NS-Provenienzforschung und Restitution an Bibliotheken 311031858X, 9783110318586

Die Suche nach in der NS-Zeit geraubten Büchern und ihre Restitution beschäftigt manche Bibliotheken schon seit Jahren,

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NS-Provenienzforschung und Restitution an Bibliotheken
 311031858X, 9783110318586

Table of contents :
Inhalt
Verwendete Marginalien
1 Über dieses Buch
2 Erste Schritte
2.1 Wen betrifft der Themenbereich NS-Raubgut und Provenienzforschung?
2.1.1 Erste Hinweise – Handlungsbedarf erkennen
2.1.2 Warum ist/bleibt das Thema aktuell?
2.1.3 Man sieht nur was man weiß – Informationen streuen
2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
2.2.1 Washingtoner Erklärung
2.2.2 Deutschland
2.2.3 Österreich
2.3 Ersterfassung von Eckdaten
2.4 Dokumentation: Entscheidend von Beginn an
2.4.1 Dokumentation als Voraussetzung nachhaltiger und kooperativer Provenienzforschung
2.4.2 Konzeption der Datenbank
2.5 Vom Projekt zur Verstetigung
2.5.1 Zu untersuchender Bestand und Quellenlage
2.5.2 Personelle Ressourcen
2.5.3 Stellenausschreibung „NS-ProvenienzforscherIn“
2.5.4 Arbeitsplatzbeschreibung „NS-ProvenienzforscherIn“
2.5.5 Prozess „NS-Provenienzforschung und Restitution“
3 Provenienzforschung vor Ort
3.1 Systematische Recherchen als mehrstufiges Verfahren
3.2 Autopsie der Bücher
3.2.1 Autopsie als Instrument der NS-Provenienzforschung
3.2.2 Provenienzmerkmale in Büchern
3.3 Weiterführende Quellen
3.3.1 Inventarbücher
3.3.2 Akten, Verzeichnisse, Publikationen
3.4 Dokumentation der Ergebnisse
4 Fall-/Personenrecherchen
4.1 Archivrecherchen
4.1.1 Grundlegendes über Archive und deren Benutzung
4.1.2 Vermögensanmeldungen
4.1.3 Archive (in Auswahl)
4.2 Tipps für Fall-/Personenrecherchen
4.2.1 Quellenlage vor Ort
4.2.2 Unterstützende Institutionen in Deutschland
4.2.3 Unterstützende Institutionen in Österreich
4.2.4 Unterstützende Institutionen international
4.3 Falldossiers
4.3.1 Grundlegendes zu Falldossiers
4.3.2 Negativ-Dossiers
4.3.3 Umgang mit unklaren Fällen
4.3.4 Umgang mit erblosen Fällen
4.3.5 Beispiel für ein Restitutionsdossier
4.4 Dokumentation der Ergebnisse
5 Vorbereitung der Restitution
5.1 Ahnenforschung
5.2 Erbensuche
5.3 Kooperationen und Suchdienste
5.4 Aktive und passive Erbensuche
5.5 Beispiele aus Erbfolgedokumentationen
5.6 Hilfsmittel für eine aktive Erbensuche
5.6.1 Genealogische Firmen/Netzwerke/Vereine
5.6.2 Adressbücher, Datenbanken, Grabauskunft, Nachschlagewerke, Webseiten, Zeitschriften/Zeitungen
5.6.3 Archive
5.7 Dokumentation der Ergebnisse
6 Bearbeitung und Erschließung
6.1 Exemplarbearbeitung
6.1.1 Welche Exemplare wie tief?
6.1.2 Physische Exemplare
6.1.3 Exemplare im Online-Katalog/Discovery-System
6.1.4 Digitalisierung restituierter Exemplare
6.2 Erschließungsstandards
6.2.1 Wichtige Faktoren
6.2.2 Aktuelle Erschließungsstandards
6.2.3 Variabler/reduzierter Einsatz der Standards
6.3 Ergebnisse austauschen und suchbar machen
6.3.1 Bibliothekskataloge, -suchmaschinen und -portale
6.3.2 Websuchmaschinen, breite Suchbarkeit
6.4 Exemplarerschließung als Wertschöpfung
6.5 Dokumentation der Ergebnisse
7 Restitution/Rückgabe
7.1 Voraussetzungen
7.1.1 Kontaktaufnahme und Rückgabe – eine emotionale Sache
7.1.2 Wertermittlung
7.1.3 Transport und Versicherung
7.2 Arten der Rückgabe/Restitution und des Wiedererwerbs
7.2.1 Rückgabe
7.2.2 Wiedererwerb
7.2.3 Öffentlichkeitsarbeit
7.2.4 Was tun, wenn die Rückgabe nicht zustande kommt?
7.3 Dokumentation der Ergebnisse
7.4 Beispielsammlung
7.4.1 Übergabe-/Übernahmebestätigung
7.4.2 Transfer certificate
7.4.3 Vollmacht
7.4.4 Certificate of authority
7.4.5 Verzichtserklärung
7.4.6 Übergabeprotokoll
7.4.7 Begleitbrief
7.4.8 Beispiel einer Vereinbarung
8 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse
8.1 Vernetzung
8.1.1 Fachgremien
8.1.2 Fachdatenbanken und Informationsressourcen
8.1.3 Bibliothekskataloge
8.2 Verbreitung in der Öffentlichkeit
8.2.1 Festakt
8.2.2 Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilungen
8.2.3 Ausstellungen
8.2.4 Website und Blog
8.2.5 Erinnerungskultur
8.3 Verbreitung in der wissenschaftlichen Fachwelt
8.3.1 Vorträge, Fachtagungen und Kongresse
8.3.2 Veröffentlichungen
8.3.3 Bibliotheksgeschichtliche Darstellungen
8.3.4 Lehrveranstaltungen
8.4 Dokumentation der Ergebnisse
9 Provenienzforschung im Alltag – Beispiele
Beispiel 1: Nachlässe als Quelle von Raubgut – auch Jahrzehnte später
Beispiel 2: Antiquarische Ankäufe – geraubte Bücher im Angebot
Beispiel 3: Verdächtige Bücher aus anderen Bibliotheken – Zusammenarbeit hilft weiter
Beispiel 4: Problemfälle bei der Zeitschriftenarchivierung?
Beispiel 5: Nazi-Stempel in Bibliotheksbüchern – was tun?
Beispiel 6: Auch hier: Dokumentieren was das Zeug hält!
Literaturhinweise & Orientierungshilfen
Dokumentations-Tabelle
Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)
Abbildungsverzeichnis
Sachregister/Index
Über die Autoren

Citation preview

Stefan Alker, Bruno Bauer und Markus Stumpf NS-Provenienzforschung und Restitution an Bibliotheken

Praxiswissen

Herausgegeben von Anne Jacobs

Stefan Alker, Bruno Bauer und Markus Stumpf

NS-Provenienzforschung und Restitution an Bibliotheken

ISBN 978-3-11-031858-6 e-ISBN (PDF) 978-3-11-031863-0 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-039596-9 ISSN 2193-0198 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Zeichnungen: Oliver Köjer, Duisburg; Angela Holzmann, aha Design, München Coverabbildung: LiliGraphie/iStock/Thinkstock (Hintergrund) und Universitätsbibliothek Wien Satz: Medien Profis GmbH, Leipzig Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt Verwendete Marginalien  1

Über dieses Buch 

 VIII  1

 3 2 Erste Schritte  2.1 Wen betrifft der Themenbereich NS-Raubgut und Provenienzforschung?   3 2.1.1 Erste Hinweise – Handlungsbedarf erkennen   3 2.1.2 Warum ist/bleibt das Thema aktuell?   4 2.1.3 Man sieht nur was man weiß – Informationen streuen   4 2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen   5 2.2.1 Washingtoner Erklärung   5 2.2.2 Deutschland   5 2.2.3 Österreich   6 2.3 Ersterfassung von Eckdaten   7 2.4 Dokumentation: Entscheidend von Beginn an   8 2.4.1 Dokumentation als Voraussetzung nachhaltiger und kooperativer Provenienzforschung   8 2.4.2 Konzeption der Datenbank   9 2.5 Vom Projekt zur Verstetigung   10 2.5.1 Zu untersuchender Bestand und Quellenlage   10 2.5.2 Personelle Ressourcen   10 2.5.3 Stellenausschreibung „NS-ProvenienzforscherIn“   11 2.5.4 Arbeitsplatzbeschreibung „NS-ProvenienzforscherIn“   13 2.5.5 Prozess „NS-Provenienzforschung und Restitution“   14  15 3 Provenienzforschung vor Ort  3.1 Systematische Recherchen als mehrstufiges Verfahren   15 3.2 Autopsie der Bücher   16 3.2.1 Autopsie als Instrument der NS-Provenienzforschung   16 3.2.2 Provenienzmerkmale in Büchern   18 3.3 Weiterführende Quellen   25 3.3.1 Inventarbücher   25 3.3.2 Akten, Verzeichnisse, Publikationen   30 3.4 Dokumentation der Ergebnisse   33  36 4 Fall-/Personenrecherchen  4.1 Archivrecherchen   36 4.1.1 Grundlegendes über Archive und deren Benutzung  4.1.2 Vermögensanmeldungen   37 4.1.3 Archive (in Auswahl)   38 4.2 Tipps für Fall-/Personenrecherchen   40 4.2.1 Quellenlage vor Ort   40 4.2.2 Unterstützende Institutionen in Deutschland   41 4.2.3 Unterstützende Institutionen in Österreich   41 4.2.4 Unterstützende Institutionen international   41 4.3 Falldossiers   42 4.3.1 Grundlegendes zu Falldossiers   42 4.3.2 Negativ-Dossiers   42

 36

VI 

 Inhalt

4.3.3 4.3.4 4.3.5 4.4

Umgang mit unklaren Fällen   44 Umgang mit erblosen Fällen   44 Beispiel für ein Restitutionsdossier   44 Dokumentation der Ergebnisse   48

 50 5 Vorbereitung der Restitution  5.1 Ahnenforschung   50 5.2 Erbensuche   51 5.3 Kooperationen und Suchdienste   52 5.4 Aktive und passive Erbensuche   53 5.5 Beispiele aus Erbfolgedokumentationen   54 5.6 Hilfsmittel für eine aktive Erbensuche   55 5.6.1 Genealogische Firmen/Netzwerke/Vereine   55 5.6.2 Adressbücher, Datenbanken, Grabauskunft, Nachschlagewerke, Webseiten, Zeitschriften/Zeitungen   55 5.6.3 Archive   57 5.7 Dokumentation der Ergebnisse   57  58 6 Bearbeitung und Erschließung  6.1 Exemplarbearbeitung   58 6.1.1 Welche Exemplare wie tief?   58 6.1.2 Physische Exemplare   59 6.1.3 Exemplare im Online-Katalog/Discovery-System   61 6.1.4 Digitalisierung restituierter Exemplare   62 6.2 Erschließungsstandards   63 6.2.1 Wichtige Faktoren   63 6.2.2 Aktuelle Erschließungsstandards   63 6.2.3 Variabler/reduzierter Einsatz der Standards   66 6.3 Ergebnisse austauschen und suchbar machen   66 6.3.1 Bibliothekskataloge, -suchmaschinen und -portale   66 6.3.2 Websuchmaschinen, breite Suchbarkeit   67 6.4 Exemplarerschließung als Wertschöpfung   68 6.5 Dokumentation der Ergebnisse   68  69 7 Restitution/Rückgabe  7.1 Voraussetzungen   69 7.1.1 Kontaktaufnahme und Rückgabe – eine emotionale Sache   69 7.1.2 Wertermittlung   70 7.1.3 Transport und Versicherung   70 7.2 Arten der Rückgabe/Restitution und des Wiedererwerbs   71 7.2.1 Rückgabe   71 7.2.2 Wiedererwerb   72 7.2.3 Öffentlichkeitsarbeit   73 7.2.4 Was tun, wenn die Rückgabe nicht zustande kommt?   73 7.3 Dokumentation der Ergebnisse   74 7.4 Beispielsammlung   74 7.4.1 Übergabe-/Übernahmebestätigung   74 7.4.2 Transfer certificate   75 7.4.3 Vollmacht   75 7.4.4 Certificate of authority   76 7.4.5 Verzichtserklärung   76

Inhalt 

 76 7.4.6 Übergabeprotokoll  7.4.7 Begleitbrief   77 7.4.8 Beispiel einer Vereinbarung  

 77

 78 8 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse  8.1 Vernetzung   78 8.1.1 Fachgremien   78 8.1.2 Fachdatenbanken und Informationsressourcen   79 8.1.3 Bibliothekskataloge   80 8.2 Verbreitung in der Öffentlichkeit   80 8.2.1 Festakt   81 8.2.2 Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilungen   83 8.2.3 Ausstellungen   84 8.2.4 Website und Blog   86 8.2.5 Erinnerungskultur   88 8.3 Verbreitung in der wissenschaftlichen Fachwelt   88 8.3.1 Vorträge, Fachtagungen und Kongresse   88 8.3.2 Veröffentlichungen   90 8.3.3 Bibliotheksgeschichtliche Darstellungen   92 8.3.4 Lehrveranstaltungen   92 8.4 Dokumentation der Ergebnisse   94  95 Provenienzforschung im Alltag – Beispiele  9 Beispiel 1: Nachlässe als Quelle von Raubgut – auch Jahrzehnte später  Beispiel 2: Antiquarische Ankäufe – geraubte Bücher im Angebot   95 Beispiel 3: Verdächtige Bücher aus anderen Bibliotheken – Zusammenarbeit hilft weiter   95 Beispiel 4: Problemfälle bei der Zeitschriftenarchivierung?   96 Beispiel 5: Nazi-Stempel in Bibliotheksbüchern – was tun?   96 Beispiel 6: Auch hier: Dokumentieren was das Zeug hält!   101 Literaturhinweise & Orientierungshilfen 

 102

 110

Dokumentations-Tabelle 

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)   129

Abbildungsverzeichnis  Sachregister/Index  Über die Autoren 

 130  132

 113

 95

 VII

Verwendete Marginalien Zum besseren Verständnis der Inhalte werden im Buch unterschiedliche Bildsymbole (Marginalien) am Seitenrand des Textes verwendet. Diese haben folgende Bedeutung:

Achtung Dieses Symbol weist auf besonders wichtige Informationen hin und warnt davor, etwas zu übersehen oder nicht rechtzeitig zu bedenken.

Checkliste Hier erhalten Sie Checklisten, aber auch Zusammenstellungen und Übersichten als Arbeitshilfen zur NS-Provenienzforschung.

Definition Hier werden zentrale Begriffe zur NS-Provenienzforschung definiert.

Handwerkszeug Direkt in der Praxis einsetzbares Handwerkszeug und spezielle Aspekte der Dokumentation im Zusammenhang mit der NS-Provenienzforschung werden mit diesem Symbol gekennzeichnet.

Literaturhinweis & Hintergrundinfos Hier folgen Hinweise auf wichtige Literatur und allgemeine Hintergrundinformationen zu NS-Provenienzforschung und Restitution.

Strategie Inhalte, die sich auf strategische Aspekte und Überlegungen beziehen, finden Sie hier.

Tipp Für die NS-Provenienzforschung in der Praxis finden Sie hier wichtige Tipps und Hinweise.

Zitat Markante Stellungnahmen und wichtige Zitate zur NS-Provenienzforschung finden Sie hier.

1  Über dieses Buch Im vorliegenden Band der Reihe „Praxiswissen“ werden die Themen der NS-Provenienzforschung und der Restitution an Bibliotheken auf eine für ein breiteres Publikum allgemein verständliche Weise dargestellt. Dabei werden alle wesentlichen Aspekte von NS-Provenienzforschung und Restitution an Bibliotheken unter Berücksichtigung der aktuellen Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet berücksichtigt. Ziel ist es, in klarer und verständlicher Weise das essentielle Basiswissen für eine Beschäftigung mit dieser Problematik zu vermitteln. Während sich die zahlreichen Publikationen zu dem Thema – Einzelpublikationen und einige Kongress- bzw. Sammelbände – bisher an FachwissenschaftlerInnen und SpezialistInnen richten, soll hier interessierten Laien, BibliothekarInnen, BibliotheksmitarbeiterInnen, aber auch BibliotheksbenutzerInnen essentielles Einstiegswissen und ein Grundverständnis für die Problematik geboten werden, indem die Thematik prägnant zusammenfasst wird. Dabei werden die diversen Handreichungen und Checklisten, die eher technokratisch für SpezialistInnen verfasst sind (vgl. etwa die Handreichung zur Umsetzung der „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“ vom Dezember 1999 vom Februar 2001, überarbeitet im November 2007), nicht als Konkurrenz, sondern vielmehr als Ergänzung dieser Publikation gesehen. NS-Provenienzforschung und Restitution wurde in den letzten Jahren an vielen Bibliotheken in Deutschland und Österreich in diversen Projekten thematisiert. Die bisherigen Erfahrungen zeigen allerdings, dass NS-Provenienzforschung und Restitution keine Themen sind, die als Projekte abgeschlossen werden können. Vielmehr führen neue Erkenntnisse an einzelnen Bibliotheken zur Notwendigkeit, auch an anderen Bibliotheken Sachverhalte neu zu bewerten. Daher scheint es notwendig, die NS-Provenienzforschung für ein breiteres Publikum zu öffnen: sowohl für die BibliothekarInnen und BibliotheksmitarbeiterInnen als auch für die BenutzerInnen der Bibliotheken. In einer Bibliothek sind die Exemplarspezifika Ausdruck der Herkunft und Geschichte eines bestimmten Buches. Sie transportieren über den reinen Inhalt hinaus wichtige (Meta-)Informationen und bilden die Grundlage für die Provenienzforschung, die diese Evidenzen deutet, dokumentiert und in Ergänzung mit anderen Informationsquellen aus Archiven, Foren usw. nutzbar macht. VorbesitzerInnen historischer Buchbestände haben Spuren unterschiedlichster Art in ihren Büchern hinterlassen: Namen, Kauf- und Geschenkeinträge, Preise, Ortsund Datumsangaben, Titel- und Funktionsbezeichnungen, Ordenszugehörigkeiten, Motti, Merkverse, Alltagsnotizen, Widmungen, Zensurvermerke usw. Im Rahmen der exemplarspezifischen Erschließung von Drucken des 16. bis 19. Jahrhunderts beschäftigen sich BibliothekarInnen schon lange mit diesen Gebrauchsspuren. Eine besondere Form, die neu hinzugekommen ist, sind die Gebrauchs- und Raub- sowie Verwertungsspuren der NS-Zeit und deren spätere Überlagerungen. Das Lesen, Zuordnen und Interpretieren solcher schriftlichen Einträge ist selbst für ausgewiesene NS-ProvenienzforscherInnen und BibliothekarInnen mühsam und schwierig. Mit diesem Buch werden aber auch Bibliotheken, die Bücher mit Erscheinungsjahren bis 1945 weiterhin in Form von Geschenken oder antiquarisch erwerben, angesprochen, um diese Neuzugänge standardmäßig der NS-Provenienzforschung zu unterziehen. Da wir uns mit unserer Publikation aber in erster Linie nicht an die ausgewiesenen ExpertInnen der NS-Provenienzforschung wenden, sondern vielmehr an alle DOI 10.1515/9783110318630-001

2 

 Über dieses Buch

MitabeiterInnen an Bibliotheken sowie BibliotheksbenutzerInnen, um auch bottomup Initiativen zu ermöglichen, ist es notwendig, die Inhalte in didaktisch besonders aufbereiteter Form vorzulegen. So sollen z. B. ErweberInnen, KatalogisiererInnen und SacherschließerInnen das notwendige Problembewusstsein und ein einführendes Rüstzeug erhalten, um zu erkennen, ob ein Buch, das als „Neuzugang“ (antiquarisch oder als Geschenk) oder im Zuge der Retrokatalogisierung bearbeitet wird, eine bedenkliche Herkunft aufweist bzw. NS-Raubgut darstellen könnte. Aber auch für BibliotheksbenutzerInnen wird damit eine einführende Anleitung gegeben, um z. B. bei der Benutzung auffallenden Provenienzhinweisen nachgehen zu können und so in qualifizierter Weise auf in der Bibliothek vielleicht nicht bekannte Fälle hinweisen zu können. Die Verbreitung des Wissens um NS-Provenienzforschung und Restitution auch beim regulären Bibliothekspersonal und bei den BenutzerInnen wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Daher ist das Buch auch für Bibliotheksleiterlnnen sowie Mitarbeiterlnnen von PR-Abteilungen hilfreich, weil es in komprimierter Form ein Basiswissen zu einem auch in der öffentlichen Wahrnehmung immer bedeutender werdenden Thema vermittelt. Wir als Autoren des Bandes beschäftigen uns in verschiedenen Rollen schon seit Jahren mit der NS-Provenienzforschung und Restitutionen in Bibliotheken. Den Ausgangspunkt unserer Überlegungen bildet dabei unsere Arbeit an verschiedenen Wiener Bibliotheken und in österreichischen Arbeitsgruppen sowie internationalen Netzwerken. Dieses Praxiswissen wollen wir auch für andere nutzbar machen – wohl wissend, wie wichtig die internationale Vernetzung in diesem Tätigkeitsbereich ist, aber auch, wie vielfältig und schwer überschaubar der Bereich der NS-Provenienzforschung in den letzten Jahren geworden ist. Ein solches Buch ist ohne das Engagement vieler in unterschiedlichen Bereichen tätiger Personen nicht möglich. Für ihre Unterstützung wollen wir daher Olivia Kaiser, Christina Köstner-Pemsel, Markus Lenhart, Walter Menzel, Christian Mertens, Elke Pophanken, Birgit Scholz, Maria Seissl, Margot Werner und Alexander Zartl herzlich danken. Auch dem Verlag und der Geduld Claudia Heyers sind wir ebenso zu Dank verpflichtet wie unseren Provenienzforschungs-KollegInnen im In- und Ausland. Wien, September 2016

2  Erste Schritte 2.1 Wen betrifft der Themenbereich NS-Raubgut und Provenienzforschung? 2.1.1 Erste Hinweise – Handlungsbedarf erkennen Ihre Bibliothek gab es vor 1945 noch gar nicht? Oder es gab sie, aber von NS-Raubgut in den Beständen weiß niemand etwas? Eine erste Überprüfung hat keine Hinweise ergeben? Oder es wurde schon alles in den Nachkriegsjahren restituiert? Es gibt viele gute Gründe anzunehmen, dass eine Bibliothek mit der Thematik NS-Raubgut, Provenienzforschung und Restitution (oder auch Beutegut) nicht viel zu tun hat. Ebenso gute Gründe gibt es, sich die Sache noch einmal ganz genau anzusehen. Und sei es nur, weil jeden Tag ein Buch mit fragwürdigen Stempeln auftauchen kann und jemand am Infopult wissen will, was es damit auf sich hat. Dass NS-Raubgut unerkannt in den Beständen einer Bibliothek schlummert, kann viele Gründe haben. Frühere Recherchen erweisen sich oft als lückenhaft, weil das Wissen über die Methoden und Ergebnisse der NS-Provenienzforschung, das sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat, fehlte. Besonders Informationen über Raubgut aus zweiter Hand („sekundäres Raubgut“), das etwa durch Bestandsübernahmen, Rückwärtsergänzungen, Bibliothekszusammenlegungen etc. in die Bibliothek kam und ein ‚zweites Zeitfenster‘ für die Einarbeitung von NS-Raubgut öffnete, ermöglicht neue Funde und Ergebnisse. Es gilt also, über die Zugangsjahre 1933 bis 1945 und unmittelbare Raubgutlieferanten hinaus zu denken und zu suchen.

Kauf

Bestandsübernahme

NS-Organisationen

Tausch

Rückarbeiten/Altlasten

Bibliotheken

Geschenk

Antiquariate

Pflicht Leihgabe

Bibliotheksbestand

Abb. 1: Mögliche Zugangswege von NS-Raubgut in Bibliotheksbestände

Erste Fragen können erste Hinweise auf bedenkliche Erwerbungen im Zusammenhang mit der NS-Zeit geben: Gab/gibt es … … Bestandsübernahmen aus anderen Bibliotheken? … (systematische) Rückwärtsergänzungen der Bestände? … Übernahmen von Nachlässen, Sammlungen oder Schenkungen mit „älteren“ Büchern? … unbearbeitete Rückstände aus der NS-Zeit? … Restitutionen in den Nachkriegsjahren? Und wurde dabei bestimmt nichts übersehen? … antiquarische Ankäufe? … aktuell oder in Zukunft Neuerwerbungen von „Altbeständen“?

DOI 10.1515/9783110318630-002

„Allein, eine ‚späte Geburt‘ ist kein hinreichender Beweis dafür, dass sich keine durch die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 konfiszierte Literatur in den Bibliotheken befindet.“ (Narewski 2013, S. 410)

4 

 Erste Schritte

Diese Hinweise auf mögliche Zugangswege, indirekt und unentdeckt Aufgenommenes, sollen den Blick auf den Großteil des Raubguts nicht verstellen. Die zentrale Aufgabe ist die Auseinandersetzung mit dem, was in den Jahren 1933 bis 1945 passiert ist, und den entsprechenden Beständen – also mit Themen wie Einlieferungen der Gestapo, Käufen bei „Judenauktionen“, Übernahmen der Reichstauschstelle und ähnlichem.

2.1.2 Warum ist/bleibt das Thema aktuell?

Im Bibliotheksalltag können jederzeit Fragen oder Hinweise zu NS-Raubgut auftauchen. Erwerbung und Erschließung, Informationsund Benutzungsdienste, Digitalisierung, Sammlungen u.v.m. können betroffen sein!

Warum passiert es immer noch, dass betroffene Bücher falsch behandelt, gedankenlos aufgenommen oder ausgeschieden werden? Das Erkennen und richtige Behandeln von NS-Raubgut ist eine Aufgabe, die nicht isoliert von den anderen Geschäftsgängen der Bibliothek erledigt werden kann – schließlich betrifft sie die Bereiche Erwerbung und Erschließung genauso wie Benutzungs- und Informationsdienste. Bei antiquarischen Ankäufen und Übernahmen von Schenkungen, Sammlungen oder Nachlässen können auch in Zukunft noch betroffene Bücher auftauchen. Benutzer können jederzeit nach einem merkwürdigen Stempel oder Exlibris fragen oder wissen wollen, was es mit NS-Stempeln oder -eintragungen in den Beständen auf sich hat. Und bei Korrektur- oder Rückarbeiten mit Autopsie nehmen KatalogisiererInnen Bücher in die Hand, die vielleicht noch nie so genau untersucht wurden. Institutionelle Umstrukturierungen, Zusammenlegungen und Auflösungen von Zweigstellen sind keine Einzelfälle. Sie fördern laufend Bestände zutage bzw. stellen jahrzehntelang wenig beachtete Medien in den Mittelpunkt der Bibliotheksarbeit, genauso wie alltägliche Aussonderungen. Der richtige Umgang mit betroffenen Büchern muss also in die alltägliche Arbeitspraxis der BibliothekarInnen aufgenommen werden. In der Bearbeitung von antiquarischen Erwerbungen und Geschenken sind sie genauso zu berücksichtigen, wie bei der Aussonderung oder der Retroerfassung von Altbeständen. Hinweis: Nur ausreichend Informationen, Sensibilität für das Thema und ein einheitliches Vorgehen (Erwerbungs-, Erschließungs- und Aussonderungsrichtlinien) können die bis heute bestehenden „Einfallstore für enteignete und geraubte Bücher schließen“. (Narewski 2013, S. 413)

Doch nicht nur für die Bibliotheken selbst und ihre tägliche Praxis bleibt die Auseinandersetzung mit NS-Raubgut und der NS-Geschichte aktuell. Sie spielt auch in aktuellen gesellschaftlichen Diskursen eine wichtige Rolle und leistet einen Beitrag in Bereichen wie Erinnerungskultur und Wissenschaftsgeschichte. Wenn Bibliotheken sich dem nicht verschließen, sondern aktiv und offen daran teilnehmen, entstehen durch Austausch und Anknüpfungspunkte Mehrwerte für alle Beteiligten.

2.1.3 Man sieht nur was man weiß – Informationen streuen

„Wer nichts sehen will oder nichts über Raub- und Beutegut weiß, wird auch nichts finden.“ (Narewski 2013, S. 418)

Die systematische Suche nach NS-Raubgut, historische Hintergrundrecherchen oder die Suche und Dokumentation von ErbInnen und RechtsnachfolgerInnen ist wohl eine Sache für SpezialistInnen. Unabhängig davon sind Informationen zu NS-Raubgut und wie damit umzugehen ist für viele MitarbeiterInnen einer Bibliothek wichtig – schließlich sind der Umgang mit betroffenen Büchern und die Fragen danach nicht auf zeitlich befristete Spezialprojekte beschränkt.



Rechtliche Rahmenbedingungen 

 5

Das Problembewusstsein ist mittlerweile weit verbreitet. Die Frage, die viele beschäftigt, ist meistens weniger, ob Raubgut gesucht und zurückgegeben werden soll, sondern wie es zu erkennen und zu behandeln ist. Ein breiter Informationsstand auch für KollegInnen, die nicht explizite ProvenienzforscherInnen sind, ist wichtig. Nicht zuletzt die Häufigkeit von Zufallsfunden hängt stark vom Informationsstand der MitarbeiterInnen ab.

2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen 2.2.1 Washingtoner Erklärung Warum widmen sich Bibliotheken der NS-Provenienzforschung und der Restitution von geraubten Büchern? Während einige Institutionen von Gesetzes wegen dazu verpflichtet sind, könnten die EntscheidungsträgerInnen an anderen Institutionen aufgrund des Fehlens eines expliziten Handlungsauftrages versucht sein, sich den problematischen Phasen ihrer Geschichte nicht zu stellen. Mittlerweile ist es aber weitgehend Konsens, dass sämtliche Kulturinstitutionen – wenn nicht rechtlich, so zumindest moralisch – die Verpflichtung haben, die Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden (3. Dezember 1998) umzusetzen. Tatsächlich betrifft das Washingtoner Abkommen jedoch Kulturgüter in einem umfassenden Sinn, also auch Bücher als Kulturgut und nicht nur Kunstwerke.

„Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, Kunstwerke, die als durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt und in der Folge nicht zurückerstattet identifiziert wurden, zu veröffentlichen, um so die Vorkriegseigentümer oder ihre Erben ausfindig zu machen.“ (Washingtoner Erklärung 1998, Pt. 5)

2.2.2 Deutschland Schlüsseldokument für NS-Provenienzforschung und Restitution in Deutschland ist die „Gemeinsame Erklärung“ von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden vom Dezember 1999. Diese stellt eine Selbstverpflichtung der öffentlichen Einrichtungen dar, unabhängig von der geltenden Rechtslage die noch in ihrem Besitz befindlichen NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgüter an die früheren EigentümerInnen oder deren ErbInnen zurückzugeben bzw. mit diesen „faire und gerechte Lösungen“ zu finden. Durch diese Regelung hat sich nunmehr ein einheitlicher Standard für ganz Deutschland etabliert; bis dahin galten unterschiedliche Regelungen für die alten bzw. neuen Bundesländer, wobei für das Territorium der alten Bundesrepublik die Antragsfristen auf die Rückerstattung von NS-Raubgut seit langem abgelaufen waren und keine Rechtsansprüche auf die Rückerstattung von NS-Raubgut mehr bestanden. Um dem Auftrag, nach Raubgut in ihren Beständen zu suchen, hierüber zu berichten und die Bücher an die rechtmäßigen ErbInnen zurückzugeben, gerecht werden zu können, richtete sich der „Hannoversche Appell des Symposiums Jüdischer Buchbesitz als Beutegut“ im November 2002 mit dem Ziel an die Verantwortlichen des deutschen Bibliothekswesens, die Umsetzung der „Gemeinsamen Erklärung“ an den Bibliotheken zu unterstützen. Auf der Grundlage der Washingtoner Erklärung und der „Gemeinsamen Erklärung“ wurde vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien eine Handreichung zur Umsetzung der „Gemeinsamen Erklärung“ veröffentlicht, die eine Orientierungshilfe für eigenständige Provenienzrecherchen bzw. -forschung der Museen, Bibliotheken und Archive für die Feststellung NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter bietet (erstveröffentlicht 2001, überarbeitet 2007).

Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz, Dezember 1999 („Gemeinsame Erklärung“ 1999)

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 Erste Schritte

Im Hinblick auf die Bedeutung der Provenienzforschung in Deutschland empfiehlt der Leitfaden, die Ergebnisse der an den einzelnen Einrichtungen durchgeführten NS-Provenienzforschung an die gemeinsam von Bund und Ländern eingerichtete Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste Magdeburg (heute: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste) zu melden. Im Einvernehmen mit den meldenden Einrichtungen werden die übermittelten Daten im Internet unter www.lostart.de zur Verfügung gestellt. Neben der Lost Art Internet Database ist in Magdeburg auch die „Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz“ (sog. Limbach-Kommission) angesiedelt, die von der Bundesregierung einer Empfehlung der Washingtoner Erklärung folgend 2003 eingerichtet worden ist. Die „Beratende Kommission“ kann die Rolle einer Mediatorin einnehmen, wenn die Einrichtungen und ehemaligen EigentümerInnen der Kulturgüter bzw. deren ErbInnen dies wünschen. Empfehlungen der „Beratenden Kommission“ sind rechtlich nicht verbindlich, ihre Zusammensetzung wurde im Frühjahr 2016 von jüdischen Opferverbänden kritisch diskutiert. 2008 wurde die Arbeitsstelle für Provenienzforschung (AfP) beim Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in Berlin eingerichtet, die für die Vergabe von Fördermitteln zuständig war und auch für die Vermittlung der Forschungsergebnisse verantwortlich zeichnete. 2015 wurden die überregionalen Institutionen zur Provenienzforschung in Deutschland mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) neu strukturiert. Als zentraler Ansprechpartner in Deutschland zu Fragen der Umsetzung der „Washingtoner Prinzipien“ und der „Gemeinsamen Erklärung“ vereint es die frühere Koordinierungsstelle Magdeburg und die frühere Arbeitsstelle für Provenienzforschung. Das ebenfalls in Magdeburg angesiedelte Deutsche Zentrum Kulturgutverluste berät öffentliche Einrichtungen in Deutschland bei der Suche nach NS-Raubkunst und fördert entsprechende Projekte in den Museen, Bibliotheken usw. Es fungiert als Geschäftsstelle der unabhängigen Beratenden Kommission und unterstützt weitere zentrale Akteure, die sich der Umsetzung der Washingtoner Prinzipien widmen.

2.2.3 Österreich

Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen und sonstigem beweglichen Kulturgut aus den österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen (Kunstrückgabegesetz – KRG). BGBl Nr. I 181/1998 idF BGBl: I 117/2009

Auf Basis des Kunstrückgabegesetzes, das die Bundesmuseen seit 1998 zu NS-Provenienzforschung und Restitution verpflichtet, begann die Österreichische Nationalbibliothek 2002 als erste Bibliothek in Österreich, sich diesem lange nicht beachteten Thema zu stellen. Ähnliche Gesetze wurden auch in den Bundesländern für die diesen unterstellten Bibliotheken beschlossen, wobei in den Wiener Institutionen wie der Wienbibliothek im Rathaus das Gesetz vorbildlich umgesetzt wurde. Die 2009 erfolgte Novellierung des Kunstrückgabegesetzes unter dem Titel Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen und sonstigem beweglichem Kulturgut aus den österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen und aus dem sonstigen Bundeseigentum (Kunstrückgabegesetz – KRG) erweiterte den Bereich der rückgabefähigen Gegenstände sowie den Kreis der betroffenen Bibliotheken auch auf Amts- und Behördenbibliotheken. Der speziell auch im Bereich der Bücher problematische Begriff „Kunstgegenstand“ wurde darin verbreitert und auch der Zeitraum (nunmehr 1933 anstelle 1938 bis 1945) sowie der Gebietsbegriff (nunmehr Herrschaftsgebiet des Deutschen Reiches außerhalb des Gebietes der heutigen Republik Österreich) wurden neu definiert und der österreichischen NS-Problemstellung angepasst. Ab 2004 begannen auch viele Universitätsbibliotheken, sich mit dem Thema des unrechtmäßigen Erwerbs von Büchern auseinanderzusetzen, wobei diese – seit



2004 durch das Universitätsgesetz (UG) 2002 in die Vollrechtsfähigkeit entlassen – dazu nicht bzw. nur zu einem geringen Teil gesetzlich dazu verpflichtet sind. Sie folgen dabei in der Regel den Bestimmungen des Kunstrückgabegesetzes sowie den Richtlinien und Empfehlungen des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und der Kommission für Provenienzforschung, die beim Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur angesiedelt ist. Mittlerweile gehört es zum guten Ton jeder wissenschaftlichen Bibliothek in Österreich, sich dem Thema des Bücherraubes zu stellen. War von den ersten Bibliotheken, die diese Aufgabe „freiwillig“ übernommen haben, noch zu erklären, warum man sich diesen Aufwand antue, so stehen mittlerweile jene Institutionen vor einem Erklärungsnotstand, die sich nicht der NS-Provenienzforschung widmen, sofern sie über Bestände mit Erscheinungsjahr bis 1945 verfügen. Gleichzeitig bleibt die Finanzierungssituation in Österreich für die Forschung an Bibliotheken unbefriedigend. Nachdem Universitäten erst mit dem UG 2002 „autonom“ wurden, hat der Bund auch die ganze Problematik der NS-Provenienzforschung an österreichischen Universitäten und Universitätsbibliotheken mitautonomisiert und die Verantwortung abgeschoben. Die Finanzierung erfolgt also über Eigenmittel bzw. hochkompetitive Forschungsprogramme mit geringer Erfolgschance. Dies verhindert weiterführende Forschungen und Aufarbeitungen.

Ersterfassung von Eckdaten 

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„Der Fonds hat das Ziel, die besondere Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus zum Ausdruck zu bringen.“ (Nationalfondsgesetz 1995, § 1 Abs. 2)

2.3 Ersterfassung von Eckdaten Den Ausgangspunkt der Provenienzforschung bildet eine erste Annäherung an die Situation vor Ort. Egal, ob ProvenienzforscherInnen von außen an die Bibliothek geholt werden oder ob das Projekt von BibliotheksmitarbeiterInnen mit vorhandenen Kenntnissen über die Organisation in Angriff genommen wird, in jedem Fall müssen vorab ein paar grundlegende Eckdaten zur Bibliothek, zu ihrer Geschichte, ihren Beständen und zur Recherchesituation abgeklärt werden. Das hilft bei der Konzeption des weiteren Projekts, nicht nur was den Ressourceneinsatz und die weiteren Schritte angeht, sondern auch bei ganz konkreten Details wie der im nächsten Abschnitt vorgeschlagenen Datenbank. Die Erfahrung zeigt, dass auch auf den ersten Blick sehr ähnliche Bibliotheken (wie z. B. Instituts- oder Fachbereichsbibliotheken einer Universität) sehr unterschiedliche Vorgeschichten und Recherchelagen aufweisen. Bei einer ersten Erfassung der Situation, bei der oft die BibliotheksmitarbeiterInnen vor Ort helfen können, ist es also wichtig, auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Bibliotheksstandorten zu erfassen und die manchmal recht dürftig vorhandenen Informationen kritisch zu hinterfragen. Informationen zur (Teil-)Bibliothek: – Gründungsgeschichte – Institutionelle Form (inkl. betroffener Zeiträume) – Namensformen – Standort(e) – Leitung, MitarbeiterInnen – Bestandsübernahmen/-zusammensetzung bei der Gründung der Bibliothek – Größere Bestandsbewegungen (Ausnahmen, Zusammenlegungen, Dublettenaussonderung, Nachlässe etc.)

Erfassen Sie Eckdaten für jeden bibliothekarischen Standort bzw. für Teilbibliotheken separat!

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 Erste Schritte

Forschungsstand: – Bereits erfolgte Forschungen zu den Erwerbungen 1933–1945 – Forschungsarbeiten zu den Beständen der Bibliothek – Forschungsarbeiten zur Geschichte der angeschlossenen Institutionen (bei Universitätsbibliotheken z. B. Institute, Fakultäten etc.) – MitarbeiterInnen der Bibliothek oder des Instituts, die sich mit Instituts- und Fachgeschichte beschäftigen – Akteure während der fraglichen Zeit, Zeitzeugen, Ansprechpersonen

Findmittel der Provenienzforschung: Welche der folgenden Auskunftsmittel stehen zur Verfügung? Wie sind sie aufgebaut, welche Informationen zu Erwerbungsvorgängen enthalten sie? – Eingangsjournale – Inventarbücher – Signaturenbücher – Erwerbungsbücher – Karteikarten/Katalogdaten (Katalogsituation, Erschließungsstand) – Erwerbungsakten – Archivmaterial und Korrespondenzen – Anderes

Hinterfragen Sie Rückmeldungen und Einschätzungen Ihrer KollegInnen vor Ort kritisch!

Aktuelle Einschätzung: – Bereits erfolgte Restitutionen von Beständen der Bibliothek – Bestände, bei denen bedenkliche Erwerbungsvorgänge bekannt sind oder vermutet werden – Umfang der eventuell betroffenen Bände/Signaturen – Aufstellungsart der eventuell betroffenen Bände (systematisch oder nach Numerus currens, …) – Zugang zu diesen Beständen (Freihandbereich, Magazin, …) – Einschätzung des Recherchebedarfs – Gibt es vor Ort Ressourcen, um die betroffenen Bestände aufzuarbeiten?

2.4 Dokumentation: Entscheidend von Beginn an 2.4.1 Dokumentation als Voraussetzung nachhaltiger und kooperativer Provenienzforschung Die Erfahrung vieler Provenienzforschungsprojekte hat gezeigt, dass die Dokumentation eine ganz entscheidende Rolle spielt. Dabei geht es nicht nur darum, einzelne Funde verdächtiger Bücher und die Rohdaten der anschließenden Recherchen zu erfassen, sondern auch um die Dokumentation aller schon erledigten und noch anstehenden Arbeitsschritte. Nur so ist es möglich, über einen längeren Zeitraum und gemeinsam mit anderen nachhaltig weiterzuarbeiten. Weil die Provenienzforschung oft auf Projektbasis geschieht und durch neues Material und Erkenntnisse von anderer Stelle kaum abschließbar ist, kann das ein entscheidender Erfolgsfaktor sein. Die Praxis sieht bzw. sah in vielen Projekten anders aus. Gerade durch die beschränkten Mittel war eine umfassende Dokumentation (über die konkreten Rechercheergebnisse hinaus) und ihre Konzeption von Anfang an nur schwer umsetzbar. Empfehlenswert wäre dennoch, trotz von Anfang an beschränkter Mittel, rechtzeitig an die Dokumentation zu denken und möglichst vorab ein tragbares Konzept zu erstellen. Meist ist eine eigene Datenbank für die NS-Provenienzforschung nötig. Diese begleitet Sie durch alle Prozesse der Provenienzforschung, d. h. von der Dokumentation der Autopsie am Buchregal und der Auswertung von Akten/Archivalien/Ar-



Dokumentation: Entscheidend von Beginn an 

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beitsunterlagen über die Fallrecherche und die Fallentscheidung sowie ggf. bei der Restitution und der Sichtbarmachung der Ergebnisse. Auch wenn einiges im Online-Katalog dokumentiert werden kann und soll (mehr dazu in Kapitel 6), hat es sich als zielführend gezeigt, Arbeitsvorgänge, Zwischenergebnisse und Rohmaterial in einer Arbeitsdatenbank zu verwalten. Da die Datenbank sowohl für die „interne Verwaltung“ als auch für die „Dokumentation“ geeignet sein sollte, sind bereits für die Konzeption wesentliche Überlegungen notwendig. Jedes Kapitel enthält deshalb einen eigenen Abschnitt mit Informationen/Hinweisen/Beispielen zum Querschnittsthema Dokumentation und Datenbank(felder). Im Anhang werden diese in einem Beispielformular zusammengefasst.

2.4.2 Konzeption der Datenbank Die Dokumentation der Provenienzforschung kann – abhängig von verschiedenen Faktoren wie etwa dem Umfang des zu untersuchenden Bestands, der Existenz von Hausarchiv und -akten sowie anderer Überlieferungen (Erwerbungsunterlagen), dem Vorhandensein von Zeitzeugen usw. – auf vielfältige Art und Weise erfolgen. Bei größeren zu untersuchenden Beständen empfiehlt sich jedenfalls das Anlegen einer eigenen Datenbank. Die gängigen Datenbankprogramme bieten durchwegs brauchbare Möglichkeiten. Bei der Auswahl sollten jedoch im Vorfeld möglichst viele Fragen wie die folgenden abgeklärt werden:

Beschreiben Sie den zu untersuchenden Bestand vorab so genau wie möglich!

Vorab-Fragen zur Datenbank: – Welcher Datenumfang ist zu erwarten? – Soll die Datenbank webfähig sein? – Stehen Ressourcen für die Anschaffung, Aufsetzung und Wartung der Datenbank zu Verfügung? – Wie viele Personen sollen darauf (von wo aus) zugreifen können? – Wie erfolgt die Aktualisierung der Daten? – Sollen Informationen an die Öffentlichkeit gelangen können (und wenn ja: welche)? – Welche Datenbankstruktur kann die zu erfassenden Objekte am besten abbilden (Tabellen, Felder, Feldtypen)? – Können und sollen Daten aus dem Bibliothekssystem übernommen werden? – Sollen Scans/Abbildungen/Volltexte eingebunden werden? – Wie und in welchen Zeitabständen erfolgt die Sicherung der Daten?

„Die“ optimale Datenbank, die alle Bedürfnisse abdeckt, gibt es nicht: Was vorher nicht überlegt, konzipiert und angelegt wurde, kann nachher nicht abgefragt werden. Die Datenbank sollte prinzipiell als Arbeitsdatenbank dienen und die Arbeitsschritte sowie die Entscheidungsprozesse abbilden, aber auch für Funktionalitäten wie etwa die Bereitstellung von Informationen für die Öffentlichkeit konzipiert und mit zusätzlichen Feldern (etwa für Non-Book-Material wie Karten, Sammlungen etc.) ergänzt werden können. Bei der Auswahl der Datenbank ist auch darauf zu achten, dass Abbildungen einspielt werden können bzw. eine Verlinkungsmöglichkeit gegeben und die Datenbank allfällig webfähig ist. Insgesamt sollen in den Feldern Informationen zu den Bereichen der internen Verwaltung und zum Forschungsstand selbst abgebildet werden:

Nehmen Sie sich für die Auswahl Zeit und besprechen die Anforderungen an die Datenbank mit den IT-ExpertInnen Ihrer Bibliothek!

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 Erste Schritte

Übersicht möglicher Datenfelder: – Bibliographische Angaben – Exemplarspezifika – Erwerbungsdaten – Zusätzliche Informationen aus Akten, Literatur, Interviews usw. – Personenspezifische Daten – Verwaltungsinterne Daten zum Stand der Untersuchung – Informationen für die Öffentlichkeit – Restitutionsdaten – Bearbeitungsdaten – (Medien-)Berichte

Informationen in Ihrer Datenbank sollten nachvollziehbar sein und Hinweise für die drei W-Fragen (Wer/Wann/Was) liefern!

Informationen zu den Datenbankfeldern in den Dokumentations-Abschnitten der folgenden Kapitel: In der Spalte „Datenfeld“ werden Vorschläge für die Erfassung gegeben. Diese können je nach Bibliothek und Notwendigkeiten stark variieren. Die Daten zum Feld „Unterfelder/Anmerkungen“ verweisen auf notwendige Differenzierungen, die zum Teil bereits in der NS-Provenienzforschung etabliert sind.

2.5 Vom Projekt zur Verstetigung 2.5.1 Zu untersuchender Bestand und Quellenlage

Vor Beginn eines NS-Provenienzforschungsprojekts Expertise von fachkundigen Kolleginnen einholen sowie nach Möglichkeit eine Pilotphase einplanen!

Die Voraussetzungen für NS-Provenienzforschung sind von Bibliothek zu Bibliothek sehr unterschiedlich. Wesentliches Kriterium für die Dimensionierung der NS-Provenienzforschung an einer Bibliothek ist der Umfang der vorhandenen Bestände mit Erscheinungsjahr bis 1945. Dieser kann von einzelnen bis zu hunderttausenden Bänden reichen. Weitere Kriterien sind der Grad der Online-Erfassung der zu untersuchenden Bestände sowie deren Unterbringung an einem oder an mehreren Standorten. Neben der am Buchregal zu leistenden Autopsie sind die Untersuchung von Inventar- oder Zugangsverzeichnissen sowie Archivmaterialien zur Geschichte der Bibliothek bzw. ihrer Bestände zu leisten. Sofern bedenkliche Erwerbungsfälle ermittelt werden können, sind in weiterer Folge zum Teil aufwändige Archivrecherchen durchzuführen. Aufgrund vieler Unwägbarkeiten zu Beginn der Beschäftigung mit NS-Provenienzforschung ist eine exakte Planung der erforderlichen personellen Ressourcen nur schwer zu leisten. Deshalb empfiehlt es sich, eine begrenzte Pilotphase zu definieren, in der einerseits eine Bezifferung des zu überprüfenden Bestandes erfolgen soll, andererseits stichprobenartig Autopsiearbeit am Buchregal durchgeführt wird. Vor der konkreten Planung der NS-Provenienzforschung an der eigenen Institution ist es auch hilfreich, KollegInnen von Bibliotheken ähnlicher Fachrichtung bzw. aus derselben Region, die bereits konkrete Erfahrungen mit NS-Provenienzforschung aufweisen können, zu Rate zu ziehen.

