreich vor der Jahr­ hundertwende89. Auf der anderen Seite wußten ihre berufenen Sprecher die Neigung des Staates und der Politiker zu B eschwichtigung, Ausgleich, „Samm­ lung“ gegen „links“ und bereitwilliger Staatsintervention zu nutzen. Sie folgten immer mehr der Devise: „Lerne zu klagen, ohne zu leiden“ (E. Richter) und sie erreichten damit durchweg das meiste von dem, was sie wollten, eine Tradi­ tion, die ja auch nach 1945 in der B RD noch Nachwirkungen hatte. Für einen Teil der traditionellen Herrenschicht der ostelbischen Großproduzenten mögen zwar ihre politische und soziale Entmachtung durch die Nationalsozialisten und deren bauernfreundliche, gleichmacherische und plebejische Tendenzen, die den „Herrn im Haus“ zum „großen B auern“ und zum „Kulturträger der Volk­ heit“ machten, die Erinnerung an den Reichsnährstand verdüstern, aber in ökonomischer und finanzieller Hinsicht konnten sie sich - wie noch im einzel­ nen zu zeigen sein wird - weder über das NS-Regime in der Phase der „Erzeugungsschlacht“ noch über die gute Konjunktur aufgrund neuerlicher Kriegslieferungen beklagen90. 2. Die agrarischen Rufe nach Staatshilfe waren seit B eginn des 20. Jhts. im Deutschen Reich nicht nur relativ unabhängig von der Konjunkturbewegung; sie waren überhaupt rückwärtsgewandt, rückschrittlich und restaurativ. Gefor­ dert wurde im Grunde ein umfassendes System der Ausklammerung eines gan­ zen Produktionssektors aus den sonst geltenden Wirtschaftsmechanismen zwecks Erhaltung des sozialen Status quo der Produzenten, unter anderem unter B e51 4*

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rufung auf die früher bessere Lage der Landwirtschaft, in einer Zeit, für die die Abnahme der Bedeutung des agrarischen Sektors insgesamt ein entscheiden­ des Strukturmerkmal und kein Zufall war. 3. Hier liegt ein wichtiges Problem der deutschen Agrarpolitik im 20. Jht., das zu einem Teil auch noch das Problem der Grünen Pläne nach 1956 und der Landwirtschaftsförderung in der BRD gewesen ist. Es ist die Tatsache, daß auf einen strukturellen Wandel der gesellschaftlichen Konstellationen durch die rapide voranschreitende Industrialisierung von Interessenten und von Staats wegen in den allerseltensten Fällen mit strukturpolitischen Mitteln reagiert worden ist, ja daß der hohe Grad des Protektionismus durch seine Anreize zur Mehr- und Überproduktion oft sogar strukturpolitische Maßnahmen noch schwieriger gemacht hat als sie ohnehin schon waren. So wie vor der Mitte der 70er Jahre des 19. Jhts. vielfach die hohen B oden- und Güterpreise und die gute Agrarkonjunktur die technische Modernisierung der B etriebe verhindert hatten, so trug danach der Protektionismus entscheidend dazu bei. Man beschränkte sich noch bis in die 50er Jahre im Interesse des kurzfristi­ gen Unternehmerprofits im wesentlichen auf staatliche Eingriffe in die Markt­ ordnung, Subventionen und Preisstützungen, also Mittel, die zum Ausgleich konjunktureller Störungen mit verschiedenen Ursachen ausreichen, aber nicht strukturelle Schwächen und Unangepaßtheiten dauernd beheben können91. Auf die Beseitigung dieser Strukturmängel, insbesondere der progressiven Verschul­ dung und der offenkundig unrentablen Produktionsweisen und B etriebsgrößen wäre es jedoch gerade angekommen, vor allem im Bereich der größten und der kleinsten B etriebe, der ostelbischen Großgüter und der Parzellen unter 2 ha. Die Leistungsfähigkeit dieser B etriebe hätte - und zwar ohne große soziale Kosten für die Großgrundbesitzer oder die B auern - erheblich verbessert werden können durch eine stärkere marktgerechte Diversifizierung und Spezia­ lisierung des Anbaus, durch technische Modernisierung und eine entsprechende Senkung der Produktionskosten, genossenschaftliche Nutzung von Großgeräten, usw. Die einschneidendste der denkbaren strukturreformerischen Maßnahmen, die Herstellung rentabler B etriebsgrößen in den äußeren Randbereichen der Latifundien und Minifundien, hätte möglicherweise besonders von den klei­ neren Bauern soziale Opfer (z. Β. Betriebsaufgabe oder Einschränkung der Ent­ scheidungsfreiheit im Produktionsbereich) gefordert, die jedoch auch nicht grö­ ßer gewesen wären als jene, die ihnen dann mit einiger Verspätung und umso einschneidender seit den 50er Jahren des 20. Jhts. abverlangt worden sind. Auf jeden Fall darf, obwohl dazu keine genauen B erechnungen vorliegen, mit einiger Sicherheit angenommen werden, daß die Steuermittel, die der Agrarpro­ tektionismus der letzten hundert Jahre à fonds perdu beansprucht hat, bei an­ derer Kanalisierung auch dazu ausgereicht hätten, die möglicherweise auftreten­ den sozialen Kosten struktureller Reformen zu decken, die immerhin die An­ passung an die veränderten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen B edingungen der Hochindustrialisierung erleichtert hätten.

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Die Reform der ostelbischen Landarbeitsverfassung blieb in der Praxis bis 1945 weitgehend eine Forderung, die B etriebsgrößenreform und Flurbereini­ gung begann in den 50er Jahren in der B RD, nachdem Ende der 40er Jahre die traditionelle Agrarstruktur in Mitteldeutschland durch die „B odenreform“ zerschlagen worden war. Führende Agrarwissenschaftler und die wenigen Po­ litiker, die kontinuierlich bis in die 30er Jahre strukturelle Reformen an die Stelle des Protektionismus setzen wollten, blieben Rufer in der Wüste92. d) Zur Periodisierung Versucht man, die letzten hundert Jahre der Entwicklung deutscher Agrar­ politik und agrarischer Organisationen nach den verschiedenen Kriterien struk­ tureller B rüche und konjunktureller B ewegungen, staatlicher Interventions­ intensität, institutioneller Veränderungen und des politischen und sozialen Sy­ stembezugs zu periodisieren, so ergibt sich etwa folgendes Bild: 1. Die erste Phase umfaßt die Jahre vom Ausbruch einer Weltwirtschafts­ krise auf dem Agrarsektor 1875 bis zu B ismarcks Rücktritt. Sie ist wesentlich gekennzeichnet durch die Organisation des Solidarprotektionismus im engen Zusammenwirken von Regierung und industriellen wie landwirtschaftlichen Interessenten. 2. Die Zeit zwischen 1890 und 1902 wurde beherrscht von der Gründung des Bundes der Landwirte (1893) und dessen Kampf gegen die Caprivische Han­ delsvertragspolitik, der mit der Verabschiedung des Zolltarifs von 1902 im we­ sentlichen erfolgreich abgeschlossen wurde. Die konjunkturellen Zäsuren: der Höhepunkt der Agrardepression 1893/94 und der anhaltende Aufschwung nach 1898 traten demgegenüber in den Hintergrund. 3. Die günstige Konjunkturlage zwischen der Jahrhundertwende und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zusammen mit dem Sieg im Kampf um den Zolltarif sowie anderen lohnenden politischen Kompromißgeschäften (Flotten­ bewilligung, Mittellandkanalprojekt, Reichsfinanzreform, Polenpolitik, usw.) integrierten die in den 90er Jahren aufgrund der Caprivischen Handelsver­ tragspolitik noch oppositionelle stärkste agrarpolitische Pressure Group dauer­ haft ins völkisch-nationale und reaktionäre Lager der Verbände der B esitzen­ den, zu deren ideologischem und propagandistischem Wortführer sie wurde. Sie stand seitdem grundsätzlich im parlamentarischen Lager der Regierung, solange diese den sozialen Status quo nicht antastete. „Der Agrarier sanftgemute Schar“ (Frank Wedekind) und ihre militante Organisation wurden in diesen Jahren über die Wahrung der spezifischen Interessen des ostelbischen Großbe­ sifzes hinaus zum stärksten B ollwerk der politischen Rechten in Deutschland. 4. Der Zwang zur kriegswirtschaftlichen Kooperation im Ersten Weltkrieg und in den ersten zwei Jahren danach bewirkte auf der einen Seite eine weit über die nur sozialpolitischen Deklamationen des „Kartells der schaffenden Stände“ von 1913 hinausgehende Zunahme der Koordination zwischen organi53 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

sierter Landwirtschaft, Industrie und Regierung. Dabei fielen den großen und untereinander verklammerten agrarischen Verbänden und Korporationen sowie ihren Funktionären Schlüsselpositionen in der Organisation des Versorgungs­ sektors zu. Auf der anderen Seite stärkten die mit der Dauer des Krieges zu­ nehmenden Konflikte zwischen allen agrarischen Interessenten und der von ih­ nen gemeinsam jetzt wegen der bis ins Detail vorangetriebenen administrativen Gängelung als B edrohung empfundenen staatlichen B ürokratie die B eziehungen zwischen den Organisationen der ostelbischen Großagrarier und der west- und süddeutschen B auern, trotz aller Differenzen, die blieben. Die Kriegskonjunk­ tur veranlaßte die Agrarier außerdem zu neuen und unorthodoxen wirtschaft­ lichen Forderungen. In politischer Hinsicht waren sie jedoch - bei aller Un­ zufriedenheit, die gelegentlich ausbrechen mochte - bis zum Ende auf der Seite derer zu finden, die den „Siegfrieden“ um jeden Preis propagierten. 5. Die erste Hälfte der 20er Jahre brachte trotz aller Konjunkturschwan­ kungen und politischen Unruhen eine gewisse Stabilisierung der Situation der deutschen Landwirtschaft, vor allem dank der gesteigerten Nachfrage und der die langfristigen, vor allem die Hypotheken-Schulden verringernden Inflation. Der Stellenwert der spezifisch agrarischen Interessenvertretung nahm jedoch in der ersten Phase der Weimarer Republik ab zugunsten anderer Gruppen innerhalb des Spektrums der politischen Rechtskräfte. Dazu trugen vor allem die dezentrale Organisation des Reichslandbundes, das Aufgehen der alten Deutsch-Konservativen Partei in der breiter konzipierten DNVP und die de­ mokratische Verfassung der Institutionen im Reich und in Preußen bei, vor al­ lem die Abschaffung des Dreiklassenwahlrechts. Der Einfluß der organisierten Agrarier auf die Agrarpolitik blieb jedoch ebenso ungebrochen wie deren gute Beziehungen zur ostelbischen preußischen B ürokratie und Führungselite. 6. Die sechste Phase reicht vom B eginn der Kämpfe um die neue Zollpolitik nach der Währungsstabilisierung (1924) bis zum Ausbruch der Weltwirtschafts­ krise und der Zunahme der politischen Differenzen innerhalb der Landwirt­ schaft und zwischen Landwirtschaft und Industrie im Jahre 1928. 7. Es folgt eine Periode des Übergangs, der B ündnispolitik und neuer Eini­ gungsversuche aller agrarischen Kräfte unter zunehmender Dominanz des agrarpolitischen Apparats der NSDAP vom B eginn der Wirtschaftskrise bis zur Konsolidierung im Reichsnährstand. 8. Die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945 kann auch im Hinblick auf die hier relevanten Periodisierungskriterien als eine Einheit angesehen werden, zumal da die konsequente Gleichschaltung der agra­ rischen Organisationen im Reichsnährstand nicht einmal die Zeit des Zweiten Weltkriegs in ähnlicher Weise, wie es noch beim Ersten Weltkrieg der Fall ge­ wesen war, von der Vorkriegszeit abhebt. 9. Im ersten Jahrzehnt nach dem auch für den deutschen Agrarsektor wirt­ schaftlich und sozial einschneidenden Kontinuitätsbruch des Endes des Zweiten Weltkriegs wurden in allen Gebieten des ehemaligen Deutschen Reichs die land­ wirtschaftlichen Interessenvertretungen neu organisiert und die Prioritäten der 54 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Agrarpolitik neu überdacht. In der B undesrepublik verlief dieser Prozeß zu­ nächst in den Bahnen traditioneller B esitzstandswahrung unter Gewährung in­ konsistenter Wahlgeschenke und einer Fortschreibung des hergebrachten Agrar­ subventionismus. 10. Erst die unter dem Eindruck des in den 50er Jahren deutlich werdenden grundlegenden Strukturwandels auf dem Agrarsektor neu konzipierten und im Landwirtschaftsgesetz vom September 1955 und in den seitdem vorgelegten „Grünen Plänen“ zum Ausdruck kommenden umfassenden Subventionsmaß­ nahmen stellten die westdeutsche Agrarpolitik zwar nicht dem Inhalt, aber doch der Form nach auf ein neues institutionelles Fundament, das auch durch den Beitritt der B undesrepublik zur EWG im Jahre 1957 und den Ausbau des ge­ meinsamen westeuropäischen Agrarmarkts in der Zeit danach vorerst nicht wesentlich modifiziert wurde. 11. Die endgültige Vereinheitlichung des westeuropäischen Agrarmarkts seit Anfang 1970 markiert jedoch in ihren Auswirkungen deutlicher die Grenzen nationaler Agrarpolitik auch für den Bereich der EWG.

3. Die politischen Organisationen des Agrarsektors im Kaiserreich Die Gründung des B undes der Landwirte (B dL) als eines politisch aktiven Verbandes erwies sich nach Meinung der Initiatoren als unbedingt notwendig, weil - so der Tenor der zahllosen Aufrufe und B eiträge zur Diskussion der „landwirtschaftlichen Notlage“ seit Ende 1891 - die bisherigen Interessenver­ tretungen der ostelbischen Großagrarier versagt hätten. Dieser Vorwurf bezog sich auch auf das traditionelle Vehikel zur politischen Artikulation agrarischer Interessen in Preußen, die gerade mit einer Grundsatzkrise sowie latenten Se­ zessionen beschäftigte Deutsch-Konservative Partei93. Wie sah nun das Spektrum der älteren Träger landwirtschaftlicher Interes­ senorganisation in den 90er Jahren insgesamt aus? Mit „älteren Trägern“ sind hier in einem typologischen Sinne auch solche Organisationen gemeint, die wie die Landwirtschaftskammern oder die Vereinigung der christlichen B auernver­ eine Deutschlands zeitlich erst nach dem Bund der Landwirte ins Leben gerufen wurden, da die sie begründende Tradition oder einzelne Gruppen ohne Zweifel älteren Datums sind. Die Sonderentwicklung jenes Konglomerats von Gruppen, das sich in seinen besten Zeiten B ayerischer B auernbund nannte und sich der Typologisierung stellenweise entzieht, soll hier ebenfalls kurz behandelt wer­ den. Nicht näher eingehen möchte ich dagegen auf die 1885 unter der Leitung von Max Eyth gegründete Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), die an Traditionen des 18. Jahrhunderts und das englische Vorbild wissenschaftlicher und praktisch-technischer B eratung anknüpft, aber eigentlich nur mit sehr viel Phantasie als ein Interessen verband bezeichnet werden könnte“. 55 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Abgesehen von der bayerischen Sonderentwicklung haben wir es vor der Gründung des B dL, grob gesprochen, mit drei Kategorien älterer Interessen­ organisationen der Landwirtschaft zu tun: 1. der öffentlich-korporativen Standes- und Interessenorganisation, vor allem in den Landwirtschaftskam­ mern, in B aden und in B ayern zeitweise den Landwirtschaftsräten, im preußi­ schen Landesökonomiekollegium (LÖK) und im Deutschen Landwirtschaftsrat (DLR); 2. den christlichen B auernvereinen und 3. der Vereinigung der Steuer­ und Wirtschaftsreformer.

a) Die öffentlich-korporative Standes- und Interessenorganisation der Landwirtschaft Die am meisten gemäßigte, zuweilen noch wirksamste, in vieler Hinsicht aber doch entschärfte Art landwirtschaftlicher Interessenpolitik wurde schon vor dem Ersten Weltkrieg von den öffentlich-korporativen, staatlich privilegier­ ten und obligatorischen B erufsstandsvertretungen, in der Regel den Landwirt­ schaftskammern, getrieben, die auf dem Wege der Gesetzgebung ins Leben geru­ fen worden waren. Sie operierten vornehmlich auf der Ebene der Verwaltung und wurden nur selten gegenüber den Parlamenten und in der Öffentlichkeit aktiv. Die deutschen Landwirtschaftskammern und ihre Vorläufer sind ebenso wie die seit den 40er Jahren bestehenden Handelskammern und im Gegensatz zu den älteren französischen Kammern, in denen der Staat wesentlich stärker domi­ nierte und deren Potential zur Wahrung partikularer Interessen daher von Anfang an enger umgrenzt war, spezifisch deutsche Institutionen, nicht un­ ähnlich dem doppelt gerichteten Instanzenzug der reformierten preußischen Kommunal- und Kreisverwaltung. Sie sollten einerseits Hilfsfunktionen der Staatsbehörden wahrnehmen, andererseits selber aus Eigeninteresse aktiv wer­ den. Dabei erreichten die Landwirtschaftskammern selbst in überwiegend agra­ rischen Regionen so gut wie nie den Einfluß und das Gewicht der Handels­ kammern. Das lag zum einen daran, daß die Landwirtschaft eben nicht, wie die Industrie, in dynamischer Entwicklung und Expansion begriffen war, sondern ihre ökonomische B edeutung objektiv abnahm. Zum anderen wurden die Kam­ mern ebenso wie die Handelskammern schon bald zum Vehikel von Interessen, die eigentlich anderswo, in den „freien“ Großverbänden, organisiert waren und sich dort auch vehementer Ausdruck verschafften95. Eugen Richter bezeichnete es anläßlich der Debatte über die Errichtung von Landwirtschaftskammern in Preußen im Abgeordnetenhaus am 7. Februar 1894 als einen „verzopften Gedanken“, „heute noch die Vertretung von B erufs­ interessen von Amts wegen durch Gesetzgebung zu organisieren“96. Und in der Tat deuten die Vorgeschichte und die allmähliche spätere Verformung der Landwirtschaftskammern darauf hin, daß die gesetzliche Fixierung der neuen Institutionen in Preußen - und auch das nur in Form einer Kann-B estim­ mung - Mitte der 90er Jahre bereits relativ unerheblich war, obwohl der neue öffentlich-rechtliche Status ihnen sicherlich die Fiktion einer Gesamt56 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Standsvertretung ebenso erleichterte wie das Recht zu geringfügiger B esteue­ rung und die vom Staat übertragene Mitwirkung bei den Notierungen der Börsen und Märkte. Das korporative Zusammenwirken von Staat und landwirtschaftlichen Inter­ essenten war in Deutschland bereits seit der Jahrhundertmitte die Regel und fest institutionalisiert, wobei öffentliche und private Organisationsformen ver­ mischt auftraten, wie ja auch noch bis in den Weltkrieg die zentrale Koordina­ tionsstelle der öffentlich-rechtlichen Körperschaften, der Deutsche Landwirt­ schaftsrat, eine privatrechtliche Institution blieb. Die Hauptträger dieses Zu­ sammenwirkens waren - mit der Ausnahme von B remen, das schon 1849 eine richtige Landwirtschaftskammer einrichtete, und Sachsen, das 1872 den Landeskulturrat etablierte - bis in die 90er Jahre die seit den 20er und 30er Jahren bestehenden landwirtschaftlichen Zentral- und Provinzialvereine gewe­ sen, Zusammenschlüsse und Dachorganisationen der seit Anfang des Jahrhun­ derts überall ins Leben gerufenen landwirtschaftlichen Vereine, alles private Korporationen nach dem allgemeinen Landrecht in Preußen oder dem Code Napoléon im Süden. Diese freien Zusammenschlüsse der Interessenten, deren Prinzipien (Selbsthilfe, „kleine Mittel“, Krediterleichterungen, möglichst keine Politik) der Regierung gefielen, gerieten personell und institutionell in eine immer stärkere Verfilzung mit den jeweiligen Staatsbehörden“. Die endgültige Überführung der Zentralvereine in Landwirtschaftskammern, in Preußen ab 1894, in den anderen Staaten schubweise um 1900 und 1905/06, entsprang einerseits den Interessen der Regierung, die sich einen direkteren Einfluß auf die Willensbildung der Interessenten erhoffte, andererseits dem Verlangen der Mehrheit der Zentralvereine, besonders der ostelbischen, nach Sicherung und Ausbau ihrer berufsständischen Privilegien. Die kurzfristige Agitation des BdL spielte dagegen kaum eine Rolle98. Die B egeisterung der Zentralvereine war auch keineswegs ungeteilt: Schon 1850 hatten sich die preußischen Provinzialvereine unter der Führung des Zen­ tralvereins der Provinz Sachsen für eine Kammerorganisation ausgesprochen, auf Befragen der Regierung aber ein B esteuerungsrecht ausdrücklich abgelehnt. Und bei der B eratung der Regierungsvorlage im Abgeordnetenhaus 1894 argu­ mentierte nicht nur der westpreußische Vertreter Puttkamer-Plauth mit typi­ schen Funktionärsargumenten gegen die Kammern, auch das Zentrum, dessen Abgeordneter Loë vom Rheinischen Zentralverein den Initiativantrag ein Jahr zuvor eingebracht hatte, stimmte dagegen, weil der Partei das Wahlrecht zur Kammer ebensowenig gefiel wie die Ersetzung der erwünschten freiwilligen Korporation durch eine Zwangskörperschaft. Die Rheinprovinz und Hannover errichteten ihre Landwirtschaftskammern dann auch erst 1899“. Der landwirt­ schaftliche Provinzialverein Westfalen-Lippe unter der Führung des (katholi­ schen) Westfälischen B auernvereins lehnte noch im Februar 1895 die B ildung einer Landwirtschaftskammer mit dem Argument ab, die bestehenden privat­ rechtlichen Vereine reichten aus zur Wahrung der landwirtschaftlichen Inter­ essen, denn man wolle Selbsthilfe und nicht Staatsintervention. Dasselbe Gre-

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mium mußte sich zweieinhalb Jahre später (22. Oktober 1897) in Anwesenheit des preußischen Landwirtschaftsministers vom Präsidenten der schlesischen Landwirtschaftskammer, dem Grafen Zedlitz-Trützschler, sagen lassen, „daß wir uns auf die Dauer den Luxus dieser Idealstellung nicht mehr gewähren können. Unsere heutige kritische Zeit fordert festeren B oden unter den Füßen zur Wahrung der Interessen“. Mit 39 zu 25 Stimmen wurde daraufhin, eher aus Gründen der Einheitlichkeit, die Errichtung der Provinziallandwirtsdiafts­ kammer für 1898 gutgeheißen100. Der zitierten „Wahrung der Interessen“ waren allerdings nicht nur die weiter oben erwähnten institutionellen Grenzen gesetzt. Wie ein B lick in die Mitglie­ derlisten und Verhandlungen deutlich macht, wurden die Landwirtschaftskam­ mern binnen kürzester Frist von den jeweils regional dominierenden freien landwirtschaftlichen Organisationen beherrscht, in Preußen vor allem den ka­ tholischen B auernvereinen im Rheinland und in Westfalen, und vom B und der Landwirte in den meisten anderen Provinzen ebenso wie in Mecklenburg. Multifunktionäre wie v. Oldenburg-Januschau, v. Wangenheim, Roesicke, v. Landsberg-Velen oder Graf Schwerin-Loewitz wurden kennzeichnend für die Personalbesetzung der Kammern, besonders von deren Vorständen, wie auch des preußischen Landesökonomiekollegiums und des Deutschen Landwirt­ schaftsrats. Von der Regierung bevorzugt mit Informationen beliefert und in jeder wichtigen Frage konsultiert oder um Gutachten gebeten, hat vor allem der Deutsche Landwirtschaftsrat unter dem Vorsitz von Schwerin-Loewitz eine wichtige Ausgleichs- und Vermittlungsfunktion vor allem deshalb gehabt, weil in ihm auch die außerpreußischen Interessen stärker zur Geltung kamen. Das preußische Landesökonomiekollegium trat dagegen in den großen Kämpfen seit den 90er Jahren immer mehr in den Hintergrund. Wurden die Landwirt­ schaftskammern in den 90er Jahren vielfach zu öffentlich-rechtlichen Repro­ duktionen der interessierten Verbände, denen sie eine zweite, gewissermaßen „seriösere“ Agitationsplattform bieten konnten, so repräsentierte der Deutsche Landwirtschaftsrat in dieser Zeit die landwirtschaftlichen Interessen en petit comité gefiltert und durch Kompromisse und Abstriche auf einen Nenner ge­ bracht. Er wollte zwar Interessen wahren, aber nicht Interessen politik machen. Nach der Jahrhundertwende, in der Kleinarbeit an den Zoll- und Steuergeset­ zen, trat er, zusammen mit dem BdL und den Brennerei- und Zuckerverbänden, wieder etwas stärker in Erscheinung. Die Organisation der agrarischen Inter­ essenpolitik in den 90er Jahren überließ er, wie alle öffentlichen korporativen Standes- und Interessenorganisationen der Landwirtschaft, dem B dL101. b) Die christlichen Bauernvereine Die regionalen christlichen B auernvereine, auf der anderen Seite, die sich erst im Jahre 1900 zu der etwa 210 000 (1906 über 300 000) korporative Mitglieder in zunächst 17, später 27 Vereinen102 zählenden Vereinigung der christlichen 58 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Bauernvereine Deutschlands zusammenschlossen, spielen als agrarische Interes­ senverbände im gesamtpolitischen Spektrum des Kaiserreichs nur eine geringe Rolle. Ihre wesentliche politische Funktion bestand augenscheinlich darin, den konservativ-agrarischen Flügel der Zentrumspartei stark zu machen, wobei sich in den 90er Jahren besonders der zahlenmäßig größte Rheinische B auern­ verein unter dem Vorsitz des Freiherrn v. Loe und die einflußreichen Gruppen des Westfälischen, Schlesischen und B ayerischen B auernvereins hervortaten103. Eine klare wirtschaftspolitische Programmatik hatten die katholischen B auern­ vereine, von denen der Westfälische B auernverein als einziger seit der Einglie­ derung des Minden-Ravensberger B auernvereins 1887 eine protestantische Min­ derheit aufwies, ebensowenig wie die Zentrumspartei selber; in der Schutzzoll­ agitation blieben sie mit der Ausnahme des Rheinischen B auernvereins104 Mit­ läufer. Zu einem großen Teil scheint das damit zusammenzuhängen, daß die ideologisch und programmatisch prägende älteste Gründung, der Schorlemersche Westfälische B auernverein von 1862, umorganisiert 1871, eine Region mit relativ geringer Anfälligkeit für strukturelle und konjunkturelle Krisen reprä­ sentierte. In Westfalen hatten sowohl die großbäuerlichen B etriebe (20 bis 100 ha) als auch die Großbetriebe (über 100 ha) rentable Größen, d. h. sie waren weder zu klein wie viele B auernstellen Süddeutschlands, noch zu groß wie viele ostelbische Güter. Ihre hypothekarische Verschuldung war vergleichs­ weise gering, Mehrfruchtwirtschaft und Viehzucht minderten das Produzenten­ risiko, und das traditionelle Anerbenrecht bzw. auch die Praxis der Über­ tragung zu Lebzeiten zwecks Umgehung der Erbschaftssteuer verhinderten die B odenzersplitterung. Infolgedessen konzentrierten sich die B auernvereine auf die genossenschaftliche Organisation des Personalkredits und des Warenbezugs und auf praktische Fragen des Versicherungswesens und der Schiedsgerichtsbarkeit auf dem Wege der Selbsthilfe. In Westfalen wollten selbst die Großagrarier damals nichts von Staatshilfe wissen. Ihr Verein, der 1878 etwa 13 000 und 1895 23 000 Mitglieder zählte, verfolgte nach dem Ende des Kulturkampfs, der einige Schwierigkeiten gebracht hatte, überwiegend Ziele der Konservierung, B ewahrung und Restauration und ver­ stand sich ausdrücklich als „unpolitisch“105. Im selben Jahr 1891, als der Ver­ ein die langersehnten Korporationsrechte erhielt, samt einem Lob der Staats­ regierung, wurde Schorlemer zum lebenslangen Mitglied des preußischen Her­ renhauses ernannt, in der Tat ein Kontrast zu den militanten und oppositionel­ len agrarischen Politikern Ostelbiens, die sich gleichzeitig zu sammeln began­ nen. Die späteren Versuche des B undes der Landwirte, mit den im Rheinland und in Westfalen tonangebenden B auernvereinen zu koalieren, wurden mehr­ fach zurückgewiesen106. Auch in den anderen deutschen Staaten, vor allem in B aden und B ayern, dessen sieben zum Teil bis in die 60er Jahre zurückreichenden B auernvereine mit fast 100 000 Mitgliedern (1900) sich erst 1898 ein Gesamtpräsidium gaben, ähnelten die christlichen B auernvereine wesentlich mehr den alten, ebenfalls unpolitischen landwirtschaftlichen Vereinen als den neuen wirtschaftspolitischen

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Pressure Groups der 70er Jahre, obwohl sie zur „Erhaltung des Besitzstandes“ eine energische Vertretung durch Mitglieder der B auernvereine durchzusetzen vorhatten107. Charakteristisch für die B adischen und B ayerischen B auernver­ eine ebenso wie für den Trierischen Bauernverein war im Gegensatz zu den rhei­ nischen, westfälischen und schlesischen Vereinen die überwiegende Zahl von Kleinbesitzern und Nichtbesitzern (Geistlichen) in den Führungsgremien der Vereine und infolgedessen eine geringer prononcierte Artikulation großagrari­ scher Interessen108. Was sie allerdings verband und andererseits von den alten landwirtschaftlichen Vereinen unterschied, war die ausgeprägte katholische, an Riehl orientierte korporativ-berufsständische, antidemokratische Ideolo­ gie, die die „Rückkehr zu einem gesunden korporativen Leben“ propa­ gierte und den „abstrakten Ideenkorporationen“ der Parteien „das Reelle unserer Interessenkorporationen entgegen(setzte), die aber nicht bloß auf materiellem B oden basiert“, sondern „auf dem B oden des positiven Christentums“109. Vergleicht man solche Aussagen mit Stellungnahmen des Bundes der Landwirte, dann wird deutlich, daß es zumindest in Deutschland und, wie der Vergleich mit Frankreich zeigt, auch in anderen traditionellen Bauernländern offenbar so etwas wie strukturell gleichgerichtete Prinzipien agrarischer Ideologie gibt, trotz der Möglichkeit divergenter Weltbilder im Hintergrund und verschiedener Anlässe und Zwecke des politischen Engage­ ments. Insgesamt muß man von den christlichen B auernvereinen sagen, daß ihrem gesamtpolitischen Einfluß Grenzen gesetzt waren, weil sie auf bestimmte Regio­ nen und im wesentlichen auf die katholische Konfession beschränkt blieben, weil ihre Organisation nicht straff genug war, sie grundsätzlich eine unpolitische Tendenz hatten, die Stärkeren unter ihnen innerhalb der Zentrumspartei per­ manent um ihren Einfluß kämpfen mußten, von dem sie nach der Jahrhundert­ wende einiges einbüßten, weil die Zentrumspartei überhaupt keine reine Agrar­ partei war wie etwa die Deutsch-Konservative Partei, sondern unaufhörlich um Ausgleich zwischen den verschiedenen innerparteilichen Gruppen - neben den Bauernvereinen vor allem dem Klerus, den christlichen Gewerkschaften, Kol­ pingvereinen, Gruppen des Volksvereins, usw. - bemüht sein mußte, und vor allem, weil das Gewicht der von den christlichen B auernvereinen organisierten landwirtschaftlichen Interessen innerhalb des preußisch-deutschen Machtgefü­ ges bei weitem nicht an das der preußischen Junker heranreichte110. c) Die Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer Um die Vereinigung der Steuer- und Wirtscbaftsreformer, den entscheiden­ den Beitrag der großagrarischen Schutzzöllner zur Verbandsbildung der zweiten Stufe in den 70er Jahren, war es bereits in den 90ern relativ still geworden. Die Vereinigung hatte als erste seit 1878 Getreideschutzzölle propagiert, als selbst viele exportierende ostelbische Großagrarier davon noch nichts wissen wollten 60 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

und sogar der Deutsche Landwirtschaftsrat vehement dagegen Stellung nahm111. Nach den Zolldebatten hatte sie allmählich stärkeren Einfluß auf die öffent­ lichen Vertretungen und den Kongreß der deutschen Landwirte gewonnen, hatte auch Anfang der 90er Jahre zu den entschiedensten Anregern und Förde­ rern der Gründung des Bundes der Landwirte gehört, verlor aber danach an Boden gegenüber dem Bund, der in mancher Hinsicht als Erbe und Nachfolge­ institution dieses großagrarischen Diskussionsclubs angesehen werden kann, be­ sonders im Hinblick auf die Schutzzollagitation, antisemitische Propaganda, und den Versuch, unklare „mittelständische“ Interessen in die B ahnen konservativ­ protektionistischer Politik zu integrieren. Die relativ mitgliederarme112 und in den Kämpfen um die konservative Parteiführung Anfang der 90er Jahre über­ dies geschwächte Vereinigung blieb zwar weiterhin als gesonderte „Organisa­ tion“ bestehen, arbeitete aber eng mit dem Bund der Landwirte zusammen, in dessen Führungsgremien ein Großteil der Mitglieder der Vereinigung und de­ ren Vorstands vertreten waren. Die Jahresversammlungen beider Gruppen wur­ den seit 1893 jeweils gleichzeitig im Rahmen der sogenannten „agrarischen Woche“ in B erlin abgehalten113. Die besondere B edeutung der Vereinigung in den 90ern und danach hat darin gelegen, daß der nach außen hin etwas seriöser sich gebende, konservative wirtschaftspolitische Honoratiorenverband wesent­ lich besser noch als der moderne und vulgäre B dL im Sinne der Agrarier auf die aristokratischen Hochkonservativen einzuwirken verstand und auch ähn­ lich den periodischen Freien Wirtschaftlichen Vereinigungen im Reichstag den Dialog mit der Industrie nie abreißen ließ. Im Konflikt zwischen Deutsch-Kon­ servativer Partei und B dL über den Zolltarif 1902/03 stand die Mehrheit der Vereinigung auf Seiten der Partei, 1906 befürwortete sie den verstärkten Eisen­ bahnbau in den Kolonien, dem der B und sehr mißtrauisch gegenüberstand, und auch ihre nach der Jahrhundertwende wieder zunehmenden Interventio­ nen in die steuerpolitischen B eratungen waren zuweilen etwas mehr als die der radikalen Bundesagrarier auf Vermittlung hin konzipiert. Im großen und ganzen war jedoch in den 90er Jahren in der wirtschaftspoli­ tischen Zielsetzung und der Wahl der Mittel kein großer Unterschied zwischen Vereinigung und B und, allenfalls in der Radikalität des Tonfalls: Hatten die Steuer- und Wirtschaftsreformer schon 1879 gefordert, „den Rechtsstaat all­ mählich wieder in den Staat der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu ver­ wandeln“, und hatte im selben Jahr die der Vereinigung nahestehende Deut­ sche Landeszeitung „eine Art von Diktatur“ verlangt, „wie wir solche bisher schon im wesentlichen gehabt haben, nur mit dem Unterschied, daß man nicht mehr gleich viel Pferde hinter und vor den Wagen spannt“, so drückte der BdL später dasselbe gesellschaftspolitische Leitbild nur drastischer und beden­ kenloser aus: „Wir stützen die Autorität, es muß nur die richtige sein.“114

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d) Die Bauernbünde in Bayern Während daneben der ebenfalls an der B dL-Gründung beteiligte Deutsche Bauernbund, eine Gründung von 1885 mit etwa 40 000 Mitgliedern, vornehm­ lich aus dem ostelbischen Preußen, Sachsen und Thüringen, unter dem Vorsitz von Ploetz 1893 bruchlos in den B dL überführt wurde, verlief die Entwicklung der B auernbünde in B ayern weniger gradlinig. Sie ist gekennzeichnet durch eine Kette mißlungener Versuche, divergierende Interessen und zerstrittene und sektiererische Partikularisten und Ideologen in einer Organisation zusammen­ zuhalten. Außerdem muß sie auf dem Hintergrund einer spezifisch süddeut­ schen politischen Kultur gesehen werden, die sich von der preußischen erheblich unterscheidet. Die Konflikte zwischen den bayerischen Agrarorganisationen ergaben sich zum einen aus konfessionellen Gegensätzen und unter Protestanten noch zu­ sätzlich aus einer unterschiedlichen Intensität des Antiklerikalismus, zum ande­ ren aus den Verschiedenheiten der B esitzverhältnisse, B etriebsgrößen und Pro­ duktionsweisen. In den katholischen Regionen B ayerns dominierten durchweg ohnehin unangefochten die christlichen B auernvereine unter dem Vorsitz Heims (seit 1898), die eng mit der regierenden Zentrumspartei liiert waren. Den oppo­ sitionellen und antiklerikalen B auernbünden blieben vor allem überwiegend protestantische Distrikte, in denen sie mit dem weniger antiklerikalen, aber aufgrund seiner eindeutig preußischen Orientierung beargwöhnten B dL kon­ kurrieren mußten, und jene Gebiete, in denen - unabhängig von der Konfes­ sion - unrentabler und verarmter Klein- und Kleinstbesitz vorherrschte, die Bauern von der Regierung und den christlichen B auernvereinen enttäuscht wa­ ren und mithin in größerer Zahl die radikaleren Forderungen der B auern­ bünde, die auch kleinbürgerliche Züge aufwiesen, begrüßten115. Das war im rechtsrheinischen B ayern vor allem der Fall in Teilen Niederbayerns und Fran­ kens, während Oberbayern und Schwaben, Kreise, in denen der Mittel- und Großbesitz zahlreicher war, fest in der Hand der katholischen B auernvereine blieben116. In den aufeinander folgenden, deklamatorisch anspruchsvollen Programmen des B ayerischen B auernbundes, des 1895 geschaffenen Zusam­ menschlusses der regionalen B ünde, der sich ausdrücklich als „Volkspartei“ definierte, mischten sich, ohne Scheu vor Widersprüchen, je nach den momen­ tanen Mehrheitsverhältnissen, die verschiedensten Elemente. Großbäuerliche Forderungen nach Schutzzoll, Subventionen und Erbrechtsreform standen ne­ ben eher mittelständischen nach Abschaffung der B odenzinse, Schutz der Klein­ gewerbe und dem B efähigungsnachweis und wieder anderen nach billigen Kre­ diten, Doppelwährung oder der „B rechung der Schuldknechtschaft des Geld­ kapitals“ (so schon Thüngen-Roßbach 1876). B etont föderalistische Losungen verbanden sich mit antiklerikalen Punkten wie etwa der Verstaatlichung des Schulwesens (1894 und 1897) sowie ausgesprochen demokratischen Tendenzen, ζ. Β. dem Verlangen nach progressiver Einkommensteuer und einer Reform der Rechtspflege und des Wahlrechts. Im Programm von 1911 wurde die Aufhe62 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

bung der Fideikommisse und ein „energisches Eintreten für die internationale Abrüstung“ gefordert, gegen Ende des Weltkriegs sogar die Auflösung jegli­ chen Großgrundbesitzes über 1000 Tagwerk ( = 340 ha)117. Die einzelnen re­ gionalen B auernbünde blieben im Grunde selbständig, so vor allem der kleine, aber agitatorisch rührige Mittelfränkische B auernverein um Lutz-Heidenheim und B eckh-Rathsberg und der ältere und größere, vehement antiklerikale Vränkische B auernbund (vor 1893: Fränkischer B auernverein) des Freiherrn v. Thüngen-Roßbach. B eide Organisationen arbeiteten - bis hin zu Massen­ übertritten 1900 und 1910 - bei vielfacher Doppelmitgliedschaft kontinuier­ lich mit dem BdL zusammen, dessen stärkste bayerische Zentren in Ober- und Mittelfranken und in der Pfalz lagen118. Die umfassende Dachorganisation des B ayerischen B auernbundes kam 1895 auf dem Regensburger B auerntag unter der Führung des Fränkischen B auern­ bundes nur um den Preis zustande, daß die sog. „Antikanitzianer“, die Gegner des großagrarischen Protektionismus um Kleitner, Eisenberger und Wieland, ausgeschlossen blieben. Es waren übrigens diese vielfach antisemitischen, später vereinzelt auch radikaldemokratischen Vertreter des Kleinbesitzes, die die SPD damals zu beerben hoffte und auf die Schönlank anspielte, wenn er im Juli 1894 in München verkündete, „wer Sigl sage, werde bald auch Vollmar sagen“119. Die Vereinigung dieser Gruppe mit dem Bayerischen B auernbund kostete wie­ derum Thüngen den Vorsitz und den Franken das Übergewicht in der Organi­ sation, die sich, gefördert noch durch persönliche Rivalitäten und durch die im selben Jahr verstärkte Kampagne des Zentrums und der christlichen B auern­ vereine gegen die „Landsozis“, zunehmend aufspaltete. Die innere Zerrissen­ heit, das Fehlen einer sicheren Führung und der Mangel eines gut organisier­ ten Apparates und geeigneter Publikationsorgane waren auch die Ursachen für den Niedergang des Bayerischen B auernbundes, der nach der Jahrhundert­ wende zum bloßen, und nicht einmal sehr erfolgreichen Wahlverein herabsank. Den rund 140 000 Stimmen, die der Bund, der nur 15 000 Mitglieder hatte, bei den Reichstagswahlen von 1898 erhalten hatte, standen bei den Wahlen von 1907 nur noch 70 192 Stimmen gegenüber. Zu einigem Einfluß kam er erst wieder während der Kriegsjahre und in der Novemberrevolution120. e) Der Bund der Landwirte (1893-1914) Die beherrschende agrarische Interessenorganisation im Wilhelminischen Reich war der Bund der Landwirte. Der BdL kann als typisch für die Verbände der dritten Stufe der Verbandsbildung in den 90er Jahren angesehen werden, die vor allem durch den zunehmenden Appell an die Öffentlichkeit und die Neigung zu nicht nur wirtschaftspolitischer, sondern gesamtpolitischer Interven­ tion charakterisiert sind und zu denen als eine Sonderform auch die imperiali­ stischen oder antisozialdemokratischen Agitationsvereine gehören. Gegründet in radikaler Opposition zur Caprivischen Industrieförderungs- und Handelsver63 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

tragspolitik, entwickelte sich der Bund rasch zu einer Massenorganisation (1894 über 200 000, 1901 über 250 000, 1912 über 330 000 Mitglieder), in der die getreideproduzierenden ostelbischen Großgrundbesitzer zwar weniger als 1 % der Mitgliedschaft, gegenüber 75 % Kleinbauern, ausmachten, aber alle Gre­ mien des Vereins und den von B erufspolitikern straff geführten und von An­ fang an auf die Bedürfnisse der Wahlkampfführung und Agitation hin konzi­ pierten, von oben nach unten durchorganisierten und ökonomisch selbständigen bürokratischen Apparat beherrschten121. Was dem Bund an Geld und direktem Einfluß seiner Führer auf die Regierung und den Gang der wirtschaftspoliti­ schen Entscheidungen zunächst fehlte, ersetzte er durch Einheitlichkeit ohne Richtungskämpfe und Flügelbildung, eine akklamative Massenbasis im Lande, die mittels populärer und perfekt an den Mann gebrachter ideologischer Ver­ schleierungsmechanismen manipuliert wurde, durch hochentwickelte Agitations­ formen in breit gestreuter Presse und Versammlungen sowie eine schlagkräftige Organisation der Wahlkämpfe und des parlamentarischen Hilfsdienstes122. Der Bund führte die Wahlkämpfe auf eigene Rechnung, stellte aber nur selten, und nach dem Mißerfolg bei den Reichstagswahlen 1903 kaum noch, eigene parteilose Kandidaten auf. Er hielt sich an die - zum Teil unter seiner massi­ ven Mitwirkung - von den Parteien aufgestellten Kandidaten, sofern sie sich auf die Prinzipien des B undes verpflichteten und ein verkapptes imperatives Mandat übernahmen, dessen Einhaltung überwacht wurde. 1898 waren von 397 Reichstagsabgeordneten 118 aus fünf Parteien vom B dL verpflichtet; 76 waren Mitglieder des B undes. 1903 waren es 89, 1907: 138, 1912: 78123. Im preußischen Abgeordnetenhaus waren es konstant über ein Drittel der Abge­ ordneten, 1908 sogar die absolute Mehrheit; etwas weniger in der sächsischen zweiten Kammer (vor 1909)124. In Frontstellung gegen Sozialdemokraten und Linksliberale bei nur gelegent­ lichen taktischen Wahlabsprachen mit dem Zentrum vor allem im Rheinland und in Posen, und vor dem endgültigen B ruch im Jahre 1909 zeitweilig enge­ ren Beziehungen zu bestimmten Landesverbänden der Nationalliberalen Partei, vor 1897 in Hannover und danach noch in B ayern und in Westdeutschland, stützte sich der B und dabei in der Regel auf die unorganisierte Mehrheit der freikonservativen Abgeordneten und ganz und gar auf die Deutsch-Konserva­ tive Partei, deren B asisorganisationen, Kandidatenselektion und Politik er in enger organisatorischer und personeller Verflechtung durchweg unangefochten kontrollierte und deren Programmatik und politischen Stil er in den zwanzig Jahren vor 1914 nachhaltig veränderte. Das brachte zahlreiche Konservative, vor allem in der grundsätzlich „oppositionellen“ Zeit des Bundes vor 1902125 in folgenreiche Loyalitätskonflikte mit der Regierung und mit herkömmlichen Prinzipien konservativer Politik126. Der BdL hat seit seiner Gründung einen außerordentlich starken Einfluß auf „die ganze Richtung der wirtschaftlichen Gesetzgebung“127 ausgeübt, wobei ihm die politische Machtstellung und Privilegierung der in ihm organisierten Inter­ essenten in Preußen nachhaltig zugute kam. Daß er darüber hinaus auch im 64

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Hinblick auf die sozial- und verfassungspolitischen Fragen von allen Verbänden wohl am stärksten zur Polarisierung der nicht-sozialistischen Kräfte beigetragen haben dürfte, daß er auch Gruppen ohne agrarische Interessen wie die des „alten“ Mittelstands ins agrarische Lager zu ziehen verstand, ist vor allem der außerordentlichen Integrationskraft der militanten neukonservativ-agrarischen, völkisch-nationalen wirtschaftsharmonistischen Ideologie mit sozialdarwinisti­ schen, mittelständischen und antisemitischen Zügen zuzuschreiben. In diesem aus unterschiedlichen Wurzeln gespeisten Konglomerat verband sich wohldo­ siert die Rechtfertigung des gesellschaftlichen und politischen Status quo mit jenem vehement revolutionären Potential, das der Übergang vom Agrar- zum Industriestaat auch von rechts freigesetzt hatte, und das dazu beitrug, daß der BdL zum wirkungsmächtigen Vorbild eines neuen Typs politischer Organisa­ tion der B esitzenden auf der Grenze zwischen Partei und Verband wurde, in dem reaktionäre Ziele, direktdemokratische Techniken und präfaschistische Ideologie miteinander kombiniert wurden128. Der B dL stand zwischen 1893 und 1902 in zuweilen radikaler Opposition zur Regierung und zum „Caprivi-System“, er trug entscheidend bei zum Sturz dieses Kanzlers, zur Verabschiedung Marschalls und B oettichers und zum kon­ servativen Ministerrevirement von 1901 ebenso wie später zum Sturz des Reichskanzlers B ülow, wobei auch die Beziehungen führender Agrarier zu ho­ hen Militärchargen in der Umgebung des Kaisers und zum Zivilkabinett eine Rolle spielten. Der B und mobilisierte in kürzester Zeit fast die Hälfte der Reichstagsabgeordneten gegen die Handelsverträge 1893 und 1894 und setzte die Aufhebung der Staffeltarife und des Identitätsnachweises durch, was zu­ sammen mit dem bereits bestehenden Einfuhrscheinsystem zur Mehrproduktion anreizte, weil dadurch die Ausfuhr ostelbischen Roggens (in geringerem Um­ fang auch des Hafers) faktisch mit einer Exportprämie subventioniert wurde, während sich gleichzeitig der Roggen- und Weizenimport in Westdeutschland verteuerte. Der B und konnte jedoch die Fortsetzung der kurzlebigen Caprivi­ schen Außenhandelspolitik zu B elebung der deutschen Exportindustrie und des städtischen Arbeitsmarkts vorerst ebensowenig verhindern wie er etwa 1894 Waldersee als Kanzler oder Heydebrand als Landwirtschaftsminister durchset­ zen konnte. Nach der ihnen von Eugen Richter unterstellten Devise „Lerne zu klagen, ohne zu leiden“ forderten die Agrarier ohnehin erheblich mehr als sie realistischerweise zu bekommen sich ausrechnen konnten. Das beste B eispiel dafür war der Antrag Kanitz zur Verstaatlichung des Getreideaußenhandels, der feste Preise „auf mittlerer Höhe“ garantieren und das Produzentenrisiko einer kleinen Gruppe sozialisieren sollte und den Kanitz selbst einmal als „Vorpostengefecht“ qualifiziert hat, oder auch die Doppel­ währung. Die wichtigsten Forderungen des dritten der sog. „großen Mittel“, der B örsenreform, wurden im Gesetz von 1896 weitgehend berücksichtigt, wenngleich das Verbot des Terminhandels für Getreide in Wirklichkeit noch längere Zeit umgangen werden konnte129. Die Agrarier waren jedoch meistens

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mit dem, was sie am Ende bekamen oder durchsetzen konnten, relativ zu­ frieden. Das gilt auch für die unter propagandistischem Hochdruck und dank der guten B eziehungen zu eigentlich allen preußischen Landwirtschaftsministern und deren B eamten realisierte verbraucherfeindliche Produzentenpolitik der „kleinen Mittel“. Dazu gehörten ζ. Β. Viehgesundheitsvorschriften zwecks vor­ übergehender Grenzsperre für Importe, Fleischbeschaugesetze, die Verbesse­ rung der Eisenbahntarife, das Margarinegesetz von 1897, die Revision des Kommunalabgabengesetzes 1893, die Erhaltung der Branntweinliebesgaben und die Zuckergesetzgebung130. Noch größere B reitenwirkung hatten die einseitige Durchführung der inneren Kolonisationspolitik im preußischen Osten zu Gun­ sten des Großbesitzes und die jahrelange B lockade und schließliche Entschär­ fung des Baus des Mittellandkanals, an dem vor allem die Industrie interessiert war131. Vor allem aber konnten die Agrarier mit der im Arrangement mit Industrie und Regierung durch den Zoll-Flottenkompromiß bis 1902 durchge­ setzten Erhöhung der Getreidezölle zufrieden sein, die ohne Zweifel einer der größten wirtschaftspolitischen Erfolge des BdL war. Die Agrarier lamentierten nur noch eine ganz kurze Zeit darüber, dabei nicht mehr bekommen zu haben. Insgesamt beendete die Annahme des Antrags Kardorff die grundsätzliche Op­ position des B dL gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung. Zollpolitisch sa­ turiert, integrierten sich die Agrarier danach in der Regel in die jeweiligen Re­ gierungsmehrheiten, wobei ihre Vorliebe für das B ündnis mit dem Zentrum, also die Allianz der Konservativen beider Konfessionen, unübersehbar blieb132. Die großagrarische Orientierung des BdL kommt auch in seinen wirtschafts­ politischen Programmen und Zielsetzungen zum Ausdruck133. Der landwirt­ schaftlichen „Notlage“ sollte durch zoll- und steuerpolitische Preisstützung der agrarischen Produkte abgeholfen werden, die Höhe der Getreidepreise war, wie auch immer, vom Staat zu garantieren und die Konkurrenz der Industrie auf dem Arbeitskräftemarkt einzudämmen. Es ging den Agrariern nicht um strukturelle Rationalisierungsmaßnahmen und Reformen der Großbetriebe, sondern um öffentliche Wohlfahrtsleistungen, die der Landwirtschaft als dem ersten und wichtigsten Stand in einem organisch und berufsständisch begriffe­ nen Wirtschaftsgefüge direkt und kurzfristig zugute kommen sollten. Zum Beispiel: Finanzielle Entlastung des Grundbesitzes, Reorganisation des Grund­ kredits, radikale Entschuldung, Reduzierung der Kommunal- und Schul­ lasten und des Arbeitsschutzes, Zollkredite und B arsubventionen, vor al­ lem aber hohe Getreidezölle, die die Grundwerte künstlich hochhalten und die hypothekarische Verschuldung fördern mußten und ihrem Effekt nach eine „Aufforderung zum Klassenkampf“ bedeuteten (H. Rosen­ berg134. Im Interesse an hohen Preisen propagierten die ostelbischen Groß­ agrarier landwirtschaftliche Autarkiepolitik, und zur Aufrechterhaltung ihrer traditionellen Vormachtstellung in Preußen bekämpften sie die Städte und den Liberalismus, die als Brutstätten von Freihandel und Kapitalismus, Demo66 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

kratie, möglicher Emanzipation und daher „Zersetzung“ galten, fast noch mehr als die Arbeiterbewegung, mit der sie in der Praxis nicht so direkt zu tun hat­ ten wie die Industriellen. Für sie reduzierte sich die „soziale Frage“ vielfach auf den billigen Import polnischer Saisonarbeiter. Die „rote und die goldene Internationale“ waren die Gegner, zur letzteren gehörten aber nur die „inter­ nationale Industrie“ und das Finanz- und Handelskapital sowie die B anken, während der sog. „nationalen Industrie“, d. h. vor allem der Schwerindu­ strie, die Daseinsberechtigung und Nützlichkeit keineswegs bestritten wur­ de135. Sozialdarwinistische und rassistische Vorstellungen und Glaubenssätze, Anti­ semitismus, Xenophobie und viele Züge des radikalen, völkisch-biologistischen Nationalismus der Agrarier, der an die Stelle der traditionellen altkonservati­ ven Orientierüng getreten war, lassen deutlich werden, daß auch im B dL die sozialimperialistische Grundstimmung vorherrschte, die im Wilhelminischen Deutschland alle Verbände der B esitzenden kennzeichnete, und zwar in einer besonderen Variante. Von der Kolonialpolitik des Reichs und von militäri­ schen Expeditionen in ferne Länder hielten die Agrarier wenig, da diese Steuer­ gelder kosteten und ihnen nichts Greifbares einbrachten. Wenn sie, von ihrem obersten Kriegsherrn am Ροrépée gefaßt, gelegentlich nicht umhin konnten zuzustimmen, so sagten sie deutlich, was sie erwarteten: „Die Agrarier sind immer dabei, wenn es gilt, Deutschlands Stellung in der Welt zu stärken, nur wollen sie dabei nicht selbst unter die Räder kommen.“136 Dennoch kultivier­ ten und propagierten sie ein spezifisches imperialistisches Sendungsbewußtsein, das in seiner B edeutung den Vorstellungen anderer Nationen von „manifest destiny“ oder von der „mission civilisatrice“ kaum nachstand. Ihr Einsatz für eine „nationale Kolonialpolitik“, d. h. eine, die sie nichts kostete und ihnen Vorteile bringen konnte, zielte vor allem ab auf die ökonomische und militä­ rische Expansion Preußen-Deutschlands in Richtung Ostmitteleuropa und Ost­ europa. Der Drang nach Osten war für die agrarischen preußischen „Herren­ menschen“ (F. Naumann) und ihre Ideologen die einzig lohnende Form des deutschen Imperialismus und die angemessene Weise der Stärkung deutscher Weltgeltung. Das Verlangen nach Unterwerfung und Kolonisierung weiterer Gebiete jenseits der preußischen Ostgrenze, die Idee der disziplinierenden Ord­ nungsmission gegen „polnische Zustände“, „Tarnopoler Moral“ und „galizi­ sche Verjudung“, die imperialistische Aggression wurden vom BdL ebenso eifrig propagiert wie von anderen Verbänden. Die Agrarier dachten dabei aber eben­ so wie die Funktionäre des von ihnen unterstützten und mit ihnen eng zusam­ menarbeitenden Ostmarkenvereins (HKT) und im Gegensatz zu vielen Alldeut­ schen oder anderen, der Industrie nahestehenden Imperialisten, zuerst an den Zuwachs an Grund und Boden, die Vergrößerung, bzw. Kumulation ihrer Gü­ ter und den Gewinn billiger Arbeitskräfte. Die Möglichkeit der Ausdehnung ihres persönlichen Herrschaftsbereichs in Gebiete, die außerdem den bereits beherrschten ähnlich und ihnen vertraut waren, schien ihnen höhere Einnah­ men und damit eine Chance in Aussicht zu stellen, eventuell endlich aus der 67 S*

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wirtschaftlichen Misere und den angesammelten Schulden herauszukommen. Die überlieferte strukturelle Schwäche des ostelbischen Großbesitzes, das Interesse der Agrarier an der Sanierung ihrer Finanzen und das allgemein ver­ breitete, auch anderswo anzutreffende Vorurteil, daß schon der Erwerb von mehr Land nicht nur mehr Prestige verheißen, sondern auch die B etriebsergeb­ nisse verbessern würde, gingen dabei ein in den völkisch-nationalen, imperiali­ stischen Grundkonsensus. Der B dL blieb dadurch zusammen mit dem Ostmar­ kenverein eine der treibenden Kräfte, die dafür sorgten, daß jener „Krisen­ herd“ des Kaiserreichs, der mit dem Stichwort „Polenpolitik“ umschrieben ist, als Krisenherd erhalten blieb. Die in konkreten Interessen verwurzelte Politik und Ideologie des Bundes trug außerdem entscheidend bei zur Ausprägung der spezifisch preußisch-deutschen Variante des Imperialismus vor 1945, die vor allem dadurch gekennzeichnet ist, daß dem Drang nach Osten insgesamt eine größere B edeutung zukommt als etwa der Kolonialpolitik. Ebenso wie die Unterschiede in den gesamtpolitischen Entwicklungstendenzen ist auch diese „Abweichung“ imperialistischer Politik in Deutschland gegenüber den Mustern des westeuropäischen Kolonialimperialismus oder dem „informal empire“ der Nordamerikaner zu einem großen Teil mit darauf zurückzuführen, daß unter ihren Trägern die ostelbischen Agrarier, also Exponenten vorindustrieller Interessen und einer vormodernen und vorbürgerlichen Elite, über einen be­ sonders großen Einfluß auf die Institutionen und die politische Willensbildung im preußisch-deutschen Obrigkeitsstaat verfügten137.

4. Zum politischen Stellenwert der agrarischen Interessenvertretung vor 1914 Während in den USA die Umorientierung landwirtschaftlicher Interessen­ politik in der Phase des Übergangs zum organisierten Kapitalismus erst in den 20er und 30er Jahren des 20. Jhts. erfolgt ist, hat sie in Deutschland bereits in dem Vierteljahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg stattgefunden. Die machtpo­ litischen Kräftekonstellationen gerade dieser Zeit sind daher für die weitere Entwicklung der deutschen Agrarpolitik ebenso wie der Wirtschafts-, Innen­ und Sozialpolitik von besonders großer B edeutung gewesen. Denn die Start­ chancen einer gesellschaftlichen oder politischen Gruppierung nach dem end­ gültigen Durchbruch des organisierten Kapitalismus hängen entscheidend ab von ihrer Position während des Durchsetzungs- und Übergangsprozesses. In diesem konkreten Fall bestimmte, solange es einen intakten preußischen Staat gab, die soziale und politische Machtposition der vornehmlich im B dL organi­ sierten landwirtschaftlichen Großproduzenten, so wie sie sich vor 1914 heraus­ gebildet hatte und institutionalisiert worden war, Richtung und Ziele für sehr breite B ereiche der deutschen Politik, mochte auch die Landwirtschaft weiter­ hin ökonomisch einer der strukturellen „Verlierer“ des technischen, wirtschaft68 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

liehen und sozialen Modernisierungsprozesses bleiben. Im Rahmen des hier for­ mulierten Untersuchungsinteresses ist jetzt vor allem danach zu fragen, wieso sich erstens der B dL von allen agrarischen Interessengruppen als die bei wei­ tem stärkste und durchsetzungsfähigste erwies, zweitens, welcher gesamtpoliti­ sche Stellenwert den im B und organisierten Interessen im Kaiserreich zukam und drittens, was der große Einfluß der Agrarier in Politik und Gesellschaft in der Übergangsphase zum organisierten Kapitalismus für die weitere Entwick­ lung im 20. Jht. konkret bedeutet. 1. Das Vorhandensein der öffentlich-korporativen Standesorganisationen und der zunehmende Prozeß der Verkammerung stärkten seit den 90er Jahren in Deutschland auch auf dem landwirtschaftlichen Sektor die jeweils ohnehin stärksten freien Verbände und boten ihnen zusätzliche Möglichkeiten zu mehr­ gleisiger Politik. Von diesen Verbänden war der B und der Landwirte die größte, am besten organisierte, modernste und umfassendste Einheitsorganisa­ tion der Landwirtschaft, die zwar vom Großbesitz beherrscht wurde, in der aber zahlenmäßig die mittleren und kleinen B esitzer bei weitem die Mehrheit stellten und außerdem Produzenten- und Arbeitgeberinteressen noch nicht wie nach der Jahrhundertwende in der Industrie - institutionell aufgespalten waren. Es gab in der politischen Vertretung der Landwirtschaft auch nicht jene schroffen Interessengegensätze, wie sie im industriellen Lager zwischen der Grundstoff- und Textilindustrie und der überwiegend exportorientierten verar­ beitenden Industrie bestanden, Gegensätze, die sich im Kaiserreich in erhebli­ chen innerindustriellen Divergenzen über die Zoll- und Handelspolitik, in höchst unterschiedlichen koalitionspolitischen Präferenzen, zugunsten der Agrarier und Mittelständler einerseits, zugunsten der Exponenten des Handels­ und B ankensektors andererseits, äußerten und sich in dem für die deutschen Verhältnisse charakteristischen und in anderen Ländern keineswegs so deutlich ausgeprägten Nebeneinander von zwei großen Industrieverbänden, dem CDI und dem B dl, niederschlugen138. Ähnlich wie - von einigen Einschränkungen abgesehen - im Falle der deutschen Angestelltenorganisation139 bildete sich auf dem Agrarsektor schon zu B eginn der gezielten interessenpolitischen, und nicht nur vereinsmäßigen Organisation eine umfassende, an einem gemeinsa­ men neoständischen Selbstverständnis orientierte Einheitsbewegung heraus, die die zum größten Teil wesentlich unpolitischeren älteren Gründungen und die regionalen Vereinigungen zwar nicht immer organisatorisch, wohl aber in bezug auf die zentralen Inhalte der Politik integrierte und sich an ihre Spitze setzte. Diese besonders im Vergleich zu anderen Ländern auffallende Integrations­ kraft des großagrarischen Interessenverbandes hat eine ganze Reihe von Grün­ den, deren jeweiliges Gewicht im einzelnen ohne weitere Spezialstudien, ins­ besondere zur sozialen Schichtung und zur B ewußtseinslage vor allem der Bauern noch keineswegs abschließend bestimmt werden kann, deren spezifische Konstellationen hier aber berücksichtigt werden müssen. Zum einen hatte der Übergang zum Agrarkapitalismus auf dem „preußi­ schen Weg“ (Lenin) im Laufe des 19. Jhts. in den für die Agrarpolitik traditio69 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

neilerweise entscheidenden ostelbischen preußischen Provinzen zur Herausbil­ dung und Stärkung des repressiven Systems der Gutsherrschaft und eines ihm eigenen „B etriebsklimas'' geführt und die ökonomische wie politische Stellung des Bauerntums erheblich geschwächt. Damit ist bereits in den jeweiligen Aus­ gangspositionen zu B eginn der Konjunkturkrise in den 70er Jahren die Domi­ nanz des Großbesitzes und die Erfolglosigkeit der gelegentlich versuchten Ge­ genorganisationen der Kleinbesitzer angelegt. Die Mobilisierung auch der landwirtschaftlichen Massenbasis in eine einheitliche gesamtpolitische Richtung konnte nur noch durch die „Stärkeren“ erfolgen, da die „Schwächeren“ in Preußen insgesamt zu sehr geschwächt waren, um noch Einfluß zu nehmen. Den Bauernorganisationen im deutschen Westen und Süden fehlte dagegen der di­ rekte Einfluß auf die preußische Machtzentrale, der allein eine Garantie reichs­ weiter Resonanz bieten konnte. Dem standen die vorbildlichen B asisorganisationen und der effektive Propa­ gandaapparat des BdL gegenüber, mit einem Monopolanspruch zur Vertretung der Landwirtschaft und mit einer gerade auch auf die Interessen der Klein­ und Mittelbesitzer hin konzipierten Integrationsideologie. Die integrativen B e­ teuerungen der Agrarier wurden noch zusätzlich glaubhaft gemacht durch die zahlreichen materiellen Vorteile, die der Bund seinen Mitgliedern durch die ihm angeschlossenen kommerziellen Organisationen bot, vom verbilligten Saatgut­ und Düngemittelbezug bis hin zu komplett organisierten und entsprechend preiswerten Ferienreisen140. Dem B und kam auch zugute, daß er in weiten Teilen des Deutschen Reiches, besonders in Ost- und Mitteldeutschland, die erste gesamtagrarische Organisation seiner Art überhaupt war und daher ge­ genüber anderen Gruppen, die später kamen, wie etwa der liberale Deutsche Bauernbund (DBB) von 1909, eindeutige „Platzvorteile“ hatte, ein oft zu beob­ achtendes Phänomen historischen B eharrungsvermögens, das nicht zu unter­ schätzen ist141. Vor allem aber war der B dL diejenige agrarische Pressure Group, die auf dem Höhepunkt der Agrarkrise die Stützung der landwirt­ schaftlichen Erzeugerpreise durch Erhöhung der Zollsätze und andere Maß­ nahmen eines staatlich finanzierten Agrarsubventionismus am dringlichsten ge­ fordert hatte und sie dank der Tatsache, daß sie aufgrund ihrer Größe und ihres Einflusses in Preußen zur Teilnahme an der üblichen „do ut des“-Politik im großen Stil überhaupt fähig war, auch hatte durchsetzen können. Das empfahl den B und trotz seiner ostelbischen Führung auch vielen mittleren und kleinen Besitzern, die - wenn auch in Grenzen und keineswegs im selben Ausmaß wie der Großbesitz - ebenfalls von der Steigerung des Bodenwerts im Gefolge des Aufschwungs der Getreidepreise seit Mitte der 90er Jahre und vor allem nach 1902 profitierten. Schon die Aufhebung des Identitätsnachweises 1894 hatte bewirkt, daß trotz der bis 1898 noch stockenden Konjunkturentwicklung die inländischen Preise für Weizen und Roggen immerhin um rund 35 M/t über den Weltmarktpreisen lagen, d. h. daß der Caprivische Zollsatz - wie vordem schon der B ismarck­ sche - voll auf die Preise durchschlug, was in der kurzen Zeit zwischen 1892 70 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

und 1894 nicht der Fall gewesen war. Entsprechend waren die B odenpreise in Preußen zwischen 1895/7 und 1901/3 um durchschnittlich 1 7 % gestiegen, bei relativ geringen Unterschieden zwischen den verschiedenen Größenklassen. Die Wertsteigerung zwischen 1901/3 und 1907/9 war mit 33 % fast doppelt so hoch wie in den Jahren davor, wobei diesmal der Löwenanteil allerdings ein­ deutig auf den Großbesitz entfiel: Die B odenpreise für Güter mit einer Fläche zwischen 100 und 500 ha stiegen in Preußen um 49 %, für solche über 500 ha sogar um 53 %. Selbst der Wertzuwachs für mittel- und großbäuerliche B e­ triebe lag mit 37 % noch über dem Durchschnitt142. Diese B odenpreissteige­ rung war zwar nicht allein eine Folge der 1902 beschlossenen B ülowschen Zoll­ tarife, die mit den Mindestsätzen von 55 bzw. 50 M/t für die Hauptgetreide­ arten wieder auf dem vorcaprivischen Niveau lagen; auch der konjunkturelle Aufwärtstrend auf dem Weltmarkt und die inländischen Ertragssteigerungen trugen wesentlich dazu bei. Dennoch deutet die Tatsache, daß die B odenpreise nicht erst zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der neuen Zolltarife im Jahre 1906, bzw. des entsprechenden Anziehens der Getreidepreise ab 1907 in die Höhe gingen, sondern bereits im Vorgriff darauf nach dem Tarifbeschluß des Reichs­ tags 1902, darauf hin, welche entscheidende Rolle dem Zollprotektionismus für den Wertzuwachs des landwirtschaftlichen B odens in Deutschland zukam. Hier war ein Punkt, in dem auch die „objektiven“ Interessen der großen und der kleineren B esitzer am Schutzzoll, wie ihn der B dL propagierte, zusammenfielen, selbst wenn sie in unterschiedlichem Ausmaß davon profitierten. Dieser Umstand mag zu einem Teil die Attraktion des BdL für seine kleinbe­ sitzerliche Massengefolgschaft, vor allem im nord- und mitteldeutschen Raum erklären. Er erklärt sie allerdings nicht für die süd- und südwestdeutschen Real­ erbteilungsgebiete, da die B auern dort - wie in allen Realerbteilungsgebieten - deutlich an relativ niedrigen B odenwerten interessiert waren. Selbst in sol­ chen Fällen funktionierten jedoch die Mechanismen ideologischer Integration und zentraler Organisation. Ein gutes B eispiel dafür ist die württembergische Landesabteilung des BdL, die seit Mitte der 90er Jahre die Konservative Partei im Lande beherrschte, ihr zunehmend vormals liberal orientierte B auern zu­ führte und dazu beitrug, daß die Konservativen 1912 in Württemberg zur zweitstärksten Partei nach dem Zentrum wurden: Diese Landesabteilung nannte sich zwar verschämt „B auern- und Weingärtnerbund“ und versuchte, sich im Lande selbst mit Rücksicht auf die württembergischen Wähler, so oft und so gut es ging, von den preußischen Großagrariern zu distanzieren, sie hielt sich aber in allen wichtigen Fragen der gesamtpolitischen Orientierung, vor allem in der Reichspolitik, im Rahmen der Weisungen der B dL-Zentrale. Insgesamt ist ohnehin nicht immer klar festzustellen, in welchem Maße die skizzierten Zusammenhänge einer über den B odenwert vermittelten potentiel­ len agrarischen Interessenidentität etwa den kleineren Besitzern wirklich bewußt gewesen sind. Aber selbst wenn das häufig der Fall gewesen sein sollte, würde dieser Umstand nichts daran ändern, daß der im Kaiserreich etablierte Agrar­ protektionismus - ganz abgesehen von seinen Kosten für die Verbraucher und 71 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

die Steuerzahler - eine einseitige Maßnahme blieb und die ohnehin mangelnde Bereitschaft zu strukturellen Reformen im landwirtschaftlichen B ereich auf die Dauer vollends erstickte. Das Gefalle der Produktenpreise zwischen dem deut­ schen Westen und dem Osten blieb bestehen, der Großbesitz profitierte unver­ hältnismäßig mehr, der Futtermittelimport, eines der zentralen Probleme der west- und süddeutschen Landwirtschaft vor dem Ersten Weltkrieg, bewegte sich auf einem überhöhten Preisniveau und der landwirtschaftliche Export wurde kaum angeregt. Vor allem aber heizte die erhebliche Wertsteigerung nach der Jahrhundertwende in der schlechtesten Tradition des 19. Jhts. die Bodenspekulation an und wirkte einer strukturellen Stabilisierung entgegen, die der ländliche Großbesitz in späteren Krisen dringend nötig gehabt hätte. Auch darf die Funktion und Bedeutung der B odenpreise in diesem Zusammen­ hang nicht überschätzt werden. Deren Ansteigen ist nicht immer und grund­ sätzlich ein Indiz für eine gesunde Wirtschaftsentwicklung. In Freihandelslän­ dern wie Dänemark, B elgien oder den Niederlanden fielen die B odenpreise nach der Jahrhundertwende, ohne daß die Landwirtschaft dabei Schaden ge­ nommen hätte. Es nahm im Gegenteil die B ereitschaft zur Intensivierung und Diversifizierung der Produktion zu und es wurden die Grundlagen zu einer strukturellen Modernisierung des Agrarsektors gelegt143. Demgegenüber blieb in Deutschland das Interesse am Zollprotektionismus sowohl politisch wie auch ideologisch vermittelt derjenige Faktor, der alle agra­ rischen Organisationen einte und die Vorherrschaft des BdL unter ihnen stabi­ lisierte. Daraus erklärt sich teilweise auch die Mitläuferrolle der katholischen Bauernvereine. Selbst der Deutsche B auernbund von 1909, der sich ausdrück­ lich als liberale Gegengründung zum B dL verstand, war sich mit den ostelbi­ schen Großagrariern trotz aller Differenzen über die Reichsfinanzreform, über die Ansiedlungspolitik oder das preußische Wahlrecht darin einig, daß der Zoll­ schutz bestehen bleiben müsse. Das gemeinsame Interesse an staatlichem Schutz und an Stützungsmaßnahmen begründete auch den Einfluß, den der B dL über den Agrarsektor hinaus auf die Organisationen des „alten“, abstiegsbedrohten Mittelstandes ausübte, die in ihrer Mehrzahl erst nach der Jahrhundertwende und von den agrarischen Mittelstandsideologen inspiriert und gefördert ins Leben traten. Vor dem Ersten Weltkrieg, als der Deutschnationale Handlungs­ gehilfenverband noch schwach war und die anderen Mittelstandsgruppen hoff­ nungslos zersplittert, war der B und der Landwirte, so paradox es klingt, die politisch wie propagandistisch bei weitem stärkste und schlagkräftigste (alt-) mittelständische Organisation in Deutschland. Zu diesem Umstand hatten Kri­ senangst und Revolutionsfurcht, die Führungsschwäche der Regierung nach 1890 und die von den Agrarieren und Industriellen ebenso wie vom Kautskyani­ schen Mehrheitsflügel der Arbeiterbewegung geförderte politische Polarisierung der wilhelminischen Gesellschaft wesentlich beigetragen1“. 2. Was den gesamtpolitischen Stellenwert der organisierten Agrarier und ihre Einflußchancen im preußisch-deutschen Herrschaftskartell angeht, so hatten sie eine weitaus bessere Ausgangsposition als etwa die Industrie. Sie hatten zwar 72

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die wirtschaftliche Gesamtentwicklung unaufhebbar gegen sich, aber ihr Ein­ fluß in Militär und Verwaltung war traditionell größer als der anderer Grup­ pen. Vor allem beherrschten sie in der Regel die preußischen Kreisverwaltun­ gen östlich der Elbe und das Abgeordnetenhaus, das zuzeiten für sie wichtiger sein konnte als der Reichstag. Von allen Interessengruppen repräsentierten sie am deutlichsten die ungebrochen feudalen Elemente in einem Staat, der sich gerade durch das große Gewicht feudaler Relikte in seinem sozialen und politi­ schen System von den westeuropäischen Staaten unterschied. Außerdem konn­ ten die Agrarier darauf rechnen, daß der Staat zu den Hilfeleistungen, die sie von ihm forderten, grundsätzlich bereit war. Intervention, Entwicklungshilfe und ansatzweiser „Staatssozialismus“ gehörten ebenso zur preußischen Tradi­ tion wie die Einholung der „Zustimmung der besitzenden Klassen“ (Miquel 1897) zu allen sie betreffenden Problemen“5. Das Neue war lediglich, daß seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. der Staatsinterventionismus wesentlich stärker als zuvor auch in seiner stabilisierenden Funktion nach außen in Erscheinung trat, was vor allem darauf zurückzuführen ist, daß das Stadium der Hochin­ dustrialisierung erreicht war und damit einerseits die Industrie der staatlichen Entwicklungsförderung und -hilfe nicht mehr bedurfte und andererseits der landwirtschaftlidie Sektor in besonders starkem Maße in die Defensive ge­ drängt worden war. Die gute Ausgangsposition der Agrarier wurde noch ergänzt durch die kom­ promißlose Radikalität der Politik, Ideologie und der Agitation des neuen Großverbandes, der sidi durch den Einsatz modernster Mittel und Techniken zugunsten restaurativer Ziele auszeichnete. Die organisierten Agrarier waren nicht bloß Konservative oder Reaktionäre, sie waren radikalisierte Konserva­ tive. Ihr Extremismus und das, was sie eine „höllisch scharfe Sprache“ nann­ ten, Eigenschaften, die über die jeweiligen tagespolitischen Anlässe hinaus noch von dem B ewußtsein genährt wurden, daß die von ihnen als bedrohlich empfundene sozioökonomische Gesamtentwicklung unaufhaltsam war, kanali­ sierten die vorhandenen Aggressionen gegen die Städte, die Arbeiterschaft und das „mobile Kapital“ und kamen dem großen B edarf der wilhelminischen Ge­ sellschaft an sekundären Integrationsmedien ebenso entgegen wie sie zur weite­ ren Polarisierung der politischen Kräfte im Reich beitrugen146. Dieser Extremismus der Agrarier und die in der neueren Literatur über die Sammlungspolitik viel zu wenig beachtete Tatsache, daß der B dL bis 1902 grundsätzlich - und auch später, vor allem im Weltkrieg, noch punktuell - in radikaler Opposition zur Regierung gestanden hat, bewirkten auf der anderen Seite ein chronisch schlechtes Verhältnis zur zentralen Ministerialbürokratie, die zwar seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts viel von ihrem interventionisti­ schen und innovatorischen Impetus verloren hatte, schubweise konservativer und insgesamt quietistischer geworden war, aber doch keineswegs - wie sich am Beispiel Tiedemann oder Miquel zeigen ließe - einseitige agrarische Politik machen konnte oder wollte. Die These von der linearen Instrumentalisierung der Bürokratie im Dienste der herrschenden Klasse, wie man sie neuerdings in 73 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

der deutschen Geschichte nach 1879 wiederentdeckt zu haben meint, trifft si­ cher am Ende des Jahrhunderts auf etwas mehr Wirklichkeit als zu dessen Anfang. Aber sie stimmt eben nicht ganz, nicht für die berüchtigten „4500 Familien“ Preußens, nicht einmal für die Großindustrie, und schon gar nicht für die Agrarier147. Fragt man danach, wer denn nun einflußreicher gewesen sei, die Agrarier oder die Großindustrie, so stößt man auf eine Reihe ungelöster bzw. noch zu wenig im Hinblick auf mögliche Antworten klar operationalisierter Probleme. Abgesehen davon, daß wir z. Β. über den innenpolitischen Einfluß der Militärs und der B anken in jener Zeit noch viel zu wenig wissen, wäre die Frage in mehrere Richtungen zu differenzieren: Zu untersuchen wären dabei jeweils das gesamtökonomische Potential der betreffenden Organisationen, ihre Wahrung der eigenen Interessen, ihre traditionelle Stellung im politischen und gesell­ schaftlichen Gesamtsystem, ihr realer Einfluß auf konkrete Entscheidungen von Regierung, Verwaltung und Parlamenten, ihr Einfluß auf parlamentarische Verfahren, die Rückwirkungen der politischen Interaktion sowie ihr Anteil an der Organisation der Öffentlichkeit und ihre mehr oder weniger prägende Wir­ kung in bezug auf den politischen Stil. Versucht man, die vorliegenden Untersuchungsergebnisse im Hinblick auf diese Fragen zusammenzufassen, dann ergibt sich etwa folgende Zuordnung: Das politische Potential der Agrarier war bei weitem größer als das ökonomi­ sche. Sie konnten daher ihren B esitzstand und den politischen Status quo wah­ ren, vom preußischen Wahlrecht bis zur Niederhaltung der Arbeiterbewegung. Ihre Beziehungen zu den Spitzen von Regierung und Verwaltung waren zwar aufgrund ihrer kompromißlosen Härte und demagogischen Agitation vielfach schlechter als die der Industriellen, aber dafür übten sie wesentlich mehr Ein­ fluß auf die politische Öffentlichkeit aus und konnten den zunehmend kämpfe­ rischen und unversöhnlichen Stil der politischen Auseinandersetzungen vor dem Ersten Weltkrieg entscheidend mitprägen und deren Richtung bestimmen. Außerdem trugen sie erheblich dazu bei, einerseits die Parlamente und beson­ ders den Reichstag formal gegenüber den Regierungen und Bürokratien aufzu­ werten, aber gleichzeitig andererseits inhaltlich jeden Ansatz zu einer stärkeren Parlamentarisierung des preußisch-deutschen Konstitutionalismus durch ihre antirepräsentative Ideologie und ihre direktdemokratischen Techniken zur Mas­ senmanipulation zu torpedieren. In der oppositionellen Zeit des Bundes waren Reichstag und Abgeordnetenhaus seine einzigen Einflußplattformen zur kon­ kreten Interessenwahrung und auch danach blieben sie ohne Zweifel die wich­ tigsten. Die Agrarier hatten in den Parlamenten eine relativ starke und homo­ gene B asis, auf die auch die Schwerindustrie zuweilen angewiesen war. Sie nutzten die parlamentarischen Mechanismen mangels besserer, aber sie hatten kein Interesse daran, sie fortzuentwickeln oder zu verteidigen. Ein autoritäres System hat zu jedem Zeitpunkt ihre größeren Sympathien gehabt, wenn es nur die agrarische Interessenwahrung garantierte. Im Vergleich mit den Industrie­ verbänden sind es vor allem der dichtere Organisationsgrad und die größere 74 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Vielseitigkeit gewesen, die den B und der Landwirte im Wilhelminischen Reich zum einflußreichsten Hort des expansiven völkischen Nationalismus und zu einem starken B ollwerk gegen die Demokratisierung und die Auflösung der preußisch-deutschen Staatsgesellschaft und ihrer Machtmechanismen machten. Dabei war die subjektive B egeisterung der Agrarier für die sog. „Sammlungs­ politik“, also die koordinierte Zusammenarbeit mit Regierung und Großindu­ strie sowie mit den entsprechenden Parteien gegen die Sozialdemokratie, kei­ neswegs sonderlich groß. Da ihr gesamtpolitisches Interesse als einziges gegen­ über Regierung und Industrie in eine andere Richtung wies, mußten sie zu Kompromissen gezwungen, wenn nicht erpreßt werden. Sie waren kein Hort der Sammlungspolitik, die für sie ein brüchiger Kompromiß blieb, sondern eher Mitläufer, oftmals contre coeur wie z. Β. in der F lottenfrage. Überhaupt scheint mir die seit Eckart Kehr ein wenig überschätzte Einheitlichkeit der Sammlungspolitik insgesamt problematischer zu sein als sie gelegentlich auch in einigen neueren historischen Darstellungen erscheinen mag148. Sicherlich ist es zutreffend, daß das Konzept der „Sammlung“, das seit Mitte der 90er Jahre die Grundkonstellation des durch die Caprivische Handelsvertragspolitik aufgebro­ chenen spätbismarckschen „Kartells“ wiederherstellen sollte, von der Regie­ rung als ein Instrument zur „untrennbaren Verbindung“ innen- und außenpoli­ tischer Zwecke „in ideologischer, wirtschafts- und machtpolitischer Hinsicht“ gedacht war149. Es hat jedoch keineswegs immer so funktioniert, da sich die jeweiligen Vorstellungen der Reichsregierung, der preußischen Staatsregierung, die der Industriellen und der Agrarier voneinander unterschieden, in bezug auf die politische Stoßrichtung ebenso wie auf den Führungsanspruch der einen oder der anderen Gruppe. Die führende Rolle der Regierung wurde ebensowe­ nig von allen anerkannt und respektiert wie es etwa eine „bürgerliche Einheits­ front“ gab150. In wirtschaftspolitischer Hinsicht bestand - trotz der überlieferten Verbun­ denheit im solidarprotektionistischen Lager und einer Reihe gemeinsamer Inter­ essen, z. B. auf dem Kali- und Düngemittelmarkt151 - nur selten völlige Übereinstimmung zwischen dem B dL und dem großindustriellen Centralver­ band. Dazu waren die jeweiligen zoll-, Steuer- und finanzpolitischen Präferen­ zen und Prioritäten zu unterschiedlich. Die sozialpolitischen Konzepte der Agrarier stimmten allerdings mit denen der Industrie und des mittelständischen Kleinhandwerks und Kleinhandels überein. Ihr gemeinsames Interesse an der Aufrechterhaltung patriarchalischer Arbeitsbeziehungen nach dem Muster des „Herrn im Haus“ und an der Abwehr der Forderungen der Arbeiterbewegung war auch die wichtigste Klammer, die das sog. „Kartell der schaffenden Stände“ von 1913 für kurze Zeit zusammenhielt. Dieser Zusammenschluß von B dL, CDI und dem Reichsdeutschen Mittelstandsverband dokumentierte den sozial­ politischen Konsensus der entscheidenden Gruppen, die auch die Sammlungs­ politik - jede auf ihre Art - mitgetragen hatten, aber diesmal ohne Initiative oder Intervention der Regierung. Das Kartell zerfiel zwar aufgrund der Diffe­ renzen im Lager der Industrie in organisatorischer Hinsicht sehr bald wieder. 75 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Der Konsensus jedoch blieb bestehen. Er ermöglichte im Krieg die Neuauflage des Kartells mit erweiterten Zielen in der eindeutig präfaschistischen Deut­ schen Vaterlandspartei und ging ein in zahlreiche Partei- und Verbandsgrün­ dungen der Weimarer Republik, die DNVP und die Mittelstandspartei ebenso wie die NSDAP und andere. Daß die Grundelemente dieses Konsensus der Verbände der B esitzenden trotz einer Reihe von Divergenzen und B rüchen in anderer Hinsicht sogar noch bis in die 70er Jahre des 20. Jhts. eine interessante ideologische und interessenpolitische Kontinuitätslinie der innenpolitischen Frontenbildung in Deutschland darstellen, kann deutlich auch eine Gegenüber­ stellung der Grundsatzerklärung des Kartells von 1913 und der gemeinsamen Erklärung des Deutschen B auernverbandes, des Zentralverbands des deut­ schen Handwerks und des B undesverbandes der 'deutschen Industrie vor der Bundestagswahl von 1972 illustrieren152. 3. Es waren gleicherweise genuin preußische Traditionen und die Auswir­ kungen der spezifischen Verzögerung der Industrialisierung in Deutschland, die seit B eginn der 90er Jahre die Reorganisation agrarischer Interessen entschei­ dend beeinflußten und es gleichzeitig dem B dL erlaubten, eine unverhältnis­ mäßig große politische Rolle zu spielen. Dabei kam dem Bund neben den Fol­ gewirkungen der Agrarkrise und dem seit Anfang der 90er Jahre zunächst fort­ schreitenden Zerfall der alten Deutsch-Konservativen Partei vor allem der Um­ stand zugute, daß der „politische Massenmarkt“, die Ausweitung politischer Öffentlichkeit und ihr erhöhter Einfluß auf die Politik der Parlamente und Regierungen durch die B ismarckschen Manipulationstechniken bereits herge­ stellt war, aber die Regierung seit 1890 ihre gewohnte manipulative Entschlos­ senheit vermissen ließ. Es blieben machtpolitische Leerräume, in die gerade ein modern organisierter, entschlossener und radikaler Interessenverband eindrin­ gen und in denen er sich etablieren konnte153. Neben den neo-ständischen Tendenzen, etwa dem Liebäugeln mit Volkswirt­ schaftsräten, berufsständischen Körperschaften, usw., wie sie von allen agrari­ schen Organisationen wesentlich stärker als von der Industrie propagiert wur­ den154, und der Abwehr von Demokratie und Parlamentarisierung liegt hier ein entscheidendes Strukturmerkmal dessen, was deutscher Präfaschismus ge­ nannt werden kann und zurückweist auf eine Gesellschaft ohne jenen minima­ len liberal-demokratischen Grundkonsensus, den offenbar nur voraufgegangene Revolutionen bewerkstelligen. Der Konsensus der Besitzenden dagegen erfuhr in dieser Konstellation in den 90er Jahren eine neuerliche Dynamisierung und wirkte im Verein mit den Folgen der deutschen „Verspätungen“ bei der Natio­ nalstaatsbildung ebenso wie bei der Industrialisierung155 weiter fort als ein Bremsfaktor parlamentarischer Demokratisierung und sozialer Emanzipation im 20. Jht. Aufgrund der engen Verbindung der Intentionen ökonomischer Besitzstandswahrung mit gesamtpolitischen Überlieferungen, Ansprüchen und Bestrebungen wurden dabei in Deutschland gerade auch die großen landwirt­ schaftlichen Interessenorganisationen unter der Führung des B dL zu einem wichtigen und konstitutiven Element präfaschistischer Entwicklungstendenzen. 76 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Nicht nur die Industrialisierung, sondern auch der Übergang zum stärker orga­ nisierten Kapitalismus vollzog sich hier im „Gehäuse eines konservativen Obrig­ keitsstaates mit einer neofeudalistisch strukturierten Gesellschaft“156 und be­ herrscht von den ungebrochenen Traditionen einer entsprechend vorgeprägten politischen Kultur.

5. Vom B und der Landwirte zum Reichsnährstand Im Rahmen dieser Studie kann weder die Geschichte der Landwirtschaft noch die Agrarpolitik in der Weimarer Republik und unter nationalsozialisti­ scher Herrschaft im einzelnen dargestellt werden, obwohl eine zusammenfas­ sende Untersuchung beider B ereiche eine lohnende Aufgabe und ein wichtiges Desiderat der Forschung wäre, zumal in den in der Regel systematischen und zuweilen auch sehr traditionalen deutschen Lehrbüchern zur Agrarpolitik und Agrargeschichte der letzten hundert Jahre die Aspekte der politischen und So­ zialgeschichte bislang durchweg zu kurz gekommen sind157. Es rnuß auch in diesem Zusammenhang ein auf die spezifischen Fragen unseres Interesses beschränkter Überblick über die wichtigsten Tendenzen agrarischer Organisation und Interessenpolitik sowie staatlicher Initiativen und Reaktionen genügen. Das scheint auch deshalb gerechtfertigt, weil die entscheidende Weichenstellung für die Entwicklung des Agrarsektors im 20. Jahrhundert in Deutschland bereits in den Jahren zwischen 1890 und dem Ersten Weltkrieg erfolgt ist. Für Geschichte und Politik der beherrschenden agrarischen Interessenorganisation im Reich, den B und der Landwirte, mar­ kiert der B eginn des Ersten Weltkrieges sogar einen deutlichen Einschnitt. Zwar blieben Ideologie und Propaganda, Gesinnung und politische Zielsetzung des B undes im wesentlichen so, wie sie waren, aber die völlig veränderten Bedingungen seiner Wirksamkeit brachten es mit sich, daß die Kontinuität der Politik des B dL zwischen der Kriegs- und Nachkriegszeit größer ist als im Vergleich zur Friedenszeit im Kaiserreich. Thesenartig zusammengefaßt läßt sich für die Zeit zwischen 1914 und 1933 unter B erücksichtigung insbesondere der Aspekte organisatorischer, ideologischer und politischer Kontinuitäten fol­ gendes feststellen: Die Wirtschaftsorganisation im Ersten Weltkrieg ließ den ideologischen Konsensus der Verbände der Besitzenden, wie er sich besonders nach 1890 her­ ausgebildet hatte, in gesamtpolitischer, vor allem innen- und sozialpolitischer sowie selbstverständlich auch außenpolitischer Hinsicht unangetastet. Sie be­ schleunigte jedoch die Konsolidierung des organisierten kapitalistischen Sy­ stems unter zunehmender Vorherrschaft der enger miteinander verklammerten Sektoren von Industrie und Militärbürokratie gegenüber den mehr in den Hintergrund tretenden Agrariern nicht nur deshalb, weil die Staatsmacht im Krieg stärker auf allen Wirtschaftssektoren intervenierte und die Rüstungsindu77 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

strie ihre Stellung als ein Machtfaktor ersten Ranges vorübergehend festigen konnte. Es kam hinzu, daß die Agenturen des Staates unter den B edingungen des Krieges nicht mehr in dem früher üblichen Maße der Stärkung der „besit­ zenden Klassen“ gegen den befürchteten „Umsturz“ von links, und sei es durch willfähriges Gewährenlassen und Nachgiebigkeit, Priorität einräumen konnten, sondern sie gezwungen waren, zum Zwecke der Konzentration aller Kräfte gegenüber dem äußeren Feind intensiver im Sinne der „objektiven“ gesamtstaatlichen Interessen zu intervenieren. Konkret bedeutete das, daß, zu­ mal angesichts der handelspolitischen Isolierung der Mittelmächte, die kaum geplante, geschweige denn generalstabsmäßig vorbereitete Versorgung der Sol­ daten, der Rüstungsarbeiter und der B evölkerung insgesamt mit ausreichenden Nahrungsmitteln vorübergehend und in den letzten Jahren durchaus auch als Vorbeugungsmaßnahme gegenüber Meutereien und Unruhen wichtiger wurde als die Preisstützung zugunsten der Gewinnmaximierung der agrarischen Pro­ duzenten. Die letzteren hatten zwar aufgrund der generellen Güterknappheit noch eine gute Konjunktur, konnten aber nicht mehr im selben Maße gefördert und privilegiert werden und auf ihre Kosten kommen wie in der Zeit zwi­ schen 1902 und 1914. In der ersten Phase der Weimarer Republik gelang es dem Reichslandbund (RLB), die in der letzten Kriegsphase und in der unruhigen Nachkriegszeit ent­ standenen bäuerlichen B asisbewegungen, die auch auf dem Agrarsektor die alte, auf der B ehauptung einer fiktiven Interessenidentität aller landwirtschaftlichen Produzenten beruhende Koalition der B esitzenden für einen Moment ins Wan­ ken zu bringen gedroht hatten, wieder einzufangen und ihre politischen Ener­ gien zu kanalisieren158. Doch die politische Schwächung des traditionellen Ge­ samtverbandes der ostelbischen Großbesitzer aus verschiedenen Gründen, die noch kurz skizziert werden müssen, war in der Folgezeit trotz einer immensen organisatorischen und institutionellen Aufblähung unübersehbar. Die graduelle Verringerung des gesamtpolitischen Stellenwerts der Organisa­ tion der preußischen Agrarier wurde neben anderen Indizien auch an den Er­ gebnissen der B eratungen über die „kleine“ Zolltarifnovelle vom August 1925 und den Tarif vom Juli 1927 sowie den damit verbundenen Handelsvertrags­ abschlüssen sichtbar: Deutschland hielt, im Gegensatz zu Freihandelsländern wie England, Dänemark oder den Niederlanden grundsätzlich an landwirt­ schaftlichen Schutzzöllen fest. Auch blieben die nominalen Zollsätze für die wichtigsten Agrarprodukte im Ganzen auf der Höhe der B eschlüsse von 1902 bestehen; die geringfügige Herabsetzung der Sätze für einige Produkte im Jahre 1925 wurde bereits durch die sog. Interimszölle der kurz darauf abge­ schlossenen Handelsverträge wieder kompensiert, die dann im Gesetz von 1927 festgeschrieben wurden, für die Haupterzeugnisse Weizen und Roggen bei 50 RM/t. Was sich jedoch dabei verschoben hatte, war das Verhältnis von Agrarzöllen zu Industriezöllen, das jetzt eher dem der Caprivizeit als der Lage vor 1914 entsprach.

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Nach 1928 machten zahlreiche Neugründungen neben dem etablierten Groß­ verband und die zunehmende, in enger Verknüpfung mit parteipolitischen Koa­ litionswechseln vorangetriebene Polarisierung auch in anderen agrarischen Or­ ganisationen darüber hinaus deutlich, daß die Stellung des Reichslandbundes auch auf dem Agrarsektor selbst nicht mehr völlig unumstritten war. Die weitere Entwicklung in den Jahren der Wirtschaftskrise manifestierte allerdings auch die Machtlosigkeit der kleinen fraktionierten Gruppen außerhalb des RLB und ohne den RLB , der sich seinerseits gleichzeitig aufgrund seiner zu­ nehmenden politischen Isolierung von den traditionellen Rechtsparteien, vor allem der DNVP, schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt endgültig und kon­ sequent der NSDAP zuwandte. Er entsprach damit durchaus den seit über 35 Jahren ungebrochenen Kontinuitätslinien seiner Ideologie und der gesamtpoliti­ schen Intentionen der ihn dominierenden gesellschaftlichen Kräfte, die sich in ihrer Mehrzahl nicht, wie Westarp und hinter vorgehaltener Hand sogar Roesicke, wenigstens zeitweise auf den B oden der republikanischen Verfassung und des Versailler Vertrages gestellt hatten, sondern weiterhin, wie Oldenburg­ Januschau oder Kalckreuth, kontinuierlich die radikale Systemänderung an­ strebten.

a) Erster Weltkrieg Der Machtverlust des B dL und die Schwächung der politischen und gesell­ schaftlichen Position der preußischen Großagrarier haben bereits im Ersten Weltkrieg begonnen. Auf die Dauer sollten diese Tendenzen die bereits in aus­ geprägter Form vorhandenen präfaschistischen und radikal kleinbürgerlich­ plebiszitären Züge dieser Gruppen stärken und ihnen Ende der 20er Jahre zur Dominanz verhelfen, als, um ein B ild Friedrich Naumanns zu variieren, auch die „Herrenmenschen“ die „demokratischen Handschuhe“ so vehement anzo­ gen, daß die Nähte platzten. Dabei schien im B ereich der „allgemeinen“ Politik der Krieg zunächst die Position des B dL, der von sich sagen konnte, daß er schon immer „vaterlän­ disch“ gewesen sei und den Krieg vorausgesagt habe, besonders gegenüber den liberalen B auern- und Mittelstandsverbänden, die sich jetzt zum großen Teil seiner Führung überließen, zu stärken. In enger Fühlungnahme mit dem All­ deutschen Verband war der B und federführend beteiligt an den gemeinsamen Kriegszieleingaben der großen Verbände von 1915159 sowie u. a. zusammen mit dem Deutschen Landwirtschaftsrat, dem Kriegsausschuß der deutschen Landwirtschaft, der Vereinigung der deutschen B auernvereine und dem Deut­ schen B auernbund an dem Aufruf für einen „deutschen Frieden“ vom Mai 1917160. Gegenüber der Friedensresolution des Reichstags vom 19. Juli 1917 propagierten die Agrarier den unbedingten „Siegfrieden“ und förderten die Gründung der Deutschen Vaterlandspartei161.

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Der nationalistischen und imperialistischen Propaganda des B undes zur Außenpolitik, selbst dann noch, als der Verlust des Krieges abzusehen war, ent­ sprach innenpolitisch ein immer mehr gesteigerter Trotz gegenüber der politi­ schen Entwicklung, der ideologisch konsequent war, aber von Tag zu Tag un­ realistischer wurde. Als die Möglichkeit einer Wahlrechtsreform in Preußen wieder diskutiert wurde, nahm der B und erneut sehr scharf gegen Parlamen­ tarisierung und Demokratisierung Stellung162 und forderte zum erstenmal aus­ drücklich - hier merkt man deutlich den graduellen Zuwachs der Radikalisie­ rung - ein „berufsständisches Wahlrecht“163. Als der Fortbestand der Mon­ archie bereits in Frage stand, bekräftigte der B dL seine „monarchische Treue“1“4. Demgegenüber müssen als wichtigste Ergebnisse der Mitarbeit des Bundes der Landwirte in den kriegswirtschaftlichen Organisationen im Hinblick auf die weitere Arbeit des B dL drei Tatsachen festgehalten werden: Die zunehmende ideologische Desorientierung der B undesführung auf wirtschaftspolitischem Ge­ biet; die Aufwertung des B undes gegenüber dem preußischen Landwirtschafts­ ministerium; und die für die Entwicklung des Reichslandbundes in der Wei­ marer Republik später entscheidende Abkehr vom strikten Zentralismus in der Bundesführung. Der B dL ist in über dreißig kriegswirtschaftlichen Organisationen vertreten gewesen, war jedoch an deren B ildung nicht immer beteiligt165. Obwohl ihm aufgrund seiner Vertretung in oder bei den zentralen Kriegswirtschaftsämtern für die Kriegszeit eine größere Wirksamkeit und B edeutung zuerkannt werden muß als dem von den zentralen Reichsstellen einerseits und den regionalen Ver­ waltungen andererseits völlig in den Hintergrund gedrängten preußischen Landwirtschaftsministerium mit seinem großen Stab von Fachleuten, hat der Bund auf wirtschaftspolitischem Gebiet während des Krieges keineswegs immer das durchsetzen können, was er wollte. Sein Einfluß ist wesentlich geringer ge­ wesen als in der Friedenszeit. Teilweise die Verselbständigung der nationalen Solidaritätsideologie, teilweise die Hoffnung auf dirigistischen Protektionismus, vor allem aber der verzweifelte Versuch, trotz des Krieges und der wechselvol­ len Wirtschaftslage des Reiches noch die Interessen der Großagrarier zu wahren, bedingten eine pragmatische, stetem Wechsel ausgesetzte und oft genug in Ge­ gensatz zur hergebrachten B undesideologie geratende Politik. Zunächst forderte der B und zentral festgesetzte „kostendeckende“ Höchstpreise für Getreide, spä­ ter verwarf er sie166 und propagierte den freien Handel, freilich ohne freien Markt, den er zeit seines B estehens bekämpft hatte, um den Lebensmittelpro­ duzenten möglichst hohe Preise zu sichern und den Zwischenhandel auszuschal­ ten167. Als seine generellen Eingaben und Vorschläge keinen Erfolg hatten, be­ gnügte er sich mit der Forderung nach möglichst dezentraler Wirtschaftsplanung und -Verwaltung, um wenigstens in den für die Landwirtschaft günstigen Re­ gionen noch die Vorteile der Agrarier zu wahren168. Entsprechend lockerte der Vorstand die gewohnte B undesdisziplin, um den regionalen Funktionären die Möglichkeit zu praktischen und undoktrinären Entscheidungen zu geben. Ins-

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gesamt fühlte sich der B und aber dennoch von dem ihm seiner Meinung nach zustehenden wirksamen Einfluß auf die Politik der Kriegswirtschaftsämter aus­ geschlossen, ständig überhört und übergangen und von „Staatssozialismus“ und der B ürokratie der zentralen Verwaltungen erdrückt1“9. Diese und ähnliche Gravamina waren, je länger der Krieg dauerte, um so häu­ figer auch aus den Reihen der anderen landwirtschaftlichen Interessengruppen, von seiten der Agrarwissenschaftler und vor allem von der ländlichen B asis her zu hören170. Es ist jedoch nicht nur das durch die gemeinsame Abwehrhaltung gegenüber staatlicher Reglementierung bedingte - vor allem in Süd- und West­ deutschland festzustellende - „engere Zusammenrücken“ (J. Kocka) von großen und kleineren B esitzern, das die Ausgangskonstellation der Nachkriegs­ entwicklung charakterisiert. Die kriegswirtschaftliche Konjunktur hatte auch, und das besonders im ostelbischen Raum, zu einer Verschärfung der Klassen­ spannungen auf dem Lande geführt, die zwar erheblich schwächer waren als in industriellen und städtischen Regionen, aber doch so bemerkenswert, daß der stellvertretende B dL-Vorsitzende v. Levetzow Anfang 1919 einen „(verbreite­ ten) Haß des mittleren und kleineren Grundbesitzes gegen den Großgrundbe­ sitz“ konstatierte171. B eide Entwicklungstendenzen nötigten den B und der Landwirte, seine Organisation nach dem Kriege grundlegend zu verändern.

b) Zur Kontinuität agrarischer Interessenpolitik in der Weimarer Republik vor 1928 Die Novemberrevolution von 1918 stellt für die politischen B estrebungen der landwirtschaftlichen Interessenten in Deutschland einen noch weniger bedeu­ tungsvollen Einschnitt dar als für andere Sektoren. Die Revolution von unten fand nicht statt, die Organisation von „B auernräten“ blieb ein Intermezzo. In der Regel bildeten sich diese Räte nicht einmal spontan, sondern ihre Gründung wurde von oben angeordnet. Allein die bayerische Entwicklung macht hier in mancher Hinsicht eine Ausnahme und wird noch einer genaueren B etrachtung bedürfen. Was die außerbayerischen Gebiete des Reichs angeht, so blieben jene Räte, die überwiegend von Kleinbauern und Landarbeitern sowie nichtagrari­ schen Mittelständlern und Industriearbeitern getragen wurden, im ostelbischen Preußen und in Sachsen durchweg unscheinbar und fanden ein schnelles Ende. Sie waren aber ebensowenig der Regelfall wie etwa die spontane Gründung eines B auernrates in Mönchengladbach bereits im September 1918. Die Regel war vielmehr die Kanalisierung des vorhandenen Protestpotentials unter Bauern und Landarbeitern in obrigkeitshörigen, antirepublikanischen und anti­ parlamentarischen „rechten“ B auernräten auf Initiative des B undes der Land­ wirte, des vom Bund entscheidend beeinflußten Kriegsausschusses (später Reichs­ ausschusses) der deutschen Landwirtschaft unter dem Vorsitz des sächsischen Ultrakonservativen Carl Mehnert sowie ab Anfang 1919 auch der regionalen Landwirtschaftskammern172. Das antiparlamentarische Prinzip der Räteidee

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kam dabei dem überlieferten neo-ständischen, bzw. berufsständisch orientierten Antiparlamentarismus der Agrarier entgegen, denen es mit einer Reihe präven­ tiver Maßnahmen gelang, die Mehrzahl der außerbayerischen B auernräte zu Ortsgruppen jener großen gesamtagrarischen Korporation zu machen, die der BdL schon immer angestrebt hatte. Um entsprechenden gewerkschaftlichen Forderungen zuvorzukommen, hatte der B dL von sich aus die Aufnahme von Vertretern der Landarbeiter in die Landwirtschaftskammern angeregt, und der Kriegsausschuß empfahl die Grün­ dung von „Orts- und Gemeindeausschüssen“ bereits einige Tage vor dem Auf­ ruf des Rates der Volksbeauftragten zur B ildung von B auernräten. Die eben­ falls vom Kriegsausschuß nach dem Vorbild der industriellen Zentralarbeits­ gemeinschaft (ZAG) inspirierte und vom B dL beherrschte Arbeitsgemeinschaft ländlicher Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die vielfach als Dachorganisation der neuen Ortsausschüsse auftrat, usurpierte gleichzeitig die Funktion eines „Zen­ tralen B auern- und Landarbeiterrats“ bzw. etwas später „Reichsbauernrats“, an dem sich auch der Deutsche B auernbund und eine Reihe der älteren halbstaat­ lichen Organisationen beteiligten173. Was die Wahl der Mittel anging, so wa­ ren die Funktionäre des B dL schon immer mit der Zeit gegangen, ihr gelegent­ lich sogar ein wenig voraus gewesen. Als die Rätebewegung zerfiel, gelang es ihnen, eine große Zahl der dispara­ ten Gruppierungen in dem in politischer Hinsicht breit gefächerten und sowohl dem B dL wie der DVP nahestehenden Deutschen Landbund (DLB ) zu sam­ meln1“ und diesen dann Ende 1920 mit dem B dL zum Reichslandbund (RLB ) zu verschmelzen. Dieses Konglomerat sehr heterogener Verbände unterschied­ lichen Gewichts verzeichnete Ende 1921 schon über 1 Mio. Mitglieder und wurde bis 1924 zur umfassendsten korporativen und einheitlichen B erufsstands­ vertretung des „Landvolks“ ausgebaut, die es je in Deutschland gegeben hatte. Ihr waren fast 40 Verbände angegliedert175, darunter die gelbe Gewerkschaft des Reichslandarbeiterbundes176 und der Reichsverband der deutschen land­ und forstwirtschaftlichen Arbeitgebervereinigungen177, die zusammen eine Art agrarischer ZAG unter einem Dach bilden sollten, allerdings unter Ausschluß von Sozialisten und ideologisch überhöht durch die schon seit Jahrzehnten be­ schworene und oft genug in „der durchschnittlichen Mischung naiver B rutalität mit Menschenfreundlichkeit“178 unter B eweis gestellte Idee berufsständischer Interessenharmonie. Der größte Teil der Landarbeiter, die sich nach 1918 erst­ mals gewerkschaftlich organisieren durften179, und Teile der landwirtschaft­ lichen Angestelltenschaft180 blieben jedoch ebenso außerhalb des neuen Groß­ verbandes wie vorerst auch die großen Genossenschaftsverbände181 und die finanzkräftigsten B ranchenverbände der landwirtschaftlichen Nebengewerbe und der Weiterverarbeitung (Zucker, Spiritus, Stärke), die im Gegensatz zu ihren französischen pendants traditionell dem B dl verbunden waren und auch weiterhin im Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) und der industriel­ len ZAG mitarbeiteten182.

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Der Reichslandbund wuchs voll und ganz in die Traditionen des BdL hinein: Der zehnköpfige Vorstand und das Präsidium wurden zwar zunächst paritä­ tisch von B dL und DLB besetzt, es dominierte jedoch der B dL. Der Landbund übernahm die Häuser und technischen Einrichtungen des B dL, seine Angestell­ ten, Redakteure und Agitatoren, die gesamte Abteilungsgliederung, innere Kompetenzverteilung und Organisation der Verwaltung. Die Geschäftsbetriebe wurden weiter ausgebaut183. Allmählich setzten sich auch die manipulativen Praktiken der beibehaltenen Führungselite gegenüber der Mitgliedschaft wie­ der in demselben Maße durch wie das schon im B dL der Fall gewesen war, nur daß es dazu diesmal deutlicherer Satzungsbestimmungen bedurfte184. Die Vor­ machtstellung der ostelbischen preußischen Provinzialorganisationen und damit des Großgrundbesitzes gegenüber den im Reichslandbund zahlenmäßig stärker als im alten B dL vertretenen west- und süddeutschen Landbünden185 blieb in jeder Hinsicht gewahrt. Programm und Ideologie des Reichslandbundes ent­ sprachen im wesentlichen denen des B dL; hinzu waren lediglich Forderungen und Topoi gekommen, die sich aus dem Verlust des Krieges und der Errichtung der Republik ergaben. Dazu gehörten die Dolchstoßlegende und die B etonung der „monarchischen Treue“186, die Ablehnung des Versailler Vertrages187 und das zwar schon früher akzentuierte, jetzt aber noch verstärkte Streben nach er­ nährungspolitischer Autarkie und nach „Vereinigung aller Deutschen“. Die nun auch explizite Forderung nach dem „Aufbau des Staates auf berufsständischer Grundlage“188 resultierte auf der einen Seite aus einer dezidierten Gegnerschaft zum parlamentarischen System der Republik, wie es auch im Verlangen nach dem Ausbau einer zweiten Kammer und - seit 1925 - nach größeren Befugnissen für den Reichspräsidenten zum Ausdruck kam189. Andererseits do­ kumentiert sie aber auch den Anspruch des großagrarischen Verbandes auf die Gesamtvertretung der Landwirtschaft190. Der korporativen Gemeinschaftsideologie und den von ihm vertretenen B e­ sitzerinteressen entsprechend bewahrte sich der Reichslandbund seine traditio­ nelle und in den unruhigen Zeiten bis 1924 durch konkrete Erfahrungen mit Streiks191 noch gefestigte antisozialistische, selbstverständlich auch antibolsche­ wistische, und arbeiterfeindliche Position192. Dementsprechend versuchte er auch, bis Anfang der 30er Jahre allerdings weitgehend erfolglos, den durch das Gesetz gedeckten Abschluß kollektiver Tarifverträge für den landwirtschaft­ lichen Sektor mit allen gerichtlichen und politischen Mitteln entweder grund­ sätzlich zu verhindern oder wenigstens in den B ahnen der eigenen Organisa­ tionen zu kanalisieren und damit weitgehend seiner Wirkung zu berauben193. Diese Position läßt sich durchaus mit der der kalifornischen Arbeitgeber gegen­ über den sich formierenden Landarbeitergewerkschaften in den späten 60er Jahren und Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts vergleichen. Der An­ teil der organisierten Landarbeiter blieb ohnehin bis ans Ende der Weimarer Republik insgesamt unter 15 %194. Auf der anderen Seite unterhielt der Reichslandbund wie vor ihm schon der B dL ausgedehnte und enge B eziehungen

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zu zahlreichen „vaterländischen Verbänden“, an deren koordinierten Zusam­ menschlüssen er sich beteiligte195. Daß der RLB dennoch nicht dieselbe führende Rolle in der Politik der ersten deutschen Republik spielen konnte, wie sie der B dL im Kaiserreich innegehabt hatte, ist nicht nur durch die Veränderung der gesellschaftlichen, verfassungs­ und parteipolitischen Verhältnisse in Deutschland nach 1918 bedingt, sondern geht in entscheidendem Maße zurück auf die innere Struktur des Reichsland­ bundes, der sich nicht mehr wie der B dL zentral steuern und wirksam einsetzen ließ. Als dezentralisierte Dachorganisation der eigentlich selbständigen Landes­ und Provinzialverbände - eine Struktur, die sich teils aus der Dezentralisie­ rung des Krieges, teils aus der Fusion des B dL mit dem Deutschen Landbund ergeben hatte - war der B und schwerfällig und wenig schlagkräftig. Da der größte Teil der B eiträge in den 39 Mitgliedsverbänden blieb und nur wenig an den Dachverband abgeführt wurde196, war ein innerer Finanzausgleich wie im BdL unmöglich, und die B erliner Zentrale litt folglich zum erstenmal unter chronischem Geldmangel. Die Veränderungen des politischen B ezugssystems zu­ sammen mit der Aufblähung der ehemals monolithischen und schlagkräftigen, aber noch überschaubaren Interessenorganisation zur intentionalen Gesamt­ standsvertretung hatten das politische Gewicht des Reichslandbundes reduziert. Obwohl der B und im Einklang mit seinem ständischen Anspruch jetzt ganz of­ fen und deutlich das imperative Mandat verfocht197 und in jeden Reichstag 50 bis 70 auf seine Grundsätze verpflichtete Abgeordnete, davon über drei Viertel in der DNVP, entstandte198, überdies des öfteren Minister stellte, ζ. Β. Schiele und v. Keudell, vermochte er nicht einmal mehr die DNVP zu kontrollieren, die ihrerseits aufgrund ihrer breiteren Basis des Bundes nicht mehr in demsel­ ben Maße bedurfte wie ehemals die Deutsch-Konservative Partei des B dL199. Besonders deutlich wurde das an der gespaltenen Abstimmung der Partei über den Dawes-Plan im Jahre 1924, den der Reichslandbund zwar offiziell ab­ lehnte, durch Freigabe der Abstimmung aber passieren ließ, und an den erfolg­ losen Verhandlungen der an einer stärkeren Einflußnahme auf die Handelsver­ träge interessierten, aber in der DNVP isolierten B undesführung mit Strese­ mann über eine erneute Regierungsbeteiligung nach Abschluß der Locarno­ Verträge und der Demission der DNVP-Minister Ende 1925200. Die nach dem Reichslandbund wichtigste politische Agrarorganisation in der Weimarer Republik, die christliche Vereinigung der deutschen B auernvereine, die seit 1916 straffer geführt wurde und der 1933 über 25 Mitgliedsverbände korporativ angehörten*01, unterschied sich in interessenpolitischer, program­ matischer und ideologischer Hinsicht im ganzen ebensowenig vom Reichsland­ bund wie früher vom B dL. Wie sie schon im Krieg gegen die preußische Wahl­ rechtsreform und den Verständigungsfrieden gekämpft hatte202, so argumen­ tierte sie auch danach gegen das Koalitionsrecht der Landarbeiter und sogar ge­ gen den Generalstreik zur B eendigung des Kapp-Putsches, befürwortete zu gro­ ßen Teilen die korporative Zwangsorganisation der Landwirtschaft203 und stärkte weiterhin den rechten Flügel der Zentrumspartei. Sie geriet zudem durch 84 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

zunehmende antisozialistische Affekte weiter ins Lager der etablierten B esitzer­ verbände als vor dem Weltkrieg. Was sie vom Reichslandbund unterschied, wa­ ren in erster Linie die in ihr dominanten regionalen und katholischen Traditio­ nen vor allem des Rheinlandes und Westfalens, denen der preußische Zentralis­ mus und die Umgangsformen der ostelbischen Junker ein Dorn im Auge waren. Die Vereinigung, so wie sie vor 1933 bestand, wurde zur eigentlichen Vorgän­ gerorganisation des Deutschen B auernverbandes in der B undesrepublik nach 1945. Sie konnte im Gegensatz zu den anderen großen Agrarverbänden auch 1933 nur mit einiger Mühe gleichgeschaltet werden, indem man ihren letzten freigewählten Präsidenten, den Zentrumspolitiker, zweiten Reichsernährungs­ minister und späteren Finanzminister Andreas Hermes, der die Vereinigung seit 1928 wieder in eine stärkere Bindung an die katholische Kirche geführt hatte204, für eine Zeit ins Gefängnis steckte205. Der 1909 gegründete rechtsliberale Deutsche B auernbund, von dem Strese­ mann einmal gehofft hatte, er könne zusammen mit dem Bdl und dem Hansa­ bund dem BdL auch im ostelbischen B ereich das Wasser abgraben206, hatte sich zwar während der Kriegszeit aus innenpolitischen Gründen207 stärker zur Fortschrittlichen Volkspartei hin orientiert und verweigerte den Beitritt zu der von den Großagrariern dominierten Arbeitsgemeinschaft der deutschen Land­ wirtschaft. Anfang der 20er Jahre suchte er noch enge Beziehungen zur DDP, die ihn auch finanziell unterstützte, wandte sich dann aber sehr bald wieder nach rechts, vor allem zur DVP208, und brach 1927 vollends auseinander. Da­ bei wechselten ein Viertel der Mitglieder zum Reichslandbund über, und der Rest gründete zusammen mit Gruppen des Bayerischen B auernbundes und mit dem Reicbsverband landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbetriebe die Deutsche Bauernschaft209. Der Bayerische Bauernbund (BBB) kann für sich in Anspruch nehmen, daß er nach der 1910 erfolgten Trennung von dem groß- und mittelbetrieblich orien­ tierten Fränkischen B auernbund, als er also im wesentlichen nur noch die stär­ ker klein- und mittelbetrieblichen Interessen Niederbayerns, Oberbayerns und Schwabens repräsentierte210, trotz aller Flügelkämpfe von allen größeren deut­ schen Agrarbewegungen zeitweise am „progressivsten“ und durchweg am we­ nigsten dem präfaschistischen Konsensus der etablierten B esitzerverbände ver­ haftet gewesen ist. Besonders sein vor allem vom niederbayerischen Kleinbesitz getragener linker Flügel um Karl Gandorfer, den Bruder des USPD-Abgeord­ neten Ludwig Gandorfer, der zwar nie die Mehrheit stellte, aber im Krieg und während der bayerischen Nachkriegswirren durchaus entscheidenden Einfluß auf die Politik des Gesamtverbandes ausübte, bezog Stellung gegen die Vater­ landspartei, befürwortete die Fürstenenteignung, gehörte zusammen mit den Arbeiterparteien zu den Initiatoren der bayerischen B auernräte, beteiligte sich am Zentralen B auernrat und stützte die Eisnersche Republik. Die B auernräte gehörten, vor allem dank der persönlichen B eziehungen zwischen den Brüdern Gandorfer und Eisner, im Herbst 1918 und im Frühjahr 1919 mit zu den ent­ scheidenden Triebkräften der Revolution in Bayern und ermöglichten besonders

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auf kommunaler Ebene den Bauern für eine kurze Zeit eine intensivere B etei­ ligung an den alltäglichen politischen Entscheidungen. B ereits die Führung der Bezirksbauernräte lag jedoch im wesentlichen in den Händen von Groß- und Mittelbauern, und im Vorstand des Zentralen B auernrates saßen neben dem Gutsbesitzer Karl Gandorfer als Vorsitzendem sowie einem Lehrer, einem Bür­ germeister und einem sozialdemokratischen Redakteur lediglich die beiden Gutsverwalter der B rüder Gandorfer als Vertreter agrarischer B erufe. Es ist sicherlich auch kein Zufall, daß die Größe der B etriebe, die nach dem Willen des Zentralen B auernrates und des B B B aufgeteilt und „sozialisiert“ werden sollten, im Frühjahr 1919 willkürlich auf „über 1000 Tagwerk“ ( = 340 ha) festgesetzt wurde. Die Grenze des demnach noch für einzelne B esitzer Erlaub­ ten lag damit über der Fläche der Gandorferschen Güter211. Nach dem Ende der Räterepublik setzte sich der Mehrheitsflügel um Eisen­ berger innerhalb des BBB wieder stärker durch. Der Bund unterstützte die so­ zialdemokratisch geführte Regierung Hoffmann, stellte in den meisten von der Bayerischen Volkspartei (B VP), der regionalen Variante der Zentrumspartei, geleiteten Kabinetten von Kahr bis Held den Landwirtschaftsminister und be­ mühte sich um eine engere Zusammenarbeit mit der B ayerischen Volkspartei und mit den Liberalen. Der Plan eines Zusammenschlusses mit den christlichen Bauernvereinen und damit einer indirekten Vereinnahme des B B B durch die BVP war allerdings schon 1920 am Widerstand der Mitglieder gescheitert212. Die Flügelkämpfe im BBB, die einen Herd beständiger Spannungen für die Re­ gierungskoalition darstellten, lagen wesentlich in dem Dilemma begründet, daß er als Oppositonspartei gegen die B VP Anschluß bei anderen Gruppen, mei­ stens, aber nicht immer links von der katholischen Partei suchen mußte, sich aber als agrarische Partei in Bayern nur im Bündnis mit der übermächtigen B VP er­ folgreich betätigen konnte. In der zweiten Hälfte der 20er Jahre erwuchsen aus den Koalitionsspannungen handfeste Konflikte. Nachdem 1925 der katholische Bauernführer Heim aufgrund eines Frontwechsels des B B B die Präsident­ schaft der Bayerischen Landesbauernkammer an den BdL- und DNVP-Funktio­ när Prieger verloren und der linke Flügel des BBB seine radikale Agitation in Niederbayern nach sechsjähriger Pause wieder aufgenommen hatte, kam es da­ zu, daß der Innenminister den B auernbund, dessen gemäßigter Sprecher Fehr als Landwirtschaftsminister im Kabinett saß, polizeilich überwachen ließ. Die Koalition hielt zunächst nur, weil alle Beteiligten Angst vor Neuwahlen hatten. Die Tatsache, daß nach den Landtagswahlen vom Mai 1928 nicht der wieder über der Koalitionsfrage zerstrittene B B B in eine erneute Polarisierung getrie­ ben wurde, sondern vielmehr die BVP, deren Arbeitnehmerflügel sich der vom Bauernbund geforderten und von der B VP-Mehrheit konzedierten Ernennung Fehrs zum Arbeitsminister widersetzte, beweist, wie sehr die B VP von ihrem Koalitionspartner abhing, der zudem noch gestärkt aus den Wahlen hervor­ gegangen war. Der BBB blieb bis Anfang der 30er Jahre ein wichtiger Faktor der bayerischen Landespolitik213. 86 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Im Reichstag ging der B ayerische B auernbund, der sich seit November 1922 Bayerischer B auern- und Mittelstandsbund nannte, 1924 eine Koalition mit der Reichspartei des Deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) und der Deutsch­ Hannoverschen Partei ein214, die sich allerdings nach dem B eitritt des B undes zur Deutschen B auernschaft 1927215 und dem außerhalb B ayerns und Schle­ siens erfolglosen Abschneiden der Deutschen B auernpartei bei den Wahlen von 1928 wieder lockerte. In den Jahren der Wirtschaftskrise beeinträchtigte dann wieder die alte Hypothek der internen Uneinigkeit eine entschiedene Stellung­ nahme des B ayerischen B auernbundes zur Reichspolitik. Während der linke Flügel des B undes den B eitritt der Deutschen B auernschaft zur Grünen Front im Jahre 1930 nicht mitmachte, waren gleichzeitig Stimmen zu hören, die „eine autoritative Staatsführung“ verlangten216. Während einerseits die Diktatur der NSDAP, von der die B auern „nur eine Knechtschaft wie es im Mittelalter war“ (Eisenberger), zu erwarten hätten217, abgelehnt wurde, stützte der B aye­ rische B auernbund andererseits Hindenburg und Papen und neigte 1933 über­ wiegend zur Anpassung218. Die entscheidenden agrarpolitischen Auseinandersetzungen in den Jahren zwischen 1923 und 1928 wurden wieder - wie schon im Kaiserreich - um die Zollsätze geführt. Weder das durch die Kriegswirtschaft, durch den Verlust des Krieges und die daraus resultierenden Gebietsabtretungen beschleunigte Vor­ dringen des industriellen Sektors gegenüber der Landwirtschaft219 noch die In­ flation, die eine gute Gelegenheit zur Reorganisation des Agrarkreditwesens ge­ boten hätte220, noch auch die für die Mehrzahl der deutschen Agrarproduzen­ ten mit der Ausnahme der südwestdeutschen Kleinbauern gute Konjunktur von Mitte 1921 bis 1923 oder die mit krisenhaften Störungen verbundene neuerliche Produktionszunahme nach 1924 gaben den großen Verbänden oder den maß­ geblichen Agrarpolitikern Anlaß, die trotz mancher Meinungsverschiedenhei­ ten221 von nahezu allen bekannten deutschen Agrarwissenschaftlern nachdrück­ lich vorgebrachten Forderungen nach strukturellen Reformmaßnahmen aufzu­ nehmen. Die führenden Organisationen der Großagrarier wollten ebensowenig von Fritz B aades Anregungen zur Arbeitsrationalisierung nach amerikanischem Vorbild222 wissen wie von den von Carl Johannes Fuchs in sehr gemäßigtem Ton wiederaufgenommenen älteren Plänen einer „inneren Kolonisation großen Stils“ durch Neuansiedlungen in den preußischen Ostprovinzen, der schon von Georg Friedrich Knapp geforderten „Verwestlichung des Ostens“228. Vollends verworfen wurden die Vorschläge von Friedrich Aereboe, der die Rückkehr zu den kapitalistischen Mechanismen des freien Markts unter Einschluß des Kredit­ sektors verlangte, eine Reduktion der institutionellen und konjunkturellen staatlichen Stützungsmaßnahmen und allenfalls mäßige und flexible „Erzie­ hungszölle“ im Sinne von Friedrich List als Prämien für die „Tüchtigen“, d. h. vor allem für die Veredlungswirtschaft, gelten lassen wollte und dem die Autarkieforderungen der etablierten völkischen Agrarier „geradezu kindlich“ vorkamen224. 87 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anknüpfend an die Analysen von Aereboe und Harms225 und angeregt durch die Studien von H. C. Taylor vom amerikanischen B ureau of Agricul­ tural Economics argumentierte auch Max Sering, der große alte Mann der deut­ schen Agrarwissenschaften, der in den 80er und 90er Jahren die agrarischen Schutzzollforderungen unterstützt hatte, jetzt in eine ähnliche Richtung: Zoll­ schutz der Landwirtschaft erschien ihm zur B eseitigung des von ihm wohl mit Recht als Hauptursache der Nachkriegskrisen angesehenen Kaufkraftschwunds völlig unangemessen226; statt der beherrschenden Tendenz zum industriellen Hochschutzzoll auch auf dem Agrarsektor nachzugeben, empfahl er im Inter­ esse von Verbrauchern wie Produzenten und zum Zwecke einer besseren Ein­ gliederung in das Gefüge des Weltmarkts neben prophylaktischen und mäßigen „Verhandlungs-“ und „B ereitschaftszöllen“ vor allem eine umfassende Steuer­ und Kreditreform und eine Stärkung des freien Wettbewerbs als Anreiz zur Rationalisierung der Produktion und zur strukturellen Sanierung des ostelbi­ schen Großbesitzes227. Aber gerade den freien Wettbewerb fürchteten die agrarpolitisch tonange­ benden ostelbischen Großbesitzer - ebenso wie ihre rheinisch-westfälischen Kollegen - außer strukturpolitischen „Eingriffen in das Privateigentum“228 vor allem anderen22*. Selbst gemäßigten Agrariern wie dem für betriebswirt­ schaftliche Reformen und verstärkte Ansiedlung im Rahmen der Inneren Kolo­ nisation aufgeschlossenen späteren Osthilfekommissar in der Regierung B rü­ ning, Hans Schlange-Schöningen, war und blieb die hergebrachte intensive Staatshilfe für die landwirtschaftlichen Produzenten selbstverständlich230. Die großen Agrarorganisationen, allen voran der Reichslandbund, widersetzten sich dann auch nach der Aufhebung der aus der Kriegszeit überkommenen dirigisti­ schen Ernährungspolitik und der meisten Monopolgesellschaften Ende 1923 einer möglichen Liberalisierung des landwirtschaftlichen Außenhandels mit al­ ler Entschiedenheit. Sie konnten jedoch zunächst in den B eratungen der sog. kleinen Zolltarifnovelle, der deutsch-spanischen Handelsverträge von 1925/26 und der Folgeverträge nur ein Tarifsystem durchsetzen, dessen Niveau zwar nominal etwas über dem der Vorkriegszeit, aber erheblich unter dem der Indu­ striezölle und der agrarischen Forderungen, die auf „Parität“ mit der Indusrtie abzielten, lag231. Es gelang ihnen aber in der zweiten Hälfte der 20er Jahre und besonders angesichts des Preisverfalls seit dem Frühjahr 1928, die alten Mechanismen staatlicher Marktintervention und Preisreglementierung allmäh­ lich wieder zusätzlich in stärkerem Maße zugunsten der Produzenten zu mobi­ lisieren, so durch die Aufrechterhaltung des B ranntweinmonopols232, auf dem Zuckersektor vor allem mittels drastischer Zollerhöhungen233, bei Vieh und Fleisch durch Importkontingentierung234 und im wichtigsten B ereich, dem Ge­ treidesektor, durch verschieden dosierte Techniken der Marktabschöpfung von Staats wegen, also graduell wirksamer „kleiner Mittel“235. Die zahlreichen Pläne zur Wiedereinführung des im Krieg grundsätzlich erprobten staatlichen Getreidehandelsmonopols, also eines „großen Mittels“, wie sie von seiten der SPD im Interesse der Verbraucher und der Preisstabilisierung236 und von den 88 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

großen Agrarorganisationen im Interesse der Produzenten propagiert wur­ den237, und von denen keineswegs alle so konsequent und durchdacht formu­ liert waren wie der früher berühmt gewordene Antrag Kanitz von 1894, wur­ den in der Weimarer Republik nicht mehr realisiert.

c) Von der Krise zur nationalsozialistischen Machtergreifung So erwiesen sich auch die 20er Jahre als eine Zeit des fortgesetzten Agrar­ interventionismus. Allerdings sahen sich die organisierten Agrarier nicht mehr in demselben Ausmaß wie noch im Kaiserreich in der Lage, ihre eigenen Vor­ stellungen durchzusetzen und sie Parlament und Regierung - und sei es im Kompromiß - aufzuzwingen. Sie stießen im veränderten machtpolitischen B e­ zugssystem der Nachkriegszeit stärker als zuvor auf den Widerstand der Indu­ strie. B esonders deutlich wurde das, nach den zollpolitischen Kontroversen zwi­ schen dem Reichslandbund und dem RDI sowie der DVP und Spannungen in­ nerhalb der DNVP, in den kritischen Jahren ab 1928, in denen die großen agrarischen Interessenverbände immer mehr in die folgenreiche Isolierung von ihren traditionellen Koalitionspartnern im bürgerlichen Lager getrieben wur­ den238. Dieser Prozeß äußerte sich im Einflußverlust des RLB bei den Reichs­ tagswahlen von 1928239 ebenso wie in der zunehmenden Kritik der Organisa­ tionen von Handel und Gewerbe an der einseitig protektionistischen Förderung des Agrarsektors, die durch das vor der Wahl im Reichstag verabschiedete „Notprogramm“ der Regierung für die Landwirtschaft noch zusätzlich aufge­ stockt worden war240. Vor allem aber war die gemeinsame solidarprotektio­ nistische Front von Landwirtschaft und Industrie seit den Handelsvertragsver­ handlungen von 1926 immer brüchiger geworden. Der Abschluß des sog. „Eisenpakts“ und die stärker werdende Außenhandelsorientierung der Großin­ dustrie sowie Zollunionspläne, die den Agrariern allzu freihändlerische Ten­ denzen in sich zu bergen schienen, schürten die antiindustriellen Ressentiments vor allem im RLB, die nur mühsam, in den Diskussionen des Berliner Esplanade­ Kreises und durch Kontakte zwischen Kalckreuth und Wilmowsky, zu be­ sänftigen waren. Als der RDI seine Vorstellungen in der Frage des polnischen Handelsvertrags durchsetzte, kam es im November 1928 zu dem vielzitierten „Bruch“ zwischen Landwirtschaft und Industrie241, der sich in den Jahren da­ nach noch verstärkte, obwohl es weiterhin gemeinsame Interessen, jetzt ζ. Β. an Reziprozität statt Meistbegünstigung, gab und die Schwerindustrie sich durch­ aus kompromißbereit zeigte242. Dabei waren es vor allem die Landbundver­ treter, die eine starre Haltung einnahmen. Das Aufbrechen der solidarprotek­ tionistischen Front geht zu einem großen Teil darauf zurück, daß die Industrie erheblich leistungsfähiger geworden und die handelspolitische Orientierung der jetzt gegenüber der organisierten Landwirtschaft erstarkten großen Industrie­ verbände im Wandel begriffen war. Zum anderen verdeutlichte es auch die Tat­ sache, daß eine Reihe der früher vorhandenen Klammern zwischen Industrie

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und Landwirtschaft, z. Β. die Revolutionsfurcht, der sozialpolitische Abwehr­ Konsensus und vor allem die Rüstungspolitik, inzwischen ausgefallen waren. Die koalitionspolitische Unsicherheit und vorübergehende Desorientierung, die sich aus dieser Situation ergab, wurde erheblich verstärkt durch die Auswir­ kungen der 1927/28 einsetzenden Agrarkrise, die die kleinen und mittleren Be­ sitzer wesentlich härter trafen als die Großbesitzer, die wenigstens einen Teil der durch den Preissturz verursachten Einnahmeverluste durch Vermehrung und Umstrukturierung der Produktion ausgleichen konnten und in wesentlich größerem Maße Nutzen aus den staatlichen Hilfsmaßnahmen zogen243. In­ folgedessen nahmen Uneinigkeit und Fraktionierung im agrarischen Lager sel­ ber zu, und auch der Reichslandbund blieb davon nicht verschont. Die postu­ lierte Einheit des „Landvolks“, die auch der B dL im Kaiserreich nicht erreicht hatte, zerbrach und war später nur durch die Intervention einer neuen politi­ schen Kraft wiederherzustellen. Die ersten Signale zum Aufstand gegen den Führungsanspruch des Reichs­ landbundes waren bereits Ende 1927 aus Schleswig-Holstein gekommen, einer in Krisen traditionell zu Protest und zu schneller politischer Radikalisierung neigenden Region, die schon bei den letzten Reichstagswahlen vor dem Krieg nach Sachsen unter allen Wahlbezirken den höchsten Anteil sozialdemokrati­ scher und linksliberaler Stimmen aufgewiesen hatte244. In dieser preußischen Provinz hatte die verregnete Ernte vom Herbst 1927 die latente Agrarkrise sehr früh manifest werden lassen245 und ähnlich wie vor 1920 spontane Mas­ senproteste der B auern ausgelöst, die der Führung der B auernvereine und des Landbundes sehr bald entglitten24“. Der Aufstand der schleswig-holsteinischen Landvolkbewegung mündete zwar in der Provinz, nicht zuletzt aufgrund der tätigen B eihilfe des Landbundes zur Zerschlagung der demokratischen B auern­ vereine, sehr bald in die Bahnen nationalsozialistischer Politik ein247, die Aus­ strahlung der von ihm ausgehenden Opposition gegen die Regierungspolitik und den ostelbischen Großgrundbesitz248 auf das Reich vermittelte aber für eine kurze Zeit auch den neugegründeten Organisationen der Deutschen B au­ ernschaft249 und der Christlich-Nationalen B auern- und Landvolk-Partei (CNBL)250 wichtige Impulse. Dadurch wurde die Position des Landbundes ge­ schwächt, der 1930 endgültig mit den wenigen kleinbäuerlichen und zum poli­ tischen Liberalismus neigenden Gruppen in den eigenen Reihen und der CNBL brach und sich eneer an die NSDAP anschloß251. Zu dieser Entwicklung hatte auch beigetragen, daß sich in der DNVP mit der Wahl Hugenbergs zum Parteivorsitzenden im Oktober 1928 der industrielle Flügel endgültig gegen den Landbund durchgesetzt hatte252. Zwar war auch Hugenberg bekanntermaßen mit agrarischen Problemen vertraut und hatte be­ reits während seiner Tätigkeit in der Ansiedlungskommission im Kaiserreich unter B eweis gestellt, wie sehr er die völkisch-nationalen Ideologismen und Zielsetzungen der radikalisierten Großagrarier teilte; doch seine Politik der grundsätzlichen Opposition gegen die Regierung B rüning nach dem noch ge­ meinsam vollbrachten Sturz der Großen Koalition Ende März 1930 ging den 90 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

neuerlich krisenbedrohten und nach raschen Stützungsmaßnahmen verlangenden Agrariern zunächst doch zu weit, zumal sie sich auch gegen die schon projek­ tierte „Osthilfe“-Politik richtete, die am Ende immerhin fast 2 Mrd. RM für einen fünfjährigen Zeitraum zur Entschuldung, Zinsverbilligung und Betriebs­ sicherung des östlichen Großbesitzes in Aussicht stellte253. Der RLB -Vorsit­ zende und Reichsernährungsminister Schiele, der sich schon seit 1928 um gute Beziehungen zum Zentrum bemüht hatte, trat im August 1930 endgültig aus der DNVP aus und empfahl dem „Landvolk“ nunmehr die Sammlung „unter berufsständischer Parole“, wobei er sich einig wußte mit seinem intimen Gegner und Nachfolger im RLB, dem Grafen Kalckreuth, der schon 1928 „alle außer­ parlamentarischen Mittel“ zur Durchsetzung der agrarischen Ziele für gut be­ funden hatte254. Obwohl Schiele seinerseits nach seinem Rücktritt vom Vorsitz des RLB schon im Herbst und Winter 1930 die Enttäuschung des Bundes ange­ sichts der ersten Osthilfe-Notverordnungen zu spüren bekam, war doch die Er­ innerung an Hugenbergs Verhalten im „Futterkrippenkrieg zwischen Industrie­ und Agrarkapital“255 seit 1928 unter den Landbundfunktionären später noch so lebendig, daß sie den Darréchen Versuchen, Hugenberg vom Platz des Landwirtschaftsministers im ersten Kabinett Hitler zu verdrängen, willig und im Sommer 1933 mit Erfolg Beihilfe leisteten. Die gesamtpolitische B edeutung des Abdriften des RLB ins nationalsoziali­ stische Lager nach Schieles Rücktritt im Herbst 1930 gewann zusätzlich noch dadurch an Gewicht, daß der Landbund faktisch die Politik der Grünen Front bestimmte, zu der sich Anfang 1929 der RLB , die Vereinigung der deutschen Bauernvereine, die Deutsche B auernschaft und der bislang auf politische Neu­ tralität bedachte offiziöse Deutsche Landwirtschaftsrat zusammengeschlossen hatten, um gemeinsam für drastische Importbeschränkungen, Preisfestsetzungen auf der Grundlage der Parität der Lebenshaltungsindices und eine verkappte Vergesellschaftung des Getreidehandels durch Errichtung einer Reichsgetreide­ stelle und Staatshilfe für die „notleidenden“ Ostprovinzen zu kämpfen256. Ob­ wohl die wirtschaftspolitischen Interessen der in der Grünen Front vereinigten Verbände keineswegs immer in allen Punkten übereinstimmten257, war durch die Organisation des ideologischen und gesamtpolitischen Konsensus eine ent­ scheidende Vorbedingung für die spätere reibungslose Überführung einer bereits verklammerten agrarischen Einheitsorganisation in den Reichsnährstand erfüllt. Der Reichslandbund, der bereits seit Mitte der 20er Jahre immer mehr in die Gefolgschaft der radikalen völkischen B ewegung von rechts geraten war, statt, wie früher der BdL, an deren Spitze zu stehen und ihre Richtung zu bestimmen, erklärte sich unter der Führung von Kalckreuth, B ethge und Lind Anfang 1931 zum „Kampfbund der nationalen Opposition“ und propagierte offen die anti­ parlamentarische Diktatur258. Später beteiligte er sich aktiv an der Vorberei­ tung der Harzburger Front und nahm gegen Hitlers Zusicherung, keine natio­ nalsozialistische B auernbewegung in großem Stil ins Leben zu rufen, auf Ini­ tiative Kalckreuths schon am 18. Dezember 1931 einen Nationalsozialisten (Willikens) ins Präsidium auf259. B ei den Reichspräsidentenwahlen von 1932 91 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

empfahl er Duesterberg oder Hitler, im zweiten Wahlgang nur nodi Hitler260, er verdächtigte die Regierung B rüning des „Agrarbolschewismus“ und die Kanzlerschaft Schleichers der „Wiederkehr des Parlamentarismus in Reinkul­ tur“261, brüskierte Anfang 1933 Regierung und Reichspräsidenten262 und be­ grüßte den 30. Januar als den langersehnten „deutschen Marsch auf Rom“263. Der Hinwendung der führenden agrarischen Organisationen zum National­ sozialismus entsprachen vermehrte Parteieintritte von B auern und Landbewoh­ nern ab 1930 und erhebliche Stimmengewinne der NSDAP in den ländlichen Wahlkreisen bei den Reichstagswahlen vom September desselben Jahres. Der Anteil der Landwirte (Landbewohner) an den Neuzugängen der Partei stieg von 8,1 (42,6) % im Durchschnitt der Jahre 1925-1929 auf 12,5 (54,5) % 1930 und 17,6 (59,3) % im Jahre 1931; danach fiel er leicht, ab 1933 stärker ab. B erücksichtigt man nur die in der Landwirtschaft Erwerbstätigen im Sinne der Reichsstatistik, dann war die Landwirtschaft bereits 1929 in der NSDAP in derselben Höhe repräsentiert wie in der Erwerbsbevölkerung; bei zusätz­ licher B erücksichtigung der mithelfenden Familienangehörigen lag ihr Anteil am Vorabend der Reichstagswahlen von 1930 mit 13,2 % allerdings erheblich un­ ter ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung (rund 21 % ) 2 6 3 a . In der NSDAP-Wählerschaft war der Agrarsektor jedoch eindeutig über­ repräsentiert. B is 1924 hatten mit der Ausnahme einiger von den Landbünden gehaltenen Kreise in Thüringen und Hessen, lokaler Dominanz von B auernli­ sten im Trierischen Raum und in Württemberg wie des B ayerischen B auern­ und Mittelstandsbundes in Teilen Niederbayerns264 im wesentlichen im ostelbischen Preußen die DNVP, in der Rheinprovinz, in Westfalen, Oberschlesien und B ayern das Zentrum bzw. die B VP, in Teilen Niederschlesiens, Mecklen­ burgs und im südlichen Schleswig-Holstein mit abnehmender Tendenz die SPD und vereinzelt auch die DVP die Mehrheiten in den ländlichen Wahlkreisen unter sich aufgeteilt265. B ei den Wahlen von 1928 hatte dann die SPD der DNVP, vor allem in Niederschlesien westlich der Oder, in der Mark B randen­ burg und in einigen Kreisen Vorpommerns, und die CNB L der B VP in Nieder­ bayern und in Schwaben in einzelnen Kreisen den ersten Platz entrissen266. Das Wahlergebnis vom September 1930 glich jedoch einem Erdrutsch: Die NSDAP überflügelte die DNVP im östlichen und nördlichen Ostpreußen ebenso wie die SPD, ferner in einigen der agrarischsten Kreise Pommerns, Vorpom­ merns und der Uckermark, in Westpreußen, Niederschlesien östlich der Oder und im westlichen Schleswig-Holstein. Im B raunschweigischen und Hannover­ schen Raum und in Teilen Hessens und der Pfalz ließ sie die Gruppierungen der CNBL hinter sich und konnte auch dem Zentrum vereinzelt Stimmen abneh­ men. Als relativ stark erwiesen sich noch die B astionen der Landvolkbewegung in Franken, die des Landbunds in Württemberg und des B auernbunds im süd­ lichen Niederbayern267. B ei den Wahlen vom Juli 1932 gelang der NSDAP dann der Durchbruch im gesamten ost-, nord- und mitteldeutschen Raum mit Ausnahme der traditionellen Zentrumswahlkreise in Oberschlesien und Ost­ preußen, mit einer breiten B rücke quer durch Westdeutschland - Hessen und 92 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

die Pfalz - und starken Gewinnen in Südwestfalen und am Mittelrhein sowie in Württemberg und Franken, die den B auernbünden und dem Landvolk ab­ genommen wurden, sowie im Allgäu und in Teilen Oberbayerns auf Kosten der BVP. Die niederbayerischen Kreise mit früheren B auernbundsmehrheiten ent­ schieden sich mehrheitlich für die B VP268. B ei den Wahlen vom März 1933 wurden die verbliebenen Zentrums- bzw. B VP-Mehrheiten in Oberschlesien, West- und Süddeutschland noch weiter zugunsten der NSDAP reduziert2*8. Die kontinuierliche Hinwendung des Reichslandbundes zur NSDAP wurde entschieden gefördert durch die sich ab 1930 stärker zuspitzende und auch den landwirtschaftlichen Sektor hart treffende Wirtschaftskrise, auf deren Verlauf hier im einzelnen nicht eingegangen werden kann270, durch die steigende Un­ zufriedenheit der ostelbischen Großagrarier mit den agrarpolitischen Stützungs­ und „Osthilfe“-Maßnahmen der “Regierungen von B rüning bis Schleicher, die Reichslandbund und DNVP wieder enger zusammenführten271, durch die wirksame Arbeit des agrarpolitischen Apparats 'der NSDAP unter Leitung von R. W. Darré (seit Mai 1930)272 und durch den kontinuierlichen Stimmenzu­ wachs der NSDAP auch in den außeragrarischen B evölkerungssektoren, vor allem den Gruppen des unteren „Mittelstands“27*. Es muß aber gleichzeitig betont werden, daß trotz gelegentlicher und vor­ übergehender Zurückhaltung in einigen regionalen Gliederungen die zentralen Leitungen der deutschen Agrarorganisationen, nach der Ausschaltung von Hermes auch die der Vereinigung der deutschen B auernvereine, allesamt von den Nationalsozialisten nicht so sehr zur Aufgabe ihres organisatorischen Eigenlebens gezwungen werden mußten, sondern sich vielmehr - wenn auch teilweise in völliger Verkennung der Absichten nationalsozialistischer Politik überwiegend freiwillig gleichschalteten, der Reichslandbund sogar eifrig und mit Freuden274. Auf seine Initiative hin schlossen sich Anfang April 1933 alle größeren landwirtschaftlichen Organisationen in der Reichsführergemeinschaft des deutschen B auernstandes unter dem Vorsitz von Darré zusammen275, der sich am 12. Mai 1933 auch zum Vorsitzenden des Deutschen Landwirt­ schaftsrats wählen ließ und damit bereits die Hausmacht der gleichgeschalteten Agrarverbände in Händen hielt, die es ihm ermöglichte, im Juni Hugenberg auch als Landwirtschaftsminister abzulösen275a. Bei der formellen Überführung der agrarischen Einheitsorganisation in den nationalsozialistischen Reichsnährstand seit dem Herbst 1933 wurde dem RLB das „Privileg“ zuteil, nicht wie die anderen zentralen Organisationen der Landwirtschaft aufgelöst, sondern mitsamt seinem ganzen Apparat und seiner Verwaltung „eingegliedert“ zu werden276. Der Reichsnährstand machte sich zum Rechtsnachfolger des Reichslandbundes. An die Stelle einer seit vierzig Jahren brüchigen und fiktiven, bloß intentionalen Gesamtstandsvertretung der deutschen Landwirtschaft, die im Kaiserreich allerdings zu den auch gesamt­ politisch einflußreichsten Pressure Groups gehört hatte, trat nach gründlicher Vorbereitung die wirkliche korporative Einheitsorganisation, die sehr schnell deutlich machte, daß sie keineswegs lediglich die hergebrachte Landbundpolitik 93 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

fortsetzen wollte, sondern „Größeres“ vorhatte: die Instrumentalisierung der Landwirtschaft im Dienste der weiterreichenden machtpolitischen Pläne des Führers277. Die traditionelle Interessenorganisation des ostelbischen Groß­ grundbesitzes gehörte so - wie die meisten Repräsentanten von Industrie und „Mittelstand“ und die antiparlamentarischen Ständestaatsideologen - nicht ohne eigenes Verschulden zu den ersten Düpierten des Nationalsozialismus.

d) Zur Organisation der Landwirtschaft unter nationalsozialistischer Herrschaft Im Dritten Reich galt auch für den B ereich der Landwirtschaft der Grund­ satz des „Primats der Politik“278. Aber im Gegensatz zum relativ distanzierten Verhältnis des Nationalsozialismus zu Industrie und Handel, von deren spezi­ fischen Interessen sich die nationalsozialistische Politik allmählich und ab 1936 stärker emanzipierte279, waren die B indungen zwischen NSDAP und Land­ wirtschaft enger und von besonderer Art. Dafür waren verschiedene Faktoren ausschlaggebend: Die, sieht man einmal vom linken Flügel des B ayerischen B auernbundes ab, im Ganzen einheitliche konservative politische Orientierung der wichtigsten landwirtschaftlichen Interessenorganisationen mit der Tendenz, sich in Krisen nach rechts zu radikalisieren und konservative bis reaktionäre Forderungen mit scheinrevolutionärer Agitation zu verbinden, erleichterte den Spitzenorganisa­ tionen der Landwirtschaft nach 1930 das Abschwenken ins nationalsozialistische Lager. Hinzu kommt die frappierende und in diesem Zusammenhang keines­ wegs zu unterschätzende Kontinuität der gesamtpolitischen Programmatik und Ideologie zwischen den beherrschenden Agrarverbänden seit den 90er Jahren, vor allem dem B dL, aber auch den katholischen B auernvereinen und dem Na­ tionalsozialismus. Die vom B dL tradierte, gegen Kapitalismus, vor allem das „mobile Kapital“, Liberalismus und Sozialismus, gegen industrielle Expansion und Verstädterung sich wendende völkisch-nationale, „mittelständische“, sozial­ darwinistische, grundsätzlich rassistische und antisemitische Ideologie, die die machtpolitische Expansion nach Osteuropa propagierte und schon immer die einheitliche Organisation aller in der Landwirtschaft Tätigen in einer berufs­ ständischen Korporation angestrebt hatte, erleichterte es den Gefolgsleuten des Landbundes und der mit ihm verbündeten Gruppen ungemein, in der national­ sozialistischen „B ewegung“ eine neue weltanschauliche Heimstatt zu finden. Entsprach doch auch deren ideologisches Konglomerat im wesentlichen den her­ gebrachten dominanten agrarischen Traditionslinien. Außerdem proklamierten die Nationalsozialisten, genauso wie die Agrarier seit vierzig Jahren, den „Schutz der nationalen Arbeit in Stadt und Land“280. Der Blut- und Boden-, Rasse- und Germanen-Mythos der Nationalsozialisten und der hohe Stellenwert der expansionistischen Ostsiedlung für ihre Politik281 verschleierten dabei in noch stärkerem Maße als die Landbundideologie die In­ teressengegensätze zwischen kleinen und großen landwirtschaftlichen B esitzern, 94 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

getreideproduzierenden Großgrundbesitzern und Mittel- und Kleinbauern mit intensiverer Vieh- und Veredelungswirtschaft, sowie den Landarbeitern. Die an Sozialisierung erinnernden Passagen des ursprünglichen Federschen Parteiprogramms, die ja nicht nur die ominöse „B rechung der Zinsknechtschaft“, sondern auch „eine unseren nationalen B edürfnissen angepaßte B odenreform“ und die „Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung von B oden für gemeinnützige Zwecke, Abschaffung des B odenzinses und Verhinderung je­ der B odenspekulation“ forderten und B edarfsdeckung statt Gewinnmaximie­ rung als Ziel der Agrarwirtschaft anvisierten282, waren zunächst ebenso wie die bevölkerungspolitischen Siedlungspläne der Nationalsozialisten283 bei einer Reihe von Großagrariern auf Mißtrauen gestoßen. Doch die in dem taktisch ge­ schickteren, „mittelständisch“ akzentuierten Agrarprogramm der NSDAP von 1930 in Aussicht gestellten, die Großbesitzer begünstigenden umfassenden staat­ lichen Subventions- und Hilfsmaßnahmen für den landwirtschaftlichen Sek­ tor284 und endgültig das Eingehen der Nationalsozialisten auf nahezu alle bis­ herigen Forderungen der großagrarischen Interessenorganisationen im Verlauf des Jahres 1933 ließen das Mißtrauen schwinden. Betont werden muß außerdem der hohe Stellenwert der Agrarpolitik für die nationalsozialistische Politik insgesamt, wie er in solchem Ausmaß seit dem Ende der Deutsch-Konservativen Partei in keiner größeren politischen Grup­ pierung der Weimarer Republik bestanden hatte, sowie die Tatsache, daß es über das agrarpolitische Konzept der NSDAP relativ wenig Richtungskämpfe und Kontroversen in der Partei gab und daß die üblichen personellen Querelen ungewöhnlich schnell und reibungslos beigelegt wurden285. Für den Agrar­ sektor gab es im nationalsozialistischen Deutschland, was für andere Wirt­ schaftsbereiche eine große Seltenheit war: eine klar formulierte, den Umstän­ den entsprechend homogene und von Anfang an zielbewußt durchgeführte Po­ litik, in der die Interessen von Partei und Regierung, B ürokratie und herge­ brachten Organisationen außerordentlich eng mit denen der Produzenten ver­ schmolzen wurden. Dazu dürften nicht zuletzt auch die traditionellen Konsul­ tationspraktiken und personellen Verknüpfungen zwischen öffentlichen und pri­ vaten landwirtschaftlichen Organisationen beigetragen haben. Der „Reichs­ bauernführer“ Darre, der erst Ende der 20er Jahre zur „B ewegung“ gestoßen war, war gleichzeitig Reichsleiter der Partei und Obergruppenführer der SS, preußischer und Reichsernährungsminister286 und oberster Leiter des weitver­ zweigten Reichsnährstands (RNS), in dem alle bisherigen agrarischen Organi­ sationen unter Einschluß der Kammern und des Deutschen Landwirtschaftsrats, ja sogar der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft287 aufgegangen waren. Die wichtigsten Ziele und Mittel der nationalsozialistischen Agrarpolitik, so, wie Darré sie machte, und nicht so, wie Feder sie konzipiert haben mochte, ent­ sprachen den traditionellen Forderungen der etablierten Agrarverbände: Fest­ halten an dem in Friedenszeiten für einen entwickelten Industriestaat völlig irrationalen Ziel größtmöglicher Autarkie und entsprechender landwirtschaft­ licher Produktionssteigerungen bei gleichzeitigen Festpreisgarantien mit einer 95 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Tendenz nach oben, verstaatlicher Produktions- und Marktregulierung, syste­ matisch geförderter Entschuldung der B etriebe, ergänzt durch eine erhebliche, institutionell abgesicherte Aufwertung des „Bauernstandes“ gegenüber anderen, weniger bodenverbundenen B evölkerungsschichten. Das waren genau jene B e­ dingungen, die die Agitatoren des BdL vier Jahrzehnte zuvor erträumt hatten. Zudem tastete der Nationalsozialismus trotz aller reformistischen bis revo­ lutionären Parolen seiner frühen Programme im alten Reichsgebiet weder die Bodenbesitzverhältnisse noch den ökonomischen und sozialen Status quo auf dem Lande wesentlich an, abgesehen von einer gewissen materiellen B esserstel­ lung der Landarbeiter, sofern sie „arisch“ waren288. Er entsprach also auch auf diesem wichtigen Sektor den hergebrachten B esitzerinteressen, deren Wah­ rung die entscheidende Voraussetzung für die besonders engen und verhältnis­ mäßig ungetrübten B eziehungen zwischen NSDAP und Landwirtschaft gewe­ sen ist. Vor dem korporativen Neuaufbau wurde zunächst in einem Intermezzo .na­ tionalsozialistischer und deutschnationaler Agrarpolitik während der ersten Hälfte des Jahres 1933, das angesichts der Märzwahl auch der B efriedung der landwirtschaftlichen Interessenten gewidmet war289, der Vollstreckungsschutz für den Agrarsektor ausgebaut290 und die handelspolitische Isolierung und Ab­ riegelung vom Weltmarkt durch drastische Zollerhöhungen und Einfuhrsperren eingeleitet291. Außerdem wurden die gesetzliche Regelung der landwirtschaft­ lichen Schuldverhältnisse durch faktische Teilenteignung der Kreditgeber de­ kretiert292 und neuerliche erhebliche Preisstützungen für Getreide, Verede­ lungsprodukte und Fette verfügt293. Die institutionellen Grundlagen für eine konsistente nationalsozialistische Agrarpolitik wurden erst nach der Ablösung Hugenbergs durch Darré im Sommer 1933 geschaffen durch das Reichsnähr­ standsgesetz vom 13. September, das an Vorarbeiten des berüchtigten B dL­ „Ökonomen“ Gustav Ruhland anknüpfte294, und das Reichserbhofgesetz vom 29. September 1933, das ein gemäßigteres preußisches Erbhofgesetz vom Mai ablöste295. Ausgehend von der, isoliert betrachtet, nicht ganz unrichtigen Darreschen Fest­ stellung, daß das Elend der Landwirtschaft letztlich aus der übergroßen Ver­ schuldung des Bodens resultiere und mithin bloße Preisstützung und Subventio­ nen, die auch aus Rücksicht auf die städtischen Verbraucher und die Steuerzah­ ler nicht empfehlenswert seien, allein wirkungslos bleiben müßten296, wurde der Hauptschlag gegen den seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in immer stär­ kerem Maße erfolgten Einbezug des B odens als veräußerliches Gut, als Ware und Spekulationsobjekt in den kapitalistischen Markt geführt. Es wurde ver­ sucht, die B odenpolitik insgesamt auf einen vorkapitalistischen Stand zurück­ zustellen, der so zwar nie Wirklichkeit gewesen, aber im wesentlichen gemeint war, wenn die nationalsozialistischen Agitatoren wie schon vor ihnen die des BdL und der Folgeverbände gegen das „römische Recht“ polemisierten. Erst auf der B asis der Herauslösung des B odens aus dem Markt, der dekretierten Zwangsentschuldung und der Verhinderung neuer Verschuldung durch die Be96 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Stimmungen des Erbhofgesetzes sollten die weiteren Maßnahmen, vor allem die staatsmonopolistische Marktordnung und Preisregulierung zwecks Schließung der „Preisschere“ und die Abschließung des deutschen Markts nach außen dauer­ haft wirksam werden, statt, wie bisher, im wesentlichen als verlorene Zuschüsse abgeschrieben zu werden. Die Kosten trafen zunächst die Gläubiger landwirt­ schaftlicher B etriebe, vor allem B anken und Versicherungen, und die Reichs­ kasse, also die Steuerzahler, in geringerem Umfang auch ländliche Händler und Handwerker, später den Zwischenhandel und die Verbraucher. Könnte man absehen von den bereits ab 1934 verstärkt spürbaren Anstren­ gungen der Produktionsvermehrung, der Aufrüstung und Kriegsvorbereitung, die auch die landwirtschaftliche B etriebsführung unter den Druck außerwirt­ schaftlicher Zwecke setzten, und von der Tatsache, daß später alles im Reich erwirtschaftete Vermögen, auch das der Vorkriegszeit, zielbewußt in den Krieg gesteckt297 und damit die landwirtschaftliche Entschuldung relativ bedeu­ tungslos wurde, dann wäre festzustellen, daß der einzige, wenn auch in der praktischen Durchführung keineswegs befriedigende Versuch, die landwirt­ schaftliche Dauerkrise durch strukturelle Maßnahmen, die über bloße Subven­ tionen hinausgehen, zu bewältigen, im Deutschen Reich vor 1945 von den Na­ tionalsozialisten unternommen wurde. Dabei handelte es sich allerdings in erster Linie nicht um strukturpolitische Maßnahmen, die die landwirtschaftliche Pro­ duktion selber betrafen, sondern zunächst nur um die Sozialisierung eines Teils der Schulden und der Verluste, wie die Agrarier sie konsequent seit über vierzig Jahren gefordert hatten. Insofern besteht auch ein erheblicher Gegensatz zu der auf dem Umweg über die durchaus in „bürgerlicher“ Tradition stehende B oden­ reform in der SB Z nach dem Zweiten Weltkrieg298 erfolgten Zwangskollekti­ vierung der Landwirtschaft in der DDR, die zwar rein betriebstechnisch gese­ hen und aus Gründen rationeller Erzeugung wieder an das alte ostelbische Rit­ tergut anknüpfte, aber zum einen auch die Gewinne vergesellschaftet und zum anderen keineswegs den B oden aus der verstaatlichten Verfügungsgewalt her­ ausgelöst hat. Auch die mühsamen und begrenzten, vor allem in Flurbereini­ gung und Infrastrukturförderung sich äußernden strukturpolitischen Reform­ ansätze in der B RD der 60er Jahre und die über das stärkere B ewußtsein der Notwendigkeit von Umweltschutz und -konservierung unter drastisch verän­ derten gesamtwirtschaftlichen und demographischen B edingungen vermittelten Tendenzen zu einer sektoralen B eschränkung der freien Marktmechanismen im Bodenrecht im Rahmen der EWG Anfang der 70er Jahre bewegen sich auf einer ganz anderen Ebene298. Daß der Agrarsektor der einzige Wirtschaftsbereich war, auf dem die Natio­ nalsozialisten für eine kurze Zeit die antikapitalistische Spitze ihres Programms auch in die Tat umzusetzen begannen, hat seine Ursache allerdings nicht nur in der agrarischen Herkunft einer ganzen Reihe nationalsozialistischer Führer300. Ausschlaggebend dafür war zum einen, daß das ideologische Konglomerat des Nationalsozialismus, dessen politische Wirksamkeit heute von vielen „Faschis­ mus“-Theoretikern maßlos unterschätzt wird, sich so gut wie ausschließlich

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speiste aus der antiindustriellen und rückwärtsgewandten agrarischen Protest­ ideologie der völkischen Nationalisten. Diese wies für den Agrarsektor durch­ aus detaillierte, wenn auch von einseitigen Interessen geprägte politische For­ derungen auf, wohingegen sie die außeragrarischen Wirtschaftssektoren weit­ gehend ausklammerte. Während die nationalsozialistische Führungsgruppe sich mit den starken Repräsentanten der Großindustrie auch aus einfacher Unkennt­ nis oder aufgrund der Unüberschaubarkeit der finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenhänge in irgendeiner Weise pragmatisch, wenn auch unter den selbst diktierten irrationalen und wahnwitzigen Zielsetzungen, arrangieren mußte, ohne dabei das kapitalistische Produktionssystem in seinen Grundlagen anzu­ tasten301, war ihr schon vor der Machtergreifung sehr viel klarer, was auf dem Agrarsektor zu tun wäre. Zum anderen - und das scheint besonders entscheidend gewesen zu sein stimmten die agrarpolitischen Ziele der NSDAP ebenso wie die Art und Weise ihrer Realisierung überein mit den Interessen der in den agrarischen Organisa­ tionen tonangebenden Großbesitzer, deren bereitwillige Mitarbeit somit schon aus Eigennutz gesichert war. Selbst ein aristokratischer pommerscher Ritterguts­ besitzer, der die Nationalsozialisten womöglich verachtete oder insgeheim sogar politisch zu bekämpfen trachtete, konnte nichts dagegen haben, daß sein Betrieb entschuldet wurde und er sein gesamtes Getreide zu besseren Preisen absetzen konnte. Angesichts der Zielsetzung möglichst weitgehender Autarkie, die des guten Willens und der Mitarbeit der landwirtschaftlichen Produzenten nicht entraten konnte, und der forcierten Aufrüstung, die der Loyalität eines verläß­ lichen Offizierkorps bedurfte, konnten selbst die Nationalsozialisten auch nach der B eseitigung des lästigen Koalitionspartners DNVP nur eine Agrarpolitik machen, die die Zustimmung der großen landwirtschaftlichen Produzenten hatte - ganz abgesehen davon, daß Ackerbau und Viehzucht generell auf die Dauer erfolgreich nicht mit polizeistaatlichen Terrormethoden betrieben werden kön­ nen. Das war selbst in den späteren Jahren des nationalsozialistischen Regimes nicht möglich, um wieviel weniger dann 1933 oder 1934. Deutlich wird dieser Zusammenhang, der die Kontinuität sowohl der Agrar­ politik als auch des Einflusses agrarischer Interessenten seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis ins Dritte Reich hinein sogar in verstärktem Maße be­ stätigt, auch daran, daß der landwirtschaftliche Großbesitz nicht nur in Ost­ elbien, sondern im ganzen Reich eindeutig zum Hauptnutznießer der national­ sozialistischen Agrarpolitik wurde, während dem Mittel- und Kleinbesitz weit­ gehend nur die Bürde intensiver Mehrarbeit zwecks Mehrproduktion ohne ent­ sprechende Kompensationen aufgeladen wurde. Das gilt für die Entschuldungs­ maßnahmen und die Erbhofgesetzgebung ebenso wie für die Organisation des Reichsnährstands und die staatsmonopolistische Markt- und Preisregulierung. Trotz teilweise, in den höchsten Rängen sogar weitgehend ausgewechselter poli­ tischer Führungselite302 wurden die Verteilung ökonomischer Macht, sofern der Staat sie nicht konfiszierte, und der soziale Status quo auf dem Agrarsektor auch im Dritten Reich nur unerheblich verändert. So sah das Gesetz zur Rege98 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

lung der landwirtschaftlichen Schuldverhältnisse vom 1. Juni 1933, gegen das Darré, solange er noch nicht Minister war, ein Scheingefecht von „links“ geführt hatte, das er dann aber völlig übernahm303, eine Herabsetzung der Verschul­ dung land- und forstwirtschaftlicher B etriebe bei B anken und Kreditinstituten auf 2/3 des „Betriebswerts“, die sog. „mündelsichere Grenze“, bei 4½ % Zinsen und einer Tilgungsrate von jährlich ½ bis 5 % der Schuldsumme vor304. Die Durchführungsbestimmungen vom Oktober 1933 und Mai 1935 definierten den Betriebswert dann jedoch so, daß die staatliche Entschuldung bei hochverschul­ deten Großbetrieben mit einem Einheitswert über 40 000 RM in der Regel min­ destens 40 % der festen Schulden abdeckte, bei kleineren B etrieben aber relativ unerheblich blieb oder gar nicht wirksam werden konnte305. Das Reichserbhofgesetz vom 29. September 1933306, von dem Darré später sagte, sein Zweck sei nicht die Erhaltung der bäuerlichen Wirtschaftsweise, son­ dern des „bäuerlichen Menschentums“ gewesen307, und das Max Sering schon 1934 kritisiert hat, weil es gerade in die überlieferten bäuerlichen Traditionen und das Selbstbestimmungsrecht der Familien eingriff308, schuf - ironischer­ weise bei gleichzeitiger weiterer Auflösung der alten Fideikommisse309 - eine neue Art eines zahlenmäßig vervielfachten, verkleinerten, mit pseudo-germani­ schen B lut- und Sippenmythologemen angereicherten, gewaltsam „aufgenorde­ ten“ und verbäuerlichten Fideikommiß: den Erbhof. Der Erbhof war unver­ äußerlich, unteilbar, vor Zwangsvollstreckungen gesichert und unbelastbar; er mußte nach obligatorischem Anerbenrecht vererbt werden, und Erbhofbesitzer, d. h. „B auer“ im Gegensatz zu anderen „Landwirten“, konnte nur sein, wer „deutscher Staatsbürger, deutschen oder stammesgleichen B lutes und ehrbar“ war310. Als Mindestgröße eines Erbhofs wurde eine „Ackernahrung“ festge­ setzt, d. h. diejenige Menge Landes, „welche notwendig ist, um eine Familie unabhängig vom Markt und der allgemeinen Wirtschaftslage zu ernähren und zu bekleiden, sowie den Wirtschaftsablauf des Erbhofs zu erhalten“. In der Regel entsprach die Ackernahrung mindestens 7,5 ha311; auf der anderen Seite durfte der Erbhofbesitz im Durchschnitt 125 ha nicht überschreiten. Kleinbe­ sitzer waren also nicht erbhoffähig und mußten sich in die unterprivilegierte Schicht der „Landwirte“ einreihen312, was Max Sering veranlaßte, von der „Festigung einer kleinen Dorfaristokratie“ zu sprechen313', an deren oberste Spitze nach den Vorstellungen Darrés noch der etablierte Großbesitz und die nationalsozialistische Führungselite als steuerexemte und einer eigenen Standes­ gerichtsbarkeit unterstehende „Hegehof-B esitzer“ treten sollten314. Der Groß­ grundbesitz mit mehr als 125 ha B etriebsfläche konnte dagegen wählen, ob er als von der Erbhof-Gesetzgebung nicht betroffener, aber sonst nicht angetaste­ ter und an Entschuldungs- und Preisstützungsaktionen vor allem im Rahmen der „Osthilfe“ partizipierender B etrieb weiterbestehen oder aufgrund sehr dehnbarer Kriterien und einer wohlwollenden Rechtsprechung ebenfalls die Anerkennung als Erbhof erwirken wollte315. B is Anfang 1935 waren insge­ samt 665 000 Erbhöfe anerkannt, bis 1939 685 000 mit einer Fläche von 15,5 Mio. ha, d. h. ca. 12 % aller landwirtschaftlichen B etriebe, 22 % der statistisch 99 7*

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erfaßten B etriebe über 0,5 ha oder 30 % der Betriebe über 2 ha mit 37 % der landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche316. Der Reichsnährstand (RNS) faßte nicht nur die bisherigen öffentlichen und privaten agrarischen Korporationen und Organisationen zusammen, sondern bezog außer allen in der Landwirtschaft Tätigen unter Einschluß der Landar­ beiter als Zwangsmitgliedern317 auch alle landwirtschaftlichen Genossenschaf­ ten, die Institutionen des Landhandels und die B e- und Verarbeiter landwirt­ schaftlicher Erzeugnisse ein318. Er war eine Selbstverwaltungskörperschaft des öffentlichen Rechts, nach dem Führerprinzip in 20 Landesbauernschaften sowie weiteren Kreis- und Ortsbauernschaften von oben nach unten organisiert, mit dem bürokratisch aufgefächerten Aufbau einer den gesamten Agrarsektor und die in ihm tätigen Menschen verwaltend erfassenden B ehörde319. Seine Auf­ gaben reichten von der Pflege bäuerlichen B rauchtums und der Propagierung der antisemitischen und militaristischen B lut- und B oden-Ideologie, die schon ab 1934 als Stimulans in der „Erzeugungsschlacht“ und ab 1937 deutlich und offen im Dienst der Kriegsvorbereitung artikuliert wurde320, über die Kon­ trolle der dekretierten harmonistischen „B etriebsgemeinschaften“821 und die Kanalisierung der Neusiedlung bis hin zur „Ordnung von Erzeugung und Ver­ sorgung“322. Damit waren Produktionsregulierung und totale Marktorgani­ sation zum Zwecke der vollständigen „Erfassung zu B eginn einer Knappheits­ periode“ (Krieg)323 gemeint. Der RNS war weiterhin zuständig für die Ein­ schränkung der Kreditwirtschaft324, die Stabilisierung der Erzeugerpreise und verantwortlich für die Herstellung möglichst weitgehender Autarkie325. Um diese Ziele zu erreichen, bediente er sich eines verwirrenden bürokratischen Sy­ stems dreistufig gegliederter Marktverbände, „wirtschaftlicher Vereinigungen“ und „Hauptvereinigungen“ für jedes wichtige Produkt, „Reichsstellen“ und Verwertungsverbänden zur Abwicklung des An- und Verkaufs mit Abliefe­ rungszwang und Preisfestsetzungen in zeitlicher und regionaler Staffelung, Ab­ lieferungsbescheinigungen, B etriebskarten, B enutzungsscheinen und der Andro­ hung von Ordnungsstrafen326. Das Ziel einer möglichst gleichmäßigen Verteilung der aufgrund des Einfuhr­ stopps knapp gewordenen Güter konnte in Friedenszeiten ebenso wie das Ziel einer Stabilisierung der Erzeugerpreise durch diese bürokratische Maschinerie zu einem großen Teil erreicht werden. Das gilt besonders für den für die ost­ elbischen Großbetriebe interessanten Getreidesektor. Es wurde zwar zunächst kaum mehr produziert als vordem, aber die durch das „Getreidegrundgesetz“ vom Juli 1934327 eingerichtete Hauptvereinigung und 19, bzw. später 20 re­ gionale Wirtschaftsvereinigungen in der Tradition der Reichsgetreidestelle, der GHG und der GIC, die den jetzt völlig verstaatlichten Handel abwickelten, garantierten die Preise328. Insgesamt jedoch blieb die Landwirtschaft trotz sta­ biler Preise in ihrer Entwicklung hinter den anderen Wirtschaftssektoren zu­ rück. Die Einkommen landwirtschaftlicher Produzenten stiegen zwischen 1933 und 1937 im Durchschnitt um 33 %, und zwar in der ersten Hälfte dieses Zeit­ raums schneller als in der zweiten329, gegenüber einem Anstieg von 49 % bei 100 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Löhnen und Gehältern und 88 % bei den Einkommen aus Handel und Ge­ werbe330. Die unter großem Propagandaaufwand im Herbst 1934 proklamierte „Er­ zeugungsschlacht“331 bewirkte zwar auf einigen Sektoren erhebliche Produk­ tionssteigerungen332. Ihr Gesamtergebnis blieb jedoch bescheiden angesichts des durchaus ernst gemeinten Ziels einer autarken Großraumwirtschaft333. Auch die Eingliederung der Landwirtschaft in den Vierjahresplan 1936 und Görings Versuche vom Frühjahr 1937, stärker auf dem Agrarsektor zu intervenieren, die später wieder zugunsten einer sehr losen B indung zwischen dem Reichsnähr­ stand und den Organen des Vierjahresplans zurücktraten334, wirkten sich sti­ mulierend eigentlich nur auf die Getreidepreise und die Futtermittelproduktion aus335. Daneben beschleunigten sie in bescheidenem Ausmaß die Rationalisie­ rung der landwirtschaftlichen Produktion336 und intensivierten auch bei der Reichsnährstandsbürokratie die Neigung zu noch stärkerer Produktionslen­ kung337, vermochten aber weder Devisenersparnisse durch Importrestriktionen in dem erhofften Ausmaß zu erwirtschaften, noch die berüchtigte und im Kriegsfall sehr bedeutsame „Fettlücke“ zu schließen338. Die 1934 erstmals seit dem Durchbruch der Industrialisierung in Friedens­ zeiten, wenn auch gewissermaßen als Vorwegnahme späterer umfassender Mo­ bilmachung verordnete grundsätzliche Verlagerung des agrarpolitischen Haupt­ problems von der Verwertung und dem Absatz vorhandener, in der Regel großbetrieblicher Überschüsse hin zur zielbewußt angestrebten Produktions­ steigerung, die gleichzeitig die Landwirtschaft aus der Krise in einen neuen Boom führen, Devisen sparen, die Produktivität erhöhen und Deutschland auf den Kriegsfall vorbereiten helfen sollte, kam zudem keineswegs allen landwirt­ schaftlichen Produzenten in gleicher Weise zugute. Grundsätzlich blieb es dabei, daß derjenige, der mehr anzubieten hatte, auch mehr von den garantierten Prei­ sen profitierte, zumal zwar viel von der „Orientierung am B edarf“ die Rede war, der B edarf an den wichtigsten Erzeugnissen der Großbetriebe aber so gut wie nie ganz gedeckt wurde, besonders nachdem man dazu übergegangen war, überschüssige minderwertigere Körnerfrüchte und Kartoffeln zur Steigerung der niedrigen Fett- und Eiweißproduktion zu verfüttern. Das Streben nach Autar­ kie stand einer strukturellen Neuordnung der Landwirtschaft im Wege. Hinzu kam, daß die gleichzeitige Expansion in der Industrie und auf dem B ausektor weiterhin Arbeitskräfte vom Land, besonders in die landnahen Mittelstädte, abzog, die sich weder durch die Erfindung des „Landjahrs“, vermehrten Ar­ beitseinsatz und verbesserte Ausbildungschancen, noch durch attraktive Lohn­ angebote, forcierten Wohnungsbau und soziale Vergünstigungen für Landar­ beiter halten oder ersetzen ließen und die zudem durchaus auch anderswo ge­ braucht wurden339. B esonders für die kleinen und mittleren B etriebe, die die meisten Arbeitskräfte verloren340, steigerte dieser Prozeß sowohl die Eigenar­ beit der B esitzer als auch die Kosten, denen angesichts der keineswegs etwa ge­ schlossenen „Preisschere“341 und der weiterhin unattraktiven Lebensbedingun­ gen auf dem Land342 keinerlei zusätzliche Profite oder vermehrte staatliche 101 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Leistungen gegenüberstanden. Die Diskriminierung der kleinen und mittleren Betriebe und die im Ganzen zwar auch nicht glänzende, aber doch immer noch im Verhältnis erheblich bevorzugte Stellung der ostelbischen Großbetriebe wird auch an den Entschuldungssätzen deutlich, die im Jahre 1938 für den ostelbi­ schen Großbesitz im Durchschnitt 18,6 %, für die Erbhöfe 15,5 % und für landwirtschaftliche B etriebe unter 7,5 ha nur 9,8 % betrugen343. Schon vor dem B eginn des Zweiten Weltkriegs wurde deutlich, daß die na­ tionalsozialistische Agrarpolitik sich trotz aller verworrenen B lut- und B oden­ mythen und scheinrevolutionärer Phrasen in dem, was sie effektiv tat und was dabei herauskam, in den hergebrachten B ahnen der Stützung des Großbesitzes auf Kosten des Kleinbesitzes bewegte und insofern die aus Kaiserreich und Re­ publik überkommene Kontinuitätslinie fortsetzte. Die Nationalsozialisten hat­ ten Programm und Ideologie der völkisch-nationalen Agrarier zwar ernster und wörtlicher genommen als jede Reichsregierung zuvor, ihre Agrarpolitik machte jedoch auch deutlich, in wessen Interesse eben diese präfaschistische Ideologie und Programmatik seit dem Ende der 90er Jahre vornehmlich in agrarischen Kreisen propagiert worden war. So war es unter den spezifisch preußisch-deut­ schen B edingungen konsequent, daß die großen Organisationen der Landwirt­ schaft mit nur wenigen Ausnahmen ideologisch wie politisch das Terrain für die nationalsozialistische Machtübernahme hatten vorbereiten helfen und daß sie dann bereitwillig die Organisation des Dritten Reiches förderten. Es war aber ebenso konsequent, daß die Wahrung der Interessen der Großagrarier, so, wie diese selbst sie verstanden und schon seit langem definiert hatten, nur durch die Zerschlagung des demokratischen Rechtsstaats und den Aufbau einer staats­ monopolistischen Agrarwirtschaft und Zwangsorganisation möglich war, die auch die traditionellen Organisationen der Landwirtschaft gleichschaltete und integrierte. Der Zweite Weltkrieg schließlich reduzierte zwar vorübergehend und kurz­ fristig, wenn auch nur in „kriegswichtigen“ B etrieben, den Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft durch den Einsatz deportierter Ausländer und Kriegs­ gefangener344; er beschleunigte jedoch aufgrund anderer militärpolitischer wie ideologischer Prioritäten345 und rüstungswirtschaftlicher Engpässe, ζ. Β. des chronischen Treibstoffmangels, im langerstrebten, aber eingeschlossenen „Groß­ raum“ der „Festung Europa“346 nicht - wie gleichzeitig in den USA oder in Großbritannien - die Maschinisierung der Landwirtschaft in dem zu einer er­ heblichen Produktionssteigerung notwendigen Ausmaß. Außerdem trug der Krieg zusätzlich dazu bei, die Möglichkeiten der Einflußnahme der landwirt­ schaftlichen Produzenten oder ihrer ohnehin korporativ gleichgeschalteten In­ teressenvertreter im Apparat einer hochbürokratisierten und totalen B ewirt­ schaftung des Ernährungssektors weiter zu verringern, vor allem zugunsten der SS und der ihr angegliederten Ämter und Organisationen, deren Funktionäre schon vor dem Krieg wichtige Schlüsselpositionen im Reichsnährstand innege­ habt hatten. 102 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

e) Entwicklungslinien 1914-1945 Versucht man, Richtung und Kontinuitätslinien der hier mit grobem Raster nachgezeichneten Entwicklung zwischen dem B eginn des Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Hinblick auf die zu Anfang formulierten Fragen und Hypothesen zusammenzufassen, dann wird deutlich, in wie starkem Maße die B edingungen und Konstellationen der Phase des Übergangs zum organi­ sierten Kapitalismus, die ja gleichzeitig auch die entscheidende Organisations­ phase politischer Agrarbewegungen gewesen ist, auch danach die Politik in dem sich immer breiter entfaltenden organisiert-kapitalistischen System geprägt ha­ ben. Wie schon zu Anfang bemerkt wurde und wie im einzelnen noch im Ver­ gleich mit entsprechenden Vorgängen in den USA zu zeigen sein wird, stellt die deutsche Entwicklung auch in diesem Zusammenhang nicht etwa das Modell oder Paradigma der Orientierung politischer Agrarbewegungen in einer Ge­ sellschaft dar, in der der Industriekapitalismus einen bestimmten Organisations­ grad erreicht hat. Sie markiert vielmehr einen möglichen Weg, der charakteri­ stisch ist für eine bestimmte „rückständige“ Gesellschaft und ein bestimmtes po­ litisches System mit besonderen Ausgangsbedingungen, zu denen vor allem der hohe Anteil und die teilweise noch ungebrochene Wirksamkeit vorindustrieller, spätfeudaler, bürokratischer und obrigkeitlicher Faktoren im Modernisierungs­ prozeß von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gehören. Paradigmatische B e­ deutung kann allenfalls die - für sich ja noch sehr formal bleibende - Tat­ sache beanspruchen, daß den großen Besitzern aufgrund ihres ökonomischen und organisatorischen Potentials beim Übergang zum organisierten Kapitalismus in wesentlich stärkerem Maße als in Phasen einer weniger fortgeschrittenen wirt­ schaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung die Führungsrolle in politischen Agrarbewegungen zukommt. Andererseits kann aber auch nicht jede einzelne Erscheinung der in diesem Zusammenhang relevanten Prozesse in Deutschland als notwendigerweise „spezifisch“ oder gar durch vormoderne Traditionen be­ dingt angesehen werden. Die Wirtschaftskrisen im letzten Viertel des 19. Jhts. und Ende der 20er Jahre, der Verlauf der beiden Kriege, die Auswirkungen des Versailler Friedensvertrages oder die stark von persönlichen Rivalitäten ge­ prägte, relativ systemlose Verteilung politischer Macht im NS-Staat waren sehr wenig abhängig von spezifisch deutschen sozioökonomischen Ausgangsbedingun­ gen oder Überlieferungen der politischen Kultur. Aber selbst diese Vorgänge verstärkten oftmals die vorhandenen Entwicklungstendenzen, die gewisserma­ ßen als die „typischen“ Elemente hier für den Vergleich besonders wichtig sind. Zu ihnen gehören auf der einen Seite das traditionelle Immediatverhältnis der tonangebenden preußischen Großgrundbesitzer zu einer interventionsge­ neigten Staatsmacht und, damit zusammenhängend, die Tendenzen zur „Ver­ kammerung und zur korporativen berufsständischen Organisation mit anti­ parlamentarischer Spitze sowie die Versuche „mittelstätidischei“ Interesseninte­ gration. Andererseits ließ die im letzten Viertel des 19. Jhts. erheblich redu­ zierte Außenhandelsorientierung der deutschen Landwirtschaft zusammen mit 103 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

deren strukturellen Schwächen und den Wirkungen der Krise die Agrarier re­ lativ früh gemeinsam mit der Großindustrie auf den Kurs des Solidarprotek­ tionismus einsdiwenken und madite dadurch die trotz mancher Differenzen lange Zeit hindurch bewahrte, staatlich abgestützte gemeinsame Front der Ver­ bände der B esitzenden erst möglich, die noch zusätzlich durch die Stärke der deutschen Arbeiterbewegung zusammengezwungen wurde. Der präfaschistische ideologische Konsensus dieser Front, Arbeiterfeindschaft, Antisemitismus und „Ostland“-Imperialismus fanden u. a. in den einflußreichen Agrarverbänden ihre lautstärksten Propagandisten. Diese bereits im Kaiserreich ausgeprägte Konstellation bestimmte mit einigen Akzentverschiebungen auch die Geschichte der politischen Agrarbewegungen in der Weimarer Republik. Der gesamtpolitische Einflußverlust der Repräsentan­ ten des Agrarsektors in den 20er Jahren gegenüber der durch Inflation und Ra­ tionalisierungserfordernisse zu stärkerer Konzentration veranlaßten und jetzt auch einheitlicher organisierten Industrie wurde dabei kompensiert durch die vermehrte staatliche Hilfe für die Landwirtschaft. Waren in den 90er Jahren und noch bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs Landwirtschaft und Industrie, jede für sich oder beide gemeinsam, aus unterschiedlichen Gründen stark ge­ nug gewesen, ihre jeweiligen Forderungen gegenüber der staatlichen B ürokratie und den politischen Parteien durchzusetzen, so traf das in den 20er Jahren, je mehr die Industrie sich weiter entwickelte und der Agrarsektor weiter schrumpfte, umso deutlicher uneingeschränkt nur mehr für die Industrie zu. Die Agrarier bedurften demgegenüber zur B ewahrung ihrer Position in größerem Maße des „starken Staats“, der auch ein wesentliches Strukturmerkmal der fortschreitenden Organisationstendenzen im Industriekapitalismus ist. Ihre un­ gebrochene gesellschaftliche Stellung und ihr lediglich verringerter, aber insti­ tutionell weiterhin abgesicherter politischer Einfluß kamen ihnen dabei zugute, daß Regierung und Verwaltung bereitwillig in ihrem Dienste intervenierten und sie stützten. Ebenso können die unveränderte Interessenlage, die überlie­ ferten politischen Ziele und Techniken und die tradierte Ideologie der Agrarier erklären, warum sie angesichts der Krise Ende der 20er Jahre mit wenigen Aus­ nahmen nicht nur nichts dagegen hatten, sondern eifrig daran mitwirkten, der Weimarer Republik das Grab zu schaufeln und die nationalsozialistische Dik­ tatur zu errichten, die sie trotz mancher Enttäuschungen bis zum bitteren Ende mittrugen. Da allein der „starke Staat“ die Wahrung ihrer Interessen zu ge­ währleisten schien und da ihnen außerdem die Freiheiten und Chancen des li­ beraldemokratischen Rechtsstaats nichts bedeuteten, weil sie ihre Privilegien be­ schnitten, konnte der Staat für die Agrarier zu Anfang der 30er Jahre gar nicht „stark“ genug sein. Für sie war es daher nur konsequent, daß der präfaschi­ stische Konsensus in den Faschismus führte. Die Reorganisation der politischen Agrarbewegungen in Deutschland konnte nach 1945 keineswegs mehr in jeder Hinsicht an die vor 1933 dominanten Tra­ ditionslinien anknüpfen. Das Ende des Krieges brachte auch das Ende der her­ kömmlichen Agrarverfassung und der gesellschaftlichen und politischen Macht104 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Verhältnisse in den zuvor für die Formulierung agrarischer Interessen ausschlag­ gebenden Gebieten des Reichs östlich der Demarkationslinie zwischen der so­ wjetischen B esatzungszone und denen der westlichen Alliierten. Die west- und süddeutschen Gebiete der späteren B undesrepublik, die am Prinzip kapitali­ stischen Wirtschaftens festhielten, gaben sich politische Ordnungen, die an der Möglichkeit des demokratischen Ausgleichs miteinander konkurrierender plura­ listischer Interessen orientiert waren und folglich auch eine neuerliche Formie­ rung spezifisch agrarischer Interessenorganisationen attraktiv und notwendig erscheinen ließen. Da diese ihre soziale B asis jetzt aber wesentlich in den schon länger „modernisierten“, weniger rückständigen und weniger von vorkapita­ listischen und obrigkeitlichen Traditionen geprägten Regionen des deutschen Westens und Südens hatten und mithin eine ganze Reihe der traditionellen Vor­ belastungen wegfiel, eröffnete sich die Möglichkeit einer stärker als zuvor auf die Erfordernisse und Mechanismen einer genuin industriekapitalistischen Wirt­ schaft zugeschnittenen agrarischen Interessenpolitik in einer Gesellschaft, deren „bürgerliche“ Züge jetzt ebenfalls stärker akzentuiert waren als vor 1945. Daß dabei dennoch einige Kontinuitätslinien der alten Tradition und vor al­ lem der Rhetorik weiterwirkten, ist teilweise bedingt durch eher allgemeine, dem organisierten Kapitalismus inhärente Spannungen und Konfliktneigungen, teilweise aber auch durch die fortdauernde Dynamik und Integrationskraft der agrarischen Ideologien und durch den Umstand, daß die Traditionen des Ob­ rigkeitsstaates in der B undesrepublik anfangs nur langsam und allmählich ab­ gebaut werden konnten. Die zunehmende Schwächung vor allem der ideolo­ gischen und auf die Gesamtpolitik bezogenen Relikte im Zuge der Stabilisierung der parlamentarischen Demokratie in der B RD und der Wirtschaftsintegration Westeuropas seit Ende der 50er Jahre läßt jedoch trotz aller Anleihen der einen oder anderen Denkschrift beim „Kartell“ von 1913 den Schluß plausibel er­ scheinen, daß die grundsätzliche „Abweichung“ des deutschen Weges in den or­ ganisierten Kapitalismus insgesamt nach 1945 ihr Ende gefunden hat. Nur an der Tradition des staatlichen Agrarinterventionismus hat sich nichts geändert. Er ist sogar im Gegenteil verstärkt und ausgebaut worden. Aber dieses Phäno­ men war nie als solches, sondern allenfalls in einigen Erscheinungsformen ein spezifisch deutsches. Es gehört, wie im Vergleich mit den USA noch deutlich werden wird, zu den entscheidenden Charakteristika der Politik im organisier­ ten Kapitalismus.

