Nietzsche Werke: Band 13 Aufzeichnungen aus den Archivmappen Mp XVII und Mp XVIII sowie verstreute Aufzeichnungen 9783110778823, 9783110777086

160 124 3MB

German Pages 242 Year 2022

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Nietzsche Werke: Band 13 Aufzeichnungen aus den Archivmappen Mp XVII und Mp XVIII sowie verstreute Aufzeichnungen
 9783110778823, 9783110777086

Table of contents :
Aufzeichnungen aus der Archivmappe Mp XVII
Mp XVII, 7v - Mp XVII, 135r
Aufzeichnungen aus der Archivmappe Mp XVIII
Mp XVIII, 1r - Mp XVIII, 51v
Verstreute Aufzeichnungen
BW 109, 16r - Lübbert, 17
Front Matter 2
Vorwort der Herausgeber
Vorwort der Abteilungsherausgeber
Editorische Vorbemerkung – Hinweise zur Benutzung

Citation preview

Aufzeichnungen aus der Archivmappe Mp XVII Bl. 7v, 33v, 44r, 45v, 46rv, 47v, 48rv, 48arv, 48brv, 49r, 50r, 51r, 52r, 53r, 54rv, 55rv, 56rv, 57rv, 58rv, 59rv, 60rv, 61rv, 62rv, 63rv, 64rv, 65rv, 66rv, 67rv, 68rv, 69rv, 70rv, 71rv, 72rv, 73rv, 74rv, 75rv, 76rv, 77rv, 78rv, 79rv, 80rv, 81rv, 82rv, 83rv, 84rv, 85rv, 86rv, 87rv, 88rv, 89rv, 90rv, 91rv, 92rv, 93rv, 94rv, 95rv, 96rv, 97rv, 98rv, 100rv, 101rv, 102rv, 103rv, 104rv, 105rv, 106rv, 107rv, 108rv, 109rv, 110r, 111rv, 112rv, 113rv, 114rv, 115rv, 116rv, 117rv, 118r, 119rv, 120rv, 121r, 122r, 123r, 124rv, 125r, 126rv, 127r, 128rv, 129r, 130rv, 131rv, 132r, 133v, 134r, 135r

Mp XVII, 7v E

gleich

welche Das ist eine Wissenschaft, wie alle moral. Wissensch., welche noch

Ja die Philosophie des Rechts!

zb.

nicht einmal in den Windeln wohlwollenden frei sich dünkenden u werthvollste den unterrichtetsten



liegt!

2



Man verkenntAimmer noch, auch unter Juristen, die älteste Bedeutung der

4

Strafe;Au so lange die Rechtswissenschaft sich ausschließlich nicht aus der

– man kennt sie gar nicht:

stellt, nämlich auf

dem 6

der

auf einen neuen Boden

einem unnützen

Kampfe von lauter

AHistorien = u.AVölker = Vergleichung, abgiebt, wird es beiAjenen grundfalschen Abu deren verbleiben, welche heute sich als „Philos. des Rechts“ pr darst vorstellen u die sämmtlich

8

straktionen verbleiben, welcheAvom gegenwärtigen M. abgezogen sind. Dieser „gegen-

10

wärtige M. ist aber ein so verwickeltes Geflecht, auch in Bezug auf seine

12

rechtl. Werthschätzungen, daß er die verschiedensten Ausdeutungen erlaubt

KGW VII 8[13] und 42[8]

1: gleich] ? 2: unter] danach Einfügungszeichen verlängert

4: aus] ?, > mit 5: stellt] Vk 6: Historien=] ¿

7: Philos.] ¿ 7: vorstellen] ¿

Mp XVII, 33v

2

Der asketische Priester hat die seelische Gesundheit verdorben, wo er auch nur zur Herrschaft gekommen ist;

4

er hat folglich auchAin artibus et litteris den Geschmack verdorbenA, – ich hoffe, manAversteht dies

6

„Folglich“?… Noch inmitten der griechisch - römischen Herrlichkeit, Angesichts einer noch nicht verküm=

8

merten und zertrümmerten antiken Welt, wagte es die Einfalt und Eitelkeit christlicher Agi=

ohne zu markt giebt mir

„Folglich“? –

*

folglich den Geschmack verdorben, – er verdirbt ihnAimmer noch.

zu?… Zum Mindesten will ich es nicht erst beweisen. Ein einziger Fingerzeig: Hat der Der ask. Pr. versteht nichts von Litteratur.

ohne

– man heißt sie Kirchenväter –

10

tatorenAzu dekretieren: „auch wir haben unsre klassische Litteratur, wir brauchen die der Grie-

12

chen nicht“, – und dabei wies man stolz auf Legendenbücher, Apostelbriefe und apologetische

14

Traktätlein hin, ungefähr so, wie heute die englische „Heilsarmee“ mit einer verwandten Litte=

h

Ich liebe das Testament nicht: man erräth es.

16

ratur ihren Kampf gegen Shakespeare u andere „Heiden“ führt.AEs demüthigt mich}, mit meinem Ge=

18

schmack in Betreff des neuen TestamentsAallein zu stehn: aber{„Hier stehe ich“, kurz wie sich

20

LutherAausdrückte, als erAzu verstehnAgeben wollte, daß er{Recht hätte. habe. Alle Achtung

22

vor dem alten Testament! In ihm finde ich große Menschen, große Zustände und eine unvergleich-

24

liche Naivetät des starken Herzens; mehr noch, ich finde ein Volk. Im neuen dagegen lau-

26

ter kleine Sekten - Wirthschaft, lauter Rokoko der Seele, lauter Verschnörkeltes, Winkliges, Wunder-

28

liches, nicht zu vergessen eine degoutirende Süßlichkeit, die der Epoche (und der röm. Provinz)

30

angehört und nicht sowohl jüdisch als hellenistisch ist. Gewinsel und Wichtigthuerei dicht neben

32

einander; hier fehlt ersichtlich jede gute Erziehung.{Wie darf man von seinen kleinen Untu-

34

genden so viel Wesens machen,A! Kein Hahn kräht darnach; geschweige denn Gott. Zuletzt wol-

36

len sie gar noch „die Krone des ewigen Lebens“, alle diese kleinen LeuteA: wozu doch?

38

wofür doch? man kann die Unbescheidenheit nicht weiter treiben.ASie haben einen Ehrgeiz, der

40

lachen macht: das käutAseine Dummheiten undASorgen vor, wie als ob das An - sich - der-

42

Dinge sich darumAbewege, das wird nicht müde, GottAin allen kleinen Jammer, in dem sie{

44

stecken, einzuweihen. Und dieses „Auf - Du - und - Du“Ades schlechtesten Geschmacks!{Es giebt

46

kleine verachtete „Heidenvölker“ im Osten Asiens, von denen diese ersten Christen etwas Wesentliches

48

zu lernen hätten – etwas Takt der Ehrfurcht:Adiese erlauben sie nicht, den Namen ihres Gottes



der Geschm 2er Jhr ist gegen mich: aber was hilft es dieses verehrtesten aller Bücher dergestalt

ein wenig ich kann nicht anders“ so wie

ausgedrückt hat zu sagen „ich habe tro tzdem trotzdem allein in einem solchen Falle um zu recht!“

hat

gefehlt

wie es diese frommen Männlein thun!

der Provinz

Ein „unsterblicher“ Petrus: wer hielte den aus!

sein Persönlichstes,

Eckensteher=

drehn solle

) Mp XV, 113r,43

mit Gott

!

mehr

) Mp XV, 113r,2

selber

den kleinsten

drin

Diese jüdische Zudringlichkeit mit Maul

jene

1: Tinten- und Rotstiftspuren, von fremder Hand? 3: markt] ? 4: dies] Vk 5: Anschlußzeichen zu Mp XV, 113r,13 6: griechisch-] Vk 10: Grie-] nach Textverlust: Grie 12: apologetische] nach Textverlust: apologetisch 15: Testament] vgl. GM III 22, 411,18 > „neue Testament“

16: Kampf] Vk 17: in Ms nicht übereinander 17: aller] ¿ 17: Geschm] > Geschmack 17: Jhr] > Jahrtausende 19: in Ms nicht übereinander 19: „ich] Vk 20: Recht] davor Einfügungszeichen verlängert 22: unvergleich-] nach Textverlust: unverglei 30: angehört] Vk 32: Untu-] nach Textverlust: Untu

34: wol-] nach Textverlust: wo 37: unsterblicher] Vk 40: der-] nach Textverlust: de 41: drin] nach Textverlust: dri 42: sie] nach Textverlust: si 43: Maul] danach Textverlust, vgl. GM III 22, 412,16 > Maul und 44: Es] davor Einfügungszeichen verlängert 44: giebt] nach Textverlust: gie 46: Wesentliches] nach Textverlust: Wesentliche 48: sie] > sich

Mp XVII, 44r

2

 s    w    . 