2.5.2 Personelle Ressourcen Je nach Umfang der zu überprüfenden Bestände ist der Personaleinsatz zu planen. Eine optimale Ausbildung für die Tätigkeit der NS-Provenienzforschung weisen (Kunst-)HistorikerInnen, ZeithistorikerInnen sowie BuchwissenschaftlerInnen auf. Dies bietet die Chance auf Kooperationen mit wissenschaftlichen Institutionen und



Vom Projekt zur Verstetigung 

einen unabhängigen Blick von außen. Auch entsprechend qualifizierte MitarbeiterInnen, also wissenschaftlich tätige BibliothekarInnen, die bereits an der Bibliothek beschäftigt sind, können diese Aufgabe übernehmen, wobei die Unabhängigkeit bei unangenehmen bzw. unerwünschten Ergebnissen unbedingt gewahrt bleiben muss. Die NS-Provenienzforschung kann auch als studentische Abschlussarbeit durchgeführt werden, wobei bei sehr großen zu untersuchenden Beständen eine Beschränkung auf einen Teilbereich möglich ist. Diese Vorgangsweise bietet sich besonders dann an, wenn an der Bibliothek (noch) keine Mittel für NS-Provenienzforschung zur Verfügung stehen. Wenn entsprechend fundierte Teilergebnisse vorliegen, die es dann weiter zu bearbeiten gilt, kann sich daraus ein von der eigenen Institution getragenes Folgeprojekt ergeben. Für größere Bibliotheken ist es jedenfalls empfehlenswert, das Thema NS-Provenienzforschung nicht nur befristet als Projekt zu betreiben, sondern innerhalb der Bibliotheksstrukturen nachhaltig zu verankern. Dazu beitragen kann die Berücksichtigung der NS-Provenienzforschung im Organigramm bzw. die Modellierung eines Prozesses, der dann auch in der Prozesslandkarte der eigenen Institution abgebildet ist. Die Fachexpertise der mit dem Thema NS-Provenienzforschung befassten Personen im Personalstand der eigenen Bibliothek dauerhaft zu halten, ist aus zwei Gründen erstrebenswert: Sofern eine größere Zahl an geraubten Büchern identifiziert und zugeordnet werden konnte, sind danach umfangreiche Recherchen durchzuführen, um erbberechtigte Personen ausfindig zu machen. Ist die Suche nach ErbInnen bereits langwierig und kann in manchen Fällen nicht abgeschlossen werden, so können sich auch die Rückgabeverhandlungen als zeitintensiv erweisen. Diesen Arbeiten kann der zeitliche Rahmen eines befristeten Projektes nicht gerecht werden. Um Nachhaltigkeit zu erreichen, muss die spezifische Expertise für die Bibliothek erhalten bleiben und sollte nicht mit Projektabschluss verloren gehen. Darüber hinaus müssen Bibliotheken, die laufend Geschenke, Nachlässe und dergleichen übernehmen, auch diese Bestände, sofern sie ein Erscheinungsjahr bis 1945 aufweisen, laufend überprüfen. Andernfalls läuft die betreffende Bibliothek Gefahr, dass noch im 21. Jahrhundert NS-Raubgut in ihre Regale gelangt.

2.5.3 Stellenausschreibung „NS-ProvenienzforscherIn“ Für den Erfolg eines NS-Provenienzforschungsprojekts ist von entscheidender Bedeutung, Personen mit entsprechenden Kenntnissen für die anstehenden Aufgabe einzusetzen. Wenn dafür an der eigenen Institution keine MitarbeiterInnen zur Verfügung stehen, sind geeignete Personen für die NS-Provenienzforschung mittels Stellenausschreibung anzuwerben. Neben dem konkreten Aufgabenbereich sind die erforderlichen fachlichen Qualifikationen sowie persönlichen Anforderungen darzustellen. Als Orientierungshilfe wird im Folgenden eine Ausschreibung der Universitätsbibliothek Graz vorgestellt. Beispiel: Stellenausschreibung der UB Graz Die Universitätsbibliothek Graz, Abteilung für Sondersammlungen sucht eine/einen Akademische/n Sachbearbeiter/in für Provenienzforschung (IVa bzw. v1/1) (40 Stunden/Woche; befristet auf 2 Jahre; zu besetzen ab sofort) Aufgabenbereich: − Durchführung von Untersuchungen zur Erforschung der Herkunft von Beständen der Universitätsbibliothek aus den Erwerbungsjahren 1938–1955

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 Erste Schritte

− Ermittlung allfälliger VorbesitzerInnen bzw. deren ErbInnen − Restitution von unrechtmäßig in den Bestand der Universitätsbibliothek aufgenommenen Werken − Dokumentation und Publikation der Ergebnisse Fachliche Qualifikation: − Abgeschlossenes Studium einer historischen oder philologischen Studienrichtung − Kenntnis der erforderlichen wissenschaftlichen Arbeitstechniken − Bibliothekarisches Grundwissen − Englisch in Wort und Schrift Persönliche Anforderungen: − Teamfähigkeit − Ausdauer − Engagement − Kommunikations- und Organisationsfähigkeit VÖBBLOG, 28.05.2011, http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=14304

Folgende weitere Beispiele für Stellenausschreibungen zur NS-Provenienzforschung finden Sie im Internet frei zugänglich: –– Stellenausschreibung der Klassik Stiftung Weimar: http://www.klassik-stiftung. de/uploads/media/Ausschreibungstext_02B-2013.pdf –– Stellenausschreibung Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky, Arbeitsstelle für Provenienzforschung – NS-Raubgut: http://blog.sub. uni-hamburg.de/?p=16740 –– Stellenausschreibung Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg: https://histbav.hypotheses.org/2653 Einen Spezialfall hinsichtlich Tätigkeits- und Anforderungsprofil für die NS-Provenienzforschung stellt eine Stellenausschreibung der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste dar. Beispiel: Stellenausschreibung der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste Das Tätigkeitsprofil umfasst insbesondere: − Eigenverantwortliche Betreuung von Suchmeldungen aus den Bereichen NS-verfolgungsbedingt entzogenes bzw. kriegsbedingt verbrachtes Kulturgut des In- und Auslands zur Dokumentation über die Datenbank www.lostart.de − Redaktionelle Betreuung der Datenbank national wertvolles Kulturgut im Rahmen der Fachadministration der Website www.kulturgutschutz-deutschland.de − Beantwortung allgemeiner und spezieller Anfragen (etwa zum Freien Geleit) − Betreuung von Sonderdatenbeständen (bspw. Kunstobjektedatei) hinsichtlich deren Präsentation unter www.lostart.de − Erweiterung des Moduls Provenienzrecherche von www.lostart.de (insbes. Zweig Beutekunst) Anforderungsprofil: − Fachhochschulstudium, vorzugsweise der Kultur- bzw. Informations-/Dokumentationswissenschaften oder Studium der Kunstgeschichte bzw. vergleichbare Kenntnisse und Fähigkeiten aus beruflicher Tätigkeit − Umfangreiche praktische Erfahrung im Umgang mit datenbankgestützter Dokumentation von Kulturgütern − Nachgewiesene sehr gute Kenntnisse der englischen Sprache; Russisch von Vorteil − Kenntnisse im Bereich Provenienzforschung/NS-Raubkunst bzw. Beutekunst − Vertiefte kunsthistorische Kenntnisse



Vom Projekt zur Verstetigung 

Wir bieten: − Mitarbeit in einem dynamischen und flexiblen Team in einem interessanten und politisch sensiblen Aufgabengebiet; − Vergütung nach E 11 TVöD (analog) − Zeitgemäße und flexible Modelle der Arbeitszeitgestaltung Ausschreibung, 24.06.2015, https://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/BKM/2015/ 2015-06-24-stellenangebot-dzvk-mitarbeiter-dokumentation.pdf?__blob=publicationFile&v=3

2.5.4 Arbeitsplatzbeschreibung „NS-ProvenienzforscherIn“ Zur Darstellung der Aufgaben von MitarbeiterInnen, die mit der NS-Provenienzforschung befasst sind, innerhalb der eigenen Institution und auch zur Verstetigung dieses Arbeitsbereichs kann es hilfreich sein, eine Arbeitsplatzbeschreibung zu erstellen. Das folgende Beispiel ist als Muster für eine derartige Beschreibung zu sehen und sollte jeweils für den konkreten Anwendungsbereich angepasst werden. Beispiel einer Arbeitsplatzbeschreibung „NS-Provenienzforschung“ Leitung des Provenienzforschungsprojekts an der Universitätsbibliothek: − Konzept für das Provenienzforschungsprojekt an der Universität entwickeln und laufend entsprechend dem aktuellen Forschungsstand anpassen; − Anfragen zum Provenienzforschungsprojekt an die Universität bearbeiten und Kontakte zu vergleichbaren internationalen und nationalen Projekten pflegen (u. a. Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Provenienzforschung der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare); − Informationen zu Zielen und Fortschritt des Proveninzforschungsprojekts für die PR-Abteilung der Universität sowie für die Website der Universitätsbibliothek aufbereiten. Identifikation bedenklicher Erwerbungen: − Datenbank zur Erfassung und Dokumentation der als geraubt identifizierten und unter Verdacht aus geraubten Buchbeständen stammenden Bücher erstellen; − vollständige Autopsie sämtlicher Bücher an der Universitätsbibliothek, die vor 1945 erschienen sind, durchführen. Ermittlung der rechtmäßigen BesitzerInnen und Vorbereitung der Restitution: − Recherchen in Archiven und Bibliotheken durchführen; − Maßnahmen zur Erforschung der ErbInnen bzw. RechtsnachfolgerInnen setzen: Recherchen im Internet durchführen, Kontakte mit einschlägigen Stellen sowie mit potentiellen ErbInnen bzw. RechtsnachfolgerInnen herstellen; − Restitutionsdossiers erstellen: exakte Dokumentation der Einzelfälle des Bücherraubes und Darstellung der realen Besitzverhältnisse durchführen. Dokumentation der unrechtmäßigen Erwerbungsfälle sowie der Restitutionsmaßnahmen an der Universität: − Provenienzmerkmale digitalisieren, Scans in das institutionelle Repositorium einstellen und mit dem entsprechenden Titeleintrag im Bibliothekskatalog verlinken; − Aktivitäten zur Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek und bisherige Ergebnisse in Fachzeitschriften veröffentlichen; − regelmäßig Fortschrittsberichte über den Verlauf des Provenienzforschungsprojektes für das Rektorat Universität erstellen.

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 Erste Schritte

2.5.5 Prozess „NS-Provenienzforschung und Restitution“ NS-Provenienzforschung und Restitution ist eine vielschichtige und überaus komplexe Thematik – von der Identifikation geraubter Bücher bis hin zur Schwierigkeit, rechtmäßige ErbInnen ausfindig zu machen. Die Modellierung eines Prozesses, in dem alle erforderlichen Schritte sowie Rollen der agierenden Personen exakt dokumentiert sind, kann dazu beitragen, ein hohes Maß an Professionalität bei diesem sensiblen Thema sicherzustellen – auch über einen längeren Zeitraum hinweg und bei wechselnden Personen. Im Folgenden wird dargestellt, welche Handlungsschritte im Zuge eines beispielhaften Prozesses „NS-Provenienzforschung und Restitution“ zu leisten sind. Prozess „NS-Provenienzforschung und Restitution“: – Kriterien für eine mögliche Involvierung der eigenen Institution abklären, Hinweisen von Externen nachgehen (etwa im Kontext von NS-Provenienzforschungsprojekten an anderen Institutionen); – Potenziell betroffene Bücher ermitteln anhand von Kriterien wie Erscheinungs- und Zugangsdatum, Signaturenbereichen usw.; – Verdächtige Bücher am Regal identifizieren anhand der Kriterien Exlibris, Stempel, Widmungen, handschriftliche Eintragungen, Besitzvermerke usw.; – Einschlägige Unterlagen prüfen, wie Eingangsbücher, Zuwachsverzeichnisse, Antiquariatskataloge; – Identifikationsmerkmale für verdächtige Erwerbungsfälle in einer Datenbank erfassen, wobei (sofern vorhanden) folgende Daten erfasst werden: Signatur, aktueller bzw. historischer Standort, Titel, Autor, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr, Anzahl der Bände, Sprache, Stempel im Buch, handschriftlicher Vermerk im Eingangsbuch, Exlibris, Eingangsdatum, VorbesitzerInnen, Art der Anschaffung, Lieferant, Herkunft/Verkäufer, Herkunft/Buch, „Arisierung“/Enteignung; – Identifikationsmerkmale der verdächtigen Bücher digitalisieren, wie Exlibris, Besitzstempel, Widmungen, handschriftliche Einträge; – Wert der betroffenen Bücher abklären; – Nach Opfern, Tätern bzw. Zwischenhändlern recherchieren unter Nutzung von Meldeverzeichnissen, Standesämtern, Nachlässen, Literaturhinweisen, Internet; – Nach ErbInnen suchen, Kontakt aufnehmen und Übergabeunterlagen vorbereiten; – Restitutionsgutachten erstellen, in dem sämtliche für den Raub bzw. die Restitution relevanten Informationen erfasst werden; – Gutachten prüfen und entscheiden, ob bzw. in welcher Form die Restitution durchgeführt wird, durch die Leitung der Institution; – Restitution durchführen, gegebenenfalls Procedere für Ankauf nach Rückgabe bzw. Kompensationsleistung abklären; – Restitution dokumentieren; – Restitutionsfall im Online-Katalog bzw. Discovery-System erfassen und für die Öffentlichkeit sichtbar machen; – Offene Fälle unter Nutzung internationaler Webangebote bekannt machen, um Hinweise auf berechtige VorbesitzerInnen bzw. deren ErbInnen zu bekommen; – Ergebnisse in die Fachöffentlichkeit kommunizieren, im Rahmen wissenschaftlicher Veranstaltungen und Netzwerke, bibliothekarischer Fortbildungen etc.

3  Provenienzforschung vor Ort 3.1 Systematische Recherchen als mehrstufiges Verfahren Die Ausgangslagen für Recherchen an einer Bibliothek können sehr verschieden sein. Einmal entdecken BenutzerInnen oder BearbeiterInnen ein Buch, dessen Herkunft geprüft werden soll, ein anderes Mal gibt es ein umfassendes Projekt mit umfangreichen Bestandsautopsien. Allen Fällen ist gemeinsam, dass die Recherchen in mehreren Schritten erfolgen und dass die Ergebnisse dieser Arbeitsphasen zusammengeführt werden müssen. Startpunkt von Recherchen ist ein Anfangsverdacht – egal, ob er von BenutzerInnen, MitarbeiterInnen der Bibliothek, von anderen ProvenienzforscherInnen, aus den vorliegenden Unterlagen, der Hausgeschichte oder vom Hörensagen bzw. Erfahrungswerten stammt. Um diesen Hinweisen nachzugehen, müssen zunächst die potenziell betroffenen Exemplare identifiziert werden. Auch hier kann es Hinweise aus Inventaren oder Akten geben, es können bestimmte Signaturenbereiche eingegrenzt oder im Fall eines einzelnen verdächtigen Buches andere Bücher derselben Herkunft festgestellt werden. Beginnt man mit einer systematischen Durchsicht der Bücher (Autopsie) und Inventare, kann man sehr schnell an eine große Zahl von Hinweisen und Besitzeinträgen gelangen. Viele dieser anfänglich erfassten Hinweise haben letztlich nichts mit NS-Raubgut zu tun. Wichtig ist aber, Verdachtsfälle möglichst vollständig zu erfassen, um sie später nicht immer wieder überprüfen zu müssen. Die so erfassten Hinweise – egal ob sie ein einzelnes Buch oder eine ganze Liste von Autopsieergebnissen betreffen – werden nun in weiteren Rechercheschritten überprüft. Viele Fälle stellen sich schon beim Blick ins Inventarbuch als unverdächtig dar, andere erfordern umfassende weitere Recherchen und werden in eigenen Falldossiers dokumentiert. In jedem Fall erfolgt eine Einschätzung: Handelt es sich um Raubgut, bleibt ein Fall verdächtig oder ist geklärt, dass es sich nicht um Raubgut handelt. Je nach Einordnung ist der Fall damit abgeschlossen oder es entsteht weiterer Handlungsbedarf. Idealtypischer Recherche-Workflow Anfangsverdacht Hinweise aus … Benutzung & Bearbeitung Inventaren & Akten Literatur & anderen Provenienzforschungsprojekten Identifizierung betroffener Exemplare + Autopsie Recherchen + Überprüfungen Einordnung

1: geklärt: kein Raubgut 2: wahrscheinlich kein Raubgut 3: unspezifisch 4: verdächtig 5: wahrscheinlich Raubgut 6: geklärt: Raubgut

Abb. 2: Idealtypischer Recherche-Workflow als mehrstufiges Verfahren DOI 10.1515/9783110318630-003

(Kategorien: Leitfaden 2005, S. 13)

„Jede Recherche wird scheitern, wenn sie nicht systematisch durchgeführt wird.“ (Nitzsche 2007, S. 12)

„Ganz klar festzustellen ist, dass es die richtige Suche nicht gibt, die richtige Methode nicht geben kann.“ (Nitzsche 2007, S. 9)

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 Provenienzforschung vor Ort

Ein solcher Workflow ist nur als idealtypisch zu verstehen. Die Methoden und Abläufe müssen immer an die jeweiligen Verhältnisse vor Ort angepasst werden. Aus allen Arbeitsphasen kann sich eine neue Einordnung ergeben, immer wieder muss man auch einen Schritt zurück gehen und weiteren Hinweisen nachgehen, bestimmte Exemplare suchen oder weitere Recherchen anstellen. Weil die Erfahrung zeigt, dass auch vermeintlich abgeschlossene Arbeitsschritte immer wieder überprüft oder zumindest nachvollzogen werden müssen, ist die Dokumentation aller Informationen so wichtig – auch in geklärten Fällen.

3.2 Autopsie der Bücher 3.2.1 Autopsie als Instrument der NS-Provenienzforschung

Der Begriff Autopsie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „selbst gesehen“.

Bei der Überprüfung von Akzessions-/Inventarnummern unbedingt darauf achten, dass das gesuchte Exemplar vorliegt und es sich nicht um ein anderes Exemplar oder eine andere Ausgabe des betreffenden Titels handelt.

Der Begriff Autopsie entstammt der wissenschaftlichen Methodik und besagt, dass nur Aussagen getroffen werden, die selbst überprüft oder erfahren wurden. Im Bibliothekswesen hat sich der Terminus Autopsie im Zusammenhang mit der Katalogisierung etabliert und bedeutet, dass Medien nur auf Basis vorliegender Originale und nicht anhand von Informationen aus zweiter Hand erschlossen werden. Im Zusammenhang mit der NS-Provenienzforschung bezeichnet man die Überprüfung jedes einzelnen Buches mit fraglicher Herkunft direkt am jeweiligen Standort bzw. Regal als Autopsie. Die Auswahl der zu überprüfenden Bände kann durch Auswertung von Akzessionsjournalen, Inventarbüchern oder anderer Quellen getroffen werden. Um Fehler zu vermeiden und auch etwaige Lücken, Ungenauigkeiten, Fehlinformationen oder Vertuschungen in den Akzessionsjournalen bzw. Inventarbüchern zu schließen, empfiehlt sich, sofern die personellen Ressourcen zur Verfügung stehen, unbedingt eine vollständige Autopsie sämtlicher Bücher, die aufgrund ihres Erscheinungsjahres (vor 1946) geraubt sein könnten. Falls die Bestände (inklusive späterer Zugänge mit Erscheinungsjahr bis 1945) nicht chronologisch nach Erscheinungsjahren aufgestellt sind, können – im Fall einer vollständigen elektronischen Erfassung sämtlicher Bestände im Online-Katalog – entsprechende elektronisch erstellte Inventarlisten für das Auffinden der infrage kommenden Bänden an verschiedenen Orten der Bibliothek hilfreich sein. Zu beachten ist auch, dass etwa bei mehrbändigen Werken oder Reihen der Großteil der Bände regulär erworben werden konnte, während einzelne Bände als Ersatz bzw. Ergänzung aus NS-Raubgut stammen können. In vielen NS-Provenienzforschungsprojekten wurden vor allem Einzelfunde im Bestand als NS-Raubgut identifiziert; nur in wenigen Fällen konnten größere Bestände oder gar Bibliotheken in ihrer Gesamtheit am aktuellen Standort einer Bibliothek als geschlossener Bestand (etwa in einer durchgehenden Numerus Currens-Aufstellung) aufgefunden werden. Oftmals finden sich auch bei Numerus Currens-Aufstellung Bücher aus zusammengehörenden Büchersammlungen an verschiedenen Standorten, weil diese parallel zum regulären Zuwachs nur dann in den Bestand aufgenommen wurden, wenn an der Bibliothek gerade entsprechende Kapazitäten für diese zusätzlich zu bearbeitenden Bestände vorhanden waren. Bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung der Autopsie am Buchregal gilt es sicherzustellen, dass auch jene Bestände einbezogen werden, die gegebenenfalls in Lesesälen oder Handapparaten aufgestellt oder entlehnt sind. Ein allgemeines Modell zur Berechnung der Stunden für die autoptische Sichtung eines Bestandes ist aufgrund der vielen zu berücksichtigenden Faktoren kaum



Autopsie der Bücher 

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möglich. Erfahrungswerte aus anderen Projekten können jedoch Annäherungen für das eigene Projekt liefern. Beispiel für die Berechnung des zeitlichen Aufwands der Buchautopsie: An einer Fachbereichsbibliothek mit raumhoher Aufstellung und einem an der Decke geführten Schienenleitersystem wurde für die autoptische Durchsuchung und Erfassung der Daten in einer Excel-Liste (Kategorien siehe unten) für die Durchsicht von ca. 2.500 Signaturen sowie etwa 100 Zeitschriftentiteln (davon die Bestände mit Erscheinungsdatum bis 1945) insgesamt drei Monate á zehn Stunden pro Woche benötigt. Erfasst wurden: – Signatur inkl. Bandangabe – Überprüfungsdatum – Kommentar 1: Nicht am Platz/Verlust, Buchbinder, Sonstiges – Besitzstempel 1, 2, 3, … – Andere Stempel/Überklebungen etc. – Inventarnummer – Handschriftliche Vermerke – Exlibris – Namensvermerke – Sonstiges Die Daten sind jedoch nur bedingt aussagekräftig, da zusätzlich verschiedene andere Tätigkeiten durchgeführt wurden (Reinigung der Bücher und der Fächer, Neuaufstellung, Neuadjustierung der Bücher, d. h. Erneuern von Banderolen u. Rückenbeschriftung usw.). Da auch die Durchsicht während des normalen Benutzungsbetriebes mit klarer Priorisierung der Zugänglich für die BenutzerInnen stattfand, ist der zeitliche Aufwand letztlich nicht exakt feststellbar.

Weiters ist im Workflow bzw. Geschäftsgang der Bibliothek sicherzustellen, dass jeder Neuzugang eines Werkes mit Erscheinungsjahr bis 1945 – unabhängig davon, ob es sich dabei um antiquarischen Kauf, Tausch, Geschenk oder Nachlass handelt – vor dessen Aufnahme in den Bibliotheksbestand einer genauen Prüfung unterzogen wird, ob es sich um ein NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut handelt. In einem NS-verfolgungsbedingt entzogenen Buch können sich mehrere Besitzvermerke von unterschiedlichen VorbesitzerInnen befinden. Provenienzmerkmale können Hinweise auf das Verfolgungsopfer, den Profiteur und bei älteren Büchern auch auf einen oder mehrere frühe VorbesitzerInnen liefern. Hinweise auf rechtmäßige VorbesitzerInnen (Opfer des Bücherraubs) oder unrechtmäßige VorbesitzerInnen (Täter bzw. Profiteure des Bücherraubs) befinden sich im Kontext von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in vielen Büchern; direkte Hinweise auf Personen oder Institutionen liefern Exlibris, Besitzstempel und handschriftliche Namenseintragungen. Indirekte Hinweise auf rechtmäßige oder unrechtmäßige VorbesitzerInnen bieten Signaturen und sonstige Nummern, besondere Einbände sowie Tilgungen und Tekturen. Für die systematische Forschung, aber auch für die in letzter Zeit vermehrten Bemühungen, Exemplarspezifika besser in Bibliothekskatalogen nachzuweisen, ist es wichtig, sämtliche Hinweise in den durch die Buchautopsie überprüften Büchern als Provenienzspuren, die Rückschlüsse auf VorbesitzerInnen, Opfer und Täter des NS-Bücherraubs geben können, in einer Datenbank zu erfassen bzw. zu verzeichnen. Als eindeutiges Kriterium für die Zuordnung der autopsierten Bücher zu den konkreten Bänden ist die Signatur, gegebenenfalls auch die Inventarnummer zu erfassen. Im Hinblick auf die beschränkten Ressourcen von Provenienzforschungsprojekten ist es oft nötig, bei der Erfassung von Provenienzspuren bestimmte Einschränkungen in Kauf zu nehmen und etwa offensichtlich nicht betroffene Exemplare, einzelne geklärte oder redundante Spuren nicht weiter zu erfassen. Wichtig ist, auch diese Ent-

Auch unbearbeitete Altbestände und Dublettenbestände mit Erscheinungsjahr bis 1945 sind in die Autopsie sowie die NS-Provenienzforschung unbedingt einzubeziehen!

Dokumentieren Sie unbedingt die einzelnen Arbeitsschritte der Bestandsautopsie sowie nicht aufgefundene Exemplare! Nur so können später Lücken der Autopsie aufgearbeitet werden, die sich aus Entlehnungen, Verstellungen oder Buchverlusten ergeben.

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 Provenienzforschung vor Ort

scheidungen zu dokumentieren und zumindest festzuhalten, was aus welchem Grund ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr einzeln erfasst wird. Zur Dokumentation der Ergebnisse der Buchautopsie und als Basis für die weiteren Recherchearbeiten sowie die zu erstellenden Restitutionsdossiers ist es hilfreich, sämtliche Provenienzspuren fotographisch zu erfassen bzw. Scans davon zu erstellen. Diese Dokumente sollten auch mit den Einträgen in der Datenbank verlinkt werden. Inwieweit machen nun Besitzvermerke eine rasche Bewertung, ob es sich bei den VorbesitzerInnen um Verbrechensopfer handelt, möglich? Bei Besitzvermerken von bestimmten Körperschaften kann in vielen Fällen mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf geschlossen werden, dass es sich um Raubgut handelt. Besitzvermerke von Körperschaften, die oft im Kontext mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut stehen: – Gewerkschaftsbibliotheken, Arbeiterbildungsvereine, andere Institutionen mit sozialdemokratischem oder sozialistischem Hintergrund – Jüdische Gemeinden – Freimaurerlogen, Freidenkerzirkel – Literarische Vereine – Freireligiöse Gemeinden – Organisationen der deutschen Jugendbewegung – Klosterbibliotheken

Schwieriger gestaltet sich die Bewertung von Besitzvermerken und Widmungen, wenn sie sich auf private VorbesitzerInnen beziehen. Nur wenn eine bekannte Persönlichkeit als Opfer vom Bücherraub betroffen ist, können die betreffenden Bände sehr rasch entsprechend eingeordnet werden. Am Ende der Buchautopsie steht die vorläufige Bewertung der erfassten Fälle, die wichtige Hinweise für die folgende Recherchetätigkeit bieten soll. Dabei wird als Zwischenbewertung in der Datenbank vermerkt, ob ein Buch mit den ermittelten Provenienzspuren in die Kategorie „Verdächtiger Zugang“ oder „Regulärer Zugang“ einzuordnen ist (Zu den Abstufungen der Einordnung siehe Kapitel 3.1).

3.2.2 Provenienzmerkmale in Büchern Wertvolle Hinweise auf Opfer, aber auch Täter und Nutznießer des Bücherraubes bieten Provenienzspuren im Kontext von NS-Verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Provenienzspuren finden sich in zirka einem Viertel der aus zweiter Hand erworbenen Bücher. Zu bedenken ist allerdings die Möglichkeit der gezielten oder etwa im Zuge von Bindearbeiten unbeabsichtigten Entfernung von Besitzvermerken. Provenienzmerkmale, die per Autopsie in Büchern aufgefunden werden können: – Exlibris – Besitzstempel – Handschriftliche Namenseintragungen und sonstige Notizen, Widmungen – Signaturen und sonstige Nummern – Besondere Einbände – Tilgungen und Tekturen



Autopsie der Bücher 

Exlibris Exlibris sind künstlerisch gestaltete Zettel mit der Aufschrift „Exlibris“ oder „Ex libris“ und dem Namen der BucheigentümerInnen, die als Besitzvermerke auf die Innenseite des vorderen Buchdeckels geklebt werden. In der Entwicklung von Exlibris, die sich seit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg um 1440 immer stärker verbreitetet haben, spiegelt sich die Geschichte der Drucktechniken. Viele Exlibris erweisen sich als kleine graphische Kunstwerke zu allen denkbaren Themen – von mythologischen über topographische, literarische und berufsbezogene Themen bis hin zu Aktdarstellungen. Auch drucktechnisch zeigen Exlibris die ganze Breite der druckgraphischen Techniken, vom Holzschnitt über den Kupfer- und Stahlstich oder die Lithographie bis hin zu modernen Drucktechniken.

Abb. 3: Exlibris Adolf Kronfeld (UB Med Uni Wien)

Abb. 4: Exlibris Karl und Charlotte Bühler (UB Wien)

Abb. 5: Innenetikett Bibliothek Sassenbach: Ortsausschuss Berlin des A.D.G.B. (UB Med Uni Wien)

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Der Hinweis aus Exlibris, Besitzstempel oder handschriftlichen Vermerken zeigt nur, dass die betreffende Person oder Institution mit dem konkreten Buch zu tun hatte. Ob es sich dabei um einen rechtmäßigen oder unrechtmäßigen Besitzer handelt, ist meist nur durch weiterführende Recherchen zu ermitteln.

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 Provenienzforschung vor Ort

Besitzstempel Zur Kennzeichnung des Buchbesitzes kommt anstelle von Exlibris vor allem an großen Bibliotheken ein Farbstempel zum Einsatz, mit dem der Besitzanspruch an einem konkreten Buch oder einem anderen gedruckten Medium öffentlich und zugleich augenfällig kundgetan wird. Bei Aufgabe des Besitzanspruchs wird in der Regel mittels des ebenfalls als Stempel angebrachten Vermerks „ausgeschieden“ der bisher erhobene Besitzanspruch aufgegeben. Bibliotheksstempel haben sich auch innerhalb einer Bibliothek in Form und Aufsehen über die Jahrhunderte verändert, sodass auch damit eine zeitliche Zuordnung möglich ist (Näheres zu Stempeln aus der NS-Zeit in Kapitel 9, Beispiel 5). Aber nicht nur an Bibliotheken kamen und kommen Besitzstempel zum Einsatz, auch bei vielen Privaten sind Stempel an die Stelle von Exlibris zur Kennzeichnung des Besitzes getreten. Diese Stempel können sich auf den Familiennamen beschränken oder Vor- und Zunahmen, gelegentlich auch Adresse und Berufsbezeichnung umfassen.

Abb. 6: Besitzstempel Akademischer Verein jüdischer Mediziner (UB Med Uni Wien)

Abb. 7: Besitzstempel NSDAP-Parteiarchiv (UB Med Uni Wien)



Eine Sonderform des Exlibris stellt der Exlibris-Stempel dar:

Abb. 8: Exlibris-Stempel Ex Libris J. de Voltelini (UB Wien)

Handschriftliche Namenseintragungen und sonstige Notizen, Widmungen Weitere wertvolle Hinweise auf Besitzverhältnisse von Büchern und anderen Druckwerken bieten handschriftliche Vermerke. Diese können die Eintragung des Namens, der Adresse oder des Kaufpreises umfassen und auch Hinweise auf Buchhandlungen und Antiquariate bieten, die mit dem Vertrieb des Buches zu tun hatten. Einen Spezialfall für handschriftliche Vermerke stellen Widmungen dar. Diese geben zumeist einen Hinweis auf den ersten Besitzer des betreffenden Werkes bzw. gegebenenfalls auf ein Opfer des NS-Bücherraubes.

Abb. 9: Handschriftlicher Besitzvermerk „Weinberger“ (UB Med Uni Wien) / Zusätzlich ist ein Hinweis auf den antiquarischen Verkauf des Buches „29.8.41 5.50 Wolf“ (Datum, Preis, Antiquariat) zu sehen.

Abb. 10: Handschriftlicher Besitzvermerk „Richard Löwi“ (UB Med Uni Wien)

Autopsie der Bücher 

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 Provenienzforschung vor Ort

Abb. 11a und 11b: Mehrere Hinweise in einem Buch (UB Med Uni Wien) / Exlibris-Stempel der „Tetschner Bibliothek“, handschriftliche Eintragung als Hinweis auf den antiquarischen Verkauf des Buches: „12.2.41 10.45 Wolf“ (Datum, Preis, Antiquariat).

Signaturen und sonstige Nummern, besondere Einbände Hilfreich für die Bestimmung der Herkunft eines Buches können auch Signaturen und Nummern jeglicher Art, aber auch besondere Einbände sein.

Abb. 12a und 12b: Bücher der Bücherei der Wiener Gestapo (UB Wien) / Die Bücher sind teilweise schon an ihren Etiketten mit der Aufstellungssystematik der Gestapo-Bücherei am Buchrücken zu erkennen.



Autopsie der Bücher 

Beispiel „Sammlung Tanzenberg“/Signatur „Ko“ Die UB Wien übernahm treuhändig als so genannte „Sammlung Tanzenberg“ einen großen Bestand von Büchern verschiedener Provenienz (Tanzenberg, Dorotheum, Gestapo usw.) aus der zur Aufteilung von „herrenlosem“ Buchgut in Wien eingerichteten „Büchersortierungsstelle“. Der Name bezieht sich auf das Kloster Tanzenberg in Kärnten, in dem von September 1944 bis Mai 1945 die Zentralbibliothek der „Hohen Schule“, die als Parteihochschule der NSDAP konzipiert war, ausgelagert worden war. Bei der Übergabe der Zentralbibliothek der Hohen Schule an die Büchersortierungsstelle 1948 waren die nicht zuordenbaren Bücher als „Ko“, d. h. als Bücher „unbekannter Provenienz“ deklariert worden.

Abb. 13a und 13b: Eintragung „Ko“ in einem Exemplar aus der „Sammlung Tanzenberg“ (UB Wien)

Abb. 14: Kombination von zunächst kryptischen Eintragungen (UB Wien) / Der Eintrag ERR verweist auf die Rauborganisation Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg und der Eintrag „Ko“ auf die Zentralbibliothek der Hohen Schule. Die weiteren Eintragungen waren bisher nicht eindeutig zuordenbar.

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 Provenienzforschung vor Ort

Beispiel aus der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände In der Deutschen Demokratischen Republik gab es seit 1953 eine nicht-kommerzielle Zentralstelle, die – neben abgegebenen Dubletten aus wissenschaftlichen Bibliotheken – einen Teil ihrer Bestände aus unbearbeiteten Büchern speiste, die aus unterschiedlichen Bibliotheken der DDR stammten. Unter den der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) überstellten Beständen befand sich auch Raubgut, das die Nationalsozialisten in ihre Einrichtungen übernommen hatten und das nach 1945 gesichert und verteilt worden war; vermischt mit weiteren ‚ungenutzten‘ Altbeständen. Hinzu kamen durch die Bodenreform enteignete bzw. nach ‚Republikflucht‘ beschlagnahmte sowie durch verschiedene Verwaltungsreformen freiwerdende Sammlungen. Ab 1959 bis zu ihrer endgültigen Auflösung 1995 war die ZwA als eigenständige Dienststelle an der Deutschen Staatsbibliothek bzw. der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelt. http://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/abteilungen/historische-drucke/projekte/ ns-raubgut-nach-1945/

Abb. 15: Eintragung der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände ZwA (Neumann 2016), CC-BY

Tilgungen und Tekturen Hinweise auf das Vorliegen von NS-Raubgut können auch offensichtlich entfernte Besitzvermerke liefern, also etwa ausgeschnittene oder ausgerissene Stempel und Exlibris, übermalte oder überklebte Namenszüge etc.



Abb. 16: Entferntes Exlibris Ottmar Strauss (ÖNB) / Durch den Vergleich mit einem vollständigen Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek konnte das entfernte Exlibris rekonstruiert werden.

3.3 Weiterführende Quellen 3.3.1 Inventarbücher Eine zentrale Stellung bei der NS-Provenienzforschung in Bibliotheken nimmt die Beschäftigung mit Inventarbüchern ein. Je nach Schwerpunktsetzung und kontretem Verlauf des Projektes stellt sich die Frage nach dem Vorhandensein und dem Informationsgehalt der Inventarbücher früher oder später unweigerlich. Hier müsste doch etwas über die tatsächliche Bezugsquelle, also den Lieferanten oder unmittelbare VorbesitzerInnen, zu erfahren sein … Grundsätzlich stimmt das – es gibt aber ein paar Hürden. Nicht immer sind die Inventarbücher komplett vorhanden, nicht immer sind sie vollständig geführt und enthalten alle Informationen, nicht immer sind sie in allen Details zu entziffern. Mitunter enthalten sie auch tatsächlich falsche Darstellungen und Weißwaschungen, die etwa Einlieferungen der Gestapo harmlos als „Geschenk“ ausweisen. Die Inventarbücher verschiedener Bibliotheken (oder Zweigstellen) sind oft sehr unterschiedlich geführt, obwohl sie grundsätzlich sehr ähnliche Informationen zu den Erwerbungsvorgängen enthalten. Diese Basisinformationen können für die Provenienzforschung von entscheidender Bedeutung sein:

Weiterführende Quellen 

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 Provenienzforschung vor Ort

Inventarbücher sind eine der wichtigsten Quellen, um Erwerbungen zu verstehen – oft sind sie aber unvollständig, lückenhaft oder inkonsistent!

Informationen im Inventarbuch (Übersicht): – Zugangsdatum – Inventarnummer – Erwerbungsart – Einbringer/Lieferant – Titeldaten – Erscheinungsjahr (und -ort) – Preis – Erwerbungszusammenhang – Anzahl der Bände, Bindearbeiten, Inventuren – Signaturen, Sachgruppen, Standortangaben

Abb. 17: Inventarbuch der Orientalistik mit Eintrag „Geschenk „der Geheimen Staatspolizei in Wien“ (UB Wien) / Neben Zugangsnummern, Kurztiteln und Preis sind auch Einbringer, und Inventurzeichen zu sehen.

Abb. 18: Inventarbuch der Kunstgeschichte, Ausschnitt „Ostmark“ (UB Wien) / Neben Zugangsnummern und Kurztiteln sind auch Inventurzeichen und Einbringer zu sehen. Österreich wird getilgt und durch Ostmark ersetzt.

Zugangsdatum Die Information über den Erwerbungszeitraum ist für die NS-Provenienzforschung aufschlussreich. Ist das Buch bereits vor Beginn der NS-Zeit an die Bibliothek gelangt, ist das ein klarer Hinweis, dass kein Fall von NS-verfolgungsbedingtem Bücherraub



vorliegt. Kam es in der NS-Zeit, kann das genaue Datum Hinweise auf den Zusammenhang, möglicherweise auf Akten, Korrespondenzen, ähnliche Fälle etc. geben. Und wurde es nach Ende der NS-Zeit eingebracht, weiß man zumindest, dass es nicht unmittelbar von NS-Organisationen und ihren Aktivitäten kam. Doch auch dann gilt: Ein Zusammenhang ist nicht auszuschließen. Oft blieben Bücher lange unbearbeitet und wurden erst zu einem späteren Zeitpunkt eingearbeitet, oft enthielten spätere Schenkungen (Dubletten, Nachlässe etc.) oder Bestandsübernahmen Bücher aus solchen Zusammenhängen, oft wurden über Antiquariate noch Jahre später Bücher aus bedenklichen Zusammenhängen erworben. Inventarnummer Inventarnummern geben meist zumindest durch ihren Kontext einen Hinweis auf den Einarbeitungszeitraum. Manchmal enthalten sie auch explizit etwa eine Jahreszahl als Bestandteil (z. B. 43/…). Gelegentlich kommt es vor, dass neue Exemplare unter alten Inventarnummern aufscheinen, etwa um Bände zusammenzuführen oder Lücken zu schließen. Erwerbungsart In vielen Inventarbüchern ist die Art der Erwerbung verzeichnet, also ob das Buch durch Kauf, Pflichtabgaben, Tausch oder Geschenk in den Bestand der Bibliothek kam. Diese Informationen sind vor allem in Kombination mit der Bezugsquelle interessant. Bei keiner der genannten Erwerbungsarten kann von Vornherein ausgeschlossen werden, dass es sich um NS-Raubgut handelt. Ein Kauf kann bei einem mit Raubgut handelnden Antiquar erfolgt sein, Tausch kann etwa durch NS-Raubgut an einer anderen Bibliothek entstandene Dubletten umfassen und Geschenke können direkt von profitierenden Organisationen oder Privatpersonen stammen. Manchmal ist besonders auffällig, dass die Erwerbungsart – anders als bei anderen Büchern – nicht aufgeführt ist. Vielleicht wusste man die Bezugsquelle bei einer späteren Einarbeitung nicht mehr. Einbringer/Lieferant Dies ist die wichtigste Information über die Herkunft des jeweiligen Buches. Ist ein Eintrag über unmittelbare VorbesitzerInnen oder den Lieferanten vorhanden, kann man einiges über die Herkunft des Buches schließen. Gelegentlich wurden für bestimmte Lieferanten im Inventarbuch Codes benutzt. Bei sehr konsequent geführten Inventarbüchern können untypische Lieferanten, die etwa zuvor nichts geliefert hatten, auffallen. Tatsächlich hat der Lieferant aber nicht immer wirklich mit dem Vorbesitzer zu tun, oft kam Raubgut aus zweiter Hand in die Bibliotheken.

Abb. 19: Einbringernotiz „11.V.42, Gesch. d. Einheit 37.211“ (UB Wien) / Verdächtige Einbringer können in Inventarbüchern oder wie hier direkt in Exemplaren eingetragen sein.

Weiterführende Quellen 



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Ein Zugangsdatum nach 1945 bedeutet nicht automatisch, dass das Buch kein Restitutionsfall ist!

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 Provenienzforschung vor Ort

Abb. 20: Einbringer „Beschaffungsamt d. dt. Bibl., Berlin 27.5.40“ (UB Wien) / Auch hier ist der Einbringer direkt in einem Exemplar vermerkt.

Einige Eintragungen im Inventarbuch sind besonders zu beachten:

„Da Raubgut häufig über Zwischenbesitzer wie Antiquare in Bibliotheken gelangte, kann sich auch hinter scheinbar unverdächtigen Einträgen Raubgut verbergen.“ (Butte/Wiederkehr 2013, S. 222)

Auffällige Einbringer:

Beispiele:

NS-Organisationen

– – – –

Verwertungs- und Tauschinstanzen

– R  eichstauschstelle – „Judenauktionen“, VUGESTA, Dorotheum – Bücherverwertungsstelle Wien

Bibliotheken

 ibliotheken, die als regionale Verteilungszentren dienten – B (z. B. die Bayerische Staatsbibliothek, die Nationalbibliothek in Wien oder die Preußische Staatsbibliothek) – Aufgelöste Bibliotheken – Bibliotheken, die ihre Bestände inhaltlich bereinigen mussten und Bücher an wissenschaftliche Bibliotheken abgaben (wie Leihbuchhandlungen, Volksbüchereien etc.) – Alle Bibliotheken, die durch Raubgut entstandene Dubletten weitergaben

Personen

– G  eschenke oder Notverkäufe direkt von Verfolgten – Ankauf von Buchsammlungen direkt von Privatpersonen – Je nachdem, wie das Inventarbuch sonst geführt ist, kann die Nennung eines Personennamens grundsätzlich schon auffällig sein.

Antiquariate

– A  ntiquariate mit NS-Verstrickungen – Handel mit ungesichertem und verwaisten Schrifttum nach 1945 – Auktionen

Nachlässe

 uchsammlungen, Nachlässe etc. oft durch Weitergaben, – B Beschlagnahmen

NS-Parteiorganisationen Polizeidienststellen, Gestapo, Polizeileitstelle Ahnenerbe, Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg Finanzbehörden, Kreisleitung, Landratsamt, Bürgermeisterämter, Zollämter, Reichssicherheitshauptamt, Reichspropagandaamt



Weiterführende Quellen 

Auffällige Einbringer:

Beispiele:

Explizite Hinweise auf Raubgut

„Aus einer liquidierten jüdischen Buchhandlung“ „aus der Krim gesandt“ „herrenloses Gut“ „beschlagnahmt Polizeipräsidium“

Unbearbeitetes

„alter Rest“ „gefunden im Keller“ „alter Bestand“ „unbekannt“

Fehlende Eintragungen

Abb. 21: Eintragung „alter Rest, 27.4.1944“ (UB Wien) / Die Eintragung wurde direkt in einem Exemplar vorgenommen.

Abb. 22: Expliziter Hinweis auf Raubgut in Inventarbuch der Pädagogik (UB Wien) / „Aus einer liquidierten jüdischen Buchhandlung“.

Titeldaten Hinweise auf Raubgut können schon die Themen der erworbenen Bücher liefern: Verbotenes konnte nicht gekauft werden und könnte also aus einer anderen Quelle stammen; auffällig sind Judaica genauso wie politisch Verbotenes. Auch die Sprache des Werkes kann (wie der Erscheinungsort) ein Hinweis auf bestimmte Verlagsproduktionen oder Beutegut sein. Verbotene Literatur wurde in der NS-Zeit in eigenen Listen des „schädlichen und unerwünschen Schrifttums“ erfasst und ist so gut nachvollziehbar. Die Liste verbotener AutorInnen und Titel während der Zeit des Nationalsozialismus ist online zu finden: http://www.berlin.de/rubrik/hauptstadt/verbannte_buecher/. Die „Schwarze Liste“ von 1933 wurde nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 vom Berliner Bibliothekar Wolfgang Hermann (1904–1945) erstellt. Sie gilt als Vorläuferin der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums und diente als Grundlage für die nationalsozialistischen Bücherverbrennungen der Aktion „Wider den undeutschen Geist“.

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 Provenienzforschung vor Ort

Erscheinungsjahr Als einzig wirklich belastbarer Hinweis gilt: Was nach 1945 erschienen ist, konnte davor nicht geraubt werden. Für Bücher mit Erscheinungsjahr bis 1945 gibt ein Vergleich von Zugangsdatum und Erscheinungsjahr Hinweise auf Bücher aus zweiter Hand oder liegengelassene Bestände. Erscheinungsort Ausländische Literatur kam auf verschiedenen Kanälen an die Bibliotheken. Das Spektrum reicht von Beutegut bis zum Kauf direkt bei Buchhändlern/Verlagen in den besetzten Gebieten, im neutralen Ausland oder bei Verbündeten. Preis Besonders bei wertvollen Werken, die günstig erstanden wurden, ist der Preis ein Hinweis auf Unregelmäßigkeiten. Erwerbungszusammenhang Gibt es im untersuchten Zeitraum ähnliche Bücher bzw. Erwerbungsvorgänge? Gibt es Hinweise auf zusammenhängende Erwerbungen? Anzahl der Bände, Bindearbeiten, Inventuren Die Angaben über die Zahl der erworbenen Bände eines Titels, über mögliche Bindearbeiten und wann sie bei Inventuren oder Revisionen aufgefunden wurden, können helfen, den Einträgen im Inventarbuch konkrete Exemplare zuzuordnen. Oft ist trotzdem keine eindeutige Zuordnung möglich. Signaturen, Sachgruppen, Standortangaben Gelegentlich werden schon im Inventarbuch Informationen über die Signatur oder den Standort eines Buches eingetragen. Das benutzte Signaturensystem oder die jeweiligen Standorte können ein Hinweis auf den Zeitraum der Einarbeitung sein, wenn diese Information sonst fehlt. Achtung: Oft wurden Inventarbücher im Nachhinein angelegt oder ins Reine geschrieben. Sie enthalten dann oft nur minimale Informationen (z. B. Inventarnummer und Kurztitel) und zeichnen sich durch ein besonders einheitliches Erscheinungsbild aus. Dabei sind oft wichtige Informationen verloren gegangen. Neben der Kompensation des Verlusts von Inventarbüchern sind auch bewusste Verschleierungshandlungen nicht auszuschließen. In solchen Fällen sind andere Quellen besonders intensiv zu prüfen.