6. Westdeutschland nach 1945: Neuorientierung und Kontinuität Die Entwicklung der politischen Organisationen der Landwirtschaft in West­ deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist vor allem gekennzeich­ net durch die Neuorientierung an den veränderten territorialen, institutionellen und politischen Verhältnissen; die Herausbildung der schlagkräftigen Einheits105 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Organisation des Deutschen B auernverbandes (DB V), die dem Typ der vor al­ lem gegenüber Parlament und Regierung aktiven traditionellen Pressure Group der „zweiten Stufe“ wieder mehr entspricht, sowie die wirksame Koordination aller politischen B estrebungen des Agrarsektors ohne wesentliche Unterschiede zwischen privatrechtlichen und öffentlichrechtlichen Körperschaften unter Füh­ rung des als „Spitzenverband“ anerkannten Deutschen B auernverbandes; die nahezu konkurrenzlose Einflußnahme des DB V auf die bundesdeutsche Agrar­ politik mit dem Höhepunkt in der einstimmigen Verabschiedung des Landwirt­ schaftsgesetzes vom September 1955, das den Staat zum jährlichen Ausgleich der sog. „äußeren“ Disparität zwischen Landwirtschaft und anderen Wirt­ schaftssektoren verpflichtete, und die Fortsetzung der deutschen Subventionstra­ dition über staatlich garantierte Preise und Marktregulierung im Sinne der Pro­ duzenten im gemeinsamen europäischen Agrarmarkt ab 1958. Das alte ostelbische Rittmeister- und Staatsstreichdenken, der rigorose Klas­ senegoismus, der präfaschistische Aufruf zur B ewahrung des Status quo durch die Formierung der militanten und aggressiven Einheitsfront der B esitzenden von rechts sind aus der Ideologie des DB V so gut wie verschwunden. Geblieben ist dagegen eine durchaus konservative, aber weder reaktionäre noch scheinre­ volutionäre gesamtpolitische Orientierung mit bis Anfang der 70er Jahre sehr deutlich spürbaren Neigungen zu den christlichen Unionsparteien, „mittelstän­ dischen“ oder B ürgerblockbündnissen und, bei einer zunehmenden generellen Versachlichung und „Ökonomisierung“ der Argumentation, gelegentlichen un­ terschwelligen Anknüpfungen an die tradierte autoritäre, völkische Phraseolo­ gie. Geblieben ist auch die Dominanz vornehmlich großbetrieblicher und Son­ derkultur-Interessen im DB V und die weitgehende Vernachlässigung der sog. „inneren Disparität“ zwischen Klein- und Großbesitz in dessen politischen For­ derungen. B ei Durchsicht der einschlägigen Jahresberichte drängt sich der Ein­ druck auf, daß bislang alle B undesregierungen wesentlich stärker auf eine För­ derung der landwirtschaftlichen Kleinbetriebe sowie der Teilerwerbs-, Nebener­ werbs- und Freizeitbetriebe hingewirkt haben als der Deutsche B auernverband. So wie der Neuaufbau der westdeutschen Arbeitergewerkschaften nach 1945 nicht mehr an die überkommene Zersplitterung aufgrund verschiedener welt­ anschaulicher und parteipolitischer Affiliationen anknüpfte, sondern eine Ein­ heitsorganisation schuf, die vor allem geprägt wurde von den schon vordem stärksten, eng mit der Sozialdemokratie verbundenen Gewerkschaften, so such­ ten auch die Organisatoren der regionalen B auernverbände schon kurz nach Kriegsende347 das alte Nebeneinander verschiedener Gruppierungen zu ver­ meiden und alle potentiellen Kräfte landwirtschaftlicher Interessenpolitik zu­ sammenzufassen348. In diesem Fall waren die christlichen B auernvereine in der stärksten Position, die - sieht man einmal ab von zeitlich wie regional be­ grenzten Landvolk-Traditionen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Würt­ temberg und Franken - schon früher im west- und süddeutschen Raum insge­ samt am einflußreichsten gewesen waren. So wie diese vormals eng mit dem Zentrum verbunden gewesen waren, so lag für die nicht mehr ausdrücklich 106 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

„christlichen“ B auernverbände der entsprechenden Regionen in der Nachkriegs­ zeit eine Bindung an die CDU/CSU nahe, die aber nie formalisiert wurde. Der überkonfessionelle Charakter der neuen Parteien konnte dabei noch die B asis verbreitern helfen. Die Ende Oktober 1946 gegründete Arbeitsgemeinschaft der Deutschen B auernverbände, die sich ab 1948 Deutscher B auernverband e. V. (DBV) nannte, erreichte jedoch nicht nur dieses Ziel der Einigung unter einem Dach und konnte schon Anfang der 50er Jahre eine kompakte und festgefügte Organisation mit 15 angeschlossenen Landesverbänden349, 22 Fachverbänden (weitgehend B ranchenverbänden)350, Jugend- und Frauenorganisationen, einem entsprechend aufgefächerten Generalsekretariat351 und 16 Fachausschüssen352 aufweisen. Der DB V sicherte sich darüber hinaus auch die politische Vorherr­ schaft und den Vorsitz in dem Ende 1949 gegründeten Zentralausschuß der deutschen Landwirtschaft, dem außer dem DB V der Verband der Landwirt­ schaftskammern, die jetzt mangels Konkurrenz noch stärker als je zuvor mit den regionalen B auernverbänden personell verbunden waren353, die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft und vor allem der Deutsche Raiffeisenverband354 angehörten. Auch übte er entscheidenden Einfluß aus auf zahlreiche andere zwi­ schen diesen Großorganisationen angesiedelte Gesellschaften, B etriebe und Or­ ganisationen355. Wenn es auch gelegentlich regionale Differenzen über die Pri­ oritäten bestimmter agrarpolitischer Forderungen und Maßnahmen gegeben hat, die immer wieder schnell aufeinander abgestimmt und ausgeglichen werden konnten, so war doch durch die neue Organisationsstruktur gewährleistet, daß die agrarischen Organisationen einer Region, die sich mit den B ezirken der Landwirtschaftskammern, bzw. der B auernverbände deckt, ihre Interessen mit einer Stimme artikulierten. Und das war die Stimme des jeweiligen B auernver­ bandes35“. Der berüchtigte „Graben“ in der deutschen Agrarpolitik (F. Baade), der im alten Reichstag bis 1928 mitten durch die Zentrumsfraktion und danach im Streit zwischen Schiele und Hugenberg mitten durch die DNVP verlaufen war, war von seiten der agrarischen Organisationen zunächst einmal zugeschüt­ tet: Ihr Sprecher in B onn war der Deutsche Bauernverband, „ihre“ Partei zu­ nächst unangefochten die CDU/CSU, die ihre größten Stimmenmehrheiten in den 50er und 60er Jahren u. a. in den „agrarischsten“, in bezug auf industrielle und infrastrukturelle Entwicklung zurückgebliebenen Gebieten der B undesre­ publik errang357, die allerdings insgesamt zahlenmäßig zunehmend weniger ins Gewicht fielen. Schon Anfang der 50er Jahre koordinierte der DB V seine politische Arbeit mit dem BDI, dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, dem Gemeinschaftsausschuß der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft, dem Deut­ schen Mittelstandsblock und den Mittelstandsgruppierungen vor allem in den bürgerlichen Parteien358, in einer Koalition, die in ihrem Kern noch 1972 be­ stand und die sich auch ausdrückte in dem ideologischen Konsensus des markt­ wirtschaftlichen B esitzerindividualismus als einer „Kraftquelle für unser Volks­ tum“359 und der gestelzten papiernen Phrase von der Gefahr „einer Aushöh­ lung des Eigentumsbegriffs“, die schon seit den Tagen des BdL die agrarische Agitation gekennzeichnet hat“0. 107 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Das Hauptaugenmerk des DBV galt jedoch neben dem Einfluß auf die Land­ tage von Anfang an dem Agrarausschuß des Deutschen Bundestags, in dem er sich einen kompakten Interessenblock quer durch alle Parteien aufbaute361 und dessen in enger Zusammenarbeit mit einer der Landwirtschaft grundsätzlich wohlwollenden Regierung ausgearbeitete Vorschläge gewöhnlich vom Plenum akzeptiert worden sind. Noch in der 7. Legislaturperiode, in der der Anteil der DBV-Mitglieder und Funktionäre im Parlament der demographischen Entwick­ lung entsprechend rapide abgenommen hat362, sitzen im Ausschuß für Ernäh­ rung, Landwirtschaft und Forsten fast ausschließlich landwirtschaftliche Inter­ essenten, von der CDU-Fraktion sogar die Hälfte mit jeweils mehr als 40 ha eigenem landwirtschaftlichen Besitz363, und haben sich insgesamt 65 Abgeordnete auf die Wahrung landwirtschaftlicher Interessen im Sinne des DBV verpflichtet364. Mit der Zunahme der Marktregulierung durch die Kommission und vor al­ lem den allein entscheidungsberechtigten Ministerrat der EWG hat sich aller­ dings seit den 60er Jahren die Stoßrichtung des vom DBV ausgeübten Einflus­ ses entscheidend verschoben. Die in den Brüsseler Gremien vertretene Exekutive wurde für die B auernlobby wesentlich interessanter als das nationale Parla­ ment, das an den ausgehandelten EWG-Kompromissen immer weniger ändern kann. Letzteres ist ein deutliches Symptom für die Machtverlagerung innerhalb des staatlichen B ereichs angesichts der fortschreitenden Organisationstendenzen industriekapitalistischer Systeme. Das grundsätzliche Wohlwollen der B undes­ regierung, unabhängig von ihrer Zusammensetzung, und ihre durchweg erheb­ lichen Konzessionen gegenüber den Forderungen des Bauernverbandes, trotz der rapiden Abnahme der Zahl landwirtschaftlich tätiger Wähler, sind keineswegs nur in der Macht der Gewohnheit begründet. Sie erklären sich zu einem großen Teil aus der traditionell landwirtschaftlichsfreundlichen B esetzung des Amtes des Ernährungsministers, der verkappten Interessentenmentalität der B ürokra­ tie des Ministeriums und vor allem aus der Wirksamkeit öffentlicher Druckmit­ tel des DBV gegen Regierung und Parlament, der auch die Programme der Par­ teien, wenngleich verschwommen, Rechnung tragen3“5. B esonders die bereits mehrfach unter B eweis gestellte Solidarität und Disziplin der Mitglieder des DBV bei eindrucksvollen öffentlichen Protesten und Demonstrationen, „Unru­ hen“, die in der Regel immer der Regierung negativ angelastet werden, scheinen dabei der Exekutive Nachgiebigkeit und prophylaktische Vermeidungsstrate­ gien von vornherein nahezulegen. Dieses Verhalten wird noch begünstigt durch die Schwäche der Verbraucherorganisationen, die Zurückhaltung der Gewerk­ schaften bei der Wahrnehmung von Verbraucherinteressen und seit der zweiten Hälfte der 60er Jahre ganz entscheidend auch durch die den Parteistrategen be­ wußte Tatsache, daß durchaus auch bäuerliche Stimmen die Zusammensetzung jenes kleinen Prozentsatzes möglicher Wechselwähler beeinflussen können, der zunehmend mehr den Ausgang der Wahlen entscheidet. So stellen gerade auch die demokratischen Mechanismen des politischen Systems in der B undesrepublik der 70er Jahre, wie bereits wesentlich früher in den USA oder in Frankreich, eine wichtige Voraussetzung dafür dar, daß allein schon die verbale Artikula108 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

tion von Unzufriedenheit und die Drohung mit „Aufruhr“ und Protest, der ge­ legentlich durch entsprechende organisierte Aktionen Nachdruck verliehen wird, zu einer wichtigen B asis für die politische Wirksamkeit des DB V geworden ist. Der DB V, dessen Verbände sich schon 1946 energisch gegen jede B odenreform zur Wehr gesetzt hatten, forderte zwar kontinuierlich „Strukturpolitik“ für den Agrarsektor, widersetzte sich aber ebenso dezidiert geplanten strukturellen Veränderungen immer dann, wenn diese auf Kosten des aktuellen Profits ge­ gangen wären366. Auf der einen Seite hielt er in sozialpolitischer Hinsicht an den traditionellen Forderungen der Freiheit des Eigentums und am Grundsatz der Selbsthilfe gegenüber nur subsidiärer Staatshilfe fest, der sowohl der katho­ lischen Soziallehre wie auch der tradierten mittelständischen Ideologie, aber nicht der Praxis, entsprach367. Gleichzeitig trat er für eine Stärkung des An­ erbenrechts durch die verkappte Novellierung eines gereinigten Erbhofgesetzes unter ausdrücklicher Diskriminierung der in der Landwirtschaft tätigen Frauen ein368. Andererseits übernahm er auch den Ruf nach den „lenkenden Eingrif­ fen“369 handfester staatlicher Intervention im wirtschaftspolitischen B ereich aus dem Arsenal früherer Programme. Unter B erufung auf den technologischen und organisatorischen „Vorsprung“ ausländischer Landwirtschaften, aber ohne weitere Reflexion über dessen mögliche Ursachen370, verlangte der DB V von Anfang an von der Regierung Maßnahmen zur Erhöhung der landwirtschaft­ lichen Erzeugerpreise und zur Senkung der Produktionskosten, vor allem durch Preisgarantien, Marktregulierung und Krediterleichterungen, außerdem eine Drosselung der Einfuhr durch vermehrten Zollschutz371. Auch machte er klar, daß er sich auf das System der sozialen Marktwirtschaft nur dann einlassen könne, wenn vorher alle strukturellen Nachteile der Landwirtschaft gegenüber den anderen Wirtschaftssektoren „ausgeglichen“ wären372. Die seit 1949 vom DB V erhobene Forderung nach einer gesetzlichen Festle­ gung der „paritätische(n) Stellung (der Landwirtschaft) im Gefüge der Gesamt­ wirtschaft“373 wurde vom Gesetzgeber durch das Landwirtschaftsgesetz vom 5. September 1955 erfüllt, das, unter maßgebender B eteiligung der Produzenten selber374, ein auf den gesamten Agrarsektor bezogenes, obligatorisches und im­ mer weiter expandierendes Subventionsprogramm in der Gestalt des sog. „Grü­ nen Plans“ institutionalisierte. Im Unterschied zu den USA wurde dabei das feste Ziel hundertprozentiger Parität zwischen der Landwirtschaft und den an­ deren Wirtschaftssektoren in aktuellen Werten auf Kosten der Staatskasse an­ gestrebt375. Aber selbst nach der Verabschiedung dieses Gesetzes fanden die Agrarfunktionäre noch genügend Gründe, ihre schon habitualisierte Klage­ haltung weiter beizubehalten. Hatten sie vor 1955 durch viele kleine Mittel von Gesetzgebung und Verordnungen376 erfolgreich mehr staatliche Förderung zu erreichen versucht, so kam es ihnen jetzt darauf an, den erreichten, rundherum abgesicherten Status quo unter den einzigartigen B edingungen des Landwirt­ schaftsgesetzes zu erhalten. Sie beklagten sich darüber, vor dem Abschluß der EWG-Verträge nicht konsultiert worden zu sein377, und die späteren La­ menti über die Folgen der Verträge machen deutlich, daß Adenauer gewußt zu 109 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

haben scheint, warum. Sie bemängelten kontinuierlich die angeblich ungenü­ genden Aufwendungen des B undes zur Verbesserung der Agrarstruktur, ver­ langten aber gleichzeitig eine stärkere Förderung der landwirtschaftlichen Ein­ kommen und kritisierten in diesem Zusammenhang Etatverschiebungen zugun­ sten der Strukturpolitik, in all diesen Widersprüchen durchaus die konzeptio­ nelle Richtungslosigkeit der weitgehend nach dem Gießkannenprinzip streuen­ den Agrarpolitik des B undes der 50er und 60er Jahre gewissermaßen als be­ gleitende B eckmesser nachvollziehend378. Sie bedauerten die offenkundigen Mängel der jährlichen „Grünen B erichte“, obwohl sie selber es in der Hand ge­ habt hätten, jene zu verbessern379. Vor allen Dingen verlangten sie ab 1957 die Orientierung der europäischen Agrarpolitik an den Gegebenheiten der deut­ schen Zustände, um durch die zunehmende europäische Integration nicht gegen­ über früher benachteiligt zu werden380, was den damals fünf Partnerländern der BRD, die allesamt wesentlich weniger staatliche Gelder in ihre Landwirtschaft pumpten, einsichtigerweise nicht recht war und folglich auch nicht realisiert wurde. In den Tätigkeitsberichten des DB V zwischen 1952 und 1971 überwie­ gen die Proteste, die Kritik und die Klagen. Auch das ist ein Mechanismus, der dem überlieferten Verhalten der agrari­ schen Interessenorganisationen entspricht. In der B RD ist er allerdings nicht mehr, wie im Reich vor 1933, mit den gesamtpolitischen Aspirationen einer um­ fassenden antiparlamentarischen B erufsstandsideologie verknüpft, sondern funktioniert im Rahmen eines akzeptierten parlamentarischen Systems, in dem der DB V sich als eine der wirksamsten Pressure Groups fest etabliert hat. Nach­ dem die Agrarier auf die überlieferten gesamtpolitischen Machtansprüche ver­ zichtet hatten, konnte dabei die Wahrung der konkreten wirtschaftlichen Inter­ essen der Landwirtschaft so erfolgreich wie nie zuvor gesichert werden. Der Bauernverband setzte durch, daß im Rahmen der nationalen Landwirtschafts­ förderung nach dem Grünen Plan die Maßnahmen zur Marktordnung, Preis­ stützung und zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Einkommenslage vor­ erst den Vorrang vor strukturpolitischen und sozialpolitischen Zielsetzungen behielten, bzw. daß Verbesserungen im Bereich der letzteren auf keinen Fall auf Kosten der ersteren, sondern durch Aufstockung des Gesamthaushalts für die Landwirtschaft durchgeführt wurden381. Er erreichte außerdem im Verein mit dem Ernährungsministerium, daß der Primat der Marktordnung trotz des viel­ diskutierten „Mansholt-Plans“ auch im Rahmen der EWG gewahrt blieb, deren administrativ vom Ministerrat festgesetzte Agrarpreise dem hohen deutschen Preisniveau weit entgegenkamen und für die B auern der anderen Länder damit wesentliche Preisvergünstigungen brachten382. Die Differenz zwischen den europäischen Marktpreisen, die die Verbraucherpreise für landwirtschaftliche Produkte insgesamt in den 60er Jahren in der B RD vorübergehend etwas ab­ sinken ließen, und dem vorherigen deutschen Preisniveau wurden dabei im Rahmen der gesetzlich festgelegten EWG-Anpassungshilfen wieder ausgegli­ chen383. Dort, wo dem DB V die mit den Partnerländern abgestimmten preis­ politischen B eschlüsse dann immer noch „unzureichend“ erschienen, was bislang 110 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

durchweg der Fall gewesen ist384, wurden zusätzlich zunächst im Grundsatz gar nicht vorgesehene nationale Subventionsmittel zur Verfügung gestellt385, dergestalt, daß dieselben Produkte gleichzeitig durch folgende Maßnahmen um nur die wichtigsten zu nennen - gefördert werden konnten: administrativ fixierte Marktordnungspreise, an deren unterem Interventionspunkt staatliche Ankaufsverpflichtungen einsetzten386; B etriebssubventionen; Zinserleichterun­ gen und Strukturförderung, zum einen aus Mitteln des nationalen Haushalts, zum anderen über den Umweg des EWG-Fonds in Gestalt von Anpassungsbei­ hilfen, Aufwertungsausgleich, Grenzausgleich usw., also beide Male aus Steuer­ mitteln; Exportsubventionen, die oft genug zu Schwindelgeschäften mit nur auf dem Papier existenten Produkten animierten387, und hohe Außenzölle, bzw. sog. „Abschöpfungen“ sowie nach B edarf noch zusätzliche Maßnahmen zum Abbau der angesammelten Überschuß„berge“. Auf das komplexe System der verwalteten Wirtschaft des europäischen Agrarmarkts zwischen agrarischer Interessenpolitik, bürokratischer Lenkung und den besonders seit der Vereinheitlichung des Agrarmarkts Anfang 1970 und der zunehmenden Verquickung mit der Währungspolitik divergierenden „nationalen Interessen“ der Partnerländer kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden; seine B ehandlung würde eine besondere Studie erfor­ dern388. Es kann aufgrund der Unübersichtlichkeit der Materie nicht einmal als sicher angesehen werden, ob selbst eine solche ausdrückliche Analyse die scheinbar einfache Frage danach würde beantworten können, was ζ. Β. den deutschen Steuerzahler und Verbraucher Anfang der 70er Jahre des 20. Jahr­ hunderts die Stützung der Landwirtschaft insgesamt jährlich kostet. B islang gibt es dazu nur vorsichtige Schätzungen389. Auf der anderen Seite stellt die Errichtung des europäischen Agrarmarkts seit Ende der 50er Jahre und ganz besonders die Vereinheitlichung Anfang 1970 eine wichtige Epochenscheide dar, nach der nur noch mit Vorbehalt und zunehmend weniger von einer „natio­ nalen Agrarpolitik“, d. h. einer solchen, die wesentlich vom innenpolitischen Kräftefeld eines Staates bestimmt wird, gesprochen werden kann, so daß auch das spezifische Erkenntnisinteresse dieser Studie hier auf seine Grenze stößt. Es soll lediglich darauf hingewiesen werden, daß der DB V seine nach dem Zwei­ ten Weltkrieg aufgebaute machtvolle Position im Parlament, in der Lobby und vor allem gegenüber der Regierung ungeschmälert, wenn nicht aufgrund der spezifischen neuen Möglichkeiten internationaler Interessenkoalitionen und durch das Gewicht der multinationalen Pressure Group der COPA in B rüssel sogar noch vergrößert in den weiteren B ereich der Europäischen Gemeinschaft eingebracht hat, deren Politik nicht zuletzt aufgrund der starken deutschen Tra­ dition eines eingespielten staatlichen Subventionismus trotz zahlreicher War­ nungen und anders lautender wissenschaftlicher Gutachten390 bislang am Pri­ mat der Marktordnung und der Preispolitik festgehalten hat. Die Chance, zugleich mit dem supranationalen Neuanfang struktur- und so­ zialpolitische Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer geplanten und bewußten Kanalisierung des Schwundprozesses der Landwirtschaft in der entwickelten 111 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

und organisierten Industriewirtschaft unter partieller Wahrung der Interessen aller B eteiligten beitragen391, diese Chance wurde bis Anfang der 70er Jahre in Westdeutschland so gut wie nicht wahrgenommen. Statt dessen wurde dank der Durchsetzungsfähigkeit der Agrarverbände das deutsche Erbe des auf einem exorbitant hohen Niveau administrierten Preis- und Einkommenssubventionis­ mus in die anderen Gemeinschaftsländer exportiert, deren Produzenten es selbstverständlich zunächst dankbar annahmen. Auch hier liegt eine wichtige Kontinuitätslinie in der Entwicklung der deutschen Agrarpolitik und der land­ wirtschaftlichen Interessenorganisationen. Diese Kontinuität ist seit fast hun­ dert Jahren den größeren Besitzern in stärkerem Maße als den kleineren zugute gekommen, da die staatlichen Stützungsmaßnahmen wesentlich über die Preise und nicht so sehr über die Einkommens- und B etriebsrechnungen insgesamt wirksam wurden. Seit Anfang der 70er Jahre sind von Seiten der EWG-Kommission und der kleineren Partnerländer ebenso wie der deutschen B undesregierung die B emü­ hungen um eine geplante, wesentlich stärker struktur- und sozialpolitisch ak­ zentuierte Neuorientierung der Agrarpolitik mit dem Ziel des „Vollerwerbs der Arbeitskräfte“ (H. Priebe) verstärkt worden. Ob und wann diese Bestrebungen, denen angesichts des fortschreitenden rapiden demographischen und technolo­ gischen Wandels392 auch der Deutsche B auernverband nicht mehr grundsätzlich ablehnend gegenübersteht, möglicherweise einmal die Agrarpolitik des Tages bestimmen werden, bleibt allerdings ebenso abzuwarten wie eine Entscheidung darüber, ob es möglich sei, daß der B eruf des Bauern in einer hochindustriali­ sierten Gesellschaft eines Tages - unter ganz und gar anderen Voraussetzun­ gen und B edingungen als in vorindustrieller Zeit - wieder „zu den Traumbe­ rufen zählt“398. Bislang hat der Verlauf der deutschen Agrarpolitik im 20. Jht. jedenfalls eher die Annahme bestätigt, daß der institutionalisierte Staatsinterventionismus auch noch lange Zeit nach dem Durchbruch des organisierten Kapitalismus in einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen System vor allem die Interessen der ökonomisch Stärkeren und der besser Organisierten wahrt.

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III. USA 1. Der Weg in den Organisierten Kapitalismus und die amerikanischen Traditionen Das industriekapitalistische System der Vereinigten Staaten ist etwas später als das deutsche in jene Phase der zunehmenden Organisation und der umfas­ senden intersektoralen Verklammerung öffentlicher und privater B ereiche zum Zwecke der Stabilisierung eingetreten, die hier mit dem B egriff „organisierter Kapitalismus“ umschrieben worden ist. Bei allen Vorbehalten, die die noch un­ genügende Operationalisierung dieses B egriffs und vor allem die Schwierigkei­ ten einer möglichst exakten Quantifizierung seiner Kriterien im einzelnen noch nahelegen, lassen sich mit seiner Hilfe doch im Hinblick auf die eingangs ge­ stellten Fragen einige wichtige Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Weg in ein stärker organisiertes Stadium des Industriekapitalis­ mus feststellen. Das gilt sowohl für den wirtschaftlichen B ereich als auch für die gleichzeitigen politischen Entwicklungstendenzen. In beiden Ländern erstreckt sich die Phase des „Übergangs“, d. h. die Zeit zwischen den ersten größeren Stabilisierungsaktionen, die die Staatsmacht und die Exponenten der privaten Wirtschaftssektoren gemeinsam unternehmen, und der überwiegenden Durchsetzung aller wichtigen Kriterien eines organisierten Kapitalismus, über eine längere Zeit von rund vierzig Jahren. In Deutschland setzte diese Entwicklung in der zweiten Hälfte der 70er Jahre des 19. Jhts. mit der Etablierung des solidarprotektionistischen Systems und der Organisation neuer Pressure Groups ein und kann mit der grundsätzlichen Neuregelung der Arbeitsbeziehungen zu Anfang der Weimarer Republik in den wichtigsten Punkten als abgeschlossen angesehen werden. Sie folgte also, unter dem Druck der 1873 einsetzenden Wirtschaftskrise, direkt auf den endgültigen Durchbruch der Industrialisierung in Deutschland (1850-1873), und ihre erste Phase fiel mit dem Übergang zur Hochindustrialisierung zusammen. Die Organisations­ tendenzen vor allem im sozialen und politischen B ereich wurden seit den 90er Jahren und insgesamt dann im Ersten Weltkrieg noch besonders beschleunigt. Für die USA kann, wenn man dieselben Kriterien zugrunde legt, der Beginn des Übergangs zum organisierten Kapitalismus - nach einer etwa 30jährigen Vorbereitungsphase - auf die Wendung zum offenen, .militärischen Imperialis­ mus in der zweiten Hälfte der 90er Jahre datiert werden, die endgültige Durch­ setzung der wichtigsten B estimmungselemente eines organisierten kapitalisti­ schen Systems auf die zweite Hälfte der 30er Jahre des 20. Jhts. Die Organisa­ tion des Arbeitsmarkts (ähnlich wie in Deutschland nach 1920) und die staat­ liche Sozialgesetzgebung (wesentlich später als in Deutschland) im Rahmen des

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Rooseveltschen New Deal bildeten hier vorläufig einen gewissen Abschluß. Be­ sonders beschleunigt wurde die Entwicklung dabei nach einer Zeit behutsamer „progressiver“ Reformpolitik (Progressive Era) seit der Jahrhundertwende vor allem im Ersten Weltkrieg und dann durch die Wirtschaftskrise seit Ende der 20er Jahre und die darauf reagierende Politik des New Deal. Die Konzentra­ tionsprozesse im Bereich der älteren Industrien (mergers) waren schon im ersten Jahrzehnt des 20. Jhts. weitgehend abgeschlossen; gleichzeitig etablierten sich die neuen Industrien der zweiten Stufe. Die zentrale Staatsmacht in Gestalt von Kongreß und Bundesregierung intervenierte in der Progressive Era bereits stär­ ker als vorher auf dem Geld- und Kreditmarkt, versuchte die Monopole wirk­ samer zu kontrollieren und baute das Steuersystem durch die Einführung der Bundeseinkommenssteuer im Jahre 1913 erheblich aus. Im Ganzen beschränkte sie sich jedoch auch in dieser Zeit noch auf überwiegend unselbständige Hilfs­ funktionen im Dienste der großen Finanz- und Industriekorporationen. So wie die Organe 'des Staates seit den 70er Jahren vornehmlich die Interessen der Agrarexporteure durch eine immer stärker imperialistische Politik zu befriedi­ gen gesucht hatten, so waren sie auch nach der Jahrhundertwende und vor al­ lem nach 1910 den Interessen der jetzt, nach der Erschließung der „inneren“ Grenze im Westen, in größerem Maße außenhandelsorientierten Industrie dienstbar. Das trifft auf die Präsidentschaft Wilsons ebenso zu wie auf die wirt­ schaftsliberalen 20er Jahre, die die weitere Organisation des amerikanischen In­ dustriekapitalismus zwar nicht aufhielten, aber doch verzögerten. Stärkeres Eigengewicht gegenüber den privaten Sektoren erlangten die Organe der Staatsmacht erst in der Wirtschaftskrise Ende der 20er Jahre und im New Deal1. Grob gesprochen hat sich also der organisierte Kapitalismus in den USA rund zwanzig Jahre später durchgesetzt als in Deutschland, obwohl der Durchbruch der Industrialisierung dort schon in den 40er und 50er Jahren des 19. Jhts. er­ folgt ist, also rund ein Jahrzehnt früher als in Deutschland bzw. teilweise gleichzeitig. Die Phase der Hochindustrialisierung fällt zunächst nicht mit einer Zunahme der gesellschaftlichen und politischen Organisationstendenzen zusam­ men. Der Grund für diese „Verzögerung“ ist zum einen in der auf eine längere Zeit ungebrochenen Stärke und Expansion des amerikanischen Konkurrenzka­ pitalismus zu suchen, die auch nicht durch vorkapitalistische, bürokratische und obrigkeitliche Traditionen beeinträchtigt wurde, zum anderen in der traditio­ nell schwächeren Ausgangsposition der Staatsmacht in den USA, die ausdrück­ lich nicht zum Zwecke der Intervention in Wirtschaft und Gesellschaft konzi­ piert worden war. Eine dritte Ursache, die in diesem Zusammenhang besonders wichtig ist und noch ausführlicher behandelt werden muß, hängt mit den höchst unterschiedlichen Ausgangskonstellationen für die Entwicklung des Agrarsek­ tors in den beiden Ländern zusammen. Dem Agrarsektor kommt in bezug auf den Durchbruch des organisierten Ka­ pitalismus in der Regel eine Vorreiterfunktion gegenüber den anderen Sektoren zu, da die Landwirtschaft im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung am 114 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

stärksten gefährdet ist und daher grundsätzlich und früher als andere wirt­ sdiaftliche und gesellschaftliche B ereiche dazu tendiert, sich Verbündete in an­ deren Sektoren zu suchen und die Staatsmacht zur Intervention aufzufordern. Auch die amerikanische Entwicklung machte, wie im einzelnen noch zu zeigen sein wird, davon auf längere Sicht keine Ausnahme. Was sie aber von der deut­ schen unterscheidet, ist die Tatsache, daß die amerikanische Landwirtschaft auf­ grund ihres von Anfang an kapitalistischen Charakters, ihrer von Klima und Bodenverhältnissen ebenso wie von den historischen und politischen Umständen begünstigten Produktionsbedingungen und ihrer marktorientierten Expansions­ dynamik, also aufgrund ihrer relativ größeren „Modernität“ auch in der Zeit der Industrialisierung wesentlich länger unvermindert leistungsfähig blieb und prosperierte als die deutsche Landwirtschaft. Während den deutschen Gutsher­ ren und Bauern angesichts der zahlreichen strukturellen Schwächen ihrer Be­ triebe und der zunehmenden Importabhängigkeit der Nahrungsmittelversor­ gung bereits der Verfall der Weltmarktpreise im letzten Viertel des 19. Jhts. die umfassende und institutionalisierte staatliche Intervention als den einzigen Aus­ weg erscheinen ließ, begannen die amerikanischen Farmer, Agrarkapitalisten (agricultural businessmen) und Weiterverarbeiter landwirtschaftlicher Produkte erst in der Krise der 20er Jahre in bescheidenerem Umfang Ähnliches zu for­ dern und sich entsprechend zu organisieren. Sie waren gewissermaßen imstande, länger durchzuhalten. Besonders kraß tritt der Unterschied zutage, wenn man die jeweiligen Agrar­ sektoren in der Krise am Ende des 19. Jhts. vergleicht: Die amerikanische Landwirtschaft verzeichnete seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre, besonders ab 1878, Rekordexporte, die im Durchschnitt der Jahre 1877-1881 80,1 % und 1881-1900 69,2 % der Gesamtausfuhren des Landes ausmachten. Fast zwei Drittel dieser Exporte entfielen auf Nahrungsmittel, wobei sich das an­ fangs noch ausgeglichene Gewicht zwischen verarbeiteten und unverarbeiteten Nahrungsmitteln ab 1882 stärker zugunsten der verarbeiteten Produkte, vor allem der tierischen Erzeugnisse, verschob (s. Tab. 6 im Anhang). Der Anteil des Getreides an der Nahrungsmittelausfuhr belief sich dabei auf 49,1 %2. Die hohen Inlandsüberschüsse und die dank des Konkurrenzkampfes der Eisenbahn­ und Schiffahrtslinien zunächst äußerst niedrigen Frachtraten3 drückten die Weltmarktpreise und trugen wesentlich bei zum Ausbruch der Agrarkrise, die die deutsche Landwirtschaft und vor allem die Ostelbier ganz empfindlich traf. Während aber die deutschen Agrarier zunächst Zollschutz gegenüber dem billi­ gen überseeischen Angebot und später noch umfassendere staatliche Stützungs­ maßnahmen forderten und zu großen Teilen auch durchsetzten, sich gegen den freien Markt wandten und vom Staat ein Mehr an organisierter Intervention zugunsten der Aufrechterhaltung ihres sozialen Status quo verlangten, agitier­ ten die Sprecher des amerikanischen Agrarsektors vor der Jahrhundertwende gerade gegen die zunehmenden Organisationstendenzen, vornehmlich im privat­ wirtschaftlichen B ereich. Die populistischen Protestwellen vom Lande in den 80er und 90er Jahren waren auch Reaktionen auf den Preisverfall und die 115 8*

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Krise, aber sie waren genuin kapitalistische und direktdemokratische B ewegun­ gen von unten. Im Gegensatz zum Bund der Landwirte, der weitgehend vorka­ pitalistische und rhetorisch auch antikapitalistische Mentalitäten repräsentierte und sich wesentlich der Techniken der Massenmanipulation von oben bediente, spiegeln die Bewegungen des amerikanischen Populismus in stärkerem Maße das komplizierte Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie in der agrarischen Tradition der USA wider, auf das noch näher einzugehen sein wird. Zu maß­ geblichen „Organisatoren“ des Kapitalismus im eigenen Land wurden die ame­ rikanischen Farmer erst später. In den USA wie in Deutschland hatten die Vertreter des Agrarsektors erheb­ lichen Anteil an der Vorbereitung und Durchsetzung imperialistischer Expan­ sionspolitik. Ihre Motive waren jedoch höchst unterschiedlich und sind in ihrer Verschiedenheit mit ausschlaggebend gewesen für die konkrete Ausprägung des jeweiligen nationalen Imperialismus. Die amerikanischen Farmer und Agrar­ exporteure waren aufgrund ihrer hohen Produktionsüberschüsse und der stän­ digen Vermehrung der Anbauflächen und der Erzeugung im Zuge der Erschlie­ ßung des Westens, die erst um die Jahrhundertwende abgeschlossen war, darauf angewiesen, neue Absatzmärkte außerhalb der USA zu finden. Sie zählten da­ her seit den 60er Jahren des 19. Jhts. zu den stärksten Triebkräften der ex­ pansiven amerikanischen Hegemonialpolitik in der Hemisphäre und im pazi­ fischen Raum, die sie früher und vehementer propagierten als die Industrie, die bis nach der Jahrhundertwende noch einen sich ständig ausweitenden und hoch­ gradig absorptionsfähigen inneren Markt zu befriedigen hatte. Die Rolle der kapitalistischen landwirtschaftlichen Unternehmer im Prozeß der Durchsetzung des amerikanischen Imperialismus ist mithin zu einem großen Teil durchaus mit der der britischen Unternehmer in Industrie und Handel zu vergleichen. B eide suchten Absatzmärkte, die B riten außerdem noch Rohstoffe4. Ganz anders die deutschen Agrarier: Sie überließen die kolonialpolitische Agitation, die im Ver­ gleich zu England oder den USA ohnehin in einem sehr viel bescheideneren Rahmen stattfand, den Vertretern von Handel und Industrie. Ihr vehementes Interesse an der deutschen Expansion in Richtung Osten richtete sich auch nicht so sehr auf Absatzmärkte, denn sie produzierten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts insgesamt ohnehin weniger, als zur Selbstversorgung der rapide angewachsenen B evölkerung nötig war. Der Zugewinn neuen Landes im Osten schien ihnen aber gerade deshalb eine Chance zu bieten, Deutschland ernäh­ rungspolitisch „autark“ und die landwirtschaftlichen Importe überflüssig zu machen, und damit der Konkurrenz der auf dem Weltmarkt billig angebotenen Produkte aus dem Wege gehen und die Preise hochhalten zu können. Die ame­ rikanischen Farmer brauchten weder mehr Land noch Autarkie, weil sie bereits über beides verfügten. Die Landwirtschaft der USA befand sich - unbeschadet der industriellen Entwicklung des Landes - bis ans Ende des Ersten Weltkrie­ ges in der Offensive. Die deutschen Agrarier hatten spätestens seit den 90er Jahren bereits eine charakteristische Abwehrhaltung eingenommen. 116 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Diese unterschiedlichen Ausgangskonstellationen am Ende des 19. Jhts. kön­ nen die Verzögerung der Durchsetzung des organisierten Kapitalismus in den USA zu einem Teil erklären. Außerdem machen sie die Tatsache verständlicher, daß auch die politischen Agrarbewegungen Amerikas zwischen den 80er Jahren des 19. Jhts. und dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen anderen, eben nicht präfaschistischen, bzw. später gleichgeschalteten Weg gegangen sind und eine andere Entwicklung durchlaufen haben als ihre deutschen pendants. Diese Zu­ sammenhänge werden noch im einzelnen zu untersuchen sein. Dabei muß im Falle der USA die Zeit zwischen dem Ende der 20er Jahre und der vollen Ent­ faltung des New Deal ab Mitte der 30er Jahre besonders berücksichtigt werden, denn sie ist nicht nur im Hinblick auf die Durchsetzung des organisierten Kapi­ talismus, sondern auch für die Ausbildung der Mechanismen des staatlichen Agrarinterventionismus und der politischen Reaktionen und Umorientierungen des Agrarsektors das angemessene zeitliche Äquivalent zu jener Konsolidie­ rungsphase agrarischer Interessen und Politik, die in Deutschland in die Zeit zwischen 1890 und 1918 fällt. B evor jedoch im einzelnen die ökonomischen Ent­ wicklungstendenzen des amerikanischen Agrarsektors seit dem Ende des 19. Jahrhunderts skizziert und Organisation, Interessen und Stoßrichtung der po­ litischen Agrarbewegungen in den USA genauer untersucht werden können, ist es nötig, noch kurz auf einige wichtige Traditionselemente der amerikanischen politischen Kultur einzugehen, die tief in der agrarischen Vergangenheit des Landes verwurzelt sind, weil ohne deren Kenntnis eine Reihe von Wirkungs­ mechanismen auch der politischen Agrarbewegungen im 20. Jht. nicht recht ver­ ständlich werden würde. Zunächst fällt ins Gewicht, daß die USA bis Anfang des 20. Jhts. ein Ein­ wanderungsland waren, das Menschen mit verschiedener sozialer und politischer Herkunft aufnahm5, und ein Land, das erst noch erschlossen werden mußte, dessen Grenze sich stoßweise nach Westen schob und dessen Gebiete wirtschaft­ lich und politisch nur allmählich in die Union integriert wurden. Der Überfluß an Land zur freien Verfügung und eine bis in die 20er Jahre des 20. Jhts. kon­ tinuierliche Zunahme der Farmbetriebe durch Erschließung neuer Regionen sind dafür ebenso charakteristisch wie die Kultur der Pionierzeit und die „Frontier“, die nicht nur eine geographische Grenze war, sondern auch besondere Institu­ tionen und Verhaltensweisen einer Gesellschaftsordnung, gewissermaßen unter transitorischem Ausnahmerecht, ausprägte“. Von fundamentaler B edeutung ist außerdem die Tatsache, daß sich der von Anfang an kapitalistische, und d. h. zunächst konkurrenzkapitalistische Cha­ rakter der amerikanischen Wirtschaft auch in den sozialen und politischen In­ stitutionen widerspiegelte. Es waren vor allem die Gesetze des Marktes, der in­ dividuelle Erfolg und das individuelle Durchsetzungsvermögen, nicht aber stän­ dische Schranken oder tradierte Korporationsideen, die dem einzelnen seinen Platz in einer wenigstens teilweise „neuen“ Gesellschaft zuwiesen, die aus einem nationalen Unabhängigkeitskampf hervorgegangen war und grundsätzlich die Gleichheit der Chancen für jeden proklamiert hatte. Die Anarchie des freien 117 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Wettbewerbs wurde erst außerordentlich spät und auf vielen Sektoren nur an­ deutungsweise „geordnet“7. Den Prinzipien der freien Konkurrenz und der ab­ strakten Chancengleichheit entsprach im politischen B ereich die Verfassungs­ konzeption einer gegenüber den beherrschenden Gruppen in Wirtschaft und Ge­ sellschaft schwachen Staatsmacht ebenso wie deren föderalistische Fraktionie­ rung, das System der „Checks and B alances“ im Verhältnis der Machtträger zu­ einander, nichthierarchische und unbürokratische Institutionen und personen­ gebundene Patronagegewohnheiten8. Auch auf dem Agrarsektor gibt es komplementäre Elemente: Da ist zum einen die Anerkennung der grundsätzlichen „Gleichheit“ aller Farmer, die, mit der wichtigen Ausnahme der südstaatlichen Plantagenwirtschaft, aufgrund der regionalen Einheitlichkeit der Landzuteilung oft auch eine quantitative Gleich­ heit war. Zum anderen bewirkten der von Anfang an umfassende Einbezug des landwirtschaftlichen Sektors in den Markt und die harte Konkurrenz, daß auch für die Farmer der wirtschaftliche Erfolg, und nicht ererbter Status oder Pre­ stige, zur wichtigsten Voraussetzung sozialer Anerkennung, Durchsetzung und Integration wurde. Die darwinistische Härte des Konkurrenzkampfs hat außer­ dem zusammen mit den Möglichkeiten unkontrollierter, oft überzogener Speku­ lationen in einer Wirtschaft von kaum noch überschaubaren Größenordnungen und der interventionistischen Enthaltsamkeit öffentlicher Institutionen bis zum Ende der Wirtschaftskrise der 20er Jahre die direkte Abhängigkeit der landwirt­ schaftlichen B etriebe von den Schwankungen der jeweiligen Produktenpreise erhöht und den der gesamten amerikanischen Wirtschaft inhärenten, betonten „cash nexus“ auf dem Agrarsektor noch zusätzlich verstärkt. Es ist aber nicht nur so, daß die Prinzipien kapitalistischen Wirtschaften von Anfang an die landwirtschaftlichen Verhältnisse in den USA geprägt haben. Da die politischen und sozialen Institutionen und Regelungen für den Ablauf poli­ tischer Entscheidungsprozesse vorindustriellen Datums sind, wurden sie ent­ scheidend von den B edingungen des Agrarkapitalismus und damit auch der landwirtschaftlichen Verhältnisse beeinflußt. Noch heute lassen sich in Amerika, wie auch in einigen anderen Ländern, die inzwischen industrialisiert sind, noch erhebliche Restbestände der traditionellen B evorzugung agrarischer Regionen in den politischen Körperschaften und im Wahlrecht feststellen, und zwar auf ein­ zelstaatlicher wie auch auf nationaler Ebene. In Vermont wurde ζ. Β. im Jahre 1962 noch in denselben Wahlkreisen gewählt wie 1793, und das sog. „Re-dis­ tricting“, d. h. die Neugliederung der Wahlbezirke für die Wahlen zum Re­ präsentantenhaus, bleibt in der Regel weit hinter der wirtschaftlichen und de­ mographischen Entwicklung zurück9. Das wichtigste B ollwerk der Dominanz ländlicher Regionen in der amerikanischen Politik ist jedoch die jeweils gleiche Vertretung der Einzelstaaten im Senat, unabhängig von der B evölkerungszahl, und das noch heute vorherrschende, wenn auch umstrittene Prinzip der „Senior­ ity Rule“ in der B esetzung der wichtigen Posten der Ausschußvorsitzenden und -mitglieder. Die außerordentliche Machtfülle der „Committees“ und ihrer Vor­ sitzenden hat in der Regel den langlebigen Kongreßmitgliedern des agrarischen 118 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Mittelwestens (meistens Republikanern) und des Südens (meistens Demokraten) einen ganz entscheidenden Einfluß auf die Gesetzgebung und - durch die In­ stitution der Hearings - auf die öffentliche Meinung eingeräumt, Politikern, die jeweils den spezifischen Interessen und oft auch den organisierten Interessen­ ten ihrer Wahlbezirke verpflichtet sind. Darüber hinaus ist die gesamte politische Kultur der USA bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wesentlich geprägt worden durch die Dialektik von indivi­ duellem Eigentum und politischer Partizipation, so wie sie sich vor allem auf dem Agrarsektor darstellte, durch die Realitäten des Agrarkapitalismus und die Konzeptionen einer ganz spezifischen „agrarischen Demokratie“. Die ungleich­ mäßige Verteilung des Privateigentums und die Forderungen nach möglichst breiter politischer Partizipation sind dabei schon in der ausgehenden Kolonial­ zeit nicht als ein Widerspruch, den es aufzuheben gälte, empfunden worden, sondern als komplementäre Elemente, denen in der Ausgestaltung der politi­ schen Institutionen gleicherweise Rechnung zu tragen war. Auch bestand - in der britischen Tradition besitzindividualistischer Ideologie, wie sie vor allem von John Locke auf den B egriff gebracht worden war - von Anfang an ein grundsätzlicher Konsensus darüber, daß das Privateigentum die entscheidende Grundlage politischer Rechte sei und daß einer der Hauptzwecke politischer Ordnungen darin bestehe, das Privateigentum zu schützen10. Die jeweils unter­ schiedliche Akzentuierung des Verhältnisses von Eigentum und Partizipation hat jedoch bewirkt, daß sich sowohl in den Artikulationen des Agrarsektors wie auch im politischen Leben der USA insgesamt seit ihrer Gründung zwei breite Strömungen herausgebildet haben, eine stärker wirtschaftsliberale und politisch eher konservative und eine stärker partizipatorische. Der Unterschied zwischen beiden ähnelt zwar in mancher B eziehung dem kontinentaleuropäischen Gegen­ satz zwischen liberaler und radikaler Demokratie, entspricht ihm aber keines­ wegs ganz. Die beiden amerikanischen Strömungen gehören enger zusammen und sind weniger antagonistisch. B esonders auf dem Agrarsektor ist - anders als in Deutschland oder auch in Frankreich - von Anfang an kapitalistischer Eigentümerindividualismus eng verbunden gewesen mit einem ausgeprägten partizipatorischen Potential. Bereits gegen Ende der britischen Kolonialherrschaft war die amerikanische Landwirtschaft - in der Tradition der stärker kommerzialisierten englischen - eindeutig liberal und kapitalistisch orientiert. Die Versuche merkantilistischer Steuerung, die die Kolonialherren unternommen hatten, waren vorbei und die in Pennsylvania angestrengten B emühungen, durch ein „Agrarian Law“ dem Grundbesitz eine obere Grenze zu setzen - ein seit Harrington immer wieder erörtertes Problem - scheiterten sehr schnell11. Für die bei den Verfassungs­ beratungen tonangebenden Federalists war der Grundbesitz ein Produktions­ faktor unter anderen, gleichberechtigt neben dem Handels- und B ankenkapital der Städte, allerdings nur soweit er über die Bodenpreise oder den Produktions­ erlös in den Markt integriert war12. Das bedeutet, daß in den ökonomischen Überlegungen der Federalists die nicht kommerziellen Subsistenz-Farmen, be119 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

sonders in den westlichen Grenzgebieten, zunächst unberücksichtigt blieben, ob­ wohl die meisten von ihnen die Grundüberzeugung der Zeit von den freiheit­ lichen politischen Tugenden auch der kleineren Landbesitzer teilten, die keines­ wegs nur zum politischen Glaubensbekenntnis der Antifederalists, Jeffersonians und späteren Republikaner gehört hat13.Auch muß die B eardsche These vom Gegensatz zwischen Personalty und Realty, zwischen städtischen Handels­ und B ankenkapital und agrarischen Interessen im Zuge der Verfassungsbera­ tungen14 dahingehend modifiziert werden, daß es sich eher um einen Gegensatz zwischen kommerziellen, einschließlich kommerziell-agrarischen und nichtkom­ merziellen Interessen gehandelt hat15, der oftmals gleichzeitig den geographi­ schen Gegensatz zwischen den leicht zugänglichen Regionen der älteren Kolo­ nisation und den schwerer zugänglichen Grenzgebieten und die Differenz der ihnen jeweils entsprechenden Gesellschaftsordnungen widerspiegelte16. Auch die Konflikte zwischen Federalists und Antifederalists um Schuldzinssätze und Pa­ piergeld und später die langanhaltenden Kontroversen zwischen Hamiltonians und Jeffersonians vor allem um die Stellung der Zentralbank17 deuten ähnliche Interessengegensätze an. Dabei optierten die ersteren jeweils für ein kontrollier­ bares System vermittelter Regierungsinstitutionen, Checks and B alances, mit einer handlungsfähigen Zentralgewalt, während die letzteren vor allem klare Mehrheitsentscheidungen an der Basis und direkte demokratische Praxis befür­ worteten, ohne allzu große Sorge um die Stärke der Zentralmacht. Diese Ge­ gensätze sind jedoch nicht mit den kontinentaleuropäischen Gegensätzen zwi­ schen traditioneller B auern- oder Gutswirtschaft einerseits und den entstehen­ den Manufaktur- und später Industriezentren auf der anderen Seite vergleich­ bar. Eher repräsentieren sie in deutlicher Zuspitzung die beiden Seiten der poli­ tischen Dialektik von Freiheit und Eigentum. Am B eginn der interessenorien­ tierten politischen Gruppenbildung in den USA steht somit nicht nur in poli­ tischer Hinsicht die gemeinsame Erfahrung eines revolutionären B efreiungs­ kampfes, sondern auch im ökonomischen Selbstverständnis der grundlegende Konsensus einer kapitalistischen Wirtschaftsgesellschaft, die ihre früheren feu­ dalen B indungen und Klammern schon weithin abgestreift hatte, bevor sie, in rudimentärem Zustand, aus dem englischen Mutterland in die amerikanischen Kolonien exportiert worden war. Vor allem fehlten in Amerika die feudalen und vorkapitalistischen Tradi­ tionen in der Agrar- und Landarbeitsverfassung und im B odenrecht. Es hatte weder eine Grundherrschaft mit den daran hängenden Rechten, Pflichten und Abhängigkeiten gegeben noch spezifisch freibäuerliche Traditionen. Das Ideal­ bild des Jahrhunderts einer nach Westen noch offenen Grenze und der aufein­ ander folgenden Einwanderungswellen war der extensiv wirtschaftende und mo­ bile Pionierfarmer, kein B auer nach europäischem Muster, sondern eher eine zuweilen romantisch verklärte, abenteuernde Variante des auf sich selbst ge­ stellten „wagenden Unternehmers“, der in apologetischen europäischen Wirt­ schaftsgeschichten auf den industriellen B ereich beschränkt geblieben ist. Auch die Negersklaverei der südstaatlichen Plantagenwirtschaft vor dem Bürgerkrieg 120 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ermangelt weitgehend des Elements der gegenseitigen personalen B eziehung zwischen Grundeigentümer und abhängigem Landarbeiter. Sie kann daher nicht als feudal, sondern eher als verdinglichter Produktionsfaktor innerhalb eines spezifischen Systems frühkapitalistischer Ausbeutung interpretiert werden18, an dem im übrigen auch die formale Abschaffung der Sklaverei bis weit ins 20. Jahrhundert hinein relativ wenig änderte. Die Pläne der prononciert industrie­ kapitalistischen radikalen Republikaner zur Aufteilung und politischen Regle­ mentierung des südlichen Großbesitzes scheiterten, und durch den Kompromiß der 1876 abgeschlossenen ersten Phase der Reconstruction blieben Wirtschafts­ und Herrschaftssystem des Südens in ihren Grundzügen erhalten. Die Einfüh­ rung eines im Effekt den ostelbischen Zuständen nicht ganz unähnlichen Mini­ Pacht-Systems, „Sharecropping“ anstelle von Lohnarbeit, ersetzte lediglich die juristische Verdinglichung der schwarzen Landarbeiter durch eine ökonomisch erzwungene Rechtlosigkeit und Abhängigkeit“. Der Sieg des nordöstlichen Industriekapitalismus im Bürgerkrieg war mithin unvollständig geblieben. Die im Norden und Süden herrschenden Klassen wa­ ren stärker polarisiert worden, aber vernichtet war keine. Die Hilfe der Farmer des Mittelwestens im Krieg war zwar von seiten der Union bereitwillig akzep­ tiert worden, sie blieben jedoch ebenso wie die Arbeiter und unteren Mittel­ schichten der Städte, die Neger und armen Weißen des Südens von der Herr­ schaft ausgeschlossen. Diese Konstellation wurde einerseits für die Sonderent­ wicklung des Südens und der südstaatlichen Spielarten des Populismus wichtig, auf die gelegentlich zurückzukommen sein wird. Andererseits hat sie neben der zunehmenden Industrialisierung, Urbanisierung und verkehrstechnischen Er­ schließung des Nordens, Mittelwestens und später auch des Westens die weitere Entwicklung des amerikanischen Industriekapitalismus insgesamt ebenso ent­ scheidend mitgeprägt wie die gegen ihn gerichteten populistischen Protestbewe­ gungen, die sich seit den 70er Jahren periodisch dichter formierten. Ob es ratsam ist, den amerikanischen B ürgerkrieg - wie B arrington Moore behauptet - als die „letzte kapitalistische Revolution“ zu begreifen20, kann in diesem Zusammenhang ebensowenig diskutiert werden wie andere zeitweilig kontroverse Grundfragen der amerikanischen Geschichte, die für die Vorge­ schichte der hier untersuchten Problematik bedeutsam sind: so z.B. die Funk­ tion der offenen Grenze und der Frontier als einer spezifischen Gesellschafts­ form21, die Einwanderungswellen22 und die „Stufen“ der Industrialisie­ rung23. Dagegen muß festgehalten werden, daß es eine ganze Reihe von Fak­ toren gewesen sind, die zwischen dem Ende des B ürgerkriegs und der Jahr­ hundertwende zu dem Klima des vehementen agrarischen Protests in den USA beigetragen haben. Dazu gehört das Vordringen der Industrialisierung in die agrarische Welt, am sinnfälligsten demonstriert durch den Bau der transkonti­ nentalen Eisenbahnen, die von den Farmern zunächst erbittert bekämpft wur­ den24, ebenso wie die zunehmende Attraktion der sich schnell entwickelnden, prosperierenden Städte und ihrer Gewerbezweige, die zwischen 1870 und 1900 in neun Staaten der USA rund 3,5 Mio. Arbeitskräfte vom Land abzogen25. 121 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Zwar konnte in derselben Zeit durch gezielte Masdiinisierung die landwirt­ schaftliche Produktivität um 86 % gesteigert werden, doch erlaubten auf die Dauer die für die Anwendung kapitalintensiver Massenproduktionstechniken zu kleinen B etriebsgrößen von zwischen 1870 und 1900 durchschnittlich 142,4 acres ( = 57,6 ha) keine den technologischen Verbesserungen entsprechenden Kostensenkungen26. Außerdem bewirkten die rapide Vermehrung der Farm­ betriebe durch Neulanderschließung in den 70er Jahren27, die sprunghafte Pro­ duktionssteigerung - in neun Staaten um 500 % zwischen 1830 und 1895, da­ von der größte Teil nach 1870 - und der verschärfte Konkurrenzdruck, daß die landwirtschaftlichen Produktenpreise seit Anfang und besonders stark seit Mitte der 70er Jahre fielen. Diese Tendenz hielt trotz eines kurzfristigen Auf­ wärtstrends in der ersten Hälfte der 80er Jahre insgesamt bis 1897 an und wurde durch die zunehmenden Absatzschwierigkeiten vor allem auf dem euro­ päischen Markt noch verstärkt. Mit den Preisen fielen auch die Gewinne, und die Verschuldung nahm zu28. Daß die amerikanischen Farmer angesichts dieser Situation zunächst nicht wie die deutschen Agrarier nach der massiven Staatsintervention im Innern des Landes verlangten, hängt zu einem Teil mit ihrem weitgehend noch ungebro­ chenen Vertrauen in die Mechanismen eines nicht reglementierten Konkurrenz­ kapitalismus und mit ihrer starken Exportorientierung zusammen. Was sie for­ derten, war - etwas vereinfacht gesagt - im Grunde nur ein „fairer“, d. h. ihrem Angebot entsprechender Anteil an den Absatzmärkten. Und da jene we­ sentlich außerhalb der Grenzen der USA lagen, drängten sie einerseits auf die Ausweitung der amerikanischen Einflußsphäre, andererseits in einer späteren Phase während der 90er Jahre auf die Einführung der Doppelwährung, um damit vor allem den britischen Handel, aber auch die industrielle Konkurrenz im eigenen Land zu treffen. Zu einem anderen Teil ist der Protestcharakter der populistischen ländlichen B asisbewegungen aufs engste verknüpft mit dem tra­ ditionellen amerikanischen Verständnis von „agrarischer Demokratie“. Diese Konzeption einer möglichst nicht durch intermediäre Körperschaften vermittel­ ten, direkten, partizipatorischen Grass Roots-Demokratie von unten in über­ schaubaren Einheiten bildet gleichberechtigt neben den repräsentativen Kompo­ nenten im Verfassungs- und Regierungssystem einen der beiden kontinuierlichen Traditionsstränge der politischen Kultur der Vereinigten Staaten, eng verbun­ den mit einer betonten politischen Gleichheitsrhetorik29,. Sie reicht zurück in die Kolonialzeit und war schon während der Unabhängigkeitskämpfe und der Ver­ fassungsberatungen für Union wie Einzelstaaten als breite, „radikale“ Grund­ strömung wahrzunehmen. Der „Radikalismus“ war aber ein spezifisch sektora­ ler; er zielte nicht auf eine Demokratisierung des politischen Prozesses insge­ samt ab, strebte nicht nach sozialer Gleichheit und tastete auch das Privateigen­ tum in keiner Weise an. Er reflektierte vielmehr die Interessen der kleineren Eigentümer, zu denen im letzten Viertel des 18. Jhts. vor allem die krisenge­ schädigten und verschuldeten Farmer gehörten, und deren Überzeugung, daß große und kleine Eigentümer gleicherweise am politischen Willensbildungspro122 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

zeß zu beteiligen seien. Da es angesichts des Fehlens einer effektiven Staatsge­ walt in den britischen Kolonien wie später in den unabhängig gewordenen Staaten entscheidend darauf ankam, einen möglichst breiten politischen Kon­ sensus zu schaffen, trugen die gesetzlichen Wahlrechtsqualifikationen diesem Be­ streben Rechnung: Schon die Wahlberechtigung zu den kolonialen Provinzpar­ lamenten war wesentlich breiter als in den Städten gewesen, und in den Ver­ fassungsberatungen der siebziger und achtziger Jahre des 18. Jhts. wurde durch­ weg die gleichberechtigte Repräsentation der steuerzahlenden B ürger - mit einer entsprechend ausgeweiteten Wahlberechtigung für die zweite Kammer neben der überwiegenden Vertretung des Eigentums in der ersten Kammer ak­ zeptiert30. Es ist dann vor allem Thomas Jefferson gewesen, der diese direkt­ demokratischen und - relativ - gleichheitsbetonten Konzeptionen auf den Begriff gebracht hat. Dabei verbanden sich die sozialen und politischen Erfah­ rungen und Wertvorstellungen der höchst individualistisch produzierenden „Yeomen Farmers“ in den agrarischen Siedlungskolonien31 mit einer Reihe von Theorien und Forderungen Rousseauscher Provenienz, die Jefferson nicht erst in Frankreich kennenlernen mußte, um sie zu rezipieren32. Ihre endgültige Zuspitzung erfuhr diese Demokratie-Konzeption im Kampf des Präsidenten Jackson (1829-1837) gegen die von den Verfassungsvätern eingesetzten moderierenden Mittlerinstanzen, der weite B ereiche der Institu­ tionen und der Öffentlichkeit ebenso umgestaltete wie den politischen Stil und das demokratische Selbstverständnis in den Vereinigten Staaten. In diesem Zu­ sammenhang sind die großen Ereignisse der Ära Jackson, der Kampf um die Staatsbank“, die Verwaltungsreform und die Spaltung der Republikanischen Partei in Demokraten und Whigs34 weniger bedeutsam als die Nachwirkungen: Jackson, der noch heute als einer der Urväter der Demokratischen Partei gilt, war zwar als Kandidat der agrarischen Frontier-B ereiche der Gesellschaft ins Amt gekommen, war aber, ebenso wie Jefferson Plantagen- und sogar Sklaven­ besitzer, auch ein Exponent der sich bereits konsolidierenden liberalkapitali­ stischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung55. Er verstand sich und andere Amtsträger als die unmittelbar B evollmächtigten der Wahlbürger und hatte in seiner Antrittsbotschaft dem Verständnis öffentlicher Ämter als Property den Kampf angesagt und das Prinzip der Ämterrotation proklamiert“. Gleichzei­ tig stärkte er jedoch, und hier liegt der entscheidende Unterschied zu den frühe­ ren Antifederalists, durch seinen Streit mit dem Kongreß und durch die B e­ tonung und Aufwertung seiner eigenen plebiszitären Legitimation die Stellung des Präsidenten. Die Übermacht der Exekutive drohte damit die gerade erst proklamierte Ausweitung der Mitentscheidungsbefugnisse der nicht organisier­ ten, sondern vereinzelt und isoliert anzutreffenden B ürger bereits wieder einzu­ schränken, ein Zusammenhang, der schon Alexis de Tocqueville, der die USA in jenen Jahren kennenlernte, veranlaßte, vor der Gefahr einer „Tyrannei der Mehrheit“ zu warnen37. Hinzu kam, daß die verschärfte parteipolitische Pola­ risierung und die zunehmende B edeutung der Wahlkämpfe38 in der Folge ihrerseits zu einer intensiveren Organisation der politischen Gruppierungen 123 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

zwangen und, dadurch bedingt, eine neue Art von Spoils System an die Stelle der alten Patronagegewohnheiten trat. Seit den 30er Jahren des 19. Jhts. wurde in den USA die Demokratie der klaren Mehrheiten, der Entscheidung an der Basis in möglichst kleinen, sich selbst regierenden Einheiten und die demokra­ tische Partizipation der sich untereinander als Gleiche verstehenden B ürger von Freunden wie Gegnern der Jacksonians39 gleichgesetzt mit der „agrarischen Demokratie“. Der „Common Man“, das war im wesentlichen der individuelle Farmer auf seinem Familienbetrieb. Dieses Verständnis der „agrarischen Demokratie“, in der Regel in ideologi­ scher Verabsolutierung vereinfacht zur „eigentlichen“ Demokratie, gegenüber den Partikularinteressen städtischer Gruppierungen und ihrer Organisationen, hat als politische Ideologie wie auch als praktizierte Tradition die letzten ein­ hundertundvierzig Jahre amerikanischer Geschichte entscheidend mitgeprägt. Es ist in die vom Lande kommenden populistischen B ewegungen in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jhts. ebenso eingegangen wie in die Agitation der Muck­ rakers gegen die erstarrten und korrumpierten politischen Machines und Ap­ parate in den Städten und in die Politik der Progressive Era nach der Jahr­ hundertwende. Darüber hinaus ist das Ideal der direkten und unkomplizierten Demokratie lebendig geblieben in den partizipatorischen Zügen der Schul- und Kommunalverwaltung sowie der Selbstverwaltung staatlich finanzierter Hilfs­ oder Sanierungsprogramme unter B eteiligung und Kontrolle der B etroffenen, wie sie seit dem New Deal in großem Stil in der Landwirtschaft eingerichtet und nach dem Zweiten Weltkrieg in immer stärkerem Maße auch auf den städtischen Sektor ausgeweitet worden sind, so ζ. Β. im Bereich der Stadtsanie­ rung (Urban Renewal), bei konkreten Community Action-Programmen, im öf­ fentlichen Wohnungsbau, im „Kampf gegen die Armut“ oder auch in der B ür­ gerrechtsbewegung. Im Sinne ideologischer Rhetorik wird die „agrarische De­ mokratie“ daneben bis heute beschworen in den zahlreichen Apologien des in den letzten Jahrzehnten in vielen Fällen aufgrund dauernder Unrentabilität ökonomisch nicht mehr zu haltenden landwirtschaftlichen Familienbetriebes, der Family Farm als einer kulturellen und moralischen Institution40. In dem Maße, in dem vor allem in den letzten hundert Jahren die Organisa­ tion der Arbeitswelt und des Wirtschaftslebens, die Normierung der sozialen Verhaltensweisen, die Ausweitung der staatlichen Verwaltungsapparate und die Disziplinierung und Koordination politischer Interessengruppen voranschritten, in dem Maße wurde, periodisch und aus konkreten Anlässen, das Ideal der so wie man sie verstand - wesentlich von Farmern getragenen partizipatori­ schen Demokratie ebenso beschworen wie das der bürgerlichen Gleichheit, in einer Gesellschaft, die, liberalen Marktgesetzen und Leistungskriterien unter­ worfen, notwendig Ungleichheit hervorbrachte. Teilweise war dieses Ideal weh­ mütige Erinnerung an Verlorenes oder gar Mythos, teilweise auch, wie bei den Populists, den New Radicals der späten 40er oder der Neuen Linken der 60er Jahre des 20. Jhts., Ziel politischer Anstrengungen41. 124 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

„Agrarische Demokratie“ (der Landbesitzer freilich) hat es, mit einigen Ab­ strichen vom Ideal, in überschaubaren Dörfern oder Counties der USA vor al­ lem vor dem Einbruch der Industrialisierung zuzeiten durchaus gegeben42. Eine ganze Reihe ihrer partizipatorischen Züge sind eingegangen in die öffentlichen Institutionen Amerikas auf allen Ebenen. Aber die soziale Ungleichheit hat sie ebensowenig beseitigen wollen wie sie die immer stärker werdenden Organisa­ tionstendenzen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik aufhalten konnte. Die kontinuierlichen Forderungen der Grass Roots Democracy in der agrarischen Tradition des Landes bilden jedoch gerade deshalb eine komplementäre Ent­ wicklungslinie zur zunehmenden Organisation des kapitalistischen Systems. „Agrarische Demokratie“ läßt sich in den USA als ein wichtiger Gegenpart zu dem sich organisierenden Kapitalismus verstehen. Nur weist dieses spezifische Demokratieverständnis - abgesehen von den ohnehin vorhandenen manipulativen Gefahren einseitig betonter direktdemo­ kratischer Verfahrensweisen ohne wirksame repräsentative und intermediäre Kontrollen - in diesem Zusammenhang einen Pferdefuß auf, der bereits in der Ära Jackson deutlich wurde: Da die Organisation von Wirtschaft und Gesell­ schaft in den Vereinigten Staaten im Unterschied zu Deutschland so gut wie ausschließlich von privater Seite erfolgte, animierten und legitimierten die we­ niger gut organisierten Abwehrkräfte gegen diesen Prozeß, die sich als die de­ mokratische B asis verstanden, in zunehmendem Maße die Staatsmacht zu Ge­ genmaßnahmen der Steuerung und Regulierung. Die in Amerika fehlenden ab­ solutistischen und bürokratischen Interventionstraditionen sollten durch demo­ kratische Initiativen von unten ersetzt werden. Auf diese Weise wuchsen ins­ besondere den exekutiven Staatsorganen mit der Zeit Machtbefugnisse und or­ ganisatorische Möglichkeiten zu, die sie in den USA vorher nie besessen hatten und die den individuellen B ewegungsspielraum der nicht (oder weniger gut) or­ ganisierten Common Men allmählich einengten und durch die B eteiligung des Staates an der gesamtgesellschaftlichen Organisation den Durchbruch zum „kor­ porativen“ oder organisierten Kapitalismus überhaupt erst ermöglichten. Inso­ fern wird es bei einer B etrachtung der amerikanischen Geschichte der letzten hundert Jahre des öfteren nötig sein, gleichzeitig von der zunehmenden Orga­ nisation des Kapitalismus und vom Streben nach Grass Roots Democracy zu sprechen und deren wechselseitige Abhängigkeiten im Auge zu behalten. Das gilt besonders für die Entwicklung des agrarischen Sektors. Die Farmer teilten zwar die meisten der liberalkapitalistischen und sozialdarwinistischen Glaubens­ sätze, wie sie auch in den Verlautbarungen der industriellen Geschäftswelt in geradezu idealtypischer Zuspitzung zu finden sind, besonders was die Erhaltung des Wirtschaftsindividualismus und sozialer Stabilität angeht. Sie waren aber lange Zeit nicht - wie durchweg die Repräsentanten des B usiness - der Mei­ nung, daß politische Kontrolle durch die Herrschaft der Mehrheit gefährlich sei43. Denn die politischen Traditionen des Landes haben es ihnen erlaubt, sich 125 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

mit dieser Mehrheit noch zu identifizieren, als sie sdion lange eine Minderheit waren. 2. Zur Entwicklung des Agrarsektors seit dem Durchbruch der Industrialisierung Im Mittelpunkt dieser Untersuchung stehen zwei eng miteinander verzahnte Problemkomplexe: auf der einen Seite die Orientierung der politischen Agrarbewegungen im 20. Jht., ihre Interessen, ihr Einfluß, ihre Strategien, Rivalitä­ ten und ihr Bündnisverhalten, auf der anderen Seite das Verhältnis von Selbst­ organisation und Staatsintervention im landwirtschaftlichen B ereich. In beiden Fällen kommt es u. a. darauf an, sowohl die kontinuierlichen Entwicklungsten­ denzen wie auch die großen Brüdie auszumachen. Da der Rahmen, in dem diese Prozesse ablaufen, aber ganz entscheidend beeinflußt wird von der jeweiligen Lage der Landwirtschaft und von ihrem Verhältnis zur gesamtwirtschaftlichen Situation, ist es nötig, an dieser Stelle wenigstens einige widitige strukturelle und konjunkturelle Entwicklungstrends der amerikanisdien Landwirtschaft zu skizzieren“. a) Regionale Schwerpunkte der Produktionsweisen Versucht man, die aufgrund der Topographie und des Klimas, der Bodenbe­ schaffenheit45, der Verkehrslage und der Vermarktungsmöglichkeiten sowie an­ derer Faktoren (wie B esiedlungsdichte, industrieller Entwicklung, Gegebenheiten des Arbeitsmarkts, usw.) außerordentlich vielfältigen und breit gefächerten landwirtschaftlidien Regionen der USA mit einer Fülle versdiieden kombinier­ ter Produktionsweisen und Produkte typologisch vereinfadit zusammenzufas­ sen, so ergeben sich neben zahlreichen Enklaven und räumlich relativ eng be­ grenzten spezialisierten Produktionsregionen, wie etwa den Früchteanbaugebie­ ten in weiten Teilen Kaliforniens, Floridas und an den Ufern der großen Seen, sechs großflächige B ereiche, die sich einem jeweils vorherrschenden Typ land­ wirtschaftlicher Produktion zuordnen lassen (vgl. zum folgenden die Karte in Anlage 2 im Anhang)4*: 1. Im Nordosten erstreckt sich ein Gürtel mit vorherrschender Milch- und Veredelungswirtschaft (Dairy)47 von der Atlantikküste an den großen Seen vorbei bis ins nordwestliche Minnesota; er umfaßt den größten Teil der Neu­ england-Staaten (mit Ausnahme des nördlichen Maine), New York, Pennsyl­ vania, einen Teil von Maryland, das nordöstliche Ohio, Michigan und Wiscon­ sin als die eigentlichen Zentren und die östlichen zwei Drittel von Minnesota. 2. Westlich des Erie-Sees schließt sich im Süden an diese Zone ein breiter Be­ reich an, in dem der Maisanbau und die Schweinezucht (Corn-Hog-production) vorherrschen. Dieser Com Belt umfaßt das westliche Ohio, die Südwestecke von 126 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Michigan, Indiana außer dem äußersten Südosten, den Nordwesten und das mittlere Illinois sowie vor allem ganz Iowa, den Südwesten von Minnesota, den Osten und den Südosten von South Dakota, die östliche Hälfte von Nebraska, die nordwestliche Hälfte von Missouri und einen angrenzenden Streifen im nördlichen und östlichen Kansas. 3. Im Nordosten und Südwesten grenzen an den Com B elt zwei voneinan­ der getrennte Zonen des überwiegenden Weizenanbaus an: Im Norden erstreckt sich eine Region mit Sommerweizenkultur vom nord­ westlichen Minnesota und dem nördlichen South Dakota über ganz North Da­ kota als eigentlichem Zentrum bis ins nördliche Montana und setzt sich im kana­ dischen Saskatchewan und Manitoba fort. Hinzu kommt weiter westlich noch eine größere Enklave im Südosten des Staates Washington. Das südliche Zentrum der Winterweizenkultur (Hard Winter Wheat) umfaßt über zwei Drittel von Kansas, das nördliche Oklahoma, einen Teil des nörd­ lichen Texas und Teile des nordöstlichen Colorado sowie die Südwestecke von Nebraska. 4. Der größte Teil der amerikanischen Südstaaten wird beherrscht von der Baumwollkultur. Der Cotton Belt reicht von der Atlantikküste in South Caro­ lina bis weit ins nördliche und östliche Texas hinein und umfaßt die zentrale Südregion von North Carolina, South Carolina und Georgia mit der Ausnahme eines breiteren Streifens an der Atlantikküste, die nördlichen zwei Drittel von Alabama, den Südwesten von Tennessee, ganz Mississippi, Arkansas mit Aus­ nahme des Nordwestens, das nördliche Louisiana, die Zentralregion von Okla­ homa und einen breiten Streifen südlich der Weizenzone im texanischen Nor­ den sowie einen weiteren im Osten. 5. Zwischen den Milchwirtschaftsgebieten im Nordosten, dem Corn Belt im Norden, dem südlichen Weizenzentrum im Westen und dem Cotton Belt im Sü­ den liegt eine breite Zone gemischter Agrarproduktion mit dem Schwerpunkt in der südöstlichen Hälfte von Missouri sowie den anderen B order States, vor al­ lem Kentucky und dem kargen West Virginia, sowie auch Tennessee und Vir­ ginia. B emerkenswert an dieser Region sind neben der Whiskey-B rennerei in Kentucky vor allem die Tabakkulturen im Südwesten und Nordosten von Ken­ tucky, im südlichen Maryland und vor allem in einem breiten Gürtel im Süden Virginias und der Nordhälfte North Carolinas. 6. Der westliche Teil der Great Plains jenseits von Weizengebieten und Com Belt bis in die Rocky Mountains hinein ist das klassische Rinderzuchtgebiet der Vereinigten Staaten. Nördlich einer vereinfacht gedachten Linie: Carson City, Nevada - Durange, Colorado - Hobbs, New Mexico überwiegt dabei ebenso wie in den meisten kalifornischen Regionen die teils mobile, teils ortsgebundene saisonabhängige Weidewirtschaft, während südlich davon, mit Ausnahme der Wüstengebiete, die ganzjährige Weidewirtschaft vorherrscht, vor allem in Ari­ zona, dem südlichen New Mexico und der südwestlichen Hälfte von Texas. Im Zusammenhang mit der Entwicklung dessen, was man mit einigen Vorbe­ halten amerikanische Agrarpolitik nennen kann, mit der Organisation land127 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

wirtschaftlicher Interessen und der Formierung politisch relevanter Agrarbe­ wegungen und ihrer Politik, die hier vor allem interessieren, bedürfen besonders die Staaten des westlichen Mittelwestens (Wisconsin, Illinois, Minnesota, Iowa, Missouri, North Dakota, South Dakota, Nebraska und Kansas)48, also der westliche Teil der Dairy-Region, die Weizenanbaugebiete und die Zentren des Com Belt sowie der kompakte Interessenblock der Baumwolle produzierenden Südstaaten einer näheren B etrachtung. In diesen Gebieten fielen die wesent­ lichen agrarpolitischen Entscheidungen und wurden bedeutende gesamtpolitische Umorientierungen vorbereitet. Die westlichen Great Plains, der Westen und der Südwesten (vor allem Texas) fallen dabei nur vereinzelt und in beschränktem Umfang ins Gewicht. Das hängt zu einem Teil zusammen mit der relativ späten Eingliederung dieser Territorien in die Union, die ihnen ganze Phasen politi­ scher Auseinandersetzungen ersparte49, mit ihren speziellen Verkehrsbedürf­ nissen und der dünnen B esiedlung, aber auch mit den Eigenarten extensiv be­ triebener Rinderzucht, deren Belange von zahlreichen tonangebenden Organisa­ tionen oft nicht einmal zu den eigentlichen „Farm Interests“ gerechnet worden sind und sich separat Ausdruck verschaffen mußten. Die silberproduzierenden Mountain-Staaten50 schlossen nur zeitweise B ündnisse mit den Populisten, als jene die Doppelwährung propagierten. Der äußerste Nordwesten brachte durch­ weg nur vereinzelt und vor allem auch geographisch isoliert agrarische Proteste und Interessen zum Ausdruck. Und die kalifornische Landwirtschaft erholte sich erst im 20. Jht. wieder von den Rückschlägen des „Goldrauschs“. Allein Texas brachte es in der populistischen Epoche vor 1896 vorübergehend zu beachtlichen Anstrengungen agrarischer Organisation, die jedoch im 20. Jht. hinter der zu­ nehmend industriellen Orientierung des Staates zurückgeblieben sind. Auch die Tabakfarmer der B order States, Virginias und North Carolinas haben, ebenso wie die Erdnuß-, Reis-, Kartoffel-, Zuckerrohr-, Obst- und Gemüseproduzenten in anderen Regionen ihre spezifischen Interessen seit der Jahrhundertwende vornehmlich durch gezieltes Lobbying ihrer B ranchenverbände in Washington und durch die Interventionen ihnen nahestehender Kongreßmitglieder im Rah­ men der vorgegebenen Institutionen zu wahren gesucht. Die Sonderentwicklung der amerikanischen Südstaaten seit der Reconstruc­ tion kommt auch darin zum Ausdruck, daß sich dort relativ kontinuierlich bis in unsere Tage die Interessensphären der Eigentümer und die der überwiegend far­ bigen Pächter, Sharecroppers und Lohnarbeiter voneinander abgegrenzt und entsprechende Organisationsformen ausgeprägt haben. Demgegenüber sind die Farmerorganisationen der nördlichen Hauptanbaugebiete jeweils regional weit­ gehend geschlossen aufgetreten, haben sich allerdings in den mehr als hundert Jahren seit dem Bürgerkrieg des öfteren neu orientiert und entscheidende orga­ nisatorische und politische Veränderungen durchgemacht. Dabei haben sich ihr Schwergewicht, ihre Zentren und die von ihnen vertretenen Interessen geo­ graphisch immer stärker nach Westen verschoben, vom westlichen Neuengland, New York und Pennsylvania über den östlichen Mittelwesten, Ohio, Michigan, 128 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Indiana, wo sich zunehmend auch Industrie ansiedelte, in den westlichen Mit­ telwesten, der länger agrarisch blieb und es ζ. Τ. noch heute ist51. Zu den in ökonomischer und politischer Hinsicht tonangebenden „agrarischen“ Staaten der USA im 20. Jht. wurden so die Staaten des westlichen Mittelwestens und des Südens. b) Strukturelle und konjunkturelle Trends Der Durchbruch der Industrialisierung in den 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts sowie deren Tempo und weiterer Verlauf, besonders nach dem kräftezehrenden und wirtschaftliche Energien bindenden B ürgerkrieg und den Anstrengungen der Reconstruction, haben auch in den Vereinigten Staaten die Entwicklung des Agrarsektors entscheidend mitbestimmt. Das Vordringen der industriellen, städtischen Ballungsräume nach Westen, die verkehrstechnische Er­ schließung vormals isolierter Farmer- oder Pionierregionen für den nationalen und den internationalen Markt in der zweiten Hälfte des 19. Jhts., die zuneh­ mende industrielle Orientierung der Gesamtwirtschaft und, damit zusammen­ hängend, die relative Abnahme der ökonomischen B edeutung der Landwirt­ schaft sind während der letzten hundert Jahre auch in den USA konstitutive Faktoren für die Agrarpolitik und für die Formulierung agrarischer Interessen gewesen. Im Gegensatz zur deutschen Entwicklung wurde die Konjunktur- und Krisenanfälligkeit der amerikanischen Landwirtschaft aber noch zusätzlich ver­ stärkt durch - ihre bis 1920 anhaltende dynamische Expansion, durch - ihre seit 1862 chronische Überproduktion und - ihre traditionelle Exportorientierung. Mochte auch der relative Anteil der in der Landwirtschaft B eschäftigten an der Gesamtbevölkerung schon seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. beständig sinken und besonders in den älteren Staaten des Ostens und des östlichen Mit­ telwestens die Abwanderung vom Land in die städtischen Zentren zum alltäg­ lichen Erscheinungsbild gehören52, so stieg doch dank der weiterfließenden Ein­ wanderungsströme die absolute Zahl sowohl der Farmer als auch der Farmbe­ triebe noch bis in den Weltkrieg hinein (s. Tab. 7 im Anhang). Zwischen 1865 und 1890 wurde mehr Neuland erschlossen als in den voraufgegangenen zwei­ einhalb Jahrhunderten; die Praxis der Landzuteilung aus der Public Domain an Private dauerte auch danach noch an53. Die Anbauflächen für B aumwolle ver­ doppelten sich jeweils zwischen 1870 und 1890 und zwischen 1890 und 1925, die für Mais und Weizen verdreifachten sich nahezu zwischen 1870 und 1910 bzw. 1915. Das Eisenbahnnetz verdoppelte sich jeweils zwischen 1865 und 1873 und zwischen 1873 und 1887 von 35 085 auf 70 268 bzw. 149 214 Meilen; zwischen 1890 und 1920 nahm das Streckennetz nochmals um 100 % zu, von fast 200 000 auf über 400 000 Meilen54. Im 20. Jht. kamen dann noch die 129 9

Puhle

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Möglichkeiten der biologischen Verbesserung des Saatguts55 hinzu und vor al­ lem der Ausbau der schon früh begonnenen und u. a. auch durch die Kostspie­ ligkeit der Arbeitskräfte provozierten Mechanisierung und Maschinisierung zu einer umfassenden Motorisierung, der nach dem Ersten Weltkrieg einsetzte, in den 40er Jahren aufgrund des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels vehement vorangetrieben wurde und seinen Höhepunkt und Sättigungsgrad in den 50er Jahren erreichte“. Der landwirtschaftliche Export, vor allem von Weizen und Mais, Vieh, Soja­ bohnen, Reis, Tabak, B aumwolle, Geflügel sowie pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten57 ist auch im 20. Jht. eines der Hauptprobleme der amerika­ nischen Wirtschafts- und Agrarpolitik geblieben. Schon in den Krisenjahren ge­ gen Ende des 19. Jhts. war deutlich geworden, daß die Agrarausfuhr zwar einerseits ebenso wie der damals noch zunehmende interregionale Handel die Produktion ankurbelte, aber andererseits, besonders seit einige europäische Staaten ihre Märkte durch Schutzzölle abschirmten, keineswegs in ausreichen­ dem Maße Absatzmöglichkeiten bot. Die wesentlich durch die eigenen Über­ kapazitäten hervorgerufene Verstopfung des Marktes und der damit verbun­ dene Preisverfall hatten die Farmer in eine äußerst bedrohliche Lage gebracht, die sie u. a. veranlaßt hatte, die B undesregierung immer dringlicher zur Förde­ rung des Außenhandels durch Frachtratenkontrolle, den Ausbau der Handels­ flotte und imperiale Marktsicherung aufzufordern - die Abteilung für Aus­ landsmärkte im Landwirtschaftsministerium wurde 1894 eingerichtet - und außerdem faktische Exportprämien in Gestalt der einseitigen Wiederherstellung der Doppelwährung zu verlangen. Im 20. Jht. kam es vor allem nach den beiden Weltkriegen zu Absatzkrisen, deren Folgen zum Teil lange Zeit nachwirkten. Dabei stieg der Wert der Ex­ porte seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts kontinuierlich bis in den Ersten Weltkrieg hinein an, war gegen Ende des Krieges über dreimal so hoch wie um 1910, fiel in den 20er Jahren, besonders in deren zweiter Hälfte, wieder ab, pendelte sich in den 30er Jahren auf etwa 50 % des Werts von 1930 ein und nahm erst im Zweiten Weltkrieg allmählich und danach vor allem um 1950 und in den 60er Jahren rapide zu. Im Jahre 1967 betrug er das Zehnfache von 1939. Der Wert der Agrarimporte verdoppelte sich zwischen dem Anfang der 20er Jahre und der 50er Jahre, bei einem Rückgang um die Hälfte während der 30er Jahre. Während aber der Anteil der landwirtschaftlichen Einfuhren an den Gesamteinfuhren zwischen 1880 und 1950 nahezu konstant blieb, ging der Anteil der Agrarexporte an der Ausfuhr schon seit Mitte der 80er Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs beständig zurück. Die damalige Rekordhöhe von über 80 % wurde nie wieder erreicht; vor dem Ersten Weltkrieg waren nur noch rund 50 % der Exportgüter landwirtschaftliche Erzeugnisse, seit den 30er Jahren nur noch etwa ein Drittel.

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Wert der agrarischen Ein- und Ausfuhren (in Mio. Dollar) und ihr Anteil an den Gesamtein- und -ausfuhren58: Jahr Wert 0 1877-1881 0 1907-1911 0 1922-1926 1924 1926 1930 1936 1940 0 1942-1946 0 1947-1951 1955 1960 1965 1968

589,2 973,6 1950,3 1866,5 1891,6 1495,8 766,3 737,6 1976 3468 3144 4517 6097 6313

Exporte Anteil % 80,1 53,8 45,9 44,2 40,7 32,4 32,3 19,7 19 28 21 24 23 20

Wert

Importe Anteil %

271,9 701,1 1981,7 1875,1 2529,5 1899,5 1141,1 1239,4 1645 3378 3781 4010 3986 4656

51,4 49,9 54,3 52,8 56,7 49,4 51,7 50,6 46 46 36 26 20 16

Der Anteil der Nahrungsmittel am Export sank im Ganzen entsprechend der Gesamttendenz aller agrarischer Produkte, mit der Ausnahme der Zeit der beiden Weltkriege und der zweiten Hälfte der 40er Jahre, während der er et­ was anzog. Dabei verschob sich, wie in Tab. 6 im Anhang deutlich wird, das vor 1881 nahezu ausgeglichene Verhältnis zwischen unverarbeiteten und verar­ beiteten Nahrungsmitteln, vor allem Fleisch und anderen tierischen Produkten, schon in den 80er Jahren drastisch zugunsten der verarbeiteten Produkte. Ihr Anteil war im ersten Jahrzehnt des 20. Jhts. doppelt so hoch wie der der nicht verarbeiteten Nahrungsmittel, ein Verhältnis, das bei einigen Schwankungen bis in den Zweiten Weltkrieg hinein erhalten blieb. Erst danach hat sich wieder ein relatives Gleichgewicht zwischen beiden Sektoren eingependelt. Mit anderen Worten: Die Farmer mußten sich in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jhts. und während der ersten Hälfte des 20. Jhts. die Exporterlöse in stärkerem Maße mit den industriellen Weiterverarbeitern landwirtschaftlicher Erzeugnisse teilen als davor oder danach. Auch das ist ein wichtiger Umstand, der gelegent­ lich für die politischen Agrarbewegungen der USA eine Rolle gespielt hat. Der Anteil der Exporterlöse insgesamt an den landwirtschaftlichen Einkommen sank, wie ebenfalls Tab. 6 zu entnehmen ist, von rund 20 % in der ersten Hälfte der 20er Jahre auf rund 10 % seit den 40er Jahren. Die Zahl der landwirtschaftlichen B etriebe stieg in den USA noch von 1870 rund 2,6 Mio. auf fast 6,5 Mio. im Jahre 1920 an und blieb auch danach bei einer allmählichen Abnahme auf rund 6 Mio. bis 1940 noch relativ konstant (vgl. dazu und zum Folgenden die Zusammenstellung in Tab. 7 im Anhang). 131 9*

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Die in der Landwirtschaft tätige B evölkerung vergrößerte sich, nimmt man die absoluten Werte, in derselben Zeit von rund 6,8 Mio. auf fast 11,5 Mio. (1920), nahm aber in den 30er Jahren schneller ab als die Zahl der B etriebe. Gegenüber den in der Industrie und im tertiären Sektor B eschäftigten reduzierte sich ihr Anteil besonders erheblich im ersten, dritten und fünften Jahrzehnt und neuer­ lich in den 60er Jahren des 20. Jhts. Dasselbe gilt mit einigen Abweichungen für den Anteil der Farmbevölkerung an der Gesamtbevölkerung (jeweils in Klam­ mern): 1870: 53,0 (51,6) %; 1900: 37,5 (37,7) %; 1910: 31,0 (30,7) %; 1930: 21,4 (24,9) %; 1950: 11,5 (15,3) %; 1968: 5,0 (5,2) %. Anfang der 60er Jahre waren in der amerikanischen Landwirtschaft kaum doppelt so viele Personen beschäftigt wie bei General Motors59. Die Abnahme der Arbeitskräfte und die zunehmende Motorisierung der Landwirtschaft während des Zweiten Welt­ kriegs bewirkten eine erhebliche B eschleunigung der sich schon seit den 20er Jahren abzeichnenden Tendenzen zur Verringerung der Anzahl der B etriebe insgesamt, die auch in den 50er und 60er Jahren noch anhielt. Eng damit ver­ bunden war ebenfalls schon seit den 20er Jahren eine den stärker maschinisier­ ten und später motorisierten und automatisierten Produktionsmethoden ange­ messene Vergrößerung der B etriebsflächen. Die Durchschnittsgröße einer Farm, die sich seit den 50er Jahren des 19. Jhts. kontinuierlich verringert hatte und zeitweise erheblich unter dem vom Homestead Act von 1862 für die „Familien­ farm“ in Aussicht genommenen Richtwert von 160 acres (ca. 65 ha) gelegen hatte, erreichte diesen Wert erstmals wieder um 1940 und stieg in den folgen­ den 25 Jahren auf über das Doppelte an. Lebten 1940 noch über 30 Mio. Ame­ rikaner ( = 23,2 % der Gesamtbevölkerung) auf über 6 Mio. Farmen mit einer Durchschnittsfläche von 167 acres, so waren es 1960 nur noch 15,6 Mio. ( = 8,7 Prozent) auf rund 4 Mio. Farmen mit einer Durchschnittsgröße von 297 acres ( = 120 ha), und 1968 lediglich 10,5 Mio. ( = 5,2 %) auf 3 Mio. Farmen mit durchschnittlich 369 acres (rund 150 ha). Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich zwischen 1940 und 1968 also um etwa die Hälfte, die der Farmbevölkerung um etwa zwei Drittel verringert60. Was den Status der B esitzer angeht, so blieb der Anteil der Volleigentümer im 20. Jht. zwischen 52 und 58 % relativ konstant. Ein leichter Rückgang wäh­ rend der Agrarkrise der 20er Jahre und der sich anschließenden Weltwirt­ schaftskrise wurde durch die Stabilisierungspolitik des New Deal und den B oom des Zweiten Weltkriegs wieder aufgefangen. Dagegen nahm der Anteil der Pächter (Tenants) verschiedener Art61, der bis in die 30er Jahre auf über 42 % angestiegen war, seit 1935 kontinuierlich ab: 1945 betrug er noch 31,7 %, 1954: 24 % und 1964: 17,1 %. Der Anteil des Teileigentums (d. h. jeweils gemeinsa­ men Eigentums mehrerer Personen oder Körperschaften an einer Farm) ver­ größerte sich parallel dazu, wenn auch nicht in gleicher Höhe. B emerkenswert ist die Verschiebung des Anteils der verschiedenen B esitzerklassen am Land zu­ gunsten des Teileigentums, das nach 1935 (25,2 %) erheblich anstieg auf 32,5 % (1945), 40,7 % (1954) und 48 % (1964), zu einem geringen Teil auf Kosten des Anteils der Volleigentümer, überwiegend aber auf Kosten des Pächteranteils, 132 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

der von 31,9 % (1935) zurückging auf 22 % (1945), 16,4 % (1954) und 13,1 % (1964). Der Anteil der Eigentümer am Land hatte sich bereits in den kritischen 20er Jahren um über 10 % verringert, eine Relation, die in den fünfunddrei­ ßig Jahren nach 1930 insgesamt nicht einmal erreicht wurde. Der Anteil der von angestellten Managern geleiteten Großbetriebe am Land nahm besonders seit Beginn der 40er Jahre zu62.

Zur landwirtschaftlich tätigen B evölkerung gehören außerdem noch verschie­ dene Klassen von nichtbesitzenden Landarbeitern, deren Zahl sich zwischen 1900 und 1950 halbiert hat63. Dieser Rückgang hält sich durchaus im Rahmen der Abnahme der landwirtschaftlichen B evölkerung insgesamt und ist in ähn133 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

licher Weise mit einer etwa zehnjährigen Verzögerung auch bei den Eigentü­ mern und mithelfenden Familienangehörigen festzustellen. Die Lohnarbeiter haben in den USA zwischen 1910 und 1970 kontinuierlich etwa ein Viertel der in der Landwirtschaft B eschäftigten ausgemacht“. Auf die Lohnverhältnisse der Nichtbesitzenden wird ebenso wie auf die Gewinne der Farmer noch im Rahmen der Ertrags- und Produktivitätsrechnungen einzugehen sein. Der Anteil der amerikanischen Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt hat sich während der letzten hundert Jahre kontinuierlich verringert, besonders drastisch seit den 80er Jahren des 19. Jhts. sowie im ersten und fünften Jahr­ zehnt des 20. Jhts. Bereits um 1910 betrug er nur noch 16,7 % und fiel danach trotz der zunehmenden oder wenigstens gleichbleibenden Tendenz der absolu­ ten Werte aufgrund des forcierten Wachstums der anderen Sektoren auf 10,6 % (1930), 9,4 % (1940), 6,9 % (1950), 5,8 % (1960) und 3,2 % im Jahre 1967 (vgl. auch Tab. 2)65. Die Entwicklung der Betriebsgrößen spiegelt im Ganzen, wenn sie auch auf­ grund der großen Unterschiede der regionalen Produktionsweisen66 nicht die­ selbe Aussagekraft hat wie für die kleinräumigen europäischen Länder, den zu­ nehmendenRückgang der Landwirtsdiaft insgesamt und besonders für die Zeit seit 1940 die Tendenzen zu konzentrierter Spezialisierung und vermehrter Mo­ torisierung wider: Die Zahl der Klein- und Kleinstbetriebe, die mit geringfügi­ gen Schwankungen - eine Verminderung läßt sich nadi 1910 und nach 1925 beobachten - bis in die erste Hälfte der 30er Jahre gestiegen war, verringerte sich danach, unterbrochen von einer erneuten Zunahme besonders der Kleinst­ betriebe unter drei acres im Zweiten Weltkrieg, kontinuierlich, besonders rapide in den späten 50er und 60er Jahren. Dasselbe gilt für B etriebe zwischen 50 und 100 acres, deren vor 1935 ansteigende Anzahl seit Mitte der 30er Jahre ab­ nahm, zwischen 1950 und 1964 um über die Hälfte. Die Zahl der mittleren Größen zwischen 100 und 260 acres hat seit Beginn des 20. Jahrhunderts relativ konstant und allmählich abgenommen, während die Betriebe zwischen 260 und 500 acres verhältnismäßig stationär blieben und die Großbetriebe über 500 acres kontinuierlich zunahmen, mit einem unerheblidien Rückgang nach 1920. Im Jahre 1964 stellten die Kleinbetriebe unter 10 acres 5,8 % aller landwirtschaft­ lichen Betriebe (0,1 % der Betriebsflächen) der USA, die zwischen 10 und 50 acres 50 - 100 acres 100 - 180 acres 180 - 260 acres 260 - 500 acres 500 - 1000 acres 1000 - 2000 acres über 2000 acres

20,2 % 17,2 % 20,1 % 11,3% 14,3 % 6,6 % 2,7 % 1,9 %

(1,6) (3,6) (7,8) (6,9) (14,4) (13,0) (10,4) (42,2)“.

Der Betriebswert der Farmen einschließlich des Bodenwerts hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts durchweg vergrößert, innerhalb des ersten und zweiten 134 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts sogar jeweils verdoppelt. Einen drastischen Wertanstieg sowohl insgesamt wie auch im Durchschnitt um über 50 bzw. 65 % verzeichneten auch die zweite Hälfte der 40er und der 50er Jahre. Rückläufige Bewegungen kennzeichnen vor allem die Jahre zwischen 1920 und 1933 sowie vorübergehend auch das Jahr 1954; in den 90er Jahren war bei insgesamt stei­ gender Tendenz lediglich der Durchschnittswert leicht abgefallen68. Versucht man, die Farmbetriebe nach ihrem Produktionswert zu klassifizie­ ren, was allerdings - und auch das nur mit einander überlappenden Katego­ rien - systematisch erst ab 1950 möglich ist, so unterstreicht das Ergebnis den Eindruck eines neuerlich beschleunigten Konzentrationsprozesses der Großbe­ triebe im Zuge der Verringerung der Anzahl der Farmen in dieser Zeit. Hatten 1950 schon 9 % der B etriebe in den drei obersten - im Gegensatz zu den an­ deren auch weiterhin expandierenden - Klassen mit über 10 000 $ Produk­ tionswert im Jahr einen Anteil an den Verkäufen von 50,7 % und entfielen auf die restlichen 91 % der B etriebe nur 49,3 %, so waren es 1959 sogar 71,7 % gegenüber 28,3 % und 1964: 81,5 % gegenüber 18,5 %, nur daß in diesem letzten Jahr die Farmen über 10 000 $ Produktionswert bereits 40,1 % aller Betriebe ausmachten und die übrigen nur mehr 59,9 %. Die grundlegende struk­ turelle Umgestaltung der amerikanischen Landwirtschaft während der 50er und 60er Jahre wird hier besonders deutlich“: Klassen

Α. Ι-ΙΙΙ

Zahl d. Betr. (i.T.) 1950 1959 1964

% d. Betr.

% d. Verkaufs

1950 1959 1964

1950 1959 1964

794

869

9,0 21,5 40,1

50,7 71,7 81,5

B. IV-V

1603 1270

948

29,8 34,3 43,9

37,1 23,0 14,9

C. VI

3291 1637

348

61,2 44,2 16,0

12,2

484

5,3

3,6

Beachtung verdient dabei vor allem die Tatsache, daß die großen und ren­ tablen B etriebe mit über 10 000 S Produktionswert nicht nur relativ, sondern auch absolut zugenommen, sich zwischen 1950 und 1964 sogar fast verdoppelt haben, während die Zahl der Mittelbetriebe (zwischen 2500 und 10 000 $ Pro­ duktionswert) zwar relativ um fast 14 % zunahm, aber absolut um über 40 % zurückging, und sich ihr Anteil am Umsatz ebenfalls um fast die Hälfte (von 37,1 % i. J . 1950 auf 14,9 % i. J . 1964) reduzierte, was wiederum die beson­ dere Gefährdung gerade der mittleren B etriebe in dem einschneidenden Trans­ formationsprozeß der amerikanischen Landwirtschaft in den letzten zwanzig Jahren widerspiegelt70. Das Schrumpfen der Kleinbetriebe (unter 2500 $ Produktionswert), absolut um fast neun Zehntel, relativ von 61,2 % auf 16 % zwischen 1950 und 1964, und der Rückgang ihres Marktanteils um fast drei Viertel in derselben Zeit 135 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

(von 12,2 % auf 3,6 %) resultieren dagegen zu einem großen Teil auch aus der B eseitigung vormaliger statistischer Verzerrungen aufgrund des endgülti­ gen Ausscheidens vieler Kleinproduzenten aus der Landwirtschaft: Die große Mehrheit der in der Censuskategorie VI Erfaßten (50-2500 $ landwirtschaft­ licher Produktionswert im Jahr), die statistisch 1950 noch über 60 % und 1959 noch 44,2 % der B etriebsinhaber ausmachten, bestand aus Nebenerwerbs- und Freizeit-Landwirten mit Verdiensten, die zu über 90 % schon außerhalb der Landwirtschaft lagen71. Obwohl selbst ein Einkommen an der oberen Grenze von 2500 $ B ruttoproduktionswert (im Durchschnitt etwa 800 $ netto) unter keinen Umständen auch nur zur B efriedigung der grundlegenden Lebensbedürf­ nisse ausgereicht hätte, war im Jahre 1959 nur eine Minderheit von 21,8 % der in Klasse VI erfaßten Kleinbesitzer, d. h. immerhin 9 % aller Farmer, unter den „Armen“ (rural poor) registriert72. Die Entwicklung der Produktionsmengen und der Preise gestaltete sich auf den einzelnen Sektoren recht unterschiedlich. Da eine genaue Analyse der von Jahr zu Jahr schwankenden Konjunkturbewegungen, spezifiziert nach Produk­ ten, im Rahmen dieses generellen Überblicks über die Entwicklungstendenzen der amerikanischen Landwirtschaft zu umfangreich und verwirrend wäre, soll sie an dieser Stelle unterbleiben und in der Folge, wenn nötig, jeweils im kon­ kreten Zusammenhang ergänzt werden. Einen groben Überblick über die Ent­ wicklung der Produktenpreise kann die graphische Darstellung in Anlage 3 im Anhang vermitteln73. Obwohl sich die landwirtschaftliche Kapitalbildung in den USA zwischen 1900 und 1950 insgesamt nahezu verfünffachte, sank der Anteil des Agrar­ sektors am Kapitalstock, der gesamtwirtschaftlichen Rückzugstendenz der Land­ wirtschaft entsprechend, zwischen 1880 und 1948 von 32 auf 18 %. Der durch­ weg konstante Anteil der agrarischen Kapitalbildung an der Gesamtkapital­ bildung nach Sektoren in der erstaunlichen Höhe von 12 ( der Jahre 1880— 1900 sowie 0 der Jahre 1922-1948) bis 17 % ( 0 der Jahre 1900-1922) unter­ streicht jedoch die unverminderte Leistungsfähigkeit der amerikanischen Land­ wirtschaft auch im 20. Jht.74. B esonders ins Auge fällt dabei die vehemente Motorisierung nach 1940. Der pro-Kopf-Wertzuwachs an landwirtschaftlichen Maschinen betrug zwischen 1940 und 1950 204 % gegenüber einem vormaligen Rekord von 62 % zwischen 1910 und 192075. Deutlich wird die Verlagerung der Investitionsschwerpunkte auch nach der Verteilung des physischen Kapitals: Während zwischen 1910 und 1950 die Zahl der in der Landwirtschaft Tätigen sich nahezu halbierte und wieder auf den Stand von 1870 sank und der Wert des physischen Kapitals insgesamt nur um weniger als 20 % zunahm gegenüber mehr als 100 % zwischen 1870 und 191076, sich aber in der gleichen Zeit der Bruttowert des agrarischen output um mehr als 80 %, der Nettowert um rund 40 % vermehrte77, belief sich der Anteil für Maschinen am Kapitalzuwachs, der zwischen 1870 und 1910 nur 4 % betragen hatte, immerhin auf 37 % 78 . Die Arbeitsproduktivität nahm zwischen 1870 und 1940 um durchschnittlich 16 % pro Jahrzehnt zu, besonders stark in den 70er Jahren des 19. Jhts., nach 136 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

1920 und in noch stärkerem Umfang in den 40er Jahren sowie neuerlich in den 60ern79. Die Produktenpreise fielen nur zwischen 1930 und 1935 und kurzfristig noch einmal 1937/38 unter den Durchschnitt der Jahre 1910-14, der seit den 20er Jahren den „Paritäts“-B erechnungen zugrunde gelegt worden ist. Diese waren zunächst von den Farmerorganisationen zur Richtschnur der Preispolitik erho­ ben worden, wurden dann aber auch von den Experten der Regierung akzep­ tiert und haben bis heute in den USA als Berechnungsgrundlagen für Subven­ tionen und Preisstützungsmaßnahmen gedient. Dabei wird mit „100 % of par­ ity“ das Verhältnis der Kaufkraft des Agrarsektors zu den nichtagrarischen Wirtschaftssektoren im Durchschnitt der Jahre 1910-14 bezeichnet. Der Par­ ity Index drückt die Steigerung der Ausgaben einschließlich Zinsen, Steuern und Löhnen gegenüber 1910-14 aus; die Parity Ratio umschreibt das Verhält­ nis der agrarischen Produktenpreise (Prices Received) zu den Ausgaben (Prices Paid), also der landwirtschaftlichen Kaufkraft im gesamtwirtschaftlichen Kon­ text. Die Parity Ratio lag nun im Gegensatz zu den Produktenpreisen in den 20er Jahren kontinuierlich, in den 30er Jahren mit einem zusätzlich drastischen Abfall bis 1932 und um 1937/38 unter der 100 %-Grenze, d.h. es ging der Landwirtschaft, relativ gesehen, schlechter als im Durchschnitt der Jahre 1910— 1914. Erst zwischen 1942 und 1952 wurde die 100 %-Grenze wieder über­ schritten. Danach fiel die Kurve flach ab und pendelte sich bis Anfang der 70er Jahre um 80 % ein80. Die folgenden Schaubilder des USDA können diese Ent­ wicklung illustrieren:

137 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Die Parity Ratio und damit die wirtschaftliche Lage der amerikanischen Landwirtschaft ist seit 1933 vor allem durch die Ausgleichszahlungen der Re­ gierung stabilisiert worden. Allein die B arzahlungen der B undesregierung an 138 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

die Farmer im Rahmen einiger Programme, die nur einen Teil der Leistungen der öffentlichen Hand für die Landwirtschaft ausmachen, beliefen sich zwischen 1933 und 1965 auf rund 23,7 Mrd. $, also im Durchschnitt rund 740 Mio. $ im Jahr. Eine erhebliche Steigerung dieser B eträge war Ende der 50er und beson­ ders in den 60er Jahren, bis auf über 2 Mrd. $ pro Jahr, zu verzeichnen (vgl. auch die Übersicht in Tab. 10 im Anhang). Die Farmeinkommen wiesen zwar weiterhin konjunkturbedingte Schwankungen auf, stiegen aber in den 40er und besonders seit Ende der 50er Jahre sehr erheblich an81. Die hypothekarische Verschuldung der landwirtschaftlichen B etriebe, die zwi­ schen 1910 und 1923 kontinuierlich von über 3 Mrd. $ auf fast 11 Mrd. $ gestie­ gen war und danach bis 1933 relativ konstant blieb (9-10 Mrd. $), verringerte sich aufgrund von Umschuldungsaktionen und neuen Kreditmöglichkeiten im Zuge der Politik des New Deal bis auf weniger als 5 Mrd. $ im Jahre 1947. Erst danach wuchs sie wieder regelmäßig an auf fast 10 Mrd. $ im Jahre 1957 und über 20 Mrd. $ im Jahre 196682. Ihr Anstieg war allerdings geringer als der der Betriebswerte, so daß die Hypothekenschulden sich in den 50er Jahren bei etwa 25 % der B etriebswerte einpendeln konnten83. Die nichtdinglichen Kreditschulden weisen trotz einiger kurzfristiger Schwankungen dieselben Trends auf. Der Anteil der Eigenfinanzierung des landwirtschaftlichen Sektors lag zwischen 1910 und 1920 unter 70 %, danach darüber und zwischen 1940 und 1950 bei über 90 %84. Die Zahl der B esitzwechsel landwirtschaftlicher B e­ triebe, die seit der kritischen zweiten Hälfte der 20er Jahre regelmäßig über 70 von Tausend, Ende der 40er Jahre sogar über 75 ν. Τ. betragen hatte, ging in den 50er und 60er Jahren zurück (1966: 46,3 ν. Τ.); der Anteil der Zwangs­ veräußerungen nahm erheblich ab85. Die Löhne der Landarbeiter lassen einen stärkeren Anstieg erkennen in den 1890er Jahren, in den 20er, 40er und vor allem wieder in den 60er Jahren, während sie zwischen der Jahrhundertwende und dem Ersten Weltkrieg, in den 30er und 50er Jahren relativ konstant blieben86. In den letzten 25 Jahren betrugen die Durchschnittslöhne aller männ­ lichen Farmarbeiter durchweg nurV¼bis V1/3der Durchschnittseinkommen der Farmer, die sich ihrerseits auf weniger als V der Einkommen von B üroange­ stellten oder Bauarbeitern beliefen. B erücksichtigt man nur die vollen, ganzjäh­ rigen Arbeitsverhältnisse, betragen die Relationen allerdings immerhin2/3bis V4/5, bzw. 1/3 bis V2/587.Trotz der Leistungsfähigkeit der amerikanischen Landwirt­ schaft insgesamt kann nicht übersehen werden, daß die durchschnittliche Ein­ kommensentwicklung der agrarischen B evölkerung auch in den USA ebenso wie in anderen Industrieländern hinter der der übrigen Wirtschaftssektoren zurück­ blieb. c) Zur Periodisierung Versucht man die Zeit seit B ürgerkrieg und Reconstruction im Hinblick auf die Entwicklungstendenzen der amerikanischen Landwirtschaft zu periodisieren 139 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

und berücksichtigt man dabei sowohl die Kontinuitätslinien der Agrarpolitik und die jeweils charakteristischen politischen Organisationsformen des landwirt­ schaftlichen B ereichs als auch Richtung und Ausmaß der staatlichen Interven­ tionen auf dem Agrarsektor, dann lassen sich, unter dem Vorbehalt noch näher zu kommentierender Modifikationen, mindestens acht voneinander abgrenz­ bare Zeiträume unterscheiden88: 1. Die zwei Jahrzehnte vor den Wahlen von 1896 wurden, je schwieriger der Absatz landwirtschaftlicher Produkte wurde und je mehr die Produkten­ preise sanken, umso deutlicher, beherrscht von den sich verstärkenden imperia­ listischen B estrebungen und von den aufeinander folgenden Wellen antimoder­ nistischer populistischer Agitation vom Lande. 2. In die Jahre zwischen 1896 und 1919 fällt eine Phase der Neuorientierung der politischen Agrarbewegungen. Zunächst zerfielen die Populistengruppen, nachdem sie einen letzten, hochgradig emotionalisierten Wahlkampf zugunsten der Doppelwährung geführt und die Präsidentschaftswahlen von 1896 gemein­ sam mit den Demokraten verloren hatten. Am Ende dieses Zeitraums stand die Bildung neuer agrarischer Organisationen, die in ihrer Mehrheit eher dem kon­ ventionellen Typ der Pressure Group entsprachen. Auf der anderen Seite brach­ ten diese Jahre in wirtschaftlicher Hinsicht das später immer wieder beschwo­ rene „goldene Zeitalter“ für die amerikanische Landwirtschaft mit guter Kon­ junktur und hohen Preisen nach Überwindung der Agrarkrise um die Jahr­ hundertwende, am Ende noch zusätzlich intensiviert durch die Anforderungen des Ersten Weltkrieges. In politischer Hinsicht realisierten die vorsichtigen re­ formpolitischen Ansätze des Progressivism in der Vorkriegszeit eine Reihe der populistischen Forderungen und legten mit den ersten Grund für den späteren Ausbau der staatlichen Intervention auf dem Agrarsektor, wie sie dann in der kurzfristigen und vorerst folgenlosen, aber nachhaltig im Gedächtnis bleibenden dirigistischen Kriegswirtschaft im Weltkrieg erstmals modellhaft durchgespielt wurde. 3. Die 20er Jahre sind bis in die Weltwirtschaftskrise hinein gekennzeichnet durch die tiefen Diskrepanzen, die sich aus liberaler, business-freundlicher Re­ gierungspolitik und staatlicher Abstinenz im wirtschaftlichen Raum, die noch hinter die geringe Interventionsintensität der Progressive Era zurückfiel, einer­ seits und den Auswirkungen einer kontinuierlichen Agrarkrise seit Kriegsende andererseits ergaben. Die Folge war die zunehmende Formierung eines staat­ liche Hilfe und Protektion begehrenden agrarischen Interessenblocks in der Öf­ fentlichkeit und im Kongreß, wo er in der zweiten Hälfte der Dekade mehr­ mals nur noch durch den Einsatz des präsidentiellen Vetorechts an der Durch­ setzung entsprechender Maßnahmen gehindert werden konnte. 4. Der engere B ereich der Wirtschaftskrise zwischen 1929 und 1932 unter­ scheidet sich auf dem Agrarsektor in konjunktureller Hinsicht nur graduell und der Intensität nach von den Jahren davor. Die Agrarkrise hatte in den USA bereits 1920 mit dem Ende der Kriegslieferungen eingesetzt und nicht erst 1929, wie auf den meisten anderen Wirtschaftssektoren. Dennoch scheint es gerecht140 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

fertigt, diese Jahre als eine kurze Periode eigener Art zu betrachten, weil nach 1929 unter dem Eindruck der Krise zum einen die Forderungen der landwirt­ schaftlichen Interessenvertreter nicht mehr völlig erfolglos und ohne jede Ant­ wort blieben, sondern die B undesregierung mit dem Agricultural Marketing Act und der Gründung des Federal Farm Board den Initiativen des agrarischen Interessenblocks entgegenkam und weil zum anderen die Zuspitzung der Krise - im Unterschied zu den Jahren vor 1929 - erneut das radikale Protestpoten­ tial bestimmter landwirtschaftlicher Regionen mobilisierte und damit verstärkt auf die politische Szene einwirkte. 5. Die fünfte Phase, von der zu reden sein wird, und sowohl für die weitere Entwiddung der amerikanischen Agrarpolitik als auch im Rahmen des hier ver­ suchten Vergleichs die entscheidende und wichtigste, umfaßt die Neuorientie­ rung des Verhältnisses von privater Landwirtschaft und staatlicher Intervention im Zeichen von Franklin D. Roosevelts New Deal zwischen 1933 und dem kurzfristigen krisenhaften Rückschlag nach 1938, der - zusammen mit anderen Motiven - das allmähliche Abrücken der starken Farmerorganisationen von der Zusammenarbeit mit der Regierung bewirkte, das sich während der 40er Jahre noch verstärkte. 6. Diese Konstellation brachte in den Jahren vom Beginn des Zweiten Welt­ kriegs bis zum Ende des Koreakriegs (1953), zumal angesichts der grundsätz­ lich günstigen Konjunkturlage, die neuen Institutionen und Mechanismen der Rooseveltschen Agrarpolitik zunehmend unter den Einfluß der Farmerorgani­ sationen, die sie in ihrem Interesse ausbauen halfen und die in der Lage waren, die Regierungspolitik immer eindeutiger in die Grenzen des von ihnen noch Geduldeten zu verweisen. Die stärkere Motorisierung und die durch die Kriege geförderte Intensivierung und Rationalisierung der Produktion führten neben den faktisch garantierten auskömmlichen Preisen außerdem in dieser Zeit zu erheblichen neuerlichen Produktionssteigerungen, die gegen Ende der 40er Jahre noch weitgehend durch überwiegend staatlicherseits finanzierte Hilfsprogramme für Westeuropa und Asien (vor allem Marshall-Plan-Hilfe und UNRRA-Pro­ gramme) ausgeglichen werden konnten, sich aber in den 50er Jahren immer kritischer auswirkten. 7. Die Jahre zwischen 1953 und 1960 brachten ein kontinuierliches „B argain­ ing“ und oft auch blockierendes Gegeneinander zwischen den großen Farmer­ organisationen und der Regierung. Die organisierte Agrarlobby strebte danach, die Landwirtschaft - wenn auch in manchen Fragen in unterschiedlicher Weise - gegen die konjunkturellen Risiken der andauernden Überproduktion abzu­ sichern, ohne dabei auf lukrative Gewinnmöglichkeiten zu verzichten oder etwa zu effektiven freiwilligen Produktionskontrollen oder Marktbeschränkungen bereit zu sein. Auf der anderen Seite wußte sich die Republikanische Regierung traditionell den organisierten Farmerinteressen verbunden und trachtete ohne­ hin danach, die staatlichen Interventionsinstrumente besonders auf dem Pro­ duktionssektor und im B ereich der Marktorganisation unbeschadet der erheb­ lichen Preissubventionen und Kreditstützungen zurückhaltender zu handhaben 141 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

als die in der Tradition des New Deal stehenden Demokratischen Politiker und höheren Verwaltungsbeamten. In der Regel saßen bei diesem Gegeneinander die Farmerinteressenten aufgrund ihrer starken Stellung im Kongreß am längeren Hebel. 8. In den Jahren nach 1957 machten sich gleichzeitig bereits jene grundle­ genden Veränderungen in der amerikanischen Landwirtschaft bemerkbar, die dann in den 60er Jahren von den Demokratischen Regierungen ebenso wie entgegen manchen Erwartungen - von der Nixon-Administration nach 1968 konsequenter und weniger liberal und kompromißbereit gegenüber den großen Pressure Groups, gefördert wurden: Dies waren durch Rationalisierung und stärkere Spezialisierung erwirtschaftete, erheb­ liche Produktivitätssteigerungen in den landwirtschaftlichen B etrieben; die zunehmende Aufgabe nicht rentabler Kleinbetriebe, Konzentrationsten­ denzen in den oberen Wertklassen und eine Zunahme der vertikalen Integra­ tion im Agrarsektor insgesamt, verbunden mit stark erhöhten staatlichen Aus­ gleichszahlungen und Subventionen auf nahezu allen Sektoren. Der entscheidende Kontinuitätsbruch und die wichtigste bis heute nachwir­ kende Umorientierung sowohl der amerikanischen Landwirtschaftspolitik wie des politischen Koalitionsverhaltens der großen Farmerorganisationen fällt ohne Zweifel in die Phase des New Deal. In den 30er Jahren wurden die Wei­ chen für die Entwicklung der weiteren Zukunft des Agrarsektors gestellt. Über einzelne Vorbereitungen dazu, die es besonders in der Progressive Era, im Er­ sten Weltkrieg, seit dem Beginn der 20er Jahre und in der Weltwirtschaftskrise gegeben hat, wird noch zu reden sein.

3. Populistenbewegungen und „progressive“ Politik a) Populism Bevor im einzelnen die Politik der amerikanischen Agrarbewegungen im 20. Jahrhundert, vor allem in der Agrarkrise der 20er Jahre und in ihrem Verhält­ nis zu den Reformen des New Deal behandelt wird, muß kurz die Rede sein vom Einfluß früherer populistischer Traditionen auf die Politik und die poli­ tische Kultur der USA. Der Terminus Populism oder Populismus bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die von der Konzeption der „agrarischen Demo­ kratie“ ausgehenden, im wesentlichen vom Lande kommenden amerikanischen Protestbewegungen gegen die zunehmenden Organisationstendenzen aller wirt­ schaftlichen und gesellschaftlichen B ereiche seit dem Ende der Reconstruction. Er soll - abweichend von der traditionellen Literatur - auch jene B ewegun­ gen einschließen, die nach dem Auseinanderfallen der organisierten Populist Party seit 1896 noch bis weit ins 20. Jht. hinein regional weiterwirkten, aller142 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

dings nur insoweit sie in der Tradition des agrarischen Populismus standen. Die städtischen Sektoren des Progressivem gehören mithin nicht dazu. So wenig sich der B egriff „Populism“ aufgrund der tiefgehenden Unterschiede seiner wirtschaftlichen und politischen, kulturellen, gesellschaftlichen und geographi­ schen Voraussetzungen und seiner Artikulationsmöglichkeiten in verschiedenen Ländern oder Kontinenten als analytische Kategorie des Vergleichs zu eignen scheint89, so wenig sinnvoll wäre es doch, im Rahmen des amerikanischen B e­ zugssystems einen kontinuierlichen Traditionsstrang durch verschiedene Benen­ nungen unschärfer erscheinen zu lassen. Der Protest der Farmer gegen die ökonomische und politische Übermacht der Städte, die Monopole und Eisenbahngesellschaften, B anken und Trusts des Big Business und gegen die deflationistische Währungspolitik der Regierung fand seine ersten organisatorischen Träger in den 1867 von Ο. Η. Kelley mit zu­ nächst unpolitischer Zielsetzung gegründeten Granges, den „Patrons of Hus­ bandry“, die sich nach der Krisenpanik von 1873 schnell politisierten und die Agitation der 70er Jahre beherrschten90. Den Granges folgten andere Vereini­ gungen, so das Agricultural Wheel, die Brothers of Freedom, die Parteien der Greenback-Bewegimg, die eine inflationierte Währung befürworteten“, die Farmers' Mutual B enefit Organization und die Farmers' Alliance, die 1877 gegründet und in den 80er Jahren zur stärksten Organisation des Agrarsektors wurde92. Der parteipolitische Ableger der Farmers“ Alliance schließlich, die People's Party oder zuzeiten auch Populist Party von 1891/92, wurde zur er­ sten einflußreichen „dritten Partei“ der USA neben Republikanern und Demo­ kraten und hat zusammen mit den Gruppen der starken B imetallistenbewegung die Politik der 90er Jahre nachhaltig geprägt93. Die Hauptagitationspunkte der genannten B ewegungen variierten und ver­ schoben sich zeitweilig unter Beibehaltung der wesentlichen Ziele: Erhöhung der Produktenpreise, Herabsetzung der Produktionskosten und Verringerung der langfristigen Verschuldung. Hatten die frühen Granges wie auch die zahlrei­ chen kleineren Organisationen94 vor allem um einheitliche und niedrige Eisen­ bahnfrachtsätze (Railroad Regulation), bessere Kreditbedingungen vor allem im Süden und gegen die hohen Profitspannen des Zwischenhandels, seit Mitte der 70er Jahre auch für genossenschaftliche Marktorganisationen und Steuer­ erleichterungen gekämpft, so forderten die Farmers' Alliance und die Populist Party darüber hinaus weiterreichende wirtschafts- und sozialpolitische Maß­ nahmen wie stärkere Marktorganisation und stützende Staatsinterventionen nach dem Subtreasury-Plan des Dr. Macune95. Daneben nahmen sie auch all­ gemeinpolitische Forderungen zur Erweiterung demokratischer Partizipation aus der Jacksonschen Tradition auf wie die nach der direkten Volkswahl der noch von den einzelstaatlichen Parlamenten nach Washington entsandten Se­ natoren, nach direkten Vorwahlen (Primaries), Frauenstimmrecht, Recall der Amtsträger, Initiative und Referendum8*. Zum Hauptthema der vehement und demagogisch geführten Kampagnen der 90er Jahre wurde jedoch in sehr viel stärkerem Maße als in den europäischen 143 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Ländern der sdion seit den 70er Jahren vernehmbar gewesene97 Ruf nach „Free Silver“, nach Wiedergutmachung des „Verbrechens von 1873“, d.h. nach der Wiederherstellung des Silberstandards der Währung neben dem Goldstan­ dard („Doppelwährung“) im Verhältnis von 1 zu 16. Diese inflationäre Politik des leichten Geldes wäre den Interessen der verschuldeten Farmer und kleinen Handwerker (wie sie ζ. Β. auch in den Knights of Labor organisiert waren) ebenso entgegengekommen wie denen der Greenbackers und der gerade 1889/90 der Union neu beigetretenen silberproduzierenden Rocky Mountains-Staaten sowie allen anderen Bestrebungen, dem östlichen B ig B usiness durch eine Schwä­ chung der Währungsstabilität zu schaden98. Der Populism des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts war keine einheitliche Bewegung, ebensowenig wie die amerikanische Landwirtschaft einheitlich war. Die Zentren der Grange lagen vor allem im östlichen Mittelwesten, in Ohio, In­ diana, Michigan, aber auch in Pennsylvania und den nordatlantischen Staaten, die sich zunehmend der Veredelungs- und Milchwirtschaft zuwandten und in denen die Grange noch heute ihre Hausmacht hat. Sie griff aber auch bereits in die Zentren der Maisproduktion und Schweinezucht, in den östlichen Teil des westlichen Mittelwestens, nach Illinois, Wisconsin, Iowa und Minnesota aus, wo sie zeitweise die Parlamente beherrschte und staatliche Railroad Regulation und Maximaltarife durchsetzen konnte. Farmers' Alliance und Populist Party er­ oberten zusätzlich die Getreideanbaugebiete des westlichen Mittelwestens, in Kansas, Nebraska und den Dakotas, und drangen weiter nach Nordwesten vor99. Stark war die Populistenpartei auch in Texas und vor allem in den vor­ nehmlich B aumwolle und Tabak produzierenden Südstaaten,' in denen sie sich auf die Southern Alliance stützen konnte, die aus ökonomischer Notwendigkeit im ganzen noch radikaler war als die Gruppen des Mittelwestens. Die ersten Forderungen nach stärkerer Intervention der B undesregierung, nach Mindest­ preisen, Produktions- und Verkaufskontrolle sind schon in den 90er Jahren gerade aus dem Süden gekommen100. Es gab jedoch erhebliche Unterschiede in der Organisationsdichte der einzel­ staatlichen B ewegungen101. Ihr politisches Gewicht war oftmals stark abhängig von der Überzeugungskraft der regionalen politischen Führer, Ideologen, Pro­ pagandisten, Organisatoren und Demagogen, von denen gerade diese B ewegung eine außerordentlich bunte Reihe hervorgebracht hat102. Die politischen Ziele im konkreten waren wesentlich gebunden an die Anforderungen der jeweiligen Wirtschaftsweise, d. h. an das wichtigste Anbauprodukt, vor allem Getreide und Mais im Mittelwesten und B aumwolle im Süden, damit an die Region und die überschaubare politische Einheit, in der Regel den Einzelstaat, der im Ge­ gensatz zur Union durch den Einsatz der verfügbaren Energien entscheidend mitgestaltet werden konnte. Innerhalb einer Region oder vergleichbarer Re­ gionen aber herrschte seit den Tagen der Grange eine erstaunliche Solidarität unter den Farmern, auf der die späteren Agrarbewegungen des 20. Jahrhun­ derts aufbauen konnten. Geht man nur von der Seite des B ewußtseins aus, so könnten in den 90er Jahren in den USA die Farmer vor allen anderen eine 144 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

objektiv in sich allerdings nicht einheitliche - Klasse genannt werden, zudem mit einem ausgeprägt dichotomischen Gesellschaftsbild, das den Klassenfeind deutlich in den großen Städten, im Big Business und unter den „Gold Bugs“ in Mark Hannas Republikanischer Partei-Macbine lokalisierte103, nicht zu reden von den zahllosen Weltverschwörungsmythen der populären Agitation104. Die Unterschiede in den B esitzgrößen105, im Status der B esitzer106 und im Wert der Farm107 traten demgegenüber wesentlich mehr in den Hintergrund als etwa in Deutschland oder in Frankreich. Die sehr vermittelten Interessen­ gegensätze zwischen den Farmern im weitesten Sinne auf der einen und B an­ ken, „Middlemen“ (Zwischenhändlern) auf der anderen Seite trugen dazu ebenso bei wie das Fehlen feudaler Traditionen und ständischen Denkens, die Jeffer­ son-Jacksonsche Gleichheitsideologie, die Lockesche Grundlegung der Politik im kapitalistischen System und ihre sozialdarwinistische Weiterentwicklung zur These von der rein personalisiert begriffenen „Equal Opportunity“ für je­ den108. Das Problem der Neger und der armen Weißen (auch der „Dirt Farm­ ers“) des Südens wurde in der Programmatik der Populisten zunächst in ähn­ licher Weise verdrängt wie die Frage nach den Arbeitsbedingungen abhängiger Pächter und Landarbeiter überhaupt100, zumal die B etroffenen bis weit ins 20. Jht. die Energie zu eigener Organisation nicht aufbrachten110. Die Populisten verloren die Präsidentschaftswahlen 1892 und vor allem die mit großem Aufwand gemeinsam mit den Demokraten geführte B ryan-Kam­ pagne von 1896, die zuweilen den Eindruck erweckt hatte, als ginge es allein um die Alternative: Goldstandard oder Doppelwährung und sonst nichts111. Die dritte politische Partei verkümmerte danach, die Agitations- und Protest­ bereitschaft der Farmer wurde mit dem Konjunkturaufschwung seit 1897, der bis 1920 anhielt, geringer, und manche Forderungen der Populists gerieten vor­ übergehend in Vergessenheit112. Die populistische B ewegung aber wirkte wei­ ter, zahlreiche ihrer Programmpunkte wurden nach der Jahrhundertwende von den Progressives in den beiden großen Parteien, aber auch unabhängig von ihnen, aufgegriffen. Einiges wurde sogar sehr bald verwirklicht, so ζ. Β. die Volkswahl der Senatoren und die Einführung der nationalen Einkommensteuer 1913, die Durchsetzung der Primaries in verschiedenen Staaten, das allgemeine Frauenstimmrecht 1920, die staatliche Kontrolle der Eisenbahntarife und eine gewisse Monopolkontrolle, in einigen Einzelstaaten sogar der Recall der Amts­ träger. Gemessen an der Durchsetzung konkreter Einzelforderungen und der Wahrung vertretener Interessen können die Populisten im 20. Jahrhundert, selbst wenn es sie in einer einheitlich organisierten Form nicht mehr gab, als eine der erfolgreichsten politischen B ewegungen Amerikas überhaupt gelten. Es soll an dieser Stelle nicht die Grundsatzdebatte über den „wahren Cha­ rakter“ des Populismus in extenso referiert und wiederaufgenommen werden. Sie hat bis Mitte der 1960er Jahre zahlreiche amerikanische Historiker beun­ ruhigt, die nahezu alles, vom latenten Faschismus113, Xenophobie und Anti­ semitismus114 bis zum latenten Sozialismus115, in den populistischen B ewe­ gungen entdecken konnten116. Es muß aber festgehalten werden, daß selbst 145 10 Puhle

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dann, wenn man Abstriche macht von den übertriebenen und einseitigen Dar­ stellungen des hinterwäldlerischen, antisemitischen und autoritären Potentials des Populism, das kaum größer gewesen sein dürfte als das anderer Sektoren der amerikanischen Gesellschaft117, man andererseits diese B ewegung nicht als „Sozialrevolutionär“ oder sozialdemokratisch118 mißverstehen darf: Populism begann als agrarischer Protest in der Krise gegen die Ungleichheit der Chancen („Opportunities“) und gegen die günstigeren Rahmenbedingungen der Industrie und des Big Business, nicht jedoch gegen die Industrialisierung an sich. Er rich­ tete sich gegen die Deflationspolitik der Regierung zugunsten der Industrie und das gleichzeitige Laissez-faire auf dem Agrarsektor. Er kämpte nicht gegen den Kapitalismus, sondern nur gegen dessen zunehmende private Organisierung. Auch die agitatorisch zugespitzte Alternative: Handelsreziprozität oder Dop­ pelwährung war kein Zielkonflikt, sondern nur ein Streit um die angemessenen Mittel und deren Reihenfolge. Die Farmer waren selber kapitalistische Unter­ nehmer, nur nicht ganz große. Der Populism ist damit, wenn man die Wirt­ schaftssektoren nicht voneinander isoliert, eine versuchte Revolte kleinerer und mittlerer Unternehmer gegen die großen gewesen119, die zwar als Revolte miß­ lang, in der Form beständiger „progressiver“ Reformpolitik aber auf die Dauer Erfolg hatte, wobei man auf die Forderungen der großen Zahl der ganz Schwa­ chen und der Abhängigen nicht einmal Rücksicht nehmen mußte, da dank des Nichtvorhandenseins einer starken sozialistischen Arbeiterbewegung von dieser Seite vorerst keine Gefahr drohte120. Auch die radikalen basisdemokratischen, egalitären und partizipatorischen Forderungen der Populists waren „revolutionär“ nur in jenem alten englischen Wortsinn, in dem „revolution“ noch die Wiederherstellung ursprünglicher und dann verdorbener Zustände bedeutet. Sie richteten sich gegen übergreifende Organisationen, sei es im Trust, sei es in der politischen Machine. Sie verlangten nicht mehr Demokratie, und schon gar nicht mehr soziale Gerechtigkeit, sondern nur die Wiederherstellung der alten, noch nicht so sehr organisierten Form von Demokratie, bzw. dessen, was man vor dem Erscheinen von Beards „Economic Interpretation of the Constitution“ darunter verstand. Die Ideologie des Pop­ ulism zielte nicht auf die Veränderung in der Zukunft; sie war rückwärtsge­ wandt121. Der individuelle Eigentümer und Unternehmer sollte unabhängig von Wirtschaftsweise, B etriebsgröße und Konjunktur seine wirtschaftliche Frei­ heit, Gleichberechtigung und Profitchance zurückerhalten, die die zunehmende Konzentration, Organisation und Unüberschaubarkeit der Wirtschaft ihm weit­ gehend genommen hatten. Aber paradoxerweise paßten die in Aussicht ge­ nommenen Mittel nicht zur Zielsetzung und die konkrete Politik nicht zur Ideologie. Denn jener manchesterliberale Urzustand mit Profit für alle sollte nach den Vorstellungen der Populists unter B eteiligung der B etroffenen durch die gesamtgesellschaftliche Organisation wiederhergestellt werden, also durch den Staat, und trotz des gleichzeitigen Verlangens nach Dezentralisation zur Not sogar durch die B undesregierung, die zunächst die großen Unternehmer reglementieren, dann auch die kleinen subventionieren sollte122. Hier liegt auch 146 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

die entscheidende B edeutung des Populism für die weitere amerikanische Poli­ tik; Konkrete Regulierungsfunktionen der Regierung und Staatsinterventionen in Wirtschaft und Gesellschaft, und nicht nur Rahmensetzung, bis dahin fast tabu, wurden in Kauf genommen, wenn nicht sogar gefordert, allerdings im­ mer gekoppelt mit dem Anspruch auf angemessene „demokratische'' B eteiligung der Interessenten an Entscheidungen und Geldverteilung. In diesem Punkt, wie in vielen anderen, die den Agrarsektor betreffen, knüpfte der Progressivism des 20. Jahrhunderts, dessen agrarische Wurzeln lange Zeit unterschätzt wor­ den sind123, nahezu bruchlos an den Populism an und führte dessen Politik weiter. Die antipopulistischen Motivationen „progressiver“ Politik blieben auf den städtischen B ereich beschränkt. Die konsequente Realisierung populistischer Ziele implizierte gegen ihre Intentionen den Beginn des Weges zu B ig Govern­ ment. Die ins 20. Jahrhundert weiterwirkenden populistischen Traditionen haben jedoch, eingebunden in spezifische regionale B esonderheiten und bezogen auf unterschiedliche Wirtschaftsweisen und Gesellschaftsordnungen vor allem im Mittelwesten, im Süden und im Südwesten verschiedene Varianten ausgeprägt: Die einen betonten die Notwendigkeit der Staatsinterventionen stärker, ζ. Β. im Progressivism, die anderen mehr die Gleichheitsrhetorik vom „kleinen Mann“124, so z. Β. Huey Long, wobei beide Elemente die gelegentliche Ver­ bindung mit isolationistischen, imperialistischen oder rassistischen Zielsetzungen oder „Law-and-Order“-Parolen nicht ausschlossen. In der amerikanischen Po­ litik zu Anfang der 70er Jahre des 20. Jhts. standen ζ. Β. so weit voneinander entfernte Männer wie der erfolglose liberale Präsidentschaftskandidat der De­ mokratischen Partei von 1972, George McGovern (South Dakota)125, und der konservativ-segregationistische Gouverneur von Alabama, George Wallace126, beide in der Tradition des Populism. b) Progressivism Die konkrete Interessenlage und die politische Handlungsmotivation der Popu­ lists waren allerdings ebensowenig wie die langfristigen und sich erst später deutlicher abzeichnenden Implikationen ihrer Strategie (B ig Government) Hin­ dernisse dafür, daß um die Jahrhundertwende der Farmsektor im Hinblick auf kurzfristige Forderungen, politische Techniken und Rhetorik von allen Sektoren der amerikanischen Wirtschaft und Gesellschaft als der am meisten aufgefä­ cherte und bei weitem „demokratischste“ im Sinne breiter Partizipationsmög­ lichkeiten in zahlreichen relativ kleinen Einheiten gelten konnte. Es wäre zwar angesichts der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und zunehmenden Organi­ sation des kapitalistischen Systems in den außeragrarischen Sektoren falsch, eine ungebrochene Kontinuität und Dominanz „agrarischer Demokratie“ von Jef­ ferson bis 1900 - und zumal für die Zeit nach dem B ürgerkrieg - anzuneh147 10*

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men. Es ist aber zweifellos richtig, die folgende Entwicklung des 20. Jahrhun­ derts als einen „Verfall der agrarischen Demokratie“ zu interpretieren127. Der agrarische Populism in den USA hat gleichzeitig zwei Gesichter: das demokratisch-partizipatorische und das interessenpolitische, das des radikalen Protests und das der kalkulierten und egoistischen Reform und Stabilisierung. Die Entwicklung seit der Jahrhundertwende begünstigte allerdings eindeutig die zweite Tendenz; ihren Höhepunkt sollte sie im New Deal der 30er Jahre erreichen. Das doppelte Gesicht des amerikanischen Populism hatte sich schon in den Wahlergebnissen von 1892 und 1896 gezeigt. Das Debakel der „system­ widrigen“ dritten Partei 1892 und die Niederlage B ryans 1896 waren nämlich zu einem großen Teil auch darauf zurückzuführen, daß der Mittelwesten, der durchweg über ein Drittel der B evölkerung stellte, keineswegs einheitlich „po­ pulistisch“ gewählt hatte128. Nach der Jahrhundertwende wurde das noch deutlicher. Man wählte dort zwar seitdem vielfach populistische oder „pro­ gressive“ Kandidaten, jedoch entweder in regionaler organisatorischer Zer­ splitterung oder ad personam aus den beiden großen Parteien. Dabei überwo­ gen bis in die 30er Jahre Republikanische „Progressives“, wohingegen im Sü­ den mit mehr als einem Viertel der Gesamtbevölkerung die Vormachtstellung der Demokratischen Partei vorerst ungebrochen blieb129. Der B oden für die später seit der Koalitionsumschichtung der 30er Jahre generell festzustellende geringe Parteibindung der amerikanischen Farmer und für ihre vergleichsweise große B ereitschaft zum „Shifting Vote“130 wurde im Mittelwesten schon seit der Jahrhundertwende bereitet. Die politischen Konzepte und B ewegungen der Jahre zwischen der Jahr­ hundertwende und dem Ersten Weltkrieg, die in der Regel unter dem wegen der Gefahr der Vereinfachung nicht ganz unproblematischen B egriff der „Pro­ gressive Era“ zusammengefaßt werden und die ζ. Τ. in den letzten zehn Jahren durch überzeugende Analysen, die übereinstimmend den stabilisierenden Cha­ rakter der Politik jener Jahre unterstreichen, eine gründliche Umwertung er­ fahren haben131, können hier nicht im einzelnen behandelt werden. Es muß genügen, bestimmte Kontinuitätslinien zu betonen und die Auswirkungen auf den agrarischen Sektor in die B etrachtung mit einzubeziehen. Die „Progressive Era“ stellt für die gesamte amerikanische Politik eine Zeit des allmählichen Übergangs dar, in der sich das Verhältnis der privatwirtschaftlichen zu den staatlichen bzw. sonstigen öffentlichen Sektoren grundsätzlich zu verändern be­ gann, die staatliche Intervention und Rahmensetzung, wenn auch noch nicht in dem Ausmaß, wie es etwa ordoliberale Theoretiker fordern würden, in be­ stimmten B ereichen graduell zunahm und eine Reihe jener basisdemokratischen, partizipatorischen Forderungen, wie sie die Populists erhoben hatten, verwirk­ licht wurden. Es muß aber betont werden, daß die „progressive“ Reformpolitik der ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jhts. in ihrer Gesamtheit, und zwar sowohl im ad­ ministrativen wie im privaten B ereich132, auf der einen Seite weder eine bloße Fortsetzung populistischer Agitation mit anderen Mitteln noch andererseits ein 148 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

scharfer B ruch mit der Tradition konservativer, business-freundlicher Politik der Ära Cleveland und McKinley gewesen ist. B ei der B eurteilung des Progres­ sivism kommt es entscheidend auf die B erücksichtigung von Nuancen, Motiva­ tionen, regionalen Differenzen und oft nicht klar zutage tretenden Vermitt­ lungsmechanismen an. Das plastische Urteil des angesehenen Republikanischen Publizisten aus dem Mittelwesten, William Allen White, die „progressiven“ Republikaner hätten „die Populists beim B aden überrascht und ihnen alle Kleider gestohlen, mit der Ausnahme der ausgefransten Unterhosen der Silberwährung“133, das die ver­ breitete Wertung der amerikanischen Historiographie vor dem Zweiten Welt­ krieg widerspiegelt, trifft auf weite B ereiche des Agrarsektors und der länd­ lichen Regionen in programmatischer Hinsicht zu134, im Hinblick auf die da­ hinterstehenden sozialen Gruppen jedoch nur beschränkt: Die meisten ehemali­ gen Populisten unterstützten nach der Jahrhundertwende die „progressiven“ Republikaner. Die Führungselite des Progressivism kam zunächst allerdings zu einem großen Teil aus den Städten bzw. den großen urbanisierten Staaten der Ost- und der Westküste135, stand aber durchweg - besonders deutlich bei Theodore Roosevelt - in der Tradition der „agrarischen Demokratie“. Indem der Progressivism deren partizipatorische Demokratisierungsforderungen ebenso aufnahm wie das Verlangen nach Kontrolle der ganz großen Wirtschaftskon­ zerne und Monopole sowie nach stärkerer zwischenstaatlicher Koordination und Eisenbahnregulierung, konnte er in den agrarischen Regionen ohne großen Bruch an die Inhalte der populistischen Kampagne anknüpfen. Das gilt für den einseitig auf interventionistisches „Trust B usting“ festgelegten New National­ ism des in manchen Punkten eher konservativen und offen imperialistischen Theodore Roosevelt und seiner späteren „B ull Mooser“136 ebenso wie für den vor allem auf Eisenbahn- und sonstige Regulierung abzielenden Wisconsinschen Progressivism Robert LaFollettes137 oder die Regierung von Albert B . Cum­ mins in Iowa. Wisconsin und Iowa lösten zudem in der Zeit des Konjunktur­ aufschwungs nach der Jahrhundertwende die westlichen Getreideanbaustaaten, Kansas, Nebraska und die Dakotas, die in der Krise der 90er Jahre die popu­ listische B ewegung in ihrer letzten Phase geführt hatten, als Sprecher agrarisch akzentuierter Reformpolitik ab138. Auch der diffuse städtische Liberalismus der Vorkriegszeit, der in die späteren Konzepte und Ideologien der Demokratischen Partei eingegangen ist, in das des New Deal ebenso wie das der Kennedyschen New Frontier oder der Great Society Johnsons, befand sich keineswegs im Gegensatz zu den hergebrachten Forderungen „agrarischer Demokratie“, sondern nahm eine Reihe von Einzel­ forderungen des populistischen Protests in unterschiedlicher Akzentuierung auf. So betonte ζ. Β. Herbert Croly, einer der wichtigsten Anreger und Kommenta­ toren der Reformpolitik Theodore Roosevelts, dem die egalitären und partizi­ patorischen Züge in der Jeffersonschen Tradition als das große Unglück der amerikanischen Geschichte erschienen, besonders die Notwendigkeit zunehmen­ der Initiativ- und Interventionsaufgaben der B undesregierung139. Der B o149 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

stoner Reditslehrer Louis D. B randeis, der zeitweise großen Einfluß auf das Denken Woodrow Wilsons hatte, prangerte vor allem den „Fluch der Größe“ (Curse of B igness) an, und das von ihm mitinspirierte Konzept der New Free­ dom Wilsons von 1912 suchte ebenso wie die zaghaften Korporationsideen des späten Wilson die Prinzipien individuellen Wettbewerbs und geringfügiger Staatsintervention miteinander zu verbinden140. Die Agitation der Muckrakers in den Städten richtete sich dagegen in erster Linie gegen die „B osse“, die poli­ tischen Machines und die Korruption der Parteien und Stadtverwaltungen141. Auf der anderen Seite konnten die Reformkonzepte der „Progressive Era“ anknüpfen an erste Ansätze einer auch von Staats wegen organisierten Koor­ dination in den weitgehend von den Eisenbahnen selbst getragenen B ewegun­ gen zur Railroad Regulation in den 80er Jahren und im Interstate Commerce Act (1887), oder im Sherman Anti-Trust Act von 1890, dessen Wirkung allerdings begrenzt blieb142. Daß sich die kombinierten Forderungen nach mehr Partizipation und nach mehr staatlicher Kontrolle und öffentlichen Leistungen, mit denen die Populisten 1896 trotz der kritischen Konjunkturlage Schiffbruch erlitten hatten, angesichts einer prosperierenden Wirtschaft und kontinuierlichen Wachstums nach der Jahrhundertwende zu einem großen Teil durchsetzen ließen, liegt jedoch nicht nur daran, daß die Progressives auf die irrationalisierte Silber-Agitation verzichteten und sich, abgesehen von Theodore Roosevelts fehlgeschlagenem Versuch von 1912, im Rahmen der beiden großen Traditionsparteien hielten. Ausschlaggebend war auch der Umstand, daß die progressive Reformpolitik genauso von städtischen Schichten und Wählern ge­ tragen wurde wie von ländlichen, daß also der in den 90er Jahren noch zusätz­ lich ideologisierte Stadt-Land-Gegensatz politisch neutralisiert war, und vor allem die Tatsache, daß die Kongreß, Verwaltung und öffentliche Meinung be­ herrschenden Produktions- und Handelssektoren jetzt insgesamt selber den Staat zu größerer Aktivität ermunterten, während es vor der Jahrhundert­ wende nur ein Teil von ihnen gewesen war. Die zweite Hälfte der 90er Jahre hatte nicht nur im Hinblick auf die politi­ sche Konsolidierung nach den Wahlen Ende 1896 und den Konjunkturauf­ schwung ab 1897 eine Wende gebracht. Die zunehmende Organisation des exportorientierten industriellen Produktionssektors143 hatte im Verein mit den traditionellen landwirtschaftlichen Ausfuhrinteressen in den 90er Jahren auch eine Wendung der amerikanischen Politik zum offenen, militärischen Imperia­ lismus bewirkt, also zum Einsatz von Steuermitteln zum Schutz von privaten Investitionen im Ausland und zur Markt- und Transportwegsicherung144. Das Interesse der Fertigwarenproduzenten am Außenhandel, das im Gegen­ satz zu dem der großen Farmer vordem in den USA aufgrund des expandie­ renden inneren Markts keineswegs dieselbe Motivationskraft für die Politik gehabt hatte wie etwa in England, schlug sich dann besonders nach 1910 in organisatorischen Neugründungen, vor allem der U.S. Chamber of Commerce von 1912145 und verstärkter B eratung und Kooperation mit der Regierung nieder, deren Ergebnis, Fortsetzung der Open Door-Politik und reduzierter 150 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Underwood-Tarif von 1913 den Außenhandel mit industriellen Fertigproduk­ ten wesentlich stärker stimulierte als die kleineren Industrien und den Agrar­ sektor146. Audh die Konsolidierung der seit der Jahrhundertwende zunehmenden, wenngleich bis Ende der 20er Jahre durchweg noch sehr bescheidenen und defen­ siven Operationen des Department of the Treasury auf dem Geld- und Kredit­ markt zu einem festeren Deckungsverbundsystem im Federal Reserve Act von 1913147 fand angesichts der besonders in der Krise von 1907 wieder offenbar gewordenen Unfähigkeit privater finanzkapitalistischer Versuche zur Stabili­ sierung des Währungs- und Kreditsystems148 die Zustimmung der „B usiness Community“149, die primär bedacht war auf „stability, the avoidance of violent fluctuations“ (Ε. Η. Gary)150. Ähnliches gilt für die Einführung der Einkommensteuer (1913) und die B etonung der Notwendigkeit einer in der Praxis allerdings noch sehr wenig effektiven Konzentrationskontrolle, die dem verstärkten Wettbewerbsbedürfnis gerade der neueren Industrien durchaus entgegenkam151. Die Reformpolitik der „Progressive Era“ auf „der Suche nach einer Ord­ nung“ (R. Wiebe) setzte in verstärktem Maße, mit größerer Anstrengung und stärkerem Verwaltungsaufwand152 die alte Tradition der staatlichen Hilfe­ stellung und Anpassung der Rahmenbedingungen zugunsten der dominanten Wirtschaftssektoren fort153: Wilsons sophistische Ideologisierung der notwen­ digen und „natürlichen“, gewachsenen Großkorporation, die eigenen Gesetzen folge154, eine Auffassung, die sich auch noch in dem späteren Standardwerk von Adolph B erle findet155, und die diversen Umschreibungen von „associa­ tion“ oder „Cooperation“ zwischen Regierung und Privatwirtschaft156 ma­ chen das ebenso deutlich wie ζ. Β. die überschwengliche B ereitschaft, mit der Außenminister William Jennings B ryan, der 1896 noch der Tribun des „klei­ nen Mannes“ gewesen war, sich und sein Ministerium 1914 in den „Dienst“ des National Foreign Trade Council (NFTC) stellte157. Es ist besonders diese Kontinuität, die es nahelegt, die Progressive Era zusammen mit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts hier trotz mancher Zäsuren und Differenzen noch als Einheit zu begreifen. Zwar blieb das Ausmaß der staatlichen Intervention vielfach noch geringfügig158; so wie noch in den 20er Jahren das New York Reserve B oard unter B enjamin Strong, und keine Regierungsstelle, die Wäh­ rungspolitik machte, so blieb B usiness der Selbstorganisation überlassen. Trust Busting war am Ende relativ erfolglos geblieben und die Markt- und Preis­ regulierungen besorgten weiterhin fast ausschließlich die beteiligten Produzen­ ten selber. Der Staat half, wie schon immer, aber er organisierte nicht. Anderer­ seits stellt die „Progressive Era“ aber eine Periode dar, in der in den USA der Grund gelegt wurde zum beschleunigten Aufholen des gegenüber kontinental­ europäischen Ländern mit absolutistischen und bürokratischen Traditionen be­ stehenden Rückstands in der Entfaltung der Staatsfunktionen und der Organi­ sierung einer immer stärker expandierenden Wirtschaft159. 151 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Der Agrarsektor, der sich ab 1897 ohnehin konjunkturell erholt hatte, wenn auch die späteren Idealisierungen eines „goldenen Zeitalters“ landwirtschaftli­ cher Prosperität zwischen 1909 und 1914 in mancher Hinsicht übertrieben sein mögen160, wurde von der progressiven Reformpolitik der ersten zwei Dekaden des 20. Jahrhunderts nicht, oder doch nur in sehr geringem Umfang benach­ teiligt, ganz im Gegensatz zur Politik Clevelands und McKinleys und den Forderungen von Mark Hannas Republikanern vor der Jahrhundertwende. Im Gegenteil waren Trust Busting, Railroad Regulation, Infrastrukturentwicklung, partielle Staatsintervention und Wiederherstellung des klein- und mittelbetrieb­ lichen Wettbewerbs alte Forderungen der Farmer und die engagierte basisde­ mokratische Reformagitation der Muckrakers setzte überwiegend die populisti­ sche Kampagne in den Städten fort. Daneben führten die von den progressiven Politikern, vor allem von Theodore Roosevelt geförderte, trotz der Grün­ dung gelehrter Gesellschaften um die Mitte des 19. Jhts. gegenüber Europa sehr spät entwickelte Tendenz zur Verwissenschaftlichung der Landwirtschaft und der Agrarpolitik (Soll Conservation, usw.)1“1 und schließlich die Organi­ sation der Ernährungswirtschaft im Weltkrieg zu einer folgenreichen neuen Kanalisierung der politischen Energien und Gruppen des Agrarsektors. c) Erster Weltkrieg Die amerikanische Wirtschaftsorganisation im Weltkrieg, auf die hier nur in dem Maße eingegangen werden kann, wie es im Rahmen der spezifischen Frage­ stellung notwendig ist, „America's Wartime Socialism“ (R. Tugwell), brachte außer dem schon vor dem Kriegseintritt der USA bestehenden agrarischen und Rü­ stungsboom eine vorübergehende Zunahme der staatlichen Wirtschaftslenkung und Arbeitsmarktorganisation, der Austauschbarkeit der Führungseliten, staat­ licher Verwaltungsgremien und Konsultations- und Koordinationsinstanzen aller öffentlichen und privaten Sektoren, verstärkte Zentralisierungs- und Inte­ grationstendenzen, eine Verschiebung des Verhältnisses zwischen Administra­ tion und Kongreß sowie staatlich beaufsichtigte oligopolistische Marktabspra­ chen19*. Die Weltkriegszeit hat zwar aus zahlreichen Gründen in den USA noch nicht jene zentrale B edeutung für die endgültige Durchsetzung eines Sy­ stems des stärker organisierten Kapitalismus wie etwa in Deutschland163, sie hat aber die in der Progressive Era eingeleiteten Tendenzen verschärft und beschleunigt und exemplarische Muster der Zuordnung öffentlicher und priva­ ter Funktionen und korporativer Organisationen geschaffen, deren modell­ hafte B edeutung für die Folgezeit kaum überschätzt werden kann164. Die Regierungspolitik der Kriegszeit blieb im Grundsatz „B usinessmen's Policy“ (Freidel)165 und das aufgrund von deren zahlreicher und direkter B eteiligung in noch viel stärkerem Maße als vorher199. Die Organisationsbegabung und die Planungskapazitäten der Manager mußten vor allem die nicht vorhandene interventionsfähige B ürokratie und die ebenfalls nicht vorhandenen, Produktion 152 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

und Versorgung betreffenden Generalstabspläne ersetzen. Diejenigen, die die Rüstungsproduktion und die Nahrungsmittelversorgung ankurbelten, die trotz manchen Streits durch Übereinkunft Preise fixierten, durch Standardisierung und Vereinheitlichung der Gebrauchsgüter167 erhebliche Einsparungen durch­ setzten, Schiffe bauen und Eisenbahnen umrüsten ließen, waren nur ganz selten Regierungsbürokraten, sondern in der Regel B ankiers, Manager und B usiness­ men168. Die Kriegsorganisationen wurden zwar 1919 und 1920 wieder abgebaut und die Wirtschaft wurde danach im Zuge der Hardingschen B ack-to-Normalcy­ Politik wieder liberalisiert. Was aber blieb, besonders für Krisenzeiten, waren organisatorische Modelle und in der Organisation interventionistischer Agentu­ ren erfahrene Personen, auf die man zurückgreifen konnte. Das War Industries Board stand gleicherweise Pate für B aruchs Plan eines Supreme Court for Industry (1930) wie für McAdoos Modell eines Peace Industries B oard, Gerard Swopes Corporation State von 1931 oder Roosevelts National Recovery Administration (NRA). Hoovers Reconstruction Finance Corporation von 1932 knüpfte an die Tätigkeit der War Finance Corporation ebenso an wie später Roosevelts Finanzierungsagenturen oder die Tennessee Valley Authority (TVA) an das Muscle Shoals-Projekt der Kriegsjahre169. Und fast alle Admi­ nistratoren der Hooverschen oder Rooseveltschen Notprogramme und der New Deal-Agenturen kamen aus dem Kreis um B aruch oder aus der Kriegsverwal­ tung170. Auf den Agrarsektor treffen diese Entwicklungstendenzen in besonderem Maße zu. Die im August 1917 eingerichtete Food Administration unter der energischen Leitung von Herbert Hoover konnte aufgrund der relativen Ho­ mogenität des von ihr verwalteten Sektors - kriegswichtige landwirtschaftli­ che Erzeugnisse waren im wesentlichen nur Getreide und Zucker - besonders einheitlich agieren171. Sie sicherte sich außerdem in geschickter Weise und durch gezielte Propaganda die Unterstützung der Öffentlichkeit172 zur Ausführung und Kontrolle ihrer Maßnahmen und Programme, die sich sowohl auf die Steigerung der heimischen Produktion erstreckten als auch auf die Sicherung der wichtigen Zuckerimporte und vor allem auf die Preiskontrolle und Marktorga­ nisation. Der Krieg und die zunehmende weltweite Nahrungsmittelknappheit, die künstlich hochgehaltenen, dekretierten Produktenpreise, das risikolose „Li­ zenz“-System und die amtliche Garantie eines „reasonable margin of profit“ im Jargon der Farmerorganisationen wurde daraus bald die Formel: „cost of production plus a reasonable profit“, die später noch eine wichtige Rolle spie­ len sollte - stimulierten die landwirtschaftliche Produktion erheblich. Im Jahre 1918 gab es Rekordernten. Die Getreideanbaufläche nahm zwischen 1917 und 1919 um 12 %, die Produktion um 15 % zu; die Fleischproduktion stieg um 23 %173. Die Zuckerversorgung wurde durch Subventionen für die einheimi­ schen Hersteller und vor allem durch den auch schon früher geübten handfesten Druck auf die kubanischen Exporteure sichergestellt174. Die Weizenpreise er­ reichten im Krieg die zweieinhalb- bis dreifache Höhe gegenüber dem Vor153 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

kriegsdurchschnitt, zu gewissen Zeiten lagen sie sogar bei mehr als 3 $ pro Bushel175. Und Kongreß und Regierung taten das Ihre zur Stabilisierung: Der Food Control Act vom August 1917 setzte nicht, wie man hatte erwarten können, Höchstpreise fest, sondern dekretierte einen Mindestpreis für Weizen von 2 $ für 1918, der von der Regierung Mitte des laufenden Jahres noch auf 2,26 $ heraufgesetzt wurde und auf dieser Höhe fortbestand bis zum Juni 1920. Zur weiteren Abstützung der Weizenpreise rief die Food Administration dar­ über hinaus eine halb staatliche, halb private Zwischenhandelsmonopolgesell­ schaft, die Grain Corporation, nicht unähnlich den im Sub-Treasury-Plan der Populisten vorgeschlagenen Institutionen, ins Leben und kartellierte den Müh­ lensektor176. Außerdem beschleunigten der Krieg und die interventionisti­ schen Techniken der Food Administration die Zunahme der Zahl der erst seit relativ kurzer Zeit, meist von privaten Institutionen wie den Farm B ureaus angestellten, aber überwiegend von der Bundesregierung finanzierten landwirt­ schaftlichen Fachberater, vor allem der County Agents, von deren B edeutung für die weitere Entwicklung im nächsten Abschnitt noch die Rede sein muß. Die Ausgaben der B undesregierung für das B eratungs-, Weiterbildungs- und Hilfsprogramm (Extension Service) stiegen von 3,6 Mio. $ im Jahre 1915 auf 11,3 Mio. $ im Jahre 1918 und 17 Mio. $ im Jahre 1921177. Die garantierten überhöhten Preise, die koordinierte Marktorganisation und die immer umfassendere staatliche Hilfe zusammen mit dem leicht inflationä­ ren gesamtwirtschaftlichen Trend zwischen 1917 und 1920 bescherten der ame­ rikanischen Landwirtschaft eine bis dahin beispiellose, aber vorübergehende Prosperität. Sie machten sie aber, zumal angesichts weiterer Produktionsstei­ gerungen, auch besonders anfällig für die ab 1920 andauernde deflationäre Ent­ wicklung, die ihren Ursprung sowohl im Verlust der europäischen Märkte be­ sonders für B aumwolle, Getreide und Fleisch, in der zunehmenden, billiger produzierenden argentinischen und australischen Konkurrenz als auch im Weg­ fall nahezu aller staatlichen Stützungsmaßnahmen - außer den B eiträgen zum Extension Service - Ende 1920 hatte. Die Preise für landwirtschaftliche Pro­ dukte, die vor 1920 erheblich über dem durchschnittlichen Gesamtpreisniveau gelegen hatten, sanken in den 20er Jahren ebenso stark darunter178. Die nach 1920 zunächst wieder abgebauten kriegswirtschaftlichen Organisationsformen hatten den Farmern aber auch einen Eindruck von den Möglichkeiten und vom Funktionieren der Absicherung privatwirtschaftlicher Risiken oder Schwierig­ keiten durch staatliche Intervention vermittelt, dessen sie sich gerade in der Agrarkrise der 20er Jahre in verstärktem Umfang entsinnen sollten. 4. Organisierte Interessenpolitik in den 20er Jahren a) Der Aufstieg der Farm Bureaus und der American Farm Bureau Federation. Die amerikanische Agrarpolitik der 20er Jahre ist überwiegend gekennzeich­ net durch 154 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

die Herausbildung neuer, sich von dem Versuch der gesamtpolitischen Inter­ vention abkehrender, allmählich als Pressure Groups funktionierender Orga­ nisationsformen des landwirtschaftlichen Sektors und durch zunehmende Ansätze und Pläne zur B ewältigung der Folgen des nach dem Boom der Kriegsjahre 1920 einsetzenden Konjunkturrückgangs und zur B e­ kämpfung der - von kurzfristigen sektoralen Schwankungen abgesehen - bis in die allgemeine Krise zum Ende der 20er Jahre hinein dauernden „Farm Depression“179. Der Boden für die neuen Organisationen war gut vorbereitet worden. Wäh­ rend die traditionellen Instrumente der Außenhandelspolitik dank der konti­ nuierlich protektionistischen und ohnedies von industriellen Interessen be­ herrschten Zollpolitik180 im Agrarexportland USA181 zu keiner Zeit dasselbe Interesse der Farmer auf sich gezogen hatten wie etwa das der vor noch ernste­ ren und breiter gefächerten Problemen stehenden deutschen Großagrarier182, war die innere Organisation der Landwirtschaft in der Progressive Era erheb­ lich fortgeschritten. Technische Verbesserungen der Qualität des Saatguts, die Erfindung der Mehrzweck-Combine, fortschreitende Mechanisierung und Ar­ beitsrationalisierung183, die zunehmende Gründung von B ranchenverbänden und An- und Verkaufsgenossenschaften184 zur Organisation der Märkte spie­ geln sektorale Aspekte einer umfassenden Gesamtentwicklung aus Elementen der Selbstregulierung und dem, was in Preußen „innere Kolonisation“ und in Amerika „Extension“ hieß. Dieser Prozeß wurde von staatlicher Seite, vor allem auch von der B undesregierung mit wachsender Energie unterstützt: Die bereits in den 60er Jahren begonnene und in den späten 80er Jahren durch die Bewilligung zusätzlicher B undesmittel intensivierte wissenschaftliche B eschäfti­ gung mit konkreten landwirtschaftlichen Produktionsproblemen185 hatte be­ sonders durch den 1911 veröffentlichten B ericht der drei Jahre zuvor von Präsi­ dent Theodore Roosevelt eingesetzten Kommission zum Studium des Landle­ bens186 neuen Auftrieb erhalten. Die ersten Farm B ureaus auf lokaler Ebene, die die Arbeit der jetzt in vermehrtem Umfang eingesetzten technischen Land­ wirtschaftsberater, der County Agents, koordinieren und fördern sollten187, waren noch im selben Jahr im Staat New York und in Texas eingerichtet wor­ den; ähnliche Organisationen waren bald gefolgt188. Die Diskussionen und Bemühungen um B odenkonservierung und -Verbesserung und produktionsbe­ zogene Fortbildung der Farmer erreichten in der ersten Hälfte der 20er Jahre einen Höhepunkt189; die genossenschaftliche Marktorganisation und die Kre­ ditmöglichkeiten wurden, ζ. Τ. in enger Zusammenarbeit mit großen B anken, verbessert19*. Wie sehr sich der Diskussionsstand und die kurzfristigen politischen Prioritä­ ten seit den Tagen der Populist Revolt verschoben hatten, hatte sich schon seit der Jahrhundertwende in der pragmatischeren Politik einer Reihe regionaler spätpopulistischer bzw. agrarisch-„progressiver“ Organisationen bemerkbar ge­ macht. Zu den direkten populistischen Nachfolgeorganisationen gehörten ne­ ben einigen immer noch einflußreichen Gruppen der ehemaligen Southern Al155 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

liance191 vor allem die in der Tradition der Grange stehende American Socie­ ty of Equity192 und die Farmers' Union (FU), die an die Organisationen der alten Farmers' Alliance anknüpfte 1 “; beide waren 1902 gegründet worden. Ebensowenig konnten die gleichzeitig entstandenen und oft personell und pro­ grammatisch untereinander verbundenen ländlichen „progressiven“ B ewegun­ gen ihr populistisches Erbe verleugnen. Das gilt vor allem für den Progressiv­ ism in Iowa unter Führung der Wallaces194 und in Wisconsin unter Führung des Gouverneurs, späteren Senators und unabhängigen Präsidentschaftskandi­ daten von 1924, Robert LaFollette195. Ebenso bezeichnend wie die pragmati­ schere Orientierung dieser Gruppen war die Tatsache, daß radikalere Protest­ bewegungen im und kurz nach dem Weltkrieg verhältnismäßig schnell schei­ terten, so ζ. Β. die hochgradig isolationistische und den Staatsinterventionismus propagierende Non Partisan League (NPL) mit ihrem Schwerpunkt in North Dakota und den angrenzenden Staaten oder die F armer-Labor-Party in Min­ nesota196. Entscheidend für diese Entwicklung war jedoch keineswegs allein die relative Prosperität der Jahre von der Jahrhundertwende bis in den Krieg. Sie fügt sich vielmehr ein in die in der Progressive Era eingeleitete, auch auf anderen Sektoren spürbare Gesamttendenz zur Ersetzung umfassender Protest­ kundgebungen durch Kooperation bei konkreten Reformarbeiten, freilich unter Wahrung der jeweiligen Interessen197. Am deutlichsten wird dieser B ruch im Stil der agrarischen Politik im Charakter jener Organisation, die seit den 20er Jahren immer mehr zur (bis heute) beherrschenden Interessenvertretung der amerikanischen Landwirtschaft wurde, dem 1919 ins Leben gerufenen Zusam­ menschluß der regionalen und einzelstaatlichen Farm B ureaus: der American Farm B ureau Federation (AFB F). Die AFB F stellt den organisatorischen Träger einer von allgemeinpolitischen Aspirationen auf sektorale Dimensionen reduzierten Pressure Group-Politik dar. Sie stand nur noch teilweise, regional vereinzelt und bedingt in der Tradi­ tion der populistischen Bewegungen, am meisten noch der ursprünglichen Grange, die als eigene Organisation immer konservativer und einflußloser wurde198. Die basisdemokratischen und partizipatorischen Forderungen traten in den Hintergrund und wurden ersetzt durch gezielten Druck und Lobbyismus in Washington, eine bürokratische Zentralverwaltung, Koordination und Konsul­ tation199. Das politische Ziel der Federation war nicht mehr, die für den Agrarsektor in ihren Folgen unter Umständen bedrohliche zunehmende Orga­ nisation der anderen Wirtschaftssektoren zu verhindern oder zu zerschlagen, sondern statt dessen die Landwirtschaft selber möglichst ebenso effektiv zu or­ ganisieren, zumindest in politischer Hinsicht. Die Abkehr vom ausschließlich rückwärtsgewandten, ländlichen „Fundamentalismus“ wurde damit auch in der Praxis vollzogen. Die AFB F wurde zum Sprachrohr eben jenes Drittels der größeren Farmer, deren Anteil am Wert der vermarkteten Agrarerzeugnisse über 80 % betrug200. Ihrem Charakter nach war sie keine Massenorganisation und wollte auch keine sein; ihr Mitgliederbestand - davon mehr als die Hälfte im östlichen Mittelwesten, in Ohio, Illinois, Michigan, Indiana und Iowa, und 156 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

in Texas - ging aufgrund der geforderten hohen B eiträge201 in schlechten Zei­ ten sogar erheblich zurück und überschritt bis 1940 nie die Halbe-Million­ Grenze202. Was mehr zählte, waren eine weitreichende, erstmals auch institu­ tionell abgesicherte Organisation und die engen Kontakte zur Regierungsbüro­ kratie und zum Kongreß. Für beides hatten die Politik der Progressive Era und der Weltkrieg die Grundlagen bereits geschaffen. Die einzelstaatlichen Farm B ureaus waren zwar ebenso wie erst recht die AFBF private Verbände; aber die Tatsache, daß der in ihre Kompetenz gege­ bene Extension Service überwiegend und schließlich fast ganz aus öffentlichen Mitteln, vor allem des Department of Agriculture, finanziert wurde und daß die praktisch als Zweigstellen der Farm B ureaus wirksamen, ursprünglich auch privat finanzierten County Agents bereits 1924 zu 93 % aus öffentlichen Gel­ dern bezahlt wurden203, gab ihnen de facto den Charakter einer subventio­ nierten, halboffiziösen Korporation, ohne daß es notwendig gewesen wäre, sie in ähnlicher Weise wie etwa die deutschen Landwirtschaftskammern auch de jure zu einer staatlichen Veranstaltung zu machen204. Hinzu kommt noch, daß sich außerdem von Anfang an interessierte B anken, Handelskammern, Eisen­ bahngesellschaften, Industrie- und Handelsunternehmen, vor allem große Land­ maschinenhersteller und Versandhäuser an der Finanzierung der Arbeit der Farm B ureaus beteiligt hatten205, also nicht nur die organisatorische und finan­ zielle Verklammerung des Agrarsektors mit den staatlichen Stellen, sondern auch mit den anderen B ereichen eines zunehmend organisierten Kapitalismus gewährleistet war. Zum anderen hatten nach erfolglosen Ansätzen zu einer alle Farmer um­ fassenden agrarischen Organisation vor dem Weltkrieg206 die Konsultations­ praktiken der Kriegsjahre, vor allem bei der Ausarbeitung des Emergency Food Production Act 1917, in den diversen Food Control-Verwaltungen und im Farmers' National War Council, Institutionen, die z. Τ. unter anderer Be­ zeichnung auch nach Kriegsende bestehen blieben207, nicht nur bei den Agrar­ funktionären das B ewußtsein der nach Möglichkeit solidarischen Gesamtver­ tretung eines wichtigen Produktionszweigs und die Einsicht in die Einflußmög­ lichkeiten, die diese eröffnete, verstärkt, sondern auch auf der Seite der staatli­ chen Verwaltung die B ereitschaft erhöht, den Repräsentanten der organisier­ ten Landwirtschaft größeren Einfluß einzuräumen. Obwohl auch die Grange, die sich immer mehr auf den Nordosten zurückzog, und die Farmers' Union, die vor allem die getreideproduzierenden Staaten der Great Plains repräsen­ tierte, zur Washingtoner Lobby gehörten, gelang es der AFBF dank ihrer guten Organisation, ihrer noch weniger radikalen Politik und ihrer penetrant staats­ tragenden Rhetorik208, in den in Gesetzgebung und Politik ohnehin auf kon­ servativ gestimmten 20er Jahren, ihre neuen Einflußmöglichkeiten zeitweise dergestalt zu monopolisieren, daß Rivalen geradezu von einer „Nebenregie­ rung“ (Assistant Government) der AFB F in Agrarfragen sprachen209. Das gleichzeitige Scheitern konkurrierender politischer Gruppen wie der Non Parti­ san League, der Progressives und diverser Farmer-Labor-Verbindungen und 157 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

die Wahlniederlage LaFollettes im Jahre 1924“° trugen zusätzlich zur Stärkung der AFBF bei. Besonders gefestigt wurde der neue Verband außerdem noch dadurch, daß es nach dem neuerlichen Fall der B aumwollpreise 1925 ge­ lang, auch die Agrarorganisationen der Südstaaten weitgehend in die Federa­ tion zu integrieren und damit die starke Allianz zwischen den Interessenver­ tretungen des immer noch, wenn auch nicht mehr lange überwiegend Republi­ kanischen Mittelwestens und des Demokratischen Südens wiederherzu­ stellen*11. Die Beziehungen der Federation zu den Regierungen der Republikanischen, business-freundlichen Präsidenten Harding und Coolidge waren dabei nicht ungetrübt: Henry C. Wallace, der Landwirtschaftsminister im Kabinett Har­ ding, war zwar ein erprobter Vertrauensmann der Farmerorganisationen, konnte sich aber gegen seinen mehr auf Handels- und Industrieförderung be­ dachten Kollegen Herbert Hoover nur schwer durchsetzen. Präsident Coolidge legte 1927 und 1928 zweimal sein Veto ein gegen die von der AFB F mit gro­ ßem Aufwand propagierten und vom Kongreß auch verabschiedeten McNary­ Haugen-Bills, deren Inhalt im einzelnen noch zu erörtern ist, und Präsident Hoover gab seine Zustimmung zum Agricultural Marketing Act 1929 erst unter dem Druck stärkerer agrarischer Pressionen und der um sich greifenden großen Krise. Die Stärke der AFB F-Lobby in Washington lag vor allem im Kongreß. Der zwischen Mai 1921 und 1923 vom Washingtoner B üro der Federation quer durch die beiden Parteien organisierte212, vornehmlich die Interessen des Mit­ telwestens repräsentierende Farm B loc in beiden Häusern des Parlaments, der stets mehr als 25 Senatoren und im Repräsentantenhaus über 95 Abgeordnete umfaßte213, konnte der Regierung zwischen dem Sommer 1921 und 1923 zahl­ reiche gesetzliche Regelungen aufzwingen, die den schon seit langem erhobenen Forderungen der in den Farm Bureaus organisierten Farmer entsprachen: Dazu gehörten der Packers and Stockyard Act zur Regulierung und Kontrolle der seit fast zehn Jahren umstrittenen Preise der fleischverarbeitenden B etriebe, der Futures Trading Act zur Einschränkung der Getreidespekulation, die fakti­ sche Weiterführung der War Finance Corporation zwecks besserer Erschlie­ ßung ausländischer Märkte und eine Reihe von Gesetzen zur Ausweitung und Verbesserung der landwirtschaftlichen Kreditbedingungen und zur Förderung genossenschaftlicher Marktorganisation und -kontrolle214. Maßnahmen zur Pro­ duktionskontrolle und -planung, wie sie schon zu Anfang der 20er Jahre von einzelnen Gruppen und von der Farmers' Union gefordert wurden, gehörten zu dieser Zeit noch nicht zum Programm der AFB F, die an dem allgemeinen Ziel der Ertragssteigerung festhielt215. b) McNary-Haugen-Plan und Federal Farm Board Wie die verschiedenen agrarischen Gruppen die Krise der 20er Jahre bewerte­ ten und welche Kräfte sich durchsetzten, wird besonders deutlich in den Debat158 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ten um die als McNary-Haugen-Plan bekanntgewordenen handelspolitischen Maßnahmen, die dem berüchtigten Antrag Kanitz der deutschen Agrarier der 90er Jahre kaum nachstanden216. Der ursprüngliche Plan von G. N. Peek und H. S. Johnson, die beide später in den 30er Jahren entscheidenden Anteil am Aufbau der Agricultural Adjustment Administration (AAA) und der NRA hat­ ten, wurde erstmals auf der National Agricultural Conference 1922 vorgetra­ gen. Er ging aus von der Grundannahme der Unterprivilegierung der Land­ wirtschaft im bestehenden Wirtschaftssystem durch den einseitigen Zollschutz der Industrie und die hohen Preise für industrielle B edarfsgüter gegenüber dem durch Überproduktion bewirkten Zwang für die Farmer, billig zu ver­ kaufen. Daher forderte er die Wiederherstellung des Vorkriegsverhältnisses zwischen landwirtschaftlicher und industrieller Kaufkraft (Parity). Zu diesem Zwecke sollte für die Zeit von zehn Jahren eine noch zu errichtende staatliche Behörde den im Inland nicht verbrauchten Überschuß bestimmter Produkte zu überhöhten Fixpreisen (Weltmarktpreis + Zollsatz) ankaufen und damit die In­ landspreise künstlich so hoch halten, daß die Farmer zu dem ihnen zustehenden „Fair Exchange Value“ für Industriegüter kämen. Der beim Verkauf der Über­ schüsse durch den Staat auf dem Weltmarkt erzielte Verlust sollte durch eine Art Verkaufssteuer (Equalization Fee), die auch von den Farmern zu tragen war, ausgeglichen werden217. Während dieser Plan, der zunächst außer Henry Wallace kaum jemanden begeisterte und von den meisten Organisationen als zu radikal verworfen wurde, eindeutig als befristete Übergangslösung konzipiert war und nebenein­ ander Staatsintervention zugunsten bevorzugter landwirtschaftlicher Produk­ tionszweige, Fixpreise, Ausschaltung des Unternehmerrisikos, aber B eteiligung der Produzenten am Ausgleich des Verlusts vorsah, in dieser Form auch 1924 vom Kongreß abgelehnt wurde, wiesen die drei später erneut im Kongreß ein­ gebrachten McNary-Haugen B ills bereits erhebliche Modifikationen auf, die vornehmlich von den Gruppen der AFB F und den seit 1926 an Einfluß ge­ winnenden Organisationen des Com B elt218 durchgesetzt wurden: Die Vor­ lagen verloren den Charakter der Übergangslösung, bezogen die genossen­ schaftliche Marktorganisation ein und beschnitten die staatlichen Interventions­ möglichkeiten, sie verzichteten auf Fixpreise, schlossen am Ende alle landwirt­ schaftlichen Produkte ein und verlagerten die vorgesehene Ausgleichssteuer immer mehr zum Verbraucher hin219. Das ursprüngliche Konzept wurde damit stärker in Einzelmaßnahmen aufgeteilt, die beliebig mit anderen Plänen kombi­ niert werden konnten, wie es ζ. Β. vergeblich versucht wurde mit dem von der Grange favorisierten Einfuhrscheinsystem (Export Debenture) nach deutschem Vorbild“0 oder später erfolgreich von der Roosevelt-Regierung, die die Aus­ gleichssteuer221 mit vertraglichen B indungen des Handels und Elementen des ebenfalls schon in den 20er Jahren besonders von dem Harvard-Professor John D. Black propagierten Domestic Allotment-Plans kombinierte, der u. a. Produk­ tionskontrollen und Prämien auf reduzierte Produktion vorsah222. 159 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Die letzten beiden McNary-Haugen B ills wurden 1927 und 1928 vom Kon­ greß mit zunehmend größer werdenden Mehrheiten angenommen, wobei es am Ende fast nur noch den Parlamentariern des Nordostens und einiger Industrie­ zentren gelang, entgegen dem starken agrarischen Druck bei ihrer Ablehnung zu bleiben223. Die AFB F hatte dabei nicht nur mitgeholfen, die Vorlagen in ihrem Sinne zu entschärfen, sondern sie hatte auch entscheidenden Anteil am Zusammenbringen der Koalition für die B ills. Nach dem zweiten Veto des Präsidenten zeichnete sich zwar für einige Zeit eine Art Arbeitsteilung zwi­ schen den landwirtschaftlichen Interessenorganisationen ab, aber am durchset­ zungsfähigsten erwiesen sich sowohl bei der Formulierung des Hooverschen Agrarprogramms 1928/29 als auch des Rooseveltschen nach 1932 wiederum die gemäßigteren Gruppen der Farm B ureau Federation. Einerseits zwangen die trotz gewisser Erleichterungen fortdauernde Krise224 und die zunehmende Aggressivität der besonders vom Com Belt Committee und der Farmers' Union getragenen Agitation im Mittelwesten beide Parteien, die Forderungen der Farmer in ihren Wahlplattformen für 1928 zu berücksichtigen, wenngleich die personelle Alternative zwischen dem als Gegner der Agrarier bekannten Her­ bert Hoover und dem katholischen östlichen Großstädter Al Smith, der jetzt besonders von den Gruppen um Peek im American Council of Agriculture und im Com B elt Committee trotz deren traditionell Republikanischer Affilia­ tion unterstützt wurde, unbefriedigend bleiben mußte225. Andererseits berück­ sichtigten der nach der Wahl von der Hoover-Regierung durchgesetzte Agricul­ tural Marketing Act (1929) und die Einrichtung des Federal Farm B oard und der Grain sowie Cotton Stabilization Corporation trotz des Wegfalls der be­ gehrten Ausgleichssteuer zentrale Forderungen der Farm Bureaus, u. a. die ver­ stärkte, von den Produzenten und nicht von der Regierung kontrollierte Marktorganisation zwecks Preisstabilisierung und die Bereitstellung erheblicher indirekter Subventionen226. Obwohl der Agricultural Marketing Act und das Federal Farm B oard die ersten entscheidenden Schritte in Richtung auf ein umfassendes Hilfsprogramm der B undesregierung zugunsten der Landwirtschaft darstellten, war kaum je­ mand zufrieden mit der Hooverschen Gesetzgebung. Vor allem stellte sich her­ aus, daß das bereitgestellte Instrumentarium schon deshalb nicht ausreichte, weil es das chronische Problem der Überproduktion ausklammerte, die eine Sach­ verständigenkommission der U.S. Chamber of Commerce bereits 1927 als das größte Übel analysiert und gegen die sie vor allem mehr staatlich geförderte Diversifizierung anstelle von Protektionismus und Subventionen empfohlen hatte227. Im Gegenteil wurden die erheblichen Mittel aus dem Agricultural Marketing Act zum größten Teil zu Stützungskäufen verwendet228, die wegen des Fehlens jedweder Produktionskontrolle prompt zur Produktionsvermehrung reiz­ ten und damit den Preisverfall weiter beschleunigten, da die Mittel der Regie­ rung und der Grain Stabilization Corporation in keiner Weise zum Aufkauf der gesamten Überschußmengen ausreichten229. Als das Federal Farm B oard am Ende aufgab und den angesammelten Weizen auch noch zu Dumping-Prei160 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

sen wieder abstieß, war die Hooversche Agrarpolitik praktisch gescheitert. Un­ ter solchen Bedingungen mußten die der Profitlogik widersprechenden Maßhal­ teappelle des Präsidenten und seines Landwirtschaftsministers Arthur Hyde an die Produzenten ebenso fruchtlos bleiben wie die Empfehlung an die B aum­ woll- und Tabakhersteller, freiwillig Teile ihrer Ernte zu vernichten230. Die Forderung, die Hooversche Gesetzgebung noch durch Maßnahmen der Pro­ duktionskontrolle zu ergänzen und damit zu einem wirksamen Instrument zur Bekämpfung der Krise an der Wurzel zu machen, wie es später ansatzweise von Roosevelts Agricultural Adjustment Administration (AAA) realisiert wur­ de, erhob zu B eginn der 30er Jahre als einer der ersten interessanterweise der Republikanische Senator Arthur H. Vandenberg aus Michigan, der sonst für seine betont konservative Haltung bekannt war231. Die AFB F war ihrerseits mit der Hooverschen Gesetzgebung unzufrieden, weil ihr die indirekten Preis­ festsetzungs- und Marktregulierungsbefugnisse der Regierung zu weit gin­ gen232. Die Federation hatte aber immerhin ihr unbequeme Alternativen ver­ hindern und die Position ihrer Funktionäre institutionell dergestalt stärken können, daß auch die Roosevelt-Regierung später, selbst wenn sie das gewollt hätte, nicht an einer engen Zusammenarbeit mit ihnen vorbeigekommen wäre. Andererseits mobilisierte die gerade unter dem Eindruck der ab 1929 herein­ brechenden gesamtwirtschaftlichen Krise, akuter Geldknappheit und zuneh­ mender Subhastationen233 keineswegs ausreichende B erücksichtigung der Farmprobleme durch die Hooversche Politik das neben der Pressure Group der AFBF durchaus immer noch vorhandene Protestpotential der ländlichen B asis, besonders im Mittelwesten, in einer Weise, die weitergehende und wirksame politische Maßnahmen zur Beruhigung der Farmer dringend nahelegte. Es zeigte sich, daß die neuen Interessenorganisationen der 20er Jahre und die korporativen Kooperationsmechanismen zwischen Produzenten und Regierung dem Ausmaß einer so konkreten B edrohung wie der Weltwirtschaftskrise allein noch nicht gewachsen waren. Die Farmer griffen kurzfristig wieder auf die älte­ ren Protestpraktiken zurück, die in Zeiten guter Konjunktur oder eines wenig­ stens noch auskömmlichen „B argaining“ in der Washingtoner Lobby in den Hintergrund getreten waren. Und es waren keineswegs die sonst besonders kri­ sengefährdeten Weizenproduzenten, etwa in den ohnehin noch „radikaleren“ Dakotas, die bereits ab 1916 zeitweilige Proteste erhoben hatten, sondern vor allem die Farmer des Com B elt, die jetzt am stärksten unter der Krise lit­ ten234, und der nördlichen Milchwirtschaftsgebiete, die sich artikulierten. Star­ ke Gruppen der Farmers' Union mit dem Zentrum in Iowa und Ablegern vor allem in Minnesota, Wisconsin, Michigan und South Dakota organisierten sich unter der Führung von Milo Reno in einer wieder stärker an populistische Praktiken anknüpfenden, aber auch Bankiers, Geschäftsleute und Farm B ureau­ Mitglieder umfassenden B ewegung, der sie in Anlehnung an die Schließung der Banken (B ank Holiday) den sinnigen Namen: Farmers' Holiday Association (FHA) gaben. Sie riefen zum Streik der agrarischen Produzenten, d. h. zur 161 11 Puhle

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Einstellung der Lieferungen in die Städte auf und blockierten die Straßen, als Franklin D. Roosevelt zum Präsidenten gewählt wurde235.