– dies Wort widerspricht sich selber denn



S. 1.  Es giebt kein Gemein - Gut:Awas gemein sein kann,

kann 4

von geringem

muß immer wenig

Werth, sein also

nicht gut sein.

1.

Dogmatiker.  Plato u. der „reine Geist“. die prachtvolle Spannung durch die Dogmatiker. Skeptiker. jetzt die mittelmäßigen Geister wie Darwin

6

8

2

Die Befehlenden selten.   Zuletzt regieren in der Philos. die

10

Mittelmäßigsten!

Wo ist Wille noch vorhanden?

12

3

14

aftl. Vergnügen“. „ohne ein leidensch

Die Kritiker:

Gehört die deutsche Phil. in die kritische oder skeptische Nein, es ist eine Gegenbewegung, im Grunde eine

Bewegung? Kant.

16

5 18

20

6

22

in

24

28

die Engländer in der Philos., gänzlich 4 ungeeignet Heerden    M oral. Freidenker. die Franzosen. zur moral. das Christenthum verkleinernd A. Test. R. Wagner. Socialismus. Freidenker. „Aufklärung“ „Jagd“.

Der Philos. als Versucher neuer Möglichkeiten

der Werth der Unmoralität



seine Vereinsamung.



26

7

theologische.

für

der

seine Grausamkeit

Erzieher.

Teichm.

Meine Vorbereiter. Über meine „Unzeitg. Betr.“

30

ein Wort über Schopenh.

32

ein Wort über R. W.

34

Gestaltung der Seele Europas.

36

Bedeutung der Griechen, ihrer Entdeckung 8.

38

den Pessimism

die Künstler: das Dionysische.

der historische Sinn das Dionysische.

40

KGW VII 42[6]

15: Gegenbewegung] ¿ 19: A. Test.] > Altes Testament

24: der] nach Korrektur des Kontextes > den

27: Teichm.] ?, >? Teichmüller 27: seine] ¿

Mp XVII, 45v 2

4

6

einem Hirngespinste zum Verwechseln ähnlich

vor 50 tausend Jahren sahen die Bäume schon grün aus?

vor der Logik liegt der Zeit nach, die Herstellung identischer Fälle Assimilation

8

das Gedächtniß in der organ. Folge Regenbogen nach den Wagnerischen

10

12

14

100 Bleistift

Unwettern u Blitzen

„angeborene“ Ideen

die Heuchelei wäre nicht abzuschaffen, wenn es nicht lustig wäre, sie anzusehen. Nicht Götter nach Epicur, sondern nach Homer: oder wie Galiani

16

die Mathemat. die fortschließen, bis die Atome für sie brauchbar werden! Aber

18

so haben es, in gröberer Form, die M. immer gemacht. Was liegt an der Wirklich-

20

keit, bevor sie nicht für unser Haus brauchbar ist!

KGW VII 42[7] und KGW VII 4/2, 548

9: Wagnerischen] ¿

$

Mp XVII, 46r

x Bleistift

x Bleistift

$

2

Die Capitel.

4



Die klassische Prosa

6

Von der Auslegung.

der Franzosen von 1648

8

Von der Rangordnung.

: was zusammenkommen

10

Die Wege zum Heiligen.

muß.

12

Die ewige Wiederkunft.

14

Der Aberglaube der kritischen Philosophen.

$ Es ist nichts seit Pascal

16

Kritik Pascals: er hat bereits die christlich=

passirt, die deutschen

18

moral. Auslegungen in der Natur des M.

Philosophen kommen gegen

20

u meint den „Thatbestand“ zu fassen.

ihn nicht in Betracht.

22

Auch St. Beuve.

$

Jenseits Bleistift

24

Die Deutschen haben keine Prosa, welche klingt u. springt

2-22: KGW VII 44[1] 4-10: KGW VII 44[4] 14-20: KGW VII 44[2] 24: KGW VII 44[3]

Mp XVII, 46v viel oder wie wenig Gefährliches in in

2

in

ist die ursprüngliche u. nächsten

Wie weitAeine Meinung, ein Zustand,Aein WillenAgefährlich ist – das macht den ersten{ moral. Perspektive: die Furcht ist die Mutter der Moral.

4

liegt oder zu liegen scheint:

u. besten Trieben , welche den Einzelnen weit aus der mittleren

perspektiv. Schätzungskreis. An dem HöchstenAu. Besten geht fast Jeder zu Grunde:

Lage heraustreiben u. ihn den Zustand als Niederung verachten lassen, geht die Selbstzufriedenheit der Gemeinde zu Grunde 6

foglich muß es als das Gefährlichste auch am stärksten gebrandmarkt werden. Bisher

Insofern

überhaupt

8

hieß MoralA: der gute Wille, alles das, wodurch ein Mensch ungefährlich, unan= vor allem als „Seines = Gleichen“

10

stößig, aber nützlich u angenehm für seines Gleichen lebtA, als das Schätzungs- u. Aneig=

12

nungswertheste in den Vordergrund zu stellen, darauf hin zu erziehen u. zu predigen und

14

das Entgegengesetzte zu brandmarken. – So hat man zeitweilig dieAVernunft als

16

die große Gefahr empfunden; dann den Geschlechtstrieb; dann den Trieb zu

18

herrschen; dann das Verlangen nach Unabhängigkeit; oder überhaupt die Leiden=

20

schaften; oder gar das Selbst.

xxxxxxx die Triebe zu ordnen, ihm Grad u. Maß vorzuschreiben große

Jenseits Bleistift



$ solchen

22

Die Nützlichkeit, welche in den moral. Werthurtheilen dominirt hat, ist die

24

Heerden - Nützlichkeit;Ader Erhaltung der Gemeinde zugewendet: – also was dem

26

Gemeindebestand gefährlich war, war das Unmoralische. – Die RücksichtW„auf

28

den Nächsten“ ist eine spät hinzukommende{Moral, welche, nachdem das große Gefüge

30

von GesellschaftAfestgestellt u. gegen Gefahren gesichert erscheint, nun auch noch die

32

innere Gefährlichkeit meiden will; gewisse starke Affekte (eine Unternehmungslust

34

Wuth u Rachsucht), die bisher bis zu einem gewissen Grade gezüchtet werden mußten,

36

weil man ihrer in der Gefahr des Ganzen gegen die Feinde des Ganzen brauchte,

38

dürfen jetztAgebrandmarkt u. verleumdet werden. Der Heerden - Instinkt zieht

der Blick ist

schien galt als

sie : insofern sie eigentlich nur eine ergänzende Moral u. nicht eine sie ersetzende

im Ganzen

als unmoralisch

schrittweise seinen Gang: 40

42

  u.    m 

geht

billige

Aseine Consequenz: eineAvertrauliche sanfte mildherzige Gesinnung wird immer mehr ge= schätzt: „der Bock“ wird als Ausnahme empfunden, „das Lamm“ gewinnt an Achtung. die Strenge selbst in der Gerechtigkeit, eine gewisse Härte u. Höhe selbst im Ideal wird berührt peinlich, erweckt Mißtrauen u. findet

44

Alle Tugend - Namen werden umgedeutet. Endlich ist „Strafe“ schon etwas zu

46

Hartes und Unbilliges. Ungefährlich machen: darauf beschränken sich die Maaß-

48

regeln solcher gesicherten Gemeinwesen.

5: heraustreiben] ¿

6: foglich] > folglich

27: in Ms nicht übereinander

Mp XVII, 47v

Modernität Bleistift

$

2



Die Abwesenheit der moral. Zucht; man hat die M. wachsen

4

lassen. Vielleicht sind die M. von Port - Royal wie künstliche Gärten.

6



Es fehlt Autorität.

8



Es fehlt die Mäßigung innerhalb ruhiger Horizonte; – man hat

10

aus der Unendlichkeit eine Art Betrunkenheit gemacht.

12



Es fehlt die Feinheit in der Beurtheilung.

14



Es herrscht ein Chaos von widersprechenden Werthschätzungen.