3.3.2 Akten, Verzeichnisse, Publikationen Schon die Inventarbücher unterschiedlicher Bibliotheken und Zweigstellen sind sehr verschieden – noch größer sind die Unterschiede, was anderes Material vor Ort angeht. Die hier erwähnten Quellen werden nicht überall vorhanden sein, oft ist die Materiallage sehr dürftig. Umso wichtiger ist es, alle Möglichkeiten durchzudenken und auch weniger naheliegenden Hinweisen nachzugehen.



Weiterführende Quellen 

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Checkliste: Material vor Ort – Zugangsverzeichnisse – Erfassungslisten, Dublettenlisten, Tauschlisten – Vorbesitzerkartei – Bibliothekskataloge – Revisionslisten, Verlustkartei – Aktenbestände (Korrespondenzen, Erwerbungs- und Restitutionsunterlagen) – Jahresberichte, Statistiken, Hauszeitschriften – Versteigerungs- und Verkaufskataloge – Einarbeitungsvorschriften/Arbeitsrichtlinien – Publikationen zu Bibliotheksgeschichte, Buchbestand und Fachgeschichte – Biographische Aufzeichnungen von Beteiligten

Zugangsverzeichnisse Inventarbücher verzeichnen Bücher, wenn sie bearbeitet und in den Bibliotheksbestand übernommen werden (Inventarisierung). Daneben gibt es immer wieder auch eigene Zugangsverzeichnisse unter den verschiedensten Namen (Zugangsbücher, Zuwachsverzeichnisse, Akzessionsjournale, Zuwachsprotokolle). Hier werden Bücher oder Sammlungen bei der Übernahme durch die Bibliothek verzeichnet, um den Vorgang der Übernahme zu dokumentieren, noch bevor die Exemplare einzeln aufgearbeitet werden. Sie enthalten Informationen wie Zugangsdatum, Quelle und Erwerbungsbedingungen. Hier können sich Hinweise auf damals angefallene Einarbeitungsrückstände und neu angelegte Stapelbestände finden. Erfassungslisten, Dublettenlisten, Tauschlisten Immer wieder wurden Buchbewegungen in eigenen Listen erfasst. Das kann Listen von zum Tausch angebotenen Büchern ebenso umfassen wie Listen von Tauschpartnern oder beim Abgleich mit den eigenen Beständen entstandene Listen von Dubletten. Vorbesitzerkartei Eine seltene, aber umso informativere Quelle ist die Verzeichnung von VorbesitzerInnen etwa in Form einer Vorbesitzerkartei. Bibliothekskataloge Auch die eigentlichen Bibliothekskataloge können für die Provenienzforschung wichtige Informationen enthalten. Mitunter finden sich etwa auf Katalogkarten Erwerbungsinformationen oder Hinweise auf Revisionen/Inventuren des Bestandes. Auch das Signaturensystem kann Hinweise auf den Zeitpunkt der Einarbeitung geben. Revisionslisten, Verlustkartei Eigene Revisionslisten können Aufschluss über den Zeitpunkt geben, wann ein Buch in der Bibliothek vorhanden war, Verlustlisten oder -karteien darüber, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt schon gefehlt hat. Manchmal ermöglichen diese Informationen die Rekonstruktion des Einarbeitungszeitraums oder zeigen, dass ein Buch schon vor der fraglichen Zeit nicht mehr im Bestand war. Aktenbestände (Korrespondenzen, Erwerbungs- und Restitutionsunterlagen) Zu den Erwerbungsunterlagen gehören Rechnungen ebenso wie Korrespondenzen über Ankäufe, Stiftungen, Geschenke, Nachlässe etc.



An kaum einer größeren Bibliothek wurden alle Zugänge dokumentiert. Es gibt fast immer Lieferungen, die nicht verzeichnet wurden!

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 Provenienzforschung vor Ort

Im Fall von Raubgut sind besonders die Korrespondenzen der Erwerbungsabteilung oder der Bibliotheksleitung mit der Polizei, Ämtern, Auktionshäusern, Buchhandlungen und nicht zuletzt vorgesetzten Dienststellen bzw. dem Träger der Einrichtung von Interesse. Im Idealfall umfassen die Recherchen in den Akten neben dem „eigenen“ Archiv der Bibliothek (Hausarchiv) immer auch die Archive der übergeordneten Institution und der jeweiligen Korrespondenzpartner. Übersicht Archive: – Hausarchiv – Übergeordnete Organisation/Behörde/Träger (z. B. Hochschulen, Bezirks- und Landratsämter, …) – Lokale/regionale Archive – Staats- und Bundesarchive – Finanzbehörden – Firmen- und Privatarchive

Zu relevanten Aktenbeständen siehe auch Kapitel 4 und 5. Auch die Unterlagen zu bereits durchgeführten Restitutionen sollten in den Akten zu finden sein. Sie sind für die aktuelle Suche auch deshalb wichtig, weil bei Restitutionen in den Nachkriegsjahren nicht selten Bücher in der Bibliothek zurückblieben, weil sie nicht auffindbar oder mangelhaft erfasst waren. Im Idealfall kann man auf eigene Übergabe- oder Rückgabelisten zurückgreifen. Jahresberichte, Statistiken, Hauszeitschriften Eine wichtige Quelle, um die Ereignisse an einer Bibliothek nachzuvollziehen, sind alle Arten von Jahresberichten und Betriebsstatistiken. Manchmal bieten Diskrepanzen der Zuwachszahlen in der Jahresstatistik und in den Inventaren einen ersten Hinweis auf Raubgut. Auch Hauszeitschriften, interne „Newsletter“ oder Rundbriefe können wichtige Informationen enthalten – nicht nur zu Erwerbungsvorgängen selbst, sondern auch zur Bearbeitung bestimmter Bestände oder generell zu veränderten Arbeits- und Benutzungsbedingungen an der Bibliothek. Einarbeitungsvorschriften/Arbeitsrichtlinien In Einarbeitungsvorschriften, Arbeitsrichtlinien oder Bearbeitungsleitfäden können Informationen darüber zu finden sein, wie bei der Aufarbeitung von Stapelbeständen, Sammlungen oder alten Resten verfahren wurde. So kann man unter Umständen erfahren, wann bestimmte Bestände aufgearbeitet wurden, wo sie gelandet sind oder wie sie gekennzeichnet wurden. Versteigerungs- und Verkaufskataloge Sind die von der Bibliothek erworbenen Bücher in den Versteigerungskatalogen von Auktionshäusern oder in den Verkaufskatalogen von Antiquariaten enthalten?

Bibliotheksgeschichte der NS-Zeit hieß lange: Kriegsschäden und Buchverluste. Informationen zu Raub und Restitution zu finden kann schwierig sein.

Publikationen zu Bibliotheksgeschichte, Buchbestand und Fachgeschichte Publikationen zur Bibliothek, ihren Beständen und ihrem institutionsgeschichtlichen Kontext können eine wichtige Quelle sein – wenn es sie gibt. Doch auch wenn zur einzelnen Bibliothek vielleicht kaum etwas erschienen ist, lohnt es sich, in verwandten Geschichten nach Hinweisen zu suchen! Zur Bibliotheksgeschichte: Im Idealfall gibt es Bücher oder Aufsätze zur Geschichte der jeweiligen Bibliothek, die auch die NS-Geschichte, Raub und Restitution behandeln. Tatsächlich tritt dieser Idealfall selten ein. Zu vielen kleineren Bibliotheken ist kaum etwas erschienen. Und viele große Bibliotheksgeschichten berichten aus



Dokumentation der Ergebnisse 

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der NS-Zeit vor allem über Kriegsschäden, Bergungen und Buchverluste. Die Suche nach Informationen zur Lage vor Ort in diesen Jahren lohnt sich trotzdem immer wieder. Auch die Geschichte anderer Bibliotheken kann als Informationsquelle von Bedeutung sein – schließlich wurden oft Bestände ausgetauscht oder weitergegeben. Zum Buchbestand: Auch wenn wenig zur Geschichte der jeweiligen Bibliothek publiziert worden ist, gibt es immer wieder Veröffentlichungen zu den Buchbeständen. Gelegentlich wurden historische Buchbestände oder Sammlungen beschrieben – oder zumindest für das Handbuch der historischen Buchbestände (Fabian 2003) aufbereitet. Zur Institutionen- und Fachgeschichte: Viele Bibliotheken wurden (und werden) als Abteilungen von größeren Institutionen geführt – als Instituts- oder Fakultätsbibliotheken an Hochschulen, als Verwaltungseinheiten von Ländern und Kommunen. Informationen zu einer Seminarbibliothek können also auch in der Fach- oder Institutsgeschichte (bzw. Wissenschaftsgeschichte) zu finden sein. Biographische Aufzeichnungen von Beteiligten Neben den Veröffentlichungen zu Institutionen können auch ganz persönliche Aufzeichnungen wichtige Informationen zur Bibliothek enthalten. Das reicht von den Memoiren einer Wissenschaftlerin über die Autobiographie eines Opfers der NS-Verfolgung bis zu den Diensttagebüchern von BibliothekarInnen. Manches davon ist als Buch erschienen, anderes schlummert in Nachlässen oder Institutsarchiven. Gerade Bibliotheken von Universitätsinstituten standen oft in enger Verbindung mit den dort tätigen WissenschaftlerInnen – die als Opfer, Organisator oder Täter beteiligt sein können.

3.4 Dokumentation der Ergebnisse Die bei der Provenienzforschung vor Ort gewonnenen Informationen aus der Autopsie, also der „Arbeit am Bibliotheksregal“, sowie aus weiteren Informationsquellen wie eventuell vorhandenen Inventarbüchern, Erwerbungsunterlagen etc. müssen ebenso sorgfältig dokumentiert werden wie die bereits erfolgten und noch anstehenden Arbeitsschritte (siehe Kapitel 2.4). Diese Daten aus der Provenienzforschung vor Ort sollten erfasst werden: Bibliographische Angaben Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Beispiel(e)

AutorIn der Druckschrift

Der Autor könnte auf dem NS-Index stehen.

Stefan Zweig Otto Bauer Lion Feuchtwanger

Bücher des Verlags könnten auf dem NS-Index stehen bzw. der Verlag selbst arisiert worden sein

Insel Verlag S. Fischer Verlag

Titel Band/Reihe Verlag Ort Erscheinungsjahr

Entzug/Raub ist bis Erscheinungsjahr 1945 möglich. Tipp: Überprüfen Sie alle Bestände bis zum Erscheinungsjahr 1945!

Auflage Sonstige Merkmale zur Ausgabe

Überprüfen Sie, ob die Bestände bereits komplett retrospektiv im Bibliothekssystem erfasst sind und nutzen Sie die Möglichkeiten der Datenübernahme!

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 Provenienzforschung vor Ort

Angaben zu Bibliothek(en), Aufstellung und Identifizierung Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Beispiel(e)

Bibliothek

Unterfelder – Name(n) der TeilBibliothek(en)

Universitätsbibliothek xyz Hauptbibliothek Teilbibliothek a Teilbibliothek b

Bibliothekssigel

Unterfelder – Bibliothekssigel der Teil-Bibliothek(en)

BAY München BSB AT-UBI-HB = Österreich-Innsbruck Univ.-Hauptbibliothek

Tipp: Seit 2003 werden Bibliothekssigel als International Standard Identifier for Libraries and Related Organizations (ISIL) gemäß ISO 15511 vergeben. – Dokumentieren Sie auch eventuelle ältere Sigel (z. B. Veränderung durch Zusammenlegung)! Buchstandort

Unterfelder Tipp: Ihr Systemteam weiß in der Regel über die verwendeten Bezeichnungen für Buchstandorte Bescheid!

Buchstandort – Kommentar

Für manche Bestände kann eine Beschreibung des Standorts notwendig sein, z. B. für (noch) nicht aufgenommene Bestände, Dublettenbestände, unbearbeitete Sammlungen.

Freihandmagazin 1 Lesesaal-Regal W-Fach b

Freies Beschreibfeld Sperrmagazin-Wandregal3. Regal-Dublettensammlung Im Büro xy gelagert – Zugang nur über MitarbeiterIn

Tipp: Denken Sie daran, dass eventuell Andere diese Bücher ebenfalls finden sollen und verwenden Sie nachvollziehbare Begriffe für Buchstandorte!

Angaben zur Provenienzdokumentation/Exemplarspezifika Fertigen Sie von den Unterlagen eine Dokumentation mit Fotos/ Scans an und verlinken Sie diese in den entsprechenden Datenbankfeldern!

Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Stempel dzt. Bibliothek

ev. Unterfelder für Stempel, die vor 1933 in Verwendung waren

Beispiel(e)

Inventarnummer Inventarisierungsdatum

Unterfelder – Vorlageform/normierte Datumsangabe

10. Okt. 1942/10.10.1942

Aktuelle Signatur/ Achtung: Die Schreibweise der Signatur am AufstellungsEtikett und im Bibliothekssystem können systematik differieren (z. B. mit/ohne Spatium)! Tipp: Nutzen Sie die Abfragemöglichkeiten Ihres Bibliothekssystems! Frühere Signatur(en) – Aufstellungssystematik(en) Signatur – Kommentar

Achtung: Die zeitliche Abfolge der verwendeten Signaturen und deren Zuordnung sind nicht zwangsläufig eindeutig und muss ggf. erst recherchiert werden!

Freies Textfeld, ev. Hinweis aus welcher Bibliothek bzw. Zeitraum



Datenfeld

Provenienzvermerke/Foto Buchhandels-/ Antiquariatsvermerke/Foto

Dokumentation der Ergebnisse 

Unterfelder/Anmerkungen

Beispiel(e)

Stempel/Exlibris/hs. Vermerk/Etikett/ Einband Feld wiederholbar Stempel/Exlibris/hs. Vermerk/Etikett/ Einband

Stempel/Exlibris/hs. Vermerk/Etikett/ NS-Vermerke/Foto Einband

Angaben zur Erwerbung aus Inventarbuch/Erwerbungsakt Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Inventarbuch

Inventarbuchbezeichnung

Beispiel(e)

Inventarnummer Inventarisierungsdatum

Unterfelder – Vorlageform/normierte Datumsangabe

10. Okt. 1942/10.10.1942

Inventarbuch – Zugangsart

Unterfelder – Geschenk, Spende, Leihgabe, Kauf, Tausch, Schenkung, nicht angegeben, Sonderform(en)

Sonderform, z. B. Alter Bestand, Überschriebene bzw. durchgestrichene Informationen

Inventarbuch – EinbringerIn

Person/Institution

Inventarbuch – Kommentar Erwerbungsakt Erwerbungsakt – Kommentar

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4  Fall-/Personenrecherchen Spätestens wenn mit der Überprüfung der Bestände am Bibliotheksregal (Stichwort „Autopsie“) und der Ermittlung jener Bände, bei denen sich begründete Verdachtsmomente für eine unrechtmäßige Erwerbung ergeben, der erste Schritt der NS-Provenienzforschung abgeschlossen ist, gilt es, mit den Fall- bzw. Personenrecherchen zu beginnen. Allerdings ist es, besonders wenn große Bibliotheksbestände zu überprüfen sind, ratsam, parallel zur Autopsie frühzeitig mit weiterführenden Recherchen zu beginnen. Bei der Konzeption von NS-Provenienzforschungsprojekten sollte unbedingt ausreichend Zeit für die wissenschaftliche Bearbeitung der ermittelten Fälle und Personen eingeplant werden (siehe auch Kapitel 5).

4.1 Archivrecherchen 4.1.1 Grundlegendes über Archive und deren Benutzung

Gerade in großen Bibliotheken wird die NS-Provenienzforschung im Hinblick auf den Umfang der zu untersuchenden Bestände oft von mehreren Personen geleistet. Während die Autopsie vor Ort von eingeschulten Kräften durchgeführt werden kann, sind für die Fall-/ Personenrecherchen fundierte Kenntnisse grundlegender historischer Methoden nötig.

Als Archiv (lat. archivum ‚Aktenschrank‘) bezeichnet man eine Institution oder Organisationseinheit, deren Aufgabe in einer zeitlich unbegrenzten Aufbewahrung von Archivgut sowie dessen Benutzbarmachung und Erhaltung liegt. Für die Benutzung von Archivgut sind der Datenschutz und die darauf abgestimmte Archivgesetzgebung von großer Bedeutung. Personenakten stehen zumeist erst einige Zeit nach dem Tod der involvierten Personen zur Benutzung zur Verfügung; diese Frist beträgt in Deutschland zwischen zehn und dreißig Jahre. Für Unterlagen des Bundes und der Länder gilt in Deutschland wie in Österreich eine Regelsperrfrist oder Schutzfrist von 30 Jahren nach deren Entstehung. Für spezielle Materialien kann eine Verlängerung oder Verkürzung der Sperrfrist verfügt werden. Die genaue Kenntnis über den Ablauf und den Kontext des konkreten Raubprozesses sowie über die involvierten Personen – Opfer wie Täter – sind entscheidende Voraussetzungen, um eine Restitution vorbereiten und durchführen zu können. Der Aufwand für die Ermittlung der entsprechenden Fakten kann manchmal sehr überschaubar bleiben, besonders wenn eine gute Aktenlage vor Ort gegeben ist oder wenn der historische Hintergrund zu den Personen bereits in einem anderem Zusammenhang untersucht worden ist und unter Umständen sogar Publikationen dazu vorliegen. In vielen Fällen aber sind aufwändige Fall- bzw. Personenrecherchen durchzuführen, für die die Beherrschung grundlegender historischer Methoden eine wichtige Erfolgsvoraussetzung ist. Für die Recherchen gibt es mittlerweile eine Fülle an Hilfsmitteln (Webseiten und Datenbanken) sowie unterstützende Institutionen. Wertvolle Hinweise liefern vielfach auch Publikationen, in denen etwa systematisch der Wissensstand zur Geschichte von Verlagen oder Archiven zusammengestellt wurde. Wichtige Erkenntnisse für die eigene Forschungstätigkeit können sich auch aus Kontakten mit anderen NS-ProvenienzforscherInnen bzw. aus fachlichen Netzwerken ergeben, zu deren Bildung und Nutzung insbesondere die Teilnahme an Fachkongressen und -tagungen beiträgt (siehe Kapitel 8). Für Fall-/Personenrecherchen, die im Kontext der NS-Provenienzforschung durchzuführen sind, gibt es eine Vielzahl an Quellen, deren tatsächliche Verfügbarkeit je nach Region und Institution sehr verschieden sein kann. Der Rechercheleitfaden der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien – Abteilung für Restitutionsangelegenheiten (http://www.restitution.or.at/rechercheleitfaden.html) listet exemplarisch für den Wiener Raum relevante Quellen auf. DOI 10.1515/9783110318630-004

Archivrecherchen 

Beispiel für Rechercheleitfaden – Historische Meldedaten (Meldedaten – Adresse, Meldezeitraum, mitgemeldete Personen mit Personendaten, Religionszugehörigkeit, Abmeldungen mit Zielort/Zielland) – Wohnungsanzeiger, Adressbücher (u. a. „Lehmann“ – Wiener Adressverzeichnis) – Historische Telefonverzeichnisse – Matriken der Israelitischen Kultusgemeinde – Akten der Volksgerichte (u. a. Wiener Stadt- und Landesarchiv) – Akten nach der Vermögensentziehungsanmeldeverordnung (VEAV) – Grundbücher und Urkunden – Vermögensanmeldung (VA) der Vermögensverkehrsstelle „Verzeichnis über das Vermögen von Judennach dem Stand vom 27. April 1938“ – „Arisierungsakten“ der Vermögensverkehrsstelle (VVSt), Abteilungen Handel (Hdl.), Gewerbe (Gew.), Industrie (Ind.), Statistik (Stat.), „Kommissare und Treuhänder“, Liegenschaften (Lg.) – Akten des Gaupersonalamtes – Akten der Rückstellungskommissionen sowie der der Finanzlandesdirektionen (FLD) – Kartei und Geschäftsbücher der Verwaltungsstelle für jüdisches Umzugsgut der Gestapo (Vugesta) – Akten des Alten und Neuen Hilfsfonds (AF) – Akten der Sammelstelle A und B (Sa, SB) – Akten nach – dem 1. Kunst- und Kulturgutbereinigungsgesetz aus dem Jahr 1969 (KK1) – dem 2. Kunst- und Kulturgutbereinigungsgesetz aus dem Jahr 1986 (KK2) – Verlassenschaftsakten bei Bezirksgerichten und Landesarchiven – Gewerbeakten – Archiv der Wirtschaftskammer Österreich – Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaust-Opfer (Datenbank) – Akten aus dem Bestand des Bundesdenkmalamtes

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Bereiten Sie den Besuch im Archiv gut vor, informieren Sie sich über Findmittel und Benutzungsbedingungen! Basisinformationen finden Sie z. B. in: Martin Burkhardt: Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer. Paderborn u. a.: Schöningh 2006 (UTB 2803).

Die Suche kann Sie in Staats-, Regional- und Kommunal- sowie Gemeindearchive, Kirchen-, Universitäts- und Privatarchive etc. im In- und Ausland führen. Jedenfalls sollten Sie prüfen, ob ihre jeweilige Bibliothek bzw. Institution und/oder deren übergeordnete Dienststellen ein Archiv führen. In Österreich ist das Österreichische Staatsarchiv verpflichtet, ein über das Internet zugängliches Archivregister zu führen. Dort findet sich auch eine entsprechende Übersicht geordnet nach den entsprechenden Archivtypen: http://www.oesta.gv.at/ site/5172/default.aspx.

4.1.2 Vermögensanmeldungen Eine besonders wertvolle Quelle zur Rekonstruktion des NS-Bücherraubes in Österreich stellen die sogenannten Vermögensanmeldungen dar. Die Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 26. April 1938 (dRGBl. 1938 I S. 414, GBlÖ 102/1938) verpflichtete alle Personen, die im Sinne der „Nürnberger Gesetze“ von 1935 (dRGBl. 1935 I S. 1146, GBlÖ 150/1938) als Jüdinnen und Juden galten, sowie ihre nichtjüdischen EhepartnerInnen zur Anmeldung ihres in- und ausländischen Vermögens und das ihrer im gemeinsamen Haushalt lebenden Angehörigen. Anmeldepflicht galt für ein Bruttovermögen ab einem Wert von 5.000 Reichsmark; als wertmäßiger Stichtag wurde der 27. April 1938 festgelegt. Die Vermögenswerte mussten auf einem vierseitigen Formular eingetragen und in dreifacher Ausfertigung bis zum 30. Juni 1938 bei der Vermögensverkehrsstelle, die im Mai 1938 im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit eingerichtet worden war, abgegeben werden. Ziele, die die NSMachthaber mit der zentralen Erfassung jüdischer Vermögen verfolgten, waren die Erlangung einer detaillierten Vermögensübersicht als Vorbereitung eines sukzessiven legalistischen Prozesses vom Eingriff in Eigentumsverhältnisse bis zur gezielten Eigentumsentziehung, die wirtschaftsbezogene Informationssammlung zur geordneten „Arisierung“ beziehungsweise Liquidation als jüdisch geltender Geschäfte, Be-

Eine unverzichtbare Quelle für die Rekonstruktion der Entziehung jüdischen Vermögens durch das NS-Regime bilden die Vermögensanmeldungen. Diese Aktenserie umfasst 66.600 Aktenzahlen. Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik Bestandsgruppe: Entschädigungs- und Restitutionsangelegenheiten, 1938 bis 1985 Bestand: Vermögensverkehrsstelle, 1938 bis 1945 Aktenserie: Vermögensanmeldungen, 1938 bis 1945 Kurzbezeichnung für die Aktenart: VA

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 Fall-/Personenrecherchen

triebe, Unternehmen und Unternehmensanteile, die staatliche Kontrolle über jüdisches Vermögen angesichts der sogenannten „wilden Arisierungen“ in den Tagen und Wochen nach dem „Anschluss“ und die Sicherung eines Teils der Vermögenswerte für den nationalsozialistischen Staat, sei es über „Arisierungsauflagen“, die „Reichsfluchtsteuer“ für emigrierende Jüdinnen und Juden oder über die später eingeführte „Judenvermögensabgabe“. Neben dem Formular zur Vermögensanmeldung, den Beilagen sowie einem codierten Statistikblatt, das das Vermögen sachbezogen und wertmäßig erfasst, kann der Akteninhalt noch Benachrichtigungen über Veränderungen im Vermögen, Bescheide über die „Reichsfluchtsteuer“ und die „Judenvermögensabgabe“, Aufforderungen zur Ablieferung von Wertpapieren, persönliche Schreiben und Korrespondenzen mit Behörden, Abrechnungen des Auktionshauses Dorotheum sowie Unternehmensbilanzen, Inventuraufstellungen sowie Schätzgutachten beinhalten.

4.1.3 Archive (in Auswahl) Eine ausgezeichnete weltweite Übersicht von Archiven findet sich etwa auf der Linkliste der Archivschule Marburg: http://www.archivschule.de/DE/service/archive-iminternet/. Über die verschiedenen Portale von Internationalen Organisationen und der Europäische Union kann ein guter Überblick über die Archive der jeweiligen Länder erlangt werden: –– International Council on Archives (ICA): http://www.ica.org/ –– UNESCO – Archivportal: http://portal.unesco.org/ci/en/ev.php-URL_ID=5761&URL_ DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html –– Historical Archives of the European Union: http://www.eui.eu/Research/HistoricalArchivesOfEU/Index.aspx Für den freien Zugang zu historischen Quellen setzt sich etwa das International Centre for Archival Research (Icarus) ein, eine Gemeinschaft von mehr als 160 Archiven und wissenschaftlichen Instituten aus 30 europäischen Ländern, Kanada und den USA, die mehrere Online-Portale, unter anderem Matricula, betreibt: icar-us.eu. Einen Überblick zu wesentlichen Aktenbestände in Deutschland und Österreich bieten: –– Bundesarchiv. Deutsches Reich: Nationalsozialismus (1933–1945): https://www. bundesarchiv.de/benutzung/zeitbezug/nationalsozialismus/ –– Bundesarchiv. Recherche zur NS-Zeit: https://www.bundesarchiv.de/benutzung/ sachbezug/personenbezogen_genealogie/00248/ –– Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (Entschädigungs-/ Rückerstattungsakten): http://www.badv.bund.de/DE/OffeneVermoegensfragen/ Archive/Rueckerstattungsarchiv/AktenausderNSZeit/start.html –– Landesarchiv Berlin, Kurzübersichten: http://landesarchiv-berlin.de/kurzuebersichten –– Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus (Österreich): https://www.findbuch. at/de/aktenarten.html –– Abteilung für Restitutionsangelegenheiten der IKG Wien: http://www.restitution. or.at/rechercheleitfaden.html –– ns-quellen.at – Materialien zum Nationalsozialismus. Vermögensentzug, Rückstellung und Entschädigung in Österreich: http://ns-quellen.at/archivealles_anzeigen.php

Archivrecherchen 

Wesentliche Archive, die für die NS-Provenienzforschung von Bedeutung sind (in Auswahl): Deutschland: –– Bundesarchiv (Bayreuth, Berlin-Licherfelde, Berlin-Wilmersdorf, Freiburg im Breisgau, Hoppegarten, Koblenz, Ludwigsburg, Rastatt, Sankt Augustin-Hangelar; http://www.bundesarchiv.de/) –– Deutsche Dienststelle (WASt) für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht, Berlin (https://www. dd-wast.de/de/startseite.html) –– Landesarchiv Berlin (http://landesarchiv-berlin.de/) –– Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin (https://www.gsta.spkberlin.de/) –– Sächsisches Staatsarchiv (http://www.staatsarchiv.sachsen.de/) –– Staatliche Archive Bayerns (http://www.gda.bayern.de/archive/) Österreich: –– Bundesdenkmalamt (vgl. http://www.provenienzforschung.gv.at/archiv/) –– Israelitische Kultusgemeinden: Graz, Linz (http://www.ikg-linz.at/), Salzburg (http://www.ikg-salzburg.at/), Wien (http://www.ikg-wien.at/) –– Landesarchive: –– Bregenz (http://www.vorarlberg.at/vorarlberg/bildung_schule/bildung/landesarchiv/start.htm) –– Eisenstadt (http://www.burgenland.at/kultur-wissenschaft/wissenschaft/landesarchiv/) –– Graz (http://www.landesarchiv.steiermark.at/) –– Innsbruck (https://www.tirol.gv.at/kunst-kultur/landesarchiv/) –– Klagenfurt (http://www.landesarchiv.ktn.gv.at/) –– Linz (http://www.landesarchiv-ooe.at/) –– Salzburg (https://www.salzburg.gv.at/themen/salzburg/archive) –– St. Pölten (http://www.noe.gv.at/Bildung/Landesarchiv-/Landesarchiv.html) –– Wien (https://www.wien.gv.at/kultur/archiv/) –– Österreichisches Staatsarchiv, Wien (http://www.oesta.gv.at/) Frankreich: –– Archives nationales (Nationalarchiv (http://www.archives-nationales.culture. gouv.fr/): Paris, Fontainebleau, Pierrefitte-sur-Seine –– Service historique de la Défense (Archiv des Verteidigungsministeriums: Vincennes, http://www.servicehistorique.sga.defense.gouv.fr/) –– Ministère des affaires etrangères – Archives diplomatiques (Außenministerium – Diplomatisches Archiv, http://www.france.diplomatie.fr/fr/archives-diplomatiques/) Großbritannien: –– The National Archives, Kew, Richmond, Surrey (http://www.nationalarchives. gov.uk/) –– Imperial War Museums (London, Manchester, Cambridgeshire, http://www.iwm. org.uk/) –– The Wiener Library fort he Study of Holocaust and Genocide (London, http:// www.wienerlibrary.co.uk/)

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 Fall-/Personenrecherchen

Israel: Zentralarchiv für die Geschichte des Jüdischen Volkes, Jerusalem Russland: Staatliche Archive in Moskau: Russisches Staatliches Militärhistorisches Archiv (RGWIA) Russisches Staatliches Militärarchiv (RGWA) Sonderarchiv (eingegliedert ins RGWA) Staatliches Archiv der Russischen Föderation (GARF) Slowakei: Staatsarchive in Preßburg/Bratislava, Bytca, Kosice, Levoca, Nitra, Presov Slowenien: Erzbischöfliches Archiv Laibach/Ljubljana, Staatsarchiv der Republik Slowenien, Ljubljana Tschechische Republik (Staats- und Stadtarchive): –– Archive in Mähren: Brünn Brno (Südmähren), Brünn Stadt, Olmütz/Olomouc (Zentral- und Nordmähren), Troppau/Opava (kk. Schlesien und teilweise Nordmähren) –– Archive in Böhmen: Pilsen/Plzen (Westböhmen), Leitmeritz/Litomerice (Nordböhmen), Wittingau/Trebon (Südböhmen), Samrsk/Zamrsk (Nordostböhmen), Prag/Praha (Zentralböhmen), Prag/Praha Stadt Ungarn: Ungarisches Staatsarchiv, Budapest USA: Leo Baeck Institute, New York (https://www.lbi.org/) National Archives and Records Administration, Washington D.C. (https://www.archives.gov/)

4.2 Tipps für Fall-/Personenrecherchen Bei der Autopsie der Bücher treten Namen von Personen und Körperschaften auf, die identifiziert und hinsichtlich einer NS-Verfolgung bzw. einer Verwicklung darin zu überprüfen sind. Wenn für die NS-Provenienzforschung umfangreiche Bestände zu untersuchen sind, kann die Liste der zu bearbeitenden Personen und Körperschaften hunderte oder sogar tausende Namen umfassen. Erst nach dem Vorliegen konkreter Ergebnisse aus der Fall- und Personenrecherche kann die Suche nach den heutigen EigentümerInnen bzw. RechtsnachfolgerInnen beginnen (siehe Kapitel 5 bzw. 7).

4.2.1 Quellenlage vor Ort In vielen Fällen kann eine Recherche zu einem konkreten Fall bzw. zu betroffenen Personen/Institutionen an der eigenen Bibliothek bzw. an der eigenen Institution begonnen werden. Neben Inventarbüchern oder -verzeichnissen können meist Bibliotheks- oder Hochschularchive, in denen Dokumente zu Ereignissen aus der Geschichte der Bibliothek oder der Institution aufbewahrt werden, herangezogen werden. Diese Quellen können, etwa an großen Universitätsarchiven, elektronisch erschlossen



Tipps für Fall-/Personenrecherchen 

sein. Wenn aber z. B. zu Institutsbibliotheken recherchiert wird, können benötigte Unterlagen vielfach ohne elektronischen Nachweis nur in Form von Aktenordnern gefunden werden (Zu möglichen Quellen siehe auch Kapitel 3.3). Manchmal bietet die Quellenlage vor Ort Hinweise auf weitere Spuren, die dann in anderen Archiven bzw. Datenbanken weiterzuverfolgen sind. Gibt es vor Ort keine entsprechenden Unterlagen, muss für die Fall- bzw. Personenrecherche von vornherein auf externe Quellen zurückgegriffen werden.

4.2.2 Unterstützende Institutionen in Deutschland In Deutschland fungierte die von Bund und Ländern finanzierte Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste Magdeburg (heute: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste) als Serviceeinrichtung für die Dokumentation von Kulturgütern, die während des Nationalsozialismus als NS-Raubgut ihren EigentümerInnen verfolgungsbedingt entzogen oder die als Beutekunst des Zweiten Weltkrieges kriegsbedingt verbracht worden sind. In der 2001 eingerichteten Lost Art Internet Database konnten Institutionen oder Privatpersonen ihre Such- und Fundmeldungen öffentlich dokumentieren. Deren Aufgaben werden seit Januar 2015 von der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste wahrgenommen. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste: http://www.kulturgutverluste.de/ Lost Art Internet Database: http://www.lostart.de/

4.2.3 Unterstützende Institutionen in Österreich Unterstützung bei der Suche nach ErbInnen bietet in Österreich die Israelitische Kultusgemeinde Wien und der 1995 eingerichtete Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, der dafür eine eigene Kunstdatenbank aufgebaut hat. Diese Datenbank, die im Oktober 2006 eingerichtet wurde, umfasst mehr als 9.000 Objekte aus öffentlichen Sammlungen und Museen des Bundes und der Länder sowie verschiedener Universitätsbibliotheken. Dadurch wird Opfern des NS-Kunstraubes und deren Nachkommen die gezielte Suche nach entzogenen und zur Rückstellung geeigneten Kunstobjekten ermöglicht. Israelitische Kultusgemeinde Wien: http://www.ikg-wien.at/ Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus: https://nationalfonds.org/ Kunstdatenbank des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus: http://www.kunstrestitution.at/ Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW): http://www.doew.at

4.2.4 Unterstützende Institutionen international Auch auf internationaler Ebene gibt es Institutionen, die die Suche nach ErbInnen unterstützen. Die Commission for Looted Art in Europe verwaltet das Central Registry of Information on Looted Cultural Property 1933–1945 (http://www.lootedart. com/), bietet Hilfestellung bei der Suche nach und der Kommunikation mit ErbInnen und berät, ebenso wie die Claims Conference, im Zusammenhang mit Raubgut und Restitution.

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 Fall-/Personenrecherchen

Commission for Looted Art in Europe: http://www.lootedartcommission.com/ Conference on Jewish Material Claims Against Germany („Claims Conference“): http://www.claimscon.de/

4.3 Falldossiers 4.3.1 Grundlegendes zu Falldossiers „Die Basis einer möglichen Restitution ist eine fundierte Provenienzforschung.“ (Haug 2007, S. 83)

Die Ergebnisse der Autopsie und der Archivrecherchen werden in Falldossiers aufbereitet. Diese beinhalten auch eine Empfehlung über eine Rückgabe im dargestellten Fall durch jene Personen, die die NS-Provenienzforschung durchführen. Bestandteile von Falldossiers: – Bezeichnung des Falls – Name des Bearbeiters bzw. der Bearbeiterin – Erstellungsdatum des Falldossiers – Name des ursprünglichen rechtmäßigen Eigentümers bzw. der rechtmäßigen Eigentümerin – Informationen zu den geraubten Büchern – Abbildung und Beschreibung der Provenienzmerkmale – Rekonstruktion des Raubes – Quellen- und Literaturangaben – Einschätzung und daraus resultierend Empfehlung für bzw. gegen Restitution

Die Falldossiers dienen als Grundlage für die Entscheidungsfindung, ob eine Restitution durchgeführt werden soll oder nicht.

4.3.2 Negativ-Dossiers

Halten Sie auch die Rechercheergebnisse in Fällen, die nicht zu einer Restitution führen, sowie unklare und erblose Fälle in Form von Restitutionsdossiers fest!

Alle Fälle, bei denen es sich aufgrund der Biographien der VorbesitzerInnen bzw. des Eingangszeitpunkts in der Bibliothek um NS-Raubgut handeln könnte, sind zu prüfen. Sollte aufgrund des Informationsstands zum Zeitpunkt der Untersuchung kein Hinweis auf eine unrechtmäßige Erwerbung vorliegen, so sind auch die Ergebnisse dieser Recherchen in entsprechenden Falldossiers festzuhalten und in geeigneter Form, etwa durch Präsentation auf der Website der betreffenden Bibliothek, zu veröffentlichen. Negativ-Dossier bezeichnet dabei jene Falldossiers, bei denen letztlich die Entscheidung auf Nicht-Rückgabe lautet. Zu Beginn eines Rechercheprozesses für ein Falldossier kann jedoch noch nicht ausgesagt werden, ob eine Restitution empfohlen wird oder nicht und wie der Sachverhalt letztlich zu beurteilen ist. Beispiel: Rudolf Wolkan (1860–1927) Im Zuge der Provenienzforschung wurden an der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie, der Fachbereichsbibliothek Germanistik sowie in der Hauptbibliothek der Universitätsbibliothek Wien insgesamt 15 Druckschriften mit dem Provenienzhinweis auf Rudolf Wolkan gefunden. Die Person Wolkans rückte durch die Nennung des Namens im Restitutionsbericht der Stadt Wien aus 2005 (http://www.wienmuseum.at/fileadmin/user_upload/PDFs/Restitutionsbericht_2005.pdf) ins Interesse der Provenienzforschung an der UB Wien. Im zugrundeliegenden Restitutionsbericht der Wienbibliothek im Rathaus war der Vorbesitzvermerk Rudolf Wolkan mit der Herkunft als „alter Bestand“ angeführt worden und daher die Provenienz als „zumindest aufklärungsbedürftig“ eingeschätzt worden.

Falldossiers 

Der Erwerb der Druckschriften mit der Provenienz Rudolf Wolkan durch die drei Bibliotheken der Universität Wien ließ sich nicht im Detail rekonstruieren. Aufgrund des Todesjahres 1927 und der Tatsache, dass Wolkan einerseits als Vizedirektor der Universitätsbibliothek und andererseits als Literaturhistoriker an der Universität tätig war, sowie des Umstandes, dass seine Nachkommen keiner NS-Verfolgung ausgesetzt waren, sprechen die Indizien für einen legalen Erwerb im Sinne der NS-Provenienzforschung.

Abb. 23: Exlibris Rudolf Wolkan (UB Wien)

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 Fall-/Personenrecherchen

4.3.3 Umgang mit unklaren Fällen Während Exlibris, Stempel, Widmungen oder Randnotizen in Büchern zu ursprünglichen EigentümerInnen führen können – oder auch zur Erkenntnis, dass kein Raubgut vorliegt und das betreffende Objekt von der eigenen Bibliothek rechtmäßig erworben wurde –, lässt sich für einen großen Teil der Bücher keine abschließende Bewertung vornehmen, weil keine expliziten Spuren auf unrechtmäßigen Erwerb vorhanden sind. Die betreffenden Bücher sind bis zur definitiven Klärung der Provenienz oder, wenn diese nie ermittelt werden kann, auf Dauer als verdächtige Zugänge zu führen bzw. in den Bestandskatalogen entsprechend zu kennzeichnen (siehe Kapitel 6). Weil sich der Informationsstand zu einzelnen Fällen durch die Ergebnisse der NSProvenienzforschung an anderen Bibliotheken oder Institutionen verbessern kann, sind Falldossiers, in denen bisher keine Hinweise auf unrechtmäßige Erwerbungen festgehalten werden, in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und gegebenenfalls um neue Erkenntnisse aus anderen NS-Provenienzforschungsprojekten zu vervollständigen.

4.3.4 Umgang mit erblosen Fällen

Übereignung der Gegenstände „[…] jene Gegenstände gemäß § 1, welche nicht an die ursprünglichen Eigentümer oder deren Rechtsnachfolger von Todes wegen rückübereignet werden können, weil diese nicht festgestellt werden können, an den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus zur Verwertung zu übereignen, der den Verwertungserlös für die in § 2a des Bundesgesetzes über den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, BGBl. Nr. 432/1995, genannten Zwecke zu verwenden hat.“ (Kunstrückgabegesetz – KRG 1998, § 2 Abs. 2)

In Fällen, in denen der Sachverhalt des NS-Bücherraubes aus den Quellen rekonstruiert werden kann, die ursprünglichen BesitzerInnen beziehungsweise deren RechtsnachfolgerInnen aber nicht ermittelt werden können, sind die Ergebnisse ebenfalls in Falldossiers zusammenzufassen und in geeigneter Weise zu veröffentlichen. Die weitere Vorgangsweise für österreichische Bundesinstitutionen wird im Kunstrückgabegesetz (1998) geregelt, das eine Übergabe der betroffenen Objekte und Bestände an den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus vorsieht, der für die Verwertung der Gegenstände aus erblosen Fällen zuständig ist.

Aus der Praxis: Die Österreichische Nationalbibliothek, die seit 2003 NS-Provenienzforschung betreibt, hat von den 52.403 Einzelobjekten (Bücher, Fotos, Negative, Autografen, Handschriften, Karten, Musikalien), die als Raubgut klassifiziert wurden, 15.958 Objekte als erblos eingeschätzt. Davon wurden 8.363 Einzelbände gemäß den Bestimmungen des Kunstrückgabegesetzes an den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus übergeben und in einem folgenden Rechtsakt nach Ermittlung eins marktüblichen Preises durch einen externen Sachverständigen um 135.000 Euro wieder angekauft. Im Online-Katalog der Nationalbibliothek wurden die Katalogisate der von diesem Rechtsakt betroffenen Bände mit einer Zusatz versehen, in dem auf die besondere Geschichte von Raub und Rückkauf hingewiesen wird. http://www.onb.ac.at/about/provenienzforschung.htm; http://nationalfonds.org/meldung/nationalbibliothek-restituiert-ns-raubgut-an-den-nationalfondsder-republik-oesterreich-fuer-opfer-des-nationalsozialismus.html

4.3.5 Beispiel für ein Restitutionsdossier Im Folgenden wird ein konkretes Beispiel für ein Restitutionsdossier vorgestellt, das den Restitutionsfall „Raoul Fernand Jellinek-Mercedes“ beschreibt, der an der Medizinischen Universität Wien ermittelt werden konnte. Die betroffenen Bücher wurden 2012 an die rechtmäßigen Erben restituiert.

Falldossiers 

Die unten präsentierte Kurzfassung des Restitutionsdossiers wurde auch auf der Website der betroffenen Universität veröffentlicht. Die Langfassung ist nicht zur Veröffentlichung vorgesehen, weil sie Informationen (insbesondere über die berechtigten ErbInnen) beinhaltet, die aus Datenschutzgründen nicht publiziert werden können.

Bibliothek „Raoul Fernand Jellinek-Mercedes“ (Kurzfassung) erstellt von Dr. Walter Mentzel I. Eigentümer Raul Fernand Jellinek-Mercedes II. Informationen zu den geraubten Büchern Zahl der als geraubt identifizierten Bücher: 5 Standort der Bücher heute: Medizinische Universität Wien, Institut für Geschichte der Medizin Historischer Standort der Bücher 1941–1945: Institut für Geschichte der Medizin Inventarnummern: 1. 11.334/1-2 2. 11.332 3. 11.335 4. 17.095/Ergz Buchtitel: 1. Helmholtz Hermann von, Vorträge und Reden. Bd. 1–2, 5. Aufl. Braunschweig 1903. 2. Heymanns G., Einführung in die Metaphysik auf Grundlage der Erfahrung. Leipzig 1905. 3. Ostwald Wilhelm, Vorlesungen über Naturphilosophie gehalten im Sommer 1901 an der Universität Leipzig. 2. Aufl. Leipzig 1902. 4. Haeckel Ernst, Die Lebenswunder. Gemeinverständliche Studien über Biologische Philosophie. Ergänzungsband zu dem Buche über die Welträthsel. Stuttgart 1905. III. Beschreibung der Provenienzmerkmale Alle fünf Bücher enthalten das Ex libris: „Dem Fernand Jellinek-Mercedes sein Buch“, sowie den handschriftlichen Vermerk bezüglich der Erwerbung durch das Institut für Geschichte der Medizin/Wien vom Leipziger Antiquariat Hiersemann: „5. III. 41“ inklusive Preisangabe in Reichsmark und „Hiersemann“. Laut Inventarbuch des IGM wurden die Bücher zu den unten angeführten Preisen angekauft: Die Signaturen: 11.334/1-2 RM 8.– 11.332 RM 8.– 11.335 RM 5.– 17.095/Ergz. RM 8.– IV. Angaben zu den Eigentumsverhältnissen und zur Bibliothek Raoul Fernand Jellinek-Mercedes wurde am 18. Juni 1888 in Algier geboren. Gemäß seinen Angaben bei der Vermögensverkehrsstelle war er als Schriftsteller tätig. Jellinek-Mercedes lebte in Baden bei Wien/Niederösterreich, Wienerstrasse 41. Er war mit Leopoldine Jellinek, geb. Weiss verheiratet. Sein Vater Emil Jellinek war Sohn des jüdischen Gelehrten Adolf Jellinek und seiner Frau Rosalie, geborene Bettelheim. Er war in erster Ehe verheiratet mit Rachel Goggmann Cenrobert und hatte mit ihr die Kinder Adolph, Fernand und Adrienne Manuela Ramona (Mercedes). In zweiter Ehe war er verheiratet mit Henriette Engler (Anaise Jellinek). Sie hatten die Kinder Alain Didier, Guy, René und Andrée (Maya). Emil Jellinek war Geschäftsmann und Berater der Daimler-Motorengesellschaft, nach dessen Tochter Adrienne Manuela Ramona Jellinek (Mercedes), das gleichnamige Automobil benannt wurde. 1907 wurde Jellinek österreichisch-ungarischer Generalkonsul und kurze Zeit später Konsul von Mexiko. Seit 1909 fungierte er als Leiter des österreichisch-ungarischen Konsulats in Monaco. Raoul Fernand Jellinek-Mercedes lebte im Jahr 1938 in Baden bei Wien. Neben einer reichen Musikaliensammlung besaß er eine Gemäldesammlung und eine reichhaltige Bibliothek. Seine wertvollen Mobilien sowie Kunst- und Buchbestände weckten die Begierden der Nationalsozialisten. Im Juli 1938 wurde er aufgefordert seine Vermögensverhältnisse der Abteilung „Vermögensanmeldung“ der Vermögensverkehrsstelle im Ministerium für Arbeit und Wirtschaft, entsprechend der

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 Fall-/Personenrecherchen

„Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 18. Mai 1938 (GBl. für Österreich Nr. 139/1938)“ bekannt zu geben. Jellinek-Mercedes unternahm darauf umfangreiche Nachforschungen, um Dokumente über seine „jüdische Abstammung zweiten Grades“ zu erbringen. Diese scheiterten jedoch aufgrund seiner Geburt in Algier im Jahr 1883, da die dort ausgestellten französischen Dokumente keine Eintragungen zum Religionsbekenntnis enthielten. Nachdem er mehrmals auf diesen Umstand aufmerksam machte, wurde ihm weiterhin beschieden, dass, solange er nicht seine nichtjüdische „Abstammung“ nachweisen könne, er und sein Vermögen weiter „als jüdisch“ gelten würden. Monatelang war Jellinek-Mercedes gezwungen sein Privatvermögen durch Notverkäufe – unter anderem seine Bibliothek an Buchhändler und Antiquare – zu veräußern. Zuletzt belehnte er sein Haus bei der Stadt Baden bei Wien. Am 10. Februar 1939 beging Jellinek-Mercedes aufgrund des Druckes durch die Gestapo und der „Vermögensverkehrsstelle“ in Baden bei Wien Selbstmord. V. Rekonstruktion des Raubes Die fünf ermittelten Bücher wurden am 5. März 1941 vom Institut für Geschichte der Medizin vom Leipziger Antiquariat Hiersemann gekauft. Dieses Antiquariat könnte schon vor dem Selbstmord von Jellinek-Mercedes „Ankäufer“ der Privatbibliothek und einer der von Jellinek-Mercedes in seiner Vermögenserklärung erwähnten „Buchhändler und Antiquare“ gewesen sein. Jedenfalls wurde spätestens nach dem Tode von R. F. Jellinek-Mercedes große Teile der Bibliothek von seiner Ehefrau Leopoldine Jellinek-Mercedes verkauft. In den aufgefunden Büchern aus der Provenienz Jellinek-Mercedes finden sich handschriftliche Hinweise über den Zeitpunkt, den bezahlten Preis und den Verkäufer der Bücher. In der Anlage zu seiner „Vermögensanmeldung“ gab R. F. JellinekMercedes Ende 1938 gegenüber der Vermögensverkehrsstelle an, dass er „den Wert seiner Bibliothek angegeben [hat] in der Höhe des Anbotes, den mir Buchhändler anfangs Mai (1938) dafür gemacht haben.“. Weitere Hinweise zum Raub und den unter Druck vorgenommenen Veräußerungen der Privatbibliothek der Familie Jellinek-Mercedes, gab die Ehefrau von R. F. Jellinek-Mercedes, Leopoldine Jellinek-Mercedes rückblickend auf die von ihr getätigte „Judenvermögensabgabe“, im Oktober 1958 gegenüber dem Bundesministerium für Finanzen der Republik Österreich an: „Am 10. Februar 1939 erschoss sich mein Gatte nach einer Amtshandlung des Vollstreckungsbeamten. Mein Gatte stand vor der Verhaftung. Ich musste nach meinem Gatten an Judenvermögensabgabe 32.000.- RM bezahlen. Um diese enorme Summe aufzubringen musste ich die überaus kostbare Bibliothek, die einzigartige Partitur-Sammlung und mein Grundstück in Baden, Germergasse 26, ferner Schmuck und fünf sehr wertvolle Perserteppiche, weit unter dem Wert veräußern und (sic) die Sühneabgabe, „Juva“ von 32.000 RM zu leisten“. Der von Leopoldine Jellinek-Mercedes im Mai 1962 – nach der Schaffung von „Auffangorganisationen“ zur Sammlung entzogenen Vermögens – angestrengte Rückstellungsantrag wurde im August 1962 aufgrund ihrer nicht fristgerechten Einreichung des Antrages abgewiesen.