5. Von der Krisenagitation zum New Deal a) Zum Stellenwert der Epoche Im Rahmen der hier verfolgten Fragestellung kommt den 30er Jahren und der Phase des New Deal in den USA besondere B edeutung zu. Erst in dieser Epoche erreichten die Ausweitung der staatlichen Funktionen und die Inter­ ventionen staatlicher Agenturen auf verschiedenen Ebenen in die bisher davon freien wirtschaftlichen und gesellschaftlichen B ereiche hinein nach langwierigen Vorarbeiten jenen Umfang, der es erlaubt, auch für die USA vom „Durch­ bruch“ eines stärker organisierten Kapitalismus und nicht nur von der Konzen­ tration und Verklammerung der privaten Wirtschaftssektoren untereinander und staatlicher Hilfestellung ohne nennenswertes Eigengewicht zu sprechen236. Die vor dieser Zeit unternommenen Interventionsansätze der Staatsmacht hätten diese Charakterisierung und Interpretation nicht gerechtfertigt: Maßnahmen der Preisstützung und Produktionskontrolle hatte es in Amerika im Rahmen des kolonialen britischen Merkantilismus schon seit der ersten Hälfte des 17. Jhts. gegeben; sie bezogen sich aber ebenso wie die Preisregulierungen der Revolutionszeit auf die Gegebenheiten einer vorindustriellen Agrarwirtschaft, waren von der Verwaltung in der Regel jeweils auf Verlangen und unter einem mehr oder weniger starken Druck der Produzenten dekretiert worden und hatten Funktion und Rolle der Staatsmacht nicht wesentlich verändert oder gar ausgeweitet237. Die Erinnerung an solche Praktiken staatlich sank­ tionierter „Regulierung“, die oft auch nur schwer von der Selbsthilfe zu tren­ nen war und eng mit ihr zusammenhing, war - was den Agrarsektor angeht - außerdem im Zeichen des Produktionsbooms und der wirtschaftsliberalen Orientierung im 19. Jht. und noch bis zu Anfang der 20er Jahre des 20. Jhts. weitgehend in den Hintergrund gedrängt worden. Die Hilfsmaßnahmen des Staates in der „Progressive Era“ waren in - wenn auch wichtigen und später folgenreichen - Ansätzen steckengeblieben und die Wirtschaftsorganisation des Ersten Weltkriegs war Episode geblieben238. Noch in den 20er Jahren hatten Kongreß und Regierung vornehmlich den Außenhandel gefördert und hatte das von B usiness-Kreisen gelenkte Federal Reserve B oard durch eine Politik des leichten Geldes und Kredits private Aus­ landsinvestitionen trotz der unbalancierten Welthandels- und -währungssitua­ tion gestützt, waren überzogene Profitansprüche der Produzenten und Kauf­ kraftschwächung durch technologische Arbeitslosigkeit ebenso in Kauf genom­ men worden wie die sich vor allem aufgrund der Überproduktion zuspitzende Agrardepression. Es hatte, mit einem Wort, die Kontrolle der Maßnahmen der 162 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Regierung durch die Wirtschaft eine auch nur versuchte Regulierung und Len­ kung der Wirtschaft durch die Regierung verhindert. Angesichts der Zusam­ menbrüche der Krise war die Wirtschaft jedoch hilflos und brachte nicht mehr die Kraft auf, die Mechanismen des Systems aus eigener Kraft zu stabilisieren und die um sich greifende kollektive Unsicherheit und Angst abzubauen. Die Umstellung von der expansiven Außenhandelspolitik auf eine stabilisierende Politik der inneren Reformen war dann, wenn auch erfolglos, bereits von Hoo­ ver mit der Gründung der Reconstruction Finance Corporation und des Federal Farm B oard eingeleitet worden. Es waren aber erst die Maßnahmen des New Deal zur Stützung der Banken und zur Konjunkturbelebung (NRA, AAA), die nach anfänglichem Zögern auf Verlangen der privaten Wirtschaftssektoren und nach dem Vorbild der kriegswirtschaftlichen Organisationen nicht nur die Hil­ festellung des Staates für und die enge institutionelle Kooperation mit Land­ wirtschaft und B usiness intensivierten, sondern vor allem auch die Tendenzen zu staatlicher Wirtschaftslenkung durch freiwillige Vereinbarungen mit den Produzenten und unfreiwilliges, pragmatisches Deficit Spending des Staates, antizyklische Fiskalpolitik und monetäre Kontrollen, oft genug nach einem höchst seltsamen Trial-and-Error-System, verstärkten239. In der ersten Phase des New Deal bis 1935 übernahm der Staat zunehmend die Verantwortung für die Konjunkturlenkung im Interesse der privaten Wirt­ schaftssektoren und setzte dabei auch den (von F. D. Roosevelt erstmals aus­ drücklich angemeldeten) nationalen Führungsanspruch der B undesregierung durch, der vor allem sichtbar wurde in der Zunahme der reorganisierten B üro­ kratie und des Haushaltsvolumens, einer Tendenz, die sich allmählich auch auf andere Verwaltungen, staatliche und kommunale, übertrug240. Die zweite Welle der New Deal-Gesetzgebung im Jahre 1935, Wagner Act, Social Secu­ rity Act, Public Utilities Holding Co. Act, B anking Act, wie schon 1934 die Gründung der Federal Housing Administration, brachten dann einen weiteren qualitativen Fortschritt auf dem Wege zum stärker organisierten Kapitalismus durch die vermehrte Organisation des Arbeitsmarktes und die verstärkte Kana­ lisierung sozialer Konflikte, den Einbezug des „sozialen“ Sektors in die Staats­ aufgaben und die erhebliche Zunahme der staatlichen Leistungs- und Garantie­ funktionen241. Für den hier thematisierten Zusammenhang ist aber auch noch ein anderer Aspekt des New Deal von Bedeutung. Die Wirtschaftskrise und die Politik des New Deal im vierten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts haben auch die politische Landschaft der Vereinigten Staaten von Amerika entscheidend verändert. Zwar bewies das politische System der USA im Gegensatz zum öko­ nomischen, das zunächst einfach zusammenbrach und auch später ohne den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kaum die Krisenfolgen hätte bewältigen kön­ nen, in der Krise und danach genügend Kraft, sich selbst zu regenerieren und mittels partieller und sektoraler Reformen wieder zu stabilisieren, ohne in die autoritären, faschistischen oder nationalsozialistischen Verformungen konti­ nentaleuropäischer Länder zu verfallen242. Auf der anderen Seite aber führten der Ruf der privaten Wirtschaftssektoren nach Staatshilfe und die damit in 163 11*

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Zielen und Mitteln keineswegs immer übereinstimmende und daher notwendi­ gerweise Konflikte auslösende größere B ereitschaft der Regierung zu - für amerikanische Verhältnisse theoretisch immer noch höchst unorthodoxer staatlicher Intervention in Wirtschaft und Gesellschaft zu einem veränderten Führungsstil der Exekutive in qualitativer wie quantitativer Hinsicht243 und zu Modifikationen der politischen Ideologien und Wahlkampfthemen, sowie vor allem auch zu einem dauerhaften Renversement der politischen Koalitionen. Diese gesamtpolitische Koalitionsumschichtung hat nicht nur den Stellenwert einzelner sozialer und organisierter politischer Gruppen für die konkreten ta­ gespolitischen EntScheidungsprozesse auf einzelstaatlicher wie nationaler Ebene verändert; sie hat sich auch nachhaltig auf den konkrete Veränderungen we­ sentlich träger registrierenden Bereich der politischen Kultur ausgewirkt. Eine ganze Reihe vormals traditioneller Parteiaffiliationen wurde lockerer, etwa die der Neger des Südens oder vieler „Progressives“ des Mittelwestens an die Republikanische Partei. Nach den etablierten hierarchischen Parteiappara­ ten (Machines) der großen Städte geriet nun auch das faktische Einparteiensy­ stem des Demokratischen „Solid South“ in die ersten Krisen. Die Roosevelt­ Koalition aus Liberalen und „Progressives“, organisierter Arbeiterschaft (La­ bor), Farmern und großen Teilen der städtischen Mittelklassen und traditio­ neller Demokraten244 veränderte aber nicht nur den Charakter der Demokra­ tischen Partei, sondern sie bedeutete auch das Ende des selbständig organisier­ ten, traditionellen agrarischen Populism, sowie des ländlichen wie städtischen Progressivism. Es ist einerseits kein Zufall, daß die zunehmende Wiederauf­ nahme alter populistischer und progressiver Forderungen und Programmpunkte seit dem Ende der 60er Jahre zum größten Teil innerhalb der Demokrati­ schen Partei vonstatten ging und fast immer zugleich anknüpfte an die Politik des New Deal245. Auf der anderen Seite bedarf aber auch der Umstand einer Erklärung, daß das Protestpotential der jüngsten Zeit, das hinter solchen For­ derungen steht, anders zusammengesetzt ist als noch in den 20er und zu Beginn der 30er Jahre und daß es allem Anschein nach auch insgesamt schwächer ge­ worden ist, jedenfalls bislang nicht in dem Maße wie die Populists und ländli­ chen Progressives älteren Datums imstande gewesen ist, die eigenen Forderun­ gen nach und nach wenigstens teilweise den beiden großen Parteien, Demokra­ ten und Republikanern, aufzuzwingen246. Auf der Suche nach einer Erklärung ist gerade die Analyse des landwirt­ schaftlichen Sektors besonders aufschlußreich: 1. Die endgültige Zähmung der seit der Reconstruction die ländliche Szene­ rie relativ kontinuierlich beherrschenden populistischen Protestbewegungen ist neben der koalitions- und parteipolitischen Umschichtung, der Anerkennung der großen Gewerkschaften als ernsthafter politischer Koalitions- und Verhandlungs­ partner und der ersten Grundlegung der Sozialgesetzgebung eine der wichtigsten nachwirkenden strukturellen Veränderungen durch die Politik des New Deal gewesen247. Aus der Tatsache, daß sich vor 1933 vor allem die Farmer des Mittelwestens und Südens, zeitweise auch die des pazifischen Nordwestens, 164 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

durchgängig an den verschiedensten radikalen Protestbewegungen gegen die Politik der Regierungen und des Big Business beteiligt haben, sie aber in dieser Funktion seit Ende der 30er Jahre nicht mehr in Erscheinung getreten sind, vielmehr heute agrarischer Protest, etwa der schwarzen Sharecroppers des Sü­ dens oder der mexico-amerikanischen Chicanos und Farmarbeiter, nicht mehr als solcher, sondern fast nur noch vermittelt, etwa durch die Bürgerrechtsbewe­ gung und andere spezifische Deklassierten-„Issues“, sichtbar wird248, läßt sich die Vermutung ableiten, daß es der Politik Franklin D. Roosevelts gelungen ist, für den Agrarsektor ähnliche Mechanismen der Integration und B esänfti­ gung zu entwickeln wie für „B ig Labor“249. Diese Vermutung soll hier über­ prüft werden zusammen mit der Frage danach, mit welchen Mitteln, zu wessen Nutzen und auf wessen Kosten der zur Debatte stehende Wandel bewerkstelligt wurde. 2. Es läßt sich gerade auch an einer Analyse des agrarischen Sektors, dessen demokratisch-partizipatorischer Radikalismus in den USA sehr viel deutlicher ausgeprägt war als der der organisierten Arbeiterschaft, und vor allem an der Politik der großen politischen Agrarbewegungen besonders deutlich machen, in welchem Maße womöglich bei den Angehörigen des Wirtschaftszweiges selber die Bereitschaft zur Integration ins politische und ökonomische System und zur Kooperation mit der Regierung schon vorhanden war, also nur noch kanalisiert werden mußte. 3. Die Mechanismen der staatlichen Intervention für den Agrarsektor sind ohne Zweifel am längsten vorbedacht und debattiert und am umfassendsten konzipiert und später durchgesetzt worden, wie sie auch bewußt von den Far­ mern selber akzeptiert wurden, so daß sich gerade für diesen B ereich die Un­ tersuchung der Diskussion um das Verhältnis von staatlichen Eingriffen zu freien Unternehmerentscheidungen, von Marktmechanismen zu Planungsinstru­ menten lohnt, zumal - wie bereits erörtert - der Gegensatz und die Dialektik von „agrarischer Demokratie“ und der Forderung nach „mehr Organisation“ sich auf dem wirtschaftlich gegenüber der Industrie an Gewicht verlierenden Agrarsektor besonders deutlich zuspitzten. b) Reaktionen auf die Wirtschaftskrie: Protest und die Anfänge der Agricultural Adjustment Administration Die Wirtschaftskrise zu B eginn der 30er Jahre stimulierte zunächst noch einmal für kurze Zeit das radikale Erbe populistischer Rhetorik und direkter Aktion unter Amerikas Farmern: Den Anstoß dazu hatte u.a. das Auseinan­ derbrechen des im Mai 1925 gegründeten Com B elt Committee im Streit über die Politik des Hooverschen Federal Farm B oard 1931 gegeben250. Die Mehr­ zahl der Farm B ureau-Funktionäre und andere gemäßigtere Gruppen hielten zwar auch die Maßnahmen des Farm Board für unzureichend, lehnten aber ge­ waltsame direkte Aktionen vorerst ebenso ab wie allzu intensive Staatsinter165 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

vention. Unter ihnen befand sich auch Henry A. Wallace, der Herausgeber von „Wallaces' Farmer“ und spätere Landwirtschaftsminister der Roosevelt­ Regierung, der noch Ende 1933 das Schreckgespenst einer „All Public Utility Regulation“ der Landwirtschaft beschwor und zumindest den Grundsatz des „Rugged Individualism“ einer verklärten Vergangenheit nicht ganz aufgeben wollte251. Die radikaleren und politisch beweglicheren Gruppen der Farmers' Union (FU)252 und der neugegründeten Farmers' Holiday Association (FHA) gingen dagegen bereits im Sommer 1932 zur Aktion über253. Die von Milo Reno254 nach dramatischem Vorspiel255 zwischen Juli 1932 und Herbst 1933 organisierten und vor allem gegen den Zwischenhandel ge­ richteten Farmstreiks256 dürfen jedoch nicht überschätzt werden. Sie hatten weder eine Auswirkung auf die extrem niedrigen Produktenpreise257, noch kamen sie wesentlich über ein eng umgrenztes Gebiet - das westliche Iowa und die Grenzgebiete zu South Dakota und Nebraska258 - hinaus. Trotz eines beeindruckenden Massenanhangs259, starker Solidarität an der B asis, die an die Tage der Populist Revolt erinnerte260, und vereinzelter gewalttätiger Eskala­ tionen, die sich durchaus in Übereinstimmung mit den vorrevolutionären und durch die Revolution sanktionierten Traditionen gewaltsamer Selbsthilfe be­ fanden261, konnten sie, abgesehen von punktuellen Erleichterungen und Mora­ torien262, nicht einmal den Gouverneuren der mittelwestlichen Staaten die For­ derung der FHA nach einem Embargo des grenzüberschreitenden Handels auf­ zwingen263. Dabei spielten nicht zuletzt auch die Rivalitäten und Abgren­ zungsversuche der auf zahlreiche kleine Gruppen verteilten politischen Erben des Populism und des ländlichen Progressivism im Mittelwcsten eine entschei­ dende Rolle. Es standen nebeneinander: die Non Partisan League in North Dakota (Frazier, Lemke, Langer); LaFollette-Progressives in Wisconsin; Olsons Farmer-Labor-Gruppe in Minnesota und weitere Farmer-Labor-Parteien in Iowa und South Dakota264. Auch die weitergehenden Forderungen der FHA nach einem nationalen Mo­ ratorium für Zwangsversteigerungen, Nationalisierung der B anken und einer drastischen „Soak the Rich“-Einkommensteuer blieben vorerst folgenlos265. Die Hauptprogrammpunkte der revoltierenden Farmer: Umschuldung durch umfassende Inflationspolitik und von der Regierung garantierte Festpreise für landwirtschaftliche Produkte nach dem Schema: „cost of production plus a reasonable profit“ trugen allerdings, obwohl sie keineswegs im Sinne der FU und der FHA realisiert wurden266, wesentlich bei zur Ausarbeitung der neuen Rooseveltschen Agrar- und Währungspolitik, wie auch die direkte Agitation der Com B elt-Farmer durchaus Anteil hatte sowohl an der erstaunlichen Wahl­ niederlage Hoovers im traditionell überwiegend Republikanischen Mittelwe­ sten207 als auch an der Schnelligkeit und Direktheit der nach dem Regierungs­ wechsel eingeleiteten Hilfsmaßnahmen für den Agrarsektor. Andererseits ge­ lang es aber der neuen Regierung, den protestierenden Farmorganisationen in kurzer Zeit die „Schau zu stehlen“: Milo Reno sagte den für Mai 1933 geplan­ ten Streik nach Inkrafttreten des ersten Agricultural Adjustment Act auf B itten 166 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

des Präsidenten und nach der Intervention Olsons ab. Der Versuch einer Wie­ deraufnahme im Herbst scheiterte vor allem am Desinteresse vieler Farmer, die inzwischen bereits Ausgleichszahlungen von der Regierung erhielten2*8. Wäh­ rend einige Führer der Farmers' Union (z. B. A. W. Ricker, M. W. Thatcher) wie auch der Anführer der verbündeten Organisation in Missouri, Hirth, be­ reits Propaganda für die neue Agricultural Adjustment Administration mach­ ten, verlor der von der Vormacht der AFB F auf der Washingtoner Agrarkon­ ferenz im Frühjahr 1933 und von dem neuen Regierungsprogramm ohnehin enttäuschte Reno vollends die Kontrolle über die FHA, der die Leute buch­ stäblich wegliefen269. Demgegenüber wuchs das überwiegend zustimmende Interesse der Farmer am Programm der Regierung und ihre B ereitschaft zur Mitarbeit unter den neuen institutionellen B edingungen270. Obwohl zahlreiche kleinere Farmorganisationen des Mittelwestens später im Lager der Anti-New Deal-Opposition noch einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten, war die „Com B elt Rebellion“, was ihre politischen Folgen angeht, schon im Herbst 1933 zu Ende. Vor allem setzte die Regierung ihr eigenes pragmatisches Kom­ promißkonzept zur Linderung der Agrarkrise durch: Statt der dogmatischen und in den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen unübersehbaren Inflationspläne der FU und FHA, die gleichzeitig die Abwer­ tung des Golddollars, Wiederherstellung der Doppelwährung und Umschuldung der Hypothekenschulden durch neu ausgegebene „Greenbacks“, also praktisch Streichung eines großen Teils der Schulden, vorsahen271 und die zeitweilig von bis zu 36 Senatoren aus allen Parteien, aber überwiegend aus dem agrarischen Mittelwesten und Süden, unterstützt wurden (unter ihnen Frazier, LaFollette, Huey Long, Norbeck, Nye, Shipstead, Wheeler, McAdoo, Norris, Thomas, Capper und Smith)272, wurde Ende April 1933 lediglich ein „gebremstes“ Inflationsprogramm verabschiedet, das unter dem B eifall nicht nur mancher traditioneller Populisten und Silverites, sondern auch des Hauses Morgan zwar grundsätzlich den Goldstandard aufgab, aber alle wichtigen Entscheidungen ins Ermessen der Regierung stellte und den Außenhandel einbezog273. Statt der rigiden, stärker staatsinterventionistischen „Cost of Production“Rechnung der FU wurde dem neuen Agrarprogramm neben einigen Elementen der alten Mc-Nary-Haugen-Vorschläge im wesentlichen das Domestic Allot­ ment-Saiema. zugrunde gelegt, das bereits in den letzten Jahren des Farm Board stärker diskutiert worden, aber im Kongreß gescheitert war274, und zu dem sich außer der Mehrheit seines primär agrarpolitisch orientierten „B rains Trust“275 auch Roosevelt selber schon im Wahlkampf vorsichtig bekannt hatte276. Die Politik der ersten Agricultural Adjustment Administration in der ersten Phase des New Deal, wie sie seit dem Frühjahr 1933 unter intensiver Mitarbeit und Konsultation der großen Agrarverbände, vor allem der AFB F277, in einem B ündel von Gesetzen formuliert und durch eine Fülle neuer Institutio­ nen, die den Interventionsspielraum der B undesregierung erheblich verbreiter­ ten, durchgesetzt wurde278, kombinierte neuerliche Kreditverbesserungen und 167 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Schuldenerleichterungen279 im Rahmen der gebremsten Inflationspolitik mit Zollabsicherungen, freiwilligen, aber unwiderstehlich attraktiven Produktions­ kontrollen und Marktabsprachen zum Zweck der Preisstabilisierung und Regu­ lierung des Angebots, dem eigentlichen Domestic Allotment-Plan280, verbun­ den mit einer Weiterverarbeitungssteuer. Das erklärte Ziel war die Wiederher­ stellung der Kaufkraft des agrarischen Sektors im Sinne der „Parität“, wie sie die AFBF und die McNary-Haugen-Bewegung schon seit fast zehn Jahren ge­ fordert hatten281. Hatten noch Mitte 1932 die Farm B ureaus am McNary­ Haugen-Plan festgehalten, die Grange am Export-Debenture-Plan, die Far­ mers' Union am Cost-of-Production-Schema und hatte das von M. L. Wilson in seine endgültige Form gebrachte Domestic Allotment-Schema vor den Wah­ len vom Herbst 1932 unter den Farmerorganisationen nur sehr wenige Anhän­ ger gehabt, so hatte sich das bereits zu ändern begonnen, nachdem die Wahl entschieden war und die agrarpolitischen Präferenzen Roosevelts deutlicher ge­ worden waren. Die Grange und die AFB F akzeptierten bereits im Dezember 1932 den Domestic Allotment-Plan282, sehr im Gegensatz zur Farmers' Union und zu den Organisationen der weiterverarbeitenden Nahrungsmittelindu­ strie283. Auch die Mehrheit der Washingtoner Agrarbürokraten und Planer stellte sich nach dem Zusammenbruch des Farm B oard auf den Boden von Wil­ sons Planungskonzept, von dem der Autor beteuerte, daß es nicht in erster Linie der Einkommenssteigerung der Farmer dienen sollte, sondern „national planning, with the people participating and growing in understanding on a grand scale“284. Das dominierende Charakteristikum der neuen reformierten Agrarverwal­ tung, die im Gegensatz zum Hooverschen Farm Board voll ins USDA integriert war und damit besser koordiniert werden konnte285, waren die großen Frei­ räume für die Selbstverwaltung der interessierten Produzenten, die sich auch sofort daran machten, diese Räume auszufüllen. Der AFB F-Vorsitzende O'Neal erklärte in einer Radioansprache am 10. März 1934: „What a challenge and an opportunity this is to us in the Farm B ureau. Our Farm B ureau Lead­ ers should take the lead in organizing and coordinating these production control committees and associations. . . . The Farm B ureau is ideally fitted for this task, because of its fundamental set-up to speak for all farmers, and its long experience of close Cooperation with the Agricultural Extension Service, the Land Grant Colleges and the Agricultural Experiment Stations.“286 c) Agrarpolitik für organisierte Interessenten Die großen Farmerorganisationen konnten in den 30er Jahren nicht nur ein Maximum ihrer bisherigen Forderungen durchsetzen. Es gelang ihnen auch, sich in der engen Zusammenarbeit der neugeschaffenen Regierungsagenturen und des USDA mit den Organisationen der „sachverständigen“ Interessenten im Lande quasi institutionellen Einfluß auf konkrete Einzelentscheidungen zu si168 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ehern und zu bewahren, wobei sich, dank der guten lokalen und regionalen Organisation der Farm B ureaus und der engen Kopplung der AAA und ihrer Finanzmittel an den von jenen wahrgenommenen Extension Service, vor allem die AFB F durchsetzte287. Daran änderte auch die juristische Umstellung der AAA nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs vom Januar 1936 nichts, das die Weiterverarbeitungssteuer und damit eine zentrale technische Grundlage der AAA für verfassungswidrig erklärt hatte288. Im Gegenteil verstärkten die neuerliche B etonung der „Soil Conservation“ (seit langen eine Domäne der AFBF!) neben der intensivierten Reclamation- und Landumverteilungspoli­ tik289 und der Einbezug der von Staat und Produzenten gemeinsam vorge­ nommenen Überschußregulierung nach Henry Wallaces „Workable Ever Nor­ mal Granary“-Plan in den zweiten Agricultural Adjustment Act von 1938 die Position der etablierten Interessenten noch zusätzlich290. Während die von der Regierung ähnlich wie im Falle der TVA291 besonders betonten, dem 19. Jahrhundert verpflichteten Intentionen des Agrarprogramms zur Förderung partizipatorischer „ökonomischer Demokratie“292 im wesentlichen akklamative Ornamente blieben - denn von welchem Produzenten kann schon erwartet werden, daß er gegen höhere Preise und Profite stimmt? -293, funktionierte die konkrete Interessenwahrung außerordentlich gut. Die Farmorganisationen arbeiteten auch mit an Cordeil Hulls Handelsver­ tragsprogramm zu Erschließung neuer Märkte294, sie profitierten von der vom Staat getragenen Elektrifizierung ländlicher Gebiete295 ebenso wie von den Verwertungskampagnen der neuen Wohlfahrtsorganisationen (ζ. Β. der Schul­ speisung)296 und der Einschränkung der Güterspekulation297, und sie setzten durchweg ihre nach 1938 jeweils einzeln zu bewilligenden Parity Payments Appropriations im Kongreß durch, im weniger agrarfreundlichen Repräsen­ tantenhaus ζ. Τ. in weitreichenden Kompromißgeschäften mit den Gewerkschaf­ ten und städtischen Abgeordneten298. Soweit sie untereinander einig waren, richteten sich die größeren Agrarorganisationen im neuen System einer hoch­ subventionierten und mit Staatshilfe korporativ organisierten Agrarpolitik ein. Die von einigen Unermüdlichen, denselben wie 1933, Anfang 1939 erneut im Senat eingebrachte inflationäre „Cost of Production“-Vorlage (Frazier-Lemke­ Bill), die im Ausschuß begraben wurde, fand nicht einmal mehr die Unter­ stützung der Farmers' Union299. Wenn die Gruppen sich nicht einig waren, setzte sich in der Regel im Kongreß die „gemäßigte“ und nach 1936 immer mehr auf B ewahrung des günstigen Status quo gerichtete Strategie der AFB F sogar dann durch, wenn die FU mit den Gewerkschaften und der Regierung im B unde war. B esonders konnte die Federation gegen alle anderen ihre libe­ ral-kapitalistische Vorstellung von den engen Grenzen sozialpolitischer Förde­ rungs- und Reformmaßnahmen im Rahmen der Agrarpolitik behaupten. Die linke, „kollektivistische“ Fraktion der Washingtoner Agrarbürokratie konnte im Mai 1935 mühsam die Einrichtung der Resettlement Administration durchsetzen. Diese Agentur sollte mit sehr bescheidenen Mitteln die strukturell bedingte Notlage der Pächter und Landarbeiter aufbessern, die in dem umfang169 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

reichen Subventionsprogramm des New Deal für Großproduzenten und renta­ bel wirtschaftende Familienbetriebe keine B erücksichtigung gefunden hatte. Sie scheiterte jedoch am Widerstand des Kongresses300. Die 1934 in Arkansas gegründete Southern Tenant Farmers' Union (STFU), die trotz mancher „sozialistischer" Ornamente fest in der Tradition des südli­ chen Populismus, der Industrial Workers of the World („Wobblies"), der Agricultural Workers' Industrial Union (AWIU) von 1917 und wohl auch des Social Gospel stand301, hatte zwar erreicht, daß vom USDA eine Untersu­ chung der Lage der Pächter und Landarbeiter im Süden angeordnet wurde; deren Durchführung wurde aber verschleppt. Der Myers-Report, der die Vor­ würfe der STFU gegen Regierung und AAA bestätigte, wurde innerhalb des Landwirtschaftsministeriums auf skandalöse Weise unterdrückt und geheimge­ halten302. Eine Reihe prominenter linker Agrarbürokraten fiel im Streit um die Arbeitsverhältnisse der Kleinpächter in B aumwollplantagen auf Druck der Produzentenverbände und der südlichen Handelskammern Anfang Februar 1935 einer großen, propagandistisch ausgeschlachteten Säuberung im Ministe­ rium zum Opfer303, und der stellvertretende Minister Rexford Tugwell, dem die Kritiker unterstellten, daß er „den Klassenkonflikt schüre", trat ein Jahr später resignierend zurück304. Diese beiden Ereignisse machten die Grenzen sozialpolitischer Reformen im Kräftefeld zwischen USDA, den zuständigen Kongreßausschüssen und der Farm-Lobby deutlich. Die großen Produzenten, Weiterverarbeiter und Zwischenhändler hatten sich durchgesetzt. Während Tug­ well gegen „halbe Maßnahmen" protestiert und von einer auf die Koalition von Farmern und Arbeitern gegründeten neuen „progressiven" Partei geträumt hatte305, baute sein Nachfolger M. L. Wilson auf die Allianz der für den Markt produzierenden Farmer des Südens und Mittelwestens und die Zusam­ menarbeit mit der AFB F sowie auch den städtischen Handelssektoren des Nord­ ostens, und Minister Henry Wallace betonte nochmals dezidiert, das Ministe­ rium sei nicht dazu da, „das unerwünschte soziale System des Südens zu verän­ dern"306. Die am Rande des Existenzminimums lebenden kleinen B esitzer und Pächter - vor allem im Süden - und die Landarbeiter307 blieben auch wei­ terhin die „Stiefkinder des New Deal"308. Den Landarbeitern blieb trotz mancher Organisationsversuche in den 30er und 40er Jahren, die immer wieder von den organisierten B etriebseigentümern zerschlagen wurden309, bis zur Durchsetzung von Cesar Chavez' United Farm Workers in California und im Südwesten Ende der 60er Jahre sogar die Ausübung des Koalitionsrechts ver­ sagt. Als Tarifpartner anerkannt sind die Landarbeitergewerkschaften selbst heute noch nicht in allen Staaten der USA310. Der Bericht des nach den Wahlen von 1936 vom Präsidenten in B esorgnis um die „rapide Zunahme der Pächter in den letzten 50 Jahren“ und die „wachsen­ de Unsicherheit vieler Klassen von Farmpächtern“311 eingesetzten Untersu­ chungsausschusses zum landwirtschaftlichen Pachtwesen blieb zwar im ganzen ein relativ ratloses Konglomerat zahlreicher Einzelpunkte312, inspirierte aber immerhin Regierung und Kongreß vorübergehend zu der einzigen größeren 170 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

sozialpolitischen Vorlage für den Agrarsektor: dem Bankhead-Jones Farm Ten­ ancy Act von 1937 und der Errichtung der Farm Security Administration (FSA)313. Der Erfolg dieser Agentur blieb allerdings begrenzt, denn die FSA hatte nicht die Mittel, das ihr gestellte Problem der Armut auf dem Lande wirk­ lich umfassend anzugehen314. Die angestrebten Mindestlöhne für Landarbeiter ließen sich auf der vorgesehenen freiwilligen B asis vielfach ebensowenig durch­ setzen wie die Intention, neues Kleineigentum für Pächter, Croppers und Arbei­ ter zu schaffen. Das - übrigens erste - öffentliche Wohnungsbauprogramm zur Ansiedlung von Wanderarbeitern blieb in Ansätzen stecken und die Bestimmun­ gen des Gesetzes kamen im Endeffekt vor allem der Erhaltung der schon beste­ henden Familienbetriebe, namentlich der größten unter ihnen, zugute315. Zum anderen gelang es der AFB F, die die Regierungspolitik seit 1937 zunehmend kritisierte und deren sozialpolitische Projekte für den Agrarsektor von Anfang an bekämpft hatte, die FSA gegen den Widerstand der FU und zeitweise auch des CIO allmählich zu zerschlagen. Ihre engsten Verbündeten waren dabei vor allem die ohnehin schon sehr einflußreichen Kongreßmitglieder aus den Süd­ staaten, deren B edeutung aufgrund des großen Interesses des Präsidenten an der Entwicklung der südstaatlichen Wirtschaft noch zusätzlich zugenommen hatte316, und die die ganze AAA gemeinhin nur als ein Unternehmen zur Stabi­ lisierung der Baumwollpreise gelten lassen wollten317. Im Schutz der Notwendigkeit zu neuer kriegswirtschaftlicher Kooperation und entsprechender Prosperität erfolgte 1941 die erste Attacke auf die FSA, eng verbunden mit dem 1946 schließlich erfolgreichen Generalangriff der Mehr­ heit der Farm Lobby auf das Bureau of Agricultural Economics (BAE, gegrün­ det 1922) im USDA, das als Sitz der verhaßten Planer im Ministerium galt. Durch den Farm Labor Supply Act 1944 wurden erhebliche Kompetenzen der FSA auf die Agenturen des Extension Service, also die Farm Bureaus, übertra­ gen. Die Errichtung der dann bis in die 70er Jahre weiter ausgebauten Far­ mers' Home Administration318 im Jahre 1946 bedeutete eine endgültige Um­ funktionierung der ursprünglichen Intentionen der Regierung im Sinne der grö­ ßeren kommerziellen Interessenten der AFB F und gleichzeitig das Ende der FSA319. Die Rooseveltsche Agrarpolitik der 30er Jahre fügt sich somit unabhängig von den Absichten der beteiligten Initiatoren im Ergebnis durchaus ein in die Kontinuitätslinie des seit der Zeit des Progressivism und besonders seit Ende der 20er Jahre intensivierten staatlichen Agrarsubventionismus für die selb­ ständigen Unternehmer ohne wesentliche strukturelle Reformen zugunsten der unselbständigen. Der Staat stützte die organisierten Farmer in der Krise, stärkte aber gleichzeitig durch Einräumung von institutionell abgesicherten und verbrieften finanziellen Ansprüchen320 ihre Selbständigkeit in einer Weise, daß sie in besseren Zeiten in den Stand gesetzt wurden, die Regierung wirksam an weitergehenden Reformmaßnahmen zu hindern und immer mehr in die Rolle einer bloßen Mittel-Verteilungsstelle zu drängen. Der Staatsinterventionismus nahm zwar quantitativ zu, die B estimmung der Richtung lag aber weiterhin 171 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

eindeutig bei den stärksten organisierten privaten Interessenten. Im Lichte sei­ ner Agrarpolitik war der New Deal weder revolutionär noch sonderlich refor­ mistisch321, sondern stellte - auch der zeitweilig in Washington tonangeben­ den B randeisschen Philosophie von der erstrebenswerten Rückkehr zum freien Wettbewerb kleinbetrieblicher Einheiten, die auch von manchen Wilsonians ge­ teilt wurde, zum Trotz322 - lediglich eine erhebliche B eschleunigungsphase der schon vorher tendenziell dominanten Entwicklung zum stärker organisierten und integrierten Kapitalismus dar323. Die politischen Erben des früheren agrarischen Populismus waren dabei im Verlauf des Renversement des Coalitions in den 30er Jahren in ihrer Mehrheit und unter der Führung ihrer etablierten Großverbände aus einer Position des Protestes links von der Mitte in eine Position der Status quo-Bewahrung rechts von der Mitte gewandert, aus der traditionellen Opposition der Populists ge­ gen private und staatliche Organisation der nichtagrarischen Sektoren durch eine Phase des Arrangements mit der Regierung und der eigenen quasi-korpora­ tiven und öffentlichen Organisation in eine Allianz mit den anderen organisier­ ten Wirtschaftssektoren gegen die sozialreformerischen Pläne der Regierung. Die Gewerkschaften, früher die einzigen potentiellen Koalitionspartner der Populists, waren Ende der 30er Jahre eine der wichtigsten Stützen der Regie­ rung geworden und Business, früher der Hauptgegner der aufbegehrenden Far­ merorganisationen, war in einem langen Umschichtungsprozeß zwischen 1920 und 1940 zu ihrem willkommenen Verbündeten geworden.

6. Der Niedergang der agrarischen Protestbewegungen in den 30er Jahren Die 30er Jahre brachten gleichzeitig den endgültigen Niedergang der agrari­ schen Protestbewegungen in Amerika. In dem Maße, in dem sich die schon seit 1920 eingeleitete Tendenz zur konkreten Pressure Group-Politik für den Agrarsektor verfestigte und die starke AFB F ab 1933 zunächst die Regierungs­ politik unterstützte, bis 1936 ausdrücklich und ohne große Vorbehalte, von 1937 bis 1941 zurückhaltender und in Einzelfragen kritischer, und ab 1941, allerdings gebremst durch den Zwang zur kriegswirtschaftlichen Kooperation, stärker mit dem konservativen Lager im Kongreß zusammenarbeitete, das sich seit 1937 formiert hatte324, in demselben Maße verloren die Ideale „agrari­ scher Demokratie“ an Substanz und die selbständig und in Opposition zur Rooseveltschen Politik organisierten spätpopulistischen Protestbewegungen an Attraktion. Die Zustimmung der großen Mehrheit der Farmer zu den Maßnah­ men der Regierung und ihre Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage kommt auch sehr deutlich in den Ergebnissen der frühen Meinungsumfragen nach 1937 zum Ausdruck: Nur 12 % der befragten Farmer waren Ende November 1937 der Ansicht, daß sie im Rahmen der New Deal-Programme für die Landwirt172 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

sdiaft zu wenig Geld bekommen hätten; 44 % meinten sogar, es sei zu viel ge­ wesen. Kontinuierlich äußerten sich über zwei Drittel von ihnen befriedigt über das Regierungsprogramm für den Agrarsektor, am größten war die Zustim­ mung bei den Sharecroppers und den Pächtern. Im Zweiten Weltkrieg, der nicht nur die Agrarpreise hochtrieb, sondern auch der Mehrheit der Farmer das subjektive Gefühl gab, endlich „angemessene“ Preise zu bekommen, trat aber gleichzeitig in deren Erwartungen das alte Nebeneinander von Selbsthilfe und staatlicher Regulierung wieder deutlich zutage. Ende März 1942 war fast die Hälfte der befragten Farmer der Ansicht, daß die Zahlungen der Regierung nach dem Ende des Krieges aufhören sollten (46 % gegenüber einem nationa­ len Durchschnitt von 43 % ) . Gleichzeitig war es einem fast ebenso hohen Anteil (42,9 %) aber selbstverständlich, sich mit Problemen und Beschwerden zuerst an die nächste Regierungsagentur zu wenden und nicht an die Farmerorganisatio­ nen (nur 22,8 %), denen ohnehin im nationalen Durchschnitt insgesamt nur etwa 30 % aller Farmer angehörten, davon über die Hälfte den Farm Bureaus325. Die agrarischen Protestbewegungen, die in der Krise zu Anfang der 30er Jahre und kurz danach noch einmal die Aufmerksamkeit der Nation auf sich gezogen hatten, waren, als die neuen Integrationsmechanismen funktionierten und die Hilfsprogramme der Regierung ihre Wirkung zeigten, trotz versuch­ ter Allianzen mit anderen, zu schwachen Protestgruppen zum Scheitern verur­ teilt. Ohne die Unterstützung der jetzt besänftigten „normalen“ Familienbe­ trieb-Farmer im Mittelwesten und Süden war wirksamer populistischer Protest unmöglich326. Die Gruppen, die ihn dennoch versuchten, waren - abgesehen von dem auf B etreiben der konservativen American Liberty League 1935 inspirierten Farmers' Independent Council of America, das die AAA vom Standpunkt des privatkapitalistischen „Rugged Individualism“ her kritisierte und daher unzeitgemäß und kurzlebig blieb327 - entweder, wie die meisten mittelwestlichen Organisationen, Relikte älterer populistischer und „progressi­ ver“ Traditionen oder, wie ζ. Τ. im Süden und äußersten Westen, Versuche neuer B ündnisse der Unterprivilegierten, die über den agrarischen Sektor hin­ ausreichten: Die diffusen „progressiven“ Gruppen der 30er Jahre blieben in der Regel auf die Staaten des Mittelwestens beschränkt und standen „links“ von der Politik des New Deal, waren durch die Erfahrung der Krise vielfach zu radikalen Kritikern des Systems geworden und sympathisierten teilweise und vorübergehend mit „sozialistischen“ Vorstellungen ebenso wie mit solchen, die man in einer sehr unklaren Terminologie „faschistisch“ nannte. a) Kommunistische Agitation In dieser Konstellation mußten auch die amerikanischen Kommunisten er­ folglos bleiben, obwohl sie sich gerade von der Agitation unter den rebellischen Farmern des Com Belt besonders viel versprochen hatten328. Schon in den 20er Jahren waren die konspirativen Praktiken der 3. Internationale und ihrer 173 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Agrarorganisation, der Krestintern, die noch starrem Polarisierungsdenken ver­ haftet war und B auernunruhen mit „Kulakenaufständen“ gleichgesetzt hatte, harmlos im Sande verlaufen. Die vorübergehende Gründung einer kommunisti­ schen „Zelle“ im USDA noch unter der Präsidentschaft von Coolidge und Hoo­ ver ist zwar später in der antikommunistischen Hysterie der Jahre nach 1945 maßlos überschätzt worden, war aber völlig unbedeutend329. Auch die seit der Wirtschaftskrise, schon fünf Jahre vor der berühmten Dimitrov-Rede, die die ideologische Neuorientierung in die Richtung der Volksfrontpolitik offiziell einleitete, von der amerikanischen Kommunistischen Partei versuchte Koali­ tions- und B ündnispolitik330 blieb folgenlos und ohne nennenswerte Resul­ tate. Sie brachte später lediglich dem Parteiführer Earl B rowder u. a. den Vor­ wurf des „Opportunismus“ und der Verkennung des „Klasseninhalt(s) der bürgerlichen Demokratie“ ein331. Die Partei hatte großen Anteil an der Ein­ berufung der Farmers' National Relief Conference vom Dezember 1932 und der Gründung des Farmers' National Committee for Action (FNCA), der kleinen United Farmers' League und der United Farmers' Protective Asso­ ciation (Pa.) sowie am Marsch auf Lincoln, Nebraska, im Februar 1933332. Sie blieb jedoch immer im Schatten anderer, nichtkommunistischer Gruppen, zunächst der FU und der FHA, später ab 1935 für kurze Zeit der Farmer­ Labor-Gruppierungen, und sie war schließlich 1936 wie die meisten dieser Gruppen im Schlepptau der New Dealer zu finden333. Die von ihr verbreite­ ten Programme standen stärker in der Tradition von Ignatius Donnelly als von Marx oder Lenin334. Der Versuch der amerikanischen Kommunisten, die sich in der Wirtschaftskrise punktuell ausbreitenden agrarischen Protestbewe­ gungen, die nicht von ihnen, sondern von anderen Kräften begonnen und orga­ nisiert worden waren, in die Kanäle der eigenen Politik zu lenken, mißlangen ebenso wie die Absicht, sich wenigstens wirksam an jene anzuhängen. Eine der zahlreichen Ursachen für dieses Scheitern ist sicherlich auch in dem Umstand zu sehen, daß es sich bei den Teilnehmern der von den Kommunisten mit initiier­ ten Protestbewegungen und kleinen B asisorganisationen im Mittelwesten kei­ neswegs um die ärmsten, verelendeten oder gar proletarisierten Farmer oder Pächter und um fast überhaupt keine Landarbeiter handelte, die überall schwer zu mobilisieren sind, sondern - ähnlich wie im Falle der „sozialisti­ schen“ Cooperative Commonwealth Federation im kanadischen Saskatchewan und der Social Credit Party in Alberta335 - im wesentlichen um im allge­ meinen gutsituierte, nur durch die Krise aktuell bedrohte, pragmatisch den­ kende Mittelbetriebsfarmer, die zwar schnell mit Protesten bei der Hand und auf den B einen waren, sich aber auch schnell wieder beruhigen ließen336. b) Das Ende des Farmers' Holiday Association Ein deutliches B eispiel für den Zerfall, die Fraktionierung und Zersplitte­ rung agrarischer Protestbewegungen angesichts der konsolidierenden Maßnah­ men des New Deal gibt die Entwicklung der Farmers' Holiday Association und 174 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

der Gruppen der Farmers' Union nach 1933. Besonders die FHA geriet nach dem erfolglosen Streikaufruf vom Herbst 1933 in einen verzweifelten und konzeptionslosen politischen Slalomlauf zwischen den vergleichsweise „linken“, „progressiven“, sozialistischen und kommunistischen Kräften des diffusen und instabilen Farmer-Labor-Lagers, dessen Anführer trotz aller Versuche zur Gründung einer neuen, dritten Partei in den Wahlen von 1936 am Ende Roo­ sevelt unterstützten, um einen Wahlsieg Landons zu verhindern337, auf der einen Seite und den eifernden und radikalen Opponenten mit altpopulistischen Patentrezepten auf der anderen, wie den Modern Seventy-Sixers338, Huey Long oder Father Coughlin, der sich offen zum „Faschismus“ bekannte339. Obwohl die Generalversammlungen der FHA 1934 und 1935 aufgrund der Attraktion der Gastredner Coughlin und Long noch bis zu 10 000 Besucher auf die B eine brachten340, nahm die Zahl der Mitglieder ebenso unübersehbar ab wie die der FU341. Gleichzeitig kam es zu Richtungskämpfen: Während der Vorsitzende von FU und FHA in Minnesota, John B osch, beide Gruppen ein­ deutiger auf den Kurs der Farmer-Labor-B ewegung um Floyd Olson brachte, der eine Zusammenarbeit mit „Faschisten“ und „Kommunisten“ ausschloß342, versuchte Reno, gleichzeitig mit den Farmer-Labor-Gruppen und den Kräften der sich bildenden Union Party um Coughlin, Townsend und Long zu koope­ rieren, mit der einfachen B egründung, daß man schließlich im Cost-of-Produc­ tion-Plan für die Landwirtschaft und im Mißtrauen gegen B anken und Trusts übereinstimme. Diese versuchte Allianz mußte jedoch auseinanderbrechen, als entgegen der erklärten Absicht der Farmer-Labor-Gruppen ein großer Teil der FU und Milo Reno die Kandidatur Lemkes für die Union Party bei den Präsi­ dentschaftswahlen von 1936 befürworteten. Ende 1935 kam es zum B ruch zwischen der FHA in Iowa und der Farmer-Labor-Party (FLP), und nach dem Tod Renos im Mai 1936 spaltete sich auch die FHA endgültig343. Was danach kam, war lediglich noch ein Epilog, wenn auch ein außerordentlich symptomatischer für die Situation dieser ehemals rebellischen Gruppen des Corn Belt: Auf der letzten Generalversammlung der FHA 1936 in Minneapo­ lis wurde neben den Rivalitäten, Fraktionierungen und programmatischen Unklarheiten auch noch einmal die traditionelle Doppeltendenz des agrarischen Protests in der populistischen Tradition Amerikas deutlich, die gleicherweise demagogische Rhetorik und subjektive bis sektiererische Gesinnungsethik wie auch die Suche nach konkreten Ansätzen für mögliche Reformen implizierte. Die eine Fraktion stellte sich hinter die phraseologischen Erklärungen der Union Party, die andere akzeptierte das Wahlprogramm der Farmer-Labor Party und empfahl gleichzeitig die Wiederwahl Roosevelts344. Als es dem neuen Vorsitzenden John B osch gelang, mit Hilfe eines neuen Abstimmungsverfah­ rens und einer erheblichen Anzahl kommunistischer Stimmen den Reformisten zur Mehrheit zu verhelfen, verließen die Anhänger Milo Renos aus Iowa, North Dakota, New Mexico, Wisconsin und Maryland und die B efürworter der Union Party die Versammlung345. B oschs weitere Aufrufe zur Einigkeit der kleinen Farmer und Pächter außerhalb der AFB F346 blieben vorerst 175 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ebenso erfolglos wie der interessante Versuch vom Sommer 1937, die Zusam­ menarbeit zwischen der FU, der neuen Landarbeitergewerkschaft UCAPAWA und dem CIO dauerhaft zu festigen*47. Die Chance eines politischen Neuan­ fangs bot sich der Farmers' Union erst wieder, als gegen Ende der 30er Jahre die AFBF zunehmend gegen die Regierung und die Politik der AAA zu polemi­ sieren und vor allem im Kongreß zu kämpfen begann und die FU sich im Rah­ men der traditionellen Pressure Group-Politik der Washingtoner Lobby zu deren Verteidiger aufschwingen konnte. Die Farmers' Holiday Association ver­ schwand. c) Farmer-Labor-Bewegungen Im Verlauf dieser B etrachtung mußte bereits mehrmals die Rede sein von anderen Gruppen, die in dem oppositionellen Koalitionskarrussell in den ameri­ kanischen Agrarstaaten der 30er Jahre eine Rolle spielten. Zu den wichtigsten unter ihnen gehören die zahlreichen, stark in der Tradition des ländlichen Progressivism stehenden Ansätze, politische Aktionseinheiten zwischen Far­ mern und Arbeitern herzustellen: die Farmer-Labor-B ewegungen. Ihre organi­ satorischen Zentren waren vor allem die alte Non Partisan League (NPL) in North Dakota, die in der Krise wieder an Einfluß gewonnen hatte, die aus der älteren NPL hervorgegangene Farmer-Labor-Party in Minnesota, die nach ver­ geblichen Anläufen zwischen 1930 und 1936 mit dem früheren „Wobbly“ Floyd Olson den Gouverneur stellte, und die Progressive Party in Wisconsin, der al­ ten Hochburg der LaFollettes. Die Versuche dieser und zahlreicher anderer Gruppen, die regionale Begrenzung zu überwinden und eine nationale „progres­ sive“ Partei ins Leben zu rufen, scheiterten aber an der schon traditionellen Uneinigkeit der progressiven „Primadonnen“348, und vor allem daran, daß die Rooseveltsche Politik einen großen Teil der alten Forderungen der Progres­ sives übernommen hatte und zu realisieren begann. Das von Alfred B ingham und Seiden Rodman herausgegebene linksliberale Intellektuellenblatt Common Sense, das bis 1936 die progressiven Sammlungs­ bewegungen gegen den als „kompromißlerisch“ angesehenen New Deal ebenso energisch unterstützt hatte wie die Forderungen nach mehr Staatsintervention zugunsten der Unterprivilegierten und nach der Aktionseinheit mit dem linken Flügel der Gewerkschaften349, betonte dann auch nach Roosevelts überwälti­ gendem Wahlsieg 1936350, daß es darauf ankäme, die New Dealer, besonders deren sozialreformerische Fraktion, in die neue Sammlungspolitik einzubezie­ hen und den New Deal auszubauen zu einer umfassenden Reform der Gesell­ schaft351. Das waren Ideen, denen der Präsident gelegentlich gar nicht so fern gestanden haben mag, wenn ihm die Entwürfe der linken Kritiker auch weit­ gehend irreal und unpraktikabel erscheinen mochten352. Die 1929 von John Dewey mitgegründete League for Independent Political Action (LIPA), die eng mit Milo Renos FHA zusammengearbeitet hatte, und 176 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

die 1933 aus ihr hervorgegangene Farmer Labor Political Federation (FLPF) mit Alfred B ingham als Generalsekretär blieben auf ihre Rolle als ideologische Holding Companies freischwebender antikapitalistischer Agitation be­ schränkt353. Selbst deren stärkste Gruppe, die in Minnesota regierende Far­ mer-Labor-Party, die einen Teil ihres gemäßigt sozialistischen Programms in praktische Politik umzusetzen begann354, vermochte, noch dazu ohne die Un­ terstützung der Gewerkschaften, gegen die integrative Attraktion der Roose­ veltschen Politik nichts auszurichten. Ebenso ging es der von ihr gestützten American Commonwealth Political Federation (ACPF), die im Juni 1935 in enger Zusammenarbeit mit Teilen der FHA, den „linken“ Progressives aus Wisconsin und einigen Gewerkschaften in scharfer Ablehnung gegen „Kommu­ nisten und Faschisten“ gegründet worden war355, einem gegen die „neue Phase des Kapitalismus“ gerichteten „Production-for-Use“-Programm anhing356 und von der Olson hoffte, daß sie sich zur Grundlage einer nationalen Farmer­ Labor-Bewegung machen ließe357. Die versuchte Gründung einer neuen Far­ mer-Labor-Partei im Jahre 1936 blieb aber in der Formulierung eines relativ gemäßigten Grundsatzprogramms stecken358. Auf die Aufstellung eines eige­ nen Präsidentschaftskandidaten wurde verzichtet, um die Wahl Roosevelts nidit zu gefährden, der seinerseits, wie schon 1932, die Unterstützung des Progressi­ ve National Committee akzeptierte359 und der Farmer Labor Party in Min­ nesota, den Progressives in Wisconsin und dem unabhängigen progressiven Se­ nator Norris in Nebraska360 ebenso Wahlhilfe angedeihen ließ wie der jenen ideologisch verwandten American Labor Party in New York361. Das Scheitern der Farmer-Labor-B ewegung auf nationaler Ebene, der ein Stimmenanteil zwischen 3,5 und 10 Mio. bei den Wahlen und wesentlich grö­ ßere Chancen für 1940 prophezeit worden waren362, lag allerdings nicht nur an der Anziehungskraft der Regierungspolitik und einer Verkettung unglück­ licher Umstände: dem frühen Tod Floyd Olsons, ihres einzigen charismatischen Führers von nationaler Statur363, und dem Tod Milo Renos sowie der ver­ stärkten Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Regierung seit 1935 und der Gründung der Union Party als einer diffusen Sammelpartei mit Unter­ stützung eines Teils der NPL in North Dakota und der FHA in Iowa. Die Tatsache, daß Farmer-Labor-B ewegungen auch nach 1936 nicht mehr an B oden gewannen und daß sich die Mehrzahl der organisierten Farmer gegen Ende der 30er Jahre zunehmend rechts von der Mitte sammelte364, deutet noch zusätz­ lich auf eine strukturelle Schwäche gerade dieser Gruppen hin: auf ihre Un­ fähigkeit, den Doppelcharakter des Farmers, der gleichzeitig kleiner Kapitalist und Handarbeiter ist, auch in ihrer Politik zu berücksichtigen, wie das ζ. Β. gerade Roosevelt tat. Sie trugen lediglich einseitig der interessengeleiteten Ak­ tionseinheit der F armer mit der Arbeiterschaft in der Krise Rechnung, ließen deren empirisch nachweisbare, ebenfalls interessengeleitete Neigung zur Allianz mit dem B usiness-Sektor und mit der Republikanischen Partei in besseren Zei­ ten zwecks Verteidigung des ökonomischen und sozialen Status quo aber unbe177 12 Puhle

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rücksichtigt395. Auf einige Aspekte dieses Tatbestands wird noch zurückzu­ kommen sein. Während die NPL in North Dakota durch die Auseinandersetzungen um die Amtsführung des Gouverneurs Langer366 und die B ereitschaft ihres bislang durchaus „progressiven“ Kongreßabgeordneten William Lemke, sich bei den Präsidentschaftswahlen von 1936 als „Father Coughlins Kandidat“ für die im Mittelwesten im Geruch des Kryptofaschismus stehende Union Party herzu­ geben367, zunehmend an Einfluß verlor, wurde die Progressive Party von Wisconsin, die seit 1934 die progressiven Republikaner, die in nationalen Ange­ legenheiten Roosevelt unterstützten, organisiert hatte und ihr Tätigkeitsfeld vor 1938 bewußt auf den Einzelstaat beschränkte, zunächst stärker368. Dabei konnten sich dank der Zurückhaltung der Demokratischen Partei und der wei­ ter gewährten Patronage der B undesregierung kurzfristig die B rüder LaFol­ lette369 gegen die linke Gruppe um den Abgeordneten Amlie, die stärker mit der Farmer-Labor-B ewegung und mit sozialstaatlichen Zielsetzungen sympathi­ sierte, durchsetzen370. Doch der B ruch der LaFollettes mit Roosevelt und in­ terne Korruptionsskandale brachten 1938 ein schnelles Ende: Robert LaFollette verlor die Gouverneurswahlen; der Versuch einer neuen Parteigründung, der National Progressives of America, schlug fehl371. Der organisierte mittelwest­ liche Progressivism hatte endgültig seine letzte B asis verloren372.

d) Sonderformen Auch andere spätpopulistische Erscheinungen blieben in den 30er Jahren ohne weiterreichende Folgen: so die Agrarromantik des folkloristisch anmuten­ den „Alfalfa B ill“ Murray, der 1930 mit einer „B read, B utter, B acon, and Beans-Platform“ Gouverneur von Oklahoma wurde373, die Commonwealth Federations in den Staaten Washington und Oregon, die dort nur für kurze Zeit die Demokratische Partei kontrollierten374, und Upton Sinclairs EPIC­ Bewegung in Kalifornien, die mit ihrem frühsozialistisch-utopischen „Produc­ tion-for-Use“-Programm zwar die Demokratische Nominierung gewann, aber die Gouverneurswahlen 1934 verlor375. Eine Sonderform des späten südstaat­ lichen Populismus stellt das Regime des charismatischen Gouverneurs (1928 bis 1932) und späteren Senators (1932-1935) Huey Long in Louisiana dar, der durch die Mobilisierung vor allem der ländlichen Mittel- und Unterschichten die Vormacht der aristokratischen Regulars innerhalb der Demokratischen Par­ tei Louisianas brechen376 und innerhalb kurzer Zeit in seinem Heimatstaat ein umfassendes autokratisches Regierungssystem als Entwicklungsdiktatur errichten konnte, ein wenig verspätet, aber, abgesehen von den undemokratischen und autoritären Methoden, durchaus im Sinne progressiver Ideen der Jahre vor 1920, die in Louisiana bislang noch Theorie geblieben waren377. Longs kurzes persönliches Regiment hat, gerade weil es ebenso wie der frühere Progressivism in anderen Staaten und auf nationaler Ebene, objektiven Erfordernissen der 178 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

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Entwicklung und der sozialen Reform in wichtigen Ansätzen Rechnung trug und darüber hinaus die neue Wählerkoalition zur Absicherung einer solchen Politik auch in sozialer Hinsicht und unter Einbezug der Neger fest zu etablie­ ren suchte378, die Politik Louisianas tiefgreifend und dauerhaft verändert. Der Einfluß Longs auf die nationale Politik darf jedoch trotz seiner Popularität und Anziehungskraft nicht überschätzt werden. Angesichts der unmittelbar sichtba­ ren Erfolge der Politik Roosevelts, den Long 1932 noch unterstützt hatte und erst ab 1933 in sehr emotionaler Weise bekämpfte, ist es trotz des weitgehend nur auf dem Papier bestehenden Massenanhangs für Longs radikal wirtschafts­ reformerisches, aber nicht immer durchdachtes „Share Our Wealth“-Pro­ gramm379 doch sehr fraglich, ob der Senator, wenn er nicht 1935 ermordet worden wäre und 1936 statt Lemke für eine dritte Partei kandidiert hätte, wesentlich erfolgreicher hätte sein können. Ganz sicher hätte auch ihn die Al­ lianz mit der antisemitischen und präfaschistischen National Union of Social Justice des Radiopriesters Coughlin und der Townsend-B ewegung die Stim­ men des Mittelwestens gekostet, dessen progressive Gruppen sich eindeutig für Roosevelt entschieden hatten. e) Präfaschismus in Amerika? Eine Rtihe der hier erwähnten Organisationen, Politiker und Propagandi­ sten sind von den Zeitgenossen oder in der späteren Literatur des öfteren als „Faschisten“ bezeichnet worden; andere wiederum haben den Terminus selbst mit negativer Akzentuierung verwandt. Selbst Roosevelts New Deal ist in der Tagespres« und in politischen Pamphleten von überzeugten Konservativen und Wirtschafßliberalen gelegentlich nicht nur als „Kommunismus“, sondern auch als „Faschsmus“ klassifiziert worden, wie ja auch führende deutsche National­ sozialisten lobende Worte für die amerikanische Reformpolitik fanden380. Aber abgesehen davon, daß der Gebrauch des Wortes „Faschismus“ in den USA der 30er ahre manchmal darauf schließen und genauer unterscheiden läßt, ob eine bestinmte Gruppe den New Deal von „links“ oder von „rechts“ kritisierte, ob er für hr Verständnis zu wenig reformierte oder bereits zu weit ging, haftet diesem Terminus in den politischen Diskussionen jener Zeit eine gewisse Belie­ bigkeit und Unklarheit an. Auch die erneute Verschiebung der Konnotationen im Zweitoi Weltkrieg, die damit verbundene Zurückdrängung des B egriffs in den inneipolitischen Kontroversen und die Propagierung eines deutlichen Freund-Fönd-Schemas: Demokratie vs. Faschismus machten die Sache nicht klarer. Hier wrd davon ausgegangen, daß der in der Hitze politischer Kontroversen entstandeie allgemeine Kampfbegriff des „Faschismus“ zur Kennzeichnung der verschiedeisten autoritären bis totalitären nichtsozialistischen Systeme und Be­ wegungen viel zu weit und zu unscharf ist, um der wissenschaftlichen Analyse weiterzuhdfen381. „Faschismus“ wird mithin relativ eng definiert (vgl. Anm. 179 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

22 zu Kap. I). Aber selbst wenn man ihn in einem weiteren Sinne definieren würde, wäre festzustellen, daß es Faschismus als relevante politische B ewegung in irgendeinem Sinne der gängigen Faschismustheorien in den USA der 30er Jahre nicht gegeben hat. Zwar gab es eine Reihe durchweg sehr kleiner Grup­ pen, die einige Merkmale faschistischer B ewegungen aufwiesen, so z. Β. korpo­ rativistische Ideologien und Organisationsstrukturen, Führerprinzip und Pri­ vatarmee; aber diese Merkmale reichen keineswegs hin, um von Faschismus zu sprechen. Vor allen Dingen kamen zwei wesentliche Kennzeichen des Faschis­ mus, der Antisozialismus und der Antiliberalismus, in den USA aufgrund der Schwäche und Integrationsbereitschaft der Arbeiterbewegung und aufgrund der Regenerationsfähigkeit des liberal-demokratischen politischen Systems während des Übergangs in den organisierten Kapitalismus nicht zu einer so deutlichen Ausprägung wie in Italien oder in Deutschland. Schon im August 1934 schrieb ein scharfsinniger Autor im Common Sense: „Anyone who talks of fascism in America is simply talking nonsense.“ Zur näheren B egründung führte er aus, daß Faschismus in Amerika vor allem auch deswegen schon „unmöglich“ sei, weil das politische System der USA zahlreiche wichtige Elemente faschistischer Systeme, z. Β. plebiszitäre Demokratie, sozialdarwinistisches Denken und B e­ zug auf die Mittelklassenbasis von Anfang an integriert und in institutionelle Kanäle geleitet habe382. Was seit den 30er Jahren, meistens aufgrund der Verallgemeinerung mehr vernebelnd als erhellend, in der Literatur als „amerikanischer Faschismus“ be­ zeichnet wird383, sind allenfalls, wenn der B egriff in diesem Zusammenhang unbedingt verwandt werden soll, Elemente protofaschistischen oder präfaschi­ stischen Denkens. Dabei handelt es sich im wesentlichen um Steigerungen auto­ ritären Denkens in bestimmte Systematisierungen und politische und soziale Ordnungsvorstellungen hinein, die kapitalistisches Wirtschaften nicht grund­ sätzlich ausschließen. In der neueren Literatur ist dafür auch zunehmend der Begriff „Rechtsextremismus“384 gebraucht worden, obwohl auch er auf einen keineswegs fundamentalistischen oder hinterwäldlerischen und schon gar nicht konservativen autokratischen Reformpolitiker mit schlechten Umgangsformen wie z. B. Huey Long nicht recht passen will. Amerikanischer Radikalismus und energisches Protestpotential sind zuweilen schwer in einer europäischen Rechts­ Links-Polarisierung unterzubringen. Die in den USA feststellbaren Elemente präfaschistischen Denkens führten jedoch keineswegs zu so umfassenden ge­ sellschaftlichen, koalitionspolitischen und ideologischen Konstellationen, wie sie für den deutschen Präfaschismus charakteristisch gewesen sind385. Sie blieben insgesamt - ein sehr wesentlicher Unterschied - auf den städtischen Sektor beschränkt, vereinzelt und isoliert, und ihre Wirkung war so schwach, daß es mir nicht einmal angebracht erscheint, von „amerikanischem Präfaschismus“ zu sprechen. Nicht einmal der reduzierte B egriff „präfaschistischen Denkens“ trifft auf alle Individuen und Gruppen zu, die damit belegt worden sind, weil sie entweder den New Deal lautstark kritisierten oder auf der Straße protestierten und mehr auf der Seite einer konfliktarmen Mittelklassenreformstrategie als auf 180 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

der sozialistis.dier Umwälzung gestanden haben. Am allerwenigsten wäre er auf die abebbenden agrarischen Protestbewegungen der 30er Jahre oder Politiker wie Huey Long, Milo Reno oder William Lemke anzuwenden. Außer den wenigen offen bekennenden intellektuellen städtischen Salonfaschisten wie Law­ rence Dennis, dem „Faschismus“ identisch war mit Planung und Staatssozialis­ mus386, und Ezra Pound, dem, wie vielen Zeitgenossen, unter dem Schock der Wirtschaftskrise auf der Suche nach Ordnungsmodellen die Leistungen des ita­ lienischen Faschismus imponiert hatten387, wären noch einige kleinere margi­ nale Gruppen wie z. Β. William Dudley Pelleys Silver Shirts oder Teile der American Legion1“8 zu nennen, neben deutschfreundlichen und die rechte Au­ torität verteidigenden Presseorganen ζ. Β. des Hearst-Konzerns389. Den mittel­ westlichen Isolationisten oder der späteren patriotischen America First-Ver­ einigung kann zwar traditionales konservatives, oft auch nationalistisches, aber nicht präfaschistisches Denken unterstellt werden390. Am massenwirksamsten und am einflußreichsten unter denen, die sich zu einem „faschistischen Weg“, wie sie ihn verstanden, bekannten, war in den 30er Jahren ohne Zweifel der Radiopriester Charles E. Coughlin aus Royal Oak bei Detroit, der noch Anfang der 30er Jahre in den versöhnlichen Termini katholischer Soziallehre gepredigt391 und Roosevelts Wahl unterstützt hatte, aber sehr bald zu einem der fanatischsten Gegner des Präsidenten wurde, und dessen aggressive, radikale und antisemitische Predigten im ganzen Land gehört wurden392. B emerkenswert ist, daß die Propaganda für den Silberstandard der Währung, der in der spätpopulistischen und progressiven Tradition ländlicher Gruppen inzwischen zwar noch hin und wieder diskutiert, aber aufgrund sei­ ner offenkundigen gesamtwirtschaftlichen Irrelevanz nicht mehr wie früher kämpferisch gefordert wurde, für Coughlin ähnlich wie für Pelley und Pound noch Mitte bis Ende der 30er Jahre einer der wichtigsten Agitationspunkte war393. Obwohl unter Coughlins Hörern sicher auch Farmer waren, war der Radio­ priester mit der scheinbar antikapitalistischen Hetzrhetorik eindeutig ein städti­ sches Phänomen. Im Zusammenhang der hier diskutierten Fragen ist er ledig­ lich am Rande interessant als der treibende Motor hinter der Organisation der Union Party von 1936. Diese „dritte“ Partei trieb durch den Einbezug einiger Gruppen der NPL und der FHA und durch die Aufstellung des im Mittelwe­ sten wohlbekannten NPL-Abgeordneten William Lemke als Präsidentschafts­ kandidat die ohnehin im Absterben begriffenen agrarischen Protestbewegungen, vor allem die des Corn B elt, noch einmal zu einer letzten Polarisierung. Abge­ sehen von einigen alten Programmpunkten der NPL vertrat sie allerdings über­ wiegend nichtagrarische Interessen, so die der Townsend-B ewegung zugunsten der Alten394 und der Share OurW e a l t h - O r g a n i s a t i o nin der Nachfolge Huey Longs unter der Leitung von Gerald L. K. Smith395. Außer diesem für das weitere Geschehen recht unerheblichen B erührungspunkt gibt es - manchen Behauptungen zum Trotz - kaum Verbindungen zwischen dem zerfallenden agrarischen Protest der 30er Jahre und dem sog. amerikanischen „Faschismus“. 181 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Im Gegensatz zu der auf nationaler Ebene nur in Absichtserklärungen vorhan­ denen Farmer-Labor Party ist die Union Party von 1936 nicht vergleichbar mit den früheren „dritten Parteien“. Sie war weder populistisch, noch „progres­ siv“, noch eigentlich agrarisch; sie hatte kaum regionale Hochburgen und kein konkretes Programm398; sie war eine ad hoc zusammengesuchte heterogene und erfolglose Protestkoalition, deren spärlicher Anhang sich nach den Wah­ len schnell verlief3*7. Das Ende der selbständigen agrarischen Protestbewegun­ gen spiegelt sich nicht in der Niederlage der Union Party bei den Wahlen von 1936, sondern im gleichzeitigen Erfolg Roosevelts. Die zunehmende Krisenabsicherung und Prosperität einer staatlich geschütz­ ten, organisierten und verwalteten Agrarwirtschaft, auf die sich auch die „Roosevelt-Depression“ von 1938 nicht mehr so schwerwiegend auswirkte wie auf den Industrie- und B usiness-Sektor398, trugen neben der Empörung tra­ ditioneller Kreise über Roosevelts Court-Packing Plan3“9 und den ab 1937 verstärkten Konflikten zwischen der AFB F und der Regierung, die gelegentlich sogar mit einer Trennung der AAA vom Extension Service der Farm B ureaus drohte400, mit dazu bei, daß die mittelwestlichen Agrarstaaten in den Wahlen von 1938 und 1940 insgesamt wieder stärker Republikanisch wählten, wie es ihrer Tradition entsprach401. Zwar hielt die „Roosevelt-Koalition“ vorerst, vor allem dank der endgültigen Konsolidierung der Stimmen der großen Städte und industriellen Siedlungszentren zugunsten des Präsidenten und der Demo­ kratischen Partei402, doch war im Einzelfall die Mehrheit der Regierung im Kongreß besonders dann gefährdet, wenn sich die agrarisch orientierten Kon­ greßmitglieder auf die Seite der sonst sehr uneinheitlichen „konservativen Koa­ lition“ aus Republikanern und südstaatlichen Demokraten schlugen, was ab 1940 immer öfter vorkam.

7. Die Zeit nach dem New Deal: Konsolidierung landwirtschaftlicher Interessenpolitik Am Ende der 30er Jahre waren die Weichen für die weitere Entwicklung der Beziehungen zwischen landwirtschaftlicher Interessenvertretung und den Agen­ turen staatlicher Macht für die nächsten 30 Jahre ebenso gestellt wie für die Richtung der amerikanischen Agrarpolitik insgesamt. Die Maßnahmen des New Deal hatten endgültig die Politik des vorwiegend bundesstaatlichen Sub­ ventionismus zwecks Marktstützung und verdeckter Einkommensgarantie für die Farmer und der Märkte wie Preise stabilisierenden, freiwilligen, aber attrak­ tiven Produktionskontrollen und der Marktorganisation institutionalisiert. Sie hatten den Agrarsektor auf diese Weise in ökonomischer Hinsicht eng an den Staat gebunden, aber gleichzeitig die weitgehende Kontrolle der Produzenten über die staatlich initiierten Subventions-, Stützungs- und Hilfsmechanismen fest etabliert. Vor allem hatten sie die Freiheit der für den Markt produzieren182 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

den Farmer, insbesondere dazu, in Zeiten guter Konjunktur wesentlich mehr zu erzeugen als sich ohne Preisabfall absetzen ließ, in einer Weise unangetastet gelassen, die auch weiterhin die Anfälligkeit gegenüber kritischen Markt- und Preisschwankungen nicht ausschloß, sondern angesichts der nicht diversifizierten regionalen Monokulturen und der technologischen Verbesserungsmöglichkeiten besonders seit den 50er Jahren eher erhöhte als verringerte. Da die Produk­ tionskontrollen im Rahmen der zwangsläufig am Prinzip der soil conservation orientierten zweiten AAA nach 1936 sich im wesentlichen auf Restriktionen der Anbauflächen beschränkten, ließen sie sich durch intensivierte Produktions­ weise und technische Verbesserungen mühelos umgehen, wenn entsprechende Anreize zur Mehrproduktion gegeben waren. Da Letzteres aufgrund der staat­ lichen Preisgarantien für die wichtigsten Anbauprodukte, die eigentlich als Kompensation für die freiwilligen Produktionsbeschränkungen gedacht waren, nahezu kontinuierlich der Fall war, blieb das chronische Problem der landwirt­ schaftlichen Überproduktion in den USA auch im Zeichen eines vermehrten staatlichen Interventionismus und Subventionismus ungelöst. Im Gegenteil machte die Art und Weise, in der sich die großen Farmerorga­ nisationen seit Anfang der 40er Jahre in dem neuen System eines institutio­ nalisierten Agrarsubventionismus einrichteten, deutlich, daß die Agrarprogram­ me des New Deal ebenso wie deren Weiterentwicklung bis Ende der 60er Jahre so, wie sie funktionierten, keineswegs dem in den 30er Jahren noch teils beschworenen, teils verteufelten Ideal einer staatlich geplanten, Strukturen ver­ ändernden Reformpolitik auf dem landwirtschaftlichen Sektor nahekamen. Ihre Hauptaufgabe bestand vielmehr in der Verteilung der auf Dauer konzi­ pierten produktions- und berufsbezogenen Subventionen aus Steuermitteln. Da­ bei profitierten die Farmer sowohl von den künstlich hochgehaltenen, an den jeweils gesetzlich fixierten Parity-S'itzen orientierten Preisen für die wichtig­ sten landwirtschaftlichen Erzeugnisse als auch von den B etriebssubventionen, Handelserleichterungen und Stützungskäufen der Regierung, also - genau wie in Deutschland - auf Kosten der Konsumenten und der Steuerzahler. Auch profitierten sie relativ unabhängig von den Weltmarktpreisen, wenn sie wenig produzierten - dank der Prämien für Produktionsbeschränkungen, und wenn sie ihre Produktion vermehrten - dank der festgesetzten Preise. Der Staatsinterventionismus auf dem Agrarsektor, wie ihn die Politik des New Deal etabliert hatte und wie er danach entweder beibehalten oder weiter­ entwickelt wurde, hat entscheidend dazu beigetragen, die Folgen der Agrar­ krise der 20er und der Weltwirtschaftskrise zu B eginn der 30er Jahre in kurzer Zeit zu bewältigen und den Farmbetrieb von hinreichender Größe wieder loh­ nend zu machen. Als dauerhafte Einrichtungen erwiesen sich die Instrumente der staatlichen Agrarpolitik seitdem jedoch als stumpf und relativ wirkungslos in den Händen der Regierung, aber als ausnehmend effektiv und profitabel unter dem Einfluß der Interessen der großen Farmerorganisationen. Die ge­ samtpolitischen Reformabsichten der staatsinterventionistischen Organisation 183 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

des Agrarsektors wurden verdrängt, ihr B eitrag zur staatlich garantierten Kon­ solidierung des Status quo blieb dagegen unübersehbar. Als die stärksten organisierten politischen Kräfte in diesem Prozeß erwiesen sich bis heute die AFB F, die sich in ökonomischer Hinsicht zunehmend liberaler und in sozialer und politischer Hinsicht immer konservativer orientierte, und die Farm B ureaus in den Einzelstaaten. Diesen kam dabei nicht nur ihre günstige Ausgangsposition zugute, dank der engen personellen Verfilzung mit dem Ex­ tension Service und den Agenturen der AAA, aufgrund ihrer effektiven Ver­ tretung in der Kongreß-Lobby und ihrer einträglichen Nebenbetriebe; sie konnten in den agrarischen Gebieten noch zusätzlich in dem Maße an Einfluß gewinnen, in dem seit Mitte der 30er Jahre der Niedergang und der Zerfall der letzten Protestbewegungen in populistischer Tradition ebenso offenkundig wur­ den wie das Ende des regionalen ländlichen Progressivism unter dem Eindruck der stabilisierenden Integrationskraft der Politik des Rooseveltschen New Deal. Bevor auf die Implikationen und Folgen der Agrarpolitik des New Deal seit dem Ende der 30er Jahre und ihre B edeutung für das Verhältnis von Staatsintervention und Selbstregulierung durch die Produzenten näher einge­ gangen wird, sollen daher kurz die wichtigsten Aspekte des Verschwindens er­ folgreicher populistischer und progressiver B ewegungen im Spiegel des Wähler­ verhaltens vor allem der mittelwestlichen Agrarstaaten erläutert werden.

a) Aspekte politischer Traditionen und des Wäblerverhaltens in agrarischen Regionen nach 1936 Die Wahlen von 1932 und 1936 hatten mit dem Triumph Roosevelts und zahlreicher Demokratischer Kandidaten in dessen Sdilepptau in allen Staaten westlich der Appalachen403 unter Einschluß des traditionell Republikanischen oder „progressiven“ Mittelwestens das Vorhandensein einer neuen Mehrheits­ koalition der Wähler404, der sog. „Roosevelt-Koalition“, deutlich gemacht. Diese Koalition umfaßte neben den traditionell Demokratischen Mehrheiten in den Südstaaten, den Einwohnern der großen Städte, die sich dank der Aufhe­ bung der Minimalcensus-B eschränkungen (Property Qualifications) schon 1928 stärker Demokratisch zu orientieren begonnen hatten405, der organisierten Ar­ beiterschaft und der Mehrheit der Nachkommen besonders der süd- und ost­ europäischen Einwanderer der jüngeren Immigrationswellen zu B eginn des 20. Jahrhunderts406 auch die krisenbedrohten Farmer des Mittelwestens. Diese für das sog. „fünfte“ amerikanische Parteiensystem charakteristische Mehrheits­ Wählerkoalition407 blieb, wenn man die Kongreßmehrheiten als das entschei­ dende Kriterium annimmt408, insgesamt bis in die 70er Jahre bestehen, wenn auch - neben wichtigen regionalen Differenzierungen - im Laufe der Zeit die Mehrheiten ganzer Gruppen das Lager der Demokratischen Koalition ver­ ließen. Darunter waren als erste seit Ende der 30er Jahre die Farmer, zunächst im Mittelwesten, seit den 50er Jahren auch im ehemaligen „Solid South“, in 184 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

den 60er Jahren auch Teile der Arbeiterschaft und der städtischen Mittel­ schichten. Ihnen gingen vor allem die programmatischen Forderungen der De­ mokratischen Partei, den erworbenen Wohlstand in stärkerem Maße als bisher mit den ökonomisch und sozial unterprivilegierten Gruppen zu teilen, zu weit. Ebensowenig populär war die Johnsonsche B ürgerrechts- und Rassenintegra­ tionspolitik bei der Mehrheit der Weißen in den Südstaaten, die sich daraufhin von der Regierung jener Partei abwandten, die sie seit dem B ürgerkrieg konti­ nuierlich unterstützt hatten und bei regionalen und staatlichen Wahlen, je nach der Persönlichkeit der B ewerber, vielfach durch zunehmendes „Ticket­ Splitting“409 auch weiter unterstützten. Der Gesamtprozeß der zunehmenden Dissoziation der Roosevelt-Koalition nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders seit den 60er Jahren kann hier nicht näher untersucht werden410. In erster Linie interessiert die Frage da­ nach, wie sich die amerikanischen Farmer, die 1936 in ihrer überwiegenden Mehrheit Roosevelt unterstützt hatten, in den 35 Jahren danach politisch orientiert und als Wähler verhalten haben. Diese Frage kann so allgemein, wie sie gestellt ist, nicht zufriedenstellend beantwortet werden, es sei denn, man würde sich begnügen mit der bloßen Feststellung einer zunehmend konservati­ ven Orientierung. Es wäre ebenso nach den regionalen Differenzierungen die­ ser allgemeinen Entwicklungstendenz zu fragen wie danach, welche Teile des landwirtschaftlichen Sektors der Roosevelt Coalition in welcher Region zu welcher Zeit und aus welchen Gründen, Motivationen und Anlässen ausscher­ ten und in neue politische Koalitionen integriert wurden und welche Rolle äl­ tere parteipolitische und gruppenspezifische, ethnische und religiöse Traditionen neben wirtschaftlichen und sozialen Motiven jeweils in diesem Prozeß gespielt haben. Eine Antwort darauf kann hier nur bruchstückhaft und ansatzweise gegeben werden, zumal verläßliche und detaillierte statistische Relationen über den Zusammenhang von sozialem und ökonomischem Status und Wählerverhal­ ten für die USA kaum existieren. Die Schwierigkeiten exakter Aussagen ergeben sich teilweise schon daraus, daß aufgrund der Eigenarten des amerikanischen Wahlsystems die Zahl der Wahlberechtigten, die sich aus eigener Initiative in die Wählerlisten eintragen lassen müssen, geringer ist als die der vom zehnjährigen Census Erfaßten, und daß sich beide Gruppen nicht entsprechen. Die seit Ende der 30er Jahre prakti­ zierten Vorwahl-Umfragen sind teilweise durch die geringe Zahl der B efragten methodisch angreifbar und können sich in der Regel auch nur auf ein „natio­ nales“ sample oder allenfalls noch auf Großregionen wie „Süden“ oder „Mit­ telwesten“ beziehen, lassen also die für die Frage nach der Traditionsgebun­ denheit besonders wichtigen kleinräumigen regionalen Differenzierungen kaum noch zu. In jüngster Zeit weisen sie außerdem, zumindest in ihrer veröffent­ lichten Form, die ohnehin ungenaue Kategorie: Farmer oder Farmeigentümer gar nicht mehr aus411. Immerhin können sie deutliche Trends illustrieren wie ζ. Β. die Abwendung der F armer von der Gesamtpolitik des New Deal in den späten 30er und den 40er Jahren, die aber auch keine Rückkehr in die B ahnen 185 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

„progressiver“ Politik, sondern eher eine konservative Neuorientierung be­ wirkte: Während sie durchweg die Agrarpolitik Roosevelts guthießen, befür­ worteten im Juni 1943 nur noch 39 % der befragten Farmer dessen Gesamtpo­ litik, gegenüber 62 % der Arbeiter und einem nationalen Durchschnitt von 49 %. Deutlich wird auch die Rückkehr zur Republikanischen Partei, vor allem im Mittelwesten; 1940 sprachen sich dort 55 % der Farmer für den Republika­ nischen Kandidaten Willkie aus gegenüber 46 % aller amerikanischen Farmer und einem nationalen Durchschnitt von 38,5 %, 1943 waren es 52 % gegen­ über 50 bzw. 41 %. Vor den Kongreßwahlen von 1946 favorisierten 67 % der Farmer gegenüber einem nationalen Durchschnitt von 56 % die Republikaner. Der Niedergang des populistischen und progressiven Potentials auf dem Lande zeigte sich gleichzeitig darin, daß der Anteil der Farmer, die für eine Neuauf­ lage der Farmer-Labor-Allianz unter Führung von Henry Wallace und Claude Pepper gestimmt hätten, mit 5 % nur die Hälfte des nationalen Durchschnitts betrug412. Genauere Aufschlüsselungen der Umfragen sind nur anhand des Rohmate­ rials und im Hinblick auf die hier diskutierten Probleme lediglich in sehr eng begrenztem Rahmen möglich. Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, daß die Mehrzahl der amerikanischen Statistiken und der oft außerordentlich an­ spruchsvollen und aufschlußreichen journalistischen Wahlanalysen die Katego­ rien der Zugehörigkeit zu sozialökonomisch definierten Gruppen zu wenig auf­ schlüsselt und reflektiert. In der Tradition einer konfliktarmen Konsensus­ Philosophie, die oft genug auch die Erkenntnisinteressen der Wissen­ schaftler maßgeblich mitbestimmt, werden sozialökonomische Kategorien ζ. Β. der sozialen Schichtung, der „Klassen“- und B erufszugehörigkeit, der wirt­ schaftlichen Lage oftmals auch noch durch ethnische und religiöse Kriterien ver­ stellt. Angesichts dieses Dilemmas scheint sich in dem hier thematisierten Zu­ sammenhang hilfsweise die regionale Aufschlüsselung als eine Möglichkeit der genaueren Umschreibung des Wählerverhaltens der Farmer und der Farmbevöl­ kerung anzubieten. Ein solches Verfahren empfiehlt sich außerdem auch auf­ grund der empirisch belegbaren weitgehenden Übereinstimmung zwischen dem „Farm Vote“ im engeren Sinne und dem Wahlverhalten der anderen B ewoh­ ner der von der Landwirtschaft lebenden Kleinstädte413. Von besonderem Interesse sind dabei die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen in agrarischen Regionen des Mittelwestens. Die Präsidentschafts wahlen spiegeln stärker als die Wahlen zum Kongreß oder für den B ereich der Einzelstaaten die Reaktionen der landwirtschaftlichen Produzenten und der Landbevölkerung auf Agrarpolitik und Konjunkturlen­ kung, da diese nahezu allein in der Verantwortung der B undesregierung ste­ hen. Sie ermöglichen außerdem im Gegensatz zu den Wahlen von Senatoren, Gouverneuren, Abgeordneten und Sheriffs, die die Kandidaten in einem ver­ hältnismäßig eng umgrenzten B ereich zu einer Angleichung ihrer programmati­ schen Wahlkampfagitation zwingen, aufgrund ihrer B reite als „nationale“ Wahlen eine intensivere B erücksichtigung der unterschiedlichen politischen Prio186 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ritäten und Gegensätze zwischen den jeweiligen Kandidaten und den hinter ihnen stehenden Gruppen. Die agrarischen Regionen des Mittelwestens bieten sich zur Analyse nicht nur deshalb an, weil sie die Hochburgen der Protestbe­ wegungen zu B eginn der 30er Jahre gewesen waren und ihre Hinwendung zu Roosevelt und der Demokratischen Partei ein besonders spektakulärer Vor­ gang war, sondern vor allem auch deshalb, weil sie auch im Sinne des amerika­ nischen Verständnisses von „agrarischer Demokratie“ typischere Farm-Gebiete sind als der Süden. Dessen spezifische, aus der hergebrachten südstaatlichen Sozialstruktur resultierenden Probleme würden die Antwort auf die hier inter­ essierende Frage nach den Reaktionen der größeren Gruppen des Farm-Sektors außerordentlich erschweren, so ζ. Β. die Rassenfrage, die Wahlbenachteiligun­ gen für Farbige, zugespitzte Klassenunterschiede zwischen Plantagenbesitzern, abhängigen Pächtern und „Dirt Farmers“ ohne die Möglichkeit der politischen Artikulation dieser Gegensätze, die Abwanderung jüngerer Farbiger in die nordöstlichen Städte, usw. Bevor jedoch im einzelnen auf die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen nach Staaten und in bestimmten agrarischen Regionen des Mittelwestens, auf die traditionellen Affiliationen des Farm-Sektors und die Stellung der Farmer zu bestimmten konservativen und rechtsextremistischen B ewegungen eingegan­ gen werden soll, scheint es ratsam, noch einmal an einige der für die amerika­ nische Landwirtschaft besonders wichtigen Faktoren zu erinnern, die mit konsti­ tutiv wurden für die politischen Orientierungen des Agrarsektors seit Ende der 30er Jahre. Zu der in den 30er Jahren vollzogenen Reorganisation im politischen Raum durch das Ende der letzten populistischen Protestbewegungen und des ländli­ chen Progressivism und die wenigstens vorübergehende Integrationskraft der New Deal-Politik kamen in den Jahren nach 1940 eine sprunghafte Maschini­ sierung und Motorisierung (mit dem Höhepunkt um 1956) und eine Zunahme der B etriebsinvestitionen, die Expansion des staatlichen Subventionshaushalts und - eng damit zusammenhängend - oft auch der Produktionsmengen, die Erhöhung der realen Einkommen und eine drastische Verringerung der Hypo­ thekenschulden, die zwischen Ende der 20er und dem der 50er Jahre um ins­ gesamt über 50 % abnahmen. Hinzu kamen - besonders spürbar seit den 50er Jahren - die zunehmen­ den Konzentrationstendenzen der landwirtschaftlichen Großbetriebe und die Reduktion der Farmbetriebe um die Hälfte, der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung um zwei Drittel zwischen 1940 und 1968. Die politischen Folgen dieses strukturellen Wandels auf dem Agrarsektor be­ standen u. a. darin, daß die Agrarpolitik, insbesondere die Subventionen, der Re­ gierung für den einzelnen Farmbetrieb entscheidend an B edeutung gewann und daß zum anderen gesamtwirtschaftliche Inflationstendenzen aufgrund der zu­ nehmenden Entschuldung und Umschuldung sowie des Wachstums der langfri­ stigen Investitionen und der engen Verklammerung mit Weiterverarbeitungsbe­ trieben und Kapitalinstituten jetzt auch für den Agrarsektor eine Bedrohung und 187 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

nicht mehr, wie früher, eine Erleichterung darstellten. Die Interessen der tonan­ gebenden Gruppen der Landwirtschaft am Konjunkturverlauf waren also jetzt weitgehend mit denen von Industrie und Handel synchronisiert. Zum dritten wurden gleichzeitig die Farmer als Wähler rein zahlenmäßig immer uninter­ essanter und weniger wichtig. Zwar mochten bei regionalen Wahlen die kapital­ kräftigen und mächtigen Farmerorganisationen noch entscheidenden Einfluß aus­ üben und auch in den nationalen Wahlkampagnen noch als Hilfstruppen umwor­ ben sein; das Stimmenpotential der Farmer hatte dagegen rapide abgenommen. Mit einem Anteil von weniger als 5 % der Gesamtbevölkerung Ende der 60er Jahre konnten sie nicht mehr in demselben Maße Wahlen mitentscheiden wie noch mit einem Anteil von über 20 % im Jahre 1940. Diesen Hintergrund gilt es bei einer näheren Betrachtung der Wahlergebnisse im Auge zu behalten. Die Farmer und Landbewohner des Mittelwestens waren unter den ersten, die die Roosevelt-Koalition verließen: Während in den Südstaaten auch die überwiegend agrarischen Regionen trotz einer allmählichen und kontinuierli­ chen Abnahme der Demokratischen Stimmen seit 1936 in ihrer Mehrzahl nicht vor den 60er Jahren - und vor allem 1964 in der Konfrontation zwi­ schen Johnson und Goldwater - aus der traditionellen B indung an die Demo­ kratische Partei ausbrachen und manche von ihnen erst bei den Präsident­ schaftswahlen von 1972 klare Republikanische Mehrheiten zustande brach­ ten414, zeigten die Staaten und Counties des agrarischen und vor allem des westlichen Mittelwestens nach ersten Anzeichen in den von der „Roosevelt­ Depression“ überschatteten Kongreßwahlen von 1938 schon 1940 eine deutli­ che Rückkehr zur hergebrachten Affiliation an die Republikanische Partei. Ne­ ben Maine, Vermont und Colorado wählten 1940 und 1944 Indiana, Iowa, Kansas, Nebraska und beide Dakotas überwiegend Republikanisch, 1940 außer­ dem noch Michigan, 1944 Ohio, Wisconsin und Wyoming415. B ei den im Er­ gebnis überraschenden Truman-Wahlen von 1948 fielen außer den meisten Staaten des Ostens und Oregon noch Indiana, Michigan, Kansas, Nebraska und die Dakotas an den Republikanischen Kandidaten Dewey, so daß die Wei­ zenanbaugebiete des westlichen Mittelwestens und Hochburgen des Populismus der 90er Jahre, Kansas, Nebraska und die Dakotas seit 1940 bei den Präsident­ schaftswahlen kontinuierlich Republikanisch wählten, mit der einzigen Aus­ nahme von 1964, als sich die Goldwater-Kandidatur außerhalb des Südens katastrophal für die Republikanische Partei auswirkte. Dasselbe gilt für Iowa und Wisconsin mit der zusätzlichen Ausnahme von 1948, als beide Staaten mit Mehrheit für Truman stimmten. Minnesota wählte 1952 und 1956 Eisenhower, aber danach bis 1968 wieder Demokratisch, Missouri erst 1952 Republika­ nisch, danach bis 1964 wieder Demokratisch. Die Stimmenanteile der Republikanischen Präsidentschaftskandidaten lagen dabei in den meisten Staaten des Mittelwestens erheblich, teilweise um mehr als 15 % über dem nationalen Durchschnitt. Ausnahmen machten 1964 und 1972 Iowa und Wisconsin, 1972 zusätzlich South Dakota, und durchweg der in poli­ tischer Hinsicht für den Mittelwesten untypische B order State Missouri sowie 188 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

das durch seine günstig diversifizierte und moderne Landwirtschaft reiche und industriell stärker entwickelte Minnesota. In Minnesota lagen ebenso wie in Iowa, Wisconsin und South Dakota bei den Wahlen von 1972 die Stimmenan­ teile McGoverns über dem nationalen Durchschnitt416. Für die USA insgesamt lagen seit 1952 nach Ausweis der Gallup-Umfragen die Stimmenanteile der im repräsentativen sample allerdings auch vornehmlich in den mittelwestlichen und südlichen Agrarstaaten konzentrierten Farmer für die Republikanischen Kandi­ daten in den Jahren 1952, 1964 und 1968 erheblich und 1960 etwas über dem nationalen Durchschnitt; eine Ausnahme macht nur das Jahr 1956. Ebenso lag nach den zitierten Umfragen 1968 der Anteil der Farmerstimmen für George Wallace um über 6 % über dem nationalen Durchschnitt417. Die im Wahler­ gebnis von 1956 deutlich gewordene Unzufriedenheit der Farmer mit der Re­ publikanischen Regierung wird ebenso wie die Verteilung des erheblichen Pro­ testpotentials vom Lande, das sich 1968 hinter dem segregationistischen Gou­ verneur von Alabama sammelte, noch näher zu kommentieren sein. Die weiter oben vorgenommenen Aufschlüsselungen der Wahlergebnisse nach Staaten sind natürlich selbst dann, wenn es sich um überwiegend agrari­ sche und von der Landwirtschaft geprägte Staaten handelt, kein exakter oder auch nur annähernder Nachweis des Wahlverhaltens der Landbevölkerung im engeren Sinne und schon gar nicht der Farmer. Um dem Ziel eines solchen Nachweises näherzukommen, aber gleichzeitig eine allzugroße Isolierung und Beschränkung auf womöglich nichttypische oder von zusätzlichen Faktoren die nur durch intensive und zeitraubende Feldstudien ausgeschaltet werden könnten - beeinflußte Regionen zu vermeiden, scheint es sich zu empfehlen, die Wahlergebnisse von 1920 bis 1968 für drei größere, aber noch überschau­ bare, in Wirtschaftsstrukturen und politischen Traditionen voneinander verschie­ dene Regionen, die von der Landwirtschaft dominiert werden, durch Umrech­ nung zu ermitteln. Ausgewählt wurden zu diesem Zweck jeweils neunzehn bzw. einundzwanzig Counties im nördlichen North Dakota (Region I)418, am Westrand von Iowa (Region II)419 und im Osten von Wisconsin (Region III)420. Bei den neunzehn Counties im nördlichen North Dakota handelt es sich fast ausschließlich um dünn besiedelte agrarische Gebiete mit spezialisierter Sommer­ weizenkultur421, in denen der Anteil der B evölkerung russisch-deutschen Ur­ sprungs geringer ist als im Süden des Staates422 und in denen der Anhang der NPL in den 20er Jahren423 und der Lemkes bei den Wahlen von 1936 größer war als im staatlichen Gesamtdurchschnitt424. Die hier berücksichtigten einund­ zwanzig Counties am Westrand von Iowa umfassen ausschließlich dichter be­ siedelte agrarische Gebiete mit spezialisierter Corn-Hog-Wirtschaft425, in de­ nen die Unruhe unter den Farmern zu Beginn der 30er Jahre und die Gefolg­ schaft von Renos FHA besonders stark waren. Die vier „radikalsten“ Coun­ ties, in denen es zwischen 1930 und 1933 zu den schärfsten Auseinandersetzun­ gen und Gewalttätigkeiten gekommen war, sind hier noch einmal gesondert als Region II a berücksichtigt426. B ei den neunzehn Counties im östlichen Wiscon189 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

sin unter Ausklammerung des stärker industrialisierten Südwestens handelt es sich vor allem um Gebiete spezialisierter Milchwirtschaft427 mit ausgeprägte­ ren Verstädterungstendenzen, in denen der Anteil der deutschstämmigen Farm­ Bevölkerung relativ hoch ist428 und eine einheitliche politische Tradition auf­ grund des häufigen „Shifting Vote“ und der lokalen Divergenzen nicht festge­ stellt werden kann429. Die auf diese Regionen umgerechneten Wahlergebnisse in Tabelle 13 decken sich weitgehend mit den allgemeinen Trends in den betreffenden Staaten. Sie bestätigen deutlich die Wiedergewinnung der Stimmen der Landbevölkerung durch die Republikanische Partei seit den Präsidentschaftswahlen von 1940, lediglich unterbrochen durch das Goldwater-Fiasko 1964 und die knappen Siege Trumans in Iowa und Wisconsin (sowie eine knappe Niederlage in North Dakota) im Jahre 1948, als ein seit zehn Jahren nicht mehr gekannter Preisab­ fall (besonders die Maispreise fielen weit unter „Parity“) und Einkommensver­ lust die Depressionsfurcht der Farmer erneut belebte und viele von ihnen kurz­ fristig wieder ins Lager jener Partei trieb, die bewiesen hatte, daß sie mit De­ pressionen - im Gegensatz zu Inflationen, deren Eindämmung man sich nach Ausweis der Wahlergebnisse eher von den Republikanern erhoffte - fertig wurde. Deutlich wird an den vorgenommenen Umrechnungen neben der bemerkens­ werten Integration eines großen Teils der aus dem Lager der progressiven Re­ publikaner kommenden LaFollette-Stimmen von 1924 (jeweils stärkster Anteil in North Dakota und Wisconsin, zweitstärkster in Iowa) ins Demokratische Lager schon bei den Wahlen von 1928 auch die relative B edeutungslosigkeit dritter Parteien nach 1924. Die Union Party erreichte 1936 lediglich in North Dakota wesentlich mehr als 10 %. In Iowa und Wisconsin blieb sie weit dar­ unter; am schlechtesten schnitt sie in den von Farmer-Labor-Bewegungen domi­ nierten Regionen ab. Erfolglos blieben auch die AIP von George Wallace 1968 und ganz besonders Henry A. Wallace als progressiver Kandidat im Jahre 1948. Die Ergebnisse aus Iowa und insgesondere auch aus den „radikalen“ Coun­ ties der Region II a machen Verschiedenes deutlich: Zum einen fand in diesem Staat, in dem der LaFollettesche Progressivism sich 1924 nicht gegen die Repu­ blikanisch wählende Mehrheit hatte durchsetzen können, der Massenanhang der Protestbewegungen des Corn Belt, die mehr an den Populism der 80er als den der 90er Jahre anknüpften, im Jahre 1936 nicht zur Union Party, son­ dern stützte Roosevelt. Der Rückgang der Roosevelt-Stimmen war allerdings 1940 in Iowa in jenen Counties am größten, in denen die FHA Anfang der 30er Jahre am stärksten gewesen war430, spiegelt also offenbar in einem er­ heblichen Umfang die veränderte Situation und Interessenlage der Farmbevöl­ kerung wider. Die angesichts des überraschenden Truman-Sieges von 1948 von Samuel Lubell gezogene vorschnelle Sdilußfolgerung, der Abfall des Mittelwe­ stens von der New Deal-Koalition im Jahre 1940 gehe weniger auf das Ab­ stimmungsverhalten der Farmbevölkerung als vielmehr auf deutschfreundliche 190 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Vorurteile und Sentiments der B evölkerung insgesamt zurück431, scheint aus mehreren Gründen nicht aufrechtzuerhalten zu sein: Zum einen begann der Trend zu den Republikanern schon bei den Kongreßwahlen von 1938, also vor dem B eginn des Zweiten Weltkriegs. Zum anderen unterstreicht gerade in Iowa der wesentlich über dem Anteil der kleinstädtischen B evölkerung wie über dem einzelstaatlichen Durchschnitt liegende Anteil der Farmer-Stimmen für Truman im Jahre 1948 die berufsspezifisch-ökonomische Motivation432. Und zum dritten sprechen die konsequenten und deutlichen Republikanischen Mehr­ heiten seit 1952, bzw. schon seit den Kongreßwahlen von 1950 - mit der Ausnahme der Präsidentschaftswahl von 1964 - gegen die Lubellsche These. Außerdem sind gerade für die Staaten des Mittelwestens noch höchst unter­ schiedliche regionale Traditionen, ζ. Β. die des Isolationismus, besonders in Nachkriegszeiten, und keineswegs synchron verlaufende Verschiebungen der politischen Orientierungen (abgesehen von personellen Bindungen) zu berück­ sichtigen. In North Dakota, wo der Populism der 90er Jahre sein Zentrum in den „reicheren“ Weizenanbaugebieten des Ostens und des Südostens gehabt hatte, während der ärmere Norden weitgehend Republikanisch gewählt hatte, stützte sich die isolationistische, aber dem ländlichen Progressivism433 verbundene Non Partisan League der 20er und 30er Jahre vornehmlich auf die Stimmen der Bewohner der „ärmeren Gebiete“, die 1936 zu einem Teil auch Lemke unter­ stützten. Insbesondere die kleineren Farmer russisch-deutscher Abstammung im Süden und Südwesten des Staates waren ein nahezu lebenslanges Wählerreser­ voir für den langjährigen Gouverneur und Senator William Langer vom ge­ mäßigten, aber streng isolationistischen Flügel der NPL. Erst nach Langers Tod im Jahre 1960 gelang es der in North Dakota sehr starken und gut organisier­ ten Farmers' Union434, die seit Anfang der 40er Jahre schon auf der Seite der New Dealer gestanden hatte, 1948 für Henry A. Wallace eingetreten war und in den Jahren danach McCarthy bekämpft hatte, den Kampf gegen die NPL und die Republikaner erfolgreich aufzunehmen und bei der Senatswahl dem Demokraten Quentin B urdick, der der NPL-Tradition allerdings familiär verbunden war, zu einem knappen Wahlsieg zu verhelfen435. Ein ähnlicher Vorgang spielte sich in South Dakota 1962 mit der Wahl des Demokraten George McGovern in den Senat ab, obwohl die politischen Tradi­ tionen des Staates in vielen wesentlichen Punkten von denen North Dakotas ab­ weichen. Hier war zwar auch die populistische Agitation der 90er Jahre we­ sentlich auf die Weizenanbaugebiete beschränkt geblieben, doch wurden schon vor dem Ersten Weltkrieg die prosperierenden östlichen Corn Belt Counties, die den Mais überwiegend für den Markt und nicht zur Viehaufzucht im eigenen Betrieb produzierten, zu Zentren des ländlichen Progressivism, der hier nicht einmal des Vehikels einer dritten Partei bedurfte. Die progressiven Republika­ ner South Dakotas traten 1912 für Th. Roosevelt als regulären republikani­ schen Präsidentschaftskandidaten ein und brachten 1916 Gouverneur Peter Norbeck ins Amt. Erst gegen Ende der 20er Jahre orientierten sich auch die 191 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ärmeren Counties stärker „progressiv“. Diejenigen Wählergruppen, besonders der Com B elt Counties, die nach 1928 weiterhin „progressiven“ Zielset­ zungen anhingen, wechselten in den 30er Jahren konsequenterweise zur Demo­ kratischen Partei, während zahlreiche Weizenfarmer und Rancher des Westens, denen die Republikaner von 1932 zu „progressiv“ gewesen waren, im Zuge der konservativeren Reorientierung der Republikanischen Partei in der New Deal-Zeit einen umgekehrten Frontwechsel vornahmen436. Auch die „progressiven“ Republikaner der LaFollette-Richtung in Wiscon­ sin, die ihre Zentren mehr in den Weizenanbaugebieten als im Com Belt gehabt hatte, wandten sich in nationalen Wahlen schon nach 1924 zunehmend den Demokraten zu, die die wesentlichen Programmpunkte des Progressivism über­ nommen hatten, während die Demokratische Partei in Wisconsin bis zum Zweiten Weltkrieg vergleichsweise konservativ blieb. Der organisatorische Bankrott und die immer konservativer werdende Orientierung der B rüder LaFollette seit Ende der 30er Jahre437 beseitigte dann aber die Grundlagen der traditionellen B astion des mittelwestlichen Progressivism in Wisconsin und führte den früheren Anhang der Progressives zu einem großen Teil in die Rei­ hen der konservativen Republikaner zurück. Das geschah insbesondere in der südöstlichen Hälfte des Staates mit der Ausnahme der industriellen B allungs­ räume, in der auch die Wählerstimmen für den anti-progressiven und anti­ kommunistischen Senator Joseph McCarthy am zahlreichsten waren, der sich 1946 nur knapp gegen Robert LaFollette jr. durchsetzen konnte, aber 1952 mit großer Mehrheit und mit einem Teil der früher progressiven Stimmen wie­ dergewählt wurde438. Es wäre jedoch, wie Michael P. Rogin ausführlich und begründet dargelegt hat, falsch, der McCarthy-B ewegung spezifisch agrarische Wurzeln und Ursprünge zuschreiben zu wollen. McCarthy stand ebenso wie der ältere LaFollette in der regionalen und durchweg isolationistischen Tradi­ tion der Republikanischen Partei und ihres Wählerreservoirs, der eine auf dem progressiven Flügel, als dieser in Wisconsin dominant war, der andere auf dem konservativen Flügel zur Zeit von dessen erneuter Stärkung und Durchsetzung. Aber während LaFollette besonders bei den Farmern und in den nordwestli­ chen Counties gut abschnitt, lag das Zentrum des McCarthy-Anhangs vor allem im südöstlichen Teil des Staates und in der nicht in der Landwirtschaft tätigen ländlichen und kleinstädtischen Wählerschaft439. Die Farmbevölkerung Wis­ consins scheint sich gegenüber ihrem Senator McCarthy bei tendenzieller Dul­ dung in ähnlicher Weise ambivalent verhalten zu haben wie nach Ausweis von Meinungsumfragen die Farmer der Vereinigten Staaten insgesamt gegenüber der bis zur „Censure“ des Senats Anfang Dezember 1954 agitatorische Wellen schlagenden McCarthy-B ewegung440. Von den Senatoren der mittelwestlichen Staaten stimmten allerdings die Hälfte, darunter führende Republikanische Iso­ lationisten wie Langer (North Dakota) und Mundt (South Dakota), gegen das Mißtrauensvotum gegen den Senator aus Wisconsin441. Obwohl die amerikanischen Farmer nach den Ergebnissen neuerer Forschun­ gen442 in den Skalen antikatholischer und antisemitischer Vorurteile443, kultu192 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

reller Intoleranz444 und insbesondere in der Skala der Vorurteile gegen Ne­ ger445 mit die höchsten Werte verzeichnen - wie bei allen Gruppen umso höhere, je schlechter ihre Ausbildung und je niedriger ihr Einkommen ist446 und sie in der Neigung zum Konservatismus in ökonomischer Hinsicht von kei­ ner anderen B erufsgruppe übertreffen werden447, ist manifester und organisier­ ter politischer Rechtsextremismus allem Anschein nach nicht ihre Sache. Ihre Beziehungen zur John Birch Society waren in der ersten Hälfte der 60er Jahre nach allem, was man weiß, fast gleich null448. Ihre Ablehnung des militanten Ku-Klux-Klan war, wie auch schon in den 20er und 30er Jahren, überzeu­ gend449. Der Anteil der Farmer an den frühen B efürwortern der Goldwater­ Kandidatur im Jahre 1964 lag mit 2 % noch wesentlich unter ihrem Anteil an der B evölkerung450. Von den 64 % der Farmer, die nach einer Gallup-Um­ frage im April 1967 mit dem in der Tradition des südstaatlichen Populismus stehenden segregationistischen Law-and-Order-Gouverneur von Alabama, George Wallace, sympathisiert hatten451, blieben bei den Präsidentschaftswah­ len von 1968 insgesamt noch 13 % übrig, die auch für Wallace stimmten, in den Staaten außerhalb des Südens sogar nur 2 %452. Und selbst diese Werte dürften aufgrund des Mechanismus der Präsidentenwahl noch eine Überreprä­ sentation darstellen. Der hohe Anteil von 53 % der Farmer, die in den Süd­ staaten (Durchschnitt 34 %) für Wallace stimmten, entsprach allerdings dem der Arbeiter (manual workers) und lag noch wesentlich unter dem Prozentsatz der auf dem Dienstleistungssektor tätigen Arbeiter (67 % ) , spiegelt also eher ein breiteres Spektrum südstaatlicher Sozialgeschichte als spezifische Farmer­ interessen453. Das Ausscheren der Mehrheit der amerikanischen Farmer aus der New Deal­ Koalition führte sie weder zurück ins progressive Lager noch in neue Koalitio­ nen mit rechtsextremistischen Organisationen. Sie kehrten auch nicht, nur weil sie seit den 40er Jahren stärker Republikanisch wählten, in die B ahnen des eigenen traditionalen Verhaltens zurück, denn im Mittelwesten war ihre Affilia­ tion an die Republikanische Partei früher in der Regel „progressiv“ gewesen, jetzt aber konservativ, und im Süden kamen sie ohnehin aus den hergebrach­ ten Demokratischen Bindungen erst allmählich heraus. Die aus dem Wahlverhalten eindeutig hervorgehende stärkere politische Orientierung der Farmer ins konservative Lager und zur Republikanischen Partei entsprach in den Jahren seit 1940 durchaus ihren ökonomischen und so­ zialen Interessen. In dem Maße, in dem die „Liberalen“ im amerikanischen Sinne - also grob gesprochen die, die den Status quo durch Reformen, Staats­ interventionen, Sozialgesetze, öffentliche Dienstleistungen usw. verändern wol­ len - seit dem New Deal ihre feste Heimat in der Demokratischen Partei fanden, in dem Maße wurde die Republikanische Partei zur Hoffnung nicht nur der erklärten manchesterlichen Wirtschaftsliberalen, der Gegner staatlicher Interventionspolitik und der Isolationisten, sondern auch all derer, die Angst vor einer angeblich vor allem durch zu hohe Sozialausgaben des Staates be­ wirkten Inflation hatten. Die Farmer hatten nun neuerdings einerseits - wie 193 13 Puhle

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bereits erwähnt - dank der Umschuldungsmaßnahmen, der gestiegenen B edeu­ tung langfristiger Investitionen und der engen Verklammerung mit dem Wei­ terverarbeitungs-, Handels- und B ankensektor die Inflation zu fürchten wie sie auch andererseits - im Schutze eines umfassenden und garantierten Subven­ tionssystems - im wohlverstandenen Profitinteresse immer deutlicher den Ab­ bau der Produktionsbeschränkungen und die Wiederherstellung des freien, marktwirtschaftlichen Wettbewerbs forderten. Sie waren damit erstmals seit dem B ürgerkrieg - und auf ganz anderen Wegen als etwa die Gewerkschaf­ ten454 - auch im politischen Spektrum Amerikas zu einer konservativen Kraft geworden, die sich entsprechend artikulierte. Dieser entscheidende Umschwung wird nicht nur deutlich am Wählerverhalten der Farmer in agrarischen Regio­ nen. Er wird bestätigt durch die Politik der beherrschenden Farmerorganisatio­ nen und die Prioritäten der amerikanischen Agrarpolitik seit dem Ende der 30er Jahre.

b) Vom New Deal zu Nixon: Zur Kontinuität des Subventionismus nach dem Parity-Schema Der zunehmende Konservatismus der großen amerikanischen Farmerorgani­ sationen seit dem Ende der 30er Jahre erklärt sich zu einem großen Teil aus dem Erfolg der stabilisierenden Maßnahmen der New Deal-Politik auf dem Agrarsektor: Es galt jetzt nicht mehr wie vor 1933, den Zustand der struktu­ rellen B enachteiligung der Landwirtschaft gegenüber den anderen Wirtschafts­ sektoren zu verändern, sondern vielmehr den Status quo abgesicherter und pri­ vilegierter, günstiger agrarischer Produktions- und Absatzbedingungen zu be­ wahren. Wichtigster Hebel zur Verteidigung des Status quo war die Festset­ zung der Preisspannen, der Subventionsraten, der obligatorischen Ankaufquo­ ten und zum Teil auch die Regulierung der Produktionsmengen auf der Grund­ lage des oben skizzierten Panty-Schemas455, also über Preis- und Marktstüt­ zungen, die den Großproduzenten in wesentlich stärkerem Ausmaß zugute kommen als denen, die weniger auf dem Markt anzubieten haben, und nicht etwa über direkte Mindesteinkommensgarantien, wie sie gelegentlich gefordert worden sind. Das Parity-Schema, mindestens so oft schon im voraus totgesagt wie etwa die Roosevelt-Koalition, zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch die amerikanische Agrarpolitik seit den 30er Jahren, und der Streit um seine jeweilige Anpassung, Veränderung und Modifizierung hat kontinuierlich die agrarpolitischen Debatten im Kongreß, die entsprechenden Initiativen oder Reaktionen der Regierung und das Koalitionsverhalten der Farmerorganisa­ tionen bestimmt. Denn selbstverständlich verlangten die Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg, die Konjunkturschwankungen der Nachkriegszeit, die „Teilmobilisierung“ des Korea-Kriegs und die relativ ruhige zweite Hälfte der 50er Jahre jeweils nach verschiedenen Instrumenten zur Durchsetzung der im Prinzip gleichbleibenden agrarpolitischen Grundsätze und Maximen. 194 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Bei der gesetzlichen Festsetzung der jeweiligen Paritätsgrundlagen und der näheren B estimmung ihrer Anwendungsmodalitäten erwiesen sich die Interes­ senorganisationen der Produzenten als wesentlich durchsetzungsfähiger als die Regierungsbürokratie456, die in der ersten Phase des New Deal für eine kurze Zeit dominiert hatte und in größerem Umfang initiativ tätig werden konnte. Da die Stellung der Farm Lobby durchweg stark genug war, tiefgreifende agrarpolitische Veränderungen zu ihren Ungunsten zu verhindern, und ihr in jenen Fällen, in denen sich die parlamentarischen Gruppen und die Regierung nicht schnell genug auf neue Maßnahmen einigen konnten, die Fortschreibung des jeweiligen Status quo in der Regel nur recht war, konnte sie jetzt den lan­ gen Atem unter B eweis stellen, der ihren politischen Anstrengungen bis in die 20er Jahre noch gefehlt hatte. B esonders deutlich wird das u. a. auch am all­ mählichen Abbau mißliebiger New Deal-Agenturen während des Zweiten Welt­ kriegs und kurz nach dem Krieg. Bis 1946 wurde nicht nur die Farm Security Administration (FSA) zer­ schlagen4“, sondern vor allem auch das B ureau of Agricultural Economics (BAE) im USDA seiner Planungs- und Koordinierungsaufgaben enthoben458. Die Initiative dazu ging von den großen Organisationen der Landwirtschaft aus, vor allem der AFB F, die schon 1943 eine Restriktion der Kompetenzen des B AE auf ungefährliches „research and fact finding“ gefordert hatte459 und in enger Zusammenarbeit mit den konservativen südstaatlichen oder aus dem Mittelwesten kommenden Ausschußmitgliedern im Kongreß400 konti­ nuierlich für drastische Streichungen an den Haushaltsmitteln für Planungs­ aufgaben des USDA sorgte481. Die Farmers' Union, die ebenso wie die Abge­ ordneten und Senatoren der ehemaligen NPL die Stellung des B AE zunächst noch verteidigt hatte, sah nach Kriegsende keine Notwendigkeit mehr für die Wahrung von dessen Planungsfunktionen462. Auch Landwirtschaftsminister Clinton P. Anderson (1945-1948), der im Gegensatz zu seinem mehr pragmati­ schen Vorgänger Claude R. Wickard (1940-1945) 463 die konzeptionelle Pla­ nungsarbeit des B AE für sinnvoll hielt, war nach dem durch eine gezielte In­ diskretion ausgelösten Skandal um den Alexander-Report im Herbst 1945 ge­ zwungen, dem B ureau seinen Schutz zu entziehen464. Die vom Kongreß de­ kretierte B eschränkung der Aufgaben des B AE und dessen eindeutige Departe­ mentalisierung zusammen mit den im Employment Act von 1946 obligatorisch gemachten formellen Ernennungs- und B estätigungsverfahren für die „Eco­ nomic Advisers“465 garantierten, daß die planenden Wissenschaftler in den Agenturen des Ministeriums den organisierten Interessenten nicht mehr in dem Maße gefährlich werden konnten, wie es Roosevelts „B rains Trust“ in den An­ fängen des New Deal gewesen wäre, wenn er gegen die artikulierten Farmer­ interessen hätte tätig werden wollen. Das Konzept Rexford G. Tugwells, der gehofft hatte, durch zentrale und koordinierte staatliche Intervention einerseits und den direkten Appell an die Landbevölkerung andererseits ein neues, „progressives“ Farmer-Labor-B ünd­ nis zur Stützung eines weitergehenden Ausbaus der New Deal-Reformen zu195 13*

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standebringen zu können, war bereits von dessen Nachfolger M. L. Wilson, der erst 1953 von Eisenhowers Minister Ezra Taft B enson entlassen wurde, durch die grundsätzliche und ständige Konsultation mit den Führern der Farm­ organisationen verwässert worden. Mit den Restriktionen für das B AE nach Kriegsende verlor es auch den letzten institutionellen Halt im Ministerium41“. Die vom B ureau of Agricultural Economics und anderen Regierungs-„Pla­ nern“ schon sehr früh erhobene Forderung nach einer wirksamen Trennung der seit dem True-Howard-Abkommen von 1921 bestehenden B indungen zwi­ schen den Agenturen des Extension Service und den Farm B ureaus467, mit der auch die anderen, dadurch nicht privilegierten Farmerorganisationen sym­ pathisierten, wurde dagegen erst in den 50er Jahren, und auch das mehr pro forma, verwirklicht. Zu diesem Zeitpunkt konnten die Farm Bureaus aufgrund des breiten Ausbaus ihrer Nebenbetriebe, vor allem der Versicherungen und des Handels, durchaus auf die finanziellen Vorteile des Extension Service verzich­ ten, ja vielerorts forderten sie selbst die Trennung, um sich ungehinderter ihren Geschäften widmen zu können. Als sich auch die AFB F, da der Gegenstand materiell nahezu uninteressant geworden war, vor allem wohl aus Gründen der Imagepflege für eine schärfere Trennung aussprach, verfügte Minister Benson im November 1954 die strikte finanzielle Trennung der Land Grant Colleges und der Agenturen des Extension Service von den Farm B ureaus und verordnete den staatlichen Angestellten mehr Zurückhaltung und Unparteilich­ keit gegenüber den Farmerorganisationen468. Da jedoch weder konkrete Ter­ mine genannt wurden noch ausdrücklich jedwede Zusammenarbeit verboten wurde, blieb der von allen Gegnern der Farm Bureaus seit Jahrzehnten herbei­ gesehnte Erlaß eine unverbindliche Willensbekundung, deren Verfügungen finanzieller „Separation“ sich zudem bis heute durch das Einschalten von Stroh­ männern, neugegründeten Organisationen und simplen B uchführungstricks um­ gehen ließen469. Der Zweite Weltkrieg stabilisierte sowohl die neuen kooperativen Institutio­ nen der Rooseveltschen Agrarpolitik als auch das Prinzip des über Preisstützun­ gen und Marktregulierung vermittelten Subventionismus nach dem Parity­ Schema und stärkte im Gegensatz zu Hoovers mehr technokratischer Verwal­ tung im Ersten Weltkrieg die Stellung der großen Verbände im politischen Prozeß. Zunächst verdrängte der schon vor dem Überfall auf Pearl Harbor aufgrund der zunehmenden Nahrungsmittellieferungen an die kriegführenden europäischen Alliierten ausbrechende B oom eine Reihe gravierender konjunk­ tureller und struktureller Probleme, mit denen die amerikanische Landwirt­ schaft gerade in den Jahren nach der kurzen Depression von 1938 zu kämpfen hatte470. Ende der 30er Jahre waren die Agrarpreise durchweg niedrig und die eingelagerten Überschüsse erheblich gewesen. Die staatlichen B ehörden hatten umfangreiche Mittel bereitstellen müssen, nur um die festgelegten Quoten auf­ zukaufen oder Land stillzulegen, also die nach Maßgabe der Marktgesetze überflüssige Produktivität des Agrarsektors zu begrenzen. Für das Problem des zu großen Angebots landwirtschaftlicher Arbeitskräfte hatte es überhaupt 196 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

keine praktikablen Lösungsmöglichkeiten gegeben. Der Krieg zog Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft ab, reduzierte die landwirtschaftliche B evölkerung ins­ gesamt um rund 17 %471 und trieb die Nachfrage nach Agrarprodukten derart in die Höhe, daß deren Preise bis 1945 insgesamt um rund 78 % stiegen472, die Farmeinkommen sich mehr als verdoppelten, auf manchen Sektoren ver­ dreifachten473 und die Produktion durch intensivere Ausschöpfung der tech­ nologischen Möglichkeiten und Verbesserungen sowie durch Mehrarbeit474 um ca. 33 % - pro Arbeitskraft: 26 % - zunahm475. Gleichzeitig zogen die völ­ lig unkontrollierten B odenpreise an, der Anteil der Pachtverhältnisse nahm ab und die Betriebsflächen der Familienfarmen konnten erweitert werden476. Darüber hinaus verbesserten der Ausbau des Subventionssystems mit Preis­ festsetzungen bei zunächst 85-100 %, später 110 und 100 % „of parity“477, die Vermehrung der Zahl der subventionierten und bewirtschafteten Erzeug­ nisse478, die farmerfreundliche Politik der 1943 gegründeten War Food Admin­ istration (WFA) unter der Leitung von Marvin Jones479 und die Zuweisung des Farm Labor Program in die Regie der Agenturen des Extension Service, also der Farm Bureaus, 1943 die Ausgangsbasis der Farm Lobby am Ende des Krieges. Ähnliche Wirkungen hatten die B estimmungen des Steagall Amend­ ment vom Oktober 1942, die aufgrund der Erfahrungen der Nachkriegsdepres­ sion ab 1920 eine Fortgeltung der kriegsbedingten Preisstützung für volle zwei Jahre nach dem offiziellen Kriegsende (31.12. 1946) vorgesehen hat­ ten480. Am meisten entsprachen die Bedingungen dieser Ausgangsposition den politi­ schen Absichten der AFB F, die, inzwischen über 1 Mio. Mitglieder-Familien zählend, zwar noch bis 1948 mit der Regierung und den beiden anderen gro­ ßen Farmorganisationen zusammenarbeitete und auch weiterhin für die Beibe­ haltung des institutionellen Rahmens des Agricultural Marketing Act von 1937 und der zweiten AAA sowie des Parity-Schemas eintrat, aber doch schon Anfang 1946 keinen Zweifel daran ließ, daß sie einen Abbau der angeblich im Konsumenteninteresse handelnden zentralen Verwaltung der Agrarpro­ gramme zugunsten dezentraler und den Farmerinteressen dienlicher Gremien und eines freieren Markts befürwortete481. Die Grange, mit inzwischen rund 800 000 Mitgliedern vor allem im Nord­ osten und äußersten Westen und mit einem wesentlich geringeren Budget als die AFBF ausgestattet482, verwarf demgegenüber staatliche Marktkontrollen kei­ neswegs grundsätzlich, forderte sogar die Ausweitung der von der AFBF erbit­ tert bekämpften Sozialversicherungsgesetze auf die Farmer und trat im Rah­ men eines „realistischen Programms“ für eine „Modernisierung“ der „obsoleten Paritätsformel“ ein, an deren Ausarbeitung sie ja auch keinen Anteil gehabt hatte483. Am weitesten vom agrarpolitischen Consensus der Mitte der 30er Jahre ent­ fernt hatte sich die National Farmers' Union (FU), der im Zuge der Auflö­ sung der Farmers' Holiday Association und angesichts der Lemke-Kandidatur von 1936 politische Spaltungen nicht erspart geblieben waren484. Sie hatte sich 197 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

erst nach der Wahl von James G. Patton aus Colorado zum Vorsitzenden im Jahre 1940 und in engerer Zusammenarbeit mit dem CIO und der Planungs­ fraktion des USDA gegen die B estrebungen der AFB F zur Zersdilagung des BAE und der FSA wieder konsolidieren können485 und dürfte bei Kriegsende ca. 164 000 Mitglieder gehabt haben486. In ihrem 1946 verabschiedeten Pro­ gramm forderte die Farmers' Union u. a. die Festsetzung garantierter land­ wirtschaftlicher Mindesteinkommen anstelle der bisherigen Preisstützungen und Marktsubventionen, Mindestlöhne für Landarbeiter, wirksamen Schutz der Konsumenteninteressen durch staatliche Überwachungsämter und mittels stär­ ker koordinierter Produktions- und Absatzplanung durch freigewählte Aus­ schüsse auf allen politischen Ebenen487. B esonders in dem zuletzt genannten Programmpunkt wurde - in der Tradition „progressiver“ Consensus-Ideale versucht, die inzwischen weit auseinander getretenen Prinzipien der „agrari­ schen Demokratie“ und der staatlichen Intervention wieder miteinander zu versöhnen. Das mitgliederstarke National Council of Farmer Cooperatives legte sich im Gegensatz zu den „politischen“ Gesamtverbänden - vorerst nicht fest und widmete sich der pragmatischen Arbeit innerhalb der Agenturen der Farm Credit Administration488. Die Hauptsorge der amerikanischen Farmerorganisationen und der Agrar­ politiker bei Kriegsende galt der Verwertung der erwarteten hohen landwirt­ schaftlichen Überschüsse bei gleichzeitiger Vermeidung eines depressiven Kon­ junkturrückschlags aufgrund der sinkenden Nachfrage und des Wegfalls der kriegsbedingten Subventionen, soweit sie nicht unter das Steagall Amendment fielen489. Während ökonomisch Konservative wie die südstaatlichen Farm B u­ reaus und AFB F-Präsident O'Neal aus Alabama vor Experimenten warnten, für ein Festhalten am hergebrachten Parity-Schema eintraten und darauf ver­ trauten, daß der erwartete Einkommensschwund um ein Drittel bis zwei Fünf­ tel durch die Aufkäufe der schließlich dazu geschaffenen Commodity Credit Corporation (CCC) zu Mindestpreisen würde einigermaßen aufgefangen wer­ den können, nahmen in ökonomischer Hinsicht Liberale wie Trumans neuer Landwirtschaftsminister Anderson (New Mexico) die weltweite Weizenknapp­ heit der ersten vier Nachkriegsjahre490 und die anlaufenden internationalen Hilfsprogramme von 1945/46 zum Anlaß, die Farmer zu weiteren Produktions­ steigerungen („Abundant Production“) und zum Verkauf der eingelagerten Re­ serven, die Verbraucher zu Einsparungen („Save Food for Europe“) zu ermun­ tern491. Die Kriegskonjunktur zugunsten der landwirtschaftlichen Produzen­ ten sollte so in die Nachkriegszeit hinübergerettet werden, ein Vorhaben, das im Ganzen durchaus Erfolg hatte und in kleinerem Maßstab auch weiterhin praktiziert wurde (Hilfsprogramme für Korea, Vietnam usw.). Die Kosten hatten im wesentlichen die inländischen Konsumenten zu tragen. Neben die durch das Warten der Produzenten auf noch bessere Preise nach dem Ende der B ewirtschaftung und die zunehmenden Exporte auf Kosten der Regierung hervorgerufene, relativ preissteigernd wirkende Güterknappheit auf 198 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

dem Inlandsmarkt trat mit der Terminierung der trotz des Widerstands der OPA nicht verlängerten Preiskontrollen Ende Juni 1946 ein inflationärer An­ stieg der Verbraucherpreise, besonders für Fleisch und B utter, der vor allem durch die Abwälzung der früheren direkten staatlichen Subventionen (Subsi­ dies) auf die Endpreise ausgelöst wurde492 und entscheidenden Anteil daran hatte, daß die Demokraten bei den Kongreßwahlen von 1946 geschlagen wurden493. Als im Jahre 1947 das Marshallplan-Programm anlief494, setzten sich auch in der AFB F die B efürworter des Konzepts der „Abundant Production“ und der freien Marktmechanismen stärker durch. Sie waren vor allem unter den Getreidefarmern des Mittelwestens, vornehmlich im Corn B elt, zu finden, die sich im Gegensatz zu den weiterhin fest mit den stabilisierenden Quotensyste­ men der AAA rechnenden Baumwollproduzenten des Südens von einem Abbau der Staatsintervention im Produktionsbereich und auf dem Markt höhere Preise für ihre Produkte versprachen. Während das Alabama Farm Bureau noch verlauten ließ, daß ihm alle Pläne zur „Modernisierung“ der Paritätsformel vorkämen, „als wolle man die zehn Gebote modernisieren“, besiegelten die Wahl des „Abundance“-Apologeten Allan B . Kline (Iowa) zum Nachfolger O'Neals, die Forderung von „mandatory variable price Supports - with or without quotas“ und die artikulierte Abneigung gegen das bisherige Ausmaß staatlicher Interventionen auf der Generalversammlung der AFB F 1947 in Chicago die zunehmende Abwendung der Farm Bureaus auch von den Institu­ tionen und Mechanismen der Agrarpolitik des New Deal, fast zehn Jahre nach dem Beginn einer Distanzierung von deren Motivationen49“. Indessen lief die gesetzliche Reorganisation des Agrarsektors nach dem Kriegsende nur langsam und mit einiger Verzögerung an: Zu den handelspo­ litischen Differenzen zwischen dem Landwirtschafts- und dem Außenministe­ rium, das Handelsbeschränkungen abbauen wollte496, und den organisatori­ schen Schwierigkeiten der Mitte 1947 schließlich vollzogenen Überleitung der AAA in die neue Production and Marketing Administration (PMA) kam noch die Uneinigkeit in der Farm Lobby und im Kongreß. Da die Regierung sich lediglich bereiterklärt hatte, bis 1947 die Preise im Durchschnitt bei 90 % „of parity“ zu stützen, versuchten eine Reihe agrarischer Senatoren im Alleingang und gegen den Widerstand des USDA, der OPA und der großen Farmorgani­ sationen, die Parity-Sätze insgesamt durch Einbeziehung der Arbeitslöhne in die B erechnungen um ein rundes Drittel heraufzusetzen (Pace B ill). Die Vor­ lage scheiterte jedoch im Repräsentantenhaus497. Die B eratungen der Agrar­ gesetzgebung für 1948 (Hope-Aiken B ill), die die Uneinigkeit der Exponenten des Mittelwestens und des Südens in der AFB F noch weiter vertieften, kamen nach langwierigem Hin und Her unter dem Druck des seit Februar 1948 ein­ setzenden Preisverfalls für Agrarprodukte und wahltaktischer Rücksichten zu einer Kompromißlösung, die zunächst 90 % „of parity“ wie die ursprüngliche Hope Bill und für die Zeit ab 1950 flexible Preisstützungen zwischen 60 und 90 % „of parity“ vorsah498. 199 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Ein ähnliches Gerangel um Prozente wiederholte sich ein Jahr später, nach­ dem der bis in den Winter 1948 anhaltende Preissturz überwunden499, der enttäuschte Landwirtschaftsminister Anderson durch den „liberalen“ (im politi­ schen Sinne des amerikanischen Wortgebrauchs) Charles F. B rannan ersetzt500 und Truman dank der Depressionsfurcht der Farmer und eines entschlossenen wahltaktischen Ausnutzens der Krise und der Ungeschicklichkeiten der Repu­ blikaner501 überraschenderweise wiedergewählt worden war502. Der vielum­ strittene B rannan-Plan, der, angeregt von früheren Forderungen der Farmers' Union, ein allmähliches Abrücken vom Parity-Schema zugunsten einer höher angesetzten Mindesteinkommensgarantie, kombiniert mit oberen Preisstüt­ zungsgrenzen im Interesse der Erhaltung der Familienfarm, Produktionskon­ trollen und einer Ausweitung der subventionierten Erzeugnisse anstrebte503, fand die Unterstützung der Farmers' Union und des CIO, obwohl zahlreiche Ökonomen nachwiesen, daß auch dieser Vorschlag vornehmlich den größeren Farmern nutzen würde504. Die Republikaner in ihrer Furcht vor einer Neuauf­ lage der Demokratischen Farmer-Labor-Koalition der 30er Jahre505, die Presse506 und die Farm B ureaus, die sich Anfang 1949 auf die Paritätssätze der Hope-Aiken B ill auch für die nächsten Jahre festlegten507, opponierten jedoch gegen den Plan, der dann unter dem Eindruck des beginnenden Korea­ Krieges durch eine modifizierte Neuauflage der Kompromißregelung von 1948 (Gore-Anderson B ill) ersetzt wurde508. B rannans späterer Versuch vom Ja­ nuar 1951, seinen Plan, der die grundsätzliche B illigung des Präsidenten hatte, in modifizierter Form erneut einem seit 1950 wieder stärker Republikanisch besetzten Kongreß vorzulegen509, scheiterte am Widerstand der PMA im eigenen Hause und der Farm B ureaus sowie an den von jenen mobilisierten Protesten der ländlichen Basis510. Außerdem intensivierte die nur „partielle Mobilisierung“ des Korea-Kriegs die dirigistischen und kontrollierenden Staatseingriffe auf dem Agrarsektor kei­ neswegs in dem Maße wie vorher die beiden Weltkriege. Sie stärkte aber, bei nur leichten Inflationstendenzen und praktisch ohne Preiskontrollen, die Me­ chanismen des Parity-Schemas511, das weiterhin die Richtschnur der in zwei­ jährigem Abstand beschlossenen Agrargesetze blieb. Der Agricultural Market­ ing Act von 1952 setzte die Preise bis 1954 auf 90 % „of parity“ fest und verordnete für die Jahre danach die Weitergeltung der B estimmungen der Gore-Anderson B ill512. Dieser B eschluß blieb jedoch weitgehend ein akademi­ sches Problem, da angesichts des Zweijahres-Rhythmus sowohl der Kongreß­ wahlen als auch der Einzelbewilligungen nur die Festlegungen für die ersten Jahre von besonderem Interesse und daher auch immer wieder besonders um­ kämpft waren. Die für spätere Zeiten getroffenen Regelungen wurden meistens vom nächsten Gesetz überholt, dergestalt, daß in der Nachkriegszeit ein rela­ tiv festes Paritätenschema, kontinuierlich adjustiert, fortgeschrieben wurde. Das Republikanische Wahlprogramm von 1952 forderte zwar neuerlich die gleitende Skalierung der Paritäten513, wurde allerdings schon im Wahlkampf 200 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

von Eisenhower desavouiert, der sich auf den B oden der bisherigen Gesetzge­ bung stellte514. Die Agrargesetze der Eisenhower-Ära brachten dann auch lediglich konjunk­ turelle Korrekturen und insgesamt eine Zunahme der freien Marktmechanis­ men, wie die Produzenten, und allen voran die AFBF, sie forderten. Von Seiten des Staates wurde weiterhin subventioniert, aber kaum noch interveniert, was sich, unterstützt durch die Neuordnung des internationalen Weizenmarkts nach 1949515 und die weiter voranschreitende technische Modernisierung der Land­ wirtschaft516, trotz mancher Konjunkturschwankungen zugunsten einer un­ aufhaltsamen Produktionssteigerung auswirkte517. Die Inlandspreise für Ge­ treide wurden durchweg um etwa 50 c. pro Bushel über den Weltmarktpreisen gehalten. Die Produktionskontrollen konnten zwar in den 60er Jahren auf Be­ treiben von Orville Freeman, dem Landwirtschaftsminister der Kennedy-Admi­ nistration, erheblich verschärft werden, u. a. auch durch neue Techniken der Satellitenbeobachtung, hielten aber am oftmals unwirksamen Prinzip der blo­ ßen Flächenbeschränkung fest. Die Ideen einer etwas stärker reglementierenden Gesamtplanung aus der Truman-Zeit und vor allem die schon kurz nach Kriegs­ ende von der Farmers' Union erhobene und im B rannan-Plan wiederaufge­ nommene Forderung nach Ersetzung des Parity-Schemas durch Mindestein­ kommensgarantien wurden erst seit Mitte der 60er Jahre wieder intensiver diskutiert518. Auch Präsident Nixon hat sich, bezeichnenderweise erst nach seiner Wiederwahl im Jahre 1972 und ohne Aussicht auf die Zustimmung des Kongresses, dafür ausgesprochen, das Parity-Schema abzuschaffen, allerdings nicht unbedingt im Sinne der Farmers' Union oder des Brannan-Plans, der von Nixon noch 1952 als „sozialistisch“ verurteilt worden war, sondern erklärter­ maßen unter Inkaufnahme bestimmter ökonomischer und sozialer Mindestsi­ cherungen der Farmereinkommen zum Zwecke der Wiederherstellung der freien und ungehinderten Preisbildung auf dem Agrarmarkt, deren Reglementierung durch staatliche Interventionen den Republikanern und den Farm B ureaus seit Ende der 30er Jahre ein Dorn im Auge gewesen ist519. c) Zwischen Staatsintervention und Selbstregulierung Auch die Entwicklung der amerikanischen Agrarpolitik in den 60er Jahren fügt sich ein in die Kontinuität des von Staats wegen bereitgestellten, aber wesentlich entsprechend den Interessen der organisierten landwirtschaftlichen Produzenten kanalisierten Subventionismus bei weiter zunehmenden Tenden­ zen zur kaum noch begrenzten Überproduktion. Das bedeutet aber keineswegs, daß das inländische Angebot die Nachfrage regelmäßig übertroffen und die Preise gedrückt, also die technologischen Möglichkeiten der vielbeschworenen „Landwirtschaft in der Überflußgesellschaft''520 der konsumierenden Masse der B evölkerung nutzbar gemacht hätte. Im Gegenteil bewirkte das etablierte Subventionssystem nach der Überwindung des zyklischen Preisverfalls der 50er 201 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Jahre521, der den Republikanern bei den Wahlen von 1956 erhebliche Stimmen­ verluste unter den Farmern gebracht hatte, in der Regel eher inflatorische Tendenzen. Das gesetzlich garantierte Preisniveau, das sich in den 60er Jahren zuneh­ mend bei etwa 80 % „of parity“ einpendelte, reizte zur Ausweitung der Pro­ duktion unter Umgehung der dekretierten Flächenbeschränkungen durch inten­ sivierte Anbaumethoden auf der „erlaubten“ Fläche. Da die Höhe der Subven­ tionen im voraus auf der Grundlage der Flächenbeschränkungen und ohne Berücksichtigung einer eventuellen Intensivierung der Wirtschaftsweise kalku­ liert war, andererseits aber die Preisbildung an den Produktenbörsen grund­ sätzlich den Gesetzen des freien Markts überlassen blieb und mithin das höhere Angebot bei etwa gleichbleibender Nachfrage die Preise drückte, mußte die Regierung, ihrem gesetzlichen Auftrag entsprechend, relativ kontinuierlich, wenn nicht gerade Mißernten und schlechtes Wetter die Produktionsmengen herabsetzten, die zum garantierten Preis frei nicht verkäuflichen Überschüsse aus dem Markt herausnehmen, sie also entweder aufkaufen und einlagern bzw. für Sozial- oder Entwicklungshilfeprogramme zur Verfügung stellen528 oder ihren Export subventionieren523. Da Exportsubventionen den Staat we­ niger kosten als der Ankauf der Überschüsse auf eigene Rechnung, und da der Inlandsmarkt nur eine geringe Elastizität aufwies, blieb der Absatz der land­ wirtschaftlichen Erzeugnisse somit weiterhin - wie schon seit dem letzten Viertel des 19. Jhts. - auch ein zentrales Problem der amerikanischen Außen­ handelspolitik, umso mehr, je mehr - besonders wieder seit den 50er Jahren die Produktion gesteigert werden konnte. In den letzten Jahren trugen neben der defizitären Handelsbilanz der Vereinigten Staaten auch die festen Parity­ Sätze für die Farmer zu den intensiven B emühungen der amerikanischen Regie­ rung um breitere Handelsabkommen mit Ostblockländern524 bei wie auch zu den zunehmenden handelspolitischen Verstimmungen zwischen den USA und Westeuropa im Zuge der Konsolidierung des europäischen Agrarmarkts und der Erweiterung der EWG525. Unabhängig von der Art und Weise der Vermark­ tung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden unter diesen Umständen die staatlichen Preisstabilisierungs-Subventionen für die Landwirtschaft in die Hö­ he getrieben: Hatten sie zwischen 1932 und 1951 im Jahresdurchschnitt 345 Mio. $ betragen und waren es zwischen 1952 und 1961 2,2 Mrd. $ gewe­ sen528, so waren es 1963 2,8 Mrd. 8 (plus 1,8 Mrd. $ für das Food for Peace­ Hilfsprogramm)527, 1967 und 1970 jeweils (ohne Food for Peace) 3,8 Mrd. § und 1972 3,6 Mrd. $528. Die Abhängigkeit der großen Mehrheit der Farmer von den staatlichen Stüt­ zungen vergrößerte sich seit den 50er Jahren noch zusätzlich dadurch, daß in dem strukturellen Wandlungsprozeß der amerikanischen Landwirtschaft, in dem sich die Zahl der B etriebe und der in der Landwirtschaft Tätigen verrin­ gerte und Kapitalintensität, Produktivität und Einkommen insgesamt erheb­ lich zunahmen529, neben die „horizontale“ Konzentration der B etriebe in den oberen Ertragsklassen noch eine verstärkte „vertikale“ Konzentration im B e202 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

reich der landwirtschaftlichen Zulieferer- und Weiterverarbeitungsbetriebe trat530, die die Verhandlungspositionen der einzelnen Farmer als Käufer wie als Verkäufer schwächte531. Der politische Gewichtsverlust bei den Wahlen und der ökonomische auf dem Markt gingen Hand in Hand. Die billiger produzie­ renden und reichlich am Markt anbietenden größeren B etriebe kamen dabei auch in den Genuß des Löwenanteils an den Subventionen, während die kleine­ ren Farmer ihr wirtschaftliches Überleben auf die Dauer nur sichern konnten, wenn sie scharf kalkulierten, intensiver wirtschafteten und sich spezialisierten. Daß selbst das oftmals nicht mehr möglich war, sobald der Staat die Subven­ tionen für bestimmte „Non B asic“-Produkte reduzierte oder strich, wurde ζ. Β. deutlich am Bankrott zahlreicher Kartoffelproduzenten in den 50er Jahren und Anfang der 60er Jahre532 und an den sich zuspitzenden Protesten kleiner mit­ telwestlicher Mischbetriebsfarmer, die den Anschluß an die technologische Mo­ dernisierung verpaßt hatten, im Sommer 1962533. Der Zunahme der Subventionen in den 50er und 60er Jahren stand trotz bescheidener B emühungen der Johnson-Regierung zur Verbesserung der Lage der Farmarbeiter534 und der „Rural Poor“535 insgesamt eine Abnahme des staatlichen Interventionismus in bezug auf Produktion und Vermarktung ge­ genüber: Die Kennedy-Regierung konnte ζ. Β. 1962 eine geplante Verschärfung der Produktionskontrollen für Mais ebensowenig im Kongreß durchsetzen wie eine Herabsetzung des Paritätensatzes für dasselbe Produkt536. Präsident Johnsons mit knapper Mehrheit gegen den Widerstand der AFB F verabschie­ dete Farm B ill vom Jahre 1964 setzte zwar die Preisstützung leicht herab, mußte aber der Farm Lobby ausdrücklich die Weitergeltung des „Prinzips der Selbstregulierung“ bestätigen537. Spätere B emühungen, im Zuge der geplanten umfassenden Sparmaßnahmen angesichts einer zunehmenden Inflation Anfang der 70er Jahre eine Höchstgrenze der Subventionen jeweils für die einzelnen Betriebe zu dekretieren, scheiterten am Widerstand der Regierung und der Farm Lobby im Kongreß538. Der Staat wurde daran gewöhnt, zu zahlen und die Zahlungen als selbstverständlich anzusehen, sonst aber sich zurückzuziehen und den organisierten Interessenten des Farmsektors freien Raum zu geben. Je mehr das der Fall war, umso wichtiger wurde erneut die Frage nach den Zielen und nach dem Charakter der Organisationen, die die von der Staats­ macht freigelassenen Leerräume ausfüllten. In den 60er Jahren waren alle großen amerikanischen Farmerorganisationen ebenso wie die Mehrheit der Farmer539 gegen staatliche Interventionen im Pro­ duktions- und Marktbereich, aber für die Fortsetzung der Subventionszahlun­ gen und die Erhaltung der Family Farm um jeden Preis540. Während das Na­ tional Council of Farmer Cooperatives sich auch weiterhin auf die Förderung sektoraler Genossenschaften und die Nutzung der entsprechenden Steuer- und Marktvorteile beschränkte541 und der Einfluß der Grange mit ihrem traditio­ nellen Programm542 ihrer kleinen Mitgliederzahl und Finanzkraft entspre­ chend zurückging, zählten die National Farmers' Union und die American Farm B ureau Federation zu den zehn finanzkräftigsten Pressure Groups in Wa203 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

shington. Zusammen stellten sie sogar die legendäre American Medical Associa­ tion, die oft als Prototyp der amerikanischen Pressure Groups und Kongreß­ lobbies angesehen wird543, in den Schatten5“. Im Gegensatz zur Farmers' Union, die in Anlehnung an ihre bis in die 50er Jahre stärker interventionistische Tradition auch ein über genossenschaftliche Koordination hinausgehendes nationales Agrarhilfeprogramm, allerdings ohne Markt- und Produktionsreglementierung, gegen die B edrohung der „Factory­ in-the-Field Agriculture“ und zur B ewahrung der „Demokratie“ gegenüber dem „Korporationsstaat“ (Corporate State) in vorsichtigen Worten befür­ wortete54**, propagierte die AFB F in stärkerem Maße Selbstregulierung und Selbsthilfeaktionen - selbstverständlich unter der Führung der Farm B ureaus. Beide Organisationen arbeiteten seit den 50er Jahren in der Washingtoner Lob­ by und im Interesse möglichst hoher Subventionsraten enger zusammen als in der Zeit davor, in der ihre konzeptionellen und politischen Differenzen stärker im Vordergrund gestanden hatten. Die Führung fiel dabei wiederum eindeutig den kapitalkräftigen Farm B ureaus zu, die außerdem straff organisiert waren, zumal da ihnen die Praktizierung „agrarischer Demokratie“ auch nicht allzu viel bedeutete. Sie wurden jetzt auch in ideologischer Hinsicht noch mehr als zuvor zu einem B ollwerk des traditionellen amerikanischen Konservatismus, Ein wichtiger Grund für die zunehmende Machtstellung der Farm B ureaus und der AFB F auf dem Agrarsektor liegt darin, daß sie immer weniger als Organisationen von Farmern funktionierten, sondern als solide und weitver­ zweigte Geschäftskonzerne. Aufgrund ihrer Traditionen, ihres Aufbaus und ih­ rer früheren und teilweise noch bis heute bestehenden engen institutionellen Verbindungen zu den landwirtschaftlichen Regierungsdienststellen verfügten sie bis in die kleinsten Counties hinein über einen festen Kundenstamm, na­ mentlich in den östlichen Staaten des Mittelwestens, vor allem Illinois, Indiana, Ohio, Michigan, Wisconsin, teilweise auch Iowa und Kansas, und in den Süd­ staaten545. Dieser Tatbestand ist an sich nichts Neues; sogar die Farmers* Union und selbst Milo Renos FHA waren - ebenso wie etwa die amerikani­ schen Gewerkschaften - eng verzahnt mit entsprechenden Geschäftsunterneh­ men und Versicherungen. Nur haben die Geschäfte der Farm Bureaus wie der AFBF in der Nachkriegszeit eine Größe erreicht, die jede bisherige politische Agrarbewegung und sogar die Erfinder der Finanzierung agrarischer Interes­ senpolitik in großem Stil durch konsolidierte Nebenbetriebe, den deutschen Bund der Landwirte um die Jahrhundertwende546, in den Schatten stellen. Der Charakter der Farm B ureaus als Geschäftsunternehmen und die Tatsache, daß sie im Gegensatz zu den anderen Farmorganisationen auch Nichtlandwirte als Mitglieder aufnehmen547, machen es außerdem möglich, daß ihre Mitglieder­ zahl auch angesichts eines drastischen Rückgangs der Zahl der Farmer in den letzten Jahrzehnten weiterhin in dem Maße angestiegen ist, in dem die ge­ schäftlichen Offerten der Farm B ureau-Versicherungsgesellschaften548, Waren­ häuser, Versand-, Weiterverarbeitungs- und Zulieferbetriebe549, Reisebüros und ölgesellschaften550 attraktiv geblieben sind. Denn in den Genuß der in der 204 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Regel aufgrund des Umfangs und der breiten Streuung der Geschäfte äußerst preisgünstigen Angebote der Farm B ureau-B etriebe kann nur kommen, wer vorher Mitglied des zuständigen Farm Bureau geworden ist und damit die Poli­ tik der AFB F, auf die er so gut wie keinen Einfluß hat, unterstützt551. Die Zahl der Mitglieder der Farm B ureaus nahm im Jahre 1969 um rund 70 000 zu, während die Zahl der amerikanischen Farmer in derselben Zeit um dieselbe Menge abnahm. In manchen Counties und Staaten gibt es mehr Farm B ureau­ Mitglieder als Farmer552. Die meisten der Geschäftsunternehmen werden von den einzelstaatlichen Farm Bureaus betrieben, oft auch von mehreren von ihnen gemeinsam. Manche besonders große Unternehmungen unterstehen der Regie der AFB F, in deren Vorstand die Vorsitzenden von 22 einzelstaatlichen Farm B ureaus vertreten sind558. Um die ihnen für ihre Tätigkeit zugunsten gemeinnütziger Zwecke eingeräumten Steuervorteile nicht zu verlieren, haben die Farm Bureaus in den meisten Staaten gesonderte Holding Companies gegründet, die das Kapital der Geschäftsbetriebe verwalten und deren Aufsichtsräte vielfach in derselben B e­ setzung tagen wie die Vorstände der entsprechenden Farm B ureaus554. Dem Charakter eines weitverzweigten B usiness-Imperiums mit entsprechendem Ma­ nagement555, äußerst geringer Partizipation der Kleinaktionäre (Mitglie­ der)556 und stabilen Führungseliten557 entspricht auch die Tatsache, daß nicht nur die Farm B ureaus selber, sondern auch die ihnen angeschlossenen Genos­ senschaften „von oben“ kontrolliert und geführt werden. Die Delegierten der County Farm Bureaus zu den Mitgliederversammlungen der Farm B ureaus der Einzelstaaten werden oft eher ernannt als gewählt, was ja auch in den beiden großen Parteien der USA noch gelegentlich vorkommt, und auf der jährlichen Mitgliederversammlung der AFB F sind die Funktionäre des Verbandes in der Regel unter sich558. Die Mitgliedsrechte, die einfach zu erwerben sind, können unbequemen Mitgliedern u. U. ohne nähere Angabe von Gründen entzogen werden559. Wie jeder große Interessenverband in Amerika, aber im Gegensatz zu den meisten anderen Gruppen auch auf regionaler und kommunaler Ebene, geben die Farm B ureaus bei politischen Wahlen Empfehlungen aus, die mittels der weitverbreiteten Massenpresse der AFB F560 an den Mann gebracht werden. Diese können für die Mitglieder zwar nicht bindend sein, verfehlen aber selten ihre Wirkung auf die Kandidaten in agrarischen Distrikten561. Im Gegensatz zur Masse der Farmer, die zwar zunehmend konservativer wählten, aber überwiegend eben nicht ultrakonservativ oder rechtsextremistisch, unterstützte die AFB F vor den Wahlen von 1964 Goldwater562 und 1968 zunächst die Kandidaturen von Ezra Taft B enson und Strom Thurmond, bevor sie sich deutlich für Nixon aussprach563. Zwar ist die amerikanische Landwirtschaft - unbeschadet der Ideale „agrarischer Demokratie“ - aufgrund ihres kapitalistischen und nicht feuda­ len Ursprungs schon von Anfang an als ein „B usiness“ wie jedes andere begrif­ fen worden. Auch haben die agrarischen Verbände und Interessengruppen schon 205 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

von jeher die engen Verbindungen und Verklammerungen besonders zu den Kapital- und Handelssektoren gepflegt. Es gilt grundsätzlich audi nicht als an­ rüchig, daß eine agrarische Pressure Group auf anderen Sektoren „Geld macht“, um ihre Interessenvertretung besser finanzieren zu können. Aber andererseits ist der zuerst in der Untersuchung des Resnick-Ausschusses von 1967/68 erho­ bene und dann vom Plenum des Landwirtschaftsausschusses des Repräsentan­ tenhauses solidarisch niedergestimmte Vorwurf, die Farm B ureaus müßten auf­ grund des Umfangs ihrer Geschäfte und außeragrarischen Interessen die Ver­ tretung der spezifischen landwirtschaftlichen B elange notwendigerweise ver­ nachlässigen564, in mancher Hinsicht zweifellos gerechtfertigt. Ihre Politik ist vielfach in den B ahnen des garantierten Subventionismus nach dem Parity­ Schema steril geworden. Konstruktive B eiträge von ihrer Seite zur B ewältigung der zahllosen Probleme, die der umfassende Strukturwandel der amerikani­ schen Landwirtschaft in den letzten zwei Jahrzehnten mit sich gebracht hat, sind außerordentlich selten und werden offenbar auch nicht erwartet. Und die Interessen der ärmeren Farmer, Pächter und Landarbeiter hat die AFB F, die noch Anfang der 70er Jahre für sich in Anspruch nahm, für „die amerikani­ sche Landwirtschaft“ zu sprechen, ohnehin nie vertreten565. Auch ihrer Ideologie und ihrem Selbstverständnis nach waren die Farm B u­ reaus Ende der 60er Jahre die Vertreter besitzender Geschäftsleute, deren Ka­ pital teilweise in Grund und B oden steckt, und Apologeten des Status quo. Le­ diglich gewisse, vornehmlich politische und soziale Degenerations- und Deka­ denzerscheinungen waren ihrer Meinung nach zu beseitigen. Ihre Verlautba­ rungen und Publikationen lesen sich wie idealtypische Zusammenfassungen der Meinung der in dieser Zeit vielbeschworenen „Silent Majority“ Amerikas. Sie sind in wirtschaftlicher Hinsicht erzliberal, wenigstens solange die Subventions­ mechanismen funktionieren, sie fordern die Rückkehr zum freien Marktmecha­ nismus, der „God's Law“, und den Abbau staatlicher Intervention, die nur „Men's Law“ sei566. Das sozialdarwinistische Prinzip der „Survival of the Fittest“ gilt ihnen als „one of the fundamental laws of the universe“ und in Wirtschaft und Politik567. „Gier“, Neid und „Habsucht“ derer, die nichts oder wenig haben, werden von fundamentalistischen Standpunkten aus568 ebenso verurteilt wie der „Verfall der Moral“ und die Verbrechen in den Städten, de­ ren Ursachen im wesentlichen der angeblich „permissiven“, in Wirklichkeit eher bescheidenen Sozialgesetzgebung zugeschrieben werden, die außerdem auch als der wichtigste Hort inflationärer Tendenzen nach Meinung der Farm B ureaus dringend revidiert werden muß569. In politischer Hinsicht ist die Tendenz der AFBF-Verlautbarungen ultrakonservativ bis reaktionär: Die reformistische Po­ litik seit den 30er Jahren, die die amerikanische Landwirtschaft wenigstens kurzfristig wieder saniert hat, wird, abgesehen von den Subventionen, in Bausch und B ogen verurteilt570. Die Farm B ureaus fordern einen Abbau der bundesstaatlichen B ürokratie und eine Verringerung der Einkommensteuer durch Kürzungen am Sozial- und Erziehungsbudget, deren Vorlagen sie konse­ quent abgelehnt haben571. Dagegen fordern sie den weiteren Ausbau der Preis206 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Stützungen für die Landwirtschaft und eine Expansion des Außenhandels, ob­ wohl sie in politischer Hinsicht zu einem großen Teil eher zu isolationistischen Tendenzen neigen572. Sie argumentieren, fast unnötig zu sagen, für die Rechte des „Eigentums“ (Property) und gegen „kommunistische'' und „sozialistische Gefahren“, die sie nicht nur in der B ürgerrechtsbewegung und in pazifistischen Demonstrationen, sondern auch in den Demokratischen Regierungen der 60er Jahre und in der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs am Werk sa­ hen573. Sie sind für „Law and Order“, aber selbst George Wallace, der ja nicht nur Segregationist, sondern auch ein später Populist ist und seine Politik in den Dienst am „Average Citizen“ zu stellen versprach, schien der Mehrheit der Farm B ureaus noch nicht konservativ genug zu sein, denn unterstützt haben sie ihn, im Gegensatz zu Goldwater und Nixon-Agnew, nicht. Außerdem ist es der betont gewerkschafts- und arbeiterfeindlichen Position der AFB F574 mit zu verdanken, daß die schon immer latenten Gegensätze zwischen den Eigentü­ mern und Verwaltern großer B etriebe und den meist farbigen Kleinpächtern und den zu einem großen Teil mexico-amerikanischen Landarbeitern im Süden und Westen der USA sich in den letzten fünfzehn Jahren in stärkerem Maße nicht nur zu Rassenkrawallen, sondern zu bewußt empfundenen und zuneh­ mend organisierte Dimensionen annehmenden Klassenkonflikten zugespitzt ha­ ben, die ihr Ende sicherlich nicht einfach nur durch die Wiederherstellung von „Law and Order“ im Sinne der AFB F finden werden576. Abgesehen von die­ sem letzten für die weitere Entwicklung des Agrarsektors sicher noch sehr wich­ tigen Punkt reflektiert die Ideologie der AFB F Ende der 60er Jahre kaum spe­ zifisch agrarische Interessen, sondern vornehmlich die gängigen und auch in an­ deren sozialen Gruppierungen und Organisationen festzustellenden Meinungen des konservativen Amerika. Lediglich die wirtschaftspolitische Programmatik ist in manchen Einzelheiten stärker auf den Agrarsektor zugeschnitten576. Die AFB F als größte Pressure Group des landwirtschaftlichen Sektors steht rund hundert Jahre nach dem B eginn der populistischen Protestbewegungen in großem Stil nicht auf der Seite derer, die im Sinne des alten Ideals „agrari­ scher Demokratie“ für eine Ausweitung der politischen Partizipation an den „Grass Roots“ eintreten577. Sie fordert - und insofern ist auch eine ge­ wisse Kontinuität seit den Tagen der Populist Revolt festzustellen — allerdings u. a. auch die Rückehr zu den „alten“ Zuständen, zum unbehinderten Wirt­ schaften auf der individuellen Familienfarm. Sie hat sich integriert in den Kreis der an der Erhaltung des Status quo interessierten Gruppen und Wirtschafts­ interessen der Washingtoner Lobby. Der von einem der besten Kenner der amerikanischen Landwirtschaft erhobene Vorwurf, die Farm B ureaus trügen auf diese Weise bei zu einer zunehmend unsachlicher und irrationaler werdenden Agrarpolitik578, ist dabei einer der geringsten, die der stärksten Organisation der Farm Lobby gemacht werden können. Politik in einer pluralistischen Gesell­ schaft kann bekanntlich schon von ihrer Konzeption her nie immer nur sachge­ recht und rational sein. Der Vorwurf der Unzeitgemäßheit könnte auf die Dauer schwerer wiegen, da die in der AFB F organisierten Interessenten seit

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dem Zweiten Weltkrieg die traditionelle Selbstregulierung der Wirtschaftssek­ toren wieder ausschließlich an die Stelle staatlicher Interventionen zu setzen bestrebt sind und damit versuchen, die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Entwicklung der USA auf jene Stufe zurückzudrängen, die sie schon vor den Reformen des New Deal erreicht hatte. Zwar hat die Politik des New Deal durch ihre Offenheit gegenüber den In­ teressen der betroffenen Produzenten und die Einräumung weitgehender Mit­ sprache- und Selbstregulierungsbefugnisse in Institutionen, die der hergebrach­ ten politischen Kultur Amerikas entsprachen, diese Entwicklung noch gefördert und überhaupt erst die B edingungen geschaffen, unter denen die AFB F als eine konservative politische Kraft größer und mächtiger werden konnte. Auf der anderen Seite hat aber der Durchbruch der Entwicklung zum stärker organi­ sierten Kapitalismus in den 30er Jahren nicht nur für Wirtschaft und Gesell­ schaft insgesamt, sondern auch für die amerikanische Agrarpolitik ein veränder­ tes B ezugssystem und neue Machtkonstellationen geschaffen, aus denen die re­ gulierende und intervenierende Staatsmacht nicht mehr wegzudenken ist. Diese strukturelle Neuorientierung hat auch das Verhalten der amerikanischen Agrar­ bewegungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts verändert. Die zunehmende Organisation und Integration des landwirtschaftlichen Sek­ tors in ein staatlich subventioniertes und reguliertes Gesamtsystem zur Steige­ rung der privaten Gewinne hat die Großproduzenten und die rentabel wirt­ schaftenden Familienbetriebe wirtschaftlich gestärkt und ihren Interessenver­ tretungen die radikale Spitze genommen. Lediglich die „Verlierer“: vor allem kleine Pächter, Land- und Wanderarbeiter oder Sharecroppers lassen sich heute noch zu radikalem Protest mobilisieren, bedürfen aber zusätzlicher Koalitions­ partner aus dem nichtagrarischen B ereich. Die soziale Polarisierung der Agrar­ bevölkerung ist dabei in mancher Hinsicht größer geworden. Die koordinierte Kooperation mit und in staatlichen und intermediären Re­ gulierungs- und Ausgleichsinstitutionen hat die Farmerorganisationen insge­ samt pragmatischer, aber auch konservativer gemacht. Die Wendung vom Pro­ test zu „Pressure Group Politics“ hat das direktdemokratische „Grass-Roots“Potential der Agrarbewegungen entscheidend abgeschwächt und ihren früher anregenden und weitertreibenden Einfluß auf die Gesamtpolitik verringert. Die konsequente, schubweise Durchsetzung systemregulierender, staatsinter­ ventionistischer „progressiver“ Reformpolitik in der ersten Hälfte des 20. Jhts., die auf dem Agrarsektor am intensivsten und auch am kontinuierlichsten verlaufen ist, und die dadurch provozierte Entwicklung von „B ig Government“ auf allen Ebenen hat außerdem in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht durch die Reduzierung des Risikos der individuellen Privatunternehmer zu­ gleich auch deren Freiheitsräume eingeschränkt und dadurch den Stellenwert basisdemokratischer Institutionen zugunsten einer organisierten, „korporativen“ oder „syndikalistischen“ Selbstregulierung herabgesetzt579. Andererseits haben der institutionell vorgegebene Zwang zu politischen Kompromißlösungen und die Möglichkeit gegenseitiger B lockierung von Regie208 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

rung und Kongreß machtpolitische Leerräume freigelassen, die die konservativ gewordenen Großorganisationen der besitzenden Farmer nur teilweise und im wesentlichen zum Zwecke der Fortschreibung des Subventionssystems nach dem Parity-Schema ausgefüllt haben. Der Sieg des organisierten Subventionismus über die alten frühkapitalisti­ schen und wirtschaftsliberalen Ideale „agrarischer Demokratie“ bedeutete zwar das Ende des amerikanischen Populismus in seiner traditionellen „ländlichen“ Form, reflektierte aber lediglich die konsequente und prinzipientreue Entwick­ lung einer von Anfang an kapitalistischen Agrarwirtschaft aus der Phase des unorganisierten Konkurrenzkapitalismus in ein zunehmend organisiertes Sy­ stem untereinander verklammerter privater und öffentlicher Sektoren zur Si­ cherung und Stabilisierung der Privatwirtschaft.

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Puhle

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IV. Entwicklungsrückstand und traditionalistische Zersplitterung: Ein Überblick über die politischen Agrarbewegungen in Frankreich Bevor die wichtigsten Ergebnisse des hier versuchten Vergleichs der Entwick­ lung politischer Agrarbewegungen in Deutschland und den USA zusammen­ gefaßt werden, empfiehlt sich aus verschiedenen Gründen noch ein kurzer Über­ blick über die französischen Agrarorganisationen im 20. Jht. Eine solche, wenn auch stark geraffte Darstellung der in dem hier untersuchten Zusammenhang bedeutsamen Kontinuitätslinien agrarischer Interessenpolitik und ihrer Grup­ pierungen soll jedoch kein bloßer Exkurs bleiben. Sie ist vielmehr eine not­ wendige Ergänzung. Frankreich kann - wie bereits im ersten Kapitel ausge­ führt wurde - hier nicht voll in den Vergleich einbezogen werden, weil einer­ seits das Material noch keineswegs in dem erforderlichen Maße aufgearbeitet ist und andererseits und vor allem in diesem Falle noch erhebliche Schwierig­ keiten im Hinblick auf die Operationalisierung und Anwendbarkeit des typolo­ gischen B egriffs eines „organisierten Kapitalismus“ und dementsprechender Periodisierungsansätze bestehen. Die Entwicklung des französischen Agrarsek­ tors kann jedoch die B reite der Alternativen der Verhaltensweisen und der politischen Möglichkeiten von Agrarbewegungen in kapitalistischen Industrie­ gesellschaften noch anschaulicher machen, als sie im Vergleich von nur zwei Ländern erscheinen würde. Darüber hinaus stellt das französische B eispiel auf­ grund der bis zur Mitte des 20. Jhts. erheblich langsamer verlaufenden indu­ striellen Entwicklung einen deutlichen Kontrast dar zu Tempo und Verlauf der wesentlich dynamischeren gesamtwirtschaftlichen Expansion Deutschlands oder der USA1. Dieser Kontrast läßt den Aspekt der Kontinuität und der überlie­ ferten traditionalistischen Zersplitterung in den politischen Orientierungen und Interventionen der französischen Agrarbewegungen noch bis ins letzte Jahr­ zehnt der Vierten Republik stark hervortreten. Erst die forcierte technologi­ sche Modernisierung, der Ausbau und die vermehrte Organisation des franzö­ sischen Industriekapitalismus seit den 50er Jahren des 20. Jhts.2 hat auch für den Agrarsektor entscheidende Veränderungen mit sich gebracht, vor allem eine zunehmende Nivellierung der interessenpolitischen Divergenzen, und Ten­ denzen, die auf ein mögliches Ende der hergebrachten politischen Fraktionie­ rung hindeuten. Daß diese Veränderungen gleichzeitig überlagert werden von den Auswirkungen der westeuropäischen Wirtschaftsintegration und des ge­ meinsamen Agrarmarkts, läßt mir die analytische Kapazität einer genaueren Datierung des Übergangs zum organisierten Kapitalismus und seines „Durch­ bruchs“ im Rahmen eines Vergleichs nationaler Entwicklungen noch zusätzlich problematisch erscheinen. 210

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Andererseits können aber Hinweise auf den in der ersten Hälfte des 20. Jhts. noch andauernden „Entwicklungsrückstand“ Frankreichs gegenüber den beiden hier in erster Linie untersuchten Ländern und der sich daraus ergebende Kontrast zwischen den Entwicklungen der jeweiligen Agrarsektoren gerade den B lick schärfen für jene Eigenarten wirtschaftlicher Interessenwahrung und politischer Organisation, die sich - trotz einer Reihe von Unterschieden - in Deutschland und den USA gleicherweise aus den Funktionsmechanismen eines fortgeschrittenen industriekapitalistischen Wirtschaftssystems ergeben haben. Selbst eine kurze B ehandlung des französischen B eispiels verspricht mithin, noch deutliche Abgrenzungen und Differenzierungen zu erlauben und Akzente zu setzen, die für die abschließende Zusammenfassung wichtig werden können.