16

$ Was ist denn das, dieser Kampf des Christen „wider die Natur“? Wir werden uns

18

ja durch seine Worte u. Auslegungen nicht täuschen lassen! Es ist Natur

20

wider etwas, das auch Natur ist. Furcht bei Vielen, Ekel bei Manchem,

22

eine gewisse Geistigkeit bei Anderen, die Liebe zu einem Ideal ohne Fleisch

24

u Begierde, zu einem „Auszug der Natur“ bei den Höchsten – diese wollen

26

es ihrem Ideale gleich thun. Es versteht sich, daß Demüthigung an Stelle des

28

Selbstgefühls, ängstliche Vorsicht vor den Begierden, die Lostrennung vor den

30

gewöhnlichen Pflichten (wodurch wieder ein höheres Ranggefühl geschaffen wird)

32

die Aufregung eines beständigen Kampfes um ungeheure Dinge, die Gewohnheit

34

der Gefühls = Effusion – alles einen Typus zusammensetzt: in ihm überwiegt

36

die Reizbarkeit eines verkümmernden Leibes, aber die Nervosität u. ihre

38

Inspiration wird anders interpretirt. Der Geschmack dieser Art Naturen geht

40

einmal 1) auf das Spitzfindige  2) auf das Blumige  3) auf die extremen

42

Gefühle. – Die natürlichen Hänge befriedigen sich doch, aber unter einer

44

neuen Form der Interpretation zb als „Rechtfertigung vor Gott“, „Erlösungs=

)

46

gefühl in der Gnade“ (– jedes unabweisbare Wohlgefühl wird so interpretirt! –)

) 48r,2

48

der Stolz, die Wollust usw. – Allgemeines Problem: was wird aus dem

x Bleistift

2-14: KGW VII 44[5] 16-48: KGW VII 44[6] 446,8-29

2-48: Blaustiftanstreichung im Falz 20: Manchem] >? Manchen

28: Lostrennung vor] > Lostrennung von

Mp XVII, 48r

47v,48 )

.

x Bleistift

x Bleistift

.

x Bleistift

u.

x Bleistift

2

Menschen, der sich das Natürliche verlästert u. praktisch verleugnet u. ver=

4

kümmert? Thatsächlich erweist sich der Christ als eine übertreibende Form der

6

Selbstbeherrschung: um seine Begierden zu bändigen, scheint er nöthig zu haben

8

sie zu vernichten oder zu kreuzigen. –

10

Die epikureische Art des Christen u. die stoische Art: zur er-

12

steren gehört François de Sales, zur letzteren Pascal

14

$

Sieg Epicurs – aber gerade diese Art Mensch wird schlecht ver=

16

standen u. muß schlecht verstanden werden. Die heroische Art (welche es

18

sehr nöthig hat zu kämpfen u. folglich den Werth des Kämpfenden über

20

die Gebühr schätzt –) verleumdet immer den „Epicur“.

22

$

Das griech. römische Alterthum hatte eine tyrannische u. übertreibende

24

Anti - Natur = Moral nöthig; die Germanen ebenfalls, in anderer Hin=

26

sicht.

28

$

Unsere jetzige Art M. entbehrt eigentlich der Zucht u. der strengen

30

Disciplin; die Gefahr ist dabei nicht groß, weil die Art Mensch

32

schwächer ist als frühere u. andererseits, weil die unbewußten Zucht=

34

meister (wie Fleiß, der Ehrgeiz im Vorwärtskommen, die bürgerliche Achtbar-

36

keit) sehr hemmend wirken u. im Zaume halten. – Aber wie Menschen

38

aus der Zeit Pascals zusammengehalten werden mußten!

40

$ Das überflüssige Christenthum: dort, wo keine extremen Mittel

42

mehr nöthig sind! Da wird alles falsch, u. jedes Wort, jede christliche

44

Perspective eine Tartüfferie u. Schönrednerei.

2-20: KGW VII 44[6] 446,29-447,10 22-44: KGW VII 44[7]

2-44: Blaustiftanstreichung im Falz

Mp XVII, 48v

Das neue Japan.

2

Ich las mit vieler Bosheit der Hintergedanken, was ein deutscher Anarchist unter dem Begriff „f. G.“ sich

„Die freie Gesellschaft“ – alle Züge als groteske Wort- u Farben-

4

aufputzung einer kleinen Art von Heerdenthieren.

6

„Die Gerechtigkeit“ u. die Moral der gleichen Rechte – die Tartüfferie

8

der moral. Prädikate.

10

12

„die Presse“, ihre Idealisirung

14

„die Abschaffung des Arbeiters“

16

„es schlägt die vorarische Rasse durch“: und überhaupt die ältesten Arten von Gesellschaft

18

20

der Niedergang des Weibes

22

die Juden als herrschende Rasse.

24

Vornehme u gemeine Cultur.

26

der GelehrteAund eine triumphirende liebevollere u herrschaftliche Fülle des

überschätzt:

Herzens

28



acht

vielleicht, aber doch

was hiernach vielleicht Wunder mimmt –

30

– wie ich dies Alles gesehen habe, ohne LiebeA, auch ohne Hohn, und nicht ohne

32

die NeugierdeAvor dem buntesten u. zierlichsten aller Guckkästen. steht.

mit der

KGW VII 44[8]

eines Kindes das

29: mimmt] nach unvollständiger Korrektur > nimmt

30: Liebe] danach Einfügungszeichen verlängert

Mp XVII, 48ar $

W I, 2 Bleistift   1. Bleistift

.

$

2

Aber wenn du keine Moral mehr anerkennst, warum

4

suchst du nach der Wahrheit? Und wenn die

6

Moralität dich trieb, die Wahrheit zu suchen:

8

warum verneinst du die Moral, nachdem die

10

Moralität dich nicht mehr zwingt? Gerade jetzt

12

könntest du sie ja gelten lassen.: ein Vor-

14

recht des Unmoralischen Sceptikers!

16

Ich verstehe unter Moral ein System

18

von Werthschätzungen, welches mit den Lebensbedin-

20

gungen eines Wesens sich berührt

22

Liegen im Forschen moralische Kräfte u. Werthschätzungen? Das Kriterium der Wahrheit liegt in der Stei=

24

28-38: Streichung, blaue Tinte

40-44: Streichung, blaue Tinte

26

gerung des Machtgefühls.

28

„So und so soll es sein“ das steht am Anfang: Daraus

30

wird später, oft erst nach langen Geschlechter - folgen ein „

32

so ist es“. Es heißt später „Wahrheit“; zuerst war

34

es ein Wille, etwas so u so zu sehen, so und so

36

zu nennen, ein Ja sagen zu einer s eigenen

38

Werth - schaffung. –

40

Wir vergleichen etwas an dem, was wir für wahr halten,

42

nach den Methoden, an welche wir zu glauben gewöhnt

44

sind. 2-14: KGW VII 4/2, 71, 34[263] 16-44: KGW VII 4/2, 71-72, 34[264]

2: anerkennst] Vk

Mp XVII, 48a v $ Mein Problem: der Gesetzgeber.

2 Bleistift 40: Streichung, blaue Tinte

40

von Lust (Machtgefühl)?

38

mir“ (in der Lust), aber viell. in Einer Gattung

36

das Kriterium der Wahrheit nicht imA„es gefällt

34

Jedem



e j

Das Wesentliche am Schaffen ist das Befehlen

33-40: Streichung, blaue Tinte

32

zu seinem Kinde)

30

Werk (der Künstler zu seinem Werk, u das Weib

28

Freiheit im Verhältniß zur That so verschieden wie zum

26-32: Streichung, blaue Tinte

26

Quellen des Mitleids: Nachahmung u Grausamkeit.

24: Streichung, blaue Tinte

24

2-22: Streichung, blaue Tinte

Der

M. ist ein Denker, welcher die Moral als Prob-

2

Ein

4

lemAnimmt: um dies mit einiger ReinlichkeitAthun zu

6

können, muß er ohne moralische Neben- u. Hinterabsichten

8

denkenA: istAein

dh. als fragwürdig

 ,    un 

können aber

zu

außermoralisches

Denken möglich? –

10

Damit wir nicht in jene berühmte niaiserie

12

allemande verfallen, welche den Namen Kants un-

14

sterblich gemacht hat (er antwortete sich auf die

16

Frage –) man habe ein Vermögen dazu

18



20

noch lange nicht ein solches, welches nicht t. will: u

22

wer nicht täuschen will, läßt sich gemeinhin gerne betrügen.

Ein Wesen, das nicht getäuscht sein will, ist

2-22: KGW VII 4/2, 72, 34[265] 24: KGW VII 4/2, 72, 34[266] 26-32: KGW VII 4/2, 72, 34[267] 34-38: KGW VII 4/2, 72, 34[268] 40: KGW VII 4/2, 72, 34[269]

2: M.] > Moralist

Mp XVII, 48br

$

3 Bleistift 2-16: Streichung, blaue Tinte 3-25: Streichung, blaue Tinte

Overbeck.

2

Lama.



14

der Holländer Lanzky „Kampf um Gott“ Dührer Augen. Ries - Klavierauszug

16

Schmeitzner.

4

6

8

10

12

18-22: Streichung, blaue Tinte

18

20

22

24

Schuld an Naumann Schmeitzner Prachtexemplar – Gegenbitte Dürer. Geld in Basel. Lanzky

Augen. Der Streit auf dem Gersdorff Grunde von Befehlen u. Vormittags u. Nachmittags Gehorchen. kein Ort gefunden Der Wille zur Macht.

Erheiterung nöthig, K.

als Grundwille alles Lebendigen.

.

26

1

28

1.  in der Erkenntniß u Philosophie. 2.  in der Ethik. u Erziehung u. Politik.