Abb. 24a und 24b: Exlibris „Dem Fernand Jellinek-Mercedes sein Buch“ in zwei Farbvarianten (UB Med Uni Wien)

Falldossiers 

Abb. 25: Handschriftlicher Vermerk Hiersemann 1941 (UB Med Uni Wien) / Verkäufer (Antiquariat Hiersemann in Leipzig) sowie Preisund Datumseintragung.

VI. Quellen und Literatur Quellen: Niederösterreichisches Landesarchiv – Vermögensanmeldung Jellinek-Mercedes Raoul Fernand Dr. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Finanzen, Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und dem Burgenland (FLD), Zl. 22.062 Band 1 und 2, Leopoldine Jellinek-Mercedes – Rückstellungsantrag. Literatur: Brenner Reinhard, Die Sammlung Jellinek-Mercedes in der Stadtbibliothek Essen, in: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut, (= Zweites Hannoversches Symposium, hrsg. von Regine Dehnel), Frankfurt am Main 2006, (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderhefte 88), S. 379. http://ub.meduniwien.ac.at/content/PDF_text/Restitutionsdossier_03_Jellinek_Mercedes.pdf

Ein besonderer Aspekt der NS-Provenienzforschung liegt darin, dass aus der Gesamtsicht auf die Forschungsergebnisse und Restitutionen vieler einzelner Bibliotheken ein Mosaik entstehen kann, das eine umfassende und über die Einzelinstitution hinaus führende Sicht zu konkreten Fällen von Opfern oder Tätern des NS-Bücherraubes ermöglicht. So erfolgten im oben dargestellten Fall der Medizinischen Universität Wien auch an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und an der Universitätsbibliothek Leipzig Restitutionen an die rechtmäßigen Erben von Raoul Fernand Jellinek-Mercedes. Restitutionen an die Erben von Raoul Fernand Jellinek-Mercedes Zentral- und Landesbibliothek Berlin

1 Band

2011

Medizinische Universität Wien

5 Bände

2012

Universitätsbibliothek Leipzig

16 Bände

2013

Für eine Sammlung von über 1.000 Bänden von Gesamtausgaben deutscher Musiker, die von der Gestapo beschlagnahmt und 1940 an die Musikbibliothek in Essen transferiert worden war, erhielten die Erben von Raoul Fernand Jellinek-Mercedes 2002 eine Entschädigung. Quellen: Berlin: http://www.zlb.de/ueber-uns/bibliothekarisches-fachpublikum/raubgutforschung/restitutionen-2011.html Leipzig: http://www.zv.uni-leipzig.de/service/kommunikation/medienredaktion/nachrichten. html?ifab_modus=detail&ifab_id=4852

Auch in drei die Verlagsbuchhandlung Anzengruber-Verlag, Brüder Suschitzky, betreffenden Fällen an der Wirtschaftsuniversität Wien, der Medizinischen Universität Wien und der Universität Salzburg erfolgten 2013 bzw. 2014 Restitutionen an Wolf Suschitzky (geb. 1912), den in London lebenden Sohn eines der ursprünglichen Besitzer.

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 Fall-/Personenrecherchen

Restitutionen an den Erben der Verlagsbuchhandlung Anzengruber-Verlag, Brüder Suschitzky Wirtschaftsuniversität Wien

1 Buch

2013

Medizinische Universität Wien

1 Buch

2014

Universität Salzburg

1 Buch

2014

4.4 Dokumentation der Ergebnisse Ein wichtiger Aspekt der praktischen Umsetzung von Provenienzforschung und Restitutionen ist die Dokumentation der erfolgten und anstehenden Arbeitsschritte (siehe Kapitel 2.4). Diese Daten sollten bei Fall- bzw. Personenrecherchen erfasst werden: Angaben zur Provenienzforschung Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Bezeichnung

Dossierbezeichnung

Person/Körperschaft

Eindeutige Identifizierung notwendig

Beispiel(e)

Geburtsdatum/Ort Todesdatum/Ort NS-Verfolgung

Ein Schema zur Klassifikation von Raubgut finden Sie im Leitfaden 2005 (S. 13).

Einschätzung

1: geklärt: kein Raubgut 2: wahrscheinlich kein Raubgut 3: unspezifisch 4: verdächtig 5: wahrscheinlich Raubgut 6: geklärt: Raubgut

Klassifikation Raubgut

Raub, Enteignung, Arisierung, Abpressung

Status Provenienzrecherche

in Arbeit/abgeschlossen

In der internen Verwaltungsdatenbank werden zu den einzelnen Fällen Datensätze angelegt, die den Status des jeweiligen Falles von der Erfassung über das Dossier bis hin zur Entscheidung und den weiteren Schritten begleiten: Angaben zu Falldossiers und zur internen Verwaltungsdokumentation Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

ID

Interne Datenbanknummer (vom System generiert)

Anmerkungen URL zum Datensatz

 

Permalink

 

GND-Nummer

 

Erfasst von/Änderungen von

MitarbeiterInnen

Erfasst wann/Änderungen am

MitarbeiterInnen

Beispiel(e)



Dokumentation der Ergebnisse 

Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Dossierstatus

Angelegt In Recherche Recherchecheck (Freigabe) Akkordation mit BibliotheksmitarbeiterInnen Dossier mit Empfehlung an Entscheidungsträger

Entscheidung

Negativdossier/Mischdossier/Restitutionsfall/ Übertragung

Umsetzung der Entscheidung

Restitution eingeleitet Restitution durchgeführt Fall abgeschlossen

Beispiel(e)

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5  Vorbereitung der Restitution Vor Durchführung einer Restitution bzw. Rückgabe müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein: Das Objekt konnte eindeutig zugeordnet werden, VorbersitzerInnen konnten identifiziert werden und eine prinzipielle Entscheidung zur Rückgabe wurde getroffen. Außerdem muss die Verfolgung, der Besitzverlust im Verfolgungszeitraum 1933–1945 und der Anspruch auf Rückgabe nachgewiesen werden, wobei Doppelentschädigungen zu vermeiden sind. Daher ist abzuklären, ob bereits frühere Restitutionen, Entschädigungen etc. stattgefunden haben. Zur Abklärung dieser Fragen ist in Deutschland in jedem Fall das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) miteinzubeziehen. Das BADV stellt auch einen Restitutionsanspruch nach dem Vermögensgesetz fest bzw. erstellt ein Negativattest. In Österreich gilt für Fälle, in denen Bundesvermögen betroffen ist, dass die Kommission für Provenienzforschung bzw. über das jeweils zuständige Ministerium das Finanzministerium oder die Finanzprokuratur der Republik Österreich zu befassen ist. Das folgende Kapitel beschäftigt sich daher mit dem Fragenkomplex: An wen kann restituiert/zurückgeben werden und wie kann der/die Berechtigte festgestellt werden? Und: Was tun, wenn es kein eindeutiges Ergebnis gibt oder keine lebenden erbberechtigten Personen oder RechtsnachfolgerInnen festgestellt werden können?

5.1 Ahnenforschung Die Ahnenforschung ist ein umgangssprachlich benutzter Begriff für Genealogie, also die Lehre von der Geburt, Abstammung und Geschlechter und ist eine historische Hilfswissenschaft. Frühe Anwendungsgebiete waren etwa im Mittelalter die Absicherung von Besitzansprüchen des Adels und der Herrscherhäuser. Die Befassung mit der Ahnenforschung durch wohlhabende Bürger kam erst in der Neuzeit auf. Ahnenforschung als Familienforschung wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts für breitere Schichten populär, die Gründung der ersten genealogischen und heraldischen Vereine, wie 1869 den „Herold“ in Berlin und 1870 den „Adler“ in Wien, sind Beispiele dafür. Im Zuge dessen entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts auch zahlreiche genealogische Zeitschriften. Von den Nationalsozialisten wurde die Genealogie für den Rassenwahn missbraucht. Schon 1933 wurde eine „Durchführungsverordnung zum Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen, womit der Nachweis einer arischen Abstammung zu erbringen war. Mit den Nürnberger Rassegesetzen 1935 wurden die Gesetze weiter verschärft und die antisemitische Ideologie auf juristische Grundlagen gestellt. Zunächst war die „Reichsstelle für Sippenforschung“, die 1940 in „Reichssippenamt“ umbenannt wurde, für die Überprüfung des Nachweises „einer deutschen oder artverwandten Abstammung“ bei Eheschließungen nach dem Reichsbürgergesetz, aber auch für den Erwerb des Reichsbürgerrechts und die Berufsausübung zuständig. Die Anzahl der Anträge stieg beträchtlich, schon bis zur Umbenennung hatte die Reichsstelle über 112.000 Abstammungsbescheide ausgestellt. Beispiel: „SS Ahnenerbe“ 1935 wurde von Heinrich Himmler (Reichsführer SS, 1900–1945), Richard Walther Darré (Reichsbauernführer und Leiter des Rasse- und Siedlungshauptamtes, 1895–1953) und dem niederländischen Privatgelehrten Herman Wirth (1885–1981) die Forschungsgemeinschaft Deutsches DOI 10.1515/9783110318630-005

Erbensuche 

Ahnenerbe e.V. als eine Forschungseinrichtung der SS gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges beteiligte sich das Ahnenerbe am systematischen Kunstraub und führte Menschenversuche durch. Die Institute dienten in ihrer Gesamtheit dem Zweck, die NS-Rassenideologie des ‚Arischen Herrenmenschen‘ und daraus abgeleitete Verbrechen wie ethnische und kulturelle Verfolgung pseudowissenschaftlich zu legitimieren.

5.2 Erbensuche Unter Erbensuche versteht man die Suche nach den ErbInnen verstorbener ErblasserInnen. Daher muss erst einmal in Erfahrung gebracht werden, ob es überhaupt erbberechtigte Verwandte der Erblasserin bzw. des Erblassers gibt. Eine Erbensuche kann daher oft nur die Erbfolge klären, wenn die gesamte Erbfolge des verstorbenen Erblassers aufgearbeitet wird. Jedenfalls müssen sämtliche Ordnungen der gesetzlichen Erbfolge überprüft werden, um sicherzustellen, dass keine ErbInnen übersehen wurden. Bis die Suche abgeschlossen ist, müssen sich die MiterbInnen einer Erbengemeinschaft gedulden, bevor ihr Erbanteil feststeht. Die Suche nach erbberechtigten Verwandten erweist sich in der Praxis meist als äußerst schwierig, da oft noch nicht einmal bekannt ist, ob noch weitere gesetzliche ErbInnen existieren. Somit stellt sich die Erbenermittlung häufig als Suche nach der Nadel im Heuhaufen dar. Zudem erfordert die Erbensuche in der Regel ein spezielles Fachwissen. Falls sich also Verwandte des Erblassers bzw. der Erblasserin in Folge einer Flucht oder Emigration im Ausland befinden, ist Expertenwissen gefragt, um diese ausfindig zu machen. Im Unterschied zur Ahnenforschung ist die zeitliche Suchrichtung zum Teil anders gelagert. Während man bei der Ahnenforschung in der Regel von einer Person ausgehend in die Vergangenheit zurückgeht, werden bei der Erbensuche von einem bestimmten vergangenen Zeitpunkt aus die gegenwärtig berechtigten ErbInnen gesucht. Dabei ist nicht nur die Verwandtschaft im Sinne der Genealogie zu beachten, sondern auch die in den jeweiligen Ländern gültigen rechtlichen Bestimmungen des Erbrechts. Angesichts der in aller Welt verstreuten Opfer des Nationalsozialismus und deren ErbInnen stellt die Beachtung der verschiedenen Erbrechte eine besondere Herausforderung dar. Zur Lösung ist ein hohes Maß an Professionalität notwendig, da das Ergebnis nicht nur gegenüber den EigentümerInnen und ErbInnen, sondern auch gegenüber den Stakeholdern der eigenen Institution und deren übergeordneter Stellen zu vertreten ist. Eine spätere Diskussion darüber, dass etwa an die „falschen“ ErbInnen zurückgegeben/restituiert wurde, sollte von vornherein vermieden werden. Das nötige Rüstzeug für die Erbenforschung geht dabei wesentlich über die Lösung von Problemen hinaus, die auf HobbygenealogInnen lauern (etwa Pfarr- und Grundherrschaftsgrenzen, Orthographie etc.), denn es ist nicht nur die Kenntnis notwendig, in welchen kirchlichen und staatlichen Archiven notwendige Unterlagen zu finden sind, sondern auch den internationalen Spuren der Personen entlang der Emigration, Remigration etc. zu folgen. Während sich etwa die Familiennamen in der klassischen Ahnenforschung in fünf Kategorien (Patronyme/Metronyme, Herkunftsnamen, Wohnstättennamen, Berufsnamen und Übernamen) einteilen lassen, kommt durch die Emigrations-, Flucht- und Exilgeschichte für die Erbenforschung noch die eventuelle Anpassung/Änderung des Namens an die jeweiligen neuen Staaten hinzu (z. B. wurde aus dem Namen Cohn in Österreich in den USA Kerry, oder aus Friedrich bzw. Fritz wurde Frederick). Gleichzeitig sind die entsprechenden Bestimmungen des Datenschutzes und der Schutz der Persönlichkeit (sensible Daten) zu beachten.

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52 

 Vorbereitung der Restitution

5.3 Kooperationen und Suchdienste

Auch wenn für private Dienste von professionellen Erbenermittlern ein Honorar gezahlt werden muss – die Auslagerung an Dritte bietet auf jeden Fall den Vorteil belastbarer Gutachten.

Informationen zu Beutegut finden Sie unter http://www.lostart.de/Webs/DE/ Provenienz/Beutekunst.html

Wesentlich für die NS-Provenienzforschung sind jedenfalls Information und Austausch über die einzelnen Fälle. Allerdings ist die Weitergabe von Kontakten aus Datenschutzgründen nicht so ohne weiteres möglich. Institutionen, die bereits mit den ErbInnen direkt in Kontakt standen, können jedoch andere Anfragen mit der Bitte um Kontaktaufnahme weiterleiten. Falls für die Erbensuche an der eigenen Institution keine Expertise vorhanden ist oder falls ein Teil der Erbfolge selbst durch intensive Erbensuche nicht eruiert werden kann, sollte an professionelle ErbenermittlerInnen bzw. Suchdienste gedacht oder die Kooperation mit in Restitutionsfällen erfahrenen Organisationen, wie die Abteilung für Restitutionsangelegenheiten der IKG Wien (http://www.restitution.or.at/) oder der Commission for Looted Art in Europe (http://www.lootedartcommission. com) in London gesucht werden. Sie sind Profis auf dem Gebiet der Personensuche, sodass hier beste Erfolgschancen gegeben sind. In Deutschland hilft bei Beständen, die der Arbeiterbewegung zuzurechnen sind, die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung (http://library.fes.de/). Die Claims Conference (http://www.claimscon.de/) ist aufgrund des Vermögensgesetzes von 1990 und ihrer Globalanmeldung von 1993 als Rechtsnachfolgeorganisation eingesetzt, um für Vermögen zerstörter jüdischer Gemeinden und Organisationen sowie für unbeanspruchtes Vermögen einzutreten, welches den EigentümerInnen aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung im Bereich der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) geraubt worden war. Sofern die ursprünglichen EigentümerInnen ihre Ansprüche im Rahmen der gesetzlichen Fristen nicht geltend machen, tritt die Claims Conference als Nachfolgeorganisation in diese Rechte ein. Außerhalb des Territoriums der ehemaligen DDR sind die Regelungen des Vermögensgesetzes nicht gültig. Für das Gebiet der alten Bundesrepublik Deutschland (BRD) galten die Rückerstattungsgesetze der west-alliierten Militärregierungen aus den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Anmeldefristen dieser Rückerstattungsgesetze sind seit vielen Jahrzehnten abgelaufen. Die Nachfolgeorganisation für die amerikanische Besatzungszone war die Jewish Restitution Successor Organization (JRSO) gewesen. Wenn für eine zerstörte Jüdische Gemeinde auf dem Gebiet der alten BRD heute formal keinen Rechtsnachfolger nachzuweisen ist, so ist trotzdem eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien anzustreben. Es erscheint daher sinnvoll, eine Restitution an den Funktionsnachfolger – also etwa eine andere Israelitische Kultusgemeinde – in Betracht zu ziehen. In Österreich kann in Fällen, in dem Bundesvermögen betroffen ist und in denen keine ErbInnen existieren oder auffindbar sind, oder aber eine Zuordnung der nicht individualisierbaren Bücher zu den konkreten Geschädigten unmöglich ist, die Übereignung an den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus gemäß Kunstrückgabegesetz vereinbart werden. Dabei verbleiben die Bücher bzw. Objekte treuhänderisch an der jeweiligen Institution und es wird anhand eines unabhängigen Schätzgutachtens ein Kaufpreis vereinbart, der den Opfern des Nationalsozialismus zugute kommt. Aktivitäten in Zusammenhang mit Beutegut, d. h. kriegsbedingt aus anderen Staaten nach Deutschland verbrachtem Kulturgut, müssen mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (http://www.kulturgutverluste.de/) und dem Deutschen Auswärtigen Amt koordiniert werden, da es sich um einen sehr sensiblen und komplexen Bereich mit internationalen juristischen, politischen und moralischen Aspekten handelt.



Aktive und passive Erbensuche 

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5.4 Aktive und passive Erbensuche Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Erbensuche durchzuführen: Die Bibliothek bzw. Institution kann sich selbstständig um die Erbensuche kümmern („aktive“ Erbensuche“) oder sie kann sich mit einer Anfrage an andere Institutionen und Kooperationspartner wenden („passive“ Erbensuche). Eine aktive Erbensuche bedeutet in jedem Fall: –– Archivrecherchen (nicht nur lokal und national, sondern auch international) –– Kontaktaufnahme mit diversen Einrichtungen für weiterführende Informationen wie z. B. Pensionsversicherungsanstalten, Meldeämtern etc., wobei gegebenenfalls abzuklären ist, inwieweit in diesem Zusammenhang auf „Amtshilfe“ zurückgegriffen werden kann –– Zugang zu diversen Datenbanken (z. B. Social Security Death Index Auszüge in den USA) notwendig (Datenbanken zum Teil kostenpflichtig, sodass gegebenenfalls Extrakosten einzuplanen sind) –– Diverse Dokumente wie z. B. Sterbeurkunde und Testament müssen ausgehoben werden (Reise- und Kopierkosten) Jede Institution muss also für sich abklären, ob das Know-how für die Erbensuche vorhanden ist und ob die entsprechenden Ressourcen gegeben sind. Wesentlich ist jedenfalls die Abklärung, ob in anderen Institutionen (Museen, Bibliotheken) die ErbInnen eventuell bereits bekannt sind. So ist es notwendig und trägt letztlich auch zur sparsamen Verwendung von Ressourcen bei, Kontakte und Netzwerke mit der Forschungscommunity zu pflegen und selbst darin verankert zu sein (siehe Kapitel 8). Passive Erbensuche bedeutet, dass die NS-Provenienzforschung eine Anfrage an einen Kooperationspartner (wie z. B. die IKG Wien) stellt bzw. einen kostenpflichtigen Erbensuchdienst beauftragt. Sie umfasst folgende Punkte: –– Anfrage an den Kooperationspartner –– Rückmeldung über negativen Verlauf der Erbensuche: Der Fall kann zur möglichen Klärung in die Lost Art Internet Database (http://www.lostart.de/) oder die Kunstdatenbank (http://www.kunstrestitution.at/) gestellt werden. Bei positiven Verlauf der Erbensuche ist die Auseinandersetzung mit dem Ergebnis (z. B. es wurden fünf mögliche ErbInnen ausfindig gemacht) nötig. Auch müssen Erbrechtsfragen geklärt werden (z. B.: Wo wohnen die ErbInnen? Welches Erbrecht ist anzuwenden? Ist ein Testament vorhanden?). Da sich viele der Fälle unterscheiden, sind von der NS-Provenienzforschung praktikable Lösungen und Empfehlungen auszuarbeiten und diese an die entscheidende Instanz zu übermitteln. Neben der Kommunikation mit den ErbInnen sind nach der Entscheidung auf Übergabe/Restitution der Bücher/Objekte an die ErbInnen die entsprechenden Dokumente (z.B. Übergabelisten, Übernahmebestätigungen) vorzubereiten und die erforderlichen Unterschriften einzuholen. Weitere Schritte sind: –– Zusammenführung, Adjustierung, gegebenenfalls Digitalisierung, Verpackung und Verschickung der Bücher –– Ausweisung im Bibliothekssystem (Online-Katalog bzw. Discovery-System), auf der Website und eventuell in der Lost-Art-Datenbank/Kunstdatenbank und/oder im Repositorium der Digitalisate –– Öffentlichkeitsarbeit

Klären Sie vorab: Sind Ressourcen für eigene Erbensuche vorhanden? Wurden ErbInnen schon an anderer Stelle ermittelt?

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 Vorbereitung der Restitution

5.5 Beispiele aus Erbfolgedokumentationen Die folgenden beispielhaften Erfolgedokumentationen wurden extern für die Universitätsbibliothek Wien erstellt und werden hier teilweise anonymisiert wiedergegeben. (Vgl. http://bibliothek.univie.ac.at/provenienzforschung-restitutionen.html. Dort gibt es auch Informationen zu den betroffenen Exemplaren und Literaturhinweise.) Beispiel: Buchhandlung Belf An der Fachbereichsbibliothek Judaistik der UB Wien wurde ein dreibändiges Druckwerk aus der Buchhandlung Belf aufgefunden. Die Buchhandlung von Josef Belf (1883–1944) wurde im November 1938 arisiert. Belf wurde gegen Ende 1938 nach Dachau deportiert und im Jänner 1939 freigelassen, woraufhin er mit seiner Frau in die USA emigrierte. Es besteht die Möglichkeit, dass die Bücher aus dem arisierten Lager der Buchhandlung stammen, da diese erst 1951 in die Bibliothek des Orientalischen Instituts mit fiktiven Datum und Preisangabe inventarisiert und später an die FB Judaistik übertragen wurden. Da keine rechtmäßige Erwerbung vonseiten der UB Wien nachgewiesen werden konnte, wurde das Werk im Jahr 2011 restituiert. Erbfolgedokumentation Belf (Stand 2011): Josef Belf, geboren am 29.11.1883. Nach seiner Entlassung aus Dachau am 10.1.1939 emigrierte er gemeinsam mit seiner Frau in die USA, wo er am 29.08.1944 verstarb. Seine Frau Berta Belf, geb. Blume Falk bzw. Blume Goldberg, wurde am 28.07.1883 in Drohobyz geboren und verstarb am 29.7.1974 in Brookln, N.Y. Gemeinsam hatte das Ehepaar Belf fünf Kinder: M1, M2, M3, M4, F1. Dokument: Social Security Death Index Bertha Belf M1 heirate 1937, Emigration in die USA, zwei Kinder (lebend, nur eine Adresse bekannt) Dokumente: Meldeanfrage MA8, Social Security Death Index M1 und zu seiner Ehefrau M2 emigrierte in die USA, Heirat 1941, zwei Kinder (ein Kind verstorben, zum zweiten kein Kontakt) Dokumente: Sterbeurkunde M2 M3 emigrierte nach Israel, heiratete 1942, 2 Kinder (lebend, Adressen bekannt) M4 emigrierte nach ?, heiratete in Israel, Ehefrau lebt noch, Sohn bereits tot Dokument: Social Security Death Index M4 F1 emigrierte mit den Eltern in die USA, heiratete dort, 2 Kinder, lebt noch  Rückgabe an die Tochter

Beispiel: Erich Bien Aus der Bibliothek des 1884 geborenen Juristen Dr. Erich Bien wurden fünf Druckschriftenbände an den Fachbereichsbibliotheken Geschichtswissenschaft, Ostasienwissenschaft, Psychologie sowie Theaterwissenschaft aufgefunden. Nach seiner Entlassung aus der Gestapo-Haft Anfang November 1938 gelang Erich Bien Ende Juli 1939 unter Zurücklassung von Hab und Gut die Flucht nach Großbritannien. Es konnte keine rechtmäßige Erwerbung der Bücher vonseiten der UB Wien nachgewiesen werden. 2013 wurden die fünf Druckschriftenbände restituiert. Die Erben nach Erich Bien entschlossen sich dankenswerterweise, die Bände der UB Wien zu schenken. Erbfolgedokumentation Bien (Stand 2012): Dr. jur. Erich Arthur Bien, der am 19.12.1884 in Wien geboren wurde und am 27.01.1940 unverheiratet und kinderlos verstorben ist. Dokument: Sterbeurkunde Seine Eltern Dr. jur. Friedrich Bien, geboren am 14.05.1844 in Lemberg und verstorben am 06.09.1913 in Wien und Gisela Bien, geb. Wittner, geboren am 17.07.1856 in Lemberg und verstorben am 16.05.1920 hatten 4 Kinder: Erich, F1, F2 und M2. F1: 1922 verstorben Dokument: Meldeauskunft MA8 F2: 1881 in Wien geboren, Dezember 1939 Emigration in die USA, verstarb dort unverheiratet und kinderlos 1940. Dokumente: Sterbeurkunde, Testament von 1939 (alleiniger Erbe ist M2) M2 1889 in Wien geboren, verheiratet, 1939 über London in die USA emigriert, 2 Kinder, M2 starb 1963, seine Ehefrau 1970, ein Kind starb bereits 1934, das zweite Kind lebt in den USA Dokumente: Meldeabfrage MA8, Testament M2, Obituary der Ehefrau, Social Security Death Index Ehefrau, Sterbeurkunde Ehefrau  Rückgabe an das zweite noch lebende Kind in den USA



Hilfsmittel für eine aktive Erbensuche 

5.6 Hilfsmittel für eine aktive Erbensuche Die folgende Zusammenstellung beinhaltet nur einen kleinen Ausschnitt aus der schier unendlichen Fülle von relevanten Internetadressen zur aktiven Erbensuche und zur genealogischen Forschung.

5.6.1 Genealogische Firmen/Netzwerke/Vereine –– Ancestry.com (US-Amerikanische genealogische Firma): http://www.ancestry. com/ –– Cyndiʼs List (Kategorisierte Linkliste zu genealogischer Forschung): http://www. cyndislist.com/ –– Czechoslovak Genealogical Society International: http://www.cgsi.org/ –– Dachverband in Deutschland „Deutsche Arbeitsgemeinschaft Genealogischer Verbände e.V.“ (DAGV): http://www.dagv.org/ –– Find my past (Britische genealogische Firma): http://www.findmypast.co.uk/ –– Französische Ahnenforschung: http://www.geneanet.org/ –– Genealogisches Netzwerk der Mormonen: http://www.familysearch.org/ –– GenTeam („Datenbanken von Historikern und Ahnenforschern für Ahnenforscher, Heimatforscher und Historiker“): http://www.genteam.at/ bzw. http:// www.genteam.eu/ –– Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler: http://www.adler-wien.at/ –– HEROLD Verein für Genealogie, Heraldik und verwandte Wissenschaften, Berlin: http://www.herold-verein.de/ –– JewishGen: http://www.jewishgen.org/ –– Portal zur Ahnenforschung (Foren, Tipps, Links usw.): http://ahnenforschung.net/ –– Verein für Computergenealogie e.V.: http://compgen.de/ –– Verein für Computergenealogie e.V., betreibt GenWiki und die Datenbanken GedBas (Genealogische Datenbasis), GOV (Genealogisches Ortverzeichnis), OnlineOrtsfamilienbücher, Adressbücher, Familienanzeigen (Geburts-, Heirats-, Todesanzeigen etc.): http://www.genealogy.net/ bzw. http://www.genealogienetz.de/ –– Yad Vashem – The World Holocaust Remembrance Center: http://www.yadvashem.org/ Weitere internationale Familiennetzwerke (Auswahl): FamilyLink, efamily, Geni, OneGreatFamily, TribalPages, WeRelate.

5.6.2 Adressbücher, Datenbanken, Grabauskunft, Nachschlagewerke, Webseiten, Zeitschriften/Zeitungen –– Abteilung für Restitutionsangelegenheiten der IKG Wien: http://www.restitution. or.at/ –– Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger (Wiener Adreßbuch, 1859– 1942): http://www.digital.wienbibliothek.at/periodical/structure/5311 –– American Jewish Joint Distriution Committee: http://www.jdc.org/ –– Amtsblatt Frankreich – Listen von NS-Opfern (Suchbegriffe „deportation“ oder „Mort en deportation“ im Suchfeld „Recherche textuelle“ eingeben): https:// www.legifrance.gouv.fr/initRechExpTexteJorf.do

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 Vorbereitung der Restitution

–– ANNO – Austrian Newspaper Online: http://anno.onb.ac.at/ –– Auschwitz prisoners: http://www.auschwitz.org/en/museum/auschwitz-prisoners/ –– Beeldbank WO2 (Fotodatenbank 2. Weltkrieg): http://www.beeldbankwo2.nl –– Bremer Adressbücher: http://brema.suub.uni-bremen.de/periodical/titleinfo/928434 –– Berliner Adress- und Telefonbücher: http://digital.zlb.de/viewer/cms/82/ –– Claims Conference http://www.claimscon.de/ –– Commission for Looted Art in Europe: http://www.lootedartcommission.com –– Datenbank der ankommenden Einwanderer in New York, USA: The Statue of Liberty – Ellis Island Foundation: http://www.libertyellisfoundation.org/ –– Jewish Genʼs Holocaust Database: http://www.jewishgen.org/databases/Holocaust/ –– Datenbanken Portal des Vereins für Computergenealogie e.V.: http://wiki-de. genealogy.net/Portal:Datenbanken (Beispiele: Datenbank Historischer Adressbücher, Forschungsdatenbanken der Vereine, Totenzettel, Ortsfamilienbücher online, Familienanzeigen usw.) → eine Metasuche über mehrere dieser Datenbanken ist ebenfalls möglich: http://meta.genealogy.net/ –– Deportationen aus den Niederlanden: http://www.joodsmonument.nl –– Deutsche Auswanderer-Datenbank (Europäische Auswanderung in die USA, 1820–1907): http://www.deutsche-auswanderer-datenbank.de/ –– Deutsche Dienststelle (WASt) für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht: https://www.dd-wast.de/ –– Deutsches Zentrum Kulturgutverluste http://www.kulturgutverluste.de/ –– Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: http://www.doew.at/ –– DZK-Portal (nicht öffentlich): https://provenienzforschung.commsy.net/ –– Einwanderung in die USA, Passagierlisten: http://www.immigrantships.net/ –– EHRI Europan Holocaust Research Infrastructure: http://www.ehri-project.eu/ –– Ergänzungskarten für Angaben über Abstammung und Vorbildung der Volkszählung vom 17. Mai 1939: https://www.bundesarchiv.de/fachinformationen/01601/ index.html.de –– Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus (Österreich): https://www.findbuch.at/ –– Friedhöfe – Suche nach Gräbern („Find a Grave“): http://www.findagrave.com/ –– Friedhofsdatenbank der IKG Wien: http://friedhof.ikg-wien.at/search.asp?lang=de –– Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933–1945): https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ –– Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: http://gedenkbuch.univie.ac.at/ –– Gesamtkatalog deutschsprachiger Leichenpredigten (Universität Marburg): http://www.personalschriften.de/datenbanken/gesa.html –– Grabstättensuche Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.: http://www. volksbund.de/graebersuche/ –– Hamburger Adressbücher: http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/ start –– IST International Tracing Service: https://www.its-arolsen.org/ –– Kommission für Provenienzforschung beim Bundeskanzleramt: http://www.provenienzforschung.gv.at/ –– Totenbücher Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora https://www. buchenwald.de/1046/ –– Kunstdatenbank des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus: http://www.kunstrestitution.at



Dokumentation der Ergebnisse 

–– Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933–45 (Residentenliste): https://www.bundesarchiv.de/fachinformationen/01613/index.html.de –– Looted Cultural Assets: http://lootedculturalassets.de –– ns-quellen.at – Materialien zum Nationalsozialismus. Vermögensentzug, Rückstellung und Entschädigung in Österreich: http://ns-quellen.at/ –– Österreichisches Schwarzes Kreuz – Kriegsgräberfürsorge: http://www.osk.at/ –– Opferdatenbank Ghetto Theresienstadt: http://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/ –– Polnische Staatsbürger – Opfer und Verfolgte unter der deutschen Besatzung: http://www.straty.pl –– Raum der Namen – Gedenkbuch für die Toten des KZ Mauthausen und seiner Außenlager: http://www.gedenkstaetten.at/raum-der-namen/ –– Social Security Death Index (USA): https://familysearch.org/search/collection/1202535 –– Übersicht über digitalisierte biographische Nachschlagewerke und Handbücher (wikisource): https://de.wikisource.org/wiki/Biographische_Nachschlagewerke –– United States Holocaust Memorial Museum: https://www.ushmm.org/ –– Verstorbenensuche/Grabauskunft Wien: http://www.friedhoefewien.at/eportal2/ –– Yad Vashem – The Central Database of Shoah Victims’ Names: http://yvng.yadvashem.org/ –– Zeitschrift „Aufbau“, digitalisierter Bestand 1934–2004 (darin Suchmeldungen, Listen Überlebender usw.): https://archive.org/details/aufbau –– Zwangsarbeit im NS-Staat: http://www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit

5.6.3 Archive Archive sind auch für die aktive Erbensuche eine zentrale Quelle, weil sie personenbezogene Bestände, Informationen zum Erbe und zur Erbfolge, zur Identifizierung und Zuschreibung von Personen und Dingen enthalten können. Ausgangslage und Recherchesituation unterscheiden sich aber nicht wesentlich von anderen Fall- und Personenrecherchen in Archiven wie in Kapitel 4.1 beschrieben.

5.7 Dokumentation der Ergebnisse Ein wichtiger Aspekt der praktischen Umsetzung von Provenienzforschung und Restitutionen ist die Dokumentation der erfolgten und anstehenden Arbeitsschritte (siehe Kapitel 2.4). Diese Daten sollten bei der Umsetzung von Restitutionen erfasst werden: Angaben zum/r Vorbesitzer/in und Erbensuche Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Erbensuche

selbst durchgeführt/eingeleitet über …/ Informationen übernommen von …

ErbInnen identifiziert Erbfolge geklärt Kontakte

Beispiel(e)

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6  Bearbeitung und Erschließung Buchbestände, die in klarem Zusammenhang mit Fällen der NS-Provenienzforschung stehen, sollen entsprechend bearbeitet und erschlossen werden. Dabei werden zwei Ziele verfolgt: 1. Informationen über den aktuellen Status der betroffenen Exemplare zu geben, also zu zeigen: Sind sie restituiert, zur Restitution vorgesehen, benutzbar oder gesperrt etc. 2. Die Ergebnisse der NS-Provenienzforschung für alle sichtbar und nutzbar zu machen. Diese beiden Ziele sind nicht immer leicht in Einklang zu bringen: Bibliothekskataloge können oft nicht alle relevanten Ergebnisse aufnehmen, Provenienzforschungsprojekte können Zwischenergebnisse und offene Fälle nicht immer gleich im Katalog dokumentieren. Und für manche Ergebnisse, etwa historische Erkenntnisse, ist der Katalog einfach auch nicht der richtige Platz. Achtung: Es gibt zwar Empfehlungen und Standards, aber nicht die verbund- und systemübergreifenden Vorgaben für die Provenienzerschließung in Bibliothekssystemen. Die wichtigsten Vorgaben sind deshalb derzeit noch die Erschließungsvorgaben der jeweiligen Bibliothek.

Eine sinnvolle Bearbeitung und Sichtbarmachung betroffener Exemplare erfordert jedenfalls die Koordination der NS-Provenienzforschung mit mehreren anderen Arbeitsbereichen der jeweiligen Bibliothek: Die für Medienerschließung/Katalogisierung verantwortlichen sollten bezüglich der Buchbearbeitung und konkreten Aufnahme der Daten konsultiert werden, mit den für den Online-Katalog oder das Discovery-System zuständigen sollten Sichtbarkeit und Suchbarkeit der Daten vorab besprochen werden.

6.1 Exemplarbearbeitung 6.1.1 Welche Exemplare wie tief? Klären Sie vorab: Was genau soll dokumentiert und erschlossen werden?

Klären Sie die Form des Nachweises der Exemplarmerkmale im Bibliothekskatalog vor Erfassungsbeginn unbedingt mit den Katalogveranwortlichen! Auch im Hinblick auf Recherchemöglichkeiten sind entsprechende Abklärungen im Vorfeld notwendig!

Die erste Frage bei der Exemplarbearbeitung lautet: Welche Exemplare sollen überhaupt bearbeitet werden? Sollen nur tatsächlich restituierte Exemplare entsprechend gekennzeichnet werden oder alle, die im Zuge der NS-Provenienzforschung näher untersucht wurden und bei denen in die eine oder andere Richtung entschieden wurde? Die nächste Frage ist die der Erschließungstiefe: Geht es um die Dokumentation konkreter Restitutionsfälle oder auch um die von Exemplarmerkmalen, also z. B. der im Zuge der Provenienzforschung vorgefundenen Vorbesitzervermerke? Erschließungstiefe und Erschließungsumfang hängen stark von den Möglichkeiten und Kapazitäten der jeweiligen Provenienzforschungsprojekte ab (und wie sie mit anderen Abteilungen der Bibliothek wie Erschließungsabteilungen kooperieren). Zumindest diese Fälle sollten aber abgedeckt bzw. dokumentierbar sein: –– bereits restituierte Fälle –– zur Restitution vorgesehene Fälle –– offensichtliche Verdachtsfälle, die negativ geprüft wurden –– Exemplare, die nach Restitution wieder an die Bibliothek kamen

DOI 10.1515/9783110318630-006

Exemplarbearbeitung 

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6.1.2 Physische Exemplare Benutzbarkeit der Exemplare Nicht nur mit den Katalogdaten, auch mit den physischen Exemplaren ist etwas zu tun, und zwar vielleicht schon lange vor einer möglichen Restitution. Hier stellt sich die Frage: Wie ist bei offenen Fällen und Verdachtsfällen vorzugehen, also wenn etwa noch Rechercheergebnisse ausstehen oder auf eine Rückmeldung möglicher ErbInnen gewartet wird? Sollen die betroffenen Bücher normal in der Benutzung bleiben, eingeschränkt benutzbar sein oder ganz separiert werden? Die Möglichkeiten reichen von Nichtstun über die Kennzeichnung mit Einlagezetteln (vor allem im Magazinsbereich) bis zu eigenen Sperrmagazinen, die den Vorteil haben, dass die Bücher für allfällige Sichtungen oder Schätzungen zugänglich versammelt sind. Hier gilt es, mehrere Aspekte abzuwiegen: Einerseits profitieren die Bibliothek und ihre BenutzerInnen im Fall der fortgesetzten Benutzung weiterhin zu Unrecht von geraubten Büchern und es scheint sinnvoll, zur Restitution Vorgesehenes vor möglichen Verlusten in der Zwischenzeit zu schützen – nichts peinlicher, als wenn bei der Rückmeldung der ErbInnen die Bücher inzwischen verschwunden sind. Kennzeichnung in den Exemplaren Eine weitere Frage betrifft die Bearbeitung und ggf. Kennzeichnung der tatsächlich restituierten Bücher: Sollen sie mit einem eigenen Restitutionsvermerk, einem Stempel oder Exlibris gekennzeichnet werden? Dafür spricht, dass es wichtig ist, die Exemplarhistorie sauber zu dokumentieren – vor allem, wenn Bücher nach der Restitution durch Kauf oder Geschenk wieder in der Bibliothek oder auch im Antiquariatshandel landen. Gelegentlich gibt es wegen der ja schon einmal ausgewerteten Hinweise im Buch erneute Anfragen und die Recherchen drehen sich im Kreis. Gegen physische Eintragungen im Exemplar spricht, dass an die zu Unrecht erhaltenen und bearbeiteten Bücher von Seite der Bibliothek nicht noch einmal Hand angelegt werden soll und die ErbInnen über ihren wiedererlangten Besitz bestimmen sollen. In der Praxis wurden sehr unterschiedliche Vorgangsweisen etabliert. Während manche Bibliotheken in die restituierten Exemplare gar nicht eingreifen, führen andere eine reguläre Deakzession durch und kennzeichnen die Bücher mit dem entsprechenden Aussonderungsstempel. Manche Bibliotheken verwenden für diesen Vorgang einen eigenen Restitutionsstempel („restitutiert“) oder haben verschieden ausführliche Spezialstempel anfertigen lassen. So verweist etwa der Spezialstempel der Österreichischen Nationalbibliothek auf die gesetzliche Grundlage der Deakzession, ohne explizit auf NS-Raubgut oder Restitution hinzuweisen („Ausgeschieden aus den Beständen der ÖNB lt. Österr. BGBl. 181/1998“).

Abb. 26: Restitutionsstempel der Universitätsbibliothek Graz



Für die physische Bearbeitung von zu restituierenden Büchern sollte gelten: So viel Kennzeichnung wie nötig, so wenig Kennzeichnung wie möglich!

60 

 Bearbeitung und Erschließung

Abb. 27a und 27b: Stempel zur Deakzession in Restitutionsfällen der Universitäts- und Landesbibliothek Münster

Besonders in Fällen, in denen restituierte Bücher durch Kauf oder Geschenk wieder in der Bibliothek landen, ist eine Kennzeichnung wichtig. So bleibt der Wiedererwerb – unabhängig davon, ob und wie Neuzugänge in der Bibliothek erfasst werden – nachvollziehbar. Mit Blick auf die zukünftigen BenutzerInnen scheint in vielen Fällen sinnvoll, über ein bloßes „restituiert“ hinausgehende Informationen anzubieten. Vereinzelt wurde, gemeinsam mit den ErbInnen, entschieden, die Geschichte des Buches in einer ausführlichen Darstellung direkt im Buch unterzubringen.

Abb. 28: Eingeklebte Geschichte des Exemplars in einem Buch der UB Graz / Ursprünglich im Besitz von Dr. Leo Lippmann aus Hamburg.

Exemplarbearbeitung 

Auch bei Büchern, die als nachweisliches Raubgut (z. B. mangels weiterführender Informationen) nicht restituiert werden können und etwa durch Abschlagszahlungen weiter im Bibliotheksbestand bleiben, scheint eine Kennzeichnung neben den oft eindeutigen Spuren des Raubes sinnvoll, weil sie weiter öffentlich zugänglich bleiben und zukünftigen BenutzerInnen so die Vorgeschichte des Exemplars nachvollziehbar wird. Für Fälle, die nach wie vor offen sind, scheint eine solche Praxis aber kaum umsetzbar. Überlegungen gibt es auch zur Kennzeichnung von Büchern, die nachweislich kein Raub- oder Beutegut sind. Auch sie könnten nach der Prüfung durch die Provenienzforschung als „geprüft“ und „kein Raub-/Beutegut“ gekennzeichnet werden, um Fragen im Zuge zukünftiger Benutzung oder wenn sie erneut in Umlauf kommen zu klären. Bei der Kennzeichnung von restituierten Exemplaren sind jedenfalls ein paar Überlegungen gegeneinander abzuwägen: Die an die ErbInnen restituierten Exemplare sollen – soweit das noch möglich ist – möglichst wenig mit zusätzlichen Bibliotheksstempeln versehen werden. Zugleich sollen reguläre bibliothekarische Geschäftsgänge sowie eventuelle zukünftige Käufe und Verkäufe ohne erneute aufwändige Recherchen möglich sein. Und schließlich ist mit den ErbInnen abzuklären, wie weit sie das Schicksal der Menschen und Bücher in öffentlich zugänglichen Sammlungen ausgestellt wissen wollen – was wiederum zu uneinheitlichen Vorgangsweisen führen kann. Mögliche Fälle und die Einflussfaktoren für die Kennzeichnung: Status:

Zu berücksichtigen:

Restituiert

Eigentum der ErbInnen Geschäftsgang zukünftige Verkäufe und Käufe

Wiedererworben

BenutzerInnen Wille der ErbInnen bzgl. Sichtbarmachung

Geprüft

BenutzerInnen zukünftige Verkäufe und Käufe

6.1.3 Exemplare im Online-Katalog/Discovery-System In den vorher beschriebenen Fällen (durchgeführte und anstehende Restitutionen, negativ geprüfte Verdachtsfälle und wieder erworbene Exemplare) sollen aus dem Bibliothekskatalog zumindest folgende Daten erkennbar sein: –– dass das Exemplar im Zusammenhang mit NS-Raubgut steht –– zu welchem Restitutionsfall es gehört –– ob es bereits restituiert wurde oder für eine Restitution vorgesehen ist –– ob das Exemplar (noch) im Bestand der Bibliothek ist, ob es benutzbar ist und ggf. für wen Diese Informationen werden in der Regel auf Exemplarebene, in Feldern wie Exemplar- und Geschäftsgangstatus, eigenem Standort, Signaturen, Fußnoten oder Notizen eingetragen. Entscheidend ist, dass die entsprechenden Informationen an suchbarer Stelle hinterlegt werden und dass sie so standardisiert werden, dass alle Exemplare, die zu einem Fall gehören, aber auch alle Exemplare in Zusammenhang mit Restitutionen abgefragt werden können.

 61

62 

 Bearbeitung und Erschließung

Bleibt die Erschließung auf die Exemplarebene beschränkt, hat sich ein möglichst standardisierter Eintrag aus fixen Elementen (NS-Raubgut, Restitutionsfall, Einbringer, Rückgabedatum etc.) mit einer vorgegebenen Abfolge/Syntax als zielführend erwiesen.

Abb. 29: Restituiertes Exemplar im Discovery-System der UB Wien

Abb. 30: Verzeichnung von Provenienzinformationen im OPACplus der Bayerischen Staatsbibliothek

Je nach Bibliothekssystem und Datenformat werden die Informationen zum Exemplar zusätzlich mit weiterführenden Informationen wie Normdaten oder Holdings verknüpft – dazu unten mehr. Zugleich führen nicht alle Bibliotheken/Verbünde Exemplarsätze, sodass eine andere Lösung angestrebt werden muss.

6.1.4 Digitalisierung restituierter Exemplare Um die Inhalte auch nach der Rückgabe von Büchern für die Benutzung bereitstellen zu können, haben Bibliotheken begonnen, sie im Zuge der Restitutionsabwicklung zu digitalisieren. Wichtig ist dabei nicht nur, dass die Entscheidung über eine mögliche Digitalisierung und ihre Durchführung rechtzeitig passieren und entsprechend in die

Erschließungsstandards 

Restitutions-Workflows aufgenommen werden muss; wichtig ist auch, dass die Digitalisierung immer im Einvernehmen mit den RestitutionsempfängerInnen, also den EigentümerInnen der Exemplare nach der Rückgabe, erfolgt und die Exemplare selbstverständlich keinen Schaden nehmen. Auch in den Metadaten des so entstandenen Digitalisats sollte der Fall analog zu den Exemplardaten im Online-Katalog ausge-wiesen (siehe Kapitel 6.1.3) und auf die Vorgeschichte als NS-Raubgut hingewiesen werden.