1. Zur Kontinuität der Traditionen Der sozioökonomische Entwicklungsrückstand gegenüber schneller industriali­ sierenden Ländern und die Stärke zwar nicht vorkapitalistischer oder vorre­ volutionärer, aber doch traditionaler, oft auch innovationshemmender Ele­ mente in der bürgerlich geprägten politischen Kultur Frankreichs haben auch für den Agrarsektor einige spezifische Konstellationen geschaffen, die beson­ dere Aufmerksamkeit verdienen. Zum einen geht in Frankreich nicht, wie in Deutschland oder den USA, die politische Neuorientierung des Agrarsektors der technologischen Umorganisation voraus, die in der Landwirtschaft aller Indu­ strieländer seit dem Zweiten Weltkrieg feststellbar ist. B eide Prozesse laufen vielmehr gleichzeitig und allmählich ab. Dabei sind die Erscheinungen der technischen Modernisierung und der sozialen Entwicklungstrends weitgehend abzuzählen und meßbar, die politischen Veränderungen gerade der jüngsten Zeit sind aber oft noch so sehr in die Kanäle traditionalen politischen Verhal­ tens eingebettet, daß sie in klareren Linien wohl erst in einer zukünftigen Ana­ lyse mit größerer Distanz und breiterem Überblick hervortreten können. Erst dann wird auch mit B estimmtheit zu sagen sein, inwieweit in dem Land mit der nach Spanien, das im übrigen schnell aufholt, „rückständigsten Landwirt­ schaft Westeuropas“3 politische Umorientierungen des Agrarsektors sich wo­ möglich erst aus den technologischen und sozialen Veränderungen ergeben ha­ ben. Manche Anzeichen deuten darauf hin. Zum anderen wird zu berücksichti­ gen sein, daß gerade die strukturellen technologischen, wirtschaftlichen und ge­ sellschaftlichen Veränderungen und politischen Neuorientierungen des franzö­ sischen Agrarsektors sich nicht mehr allein in der nationalstaatlichen Isolierung abgespielt haben, sondern bereits im Einzugsbereich des sich trotz aller Krisen und Friktionen zunehmend integrierenden europäischen Agrarmarkts. Drittens haben der wirtschaftliche Entwicklungsrückstand und die noch bis zur Mitte des 20. Jhts. ungebrochene Stärke der gesellschaftlichen und politischen Tradi­ tionen bewirkt, daß sich die organisierten agrarischen Interessenten in Frank211 14*

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reich wesentlich länger als in Deutschland oder in den USA, wo sie aus eigener Kraft mit zu den Wegbereitern und Protagonisten entscheidender gesamtpoliti­ scher Veränderungen gehörten, haben einrichten müssen in einem vorgegebenen traditionalen gesellschaftlichen und politischen System, das sie nicht oder nur sehr wenig verändern konnten. Zu den Eigenarten dieses Systems gehörte seit der Mitte des 19. Jhts. das Pendeln zwischen bürgerlicher Honoratiorenreprä­ sentation und mehr oder weniger ausgeprägten bonapartistischen Institutionen und Praktiken, eng damit verbunden eine relativ weitgehende Autonomie der zentralisierten Verwaltung und vor allem die Realität einer „blockierten Ge­ sellschaft“4, in der soziale Konflikte in der Regel nicht ausgetragen worden sind, weil die gesellschaftlichen und politischen Lager sich gegenseitig blockier­ ten. Die extrem linken Kräfte blieben dabei bislang in der Regel von Macht und Einfluß in Wirtschaft und Gesellschaft ausgeschlossen, die extrem rechten Gruppen vom Einfluß auf die Staatsmacht. Während die französische Re­ volution und ihre administrative Kanalisierung in der ersten Hälfte des 19. Jhts. Frankreich grundlegend verändert hatten, bewirkten die Verzögerung der Industrialisierung und der nur allmählich vorangetriebene ökonomi­ sche und soziale Wandel zwischen der Mitte des 19. und der des 20. Jhts. kaum noch wirklich einschneidende gesellschaftliche und politische Umschichtun­ gen und Veränderungen. Auch die charakteristischen verfassungspolitischen und institutionellen Neuorientierungen, das Ende des Zweiten Empire und der Vierten Republik, lassen sich ebenso wie die kurzlebige Volksfront der 30er Jahre eher als die letzten Auswege begreifen, die übrigblieben, als die Kräfte der „alten“ Ordnungen in den alten Institutionen sich blockierten. Aber es waren Auswege, die das Problem der „société bloquée“ nicht lösten, son­ dern nur verlagerten und verschoben. Das Pendeln der französischen Politik und Verfassung zwischen Honoratio­ renparlamentarismus und plebiszitär legitimierten Herrschaftsformen spiegelt sich auch auf dem Agrarsektor wider in den einflußreichen parlamentarischen Vertretungen der Landwirtschaft und der von Wahlrecht und Wahlkreiseintei­ lung ohnehin bevorzugten ländlichen „Provinz“5 einerseits und in der breiten bäuerlichen Unterstützung aktueller Protestbewegungen und der akklamativen Basis und Absicherung boriapartistischer Regimes auf dem Lande anderer­ seits*. Die politischen Traditionslinien des französischen Agrarsektors sind in den letzten hundert Jahren überwiegend doppel- bzw. mehrgleisig verlaufen, aber doch sehr kontinuierlich. Kontinuität bedeutet in diesem Falle jedoch we­ der Uniformität noch durchgängige Identität der Motivationen. Charakteri­ stisch für die französischen Agrarbewegungen ist seit der Errichtung der Drit­ ten Republik die Tatsache gewesen, daß die politisch bedeutenden unter ihnen Pressure Groups alter Art sind7, die sehr lange an den Strukturen der parla­ mentarisch tätigen Honoratiorenvereinigung festgehalten haben und ihre büro­ kratischen Apparate und ihre gezielte Öffentlichkeitsarbeit erst in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich auszubauen begannen. Kleinbürgerliche und bäuer­ liche Klassenbewegungen mit breit gestreuter Agitation und über den Rahmen 212 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

einer Pressure Group hinausgehenden Ansprüchen blieben daneben entweder regional begrenzt, wie die meisten sozialistischen und kommunistischen Ver­ einigungen, oder kurzlebig, selbst wenn sie, vornehmlich in Krisen, nationale Bedeutung erlangen konnten wie ζ. Β. die Bewegungen um Dorgeres (1928 bis 1935) und Poujade (1953—1956)1 Ein weiteres Charakteristikum des Spek­ trums französischer Agrarbewegungen seit dem Ende des 19. Jhts. ist die kontinuierliche Rivalität zweier Dachverbände trotz mancher organisatori­ scher Verzahnungen und gelegentlicher Verschiebungen der politischen Fronten. Die dabei durchweg feststellbare Dominanz des Großbesitzes, vor allem des Nordostens, über den Kleinbesitz stellt sich heute zwar anders dar als vor 70 Jahren, ist aber in der Sache erhalten geblieben. Standen zunächst in der Dritten Republik die konservativen, anfangs auch klerikalen und monarchistischen Syndikate der Großbesitzer der „rue d'Athè­ nes“8 den bürgerlich-radikalen und freimaurerischen Genossenschaftsorganisa­ tionen (coopératives syndicales) des „B oulevard St. Germain“9 gegenüber, so brach nach dem neoständischen Zwangsintermezzo der einheitlichen Corpora­ tion Paysanne des Vichy-Regimes der konservative Agrarierflügel schon bald wieder aus dem gemeinsamen Dachverband der Confederation Generale de l'Agriculture (CGA) aus, die 1943 bzw. 1945 als einheitliche Agrarorgani­ sation des freien Frankreich unter demokratischen und sozialistischen Vorzei­ chen gegründet worden war10. Der politische Einfluß der Organisationen in der Nachfolge des B oulevard St. Germain, besonders der 1953 gegründeten und politisch gegenüber den Zeiten der Dritten Republik nach rechts gerutsch­ ten Confédération Nationale de la Mutualité, de la Cooperation et du Crédit Agricole (CNMCCA), nahm in der Vierten und Fünften Republik ab. Demgegenüber gewann die konservativere Federation Nationale des Syn­ dicats d'Exploitants Agricoles (FNSEA), die 1946 zunächst als eine Abteilung innerhalb der CGA gegründet worden war, bis zur Mitte der 50er Jahre un­ aufhaltsam an Einfluß und wurde zur stärksten agrarischen Pressure Group der Vierten und - mit gewissen Einschränkungen - auch der Fünften Republik. Die FNSEA, die sich 1953 praktisch verselbständigte und die alte CGA zu einem nahezu kompetenzlosen „Koordinationsorgan“ herabstufte, steht interes­ senmäßig und ideologisch in der Tradition der konservativen Großbesitzerver­ bände der „rue d'Äthènes“ und der eng damit verflochtenen „rue des Pyra­ mides“11, ideologisch und besonders seit 1950 auch personell teilweise in der Tradition der Vichy-Corporation12. Sie arbeitet auf regionaler wie auf natio­ naler Ebene eng zusammen mit den straffer organisierten und weniger zu Kompromissen gezwungenen, außerordentlich einflußreichen B ranchenverbän­ den (associations spécialisées), die vornehmlich in den Jahren nach 1907 als Nebenprodukte der Weinbaukrise und in den 20er Jahren entstanden waren, als die organisatorische und politische Krise des allgemeinen „syndicalisme social“ der Großverbände offenbar geworden war. Zu diesen Verbänden gehö­ ren vor allem: der Getreideproduzentenverband, Association Generale des Producteurs de Blé (AGPB) von 1924, der personell vielfach identisch ist mit 213 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

der stärksten Gruppe der FNSEA, der Fédération du Nord et du B assin Parisien13; die Zuckerrübenproduzenten in der Confederation des Planteurs des Betteraves (CGB ) von 1921; die Weinbauernverbände, besonders die regio­ nale Gruppierung südfranzösischer Weinbauern von 1907, Confédération Generale des Vignerons du Midi (CGVM) und die Federation des Asso­ ciation Viticoles (FAV) von 1913. Hinzu kommt eine Reihe von B rennereiver­ bänden“, die aufgrund des seit 1935 ununterbrochen bestehenden An- und Verkaufsmonopols des Staates für Alkohol erheblich privilegiert sind15 und ein deutliches B eispiel dafür abgeben, daß unter bestimmten Voraussetzungen einer liberalen gesellschaftlichen und politischen Tradition die Zunahme der Staatsintervention Hand in Hand geht mit einer Vergrößerung des Einflusses der sektoralen Großverbände. Auch das Koordinationsinstrument der Präsidien der Landwirtschaftskam­ mern (APPCA) wurde in den 50er Jahren von der FNSEA erobert. Trotz der traditionellen Rivalitäten sorgte sie sogar mit dafür, daß die finanzkräftige APPCA als Konsultationspartner der Regierung aufgewertet wurde16. Der Grund dafür liegt zu einem großen Teil darin, daß sich die FNSEA zur glei­ chen Zeit selber einer Herausforderung in den eigenen Reihen gegenübersah, die sie zum Kompromiß und zum Arrangement zwang. Es handelt sich dabei um die Jugendorganisation der Jeunes de la CGA (1946-54) und das 1954 dar­ aus hervorgegangene selbständige Syndikat des Centre National des Jeunes Agriculteurs (CNJA). Diese beiden Gruppen, die, wie schon die ältere Jeunesse Agricole Catholique (JAC) von 1931, von der katholischen Soziallehre inspiriert waren, erhoben erstmals in Frankreich ernsthaft Forderungen nach Strukturre­ formen in der Landwirtschaft anstelle des herkömmlichen Protektionismus. Dank ihrer organisatorischen Geschlossenheit, ihres Einsatzes und ihres Anhangs im Lande, besonders in der jüngeren Generation und unter den Klein- und Mittelbauern, deren Interessen sie vor allem zu wahren versprachen, konnten die „Jeunes“ und das CNJA seit den späten 50er Jahren nach und nach die Honoratiorenreihen der FNSEA aufbrechen, zunächst in einzelnen Departe­ ments, dann auch in den zentralen Gremien des Verbandes17. Zu Anfang der 70er Jahre stellten FNSEA und CNJA bereits einen eng verklammerten und nach außen hin einheitlich auftretenden schlagkräftigen agrarischen Großver­ band dar, an dessen Spitze mit Michel Debatisse einer der Gründer der „Jeu­ nes“ stand und dessen politische Strategie im Zeichen der Institutionen der Fünften Republik und der EWG wesentlich stärker auf die Mobilisierung der Öffentlichkeit und einen entsprechenden Druck auf die Regierung gerichtet war als noch im Jahre 196018. Der Wechsel von der Vierten zur Fünften Republik im Jahre 1958 hat diesen Prozeß noch insofern beschleunigt, als er den politischen Nutzen der Kontakte der älteren, konservativen Honoratioren der FNSEA zu den Parlamentariern in Kammer und Senat verminderte, auf der anderen Seite aber die schon immer guten B eziehungen der „jungen“ CNJA-Funktionäre zu den Planern und B ü214 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

rokraten in den Stäben der zuständigen Ministerien erheblich aufwertete. Die­ ser Umstand wird bereits deutlich, wenn man ζ. Β. den politischen Stil der Vor­ bereitungen und Hintergründe der Agrargesetzgebung zwischen 1953 und 1957 mit dem der Gesetzgebung nach 1960 vergleicht. Die B ehandlung der protek­ tionistischen Marktorganisationsgesetze seit 1953, die Durchsetzung der Preis­ festsetzungen vom Herbst 1957 und der Kampf um die Wiedererrichtung des von Mollet kurzfristig abgeschafften Landwirtschaftsministeriums 1957 waren noch überwiegend dem alten Stil parlamentarischer Honoratiorenpolitik ver­ haftet19; die Vorbereitungen der „Loi d'Orientation“ (Debré-Plan) von 1960 und der ergänzenden „Charte Pisani“ von 1962 wiesen dagegen stärkere pla­ nerische und bürokratische Züge auf20. Dabei entsprach der Neigung der gaulli­ stischen B ürokratie zur Schaffung neuer Verwaltungs- und Planungsgremien auf der einen Seite das Verlangen des CNJA nach strukturellen Reformmaßnah­ men in bezug auf B etriebsgrößen, Produktionsweisen, Arbeitsverfassung und Kreditförderung andererseits. Diese beiden Tendenzen, vermehrte Interven­ tionsbereitschaft der Staatsmacht und reformistische Forderungen der Interes­ senten, die vielfach schon voreilig mit einer „revolution silencieuse“ (Ray­ mond Aron) gleichgesetzt worden sind, bilden zusammen eine durchaus neue Konstellation der französischen Agrarpolitik im Zeichen des gemeinsamen Agrarmarkts. In dem hier diskutierten Zusammenhang interessiert jedoch nicht so sehr diese möglicherweise grundlegende Umorientierung der jüngsten Zeit, sondern vielmehr die zuvor den Agrarsektor beherrschende Kontinuität der Traditionen, für die vor allem drei Zusammenhänge charakteristisch waren: 1. Die gesetzlichen Grundlagen, Institutionen und Entscheidungen der Agrar­ politik wurden in der Regel nur punktuell und notdürftig ex post an den unter dem Einfluß einer relativ gebremsten Industrialisierung allmählich ablaufen­ den landwirtschaftlichen Strukturwandel und an die gerade vorherrschenden verbandspolitischen Pressionen angepaßt. Es wurde nicht versucht, diesen Pro­ zeß bewußt zu beeinflussen, zu lenken oder gar zu planen. 2. Die staatlichen Organe griffen zum Zwecke dieser Anpassung vornehm­ lich auf die Mittel eines konzeptlosen oder allenfalls an der Forderung nach Parität des Lebensstandards orientierten Protektionismus für den landwirt­ schaftlichen Sektor zurück, der nach B edarf durch Zollschutz, garantierte Fix­ preise, staatlich subventionierte Marktorganisation, technische Hilfe und sek­ torale Privilegien aufrechterhalten wurde. 3. Die periodisch auftretenden agrardemagogischen Massenbewegungen blie­ ben regional isoliert und zerfielen sehr schnell wieder. Die Gründungen von „Bauernparteien“ kamen in der Regel über rudimentäre Ansätze nicht hinaus. Die ökonomisch schlechter gestellten B auern oder Pächter ließen sich nicht wirksam und dauerhaft gegen die von den Großbesitzern beherrschten Syndi­ kate organisieren, die die tonangebenden Vertreter der Interessen der französi­ schen Landwirtschaft blieben. Diese stark verkürzten Thesen bedürfen der näheren Erläuterung. 215 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

2. Allmählicher Strukturwandel des landwirtschaftlichen Sektors Der landwirtschaftliche Strukturwandel in Frankreich wurde noch bis zur Mitte des 20. Jhts. bestimmt von dem sehr langsamen Industrialisierungstempo dieses Landes. Der Anteil der aktiven landwirtschaftlichen B evölkerung sank erst nach 1880 unter 50 % und betrug noch zwischen 1931 und 1946 konti­ nuierlich über 32 %. Erst seit der zweiten Hälfte der 50er Jahre hat er erheb­ lich abgenommen von 27,1 % im Jahre 1954 auf 20,7 % im Jahre 1962 und 15,8 % im Jahre 1968“. Der Anteil der Landbevölkerung in Gemeinden unter 2000 Einwohnern an der Gesamtbevölkerung ist und bleibt erheblich größer. Im Jahre 1954 betrug er noch 44 %. Da der Prozentsatz der in der Landwirtschaft aktiven B evölkerung in jüngster Zeit wesentlich schneller ab­ nimmt als der der Landbevölkerung, vergrößert sich die Differenz immer mehr (1968: 34,6 % zu 15,8 % ) , so daß Frankreich auch dann noch ein Land von „ländlichem“ Charakter bleibt, wenn es längst kein agrarisches Land mehr ist22. Die Entwicklung des 19. Jhts. hat sich auch im 20. Jht. bis ans Ende der Dritten Republik ohne jene B rüche und B eschleunigungen fortgesetzt, die etwa für die deutsche Landwirtschaft in dieser Zeit charakteristisch gewesen sind. Die Abwanderung der ländlichen Arbeitskräfte in die Städte nahm ebenso erst nach dem Zweiten Weltkrieg sprunghaft zu wie die Maschinisierung23 und Wert und Volumen der Produktion. Der Wert der landwirtschaftlichen Ge­ samterzeugung betrug zwischen 1895 und 1904 rund 16 Mrd. Francs (konst. Preise 1905-14) und zwischen 1945 und 1954 rund 19 Mrd. Francs (konst. Preise 1935-39). Die Wachstumsrate der landwirtschaftlichen Produktion lag zwischen 1895 und 1904 bei 12%, zwischen 1925 und 1934 bei 1 7 % , zwi­ schen 1950 und 1954 aber bereits bei 36 %24. Das Verhältnis der Agrarpreise zu den allgemeinen Preisen verschlechterte sich zwar zwischen 1911 und 1918, hielt sich aber in den 20er Jahren bei klei­ nen Schwankungen relativ konstant zwischen 90 und 100 (Index) und stieg in der Wirtschaftskrise trotz des Verfalls der Agrarpreise in absoluten Zahlen bis fast 120 an. Danach bewegte es sich bis zu einem neuen Höhepunkt 1947 wie­ der um 100, 1951 erreichte es einen Tiefpunkt bei 80,4, in den 50er Jahren lag es etwas darüber. Erst die Errichtung der EWG hat die Preise für die französi­ sche Landwirtschaft so drastisch ansteigen lassen, daß ihr Zuwachs den der Preise industrieller Verbraudisgüter weit übertraf und den französischen Agrar­ produzenten insgesamt erhebliche Vorteile brachte25. Diese Feststellung muß allerdings noch regional differenziert werden. In bezug auf das landwirtschaft­ liche Pro-Kopf-Einkommen lagen im Jahre 1962 vor allem die Regionen des Südwestens (Aquitaine und Midi-Pyrénées) und das westliche Massif Central (Index unter 75), aber auch die B retagne (Ouest), B asse Normandie, Vendée und der mittlere Osten (östliches Massif Central, Rhone-Alpes, B ourgogne, Franche-Comté, 75-100) unter dem französischen Durchschnitt. Über dem Durdischnitt lagen Poitou-Charente, das Centre, das Elsaß und Provence­ Côte-d'Azur (100-125), Languedoc, Haute Normandie, Champagne, Loth216 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

ringen (125-150), die Pariser Region (150-175) und am höchsten die Region Picardie-Nord (175-200)26. Der Anteil der Landwirtschaft am B ruttoinlands­ produkt hielt sich bis zur Mitte des 20. Jhts. in ähnlichen Größenordnungen und nahm mit ähnlichem Tempo ab wie in Deutschland. Er sank von 27 % um die Jahrhundertwende auf 18% im Jahre 1938 und 1 1 % im Jahre 1953. 1965 lag er mit 9 % allerdings noch doppelt so hoch wie in der B undesrepu­ blik27. B erücksichtigt man den lange Zeit hindurch geringeren Industrialisie­ rungsgrad Frankreichs, dann machen diese Zahlen deutlich, daß die französi­ sche Landwirtschaft trotz der großen B edeutung, die bestimmte Sonderkultur­ produkte, vor allem Wein, B ranntwein, Obst, Gemüse und Milcherzeugnisse, für die Ausfuhr und den Handel haben, traditionell wesentlich weniger lei­ stungsfähig gewesen ist als die deutsche. Ein entscheidender Grund dafür liegt in den überwiegend unrentablen Größen der landwirtschaftlichen B etriebe. Die Größen des landwirtschaftlichen B esitzes lassen sich bei der Verschieden­ heit der Bewirtschaftungsarten im Detail nur schwer vergleichen. Über die all­ gemeine Entwicklungstendenz sind jedoch aufgrund struktureller Übereinstim­ mungen Aussagen möglich: Abgesehen von der Getreidewirtschaft des Nord­ ostens und des Pariser B eckens sowie der Obstkultur und Weidewirtschaft des Nordwestens dominiert in Frankreich der Kleinbesitz28. Die Zahl der aufgrund der Natural-Erbteilung unrentablen Kleinbetriebe mit zersplitterten Flächen und niedriger Produktivität war zwar im Jahre 1929 gegenüber 1882 um etwa die Hälfte gesunken, doch gab es immer noch nahezu 3,5 Mio. Betriebe unter 20 ha (mit 15,02 Mio. ha) gegenüber weniger als einer halben Mio. über 20 ha (mit 17,47 Mio. ha)29. Erst die Wirtschaftskrise der 30er Jahre, die die Anzahl der Betriebe aller Größen reduzierte, verminderte besonders drastisch die Kleinst­ parzellen unter 1 ha von über 1 Mio. i. J . 1929 auf 0,2 Mio. i. J . 1942, be­ wirkte jedoch darüber hinaus keinerlei strukturelle Verschiebungen, da das Ver­ schwinden der Kleinstparzellen lediglich die zweitkleinste Kategorie (1-10 ha) vergrößerte. So nahmen noch zwischen 1942 und 1955 die Kleinstparzellen um etwa 70 000 ab, die Kleinbetriebe bis 10 ha um ca. 6000 zu, während die Zahl aller B etriebe über 10 ha wieder sank30. Erst zwischen 1955 und 1963 war eine kontinuierliche Abnahme der Zahl aller B etriebe unter 20 ha und eine Zunahme der größeren B etriebe über 20 ha zu verzeichnen. Nach einer Durchschnittskategorisierung zählten 1963 45 % aller landwirtschaftlichen B e­ triebe als kleinbäuerlich (unter 10 ha), 27 % als mittelbäuerlich (10-20 ha), 22 % als großbäuerlich (20-50 ha), 4,7 % als kapitalistische Familienbetriebe (50-100 ha) und 1,3 % als kapitalistische Großbetriebe (über 100 ha)31. Die französische Revolution hat den staatlichen Landbesitz dezimiert, den privaten Großgrundbesitz aber dort, wo er bestand, keineswegs beschränkt; und sie hat vor allem das bäuerliche Kleineigentum gefestigt und damit eine wich­ tige Grundlage für die finanzielle und betriebswirtschaftliche Schwäche eines sehr breiten B ereichs der französischen Landwirtschaft geschaffen, die durch die Gewohnheit der Natural-Erbteilung noch verstärkt wurde. Da Anregungen und Bereitschaft zur Zusammenlegung von Flächen bis zur Mitte des 20. Jhts. aus217 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

blieben, boten sich als Mittel gegen die permanent drohende B odenzersplitte­ rung lediglich Pachtverhältnisse an, die eine Arrondierung der B etriebsflächen auch ohne Änderung der Eigentumsverhältnisse erlauben und mit dieser Inten­ tion auch seit der Mitte des 19. Jhts. zunehmend praktiziert worden sind. Die wirtschaftliche Lage und die soziale Stellung der Pächter können dabei sehr verschieden sein. Im Norden überwiegt durchweg die Zeitpacht (fermage); die Pächter, denen Einrichtung, Saatgut und Vieh meistens gehören, zahlen dabei in der Regel eine jährliche Pachtsumme. Während die fermiers in den Gebieten des „alten“ Großgrundbesitzes, vor allem im Nordwesten, im Anjou, Mayenne und an der unteren Loire überwiegend als Mittel- und Kleinpächter in Er­ scheinung treten, sind im Osten und Norden, besonders in Flandern, der B eauce, Brie und vor allem in der oberen Normandie auch Pächter anzutreffen, die sich Großbetriebe von z.T. mehr als 500 oder 1000 ha von verschiedenen Eigentümern zusammengepachtet haben und ökonomisch wesentlich leistungs­ fähiger sind als die Eigentümer. Südlich einer Linie, die vom Oberlauf der Saône die Loire entlang zum Meer hin verläuft, ist das häufigste Pachtver­ hältnis die Halbpacht (métayage), die teilweise aus älteren Zwischenpachtver­ hältnissen hervorgegangen ist, deren Hauptkennzeichen es war, daß sog. „fer­ miers généraux“ gepachtete Großgüter aufteilten und an Halbpächter oder Unterpächter (métayers) weiterverpachteten, die durchweg keinerlei Eigentum in den B etrieb einbrachten und den Ernteertrag mit dem jeweiligen fermier oder Eigentümer teilen mußten. Die Zentren des métayage liegen im B erry und B ourbonnais, in den Landes, an der Garonne und in den See- und Hoch­ alpen. Es fehlt zum größten Teil in den Gebieten des überwiegenden klein­ bäuerlichen B esitzes, also vor allem in der südlichen Zentralregion32. Das Kleineigentum ist zwar in den letzten hundert Jahren insgesamt das häufigste landwirtschaftliche B esitzverhältnis in Frankreich gewesen; da seine Fläche aber sehr oft zum Lebensunterhalt einer Familie nicht ausgereicht hat, haben sich in den meisten französischen Regionen charakteristische Mischformen zwischen Kleineigentum und Pachtverhältnissen sowie abhängiger Landarbeit herausgebildet. Der Anteil des Eigentums hatte dabei allerdings bereits um die Jahrhundertwende deutlich zugenommen: Nach dem Agrarzensus von 1892 (in Klammern jeweils die Werte von 1862) standen rund 2,1 Mio. (1,8 Mio.) Eigentümern, die ausschließlich ihr eigenes Land bewirtschafteten, rund 1,1 Mio. (2,0 Mio.) Eigentümer gegenüber, die zusätzlich noch Pacht- oder Lohn­ arbeitsverhältnisse unterhielten, darunter 475 778 (648 836) fermiers und 123 297 (203 860) métayers. Hinzu kamen relativ konstant rund 1,4 Mio. Pächter und Arbeiter ohne jedes Eigentum und 1,8 Mio. (2,0 Mio.) „domesti­ ques“, die noch gesondert gezählt wurden33. Nach dem Census von 1955, des­ sen Angaben allerdings mit den früheren Daten, die sich auf die Arbeitskräfte und nicht auf die B etriebe beziehen, nicht vergleichbar sind, wurden in diesem Jahr 52,9 % der B etriebe direkt von den Eigentümern bewirtschaftet, 17,2 % in fermage und 8,2 % in métayage 34 . 218 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Diese Verteilung sagt aber nur wenig aus über die sozialen und ökonomi­ schen Verhältnisse der B auern und Pächter oder gar über die Tendenzen ihrer politischen Orientierung. Die allgemeine Feststellung, daß in Zeiten guter Konjunktur besonders die Zeitpächter besser abschneiden als die Eigentümer, mit der wichtigen Ausnahme der Weinbauern, daß sie aber auch in einer Krise am härtesten getroffen werden, ist zwar nicht falsch, bedarf aber doch durchweg der regionalen Modifikation35. Die weite Verbreitung des „Mischbesitzes“, die erheblichen Größenunterschiede der B etriebe unabhängig von den B esitzverhält­ nissen und die regional verschiedenen Produktionsschwerpunkte machen eine klare und analytisch fruchtbare Differenzierung zwischen Eigentümern und Pächtern schlechthin unmöglich oder sinnlos, wie auch noch an einigen B eispie­ len des Wahlverhaltens gezeigt werden wird. Während die Großpächter oft sogar den Großeigentümern wirtschaftlich überlegen gewesen sind, waren die Kleinpächter den Kleineigentümern gegenüber in der ersten Hälfte des 20. Jhts. durchweg benachteiligt. Auch der Staat schützte in erster Linie die Eigentümer. Und die im agrarischen Frankreich übermächtige Ide­ ologie des kapitalistischen B esitzindividualismus und der „bäuerlichen Tugenden“ (vertus paysannes) mystifizierte geradezu den Eigentumscharakter des kleinen Familienbetriebs. Diese Ideologie ist bemerkenswerterweise nicht nur von der politischen Rechten, z. Β. von Pétain, oder von den Honoratioren­ gruppen der Mitte propagiert worden, sondern hat auch Eingang gefunden in die politischen Programme der Linken. Vom sozialistischen Parteiprogramm von Nantes (September 1894), gegen das schon Friedrich Engels vehement protestier­ te, bis hin zu Waldeck-Rochet, dem Agrarexperten der Kommunistischen Partei Frankreichs, ist das bäuerliche Kleineigentum allenthalben als ein B ollwerk ge­ gen Verelendung und Proletarisierung verteidigt worden36. Dieser Umstand hat einerseits entscheidend dazu beigetragen, daß Sozialisten und Kommuni­ sten in Frankreich, im Gegensatz zu ihren wesentlich länger dogmatischer ar­ gumentierenden Genossen in Deutschland, auch für die Agrarbevölkerung wählbar wurden und sich damit das politische Spektrum des französischen Agrarsektors erheblich verbreiterte. Andererseits kamen die Pächter lange Zeit zu kurz. Die schon von Jean Jaurès erhobene Forderung, nicht in erster Linie den Individualismus des Eigentums, sondern vielmehr die Wirtschaftskraft der kleinbetrieblichen Einheiten zu schützen und also auch den Pächtern größere Rechte einzuräumen, wurde erst 1946 im Statut du fermage et du métayage zu einem Teil berücksichtigt: Die Anteile der Pächter am Gewinn wurden von 50 % auf 66 % heraufgesetzt. Daß die Pachtverhältnisse trotz erheblicher Unzulänglichkeiten vor allem im Bereich des Kleinbesitzes relativ unangefochten und in breitem Umfang beste­ hen geblieben sind, scheint mir auch damit zusammenzuhängen, daß es sich dabei nicht, wie ζ. Τ. in Deutschland, um Relikte und Verformungen von Grunddienstbarkeiten und spätfeudalen Abhängigkeiten handelte, die in Frank­ reich die Revolution weitgehend abgeschafft hatte, sondern vielmehr um schuldrechtliche bürgerliche Vertragsverhältnisse jüngeren Datums, die im Ein219 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

klang standen mit der kapitalistischen Entwicklung der Gesamtwirtschaft. Ana­ log gilt dieser Unterschied auch für die unselbständigen Landarbeitsverhältnisse, deren Schwerpunkte im Nordosten, im Pariser B ecken, in den Weinbauregionen der Gironde und des Hérault liegen. Die wirtschaftliche und soziale Lage der Landarbeiter (journaliers, laboureurs, manouvreurs) ist in der ersten Hälfte des 20. Jhts. nicht wesentlich verbessert worden. Im Gegensatz zu Deutschland und den USA konnten die Arbeiter in Frankreich aber ihrer Unzufriedenheit in zeitweise sehr umfassenden Streikbewegungen Ausdruck verleihen, so vor al­ lem in der ersten Hälfte der 90er Jahre, zwischen der Jahrhundertwende und dem Ersten Weltkrieg, besonders intensiv um 1904 und 1912/13, in den ersten beiden Jahren nach dem Ersten Weltkrieg und gegen Ende der 20er Jahre. Die Zahl der Landarbeiter ist kontinuierlich zurückgegangen; in den letzten Jahr­ zehnten hat sie rund ein Fünftel aller in der Landwirtschaft B eschäftigten aus­ gemacht37. Die zum größten Teil unzureichenden B etriebsgrößen stellten in den letzten hundert Jahren das wichtigste Strukturproblem der französischen Landwirt­ schaft dar. Daneben gab es aber auch andere grundlegende Probleme, die sich von denen Deutschlands durchaus unterschieden. Gegen die überseeische Kon­ kurrenz auf dem Getreidemarkt zog man in Frankreich zwar auch mit zollpo­ litischen Mitteln zu Felde, verringerte aber gleichzeitig die Getreideanbauflä­ chen erheblich und intensivierte die Viehzucht. Die Ackerflächen insgesamt nah­ men zwischen 1882 und 1935 um rund 2 Mio. ha ab, während die Nutzflächen für die Viehzucht um 4,2 Mio. ha vergrößert wurden. Die hypothekarische Verschuldung blieb gegenüber Deutschland gering, vor allem deshalb, weil die Natural-Erbteilung Neubelastungen zwecks Abfindung der weichenden Erben unnötig machte. Die Notwendigkeit der B eschaffung von B odenkrediten - die sich um die Jahrhundertwende auf nur 12 % des B odenwerts beliefen - stellte sich mithin für die französische Landwirtschaft nicht einmal in dem Maße wie für die städtischen Grundeigentümer. Dagegen machten die Flächenzersplitte­ rung, die Abwanderung der Arbeitskräfte und die zunehmende Spezialisierung und Intensivierung sehr hohe B etriebskredite erforderlich, die aber bis in die jüngste Zeit weder von der 1895 in Lyon nach dem Raiffeisenschen Vorbild gegründeten Union des Caisses Plurales et Ouvrières noch vom Staat in dem notwendigen Umfang bereitgestellt werden konnten58. Der Mangel an B e­ triebskapital verzögerte vor allem auch die Mechanisierung und Maschinisie­ rung zeitlich und dem Umfang nach. Die daraus resultierende und durch die traditionelle Überalterung der Hofbesitzer38 noch zusätzlich geförderte tech­ nologische Rückständigkeit unterstrich noch bis in die 60er Jahre des 20. Jhts. hinein den überwiegend stationären Charakter und die wesentlich binnenwirt­ schaftliche Orientierung der französischen Landwirtschaft im Rahmen einer nur allmählich expandierenden Nationalökonomie. Die Funktionen des Staates gegenüber der Landwirtschaft und auf dem land­ wirtschaftlichen Sektor nahmen in der Dritten Republik nur geringfügig zu. Als die bedeutendste Neuerung auf diesem Gebiet seit der Errichtung der Land220 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

wirtschaftskammern im Zweiten Kaiserreich kann die Gründung des Nationa­ len Getreideamts (ONIB bzw. später ONIC) durch die Volksfrontregierung im Jahre 1936 gelten. Dieses Amt sollte in noch stärkerem Maße als die Koordi­ nationsmechanismen des Weinmarkts, die bereits zwischen 1931 und 1933 refor­ miert worden waren, feste Preise auf mittlerer Höhe unabhängig von Welt­ markt und Ernteergebnissen sicherstellen und das Produzentenrisiko teilweise sozialisieren40. Die Preisfestsetzung erfolgte nach heftigen Auseinandersetzun­ gen mit dem Getreideproduzentenverband und mit dessen Vertretern im Se­ nat41 zunächst mit 3/4-Mehrheit - 30 von 52 Mitgliedern des zuständigen Gremiums waren Produzenten - unter Mitwirkung der Vertreter des Staates, 1939 für kurze Zeit nahezu allein durch den Staat. Dennoch traten bereits zu diesem Zeitpunkt die Produzenten, die das Amt zunächst bekämpft hatten, für dessen B eibehaltung ein, da sie gemerkt hatten, daß es gegenüber den Mecha­ nismen des freien Marktes für sie das weitaus geringere Übel war42. Ähnliche Einrichtungen für andere Produkte wurden jedoch nicht geschaffen. Pläne der Regierung zur Reform der Landarbeitsverfassung, besonders zur Einführung des Achtstundentags und kollektiver Tarifverträge, sowie zur Marktorganisa­ tion bestimmter B ereiche wurden 1937 im Senat begraben und ζ. Τ. erst zwan­ zig Jahre später wieder hervorgeholt. Erst der Zweite Weltkrieg und besonders das Vichy-Regime und die Libération brachten der Landwirtschaft wieder stärker interventionistische Tendenzen43. Unter Berücksichtigung der konjunkturellen Trends, der staatlichen Interven­ tionen sowie der Entwicklung der organisierten landwirtschaftlichen Interessen­ gruppen und der Auswirkungen ihrer Politik läßt sich die Geschichte der fran­ zösischen Landwirtschaft und Agrarpolitik seit 1870 wie folgt periodisieren: 1. Im letzten Viertel des 19. Jhts. beendete die weltweite Agrarkrise den französischen Getreideexport und reduzierte die Agrarpreise um bis zu 30 %. Gleichzeitig setzte 1875 mit dem Reblaus-Befall (Phylloxéra) eine Katastrophe auf dem Weinbausektor ein, die den größten Teil der Weinstöcke vernichtete und die Erträge in nur einem Jahrzehnt um 70 % sinken ließ, ein Rückschlag, von dem sich dieser Produktionssektor auch nach der Anpflanzung neuer, amerikanischer Reben nur sehr langsam erholte44. B eide Ereignisse zusammen, die Agrarkrise und die sektorale Krise des Weinbaus, haben in Frankreich den entscheidenden Anstoß gegeben zur Gründung des zweigleisigen und umfassen­ den („integralen“) Agrarsyndikalismus. 2. Die Jahre zwischen der Jahrhundertwende und dem B eginn des Ersten Weltkriegs brachten insgesamt eine gute Konjunktur für die Landwirtschaft, abgesehen von einem Verfall der Weinpreise und anschließenden Unruhen im Süden zwischen 1900 und 1907. Der Erste Weltkrieg setzte diese Entwicklung noch beschleunigt fort, zumal die Regierung auf Verlangen der Produzenten relativ hohe Fixpreise dekretierte. In den 20er Jahren entwickelte sich die fran­ zösische Landwirtschaft kontinuierlich und wesentlich langsamer als der indu­ strielle Sektor, geriet aber gerade deswegen auch nicht in so dramatische Kri­ sensituationen wie die amerikanische Landwirtschaft. 221 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

3. In den Jahren zwischen dem Ausbruch der Großen Depression 1929 und dem Ende der Dritten Republik wurden breite Schichten der B auern politisiert, ähnlich wie die deutschen Agrarier und B auern durch die Krise der 1890er Jahre. Es entstanden Massenbewegungen, und ideologisch wie institutionell wurde der kommende stärkere staatliche Interventionismus vorbereitet. 4. Der Zweite Weltkrieg, das Vichy-Regime und die Liberation bilden eine vierte Phase. 5. In der Vierten Republik wurde bis 1953 versucht, zum alten System des Honoratiorenprotektionismus zurückzukehren. Eine kontinuierliche Agrarpoli­ tik auf längere Sicht war aber aufgrund der Kurzlebigkeit der Kabinette un­ möglich. 6. Eine sechste Phase stellen die Jahre krisenhafter Spannungen und zuneh­ mender Unruhe und actions directes vom Lande zwischen 1953 und 1957 dar, die eine Fülle von Gefälligkeitsgesetzen zugunsten der Landwirtschaft bewirk­ ten und sogar zur Wiederbelebung bzw. Neugründung demagogischer Massen­ bewegungen, wie z. Β. des Poujadismus, führten. Diese Bewegungen brachten al­ lerdings nicht einmal mehr - wie noch 1935 - die Gründung eines einheit­ lichen „Front Paysan“ zustande. 7. Mit den Verträgen von Rom zur Gründung der EWG im Jahre 1957 und der Errichtung von de Gaulies Fünfter Republik mit ihren stabileren politi­ schen Institutionen begann Ende der 50er Jahre - wie auch auf anderen Sek­ toren - eine ganz neue Epoche der französischen Agrarpolitik, die jetzt nicht mehr überwiegend im Parlament ohne oder gar gegen die Regierung gemacht werden konnte.

3. Zum B eharrungsvermögen der Großverbände in der Dritten und Vierten Republik Die Stärke der syndikalistischen Großbesitzerorganisationen und die Schwä­ che der Repräsentation eigenständiger B auerninteressen in der Dritten und Vierten Republik sind offenkundig. In der Dritten Republik domi­ nierten von Anfang an die beiden Großsyndikate der „rue d'Athénes“ (ka­ tholisch-konservativ) und des „B oulevard St. Germain“ (radikal) in verschie­ denen Graden organisatorischer Auffächerung und Verflechtung. Die lokalen und regionalen Syndikate - einige davon machtvolle Einzelorganisationen45, deren Zahl sich zwischen der Jahrhundertwende und 1930 etwa versieben­ fachte46 - waren nahezu ausnahmslos in einer dieser beiden Zentralen organi­ siert, von denen sich die konservative „rue d'Athènes“ schon aufgrund ihrer mehr politisch motivierten und weniger auf genossenschaftliche Organisation ausgerichteten Zielsetzung allmählich als die stärkere erwies. Die 1886 auf Ini­ tiative des traditionellen Agrarierklubs der Société des Agriculteurs de France von 1867 ins Leben gerufene Union Centrale des Syndicats Agricoles (UCSA),

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die neben den Textilindustriellen entscheidenden Anteil an der Durchsetzung des Méline-Tarifs von 1892 gehabt hatte47, konnte nach 1918 bleibende inter­ ventionistische Folgewirkungen der Kriegswirtschaft im landwirtschaftlichen Bereich erfolgreich abwehren48. Sie entzog sich auch der Umarmungstaktik der „radikalen“ Société Nationale d'Encouragement à l'Agriculture (SNEA) von 1880, der - trotz diverser Zusatz- und Umgründungen vor 191449 - erst die durch den Weltkrieg erzwungene landwirtschaftliche Einheitsfront stärke­ ren politischen Einfluß gebracht hatte. Die 1918 von den beiden Großverbänden arrangierte Confederation Nationale des Associations Agricoles (CNAA), die bis 1936 bestehen blieb50, war nur ein loser Zusammenschluß ohne konkreten Einfluß und konkrete Funktionen, der, abgesehen von der Wirksamkeit seiner öffentlichen Kongresse51, an den bestehenden Verbandsrivalitäten nur wenig änderte. Dieser Vorgang sollte sich in ähnlicher Weise nach dem Zweiten Weltkrieg im zunehmenden Zerfall der CGA, besonders Anfang der 50er Jahre, wiederholen, ein Umstand, der ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Kontinuitätslinien französischer Agrarorganisation und -politik wirft52. In den 20er und 30er Jahren konnte die UCSA ihre beherrschende Position noch zusätzlich ausbauen. Einerseits unterwanderte und kontrollierte sie bis 1940 die im Jahre 1924 reorganisierten departementalen Landwirtschaftskam­ mern und deren nationale Koordinationsstelle (APPCA). Auf der anderen Seite brachte ihr die in den 20er Jahren zunehmende Gründung der B ranchen­ verbände (associations spécialisées) einen erheblichen Zuwachs an Macht und Einfluß, zumal die größten und mächtigsten unter jenen, vor allem der Getrei­ 1924), der Zuckerrübenproduzentenverband deproduzentenverband (AGPB (CGB 1921) und die Weinbauernverbände in der Tradition der CGVM von 1907, jeder auf seine Weise, durchaus dieselben traditionellen und etablierten Interessen des Großbesitzes vertraten wie die UCSA. Nicht der machtlose Dachverband der CNAA, sondern die associations spécialisées haben nach dem Ersten Weltkrieg die organisatorischen Energien im Lande kanalisiert und in die B ahnen der herkömmlichen Großbesitzerinteressen geleitet, die durch sie noch wirksamer vertreten wurden53. Sie haben auch - besonders nach der Umgründung der UCSA zur UNS Α (Union Nationale des Syndicats Agricoles oder: „rue des Pyramides“) im Jahre 1934 - neben guten Kontakten zu Indu­ strie und Handel entscheidend beigetragen zur Erhaltung der Vormachtstellung der UNSA in den 30er Jahren, trotz der im Gefolge der Wirtschaftskrise auf­ strebenden Basisbewegungen ländlicher „parvenus“ gegen die Traditionsver­ bände und trotz der anfänglichen Unbequemlichkeiten der Politik der Volks­ frontregierung nach 1936 für die Großverbände54. Die von der Vichy-Regie­ rung im Dezember 1940 dekretierte Gründung einer einheitlichen agrarischen Zwangskörperschaft, der Corporation Paysanne55, war keineswegs nur ein Akt der Angleichung an autoritäre Macht- und Organisationsstrukturen, son­ dern realisierte auch eine Forderung, die die UNSA und die CNAA schon seit 1935 und verstärkt ab 1937 erhoben hatten. Die Corporation konnte überdies 223 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

bruchlos anknüpfen an die antiparlamentarische Korporationsideologie des al­ ten Verbandes56. Im Verhältnis der UNSA und der großen B ranchenverbände zu den regio­ nalen und demagogischen B asisbewegungen der Jahre zwischen 1930 und 1936 und zu der von diesen proklamierten Strategie eines einheitlichen Front Paysan wird außerdem deutlich, wie wenig die in kurzer Zeit entstandenen Agita­ tionsverbände und -bewegungen an der Machtverteilung zwischen den agrari­ schen Organisationen ändern konnten. Die Traditionsverbände beteiligten sich zwar 1934 zusammen mit der Dorgères-B ewegung57 und dem Parti Agraire58 an der Gründung des gegen die Volksfront gerichteten Front Paysan, der schon im nächsten Jahr wieder zerfiel, sie wahrten jedoch weiterhin ihre eigenen Interessen und sahen ungerührt und erleichtert zu, wie die kleinen B ewegungen sich spalteten, aufrieben und nach und nach verschwanden. Die Großverbände wurden dagegen zu den Hauptträgern der Corporation von Vichy59. Die großen Genossenschaftsverbände des „B oulevard St. Germain“ verloren demgegenüber nach dem Ersten Weltkrieg ihren anti-konservativen Elan und teilten die verbreitete Tendenz des politischen Radikalismus60, im Laufe der Zeit stärker nach rechts zu rücken. Entsprechend verloren sie an politischem Einfluß: SNEA und FNMCA hatten zwar noch ein Wort mitzureden bei der Gestaltung der Corporation im Jahre 1940, waren aber bei der Reorganisation nach 1945 keine selbständigen Machtfaktoren mehr61. Die von den Gewerkschaften oder Linksparteien inspirierten Landarbeiter­ verbände führten dagegen von Anfang an ein Randdasein. Die nach sporadi­ schen regionalen Anfängen um die Jahrhundertwende im Jahre 1920 gegrün­ dete Fédération Nationale des Travailleurs de l'Agriculture (1936: Federation des Travailleurs de la Terre) blieb ein Anhängsel der CGT, so wie die 1938 gegründete Federation des Syndicats Libres des Travailleurs de la Terre eins der katholischen Dachgewerkschaft CFTC blieb. Ihnen kommt nur punktuell regio­ nale B edeutung zu62. Dasselbe gilt für die 1929 aus der relativ starken kom­ munistischen B auernorganisation im Département Corrèze63 hervorgegangene Confederation Generale des Paysans Travailleurs (CGPT) und die sozialistische Confederation Nationale Paysanne (CNP), die erst im Zuge der Volksfrontpoli­ tik größeren Zulauf erhielt. Die parteipolitischen wie die gewerkschaftlichen Verbände organisierten zwar hauptsächlich Landarbeiter, richteten sich aber auch an die verarmten Kleinbesitzer, besonders im Massif Central und im Sü­ den64. Der Anteil dieser Verbände und ihrer regionalen Vorläufer und Unter­ gliederungen an den Landarbeiterstreiks, vor allem nach 1903, um 1910, zu Beginn und in der zweiten Hälfte der 20er Jahre, die in ihrer Mehrzahl in den dicht organisierten Regionen des Roussillon und Languedoc (Depts. Gard, Hérault, Auge, Pyr. Orient.), im Südwesten (Landes und Gironde), in den Seine-Departements und in der Cher-Niévre-Allier-Region stattfanden, war erheblich65. Aber die meisten dieser von „links“ organisierten Streiks waren kurz und blieben isoliert. 224 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Weder die Volksfront, die in der kurzen Zeit ihrer Regierung aufgrund der starken Widerstände des Senats als des traditionellen Horts agrarischer Inter­ essen außer dem marktregulierenden Getreideamt (ONIB ) kaum etwas beitra­ gen konnte zur strukturellen Reform der agrarischen Verhältnisse in Frank­ reich, noch das Ende der Dritten Republik, Vichy und die Libération, haben auf die Dauer einen maßgebenden Einfluß gehabt auf die Richtung der Politik der französischen Agrarverbände oder auf die trotz aller Veränderungen des je­ weiligen politischen, aber eben nicht des sozialen Systembezugs beharrliche Kontinuität der Vormacht der Großbesitzerverbände in der Landwirtschafts­ politik. Vichy und der Krieg brachten zwar eine Zunahme der Staatseingriffe auch im landwirtschaftlichen B ereich, tasteten aber die vitalen Interessen der Land­ wirtschaft nicht an, die dort, wo sie noch funktionierte, prosperierte wie in je­ dem Krieg66. Überdies gewährleistete die „bodenständige“ Ideologie der Ρé­ tainschen Politik den Landwirten mehr verbale Anerkennung als je die Dritte Republik“. Die Funktionärs- und Elitenkontinuität zwischen UNSA und gro­ ßen B ranchenverbänden der Dritten Republik, der Corporation Paysanne von Vichy und der FNSEA und den B ranchenverbänden der Vierten Republik macht aber nicht nur personelle, sondern auch strukturelle Kontinuität deut­ lich“8. Ebenso wie die UNSA und associations spécialisées in der Dritten Republik dominierten die FNSEA („rue Scribe“) und die B ranchenverbände die Agrar­ politik der Vierten Republik nach 1945, zunächst innerhalb der sozialistisch inspirierten CGA69, nach 1950 aber in zunehmendem Maße neben ihr und un­ abhängig von ihr. Der Einfluß des Verbandes nahm zu, während er Anhän­ ger verlor: Zwischen 1946 und 1949 hatte er 1,5 bis 1 Mio., 1954 nur noch 700 000 Mitglieder. Die FNSEA kontrollierte die CGA, solange das noch von Bedeutung war, ebenso wie die Landwirtschaftskammern70. B esonders in den unruhigen 50er Jahren hatte sie Erfolg im Ersticken oder Kanalisieren regiona­ ler Revolten und stellte, vor allem durch die Kontrolle eines zuweilen recht ansehnlichen parlamentarischen B locks, der Amicale Parlémentaire Agricole (APA)71, die Agrarpolitik der Vierten Republik ins Zeichen des Programms der FNSEA. Preisfestsetzung mit Garantien, die sog. indexation, Organisation der Märkte mit Staatshilfe und sektorale Subventionen, vor allem für Wein und die Schnapsbrennerei, wurden zu den wichtigsten gesetzgeberischen Maßnah­ men dieser Zeit für die Landwirtschaft. Der Verband konnte die Einheitlich­ keit seiner Politik unter großagrarischer Führung lange Zeit hindurch wahren, weil die Vertreter der kleineren Syndikate und des kleineren B esitzes unterein­ ander uneinig blieben und sich vor allem gegen die starke Fédération du Nord et du Bassin Parisien nicht durchzusetzen vermochten. Die Geschichte des „Guéret-Komitees'' vom Sommer und Herbst 1953 und der sich daran anschließenden Proteste südlich der Loire, die zum Teil vom Comité Général d'Action Paysanne der CGA-Führer Lamour und Viel organi­ siert worden waren72, machte ebenso wie die späterer Proteste offenkundig, daß 225 15 Puhle

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in dieser Zeit des nahezu unumschränkten FNSEA-Einflusses auf die französi­ sche Agrarpolitik selbst ein gut organisierter und vehementer Aufruhr regio­ naler kleinerer B auernverbände gegen den Großverband ohne die Unterstüt­ zung der Branchenverbände auch dann zum Scheitern verurteilt war, wenn die Protestbewegung die CGA-Führer auf ihrer Seite hatte. Der Versuch der Auf­ lehnung gegen die FNSEA wurde zum Selbstmord der CGA73.

4. Ländliche Protestbewegungen Die in der Regel demagogischen und hochgradig ideologisierten B asis-, Pro­ test- und Partizipationsbewegungen vom Lande sind in Frankreich im 20. Jht. langfristig erfolglos geblieben. Ihr Entstehen war jeweils konkret motiviert: In vier verschiedenen Phasen, gegen Ende der ersten Dekade des Jahrhunderts, in den 20er, 30er und 50er Jahren, schossen diese zunächst meist regionalen Bewe­ gungen aus dem B oden, erlangten allenfalls für kurze Zeit nationale B edeu­ tung und Attraktion, zerbrachen bald darauf an inneren Krisen und Rivalitä­ ten und wurden von anderen Organisationen aufgesogen. Ihr gemeinsames Kennzeichen ist die kurzfristige Mobilisierung eines erheblichen Potentials an Protestwählern angesichts für die Landwirtschaft relevanter ökonomischer Kri­ senerscheinungen, auf die die zunehmend konservativer werdenden etablierten Großsyndikate keine Antwort wußten. Die Erfolglosigkeit der von der ländli­ chen B asis herkommenden Protestorganisationen kleinerer B esitzer dokumen­ tiert dabei zugleich die im traditionellen politischen System der Dritten und Vierten Republik verankerte Macht der Großverbände, die mit der Uneinig­ keit der kleinen demagogischen B ewegungen rechnen und kalkulieren lernten und sich in „ruhigen“ Zeiten darauf verlassen konnten, daß ihnen die Fiktion der Einheit großagrarischer und kleinbäuerlicher Interessen gläubig abgenom­ men wurde. Eben diese Fiktion einer vor allem durch den gemeinsamen Eigen­ tümerstatus ideologisch vermittelten agrarischen Interessenidentität bot den einflußreichen Großbesitzergruppen zusammen mit dem „Platzvorteil“, den sie in großen Teilen Frankreichs als die ersten und ältesten Organisatoren der Agrarbevölkerung hatten, eine Gewähr für zahlreiche Gefolgschaft, eine Garan­ tie für möglichst hohe Preise sowie einen gewissen Schutz vor jakobinischer oder kollektivistischer Agitation auf dem Lande. Der ideologische und ökono­ mische Individualismus der Kleineigentümer erwies sich durchweg als ein wich­ tiger Verbündeter der etablierten Interessen jener relativ kleinen Gruppe, die die großen Syndikate beherrschte74. Die organisatorischen Energien der seit 1907 anläßlich einer akuten Krise des Weinbaus zunächst in action directe und zu Protestzwecken gegründeten neuen südfranzösischen Weinbauernverbände75 wurden bereits nach dem Er­ sten Weltkrieg von den associations spécialisées in Kanäle geleitet, die wesent­ lich auf die Erhaltung des Status quo gerichtet waren. Die in den 20er Jahren 226 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

gegründeten christlich-sozial inspirierten Regionalorganisationen des Nordwe­ stens, zu deren Vorläufern um die Jahrhundertwende die sog. „parallelen“ Syndikate Felix Trochus in der B retagne gehört hatten, zerbrachen schon sehr bald wieder, zum einen am Widerstand der etablierten älteren Gruppen und des mit jenen verbündeten konservativeren Klerus, zum anderen unter dem Einbruch der Wirtschaftskrise nach 1929, die viele Anhänger dieser jünge­ ren Verbände ins radikalere Lager trieb76. So wanderten ζ. Β. Teile der breto­ nischen christlichen Bauernsyndikate ab in die Comités de Défense Paysanne, die nach 1928 von Henri Dorgères ins Leben gerufen wurden. Und zahlreiche Mitglieder der 1925 von Edmond Jacquet gegründeten Entente Paysanne lie­ fen über zum Parti Agraire (et Paysan Français) des Lehrers und agrarischen Volkstribunen Fleurant, genannt „Agricola“, der sich 1927 in Aurillac konsti­ tuiert hatte. Gegenüber den bereits etablierten älteren Regionalsyndikaten aus den 80er Jahren waren die radikaleren Neugründungen allerdings weniger er­ folgreich. Vielerorts gelang es den Traditionsverbänden, den organisatorischen und politischen B ewegungsspielraum der neuen Organisationen klar und souve­ rän zu begrenzen, wie Suzanne B erger am B eispiel des „Office Central“ von Landerneau in den Departements Finistère und Côtes-du-Nord nachgewiesen hat77. Der entscheidende Schritt zu einer stärkeren Politisierung der Landbewohner und in Richtung auf organisierte Interessenpolitik „von unten“ wurde in Frankreich von der Wirtschaftskrise zu Anfang der 30er Jahre provoziert, die auf einigen Sektoren einen Preisverfall bis zu 50 % brachte78 und regionale Streiks und Proteste zur Folge hatte. Die Krise erhöhte einerseits die B ereit­ schaft der Großverbände zu stärkerer Staatsintervention, besonders im Hin­ blick auf die Marktorganisation, ζ. Β. durch das Weingesetz, und Preisfestset­ zungen, ζ. Β. durch das Getreideamt; andererseits verbreitete sie aber auch vor­ übergehend die Agitationsbasis des Parti Agraire und der Dorgères-B ewegung mit ihrer breitgestreuten kämpferischen Presse79. Als außerordentlich propa­ gandawirksam erwies sich dabei die betont antietatistische, organisch-harmoni­ stische, agrarische Berufsstands- und Korporationsideologie der Dorgères-B ewe­ gung, die an die Stelle der alten „République des camarades“ eine „saubere“ „République corporative et familiale“ zu setzen versprach und über Preissub­ ventionen und Agrarprotektionismus hinaus eine diffuse „Revolution vom Lande“ propagierte, deren Anfänge sie später unter der Regierung des „Mat­ erial Paysan“ realisiert sah, obwohl Dorgères selbst seine Kollaboratioji mit Vichy sehr bald beendete80. Wesentliche Inhalte und Verknüpfungen ihrer korporativen Ideologie hatten die Dorgeristen gemeinsam mit den zeitgenössi­ schen städtischen Protest- und Partizipationsbewegungen, die - meist aus kri­ senbedrohten Kleinbürgern sich rekrutierend - im Frankreich der Dritten und Vierten Republik immer wieder direktdemokratische und bonapartistische Tra­ ditionen beschworen und damit zur Diskreditierung des parlamentarischen Systems beitrugen. Zu einer engeren Zusammenarbeit kam es jedoch weder mit dem Parti Social Français der einen Million „déclassés“, die Oberst La 227 15·*

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Rocque seit 1932 um sich gesammelt hatte81, noch etwa mit der Doriot-B ewe­ gung82 oder anderen faschistischen Gruppierungen. Als die La Rocque-Partei im Februar 1939 ihren ersten Agrarkongreß abhielt und den korporativen Zu­ sammenschluß aller in der Landwirtschaft Tätigen forderte83, waren die genuin agrarischen Protestbewegungen bereits wieder zerfallen. Der Dorgères-B ewegung, die mit ihren korporativen Forderungen lediglich deutlicher aussprach, was damals auch in den etablierten Großsyndikaten, vor allem der UNSA, gedacht und angestrebt wurde, hatten die letzteren schon ab 1936 das Feld wieder mit zunehmendem Erfolg streitig gemacht. Nach dem Arrangement der UNSA mit der Interventionspolitik der Volksfrontregierung und deren Institutionen und angesichts guter Ernten und steigender Preise in den Jahren 1938/39 verlor die Bewegung noch vor der Gründung der Corpora­ tion Paysanne große Teile ihrer Anhängerschaft84. Der 1934 propagierte Front Paysan, dem UNSA, Branchenverbände, Dorgères-B ewegung und Parti Agraire angehört hatten, war auch dank tätiger Mithilfe der Kommunistischen Par­ tei85 schon vor der Wahl von 1936 zerbrochen, der Parti Agraire hatte sich 1935/36 gespalten und war durch den Tod von Fleurant geschwächt86. B e­ zeichnenderweise orientierte sich die 1937 neu errichtete Fédération des Syndi­ cats von Albi nach anfänglichen Flirts mit der Dorgéres-B ewegung sehr schnell in Richtung auf die UNSA87. Nach dem Zweiten Weltkrieg regten sich demagogische Protestbewegungen der Kleinbesitzer in merklichem Umfang erst wieder in den Jahren nach 1950, als deutlich wurde, daß sich die großagrarisch orientierte FNSEA in der aus der Libération stammenden Einheitsorganisation CGA immer mehr durchsetzte und die sozialistischen Funktionäre wieder gegen alte Repräsentanten der Spitzengremien der Dritten Republik und der Vichy-Zeit ausgetauscht wur­ den. Der neue Parti Paysan unter der Führung von Antier stellte 1951 20 Ab­ geordnete. Das waren nicht viele, gemessen an den insgesamt 130 Abgeordne­ ten der Amicale Parlémentaire Agricole dieser Legislaturperiode, die durch eine massive Wahlintervention der FNSEA zustande gekommen war. Auch Dorgè­ res versuchte seit 1952 ein comeback, kam aber über einen persönlichen Ach­ tungserfolg, vor allem im Cidre-produzierenden Nordwesten, nicht hinaus88. Als stärkste Protestbewegung erwies sich zwischen 1955 und 1957 auch auf dem Lande für kurze Zeit der Poujadismus, der bei den Wahlen von 1956 mit 14,5 % der agrarischen Stimmen bei einem Gesamtanteil von 11,5 % - insbe­ sondere im Westen, im südlichen Pariser B ecken, im Südosten und in einigen Departements des Centre von Cher bis Drôme89 - einen ebensogroßen Anteil agrarischen Anhangs gewann wie die Sozialisten und insgesamt 52 Abgeord­ nete stellte. Das waren etwa ebensoviele Sitze, wie sie die Kommunistische Partei neu dazueroberte, während die APA, auch aufgrund der Zurückhaltung der FNSEA bei den Wahlen, rund 30 Sitze verlor90. Die 1952 von Pierre Poujade ins Leben gerufene Union de Defense des Commergants et Artisans (UDCA) hatte sich zunächst keineswegs als agrarische oder bäuerliche B ewe­ gung verstanden. Sie war eine antietatistische und antikapitalistisch argumen228 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

tierende Protestpartei vornehmlich kleiner Kaufleute und Handwerker, in de­ ren mittelständisdier Integrationsideologie sich neoständisch-konservative Ziele mit scheinrevolutionären Phrasen verbanden. Noch Anfang 1955 vermied die Poujadistenbewegung jede agrarische Agitation91. In der, wie sich herausstellen sollte, richtigen Annahme, daß sich ihr potentielles Wählerreservoir nur noch auf dem Lande vergrößern ließ, ging sie jedoch ab Mitte 1955 dazu über, audi rein bäuerliche Interessen anzusprechen und zu integrieren und auf solche Gebiete auszugreifen, in denen der traditionelle Agrarsyndikalismus schlecht organisiert oder zersplittert, also die FNSEA schwach repräsentiert war und sich am ehesten Ansatzpunkte zur Aktionseinheit im Protest finden ließen92. Dabei wurde die mächtige FNSEA, mit der sich kaum Kollisionen ergaben, aber auch die Zusammenarbeit unerheblich war*3, nach Möglichkeit geschont. Der Großverband distanzierte sich erst nach der Wahl vom 2. Januar 1956 grundsätzlich von Poujade und von der UDCA94. Sehr eng gestaltete sich dage­ gen die Zusammenarbeit mit kleineren und jüngeren Weinbauernverbänden im Languedoc, vor allem im Gard und Hérault, klassischen Regionen kurzlebi­ ger Protestbewegungen95. Zwischen Poujadisten und Dorgeristen ergaben sich vorübergehend deutlichere Rivalitäten trotz der großen ideologischen Affinität und der regionalen Kooperation noch im ersten Halbjahr 1955. Dorgéeres selbst interpretierte besonders die Gründung einer eigenen poujadistischen Agrarorganisation, der Union de Defense des Agriculteurs de France (UDAF) Anfang Mai 195596· und die Formulierung des diffusen Agrarprogramms von St. Affrique97 als eine unliebsame Konkurrenz, sah seine B ewegung von Ab­ werbungsversuchen, vornehmlich im Westen und in der Normandie, bedroht und forderte - wenn auch vergeblich -, wenigstens mitreden zu dürfen*8. Zur B ildung einer agrarischen Einheitsfront kam es jedoch in den 50er Jah­ ren, anders als Mitte der 30er Jahre, nicht mehr. Der erfolglose Versuch eines „Rassemblement Paysan“ vom Mai 1957, zu dem sich Poujadisten, Dorgeristen und die Reste von Antiers Parti Agraire zusammenschlossen, fiel bereits in eine Zeit, in der das Ende der Vierten Republik, der Niedergang des Poujadismus, der Aufstieg de Gaulles und der Abschluß der EWG-Verträge eine gänzlich neue Konstellation agrarischer Interessenpolitik in Frankreich schufen. Weder die Fünfte Republik noch die EWG erwiesen sich aufgrund der ihnen eigenen Herrschaftsstrukturen als geeignete Agitationsfelder für Agrardemagogen. In der Fünften Republik sind die punktuellen ländlichen Protestbewegungen und actions directes dann auch nur selten über den örtlichen Rahmen hinausgegan­ gen'* und haben die nationale Agrarpolitik kaum beeinflussen können, sehr im Gegensatz zu dem vehementen politischen Druck, der von dem verklammerten Großsyndikat FNSEA-CNJA ausging.

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5. Fünfte Republik und EWG: Tendenzen zu einer Neuorientierung Die Jahre 1957/58 bilden nidit nur wegen des Absdilusses der EWG-Verträge von Rom und des Übergangs von der Vierten zur Fünften Republik eine Zäsur für die französische Agrarpolitik. Zu einem dritten konstitutiven Element der neuen agrarpolitischen Konstellation in Frankreich wurde die Reorganisation der katholischen landwirtschaftlichen Jugendorganisationen. Die Gruppen der Jeunesse Agricole Catholique (JAC) und seit 1951 der Jeunes de la CG Α wur­ den 1957 als selbständige Syndikate innerhalb, aber auch neben den Gliederun­ gen der FNSEA organisiert und konnten seitdem allmählich auch zu den Schalt­ hebeln des Gesamtverbandes vordringen. Der neue Dachverband der Jugendor­ ganisationen, das Centre National des Jeunes Agriculteurs (CNJA), konnte einen großen Teil der enttäuschten Anhänger der zerstrittenen kleineren Pro­ testorganisationen sammeln und erzielte bei den Kommunalwahlen von 1959 überraschende Erfolge100. In den Gremien der FNSEA erreichte er nach man­ chen Rückschlägen den entscheidenden Durchbruch im Jahre 1961 mit der Wahl von Marcel B ruel zum Generalsekretär des Großverbandes. Nach 1963 setzte sich allerdings unter der Präsidentschaft von de Caffarelli der konservativere Großbesitzerflügel mit Hilfe der „rechten“ Minderheitsfraktion des CNJA wie­ der stärker durch101. Seitdem verlegte sich das CNJA mehr auf die Arbeit neben und außerhalb der FNSEA, vor allem in der Europapolitik. Als Anfang der 70er Jahre Michel Debatisse, einer der Mitbegründer der „Jeunes“, zum Prä­ sidenten der FNSEA gewählt wurde, hatten die Repräsentanten des CNJA zwar einiges von ihrem reformerischen Elan eingebüßt, aber andererseits war auch die FNSEA beweglicher geworden und hatte sich an den Rahmen der neuen politischen Institutionen und Mechanismen Frankreichs und Europas an­ gepaßt. Während die FNSEA den starken Mann herbeigewünscht hatte, hat­ ten die „Jeunes“ an der parlamentarischen Vierten Republik festhalten wollen. Ironischerweise fanden sie jedoch in der gestärkten Regierung der Fünften Republik zunächst einen Verbündeten gegen das etablierte Großsyndikat, das außerdem noch einen Teil seiner traditionellen Einflußplattform, vor allem im Parlament, verlor. Die APA von 1959 zählte nur noch 53 Mitglieder. Die FNSEA und die seit der konservativen Ära B londelle eng mit ihr ver­ bundene APPCA (später: APCA) orientierten sich ungeachtet der strukturellen Differenzen der Landwirtschaften beider Länder am Modell des Grünen Plans der B undesrepublik Deutschland von 1955. Neben den schon 1953 bewilligten Staatshilfen zur Marktorganisation hatten sie noch 1958 nach langem Kampf die alte Forderung nach Preisfestsetzungen (indexation) für Agrarprodukte durchsetzen können. Sie konzentrierten sich also wesentlidi auf die klassischen protektionistischen Subventionen im Interesse der Großbesitzer. Demgegenüber hatte das CNJA schon seit langem „strukturelle Reformen“ gefordert, mit dem Ziel, durch Änderung der Betriebsgrößen, Rationalisierung und Mechanisierung, großzügige Kredithilfen, Ausbildungsförderung, Marktorganisation, Preisregle­ mentierung und staatliche Hilfestellung auf allen diesen Sektoren die B etriebe 230 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

rentabler und vor allem die kleineren unter ihnen wieder konkurrenzfähig zu machen. Der Jugendverband wollte mithin den traditionsverhafteten B auern zu einer Art marktorientiert und rationell wirtschaftendem Farmer entwickeln102. Ähnliche Forderungen, bis hin zur permanenten Staatsintervention, erhob seit 1959 auch das in Konkurrenz zum CNJA gegründete kommunistische Mouve­ ment de Coordination et de Defense des Exploitation Agricoles (MODEF)103. Die auf Effizienz bedachten, „technokratischen“ Zielsetzungen der Regierung und das Stabilitätsprogramm von 1959 kamen den CNJA-Forderungen sehr nahe. Sogar die Preisfestsetzungen wurden kurzfristig (1959-60) aufgehoben, jedoch bald auf Druck der FNSEA und der B rüsseler Europa-B ürokratie in veränderter Form wieder eingeführt. Der Debré-Plan, das landwirtschaftliche Orientierungsgesetz von 1960, und die durch die Unruhen in der südlichen Bretagne im Mai 1961 sowie die direkten Aktionen gegen die „cumulards“ in der Normandie im Sommer 1962104 beschleunigte Verabschiedung der sog. Charte Pisani vom August 1962 schufen in den 60er Jahren eine Fülle neuer staatlicher und staatlich subventionierter Institutionen, die nicht nur wie zuvor kollektive Marktabsprachen, diesmal mit Zwei-Drittel-Mehrheit in den zustän­ digen Gremien, ermöglichten (FORMA)105, sondern erstmals auch strukturpo­ litische und sozialpolitische Maßnahmen und Initiativen der Erziehung und Ausbildung in ihren Tätigkeitsbereich einschlossen. Dazu gehörten ζ. Β. die Förderung genossenschaftlicher Produktionsweisen (agriculture des groupes), Pensionsregelungen für überalterte B esitzer durch den Fonds d'action so­ ciale106, Umschulungshilfen und Umsiedlungsförderung107 sowie Ankauf und Umverteilung von Land durch öffentliche Körperschaften, die mit einem wenn auch beschränkten - Vorkaufsrecht ausgestattet waren108, sowie die Möglichkeiten der „promotion sociale“109. Hinzu kam der Vorsatz, die bis­ lang auf dem Lande relativ ergebnislos gebliebene Planification110 zu intensi­ vieren und landwirtschaftliche Schwerpunktprojekte im Zusammenhang mit der geplanten Regionalreform in Angriff zu nehmen111. Im Unterschied zu den traditionellen Subventionsmechanismen blieben die strukturpolitischen Absichten der Regierung und des CNJA bis Ende der 60er Jahre zum größten Teil im Stadium programmatischer Erklärungen und Pla­ nungen stecken. Das lag jedoch nicht allein an der chronischen Geldknappheit der 60er Jahre, die reformpolitische Initiativen kaum erlaubte, oder gar daran, daß der Landwirtschaftsminister Pisani 1965 durch den konservativeren Edgar Faure ersetzt wurde, weil er es nicht verstanden hatte, FNSEA und CNJA von ihrer Stellungnahme gegen eine Wiederwahl de Gaulles abzubringen und damit dem General möglicherweise die unbequeme Stichwahl zu ersparen112. Der Hauptgrund für die Schwäche und die geringe Wirkungsmacht der anfänglich relativ umfassend konzipierten Agrarpolitik der Fünften Republik113 lag und das ist das entscheidende Paradoxon der agrarpolitischen Konstellation in Frankreich nach 1958 - darin, daß die zunehmende Verwirklichung des ge­ meinsamen europäischen Agrarmarkts im Lande selbst jenen in die Hände ar­ beitete, die schon immer gegen „strukturelle Reformen“ in der Landwirtschaft 231 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

gewesen waren. Die FNSEA und die großen B ranchenverbände bekamen Auf­ trieb. Dabei waren gerade die etablierten Großverbände in den Jahren zwi­ schen 1957 und 1960 im Gegensatz zu den Genossenschaften in der Tradition des Boulevard St. Germain (CNMCCA) und zu Teilen des CNJA noch sehr skeptisch und zurückhaltend gegenüber der EWG-Gründung gewesen, hatten Dirigismus und ausländische Konkurrenz geargwöhnt und die Absatzmöglich­ keiten für Agrarerzeugnisse in Gefahr gesehen, deren Produktion gerade in den 50er Jahren dank zunehmender Maschinisierung erheblich gesteigert wor­ den war. Während die traditionell „linkeren“ regionalen Gruppen in FNSEA und CNJA, vor allem im Westen, in den Departements Maine-et-Loire, C6tes-du­ Nord, Morbihan, Ille-et-Vilaine, Loire Atiantique, Vendée, Sarthe, Mayenne, ebenso wie das kommunistische MODEF die EWG generell ablehnten und vor­ erst auch bei ihrer Ablehnung blieben“4, verliefen in der Folgezeit die Stel­ lungnahmen von FNSEA und CNJA auf nationaler Ebene insgesamt in ent­ gegengesetzten Richtungen. Die FNSEA, die bis 1962 noch skeptisch argumen­ tiert hatte, man könne den gemeinsamen Markt erst schaffen, wenn die Pro­ duktionsbedingungen harmonisiert seien115, akzeptierte die EWG grundsätz­ lich schon Ende 1962 und trat danach immer energischer für die Weiterent­ wicklung der Gemeinschaft - auch die politische in einem föderalen Sinne ein116. Sie tat das umso deutlicher, je mehr besonders nach der Angleichung der Agrarpreise und der Annahme des Mansholt-Plans im Dezember 1964 offenbar wurde, daß die Gemeinschaft in dem Zwang zu einer Politik des je­ weils kleinsten gemeinsamen Nenners im wesentlichen eine liberale, ganz und gar nicht dirigistische, präventiv-protektionistische Politik der Agrarpreisstüt­ zung verfolgte, die den französischen Großproduzenten, vor allem auf dem Ge­ treidesektor, ein höheres Preisniveau als zuvor garantierte, die Preisschwankun­ gen auf dem Weltmarkt abfing, Absatzgarantien bot, über Strukturreformen schwieg und praktisch auf supranationaler Ebene weit bessere Mindestpreis­ festsetzungen wieder einführte, als es die der 50er Jahre gewesen waren, die die Regierungen der Fünften Republik zunächst hatten abschaffen wollen und schon 1959 und 1963 drastisch beschnitten hatten“7. Die Regelungen des ge­ meinsamen europäischen Agrarmarkts ließen sich in Frankreich im konservati­ ven Interesse der organisierten Großproduzenten, die das auch spätestens 1963 bewußt erkannten, zur Einschränkung des Spielraums der Stabilitäts- und Struk­ turpolitik der Regierung mobilisieren und befriedigten damit teilweise das Ver­ langen der Großverbände nach der Wiederherstellung der profitablen Verhält­ nisse der Vierten Republik“8. In seiner Befürwortung der Gemeinschaft war das traditionelle Großsyndikat Mitte der 60er Jahre einig mit der überwiegenden Mehrheit der französischen Bauern - 75 % waren dafür, eine Quote, die nur in den Niederlanden mit 87 % überboten wurde196 -, mit der Vereinigung der Landwirtschaftskam­ mern, die schon im November 1964 eine gemeinsame Agrarpolitik „auf paritä­ tischer Grundlage“ gefordert hatten, und vor allem auch mit den wichtigsten 232 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

großen B ranchenverbänden. Von den letzteren zählten vor allem die AGPB , die personell eng verzahnt ist mit der FNSEA und dem neuen europäischen Comité des Organisations Professionelles Agricoles (COPA)120, der Zucker­ rübenproduzentenverband und die Weinbauernverbände, die ihre B esorgnisse über eine Ausdehnung der italienischen Weinproduktion und um die Konkur­ renzfähigkeit der Kleinbetriebe durch einen entscheidenden Einfluß auf die Aus­ arbeitung der europäischen Weinordnungen kompensieren konnten. Lediglich die Verbände der Milch- und Früchteproduzenten kritisierten die liberale euro­ päische Agrarpolitik121. Während die FNSEA 1963 endgültig Konsequenzen aus der Einsicht zog, daß der gemeinsame Markt die beste Garantie für hohe Preise bot, erkannte die Führung des CNJA spätestens 1964, daß strukturelle Modernisierung und Reformen nur mehr im Rahmen der verbindlichen Brüsse­ ler Preispolitik möglich waren und daß es mithin Prioritäten zu setzen galt. Die Haltung des CNJA zur EWG war seitdem von stärkerer Zurückhaltung gekennzeichnet12*. Die Vernachlässigung der Strukturpolitik und die Gefahren eines erhöhten Anreizes zur Mehrproduktion wurden kritisiert und der Ver­ band beschloß, in Konkurrenz zur FNSEA in den europäischen Institutionen, vor allem der COPA, zu intervenieren, um einer Politik, die nur „Geld für die Reichen und Reden für die Armen“123 bedeute, entgegenzutreten. Anfang der 70er Jahre kam es jedoch wieder zu einer stärkeren Annäherung und Koordina­ tion zwischen FNSEA und CNJA. So hat am Ende die gesamte Richtung der europäischen Agrarpolitik in die­ sem französischen Fall zur Stabilisierung des politischen Einflusses und der Posi­ tion der traditionell schon dominierenden Interessenorganisationen beigetragen und damit den tendenziellen Verlust an Einfluß und Macht kompensiert, den die zunehmende Aktivität der „Jeunes“ und die institutionellen Veränderungen des nationalen politischen B ezugsrahmens bewirkt hatten. Das supranationale ökonomische und politische B ezugssystem trat in Konkurrenz zum nationalen als B edingungsfaktor agrarpolitischer Machtkonstellationen und wirkte sich stärker zugunsten einer Konservierung des Status quo als zu dessen Verände­ rung aus. Für das B udget 1973 kündigte Landwirtschaftsminister Chirac ζ. Β. die Rekordsumme von 5,1 Mrd. F für die verschiedenen Marktstützungsme­ chanismen1“ und eine Steigerung der Kredite um 15,3 % an und versprach gleichzeitig eine Anhebung der landwirtschaftlichen Kaufkraft um 8,3 %125, in einer Landwirtschaft, in der 75 % des Umsatzes auf nur 19 % aller B etriebe entfielen126 und außerdem rund 50 % aller Einkommen bäuerlicher Haushalte bereits aus nichtlandwirtschaftlicher Tätigkeit gezogen wurden127. Die strukturellen Veränderungen der französischen Landwirtschaft, die er­ hebliche Zunahme staatlicher Interventionen und der Zwang zu einer institu­ tionellen Umorientierung der politischen Agrarbewegungen seit den 50er Jah­ ren des 20. Jhts. haben die beiden wichtigsten Elemente der Kontinuität in der Entwicklung des französischen Agrarsektors zwar modifiziert, aber keineswegs gebrochen. Nach wie vor wird die Agrarpolitik in Frankreich beherrscht von den etablierten Gruppen des traditionellen „integralen“ Agrarsyndikalismus. 233 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Und nach wie vor ist die französische Landwirtschaft in bezug auf ihre politi­ sche Repräsentation zersplittert. Die Organisationen der Großbesitzer des Nor­ dens, Nordostens und des Pariser B eckens und die mit ihnen zusammenarbei­ tenden Branchenverbände vor allem für Getreide, Rüben und Wein haben sich in der in jüngster Zeit noch enger als früher verklammerten FNSEA-CNJA sogar einen konkurrenzlosen landwirtschaftlichen Spitzenverband geschaffen, gegen den kleinere B ewegungen vorerst keine Chance haben. Wie alle konser­ vativen großen Agrarsyndikate in Frankreich seit dem letzten Viertel des 19. Jhts., deren Tradition sie fortführt, entspricht die FNSEA-CNJA ihrer Struk­ tur nach dem Typ der traditionellen Pressure Group, die keine ausdrücklich gesamtpolitischen Ambitionen hat, sondern in erster Linie ihre ökonomischen und sozialen Partikularinteressen zu wahren bestrebt ist, wie das auch die Vor­ gängerorganisationen schon getan haben. „Organisatorische Revolutionen“ wie die Gründung des Bundes der Landwirte und der von ihm bewirkte langwie­ rige Ausflug der deutschen Agrarier in die „große Politik“ oder in umgekehr­ ter Richtung die Kanalisierung populistischer Politik in den Pressure Groups der Farm B ureaus seit den 20er Jahren in Amerika hat es in Frankreich in ähnlichem Ausmaß und Umfang nicht gegeben. Das trotz fortschreitender Indu­ strialisierung und technologischer Modernisierung noch außerordentlich große Beharrungsvermögen traditionaler Institutionen und Verhaltensweisen, das für die gesamte französische Wirtschaft, Gesellschaft und Politik im 20. Jht. cha­ rakteristisch gewesen ist, zeigt sich auch hier128. Ebenso tief in der traditionsbestimmten politischen Kultur Frankreichs ver­ wurzelt ist die politische Zersplitterung des Agrarsektors. So wie die Großver­ bände sich in den Parlamenten der Dritten und Vierten Republik der Unter­ stützung der Abgeordneten verschiedener Parteien von ganz rechts bis zur lin­ ken Mitte zu versichern wußten, so unterschiedlich ist auch das Wahlverhalten der ländlichen B evölkerung gewesen. Es macht deutlich, daß es keine politische Bewegung gibt, die die ganze französische Landwirtschaft repräsentiert, keine spezifisch agrarische Partei oder eine, die den großen Agrarverbänden beson­ ders nahestünde. Die jeweils regionale politische Tradition bestimmt die Orien­ tierung der Wähler ebenso wie ihre sozioökonomisch motivierte Interessenlage. Dabei sind, wie Charles Tilly für die Vendée und Paul B ois für das Departe­ ment Sarthe in anderen Zusammenhängen gezeigt haben, vielfach die sozioöko­ nomischen Konstellationen vergangener Zeiträume seit der Revolution einge­ gangen in das selbst innerhalb eines einzigen Canton noch sehr verschieden­ artige B ezugsgeflecht, das sich heute als politische Tradition oder politische Kultur beschreiben läßt129. Andererseits hat Suzanne B erger in ihrer gründli­ chen Untersuchung der bretonischen Departements Finistère und Côtes-du­ Nord deutlich nachweisen können, daß sich auch in benachbarten und eng ver­ bundenen, in Geographie, Klima, Produktionsweise, B esitzgröße, Eigentümer­ status, Absatzchancen usw., nach ökonomischen und sozialen Kriterien nicht oder nur unerheblich unterschiedenen Regionen aufgrund der verschiedenen soziopolitischen Organisationsformen nur eines halben Jahrhunderts nahezu ge234 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

gensätzliche politische Reaktionsweisen herausbilden können: Während in Fini­ stere das vom meist adligen Großbesitz gelenkte etablierte Regionalsyndikat von Landerneau (Office Central) die B auern sehr früh in eine umfassende korporative Organisation integrierte, sie von den politischen Parteien ebenso fernhielt wie von christlich-sozialen, neoständischen oder dorgeristischen Pro­ testbewegungen und eine politische Abstinenz und Apathie förderte, die sich über Jahrzehnte hin durchgängig in konservativer Stimmabgabe und quietisti­ schem Wohlverhalten äußerte, bewirkten im Departement Côtes-du-Nord die Schwäche des Syndikats und die Tatsache, daß statt dessen die politischen Par­ teien die B auern mobilisieren konnten, wesentlich aktivere, radikalere und protestlerische Verhaltensweisen. Das B eharrungsvermögen der jeweils ersten Organisation, die eine bestimmte Gruppe erfolgreich ansprach, erreichte und mobilisierte oder bewußt nicht mobilisierte, erwies sich als ein außerordentlich wichtiger Faktor der politischen Tradition130. In den ersten fünfzehn Jahren der Fünften Republik mußten die großen Verbände trotz erheblicher Vorbehalte - die sie 1965 ζ. Β. hinderten, die Präsidentschaftskandidatur de Gaulles zu unterstützen131 - oft gezwunge­ nermaßen das Arrangement mit der sehr heterogenen gaullistischen Integra­ tionspartei und ihren konservativen Randblöcken suchen, da das qualifizierte Mehrheitswahlsystem der Fünften Republik die parteipolitische Polarisierung gefördert und daher die „rechten“ Traditionsparteien der Landbevölkerung weniger begünstigt hat als etwa den Linksblock und die Gaullisten. Regionale Linkstraditionen, im Massif Central oder im Süden, wurden davon ebenso­ wenig berührt wie das Wählerverhalten der B auern, das schon in der Dritten und Vierten Republik keineswegs spezifisch agrarischen oder bäuerlichen Ge­ samtinteressen verpflichtet war, sondern erhebliche regionale Unterschiede auf­ gewiesen hat132. Es differierte kaum oder nur unerheblich vom Wahlverhalten der Gesamtbevölkerung des jeweiligen Departement oder Canton. Und es war keine Ausnahme, sondern eher die Regel, wenn von zwei B auern, deren ökonomische Lage, Interesse, Produktionsweise oder Lebensstandard vergleich­ bar oder gar identisch sind, die aber in verschiedene regionale Traditionen ein­ gebunden waren, der eine rechts oder konservativ-gemäßigt wählte und der andere kommunistisch oder sozialistisch133. Sicherlich gibt es generelle Trends, die von einer Fülle regional bedingter Ausnahmen durchbrochen werden. Aber auch sie sind stärker als in vergleichba­ ren Ländern traditionellen Faktoren verpflichtet, unter denen die Intensität religiöser Praxis, vor allem praktizierter Katholizismus, eine sehr wichtige Rol­ le spielt. Katholische Regionen wie die Normandie mit Ausnahme von Eure und* die B retagne mit Ausnahme von Teilen des Ille-et-Vilaine haben stärker als überwiegend laizistische Regionen gemäßigt konservativen Parteien, vor allem dem christdemokratischen MRP zugeneigt134. Regionen mit überwiegen­ den Großpachtbetrieben wie der Nordosten, die Haute Normandie und der Westen, oder mit entwickeltem Kleineigentum, wie die westliche B retagne, die Vendée und das innere Flandern, haben nach rechts tendiert, der unterent235 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

wickelte Kleinstbesitz im Osten und Süden, im Massif Central und an der Mit­ telmeerküste eher nach links. Im Norden und im Pariser B ecken sind Gebiete mit überwiegenden Mittelbetrieben traditionell stärker nach rechts orientiert gewesen als Regionen mit vorherrschender Großbetriebsstruktur, von denen einige, wie die Beauce und Brie, aber nach 1945 ebenfalls stärker nach rechts zu tendieren begannen. Die Getreide-, Obst- und Cidreproduzenten der dichter besiedelten und insgesamt auch stärker industrialisierten Gebiete des Nord­ ostens haben mehr „rechts“ gewählt als die Weinbauern des „agrarischen“ Frankreich südwestlich der Linie Le Havre - Genf135. Andererseits ist aber nicht der Weinbau schlechthin links orientiert gewesen, sondern nur der südliche. Die Bourgogne, Champagne und Anjou sind Gegenbeispiele. In den zu Anfang der 50er Jahre „rötesten“ Departements des B erry und B ourbonnais136, Ge­ bieten mit laizistischen, demokratisch-jakobinischen Jacquerie-Traditionen, Kleinbetrieben mit geringem Ertrag und niedrigem Lebensstandard, erhielten Kommunisten und Sozialisten auf dem Lande größere Stimmenanteile als in den Städten, während es im Norden genau umgekehrt war137. Der Parti Paysan d'Unité' Sociale gewann damals nur einige Regionen im östlichen Massif Central. Bei der letzten Wahl der Vierten Republik im Jahre 1956, der einzigen, für die bisher eine relativ genaue Analyse des agrarischen Wahlverhaltens vor­ liegt138, lag der Stimmenanteil der Agrarbevölkerung für extreme oder ge­ mäßigte Rechtsparteien über dem nationalen Gesamtdurchschnitt, besonders auffällig bei den gemäßigten Splittergruppen (20,5 % zu 4 %) und bei den Poujadisten (14,5 % zu 11,5 %) 1 3 9 , für die Linksparteien darunter, besonders auffällig bei der Kommunistischen Partei (18,5% zu 26 %) 1 4 0 . Die linken Parteien waren auf dem Lande am stärksten im Norden und Westen des Mas­ sif Central, im Südwesten und Südosten, sehr schwach im Nordosten. Die Rechtsparteien schnitten bei den bäuerlichen Wählern am besten ab im Nord­ osten, in den westlichen Regionen von Calvados bis Charente Maritime, im Jura und in den Gebieten vom östlichen Massif Central, Aveyron bis Moselle, also insgesamt durchaus in Übereinstimmung mit den Traditionen der Wahler­ gebnisse der Dritten Republik141. Die Kommunistische Partei blieb dabei unter einem Anteil von 20 % der agrarischen Stimmen nördlich der Loire, an der Atlantikküste (mit Ausnahme der Côtes-du-Nord) und im östlichen Massif Central. Sie war am stärksten im westlichen Massif Central1“. Die Soziali­ sten fanden ihren stärksten Anhang breiter gestreut im südlichen Weinbauge­ biet und im westlichen Massif Central, aber auch im Nordosten und im Süd­ osten143. Von den Parteien der Mitte hatten die Radikalsozialisten und der Front Républicain (RGR und UDSR) oder ihre Notabein einige Hochburgen in den Pyrenäen, im inneren Nordosten und der östlichen Normandie144. Das MRP war am stärksten in den Randzonen der B retagne, des Elsaß, des Jura und der Alpen, gewann im Südwesten und Süden und im östlichen Massif Cen­ tral in einigen Departements hohe Stimmenanteile, blieb aber in Zentralfrank­ reich sehr schwach145. Die agrarischen und katholischen Modérés schnitten 236 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

am besten ab in der Normandie, zwischen dem Nordosten und dem Jura, den Nordalpen, dem südlichen Pariser B ecken und dem östlichen Massif Cen­ tral146. Die Poujadisten und die extrem rechten Splitterparteien verzeichneten ihre größten Erfolge vor allem im Westen und Südosten, im südlichen Pariser Becken und in den Gebieten des Cher, Isére und Drôme147. Die französische Landwirtschaft ist im Hinblick auf ihre politische Vertre­ tung ebenso zersplittert gewesen wie in bezug auf andere ökonomische und soziale Traditionen und Verhaltensweisen. Das hat genuin politisch motivierten Protestbewegungen von unten auf die Dauer das Überleben erschwert und den in den Rahmen der Notabeinpolitik passenden Traditionsverbänden eines klas­ sischen sektoralen und mehrgleisigen Lobbyismus die Arbeit in der Hauptstadt erleichtert. Die Verspätung Frankreichs im Prozeß der industriellen und tech­ nischen Entwicklung hat zudem bis in die Vierte Republik hinein den Stellen­ wert ökonomischer Konjunkturschwankungen und struktureller Schwächen für die konkrete Motivation der Politik agrarischer Organisationen im Vergleich zu entwickelteren Ländern wie den USA oder Deutschland verrin­ gert und den Einfluß der traditionalen, auch der nichtökonomischen Faktoren und Institutionen vergrößert. Erst der seit den 50er Jahren forcierte Versuch, diese Verspätung aufzuholen, der dann auch Forderungen nach „Strukturrefor­ men“ provozierte, wird möglicherweise, teils durch institutionelle Zwänge wie Regionalisierung, Planungsbudgets und den europäischen Agrarmarkt, teils aufgrund der Notwendigkeit gemeinsamer Reaktionen auf immer stärker gesamtwirtschaftlich verzahnte und verflochtene Krisenerscheinungen zu größe­ rer Solidarität ebenso wie Polarisierung mit politischer B edeutung führen können. B islang ist das in seiner politischen Kultur agrarischste Land West­ europas auch im Hinblick auf die Organisation der Landwirtschaft ein Land der Traditionen gewesen. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre traf der Einflußgewinn des reform­ freudigen CNJA im Lande mit den veränderten Formen der Kooperation zwi­ schen Regierung und Öffentlichkeit zusammen, die vom politischen System der Fünften Republik etabliert worden waren und das Gewicht der Verwaltungs­ beamten gegenüber den parlamentarischen Honoratioren erheblich vergrößert hatten. Diese Konstellation schien auch für kurze Zeit die Möglichkeit verstärk­ ter Strukturpolitik für den französischen Agrarsektor zu eröffnen, die gelegent­ lich schon vor der Zeit als eine „révolution silencieuse“ in der Landwirt­ schaft überschätzt worden ist. Der B ruch in den kontinuierlichen Traditionsli­ nien der französischen Agrarpolitik, der sich damit zumindest im Ansatz anzu­ deuten schien, wurde jedoch bereits in den 60er Jahren erheblich gemildert durch Richtung und Tendenzen der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik, d. h. durch eine folgenreiche Veränderung des gesamten B ezugsrahmens. Die Rückwirkungen dieser Veränderung auf die französische B asis stärkten dort die traditionalen Verhaltensweisen und bremsten die Energien, die strukturelle Re­ formen hätten vorantreiben können. Es würde jedoch auch ohne das Eingrei­ fen dieses deus ex machina bezweifelt werden müssen, ob die Kräfte des Wan237 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

dels sich auf die Dauer hätten entscheidend durchsetzen können, da dies einen ausdrücklichen und bewußtgemachten Interessengegensatz zwischen agrarischen Groß- und Kleinbesitzern vorausgesetzt hätte, der in der nachrevolutionären po­ litischen Kultur Frankreichs nicht in solcher Deutlichkeit ausgeprägt gewesen ist. Spezifisch kleinbäuerliche Interessen ließen sich in den kritischen Zeiten der 30er und der 50er Jahre des 20. Jhts. und in regionalen B ereichen sogar noch öfter sowohl isoliert als auch im Rahmen „mittelständischer“ Protestbewegun­ gen gegen den Staat als Steuereinnehmer, gegen das „Finanzkapital“, die er­ starrten Institutionen der Verwaltung oder gegen die „B onzen“ mobilisieren, jedoch nicht so sehr gegen die Großbesitzer. Zum einen war das B estreben nach der Wahrung der Rechte des Eigentums den größeren und kleineren B esitzern gemeinsam und zum anderen gab es auch zwischen beiden Gruppen nicht solche gravierenden Unterschiede in bezug auf den jeweiligen Anteil an der politi­ schen Macht wie etwa in Preußen, weil in Frankreich selbst die Großagrarier schon seit den Zeiten des Absolutismus nicht mehr zur eigentlich politisch herr­ schenden Klasse gehört haben148. Die Vormachtstellung der Großbesitzer ba­ sierte eindeutig stärker auf ihrem Anteil am Markt, ihrem ökonomischen Ge­ wicht und darauf, daß sie ihre besonderen Produktions- und Absatzinteressen nachhaltiger zu wahren wußten als die kleineren B esitzer. Auch der Konsensus der mühsam erkämpften, aber vom B ürgertum nie weitergeführten „großen“ Revolution hat sich auf die politische Kultur Frankreichs insgesamt wie auch auf die des Agrarsektors einerseits konflikt- und polarisierungsmildernd ausge­ wirkt, er hat ein Minimum selbstverständlichen demokratischen Potentials eta­ bliert149, aber andererseits aufgrund des langsamen Entwicklungstempos auch die bäuerlich-feudalen wie bourgeoisen Traditionen des individuellen B esitzes und seiner politischen Repräsentation150 relativ ungebrochen erhalten und das B ehar­ rungsvermögen des wirtschaftlichen und sozialen Status quo ebenso gestärkt wie das der politisch konservativen Kräfte in einer „blockierten Gesellschaft“151. In politischer Hinsicht ist es insbesondere auch nicht zu jener Synthese von einerseits progressiven und andererseits bremsenden Initiativen gekommen, wie sie ζ. Β. die Bauernbewegungen in der französischen Revolution, den nordame­ rikanischen Populismus oder auch die B auernparteien Ost- und Südosteuropas in der Zwischenkriegszeit charakterisiert hat. Die Industrialisierung Frank­ reichs und ihre demographischen und sozialen Folgen waren im Vergleich zu Ost- und Südosteuropa zu weit fortgeschritten, um eine B auernpartei noch zum Vehikel einer von breiten B evölkerungsschichten getragenen reformistischen oder „progressiven“ Politik machen zu können. Andererseits verlief die franzö­ sische Industrialisierung bis in die 50er Jahre des 20. Jhts. langsam und all­ mählich genug, um sowohl die Interessen der in der Landwirtschaft tätigen Wähler für die Politiker aller Parteien zu einem nicht straflos zu vernachlässi­ genden Faktor zu machen als auch ein breites ländliches Akklamationspotential für die großen Syndikate gewährleisten zu können, die diese Interessen am lautstärksten vertraten152. 238 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Vor allem die integrationskräftige Eigentümerideologie und die Tradition des individuellen Familienbesitzes, die ja seit Gambettas Pakt mit den Bauern und seit dem sozialistischen Programm von Nantes von allen linksbürgerlichen und sozialistischen Parteien bis hin zur heutigen Kommunistischen Partei gestützt und nur gelegentlich von linken Katholiken in Zweifel gezogen worden sind, haben die Möglichkeiten zum Ausdruck bewußter Interessengegensätze zwischen großen und kleineren landwirtschaftlichen Produzenten erheblich reduziert und neben geschickter Propaganda und dem Angebot vieler kleiner Vergünstigungen und Vorteile153 entscheidend dazu beigetragen, die wichtigen mittleren und noch nicht verelendeten unteren Ränge der B auern auf lange Sicht an die großen Syndikate und Branchenverbände zu binden. Die verarmten und nahezu proletarisierten Kleinstbesitzer schlossen sich demgegenüber entweder schon sehr früh politischen Parteien mit nicht sektorspezifischer Programmatik an, wie z. Β. den Kommunisten im westlichen Massif Central, oder sie folgten gele­ gentlich je nach Konjunkturlage ultrakonservativen und reaktionären bis präfa­ schistischen B ewegungen wie dem Parti Agraire oder Dorgerès, von denen man sagen kann, daß sie im Kern ihrer wirtschaftlichen Programmatik und ih­ rer Politik den etablierten Großverbänden in die Hände arbeiteten, obwohl sie sich in der Wahl der Mittel von ihnen unterschieden. Das in der poujadisti­ schen Rebellion verwirklichte kurzfristige B ündnis zwischen unzufriedenen Bauern und protestlerischen Kleinbürgern macht vollends deutlich, wie schwach die über die von den Syndikaten geduldeten Ornamente hinausgehenden bäuerlichen Protestbewegungen von unten gegenüber den Großverbänden und den etablierten Parteien ohne die Unterstützung anderer, «nichtaiagrarischer Gruppen waren. Eigentümermentalität, Neigung zur syndikalistischen Integration zwecks ökonomischer Interessenwahrung und parteipolitische Zersplitterung der Bauern sind, in verschiedener Weise miteinander vermittelt, die beherrschenden Cha­ rakteristika der politischen Agrarbewegungen in Frankreich im 20. Jht. gewe­ sen. Ihre Kontinuität macht - gerade auch im Kontrast zu Deutschland und den USA - zweierlei deutlich: Auf der einen Seite ist die „organisatorische Re­ volution“ und Umschichtung des politischen Potentials des Agrarsektors im Industriekapitalismus ganz offensichtlich eng an ein bestimmtes gesamtwirt­ schaftliches Entwicklungstempo und an einen fortgeschrittenen Stand der indu­ striewirtschaftlichen Entwicklung gebunden. Andererseits bewirken ein langsa­ meres Entwicklungstempo und ein entsprechender Entwicklungsrückstand, daß die sozialen und politischen Traditionen, besonders auch die kleinräumigen, re­ gionalen Überlieferungen, eine längere Zeit hindurch mit unverminderter Kraft den politischen Prozeß prägen können. Daß jedoch auch im Falle einer be­ schleunigten und weiter vorangetriebenen Entwicklung die gewissermaßen „strukturell erzwungenen“ Übereinstimmungen und Nivellierungstendenzen deutliche Grenzen haben, zeigt der Vergleich zwischen Deutschland und den USA. 239 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

V. Agrarpolitik im organisierten Kapitalismus: Aspekte und Ergebnisse des Vergleichs Die im ersten Kapitel aufgestellten Hypothesen sind im konkreten Ver­ gleich in breitem Umfang bestätigt worden. Da bewußt versucht worden ist, in der Darstellung selbst so viel wie möglich zu vergleichen, auf funktionelle Äquivalente hinzuweisen und grundlegende Divergenzen im einzelnen zu erläu­ tern, kann das „Fazit“ sich auf einige große Linien und wichtige Punkte be­ schränken1. Eine ganze Reihe von übereinstimmenden gesamtwirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungstendenzen in Deutschland und den USA in der Phase des Übergangs zum organisierten Kapitalismus machen deut­ lich, daß die industriekapitalistische Organisation der Wirtschaft und deren so­ ziale Auswirkungen auch politische Strukturen, Organisationsmuster und Insti­ tutionen ausgebildet haben, die ganz entscheidend von der immer umfassende­ ren Tendenz zur Staatsintervention geprägt sind und zu deren charakteristi­ schen Eigenarten es gehört, daß sie die größeren, mächtigeren und besser orga­ nisierten gesellschaftlichen Gruppen und Interessenten in stärkerem Maße be­ günstigt haben als die kleineren, schwächeren oder schlechter organisierten. Der je vorfindliche machtpolitische Status quo in einer Gesellschaft ist dabei der Tendenz nach weder einfach beibehalten noch grundlegend verändert, sondern gewissermaßen potenziert worden. Er hat eine neue Gestalt gewonnen, die gleicherweise bestimmt wird von den jeweiligen konkreten Ausgangskonstella­ tionen, der Richtung und dem Tempo des Entwicklungsprozesses und dem Organisationspotential der beteiligten Gruppen einschließlich der Träger der Staatsmacht. Was den Agrarsektor angeht, so waren die Ausgangspunkte der wirtschaft­ lichen wie politischen Entwicklung in der zweiten Hälfte des 19. Jhts. in Deutschland und den USA durchaus verschieden und haben entsprechend un­ terschiedlich auf die weiteren Ereignisse eingewirkt. Gemeinsam ist beiden Ländern allerdings, daß den großen Agrarorganisationen eine deutliche Vorrei­ terrolle in bezug auf die Gestaltung der jeweiligen nationalen Variante impe­ rialistischer Politik zukam und daß die Kooperationsformen zwischen Land­ wirtschaft und Staatsmacht Modellcharakter gehabt haben für die zunehmen­ den Verklammerungstendenzen zwischen privaten und öffentlichen B ereichen in der Phase des Übergangs zum organisierten Kapitalismus. Die Gründe dafür liegen zum einen in der auch in einer Zeit fortgeschrittener Industrialisierung noch nachwirkenden, wenngleich abnehmenden traditionellen Vormachtstellung der Exponenten des Agrarsektors in den politischen Institutionen, in der politi240

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schen Kultur und im politischen Prozeß der betreffenden Länder, zum anderen in der gesamtökonomischen Rückzugsposition der Landwirtschaft, die den Agrariern seit den 1870er Jahren den Ruf nach staatlicher Hilfe nahelegte. Die Divergenzen ergeben sich andererseits aus den unterschiedlichen B edürfnisstruk­ turen, Produktions- und Absatzinteressen der Agrarwirtschaften in Deutschland und den USA. Während die amerikanische Landwirtschaft noch bis zu Beginn der 1920er Jahre insgesamt vehement expandierte und aufgrund anhaltender Überproduktion auch danach noch kontinuierlich neue Märkte zu erschlie­ ßen bestrebt gewesen war, propagierten die deutschen Agrarier, die den Bedarf der wachsenden B evölkerung schon gegen Ende des 19. Jhts. nicht mehr aus­ reichend decken konnten, bereits sehr früh in charakteristischer Abwehrgeste die Abschottung des nationalen Markts durch Schutzzölle und das Ziel der Autar­ kie in bezug auf die Nahrungsmittelversorgung. Der hegemoniale Expansions­ drang der USA und der deutsche „Ostland“-Imperialismus haben hier ebenso ihre Wurzeln gehabt wie das unterschiedliche Koalitionsverhalten der politi­ schen Agrarbewegungen in beiden Ländern bis in die 30er Jahre des 20. Jhts. hinein. Letzteres war noch zusätzlich bedingt durch eine grundlegende Diver­ genz der politischen Ausgangspositionen. In Deutschland blieb die Übermacht des vorwiegend getreidebauenden und vielfältig privilegierten ostelbischen Großgrundbesitzes über die west- und süd­ deutschen B esitzer ebenso unangetastet wie dessen bevorzugte Stellung neben Bürokratie und Militär im preußischen Herrschaftskartell, in einem Staat, des­ sen Institutionen und politische Kultur entscheidend durch das Weiterleben spätfeudaler und vorbürgerlicher Relikte und durch das Fehlen einer erfolgrei­ chen bürgerlichen Revolution geprägt waren. In den USA wurde nach dem unvollständigen Sieg des B ündnisses zwischen nordöstlichem Industriekapital und den Farmern des Mittelwestens über die südstaatliche Plantagenaristokratie im B ürgerkrieg das in der Tradition Jeffersons und Jacksons stehende Gleich­ heitsideal der auf sich selbst gestellten, von Anfang an kapitalistisch wirtschaf­ tenden landwirtschaftlichen Unternehmer mit konstitutiv für die Artikulation der Forderungen partizipatorischer „agrarischer“ Demokratie. Populistische und progressive Politik einerseits und präfaschistische Orientierung der dominieren­ den politischen Agrarbewegungen andererseits entsprachen diesen verschiedenen Konstellationen ebenso wie der zeitliche Vorsprung der deutschen Agrarier in der Organisation einer durchsetzungsfähigen Pressure Group. Im preußisch-deutschen Obrigkeitsstaat schwenkten die Agrarier während des relativ frühen Übergangs zu einem stärker organisierten Kapitalismus aus der Position der politisch und gesellschaftlich B esitzenden, aber wirtschaftlich zu­ nehmend Bedrohten heraus in die Allianz von „Eisen und Roggen“ ein. Ange­ sichts der Führungsschwäche der Staatsmacht und vermehrter machtpolitischer Vakua machten sie seit B eginn der 90er Jahre aus eigener Initiative radikal Front gegen eine Abschwächung des hergebrachten staatlichen Schutzes der Landwirtschaft und gegen die Bedrohung ihrer Privilegien durch eine erstarkte Arbeiterbewegung, die auf Parlamentarisierung und Demokratisierung drängte. 241 16 Puhle

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In den USA war das traditionelle Immediatverhältnis zwischen Grundbesit­ zern und Staatsmacht weniger deutlich und vor allem weniger einseitig ausge­ prägt, da auch andere soziale Gruppen und Interessenten einen sehr direkten und oftmals auch größeren Einfluß auf die Regierung ausübten. Vor allem aber gab es die Frontstellung gegen die Arbeiterbewegung nicht, weil diese als politi­ sche Kraft praktisch nicht existierte. Die polarisierende B ildung eines besonde­ ren Abwehrkartells der Verbände der Besitzenden war überflüssig, weil Grün­ dung und Geschichte der USA den ideologischen Konsensus der Besitzenden be­ reits als ein allen gesellschaftlichen Gruppen gemeinsames Credo voraussetzten. Die deutsche Konstellation verstärkte demgegenüber bei den beherrschenden Agrarorganisationen die Abwehrhaltung gegen die sich abzeichnenden ökono­ mischen und sozialen Entwicklungstendenzen der Industriegesellschaft, wobei besonders die ständischen, vorbürgerlichen und obrigkeitlichen Traditionen ein­ gingen in deren antiparlamentarische, berufs- oder „mittelständische“ und präfa­ schistische Orientierung. Nachdem der traditionelle Konservatismus erst einmal durch radikale, völkisch-nationale Programmatik und Koalitionsbildung abge­ löst worden war, fiel den deutschen Agrariern die Unterstützung des National­ sozialismus nicht mehr schwer2. In den USA bewirkte der Durchbruch des stärker organisierten Kapitalismus in der Zwischenkriegszeit und vor allem im New Deal der 30er Jahre, daß jene Farmerorganisationen endgültig die Oberhand bekamen, die sich bewußt abwandten von der Tradition der partizipatorischen und zuzeiten radikalen „agrarischen Demokratie“ und zu einer - jetzt auch lohnenden - Politik der Bewahrung des Status quo mit Business-Mentalität übergingen. Die in der Tra­ dition des Progressivism fortgeführte Rooseveltsche Reformpolitik integrierte das ehemals populistische Protestpotential vom Lande endgültig in die beiden Traditionsparteien und gab den großen Agrarorganisationen gleichzeitig durch den Ausbau der staatlichen Interventionsmechanismen neue Möglichkeiten ge­ zielter Interessenpolitik innerhalb des vorgegebenen institutionellen B ezugs­ rahmens. Die Tatsache, daß die Mehrzahl der amerikanischen Farmer Roosevelt wähl­ te und die der deutschen Großagrarier und B auern Hitler, und daß die großen Farmerorganisationen der USA den New Deal unterstützten, die großen deut­ schen Agrarorganisationen dagegen dem Nationalsozialismus den Weg bereiten halfen, ist nicht allein durch eine Analyse der dahinterstehenden sozioökonomi­ schen Konstellationen in der Weltwirtschaftskrise zu B eginn der 30er Jahre zu erklären, die zudem bei einigen Unterschieden in der Größenordnung auch er­ hebliche Übereinstimmungen auf weisen3; sie ist nur im Gesamtkontext der Entwicklungslinien der amerikanischen und deutschen Geschichte seit dem Ende des 18. Jhts. verständlich. Dem erfolgreichen nationalen B efreiungskampf und der Revolutionierung der politischen Institutionen in den USA standen in Deutschland bis zur Mitte des 20. Jhts. die Traditionen der Revolution von oben und der Kontinuität des Obrigkeitsstaates gegenüber, der Ausgewogenheit repräsentativer und parti242 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

zipatorischer Elemente im System der „Checks and Balances“ die akklamativen Massenmanipulationstechniken der Regierungen und der schlagkräftigen politi­ schen Großorganisationen, der liberal-demokratischen Konsensus-Ideologie klei­ ner und großer kapitalistischer Eigentümer die Polarisierungsstrategien der Parteien und Verbände, der „neuen Nation“ die alte Gesellschaft. Dem Weg einer von Anfang an liberalen Modernisierung in den B ahnen eines unterneh­ merischen Konkurrenzkapitalismus stand die Modernisierung im Gehäuse des Obrigkeitsstaats durch überwiegend bürokratische Eliten in einer traditionsge­ prägten Gesellschaft gegenüber, die noch erhebliche vorkapitalistische, ständi­ sche und etatistische Charakteristika aufwies. Diese fundamentalen Gegensätze schon im B ereich der „Startbedingungen“ begünstigten nicht nur die relativ frühe Entwicklung eines stärker organisierten Kapitalismus in Deutschland und eine entsprechende Verzögerung in den USA; sie bewirkten auch, daß die ungleidizeitigen Übergangsphasen in beiden Län­ dern sich unterschiedlich gestalteten, vor allem in politischer Hinsicht. In dem hier diskutierten Zusammenhang gilt das sowohl für die Organisationsformen der politischen Agrarbewegungen, für ihr Koalitionsverhalten, für ihre Orien­ tierung im Rahmen der gesamtpolitischen Entwicklung und für das unterschied­ liche Gewicht ihrer Organisationen im Institutionengefüge des New Deal einer­ seits und unter nationalsozialistischer Herrschaft andererseits: Während sie An­ sätze und Grenzen der Rooseveltschen Politik entscheidend mitbestimmten, durch diese gestärkt wurden und aus der gestärkten Position heraus bremsend auf die Initiativen der Regierung einwirken konnten, wurden sie vom Natio­ nalsozialismus mediatisiert, gleichgeschaltet und schließlich ausgeschaltet. In den USA halfen die Farmerorganisationen mit, demokratische Reformpolitik, wenn auch in bescheidenem Umfang, durchzusetzen, und die Ergebnisse dieser Politik leiteten mit der Zeit ihre progressiven Impulse immer stärker in die Bahnen konservativer Pressure Group-Politik. In Deutschland lösten sich die organisierten Agrarier insgesamt sehr früh aus dem Schema der bloßen Interes­ senwahrung, gingen, organisiert in einer demagogischen Quasi-Partei und mit dem Anspruch der gesamtständischen Vertretung, in die große Politik. Sie wurden in ihrer Mehrheit zu Exponenten des Präfaschismus in Deutschland und begünstigten entschieden den mit plebiszitären Akklamationstechniken und neoständischen Ideologien gepflasterten Weg in die nationalsozialistische Dik­ tatur. Erst nach deren Katastrophe fanden sie unter veränderten B edingungen wieder zu einer durchaus erfolgreichen Pressure Group-Politik alten Stils zu­ rück. Die These, daß Kapitalismus - zumal in seiner zunehmend organisierten Phase - unter allen Umständen und notwendigerweise zum Faschismus führe, hält auch einem Vergleich der Kontinuitätslinien agrarischer Interessenpolitik im 20. Jht. nicht stand. Allerdings läßt sich so viel sagen, daß die von den ton­ angebenden Agrariern in den entwickelten großen Industrieländern, deren Landwirtschaft nicht - wie die einiger kleinerer Länder Westeuropas - recht­ zeitig diversifiziert oder rentabel spezialisiert wurde, seit einem Jahrhundert 243 16* © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

verfochtene und im eigenen Interesse weitgehend durchgesetzte Politik durch­ weg, im wirtschaftlichen wie politischen Sinne des Wortes, antiliberal gewesen ist und den interventionsfreudigen starken Staat zum Wohle der Produzenten proklamiert hat. Der jeweilige Grad aber, in dem dieser Staat im Verlauf der zunehmenden Realisierung einer dergestalt provozierten Politik dann faschistisch wurde oder noch demokratisch blieb, die Staatsmacht wesentlich als Agent der herrschen­ den Klassen tätig wurde oder auch von deren Interessen nicht mehr abgedeckte Korrekturen anstreben konnte, der Grad, in dem mehr Spielraum blieb für die zunehmend korporativ organisierten Privatinteressen oder für „Staatssozialis­ mus“, die konkrete Funktion des Staates im organisierten Kapitalismus mithin war dabei in besonderem Maße abhängig von den Qualitäten und Entwick­ lungstendenzen, die der Staatsmacht und der sie tragenden Gesellschaft bereits zum Zeitpunkt des Durchbruchs der Industrialisierung und des B eginns des Übergangs zum organisierten Kapitalismus innewohnten. In der Phase der je­ weiligen Durchsetzung des organisierten Kapitalismus in einem Land hat die Agrarpolitik der interessierten Produzenten (und wer macht außer denen schon kontinuierlich Agrarpolitik?) aufgrund ihrer traditionell günstigen Ausgangspo­ sition, ihrer Organisationsdichte und Effizienz sowie eines geeigneten Koali­ tionsverhaltens eine beispielhafte Signalwirkung gehabt. Die für ein sich aus­ formendes organisiert-kapitalistisches System charakteristischen Tendenzen und Mechanismen sind dabei in der Regel plastischer und deutlicher hervorgetreten als etwa in den B eziehungen zwischen Staat, Industrie und privatem tertiären Sektor. Richtung und Tempo dieser Entwicklung haben jedoch zu großen Tei­ len davon abgehangen, welches ökonomische und politische Potential und wel­ ches Gewicht der Agrarsektor und die ihn beherrschenden Kräfte in einer Ge­ sellschaft bereits in der Phase des B eginns und des Übergangs zum organisier­ ten Kapitalismus hatten. Inwieweit sich in beiden Phasen die agrarischen Inter­ essen gegen die der anderen Sektoren (sofern sie kontrovers waren) durchsetzen und inwieweit sie womöglich den Einfluß auf die Staatsmacht und damit auf die potentiellen gesellschaftlichen Regulierungsinstrumente ganz oder teilweise monopolisieren konnten, ist allerdings nicht allein eine Frage der jeweiligen agrarischen Pressure Group-Politik, unterschiedlicher Konjunkturentwicklun­ gen oder subjektiv aktualisierter Klassenlagen, sondern ein Problem der in Frage stehenden Gesamtgesellschaft und der in ihr herrschenden Macht- und Einflußverteilung. Daneben gibt es aber auch strukturelle Konvergenztendenzen der Agrarpoli­ tik im organisierten Kapitalismus, trotz aller Unterschiede der nationalen Aus­ gangspositionen im einzelnen. Die zunehmend konservative Orientierung der politischen Agrarbewegungen gehört ebenso dazu wie die Ausweitung der staat­ lichen Interventionen zwecks Marktlenkung, Preisstützung, Einkommensverbes­ serung und Produktionskontrolle bis hin zur staatlichen Verordnung und Garan­ tie der „Parität“ zwischen der Landwirtschaft und den anderen Wirtschaftssekto­ ren. Jene kompakten Systeme einer zu großen Teilen zugunsten und unter der 244 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Kontrolle der Produzenten zentral verwalteten nationalen oder multinationalen Agrarwirtschaft, wie sie gegenwärtig die nordamerikanische und die westeuro­ päische Szenerie beherrschen, demonstrieren geradezu idealtypisch die Integra­ tionstendenzen der wirtschaftlichen und politischen Sektoren im organisierten Kapitalismus4. Die entsprechende Agrarpolitik ist bislang vornehmlich durch folgende Konstellationen gekennzeichnet gewesen: - Sie wurde in der Regel von den organisierten Großproduzenten auf Kosten der kleineren Erzeuger, die statistisch überall in der Mehrheit sind, aber weni­ ger am Markt anzubieten haben, durchgesetzt. - Die Einkommensstützung hat den Vorrang vor Strukturpolitik und techni­ scher Modernisierung gehabt. Die Landwirtschaft wurde in den letzten hundert Jahren nicht, wie etwa in Holland und Dänemark durch rechtzeitige Speziali­ sierung und bewußte Innovationsförderung, zu einem sich selber tragenden Wirtschaftssektor entwickelt. Man trug sogar vielfach dafür Sorge, strukturelle Reformen und Modernisierung zugunsten bloßer Status quo-Garantie zu ver­ hindern. - Die Einkommensstützung ist gleichzeitig über die Preise und die Steuern vorgenommen, der Konsument also doppelt belastet worden, davon aber nur einmal nach dem Einkommen gestaffelt, während die landwirtschaftlichen Pro­ duzenten in der Regel umso mehr vom Subventionssystem profitieren konn­ ten, je mehr sie produzierten und verkauften. - Die Intervention des immer stärker gesamtwirtschaftliche und -gesellschaft­ liche Lenkung monopolisierenden Staates ist in zunehmendem Maße bemüht worden zwecks Zollschutz oder Exportsubvention, zur Administrierung eines doppelten Niveaus der Agrarpreise, zur Marktregulierung im Interesse der Produzenten und zur Reduzierung des Unternehmerrisikos. Auf der anderen Seite haben sich aber die großen Agrarorganisationen im Namen der unter­ nehmerischen Freiheit durchweg gegen eine möglicherweise die Gewinne ein­ schränkende Produktionskontrolle erfolgreich zur Wehr gesetzt. Es wurden mit­ hin die Verluste sozialisiert, während die Gewinne weiterhin dem Prinzip der privaten Aneignung unterworfen blieben. Auch der seit Mitte des 20. Jhts. sehr deutlich zutage tretende landwirt­ schaftliche Strukturwandel, der sich vor allem in einer neuerlichen rapiden Abnahme der landwirtschaftlichen B etriebe und der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung, fortschreitender Modernisierung und Maschinisierung geäußert hat - in den USA seit den 40er und besonders in der ersten Hälfte der 50er Jahre, in Deutschland in den 50er und 60er Jahren und in Frankreich allmäh­ lich erst seit den 60er Jahren - hat zwar die unrentablen Kleinstbetriebe dezi­ miert, Flurbereinigung, Zusammenlegung und Anbaumethoden oftmals intensi­ viert, aber die traditionellen Strukturen interventionistischer Agrarpolitik noch nicht grundlegend verändern können. Im Gegenteil scheinen die Fortschreibung eines zwar des öfteren totgesagten, aber dann doch immer stärker aufgeblähten Subventionismus nach dem Parity-Schema in den USA und die Errichtung des komplexen Systems der verwalteten Wirtschaft des europäischen Agrarmarkts 245 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

allenfalls eine neue, fortgeschrittene Phase interventionistischer Agrarpolitik im organisierten Kapitalismus der westlichen Industrieländer einzuleiten. Eben­ so wie die frühere Phase ist auch sie dadurch gekennzeichnet, daß sie mit der Tendenz der Landwirtschaften aller technologisch hochentwickelten Länder zur Überproduktion keineswegs fertig wird, sondern im Gegenteil weiterhin der künstlichen Produktionsbeschränkung (oder -Vernichtung) weit über ökologi­ sche, technologische oder betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten hinaus als einer entscheidenden Voraussetzung ihres Funktionierens bedarf. In den agrarpolitischen Diskussionen der letzten Jahre ist des öfteren die Frage gestellt worden, ob es nicht ehrlicher und politisch empfehlenswerter sei, die faktisch schon verwirklichte Sozialisierung der Verluste und Garantie der landwirtschaftlichen Einkommen, die bislang besonders den großen Produzen­ ten zugute gekommen sind, auch offen dadurch zu dokumentieren, daß man die Fiktion eines längst nicht mehr bestehenden freien Marktes und die herge­ brachten Methoden des Preissubventionismus aufgibt zugunsten einer pauscha­ len gesamtbetrieblichen Einkommensstützung aus Steuermitteln. Eine solche Regelung könnte möglicherweise eine Reihe von Vorteilen haben. Sie würde die Mehrheit der B ürger in ihrer Doppeleigenschaft als Steuerzahler und Verbrau­ cher von Agrarprodukten aller Voraussicht nach nicht stärker belasten als das gegenwärtige System des Preissubventionismus. Andererseits könnte sie aber, da die Verluste in größerem Umfang über die Steuern und nicht mehr über die Preise abgewälzt würden, zahlreiche Produkte verbilligen helfen, den konsu­ mierenden Kleinverdiener, der zwar Steuern, aber nicht Warenpreise nach dem Einkommen gestaffelt zahlt, entlasten und auch die kleineren Produzenten stär­ ker als bisher fördern. Eine schrittweise Verlagerung agrarpolitischer Initiati­ ven in die angedeutete Richtung wäre außerdem nicht nur in sozialpolitischer Hinsicht gerechter; sie wäre zweifellos auch im Hinblick auf die eklatanten Disparitäten zwischen den entwickelten Ländern mit landwirtschaftlicher Über­ produktion und den notleidenden Regionen der „dritten Welt“ humaner, da sie der Produktionsvernichtung oder -restriktion nicht bedürfte. Die etablierten Systeme des staatlichen Agrarinterventionismus in Nordamerika und Westeu­ ropa entsprechen ihrer Genesis und Geschichte gemäß den Stabilisierungsbedürf­ nissen eines spezifischen Produktionssektors in spezifischen entwickelten indu­ striekapitalistischen Volkswirtschaften von erheblicher Organisationsdichte. Ein Beitrag zur Lösung des immer brisanter werdenden Weltagrarproblems und zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung im Weltmaßstab kann von ihnen, wenigstens in ihrer bisherigen Form, dagegen kaum erwartet werden, weil ihre Institutionen und Interventionsmechanismen zu diesem Zweck nicht konzipiert worden sind. Wenn sich bei den verantwortlichen Politikern die Ansicht durch­ setzen sollte, daß diese weltweite Herausforderung auch im Rahmen einer na­ tionalen Agrarpolitik ernst zu nehmen ist, dann wird der traditionelle Agrarin­ terventionismus in der Zukunft erheblich zu verändern sein. Die Veränderung könnte in die angedeutete Richtung gehen; es sind aber auch andere Wege denk­ bar5. Ihre Planung, die Prüfung ihrer Möglichkeiten und ihrer konkreten je246 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

weiligen politischen Durchsetzbarkeit sind noch keine Probleme des Historikers, sondern offene Fragen der Politik. Daß die Entwicklung mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit in Richtung auf noch mehr Organisation verlaufen wird als etwa in die Richtung einer Wiederherstellung der freien Marktmechanismen, scheint sich jedoch schon heute deutlich abzuzeichnen. Eine ganze Reihe von Gründen legt den Schluß nahe, daß die grundsätzliche „Abweichung“ Deutschlands gegenüber der gesamtpolitischen Entwicklung ver­ gleichbarer kapitalistischer Industrieländer nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Ende gefunden hat. Die deutsche Agrarpolitik ist dadurch allerdings bislang ebensowenig auf eine neue Grundlage gestellt worden wie die amerikanische durch die Weiterentwicklung der Reformen des New Deal. Die strukturellen Probleme einer Agrarpolitik im organisierten Kapitalismus sind bestehen ge­ blieben. Und ihre Lösung wird in Gegenwart und Zukunft nicht einfacher sein, als sie es in der Übergangs- und Durchsetzungsphase organisiert-kapitalistischer Systeme gewesen ist.

247 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

VI. Anhang Tabellen Tab. 1: Anteile der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen an der ökonomisdi aktiven Bevölkerung in % Deutschland

USA

Frankreich

a 1870 1872 1876 1880 1881 1882 1886 1890 1891 1895 1896 1900 1901 1906 1907 1910 1911 1920 1921 1925 1926 1930 1931 1933 1936 1939 1940 1946 1949 1950 1954 1955 1960 1962 1965 1966 1967 1968 1969

53,0 49,4 43,2

EWG Ø b

51,3 51,4 48,4 46,3

42,6

45,5

36,1

45,2 37,5

34,7

42,7 41,9

31,0

40,0

27,0

38,1

30,5 30,0

35,0

21,4

32,4

28,9 26,1

32,6 17,6

23,2 11,5 13,8 11,1 10,8 10,6 10,2 9,6

10,6 8,1

5,0 4,3

25,3

32,6

22,3

27,1

17,4

14,5

22,4 20,7 17,8 17,0 16,4 15,8 13,1

248 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

21,0 16,4 15,7 15,3 14,7 13,8

Deutschland: Erwerbstätige ohne B erufszugehörige; Gebietsstand 1882-1939: Deut­ sches Reich vor 1934, ab 1949 Bundesrepublik. Frankreich: a = Anteil der in der Landwirtschaft tätigen B evölkerung an der Ge­ samtbevölkerung; b = Anteil der männlichen in der Landwirtschaft Tätigen an der ökonomisch aktiven männlichen Bevölkerung. Daten teilweise errechnet. Die jeweiligen Unterschiede der Erhebungsjahre ergeben sich teils aus der Quellenlage und teils aus der B erücksichtigung spezifischer Umstände, mit dem Zweck, „untypische“ Daten im nationalen Bereich und daraus resultierende Verzer­ rungen im Vergleich nach Möglichkeit zu vermeiden. Quellen: Stat. Jb. f. d. Deutsche Reich 1907 I, S. 36 f., 48 f.; 1924/5, S. 12 f.; 1925, S. 33, 39; 1941/2, S. 22, 33 f.; Stat. Jb. f. d. Bundesrepublik Deutschland 1952, S. 23,111; 1962, S. 43, 143, 166; 1971, S. 34, 124; Agrarbericht der Bundesregierung 1971, Bundes­ tagsdrucksache (DS) VI/1800, S.23; Hist. Stat., S. 70; Stat. Abstract of the U.S. 1904, S. 509; 1906, S. 539; 1925, S. 581, 585; 1942, S. 694, 699; 1969, S. 590, 592 f.; 1970, S. 211; Statistique agricole. Annuaire abrégé, Paris 1968, S. 40.

249 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Tab. 2: Anteile der Landwirtschaft am Inlandsprodukt zu konstanten Preisen in % USA

Deutschland 0

1870/74 1875/79 1880/84 1885/89 1890/94 1895/99 1900/04 1910/13

37,9 36,7 36,2 35,3 32,2 30,8 26,0 23,4

1925/29 1930/34

16,2 20,5

1950/54

10,6

1955/59 1960 1965 1967 1969 1971

8,2 5,6 4,5 4,8 4,2 2,9

Frankreich a b

0 1869/78

35,3

1879/88

27,3

1889/93

24,0

1897/01

22,5

1900

1907/11 1920

16,7 13,0

1908/10

1930

10,6

1940 1950

9,4 6,9

1938 1953 1954

1960 1965 1967

5,8 3,7 3,2

1962 1965 1968

0

1872/82

c

42

27 35

18 11

9 8,5

12 9

Deutschland: Jeweiliger Gebietsstand; ab 1950 B undesrepublik. 1870-1955/59 Anteil am Nettoinlandsprodukt zu konstanten Preisen von 1913; ab 1960 Anteil am B rutto­ inlandsprodukt zu konstanten Preisen von 1962. USA: 1870-1960 Anteil am B ruttoinlandsprodukt zu konstanten Preisen von 1929; ab 1965 Anteil am Nationaleinkommen. Frankreich: a = Anteil am Nationaleinkommen zu jeweiligen Preisen; b = Anteil am Bruttoinlandsprodukt zu konstanten Preisen; c = Anteil am B ruttoinlandsprodukt zu jeweiligen Preisen. Daten teilweise errechnet. Quellen: W. G. Hoffmann u.a., Wachstum, S. 33; Agrarbericht 1970, DS VI/372, S. 170; Agrarbericht 1973, DS 7/146, S. 16; Stat. Jb. ELF 1968, S. 15; Hist. Stat., S. 140 f.; Hist. Stat. cont., S. 20; Stat. Abstract 1970, S. 310; Cahiers de l'ISEA, no. 111, série AD, mars 1961, S. 72; M. Latil, L'évolution du revenue agricole, Paris 1956, S. 339 u. Tableaux de l'agriculture fran9aise, Paysans no. 61, 1966, S. 8; S. Kuznets, Modern Economic Growth, New Haven 19694, S. 88 f.

250 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Tab. 3: Anteile landwirtschaftlich tätiger und ländlicher Bevölkerung, Deutschland, 1882-1970 %

1882 1895 1907 1925 1933 1939 1949 1960 1970

Erwerbs­ tätige 43,2 36,1 34,7 30,5 28,9 26,1 23,2 13,8 8,8

Berufs­ zugehörige + Erw.-Tät. 40,4 35,8 27,4 23,0 21,0 18,2 14,7 O.A. O.A.

Lohn­ arbeiter 52,1 45,0 34,0 26,5 27,1 23,7 18,8 14,6 12,4

Selb­ ständige 46,7 31,0 25,0 22,4 23,3 21,9 33,7 31,9 34,4

Landbevöl­ kerung 58,6 1880 53,0 1890 45,7 1900 38,3 1910 34,5 1925 32,7 1933 30,1 1939 28,8 1950 23,3 1960 18,4 1970

Anteile der Erwerbstätigen an der ökonomisch aktiven Gesamtbevölkerung; Anteile der B erufszugehörigen und Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung; Anteile der Lohnarbeiter (ab 1949: abhängigen Arbeitskräfte) und der Selbständigen jeweils an den in der Landwirtschaft Erwerbstätigen; Anteile der Landbevölkerung (in Gemeinden unter 2000 Einwohnern) an der Gesamtbevölkerung. Gebiet: 1882-1939 Deutsches Reich im Gebietsstand von 1934 (konstant); ab 1949 BRD. Die Jahreszahlen rechts gelten nur für den Stand der Landbevölkerung. Anteile weit­ gehend errechnet nach Daten in: Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1907 I, S. 36 f., 48 f.; 1924/5, S. 12 f.; 1925, S. 33, 39; 1941/2, S. 22, 33 f.; Stat. Jb. für die BRD, 1952, S. 23, 111; 1962, S. 43, 143, 166; 1971, S. 34,124.

251 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Tab. 4: Agrarpreisindices 1850-1959, Deutschland (1913 = 100) Jahr

1850 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1860 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1870 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1880 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1890 1 2 3 4 5

pflanzliche Produkte

Fleisch

sonstige tierische Produkte

1

2

3

4

51,5 65,7 85,7 89,7 116,1 111,7 110,3 79,5 66,5 67,3 84,3 84,6 77,7 74,1 69,2 69,0 77,1 95,8 100,4 82,7 79,6 89,5 97,1 107,0 104,8 80,7 90,7 94,6 80,6 85,5 101,8 99,8 89,5 84,7 84,4 72,7 73,5 74,3 73,5 82,4 88,3 98,7 97,6 73,8 70,4 74,2

36,4 36,4 39,8 40,9 42,2 42,1 45,1 47,6 46,1 45,2 49,1 55,1 50,6 49,3 47,7 49,6 51,3 52,9 55,8 57,4 55,6 63,2 72,7 71,8 69,3 65,4 65,1 65,7 66,3 65,0 63,6 64,0 62,9 64,2 63,4 63,2 63,0 59,9 59,4 66,9 71,5 67,4 67,8 64,8 69,4 65,7

44,2 48,6 55,0 58,2 57,0 62,4 65,5 67,9 62,8 64,9 62,4 67,0 69,1 69,2 70,0 64,3 65,9 64,1 68,7 70,5 70,1 74,5 88,5 93,3 78,7 76,2 87,0 92,2 74,9 70,0 78,7 73,4 72,8 79,2 75,6 69,3 65,2 74,4 69,8 73,8 85,4 78,2 72,7 78,2 78,6 68,5

44,7 51,2 61,1 64,9 75,7 72,9 76,9 66,6 59,0 59,8 66,9 70,1 66,9 65,2 62,6 61,2 65,1 71,8 77,6 70,8 69,1 75,8 86,6 90,6 85,5 74,3 80,8 84,6 74,4 73,6 81,3 79,5 75,2 76,0 74,2 68,4 67,3 69,1 67,2 73,9 81,3 80,4 79,6 72,2 72,3 69,3

252 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

insgesamt

Jahr

6 7 8 1899 1900 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1910 1 2 3 1924 5 6 7 8 9 1930 1 2 3 4 5 6 7 8 1950 1 2 3 4 5 6 7 8 9

pflanzliche Produkte

Fleisch

sonstige tierische Produkte

1

2

3

4

71,1 81,6 89,5 84,0 82,8 83,0 81,2 81,7 88,0 92,2 88,0 102,3 98,9 102,1 95,8 108,9 114,2 100,0 114,1 123,5 126,5 163,3 151,7 127,5 114,5 111,3 106,1 96,8 105,7 114,7 116,8 119,7 123,8 188,9 218,5 234,5 227,2 227,4 240,0 252,5 289,0 236,2 288,7

63,0 68,9 72,4 67,3 65,1 70,0 71,2 68,1 67,0 78,0 84,2 77,0 76,7 81,2 85,6 84,6 97,3 100,0 101,8 115,2 121,1 113,0 110,7 128,4 114,3 83,7 66,5 64,1 70,6 80,0 84,6 83,6 84,8 193,4 204,0 193,8 208,9 200,1 210,8 213,8 204,6 226,7 225,3

68,0 78,2 81,4 72,9 73,7 73,3 82,4 80,6 74,6 84,7 92,0 92,2 86,3 95,3 104,4 107,2 110,9 100,0

67,0 75,4 80,3 74,0 73,2 74,8 77,8 76,2 76,0 84,4 87,6 89,4 86,4 91,5 94,1 97,7 106,2 100,0

159,4 147,6 148,8 148,5 137,9 119,6 101,7 88,3 96,7 101,0 105,5 111,2 112,4 114,7 192,7 209,4 214,9 206,5 219,3 234,2 245,3 267,3 254,4 255,1

130,0 130,4 135,7 132,3 130,7 115,8 95,9 83,8 83,3 88,8 96,5 101,2 101,5 104,2 191,4 209,1 210,1 212,2 212,5 222,2 232,1 241,3 237,4 247,9

insgesamt

W. G. Hoffmann, Das Wachstum der deutschen Wirtschaft, S. 561 f.

253 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Tab. 5: Landwirtschaftliche B etriebe und genutzte Flächen, Deutschland 1882-1970, nach Betriebsgrößen

«0

1882

unter 2 2- 5 5 - 20 20- 50 50-100 100-200 über 200

3 061 831 981 407 926 605 239 887 41 623 11 033 13 958

Fläche (hai.T.) 1 825,9 3 190,2 9 158,4 7 176,1 2 732,0 1 521,1 6 265,0

insgesamt

5 276 344

31 869,0

ha

Anzahl

1895 Anzahl 3 236 367 1 016 318 998 804 239 643 42 124 11 250 13 811

Fläche (hai.T.) 1 808,9 3 286,0 9 721,9 7 113,2 2 756,6 1 545,2 6 286,6

5 558 317

32 517,9

1907 Fläche (hai.T.) 3 378 509 1 731,3 1 006 277 3 304,9 1 065 539 10 421,6 225 697 6 821,3 36 494 2 500,8 10 679 1 499,2 12 887 5 555,8 5 736 082 31 834,9 Anzahl

Die verglichenen Kategorien sind identisch; Fläche = landwirtschaftlich genutzte Fläche; unter 2 ha = alle Betriebe unter 2 ha.

b) 1907 ha

Anzahl

Fläche (hai.T.)

1925 Anzahl

unter 2 2- 5 5 - 20 20- 50 50-100 100-200 über 200

2 575 925 886 455 930 785 197 686 30 770 8 688 10 245

3 027 431 894 454 956 155 174 1551 25 670 8 9011 9 767

insgesamt

4 640 554

5 096 533

Fläche (hai.T.) 1 588 2 924 9 158 6 769 5 159 25 598

1933 Fläche (hai.T.) 929 631* 822 633 1 045 354 200 230 30 632 9 430 8 965 Anzahl

3 047 875

Daten zum Vergleich umgerechnet: 1907 im Gebietsstand des Deutschen Reichs von 1925 (ohne Saar); Fläche = landwirtschaftlich genutzte Fläche; unter 2 ha: 1907 und 1925: 0,05 ha - 2 ha; * 1933: 0,5 ha - 2 ha.

254 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

1925

ha

Anzahl

1933

Fläche (hai.T.)

unter 2 2- 5 5- 20 20- 50 50-100 100-200 über 200

o.A. 837 524 1 006 094 259 157 55 270 16 762 18 932

insgesamt

o.A.

Anzahl 834 014 787 707 1 069 726 267 094 54 491 16 542 17 301

36 777

1939

Fläche Fläche Anzahl (ha i.T.) (ha i.T.) 1 012 934 948 150 2 582 2 529 761 789 11 338 10 630 1 112 189 7 949 12 166 3 619 | 339 936 2 256 15 717 34 041 13 453

3 046 875

41 423

3 196 105

42 762

Daten gemäß den neuen statistischen Kategorien: Zahl und Fläche aller land- und forstwirtschaftlichen und Nebengewerbe-Betriebe; Fläche = gesamte Betriebsfläche; unter 2 ha = 0,5 ha - 2 ha; 1925 entsprechend den neuen Kategorien umgerechnet; Gebiets­ stand: Deutsches Reich 1925, ohne Saar und (1939) ohne Österreich, Sudetenland, Pro­ tektorat.

1949 ha

Anzahl

1960

Fläche (ha i.T.) 650,7 1 832,8 6 399,7 3 242,8 817,2

Anzahl

1970 Fläche (ha i.T.) 350,0 315 492 837,2 250 956 5 539,2 500 498 4 495,0 157 560 1 050,5 16 289

Fläche (ha i.T.) 497,5 1 290,2 6 473,7 3 504,5 884,5

Anzahl

unter 2 2- 5 5- 20 20- 50 50-100 100-200 über 200

597 987 553 490 660 126 112 410 12 620 2 971

544,1

2 639

450,1

3 013

502,7

insgesamt

1 939 604

13 487,3

1 617 710

13 100,5

1 243 808

12 759,7

462 828 387 069 629 477 122 015 13 672

Daten zum Vergleich vereinheitlicht: Fläche = landwirtschaftlich genutzte Fläche; unter 2 ha = 0,5 ha - 2 ha (die Anzahl der Betriebe zwischen 0,01 und 0,5 ha betrug 1949: 67511 und 1960: 82 058); Gebietsstand: Bundesrepublik Deutschland. Quellen zu Tab. 5 a-d: Statistik für das Deutsche Reich, B d. 212, 2b: B erufs- und Betriebszählung v. 12.6.1907, B erlin 1912, S. 12 ff.; Bd. 409, Volks-, B erufs- und Be­ triebszählung v. 16. 6. 1925, Berlin 1928, S. 60-63; Bd. 459, 3, Volks-, Berufs- und Be­ triebszählung v. 16. 6. 1933, Landwirtschaftliche B etriebszählung, Ergänzungsheft, B erlin 1937, S. 12 f.; Statistik der B RD, B d. 21, 2, Größen und B esitzverhältnisse der land­ und forstwirtschaftlichen B etriebe, Zählungen von 1949 und 1950, Stuttgart-Köln 1952, S. 8-11; Statistik der BRD, Bd. 27, Struktur der land- und forstwirtschaftlichen B etriebe, H. 2, v. 22. 5. 1949, Stuttgart-Köln 1954, S. 11-15; Statistisches Jahrbuch für das Deut­ sche Reich 1907 I, S. 114-17; 1912, S. 34; 1924/5, S. 53-55; 1930, S. 56 f.; 1935, S. 70; 1941/42, S. 102 f.; Statistisches Jahrbuch für die B RD 1952, S. 98-101; 1962, S. 165 f.; 1968, S. 146; 1971, S. 143.

255 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Tab. 6: Anteile des Agrarexports an der amerikanisdien Gesamtausfuhr (in % der jeweiligen Werte) 0 der Jahre 1877-1881 1881-1900 1901-1910 1907-1911 1915-1920 1922-1926 1926-1930 1930 1936 1940 1942-1946 1947-1951 1952-1956 1957-1961 1962-1966

a

b

c

80,1 69,2 54,7 53,8 41,0 45,9 31,9 32,4 32,3 19,7 19 28 39 28 22

49,7 43,2 30,7 24,7 27,9 21,2 15,9 14,3 8,4 6,1 15,6 17,0 12,5 14,3

24,9 17,8 10,5 7,8 10,6 8,2 6,3 4,7 2,4 1,9 2,8 8,8 6,6 7,8

d 24,8 25,4 20,2 16,9 17,3 13,0 9,6 9,6 6,0 4,2 12,8 8,2 5,9 6,5

e

19,7 16,0 13,3 8,5 6,2 10,5 11,9 10,9

a = Anteil der Agrarausfuhr insgesamt b = Anteil der Nahrungsmittelausfuhr insgesamt c = Anteil der Ausfuhr unverarbeiteter Nahrungsmittel d = Anteil der Ausfuhr verarbeiteter Nahrungsmittel e = Anteil der Exporterlöse an den landwirtschaftlichen Einkommen Tierische Produkte sind unter d miterfaßt. Baumwolle und Sojabohnen sind unter a und e mitberücksichtigt, nicht aber unter b-d; beide Produkte werden in der amerikanischen Statistik meistens unter „crude mate­ rials“ zusammen mit nichtagrarischen Rohstoffen ausgewiesen. Der Anteil der B aumwollausfuhr an der Gesamtrohstoffausfuhr (ohne Nahrungsmit­ tel) betrug 1879: 81,6%, 1889: 80,5, 1899: 67,7, 1913: 74,6, 1923: 66,5, 1929: 67,5 und im Durchschnitt der Jahre 1958-1960: 31,7 %. Daten teilweise errechnet nach Angaben in: Statistical Abstract 1942, S. 745; 1970, S. 612; Historical Statistics of the U.S., S. 542, 544 f.; Hist. Stat. cont., S. 76; I. Mintz, Cyclical Fluctuations in the Exports of the United States Since 1879, NBER N.Y. 1967, S. 291, 309.

256 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Tab. 7: Anzahl und Durchschnittsgröße landwirtschaftlicher B etriebe, Anzahl und Anteil der in der Landwirtsdiaft Erwerbstätigen, der Farmbevölkerung und der ländlichen Bevölkerung, USA, 1850-1969 Anzahl der lw. Betriebe (i.T.) 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1955 1960 1968 1969

1 449 2 004 2 660 4 009 4 565 5 737 6 362 6 448 6 289 6 097 5 382 4 654 3 962 3 054 2 976

Ø Größe (acres) 202 199 153 133 136 146 138 147 151 167 213 258 297 369 377

Lw. Erwerbstätige Anzahl (i.T.) %

6 850 8 585 9 938 10 912 11 592 11 449 10 472 9 163 6 906 6 730 5 723 3 817 3 327

53,0 49,4 42,6 37,5 31,0 27,0 21,4 17,6 11,5 10,6 8,1 5,0 4,3

Farmbevölkerung Anzahl (LT.) %

29 414 32 077 31 974 30 529 30 547 23 048 19 078 15 635 10 454

51,6 48,8 42,5 37,7 30,7 30,1 24,9 23,2 15,3 11,6 8,7 5,2

Landbe­ wohner o/o

71,4 64,6 60,0 54,2 48,6 43,8 43,5 40,4 37,0

Anteil der in der Landwirtsdiaft Erwerbstätigen an der Gesamtzahl aller ökonomisch Aktiven; Anteil der Farmbevölkerung und der Landbewohner (in Gemeinden unter 2500 Einwohnern) an der Gesamtbevölkerung. 2,5 acres entsprechen in etwa 1 ha. Teilweise errechnet nach Daten in: Historical Statistics, S. 4, 14, 70, 278-80; Hist. Stat. Continuation to 1962, S. 14; Statistical Abstract of the U.S. 1904, S.509; 1906, S.539; 1925, S.581, 585; 1942, S. 694, 699; 1969, S. 590, 592 f.; 1970, S. 16, 211, 590; S. Kuznets, National Income. Α Summary of Findings, N.Y. 1946, S. 41; A. S. Tostlebe, Capital in Agriculture. Its F ormation and Financing since 1870, Princeton 1957, S. 46.

257 17 Puhle

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258

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1900

1920

Zahl der Betriebe (in Tausend) 1964 1954 1950 1945 | 1940 1935 1930 1925 1920 1910 ! 1900 1890 1880 [ Flächen (1000 acres) 1964 1954 | 1950 | 1945 1940 1935 1930

Jahr

33

79

778 2 260 2 429 2 805 2 668 3 057 1 908 2 097 1 600

1 478

1 110187 1 158 192 1 159 789 1 141 615 1 060852 1 054515 986 771 924 319 955 884 878 70» 838 592

23

141 51 51 61

4

183 484 485 594 506 571 358 378 289 335 267 150 139

100 77 99 36 36 43 15 20 18 41

5

I

! I

1 399

1 567

1 2074

2 664 7 617 3 006 1 847

135

499 624 709 767 882

30-50 acres

637 713 854 946 1 013 1 241 2 000 2 039 2 011 1 919 664 1 168 036

10-30 acres

47 240

17 3?7 | 12 704 19 165 15 391 23 945 16 864 27 074 29 388 18 111 33 691 22 272 54 041 54 465 553

Ι

317 1Ι 226 Ι

269

535 315 363

470

408 495

384

Unter 10 acres Unter 3-10 Insg. 3 acres »tcres

3 158 4 782 5 382 5 859 6 097 6 812 6 289 6 372 6 448 6 362 5 737 4 565 4 009

Insg.

101 105 103 98

90ή 631 121 592

98 685

39 590 62 725 75 628 83 206 93 317 104 016

1 1 1 1. 1 1 1

1

1

542 864 048 157 291 444 375 421 475 438 366 222 033

50-100 acres

1 864 1 887 1 980 2 051 1 912

2 009 1 696

355 464 487 493 486 507

180-260 acres

307 244 470 770 295 962

292 180

76 854 99 863 105 388 105 802 104 288 108 462 290 478 86 598 130 120 149 942 162 375 177 508 194 804

633 953 1 103 1 200 1 310 1 438

100-180 acres

129 672

159 597 168 368 166 584 164 647 159 568 164 268 156 522 151 731 164 244

451 482 478 473 459 473 451 440 476 444 378

260-500 acres

Tab. 8: Landwirtschaftliche B etriebe, USA, nach B etriebsgrößen und Flächenanteilen, 1880-1964

145 131 121 113 101 89 81 63 67 50 47 32 29 584 847 531 482 494 501 460 006 364 069 309 701 276 213 924 224 472 220 636 167 082 197 784 144 598 131 505 125 981 118 836 111 935 114 244 108 97 468 100 976 83 653 67 864

1000 und mehr acres

210 192 182 174 164 167 160 144 150 125 103 84 76

500-1000 acres

259

17*

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I

Iowa Wisc. Minn. N.D. 10 6 17 17 10 ?1 12 20 14 8 23 23 78 10 28 18 35 13 26 43 41 29 96 57 99 227 109 41 30 87 149 80 25 79 69 124 18 53 42 72 44 13 52 72 17 105 61 55 89 84 29 161 36 199 101 106 154 52 254 132

5 9 12 39 71 45 35 19 13 18 31 39 51

S.D. 7 13 11 19 15 40 62 50 49 31 30 41 66 80 100

Ks.

11 19 19 47 88 60 56 34 24 36 58 72 89

Na.

53 31 32 43 64 79 111

61

20 25 50 88

14 27 55 52 51

13

| |34 | 41 53 | 82 || || 106 139

| | | |I

13 I11

|

8 12 9

6 12 I 14

Va.

Mo.

N.C. 3 6 3 6 8 9 20 54 50 47 31 39 54 99 128 186

S.C. 5 9 3 5 8 9 25 65 43 36 23 30 40 69 87 134

Ga. 4 6 3 4 6 7 18 45 27 26 17 20 28 43 60 97

Ala. 5 9 4 4 6 7 14 28 25 29 19 21 29 49 58 89 93 130

77

Tenn. 5 13 9 10 12 13 24 53 42 41 29 36 49

109

77

Ark. 6 10 4 6 8 8 18 43 35 34 21 25 38 60

La. 15 22 8 7 9 13 23 47 37 45 28 35 47 82 112 171

Quelle: Th. J. Pressly u. W. H. Scofield Hg., Farm Real Estate Values in the United States by Counties, 1850-1959, Seattle 1965.

1940 1945 1950 1954 1959

1935

1920 1925 1930

I

!

1870 1880 1890 1900

1910

I

1860

1850

|

Miss. 5 12 5 6 7 8 18 43 29 33 19 25 33 55 74 106

Tab. 9: Landwirtschaftliche Bodenwerte (einschl. Gebäude) in Dollars pro acre in einigen Staaten des amerikanischen Mittelwestens und Südens 1850-1959 in jeweiligen Preisen

Tab. 10: Ausgleichszahlungen der Regierung, Farmeinkommen und Parity Ratio in den USA 1910-1965 Jahr 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956

a Millionen Dollar

131 446 573 278 336 446 763 724 544 650 645 776 742 772 314 257 185 283 286 275 213 257 229 554

b Dollar

32 50 53 53 43 54 49 123

c

d

Dollar 909 874 936 968 932 981 1.180 1.642 2.065 2.252 1.955 1.248 1.319 1.492 1.606 1.730 1.664 1.714 1,752 1.796 1.439 997 724 801 993 1.123 1.301 1.417 1.288 1.378 1.485 1.911 2.672 3.374 3.604 3 776 4.302 5.088 5.421 5.032 5.316 6.114 6.311 6.263 6.271 6.386 6.858

Dollar 1.155 1.107 1.177 1.212 1.178 1.222 1.452 2.010 2.491 2.733 2.467 1.607 1.671 1.868 1.985 2.134 2.081 2.113 2.148 2.199 1.816 1.311 978 1.038 1.243 1.407 1.601 1.731 1.586 1.674 1.791 2.254 3.078 3.857 4.108 4.322 4.918 5.763 6.143 5.682 5.962 6.825 7.250 6.895 7.103 7.167 7.492

260 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

e 107 96 98 101 98 94 103 120 119 110 99 80 87 89 89 95 91 88 91 92 83 67 58 64 75 88 92 93 78 77 81 93 105 113 108 109 113 115 110 100 101 107 100 92 89 84 83

f

66 80 95 95 97 83 85 88 98 109 116 110 111 115 116 111 100 102 108 101 93 89 85 84

Jahr

1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965

a

b

Millionen Dollar 1.016 1.089 682 693 1.484 1.736 1.686 2.169 2.452

Dollar 232 257 166 175 389 471 472 625 727

c Dollar 7.029 8.161 8.345 8.785 9.553 10.283 10.887 11.265 12.342

d

e

i

Dollar 7.918 9.151 9.166 9.688 10.477 11.297 11.947 11.949 13.603

82 85 81 80 79 80 78 76

85 88 82 81 83 83 81 80 82

77

a = B arzahlungen der Regierung an die Farmer b = B arzahlungen pro Farm c = B areinnahmen pro Farm d = B ruttoeinkommen pro Farm e = rechnerische Panty Ratio f = effektive Parity Ratio Quellen: USDA, Agricultural Statistics 1952, S. 691; 1962, T. 687; 1966, S. 482, 485; Historical Statistics, S. 283; USDA, Handbook of Agricultural Charts 1969, Washington 1969, S. 7.

261 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

262

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

R and D R and

D

Alabama

Tennessee

Mississippi

Louisiana

Arkansas

R and D R and D R and D R and

D

Georgia

S.C.

N.C.

D R and D R and D R and

%

Virginia

92,8 7,0 0,2 96,0 3,5 0,5

1,0

1932 68,5 30,1 1,4 i 69,9 29,3 0,8 98,0 1.9 0,1 91,6 7,8 0,6 ! 84,6 14,3 1,1 66,5 32,5 1,0 86,5 12,5 95,6 1,9 2,5 84,8 7,7 7,5 85,2 14,4 0,4 67,3 32,3 0,4 78,5 21,0 0,5 85,9 14,1 0,0 95,7 4,2 0,1

98,6 1,4

87,1 12,6 0,3 86,4 12,8 0,8 68,8 30,8 0,4 81,8 17,9 0,3 88,8 11,2 0,0 97,0 2,8 0,2

1940 68,1 31,5 0,4 74,0 26,0

1936 70,2 29,4 0,4 73,4 26,6 87,6 4,5 7,9 81,7 17,2 1,1 81.3 18,2 0,5 60,5 39,2 0,3 70,0 29,8 0,2 80,6 19,4 0,0 93,6 6,4

1944 62,4 37,4 0,2 66,7 33,3

19,0 81,0 49,1 36,9 14,0 61,7 21,0 17,3 32,7 17,5 49,8 10,1 2,6 87,3

1948 47,9 41,0 11,1 58,0 32,7 9,3 24,1 3,8 72,1 60,8 18,3 20,9 45,4 25,2 29,4 66,4 33,3 0,3 56,5 39,4 4,1 48,6 49,2 2,2 52,5 45,8 1,7 39,5 53,3 7,2 58,2 24,5 17,3

50,7 49,3

60,4 39,6

64,6 35,0 0,4 49,7 50,0 0,3 55,9 43,8 0,3 52,9 47,1

69,7 30,3

1956 38,4 55,4 6,2 50,7 49,3

1952 43,3 56,3 0,4 53,9 46,1

45,9 54,1

62,5 37,4 0,1 56,8 41,7 1,5 45,8 52,9 1,3 50,2 43,1 6,7 50,4 28,6 21,0 36,3 24,7 39,0

12,9 87,1

56,1 43,4 0,5 43,2 56,8

69,5 30,5 55,5 44,5

41,1 58,9

1964 53,5 46,2 0,3 56,2 43,8

51,2 48,8

1960 47,0 52,4 0,6 52,1 47,9

Tab. 11: Stimmenanteile bei den Präsidentschaftswahlen 1932-1972 in ausgewählten Südstaaten der USA 1968 32,5 43,4 24,1 29,2 39,5 31,3 29,6 38,1 32,3 26,7 30,4 42,9 18,7 14,0 67,3 28,1 37,8 34,1 30,4 30,8 38,8 28,2 23,5 48,3 23,0 13,5 63,5

1972 30 68 2 30 70 0 27 71 2 25 75 0 26 72 2 30 68 2 31 69 0 29 66 5 20 78 2

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R

D

N.D.

insgesamt

U.S.

Missouri

Nebraska

Kansas

S.D.

I 59,9 I 36,3

D

Minnesota

3,8

69,6 I 28,0

|

35,3

63,0

57,4

39,7 R and | 2,9

D

and |1,7 63,7 D 35,1 R and | 1,2

R

D

R and | 2,4 D | 63,6 34,4 R and || 2,0 D 53,6 44,1 R and | 2,3

R and

2,3

63,5 | 31,2 | 5,3

D R and

40,0

57,7

| 1932

D

Wisconsin

%

and

Iowa

1936 54,4 42,7 2,9 63,8 30,3 5,9 61,9 31,0 7,1 59,6 26,6 13,8 54,0 42,5 3,5 53,8 45,8 0,4 57,1 40,8 2,1 60,8 38,1 1,1 60,2 36,5 3,3 51,4 48,4 0,2 51,7 45,9 2,4

39,2 60,2 0,6 41,4 58,6

42,4 56,9 0,7 42,8 57,2 52,3 47,5 0,2 53,9 44,7 1,4

1944 47,5 52,0 0,5 48,6 50,4 1,0 52,4 46,9 0,7 45,5 53,8 0,7 41,7 58,3

1940 47,6 52,0 0,4 50,2 48,3 1,5 51,5 47,7 0,8 44,2 55,1 0,7 42,6 57,4

58,1 41,5 0,4 49,6 45,1 5,3

1948 50,3 47,6 2,1 50,7 46,3 3,0 57,2 39,9 2,9 43,4 52,2 4,4 47,0 51,8 1,2 44,6 53,6 1,8 45,8 54,2 49,1 50,7 0,2 44,4 55,1 0,5

30,5 68,8 0,7 30,8 69,2

1952 35,6 63,8 0,6 38,7 61,0 0,3 44,1 55,3 0,6 28,4 71,0 0.6 30,7 69,3

42,0 57,4 0,6

50,1 49,9

34,2 65,4 0,2 34,5 65,5

1956 40,7 59,1 0,2 37,8 61,6 0,6 46,1 53,7 0,2 38,1 61,7 0.2 41,6 58,4

49,7 49,5 0,8

50,3 49,7

39,1 60,4 0,5 37,9 62,1

1960 43,2 56,7 0,1 48,0 51,8 0,2 50,6 49,2 0,2 44,5 55,4 0,1 41,8 58,2

61,1 38,5 0,6

64,0 36,0

54,1 45,1 0,8 52,6 47,4

1964 61,9 37,9 0,2 62,1 37,7 0,2 63,8 36,0 0,2 58,0 41,9 0,1 55,6 44,4

1968 40,8 53,0 6,2 44,3 47,9 7,8 54,0 41,5 4,5 38,2 55,9 5,9 42,0 53,3 4,7 34,7 54,8 10,5 31,8 59,8 8,4 43,7 44,9 11,4 42,7 43,4 13,9

Tab. 12: Stimmenanteile bei den Präsidentschaftswahlen 1932-1972 in ausgewählten Staaten des Mittel Westens der USA

2

38 62 0 38 61 1

30 68 2 29 71

46 54

1972 41 58 1 44 54 2 46 52 2 36 62

Zu Tab. 11 u. 12: Daten größtenteils errechnet nach: E. E. Robinson, The Presidential Vote 1896-1932, Stanford 1934, S. 46-51; ders., They Voted for Roosevelt. The Presi­ dential Vote 1932-1944, N.Y. 1970 (19471), S. 41-45; R. M. Scammon Hg., America at the Polls. Α Handbook of American Presidential Election Statistics 1920-1964, Pitts­ burgh 1965, S. 157-61, 170-74, 237-41, 263-67, 283-87, 340-42, 407-11, 508-12; R. M. Scammon Hg., America Votes 8, Α Handbook of Contemporary American Election Statistics 1968, Washington 1970, S. 121, 131, 196, 212, 232, 291, 353, 416; R. M. Scam­ mon u. B. J . Wattenberg, The Real Majority, N.Y. 1972 (19701), S. 345, 347-58; für 1972 (Prozente abgerundet; »and“ = nur Schmitz) vorläufige Ergebnisse in: Washing­ ton Post, Dec. 22,1972, Α 2.

264 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

265

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2,2

66.2

30.9

2,9 and. Dem. | 17,6 73.8 Rep. 8,6 and.

and. Dem. Rep.

1920 Dem. | 19,8 80,2 Rep. and. | Dem. | 27,6 70,2 Rep.

1924 6,5 42,5 51,0 18,7 52,1 29,2 17.4 49.6 33,0 9,0 36.0 54,9

48,0 50,9 1,0

43,3 56,7

1928 45,5 53,5 1,0 41,7 58,3

1932 70,4 26,6 3,0 63,5 34,9 1,6. 64,9 35,5 1,6 65,7 31,8 2,4

1936 60,3 22,0 17,7 57,1 39,7 3,2 59,0 36,8 4,2 62,8 31,6 5,6

1940 48,1 50,8 1,0 45,6 53,9 0,5 48,1 51,7 0,2 47,1 52,0 0,9

1944 48,5 50,5 1,0 44,7 54,9 0,4 47,2 52,5 0,3 43,7 55,5 0,8

1948 44,1 50,1 5,8 55,3 45,4 1,3 51,6 47,2 1,2 47,2 50,7 2,1

1952 29,5 69,7 0,8 31,9 67,8 0,3 37,0 62,7 0,3 34,0 65,7 0,3

1956 41,8 58,0 0,2 40,0 59,8 0,2 40,9 58,9 0,2 33,0 66,4 0,6

1960 47,0 52,9 0,1 40,2 59,8 0,0 42,5 57,5 0,0 46,6 53,2 0,2 1964 61,7 38,1 0,2 56,3 43,6 0,1 57,1 42,8 0,1 60,2 39,7 0,1

1968 41,5 52,9 5,6 34,5 59,2 6,3 37,6 55,5 6,9 42,0 51,2 6,8

Region I: Nördliches North Dakota mit den Counties Divide, Williams, Burke, Mountrail, Renville, Ward, McLean, Bottineau, McHenry, Sheridan, Wells, Rolette, Pierce, Towner, B enson, Cavalier, Ramsey, Eddy und Foster. Region II: Westliches Iowa mit den Couties Lyon, Sioux, O'B rien, Plymouth, Cherokee, B uena Vista, Woodbury, Ida, Sac, Monona, Crawford, Carroll, Harrison, Shelby, Audubon, Pottawattamie, Cass, Mills, Montgomery, Fremont und Page. Region IIa: Ausschnitt aus Region II. Counties O'B rien, Plymouth, Woodbury und Pottawattamie. Region III:ÖstlichesWisconsin mit den Counties Marinette, Oconto, Outagamie, Brown, Door, Kewaunee, Manitowoc, Calumet, Winnebago, Green Lake, Fond du Lac, Sheboygan, Washington, Ozaukee, Waukesha, Columbia, Dodge, Jefferson und Dane. Quellen: Errechnet aus den Wahlergebnissen nach Counties in: Ε. Ε. Robinson, The Presidential Vote 1896-1936, Stanford 1934, S. 193 bis 200, 288-92, 372-77; ders., They Voted for Roosevelt, N.Y. 1970 (19471), S. 89-93, 137-39, 178-81; R. M. Scammon Hg., America at the Polls, Α Handbook of American Presidential Election Statistics, 1920-1964, Pittsburgh 1965, S. 156-61, 340-42, 507-12; ders. Hg., Ame­ rica Votes 8, Washington 1970, S. 120 f., 291, 415 f.

III

IIa

II

I

%

Tab. 13: Errechnete Wahlergebnisse in ausgewählten mittelwestlichen Regionen bei den Präsidentschaftswahlen, USA 1920-1968

Tab. 14: Verhältnis der Agrarpreise zum allgemeinen 1910-1956 (Indices) (1913 = 100) 100,9 1910 105,2 1911 1912 105,1 1913 100 101,7 1914 1915 93,2 1916 88,5 1917 86,4 1918 82,9 94,4 1919 1920 90,3 1921 103 99,5 1922 1923 94,6 1924 92,6 1925 89 90,1 1926 1927 96,8 96,9 1928 97,9 1929 101,5 1930 1931 114,7 1932 119,3 1933 111,6

Preisniveau in Frankreich 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956

111,3 103,6 110,5 103 103,6 99,7 94,7 96,9 100 104,9 103,7 103,1 110,3 121,4 103,7 92,9 88 80,4 84 84,2 85,2 83,9 84,8

Daten nach J.-M. Jeanneney, Tableaux statistiques relatifs à l'économie française et l'économie mondiale, Paris 1957, S. 67.

Tab. 15: Landwirtschaftliche B etriebsgrößen in Frankreich, 1892-1967 1892 unter 1 ha 1 - 5 ha 5- 20 ha 20- 50 ha 50-100 ha über 100 ha insgesamt

4 064 664 *) 1 217 706 335 054 52 045 33 280 5 702 752

1929 1942**) 1955 1963 1967 1 014 731 220 641 150 729 94 010 84 300 1 146 255 615 673 453 890 363 200 642 189 1 310 759 1 043 466 1 004 471 849 000 724 400 393 900 399 400 380 373 380 334 375 171 84 900 81 744 77 459 74 901 92 300 20 243 23 470 32 468 26 142 26 100 3 966 330 2 363 715 2 267 715 1 899 170 1 689 900

*) 1882: 2 167 667 unter 1 ha **) ohne Elsaß-Lothringen und Korsika Berechnet nach Tableaux de l'agriculture, in: Paysans, août-sept. 1966; août-nov. 1968; H. Mendras u. Y. Tavernier Hg., Terre, Paysans et Politique, Paris 1969, B d. 1, S. 218; M. Faure, Les Paysans dans la Société Française, Paris 1966, S. 16, 65, 142.

266 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anlagen Anlage 1 Gebiete der BRD mit über 40 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft (1967)

(Statistisdies Bundesamt) 267 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anlage 3 Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktenpreise in den USA 1869-1949 (in fünfjährigen Abständen)

Nach Daten in: F. Strauss u. L. H. B ean, Gross Farm Income and Indices of Farm Production and Prices in the United States 1869-1937, USDA Techn. Bull. 703, 1940; Agricultural Marketing Service; A. S. Tostlebe, Capital in Agriculture. Its Formation and Financing Since 1870, Princeton 1957, S. 58.

268 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anlage 2 Landwirtschaftliche Großregionen der USA

G E N E R A L I Z E D T Y P E S OF FARM1NG I N T H E U N I T E D STATES

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Abkürzungsverzeichnis Allgemein bekannte Namen politischer Parteien und Abkürzungen für amerikanische Bundesstaaten sind nicht berücksichtigt. AAA Agricultural Adjustment Administration ACPF American Commonwealth Political Federation ADGB Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund AER American Economic Review AFBF American Farm Bureau Federation AFBF ON B AF F Official Newsletter AGPB Association Générale des Producteurs de Β1é Agric. Stat. Agricultural Statistics AH Agricultural History AHR American Historical Review AIP American Independent Party AIPO American Institute of Public Opinion APA Amicale Parlémentaire Agricole APPCA Assemblée Permanente des Présidents de Chambres d'agriculture APSR American Political Science Review BA B undesarchiv Koblenz BAE B ureau of Agricultural Economics BBB B ayerischer B auernbund, bzw. B ayerischer B auern- und Mittelstandsbund BDA B undesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände BDI B und der Industriellen BdL B und der Landwirte, bzw. gleichnamige Zeitschrift BHR B usiness History Review BM ELF B undesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten CCC Commodity Credit Corporation CDI Centralverband Deutscher Industrieller CEH Central European History CFTC Confédération Française des Travailleurs Chretiens CGA Confédérataon Générale de I'Agriculture CGB Confédération des Planteurs de Betteraves CGCA Confédération Générale des Coopératives Agricoles CGT Confédération Générale du Travail CGVM Confédération Générale des Vignerons du Midi CH Current History CNAA Confédération Nationale des Associations Agricoles CNBL Christlich-Nationale B auern- und Landvolkpartei CNJA Centre National des Jeunes Agriculteurs CNMCCA Confédération Nationale de la Mutualité, de la Coopération et du Crédit Agricoles CNRS Centre National de la Recherche Scientifique COPA Comité des Organismes Professionnels Agricoles (EWG-Raum) CS Common Sense CSSH Comparative Studies in Society and History DBB Deutscher B auernbund DBV Deutscher B auernverband

269 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

DBV-Tb. DHV DIK Wb. DLB DLG DLR DS D.T. DZA ed. EHR ESS ERS FAV FEOGA FERA FHA FLP FLPF FNCA FNMCA FNSEA FNSP FORMA Fs. FSA FU GG GHG GIC GRE GWU Hist. Stat.

B D V-Tätigkeitsberidit Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband Deutsches Institut für Konjunkturforschung Wochenbericht Deutscher Landbund Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft Deutscher Landwirtschaftsrat Drucksache Deutsche Tageszeitung Deutsches Zentralarchiv (I = Potsdam; II = Merseburg) Editorial Economic History Review Encyclopedia of the Social Sciences Economic Research Service (im USDA) Fédération des Associations Viticoles Fonds Européen d'Orientation et de Garantie Agricoles Federal Emergency Relief Administration Farmers' Holiday Association Farmer Labor Party Farmer Labor Political Federation Farmers National Committee for Action Fédération Nationale de la Mutualité et de la Coopération Agricole Fédération Nationale des Syndicats d'Exploitants Agricoles Fondation Nationale des Sciences Politiques Fonds d'Orientation et de Régularisation des Marchés Agricoles Festschrift Farm Security Administration Farmers' Union Geschichte und Gesellschaft Getreidehandelsgesellschaft Getreide- Industrie und Commission AG Grundsteuerreinertrag Geschichte in Wissenschaft und Unterricht U.S. Bureau of the Census, Historical Statistics of the United States, Colonial Times to 1957, Washington 1960 Hist. Stat. cont. dito, Continuation to 1962 and Revisions, 1965 HT History and Theory HZ Historische Zeitschrift IAA Illinois Agricultural Association IfZ Institut für Zeitgeschichte INSEE Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques IUF Iowa Union Farmer IWW Industrial Workers of the World Jb. Jahrbuch JbW Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte JCH Journal of Contemporary History JEH Journal of Economic History JFE Journal of Farm Economics JHI Journal of the History of Ideas JP Journal of Politics JPS Journal of Peasant Studies JPE Journal of Political Economy JSH Journal of Southern History Korr. BdL Korrespondenz des Bundes der Landwirte 270 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

LIPA League for Independent Political Action LÖK Landesökonomiekollegium KZSS Kölner Zeitsdirift für Soziologie und Sozialpsydiologie MEW Marx-Engels-Werke MODEF Mouvement deDéfensedes Exploitations Familiales MS Maschinenschrift MVHR Mississippi Valley Historical Review N.A. Nation's Agriculture NA RG Repositur in den National Ardiives NBER National Bureau of Economic Research NFHN National Farm Holiday News NFO National Farmers' Organization NFTC National Foreign Trade Council Nl. Nachlaß NLRB National Labor Relations Board NPL Non Partisan League NPP National Progressive Party NRA National Recovery Administration N.Y. New York NYR New York Review of Books ONIB Office National Interprofessionnel de Βlé ONIC Office National Interprofessionnel des Céréales OPA Office of Price Administration OPS Office of Price Stabilization OW Offene Welt PAU Pan American Union PMA Production and Marketing Administration PSN Peasant Studies Newsletter PSQ Political Science Quarterly PVS Politische Vierteljahresschrift PWA Public Works Administration RFSP Revue Française de Science Politique RDI Reichsverband der Deutschen Industrie RL Roosevelt Library Hyde Park RL OF RL Office File RL PPF RL President's Personal File RLB Reichslandbund RNS Reichsnährstand RoR Review of Reviews SAQ South Atlantic Quarterly SBAH Stenographische Berichte Abgeordnetenhaus SBRT Stenographische Berichte Reichstag Sch. Jb. Schmollers Jahrbuch Schultheß' Schultheß' Europäischer Geschichtskalender SDG Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft sep. separatum (Sonderdruck oder Pamphlet) SNEA Société Nationale d'Encouragement à l'Agriculture SSRC Social Science Research Council Stat. Abstr. Statistical Abstract Stat. agr. Statistique agricole Stat. agr. an. Statistique agricole annuelle Stat. agr. rs. Statistique agricole, Rétrospectifs 1930-1964 Stat. Jb. Statistisches Jahrbuch 271 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Stat. Jb. ELF STFU SWSSQ TVA UCAPAWA UCSA UDAF UFW UNSA USDA VB VDEStI VStWRef. VSWG VfZ WFA Wiss. Zs. WPQ ZAG ZAGAS ZfG ZfP ZGS Zs.

Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Southern Tenant Farmers' Union South West Social Sciences Quarterly Tennessee Valley Authority United Cannery, Agricultural, Packing and Allied Workers of Airerica Union Centrale des Syndicats Agricoles Union de Défense des Agriculteurs de France United Farm Workers Union Nationale des Syndicats Agricoles United States Department of Agriculture Völkischer B eobachter Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte War Food Administration Wissenschaftliche Zeitschrift Western Political Quarterly Zentralarbeitsgemeinschaft Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Zeitschrift für Politik Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft Zeitschrift

272 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen I. 1 Mit Agrariern sind hier die Exponenten der Interessen des landwirtschaftlidien Produktionssektors gemeint, unabhängig davon, ob es sich um „große“ oder „kleine“ Landwirte handelt (meistens sind es die größeren, die sich artikulieren), um angestellte Funktionäre oder Agitatoren. Die Waldwirtschaft, die insgesamt eine ökonomisch wie interessenpolitisch untergeordnete Rolle spielt, wird hier nicht berücksichtigt. 2 Der Terminus meint Protest und Widerstand gegen durchgreifende Veränderun­ gen im ökonomischen und gesellschaftlichen Gesamtsystem, gegen Modernisierung und „sozialen Wandel“. Auf die theoretische B efrachtung dieser Konzeption von seifen der Modernisierungstheorien und ihre gelegentlich auch systemtheoretischen Inspi­ rationen kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. 3 B etont werden muß dabei, daß es sich hier nicht um Interessen temporärer Ent­ wicklungsförderung, sondern um solche der Stabilisierung eines bereits entwickelten Wirtschaftssektors handelt. 4 Vereinigungen, die ausschließlich oder überwiegend anderen Zwecken (wiss. For­ schung, Produktionsverbesserung, Geselligkeit, rein ökonomischen Interessen wie An­ und Verkauf, etc.) dienen, wurden nicht berücksichtigt. Der Übergang zwischen spon­ tan entstandenen, noch nicht institutionell greifbaren sozialen „B ewegungen“, die in der Regel Protest (meistens gegen den Status quo oder gegen dessen Veränderung) artikulieren und sich durch noch unspezifische Zielsetzungen bei hohem Mobilisie­ rungspotential auszeichnen, und stärker formalisierten Organisationsformen ist erfah­ rungsgemäß oft fließend. Wenn Ursachen, Anlaß und B asis des Protests nicht unerheb­ lich sind, ist die Phase der „B ewegung“ durchweg nur ein kurzfristiges Durchgangs­ stadium auf dem Wege zu einer stärker kanalisierten und institutionalisierten Orga­ nisation (meistens als Pressure Group oder Partei). Oft wird jedoch der Terminus „Bewegung“, der zur B eschwörung der solidarischen Aufbruchsstimmung der Frühzeit besonders gut geeignet ist, auch in späteren Phasen noch zur Kennzeichnung des „integralen“ Charakters einer längst im einzelnen organisierten B ewegung herange­ zogen (z. Β. „Arbeiterbewegung“, „Nationale Bewegung“, „movimiento“ in F rancos Spanien). Da im Zusammenhang dieser Studie das kurzfristige Durchgangsstadium der Bewegung (und oft nicht einmal das) und die festgefügten Organisationen die Regel sind, erscheint es mir unnötig, kategorial etwa zwischen social movements und formalisierten Organisationen zu unterscheiden. Wichtiger ist zum einen die Ziel­ setzung, zum anderen der jeweils konkrete Organisationsgrad. „Agrarbewegung“ schließt hier also auch formalisierte Organisation ein. 5 Die Soziologenkontroverse von 1968 soll hier nicht neu aufgenommen werden. Die Termini „B ürgerliche Gesellschaften“ oder „Kapitalismus“ wären hier zu weit, da sie auch vor- und frühindustrielle Ordnungen miteinbeziehen. Außerdem würde der Singular „Kapitalismus“ die m. E. gerade wichtigen nationalen Differenzierungen zu wenig betonen. Andererseits wäre auch die B ezeichnung „Industriegesellschaft“ ohne einschränkendes Adjektiv hier verfehlt, da die staatssozialistischen industriellen Systeme des Ostblocks nicht gemeint sind. Vgl. zum Problem Th. W. Adorno Hg., Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?, Stuttgart 1969, S. 12-26, 67-99. 6 Kapitalismus meint hier ein ökonomisches System, das vornehmlich auf privatem

273 18 Puhle

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Anmerkungen zu Seite 13-14 Besitz und privater Verfügung über Kapital beruht, welches der Erzeugung und dem Tausch von Waren zum Zwecke des Profits dient, der in der Regel privater Aneig­ nung unterliegt. Charakteristisch für den Industriekapitalismus ist außerdem die indu­ strielle Unternehmung auf der Grundlage von Kapitalrechnung und unselbständiger, vertraglich geregelter, formal freier Lohnarbeit. Auf die aus einer solchen Definition resultierende Unhaltbarkeit der Dahrendorfschen Formel, daß das kaiserliche Deutsch­ land zwar eine „industrielle“, aber nicht eine „kapitalistische Gesellschaft“ gewesen sei, hat bereits J . Kocka hingewiesen. Vgl. R. Dahrendorf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 19743, S. 50; J . Kocka, Klassengesellschaft im Krieg. Deut­ sche Sozialgeschichte 1914-1918, Göttingen 1973, S. 149. 7 Vgl. B . Moore, Social Origins of Dictatorship and Democracy. Lord and Peasant in the Making of the Modern World, B oston 1966 (dt.: Soziale Ursprünge von Dik­ tatur und Demokratie, Frankfurt 1969), S. 3-39, 228-313. Zur Kritik H. J . Puhle, Grundherren und B auern im Spannungsfeld zwischen Revolution und Faschismus, in: Grundfragen der Weltagrarentwicklung, in: Offene Welt (OW) B d. 102, 1972, S. 188-97. Zu England vor allem: G. E. Mingay, Enclosure and the Small Farmer in the Age of the Industrial Revolution, London 1968; E. L. Jones, The Development of English Agriculture 1815-1873, London 1968; P. J . Perry Hg., B ritish Agriculture 1875-1914, London 1973, und P. Self u. H. J . Storing, The State and the Farmer, London 19712. Informativ, aber nur teilweise befriedigend die weltweite Sammlung: H. Mendras u. Y. Tavernier Hg., Terre, Paysans & Politique. Structures agraires, systèmes politiques et politiques agricoles, 2 Bde. Paris 1969/70. 8 Zu den Niederlanden vgl. G. Rimareix, Les Pays-B as, in: Mendras u. Tavernier, Bd. 1, S. 261-75. 9 Moore, S. 433 ff.; Puhle, Grundherren, S. 194-97. Vgl. auch G. B arbero, Land Reform in Italy, Roma 1961; M. Rossi-Doria, 10 anni di politica agraria nel mezzo­ giorno, Bari 1958; L. Petri, Le lotte agrarie nella valle padana, Milano 1955. 10 Vgl. neuerdings vor allem Ε. Ε. Malefakis, Agrarian Reform and Peasant Revo­ lution in Spain. Origins of the Civil War, New Haven 1970; P. Carrión, La reforma agraria de la segunda república y la situación actual de la agricultura española, Barcelona 1973 sowie mit ausführlichen Literaturverweisen H. J . Puhle, Warum gibt es in Westeuropa keine B auernparteien? Zum politischen Potential des Agrarsektors in Frankreich und Spanien, demnächst in: H. Gollwitzer Hg., Europäische Bauerndemo­ kratie im 20. Jht., Stuttgart 1976. 11 Vgl. Moore, passim und die B eiträge in: Gollwitzer. In Rußland sind die revo­ lutionären Energien des B auerntums bereits relativ früh im narodnichestvo oder etwas später von den B olscheviki kanalisiert worden. In der außereuropäischen Welt haben dagegen B auernbewegungen oder B auernmilizen im Laufe des 20. Jhts. oftmals führende Rollen innerhalb nationalrevolutionärer B efreiungsbewegungen gespielt, jene gelegentlich sogar inspiriert, so z.B . in Mexico nach 1911, in China seit den 30er Jahren, im dekolonisierten Afrika oder im B olivien und Cuba der 50er Jahre. Gemeinsames Kennzeichen dieser B ewegungen war jedoch die Integration des bäuer­ lichen Potentials in größere und übergreifende Vielklassenorganisationen oder -par­ teien (Musterbeispiel: Kommunistische Partei Chinas). Vgl. E. J . Hobsbawm, Peasants and Politics, in: The Journal of Peasant Studies (JPS), B d. 1, 1973/74, S. 3-22; ders., Peasant Land Occupations, in: Past and Present Nr. 62, 1974, S. 120-52 (über Peru); E. R. Wolf, Peasants, Englewood Cliffs 1967; ders., Peasant Wars of the Twentieth Century, N.Y. 1969; Moore, S. 162-227; J . Womack, Zapata and the Mexican Revo­ lution, N.Y. 1969, S. 67 ff., 191 ff.; E. Snow, Red Star over China (1944), N.Y. 1961, S. 39 ff., 189 ff., 259 ff., 277 ff.; B. Schwartz, Chinese Communism and the Rise of Mao, Cambridge, Mass. 1951; C. P. Fitzgerald, Revolution in China, Frankfurt 1957. 274 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 14 Zum Konzept der überwiegend bäuerlidien Vielklassenorganisation: Mao Tse Tung, Ausgew. Werke, Peking 1968 ff., B d. 1, S. 21-63, 177-208, bes. 188 ff., 309-34, 335-46, B d. 2, S. 229-48, bes. 234 ff., 331-44, 353-88, bes. 379 ff., 395-450, bes. 405 ff.; B. Davidson, African Peasants and Revolution, in: JPS, Bd. 1, 1973/74, S. 269 bis 290. Zum lateinamerikanischen B ereich vgl. besonders J . M. Malloy, B olivia. The Uncompleted Revolution, Pittsburgh 1970, S. 85 ff., 167 ff.; H. J . Puhle, Tradition und Reformpolitik in Bolivien, Hannover 1970, S. 38 ff., 57 ff.; J . Martínez Alier, Peasants and Labourers in Southern Spain, Cuba and Highland Peru, in: JPS, B d. 1, 1973/74, S. 133-63; K. S. Karol, Guerrillas in Power, N.Y. 1970; insgesamt vor allem: R. Stavenhagen, Las clases sociales en las sociedades agrarias, México 1969; ders. Hg., Agrarian Problems and Peasant Movements in Latin America, Garden City 1970. Zum sozialen Hintergrund die vorzüglichen Analysen von E. Feder, The Rape of the Peasantry, Garden City 1971, sowie ders. Hg., Gewalt und Ausbeutung. Latein­ amerikas Landwirtschaft, Hamburg 1973. Auf die diffusen und nutzlosen Kontro­ versen um einen lateinamerikanischen „Populismus“ soll hier nicht eingegangen werden. Vgl. T. Di Tella, Populism and Reform in Latin America, in: C. Veliz Hg., Obstacles to Change in Latin America, London 1965, S. 47-74; H. J . Puhle, B olivien, S. 60 f. Insgesamt auch: G. Ionescu u. E. Gellner Hg., Populism. Its Meanings and National Characteristics, London 1969 und: To define Populism, in: Government and Oppo­ sition, B d. 3, 1968, S. 137-79, sowie mit ausführlichen Literaturverweisen T. Shanin, The Nature and Logic of Peasant Economy, in: JPS, B d. 1, 1973/74, S. 63-80, 186 bis 206; S. W. Mintz, The Rural Proletariat and the Problem of Rural Proletarian Consciousness, in: JPS, B d. 1, 1973/74, S. 291-325 und weitere regionale B eiträge das.; D. Warriner, Land Reform and Development in the Middle East, Oxford 19622. 12 Anteil der landwirtschaftlich tätigen B evölkerung an der ökonomisch aktiven Bevölkerung in %: 1880 1900 1930 1950 1960 1968

Deutschland 43,2 (1882) ca. 35 30 23,2 (1949) 14,0 10,2

USA 49,4 37,5 21,4 11,5 8,1 5,0

Frankreich ca. 50 42,7 (1901) 32 ca. 30 22,4 15,8

Deutschland (auch in der Folge) im jeweiligen Gebietsstand; nach 1949 Bundesrepublik. Die Anzahl der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen betrug in Deutschland 1882 9,6 Mio., in den USA 1880 8,5 Mio., 1910 11,6 Mio. und in Frankreich (nur männ­ liche) 1896 5,7 Mio. Im Jahre 1968 waren es in der B undesrepublik noch 2,5 Mio., in den USA 3,8 Mio. und in Frankreich (nur männliche) 2,0 Mio. Zu den absoluten Zahlen vgl. W. G. Hoffmann u. a., Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jhts., B erlin 1965, S. 205; Stat. Jb. 1973, S. 137; Historical Statistics of the United States. Colonial Times to 1957, Washington 19612, S. 72; Statistical Abstract of the United States 1970, Washington 1970, S. 211; Statistique agricole, annuaire abrégé 1968, Paris 1968, S. 40. Anteil der Landwirtschaft am Inlandsprodukt zu konstanten Preisen in %: 1880 1900

Deutschland 1880/84 36,2 Ø 1895/99 30,8

USA Ø 1879/88 27,3 Ø 1897/1901 22,5

Frankreich ca. 40 27

275 18· © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 14-15 1910 1930 1940 1950 1960 1965 1967

0 1910/13 0 1925/29

23,4 16,2

0

10,6 5,6 4,5 4,8

1950/54

0

1907/11

16,7 10,6 9,4 6,9 5,8 3,7 3,2

18 (1938) 11 (1953) 9 8,5 (1968)

Ungenauigkeiten und Annäherungen bei der B erechnung der prozentualen Anteile ergeben sich jeweils aus verschiedenen B ezugsgrößen, unterschiedlichen statistischen Kategorien und Erhebungsjahren sowie Durchschnittsermittlungen. Die Verschieden­ heiten der nationalen Statistiken und ihrer Erhebungskriterien - die oft keine Umrechnungen erlauben - sind ein allgemeines Handicap jeder auf quantitative Daten angewiesenen vergleichenden Forschung breiteren Ausmaßes. Historische Sta­ tistiken auf vergleichbare Größen zu bringen, wäre ein größeres Forschungsprojekt wert. In dieser Arbeit mußte weitgehend auf die vorliegenden Daten zurückgegriffen werden, was die Vergleichbarkeit gelegentlich begrenzt. Ausführliche Angaben zu den hier zitierten Werten in den vergleichenden Tabellen 1 und 2 im Anhang. 13 Vgl. D. S. Landes, The Unbound Prometheus. Technological Change and Industrial Development in Western Europe from 1750 to the Present, Cambridge 1969 (dt. 1973), S. 193 ff., 231 ff., 359 ff.; J . H. Clapham, Economic Development of France and Germany 1815-1914, Cambridge 19664, S. 158 ff., 195 ff., 232 ff., 278 ff.; C. P. Kindleberger, Economic Growth in France and B ritain 1851-1950, N.Y. 1969 (19641), S. 5 ff., 209 ff., 288 ff., 337 f.; S. Kuznets, Modern Economic Growth, New Haven 19694, S. 86 ff., 113 ff.; L. M. Hacker, The Course of American Economic Growth and Development, N.Y. 1970, S. 172 ff., 217 ff., 274 ff., und die B eiträge in R. Andreano Hg., New Views on American Economic Development, Cambridge, Mass. 1965, S. 245 ff. Die Problematik der Rostowschen Stufentheorie (die sich gerade für den Vergleich als korrekturbedürftig erweist) kann hier nicht diskutiert werden. Vgl. W. W. Rostow, The Stages of Economic Growth. Α Non-Communist Manifesto, Cambridge 1968, S. 36 ff., 59 ff. 14 Vor allem: S. Verba, Comparative Political Culture, in: L. W. Pye u. S. Verba Hg., Political Culture and Political Development, Princeton 1965, S. 512-60. F erner: L. W. Pye, Political Culture and Political Development, in: ebd., S. 3-26, und die ersten Ansätze des Konzepts in: G. Almond u. S. Verba, The Civic Culture, Prince­ ton 1963 (Boston 19652). 15 „Patterned set of orientations toward politics in which specific norms and general values are mutually related“. S. Verba, Culture, S. 550. 16 Zum „kollektiven“ Charakter des „fait social“: E. Durkheim, Les règles de la méthode sociologique, Paris 1895, zit. nach 196014 (dt.: Die Regeln der soziologischen Methode, Neuwied 19652), S. 3-14, bes. 10 f. 17 Vgl. H. J . Puhle, Politischer Stil, in: Η. Η. Röhring u. K. Sontheimer Hg., Handbuch des deutschen Parlamentarismus, München 1970, S. 398-401. 18 Zum B egriff, der hier in einer stärker analytischen Funktion (und ohne die ideologischen und politischen Konnotationen) verwendet wird als im Sprachgebraudi früherer Exponenten des revisionistischen Flügels der deutschen Arbeiterbewegung, die ihn erfanden, vor allem J . Kocka, Organisierter Kapitalismus oder Staatsmonopo­ listischer Kapitalismus? B egriffliche Vorbemerkungen, in: Η. Α. Winkler Hg., Orga­ nisierter Kapitalismus. Voraussetzungen und Anfänge, Göttingen 1974, S. 19-35 sowie die B eiträge von H. A. Winkler (S. 9-18), H.-U. Wehler (S. 36-57) und H. J . Puhle (S. 172-94) im selben B and. Rudolf Hilferding gebrauchte den B egriff zuerst 276 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 15-16 1915 in einem dem Sombartschen „Spätkapitalismus“ im wesentlichen synonymen Sinne. Vgl. R. Hilferding, Arbeitsgemeinschaft der Klassen, in: Der Kampf, B d. 8, 1915, S. 322; ders., Die Aufgaben der Sozialdemokratie in der Republik, in: Sozial­ demokratischer Parteitag. Kiel 1927. Protokoll, B erlin 1927, S. 165-84; F. Naphtali, Wirtschaftsdemokratie, Frankfurt 1966 (19281), S. 26-41; W. Sombart, Die Zukunft des Kapitalismus, B erlin 1932. Inhaltlich verwandte Termini (ζ. Β. „Plankapitalismus“) und Umschreibungen (Staat als „ideeller Gesamtkapitalist“) auch bei P. Sering (= R. Löwenthal), Die Wandlungen des Kapitalismus, in: Zeitschrift für Sozialismus (Karls­ bad) 1935/36, zit. nach Neudruck B erlin 1967, S. 7-28, bes. 19-25; ders., Jenseits des Kapitalismus, Lauf b. Nürnberg 1947, S. 76-83, 89-108. Ferner: H. Staudinger, Die Änderungen in der Führerstellung und der Struktur des organisierten Kapita­ lismus, in: Interdependenzen von Politik und Wirtschaft. Fs. f. G. v. Eynern, B erlin 1967, S. 341-73; H.-U. Wehler, Probleme der modernen deutschen Wirtschafts­ geschichte, in: ders., Krisenherde des Kaiserreichs, 1871-1918, Göttingen 1970, S. 291-311. 10 Dieses Mißverständnis, mit der Konsequenz, daß mit dem B egriff nicht mehr viel anzufangen ist, findet sich bei V. Sellin, Kapitalismus und Organisation. B eob­ achtungen an der Industrialisierung Italiens, und G. D. Feldman, Der deutsche Orga­ nisierte Kapitalismus während der Kriegs- und Inflationsjahre 1914-1923, beide in: Winkler, Organisierter Kapitalismus, S. 84-100 u. 150-71. B esonders Feldman (150 bis 154) polemisiert mit unnötigem Aufwand gegen einen vermeintlichen B egriff, der zumindest nicht derselbe ist, der von Kocka, Wehler oder in dieser Arbeit ver­ wendet wird. Zur Entwicklungsfunktion der Staatsmacht vor allem R. Löwenthal, Staatsfunktionen und Staatsform in den Entwicklungsländern, in: ders. Hg., Die Demokratie im Wandel der Gesellschaft, B erlin 1963, S. 164-92. 20 Daß es zur Sicherung der Funktionsfähigkeit der Wirtschaftsordnung oft not­ wendig sein kann (und gewesen ist), diese - manchmal sogar in ganz entscheidenden Elementen - zu verändern, widerspricht dieser Zielsetzung keineswegs. Effizienz­ verbesserung, größere Flexibilität und Strategien zur Vermeidung erwarteter Krisen und Konflikte dienen ebenso wie die Anpassung an voraufgegangene oder gleich­ zeitige Entwicklungsprozesse auch der Stabilisierung. Zum Kontext vgl. C. Offe, Strukturprobleme des kapitalistischen Staates, Frankfurt 1972, S. 7-25, 123-51; ders., Politische Herrschaft und Klassenstrukturen, in: G. Kress u. D. Senghaas Hg., Politikwissenschaft. Eine Einführung in ihre Probleme, Frankfurt 1969, S. 155-89; J . Habermas, Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, Frankfurt 1973, S. 50 ff. sowie die Einleitung zu W. D. Narr u. C. Offe Hg., Wohlfahrtsstaat und Massen­ loyalität, Köln 1975. Zur Konjunkturgeschichte J . A. Schumpeter, B usiness Cycles, Bd. 1, N.Y. 1939 (dt.: Konjunkturzyklen, Göttingen 1961); A. Spiethoff, Die wirt­ schaftlichen Wechsellagen, Tübingen 1955; H.-U. Wehler, Theorieprobleme der moder­ nen deutschen Wirtschaftsgeschichte 1800-1945, in: Fs. für H. Rosenberg, B erlin 1970, S. 66-107. 21 Vgl. H.-U. Wehler, Der Aufstieg des Organisierten Kapitalismus und Inter­ ventionsstaates in Deutschland, in: Winkler, Organisierter Kapitalismus, S. 36-57, bes. 52. Die enge Verschränkung von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und ihre überwiegend gleichen kausalen Motivationen und Zusammenhänge legen es allerdings nahe, die Staatsintervention hier durchgängig als konstitutiven B estandteil des orga­ nisierten Kapitalismus zu verstehen und nicht, wie Wehler, bes. S. 48 f., als eine zusätzliche Begleiterscheinung („Duumvirat von Organisiertem Kapitalismus und Inter­ ventionsstaat“). 22 Vgl. dazu etwa die verkürzten Argumentationen von R. Kühnl, Formen bürger­ licher Herrschaft, Liberalismus - Faschismus, Reinbek 1971; ders., Deutschland zwi277 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 16-17 schen Demokratie und Faschismus, München 19713 und zahlreiche B eiträge in: Faschismus-Theorien (VI), Das Argument, H. 58, 1970. Widersprüchlich auch M. Clemenz, Gesellschaftliche Ursprünge des Faschismus, Frankfurt 1972. Unter „Faschis­ mus“ werden hier entgegen der inzwischen populär gewordenen Inflation des B egriffs primär die Systeme des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus (zwischen denen außerdem noch im einzelnen zu differenzieren wäre) sowie solche Regimes und B ewegungen verstanden, die sich an deren entscheidenden Struktur­ merkmalen orientiert haben. Zu diesen würde ich folgende Elemente zählen: Anti­ sozialismus, Antiliberalismus, Führerprinzip, korporativistische Ideologien und Orga­ nisationsstrukturen, die Existenz einer Parteiarmee, die Kombination teilweise reak­ tionärer Ziele mit modernen Mitteln der Massenmanipulation, die Stützung der kapi­ talistischen Wirtschaftsordnung bei Respektierung ihrer grundsätzlichen relativen Autonomie durch eine Staatsmacht (oder B ewegung) mit Totalitätsanspruch in poli­ tischen Fragen. Noltes „faschistisches Minimum“ betont m. E. zu eng den Antikom­ munismus (statt Antisozialismus) und klammert den ökonomischen B ereich aus, zielt aber sonst in dieselbe Richtung. Vgl. E. Nolte, Die faschistischen B ewegungen. Die Krise des liberalen Systems und die Entwicklung der Faschismen, München 19692; W. Schieder, Faschismus, in: SDG, B d. 2, Freiburg 1968, S. 438-77 und die B eiträge in JCH, B d. 1. Nr. 1, 1966. - Zur Definition von „Autoritarismus“ vgl. J . J . Linz, An Authoritarian System: Spain, in: E. Allardt u. S. Rokkan Hg., Mass Politics. Studies in Political Sociology, N.Y. 1970, S. 251-83, bes. 255: „Authoritarian regimes are political Systems with limited, not responsible, political pluralism; without elaborate and guiding ideology (but with distinetive mentalities); without intensive nor extensive political mobilization (except some points in their development), and in which a leader (or occasionally a small group) exercises power within formally ill-defined limits but actually quite predictable ones“. Ders., Α Typology of Author­ itarian Regimes, unveröfftl. Vortrag auf der Jahrestagung der American Political Science Association in Washington 1972. 25 Zum Problem der Zunahme staatlicher wie privater B ürokratien, den Verschie­ bungen in der Machtverteilung zwischen Legislative und Exekutive und der Zunahme und Schwerpunktverlagerung der Staatsfunktionen siehe den vergleichenden Über­ blick in: H. J . Puhle, Vom Wohlfahrtsausschuß zum Wohlfahrtsstaat. Entwicklungs­ tendenzen staatlicher Aufgabenstellung und Verwaltungsprobleme im Zeichen von Industrialisierung und Demokratisierung, in: G. A. Ritter Hg., Vom Wohlfahrts­ ausschuß zum Wohlfahrtsstaat, Köln 1973, S. 29-68. 24 Vgl. auch am konkreten B eispiel H. J . Puhle, Der Übergang zum Organisierten Kapitalismus in den USA. Thesen zum Problem einer aufhaltsamen Entwicklung, in: Winkler, Organisierter Kapitalismus, S. 172-94. 25 Das entscheidende Kennzeichen der wesentlich auf der Leninschen Imperialismus­ Theorie basierenden Lehre vom „staatsmonopolistischen Kapitalismus“ ist die Konzep­ tion des Staates als des Agenten der herrschenden Klasse ohne nennenswertes Eigen­ gewicht. Gerade diese nur instrumenteile Einseitigkeit, die den B lick auf viele soziale und politische Wirkungszusammenhänge verstellt, soll hier durch den B egriff des „Organisierten Kapitalismus“ vermieden werden, der die Möglichkeit der Autonomie der Staatsmacht nicht von vornherein ausschließt. Zur neueren Form der „Stamokap.“Theorie vgl.: Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED Hg., Impe­ rialismus heute. Der staatsmonopolistische Kapitalismus in Westdeutschland, B erlin 1968; dass. Hg., Der Imperialismus der B RD, B erlin 1972; C. Schirrmeister, Staats­ monopolistischer Kapitalismus, in: Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Soziolo­ gie, Köln 1969, S. 448-52; K. Zieschang, Zum staatsmonopolistischen Regulierungs­ mechanismus, in: H. Maier Hg., Ziele, Faktoren, Rationalität des ökonomischen

278 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 17-19 Wachstums, B erlin 1968, S. 199-210; ders. u. a., Zu Problemen der staatsmonopoli­ stischen Funktionsmechanismen, in: Probleme der politischen Ökonomie, B d. 8, 1965, S. 115-41; R. Gründel u.a., Zur Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus, Berlin 1967; D. Klein, Über die inneren Widersprüche des modernen Imperialismus, in: Wirtschaftswissenschaft 1967, S. 951-92; L. Maier, Zum Problem des staats­ monopolistischen Kapitalismus, in: ebd. 1970, S. 243-60. Ein Überblick auch bei M. Wirth, Kapitalismustheorie in der DDR, Fankfurt 1972. In historischer Sicht und differenzierter vor allem H. Nussbaum, Zur Imperialismustheorie W. I. Lenins und zur Entwicklung staatsmonopolistischer Züge des deutschen Imperialismus bis 1914, in: Jb. f. Wirtschaftsgeschichte, Teil 4, 1970, S. 25-65. 26 Es ist bezeichnend, daß ausgesprägte B auernparteien als Organisationsformen eines noch in stärkerem Maße homogenen und isolierten Agrarsektors überwiegend in noch durch vorindustrielle Faktoren geprägten traditionellen Agrargesellschaften in Erscheinung getreten und nicht zu den Trägern der Reaktionen eines in die Defen­ sive gedrängten Agrarsektors gegen den Durchbruch der Industrialisierung und dessen Folgen in den entwickelten Ländern geworden sind. Nähere Kriterien zu den B edin­ gungen der Möglichkeit von B auernparteien in: Puhle, Westeuropa. Eine der Haupt­ schwierigkeiten in diesem Zusammenhang besteht darin, daß landwirtschaftliche Pro­ duzenten in den hier zur Debatte stehenden Gesellschaften weder im Marxschen Sinne als eine Klasse der bürgerlichen Gesellschaft für sich begriffen werden können, noch sich ohne weiteres jeweils teilweise anderen Klassen zuschlagen lassen, weil erheb­ liche Differenzen der „Klassenlage“ wie des B ewußtseins beidem entgegenstehen. Ein anderes Problem ist die Schwierigkeit, überhaupt bäuerliches oder landwirtliches „Klassenbewußtsein“ aufgrund von Äußerungen, die wohl immer in einem hohen Grade unartikuliert, implizit und fragmentarisch bleiben, verläßlich festzustellen. Die weitgehend zutreffende These von G. Lukács, daß die ideologische Form des Klassen­ bewußtseins der B auern „immer eine erborgte“ sei, sagt über Entstehung und B edin­ gungen des bäuerlichen Klassenbewußtseins selber noch nichts aus. G. Lukács, Ge­ schichte und Klassenbewußtsein, B erlin 1923 (Neudruck Amsterdam 1967), S. 73. 27 O. Hintze, Soziologische und geschichtliche Staatsauffassung, in; ders., Soziologie und Geschichte, Göttingen 19642, S. 239-305, hier: 251. Hintze wollte das Finden des „Allgemeinen“, der Gesetzmäßigkeiten, deren Erkenntnis noch für Roscher Haupt­ zweck des Vergleichs gewesen war, allerdings grundsätzlich den Soziologen überlassen. Vgl. auch C. W. Mills, Vom Nutzen der Geschichte für die Sozialwissenschaften, in: H.-U. Wehler Hg., Geschichte und Soziologie, Köln 1972, S. 85-96, bes. 91. 28 Durkheim hat mehr noch als Marx oder Max Weber die B edeutung des Ver­ gleichs und der systematischen Analyse der Zeitstrukturen für die soziologische und historische Typenbildung betont, wie sie in ähnlicher Intensität erst wieder Marc Bloch und Otto Hintze hervorgehoben haben. Durkheim, Règles, S. 34-43, 124-38; M. B loch, Pour une histoire comparée des sociétés européennes (1928), in: ders., Mélanges Historiques, B d. 1, Paris 1963, S. 16-40. Der direkte Einfluß der Durk­ heimschen Methodenlehre (ohne deren gelegentlich normative, bzw. ontologische Implikationen) auf die Konzeptionen der „histoire sérielle“ und „histoire quantitative“ in Frankreich wird deutlich, wenn man etwa den Aufsatz von F. Furet, L'histoire quantitative et la construction du fait historique, in: Annales, B d. 26, 1971, S. 63-75 (jetzt auch in: J . Le Goff u. P. Nora Hg., Faire de l'histoire, B d. 1, Paris 1974, S. 42 bis 61) mit dem ersten Kapitel von Durkheims „Règles“ und dessen Ausführungen über die „variations concomitantes“ vergleicht. Règles, S. 3-14, 129-34. D. Groh, Strukturgeschichte als „totale Geschichte“?, in: VSWG, Bd. 58, 1971, S. 289-322, scheint die Wirkung Durkheims auf die französische Geschichtsschreibung völlig entgangen zu sein. 279 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 19 Durkheim, S. 124. Vgl. M. B loch, Pour une histoire; ders., Les caractères originaux de l'histoire rurale française (1931), Paris 19522, S. VII-XIV; W. H. Sewell, Marc B loch and the Logic of Comparative History, in: History and Theory (HT), B d. 6, 1967, S. 2C8 bis 218; O. Hintze, Staat und Verfassung, Göttingen 19622, S. 84-185, 470-96; ders., Soziologie und Geschichte, S. 239-312, 427-52; H.-U. Wehler, Einleitung, in: ders. Hg., Geschichte und Soziologie, S. 11-31, bes. 24 f.; D. Gerhard, Alte und neue Welt in vergleichender Geschichtsbetrachtung, Göttingen 1962, S. 89-107; E. Rothacker, Die vergleichende Methode in den Geisteswissenschaften, in: Zs. f. vergleichende Rechtswissenschaft, B d. 60, 1957, S. 13-33; A. Gerschenkron, Economic B ackwardness in Historical Perspective, Cambridge, Mass. 1962, S. 5-30, dt.: Wirtschaftliche Rück­ ständigkeit in historischer Perspektive, in: H.-U. Wehler Hg., Geschichte und Öko­ nomie, Köln 1973, S. 121-39; ders., Continuity in History and other Essays, Cam­ bridge, Mass. 1968, S. 77-124. Die Diskussion der Probleme des Vergleichs auf den internationalen und deutschen Historikertagen zu Anfang der 60er Jahre verlief bemerkenswert folgenlos. Vgl. D. Gerhard u. S. L. Thrupp, Comparative Study at Stockholm, in: CSSH, B d. 3, 1960/61, S. 481-83; L. Hartz, American Historiography and Comparative Analysis: Further Reflections, in: CSSH, B d. 5, 1962/63, S. 367-77. 31 Das heißt jedoch nicht, daß Soziologie und Politikwissenschaft das Problem des Vergleichs bisher besser in den Griff bekommen hätten als die Historiker. Da sie durchweg stärker generalisieren und von konkreten Differenzierungen absehen kön­ nen, stellt sich ihnen das Problem allerdings nicht in seiner ganzen B reite und Viel­ falt. Insbesondere für die vergleichende Regierungslehre (comparative government) und Parteienforschung sowie für jene Bereiche, in denen Theorien über Modernisierung und sozialen Wandel zur Anwendung gekommen sind, ζ. Β. in der F orschung über „social indicators“, Sozialisation, soziale Mobilität (weniger allerdings über soziale Schichtung!), nation building oder Elitenselektion, haben vergleichende Ansätze und Methoden große B edeutung gehabt. Durchgängig gearbeitete Vergleiche sind allerdings auch hier selten. Die Regelfälle sind Sammelbände mit eher monographischen B ei­ trägen über Aspekte jeweils nationaler Systeme und typologisierenden Einleitungen. Einige B ände der Studies in Political Development (Princeton), besonders Nr. 2, 3 u. 5, zeichnen sich demgegenüber durch sorgfältige Einleitungen und synthetische Zusam­ menfassungen aus. Vgl. J . La Palombara Hg., B ureaucracy and Political Development, Princeton 1963; R. E. Ward u. D. A. Rustow Hg., Political Modernization in Japan and Turkey, Princeton 1964; L. W. Pye u. S. Verba Hg., Political Culture and Polit­ ical Development, Princeton 1965; J . La Palombara u. M. Weiner Hg., Political Parties and Political Development, Princeton 1966 sowie S. Neumann, Hg., Modern Political Parties, Chicago 1956; R. L. Merrit u. S. Rokkan Hg., Comparing Nations, New Haven 1966; S. M. Lipset u. S. Rokkan Hg., Party Systems and Voter Align­ ments, N.Y. 1967; O. Stammer Hg., Parteiensysteme, Parteiorganisationen und die neuen politischen B ewegungen (als Ms. gedruckt), Berlin 1968; E. Allardt u. S. Rokkan Hg., Mass Politics, N.Y. 1970; J . A. Clausen Hg., Socialization and Society, B oston 1968; B . B arber u. A. Inkeles Hg., Stability and Social Change, B oston 1971 (auch sehr sorgfältig koordiniert); G. A. Almond u.a. Hg., Crisis, Choice, and Change, Boston 1973; S. N. Eisenstadt, The Protestant Ethic Thesis in an Analytical and Com­ parative Framework, in: ders. Hg., The Protestant Ethic and Modernization. Α Com­ parative View, N.Y. 1968, S. 3-46; Β. Μ. Russett u. a. Hg., World Handbook of Political and Social Indicators, New Haven 1964; kritisch dazu: R. Grew u. S. L. Thrupp, Horizontal History in Search of Vertical Dimensions, in: CSSH, Bd. 8, 1965/66, S. 258-64; S. M. Lipset u. R. Bendix, Social Mobility in Industrial Society, Berkeley 1967; S. Thernstrom, Notes on the Historical Study of Social Mobility, 29

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280 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 19-20 in: CSSH, B d. 10, 1967/68, S. 162-72. Zu den theoretischen Ansätzen vor allem W. Zapf Hg., Theorien des sozialen Wandels, Köln 19713; G. Heckscher, The Study of Comparative Government and Politics, London 1957; S. Neumann, The Comparative Study of Politics, in: CSSH, B d. 1, 1958/59, S. 105-12; B . Moore, Strategie in der Sozialwissenschaft, in: ders., Zur Geschichte der Gewalt, Frankfurt 1966, S. 85-123; R. T. Holt u. J . E. Turner Hg., The methodology of comparative research, Ν. Y. 1970; D. C. Tipps, Modernization Theory and the Comparative Study of Societies, in: CSSH, Bd. 15, 1973, S. 199-226; S. N. Eisenstadt, Some Observations on the Dynam­ ics of Tradition, in: CSSH, Bd. 11, 1969, S. 451-75; E. Shils, Tradition, in: CSSH, Bd. 13, 1971, S. 122-59. Neuerdings H. Schissler, Theorien des sozialen Wandels, in: Neue Politische Literatur, Bd. 19, 1974, S. 155-89 u. H.-U. Wehler, Modernisierungs­ theorie und Geschichte, Göttingen 1975. Schwach dagegen die Mehrzahl der B eiträge in CSSH über Eliten, Nationalismen, Dritte Welt und Agrarreformprobleme (beson­ ders drastisch in der B egrenzung möglicher Aussagen: Ε. Η. Tuma, Agrarian Reform in Historical Perspective, in: CSSH, Bd. 6, 1963/64, S. 47-75, wo elf Agrarreformen von Solon bis Nasser „verglichen“ werden!) sowie die zahllosen nordamerikanischen Sammlungen zur Politik in Lateinamerika. 32 Neben den „klassischen“ Arbeiten zur Institutionen-, Verfassungs-, Verwaltungs­ und Sozialgeschichte von Hintze, Bloch, Max Sering und Max Weber sowie Sigmund Neumanns B eiträgen zur vergleichenden Regierungslehre ist hier vor allem hinzu­ weisen auf B . Moore, Origins; E. B arker, The Development of Public Services in Western Europe 1660-1930, London 1944; E. Fraenkel, Das amerikanische Regie­ rungssystem, Köln 1960; ders., Deutschland und die westlichen Demokratien, Stutt­ gart 1964; D. Gerhard, Welt; G. A. Ritter, Deutscher und britischer Parlamentarismus, Tübingen 1962. Eine größere Dichte synoptischer Darstellungen und Vergleiche weist außerdem die neuere Wirtschaftsgeschichte auf (Gerschenkron, Landes, Clapham, Kindleberger, Clough u. a.). Ansätze vor allem auch auf dem Gebiet der Faschismus­ (Nolte, Payne) und Imperialismusforschung, der Sozialgeschichte sowie bei Problemen des Staatsinterventionismus. Vgl. H.-U. Wehler Hg., Imperialismus, Köln 1970; W. J . Mommsen Hg., Der moderne Imperialismus, Stuttgart 1971; die Aufsätze von P. Flora, P. N. Stearns u. W. Zorn in: P. C. Ludz Hg., Soziologie und Sozialgeschichte, Opladen 1973, S. 294-356; W. Fischer, Rural Industrialization and Population Change, in: CSSH, Bd. 15, 1973, S. 158-70; H. Kaelble, Sozialer Aufstieg in den USA und Deutschland 1900-1960, in: H.-U. Wehler Hg., Sozialgeschichte Heute, Fs. f. H. Rosenberg, Göttingen 1974, S. 525-42. Eine kurze B estandsaufnahme in SSRC, Research in Economic and Social History, London 1971. Demnächst auch die Mün­ steraner Habil.-Schrift von Jürgen Kocka, Studien zur Sozialgeschichte amerikanischer Angestellter 1890-1940 (MS 1972). Vgl. ferner Winkler, Organisierter Kapitalismus; I. Weinberg, The Problem of the Convergence of Industrial Societies. Α Critical Look at the State of a Theory, in: CSSH, Bd. 11, 1969, S. 1-15; Puhle, Wohlfahrtsaus­ schuß. 33 „Ereignisse von einer schlagenden Analogie, die sich aber in einem unterschied­ lichen historischen Milieu abspielten, führten also zu ganz verschiedenen Ergebnissen. Wenn man jede dieser Entwicklungen für sich studiert und sie dann miteinander vergleicht, wird man leicht den Schlüssel zu dieser Erscheinung finden, aber man wird niemals dahin gelangen mit dem Universalschlüssel einer allgemeinen geschichtsphilo­ sophischen Theorie, deren größter Vorzug darin besteht, übergeschichtlich zu sein.“ Karl Marx u. Friedrich Engels, Werke (MEW), Bd. 19, Berlin 1962, S. 112 (1877). 34 O. Hintze, Soziologie, S. 251; ders. in: HZ, B d. 143, 1931, S. 525; M. B loch, Caractères, S. VIII. 35 B loch, ebd., S. VII f.

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Anmerkungen zu Seite 20-21 36 Vgl. S. Rothmann, B arrington Moore and the Dialectics of Revolution, und die sich anschließende Diskussion, in: APSR, B d. 64, 1970, S. 61-82, 83-85, 182 f.; die Kritik von D. Lowenthal, in: HT, B d. 7, 1968, S. 257-78; H. Mey, Der B eitrag von Barrington Moore jr. zur soziologisch orientierten Sozialgeschichte, in: Ludz, S. 473 bis 490; Puhle, Grundherren. 37 Vgl. Wehler, Einleitung, in: ders. Hg., Geschichte und Soziologie, S. 23-25; C. W. Mills, Power, Politics and People, N.Y. 1963, S. 453-68; K. R. Popper, Objek­ tive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf, Hamburg 1974, S. 313—46, bes. 328 f. 38 Der Terminus wird hier in Anlehnung an die deutsche Übersetzung von Durk­ heims „Règles“ verwendet, die „fait social“ als „sozialen Tatbestand“ wiedergibt, um dessen komplexen Charakter gegenüber der bloßen „Tatsache“ zu betonen. Die nor­ mative Konnotation der deutschen Juristensprache ist hier nicht gemeint. 39 I. B erlin, History and Theory. Α Concept of Scientific History, in: HT, Bd. 1, 1960/61, S. 1. M. M. Postan, F act and Relevance, Cambridge 1971, S. 48-64 unter­ scheidet zwischen facts, near-facts und ex-facts je nach ihrer Relevanz für die gegen­ wärtige Problemstellung des Historikers. 40 Vgl. auch B loch, Caractères, S. VII; ders., Pour une histoire, S. 38; Sewell, S. 211 ff. 41 G. Lukács, S. 198. 42 Vgl. B loch, Pour une histoire, S. 38. 43 Vgl. Gerschenkron, Rückständigkeit; B loch, Caractères, S. VIII; N. Elias, Die höfische Gesellschaft, Neuwied 1969, S. 9-59, bes. 16 ff., auch in: Wehler Hg., Ge­ schichte und Soziologie, S. 53-77. Zur Notwendigkeit der Verbindung analytischer und hcrmeneutischer Ansätze K. O. Apel, Szientistik, Hermeneutik, Ideologiekritik, in: J . Habermas Hg., Hermeneutik und Ideologiekritik, Frankfurt 1971, S. 40-44; J . Habermas, Analytische Wissenschaftstheorie und Dialektik, in: Zeugnisse. Fs. f. T. W. Adorno, Frankfurt 1963, S. 473-510, bes. 478-84. 44 „Certaine similitude des faits.“ B loch, Pour une histoire, S. 17. „Schlagende Ana­ logie“ bei Marx (s. o. Anm. 33). Zu dem seit Niebuhr problematisierten Feld der Ana­ logie vgl. auch K.R. Popper, The Poverty of Historicism, N.Y. 1964 (19571), S. 22 f. 45 Wie wenig gesicherte und klare Aussagen über dieses Phänomen sogar Psycho­ logen machen können, die sich doch immerhin in halbwegs naturwissenschaftlicher Weise damit zu beschäftigen versuchen, wird deutlich bei I. Vogt, Zur Psychologie der Ähnlichkeit, Meisenheim 1972, S. 19 f. 46 B loch, Pour une histoire, S. 17 ff.; Durkheim, S. 138, will sogar der Soziologie nur den Vergleich von Gleichzeitigem erlauben. Zur Kritik Sewell. 47 Für M. W. Riley u. Ε. Ε. Nelson, Research on Stability and Change in Social Systems, in: Barber u. Inkeles, S. 407—49, bes. 410 ff. ist das noch eine aufregende neue Entdeckung, die sie umständlich erklären! Zum Problem der Temporalstruk­ turen demnächst R. Koselleck. Hinweise in ders., Wozu noch Historie?, in: HZ, B d. 212, 1971, S. 1-18, bes. 15 ff. und bei E. Shils, Tradition, in: CSSH, B d. 13, 1971, S. 122-59, bes. 126 ff. 48 Dazu klar Postan, S. 63 f.; Popper, Objektive Erkenntnis, S. 328 f. Sehr unbe­ kümmert der Sprachgebrauch ζ. Β. bei D. Groh, Kritische Geschichtswissenschaft in emanzipatorischer Absicht, Stuttgart 1973, passim. 49 Die Einengung auf den politisch relevanten Bereich bedeutet, daß hier vornehm­ lich die Umsetzung ökonomischer und sozialer Verhältnisse und „Strukturen“ (i. S. durchgängiger großer Linien und Verflechtungen von Wirkungsfaktoren) in politische Abläufe und Prozesse und im Kontext primär politischer Kontinuitätslinien inter­ essiert. Zur Problematik vgl. E. J . Hobsbawm, From Social History to the History of Society, in: Daedalus 100, 1971, B d. 1, S. 20-35, dt. in Wehler Hg., Geschichte und

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Anmerkungen zu Seite 21-22 Soziologie, S. 331-53; J . Kocka, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, in: SDG, B d. 6, Freiburg 1972, S. 2-39, verändert auch in Wehler, Geschichte und Soziologie, S. 305-30; ders., Theorien in der Sozial- und Geselischaftsgeschichte, in: Geschichte und Gesellschaft (GG), Bd. 1, 1975, S. 9-42; W. Fischer, Sozialgeschichte und Wirtschafts­ geschichte. Abgrenzungen und Zusammenhänge, in: Ludz, S. 132-52; G. Duby, Histoire sociale et idéologies des socéltés, und P. Vilar, Histoire marxiste, histoire en construction, beide in: Le Goff u. Nora, B d. 1, S. 147-68 u. 169-209; P. Vilar, Marxismus und Geschichte in der Entwicklung der Sozialwissenschaften, in: Wehler, Geschichte und Ökonomie, S. 286-303. 50 Einige Unterschiede zwischen „Idealtyp“ und „Modell“ legen es nahe, den hier zugrunde gelegten B egriff eher als Typus zu verstehen, obwohl er auch modellhafte Züge aufweist. Vgl. T. Schieder, Unterschiede zwischen historischer und sozialwissen­ schaftlicher Methode (1970), in Wehler, Geschichte und Soziologie, S. 283-304, bes. 291 ff. 51 Zur Periodisierung vgl. vor allem Wehler, Aufstieg, in: Winkler, Organisierter Kapitalismus, bes. S. 40 ff.; Puhle, Übergang, in: ebd., bes. S. 178 ff. Ferner: H.-U. Wehler, Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918, Göttingen 1973, S. 48 ff.; für die USA mit abweichender B egrifflichkeit und Periodisierung auch W. A. Williams, The Con­ tours of American History, Chicago 1966 (19611), S. 345 ff., 439 ff. 52 Anteile der öffentlichen Ausgaben am Bruttosozialprodukt in %: Deutschland 1859 1869 1872 1891 1899 1903 1907 1913 1923 1929 1932 1936 1955 1957 1958

7,5 11,1 16,2 (1901) 14,4 14,8 25,0 (1925) 30,6 36,6 33,5 39,0 42,2 44,1

USA 1,6 5,3 4,1 7 8 14 10 22 19 28 29 31

Quellen: W. J , Shultz u. C. L. Harris, American Public Finance, Englewood Cliffs 19607, S. 11; S. Andic u. J . Veverka, The Growth of Government Expenditure in Germany since the Unification, in: Finanzarchiv. N. F., B d. 23, 1963/64, S. 169-278, bes. 183 f., 252, 260 f.; H. Timm, Das Gesetz der wachsenden Staatsausgaben, in: ebd. N. F., B d. 21, 1961, S. 201-47, bes. 246. Für Frankreich sind die Angaben nur spo­ radisch und sehr ungenau zu ermitteln. Vgl. Timm, S. 247. Zum Problem auch W. Gerloff, Der Staatshaushalt und das Finanzsystem Deutschlands, 1820-1927, in: Handbuch der Finanzwissenschaft, B d. 3, Tübingen 1929, S. 1-69; F. Terhalle, Ge­ schichte der deutschen öffentlichen Finanzwirtschaft vom B eginn des 19. Jhts. bis zum Schlusse des Zweiten Weltkrieges, und Η. Μ. Groves, Geschichte der öffentlichen Finanzwirtschaft in den Vereinigten Staaten, beide in: ebd., B d. 1, Tübingen 19522, S. 273-326 u. 340-58; sowie J . A. Schumpeter, Die Krise des Steuerstaates (1918),

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Anmerkungen 2» Seite 22-25 in: ders., Aufsätze zur Soziologie, Tübingen 1953, S. 1-71; Puhle, Wohlfahrtsaussdiuß. 53 Auch der B eitrag von G. Hardach, Französische Rüstungspolitik 1914-1918, in: Winkler, Organisierter Kapitalismus, S. 101-16, bes. 111-13 trägt wenig zur Operationalisierung des Begriffs bei. 54 Zum Gewicht der unabhängig vom gegenwärtigen Konsensus Autorität kon­ stituierenden Tradition, zu den Mechanismen und Wirkungen der Traditionalität und der Alltäglichkeit von charisma besonders E. Shils, Tradition. 55 Vgl. die Kritik von Habermas an Luhmann in: J . Habermas u. N. Luhmann, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, Frankfurt 1971, S. 142-290; J . B erg­ mann, Die Theorie des sozialen Systems von T. Parsons, Frankfurt 1967; W. D. Narr, Theoriebegriffe und Systemtheorie, Stuttgart 1969; Wehler, Einleitung, in: ders., Geschichte und Soziologie; Κ. Η. Tjaden, Konservative Gehalte soziologischer Theo­ rien, in: Das Argument, H. 50, 1969, S. 34—42 sowie T. Parsons, The System of Modern Societies, Englewood Cliffs 1971 (dt.: Das System moderner Gesellschaften, München 1972). Wolfgang Mommsens Klassifizierung der Ansätze einer Reihe zeitgenössischer deutscher Historiker als „funktional-strukturell“ beruht wohl auf einem Mißverständ­ nis. W. J . Mommsen, Domestic Factors in German Foreign Policy before 1914, in: CEH, Bd. 6, 1973, S. 3-43, bes. 8 f. 56 Dazu grundlegend die keineswegs eindeutig systematisierten Ansätze der Marx­ schen Klassentheorie in: Die heilige Familie, in: MEW, B d. 2, 1959, S. 37-39; Die deutsche Ideologie, in: ebd., B d. 3, 1958, S. 20-36; Manifest der Kommunistischen Partei, in: ebd., B d. 4, 1959, S. 459-93, bes. 462-74; Der achtzehnte B rumaire des Louis Bonaparte, in: ebd., B d. 8, 1960, S. 139-48, 153; Das Kapital I, in: ebd., B d. 23, 1962, S. 675, 790; Das Kapital III, in: ebd., Bd. 25, 1964, S. 207 f., 892 f.; Ökonomisch-Philo­ sophische Manuskripte aus d. Jahre 1844, Ergänzungsband. Erster Teil, 1968, S. 471-76, 487 f. und Dahrendorfs konflikttheoretische Weiterführung: R. Dahrendorf, Class, and Class Conflict in Indusmal Society, Stanford 1959 (dt. B erlin 1972), S. 36 ff., 72 ff., 157 ff., 206 ff., 241 ff.; ders., Elemente einer Theorie des sozialen Konflikts, in: ders., Ge­ sellschaft und Freiheit, München 1961, S. 197-235, bes. 217 ff., 232 ff. Ferner: L. A. Coser, The Functions of Social Conflict, N.Y. 1964 (dt. Neuwied 1965) u. Τ. Η. Marshall, Class, Citizenship, and Social Development, Garden City 1965 (19631), S. 135 ff., 180 ff., 248 ff. Frühe theoretische Konzeptionen allgemeiner schon bei N. Machiavelli, II Principe e Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio, Opere I, Milano 1960, S. 16, 32 f., 48-50, 61, 70 f., 74, 80 (I1 Principe); 136-40, 246-48, 252-54, 390-412 (Discorsi) u. T. Hobbes, Leviathan, Kap. 13, London 1962, S. 63-66. 57 D. Rüschemeyer, Partielle Modernisierung, in: W. Zapf, S. 382-96, definiert (382) partielle Modernisierung als „ein(en) Prozeß sozialen Wandels, der zur Insti­ tutionalisierung relativ moderner Sozialformen neben erheblich weniger modernen Strukturen in ein und derselben Gesellschaft führt“. Vgl. auch Gerschenkron, Rück­ ständigkeit; Landes, Prometheus. Zur Kritik der Modernisierungstheorien allgemein auch Tipps, Schissler u. Wehler, Modernisierungstheorie. Ferner: Zapf; Η. Ρ. Dreitzel Hg., Sozialer Wandel, Neuwied 1967; N. J . Smelser, Social Chance in the Industrial Re­ volution, London 1960; ders., Soziologie der Wirtschaft, München 19722; B . F. Hose­ litz, Wirtschaftliches Wachstum und sozialer Wandel, B erlin 1969; W. E. Moore, Struk­ turwandel der Gesellschaft, München 19733; Κ. Η. Tjaden, Soziales System und sozialer Wandel, Stuttgart 1972 (1969 1 ); K. O. Hondrich, Wirtschaftliche Entwicklung, soziale Konflikte und politische F reiheiten, F rankfurt 1970; W. L. B ühl, Evolution und Revo­ lution, München 1970. 58 Unter „Entwicklung“ verstehe ich hier vorläufig einen immer relativen und sektoral bezogenen Prozeß, zu dem wesentlich folgende Elemente gehören: die Ver­ besserung der materiellen Lebensbedingungen und politischen Partizipationschancen,

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Anmerkungen zu Seite 25-28 die Vergrößerung der Freiräume für einzelne und Gruppen und die zunehmende Absicherung politischer, sozialer und wirtschaftlicher Autonomie. Die normativen Implikationen dieser Definition sind mir dabei durchaus bewußt; sie scheinen jedoch unumgänglich zu sein, will man die ominöse Formel vom „sozialen Wandel“ mit Inhalt füllen. Zum Kontext vgl. Gerschenkron, Rückständigkeit, und Rüschemeyer. Ver­ suche konkreter Anwendung von Modellen partieller Modernisierung in unterschied­ licher Dichte vor allem in den B eiträgen in: G. A. Almond u. a., Crisis, Choice, and Change. Vgl. jedoch auch schon Max Weber, Kapitalismus und Agrarverfassung, in: ZGS, Bd. 108, 1952, S. 431-52, bes. 444 ff. 59 Vgl, Moore, S. 413 ff., 433 ff. 60 J . G. Droysen, Historik, Darmstadt 1960 (nach 19374), S. 328. II. 1 Zum Problem der „German Divergence from the West“ vgl. L. Krieger, The German Idea of Freedom, N.Y. 1957, passim. 2 Unter „Präfaschismus“ verstehe ich hier und in der Folge - i. S. einer Entwick­ lungsgeschichte des deutschen Faschismus vor der Organisation der nationalsozialisti­ schen B ewegung und der Etablierung des NS-Regime - wesentlich jene gesellschaft­ lichen, koalititonspolitischen und ideologischen Konstellationen deutscher Politik seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jhts., die bereits entscheidende Kriterien des Faschismus (vgl. Anm. 22 zu Kap. I) erfüllen und die bruchlos und kontinuierlich weiterwirkend die Errichtung der NS-Herrschaft förderten. Die wichtigsten Faktoren waren der Solidarprotektionismus und die B ündnisse der besitzenden Interessenten, Anti­ sozialismus, Antiliberalismus, völkischer Nationalismus, Antiparlamentarismus und agitatorische Massenmanipulationstechniken, mittelständisch-korporativistische B estre­ bungen und Ideologien und der Antisemitismus. Der „ideologische Konsensus“ der Besitzenden, den H.-U. Wehler für die B ismarckzeit analysiert hat und der nach 1890 noch ausgeprägter und wirkungsmächtiger zutage getreten ist, ist tendenziell prä­ faschistischer Konsensus und gehört ebenso zu den Erscheinungsformen des deutschen Präfaschismus wie Organisation und Politik des B undes der Landwirte, des Deutsch­ nationalen Handlungsgehilfenverbandes und der nach 1890 ins Leben tretenden impe­ rialistischen und mittelständischen Agitationsvereine, die Politik der Sammlung, das Kartell der schaffenden Stände von 1913 und die Deutsche Vaterlandspartei, um nur die wichtigsten zu nennen. Die B ismarckzeit soll hier trotz zahlreicher Züge eines gewissermaßen „latenten“ Präfaschismus nicht ausdrücklich als präfaschistisch begriffen werden, da zum einen die souveräne Manipulation des „politischen Massenmarkts“ (H. Rosenberg) durch den Kanzler die durchaus vorhandenen Entwicklungstendenzen noch eindämmte und kanalisierte und zum anderen die Agitationsverbände organisa­ torisch noch unterentwickelt waren. Die Übergänge in der Periodisierung sind jedoch fließend. Vgl. H.-U. Wehler, B ismarck und der Imperialismus, Köln, 19703, S. 112 ff.; H. J . Puhle, Agrarische Interessenpolitik und preußischer Konservatismus im wilhel­ minischen Reich (1893-1914), Hannover 1967, 19752, S. 72 ff., 111 ff., 274 ff.; ders., Parlament, Parteien und Interessenverbände 1890-1914, in: M. Stürmer Hg., Das kaiserliche Deutschland, Düsseldorf 1970, S. 340-77; ders., Von der Agrarkrise zum Präfaschismus, Wiesbaden 1972, S. 9 ff., 46 ff.; Η. Α. Winkler, Mittelstand, Demokra­ tie und Nationalsozialismus, Köln 1972, S. 65 ff., 157 ff.; D. Stegmann, Die Erben Bismarcks. Parteien und Verbände in der Spätphase des wilhelminischen Deutschlands, Köln 1970, S. 59 ff., 131 ff., 208 ff., 352 ff., 497 ff.; ders., Wirtschaft und Politik nach Bismarcks Sturz. Zur Genesis der Miquelschen Sammlungspolitik 1890-1897, in:

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Anmerkungen zu Seite 28-29 Fs. f. F. Fischer, Düsseldorf 19742, S. 161-84; ders., Zwischen Repression und Mani­ pulation: Konservative Machteliten u. Arbeiter- u. Angestelltenbewegung 1910-1918, Archiv f. Sozialgeschichte, B d. 12, 1972, S. 351-432; M. Stürmer, B ismarckstaat und Caesarismus, in: Der Staat, B d. 12, 1973, S. 467-98 sowie Moore, S. 411-508 und Krie­ ger. Zur Faktorenkonstellation: Wehler, B ismarck, S. 61 ff.; ders., Kaiserreich, S. 19 ff., 60 ff., 105 ff.; ders., Theorieprobleme der modernen deutschen Wirtschaftsgeschichte 1800-1945, in: G. A. Ritter Hg., Fs. f. H. Rosenberg, B erlin 1970, S. 66-107, ζ. Τ. in ders., Krisenherde, S. 291-312, 408-30; Landes, Prometheus, S. 231 ff.; W. Sauer, Das Problem des deutschen Nationalstaats, in: H.-U. Wehler Hg., Moderne deutsche Sozialgeschichte, Köln 19734, S. 407-36. 3 Schumpeter sprach bereits 1911 von einer „Wasserscheide zwischen zwei Epochen in der Sozialgeschichte des Kapitalismus“. J . A. Schumpeter, Theorie der wirtschaft­ lichen Entwicklung (1911) B erlin 19646, S. 102. 4 Vgl. dazu grundlegend Wehler, Aufstieg; ders., Kaiserreich, S. 41 ff.; J . Kocka, Unternehmensverwaltung und Angestelltenschaft am B eispiel Siemens 1847-1914, Stuttgart 1969, S. 315-19; P. Sering, Jenseits, S. 26 ff., 35 ff., 55 ff. 5 Zur Entwicklung im Ersten Weltkrieg vgl. G. D. Feldman, Kapitalismus; ders., Army, Industry, and Labor in Germany 1914-1918, Princeton 1966; ders., German Business B etween War and Revolution: The Origins of the Stinnes-Legien Agreement, in: Fs. f. H. Rosenberg, B erlin 1970, S. 312-41; ders. u.a., Die Massenbewegungen der Arbeiterschaft in Deutschland am Ende des Ersten Weltkriegs (1917-1920), in: PVS, B d. 13, 1972, S. 84-105; J . Kocka, Klassengesellschaft im Krieg. Deutsche Sozial­ geschichte 1914-1918, Göttingen 1973. • Vgl. Wehler, B ismarck, S. 96-99; W. Fischer, Herz des Reviers, Essen 1965, S. 25 ff.; H. B öhme, Deutschlands Weg zur Großmacht, Köln 19722, S. 57 ff., 183 ff., 341 ff.; E. Maschke, Grundzüge der deutschen Kartcllgeschichte bis 1914, Dortmund 1964; R. H. Tilly, Zur Entwicklung des Kapitalmarktes und Industrialisierung im 19. Jht. unter besonderer B erücksichtigung Deutschlands, in: VSWG, B d. 60, 1973, S. 145-65. 7 Vgl. Puhle, Wohlfahrtsausschuß, und die dort angegebene Lit., sowie F. Marbach, Zur Frage der wirtschaftlichen Staatsintervention, B onn 1950. 8 Zur dreistufigen Typologie der Interessenorganisationen in Deutschland vgl. Puhle, Parlament, S. 343-47, sowie die dort in Anm. 18 bis 35 angegebene Lit. 9 Vgl. vor allem Wehler, B ismarck, S. 95 ff.; B öhme, Weg, S. 405 ff., 530 ff., 550 ff., 561 ff.; H. Rosenberg, Wirtschaftskonjunktur, Gesellschaft u. Politik in Mitteleuropa 1873-1896, in: Wehler, Sozialgeschichte, S. 225-53; ders., Große Depression u. B is­ marckzeit, B erlin 1967, S. 118 ff., 169 ff.; I. N. Lambi, Die Organisation der industriel­ len Schutzzollinteressenten, in: K. E. B orn Hg., Moderne deutsche Wirtschaftsge­ schichte, Köln 1966, S. 296-308; K. W. Hardach, Die B edeutung wirtschaftlicher Fak­ toren bei der Einführung der Eisen- und Getreidezölle in Deutschland 1879, B erlin 1967. 10 Zum Steuerstaat vgl. J . A. Schumpeter, Die Krise des Steuerstaats (1918), in: ders., Aufsätze zur Soziologie, Tübingen 1953, S. 1-71, bes. 68 ff.; zu Adolph Wag­ ners 1863 formuliertem „Gesetz der wachsenden Staatsausgaben“ vgl. Timm, Gesetz, u. d. in Anm. 52 zu Kap. I genannte Lit., sowie C. B ellstedt, Die Steuer als Instru­ ment der Politik in den USA und Deutschland, B erlin 1966. 11 Vgl. Puhle, Wohlfahrtsausschuß. 12 Zur B ürokratisierung im Industriebereich vor allem Kocka, Unternehmensver­ waltung, S. 547 ff.; ders., Vorindustrielle Faktoren in der deutschen Industrialisierung, in: Stürmer He., Das kaiserliche Deutschland, S. 265-86. 13 Zur Dialektik von „Organisation“ und Streik in den Konzeptionen der deut286 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 29-31 schen Gewerkschaften vgl. neuerdings H. Kaelble u. H. Volkmann, Konjunktur u. Streik während des Übergangs zum organisierten Kapitalismus in Deutschland, Sch. Jb., B d. 92, 1972, S. 513-44, bes. 539-41; insgesamt auch G. A. Ritter, Die Arbeiter­ bewegung im Wilhelminischen Reich, Berlin 19632, S. 45 ff., 107 ff., 176 ff. 14 Vgl. P. Sering, Wandlungen, S. 18-43; Wehler, B ismarck, S. 112-93; Puhle, Parlament, u. Η. Α. Winkler, Pluralismus oder Protektionismus? Verfassungspolitische Probleme des Verbandswesens im deutschen Kaiserreich, Wiesbaden 1972. 15 Dazu vor allem H. Boldt, Rechtsstaat u. Ausnahmezustand, Berlin 1967. 16 Zum deutschen Entwicklungsrückstand vgl. Gerschenkron, Rückständigkeit; T. Veblen, Imperial Germany and the Industrial Revolution (1915), Ann Arbor 19662, S. 174 ff., 185 f., 248 f.; Landes, Prometheus, S. 231 ff.; Wehler, B ismarck, S. 112 ff. Zur verfassungspolitischen Situation vor allem: T. Nipperdey, Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, Düsseldorf 1961; D. Fricke Hg., Die bürgerlichen Par­ teien in Deutschland (1830-1945), Leipzig 1968 u. 1970; G. A. Ritter Hg., Deutsche Parteien vor 1918, Köln 1973, sowie E. Kehr, Schlachtflottenbau und Parteipolitik 1894-1901, B erlin 1930; J . C. G. Röhl, Germany Without B ismarck, London 1967 (dt.: Deutschland ohne Bismarck, Tübingen 1969); Puhle, Interessenpolitik; H. Kaelble, Industrielle Interessenpolitik in der Wilhelminischen Gesellschaft, B erlin 1967; Steg­ mann, Erben; P. C. Witt, Die Finanzpolitik des Deutschen Reiches von 1903 bis 1913, Lübeck 1970, u. d. Aufsätze: T. Nipperdey, Interessenverbände u. Parteien in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg, in: Wehler, Sozialgeschichte, S. 369-88; M. Stürmer, Konservatismus und Revolution in B ismarcks Politik, u. Puhle, Parlament, in: Stürmer Hg., Das kaiserliche Deutschland, S. 143-67 u. 340-77; Stürmer, B ismarck­ staat; G. U. Scheideier, Parlament, Parteien u. Regierung im Wilhelminischen Reich 1890-1914, in: Aus Politik und Zeitgeschichte Β 12/71, S. 16-24, u. G. A. Ritter, Einleitung zu: Historisches Lesebuch 2, 1871-1914, F rankfurt 1967, S. 9-23 sowie die ältere Interpretation von W. Frauendienst, Demokratisierung des deutschen Kon­ stitutionalismus in der Zeit Wilhelms II, in: ZGS, B d. 113, 1957, S. 721 ff., die die Parlamentarisierungstendenzen gegenüber den manipulativen und bonapartistischen Entwicklungslinien noch als dominant ansieht. Vgl. auch U. B ermbach, Vorformen parlamentarischer Kabinettsbildung in Deutschland, Köln 1967, S. 18-22. 17 Vgl. vor allem M. Weber, Parlament und Regierung im neugeordneten Deutsch­ land (1917), in: ders., Ges. Pol. Schriften, München 1921 (19723), S. 126 ff., bes. 138, 164, 169, 182 ff.; S. Neumann, Towards a Comparative Study of Political Parties, in: ders. Hg., Modern Political Parties, Chicago 1956, S. 400-05, sowie Rosenberg, Große Depression; Lambi, Schutzzollinteressenten; Hardach, B edeutung; T. S. Hamerow, The Origins of Mass Politics in Germany 1866-1867, in: Fs. f. F. Fischer, S. 105-20. Zum Sozialimperialismus vgl. zusammenfassend die Aufsätze von H.-U. Wehler, Sozialimperialismus, u. B ismarcks Imperialismus 1862-1890, in: ders. Hg., Imperialis­ mus, Köln 1970, S. 83-96 u. 259-88. 18 Vgl. Röhl. 19 Zum B und der Landwirte vgl.: A. Gerschenkron, B read and Democracy in Germany, B erkeley 1942 (N.Y. 19662), S. 51-81; S. R. Tirrell, German Agrarian Politics After B ismarck's Fall, N.Y. 1951; Puhle, Interessenpolitik, u. ders., Der Bund der Landwirte im Wilhelminischen Reich, in: W. Rüegg u. O. Neuloh Hg., Zur sozio­ logischen Theorie u. Analyse des 19. Jhts., Göttingen 1971, S. 145-62, sowie den sehr wenig analytischen B eitrag von D. Fricke, B und der Landwirte, in ders. Hg., Die bür­ gerlichen Parteien, Bd. 1, S. 129-49. 20 Engels an Marx, 13. 4. 1866, in: MEW, B d. 31, S. 208. Jacob B urckhardt, der dasselbe Phänomen kritisierte, sprach vorzugsweise vom „Cäsarismus“. Vgl. H. Hof­ mann, J . Burckhardt u. F. Nietzsche als Kritiker des B ismarckreiches, in: Der Staat,

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Anmerkungen zu Seite 31-34 Bd. 10, 1971, S. 433-53 u. M. Stürmer, B ismarckstaat. Zur B egriffsableitung J . B urck­ hardt, Das Zeitalter Constantins d. Gr., B erlin 1929, S. 32, 294, unter Anlehnung an A. Romieu, Der Cäsarismus oder die Notwendigkeit der Säbelherrschaft, dargetan durch geschichtliche B eispiele von der Zeit der Cäsaren bis auf die Gegenwart, Weimar 1851. 21 Es wäre interessant, aber auch sehr schwierig, einmal zu versuchen, an diesem Beispiel das theoretisch noch unterentwickelte Marxsche Modell von der Verselb­ ständigung der Staatsmacht bei Klassengleichgewicht und zunehmender Instrumen­ talisierung bei Klassenungleichgewicht als Interpretationshypothese zu operationa­ lisieren. Die spezifischen B edingungen der Herrschaft der preußischen Machtelite ebenso wie das Phänomen: B ismarck als Faktor sui generis dürften dabei allerdings nicht übersehen werden. Zum B onapartismus-Problem: K. Marx, Der achtzehnte Brumaire des Louis B onaparte, in: MEW, B d. 8, S. 111-207; F. Engels, Die Rolle der Gewalt in der Geschichte, in: MEW, B d. 21, S. 405-65; A. Thalheimer, Über den Faschismus (1930), in: O. B auer u. a., Faschismus und Kapitalismus, Frankfurt 1967, S. 19-38; zur Kritik: R. Griepenburg u. Κ. Η. Tjaden, F aschismus und Bonapartis­ mus, in: Das Argument, H. 41, 1966, S. 461-72; M. Stürmer, B ismarckstaat; ders., Staatsstreichgedanken im B ismarckreich, in: HZ, B d. 209, 1969, S. 566-615; Moore, S. 411-508; J . Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied 1962, S. 200 ff. 22 Zur Entwicklung in der SB Z und DDR vgl. A. Gerschenkron, The Land Reform in Eastern Germany, in: J . Ackermann u. M. Harris Hg., Family Farm Policy, Chicago 1947, S. 329-52; E. Weymar, Die Sozialisierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion, in Mitteldeutschland und in Jugoslawien, in: GWU, B d. 11, 1960, S. 12-36 u. 88-102 u. neuerdings die B eiträge in K. Merkel u. H. Immler Hg., DDR-Landwirtschaft in der Diskussion, Köln 1972. 23 Zum Antisemitismus auf dem Lande in den 80er und 90er Jahren vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 121 ff. u. 298 ff. sowie P. W. Massing, Vorgeschichte des poli­ tischen Antisemitismus, Frankfurt 1959, S. 21 ff., 40 ff., 52 ff.; I. Fetscher, Zur Ent­ stehung des politischen Antisemitismus in Deutschland, in: H. Huss u. A. Schröder Hg., Antisemitismus, Frankfurt 1965, S. 9-33 u. S. Angel-Volkov, The Social and Political Function of Late 19th Century Anti-Semitism: The Case of the Small Hand­ icraft Masters, in: H.-U. Wehler Hg., Sozialgeschichte Heute, Fs. f. H. Rosenberg, Göttingen 1974, S. 416-31. Zu Schleswig-Holstein vgl. vor allem R. Heberle, Land­ bevölkerung u. Nationalsozialismus. Eine soziologische Untersuchung der politischen Willensbildung in Schleswig-Holstein 1918-1932, Stuttgart 1963, S. 138 ff., 153 ff. 24 Auf Einzelheiten wird noch einzugehen sein. Vgl. H. Muth, Die Entstehung der Bauern- und Landarbeiterräte im November 1918 und die Politik des B undes der Landwirte, in: VfZ, B d. 21, 1973, S. 1-38; W. Mattes, Die bayerischen B auernräte. Eine soziologische und historische Untersuchung über bäuerliche Politik, Stuttgart 1921; M. Wojciechowski, Die Rolle der B auern- und Landarbeiterräte in der Novem­ berrevolution in Westpreußen (1918-1920), in: Wiss. Zs. d. Univ. Rostock, Geistes- u. Sprachwiss. Reihe, B d. 17, 1968, H. 2/3, S. 97-106. 25 Zu dem sich revolutionär gebenden ambiente vgl. die Schilderungen des Romans von H. Fallada, B auern, B onzen, B omben (19311), Reinbek 1966. 26 Schon 1921 wurde in den Reihen der „Schleswig-Holsteinischen B auern- und Landarbeiterdemokratie“ wieder der Unterschied zwischen der „grünen Demokratie“ und der „goldenen Demokratie“ des B erliner Tageblatts oder der Frankfurter Zeitung betont. Vgl. G. Stoltenberg, Politische Strömungen im schleswig-holsteinischen Land­ volk 1918-1933, Düsseldorf 1962, S. 34. 27 Sten. B er. über die erste B undesversammlung des Deutschen B auernbundes am 6. Juli 1909 in Gnesen, S. 6 ff., 48; K. Böhme, Entstehung und Politik des Deut-

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Anmerkungen zu Seite 34-37 schen B auernbundes, Deutscher B auernbund v. 2. 1. 1920; ebd. v. 21. 1. 1919. Auf­ grund der geringen Mitgliederzahl (Anfang 1922 angeblich 15-18 000) war die finan­ zielle Abhängigkeit des Bundes von der DDP groß. Vgl. Polit. Handwb., B erlin 1923, Bd. 2, S. 27; L. Albertin, Liberalismus u. Demokratie am Anfang der Weimarer Repu­ blik, Düsseldorf 1972, S. 121-26; W. Stephan, Aufstieg u. Verfall des Linksliberalis­ mus 1918-1933, Göttingen 1973, S. 408, 426 ff. Zur Deutschen B auernschaft vgl. den Artikel von W. Fritsch, Deutsche B auernschaft 1927-33, in Fricke, Die bürgerlichen Parteien, Bd. 1, S. 299-301. 28 Dazu ausführlich G. A. Ritter, Arbeiterbewegung, S. 128 ff. 29 Vgl. H. G. Lehmann, Die Agrarfrage in der Theorie und Praxis der deutschen u. d. internationalen Sozialdemokratie, Tübingen 1970, S. 64 ff., 104 ff., 113 ff. 30 K. Kautsky, Die Agrarfrage. Eine Übersicht über die Tendenzen der modernen Landwirtschaft u. d. Agrarpolitik der Sozialdemokratie, Stuttgart 1899; E. David, Sozialismus u. Landwirtschaft, B erlin 1903. Vgl. auch F. Engels, Die B auernfrage in Frankreich und Deutschland, in: Neue Zeit, B d. 13, 1894/95, S. 292 ff., auch MEW, Bd. 22, S. 483-505. 31 Engels, ebd., S. 505. 32 Das Programm findet sich abgedruckt in: G. Franz Hg., Quellen zur Geschichte des deutschen B auernstandes in der Neuzeit, München 1963, S. 525-28. Vgl. H. Krüger u. F. B aade, Sozialdemokratische Agrarpolitik. Erläuterungen zum sozial­ demokratischen Agrarprogramm, B erlin 1927; W. Hirschberg, Landwirtschaftskrise u. Sozialdemokratie. Analyse und Kritik des Kieler Agrarprogramms, rer. pol. Diss. Heidelberg 1929. 33 Das Godesberger Programm betont insbesondere die Notwendigkeit strukturel­ ler Reformen auf dem Agrarsektor zwecks Anpassung an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Grundsatzprogramm der SPD, Bonn 1959, S. 16 f. 34 Über die agrarpolitische Strategie der KPD am Ende der Weimarer Republik (die sich in der Politik der Gesamtpartei allerdings nur geringfügig niederschlug) informieren neuerdings die ausgewählten agrarpolitischen Reden und Schriften ν. Ε. Hoernle, Zum Bündnis zwischen Arbeitern u. Bauern, Berlin 1972, bes. S. 73-167. 35 Vgl. Landes; Wehler, B ismarck, S. 53 ff., 61 ff.; K. B orchardt, Die Industrielle Revolution in Deutschland, München 1972, S. 28 ff., 63 ff.; W. Fischer, Wirtschaft u. Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung, Göttingen 1972, S. 60 ff., 194 ff., 464 ff. 36 In B ayern lag der Anteil der in der Land- und Forstwirtschaft Tätigen 1907 mit 45,6 % um etwa ein Drittel über dem Reichsdurchschnitt. Stat. Jb. für das König­ reich Bayern 1911, S. 69 f. Anteile der in Land- und Forstwirtschaft Erwerbstätigen im Reich: 1882: 43,2 %; 1895: 36,1 %; 1907: 34,7 %; 1925: 30,5 %; 1933: 28,9 %; 1939: 26,1 %; 1949 (B RD): 23,2 %; 1960: 13,8 %; 1970: 8,8 %. Fundstellen in der Legende der Zusammenstellung in Tab. 3 (S. 251). Der Anteil der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen nahm 1965 gegenüber dem Vorjahr um 4 % ab, 1966 um 3,4; 1967: 4; 1968: 3,5; 1969: 3,8 und 1970 um 5,9%. Agrarbericht der B undesregierung 1971, Bundestagsdrucksache (DS) VI, 1800, S. 13. Der Anteil der landwirtschaftlich Erwerbs­ tätigen lag in der B RD in den 60er Jahren noch erheblich unter dem Frankreichs und des EWG-Durchschnitts. Vgl. auch Tab. 1 (S. 248 f.). 37 Anteil der landwirtschaftlichen B evölkerung (Erwerbstätige und B erufszugehörige) an der Gesamtbevölkerung: 1882: 40,4%; 1895: 35,8; 1907: 27,4; 1925:23,0; 1933: 21,0; 1939: 18,2; 1949 (BRD): 14,7 %. Fundstelle s. Tab. 3. 38 Stat. Jb. für die BRD, Stuttgart 1971, S. 34, 124. 39 Anteil der Landbewohner (in Gemeinden unter 2000 Einwohnern): 1871: 63,9%; 1880: 58,6; 1890: 53,0; 1900: 45,7; 1910: 38,3; 1925: 34,5; 1933: 32,7; 1939: 30,1; 1950 (B RD): 28,8; 1960: 23,3; 1970: 18,4%. Vgl. Tab. 3. Zur Auswirkung der

289 19 Puhle

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Anmerkungen zu Seite 37-39 Betriebsstruktur auf die Abwanderung bereits M. Sering, Die Verteilung des Grund­ besitzes u. d. Abwanderung vom Lande, B erlin 1910, S. 7. Zwischen 1895 u. 1900 wanderten aus 416 preußischen Landkreisen über 1 Mio. B ewohner ab. Der Wande­ rungsverlust in den Landkreisen der östlichen preußischen Provinzen betrug zwischen 1910 u. 1925 (Gebietsstand v. 1925) —48,4 % des Geburtenüberschusses gegenüber einem Gewinn von + 7,7 % im Reichsdurchschnitt, der vor allem der Attraktion B er­ lins zu verdanken ist: B erlin +452,0%; Reichsdurchschnitt ohne B erlin nur -1,3%. Der Hauptanteil des Wanderungsverlustes entfiel auf die Landkreise in Ostpreußen mit -72,5%. Es folgen Oberschlesien (-59,9%), Grenzmark (-59,6%), Nieder­ schlesien (-50,6%) und Pommern (-23,9%); die brandenburgischen Landkreise ver­ zeichneten einen Wanderungsgewinn von +23 % des Geburtenüberschusses. Vgl. M. Sering, Die deutsche Landwirtschaft unter volks- und weltwirtschaftlichen Gesichts­ punkten, Berlin 1932, S. 139. 40 Nach K. Grünberg, Agrarverfassung I, B egriffliches u. Zuständliches, in: Grund­ riß der Sozialökonomik, Abt. 7; Tübingen 1922, S. 131-67, bes. 167, waren von den hauptberuflich in der Landwirtschaft Tätigen (in Tausend):

Selbständige Angestellte Arbeiter insgesamt männl. Arbeiter Arbeiterinnen

1882 2 288 67 5 882 3 630 2 252

1895 2 569 96 5 628 3 240 2 388

1907 2 501 97 7 283 3 029 4 254

Dabei sind mithelfende Familienangehörige, sofern sie regelrecht entlohnt wurden, mitgezählt. Viele statistische Angaben sind, obwohl der Entwicklungstrend deutlich wird, oft schwer oder gar nicht vergleichbar, da sie von verschiedenen Kategorien ausgehen. Normalerweise sind Lohnarbeiter, bzw. Landarbeiter als familienfremde Arbeitskräfte ausgewiesen und fassen die kurzfristig kontrahierenden Tagelöhner und die längerfristig gebundenen Instleute (in Preußen, anderswo heißen sie gelegentlich anders) mit Landnutzungsrechten und teilweisem Naturaldeputat sowie auch die von letzteren zu stellenden weiteren Arbeitskräfte (z. Β. Scharwerker) zusammen. Manch­ mal sind jedoch nur Tagelöhner ausgewiesen. Saisonarbeiter sind gelegentlich gesondert gezählt, oft aber auch nur ausländische Saisonarbeiter. Zum Gesinde rechnen die per­ manent und überwiegend gegen Geldentlohnung im Haus und auf dem Hof beschäf­ tigten Knechte und Mägde. Zwischen 1907 u. 1925 nahm der Anteil des Gesindes in Großbetrieben von 16,6 auf 10,3 % ab, in B etrieben zwischen 20 u. 100 ha dagegen nur unerheblich von 31,9 auf 31,5 %, in B etrieben zwischen 5 u. 20 ha stieg er sogar etwas an (von 12,2 auf 12,4%). Der Anteil der weiblichen Arbeitskräfte an der Gesamtzahl aller B eschäftigten (unter Einschluß der Familienarbeitskräfte) lag in den Betrieben zwischen 5 u. 20 ha so gut wie konstant bei 50%, in den B etrieben zwi­ schen 20 u. 100 ha bei 45 %. In den Großbetrieben war er dagegen geringer und fiel von 41,3 % i. J . 1907 auf 35,9 % i. J . 1925. Der Anteil der Lohnarbeiter, bzw. abhän­ gigen Arbeitskräfte betrug 1933: 27,1%, 1939: 23,7, 1949 (B RD): 18,8, 1960: 14,6 und 1970: 12,4 %. Vgl. Sering, Landwirtschaft, S. 137 und Tab. 3. 41 Vgl. Tab. 3 (S. 251). 42 Vgl. bis 1959 W. G. Hoff mann u.a., Das Wachstum der Deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, B erlin 1965, S. 33. Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt betrug nominal, bzw. (in Klammern) real:

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Anmerkungen zu Seite 39 1960 1965 1966 1967 1968 1969

5,6 4,5 4,3 4,8 4,7 4,2

(5,3) (3,9) (4,7) (3,8) (3,6) (3,2)

Agrarberidit 1970, DS VI, 372, S. 170; Stat. Jb. über Ernährung, Landwirtschaft u. Forsten der B RD (Stat. Jb. ELF), Hamburg 1968, S. 15. Zum Vergleich auch Tab. 2 im Anhang. 43 Die Wachstumsraten der Kapitalintensität in der Landwirtschaft lagen zwischen 1850 u. 1913 bei 0,7%, zwischen 1950 u. 1959 bei 4,5 %; die der Arbeitsproduktivität zwischen 1850 u. 1913 bei 1,2%, zwischen 1950 u. 1959 bei 5,6%. Die Wachstums­ raten der B eschäftigtenzahlen betrugen entsprechend 0,4 % bzw. -2,8 %, die des Nettoinlandsproduktes in der Landwirtschaft 1,6% bzw. 2,6%. Der Produktivitäts­ index (1950/51 = 100) betrug für die BRD 1961/62: 176 (für Frankreich sogar 183). Hoffmann u. a., S. 37; Μ. Μ. Postan, An Economic History of Western Europe 1945-1964, London 1967, S. 177. Detailliertere Kapital-, Ertrags- und Produktivitäts­ rechnungen für die Landwirtschaft, die sich mit den für die USA verfügbaren Angaben vergleichen ließen, liegen erst für die B RD in den laufenden Grünen B erichten des BM ELF durchgängig seit 1956 vor. 44 Anteile landwirtschaftlicher Ein- und Ausfuhren an den Gesamt-Ein- und Aus­ fuhren (Kategorie: Nahrungsmittel, ohne Genußmittel, Wert bei laufenden Preisen in % ) : Exporte 18,3 12,3 9,4 4,8 1,0 2,0 2,0 um 2,5

1880/84 1895/99 1910/13 1925/29 1935/38 1950/54 1955/59 1960/68

Importe 25,8 28,0 28,3 28,8 24,5 (36/38) 26,6 21,3 um 25,0

Hoffmann u. a., S. 153, 160; Stat. Jb. ELF 1968, S. 266. 45 Detaillierte Aufstellungen der Hektarerträge und Ernteergebnisse in Hoffmann u. a., S. 278-89. Zur regionalen Differenzierung (1878-1913) vgl. auch A. V. Desai, Real Wages in Germany 1871-1913, Oxford 1968, S. 130-33; für Preußen vor 1903 vgl. A. Meitzen u. F. Grossmann, Der B oden u. d. landwirtschaftlichen Verhältnisse des preußischen Staates, Bd. 7, Berlin 1906, S. 799-831. 46 Vgl. Hoffmann u.a., S. 301-03; J . B . Esslen, Die Fleischversorgung des deut­ schen Reiches. Eine Untersuchung der Ursachen u. Wirkungen der Fleischteuerung und der Mittel zur Abhilfe, Stuttgart 1912. In der B RD stieg die Fleischproduktion besonders in der ersten Hälfte der 60er Jahre kurzfristig an. Stat. Jb. ELF 1968, S. 121. 47 Im Deutschen Reich gab es: Dampfpflüge Sä- und Drillmaschinen Mähmaschinen

1882 836 63 842 19 634

1895 1 696 169 465 35 084

1907 2 995 290 039 301 325

291 19*

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 39-40 Dampf dresdimasdiinen andere Dreschmaschinen

75 690 298 367

259 364 596 869

488 867 947 003

(1882 nur Sämaschinen). Grünberg, Agrarverfassung, S. 142. In der BRD wurden gezählt: 1958 699 196 26 000 176 000

Schlepper Mähdrescher Melkmaschinen

1966 1 214 696 140 000 460 000

Stat. Jb. ELF, S. 54-59, 134. Zu den Anfängen in den 30er Jahren vgl. die Angaben von H. Haushofer, Die deutsche Landwirtschaft im technischen Zeitalter, Stuttgart 1963, S. 243-48 sowie M. Sering, Landwirtschaft, S. 806-29. 48 Vgl. die Indices der Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte in Tab. 4 (S. 252 f.). Absolute Werte und produktspezifische Aufschlüsselungen bei Hoffmann u. a., S. 552-55. Zu den Gesamteinkommen G. B ry, Wages in Germany 1871-1945, Prin­ ceton 1960, S. 122. Für die 60er Jahre vgl. die Indices der landwirtschaftlichen Erzeu­ gerpreise in: Stat. Jb. ELF 1968, S. 3: 1961/62-1962/63 = 100 1950/51 : 74,9 1962/63 : 100,8 1963/64 : 102,5 1964/65 : 107,2 1965/66 : 114,1 1966/67 : 109,3. 49

Anzahl der landwirtschaftlichen B etriebe im Deutschen Reich:

1882: 5 276 344 1895: 5 558 317, davon 3 308 126 in Preußen 1907: 5 736 082, davon 3 400 144 in Preußen und ca. 555 000 in B ayern

(davon etwa ein Drittel Zwergbetriebe und ein Viertel kleinbäuerlich [Stat. Jb. f. d. Kgr. Bayern, 1911, S. 69 ff.]) 1907 (im Gebietsstand von 1925, ohne Saar) waren es: 4 640 554 1925: 5 096 533. 1933 waren es mit 3 046 875 sehr viel weniger, weil die kleinste Größenklasse (unter 2 ha) nicht mehr ab 0,05 ha erfaßt wurde (1925: 3 027 431), sondern nur noch ab 0,5 ha (1933: 834 014), um die bloßen Subsistenzwirtschaften auszuklammern. 1939 hatte sich die Zahl wieder auf 3 196 105 vermehrt. Zu Anzahl, Größenklassenzuord­ nung und Flächen landwirtschaftlicher B etriebe für das Deutsche Reich (bis 1939) und die B RD vgl. die Daten und Umrechnungen in Tab. 5 (S. 254 f.). Regionale Auf­ schlüsselungen in den dort angegebenen Fundstellen. 50 Vgl. Tab. 5 (S. 254 f.). Von allen landwirtschaftlichen B etrieben waren: % Reine Eigenbetriebe Reine Pachtbetriebe Gemischte Pachtbetriebe

1882 56,0 15,7 28,3

1895 40,68 16,43 30,48

Nach Größenklassen geordnet waren jeweils reine Eigenbetriebe: 292 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

1907 42,87 17,18 29,92

Anmerkungen zu Seite 40-41 1882

% unter 0,5 ha 0,5- 2 2 - 5 5-20 20 -100 über 100 insgesamt

1907 32,1 39,4 44,0 58,6 75,3 61,0 42,87

1895 27,15 35,80 43,62 58,52 74,06 61,45 40,68

50,06 55,20 68,56 80,93 63,23 55,97

Grünberg, Agrarverfassung, S. 149 f. 51 Tab. 5 u. Stat. Jb. B RD 1952, S. 98-101, und Statistik der B RD, B d. 27: Struk­ tur der land- u. fortwirtsdiaftlichen B etriebe, Heft 2, Stuttgart 1954, S. 11-15. Dort auch regionale Aufschlüsselungen. 52 Die noch kleineren Parzellen zwischen 0,01 und 0,5 ha, die in der Regel nur noch im Nebenberuf und am Feierabend bewirtschaftet werden, nahmen zwischen 1949 und 1960 allerdings zu: 1949: 67 511 (Fläche in 1000 ha): 21,7 1960: 82 058 23,7 Stat. Jb. B RD 1962, S. 165. Eine Feldstudie im Landkreis Horb/Neckar im Jahre 1957 ergab einen Anteil von 73 % aller B etriebe in den Größenklassen unter 7,5 ha. Insgesamt waren in dieser traditionell kleinbetrieblichen Region allerdings nur noch 10,6% Vollbauernbetriebe, davon 6,0% solche mit Nebenerwerb; 5,8 % waren Über­ gangsbetriebe, 32 % Teilbauernbetriebe, 28,1 % landw. Nebenerwerbsbetriebe, 22,5 % Freizeitlandwirtsbetricbe, davon 14,7 % Industriearbeiterstellen. Entsprechend variier­ ten die Einkommenshöhen. Vgl. F. Kuhnen, Lebensverhältnisse ländlicher Familien. Sozialökonomische Untersuchungen an 3000 Familien im Landkreis Horb/Neckar, Bonn 1961, S. 4, 22, 117, 135-48. 53

Anteile der Betriebe nach Größenklassen in der BRD (in % ) :

ha 0,5- 2 2 - 5 5-10 10 - 20 20 - 50 50 -100 über 100

Betr. 30,9 28,5 20,8 13,2 5,8 0,6 0,2

1949

Fläche 4,8 13,6 21,1 26,2 24,0 6,1 4,2

Betr. 27,0 22,9 20,6 19,7 8,7 0,9 0,2

1964

Fläche 3,3 8,7 17,2 31,8 28,5 7,1 3,4

Betr. 24,6 19,2 18,1 21,3 14,9 1,6 0,3

1972

Fläche 2,3 5,7 11,8 27,6 38,6 9,6 4,4

Die durchschnittliche landwirtschaftliche Nutzfläche je B etrieb stieg von 6,95 ha i. J . 1949 auf 8,7 ha i. J . 1964 und 11,16 ha i. J . 1972. Bericht der B undesregierung über die Lage der Landwirtschaft (Grüner B ericht) 1965, DS IV, 2990, S. 34 f.; Materialband zum Agrarbericht 1973 der B undesregierung, DS 7/147, S. 220-25. Zur Verteilung der Vollerwerbs-, Zuerwerbs- und Nebenerwerbs­ betriebe auf die Größenklassen 1972 ebd., S. 226 f. Vgl. auch Tab. 5 (S. 255) und S. H. Franklin, B auern: Worker-Peasants and Family Farms in Federal Germany, in: ders., The European Peasantry. The Final Phase, London 1969, S. 21-71, bes. 36 ff., 48 ff. 293 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 41—42 54 H. Rosenberg, Die Pseudodemokratisierung der Rittergutsbesitzerklasse, in: ders., Probleme der deutschen Sozialgeschichte, Frankfurt 1969, S. 7-49, 41. 55 Rosenberg, ebd., S. 26 ff., 41; H. Preuss, Die Junkerfrage, in: Die Nation, B d. 14, 1896/97, S. 619; M. Weber in: Verh. des Evangelisch-Sozialen Kongresses, abgehalten zu Leipzig am 10. u. 11.6. 1897, Göttingen 1897, S. 105 ff.; W. Sombart, Die deutsche Volkswirtschaft im 19. Jht. u. zu B eginn des 20. Jhts., B erlin 19277, S. 469-71; E. Kehr, Das soziale System der Reaktion in Preußen unter dem Ministerium Putt­ kamer, in: ders., Der Primat der Innenpolitik, B erlin 19702, S. 64-86; Η. Α. Wink­ ler, Der rückversicherte Mittelstand, in: Rüegg u. Neuloh, S. 163-79. Der Klassen­ begriff wird von mir hier in einem nicht orthodoxen Sinn verwandt, der den Plural „herrschende Klassen“ zuläßt, um z. Β. auch eine Differenzierung zwischen den ver­ schiedenen Gruppen im preußischen Herrschaftskartell zu erlauben, wie er anderer­ seits auch keineswegs eine strikt dichotomische, dem Marxschen Modell der Klassen­ gesellschaft völlig entsprechende Gesellschaftsformation als wirklich existent sugge­ rieren will. Der Grundansatz des Marxschen Modells, die Erklärung politischer Kon­ flikte als Klassenkonflikte, die sich aus wesentlich ökonomisch definierten Klassen­ lagen, Klassengegensätzen und Klassenspannungen ergeben, soll jedoch weitgehend beibehalten werden, mit der hier notwendigen Modifikation, daß auch weniger öko­ nomisch abgesicherte gesellschaftliche Status-Kriterien mit berücksichtigt werden sollen. Der Terminus „Schicht“ im Sinne der Stratifikationsanalyse scheint mir der historischen Realität handfest von Klassenlagen, Interessengegensätzen und Machtverhältnissen motivierter gesellschaftlicher Auseinandersetzungen nicht angemessen zu sein. Der jeweilige Grad der Polarisierung einer Gesellschaft in zwei große Lager (im Sinne eines klassengesellschaftlichen Modells) oder in deren mehrere ist ein anderes Problem, das jeweils konkret zu untersuchen ist. S. o. Anm. 56 zu Kap. I und J . Kocka, Klassen­ gesellschaft, S. 1-6. 56 M. Weber, Kapitalismus und Agrarvcrfassung (Rückübersetzung eines Vortrags in St. Louis i. J . 1904), in: ZGS, B d. 108, 1952, S. 431-52, hier 448. Vgl. auch schon die frühliberale Diskussion z. B. bei F. B uchholz, Idee einer arithmetischen Staats­ kunst mit Anwendung auf das Königreich Preußen in seiner gegenwärtigen Lage, Berlin 1809, S. 243: „Einen Feudaladel gibt es nicht mehr. . . . Es gibt an Stelle des Feudaladels jetzt nur noch einen Produzenten, und dies ist ein Glück für die Gesell­ schaft.“ 57 Vgl. insgesamt M. Weber, Kapitalismus; L. B rentano, Die Agrarreform in Preu­ ßen, B erlin 1897, S. 4 ff.; M. Sering, Die britische u. d. deutsche Agrarverfassung, in: Sitzungsber. d. preuß. Akademie der Wiss. 1937, phil.-hist. Klasse, B erlin 1937, S. 11-13; W. Abel, Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jht., Stuttgart 1962, S. 251 ff.; F. Lütge, Deutsche Sozial- und Wirtschafts­ geschichte, B erlin 19663, S. 433 ff., 480 ff.; Β. Η. Slicher van Bath, The Agrarian History of Western Europe A. D. 500-1850, London 1963, S. 239 ff., 310 ff.; F . W. Henning, Die B etriebsgrößenstruktur der mitteleuropäischen Landwirtschaft im 18. Jht. u. ihr Einfluß auf die ländlichen Einkommensverhältnisse, in: ZAGAS, B d. 17, 1969, S. 171-93; W. Conze Hg., Quellen zur Geschichte der deutschen B auernbefreiung, Göt­ tingen 1957, S. 100 ff., 184 ff.; G. F. Knapp, Die B auernbefreiung und der Ursprung der Landarbeiter in den älteren Teilen Preußens, Leipzig 1887, B d. 1, S. 126 ff., 161 ff., 201 ff., 256 ff.; A. Buchenberger, Agrarwesen und Agrarpolitik, bearb. v. W. Wygodzins­ ki, Leipzig 1914, B d. 1, S. 94 ff.; A. Sartorius v. Waltershausen, Deutsche Wirtschafts­ geschichte, Jena 1923, S. 140. 58 Im Jahre 1900 wurde das notwendige Gesamtbetriebskapital pro ha Ackerland in extensiven B etrieben auf ca. 200 M, in intensiven B etrieben auf zwischen 400 u. 600 M, für Weizenbau im Mittel auf 325 M, für Roggen auf 300 Μ veranschlagt.

294 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 42-43 Vgl. J . Esslen, Das Gesetz des abnehmenden B odenertrags seit J . v. Liebig, München 1905, S. 277-79. 59 Nach Meitzen u. Grossmann, B oden, B d. 6/1, Berlin 1901, S. 554 f. gab es 1886 noch 772 Domänen. Zur Bewegung der Pachterträge vgl. Esslen, Gesetz, S. 274. 60 In Österreich waren nur 4,1 % der Fläche fideikommissarisch festgelegt, in Bayern (1909) 3,1 %. Zum Institut d. Fideikommiss vgl. M. Weber, Agrarstatistische und sozialpolitische B etrachtungen zur Fideikommißfrage in Preußen (1904), in: ders., Ges. Aufsätze z. Soziologie u. Sozialpolitik, Tübingen 1924, S. 323-93, bes. 328 f., 367; J . Conrad, Die Fideikommisse in den östlichen Provinzen Preußens, in: Festg. f. G. Hanssen, Tübingen 1889, S. 259-300; Grünberg, S. 161-65; G. Gothein, Agrarpoliti­ sches Handbuch, B erlin 1910/11, S. 236-47. Im Jahre 1888 entfielen 492 F. mit 1 381 038 ha auf die ostelbischen Provinzen, 553 F. mit 740 374 ha auf die westlichen Provinzen; 1912 lagen 802 von 1276 F. (also 62,9 %) in den Ostprovinzen. Die F. im Osten waren erheblich größer als die im Westen. Ihr Anteil an der Fläche lag (1898) am höchsten in Schlesien (14,11%). 55,9% ihrer Inhaber waren niedere Adlige (also „Junker“), 25,6 % Grafen, 8,9 % Angehörige regierender und fürstlicher Häuser oder Standesherren; nur 9,6 % waren B ürgerliche. Vgl. Meitzen u. Grossmann, B d. 6/1, S. 550 f. 61

Güter (Anzahl) selbst bewirtschaftet verpachtet verwaltet mit abwesenden B esitzern Güter insgesamt Besitzer insgesamt

über 100 ha 8 432 3 200 4 002 6 369 15 635 10 987

über 1000 ha 1 441 2 045 2 196 4211 5 682 1 882

Die Rate des Absentismus lag mit insgesamt 15,7 % relativ niedrig. Der Anteil der Großlatifundien über 5000 ha an den Gütern über 1000 ha war mit 39,1 % (abso­ lute Zahl: 46) am höchsten in Schlesien; in Pommern betrug er 22% (24), in West­ preußen 11,8 % (13), in Posen 10,5 % (33), in Ostpreußen 7,1 % (11). Der Anteil bür­ gerlicher B esitzer an den B esitzern von Gütern über 1000 ha lag bei 27,4 %. 2,6 % der Güter über 100 ha und 4,15 % der Güter über 1000 ha gehörten juristischen Personen. J . Conrad, Agrarstatistische Untersuchungen, in: Jb. f. Nationalökonomie u. Statistik. NF, Bd. 16, 1888, S. 121-70, bes. 140, 146, 151; A. Meitzen, Der Boden u. d. landwirtschaftlichen Verhältnisse des preußischen Staates, B d. 4, B erlin 1869, S. 498 f.; Meitzen u. Grossmann, Bd. 6/1, S. 554 f., 557; Bd. 6/2, S. 138 f. 62 So wurden zwischen 1850 u. 1860 noch 6 319 352 Spanndiensttage und 23 444 396 Handdiensttage im Rahmen von 1 262 988 kleinen Grundbesitzungen in Preußen gegen Bezahlung aufgehoben. G. v. Viebahn, Statistik des zollvereinten und nördlichen Deutschlands, Bd. 2, Berlin 1862, S. 584. 63 Dazu vor allem Knapp, Bauernbefreiung, B d. 1, S. 201 ff., 256 ff., B d. 2, S. 226 ff., 411 ff.; M. Weber, Entwicklungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter (1894) in: ders., Ges. Aufsätze z. Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte, Tübingen 1924, S. 470-507; ders., Die ländliche Arbeitsverfassung (1893), in: ebd., S. 444-69; Grün­ berg, AgrarVerfassung; C. J . Fuchs, Deutsche Agrarpolitik vor u. nach dem Kriege, Stuttgart 19273, S. 2 ff., 8, 16 ff. 64 Das gilt z. B. besonders für Carl Rodbertus. Vgl. R. Michels, Rodbertus und sein Kreis, in: C. Rodbertus-Jagetzow, Neue B riefe über Grundrente, Rentenprinzip und soziale Frage an Schumacher, Karlsruhe 1926, S. 1-82, bes. 29 ff.; H. Rosenberg, 295 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 43-44 Honoratiorenpolitiker und „großdeutsche“ Sammlungsbestrebungen im Reichsgrün­ dungsjahrzehnt, in: Jb. f. d. Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands, B d. 19, 1970, S. 155-233, bes. 170 ff. 65 Vgl. M. Sering, Die innere Kolonisation im östlichen Deutschland, Leipzig 1893, S. 47. Anteil der Betriebe in Preußen: in% unter 2 ha 2- 5 5 - 20 20-100 über 100

1882 61,35 16,23 15,60 6,15 0,67

1895 61,91 15,80 15,98 5,69 0,62

Zwischen 1865 u. 1867 nahm die Fläche der spannfähigen B auernstellen in ganz Preu­ ßen um 224 121 Morgen ab, während die der kleineren, nicht spannfähigen B etriebe um 201 500 Morgen und die der Rittergüter um 13 799 Morgen zunahmen (1 Mor­ gen = 0,2553 ha). Meitzen u. Grossmann, B d. 6/1, S. 480 f.; B d. 6/2, S. 138 f., zur regionalen Verteilung Bd. 6/1, S. 476 ff. 66 Anzahl der landwirtschaftl. B etriebe in Westpreußen 1907: insgesamt 158 437, davon 86 051 unter 2 ha und 21 033 zwischen 2 und 5 ha. Wojciechowski, Rolle, S. 97 f. 67 B esitzwechsel preußischer Rittergüter (insgesamt 11771) zwischen 1835 und 1864 nach Provinzen:

Verkauf 827 1 089 2 335 2 299 1 816 4 777 1 144 117 14 404

Kurmark Neumark Ostpreußen Pommern Posen Schlesien Sachsen Westfalen insgesamt

Subhastation 62 73 121 160 442 407 69 13 1 347

Vererbung 682 494 1 042 1 272 1 185 1 904 947 377 7 903

Rodbertus-Jagetzow, Zur Erklärung und Abhilfe der heutigen Creditnoth des Grund­ besitzes, Jena 18762, Bd. 1, Tab. nach S. 143; vgl. auch ebd., Bd. 2, S. 329 ff. Die Pfand­ briefschulden beliefen sich auf: 1805: 1825: 1845: 1867:

53 891 638 Taler 83 141 365 108 415 763 186 601 893.

Die Hypothekenschulden betrugen: 1837: 1847: 1857:

5 498 284 Taler 8 787 280 11 076 974.

Jb. f. amtl. Statistik d. preußischen Staats, Bd. 1, 1863, S. 179, 185; Bd. 3, 1869, S. 85. 296 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 44-45 Ferner: Conrad, S. 831; M. Wirth, Geschichte der Handelskrisen, Frankfurt 18742, S. VIII, 229 f.; B . Földes, Die Getreidepreise im 19. Jht., in: Jb. f. Nationalökonomie u. Statistik, B d. 84, 1905, S. 467 ff., bes. 483; Sartorius v. Waltershausen, S. 39 f. Die hypothekarische Verschuldung ist bezogen auf fünf Grundsteuerreinertrags (GRE)-Klassen: I = Fideikommisse u. Stiftungsgüter; II = Güter über 1500 Μ GRE (Großbetriebe); III = 300-1500 Μ GRE (mittlere Betriebe); IV = 90-300 Μ GRE (kleinbäuerliche B etriebe) und V = unter 90 Μ GRE (Parzellenbesitz). Das Maß des GRE ist allerdings um so unzuverlässiger, je kleiner ein B etrieb ist. Der Schätzwert eines B esitzes betrug 1896 etwa das 74fache des GRE. Nach den Angaben von Meit­ zen u. Grossmann, B d. 6/1, S. 451 f. betrug die hypothekarische Verschuldung des Grundbesitzes in Preußen (in Μ pro Μ GRE) in den fünf verschiedenen Klassen: I II III IV V insgesamt

1883 6,77 28,13 18,02 18,72 46,06 23,59

1896 7,04 33,39 24,81 29,03 55,17 29,24

Zunahme in % 4 18 37 55 19 23

Zur Differenzierung nach Provinzen ebd., Bd. 6/2, S. 326-37. β»

II Provinz

1 Ostpreußen Westpreußen Brandenburg Pommern Posen Schlesien Sachsen Schleswig-Holstein Hannover Westfalen Hessen-Nassau Rheinland Preußen

unver­ von 30 schuldet bis oder bis 6 0 % 30 %

Von je 100 Gütern der B esitzgruppe III IV mit mehr als 60%

des Schätzwertes verschuldet 3 2 4 15,54 23,30 61,17 14,23 29,90 55,87 35,62 26,03 38,36 16,75 20,81 62,43 5,15 27,21 67,65 22,56 35,37 42,06 61,11 26,39 12,50 34,55 40,91 24,55 58,08 23,74 18,18 64,71 29,40 5,88 nur .11 Güter 73,14 20,90 5,97 29,33 27,77 42,90

unver­ von 30 schuldet bis oder bis 6 0 % 30%

mit mehr als 60%

des Schätzwertes verschuldet 7 5 6 37,49 42,43 20,08 27,85 42,85 29,32 74,72 19,55 5,73 50,22 29,99 19,79 35,53 43,75 20,73 38,38 37,87 23,75 80,69 15,75 3,57 49,40 31,12 19,48 73,61 17,07 9,32 4,76 65,48 29,76 77,94 19,85 2,21 5,97 79,00 15,04 56,87 28,44 14,69

unver­ von 30 schuldet bis oder bis 6 0 % 30%

mit mehr als 60%

des Schätzwertes verschuldet 8 9 10 52,61 36,36 11,03 49,06 31,70 19,24 68,93 22,51 8,55 46,59 30,84 22,58 58,78 33,59 7,62 44,60 35,51 19,88 76,53 17,79 5,67 53,47 30,31 16,21 69,34 19,58 11,08 54,44 30,93 14,63 70,18 21,08 8,74 7,36 78,01 14,62 60,29 27,37 12,33

ebd., B d. 6/1, S. 454. Daten zu den Zwangsversteigerungen ebd., S. 462 f., 466 sowie Bd. 6/2, S. 344-46. 70 Die Gesamtverschuldung der deutschen Landwirtschaft betrug jeweils am 1. Juli 1924 und 1930 in % des Einheitswertes je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche in den Größenklassen: 297 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 45-46 1924

1930

Zuwachs in %

Ostdeutschland 5- 50 ha 50-200 über 200

33 35 34

46 60 59

18,2 33,5 32,6

Westdeutschland 5- 20 ha 20-100 über 100

22 19 25

37 34 44

18,1 19,3 24,5

H. L. Fetisch u.a. Die Rentabilität der deutschen Landwirtschaft, in: F.B eckmann u.a. Hg., Deutsche Agrarpolitik im Rahmen der inneren u. äußeren Wirtschaftspolitik, B erlin 1932, B d. 1, S. 379-405, hier 396 f. u. 382. Vgl. auch K. Ritter, Agrarwirtschaft u. Agrarpolitik im Kapitalismus, Bd. 1, Berlin 1955, S. 261 ff. 71

Anzahl der Zwangsversteigerungen in Preußen: 1927 471 341 120

1926 416 291 125

Preußen insgesamt Ostprovinzen Westprovinzen

1928 755 500 255

Die durchschnittliche hypothekarische B elastung der zwangsversteigerten Grundstücke war allerdings durch die Inflationsfolgen gemildert worden. 1913 betrug sie das 213,5fache des GRE 1925 nur das 106,5 1926 das 147,6 1927 das 141,3 1928 das 121,8fachedesGRE.

M. Sering, Landwirtschaft, S. 57.

72 Nach Fensch u. a., S. 402 betrugen die landwirtschaftlichen B etriebseinkommen (Roheinkommen minus Zinsendienst) im Dt. Reich (in RM je ha lw. Nutzfläche) nach Größenklassen:

Betriebe 5- 50 ha 50-200 über 200

Ostdtld. 73 - 8 - 38

1924/26

Westdtld. 137 56 - 13

Ostdtld. 82 - 5 - 20

1928/30 Westdtld. 170 52 - 8

Der Anteil der B etriebe, in denen der Reinertrag 1924/26 niedriger war als 1912/14, lag unter ostdeutschen Großbetrieben über 100 ha bei 93%, unter mitteldeutschen Mit­ telbetrieben (20-100 ha) bei 84 %. Fensch u. a., S. 382. Vgl. auch G. Castellan, Zur sozialen B ilanz der Prosperität 1924-1929, in: H. Mommsen u. a. Hg., Industrielles System und politische Entwicklung in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1974, S. 104 bis 110, bes. 105 ff. 73 Vgl. vor allem M. Weber, Entwicklungstendenzen, u. J . Nichtweiss, Die aus­ ländischen Saisonarbeiter in der Landwirtschaft der östlichen und mittleren Gebiete des deutschen Reiches, Berlin 1959, S. 137 ff. sowie F. Aereboe, Die ländliche Arbeiter-

298 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 46-47 frage nach d. Kriege, B erlin 19222; ders., Vergangenheit u. Zukunft d. Löhnungs­ methoden in der deutschen Landwirtschaft, B erlin 1920. Ferner A. B uchenberger, Agrarwesen, S. 456 ff. Unter den 3,2 Mio. Landarbeitern im Reich waren 1907 1,3 Mio. Knechte und Mägde (Gesinde). In Westpreußen, wo der Anteil der in der Landwirt­ schaft Erwerbstätigen mit 57,6 % besonders hoch war, gab es 1907 bei 158 437 Betrie­ ben insgesamt 209 744 Landarbeiter; davon zählten 55 063 als Gesinde, 63 604 als ständige Arbeitskräfte (die auch der Gesindeordnung unterlagen) und 91 077 als Sai­ sonarbeiter. Zum Vergleich: In B ayern standen zur gleichen Zeit 259 817 Knechten und Mägden nur 42 051 Tagelöhner gegenüber. Wojciechowski, S. 97 f.; Mattes, S. 33. 74 Rosenberg, Pseudodemokratisierung, S. 19; Witt, Finanzpolitik, S. 40ff.; ders., Der preußische Landrat als Steuerbeamter 1891-1918, in: Fs. f. F. Fischer, S. 205-19, bes. 215 ff.; L. W. Muncy, The Prussian Landräte in the Last Years of the Monarchy. Α Case Study of Pomerania and the Rhineland in 1890-1918, in: CEH, Bd. 6, 1973, S. 299-338, bes. 305 ff. 74a Vgl. Rodbertus-Jagetzow, Erklärung, B d. 2; J . Möser, Sämmtliche Werke, B erlin 18582, Bd. 3, S. 255 ff.; B d. 10, S. 170; L. Brentano, Agrarreform in Preußen, S. 15 ff., 61 f. 75 Knapp, B auernbefreiung, B d. 2, S. 274; B rentano, S. 46 ff. Die Innere Kolonisa­ tion blieb im Kaiserreich trotz vieler B emühungen vor allem von wissenschaftlicher Seite eindeutig das Stiefkind der Agrarpolitik. Erst das Reichssiedlungsgesetz v. 1919 führte zu einer B elebung. Zwischen 1919 u. 1933 wurden in Preußen insgesamt über 1 Mio. ha an rund 62 000 selbständige Neusiedler verteilt, davon etwa die Hälfte an 45 000 Siedler in den Ostprovinzen. Vgl. Lütge, S. 515; Sering, Kolonisation; ders., Agrarrevolution und Agrarreform in Ost- und Mitteleuropa, in: Sitzungsberichte der preuß. Akademie der Wiss. 1929, phil.-hist. Klasse, B erlin 1929, S. 564-76. Zur Kritik L. B rentano, Agrarreform; neuerdings auch G. Heitz, Max Sering oder die Agrar­ politik der „Inneren Kolonisation“, u. J . Stanielewicz, Die „innere Kolonisation“ in Pommern in den Jahren 1918-1923, beide in: Wiss. Zs. Rostock, B d. 17, 1968, H. 2/3, S. 123-31 u. 141-47. Insgesamt: R. W. Tims, Germanizing Prussian Poland, N.Y. 1941, S. 37 ff.; Rosenberg, Zur sozialen Funktion der Agrarpolitik im Zweiten Reich, in: ders., Probleme, S. 51-80; Puhle, Interessenpolitik, S. 251 ff.; zur Rest­ güterfrage neuerdings bes. A. Galos, Spoleczne Podloze tzw. Wewnçtrznej Kolo­ nizacji w Niemczech na Przelomie XIX i XX w., in: Studia Slaskie, B d. 18, 1970, S. 11-62. Zur Ausweitung des Protektionismus u.a.: U. Teichmann, Die Politik der Agrarpreisstützung. Marktbeeinflussung als Teil des Agrarinterventionismus in Deutschland, Köln 1955, S. 189 ff.; Η. Η. Herlemann, Vom Ursprung des deutschen Agrarprotektionismus (S. 183-208), u. H. Niehaus, Staats- und Verbandsmacht prägen die Agrarpolitik (S. 129-145), in: E. Gerhardt u. P. Kuhlmann Hg., Agrarwirtschaft u. Agrarpolitik, Köln 1969. 76 Gemessen am Wert der Erzeugung sowie am Anteil am Nettoinlandsprodukt zu konst. Preisen, die allerdings erst für 1913 vorliegen. Dazu: Hoffmann u. a., S. 33, 314 ff. 77 „Es gibt für die deutsche Agrarkrise keine andere Ursache als den Sturz der Produktenpreise; es gibt demzufolge gegen die Krise kein anderes Heilmittel als die Erhöhung der Preise.“ E. Klapper, An den deutschen Kaiser. Ein Wort über Bauernnot und Fürstenpflicht, B erlin 1895, S. 48. Demgegenüber bestritt Gustav Schmoller den „als notleidende B auer(n) verkleideten“ Agrardemagogen das Recht auf staatliche Unterstützungen (Sch. Jb., B d. 19, 1895, S. 624). Vgl. auch H. v. Gerlach, Von Rechts nach Links, Zürich 1937, S. 36 f. Zu den Auswirkungen der Depression jetzt auch: C. Hoffmann, The Depression of the Nineties, Westport 1970, S. 47 ff., 233 ff.; Rosenberg, Depression, S. 30 ff., 169 ff.; im Überblick W. Abel, Agrarkrisen u.

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Anmerkungen zu Seite 47-50 Agrarkonjunktur, Hamburg (19351) 19662, S. 257 ff.; zeitgenössische Eindrücke bei G. Blondel, Etudes sur les populations rurales de l'Allemagne et la crise agraire, Paris 1897. Zur Marktstützung ausführlich Teichmann, S. 193 ff., 314 ff., 379 ff.; Witt, Finanzpolitik, S. 41 ff.; G. Briefs, Das Spirituskartell, Karlsruhe 1912, S. 63 ff., 99 ff., 153 ff.; H. H. Herlemann, Branntweinpolitik u. Landwirtschaft, Kiel 1952, S. 3 ff. 78 Vgl. Rosenberg, Depression, S. 22-57; Puhle, Interessenpolitik, S. 28 ff. 79 Ober die regionale Verteilung von Klein- und Mittel- bis Großbesitz gibt das Stat. Jb. f. d. Dt. Reich 1920, S. 39 Auskunft: Demnach gehörten 1920 zu B etrieben einer Größe zwischen 5 u. 20 ha bzw. über 20 ha jeweils folgende Flächenanteile (in%): Bayern Sachsen Württemberg Baden Hessen Meckl.-Schwerin Meckl.-Strelitz Preußen Beide Meckl. u. 6 preuß. Ostprovinzen zusammen

5-20 ha 52,1 41,5 46,1 43,0 50,7 8,0 5,4 27,7

über 20 ha 31,0 44,3 19,6 12,2 15,4 85,3 89,7 59,4

22,7

68,8

Vgl. Sering, Landwirtschaft, S. 39 ff., 284 ff., 308 ff., 330 ff.; Fuchs, S. 2 ff., 8, 16 ff.; W. Abel, Agrarpolitik, Göttingen (19511) 19673, S. 157 ff., 201 ff., 242 ff., 299 ff., 312 ff.; A. Skalweit, Agrarpolitik, B erlin 19242, S. 87 ff., 109-24, 199 ff.; zur Vorgeschichte: Conze Hg., Quellen, 59 ff., 87 ff.; T. Knapp, Neue B eiträge zur Wirtschaftsgeschichte des württembergischen B auernstandes, Tübingen 1919 (repr. Aalen 1964), S. 154 ff., 183 ff. 80 Dazu grundlegend Sering, Landwirtschaft, S. 208-29 u. 251-56. 81 Zum Zuckerkartell Teichmann, S. 340 ff. Obwohl die Material- und Getreide­ brennereien kaum syndiziert waren, betrug der Anteil des ersten Spiritus-Kartells (seit 1897) an der Erzeugung 1900: 78% und 1905: 79,7%; die Kartoffelbrennerei hatte sich erst in den 70er Jahren durchgesetzt. Im zweiten Kartellvertrag (1908) verschob sich das Schwergewicht des Einflusses im Verband von den Spiritusfabrikanten zu den Brennern hin. Briefs, S. 8 f., 34 ff., 153 ff., 171 ff. 82 Zum Problem der „Verkammerung“ auch allgemein Winkler, Pluralismus, S. 9 ff. 83 Vgl. F. B aade, Die deutsche Landwirtschaft im Gemeinsamen Markt, B aden­ Baden 1963 (19581), S. 20 f.; Agrarbericht der B undesregierung 1972, DS VI, 3090, S. 17 ff.; G. J . Balkenstein, Der Europäische Gemeinsame Markt u. die Landwirtschaft (S. 395-406); S. Hausberger, Die gemeinsame Agrarpolitik der EWG und ihre Aus­ strahlungen (S. 407-17) u. vor allem Η. Η. Wächter, Die Preispolitik für landwirt­ schaftliche Erzeugnisse in der EWG (S. 418-84), in: Gerhardt u. Kuhlmann. 84 Der Zollschutz für die Getreidesorten kostete die Steuerzahler zwischen 1907 und 1909 jährlich über 1 Mrd. M. L. Brentano, Die deutschen Getreidezölle, Stuttgart 19112, S. 115. Die Techniken der Marktbeeinflussung, die nach und nach durchgesetzt wurden, umfaßten sowohl die Absatzförderung durch Exportförderung und Import­ beschränkungen als auch die Angebotsbeschränkung durch Magazinierungspolitik, Pro­ duktionseinschränkung und Marktspaltung. Auf dem Getreidesektor dienten als Mittel das Getreide-Einfuhrschein-System, die Getreidelagerscheine und die Mühlenkontin300 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 50-51 gentierung, in geringem Umfang die B örsenreform von 1896, auf dem Zuckersektor vor allem die Produktionskontingentierung von 1896 und die Exportprämien, ab 1902 die B rüsseler Zuckerkonvention; auf dem B ranntweinsektor die sog. „Liebes­ gaben“ ab 1887, und nach 1895 Absatzprämien und danach oft modifizierte Steuer­ gesetze; auf dem Vieh- und Fleischmarkt vor allem die Seuchengesetze. Vgl. Teich­ mann u. Herlemann, Ursprung, bes. S. 186 ff., 192 ff. 85 Zum Antrag Kanitz vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 230 ff. Zur Kornhaus­ bewegung vgl. L. v. Graß-Klanin, Die wirtschaftliche B edeutung der Kornzölle u. die Möglichkeiten ihrer Herabsetzung, B erlin 1891; ders., Kornhaus contra Kanitz, B er­ lin 1895; Ackermann-Salisch, Der Siloismus und der Antrag Kanitz, B erlin 1895. Durch das Gesetz vom 3.6.1896 wurden 3 Mio. Μ zur Gründung von Kornhaus­ Genossenschaften zur Verfügung gestellt; 1897 waren es 2 Mio. M. Zur Agitation der Agrarier gegen den Bau des Mittellandkanals vor allem H. Horn, Der Kampf um den Bau des Mittellandkanals, Köln 1964, S. 39 ff. Zu Erbrechts-, Finanz- und Steuer­ problemen Witt, Finanzpolitik, S. 114 ff., 165 ff., 256 ff., 281 ff. Zum Zollschutz seit Ende der 60er Jahre vgl. W. Röpke, German Commercial Policy, London 1934, S. 59; J . B . Holt, German Agricultural Policy, 1918-1934, Chapel Hill 1936, S. 101 ff.; K. Brandt, The German Fat Plan and its Economic Setting, Stanford 1938, S. 155 ff., 302. 86 Das spekulative System der politischen Ökonomie des B dL-Hausökonomen Gustav Ruhland wurde erst im Dritten Reich in großer Auflage gedruckt. Vgl. G. Ruhland, System der politischen Ökonomie (bearb. v. G. Pacyna), (B erlin 1933) Gos­ lar 1939, bes. S. 233 ff., 266 ff., 326 ff., 376 ff., 406 ff.; vgl. auch die Reden des „Reichs­ bauernführers“ R. W. Darre, Aufbruch des B auerntums, Reichsbauerntagsreden 1933 bis 1938, Berlin 1942, bes. S. 26 ff., 54 ff., 59 ff., 76 ff., 116 ff.; aufschlußreich auch die unfreiwillige Quelle zur Kontinuität des Antisemitismus: E. Schmahl u. W. Seipel, Entwicklung der völkischen B ewegung. Die antisemitische B auernbewegung in Hessen von der B öckelzeit bis zum Nationalsozialismus, Gießen (1933). Zur Analyse der völkisch-nationalen B lut- und B oden-Ideologie, die da überliefert wurde, vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 83 ff., 125 ff. Zur Geschichte des Reichsnährstandes vgl. H. Reischle u. W. Saure, Aufgaben u. Aufbau des Reichsnährstandes, B erlin 1934, bzw. die 2. Aufl.: dies., Der Reichsnährstand. Aufbau, Aufgaben u. Bedeutung, B erlin 1936; C. R. Lovin, Agricultural Reorganization in the Third Reich: The Reich Food Cor­ poration (Reichsnährstand), 1933-1936, in: AH, Bd. 43, 1969, S. 447-61. 87 Die Preise der ostdeutschen Güter über 1000 ha verdoppelten bis verdreifachten sich zwischen 1898 und 1918. Beckmann u.a., B d. 1, S. 409; Rosenberg, Pseudodemo­ kratisierung, S. 43. Zum Charakter der „Agrarkrise“ zwischen 1920-1924, die wesent­ lich Folge des Abbruchs der Kriegskonjunktur war, vgl. Sering, Landwirtschaft, S. 73 ff., 88 ff. 88 Vgl. die Roeskke-Denkschrift an Ludendorff v. 10. 10. 1917, abgedr. bei K. v. Westarp, Konservative Politik im letzten Jahrzehnt des Kaiserreichs, B erlin 1935, Bd. 2, S. 416 f.; Korr. B dL, Nr. 94, Juni 1917; Deutsche Tageszeitung v. 23.5. 1918; Antrag Roesicke SB RT, B d. 324, DS 1685; Sten. B er. der 22. Gen. Vers, des BdL am 21.2.1917, B ericht Roesicke; E. v. Oldenburg-Januschau, Erinnerungen, Leipzig 1936, S. 155. 89 Vgl. M. Sering, Deutsche Agrarpolitik, Leipzig 1934, S. 113; C. B resciani-Tur­ roni, The Economics of Inflation, London 1937, S. 299, 319; H. Zörner u. L. Rußig, Die B edeutung der Industriegüterpreise für die Kostengestaltung der landwirtschaft­ lichen Betriebe, in: Beckmann u. a., Bd. 1, S. 357-78. 90 V. Rohr Hg., Großgrundbesitz im Umbruch der Zeit, B erlin 1935', S. 29, 62, 147. Vgl. auch D. Petzina, Autarkiepolitik im Dritten Reich. Der nationalsozialistische Vierjahresplan, Stuttgart 1968, S. 91 ff., 124 ff. 301 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 52-56 91 Vgl. die Richtlinien für die Durchführung des Grünen Plans, in: Der Grüne Plan, B d. 1: Grüner B ericht, hg. i. A. des B M ELF, B onn etc. 1956, S. 255 ff. sowie die weiteren Grünen Berichte bis 1960; Herlemann, Ursprung, S. 200 ff. 92 Zu diesen Politikern gehörten auch Heinrich Lübke (damals Funktionär der Deutschen B auernschaft) und Andreas Hermes, der spätere Präsident des Deutschen Bauernverbandes in der B RD (!). Vgl. A. Hermes, Und setzt ihr nicht das Leben ein. Andreas Hermes - Leben und Wirken. Nach B riefen, Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen, Stuttgart 1971, S. 66 ff. Zu Flurbereinigung und Strukturreformen in der Nachkriegszeit vgl. W. Neuling, Neue deutsche Agrarpolitik. Grundlagen, Ent­ wicklungen u. Aufgaben der deutschen Landwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, Tübingen 1949, S. 139 ff.; Agrarbericht 1972, DS VI/3039, S. 67 ff.; Materialband, S. 70 ff., 314 ff., 363 ff.; Agrarbericht 1973, DS 7/146, S. 73 ff., 87 ff.; Materialband, S. 156ff.,208 ff., 254 ff. 93 Näheres bei Puhle, Interessenpolitik, S. 28 ff., bes. 32-34. Zum folgenden auch ders., Von der Agrarkrise zum Präfaschismus, S. 19 ff. 94 Zur Verfassung der DLG vgl. Grundgesetz, Geschäftsordnung und Grundregeln für Abteilungen und Geschäftsstellen, B erlin 1921, S. 5 ff., 12 ff.; zur Geschichte: J.Han­ sen u. G. Fischer, Geschichte der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, B erlin 1936, S. 22 ff., 166 ff., 399 ff., 408 ff. 95 Zur Entwicklung der landwirtschaftlichen Zentralvereine und der Landwirt­ schaftskammern vgl.: Preußens landwirtschaftliche Verwaltung in den Jahren 1875, 1876, 1877, Berlin 1878, S. 263 ff., 289 ff., und Anlage 3 III, 1 und 2; Twiesselmann, Ein B eitrag zur Geschichte u. Kritik der preußischen Landwirtschaftskammern sowie die Anwendung der gewonnenen Resultate auf die übrigen deutschen B undesstaaten, Tübingen 1906, bes. S. 45 ff.; W. Wygodzinski, Landesökonomiekollegium, u. ders., Landwirtschaftliches Vereinswesen, in: Wörterbuch der Volkswirtschaft, Jena 1911, Bd. 2, S. 220 f. u. 262-65; W. v. Altrock u. a., Die Organisationen der deutschen Land­ wirtschaft, der Forstwirtschaft, des Gartenbaus, der Fischerei u. d. landwirtschaftlichen Nebengewerbes, B erlin 1921, S. 15-78; L. v. Hornstein, Die landwirtschaftlichen Berufsorganisationen Deutschlands, jur. Diss. München 1929; W. Behnke, Die Entwick­ lung der landw. Spitzenorganisationen, rer. pol. Diss. Breslau 1929, S. 7 ff.; Peters, Die landwirtschaftliche B erufsvertretung, B erlin 1932, S. 34 ff.; F. X. Zahnbrecher, Land­ wirtschaftliche Vereine und Landwirtschaftskammern in B ayern, Diss. München 1907, S. 32 ff.; E. Keup, Landwirtschaftliche Organisationen, in: Pol. Handwörterbuch, Leip­ zig 1923, S. 23-28. Ferner (auch unter B erücksichtigung der sog. „freien“ Verbände): M. Faßbender, Die B auernvereine u. die Lage der Landwirtschaft, Paderborn 1888, S. 5 ff., 53 ff.; A. Crone-Münzebrock, Die Organisation des deutschen B auernstandes, Berlin 1920, S. 25 ff.; W. Bäcker, Wesen u. Entwicklungstendenzen der landwirtschaft­ lichen B erufsvertretung in der Rheinprovinz, Diss. Bonn 1929, S. 33 ff., 55 ff., 141 ff.; M. Gubeler, Die Interessenvertretungen der deutschen Landwirtschaft, in: Volkswirt­ schaftliches Handbuch, 1909, S. 323-75; J . Croner, Die Geschichte der agrarischen Bewegung in Deutschland, Berlin 1909, S. 23 ff.; J . Peschken, Die Entstehung u. Bedeu­ tung der wirtschaftspolitischen Organisation des landwirtschaftlichen B erufsstandes, Diss. Leipzig 1923; W. Kcrsten, Die freien wirtschaftspolitischen Organisationen der deutschen Landwirtschaft, Diss. Berlin 1925; im Überblick: Skalweit, S. 459 ff., 476 ff.; Abel, Agrarpolitik, S. 82 ff.; ders., Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jht., Stuttgart 1962, S. 254 ff.; H. Dade, Die deutsche Land­ wirtschaft unter Wilhelm IL, Halle 1913; H. W. Graf v. Finck zu Finckenstein, Die Entwicklung der Landwirtschaft in Preußen u. Deutschland 1800-1930, Würzburg 1960. 96 Richter in SBAH, 7. 2.1894, S. 317.

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Anmerkungen zu Seite 57-60 97 Die möglichen Übergänge von freier Vereinigung, Korporation und Anstalt sind ebenso charakteristisch wie die Koordination privater Vereine unter einem öffentlich­ rechtlichen Dach (Kammern) und öffentlicher Anstalten unter einem privaten Dach (DLR). Nahezu überall trifft man auf die Polarisierung zwischen (einflußreichen) Interessenten und (eher geduldeten) Wissenschaftlern. Vgl. dazu die Debatte zwischen dem B dL-Vorsitzenden Ploetz und Sering, Sombart und Schmoller, die die Diskussion der 90er Jahre fast idealtypisch zusammenfaßt, auf der Agrarkonferenz im Frühjahr 1894. Die Agrarkonferenz vom 28. 5. bis 2.6.1894. B ericht über die Verhandlungen der . . . zur Erörterung agrarpolitischer Maßnahmen einberufenen Konferenz, B erlin 1894, S. 38 ff., 289 ff. Zum regierungsamtlichen Lob für den Westfälischen B auernverein durch Minister Hammerstein-Loxten im preuß. AH am 29. 1. 1895 s. F. Jacobs, Festschrift zur Enthüllungsfeier des Denkmals Frhr. v. Schorlemer-Alst, Hiltrup 1953, S. 30 ff. 98 Vgl. Abel, Agrarpolitik, S. 83; Puhle, Interessenpolitik, S. 25. 99 Vgl. Zahnbrecher, S. 47 ff. 100 F. Jacobs, Festschrift, S. 45 ff.; ders., Deutsche B auernführer, Düsseldorf 1958, S. 6 ff., 40 ff.; ders., Von Schorlemer zur Grünen Front, Düsseldorf 1957. 101 Aufgrund seiner technischen Vorteile und seiner Dynamik usurpierte der B dL in der Regel den Platz der „eigentlichen“ Vertretung der deutschen Landwirtschaft. 102 Vgl. J . Seemann, Vereinigung der deutschen B auern vereine, in: Fricke, Die bür­ gerlichen Parteien, B d. 2, S. 763-74; Zahnbrecher, S. 15-24; H. O. Wesemann, Der Westfälische B auernverein, Diss. Halle 1927, S. 38; Crone-Münzebrock, Organisation, S. 25 ff. 103 Diese Feststellung bezieht sich auf die Gesamttendenz. Es gab sektorale Ausnah­ men; So stimmten Repräsentanten der B auernvereine z.B . 1893 im Gegensatz zum rechten Zentrumsflügel gegen Caprivis Militärvorlage; in B ayern und Schlesien war von ihnen auch Kritik an den Privilegien des Adels und der Großgrundbesitzer zu vernehmen. Vgl. K. Müller, Zentrumspartei u. agrarische B ewegung im Rheinland 1882-1903, in: Fs. f. M. B raubach, Münster 1964, S. 828-57; auch: H. Gottwald, Zentrum u. Imperialismus, Diss. Jena 1965, MS, S. 147-61. 104 Der rheinische B auernverein brachte es in der Schutzzollagitation zum „Über­ kanitz“, d. h. er forderte die völlige Verstaatlichung des Getreidehandels und der Preis­ festsetzung. Es ist schwer zu sagen, ob für diese Forderung in stärkerem Maße objektiv kalkulierte Interessen maßgebend waren oder verselbständigte Propaganda, oder inner­ parteiliche Gründe, oder der dynamische Einsatz des Vorsitzenden v. Loë. 105 „Wenn jemals das Unglück passieren sollte, daß in einem B auernverein Politik getrieben würde, so ist der Verein an dem Tage verloren.“ Schorlemer 1888, zit. nach F. Jacobs, Festschrift, S. 30 ff. 106 Vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 66 f., 191 f. 107 Die Interessen des B ayerischen B auernvereins, der 1918 mit 170 000 Mitgliedern der stärkste Verband der bayerischen Landwirtschaft war, richteten sich zwecks „Erhal­ tung eines christlichen, patriotischen und wirtschaftlich kräftigen B auernstandes“ vor allem auf die B eibehaltung der Konfessionsschule, Minderung der Grundsteuer, Aus­ schaltung eines Teils des Zwischenhandels, B eseitigung der Staffeltarife, Schutzzölle und eine Verbesserung des Versicherungs- und Genossenschaftswesens. Im Sinne der katho­ lischen Soziallehre wurde Staatshilfe vorausgesetzt, um „die Selbsthilfe, besonders die genossenschaftliche Selbsthilfe, nach Möglichkeit ins Werk zu setzen“. Leitsätze des Programms, zit. b. Mattes, S. 40—42. Ähnlich auch die Satzung des Westfälischen Bauernvereins § 3 ff., Wesemann, S. 22 ff., bes. 23. 108 Die interessanten Folgewirkungen der teilweisen Austauschbarkeit der geistli­ chen Funktionäre zwischen B auernvereinen, Volksverein, christl. Gewerkschaften, Kol-

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Anmerkungen zu Seite 60-62 pingvereinen usw. für die materielle Formulierung der Zentrumspolitik und den inner­ parteilichen Gruppenausgleich sind m. E. noch zu wenig untersucht. 109 Schorlemer, Promemoria und Motive zu dem Statut für einen zu bildenden Bauernverein, 1862, zit. b. Wesemann, S. 20 f.; Der Westfälische B auer, Festnummer: 50 Jahre Westfälischer B auernverein. 1862-1912, Nr. 21 v. 1912, S. 357-462. 110 Im Rheinland hatte sich die Mehrzahl der bäuerlichen Wähler erst unter dem Eindruck des Kulturkampfes seit Anfang der 70er Jahre von den Liberalen ab- und dem Zentrum zugewandt. Wirtschaftskrise und Schutzzollagitation verstärkten später diesen Trend. Vgl. Rosenberg, Depression, S. 144-48. Die Höhepunkte der Ausein­ andersetzungen zwischen Rheinischem B V und Zentrumspartei brachten die Wahlen von 1898, das Einschwenken der 1900 gegründeten Vereinigung der christlichen deut­ schen B auernvereine auf die zollpolitischen Forderungen des B dL (denen sich bei der Abstimmung über den Antrag Kardorff im Reichstag 1902 sogar die Mehrheit der Zentrumsparlamentarier anschloß) und die Kontroverse Schreiner-Spee nach 1901. Erst 1903 setzte die Partei sich durch. Vgl. Müller, Zentrumspartei; E. Ritter, Die katholisch­ soziale B ewegung Deutschlands im 19. Jht. u. der Volksverein, Köln 1954, S. 108 ff., 129 ff., 228 ff., 280 ff., 313 ff. 111 Uneingeschränkt protektionistisch waren 1878/79 eigentlich nur die agrarischen Sprecher der stärker industrialisierten Gebiete Sachsens, Oberschlesiens und der Rhein­ Ruhr-Region. Vgl. K. W. Hardach, Die Haltung der deutschen Landwirtschaft in der Getreidezolldiskussion 1878/79, in: ZAGAS, B d. 15, 1967, S. 33-48, bes. 34, sowie Croner, S. 58-88. 112 Die VSt WRef. hat nie mehr als 600 Mitglieder gehabt. 113 Anfang Februar tagten jedes Jahr gleichzeitig in B erlin der B dL, die VStWRef., das LÖK, der DLR und die DLG. 114 L. Wallraf, Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer, in: Fricke, B d. 2, S. 775-783, bes. 778; vgl. B . v. Ploetz auf der Generalversammlung d. B dL v. 18. 2. 1895; L.Frank,Die bürgerlichen Parteien des deutschen Rcichtags, Stuttgart 1911, S. 18. 115 In ganz B ayern betrugen 1907 die Anteile der verschiedenen Größenklassen an den Betrieben und den Flächen:

unter 2 ha 2- 5 5- 20 20-100 über 100

% d. Betr. 63,1 24,2 33,5 6,1 0,1

% d. Flächen 3,9 12,9 52,1 28,9 2,2

Von den B etrieben unter 2 ha waren durchweg zwischen 70 und 80°/o Nebenbetriebe, mit der Ausnahme von Niederbayern (nur 62,5 % ) . In den einzelnen rechtsrheinischen Kreisen entfielen auf die groben Größenklassen jeweils (% der B etriebe): Oberbayern Niederbayern Oberpfalz Oberfranken Mittelfranken Unterfranken Schwaben

unt. 5 ha 45,2 53,2 53,1 61,0 58,8 67,9 48,0

5-100 ha 54,6 46,7 46,8 39,0 41,2 32,0 51,9

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üb. 100 ha 0,2 0,1 0,1 0,0 0,0 0,1 0,1

Anmerkungen zu Seite 62-64 Jb. f. d. Freistaat B ayern 1919, S. 83 f.; B eiträge zur Statistik d. Kgr. B ayern, H. 81, S. 62. 116 Das bayerische Nebeneinander und Gegeneinander von katholisch-konservativen Bauernvereinen und dem radikaleren B auernbund findet in Österreich eine gewisse, wenn auch im Detail modifizierte Entsprediung in der traditionell katholisdi-konser­ vativen Orientierung der B auernorganisationen Oberösterreichs und der stärker pro­ testlerisdien diristlidi-sozialen Neigung der niederösterreichisdien B auernbünde nach 1884, die vor allem von Weinbauern gegründet worden waren. Erst die Vereinigung der Konservativen mit den Christlich-Sozialen 1907 etablierte einen bäuerlichen „B lock“ gegen die Liberalen in B ürgertum und Aristokratie, von dem die Großbesitzer mehr profitierten als die kleinen B auern. Detaillierte Vergleidie insbes. der B auernorganisa­ tionen Niederbayerns, Tirols, Kärntens und der Steiermark könnten wahrsdieinlidi die Vermutung bestätigen, daß in diesen Regionen die wirtsdiaftlich gefährdeteren B auern am wenigsten konservativ orientiert waren und am ehesten zum Protest (im B ayeri­ schen B auernbund und bei den Christlidi-Sozialen) neigten. Deutlich ist audi der Unterschied zwischen den politischen Kulturen B ayerns und Österreichs einerseits und etwa Preußens andererseits. Vgl. T. Kraus, B auernnot u. Bauerneinigkeit. Entstehungs­ geschichte des Niederösterreichischen B auernbundes, Sonderheft der Agrarisdien Rund­ schau, Wien o. J . , S. 23 ff.; E. Bruckmüller, Wirtschaftsentwicklung und politisdies Ver­ halten der agrarisdien B evölkerung in Österreidi 1867-1914, in: VSWG, B d. 59, 1972, S. 489-529, bes. 515 ff.; ders., B äuerlidier Konservativismus in Oberösterreidi, in: Zs. f. bayerisdie Landesgesdiidite, B d. 37, 1974, S. 121—43. 117 Ein bayerisdies Tagwerk entspridit 0,3407 ha. Vgl. Der B ayerisdie B auernbund, Mündien 1911, S. 3, 5 f. sowie die Programmsammlung im Anhang von A. Hundham­ mer, Gcsdiidite des B ayerisdien B auernbundes, Mündien 1924, S. 217-29. Ferner Zahnbrcdier, S. 27 ff.; trotz seiner Parteilidikeit auch Hundhammer, S. 42-110; Mat­ tes, S. 36 f. u. H. B auer, Die wirtsdiaftspolitisdien Organisationen des bayerisdien Bauernstandes, Diss. Würzburg 1921. 118 Die Versudie des BdL, in Niederbayern Fuß zu fassen, waren seit 1893 erfolglos geblieben. In Franken gab es demgegenüber nadi der Jahrhundertwende regelredite Wahlkampfbündnisse und Gebietsabkommen zwisdien B B B und B dL. Der B dL hatte in Bayern etwa 12 000 Mitglieder. Vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 67 f.; Mattes, S. 37 f.; Hundhammer, S. 51 ff. Für die spätere Zeit nadi K. Heller, Der BdL bzw. Landbund u. seine Politik mit besonderer B erücksichtigung der fränkisdien Verhältnisse, Diss. Würz­ burg 1936. 119 Zit. b. Hundhammer, S. 42. Im teilweise industrialisierten ländlidien Oberfran­ ken waren 1890 und 1893 je ein und 1898 drei SPD-Kandidaten in die Stidiwahl gekommen, ohne allerdings Mandate zu gewinnen. Vgl. Lehmann, Agrarfrage, S. 280. 120 Vgl. Hundhammer, S. 51 ff., 59-110, 76 ff.; Zahnbrecher, S. 29. 121 Dazu nähere Einzelheiten bei Puhle, Interessenpolitik, S. 45 ff., 63 ff.; ders., Bund der Landwirte; Fricke, B und der Landwirte. Neuerdings audi die Arbeit von E. David, Der B und der Landwirte als Maditinstrument des ostelbisdien Junkertums 1893-1920, phil. Diss. Halle, MS, 1967. Eine Reihe speziellerer Dissertationen, die in G. Heitz u. a., Forsdiungen zur Agrargesdiidite, in: Historische Forschungen in der DDR 1960-70, Berlin 1970, erwähnt werden, waren mir nicht zugänglich. 122 Puhle, Bund d. Landwirte, S. 148 ff., 151 ff. 123 Genaue Aufschlüsselung nach Parteien bei Puhle, Interessenpolitik, S. 168 f. Der Rückgang der Zahlen erklärt sich 1903 zu einem großen Teil aus dem Streit zwischen BdL und Deutschkonservativen und 1912 aus dem Gesamttrend nach links. 124 Ebd., S. 170-72; 213 ff. Zur Sonderentwicklung in Sachsen vgl. D. Warren, The Red Kingdom of Saxony, 1901-1909, Den Haag 1964. 305 20

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Anmerkungen zu Seite 64-70 125 Nach 1902 wurde Opposition mehr punktuell, z. B. bei der Beratung der Reichs­ finanzreformvorlage und beim Sturz Bülows, geübt, jedoch nicht mehr grundsätzlich. 126 Im Jahre 1899 wurden zwei konservative Regierungspräsidenten und 18 Land­ räte von der preußisdien Regierung zur Disposition gestellt, weil sie als Abgeordnete unter dem Druck des B dL im Abgeordnetenhaus gegen die Kanalvorlage gestimmt hatten. Dazu ausführlich Horn, B au des Mittellandkanals. Vgl. auch die Richtlinien des Staatsministeriums zur Wahl von 1898, Absatz VII, in der Anlage zum Staats­ ministerialsitzungsprotokoll v. 30. 12. 1897, in Puhle, Interessenpolitik, 329 ff. Zum Einfluß des BdL auf die Deutsch-Konservative Partei, der in älteren Darstellungen oft übersehen worden ist, H. J . Puhle, Radikalisierung und Wandel des deutschen Konser­ vatismus vor dem Ersten Weltkrieg, in: G. A. Ritter Hg., Deutsche Parteien vor 1918, Köln 1973, S. 165-86. 127 Nipperdey, Interessenverbände, S. 379. 128 Dazu ausführlicher Puhle, Parlament; vgl. auch H.-U. Wehler, Sozialdarwinismus im expandierenden Industriestaat, in: Fs. f. F, Fischer, S. 133-42. Die Darstellung von K. Schilling, B eiträge zu einer Geschichte des radikalen Nationalismus in der Wilhel­ minischen Ära 1890-1909, phil. Diss. Köln 1968, ignoriert den Einfluß des BdL völlig. Zur Ideologie des B undes Puhle, Interessenpolitik, S. 83-110, zum Antisemitismus S. 125-40. 129 Die agrarische Agitation zugunsten des B imetallismus erreichte in Deutschland längst nicht die Intensität, die sie in den USA hatte. Es handelt sich eher um eine ohne sonderliches Verständnis übernommene, modische Forderung. Vgl. Korr. B dL Nr. 12 v. 9. 2. 1895 und Nr. 40 v. 18. 5. 1895. Sogar der überzeugte B imetallist Adolph Wag­ ner bescheinigte dem B dL fanatische Unsachlichkeit in der Währungsagitation (Die neueste Silberkrisis u. unser Münzwesen, Berlin 1894, S. 45). Für die deutschen Agrarier standen in den 90er Jahren eindeutig die Zölle im Vordergrund. 130 Die sog. „kleinen“ Mittel umfassen die Grundlegung des einseitigen Protek­ tionismus mittels Marktlenkung. Details teilweise bei Teichmann, S. 379 ff., 4S7 ff.; vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 243 ff. 131 Dazu Galos; Horn, S. 34 ff., 88 ff., 101 ff.; Puhle, Interessenpolitik, S. 226 ff., 240 ff. 132 Zu diesem Komplex vor allem Kehr, Schlachtflottenbau, S. 247 ff., 272 ff. 133 Vgl. z.B . die Leitsätze v. 3,/4. 12. 1894, abgedr. in Korr. B dL Nr. 17 v. 27.2.1895. 134 Rosenberg, Depression, S. 187. 135 Vgl. Deutsche Tageszeitung v. 18. 3. 1896. 136 B dL Nr. 3 v. 20. 1. 1898, S. 18. Zum Sozialimperialismus vgl. Kehr, Schlachtflotten­ bau, S. 310 ff., 384 ff., 430 ff.; Wehler, B ismarck, S. 112 ff., 142 ff., ders., Sozialimperia­ lismus. 157 Vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 85 ff, 240 ff., 255 ff.; Wehler, Krisenherde, S. 181 ff.; ders., Kaiserreich, S. 107 ff., 179 ff.; H. B öhme, Thesen zur B eurteilung der gesamtwirtschaftlichen und politischen Ursachen des deutschen Imperialismus, in: W. Mommsen, Der moderne Imperialismus, S. 31-59; A. Galos u. a., Die Hakatisten. Der deutsche Ostmarkenverein 1894—1934, Berlin 1966. 138 Zu den industriellen Gegensätzen vgl. Stegmann, Erben, S. 176 ff., 236 ff., 328 ff.; Kaelble, Interessenpolitik, S. 51 ff., 163 ff.; H. Nußbaum, Unternehmer gegen Mono­ pole, Berlin 1966, S. 36 ff., 149 ff. 139 Vgl. dazu die Argumentation von J . Kocka, Unternehmensverwaltung, S. 519 ff. u. 536 ff. u. ders., Studien zur Sozialgeschichte amerikanischer Angestellter 1890-1940, Habil.-Schrift Münster 1972. MS. 140 Puhle, Interessenpolitik, S. 50 ff.

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Anmerkungen zu Seite 70-75 141 Diese historische Trägheit von Organisationen und individuellen Affiliationen hat für den Agrarbereich vor allem S. Berger am Beispiel der bäuerlichen Syndikate in der Bretagne genauer untersucht. S. Berger, Peasants against Politics. Rural Organization in Brittany 1911-1967, Cambridge, Mass. 1972, S. 55 ff., 99 ff. 142 Die Zunahme der B odenpreise für Kleinstparzellen unter 2 ha lag in Preußen zwischen 1901/03 und 1907/09 bei 33 %, für B etriebe zwischen 2 und 5 ha bei 27 %, für solche zwischen 5 u. 20 ha bei 31 %. Sie hielt weiter an bis in den Weltkrieg: Der Index (1896 = 100) lag 1908 bei 148, 1911: 169 und 1913: 189. W. Rothkegel, Die Bewegung der Kaufpreise für ländliche B esitzungen u. d. Entwicklung der Getreide­ preise im Königreich Preußen von 1895 bis 1909, in: Sch. Jb., Bd. 34, 1910, S. 1689 bis 1747, bes. 1699 f., 1702-09; ders., Die Kaufpreise der ländlichen B esitzungen im Königreich Preußen von 1895 bis 1906, Leipzig 1910, S. 57ff., 71 ff.; J . B. Esslen, Der Bodenpreis und seine B estimmungsgründe, in: Grundriß der Sozialökonomik, 7. Abt., S. 125-30, bes. 127ff.; F. Fabian, Die Verschuldung der deutschen Landwirtschaft vor u. nach d. Kriege, Diss. Leipzig 1931, S. 16 f.; L. B rentano, Getreidezölle, S. 129 f.; ders., Agrarpolitik, B d. 1, Stuttgart 1897, S. 83 ff.; R. Hilferding, Handelspolitik und Agrarkrise, in: Die Gesellschaft 1924, S. 113-29, bes. 114 f. 143 Vgl. F. Aereboe, Zur Frage der Agrarzölle, B erlin 1925, S. 5 ff., bes. 14-16 (betont bes. die Notwendigkeit des Agxarexports); ders., Über den Einfluß der neuzeit­ lichen Preisgestaltung auf Organisation und Führung der Landwirtschaft, B erlin 1922; ders., Agrarkrisis und landwirtschaftliche B etriebsorganisation, B erlin 1926. Zum Aus­ maß der B odenspekulation und zum Vergleich B rentano, Getreidezölle, u, Esslen, Bodenpreis, S. 128 f. 144 Vgl. Sten. Ber. DBB 1909, S. 6 ff., 38 ff., 48; zur Mittelstandsideologie u. -politik: Puhle, Interessenpolitik, S. 73 ff., 98 ff.; zur Kontinuität der Mittelstandsideologie vgl. für die spätere Zeit auch M. Schumacher, Mittelstandsfront und Republik, Düsseldorf 1972, S. 48 ff. 145 Miquel im preußischen Staatsministerium am 22.11.1897, zit. bei Röhl, S. 225; vgl. Witt, Finanzpolitik, S. 63 ff. 146 Sauer, Problem, bes. S. 428 ff.; Wehler, Kaiserreich, S. 96 ff.; Puhle, Parlament, S. 359 ff. 147 Die Instrumentalisierungsthese findet sich in sehr kruder Form z.Β. bei J . Hirsch, Wissenschaftlich-technischer F ortschritt und politisches System, F rankfurt 1970, S. 11 bis 64, bes. 27 ff. Zur konservativen „Kehre“ der preußischen Bürokratie auch: R. Kosel­ leck, Preußen zwischen Reform und Revolution, Stuttgart 1967, S. 263, 337 ff., 467; E. Kehr, Zur Genesis der preußischen B ürokratie und des Rechtsstaats, und: Das soziale System der Reaktion in Preußen unter dem Ministerium Puttkamer, in: ders., Primat der Innenpolitik, S. 53 ff. u. 64 ff. J . R. Gillis, The Prussian B ureaucracy in Crisis 1840-1860, Stanford 1971, S. 22 ff., 67 ff., 168 ff., thematisiert das Problem nur unscharf. 148 Kehr identifizierte das Miquelsche Konzept der Regierung u. a. sehr einseitig mit dem der Agrarier; Schlachtflottenbau, S. 172, 266 f.; vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 158. Die „Einheit“ der Sammlungspolitik haben neuerdings insbes. Stegmann und Witt betont. Dabei, werden oft die unterschiedlichen Motivationen und Grenzen der Kon­ zepte außer acht gelassen und intentionale Deklamationen von Übereinstimmung ohne genauere Prüfung ihrer tatsächlichen Auswirkungen für die Realität selber genommen. Besonders Stegmann scheint mir den Einfluß der Regierung zu hoch zu veranschlagen und zu übertreiben, wenn er etwa annimmt, erst Miquels Sammlungspolitik habe die Fundamente zum „sozialkonservativen Ständestaat“ gelegt. D. Stegmann, Wirtschaft u. Politik, S. 184. Insgesamt vgl. ders., Erben, S. 207 ff., 236 ff., 246 ff., 283 ff., 298 ff., 327 ff., 350 ff., 431 ff., 446 ff.; Witt, Finanzpolitik, S. 58ff.V. R. Berghahn, Der Tirpitz-

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Anmerkungen zu Seite 75-77 Plan:Genesis und Verfall einer innenpolitischen Krisenstrategie unter Wilhelm II, Düsseldorf 1971, S. 99 ff. u. 150 ff., erweckt sogar den (unrichtigen) Eindruck, Tirpitz sei der spiritus rector der Sammlungspolitik gewesen. 149 Witt, S. 59. 150 Ebd. Ebensowenig kann von einem „sozialpolitischen Frontwechsel der Agrarier“ um 1911 im Interesse der Einheit der Sammlung gesprochen werden. So Stegmann, Erben, S. 236. Vgl. Puhle, S. 155 ff. Zu den Differenzen u. Kompromissen allein inner­ halb des CDI: Kaelble, S. 51 ff., 94 ff., 163 ff. 151 Zur Kartellierung auf dem Kalimarkt und zur B eteiligung des B dL vgl. neuer­ dings F. B laich, Kartell- und Monopolpolitik im kaiserlichen Deutschland, Düsseldorf 1973, S. 159 ff., bes. 163. Die Interessensolidarität wurde auch schon betont von A. Wagner, Agrar- u. Industriestaat, Jena 1902, S. 22 ff., 84 ff., 127 f. 152 Neue Reichskorrespondenz v. 25.8.1913 u. die Erklärung v. 18.5.1972, Deut­ sche Landwirtschaftliche Presse Nr. 19 v. 7. 10. 1972, S. 1 f.; vgl. auch die Stellung­ nahme der B undestagsparteien, ebd. Nr. 20 v. 28. 10. 1972. Zum „Kartell der schaffen­ den Stände“ vgl. Stegmann, Erben, S. 352 ff.; Kaelble, S. 226 ff.; Puhle, Interesscnpolitik, S. 162 ff. Zum Kontinuitätsproblem und zur Vaterlandspartei vor allem Stegmann, Repression, bes. S. 385 ff. 153 Diese neue Konstellation ist es auch, die es nahelegt, in diesem Zusammenhang eher die Jahre 1890-93 als Periodisierungsgrenze für die deutsche Innenpolitik anzu­ sehen und nicht, wie z.B . von Stegmann, Erben, 131 ff., vorgeschlagen, erst die Jahre 1896/97, in denen die Regierung ihre Variante der Sammlungspolitik voranzutreiben suchte. Dazu auch Habermas, Strukturwandel; Röhl; für die B ismarckzeit Stürmer, Bismarckstaat sowie ders., Regierung und Reichstag im Bismarckstaat 1871-1880, Düssel­ dorf 1974; H. B oldt, Das monarchisch-konstitutionelle Regierungssystem. Studien zur deutschen Verfassungs- u. Staatslehre im 19. Jht., Habil.-Schrift Mannheim 1970, MS. 154 Zur berufsständischen Orientierung vgl. T. Frhr. v. Oer, Der berufsständische Gedanke, seine Wurzeln u. seine Tendenzen, mit besonderer B erücksichtigung der Landwirtschaft, Diss. Würzburg 1923, passim; R. H. B owen, German Theories of the Corporative State, 1870-1919, N.Y. 1947; Puhle, Interessenpolitik, S. 78 ff., 98 ff.; Winkler, Mittelstand, S. 49 ff.; ders., Pluralismus, S. 28 ff.; S. Mielke, Der Hansa-B und für Gewerbe, Handel und Industrie 1909-1914, Göttingen 1975 sowie S. Angel-Volkov, The Emergence of Popular Anti-Modernism. The German Handicraft Masters 18731896, Diss. B erkeley 1972, MS u. R. Gellately, The Politics os Economic Despair. Shopkeepers and German Politics 1890-1914, London 1974. 155 S. o. S. 28 ff. 156 Wehler, B ismarck, S. 122. 157 Vgl. für das Genre der „Agrarpolitik“ Skalweit, S. 454 ff. und zuletzt das unent­ behrliche Standardwerk von Abel, Agrarpolitik, bes. S 44-155, an dem deutlich wird, daß die für die historische Schule der deutschen Nationalökonomie Ende des 19. und Anfang des 20. Jhts. selbstverständliche „Interdisziplinarität“ von wirtschaftswissen­ schaftlicher, juristischer und historischer Forschung sowie vielfach noch unentfalteten soziologischen und politikwissenschaftlichen Fragestellungen nicht in demselben Umfang in den Analysen des 20. Jhts. hat bewahrt werden können. Im Gegenteil haben sich agronomische und ökonomische Forschungen, deren Passagen zur „politischen Organisa­ tion“ meist sehr apologetisch sind, und die an politischen Strukturen interessierten Sozialwissenschaften, die sich außerdem zunehmend auf den Industriesektor konzen­ tierten, stärker auseinanderentwickelt. Als gegenüber gesamtpolitischen und gesamt­ gesellschaftlichen Aspekten besonders betriebsblind erweist sich das Werk von H. Haus­ hofer, Die deutsche Landwirtschaft im technischen Zeitalter, Stuttgart 1963, sehr im Gegensatz zu den die früheren Zeiten behandelnden B änden 2 und 3 derselben Reihe:

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Anmerkungen zu Seite 77-80 W. Abel, Geschichte der deutschen Landwirtschaft vorn frühen Mittelalter bis zum 19. Jht., Stuttgart 19672 (19621) und F. Lütge, Geschichte der deutschen Agrarverfas­ sung vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jht., Stuttgart 19672 (19631). Mit z.T. ver­ nichtender Kritik vgl. H. Rosenberg, Deutsche Agrargeschichte in alter und neuer Sicht, in ders., Probleme, S. 81-147, bes. 109 ff., 141 ff. 158 Dasselbe gilt abgewandelt auch für die Entwicklung des Deutschen B auernbundes (DBB), der nach anfänglichen Flirts mit der DDP ab 1924 wieder in gut nationallibera­ ler Tradition zur Koalition mit der DVP zurückfand, und für den Bayerischen B auern­ bund, der nach dem Ende der bayerischen Räterepublik seinen linken Flügel vorerst zähmen konnte und die Regierungen der BVP unterstützte. 159 Zusammen mit den christlichen B auernvereinen, dem Deutschen B auernbund, dem Hansabund, dem CDI, dem B DI und der Reichsdeutschen Mittelstandsvereini­ gung; der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie war zur B eruhigung der SPD im Zeichen des „B urgfriedens“ bei Kriegsbeginn aufgelöst worden. Text abgedruckt bei O. v. Kiesenwetter, Fünfundzwanzig Jahre wirtschaftspolitischen Kampfes. Zum 18.2.1918, B erlin 1918, Anhang: Eingaben vom 10. 3. und vom 20. 5. 1915. Zur Kriegs­ zieldiskussion vgl. nach den (vor allem, was die Position B ethmann-Hollwegs und der Regierung angeht) zu einem großen Teil einseitig zugespitzten Polemiken der Kontro­ verse um F. Fischers B uch: Griff nach der Weltmacht, Düsseldorf 19611, 19643, jetzt Stegmann, Erben, S. 449 ff. 160 Ebd.; Heller, S. 44 f. 161 Vom B dL saßen im Vorstand der Deutschen Vaterlandspartei Wangenheim, Weilnböck und B cckh. B dL Nr. 38 v. 22.9.1917. Näheres bei R. Ullrich, Deutsche Vaterlandspartei, 1917-18, in Fricke, B d. 1, S. 620-28; Stegmann, Erben, S. 497-519; ders., Repression, bes. S. 385-414. Eine Monographie desselben Autors über die Vatcr­ landspartei ist angekündigt. 162 Deutsche Tageszeitung (D. T.) v. 24.2.1917; Korr. B dL Nr. 50 v. 6.12.1917; Protestentschließung zusammen mit der Vereinigung der deutschen B auernvereine, dem CDI und der Reichsdeutschen Mittelstandsvereinigung. Vgl. Kiesenwetter, Fünfund­ zwanzig Jahre, S. 257, u. Korr. BdL Nr. 8 v. 18. 2. 1918. 163 D.T.Nr. 206 v. 24.4.1917. 164 B dL Nr. 41 v. 13. 10. 1917; Stellungnahme des Ausschusses des B dL in: B dL Nr. 41 v. 12. 10. 1918. Vgl. auch die späteren Stellungnahmen in: Korr. B dL v. 18. 2. 1919 (Ausg. 1 und 2), v. 17. 2. 1919 und v. 17. 2. 1920. 165 So vertraten v. d. Schulenburg-Grünthal und Sänger den B dL im Vorstand des Kriegsernährungsamtes, v. d. Schulenburg im Direktorium, Schwerin-Löwitz im Kura­ torium und Wangenheim in der Geschäftsführung der Reichsgetreidestelle, der Anhal­ tische B dL-Vorsitzende und Vorsitzende des Vereins der Spiritusfabrikanten Säuber­ lich im Kriegsausschuß für Ersatzfutter und in der Reichsbranntweinstelle und Wangen­ heim im Vorstand der Zentralstelle zur B eschaffung der Heeresverpflegung. In dem am 30.3. 1917 aus dem Kriegsausschuß hervorgegangenen Reichsausschuß der deutschen Landwirtschaft, dessen Präsident der sächsische Konservative Mehnert und dessen Geschäftsführer Heinrich Dade wurden - ein Gremium, das nur einstimmige Beschlüsse fassen konnte -, war der B dL paritätisch neben (je 2) Vertretern aller anderen, ins­ gesamt 11 landwirtschaftlichen B erufsvereinigungen mit über 100 000 Mitgliedern und acht Vertretern des Deutschen Landwirtschaftsrats repräsentiert. Nähere Angaben und Zusammenstellung bei Kiesenwetter, Fünfundzwanzig Jahre, S. 374; diese Angaben sind zu ergänzen durch die Listen in Korr. BdL Nr. 94 vom Juni 1917; W. v. Altrock u. a., Organisationen, S. 75-79. Zum Überblick vor allem: Kiesenwetter, S. 173-284; P. Boetticher, Der B und der Landwirte 1918-1920, B erlin 1925; Denkschrift des B undes 309 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 80-82 der Landwirte über seine Tätigkeit während der Kriegszeit, B erlin 1917, Sammlung von Vortragsmaterial B dL, Nr. 58, 60 und 64. 166 Kiesenwetter, S. 178 f.; Westarp, B d. 2, S. 384 f., 416 f.; Heller, S. 44. 167 Sten. B er. v. d. 22. Generalversammlung d. B dL 1917, Sammlung v. Vortrags­ material B dL Nr. 67; insgesamt vgl. G. D. Feldman, Army, S. 97 ff., 283 ff. u. Kodka, Klassengesellschaft, S. 100 ff. 168 Vgl. Kiesenwetter, S. 188 ff.; Roesickes Denkschrift an Ludendorf v. 10. 10. 1917 in: Westarp, B d. 2, S. 416 f.; Antrag Roesicke vom Mai 1918, in: SB RT, B d. 324, DS 1685. Zur landwirtschaftlichen Entwicklung im Krieg vgl. in einzelnen F. Aereboe, Der Einfluß des Krieges auf die landwirtschaftliche Produktion in Deutschland, Stuttgart 1927, S. 29 ff.; ders. u. H. Warmbold, Preisverhältnisse landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Kriege, B erlin 1917, bes. S. 24 ff.; A. Skalweit u. H. Krüger, Die Nahrungsmittel­ wirtschaft großer Städte im Kriege, B erlin 1917. 189 Kiesenwetter, S. 183 f., 188 f., 210 f., 217-21; Oldenburg-Januschau, S. 153. 170 Vgl. auch G. Heim u. S. Schlittenbauer, Ein Hilferuf der deutschen Landwirt­ schaft, Regensburg o. J . (1916), S. 5-19, 46-56, 61 ff., 91 ff. (aus der Sicht der katholi­ schen bayerischen B auernvereine); Aereboe, Einfluß, S. 99-107; Feldman, S. 102 ff; Kocka, S. 99 f. 171 B rief an Roesicke, DZA I, Nl. Roesicke, Nr. 4 a, B l. 294; Kocka, S. 100. Kockas Belegstellen beziehen sich in diesem Zusammenhang überwiegend auf die besonderen bayerischen Verhältnisse. 172 Vgl. U. Mantzke, Zur Landarbeiterbewegung im Freistaat Sachsen in den ersten Monaten nach der Novemberrevolution, in: Wiss. Zs. Rostock, B d. 17, 1968, H. 2/3, S. 87-96; M. Wojciechowski, Die Rolle der B auern- u. Landarbeiterräte in der Novem­ berrevolution in Westpreußen (1918-1920), in: ebd., S. 97-106; W. Wilhelmus, Die Auswirkungen der Oktoberrevolution auf die revolutionäre B ewegung in Vorpom­ mern bis zum I. Rätekongreß im Dezember 1918, in: A. Schreiner Hg., Die Oktober­ revolution und Deutschland, B erlin 1958, S. 183 f.; H. Muth, Entstehung. Zur Initiative der Landwirtschaftskammern im deutschen Südwesten vgl. G. B rixner, Die landwirt­ schaftlichen Verbände in B aden, ihre Stellung zueinander und zu den politischen Par­ teien, phil. Diss. Heidelberg 1921, MS, S. 44 ff.; F. J . Rohr, Die freien erwerbswirt­ schaftlichen u. wirtschaftspolitischen Organisationen der pfälzischen und saarländischen Landwirtschaft in der Kriegs- und Nachkriegszeit, phil. Diss. Heidelberg 1922, MS, S. 95 ff. 173 Dazu ausführlicher J . Flemming, Großagrarische Interessen und Landarbeiter­ bewegung. Überlegungen zur Arbeiterpolitik des B undes der Landwirte und des Reichslandbundes in der Anfangsphase der Weimarer Republik, in: H. Mommsen u. a. Hg., Industrielles System und politische Entwicklung in der Weimarer Republik, Düs­ seldorf 1974, S. 745-62; ders., Landarbeiter zwischen Gewerkschaften und „Werks­ gemeinschaft“, in: Arch. f. Sozialgeschichte, B d. 14, 1974, S. 351-418, sowie Muth, S. 8 ff. 174 Zunächst hatten die größeren Landbünde (bes. in Schlesien, Pommern, B randen­ burg, Mecklenburg-Schwerin, B raunschweig, Thüringen, Kurhessen und Nassau) und der B dL am 14. 4. 1919 die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Landwirtschaft gegrün­ det, die am 9. 7. 1919 den Namen Deutscher Landbund annahm (unter Änderung des Mitgliedsstatus des B dL). Der Deutsche B auernbund und die christlichen B auernvereine lehnten aufgrund der starken Stellung des B dL hinter der neuen Organisation einen Beitritt ab. Die beiden Landbund-Vorsitzenden Hepp und Hoefer waren Mitglieder der DVP. Vgl. Deutscher Landbund Hg., Der Landbundgedanke - Zur Organisation des Landvolks, B erlin 1919; K. Hepp, Ernährung und Landwirtschaft, Flugschrift der DVP Nr. 40, B erlin 1922; K. Funke-Kaiser, Die Entwicklung der B erufsvertretung u. 310 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 82 der ständische Aufbau der deutschen Landwirtschaft, Diss. Leipzig 1936; W. B ehnke, Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Spitzenorganisationen, Diss. Breslau 1929. 175 Dem RLB gehörten zwischen 1924 und 1928 insgesamt 29 regionale Landbünde an (meistens identisch mit den alten B dL-Regionalgliederungen); assoziiert waren der Danziger und der Österreichische Landbund. Ferner gehörten ihm u. a. folgende Reichs­ verbände an: Reichs-Jugendlandbund (gegr. 1923); B eamtenbund land- und forstwirt­ schaftlicher B erufe, Domänenpächterverband, Reichsschutzbund landwirtschaftlicher Verpächter und Grundeigentümer, Reichsbund landwirtschaftlicher Pächter, Reichs­ verband landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine (mit 87 000 Mitgliedern), Reichsver­ band der B eamtinnen und Fachlehrerinnen in Haus, Garten und Landwirtschaft. Die Mitgliederzahl belief sich nach Angaben des B undes zwischen 1924 und 1928 auf ins­ gesamt 5,6 Mio., davon 1,7 Mio. Besitzende mit über 11 Mio. ha Land. Die wichtigsten Zellen waren die Kreislandbünde; es gab rund 500 Kreisgeschäftsstellen. Der RLB über­ nahm die zentralen Presseorgane des BdL und verfügte daneben noch über 190 regio­ nale Publikationsmittel und 32 Presseorgane der angegliederten Reichsverbände. Vgl. Das Reichslandbund-ABC, B erlin 1921; Das RLB-Jahrbuch, B erlin 1929 (mit Übersich­ ten über die Jahre davor); Das Organisationsbuch des RLB, Berlin 1929 und 1932; Hel­ ler, Teil III: Die Politik des RLB; H. Thedieck, Vereinigung der deutschen B auernver­ eine und Reichslandbund. Ein Beitrag zur Organisation der Landwirtschaft, Diss. Köln 1923; L. Grandel, Der Landbund, Diss. Breslau 1924; W. G. Kersten, Die freien wirt­ schaftspolitischen Organisationen der deutschen Landwirtschaft unter besonderer B e­ rücksichtigung des Reichslandbundes, Diss. B erlin 1925; A. Knoche, Der Genossen­ schaftsverband des RLB e.V., Diss. Gießen 1929; W. Peters, Die landwirtschaftliche Berufsvertretung, B erlin 1932; v. Altrock, Reichslandbund, in: Handwörterbuch d. Staatswiss., Jena 1925, B d. 6; Skalweit, S. 483 ff. Die beste zusammenfassende Dar­ stellung neueren Datums (unter Auswertung wichtiger Archivmatcrialien) ist J . Cerný, Reichslandbund 1921-1933, in: Fricke, Bd. 2, S. 521-40. 176 Der 1920 gegründete Reichslandarbeiterbund unter Vorsitz von Johannes Wolf (mit angeblich ca. 140 000 Mitgl. i. J . 1924) basierte auf der früheren erfolglosen Grün­ dung des Deutschen Landarbeiterbundes von 1913 (R. Peter), der es nur auf 4800 Mit­ glieder in 78 Ortsgruppen gebracht hatte. Vgl. Altrock u. a., Organisationen, S. 158 ff. u. H. Hübner, Die ostpreußischen Landarbeiter im Kampf gegen junkerliche Ausbeu­ tung und Willkür (1848-1914) in: ZfG, Bd. 11, 1963, S. 552-69. 177 Der Reichsverband der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeber­ vereinigungen (gegr. 1919) hatte etwa 180 000 Mitglieder. Die von ihm zusammen mit dem (sozialdemokratischen) Deutschen Landarbeiterverband, dem (christlichen) Zen­ tralverband der Landarbeiter und dem Reichsverband land- und forstwirtschaftlicher Fach- und Körperschaftsbeamter 1920 gebildete Reichsarbeitsgemeinschaft land- und forstwirtschaftlicher Arbeitgeber- und Arbeitnehmervereinigungen (die der industriel­ len ZAG wesentlich mehr ähnelte) war nur von kurzer Dauer. Vgl. Altrock u. a., S. 108 ff. 178 M. Weber, Entwicklungstendenzen, S. 474. 179 Der sozialdemokratisch orientierte Deutsche Landarbeiterverband von 1909, der vor dem Krieg relativ erfolglos operiert hatte und noch Ende 1918 nur ca. 8000 Mit­ glieder zählte, hatte 1919 624 935 Mitglieder in über 10 000 Ortsgruppen; der christ­ liche Zentralverband der Landarbeiter zählte 1920 etwa 60 000, 1921: 130 000 Mit­ glieder in rund 4000 Ortsvereinen. Vgl. Altrock u. a., S. 150 ff., bes. 153, 157. Auf dem Höhepunkt gewerkschaftlicher Macht auf dem Agrarsektor schätzte der sozialdemo­ kratische „Landarbeiter“ (1.2.1921) die Zahl der organisierten Landarbeiter auf fast 1 Mio. von insges. über 3 Mio. (1907). Davon waren 780 000 im Deutschen Land­ arbeiterverband, 130 000 im christlichen Zentralverband, 15 000 im kommunistischen

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Anmerkungen zu Seite 82-83 Verband der Land- und Waldarbeiter, 1000 in den Hirsch-Dunckerschen Gewerkschaf­ ten, 15 000 im Allgemeinen Schweizerbund (ADGB ) und nur 50 000 in den „wirt­ schaftsfriedlichen“ Gruppen (unter Einschluß des Reichslandarbeiterbundes) organisiert. Die Inflationszeit 1922-23 reduzierte jedoch die Mitgliedschaft wieder erheblich, im Zentralverband um 19 %, im Deutschen Landarbeiterverband um 77,7 %. Danach stieg diese allmählich an. Der Deutsche Landarbeiterverband hatte 1929: 167 444 Mit­ glieder; der Zentralverband 80 536; der Reichslandarbeiterbund ca. 84 000. 1927 waren über 7 % aller Landarbeiter im Deutschen Landarbeiterverband, über 3 % im Zentral­ verband organisiert und über 4 % im Reichslandarbeiterbund. Vgl. zum Kontext auch: F. Wunderlich, Farm Labor in Germany 1810-1945, Princeton 1961, S. 77 ff., bes. 82, 91 ff. Aereboe, Einfluß, S. 128 ff. u. Flemming sowie K. Höhne, Landarbeiterver­ bände in Deutschland, Diss. Göttingen 1961, MS. 180 Der Verband land- und forstwirtschaftlicher Angestellter von 1919 (Deutscher Gutsbeamten-Verband) mit etwa 15 000 Mitgliedern koalierte in der Regel mit dem Deutschen Landarbeiterverband; der Deutsche Guts- und Forstbeamtenbund von 1920 (ca. 5000 Mitglieder) schloß sich dem Landbund an. Altrock u. a., S. 122, 124. 181 Der Genossenschaftsverband des RLB und der Generalverband der Deutschen Raiffeisengenossenschaften (von 1877/1899) vereinbarten erst 1924 wechselseitige B e­ teiligungen; 1928 vereinigten sich beide mit dem Reichsverband der Deutschen land­ wirtschaftlichen Genossenschaften (1883) zu einem Einheitsverband, der ein großes Handels- und Warenimperium unter maßgeblichem Einfluß des RLB konstituierte. Vgl. Cerný, S. 533. 182 Der Verein der deutschen Zuckerindustriellen (gegr. 1850, reorganisiert 1897); der Verein der Stärkeinteressenten (1883) mit 1920 etwa 200 Mitgliedern und der Verein der Spiritusfabrikanten in Deutschland (1857) mit ca. 7000 Mitgliedern, dessen Vorsitzender A. Säuberlich Funktionär des B dL war. Altrock u. a., S. 229 ff. 183 Im Vorstand saßen vom B dL: Wangenheim, Roesicke, Weilnböck, Graf Kaldk­ reuth, v. Goldacker; vom DLB : Hepp (DVP), Frhr. v. Richthofen, v. Schwerin, Hoefer, Hillger. Im Präsidium: Roesicke und Hepp. Vom B dL übernommen wurden u.a.: der Genossenschaftsverband und die Verkaufsstelle, das Deutsche Tarif- und Verkehrs­ bureau, die Versicherungsstelle und die Genossenschaftliche Zentralkasse. Hinzu kamen die Elektro-Hauptgenossenschaft des RLB eGmbH, die B ank für Landwirtschaft AG mit 20 Mio. Gründungskapital und 33 Niederlassungen, die Ende 1923 mit den Kali­ werken Ummendorf-Eilsleben fusionierte, die B uchstelle des RLB , die 1930 ca. 2,5 Mio. Morgen landwirtschaftlicher B etriebsfläche buchhaltungstechnisch betreute, die Kartoffelanbau-Gesellschaft mbH; nach den Jahresberichten. Vgl. Organisationsbuch des RLB, B erlin 1929, passim. 184 Die aus den Satzungen des DLB übernommenen formaldemokratischen B e­ stimmungen wurden wieder reduziert. Der RLB -Tag, der zunächst zusammen mit der Vertreterversammlung B eschlüsse fassen konnte, durfte das ab 1927 nicht mehr und wurde im März 1928 als satzungsgemäßes Organ vollends gestrichen. Und selbst in der Vertreterversammlung der Delegierten der korporativen Mitgliederverbände als wichtigstem B eschlußorgan des RLB zählten die nur geschlossen abzugebenden Stim­ men ab 1922 nicht nur nach der Mitgliederzahl, sondern auch nach dem B eitrags­ aufkommen, was den mitgliederschwächeren ostelbischen Provinzen die Mehrheit sicherte und die Satzungsbestimmung aushöhlte, derzufolge sowohl der Vertreter­ versammlung als auch dem Vorstand zwei Drittel mittlere und kleine Landwirte angehören sollten. Organisationsbuch, S. 13 f. 185 In Westdeutschland waren die beiden hessischen Landbünde mit 62 000 Mit­ gliedern und in Süddeutschland der Württembergische Landbund mit 48 000 Mit­ gliedern (1924-28) am stärksten. 312 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 83-84 186 So schon in: Richtlinien der Generalversammlung des B dL vom 17.2.1919 in Berlin, in: B dL Nr. 8 v. 22. 2. 1919; Rede Wangenheims, in: D.T. Nr. 88 v. 17. 2. 1919; Boetticher, S. 32 ff. 187 privat sprach sich Roesicke jedoch für eine Unterzeichnung des Vertrages aus. DZA I, Nl Roesicke Nr. 4 a, Bl. 249. 188 Programm in RLB -AB C, S. 130 ff. 189 Kalckreuth in RLB Nr. 24 v. 12. 6.1926. 190 Obwohl die Landbünde mit der Ausnahme von B ayern, Westfalen und dem Rheinland die meisten regionalen Landwirtschaftskammern beherrschten, wurden doch gelegentliche Äußerungen des Unwillens gegenüber den Kammern laut, die auf Riva­ litäten schließen lassen. F. Dermietzel-Lünow, Das Schicksal des preußischen Land­ wirtschaftskammergesetzentwurfs von 1920 u. des Entwurfs von 1929, Oranienburg (1929), S. 63; W. Peters, Die landwirtschaftliche B erufsvertretung, S. 68 f. Insgesamt auch die B elege in: K. Neumann, Das reaktionäre Programm u. d. profaschistische Ideologie des Reichslandbundes, Wiss. Zs. Rostock, Bd. 17, 1968, S. 195-202. 191 Genaue Daten zum Ausmaß der Streiks in der Landwirtschaft und zum Ein­ satz der Technischen Nothilfe in: Wunderlich, S. 105 ff. 192 Schon vor 1921 hatte der B dL gegen ein B etriebsrätegesetz für die Landwirt­ schaft Stellung genommen. 193 Der Reichsarbeitsminister hatte nur den Deutschen Landarbeiterverband und den Zentralverband als Tarifpartner auf Arbeitnehmerseite anerkannt, mit denen zu verhandeln die Gruppen des RLB sich weigerten. Der Reichslandarbeiterbund war bis 1930 nicht anerkannt, schloß aber interne Verträge im Rahmen des RLB ab. Die pommersche Sektion des Reichslandarbeiterbundes erreichte nach diversen Arbeits­ gerichtsprozessen ihre Anerkennung durch das Ministerium im November 1932, im Februar 1933 auch durch die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und den vorläufigen Volkswirtschaftsrat. Vgl. G. Flatow u. a. Hg., Entscheidungen des Reichsarbeits­ gerichts und der Landesarbeitsgerichte, Mannheim 1925, Bd. 4, S. 294, B d. 9, S. 487; Gewerkschaftszeitung (vorm. Korrespondenzblatt) v. 17.12.1932, S. 803 und 25.2. 1933, S. 120. Zum Ausmaß der abgeschlossenen Tarifverträge, die zwischen 1925 und 1931 kontinuierlich die Arbeitsverhältnisse von ca. 1,5 Mio. Landarbeitern betrafen, vgl. die Tabelle bei Wunderlich, S. 94. 194 Vgl. Anm. 179. 195 Dazu gehörten u. a. der DHV, die Organisation Escherich (Orgesch), der B und Reichsflagge, der Jungdeutsche Orden, der Jungsturm, der Stahlhelm sowie diverse Einwohnerwehren. Der B und war Mitglied der Zentralstelle vaterländischer Verbände und der sog. Arbeitsgemeinschaft für vaterländische Aufklärung. 198 Vgl. Heller, S. 61. 197 RLB Nr. 9 v. 1. 3. 1924. 198 Im zweiten Reichstag von 1924 waren es 65 Abgeordnete, davon 42 in der DNVP, 10 auf eigenen Landbundlisten (in Thüringen, Hessen, B aden und Württem­ berg) gewählte DNVP-Hospitanten; je 3 RLB-Mitglieder gehörten der DVP, dem Zen­ trum und der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung an, 4 der Deutsch-Hannove­ ranischen Fraktion. Im dritten Reichstag von 1924 waren es 67 Abgeordnete, im vier­ ten von 1928 nur noch 57, davon u.a. 38 in der DNVP, 2 im Zentrum und 4 in der DVP. Vgl. M. Schwarz, MdR. B iographisches Handbuch der Reichstage, Hannover 1965, S. 822 f.; Cerný, S. 532, 539. Sozialstatistisch gesehen ging der Anteil der „Landwirte“ im Reichstag insgesamt von 1912: 23,2% (davon 10,3% Großgrund­ besitzer) auf 1924: 11,9% (2,0% Großgrundbesitzer), im preußischen Abgeordneten­ haus von 1913: 32,9% (davon 21,9% Großgrundbesitzer) auf 1925: 9,5% (2,4%

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Anmerkungen zu Seite 84-85 Großgrundbesitzer) zurück. Vgl. W. Kamm, Abgeordnetenberufe und Parlament, Karlsruhe 1927, S. 11, 19, 28, 37. 199 An der Gründung der DNVP am 24. 11. 1918 war kein einziges führendes Mit­ glied des B dL beteiligt gewesen. Vgl. W. Graef, Der Werdegang der DNVP 1918-1928, in: M. Weiss Hg., Der nationale Wille. Werden und Wirken der DNVP 1918-1928, Essen 1928, S. 15; Westarp, B d. 2, S. 670 ff.; ders., Am Grabe der Parteienherrschaft. Bilanz des deutschen Parlamentarismus von 1918-1932, B erlin (1932), S. 62 ff., 99 ff., 120 ff., 127 ff.; H. v. Arnim u. G. v. B elow Hg., Deutscher Aufstieg, B erlin 1925, bes. S. 9 ff., 367 ff., 371 ff., 451 ff.; W. Ruge, DNVP, in: Fricke, B d. 1, S. 715-53, u. die nur bis 1924 reichende Darstellung von W. Liebe, Die Deutschnationale Volkspartei 1918-1924, Düsseldorf 1956, bes. S. 7 ff., 15 ff., 25 ff.; E. Hamburger, Parteienbewe­ gung und gesellschaftliche Umschichtung in Deutschland, in: Die Gesellschaft 1925, Bd. 1,S. 345 ff. 200 Vgl. Liebe, S. 76 ff., 86 f., 92 ff.; Jacobs, Schorlemer, S. 64 f.; M. Stürmer, Koa­ lition und Opposition in der Weimarer Republik 1924-1928, Düsseldorf 1967, S. 133 f. 201 B is 1916: Vereinigung der christlichen B auernvereine Deutschlands. Gleich­ zeitig mit der Umbenennung wurde die Zentralstelle in B erlin als Verwaltungsapparat unter der Leitung von A. Crone-Münzebrock eingerichtet; bisher war die Verwaltung vom jeweiligen „Vorort“, meistens dem Westfälischen B auernverein, geführt worden. Statut und Programm in: Dem deutschen Landvolk! Die Organisation des deutschen Bauernstandes, hg. v. Crone-Münzebrock, o. O. o. J . ; Jacobs, Schorlemer, S. 38 ff.; ders., Christliches B auernprogramm, H. 10 der Reihe: Deutsches B auerntum, o. O. o. J . (1931?); J . Seemann, Vereinigung der deutschen B auernvereine, in: Fricke, B d. 2, S. 763-74. 202 E. Frhr. v. Kerckerinck, Wirtschaftspolitische B etrachtungen zur preußischen Wahlrechtsvorlage, Münster 1917, S. 11. 203 Wortführer zugunsten der korporativen Zwangsorganisation waren der Rhei­ nische B auernverein unter dem Vorsitz des Frhrn. v. Loë und der Westfälische Bauernverein. Die Differenzen mit anderen (vor allem süddeutschen) B auernvereinen um dieses Problem und der zeitweilige Austritt des Rheinischen B auernvereins aus der Vereinigung veranlaßten den Frhrn. v. Kerckerinck zur B org, der seit 1916 Prä­ sident der Vereinigung gewesen war, 1927 zum Rücktritt. Vgl. A. Crone-Münzebrock, Zum B ericht des Frhrn. v. Loë „über die Vorgänge, die zum Austritt des Rheinischen Bauernvereins aus der Vereinigung der deutschen B auernvereine geführt haben“, B er­ lin Dezember 1927, S. 12 ff., 22 ff., 37 ff. 204 Deutlich z.B . in der erneuten Umbenennung in: Vereinigung der deutschen christlichen B auernvereine und den ersten großen B auernkundgebungen auf dem 70. und 71. Katholikentag (Nürnberg 1931 und Essen 1932). 205 Der wissenschaftlich gebildete, als internationaler Agrarexperte respektierte, vielseitige und charakterstarke Hermes, der später die CDU (in B erlin) und den Deut­ schen B auernverband (in der B RD) mitgründete und des letzteren erster Präsident wurde, stellt eine Ausnahme vom Typ des in der Weimarer Republik noch dominan­ ten, in der Regel ostelbischen Agrarfunktionärs dar. Vgl. die eindrucksvolle B io­ graphie von A. Hermes, Und setzet ihr nicht das Leben ein, Stuttgart 1971, u. H. Barmeyer, Andreas Hermes und die Organisationen der deutschen Landwirtschaft. Christliche B auernvereine, Reichslandbund, Grüne Front, Reichsnährstand 1928-1933, Stuttgart 1972, bes. S. 24 ff., 80 ff. Zur Auflehnung der bayerischen B auernvereine unter der Führung Hundhammers gegen die B VP vgl. K. Schwendt, Die B ayerische Volks­ partei, in: Matthias u. Morsey, Das Ende der Parteien 1933, Düsseldorf 1960, S. 455-519, bes. S. 501. 206 DZ Α I, Nl Ernst Bassermann, 90 Ba 4, Nr. 9, Bl. 112 f., zit. bei H. Schwab, 314 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 85—87 Deutscher B auernbund, in: Fricke, B d. 1, S. 415-21. Vgl. auch H. Kretschmar, Deut­ sche Agrarprogramme der Nachkriegszeit, B erlin 1933. Der B und hatte vor 1914 ca. 50 000 und 1927 nur noch ca. 19 000 Mitglieder. 207 Außenpolitisch propagierte der DB B den „Siegfrieden“. Sein Geschäftsführer Karl B öhme, früher auch im Reichsverband gegen die Sozialdemokratie, trat der Deutschen Vaterlandspartei bei. 208 Die Abwendung von der DDP wurde von B öhme mit deren zu großer „Ab­ hängigkeit“ von der SPD, die der DB B immer bekämpft hatte, motiviert. Offener Brief B öhmes an Koch-Weser, Deutscher B auernbund Nr. 16 v. 16. 10. 1924. Vgl. auch weiter oben Anm. 26 u. 27; vgl. ferner L. Albertin, Liberalismus, S. 121-26 u. L. Döhn, Politik und Interesse. Die Interessenstruktur der Deutschen Volkspartei, Mei­ senheim 1970, S. 127 f. 209 Vgl. K. Funke-Kaiser, Entwicklung, S. 38, sowie weiter unten. 210 Der B ayerische B auernbund hatte 1914 ca. 7000 Mitglieder, 1921 ca. 50 000, 1924 ca. 35 000. Vgl. bis 1922 Hundhammer, passim, und insgesamt die Zusammen­ stellung von H. Gottwald u. W. Fritsch, B ayerischer B auernbund, in Fricke, B d. 1, S. 66-78, bes. S. 66 f. 211 Dazu vor allem Mattes, S. 81 ff., 122 ff., bes. 114, 161. Vgl. auch Muth, S. 2 f.; F. Schade, Kurt Eisner u d. bayerische Sozialdemokratie, Hannover 1961, S. 126; A. Mitchell, Revolution in B ayern 1918/19. Die Eisner-Regierung u. d. Räterepublik, München 1967, S. 135 ff. Zum Programm des BBB: Der Bündler v. 18. 5. 1919; Hund­ hammer, S. 229 ff. 212 Vgl. Hundhammer, S. 171 ff. 213 Ausführlicher dazu K. Schönhoven, Die Bayerische Volkspartei 1924-1932, Düssel­ dorf 1972, S. 201-13. Die Stimmenanteile bei den Landtagswahlen betrugen in %: Jahr 1919 1920 1924 1928 1932

BVP 25,8 29,3 28,3 26,0 40,0

BBB 9,3 7,9 7,1 11,6 6,5

Schönhoven, S. 81; Gottwald u. Fritsch, S. 67. 214 Die drei Gruppen bildeten die Freie Wirtschaftliche Vereinigung. B ei den Reichstagswahlen errang der B B B 1920: 4 Mandate, im Mai 1924: 3, im Dezember 1924: 6, 1928: 8, 1930: 6, ab 1932 nur noch 2 bis 3 Mandate. 215 Der BBB stellte mit Fehr den Vorsitzenden der Deutschen B auernschaft. 216 Pressestelle des B ayerischen B auern- und Mittelstandsbundes Nr. 141 v. 10. 10. 1932; Nr. 142 v. 12. 10. 1932; Nr. 146 v. 21. 10. 1932. 217 Ebd., Nr. 37 v. 9. 3. 1932. 218 Ebd., Nr. 14 v. 30. 1.1933; Nr. 31 v. 27. 2. 1933; Nr. 42 v. 26. 3. 1933. 219 Die abgetretenen Gebiete waren überwiegend landwirtschaftliche Überschuß­ gebiete gewesen. Durch die Abtretung wurde die landwirtschaftliche B asis schmaler, und das Reich verlor 13 % seiner landwirtschaftlich tätigen B evölkerung gegenüber nur 6 % der Industriebevölkerung. Fuchs, Agrarpolitik, S. 45; P. Hesse, Die deutschen Wirtschaftsgebiete in ihrer B edeutung für die landwirtschaftliche Erzeugung u. Ver­ sorgung Deutschlands, Berlin 1929. 220 Vgl. F. B eckmann, Die Kapitalbildung der deutschen Landwirtschaft während der Inflation, in: Sch. Jb., Bd. 48, 1924, S. 114 ff. 221 So waren die Agrarpolitiker im Verein für Sozialpolitik z. Β. in zwei F rak-

315 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 87-88 tionen gespalten: die einen unter Führung von Harms und Sering waren nur in Not­ fällen für die Einführung von Agrarzöllen; die anderen um Fuchs und Diehl befür­ worteten die Zölle grundsätzlich. Vgl. M. Sering, Agrarkrisen u. Agrarzölle, B erlin 1925, S. 73 ff.; Fuchs, S. 57 ff. 222 F. B aade, Fordisierung der Landwirtschaft?, in: Magazin der Wirtschaft I, Nr. 40, 1925, S. 1 ff. Vgl. auch ders., Das System der agrarpolitischen Mittel, in: Beck­ mann u. a., Bd. 2, S. 218-96. 223 Fuchs, S. 71 ff., 95 f. 224 F. Aereboe, Zur Frage der Agrarzölle, B erlin 1925, S. 8 ff.; ders., Agrarpolitik, Berlin 1928, S. 506 ff., 516, 431 f. 225 B . Harms, Die Zukunft der deutschen Handelspolitik, B d. 1, Jena 1925, S. 79 ff. 226 Sering, Agrarkrisen, S. 32 ff., 42 ff., 65 f., 73 ff., 86. Die Seringsche Analyse der Krisenursachen wurde, allerdings ohne dessen Schlußfolgerungen, auch vom Deut­ schen Landwirtschaftsrat übernommen. DLR Hg., Der Schutz der landwirtschaftlichen Erzeugung als Vorbedingung des Wiederaufbaus der deutschen Wirtschaft, B erlin 1925, passim. 227 Serings Forderungen zur Zollpolitik stimmen weitgehend mit denen Aereboes überein. Sering, Agrarkrisen, S. 73 ff., 76-86; ders., Landwirtschaft, S. 870 ff. Vgl. auch M. J . B onn u. K. B loch, Das Problem der Anpassung der landwirtschaftlichen Subventionen an den Bedarf, in: Beckmann u. a., Bd. 2, S. 206-17. 228 RLB Nr. 10 v. 6. 3. 1923 (richtet sich gegen Pläne des Damaschkeschen B undes Deutscher Bodenreformer). 229 Im Gegensatz zu den amerikanischen Farmerorganisationen, die in den 20er Jahren auch nach intensiverer Staatshilfe verlangten, weil sie unter den Auswirkungen des freien Wettbewerbs litten, gehörte die Gegnerschaft gegen die Mechanismen des freien Markts für die preußischen Großagrarier zu den spezifischen politischen Tra­ ditionsgütern. Vgl. auch H. v. Sybel (Direktor des RLB ), Steuerreform und Steuer­ entlastung der Landwirtschaft durch „Ausgleich“ (aus der Sicht der Ostelbier), u. F. Jacobs, Die Kritik der Landwirtschaft an den geltenden Steuern (aus der Sicht der christlichen B auernvereine), beide in: B eckmann u. a., B d. 2, S. 321-64 u. 310-20; ferner Kretschmar, S. 42 ff. 230 H. Schlange-Schöningen, Landwirtschaft von heute. Unternehmergeist u. zeit­ gemäßer Betrieb, Berlin 19302, S. 95 ff., 140 ff. 231 Dazu neuerdings vor allem D. Stegmann, Deutsche Zoll- und Handelspolitik 1924/25-1929 unter besonderer B erücksichtigung agrarischer u. industrieller Inter­ essen, in: Mommsen u. a., S. 499-530, bes. 503 ff. Ferner W. Weber, Chronik der deutschen Agrarpolitik 1914-1932, in: B eckmann u.a., B d. 2, S. 93-135 und A. Panzer, Das Ringen um die deutsche Agrarpolitik von der Währungsstabilisierung bis zur Agrardebatte im Reichstag im Dezember 1928, Kiel 1970, S. 10 ff., 29 ff., 52 ff., 69 ff., 87 ff. Diese Kieler Dissertation, in der nicht nur im Titel, sondern auch sonst allerorten „gerungen“ wird, informiert zwar gründlich, wenn auch ein wenig unüber­ sichtlich und zuweilen fehlerhaft, über die Einzelheiten der B eratungen und die Stel­ lungnahmen der Interessenten, ermangelt jedoch bedauerlicherweise auf weiten Strek­ ken des zur Einordnung in den gesamtpolitischen Kontext nötigen Augenmaßes. Die merkwürdigen Polemiken gegen die Studien von Preller, Stürmer und Puhle, noch dazu unter B erufung auf Stammer, Hirsch-Weber und B racher, bleiben entweder unverständlich oder rennen offene Türen ein (S. XI-XVI u. 154-57). 232 Vgl. F. B aade, Neugestaltung der deutschen B ranntweinwirtschaft, B erichte über die Landwirtschaft, H. 5/2, Berlin 1926, passim. 233 Freigabe des bis 1923 behördlich geregelten Zuckeraußenhandels wurde zunächst auf Intervention der Ausfuhrvereinigung der deutschen Zuckerwirtschaft bis 316 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 88-89 1925 ausgesetzt, dann aber vollzogen. Als daraufhin die Inlandpreise auf das nied­ rigere Weltmarktpreisniveau zu fallen begannen, wurden die Zollsätze für Raffinade (bzw. Rohzucker) kontinuierlich heraufgesetzt: Vorkriegssatz 4,80 M/dz; 1925: 10 RM/dz (8); 1927: 15 (13); Ende 1928: 25 (21); 1930: 32 (27) RM/dz. Ab 1931 wurden die Importe kontingentiert und die Inlandüberschüsse eingelagert. Vgl. B ericht des Unterausschusses des Ausschusses zur Untersuchung der Erzeugungs- und Absatz­ bedingungen der deutschen Wirtschaft. Die deutsche Zuckerwirtschaft, B erlin 1931, Tabellen; K. Rogge, Kontingentierung der deutschen Zuckerwirtsdiaft, Deutsches Bauerntum, Berlin 1931, S. 13, und Teichmann, S. 351 ff., bes. S. 360-78. 234 Insbesondere wurden zunehmend nach 1925 die Mengen der öffentlichen Kör­ perschaften (Gemeinden, usw.) zur auskömmlichen Versorgung der B evölkerung ein­ geräumten zollfreien Importe von Gefrierfleisch beschränkt. 1928 wurde sogar ver­ sucht, den Export von Frischfleisch durch ein Einfuhrscheinsystem attraktiver zu machen. Vgl. Teichmann, S. 609 ff., 615 ff.; Gerschenkron, Bread, S. 68 ff., 89 ff. 235 Die Marktintervention (bei B edarf) wurde zwischen 1923 und 1926 vor allem durch die Reichsgetreidestelle vorgenommen, daneben aber auch in zunehmendem Umfang durch die 1921 gegründete und 1928 von der Preußenkasse und der Renten­ bank-Kreditanstalt übernommene Getreide-Industrie und Commission AG (GIC alias „Scheuer-Konzern“) und später die 1926 gegründete Deutsche Getreidehandels-Gesell­ schaft (GHG), deren Gesellschafter die B ezugsvereinigung der deutschen Landwirte, das Stickstoff- und das Kalisyndikat, die Gütereinkaufsgesellschaft deutscher Konsum­ vereine und der Verband pommerscher Müllerinnungen waren. Die GHG arbeitete mit Krediten des Reiches. Der Vermahlungszwang für Inlandsweizen bestand weiter. Die Zölle für Roggen wurden 1926 von 30 auf 50 RM/t, 1929 zunächst auf 70, dann auf 150 RM/t und 1930 auf 200 RM/t heraufgesetzt. Vgl. Teichmann, S. 259 ff., 267, 271 ff., 276-86 u. Kretschmar, S. 78 ff. 236 So im Kieler Agrarprogramm der SPD von 1927 und in den Erläuterungen: Krüger u. B aade, Sozialdemokratische Agrarpolitik, B erlin 1929, passim. Vgl. auch F. Baade, Stabilisierung der Getreidepreise, in: Die Gesellschaft 1927, S. 251 ff. 237 Die „Grüne Front“ formulierte als Ziel die Parität zwischen Getreidepreis­ index und Preisindex der Lebenshaltungskosten, Deutsche Getreidezeitung Nr. 69 v. 22. 3. 1929. GIC-Direktor Scheuer entwarf den Plan einer „Handelsschleuse“. In der Diskussion der Sachverständigenkommission des Reichsernährungsministeriums stan­ den sich Mitte 1929 das „Monopolprojekt Dr. Sdiiele“ (flexible Paritätsgarantie durch das Reich und Preisfestsetzung für Weizen bei 270 RM) und das „Monopolprojekt Dr. B aade“ (Abwicklung über „Vertrauensfirmen“, Festlegung des Weizenpreises bis 1934 fest auf 250 RM) gegenüber. 238 Auch das ist ein Grund, weshalb mir die an der Theorie vom staatsmono­ polistischen Kapitalismus orientierte (und daher die Dominanz der Industrie postu­ lierende) Periodisierung von Cerný, Reichslandbund, bes. S. 530, nicht ganz ein­ leuchtet, die die Integration der Landwirtschaft ins „monopolkapitalistische Gesamt­ system“ erst in die 20er Jahre datiert. Die stärkere B erücksichtigung der zunehmenden Verklammerung des Agrarsektors mit den anderen Wirtschaftssektoren und dem Staat seit 1876, verstärkt in den 90er Jahren, 1902 und 1913 sowie im Ersten Weltkrieg, unter zeitweiser gesamtpolitischer Dominanz sowohl des Staates als auch der Agrarier, die für die hier vertretene Arbeitshypothese vom Obergang zum organisierten Kapi­ talismus wesentlich bedeutsamer ist, scheint nicht nur den Vorteil zu haben, den Fak­ toren der wirtschafte- und sozialpolitischen Entwicklung besser zu entsprechen, son­ dern vor allem auch die Kontinuitätslinien zwischen dem Kaiserreich und dem Ende der Weimarer Republik deutlicher zu betonen. 239 Vgl. die Kommentare in RLB v. 26. 5.1928, S. 239. 317 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 89-90 240 Vgl. die Stellungnahme in B A 328, zit. bei Panzer, S. 130 f.; Stegmann, Zoll­ und Handelspolitik, S. 509 ff. Das „Notprogramm“ v. 27. 2.1928 sah für 1928 u. a. zusätzliche Mittel für die Landwirtschaft in Höhe von 59 Mio. RM, eine Erhöhung der Garantien des Reichs für Umschuldungskredite um 100 % auf 100 Mio. RM und eine Intensivierung der Sozialprogramme vor. Vgl. Text u. Kommentar von M. Schiele, Die Agrarpolitik der Deutschnationalen Volkspartei in den Jahren 1925/28, in: M. Weiss, S. 291-306. Zur Ostpreußenhilfe D. Hertz-Eichenrode, Politik u. Landwirtsdiaft in Ostpreussen 1919-1930, Köln 1969, S. 217 ff. 241 In der geheimen Konferenz vom 7. 11. 1928 zwischen den Vorsitzenden der agrarischen Spitzenverbände und Vertretern des RDI fiel das Wort vom „zerschnit­ tenen Tischtuch“ (B randes). Protokoll der Konferenz in B A R 43 I/1107. Vgl. Steg­ mann, Zoll- u. Handelspolitik, S, 510 ff.; D. Gessner, Industrie u. Landwirtschaft 1928-1930, in: Mommsen u. a., S, 762-78. 242 So z. B. im sog. Silverberg-Plan v. 1929. Dazu W. Herrmann, B ündnisse und Zerwürfnisse zwischen Landwirtschaft u. Industrie seit der Mitte des 19. Jhts., Dort­ mund 1962, S. 20 ff. 243 Vgl. V. Klemm, Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion wäh­ rend der Agrarkrise von 1927/28 bis 1932/33 in Deutschland, in: Wiss. Zs. Rostock, S. 187-93, bes. S. 191. Die Habil.-Schrift desselben Autors: Ursachen u. Verlauf der Krise der deutschen Landwirtschaft von 1927/28 bis 1933. Ein B eitrag zur Agrar­ krisentheorie, B erlin 1965, MS, war mir nicht zugänglich. Ferner: C. P. Kindleberger, The World Depression 1929-1939, London 1973, S. 83-107, bes. S. 97 ff. Nicht sehr ergiebig: H. B ennecke, Wirtschaftliche Depression u. politischer Radikalismus 1918 bis 1938, München 1970, S. 73 ff. 244 Im Jahre 1912 waren es 40,5 % für die SPD (gegenüber 34,9 % im Reich) und 29 % für die FVP (gegenüber 13,1 %) gewesen. 245 Zum Ernteergebnis vgl.: Zuspitzung der Agrarkrise, in: Wirtschaftsdienst v. 27.1.1928; auch: Wirtschaftsdienst v. 18. 11. 1927. 246 Die große Demonstration vom 28.1.1928 brachte 140 000 B auern auf die Beine. Zur Analyse der Entwicklung in der schleswig-holsteinischen B auernschaft vgl. vor allem G. Stoltenberg, Politische Strömungen im schleswig-holsteinischen Landvolk 1918-1933, Düsseldorf 1962, S. 107 ff., 128 ff., u. T. Thyssen, B auer u. Standes­ vertretung. Werden und Wirken des Bauerntums in Schleswig-Holstein seit der Agrar­ reform, Neumünster 1958, S. 331 ff., 373 ff. Das Programm in: Franz, Quellen, S. 531-34. 247 Zu dem überwältigenden Wahlerfolg der NSDAP in den ländlichen B ezirken Schleswig-Holsteins 1932 (über 60 % der Stimmen; DNVP nur 8 %) hatten außer dem betont bauernfreundlichen und „mittelständischen“ Agrarprogramm vom März 1930 (vgl. Franz, Quellen, S. 535-38, u. J . Dorner, B auernstand und Nationalsozia­ lismus, München 1930) auch die jahrelange regionale Presseagitation und die planvolle Unterwanderung des B auernbundes beigetragen. In den Gemeinden unter 2000 Ein­ wohnern entfielen bei den Reichstagswahlen vom Juli 1932 (gegenüber 1930) im Mar­ schengebiet 61,6% (41,2%), in der Geestregion 78,7% (45,9%) und im östlichen Hügelland 57,1 % (24,3 %) auf die NSDAP. Vgl. dazu die Pionierstudie von Heberle, Landbevölkerung und Nationalsozialismus, S. 29 ff., 96, 114 ff., 130 ff., 154 ff.; Stol­ tenberg, S. 128 ff. 248 Vgl. J . Schimmelreiter (pseud.), Unter der schwarzen B auernfahne. Die Land­ volkbewegung im Kampf um Deutschlands B efreiung, München 1929, S. 25 f.; Der Bauer im Kampf gegen den Landbund. B auernarbeit in Nordwestdeutschland, hg. v. Wirtschaftsverband bäuerlicher Veredelungsarbeit, Bremen (1930). 249 Die Deutsche Bauernschaft war im September 1927 vom Reichsverband landwirt-