.

30

3.  in der Kunst und Religion.

32

die beiden extremsten Denkweisen, die mechanistische

34

u. die platonische kommen überein in der ewigen Die Schätzung des Anorganischen als

Wiederkunft: beide

38 40

niedriger ist eine Beschränktheit.

als Ideale

36

42

44-50: Streichung, blaue Tinte

ein Tölpel

44

schmerzlos.

Es fehlt der Schmerz, der Irrthum. Der Wille zur Macht ist da wahr u Das reine Denken könnte nicht denken: das Unbedingte kann nicht bedingen.

46 48

Die reine Erkenntniß ist wie das Ding an sich

50

eine contradictio

18-40: KGW VII 4/2, 70-71, 34[260] 38-42: KGW VII 4/2, 71, 34[261] 44-50: KGW VII 4/2, 71, 34[262]

25: K.] > Köselitz

Mp XVII, 48bv $

4 Bleistift

Der Gesetzgeber

(ähnlich oft) blaue Tinte 19-38: Streichung, blaue Tinte

2

Der Verehrende.

4

Der Verneinende.

6

Der Versuchende.

8

Der Befehlende.

10

Es ist auch die Moral des Gerechten noch möglich:

12

als „ich will Gerechtigkeit“ – aber um einen theuren

14

Preis. Ein solches Ideal lebt auf Unkosten anderer;

16

hat kein Recht an sich, keinen Gott für sich, lacht über

18

die Ja’ s u Nein’ s des Gewissens

20

$ von Man muß nicht zu laut reden, wenn man für{feine Ohren

22

gehört sein will; auch hasse ich den Lärm. Man muß

24

Vieles nicht sagen u Vieles anders sagen, als man denkt;

26

und beinahe glaube ich, daß man{immer das Gegentheil

28

von dem lehren muß, was man für wahr hält: als

30

Lehrer nämlich. Denkt man heute anders: was liegt

32

daran? Was liegt heute daran, daß manAPapier

34

bedruckt? „PapierAnutzt zu Besserem noch als zum

als Lehrer sogar

für Alle

für Alle“



Anderem

36

Bedrucktwerden. Gelesenwerden: darin hat es seine

38

Rechtfertigung.

1-8: KGW VII 4/2, 73, 34[270] 10-18: KGW VII 4/2, 73, 34[271] 20-38: KGW VII 4/2, 73, 34[272]

Mp XVII, 49r 7 Bleistift D 16a, 28r )

$

Ehen im bürgerlichen Sinne des Wortes, wohlverstanden im achtbarsten Sinne des Wortes „Ehe“, handelt es sich ganz und gar

2

– aus der Liebe läßt sich keine Institution machen –

$ nicht um Liebe, ebensowenig als es sich dabei um Geld handeltA: sondern um die gesellschaftliche Erlaubniß, die zwei Per=

4

Bei den Bleistift

 m  auf  n  

6

sonen zur Geschlechtsbefriedigung an einander ertheilt wird, unter Bedingungen, wie sich von selbst versteht, aber

8

solchen, welchen das Interesse der Gesellschaft im Auge haben. Daß einiges Wohlgefallen der Betheiligten und sehr

10

viel guter Wille – Wille zu Geduld, Verträglichkeit, Fürsorge für einander – zu den Voraussetzungen eines solchen Ver=

12

trags gehören wird, liegt auf der Hand; aber das Wort Liebe sollte man dafür nicht mißbrauchen! Für zwei

14

Liebende im G ganzen und starken Sinne des Wortes ist eben die Geschlechtsbefriedigung nichts Wesentliches und eigentlich

16

nur ein Symbol, für{den einen Theil, wie gesagt, Symbol der unbedingten Unterwerfung, für{dem andern Symbol der

18

Zustimmung zu ihr,A– Bei der Ehe im adeligen,ASinne des Wortes handelte es sich um Züchtung einer Rasse –A, um Auf=

20

rechterhaltung einesATypus herrschender Menschen:{Es versteht sich, daßAhierzu nicht Liebe noth that,Aund noch nicht ein=

bei für

 n  Q

.

bei für

Zeichen der Besitzergreifung.

e

(giebt es heute noch Adel? quaeritur.)

im altadeligen

also um festen, bestimmten diesem Gesichtspunkt wurde Mann und Weib geopfert. hierbei nicht Liebe das erste Erforderniß war, im Gegentheil!

eines – Das Interesse jenes Geschlechts zunächst entschied, und über ihmAnoch der Stand.

 r    er  22

mal jenes Maaß von gutem Willen für einander, welche die gute bürgerliche Ehe bedingt.AWir würden vor der Kälte,

24

Strenge und rechnenden Klarheit eines solchen vornehmen Ehe=A, wie sie

Begriffs er

 r    in 

im alten Athen, wie noch im Europa des achtzehnten Jahrhunderts

jeder gesunden AristokratieAherrschte und

mit kitzlichem Herzen

als Passion, nach dem

geherrscht hatA, ein wenig frösteln, wir warmblütigen ThiereA, wir „Modernen“! Eben deshalb ist die Liebe,Aim großen Ver= und in ihr die Entbehrung eben stande des Wortes, für die aristokratischen Welt erfunden worden,A– da, wo der Zwang,Aam größten waren …

26

 in    er     …

geherrscht hat,

bei

28

KGW VIII 4[6]

16: Symbol, für] danach Einfügungszeichen verlängert 16: Unterwerfung, für] danach Einfügungszeichen verlängert

Mp XVII, 50r

3.

2

22: welche] > welches 24: herrschte] Vk 28: am] davor Einfügungszeichen verlängert

16: dem] zu n korrigiert, Bleistift?, von fremder Hand 19: in Ms nicht übereinander 19: Mann] ¿

4

– „Die Krankheit macht den Menschen besser“: diese berühmte Behauptung, der man durch alle Jahrhunderte begegnet, u zwar

6

im Munde der Weisen ebenso als im Mund u Maule des Volks, giebt zu denken. Man möchte sich, auf sieAhin, einmal erlauben zu fragen:

8

giebt es vielleicht ein ursächliches Band zwischen Moral u Krankheit überhaupt? Die „Verbesserung des Menschen“, im Großen betrachtet, zum

ihre Gültigkeit

10

Beispiel, um enger zu reden, die unleugbare Milderung Vermenschlichung Vergutmüthigung des Europäers innerhalb des letzten Jahrtausends – ist sie vielleicht

12

die Folge einesAphysiologischen Mißrathens,A? hat ihn „die KrankheitA– „besser gemacht“? Oder anders gefragt: istAMoralität – unsere europäische

14

Moralität oder die chinesische Moralität des ChinesenA– der Ausdruck eines physiologischen Rückgangs?… Man möchteAnämlich nicht ableugnen können,

16

daß jedes MalA, wo „der Mensch“ sich in besonderer Pracht u Mächtigkeit des Typus gezeigt hat, die GeschichteAeinen schlimmen{, gefährlichen,

langen heimlich - unheimlichen Leidens,

u

Entbehrens, Verkümmerns?

in Europa , mit der man die

– „den Europäer –

unsere

vergleichen möge

umgekehrt

an jeder Stelle der Geschichte



t

18

sofort

bei dem die Menschlichkeit schlimm fährt

will

w

22

oder Feinheit

ein Mensch sich fühlt

Tiefe zu treiben u. den allgemeinen Satz auch da noch herauszuziehen: „je gesünder, je stärker, jeAfruchtbarer u. unternehmender{, um so durchaus nicht nachhängen soll! ugenblickchen vorwärts, wie v erwundert blickt man da in die Zukunft! Ein peinlicher den manAsich abgewöhnen muß! man läuft mit ihm ein kleines A Raum giebt u „unmoralischer“ wird auch .“ der Mensch. GedankeA! Gesetzt nämlich, daß man ihm vorläufig einmalAGlauben schenkt,{Was würde sich dann auf Erden das, was wir mit allen Kräften fordern –

 we    a 

un plötzlichen

erruptiven Charakter annimmt;Aund vielleicht hat es in jenen Fällen, wo es anders scheinen{, eben nur an MuthAgefehlt, die Psychologie in die je reicher,

20

moderne zärtliche

aber

kurzes

Nichts wäre kostspieliger als Tugend: denn am Ende

24

theurer bezahlt machen als geradeAdie Vermenschlichung, die „Verbesserung“, die wachsende „Civilisirung“ des Menschen? Am SchlusseAhätte man viel=

26

leicht die Erde als Hospital: und „Jeder Jedermanns Krankenpfleger“ wäre „der erreichten Weisheit letzter Schluß“. Freilich:A„Frieden auf Erden!“

28

Aber auch so wenig „Wohlgefallen an einander“! So wenig „Werke“,AAch! und ganz u gar keine „Thaten“ mehr! Alle großen Werke u

30

Thaten, welche stehen geblieben sind u von den Wellen der Zeit nicht fortgespült wurden – waren sie nicht alle im tiefsten Verstande

32

große Unmoralitäten?… Aber man soll an dieser Stelle nicht stehen bleiben.

mit ihr man hätte dann auch jenen vielbegehrten

noch So wenig Schönheit, Übermuth, Wagniß, Gefahr! um derentwillen es sichAlohnte, auf Erden zu leben

groß auch

weiter träumen.