6.2 Erschließungsstandards 6.2.1 Wichtige Faktoren Wie konkret an einer Bibliothek erschlossen wird, ist von verschiedenen Faktoren wie den Erschließungskonventionen der Bibliothek, Verbundvereinbarungen und technischen Elementen wie Bibliothekssystem und Datenformat abhängig. Während einige Verbünde differenzierte Empfehlungen für die Exemplarerschließung im Zusammenhang mit Provenienzen vorgelegt haben, gibt es in anderen, nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen, vor allem lokale Lösungen. Die Bandbreite reicht von standardisierten Eintragungen in Exemplarsätzen über die Nutzung von Holdings bis hin zu lokalen und überregionalen Normdaten, d. h. der Gemeinsamen Normdatei (GND). Auch bei dem Punkt, wann und von wem Provenienzerschließung betrieben wird, gibt es große Unterschiede. Einerseits gibt es eine Reihe von NS-Provenienzforschungsprojekten, die ihre Ergebnisse in dieser Form dokumentieren und umsetzten, andererseits spielt die Exemplarbeschreibung und Provenienzerschließung auch in anderen bibliothekarischen Arbeitsbereichen, vor allem im Bereich der Alten Drucke und der Sammlungserschließung, schon lange eine wichtige Rolle. Zunehmend gewinnt die Überprüfung und Erschließung von Provenienzmerkmalen auch im Rahmen regulärer bibliothekarischer Geschäftsgänge für Neuerwerbungen, antiquarische Erwerbungen oder die Rarifizierung von Beständen an Bedeutung.

6.2.2 Aktuelle Erschließungsstandards Über die lokalen Vorgaben hinaus wurde eine Reihe von Standards für die Erschließung von Exemplarmerkmalen im Hinblick auf die Dokumentation von Provenienzen etabliert. Die meisten haben ihren Ursprung im sogenannten „Weimarer Modell“ des Gemeinsamen Bibliothekenverbundes (GBV), das sich an angloamerikanischen Standards im Datenformat und Vokabular orientiert. Die so entwickelten Empfehlungen wurden in mehreren Verbünden eingeführt (Gemeinsamer Bibliotheksverbund GBV seit 2002, Hessisches Bibliotheksinformationssystem HeBIS seit 2009, Südwestdeutscher Bibliotheksverbund SWB seit 2011). Standardisierungen gibt es für folgende Bereiche: – – – –

Vokabular zur Beschreibung von Provenienzmerkmalen Einsatz von Normdaten Speicherung und Beschreibung von Bilddateien zu Provenienzmerkmalen Datentechnische Umsetzung in den Verbund- und Lokalsystemen

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Auch bei der Digitalisierung im Zusammenhang mit Restitutionen sind die Schranken des Urheberrechts zu beachten!

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 Bearbeitung und Erschließung

Diese Standardisierungen sind, soweit sie Überregionales betreffen, in folgenden Empfehlungen bzw. Vorgaben niedergelegt: – – –

Thesaurus der Provenienzbegriffe (T-PRO) Formatbeschreibung für in der Provenienzerschließung genutzte GND-Sätze Empfehlungen der AG Handschriften und Alte Drucke (Sektion IV des dbv)

Der Thesaurus der Provenienzbegriffe (T-PRO) (http://provenienz.gbv.de/T-PRO_ Thesaurus_der_Provenienzbegriffe) bietet ein normiertes Vokabular zur Beschreibung von Provenienzen und anderer Exemplarspezifika. Er umfasst Deskriptoren für Exemplartypen (Auktionsexemplar, Tauschexemplar, …), zum rechtlichen Status des Exemplars (Beutegut, NS-Raubgut, Restitution, …), zu physischen Merkmalen des Exemplars (Autogramm, Einlage, Exlibris, …) sowie zu Zeitangaben (Kaufdatum, Lesedatum). Der dreisprachige Thesaurus ermöglicht die Darstellung und Recherche von Provenienzspuren durch die Nutzung einzelner Deskriptoren oder von Deskriptorenketten. Weil das Vokabular und seine Hierarchien sehr detailliert ist, wird es von vielen Institutionen in reduzierter Form eingesetzt.

Abb. 31: Begriffe des T-PRO (Ausschnitt, ProvenienzWiki des GBV)

Die so beschriebenen Provenienzmerkmale sind Hinweise auf die VorbesitzerInnen des Exemplars. Sind diese VorbesitzerInnen identifiziert, werden sie ebenfalls dokumentiert und beschrieben, im Idealfall unter Nutzung der Gemeinsamen Normdatei (GND). Personen und Körperschaften als Vorbesitzer können mithilfe der entsprechenden GND-Sätze dokumentiert werden. Darüber hinaus werden serielle, also wiederholte Besitzmerkmale wie Stempel oder Exlibris ebenfalls in der GND mit einem eigenen Normdatensatz verzeichnet. Die Datensätze erhalten ein eigenes Teilbestandskennzeichen h (wie ‚Herkunft‘) und können mit Hinweisen zu den entsprechenden Beständen (standardisiert: „Buchbesitz:“) versehen werden. Die neuen Datensätze für Provenienzmerkmale, also Stempel, Etiketten oder Exlibris, werden mit beschreibenden Daten zu Abmessungen, Motiven etc. versehen, erhalten den Entitä-

Erschließungsstandards 

tencode „wip“ und haben als wichtigstes identifizierendes Element eine Abbildung des Provenienzmerkmals.

Abb. 32: Personendatensatz der GND mit Hinweisen auf Provenienzmerkmal (Exlibris) und Buchbesitz (DNB-Portal)

Abb. 33: GND-Datensatz zu einem Stempel als Provenienzmerkmal (DNB-Portal)

Diese Abbildungen/Images werden an anderer Stelle abgelegt und aus dem Normdatensatz verlinkt. Das nach Vorbild des GBV implementierte Modell sieht eine Speicherung der Bilddatei im dort gehosteten ProvenienzWiki (http://provenienz.gbv.de/) vor und liefert seinerseits Standards für die Speicherung und Beschreibung dieser Images.

Abb. 34: Provenienzmerkmal (Stempel) zu GND-Datensatz (ProvenienzWiki des GBV)

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66 

 Bearbeitung und Erschließung

6.2.3 Variabler/reduzierter Einsatz der Standards Nicht an allen Bibliotheken und Institutionen können die oben dargestellten Standards umgesetzt werden. Einerseits sind verschiedene Verbund- und Lokalsysteme derzeit nicht geeignet, Normdaten und Exemplare entsprechend zu verknüpfen, andererseits überfordern diese höchsten Metadatenstandards die Mittel und Möglichkeiten in zeitlich begrenzten NS-Provenienzforschungsprojekten, d. h. die Ressourcen der BearbeiterInnen im Hinblick auf Ausbildung, Zeitaufwand etc. Jede Bibliothek muss die Erschließungstiefe und die konkrete Umsetzung also für sich selbst festlegen. Bei all jenen Informationen, die in den Provenienzforschungsprojekten aber ohnehin gesammelt und erschlossen werden, wird dringend geraten, sich an den bestehenden Standards zumindest zu orientieren. Das Vokabular des T-PRO kann reduziert, GND-Nummern wenn nicht in funktionaler Form so doch in Freitextfeldern untergebracht, Bilddateien nur in bestimmten definierten Fällen erstellt werden. Die Vorteile der Standardisierung wären hier wie auch in anderen Zusammenhängen, dass Daten für die verschiedenen Entitäten, also für Personen, Institutionen und Merkmale, gemeinsam genutzt und nicht in jedem Projekt aufs Neue erstellt werden müssten, dass die Beschreibungen vereinheitlicht, also nicht überall neu erfunden und außerdem einheitlich durchsucht und für andere Projekte und Arbeitsbereiche weiter genutzt werden könnten und dass man den so erstellten Metadaten relativ große Langlebigkeit zutrauen dürfte.

6.3 Ergebnisse austauschen und suchbar machen 6.3.1 Bibliothekskataloge, -suchmaschinen und -portale In vielen bibliothekarischen Katalogen und Suchmaschinen bzw. Discovery-Systemen wurden spezielle Suchwerkzeuge oder -bereiche eingerichtet, um Provenienzdaten gezielt suchbar zu machen. Je nachdem, auf welcher Ebene die Daten erfasst werden und welche technische Infrastruktur vorliegt, sind Suchen in lokalen Katalogen oder in Verbundsuchmaschinen implementiert. Meist werden die entsprechenden Daten separat indiziert und sind dann in der erweiterten Suche über einen eigenen ansteuerbaren Index recherchierbar. Diese Möglichkeiten werden sowohl in klassischen Online-Katalogen, als auch in bibliothekarischen Suchmaschinen eingerichtet.

Abb. 35: Provenienzen-Indices in der erweiterten Suche (GBV-Verbundkatalog)

Um Daten aus der NS-Provenienzforschung besonders sichtbar zu machen, werden immer wieder auch eigene Suchbereiche eingerichtet, in denen die Voreinstellungen den Zugriff auf die Provenienzdaten erleichtern oder sogar vordefinierte Suchen für bestimmte Treffermengen (z. B. alle restituierten Bände) hinterlegt sind.



Ergebnisse austauschen und suchbar machen 

Abb. 36: Suchbereich zur Provenienzforschung im Online-Katalog der UB Wien / Der Online-Katalog wurde inzwischen eingestellt; das Beispiel zeigt damit auch, dass immer wieder auf veränderte Suchumgebungen reagiert werden muss.

6.3.2 Websuchmaschinen, breite Suchbarkeit Bibliothekarische Daten nach den beschriebenen Standards haben ein großes Problem: Sie eignen sich nur sehr eingeschränkt, um die Ergebnisse von NS-Provenienzforschung mit anderen zu teilen oder sie für andere suchbar zu machen. Das liegt daran, dass in Bibliothekskatalogen in der Regel nur die Fälle erschlossen werden, bei denen die Recherchen abgeschlossen sind oder positive Ergebnisse vorliegen, während Zwischenergebnisse, in Bearbeitung befindliche Fälle, Rohdaten und alles, was nicht mit konkreten Exemplaren zu tun hat, hier kaum bearbeitet werden (können). Das liegt aber auch daran, dass bibliothekarische Daten in gängigen Suchmaschinen nicht indiziert sind, also ohne Wissen über die verschiedenen Kataloge als potenzielle Fundstellen und damit für viele wichtige Zielgruppen kaum zu finden sind. Es ist aber ein zentraler Anspruch der NS-Provenienzforschung, dass ihre Daten und Ergebnisse nicht nur öffentlich einsehbar sind, sondern auch gefunden werden können. Potenzielle ErbInnen sollen genauso wie andere ForscherInnen nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die qualifizierten Rohdaten, die in den Büchern gefundenen Namen und Hinweise, finden und sehen können. Das dient dem Ziel, Restitutionen zu ermöglichen, offene Fälle zu klären und ErbInnen zu erreichen. Es wurde deshalb an verschiedenen Stellen damit begonnen, Daten der Provenienzforschung in eigenen Datenbanken oder Wikis zu erfassen und zu veröffentlichen. Weil die Ansprüche (und Ziele) der NS-Provenienzforschung stark von denen bibliothekarischer Metadatenerfassung abweichen und um Redundanzen bzw. Mehraufwand zu vermeiden, wurde auch darüber nachgedacht, sich von der Verzeichnung von NS-Provenienzen in Bibliothekskatalogen zu verabschieden und eigene Datenbanken bzw. eine Verbunddatenbank zur Provenienzforschung als zentrales Nachweisinstrument einzurichten. Dass die Trennung bzw. Verknüpfung der Daten in verschiedenen Systemen (die Exemplare und ihre Benutzbarkeit muss ja weiterhin im Bibliothekskatalog erschlossen werden) und das potenzielle Auseinanderdriften verschiedener bibliothekarischer Arbeitsbereiche (bei Provenienzen Alter Drucke wird so verfahren, bei NSProvenienzen anders) gut durchdacht sein muss, versteht sich von selbst.

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 Bearbeitung und Erschließung

Niederschwelligkeit vs. Nachhaltigkeit Provenienzdatenbanken, -Wikis – – –

niederschwellig suchbar niederschwellig bei der Eingabe schnell zugängliche Lösung

Bibliothekarische Metadaten – – –

strukturiert durchsuchbar referenzierbar (→ Exemplare) nachhaltig (auch nach Auslaufen von Projekten)

Derzeit scheinen die Argumente für beide Seiten stark. Wichtig scheinen die beide Bereiche verknüpfenden Elemente/Fragen: Gibt es Schnittstellen zwischen Datenbanken und Katalogen, wie können die Exemplare der Kataloge in den Datenbanken referenziert werden und braucht es für eine von vielen genutzte Datenbank nicht ihrerseits Eingabestandards? Das Ziel, nicht nur (erweiterte) Exemplardaten, sondern auch historische und andere Forschungsdaten zugänglich zu machen und all diese Daten für niederschwellige, überregionale Suchen anzubieten, ist aber allgemein unbestritten.

6.4 Exemplarerschließung als Wertschöpfung

„Diese dritte Ebene der Erschließung ist keine Beschäftigungstherapie für Altbestandsbibliothekare, sondern eine Kernaufgabe bibliothekarischer Dienstleistungen mit Zukunft.“ (Fabian/Kuttner 2011, S. 112)

Exemplarerschließung ist wichtig – nicht nur für die NS-Provenienzforschung, sondern traditionell immer schon, wenn es um Alte Drucke oder Sammlungen geht. Aus dieser Richtung wurde deshalb schon länger gefordert, die traditionellen Ebenen der bibliothekarischen Erschließung, also Formal- und Sacherschließung, um weitere Ebenen zu ergänzen: Um die exemplarspezifische und die sammlungsspezifische Erschließung. Eine gute Erschließung dieser Aspekte, die auch Kontextinformationen berücksichtigen kann, ist für die NS-Provenienzforschung aus mehreren Gründen wichtig: –– NS-Raubgut kann als Sammlung innerhalb des Bibliotheksbestandes (bzw. der Bestände mehrerer Bibliotheken), seine einzelnen Ausprägungen als Teilsammlungen betrachtet werden. Der NS-Provenienzforschung liegt daran, sie nicht zu hidden collections (Jürgen Weber 2008) werden zu lassen. –– Die Beschäftigung mit den Besonderheiten einzelner Exemplare ist auch in anderen Bereichen wie der Digitalisierung hochaktuell. Sie zu verzeichnen legt Spuren in den Bestand, öffnet ihn der Forschung und dient der bibliothekarischen Wertschöpfung: Gerade Exemplarspezifika sind Alleinstellungsmerkmale konkreter Bibliotheksbestände.

6.5 Dokumentation der Ergebnisse Ein wichtiger Aspekt der praktischen Umsetzung von Provenienzforschung und Restitutionen ist die Dokumentation der erfolgten und anstehenden Arbeitsschritte (siehe Kapitel 2.4). Diese Daten sollten bei der Bearbeitung und Erschließung erfasst werden: Angaben zur Erschließung Datenfeld Ausweisung im Online-Katalog Vermerke/Stempel im Buch anbringen Digitalisierung

Unterfelder/Anmerkungen

Beispiel(e)

7  Restitution/Rückgabe In diesem Kapitel sollen das Rückgabeprocedere und die Ausfolgung der Restitutionsobjekte skizziert sowie die verschiedenen Möglichkeiten von Restitution dargestellt werden. Zugleich wird auf bestehende Problembereiche und Auswirkungen hingewiesen.

7.1 Voraussetzungen Für die Entscheidungsfindung zur Restitution sind die in Kapitel 5 angeführten Kriterien wie Anspruch auf Rückgabe, Nachweis der Verfolgung, Besitzverlust im Verfolgungszeitraum 1933–1945, Vermeidung von Doppelentschädigung usw. heranzuziehen. Ziel ist jedenfalls, eine „gerechte und faire Lösung“ im Sinne der Washingtoner Erklärung zu erreichen. Allerdings kann eine bereits geleistete Wiedergutmachung dazu führen, dass der Verbleib des Kunstwerks/Kulturguts bei der öffentlichen Institution einer gerechten und fairen Lösung dient, wenn die damals Berechtigten dies im Rahmen der Wiedergutmachung zum Ausdruck gebracht hat. Auch ist eine sorgfältige Klärung der Erb-/Rechtsnachfolge für die Ermittlung der rechtmäßigen BesitzerInnen unbedingt notwendig, wobei auch die Schwierigkeiten der Beteiligten bei der Erbringung von Nachweisen zu berücksichtigen sind. Daher sind als die Voraussetzungen für die Ausfolgung bzw. physische Übergabe der Objekte an die rechtmäßigen EigentümerInnen bzw. an deren ErbInnen/ Rechtsnachfolger zu nennen: –– Die Entscheidung, die während der NS-Zeit entzogenen Bücher (Objekte) zurückzugeben, und –– die Feststellung der RechtsnachfolgerInnen der einstigen EigentümerInnen bzw. der Anspruchberechtigten/ErbInnen/RechtsnachfolgerInnen.

„Erst mit der Ausfolgung bzw. physischen Übergabe der Gegenstände an die ErbInnen kann der ursprüngliche Rechtszustand wiederhergestellt werden.“ (Loitfellner 2011, S. 53)

7.1.1 Kontaktaufnahme und Rückgabe – eine emotionale Sache Bei der Anbahnung der Rückgabe mit den einstigen Verfolgten bzw. deren ErbInnen ist viel Fingerspitzengefühl notwendig, da die Kontaktaufnahme für diese in jedem Fall eine emotionelle Belastung darstellt. Das Herantragen von Vergangenem löst eine Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte oder dem eigenen Verfolgungsschicksal aus. Auch sind bei der Kontaktaufnahme die bei den einstigen Verfolgten bzw. deren ErbInnen eventuell vorhandenen Traumaerfahrungen nicht bekannt, sodass eine besonders sensible Herangehensweise geboten ist. Einerseits haben die ProvenienzforscherInnen über ihre Forschungen zumindest bezüglich der Rückgabeobjekte einen Wissensvorsprung, andererseits können frühere Antworten der Institutionen etwa aus den 1950/60er Jahren („wir wissen nichts“, „wir haben nichts“ und dergleichen) ein negatives Bild aus der Familienüberlieferung abrufen. Hinzu kommt, dass die Provenienzforschung den neu beteiligten Personen meist nicht bekannt ist und daher erst vorgestellt und in die Thematik eingeführt werden muss. Ohne Anklänge an Junk-Mails hervorzurufen ist eine Vertrauensbasis herzustellen. Ethische/Moralische Verpflichtungen Egal, ob es sich bei dem Rückgabeobjekt bzw. den Rückgabeobjekten um ein Buch, das vielleicht einen geringen monetären Wert aufweist, oder um wertvolle Handschriften DOI 10.1515/9783110318630-007

Eventuell kann die jüdische Gemeinde oder die jeweilige Botschaft bei der Kontaktaufnahme und der Abwicklung der Restitution behilflich sein!

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 Restitution/Rückgabe

„Das Ausmaß des nationalsozialistischen Unrechts entzieht sich notwendigerweise jeder ‚WiederGut-Machung‘ im eigentlichen Wortsinn“ (Bailer-Galanda 2002, S. 161)

oder Druckschriften mit Autographen bekannter Personen handelt, steht im Vordergrund die Tatsache, dass entzogene Objekte ungeachtet ihres Wertes an die Berechtigten zurückzugeben sind. Allfällige betriebswirtschaftliche Wertuntergrenzen spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle, denn unabhängig vom symbolischen Wert wurde dem Objekt bereits durch den Raub und die Tatsache des Aufbewahrens in der Bibliothek, dem Museum bzw. der Institution ein entsprechender Wert zugemessen. Dilemma: Ein Buch für mehrere ErbInnen Ein schwieriges Problem für die Rückgabe entsteht, wenn der Erbfolge gemäß eine ganze Reihe an RechtsnachfolgerInnen vorhanden ist, allerdings lediglich ein einziges Buch zurückzugeben ist. Hier wird ersichtlich, dass die Rückgabe von Objekten oft nur ein symbolischer Akt sein kann, denn neben der Genugtuung, dass deutsche/österreichische Institutionen Rückgaben durchführen, oder der Freude darüber, einen persönlichen Gebrauchsgegenstand eines Familienangehörigen zurückzubekommen, kann angesichts des oft großen Aufwands, zu einer internen Verständigung und notwendigen Einigung der Erbengemeinschaft zu kommen, auch Verbitterung entstehen: Darüber, dass die Rückgabe eines Buches nicht einmal annähernd die erlittene Verfolgung und den Schaden, mitunter den persönlichen Verlust von Angehörigen, ersetzen kann.

7.1.2 Wertermittlung

Eine Einstiegshilfe für eine erste Wertermittlung bietet der Buchhandels-Bereich des Karlsruher Virtuellen Katalogs (https://kvk.bibliothek.kit.edu/).

Für die aufbewahrende Institution ist meist eine Wertermittlung notwendig. Die Ermittlung des Wertes der Bücher, der Sammlung bzw. Objekte erfolgt über Schätzgutachten. Handelt es sich um „normale“ Druckwerke ohne besondere Exemplarspezifika kann zunächst eine Schätzung anhand der Preisangaben zu den Büchern bzw. zu vergleichbaren Büchern/Objekten in Antiquariatskatalogen erfolgen, um die monetäre Größenordnung der zurückzugebenden Bücher/Objekte festzustellen. Bei bibliophilen Sammlungen, ganzen Bibliotheken, Handschriften usw. ist dafür allerdings die Schätzung einer oder eines Sachverständigen bzw. eines Auktionshauses notwendig. Neben den Unterhaltsträgern, die solche Werte gerne in Zahlen ausgedrückt wissen wollen, ist diese Information oft auch für die ErbInnen relevant, um selbst eine Einschätzung des Falles vornehmen und selbstbestimmt über die Rückgabeform entscheiden zu können. Auch für eine eventuelle Transportversicherung ist ein Schätzwert notwendig.

7.1.3 Transport und Versicherung Die Transportkosten für Kunstwerke sind meist sehr hoch und können manchmal den tatsächlichen Wert eines Objekts übersteigen. Auch bei Büchern kann es zu beträchtlichen Kosten für den internationalen Versand und die notwendige und sinnvolle Versicherung kommen. In der Praxis übernehmen einzelne Bibliotheken/Museen/Institutionen diese Kosten, andere aber nicht – und bürden es den ErbInnen auf, für diese Ausgaben aufzukommen. Letztlich erscheint es am ehesten im Sinne einer fairen und gerechten Lösung zu sein, wenn die aufbewahrende Institution für diese Kosten aufkommt. Hinzu kommt die Frage von Ausfuhrgenehmigungen. In Deutschland sind für den Kulturgutschutz verschiedene Behörden bei Bund und Ländern zuständig.



Arten der Rückgabe/Restitution und des Wiedererwerbs 

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Während beim Bund die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien verantwortlich ist, können innerhalb eines Landes auch mehrere Ministerien beziehungsweise Behörden zuständig sein. (http://www.kulturgutschutz-deutschland.de) In Österreich ist das Bundesdenkmalamt zuständig, auf dessen Service-Seite sich wesentlich Hinweise finden: Muss ich für alle Kunstgegenstände bzw. Kulturgüter um Ausfuhrbewilligung ansuchen? Generell muss für a) sämtliche archäologische Gegenstände angesucht werden (z. B. für eine römische Münze um 50 Euro), für b) sämtliche Autographe (d.s. Briefe, Manuskripte, Handschriften, Tagebücher, Notizen, signierte Fotos, Notenmanuskripte) sofern der Autor bereits länger als 20 Jahre verstorben ist;.c) für alle unter Denkmalschutz stehenden Gegenstände (aus kirchlichen und öffentlichen Einrichtungen, aus öffentlichen Sammlungen, Museen, Bibliotheken und für jedes Stück das unter D[aten]SCH[utz] gestellt wurde). Für alle anderen Gegenstände gelten die Wertgrenzen der Warengruppen. http://www.bda.at/faq/0/1121/51/Muss-ich-fuer-alle-Kunstgegenstaende-bzw-Kulturgueter-umAusf#id_51

7.2 Arten der Rückgabe/Restitution und des Wiedererwerbs Für die Übergabe der betreffenden Bücher/Objekte gibt es keine einheitlichen Regeln. Allerdings haben sich in der Praxis Modelle für die Abwicklung von Rückgabeverfahren und den eventuellen Wiedererwerb etabliert. Sie stellen Sonderformen der im Bibliothekswesen bekannten Deakzessions- und Akzessionsarten dar. Auch wenn dabei Deakzession und Akzession in der Praxis oft miteinander verwoben werden, ist es zu empfehlen, beides getrennt durchzuführen und mit einer Rückgabe die ErbInnen in die Lage zu versetzen, selbstbestimmt über die Bedingungen einer nunmehr „sauberen“ eventuellen Erwerbung der Bibliothek zu verhandeln. Für die Bibliothek ergibt sich so auch die Möglichkeit, den Geschäftsgang wieder auf eine legale Basis zu stellen.

7.2.1 Rückgabe Eine Rückgabe wird mit den ErbInnen bzw. deren RechtsvertreterInnen verhandelt. Damit die Anspruchsberechtigten die Bücher/Objekte auch tatsächlich zurück erhalten, sind entsprechende Vereinbarungen und Verträge (Haftungserklärungen, Vollmachten etc.) notwendig (Beispiele für die notwenigen Unterlagen folgen im Abschnitt 7.4). In der Haftungserklärung bestätigt etwa ein/e RechtsnachfolgerIn zusätzlich zum vorliegendem Erbfolgegutachten, dass sie/er ihrem/seinem Wissen gemäß die erbberechtigte Person ist. Damit sichert sich die jeweilige Körperschaft/Institution, die die Restitution durchführt, ab und hält sich schad- und klaglos. Erschwerend ist oft, dass es – obwohl sich die heutigen einzelnen ErbInnen ehemaliger EigentümerInnen oftmals untereinander gar nicht kennen und vielleicht sogar auf unterschiedlichen Kontinenten leben – dennoch notwendig ist, eine Erbengemeinschaft zu bilden und sich auf eine gemeinsame Vorgangsweise zu einigen. Da dies keine einfache Ausgangslage für die Lösung der Frage der Ausfolgung ist, wurde der Anspruch, dass die RechtsnachfolgerInnen die entsprechenden Unterschriften vor einem Notar leisten müssen, zumindest in Österreich für Nicht-Bundeseigentum öfters durch eine entschärfte Praxis mit einem einfachen Nachweis der Identität gemildert, womit das bürokratische Procedere für viele Überlebende und Nachkommen erleichtert wurde.

Trennen Sie, wenn möglich, die Geschäftsgänge Rückgabe und Wiedererwerb!

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 Restitution/Rückgabe

Der rechtliche Rahmen der Rückgabe schwankt zwischen Restitution, also dem Vorliegen verbindlicher rechtlicher Regelungen, und der Rückgabe als „Geschenk“, wie etwa bei den österreichischen Universitäten, deren Bestände in der Regel nicht unter das österreichische Kunstrückgabegesetz fallen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen und entsprechenden Gesetzgebungen unterscheiden sich in Deutschland und Österreich jedenfalls stark, wie auch die Rückgabegesetze nach Ende des Zweiten Weltkriegs verschieden gestaltet wurden. Darüber hinaus bestimmt auch die institutionelle Trägerschaft der jeweiligen Bibliothek den rechtlichen Rahmen von Rückgaben. Obwohl jede Bibliothek die Rückgabe entsprechend verzeichnet und ausweist, wird sie in der klassischen Bibliotheksstatistik mangels anderer Kriterien als Ausscheidung aus dem Bestand gezählt. In der Regel werden bei der Rückgabe die Übergabedokumente an die erbberechtigte (juristische) Person postalisch übermittelt, ein persönliches Treffen bzw. eine Veranstaltung ist dabei die Ausnahme. Bei der Übersendung der Bücher/Objekte ist jedenfalls ein persönliches Schreiben seitens der Direktion bzw. Bibliotheksleitung oder der Leitung der Trägerorganisation, also etwa der Hochschulleitung, angebracht. Bei einer persönlichen Übergabe direkt an die ErbInnen ist auf besondere Anforderungen zu achten, da hier einige Fragen vorab geklärt werden müssen. Etwa, wer deren Anreise/Übernachtung bezahlt und ob diese entsprechend budgetiert ist. Soll es eine öffentlichkeitswirksame Übergabe geben? Solche Punkte müssen jedenfalls vorab mit den ErbInnen vereinbart und eine entsprechende Informationspolitik gepflegt werden (Zu größeren Übergabeverantaltungen siehe auch Kapitel 8.2).

7.2.2 Wiedererwerb Wie sich in der Praxis der vergangenen Jahren gezeigt hat, sind je nach spezifischem Einzelfall unterschiedliche „gerechte und faire“ Lösungen möglich, wozu unter Umständen auch der Wiedererwerb der Bücher/Objekte durch die Bibliothek/Institution zählt. Die ErbInnen können sich etwa – aus welchen Gründen auch immer – für ein Geschenk der Bücher oder eines Teilbestandes an die Bibliothek entscheiden. Als eine Sonderform des Geschenkes der ErbInnen an die Bibliothek ist der Verzicht auf die Rückgabe zu sehen – hier wird der Verbleib des Buches in der Bibliothek als eine „gerechte und faire“ Lösung gesehen. Die Gründe der ErbInnen können vielfältig sein. Als Beispiel werden öfters die aufwendigen musealen/konservatorischen Leistungen genannt, die ein Objekt über einen längeren Zeitraum erhalten und öffentlich zugänglich gemacht haben. Für den Ankauf ist jedenfalls eine gewisse Zeitspanne vorzusehen. Objektive und unabhängige Angebote zur Ermittlung des Wertes des betroffenen Objektes können von Einrichtungen, die eine Restitution vornehmen, oder aber von ErbInnen/RechtsnachfolgerInnen, an die dieses Objekt zu restituieren ist, eingeholt werden. Möglich ist auch die Einbeziehung eines Auktionshauses zur Durchführung einer Versteigerung. Darüber hinaus ist auch denkbar, den ErbInnen ein Tauschangebot zu unterbreiten – dies ist allerdings im Bibliothekswesen unüblich und durch die frühere Praxis, Kunstwerke durch Ausfuhrgenehmigungen sozusagen abzupressen, negativ konnotiert. Eine weitere Lösungsvariante ist auch der Abschluss einer (Dauer-)Leihvereinbarung mit den Berechtigten. Bei erblosen Büchern – bei denen trotz intensiver Suche keine RechtsnachfolgerInnen/ErbInnen gefunden bzw. mangels weiterführender Informationen zugeord-



Arten der Rückgabe/Restitution und des Wiedererwerbs 

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net werden können – ist auch die Möglichkeit einer Abschlagszahlung anzudenken. Dieses Model wurde bereits bei der Österreichischen Nationalbibliothek angewandt. (Siehe Kapitel 4.3.4) Diese Lösungen sind in Varianten und Kombinationen möglich und beeinflussen jeweils unterschiedliche interne und externe organisatorische Prozesse. In jedem Fall ist es notwendig, sich Gedanken über eine Zwischenaufbewahrung bis zur Durchführung einer Rückgabe oder eines Wiedererwerbs zu machen. Hier können Wartezeiten entstehen, die über ein Provisorium weit hinausgehen. Unabhängig vom Modell der konkreten gerechten und fairen Lösung für alle Beteiligten, die es zu finden gilt, sollte mit den ErbInnen oder RechtsnachfolgerInnen auch erörtert werden, ob und wie die betreffenden Objekte in Ausstellungen künftig mit Hinweisen auf ihre Provenienz und das Schicksal ihrer ehemaligen EigentümerInnen kenntlich gemacht werden können.

7.2.3 Öffentlichkeitsarbeit Ob und wie mit einer Restitution an die Öffentlichkeit getreten wird, soll wie erwähnt in enger Abstimmung mit den ErbInnen festgelegt werden. Von ihnen hängt auch ab, ob es etwa eine Pressemitteilung, eine Veranstaltung mit Übergabeakt oder eine stille Restitution gibt. Doch auch die finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten der Bibliothek bzw. Institution sind ein entscheidender Faktor dafür, wie eine Restitution konkret umgesetzt wird und wie öffentlichkeitswirksam das sein kann (Zu den Möglichkeiten von Öffentlichkeitsarbeit bei Provenienzforschung und Restitution siehe Kapitel 8). Unabhängig von der genauen Form der Rückgabe und ihrer Abwicklung müssen die Ergebnisse an einer anderen Stelle auf jeden Fall öffentlich zugänglich gemacht werden: In Bibliothekskatalogen und -suchmaschinen muss für BenutzerInnen ersichtlich sein, ob die betroffenen Bücher benutzbar sind bzw. was mit ihnen geschehen ist. Außerdem sollen potenziell Betroffene, ProvenienzforscherInnen und die Öffentlichkeit über die Ergebnisse der Provenienzforschung und durchgeführte Restitutionen informiert werden (Details zu Bearbeitung und Suchbarmachung in Kapitel 6).

7.2.4 Was tun, wenn die Rückgabe nicht zustande kommt? Fast jedes Provenienzforschungsprojekt steht gelegentlich vor dem Problem, dass der Raub dokumentiert, die Rückgabe entschieden, die ErbInnen gefunden und sogar der Kontakt hergestellt wurde, aber dann findet die Rückgabe – aus verschiedensten möglichen Gründen – nicht statt bzw. der Kontakt zu den ErbInnen schläft ein und der Fall kann nicht zu einem Abschluss gebracht werden. Auch kann der Fall eintreten, dass bereits eruierte ErbInnen während des Rückgabeprozederes versterben, wodurch mit der Recherche, der Beschaffung von Dokumenten bzw. der Einholung der Unterschriften erneut begonnen werden muss. Alle Fälle, in denen bereits eruierte RechtsnachfolgerInnen kein Interesse an den rückzugebenden Druckschriften o. ä. haben, müssen als weiterhin unerledigt und offen behandelt werden.

„Gerade bei der Rückgabe von Büchern, die wenig wertvoll sind und dennoch eine schmerzliche Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte auslösen können, kommt es vor, dass RechtsnachfolgerInnen an der Restitution nicht interessiert sind.“ (Loitfellner, 2011, S. 63)

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 Restitution/Rückgabe

7.3 Dokumentation der Ergebnisse Ein wichtiger Aspekt der praktischen Umsetzung von Provenienzforschung und Restitutionen ist die Dokumentation der erfolgten und anstehenden Arbeitsschritte (siehe Kapitel 2.4). Diese Daten sollten bei der Umsetzung von Restitutionen erfasst werden: Angaben zur Restitution/Rückgabe Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Beispiel(e)

Kommunikation mit den ErbInnen Interne Akkordierung

mit EntscheidungsträgerInnen

Übergabeformulare Schätzgutachten Rückgabeart

Buchrückgabe (physisch) Geschenk an Bibliothek Rückkauf Mischformen

7.4 Beispielsammlung Die Beispielsammlung zu Restitution/Rückgabe bietet eine Zusammenstellung von Vorlagen, die besonders häufig benötigt werden. Die unten angeführten Formulare haben ihre Praxistauglichkeit bewiesen, weil ihnen konkrete Restitutionsfälle zugrunde liegen. Beispielsammlung zu Restitution/Rückgabe: – Übergabe-/Übernahmebestätigung – Transfer certificate – Vollmacht – Certificate of authority – Verzichtserklärung – Übergabeprotokoll – Begleitbrief – Beispiel einer Vereinbarung

7.4.1 Übergabe-/Übernahmebestätigung

Die ............... [Institution], vertreten durch Frau/Herrn ............. [Leitungsperson], übergibt entsprechend den Erkenntnissen aus der Provenienzforschung mit heutigem Tag die im Anhang angeführten Objekte und bestätigt die Übergabe dieser Objekte durch ihre Unterschrift. Frau/Herr .......... (Übernehmer/in) − als von den berechtigten Erben nach ......... benannter – übernimmt diese Objekte und bestätigt die Übernahme durch ihre/seine Unterschrift. Mit der wechselseitigen Zeichnung dieser Übergabe-/Übernahmebestätigung gehen alle im Anhang angeführten Objekte in das Eigentum der Erbberechtigten über. Für die .......... [Institution] .......... [Unterschrift] Für die/den Übernehmer/in .......... [Unterschrift] .......... [Ort]/ .......... [Datum]

Beispielsammlung 

Anhang Verzeichnis der Rückstellungsobjekte ......... [Anzahl] Druckschriftenbände Signatur

Inv.Nr.

Provenienz Inventar

Autor/Titel

Anz.

Provenienz Buch

Quelle: Universitätsbibliothek Wien 7.4.2 Transfer certificate .......... [Institution], represented by Mr/Ms .......... [head of library], herewith hands over the items specified in the appendix in accordance with the findings resulting from provenance research, and confirms the transfer with her signature, effective today. Mr/Ms .......... (recipient) − as authorised heir of ......... − assumes ownership of these items and confirms the transfer through his/her signature. Through the reciprocal signatures on this certificate, all items specified in the appendix become the property of the rightful heir(s). For ........ [Institution] ...................... [Signatur] For the recipient .......................[Signatur] ................................. [Place]/ ................. [Date] Annex to the Statement of delivery Restitution of ......... [number] objects of .........

Quelle: Universitätsbibliothek Wien 7.4.3 Vollmacht Ich, ........................................................................ (Name, Geburtsdatum u. -ort) erteile hiermit .............................................................................. (Name des Repräsentanten) .............................................................................. (Geburtsdatum u. -ort des Repräsentanten) .............................................................................. (Anschrift des Repräsentanten) VOLLMACHT mich als nach ............................................................ Erbberechtigte/n in der Restitutionssache .......................................... gegenüber der .................. [Körperschaft/Institution] zu vertreten. Diese Bevollmächtigung beinhaltet insbesondere das Recht, in meinem Namen gegenüber der .......................... [Körperschaft/Institution] rechtsverbindliche Erklärungen abzugeben, Restitutionsobjekte zu übernehmen und finanzielle Gegenleistungen in Empfang zu nehmen. ................................... Unterschrift ................................. [Ort]/ ................. [Datum]

Quelle: Universitätsbibliothek Wien

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 Restitution/Rückgabe

7.4.4 Certificate of authority I, ........................... (name), born ............ (birth date) in ............ (birth place), herewith authorise ........................... (name of representative), born .................................................................................... (birth date of representative), of ........................................................................................ (address of representative) to represent me, devisee of ...................................., against the ......... [institution] in the restitution case ......................................... With this certificate, I specifically authorise the representative to issue legally binding statements and to accept restored items and/or reimbursements. .................................................................... (place, date, signature)

Quelle: Universitätsbibliothek Wien 7.4.5 Verzichtserklärung Ich, ............, bin darüber unterrichtet, dass die .......... [Körperschaft/Institution] auf Grund des Beschlusses vom ............. [Datum] aus dem ursprünglichen Eigentum von ............. an mich als RechtsnachfolgerIn auszufolgen hätte. Ich verzichte hiermit – mit Ausnahme ..................... – für mich und meine Nachkommen vorbehaltlos und unwiderruflich auf die Rückstellung der in den beiliegenden Objektlisten verzeichneten Kulturgegenstände aus dem Nachlass .................... und auf jedwede sonstige Ansprüche gegen die .................. [Körperschaft/Institution] aus diesem Titel. Anschrift ................................... Unterschrift ................................. [Ort]/ ................. [Datum]

Quelle: Universitätsbibliothek Wien 7.4.6 Übergabeprotokoll Übergabeprotokoll vom ….............. [Datum] Aufgrund der .......... vom .......... [Datum] übergibt Frau/Herr ....................... namens der ......... [Institution] die zu restituierenden Gegenstände der Sammlung ........ laut angeschlossener Liste an Frau/Herrn .......... als bevollmächtigten Vertreter der Rechtsnachfolger und dieser übernimmt diese Gegenstände in seinen Gewahrsam. Er bestätigt mit Unterfertigung des Übergabeprotokolls, dass die übergebenen Gegenstände übernommen werden. Stichtag für den Übergang der Haftung für Gefahr und Zufall auf Frau/Herrn .............................. ist der Übergabetag. Zwischen der .................. [Institution] und Frau/Herrn ...................... wird weiters vereinbart, dass die zu restituierenden Gegenstände der Sammlung .............. laut angeschlossener Liste vorläufig für maximal ..... Monate zur unentgeltlichen Verwahrung bei der ................ [Institution] verbleiben. Übergabestichtag für den Verwahrungsvertrag ist der .......... [Datum]. In dieser Zeit sollen die Gegenstände durch Sachverständige des Auktionshauses ................... auf Kosten von Frau/Herrn ............................ geschätzt werden. Nach Ablauf der ..... Monate ab Übergabestichtag ist der unentgeltliche Verwahrungsvertrag beendet. Die Gegenstände stehen mit Vertragsende zur Abholung bereit bzw. wird über die weitere Vorgangsweise eine gesonderte Vereinbarung geschlossen werden. Für die ............ [Institution] ................................. [Unterschrift] Für die/den Übernehmer/in ................................. [Unterschrift] ................................. [Ort]/ ................. [Datum] Quelle: Wienbibliothek im Rathaus

Beispielsammlung 

7.4.7 Begleitbrief Betrifft: Rückgabe Sammlung .......... Sehr geehrte/r Frau/Herr .........................................., beiliegend erhalten Sie die .......... Bücher aus dem Besitz von ............... sowie die unterzeichnete Übergabeerklärung. Ich bedanke mich nochmals herzlich für ihre Kooperation und entschuldige mich gleichzeitig, dass diese Bücher über eine so lange Zeit hin unrechtmäßig an der ........... [Institution] verbleiben sind. Mit freundlichen Grüßen, ................................... Unterschrift ................................. [Ort]/ ................. [Datum] Quelle: Universitätsbibliothek Wien

7.4.8 Beispiel einer Vereinbarung Beispiel aus Handreichung 2007 (Anlage Vc, S. 99–101) für eine Vereinbarung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, bei der ein Werk von der Stiftung rückübereignet und ein anderes – nach Rückübereignung – an die Stiftung verkauft wurde. In Kenntnis dieser Umstände möchte die Institution .................... unabhängig davon, ob und in welcher Weise sie im Einzelnen rechtlich dazu verpflichtet ist, die Werke an die Erben des Herrn/ der Frau ............................ zurückgeben. Die Parteien treffen nunmehr darüber folgende Vereinbarung: Vereinbarung 1. Die Institution .......... verpflichtet sich, das Gemälde ........................... und die Zeichnung .......................... an die Erbengemeinschaft nach ........................... zurück zu übereignen. 2. Die Zeichnung „........................“ von ...................... wird nach der Rückübereignung für den Betrag von € .................... (in Worten: ..................................... Euro) von der Erbengemeinschaft nach .................... an die Institution .................. verkauft. 3. Die Übereignung beider Werke und die Übergabe des Gemäldes .................... an die Erbengemeinschaft nach .......................... erfolgt an einem noch zu bestimmenden Termin an eine von der Erbengemeinschaft hierzu bevollmächtigte Person in den Räumen ....................... gegen Quittung und Vorlage einer von allen Miterben unterzeichneten Vollmacht. 4. Die Institution ......... übernimmt für die Zeit ab Unterzeichnung dieser Vereinbarung bis zur Übergabe an die Erbengemeinschaft gegenüber dieser die unbeschränkte Haftung für Verlust oder Beschädigung des Gemäldes „........................“ von ....................... 1. Ansprüche, die der Institution ................ im Falle eines Verlustes oder einer Beschädigung der Werke bis zum Zeitpunkt der Übergabe erwachsen, werden ggf. an die Erbengemeinschaft abgetreten. 2. Gefahren, Nutzen oder Lasten gehen mit dem Zeitpunkt der Übergabe auf die Erbengemeinschaft über. 3. Mit der Übergabe des Gemäldes und der Zahlung des Kaufpreises für die Zeichnung sind alle wechselseitigen Ansprüche, die sich aus dem verfolgungsbedingten Verlust dieser Werke ergeben, erledigt und die Institution wird von Ansprüchen Dritter freigestellt. 4. Die Zeichnung wird zukünftig von der Institution mit folgendem Zusatz beschriftet: 5. „Aus der Sammlung ......................., von den Erben erworben im Jahr ........................“ 6. In Publikationen, in denen das Werk abgebildet wird, ist der Zusatz ebenfalls anzubringen. 7. Optional: Die Parteien vereinbaren, nach Abschluss und Durchführung dieser Vereinbarung eine Presseverlautbarung herauszugeben, deren Inhalt einvernehmlich abgestimmt wird. Über Einzelheiten dieser Vereinbarungen wird Stillschweigen vereinbart. Für die Erbengemeinschaft ............ Für die Institution ............

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8  Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse NS-Provenienzforschung und Restitution von Raubgut sind Themen, die über die unmittelbare Community der NS-ProvenienzforscherInnen hinausgehend von Interesse für eine breite Öffentlichkeit sind. Das folgende Kapitel skizziert die Vernetzung von ProvenienzforscherInnen in Bibliotheken und darüber hinaus, aber auch die Verbreitung der Ergebnisse in der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Fachwelt.