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Anmerkungen zu Seite 90-91 schaftlicher Klein- und Mittelbetriebe, dem Deutschen Bauernbund und dem Bayerischen Bauernbund als Gesamtorganisation landwirtschaftlicher Klein- und Mittelbesitzer ge­ gründet worden (200 000 Mitglieder in 17 angeschlossenen Organisationen). Präsident war kurzfristig der bayerische Landwirtschaftsminister und BBB-Führer Fehr, ab 1928 Marth, Vorsitzender des geschäftsführenden Ausschusses war Wachhorst de Wente (DBB), Geschäftsführer Heinrich Lübke. Aus der Grünen Front trat die Deutsche B auernschaft wegen der Dominanz der Ostelbier schon 1930 aus; in den Reichsnährstand ließ sie sich indessen willig überführen. Vgl. Deutsche Bauernzeitung v. 5. 7. 1931; 14. 2. 1932; 23. 10. 1932; 23. 7. 1933. 250 Die CNB L konstituierte sich im März 1928 im Protest gegen die DNVP-Politik aus dem thüringischen und hessischen Landbund sowie einem Kreis von rechtsliberalen RLB-Funktionären. B ei der Reichstagswahl vom September 1930 errang die CNB L mit Unterstützung des RLB die meisten Stimmen in Franken (10,5 % ) , Thüringen (9,5 %) und im B ezirk Merseburg (7,2 %) sowie in Hessen-Darmstadt und im B ezirk Frankfurt/Oder. In Pommern (3,2%), Ostpreußen (1,4%) und im B ezirk B reslau (1,6 %) war sie dagegen nur wenig erfolgreich. Vgl. A. Milatz, Das Ende der Parteien im Spiegel der Wahlen 1930 bis 1933, in: E. Matthias u. R. Morsey Hg., Das Ende der Parteien 1933, Düsseldorf 1960, S. 753; W. Methfessel, CNB L, in: Fricke, B d. 1, S. 241—44. Zum Programm: Franz, Quellen, S. 529. 251 Als im Oktober 1930 der die Interessen des ostelbischen Großbesitzes par excellence repräsentierende Graf Kalckreuth als Nachfolger des jetzt im Kabinett Brüning wieder als Ernährungsminister fungierenden Martin Schiele zum Präsidenten des RLB gewählt wurde, schieden Hepp aus dem Präsidium und CNB L-Vorsitzender Hoefer aus dem Vorstand des RLB aus, um weiter für die vom RLB nicht mehr ver­ teidigte B rüningsche Politik eintreten zu können. Der einflußreiche RLB -Direktor Heinrich v. Sybel brach seinerseits mit der CNB L und trat zusammen mit anderen RLB-Funktionären der NSDAP bei, die für die Angestellten des B undes zunehmend attraktiver wurde. Die Wahlniederlage von 1932 brachte für die CNB L praktisch das Ende. M. Schiele, Das deutsche Agrarproblem, B erlin 1927; Vossische Zeitung v. 24. 10.1930; Der Angriff v. 12. 2. 1932; Methfessel, S. 243. 252 Vgl. Κ. Ρ. Hoepke, Alfred Hugenberg als Vermittler zwischen großindustriellen Interessen und Deutschnationaler Volkspartei, in: Mommsen u.a., S. 907-19 sowie D. Guratzsch, Macht durch Organisation. Die Gründung des Hugenbergschen Presse­ imperiums, Düsseldorf 1974. 253 RLB Nr. 14 v. 5. 4. 1930. Vgl. auch K. Wachsmann, Das Osthilfegesetz u. seine landwirtschaftliche Problematik, in: B eckmann u.a., B d. 2, S. 136-70; zur Vorge­ schichte vor allem G. Schulz, Staatliche Stützungsmaßnahmen in den deutschen Ost­ gebieten. Zur Vorgeschichte der „Osthilfe“ der Regierung B rüning, in: Fs. f. H. B rü­ ning, B erlin 1967, S. 141-204, bes. S. 189 ff.; aus marxistischer Sicht B . B uchta, Die Junker in der Weimarer Republik. Charakter u. Bedeutung der Osthilfe in den Jahren 1928 bis 1933, Berlin 1959. 254 RLB Nr. 33 v. 16. 8. 1930; RLB-Zeitungsdienst Nr. 28 v. 24. 5. 1928. 255 E. Hoernle, Ein Leben für die B auernbefreiung. Das Wirken Edwin Hoernles als Agrarpolitiker und eine Auswahl seiner agrarpolitischen Schriften, B erlin 1965, S. 432. 256 B erliner B örsenzeitung v. 20. 2. 1929. Schiele auf dem 9. RLB -Tag, Zitat und Programm in: Archiv des DLR, B erlin 1929, S. 255 ff.; Kretschmar, S. 67. Zur Ge­ schichte der Grünen Front vgl. die immer noch unentbehrliche, wenn auch parteiische und mit spitzer Feder (der Verf. schrieb für die Weltbühne!) geschriebene Abhand­ lung von E. Topf, Die Grüne Front. Der Kampf um den deutschen Acker, Berlin 1933 (Neudruck: Hannover 1966), bes. S. 148 ff.; aus der Sicht der christlichen B auern-

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Anmerkungen zu Seite 91-92 vereine B armeyer, Hermes, S. 80-128; H. B eyer, Die Agrarkrise u. d. Ende der Wei­ marer Republik, in: ZAGAS, B d. 13, 1965, S. 62-92 sowie Gessner, Industrie. Gess­ ners Kölner Diss.: Die Grüne Front und das Ende der Weimarer Republik, 1970, MS, wurde mir trotz mehrmaliger Bitten vom Autor nicht zugänglich gemacht. 257 Vgl. die pointierte Feststellung von F. Oppenheimer, Grundprobleme der deut­ schen Landwirtschaft, in: O. Müller Hg., Krisis. Ein politisches Manifest, Weimar 1932, S. 161: „Es gibt auf den ersten B lick so viele Agrarfragen in Deutschland wie es in der deutschen Landwirtschaft Interessengruppen gibt.“ 258 Im Juni 1931 beschloß die Heidelberger Vertretertagung des RLB , „daß die Führung des deutschen Volkes aus unerträglicher Not ungesäumt in die Hände ent­ schlossenster und zur rettenden Tat bereiter Männer gelegt werden muß“. RLB Nr. 25 v. 20. 6. 1931; vgl. auch: Cerný, S. 534; Heller, S. 91. 259 K. D. B racher, Die Auflösung der Weimarer Republik, Villingen 19715, S. 409 f.; E. v. Schmidt-Pauli, Die Männer um Hitler, B erlin 1933, S. 150; Cerný, S. 535. 260 Zuerst hatte der RLB noch auf eine Kandidatur Groeners gehofft. Hindenburg wurde ausdrücklich abgelehnt, solange er B rüning als Kanzler hielt. Eine Reihe regio­ naler Landbünde trat trotzdem für Hindenburg ein. Aufrufe in DZA I, RLB Nr. 146, Bl. 38, 59, 68 ff., zit. bei Cerný, S. 536, 540. 261 RLB Nr. 50 v. 10. 12. 1932. 262 Vgl. das Protokoll der B esprechung in: Franz, Quellen, S. 548-52; Entschlie­ ßung des RLB in: C. Horkenbach, Das deutsche Reich von 1918 bis heute, 1935, Ber­ lin 1936, S. 17. 263 RLB Nr. 5 v. 4. 2. 1933. 263a Parteistatistik, hg. v. Rcichsorganisationsleiter der NSDAP, B d. 1, Berlin 1935, S. 69 ff., bes. S. 85 ff.; D. Schoenbaum, Hitler's Social Revolution. Class and Status in Nazi Germany 1933-1939, Garden City 1967 (19661, dt.: Die braune Revolution, Köln 1968), S. 28; vgl. auch Tab. 3 im Anhang. Der Einbezug der mithelfenden Fami­ lienangehörigen führt insgesamt zu einer zahlenmäßigen Unterrepräsentation der bäuerlichen B evölkerung in der Parteimitgliedschaft im Jahre 1930. Diese Zahlen sind jedoch nicht mehr ohne weiteres mit den anderen B erufsgruppen vergleichbar (etwa i. S. von Schoenbaum), da bei jenen die Familienangehörigen nicht mitgerechnet sind. Insgesamt auch W. Schäfer, NSDAP. Entwicklung und Struktur der Staatspartei des Dritten Reiches, Marburg 1957, S. 17; Statistik des Dt. Reichs, B d. 453/2, B erlin 1936, S. 14 ff.; C. Loomis u. J . A. B eegle, The Spread of the German Nazis in Rural Areas, in: American Sociological Review, B d. 11, 1946, S. 724-34; Heberle, S. 109 sowie die Beiträge von M. H. Kater, H. A. Winkler u. H. Mommsen, in: W. Schieder Hg., Faschismus als soziale Bewegung, Hamburg 1976. 264 Listen des Hessischen Landbundes, des Landbundes Thüringen, des Württem­ bergischen B auern- und Weingärtnerbundes und des B ayerischen B auern- und Mittel­ standsbundes. Zugrunde gelegt wurde die Klassifizierung „ländlicher“ Wahlbezirke nach Kreisen nach dem Anteil der land- und forstwirtschaftlichen B evölkerung in Gemein­ den bis zu 10 000 Einwohnern gemäß der Volkszählung vom 16.6.1925. Vergleich der Kartenbeilagen 5 und 6 jeweils zu Kartenbeilage 4 im Anhang von A. Milatz, Wähler u. Wahlen in der Weimarer Republik, Bonn 1965. 265 Es handelt sich hier um zwecks Übersicht verallgemeinerte Bescjreibungen auf der Grundlage der anschaulichen Kartenbeilagen in Milatz (ebd.), nicht jedoch um exakte Analysen des regionalen Wahlverhaltens. Es soll lediglich der Gesamttrend der Mehrheitsbildung in den ländlichen Distrikten und die Zunahme der NSDAP auf Kosten der anderen Parteien veranschaulicht werden, die angesichts des in der Wei­ marer Republik herrschenden Verhältniswahlrechts gegenüber der effektiven Vertei­ lung der Stimmen und Mandate eine zusätzliche Pointierung darstellen und viele Fra320 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 92-93 gen, bes. nach der Richtung der „Shifting Votes“, vorerst offen lassen müssen. Die detaillierten Umrechnungen der Wahlergebnisse auf Kreisebene zur exakten B eant­ wortung der Frage nach dem Wahlverhalten der Landbevölkerung, sowie nach Mög­ lichkeit auch der B auern und Landarbeiter, mußte sich der Verf. in diesem Zusammen­ hang ebenso versagen wie genauere regionale Analysen. Es kann jedoch als sicher gel­ ten, daß auch eine gründlichere Analyse die dominanten Tendenzen bestätigen würde: 1. Vordringen der NSDAP in die von der DNVP beherrschten Kreise des ostelbischen Preußen sowie in die protestantischen Landbund- und Landvolk-Kreise West- und Süddeutschlands; 2. trotz zunehmender Defensive und Schrumpfung eine weitgehende Bewahrung der Zentrums- bzw. B VP-Mehrheiten in den katholischen Regionen des Westens und Südens. 3. Die B ereitschaft, nationalsozialistisch zu wählen, war, wenn auch aus verschiedenen Gründen, gleicherweise beim Großbesitz wie beim Mittel- und Kleinbesitz vorhanden und bestätigt u. a. die Wirksamkeit der vierzigjährigen Indok­ trination der völkisch-nationalen, mittelständischen agrarischen Einheitsideologie. 266 Außerdem vermehrte sich die nationalsozialistische Mehrheit im nördlichen Oldenburg. Vgl. Milatz, Kartenbeilagen 8 u. 6 mit 4. 267 Vgl. ebd., 10 mit 8 und 4. 268 Zu den Ausnahmen vgl. ebd., Kartenbeilagen 13 mit 10 und 4. 269 Vgl. ebd., 15 mit 13 und 4; ferner zur Gesamtübersicht über das Abschneiden der Parteien die genauen Daten für die 35 Wahlkreise des Reichs, ebd., S. 90, 93, 97, 100, 105, 108, 112 und 114 ff.; B racher, Auflösung, S. 645-56 (für die Wahl vom November 1932) und die Regionalstudie von Heberle. 270 Die Agrarschulden betrugen im Juli 1932 11 bis 12 Mrd. RM. Vgl. Stat. Jb. f. d. Deutsche Reich 1932, S. 376; Rede des Landwirtschaftsministers v. B raun vor dem Deutschen Landwirtschaftsrat am 11. 6. 1932, in: Schultheß' Europ. Geschichtskalen­ der, 1932, S. 106 f. Insgesamt vgl. D. Petzina, Hauptprobleme der deutschen Wirt­ schaftspolitik 1932/33, in: VfZ, B d. 15, 1967, S. 18-55, zur Entwicklung des Agrar­ sektors insbes. S. 30 ff., sowie Klemm, Entwicklung; W. Conze u. H. Raupach Hg., Die Staats- und Wirtschaftskrise des Deutschen Reichs 1929/33, Stuttgart 1967, darin bes. die B eiträge von D. Keese, Die volkswirtschaftlichen Gesamtgrößen für das Deut­ sche Reich in den Jahren 1925-1936 (S. 35-81); R. Vierhaus, Auswirkungen der Krise um 1930 in Deutschland. B eiträge zu einer historisch-psychologischen Analyse (S. 155-75), u. W. Conze, Die politischen Entscheidungen in Deutschland 1929-1933 (S. 176-252); Κ. Ε. Born, Die deutsche Bankenkrise 1931, F inanzen u. Politik, Mün­ chen 1967. 271 Graf Kalckreuth qualifizierte die B rüningschen Osthilfe-Pläne als „Entrechtung des Ostens“ (D. T. Nr. 120 v. 25. 5. 1932). Dem Einfluß zahlreicher Landbundführer, unter ihnen auch des alten Oldenburg-Januschau, auf den Sohn des Reichspräsidenten, der Abneigung des RLB gegen die u. a. auch strukturpolitischen Ideen des Osthilfe­ kommissars Schlange-Schöningen, der die bloße Subventionspolitik bremsen wollte, und den vehementen Protestaktionen des Landbunds und der DNVP kommt neben anderen Faktoren, ζ. Β. dem ominösen „Gayl-B rief“ und dem Problem der „gleich­ mäßigen B ehandlung“ der Wehrverbände, ein entscheidender Anteil am Sturz B rü­ nings im Mai 1932 zu. Vgl. vor allem H. Muth, Agrarpolitik u. Parteipolitik im Frühjahr 1932, in: Fs. f. H. B rüning, S. 317-60, bes. S. 317 ff., 328 ff., 338 ff., 340 ff.; ders., Zum Sturz B rünings. Der agrarpolitische Hintergrund, in: GWU, B d. 16, 1965, S. 749 ff.; W. Conze, Zum Sturz B rünings, in: VfZ, Bd. 1, 1953, S. 278, Dok. Nr. 10; Niederschrift aus dem B üro des Reichspräsidenten über die Entwicklung der Krise und die Demission des Kabinetts B rüning v. 10. 6. 1932, in: T. Vogelsang, Reichs­ wehr, Staat und NSDAP, Stuttgart 1962, Dok. 25, S. 459-66; H. B rüning, Memoiren, 1918-1934, Stuttgart 1970, S. 241 ff., 249-55; J . Frhr. v. B raun, Am Ende der 321 21 Puhle

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Anmerkungen zu Seite 93 Weimarer Republik, in: Fs. f. H. Kraus, Würzburg 1964, S. 409-22, bes. S. 416 ff., 420-22; Oldenburg-Januschau, S. 218-23; K. D. B racher, Auflösung, S. 350 f., 511 ff. Papen schlug im Juli 1932, durchaus in der Tradition der hergebrachten Politik der Verbände der B esitzenden vor dem Konflikt von 1928, ein engeres Zusammenwirken von Industrie und Landwirtschaft auf Kosten der Verbraucher und der Arbeiter­ schaft vor und setzte im September die Senkung der Zinsen für land- und forstwirt­ schaftliche Schulden um 2 %, eine Erschwerung der Zwangsversteigerungen, Kontin­ gentierung der Importe und eine Garantieermächtigung zur Getreidepreisstützung in Höhe von 37 Mio. RM durch. Er stieß aber aufgrund seiner engen industriellen B in­ dungen, seiner Politik in Preußen und aufgrund der Tatsache, daß sein Landwirt­ schaftsminister Magnus v. B raun kein Vertrauensmann der RLB -Funktionäre war, auf das Mißtrauen der Agrarier. Schleicher wiederum intensivierte zwar den Voll­ streckungsschutz, ersetzte die Einfuhrkontingente teilweise wieder durch autonome Zölle, ließ verlauten, daß er die bei den Großagrariern verhaßte B rüningsche Sied­ lungspolitik reaktivieren wolle und trug in stärkerem Maße den Interessen der west­ und süddeutschen Veredelungswirtschaft Rechnung (z.B . durch das Gesetz v. 23.12. 1932 betr. B utterbeimischungszwang bei der Margarineherstellung), was den Land­ bund zu der geharnischten Kriegserklärung an die Regierung Anfang Januar 1933 veranlaßte und gleichzeitig auch die Deutsche B auernschaft zu Protesten gegen die einseitig großagrarische Politik des RLB ermutigte, die für eine kurze Zeit den Kon­ sensus der „Grünen Front“ in Frage zu stellen drohten. Vgl. Frankfurter Zeitung v. 9. 1. 1933; Entschließung der Deutschen B auernschaft v. 14. 1. 1933, in: B A R 43 II, 192; Petzina, Hauptprobleme, S. 33-38; B eyer, Agrarkrise, S. 65 ff.; Barmeyer, Her­ mes, S. 111-20; Bracher, Auflösung, S. 536 ff., 565 ff., 697 ff. 272 Vor Darré hatte Willikens, später RLB -Präsident, den noch bescheidenen agrarpolitischen Apparat der NSDAP geleitet, der dann im Rahmen der Umorganisa­ tion der Partei nach dem Ausscheiden Gregor Strassers Ende 1932 auch organisatorisch an Gewicht gewann. Der Apparat war wie die Partei in Gaue und Kreise gegliedert; die B asisarbeit oblag vor allem den sog. landwirtschaftlichen Vertrauensleuten (LVL). Als die wirksamste politische Waffe des agrarpolitischen Apparats erwies sich der ziel­ gerichtete und planvolle Marsch durch die Institutionen, d. h. die Infiltration der Ver­ trauensleute zunächst in einzelne Landbünde und Landvolkführungen, wobei den Nationalsozialisten der Konflikt zwischen DNVP und Landbundführung in der Ära Schiele zugute kam - am schnellsten in Schleswig-Holstein; am zähesten verteidigten die der CNB L nahestehenden Gruppen in Hessen und Thüringen ihre Positionen -, dann auch in die Landwirtschaftskammern und in verstärktem Maße in die RLB ­ Zentrale. B ei den Teilwahlen zu den preußischen Landwirtschaftskammern im Jahre 1931 errangen die nationalsozialistischen Kandidaten ungeahnte Erfolge: in der Rhein­ provinz 10 von 40 zur Disposition stehenden Mandaten, in Ostpreußen 16 von 38, in Oldenburg 23 von 36, in Hessen-Nassau Nord 13 von 30. Vgl. den Aufruf Hitlers: Tretet ein in den Landbund, in: Der Landbund Sachsen v. 6.6. 1931, u. die material­ reiche, auf den Darréschen Nachlaß gestützte Analyse von H. Gies, NSDAP und landwirtschaftliche Organisationen in der Endphase der Weimarer Republik, in: VfZ, Bd. 15, 1967, S. 341-76, bes. 343 ff., 350 ff., 359-67; ders., Die nationalsozialistische Machtergreifung auf dem agrarpolitischen Sektor, in: ZAGAS, B d. 16, 1968, S. 210 bis 232 sowie die Diss. desselben Autors: Darré u. die nationalsozialistische B auern­ politik 1930-1933, Frankfurt 1967. 273 Vgl. Winkler, Mittelstand, S. 157 ff.; A. Schweitzer, Die Nazifizierung des Mit­ telstandes, Stuttgart 1970, S. 19 ff., 32 ff., 140 ff.; T. Geiger, Die soziale Schichtung des deutschen Volkes, Stuttgart 1932 (19672), S. 77 ff., 109-22. 274 Vgl. die Erklärung Kalckreuths auf der letzten Vorstandssitzung des RLB Ende

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Anmerkungen zu Seite 93-94 April 1933: „Wir können die Zukunft nur dann so umgestalten, wie es uns vorschwebt, wenn zunächst im ganzen Reichsgebiet eine Gleichschaltung des agrarpolitischen Appa­ rats und der B auernschaft mit dem Landbund durchgeführt wird.“ Hannoverscher Landbund v. 24.4.1933; für die Deutsche B auernschaft vgl. auch den Aufruf Hein­ rich Lübkes v. 11.7. 1933, in: Deutsche Bauernzeitung v. 23. 7. 1933. 275 An der Vereinigung zur Reichsführergemeinschaft am 4. 4. 1933 auf der Tagung des „Deutschen B auernstandes“ in B erlin nahmen u. a. folgende Agrarfunktionäre teil: Graf Kalckreuth, Lind, Willikens, Meinberg (RLB ); Frhr. v. Lüninck, Schill, Hundhammer, Stewes (Vereinigung der Dt. B auernvereine) und Darré, Luber, B acke, Deinineer (NSDAP). RLB Nr. 14 v. 8. 4. 1933. Vgl. auch Schultheß', 1933, S. 83. 275a Zur Vorgeschichte der Ablösung Hugenbergs vgl. F. Hiller v. Gaertringen, Die Deutschnationale Volkspartei, in: Matthias u. Morsey, Das Ende der Parteien 1933, Düsseldorf 1960, S. 541-652, bes. S. 583 f., 601 ff. 276 Am 15. 7. 1933 zog der Staat die Gesetzgebung zur Neuregelung der „Aufbaues des Standes der deutschen Landwirtschaft“ an sich; das Gesetz zur Bildung des Reichs­ nährstands datiert vom 13. 9. 1933 (RGBl I, 1933, S. 626); die erste Verordnung über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstands wurde am 8. 12. 1933 erlassen. Vgl. auch K. D. Bracher, W. Sauer u. G. Schulz, Die nationalsozialistische Machtergreifung, Köln 19622, S. 186 ff. 277 Graf Kalckreuth wurde bereits seit Mai 1933 (als er gewissermaßen seine Schul­ digkeit getan hatte) in der NS-Presse angegriffen und kurz darauf zum Rücktritt gezwungen. Vgl. Der Angriff Nr. 105 v. 5. 5. 1933. Der extrem völkisch-nationale und durchaus präfaschistisch gesonnene pommersche Landbundführer Hans-Joachim v. Rohr, den Hugenberg zu seinem Stellvertreter gemacht und der großen Anteil an der Gleichschaltung im Jahre 1933 gehabt hatte, wurde Ende 1933 entlassen. Zum Primat der Staatsorgane im RNS auch: H. Gies, Der Reichsnährstand - Organ beruf­ licher Selbstverwaltung oder Instrument staatlicher Wirtschaftslenkung, in: ZAGAS, Bd. 21, 1973, S. 216-33, bes. 229 ff., u. (mit einem Stamokap.-theoretischen Ansatz) W. Herferth, Der Reichsnährstand - ein Instrument der Kriegspolitik des faschisti­ schen deutschen Imperialismus, Wiss. Zs. Rostock, 225-32. 278 T.W. Mason, The Primacy of Politics - Politics and Economics in National Socialist Germany, in: S. J . Woolf Hg., The Nature of Fascism, N.Y. 1969, S. 165-95, überarb. Fassung v. ders., Der Primat d. Politik - Politik u. Wirtschaft im National­ sozialismus, in: Das Argument, H. 41, 1966, S. 473-94. 279 Vgl. zu diesem Komplex und zur Korrektur der neuerdings gelegentlich wieder propagierten vulgärmarxistischen Schlagworte von der Ziel- und Interessenidentität zwischen Hochfinanz, Industrie und „Faschismus“ die These von Mason, S. 166 f., 178 ff., 189 ff. sowie demnächst die Quellenedition desselben Autors: Arbeiterklasse u. Volksge­ meinschaft. Ferner Η. Α. Turner, F aschismus u. Kapitalismus in Deutschland, Göttin­ gen 1972, bes. S. 9 ff., 33 ff., 60 ff., 114 ff.; die Beiträge v. A. Thalheimer, A. Rosenberg u. O. Bauer in: O. Bauer u. a., Faschismus u. Kapitalismus, S. 19 ff., 75 ff., 143 ff., sowie D. Guérin R. Palme Dutt u. S. M. Lipset in: E. Nolte Hg., Theorien über den Faschismus, Köln 19723, S. 265 ff., 297 ff., 449 ff. 280 G. Feder, Landwirtschaftlicher Grundbesitz und NSDAP (Antwort auf Fra­ gen des B randenburgischen Landbundes in: D.T. Nr. 43 v. 25. 1. 1930), in: ders., Das Programm der NSDAP und seine weltanschaulichen Grundlagen, NS B ibl., H. 1, München 1933, S. 12-18, hier: S. 14. Vgl. dazu D.T. v. 12. 8. 1894 und Puhle, Inter­ essenpolitik, S. 103 ff. 281 Vgl. A. Hitler, Mein Kampf, München 194314 (1925/271), S. 311 ff., 735 f., 741 ff.; R. W. Darré, Das B auerntum als Lebensquell der Nordischen Rasse, Mün­ chen 19333 (19291), S. 81 ff., 277 ff., 350 ff., 418 ff.; ders., Stellung und Aufgaben des 323 21· © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 94-96 Landstandes in einem nach lebensgesetzlichen Gesichtspunkten aufgebauten deutschen Staate, in: Deutschlands Erneuerung, B d. 14/9, 1930, S. 2 ff.; ders., Zur Wiedergeburt des Bauerntums, ebd., B d. 15/11, 1931, S. 5 ff.; ders., Das Zuchtziel des deutschen Vol­ kes, in: Volk u. Rasse, Jg. 3, 1931, Sonderdruck; ders., Erkenntnisse u. Werden, Gos­ lar 19402, S. 47 ff., 54 ff., 132 ff., 164 ff.; ders., Neuadel aus B lut und B oden, München 1930, passim; J . v. Leers, Der Weg des deutschen B auern von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Leipzig 19362, S. 137 ff. Zum Hintergrund auch J . C. Gagliardo, From Pariah to Patriot. The Changing Image of the German Peasant 1770-1840, Lexing­ ton, Ky. 1969, S. 284 ff., 305. 282 Punkte 11 und 17 des Programms der NSDAP (25 Punkte) v. 24.2.1920, in: Feder, Programm (1933), S. 19 ff., hier 20 f., 31-33. 283 Vgl. Hitler, Mein Kampf, S. 741 ff.; Feder, Programm, S. 10. 284 Parteiamtliche Kundgebung der NSDAP über die Stellung zum Landvolk und zur Landwirtschaft v. 6. 3. 1930, in: Feder, Programm, S. 6-12 (abgedruckt auch in: Franz, Quellen, S. 535-38); ders., Der deutsche Staat auf nationaler u. sozialer Grund­ lage, München 1933, S. 42 f., 67 f. Vgl. auch W. Willikens, Nationalsozialistische Agrar­ politik, München 1931. 285 Der schwelende Konflikt zwischen Darre und den Gauleitern Ende 1934 wurde Anfang 1935 durch einen Kompromiß zwischen Darre und Heß gelöst, der den Par­ teiorganen Interventionen in Angelegenheiten des RNS untersagte, den agrarpoli­ tischen Apparat der Partei weiterhin fest Darre in seiner Eigenschaft als Reichs­ leiter und nicht den Gauleitern unterstellte, den Gauleitern aber eine Art B estätigungs­ recht für alle B auernführer ihres Gebiets einräumte. Kommunique in B erliner Tage­ blatt v. 12. 2. 1935a; vgl. auch Darré im VB v. 6. 4. 1933. 286 Das Amt des Reichsernährungsministers war im Zuge der Gleichschaltung der Länder und der Zentralisierung der deutschen Politik noch zusätzlich aufgewertet worden. Darrés Staatssekretär im Reich wurde sein späterer Nachfolger B acke, in Preußen Willikens. 287 Zur Eingliederung der DLG vgl. H. Haushofer, Die Furche der DLG, 1885 bis 1960, Frankfurt 1960, S. 200 ff. 288 vgl. Wunderlich, S. 203 ff., 222 ff., u. Schoenbaum, S. 152-77, bes. S. 177. 289 Auf der Ministerbesprechung vom 8. 2. 1933 gab Hitler die Parole aus. „die Wünsche wenigstens eines Teiles der Nation zunächst zu befriedigen, nämlich der deutschen B auern“. Archiv IfZ Fa 203/1, 43, zit. bei Petzina, Hauptprobleme, S. 51. 290 Ende Oktober war der Vollstreckungsschutz allumfassend. Ab 1934 wurde er für Nicht-Erbhöfe sektoral verschieden wieder abgebaut. RGB l 1933 I, S. 63-66; Erklärung des Reichsjustizministeriums in D.T. v. 7. 1. 1934. 291 Teilweise wurden die Zölle für landwirtschaftliche Produkte verdoppelt. Vgl. Gesetze v. 8.2., 17.2., 18.2., 4.3., 23.3., 16.5. und 10.6.1933 in RGB l 1933 I. Die Futtermitteleinfuhr wurde ganz gestoppt. 292 Am 5. 4. 1933 rechtfertigte Hitler vor dem DLR die den „Mut zu einer gewis­ sen Unpopularität“ erfordernde Entschuldungsaktion mit der hervorragenden B edeu­ tung der deutschen Landwirtschaft für die gesamte Wirtschaft. Schultheß', 1933, S. 83; RGBl 1933 I, S. 331 ff. Zum Verhältnis zwischen NSDAP und DNVP (Hugenberg) vgl. B racher u. a., S. 570-75. 293 Das Getreidesubventionsprogramm vom 16. 2. 1933 stellte 123 Mio. RM bereit; die Margarineproduktion wurde unter dem „Fettplan“ vom März 1933 auf 60 % der bisherigen Erzeugung beschränkt; die Großhandelspreise für B utter, Milch und andere Veredelungsprodukte zogen von März bis September 1933 um 40 bis 50 % an. RGB l 1933 I, S. 143 ff.; Bericht des Landwirtschaftsministers v. 21. 9. 1933 in B A R 43 II/199, zit. bei Petzina, Hauptprobleme, S. 52.

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Anmerkungen zu Seite 96-99 294 Das wird betont von Darre und Reischle in: H. Reisdile u. W. Saure, Der Reichsnährstand. Aufbau, Aufgaben u. Bedeutung, Berlin 19362, S. 2; schon H. Reisdile, Der Weg, in: Deutsche Agrarpolitik. Monatsschrift für deutsches B auerntum (später: Odal. Monatsschrift für B lut und B oden) v. Juli 1932, abgedr. in: H. Reisdile Hg., Deutsche Agrarpolitik, B erlin 1934, S. 22 ff., bes. 23 f. 295 Das preußische Gesetz über bäuerliches Erbhofrecht v. 15.5.1933 hatte für Landschaften ohne Anerbensitte („Zersplitterungsgebiet“) noch das freiwillig und nur auf Antrag des Eigentümers festzustellende Anerbenrecht vorgesehen und viele Ein­ zelpunkte offen gelassen. Vgl. den Text in Franz, Quellen, S. 554-56. 296 Vgl. die Aufsätze des späteren Stabsamtsführers Hermann Reischle, Der Weg, und: Grundlinien einer deutschen Getreidepolitik, in: Deutsche Agrarpolitik v. Juli und August 1932, abgedr. in: Reisdile, Deutsche Agrarpolitik, S. 22 ff., 56 ff., sowie R. W. Dan-έ, Das Ziel, ebd., S. 7 ff. und Reischle u. Saure, S. 9-11. 297 Die rein finanziellen Kriegsausgaben betrugen fast soviel wie das Volkseinkom­ men der letzten elf Vorkriegsjahre zusammen. Die Reichsschulden stiegen von 1932: 15% des inländischen Geldvermögens auf 1939: 43% und 1945: 95%. Vgl. W. Fischer, Deutsche Wirtschaftspolitik 1918-1945, Opladen 19683, S. 88. 298 Vgl. dazu H. Liebe, Die B odenreform in der SB Z und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft, in: Fs. f. F. B aade, Hamburg 1958, S. 238 ff. 299 Vgl. Agrarbericht 1973, DS 7/146, S. 73 ff., 87 ff., 98 ff. 300 Heinrich Himmler ζ. Β. blieb selbst dann noch Vorsitzender des Reichsbundes deutscher Diplomlandwirte, als die Bezeichnung „Landwirt“ qua Gesetz gegenüber dem „Bauern“ erheblich abgewertet worden war. 301 Vgl. Mason, Primacy; Turner, S. 9 ff., 60 ff., 87 ff. 302 Dazu und zu den engen B indungen der Kreis- und Landesbauernführer an die SS vgl. den Abschnitt von G. Schulz, Der „völkische Neuadel“ des agrarpolitischen Apparats, in: Bracher u. a., S. 570-75. 303 Vgl. Darré, in VB v. 17. 8. 1933. 304 Darré hatte in seinem Scheingefecht 2 % als Höchstzinssatz gefordert. Die Kosten der Entschuldung wurden vom Reich übernommen, das zur B efriedigung der Gläubiger insgesamt 300 Mio. RM bereitstellte und den Banken zusätzlich für 3 Jahre 1 % Zinsen als Entschädigung für die anderweitigen Zinsausfälle zahlte. 305 Als B etriebswert wurde ein bestimmter Prozentsatz des jeweiligen Einheits­ werts vom Januar 1931 festgelegt, und zwar 90 % bei einem Einheitswert von 40 000 RM und mehr, bei geringeren Einheitswerten gestaffelt ansteigend bis zu 135 % bei einem Einheitswert von 10 000 RM und bis zu 160 % bei einem Einheitswert unter 10 000 RM. Die Herabsetzung der Verschuldung auf 2/3 des B etriebswertes bedeutete also bei Großbetrieben eine Reduzierung auf 60 % des Einheitswerts, bei Kleinbetrie­ ben auf rund 90-106 % des Einheitswertes. Da Großbetriebe in der Regel zu min­ destens 100 % des Einheitswertes verschuldet waren, wurden etwa 40 % getilgt, bei den Kleinbetrieben, die bei den B anken seltener zu mehr als 2/3 des B etriebswertes verschuldet waren, nur wenig oder nichts. Die gerade bei den Kleinbetrieben häufigen sog. „Sdiwimmsdiulden“ bei Handwerkern, Lieferanten, Altenteilern oder beim Dorf­ wudierer wurden in diese B erechnung nicht mit einbezogen. Von über 3 Mio. land­ wirtsdiaftlidien B etrieben mit über 0,5 ha B etriebsfläche befanden sidi dann audi am 1. 6. 1934 nur insgesamt etwa 60 000 im Entschuldungsverfahren. Vgl. auch die gut informierte und pointierte kommunistische Kritik der vom Internationalen Agrar­ institut in Moskau herausgegebenen B roschüre von N. Steinberger, Die Agrarpolitik des Nationalsozialismus, Moskau 1935, S. 113-15. 306 RGB l 1933 I, S. 685 ff.

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Anmerkungen zu Seite 100 307 Darré auf dem 6. Reichsbauerntag in Goslar am 27.11. 1938, in: R. W. Darré, Aufbruch des B auerntums, Reichsbauerntagsreden 1933-1938, B erlin 1942, S. 103 ff., bes. 119. 308 M. Sering, Erbhofrecht und Entschuldung, Berlin 1934, S. 5, 9, 39 f. 309 Mit der B eseitigung der Fideikommisse war schon in der Weimarer Republik begonnen worden; bis 1938 waren bereits 1400 der noch verbliebenen 2114 Fidei­ kommisse im Reich aufgelöst worden. Das Gesetz vom Juli 1938 beseitigte bis Ende 1939 auch den Rest. Text in: J . Büttner, Der Weg zum nationalsozialistischen Reich, Berlin 1943, S. 691 ff.; vgl. Schoenbaum, S. 158. 310 Aus der Einleitung des Gesetzes. RGB l 1933 I, S. 685. Vgl. R. W. Darré in: Reischle, Agrarpolitik, S. 16 ff., 28 ff.; ders. auf dem 1. Reichsbauerntag in Weimar am 21. 1. 1934, in: Aufbruch, S. 19 ff. 311 Die Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt errechnete mindestens 10 ha landwirt­ schaftlicher Nutzfläche zur Erwirtschaftung des notwendigen privaten und Zinsen­ bedarfs von 800 RM, was nicht unbedingt ein Widerspruch ist, da das zugepachtete Land (über das rund 53 % aller B etriebe zwischen 5 und 10 ha B etriebsfläche verfüg­ ten) nicht zählte. Vgl. Steinberger, S. 101. 312 In Thüringen wurden bis Mitte 1935 (als die Anerkennungsprozeduren also fast abgeschlossen waren) nur etwa 20% der Mittelbauern erbhoffähig befunden: im rheinischen Kreis Altenkirchen wurden von über 10 000 Betrieben nur 650 zu Erb­ höfen, im Kreis Daun von 4500 B etrieben nur 215, obwohl dort 1500 B etriebe über 7,5 ha Land besaßen. Westdeutsche B auernzeitung v. 27. 4. u. 3. 5. 1934. In ganz Deutschland betrug 1938 der Anteil der Erbhöfe an der Gesamtzahl der landwirtschaft­ lichen Betriebe und an der Marktleistung nach Größenklassen in % :

0,5- 5 ha 5-20 20 - 50 50 -100 über 100

% der B etriebe 0,8 59,8 88,8 85,1 26,6

% der Marktleistung 49 80 88 91 94

H. Fensch u. W. Padberg, Eigenversorgung und Marktleistung der deutschen Landwirt­ schaft, Berlin 1938, S. 107; Stat. Jb. Dt. Reich 1939/40, S. 89. 313 Serine, ebd. 314 R. W. Darré, Neuadel aus Blut u. Boden, München 1930. 315 Altererbte (bes. adlige) B esitztümer wurden auf Antrag grundsätzlich aner­ kannt; auch sonst ließen die Verschiedenartigkeit der B öden und der Produktion unter Ausnahmevorschriften noch die Anerkennung von B esitz bis zu 500 ha zu. D.T. v. 4. 3. 1934. 316 Der freie Verkehr der nicht an Erbhöfe gebundenen landwirtschaftlich genutz­ ten Grundstücke (63 % der Flächen) wurde 1937 ebenfalls der Genehmigungspflicht unterstellt. Vgl. Haushofer, Landwirtschaft, S. 264 f. 317 Der Jahresbeitrag betrug 2 % des Einheitswertes des B etriebes, mindestens aber 3 RM; bei den sog. „Gefolgschaftsmitgliedern“ (Arbeitern) war der B eitrag nach dem Lohn gestaffelt. Reischle u. Saure, S. 100. Der RNS war korporativ der Deutschen Arbeitsfront angeschlossen. 318 Im Jahre 1936 gehörten dem RNS 39 457 landwirtschaftliche Genossenschaften an, davon 18 185 Kredit-, 14 213 Waren- und 7059 B etriebsgenossenschaften; ferner 287 Zentralstellen, 21 Prüfungsverbände, 16 Reichszentralstellen des traditionellen Reichsverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften Raiffeisen e. V. 326 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 100 Gemischte B etriebe waren oftmals Doppelmitglieder. Reischle u. Saure, S. 31 ff., 49, 54 ff., 336 ff. Zur Gründung vgl. RGBl 1933 I, S. 626 ff. 319 Dem Reichsbauernführer unterstanden der Stabsamtsführer (Reischle) und der Verwaltungsamtsführer. Das Stabsamt war in die Hauptämter (Abteilungen) Wirt­ schaft, Recht, Zwischenvölkische B auern- und Landwirtschaftsfragen, Reichsschulen des RNS, B auerntumkunde und bäuerliches Standeswesen, B lutsfragen des B auerntums (d. h. „Rassen“fragen) und Öffentlichkeitsarbeit gegliedert und arbeitete intensiv mit dem Rasse- und Siedlungshauptamt der SS zusammen. Das Verwaltungsamt war (abge­ sehen vom Verwaltungsamt für die innere Verwaltung) in drei Reichshauptabteilun­ gen (Mensch, Hof, Markt) gegliedert. Die RHA III (Markt) umfaßte alle produktions­ spezifischen B ranchenorganisationen als „Hauptvereinigungen“, überwachte die mono­ polistischen „Reichsstellen“ und die Marktstützung und übte bei Streitigkeiten eine ständische Schiedsgerichtsbarkeit aus, während sich die RHA II (Hof) mehr mit tech­ nischen und betriebswirtschaftlichen Problemen beschäftigte und RHA I (Mensch) die Kontakte zu den Untergliederungen (541 Kreisbauernschaften und 50 bis 55 000 Orts­ bauernschaften) sowie zum Frauen- und Jugendverband hielt. Der Reichsbauerntag, der in der Regel in Goslar stattfand, und der Reichsbauernrat hatten lediglich akkla­ mative Funktionen. Zur Gliederung des RNS vgl. Reischle u. Saure, S. 26 f., 60 ff., 67 ff., 82 ff., 153 ff. Die Landesbauernschaften waren entsprechend organisiert. Vgl. Die Landesbauernschaften in Zahlen, 3. Folge, 1939-40, hg. v. Verw. Amt d. Reichs­ bauernführers, VD Nr. 29, Goslar 19413, passim und W. Habbes (Landesbauernführer in Westfalen) Hg., Reichsnährstand. Die Landesbauernschaft Westfalen, Münster o. J . 320 Vgl. Darrés Rede auf dem 2. Reichsbauerntag in Goslar am 18. 11. 1934 und seine Rundfunkansprache zum 5. Reichsbauerntag am 12. 12. 1937, in: Aufbruch, S. 26 ff., bes. 46 und 95 ff., bes. 102; ferner: ebd., S. 49 ff., bes. 49, 50, 54; S. 63 ff., 77 ff., 103 ff., bes. 113 ff.; H. B acke, Grundsätze einer lebensgesetzlichen Agrarpolitik, in: Reischle, Agrarpolitik, S. 64 ff. 321 Dazu ausführlich Wunderlich, S. 203-21. 322 Darré auf dem 6. Reichsbauerntag am 27. 11.1938, in: Aufbruch, S. 113. 323 Reischle u. Saure, S. 227. 324 Die Ausweitung des Personalkredits wurde allerdings als „gesunder Verrech­ nungsverkehr“ ausgenommen. Reischle u. Saure, S. 15. 325 Zu den Zielsetzungen ebd., S. 12-20. 326 Vgl. die detaillierten Ausführungen von B . Mehrens, Die Marktordnung des Reichsnährstandes, B erlin 1938, S. 18 ff., 32 ff., 51-133 (Getreide), S. 133-331 (alle anderen Produkte). 327 Verordnung zur Ordnung der Getreidewirtschaft v. 14. 7. 1934, RGB l 1934 I, S. 629. 328 Der Preisindex für Getreide (1909-1913 = 100) stieg von Oktober 1932: 96 auf 109 im Oktober 1937. Der Index der Kartoffelpreise stieg von 1932: 67 auf 111 im Oktober 1935; Vieh: 68 auf 95; Butter: 84 auf 96. Danach fielen die Preise in der leichten Krise von 1936 allmählich ab. Vgl. C. W. Guillebaud, The Economic Recovery of Germany, London 1939, S. 156. Die leichte Aufwärtstendenz der Getreidepreise wird deutlich an den Daten bei Mehrens, S. 52. Zur regionalen Differenzierung ebd., S. 60-63, wo auch eine geringfügige preispolitische B enachteiligung der Roggen bauen­ den ostelbischen Regionen gegenüber kleineren weizenproduzierenden Regionen West­ und Süddeutschlands sichtbar wird. 329 Zwischen 1932/33 und 1936/37 stiegen die landwirtschaftlichen B ruttoeinkom­ men von 6,4 Mrd. RM auf 8,9 Mrd. RM (= 39%), zwischen 1935/36 und 1939 nur noch um ca. 25 %. Vgl. Vierteljahreshefte zur Konjunkturforschung H. 11, v. 24.4. 1936, S. 27; D. Petzina, Autarkiepolitik im Dritten Reich, Stuttgart 1968, S. 95.

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Anmerkungen zu Seite 101 330 Schoenbaum, S. 163; vgl. auch E. Steiner, Agrarwirtschaft u. Agrarpolitik, Diss. München 1939, S. 99. 331 Darré auf dem 2. Reichsbauerntag am 18.11.1934, in: Aufbruch, S. 46. Vgl. auch die späteren Darstellungen von W. Meinberg, Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung, in: Der Vierjahresplan 1937, S. 197 ff.; Η. Α. Schweigart, Der Ernährungs­ haushalt des deutschen Volkes, B erlin 1937, S. 9 ff.; H. B acke, Um die Nahrungs­ freiheit Europas, Weltwirtschaft oder Großraum, Leipzig 1942, S. 147 ff. 332 Die Indices des landwirtschaftlichen Gesamt-output (1928/30 = 100) stiegen von 1932/33: 104 auf 1936/37: 113; wenn man die für die Viehzucht importierten Futter­ mittel abzieht, sogar von 1932/33: 108 auf 1936/37: 127. Gegenüber 1928/29 lag der Index der Agrarerzeugung 1938/39 um 20% höher. Die Produktionsindices (1928/1934 = 100) betrugen 1936 für Kartoffeln 104, für Zuckerrüben 112 und für Futterrüben 128; der Index für Roggen war auf 96 gefallen. Der Anteil inländischer landwirtschaft­ licher Rohstoffe zur industriellen Weiterverarbeitung stieg von 1927: 29% auf 1935: 43 %. Deutsches Institut für Konjunkturforschung, Wochenbericht (DIK Wb.) v. 20. 10. 1937, S. 92 f.; ebd. v. 10. 2. 1937, Anl. 2; ebd. v. 13. 1. 1937, Anl. 2. 333 Die Erzeugung von B rotgetreide betrug im Durchschnitt der Jahre 1936/39: 12,7 Mio. t gegenüber 12,1 Mio. t 1928/32; der Anteil der eigenen Erzeugung am Ver­ brauch der landwirtschaftlichen Produkte stieg nicht einmal in demselben Umfang an wie in den letzten Jahren der Weimarer Republik. Er betrug (1880: 95%) 1926: 66%, 1930: 77%, 1934: 81 %, 1936: 84%. Der Anteil der Ernährungsimporte ver­ ringerte sich zwischen 1928 und dem Durchschnitt der Jahre 1934/36 nur von 40,9 % auf 34,9%. DIK Wb. v. 2.11.1938, S. 90 und Petzina, Autarkiepolitik, S. 91-96, bes. S. 91, 94. Vgl. auch Lovin, S. 447-61, bes. S. 460 f. (mit einer zu positiven Ein­ schätzung der materiellen Leistungen des RNS). 334 Petzina, Autarkiepolitik, S. 96. 335 U. a. sollten in stärkerem Maße Kartoffeln verfüttert werden. Vgl. die preis­ politischen Verordnungen v. 23. 3. 1937 in RGBl 1937 I, S. 375 ff. 339 Vor allem wurde durch eine Senkung der Preise für Düngemittel deren Ver­ brauch erheblich erhöht (um 20 % zwischen 1935/36 und 1937/38). Die Anbauflächen (bes. für Ölfrüchte, Hanf, Körnermais und Wintergerste) wurden durch beschleunigte Meliorationen und Flurbereinigung sektoral ausgeweitet. Stat. Handbuch von Deutsch­ land, 1928-1944, S. 124 ff. Die Ausgaben für Masdiinen stiegen dagegen nur gering­ fügig an. Ihr Anteil an den Gesamtbetriebsausgaben betrug 1930/31: 2,6 %; 1931/32: 1,9; 1932/33: 2,3 %; 1933/34: 3,5 %; 1934/35: 4,2 %; 1935/36: 5,5 %; 1936/37: 6,1 %; 1937/38: 6,3 %; 1938/39: 7,4 %. Stat. Jb. für das Deutsche Reich 1941/42, S. 613. Zum Ausmaß d. Maschinisierung auch RNS, Landesbauernschaften, S. 257 ff. 337 So ermächtigte z. Β. die Verordnung zur Sicherung der Landbewirtschaftung v. 23. 3. 1937 die B ehörden, auf dem Verwaltungsweg die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen anzuordnen, wenn der B esitzer die „Sicherung der Volksernährung“ nicht gewährleistete. RGB l 1937 I, S. 422 f. Vgl. Petzina, Autarkiepolitik, S. 95. Die zunehmende Produktionssteuerune verringerte u. a. auch das Risiko der Erzeuger. 338 Die „Fettlücke“ betrug zwischen 40 und 50%. Der Anteil der Selbstversorgung mit Fetten konnte von 1927/28 (Durchschnitt der Jahre): 44 % nur auf 1933/34: 53 % und 1938/39: 57 % gesteigert werden, gegenüber Steigerungen von 68 auf 80 und 83 % bei allen Nahrungsmitteln insgesamt. Ausreichend war die Selbstversorgung mit B rotgetreide (79; 99; 115 % ) , Kartoffeln, Zucker und Fleisch. Vgl. die B erechnun­ gen bei Petzina, Autarkiepolitik, S. 95. 339 Dazu grundsätzlich Sdioenbaum, S. 152 ff. B esonders der Wohnungsbau für Landarbeiter sollte ab Sommer 1937 mit öffentlichen Zuschüssen (in Höhe von 114 Mio. RM) gefördert werden. Die Arbeitslöhne in der Landwirtschaft stiegen teil-

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Anmerkungen zu Seite 101-107 weise um 20% zwischen 1932/33 und 1936/37; Sozialversicherungsleistungen und all­ gemeine Kreditmöglichkeiten (ζ. Β. durch die Einrichtung von Ehestandsdarlehen, die nach 15 Jahren landwirtschaftlicher B eschäftigung, von denen 5 vor Antragstellung abzuleisten waren, nicht mehr zurückgezahlt werden mußten) wurden noch zusätzlich durch den Erlaß zur Förderung der Landbevölkerung vom Juli 1938 verbessert. Vgl. RNS, Landesbauernschaften, S. 187-202; Guillebaud, S. 117; Schoenbaum, S. 170; Petzina, Autarkiepolitik, S. 93; Wunderlich, S. 230-45, 271-91, 307-21. 340 Nach Angaben von J . Müller, Deutsches B auerntum zwischen gestern u. mor­ gen, Würzburg 1940, S. 8 f., fiel der Index landwirtschaftlicher Arbeitskraft von 1935 = 100 auf 1937: 62 in B etrieben zwischen 5 und 20 ha, aber nur auf 91 in B etrieben über 200 ha. B is 1938 fiel der Index insgesamt auf 76 in Nordwest- und Ostdeutsch­ land, auf 72 in Westdeutschland und auf 69 in Süddeutschland; bei B etrieben über 100 ha auf 93 in Ostdeutschland und 86 in Süddeutschland. Vgl. auch die Angaben des Arbeitsamts Rosenheim in VB (München) v. 8. 1. 1939. 341 Der Preisindex für industrielle Verbrauchsgüter (1909/13 = 100) lag 1938 bei 125,8 gegenüber nur 105,9 für landwirtschaftliche Produkte. Vgl. Müller, B auerntum, S. 30. Insgesamt auch Bry, S. 68, 82, 168, 256-59. 342 Vgl. Müller, ebd., S. 41 ff.; ders., Ein deutsches B auerndorf im Umbruch der Zeit, Würzburg 1939, S. 12; Schoenbaum, S. 164 ff. 343 L. Drescher, Entschuldung der ostdeutschen Landwirtschaft, B erlin 1938, S. 45. 344 Nach Haushofer, Landwirtschaft, S. 269, waren am 31.5. 1943 1,6 Mio. Wehr­ dienst leistende landwirtschaftliche Arbeitskräfte durch 1,5 Mio. deportierter Aus­ länder und 0,7 Mio. Kriegsgefangene ersetzt. 345 Die Maßnahmen landwirtschaftlicher Rationalisierung und Maschinisierung waren schon in Friedenszeiten gegenüber den ideologischen Träumereien und Beschwö­ rungsformeln entschieden vernachlässigt worden. Vgl. den Artikel: Die Ausbildung der Diplomlandwirte, in VB v. 13. 9. 1935. 348 Vgl. H. Backe, Um die Nahrungsfreiheit Europas, S. 209 ff. 347 Der B ayerische B auernverband wurde bereits 1945 gegründet. Vgl. Zehn Jahre Bayerischer B auernverband, München 1955, S. 31 ff. Zum anfänglichen Widerstand der USA vgl. E. Sauer, Landwirtschaftliche Selbstverwaltung, Stollhamm 1957, S. 113 ff. 348 Daß die Tendenz zum Einheitsverband zusätzlich gefördert wurde durch die Vereinigungstendenzen am Ende der Weimarer Republik, den Zwang zur Koopera­ tion im Reichsnährstand und den Wegfall der Machtbasis des Reichslandbundes, an dem sich bis 1933 Interessen und politische Forderungen geschieden hatten, ist offen­ kundig. 349 Es waren dies 1953 der B ayerische B auernverband (Vors. O. Frhr. v. Feury), der Verband des Niedersächsischen Landvolks (E. Rehwinkel), Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband (A. Frhr. v. Oer), Hessischer B auernverband, Rheinischer Landwirtschaftsverband (M. Frey), B auernverband Württemberg-B aden, B auernver­ band Schleswig-Holstein (D. Struve), Landesbauernverband für Württemberg und Hohenzollern (B . B auknecht), B adischer Landwirtschaftlicher Hauptverband, B auern­ und Winzerverband Rheinland-Nassau, Pfälzische B auern- und Winzerschaft, B auern­ verband Rheinhessen, B auernverband Saar, B auernverband Hamburg, B remischer Landwirtschaftsverband. Vgl. DB V, B ericht über die Tätigkeit des DBV e. V. 1952/53, Münster, 18.9. 1953, Anlage. Die Mitgliederzahlen des DB V müßten bei den einzel­ nen Landes- und Regionalverbänden ermittelt werden. Mir lagen einigermaßen voll­ ständig die Angaben des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes e. V. vor, der durchaus als typisch für die „großen“ Regionalverbände angesehen werden kann: 1950 waren es 81 000 Mitglieder, 1953: 80000, 1960: 75 800 und 1970: 70 211. Die 329 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 107 Abnahme erfolgte entsprechend der Abnahme der landwirtschaftlichen B evölkerung insgesamt allmählich und kontinuierlich. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschafts­ verband hatte 1950: 6 Hauptverwaltungen, 35 Kreisverwaltungen, 98 hauptamtliche Angestellte und 9060 ehrenamtliche Mitarbeiter und Funktionäre. Die Zahl der haupt­ amtlichen Angestellten hielt sich nahezu konstant: 1953: 114, 1962: 116, 1969: 128. Die Arbeit des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes e. V., Geschäftsbericht für das Jahr . . . (1951-1970), Münster, passim. 350 Stand von 1953: Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände (Vors.: Mark­ graf von B aden), AG der land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (L. Gf. v. d. Schulenburg), die der B undesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) angeschlossen ist, AG Deutscher Rübenbauerverbände, AG Deutscher Tier­ züchter, AG Deutscher Waldbesitzerverbände (F. C. Gf. v. Westphalen), B raugersten­ gemeinschaft - AG zur Förderung des Qualitätsgerstenbaues im B undesgebiet, B und deutscher B aumschulen, B undesverband Deutscher Kornbrenner, B undesverband „Ehe­ malige“, B undesverband Deutscher Tabakpflanzer, Deutscher Imkerbund, Deutscher Landfrauenverband, Deutscher Weinbauverband (R. Gf. Matuschka-Greiffenclau), Do­ mänen- und Privatpächterverband, Fachgruppe Landwirtschaft im VDS, Hauptverband der landwirtschaftlichen B uchstellen und Sachverständigen (H. Niehaus), Deutsche Kartoffelunion, Landesverband Gartenbau und Landwirtschaft B erlin - als Fach­ verband geführt! -, Verband der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchter, Zentralver­ band der Forstsamen- und Forstpflanzenbetriebe, Zentralverband des Deutschen Ge­ müse-, Obst- und Gartenbaues, ebd. B emerkenswert ist der Anteil etablierter (und oft adliger) Großbesitzer in den Vorständen der Fachverbände Anfang der 50er Jahre. Daneben muß noch der formell selbständige B und der Deutschen Landjugend im DBV erwähnt werden. 351 Neben den Dezernaten für die interne Verwaltung, Recht und Öffentlichkeits­ arbeit sind zu nennen Abteilungen für allgemeine Fragen der Agrarwirtschaft, Außen­ handel und Zölle, B etriebswirtschaft, Markt, Milch- und Geflügelwirtschaft, Obst- und Gemüsewirtschaft, Zuckerwirtschaft, Kartoffelwirtschaft, Steuer- und B ewertungs­ wesen, Geld- und Kreditwesen, Arbeits- und Sozialfragen, Kultur- und B ildungs­ wesen, Landjugendfragen, Auslandsbeziehungen, Vertriebenenfragen, Agrarstruktur­ Raumordnung-Wehrangelegenheiten. Das Präsidium der 50er Jahre bestand nach dem Ausscheiden von Andreas Hermes lange Zeit aus E. Rehwinkel (ab 1959 allein), B. B auknecht und O. Frhr. v. Feury, Generalsekretäre waren J . Hummel und H. Frhr. v. Manteuffel. Ebd. Nach Ausweis der Geschäftsberichte von 1963/64 und 1970/71 hatte die DB V-Zentrale 28 hauptberufliche Referenten (Abteilungsleiter) und 37, bzw. 38 andere angestellte Mitarbeiter (1970/71 noch zusätzlich 3 nebenberufliche Referenten). B ericht über die Tätigkeit des DB V 1963/64, B onn 17. 11. 1964, S. 8 und 1970/71, B onn 12. 11. 1971, S. 9. 352 Die Kompetenzbereiche der Fachausschüsse decken sich weitgehend mit denen der Abteilungen des Generalsekretariats und den Interessengebieten der Fachverbände. 353 Die Landwirtschaftskammern waren nach 1945 wieder in allen westdeutschen Gebieten (zunächst außer B ayern und dem späteren B aden-Württemberg) eingerich­ tet worden. Das Aufgabengebiet des Verbandes der Landwirtschaftskammern gegen­ über den staatlichen B ehörden war gegenüber denen des DLR in der Zeit vor 1933 auf im wesentlichen technische B eratung und die B estellung von Sachverständigen reduziert worden. Die gesamtpolitischen und wirtschaftspolitischen B eratungsfunk­ tionen fielen dem DB V zu. Vgl. DB V-AID, Das landwirtschaftliche Organisations­ wesen der B RD, B ad Godesberg 19679, S. 23 ff., 30. Über Satzung, Mitgliederzahl und Ausschüsse informiert der B ericht des Verbandes der Landwirtschaftskammern über seine Tätigkeit 1967/68, Bonn 1968, passim.

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Anmerkungen zu Seite 107 354 Ende 1965 waren dem Deutschen Raiffeisenverband 20 151 landwirtschaftliche Genossenschaften mit über 4,9 Mio. Mitgliedern und 226 000 Mitarbeitern (71 000 ehrenamtlich, 23 500 nebenamtlich, 120 000 hauptamtlich und 11 500 zeitweilig) ange­ schlossen. Nach dem Ausscheiden von Hermes, der DB V- und Raiffeisen-Präsidium in Personalunion verwaltet hatte, wurde der ehem. Staatssekretär des Ernährungs­ ministeriums Sonnemann Präsident des Raiffeisenverbandes. Die 1947 mit den tradi­ tionellen Zielsetzungen wiedergegründete Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft hatte 1966 ca. 19 000 Mitglieder. 355 Dazu gehören u. a. die Deutsche Genossenschaftskasse (ein weitverzweigtes Bankinstitut), die Versicherungsgesellschaft, der Deutsche Agrarverlag, die Deutsche Bauernsiedlung, der Verein zur Förderung des ländlichen Heimvolkshochschulwesens, die Marktstelle des Zentralausschusses der deutschen Landwirtschaft und die Gesell­ schaft für Absatzförderung der deutschen Landwirtschaft. Unabhängig organisiert waren ab 1950 der B auernverband der Vertriebenen und seine regionalen Gliederun­ gen als Vertreter des „heimatverdrängten Landvolks“, die sich - von folkloristischen Ornamenten abgesehen - vor allem für die Neueingliederung ostdeutscher B auern gemäß den B estimmungen des B undesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes einsetzten. Von den rund 500 000 erfaßten vertriebenen oder geflüchteten B auernfamilien, die nach 1949 in der BRD lebten (Verlust an Betrieben 1945 östlich von Oder und Neisse: ca. 1,5 Mio.), wurden bis Mitte 1966 169 000 gefördert, davon 30 000 auf neue Voll­ erwerbsstellen und 18 000 in befristeter Pacht angesetzt. Zusammen mit der franzö­ sischen FNSEA-CNJA war der DB V entscheidend beteiligt am Aufbau des Verbandes der Europäischen Landwirtschaft (CEA) und des Weltagrarverbandes (IFAP) im Jahre 1948 sowie der COPA für den EWG-B ereich 1959. Vgl. Das landwirtschaftliche Orga­ nisationswesen, S. 12, 31, 36; DB V-Tätigkeitsbericht (Tb.) 1952/53, Anlage; Hermes, S. 280. 356 Vgl. auch P. Ackermann, Der Deutsche B auernverband im politischen Kräfte­ spiel der Bundesrepublik, phil. Diss. Tübingen 1970, S. 29 ff. 357 Vgl. zur Übersicht über die Regionen mit einem Anteil von über 40 % der in der Landwirtschaft B eschäftigten an der Gesamtbeschäftigtenzahl die Karte in Anlage 1. Die bisher gründlichste B undestagswahlstudie von 1961 ergab bei einem Anteil der selbständigen Landwirte an den B efragten von 5,7 % einen fast doppelt so hohen Anteil an den CDU/CSU-Wählern (10,5) und einen unterdurchschnittlichen Anteil an den SPD- (1,1) und FDP-Wählern (3,5). Der Anteil an den Wählern anderer, bes. regionaler Parteien entsprach mit 5,5 % in etwa dem Anteil an den B efragten. Der Anteil der selbständigen Landwirte an den Wechselwählern, die von der CDU/CSU zur FDP überliefen, war relativ erheblich (8,3 % ) . Die landwirtschaftlichen Arbeiter (= 1,3% der B efragten) wählten im B undesgebiet überdurchschnittlich CDU (Anteil 2 %) und SPD (1,6 % ) . In einzelnen Regionen mit stärkeren liberalen Traditionen (ζ. Β. im südwestdeutschen Raum) verschob sich das parteipolitische Spektrum gele­ gentlich auch stärker zur FDP. Gegenüber einem bäuerlichen Stimmenanteil im B und von 5 % für die SPD, 71 % für die CDU und 11 % für die FDP erreichten 1961 im überwiegend kleinbäuerlichen Wahlkreis Heilbronn (46,5 % aller B etriebe unter 2 ha; 22,5 % zwischen 2 und 5 ha) SPD: 4 %, CDU: 20 % und FDP: 56 %. Diese Ermitt­ lungen basieren allerdings auf einem numerisch außerordentlich niedrigen sample (n = 74, bzw. 25), haben jedoch auch nach der regionalen Stimmenverteilung große Wahrscheinlichkeit für sich. Vgl. M. Kaase, Analyse der Wechselwähler in der Bundes­ republik, in: Ε. Κ. Scheuch u. R. Wildenmann Hg., Zur Soziologie der Wahl (Sonder­ heft 9 der Kölner Zeitschrift für Soziologie), Köln 1965, S. 113-25, bes. 125; ders., Wechsel von Parteipräferenzen. Eine Analyse am B eispiel der B undestagswahl 1961, Meisenheim 1967, S. 173. Zur Analyse des Wahlkreises Heilbronn: H. D. Klingemann,

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Anmerkungen zu Seite 107-108 Bestimmungsgründe der Wahlentscheidung. Eine regionale Wahlanalyse, Meisenheim 1969, S. 143-58, bes. 144, 148, 150. Der soziokulturelle Gegensatz zwischen Stadt und Land, der nicht direkt mit dem jeweiligen Anteil der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung zu tun hat, kann in diesem Zusammenhang nicht näher untersucht wer­ den. Vgl. dazu die überwiegend amerikanische Literatur (vor allem R. L. Warren) rezipierenden B emerkungen von F. U. Pappi, Wahlverhalten u. politische Kultur, Meisenheim 1970, S. 94-127 und die ältere Arbeit von R. König, Grundformen der Gesellschaft: Die Gemeinde, Hamburg 1958. 358 Vgl. DBV-Tb. 1952/53, S. 4 f. 359 „In einem Zeitalter der immer weiter um sich greifenden Vermassung ist die bäuerliche Kultur und die dem B auern eigene Anschauung vom Recht und von der Freiheit der Einzelpersönlichkeit als eine Kraftquelle für unser Volkstum zu erhalten. Die Freiheit und Würde der Einzelpersönlichkeit ist untrennbar mit einer gesicherten Sphäre des Eigentums verbunden.“ DB V-Tb. 1952/53, Memorandum zur Agrarpolitik v. 19. 6. 1953, Anlage 1, S. 3. Oftmals wird auch das „Volksganze“ beschworen: Das landwirtschaftliche Organisationswesen, S. 16. 360 Grundsätze zur Agrarpolitik, beschlossen in Hannover am 17. 10. 1957, DB V­ Tb. 1957/58, S. 48 sowie in der gemeinsamen Erklärung der Verbände vom 18. 5. 1972, zit. in Anm. 152. 361 In der euphemistischen Terminologie des DB V: „Während der B esprechungen gelang es oft, die Abgeordneten von der Richtigkeit der durch den DB V vertretenen Politik zu überzeugen.“ DB V-Tb. 1952/53, S. 6. Vgl. insgesamt neuerdings auch V. v. Bethusy-Huc u. M. B esch, Interessenverbändc in der agrarpolitischen Willensbildung, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, B d. 2, 1971, S. 206-23. 362 Im 1969 gewählten 6. Deutschen B undestag saßen noch 51 DB V-Mitglieder; im 7. Bundestag (1972) waren es nur noch 31. 363 Von den 27 Ausschußmitgliedern und ebensovielen Stellvertretern im 7. Deut­ schen B undestag sind 19 Hofbesitzer und 6 Landwirtschaftsfunktionäre. Von den 12 ordentlichen Ausschußmitgliedern der CDU bebauen 4 über 100 ha, 2 zwischen 40 und 100 ha, 2 zwischen 10 und 40 ha, darunter die Präsidenten der Landwirtschafts­ kammer Westfalen-Lippe und des Ostfriesischen Landvolks und Funktionäre der Landwirtschaftskammer Rheinland sowie der Wirtschaftsvereinigung Zucker. Lediglich die Repräsentanten der Winzervereinigung Mosel-Saar-Ruwer und der Milchwirt­ schaftlichen Vereinigung Allgäu besitzen weniger als 10 ha. Hinzu kommt noch ein niederbayerischer Dorfgastwirt und Metzger. Ein FDP-Ausschußmitglied (von zweien) mit einem 25 ha-B etrieb ist Vizepräsident des B auernverbandes B aden-Württemberg. Die SPD hat lediglich einen praktizierenden Landwirt (mit 40 ha) aufzuweisen, jedoch sind unter ihren 13 Ausschußmitgliedern eine ganze Reihe von landwirtschaftsnahen Selbständigen (z. Β. ein Futtermittelhändler) und mittelständischen Verbandsfunk­ tionären. Nach B undestagshandbuch und eigenen Anfragen. 364 Darunter sind alle Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des Landwirt­ schaftsausschusses, also auch die 26 der SPD. Pressemitteilung des DB V, März 1973. 365 Die Parteiprogramme unterscheiden sich in agrarpolitischer Hinsicht nicht sehr voneinander und propagieren gleichermaßen den Abbau steuerlicher B enachteiligungen und der Marktrisiken, Strukturpolitik für den landwirtschaftlichen Raum, Parität der wirtschaftlichen Verhältnisse, der Lebensbedingungen und der B ildungschancen und die Notwendigkeit der Schaffung vergleichbarer Wettbewerbsbedingungen in der EWG. FDP und SPD akzentuieren ausdrücklich die soziale Sicherung der Landwirte, die CDU betont stärker die Notwendigkeit der Anhebung der Erzeugerpreise, zur Not auch unter Lockerung der EWG-B indungen, und die Intensivierung des Kredit­ markts. Vgl. B erliner Programm der F.D.P. v. 26. 1. 1957, S. 11; FDP, Stichworte zur

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Anmerkungen zu Seite 108-109 Sozial-, Gesellschafts- und Gesundheitspolitik. Eine Zwischenbilanz 1969-71, S. III, 31-33; Grundsatzprogramm der SPD v. 15.11.1959, B ad Godesberg, S. 16 f.; Wahl­ programm der SPD v. 13. 10. 1972, Dortmund, S. 24 f.; B erliner Programm der CDU, 2. Fassung 1971, S. 20; Der Agrarbrief, Informationsdienst der CDU und CSU, B onn, Oktober 1972, S. 12 f. Zum Kontext auch Ackermann, S. 84 ff., 101 ff. 366 Vgl. Das landwirtschaftliche Organisationswesen, S. 14. Die folgenden Fest­ stellungen basieren vor allem auf der Auswertung der jährlichen Tätigkeitsberichte des DB V, bes. für die Jahre 1952/53 (Münster, 18.9.1953), 1956/57 (Hannover, 17. 10. 1957), 1957/58 (B onn, 20. 1. 1959), 1959 (Landau, 17. 9. 1959), 1959/60 (B onn, 4. 10. 1960), 1960/61 (Ravensburg, 14. 7. 1961), 1961/62 (B onn, 18. 1. 1963), 1963 (Hamburg, 26. 9. 1963), 1963/64 (B onn, passim, 17. 11. 1964), 1965/66 (29. 11. 1966), 1966/67 (29. 11.1967), 1967/68 (3.12.1968), 1968/69 (11.11.1969), 1969/70 (10.11.1970) und 1970/71 (12. 11. 1971) sowie der jährlichen Grünen B erichte (1956-1970), bzw. Agrar­ berichte (1971-1973) der B undesregierung und ihrer Materialbeilagen: DS 11/2100 und 3200; HI/200, 850, 1600, 2400; IV/180, 940, 1860, 2990; V/255, 1400, 2540, 3810; VI/372, 1800, 3090 und 7/146, 147, 148. 367 DB V-Tb. 1952/53, Anl. 1, S. 3, 6; 1957/58, S. 46, 48. 368 Gefordert wurden Höfeordnungen zum Zwecke des geschlossenen Höfeüber­ gangs. „An dieser bewährten Ordnung darf nicht gerüttelt werden, etwa unter B eru­ fung auf eine schematische und den natürlichen Gegebenheiten nicht Rechnung tra­ gende Auslegung des Grundrechts der Gleichberechtigung von Mann und Frau.“ (!) 369 DB V-Tb. 1957/58, S. 44, ferner auch S. 49. 370 DB V-Tb. 1952/53, Anlage 1, S. 2. 371 Ebd., S. 4, 5, 7, 14. 372 „Das System der sozialen Marktwirtschaft hat sich einer zentralen Lenkungs­ wirtschaft eindeutig als überlegen erwiesen. Die Landwirtschaft ist aber aus natür­ lichen Gründen ein Wirtschaftszweig mit unvollständigen Wettbewerbsmöglichkeiten. Wenn sie das System der sozialen Marktwirtschaft auf die Dauer mittragen soll, muß dieser Nachteil vorweg ausgeglichen werden.“ Ebd., S. 6. 373 Ebd.. S. 4; vgl. auch 1957/58, S. 45. 374 Vgl. dazu bes. § 3 des Landwirtschaftsgesetzes, in: Der Grüne Plan. 1. Grüner Bericht 1956, B onn 1956, S. 7. Vorsitzender des Unterausschusses für Paritätsgesetze im B undestag war der schleswig-holsteinische B auernverbandspräsident Struve. 375 Der erste Grüne Plan (1956) sah allein B undesmittel für Zuschüsse und Dar­ lehen in Höhe von 663,1 Mio. DM vor, die entfielen auf: 1. Fortfall der Umsatzsteuer 2. Dieselkraftstoff-B etriebshilfe 3. Marschenerlaß 4. Konversion kurzfristiger Schulden 5. Förderung Handelsdünger 6. Kartoffelanbauförderung 7. Kartoffelprämien 8. Getreidesaatgutförderung 9. Zinsverbilligung 10. Agrarstrukturverbesserung 11. Wohnungsbau insgesamt:

(Mio. DM) 190 40,1 16 40 226 10 3 2 6 80 50 663,1

Hinzu kamen Landesmittel für die verschiedensten subsidiären Ausgaben (ζ. Β. Aus­ bau der Wirtschaftswege, etc.) in einer Gesamthöhe von 153,6 Mio. DM, die noch

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Anmerkungen zu Seite 109-110 zusätzlich durch 233 Mio. B undesmittel aufgestockt wurden. Da im ordentlichen Haus­ halt für 1956 bereits vor der B ekanntgabe des Grünen Plans 980 Mio. DM für die Förderung des Agrarsektors eingesetzt waren, wurde die deutsche Landwirtschaft in diesem Jahr mit über 2 Mrd. DM direkt subventioniert. Der Grüne Plan 1956, S. 313-18. Die Gesamtmittel erhöhten sich bis 1968 auf 5,4 Mrd. DM, nicht gerechnet die kontinuierliche indirekte Subvention der erhöhten Verbraucherpreise; 1971 betrug der Agrarhaushalt des B undes insgesamt trotz erheblicher Kürzungen 6,98 Mrd. DM. Die Gesamtverschuldung der Landwirtschaft stieg daneben kontinuierlich an von 4,86 Mrd. DM i. J . 1952 auf 1958: 10,9 Mrd., 1962: 13,0 Mrd. und 1967: 22,6 Mrd. DM. Allein die B undesmittel des Grünen Plans beliefen sich in den folgenden Jahren auf (in Mio. DM): insgesamt 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967

1 212 1 328 1 341 1 471 1 600 2 174 2 524 2 526 2 520 2 349 1 730

Struktur­ verbesserung 415 403 573 648,5 750 1 148 1 218 1 225

Einkommens­ verbesserung 797 925 822,5 850 1 236 1 306

1968 betrugen die Subventionen einschließlich der EWG-Anpassungshilfen 3,68 Mrd. DM. Angaben nach den Grünen B erichten und den DBV-Tb. Vgl. die Aufstellung in Anlage 2 zum DB V-Tb. 1952/53. DB V-Tb. 1956/57, S. 8. 378 DB V-Tb. 1956/57, S. 46 f. (Resolution der CEA, Helsinki, August 1957); 1959, S. 9; 1963, S. 10 f.; 1968/69, S. 18. 379 DB V-Tb. 1957/58, S. 45; 1961/62, S. 10; 1969/70, S. 17. 380 DB V-Tb. 1958, S. 50; 1963, S. 11 und 1968/69, S. 10. 381 Vgl. DB V-Tb. 1956/57, S. 10, 27; 1965/66, S. 19 ff. Daß zuweilen eher ein umge­ kehrtes Verhältnis bestand, wird deutlich an der geplanten Mittelverteilung im Rah­ men der mittelfristigen Finanzplanung aufgrund des Stabilitätsgesetzes vom 8.6. 1967: 376

377

(Mio. DM) Gesamtausgabenbedarf Agrarhaushalt insgesamt davon: Ausgaben für landw. Marktordnung Verwaltung, Forschungsanstalten Nationale Agrarpolitik

1968 Soll

1969

1970

1971

1972

76 717,1 5 432,1

83 346,0 5 564,0

86 839,3 5 065,1

91 247,4 4 969,0

95 864,4 5 250,0

1 412,3

2 000,7

2 229,0

2 306,0

2 471,0

113,0 3 907,0

124,0 3 440,0

142,0 2 694,0

142,0 2 521,0

127,0 2 652,0

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Anmerkungen zu Seite 110-111 davon: Gasölverbilligung Zinsverbilligung Getreidepreisausgleich Sonstige rechtlich gebundenen Ausgaben (Altershilfe, Landabgaberente, Siedlung)

545,5 388,6 560,0

410,0 395,3 374,0

420,0 398,0 187,0

430,0 402,0

440,0 406,0

576,0

734,7

692,0

729,0

751,0

Verbleibend für Flurbereinigung, Agrarstrukturmaßnahmen, Regionalprogramme, Wasserwirtschaft, Wegebau, Marktstruktur, Küstenschutz, Unfallversicherung usw. 1 837,0

1 526,0

997,0

960,0

1 055,0

-

-

Bundesratsdrucksache 492/68; E. Bretz, in: BM ELF-Informationen 31. 3. 1969. 382 Die preispolitischen B eschlüsse des EWG-Ministerrats lagen im Ergebnis in der Regel zwischen den niedrigeren Empfehlungen der EWG-Kommission und den (wesentlich an dem höheren deutschen Niveau orientierten) Forderungen der COPA. Vgl. zum Problem die Studie von F. B aade, Die deutsche Landwirtschaft im gemein­ samen Markt, B aden-B aden 19632, in der der Autor (S. 13 f.) im Gegensatz zur 1. Auflage von 1958 (in der noch zu einer Senkung der deutschen Agrarpreise auf ein „mittleres Niveau“ geraten wurde) das Anheben der Preise auf einen hohen Stand zwecks Überschußverteilung an Entwicklungsländer empfiehlt; bes. S. 17 ff., 20, 42 ff., 93 ff., 133 ff. 383 Die Anpassungshilfe für die deutsche Landwirtschaft betrug zwischen 1965 und 1967 konstant 770 Mio. DM. Dieser B etrag verteilte sich wie folgt (Mio. DM):

Sozialhilfen Zinsverbilligung Marktstrukturentwicklung Investitionshilfen Dieselölverbilligung Landarbeiterwohnungsbau

1965 300 50

-

380 40

-

1966 491,5 32,4 144,5 77,6

205,5 60

24

17

-

1967 487,4

-

DBV-Tb. 1965/66, S. 18, und Grüner Bericht 1968. Ζ. Β. DBV-Tb. 1970/71, S. 18. So beschloß das B undeskabinett im April 1971, zusätzlich 480 Mio. DM zur Verfügung zu stellen, davon 302 Mio. als Liquiditätshilfe in Anlehnung an den Auf­ wertungsausgleich von 1971, 108 Mio. zur verstärkten Zinsverbilligung, 20 Mio. zur Abdeckung des Defizits bei den Alterskassen und 50 Mio. zum Zwecke der Aussied­ lung und Althofsanierung. Ebd., S. 18. 388 Die Mechanismen sind kompliziert: Zum B eispiel blieben die Grundrichtpreise für Hartweizen und Roggen (12,50 bzw. 9,25 RE/100 kg) zwischen 1968/69 und 1970/71 ebenso konstant wie die Grundinterventionspreise (11,75 bzw. 9,10 RE). Die Dollarkrise und die Aufwertung der DM bewirkten jedoch, da eine RE (Rech­ nungseinheit) einem Dollar entsprach, zum 1.1. 1970 einen Abfall der Grundricht­ preise für Hartweizen von 50 auf 45,75 DM, für Roggen von 39 auf 35,69 DM und der Grundinterventionspreise von 47 auf 43,01, bzw. von 36,40 auf 33,31 DM. Durch 384 385

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Anmerkungen zu Seite 111-112 Adjustierung der Marktordnungspreise wurden die Sätze 1971/72 wieder herauf­ gesetzt: Grundrichtpreise für Hartweizen auf 46,66 DM, für Roggen auf 36,75; die Grundinterventionspreise auf 43,86 bzw. 33,97 DM. Die effektiven Marktpreise kön­ nen sich in einem kleinen B ereich (meistens etwas über dem Grundrichtpreis) noch frei einpendeln. Ebenso wie Getreide wurden durch die Aufwertung der DM auch Zucker und Olivenöl kurzfristig billiger, Reis, Fleisch und Milchprodukte dagegen teurer. Vgl. Agrarbericht 1972, Materialband z« DS VI/3090, S. 287, 293 f. 387 B esonders gute Geschäfte waren (und sind) mit (echter wie fiktiver) B utter zu machen, für deren Ausfuhr rund 5000 DM/t an Subventionen gezahlt werden, da die Weltmarktpreise wesentlich niedriger sind als die der Gemeinschaft. Vgl. den B ericht der Frankfurter Rundschau v. 28.2. 1973 und K. P. Krause in FAZ v. 13. 1. 1973, S. 17. Die weitverbreitete Verfütterung von subventioniertem B rotgetreide ist zwar nicht kriminell, aber auch nicht im Sinne vernünftigen Wirtschaftens. 388 Vgl. bisher u. a. H. Marmulla u. P. B rault, Europäische Integration u. Agrar­ wirtschaft, München 1958, S. 32 ff., 139 ff., 183 ff.; G. Schmitt Hg., Möglichkeiten u. Grenzen der Agrarpolitik in der EWG, München 1969, bes. S. 83 ff., 153 ff., 241 ff., 285 ff., 409 ff.; F. B aade u. F. Fendt, Die deutsche Landwirtschaft im Ringen um den Agrarmarkt Europas, B aden-B aden 1971, S. 104 ff., 111 ff., 285 ff.; T. Dams u. a. Hg., Fs. f. H. Niehaus, München 1968, sowie die B eiträge in Gerhardt u. Kuhlmann, S. 395 ff., 407 ff., 418 ff. 389 Die niedrigsten Schätzungen liegen bei ca. 15 Mrd. DM im Jahr. 390 Vgl. vor allem die Denkschrift einer Expertengruppe des Atlantischen Insti­ tuts, Die Zukunft der Europäischen Landwirtschaft. Ein Vorschlag zur Neugestaltung der gemeinsamen Agrarpolitik, Paris 1972, abgedruckt in: Grundfragen der Welt­ agrarcntwkklung, in: Offene Welt (OW), B d. 102, 1972, S. 53-125 sowie die B ei­ träge von H. Wilbrandt und S. Mansholt, ebd., S. 29 ff., 198 ff. Ferner: H. Priebe, Probleme u. Verantwortung der europäischen Agrarpolitik, OW, B d. 77, 1962, S. 313-21; U. v. Pufendorf, Veränderte Dimensionen, OW, B d. 79, 1963, S. 17-32; T. Tröscher, Die Funktionen der Landwirtschaft in der modernen Gesellschaft, Hannover 1964, bes. S. 22-25; U. v. Pufendorf, Nationalstaatliche Agrarpolitik vor der Liqui­ dation, OW, B d. 87, 1965, S. 67-77; H. Wilbrandt, Drängende Fragen zur Agrar­ politik in Europa (S. 88-100) und A. Mozer, Landwirtschaft im Umbruch (S. 101 bis 109), in: Fs. f. Ulrich v. Pufendorf, Frankfurt 1971. 391 In den Niederlanden wird ζ. Β. das Ziel einer Reduzierung der in der Land­ wirtschaft Tätigen und ihr „Umsteigen“ auf andere B erufe (bei gleichzeitiger Pro­ duktionsausweitung) seit Jahren bewußt angesteuert. 392 1970/71 arbeiteten noch 1,4 Mio. Arbeitskräfte voll in der Landwirtschaft (gegenüber 2,4 Mio. 1960/61 und rund 5 Mio. 1953). Es wird geschätzt, daß sich die Zahl der landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe bis 1980 auf ca. 300 000 verringern wird. Der Anteil des landwirtschaftlichen Sektors an der Wertschöpfung sank von 1960: 6,5 % auf 1971: 3,1 %. B ereits 1971/72 hatten drei Viertel aller landwirtschaft­ lichen B etriebe mehrere Einkommensquellen, darunter 21 % der hauptberuflichen Landwirte. Das Gesamteinkommen eines B etriebes mit Nebeneinkünften lag 1971/72 im Durchschnitt bei jährlich 26 100 DM (30 % der B etriebe) sowie zwischen 28 800 und 30 400 DM (21%). Die restlichen 4 9 % Haupterwerbsbetriebe ohne Nebenein­ künfte hatten ein Einkommen von durchschnittlich 20 500 DM. Die „innere“ Disparität blieb dabei erhalten: Das obere Viertel der Testbetriebe erzielte ein Reineinkommen zwischen 23 000 und 74 000 DM je Familienarbeitskraft, das untere Viertel, vor allem in Hessen, Rheinland-Pfalz und B aden-Württemberg, nur 5000 bis 22 000 DM. 1969 hatten jedoch immerhin 62 % der bäuerlichen Haushalte ein monatliches Nettoein­ kommen zwischen 1500 und 5000 DM und mithin so viel verdient wie 64 % der 336 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 112-115 Beamten und 54 % der Angestellten. Der tarifliche Stunden-Ecklohn für Landarbeiter lag Anfang 1973 bei 5,49 DM (Metallindustrie: 5,88 DM). Die meisten Daten in den Agrarberichten 1972 und vor allem 1973 und den entsprechenden Materialbänden. Ferner: Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften, Erhebung über die Struk­ tur der landwirtschaftlichen B etriebe. Zusammengefaßte Ergebnisse, 1966/67, S. 1, 90 ff. Zu den Erscheinungsformen des landwirtschaftlichen Strukturwandels außer der o.a. Literatur auch: H. Niehaus, Lage und Aussichten der Kleinbauern in der gegenwärtigen Wirtschafts- u. Gesellschaftsordnung, in: B erichte über die Landwirt­ schaft, Sonderheft 60, 1954, S. 40-59; H. B ergmann, Der Einfluß der Mechanisierung auf Produktivität, Einkommen und Kosten der landwirtschaftlichen B etriebe, ebd., 36/3, 1958, S. 502-44; J . Beckhoff, Wandlung der Lebensverhältnisse in zwei ursprüng­ lich kleinbäuerlichen Taunusgemeinden unter dem Einfluß der sich wandelnden Sozial­, Wirtschafts- und Agrarstruktur, B onn 1963; H. B orcke-Stargordt, Der moderne land­ wirtschaftliche Großbetrieb, in: Fs. f. H. Kraus, S. 391-407; J . O. Müller, Die Ein­ stellung zur Landarbeit in bäuerlichen Familienbetrieben, B onn 1964; S. H. Franklin, Bauern, in: ders., European Peasantry, S. 21-71. 393 K. P. Krause in FAZ v. 13. 1. 1973, S. 17. III. 1 Dazu ausführlicher H. J . Puhle, Der Übergang zum Organisierten Kapitalismus in den USA, in: Winkler Hg., Organisierter Kapitalismus, S. 172-94. Thesen und Material zur Diskussion weiterhin bei W. A. Williams, The Contours of American History, Chicago 1966 (19611), S. 320 ff., 343 ff.; L. M. Hacker, The Course of Ameri­ can Economic Growth and Development, N.Y. 1970, S. 172 ff., 217 ff., 244 ff., 274 ff.; A. A. B erle u. G. C. Means, The Modern Corporation and Private Property, N.Y. 1932; G. Kolko, The Triumph of Conservatism, Chicago 1963; E. W. Hawley, The New Deal and the Problem of Monopoly, Princeton 1966; Ρ. Κ. Conkin, The New Deal, N.Y. 1967, sowie in den Sammelbänden von R. Andreano Hg., New Views of American Economic Development, Cambridge, Mass. 1965; J . B raeman u.a. Hg., Change and Continuity in Twentieth Century America, N.Y. 1966 (19641); E. S. Mason Hg., The Corporation in Modern Society, N.Y. 1967; D. Brody Hg., Ipdustrial America in the Twentieth Century, N.Y. 1967; R. Radosh u. Μ. Ν. Rothbard Hg., Α New History of Leviathan, Essays on the Rise of the American Corporate State, N.Y. 1972 u. Η. Α. Winkler Hg., Die große Krise in Amerika, Göttingen 1973. Fer­ ner: M. Fainsod u. L. Gordon, Government and the American Economy, N.Y. 1941; J . K. Galbraith, American Capitalism. The Concept of Countervailing Power, B oston 1952; T. C. Cochran, The American B usiness System, Cambridge, Mass. 1957, dt.: Wirtschaft und Gesellschaft in Amerika, Stuttgart 1964; R. Miliband, The State in Capitalist Society, N.Y. 1969, dt.: Der Staat in der kapitalistischen Gesellschaft, Frank­ furt 1972, u. die Artikel von R. A. Lively, The American System: Α Review Article, in: BHR, Bd. 29, 1955, S. 81-95, u. P. A. C. Koistinen, The „Industrial Military Complex“ in Historical Perspective: World War I, in: BHR, Bd. 41, 1967, S. 378-403. Zur Genesis des amerikanischen Imperialismus vor allem W. A. Williams, The Roots of the Modern American Empire. Α Study of the Growth and Shaping of Social Consciousness in a Marketplace Society, N.Y. 1969, sowie H.-U. Wehler, Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus. Studien zur Entwicklung des Imperium Ameri­ canum 1865-1900, Göttingen 1974. 2 Der Anteil des Getreides am Nahrungsmittelexport betrug 1913 40,3 %, 1923 37,4 %, 1929 38 % und im Durchschnitt der Jahre 1958/60 55,5 %. I. Mintz, Cyclical

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Fluctuations in the Exports of the United States since 1879, NBER N.Y. 1967, S. 309. Zu Volumen, Wert und Preisen des Exports ebd., S. 284-307. Der Wert der expor­ tierten unverarbeiteten Nahrungsmittel stieg von 91 Mio. $ i. J . 1877 auf 155 Mio. $ 1878 und 266 Mio. $ 1880. Dann ging er bis Anfang der 90er Jahre zurück. Vgl. im einzelnen Hist. Stat., S. 544 f. 3 Die Eisenbahnfraditraten für 100 Ib. Weizen von Chicago nach New York betru­ gen 1866 65 c, 1897 nur noch 20 c. Die Ozeanfrachtraten lagen 1894 nur bei einem Fünftel ihrer Höhe von 1873. Vgl. H. Soetbeer, Kosten der B eförderung von Getreide und Sinken der Getreidepreise seit 1870, in: Jb. f. Nationalökonomie und Statistik, Bd. 66, 1896, S. 866-81. Ferner R. E. Lipsey, Price and Quantity Trends in the Foreign Trade of the United States, NBER Princeton 1963; Wehler, Aufstieg d. ameri­ kanischen Imperialismus, S. 19-24. 4 Dazu grundlegend Williams, Roots, S. XX ff., 4-46, 132 ff., 175 ff., 206 ff., 319 ff., 351 ff., 385 ff., 408 ff., 432-53; E. P. Crapol u. H. Schonberger, The Shift to Global Expansion 1865-1900, in: W. A. Williams Hg., From Colony to Empire, N.Y. 1972, S. 135-202 sowie Wehler, ebd. Zur Zeit vor dem B ürgerkrieg: Williams, Roots, S. 86 ff.; W. LaFeber, Foreign Policies of a New Nation, u. d. Beiträge von R. W. van Alstyne, The American Empire Makes its B ow on the World Stage 1803-1845; ders., Empire in Midpassage 1845-1867, alle in Williams, Colony, S. 9-37, 39-81 u. 83 bis 133. 5 Zum Zusammenhang von Einwanderung und politischer Kultur vgl. O. Handlin, The Americans. Α History of the People of the United States, Boston 1963, bes. S. 195 ff. 6 Zur theoretischen Aufarbeitung des Phänomens und der Probleme der „Frontier“ vgl. vor allem den Essay von F. J . Turner, The Significance of the Frontier in Ameri­ can History, zuerst in: Proceedings of the State Historical Society of Wisconsin, Dec. 14, 1893, und die daran anschließende Diskussion; ders., The Problem of the West, in: Atlantic Monthly, B d. 78, 1896, 289-97. Auch die Schriften von B rooks Adams, bes. B . Adams, The New Empire, N.Y. 1902 (dt.: Das Herz der Welt, Wien 1908). Zum Frontier-Bewußtsein vor Turner und Adams vor allem Williams, Roots, S. 17 ff., 271 ff., 293 ff., 319 ff. Zur amerikanischen politischen Kultur insgesamt: D. B oorstin, The Americans: The Colonial Experience (1958), The National Experience (1965), The Democratic Experience (1973), N. Y.; ders., The Genesis of American Politics, Chicago 1958, S. 68 ff.; ders., America and the Image of Europe, N. Y. 1960; A. de Tocqueville, De la Démocratie en Amérique, 2 B de., Oeuvres complètes (hg. v. J . P. Mayer) B d. 1, Paris 1961 (18351), passim; A. Siegfried, Les Etats-Unis d'aujourd'hui, Paris 1931, bes. S. 67 ff., 237 ff., 345 ff.; B . Bailyn, The Origins of American Politics, N.Y. 1967, S. 3 ff.; S. M. Lipset, The First New Nation, Garden City 1967 (19631), S. 69 ff., 115 ff., 237 ff.; Cochran, Wirtschaft, S. 1 ff., 145 ff., 172 ff., 198 ff.; D. M. Potter, People of Plenty. Economic Abundance and the American Character, Chicago 196912 (1954'), S. 32 ff., 142 ff.; J . Dorfman, The Economic Mind in American Civilization, 1918-1933, N.Y. 1959, sowie die B ei­ träge in: A. F. Davis u. H. D. Woodman Hg., Conflict or Consensus in Early Ameri­ can History, Lexington, Mass. 1968. Mehr geistesgeschichtlich orientiert: R. H. Gabriel, The Course of American Democratic Thought, N.Y. 19562, sowie H. S. Commager, The American Mind. An Interpretation of American Thought and Character since the 1880s, New Haven 1970» (19501). 7 Vgl. Williams, Contours, S. 246 ff., 270 ff., 320 ff. 8 Vgl. E. Fraenkel, Das amerikanische Regierungssystem, Köln 19622 (19601). 9 Vgl. E. Higbee, Farms and Farmers in an Urban Age, N.Y. 1963, S. 118 f.; A. Hacker, Congressional Districting, (B rookings Institution) Washington 1963. 338 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 119-120 10 Zur Lockeschen Tradition vgl. J . Locke, Two Treatises of Government (hg. v. P. Laslett), Cambridge 1967, Second Treatise § 87, S. 341 f. Über die Funktion von Gesellschaft und Staat zur Erhaltung von Property: § 123 und 124, S. 368 f.; C. B . Macpherson, The Political Theory of Possessive Individualism, London 19642, S. 194 ff., 263 ff. Zu den Wirkungen in Amerika L. Hartz, The Liberal Tradition in America, N.Y. 1955, S. 119 ff. Neuerdings auch H.-C. Schröder, Das Eigentumsproblem in den Auseinandersetzungen um die Verfassung von Massachusetts, 1775-1787, in: R. Vier­ haus Hg., Eigentum und Verfassung, Göttingen 1972, S. 11-67. 11 Vgl. C. Read, Mercantilism: The Old English Pattern of a Controlled Economy, in: ders. Hg., The Constitution Reconsidered, N.Y. 1968 (19381), S. 63-77, bes. S. 76. Über Einschränkungen vor allem auf dem Außenhandelssektor W. A. Williams, The Age of Mercantilism: An Interpretation of the American Political Economy 1763 to 1828, in: William and Mary Quarterly 3. ser., B d. 15, 1958, S. 419-37; J . Taylor of Caroline, Agriculture Imperilied and Agrarianism Triumphant (1817), in: L. H. Douglas Hg., Agrarianism in American History, Lexington, Mass. 1969, S. 8 bis 12; H. J . Carman u. R. G. Tugwell, The Significance of American Agricultural History, in: AH, B d. 12, 1938, S. 99-106; C. Robbins, The Eighteenth Century Commonwealthman, Cambridge, Mass. 1961, S. 15, 125, 191, 213, 242, 353; G. S. Wood, The Creation of the American Republic, 1776-1787, Chapel Hill 1969, S. 89. 12 Vor allem im Konzept Alexander Hamiltons, der ausdrücklich einen Interessen­ gegensatz zwischen so verstandener Landwirtschaft und Handel und Gewerbe leugnet: The Federalist Nr. 12 (hg. v. Cooke), Cleveland 1961, S. 74; ferner Nr. 21, 34 und 36, ebd., S. 135, 212, 224. Ähnlich bei Madison (Nr. 41, ebd., S. 276). 13 B esonders deutlich wird das bei Madison, der ausdrücklich schon in der verfas­ sunggebenden Versammlung die „freeholders of the county“ als die „safest deposits of Republican libcrty“ bezeichnet hatte. The Journal of the Constitutional Convention, Madison, Writings (ed. Hunt), IV, S. 120. Vgl. auch A. Koch, Jefferson and Madison. The Great Collaboration, N.Y. 1964 (19501), S. 161 f. Zum Gesamtprozeß der Ver­ fassungsberatungen M. Farrand, The Framing of the Constitution of the U.S., New Haven 1962 (19131), S. 42 ff., 91 ff. 14 C. A. B eard, An Economic Interpretation of the Constitution of the United States, N.Y. 1969 (19131), S. 15 f., 19 ff., 26 ff. Beard hält sich hier, wie L. B enson nachgewiesen hat, sehr starr an das „Kapital,'-„Grundrente“-Schema von Achille Loria (Die wirtschaftlichen Grundlagen der herrschenden Gesellschaftsordnung, Freiburg 1897, S. 171 ff.). L. B enson, Turner and B eard. American Historical Writing Recon­ sidered, Glencoe 1960, S. 21 ff. Zur Terminologie vgl. B eard, ebd., S. 51, 324 f.; ders., Economic Origins of Jeffersonian Democracy, London 1915, S. 4. 15 Das hat vor allem J . T. Main betont: The Antifederalists: Critics of the Con­ stitution, Chapel Hill 1961, S. 69 f. Zur B eard-Kritik vgl. außerdem vor allem: R. E. Brown, Charles B eard and the Constitution. Α Critical Analysis of An Economic Interpretation of the Constitution, Princeton 1956, S. 21 ff., 34 ff., 61-72, 200 ff.; F. Mc Donald, We The People: The Economic Origins of the Constitution, Chicago 1958, S. 92 ff., 358-402; L. Benson, Turner and Beard, S. 95-109, 137-50. 16 Darauf hat im Anschluß an F. J . Turner vor allem O. G. Libby, The Geo­ graphical Distribution of the Vote of the Thirteen States on the Federal Constitution, Madison 1894, hingewiesen. 17 Vgl. L. D. White, The Federalists. Α Study in Administrative History 1789 to 1801, N.Y. 1965 (19481), S. 222-36; B. Hammond, Banks and Politics in America from the Revolution to the Civil War, Princeton 1957, S. 114 ff.; F. O. Gatell, Rieh Men and Politics. Money and Party in Jacksonian America, in: PSQ, Bd. 82, 1967,

339 22* © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 120-121 S. 235-52, auch in: F. O. Gatell u. a. Hg., Readings in American Political Hstory, N.Y. 1972, S. 122-40. 18 Vgl. L. C. Gray, History of Agriculture in the Southern United States tc 1860, Gloucester 1958 (N.Y. 19321), B d. 1, S. 462 ff.; Narrative of the Life of Fr.derick Douglass, an American Slave, Written by Himself, Cambridge, Mass. 19716, S. 23 ff., 51 ff., 89 ff.; K. M. Stampp, The Peculiar Institution. Slavery in the Ante-3ellum South, N.Y. 1963, S. 86 ff., 141 ff., 237 ff.; die B eiträge von K. M. Stampp, S. M. Elkins, H. D. Woodman u. E. D. Genovese in: A. Weinstein u. F. O. Gatell Hg., American Negro Slavery, London 1968, S. 37 ff., 221 ff., 234 ff., 259 ff., 282 ff.; E. D. Genovese, The Political Economy of Slavery. Studies in the Economy and Society of the Slave South, N.Y. 1967 (19651); R. W.Fogel u. S.L.Engerman, Time on theCross. The Economics of American Negro Slavery, N.Y. 1973; C. V. Woodward, Tht Jolly Institution, in: NYR, B d. 21/7, 1974, S. 3-6. Ferner R. S. Starobin, Industrial Slavery in the Old South, London 1970, S. 35 ff., 116 ff., 146 ff.; ders., The Econon.ics of Industrial Slavery in the Old South, in: B HR, B d. 44, 1970, S. 131-74; E. C Roz­ wenc Hg., Slavery as a Cause of the Civil War, Lexington, Mass. 1963; J . H. Moore, Agriculture in the Ante-B ellum Mississippi, N.Y. 1971 (19581); L. Hartz, United States History in a New Perspective, in: ders. Hg., The Founding of New Societies, N.Y. 1964, S. 69-122, bes. 103 ff.; L. Carrier, The B eginnings of Agriculture in America, N.Y. 1923, S. 273 ff. 19 Vgl. Moore, Social Origins, S. 149 ff.; C. V. Woodward, Origins of the New South 1877-1913, B aton Rouge 1970 (19511), S. 205 ff.; ders., The Political Legacy of the First Reconstruction, in: ders. Hg., The B urden of Southern History, B aton Rouge 19682, S. 89-107; J . Williamson, Reconstruction, a Local View. The South Carolina Politics, in: Gatell, S. 234-59; Ε. Μ. Lerner, Southern Output and Agri­ cultural Income 1860-1880, in: R. Andreano Hg., The Economic Impact of the American Civil War, Cambridge, Mass. 19672, S. 109 ff., statistischer Anhang S. 223 ff. 20 Moore, S. 111. 21 Zur Diskussion um F. J . Turners These vgl. die Sammelbände von R. A. B illing­ ton Hg., The Frontier Thesis. Valid Interpretations of American History?, N.Y. 1966; R. Hofstadter u. S. M. Lipset Hg., Turner and the Sociology of the Frontier, N.Y. 1968, u. die B eiträge von L. B enson, The Historical B ackground of Turner's Ft-ontier Essay, in: AH, B d. 25, 1951, S. 59-82, auch in: ders., Turner and B eard, S. 42-91; S. Elkins u. E. McKitrick, Α Meaning for Turner's F rontier, in: PSQ, Bd. 64, 1954, S. 321-53 u. 565-602, u. W. M. Tuttle, F orerunners of F . J . Turner: Nine­ teenth-Century British Conservatives and the F rontier Thesis, in: AH, Bd. 41, 1967, S. 219-27. F erner R. A. Billington, The F ar Western F rontier 1830-1860, N.Y. 1956. 28 Vgl. dazu vor allem die Studien von O. Handlin: Boston's Immigrants 1790 to 1880. Α Study in Acculturation, N.Y. 19716; The Uprooted. The Epic Story of the Great Migrations that Made the American People, N.Y. 1951, bes. S. 7-36, 201-26; The American People in the Twentieth Century, Boston 1963 (19541), S. 3 ff.; The Americans. Α New History of the People of the United States, Boston 1963, S. 195 ff., 238 ff., 269 ff., u. die Dokumentation: ders. Hg., Immigration as a F actor in American History, Englewood Cliffs 1962 (19591), sowie M. L. Hansen, The Immigrant in American History, Cambridge, Mass. 1940, S. 60 ff. 23 Zur Übersicht vgl. Hacker, S. 139 ff., 172 ff. u. die B eiträge in R. L. Andreano Hg., New Views on American Economic Development, Cambridge, Mass. 1965. 24 Vgl. dazu R. W. Fogel, Railroads and American Economic Growth, Essays in Economic History, B altimore 1964; A. D. Chandler Hg., The Railroads. The Nation's First Big Business, N.Y. 1965, u. Kap. I bis III in: G. Kolko, Railroads and Regulation, 1877-1916, N.Y. 1965, S. 7-63. 340 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 121-123 25 Der Anteil der in der Landwirtschaft Tätigen an der Gesamtbevölkerung betrug 1870 noch 5 1 , 6 % ; 1890 42,5, 1900 37,7 und 1910 3 0 , 7 % ; der Anteil der in Städten mit weniger als 2500 Einwohnern lebenden (rural) B evölkerung sank von 1880 71,4% auf 1890 64,6, 1900 60 und 1910 54,2 %. Vgl. S. Kuznets, National Income: Α Sum­ mary of F indings, N.Y. 1946, S. 41; Hist. Stat., S. 4, 14. 26 Die Durchschnittsgröße nahm bis 1880 ab und blieb danach bis in den Ersten Weltkrieg relativ konstant: 1850 202,6 acres, 1860 199,2, 1870 153,3, 1880 133,7, 1890 136,5, 1900 146,2, 1910 138,1, 1920 148,2, 1930 156,9 acres. Erst in den 30er Jahren überschritt die Durchschnittsfarm wieder (1940 174,0 acres) die im Homestead Act von 1862 festgelegte und für moderne B ewirtschaftungsmethoden bereits zu klein konzipierte „Normalgröße“ von 160 acres (ca. 65 ha). Ein acre entspricht 0,4047 ha. Fundstellen Stat. Abstr. 1904, S. 509; 1925, S. 585; 1924, S. 699; 1969, S. 592 f.; Hist. Stat., S. 278-80. Vgl. T. Saloutos, The Agricultural Problem and Nineteenth Century Industrialism, in: AH, B d. 22, 1948, S. 156-74, bes. 162 f.; schon C. W. B aker, Mono­ polies and the People, N.Y. 1889, S. 127. 27 Die Anzahl der Farmbetriebe stieg von 1870: 2 659 985 auf 1880: 4 008 907 (1850: 1 449 073; 1860: 2 044 077); die Zunahme hielt ungebrochen an bis nach 1920 (1890: 4 564 641; 1900: 5 737 372; 1910: 6 361 502; 1920: 6 448 343). Fundstellen wie in Anm. 26; s. auch Tab. 7 im Anhang. 28 Zur Preisbewegung Hist. Stat., S. 289-302 und Anlage 3. Vgl. C. F. Emerick, An Analysis of Agricultural Discontent in the United States, in: PSQ, B d. 11, 1896, S. 601 f., 626-28; Williams, Roots, S. 175 ff., 206 ff., 271 ff., 293 ff. Zur Verschuldung auch J . L. Laughlin, in: Atlantic Monthly, B d. 78, S. 579, 582 f. Zur Spätphase der Krise C. Hoffmann, The Depression of the Ninctics, Westport 1970. Zur Entwicklung des Agrarsektors ebd., S. 30, 32, 75, 260 f., 272-81. 29 Zum Verhältnis der repräsentativen und direktdemokratischen Komponenten im amerikanischen Regierungssystem ist die eindrucksvolle Analyse von E. Fraenkel immer noch unübertroffen: Die repräsentative und plebiszitäre Komponente im demo­ kratischen Verfassungsstaat (1958), in: ders., Deutschland und die westlichen Demo­ kratien, Stuttgart 19725, S. 71-109, bes. 80-89; vgl. auch ders., Das amerikanische Regierungssystem, S. 39 ff., 86 ff.; H. Arendt, On Revolution, London 1963, S. 237 ff. Zur Gefahr der Überbetonung der Gleichheit schon Tocqueville, Démocratie, B d. 1/2, S. 39 f., 101-04. 30 Vgl. dazu vor allem die Quellensammlung von O. u. M. Handlin Hg., The Popular Sources of Political Power. Documents on the Massachusetts Constitution of 1780, Cambridge, Mass. 1966; dies., Commonwealth. Α Study of the Role of Govern­ ment in the American Economy: Massachusetts, 1774-1861, Cambridge, Mass. rev. ed. 1969 (N.Y. 19471), sowie M. Zuckerman, The Social Context of Democracy in Massachusetts, William and Mary Quarterly 3 ser., Bd. 25, 1968, S. 523-44; R. E. Brown, Middle Class Democracy and the Revolution in Massachusetts 16911780, N.Y. 1969 (19551), S. 38 ff., 61 ff., 99, 401 ff., u. Schröder, Eigentumsproblem, bes. S. 14, 43, 54, 59 ff. 31 Die „cultivators of the earth“ waren für Jefferson „the chosen people of God . . . , whose breasts he has made his peculiar deposit for substantial and genuine virtue“, Notes on the State of Virginia (1781), in: T. Jefferson, Writings (hg. v. Ford), B d. 3, S. 268 f.; den „socioiogical rather t h a n . . . economic value“ der Landwirtschaft für Jefferson betont A. W. Griswold, Farming and Democracy, N.Y. 1948, S. 25 ff., bes. 30. 32 Daß Jefferson den Contrat Social selbst gelesen hat, ist allerdings nicht belegt. Unter seinen B üchern befand er sich nicht. Man kann jedoch davon ausgehen, daß ihm die Diskussionen darüber ebenso bekannt waren wie die Schriften Mirabeaus und La

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Anmerkungen zu Seite 123-124 Fayettes. Vgl. C. B ecker, The Declaration of Independence, 1961 (19221), S. :8; G. Chinard Hg., The Commonplace B ook of T. Jefferson, B altimore 1926, S. 44 Zum Verhältnis zur französischen Revolution vgl. M. D. Peterson, The Jefferson Imige in the American Mind, N.Y. 1962, S. 43-46, 67 ff., 83, 90, 117; C. M. Wiltse, Tb Jef­ fersonian Tradition in American Democracy, N.Y. 1960 (19351), S. 40 ff., 63 ff., .34 ff., 218-67. 33 Vgl. dazu Gatell, Rieh Men; Α. Μ. Schlesinger, The Age of Jackson, Boston 1945 (repr. o. J.), S. 115 ff., 227 ff., und das klassische Standardwerk von R. C. H. Caerall, The Second Bank of the United States, Chicago 1903. 34 R. P. McCormick, The Second American Party System. Party F ormation in the Jacksonian Era, Chapel Hill 1966, S. 33 ff., 101 ff., 175 ff.; zur Gesamtentwicklurg vgl. Schlesinger, Age, S. 30 ff., u. die ältere B iographie mit reichem Quellenmaterial: M. James, Andrew Jackson. Portrait of a President, N.Y. 1937; R. Hofstadter, Andrew Jackson and the Rise of Liberal Capitalism, in: ders., The American Political Tradition and the Men Who Made it, N.Y. 1948, S. 45-67; M. Meyers, The Jacksonian Per­ suasion. Politics and Belief, Stanford 1960 (19571), S. 16 ff., 101 ff., 185 ff.; L. D. White, The Jacksonians: Α Study in Administrative History 1829-1861, N.Y. 1954, sowie die Sammlungen von J . L. Blau Hg., Social Theories of Jacksonian Democracy, In­ dianapolis 1954, und E. C. Rozwenc Hg., Ideology and Power in the Age of Jackson, Garden City 1964. 35 Zur Entwicklung des Südens vgl. insbes. E. A. Miles, The Jacksonian Era, in: A. S. Link u. R. W. Patrick Hg., Writings in Southern Historiography in Honor of F. M. Green, B aton Rouge 1967 (1965!), S. 125-46, u. die gelungene Fallstudie von T. P. Abernethy, From Frontier to Plantation in Tennessee. Α Study in F rontier Democracy, Chapel Hill 1932; Hofstadter; R. V. Remini, The Election of Andrew Jackson, Philadelphia 1963, S. 11 ff. 3e White, S. 300-46. 37 Tocqueville, Démocratie, B d. 1/1, S. 257-88, bes. 270-72; über Tocqueville als historische Quelle: Meyers, S. 276-79. Ferner: Μ. Α. Lebowitz, The Jacksonians: Paradox Lost?, in: B. J . Bernstein Hg., Towards a New Past. Dissenting Essays in American History, N.Y. 1969 (19671), S. 65-89. 38 Dazu vor allem C. Williamson, American Suffragc. F rom Property to Democ­ racy 1760-1860, Princeton 1960. 39 Die Geschichtsschreibung über die Ära Jackson wurde im 19. Jahrhundert weit­ gehend beherrscht von der soziale Konflikte und Interessengegensätze stärker betonen­ den Whig-Interpretation, die auch in neuerer Zeit noch in einigen sozialhistorisch besonders interessanten Werken vorherrscht: z. B. Abernethy oder C. M. Wiltse, J . C. Calhoun, 3 B de., Indianapolis 1944/51. Die „progressiven“ Historiker in der Tra­ dition Turners, B eards und Parringtons stellten seit der Jahrhundertwende in stär­ kerem Maße den Konsensus i. S. der „agrarischen Demokratie“ in den Vordergrund, kritisch modifiziert zuletzt vor allem Schlesinger und Hofstadter. 40 Zur Diskussion vgl. R. G. Tugwcll u. E. C. B anfield, Grass Roots Democracy ­ Myth or Reality?, in: Public Administration Review, B d. 10, 1950, S. 47-55; J . M. Brewster, The Relevance of the Jeffersonian Dream Today, in: H. W. Ottoson Hg., Land Use Policy and Problems in the U.S., Lincoln, Na. 1963, S. 94 ff.; R. C. Martin, Grass Roots, Rural Democracy in America, N.Y. 1965. Zur Tradition der Selbstver­ waltung vgl. J . F. Zimmerman, The Massachusetts Town Meeting. Α Tenacious In­ stitution, Albany 1967; neuerdings auch H. Wollmann, „Citizen Participation“ in USA, in: U. Bermbach Hg., Theorie und Praxis der direkten Demokratie, Opladen 1973, S. 321-70 sowie A. Syed, The Political Theory of American Local Government, N.Y. 1969; D. R. Grant u. H. C. Nixon, State and Local Government in America, 342 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen z« Seite 124-126 Boston 1969; Ρ. Η. Appleby, Citizens as Sovereign, Syracuse 1962. Zu einzelnen Be­ reichen: P. Blumberg, Industrial Democracy. The Sociology of Participation, N.Y. 1969; T. Cook u. P. M. Morgan Hg., Participatory Democracy. Α Reader, San F ran­ cisco 1971; S. D. Alinsky, Reveille for Radicals, N.Y. 1969 (19461); P. Jacobs u. S. Landau, The New Radicals, N.Y. 1966; Α. Α. Altshuler, Community Control, In­ dianapolis 1970; B. A. Seligman, Poverty as a Public Issue, N.Y. 1965; E. C. Banfield u. J . Q. Wilson, City Politics, N.Y. 1963; J . Q. Wilson Hg., Urban Renewal. The Record and the Controversy, Cambridge, Mass. 1967; J . Bellush u. M. Hausknecht Hg., Urban Renewal, People, Politics, and Planning, N.Y. 1967; A. Shank, Political Power and the Urban Crisis, Boston 1969. 41 Vgl. H. S. Kariel, The Decline of American Pluralism, Stanford 1961; neuer­ dings ders. Hg., F rontiers of Democratic Theory, N.Y. 1970; S. M. Miller u. P. Roby, The F uture of Inequality, N.Y. 1970; J . H. Skolnick u. E. Currie Hg., Crisis in American Institutions, Boston 1970. Zur Strategie und Ideologie der „Neuen Linken“: P. Long Hg., The New Left, Boston 1969. 42 Vgl. zur Frühzeit B rown, Middle Class Democracy, S. 78 ff. sowie M. Zucker­ man, Peaceable Kingdoms. New England Towns in the Eighteenth Century, N.Y. 1970, S. 10 ff., 46 ff., 123 ff., 154-86. Zum Zusammenhang von Landverteilung und Demokratie vgl. R. T. Hill, The Public Domain and Democracy. Α Study of Social, Economic and Political Problems in the U.S. in Relation to Western Development, N.Y. 1968 (19101), S. 77 ff., 98 ff., 130 ff., 216 ff. 45 J . W. Prothro, The Dollar Decade. Business Ideas in the 1920s, Baton Rouge 1954, S. 200-10, hat aus den Protokollen der in den 20er Jahren vor der US Chamber of Commerce und der National Association of Manufacturers (NAM) gehaltenen Ansprachen folgende sechs beständig wiederkehrende Topoi herausdestilliert: 1. Die Business-Elite ist anderen Menschen an Fähigkeiten überlegen; 2. Der Gewinn im Rahmen des Wettbewerbs ist der B eweis für diese Fähigkeiten; 3. Wichtigstes Ziel ist der materielle und ökonomische Fortschritt; 4. Stabilität ist notwendig; 5. Kon­ trolle durch die Herrschaft der Mehrheit oder des Volkes ist gefährlich; 6. Der Indi­ vidualismus muß erhalten bleiben. 44 Diese Skizze erhebt weder einen Anspruch auf umfassende Information oder Vollständigkeit noch gilt sie den Details der amerikanischen Landwirtschaft. Sie hat lediglich die Funktion eines Rahmens. Vgl. ausführlicher vor allem folgende Über­ sichten: 1. W. F. Owen Hg., American Agriculture. The Changing Structure, Lexington, Mass. 1969; A. D. Chandler u. a. Hg., The Changing Economic Order. Readings in Ameri­ can Business and Economic History, N.Y. 1968, S. 18 ff., 312 ff., 484 ff., 502 ff.; T. W. Schultz, The Economic Organization of Agriculture, N.Y. 1953; C. M. Hardin, The Politics of Agriculture, N.Y. 1963; E. Higbee, Farms and Farmers in an Urban Age, N.Y. 1963; H. F. B reimyer, Individual Freedom and Economic Organization of Agri­ culture, Urbana 1965; M. Clawson, Policy Directions for U.S. Agriculture, B altimore 1968. 2. L. H. Douglas Hg., Agrarianism in American History, Lexington, Mass. 1969; W. C. Rohrer u. L. H. Douglas, The Agrarian Transition in America. Dualism and Change, Indianapolis 1969; L. B. Schmidt u. E. D. Ross Hg., Readings in the Economic History of American Agriculture, N.Y. 1926, bes. S. 331-496; F. A. Shannon, The Farmer's Last Frontier: Agriculture 1860-1897, N.Y. 1945; M. R. B enedict, Farm Policies of the United States: Α Study of their Origins and Development, 1790-1950, N.Y. 1953; W. D. Rasmussen Hg., Readings in the History of American Agriculture, Urbana i960, sowie: W. H. Peterson, The Great F arm Problem, Chicago 1959; Ε. Μ. 343 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 126-129 Rogers, Social Change in Rural Society, N.Y. 1960; E. O. Heady, Agricultural Policy under Economic Development, Arnes, Io. 1962; D. Hathaway, Government and Agri­ culture, N.Y. 1963; R. J . Hildreth, Readings in Agricultural Policy, Lincoln 1968; J . Shafer, The Social History of American Agriculture, N.Y. 1970. - Zu dei An­ fängen: P. W. B idwell u. J . J . Falconer, The History of Agriculture in the Ncrthern United States, 1620-1860, N.Y. 1941 (1925 1 ); L. C. Gray, History of Agriculture in the Southern United States to 1860, 2 B de., Gloucester 1958 (N.Y. 1932'). Aisführ­ liche Hinweise in der knappen, aber im Ganzen sorgfältig zusammengestellten B iblio­ graphie von J . T. Schlebecker, B ibliography of B ooks and Pamphlets on the History of Agriculture in the United States 1607-1967, Santa B arbara 1969. 45 Zur B odenbeschaffenheit vgl. die Karte und Klassifizierungen von insgesamt 50 verschiedenen, in 10 Klassen zusammengefaßten Regionen in: USDA, B AE, Gtneral­ ized Types of Farming in the United States (Agr. Inf. B ulletin 3), Washington 1950 (in der Folge zitiert: Types), S. 4 f.; ferner: C. R. Van Hise, The Geographica! B asis of American Agricultural Development, in: Schmidt u. Ross, Readings, S. 28-35. 46 Zur Aufschlüsselung nach speziellen Kombinationen der Produktion wit nach Counties: Types, S. 20-34. Zur Übersicht siehe auch Karte und Erläuterungen η An­ lage 2. Zur zeitlichen Entwicklung vgl. die früheren Studien von W. J . Sp.llman, Types of Farming in the U.S., in: USDA Yearbook 1908, Washington 1909; Smith u. a., Α Graphic Summary of American Agriculture, in: USDA Yearbook 1915, Washington 1916, S. 329-403; O. E. Baker, Α Graphic Summary of American Agri­ culture, Based Largely on the Census, USDA Mise. Publ. 105, Washington 1931; F . F . Elliott, Types of F arming in the U.S., Bureau of Census, Washington 1933; U.S. AAA, Regional Problems in Agricultural Adjustment, Washington 1935, sowie L. Haystead u. G. C. F ite, The Agricultural Regions of the U.S., London 1955, S. 3 f., 140 ff., 162 ff., 179 ff. Zur Situation einzelner Staaten vgl. die in Types, S. 34 f. angegebene Lit. 47 Unter Veredelungswirtschaft fällt hier vor allem die Hühnerzucht sowie die Aufbereitung der Milch- und Eierprodukte, jedoch weniger die Schweinezucht, die ihr Zentrum im Corn B elt hat. 48 In der Folge gelegentlich auch abgekürzt als: Wisc, I11., Minn., Iowa, Mo., N. D , S.D., Na. und Ks. 49 Die Nordwest-Ecke der bereits im Louisiana Purchase (1803) erworbenen Ge­ biete wurde erst 1889 bzw. 1890 als Montana bzw. Wyoming in die Union aufge­ nommen; von den 1846 erworbenen Nordwest-Territorien wurden Washington 1889 und Idaho 1890 integriert; lediglich Oregon gehörte schon seit 1859 zur Union. In den 1848 Mexico abgenommenen Westgebieten entstand 1850 California, 1864 Nevada, 1896 Utah, 1910 Arizona; Texas war 1845 aufgenommen worden, Colorado 1876, New Mexico erst 1910; Oklahoma (auch zum Louisiana Purchase gehörend) wurde erst 1907 inkorporiert. Zur Größe der jeweils für die Public Domain erwor­ benen Flächen vgl. die Tabellen in: USDA, Land Tenure in the U.S. Development and Status, Research Service, Agr. Inf. B ulletin 338, Washington 1965, S. 31; ferner Robbins u. die B eiträge in Schmidt u. Ross, S. 127 ff., 331 ff. 50 Montana, Idaho, Wyoming, Colorado, New Mexico, Arizona, Utah, Nevada. 51 Hier wiederholt sich, in zeitlichem Abstand und mit einigen Änderungen, das stufenweise Phänomen der B esiedlung und Erschließung. Während die östlichen Staa­ ten, Illinois und Missouri schon vor 1840 zur Union gehörten, wurden Iowa 1846, Wisconsin 1848, Minnesota 1858, Kansas 1861, Nebraska 1867 und die Dakotas erst 1889 inkorporiert. 52 Vgl. dazu S. Thernstrom, Urbanization, Migration, and Social Mobility in Late Nineteenth-Century America, in: B ernstein, Towards a New Past, S. 158-75; ders.,

344 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 129-130 Poverty and Progress. Social Mobility in a Nineteenth Century City, N.Y. 1969 (19641); ders., The Other Bostonians. Poverty and Progress in the American Metropolis 1880-1970, Cambridge, Mass. 1973; ders. u. R. Sennett Hg., Nineteenth Century Cities. Essays in the New Urban History, New Haven 1969 u. Τ. Κ. Hareven, Anonymous Americans, Englewood Cliffs 1971. 53 Näheres USDA, Land Tenure in the U.S. Development and Status, S. 2 ff.; zur Verteilung die Tabelle in: Public Land Statistics, 1966, Bureau of Land Management, U.S. Dept. Interior, 1967, S. 6. Zur historischen Entwicklung ferner: M. Clawson, The Land System of the U.S. An Introduction to the History and Practice of Land Use and Land Tenure, Lincoln 1968; A. L. B ertrand u. F. L. Corty Hg., Rural Land Tenure in the U.S. Α Socio-Economic Approach to Problems, Programs, and Trends, Baton Rouge 1962; S. Livermore, Early American Land Companies. Their Influence on Corporate Development, N.Y. 1939; B. H: Hibbard, A. History of the Public Land Policies, Madison 1965 (19241), bes. S. 7-31, 347 ff.; P. W. Gates, The Homestead Act: F ree Land Policy in Operation, 1862-1935, in: H. W. Ottoson Hg., Land Use Policy and Problems in the U.S., Lincoln 1963. 54 Hist. Stat., S. 297, 301 f., 427, 429. 55 Vgl. dazu die B eiträge von G. K. Holmes u. Ε. Α. Rumeley in: Schmidt u. Ross, S. 356 ff., 363 ff.; G. Hambidge, F armers in a Changing World - Α Summary, in: USDA Yearbook 1940, Washington 1940, S. 1-100. 56

Anzahl (in Tausend): 1940 1950 1956 1966

Traktoren 1 545 3 394 4 515 4 625

Mähdrescher 1940 1950 1956 1966

190 714 1 000 960

Zugmaschinen 1047 2 207 2 800 2 925 Maisernte­ maschinen 110 456 706 755

Baumwollernte­ maschinen (1942) 25 196 506 o.A.

Hist. Stat., S. 284; Agric. Stat. 1952, S. 631, 633; 1966, S. 444-46. Vgl. auch: Stat. Abstr. 1925, S. 602 f; 1952, S. 631 ff.; 1966, S. 443. - Zu Mechanisierung u. Maschi­ nisierung vor 1940 vgl. L. Rogin, The Introduction of Farm Machinery in Its Rela­ tion to the Productivity of Labor in the Agriculture of the U.S. During the Nine­ teenth Century, B erkeley 1931, S. 69 ff., 154 ff., 192 ff.; M. R. Cooper u.a., Progress of Farm Machinization, USDA Mise. Publ. 630, Washington 1947, passim; W. Schaefer­ Kehnert u. R. Adelhelm, Entwicklungslinien der Mechanisierung in der Landwirt­ schaft der USA, Frankfurt 1964, S. 99-105; W. D. Rasmussen, The Impact of Tech­ nological Change in American Agriculture, 1862-1962, in: JEH, B d. 22, 1962, S. 578-91. Ferner: R. W. Wik, Steam Power on the American Farm, Philadelphia 1953, S. 200-14; J . F. Stewart, The Reaper. Α History of the Efforts of Those Who Justly May Be Said to Have Made Bread Cheap, N.Y. 1931, S. 219 ff. 57 Zu den Exportbewegungen einzelner Produkte: Hist. Stat., S. 546, und Stat. Abstr. 1969, S. 612, sowie Mintz, Fluctuations, S. 7, 43 und die Tabellen S. 284-311. 345 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 130-132 58 Stat. Abstr. 1942, S. 745; 1969, S. 612. Vgl. audi Tab. 6. 1968 betrugen die Pro­ duktions- bzw. Exportanteile auf dem Weltmarkt bei:

Weizen Mais Sojabohnen Reis Speck Tabak Öle Baumwolle 59 60

US-Anteil an der Produktion % 14,0 47,5 75,4 2,6 26,3 17,3 24,1 20,9

US-Anttil am Expcrt % 39,7 54,2 92,5 25,6 24,6 34,3 28,7 18,0

Codiran, Wirtschaft, S. 222. Die Netto-Abwanderunesrate von den Farmbetrieben betrug jeweils zwischen

1920 und 1925 1930 1935 1940

1925: 2,1 % der Farmbevölkerung. 1930: 1,9% 1935: 0,2% 1940: 2,3% 1945: 5,8%

1945 und 1950 1955 1950 1960 1955 1965 1960 1965 1968

2,8% 5,4% 5,2% 5,7% 6,3%

Quelle: USDA, Economic Research Service, NEG ERS 7052-69 (9). Der Anteil der auf dem Land lebenden B evölkerung in Gemeinden unter 2500 Ein­ wohnern lag erklärlicherweise höher und nahm wesentlich langsamer ab. Vgl. dazu Tab. 7 im Anhang. Die statistisch ausgewiesenen Werte ab 1950 (rural = Gemeinden unter 1000 Einwohner) wurden entsprechend der alten Definition umgerechnet. 6l Die Pächter (Tenants) lassen sich vornehmlich klassifizieren als: Cash Tenants (festgesetzte Geldpacht und eigenes Inventar), Share Tenants (ein Viertel bis ein Drit­ tel der Ernte als Pachtzins und Teilinventar) und Sharecroppers (die Hälfte der Ernte als Pachtzins, kein eigenes Inventar). Daneben gibt es noch regionale Sonderformen (ζ. Β. Standing Renter, „Bale-a-Plow“) und verschieden gemischte Share-Cash-Ver­ hältnisse. 1940 verteilten sich die Pächter wie folgt:

1940 Cash Tenants Share-Cash Share Tenants * Sharecroppers * andere Pächter insges. Pächter insges. Lw. B etriebe insges. Landarbeiter

Farbige 70 233 7 008 93 073 299 118 47 824 517 256

Weiße 444 205 271 597 722 726 242 173 163 314 1 844 015 2 361 271 6 096 799 3 632 000

* Croppers nur in den Südstaaten; außerhalb der Südstaaten sind Croppers zu Share Tenants gerechnet. Quellen: Stat. Abstr. 1942, S. 705; Hist. Stat., S. 75, 77, 278. 346 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 132-133 82

Verteilung nach Besitzerstatus (1900-1964): Teileigen­ tümer % 24,8 48,0 22,5 44,9 18,2 40,7 15,3 36,5 11,3 32,5 10,1 28,3 10,1 25,2 10,4 24,9 8,7 18,4 9,3 15,2 7,9 14,9

Eigen­ tümer

%

1964: Farmen Land 1959: Farmen Land 1954: Farmen Land 1950: Farmen Land 1945: Farmen Land 1940: Farmen Land 1935: Farmen Land 1930: Farmen Land 1920: Farmen Land 1910: Farmen Land 1900: Farmen Land

57,6 28,7 57,1 30,9 57,4 34,2 57,4 36,2 56,3 36,1 50,6 36,0 47,1 37,1 46,3 37,7 52,2 48,3 52,7 52,9 55,8 51,4

Manager

Pächter

(Croppers)

% 0,6 10,2 0,6 9,6 0,4 8,6 0,4 9,1 0,7 9,3 0,6 6,3 0,7 5,8 0,9 6,3 1,1 5,7 0,9 6,1 1,0 10,4

%

%

17,1 13,1 19,8 14,5 24,0 16,4 26,8 18,3 31,7 22,0 38,7 29,4 42,1 31,9 42,4 31,1 38,1 27,7 37,0 25,8 35,3 23,3

(6,4)

(18,0)

(24,1)

Census of Agriculture 1964, B d. 2, Kap. 8, Tabelle 5 u. 6. Zur regionalen Verteilung vgl. Stat. Abstr. 1942, S. 709; USDA, Agricultural Statistics of the US 1952. Absolute Zahlen auch in Hist. Stat., S. 278 f.; Stat. Abstr. 1969, S. 598 u. USDA, Agric. Stat. 1966, S. 449. 63

Zur Klassifizierung der Landarbeiter (in Tausend):

Landarbeiter insg. - foremen - laborers/wageworkers - unpaid family w. - service laborers/ self employed

1900 5 125 7

1910 5 370 19

1920 4 948 35

1930 4 290 28

1940 3 632 17

1950 2 578 17

5 115

2 832 2 514

2 271 2 633

2 597 1 660

2 405 1 208

1 617 934

4

6

10

5

5

10

Hist. Stat., S. 75, 77. Die Zahl der Wanderarbeiter betrug in den letzten 20 Jahren kontinuierlich (und Saisonbeschränkungen unterworfen) weniger als eine halbe Mio.: (in Tausend) 1950: 422; 1954: 365; 1959: 477; 1964: 386. Agric. Stat. 1966, S. 449.

347 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 133-135 64

Jahr

(in Tausend)

1910 1920 1930 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1968

Lw. B eschäftigte insgesamt 13 555 13 432 12 497 10 979 10 000 9 926 8 364 7 057 5 610 4 746

Eigentümer u. Familienang. 10 174 10 041 9 307 8 300 7 881 7 597 6 347 5 172 4 128 3 532

Lohnarbeiter 3 381 3 391 3 190 2 679 2 119 2 329 2 017 1 885 1 482 1 213

Quellen: Hist. Stat., S. 280 f.; USDA, Handbook of Agricultural Charts 1969, Washing­ ton 1969, S. 18. Die Differenzen der absoluten Zahlen zu denen in Tab. 7 und Anm. 63 ergeben sich daraus, daß die amerikanische B eschäftigungsstatistik andere Kategorien verwendet als die Agrarstatistik. 65 Im Vergleich dazu betrugen die Anteile des nichtagrarischen und des staatlichen Sektors (in Klammern) am amerikanischen B ruttoinlandsprodukt (ebenfalls zu konstan­ ten Preisen von 1929):

Ø

1907-1911 1930 1940 1950 1960

79,3 84,5 84,0 87,5 88,4

(4,0) % (4,9) % (6,5) % (5,6)% (5,8) %

Absolute Werte in Hist. Stat., S. 140 f.; Hist. Stat. cont. to 1962, S. 20; genauer aufge­ schlüsselt auch in Stat. Abstr. 1969, S. 609. 66 1964 produzierten 18,7 % der B etriebe (19,5 % der Fläche) überwiegend Getreide für den Markt; Tabak: 7,9 (1,7); B aumwolle: 7,6 (4,3); andere Feldfrüchte: 1,6 (1,3); Gemüse: 1,1 (0,5); Früchte: 2,6 (0,9); Geflügel: 3,8 (1,0); Milcherzeugnisse: 16,9 (8,6). 23,8 % (21,9) widmeten sich der intensiveren Viehzucht; 3,1 % (31,4) der großflächi­ gen Rinderzucht (Ranch); Anteil der allgemeinen Mischproduktion: 9,3 (7,3); Son­ stiges: 3,6 (1,6). USDA ERS NEG 5938 - 69 (3); zur regionalen Verteilung siehe Stat. Abstr. 1969, S. 596. 67 Vgl. dazu die B etriebsgrößenstatistik in Tabelle 8. Zur regionalen Differenzie­ rung für 1940: Stat. Abstr. 1942, S. 696. 68

Wert der Farmen (land and buildings) in Mio. $ :

Jahr

Wert

1850 1860 1870 1880 1890

3 272 6 645 7 444 10 197 13 279

348 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Durchschnittswert pro acre 11,14 16,32 18,26 19,02 21,31

Anmerkungen zu Seite 135-136 1900 1910 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1959 1964

16 615 34 804 66 316 49 468 47 880 32 859 33 642 54 611 75 260 129 005 159 932

19,81 39,59 69,37 53,51 48,52 31,54 31,71 47,20 64,96

o.A. O.A.

Quellen: Hist. Stat., S. 278; Agric. Stat. 1952, S. 620, 625; Stat. Abstr. 1969, S. 593. Zur regionalen Differenzierung vgl. Tabelle 9 im Anhang sowie Stat. Abstr. 1890, S. 341; 1925, S. 586; 1943, S. 697 u. 702; 1969, S. 593, 602 u. Agric. Stat. 1952, S. 621. 69. In diesem Zusammenhang sind die Census-Klassen I bis III (über 10 000 % Pro­ duktionswert i. J.) als Großbetriebe (A) zusammengefaßt worden und die Klassen IV und V (2500-10 000 % Produktionswert i. J.) als Mittelbetriebe (B ) - nach Hig­ bee: „Lower Middle Class“. Census-Klasse VI umfaßt die Kleinbetriebe (unter 2500 $ Produktionswert i. J.) - hier Kategorie C. B erechnet aufgrund der Angaben in Agri­ cultural Situation 3/1952; 3/1956 u. 7/1956; Census of Agriculture 1959, B d. 2/2, table 5, S. 1200, 1206, series AC-59-1,3; Stat. Abstr. 1969, S. 594 f. 70 Vgl. dazu auch Higbee, Farms, S. 55 f., 59 f. Zur regionalen Zuordnung: S. 157 bis 159. 71 Im Durchschnitt ergab sich für diese Kategorie ein Netto-Einkommen aus der Landwirtschaft in Höhe von 217 $ im Jahr gegenüber 2884 $ aus nichtlandwirt­ schaftlichen Quellen. Der Anteil des landwirtschaftlichen Einkommens am Gesamt­ einkommen betrug also nur etwa 7 %. Vgl. auch Higbee, S. 45 f. 72 Etwa 350 000 Personen mit einem Durchschnitts-Netto-Einkommen von 438 % pro Jahr aus der Landwirtschaft. Ein Einkommen von netto 2500 % im Jahr hätte auf dem Milchsektor in Minnesota ein B rutto-Einkommen von 9275 $, auf dem Baumwoll-Weizen-Sektor in Oklahoma von 26 454 $ vorausgesetzt. Vgl. die Fest­ stellung von Higbee, S. 48: „Today it takes real wealth to be a successful farmer.“ 73 Zur Produktions- und Preisentwicklung sowie Lagerhaltung von Mais und Weizen vgl. Hist. Stat., S. 297; Stat. Abstr. 1969, S. 615; für B aumwolle Hist. Stat., S. 301 f. und Stat. Abstr. 1969, S. 615. Zu anderen Sektoren vgl. Hist. Stat., S. 289 f., 294; Stat. Abstr. 1969, S. 615 f. Zur regionalen Aufschlüsselung nach Staaten Stat. Abstr. 1896, S. 549-55; Stat. Abstr. 1916, S. 135 ff. u. Stat. Abstr. 1969, S. 617, 619 bis 633. 74 B ruttokapitalbildung und Sparaufkommen (in Klammern) in Mrd. $:

Ø

1900-04: 1910-14: 1915-19: 1920-24: 1925-29: 1930-34: 1935-39: 1940-44: 1945-49:

4,3 7,0 9,3 3,9 7,3 2,4 7,3 12,8 19,6

(3,3) (4,7) (5,7) (1,6) (6,9) (4,5) (7,9) (22,7) (19,9)

349 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 136-137 A. S. Tostlebe, Capital in Agriculture. Its Formation and Financing since 1870. NBER Princeton 1957, S. 146; zur Differenzierung vgl. die Tabellen ebd., S. 135-38 sowie S. Kuznets, Capital in the American Economy. Its Formation and Financing, NB ER Princeton 1961, S. 189-200, 408. Ferner: Clawson, Policy Directions, S. 221-47. 75 Mit „pro Kopf“ sind hier die in der Landwirtschaft Aktiven gemeint. Werte zu konstanten Preisen 1910-1914. Weitere Werte des pro-Kopf-Zuwachses nach Dekaden

in % :

1870-1880: 1880-1890: 1890-1900: 1900-1910: 1910-1920: 1920-1930: 1930-1940: 1940-1950:

17% 26% 43% 43% 62% 20% -1 % 204%

Tostlebe, S. 119. 76

1870: 1910: 1950:

19,8 Mrd. $ 45,4 Mrd. $ 53,7 Mrd. $

Zur regionalen Aufschlüsselung vgl. auch Tostlebe, S. 94. 77

Der Wert des farm Output betrug brutto 6,7 Mrd. $ 11,8 Mrd. $

1910: 1950:

netto 5,3 Mrd. $ 7,6 Mrd. $

S. Kuznets, Foreword, zu Tostlebe, S. XI. 78 Zuwachs des physischen Kapitals in landwirtschaftlichen B etrieben in jeweils vier Jahrzehnten in Mrd. $ und Verteilung auf Sektoren (in %›):

insgesamt davon: Land Gebäude Maschinen Zugtiere Vieh Lagerung

Mrd. $ 25,6 16,6 3,8 1,0 1,6 1,1 1,4

1870-1910

% 100

1910-1950 Mrd. $ % 8,3 100

65 15 4 6 4 5

4,3 1,1 3,1 0,7 0,9

52 13 37 1

Die entscheidenden Zuwachsraten der Jahre 1910-1950 liegen erst zwischen 1940 und 1950. Vgl. die Aufschlüsselung in Tostlebe, S. 59 f., 92 f. 79 H. B arger u. H. H. Landsberg, American Agriculture 1899-1939. Α Study of Output, Employment, and Productivity, N.Y.' 1942, S. 242, 251, 253, 270, 273, 275 f., zur regionalen und sektoralen Aufschlüsselung S. 270-74. Deutlich wird die Pro­ duktivitätszunahme auch am Rückgang der zur Produktion notwendigen Arbeits-

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Anmerkungen zu Seite 137 Zeiten und an der Steigerung der Flächenerträge bei den wichtigsten Erzeugnissen: Weizen, Mais, Baumwolle zwischen 1880 und 1967: Ø 1963 -67 Weizen man-hours per acre vor der Ernte Erntezeit Ertrag pro acre (bushels) man-hours per 100 bushels Mais man-hours per acre vor der Ernte Erntezeit

2,9

Ø 1955 -59

1950

3,8

4,6

7,5

12,0

15

20

35

56

2,6 2,0

3,7 3,8

5,5 6,5

7 8

8 12

12 23

16 40

13,9

13,2

15

15

Baumwolle man-hours per acre vor der Ernte Erntezeit Ertrag pro acre (lb) man-hours per bale

1840 1800

25,9

22,3

16,6

15,9

13,8

11

17

28

47

87

108

152

233

373

15,2

25

32

38

46

69

86

9,9 5,3

15 10

19 13

22 16

28 18

44 25

56 30

48,7

39,0

30,3

28,4

25,9

25,6

25

25

9

20

39

83

113

147

180

276

344

38

66

74

98

90

112

119

135

185

33 41

46 52

55 35

62 50

67 52

90 45

135 50

6,1

9,9

Ertrag

pro acre (bushels) man-hours per 100 bushels

1940 1920 1900 1880

- 77,1

505

428

283

245

160

191

179

147

147

36

74

126

191

269

280

318

439

601

Quellen: Hist. Stat., S. 281; Stat. Abstr. 1969, S. 611. Jährliche Daten und regionale Dif­ ferenzierung in: Agric. Stat. 1952, S. 664 f. und Agric. Stat. 1966, S. 461-63. Zur Kosten­ rechnung 1950 und 1965 in sektoraler und regionaler Aufschlüsselung vgl. Agric. Stat. 1952, S. 640 und 1966, S. 488 f. 80 Die genauen Zahlen der Farmeinkommens- und Paritätsrechnungen finden sich in Hist. Stat., S. 283; USDA, Agric. Stat. 1952, S. 618 f., 691; 1966, S. 476, 482 f., 490; Handbook of Agricultural Charts 1969, Washington 1969, S. 7 sowie Tostlebe, S.

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Anmerkungen zu Seite 137-139 95 f., 206, 214-16 (zur regionalen Differenzierung). Zu beachten ist, daß die effektive Parity Ratio unter B erücksichtigung der Ausgleichszahlungen der Regierung seit 1933 in der Regel um 2 bis 6 Punkte über der rechnerischen liegt. Vgl. auch Tab. 10 im Anhang sowie für die Jahre der Wirtschaftskrise vor allem R. F. Martin, Income in Agriculture 1929-1935, Nat. Ind. Conf. Board Studies, B d. 232, N.Y. 1936, S. 19-33 und die Tabellen S. 84-93, 108-110, 134, 138, 140. Ferner: L. J . Atkinson u. C. Jones, Farm Income and Gross National Product, Dept. of Commerce Survey of Current B usiness, Washington 1954 (August); J . V. McElveen, Farm Number, Farm Size and Farm Income, in: Journal of Farm Economics (JFE), B d. 45, 1963, S. 11 ff. Zur Entwicklung der letzten Jahre vgl. USDA, Handbook of Agricultural Charts, Washington 1969, S. 2-5. 81 B erücksichtigt sind bei den Ausgleichszahlungen folgende Programme: Rental Payments, B enefit Payments, Soil Conservation Payments, Price Adjustment Pro­ grams, Price Parity Payments und Zahlungen nach dem Sugar Act und den Produc­ tion Programs. Vgl. auch D. Paarlberg, American Farm Policy, N.Y. 1964, Anlagen A, S. 353-64 und B , S. 365 f., u. G. Schweiger, Die ökonomische Problematik der Agrarsubventionen dargestellt an der agrarischen Subventionspolitik der Vereinigten Staaten von 1945 bis 1965, Linz 1969, S. 98-107. 82 Die wichtigsten Gläubiger waren und sind vor allem die Federal Land B anks, Lebensversicherungsgesellschaften und private B anken. Die Verschuldung bei der Federal Farm Mortgage Corporation (1934-1955) blieb immer unter 1 Mrd. $, die bei der Farmers' Home Administration (seit 1939) blieb noch geringer (631 Mio. % i. J . 1966). Hist. Stat., S. 286; Agric. Stat. 1952, S. 721; 1966, S. 505. Zur Entwicklung der prozentualen Anteile der wichtigsten Gläubiger zwischen 1900 und 1950 vgl. Tostlebe, S. 137, 155; Kuznets, Capital, S. 296. Zur Aufschlüsselung nach Regionen u. weiteren Einzelheiten vgl. Stat. Abstr. 1925, S. 597 f.; 1943, S. 715-17; Agric. Stat. 1952, S. 715 ff.; 1966, S. 501 f., 505-09; Tostlebe, S. 152, sowie L. A. Jones u. D. Durand, Mortgage Lending Experience in Agriculture, Princeton 1954, S. 55 ff. 83

Die Hypothekenschulden betrugen 1940: 1945: 1950: 1955: 1961:

41,5 % der B etriebswerte, 30,2 25,3 25,0 26,3.

Die rückläufige Tendenz erfaßt durchweg alle B esitzerkategorien. Pächter liegen ins­ gesamt 4 bis 6 % unter den o. a. Werten. Hist. Stat., S. 279; Hist. Stat. cont., S. 42. 84 Agric. Stat. 1952, S. 732; 1966, S. 512; Hist. Stat., S. 287. Zur Differenzierung der Gläubiger vgl. Agric. Stat. 1952, S. 733; 1966, S. 510-18; Tostlebe, S. 19, 164 f. und G. Noell, Die Landwirtschaft der USA und ihr Kreditsystem, Frankfurt 1952, S. 71 ff. 85

Freiwillige Verkäufe und Gesamtverkäufe (in Klammern), jeweils in von Tausend:

Durchschnitt 1935-1939: 1947: 1952: 1957: 1966:

27,2 57,7 37,5 31,3 31,1

(über 70) (75,8) (52,4) (47,7) (46,3)

Agric. Stat. 1952, S. 628; 1966, S. 439 f. 352 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 139 86

Die jährliche Lohnentwicklung sah folgendermaßen aus:

Jahr 1965 1964 1963 1962 1961 1960 1959 1958 1957 1956 1955 1954 1953 1952 1951 1950 1949 1948 1947 1946 1945 1944 1943 1942 1941 1940 1939 1938 1937 1936 1935 1934 1933 1932 1931 1930 1929 1928

Lohn­ Tageslohn (Dollar)** index * 7,60 126 120 7,30 116 7,10 112 6,90 110 6,60 107 6,60 105 6,40 99 6,00 96~ 560 5,80 93 ~ 542 5,60 510 5,30 503 5,30 517 5,30 508 5,30 481 5,00 432 4,50 430 4,45 445 5,40 424 5,10 399 4,80 366 4,35 328 3,95 274 3,30 208 2,55 160 1,95 131 1,60 129 1,55 129 1,55 133 1,65 118 1,45 110 1,35 100 1,25 89 1,15 100 1,20 133 1,65 175 2,15 187 2,30 185 2,30

Jahr 1927 1926 1925 1924 1923 1922 1921 1920 1919 1918 1917 1916 1915 1914 1913 1912 1911 1910 1909 1906 1902 1899 1898 1895 1894 1893 1891 od. 1892 1889 od.1890 1887 od.1888 1884od.l885 1881 od.1882 1880 od.1881 1879 od. 1880 1877 1874 od. 1875 1869 1866

Lohn­ index* 185 185 183 181 177 154 156 241 206 177 141 112 102 102 104 102 98 96 96 91 75 69 64 60 60 67 67 67 67 64 64 62 58 56 58 54 54

Tageslohn (Dollar)** 2,35 2,40 2,35 2,40 2,35 2,00 2,05 3,30 2,90 2,45 1,90 1,50 1,40 1,35 1,40 1,40 1,35 1,35 1,25 1,30 1,10 1,00 0,95 0,85 0,85 0,90 1,00 0,95 1,00 0,95 0,95 0,90 0,90 0,85 0,95 0,85 0,90

* Zusammengesetzter Index, vor 1957: Durchschnitt 1910-14 = 100, ab 1956 neue Rechnung: Durchschnitt 1957-59 = 100. ** Durchschnitt, ohne Verpflegung. Quellen: Hist. Stat., S. 280 f.; Agric. Stat. 1966, S. 449. Zur regionalen Differenzierung vgl. Stat. Abstr. 1925, S. 599 und Charts, S. 19. Für die Jahre der Wirtschaftskrise vgl. Martin, Income in Aericulture, S. 74-77.

353 23

Puhle

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Anmerkungen zu Seite 139-143 87

Durchschnittsverdienste männlicher B erufe 1958-1967 in Dollar:

1958

1960

1965

1967

nur ganzjährig Voll­ beschäftigte 1958 1960 1965 1967

1 555

1 572

2 630

2 673

1 878

2 004

3 098

3 264

5 599

6 158

7 538

8 799

5 909

6 648

7 895

9 300

460

476

734

833

1 479

1 686

2 274

2 577

2 287

2 342

2 410

2 621

3 732

4017

4 651

5 331

4 356 4 540

4 806 4 952

5511 5 782

5 995 6 592

4 864 5 361

5 291 5 900

6 280 6 713

6 753 7 461

alle „workers“ Jahr Farmer und Farm-Manager Ø-Manager und Eigentümer (ohne Farm) Farmarbeiter (Laborers und Foremen) Ø-Arbeiter (ohne Farm und Mine) Büroangestellte (Clerical Workers) Bauarbeiter

Quelle: Dept. of Commerce, B ureau of the Census, Current Population Reports Serie P-60, Nr. 33, 37, 51; Stat. Abstr. 1969, S. 231. 88 „Mindestens“ deshalb, weil die Periodisierung zur unmittelbaren Gegenwart hin schwieriger und die Abgrenzung unschärfer wird. Aufgrund der geringen Distanz läßt sich weder mit B estimmtheit noch mit dem Argument einiger Plausibilität (gewissermaßen dem „Minimalkriterium“ operationaler Periodisierungsansätze) fest­ stellen, ob die hier als vorerst letzter und noch offener Abschnitt angesehenen 60er Jahre nicht unter Gesichtspunkten, die sich erst aus der weiteren Entwicklung ergeben werden, anders periodisiert werden sollten. Da sich für die USA nicht wie für Frank­ reich und die B undesrepublik eine scharfe Zäsur der 50er Jahre (mit der Gründung der EWG und des gemeinsamen Agrarmarkts) ergibt, müssen die 60er Jahre - trotz des geringen Zeitabstands - in diesem Falle gelegentlich stärker (und ausblickartig) zur Interpretation der beherrschenden Entwicklungstrends mitherangezogen werden. 89 So bezieht sich ζ. Β. populismo in der lateinamerikanischen Terminologie in der Regel auf in erster Linie städtische Reformbewegungen mit Mittelklassenelite und Massenanhang unterhalb der oberen Mittelschichten, die sich meistens aus der liberalen und laizistischen Tradition des französischen und lateinamerikanischen Radikalismus entwickelt haben und erst zu einem späteren Zeitpunkt und in nur wenigen Ländern auch auf das Land ausgriffen. S. o. Anm. 11 zu Kap. I. Vgl. außerdem als ein besonders fragwürdiges B eispiel: K. B arkin, Α Case Study in Comparative History: Populism in Germany and America, in: H. J . Bass Hg., The State of American History, Chicago 1970, S. 373-404 (nimmt den Bund der Landwirte als Exempel eines „deutschen Populismus“!). Zum F olgenden bereits: H. J . Puhle, Populismus, Krise und New Deal. Zum Verhältnis von agrarischer Demokratie und organisiertem Subventionismus in der Zwischenkriegszeit, in: Winkler, Krise, S. 107-52. 90 Vgl. O. H. Kelley, Origins and Progress of the Order of the Patrons of Hus­ bandry, Philadelphia 1875, S. 11 ff., u. das Standardwerk von S. J . Buck, The Granger Movement. Α Study of Agricultural Organization and Its Political, Economic and Social Manifestation 1870-1880 (1913), Lincoln 1969, S. 40 ff. Die Zahl der lokalen Granges stieg von 1870: 38 auf 1871: 125; 1872: 1105 und 1873: 8400.

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Anmerkungen zu Seite 143-144 91 Zur Interessenlage der Greenback-Inflationisten: I. Unger, The Greenback Era. Α Social and Political History of American F inance, 1865-1879, Princeton 19683, S. 41 ff., 68 ff.; zum Anteil der F armer: ebd., S. 195. Die Greenback-Präsidentschafts­ kandidaten erreichten bei den Wahlen von 1876, 1880 (Gen. J . B. Weaver) und 1884 keine nennenswerten Stimmenzahlen: über 81 700 (davon über die Hälfte im west­ lichen Mittelwesten), über 308 000 (41 % im MW) und über 175 000 (bei jeweils über 4 Mio., bzw. 4,8 Mio. für die jeweiligen Wahlsieger). Vgl. E. Stanwood, Α History of the Presidency, Boston 1898, S. 383, 417. 92 Vgl. J . E. Bryan, The F armers' Alliance: Its Origin, Progress and Purposes, Fayettville 1891. Zur Geschichte vor allem J . D. Hicks, The Populist Revolt. Α History of the F armers' Alliance and the People's Party (1931), Lincoln 1967, S. 96 ff., 128 ff., 153 ff., 186 ff. 93 Ebd., S. 205 ff., 238 ff., 274, 301 ff.; zur Sonderentwicklung in Texas vgl. R. C. Martin, The People's Party in Texas. Α Study in Third Party Politics, Austin 1933, S. 30 ff., 113 ff., 141 ff., 189 ff. (zur Presse), 209 ff., 252 ff. 1892 erhielt General Weaver als populistischer Präsidentschaftskandidat über 1,04 Mio. Stimmen (gegen 5,5 Mio. des Wahlsiegers Cleveland), davon die meisten im Mittelwesten, in einigen Südstaaten und in Texas. Nähere Angaben in: Α. Μ. Schlesinger u.a. Hg., History of American Presidential Elections, 1789-1968, N.Y. 1971, Bd. 2, S. 1746. 94 Vgl. z.B. T. Saloutos, The Agricultural Wheel in Arkansas, in: Arkansas Hist. Quarterly, Bd. 2, 1943, S. 127-40. 95 Der Plan sah (als Pendant zum Zollschutz der Industrie) die Errichtung staat­ licher Lagerhäuser vor, in denen die Ernte zwecks Erzielung möglichst günstiger Ver­ kaufspreise gegen Ausgabe von Papiergeld eingelagert werden sollte, ähnelt also in groben Zügen den Ideen der deutschen „Kornhaus“-B ewegung. National Economist (Organ der Southern FA), Bd. 2, 1889, S. 216 f., 228; Hicks, Revolt, S. 186 ff.; J . C. Malin, The Farmers' Alliance Subtreasury Plan and European Precedents, in: MVHR, Bd. 31, 1944, S. 255-60; vgl. L. v. Grass-Klanin, Kornhaus contra Kanitz, B erlin 1895. 96 Diese Forderungen stehen nicht - wie vielfach in Europa - in der direkten Tradition Rousseauscher Theorie. Zum Funktionieren dieser Institutionen vgl. C. E. Merriam u. L. Overaker, Primary Elections, Chicago 1928; J . W. Davis, Presidential Primaries: Road to the White House, N.Y. 1967; E. Paxson u. E. Oberholtzer, The Referendum in America, N.Y. 1911; W. B . Munro Hg., The Initiative, Referendum and Recall, N.Y. 1912; F. L. B ird u. F. M. Ryan, The Recall of Public Officers. Α Study of the Operation of the Recall in California, N.Y. 1930. 97 A. Weinstein, Prelude to Populism: Origins of the Silver Issue, 1867-1878, New Haven 1970, S. 53 ff., 214 ff.; W. Τ. Κ. Nugent, Money and American Society 1865 to 1880, N.Y. 1968, S. 185ff.,243 ff. 88 Vgl. vor allem das erstmals 1894 in Chicago erschienene Standardpamphlet von W. H. Harvey, Coin's F inancial School (Neuausgabe Cambridge, Mass. 1963, hg. v, R. Hofstadter, S. 93 ff.), und den Verriß von H. White, Coin's Financial Fool, in dem Monometallistenblatt: Sound Currency II, 11 v. 1.5.1895, sowie die kritische Über­ sicht von J . L. Laughlin, History of B imetallism in the United States, N.Y. 18974, bes. S. 209 ff., 259 ff. Zum Problem des B imetallismus und des Währungsstandards, das in den USA seit Jacksons Tagen bis in die 30er Jahre des 20. Jhts. hinein (also ca. hundert Jahre lang) große Attraktion besessen hat und in engem Zusammenhang mit der Zentralbankfrage, der Förderung spezifischer Wirtschaftssektoren und den internationalen (insbes. Handels-) B eziehungen diskutiert wurde, vgl. J . M. Keynes, Monetary Reform, N.Y. 1924, S. 177 ff., 213-21; E. W. Kemmerer, Money. The Principles of Money and their Exemplification in Outstanding Chapters of Monetary

355 23*

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Anmerkungen zu Seite 144 History, N.Y. 1935, S. 83-93, 359-93 (Der Verf. war in den 30er Jahren einer der wenigen international tätigen Fachleute für Währungsfragen; u. a. hat er entscheiden­ den Anteil am Aufbau der Zentralbanken der meisten lateinamerikanischen Länder gehabt.); M. Friedman u. A. J . Schwartz, Α Monetary History of the United States 1867-1960, Princeton 1971 (19631), S. 89 ff., 113 ff., 462 ff.; R. Hofstadter, F ree Silver and the Mind of „Coin“ Harvey (1963), in: ders., The Paranoid Style in Ameri­ can Politics, N.Y. 1967, S. 238-315. Ich beabsichtige, dieses Paradebeispiel einer interessengeleiteten und irrationalisierten Wirtschaftsideologie mit Massenzulauf dem­ nächst gesondert zu untersuchen. 99 Die Populisten kontrollierten in den 90er Jahren eine Reihe von Staaten, zeit­ weise in sehr turbulenter Wild-West-Manier wie 1893 in Kansas, als sich ein populi­ stisches und ein republikanisches Parlament befehdeten. Über Machtstruktur und Wählerverhalten in Nebraska vgl. neuerdings S. B . Parsons, The Populist Context. Rural vs. Urban Power on a Great Plains Frontier, Westport 1973, S. 35 ff., 48 ff., 121 ff. 100 Sehr illustrativ die B eschreibung der Omaha-Convention von 1892 in: Iowa Farmers' Tribune v. 13. 7. 1892. Vgl. T. Saloutos, Farmer Movements in the South, 1865-1933, Lincoln o. J . (1965), S. 69 ff., 118 ff., 136 ff., 282-85, u. Williams, Roots, S. 385 ff. 101 Zur regionalen Entwicklung im Süden vgl. Α. Μ. Arnett, The Populist Move­ ment in Georgia, N.Y. 1922; J . B. Clark, Populism in Alabama, Auburn 1927; A. D. Kirwan, Revolt of the Rednecks, Lexington, Ky. 1951; D. M. Robison, Bob Taylor and the Agrarian Revolt in Tennessee, Chapel Hill 1935; W. D. Shcldon, Populism in the Old Dominion. Virginia F arm Politics 1885-1900, Princeton 1935; W. J . Hair, Bourbonism and Agrarian Protest, Louisiana Politics 1877-1900, Baton Rouge 1969; J . D. Hicks, The F armers' Alliance in North Carolina, in: N. C. Hist. Rev., Bd. 2, 1925, S. 162-87; J . O. Knauss, The F armers' Alliance in F lorida, in: SAQ, Bd. 25, 1926, S. 300-15. Zu Texas: R. C. Martin, People's Party. Im Mittelwesten (MW): E. D. Stewart, The Populist Party in Indiana, in: Indiana Magazine of History, Bd. 14, 1918, S. 332-67, u. Bd. 15, 1919, S. 53-74; J . D. Hicks, The People's Party in Minnesota, in: Minn. Hist. Bull., Bd. 5, 1924, S. 531-60; H. C. Nixon, The Economic Basis of the Populist Movement in Iowa, in: Iowa Journal of History and Politics, Bd. 21, 1923, S. 373-96; R. V. Scott, Agrarian Movement in Illinois, 1880-1896, Urbana 1962; R. C. Miller, The Background of Populism in Kansas, MVHR, Bd. 11, 1925, S. 469-89; J . D. Barnhart, Rainfall and the Populist Party in Nebraska, APSR, Bd. 19, 1925, S. 527-40. Im Westen: L. W. Füller, Colorado's Revolt against Capitalism, in: MVHR, Bd. 21, 1934, S. 343-60; M. Harrington, The Populist Movement in Oregon 1889-1896, Univ. of Oregon M. A. Thesis 1935, mimeo 1940. 102 So „Sockless Jerry“ Simpson (f 1905), Gen. J . B. Weaver (+ 1912), „Calamity“ Weller, C. W. Macune, J . Burrows (Nebraska), W. A. Peffer (Kansas), „Pitchfork B en“ Tillmann (S. C ) , B ob Taylor (Tenn.), die unermüdliche Mary Ellen Lease (deren For­ derung, „to raise less com and more hell“ sprichwörtlich wurde), der demagogische Antisemit Ignatius Donnelly (t 1901) aus Minnesota, dessen 1890 veröffentlichte Utopie (Caesar's Column. Α Story of the Twentieth Century) Rekordauflagen erreichte, und Tom Watson (Georgia), der noch 1900, 1904 und 1908 der völlig erfolg­ lose Präsidentschaftskandidat der Populists wurde; er erreichte nur über 50 500 Stim­ men, bzw. über 114 500 (so viele, weil B ryan nicht für die Demokraten kandidierte) und über 29 100 (bei über 7,2 bzw. 7,6 Mio. für die Wahlsieger). Der charismatische „Great Commoner“ William Jennings B ryan, völlig unbekannt vor 1895, der 1896 als gemeinsamer Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei und der Populisten­ partei, der Free Silver Party und anderer Bimetallistengruppen die Wahl knapp gegen 356 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 144-145 McKinley verlor, 1900 und 1908 wieder für die Demokraten kandidierte, später Wil­ sons Außenminister wurde und seine Karriere Mitte der 20er Jahre im Scopes-Prozeß in Dayton, Tenn. als dogmatischer „Fundamentalist“ auf verlorenem Posten beendete, gehört nur teilweise in diese Reihe. 103 B ekannt wurde das Wort von J . Simpson: „There is a struggle between the robbers and the robbed“. Vgl. W. A. Peffer, The Farmer's Side, N.Y. 1891, S. 273; T. B. Weaver, Α Call to Action, Des Moines 1892, S. 377 ff. 104 Dafür typisch I. Donnelly, Caesar's Column. Α Story of the Twentieth Century (1890), Neudruck Cambridge, Mass. 1960, oder: S. E. V. Emery, Seven F inancial Con­ spiracies Which Have Enslaved the American People, Lansing 1896. Vgl. R. Hofstadter, The F olklore of Populism, in: The Age of Reform, N.Y. 1965, S. 60 ff., bes. 70 ff.; ders., Paranoid Style, S. 3—40. 105 Der Census von 1900 (1930) verzeichnete (in Tausend) folgende Betriebe: 1900 41 226 1664 1 366 1 912 378 103 47 5 737

unter 3 acres: 3- 10 10- 50 50- 100 100- 260 260- 500 500-1000 über 1000 insgesamt

1930 43 315 2 000 1 375 1 864 451 160 81 6 289

Hist. Stat., S. 279; zur Verteilung auf Staaten (allerdings erst ab 1910) vgl. Stat. Abstr. 1925, S. 589 u. 1942, S. 696. 106 Neben Eigentümern, Teileigentümern und Managern sind noch die Pächter (Te­ nants) zu berücksichtigen, von denen es vor allem im Süden verschiedene Abstufungen gibt (vgl. oben Anm. 61). Verteilung (aufgerundet in Tausend): 1900 Eigentümer Teileigentümer Manager Pächter insgesamt

US 3 202 451 59 2 025 5 737

dav. n. w. 176 30 2 559 768

Süden 1237 133 19 1 231 2 620

dav. n. w. 158 28 2 552 741

1930 Eigentümer Teileigentümer Manager Pächter davon Croppers insgesamt

US 2 912 657 56 2 664

dav. n. w. 159 44 3 710

6 289

916

Süden 1 191 225 17 1 791 776 3 224

dav. n. w. 140 42 0,8 699 393 882

- dav. n. w. = davon „non-white“. - Hist. Stat., S. 278. Zur Verteilung auf Einzel­ staaten (ab 1910) vgl. Stat. Abstr. 1925, S. 592-96; 1943, S. 706-08. 107 Der B etriebswert wäre eher vergleichbar als die Größen, nur sind die als Daten verfügbaren Durchschnittswerte meistens nicht mehr unter die Einzelstaaten aufge-

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Anmerkungen z« Seite 145 schlüsselt. Vgl. Stat. Abstr. 1906, S. 540-42; 1917, S. 131-34; 1925, S. 586-88; 1943, S. 697. Demgegenüber für die jüngste Zeit die Klassifikation nach dem Verkaufserlös ab 1950, Stat. Abstr. 1969, S. 592-97; s. o. S. 135 f. 108 Vgl. Τ. Ε. Watson, The Life and Times of Andrew Jackson, Thomson 1912, S. 325 ff. Zum Problem der Priorität der „opportunity“ auch R. Hofstadter, Social Darwinism in American Thought, B oston 1960, S. 85 ff. 109 D. E. Conrad, The Forgotten Farmers. The Story of Sharecroppers in the New Deal, Urbana 1965, S. 1 ff., 6 ff.; J . Abramowitz, The Negro in the Agrarian Revolt, in: AH, B d. 24, 1950, S. 89-95. 110 B ezeichnend ist der Sinneswandel von Tom Watson, der zunächst die schwar­ zen Pächter gleichberechtigt behandelt wissen wollte, aber später gegen sie (wie gegen Katholiken und Juden) auftrat und vom KuKluxKlan einen Kranz zur B eerdigung (1922) bekam: Τ. Ε. Watson, Political and Economic Handbook, Thomson 19165, S. 63 ff., 414 ff. Vgl. C. V. Woodward, Tom Watson, Agrarian Rebel, N.Y. 1938. 111 Das Ergebnis war knapp: Bryan bekam über 6,5 Mio. Stimmen auf dem demo­ kratischen ticket und über 0,2 Mio. auf dem populistischen. McKinley über 7,1 Mio. Vgl. R. F. Durden, The Climax of Populism: The Election of 1896, Lexington, Ky. 1966 u. P. W. Glad, McKinley, B ryan, and the People, N.Y. 1964. 112 So z.B . der Lubin-Plan der kalifornischen Grange von 1894, der Exportprä­ mien für Farmer vorsah, und dessen Grundzüge im Export Debenture-Plan der 20er Jahre wiederzufinden sind. Vgl. J . S. Davis, The Farm Export Debenture Plan, Stan­ ford 1929, S. 1-41; Williams, Roots, S. 39 ff. 113 Vgl. V. C. Ferkiss, Populist Influences an American Fascism, in: WPQ, B d. 10, 1957, S. 350-73; kritisch: P. S. Holbo, Wheat or What? Populism and American Fascism, in: WPQ, B d. 14, 1961, S. 727-36; Ferkiss, Populism: Myth, Reality, Current Danger, in: WPQ, B d. 14, 1961, S. 737 ff. Ähnlich P. Viereck, The Revolt Against the Elite, in: D. B ell Hg., The Radical Right, Garden City 1963, S. 161-83, u. E. A. Shils, The Torments of Secrecy. The B ackground and Consequences of American Security Policies, Glencoe 1956. 114 Vor allem unterstrichen von Hofstadter in seinem die „Revisionismus“-Debatte einleitenden B uch: The Age of Reform, From B ryan to F. D. R., N.Y. 1955, S. 60 ff., bes. 70 ff. u. 82 ff. Kritisch zurechtgerückt von O. Handlin, Reconsidering the Popu­ lists, in: AH, B d. 39, 1965, S. 68-74. Unnötigerweise völlig geleugnet von N. Pollack, Myth of Populist Anti-Semitism, in: AHR, B d. 68, 1962, S. 76-80. 115 So A. Rochester, The Populist Movement in the United States, N.Y. 1943, bes. S. 120 ff., und schon sehr früh F. L. McVey,, The Populist Mowement, in: Τ. Ν. Carver Hg., Selected Readings in Rural Economics, Boston 1916, S. 692-98. 116 In der F olge der traditionell positiven Bewertung von Hicks, Populist Revolt, u. C. A. und M. R. Beard, The Rise of American Civilization, N.Y. 1929, S. 320 ff. vor allem: N. Pollack, The Populist Response to Industrial America. Midwestern Populist Thought (1962), N.Y. 1966; ders., Hofstadter or Populism. Α Critique of „The Age of Reform“, in: JSH, Bd. 26, 1960, S. 478-500; ders., Fear of Man: Populism, Authoritarianism, and the Historian, in: AH, Bd. 39, 1965, S. 59-67. Sehr abgewogen und kritisch im Detail: W. Τ. Κ. Nugent, The Tolerant Populists: Kansas Populists and Nativism, Chicago 1963, u. C. V. Woodward, The Populist Heritage and the In­ tellectual, in: ders., Burden, S. 141-66, sowie die B eiträge von O. Handlin, Recon­ sidering the Populists (S. 68-74), I. Unger, Critique of Norman Pollack's „Fear of Man“ (S. 75-80) u. J . R. Hollingsworth, Populism: The Problem of Rhetoric and Reality (S. 81-85), in: AH, B d. 39, 1965; T. Saloutos, The Professors and the Popu­ lists (S. 235-54), u. W. Τ. Κ. Nugent, Some Parameters of Populism (S. 255-70), in: AH, Bd. 40, 1966. Zur südlichen Sonderentwicklung und ihrer Historiographie: D.