4.

34

Mappe XXXI. (Umwertung) Bleistift

$

4-32: KGW VIII 4[7]

2: teilweiser Schriftverlust 4: Jahrhunderte] ¿ 10: Vermenschlichung] ¿ 15: an] Durchstreichung? 16: jedes] ¿

16: besonderer] ¿ 16: einen] Vk 18: erruptiven] > eruptiven 21: in Ms nicht übereinander 22: wird] > wird er

22: dann] Vk 26: Einfügungszeichen verlängert 27: in Ms nicht übereinander

Mp XVII, 51r $

101 Bleistift 2

Grundsätzliches.

4

An die Logiker.

6

Zur Lehre vom Machtgefühl.

8

Gegen die Idealisten.

10

Gegen die Wirklichkeits = Gläubigen.

12

Aufklärung über das Genie

14

Das Fragwürdige an den Tugenden.

16

Zu Ehren des Bösen.

18

Das Problem des Künstlers.

20

Politika.

22

Weib und Liebe.

24

Völker und „Volk“.

26

Bücher und Menschen.

28

Von der Musik. u Musikanten

30

Zur Kritik der Religionen.

32

Zur Psychologie der vita contemplativa. Die geistigen Menschen Einsamkeit.

KGW VIII 6[6]

Mp XVII, 52r $

6. Bleistift 2

Kritik des bisherigen Pessimismus

an die Wahrheit

Abwehr der eudämonolog. Gesichtspunkte als letzte

4



Reduktion auf die Frage: welchen Sinn hat es? daß, wenn es etwas anzubeten giebt, es der Schein ist überhaupt der angebetet werden muß Reduktion der Verdüsterung. – Unser Pess.: die derA, daß die Lüge – göttlich ist.…? Welt ist nicht das werth, was wir glaubten, – unser u nicht die Wahrheit wenn überhaupt

6

wird

8

10 12

Linie, graue Tinte

14

16

18

20

22 24

26 28

30 32

34 36 38

40 42

44

Glaube selber hat unsere Triebe nach Erkenntniß so gesteigert, daß wir Kritik des Causalismus. $ Er ist eine Auslegung noch nicht einmal, nur eine Formulirung, Beschreibung; „das Nacheinander“ erwartet immer noch die Aus legung.

dies heute sagen müssen. Zunächst gilt sie damit als weniger werth: sie wird sie zunächst empfunden – nur in diesem Sinne sind wir Pessimisten, nämlich mit dem Willen, uns rückhaltlos diese Umwerthung einzugestehen u. uns nichts nach alter Weise vorzuleiern, vorzulügen … Gerade damit finden wir das Pathos, welches uns viell. treibt, neue

Werthe zu suchen. In summa: die Welt könnte viel Kritik des Begriffs „Erkenntniß.“ mehr werth sein, als wir glaubten, – wir müssen hinter Gegen „Erscheinung“. die Naivetät unserer Ideale kommen, u daß wir viel= das Unbekannte nicht vergöttern leicht im Bewußtsein, ihr die höchste Interpretation zu Unsere große Bescheidung: wir fangen eben an, wenig unserem menschl. Dasein geben, ihrAnicht einmal einen mäßig - billigen Werth gegeben haben. zu wissen. Die falschen u. verschwendeten Bemühungen.

was ist vergöttert worden? die Werthinstinkte innerhalb Unsere „neue Welt“: wir müssen erkennen, bis zu welchem der Gemeinde (das, was die Fortdauer Grade wir die Schöpfer unserer Werthgefühle ermöglichte) sind, – also „Sinn“ in die Geschichte legen können …

46

48

108 Bleistift

Dieser Glaube geht in uns zu seiner letzten Consequenz:

– ihr wißt doch, wie sie lautet: –

was ist verleumdet worden? das, was die höheren M. abtrennte von den niederen, die Klüfte - schaffenden Triebe.

50

KGW VIII 6[25]

6: anzubeten] Vk

15: wird sie] >? wird so

43: die] >? deren

$

Mp XVII, 53r in

2

4

Vorwort zur fröhl. Wissenschaft Bleistift

Unsere Stärke ist es, die unsAein solches Abseits u. Außer-

Aber von euch Wenigen, die ihr s begreift, weil ihr mich – von euch wie viel ihr mir u. meinen Büchern halb erlaubt zwingt begreift,Aweiß ich,Bdaß ihr diesen Büchern Einiges zu gute $ um so besser

t

6

halten werdet viel muthwillige Zärtlichkeit, selbst auf Probleme

8

verschwendet, die ein stachlichtes Fell haben u. nicht darnach angethan sind, geliebkost zu werden; viel Spiel

10

u

der

viel

viel Bosheit, Versteck, heimliches Lachen unter der heiligen

12

überhaupt,AVersteckenspielen,AMiene der Einfalt, wie billig

14

– : so gleich

einfältig der S verkappte Spötter treuherzig Eingangs= wo sich im ersten Paragrafen, der sich treuherzige auf

16

den Boden einerAjener teleolog. Naivetäten stellt, an denen

18

unsere heutige Naturforschung so reich

20

ihm eine giftige Frucht u. Folgerung zur Reife bringt.

einer

in den Mantel

versteckt ge

hinter einer

hüllt auftritt



gleic



35 ) besonnenheit

wer

Dies Schicksal liegt nunmehr über Europa, daßAseine spät u. selten zu

:

kommen

v

stärksten SöhneAihren Frühlinge spät u. selten haben müssen werden

giftigsten Früchte vom Baum der Erkenntniß

Wahrheit bricht

sich

s

be darin

h un

s

tü selbs

nde erwu

ber s

rt ha

greif

28

–, daß sie zumeist schon jung zerbrechen, als Menschen

30

des frühen Ekels werden zu Grunde gehen, gerade weil sie das – u das ist heute der Becher der Erkenntniß – ihrer Stärke

32

Gift der EnttäuschungAmit der ganzen Leidenschaft der Jugend

34

getrunken, ausgetrunken haben: – u sie würden nicht zu die

leic ich g

t.

Denn das

) 29 36

heute

gefährlich

:

38

unsere

40

uns

ird ift, w

icht

e begr icht n s ehr da ht m c n Wer i e n n ie sler nn s Jahre eifen e i , we t d begr m n iebe kom begr rsch end e g v u amit J r i d e r w s e keit des d, un Uns g Übermüthig t wir a e h M t : u nheit bens verm besonne s s Le e d Frühling n zeite erst

auch

die späte

alles, was heute ein M. lieben kann, wird ihn betrügen ihm

geliebt haben, als wir jung waren

, u die letzte Liebe, die uns übrig nicht

blieb, seine Liebe zur Wahrheit – sehen wir zu, daß ihnAauch diese falsch, – unsere letzte Liebe – die, welche uns dies gestehen macht – Liebe nicht n noch unsere Liebe zur Wahrheit – sehen wir zu, daß uns nicht auch diese Liebe noch betrügt! – betrügt! 22-42: KGW VIII 6[24]

12: Versteckenspielen] davor Einfügungszeichen zweimal verlängert 13: treuherzig] ¿ 14: treuherzige] ¿

ihr

die späte

Kennzeichen Abzeichen: fügen wir hinzuAdie späte Thorheit,ANarrheit die{Un=

betrogen

42

es n

müssen sie

hat uns

wären,! wenn Denn soAsteht es heute: alles, was wirWlieben, ist

h

gebrochen wird.

ten

herausAzu ihrer Gesundheit kommen. Der späte Frühling ist heute

auch

Stärksten sein, wenn sieAnichtAdie Enttäuschtesten gewesen

meis

Es{ist die Probe ihrer Kraft:Aaus der ganzen Krankheit der Zeit



en,

t am selbs

verekelt, verwintert, verdüstert

Becher

das

der Miene der Einfalt

Gl u alsbald eine artig unmoralische sich ist, u in Kürze auf der auf den Glauben an eine jener

gerade

wo

eine mit treuherziger Miene eine der

un Mag

26

: so gleich im Eingangsparagrafen,

auf den Boden einer

22

24

23 138 16 23 138 368 23 Bosheit, viel Spiel überhaupt, viel Versteck, heimliches Lachen

16: einer] danach Einfügungszeichen verlängert 16: denen] ¿ 17: unmoralische] ¿ 18-20: auf ihm] ?