8.1 Vernetzung 8.1.1 Fachgremien

Grundlage für die Arbeit des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg sind die „Washingtoner Prinzipien“ (1998) und die „Gemeinsame Erklärung“ (1999). Es wurde als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Magdeburg von Bund, Ländern und den drei kommunalen Spitzenverbänden zum 1. Januar 2015 gegründet. (http://www.kulturgutverluste.de/)

Eine wichtige Rolle für die Dissemination der Ergebnisse der NS-Provenienzforschung kommt den einschlägigen Fachforen zu. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg fungiert als Anlaufstelle zu Fragen unrechtmäßiger Entziehungen von Kulturgut in Deutschland im 20. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt auf Kulturgut, das im Nationalsozialismus verfolgungsbedingt, inbesondere aus jüdischem Besitz, entzogen worden ist (sog. NS-Raubgut). Das Zentrum betreibt durch die Vergabe von Forschungsmitteln Forschungsförderung auf den drei Ebenen: systematische Erschließung von Sammlungsbeständen, kurzfristiger Recherche- und Forschungsbedarf sowie Erstellung externer Rechtsgutachten oder ergänzende Aufarbeitungen. Weiters betreibt es die frei zugängliche Lost Art Internet Database (Siehe auch Kapitel 8.1.2). Der Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken wurde 2014 gegründet. Jährlich finden zwei Treffen statt, die dem fachlichen Austausch in dem breiten Arbeitsfeld dienen. Schwerpunkte sind v. a. die Arbeitsgebiete „Identifizierung von NS-Raubgut in öffentlichen Bibliotheken“, „Provenienzforschung zu Büchern und Sammlungen von gedrucktem und ungedrucktem Schriftgut“ und Standards der Provenienzerschließung. Für den Bereich der kunst- und kulturhistorischen Museen, öffentlichen Kunstsammlungen oder auch des privatwirtschaftlichen Kunsthandels existierte seit 2000 ein entsprechender informeller Arbeitskreis, der 2014 schließlich als gemeinnütziger Verein Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. mit Sitz in Hamburg gegründet wurde. „Um den Austausch der Mitglieder zu gewährleisten, veranstaltet der Verein zwei Arbeitskreistreffen im Jahr. In Arbeitsgruppen werden spezielle Themen wie beispielsweise die Standardisierung von Provenienzangaben und weitere entsprechende Empfehlungen erarbeitet. Zweiter Schwerpunkt ist der internationale Dialog mit Provenienzforscherinnen und -forschern, um den wissenschaftlichen Austausch für die länderspezifischen Herkunftsrecherchen zu fördern.“ (http://arbeitskreis-provenienzforschung.org/). Für den Bereich der Provenienzerschließung und Fachfragen auch in Zusammenarbeit mit anderen bibliothekarischen Arbeitsbereichen wie dem der Alten Drucke und Sammlungen ist die UAG Provenienzforschung und Provenienzerschließung der Arbeitsgemeinschaft Handschriften und Alte Drucke (in der Sektion IV des DBV) ein wichtiges Austauschforum. Sie pflegt u. a. den Thesaurus der Provenienzbegriffe und entwickelt Empfehlungen zur Provenienzverzeichnung, Normdatennutzung etc. Die Protokolle der UAG sind online einsehbar: http://provenienz.gbv.de/Protokolle. DOI 10.1515/9783110318630-008

Vernetzung 

Zur Verbesserung der Erforschung von NS-Raubgut wurde 2015 der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern eingerichtet, in dem sich die öffentlichen Stellen, die besonders mit Provenienzforschung befasst sind, vernetzen. Ein weiteres Ziel ist die Digitalisierung wichtiger Aktenbestände aus den beteiligten Einrichtungen. Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, das Bayerische Nationalmuseum, die Bayerische Staatsbibliothek u. a. In Österreich wurde 1998 die Kommission für Provenienzforschung eingerichtet. Sie untersucht die österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen nach Objekten, die heute in Folge einer NS-Entziehung im Eigentum des Bundes stehen. Die ProvenienzforscherInnen überprüfen systematisch die Erwerbungen der Bundessammlungen ab dem Jahr 1933 bis in die Gegenwart. Die Ergebnisse der Recherchen werden dem gemäß § 3 des Kunstrückgabegesetzes beim Bundeskanzleramt eingerichteten Kunstrückgabebeirat vorgelegt. Der Beirat richtet seine Empfehlungen an die zuständige Bundesministerin bzw. den zuständigen Bundesminister. In einem jährlichen Restitutionsbericht wird der Österreichische Nationalrat über die Tätigkeit der Kommission für Provenienzforschung informiert. (http://www.provenienzforschung.gv.at/) 2008 wurde im Rahmen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare eine Arbeitsgruppe NS-Provenienzforschung eingerichtet, die sich als bibliothekarische Anlaufstelle für den Informationsaustausch über die Querschnittsmaterie Provenienzforschung versteht. Die Arbeitsgruppe verfolgt das Ziel, Informationen etwa zu einzelnen Fällen auszutauschen, sich bei der Suche nach ErbInnen sowie bei der Vorbereitung von Restitutionen zu unterstützen, die Provenienzforschung auf bibliothekarischer Ebene zu thematisieren sowie die Bibliotheksgeschichte des 20. Jahrhunderts zu aktualisieren und neu zu bewerten. (http://www. univie.ac.at/voeb/kommissionen/ag-ns-provenienzforschung/)

8.1.2 Fachdatenbanken und Informationsressourcen Für Bücher und Kulturgüter, bei denen Verdachtsmomente auf NS-Raubgut vorliegen, für die allerdings aufgrund von Provenienzlücken keine durchgehende Verlustgeschichte rekonstruiert werden kann, wurden Datenbanken eingerichtet, um Provenienzlücken zu schließen und weiterführende Informationen zu erhalten. In der 2000 online gegangenen Lost Art Internet Database, die seit 2015 vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg betrieben wird, werden Kulturgüter erfasst, die zwischen 1933 und 1945 infolge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges verbracht, verlagert oder insbesondere jüdischen EigentümerInnen verfolgungsbedingt entzogen wurden. Die Datenbank gliedert sich in die zwei Bereiche Personen und Institutionen, deren Kulturgüter unrechtmäßig entzogen oder kriegsbedingt verlagert worden sind, können entweder ihnen entzogene Objekte zur Recherche ausschreiben oder recherchieren, ob sie ihr Eigentum in der Liste der Fundmeldungen wiederfinden. http://www.lostart.de/ Aus einer Kooperation mehrerer Bibliotheken aus Berlin und Potsdam ist die gemeinsame Datenbank Looted Cultural Assets hervorgegangen. Sie soll die Ergebnisse der dortigen Provenienzforschung öffentlich sichtbar sowie recherchierbar machen und eine kooperative Nutzung und Verarbeitung der Ergebnisse bzw. Rohdaten möglich machen. Anders als für andere Datenbanken werden die erfassten Daten nicht

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

eigens auf ihre Relevanz im Rahmen der NS-Provenienzforschung hin gefiltert, um eine „größtmögliche Offenheit und eine rasche Veröffentlichung“ zu gewährleisten. http://lootedculturalassets.de/ Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste betreibt für die Verbesserung der „Infrastruktur“ der Provenienzforschung sowie zur Verstetigung von Forschungsergebnissen das DZK-Portal, welches allerdings nicht frei im WWW zugänglich ist, sondern nur berechtigten Personen einen Zugriff ermöglicht. Die Moderation des Portals durch das DZK umfasst das initiale Einrichten von Gemeinschafts- und Projekträumen. So finden sich etwa im Gemeinschaftsraum „Provenance Network“ allgemeine Informationen zur Provenienzforschung. https://provenienzforschung.commsy.net/ Eine zentrale Informationsressource als „Plattform für Provenienzforschung und Provenienzerschließung“ ist das ProvenienzWiki des GBV. Es enthält Informationen wie Empfehlungen zur Provenienzverzeichnung, den Thesaurus der Provenienzbegriffe, die Formatbeschreibung für in der Provenienzerschließung genutzte Datensätze der Gemeinsamen Normdatei sowie eine Sammlung von Bilddateien mir Provenienzmerkmalen (Zum Einsatz der Erschließungsinstrumente siehe Kapitel 6). http://provenienz.gbv.de/

Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus wurde 1995 gegründet, um die besondere Verantwortung der Republik Österreich gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus zum Ausdruck zu bringen. (https://nationalfonds.org/)

In Österreich werden Informationen zu Kunst- und Kulturgegenständen, die sich heute in Museen und Sammlungen der Republik Österreich oder der Stadt Wien befinden und bei denen nach aktuellem Stand der Provenienzforschung die Möglichkeit besteht, dass sie in der NS-Zeit entzogen worden sind, in der Kunstdatenbank des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, der beim Parlament eingerichtet worden ist, registriert. Mit der Veröffentlichung, die in Kooperation mit den betroffenen Museen und der österreichischen Provenienzforschung erfolgt, wird das Ziel verfolgt, zur Klärung der Restitutionsfähigkeit der Gegenstände beizutragen. http://www.artrestitution.at/

8.1.3 Bibliothekskataloge Als wichtige und besonders nachhaltige Maßnahme zur Verbreitung der Ergebnisse ist deren Sichtbarmachung in den Bibliothekskatalogen zu nennen. Das Einbringen der Metadaten der geraubten und, sofern möglich, restituierten Bücher im OnlineKatalog trägt dazu bei, die Erinnerung an das geschehene Unrecht des Bücherraubs dauerhaft präsent zu halten. Diese Maßnahme ermöglicht, die Erkenntnisse über den Bücherraub als „virtuelles Mahnmal“ niederschwellig einer interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln (Siehe Kapitel 6).

8.2 Verbreitung in der Öffentlichkeit Ein wesentlicher Aspekt von NS-Provenienzforschung und Restitution von NS-Raubgut ist die Darstellung des historischen Unrechts in der Öffentlichkeit. Mögliche Wege sind die Ausrichtung eines Festaktes, die Nutzung von Medien und Öffentlichkeitsarbeit, die Gestaltung einer Ausstellung sowie die Präsentation der Ergebnisse auf Website und Blog.



Verbreitung in der Öffentlichkeit  

8.2.1 Festakt Sofern ErbInnen bzw. deren bevollmächtige Vertretungen zustimmen, ist die Restitution von Büchern, die den ursprünglichen BesitzerInnen unrechtmäßig entzogen worden sind, im Rahmen eines Festaktes eine gute Möglichkeit, das historische Unrecht zu thematisieren. Voraussetzung hierfür sind die Ermittlung des NS-Raubgutes in den eigenen Beständen (siehe Kapitel 3), die Durchführung von Fall- und Personenrecherchen (siehe Kapitel 4) sowie die Vorbereitung der Restitution (siehe Kapitel 5). Mögliche PR-Maßnahmen im Kontext eines Festaktes zur Restitution Vor dem Festakt

Zusammenstellung des Programms Einladung für Ehrengäste Erstellung einer Pressemitteilung Organisation einer Pressekonferenz Info in Newsletter Vorbereitung einer Ausstellung Info auf Website Info im Blog

Während des Festaktes

Fotodokumentation Videoaufzeichnung

Nach dem Festakt

Interviews mit ErbInnen Organisation einer Pressekonferenz Erstellung einer Pressemitteilung Info in Newsletter Info auf Website Info im Blog Erstellung einer Dokumentation

Als Beispiele für die Rückgabe von NS-Raubgut an die rechtmäßigen VorbesitzerInnen bzw. deren ErbInnen im Rahmen eines Festaktes sind Restitutionen an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (2013), der Universitätsbibliothek Wien (2015) und der Universitätsbibliothek Leipzig (2016) zu nennen. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) hat dem SPD-Ortsverein Verden 167 Bücher übergeben, die während der Zeit des Nationalsozialismus in den Bestand der Bibliothek aufgenommen worden sind. [23.07.2013] https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4528 Universität Wien: Restitutionsakt Anthropos-Bibliothek Am 29. Jänner 2015 um 15 Uhr findet am Institut für Europäische Ethnologie eine symbolische Restitution von Bibliotheksbeständen an die Anthropos-Bibliothek in St. Augustin bei Bonn statt. http://bibliothek.univie.ac.at/aktuelles/009918.html

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

Universitätsbibliothek Leipzig restituiert NS-Raubgut an Erbengemeinschaft Jellinek-Mercedes Die Universitätsbibliothek Leipzig gibt 16 Bände aus dem Besitz von Fernand Raoul Jellinek-Mercedes an dessen Erben zurück. Darunter befinden sich eine Gottsched-Ausgabe von 1749 sowie eine Gesamtausgabe des französischen Aufklärungsdramatikers Pierre Marivaux. Aus diesem Anlass laden wir Sie als Medienvertreter am 18. März zu einem Fototermin ein. [11.03.2016] http://www.zv.uni-leipzig.de/service/kommunikation/medienredaktion/nachrichten.html?ifab_ modus=detail&ifab_id=4852

Eine Möglichkeit, einen lokalen Festakt in einen größeren Kontext zu stellen, bietet die Einladung von VertreterInnen der einschlägigen Fachforen und Netzwerke. Ein Beispiel hierfür ist die die Herbsttagung des Arbeitskreises „Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken“ an der Universitätsbibliothek Potsdam 2015. Provenienzforschung und Restitution – Herbsttreffen an der Universitätsbibliothek Die Universitätsbibliothek Potsdam lädt am 9. Dezember zum Herbsttreffen des Arbeitskreises „Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken“ in die Wissenschaftsetage des Bildungsforums Potsdam ein. Im Rahmen der Veranstaltung restituieren die Bayerische Staatsbibliothek und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin in einer feierlichen Übergabe Bücher aus den ehemaligen Beständen der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums an das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam. https://www.uni-potsdam.de/nachrichten/detail-list/article/2015-11-30-provenienzforschungund-restitution-herbsttreffen-an-der-universitaetsbibliothek.html

Bayerische Staatsbibliothek und Zentral- und Landesbibliothek Berlin restituieren Bücher Die Bayerische Staatsbibliothek und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin haben heute vier Werke aus der 1942 vom NS-Regime aufgelösten Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums an das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam übergegeben. Den Rahmen hierfür bot das Herbsttreffen des Arbeitskreises „Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken“, das an der Universität Potsdam stattfand. [09.12.2015] https://idw-online.de/de/news643091

Der Ablauf eines Festaktes der Restitution kann auch in einer Dokumentation festgehalten werden, wie es etwa anlässlich der Restitution von NS-Raubgut der SUB Göttingen an die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung erfolgt ist. Die am 14. April 2011 erfolgten Ansprachen der VertreterInnen der SUB sowie der Friedrich Ebert-Stiftung sind gemeinsam mit der Liste der 72 übergebenen Bücher aus der Bibliothek Dr. Heinrich Troeger in einer 30 Seiten umfassenden Dokumentation (als Band 23 der Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung) publiziert worden. http://library.fes.de/pdf-files/bibliothek/09142-20121123.pdf Eine weitere gute Möglichkeit zur Dokumentation eines Festaktes bietet die Gestaltung eines Videos. Beispiele hierfür bieten das auf YouTube bereitgestellte Video von der Restitution von Büchern aus dem Besitz des ehemaligen Professors Carl Julius Rothbergers durch den Rektor der Medizinischen Universität Wien an dessen Tochter Bertha Gutmann im Jahr 2010 sowie die Videoserie von der Restitution von NSRaubgut durch die SUB Göttingen an die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung im Jahr 2011. https://www.sub.uni-goettingen.de/wir-ueber-uns/portrait/geschichte/ermittlungund-restitution-von-ns-raubgut-der-sub-goettingen/



Verbreitung in der Öffentlichkeit  

Abb. 37: YouTube-Video „MedUni Wien: Restitution nach Provenienzforschung“ (13.10.2010, https://youtu.be/nIP684L9Yrs)

8.2.2 Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilungen Restitutionen von nationalsozialistischem Raubgut, aber auch Informationen über Beginn, Status oder Abschluss von NS-Provenienzforschungsprojekten können Gegenstand von Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sein. Dabei werden oft Presseinformationen sowie Medien an der eigenen Institution, lokale oder nationale Medien im Print-, aber auch im Hörfunkbereich genutzt. Als Beispiel für eine gute Pressearbeit sind die diesbezüglichen Aktivitäten der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen zu nennen. Presseinformation: Universitätsbibliothek ermittelt Bücher aus NS-Beschlagnahmungen In einer Veranstaltung für die interessierte Öffentlichkeit informiert die Niedersächsische Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) über die Vorbereitung eines Forschungsprojekts, mit dem Erwerbungen der Bibliothek in der Zeit des Nationalsozialismus untersucht werden sollen. [04.02.2009] https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3186

Presseinformation: Provenienzrecherche: Forschungsprojekt zu NS-Raub- und Beutebüchern Aus einem speziell aufgelegten Fonds des Kulturstaatsministeriums wird ein Göttinger Forschungsprojekt zur sogenannten Provenienzrecherche gefördert: Dabei geht es um die systematische Ermittlung von NS-Raub- und Beutegut im Bestand der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) und seine öffentliche Dokumentation. Im Rahmen des Vorhabens, an dem Wissenschaftler und Bibliothekare der SUB beteiligt sind, soll zudem die Rückgabe unrechtmäßig erworbener Bücher vorbereitet und durchgeführt werden. [20.05.2009] https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3272

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

Presseinformation: Universitätsbibliothek setzt Recherche nach NS-Raub- und Beutebüchern fort Das Göttinger Forschungsprojekt zur Ermittlung und Restitution von NS-Raub- und Beutebüchern im Bestand der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) erhält erneut Fördergelder. [04.06.2010] https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3578

Sofern größere Bestände zu restituieren sind, bietet sich auch die Abhaltung einer Pressekonferenz im Zusammenhang mit einem Restitutionsakt an. Beispiele hierfür sind Pressekonferenzen des Landes Oberösterreich bzw. der österreichischen Parlamentsdirektion. Die Abteilung Presse des Landes Oberösterreich lädt Sie sehr herzlich am Freitag, den 17. Mai 2013, 13.00 Uhr, Diözesan- und Universitätsbibliothek der Katholisch-Theologischen Privatuniversität, Lesesaal, Bethlehemstraße 20, Linz, zu einer Pressekonferenz mit Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Univ.Prof. Dr. Ewald Volgger OT, Rektor der Katholisch-Theologischen Privatuniversität und KonsR Dr. Johann Hintermaier, Regens des Priesterseminars der Diözese Linz zu folgendem Thema ein: Entzogene Bücher aus der „Alumnats-Bibliothek“ des Priesterseminars restituiert und Unterzeichnung der Übergabe-/Übernahmebestätigung. [17.05.2013] http://www.landesbibliothek.at/fileadmin/user_upload/presseaussendungen/2013/17-05/PKE17_Mai-KTU.pdf

Prammer begrüßt Restitution von Büchern aus der Parlamentsbibliothek Parlamentsdirektion ließ Herkunft von 15.000 Bänden überprüfen Wien (PK) – Der Kunstrückgabebeirat hat heute die Rückgabe von 37 Bänden aus der Parlamentsbibliothek an 20 RechtsnachfolgerInnen von Personen und Institutionen empfohlen, die von den Nationalsozialisten verfolgt worden waren. „Den Empfehlungen des Kunstrückgabebeirates wird selbstverständlich entsprochen. Diese Bücher sind den rechtmäßigen Besitzerinnen und Besitzern so rasch wie möglich zurück zu geben“, so Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. [21.06.2013] http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130621_OTS0186/

8.2.3 Ausstellungen Eine gute Möglichkeit, über die Problematik von Büchern, die während der nationalsozialistischen Ära geraubt worden sind, zu informieren, bietet die Gestaltung einer Ausstellung. Ein optimaler Präsentationsort ist etwa das Foyer eines Bibliotheksgebäudes. Genutzt werden können Informationstafeln, Archivdokumente und Bücher, um über die historischen Hintergründe, Arbeitsweise und Ergebnisse des NS-Bücherraubs und der NS-Provenienzforschung zu informieren. Exemplarisch für Veranstaltungen zu diesem Themenfeld anzuführen sind die Universitätsbibliothek Wien sowie die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Universitätsbibliothek Wien in der NS-Zeit sowie die Aufgaben und Ziele der Provenienzforschung. Konkrete Fälle geraubter Bibliotheken und bedenklicher Provenienzen, etwa aus der Gestapo-Bücherei Wien, dokumentieren den Raub von Büchern im Detail. [25.03.2008] http://bibliothek.univie.ac.at/events/files/Einladung_Ausstellung_Provenienzforschung1.pdf



Verbreitung in der Öffentlichkeit  

Abb. 38: Ausstellung im Foyer der Universitätsbibliothek Wien 2008 (UB Wien)

Die historischen Hintergründe, die Arbeitsweise und die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Ermittlung und Restitution von NS-Raub- und Beutegut an der SUB Göttingen“ dokumentiert eine neue Ausstellung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB). Die Präsentation mit dem Titel „Bücher unter Verdacht“ zeigt Informationstafeln, Archivdokumente und Bücher, die zwischen 1933 und 1950 von der Göttinger Universitätsbibliothek erworben wurden. [06.05.2011] https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3882

Es besteht auch die Möglichkeit, eine Ausstellung im Kontext eines Festaktes für eine konkrete Restitution zu gestalten; dieses Informationsinstrument wurde an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen genutzt. Ergebnisse werden in Ausstellung präsentiert Die Ergebnisse der fast dreijährigen Forschungsarbeit präsentiert die Ausstellung im LBZ/Pfälzische Landesbibliothek Speyer vom 23. Juli bis 4. September 2015. Am Tag der Ausstellungseröffnung am kommenden Dienstag, den 21. Juli wird eine Restitution durch den Staatssekretär für Kultur, Walter Schumacher, statt finden. In der Ausstellung wurden ausgewählte Beispiele und Schicksale der Opfer präsentiert, aber auch die Geschichte des Hauses im Nationalsozialismus aufgearbeitet. Dazu wurden die politischen, ideologischen und organisatorischen Strukturen untersucht, die in der Pfalz, aber auch deutschlandweit Voraussetzungen für den millionenfachen Bücherraub des NS-Regimes gewesen waren. [16.07.2015] http://b-u-b.de/ns-raubgut-in-der-pfaelzischen-landesbibliothek-geschichte-strukturen-opfer/

Ergänzend zur Ausstellung wurde in der Reihe Schriften des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz ein umfangreicher und illustrierter Katalog und Projektbericht herausgegeben. Am 20. Jänner 2016 werden die als NS-Raubgut ausgeforschten Bände aus der Universitätsbibliothek Klagenfurt an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben. Ein Vortragsabend und eine Sonderausstellung begleiten den öffentlichen Akt der Restitution durch den Rektor der AlpenAdria-Universität. [20.01.2016] https://www.aau.at/blog/restitution-von-ns-raubgut-aus-der-bibliothek-klagenfurt-an-die-eigentuemer/

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

Eine Möglichkeit, auch der Fachcommunity und dem Netzwerk der ProvenienzforscherInnen Gelegenheit zur Besichtigung von lokalen Ausstellungen zu NS-Provenienzforschung und Restitution zu geben, ist die Ausrichtung von Fachtagungen und Netzwerktreffen, wie etwa des Arbeitskreises „Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken“, der sich an der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer getroffen hat. Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution in Bibliotheken trifft sich im LBZ Speyer Vom 7.-8. April treffen sich die Mitglieder des Arbeitskreises „Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken“ im Lesesaal des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz/Pfälzische Landesbibliothek Speyer. […] 19.00 Uhr Abendvortrag: NS-Raubgut in der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer Nadine Kulbe (Dresden) Im Anschluss Führung durch die Ausstellung „NS-Raubgut in der Pfälzischen Landesbibliothek“. [05.04.2016] https://lbz.rlp.de/de/ueber-uns/presse/detail/news/detail/News/arbeitskreis-provenienzforschung-und-restitution-in-bibliotheken-trifft-sich-im-lbz-speyer/

8.2.4 Website und Blog Zentrales Instrument der Öffentlichkeitsarbeit auch für NS-Provenienzforschung und Restitution ist die Website der betreffenden Institution. Mögliche Themenbereiche für den Webauftritt zur NS-Provenienzforschung: – Grundlegende Ausführungen über den NS-Bücherraub, NS-Provenienzforschung und Restitution, rechtliche Rahmenbedingungen – Vorstellung des konkreten NS-Provenienzforschungsprojektes (Konzeption, Auftraggeber, finanzielle und personelle Ausstattung) – Informationen über Dimension, Arbeitsschritte und Ergebnisdokumentation des Projektes – Darstellung von zu untersuchendem bzw. bereits untersuchtem Bestand, Zahl der Verdachtsfälle, Raubfälle, Restitutionen – Präsentation von Beispielen für den NS-Bücherraub an der eigenen Institution – Fall- und Restitutionsdossiers – Darstellung der durchgeführten Restitutionen (EmpfängerInnen, Umfang und Datum der Restitution) – Information über Provenienzerschließung im Bibliothekskatalog sowie Link zur Recherche – Ausblick auf künftige (Teil-)Projekte – Weitere Informationen zum Projekt (öffentliche Veranstaltungen, Pressemitteilungen, Medienecho, Publikationen, Videos, Teilnahme an Tagungen, MitarbeiterInnen, Kontakt)

Eine gute Möglichkeit zur Information im WWW bieten auch Blogs, weil damit eine große internationale Sichtbarkeit erzielt werden kann. Zur aktuellen Information der interessierten Öffentlichkeit über konkrete Restitutionen an der eigenen Institution genutzt wurden Blogs etwa an der Medizinischen Universität Wien (Van Swieten Blog), der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (SUB Blog) sowie an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Blog). NS-Provenienzforschung: Restituierung der geraubten Bücher von Univ.-Prof. Carl Julius Rothberger an seine Tochter durch den Rektor der Medizinischen Universität Wien. [Van Swieten Blog, 30.09.2010] http://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=6561



Verbreitung in der Öffentlichkeit  

Die SUB restituiert die Bibliothek von Helene und Ignaz Petschek an deren Urenkelin Frau Nancy Petschek-Kohn Die Geschichte der 1938 beschlagnahmten Privatbibliothek der jüdischen Industriellenfamilie Petschek ist ein eindrückliches Beispiel für die langen und verschlungenen Wege, auf denen NSRaubgut in die Bestände deutscher Bibliotheken gelangte – auch in die SUB Hamburg. [SUB Blog Hamburg, 18.07.2013] http://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=12341 Restitution von Büchern an die Erben und Erbinnen nach Dr. Leopold Singer [WU Blog, 02.10.2015] http://blog.wu.ac.at/2015/10/restitution-von-buechern-an-die-erben-und-erbinnen-nach-dr-leopold-singer/

Besonders gut eignen sich fachspezifische Blogs, um die eigene Community über die Fortschritte der NS-Provenienzforschung auf dem Laufenden zu halten. Beispiele hierfür sind etwa NETBIB Weblog, Archivalia oder das VÖBBLOG.

Abb. 39: Ältester Beitrag im VÖBBLOG zur „Provenienzforschung“ (VÖBBLOG)

Provenienzforschungsblogs bieten aber auch eine gute Möglichkeit für potentielle ErbInnen bzw. RechtsnachfolgerInnen, sich über konkrete NS-Provenienzforschungsprojekte sowie deren Zwischenergebnisse zu informieren. Beispiele für Blogs, in denen die Themen NS-Provenienzforschung und Restitution behandelt werden sind etwa NETBIB Weblog (https://log.netbib.de/) oder das VÖBBLOG. NETBIB Weblog existiert seit Februar 2001. Zum Begriff „Restitution“ gibt es 24 Blogbeiträge (Stand: Mai 2016). Das seit November 2008 von der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB) herausgegebene VÖBBLOG bietet sogar die eigenständigen Kategorien „Provenienzforschung“ und „Restitution“. Somit besteht die Möglichkeit der gezielten Suche, aber auch der laufenden und aktu-

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

ellen Information über alle Neuigkeiten auf diesem Themengebiet durch Einrichtung eines RSS-Feeds. In der Kategorie „Provenienzforschung“ (http://www.univie.ac.at/ voeb/blog/?cat=34) beinhaltet das VÖBBLOG 128 Beiträge, in der Kategorie „Restitution“ (http://www.univie.ac.at/voeb/blog/?cat=49) 210 Beiträge. Informiert wird über einzelne NS-Provenienzforschungsprojekte und über Restitutionen, über Veranstaltungen und Publikationen.

8.2.5 Erinnerungskultur Ein wesentlicher Aspekt für die Nachhaltigkeit von NS-Provenienzforschungsprojekten liegt darin, dass die daraus entstandenen Erkenntnisse in die Erinnerungskultur der Bibliothek und auch ihrer übergeordneten Institution aufgenommen werden. Es ist ein Selbstverständnis dafür zu entwickeln, dass die Ergebnisse der NS-Provenienzforschung in zukünftige bibliotheks-, aber auch institutionengeschichtliche Darstellungen als Teil der Wissenschaftsgeschichte Berücksichtigung finden (siehe Kapitel 8.3.3). Darüber hinaus ist auch in der konkreten Vermittlungsarbeit von Bibliotheken, etwa bei Führungen und Ausstellungen, ein Grundverständnis dafür zu verwickeln, warum NS-Provenienzforschung und (späte) Restitution auch im 21. Jahrhundert ein wichtiges Thema bleiben. So sollte erläutert werden, ob und in welchem Rahmen NS-Provenienzforschung betrieben wurde, ob die Institution Nutznießerin des NS-Bücherraubs gewesen ist und ob Restitutionen durchgeführt werden konnten. Für den Fall, dass die Institution nicht von dieser Problematik betroffen ist, etwa weil sie nach 1945 gegründet worden ist und über keine Buchbestände mit Erscheinungsjahr bis 1945 verfügt, ist auch dieser Aspekt in die Vermittlungsarbeit einzubeziehen.

8.3 Verbreitung in der wissenschaftlichen Fachwelt Neben der Öffentlichkeit sind auch die Angehörigen der eigenen Institution sowie die wissenschaftliche Fachwelt laufend über Verlauf und Ergebnisse der NS-Provenienzforschung zu informieren. Hierfür bieten sich Vorträge, Präsentationen auf Fachtagungen und Kongressen sowie Veröffentlichungen und bibliotheksgeschichtliche Darstellungen an. Eine besondere Rolle kommt Lehrveranstaltungen im Rahmen der Bibliotheksausbildung zu.

8.3.1 Vorträge, Fachtagungen und Kongresse Vorträge, Fachtagungen und Kongresse bieten gute Gelegenheiten, um über Aktivitäten und Ziele der Provenienzforschung an der eigenen Institution zu informieren. Optimal ist in diesem Zusammenhang die Einbindung der obersten Leitung der Institution, wie sie etwa im Rahmen einer Vortragsveranstaltung an der Universitätsbibliothek Graz gelungen ist. Geraubte Kulturgüter. Nationalsozialistische „Buchbeschaffung“ und die Universitätsbibliothek Graz https://ub.uni-graz.at/de/neuigkeiten/detail/article/geraubte-kulturgueter-nationalsozialistische-buchbeschaffung-und-die-universitaetsbibliothek/



Verbreitung in der wissenschaftlichen Fachwelt 

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Neben Beiträgen von NS-ProevenienzforscherInnen sowie eines Historikers wirkten die Rektorin (Begrüßung), ein Vizerektor und der Bibliotheksleiter (Einleitung) und ein weiterer Vizerektor (Moderation) an dieser Veranstaltung, die am 4. November 2015 an der Universitätsbibliothek Graz stattgefunden hat, mit. Ebenfalls unter Mitwirkung des Rektors wurde das Symposium Guido Adlers Erbe – Restitution und Erinnerung an der Universität Wien am 14. Mai 2013 durchgeführt. Die Bibliothek und das Schrifttum Guido Adlers (1855–1941), der einer der prominentesten Vertreter der Musikwissenschaft der Universität Wien war, wurde von den Nationalsozialistenn unter reger Beteiligung von Mitarbeitern der Universität Wien geraubt und nur zum Teil später zurückgegeben. Im Rahmen der NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien konnten Restbestände der Bibliothek Guido Adlers in der Fachbereichsbibliothek Musikwissenschaft und in der Hauptbibliothek festgestellt werden. Auch ein im Archiv der Universität Wien befindliches Nachlassfragment wurde als bedenklich identifiziert. Sowohl Buchbestände als auch Nachlassfragment wurden nun restituiert. Die Veranstaltung liefert einen Beitrag zum Umgang der Universität Wien mit ihrer eigenen Geschichte anhand der Auseinandersetzung mit Musik(wissenschaft) in und nach der NS-Zeit. Das Symposium stellt dabei einen Beitrag zur Aufarbeitung und zur Erinnerungsarbeit dar und dokumentiert die Ergebnisse der NS-Provenienzforschung. Restitution wie auch Symposium sind Ausdruck des heute veränderten Umgangs der Universität Wien mit ihrer Vergangenheit. http://bibliothek.univie.ac.at/events/008585.html

Am Programm des Adler-Symposiums stand auch eine abschließende Podiumsdiskussion Universität Wien und Nationalsozialismus, Restitution und kritische Erinnerung. Zur Information der wissenschaftlichen Fachwelt können auch Fachtagungen und Kongresse veranstaltet werden. Solche Symposien haben sich gerade im Bereich der Bibliotheksgeschichte der NS-Zeit, aber auch der NS-Provenienzforschung, als wichtiger Katalysator einer verstärkten Thematisierung und Neubewertung erwiesen. Ausgehend von zwei Symposien des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Buch- und Bibliotheksgeschichte Ende der 1980er Jahre (Veröffentlichung Bibliotheken während des Nationalsozialismus, 1989–1992) wurde eine Reihe wichtiger und einflussreicher Kongresse veranstaltet. In diesem Zusammenhang kommt der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover eine wichtige Rolle durch die Ausrichtung der vier Hannoverschen Symposien zu. Diese wurden ein wichtiges Austauschforum der Provenienzforschung an Bibliotheken und haben 2002 auch den programmatischen Hannoverschen Appell sowie 2011 den Offenen Brief des IV. Hannoverschen Symposiums hervorgebracht. Regelmäßig werden auch Sessions zur NS-Provenienzforschung im Rahmen der deutschen Bibliothekartage bzw. -kongresse sowie bei den Österreichischen Bibliothekartagen veranstaltet, in denen aktuelle Ergebnisse der NS-Provenienzforschung vorgestellt werden. Ein Beispiel für die Berücksichtigung des Themenbereichs NS-Provenienzforschung im Rahmen eines allgemeinen Bibliothekskongresses stellt der 6. Bibliothekskongress in Leipzig 2016 dar, wo im Themenkreis Bibliothekspolitik und Öffentlichkeitsarbeit das Panel NS-Raubgut & Provenienzforschung angeboten worden ist. Im Programm spiegelt sich die thematische Breite, mit der sich NS-Provenienzforschung beschäftigt – von der Recherche über die die Kooperationsmöglichkeiten bis hin zur Provenienzerschließung und Provenienzverzeichnung im Bibliothekskatalog.

Erstes Hannoversches Symposium: Jüdischer Buchbesitz als Beutegut (14.11.2002) Zweites Hannoversches Symposium: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut (10./11.05.2005) Drittes Hannoversches Symposium: NS-Raubgut in Bibliotheken: Suche • Ergebnisse • Perspektiven (08./09.11.2007) Viertes Hannoversches Symposium: NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven (09.–11.05.2011)

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

Aus dem Programm des Bibliothekskongresses, Leipzig 2016: TK 1: Bibliothekspolitik und Öffentlichkeitsarbeit 09:00–11:30 Vortragsraum 11 NS-Raubgut & Provenienzforschung Moderator/in: Jana Kocourek (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) Moderator/in: Maria Kesting (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg) NS-Raubgut und Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände – ein Werkstattbericht Hannah Neumann (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) Looted Cultural Assets – Kooperative Provenienzforschung Sebastian Finsterwalder (Zentral- und Landesbibliothek Berlin) Sina Latza (Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, Stabsstelle NSRaub- und Beutegut) Der Weg zur strukturierten Provenienzverzeichnung im Bibliothekssystem Christiane Hoffrath (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln) Geschichte und Verantwortung – die Suche nach NS-Raubgut in der Stadtbibliothek Bautzen. Ein Werkstattbericht Robert Langer (Stadtbibliothek Bautzen) Normdaten in der Provenienzerschließung: nationale und internationale Perspektiven Michaela Scheibe (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) http://www.professionalabstracts.com/bid2016/programme-bid2016.pdf

8.3.2 Veröffentlichungen Eine wichtige Rolle beim Wissenstransfer über die Ergebnisse der NS-Provenienzforschung nehmen Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften ein. DABI – Datenbank Deutsches Bibliothekswesen beinhaltet zum Thema „Provenienzforschung“ 113 Publikationen (Stand: Mai 2016). Neben der Erfassung von Beiträgen aus Tagungsbänden sind in DABI fünf Bibliothekszeitschriften mit mehr als fünf Beiträgen zum Thema „Provenienzforschung“ vertreten. (http://dabi.ib.hu-berlin.de/index.html) Publikationen in Zeitschriften zum Thema Provenienzforschung, die in DABI – Datenbank Deutsches Bibliothekswesen erfasst sind Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen & Bibliothekare

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Bibliotheksdienst

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Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie

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Bibliothek. Forschung und Praxis

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Bibliotheksforum Bayern

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Auch in den Zeitschriften der wissenschaftlichen Fächer Kunstgeschichte und Zeitgeschichte wird regelmäßig über Provenienzforschung berichtet. Siehe etwa die kostenpflichtigen Datenbanken von OLC-SSG zu „Kunst und Kunstwissenschaft“ und „Zeitgeschichte“. In jedem Heft der Zeitschrift Holocaust and Genocide Studies wird die international erschienene Literatur zu „Plunder, Restitution, and Reparations“ angeführt. Eine wertvolle Quelle, um sich einen Überblick über den Stand der NS-Provenienzforschungsprojekte zu verschaffen, stellen Sammelbände bzw. Schwerpunktausgaben von Zeitschriften dar. Hinweise auf konkrete Tagungs- und Sammelbände zur Provenienzforschung folgen bei den Literaturhinweisen im Anhang.



Verbreitung in der wissenschaftlichen Fachwelt 

Abb. 40: Poster „10 Jahre NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien“ 2015 (https://phaidra.univie.ac.at/detail_object/o:387154)

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

Zur anschaulichen Darstellung von wissenschaftlichen Ergebnissen bietet sich die Gestaltung eines Posters an. Die Universität Wien hat diese Möglichkeit dafür genutzt, um anlässlich des Jubiläums 10 Jahre NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien die Entwicklung vom Projekt bis zur Verstetigung darzustellen. Auch die vielfältigen Aufgabenbereiche der NS-Provenienzforschung werden visualisiert: –– Recherche und Dokumentation –– Erbensuche und Rückgabe –– Öffentliche Sichtbarmachung –– Fort- und Weiterbildung, Vernetzung

8.3.3 Bibliotheksgeschichtliche Darstellungen Bis in die 1990er Jahre wurden in bibliotheksgeschichtlichen Darstellungen die Jahre 1933 bis 1945 zumeist nur in knappen und wenig aussagekräftigen Sätzen zusammengefasst. Die Zunahme und die Fortschritte von NS-Provenienzforschungsprojekten an Bibliotheken haben auch Auswirkungen auf die vor allem anlässlich von Jubiläen veröffentlichten Geschichten einzelner Bibliotheken; nun finden der NS-Bücherraub, die NS-Provenienzforschung und Restitutionsbemühungen, aber auch die allgemeine Entwicklung der Jahre 1933 bis 1945, Eingang in die jeweilige Bibliotheksgeschichte.

8.3.4 Lehrveranstaltungen Ein wesentlicher Aspekt zur Verstetigung der NS-Provenienzforschung an Bibliotheken ist die Berücksichtigung dieses Themas in der Ausbildung von BibliothekarInnen und Informationsfachleuten. Dabei wird den Themen NS-Raubgut und Restitution in der Regel keine eigenen Lehrveranstaltungen eingeräumt. Sie finden zwar im historischen Kontext durchaus Berücksichtigung, allerdings maximal im Ausmaß einer Doppelstunde (90 Minuten). NS-Provenienzforschung kann in Lehrveranstaltungen zur Bibliotheksgeschichte, zur aktuellen Diskussion und zu Entwicklungen im Informationswesen sowie zum Bestandsmanagement thematisiert werden. Lernziele für Lehrveranstaltungen zum Thema „NS-Raubgut und Restitution in Bibliotheken“ Studierende sollten in der Lage sein, auf folgende Fragen eine Antwort zu finden: – Was bedeuten die Begriffe NS-Raubgut und Restitution? – Wie sind die Bücher in den Bestand der Bibliotheken gekommen? – Warum ist das Thema aktuell? Wie wurde mit der Thematik seit 1945 umgegangen? – Wie sollten Bibliotheken mit Raubgut in ihrem Bestand umgehen? – Welche wichtigen Institutionen, die Hilfestellung bei der Auseinandersetzung mit NS-Raubgut bieten, gibt es? – Welche praktischen Beispiele für Bibliotheken, die sich um die Aufklärung ihrer Bestandsgeschichte bemühen, gibt es? (Vgl. Schmidt 2010, S. 48)

Für BibliotheksmitarbeiterInnen, deren Ausbildung schon länger zurückliegt, bietet es sich an, die Themen NS-Provenienzforschung und Restitution in Form einer Bibliotheksfortbildung zu vermitteln. Die Initiative Fortbildung für wissenschaftliche Spezialbibliotheken und verwandte Einrichtungen e.V. in Berlin veranstaltet bereits über den Zeitraum von mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Berlin regelmäßig ein zweitägiges Seminar zum Thema „Spurensuche – NS Raub-



Verbreitung in der wissenschaftlichen Fachwelt 

gut Forschung in Bibliotheken und Archiven. Ein Fortbildungsangebot aus der Praxis für die Praxis“. Behandelt werden Themen wie ethische und rechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Restitution von Kulturgut, Identifikation von NS-Raubgut und Erbensuche, Nutzung von Hilfsmitteln und Datenbanknutzung, Einwerbung finanzieller Unterstützung, Provenienzverzeichnung sowie der Ausbau von Bildungs- und Vermittlungsarbeit (http://www.initiativefortbildung.de/pdf/2015/Spurensuche.pdf). Lehrveranstaltungen und Kurse zum Thema NS-Provenienzforschung werden auch über den Personenkreis der BibliothekarInnen hinaus angeboten. Das Weiterbildungsprogramm der Freien Universität Berlin etwa beinhaltet einen Zertifikatslehrgang Provenienzforschung für AbsolventInnen der Kunstgeschichte oder der Museologie. ÜBERGEORDNETES ZIEL UND LERNERGEBNISSE DES ZERTIFIKATSLEHRGANGS Die Absolventinnen und Absolventen verfügen über systematische Kenntnisse der wichtigsten Ziele, Methoden und Quellen der Provenienzforschung zur Identifizierung NS-verfolgungsbedingt entzogenen sowie kriegsbedingt verlagerten Kulturguts und analysieren Neuerwerbungen und Sammlungsobjekte unter Berücksichtigung − kunstgeschichtlicher, − historischer, − institutionenhistorischer, − juristischer und − moralisch-ethischer Aspekte. Sie können anhand erster Rechercheergebnisse (Provenienzmerkmale) erläutern, warum Objekte einer tiefergehenden Provenienzanalyse zu unterziehen sind. Dabei soll praxisnah dreistufig vorgegangen werden: − Analyse exemplarischer Objekte verschiedener Gattungen (z. B. Malerei, Skulptur, Porzellan, Bücher) − Prüfen der hausinternen Dokumentationslage (z. B. Inventarbücher, Ankauflisten, Protokolle) − Heranziehung externer Dokumente (z. B. in Archiven, Privatnachlässen, Entschädigungsakten, Umgang mit Datenbanken, z. B. lost art) Auf dieser Grundlage können die Teilnehmer/innen selbstständig weiterführende Recherchen durchführen, die es ihnen erlauben (ggfs. unter Hinzuziehung weiterer Expert/innen), eine qualifizierte Bewertung einzelner Objekte vorzunehmen. http://www.fu-berlin.de/sites/weiterbildung/weiterbildungsprogramm/pvf/index.html

Der Zertifikatskurs gliedert sich in vier Module, die jeweils zwei Seminartage umfassen. Folgende Inhalte werden vermittelt: –– Ziele und Methoden der Provenienzforschung –– Provenienzforschung und Nationalsozialismus –– Entwicklung des Kunstmarktes von den 1920er bis in die 1040er Jahre –– Recherchestrategien und Dokumentation –– echtliche Bestimmungenr –– Aufgaben der Archive in der Provenienzforschung Wie in Kapitel 2.5.2 berichtet, leisten studentische Abschlussarbeiten einen wesentlichen Beitrag zur NS-Provenienzforschung. Entstanden sind solche Arbeiten nicht nur im Rahmen bibliothekswissenschaftlicher Studiengänge, sondern auch zum Abschluss historischer, kultur- oder auch literaturwissenschaftlicher Studien. Weil solche Abschlussarbeiten je nach Studienordnung und Qualifikationsgrad unterschiedlich zugänglich und dokumentiert sind, können sie hier nur beispielhaft angeführt werden.

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 Vernetzung, Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse

Beispiele für studentische Abschlussarbeiten zur NS-Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte der NS-Zeit: Benedikter, Alrun: Der Rest der Bücherei (31/2 Autoladungen) wurde der Studienbibliothek zugewiesen und von dieser bereits übernommen. Die Öffentliche Studienbibliothek Klagenfurt in den Jahren 1931 bis 1953 zwischen Systemergebenheit und behänder Beteiligung am nationalsozialistischen Kulturgüterraub. Dissertation, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt 2011. http:// ubdocs.uni-klu.ac.at/open/hssvoll/AC07812143.pdf. Bergmann-Pfleger, Katharina: Geschichte der Universitätsbibliothek Graz 1938–45. Dissertation, Universität Wien 2010. http://othes.univie.ac.at/11306/1/2010-09-08_0011656.pdf. Burghardt, Antje: Der Umgang mit NS-Raubgut in ausgewählten Bibliotheken in Deutschland. Untersucht anhand ihrer Webangebote. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin 2011 (Berliner Handreichungen zur Bibliotheksund Informationswissenschaft 315). http://edoc.hu-berlin.de/series/berliner-handreichungen/2011-315 [Masterarbeit, Humboldt-Universität zu Berlin]. Doras, Johanna: Provenienzforschung zum Nachweis von NS-Raubgut in Bibliotheken – unter besonderer Berücksichtigung der Stadtbibliothek Hannover. Bachelorarbeit, Hochschule Hannover 2012. http://serwiss.bib.hs-hannover.de/frontdoor/index/index/docId/311, URN: urn: nbn:de:bsz:960-opus-3830. Eichinger, Monika: Die Studienbibliothek Linz in der NS-Zeit. Diplomarbeit, Universität Wien 2009. Gaafar, Tarik: NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Universität für Bodenkultur Wien. Strategisches Konzept zur Durchführung des Projektes. Master-Thesis, Universität Wien 2012. http://othes.univie.ac.at/19283/1/GaafarMasterarbeit.pdf. Hennicke, Janna: Provenienzforschung in Gedächtnisinstitutionen. Spezifische Aspekte der Kooperation von Archiv, Bibliothek und Museum im Kontext des Semantic Web. Magisterarbeit, Humboldt-Universität zu Berlin 2010. Köstner, Christina: Die Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek in der NS-Zeit. Dissertation, Universität Wien 2006. Paul, Stefan: Werkzeuge für die Provenienzforschung in Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Möglichkeiten und Grenzen untersucht anhand ihrer Webangebote. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin 2013 (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft 347). http://edoc.hu-berlin. de/series/berliner-handreichungen/2013-347 [Masterarbeit, Humboldt-Universität zu Berlin]. Schmidt, Katrin: NS-Raubgut und Restitution in Bibliotheken – Ausbildungsinhalte für Informationsfachleute. Bachelorarbeit, Fachhochschule Hannover 2010. https://serwiss.bib.hs-hannover.de/files/250/Endfassung.pdf. Stumpf, Markus: Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien. Ausgewählte Teilergebnisse aus den Fachbereichs- und Institutsbibliotheken. Master-Thesis, Universität Wien 2010.

8.4 Dokumentation der Ergebnisse Ein wichtiger Aspekt der praktischen Umsetzung von Provenienzforschung und Restitutionen ist die Dokumentation der erfolgten und anstehenden Arbeitsschritte (siehe Kapitel 2.4). Diese Daten sollten bei der Vernetzung und Verbreitung der Ergebnisse erfasst werden: Angaben zur Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse Datenfeld

Unterfelder/Anmerkungen

Eintragung in Provenienzdatenbanken

Lost Art, Kunstdatenbank, …

Website-Eintragung Presseaussendung Medienberichte Research Activity Documentation

Verwendung in: Tagungen, Kongressen, Vorträgen, Publikationen, Lehrveranstaltungen, Ausstellungen, …

Beispiel(e)

9  Provenienzforschung im Alltag – Beispiele In diesem Abschnitt wird anhand konkreter Beispiele aus der täglichen Arbeit gezeigt, wie der Themenbereich der NS-Provenienzforschung in viele Bereiche der bibliothekarischen Arbeit hineinspielt – von Anfragen im Auskunftsdienst über die Bereiche Benutzung und Bearbeitung bis hin zu speziellen Fällen, die auf den ersten Blick gar nichts mit Raubgut und Restitution zu tun haben. Dabei zeigt sich auch, dass die Beschäftigung mit dem Thema in verschiedensten Situationen aktuell ist und nicht abgeschlossen werden kann. Was also tun, wenn sich Benutzer über NS-Stempel in den Büchern beschweren? Was tun, wenn solche Bücher auf dem Flohmarkt landen oder wenn man beim Bearbeiten auf verdächtige Fälle stößt?

B  eispiel 1: Nachlässe als Quelle von Raubgut – auch Jahrzehnte später Geraubte Bücher kamen nicht immer gleich in die Bibliothek; oft vergingen Jahre und Jahrzehnte zwischen Raub und Aufnahme in einen Bibliotheksbestand – und noch einmal Jahre, bis sie dort entdeckt und identifiziert wurden. Das zeigt das Beispiel der Bücher aus dem ca. 8.000 Bände umfassenden Nachlass des indischen Arztes und bibliophilen Sammlers Om Parkasch (1921–1986), der 1988 an die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin (damals: Universitätsbibliothek Wien, heute: Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien) gekommen ist. Im Zuge der Autopsie sämtlicher Bände mit Erscheinungsjahr bis 1945 konnten auch 15 aus diesem Erwerbungskontingent, das erst 50 Jahre nach dem historischen Bücherraub in die Bibliothek gelangt ist, als geraubt und restitutionsfähig identifiziert werden.

B  eispiel 2: Antiquarische Ankäufe – geraubte Bücher im Angebot Bei antiquarischen Ankäufen ist Vorsicht geboten – immer noch und auch in Zukunft. Das zeigt das Beispiel von Büchern, die der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien von einem italienischen Antiquariat im Jahr 2010 zum Kauf angeboten wurden. Das Offert enthielt auch Scans der Titelblätter und Inhaltsverzeichnisse; darauf fanden sich Hinweise, dass die Bücher eine problematische Geschichte aufweisen können und in den Kontext des Bücherraubs durch das NS-Regime zu stellen sind. Der Hinweis auf die 1938 ‚arisierte‘ medizinische Spezialbuchhandlung Josef Safar in Wien VIII führte dazu, dass von einer Erwerbung der betreffenden Bücher für die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin Abstand genommen wurde.

B  eispiel 3: Verdächtige Bücher aus anderen Bibliotheken – Zusammenarbeit hilft weiter Zum Alltag der Provenienzforschung gehört auch, sich mit KollegInnen über ihre Ergebnisse und ähnlich gelagerte Fälle auszutauschen. So können Fälle schneller geklärt und die speziellen Kenntnisse vor Ort genutzt werden. Das zeigt das Beispiel DOI 10.1515/9783110318630-009

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 Provenienzforschung im Alltag – Beispiele

einer Anfrage aus Göttingen an die Kollegen der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Als im Zuge eines NS-Provenienzforschungsprojektes an der Universitäts- und Landesbibliothek Göttingen Bücher mit dem Exlibris von Max Neuburger (1868–1955), dem Gründer des Wiener Instituts für Geschichte der Medizin und dessen Leiter bis 1938, gefunden wurden, die außerdem Signaturen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin und einen Dublettenvermerk aufwiesen, wendeten sich die Göttinger Kollegen an das NS-Provenienzforschungsteam der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Dort erfuhren sie, dass es sich bei diesen Bänden nicht um einen Fall von Bücherraub handelt; vielmehr waren in den 1970er und 1980er Jahren Dubletten aus dem Bestand der Zweigbibliothek – mit dem Einverständnis des damals zuständigen Rektorates der Universität Wien – an einen deutschen Buchhändler verkauft worden.