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Anmerkungen zu Seite 145-147 Potter, The Enigma of the South, in: Yale Review, Bd. 51, 1961, S. 242-51, u. A. J . Going, The Agrarian Revolt, in: A. S. Link u. R. W. Patrick Hg., Writing Southern History, Essays in Historiography in Honor of F . M. Green, Baton Rouge 1967, S. 362-82. Zum Diskussionsstand vgl. die Sammlungen von G. B. Tindall Hg., Α Popu­ list Reader, N.Y. 1966; N. Pollack Hg., The Populist Mind, Indianapolis 1967; R. J . Cunningham Hg., The Populists in Historical Perspective, Boston 1968, u. T. Saloutos Hg., Populism, Reaction or Reform?, N.Y. 1968; ferner den Beitrag von E. Walters, Populism: Its Significance in American History, in: F . O. Gatell u. A. Weinstein Hg., American Themes. Essays in Historiography, N.Y. 1968, S. 328 ff. 117 O. Handlin, How U.S. Anti-Semitism Really Began, in: Commentary, Bd. 11, 1951, S. 541-48; ders., Reconsidering the Populists, in: AH, Bd. 39, 1965, S. 68-74. Die ethnischen und religiösen Faktoren im amerikanischen Populism bedürfen noch genauerer Untersuchung. 118 Zum Element der „sozialen Demokratie“ in der Entwicklung des amerikanischen Westens vgl. Hill, Public Domain, S. 216-40, bes. 238 ff. 119 Die Charakterisierung des Populism (und vor allem seiner Führer) als „Middle Class“ ist insofern nicht ganz unangemessen (vgl. D. J . Saposs, The Rôle of the Middle Class in Social Development: Fascism, Populism, Communism, Socialism, in: H. Tay­ lor Hg., Economic Essays in Honor of Wesley Clair Mitchell, N.Y. 1935, S. 393-424; Hofstadter, Age, S. 73 ff., 101 ff.), wenngleich es grundsätzlich nicht ratsam scheint, den in den USA ohnehin diffusen B egriff der „Mittelklasse(n)“ auch noch auf den Farm-Sektor auszuweiten. Zu B egrifflichkeit und Problematik, allerdings unter Aus­ klammerung nichtindustrieller Handwerker vgl. J . Kocka, Amerikanische Angestellte in Wirtschaftskrise und New Deal, 1930-1940, in: VfZ, B d. 20, 1972, S. 333-75, bes. 333-41 und die Münsteraner Habil.-Schrift desselben Autors: Studien zur Sozial­ geschichte amerikanischer Angestellter 1890-1940, 1972, MS., S. 10 ff., 121 ff., 140 ff. sowie das Standardwerk von C. W. Mills, White Collar, N.Y. 1951, dt.: Menschen im Büro, Köln 1955. 120 Zu den Ursachen die frühen (und in ihrer Prognose unzutreffenden) Über­ legungen von W. Sombart, Warum gibt es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialis­ mus?, Darmstadt 1969 (Tübingen 1906), S. 37-74 u. 141 f., und vor allem S. M. Lip­ set, The New Nation, Kap. 5 u. 9, sowie R. Dahrendorf, Die angewandte Aufklärung, München 1963, S. 67ff. Neuerdings auch P. Lösche, Arbeiterbewegung und New Deal: Zur Integration der amerikanischen Gewerkschaften in den organisierten Kapitalis­ mus, in: Winkler, Krise, S. 81-106 sowie ders., Industriegewerkschaften im organi­ sierten Kapitalismus. Der CIO in der Roosevelt-Ära, Opladen 1974, S. 35 ff., 183 ff. 121 Insoweit folge ich der Hofstadterschen Analyse: Age, S. 62 ff. 122 Die Agitation gegen Monopole und Trusts überschritt schon in den 90er Jahren ihren Höhepunkt, zumal die Regierung „unfairerweise“ die B estimmungen des Sher­ man Anti-Trust Act von 1890 auch auf die seit 1890 rapide sich vermehrenden Far­ mer-Genossenschaften anwandte, die erst durch den Clayton Act 1914 und den Cap­ per-Volstead Act 1922 von der Anti-Trust-Gesetzgebung ausgenommen wurden (vgl. R. H. Elsworth, Agricultural Cooperative Associations, USDA Technical B ull. 40, Washington 1928, S. 2-8). Der Schwerpunkt der agrarischen Forderungen lag nach 1900 vor allem auf Mindestpreisen, Produktions- und Marktkontrollen, nach 1910 zunehmend auf An- und Verkaufsgenossenschaften, Krediterleichterungen, Parität des Lebensstandards und der Gewinne im Verhältnis zu anderen Sektoren und Ausgleichs­ subventionen (Equalization Fees). 123 Die Kontinuität im programmatischen B ereich wird besonders deutlich am Programm von T. Roosevelts National Progressive Party von 1912 und dem der LaFolletteschen Progressives von 1924, sie läßt sich aber auch in den Platforms und in 359 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 147-148 der Politik der Republikanischen und der Demokratischen Partei vor 1920 nach­ weisen. Α Contract Between the People and the Progressive Party, F lugschrift der NPP, N.Y. (1912); A. M. Schlesinger u.a. Hg., History of American Presidential Elections, N.Y. 1971, Bd. 3, S. 2517-80; ferner die Programme ebd., S. 1924-28, 1995-2008, 2091-2113, 2167-97, 2271-86. Im personellen Bereich ist trotz des frühen Hinweises von J . D. Hicks (The Persistence of Populism, in: Minnesota History, B d. 12, 1931.S. 3-20) lange Zeit die Kontinuität zwischen agrarischen Tra­ ditionen und progressiver Politik sowie später dem New Deal vernachlässigt worden zugunsten einer an einem sehr fragwürdigen „Leadership“-B egriff und formalen Wohnsitzangaben orientierten einseitigen Überbetonung der städtischen Elemente des Progressivism. So bei A. D. Chandler, The Origins of Progressive Leadership, in: E. E. Morison u.a. Hg., The Letters of Theodore Roosevelt, Cambridge, Mass. 1954, Bd. 8, S. 1462-65; Hofstadter, Age, S. 133 u. 174 ff., u. G. E. Mowry, The Era of Theodore Roosevelt, 1900-1912, N.Y. 1958, S. 92. Zur Richtigstellung vor allem W. E. Fuller, The Rural Roots of the Progressive Leaders, in: AH, B d. 42, 1968, S. 1-13, bes. 3 ff. Zu den sozialen Hintergründen und zum Verhältnis von ländlichen und städtischen Progressives siehe weiter unten. 124 Die Termini variieren: „common man“, „the piain man, the common man, the ignorant man, the unaccomplished man, the poor man“ (W. Wilson), „the forgotten man“ (F. D. Roosevelt in Wiederaufnahme einer Formulierung von W. G. Sumncr), „every man“ (Huey Long), „average Citizen“ (George Wallace). 125 Zum ursprünglichen Programm McGoverns vgl. G. McGovern, On Taxing and Redistributing Income, in: NYR B d. 18/8 v. 4.5.1972, S. 7-11; C. Lasch, Populism, Socialism and McGovernism, in: NYR, B d. 19/1 v. 20. 7. 1972, S. 15-20. Vgl. auch J . Newfield u. J . Greenfield, Α Populist Manifcsto. The Making of a New Majority, N.Y. 1972. 126 Aufschlußreich die programmatische Rede des Gouverneurs von Alabama auf dem Demokratischen Parteitag in Miami B each am 11. 7. 1972. Miami Herald, 1, N.Y. Times, 21, B oston Evening Globe, 21, alle vom 12. 7. 1972. Vgl. auch G. Myrdal, An American Dilemma, N.Y. 1964 (19441), B d. 1, S. 452 ff. 127 Vgl. McConnell, Decline, S. 1 ff. 128 1896 wählten Wisconsin (auch Robert LaFollette), Minnesota, Iowa und Illinois ebenso wie der Osten, California und Oregon mehrheitlich Republikanisch. B ryan blieb außer dem Süden und der Mehrheit der Rocky-Mountains-Staaten nur der west­ liche Rand des Mittelwestens: Kansas, Nebraska und die Dakotas. Vgl. Ε. Ε. Robin­ son, The Presidential Vote 1896-1932, Stanford 1934, S. 46 ff. Zur Theorie, viele Amerikaner empfänden die Stimmabgabe für eine dritte Partei als Verschwendung (waste): A. Downs, An Economic Theory of Democracy, N.Y. 1957, S. 48. 129 Hist. Stat., S. 12, 688, 693. 130 A. Campbell u.a., The American Voter, N.Y. 1960, S. 402 ff., u. S. B erger, Les Etats-Unis: Une Agriculture sans Classe Paysanne, in: H. Mendras u. Y. Taver­ nier Hg., Terre, Paysans et Politique, Paris 1969, Bd. 1, S. 220-60, bes. 245 ff. 131 Vgl. vor allem G. Kolko, The Triumph of Conservatism. Α Reinterpretation of American History, 1900-1916, Chicago 1967 (1963 1 ); ders., Railroads and Regula­ tion 1877-1916, N.Y. 1970 (1965 1 ); J . Weinstein, The Corporate Ideal in the Liberal State 1900-1918, Boston 1968; R. H. Wiebe, Businessmen and Reform: Α Study of the Progressive Movement, Cambridge, Mass. 1962; ders., The Search for Order 1877-1920, N.Y. 1967 (mit einigen F ehlinterpretationen); M. J . Sklar, Woodrow Wilson and the Political Economy of Modern United States Liberalism (Studies on the Left, 1960), auch in: Radosh u. Rothbard Hg., Leviathan, S. 7-65; M. I. Urofsky, Big Steel and the Wilson Administration. Α Study in Business-Government Rela360 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 148-150 tions, Columbus, Ohio 1969, gegenüber der traditionellen Literatur: Β. Ρ. DeWitt, The Progressive Movement (1915), Seattle 1968; S. J . D. Clark, The Progressive Move­ ment. Its Principles and Its Program, Boston 1913; A. Mann Hg., The Progressive Era. Liberal Renaissance or Liberal F ailure?, N.Y. 1963; G. E. Mowry, The Progressive Movement 1900-1920. Recent Ideas and New Literature, Washington 1958; ders., Era of Theodore Roosevelt. Vermittelnd: A. S. Link, Woodrow Wilson and the Pro­ gressive Era 1910-1917, N.Y. 1963 (19541). Eine breite Quellenauswahl: R. Hof­ stadter Hg., The Progressive Movement 1900-1915, Englewood Cliffs 19653. 132 Zu den privaten Ansätzen gehören vor allem die B ewegung des sog. Social Gospel, die an die Stelle des traditionellen und versteinerten religiösen Fundamen­ talismus aktive Reformarbeit setzte, Jacob Riis' Immigrantenfürsorge und die Grün­ dung von Hull House in Chicago durch Jane Addams, das zahlreiche Anstöße für die weitere Entwicklung der Sozialarbeit geben sollte. Zum Social Gospel vgl.: C. A. Hopkins, The Rise of the Social Gospel in American Protestantism, 1860-1915, New Haven 1940; H. F. May, Protestant Churches and Industrial America, N.Y. 1949. 133 Aus einem Zeitungsartikel, zit. nach Mowry, Progressive Movement, S. 3. 134 B esonders deutlich etwa im Programm der National Progressive („B ull Moose“) Party von 1912: Α Contract between the People and the Progressive Party, und den Kommentaren dazu, Wahlflugblatt, N.Y. (1912). 135 Progressive Reformpolitik wurde auf einzelstaatlicher Ebene außer in Wis­ consin (LaFollctte), Georgia (Hoke Smith) und Arkansas (Jeff. Davis) besonders von den Gouverneuren Charles E. Hughes in New York, Hiram Johnson in California und Woodrow Wilson in New Jersey eingeleitet. Vgl. D. Perkins, Charles E. Hughes and American Democratic Statcsmanship, Boston 1956. 139 Roosevelt (Präsident-Rep. 1901-1909) bekam 1912 als Kandidat der Pro­ gressive Party über 4,1 Mio. Stimmen; Wilson (Dem.) über 6,2 Mio. Vgl. T. Roosevelt, The New Nationalism, Englewood Cliffs 1961 (19101), S. 21 ff., 50 ff., 86 ff.; zur B io­ graphie vor allem: H. F. Pringle, Theodore Roosevelt: Α Biography, N.Y. 1931; G. E. Mowry, Theodore Roosevelt and the Progressive Movement, Madison 1946; J . M. Blum, The Republican Roosevelt, Cambridge, Mass. 1954. Relativ unergiebig B. Schöttler, Das Geschichtsbild Theodore Roosevelts, Diss. Köln 1973, S. 79 ff., 148 ff. 137 Vgl. LaFollette's Autobiography, Madison 1968 (1911 1 ), S. 98 ff., 137 ff., 159 ff. Zur B iographie dieses stark agrarisch verwurzelten Politikers: R. S. Maxwell, LaFol­ lette and the Rise of the Progressives in Wisconsin, Madison 1956. 138 Neue, an den Populismus anknüpfende ländliche B asisbewegungen traten danach erst wieder nach 1915 in North Dakota, später auch in den anderen Staaten des west­ lichen Mittelwestens auf. Dazu weiter unten. 139 Vgl. H. Croly, The Promise of American Life, N.Y. 1965 (1909 1 ), S. 100 ff., 141 ff., 215 ff, 399 ff. 140 L. D. B randeis, Other People's Money and How the B ankers Use It, N.Y. 1914, S. 4 ff.; Link, Wilson, S. 25 ff, 54 ff.; ders, The Higher Realism of Woodrow Wilson and other Essays, Nashville 1971, S. 17, 31 ff, und W. A. Williams, Wilson, in: NYR, Bd. 17/9, 1971, S. 3-6. Generell auch: Hartz, Liberal Tradition, S. 228 ff, u. S. Fine, Laissez-Faire and the General Welfare State: Α Study of Confiict in American Thought. 1865-1901, Ann Arbor 1956, Kap. XL 141 Für viele: L. Steffens, The Shame of Our Cities, N.Y. 1957 (1904 1 ). Vgl. auch die (nicht allzu kritischen) Versuche kollektiver B iographien von L. Filier, Crusaders for American Liberalism, Yellow Springs 1950; C. C. Regier, The Era of the Muck­ rakers, Chapel Hill 1932. Zum Hintergrund vgl. R. Ginger, Altgeld's America. The Lincoln Ideal vs. Changing Realities, Chicago 1965 (1958 1). 361 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 150-151 142 Kolko, Railroads, S. 30 ff., 45 ff., 102 ff.; B ureau of Statistics Hg., Interstate Commerce Commission Activities 1887-1937, Washington 1937, S. 25 ff., 53 ff. 143 Die National Association of Manufacturers (NAM) war 1895 gegründet wor­ den, die National Civic Federation (NCF) 1900. Vgl. Wiebe, B usinessmen, S. 16 ff., 212-23; Weinstein, Corporate Ideal, S. 3 ff., 92 ff. 144 Vgl. dazu Williams, Roots, S. 35 ff., 408 ff.; Wehler, Aufstieg des amerikanischen Imperialismus, S. 24 ff., 74 ff., 271 ff. und ders., Der amerikanische Imperialismus vor 1914, in: Mommsen, Imperialismus, S. 172-92. 145 American Asiatic Association 1910; American Manufacturers' Export Associa­ tion (AMEA) 1912; Pan American Society 1912; National Foreign Trade Council (NFTC), in enger B eratung mit der Regierung. Vgl. Sklar, Wilson, in: Radosh u. Rothbard; W. E. Leuchtenburg, Progressivism and Imperialism. The Progressive Movement and American Foreign Policy 1898-1916, in: MVHR, B d. 39, 1952, S. 496 ff. 146 Official Report of the National Foreign Trade Convention, Proceedings, Washington 1914, S. 15 f., 203 f., 208-10, 457 f.; Journal of the American Asiatic Association, B d. 14/1, 1914, S. 8. Deutlich auch im Clayton Act und im Federal Trade Commission Act: Weinstein, S. 62-91; Wiebe, Businessmen, S. 174 f.; Kolko, Triumph, S. 255-78. Den Underwood-Tarif bezeichnet F. W. Taussig in seinem Standardwerk: The Tariff History of the United States, N.Y. 1964 (nach 19318), S. 409 ff., bes. 419 f. als ausgesprochenen „Wettbewerbstarif“. 147 Die B ankreformbestrebungen gehen schon bis 1893 zurück. Das endgültige Gesetz war in enger Zusammenarbeit zwischen der American B ankers Association (ΑΒΑ), Regierung und Kongreß insb. von J . L. Laughlin und Senator C. Glass aus­ gearbeitet worden. Belege bei Kolko, Triumph, S. 146 ff., 217 ff. 148 Vor allem sicherten private Preisabsprachen nicht mehr vor rapiden Markt­ schwankungen. Das auf breiter Front engagierte B ankhaus Morgan ζ. Β. überstand die Krise von 1907 aus eigener Kraft nur noch mit großer Mühe. Commercial Financial Chronicle, Bd. 84, 1907, S. 592; Corey, House of Morgan, S. 354; U.S. House of Repr., Committee on B anking and Currency, Hearings and Arguments, B d. 60/1, Washing­ ton 1908, S. 88 f. 149 Der Terminus „B usiness Community“ wird offenbar erst nach der Jahrhundert­ wende gebräuchlich. Dem Federal Reserve Act stimmten u. a. die American B ankers Association, die einflußreiche National Citizens' League, die Merchants Association of N.Y. und die U.S. Chamber of Commerce (mit 306 zu 17 Stimmen) zu. Journal of the American B ankers Association, Bd. 8, 1915, S. 467. 150 Elbert H. Gary war der Aufsichtsratsvorsitzende der U.S. Steel Co.; zit. nach Williams, Contours, S. 378. 151 Vgl. die B elege bei Kolko, Triumph, S. 61 ff., 72 ff., 113 ff.; zur Dezentralisa­ tionsthese ebd., S. 26-56; Hist. Stat., S. 567 ff. 152 Dazu besonders die Kritik von Henry L. Stimson an der Ineffizienz des her­ gebrachten politischen Systems der Checks and B alances mit der Forderung nach stär­ keren und interventionsfreudigeren Institutionen: Some Phases of the Progressive Movement in the Republican Party. Address delivered at the McKinley Day B anquet of the Tippecanoe Club of Cleveland, Ohio on January 28th, 1911, by Henry L. Stimson (Sonderdruck), bes. S. 3 u. 13 f. Ähnlich auch: F. A. Kellor, Α New Spirit in Party Organization, in: The North American Review, Bd. 119 (No. 703), 1914, S. 879 bis 892, bes. 883-85, 887 f. 153 Kolko, Triumph, S. 2 ff., 255 ff. Das Element der Kontinuität der kapitalisti­ schen „Functional Syndicalist Organization“ bis hin zu Hoover und F. D. Roosevelt

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Anmerkungen zu Seite 151-152 betont auch Williams, Contours, S, 343 ff., 390 ff.; Wiebe, Search for Order, S. 164 ff. 154 W. Wilson, The New Freedom, N.Y. 1914, S. 163-66. 155 A. A. Berle u. G. C. Means, The Modern Corporation and Private Property, N.Y. 1932, passim; Α. Α. Berle, Foreword zu: Mason, S. IX. 156 NF TC, Proceedings 1914, S. 208 ff., 379 f., 1915, S. 54, 56; Federal Trade Com­ mission, Report on Cooperation in American Export Trade, 2 Bde, zit. in: Annual Report of the F ederal Trade Commission for the Year Ended June 30, 1916, S. 18 f. 157 „I promise you that the State Department - every agency of it - will be back of every honest businessman in pushing legitimate enterprise in all parts of the world. . . . In Spanish speaking countries hospitality is expressed by a phrase: My house ist your house. . . . I can say, not merely in courtesy - but as a fact - my Department is your department; the ambassadors, the ministers and the consuls are all yours. It is their business to look after your interests and to guard your rights.“ W. J . Bryan vor der NFTC-Versammlung 1914, in: NFTC, Proceedings 1914, S. 210 f. 158 Der Anteil der öffentlichen Ausgaben am B ruttosozialprodukt betrug zwischen 1902 und 1916 nur 7 bis 8 % (in den 20er Jahren ca. 12 % und erst in den 30er Jahren über 30%); der Maximal-Einkommenssteuersatz betrug zunächst nur 6%; das Auf­ kommen lag 1913 bei lediglich 28 Mio. $. 159 Die These von der Ablösung des Sozialdarwinismus durch einen „Reform­ darwinismus“ via Umweltveränderung als (auch) staatliche Aufgabe findet sich in: E. F. Goldman, Rendezvous with Destiny. Α History of Modern American Reform, N.Y. 1952. 160Hist. Stat., S. 283 ff.; D. F riday, The Course of Agricultural Income During the Last Twenty-F ive Years, in: AER, Bd. 13/1, 1923, suppl, S. 147-58 u. J . C. Malin, Mobility and History. Reflections on the Agricultural Policies of the U.S. in Relation to a Mechanized World, in: AH, Bd. 17, 1943, S. 177-91, bes. 186 f. 161 Die Notwendigkeit zunehmender Verwissenschaftlichung und Technisierung aller Sektoren der Produktion, des Transports und der Arbeitswelt resultierte für viele Progressives aus der Überzeugung, daß soziale Konflikte durch die Anwendung tech­ nischer Neuerungen reduziert, wenn nicht ausgeschaltet werden könnten; deutlich z.B. in der Argumentation von L. D. B randeis im Eastern Rate Case (1910-11), in dem es um den Streit zwischen Lieferanten und Eisenbahnen um die Frachtsätze ging: S. Haber, Efficiency and Uplift. Scientific Management in the Progressive Era 1890 to 1920, Chicago 1964, S. 53-55, insgesamt auch 18 ff., 117 ff., 160 ff. 162 Zum Gesamtkomplex: die Erinnerungen des Koordinators der Kriegswirt­ schaft B . M. B aruch, American Industry in the War, N.Y. 1941; P. W. Garrett, Government Control over Prices, Washington 1920; die von B aruch inspirierte Ge­ samtdarstellung: G. B. Clarkson, Industrial America in the World War, B oston 1923; zur Kritik: R. D. Cuff, B ernard B aruch: Symbol and Myth in Industrial Mobilization, in: BHR, B d. 43, 1969, S. 115-33; R. D. Cuff u. M. I. Urofsky, The Steel Industry and Price Fixing During World War I, in: BHR, B d. 44, 1970, S. 291-306; die B ereitschaft zur „Gewaltenteilung“ zwischen B usiness und Regierung betont auch: Koistinen, World War I, in: BHR, Bd. 41, 1967, S. 381 f. Neuerdings: M. N. Rothbard, War Collectivism in World War I, in: Radosh u. Rothbard, Leviathan, S. 66-110; ferner: Weinstein, Cor­ porate Ideal, S. 214-54; G. Soule, Prosperity Decade. From War to Depression, 19171929, N.Y. 1968 (19471), S. 20 ff., 53 ff., 77 ff. 163 Dazu s. o. S. 53 f., 79 ff. Vgl. auch Kocka, Klassengesellschaft, S. 21 ff., 96 ff., 105ff.,120 ff. 164 Vgl. W. E. Leuchtenburg, The New Deal and the Analogue of War, in: B rae363 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen 2» Seite 152-153 man u.a. Hg., Change and Continuity, S. 81-143, bes. 122 f.; Rothbard, War Col­ lectivism, S. 94 ff. 165 F. Freidel, The Hole of the State in United States Economic Life, XIII. Inter­ national Congress of Historical Sciences, Moscow 1970, S. 6. 166 B arudi charakterisierte den Erfolg der neuen Kooperationsmöglichkeiten aus der Sicht der Geschäftswelt so: „Many businessmen have experienced during the War, for the first time in their carreers, the tremendous advantages, both to them­ selves and to the general publie, of combination, of Cooperation and common action“ (American Industry, S. 105 f.). Die Zufriedenheit der Eisenbahngesellschaften mit der neuen Koordination des Railroad War B oard ohne Wettbewerb betont Κ. Α. Kerr, American Railroad Politics, 1914-1920, Pktsburgh 1968, S. 44 f. R. D. Cuff, Busi­ ness, Government and the War Industries Board, Ph. D. Diss. Princeton 1966, MS, hat besonders darauf hingewiesen, daß die (von den Wirtschaftsführern selbst) kon­ trollierte Wirtschaft am besten auf jenen Sektoren funktioniert hat, die schon vorher eine staatlich geförderte Kartellienmg angestrebt hatten (ζ. Β. Stahlsektor). 167 Die Standardisierung und qualitative Egalisierung (bis hin zum Brot aus der Bäckerei im Rahmen der Food Administration) diente vor allem der Einsparung und der Ausschaltung des Wettbewerbs. Vgl. Garrett, S. 66 f. 168 So z. B. B ernard B aruch, Willard, Coffin, Rosenwald (im Comtnittee of In­ dustrial Preparedness und im War Industries B oard), Gifford (Council of National Defense), Schwab (American Emergency Fleet Corporation), Hines (U.S. Railroad Administration), Garfield (Fuel Administration), Herbert Hoover (Food Administra­ tion) oder auch der Erfinder Thomas Alva Edison (Navy Consulting Board). 169 B elege bei Rothbard, War Collectivism, S. 94-100. 170 So z. Β. Alexander Legge, Präsident des Erntemaschinenkonzerns International Harvester, der später erster Leiter des Hooverschen Farm B oard wurde, Eugene Meyer, George Peek (AAA) und Hugh Johnson (NRA), die letzten beiden die Erfin­ der des McNary-Haugen-Plans für die Landwirtschaft (dazu weiter unten). 171 Das Food Control Program „was the most important measure for Controlling prices which the U.S. . . . had ever taken“, so das Urteil von P. W. Garrett, Govern­ ment Control over Prices, S. 42. Zum Gesamtkomplex: A. B . Genung, Agriculture in the World War Period, in: USDA, Farmers in a Changing World, Yearbook of Agriculture 1940, Washington 1940 (USDA, Farmers), S. 277-96; Β. Η. Hibbard, Effects of the Great War upon Agriculture in the United States and Great Britein, N.Y. 1919; ders., Agricultural Changes During the World War, in: Schmidt u. Ross, S. 504-23, bes. 509 ff., 519 ff., 523 ff. Kursorisch: T. Saloutos u. J . D. Hicks, Twen­ tieth-Century Populist». Agricultural Discontent in the Middle West 1900-1939, Lincoln o. J. (19511), S. 87-110; E, G, Nourse, Government in Relation to Agri­ culture, Washington 1940, S. 879-81; M. R. Benedict, F arm Poücies of the U.S. 1790-1950. Α Study of their Origins and Development, N.Y. 1966, S. 431-59. 172 Garrett, S. 56; Rothbard, ebd., S. 83. m

Getreideanbaufläche

1917: 1919:

203 Mio. acres, 227 Mio. acres;

Produktion

1917: 1919:

253 Mrd.lb., 292 Mrd.lb.;

1917: 14,1 Mrd.lb., 1919: 17,3 Mrd.lb. Die Anbaufläche für Weizen stieg um 8 Mio. acres gegenüber einen» Gesamtzuwachs für alle Ackerbauprodukte von nur 2,5 Mio. acres; zwischen 1909 und 1919 verFleisdiproduktion

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Anmerkungen zu Seite 153-155 größerte sich die Weizenanbaufläche um insgesamt 65 %, der Wert aller Anbaupro­ dukte um 10,5 %. Stagnierend blieb vor allem die B aumwollproduktion. Genung, Agriculture, S. 282 f., 285, 289; U.S. Congress Joint Commission of Agricultural Inquiry, The Agricultural Crisis and its Causes, Report of the Joint Commission of Agricultural Inquiry, 67/1, House of Repr., B d. 408, Washington 1921, S. 42. 174 Durch Verweigerung der Exportlizenz für Weizen und Kohle zwangen die USA Kuba im Januar 1918 endgültig, Zucker zu erheblich niedrigeren Preisen als die ame­ rikanischen Produzenten ausschließlich an das alliierte International Sugar Committee zu liefern. R. F. Smith, The United States and Cuba, N.Y. 1960, S. 20 f.; Garrett, S. 78-85. 175

Durchschnitt 1900-1914 = 100 Mitte 1917: 270 Mitte 1920: 290, dazwischen um 250 schwankend (Börse in Chicago). Vgl. Genung, S. 287.

176 U. a. durch den Zwang zur Vermischung, Vereinheitlichung der Qualität und Standardisierung der B äckereiprodukte. Garrett, S. 66; H. C. Taylor u. S. W. Men­ dum, War Prices and Farm Profits, Wisc. Agr. Expt. Stat. B ull. 300, 1919, S. 1-18; F. M. Surface, The Grain Trade During the World War - B eing a History of the Food Administration, Grain Corporation and the U.S. Grain Corporation, N.Y. 1928, S. 48-63; Rothbard, S. 84 f., 108. 177 Die Zahl der County Agents betrug 1914 erst 928, 1918 bereits 2435; das Per­ sonal des gesamten Extension Service belief sich 1915 auf 2601, 1918 auf 6728. Genung, S. 279. Vgl. auch Nourse, Government, S. 880 f. 178 Vgl. Genung, S. 290. 179 Die B aumwollpreise zogen 1922 an und blieben bis 1925 auf der Vorkriegs­ höhe. Hist. Stat., S. 283, 289 f., 294-302; Stat. Abstr. 1943, S. 737-45. Generell vgl. C. C. Davis, The Development of Agricultural Policy since the End of the World War, in USDA, Farmers, S. 297-326; J . H. Shideler, Farm Crisis 1919-1923, B er­ keley 1957. 180 Die Zollsätze waren zwischen 1861 (Morrill Tariff Act) und 1909 (Payne­ Aldrich Tariff Act) generell immer wieder heraufgesetzt worden: besonders 1890 im McKinley-Tarif und 1897 im Dingley-Tarif; 1913 setzte der Underwood-Simmons Tariff Act sie etwas herunter, blieb aber ebenso wie noch der Fordney-McCumber Tariff Act von 1922 und der Hawley-Smoot Tariff Act 1930 grundsätzlich protek­ tionistisch. Vgl. Taussig, Tariff History, S. 155 ff., 251 ff., 321 ff., 361 ff., 409 ff., 447 ff., 489 ff., 527 ff. 181 Der Anteil der landwirtschaftlichen Exporte am Gesamtexport nahm zwar ab, blieb aber erheblich. Vgl. USDA, Farmers, S. 1184-96 u. Tab. 6. 182 Eine neue Entwicklung (allerdings auch nicht über die Zollpolitik) zeichnete sich in Ansätzen erst im McNary-Haugen Movement und im Export Debenture-Plan sowie der Absage der American Farm B ureau Federation an den amerikanischen Iso­ lationismus (mit dem Hintergedanken an landwirtschaftliche Absatzmärkte in Europa) Ende 1923 ab. Vgl. AFB F Resolutions 38, 1; J . R. Connor, National Farm Organi­ zations and United States Tariff Policy in the 1920's, in: AH, B d. 32, 1958, S. 32-43, bes. 43. 183 193o wurden nur noch 3 bis 4 Man Hours zur Produktion eines acre Weizen und 6-8 Man Hours zur Erzeugung eines acre Mais benötigt; 1890 waren es 8-10 (1825: 50-60) Man Hours für Weizen und 14-16 (1850: 30-35) Man Hours für Mais gewesen. USDA, Farmers. 1920 (1930) hatten bereits 30,7 (58) % aller B etriebe

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Anmerkungen zu Seite 155 Autos und über 38 % Telefon, allerdings nur 7 (13) % Elektrizität. Stat. Abstr. 1925, S. 602, und USDA, Farmers. 184 B esonders einflußreich waren u. a. die Southern Cotton Growers Association, die California Fruit Growers Exchange und die meistens aus Gruppen der Grange heraus gegründeten etwa 1800 Grain Elevator and Farmers' Stores Cooperatives. 1907 gab es nach einer Übersicht des USDA ca. 85 000 Genossenschaften mit etwa 3 Mio. Mitgliedern (ca. 50 % aller Farmer), darunter 30 000 B ewässerungsgenossenschaf­ ten, 5000 An- und Verkaufsgenossenschaften, 1500 gesellige und B ildungsvereinigungen. Agricultural Yearbook 1908, S. 186; J . G. Knapp, The Rise of American Cooperative Enterprise, 1620-1920, Danville 1969, S. 110 ff., 194 ff., 237 ff.; Shannon, Farmer's Last Frontier, S. 329 ff., 347 f.; Saloutos, South, S. 153 ff.; K. Gress, Ninety Years Cow County. Α F actual History of the Wyoming Stock Growers Exchange, Moorcraft 1963, S. 19 ff. 185 Gleichzeitig mit der Errichtung des USDA (das 1889 Kabinettsrang erhielt) und dem Homestead Act war 1862 der Morrill Land Grant College Act zur Förde­ rung der Agronomie in Forschung und Lehre und 1887 der Hatch Act zur Einrichtung von Experimentierstationen verabschiedet worden. Die American Association of Agri­ cultural Colleges and Experiment Stations (später: Assoc. of Land Grant Colleges and Universities mit dem geistigen Zentrum an der Cornell University) datiert ebenfalls von 1887. Vgl. Shannon, S. 270 ff. 186 Report of the Commission on Country Life, N.Y. 1911; Fazit auch in: O. Pease Hg., The Progressive Years. The Spirit and Achicvemcnt of American Reform, N.Y. 1962, S. 255 ff.; vgl. W. R. Cross, Ideas in Politics: The Conservation Policics of the Two Roosevclts, in: THI, Bd. 14, 1953, S. 421-38. 187 Anfang 1915 gab es ca. 1000 County Agents in den USA, die Mehrheit davon in den Südstaaten. In den anderen Staaten gab es mehr als jeweils 20 nur in Indiana, Minnesota, New York und West Virginia sowie in Texas. USDA, Mise. Publ. 15, Washington 1920, S. 60-65; Ο. Μ. Kile, The F arm Bureau Movement, N.Y. 1921, S. 89-93. Vgl. auch: E. Wiest, Agricultural Organizations in the U.S., Lexington, Ky. 1923; A. C. True, Α History of Agricultural Extension Work in the United States 1789-1925, N.Y. 1926, S. 7 ff.; R. V. Scott, The Reluctant F armer. The Rise of Agricultural Extension to 1914, Urbana 1970, S. 138 ff., 253-87; G. Baker, The County Agent, Chicago 1939; J . C. Bailey, Seaman A. Knapp, Schoolmaster of Ameri­ can Agriculture, N.Y. 1945, u. E. de S. Brunner u. E. Hsin Pao Yang, Rural America and the Extension Service, N.Y. 1949. 188 Bundesstaatliche Anerkennung erhielt das County Agent-System im Smith­ Lever Extension Act von 1914. 1920 gab es in fast jedem Staat F arm Bureaus; die erste staatliche F ederation wurde 1915 in Missouri gegründet von der zusammen mit einigen Banken ins Leben gerufenen National Soil Fertility League. 189 B is hin zum „Master Farmer Movement“ und Purnell Act 1925 und zur Errich­ tung der ersten hybrid seed-corn-Company 1926. Der Extension Service lag (bis 1954) wesentlich in den Händen der Farm B ureaus in den Counties und Einzelstaaten. B e­ reits 1929 hatten über 3/4 aller agrarischen Counties landwirtschaftliche Fachberater (2323 von 3076); 1934 über 2800 und 1939 rund 3000, also fast alle. G. McConnell, Decline, S. 202. Der Smith-Hughes Act von 1917 hatte außerdem die Fachausbildung wesentlich gefördert. Den hohen Stellenwert der Diskussion um die B odenkonservierung (Soil Conserva­ tion) in der amerikanischen Politik macht auch die langanhaltende, unter lebhafter Anteilnahme der Öffentlichkeit geführte B allinger-Pinchot-Kontroverse deutlich, die sich über 35 Jahre erstreckte: Theodore Roosevelts Innenminister und einflußreicher Berater Gifford Pinchot hatte zwischen 1910 und 1912 Tafts Innenminister Achilles 366 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 155-156 Ballinger zu Unrecht unterstellt, er sei gegen die Conservation, was - nebenbei T. Roosevelt in seinem Vorhaben, für die Progressive Party zu kandidieren, erheb­ lich bestärkt und durch die Spaltung des Republikanischen Wählerpotentials Wilson mit ins Amt gebracht hatte. Als der längst im Ruhestand befindliche angesehene Pin­ chot FDRs Innenminister Harold Ickes 1940 wegen eines Kompetenzstreits um den Forstdienst offen angriff, publizierte Ickes den für Pinchot unangenehmen Stand der Debatte von 1910 aus den Akten des Ministeriums (Saturday Evening Post, May 25, 1940). Diese Darstellung wurde aufgenommen von A. T. Mason, B ureaucracy Con­ victs Itself. The B allinger-Pinchot Controversy of 1910, N.Y. 1941, u. von Mowry, T. Roosevelt. Pinchot antwortete ein Jahr später mit seiner Rechtfertigung: G. Pin­ chot, Breaking New Ground, N.Y. 1947. 190 Insbesondere durch den Capper-Volstead Act und Grain Futures' Act von 1922, den Federal Farm Loan Act von 1916 und den Agricultural Credits Act von 1923 sowie die seitdem mögliche Vergabe mittelfristiger Kredite durch die Federal Inter­ mediate Credit B ank. Vgl. J . W. Wright, Farm Mortgage Financing, N.Y. 1923, u. F. B aird u. C. L. B renner, Ten Years of Federal Intermediate Credits, Washington 1933; Saloutos u. Hicks, Populism, S. 56-86 u. 287-320. Nach dem Council of North American Grain Exchanges (1910) wurde 1920 von dem auch im Nordwesten aktiven A. Sapiro die American Cotton Cooperative Association, später das National Council of Farmers' Cooperative Marketing Associations gegründet; 1926 wurde die Division of Cooperative Marketing im B ureau of Agricultural Economics (USDA) eingerich­ tet. Vgl. Ontario Dept. of Agriculture Hg., Addresses on Cooperative Marketing by Mr. Aaron Sapiro, Toronto 1922. 191 Saloutos, South, S. 184-212. 192 Die Society of Equity war am stärksten in Wisconsin, wo sie 1907 10 000 und 1920 über 40 000 Mitglieder hatte, ferner in North Dakota und Minnesota. Vgl. Saloutos u. Hicks, Populism, S. 111—48; R. H. B ahmer, The American Society of Equity (S. 33-63) und T. Saloutos, The Wisconsin Society of Equity (S. 78-95), in: AH, Bd. 14, 1940. 193 Die Farmers' Educational and Cooperative Union (Farmers' Union = FU) war in Texas von dem Alliance-Funktionär und Journalisten J . N. („Newt“) Gresham gegründet worden, hatte 1910 etwa 120 000, 1919: 14 000 und 1930: über 90 000 Mit­ glieder; am stärksten war sie in Texas, einigen Südstaaten und im westlichen Mittel­ westen: Kansas, Nebraska und Iowa. Von allen Gruppen dieser Zeit argumentierte die FU zwar am „radikalsten“ und am stärksten klassenbezogen, förderte aber gleich­ zeitig die genossenschaftliche Organisation am meisten und arbeitete am reibungs­ losesten mit den AFL-Gewerkschaften zusammen. Vgl. E. Wiest, Farmers' Union, in: ESS 1937, Bd. 3, S. 132 f. sowie Saloutos u. Hicks, Populism, S. 219-54 und Saloutos, South. 194 Die „Iowa Idea“ zentrierte sich um die Zeitschrift „Wallaces' Farmer and Iowa Homestead“, die 1896 aus „The Iowa Homestead“ hervorgegangen war, deren Gründer (1883) Seaman Knapp, James („Tama Jim“) Wilson (später von 1897 bis 1913 Landwirt­ schaftsminister unter McKinley, T. Roosevelt und Taft) und Henry („Uncle Henry“) Wal­ lace (1836-1916) gewesen waren, dessen Sohn Henry C. Wallace (1866-1924) der Zeit­ schrift die entscheidende Prägung gab und eine ganze Generation von Agronomen und landwirtschaftlichen Ökonomen beeinflußte (so H. C. Taylor, W. J . Spillman, N. Olsen, C. B rand, M. L. Wilson, M. Ezekiel, Rexford G. Tugwell und Milton Eisen­ hower). Als Henry C. Wallace 1921 Hardings Landwirtschaftsminister wurde, gab er die Schriftleitung ab an seinen Sohn Henry A. Wallace, der seinerseits von 1933 bis 1940 Landwirtschaftsminister unter F. D. Roosevelt, 1941 bis 1944 Vizepräsident und 367 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 156-157 1948 erfolgloser Präsidentschaftskandidat einer neuen Progressive Party wurde. R. Lord, The Wallaces of Iowa, B oston 1947, S. 87 ff., 133 ff., 211 ff., 223-30, 281 ff., 322 ff., 473 ff. Vgl. E. L. u. F. H. Schapsmeier, Henry A. Wallace of Iowa: The Agrarian Years, 1910-1940, Arnes 1968. Zur Kontinuität auch: M. O. Sillars, Henry A. Wallace's Editoriais on Agricultural Discontent, 1921-1928, in: AH, B d. 26, 1952, S. 132-40, und die Diskussionsbeiträge von D. L. Winters (S. 109-20), J . H. Shideler (S. 121-25), E. L. u. F. H. Schapsmeier (S. 127-37), R. S. Kirkendall (S. 139-42) und T. Rosenof (S. 143-53) in: AH, B d. 41, 1967. Für die spätere Zeit J . M. B lum, The Price of Vision: The Diary of Henry A. Wallace 1942-46, N.Y. 1973. 195 Vgl. die frühen Würdigungen von F. C. Howe, Wisconsin: An Experiment in Democracy, N.Y. 1912 und C. McCarthy, The Wisconsin Idea, N.Y. 1912, S. 302 f., sowie R. S. Maxwell, LaFollette and the Rise of the Progressives in Wisconsin, Madi­ son 1956. 196 Die 1915 gegründete Non Partisan League (NPL) unter der Führung des sozia­ listischen Dissidenten A. C. Townley, H. G. Teigan, L. Frazier, W. A. Langer und W. Lemke, des späteren unglücklichen Präsidentschaftskandidaten des Father Coughlin 1936, wirkte vornehmlich durch die beiden Traditionsparteien, indem sie die jeweili­ gen Primaries, vorzugsweise der Republikaner, für ihre Kandidaten entschied. Sie hatte Ende 1916 ca. 40 000 Mitglieder, stellte zwischen 1917 und 1923 (mit Unter­ brechungen) den Gouverneur und kontrollierte das Parlament von North Dakota ebenso wie ab 1918 im Verein mit den Gewerkschaften das von Minnesota. Starken Einfluß übte die League vorübergehend auch in Iowa, Nebraska, Kansas, Montana und Colorado aus, während sie sich in Wisconsin nicht gegen LaFollettes Progressives durchsetzen konnte. Entscheidend für ihren Zerfall seit 1923 waren neben Korrup­ tionsskandalen vor allem der Streit mit LaFollette und die zunehmende Organisation der einzclstaatlichen Farm B ureaus und neuer Farmer-Labor-B ewegungen im östlichen und der Farmers' Union im westlichen Einflußbereich der League. Die beiden US­ Senatoren, die noch 1945 gegen den Eintritt der USA in die UN stimmten, Langer und Shipstead, waren alte Non-Partisans. Vgl. R. L. Morlan, Political Prairie Fire. The Nonpartisan League 1915-1922, Minneapolis 1955, S. 22-46, 87-91, 152-82; Saloutos u. Hicks, Populism, S. 149-218; R. P. Wilkins, The NPL and Upper Midwest Isolationism, in: AH, B d. 39, 1965, S. 102-09, u. die Ergebnisse der Diss. von M. R. Lorentz, Henrich Shipstead, Minnesota Independent 1923-1946, Diss. Abstr. 26, Aug. 1965, S. 1007. Zum Zerfall: C. E. Russell, B are Hands and Stone Walls, N.Y. 1933, S. 343 f., u. Morlan, S. 183 ff. 197 Auf die diesbezügliche generelle Kontinuität zwischen Progressivism und New Deal verweisen auch A. M. Scott, The Progressive Era in Perspective, in: JP, B d. 21, 1959, S. 696 ff., und Fine, Laissez-Faire, Kap. 11. 198 Die Grange trat auch dem als koordinierender Dachverband gedachten National Board of Farm Organizations (1919) nicht bei. Zur weiteren Entwicklung der Grange vgl. D. C. Wing, Trends in National Farm Organizations, in: USDA, Farmers, S. 941 bis 979, bes. 945-54. 199 Nähere Angaben zur Organisation der AFB F und einzelstaatlicher B ureaus in der offiziellen Gründungsgeschichte von Ο. Μ. Kile, The F arm Bureau Movement, N.Y. 1921, S. 130 ff.; zur Beziehung zu anderen Wirtschaftssektoren, S. 258 ff.; zur Washingtoner Lobby S. 176 ff., 264 ff.; W. McCune, The F arm Bloc, N.Y. 1968 (19431), S. 165-92, 262 ff. 200 L. B. Schmidt, The Role and Techniques of Agrarian Pressure Groups, in: AH, Bd. 30, 1956, S. 49-58, bes. 52. 201 10 bis 15 Dollar im Jahr. G. McConnell, , S. 56. 368 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 157-158 202

1921 waren 466 421 Familien Mitglieder,

1924 1927 1930 1933 1936 1939

1941 1946 1951

301 747 272 049 321 195 163 246 356 564 398 197, davon 208 739 97 141 65 312 27 005 518 031 1 128 259 1 452 210.

im im im im

Mittelwesten, Süden, Nordosten und Westen;

Baker, Country Agent, S. 23; McConnell, Decline, S. 185. 203 Vgl. W. A. Lloyd, County Agricultural Agent Work Under the Smith-Lever Act, 1914 to 1924, USDA Misc. Circ. 59, 1926, S. 9. 204 Vgl. Puhle, Agrarkrise, S. 21 ff. 205 The New International Year B ook 1912, S. 20; Saloutos u. Hicks, Populism, S. 261-65; auch: Kile (1921), S. 258 ff. 206 In den Farmers' National Headquarters 1910, im National B oard of Farm Organizations 1917. 207 Z. B. im Farmers' National Council, dem National B oard of Farm Organiza­ tions 1919, der National Agricultural Conference, der American Agricultural Con­ ference und ähnlichen Organisationen. 208 Der erste AFB F-Präsident J . R. Howard verstand ζ. Β. die Landwirtschaft als ausgleichenden F aktor gegen die Herrschaft des Kapitals und die Radikalität der Gewerkschaften, als „patriotischen“ Hort gegen Streik, Anarchie, B olschewismus und alles „Un-Amerikanische“. Farmer-Labor-Parteien erschienen ihm als „wirtschaftliche und politische Unmöglichkeit“. Iowa Farm B ureau Messenger v. 7. 2. 1920; Milwaukee Journal v. 10.6.1921, und AFB F Resolutions of November 14, 1919, and March 4, 1920, Chicago 1920 (Flugblatt). 209 So der Vorsitzende der Farmers' Union und des National B oard of Farm Or­ ganizations, Charles S. B arrett, in: N.Y. Times v. 15. 5. 1921. Zum Klima generell vgl. Prothro, Dollar Decade. 210 LaFollette als Kandidat der Progressive Party errang nur über 4,8 Mio. Stim­ men, gegenüber mehr als 15 Mio. für Coolidge. Die relative Mehrheit erreichte er nur in Wisconsin; in Idaho, California, Minnesota, den Dakotas, Washington, Wyoming, Nevada und Oregon erreichte er den zweiten Platz. Robinson, Presidential Vote, S. 13. Vgl. C. H. Rowell, LaFollette, Shipstead and the Embattled Farmers: What's Happening in Wisconsin and Minnesota and Why?, in: World's Work, B d. 46, 1923, S. 415 ff.; F. H. Haynes, The Collapse of the Farmer-Labor-B loc, in: Social Forces, B d. 4, 1925, S. 148-56; K. C. McKay, The Progressive Movement of 1924, N.Y. 1947. 211 Vgl. Saloutos, South, S. 265-72. 212 Auf die zentrale Rolle des AFB F-Repräsentanten Chester H. Gray dabei weist bes. Saloutos (Saloutos u. Hicks, Populism, S. 321 ff., bes. 323 f.) hin; vgl. McCune, 165 ff., 262 ff. 213 Dazu gehörten im Senat u. a. Kendrick (D, Wyo.), Norris (R, Na.), LaFollette (R, Wisc), Ransdell (D, La.), Heflin (D, Ala.); die Führung lag bei Kenyon (R, Iowa), Smith (D, S. C.) und Capper (R, Kansas). Vollständige Liste bei Kile (1921), S. 188 f., 369 24

Puhle

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Anmerkungen zu Seite 158-160 und E. D. Graper, The American Farmer Enters Politics, in: CH, B d. 19, 1924, S. 817-26, bes. 818 f. Vgl. auch A. Capper, The Agricultural B loc, N.Y. 1922, u. J . G. Welliver, Agricultural Crisis and the B loc, in: American Review of Reviews, B d. 65, 1922, S. 159 ff. 214 Saloutos u. Hicks, Populism, S. 325 ff., 339 ff. 215 Auf die „syndicalist commodity marketing philosophy“ der AFB F und die Gegensätze zwischen den Gruppen verweist u. a. Malin, Mobility and History, S. 177-91, bes. 185. 216 Zum Antrag Kanitz s. o. S. 65 u. Puhle, Interessenpolitik, S. 230 ff. 217 G. N. Peek, Equality for Agriculture with Industry, in: Proceedings of the Academy of Political Science, B d. 12, 1927, S. 564-75; G. C. Fite, George N. Peek, Equality for Agriculture, in: CH, B d. 28, 1955, S. 351-55, bes. 353. Vgl. auch ders., George N. Peek and the Fight for Farm Parity, Norman 1954. 218 Dazu Α. Μ. Chnstensen, Agricultural Pressure and Governmental Response in the United States, 1919-1929, in: AH, Bd. 11, 1937, S. 33-42, 38. 219 Dazu J . D. Black, The McNary-Haugen Movement, in: AER, Bd. 18, 1928, S. 405-27, bes. 422 ff., und D. N. Kelley, The McNary-Haugen Bills, 1924-1928, in: AH, Bd. 14, 1940, S. 170-80, bes. 175 ff. Ferner J . D. Hicks, Republican Ascendancy 1921-1933, N.Y. 1960, S. 193 ff. 220 Der Export Debenture-Plan wurde nach einer Idee von C. L. Stewart (Univ. of Illinois) zuerst 1926 im Kongreß eingebracht. Zur Vergleich beider Pläne vgl. die B erechnungen von J . R. Connor, in: AH, B d. 32, 1958, S. 32—43, bes. 42 und die Beiträge von H. N. Owen, G. N. P e e k - H . S. Johnson und L. J . Taber in: G. McGovern Hg., Agricultural Thought in the Twentieth Century, Indianapolis 1967, S. 114 ff., 118 ff., 135 ff. 221 Allerdings in der Form jener Steuer auf die Weiterverarbeitung, die dann 1936 vom Supreme Court für verfassungswidrig erklärt wurde. 222 Vgl. J . D. Black, Agricultural Reform in the United States, N.Y. 1929'. 225 1927 stimmten im Senat 47 dafür und 39 dagegen (bei 9 Enth.), im Repräsen­ tantenhaus 214 dafür und 178 dagegen (39 Enth.); 1928 nahmen besonders die Ent­ haltungen zu: im Senat 53:23 (17) und im Repr.-Haus 204:121 (105 Enth.). Zur geographischen Aufschlüsselung: J . D. Black, in: AER, B d. 18, 1928, S. 408-11. 224 Die Weizenpreise waren seit 1925 wieder gefallen (in $/bushel 1925: 1,43; 1926: 1,21; 1927: 1,19; 1928: 0,99; 1929: 1,03); die Mais- und B aumwollpreise seit 1927 (Mais 1927: 0,84; 1928: 0,84; 1929: 0,79; B aumwolle in c/lb 1927: 20,1; 1928: 17,9; 1929: 16,7). Hist. Stat., S. 296 f., 301. 225 Die Formulierungen blieben allerdings unklar: Schlesinger u. a., B d. 3, S. 2614 bis 2616 (Dem.) u. 2631 f. (Rep.). 226 Es wurden zusätzlich 500 Mio. Dollar zur Verfügung gestellt. Vgl. den Wort­ laut in: First Annual Report of the Federal Farm B oard, Washington 1930, S. 64-70; C. P. Howland, The Failure of Farm B oard Stabilization, Yale Review N. S., B d. 21, 1932, S. 503-05, u. D. A. Shannon, B etween the Wars: America 1919-1940, B oston 1965, S. 128 ff. 227 The Conditions of Agriculture in the U.S. and Measures for its Improvement. Α Report by the Business Men's Commission on Agriculture, publ. by the National Industrial Conference Board and the U.S. Chamber of Commerce, N.Y. 1927, S. 127, 154 f. 228 Bereits 1929 wurden 100 Mio. $ den Weizengenossenschaften zur Verfügung gestellt, damit sie große Teile der Ernte zurückhalten konnten. 229 B is November 1930 hatte die Grain Stabilization Corporation bereits über 65 Mio. B usheis Weizen aufgekauft; dann wurde sie vom Präsidenten autorisiert, alle

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Anmerkungen zu Seite 160-163 Mittel auszuschöpfen. Die Weizenpreise fielen auf 1930: 0,67; 1931: 0,39; 1932: 0,38; Mais 1930: 0,59; 1931: 0,32; 1932: 0,31 $/bushel; B aumwolle 1930: 9,4; 1931: 5,6; 1932: 6,5 c/lb. Hist. Stat., S. 297, 301 f. Vgl. L. H. B ean, Agriculture and the World Crisis, in: USDA, Yearbook of Agriculture 1933, Washington 1933, S. 91-95, und die Preis- und Betriebsstatistik ebd., S. 399 ff. 230 Der Third Annual Report of the Federal Farm B oard, Washington 1932, S. 62, redete sogar einer (sehr illusorischen) Steigerung der Nachfrage von Konsumenten­ seite das Wort. Nourse, Government Relations to Agriculture, S. 893-904, bes. 901 ff.; C. T. Schmidt, American Farmers in the World Crisis, N.Y. 1941, S. 98-119; Μ. Ν. Rothbard, Herbert Hoover and the Myth of Laissez-F aire, in: Radosh u. Rothbard, Leyiathan, S. 111-45, hier S. 138. 231 Vgl. G. N. F ite, F armer Opinion and the Agricultural Adjustment Act 1933, in: MVHR, Bd. 48, 1962, S. 663. 232 Vgl. T. Saloutos, Government and the F armer Since World War I, in: CH, Bd. 31, 1956, S. 144-49, 146; zum Gesamtproblem E. R. A. Seligman, The Economics of Farm Relief, N.Y. 1929. 233 Vgl. L. H. Bean, Agriculture; ferner: C. P. Kindleberger, The World Depression 1929-1939, London 1973, S. 83-107, bes. 83 ff., 97 ff.; W. E. Leuchtenburg, The Perils of Prosperity, 1914-1932, Chicago 1968, S. 241 ff.; J . K. Galbraith, The Great Crash 1929, N.Y. 1962 (19541), S. 91 ff.; A. M. Schlesinger, The Crisis of the Old Order, 1919-1933, Boston 1964, S. 155 ff. 234 Die Schweinepreise lagen Anfang 1933 nur bei 44 % of parity, während die für Baumwolle immerhin bei 60%, für Weizen bei 70% und für B utter bei 73 % lagen. D. A. Fitzgerald, Corn and Hogs Under the Agricultural Adjustment Act, Washing­ ton 1934, S. 2. 235 B elege und illustrative Erlebnisschilderungen der Zeitgenossen in: S. Terkel, Hard Times. An Oral History of the Great Depression, N.Y. 1970, S. 213-35 und in D. A. Shannon Hg., The Great Depression, Englewood Cliffs 1960, S. 16-34; D. Kramer, The Wild Jackasses. The American Farmer in Revolt, N.Y. 1956, S. 222 ff., u. der Monographie von J . L. Shover, Cornbelt Rebellion: The Farmers' Holiday Association, Urbana 1965, S. 36 ff. 236 Die B erücksichtigung des Eigengewichts staatlicher Intervention unterscheidet den hier verwandten Arbeitsbegriff des „Organisierten Kapitalismus“ grundlegend von dem des „corporation capitalism“ (W. A. Williams), und graduell auch von dem des „political capitalism“ (G. Kolko), deren Durchbruch von den genannten Autoren ent­ sprechend früher datiert wird: bei Williams, Contours, S. 343 ff., der sich wesentlich auf die privaten Sektoren bezieht, bereits ab 1882; bei Kolko, Triumph, S. 57 ff., 255 ff., in den Progressivism. 237 Die Kolonialbehörden verfügten den ersten Stützungspreis (sixpence per Ib.) für Virginia-Tabak 1631; 1639 wurde die Produktionsmenge nach oben (1,2 Mio. Ib. für zwei Jahre) begrenzt, und es wurden Kontrolleure mit dem Recht zum Verbren­ nen eventueller Überschüsse eingesetzt. 1682 gab es in Virginia ein „riot“, weil die Assembly es trotz einer erheblichen Überproduktion von Tabak verabsäumt hatte, Anbaubeschränkungen zu beschließen. Aufgebrachte Tabakpflanzer aus Gloucester County schritten zur Selbsthilfe und vernichteten systematisch junge Tabakpflanzen in anderen Counties. Vgl. L. C. Gray, Agriculture, B d. 1, S. 261, 430; T. J . Werten­ baker, Virginia under the Stuarts, Princeton 1914, S. 232-38; Galbraith, American Capitalism, S. 155 f. 238 Zur Übersicht vgl. Lively, American System, S. 81-95. 239 Die tägliche Geldparitätenfestsetzung erfolgte im Herbst 1933 zeitweise durch­ aus willkürlich: J . M. B lum, Roosevelt and Morgenthau. Α Revision and Conden371 24· © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 163-166 sation of: F rom the Morgenthau Diaries, Boston 1972 (19591), S. 45 f.; Α. Μ. Schle­ singer, The Coming of the New Deal, Boston 1965 (19581), S. 241. Zum Kontext: J . F . T, O'Connor, The Banking Crisis and Recovery under the Roosevelt Administra­ tion, Chicago 1938, S. 80-83; H. Jaeger, Die Bankiers und Roosevelts New Deal, in: VSWG, Bd. 55, 1968, S. 214-56; V. Carosso, Washington and Wall Street. The New Deal and Investment Bankers, 1933-1940, in: BHR, Bd. 44, 1970, S. 425-45, bes. 425-32. 240 Vgl. B. D. Karl, Executive Reorganization and Reform in the New Deal, Cam­ bridge, Mass. 1963, S. 166 ff. 241 Vgl. dazu Puhle, Obergang, in: Winkler, Organisierter Kapitalismus, sowie Lösche, Arbeiterbewegung, u. H. Wollmann, Die Wohnungsbaupolitik des New Deal: Eine Fallstudie über die Grenzen der Sozialpolitik, beide in Winkler, Krise, S. 81 bis 106 u. 153-88. 242 Zur Stabilisierungsfunktion des New Deal vgl. B . J . B ernstein, The New Deal: Conservative Achievement of Liberal Reform, in: ders., S. 263-88; W. E. Leuchten­ burg, The New Deal and the Analogue of War, u. E. W. Hawley, New Deal und „Organisierter Kapitalismus“ in internationaler Sicht, in: Winkler, Krise, S. 9-39. 243 Darauf hat Harold Laski schon 1939 ausführlich hingewiesen: H. Laski, The American Presidency, N.Y. 1940, S. 12 ff. 244 Zur „Roosevelt Coalition“ vgl. S. Lubell, The Future of American Politics, N.Y. 19562, S. 29-60; C. N. Degler, American Political Parties and the Rise of the City, in: Journal of American History, B d. 51, 1964, S. 41-59. 245 Vgl. die Programmpunkte der Präsidentschaftskandidaten McGovern und Wallace und die demokratische Wahlplattform von 1972: . . . For the People, Platform of the 1972 Democratic National Convention, New Directions 1972-76 (Sonder­ druck aus dem Congrcssional Record), Washington 1972, S. 4 f., 9 f., 14, 17 f. 246 Vgl. die Analyse von R. M. Scammon u. B . J . Wattenberg, The Real Majority, N.Y. 1971, S. 64 f., 325 ff., 337 f. 247 Zum Gesamtkomplex vgl. F. Freidel, The New Deal in Historical Perspective, Washington 19652. 248 Vgl. die ausführliche Übersicht über die neuere Literatur von J . Womack, The Chicanos, in: NYR, B d. 19/3, 1972, S. 12-18. 249 Dazu jetzt vor allem Lösche, Industriegewerkschaften, S. 183 ff. 250 Dem Com B elt Committee hatten 24 verschiedene Farmerorganisationen ange­ hört, darunter die Farm B ureaus von Nebraska, Indiana und Iowa, der Kreis um „Wallaces' Farmer“, W. Hirths Missouri Farmers' Association und vor allem die Grup­ pen der Farmers' Union (FU), deren stärkste die aus Iowa war. Vgl. Shover, Corn­ belt Rebellion, S. 19 f. 251 Wallaces' Farmer and Iowa Homestead 58 v. 25 11. 1933, S. 5. Als die Streiks dann stattfanden, wertete Henry Wallace sie vorsichtig als eine aufgrund ihrer soli­ darisierenden Wirkung wichtige „Geste“ („ähnlich der B oston Tea Party“!), Des Moines Tribune, Aug. 19, 1932. 252 Die Iowa Farmers' Union hatte 1929: 10 063 Mitglieder, 1932: 9600. Präsident der nationalen FU war John Simpson (geb. 1871), ein ehemaliger Populist und enger Freund von Senator Eimer Thomas und Milo Reno. Eine 1942 durchgeführte Roper­ ümfrage hat deutlich gemacht, daß auch die Mitglieder der F ü überwiegend Far­ mer der oberen Einkommensklassen waren, also nicht Unterschiede des sozialen Sta­ tus, sondern eher die historisch-geographischen Differenzen (Great Plains gegenüber dem älteren, östlichen Mittelwesten) und aktuelle Krisenlagen die größere Radikalität der FU im Vergleich zur AFB F erklären. The Fortune Survey: Farmers II, in: Fortune, April 1943, S. 8.

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Anmerkungen zu Seite 166 253 Die Gründung der FHA hatte sich, ebenso wie vorher die der kurzlebigen Farmers' Protective Association, als notwendig erwiesen, da die FU in ihrer Gesamt­ heit aus Rücksicht auf die von ihr in großem Stil betriebenen Handelsgeschäfte nicht bereit war, den radikalen B asisprotest zu fördern (eine Erscheinung, die bei der AFBF freilich, noch viel stärker ausgeprägt war). Die größten Unternehmen der FU waren die FU Terminal Association of Minneapolis und die Farmers' National Grain Asso­ ciation (beide unter Leitung von Thatcher). An der Gründung der FHA Anfang Mai in Des Moines beteiligten sich vor allem die FU-Gruppen aus Iowa, Minnesota, Mis­ souri, Illinois, Montana, Wisconsin, Oklahoma und Nebraska. Der Gründungsaufruf setzte einen allgemeinen Farmstreik (oder: General Withholding Movement) ab 4. 7. 1932 für 30 Tage an (oder bis zur Abschaffung des Federal Farm Board und der Reali­ sierung des Cost of Production-Programms, das deutlich das inflationäre Glaubens­ bekennis jener Generation von Farmer-Funktionären im Mittelwesten widerspiegelt). Protokoll der Gründungsversammlung in Iowa Union Farmer, May 4, 1932; zur vor­ bereitenden Agitation vor allem Iowa Union Farmer (IUF), Febr. 10, 24, Mch. 9, 1932. Die FHA hatte Mitte 1933 ca. 4500 Mitglieder (Shover, S. 88). 254 Reno (geb. 1866) war trotz mancher volkstribunenhafter Züge keineswegs nur ein spätpopulistischer Demagoge, der gleicherweise gegen die „Ausbeuter“ und für „Property“ im traditionellen Sinn sowie für die Doppelwährung argumentierte, son­ dern ein gut bezahlter Manager und Agrarfunktionär, der sich auch auf das konkrete „Bargaining“ mit Politikern verstand und bis 1934 in der Regel ernster genommen wurde als etwa eine so schillernde und sprunghafte Figur wie Louisianas Senator Huey Long. B is zu seinem Tode am 5. 5. 1936 war er neben John A. Simpson einer der einflußreichsten Führer der Farmers' Union. Vgl. seine Artikel in: Des Moines Register v. 13.4.1931 und 27.1.1934; B . B liven, Milo Reno and His Farmers, in: New Republic, 77, Nov. 29, 1933; R. A. White, Milo Reno. Farmers' Union Pioneer, Iowa City 1941, S. 17 ff.; G. C. Fite, John A. Simpson: The Southwest's Militant Farm Leader, in; MVHR, Bd. 35, 1949, S. 563-84. 255 Dazu gehörte vor allem der berühmte „Cow War“ 1931 in Cedar County, Iowa (Hoovers engerer Heimat), in dem sich die Farmer gegen den obligatorischen Tbc-Test für Rinder auflehnten und ihr Widerstand mit Waffengewalt gebrochen wurde. Vgl. Shover, S. 28-33. 256 Der für den 4. Juli(!) 1932 angesetzte Streik wurde kurzfristig auf den August verschoben; am 11.8. begann der Milchstreik in Sioux City, am 25.8. kam es zu Zusammenstößen in Council B luffs, die der Führung der FHA entglitten. Zu den Ereignissen: Sioux City Journal, Aug. 10-15, 19, 22, 1932; Sioux City Tribune, Aug. 11, 15, 1932; M. Reno, The Farmers' Holiday Association's Strike, Radio Address v. 20.7.1932, in: McGovern, S. 162-70 und die zeitgenössischen Eindrücke bei D. R. Murphy (Nachfolger von Η. Α. Wallace als Herausgeber von Wallaces' F armer), The Farmers Go on Strike, in: New Republic 72, Aug. 31, 1932, S. 66 ff. und J . O. Babcock, The F arm Revolt in Iowa, in: Social F orces, Bd. 12, 1934, S. 369 ff.; Kramer, Jackas­ ses, S. 224 ff.; J . L. Shover, The Farmers' Holiday Association Strike, August 1932, in: AH, Bd. 39, 1965, S. 196-203. 257 Einerseits aufgrund der saisonbedingten Marktflaute, andererseits aufgrund der entscheidenden Bedeutung der (weit entfernten) zentralen Märkte (vor allem der Börse in Chicago) für die Preisbildung. Vgl. J . L. Shover, Depression Leiters from American Farmers, in: AH, Bd. 36, 1962, S. 163-68. 258 Zur Entwicklung in Nebraska: L. Harris (kommunistischer Funktionär), The Spirit of Revolt, in: CH, B d. 38, 1933, S. 425-27; Α. Ε. Sheldon, Land Systems and Land Policies in Nebraska, Lincoln 1936, S. 294-99; J . L. Shover, The F arm Holiday Movement in Nebraska, Nebraska History, Bd. 43, 1962, S. 57 ff.

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Anmerkungen zu Seite 166 259 In Woodbury County beteiligten sich 90 % der Farmer am Streik. An der nationalen Versammlung der FHA in Des Moines im März 1933 nahmen 3000 Dele­ gierte als Repräsentanten von 1 Mio. Farmern aus 16 Staaten teil. D. R. McCoy, Angry Voices. Left-of-Center Politics in the New Deal Era, Lawrence 1958, S. 31. Von außen kam Unterstützung von der AFL und den Railway B rotherhoods, während AFB F und Grange zur Zurückhaltung rieten. Sioux City Journal, Aug. 17, 18, 30, 1932; Des Moines Register, Aug. 30, 1932. 260 Dazu bes. Kramer, S. 228 ff., und Shover, S. 77 ff. Diese Solidarität hat auch die Geschäftswelt beeindruckt und sie - neben dem wohlverstandenen Eigeninteresse gegenüber dieser agrarischen „Revolution“ zur Vorsicht angehalten: „There must be legislation for the debtor classes(!). They must be able to pay what they owe, and we've got to relieve them. We've got a revolution on in this country from Pennsyl­ vania to Utah by farmers who will not allow foreclosure sales“ (Speaker Henry T. Rainey vor der Rochester Chamber of Commerce, N.Y. Times, Apr. 20, 1933, S. 3). Die Eastern Life Insurance Co., Gläubiger von ca. 42 % aller Farm-Hypotheken in Iowa, erklärte sich z. B. mit Zahlungsmoratorien einverstanden. (N.Y. Times, Jan. 31, 1933, S. 1; Febr. 1, 1933, S. 1). Berühmt wurden auch die sog. „Penny Auctions“, d.h. solidarische ErSteigerungen der zwangsversteigerten B etriebe für Pfennigbeträge: 1932 wurden 23 registriert, 1933: 117, 1934: 34, 1935 noch 13. Von den 76 Auktionen im Jan. und Febr. 1933 fanden 29 in Iowa, 10 in Nebraska, 12 in Minnesota, 6 in Illinois, 5 in Ohio und 4 in Kansas statt(Shover, S. 77). 281 B ei den Straßenblockaden und besonders den Ausschreitungen gegen Richter in Le Mars, Plymonth County, Ende 1933. N.Y. Times, Apr. 28, 1933, S. 1. Vgl. Anm. 237. 262 Gouverneur Olson von Minnesota dekretierte Ende Januar 1933 ein einjähriges Schuldenmoratorium (N.Y. Times, Febr. 1, 1933), das später vom Supreme Court mit 5 zu 4 Stimmen als „valid exercise of the policc power of the State in an emergency Situation and no violation of the constitutional prescription against legislative interference with private contracts“ interpretiert wurde (Home B uilding and Loan Asso­ ciation v. B laisdell, 290 US 251, 1934). Im März folgten sieben andere Staaten des Mittelwestens mit ähnlichen Teilregelungen, vor allem Nebraska; in Wisconsin wurden zeitweise Festpreise dekretiert; in Iowa wurde die Vermögenssteuer kurzfristig um 20 % gesenkt. 263 Auf der Gouverneurskonferenz am 9.9.1932 in Sioux City waren anwesend: Turner, Iowa; Green, South Dakota; Olson, Minnesota und Vertreter aus Ohio, Wis­ consin, Wyoming und Oklahoma. Auch Gouverneur Charles W. B ryan, Nebraska (der Bruder des ehemaligen populistischen Tribunen) ließ sich vorsichterweise vertreten. Shover, S. 51-54. Allein Floyd Olson (Minn.) war zu dem Embargo bereit. Das im Oktober 1933 von Gouverneur Langer für North Dakota dekretierte Weizenembargo wurde durch gezielte Preisstützungskäufe der Farm Credit Administration (Morgen­ thau) für die Wohlfahrtseinrichtungen (Hopkins) auf Weisung des Präsidenten aufge­ fangen. J . M. B lum, From the Morgenthau Diaries. Years of Crisis, 1928-1938, B o­ ston 1959, S. 57-60; V. L. Perkins, The AAA and the Politics of Agriculture: Agri­ cultural Policy Formulation in the Fall of 1935, in: AH, B d. 39, 1965, S 220-29, 225 f. Vgl. McCoy, S. 32 ff., 42 ff.; Saloutos u. Hicks, Populism, S. 443 ff. 264 B esonders zugespitzt hat sich dabei der Konflikt zwischen der NPL und den anderen Gruppen: A. C. Townley, der sich mit Hilfe der Farm Holiday News gegen Olson und Reno aufbauen wollte, wurde wegen korrupter Geschäftsführung hinausge­ worfen und verteufelte daraufhin die FHA als „kommunistisch“. Im Grabenkrieg in North Dakota unterstützte die FHA im Sommer 1932 Gouverneur Langer gegen Townley. In Wisconsin kam es zeitweise zur Zusammenarbeit der FHA mit den Ge­ werkschaften und dem Wisconsin Cooperative Milk Pool.

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Anmerkungen zu Seite 166-167 Farm Holiday News, Mdi. 22, 1933. Reno äußerte schon am 5. 1. 1933 gegenüber William Hirth (Mo.) die (zutref­ fende) Vermutung, daß Roosevelt mehr auf seiten des Domestic Allotment-Vlins stünde, wie ihn inzwischen auch die AFB F und die Grange propagierten. Noch Renos Biograph White, Milo Reno, S. 86, interpretierte (1941) das unklare Demokratische Parteiprogramm für die Landwirtschaft von 1932 fälschlicherweise als Cost of Produc­ tion-Konzept. 297 Hoover hatte 1928 noch in allen mittelwestlichen Staaten die Mehrheit bekom­ men, 1932 in keinem einzigen mehr, sondern nur noch in sechs vereinzelten, überwie­ gend städtischen Counties. Der traditionell Republikanische Nordwesten stimmte zu zwei Dritteln für FDR. Iowa und South Dakota wählten Demokratische Gouverneure; in Minnesota blieb Olson (Farmer-Labor) in North Dakota Langer (NPL) Gouver­ neur. Vgl. Robinson, Vote, S. 26, 28; ders., They Voted for Roosevelt. The Presidential Vote 1932-1944, N.Y. 1970 (19471), S. 89-93. 268 In Iowa stieg der Preisindex für landwirtschaftliche Produkte im Mai 1933 bereits um 10 Punkte (von 58 auf 68). Vgl. W. Davenport, Money in the Mailbox (Colliers v. 10.2. 1934) und W. Powell, Α. Τ. Cutler, Tightening the Cotton Belt (Harper's, F ebr. 1934), in: F . F reidel Hg., The New Deal and the American People, Englewood Cliffs 1964, S. 46 ff., 53 ff.; ferner das Ergebnis der Diss. von J . Korgan, Farmers Picket the Depression, Diss. Abstr. 22, Nov. 1961, S. 1601. 269 An dem von der F HA für den 21. 10. 1933 angesetzten Streik (für: Cost of Production, Hypothekenmoratorium, Silber-Inflation) nahmen am Ende nur rund 200 Farmer teil. Die neuen (anti-FHA) Law and Order Leagues, die zu Keimzellen der späteren (1935), gegen Renos Führung gerichteten Progressive Iowa Farmers' Union wurden, bekamen Zulauf. Vgl. Shover, S. 154, 164. 270 In Iowa besuchten bis November 1933 über 178 000 Farmer mehr als 1000 Ver­ sammlungen, um über das neue Corn-Hog-Programm der Regierung zu diskutieren. (Sioux City Journal, Dec. 13, 1933). Eine Umfrage des Des Moines Register unter Farmern in Iowa im November 1933 ergab 17 % Zustimmung zu den (die Farmer nur am Rande betreffenden) industriellen NRA-Gesetzen, 37 % Zustimmung zur Produk­ tionskontrolle in der Schweinezucht, 57 % Zustimmung für Mais-Kredite, aber 72 % Zustimmung zur Politik des Präsidenten „im allgemeinen“ (New Republic 77, Nov. 29, 1933, S. 63-65). 271 Zwei von drei B riefen, die Landwirtschaftsminister Henry A. Wallace in den ersten drei Monaten des Jahres 1933 bekam, favorisierten das radikale Cost of Produc­ tion-Schema. G. C. Fite, Farmer Opinion and the Agricultural Adjustment Act, 1933, in: MVHR, B d. 48, 1962, S. 656-73. Zeitweise spielte auch der von G. F. Warren (Cornell) propagierte Commodity Dollar eine Rolle. 272 Vgl. die Guttman-Skalierung der Senatsabstimmungen in J . L. Shover, Popu­ lism in the Nineteen-Thirties: The B attle for the AAA, in: AH, B d. 39, 1965, S. 17 bis 24, bes. 19 ff. Sehr kennzeichnend die Einlassung von Senator Ashurst (Arizona) gegenüber Henry Morgenthau, er sei im Glauben an die Silberwährung erzogen wor­ den und gedenke also die Frage ebensowenig mit jenem zu diskutieren wie Morgen­ thau die Frage seiner Religion(!). Zit. in: A. S. Everest, Morgenthau, the New Deal and Silver. A. Story of Pressure Politics, N.Y. 1950, S. 39; J . Gunther, Inside the U.S.A., N.Y. 1947, urteilte noch nach dem Zweiten Weltkrieg: „The silver bloc is one of the most efficient, sophisticated and ruthless in the nation“ (S. 183, auch 221). 273 Das von Raymond Moley überarbeitete Thomas-Amendment ermächtigte den Präsidenten, den Goldgehalt des Dollar herabzusetzen, Auslandsschulden bis zu 100 Mio. Dollar in Silber zu akzeptieren und den Kredit durch Ausgabe von 3 Mrd. Dollar in B anknoten auszuweiten (angenommen 64:20 im Senat). Die Frazier-B ill wurde M5

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375 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 167 daraufhin abgelehnt (vgl. N.Y. Times, Apr. 21, 1933, S. 1). Zur Diskussion vgl. Walla­ ces' Farmer and Iowa Homestead 57, Apr. 2, 1932, S. 3; J . P. Nichols, Silver Inflation and the Senate in 1933, in: Social Studies, B d. 35, 1934, S. 12-18; A. W. Crawford, Monetary Management Under the New Deal. The Evolution of a Managed Currency System. Its Problems and Results, Washington 1940, S. 95 ff.; A. S. Everest, S. 11 ff., 32 ff.; E. Feder, Farm Debt Adjustment During the Depression - the Other Side of the Coin, in: AH, Bd. 35, 1961, S. 78-81. 274 Die Hope-Norbeck B ill (ausgearbeitet von M. L. Wilson, J . D. B lack und M. Ezekiel) war 1932 abgelehnt worden. Im April 1933 wurde der Regierungsentwurf zunächst vom Senat (47 zu 41) mit dem Norris-Simpson-Amendment verabschiedet, das das USDA autorisierte, landwirtsdiaftliche Preise auf Cost of Production-Nivem zu fixieren. Da das Repräsentantenhaus, in dem die städtischen Wahlkreise stärker vertre­ ten waren, das Amendment mit 283 zu 109 ablehnte, zog der Senat es im Mai (mit 48 zu 33) zurück. N.Y. Times, Apr. 4, 1933, S. 2; Apr. 14, 1933, S. 1; May 4, 1933, S. 1; 5, S. 1; 10, S. 2; 11, S. 1. Der harte Kern der B efürworter des Cost of Production­ Amendments waren dieselben Senatoren, die auch für die Doppelwährung votierten. Vgl. die Skalierung bei Shover, Cornbelt Rebellion, S. 105. Zum Kontext: V. L. Per­ kins, Crisis in Agriculture. The Agricultural Adjustment Administration and the New Deal 1933, Berkeley 1969, S. 36 ff. 275 Eine ganze Reihe der Roosevelt-B erater, die sich später anderen Sektoren zu­ wandten, hatten sich ursprünglich mit Agrarfragen beschäftigt: Außer Η. Α. Wallace und Rexford G. Tugwell vor allem M. L. Wilson, W. J . Spillman, J . D. Black, M. Eze­ kiel, G. Warren, G. N. Peek, H. S. Johnson, B. Ruml, ehester C. Davis und besonders der Herausgeber des „American Agriculturalist“, Henry Morgenthau, der F DR schon als Gouverneur von New York beraten hatte (vgl. G. A. Slichter, F ranklin D. Roose­ velt's F arm Policy as Governor of New York, 1928-1932, in: AH, Bd. 33, 1959, S. 167-76, bes. 169 ff.). Zum Gesamtkomplex der von planenden Wissenschaftlern konzipierten Agrarpolitik des New Deal: R. S. Kirkendall, Social Scientists and F arm Politics in the Age of Roosevelt, Columbia, Mo. 1966, S. 42 ff. 276 In seiner agrarpolitischen Rede in Topeka, Ks. am 14.9.1932 (geschrieben vor allem von Wilson, Ezekiel und Tugwell) legte Roosevelt sich in ungewohnter Weise auf das Domestic Allotment-Saiemz fest, für das sich bis dahin lediglich die M. L. Wilson persönlich verbundene Montana Farm B ureau Federation, eine Reihe von Geschäfts­ leuten wie W. L. Stockton, Gerard Swope von General Electrics, Henry I. Harriman (Präsident der New England Power Association und der U.S. Chamber of Commerce), Robert E. Wood (Sears, Roebuck & Co.), Rogers (Prudential Insurance) und Vertreter zahlreicher Hypothekenbanken und Landmaschinenproduzenten, aber keine der großen Farmerorganisationen ausgesprochen hatten. Vgl. Kirkendall, S. 27—48; C. McFadyen Campbell, The Farm B ureau and the New Deal. Α Study of the Making of National Farm Policy 1933-1940, Urbana 1962, S. 51. Herbert Hoover wehrte sich in seiner Acceptance Speech seltsamerweise gleichzeitig gegen Subsidien für den - und büro­ kratische Kontrolle auf dem - Agrarsektor wie auch gegen den Domestic Allotment­ Plan. Vgl. Myers, The State Papers of Herbert Hoover, Bd. 1, S. 40, 70; Bd. 2, S. 259. Und FU-Präsident John A. Simpson schrieb an Roosevelt, der Domestic Allotment­ Plan sei „a U.S. Chamber of Commerce scheme to muddy the water“. G. C. Fite, John A. Simpson, The Southwest Militant Farm Leader, in: MVHR, B d. 35, 1949, S. 576. Auch die von der Weiterverarbeitungssteuer betroffenen Industriezweige waren gegen den Plan. 277 Über die Vorgeschichte der sog. „National Agricultural Conference“ vom 10. 5. 1933 und die Mittlerrolle der AFB F vgl. Campbell, 52 ff. sowie Ο. Μ. Kile, The Farm Bureau Through Three Decades, Baltimore 1948, S. 184 ff., u. W. R. Johnson, Na376 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 167-169 tional Farm Organization and the Reshaping of Agricultural Policy in 1932, in: AH, Bd. 37, 1963, S. 34-42. 278 Dazu gehören nicht nur die im engeren Sinne agrarpolitischen Maßnahmen: Agricultural Adjustment Act (und Gründung der AAA) v. 12. 5. 1933, die Errichtung der Farm Credit Administration (mit Morgenthau als Direktor) im Juni 1933, des Soil Erosion Service im Innenministerium im September, der Federal Surplus Relief Corporation und der Commodity Credit Corporation im Oktober 1933 und der Fra­ zier-Lemke Farm B ankruptcy Act von 1934 oder der B ankhead-Jones Act von 1935, der die Mittel für die Land Grant Colleges erhöhte, sondern auch die Rural Rehabilita­ tion-Programme der FERA und anderer Wohlfahrtseinrichtungen. Ausführlich die kri­ tische B estandsaufnahme in: E. G. Nourse u.a., Three Years of the Agricultural Ad­ justment Administration, N.Y. 1937, S. 32 ff., 78 ff. Zur internen Verwaltung S. 246 ff.; T. Saloutos, The New Deal and Farm Policy in the Great Plains, in: AH, B d. 43, 1969, S. 345-55; W. E. Leuchtenburg, Franklin D. Roosevelt and the New Deal, 1932-1940, N.Y. 1963, S. 137 ff.; A. M. Schlesinger, The Coming of the New Deal, Boston 1965, S. 55 ff. und die Kritik von G. Bouvard, L'Agriculture dirigée aux Etats­ Unis. Essai critique sur l'économie autoritaire, Paris 1935, S. 115 ff., 147 ff., 235 ff. 279 Zum Ausmaß der Kredite der verschiedenen Agenturen der Farm Credit Admi­ nistration vgl. Agric. Stat. 1952, S. 736. 280 Der ursprüngliche Plan stammte von W. J . Spillman und war von J . D. B lack, B. Ruml und M. L. Wilson modifiziert worden. Vgl. Spillman, B alancing the Farm Output, N.Y. 1927; (Wilson), The Voluntary Domestic Allotment Plan for Wheat, Food Research Institute, Stanford, Wheat Studies 9, 1932, S. 23-62. Zur Planungsper­ spektive bes. Nourse u.a., S. 24 ff., 115 ff., 217 ff., 386 ff., 420 ff.; zur Ertragslage der Betriebe S. 280 ff. Produktionskontrolle hieß im ersten Jahr auch Vernichtung der Ernte bzw. der Zuchtüberschüsse, worüber sich ζ. Τ. (wie im F all der abgeschlachteten Ferkel) die Öffentlichkeit erregte. Vgl. die Ergebnisse der Diss. von C. R. Lambert, New Deal Experiments in Production Control: The Livestock Program 1933-1935, Diss. Abstr. 23. Sept. 1962. S. 1000. 281 Vgl. die Zusammenfassung in J . D. B lack, Parity, Parity, Parity, Cambridge, Mass. 1942, S. 45-66, 110-62; zum Verhältnis zum Cost of Production-Programm: S. 171-87. Zur Stabilisierung der Einkommen nach 1933: R. F. Martin, Income in Agriculture 1929-1935, N.Y. 1936, S. 140. 282 B ureau Farmer 8, Jan. 6, 16, 1933; Febr. 24, 1933; Mch. 6, 23, 1933; O. Kile, The Farm Bureau Through Three Decades, S. 191 f.; vgl. auch: W. R. Johnson, Natio­ nal Farm Organization and the Reshaping of Agricultural Policy in 1932, in: AH, Bd. 37, 1963, S. 41. 283 Dagegen waren unter anderen die General Mills, American Institute of Food Distributors, Millers' National Federation, American Institute of Meat Packers, American Cotton Shippers Association, Cotton Textile Institute, American and National Cotton Manufacturers Association, Silk Association of America. Dagegen waren auch George Peek, Myers und Morgenthau; Henry A. Wallace schloß sich - wie vorher schon Tug­ well - zuguterletzt den B efürwortern an. N.Y. Times, Dec. 11, 15-18, 20, 22, 1932; Jan. 2, 3, 9, 12, 17, 20, 28, 30, 31, 1933; Febr. 7, 27, 1933. 284 R. Lord. Wallaces. S. 305: vel. auch Kirkendall, S. 27 ff., 57 ff. 285 Zur Entwicklung der Agrarbürokratie vgl.: Ρ. Η. Appleby, Big Democracy, N.Y. 1970 (19451), S. 11 ff., bes. 18 ff. 286 E. O'Neal, Radio Speech, Mch. 10, 1934, Ms. in RL PPF 1820 Agriculture, zit. nach Kirkendall, S. 93. 287 In den meisten Fällen fungierten auf dem Lande die erprobten County Agents der Farm B ureaus als Sekretäre oder B erater der neuen County Committees, von de377 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 169 nen es bereits 1934 über 4200 gab, davon 1450 in den Weizengebieten. Kirkendall, S. 92; Campbell, S. 103 ff., 122 ff.; Kile (1948) S. 197 ff.; Nourse u. a., S. 115 ff., 123 ff., 217 ff., 239 ff.; T. Saloutos, The American Farm B ureau Federation and Farm Policy: 1933-1945, in: SWSSQ, B d. 28, 1948, S. 313-33, bes. 316 ff.; ders., The Farmer's New Deal, in: CH, B d. 26, 1954, S. 99-104; ders., Edward A. O'Neal: The Farm B ureau and the New Deal, in: CH, B d. 28, 1955, S. 356-61, bes. 358 f. 288 Urteil zum Fall Hoosac Mills v. 6. 1. 1936. Die AAA-Gesetzgebung wurde daraufhin durch den Soil Conservation and Domestic Allotment Act v. 29. 2. 1936 kurzfristig umgestellt auf das Motiv der B odenkonservierung, das auch dem zweiten Agricultural Adjustment Act vom 16. 2. 1938 zur B egründung diente. U.S. v. B utler et al., 197 US 1, 1936. Vgl. die Diskussion in: P. Murphy, The New Deal Agricultural Problem and the Constitution, in: AH, B d. 29, 1955, S. 160-69; Leuchtenburg, FDR, S. 170 ff. u. W. P. Adams, Krise des amerikanischen Konstitutionalismus: Der New Deal vor Gericht, in: Winkler, Krise, S. 189-215. 289 Reclamation, d. h. der Einbezug neuen Landes in die landwirtschaftlichen B e­ triebsflächen, der vorher die Produktion in der Regel noch zusätzlich stimuliert hatte, wurde seit 1933 eng mit der Stillegung verbrauchten Landes (Submarginal Land) ge­ koppelt. Die Regierung faßte den grundsätzlichen Entschluß, nach Möglichkeit pro Dollar für die Reclamation auch einen Dollar zum Ankauf von verbrauchtem Land auszugeben. Am 28. 12. 1933 autorisierte die Public Works Administration (PWA) erstmals die Federal Employment Relief Administration (FERA), für 25 Mio. $ Land anzukaufen. Der Taylor Grazing Act von 1934 zog jene Flächen aus dem Verkehr, die keine „Farm Family“ mehr ernähren konnten. Darüber hinaus bemühten sich das Na­ tional Planning B oard und das National Land-Use Planning Committee, in Zusammen­ arbeit mit dem Extension Service und den County Committees, also wesentlich den Farm B ureaus, die B odenpolitik und die Produktionskontrollen aufeinander abzustim­ men. Auf die Differenzen zwischen M. L. Wilson und Innenminister Ickes kann hier nicht weiter eingegangen werden. Wallace an Attorney General Cummins, Oct. 5, Cummins an Ickes, Oct. 5, Ickes an Wallace, Oct. 11, 1933, NA RG 16 (Secr. of Agriculture); P. Hooker, Chronology of the Land Utilization Program, 1914, NA RG 96 (Resettlement Administration u. Farm Security Adm.); vgl. auch Kirkendall, S. 74 f. 290 Zusätzlich zu den Maßnahmen der bisherigen AAA sah der Ever Normal Gra­ nary-Plan Überschuß- und Marktregulierung durch vermehrte Lagerkredite und Fest­ legung von Marktquoten (mit Zustimmung von 2/3 der am Programm beteiligten Far­ mer) vor, also eine Verbesserung der Möglichkeit, die Produktenpreise künstlich hochzu­ halten, die von der AFB F enthusiastisch begrüßt wurde. H. A. Wallace, Α Defense of the New Deal F arm Program, in: H. Zinn Hg., The New Deal Thought, Indianapolis 1966, S. 232-39; Kile, S. 227 ff. und 236 ff. (bes. zur engen Koordination der Planung mit der AF BF ); M. S. Eisenhower u. R. J . Kimmel, Old and New in Agricultural Orga­ nization, in: USDA, F armers, S. 1125-37. 291 Auf dieses Sonderproblem kann hier nicht näher eingegangen werden. Vgl. Kile, S. 247-53; D. E. Lilienthal, TVA. Democracy on the March, Chicago 1966 (19441), bes. S. 77 ff., 138 ff.; P. Selznick, TVA and the Grass Roots. Α Study in the Sociology of F ormal Organization, N.Y. 1966, S. 19 ff., 47 ff., 117 ff., 264 ff. 292 H. A. Wallace, S. 237. Vgl. auch Wallaces Idealisierung der F armer als „6 000 000 competing units in a world of corporate organizations and increasing indu­ strial control“, die die Wirklichkeit längst nicht mehr traf (S. 236); ferner die program­ matische Abhandlung des damaligen USDA-Funktionärs Rensis Likert, Democracy in Agriculture - Why and How?, in: USDA, Farmers, S. 994-1002. 293 B ei den Abstimmungen der beteiligten Produzenten entschieden sich im Mai

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Anmerkungen zu Seite 169-170 1935 über 404 000 von über 466 000 Farmern (86,7 %) für die Fortsetzung der Produk­ tionskontrolle für Weizen; beim Programm für Mais und Schweinezucht (Corn-Hog) waren es im Oktober 1934 67 %; 1935 über 85 %. USDA, AAA, Agricultural Adjust­ ment 1933 to 1935, Washington 1936, S. 176. Vgl. auch R. E. Martin, The Referendum Process in the Agricultural Adjustment Programs of the United States, in: AH, Bd. 25, 1951, S. 34-47. Eine gewisse Ausnahme machten bestimmte neue Typen von Genos­ senschaften: vgl. E. A. Foster u. H. A. Vogel, Cooperative Land Use Planning - Α New Development in Democracy, in: USDA, Farmers, S. 1138-56. 294 Der erste Reciprocal Tariff Act wurde 1934 verabschiedet, die Außenhandelspo­ litik nach 1937 intensiviert. Vgl. Campbell, S. 152 ff., und das Resumée von L. A.Whee­ ler, Reciprocal Trade Agreements - Α New Method of Tariff Making, in: USDA, Far­ mers, S. 585-95. 295 Die Rural Electrification Administration wurde im Mai 1935 eingerichtet. Vgl. H. S. Persons, The Rural Electrification Administration in Perspective, in: AH, Bd. 24, 1950, S. 70-89. 296 Das School Lunch-Program der F ERA wurde 1935 eingerichtet, der F ood Stamp Plan (für B edürftige) 1939; seit April 1934 gab es bereits verschiedene Rural Rehabili­ tation-Programme der FERA, die eng mit der Federal Surplus Relief Corporation zu­ sammenarbeitete. Vgl. J . S. Davis, Wheat and the AAA, Washington 1935, S. 239-63. 297 Vgl. C. B . Cowing, Populists, Plungers, and Progressives. Α Social History of Stock and Commodity Speculation 1890-1936, Princeton 1965, S. 264 ff., bes. 271-73. 298 So z. Β. mit Hilfe La Guardias im Geschäft gegen die Wages and Hours B ill im Juni 1939 (Campbell, S. 116-21). 299 Saloutos u. Hicks, Populism, S. 532-34. 300 Vgl. die Erinnerung des Leiters des Programms R. G. Tugwell, The Resettlement Idea, in: AH, Bd. 33, 1959, S. 159-64, bes. 161. 801 Dazu überzeugend erst die neueren Interpretationen von D. H. Grubbs, Gard­ ner Jackson, That „Socialist“ Tenant Farmers' Union, and the New Deal, in: AH, Bd. 42, 1968, S. 125-37, bes. 126 f.; ders., Cry from the Cotton. The STFU and the New Deal, Chapel Hill 1971, S. 30 ff., 58, 75, u. Conrad, The Forgotten Farmers, S. 83 ff. Die Charakterisierung der STFU als durchweg sozialistisch ist zweifellos einseitig: so M. S. Venkataramani, Norman Thomas, Arkansas Sharecroppers and the Roosevelt Agricultural Policies, 1933-1937, in: MVHR, B d. 47, 1960, S. 225-46 u. J . Auerbach, Southern Tenant Farmers: Socialist Critics of the New Deal, in: Labor History, B d. 7, 1966, S. 3-18. B esser: Leuchtenburg, FDR, S. 137 f. u. Schlesinger, Coming, S. 377 ff. Zur Vorgeschichte der „Wobblies“: M. Dubofsky, We Shall B e All. Α History of the Industrial Workers of the World, Chicago 1969, bes. S. 146 ff., 359 ff. 302 Conrad, S. 140 ff., 177 ff. 303 Entlassen wurden u. a. Jerome F rank, F rancis Shea, Lee Pressman und Gardner Jackson, indirekt auch Frederick Howe, nicht jedoch Alger Hiss und Paul Appleby. Die Initiative lag mit der Rückendeckung von Minister Wallace und Roosevelt vor allem bei Chester C. Davis. R. G. Swing, The Purge of the AAA, The Nation 140, Febr. 1935, S. 216 f.; Conrad, S. 117, 123 ff., 135-53, bes. 139 ff.; Kirkendall, S. 100-03, 152, 182 u. B. Sternsher, Rexford Tugwell and the New Deal, New B runswick 1964, S. 194 ff. Sehr unvollständig dagegen: Lord, Wallaces, S. 404 f. und Schlesinger, Co­ ming, S. 77 ff. 304 Tugwell war einer der prononciertesten B efürworter intensiver Planung und sozialreformerischer Programme, auf den sich AFB F, konservative Presse und Kon­ gressausschüsse zunehmend eingeschossen hatten. Vgl. R. G. Tugwell, The Democratic Roosevelt, Baltimore 1969 (19571), S. 413 ff. Tugwells Nachfolger wurde M. L. Wilson. 305 R. G. Tugwell, The Progressive Task Today and Tomorrow, Rede vom Okt. 379 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 170 1935 in Los Angeles, Vital Speeches II, Dec. 2, 1935, S. 130-35; ders., Is a Farmer­ Labor Alliance Possible?, in: Harper's Magazine, Bd. 174, 1937, S. 651-61. 306 Kirkendall, S. 124, 101, 103 f.; Wallace Press Conference Febr. 8, 1934, NA RG 16. 307 Zur Verteilung: Anzahl in Tausend USA insgesamt Farmer, Manager und Pächter - dav. Pächter - dav. n. w. Landarbeiter

1930

1940

6 032 2 664 710 4 290

5 362 2 361 517 3 632

Süden Farmer, Manager und Pächter - dav. n. w. - dav. Pächter - dav. n. w. - dav. Croppers - dav. n. w.

3 224 882 1791 699 776 393

3 007 680 1 449 507 541 299

(dav. n. w. = davon “non-white“) Hist. Stat., S. 75, 77, 278. Die Pächter (verschiedener Größenordnungen) machten durchweg 25 % der landwirt­ schaftlich tätigen B evölkerung aus. Armut war aber nicht nur an den Pachtstatus ge­ bunden. Interessante Aufschlüsse gibt eine Ermittlung der Einkommen von 1935/36: Das Durchschnittseinkommen einer Familie betrug in diesem Jahr in den USA insge­ samt 1781 $, in den Städten 2064 $, auf dem Land (ohne Landwirtschaft) 1607 $, für Farmer nur 1259 $. Fast zwei Drittel aller Farm-Familien lagen jedoch nodi unter diesem Durchschnitt: 3,8% verdienten weniger als 250 $, 13,9% zwischen 250 und 500 $, 18 % zwischen 500 und 750 $, 16,6 % zwischen 750 und 1000 $, 12,8% zwischen 1000 und 1250 %. 9,8% verdienten zwischen 1250 und 1500 $; mehr als 1500 $ im Jahr verdienten nur 25,1 % der Farm-Familien. Sozialhilfe­ empfänger (Relief Families) wurden dabei nicht mitgezählt, National Resources Committee, Consumer Incomes in the United States, Their Distribution in 1935-6, Washington 1938, S. 23, 25. Die Landarbeiter machten in den 30er Jahren regio­ nal verschieden zwischen 35 und 55 %› der landwirtschaftlich tätigen B evölkerung aus (in California 53 % ) ; hinzu kommen noch ca. 5 % Wanderarbeiter. Der Durchschnittslohn der Landarbeiter betrug 1935/6 zwischen 125 und 347 $ im Jahr (Hist. Stat., S. 75, 77, 278). Vgl. die beiden im Juni 1933 erschienenen Studien des Social Science Research Council, N.Y. (J. D. Black Hg.), Nr. 16: Research in Farm Labor; Nr. 17: Research in Social Psychology of Rural Life; J . D. Black, Economics for Agriculture, Cambridge, Mass, 1959, S. 205-50; H. Schwartz, Seasonal Farm Labor in the U.S., N.Y. 1945. Einflußreich wurden die Schilderungen von J . Steinbeck, Dubious B attle in California, N.Y. 1936; ders., The Grapes of Wrath, N.Y. 1939, und C. McWilliams, Factories in the Field, B oston 1939; ders., I11 Fares the Land, Boston 1941 (bes. S. 352-90). Neuere Studien betonen die Kontinuität der Situation und Verschärfung der Klassenspannun­ gen, vor allem in California, bis in die 50er Jahre hinein: L. J . Ducoff, Farm Laborers, 380 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 170-171 in: C. Taylor u. a., Rural Life in the U.S., N.Y. 1949, S. 284-91; A. Morin, The Orga­ nization of Farm Labor in the U.S., Cambridge, Mass. 1952, S. 18 ff.; U.S. Dept. of Labor, Farm Labor Fact B ook, Washington 1959, S. 65 ff., 109 ff., 153 ff.; zu den Ein­ kommensverhältnissen S. 177-94; G. .K B owles, The Current Situation of the Hired Farm Labor Force, in: C. E. B ishop Hg., Farm Labor in the United States, N.Y. 1967, S. 19-40. 308 W. R. Amberson, Damn the Whole Tenant System, in: H. Zinn, S. 239—43, bes. 239 f. 309 In den Jahren zwischen 1928 und 1930 hatte die wesentlich von mexikanischen Sinarquisten organisierte South Californian Mexican Union zu punktuellen Streiks auf­ gerufen. Die kommunistische Cannery and Agricultural Workcrs Industrial Union League (gegr. 1930) bestand bis 1934. Die 1937 von dem CIO inspirierte United Can­ nery, Agricultural, Packing and Allied Workers of America (UCAPAWA) wurde durch den Zerfall des CIO geschwächt und Anfang der 40er Jahre von den Associated Far­ mers, der Organisation des kalifornischen agribusiness, zerschlagen, „to protect agricul­ ture from subversive groups“. AF-Präsident Samuel Parker Frisselle im Hearing des National Labor Relations B oard (NLRB ). NLRB , Pt 49, 17 938, 17 945, Pt 55, 20 277; J . S. Auerbach, Labor and Liberty. The LaFollette Committee and the New Deal, Indianapolis 1966, S. 183 f., 186; S. C. Sufrin, Labor Organization in Agricultural America, 1930-1035, in: American Journal of Sociology, B d. 43, 1938, S. 544-49; R. E. Burke, Olson's New Deal for California, B erkeley 1953, S. 31-38, 48; S. Jamieson, Labor Unionism in American Agriculture, U.S. Dept. of Labor, B LS B ull. 836, Wa­ shington 1945, S. 1, 27, 31, 38; Grubbs, Cry from the Cotton, S. 162-92. 310 Nach fehlgeschlagenen Versuchen in der National Farm Labor Union (NFLU), National Agricultural Workers Union (NAWU) und dem der AFL-CIO angeschlos­ senen Agricultural Workers Organizing Committee (AWOC) gründete Cesar Chavez 1962 die erste Gruppe der United Farm Workers (UFW). Andere Gruppen um Rejes López Tijerina, Thomas McCullogh, Fred Van Dyke und Ernesto Galarza schlossen sich an. Zur Geschichte der UFW vor allem J . London u. H. Anderson, So Shall Ye Reap. The Story of Cesar Chavez and the Farm Workers Movement, N.Y. 1971 (19701), S. 39 ff., 115 ff., 141 ff., 167 ff. Ferner P. Matthiessen, Sal si puedes. Cesar Chavez and the New American Revolution, N.Y. 1971 u. M. Day, Forty Acres. Cesar Chavez and the Farm Workers, N.Y. 1971. 311 Roosevelt an Η. Α. Wallace, Nov. 16, 1936, RL OF 1650, zit. bei Kirkendall, S. 126. 312 Report of the President's Committee, F arm Tenancy, Washington 1937. Bemer­ kenswert war die F eststellung, daß Eigentum allein nicht vor Elend schütze. NRC, Farm Tenancy, B d. 4, S. 3-20; S. B aldwin, Poverty and Politics. The Rise and Decline of the Farm Security Administration, Chapel Hill 1968, S. 362 f. 313 Tugwell sah in dem Gesetz „einen der zwei bemerkenswerten“ Erfolge der Re­ gierung im Jahre 1937. Für McConnell stellt es „die größte Neuerung in der Agrarpoli­ tik seit dem Homestead Act“ und den „vielleicht einzigen entscheidenden Versuch in der Geschichte der USA“ dar, „das Problem der Armut auf dem Lande anzupacken“. Der Anteil der Neger am Programm der FSA entsprach erstmals fast ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung. Tugwell, Roosevelt, S. 435; McConnell, Decline, S. 112; Myr­ dal, B d. 1, S. 274 f. 314 Für 1938 wurden 10 Mio. $ zur Verfügung gestellt, 1939: 25 Mio.; danach soll­ ten es jährlich 50 Mio. $ sein. Im wesentlichen beabsichtigte man, Kredite (zu 3 % Zinsen bei einer Laufzeit von bis zu 40 Jahren) an bedürftige Pächter auszugeben; bis Juni 1939 wurden von den 146 000 Anträgen nur 6180 bearbeitet (Kirkendall, S. 130). Zwischen 1935 und 1946 trugen Resettlement Administration und FSA insgesamt etwa 381 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 171-172 2 Mrd. zur „Rehabilitierung“ von 0,9 Mio. Familien bei (J. G. Maddox, The Farm Security Administration, Ph. D. Diss. Harvard Univ. 1950, MS, S. 79 ff.). 315 Vgl. R. S. Kirkendall, The Great Depression: Another Watershed in American History, in: B raeman u. a., Changes, S. 145-89, bes. 161. 316 F. Freidel, The New Deal vs. B ourbonism, in: ders., FDR and the South, B aton Rouge 1965, S. 34-70, bes. 64. 317 Wichtigster Fürsprecher der B aumwollinteressen im Senat war John H. B ank­ head (sein B ruder William B . war seit 1936 Sprecher des Repräsentantenhauses). Als Senator B yrd (Va.) 1940 vorschlug, die betrieblichen Subventionen aus den verschiede­ nen Mitteln der AAA auf jährlich 5000 $ zu beschränken, erhob sich ein Sturm der Entrüstung unter den B aumwollinteressenten, denen selbst eine Erhöhung der Grenze auf 50 000 $ noch zu wenig war. Zu diesem Komplex Freidel, New Deal vs. B ourbo­ nism, S. 62 f., 65 f. 318 Zu den Leistungen der Farmers' Home Administration: Agric. Stat. 1952, S. 747 bis 750; 1966, S. 521-24. 319 Vgl. Kirkendall, Social Scientists, S. 150 ff., 193 ff.; Maddox, S. 480 ff.; McConnell, S. 97 ff., 112 ff., 127 ff.; S. B aldwin, Poverty and Politics, S. 325 ff., 365 ff., 383; Saloutos, in: CH, B d. 28, 1955, S. 356-61, bes. 360 f. Aus der Sicht der AFB F: Kile (1948) S. 264-73. 320 So verfügten die zehn wichtigsten autonomen Organisationen der US-Landwirt­ schaft noch im Haushaltsjahr 1962 selbständig über 5,6 Mrd. % von insgesamt 6,7 Mil­ liarden $ Ausgaben des USDA; hinzu kamen noch 5,8 Mrd. $ Kredite. T. Lowi, How the Farmers Get What They Want, in: The Reporter, Nr. 30 v. 21.5. 1964, S. 35 f. 321 Zur kontroversen Interpretation vgl. vor allem Freidel, New Deal in Historical Perspective; die B eiträge in: E. C. Rozwenc; Α. Α. Ekirch, Ideologies and Utopias. The Impact of the New Deal on American Thought, Chicago 1969; B. J . Bernstein, The New Deal: The Conservative Achievement of Liberal Reform, in: ders., S. 263-88 und neuerdings R. Radosh, The Myth of the New Deal, in: Radosh u. Rothbard, Le­ viathan, S. 146-87, u. P. Lösche, Revolution und Kontinuität. Zur Auseinanderset­ zung um den New Deal in der amerikanischen Geschichtswissenschaft, in: D. Kurze Hg., Fs. f. H. Herzfeld, B erlin 1972, S. 121-53, sowie die dort angegebene Lit. 322 Die B randeisschen Ideen erlebten vor allem im sog. „zweiten“ New Deal nach 1935 (ein nicht sehr glücklicher Terminus) vorübergehend eine Renaissance. Vgl. Schlesinger, The Politics of Upheaval, B oston 1966 (19601), S. 385 ff.; Leuchtenburg, FDR, S. 143 ff. 323 Die Agricultural Marketing Acts von 1938, 1941 und 1942 setzten die „Paritä­ ten“ auf über 90% fest; zwischen 1941 und 1949 betrugen sie faktisch jeweils über 100%. Partielle Erleichterungen für die Konsumenten, wurden durch verstärkte staatliche Subventionen abgefangen (B rannan-Plan 1948). Der Agricultural Marketing Act von 1954 setzte die Paritäten erst zwischen 82,5 und 90 % und 1955 auf 75 bis 90 % fest. Zur Funktion der New Deal-Politik vgl.: Nourse u. a., S. 449 ff.; P. Douglas, Control­ ling Depressions, N.Y. 1935; A. C. B unce, Economic Nationalism and the Farmer, Arnes 1938, S. 20 ff.; E. G. Nourse, Government in Relation to Agriculture, Washing­ ton 1940; die kritischen Beiträge von R. G. Tugwell in: WPQ, Bd. 1, 1948, S. 373-85; Bd. 3, 1950, S. 390-427; B d. 4, 1951, S. 295-312 u. 469-86; B d. 5, 1952, S. 274-89 u. 483-503; Cowing, S. 264 ff.; McConnell, S. 66. ff.; Kirkendall (S. 255 ff.) betont die „business values“ der Agrarpolitik; ders., in: B raeman u. a., S. 155 ff., bes. 156 f.; B ern­ stein, S. 267 ff.; P. .K Conkin, The New Deal, N.Y. 1967, S. 41 ff. Leuchtenburgs Ver­ gleich der New Deal-Politik mit dem Merkantilismus (FDR, S. 87) verkennt allerdings die Differenz zwischen Entwicklungs- und Stabilisierungsfunktionen der Staatsinter­ vention. 382 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 172-174 324 Vgl. Campbell, S. 156 ff. und die Ergebnisse der Diss. von W. M. Smith, Reac­ tions of Kansas Farmers to the New Deal Farm Program, Diss. Abstr. 21, May 1961, S. 3443 f. Die konservative Koalition war weder einig, noch hatte sie ein gemeinsames Programm. Dazu ausführlich: J . T. Patterson, Congressional Conservatism and the New Deal. The Growth of the Conservative Coalition in Congress, 1933-39, Lexing­ ton, Ky. 1967, S. 188 ff., 339 ff. 325 Das Ergebnis einer Roper-Umfrage vom April 1943 macht den stärkeren Orga­ nisationsgrad der größeren und besser situierten Farmer sehr deutlich. Auf die Frage, welcher Farmerorganisation sie angehörten, antworteten aus einem nationalen sample von Farmern:

% Keine Farm B ureaus Grange FU „Special“

insges. 70,5 17,7 3,4 2,2 4,7

nach ökonomischem Status: ,, High“ „Medium“ 49,8 70,9 30,2 17,9 4,6 4,2 5,8 0,9 9,2 4,3

„Low“ 86,7 6,3 2,1 0,9 1,8

H. Cantril Hg., Public Opinion 1935-1946, Princeton 1951, S.S. Zu den anderen An­ gaben vgl. die Ergebnisse der Gallup- und Roper-Umfragen ebd., S. 5-7, 672. 326 Zum Mittelwesten vgl. R. B . Nye, Midwestern Progressive Politics. Α Histo­ rical Study of Its Origins and Development 1870-1958, N.Y. 1965 (19591), S. 354-62. 327 Vgl. J . C. Carey, The F armers' Independence Council of America, 1935-38, in: AH, Bd. 35, 1961, S. 70-77; G. Wolfskill, The Revolt of the Conservatives: Α Hi­ story of the American Liberty Leaeue, 1934-1940, Boston 1962. 328 H. Puro, The Class Struggle in the American Countryside, in: The Communist, Bd. 12, 1933, S. 547-55 (fordert dazu auf, „to educate the American F armer toward the ,American October Revolution' “); ders., Speech at the Extra. Conference of the Communist Party, July 7-10, 1933, ebd., Bd. 12, 1933, S. 880-83. Vgl. auch die Erinnerungen der Parteiagitatorin Ella Reeve Bloor, We Are Many, N.Y. 1940. 329 Zu dieser „Zelle“ gehörten zeitweise Harold Ware (der Sohn von Ella Reeve Bloor, der nach 1920 in der Sowjetunion für Lenin gearbeitet hatte), Lern Harris und Harry Lux (ehem. Mitglied der IWW). Der zuständige „Kontrolleur“ war Gerhard Eisler. Zum ideologischen Hintergrund der Krestintern-Tätigkeit in den USA vgl. u. a. W. I. Lenin, Das Agrarprogramm der Sozialdemokratie in der ersten russischen Revo­ lution von 1905/1907, in: ders., Werke, B d. 13, B erlin 19704, S. 235-38. Eine kriti­ sche Gegenüberstellung der Fakten und der späteren Aussagen von Whittaker Cham­ bers von 1948 findet sich in: E. Latham, The Communist Controversy in Washington. From the New Deal to McCarthy, Cambridge, Mass. 1966, S. 101 f. Vgl. auch S. Lens, The Futile Crusade. Anti-Communism as American Credo, Chicago 1964, S. 41 ff. 330 E. B rowder, Report of the Political Committee to the Twelfth Central Com­ mittee Plenum, Nov. 22, 1930, in: The Communist, Bd. 10, 1931, S. 17 f. 331 B rowder, der später im Wahlkampf von 1936 nur gegen Landon, aber nicht ge­ gen Roosevelt auftrat, wurde allerdings erst 1945 gestürzt, und auch das erst nach einer scharfen Intervention von Jacques Duclos aus Frankreich. W. Z. Foster, Ge­ schichte der kommunistischen Partei der Vereinigten Staaten, B erlin 1956, S. 473, 478, 618-23. Zur Kommunistischen Partei im industriellen Sektor vgl. Lösche, Industriege­ werkschaften, S. 155-73.

383 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen z» Seite 174-175 332 An der Washingtoner Farmers' National Relief Conference vom 7. bis 10. 12. 1932 nahmen Vertreter von 33 Organisationen aus 26 Staaten teil; die zweite FNR-Conference fand im November 1933 in Chicago statt. Innerhalb des besonders in Nebraska agitierenden FNCA bildete neben einem (von Townley gegen Reno auf­ gebrachten) Flügel der FHA besonders die United Farmers' League einen eigenen Block mit ca. 1500 bis 3000 Mitgliedern. Präsident der United Farmers' Protective Association (Pa.) war Anton A. Rosenberg (Na.), Generalsekretär der kommunistische Funktionär Lern Harris. Das von der FNCA unter der Leitung von Lern Harris und Henry Puro (ZK der KP) herausgegebene Farmers' National Weekly zählte im Juni 1933 insgesamt nur 1100 Abonnenten, vornehmlich in North Dakota, Iowa und Nebraska. Die auf der FNR-Conference in Chicago aufgestellte B ehauptung, es gebe in den USA 109 885 kommunistische Farmer, läßt sich durch nichts belegen und scheint weit übertrieben zu sein. Vgl. vor allem Shover, Cornbelt Rebellion, S. 65-76, 132, 176 f. 333 Im Oktober 1934 arbeitete das FNCA in Minnesota eng mit der dortigen FHA-Gruppe und der FU um John B osch zusammen. Im Frühjahr 1935 beschloß das ZK der KP, in diesem Staat eng mit der herrschenden Farmer-Labor-Party, der FU und der FHA zusammenzuarbeiten; im August 1935 sprach sich B rowder, jetzt sogar abgedeckt durch die neue Komintern-Strategie, für eine Farmer-Labor-Volksfront aus; im Januar 1936 lobte das Farmers' National Weekly erstmals die AAA der Regierung, weshalb die Reste der radikalisierten FHA den Kommunisten trotz der Übereinstim­ mung im Programm die Zusammenarbeit aufkündigten. Daily Worker, Febr. 7, 1935; Farmers' National Weekly, Oct. 17, Dec. 20, 27, 1935; Jan. 24, 2936. 334 Das Agrarprogramm der KP wie der FNCA war weitgehend mit den Forderun­ gen des radikalen Flügels der FU und der FHA identisch, die später auch Father Coughlin für den Wahlkampf von 1936 übernahm: staatlich kontrolliertes Cost of Production-Schcma für die Landwirtschaft und Restriktion für B anken und Trusts. Vgl. das Protokoll der zweiten FNR-Conference in Chicago, Nov. 1933, Flugblatt. 335 Dazu die Studie von S. M. Lipset, Agrarian Socialism, B erkeley 19594, S. 123, 165-69. 336 Von den 408 Delegierten der zweiten FNR-Conference waren 75 % Eigentü­ mer (in der United Farmers' League sogar 80%); 64,6% der vertretenen B etriebe wiesen Gesamtinvestitionen zwischen 5000 und 20 000 $ auf, nur 19,7 % unter 5000 S, dagegen 15,7 % über 20 000 $. 19 % (vor allem in den Weizenregionen) partizipierten am AAA-Programm. 149 Delegierte gehörten auch anderen Farmerorganisationen an, davon 43 der FHA und 46 der Grange, FU und sogar der AFB F. Hypothekenschulden hatten dagegen 88 %; 60 % hatten im Vorjahr ohne Gewinn gearbeitet. Auswertung der Fragebögen der Conference bei Shover, S. 176; vgl. auch C. P. Loomis u. J . A. Beegle, The Spread of German Nazism in Rural Areas, in: American Sociological Review, Bd 11, 1946, S. 724-34 und J . Mandel, The Effects of Class Consciousness and Politi­ cal Sophistication on Working Class Authoritarianism, MA Thesis, Dept. of Sociology, Berkeley 1964, MS, S. 65. 337 Darüber weiter unten. 338 Diese B ewegung, zu der viele FHA-Mitglieder gehörten, war am stärksten im nordwestlichen Iowa, besonders in O'B rien County, also im Umkreis jener Region, in der es 1932 mit zu den größten Gewalttätigkeiten gekommen war. Der Anführer der Bewegung, Lester P. Barlow (ehemals NPL), der im Wahlkampf von 1932 noch für FDR eingetreten war, sich aber (ähnlich wie Huey Long und Father Coughlin) bereits im Mai 1933 von ihm abwandte, hatte schon 1931 einen Plan empfohlen, durch Ver­ fassungsänderung das Vermögen jedes Amcrkaners auf maximal 0,5 Mio. 8 zu be-

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Anmerkungen zu Seite 175-176 grenzen(!) L. S. B arlow, What Would Lincoln Do?, Stamford 1931, S. 56-138, 159-75. 339 „We are at the crossroads: one road heads toward fascism, the other toward communism. I take the road toward fascism.“ (Father Coughlin in einem Interview mit dem langjährigen Milo Reno-Mitarbeiter Dale Kramer, in: National Farm Holiday News (NFHN), Sept. 25, 1936). 340 Coughlin hielt am 3. 5. 1934 auf der FHA-Generalversammlung in Des Moines die eindrucksvolle Rede: „Who is it, Tugwell or Christ?“ (NFHN, May 15, 1934; Des Moines Register, May 4, 1934). Die Generalversammlung am 27. 4. 1935 wurde eine reine „Huey Long Show“ (R. M. Lovett, Hue [sic!] Long Invades the Midwest, New Republic 83, May 15, 1935, S. 10-12). 341 Die FU in Iowa zählte 1929 ca. 9600 Mitglieder, 1935 nur mehr 3880, 1936: 2466, 1939 ca. 1800. Über die FHA in Iowa liegen keine glaubwürdigen Angaben vor, außer jenen, die dieselben Zahlen wie für die FU suggerieren, was bedeuten würde, daß in diesem Staat jedes FU-Mitglied zugleich FHA-Mitglied gewesen wäre. Das wie­ derum trifft zwar der Tendenz nach zu, man wird jedoch einige Abstriche machen müssen. Die Relation des Mitgliederschwunds dürfte dieselbe sein wie bei der FU. In Minnesota hatte die FHA 1934 noch ca. 4000 Mitglieder, 1936 nur noch 1880. NFHN, July 11, 1936. 342 Dabei wurden die Termini „Production for Use“ (FLP) und „Cost of Production“ (FHA) in den resp. Programmen trotz ihrer verschiedenen B edeutungen als Synonyme interpretiert. NFHN, May 10, 1935. 343 Auf der Convention der Farmer-Labor Party 1936 stellten die Mitglieder der FHA und der FU ca. 95 % der Iowa-Delegierten. Daily Worker, June 25, 1936; Sho­ ver, S. 195 ff., 208. 344 NFHN, July 11, 1936. 345 Es wurde vereinbart, daß nach der Mitgliederzahl und nicht, wie zuvor, nach Staaten abgestimmt werden sollte. Obwohl B osch betonte, daß höchstens 10 % der 300 Delegierten Kommunisten gewesen seien (Farmers' National Weekly, Aug. 21, 1936 u. NFHN, Aug. 28, 1936) deutet die B esetzung der Ausschüsse der Versammlung auf einen etwas größeren Anteil (von ca. 30%) hin (Farmers' National Weekly, July 10, 1936). Sicherlich ist der Zurückweisung des Vorwurfs einer „kommunistischen Infiltra­ tion“ durch Usher B urdick (NPL, Wahlkampfleiter Lemkes 1936, also eines Mannes, der eher Grund gehabt hätte, sich zu beklagen) aufgrund des geringen Eigengewichts der Kommunisten zuzustimmen (Des Moines Register, Mch. 25, 1954, bezogen auf Ju­ ly 3, 1936). 346 Im Dezember 1936 rief B osch zu einer Allianz von FHA, FU, STFU und KP auf. NFHN.Dec. 11, 1936. 347 B osch mußte auf dem Gründungskongreß der UCAPAWA in Denver, Colo. in Anwesenheit von John L. Lewis (CIO) und James Patton (FU) die an den Zuständen der Pazifik-Staaten sich orientierende UCAPAWA - Vorsitzender war der Kommunist Donald Henderson - sogar auffordern, die Farmer des Mittelwestens nicht mit allzu radikalen Tönen zu verschrecken: „So the plea I would make to your Convention above all other things is, do not forget that this middlewest... has supported the legislation you have demanded . . . if you alienate that part of the U.S., I am absolutely firmly convinced that the farmer who could become your ally will become the backbone of fascism in the United States.“ UCAPAWA, First National Convention, Denver, Colo., Proceedings, July 10, 1937. Vgl. auch die Rede von John L. Lewis, The CIO and the Farmers, ebd. Zum Widerstand des CIO gegen Farmer-Labor-Allianzen vgl. Lösche, Industriegewerkschaften, S. 104. 348 McCoy, Voices, S. 77.

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Anmerkungen zu Seite 176-177 349 J . Chamberlain, Roosevelt - Reformer or Revolutionary, in: Commot Sense ( = CS), Bd. 2, July 1933, S. 17 f.; F or a F armer-Labor Party (ed.), Aug. 1923, S. 2 f.; An Opportunity for Action: The United Conference for Progressive Political Action (ed.), Sept. 1933, S. 2 f.; J . Dewey, The Imperative Need for a New Radical Party, Sept. 1933, S. 6 f.; A. M. Bingham, Progress on the F armer-Labor F ront: The F LPF Forges Ahead, Dec. 1933, S. 26; S. Rodman, What Progress Among Progressives?, Bd. 3, Jan. 1934, S. 12-14; E. Lundeen, Α F armer-Labor Party for the Nation, Bd. 4, June 1935, S. 6-8; vgl. auch: A. Bingham u. S. Rodman Hg., Challenge to the New Deal, N.Y. 1934, passim. 350 Roosevelt gewann mit über 27,7 Mio. Stimmen in allen Staaten außer Maine und Vermont; Landon (Rep.) erreichte über 16,6 Mio.; Lemke (Union Party) weniger als 0.9 Mio. 351 New Deal or New Party? (ed.), in: CS, B d. 6, Sept. 1937, S. 3-5; H. G. Teigan, Why the Farmer-Labor Party is still Local, Nov. 1937, S. 13 f.; T. R. Amlie, Α Pro­ gressive Looks at the New Deal, Bd. 7, Nov. 1938, S. 8-11. 352 Tugwell, Roosevelt, S. 409 ff., bes. 410, 412. 353 Vgl. McCoy, Voices, S. 4 ff., 30 ff., 39 ff.; A. M. Bingham, The F LPF . Its F orma­ tion at the Chicago Conference, in: CS, Bd. 2, Oct. 1933, S. 18-20. 354 Das Programm von 1934 sah u.a. vor: staatliche Verkaufsagenturen für land­ wirtschaftliche Produkte, Vergesellschaftung der Minen, Wasserkraftwerke, des Trans­ port- und Kommunikationswesens, der B anken, großen Verarbeitungs- und öffentli­ chen Dienstleistungsbetriebe (mit Ausnahme der bereits genossenschaftlich bewirtschaf­ teten); staatliche Regelung der Arbeitsverhältnisse; öffentliche Sozialversicherung; Schaffung einer staatlichen Zentralbank; höhere B esteuerung großer Einkommen und Erbschaften, Abschaffung der Steuererleichterungen für Kapitalbesitzer, freie Lehrmit­ tel in den Schulen (McCoy, Voices, S. 56 f.). Zwischen 1930 und 1935 gründete Olson in Minnesota 663 neue Genossenschaften (ebd., S. 97). Vgl. A. Ross, The Farmer-Labor Party of Minnesota, in: CS, B d. 4, March 1935, S. 14-17. 355 Vorsitzender wurde T. A. Amlie (Progr. Wisc); Stellvertreter J . H, B osch (FHA); Generalsekretär B ingham (CS); dem Vorstand gehörten ferner Lundeen (FLP) und F. Rosenblum (Amalgamated Cloth Workers of America) an (McCoy, Voices, S. 51 ff., bes. 82). 356 Amlie, zit. b. McCoy, S. 84; zum „Production for Use“-Programm: F. B, Olson, My Political Creed. Why a New Party must Challenge Capitalism, in: CS, B d. 4, Apr. 1935, S. 6 f. 357 Olson, Why a New National Party?, in: CS, B d. 5, Jan. 1936, S. 6-8; ders., Α National Third Party. The F armer-Labor Challenge to Toryism, in: CS, Bd. 2, Nov. 1933, S. 10 f. 358 Der Production for Use-Plan wurde nicht mehr erwähnt. Vgl. McCoy, S. 111. 359 Auch Olson, die LaFollettes, Norris und La Guardia unterstützten Roosevelt. Vgl. D. R. McCoy, The Progressive National Committee of 1936, in: WPQ, B d. 9, 1956, S. 454-69. 360 Zur Abneigung des republikanischen Senators, sich organisierten progressiven Gruppen anzuschließen, vgl. R. Neuberger u. S. B . Kahn, Integrity. The Life of George W. Norris, N.Y. 1937, S. 186, 379 ff. 361 Vgl. Lösche, Industriegewerkschaften, S. 121-30, und die Ergebnisse der Diss. von R. F. Carter, Pressure From the Left: The American Labor Party, 1936-54, Diss. Abstr. 26, Dec. 1965, S. 3275. c In einer Schätzune von CS, B d. 5, Apr. 1936, S. 23. »·» Vgl. G. H. Mayer, The Political Career of Floyd B . Olson, Minneapolis 1951, S. 93 ff., 120 ff., 143 ff., 223 ff.

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Anmerkungen zu Seite 177-179 364 B ei den Präsidentschaftswahlen 1940 fielen u. a. Michigan, Indiana, Iowa, Kan­ sas, Nebraska und die Dakotas sowie Colorado an die Republikaner. Näheres auch weiter unten. 365 In den Worten von John B osch: „It is ten times easier to organize farmers against than for labor. Unless we dramatize our cause, I fear very much that we won't have a Farmer-Labor Party.“ NFHN, July 16, 1937. Damit deckt sich auch die etwas abstrakte Schlußfolgerung von J . Mandel, The Effects of Class Consciousness, S. 65, daß ein „hoher Stellenwert ökonomischer Faktoren“ (also in der Regel: Krise) traditionelle Populisten zur Allianz mit Labor, ein hoher Stellenwert nichtökono­ mischer Faktoren (also in der Regel: keine Krise) zur Allianz mit dem B usiness­ Sektor veranlaßt habe. Die Tendenz zur Aktionseinheit mit der Arbeiterschaft blieb demgegenüber eher abstrakt (Roper-Umfrage v. Apr. 1943, Cantril, 207). Vgl auch für Kanada: Lipset, Agrarian Socialism, S. 165-69. Die Pionierstudie von S. A. Rice, Farmers and Workers in American Politics, N.Y. 1924, hat sich in zahlreichen Verall­ gemeinerungen und Prognosen als nicht zutreffend erwiesen (so z.B . S. 180 f. über den „gemäßigten“ Charakter der Farmer längs des Missouri). 366 Langer wurde 1934 aus dem Amt verdrängt, aber 1937 wiedergewählt. Vgl. H. V. Knight, B ungling in North Dakota, Langer vs. the NPL, in: CS, B d. 3, Aug. 1934, S. 20 f., u. ders., North Dakota goes Langer, in: CS, Bd. 6, March 1937, S. 16 bis 19. 367 Vgl. E. C. B lackorby, Prairie Rebel. The Public Life of William Lemke, Lin­ coln 1963, S. 42 ff., 80 ff., 172 ff., 216 ff. 368 Vgl. D. R. McCoy, The Formation of the Wisconsin Progressive Party in 1934, in: The Historian, Bd. 14, 1951, S. 70-90, bes. 78 ff. 369 Robert LaFollette jr. war Gouverneur; Philipp LaFollette Senator in Washing­ ton. 370 McCoy, Voiccs, S. 49 ff.; Η. Μ. Groves, The Wisconsin Progressive Party, in: CS, Bd. 4, May 1935, S. 19-22. Die Herausgeber von CS unterstützten Amlie gegen die „unklare“ Programmatik der LaFollettes (ebd., S. 22). 371 Vgl. McCoy, The National Progressives of America, 1938, in: MVHR, B d. 44, 1957, S. 75-93; Progressives, What Now? (ed.), in: CS, Bd. 7, June 1938, S. 3-5. 372 Der Artikel des engagierten Milo Reno-Mitarbeiters Dale Kramer, Where are the Third Parties?, in: CS, Bd. 9, Oct. 1940, S. 22 f., liest sich fast wie ein Nachruf. 373 Vgl. die Ergebnisse der Diss. von K. L. Bryant, „Alfalfa B ill Murray: Apostle of Agrarianism, Diss. Abstr. 26, March 1966, S. 5395. 374 McCov. Voices. S. 66 f. 375 EPIC = End Poverty in California (oder: Civilization). Das Programm sah eine Tauschwirtschaft zwischen neuen agrarischen und industriellen Kolonien vor. Vgl. C. Mc Williams, Upton Sinclair and His EPIC, in: New Republic v. 22. 8. 1934. 376 Der Korrelationskoeffizient der Ergebnisse von Longs Anteil bei der Gouver­ neurs-Vorwahl 1928 zum Anteil der Populisten 1896 beträgt 0,62. P. Howard, Poli­ tical Tendencies in Louisiana, 1812-1952, B aton Rouge 1957, S. 123; auch S. 90-98, 112-14, 124-26. 377 Vgl. die vorzügliche B iographie von T. H. Williams, Huey Long, N.Y. 1969, S. 294 ff., 322 ff., 404 ff., 554 ff.; R. G. Swing, Forerunners of American Fascism, N.Y. 1935, S. 62-107; T. H. Williams, The Gentleman from Louisiana: Demagogue or Democrat, in: Journal of Southern History, B d. 26, 1960, S. 3-21; P. King, Huey Long: The Louisiana Kingfish, in: History Today, B d. 14, 1964, S. 151-60; H. Deth­ loff, Huey Pierce Long, Interpretations, in: Louisiana Studies, Bd. 3, 1964, S. 219-32. 378 Vgl. dazu vor allem: Α. Ρ. Sindler, Huey Long's Louisiana, State Politics 1920-1952, Baltimore 1956, S. 56 ff., 87 ff., 117 ff., 238 ff.

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Anmerkungen zu Seite 179-181 3,9 Der Bewegung waren angeblich fast 7,7 Mio. Personen beigetreten. S. M. Lipset u. E. Raab, The Politics of Unreason. Right-Wing Extremism in America 1790 to 1970, N.Y. 1970, S. 189 ff., bes. 191. Zum Programm selbst: Η. Ρ. Long, Everyman a King, Chicago 1964 (19331), S. 290 ff.; ders., My F irst Days in the White House, Harrisbureh 1935. 380 Vgl. H.-J. Schröder, Deutschland und die Vereinigten Staaten 1933-1939, Wiesbaden 1970, S. 93 ff., bes. 102 ff. 381 Das gilt m. E. erst recht für den noch weiter gefaßten B egriff des utopischen Anti-Modernismus, den Henry A. Turner vorgeschlagen hat. Η. Α. Turner, F aschismus und Antimodernismus, in: ders., Faschismus u. Kapitalismus in Deutschland, Göttingen 1972, S. 157-82, bes. 180-82. Zur Begriffsgeschichte vgl. vor allem Schieder, Faschismus. 382 L. Samson, Is Fascism Possible in America?, in: CS., B d. 3, Aug. 1934, S. 17 f. 383 Saposs, S. 393-424, unterscheidet (S. 410 f.) sogar zwischen „kapitalistischem Faschismus“ und „populistischem Faschismus“. Für V. C. Ferkiss, Political and Economic Philosophy of American Fascism (Ph. D. Diss. Chicago 1954, MS) u. ders., Populist Influences, S. 350 f., machen Mittelklassenbasis aus Farmern und kleinen Kaufleuten, Nationalismus, Enttäuschung über liberaldemokratische Institutionen und eine Ver­ schwörertheorie von der Geschichte die wesentlichen Charakteristika aus, die er in vielen, bes. den populistisch beeinflußten amerikanischen Gruppen zu erkennen meint. Für Bingham war Faschismus „eine genuine Revolte der Mittelklassen gegen den Kapita­ lismus und das revolutionäre Proletariat“ (F. A. Warren III, Liberais and Communism, The ,Red Decade' Revisited, B loomington 1966, S. 93). R. G. Swing, Forerunners, S. 14, definierte als Kriterium die „Reorganisation der Gesellschaft zwecks Aufrecht­ erhaltung ungleicher ökonomischer Gewalt durch undemokratische Mittel“. Vgl. auch M. Schonbadi, Native Fascism During the 1930's and 1940's. Α Study of Its Roots, Its Growth, and Its Dccline, Ph. D. Diss. Univ. of California Los Angeles 1958, MS; J . L. Spivak, Pattcrns for American F ascism, N.Y. 1947; L. Lowcnthal u. N. Guter­ man, Prophets of Deceit, N.Y. 1949. 384 Vor allem: D. Bell Hg., The Radical Right, N.Y. 1964; Lipset u. Raab. 385 S. o. Anm. 2 zu Kap. II. 386 L. Dennis, The Coming American F ascism, N.Y. 1936, S. 103 (für Planung); S. 133 (gegen die Unantastbarkeit von private property!); S. 149 ff. (Planung als Volks­ wille); S. 229 ff. (Idee der Erziehungsdiktatur); S. 307 f.; zur Motivation ders., Is Capitalism Doomed?, N.Y. 1932. Die Auflage seiner Bücher war relativ gering. 387 E. Pound (Jefferson and/or Mussolini, L'Idea Statale - Fascism as I have seen it, N.Y. 1935, S. 23 ff., 58 ff., 71 ff., 127 f.) sah im italienischen Faschismus den eigentlichen Erben Jeffersonscher Demokratie. Ders., Α Social Creditor Serves Notice, in: F ascist Quarterly, Bd. 2, 1936, S. 492-99, beschreibt F aschismus als das beste Mittel zur Wiederherstellung der Silberwährung. 388 M. Schonbach, Native Fascism, S. 303-16; W. D. Pelley, No More Hunger, Asheville 1936, S. 27-30, konzentriert sich auf die Money Reform; G. Seldes, Facts and Fascism, N.Y. 1943, S. 105 ff. 389 Zu Hearst: R. G. Swing, Forerunners, S. 134-52; zu The Cross and the Flag: B. S. Lane, The Theory and Practice of American Fascism, Β. Α. Honors Essay, Har­ vard Univ. 1952, MS, S. 81-87; ferner: Α. Ε. Stone, Seward Collins and the American Review. Experiment in Pro-F ascism, 1933-1937, American Quarterly, Bd. 12, 1960, S. 4-19; N. R. McMillan, Pro-Nazi sentiment in the U.S., March 1933-March 1934, Southern Quarterly, Bd. 2, 1963, S. 48-70. 390 Vgl. M. Jonas, Isolationism in America, 1935-1941, Ithaca 1966, S. 130 f., 169 ff.; W. S. Cole, America First, Madison 1953, S. 21-23, 75-79.

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Anmerkungen zu Seite 181-184 391 F ather Coughlin, Radio Sermons, Oct. 1930-Apr. 1931, complete, Baltimore 1931, S. 13 ff., 31 ff., 69 ff. 392 Vgl. vor allem C. E. Coughlin, Α Series of Lectures on Social Justice, Detroit 1935. Zur Biographie und zur Geschichte seiner National Union for Social Justice: D. H. Bennett, Demagogues in the Depression. American Radicals and the Union Party, 1932-1936, New Brunswick 1969, S. 27-84; C. J . Tull, F ather Coughlin and the New Deal, Syracuse 1965; C. A. Newton, F ather Coughlin and His National Union for Social Justice, in: SWSSQ, Bd. 41, 1960, S. 341-49; J . P. Shenton, F ascism and F ather Coughlin, Wisconsin Magazine of History, Bd. 44, 1960, S. 6-11, sowie die Ergebnisse der Diss. von N. Masters, F ather Coughlin and Social Justice. Α Case Study of a Social Movement, Diss. Abstr. 16, May 1956, S. 987. Die autorisierten Biographien von L. B. Ward, F ather Charles E. Coughlin, Detroit 1933, u. R. Mugg­ lebee, F ather Coughlin: The Radio Priest of the Shrine of the Little F lower, Garden City 1933, haben nur apologetischen Wert. Zur parteiischen Kritik an C.: J . L. Spivak, Shrine of the Silver Dollar, N.Y. 1940, S. VII ff., 106 ff., 133 ff., 177-79. 393 C. E. Coughlin, The New Deal in Money, Royal Oak 1933, bes. S. 35-52, 100-14, 115-28. 394 Vgl. F . E. Townsend, New Horizons: An Autobiography, Chicago 1943; A. Holtzman, The Townsend Movement: Α Study in Old Age Pressure Politics, Ph. D. Diss. Harvard Univ. 1952, MS, bes. S. 40 ff., 263 ff., 327 ff., 455 ff.; B. Mason, The Townsend Movement, in: SWSSQ, Bd. 35, 1954, S. 36-47; D. H. Bennett, The Year of Old F olks Revolt, in: American Heritage, Bd. 16, 1964, S. 48-51, 99-107. 395 Dazu am besten Bennett, Demagogues, S. 111-44. 396 Programm in: The Union Party: On to Victory, Chicago 1936, S. 7 f. 397 Vgl. Bennett, Demagogues, S. 185 ff., 251 ff., 268 ff.; Lipset u. Raab, S. 184-89; D. O. Powell, The Union Party of 1936: Campaign, Tactics, And Issues, in: Mid­ Amcrica, Bd. 46, 1946, S. 126 ff.; Ergebnisse auch in Diss. Abstr. 23, March 1963, S. 3337 f.; Η. Α. Winkler, Anti-New Deal-Bewegungen, in: ders., Krise, S. 216-35. Nicht ganz zutreffend die Analyse von Lubell, S. 150-55. 398 Vgl. Leuchtenburg, F DR, S. 254 ff.; J . M. Burns, Roosevelt: The Lion and the F ox, N.Y. 1956, S. 316 ff. 3ββ Vgl. E. E. Leuchtenburg, F ranklin D. Roosevelt's Supreme Court „Packing“ Plan, in: Essays on the New Deal, Austin 1969, S. 69-115; ders., F DR, S. 231 ff.; Schlesinger, Upheaval, S. 447 ff.; Burns, S. 291 ff.; Adams, Krise, in: Winkler, Krise. 400 Vgl. Campbell, S. 156 ff. 401 Der Anteil der Demokraten an den Sitzen im Repräsentantenhaus fiel von 1936: 331 (1932: 310; 1934: 319) auf 1938: 261 (1940: 268). Hist. Stat., S. 691. Ge­ nauere Aufschlüsselungen der Trends bei den Präsidentschaftswahlen bei Robinson, They Voted, S. 58 ff. 402 Vgl. die Analyse von N. A. Graebner, Depression and Urban Votes, in: CH, Bd. 23, 1952, S. 234-38, bes. 237 f. 403 B ei den Präsidentschaftswahlen 1932 gewannen die Republikaner nur Connec­ ticut, Delaware, Maine, New Hampshire, Vermont und Pennsylvania; 1936 nur noch Maine und Vermont. 404 Zum B egriff der Party-in-the-Electorate vgl. V. O. Key, Politics, Parties and Pressure Groups, N.Y. 19645, S. 163 ff. 405 Darauf hat - allerdings mit zu großem Nachdruck - vor allem Samuel Lubell (S. 35—43) hingewiesen. 406 Es handelt sich hier vor allem um städtische Elemente: kleine Handwerker und Ladenbesitzer sowie in abhängigen Positionen, als oft ungelernte Handarbeiter oder Büroangestellte, Tätige. Die sozialen Dimensionen der in den amerikanischen Aus-

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Anmerkungen zu Seite 184-185 Wertungen noch vorherrschenden ethnischen Kategorien einer Gruppenzuordnung bedürfen noch systematischer Analysen. Gerade für Wahlstatistiken und die B estim­ mungen von Wählerkoalitionen (bei denen die Menge und nicht so sehr die Aus­ nahme zählt), ist es interessant, daß sich für eine bestimmte Zeit die Mehrheit der Angehörigen einer ethnisch spezifischen Einwanderungswelle relativ einheitlich kon­ kreten sozialen Strata, die nicht allzu sehr voneinander differieren, zuordnen läßt. Zur sozialen Mobilität wie zur politischen Emanzipation einzelner Exponenten ζ. Β. der irischen und der italienischen B evölkerungsgruppen im 20. Jht. in den Städten im Gegensatz zu den älteren britischen, deutschen und skandinavischen Gruppen bes. an­ schaulich Lubell, S. 65-79. 407 Als „erstes Parteiensystem“ bezeichnet man gemeinhin die Zeit der Vormacht der Jefferson Republicans nach 1800; als zweites die Polarisierung von Jacksonschen Demo­ kraten und Whigs seit Ende der 20er Jahre des 19. Jhts.; das dritte, eigentlich noch stärker zu differenzierende Parteiensystem ist charakterisiert durch die Übermacht der neu organisierten Republikaner seit dem B ürgerkrieg, bzw. eine Zeit alternierender Mehrheiten ab 1874. Unter dem B egriff: viertes Parteiensystem wird die Republika­ nische Dominanz im Kongreß zwischen 1896 und 1930/32 zusammengefaßt. Auf die Fragwürdigkeiten und B rüche dieses Ordnungsversuchs kann hier nicht eingegangen werden. Vgl. W. N. Chambers u. W. D. Burnham Hg., The American Party Systems. Stages of Political Development, N.Y. 1967; J . Charles, The Origins of the American Party System, N.Y. 1961 (19561); R. P. McCormick, The Second American Party System. Party Formation in the Jacksonian Era, Chapel Hill 1966. 408 Lediglich der 80. und der 83. Kongreß (1947/48 und 1953/54 wiesen (im zwei­ ten Falle sehr knappe) Republikanische Mehrheiten auf (House R 245, bzw. 221; D 188, bzw. 211; Senate R 51, bzw. 48, D 45, bzw. 47). Sonst dominierten die Demo­ kraten. Die Zahl ihrer Sitze betrug bei den Wahlen:

1932 1934 1936 1938 1940 1942 1944 1948 1950 1954 1956 1958 1960 1962 1964 1966 1968

im Repr.-Haus

im Senat

310 319 331 261 268 218 242 263 234 232 233 283 263 258 295 247 243

60 69 76 69 66 58 56 54 49 48 49 64 65 67 68 64 57

Hist. Stat., S. 691; Stat. Abstr. 1969, S. 364. Zum Verhältnis von Kongreßwahlen zu Präsidentschaftswahlen vgl. M. C. Cummins, Congressmen and the Electorate. Elec­ tions for the U.S. House and the President 1920-1964, N.Y. 1966. 409 Zum „Ticket Splitting“ vgl. W. de Vries u. L. Tarrance, The Ticket Splitter. 390 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 185-189 Α New F orce in American Politics, N.Y. 1971. Zur Wahlgeographie des Südens die klassische Studie von V. O. Key, Southern Politics in State and Nation, N.Y. 1959. 410 Vgl. vor allem Lubell; R. M. Scammon u. B . J . Wattenberg, The Real Majority, N.Y. 1972 (19701), u. neuerdings (wenn auch parteiisch) Κ. Ρ. Phillips, The Emerging Republican Majority, Garden City 1970. 411 So der am 19.10.1972 veröffentlichte Gallup Poll Index. Vgl, R. O. Schultze, Die amerikanische Präsidentenwahl 1972, in: Aus Politik u. Zeitgeschichte, Β 10/73 ν. 10. 3. 1973, S. 19-46, bes. 40. 412 Vgl. die Umfrageergebnisse in Cantril, S. 762, 601 f., 621-23, 937 f., 582. 413 Vgl. Scammon u. Wattenberg, S. 64 f. 414 Virginia wählte seit 1952 (mit der Ausnahme von 1964) bei den Präsident­ schaftswahlen überwiegend Republikanisch. North Carolina wies bis 1964 eine klare Demokratische Mehrheit auf, 1968 erhielten die Demokraten dort allerdings ebenso wie in allen anderen Staaten des „alten“ Südens außer Virginia noch weniger Stimmen als die AIP von George Wallace. South Carolina wählte ebenso wie Georgia erstmals 1964 überwiegend Republikanisch, Alabama hatte mit der Ausnahme der starken Mehr­ heit von 81 % für Strom Thurmonds konservative States' Right Party im Jahre 1948 bis 1960 Demokratische Mehrheiten, stimmte 1964 mit über 65 % für Goldwater und 1968 für Wallace, 1972 mit über 70 % für Nixon. Tennessee stimmte 1952 erstmals mit knapper Mehrheit Republikanisch, die sich (mit Ausnahme von 1964) hielt und erst 1972 erheblich größer wurde. Arkansas blieb bis 1964 überwiegend Demokratisch; in Mississippi sammelten sich 1948 (Thurmond 87,3 %) und 1968 (Wallace 63,5 %) sehr hohe absolute Mehrheiten und 1960 eine relative Mehrheit (Harry F. Byrd 39,0 %) hinter den konservativen südlichen „dritten“ Parteien und gewannen Goldwater 1964 und Nixon 1972 haushoch. Louisiana stimmte 1948 mit fast 50 % der Stimmen für Thurmond und 1968 für Wallace und wies nur noch 1960 eine Demokratische Mehr­ heit auf. Vgl. die Übersicht über die Stimmenanteile in den wichtigsten Südstaaten in Tab. 11 (S. 262); zur Aufschlüsselung nach Counties (im großen und ganzen ent­ sprechend) vgl. die dazu und zu Tab. 12 (S. 263) angegebenen Fundstellen. 415 Zur Verteilung nach Counties vgl. Robinson, They Voted, S. 38 f., u. die Ta­ bellen. 416 Vgl. Tab. 12 (S. 263). 417 Zum Vergleich mit den Stimmenanteilen bei anderen großen B erufsgruppen folgende Übersicht nach den Gallup Poll-Indices, 1952-1972 (Scammon u. Watten­ berg, S. 369, und Gallup Poll Index, publ. Oct. 19, 1972): % 1952 Dem. Rep. 1956 Dem. Rep. 1960 Dem. Rep. 1964 Dem. Rep. 1968 Dem. Rep. Wallace 1972 Dem. Rep.

USA 44,6 55,4 42,2 57,8 50,1 49,9 61,3 38,7 43,0 43,4 13,6 34 60

Farmers 33 67 46 54 48 52 53 47 29 51 20 o.A. o.A.

White Collar 40 60 37 63 48 52 57 43 41 47 12 30 65

Manual 55 45 50 50 60 40 71 29 50 35 15 40 55

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Anmerkungen zu Seite 189-192 418 Es handelt sich um die Counties: Divide, Williams, Burke, Mountrail, Renville, Ward, McLean, Bottineau, McHenry, Sheridan, Wells, Rolette, Pierce, Towner, Ben­ son, Cavalier, Ramsey, Eddy und F oster. Wahlergebnisse berechnet nach Robinson, Presidential Vote, S. 288-92; ders., They Voted, S. 137-39; R. M. Scammon Hg., America at the Polls. Α Handbook of American Presidential Election Statistics, 1920-1964, Pittsburgh 1965, S. 340-42; ders. Hg., America Votes. Α Handbook of Contemporary American Election Statistics, 1968, Bd. 8, Washington 1970, S. 291. 419 Es handelt sich um die Counties: Lyon, Sioux, O'Brien, Plymouth, Cherokee, Buena Vista, Woodbury, Ida, Sac, Monona, Crawford, Carroll, Harrison, Shelby, Audubon, Pottawattamie, Cass, Mills, Montgomery, F remont und Page. Wahlergeb­ nisse berechnet nach: Robinson, Presidential Vote, S. 193-200; ders., They Voted, S. 89-93; Scammon, America at the Polls, S. 156-61, und ders., America Votes, Bd. 8, S. 120 f. 420 Es handelt sich um die Counties: Marinette, Oconto, Outagamie, Brown, Door, Kewaunee, Manitowoc, Calumet, Winnebago, Green Lake, F ond du Lac, Sheboygan, Washington, Ozaukee, Waukesha, Columbia, Dodge, JefTerson und Dane. Wahlergeb­ nisse berechnet nach: Robinson, Presidential Vote, S. 372-77; ders., They Voted, S. 178-81; Scammon, America at the Polls, S. 507-12, und ders., America Votes, Bd. 8, S. 415 f. 421 Nach Ausweis der County-Aufschlüsselung in: USDA, B AE, Gencralized Types of Farmine in the United States. Aer. Inf. B ull. 3. Febr. 1950 (Types). S. 25. 422 Lediglich in Sheridan County lag der Anteil der russisch-deutschstämmigen Bevölkerung i. J . 1930 über 5 0 % , in Pierce County zwischen 33 und 4 6 % , in Mc Henry und McLean County zwischen 20 und 2 7 % und in Wells County zwischen 10 und 19 %. Vgl. M. P. Rogin, The Intellectuals and McCarthy, The Radical Specter, Cambridge, Mass. 1967, S. 108. 423 Vgl. die Karte bei Rogin, S. 124. 424 Zwischen 20 und 32 % stimmten für Lemke in folgenden Counties: Divide, Williams, B urke, Mountrail, B ottineau, McHenry, Sheridan und Towner. Rogin, S.132. 425 Types, S. 27. 426 Es handelt sich um die Counties: O'B rien, Plymouth, Woodbury (mit dem Zentrum Sioux City) und Pottawattamie (mit dem Zentrum Council B luffs). Fund­ stellen der Wahlergebnisse wie Anm. 419. 427 Types, S. 26. 428 In 13 der 19 Counties lag der Anteil der deutschstämmigen B evölkerung bei über 20 %. Vgl. die Karte bei Rogin, S. 62. 429 Vgl. die Karten und B erechnungen bei Rogin, S. 67 f., 76-78, 83, 87 f., 102. 430 vgl. Tab. 13 (S. 265); Shover, Cornbelt Rebellion, S. 167; Robinson, They Voted, S. 89-93. 431 Lubell, S. 140-43. 432 Nach einer Studie von J . Ellickson in: Wallaces' Farmer and Iowa Homestead (zit. nach Lubell, S. 180) lag der Anteil der Demokraten 1948 in Iowa insgesamt bei 52 %, in Kleinstädten (unter 10 000 Einwohnern) bei 45 % und bei den Farmern bei 54%. 433 Außer Wisconsin war North Dakota 1912 der einzige Staat, in dem bei den Republikanischen Vorwahlen LaFollette mehr Stimmen bekam als T. Roosevelt. 434 Die Farmers' Union hatte schon 1947 in North Dakota über 37 000 Mitglieder (etwa 60 % aller Farmer). Vgl. Rogin, S. 133. 435 Ebd. 436 Vgl. die Ergebnisse der vorzüglichen Analyse von Rogin, S. 137 ff., bes. 144, 166.

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Anmerkungen zu Seite 192-193 437 Philipp LaFollette war 1937 unter den Gründern der America First-B ewegung und befürwortete 1948 die Präsidentschaftskandidatur des Generals MacArthur. 438 Vgl. Rogin, S. 84 ff., bes. 86-88; R. Griffith, The Politics of Fear. Joseph Mc Carthy and the Senate, Lexington, Ky. 1970, S. 8-26. 439 Vgl. Rogin, S. 72 ff., 216 ff., 236 ff.; D. A. Shannon, Was McCarthy a Political Heir of LaFollette?, in: Wisc. Mag. of History, B d. 45, 1961, S. 4 f. 440 Von vier (allerdings nicht völlig repräsentativen) Umfragen kamen zwei (Roper v. Mai 1952 und Gallup v. Dez. 1954) zu sehr hohen Toleranzwerten für McCarthy bei Farmern (-6 und - 9 ) ; zwei (Michigan Survey Research Center 1954 und die am breitesten gestreute Studie der International Research Associates [INRA], Aug. und Sept. 1954) ergaben wesentlich geringere Toleranzwerte (-17 und -21). Die Folge­ rung von Lipset u. Raab (S. 228), die Farmer wären eine „pro-McCarthy group“ gewesen, ist mithin zumindest erheblich vereinfacht. Vgl. auch ebd., S. 226 f. u. 246, sowie S. M. Lipset, Three Decades of the Radical Right: Coughlinites, McCarthyites, and B irchers (1962), in: B ell, Radical Rieht, S. 373-446, bes. 391 ff., 399 f. 441 Vgl. die Tabelle bei Griffith, Politics of Fear, S. 312 f. 442 Ich stütze mich hier vor allem auf das Kapitel 11: Extremists and Extremism, in: Lipset u. Raab, S. 428-83. 443 In der Skala antikatholischer Vorurteile lagen die Farmer 1964 mit 32 % an der Spitze aller B erufsgruppen vor den Arbeitern ( 3 0 % ) ; in der Skala antisemitischer Vorurteile lagen sie mit 52 % dicht hinter den Arbeitern (53 % ) . Tabellen in Lipset u. Raab, S. 445 u. 439. 444 In der Skala kultureller Intoleranz lagen die Farmer bei derselben Umfrage mit 47 % an der Spitze aller B erufsgruDoen. Ebd., S. 447. 445 Eine differenzierte Skalierung der Vorurteile weißer Christen gegen Neger ergab, daß in den Südstaaten (einschl. B order States) 92 % der Farmer und im Rest des Landes noch 51 % der Farmer erhebliche Vorurteile gegen Neger hatten (natio­ naler Durchschnitt der Farmer: 6 6 % ; auch damit lagen sie an erster Stelle weit vor den Arbeitern mit 49 % ) . Ebd., S. 435. Zur Methode: G. J . Selznick u. S. Steinberg, The Tenacy of Prejudice, N.Y. 1969, S. XV-XX, u. Appendix A, S. 1-32. 446 Aufschlüsselungen bei Lipset u. Raab, S. 468. 447 Farmer 49 %, B usiness and Professional 44 %, Angestellte (Clerical and Sales) 39 %, Arbeiter 31 %. Ebd., S. 450. 448 Nach einer Gallup-Umfrage vom Februar 1962 sympathisierte 1 % der Farmer mit der B irch Society, 14 % verhielten sich ablehnend, 85 % hatten entweder noch nie davon gehört oder reagierten gleichgültig. Der hohe Anteil von 17 % Sympathisan­ ten in einem California Poll vom Jan. 1962 erklärt sich wohl aus dem niedrigen sample (35). Lipset, Three Decades, S. 423, 425, 428; Lipset u. Raab, S. 309-20. 449 1965 (1946) waren 4 % (8 %) der Farmer Sympathisanten des Klan, 85 % (73 %) Gegner und 11 % (19 %) unentschlossen. Weniger B efürworter wies in beiden Jahren nur noch die Kategorie der Professionals auf. Ebd., S. 331. 450 J . McEvoy III, Radicals or Conservatives?, The Contemporary American Right, Chicago 1971, S. 59. 451 64 % der Farmer waren für Wallace, 26 % dagegen, 10 % unentschieden. Gal­ lup Survey 744 k; Lipset u. Raab, S. 360. 57 % der befragten Farmer, die noch 1964 für Johnson gestimmt hatten, sprachen sich 1967 für Wallace aus. Ebd., S. 361. 452 13 % der befragten Farmer (und Farmpächter, bzw. „Farm Workers , d.h. aller in der Landwirtschaft Tätigen überhaupt) stimmten für Wallace, 65 % für Nixon, 22 % für Humphrey. In den Staaten außerhalb des Südens waren 2 % für Wallace, 77 % für Nixon und 21 % für Humphrey. Der Anteil Nixons an den Farmerstimmen lag also wesentlich über dem nationalen Durchschnitt (43,4 %) während der Anteil

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Anmerkungen zu Seite 193-19} Wallace's bei den Farmern fast 1 % darunter lag (13,9%). Daten nach AIPO 771-K, Nov. 7, 1968; Lipset u. Raab, S. 380 f., 384 f. 453 Ebd., S. 388 f. Zu einem sicher zu modifizierenden, aber methodisch anregen­ den Vergleich der Motivationen der Wallace-Wähler im Süden (B edrohungsgefühle der Weißen, usw.) und der Rechtswähler in der Endphase der Weimarer Republik (Bedrohungsgefühle in bezug auf den Sozialismus) vgl. W. D. Burnham, Political Im­ munization and Political Confessionalism: The U.S. and Weimar Germany, in: Journal of Interdisciplinary History, B d. 3, 1972, S. 1-30. 454 Über die Gewerkschaften als konservative Kraft der amerikanischen Politik vgl. schon F. Tannenbaum, The Social Function of Trade Unionism (1947), in: ders., The B alance of Power in Society and Other Essays, London 1969, S. 211-47, bes. 227, 236 f., 243—47; ferner auch die Aufsätze dess. Autors: The B alance of Power in Society (1946), The B alance of Power versus the Coordinate State (1952), u. The Prospect of Violent Revolution in the United States (1931), ebd., S. 1-26, 91-118, 199-210. Tannenbaum, dessen eigentliches Forschungsgebiet Lateinamerika ist, hat bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Auswirkung des Durchbruchs des orga­ nisierten Kapitalismus auf die Funktionen der Staatsmacht und den politischen Prozeß in den USA analysiert. 455 S. o. S. 159. 456 Der Agrarsektor scheint der einzige zivile B ereich zu sein, für den man bereits Anfang der 30er Jahre von einer ausgeprägten, fachlich qualifizierten, geschlossenen und institutionalisierten zentralen Regierungsbürokratie auf nationaler Ebene sprechen kann. Die durchgreifende Organisation des heute am stärksten bürokratisch aufge­ fächerten Departments: Health, Education and Weifare fiel erst in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das USDA zählte 1931: 5639 Mitarbeiter in der Zentrale und 22 524 in den Außenstellen; 1934 waren es 10 032 (28 591); 1937: 13 371 (46 858); 1940 nach einem kurzfristigen Rückgang 13 227 (65 808). Die Zahl der Mitarbeiter ins­ gesamt lag 1941 bei 82 740 und nach vorübergehenden Schwankungen im Krieg 1946 bei 75 199. W. W. Wilcox, The Farmer in the Second World War, Arnes 1947, S. 367; vgl. auch P. H. Appleby, B ig Democracy, N.Y. 1970 (19451), S. 11-27, u. J . M. Gans u. L. O. Wolcott, Public Administration and the USDA, Chicago 1940, S. 56 ff. 457 Siehe oben S. 171. 458 Howard Tolley, der Leiter des BAE, nahm schon 1945 seinen Abschied. 459 So AFB F-Vorsitzender O'Neal vor dem Kongreßausschuß. House of Repr., Subcommittee of the Committee of Appropriations, Hearings, Agriculture Depart­ ment Appropriation B ill for 1943, 77/2 Congr., 1942, B d. 2, S. 607-74 (Hearings for 1943). 460 Vor allem den Demokratischen Unterausschußvorsitzenden im Repräsentan­ tenhaus, Cannon (Illinois) und Tarver (Georgia) sowie dem Republikaner Everett Dirksen (Illinois). 461 Vgl. Kirkendall, Social Scientists, S. 197 ff., 218 ff., 239 ff. 462 Dasselbe gilt auch für den CIO. Vgl. N.Y. Times, July 12, 1946, S. 10. 463 Zwischen Wickard und seinem Lehrer Tolley hatte es zudem persönliche Span­ nungen gegeben. Vgl. auch Wickards Aussagen in: Hearings for 1943, Bd. 6, S. 69-71. 464 Die empirische Studie von F. D. Alexander über Coahoma County, Mississippi, im Rahmen der (über 70) von dem Soziologen C. C. Taylor initiierten „Cultural Survey“ - Regionalstudien des B AE gelangte in gekürzter und entstellter Form in die Hände südlicher Kongreßabgeordneter, die die darin zum Ausdruck kommenden analytisch-kritischen B emerkungen über die Rassenbeziehungen als „ball-faced damned lies“ (Dan R. McGehee, Miss.) abtaten und die Regierung aufgrund ihrer Schlüssel­ stellung bei der B ewilligung anderer wichtiger Gesetzesprojekte unter Druck setzen 394 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 195-197 konnten. National Union Farmer, Mch. 1, 1946; C. M. Hardin, Freedom in Agri­ cultural Education, Chicago 1955, S. 184; Kirkendall, Social Scientists, S. 236 f. 465 Die Mitglieder des neuen Council of Economic Advisers, das einen großen Teil der Aufgaben der bisherigen ministeriellen oder informellen Planungsstäbe übernahm, mußten vom Präsidenten ernannt und vom Senat bestätigt werden. Vgl. L. G. Selig­ man, Presidential Leadership: The Inner Circle and Institutionalization, in: Journal of Politics, Bd. 18, 1956, S. 410-26. 4ββ Vgl. auch J . D. Black, F ederal-State-Local Relations in Agriculture, Washing­ ton 1950, S. 16 ff., u. die Übersichten in E. C. B anfield, Organization for Policy Planning in the U.S. Department of Agriculture, in: Journal of Farm Economics (JFE), B d. 34, 1952, S. 14-33; O. F. Poland, Agricultural Pressure Groups and Prob­ lems of Reorganization of the U.S. Department of Agriculture 1940-1950, Ph. D. Diss. Berkeley 1953, MS. 467 Vgl. vor allem die Kritik von H. Tolley, The Farmer Citzen at War, N.Y. 1943, S. 113 f.; zur Geschichte der B indung des Extension Service an die Farm B ureaus vor allem W. J . B lock, The Separation of the Farm B ureau and the Extension Service. Political Issue in a Federal System, Urbana 1960, S. 14 ff. 468 USDA, Office of the Secretary, Memorandum No. 1368, Nov. 24, 1954 (printed for distribution). Der Erlaß verbot den Regierungsbeamten die Annahme von unent­ geltlich zur Verfügung gestellten B üroräumen, Gehältern und Spesen von dritter Seite, die finanzielle B egünstigung bestimmter Unternehmen bei der Vergabe von Auf­ trägen und die Propaganda für bestimmte Farm-Organisationen. Vgl. auch: N.Y. Times, Nov. 25, 1954, S. 26 und die ausführliche Abhandlung in: B lock, Separation, S. 202-17, bes. 214 ff. 469 Die Illinois Agricultural Association (IAA), das größte einzelstaatliche Farm Bureau, ließ z. B. als intermediäre Transfer-Agentur die University of Illinois County Councils gründen. Zum Problem vgl. S. R. B erger, Dollar Harvest. The Story of the Farm Bureau, Lexington, Mass. 1971, S. 112 ff.; B lock, S. 218 ff., 243 ff. 470 Vgl. dazu auch D. Wecter, The Age of the Great Depression 1929-1941, Chicago 1971 (19481), S. 123 ff. 471 Zwischen Anfang 1940 und Anfang 1945 wanderten etwa 5 Mio. Farmbewohner ab, teils zu den Streitkräften, teils in die Städte. Die Abnahme der landwirtschaft­ lich tätigen B evölkerung betrug im Mittelwesten zwischen 12 und 15 %, im Süden zwischen 16 und 18 % östlich des Mississippi und bis zu 25 % westlich des Mississippi. Die Zahl der Farmarbeiter verringerte sich um 6 % (ca. 400 000). Wilcox, Second World War, S. 98-100. 472 Ende 1945 gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1935-1939. Die Preis­ steigerungsrate für industrielle Verbrauchsgüter lag dagegen nur bei 29 %. USDA BAE NEG 46081-X, u. Wilcox, S. 248 f. 473 Der Index der Farmbruttoeinkommen stieg von 1939 = 100 auf 1945: 248. Der Zuwachs der Nettoeinkommen typischer Familienfarmen zwischen 1938/39 und 1944/45 betrug in den Milchwirtschaftsgebieten zwischen 235 und 285 %, im Com B elt zwischen 220 und 265 %, im Cotton B elt zwischen 110 und 190 %. Am höchsten war er bei den Weizenproduzenten: In den nördlichen Sommerweizengebieten lag er zwi­ schen 416 und 556 %, in den südlichen Great Plains (Winterweizen) zwischen 778 und 1102%. Das jährliche Durchschnittseinkommen aller in der Landwirtschaft Tätigen verdreifachte sich zwischen 1939 und 1945 (507 $: 1545 $), während die Durch­ schnittslöhne der Industriearbeiter sich nicht einmal verdoppelten (1205$: 2300 $). Vgl. die Tabellen bei Wilcox, S. 249, 253, 250 f. 474 Vgl. USDA B AE, Farm Production in War and Peace, Mimeo. F. M. 53, 1945; Wilcox, S. 286-302, bes. 288, 293, 297 ff. Die Farmer erhöhten in den Jahren 1943/44 395 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 197-198 gegenüber 1941 die Zahl ihrer wöchentlichen Arbeitsstunden um 10%. U.S. Depart­ ment of Commerce, B ureau of the Census, Labor Force Bulletin, July 1945, Tabellen. 475 Die Produktionszunahme pro Arbeitskraft war am höchsten im westlichen Mittelwesten (41 % ) ; im Süden betrug sie 29 %, im Südosten (South Atlantic) 17 %, im östlichen Mittelwesten 14 %. Wilcox, S. 101. 476 Der Anstieg der B odenpreise (um 17 Mrd. $ zwischen 1940 und 1945; zum Vergleich im Ersten Weltkrieg: 26 Mrd. 8) verbesserte zusammen mit den Einkom­ menssteigerungen und größerer Liquidität die Schuldensituation der amerikanischen Farmer erheblich. USDA Mise. Publ. Nr. 558 und B ae Mimeo., June 1945: The Balance Sheet of Agriculture, 1945. S. auch Tab. 9 (S. 259). Zur Pachtrate Wilcox, S. 307. 477 Die Regierung hatte zunächst 85 % of parity und mehr für bestimmte Güter zugesagt; 1941 setzten die Farmerorganisationen 110% durch, ließen sich dann aber in den B eratungen über das Steagall Amendment 1942 auf 100 % herunterhandeln, nachdem feststand, daß alle wichtigen Güter (B asic Commodilies = Weizen, Mais, Baumwolle, Reis, Tabak, Erdnüsse) sowie jene, deren Erzeugung während des Krieges auf Verlangen der Regierung gesteigert worden war, noch für zwei Jahre nach Kriegs­ ende subventioniert werden würden. President's Message to Congrcss, Sept. 7, 1942, House Mise. Reports IV, 77/2 Congr., S. 2472; Wilcox, S. 243-46. 478 Unter das Steagall Amendment fielen insgesamt 14 Produkte; 6 wurden bereits 1942 noch durch andere Programme gestützt. 1945 waren es insgesamt 166. Die Sub­ ventionen für weiterverarbeitete Produkte (subsidies): B utter, Konserven, Mehl, Fleisch, Zucker, etc. in Höhe von 1,6 Mrd. $ kamen im Sommer 1945 insgesamt 18 verschiedenen Erzeugnissen zugute. Wilcox, S. 246 f.; Food Subsidy Programs for the Fiscal Year 1946, USDA-OPA, Mimeo., Aug. 1945. 479 Die Politik des Office of Price Administration (OPA) unter der Leitung von ehester B owlcs betonte zuweilen die Interessen der Konsumenten stärker (was 1944 zum Konflikt mit der WFA führte), richtete sich aber generell in ihren Rationierungs­ maßnahmen nach den von der WFA gesetzten Prioritäten. Vgl. G. S. Shepherd, Agri­ cultural Price Control, Arnes 1945. 480 Für Mais, Weizen, Reis und Tabak bedeutete das 90 % of parity, für B aum­ wolle 92 %. 481 So die Acht-Punkte-Resolution des AFB F-Vorstandes vom 16. 1. 1946, abge­ druckt in: Hearings of the Subcommittee of the Committee of Appropriations. House of Repr., 79/2 Congr., Agricultural Appropriations Bill 1947, S. 1630. 482 Das Budget der Grange belief sich im Jahre 1945 auf 123 300 $. Wilcox, S. 379. 483 The Grange Platform for Agriculture in 1945, Issued by the Publicity B ureau of the National Grange, Nov. 29, 1944 (Flugblatt). 484 Der FU-Geschäftsführer Ε. Ε. Kennedy gründete 1936 die Farmers' Guild zur Unterstützung der Union Party. Vgl. G. T. Edwards, The Farmers' Union Triangle. Farmers' Education Service, Jamestown 1941, S. 42—44. Zu weiteren Einzelheiten s. o. S. 174 ff. 485 Patton verlegte die Zentrale der FU nach Denver, Colorado und richtete das seit der Zeit von Charles S. B arrett verwaiste Washingtoner B üro wieder ein. Zur Vorgeschichte: C. S. B arrett, Uncle Reuben in Washington, Farmers' National Publishine Co.. Washington 1923. 486 Am stärksten war die FU nach dem Krieg in North Dakota und Oklahoma. Das Budget des Verbandes war bescheiden: 175 000 $ im Jahre 1945 (davon 82 000 8 Mit­ gliedsbeiträge). National Union Farmer, Mch. 15, 1945, S. 10. 487 Die geplante Consumers' Protectice Agency sollte eng mit dem von den Pro­ duzenten besetzten zentralen National Price Committee zusammenarbeiten und beide sollten Preise festsetzen „that consider the best interests of the producer and consumer“. 396 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 198-199 Den County Committees, die die Mitglieder der staatlichen und nationalen Ausschüsse wählen und die Produktions- und Finanzpläne aller B etriebe „begutachten“ sollten (was das heißt, bleibt unklar: „to the county committee shall be submitted annually a plan for each farm in its area“), war jeweils ein Vertreter des Secretary of Agri­ culture zur besseren Koordination zugeordnet „to protect the interests both of local farmers and the society at large in a healthy agriculture“. In der ideologischen Kon­ tinuität der „agrarischen Demokratie“ ist hier die Selbstverständlichkeit, mit der von der Regierung die Wahrung gesamtgesellschaftlicher Interessen erwartet wird, bemer­ kenswert. Agriculture in the Service of Mankind. National Farmers' Union 49th Annual Convention, Denver, Colo. 1946 (als Pamphlet gedruckt). 488 Das National Council of Farmer Cooperatives hatte 1944 über 2,3 Mio. Mit­ glieder in rund 46 000 lokalen und regionalen Genossenschaftsverbänden. 1945 B lue Book, National Council of Farmer Cooperatives, Washington 1945, Anlage. 489 Vor allem AFB F-Präsident O'Neal in den Kongreßhearings: Post War Economic Policy and Planning. Hearings before the Subcommittee on Agriculture and Mining. Special Committee on Post War Economic Planning, House of Repr. 78/2 and 79/1 Congr., S. 1509-40; T. W. Schultz, Agriculture in an Unstable Economy, N.Y. 1945, S. 241 f.; ders., Food and Agriculture in a Developing Economy, in ders. Hg., Food for the World, Chicago 1945, S. 306-20; Which Way Will Farmers Turn? (ed.), in: Foreign Affairs, B d. 23, 1945, S. 632 ff. 490 Im ersten Halbjahr 1946 fehlten auf dem Weltmarkt etwa 6 Mio. t Weizen. 491 USDA, What Peace Can Mean to American Farmers, Agricultural Policy, Misc. Publ. 589, Washington, Dec. 1945. Vgl. A. J . Matusow, Farm Policies and Politics in the Truman Years, Cambridge, Mass. 1967, S. 20 ff. Selbst städtische Politiker wie Herbert H. Lehmann und Fiorcllo La Guardia (N.Y.) zogen im Frühjahr 1946 durch die ländlichen Kleinstädte des Mittelwestens, um die Farmer zum Verkauf der ein­ gelagerten B estände für das UNRRA-Programm zu überreden. N.Y. Times, Apr. 27, 1946, S. 1, 8. 482 Der durchschnittliche Lebenshaltungsindex stieg im Juli 1946 um insgesamt 5,5 %, die Kosten für Nahrungsmittel in der ersten Julihälfte aber um 13,8 %, für Fleisch und B utter um 30-32 %. Matusow, S. 55. 493 Die Demokratische Partei verlor im Repräsentantenhaus 35 und im Senat 11 Sitze. Auch die überwiegend ländlichen Wahlbezirke des Mittelwestens fielen an die Republikaner, da die Farmer ihren Groll an der Politik der OPA vor dem 31.6. 1946 ebenfalls an der Regierung ausließen. 494 Zur näheren Analyse und zu den Reaktionen vgl. H. B . Price, The Marshall Plan and Its Meaning, Ithaca 1955, bes. S. 26 ff. 495 N.Y. Times, Dec. 18, S. 34 und Dec. 19, S. 29, 1947; AFB F Official Newsletter (ON), Dec. 24, 1947, S. 1. 496 Die kontroversen Positionen werden besonders deutlich in zwei Denkschriften der Ministerien von 1945: USDA, Α Postwar F oreign Trade Program for U.S. Agri­ culture, Developed by the Interbureau Committee on Post-War Programs, Washing­ ton Apr. 1945, und US. Department of State, Proposais for Expansion of World Trade and Employment Developed by the U.S. Government. Dept. of State Publ. 2411, Washington Nov. 1945. Vorsitzender der Redaktionskommission war William L. Clayton, Assistant Secretary for Economic Affairs, vordem B aumwollhändler und Liberty Leaguer. Auf der FAO-Konferenz in Kopenhagen im August 1946 verhan­ delten die USA betont zurückhaltend; bei der späteren Ausarbeitung der ITO- und GATT-Richtlinien sorgte dann Henry A. Wallace (jetzt als Handelsminister) für eine stärkere B erücksichtigung der Interessen des Agrarsektors. 497 Der Senat hatte die Pace B ill am 29. 3. 1946 mit 43:31 Stimmen angenommen.

397 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 199-200 Vgl. Congr. Record 79/2 Congr. pt. 2, S. 2661; pt. 3, S. 2786, 2815, 2818. AFBF und Grange lehnten die Vorlage vor allem aus Furcht vor einem zu tiefen Absinken der Einkommen in möglichen Depressionen ab. 498 Die ursprüngliche Ausschußvorlage des Senats hatte ganz im Sinne der Farm Bureaus die B asic Commodities auf B aumwolle, Mais, Weizen, Reis, Tabak, Erdnüsse und Wolle begrenzt und obligatorische Preisstützungen auf einer gleitenden Skala zwischen 60 % of parity (bei einem Angebot von über 130 % of normal) und 90 % of parity (bei einem Angebot von mehr als 70 % of normal) empfohlen. Produktions­ kontrollen waren nicht vorgesehen (Aiken B ill). Das Senatsplenum akzeptierte 72 bis 90 % of parity und fügte in geringem Umfang Produktionskontrollen hinzu. Im Repräsentantenhaus wurde mit einer Stimme Mehrheit als Alternative die Hope B ill durchgesetzt, die im Sinne der FU und vieler PMA-Committees feste Preisstützungen bei 90 % of parity ansetzte. Der Senat verwarf die Hope B ill (55 zu 27), wobei die Republikaner mit der Regierung für die „sliding scale“, die Mehrheit der (überwiegend südstaatlichen) Demokraten für die festen 90 % of parity eintraten. Erst danach gelang der Kompromiß. Vgl. Matusow, S. 140-43; W. H. Peterson, The Great Farm Problem, Chicago 1959, S. 121-23. Zum politischen ambiente: B . J . B ernstein, Politics and Policies of the Truman Administration, Chicago 1970, und R. E. Neustadt, From FDR to Truman, Congress and the Fair Deal, in: Gatell u. a., Readings, S. 406-39. 499 Der im wesentlichen durch zunehmende Angebote und spekulativ überzogene Einlagerungen der reichen Vorjahrsernten im Inland verursachte Preisverfall begann mit der Panik an der Chicagoer Produktenbörse am 4. 2. 1948 und nahm besonders im Herbst rapide zu. Die Maispreise in Chicago lagen im September noch bei 1,78$/ bushel, Mitte Oktober bei 1,38 und im Wahlmonat November unter 1 $. Viele Far­ mer waren zu Verkäufen auf niedrigem Preisniveau gezwungen, da die kommerziellen Lagerungskapazitäten ausgelastet waren (die PMA in Iowa schätzte, daß für ein Drittel der letzten Ernte der Raum fehlte) und sich die Commodity Credit Corporation auf­ grund der Verstöße der Farmer gegen die Vorschrift „sachgemäßer Lagerung“ von ihren Preisstützungs- und Ankaufsverpflichtungen weitgehend dispensiert sah. Ab August fielen die Maispreise schon unter 90 % of parity. Vgl. N.Y. Times, Febr. 5-10, 15, 1948; Des Moines Register, Aug. 20, 1948, S. 8. 500 Einer der Gründe von Andersons Rücktritt war der Streit mit Chester B owles um die Sozialgesetzgebung für ländliche Gebiete, ein Gegenstand, an dem sich seit Tugwells Zeiten die Geister im USDA schieden. B rannan (Colorado) war der Kandi­ dat sowohl Andersons als auch des mit ihm befreundeten FU-Vorsitzenden Patton. Matusow, S. 171. 501 Während Truman argumentierte, die von den Republikanern im Kongress durchgesetzte Commodity Credit Corporation Charter verteuere die landwirtschaft­ lichen Produkte für die Konsumenten, und theatralisch den Kongreß einberief, damit dieser die im höchst unklaren Wahlprogramm der Republikaner verheißenen Erleich­ terungen beschlösse, was er nicht tat, beschuldigte Harold Stassen im Wahlkampf Anfang September die Regierung, die Preise künstlich hochzuhalten. Er gab damit dem ebenfalls wahlkämpfenden Charles B rannan die Möglichkeit, - unlogisch, aber werbe­ wirksam - daraus einen Angriff der Republikaner auf das Preisstützungssystem ins­ gesamt zu konstruieren und Gerüchte über angebliche Republikanische Pläne zur B e­ endigung der Agrarprogramme sowie eine breit gefächerte Flüsterkampagne gegen „Wall Street Economic Dictatorship“ in Umlauf zu setzen, die trotz Deweys lahmer Dementis und B ekenntnisse zum alten Programm ihre Wirkungen auf die Farmer nicht verfehlten: Anfang Juli ergab eine Meinungsumfrage in Iowa 29 % für Truman und 56 % für Dewey, im Oktober waren es dagegen 38 % und 53,5 % (Des Moines Register, Jul. 11, 1948, S. 9E u. Oct. 10, 1948, S. 1). Das Wahlergebnis im Novem398 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 200 ber lautete in Iowa: Truman 50,3, Dewey 47,6%. Public Papers of the Presidents: Harry S. Truman, 1948, Washington 1964, S. 399 f.; Republican Platform 1948, in: Schlesinger u. a., Bd. 4, S. 3159; zu Stassen: N.Y. Times, Sept. 3, 1948, S. 1; Brannan: N.Y. Times, Sept. 4, 1948, S. 1; Deweys Dementi: N.Y. Times, Sept. 18, 21, S. 1 u. 20; 22, 1948, S. 19; zur Kampagne: Des Moines Register, Sept. 5, 1948, S. 8 Η und 39 H; Sept. 19, 1948, S. 1; Oct. 17, 1948, S. 1; N.Y. Times, Sept. 13, 1948, S. 7; D. Stokes, Mood of America. Election Time 1948, N.Y. Times Magazine, Oct. 17, 1948, S. 11, 70-73. 502 Demokratische Verluste in den Städten wurden durch die größere Zahl der Farmerstimmen, namentlich in Iowa, Wisconsin und Ohio, wo zehn früher Repu­ blikanische ländliche Counties Demokratisch wählten, kompensiert. Auch in Kansas, Nebraska und den Dakotas nahmen die Republikanischen Mehrheiten ab. Des Moines Register, Nov. 10, 1948, S. 1: Brannan Sees Debt Owed to Farm Voters. Ausführlich dazu: Rural Vote's Decisive Role (S. 19-22) und: Why Farmers Swung to Truman (S. 23 f.), in: U.S. News and World Report 25, Nov. 19, 1948; W. McCune, Farmers in Politics, in: Annals of the American Academy of Political and Social Sciences, Bd. 319, 1958, S. 41-51; L. B ean, Forecasting the 1950 Elections, in: Harper's Mag,, Nr. 200, Apr. 1950, S. 36-40; Lubell, S. 168 ff. Zum Verlust in den Städten: S. J . Elders­ veld, The Influence of Metropolitan Party Pluralities in Presidential Elections since 1920: Α Study of Twelve Key Cities, in: APSR, Bd. 43, 1949, S. 1189-1206. 503 Der Brannan (Income Support Standard)-Plan stellte einen Versuch dar, gleich­ zeitig mehr Nahrungsmittel für die Konsumenten bereitzustellen und höhere Preise für die Farmer zu erzielen. Die Produktenpreise sollten im Gegensatz zu den AFB FWünschen in einer nicht flexiblen Weise jedes Jahr derart festgesetzt werden, daß das Mindesteinkommen der Farmer jeweils der Durchschnittskaufkraft landwirtschaftlicher Produzenten in den ersten zehn der letzten zwölf Jahre entsprach. Die obere Stüt­ zungsgrenze, die die Ausweitung der B etriebe zu industriellen Farmen verhindern sollte, wurde bei 1800 B asisproduktionseinheiten (= 26 100 $ Produktionswert) angesetzt; eine B asisproduktionseinheit entsprach dem Wert von 10 bushels Mais. In die Liste der basic commodities wurden neben Mais, Weizen, B aumwolle und Tabak auch alle Milch- und Hühnerzuchtprodukte sowie alle Fleischarten aufgenommen. Ein Vergleich der Höhe der Stützungspreise (in $) nach den verschiedenen Schemata macht die finanziellen Vorteile des Brannan-Plans für die Produzenten, außer bei Eiern und Weizen gegenüber festen 90 % of parity und generell bei Kartoffeln, deutlich: Produkt Weizen Mais Baumwolle Butterfett Milch Schweine Eier Hühner Kartoffeln Rindfleisch Hammelfleisch

Einheit bu. bu. pd. pd. cwt. cwt. doz. pd. bu. cwt. cwt.

Income supp. Standard 1,88 1,46 0,2799 0,669 4,22 19,00 0,458 0,290 1,59 16,90 18,40

90% current parity 1,95 1,42 0,2745 0,582 3,55 16,10 0,476 0,252 1,62 12,00 13,00

60% Aiken 1,24 0,90 0,1739

-

90% Aiken 1,85 1,35 0,2608 o.A. 3,70 16,60 0,453 0,252 1,74 14,80 16,00

Text des Plans und Erläuterungen in: Long Range Agricultural Policy. Hearings 399 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 200 before a Subcommittee of the Committee on Agriculture and Forestry, U.S. Senate and the Committee on Agriculture, House of Repr., 80/1 Congr., S. 4-49 sowie General Farm Program. Hearings before the Committee on Agriculture, Hocse of Repr. 81/1 Congr., S. 137-56 (Daten der obigen Tabelle: 156). Vgl. auch R. M. Christen­ sen, The Brannan Plan: Farm Politics and Policy, Ann Arbor 1959. 504 D. G. Johnson, High Level Support Prices and Corn B elt Agriculture, in: JFE, B d. 31, 1949, S. 509-19 errechnete, daß in Iowa reiche Farmer mit einerr. Pro­ duktionswert zwischen 8000 und 20 000 8 im Jahr unter dem Income Support Standard zwölfmal soviel an Subventionen kassiert hätten wie die ärmeren mit einem Produk­ tionswert zwischen 200 und 3000 $. W. E. Hendrix, The B rannan Plan and Farm Adjustment. Opportunities in the Cotton South, in: ebd., S. 487-96 wies darauf hin, daß 80 % der 1,5 Mio. B aumwollfarmer (Produktion unter 8 bales) im Rahmen des Brannan-Plans überhaupt nichts bekommen hätten. Ebenfalls kritisch: W. W. Wilcox, Comments on Agricultural Policy, in: ebd., S. 806-13; T. W. Schultz, The B rannan Plan and the Agricultural Act of 1949, Agricultural Extension Service Union of Mis­ souri, Dec. 9, 1949; J . D. B lack in: Agricultural Adjustment Act of 1949, Hearings before a Subcommittee of the Committee on Agriculture and Forestry, U.S. Senate 81/1 Congr., S. 143-71. 505 Deutlich bei McGrath, N.Y. Times, Apr. 4, 1949, S. 2; vgl. auch N.Y. Times, July 12, 1949, S. 1, 43. Senator Aiken betonte außerdem die Gefahr permanenter Kontrolle und monierte die hohen Kosten von 5 bis 8 Mrd. $ im Jahr. N.Y. Times, Apr. 11, S. 9; 24, S. 2, 1949. 506 N.Y. Times, Apr. 8, S. 24; 26, S. 21, 1949; Time Nr. 53, July 19, 1950, S. 23 bis 27; Life Nr. 26, Apr. 25, 1949, S. 32; Wallaces' Farmer, May 5, 1949, S. 6; The Nation Nr. 168, May 11, 1949, S. 649 f.; Des Moines Register, Apr. 18, 1949, S. 6. 507 Vgl. die B eschlüsse des Vorstandes gegen die Stimmen der südstaatlichen Ver­ treter, AFB F ON, Dec. 22, 1948, S. 8; Febr. 2, 1949, S. 1 und die Aussagen von Allen Kline in den Hearings: General Farm Program, S. 431-42. Die AFB F kritisierte besonders die vorgesehenen Höchstgrenzen für Subventionen und die Produktions­ kontrollen. 508 Im Repräsentantenhaus wurde die Gore B ill (= alte Pace B ill: 90% of parity fest) mit 239 zu 170 Stimmen verabschiedet (73 von 113 Südstaatenvertretern stimm­ ten dafür). Der Senat, dessen Agrarausschuß den B rannan-Plan einstimmig abgelehnt hatte, akzeptierte am Ende den flexiblen Entwurf des Senators und früheren Mini­ sters Anderson mit einer gleitenden Skala zwischen 70 und 90 % of parity für alle Basic Commodities (außer Tabak mit 90 % of parity fest) und 60-90 % für Non­ Basic Commodities. Farm Price Support Program. Hearings before the Committee on Agriculture and Forestry, U.S. Senate 81/1 Congr., S. 1-6. Der Kompromiß sah für 1950 90% of parity fest, für 1951: 80% fest und für 1952 die gleitende Skala zwischen 75 und 90 % vor. Congr. Record, 81/1 Congr., pt. 11, S. 14324. 509 USDA, Farm Family Policy Review Report, Washington 1951. 510 Der Washingtoner Repräsentant der AFB F, Roger Fleming, bezeichnete in einer Veranstaltung in Indiana sogar den des Kommunismus verdächtigen Alger Hiss als den Vater des neuen Plans. J . Begemen, The Farm B ureau's B ig Smear, New Re­ public Nr. 125, Oct. 15, 1951, S. 11. 511 Alle unter das Parity-Schema fallenden Agrarprodukte waren von den Kon­ trollen des im November 1950 unter dem Defense Production Act errichteten Office of Price Stabilization (OPS) ausgenommen. Die AFB F-Apologie des schwarzen Markts (Kline: „Price control is not the American way“) war nahezu überflüssig. Vgl. N.Y. Times, Jan. 28, 1951, S. 48. 512 Das Repräsentantenhaus hatte zunächst mit 207 zu 121 Stimmen (Republikaner 400 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 200-202 74 zu 85) eine modifizierte gleitende Skala von Anfang an gefordert. Zur Einigung kam es erst im Vermittlungsausschuß. 513 Republican Platform 1952, in: SAlesinger u. a., Bd. 4, S. 3288 f. 514 Matusow, S. 245 ff., bes. 249. 515 Vgl. H. C. Farnsworth, International Wheat Agreement and Problems, 1949 to 1956, in: Quarterly Journal of Economics, Bd. 70, 1956, S. 221 ff. Zur Entwicklung des Weizensektors in den USA der 50er Jahre unter den Stützungsprogrammen: D. F. Hadwiger, Federal Wheat Commodity Programs, Arnes 1970, S. 167-203, bes. 193 f., 274 (mit der aufschlußreichen Statistik der Lagerhaltung). 516 Die Zahl der Traktoren stieg zwischen 1945 und 1963 von 2,3 auf 4,6 Mio; 1947 wurden 2 %, 1955 23 % der B aumwollernte medianisch eingebracht; der Anteil der Hybriden am Saatgut stieg von 69 % im Jahre 1945 auf 96 % im Jahre 1960. 1945 ernährte die Arbeitsleistung eines in der Landwirtschaft Tätigen 14 Menschen, 1956: 16 und 1963: 30. Vgl. J . H. Street, The New Revolution in the Cotton Eco­ nomy, Chapel Hill 1957, S. 158; USDA, Changes in Farm Production and Efficiency. Stat. Bull. Nr. 233, rev. July 1964, S. 7, 29 f., 44. 517 1946 wurden 33 % mehr produziert als im Durchschnitt der Jahre 1935-1939, 1957-1959 waren es 60 % und 1963 75 %. USDA, Changes, ebd. 518 Diese Tendenz kommt u. a. zum Ausdruck in den Formulierungen der Wahl­ programme der Demokraten 1968 und der Republikaner 1972. Democratic Platform 1968, in Schlesinger u.a., B d. 4, S. 3768-70; Republican Platform 1972: Α Better Future for All, Miami 1972 (als Pamphlet gedruckt), S. 42 f. 519 Vgl. den Bericht von W. R. Doerner, Time to Plant a New F arm Policy, in: Time, Febr. 26, 1972, S. 32 f. 520 Vgl. V. W. Ruttau u. a., Agricultural Policy in an Affluent Society, N.Y. 1969. 581 Zur näheren Analyse vgl. D. E. Hathaway, Agriculture and the B usiness Cycle, in: Policy for Commercial Agriculture - Its Relations to Economic Growth and Stability (Papers Submitted by Panelists Appearing B efore the Subcommittee on Agri­ cultural Policy), Joint Economic Committee, 85/1 Congr., Nov. 22, 1957 (Sonder­ druck). 522 U. a. beliefen sich die im Rahmen der CCC für das Food for Peace-Programm (Public Law 480) zur Verfügung gestellten Mittel Ende der 50er und Mitte der 60er Jahre auf fast 2 Mrd. $ jährlich. Seit 1967 wurden sie erheblich reduziert; Anfang der 70er Jahre war es nur noch knapp 1 Mrd $. Vgl. Stat. Abstr. 1969, S. 613 und die Studie der B rookings Institution: C. L. Schultze u.a., Setting National Priorities. The 1972 B udget, Washington 1971, S. 302 f. Zum folgenden auch das ganze Kapitel: Agriculture, ebd., S. 297-305. 523 Zur Aufschlüsselung nach Produkten und Programmen vgl. Stat. Abstr. 1969, S. 613. 524 Der Abschluß des Handelsvertrages über Getreidelieferungen an die UdSSR im Wert von ca. 1,2 Mrd. $ im Sommer 1972 führte zu einem Anstieg der Weizenpreise um 45 % zwischen Juli und Oktober dieses Jahres. 525 Der Anfang 1973 durch eine Indiskretion aus Regierungskreisen bekanntgewor­ dene Flanigan-Report vom Herbst 1972 empfahl ζ. Β. harte Pressionen bis zur Annullierung bestehender Abkommen auf allen Handelssektoren für den Fall, daß die Partnerländer die bestehenden Schranken für amerikanische Agrarprodukte nicht abbauen. Washington Star News, Jan. 14, 1973, S. 1; Le Monde, 16. 1. 1973. Vgl. auch D. H. Rahe, U.S. Foreign Trade is Vital to our Farmers and to our Economy, in: USDA, Contours of Change, The Yearbook of Agriculture 1970, Washington 1970, S. 255-63. 526 Die Preisstützungsaufwendungen des USDA zwischen 1932 und 1959 betrugen 401 26 Puhle

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Anmerkungen zu Seite 202 insgesamt 17,75 Mrd. $; davon entfielen 11,45 Mrd. $ auf die besonders genutz­ ten Basic Commodities: Mais Baumwolle Weizen Reis Erdnüsse Tabak

2,747 Mrd. $ 3,222 4,783 0,284 0,228 0,189.

Zur Verteilung auf die einzelnen Programme vgl.: D. Paarlberg, American Farm Policy, N.Y. 1964, Appendix A, S. 353-64, bes. 359-61. Zu den 50er Jahren vgl. aus agronomischer Sicht auch W. v. d. Schulenburg, Die Auseinandersetzung der wis­ senschaftlichen u. praktischen Agrarpolitik mit dem Problem der landwirtschaftlichen Überproduktion. Dargestellt am B eispiel der Vereinigten Staaten von Amerika, agr. Diss. Bonn 1962. 527 Das Gesamtbudget des USDA, das zwischen 1955 und 1958 jeweils rund 4,5 Mrd. $ betragen hatte, stieg 1959 auf 6,6 Mrd., fiel dann wieder etwas ab und belief sich 1963 auf 6,956 Mrd. $ (6,4 % des U.S. Staatshaushalts ingesamt). Davon ent­ fielen auf: Preisstützungsmaßnahmen Food for Peace National Wool Act International Wheat Agreement Überschußverwertung Bodenbank Sugar Act sonstige Programme Einkommensstützung insgesamt Farming & Rural Housing Finanzierung Rural Electrification & Rural Telephones Finanzierung Agric. Land and Water Resources Forschung und andere Dienste insgesamt

2 857 Mio. $ 1 824 67 74 112 309 77 199 5 519 300 342 404 391 6 956 Mio. $

Daten aus: The B udget of the U.S. Government 1964, S. 78; 1965, S. 91; zur regio­ nalen Verteilung vgl. E. W. Grove, State Variations in Farm Program Payments, in: JFE, B d. 47, 1965, S. 2. Zur Kritik an der ungleichen Verteilung: Schweiger, S. 100 bis 107, bes. 105 f. 528 Die Voranschläge für 1973 beliefen sich auf 4,5 Mrd. Schultze u. a., S. 297. Zwischen 1965 und 1969 stieg die Produktion von Futtergetreide (im wesentlichen Mais) von 157 auf 175 Mio. t, ihr Wert von 6,38 auf 7,01 Mrd. $, die entsprechenden direkten Zahlungen des USDA an die Farmer von 1,39 auf 1,64 Mrd. $. Der Preis lag in beiden Jahren bei 1,16 $/bushel. Die direkten Zahlungen des USDA in den Weizenprogrammen betrugen rund 0,86, in den B aumwollprogrammen 0,83 Mrd. $. USDA ERS, Farm Income Situation FIS - 216 (1970), S. 64; Schultze u. a., S. 302. Zur Einkommenssteigerung differenziert nach Produkten und Regionen vgl. Agric. Stat. 1966, S. 485, 488 f. gegenüber Agric. Stat. 1952, S. 640. 529 S. o. S. 134 ff. Zur Diskussion dieses breiten Entwicklungsprozesses vgl. J . H. Davis u. R. A. Goldberg, Α Concept of Agribusiness, Boston 1957, bes. S. 14 ff.; Joint 402 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 202-203 Economic Committee, Economic Policies for Agriculture in the 1960's, Washington 1960; S. Andrews, The Farmers' Dilemma, Washington 1951; D. F. Hadwiger, Dis­ cussion of Trends in the Political Position of the American Farmer. Goals and Values in Agricultural Policy, Arnes 1961, bes. S. 231 ff.; ders., Farm Fundamentalism - Past and Future, in: JFE, B d. 44, 1962, S. 1218-31; zur Kritik: K. B randt, Discussion, in: ebd., S. 1232; H. F. Breimyer, The Three Economics of Agriculture, in: JFE, Bd. 44,1962, S. 679-699; ders., Markets, Market Structure, and the Institutional Organization of Agriculture, USDA AMS 499, Washington 1963, S. 28 ff.; Higbee, Farms, S. 7 ff., 59 ff.; ders., The Farmer as an Innovator: The Technological Revolution, in: A. D. Chandler u. a. Hg., The Changing Economic Order. Readings in American B usiness and Eco­ nomic History, N.Y. 1968, S. 502 ff.; M. Clawson, Policy Directions, S. 199 ff., 355 ff.; die B eiträge zur Saatgutverbesserung (S. 100-51) und Technologie (S. 384-94) sowie M. J . Copley u. a., The Processing of Food (S. 454-60), J . G. Knapp u. A. L. Genner, Farmer Cooperatives Today (S. 501-05) u. M. Thompson, The Search for Parity (S. 543-57), in: USDA, After Α Hundred Years. The Yearbook of Agriculture 1962, Washington 1962, sowie die B eiträge von K. L. Robinson, Commodity Policies and Programs (S. 117-24); E. J . Hekman, Food for All in Need Gets Top Priority (S. 124-30) u. J . D. Shaffer, Organizational and Control Trends in Food System (S. 330-33) in: USDA, Contours of Change. The Yearbook of Agriculture 1970, Was­ hington 1970. Vorzüglich die Zusammenstellung der wichtigsten wissenschaftlichen und politischen Diskussionspunkte in W. E. Owen Hg., American Agriculture. The Changing Structure, Lexington, Mass. 1969, darin bes. die B eiträge von Q. W. Lind­ sey, The Problem of Periodic Reorganization in American Agriculture (S. 1-14); H. F. B reimyer, Future Organization and Control of U.S. Agricultural Production and Marketing (S. 14-25); P. Dorner, The Farm Problem: Α Challenge to Social Invention (S. 38-42); E. Higbee, Other Traditions: The Advance of the Hacienda (S. 43-51) und W. W. Cochrane, Changing Structure of the American Economy: Its Implications for the Performance of Agricultural Markets (S. 72-85). 530 Vgl. die Daten und Tabellen bei: R. F . Lanzilotti, The Superior Market Power of F ood Processing and Agricultural Supply, in: Owen, S. 55-71, bes. 59-61, 65, 69. Zu diesem Vorgang auf dem F uttermittelsektor: J . K. Westberg, Pacific North West F ood Men Hear F orecasts of Startling Change, in: F eedstuffs, F ebr. 29, 1964, S. 8. 581 Vgl. Clawson, S. 373-80; K. H. Boulding, Does Absence of Monopoly Power in Agriculture Influence the Stability and Level of F arm Income?, in: Owen, S. 85-94. Hinweise bereits bei J . K. Galbraith, American Capitalism, S. 154 f. 532 Nach dem Auslaufen des Kartoffelprogramms 1951 reduzierte sich z.B. die Zahl der F armer in dem führenden kartoffelerzeugenden Aroostook County, Maine von 87 im Jahre 1950 auf nur noch 21 im Jahre 1961. Die Preise für Kartoffeln erreichten 1962 ihren tiefsten Stand von 62 c/barrel (bei ca. 2 $ Produktionskosten!). Einzel­ heiten bei Higbee, S. 57 f. 533 Zum Sprecher dieser Farmer wurde allerdings keine der „großen“ Farmer­ organisationen, sondern die sehr konservative, wirtschaftsliberale und B usiness-Idealen nahestehende neue National Farmers' Organization (NFO) unter Führung von Oren Lee Staley, die Ende August in Des Moines einen Farmstreik proklamierte, der nicht sehr diszipliniert verlief. Die AFB F sprach sich grundsätzlich gegen „Withholding Strikes“ aus. Vgl. Higbee, S. 70 f.; zur NFO-Ideologie vgl. den Beitrag von E. Pfingsten in: NFO-Reporter, May 1963, S. 5, u. Breimyer, Individual Freedom, S. 199-201. 534 B ei den Farmarbeitern stehen einem Anteil von 3,7 % farbiger Arbeiter an der ökonomisch aktiven Gesamtbevölkerung nur 1,8 % weiße Arbeiter gegenüber.