20: Frucht u.] ? 26: haben] Vk

Mp XVII, 54r

2

Kritik der höchsten Werthgefühle

4



6



Ihr Ursprung 1)  aus der Sphäre der Kranken u. Verunglückten 2)  aus der Heerde u. deren Instinkten heitere u düstere



8

Ansätze entgegengesetzter Werthe: –

Religionen

weshalb unterlegen?

10

12



Kritik des „guten Menschen“ (Kritik Gottes)

14



Kritik der bisherigen Affekte = Beurtheilung (der Rangordnung)

16



Kritik der bisherigen Philosophien (als Consequenzen theils

18



krankhafter, theils heerdenhafter Wünschbarkeiten)

Der Wille zur Wahrheit

20

28

Furcht, Faulheit, Sinnlichkeit, Herrschsucht, Habsucht – und deren Metamorphosen.

30

Krankheit, Alter, Müdigkeit –

$

dazu gehört P II 12b, 37 Bleistifte

KGW VIII 6[26] 249,25-250,14

Mp XVII, 54v $

109 Bleistift

Zur Geschichte des europäischen Nihilismus

2

4

Die Lehre von der ewigen Wiederkunft.

6

Von der Rangordnung.

KGW VIII 6[26] 249,22-24

2: europäischen] ¿

Mp XVII, 55r 25. Bleistift



cho Phsy

$

logie des Irrthums

von Alters her

worden ist eines Charakters, eines Daseins gelegt Handlung, in die AbsichtA, in

um dessentwillen gethan, gehandelt, gelebt

2

Wir haben den Werth einer

den Zweck, gelegt: diese uralte Idio=

4

synkrasie des Geschmacks nimmt endlich eine gefährliche Wendung, – gesetzt nämlich, daß die

6

Absicht- u Zwecklosigkeit des Geschehens immer mehr in den Vordergrund des Bewußtseins tritt. Da=

8

mit scheint eine allgemeine Entwerthung sich vorzubereiten: „alles hat keinen Sinn“ – aller

10

gesetzt daß

ganz u gar

diese melancholische Sentenz heißt „der Sinn liegt in der Absicht, u woAdie AbsichtAfehlt, so

auch ganz u gar

12

fehltAder Sinn“. Man war, jener Schätzung gemäß, genöthigt gewesen, den Werth des

14

Lebens in ein „Leben nach dem Tode“ zu verlegen; oder in die fortschreitende Ent=

16

wicklungAder Menschheit oder des Volkes oder jedenfalls hinaus über den Menschen weg; aber

18

damit war man in den Zweck = progressus in infinitum gekommen, man hatte

20

endlich nöthig, sich einen Platz in dem „Welt = Prozeß“ auszumachen (mit der dysdä=

22

monistischen Perspektive vielleicht, daß es der Prozeß ins Nichts sei).

24

Dem gegenüber bedarf der „Zweck“ einer strengeren Kritik: man muß einsehen, daß

26

eine Handlung niemals verursacht wird durch einen Zweck; daß Zweck u. Mittel Aus=

28

legungen sind, wobei gewisse Punkte eines Geschehens unterstrichen u. herausgewählt werden,

30

auf Unkosten anderer u. zwar der meisten; daß jedes Mal, wenn etwas auf einen Zweck

32

hin gethan wird, etwas Grundverschiedenes und Anderes geschieht; daß in Bezug auf jede

34

Zweck = Handlung es so steht, wie mit der angeblichen Zweckmäßigkeit der Hitze, welche

36

die Sonne ausstrahlt: die übergroße Masse ist verschwendet; ein kaum in Rech-

38

nung kommender Theil hat „Zweck“, hat „Sinn“ – ; daß ein „Zweck“ mit seinen „Mitteln“

40

eine unbeschreiblich unbestimmte Zeichnung ist, welche als Vorschrift, als „Wille“ zwar kom=

42

mandiren kann, aber ein System von Gehorchenden u. Eingeschulten Werkzeugen voraus=

44

setzt, welche an Stelle des Unbestimmten lauter feste Größen setzen (d. h. wir imaginiren

46

ein System von zweck u. mittelsetzenden klügerenAIntellekten, um unserem einzig be=

48

kannten „Zwecke“ die Rolle der „Ursache einer Handlung“ zumessen zu können: wozu wir

der Ideen oder

aber engeren

) 56r,2

KGW VIII 7[1] 255,1-256,17

Mp XVII, 55v

$



*

Fröhl. W. p. 315. Bleistift

u sehr

zu

2

d

4

träglichkeit noth thut, liegt auf der Hand: aberAman sollAden Namen der Liebe nicht m

6

mißbrauchen!

Daß dabei einiges Wohlgefallen an einander,Aviel guter Wille, Geduld, Ver einbegriffen ist

das Wort Liebe für dies Alles dafür

an d

aber

# dasAliebt

8

10

ihrer

 .    .  d

logenheit Schwärmerei Verträge u Gleichheits - Schwärmereien

sie folgt aus

deren der Definition der weibl Liebe leicht

entstehen, etwa

oder

natürlichen seiner Liebe : so wenig, daß man eher von einemAAntagonismus der Treue u. der Liebe beim Mann liche WesentAseiner Liebe: welche ein Haben - Wollen ist u nicht ein Verreden könnte: welche Liebe eben

gehört nicht ins

18

zichtleisten u. Weggeben – das Haben-Wollen ist aberBmit dem Haben zu Ende … That= jedes Mal

20

sächlich ist es der feinere u. argwöhnerischere Besitzdurst des Mannes, der dies „Haben“ sich

22

selten u. spät eingestehtA: insofern lebt seine Liebe fort u.Awächst sogar noch – er begreift leicht zu

24

26

,

28

30

32

.

en!

16

an

) 10

uch

AFolge seiner LiebeAsein,Aals Dankbarkeit, als Idiosynkrasie des Geschmacks, aber sie

was

 =  auf  en 

ßbra

Die Treue istAin die Liebe des Weibes eingeschlossenA,; bei dem Manne kann sieAeine Gefolge

14

t mi

denke, über diesenAGegensatz wird man durch keine socialenAWünschbarkeiten hinwegkommen. demgemäß

12

nich

wie ein Weib, wird damit ein vollkommenes Weib …

Natur=

34 )

afür

34

der seine Liebe fortbestehen macht – ist es sogar möglich daß sie noch nach der Hingebung giebt nicht

in wiefern daß

hinzugeben hätte. –

achtbaren

nicht leicht, wo ein Weib nichts mehr zu geben hat. – Bei den Ehen im bürgerlichen{Sinne im

des Wortes, wohlverstanden im achtbarsten Sinne des Wortes „Ehe“ (ebenso wenig als ebenso wenig dabei etwa ganz u. gar nicht (gesetzt, daß es sichAnicht um Geld handelt)

die zwei Personen

handelt es sich nicht eigentlich um diese „Liebe“: sondern um die gesellschaftliche Erlaubniß,{zur Genur unter gegeben wurde ertheilt wird – welche Erlaubniß an Bedingungen geknüpft,A die im Interesse der Gesellschlechts - Befriedigung an einander{. ohne daß darauf fürderhin ein Makel ruhen soll. schaft u. ihres Fortbestandes liegen.

nur nichts Wesentliches u eigentlich nur aber eben Für zwei Liebende istAdie Geschlechtsbefriedigung{ein Nebenbei, beinahe nur ein Symbol – Das Interesse zweier Liebender aber, im großen Sinne des Wortes,

im starken u. guten ganzen Sinne des Wortes Liebe unbedingten ein großes S für den einen Theil, wie gesagt, Symbol derAUnterwerfung, mit den Darbringungen alles ihres Willens für den anderen Symbol des Be sitzergreifens Weib bringt giebt. Das Weib giebt sich weg, der Mann nimmt hinzu – ich

ist dem Interesse der Gesellschaft entgegen gesetzt. –



den ihm das

2: Einfügungszeichen verlängert 4: soll] danach Einfügungszeichen verlängert 12: eingeschlossen] danach Einfügungszeichen verlängert 12: eine] nach Korrektur des Kontextes > im 20: argwöhnerischere] ¿ 21: Hingebung] ¿

22: eingesteht] danach Einfügungszeichen verlängert 22: wächst] davor Einfügungszeichen verlängert 25: im im] ¿ 26: handelt] davor Einfügungszeichen zweimal verlängert 29: aber] ¿ 33: großes] ¿

Mp XVII, 56r $

26. Bleistift

55r,48 )

e

.