B  eispiel 4: Problemfälle bei der Zeitschriftenarchivierung? Im Zuge eines österreichweit koordinierten Projekts zur Zeitschriftenarchivierung tauchte bei der Bildung des besten Bestandes eine Frage in Sachen Provenienzforschung auf: Wie sollte mit einem aufgrund eines Stempels und eines Namenshinweises eventuell problematischen Bestand weiter umgegangen werden? Während der Stempel schnell einer Bergungsstelle der NSDAP in Wien zugeordnet werden konnte, war ein Vorziehen der Provenienzrecherche aus organisatorischen und aus Ressourcengründen nicht möglich. Die Bestände wurden bis zu einer allfälligen Klärung aus der Benutzung genommen und zwischengelagert.

B  eispiel 5: Nazi-Stempel in Bibliotheksbüchern – was tun? Die Stempel mit NS-Symbolen und -Schriftzügen, die durch die normale Bearbeitung in unzähligen Bibliotheksbüchern gelandet sind, beschäftigen Benutzer, besonders Studierende, mehr als man annehmen könnte. Sie stehen zwar nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Bücherraub und -restitution, aber sie werfen Fragen auf: Was ist damals an der Bibliothek geschehen? Was geschieht seither mit den Relikten dieser Zeit? Und wie steht die Bibliothek heute zu den Themen, wie sie Bibliotheksstempel mit Hakenkreuz symbolisieren? Solche Fragen landen selten bei den zuständigen ProvenienzforscherInnen, sondern oft an anderen Stellen der Bibliothek oder der Trägerinstitution, etwa bei der Öffentlichkeitsarbeit der Universität. Sie zu beantworten ist nicht ganz leicht – nicht (nur), weil sie so komplex sind, sondern weil die Kommunikationskanäle fehlen und erst gesucht werden müssen. An der Universität Wien hat ein Blog-Beitrag geholfen, eine interessierte Öffentlichkeit zu erreichen.



Provenienzforschung im Alltag – Beispiele 

Abb. 41: „Kontaminierte Bücher“ im Blog der Universität Wien (blog.univie.ac.at/)

Der gesamte Blogbeitrag mit vielen anschaulichen Bildern ist online erreichbar: http://blog.univie.ac.at/kontaminierte-buecher-staatssymbole-und-besitznachweise-in-den-buechern-der-universitaetsbibliothek-wien/ – hier folgt als Beispiel eine Kurzfassung mit den wichtigsten Argumenten: Immer wieder bekommen wir Hinweise von Studierenden und BenutzerInnen der Universitätsbibliothek, dass sich in diversen Büchern noch Stempel mit Hakenkreuzen finden. Markus Stumpf, Leiter der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte, hat sich bereit erklärt, uns einen Einblick in dieses komplexe Thema zu geben. Dass siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs Spuren des NS-Regimes in den Büchern der Universitätsbibliothek (UB) Wien in Form von Stempeln zu finden sind, löst bei BenutzerInnen Unbehagen aus. Dabei fragt sich jede Generation von Studierenden aufs Neue, was es damit auf sich hat und warum solche direkten Zeichen des Unrechtsregimes weiterhin sichtbar sind. Zuletzt erfolgte eine Thematisierung in den sozialen Medien. Grund genug sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, bei dem mehrere Ebenen und Funktionalitäten aufeinandertreffen: Verwaltung – Bibliothekskunde – staatliche Symbolik – Benutzung – Bücher als historische Dokumente – Forschung. Für die LeserInnen sind diese Kontexte im Normalfall relativ uninteressant. Inhalt/Text/Information von Kant, Goethe oder des Forschungsartikels usw. wird benötigt. Die NS-Symbole in Form von Stempeln sind dabei oftmals unerwartete Störfaktoren, sie kontaminieren sozusagen den Inhalt. Daher kommt es auch immer wieder zu Forderungen, diese „Kontamination“ zu beseitigen. Dabei wird übersehen, dass diese Bücher mit ihrem Inhalt, ihrer Ausstattung und ihrer Bearbeitung als historische Dokumente zu verstehen sind. Das darf und muss man auch am Buch selbst erkennen. Und bei der Suche und Aufarbeitung von Büchern dieser Zeit sind die historischen Stempel sehr wichtige Hinweise. Eigentumsnachweis und bibliothekarische Notwendigkeit Zunächst stellt das Anbringen des Bibliotheksstempels aus bibliothekarischer Sicht einen Arbeitsschritt der Medienbearbeitung dar, bevor ein neuerworbenes Medium (Buch, DVD, Karte, Einzelblätter, Beilagen …) für die Benutzung bereitgestellt wird. Damit erhält jedes Medium einer Bibliothek einen deutlichen Eigentumsvermerk dieser Institution.

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 Provenienzforschung im Alltag – Beispiele

Wo der Stempel in den Medien angebracht wird, ist einerseits eine ästhetische Frage, andererseits sollte der Aufwand für das Anbringen möglichst minimiert und gleichzeitig der Stempel ohne größeren Aufwand wieder gefunden werden können, um etwaigen Besitzfragen nachgehen zu können. […] D. h. für eine Bibliothek stellt der Stempel zunächst einen Eigentumsvermerk dar […].

Abb. 42: Sammlung alter Stempel der UB Wien Gestempelte Staatssymbole und Universitätssiegel Die Vereinfachung und Vereinheitlichung der Schreibarbeit führte seit dem 18. Jahrhundert dazu, dass auch Behördenstempel zur Beglaubigung von Schriftstücken eingeführt wurden. Erst im 19. Jahrhundert wurde schließlich der schwer zu fälschende Rundstempel (Stampiglie), meist mit Behördenbezeichnung und einem Wappen oder Staatssymbol, für den alltäglichen Betrieb eingesetzt. Diese für die Aktenkunde gültige, wenn auch vereinfachte Darstellung, spiegelt sich auch in den Stempeln der UB Wien wider, denn die UB Wien unterstand durch eine Bestimmung aus dem Jahr 1775 direkt dem Staat (und nicht etwa der Universität) und der Bibliotheksleiter direkt der



Provenienzforschung im Alltag – Beispiele 

Studien-Hofkommission. Auch nach Gründung des Unterrichtsministeriums 1848 wurde die UB Wien unter dessen Verantwortung gestellt, so dass die UB Wien als „Staatsbibliothek“ in weiterer Folge auch immer die Staatssymbole (Doppeladler, Adler) in ihren Stempeln verwendete. Erst mit der Implementierung des Universitäts-Organisationsgesetzes 1993 wurde die UB Wien wieder direkt in die Organisation der Universität eingegliedert. Als Folge […] wurde auch der Adler als Staatssymbol durch das Siegel der Universität Wien in den Stempeln der UB Wien ersetzt. Periodisierung anhand der Stempel der UB Wien Die Stempel der UB Wien […] geben also nicht nur Auskunft über die Geschichte der Bibliothek und ihr Verhältnis zum Staat, sondern spiegeln auch die Verfassungsgeschichte Österreichs wider: Monarchie – Deutschösterreich – Republik Österreich – „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich – Zweite Republik. […]

Abb. 43: Stempel der UB Wien während der NS-Zeit (1938–1945) Bücher als historische Dokumente Auch die Verwendung des nationalsozialistischen Hakenkreuzstempels ist in diesem Kontext zu sehen, wiewohl angemerkt werden muss, dass nicht für alle Bibliotheken des Deutschen Reiches die Verwendung des Hakenkreuz-Stempels dokumentiert ist. Für die Nachkriegszeit hat es jedenfalls keinen umfassenden Versuch gegeben, diese Stempel zu „entfernen“. Allein die Hauptbibliothek der UB Wien „erwarb“ in den Jahren 1938 bis 1945 etwa 65.000 Bücher. Dabei ist zu beachten, dass das Erscheinungsjahr nicht ident sein muss mit dem Zeitpunkt, an dem das Buch an die Bibliothek kommt, und dies auch nicht unbedingt mit dem Inventarisierungs- und Einarbeitungszeitpunkt einhergeht. So erfolgten noch später Übernahmen von „kontaminierten“ Beständen […]. Auch inhaltlich wäre eine „Dekontamination“ fragwürdig. Zwar sind v.a. an verschiedenen Fachbereichsbibliotheken […] einzelne Überstempelungen, Ausschneidungen, Durchstreichungen etc. vorhanden, aber neben konservatorischen Bedenken (Bestandserhaltung) ist dadurch irgendeine Form der „Wiedergutmachung“ nicht zu erreichen – es würde nur eine zweite, sozusagen überlagernde Schicht darüber gelegt oder die erste entfernt werden; allesamt Versuche, die NS-Zeit auszuklammern. […] Dass die Stempel nicht nur für die Bibliotheksgeschichte, die Buchforschung oder die Provenienzforschung wichtige Hinweise geben, sondern etwa auch bei der Frage der Verbreitung von Wissen, also der Frage, welches Wissen stand wann wo wem zur Verfügung, von Bedeutung sind, ist evident. Buchbestand als Ergebnis einer Erwerbungs- und Ausscheidungspolitik, Beschlagwortung, Bibliotheksstempel u. a. bilden die Interessen und Ideologien ab; daher dokumentieren sie auch vergangene, großteils überwundene Wissenschaftskulturen und erinnern damit an die besondere Verantwortung der Bibliotheken in der Gegenwart. In einer Bibliothek sind die Exemplarspezifika Ausdruck der Herkunft und Geschichte eines bestimmten Buches. Sie bilden die Basis für die Provenienzforschung, die diese Evidenzen deutet, dokumentiert und in Ergänzung mit anderen Informationsquellen aus Archiven, Internetblogs usw. nutzbar macht. […]

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 Provenienzforschung im Alltag – Beispiele

NS-Provenienzforschung Die Auseinandersetzung mit den „kontaminierten“, zum Teil geraubten Büchern begann an der UB Wien im Wesentlichen 2004. Als erste Universitätsbibliothek in Österreich wurde ein Projekt zur systematischen Suche und Rückgabe von in der NS-Zeit geraubten Büchern eingerichtet. […] Die Geschichte der Bibliothek spiegelt sich eben auch in dem vielfältigen Stempelmaterial wider, dessen Abdruck den Bestand der Bibliothek kennzeichnet. Als sichtbare Quellen der Provenienzforschung helfen sie etwa auch, Bestandsverlagerungen und Besitzveränderungen historisch nachzuzeichnen. […] Die UB Wien leistet mit der NS-Provenienzforschung einen aktiven Beitrag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und reiht sich mit diesem höchst aktuellen internationalen Thema in die vielfältigen Forschungs- und Gedenkprojekte zur Geschichte der Universität Wien im Nationalsozialismus ein.

Das positive Echo auf den Blog-Beitrag, das sich auf soziale Medien ebenso wie auf klassische wie das Fernsehen des Österreichischen Rundfunks erstreckte, war für ein vermeintlich nicht zum Straßenfeger geeignetes Thema wie „Stempel in Bibliotheken“ überraschend.

Abb. 44: Beitrag des ORF Wien vom 21.06.2015 (wien.orf.at/)

In überarbeiteter Form wurde der Beitrag schließlich auch in einer bibliothekswissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht: Markus Stumpf: Kontaminierte Bücher – Exemplarspezifika und Eigentumsnachweise in den Büchern der Universitätsbibliothek Wien. In: Mitteilungen der VÖB 68 (2015) Nr. 3/4, S. 546–565, http://eprints.rclis. org/28736/



Provenienzforschung im Alltag – Beispiele 

B  eispiel 6: Auch hier: Dokumentieren was das Zeug hält! Auch bei der „Provenienzforschung im Alltag“ ist der Aspekt der Dokumentation nicht zu vergessen. Anfragen können noch lange nach dem erklärten Projektende hereinkommen und natürlich mehrere Abteilungen oder Standorte beschäftigen. So gibt es gute Gründe, auch im Alltagsgeschäft festzuhalten, in welchem Status der Bearbeitung sich eine Anfrage befindet und wer aus dem Team sich damit beschäftigt. Angaben zur Provenienzforschung im Alltag Datenfeld Anfrageabklärung Anfragebeantwortung

Unterfelder/Anmerkungen

Beispiel(e)

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Literaturhinweise & Orientierungshilfen 1 Orientierungshilfen Fachgremien AG NS-Provenienzforschung der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. http://www.univie.ac.at/voeb/kommissionen/ag-ns-provenienzforschung/. Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. http://arbeitskreis-provenienzforschung.org/. Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (früher: Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste Magdeburg und Arbeitsstelle für Provenienzforschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz). http://www.kulturgutverluste.de/. Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern (FPB) Kommission für Provenienzforschung. http://www.provenienzforschung.gv.at/. UAG Provenienzforschung und Provenienzerschließung (Unterarbeitsgruppe der AG Handschriften und Alte Drucke des Deutschen Bibliothekenverbandes). Protokolle online: http://provenienz. gbv.de/Protokolle.

Austauschforen & Wikis DZK-Portal: http://provenienzforschung.commsy.net/. Kunst-Datenbank des Nationalfonds: http://www.artrestitution.at/. Looted Cultural Assets: http://lootedculturalassets.de/. Lost Art Internet Database: http://www.lostart.de/. ProvenienzWiki – Plattform für Provenienzforschung und Provenienzerschließung: http://provenienz.gbv.de/.

Handreichungen & Leitfäden Empfehlungen zur Provenienzverzeichnung der Arbeitsgemeinschaft Handschriften und Alte Drucke in der Sektion IV des Deutschen Bibliotheksverbandes, 2012. http://provenienz.gbv.de/ images/6/6d/DBV_Empfehlungen_zur_Provenienzverzeichnung.pdf. Handreichung zur Umsetzung der „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“ vom Dezember 1999 (Februar 2001, überarbeitet im November 2007). http://www.lostart.de/handreichung. Leitfaden für die Ermittlung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in Bibliotheken, bearbeitet von Veronica Albrink, Jürgen Babendreier und Bernd Reifenberg, März 2005. http://staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/zentrale_Seiten/historische_drucke/ pdf/leitfaden.pdf. Thesaurus der Provenienzbegriffe (T-PRO). http://provenienz.gbv.de/T-PRO_Thesaurus_der_Provenienzbegriffe. Weber, Jürgen: Provenienzforschung und Restitution in Bibliotheken: Grundlagen, Geschäftsprozess, Ressourcen. In: Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Hrsg. von Hans-Christoph Hobohm u. Konrad Umlauf. Loseblattsammlung. Hamburg: Dashöfer 2013. Kap. 3/9.8. S. 1–28.

Grundsätzliches & Erklärungen (chronologisch) Washingtoner Erklärung 1998 (Grundsätze der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden. Veröffentlicht im Zusammenhang mit der Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust, Washington, D.C., 3. Dezember 1998).



Literaturhinweise & Orientierungshilfen 

Gemeinsame Erklärung 1999 (Erklärung der Bundesregierung, der Länder und kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz, vom Dezember 1999). Hannoverscher Appell des Symposiums Jüdischer Buchbesitz als Beutegut 2002. http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/themen/HannoverscherAppell.pdf. Theresienstädter Erklärung 2009. http://www.lostart.de/Content/02_Aktuelles/2009/09-11-23%20 Theresienst%C3%A4dter%20Erkl%C3%A4rung%20DE.pdf?__blob=publicationFile. Offener Brief des IV. Hannoverschen Symposiums 2011. http://www.bibliotheksverband.de/ fileadmin/user_upload/DBV/themen/2012-12-04_-_2011_OffenerBrief_ohne_Adressen.pdf.

2 Literaturhinweise Recherche & Methodisches Haug, Ute: Deakzession und Provenienzforschung und das „Problem“ der Abgrenzung der Provenienzrecherche von der Provenienzforschung. In: Eine Debatte ohne Ende? Raubkunst und Restitution im deutschsprachigen Raum. Hrsg. von Julius H. Schoeps u. Anna D. Ludewig. Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2007, S. 83–100. Hoffrath, Christiane: Die Spurensuche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in Bibliotheken. In: Überlieferungs- und Gebrauchsspuren in historischen Buchbeständen. Symposion in Düsseldorf am 10. November 2009. Hrsg. von Hanns Peter Neuheuser. Köln: Universitäts- u. Stadtbibliothek Köln 2012 (Kleine Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 34). S. 251–279. Loitfellner, Sabine: Das Procedere danach. Ablauf und Problembereiche bei der Übereignung von Restitutionsobjekten. In: NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit. Hrsg. von Bruno Bauer, Christina Köstner-Pemsel u. Markus Stumpf. Graz-Feldkirch: W. Neugebauer 2011 (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 10). S. 53–64. http://eprints.rclis.org/17842/. Nitzsche, Grit: Methodische Fragen bei der Recherche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. In: Raubgut in Berliner Bibliotheken. Workshop des Regionalverbands BerlinBrandenburg des Vereins deutscher Bibliothekare am 12. Juni 2006. Berlin: Zentral- und Landesbibliothek 2007. S. 8–13. Piketty, Caroline, Christophe Dubois u. Fabrice Launay: Guide des recherches dans les archives des spoliations et des restitutions. Paris: La Documentation Française 2000. Provenienzrecherche auf lostart.de. http://www.lostart.de/Webs/DE/Provenienz/Index.html. Pudler, Heike: Geschäftsgänge zur Restitution von NS-Raubgut in der Staatsbibliothek zu Berlin. In: NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek. Vorträge des Berliner Symposiums am 3. und 4. Mai 2007. Hrsg. von Hans Erich Bödeker u. Gerd-Josef Bötte. München: Saur 2008. S. 147–158. Reifenberg, Bernd (Hrsg.): Die Suche nach NS-Raubgut in Bibliotheken. Recherchestand, Probleme, Lösungswege. Marburg: Universitätsbibliothek 2006 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 126). Schnabel, Gunnar u. Monika Tatzkow: Nazi looted art. Handbuch Kunstrestitution weltweit. Berlin: Proprietas 2007. Sydow, Karsten: Die Akzessionsjournale der Preußischen Staatsbibliothek im Hinblick auf NS-Raubgut und die Reichstauschstelle. In: NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek. Vorträge des Berliner Symposiums am 3. und 4. Mai 2007. Hrsg. von Hans Erich Bödeker u. Gerd-Josef Bötte. München: Saur 2008. S. 85–105. Yeide, Nancy H., Konstantin Akinsha u. Amy Walsh: The AAM guide to provenance research. Washington, DC: American Association of Museums 2001.

Provenienzerschließung Alker, Stefan u. Markus Stumpf: Restitution von NS-Raubgut: Suche und Dokumentation im OnlineKatalog der Universitätsbibliothek Wien. In: Mitteilungen der VÖB 63 (2010) Nr. 1/2. S. 69–76. Fabian, Claudia u. Sven Kuttner: Die Zukunft der Herkunft – Provenienzen als Herausforderung. In: Bibliotheksforum Bayern 05 (2011). S. 112–115.

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 Literaturhinweise & Orientierungshilfen

Ferus, Andreas: Virtuelles Mahnmal. Provenienzerschließung kooperativ oder stand alone? In: Mitteilungen der VÖB 63 (2010) Nr. 3/4. S. 38–49. Gerlach, Annette u. Peter Prölß: Forschungs-Verbunddatenbank „Provenienzforschung“. In: Bibliotheksdienst 46 (2012) H. 1. S. 15–21. Scheibe, Michaela: Standards der Provenienzerschließung – Bericht aus der Arbeitsgemeinschaft Handschriften und Alte Drucke in der Sektion IV des DBV, UAG Provenienzforschung und Provenienzerschließung. In: ZfBB 62 (2014) H. 6. S. 367–375. Weber, Jürgen: Kooperative Provenienzerschließung. In: ZfBB 51 (2004) H. 4. S. 239–245. Weber, Jürgen: NS-Raubgut und hidden collections – Herausforderungen für ein neues Sammlungsmanagement. In: NS-Raubgut in Bibliotheken. Suche. Ergebnisse. Perspektiven. Drittes Hannoversches Symposium im Auftrag der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Hrsg. von Regine Dehnel. Frankfurt am Main: Klostermann 2008 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 94). S. 175–184.

Rechtliche Aspekte Deutschland: Frei, Norbert, José Brunner u. Constantin Goschler (Hrsg.): Die Praxis der Wiedergutmachung. Geschichte, Erfahrung und Wirkung in Deutschland und Israel. Göttingen: Wallstein 2009 (Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts 8; Schriftenreihe des Minerva Instituts für Deutsche Geschichte Universität Tel Aviv 28). König, Harald: Grundlagen der Rückerstattung. Das deutsche Wiedergutmachungsrecht. http://www.badv.bund.de/DE/OffeneVermoegensfragen/Provenienzrecherche/Aufsaetze/ Grundlagen/start.html. Schoeps, Julius H. u. Anna D. Ludewig (Hrsg.): Eine Debatte ohne Ende? Raubkunst und Restitution im deutschsprachigen Raum. Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2007. Thielecke, Carola: Spurensuche – NS-Raubgut Forschung in Bibliotheken und Archiven. Informationen zur Rechtslage. http://www.initiativefortbildung.de/pdf/schlaglichter_ spurensuche2015/Thielecke.pdf. Österreich: Ausgewählte juristische Literatur zu zentralen Fragen der Rückstellungsgesetzgebung: http://www.ns-quellen.at/literatur_speziell_liste_anzeigen.php?id=4. Kunstrückgabegesetz – KRG 1998. Bundesgesetz über die Rückgabe von Kunstgegenständen und sonstigem beweglichem Kulturgut aus den österreichischen Bundesmuseen und Sammlungen und aus dem sonstigen Bundeseigentum. BGBl. I Nr. 181/1998 idF BGBl. I Nr. 117/2009. https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetze snummer=10010094. Nationalfondsgesetz 1995. Bundesgesetz über den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, BGBl. Nr. 432/1995. https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung. wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10004989. Wichtige Rückstellungsgesetze: http://www.provenienzforschung.gv.at/empfehlungen-des-beirats/ gesetze/ruckstellungsgesetze/. Zur Geschichte und zum parlamentarischen Verfahren: https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/ XXIV/I/I_00238/index.shtml.

Tagungsbände zu Provenienzforschung an Bibliotheken und Bibliotheksgeschichte (chronologisch) Vodosek Peter u. Manfred Komorowski (Hrsg.): Bibliotheken während des Nationalsozialismus. 2 Teile. Wiesbaden: Harrassowitz 1989–1992 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 16). Lehmann, Klaus-Dieter u. Ingo Kolasa (Hrsg.): Restitution von Bibliotheksgut. Runder Tisch Deutscher und Russischer Bibliothekare in Moskau, am 11. und 12. Dezember 1992. Frankfurt am Main: Klostermann 1993 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 56).



Literaturhinweise & Orientierungshilfen 

Jüdischer Buchbesitz als Beutegut. Symposium im Niedersächsischen Landtag am 14. November 2002. Eine Veranstaltung des Niedersächsischen Landtages und der Niedersächsischen Landesbibliothek. Hannover: Niedersächsischer Landtag 2003 (Schriftenreihe des Niedersächsischen Landtages zu Themen, die für die Öffentlichkeit von Interesse sind 50). Dehnel, Regine (Hrsg.): Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Zweites Hannoversches Symposium. Frankfurt am Main: Klostermann 2006 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 88). Dehnel, Regine (Hrsg.): NS-Raubgut in Bibliotheken. Suche. Ergebnisse. Perspektiven. Drittes Hannoversches Symposium. Frankfurt am Main: Klostermann 2008 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 94). Dehnel, Regine (Hrsg.): NS-Raubgut in Museen, Bibliotheken und Archiven. Viertes Hannoversches Symposium. Frankfurt am Main: Klostermann 2012 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 108). Raubgut in Berliner Bibliotheken. Workshop des Regionalverbands Berlin-Brandenburg des Vereins deutscher Bibliothekare am 12. Juni 2006. Berlin: Zentral- und Landesbibliothek 2007. Bödeker, Hans Erich u. Gerd-Josef Bötte (Hrsg.): NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preussische Staatsbibliothek. Vorträge des Berliner Symposiums am 3. und 4. Mai 2007. München: Saur 2008. Alker, Stefan, Christina Köstner u. Markus Stumpf (Hrsg.): Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte. Göttingen: V&R unipress 2008 (Bibliothek im Kontext, Sonderband). http://www.v-r.de/_files_media/mediathek/downloads/810/9783899714500_ Bibliotheken_in_der_NS-Zeit_OA.pdf. Knoche, Michael u. Wolfgang Schmitz (Hrsg.): Wissenschaftliche Bibliothekare im Nationalsozialismus. Handlungsspielräume, Kontinuitäten, Deutungsmuster. Wiesbaden: Harrassowitz 2011 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 46). Kempf, Klaus u. Sven Kuttner (Hrsg.): Das deutsche und italienische Bibliothekswesen im Nationalsozialismus und Faschismus. Versuch einer vergleichenden Bilanz. Wiesbaden: Harrassowitz 2013 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 57). Saur, Klaus G. u. Martin Hollender (Hrsg.): Selbstbehauptung – Anpassung – Gleichschaltung – Verstrickung. Die Preussische Staatsbibliothek und das deutsche Bibliothekswesen 1933–1945. Frankfurt am Main: Klostermann 2014 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 113).

Provenienzforschungsprojekte Bartels, Nicole u. Nadine Kulbe: NS-Raubgut-Recherche im Landesbibliothekszentrum RheinlandPfalz/Pfälzische Landesbibliothek Speyer. Ein Zwischenbericht. In: Bibliotheksdienst 47 (2013) H. 6. S. 426–439. Bartels, Nicole u. a. (Hrsg.): Bücher unter Verdacht. NS-Raub- und Beutegut an der SUB Göttingen. Katalog der Ausstellung vom 13. Mai – 10. Juli 2011 Göttingen: Universitätsverlag Göttingen 2011 (Göttinger Bibliotheksschriften 38). Bartels, Nicole, Nadine Kulbe u. Armin Schlechter: Raubgut in der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer. Geschichte, Strukturen, Opfer. Projektbericht und Ausstellungskatalog. Koblenz Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz 2015 (Schriften des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz 12). Bauer, Bruno, Christina Köstner-Pemsel u. Markus Stumpf (Hrsg.): NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit. Graz-Feldkirch: W. Neugebauer 2011 (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 10). Bauer, Bruno: NS-Provenienzforschung und Restitution: Ethische Verpflichtung und strategische Aufgabe für Bibliotheken – am Beispiel der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. In: NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit. Hrsg. von Bruno Bauer, Christina Köstner-Pemsel u. Markus Stumpf. Graz-Feldkirch: W. Neugebauer 2011 (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 10). S. 207–222. Butte, Sandra u. Stefan Wiederkehr: „… da die Mittel zur Anschaffung von Büchern überhaupt nicht zur Verfügung stehen.“ NS-Raubgut in der Berliner Akademiebibliothek. Ein Werkstattbericht. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 37 (2013) H. 2. S. 220–228.

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106 

 Literaturhinweise & Orientierungshilfen

Conze, Eckart u. Bernd Reifenberg (Hrsg.): Displaced books. NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Marburg. Marburg: Universitätsbibliothek 2006 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 127). Elsmann, Thomas (Hrsg.): Auf den Spuren der Eigentümer. Erwerb und Rückgabe von Büchern jüdischer Eigentümer am Beispiel Bremen. Bremen: Staats- und Universitätsbibliothek 2004 (= Schriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen 5). Hall, Murray G., Christina Köstner u. Margot Werner (Hrsg.): Geraubte Bücher. Die Österreichische Nationalbibliothek stellt sich ihrer NS-Vergangenheit. Wien: Österreichische Nationalbibliothek 2004. Haufe, Rüdiger, Heike Krokowski u. Peter Prölß: Museen, Archiv und Bibliothek – Provenienzforschung in der Klassik Stiftung Weimar. In: Bibliotheksdienst 48 (2014) H. 8–9. S. 682–692. Kesting, Maria (Red.): „Im Ganzen sehr erwünscht …“. NS-Raubgut in der Staats- und UniversitätsBibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Ausstellung 16.5. bis 1.7.2012 Staats- und Universitätsbibliothek. Hamburg: Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky 2014. Narewski, Ringo: Raub-und Beutegut in den Beständen des Bibliothekssystems der Freien Universität Berlin. In: Bibliotheksdienst 47 (2013) H. 6. S. 408–425. Neumann, Hannah: NS-Raubgut und Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände – ein Werkstattbericht. Vortrag auf dem 6. Leipziger Kongress Bibliothek & Information 2016, 14. März 2016. URN: urn:nbn:de:0290-opus4-22901. https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/ index/docId/2290. NS-Raubgut in der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB). In: Bayerische Landesbibliothek Online. Das Portal zu Geschichte und Kultur des Freistaats. https://www.bayerische-landesbibliothekonline.de/ns-raubgut. Provenienzforschungprojekte in deutschen und österreichischen Bibliotheken. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 34 (2010). H. 1. S. 47–99 u. H. 2. S. 217–221 (Schwerpunkthefte mit zahlreichen Beiträgen). Restitution von NS-Raubgut der SUB Göttingen an die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung: 14. April 2011, Bibliothek Heinrich Troeger. Hrsg. von der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn 2012 (Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung 23). http://library. fes.de/pdf-files/bibliothek/09142-20121123.pdf. Reuß, Cordula (Hrsg.): NS-Raubgut in der Universitätsbibliothek Leipzig. Katalog zur Ausstellung in der Bibliotheca Albertina, 27. November 2011 bis 18. März 2012. Leipzig: Universitätsbibliothek 2011 (Schriften aus der Universitätsbibliothek 25). Schachl-Raber, Ursula u. a. (Hrsg.): Buchraub in Salzburg. Bibliotheks- und NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Salzburg. Salzburg, Wien: Müry Salzmann 2012 (Universitätsbibliothek Salzburg: Uni-Bibliothek 3). Scheibe, Michaela u. Heike Pudler: Provenienzforschung/-erschließung an der Staatsbibliothek zu Berlin. In: Bibliothek, Forschung und Praxis 34 (2010) H. 1. S. 51–56. Schmidt, Katrin: NS-Raubgut und Restitution in Bibliotheken – Ausbildungsinhalte für Informationsfachleute. Bachelorarbeit, Fachhochschule Hannover 2010. https://serwiss.bib.hs-hannover. de/files/250/Endfassung.pdf. Stumpf, Markus: Kontaminierte Bücher – Exemplarspezifika und Eigentumsnachweise in den Büchern der Universitätsbibliothek Wien. In: Mitteilungen der VÖB 68 (2015) Nr. 3/4, S. 546–565, http://eprints.rclis.org/28736/. Weber, Jürgen: „Contextual Evidence“ – NS-Raubgut und die Neuausrichtung der Provenienzforschung. Zur Erschließung verdeckter Nutzungskontexte im Umfeld des Bücherraubes. In: ZfBB 62 (2015) H. 5. S. 262–270.

Bibliotheksgeschichte (der NS-Zeit) Adunka, Evelyn: Der Raub der Bücher. Plünderungen in der NS-Zeit und Restitution nach 1945. Wien: Czernin 2002. Báez, Fernando: Der Nazi-Bibliocaust. In: Kodex. Jahrbuch der Internationalen Buchwissenschaftlichen Gesellschaft 3 (2013). S. 181–204. Bergmann-Pfleger, Katharina: Geschichte der Universitätsbibliothek Graz 1938–1945. Wiesbaden: Harrassowitz 2011 (Buchforschung 6). Briel, Cornelia: Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet. NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945. Berlin: Akademie 2013.



Literaturhinweise & Orientierungshilfen 

Briel, Cornelia: Die Bücherlager der Reichstauschstelle. Frankfurt am Main: Klostermann 2015 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderband 117). Fabian, Bernhard (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Österreich und Europa. Digitalisiert v. Günter Kükenshöner. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. http://fabian.sub.uni-goettingen.de/. Flachowsky, Sören: Die Bibliothek der Berliner Universität während der Zeit des Nationalsozialismus. Berlin: Logos 2000 (Berliner Arbeiten zur Bibliothekswissenschaft 2). Hall, Murray G. u. Christina Köstner: … allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern … Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien u.a: Böhlau 2006. Happel, Hans-Gerd: Das wissenschaftliche Bibliothekswesen im Nationalsozialismus. Unter besonderer Berücksichtigung der Universitätsbibliotheken. München u. a.: Saur 1989 (Beiträge zur Bibliothekstheorie und Bibliotheksgeschichte 1). Harbeck, Matthias u. Sonja Kobold (Bearb.): Aus der Bibliothek Agathe Lasch. Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin 2008 (Schriftenreihe der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin 63). Hauschke-Wicklaus, Gabriele, Angelika Amborn-Morgenstern u. Erika Jacobs: Fast vergessen. Das amerikanische Bücherdepot in Offenbach am Main von 1945 bis 1949. Offenbach am Main: Offenbacher Editionen 2011. Hoffrath, Christiane: Bücherspuren. Das Schicksal von Elise und Helene Richter und ihrer Bibliothek im „Dritten Reich“. 2., durchges. und erg. Aufl. Köln u. a.: Böhlau 2010 (Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 19). Kasperowski, Ira u. Claudia Martin-Konle (Hrsg.): NS-Raubgut in hessischen Bibliotheken. Gießen: Universitätsbibliothek 2014 (Berichte und Arbeiten aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv Gießen 62). Koch, Christine: Das Bibliothekswesen im Nationalsozialismus. Eine Forschungsstandanalyse. Marburg: Tectum 2003. Toussaint, Ingo (Hrsg.): Die Universitätsbibliotheken Heidelberg, Jena und Köln unter dem Nationalsozialismus. München u. a.: Saur 1989 (Beiträge zur Bibliothekstheorie und Bibliotheksgeschichte 2). Toussaint, Ingo: Die Universitätsbibliothek Freiburg im Dritten Reich. 2., verb. u. erw. Aufl. München u. a.: Saur 1984.

Bibliothekarische Erinnerungskultur Babendreier, Jürgen: Nationalsozialismus und bibliothekarische Erinnerungskultur. Wiesbaden: Harrassowitz 2013 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 58). Diner, Dan u. Gotthard Wunberg (Hrsg.): Restitution and memory. Material restoration in Europe. New York u. a.: Berghahn 2007. Kuttner, Sven u. Bernd Reifenberg (Hrsg.): Das bibliothekarische Gedächtnis. Aspekte der Erinnerungskultur an braune Zeiten im deutschen Bibliothekswesen. Marburg: Universitätsbibliothek 2004 (Schriften der Universitätsbibliothek Marburg 119).

Zum Kontext von Raub und Restitution „Arisierung“ und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums in Deutschland und Österreich nach 1945 und 1989. Hrsg. von Constantin Goschler u. Jürgen Lillteicher. Göttingen: Wallstein 2002. Bailer-Galanda, Brigitte: Die Rückstellungsproblematik in Österreich. In: „Arisierung“ und Restitution. Die Rückerstattung jüdischen Eigentums in Deutschland und Österreich nach 1945 und 1989. Hrsg. von Constantin Goschler u. Jürgen Lillteicher. Göttingen: Wallstein 2002. S. 161–188. Beker, Avi (Hrsg.): The plunder of Jewish property during the holocaust. Confronting European history. Basingstoke u. a.: Palgrave 2001. Bertz Inka u. Michael Dorrmann (Hrsg.): Raub und Restitution: Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heute. Göttingen: Wallstein 2008.

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108 

 Literaturhinweise & Orientierungshilfen

Brückler, Theodor (Hrsg.): Kunstraub, Kunstbergung und Restitution in Österreich 1938 bis heute. Mit Quellendokumentation, Bildteil, Gesetzestexten und Archivindex. Wien u. a.: Böhlau 1999 (Studien zu Denkmalschutz und Denkmalpflege 19). Gallas, Elisabeth: „Das Leichenhaus der Bücher“. Kulturrestitution und jüdisches Geschichtsdenken nach 1945. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013 (Schriften des Simon-Dubnow-Instituts 19). Hartung, Hannes: Kunstraub in Krieg und Verfolgung. Die Restitution der Beute- und Raubkunst im Kollisions- und Völkerrecht. Berlin: de Gruyter 2005 (Schriften zum Kulturgüterschutz). Kulturgutverluste, Provenienzforschung und Restitution. Sammlungsgut mit belasteter Herkunft in Museen, Bibliotheken und Archiven. Red.: Wolfgang Stäbler. München u. a.: Deutscher Kunstverlag 2007 (MuseumsBausteine 10). Renner, Gerhard, Wendelin Schmidt-Dengler u. Christian Gastgeber (Hrsg.): Buch- und Provenienzforschung. Festschrift für Murray G. Hall zum 60. Geburtstag. Wien: Praesens 2009. Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung. Wien 2009– 1. … wesentlich mehr Fälle als angenommen. 10 Jahre Kommission für Provenienzforschung. 2009. 2. Schneidern und sammeln. Die Wiener Familie Rothberger. 2010. 3. Kunst sammeln, Kunst handeln. Beiträge des internationalen Symposiums in Wien. 2012. 4. Die verkaufte Malkunst. Jan Vermeers Gemälde im 20. Jahrhundert. 2013. 5. Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung. 2014. 6. Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen, Hintergründe, Auswirkungen. 2016. Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste. Magdeburg 2001– 1. Beiträge öffentlicher Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland zum Umgang mit Kulturgütern aus ehemaligem jüdischen Besitz. 2001. 2. Museen im Zwielicht. Ankaufspolitik 1933–1945. 2002. 3. Entehrt. Ausgeplündert. Arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden. 2005. 4. Kulturgüter im Zweiten Weltkrieg. Verlagerung – Auffindung – Rückführung. 2007. 5. Im Labyrinth des Rechts? Wege zum Kulturgüterschutz. 2007. 6. Sammeln. Stiften. Fördern. Jüdische Mäzene in der deutschen Gesellschaft. 2008. 7. Verantwortung wahrnehmen/Taking Responsibility. NS-Raubkunst – eine Herausforderung an Museen, Bibliotheken und Archive/Nazi-looted Art – a Challenge for Museums, Libraries and Archives. 2009. 8. Die Verantwortung dauert an. Beiträge deutscher Institutionen zum Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. 2010. 9. Grynberg, Anne u. Johanna Linsler: L‘Irréparable. Itinéraires d‘artistes et d’amateurs d’art juifs, réfugiés du « Troisième Reich » en France/Irreparabel. Lebenswege jüdischer Künstlerinnen, Künstler und Kunstkenner auf der Flucht aus dem „Dritten Reich“ in Frankreich. 2013.

Archive Brown-Fleming, Suzanne: Nazi persecution and postwar repercussions. The International Tracing Service archive and Holocaust research. Lanham: Rowman & Littlefield 2016 (Documenting life and destruction: Holocaust sources in context). Burkhardt, Martin: Arbeiten im Archiv. Praktischer Leitfaden für Historiker und andere Nutzer. Paderborn u. a.: Schöningh 2006 (UTB 2803). Eckert, Astrid M.: The struggle for the files. The Western allies and the return of German archives after the Second World War. Cambridge u. a.: Cambridge University Press u. a. 2012 (Publications of the German Historical Institute). Fishman, David E., Mark Kupovetsky u. Vladimir Kuzelenkov (Hrsg.): Nazi-Looted Jewish Archives in Moscow. A guide to Jewish historical and cultural collections in the Russian State Military Archive. Scranton, Pa.: University of Scranton Press 2010. Grimsted, Patricia Kennedy, F. J. Hoogewoud u. Eric Ketelaar (Hrsg.): Returned from Russia. Nazi archival plunder in Western Europe and recent restitution issues. Crickadarn: Institute of Art and Law 2007.



Literaturhinweise & Orientierungshilfen 

Hartung, Ulrike: Verschleppt und verschollen. Eine Dokumentation deutscher, sowjetischer und amerikanischer Akten zum NS-Kunstraub in der Sowjetunion (1941–1948). Bremen: Ed. Temmen 2000 (Dokumentationen zur Kultur und Gesellschaft im östlichen Europa 9). Manasse, Peter M.: Verschleppte Archive und Bibliotheken. Die Tätigkeit des Einsatzstabes Rosenberg während des Zweiten Weltkrieges. Übertr. in Dt.: Georg A. Pippig. St. Ingbert: Röhrig 1997. Österreichs Archive unter dem Hakenkreuz. Innsbruck u. a.: StudienVerlag 2010 (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 54).

Erben-/Ahnenforschung Gundacker, Felix u. Norbert Wallauch: Ahnenforschung für Einsteiger. So erstellen Sie Ihren Stammbaum (Schwerpunkt Österreich und Kronländer). Wien: Ueberreuter 2006. Ivo, Helmut: Familienforschen leicht gemacht. Anleitungen, Methoden, Tipps. St. Pölten u. a.: NP-Buchverlag 2004. Pies, Eike: Abenteuer Ahnenforschung. Das praktische Handbuch für Einsteiger und Profis. 7., völlig überarb., aktualisierte und erw. Aufl. Wuppertal: Brockhaus 2015. Ziegler, Sascha (Hrsg.): Ahnenforschung. Schritt für Schritt zur eigenen Familiengeschichte. 3., aktualisierte Aufl. Hannover: Humboldt 2012 (Information & Wissen).

Abkürzungsverzeichnisse Ämter, Abkürzungen, Aktionen des NS-Staates. Handbuch für die Benutzung von Quellen der nationalsozialistischen Zeit. Amtsbezeichnungen, Ränge und Verwaltungsgliederungen, Abkürzungen und nichtmilitärische Tarnbezeichnungen. Im Auftr. des Instituts für Zeitgeschichte bearb. von Heinz Boberach, Rolf Thommes u. Hermann Weiß. München: Saur 1997 (Texte und Materialien zur Zeitgeschichte 5). Sokoll, Alfred H. (Hrsg.): Handbuch der Abkürzungen. Ein umfassendes Nachschlagewerk für alle Bibliotheken, Institute, Industriebetriebe und Verwaltungen. 10 Bände. München: Alkos-Verlag Sokoll 1990–2001.

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Dokumentations-Tabelle Nicht alle Informationen sind zur Veröffentlichung geeignet! Bitte beachten Sie den Datenschutz!

Das Formular stellt einen Vorschlag für die Erstaufnahme/Autopsie und für die weitere Bearbeitung dar. Die Spalte „Thema der Information“ gibt bekannt, um welches Themenfeld der bibliothekarischen NS-Provenienzforschung es sich handelt. Die Einteilung intern/extern soll andeuten, welche Informationen für das Veröffentlichen gedacht/geeignet sind. Hier muss jede Bibliothek ihre eigenen Vorstellungen einbringen. Beispielformular Thema der Information

intern/ extern

Datenfeld

Datenbank

intern

ID

intern

Anmerkungen

 

extern

URL zum Datensatz

 

extern

Permalink

 

extern

GND-Nummer

 

intern

Erfasst von/Änderungen von

MitarbeiterInnen

intern

Erfasst wann/Änderungen am

MitarbeiterInnen

extern

Bibliothek

Name der Bibliothek/ev. Unterfelder

intern

Bibliotheksnummer

Unterfelder

extern

Buchstandort

 

intern

Buchstandort – Kommentar

 

extern

Aktuelle Signatur/Aufstellungssystematik

 

intern

Frühere Signatur(en) – Aufstellungssystematik(en)

 

intern

Signatur – Kommentar

 

extern

AutorIn der Druckschrift

 

extern

Titel

 

extern

Band/Reihe

 

extern

Verlag

 

extern

Ort

 

extern

Erscheinungsjahr

 

extern

Auflage

 

extern

Sonstige Merkmale zur Ausgabe

 

intern

Inventarbuch

Inventarbuchbezeichnung

intern

Inventarnummer

 

intern

Inventarisierungsdatum

 

extern

Inventarbuch – Zugangsart

Geschenk, Spende, Leihgabe, Kauf, Tausch, Schenkung, nicht angegeben, Sonderform(en)

Bibliothek

Aufstellung

Identifizierung Exemplar

Bibliographische Angaben

Erwerbung

Beschreibung/Unterfelder

Dokumentations-Tabelle 

Thema der Information

intern/ extern

Datenfeld

Beschreibung/Unterfelder

Erwerbung

extern

Inventarbuch – EinbringerIn

Person/Institution

intern

Inventarbuch – Kommentar

 

intern

Erwerbungsakt

 

intern

Erwerbungsakt – Kommentar

 

intern

Stempel dzt. Bibliothek

ev. Unterfelder für Stempel, die vor 1933 in Verwendung waren

extern

Provenienzvermerke/Foto

Stempel/Exlibris/hs. Vermerk/ Etikett/Einband

Provenienzdokumentation

Feld wiederholbar

Provenienzforschung

VorbesitzerIn

Falldossier

extern

Buchhandels-/Antiquariatsvermerke/Foto

Stempel/Exlibris/hs. Vermerk/ Etikett/Einband

extern

NS-Vermerke/Foto

Stempel/Exlibris/hs. Vermerk/ Etikett/Einband

intern

Einschätzung

1: geklärt: kein Raubgut 2: wahrscheinlich kein Raubgut 3: unspezifisch 4: verdächtig 5: wahrscheinlich Raubgut 6: geklärt: Raubgut

extern

Klassifikation Raubgut

Raub, Enteignung, Arisierung, Abpressung

extern

Status Provenienzrecherche

in Arbeit/abgeschlossen

intern

Person/Körperschaft

Eindeutige Identifizierung notwendig

intern

Geburtsdatum/Ort

 

intern

Todesdatum/Ort

 

intern

NS-Verfolgung

 

intern

Erbensuche

selbst durchgeführt/eingeleitet über …/Informationen übernommen von …

intern

ErbInnen identifiziert

 

intern

Erfolge

 

intern

Kontakte

extern

Bezeichnung

Dossierbezeichnung

intern

Dossierstatus

Angelegt In Recherche Recherchecheck (Freigabe) Akkordation mit BibliotheksmitarbeiterInnen Dossier mit Empfehlung an Entscheidungsträger

extern

Entscheidung

Negativdossier/Mischdossier/ Restitutionsfall/Übertragung

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112 

 Dokumentations-Tabelle

Thema der Information

intern/ extern

Datenfeld

Beschreibung/Unterfelder

Falldossier

extern

Umsetzung der Entscheidung

Restitution eingeleitet Restitution durchgeführt Fall abgeschlossen

Erschließung

extern

Ausweisung im Online-Katalog

extern

Vermerke/Stempel im Buch anbringen

extern

Digitalisierung

intern

Kommunikation mit den Erben

 

intern

Interne Akkordierung

mit EntscheidungsträgerInnen

intern

Übergabeformulare

 

intern

Schätzgutachten

 

intern

Rückgabeart

Buchrückgabe (physisch) Geschenk an Bibliothek Rückkauf Mischformen

extern

Eintragung in Provenienzdatenbanken

extern

Website-Eintrag

extern

Presseaussendung

extern

Medienberichte

extern

Research Activity Documentation

intern

Anfrageabklärung

extern

Anfragebeantwortung

Rückgabe

Veröffentlichung

Alltag

Verwendung in: Tagungen, Kongressen, Vorträgen, Publikationen, Lehrveranstaltungen, Ausstellungen etc.