403 26* © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 203 Das Verhältnis zu den anderen Kategorien der in der Landwirtschaft Tätigen (Farm Workers) ergibt sich aus folgender Tabelle: Farm Workers insgesamt - Farmers & Farm Managers - Farm Laborers & Foremen - Paid Workers - Unpaid Family Workers

Weiße 4,5 2,7 1,8 1,1 0,7

%

Farbige 4,9 1,2 3,7 3,4 0,4

Stat. Abstr. 1969, S. 223; Dept. of Labor, B ureau of Labor Statistics, Monthly Labor Review, Jan. 1969. Die hohen Anteile der Farmarbeiter konzentrierten sich vor allem an der Westküste (California, Washington), im Mississippi-Tal und im nördlichen Texas sowie am Ostufer des Erie- und Ontario-Sees und entlang der Golfküste. Vgl. U.S. Dept. of Commerce, B ureau of the Census, Map NO Α 54-136; U.S. Dept. of Labor, Farm Labor F act Book, Washington 1959, S. 107; F . Bennett, The Condition of F arm Workers in 1963, N.Y. 1964. 535 1966 fielen nach den Kriterien der Social Security Administration insgesamt 6,1 Mio. amerikanische F amilien unter die „Armen“, davon 4 Mio. in den Städten und 2,1 Mio. auf dem Land. Unter den „rttral poor“, die nicht unbedingt Farmer sind, waren rund 1,6 Mio. Weiße (davon 54 % unter 55 Jahre alt) und 0,5 Mio. Farbige (davon 59% unter 55 Jahre). Agricultural Charts, S. 57 und USDA NEG ERS 7048-69 (9). Nach anderen Kriterien lebten auf dem Lande allein 10 Mio. Amerikaner in „Armut“. Daß die Arbeitslosigkeit auf dem Land Ende der 60er Jahre dreimal so hoch war wie der nationale Durchschnitt (6%), ist unbestritten. Vgl. auch C. L. Schultze, Fiscal Strategy of the 1967 Budget, in: M. E. Gettleman u. D. Mermelstein Hg., The Failure of American Liberalism. After the Great Society, N.Y. 1970 (19671), S. 68-84, bes. 80-83, und R. Radosh, From Protest to B lack Power: The Failure of Coalition Politics, ebd., S. 278-93, bes. 287 f., und: The People Left B ehind. Report by the President's National Advisory Commission on Rural Poverty, Washington 1967; Poverty Amid Plenty, Report of the President's Commission on Income Main­ tenance Programs, Washington 1969. Zum „Krieg gegen die Armut“ insgesamt: R. H. Bremner, From the Depth. The Discovery of Poverty in the United States, N.Y. 1956; D. P. Moynihan, The War on Poverty, in: ders., Maximum Feasible Misunderstanding, N.Y. 1970 (19691), S. 75-101; S. Thernstrom, Poverty, Planning, and Politics in the New B oston: the origins of AB CD, N.Y. 1969 sowie auch die Memoiren von L. B . Johnson. The Vantage Point. Perspectives of the Presidency 1963-1969, N.Y. 1971. 536 Die Vorlage für den Food and Agriculture Act, die die Parität für Mais auf 50% heruntersetzen wollte, was einem Preisverfall von 1,20 $ auf 80 c/bushel ent­ sprochen hätte, wurde im Repräsentantenhaus mit 215 zu 205 Stimmen abgelehnt. Landwirtschaftsminister Orville Freeman mußte dagegen schon 1961 791 Mio. $ mehr an Subventionen bereitstellen als sein Republikanischer Vorgänger 1960. 537 Die Farm B ill wurde im Repräsentantenhaus mit 202 zu 197 Stimmen ver­ abschiedet. 538 Zahlreiche Wirtschaftswissenschaftler und Kongreßmitglieder hatten bei den Beratungen des Agricultural Act von 1970 gefordert, die Höchstgrenze bundesstaat­ licher Subventionen bei 20 000 $ pro Farm, also für alle Produkte insgesamt, festzule­ gen. Der Regierungsentwurf schloß sich jedoch dem Vorschlag der Kongreßausschüsse an, die Höchstgrenze bei 55 000 $ pro Erzeugnis und Farm anzusetzen, was in der Praxis fast überhaupt keine Limitierung mehr darstellte. Die Ersparnisse im B udget 404 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 203-204 hätten im ersten Falle bei 180 Mio. $ gelegen, betrugen dann aber nur 50 Mio. $ im Jahr. C. L. Schultze u. a., S. 298, 303. 539 B ei einer Umfrage im Jahre 1962 sprachen sich 52 % der befragten Farmer für einen völligen Rückzug des Staates aus dem landwirtschaftlichen Produktions- und Marktsektor aus; nur 4 % waren für obligatorische Produktionskontrollen und ein festes Schema der Stützungspreise; 44 % befürworteten staatliche Marktstabilisierung und freiwillige Produktionskontrollen. Vgl. Higbee, S. 125 f. 540 Vgl. die Stellungnahmen in den Kongreßhearings: The Family Farm. Hearings before the Subcommittee on Family Farms of the Committee on Agriculture, House of Repr. 88/1 Congr., Juni 3-5, July 10-11, 1963, Washington 1963, passim (zur Position der AFBF bes. S. 108, 111 ff.). Ferner: Breimyer, S. 192 ff. 541 Vgl. Policy Statements of the National Council of Farmer Cooperatives 1964, NCFC Washington 1964, S. 8. 542 Das Programm der Grange von 1961 forderte u. a. Festhalten am Parity-Stan­ dard und an der Überfiußproduktion, Ausweitung der agrarischen Exporte, stärkere Abwälzung der Kosten der Agrarprogramme auf die Konsumenten anstelle der Steuer­ zahler und ein „producer managed marketing program“. H. D. Newsom, Address before the 95th Annual Session of the National Grange, Worcester, Mass., Nov. 13, 1961, National Grange, Washington 1961, S. 7-9. 543 Vgl. O. Garceau, The Political Life of the American Medical Association, Ham­ den 1961, u. W. Hirsch-Weber, Consideraciones sobre los grupos de interés, in: H. J . Puhle Hg., Perspectivas del Progreso, Hannover/Santiago 1969, S. 51-58, bes. 55 f. 544 Das ausgewiesene Propaganda-B udget der AFB F belief sich 1963 auf 119 000 $. R. B olling, House out of Order, N.Y. 1966, S. 133; Higbee, S. 140 f. Vgl. auch W. Mc Cune, Who's B ehind our Farm Policy, N.Y. 1956, S. 15-52, u. T. Lowi, How The Farmers Get What They Want, in: The Reporter, Nr. 30, May 21, 1964, S. 35 ff. 544a National Farmers' Union, 1964 Policy of the NFU?, Denver 1964, S. 7; zum ideologischen Credo: J . G. Patton, The Case for Farmers, Washington 1959, bes. S. 1 ff., 43 ff. 545 Die folgenden Ausführungen stützen sich wesentlich auf die Auswertung der Selbstdarstellung der AFB F in: AFB F, This is Farm Bureau, Chicago 1969 und AFBF, Farm B ureau Policies for 1970, Chicago 1969, die periodischen Publikatiònen der AFBF, vor allem Nation': Agriculture und AFBF Official Newsletter sowie die Ergeb­ nisse der Hearings des sog. Resnick-Ausschusses aus den Jahren 1967/68, eines Unter­ ausschusses des Agrarausschusses des Repräsentantenhauses zur Erforschung der länd­ lichen Entwicklung (rural development) unter Vorsitz des Demokratischen Abgeord­ neten Joseph Resnick (N.Y.), der - obwohl die meisten Tatsachen offen in den AFBFPublikationen nachzulesen sind - in bester „Muckraker“-Tradition als erster versuchte, in systematischer Weise Licht in das „Vier-Milliarden-B usiness-Imperium“ der Farm Bureaus zu bringen. Als Resnicks Untersuchungen der Farm Lobby unangenehm zu werden drohten, sorgte das Plenum des überwiegend mit konservativen agrarischen Interessenten besetzten Landwirtschaftsausschusses mit 27 zu 1 (nämlich Resnicks eige­ ner) Stimme dafür, daß die Hearings eingestellt wurden. Fundstellen teilweise im Con­ gressional Record v. 18.7.; 17.8.; 18., 19.-21., 25.-26.9.; 2., 3., 17.-20., 23., 24.10.; 7., 8., 14. 11.; 5., 15. 12. 1967 und 6., 26. 1.; 20. 3. 1968. Ein großer Teil der nicht publi­ zierten Akten des Ausschusses ist neuerdings ausgewertet worden in der allerdings nicht ganz unparteiischen Darstellung des Resnick-Assistenten Samuel R. B erger, Dollar Harvest. The Story of the Farm Bureau, Lexington, Mass. 1971. 546 547

Dazu vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 45-62. Der Anteil der Nichtlandwirte an den AFB F-Mitgliedern beträgt, regional ver405 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 204-205 schieden, zwischen 25 und 35 %. Landarbeiter sind hingegen nur als nicht :timm­ berechtigte „associates“ zugelassen. Berger, S. 5, 25. 548 Das Versicherungs- (und Rückversicherungs-) Geschäft ist der größte Erverbs­ zweig der Farm B ureaus: 1968 betrieben sie 55 Insurance Companies mit einem Kapi­ tal von über 1,5 Mrd. $ (einer Zunahme um 50 % seit 1960) und jährlichen Primien­ einnahmen von rund 500 Mio. $; das stärkste Wachstum verzeichneten die Lebens­ versicherungen (Policen über 7 Mrd. $; Kapitalzunahme über 200% seit 196C). Die von der Illinois Agricultural Association (IAA), dem größten Farm Bureau, gegrindete Illinois Country Life Insurance Comp., deren Präsident William Kuhfuss 1970 Charles B. Shuman in der Präsidentschaft der AFB F ablöste, war die größte einzelstaatliche Lebensversicherungsgesellschaft der USA überhaupt (Policen über 2 Mrd. $). Die AFBF betreibt in eigener Regie die American Agricultural Insurance Comp, als Rück­ versicherung der Farm B ureau-Versicherungen und die Farm Family Life Insurance; Beteiligungen bestehen bei der Nationwide Insurance. Vgl. die Angaben des Annual Report 1968, IAA, B loomington, passim, und die Daten in: AFB F, Farm B ureau Insurance, Chicago o. J . , und B est's Insurance Reports: Life-Health 1969, Morristown 196964, sowie B est's Key Rating Guide: Property-Liability, Morristown 196363. Zur Entwicklung in den Südstaaten die Aufstellung in Birmingham News, Oct. 8, 1967. 549 Die genossenschaftlichen Verkaufs- und Service-Organisationen der Farm Bureaus wiesen 1968 ein Kapital von 200 Mio. $ und einen Umsatz von rund 500 Mio. $ auf. Sie vertreiben vor allem Düngemittel, Chemikalien, Saatgut, Futtermittel, B enzin, Reifen, B atterien und andere landwirtschaftliche B edarfsgüter. Die größten dieser Fir­ men sind die FS-Services Inc. in Illinois, Wisconsin und Iowa, die Indiana Farm Cooperative Association, Farm B ureau Services Inc. Michigan und Ohio Landmark. Daneben gibt es Beteiligungen an diversen Real Estate Investment-Gesellschaften. Die unter Vorsitz des AFB F-Präsidenten Shuman zum Zwecke von Preisabsprachen und zur Koordination des Absatzes gegründete National Food Conference, der neben der AFBF 65 % der größten amerikanischen Nahrungsmittelproduzenten angehörten (u. a. Armour, Campbell Soup, General Foods, Α and P, Kraft F oods, Quaker Oats, Ralston­ Purina, Safeway Stores, American Can Corp.), wurde 1969 aufgelöst. Seit Ende 1968 bemühten sich die Farm B ureaus außerdem um lukrative Vermittlungsgeschäfte auf dem Gebiet des nach industriellen Prinzipien organisierten Contract Farming, vor allem in der maschinisierten Hühnerzucht. Vgl. den Rechenschaftsbericht des Schatz­ meisters und langjährigen Washingtoner Repräsentanten (und zweiten Manns) der AFBF, Roger Fleming, Annual Report of the Secretary Treasurer, before the 50th Annual Convention of AFB F, Kansas City Dec. 10, 1968, S. 14. Gelegentlich hat es auch Skandale um Schwindelfirmen in der Regie einzelner Farm B ureaus gegeben. Cleveland Piain Dealer, Oct. 19, 1967 (ed.). 550 Vor allem in Indiana, Ohio, Michigan und Kansas. Die beiden größten sind die Farm B ureau Oil Comp, of Indiana und die Farm Petroleum Cooperative Inc. Vgl. Bereer. S. 62. 551 Insgesamt zählten die Farm B ureaus 1968 rund 2 Mio. Mitgliedsfamilien (ca. 6 Mio. Individuen) in über 2800 County Farm B ureaus. Das Farm B ureau in Illinois (IAA) verzeichnete 1968 einen Überschuß von über 400 000 $ allein aus Mitgliedsbei­ trägen (die trotzdem erhöht wurden). 552 Das war 1968 der Fall in Alabama, Florida, Illinois und Indiana. In Cook County, der traditionell Demokratischen Region von Illinois, in der Chicago liegt, gab es im selben Jahr über 7000 Farm B ureau-Mitglieder, aber nur etwas über 1000 Far­ mer. Vgl. Berger, S. 25 f. 553 Außerdem gehören zum Vorstand: Präsident und Vizepräsident der AFB F und die Vorsitzenden des AFB Women's Committee und der AFBF Young Farmers. 406 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 205-206 554 Audh unter den Holding Companies ist die Illinois Agricultural Holding Co. die größte. Vgl. die Angaben in IAA, Annual Report 1968, B loomington, I11. 1968, S. 57. 555 Von den sieben Abteilungen der IAA stehen vor allem die Organisations­, Rechts-, Finanz- und Public Relations-Abteilungen überwiegend im Dienst der ange­ schlossenen Geschäftsunternehmen. Dasselbe gilt für die Redaktion der Rundfunk­ und Fernsehsendungen, die in feststehenden Regionalprogrammen ausgestrahlt werden, z. Τ. über die fünf Sendestationen, an denen die AFB F finanziell beteiligt ist. 556 Die Partizipationsrate wurde von Resnick auf ca. 10 % der Mitglieder geschätzt. Berger, S. 129. 557 Der jährliche „Turn-Over“ im AFB F-Vorstand beträgt nur 1 5 % . Spitzenfunk­ tionäre sind oft schon über zwanzig Jahre im Amt. 558 Die AFB F-Convention zählt nur etwas über 200 Delegierte. 559 So wurde ζ. Β. das gesamte Webster County F arm Bureau in Nebraska, das in den Auseinandersetzungen um die Wheat Bill für 1964 eine eigene, von den AFB FRichtlinien abweichende Stellung bezog, 1963 kurzerhand aus der Organisation hinaus­ geworfen. Vgl. Lincoln Star, Sept. 19, 1962; Nebraska Farmer, Oct. 5, 1963; Resolution of the B oard of Directors of the Nebraska Farm B ureau Federation, Lincoln April 1964; Resnick-Hearings v. 30.8.1967, MS Protokoll, S. 128 ff., zit. nach B erger, S. 135-37. 560 Die Monatsschrift Nation's Agriculture lag 1968 mit 2 Mio. Exemplaren nur knapp unter der Auflage von Newsweek. Der wöchentlich erscheinende AFB F Official Newsletter (für Verbandsfunktionäre und für die Presse) hatte eine Auflage von rund 60 000. Bereer, S. 40 f. 561 Vgl. z. B. die Ausgaben des AFB F Official Newsletter (ON) vom August 1962 (in Illinois) und Nation's Agriculture (N. A.) vom Nov. 1964 und AB FB ON, March 30, 1970. 562 Nation's Agriculture, Nov. 1964. Nach der Wahlniederlage Goldwaters griff AFBF-Vorsitzender Shuman „bestimmte Sektoren“ des B usiness scharf an, weil sie Johnson unterstützt hatten. Der Investment- und Versicherungssektor wurde aber ausdrücklich ausgenommen: „Apparently corporations are concerned only with pros­ pects for immediate profits and care little about what is happening in agriculture. They forget that once agriculture is socialized other industries will be conquered quickly“. Washington Post, Dez. 8, 1964. 563 Zur AFB F-Jahresversammlung von 1969 in Washington erschienen dann auch erstmals in der Geschichte des Verbandes der Präsident und der Vizepräsident der USA. Vgl. AFB F ON, March 30, 1970. 564 S. o. Anm. 545; ferner B erger, S. 51 f. 565 Die Farm B ureaus nahmen im Gegenteil durchweg landarbeiterfeindliche Posi­ tionen ein. Sie widersetzten sich (inzwischen schon über 35 Jahre) erfolgreich der Aus­ weitung des National Labor Relations Act auf die Landarbeiter, propagierten zeit­ weise, u. a. auch durch den konservativen kalifornischen Senator George Murphy, die Errichtung eines harmonistisch konzipierten Farm Labor Relations B oard auf der Grundlage totalen Streikverbots, gründeten zusammen mit der National Association of Food Chains und dem National Right to Work Committee das gegen die erstar­ kende United Farm Wor/feerj-Gewerkschaft in den pazifischen Staaten gerichtete Free­ dom to Market Committee und unterstützten das von Jose Mendoza ins Leben gerufene „gelbe“ California Workers Freedom to Work Movement. Als sie in jüngerer Zeit in einigen Staaten gezwungen wurden, Tarifverträge abzuschließen, erreichten sie es immerhin, daß Saisonarbeiter, die weniger als hundert Tage im Jahr arbeiten, d. h. insgesamt etwa 2 von 3 Mio. Arbeitern, von den Regelungen ausgenommen blieben.

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Anmerkungen zu Seite 206-207 Vgl. AFB F ON, Dec. 16, 1968; June 23, 1969; Jan. 26, 1970; Febr. 23, 1970; Eez. 7, 1970. In New Jersey gibt es seit den 60er Jahren sogar ein Farm B ureau-eigene: Ver­ mittlungsbüro für von der Glassboro Service Association direkt importierte pjerto­ rikanische Landarbeiter, dessen paternalistische Kasernierungsmethoden trotz cffent­ licher Attacken nicht unter die Kontrolle staatlicher Inspektion gebracht werden konn­ ten und die den Fernsehkommentator Edward R. Murrow zu der Feststellung ver­ anlaßten: „We used to own our slaves; now we just rent them“ (CB S TV-Network, Nov. 25, 1960). Vgl. die Vertragsmuster und „Ordnungen“ in: New Jersey Farm Bureau, Guide to Farm Labor and the Protection of Property Rights, Tremor May 1967, Appendix G. Zum Vergleich ähnlicher Institutionen im ostelbischen Deutschland vor 1914 (Feldarbeiterzentrale): J . Nichtweiss, Die ausländischen Saisonarbeiter in der Landwirtschaft der östlichen und mittleren Gebiete des Deutschen Reiches, B erlin 1959, S. 112 f., und Puhle, Interessenpolitik, S. 152. 566 567

S. 1.

C. B . Shuman, This We B elieve, in: N.A., June 1969, S. 4. C. B . Shuman, Foreword, in: A. Kline, Reflections on Freedom, Chicago 1967,

568 Sogar die Kinderbeihilfen für uneheliche Kinder sollen, da unmoralisch, gestri­ chen werden, Shuman, This We Believe: Crime in the Streets, in: N.A., Febr. 1968, S. 4. 569 Ebd. u. ders., Evolution, not Revolution, in: N.A., July/August 1968, S. 4. 570 Ders., Dear Mr. President Elect, in: N.A., Nov. 1968, S. 6. Der der AFB F nahe­ stehende Wissenschaftler W. W. Cochrane, The City Man's Guide to the Farm Problem, Minneapolis 1965, S. 134, hat errechnet, daß die Farmer bei Streichung der Subven­ tionen rund 50 % ihres Nettoeinkommens verlieren würden. 571 Die AFB F kämpfte u. a. 1960 gegen das Medicarc-Projekt, 1963 gegen den Vocational Education Act, 1964 gegen den Economic Opportunity Act, 1965 gegen den Public Works and Economic Development Act und gegen die Programme gegen die „Armut“ und das Wohnungselend. Typisch die Einlassung von Roger Fleming zu Medicare: „All government moves to supply medical benefits to the aged steps toward socialized medicine“. N.Y. Times, May 15, 1960. Vgl. U.S. House Committee on Public Works, Hearings on HR 6991, Public Works and Economic Development Act, Washington 1965, S. 184 ff.; C. B . Shuman, This We B elieve; Dear Mr. President Elect, in: N.A., Nov. 1968, S. 6; ders., B ring Government B ack Home, in: N.A., May 1968, S. 4. 572 Shuman, Dear Mr. President Elect, und: B ring Government B ack Home, ebd. Das Texas Farm B ureau forderte 1969 sogar den Austritt von Texas (nicht der ganzen USA) aus der UNO. Texas Farm B ureau Federation, Farm B ureau Policies for 1969, Austin 1969, S. 26 f. 573 Vgl. Missouri Farm B ureau News, Dec. 1967; Apr. 1968, S. 10; Idaho Farm Bureau Federation, Farm B ureau Politics for 1969, S. 2; Shuman, Crime in the Streets, S. 4; ders., Evolution, not Revolution, S. 4; Dear Mr. President Elect, S. 6. Der B olsche­ wismus-Verdacht gegen die Kennedy-Regierung wurde besonders in der Kampagne gegen die Pläne stärkerer und z. Τ. obligatorischer Produktionskontrollen für Weizen, die Landwirtschaftsminister Freeman im „Wheat Referendum“ von 1963 zur Abstim­ mung stellte, erfolgreich eingesetzt. 574 Zum ideologischen Kontext vgl. besonders Shumans Abschiedsrede: in: AFB F ON, Dec. 12, 1970. 575 Vgl. AFB F ON, June 23, 1969; Jan. 26, 1970; Febr. 23, 1970; Womack, Chica­ nos, S. 12-18; London u. Anderson, S. 115 ff., 141 ff., 167 ff., u. Matthiessen. 576 B ezeichnend ist auch, daß die AFB F z.B . 1969 im Gegensatz zur Farmers' Union, NFO und zur Grange, die erhebliche Klagen führten, die Gesamtentwicklung der amerikanischen Landwirtschaft sehr optimistisch beurteilte. U.S. House of Repr.

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Anmerkungen zu Seite 207-212 Committee on Agriculture, Hearings on General Farm Program, 91/1 Congr., S. 252, 293; N.Y. Times, Nov. 24, 1969. 577 Zur Entwicklung neuerer Partizipationsbewegungen in den Städten vgl. Woll­ mann, in: B ermbach, Theorie, bes. S. 333 ff., u. M. Hereth, Die Freiheit des B ürgers zum Handeln. „Citizens for Local Democracy“. Das politische Denken einer Gruppe der amerikanischen .neuen Linken'. Eine Faüstudie, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Β 5/72, 1972, S. 3-19 sowie Anm. 40 weiter oben. 578 D. E. Hathaway, Government and Agriculture. Public Policy in a Democratic Society, N.Y. 1963, S. 399 f.; zum Kontext ferner S. 183-236. 579 Vgl. McConnell, Decline, S. 173 ff.; ders., Private Power and American Demo­ cracy, N.Y. 1970 (19661), S. 119 ff., 196 ff., 246 ff.; Tannenbaum, Balance of Power, S. 91-118; Appleby, Big Democracy, S. 39 ff., 78 ff., 135 ff.; T. Lowi, The End of Liberalism, N.Y. 1969, S. 93 ff., 102 ff.; C. A. Reich, The Greening of America, N.Y. 1971, S. 91 ff.; D. Eakins, Policy Planning for the Establishment, in: Radosh u. Roth­ bard, Leviathan, S. 188-205.

IV. 1 Zum Entwicklungsrückstand Frankreichs: Landes, Prometheus, S. 159 ff., 206 ff., 370 ff.; C. P. Kindleberger, Economic Growth in France and B ritain 1851-1950, N.Y. 1969 (19641), S. 5 ff., 113 ff., 135 ff., 183 ff., 311 ff., zum Agrarsektor bes. S. 209 ff.; J . H. Clapham, Economic Development of France and Germany 1815-1914, Cam­ bridge 1966 (19364), S. 53 ff., 158 ff., 232 ff., 385 ff.; T. Kemp, Economic Forces in French History, London 1971, S. 217 ff.; ders., The French Economy 1913-39. The History of a Decline, London 1972, bes. S. 129 ff. Vgl. auch A. Sauvy, Histoire Eco­ nomique de la France entre les deux Guerres, 3 Bde., Paris 1965/67/72; G. Dupeux, La Société Française 1789-1960, Paris 1968 (19641); F. Goguel, Modernisation écono­ mique et comportement politique, Paris 1969. 2 Dieser Komplex ist in systematischer Weise und im Zusammenhang noch sehr wenig untersucht. Ansätze finden sich vor allem bei: J . H. McArthur u. B . R. Scott, Industrial Planning in France, B oston 1969, S. 28 ff., 182 ff., 267 ff., 307 ff., 335 ff.; S. Cohen, Modern Capitalist Planning: The French Model, Cambridge, Mass. 1969, S. 31 ff., 155 ff., 189 ff.; P. Naville u. a., L'Etat entrepreneur. Le cas de la régie Renault, Paris 1971, S. 9 ff., 39 ff., 407 ff.; P. u. M. Maillet, Le secteur publique en France, Paris 19702; B . Chenot, Les entreprises nationalisées, Paris 1970; ferner: P. B auchet, Pro­ priete publique et planification. Entreprises publiques non financiers, Paris 1962. Aus marxistischer Sicht: N. Poulantzas, Pouvoir politique et classes sociales, Paris 1971, Bd. 1, S. 40 ff., 101 ff., 127 ff., 184 ff.; Bd. 2, S. 52 ff., 89 ff., 125 ff., 138 ff., 172 ff. (betont das Eigengewicht der organisierten Staatsmacht gegenüber der orthodoxen Theorie vom „staatsmonopolistischen Kapitalismus“); ferner: P. Bleton, Le capitalisme français, Initiation économique, Paris 1966. 3 P. George, Les Paysans, in: Sauvy, B d. 3, S. 59. Das Kapitel ebd., S. 54 ff. ist sonst für die hier diskutierten Probleme nicht sehr ergiebig. 4 Zum B egriff: S. Hoffmann, Paradoxes of the French Political Community, in: ders. u. a., In Search of France. The Economy, Society and Political System in the Twentieth Century, Cambridge, Mass. 19631, N.Y. 1965, S. 3, u. neuerdings M. Crozier, La Société bloquée, Paris 1970, S. 9 ff. Vgl. auch F. Goguel u. A. Grosser, La Politique en France, Paris 19704, S. 23 ff. 5 B esonders stark ist der ländliche und agrarische Einfluß in der Regel in der ersten

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Anmerkungen zu Seite 212-214 Kammer (meistens: Senat), deren Mitglieder nicht direkt gewählt, sondern vor allem von Kommunen und Regionen präsentiert werden. * Zur Unfähigkeit der Masse der isoliert wirtschaftenden konservativen Parzellen­ bauern zur eigentlichen Repräsentation und zum daraus resultierenden Hang zum Bonapartismus Mitte des 19. Jhts. vgl. vor allem: K. Marx, Der achtzehnte B rumaire des Louis B onaparte (1852), in: MEW, B d. 8, B erlin 1960, S. 111-207, hier vor allem 198 f.; auch: A. Soboul, La Question Agraire en 1848, in: La Pensee, 1948, Nr. 18-20. Zur Tradition des konservativen Protestpotentials französischer B auern vgl. die Studie der klassischen Konterrevolution vom Lande: C. Tilly, The Vendée, London 1964, bes. S. 2 ff., 305 ff. Es soll hier keineswegs die 5. Republik de Gaulles mit dem 2. Empire gleichgesetzt werden. Die politischen Konstellationen, Prioritäten und Motivationen waren Mitte des 19. Jhts. andere als Mitte des 20. Jhts., nicht zu reden von zwei grundverschiedenen Personen an der Spitze des Staates. Der reizvollen Frage nach den Differenzen zwischen 5. Republik und 2. Empire, u. a. wesentlich motiviert durch die Industrialisierung und eine generelle Ausweitung politischer Öffentlichkeit und mög­ licher demokratischer Partizipation, in der französischen Kontinuitätslinie plebiszitär bestimmter Herrschaft kann an dieser Stelle allerdings nicht im einzelnen nachgegan­ gen werden. Zu de Gaulles innenpolitischen Prioritäten: C. de Gaulle, Mémoires d'espoir, B d. 1, Le Renouveau 1958-1962, Paris 1970, S. 7-47; B d. 2, L'Effort 1962..., Paris 1971, S. 14 ff., 75 ff., speziell zur Agrarpolitik S. 51, 105 f. - Zum Vergleich der Ergebnisse der Präsidentenwahl v. 10. 12. 1848 und des Plesbizits v. 8. 5. 1870 sowie der Referenden v. 28. 9. 1958 und 28. 10. 1962 und der Präsidentenwahlen v. 5.12. 1965 vgl. die Daten in: J . Guiffan, Les Elections françaises de 1789 à nos jours, in: Les Cahiers de l'histoire, H. 64, 1967, S. 33, 42, 96, 103, 108. 7 S. o. S. 29. 8 Die Société des Agriculteurs de France wurde 1867 von E. Lecoutcux gegründet. Die von ihr im Mai 1886 ins Leben gerufene Union Centrale des Syndicats des Agri­ culteurs de France (UCSA, nach den B estimmungen des Syndikatsorganisationsgesetzes Waldeck-Rousseau von 1884, das in letzter Minute auch auf den Agrarsektor aus­ gedehnt worden war) leitete die Entwicklung eines umfassenden Agrarsyndikalismus in Frankreich ein. Vgl. dazu u. zum folgenden: P. B arral, Les Agrariens français de Méline à Pisani, Paris 1968, S. 105 ff. u. M. Faure, Les Paysans dans la Société Fran­ caise, Paris 1966, S. 30 ff., sowie das ältere Standardwerk von M. Augé-Laribé, La politique agricole de la France de 1880 à 1940, Paris 1950. 9 Die Société Nationale d'Encouragement à l'Agriculture wurde 1880 auf B etreiben Gambettas gegründet. 10 Ihr Gründer, der Sozialist Tanguy-Prigent, wurde nach 1945 erster Landwirt­ schaftsminister der 4. Republik. Vgl. B arral, S. 274 ff.; Faure, S. 65 ff., u. G. Wright, Rural Revolution in France. The Peasantry in the Twentieth Century, Stanford 1964, S. 95 ff. 11 1934 wurde die UCSA umgebildet zur UNSA (Union Nationale) und ihre Zen­ trale wurde, auch aus Gründen der Imagepflege, vom Sitz der alten Großagarierver­ einigung in die rue des Pyramides verlegt. 12 Vgl. vor allem: Y. Tavernier, Le Syndicalisme paysan. FNSEA-CNJA, FNSP Et. synd. 5, Paris 1969, S. 16 ff., 35 ff., 64 ff., 89 ff.; Wright, S. 95 ff., 114 ff.; Faure, S. 69 ff.; H. Mendras, Les organisations agricoles (S. 231-60), u. C. Emeri, La CGA (S. 287-91), in: J . Fauvet u. H. Mendras Hg., Les Paysans et la Politique dans la France Contemporaine, FNSP B d. 94, Paris 1958. 13 Vgl. H. Roussillon, L'Association Générale des Producteurs de Β1é, FNSP Et. synd. 6, Paris 1970, bes. S. 19 ff., 36 ff., 43 ff., 54 ff., 87 ff. 14 Vor allem das Syndicat National des B ouilleurs de Cru (SNB C) mit über 2,5 Mio. 410 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 214 Mitgl., die Fédération Nationale des Produits des Fruits à Cidre (FNFC) mit ca. 100 000 Mitgl., die Fédération Nationale des Distilleries Vinicoles (FNDV), die klei­ nere Union Nationale des Groupements de Destillations d'Alcool (UNGDA v. 1947) mit den angeschlossenen Verbänden: Syndicat de la Distillerie Agricole, Syndicat Na­ tional des Fabricants d'Alcool de France, Syndicat General des Fabricants d'Alcool de Pomme et de Cidre, Confédération Nationale des Distilleries Vinicoles, und das eng damit verbundene Institut Français de l'Alcool (IFA, 1951). Die großen Weinverbände (FAV und CGVM) und der Zuckerrübenverband (CGB mit ca. 100 000 Mitgl.) sind ebenso wie die meisten agrarischen Schnapsbrenner zusam­ mengeschlossen im Comité de Coordination de la FNSEA. Daneben gibt es seit den 50er Jahren noch paritätisch besetzte Spezialkommissionen, teilweise mit staatlicher B eteiligung, zur Lenkung des Alkoholmarkts: Groupement National Interprofessionel de la B etterave, de la Canne et des Industries Productrices de Sucre et d'Alcool (GNIB C), Commission du Prix des Alcools de B etterave, Comité des Fruits à Cidre et des Productions Cidricoles, Société Interprofessionelle des Trans­ ferts d'Alcool; seit Mitte der 30er Jahre die Commission Consultative des Alcools und das Conseil Supérieur des Alcools. Vgl. J . M. Cotteret, Note sur quelques organisations professionnelles. Secteur de l'Alcool, in: Fauvet u. Mendras, S. 293-301, bes. 297ff.; P. Miot, Le régime économique de l'alcool, Paris 1962. Eine vollständige Liste der in der Commission Permanente des AssociationsSpécialiées innerhalb der FNSEA zusammengeschlossenen 35 B ranchenverbände (mit 76 Delegiertenstimmen) findet sich in Tavernier, Syndicalisme Paysan, S. 35-37. Vgl. vor allem Miot, S. 19 ff., 36 ff., 56 ff., 115 ff., 197 ff. Die Landwirtschaftskammern waren schon 1851 als typische Konsultationsorgane des 2. Empire gegründet worden; 1924 und 1949 wurden sie jeweils umorganisiert, 1940-1949 waren sie verboten; seit 1927 wurden 1/4 der Sitze von den etablierten Gruppen besetzt, 3/4 nach Listen direkt gewählt. Der lose Dachverband der Association Permanente des Présidents des Chambres d'Agriculture (APPCA, „11 bis rue Scribe“ wie FNSEA) bildete sich zuerst 1935, nach 1949 neu. Mit der Wahl des konservativen FNSEA-Vorsitzenden Réné B londelle zum APPCA-Präsidenten i. J . 1952 wurden die Apparate beider Organisationen praktisch zusammengelegt. Mendès-France kon­ zedierte der Kammer 1954 ein zusätzliches Besteuerungsrecht; 1960 erkannte die Regie­ rung ausdrücklich die APPCA als legitimierte landwirtschaftliche Gesamtvertretung an. Vgl. Faure, S. 113 ff. 17 Seit 1966 stellte das CNJA den Generalsekretär der FNSEA (1961-1966 Marcel Bruel, seit 1966 Michel Debatisse). Zu Entwicklung und Programm des CNJA vor allem M. Debatisse, La révolution silencieuse. Le combat des paysans, Paris 1963, S. 47 ff., 65 ff., 96 ff., bes. 111 ff., 140 ff., 161 ff., 211 ff.; Tavernier, Syndicalisme Paysan S. 135 ff., 145 ff., 167 ff., 185 f.; Wright, S. 143 ff.; S. Mallet, Les paysans contre le passe, Paris 1962. Zum Gesamtprozeß: C. Servolin u. Y. Tavernier, La France: Reforme de struetures ou politique des prix?, in: H. Mendras u. Y. Tavernier Hg., Terre, Paysans et Politique, Struetures agraires, systèmes politiques et politiques agricoles, SEDEIS, Paris 1969, B d. 1, S. 143-219, bes. 171 ff.; Y. Tavernier, Le syn­ dicalisme paysan et la politique agricole du gouvernement (juin 1958 - avril 1962), in: RFSP, Bd. 12/3, 1962, S. 599-646, bes. 603 ff., 611 ff., 622 ff., 633 ff. 18 Die FNSEA brachte z.B . Anfang Januar 1973 über 80 000 Demonstranten auf die Beine zugunsten einer großen Kampagne für die Erhöhung der Milch- und Fleisch­ preise um 15 % (trotz vorausgegangener Preissteigerungen für landwirtschaftliche Produkte insgesamt um fast 30 % zwischen 1969 und 1973). Lediglich die „linken“ Gruppen der B retagne (bes. Finistère, Morbihan, Loire Atiantique, Mayenne), denen 15 l6

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Anmerkungen zu Seite 214-217 die Aktion nicht radikal genug war, beteiligten sich nicht. Vgl. die B erichte in Le Monde v. 12. u. 14.-15. 1. 1973. 19 Marktorganisierende Interventionsinstitutionen wurden im Sept. 1953 geschaf­ fen für Wein (Wiederbelebung des IVCC von 1931), Fleisch (SIB EV), Milch (INTER­ LAIT) und Kartoffeln (SNIPOT). Das Landwirtschaftsministerium wurde vom Kabi­ nett Gaillard wieder besetzt. Vgl. Faure, S. 114 ff., 123 ff.; B arral, S. 320 ff. Zum Stil der ungeschminkten Intervention der FNSEA und der großen B ranchenverbände im Parlament vgl. vor allem: Témoignage Chrétien Nr. 690 v. 27.9. 1957; H. W. Ehr­ mann, Politics in France, B oston 1968, S. 181 f., u. Wright, S. 131 ff., bes. 140 ff. 20 Vgl. Faure, S. 126 ff., 136 ff., 168-72; Debatisse, S. 181 ff., 201 ff. 21 Vgl. die Daten in Tab. 1 im Anhang. Zur Verteilung nach Departements vgl. die Aufschlüsselung für 1891 in: Stat. agricole de la France. Resultats Généraux de l'enquête décennale de 1892, Paris 1897, Bd. 1, S. 379. 22 Vgl. die Daten in Stat. agricole, Annuaire abrégé 1968, Paris 1968, S. 40. Zur regionalen Differenzierung: Tableaux de PAgriculture française, in: Paysans 49, août - sept. 1964, S. 24; ferner: J . Fauvet, La représentation politique du monde paysan, in: M. Duverger, Partis politiques et classes sociales en France, FNSP 74, Paris 1955, S. 155-77, bes. 156 f. 23 Zur Arbeitskräftesituation vgl. Statistique agricole de la France, Résultats Généraux de l'Enquête de 1929 (Stat. agr. 1929), Paris 1936, S. 554-69, 630-33; Statistique agricole, Rétrospectifs 1930-1964 (Stat. agr. rs. 1966), Paris 1966, S. 140. Zur Mechanisierung neuerdings: Statistique agricole, Annuaire abrégé 1968 (Stat. agr. 1968), Paris 1968, S. 30, 160 b, c; ferner: INSEE, Tableaux 1970, S. 180 und die Statistiken bei Faure, ebd., S. 39 ff., 141 ff., 103-11, u. Servolin u. Tavernier, ebd., S. 219, sowie H. Mendras, Lcs paysans et la modernisation de l'agriculture, CNRS, Paris 1958, S. 104 f.; neuerdings auch P. B arral, Le Monde agricole français vers 1950, in: B . Köpeczi u. E. H. B alàzs Hg., Paysannerie Française, Paysannerie Hongroise, XVIe-XXe siècle, B udapest 1973, S. 247-64. 24 Daten über die Produktionsmengen in: Statistique agricole annuelle 1920 (Stat. agr. an. 1920), Paris 1921, S. 154-60 (für 1815 bis 1921); Aufschlüsselungen nach Re­ gionen und Produkten vor 1900: Stat. agr. an. 1901, S. 74-82, 84. Für das 20. Jht.: M. Jeanneney, Tableaux Statistiques relatifs à l'économie française et l'économie mondiale, Paris 1957, S. 23; Stat. agr. rs. 1966, S. 154; INSEE, Tableaux 1970, S. 181-83. Für die Zwischenkriegszeit auch: Sauvy, B d. 1, S. 238-58, 275 ff.; B d. 2, S. 77 ff., 111 ff., 181 ff., bes. 212 ff., 279 ff., 347 ff., 379-91, 462 ff. Zum Produktions­ wert vor allem: J . C. Toutain, Le produit de l'agriculture française de 1700 à 1958, Bd. 2: La croissance du produit de l'agriculture entre 1700 et 1958. Cahiers de l'In­ stitut de Science Economique Appliquée (ISEA), série AF 2, suppl. Nr. 115, 1961, S. 12 ff., bes. 61, 206 f. u. table 109. 25 Der Agrarpreisindex (1955 = 100) stieg zwischen 1957 und 1958 von 117,4 auf 142,8, der für industriell gefertigte landwirtschaftliche Verbrauchsgüter von 104,3 auf 112,7. Später schwächte sich die Differenz etwas ab. 1960 betrugen die Indices 139,7 bzw. 125,9, 1963: 164,8 bzw. 135,7. Stat. agr. rs. 1966, S. 154. Für die Zeit zwischen 1910 und 1956 vgl. die Agrarpreisindices in Tab. 14 im Anhang sowie auch Kemp, French Economy, S. 138 ff. Für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg Stat. agr. an. 1913, S. 120-25. 26 Französischer Durchschnitt = 100, Franklin, ebd., S. 83, 103. Zur Lohnentwick­ lung für Landarbeiter Daten in: Stat. agr. 1882, S. 183, 185; 1892, B d. 2, S. 242-45; differenziert 1929, S. 638-45; Stat. agr. rs. 1966, S. 153 f.; Stat. agr. 1968, S. 154-57 sowie in der Darstellung von P. Gratton, Les paysans français contre l'agrarisme, Paris 1972, S. 69-77. 412 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 217-219 Vgl. Tab.2 (S. 250). Zur Wirtschaftsweisen und B odennutzung vgl. die Übersichtskarte von J . Klatz­ mann in: Fauvet u. Mendras 1958, S. 30. Ferner: Stat. agr. 1892, Bd. 2, S. 238-41. 29 Hierzu u. zum folgenden Tab. 15 (S. 266). Zur Differenzierung der B etriebs­ größen nach Departements für 1882, 1892 und 1929 sowie nach Regionen für 1967 vgl. Stat. agr. de la France, Algérie et colonies. Resultats Généraux de I'enquête décennale de 1882, Nancy 1887, S. 170-73; Stat. agr. 1892, B d. 2, S. 218 ff., bes. 226-29; Stat. agr. 1929, S. 482-89, 492-95 u. Stat. agr., Annuaire abrégé 1968, S. 22-25. 27

28

30

B etriebe zwischen 1 und 10 ha:

1929: 1942: 1955: 1963:

1 863 867 1 119 260 1 124 907 817 920

Für die Zwischenkriegszeit vgl. A. Javal, L'organisation de la profession agricole, in: Journal des économistes 106, 1936, S. 74 u. Augé - Laribé, S. 86 ff. 31 Vgl. S. H. Franklin, The European Peasantry. The Final Phase, London 1969, S. 73 ff., bes. 74; zur regionalen Differenzierung Tabelle ebd., S. 78; zur Kapital- und Ertragsrechnung die Daten von J . Chombart de Lauwe, in: Le Monde v. 15. 11. 1966. 32 Vgl. B loch, Caractères, S. 239 ff., bes. 247; H. Sie, La France Economique et Sociale au XVIIIe siècle, Paris 1969, S. 23 ff.; ders., Französische Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2, Jena 1936, S. 381-87; F. Evrard, Les grandes fermes entre Paris et la B eauce, in: Annales de Geographie, 1923, S. 210ff.; D. Halévy, Visites aux Paysans du Centre, Grasset 1935, S. 302-06; Durousier - Dugontier, Evolution du métayage en France, Paris 1905. Zur Verteilung: Atlas historique de la France contemporaine, Paris 1966, S. 48-50. 33 Daten aus Stat. agr. 1892, Bd. 1, S. 380; Bd. 2, S. 234-37, zum Vergleich S. 399. Auch Stat. agr. 1882, S. 174-77, 186-89; Stat. agr. 1929, S. 502-15. Zur regionalen Differenzierung für 1892 auch Stat. agr. 1892, B d. 2, S. 246-49, 251, 253; Sée, Wirt­ schaftsgeschichte, B d. 2, S. 386. Die wichtigsten Kategorien der „domestiques“ waren maîtres-valets, laboureurs-charretiers, bouviers, bergers, ouvriers fromagers und die servantes de ferme (Dienstmädchen). Zur zahlenmäßigen Verteilung 1892 vgl. Stat. agr. 1892, Bd. 1, S. 383, zur regionalen Verteilung auch Stat. agr. 1882, 190-93; 1892, Bd. 2, S. 250-53. 34 Zur regionalen Aufschlüsselung vgl. M. Vigreux, Les crises du monde rural, doss. sc. hum. no. 23, Paris 1970, S. 36 f. u. Franklin, S. 75. 35 Vgl. dazu für das 19. Jht. vor allem die vorbildliche und anregende sozialhisto­ rische Regionalstudie von G. Dupeux, Aspects de l'histoire sociale et politique du Loir-et-Cher, 1848-1914, These Paris 1962, S. 241 ff., hier bes. 287-89. Neuerdings auch P. L. R. Higonnet, Pont-de-Montvert, Social Structure and Politics in a French Village 1700-1914, Cambridge, Mass. 1971, und für das 20. Jht. die vorzügliche Re­ gionalstudie von S. B erger, Peasants against Politics. Rural Organization in B rittany, 1911-1967, Cambridge, Mass. 1972, S. 19-32. 36 Noch im gemeinsamen Programm der Linken vom 27. 6.1972 ist, allerdings ge­ dämpft, die Rede von den „petits et moyens produeteurs qui représentent et con­ tinueront de représenter dans les prochaines années la grande majorité des travail­ leurs de la Campagne“. Programme commun de Gouvernement du Parti Communiste Français et du Parti Socialiste, Paris (Ed. Sociales) 1972, S. 124. Vgl. F. Engels, Die Bauernfrage in Frankreich und Deutschland, in: MEW, Bd. 22, B erlin 1963, S. 483 bis 505, bes. 490 ff., 497 ff.; W. Rochet, Ceux de la terre, Paris 1963, S. 302. Zur Stellung 413 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 219-222 von Jaurès vgl. G. Lefranc, Le Mouvement Socialiste sous la Troisième République (1875-1940), Paris 1963, S. 168-84; C. Ezratty, Les communistes, in: Fauvet u. Mendras, S. 69-84. Zur Tradition vgl. P. Caziot, La terre à la famille paysanne, Paris 1919; ferner die Rede des Präsidenten Pompidou in Aurillac, in: Le Monde v. 8. 8. 1972. 37 Die Zahl der eigentumslosen Lohnarbeiter (journaliers) verringerte sich zwischen 1862 und 1892 von 0,86 Mio. auf 0,62 Mio., die der Lohnarbeiter insgesamt von 2 Mio. auf 1,2 Mio., die des Dienstpersonals ohne Geldlohn-Vertrag (domestiques) von 2 Mio. auf 1,8 Mio. Stat. agr. 1892, B d. 2, S. 246 f., 251. Zwischen 1892 und 1929 nahm die Zahl der Landarbeiter insgesamt um 1/3 ab: 1892 machten domestiques (1,8 Mio.) und journaliers (1,2 Mio.) zusammen 3 Mio. aus; 1929 waren es nur noch 2 Mio. (1,1 Mio. salariés permanents; 0,9 Mio. salariés temporaires). Der Anteil der Lohnempfänger unter den in der Landwirtschaft Tätigen ging zwischen 1949 und 1956 von 21,8 % (1,2 Mio. von 5,5 Mio.) auf 21,3 % (ca. 1 Mio. von 4,7 Mio.) zurück und zwischen 1963 und 1968 von 20,1 % (0,77 Mio. von 3,8 Mio.) auf 18,4 % (0,56 Mio. von 3 Mio.). Stat. agr. rs. 1966, S. 140, u. Stat. agr., An. abr. 1968, S. 41, zur regionalen Aufschlüs­ selung S. 42 f. Zum Streikverhalten s. auch weiter unten S. 226 ff. Vgl. P. Gratton, S. 52; insgesamt auch E. Shorter u. C. Tilly, Strikes in France, 1830 to 1968, N.Y. 1974. Vgl. Sée Wirtschaftsgeschichte, B d. 2, S. 387 ff., 395 ff. Zwei Hofbesitzer von dreien (63,1 %) waren noch i. J . 1963 über 50 Jahre alt, einer (33,7 %) über 60, einer von fünfen (19 %) über 65. 1967 war zwar nur noch einer von zweien (56,7%) über 50, aber der Prozentsatz derer über 65 (18 %) hatte sich fast gehalten. 8,5 % entfielen auf die unter 35jährigen, 34,8 % waren zwischen 35 und 49. Zur regionalen Aufschlüsselung und Differenzierung nach B etriebsgrößen vgl. Stat. agr. 1968, S. 31 f.; C. Laurant, Premiers résultats de l'enquête au 1/10 sur les struetures agricoles en 1963, Etudes et conjoneture 6, juin 1965, S. 132. 38

39

40 Das Office National Interprofessionnel du B lé wurde durch Gesetz v. 15. 8. 1936 geschaffen, um dem seit den reichen Ernten von 1935 zunehmenden Prcisverfall für Getreide zu steuern und die Folgen der Wirtschaftskrise auf diesem Sektor aufzu­ fangen. An- und Verkauf von Getreide konnten nur noch über das ONIB abgewik­ kelt werden, dessen Conseil (30 Produzenten, 9 Vertreter der Mühlenindustrie und des Handels, 9 Repräsentanten der Konsumenten und 4 der Verwaltung) einen Ein­ heitspreis festsetzte. 41 Dazu G. Noblemaire, La discussion parlémentaire sur l'office du blé, Nancy 1966. 42 Vgl. Wright, S. 63 ff.; Roussillon, AGPB , S. 29-33. 43 Der Terminus „revolution“ scheint mir allerdings nicht angebracht. So S. Hoff­ mann, Paradoxes of the French Political Community, ebd., S. 34. Vgl. auch Robert Aron, France Reborn. The History of the Liberation, June 1944-May 1945, N.Y. 1964. 44 Die Weinproduktion sank von 84 Mio. hl i. J . 1875 auf 26 Mio. hl i. J . 1885. Im Jahre 1900 wurden 67 Mio. hl produziert. Vgl. Sie, Wirtschaftsgeschichte, B d. 2, S. 393 sowie C. K. Warner, The Winegrowers of France and the Government since 1875, N.Y. 1960. Exemplarisch auch Dupeux, Loir-et-Cher, S. 199-219, bes. 204 ff. 45 Der stärkste Verband innerhalb der UCSA ( = rue d'Athènes) war die Union du Sud-Est um Lyon (nach 1918: Syndicats agricoles du Sud-Est), die 1900 über 60 000 Mitgl. in 150 Syndikaten hatte. Es folgten die Syndikate im Norden, in der Cham­ pagne und Lothringen, Anjou, B retagne, Périgord, Midi, Plateau Central und Alpes­ Provence, während die Schwerpunkte der Genossenschaften des B oul. St. Germain im

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Anmerkungen zu Seite 222-224 Pas de Calais, Chartres, Loir-et-Cher, Centre Sud, Charente und Poitou lagen. Vgl. die Karten in: B arral. S. 106-204. 46 Die Zahl der der UCSA angeschlossenen Syndikate stieg von 2069 i. J . 1900 (512 000 Mitgl.) auf 14 968 i. J . 1930 (1 910 538 Mitgl.). Zur Entwicklung der Syndi­ kate und Genossenschaften und zur regionalen Differenzierung vgl. Stat. agr. 1929, S. 704-11, 712-15; zu Kreditgenossenschaften, „mutuelles“ und Versicherungskassen S. 715-55; Stat. agr. rs. 1966, S. 141, 148; Stat. agr. 1968, S. 129-33, 150-53. 47 Dazu neuerdings J . Hilsheimer, Interessengruppen und Zollpolitik in Frankreich: die Auseinandersetzungen um die Aufstellung des Zolltarifs von 1892. Diss. Heidel­ berg 1973, S. 122 ff., bes. 152-60, 308 ff., 460 f. sowie das ältere Werk von E. O. Go­ lob, The Méline Tariff. French Agriculture and the Nationalist Economic Policy, N.Y. 1944. 48 B ereits im Herbst 1914 waren alle protektionistischen Gesetze aufgehoben, Ratio­ nierungsmaßnahmen getroffen, die Ausfuhr gesperrt, Importe und Devisen kontin­ gentiert worden. Im März 1917 hatte der Staat das Importmonopol an sich gezogen. Im Juni 1918 waren für kurze Zeit B rotmarken eingeführt worden. Näheres bei Augé-Laribé, S. 303 ff., 329 ff.; B arral, S. 177 ff. Vgl. auch Kemp, French Economy, S. 135 ff.; P. Pinot, Agriculture and Food Supply in France During the War, New Haven 1927. 49 Die SNEA gründete 1906 einen einheitlichen Genossenschaftsverband, 1908 einen Kreditkassenverband, 1909 ein Dachsyndikat und 1911 einen Verband der mutuelles. 1910 entstand der Zusammenschluß der Fédération Nationale de la Mutualité et de la Coopération Agricoles. 50 Vgl. die Studie des CNAA-Geschäftsführers M. Augé-Laribé, S. 441 ff. 51 B edeutsam wurde die Generalversammlung v. 22. 6. 1935, die die Gründung einer Corporation Agricole forderte und wegweisend wurde für die weitergehenden anti­ parlamentarisch-ständischen Forderungen des Kongresses von Caen 1937. Dazu L. Salleron, Un Régime Corporatif pour l'Agriculture, Paris 1937, 19432. 52 Während die traditionellen Gründungen der 3. Republik erst keinen einheit­ lichen Dachverband zustande brachten und ihn am Ende durch eine korporative Ein­ heitsideologie ersetzen wollten, die nur durch den Zusammenbruch auch eine organi­ satorische Form erhielt, dokumentierte die Geschichte der CGA den mißlungenen Ver­ such der Schaffung einer Einheitsorganisation von Anfang an, die dann allmählich ent­ sprechend den traditionellen Disparitäten zerfiel. 53 Deutlicher wird das z. Β. auch daran, daß der Widerstand gegen den Handels­ vertrag von 1927 zuerst von den Weinbauern und den Produzenten von Obst und Frühgemüse artikuliert wurde. 54 Zur Kritik der Agrarpolitik des Front populaire vgl. R. Μaspétiol, Economie paysanne, Paris 1939, S. 92 ff.; zur Verteidigung: E. Monpied, L'expérience agricole du gouvernement Léon B lum, in: Forces paysannes, Nr. 27, juillet 1958, S. 11 ff. G. Lefranc, Histoire du Front Populaire 1934-1938, Paris 1965, S. 342 ff. 55 Alle anderen freien landwirtschaftlichen Organisationen wurden aufgelöst. Die Spitzenpositionen der Corporation wurden mit Funktionären der alten CNAA, UNSA und AGPB besetzt. Vgl. vor allem: L. Salleron, La Corporation Paysanne, Paris 1943. 56 Vgl. auch H. Denis, La Corporation, Paris 1941; M. B ouvier-Ajam, La doctrine corporative, Paris 1943. 57 Die seit Ende der 20er Jahre von Dorgères im Nordwesten, bes. in Ille-et­ Vilaine, Normandie, B retagne, ins Leben gerufenen Comités de Défense Paysanne hatten in der Wirtschaftskrise Auftrieb bekommen. 58 Gegr. 1928 von dem Gymnasiallehrer G. Fleurant, gen. Agricola, mit Anhängern vor allem im Massif Central. 415 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 224-225 59 Vgl. J . M. Royer, De Dorgères à Poujade, in: Fauvet u. Mendras, S. 149 bis 206, bes. 154 ff. 60 Gemeint sind hier die spezifischen laizistischen und meistens freimaurerischen linksbürgerlidien Reformbewegungen in einigen romanischen Ländern seit Mire des 19. Jhts. 6l In der Zusammensetzung des Conseil der Corporation wurde vom Ministerium ausdrücklich eine B alance gewahrt zwischen den Syndikaten der UNSA und den Ge­ nossenschaften der FNMCA, wenngleich alle Schlüsselstellungen Syndikatsfunktionären und B ranchenrepräsentanten zufielen. Vgl. Wright, S. 83. Zum Verhältnis der neu­ gegründeten Confédération Nationale de la Mutualité, de la Cooperation et du Crédit Agricole (CNMCCA, B oul. St. Germain) und der rechten Abspaltung der Con­ federation Generale des Cooperatives Agricoles (CGCA, rue La Fayette) zur CGA nach 1944 vgl. Barral, S. 290 f. u. Tavernier, Le syndicalisme paysan, S. 16 f. 62 Vgl. M. Faure, Les ouvriers agricoles, in: Fauvet u. Mendras, S. 281-85; B arral, S. 141 ff. 63 Im Corrèze war 1924 auf Initiative der Kommunistischen Partei das Conseil Paysan Français, 1925 die Fédeération des Paysans Travailleurs gegründet worden, die zwar als Organisationen sehr bald stagnierten (bei etwa 2100 Mitgliedern), aber doch das Wählerpotential des PCF in den ärmeren Cantons des Departements dauerhaft stabilisieren konnten. Im reicheren Südwesten (mit mehr Pachtbetrieben und größerem kirchlichen Einfluß) blieben die Kommunisten allerdings unter 20%. Vgl. die Auf­ rufe in: La Voix Paysanne v. 22. 11. 1924 und 31. 1. 1925 und P. Gratton, Le com­ munisme rural du Corrèze, in: ders., Les Paysans français, S. 13—42, bes. 29 ff. 64 Vgl. Gratton, Le Mouvement ouvrier et la question agraire de 1870 à 1947, ebd., S. 112-210, bes. 112 ff., 132 ff., 186 ff., 207. 65 Vgl. die detaillierte Aufschlüsselung der Streiks vor 1935 und ihres B ezugs zu den Arbeiterorganisationen in: Gratton, Mouvement et physionomic des grèves agri­ coles en France de 1890 à 1935, zuerst in: Le Mouvement Social, B d. 71, 1970, S. 3-38, jetzt auch in: ders., Les Paysans français, S. 43-85, bes. 47 ff. und die Tabel­ len, S. 59 u. 85. Neuerdings auch C, L. u. R. Tilly, The Rebellious Century 1830-1930, Cambridge, Mass. 1975, S. 17-86. Nach Angaben der CGT gehörten

1914: 1932: 1936: 1938: 1939:

6 192 (nur Féd. agr. du Midi) 9 700 164 000 127 000 81 000

in der Landwirtschaft Tätige dieser Organisation an. G. Lefranc, Le Mouvement Syndi­ cal sous la Troisième République, Paris 1967, S. 409 f., 415. 66 Die Kompetenzen des Getreideamts wurden auch auf zweitrangige Sorten aus­ gedehnt (seitdem statt „blé“ „céréales“, und statt ONIB ONIC); wesentliche B efug­ nisse des Conseil wurden dem Präsidenten (Halle) übertragen, den die professionelle Branchenorganisation AGPB stellte. Den Zuckerrübensektor bewirtschaftete weiterhin das GNIPB , andere Produkte die Groupements Interprofessionnels de Repartition des Produits Indispensables a l'Agriculture (GIRPIA) und entsprechende Importorganisa­ tionen. Vgl. P. Hallé u. a., Les grandes produetions, in: La Corporation Paysanne, Paris 1943, S. 173-251; A. S. Milward, The New Order and the French Economy, Oxford 1970, S. 254-68, u. M. Cépède, Agriculture et alimentation en France durant la He guerre mondiale, Paris 1961. 67 Zur Ideologie der Corporation Paysanne vor allem: J . Paillard, L'A.B .C. du cor­ poratisme, Paris 1942, S. 7-9, 12-16, 18-20. Zur antietatistischen Korporations416 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 225-226 Ideologie der konservativen Fraktion von Vichy: Pétains Reden v. 17. 11. 1935 (für die Toten von Junac), v. Juni, August, Oktober 1940 und v. 20. 4. 1941 (Pau) in: Quatre années au pouvoir. Paroles aux Français (ed. J . Isorni), Paris 1949, S. 52, 54 ff., 65, 91-96. Vgl. auch S. Hoffmann, Aspects du regime de Vichy, in: RFSP, B d. 6/1, 1956, S. 44-69, bes. S. 48, 52, 54 ff.; A. Siegfried, Le Vichy de Pétain, le Vichy de Laval, in: RFSP, B d. 6/4, 1956, S. 737-t9 u. R. Aron, Histoire de Vichy, Paris 1954, S. 196 ff. 68 B esonders seit der Ersetzung des sozialistischen Landwirtschaftsministers Tanguy­ Prigent (eines der wenigen B auern in diesem Amt) durch Pflimlin 1947 und im Zuge der Entmachtung der CGA durch die FNSEA um 1950 kamen auch die letzten über­ lebenden Altfunktionäre wieder zu Ämtern. Luce Prault, Mitarbeiter von Augé­ Laribé in der CNAA der 30er Jahre, dann Generalsekretär der Corporation, war nach 1945 zunächst Generalsekretär der Federation Nationale de la Propriété Agri­ cole (FNPA), der aus der FNSEA zwecks Imagepflege ausgeschiedenen, ultrakonser­ vativen Organisation nicht praktizierender Eigentümer der alten rue d'Athénes, und wurde 1952 vom FNSEA- und APPCA-Präsidenten Blondelle (ehem. Syndikus der Cor­ poration) zum Generalsekretär der offiziösen APPCA berufen. Auch die Präsidenten der AGPB (Deleau), CGB (Cayre), CGV (B enet) und andere Funktionäre (wie ζ. Β. Noilhan, der auch dem Parti Agraire verbunden war) kamen aus der Arbeit der Cor­ poration. 69 Die Confédération Générale de l'Agriculture (CGA) war in Anlehnung an die frühere sozialistische Confederation Nationale Paysanne 1943 von Tanguy-Prigent, Cépède u. a. in Algier als einheitliche Agrarorganisation des freien Frankreichs ge­ gründet worden und sollte nach der B efreiung, zusammen mit dem Comité National d'Action Agricole unter Staatsaufsicht, aber mit Rücksichten auf die pluralistischen Tra­ ditionen, alle Gruppen unter einem einzigen Dach reorganisieren (vgl. die ordonnances v. 26. 7. u. 12. 10. 1944 und 6. 6. 1945 sowie 12. 3. 1946) in der Form eines privaten, syndikalistischen Zusammenschlusses von 7 Einzelverbänden, von denen die FNSEA nur einer war (der Rest: Genossenschafts-, Kredit-, Ingenieurs- und Arbeiterorganisa­ tionen). Dieser Versuch einer künstlichen Wiederbelebung des „eigentlichen Syndika­ lismus“ mit berufsständischer Ideologie von links scheiterte an der Macht der Einzel­ verbände. Vgl. C. Emeri, La CGA, in: Fauvet u. Mendras, S. 287 ff. 70 Die Wiedergründung der Landwirtschaftskammern 1949 war nach dem Verlust des Rückhalts im Ministerium 1947 der erste Schlag der FNSEA und der B ranchen­ verbände gegen die CGA, die damit ihre wichtigste Repräsentationsfunktion verlor. 71 Zustandegekommen durch die von B londelle inspirierte Wahlintervention der Action Civique Républicaine von 1951 vor allem mit Hilfe der agrarischen Splitter­ gruppen der Modérés, der Indépendants Paysans um Edgar Faure, Resten des alten Parti Agraire und Teilen der Christdemokraten (MRP). 72 Zur Koordination der im Sommer aufgrund des Weinpreisverfalls spontan aus­ gebrochenen Proteste, angeblich der schwersten seit 1907, im weinbauenden Süden rief ein Ausschuß von CGA, FNSEA und Weinbauernverbandsfunktionären der Vendée, des Poitou und des Massif Central in Guéret zu verstärkten Aktionen für den Okto­ ber auf, womit auch in der Tat preisstabilisierende ad hoc-Maßnahmen der Regierung erzwungen wurden. Im Anschluß daran kam es zu schweren Konflikten zwischen der CGA-Führung und einer regionalen FNSEA-Minderheit auf der Seite der Protestler und der FNSEA-Leitung, die aufgrund ihrer parlamentarischen Strategie die Regierung unterstützte. Vgl. Wrieht, S. 122 ff.; Gratton, S. 213-18. 73 Der Konflikt vom Herbst 1953 wurde für die konservative FNSEA-Führung zum Anlaß, die Taktik der CGA-„Linken“ (Martin, Lamour) von 1951 umzudrehen. Damals war deren Antrag zur Umwandlung der CGA in ein Syndikat mit größeren Kompe417 27 Puhle

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Anmerkungen zu Seite 226-228 tenzen gescheitert. Die von B londelle organisierten „rechten“ Mehrheiten im CGABüro und im Conseil national beschlossen am 26.11.1953, bzw. am 19.1.1934 die Umwandlung der CGA in ein reines Koordinations- und Informationsorgar. ohne jeden Apparat. Die Einzelverbände wurden autonom. Vgl. die Satzung der CGA mit den resp. Änderungen in: Tavernier, Le syndicalisme paysan, S. 121-32. Die CGA führte seitdem ein bedeutungsloses Schattendasein. B edeutungslos blieb auch da» 1966 auf Initiative des CNJA zusätzlich geschaffene Conseil de l'Agriculture Frinçaise (CAF), das sich von der CGA nur dadurch unterschied, daß die Arbeiterorganisationen ihm nicht angehörten. Zu den Protesten 1957 und 1961 vgl. H. Mendras u. Y. Taver­ nier, Les manifestations de juin 1961, in: RFSP, B d. 12/3, 1962, S. 647-71, bes. 657, 662, 670 sowie den Beitrag v. S. Quiers-Valette, ebd., S. 555-98. 74 B ezeichnend ist, daß die FNSEA zwar die in den 50er Jahren zunehmende Ab­ wanderung kleinbäuerlicher Eigentümer rhetorisch beklagte, aber sich hütete, Maß­ nahmen dagegen zu fordern oder zu unternehmen. Es blieb bei „technischer“ Hilfe. Das CNJA bekämpfte demgegenüber von Anfang an den Eigentümerindividualismus: „L'individualisme, c'est l'ennemi“. Vgl. den B ericht bei Debatisse, S. 127 ff. Vgl. zum folgenden auch Puhle, B auernparteien. 75 Gemeint sind hier vor allem die auf Marcellin Albert zurückgehende Confédé­ ration Générale des Vignerons du Midi (CGVM) von 1907 und die Fédération des Associations Viticoles (FAV) von 1913. Das ältere, angesichts der Weinbaukrise 1888 von Leroy-B eaulieu im Hérault gegründete Syndicat des Viticulteurs de France ver­ lor demgegenüber nach der Jahrhundertwende an Bedeutung. Besonders die FAV besaß bis 1954 nahezu ein Monopol auf die Gesamtvertretung der Weinbauern auf nationaler Ebene. In diesem Jahr schieden die Syndikate von Aude, Hérault, Gard und Pyré­ nies Orientales (also des Languedoc) aus der FAV aus und gründeten die CGVM neu. 76 Vor allem die Fédération des Syndicats Paysans de l'Ouest (1920), die B ewegung um Progrès Rural (1921) und die Organisation des frühen „Christdemokraten“ Mancel von 1926. 77 Vgl. Berger, Peasants against Politics, S. 111. 78 Zu den Preisbewegungen einzelner Produkte: P. Gratton, La crise économique et ses effets sur l'agriculture française, in: ders., Les paysans français, S. 124—31. 79 Eine Steuerzahler-Liga mit diffuser Programmatik brachte es binnen kurzer Zeit im Westen und Norden auf 35 000 Mitglieder. Schwerpunkt des Parti Agraire, der 1932 einen Abgeordneten, 1936 neun Abgeordnete stellte, war das Zentralplateau, das des Dorgerismus der Norden, die B retagne, Lothringen, das Pariser B ecken und Teile des Südens. Die Gesamtauflage aller B lätter der Dorgères-Presse betrug zeitweise ca. 200 000. Als Anhänger der B ewegung wurden 1939: 400 000 angegeben (J. M. Royer, De Dorgères à Poujade, in: Fauvet u. Mendras, S. 149-206, hier 158). Zur Funk­ tion der Presse für antiparlamentarische oder Protestbewegungen von rechts in Frank­ reich vgl. J . Νéré, Le Boulangisme et la Presse, Paris 1964, S. 123 ff., 167 ff.; R. Ma­ nevy, Histoire de la Presse 1914 à 1939, Paris 1945, S. 262 ff. Vgl. auch: J . Kayser, La Presse de Provinces sous la troisième République, Paris 1958; C. B ellanger u.a. Hg., Histoire Générale de la Presse Française, Paris 1969. 80 H. Dorgères, Révolution paysanne, Paris 1943, S. 46 ff., 77 ff., 85 ff., 107 ff., 117ff., 123; ders., Haut les fourches, Paris 1935, S. 61 ff., 93 ff., 111 ff., 149ff., 205 ff. Vgl. auch: L. Gabriel-Robinet, Dorgères et le front paysan, Paris 1937, S. 33 f., 57 ff., 88 ff.; Royer, S. 158-61. Die ideologische Affinität der offiziellen Vichy-Ideologie („travail, famille, patrie“) zur Ideologie des Dorgerismus, insbes. der chemises vertes („croire, obéir, servir“) ist in jeder Hinsicht bemerkenswert. 81 Die sehr allgemein gehaltenen agitatorischen Forderungen La Rocques enthalten vor 1939 nichts spezifisches zu agrarischen Problemen: Vgl. La Rocque, Service Public, 418 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 228 Paris 19363 (19341) (dt.: Staatsdienst am Volk, B erlin 1936), S. 123 ff., 131 ff., 142-45 (la profession organisée), 145—48 (réforme des syndicats), 219-26; ders., Au Service de l'Avenir, Réflexions en Montagne, Paris 1946, S. 60-64; Elections législatives de 1936: Manifeste Croix de Feu - Pour le Peupie par le Peuple -, Paris 1936. Zur Kritik: Les Croix de Feu. Leur Chef, leur Programme,Comité de vigilance des in­ tellectuels antifascistes, Paris 1935, S. 43 f. 82 Auch Doriots Schriften enthalten so gut wie nichts, was die B auern angesprochen hätte. Vgl. J . Doriot, La France ne sera pas un pays d'esclaves, Paris 1936; ders., Le Front de la Liberté face au communisme, Paris 1937. Zum späteren Massenanhang vgl. die B esucherzahlen von Doriots Versammlungen im April und Mai 1942 in: La France est Gaulliste? - Non! Regardez: hg. v. Bureau Central de Presse du PPF (Flug­ blatt). Ferner: D. Wolf, Die Doriot-B ewegung, Stuttgart 1967; J . Plumyène u. R. Lasierra, Les fascismes français, Paris 1963; R. Rémond, La droite en France de 1815 à la Ve République, Paris 1963. 83 Propagiert wurde eine nebulose „mutualité“ der Zukunft, bewußte Elitebildung als Voraussetzung der B asisorganisation, Überwachung des Office du Β1έ durch ge­ mischte Kommissionen aus Besitzern, Arbeitern und Weiterverarbeitern und eine kor­ porative „Organisation professionnelle“. Vgl. die B eiträge von F. X. B oulangé, L'Agri­ culture et les lois sociales (S. 1-12), J . B argeron, La Mutualité agricole (S. 15-32), Popot, L'Amélioration du sort de l'ouvrier agricole (S. 59-70), J . Duval, L'Office du Β1έ: Agriculture organisée (sep. 1-34), F. van Graefschepe, Les Devoirs et les Droits des Agriculteurs (sep. 1-10) sowie die B eschlüsse: S. 13 f., sep. 35 f., sep. 11-18 in: Parti Social Franjais, Ier Congrès national agricole, 17.-18. février 1939, Paris 1939. 84 Auch den konservativen Code de la Familie setzte 1939 in erster Linie die UNSA durch, nicht die kleinen Gruppen. Vgl. J . Paillard, L'A.B .C, S. 1-4. 85 Deutlich in dem Aufruf von Waldeck-Rochet in: Voix Paysanne v. 26.10.1935; ähnlich 31. 8. 1935 (ohne Verf.). 86 Aufgrund der Zusammenarbeit der Parteiführung um Fleurant mit der AGPB und ihrer antiparlamentarischen Agitation spaltete sich eine gemäßigte Gruppe um Noilhan und Guillon als Parti Républicain Agraire et Social ab. B ei den Wahlen von 1936 gewann der alte Parti Agraire 9 Sitze bei 72 Kandidaten, die linke Abspaltung einen Sitz bei 7 Kandidaten. Die Wiedervereinigung beider Gruppen 1939 unter Füh­ rung von Antier und Mathé (Fleurant war 1936 gestorben) nutzte nichts, da die Partei über der Frage der Kollaboration mit der Corporation und der Vichy-Regierung wieder auseinanderbrach. 87 Vgl. Wright, S. 72. 88 Dorgères propagierte die alten Ideen in der neu erworbenen Gazette agricole weiter, mit zusätzlicher Front gegen die CGA, den Parti Paysan, dessen Führer Antier bis November 1951 in der Regierung saß, und das MRP, versuchte sich bei Poujade anzubiedern und rechnete - abgesehen von den Cidre-Produzenten des Nordens auf Stimmenzuwachs vor allem unter den bouilleurs de cru, deren Interessen er vehe­ ment gegen die „alkoholfeindliche“ Regierung Mendès-France verteidigte. Trotz diver­ ser, regional verschiedener Listenbündnisse, mit dem Centre des Indépendants in Mayenne, Pas de Calais, Manche, dem Parti Républicain Paysan in Vienne, der rechten Tixier-Vignancour-Gruppe in Seine-et-Oise und der Gironde und mit den Poujadisten in Tarn, gelang es nur Dorgères selbst (in Ille-et-Vilaine), bei den Wahlen von 1956 ins Parlament zu kommen. Vgl. Royer, S. 161-79; S. Ledermann, Alcool, alcoolisme, alcoolisation, Paris 1956, S. 44 ff. 89 Nach der Untersuchung der Parlamentswahlen von 1956 von Klatzmann, die auf einer Analyse jener ca. 600 Cantons basiert, die nur Landgemeinden unter 2000 Ein419 27· © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 228-231 wohnern aufwiesen und in denen mindestens 70 % der B evölkerung in der Lancwirt­ schaft tätig waren, erhielten die Poujadisten bei diesen Wahlen zwischen 30 und 40 % der „agrarischen“ Stimmen in Charente Maritime, Maine-et-Loire, Indre-et-Loir zwi­ schen 25 und 30 % in: Deux-Sèvres, Vienne, Loiret, Yonne, Aube, Puy-de-Dome, Rhône, Aveyron, Hérault, Gard, Vaucluse, B ouches du Rhone und zwischen 20 und 25% in: Mayenne, Eure-et-Loir, Tarn-et-Garonne, Tarn, Cher, Allier, Saône-et-Loire, Loire, Ain, Isère und Drôme. Am geringsten war der Stimmenanteil im NW und NO, der inneren B retagne, den Pyrenäen, den südlichen Alpen und dem westlichen Massif Central. Vgl. J . Klatzmann, Géographie électorale de l'agriculture française, in: Fauvet u. Mendras, S. 39-67, bes. 58-60, zur Methode S. 40-42. Zum Anteil an der Gesamtstimmenzahl: S. Hoffmann, Le Mouvement Poujade, FNSP 81, Paris 1956, S. 198, 205-08. 90 Auch die Hoffnung, einen Teil der Stimmen des gaullistischen RPF (1951: 120 Sitze) zu erben, erfüllte sich nicht. 91 M. Nicolas, Avec Pierre Poujade sur les routes de France, Les Sables d'olonne (Vendée) 1955, S. 161 f. Zur Gesamtbewertung der B ewegung vgl. das Standardwerk von Hoffmann. 92 Ζ. Β. in Vienne, Yonne, Vendée, Savoie, Gard, Hautes Alpes, Haute Marne, Eure-et-Loir (Hoffmann, S. 112). 93 Zu einer Aktionseinheit mit der FNSEA kam es nur in Drôme (ebd., S. 334) 94 Ebd., S. 335, 414 f. 95 Ζ. Β. mit dem Comité de Salut Viticole du Gard und dem Comité d'Action et de Défense des Viticulteurs de l'Hérault seit Ende 1954 und entsprechenden „unions paralleles“ in der Charente Maritime und Givry 1955 (ebd., S. 111 ff., 335 f.). 96 Die Union de Défense des Paysans de France (UDPF) war zwei Monate vor­ her gegründet worden; am 1. Mai wurde sie umbenannt in: UDAF. Zur agrarischen Agitation der Poujadisten, die wesentlich auf die B auern des Ccntrc gezielt war, ge­ hörte die Verteidigung des Familienbetriebes und der Angriff auf die B ürokratie, den Kapitalismus (der die B auern von Haus und Hof vertreiben wolle), und den „Etat­ Vampire“, an dessen Stelle agrarisch orientierte Etats généraux treten sollten. 97 Die motion von Sainte-Affrique (Aveyron) vom 1.5.1955 forderte u.a. die „union des classes moyennes laborieuses“, um die „Ordnung im Haus wiederherzu­ stellen“, den Kampf gegen den „Zinswucher“, die „féodalitées oecultes“ und den büro­ kratischen Dirigismus, eine Reduktion der Staatsausgaben und eine staatliche Gewinn­ förderung für die Landwirtschaft in Höhe von 20 % (abgedruckt bei Hoffmann, S. 141 f.). 98 Nach 1954 brauchte Poujade Dorgères als Alibi gegen rechts. Seit Januar 1955 sperrte sich Dorgères gegen die vermeintliche Abwerbung in Eure und anderen Teilen der Normandie; im Sommer bot er wieder Verhandlungen an, wurde aber als der Schwächere praktisch ausmanövriert. Vgl. die aufschlußreichen Artikel in: Gazette agricole und Fraternité Française (Poujade) zwischen Januar und Mai 1955; ferner: Hoffmann, S. 337-41; Royer, S. 164-67, 182-98. 99 Das gilt z.B . für den bretonischen „Artischockenkrieg“ 1960 oder die Micou­ Bewegung im Languedoc 1969/70. Vgl. B erger, Peasants against Politics, S. 201-09; S. Mallet, Les Paysans contre le passé, Paris 1962, Kap. 8. 100 Das CNJA eroberte rund 4000 Bürgermeisterposten. 101 1963 hatte die FNSEA 690 570 Mitglieder (= 47,6 % aller selbständig wirtschaf­ tenden Landwirte und Bauern), das CNJA (1965) nur 90 320. 102 Vgl. den programmatischen B ericht von M. Debatisse, S. 130ff. u. passim; ferner: Wright, S. 143 ff. Zum Komplex der Strukturreformen und ihrer Hintergründe vor allem: M. Gervais u. a., Une France sans Paysans, Paris 1965, S. 8 ff., 94 ff.; H. Mend420 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 231 ras, La Fin des Paysans. Changement et innovations dans les sociétés rurales fran­ caises, Paris 1967, S. 157 ff., 199 ff., 234 ff.; S. Quier-Valette, Les causes économiques du mécontentement des agriculteurs français en 1961, in: RFSP, B d. 12/3, 1962, S. 555-98, bes. 557 ff., 576 ff., 584 ff., 588 ff.; M. Latil, L'évolution du revenu agricole, Paris 1956; F. H. de Virieu, La Fin d'une Agriculture, Paris 1967 und die detaillierte Regionalstudie von L. Wylie, Village in the Vaucluse, New York 1964 (Cambridge, Mass. 19571), 340 ff., 360 ff. 103 Vgl. Y. Tavernier, Le mouvement de coordination et de défense des exploita­ tions agricoles familiales, in: RFSP, B d. 18/3, 1968, S. 542-63 und Servolin u. Tavernier, La France: Reforme de structures ou politique des prix?, in: Mendras u. Tavernier, S. 143-219, bes. 176 ff. 104 B esondere Prominenz erreichte bei diesen Aktionen gegen die kapitalistischen Güteraufkäufe der Fall des Schauspielers Jean Gabin. 104 Der Fonds d'Orientation et de Régularisation des Marches Agricoles (FORMA) war im B udget 1966 mit 1,1 Mrd. F, 1967: 1,4 Mrd. und 1968 mit 2,1 Mrd. F ausge­ wiesen. Daneben gab es noch Marktstützungshilfen für Getreide in fast derselben Höhe (1,0 Mrd., 1,2 Mrd., 1,9 Mrd. F). Stat. agr. 1968, S. 146. Zu den Transaktionen von 1962 bis 1967 vgl. auch ebd., S. 134 f. 106 Das Budget des Fonds d'Action Sociale pour l'Atrélioration des Structures Agri­ coles (FASASA) wies für das Jahr 1966: 72 Mio., 1967: 218 Mio. und 1968: 325 Mio. F aus. Das B udget Annexe des Prestations Sociales Agricoles (BAPSA) verplante Kredi­ te in Höhe von 1966: 5,48 Mrd. F, 1967: 6,1 Mrd., 1968: 6,9 Mrd. und 1973: 11,8 Mrd. F (= 15,4 % mehr als im Vorjahr). Stat. agr. 1968, S. 146; Le Monde v. 16. 11. 1972. 107 Die Association Nationale pour la Mutation Professionnelle des Adultes Ruraux (AMPRA) und die Association Nationale pour les Migrations et l'Etablissement Rural (ANMER) wurden Anfang 1967 zum Centre National pour l'Aménagement des Struc­ tures des Exploitations Agricoles (CNASEA) zusammengelegt. Zum Problem der B in­ nenwanderung und Umschulung vgl. J . Fourastié Hg., Migrations professionnelles, 1900-1955, Paris 1957; A. Touraine u. O. Ragazzi, Ouvriers d'origine agricole, Paris 1961; J . L. B clliard, Les problèmes économiques et sociaux posés par les implanta­ tions industrielles en milieu rurale: l'exemple de l'Aquitaine, Paris 1969. 108 Sociétés d'Aménagement Foncier et d'Etablissement Rural (SAFER). Vgl. dazu die Daten in: Stat. agr. 1968, S. 33. 109 Vor allem durch das Institut de Formation pour les Cadres Paysans (IFOCAP). Für Sozialhilfen gab der Staat insgesamt aus im Jahre (in Mrd. F):

davon für Marktstützung: für andere Zwecke (Erziehung, Lagerhaltung, etc.):

1966 5,58 2,3

1967 6,4 2,87

1968 7,3 4,91

2,47

2,68

2,73

Stat. agr. 1968, S. 146, Zur regionalen Verteilung 147. Zum Kreditvolumen Übersichten in: Stat. agr. rs. 1966, S. 148, und Stat. agr. 1968, S. 160 f. 110 Zur planification vgl. vor allem: Commissariat Général du Plan, Plan et Perspectives, Les Villes, I, l'urbanisation, II, la société urbaine, Paris 1970; J . Mey­ naud, Planification et politique, Paris 1963; La Planification comme Processus de déci­ sion, CFNSP 140, Paris 1965; P. B auchet, La planification française du premier au sixième plan, Paris 1966; A. Babeau u. P. H. Derycke, Problèmes techniques de plani­ fication, l'économie 1, Paris 1967; C. Gruson, Origine et espoirs de la planification française, Paris 1968; V. Lutz, Central Planning for the Market Economy, An Analysis 421 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen Zu Seite 231-233 of the French Theory and Experience, London 1969; Atreize, La planification fran­ ­aise en pratique, Paris 1971. 111 Zur Regionalreform und -entwicklung vgl. J . F. Gravier, L'aménagemeat du territoire et l'avenir des régions françaises, Paris 1964; (Institut d'Etudes Politiques, Grenoble), Aménagement du territoire et developpement régional. Les faits, les idées, les institutions, 1965-6, Grenoble 1968; M. F. Souchon, La Compagnit Na­ tionale d'Aménagement de la Région de B as-Rhône-Languedoc, Paris 196?; P. Blanc-Gonnet, L'Administration Régionale en B asse-Normandie, Paris 1969; P. Gré­ mion, Résistance au changement de l'administration territoriale: le cas des institutions regionales (S. 276-95) und M. Crozier, Crise et renouveau dans l'administration française (S. 227-48), J . P. Worms, Le préfet et ses notables (S. 249-75) und J . Lautman u. J . C. Thoenig, Conflicts internes et unité d'action (S. 296-316), alle in: Sociologie du Travail, B d. 8, 1966. Demnächst auch die Diss. von C. Grémion, Le Système de dècision dans la haute fonction publique française, Centre des Recher­ ches de Sociologie des Organisations, Paris. Zum weiteren Umfeld: Y. Durrieu, Ré­ gionaliser la France. Capitalisme ou socialisme, Paris 1969; M. F. Soudion, Le Maire Elu local dans une société en changement, Paris 1968; M. B ourjol, Les institutions régionales des 1789 à nos jours, Paris 1969; Μ. Α. Rupp, Le service social dans la société française d'aujord'hui, Paris 1969; (Club Jean Moulin), L'Etat et le Citoyen, Paris 1961, S. 25 ff.: Les nouvelles responsabilités de l'Etat. Zu den implizierten Ver­ waltungsstrukturen die Übersicht: J . L. B odiguel u. M. C. Kessler, L'Administration Française, Guides et Recherches, Paris 1970; ferner: F. Ridley u. J . B londel, Public Administration in France, London 19692 (19641), S. 85 ff., 314 ff.; P. Legendre, Histoire de l'Administration de 1750 à nos jours, Paris 1968, S. 207 ff.; G. B élorgey, Le gou­ vernement et l'administration de la France, Paris 1967; J . Blondel u. E. D. Godfrey, The Government of France, N.Y. 19683. 112 Vgl. Faure, Les Paysans, S. 173, u. Ehrmann, S. 181 f. 113 Vgl. dazu den B eitrag des Landwirtschaftsministeriums zur Vorbereitung des VI. Plans: Perspectives à long terme de l'agriculture française, 1968-1985, Suppl. au B ulletin d'Information du Ministère de l'Agriculture Nr. 423, Paris 1969, bes. S. 33ff.,46ff.,46 ff., 58 ff., 63 f. 114 Es handelt sich vor allem um die Gruppen in den Departements Maine-et-Loire, Côtes-du-Nord, Morbihan, Ille-et-Vilaine, Loire Atiantique, Vendée, Sarthe, May­ enne. Vgl. H. Delorme u. Y. Tavernier, Les Paysans Français et l'Europe, FNSP tra­ vaux et recherches 6, Paris 1969, S. 16, 61 ff., 65 ff 115 B rief der FNSEA an das Ministerium vom 15. 1. 1957, zit. in Delorme u. Taver­ nier, S. 26 f. 116 Entschließung des XVII. Kongresses der FNSEA vom 27.-28. 2. 1963, zit. ebd., S. 32. 117 Vgl. Faure, Les paysans, S. 123 ff., 134 ff. u. Delorme u. Tavernier, S. 32 ff., 42 ff., 75 ff.; M. Vigreux, Les crises du monde rural, Paris 1970, S. 74 ff. 118 Y. Tavernier, Le syndicalisme paysan et la Cinquieme République 1962-65, in: RFSP, B d. 16/5, 1966, S. 997. Vgl. auch die Forderung der FNSEA nach euro­ päischen Fixpreisen Ende 1964 und die B eschlüsse zu einer „politique à moyen terme“ vom 20. 10. 1966, zit. in: Delorme u. Tavernier, S. 34 f., 39 ff. 119 In Belgien 75 %, B RD 57%, Italien 63%. Delorme u. Tavernier, S. 120. 120 Entschließung der APPCA vom 24725. 11. 1964. Die AGPB hatte schon 1961 von der EWG liberalere Maßnahmen als von der französischen Regierung erhofft. Der Prä­ sident der AGPB war gleichzeitig Vizepräsident der FNSEA und der COPA. 121 Ebd., S. 82 ff. 122 Ebd., S. 48 f.

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Anmerkungen z« Seite 233-235 123 So der Generalsekretär des CNJA, R. Serieys, in seinem B ericht auf dem Kon­ greß vom 25.-26. 10.1967 (ebd., S. 49). 124 Davon 2,3 Mrd. F Beitrag an den Fonds Européen d Onentation et de Garantie Agricole (FEOGA) zur Umverteilung, 2,04 Mrd. andere Zahlungen an die EWG und 0,78 Mrd. für innerstaatliche Interventionsmedianismen, 30 Mio. F für die Departe­ ments d'outre mer. Le Monde v. 16.11.1972. 125 Le Monde v. 6. 1. 1973. 126 Le Monde v. 9.1.1973. Die umsatzstarken 19 % verzeichneten ein Familien­ einkommen von rund 6500 F im Jahr, davon 1600 F nichtagrarischen Ursprungs. 127 Wert für 1970. Im Jahre 1960 waren es ca. 40 % und 1950 ca. 30 %. Vgl. Stat. agr. rs. 1966, S. 155 f. 128 Zum politischen und Pressure Group-System vgl. Ehrmann, Politics in France, S. 169ff., 196 ff.; Goguel u. Grosser, S. 23 ff., 65 ff., 170 ff.; R. Pierce, French Politics and Political Institutions, N.Y. 1968, S. 100 ff., 175 ff., 192 ff.; J . Meynaud, Nouvelles études sur les groupes de pression en France, FNSP 118, Paris 1962, S. 167 ff., 201 ff., 370 ff.; ders., Les groupes de pression sous Ia Ve République, in: RFSP, B d. 12/3, 1962, S. 672-97. Ferner: Raymond Aron, France. Steadfast and Changing. The Fourth to the Fifth Republic, Cambridge, Mass. 1960; G. Suffert, De Deferre à Mit­ terand, La Campagne présidentielle, Paris 1966; J . Charlot, Le Phénomène Gaulliste, Paris 1970; Ρ. Μ. Williams, F rench Politicians and Elections 1951-1969, Cambridge 1970. Zur 4. Republik: J . Fauvet, La IVe République, Paris 1959; J . Chapsal, La vie politique en France depuis 1940, Paris 19692; D. MacRae, Parliament, Parties and Society in France 1946-1958, N.Y. 1967; D. Thomson, Democracy in France. The Third and Fourth Republic, Oxford 1958. Zur 3. Republik in diesem Zusammenhang: A. Siegfried, Tableau politique de la France de l'Ouest sous la IIIe République, Paris 19642; J . P. Azéma u. M. Winock Hg., La vie politique en France depuis 1789, Paris 1969. 129 Vgl. C. Tilly, The Vendée, London 1964, S. 263 ff., 305 ff.; P. B ois, Paysans de l'Ouest, Paris 1971, S. 31-86, bes. 79 ff., 287-318. 130 B erger, Peasants against Politics, S. 11 ff., 33 ff., 55 ff., 99 ff,. 145 ff,. 168 ff., 237 ff. 131 Diese Entscheidung gegen de Gaulle kam der Neigung eines großen Teils der bäuerlichen Wähler zu dem katholischen Notabel Lecanuet entgegen. Sample-Umfragen von Anfang und Mitte Dezember 1965 ergaben folgende Stimmenanteile:

(%) Im ersten Wahlgang: De Gaulle Mitterand Lecanuet Im zweiten Wahlgang: De Gaulle Mitterand

insges.

bäuerlich

ländlich

43,7 32,2 15,9

38 22 28

43,5 25 21

54,4 45,5

59 41

57 43

Quellen: Sondages 1965, Nr. 4, S. 21-38, 75; Le Monde v. 30.12.1965. Zur religiösen Motivation vgl. Μ. Βrulé, L'appartenance réligieuse et le vote du 5 déc. 1965, in: Sondages 1966, Nr. 2, S. 15-17. 132 Vgl. dazu die Wahlergebnisse in F. Goguel, Géographie des élections fran­ çaises sous la Troisième et la Quatrième République, Paris 1970 sowie auch H. Mendras, Diversité des sociétés rurales françaises, in: Fauvet u. Mendras, S. 23-35; 423 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 235-238 J . Fauvet, La représentation politique du monde paysan, in: M. Duverger Hg., Partis politiques et classes sociales en France, FNSP 74, Paris 1955, S. 155-77 u. H. Mmdras, Sociologie de la Campagne française, Paris 1971 (19591), S. 21-38. 133 Vgl. dazu auch de Pressac, Les forces historiques de la France. La traditio dans I'orientation politique des provinces, Paris 1928; R. Rémond Hg., Forces réligiuses et attitudes Politiques dans la France contemooraine, Paris 1965. 134 Vgl. Fauvet, La représentation politique, in: Duverger, Partis politiqies, S. 155-77, hier: 174 ff. 135 Ebd., S. 159 ff. 136 Corrèze, Creuse, Haute Vienne, Indre, Cher, Allier. 137 Ebd., S. 172 f. Vgl. auch die Regionalstudien von P. B ernard, Economie et So­ ciologie de la Seine-et-Marne, 1850-1950, FNSP 43, Paris 1952; J . Patent, Socologie électorale de la Nièvre, Paris 1956, und E. LeRoy Ladurie, Les paysans du Lan­ guedoc, Paris 1969. 138 J . Klatzmann, Géographie électorale de l'agriculture française, in: Fauvet u. Mendras, Les paysans et la politique, S. 39-67. 139 MRP 12,5 %:11 %; extreme Rechtsgruppen 2 %:1 %. 140 Sozialisten 14 %:15,5 %; Radikalsozialisten 9 %:10,5 %. Klatzmann, S. 48. Zum Vergleich die Tafeln zum generellen Wählerverhalten bei Goguel, Géographie. Zur Methode der Klatzmannschen Studie s. o. Anm. 89. 141 Vgl. die Karten 17 und 18 bei Klatzmann, S. 64 u. Goguel, S. 18 ff., 48 ff., 60 ff., 76 ff. 142 Stimmenanteil über 40% im Dept. Creuse; 30-40% in: Lot-et-Garonne, Dor­ dogne, Corrèze, Haute Vienne, Indre, Cher, Allier, Drôme, Pyrénées Orient.; 25-30% in: Côte-du-Nord, Aisne, Marne, Charente, Saône-ct-Loire, Lot, Hérault, Lozére, B ouches-du-Rhônc, Var, B asses Alpes; 20-25%: Gers, Haute Garonne, Tarn-et-Garonne, Ariège, Aude, Gard, Ardèche, Hautes Alpes, Isère, Savoie, Oise, Seine-et-Oise, Seine-et-Marne. 143 30-40% in: Landes, Ariège, Aude, Var, B asses Alpes, Haute Vienne, Arden­ nes; 25-30%: Haute Garonne, Pas de Calais; 20-25% in: Pyrénées Orient., Gers, Tarn, Hérault, Gard, Isère, Cantal, Corrèze, Creuse, Allier, Aisne, Somme, Nord. 144 Über 40% in Hautes Pyrénées; 30-40% in: Eure, Haute Marne, Haute Saône; 25-30% in: Ariége, Haute Garonne, Tarn-et-Garonne, Lot; 20-25% in: Loire Atiantique, Creuse, Indre, Oise (Rad. Soz.). 145 Über 40% in: Morbihan, B as Rhin, Haut Rhin; 30-40% in: Haute Savoie; 25-30 % in: B asses Pyrénées, Jura, Marne; 20-25 % in: Finistère, Côte-du-Nord, Ille-et-Vilaine, Mayenne, Manche, Lot, Tarn, Basses Alpes, Hautes Alpes. 146 Über 40% in: Haute Loire, Loire, Côte d'Or, Haute Saône, Doubs, Meurthe­ et-Moselle, Moselle, Meuse, Orne, Manche; 30—40 % in: Loire Atiantique, Mayenne, Eure, Oise, Aveyron, Cantal, Puy-de-Dôme, Ardèche; 25-30% in: Finistère, Ven­ dée, Gironde, Loir-et-Cher, Seine Maritime, Saône-et-Loire, Haute Savoie, Savoie; 20-25 % in: Calvados, Charente, Hautes Pyrénées, Eure-et-Loir, Lotret, Cher, Yonne, Aube, Haute Marne, Vosges, Nord, Lozère, Isère, Ain, Rhône. 147 S. o. Anm. 89. 148 Dazu Hoffmann, Paradoxes, S. 14 f. 149 Vgl. Moore, Social Origins, S. 40 ff., 108 ff., 413 ff. 150 Zum „feudal hangover“ vgl. Hoffmann, ebd., S. 5 f. 151 Vgl. auch zur neuesten Entwicklung M. Crozier, La société bloquée, Paris 1970, S. 93 ff., 127ff.,203 ff. Die These von Hoffmann, Paradoxes, S. 60, daß die blok­ kierte Gesellschaft etwa seit 1962 aufgebrochen worden sei, muß in diesem Zusammen­ hang bezweifelt werden. 424 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Anmerkungen zu Seite 238-246 152 Es erweist sich, daß die Anfälligkeit der B auern für syndikalistische Manipula­ tion in bezug auf die Vertretung ihrer berufsspezifischen Interessen ebenso wie für bonapartistische Manipulation in der Politik und ihre große Akklamationsbereitschaft weitgehend gemeinsame Wurzeln haben in der unrentablen Parzellen- und Kleinbe­ triebsstruktur, Eigentümerideologie, übertriebenem Individualismus und mangelnder Solidarität ebenso wie in der tradierten politischen und regionalen Zersplitterung. Die diesbezügliche Marxsche Metapher vom Sack von Kartoffeln, der einen Kartoffelsack bilde, ließe sich in diesem Zusammenhang ergänzen um die Feststellung, daß mit grö­ ßerer Wahrscheinlichkeit die Form der größeren Kartoffeln die Gestalt des Kartoffel­ sacks bestimmt als die der kleinen. Vgl. K. Marx, Der achtzehnte B rumaire des Louis Bonaparte, in: MEW, B d. 8, Berlin 1960, S. 111-207, bes. 198. 153 Vgl. Y Tavernier, Le syndicalisme paysan, S. 30 ff., 90 ff., 187 ff.; H. Roussillon, L'AGPB, S. 58 ff., 64 ff., 76 ff., 113 ff.; B erger, S. 99 ff., 178 ff., 213 ff.

V. 1 Vorstudien einer synthetischen Aufarbeitung der Ergebnisse des Vergleichs gibt es in der bisherigen Literatur kaum. Sehr anregend, aber nur auf die Aspekte des wirtschaftlichen Machtverlusts vor der Jahrhundertwende beschränkt, das Thesenpapier von P. Gourevitch, Alternative Coalitions in Comparative Perspective: Responses to the Agricultural Depression of 1873-1896, Harvard West European Studies discussion paper series (mimeo.) 1972. Sehr kursorisch P. B arral, Les mouvements agrariens de l'ère industrielle (jusqu'à la seconde guerre mondiale), in: Revue Historique, B d. 232, 1964, S. 299-330 und (mit anderem Erkenntnisinteresse) die Einleitung in: H. Mendras u. Y. Tavernier Hg., Terre, Paysans & Politique, B d. 1, Paris 1969, S. 15-140. 2 Zum Verhältnis von Nationalsozialismus und traditionalen Eliten vgl. neuerdings den wichtigen Interpretationsansatz von H. Mommsen in seinem B eitrag in: W. Schie­ der Hg., Faschismus als soziale B ewegung, Hamburg 1976. 3 Zum Agrarsektor vgl. C. P. Kindleberger, The World in Depression 1929-1939, London 1973, S. 83-107; Kuznets, Economic Growth, S. 38 ff. 4 Zum Problem der Konvergenztendenzen allgemein vgl. Puhle, Wohlfahrtsaus­ schuß, S. 45-56; G. Myrdal, B eyond the Welfare State, London 1960, S. 31 ff., 45 ff., 75 ff., 102 ff. Zu speziellen Problemen auch die B eiträge von H. P. Ipsen, K. Stern u. P. Lerche in: U. Scheuner Hg., Die staatliche Einwirkung auf die Wirtschaft, Frank­ furt 1971, S. 195-219, 335-68 u. 449-63. Zu Angleichungstendenzen innerhalb des europäischen Agrarmarkts Franklin, European Peasantry, S. 175-79 u. F. B aade u. F. Fendt, Die deutsche Landwirtschaft im Ringen um den Agrarmarkt Europas, B aden­ Baden 1971, S. 19 ff., 91 ff., 111 ff., 129 ff., 160 ff., 187 ff., 285 ff. 5 Vgl. dazu vor allem die grundlegenden B eiträge in: Offene Welt, B d. 60, 1959; Bd. 77, 1962; B d. 88, 1965 und B d. 102, 1972, sowie Μ. Μ. Postan, Agriculture and Economic Development: a Lesson of History, in: ders., F act and Relevance, S. 103 bis 118. F erner: O. Schiller u.a., Agrarstrukturen im weltweiten Wandel, Saarbrücken 1973; International Labour Office, Agrarian Reform and Employment, Geneva 1971 u. d. B eiträge v. J . Tinbergen, Α. Η. Boerma u. S. Mansholt in: Entwicklungspolitik, Materialien Nr. 29, hg. v. Bundesministerium f. wirtschaftliche Zusammenarbeit, Bonn 1972.

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Sachregister Nicht aufgenommen wurden durchgängig benutzte Termini wie: Agrarier, Kapitalis­ mus, Industriekapitalismus, Entwicklung (Arbeitsdefinitionen S. 273 f., 284), Land­ wirtschaft, Agrarsektor, Industrialisierung, Modernisierung, Farmer, Agrarbewegungen, Mittelwesten, ebensowenig die drei behandelten Länder sowie Ortsnamen und die Namen französischer Departements, sofern sie nicht häufiger vorkommen. Staaten und größere Regionen wurden dagegen berücksichtigt. Kursiv gesetzte B egriffe bezeichnen agitatorische Schlagworte oder wissenschaftliche, politische oder ideologische Konzepte. Für ihre Hilfe bei der Anfertigung der Register danke ich den Herren Rainer Krems und Heinz-Peter Platen. Ablösungen 42 f. Abundant Production 198 f. Action Civique Républicaine 417 Agrarinterventionismus 12, 15, 89, 183, 246 agrarische Demokratie 119, 122, 124 f., 142, 147 ff., 165, 172, 187, 198, 204 f., 209, 241 f., 342 .Agrarkrise (Agrardepression) 1875 ff.: 39, 47, 51, 53, 76, 115 f., 221; 1920 ff.: 90, 155, 162, 183 Agrar- u. Landarbeitsverfassung 18, 39, 48, 53, 104, 120, 215, 221 Agrarzölle s. Protektionismus Agribusiness 381 Agricultural Act (1970) 404 Agricultural Adjustment Act 169, 377 f. Agricultural Adjustment Administration (AAA) 159, 161, 163, 165 ff., 169 ff., 173, 176, 182ff., 197, 199, 364, 377 f., 382, 384 Agricultural Credits Act (1923) 367 Agricultural Marketing Act 141, 158,160, 197, 200, 382 Agricultural Wheel 143 Agricultural Workers* Industrial Union (AWIU) 170 Agricultural Workers' Organization Com­ mittee (AWOC) 381 Aiken B ill 398 f. Alabama 127, 147, 189, 193, 198 f., 391, 406 Alberta 174 Alexander-Report 195 Alldeutscher Verband (Alldeutsche) 67, 79 Allgemeiner Schweizerbund 312

Amalgamated Cloth Workers of America 386 America First-B ewegung 181, 393 American Agricultural Conference 369 American Agricultural Insurance Com­ pany 406 American and National Cotton Manufacturers Association 377 American Asiatic Association 362 American Association of Agricultural Colleges and Experiment Stations 366 American B ankers Association 362 American Can Corporation 406 American Commonwealth Political Federation (ACPF) 177 American Cotton Cooperative Association 367 American Cotton Shippers Association 377 American Council of Agriculture 160 American Emergency Fleet Corporation 364 American Farm Bureau Federation (AFB F) 154 ff., 167 ff., 175 f., 182, 184, 195 ff., 201, 203 ff., 365, 368 ff., 372 ff., 378 f., 384, 394, 396 ff., 400, 403, 405 ff., s. auch: Farm B ureaus American Federation of Labor (AFL) 367, 374, 381 American Independent Party (AIP) 190, 391 American Institute of Food Distributors 377 American Institute of Meat Packers 377 American Labor Party 177 American Legion 181

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American Liberty League 173 American Manufacturers' Export Associa­ tion (AMEA) 362 American Medical Association 204 American Society of Equity 156 Amicale Parlémentare Agricole (APA) 225, 228 Angestellte 69 Anjou 218, 236, 414 Anpassungshilfe 335 Ansiedlungspolitik 35, 46, 72, 90, 94, 299, 322 Antifederalists 120, 123 Antisemitismus, antisemitisch 33, 51, 63, 65, 67, 94, 104, 145 f., 179, 192, 285, 288, 301, 306, 393 Antrag Kanitz 50 f., 65, 89, 159, 301, 370 Antrag Kardorff 66, 304 Arbeit, Arbeits- 18, 48, 65 f., 113, 163, 215, 218, 299, 386 Arbeiter, Arbeiter-, Arbeiterschaft 19, 37, 73, 121, 128, 134, 186, 193, 207, 218, 290, 348, 387, 393, 395, 414, 419, s. auch Landarbeiter Arbeiterbewegung 12, 29 ff., 67, 72, 75, 164, 241 f., 276 Arbeitsgemeinschaft der deutschen Land­ wirtschaft 85, 310 Arbeitsgemeinschaft für vaterländische Aufklärung 313 Arbeitsgemeinschaft ländlicher Arbeitge­ ber und Arbeitnehmer 82 Arbeitsgemeinschaften (im DB V) 330 Arizona 344, 375 Arkansas 127, 170, 361, 391 Armour Co. 406 Artischockenkrieg 420 Assemblée Permanente des Présidents de Chambres d'Agriculture (APPCA) 214, 223,230,411, 417,422 Association Générale des Producteurs de Blé (AGPB ) 213, 223, 233, 415 ff., 419, 422 Association Nationale pour la Mutation Professionnelle des Adultes Ruraux (AMPRA) 421 Association Nationale pour les Migra­ tions et l'Etablissement Rural (ANMER) 421 Association of Land Grant Colleges and Universities 366 Ausfuhr s. Export

Ausfuhrvereinigung der deutschen Zukkerwirtschaft 316 Ausgleichszahlungen 138,159, 359, s. auch: Agrarinterventionismus, Staatsinterven­ tionismus, Preisstützung Außenhandel 65 f., 103, 150 f., 155, 167, 207, 339, 379 Autarkie 66, 87, 95, 98, 100 f., 116, 241 Autoritarismus 16, 278 Aveyron 236, 420, 424 Back to Normalcy-Poliuk 153 Baden 59 f., 300, 313 Baden-Württemberg 330, 336 Ballinger-Pinchot-Kontroverse 366 Bank für Landwirtschaft AG 312 Banken (-sektor) 29, 67, 69, 97, 99, 119 f., 155, 157, 163, 166, 384 Bankhaus Morgan 362 Bankhead-Jones Act (1935) 377 Bankhead-Jones Farm Tenancy Act (1937) 171 Banking Act 163 Bauern B auerntum, bäuerlich, B auern­ 18, 32, 43 f., 49, 52, 54, 59, 70 f., 81, 86, 90, 92, 120, 217, 219 Bauernbefreiung 42 f. Bauernparteien 215, 238, 279 Bauernräte 33, 81 f., 85 f. Bauernschutz 43, 49 Bauernverbände (liberal) 79 Bauernverbände (im DB V) 329 Bauernvereine s. Christliche B auernver­ eine Bauern- und Weingärtnerbund (Württem­ berg) 71, 320 Baumwolle (-sektor) 129 f., 144, 154,158, 161, 170 f., 199, 346, 349, 351, 365, 370 f., 382, 396, 398 f., 401 f. Bayern 59 f., 62, 64, 85 ff., 92, 289, 292, 299 f., 303 ff., 310, 313 f., 330 Bayerische Volkspartei (B VP) 86 f., 92 f., 309, 314, 321 Bayerischer B auernbund (B B B ), B ayeri­ scher B auern- u. Mittelstandsbund 34, 55, 62 ff., 85 ff., 92 ff., 305, 309 f., 315, 318 f., 329 Beamtenbund land- und forstwirtschaft­ licher B erufe 311 Beauce 218, 236 Befähigungsnachweis 62 Belgien 72, 422 Berry 218, 236

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Berufsstandsideologie, berufsständisch 32, 60,76, 83,91, 103, 110, 308 Besitzindividualismus 226, 239 Betriebsrätegesetz 313 Bezugsvereinigung der deutschen Land­ wirte 317 Big Government 147, 208 Bimetallismus s. Doppelwährung Blut und Wen-Ideologie 51, 94, 100, 102, 301 Bodenpreise, B odenwerte 44, 70 ff., 119, 134, 197, 220, (Stat.) 259, 307, 396 Bodenrecht 120 Bodenreform 32, 53 Bodenspekulation 72, 95 Börsenreform 65, 301 Bonapartismus 30, 212, 288, 410, 425 Boulevard St. Germain 213, 222, 224, 232, 414 Bourbonnais 218, 236 Bourgogne 216, 236 Branchenverbände, associations spéciali­ sées 33, 48 f., 82, 128, 155, 213, 223 ff., 228, 232 f., 239, 411 f., 416 f. Brandenburg, Mark 92, 296 f., 310 Brannan-Plan 200 f., 399 f. Branntwein (-sektor) 46, 49, 88, 217 Branntweinliebesgaben 66, 301 Braunschweig 92, 310 Bremen 57 Brennereiverbände 49, 58, 300, 312, 330, 411 Bretagne 231, 235 f., 307, 411, 414 f., 418 Brie 218, 236 Brothers of Freedom 143 Brüsseler Zuckerkonvention 301 Bruttosozialprodukt s. Inlandsprodukt Budget Annexe des Prestations Sociales Agricoles (B APSA) 421 Bürgerkrieg (USA) 120 f., 128 f., 139, 147, 185, 194, 241, 390 Bürgerrechtsbewegung 124, 207 Bürokratie, bürokratisch 25, 54, 73, 77, 81, 108, 125, 152, 241, 278, 286, 307, 394, 420 Bull Mooser s. National Progressive Party Bund deutscher B odenreformer 316 Bund der Industriellen (B DI) 69, 85, 107, 309 Bund der Landwirte (B dL) 31, 33, 48 ff., 53, 55, 57 ff., 68 ff., 75 ff., 79 ff., 90 f., 94, 96, 107, 116, 204, 234, 285, 287, 303 ff., 308 ff., 313 f., 354

Bund Reichsflagge 313 Bundestag 108, 332 Bundesverband der deutschen Industrie 76 Bundesverbände (im DB V) 330 Bundesvereinigung der deutschen Arbeit­ geberverbände (B DA) 330 Bureau of Agricultural Economics (B AE) 88, 171, 195 f., 198, 367, 394 Business (-sektor) 125, 143 ff., 162, 172, 177, 182, 242, 363, 387, 407 Butter (-produktion) 12, 322, 336, 371, 396 f. California Fruit Growers Exchange 366 California Workers' Freedom to Work Movement 407 Campbell Soup Co. 406 Cannery and Agricultural Workers In­ dustrial Union League 381 Capper-Volstead Act (1922) 359, 367 Centralverband Deutscher Industrieller (CDI) 69, 75, 308 f. Centre des Indépendants 419 Centre National des Jeunes Agriculteurs (CNJA) 214 f., 229 ff., 237, 331, 411, 420, 423 Centre National pour l'Aménagement des Structures des Exploitations Agricoles (CNASEA) 421 Champagne 216, 236, 414 Charte Pisani 215, 231 Cher 224, 228, 237, 420, 424 Chicanos 165, 207 Christlich-Demokratische Union (CDU/ CSU) 106 ff., 314, 331 f. Christlich-Nationale B auern- und Land­ volk-Partei (CNB L) 90, 92, 319, 322 Christlich-Soziale (Österreich) 305 Christliche B auernvereine 34, 49, 56, 58 ff., 62 f., 72, 86, 90, 94, 106, 303, 305, 309 f., 314, 316,319 Clayton Act (1914) 359, 362 Colorado 127, 188, 198, 344, 368, 387, 396 Comité d'Action et de Défense des Viticulteurs de l'Hérault 420 Comité des Organismes Professionnels Agricoles (COPA) 111, 233, 331, 335, 422 Comité Général d'Action Paysanne 225 Comité National d'Action Agricole 417 Comité de Salut Viticole du Gard 420

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Comités de Défense Paysanne s. DorgèresBewegung Committee on Industrial Preparedness 364 Commodity Credit Corporation (CCC) 198, 377, 398, 401 Commodity Dollar 375 Common Sense 176, 180 Connecticut 389 Confédération des Planteurs de B ettera­ ves (CGB )214, 223,411,417 Confédération Εuropéenne de l'Agricul­ ture (CEA) 331 Confédération Générale de l'Agriculture (CGA) 213, 223, 225 f., 228, 233, 415 ff. Confédération Générale des Coopératives Agricoles (CGCA) 416 Confédération Générale des Paysans Tra­ vailleurs (CGPT) 224 Confédération Générale des Vignerons du Midi (CGVM) 214, 223, 411, 418 Confédération Générale du Travail (CGT) 224, 416 Confédération Nationale de la Mutuali­ té, de la Coopération et du Crédit Agricole (CNMCCA) 213, 416 Confédération Nationale des Associa­ tions Agricoles (CNAA) 223, 415 f. Confédération Nationale Paysanne (CNP) 224, 417 Congress for Industrial Organization (CIO) 171, 176, 198, 200, 381, 385, 394 Conseil Paysan Français 416 Consumers' Protective Agency 396 Contract Farming 406 Cooperative Commonwealth Federation 174 Corn B elt 126, 128, 159, 161, 166 f., 173, 175, 181, 190 ff., 199,344,395 Corn B elt Committee 160, 165, 372 Corn-Hog-Wirtschaft 126, 144, 189, 371, 375, 379 Corporation Paysanne 213, 223 ff., 228, 416 f., 419 Corporation State 153 Corrèze 224, 416, 424 Cost of Production (-Schema) 167 ff., 175, 373, 375 f., 384 f. Côtes-du-Nord 227, 232, 234 ff., 422, 424 Cotton B elt 127, 395 Cotton Stabilization Corporation 160 Cotton Textile Institute 377 Council of Economic Advisers 395

Council of National Defense 364 Council of North American Grain Ex­ changes 367 County Agents 154 f., 365 f., 377 County Committees 377 f. Court Packing-plan 182 Cuba 274 Dänemark 11, 72, 78, 245 Dairy s. Milch (-sektor) Danziger Landbund 311 Dawes-Plan 84 Debré-Plan 215, 231 Defense Production Act 400 Delaware 389 Demokratische Partei, Demokraten (USA) 119, 123, 140, 142 f., 145, 147 ff., 158, 164, 178, 182, 184, 187 f., 190 ff., 199 f., 207, 356 ff., 360, 370, 372, 375, 389 ff., 394, 397 ff., 401, 405 f. Depression s. Wirtschaftskrise Deutsch-Hannoversche Partei 87, 313 Deutsch-Konservative Partei 46, 54 f., 60 f., 64, 76, 84, 95, 306 Deutsche Arbeitsfront 326 Deutsche B auernpartei 87 Deutsche B auernschaft 34, 85, 87, 90 f., 302, 315, 318 f., 322 Deutsche B auernsiedlung 331 Deutsche Demokratische Partei (DDP) 34, 85, 289, 304, 315 Deutsche Genossenschaftskasse 331 Deutsche Kartoffelunion 330 Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) 55, 95, 107, 302, 304, 331 Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt 317, 326 Deutsche Vaterlandspartei 76, 79, 85, 285, 308 f., 315 Deutsche Volkspartei (DVP) 82, 85, 89, 92, 309 f., 313 Deutscher B auernbund (1885 ff.) 62 Deutscher B auernbund (DB B ) 34, 70, 72, 79,82,85, 309 f., 315, 319 Deutscher B auernverband (DB V) 76, 85, 106 ff., 302,314, 329,331 f. Deutscher Gutsbeamten-Verband 312 Deutscher Guts- und Forstbeamtenbund 312 Deutscher Imkerbund 330 Deutscher Landarbeiterverband 34, 311 ff. Deutscher Landbund (DLB ) 82 ff., 310, 312

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Deutscher Landfrauenverband 330 Deutscher Landwirtschaftsrat (DLR) 50, 56 ff., 61, 79, 91, 93, 95, 303 f., 309, 316, 324 Deutscher Mittelstandsblock 107 Deutscher Raiffeisenverband 107, 312, 331 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 54, 76, 79, 84, 86, 89 ff., 98, 107, 313 f., 318 f., 321 f. Deutschnationaler Handlungsgehilfenver­ band (DHV) 72, 285, 313 Dingley-Tarif 365 Disparität, äußere 106; innere 106, 336 Dolchstoßlegende 83 Domänen 35, 42, 411, 330 Domestic Allotment (-Schema) 159,167 f., 375 f. Doppelwährung 62, 65, 122, 128, 140, 143 ff., 149, 167, 181, 306, 355 f., 373, 375 f., 388 Dorgères-Bewegung, Dorgerismus 213, 227 f., 415, 418 Dritte Partei (USA) 143, 145, 148, 179, 190 f., 360, 391 Eastern Life Insurance Co. 374 Eastern Rate Case 363 Economic Opportunity Act (1965) 408 Einfuhr s. Import Einfuhrscheinsystem 65, 159, 300, 317 Einkommen 39, 45, 139, 197, 202, 244, (Stat.) 260 f., 292 f., 327, 336, 349, 351, 380, 395 f., 398, 408 Einkommensstützung 245 f., 402, s. auch: Preisstützung Einwanderung 121, 184, 338 Eisenbahn- (Frachtsätze, Regulierung) 46, 66, 121, 129 f., 143 ff., 149 f., 152, 157, 338, 363 Eisenpakt 89 Elsaß 216, 236 Emergency Food Production Act 157 enclosures 13 England s. Großbritannien Entente Paysanne 227 EPIC-Bewegung 178, 387 Equalization Fees s. Ausgleichszahlungen Erbhof- 96 ff., 109, 326 Erbrecht 35, 40, 46, 48, 59, 71, 217, 220 Esplanade-Kreis 89 Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 50, 55, 97, 108 ff., 112, 202,

214, 216, 222, 229 f., 232 f., 331 f., 335, 354, 422 f. Ever Normal Granary-Plan 169, 378 Export, landwirtschaftlicher 39, 42, 72, 111, 115, 122, 129 ff., 150, 198, (Stat.) 256, 291, 307, 316, 337 f., 345, 365, 405, 415 Export Debenture-Plan 159, 168, 358, 365, 370 Exportförderung 65, 202, 245, 300 f., 358 Extension Service 154 f., 157, 168 f., 171, 182, 184, 196 f., 365 f., 378 Farm B loc 158 Farm B ureaus 154 ff., 161, 165, 168 f., 171, 173, 184, 196 ff., 204 ff., 234, 366, 368, 372, 376 ff., 383, 398, 405 ff. Farm Credit Administration 198, 374, 377 Farm Family Life Insurance 406 Farm Holiday News 374 Farm Labor Relations B oard 407 Farm Labor Supply Act 171 Farm Petroleum Cooperative Inc. 406 Farm Security Administration (FSA) 171, 195, 198, 381 Farmer-Labor-Bewegungen 157, 166, 174 ff., 186, 190, 195, 197, 200, 384, 386 f. Farmer-Labor Party (FLP) 156, 175 ff., 182, 384 ff. Farmer-Labor Political Federation (FLPF) 177 Farmers' Alliance 143 f., 156 Farmers' Guild 396 Farmers' Holiday Association (FHA) 161, 166 f., 174 ff., 181, 190, 197, 204, 373 ff., 384 f. Farmers' Home Administration 171, 352, 382 Farmers' Independent Council of America 173 Farmers' Mutual B enefit Organization 143 Farmers' National Committee for Action (FNCA) 174, 384 Farmers' National Council 369 Farmers' National Grain Association 373 Farmers' National Headquarters (1910) 369 Farmers' National Relief Conference 174, 384 Farmers' National War Council 157 Farmers' National Weekly 384 Farmers' Protective Association 373 481

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Puhle

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Farmers* Union (FU) 156 ff., 160 f., 166 ff., 171, 174 ff., 191, 195, 197 f., 200 f., 203 f., 367 ff., 372 f., 376, 384 f., 392, 396, 398, 408 Faschismus 16, 104, 145, 179 ff., 278, 281, 323, 388 Federal Emergency Relief Administration (FERA)377ff. Federal Farm B oard 141, 158 ff., 165, 168, 364, 373 Federal Farm Loan Act (1916) 367 Federal Farm Mortgage Corporation 352 Federal Housing Administration 163 Federal Intermediate Credit B ank 367 Federal Land B anks 352 Federal Reserve Act (1913) 151, 362 Federal Reserve B oard 162 Federal Surplus Relief Corporation 373, 379 Federal Trade Commission Act 362 Federalists 119 f. Fédération des Associations Viticoles (FAV) 214,411,418 Fédération des Paysans Travailleurs 416 Fédération des Syndicats Paysans de l'Ouest (1920) 418 Fédération (des Syndicats Libres) des Travailleurs de la Terre 224 Fédération des Syndicats (Albi) 228 Fédération du Nord et du B assin Parisien 214, 225 Fideration Nationale de la Mutualiti et de la Coopération Agricole (FNMCA) 224, 415 f., s. auch: Genossenschaften Fédération Nationale de la Propriété Agricole (FNPA) 417 Federation Nationale des Syndicats d'Exploitants Agricoles (FNSEA) 213 f., 225 f., 228 ff., 331, 411 f., 417 f., 420, 422 Fédération Nationale des Travailleurs de l'Agriculture 224 Feldarbeiterzentrale 408 Fettlücke 101, 328 Fideikommiß 43, 63, 99, 295, 297, 326 Finanzreformen 46, 53, 72, 306 Finistère 227, 234 f., 411, 424 Flanigan-Report 401 Fleisch (-sektor) 39, 153 f., 291, 364, 396 f., 399, 411 f. Fleischbeschaugesetze 66 Florida 126, 406 Flottenbewilligung 53, 66, 75

Flurbereinigung 35, 53, 97, 245, 302, 328, 335 Fonds d'Action Sociale pour l'Ameliora­ tion des Structures Agricoles (FASA­ SA) 421 Fonds Européen d'Orientation et de Garantie Agricole (FEOGA) 423 Fonds d'Orientation et de Régularisa­ tion des Marchés Agricoles (FORMA) 231, 421 Food and Agriculture Act 404 Food Control-Programme 154, 157, 364 Food for Peace-Programm 202, 401 f. Food Stamp-Plan 379 Fordney-McCumber Tariff Act 365 Fortschrittliche Volkspartei (FVP) 85,318 Frachtsätze s. EisenbahnFränkischer B auernbund 63, 85 Fränkischer B auernverein 63 Franche Comté 216 Franken 33 f., 62 f., 92 f., 106, 304 f. Frazier B ill 375 Frazier-Lemke B ill 169 Frazier-Lemke Farm B ankruptcy Act (1934) 377 Free Silver Party 356 Freedom to Market Committee 407 Freie Demokratische Partei (FDP) 331 f. Freie Wirtschaftliche Vereinigungen 61, 315 Freikonservative Partei 64 Freisinn 34 Front Paysan 222, 224, 228 Front Républicain 236 Frontier 117, 121, 123,338 Fuel Administration 364 Futures Trading Act 158 Gard 224, 229, 418, 420, 424 Gayl-Brief 321 Gemeinschaftsausschuss der deutschen ge­ werblichen Wirtschaft 107 General Electrics 376 General Foods 406 General Mills 377 General Motors 132 Genossenschaften, landwirtschaftliche 82, 100, 155, 213, 232, 303, 312, 326, 359, 366, 370, 386, 404, 414 ff. Georgia 127, 361, 391 Gesellschaft für Absatzförderung der deutschen Landwirtschaft 331 Gesindeordnung 45

482 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Getreide (-Sektor) 42, 44, 47, 50, 60, 65 f., 70, 80, 88, 91, 100, 115, 127, 144, 149, 153 f., 199, 201, 217, 220, 234, 236, 294, 300, 303, 317, 322, 324, 327 f., 335 ff., 364, 395, 401 f., 414, 416 Getreidehandelsgesellschaft (GHG) 100, 317 Getreide-Industrie und Commission AG (GIC) 100, 317 Gewerkschaften 60, 106, 108, 169 f., 172, 176 f., 194, 204, 207, 303, 312, 347, 367 ff., 374, 387, 394, s. auch: Arbei­ ter-, Landarbeiter, Farmer-Labor, AFL­ CIO Gironde 220, 224, 419, 424 Glassboro Service Association 408 Godesberger Programm 289 Gore B ill 400 Gore-Anderson B ill 200 Grain Corporation 154 Grain Futures' Act (1922) 367 Grain Stabilization Corporation 160, 370 Grange (Patrons of Husbandry) 143 f., 156 f., 168, 197, 203, 354, 358, 366, 368, 375, 383 f., 396, 398, 405, 408 Grass Roots-Democracy 122, 125, 208 Great Plains 127 f., 157, 372, 395 Greai Society 149 Greenbacke-Bewegung 143 f., 167 Großbesitz, Großgrundbesitz, großagra­ risch 18 f., 30 ff., 35, 40 ff., 46 ff., 50, 52 ff., 59 f., 62, 64, 66, 68 ff., 72, 78 ff., 85, 87 ff., 93 ff., 98 f., 102 f., 106, 155, 213, 215, 217, 219, 226, 230, 238, 241 f., 300, 303, 313, 316, 321 f., 330 Großbetrieb 18, 38, 40 ff., 45, 47, 51, 59, 100 ff., 134 f., 194, 217 f., 245, 290, 297, 325, 349 Großbritannien 11, 13, 36, 78, 102, 150 große Mittel 65, 88 Grüne Front 87, 91, 317, 319, 322 Grüner Plan (B ericht) 52, 55, 109 f., 291, 302, 333 f. Grundherrschaft 42, 120 Guéret-Komitee 225, 417 Güterspekulation 44, 169 Gutsherrschaft, Gutsbesitz 42 ff., 47, 70, 296 Hamiltonians 120 Handel (-ssektor) 32, 47, 65, 69, 75, 89, 94, 116, 119 f., 339 Handelskammern 56, 157, 170

Handelsverträge, Handelsvertragspolitik 47, 50, 53, 63, 65, 75, 78, 84, 88 f., 169, 401, 415 Handwerk 46, 75, 89 Hannover (Provinz) 57, 64, 92, 297 Hansabund 85, 309 Harzburger Front 91 Hatch Act 366 Hawley-Smoot Tariff Act 365 Hérault 220, 224, 229, 418, 420, 424 Hessen 33 f., 92, 297, 300, 310, 313, 319 f., 322, 329, 336 Homestead Act 132, 341, 366, 381 Hope B ill 199, 398 Hope-Aiken B ill 199 f. Hope-Norbeck B ill 376 Hull House 361 Hypothekenschulden 44, 48, 54, 59, 66, 139, 167, 187, 220, 296 ff., 352, 384 Idaho 344, 369 Identitätsnachweis 65, 70 Ille-et-Vilaine 232, 235, 415, 419, 422, 424 Illinois 127 f., 144, 156, 204, 344, 360, 373 f., 406 Illinois Agricultural Association (IAA) 395, 406 Illinois Agricultural Holding Co. 407 Illinois Country Life Insurance Co. 406 Imperialismus 30, 67 f., 104, 113, 116, 147, 150, 241, 278, 281, 285, 287, 306 Import, landwirtschaftlicher 39, 65, 72, 88, 91, 96, 130 f., 153, 291, 322, 328, 415 Income Support Standard s. B rannanPlan Indépendants Paysans 417 Indiana 127, 129, 144, 156, 188, 204, 366, 372, 387, 400, 406 Indiana Farm Cooperative Association 406 Industrial Workers of the World (IWW) 170, 383 Industrie (-sektor) 29 f., 32, 35, 46 f., 54, 66 f., 69, 72, 74 ff., 89, 94, 98, 104, 114, 116, 150 f., 157, 182, 322, 355, 376 Inlandsprodukt 22, 38, 134, (Stat.) 250, 275, 283, 290 f., 299, 348, 363 Innere Kolonisation 35, 43, 46, 49, 87 f., 155, 299 Instleute 290 International Harvester 364 Interstate Commerce Act 150

483 31* © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Interventionismus s. Staatsinterventionis­ mus Iowa 127 f., 144, 149, 156, 161, 166, 175, 177, 188 ff., 204, 344, 360, 367 f., 372 ff., 384 f., 387, 392, 398 ff., 406 Iowa Farmers' Union 372 Isolationismus, isolationistisch 147, 156, 181, 191 f., 365 Italien 14, 180, 422 Jacksonians 124 Jagdrechte 45 Japan 14 Jeffersonians 120 Jeunes de la CGA 214, 230 Jeunesse Agricole Catholique (JAC) 214, 230 John B irch Society 193, 393 Jungdeutscher Orden 313 Jungsturm 313 Junker, Junkertum 32, 41 f., 46, 60, 85, 295 Kärnten 305 Kalifornien 126, 128, 170, 178, 344, 360 f., 369, 380 Kalisektor 308, 312, 317 Kansas 127 f., 144, 149, 188, 204, 344, 356, 360, 367 f., 374, 387, 399, 406 Kapitalbildung 136, 349 Kapp-Putsch 84 Kartell der schaffenden Stände (1913) 53, 75 f., 105, 285 Kartoffelanbau-Gesellschaft 312 Katholische Bauernvereine s. Christliche B. Kentucky 127 Kleinbesitz, kleinbäuerlich 18 f., 32 f., 35, 38, 45, 60, 62 ff., 69 ff., 81, 85 ff., 94 f., 98 f., 102, 106, 122, 136, 170, 213, 217 ff., 224, 226, 238, 300, 319, 321, 400, 418 Kleinbetriebe 34, 40, 85, 102, 106, 134 f., 142, 152, 217, 293, 297, 325, 349, 425 kleine Mittel 57, 66, 88, 306 Kleinstbesitz 40, 44, 52, 62, 236, 239, 245, 297, 307, 425 Knights of Labor 144 Kolpingvereine 304 Kommunistische Partei: Chinas 274; Deutschlands (KPD) 35, 289; Frank­ reichs 219, 228, 236, 239, 416; der USA 174, 384 Kongreß (nord)deutscher Landwirte 50, 61

Konstitutionalismus 30, 74 Konsumenten s. Verbraucher Kontroverse Schreiner-Spee 304 Koreakrieg 141, 194, 198, 200 Kornhausbewegung 50, 301, 355 Kreisordnung 45 Krestintern 174, 383 Krieg gegen die Armut 404 Kriegswirtschaftsämter 79 ff., 309 Ku-Klux-Klan 193, 358, 393 Kulturkampf 304 Land Grant Colleges 196, 366, 377 Landarbeiter, Landarbeiterschaft 34, 38, 43, 46, 81 ff., 95 f., 100 f., 121, 133, 139, 145, 165, 170 f., 174, 198, 203, 206, 208, 220, 224, 290, 312, 328, 335, 337, 347, 354, 380, 395, 403, 406 f., 412, s. auch: Arbeiter Landbünde 310 ff., 319 f. Landesbauernschaften 327 Landeskulturrat (Sachsen 1872) 57 Landesökonomiekollegium 50, 56, 58, 304 Landgemeinden 45 Landvolkbewegung 33, 90 ff., 106, 332 Landwirtschaftsgesetz (1955) 55,106,109, 333 Landwirtschaftskammern 49, 55 ff., 81 f., 107, 225, 232, 302, 313, 322, 330, 332, 411, 417 Languedoc 216, 224, 229, 418, 420 Lateinamerika 275, 281, 354, 356 Law and Order Leagues 375 League for Independent Political Action (LIPA) 176 Liberalismus, Liberale 66, 94, 149, 193, 304 Linksliberalismus 34, 36, 64 Locarno-Verträge 84 Lohnarbeit s. Arbeit Loi d'Orientation s. Debré-Plan Lothringen 216, 414, 418 Louisiana 127, 178 f., 344, 373, 391 Lubin-Plan 358 Machines 124, 150, 164 Maine 126, 188, 386, 389, 403 Mais (-sektor) 126, 129 f., 144, 190 f., 203, 346, 349, 351, 365, 370 f., 375, 379, 396, 398 f., 402, 404, s. auch: Com B elt Manitoba 127 Mansholt-Plan 232 Margarineproduktion 66, 324 Marktstützung, Marktorganisation 97 f.,

484 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

109 ff., 141, 153 ff., 158, 161, 182, 194, 196, 221, 227, 230, 244 f., 300, 317, 359, 405, s. auch: Preisstützung, Staats­ interventionismus Marshall-Plan 141, 199 Maryland 126 f., 175 Maschinisierung 39, 102, 122, 130, 187, 216, 220, 245, 328 f., 406 Massif Central 55, 216, 224, 235 ff., 239, 415,417 Master Farmer Movement 366 Mayenne 218, 232, 411, 419 f., 422, 424 McKinley-Tarif 365 McNary-Haugen-Bewegung 158 ff., 167 f., 364 f. Mechanisierung 37, 39, 44, 130, 155, 220, 230 Mecklenburg 43, 92, 300, 310 Medicare-Projekt 408 Merchants Association of New York 362 Mexico 274, 344 Michigan 126 ff., 144, 156, 161, 188, 204, 387, 406 Micou-Bewegung 420 Milch (-sektor) 126, 161, 190, 217, 233, 349, 395, 399, 411 f. Millers' National Federation 377 Minden-Ravensberger B auernverein 59 Minnesota 126 ff., 144, 156, 161, 166, 175 ff., 189, 344, 349, 360, 366 ff., 373 ff., 385 f. Mississippi 127, 391, 394 Missouri 127 f., 167, 188, 344, 366, 372 f., 387 Mittelbesitz, Mittelbetrieb 18, 33, 38, 69 f., 85, 95, 98, 102, 134 f., 152, 217, 297, 300, 319, 321, 326, 349 Mittelfränkische B auernvereine 63 Mittellandkanalprojekt 53, 66, 301, 306 Mittelstand, Mittelstands- 32, 65, 69, 72, 75 f., 79, 93 ff., 103, 106 f., 109, 238, 242, 285, 307, 318, 321 Modérés 236, 417 Modern Seventy-Sixers 175 Monopolprojekte 317 Montana 127, 344, 368, 373, 376 Morrill Land Grant College Act 366 Morrill Tariff Act 365 Motorisierung 39, 130, 134, 136, 141, 187 Mouvement de Défense des Exploitations Familiales (MODEF) 231 f. Mouvement Républicain Populaire (MRP) 235 f., 417, 419, 424

Muckrakers 124, 150, 152, 405 Mühlensektor 154, 300 Muscle Shoals-Projekt 153 Narodnichestvo 274 National Agricultural Conference 159, 369, 376 National Agricultural Union (NAWU) 381 National Association of Food Chains 407 National Association of Manufacturers (NAM) 343, 362 National B oard of Farm Organizations 368 f. National Citizens' League 362 National Civic Federation (NCF) 362 National Council of Farmer Cooperatives 198, 203, 367, 397 National Farm Labor Union (NFLU) 381 National Farmers' Organization (NFO) 403, 408 National Food Conference 406 National Foreign Trade Council (NFTC) 151, 362 National Labor Relations Act 407 National Labor Relations B oard (NLRB ) 381 National Land-Use Planning Committee 378 National Planning B oard 378 National Price Committee 396 National Progressive Party 149, 359, 361 National Progressives of America 178 National Recovery Administration (NRA) 153, 159, 163 f., 375 National Right to Work Committee 407 National Soil Fertility League 366 National Union of Social Justice 179, 389 Nationalismus 67, 75, 285 Nationalliberale Partei 64 Nationalsozialismus, NSDAP 23, 33, 41, 51, 54, 76, 79, 87, 90, 92 ff., 102, 242 f., 278, 285, 313, 318 ff., 425 Nationwide Insurance 406 Navy Consulting B oard 364 Nebraska 127 f., 144, 149, 166, 177, 188, 344, 356, 360, 367 f., 372 ff., 384, 387, 399, 407 Neuengland 126, 128 Nevada 344, 369 New Deal 22, 114, 117, 124, 132, 139, 141 f., 148, 153, 162 ff., 167,170,172 f., 176, 179 f., 182 ff., 187, 193 ff., 199,

485 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

208, 242 f., 247, 360, 368, 372, 376, 382 New England Power Association 376 New Freedom 150 New Frontier 149 New Hampshire 389 New Jersey 361 New Mexico 127, 175, 344 New Nationalism 149 New Radkais 124 New York 126, 128, 155, 177, 361, 366, 376 New York Reserve B oard 151 Niederbayern 62, 85 f., 92 f., 304 f. Niederlande 11, 72, 78, 232, 245, 336 Niederösterreich 305 Niedersachsen 106 Niederschlesien 92 Non Partisan League (NPL) 156 f., 166, 176, 178, 181, 189, 191, 195, 368, 374 f., 384 Normandie 216, 218, 231, 235 ff., 415, 420 Norris-Simpson Amendment 376 North Carolina 127 f., 391 North Dakota 127 f., 144, 149, 156, 161, 166, 175 ff., 188 ff., 344, 360 f., 367 ff., 374 f., 384, 387, 392, 396, 399

24 ff., 28 f., 39, 68 f., 77, 103, 112 ff., 117, 125, 152, 157, 162, 172, 180. 210, 240 ff., 246 f., 277 f., 317, 371, 394 Osthilfe 50, 88, 91, 93, 99, 321 Ostmarkenverein (HKT) 67 f. Ostpreußen 44 f., 92, 295 ff., 319, 322

Pace B ill 199, 400 Pachtverhältnisse, Pächter 40, 47, 132, 145, 170 f., 173 f., 197, 206, 208, 215, 218 f., 292, 295, 311, 330, 346 f., 357, 380 f., 416 Packers and Stockyard Act 158 Pan American Society 362 Parität, Parity (-Schema) 109, 137, 159, 168, 183, 190, 194, 196 ff., 206, 209, 244 f., 351 f., 359, 371, 382, 396, 398, 400, 404 f.; Parity Index 137; Parity Ratio 137 f., (Stat.) 260 f.; Parity Pay­ ments Appropriations 169 Parlamentarismus, Parlamentarisierung 28, 30, 74, 76, 80, 241 Parti Agraire (et Paysan Français) 224, 227 ff., 239, 417 ff. Parti Paysan d'Unité Sociale 236 Parti Républicain Agraire et Social 419 Parti Républicain Paysan 419 Parti Social Français 227 Parzellenbesitz s. Kleinstbesitz Oberbayern 62, 85, 93, 304 Payne-Aldrich Tariff Act 365 Oberösterreich 305 Peace Industries B oard 153 Oberpfalz 304 Pennsylvania 119, 126, 128, 144, 389 Oberschlesien 47, 92 f., 304 Penny Auctions 374 Öffentlichkeit, öffentliche Meinung 29 ff., People's Party 143, s. auch: Populismus 56, 63, 74, 76, 140, 212, 410 Periodisierung 17, 27, 53 ff., 139, 210, Österreich 305 283, 285, 308, 354 Österreichischer Landbund 311 Pfalz 63, 92 f. Office Central (Landerneau) 227, 235 Pfälzische B auern- und Winzerschaft 329 Office National Interprofessionnel de Βlé Phylloxera (Reblaus) 221 (ONIB), - de Céréales (ONIC)221,225, Polenpolitik 53, 68 414, 416, 419 Office of Price Administration (OPA) Politische Kultur (political culture), poli­ tischer Stil 12, 14 f., 64, 74, 77, 103, 199, 396 f. 117, 119, 142, 211, 215, 234, 238, Office of Price Stabilization (OPS) 400 240 f., 338 Ohio 126, 128, 144, 156, 188, 204, 374, Pommern 43 ff., 92, 295 ff., 310, 319 399, 406 Oklahoma 127, 178, 344, 349, 373 f., 396 Populismus, Populism 14, 33, 115 f., 121, Oldenburg 322 124, 128, 140, 142 ff., 154 ff., 164 ff., Omaha Convention 356 172 f., 178, 181, 186, 188, 190 f., 193, Open Door-Politik 150 207, 209, 238, 241 f., 275, 354 ff., 358 f., Oregon 178, 188, 344, 360, 369 361, 372, 374, 387 f. Organisation Escherich (Orgesch) 313 Posen 34, 43 ff., 64, 295 ff. Organisierter Kapitalismus 15 ff., 21 f., Poujadismus 222, 228 f., 236 f., 239, 419 f. 486 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Präfaschismus 28, 65, 76, 102, 104, 106, 117, 179 ff., 241 ff., 285 Präsidentschaftswahlen (USA) 187 ff., 193, (Stat.) 262 ff., 389, 391 Preise, landwirtschaftliche 39, 44, 47, 50, 66, 70, 72, 109, 118, 122, 137, 143, 153, 166, (Stat.) 252 f., 266, 268, 292, 299, 370 f., 378, 412 Preisschere 97, 101 Preisstützung, Preisfestsetzung 35, 50, 52, 66, 78, 80, 91, 95 ff., 109 f., 141, 153, 159, 162, 166, 194, 196 f., 221, 225, 227, 230, 232, 244, 246, 303, 322, 335, 374, 398, 401 f., 405 Presse 29, 31, 64, 379 Preußen, preußisch 30, 32, 35, 41, 43 ff., 47, 49, 54 ff., 60, 62, 64, 66 f., 72 ff., 79 ff., 83 f., 87, 92, 102, 241, 288, 290 ff., 294 ff., 299 f., 305, 313, 322 Preußenkasse 317 Primaries 143, 145 Production and Marketing Administra­ tion (PMA) 199 f., 398 Production for Use (-Schema) 177 f., 385 f. Produktionskontrolle 141, 144, 159 ff., 168, 182 f., 194, 200 ff., 244, 300, 359, 375, 377 ff., 398, 400, 405, 408 Produktivität 51, 101, 122, 136, 202, 217, 291, 350 Progrès Rural 418 Progressivism, Progressives, Progressive Era 114, 124, 140, 142 f., 145, 147 ff., 152, 155 ff., 162, 164, 166, 176 ff., 181, 184, 186, 190 ff., 198, 208, 241 f., 342, 359 f., 368, 371, 386 Progressive Iowa Farmers' Union 375 Progressive National Committee 177 Progressive Party 176, 178, 361, 367 ff. Protektionismus, Agrarprotektionismus, Zollschutz 29 f., 32, 35 f., 41, 46 f., 50 ff., 60 ff., 66, 69, 71 f., 78, 80, 87 ff., 96, 104, 109, 111, 115, 130, 155, 160, 215, 227, 241, 245, 300 f., 303 f., 306, 316 f., 322, 324, 355, 365, 415 Protestbewegungen, agrarische 11,33, 140, 142, 215, 226 ff. Prudential Insurance 376 Public Utilities Holding Co. Act 163 Public Works Administration (PWA) 378 Public Works and Economic Development Act 408 Purneil Act 366

Radikalismus 34, 36, 354 Radikalsozialisten 236, 424 Railroad War B oard 364 Railway B rotherhoods 374 Rassemblement du Peuple Français (RPF) 420 Rassemblement Paysan 229 Rationalisierung 37, 88, 101, 141 f,. 155, 230, 329 Reciprocal Tariff Act (1934) 379 Reclamation 169, 378 Reconstruction 121, 128 f., 139, 142, 164 Reconstruction Finance Corporation 153, 163 Regionalreform 422 Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung 313 Reichsarbeitsgemeinschaft land- und forst­ wirtschaftlicher Arbeitgeber und Ar­ beitnehmervereinigungen 311 Reichsausschuss der deutschen Landwirt­ schaft 81, 309 Reichsbund deutscher Diplomlandwirte 325 Reichsbund landwirtschaftlicher Pächter 311 Reichsdeutsche Mittelstandsvereinigung 75, 309 Reichsführergemeinschaft des deutschen Bauernstandes 93, 323 Reichsgetreidestelle 91, 100, 309, 317 Reichslandarbeiterbund 82, 311 ff. Reichslandbund (RLB ) 50, 54, 78 ff., 82 ff., 88 ff., 311 ff., 316, 319ff., 329, s. auch: Landbünde Reichsnährstand (RNS) 51, 54, 91, 93, 95 f., 98, 100, 102, 301, 319, 323 f., 326 f., 329 Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartei) 87 Reichsschutzbund landwirtschaftlicher Verpächter und Grundeigentümer 311 Reichstag 64, 73 f., 84, 87 Reichsverband der Deutschen Industrie (RDI) 82, 89, 318 Reichsverband der deutschen land- und forstwirtschaftlichen Arbeitgeberver­ einigungen 82, 311 Reichsverband der deutschen landwirt­ schaftlichen Genossenschaften Raiffei­ sen e. V. 312, 326, s. auch: Dt. Raiff­ eisenverband Reichsverband gegen die Sozialdemokra­ tie 309, 315

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Reichsverband landwirtschaftlicher Kleinund Mittelbetriebe 85, 318 Reichsverband land- und forstwirtschaft­ licher Fach- und Körperschaftsbeamter 311 Rentenbanken 46 Rentengüter 46 f. Republik (Frankreich), Dritte 212 f., 220, 222, 225 ff., 234 ff., 415; Vierte 33, 210, 212, 214, 222, 225 ff., 229 f., 232, 234 ff., 410; Fünfte 213 f., 222, 229 ff., 235, 410 Republikanische Partei, Republikaner (USA) 119, 121, 123, 141, 143, 145, 148 f., 152, 158, 160 f., 164, 166, 177 f., 182, 184, 186, 188 ff., 200, 202, 360, 367 f., 370, 375, 386 f., 389 f., 397 ff. Resettlement Administration 169, 381 Resnick-Ausschuss 405 Restgüter 47 Revisionismusstreit 34 Revolution 17, 25, 28, 32 f., 36, 76, 81, 121, 212, 217, 219, 234, 238, 242, 414 Rheinischer B auernverein 59 f., 303 f., 314 Rheinland, Rheinprovinz 57 f., 85, 92, 297, 304, 313 Rheinland-Pfalz 336 Rittergüter s. Großbesitz, Gutsherrschaft Roggen s. Getreide Roosevelt Coalition 182, 185, 188, 190, 193 f., 372 Roosevelt Depression (1938) 182, 188 Roussillon 224 Rue d'Athènes 213, 222, 414, 417 Rue des Pyramides 213, 223, 410 Rue Scribe 225, 411 Rural Electrification Administration (1935) 379 Rural-Poor-Programme 136, 203, 377, 379, 404 Sachsen, Kgr. 34, 47, 57, 62, 81, 300, 304; Provinz 57, 296 f. Saisonarbeiter 38, 46, 67, 171, 208, 290, 299, 347, 380, 407, s. auch: Landarbei­ ter, Chicanos Sammlungspolitik 51, 75, 285, 307 f. Saskatchewan 127, 174 Scharwerker 290 Schlesien 44, 58 ff., 87, 295 ff., 303, 310 Schleswig-Holstein 33 f., 48, 90, 92, 106, 297, 318

School Lunch-Programm 379 Schulden, Verschuldung, landwirtschaft­ liche 44 ff., 51 ff., 96, 98 f., 122, 139, 296 f., 321, 325, 327, 334, 396, s. auch: Hypothekenschulden Schutzzölle s. Protektionismus Schwaben 62, 85, 92, 304 Scopes-Prozeß 357 Sears, Roebuck and Co. 376 Share Our Wealth-Vtogramm 179, 181 Sharecroppers, sharecropping 121, 128, 165, 171, 173, 208, 346 f., 357, 380, s. auch: Pachtverhältnisse Sherman Anti-Trust Act (1890) 150, 359 Silberwährung s. Doppelwährung Silk Association of America 377 Silver Shirts 181 Silverberg-Plan 318 Skandinavien 14 Sklaverei 120 f. Smith-Hughes Act (1917) 366 Smith-Lever Extension Act (1914) 366 Social Credit Party 174 Social Gospel 170, 361 Social Security Act 163 Social Security Administration 404 Société des Agriculteurs de France 222, 410 Société Nationale d'Encouragement à l'AgricuIture (SNEA) 223 f., 410, 415 Sociétés d'Aménagement Foncier et d'Etablissement Rural (SAFER) 421 Society of Equity 367 Soil Conservation 152, 169, 183, 352, 366 Soil Conservation and Domestic Allot­ ment Act 378 Soil Erosion Service 377 Sojabohnen 130, 346 South Californian Mexican Union 381 South Carolina 127, 391 South Dakota 127 f., 144, 149, 161, 166, 188 f., 191 f., 344, 366, 369, 374 f., 387, 399 Southern Alliance 144, 155 Southern Cotton Growers Association 366 Southern Tenant Farmers' Union (STFU) 170, 379 Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Sozialdemokratie, Sozialismus 34, 46 f., 64, 75, 85, 88, 92, 94, 106, 145, 305, 315, 318, 331 f. Sozialgesetzgebung, Sozialpolitik 24, 75, 113, 193,318,386,421

488 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Sozialistische Partei Frankreichs 34, 236, 424 Spanien 14, 211 Spiritus-Kartell 300 Spoils System 124 Staatsinterventionismus, Interventions­ staat 12, 18, 24, 30, 32, 35, 49, 51, 53, 57, 88, 109, 112, 114 f., 117, 122, 125 f., 140 f., 147, 149 ff., 156, 162, 165, 171, 176, 183, 193, 199, 201, 203, 208, 215, 221, 225, 230 f., 240, 244 f., 277, 371, 382, 412, s. auch: Agrarinter­ ventionismus, Preisstützung, Protektio­ nismus Staatsmonopolistischer Kapitalismus 17, 278, 317, 409 Staffeltarife 65, 303 Stahlhelm 313 States' Rights Party (1948) 391 Steagall Amendment 197 f., 396 Steiermark 305 Stickstoffsyndikat 317 Subhastationen s. Zwangsversteigerungen Subtreasury-Plan 143, 154 Subventionen 52, 183, 201, 209, 245, 321, 334, 400, 404, 408, s. auch: Agrarinter­ ventionismus, Staatsinterventionismus, Preisstützung Südstaaten (USA) 118, 120 f., 128, 144 f., 158, 164 f., 167, 170 f., 173, 178, 182, 184, 187 f., 193, 198 f., 204, 241, (Stat.) 262, 342, 347, 355 ff., 366, 369, 391, 393 ff., 398, 400 Sugar Act 352 Supreme Court for Industry 153 Syndicat des Viticulteurs de France 418 Syndicat National des B ouilleurs de Cru (SNBC) 410 Syndikalismus, agrarischer 33, 222, 232 f., 410 Tabakanbau 127 f., 130, 144, 161, 346, 371, 396, 398 f., 402 Tarifverträge 83, 221, 407 Taylor Grazing Act (1934) 378 Tennessee 127, 391 Tennessee Valley Authority (TVA) 153, 169 Texas 127 f., 144, 155, 157, 344, 355, 366 f., 408 Thomas Amendment 375 Thüringen 48, 62, 92, 310, 313, 319 f., 322, 326

Tirol 305 Townsend-Bewegung 181 True-Howard-Abkommen 196 Trust B usting, Anti-Trust-Gesetzgebung 145, 149, 151 f., 359 Überproduktion 42, 129, 405 Underwood-Tarif 151, 362, 365 Union Centrale (Nationale) des Syndicats Agricoles (UCSA/UNSA) 222 ff., 228, 410, 414 ff., 419 Union de Défense des Agriculteurs de France (UDAF) 229, 420 Union de Défense des Commerçants et Artisans (UDCA) 228 f. Union de Défense des Paysans de France (UDPF) 420 Union Party 175, 177 f., 181 f., 190, 386, 396 United Cannery, Agricultural, Packing and Allied Workers of America (UCAPAWA) 176, 381, 385 United Farm Workers (UFW) 170, 381, 407 United Farmers' League 174, 384 United Farmers' Protective Association 174, 384 UNRRA-Programme 141, 397 Urban Renewal 124 U.S. Chamber of Commerce 150, 160, 343, 362, 376 U.S. Department of Agriculture (USDA) 137, 157, 168, 170 f., 174, 195, 198 f., 366 f., 376, 378, 382, 394, 398, 401 f. U.S. Railroad Administration 364 U.S. Steel Co. 362 Utah 344 Vendée 216, 232, 234 f., 417, 420, 422, 424 Verband der Land- und Waldarbeiter 312 Verband land- und forstwirtschaftlicher Angestellter 312 Verband des Niedersächsischen Landvol­ kes 329 Verband pommerscher Müllerinnungen 317 Verbraucher (-interessen) 12, 32, 71, 88, 97, 108, 110 f., 183, 198 f., 245 f., 322, 371, 382, 405, 414 Veredelungswirtschaft 144, 322, 344 Verein der Deutschen Zuckerindustrie 49, 312

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Verein für Sozialpolitik 315 Verein der Spiritusfabrikanten in Deutsch­ land 49, 312 Verein der Stärkeinteressenten 49, 312 Vereine, landwirtschaftliche (19. Jht.) 57, 59 Vereinigung der christlichen B auernvereine Deutschlands 55, 58, 79, 84, 91, 93, 304, 309, 314, 323, s. auch: Christliche B . Vereinigung der Steuer- und Wirtschafts­ reformer (VStWRef) 56, 60 f., 304 Vermont 118, 188, 386, 389 Vichy-Regierung 221 ff., 225, 227 f., 417 ff. Viehgesundheitsvorschriften 66 Vietnam 198 Virginia 127 f., 391 Vocational Education Act 408 Volksfront 212, 221, 224 Volksverein für das katholische Deutsch­ land 60, 303 Volkswirtschaftsräte 76, 313 Wages and Hours B ill 379 Wagner Act 163 Wahlanalysen, Wahlverhalten 184 ff., 234 Wahlrecht 30, 35, 54, 62, 72, 80, 84, 123, 185, 212 Waldwirtschaft 43, 273 War Finance Corporation 153, 158 War Food Administration (WFA) 153 f., 197, 364, 396 War Industries B oard 153, 364 Washington 127, 178, 344, 369 Weimarer Republik 22, 34, 51, 54, 76 ff., 80 ff., 89, 95, 104, 113, 289, 314, 317, 320, 326, 328 f. Weinbau 49, 217, 220 f., 229, 233 f., 412, 414 f., 417 Weiterverarbeitungssteuer 168 f., 370, 376 Weizen 65, 127, 129 f., 153, 161, 191 f., 201, 294, 335 f., 346, 349, 351, 364 f., 370 f., 374, 378 f., 384, 395 f., 398 f., 401 f., s. auch: Getreide Weltkrieg, Erster 22, 29, 33, 37, 39 f., 45, 49 f., 53 f., 57, 63, 68, 72, 74, 77, 79 ff., 103 f., 113 f., 116, 129 f., 139 f., 142, 148, 152 ff., 157, 162, 191, 196, 200, 220 f., 224, 307, 317, 396; Zweiter 28, 32, 37, 39 ff., 54, 97, 102 f., 105, 117,

124, 130 ff., 141, 149, 163, 173, 185, 191 f., 194 ff., 200, 208, 211, 216, 221 ff., 228, 247, 375 West Virginia 127, 366 Westfälischer B auernverein 57, 59 f., 303, 314 Westfälisch-Lippischer Landwirtschafts­ verband 329 f. Westfalen 57 ff., 83, 85, 92, 296 f., 313 Westpreußen 34, 44, 92, 295 ff., 299 Wheat B ill (1964) 407 Wheat Referendum (1963) 408 Whigs (USA) 123, 342, 390 Whiskey-Brennerei 127 Winzervereinigung Mosel-Saar-Ruwer 332 Wirtschaftskrise (-depression) 1873 ff.: 28, 30 f., 53, 70, 113, 299, 304; 1928 ff.: 51,54,79, 87,93,114,118,140, 142, 161, 165, 183, 196, 216 f., 222 f., 227, 242, 352,415; 1940 ff.: 163 Wirtschaftsvereinigung Zucker 332 Wisconsin 126, 128, 144, 149, 156, 161, 166, 175 ff., 188 ff., 192, 204, 344, 360 f., 367 ff., 373 f., 392, 399, 406 Württemberg 71, 92 f., 106, 300, 312 f., 320 Wyoming 188, 344, 369, 374 Zentralarbeitsgemeinschaft (ZAG) 82 Zentralausschuß der deutschen Landwirt­ schaft 107 Zentralbank 120, 123, 355 f., 386 Zentralstelle vaterländischer Vereine 313 Zentralverband des deutschen Handels 76, 107 Zentralverband der Landarbeiter 311 ff. Zentralvereine, landwirtschaftliche (19. Jht.) 49, 57, 302 Zentrumspartei 59 f., 62 f., 66, 71, 84, 86, 92 f., 107, 303 f., 313, 321 Zölle, Zollschutz, Zollpolitik s. Protektio­ nismus Zollunionspläne 89 Zuckersektor 58, 66, 153, 300, 316, 336, 369 Zwangsversteigerungen 44 f., 161, 166, 296, 298, 322 Zweites Empire (Frankreich) 212, 221, 410 f.

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Personenregister Abel, Wilhelm 308 Addams, Jane 361 Adenauer, Konrad 109 Aereboe, Friedrich 87 f., 316 Agnew, Spiro T. 207 Aiken, George D. 400 Albert, Marcellin 418 Alexander, F. D. 394 Amlie, Thomas A. 178, 386 f. Anderson, Clinton P. 195, 198, 200, 398, 400 Antier, Paul 228 f., 419 Appleby, Paul H. 379 Aron, Raymond 215 Ashurst, Henry F. 375 Augé-Laribé, Michel 417 Baade, Fritz 87, 107, 335 Backe, Herbert 323 f. Ballinger, Achilles 366 f. Bankhead, John H. 382 Bankhead, William B . 382 Barlow, Lester P. 384 Barrett, Charles S. 369, 396 Baruch, B ernard M. 153, 364 Bauknecht, B . 329 f. Beard, Charles A. 120, 146, 339, 342 Beckh-Rathsberg, Friedrich 63, 309 Benet (CGV-Präsident) 417 Benson, Ezra T. 196, 205 Benson, Lee 339 Berger, Suzanne 227, 234, 307 Berghahn, Volker R. 307 f. Berle, Adolph A. 151 Bethge (RLB -Funktionär) 91 Bethmann-Hollweg, Theobald v. 309 Bingham, Alfred 176 f., 386, 388 Bismarck, Otto v. 29 ff., 35, 50, 53, 76, 285, 288 Black, John D. 159, 376 f. Bloch, Marc 19 f., 279, 282 Blondelle, Réné 230, 411, 417 f. Bloor, Ella R. 383 Böhme, Karl 34, 315 Boetticher, Paul 65 Bois, Paul 234 Bosch, John H. 175, 384 ff.

Bowles, Chester 396, 398 Brand, Charles 367 Brandeis, Louis D. 150, 172, 363, 382 Brandes, Ernst 318 Brannan, Charles F. 200, 398 Braun, Magnus v. 322 Browder, Earl 174, 383 f. Bruel, Marcel 230, 411 Brüning, Heinrich 88, 90, 92 f., 320 f. Bryan, Charles W. 374 Bryan, William J . 145, 148, 151, 356, 358, 360, 363 Bülow, B ernhard Fürst v. 65, 306 Burckhardt, Jacob 287 Burdick, Quentin 191 Burdick, Usher 385 Burrows, Jay 356 Byrd, Harry F. 382, 391 Caffarelli, Gérard de 230 Cannon, Clarence 394 Capper, Arthur 167, 369 Caprivi, Gf. Leo v. 47, 50, 53, 63, 65, 70, 75, 78, 303 Cayre, Henri 417 Cépède, Michel 417 Chambers, Whittaker 383 Chavez, Cesar 170, 381 Chirac, Jacques 233 Clayton, William L. 397 Cleveland, Grover 149, 152, 355 Coffin, Howard E. 364 Conrad, Johannes 43 Coolidge, Calvin 158, 174, 369 Coughlin, Charles E. 175, 178 f., 181, 368, 384 f. Croly, Herbert 149 Cronze-Münzebrock, August 314 Cummins, Albert B . 149 Dade, Heinrich 309 Dahrendorf, Ralf 24 Damaschke, Adolf 316 Darré, Richard Walther 91, 93, 95 f., 99, 322 ff. David, Eduard 34 Davis, Chester C. 376, 379

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Davis, Jefferson 361 Debatisse, Michel 214, 230, 411 Deininger, Johann 323 Deleau, Jean 417 Dennis, Lawrence 181, 388 Dewey, John 176 Dewey, Thomas 188, 398 f. Diehl, Karl 316 Dimitrov, Georgi 174 Dirksen, Everett 394 Donnelly, Ignatius 174, 356 Dorgères, Henri 213, 227 ff., 239, 415, 419 f. Doriot, Jacques 228, 419 Droysen, Johann Gustav 27 Duclos, Jacques 383 Duesterberg, Theodor 92 Durkheim, Emile 14, 19, 279, 282 Edison, Thomas A. 364 Eisenberger, Georg 63, 86 f. Eisenhower, Dwight D. 188, 196, 201 Eisenhower, Milton 367 Eisler, Gerhard 383 Eisner, Kurt 85 Engels, Friedrich 31, 219, 281 Eyth, Max 55 Ezekiel, Mordecai 367, 376 Fallada, Hans 288 Faure, Edgar 231, 417 Feder, Gottfried 95 Fehr, Anton 86, 315, 319 Feldman, Gerald D. 277 Ferkiss, Victor C. 388 Feury, O. Frhr. v. 329 f. Fleming, Roger 400, 406, 408 Fleurant, Gabriel, gen. „Agricola“ 227 f., 415,419 Fontane, Theodor 44 Fraenkel, Ernst 341 Frank, Jerôme 379 Frazier, Lynn J . 166 f., 368 Freeman, Orville 201, 404, 408 Freidel, Frank 152 Frey, M. 329 Frisselle, Samuel P. 381 Fuchs, Carl Johannes 87, 316 Gabin, Jean 421 Galarza, Ernesto 381 Gambetta, Lion 34, 239, 410 Gandorfer, Karl 85 f.

Gandorfer, Ludwig 85 f. Garfield, James R. 364 Garrett, Paul W. 364 Gary, Elbert H. 151, 362 de Gaulle, Charles 229, 231, 235, 410, 423 Gifford, Walter S. 364 Glass, Carter 362 Goldacker, Hans v. 312 Goldwater, B arry 188, 190, 193, 205, 207, 391, 407 Gray, Chester H. 369 Green (Gouv. S.D.) 374 Gresham, Isaac N. 367 Groener, Wilhelm 320 Guillon (Funktionär d. Parti Rép. Agraire et Social) 419 Halte, Pierre 416 Hamilton, Alexander 339 Hammerstein-Loxten, Ernst v. 303 Handlin, Oscar 358 Hanna, Marcus A. (Mark) 145, 152 Harding, Warren G. 153, 158, 367 Harms, B ernhard 88, 316 Harriman, Henry I. 376 Harrington, James 119 Harris, Lern 383 f. Haushofer, Heinz 308 Hearst, William R. 181, 388 Heflin, Thomas 369 Heim, Georg 62, 86 Held, Heinrich 86 Henderson, Donald 385 Hepp, Karl 310, 312, 319 Hermes, Andreas 85, 93, 302, 314, 330 f. Heß, Rudolf 324 Heydebrand u. d. Lasa, Ernst v. 65 Hilferding, Rudolf 276 Hillger (Landbund-Funktionär) 312 Himmler, Heinrich 325 Hindenburg, Paul v. 87, 320 Hines, Walker D. 364 Hintze, Otto 19, 279 Hirth, William 167, 372, 375 Hiss, Alger 379, 400 Hitler, Adolf 13, 91 f., 242, 324 Hoefer, Ernst 310, 312, 319 Hoffmann, Johannes 86 Hoffmann, Stanley 424 Hofstadter, Richard 342, 358 f. Hoover, Herbert C. 153, 158, 160 f., 163, 166, 174, 196, 362, 364, 373, 375 f. Hopkins, Harry 374

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Howard, James R. 369 Howe, Frederick 379 Hugenberg, Alfred 90 f., 93, 96, 107, 323 Hughes, Charles E. 361 Hull, Cordeil 169 Hummel, J . 330 Humphrey, Hubert H. 393 Hundhammer, Alois 314, 323 Hyde, Arthur 161 Ickes, Harold 367, 378 Jackson, Andrew 123, 125, 143, 145, 241 Jackson, Gardner 379 Jacquet, Edmond 227 Jaurès, Jean 34, 219 Jefferson, Thomas 123, 145, 147, 149, 241, 341 Johnson, Hiram 361 Johnson, Hugh S. 159, 364, 376 Johnson, Lyndon B . 149, 185, 188, 203, 407 Jones, Marvin 197 Kahr, Gustav v. 86 Kalckreuth, Eberhard Gf. v. 79, 89, 91, 312, 319, 321 ff. Kanitz, Hans Gf. v. 65 Kautsky, Karl 34, 72 Kehr, Eckart 75, 307 Kelley, Oliver H. 143 Kemmerer, Edwin W. 355 f. Kendricks, John B . 369 Kennedy, Ε. Ε. 396 Kennedy, John F . 149, 408 Kenyon, William S. 369 Kerckerinck zur Borg, Engelbert F rhr. v. 314 Keudell, Walter v. 84 Klapper, Edmund 299 Klatzmann, Joseph 419 f. Kleitner (B B B -Funktionär) 63 Kirne, Allan B . 199, 400 Knapp, Georg Friedrich 87 Knapp, Seaman A. 367 Kocka, Jürgen 81, 274, 277, 310 Kolko, Gabriel 371 Kramer, Dale 385, 387 Kuhfuss, William 406 LaFayette, Marie-Joseph Marquis de 341 f. LaFollewe, Philipp F. 176, 178, 192, 386 f., 393

LaFollette, Robert M. 149, 156, 158, 176, 190, 359 ff., 368 f., 392 LaFollette, Robert M. jr. 166 f., 176, 178, 192, 386 f. LaGuardia, Fiorello 379, 386, 397 Lamour, Philippe 225, 417 Landon, Alfred 175, 383, 386 Landsberg-Velen, Engelbert Frhr. v. 58 Langer, William A. 166, 178, 191 f., 368, 374 f., 387 LaRocque (Oberst) 227 f., 418 Laughlin, J . Laurence 362 Lease, Mary E. 356 Lecanuet, Jean 423 Lecouteux, Edouard 410 Legge, Alexander 364 Lehmann, Herbert H. 397 Lemke, William 166, 175, 178 f., 181,189, 191, 197, 368, 385 f., 392 Lenin, Wladimir Iljitsch Uljanow 69, 174, 383 Leroy-Beaulieu 418 Leuchtenburg, William E. 382 Levetzow, Joachim v. 81 Lewis, John L. 385 Likert, Rensis 378 Lind, Heinrich 91, 323 Linz, Juan J . 278 List, Friedrich 87 Locke, John 119, 145, 339 Loë, Klemens Frhr. v. 57, 303, 314 Long, Huey P. 147, 167, 175, 178 ff., 360, 373, 384 f., 387 López Tijerina, Rejes 381 Loria, Adiille 339 Lubell, Samuel 190 f., 389 Luber (NS-Funktionär) 323 Lübke, Heinrich 302, 319 Lüninck, Hermann Frhr. v. 323 Lukács, Georg 279 Lundeen, Ernest 386 Lutz-Heidenheim, Friedrich 63 Lux, Harry 383 McAdoo, William G. 153, 167 MacArthur, Douglas 393 McCarthy, Joseph 191 f., 393 McConnell, Grant 381 McCullogh, Thomas 381 McGehee, Dan R. 394 McGovern, George 147, 189, 191, 360, 372 Machiavelli, Niccolò 23 McKinley, William 149, 152, 357 f., 367 493

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Macune, C. W. 143, 356 McWilliams, Carey 380 Madison, James 339 Main, Jackson T. 339 Mancel, Αbbé 418 Manteuffel, H. Frhr. v. 330 Marschall v. B ieberstein, Adolf Frhr. 65 Marth, Emil 319 Martin (CGA-Funktionär) 417 Marx, Karl 20, 174, 279, 281 f., 410 Mathé (Funktionär d. Parti Agraire) 419 Matusdika-Greiffenclau, R. Gf. 330 Mehnert, Carl 81, 309 Meinberg, Wilhelm 323 Mendès-France, Pierre 411, 419 Mendoza, José 407 Meyer, Eugene 364 Miquel, Johannes v. 73, 307 Mirabeau, Honoré Gabriel Riquetti Comte de 341 Moley, Raymond 375 Mollet, Guy 215 Mommsen, Wolfgang J . 284 Moore, B arrington 20, 25, 121 Morgenthau, Henry jr. 374 ff. Mundt, Karl E. 192 Murphy, George 407 Murray, William H. 178 Murrow, Edward R. 408 Myers, William 377 Naumann, Friedrich 67, 79 Niehaus, Heinrich 330 Nixon, Richard M. 194, 201, 205, 207, 391, 393 Noilhan (Funktionär d. Parti Rép. Agraire) 417, 419 Nolte, Ernst 278 Norbeck, Peter 167, 191 Norris, George 167, 177, 369, 386 Nye, Gerald 167 Oer, A. Frhr. v. 329 Oldenburg-Januschau, Elard v. 58, 79, 321 Olsen, N. 367 Olson, Floyd B . 166, 175 ff., 374 f., 386 O'Neal, Edward A. 168, 198 f., 394, 397 Papen, Franz v. 87, 322 Parrington, Vernon L. 342 Patton, James G. 198, 385, 396, 398 Peek, George N. 159 f., 364, 376 f. Peffer, William A. 356

Pelley, William D. 181 Pepper, Claude 186 Ρétain, Philippe 219, 225 Peter, R. 311 Pflimlin, Pierre 417 Pinchot, Gifford 366 f. Pisani, Edgar 231 Ploetz, B erthold v. 62, 303 Pollack, Norman 358 Poujade, Pierre 213, 228 f., 419 f. Pound, Ezra 181, 388 Prault, Luce 417 Pressman, Lee 379 Priebe, Hermann 112 Prieger, Karl 86 Prothro, James W. 343 Puro, Henry 383 f. Puttkamer-Plauth, B ernhard Albert v. 57 Rainey, Henry T. 374 Ransdell, Joseph E. 369 Rehwinkel, Edmund 329 f. Reischle, Hermann 325, 327 Reno, Milo 161, 166 f., 175 ff., 18'., 189, 204, 372 ff., 384 f., 387 Resnick, Joseph 405, 407 Richter, Eugen 51, 56, 65 Richthofen, Karl Frhr. v. 312 Ricker, A. W. 167 Riis, Jacob 361 Rodbertus, Carl 44, 47, 295 Rodman, Seiden 176 Roesicke, Gustav 58, 79, 301, 312 f. Rogers (Versicherungsmanager) 376 Rogin, Michael P. 192 Rohr, Hans Joachim v. 323 Roosevelt, Franklin D. 13,141,15:·, 160 ff., 175 ff., 181 f., 184 ff., 190, 195. 242 f., 360, 362, 367, 375 f., 379, 383, 386 Roosevelt, Theodore 149 f., 152, 155, 191, 359, 361, 367, 392 Roscher, Wilhelm 279 Rosenberg, Anton A. 384 Rosenberg, Hans 66, 285 Rosenblum, F. 386 Rosenwald, Julius 364 Rostow, Walt W. 276 Rousseau, Jean Jacques 123, 355 Ruhland, Gustav 96, 301 Ruml, B eardsley 376 f. Sänger (B dL-Funktionär) 309 Säuberlich, A. 309

494 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Saloutos, Theodore 369 Sapiro, Aaron 367 Scheuer (GIC-Direktor) 317 Schiele, Martin 84, 91, 107, 319, 322 Schill (chr. B auernfunktionär) 323 Schlange-Schöningen, Hans 88, 321 Schleicher, Kurt v. 92 f., 322 Schlesinger, Arthur M. jr. 342 Schmoller, Gustav 299, 303 Schönlank, B runo 63 Schorlemer-Alst, B urghard Frhr. v. 59,303 Schulenburg-Grünthal, B ernhard Gf. v. d. 309 Schumpeter, Joseph A. 286 Schwab, Charles M. 364 Schwerin, v. 312 Schwerin-Löwitz, Hans Gf. v. 58, 309 Serieys, Raoul 423 Sering, Max 88, 99, 303, 316 Shea, Francis 379 Shipstead, Henrik 167, 368 Shuman, Charles B . 406 f. Sigl, Johann B aptist 63 Simpson, Jerry 356 f. Simpson, John A. 372 f., 376 Sinclair, Upton 178 Smith, Alfred 160 Smith, Ellison D. 167, 369 Smith, Gerald L. K. 181 Smith, Hoke 361 Sombart, Werner 277, 303 Sonnemann, Theodor 331 Spillman, W. J . 367, 376 f. Staley, Oren Lee 403 Stassen, Harold 398 Steinbeck, John 380 Stewart, C. L. 370 Stewes (B auernvereins-Funktionär) 323 Stimson, Henry L. 362 Stockton, W. L. 376 Strasser, Gregor 322 Stresemann, Gustav 84 f. Strong, B enjamin 151 Struve, Detlev 329 Sumner, William G. 360 Swope, Gerard 376 Sybel, Heinrich v. 316, 319 Taft, William H. 367 Tanguy-Prigent, François 410, 417 Tannenbaum, Frank 394 Tarver, Malcolm C. 394 Taussig, Frank W. 362

Taylor, C. C. 394 Taylor, Henry C. 88, 367 Taylor, Robert 356 Teigan, H. G. 368 Thatcher, Myron W. 167, 373 Thomas, Eimer 167, 372 Thüngen-Roßbach, Rudolf v. 62 Thurmond, Strom 205, 391 Tiedemann, Christoph v. 73 Tillmann, B enjamin F. 356 Tilly, Charles 234 Tirpitz, Alfred v. 308 Tixier-Vignancour, Jean Louis 419 Tocqueville, Alexis de 123, 342 Tolley, Howard 394 Townley, Arthur C. 368, 374, 384 Townsend, Francis 175, 179, 181 Trcxhu, Félix 227 Truman, Harry S. 188, 190 f., 198, 200 f., 398 f. Tugwell, Rexford G. 152, 170, 195, 367, 376 f., 379, 381, 385 Turner, Dan W. 374 Turner, Frederick Jackson 339, 342 Turner, Henry A. 388 Vandenberg, Arthur H. 161 Van Dyke, Fred 381 Verba, Sidney 14, 276 Viel, Roland 225 Vollmar, Georg v. 63 Wachhorst de Wente, Friedrich Wilhelm 34, 319 Wagner, Adolph 286, 306 Waldeck-Rochet 219, 419 Waldersee, Alfred v. 65 Wallace, George 147, 189 f., 193, 207, 360, 372, 391, 393 f. Wallace, Henry 156, 367 Wallace, Henry A. 166, 169 f., 186,190 f., 367, 372, 375 ff., 397 Wallace, Henry C. 156, 158 f., 367 Wangenheim, Conrad Frhr. v. 58, 309,312 Ware, Harold 383 Warren, George F. 375 f. Watson, Thomas E. 356, 358 Weaver, James B . 355 f. Weber, Max 23, 42, 279 Wedekind, Frank 53 Wehler, Hans-Ulrich 20, 277, 285 Weilnböck, Luitpold 309, 312 Weller, Lemuel H. 356

495 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

Westarp, Kuno Friedrich Viktor Gf. 79 Westphalen, F. C. Gf. v. 330 Wheeler, Burton 167 White, William A. 149 Wickard, Claude R. 195, 394 Wiebe, Robert H. 151 Wieland, Franz 63 Willard, Daniel 364 Williams, William A. 371 Willikens, Werner 91, 322 ff. Willkie, Wendeil 186

Wilmowsky, Adolf Karl Tilo v. 89 Wilson, James 367 Wilson, Milburn L. 168, 170,196,367, 376 ff. Wilson, Woodrow 114, 150 f., 357,360 f., 367 Wolf, Johannes 311 Wood, Robert E. 376 Zedlitz-Trützschler, Robert Gf. v. 68

496 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0

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KRITISCHE STUDIEN ZUR GESCHICHTSWISSENSCHAFT 1. Wolfram Fischer · Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industria­ lisierung. Aufsätze — Studien — Vorträge 2. Wolfgang Kreutzberger · Studenten und Politik 1918—1933. Der Fall Freiburg im Breisgau 3. Hans Rosenberg ■ Politische Denkströmungen im deutschen Vormärz 4. Rolf Engelsing · Zur Sozialgeschichte deutscher Mittel- u. Unterschichten 5. Hans Medick · Naturzustand und Naturgeschichte der bürgerlichen Ge­ sellschaft. Die Ursprünge der bürgerlichen Sozialtheorie als Geschichts­ philosophie und Sozialwissenschaft bei Samuel Pufendorf, John Locke und Adam Smith. 6. Die große Krise in Amerika. Vergleichende Studien zur politischen So­ zialgeschichte 1929—1939. Mit B eiträgen von Willi Paul Adams, Ellis W. Hawley, Jürgen Kocka, Peter Lösche, Hans-Jürgen Puhle, Heinrich Au­ gust Winkler, Hellmut Wollmann. Herausgegeben von Η. Α. Winkler 7. Helmut Berding ■ Napoleonische Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westfalen 18C7—1813 8. Jürgen Kocka ■ Klassengesellschaft im Krieg. Deutsche Sozialgeschichte 1914—1918 9. Organisierter Kapitalismus. Voraussetzungen und Anfänge. Mit B eiträgen von Gerald D. Feldman, Gerd Hardach, Jürgen Kocka, Charles S. Maier, Hans Medick, Hans-Jürgen Puhle, Volker Selin, Hans-Ulrich Wehler, Bernd-Jürgen Wendt, Heinrich August Winkler. Herausgegeben von Heinrich August Winkler 10. Hans-Ulrich Wehler · Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus. Studien zur Entwicklung des Imperium Americanum 1865—1900. 11. Sozialgeschichte Heute. Festschrift für Hans Rosenberg zum 70. Geburts­ tag. 36 Beiträge. Hrsg. von Hans-Ulrich Wehler 12. Wolfgang Köllmann · Bevölkerung in der industriellen Revolution. Stu­ dien zur Bevölkerungsgeschichte Deutschlands im 19. Jhdt. 13. Elisabeth Fehrenbach . Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht. Die Einführung des Code Napoleon in den Rheinbundstaaten 14. Ulrich Kluge · Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 15. Reinhard Rürup · Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur Juden­ frage' der bürgerlichen Gesellschaft 17. Siegfried Mielke · Der Hansa-B und für Gewerbe, Handel und Industrie 1909—1914. Der gescheiterte Versuch einer antifeudalen Sammlungspolitik 18. Thomas Nipperdey · Gesellschaft, Kultur, Theorie. Gesammelte Aufsätze zur neueren Geschichte 19. Hans Gerth · Bürgerliche Intelligenz um 1800. Zur Soziologie des deut­ schen Frühliberalismus VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN UND ZÜRICH

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Wort und B egriff „B auer“ Zusammenfassender B ericht über die Kolloquien der Kommission für die Alter­ tumskunde Mittel- und Nordeuropas. Herausgegeben von Reinhard Wenskus, Herbert Jankuhn und Klaus Grinda. 1975. 263 Seiten, kartoniert. (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. Kl. III/89) Wilhelm Abel · Agrarpolitik 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage 1967. 477 Seiten, Leinen Wilhelm Abel · Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Deutschland 1972- 83 Seiten, kartoniert (Kleine Vandenhoeck-Reihe 352/354) Rolf Engelsing · Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Deutschlands 1973. 212 Seiten, kartoniert (Kleine Vandenhoeck-Reihe 1381) Jürgen Kocka . Unternehmer in der deutschen'Industrialisierung 1975. 173 Seiten, kartoniert (Kleine Vandenhoeck-Reihe 1412) Zur soziologischen Theorie und Analyse des 19. Jahrhunderts Herausgegeben von Walter Rüegg und Otto Neuloh. Mit B eiträgen von Fried­ rich Fürstenberg, Friedrich Jonas, Hartmut Kaelble, Helmut Klages, Hans Leo Kraemer, Detlef Müller, Otto Neuloh, Adolf Noll, Hans-Jürgen Puhle, Franz Ronneberger, Walter Rüegg, Gertrud von Schrötter, Heinrich August Winkler, Gerhard Wurzbacher. 1971. 238 Seiten, Leinen (Studien zum Wandel von Gesellschaft und Bildung im 19. Jahrhundert 1) Kultureller Wandel im 19. Jahrhundert Verhandlungen des 18. Deutschen Volkskunde-Kongresses in Trier vom 13. bis 18. September 1971. Herausgegeben von Günter Wiegelmann. Mit Beiträgen von Ulrich B auche, Iso B aumer, Hermann B ausinger, Klaus B eitl, Rudolf B raun, Bernward Deneke, Sven B . Ek, Theo Gantner, Ina-Maria Greverus, Tamás Hofer, Gottfried Korff, Konrad Köstlin, Dieter Kramer, Vernon Lidtke, Wassil Marinow, Dietmar Sauermann, Hinrich Siuts, Annemie Schenk, Ernst M. Wall­ ner, Günter Wiegelmann, Don Yoder. 1972. 275 Seiten und 8 Bildtafeln, Leinen (Studien zum Wandel von Gesellschaft und Bildung im 19. Jahrhundert 5) Hans J . Teuteberg / Günter Wiegelmann · Der Wandel der Nahrungs­ gewohnheiten unter dem Einfluß der Industrialisierung 1972. 418 Seiten mit 12 Kunstdrucktafeln und zahlreichen Tabellen und Karten, Leinen (Studien zum Wandel von Gesellschaft und Bildung im 19. Jahrhundert 4) VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN UND ZÜRICH © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35967-0