2

eigentlich kein Recht haben (es hieße, um ein Problem zu lösen, die Lösung des Prob=

4

lems in eine unserer Beobachtung unzugängliche Welt hineinstellen –) Zuletzt: warum

6

könnte nicht „ein Zweck“ eine Begleiterscheinung sein, in der Reihe von Veränderungen

8

wirkender Kräfte, welche die zweckmäßige Handlung hervorrufen – ein in das Bewußt=

10

sein vorausgeworfenes blasses Zeichenbild, das uns zur Orientirung dient dessen, was ge-

12

schieht, als ein Symptom selbst vom Geschehen, nicht als dessen Ursache? – Aber

14

damit haben wir den Willen selbst kritisirt: ist es nicht eine Illusion, das,

16

was im Bewußtsein als Willens = Akt auftaucht, als Ursache zu nehmen? Sind nicht

18

alle Bewußtseins - Erscheinungen nur End - Erscheinungen, letzte Glieder einer Kette, aber

20

scheinbar in ihrem Hintereinander innerhalb Einer Bewußtseins = Fläche sich bedingend?

22

Dies könnte eine Illusion sein. –

24

Widerspruch gegen die angebl. „Thatsachen des Bewußtseins.“ Die Beobachtung ist tau-

26

sendfach schwieriger, der Irrthum vielleicht Bedingung der Beobachtung überhaupt.

28

Ich habe die Absicht, meinen Arm auszustrecken; angenommen, ich weiß so wenig von Physio-

30

logie des menschl. Leibes u. vonAmechanischen GesetzenAals ein Mann aus dem Volke, was

32

giebt es eigentlich Vageres, Blasseres, Ungewisseres als diese Absicht in Vergleich zu dem

34

was darauf geschieht? Und gesetzt, ich sei der scharfsinnigste Mechaniker u. speziell über die

36

Formeln unterrichtet, die hierbei angewendet werden, so würde ich um keinen Deut

38

besser oder schlechter meinen Arm ausstrecken. Unser „Wissen“ u unser „Thun“ in diesem

40

Falle liegen kalt auseinander: als wie in zwei verschiedenen Reichen. – Andererseits: Na

42

poleon führt den Plan eines Feldzugs durch – was heißt das? Hier ist alles gewußt, was

44

zur Durchführung des Plans gehört, weil Alles befohlen werden muß: aber auch hier sind Unter=

den

46

seiner Bewegung

Kraft gebene vorausgesetzt, welche das Allgemeine auslegen, anpassen an die Noth des Augenblicks, Maaß der usw KGW VIII 7[1] 256,17-257,19

28: angenommen] ¿ 30: mechanischen] ¿

34: scharfsinnigste] ¿ 36: keinen] ¿

Mp XVII, 56v $

vgl. M XXV, 3. Bleistift



heute heute der Bescheidenheit der

der

sich

2

Es macht mir wenig aus, obAEinerA, mitAphilosophischer Skepsis oderAreligiöser ErgebungAsagt „das Wesen der

4

Dinge ist mir unbekannt“ oder ein Andrer, der sich damit viell. wissenschaftlicher dünkt „das We=

Muthigerer, der noch nicht genug Mißtrauen u. Kritik gelernt hat

6

immer 8

sen der Dinge ist uns zu einem guten Theil bekannt: Beiden gegenüber halte ich meine Zwei-



daß sie

nicht

allen Umständen unterAnoch viel zu

viel wissen wollen, zu wissen vorgeben, zu wissen sich einbilden: nämlich als ob die

fel aufrecht, ob wir überhaupt ein Recht haben, ein „Wesen der Welt“ u eine Erscheinungswelt

zu Recht bestehe zu Recht bestehe: das Unterscheiden Unterscheidung, welche sie beide machen, von einem „Wesen der Dinge“ u einer Erscheinungs - Welt., einer Wahrheit, einer

10

zu trennen. Vielmehr scheint uns diese Trennung immer noch ein metaphys. Nachschlag

12

Um eine solche Unterscheidung machen zu können, müßten wir einen Intellekt mit einem widerspruchsvollen Cha=

14

rakter habenA: einen solchen, der auf das perspektiv. Sehen eingerichtet wäre, wie es noth thut,

16

damit wir unsAim Dasein erhaltenA, u. zugleichAdas perspekt. Sehen als perspekt. begreifen könnten.

unseren

ausgestattet denken: nämlich einmal eingerichtet auf das gerade Wesen unserer Art sich

können

dies

andererseits zugleich mit einem Vermögen, eben dieses

zu begreifen.

Das will sagen: ausgestattet mit einem Glauben an die Realität, wie als ob es die einzige wäre – u wiederum mit einer Einsicht über 18

Man sieht nicht ab, wozu in der Entwickl. der organ. WesenBsich solch ein „Sinn für das überhaupt

20

„An sich“ hätte entwickeln können: wozu? das heißt, man sieht die Nützlichkeit nicht

22

ab.

24

s

Die Welt ist nicht so u so: u die lebenden Wesen sehen sie, wie sie ihnen er=

26

scheint. Sondern: die Welt besteht aus solchen lebenden Wesen, und für jedes derselben

28

giebt es einen kleinen Winkel, von dem aus er mißt, gewahr wird, sieht u. nicht sieht. Das

30

„Wesen“ fehlt: das „Werdende“, „Phänomenale“ ist die einzige Art Sein.

?

mit ihm Schaffen wir das Ding an sich ab – u, folglich, Nicht die Frage „giebt es ein Wesen?“ Fort mit dem abscheulichen auch den Begriff unklarsten aller Begriffe, den der Erscheinung! Begriff – Erscheinung! Und „Ding an sich“

oder

32

„Es verändert sich“, keine Veränderung ohne Grund   setzt immer schon ein Etwas voraus,

34

das hinter der Veränderung steht u bleibt.

36

„Ursache“ u. Wirkung“: psychologisch nachgerechnet ist es der Glaube, der sich im Verbum

38

ausdrückt, Activum u. Passivum, Thun u. Leiden. Das heißt: die Trennung

40

des Geschehens in ein Thun

42

Der Glaube an den Thäter steckt dahinter: wie als ob, wenn alles Thun eines „Thäters“

44

abgerechnet würde, er selbst noch übrig bliebe. Hier soufflirt immer die „Ich - Vorstellung“:

46

Alles Geschehen ist als Thun ausgelegt worden: mit der Mythologie, ein dem „Ich“ entsprechendes Wesen

und

Leiden, die Supposition eines Thuenden ist vorausgegangen. vom

24-46: KGW VIII 7[1] 257,20-258,6

6: uns] Vk 6: bekannt] > bekannt“ 7: unter] aus unvollständiger Korrektur

12: Um] ¿ 16: das] davor Einfügungszeichen verlängert 28: er] > es

31: mit ihm] ¿ 32: setzt] ¿ 36: Wirkung] > „Wirkung

Mp XVII, 57r $

2. Bleistift

Philosophie von Kant definirt als „Wissenschaft von den Grenzen der Vernunft“!

2

Daß es eine „Wahrheit“ gäbe, der man sich irgendwie nähern könne –

4

6

Wenn ich ein regelmäßiges Geschehen in eine Formel bringe, so habe ich mir die Be=

8

zeichnung des ganzen Phänomens erleichtert, abgekürzt usw Aber ich habe kein „Gesetz“ constatirt,

10

sondern die Frage aufgestellt, woher es kommt, daß hier Etwas sich wiederholt: es ist

12

eine Vermuthung, daß der Formel ein Complex von zunächst unbekannten Kräften u. Kraft=

14

Auslösungen entspricht: es ist Mythologie zu denken, daß hier Kräfte einem Gesetze ge-

16

horchen, so daß in Folge ihres Gehorsams wir jedes Mal das gleiche Phänomen haben. es soll anders werden

Ethik oder „Philosophie der Wünschbarkeit.“ „Es sollte anders sein“,:

18

20

die Unzufriedenheit wäre also der Keim der Ethik.

22

Man könnte sich retten, erstens indem man auswählt, wo man nicht das Gefühl hat;

24

zweitens, indem man die Anmaaßung u Albernheit begreift: denn verlangen, daß Etwas

26

anders ist als es ist, heißt: verlangen, daß Alles anders ist, – es enthält eine ver=

28

werfende Kritik des Ganzen – es ist insofern …

30



32

„so sollte es sein“: weil Letzteres, als menschliche Kritik u. Anmaaßung von vorn-

34

herein zur Lächerlichkeit verurtheilt erscheint. Es drückt sichAein Bedürfniß aus,

36

welches verlangt, daß unserem menschl. Wohlbefinden die Einrichtung der Welt entspricht;

38

auch der Wille, so viel als möglich auf diese Aufgabe hin zu thun. Andererseits hat nur dieses

langen! Aber Leben ist selbst ein solches Ver=

Feststellen, was ist, wie es ist, scheint etwas unsäglich Höheres, Ernsteres als jedes

darin

) 58r,2

$

Fortsetzung Seite 28. Bleistift

2-16: KGW VIII 7[14] 18-38: KGW VIII 7[15] 307,25-308,15

38: dieses] ¿

Mp XVII, 57v

2



rs 4

Fröhl. Wiss. § 355. rote Tinte

welches darnach drängt, irgendwie a ufgebraucht zu werden. der ungeheuren Stärke Quantum treibender Kraft,