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) Die vorliegende Auswahl an im Nationalsozialismus verwendeten Abkürzungen soll eine erste Hilfestellung darstellen, um die in Büchern und Akten eventuell vorhandenen NS-Abkürzungen rasch auflösen zu können. Dieses Abkürzungsverzeichnis ist keinesfalls komplett – es soll aber auf die vielfältige Verwendung im militärischen wie im zivilen Bereich, auf Abweichungen von gebräuchlichen Formen und auf die verschiedenen Bedeutungen einer Abkürzung je nach Kontext hinweisen. Im Fokus steht der Zeitraum 1933–1945. Das Satzzeichen „Punkt“ wird konsequent nicht verwendet, da seine Verwendung zu uneinheitlich erfolgt. AA Ausbildungsabteilung AA Auslandsabteilung AA Auswärtige Angelegenheiten AA Auswärtiges Amt AAusl/Abw Amt Ausland Abwehr (im Oberkommando der Wehrmacht) AB-Aktion Außerordentliche Befriedungsaktion ABP Auslandsbriefprüfstelle ADA Allgemeines Dienstalter ADA Allgemeine Dienstanweisung ADir Amtsdirektor Adir Archivdirektor ADst Außendienststelle AEL Arbeitserziehungslager af arbeitsfähig AG Abwehrgruppe AG Arbeitseinsatz im Generalgouvernement AGF Arbeitsgauführer AGFA, Agfa Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation AGL Arbeitsgauleitung AH Adolf Hitler (1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte Adolf Hitler“) AHQ, AHQu Armeehauptquartier AHS, A-H-Schule Adolf-Hitler-Schule aK auf Kriegsdauer AKdo Außenkommando aKr auf Kriegsdauer AN, AO, Ao Anordnung Anw Anweisung AO Abwehroffizier AO Artillerieoffizier AO Auslandsorganisation (der NSDAP) AÖB Allgemeine öffentliche Bibliothek AOK Armeeoberkommando AR Archivrat AR Artillerieregiment Ar Reichsarbeitsminister(-ium) Arch Archiv ArmAbt Armee-Abteilung Arv Archiv ATO Allgemeine Treuhandorganisation ATP Auslandstelegrammprüfstelle Att Attaché AttH Attaché des Heeres AttLw Attaché der Luftwaffe Au I Auschwitz (Konzentrationslager, Stammlager) Au II Auschwitz-Birkenau (Konzentrationslager, Vernichtungslager) Au III Auschwitz-Monowitz (Konzentrationslager, Arbeitslager Monowitz) Auflag Auffanglager

Umfangreiche Abkürzungsverzeichnisse für die NS-Zeit finden sich in: Ämter, Abkürzungen, Aktionen des NS-Staates. Handbuch für die Benutzung von Quellen der nationalsozialistischen Zeit. Amtsbezeichnungen, Ränge und Verwaltungsgliederungen, Abkürzungen und nichtmilitärische Tarnbezeichnungen. Im Auftr. des Instituts für Zeitgeschichte bearb. von Heinz Boberach, Rolf Thommes u. Hermann Weiß. München: Saur 1997 (Texte und Materialien zur Zeitgeschichte 5). Handbuch der Abkürzungen. Ein umfassendes Nachschlagewerk für alle Bibliotheken, Institute, Industriebetriebe und Verwaltungen. Hrsg. von Alfred H. Sokoll. 10 Bände. München: Alkos-Verlag Sokoll 1990–2001.

114 

 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

Ausl/Abw av avf avu BA, Ba BAR BBA Bbl BdA BDF BDF BdF BDJ BdK BDM, BdM BdO BdS BdSich BdSP BdÜ BdW, BdWSS BefhdP Bek Berg-Bels BesA Bev, Bevollm Bfh, Bfhb BI Bibl BO BO BOA BOI BOR Botsch BR BRB Brgrm Brif Brig Brigaf BSO B-Tr Bu Bü BürgM, Bürgm Bv BW BW BW BZB BZK CdDP CdO CdS, CdSiPo CdSPuSD, CdSuSD ChdSt Chefs DA DA

Amt Ausland/Abwehr (des Oberkommandos der Wehrmacht) Arbeitsverwendungsfähig arbeitsverwendungsfähig im Felde arbeitsverwendungsunfähig Bibliotheksamtmann Bibliotheksamtsrat Beutebergungsabteilung Bibliothek Bund der Auslandsdeutschen Bund Deutscher Frauenvereine Bund Deutscher Frontkämpfer Bevollmächtigter des Führers Bund Deutscher Jungmädel Befehlshaber der Kampfgruppe Bund deutscher Mädel Befehlshaber der Ordnungspolizei Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Befehlshaber der Sicherungsstreitkräfte Befehlshaber der Sicherheitspolizei Bund deutscher Übersetzer Befehlshaber der Waffen-SS Befehlshaber der Polizei Bekanntmachung Bergen-Belsen (Konzentrationslager) Besondere Anordnung Bevollmächtigter Befehlshaber Bibliotheksinspektor Bibliothek, Bibliothekar Bergungs-Organisation Blutorden (der NSDAP) Bibliotheksoberamtmann Bibliotheksoberrinspektor Bibliotheksoberrat Botschaft, Botschafter Bibliotheksrat Bund Reichsdeutscher Buchhändler Bürgermeister Brigadeführer Brigade Brigadeführer Berufsschulzellen-Organisation (der NSDAP) Bergungstrupp Buchenwald (Konzentrationslager) Bücherei Bürgermeister Bevollmächtigter Bergwacht Bevollmächtigter der Wehrmacht Blockwart Baltische Zentralbibliothek Bezirkskommissar Chef der Deutschen Polizei Chef der Ordnungspolizei Chef der Sicherheitspolizei Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Chef des Stabes Chefsache (höchster Geheimhaltungsgrad) Dienstalter Dienstanweisung



DA DA DA Da DAF DAI DAL DAnw DB DB DBG DBuchhL DEG DF DFD dfg DFW DHB DHB Dir Div DivBr Divkdo DivKdr DIVO DKG DKS DO Dolm DRKB DstA EG, EGr EGrL EK EK ERR Fähnr FB FdS Fdw FE Feldg, Feldgend Feldpola Feldw Fepo Fgd FHA FHQ(u) Fhr FK, FrK FKL FKLR Flo FP, FPol, Fpol FPK Fr FuOBW FuR, FuRK G G

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) 

Durchführungsanordnung Durchführungsanweisung Durchzuführende Aktion Dachau (Konzentrationslager) Deutsche Arbeitsfront Deutsches Auslandsinstitut Dienstaltersliste Dienstanweisung Deutsche Bibliographie Deutsche Bücherei Deutsche Buchgemeinschaft Deutsche Buchhändler-Lehranstalt Deutsch-Englische Gesellschaft Deutsches Frauenwerk Deutscher Frauendienst Dienstfähig Deutsches Frauenwerk Deutsche Heeresbücherei Deutscher Hochschulbund Direktion, Direktor Division Division „Brandenburg“ Divisionskommando Divisionskommandeur Deutsches Institut für Volkstumsfragen Deutsche Kolonialgesellschaft Deutsche Kolonialschule Dienstordnung Dolmetscher Deutscher Reichskolonialbund Dienstalter Einsatzgruppe Einsatzgruppenleiter Einsatzkommando Einsatzkompanie Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg Fähnrich Führerbefehl Führer der Sonderverbände Feldwebel Führererlaß Feldgendarm, -gendarmerie Feldpolizeiabschnitt (der Geheimen Feldpolizei) Feldwebel Feldpolizei Feldgendarm, -gendarmerie Führungshauptamt (SA und SS) Führerhauptquartier Führer Freikorps Frauenkonzentrationslager Frauenkonzentrationslager Ravensbrück Flossenbürg (Konzentrationslager) Feldpolizei Feldpolizeikommissar Führer Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht Führer und Reichskanzler General Generalstab

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 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

G Germania (SS-Regiment 9) GAL Gauamtsleiter Gauarb Gauarbeitsamt Gauarbf Gauarbeitsführer (des RAD) Gaufr Gauführer Gaultr Gauleiter Gausaf Gau-SA-Führer Gaust Gausturm Gaustuf Gausturmführer GB Generalbeauftragter GB Generalbevollmächtigter GBA Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz GD Generaldirektion, -direktor, -direktorium Gdir Generaldirektor(-ium) GehStP, GehStPol Geheime Staatspolizei GenDir Generaldirektor, -direktorium GendWaff-SS, GendW-SS General der Waffen-SS GenFeldm, GenFm Generalfeldmarschall GenGouv Generalgouvernement, Generalgouverneur Generalinspekteur für das Kriegsgefangenenwesen der Wehrmacht GenInspKriegsgef Generalintendant GenInt Generalkommissar(-iat) GenK Generalkonsul(-at) GenK Generalmajor der Schutzpolizei GenMajdSchP Generalstab GenSt, Genst Generalstaatsanwalt(-schaft) GenStA, GenStAnw Generalstab des Heeres GenStdH, GenStH Generalstabsdienst GenstDst Gesandter, Gesandtschaft Ges Geheimes Staatspolizeiamt Gestapa Geheime Staatspolizei Gestapo Gauführer GF Gebietsführer (Hitler-Jugend) GF Generalfeldmarschall GFM, Gfm Geheime Feldpolizei GFP Gauführerschule GFS Generalgouvernement GGouv Generalgouvernement Polen GGP Ghetto Gh GHD Geheimdienst GK, gK, gKdos, gKos, gks Geheime Kommandosache Generalkommando GK, Gk, GKdo Generalkommissar(-iat) GK Generalkonsul GKs Gauleiter, -leitung GL Generalleutnant GL Gauleitung GLg Generalleutnant Glt GM, Gm Generalmajor Generaloberst GO GOM Gauobmann Gouverneur Gouv GPA Gaupropagandaamt Gruppenführer GrF, Grf GroRo, Groro, GrRo Groß-Rosen (Konzentrationslager) GRS, gRs geheime Reichssache (höchster nichtmilitärischer Geheimhaltungs- grad) Gruf Gruppenführer Grusa Grundsätzliche Anordnung der SA der NSDAP GRv Generalbevollmächtigter für die Reichsverwaltung



GSA Gsdtr Gsdtsch Gst GStA GStP GUP GvB GVI Gw HA, HandAtt HBibl HBüch HD HeA Herz, Herzog Hipo Hiwi HJ, Hj HK HKzl HL HonAtt Hpt, Hptm HSSPF HStb/OKW HTO HuD HuFü HuL Hwm ID Ilag IM IMKK In KL Insp IO IO IR Jafü Jasta JdDR, JFdDtR Jl JM JM JM JMB JR Ju JudSch JuMin JUS K K K K K

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) 

Generalstaatsanwalt Gesandter Gesandtschaft Generalstab Geheimes Staatsarchiv Geheime Staatspolizei Generalkommandant der uniformierten Polizei (im Protektorat Böhmen-Mähren) „Götz von Berlichingen“ (17. SS-Panzergrenadier-Division) Gauverwaltungsinspektor Gauwalter Handelsattaché Heeresbibliothek Heeresbücherei „Hoch- und Deutschmeister“ (44. Infanterie-Division) Heeresarchiv Herzogenbusch (Konzentrationslager) Hilfspolizei, -polizist Hilfswilliger (Landeseinwohner für den unbewaffneten Dienst bei der Deutschen Wehrmacht in den besetzten Gebieten) Hitlerjugend Honorarkonsul(-at) Hauptkanzlei Heeresleitung Honorar-Attaché Hauptmann Höherer SS- und Polizeiführer Heeresstab im Oberkommando der Wehrmacht Haupttreuhandstelle Ost „Hoch- und Deutschmeister“ (44.Infanterie-Division) Hundertschaftsführer Hoch- und Landesverrat Hauptwachtmeister Infanterie-Division Interniertenlager Inspektion Mitte (SA) Internationale Militärkontrollkommission Inspektion der Konzentrationslager Inspekteur, Inspektion, Inspektor Inspekteur der Ordnungspolizei Inspekteur Ost (SA) Infanterie-Regiment Jagdführer Jagdstaffel Jugendführer des Deutschen Reiches Journal Jungmädel Jungmädelbund Justizminister(-ium) Jungmädelbund (in der HJ) Jäger-Regiment Justiz, Justizminister(-ium) Judenschule Justizminister(-ium) Jüdische Unterstützungsstelle (im Generalgouvernement) Kommandant, Kommandantur Kommissar, Kommissariat Kompanie Konsul, Konsulat Kriegs-, Kriegsgefangene, Kriegsschulen

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 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

KADst Kamf KANT Kap Kapo KA-Z KdF KdF KdO Kdo KdoA, KdoAmt KdR Kdr KdrdSipoudSD, KdSuSD KdrGen KdS, KdSipo KdSch Kdt KdtdHQu Kdtr KdtStQu Kdtur K-Einsatz KF, Kf KG KG KG Kgf KgL KHD KKdtFHQu KL Kmdr kmdrt Kmdt Kmdtr KO KO KO Ko KOI KoLa KolSch Kom Kom Kom Kom Komdo Komdr Komdt Komm Komm Komm Komm KonzLg Korück KPA KPA

Kriminalpolizei-Außendienststelle Kameradschaftsführer Kommandeur der Armee-Nachschubtruppen Kapitän (aus: caporal) Vorarbeiter, Arbeitskommandoführer im KZ, der selbst Häftling war Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens (der Kriminalpolizei) Kanzlei des Führers „Kraft durch Freude“ Kommandeur der Ordnungspolizei Kommando Kommandoamt Kommissar des Reiches Kommandeur, Kommandierender Kommandeur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Kommandierender General Kommandeur der Sicherheitspolizei Kommandeur der Schutzpolizei Kommandant Kommandant des Hauptquartiers Kommandantur Kommandant des Stabsquartiers Kommandantur Kampfeinsatz (Abwehr) Kompanieführer Kampfgemeinschaft Kampfgruppe Kommandierender General Kriegsgefangener, Kriegsgefangenschaft Kriegsgefangenenlager Kriegshilfsdienst Kampfkommandant des Führerhauptquartiers Konzentrationslager Kommandeur kommandiert Kommandant Kommandantur Kampforganisation Kreisobmann Kriegsorganisation (der Abwehr) Kommissar, Kommissariat Kriminal-Oberinspektor Konzentrationslager Kolonialschule Kommandant Kommando Kommissar(-iat) Kommission Kommando Kommandeur Kommandant Kommando Kommentar Kommissar(-iat) Kommission Konzentrationslager Kommandant des rückwärtigen Armeegebiets Kolonialpolitisches Amt (der NSDAP) Kriminalpolizeiamt



KPLSt Krg, KrGef, Krgef KrOw Kuka KV kv KVM kw kwl KZ LAH LeiPK LGW LKdtFHQu LKrSch Lm LS LSAH LSPol LSSAH LS-Wart Lt, Ltn ltRL Lu Lw MA MA Mau MB MdI MiG Milag MilBef, MilBefh MilBev MindInn MinDir MinPräs MinR, MinRat Mipo MK MKL ML MTh Napo, Napola Natz Neu NfD, NfdD NPEA NSB NSBDF NSBDJ NSBDT NSBO NSBO NSBWO NSD SDÄB NSDAP NSDAV NSDDB

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) 

Kriminalpolizei-Leitstelle Kriegsgefangener Kriminaloberwachtmeister Kulturkammer Kommissarischer Verwalter kriegsverwendungsfähig Kreisvertrauensmann kriegswichtig kriegs-, wehr- und lebenswichtig Konzentrationslager SS-Leibstandarte „Adolf Hitler“ (1. SS-Panzer-Division) Leiter der Parteikanzlei Landesgefolgschaftswart Lagerkommandant Führerhauptquartier Luftkriegsschule „Langemarck“ (27.SS-Freiwilligen-Grenadier-Division) Leibstandarte Leibstandarte „Adolf Hitler“ Luftschutzpolizei Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ Luftschutzwart Leutnant laut Revisionsliste Lublin (Konzentrationslager) Landeswalter (der NSDAP-Auslandsorganisation) Militärakademie Militärattaché Mauthausen (Konzentrationslager) Militärbefehlshaber Minister(-ium) des Innern Militärbefehlshaber im Generalgouvernement Militärlager Militärbefehlshaber Militärbevollmächtigter Minister des Innern, Minister(-ium) des Innern Ministerialdirektor Ministerpräsident Ministerialrat, Ministerrat Militärpolizei Ministerialkommissär Männer-Konzentrationslager Militärischer Leiter „Maria Theresia“ (22.SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division) Nationalpolitische Erziehungsanstalt Natzweiler (Konzentrationslager) Neuengamme (Konzentrationslager) Nur für den Dienstgebrauch Nationalpolitische Erziehungsanstalt Nationalsozialistische Biographie; Nationalsozialistischer Bund Deutscher Frontsoldaten Nationalsozialistischer Bund Deutscher Juristen Nationalsozialistischer Bund Deutscher Techniker Nationalsozialistische Berufsschulorganisation Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation Nationalsozialistische Berufs- und Werkschutzzellenorganisation Nationalsozialistischer Dozentenbund Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiterverein Nationalsozialistischer Deutscher Dozentenbund

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 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

NSDFB NSDJB NSDSt NSDStB NSF NSFD NSFK NSFO NSFW NSG NSJB NSK NSKD NSKG NSLB NSPK NSRB NSRDK NSRK NSRL NSS NSSB NSSB NSSB NSSi NSStB NSV NSW OB, Ob, ObBefh, Obbfhb Ob, Obst ObdE ObdH ObdL ObdW Oberf Obergruf Oberost OberstGH OberstiS OBF, Obf Obf ObFw OBibl OBiblR ObKass ObKom ObKom ObL ObLG, OblGer ObLGR ObLt, Oblt, Obltn ObMilitAnw OBR ObRegRat ObStBFhr Obstfeldm Obstlt Obwm OFeldm OffzvD

Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpferbund (Stahlhelm) Nationalsozialistischer Deutscher Juristenbund Nationalsozialistische Deutsche Studentenschaft Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund Nationalsozialistische Frauenschaft Nationalsozialistischer Führer-Dienst Nationalsozialistisches Fliegerkorps Nationalsozialistischer Führungsoffizier Nationalsozialistischer Führungsstab der Wehrmacht Nationalsozialistische Gemeinschaft Nationalsozialistische Jugendbetriebszelle Nationalsozialistische Kulturgemeinde Nationalsozialistische Kampfgemeinschaft Deutschlands Nationalsozialistische Kulturgemeinde Nationalsozialistischer Lehrerbund Nationalsozialistische Pressekorrespondenz Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund Nationalsozialistischer Reichsverband der Kriegsopfer Nationalsozialistisches Reiterkorps Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen Nationalsozialistische Schwesternschaft Nationalsozialistischer Schülerbund Nationalsozialistischer Schwesternbund Nationalsozialistischer Studentenbund Nationalsozialistischer Schülerinnenbund Nationalsozialistischer Studentenbund Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Nationalsozialistische Winterhilfe Oberbefehlshaber Oberst Oberbefehlshaber des Ersatzheeres Oberbefehlshaber des Heeres Oberbefehlshaber der Luftwaffe Oberbefehlshaber der Wehrmacht Oberführer (SS) Obergruppenführer (SA, SS) Oberbefehlshaber Ost (1939) Oberster Gerichtshof in Wien Oberst in Sonderstellung (Schutzpolizei) Oberbannführer (Hitler-Jugend) Oberführer (SA, SS) Oberfeldwebel Oberbibliothekar Oberbibliotheksrat Oberkassenverwalter Oberkommandierender Oberkommando Oberlehrer Oberlandesgericht Oberlandesgerichtsrat Oberleutnant Obermilitäranwalt Oberbibliotheksrat Oberregierungsrat Obersturmbannführer Oberstfeldmeister (RAD) Oberstleutnant Oberwachtmeister Oberfeldmeister (RAD) Offizier vom Dienst



OFK Oflag Ofw OG OG, OGr, Ogr OGF, Ogf Ogfr Ogru Ogruf Ogruf OGW OK OK OKdH, OKH OKdWM, OKW OKL OLt, Olt, Oltn Omi OP OP OP OP OPB OPG OPräs ORA, ORAnw OrdA Orpo OS OSAF Oscha OSF OStA, OStAnw Ostfm Osti Ostm Ostubaf OStuf OT OvD OVG OvN OVR OVStb OW OW Owm OZ PA PA PA PartJKdo PAtt PB PBM PE PersStRF-SS PG

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) 

Oberfeldkommandantur Offiziers-(Kriegsgefangenen-)Lager Oberfeldwebel Obergruppe (SA) Ortsgruppe Obergebietsführer (HJ) Obergefreiter Obergruppe (SA) Obergruppenführer Ortsgruppenführer Obergefolgschaftswart Oberkommandierender Ortskommandant, Ortskommandantur Oberkommando des Heeres Oberkommando der Wehrmacht Oberkommando der Luftwaffe Oberleutnant Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete Oberpräsident Oberpräsidium Ordnungspolizei Ortspolizei Ortspolizeibehörde Oberstes Parteigericht Oberpräsident, Oberpräsidium Oberreichsanwalt(-schaft) Ordnungsamt Ordnungspolizei Offizierschule Oberster SA-Führer Oberscharführer (SA, SS) Obersturmführer (SA, SS) Oberstaatsanwalt Oberstfeldmeister (RAD) Ostindustrie (Gesellschaft zur Verwertung jüdischen Eigentums und jüdischer Arbeitskraft) Ostmark Obersturmbannführer (SA, SS) Obersturmführer (SA, SS) Organisation Todt (auch polizeiliches Kfz-Kennzeichen der Organisation Todt) Offizier vom Dienst Oberverwaltungsgericht Offizier vom Nachrichtendienst Oberverwaltungsrat Oberverwaltungsstab Oberwachtmeister Ortswalter Oberwachtmeister Oberzensurstelle Panzerabwehr Parteiamt Personalamt Partisanen-Jagdkommando Polizei-Attaché Polizeibeamter Protektorat Böhmen und Mähren „Prinz Eugen“ (7.SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division) Persönlicher Stab Reichsführer-SS Parteigericht

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 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

Pgg Parteigenossen Pggn Parteigenossinnen Pgin, Pgn Parteigenossin PHA Personalhauptamt PiA Pionierabteilung PiFü Pionierführer PK, Pkzl Parteikanzlei PL, Polei Politischer Leiter PO Parteiorganisation PO Politische Organisation Po Politische Abteilung, -s Amt POffz, PolOffz Polizeioffizier PolA Polizeiamt PolBer Polizeibericht PolDir Polizeidirektion, -direktor Polfr Polizeiführer PolFzgn polizeiliches Führungszeugnis PolGef politischer Gefangener PolGef Polizeigefängnis, -gefangener Polizei-Gruppenkommando PolGrKdo Polizei-Gruppenkommandeur PolGrKdr Polizeikommissar(-iat) Polkom Politischer Leiter PolL Politische Leitung PolLtg Politische Organisation PolOrg Polizeiorgan(-isation) PolOrg Politische Polizei PolP Polizeipräsidium, -präsident PolPräs, PP Polizei-Vollzugsdienst PolVollzD Polizeiwache PolW Polizeioberwachtmeister POW Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des PPK nationalsozialistischen Schrifttums Propagandaministerium (Reichsministerium für Volksaufklärung und Promi Propaganda) Propaganda Prop Protektorat (Böhmen und Mähren) Prot Politische Zentralkommission (der NSDAP) PZK Regiment R R „Das Reich“ (2.SS-Panzer-Division) Rechtsanwalt RA Regierungsamtmann RA Reichsarbeitsdienst RAD Reichsarbeitsführer RAF Reichsamtsleiter RAL Reichsarbeitsminister(-ium) RAM Reichsaußenminister(-ium) RAM Rechtsanwalt RAnw RAnw Reichsanwalt Reichsarbeitsminister(-ium) RArbM, RArbMin RArch Reichsarchiv Rasse- und Siedlungsamt RAS Rav Ravensbrück (Konzentrationslager) Reichsarchiv Rav RavZwst Reichsarchiv-Zweigstelle RbOBibl Reichsbankoberbibliothekar RdbK Reichskammer der bildenden Künste RdF Reichsminister(-ium) der Finanzen RdI Reichsminister(-ium) des Innern RdJ Reichsminister(-ium) der Justiz



RdLuObdL Ref ReguLdjR ReichsfSS Reifa Reiko REM REM ResA RF RF RFiM RFinM Rfrnt RFS RFS, RfSch RFSS RFSS RFV, RFVerw RGA RGPr RgtSt RHA RHAL RJF RJM RK RK RK RK RK RKB RKdbK RKK RKM, RKMin RKP RKuKa RKzl RL RLtg RM RM RMbO RMdA RMdF RMdI RMdJ RMdL RMEuL, RMfE, RMfEuL, RMfLand RMF RMfBuM RMfdbO RMfkirchA RMfProp, RMfVuP RMfWEuV, RMfWEV RMI RMin RMJ RMK

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) 

Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe Referat, Referent Regierungs- und Landjägerrat Reichsführer-SS Reichsbahn-Fachbibliothek Reichskommissar Reichsernährungsminister(-ium) Reichserziehungsminister(-ium) Reservearmee Reichsführer, Reichsführung Reichsführerschule Reichsfinanzminister(-ium) Reichsfinanzminister(-ium) Referent Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums Reichsführerschule Reichsführer-SS Reichsführerschule der SS Reichsfinanzverwaltung Reichsgesundheitsamt Reichsgerichtspräsident Regimentsstab Reichshauptabteilung Reichshauptabteilungsleiter Reichsjugendführer, Reichsjugendführung Reichsjustizminister(-ium) Reichskammer Reichskanzlei, Reichskanzler Reichskommissar(-iat) Restitutionskammer Rollkommando Reichskolonialbund Reichskammer der bildenden Künste Reichskulturkammer Reichskriegsminister(-ium) Reichskriminalpolizei Reichskulturkammer Reichskanzlei Reichsleiter, Reichsleitung (der NSDAP) Reichsleitung (der NSDAP) Reichsmark Reichsminister(-ium) Reichsminister(-ium) für die besetzten Ostgebiete Reichminister(-ium) des Auswärtigen Reichsminister(-ium) der Finanzen Reichsminister(-ium) des Innern Reichsminister(-ium) der Justiz Reichsminister(-ium) der Luftfahrt Reichsminister(-ium) für Ernährung und Landwirtschaft Reichsminister(-ium) der Finanzen Reichsminister(-ium) für Bewaffnung und Munition Reichsminister(-ium) für die besetzten Ostgebiete Reichsminister(-ium) für kirchliche Angelegenheiten Reichsminister(-ium) für Volksaufklärung und Propaganda Reichsminister(-ium) für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Reichsminister(-ium) des Innern Reichsminister(-ium) Reichsminister(-ium) der Justiz Reichsmusikkammer

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 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

RML Reichsminister(-ium) der Luftfahrt RMLuObdL Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe RMRuK Reichsminister(-ium) für Rüstung und Kriegsproduktion RMuChdRKzl Reichsminister und Chef der Reichskanzlei RMVP Reichsminister(-ium) für Volksaufklärung und Propaganda RMWiss Reichsminister(-ium) für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung RN, RNSt Reichsnährstand RöffO Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung ROL Reichsorganisationsleiter, -leitung ROM Reichsobmann Rottf Rottenführer RP Rassenpolitik RP Reichspräsident RPA Rassenpolitisches Amt RPA Reichspropagandaamt RPK Reichspressekammer RPL Reichspropagandaleitung (der NSDAP) RPPA Reichs-Presse-und-Propagandaamt RPr, Rpr Reichspräsident Reichspresse RPr Regierungspräsident RPräs Reichspräsident RPräs Reichspressekammer RPrK Reichspropagandaminister(-ium) RPropM Regierungspräsident RPrs Regierungsrat RR Reichsrat RR Regierungsrat Rr Regierungsrat RRat Reichsregierung RReg Reichsregierung RRg Regierungssekretär RS Reichsschrifttumsstelle RS Reichsschulungsamt RSA Reichsschrifttumskammer RSchK Reichssicherheitsdienst RSD Reichsstudentenführer RSF Reichssicherheitshauptamt RSH, RSHA Reichsschrifttumskammer RSK Reichssiedlungskommissar, -kommission RSK Reichsschulungsleiter RSL Reichsschatzmeister RSM Reichsschrifttumsstelle RSS, RSSt Reiterstandarte (SA, SS) RSta Reichsstatthalter RStH Reichstag RT, Rtg Reichstheaterkammer RThK, RTK Regierungs- und Finanzrat RuFinR RuKltrR Regierungs- und Kulturrat Regierungs- und Kriminalrat RuKrimR RuLdsKltrR, RuLdsKultR Regierungs- und Landeskulturrat Regierungs- und Schulrat RuSchlR RuSHA Rasse- und Siedlungshauptamt (der SS) Reichsvermögensverwaltung RVermVerw RVerw Reichsverwaltung Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVg RViPrs Regierungsvizepräsident Reichsverteidigungskommissar RVK RVkM, RVM Reichsverkehrsminister(-ium) Reichsvertretung der Juden in Deutschland RVt



RW RW RWA RWA RWe, RWehr RWehrM, RWeM RWiG RWiK RWiM RWiR RWM RWM SA SA Sa SA-A Sab SAF, Saf SAL SA-M SAR SAW SB SB SB, Sbev Scha, Schaf SchP, SchPol, SchuPo, Schupo Schusta Schutzm SD SD SdDst Sdf SD-LA SDS SE SEK SG Sh SichVerw SoldBüch SoMassn SP SP SPKdo SS SS-A SS-AH SS-Ang SS-Brigdf, SS-Brigf SS-F SS-FHA SS-FM SS-Gruf SS-HA SS-HK SS-Hscha, SS-Hschaf SS-HStuf SS-M

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) 

Rechtswahrer Reichswehr Reichswirtschaftsamt Rückwandereramt (der NSDAP) Reichswehr Reichswehrminister(-ium) Reichswirtschaftsgericht Reichswirtschaftskammer Reichswirtschaftsminster(-ium) Reichswirtschaftsrat Reichswehrminister(-ium) Reichswirtschaftsminister(-ium) Sturmabteilungen (der NSDAP) Schwere Artillerie Sachsenhausen (Konzentrationslager) SA-Anwärter Sabotage SA-Führer Landwehr der SA SA-Mann SA-Reserve Schutzhaft-Sonderaktion Wehrmacht Sonderbeauftragter Sonderbehandlung Sonderbevollmächtigter Scharführer Schutzpolizei Schutzstaffel Schutzmann. Schutzmannschaft Sicherheitsdienst Sonderdienst Sonderdienst Sonderführer Leitabschnitt des Sicherheitsdienstes Sicherheitsdienst-Stelle Sondererfassung Sonder-Einsatzkommando Sondergericht Sachsenhausen (Konzentrationslager) Sicherungsverwahrung Soldatenbücherei Sondermaßnahmen Schutzpolizei Sicherheitspolizei Kommando der Sicherheitspolizei Schutzstaffel (der NSDAP, auch polizeiliches Kfz-Kennzeichen der SS) SS-Abschnitt SS-Leibstandarte „Adolf Hitler“ (1.SS-Panzer-Division) SS-Angehöriger SS-Brigadeführer SS-Führer SS-Führungshauptamt Förderndes Mitglied der SS SS-Gruppenführer SS-Hauptamt SS-Helferinnenkorps SS-Hauptscharführer SS-Hauptsturmführer SS-Mann

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 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

SS-Oberf SS-Oberstgrf SS-Ogruf SS-OL SS-Oscha, SS-Oschaf SS-Ostubaf SS-Ostuf SSP SS-PersHA SSPF SSPHA SS R SS-Rof, SS-Rott SS-Scha, SS-Schaf SS-Staf SS-Stm SS-Stubaf SS-Sturmm SS-TV SSuPF SS-Uscha, SS-Uschaf SS-Ustuf SS V, SS-VerfTr, SS-VT SSVM SS W SS-WVHA St StaA StAbt StAbt StADSt Staf, StandF Stapo Stapoleitst Stapost StAR StaR StArch StArch StArchR Statth Stawa StB Stb StBtl StdF StKdtr StKom StL StL StL StM StMin StO StPol StPVerw StS, Sts, StSekr, StSkr Stubaf Stuf Sturmhptf

SS-Oberführer SS-Oberstgruppenführer SS-Obergruppenführer SS-Oberleitung SS-Oberscharführer SS-Obersturmbannführer SS-Obersturmführer SS-Pioniere SS-Personalhauptamt SS- und Polizeiführer SS-Personalhauptamt 2.SS-Panzer-Division „Das Reich“ SS-Rottenführer SS-Scharführer SS-Standartenführer SS-Sturmmann SS-Sturmbannführer SS-Sturmmann SS-Totenkopfverbände SS- und Polizeiführer SS-Unterscharführer SS-Untersturmführer SS-Verfügungstruppe Schutzstaffel-Verbindungsmann SS „Wiking“ (5. SS-Panzer-Division) SS-Wirtschaft-Verwaltungs-Hauptamt Stutthof (Konzentrationslager) Stammabteilung Stabsabteilung Sturmabteilung (der NSDAP) Staatspolizei-Außendienststelle Standartenführer Staatspolizei Staatspolizeileitstelle Staatspolizeistelle Staatsarchivrat Stadtrat Staatsarchiv Stadtarchiv Staatsarchivrat Statthalter Stabswachtmeister Stadtbücherei Sturmbann Sturmbataillon Stellvertreter des Führers Stadtkommandantur Staatskommissar Staatspolizei-Leitstelle Stabsleiter Straflager Staatsminister, -ministerium Staatsminister, -ministerium Stabsoffizier Stadtpolizei Staatliche Polizeiverwaltung Staatssekretär Sturmbannführer Sturmführer Sturmhauptführer



Stwm T TA TgBef TK TK TO TON TotKr TotMob TrÜbPl TV U, Uffz UB UB Üko UF, Uf Ufa UG UGef UH UK, uk USA, Uschla Uscha UTAG, Utag UWZ VA VAA VdA VDB VDB VerbSt VGH VGHPr VO Volksw VoMi VP, VPr, VPräs VSt VSt Vst VT W Wam WB WB, WBefh WB WBetr WBez WBezKdo WBfh WBO WBO WfA WFSt WHW WKdo, WKK, WKKdo WKo Wkr WL

Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl) 

Stabswachtmeister „Totenkopf“-Division (3.SS-Panzer-Division) Truppenamt (im Reichskriegsministerium) Tagesbefehl „Totenkopf“ (3.SS-Panzer-Division) Transport-Kommandantur Treuhandstelle Ost Treuhandstelle Ost, Nebenstelle Totaler Krieg Totale Mobilmachung Truppenübungsplatz Totenkopfverband (SS) Unteroffizier Universitätsbibliothek Unterbann (Hitler-Jugend) Überfallkommando Unterführer Unterführeranwärter Untergau (BDM, JM) Untersuchungsgefängnis, Untersuchungsgefangener Untersuchungshaft unabkömmlich Untersuchungs- und Schlichtungsausschuß (NSDAP) Unterscharführer Umsiedlungs-Treuhandgesellschaft Umwandererzentralstelle Volksausgabe (Bücher) Verbindungsoffizier zum Auswärtigen Amt Verband der Auslandsdeutschen Verein Deutscher Bibliothekare Volksverband der Bücherfreunde Verbindungsstab, -stelle Volksgerichtshof Präsident des Volksgerichtshofes Verbindungsoffizier Volkswohlfahrt Volksdeutsche Mittelstelle (SS) Vizepräsident Verbindungsstab, -stelle Vermögensteuer Volkssturm Verfügungstruppe (der SS) „Wiking“ (5.SS-Panzer-Division) Wachmannschaft Wehrkreisbefehlshaber Wehrmachtbefehlshaber Weimar-Buchenwald (Konzentrationslager); Wehrmachtbetrieb Wehrbezirk Wehrbezirkskommando Wehrmachtbefehlshaber Wehrbezirksoffizier Wehrmachtbefehlshaber Ost Wohlfahrtsamt Wehrmacht-Führungsstab Winterhilfswerk (des deutschen Volkes) Wehrkreiskommando Wirtschaftskommando Wehrkreis Wachtruppe der Luftwaffe

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 Abkürzungen der NS-Zeit von A bis Z (Auswahl)

Wl WM WM Wm Wm WO WPA WpAmt WPr ZAL ZALfJ ZB ZentrAbt ZentrKom ZentrSt ZF

„Westland“ (SS-Regiment 10) Wehrmacht Westmark Wachtmeister Wehrmacht Wachoffizier Wehrpolitisches Amt (NSDAP) Wehrpolitisches Amt (NSDAP) Wehrmachtpropaganda Zwangsarbeitslager Zentrales Arbeitslager für Juden Zentralblatt für Bibliothekswesen Zentralabteilung Zentralkommission Zentralstelle Zugführer

Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Mögliche Zugangswege von NS-Raubgut in Bibliotheksbestände Abb. 2 Idealtypischer Recherche-Workflow als mehrstufiges Verfahren Abb. 3 Exlibris Adolf Kronfeld (UB Med Uni Wien) Abb. 4 Exlibris Karl und Charlotte Bühler (UB Wien) Abb. 5 Innenetikett Bibliothek Sassenbach:Ortsausschuss Berlin des A.D.G.B. (UB Med Uni Wien) Abb. 6 Besitzstempel Akademischer Verein jüdischer Mediziner (UB Med Uni Wien) Abb. 7 Besitzstempel NSDAP-Parteiarchiv (UB Med Uni Wien) Abb. 8 Exlibris-Stempel Ex Libris J. de Voltelini (UB Wien) Abb. 9 Handschriftlicher Besitzvermerk „Weinberger“ (UB Med Uni Wien) Abb. 10 Handschriftlicher Besitzvermerk „Richard Löwi“ (UB Med Uni Wien) Abb. 11a und 11b Mehrere Hinweise in einem Buch (UB Med Uni Wien) Abb. 12a und 12b Bücher der Bücherei der Wiener Gestapo (UB Wien) Abb. 13a und 13b Eintragung „ko“ in einem Exemplar aus der „Sammlung Tanzenberg“ (UB Wien) Abb. 14 Kombination von zunächst kryptischen Eintragungen (UB Wien) Abb. 15 Eintragung der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände ZwA (Neumann 2016) Abb. 16 Entferntes Exlibris Ottmar Strauss (ÖNB) Abb. 17 Inventarbuch der Orientalistik mit Eintrag „Geschenk „der Geheimen Staats polizei in Wien“ (UB Wien) Abb. 18 Inventarbuch der Kunstgeschichte, Ausschnitt „Ostmark“ (UB Wien) Abb. 19 Einbringernotiz „11.V.42, Gesch. d. Einheit 37.211“ (UB Wien) Abb. 20 Einbringer „Beschaffungsamt d. dt. Bibl., Berlin 27.5.40“ (UB Wien) Abb. 21 Eintragung „alter Rest, 27.4.1944“ (UB Wien) Abb. 22 Expliziter Hinweis auf Raubgut in Inventarbuch der Pädagogik (UB Wien) Abb. 23 Exlibris Rudolf Wolkan (UB Wien) Abb. 24a und 24b Exlibris „Dem Fernand Jellinek-Mercedes sein Buch“ in zwei Farbvarianten (UB Med Uni Wien) Handschriftlicher Vermerk Hiersemann 1941 (UB Med Uni Wien) Abb. 25 Abb. 26 Restitutionsstempel der Universitätsbibliothek Graz Abb. 27a und 27b Stempel zur Deakzession in Restitutionsfällen der Universitäts- und Landes bibliothek Münster Eingeklebte Geschichte des Exemplars in einem Buch der UB Graz Abb. 28 Abb. 29 Restituiertes Exemplar im Discovery-System der UB Wien Abb. 30 Verzeichnung von Provenienzinformationen im OPACplus der Bayerischen Staatsbibliothek Begriffe des T-PRO (Ausschnitt, ProvenienzWiki des GBV) Abb. 31 Abb. 32 Personendatensatz der GND mit Hinweisen auf Provenienzmerkmal (Exlibris) und Buchbesitz (DNB-Portal) Abb. 33 GND-Datensatz zu einem Stempel als Provenienzmerkmal (DNB-Portal) Abb. 34 Provenienzmerkmal (Stempel) zu GND-Datensatz (ProvenienzWiki des GBV) Abb. 35 Provenienzen-Indices in der erweiterten Suche (GBV-Verbundkatalog) Abb. 36 Suchbereich zur Provenienzforschung im Online-Katalog der UB Wien Abb. 37 YouTube-Video „MedUni Wien: Restitution nach Provenienzforschung“ Abb. 38 Ausstellung im Foyer der Universitätsbibliothek Wien 2008 (UB Wien) Abb. 39 Ältester Beitrag im VÖBBLOG zur „Provenienzforschung“ Abb. 40 Poster „10 Jahre NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien“ Abb. 41 „Kontaminierte Bücher“ im Blog der Universität Wien (blog.univie.ac.at/) Abb. 42 Sammlung alter Stempel der UB Wien Abb. 43 Stempel der UB Wien während der NS-Zeit Abb. 44 Beitrag des ORF Wien vom 21.06.2015 (wien.orf.at/)

Sachregister/Index Ahnenerbe 50 Ahnenforschung 50 Aktenbestände 31, 38 Akzessionsjournal 31 Anfangsverdacht 15 Antiquariat 21, 27, 28, 95 Arbeitsgruppe NS-Provenienzforschung (VÖB) 79 Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. 78 Arbeitskreis Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken 78 Arbeitsplatzbeschreibung 13 Arbeitsstelle für Provenienzforschung (AfP) 6 Archive 32, 38, 39 Archivrecherche 36 Ausbildung 10, 92 Ausfuhrgenehmigung 70 Ausstellung 84, 85 Autopsie 16, 18 Benutzung 59 Beratende Kommission 6 Besitzstempel 20 Besitzvermerk 17, 18, 19 Bestandsübernahme 3, 27 Beutegut 52 Bibliothekartag 89 Bibliotheksgeschichte 32, 88, 89, 92 Bibliothekskatalog 31 Bibliotheksstandort 7 Bibliotheksstatistik 72 Bibliotheksstempel 20, 96 Blog 86, 87, 96 Buchbearbeitung 58 Buchhandlung 21 Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) 50 Certificate of authority 76 Claims Conference 41, 52 Commission for Looted Art in Europe 41, 52 Datenbank 8, 9 Datenformat 62 Datenschutz 36, 52 Deakzession 59, 71 Deutsches Zentrum Kulturgutverluste 6, 41, 52, 78 Digitalisierung 62 Discovery-System 58, 66 Dokumentation 8, 9, 33, 48, 57, 68, 74, 94, 101 Doppelentschädigung 50 Dublette 27, 31, 96 Dublettenvermerk 96 DZK-Portal 80 Eckdaten 7 Einarbeitungsrückstände 31 Einarbeitungsvorschriften 32 Einarbeitungszeitraum 27 Einband 22

Einbringer 27, 28 Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg 23 Einzelfund 16 ErbenermittlerIn 52 Erbenforschung 51 Erbengemeinschaft 51, 70, 71 Erbensuche 51, 52, 53 Erbfolge 51, 52, 69, 70 Erbfolgedokumentationen 54 Erbfolgegutachten 71 ErbIn 45, 51, 53, 69, 71, 73 Erblose Bücher 72 Erblose Fälle 44 Erinnerungskultur 4, 88 Erschließungskonventionen 63 Erschließungstiefe 58 Erwerbungsart 27 Erwerbungsunterlagen 31 Erwerbungszeitraum 26 Erwerbungszusammenhang 30 Exemplarbearbeitung 58 Exemplardaten 68 Exemplarerschließung 63 Exemplarhistorie 59 Exemplarmerkmal 58 Exemplarspezifika 17, 64, 68 Exemplarstatus 61 Exlibris 19, 20 Exlibris-Stempel 21 Fachdatenbanken 79 Fachtagung 86, 88, 89 Falldossier 42, 44 Fallrecherche 36, 40 Festakt 81, 82 Finanzierung 7 Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern 79 Fortbildung 92 Funktionsnachfolger 52 Gemeinsame Erklärung 5 Gemeinsame Normdatei (GND) 64 Genealogie 50 Geschäftsgang 4, 17, 61, 63 Haftungserklärung 71 Handreichung 5 Hannoverscher Appell 5 Hannoversche Symposien 89 Image (Abbildung) 65 Initiative Fortbildung 92 Inventarbuch 25, 27, 28, 30 Inventarnummer 27 Israelitische Kultusgemeinde 41, 52 Jahresbericht 32 Jahresstatistik 32 Kommission für Provenienzforschung 7, 50, 79 Kongress 88, 89 Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste 6, 41

Sachregister/Index 

Korrespondenzen 31, 32 Kulturgutschutz 70 Kunstdatenbank 41, 80 Kunstrückgabegesetz 6 Lehrveranstaltung 92 Leitfaden 6 Lieferant 27 Lokalsystem 66 Looted Cultural Assets 79 Lost Art Internet Database 6, 41, 79 Medienarbeit 83 Metadatenerfassung 67 Nachhaltigkeit 11 Nachlass 28, 95 Nationalfonds der Republik Österreich 7, 41, 52 Negativ-Dossier 42 Numerus Currens-Aufstellung 16 Nummern 22 Öffentlichkeitsarbeit 83 Online-Katalog 58, 61, 66 Organigramm 11 Personal 10, 11 Personenrecherche 36, 40 Pilotphase 10 Poster 92 Pressekonferenz 84 Pressemitteilung 83 Projektbericht 85 Provenienzerschließung 58, 63 Provenienzmerkmal 17, 18, 64 Provenienzspuren 18, 64 ProvenienzWiki 65, 80 Prozess 11, 14 Prozesslandkarte 11 Quellen 25, 30, 36, 38, 40, 41 Raubgut 3, 4, 5, 15, 18, 41, 44, 61, 78 Rechercheleitfaden 37 Recherche-Workflow 15 RechtsnachfolgerIn 40, 44, 50, 69, 70, 71, 73 Reichstauschstelle 4 Ressourcenplanung 10, 16 Restitution 69, 72 Restitutionsdossier 44 Restitutionsstempel 59 Revision 30, 31 Rückerstattungsgesetze 52 Rückgabe 69, 71, 72 Rückgabeliste 32 Sachverständige 70 Sammlungsspezifische Erschließung 68 Schätzung 70 Schutzfrist 36 Signatur 22, 30, 61 Sperrfrist 36 Sperrmagazin 59

Standort 30, 61 Stellenausschreibung 11 Stempel 20, 59, 96 Studentische Abschlussarbeit 11, 94 Suchbarkeit 58, 67 Suchdienst 52 Tauschinstanz 28 Tauschliste 31 Thesaurus der Provenienzbegriffe (T-PRO) 64 Tilgung 24 Transfer certificate 75 Transportkosten 70 UAG Provenienzforschung und Provenienzerschließung (DBV) 78 Übergabe 72 Übergabebestätigung 74 Übergabeliste 32 Übergabeprotokoll 76 Übernahmebestätigung 74 Unbearbeitetes 29 Universitätsbibliothek 6 Verbotene Literatur 29 Verbundsuchmaschine 66 Verlust 31, 59 Vermittlungsarbeit 88 Vermögensanmeldung 37 Vermögensverkehrsstelle 37 Vernetzung 78 Veröffentlichungen 90 Versand 70 Versicherung 70 Versteigerungskatalog 32 Verstetigung 10, 92 Verzicht 72 Verzichtserklärung 76 Video 82 Vollmacht 75 VorbesitzerIn 1, 17, 18, 27, 64 Vorbesitzerkartei 31 Vortrag 88 Washingtoner Abkommen 5 Washingtoner Erklärung 5 Website 86 Websuchmaschine 67 Weimarer Modell 63 Weiterbildung 93 Wertermittlung 70 Widmung 18, 21 Wiedergutmachung 69 Wissenschaftsgeschichte 4, 33, 88 Zufallsfund 5 Zugangsdatum 26 Zugangsverzeichnis 31 Zugangswege 4

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Über die Autoren

Dr. Stefan Alker, MSc, geboren 1980 in Wien, Studium der Germanistik sowie Library and Information Studies an der Universität Wien, seit 2006 Mitarbeiter in der Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien. Leiter der Fachbereichsbibliothek Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik, Fachreferent für Bibliothekswissenschaft und Germanistik der Universitätsbibliothek Wien, Lehraufträge an der Universität Wien, Mitglied der Redaktion der Mitteilungen der VÖB und Mitherausgeber der Reihe Bibliothek im Kontext. Publikationen zu Literaturwissenschaft und Bibliothekswesen, u. a. Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte (Mithrsg. 2008), Literaturwissenschaft und Bibliotheken (Mithrsg. 2015).

Mag. Bruno Bauer, geboren 1963 in Neunkirchen, Studium der Geschichte an der Universität Wien, Initiator des NS-Provenienzforschungsprojektes der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.



1988–1994 Universitätsbibliothek Wien, 1994–2003 Vizedirektor der Österreichischen Zentralbibliothek für Medizin, seit 2005 Leiter der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Vorsitzender der Vollversammlung des Hochschulraumstrukturmittelprojektes e-Infrastructures Austria; Mitglied des Forums Universitätsbibliotheken Österreichs (ubifo), der AG Strategische Planung im Österreichischen Bibliothekenverbund sowie des Open Access Network Austria (OANA), Präsidiumsund Vorstandsmitglied der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB). Vortragender im ULG Library and Information Studies, zahlreiche Vorträge und Publikationen zum BID-Wesen, u. a. Vademecum E-Zeitschriften (2003), NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit (Mithrsg. 2011), Universitätsbibliotheken im Fokus (Mithrsg. 2013), seit 2002 Chefredakteur von GMS Medizin – Bibliothek – Information, seit 2010 Mitglied der Redaktion der Mitteilungen der VÖB.

Mag. Markus Stumpf, MSc, geboren 1969 in Baden, Studium der Völkerkunde sowie der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, ULG Library and Information Studies an der Universität Wien, Leiter der NS-Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek Wien. 1999–2000 am Lateinamerika-Institut Wien, seit 2000 in diversen Funktionen an der Universitätsbibliothek Wien, Leiter der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien, Mitbegründer der Arbeitsgruppe NS-Provenienzforschung sowie Vorstandsmitglied der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VÖB), Mitherausgeber der Reihe Bibliothek im Kontext. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a.: NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit (Mithrsg. 2011).

Über die Autoren 

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