6

des Stolzes

schönigender Vorwand, die Selbst = Verblendung der Strömung „Ich erkannte ihn“ darüber, daß das Schiff in Eine in die es gerathen ist Richtung{hin fortgerissen wird,{? Daß es dorthin „will weil es dorthin

8

as

$

folgt,

Erkenntniß: Zurückführung von etwas

der Flu es läuft, wohin esAmuß? –

10

Wes ist ein Philosophen = Glaube, daß

*

12

Fremdem auf Etwas Bekanntes.

was ist amor, was deus, wenn ihnen jeder Tropfen Blut fehlt? jeder Tropfen Blut fehlt

an dem nichts mehr lebendig ist, weder amor, noch deus

aber

: obwohl ich ja ich würde immer glauben,

14

: denn, man vergebe mir, amor int. dei ist ein Geklapper

*

par excellence (dem Volke der AnpassungskünsteAansich)

18

22



abzugeben

guter SchauspielerAzu werden. Und was die Juden betrifft: nun, welche guten Schau

jeder Art Schauspieler Menge wird durch Gebärden überzeugt: das ist die Macht der Schausp.Aüber jedes

spieler sind heute nicht – Juden? –

Zeitalter der Menge 24

26

zu strecken,

28

zu

Kunst des jenerAVersteck = Spiel, das man

)

34

gemäß hängte

bei Thieren mimicry nennt lernt

zeugt.

freilich

Aals Instinkt andere Instinkte commandiren{u den „Künstler“ erzeugt. ZumeistAsehen wir einen

32

sich

anpaßt,Aendlich dieses aufgespeicherte Vermögen herrisch, unbändig, unvernünftig wird, –

„Künstler wird“ 30

zu

gebend, stellen hatten jenem

$ sich nach dem UmstandeAeinrichtendA , mit einem Mantel, derAjedem Winde sich zu

hängen ließ, mit

einem

t



welche

daß unter M., deren Vorfahren lange unter Druck u. Zwang gelebt haben,Asich nach der Decke

gerade noch

diesen Instinkt durchAanderen InstinktAim Zaum gehalten, zb. bei dem Diplomaten, oder bei z. B. als Meister der Presse ist den Juden (der jüdische LitteratAistAwesentlich Schauspieler – er spielt den „Sachkundigen“ – mit Meisterschaft, wie * *

 nd 

nd

jeder Zeit noch

daß es einemADiplom.Afreistünde, auch ein



20

die

guten

*



16

gesagt)

9: will] > will“ 15: int.] > intellectualis 17: Hinzufügungszeichen zu Z. 33 18: Anpassungskünste] Vk 20: guten] Vk

26: dem Umstände] nach unvollständiger Korrektur > den Umständen 26: einrichtend] nach Korrektur des Kontextes > einrichten 33: Hinzufügungszeichen zu Z. 17

34: ist] danach Einfügungszeichen verlängert

Mp XVII, 58r 28. Bleistift Fortsetzung von Seite 2. Bleistift

57r,38 )

2



4



6

13-48: Zuordnungslinie, Bleistift 48 )

$

$

Werth v. Wahrheit u Irrthum

gen „so sollte es sein“ jenes andere Verlangen nach dem, was ist, hervorgerufen: issen nämlich darum, was ist, ist bereits eine Consequenz jenes Fragens: „wie? ist möglich? warum gerade so?“ Die Verwunderung über die Nicht - Übereinstimmung unserer

8

Wünsche u. des Weltlaufs hat dahin geführt, den Weltlauf kennen zu lernen. Vielleicht

10

steht es noch anders: vielleicht ist jenes „so sollte es sein“, unser Welt - Überwältigungs=

12

Wunsch, – – es muß der Untergang des organ. Lebens auf seiner höchsten

14

Form ebenso angelegt sein wie der Untergang des Einzelnen.

16

18

Der Ursprung unserer Werthschätzungen: aus unseren Bedürfnissen

20

Ob nicht der Ursprung unserer anscheinenden „Erkenntnisse“ auch nur in älteren

22

Werthschätzungen zu suchen ist, welche so fest einverleibt sind, daß sie

24

zu unserem Grundbestand gehören? So daß eigentlich nur jüngere Be=

26

dürfnisse mit dem Resultat der ältesten Bedürfnisse handgemein werden?

28

Die Welt, so und so gesehen, empfunden, ausgelegt, daß organisches

30

Leben bei dieser Perspektive von Auslegung sich erhält. Der Mensch ist

32

nicht nur ein Individuum, sondern das Fortlebende Gesammt - Organische

34

in Einer bestimmten Linie. Daß er besteht, damit ist bewiesen, daß eine

36

Gattung von Interpretation auch bestanden hat, daß das System der Interpre-

38

tation nicht gewechselt hat. „Anpassung“

40

Unser „Ungenügen“, unser „Ideal“ usw. ist viell. die Consequenz dieses ein-

42

verleibten Stücks Interpretation,A; viell. geht endlich das organ. Leben daran

44

zu Grunde – so wie das Arbeitstheilung von Organismen zugleich eine Verkümmerung

(wenn auch immer fortgebaut)

unseres perspekt. Gesichtspunkts

der Theile

46

) 14

48

u. SchwächungA, endlich den Tod für das Ganze mit sich bringt. Es muß der Untergang eben so angelegt sein 1,14-48: KGW VIII 7[2] 259,1-260,3 2-12: KGW VIII 7[15] 308,15-22

1: Wahrheit] ¿ 2: gen] davor Textverlust, > Verlangen 4: issen] davor Textverlust, > das Wissen

6: möglich] davor Textverlust, > es möglich 22: einverleibt] ¿ 32: das] ¿

36: Interpre-] ¿ 42: verleibten] ¿ 44: das] > die

Mp XVII, 58v $

Bd. V, § 379. Bleistift



Misanthrop

geschrieben hat

wirklich

Das ist keinAMenschenhasser, der dies BuchAschreibt, – um die Menschen{zu hass

2

Haß schließt zu viel Ehre in sich, auch einen guten Theil Furcht

6

habe ich weder Ehrfurcht noch Furcht genug vor ihnen gehabt. „Auch Liebe nicht“ – $ Es ist Chamfort hinzufügen, gesetzt daß er wüßte, ich sei über 40 Jahr alt. Wirkli

8

verstehe ich nicht, wie man die Menschen als Menschheit (populär geredet, als „Pak

4

M XIV, 123. Bleistift

gänzlich, wie man

dazu müßte man schon

10

lieben kann; man mußASaint - Simonist sein u Franzose, das heißt mit einem

12

kleinen Übermaß erotischer ReizbarkeitAbehaftet. sein, umAdie Mh.Ain einer amorösen

14

Affektion zu nehmen. Da giebt es viel zu viel zu verachten, als daß man

16

lieben oder hassen könnte. Erste Voraussetzung: der Philosoph hat kein Interesse

18

dran, die Kluft, welcheAdie Verachtung aufreißt, zu verringern oder auch nur wegzu-

20

wünschen. Wenn man die Klüfte wegwünschte, es scheint mir, der Mensch hörte selbst

22

auf interessant zu sein? – Überlassen wir es den Kirchen auf Erden, dahin zu

u. verliebter Ungeduld



ie

er



sogar noch als Ganzes erotischen

oder hinausläuft Alle Philos. welche auch Philanthropismus, auch ein gewisser Grad von Mitleid,A ist Nervenschwäche – um vieles daran zu xx

gerade

z

wirken, daß die Menge immer weniger interessant wird.

24

. die M aßt hat Ageh ls leisten a m ehe manmüßte man aufs Verachten Verzicht wie s – u viell. sind wir M. V.? heute die Menschen der Menschenhaß bezahlt sichAzu theuer. UmAzu hassen, dürfte man nicht verachten,



*



u 26



Das ist kein Misanthrop, der dies Buch geschrieben hat{;Ader Haß schließt zu viel Ehre in

28

sich,Aauch einen guten Theil Furcht, Grund zur Furcht, –Awir geistigeren M. dieser Zeit

30

kennen aber unseren Vortheil gut genug, um, als die „Geistigeren“, in Hinsicht auf diese Zeit,

32

ohne Furcht sein zu dürfen. Man hat uns nöthig, man glaubt an uns

34

Das Zeitalter liebt den Geist, es liebt unsA–, wir lebenAin dem ehrlosesten u. verächtlichsten Jhd, es ist kein

36

Zweifel, auch dem geistreichsten: was zu beweisen ist.

wir Furchtlosen aber,

Gleichsetzung beinahe

zu leben. Man wird uns schwerlich köpfen, einsperren, verbannen; man wird nicht einmal unsere Bücher verbieten u. verbrennen. – u. hat uns nöthig

ersichtlich

im

*

d

im Ganzen, ohne Abzug, aus vollem Herzen, aus der ganzen Liebe des Hasses –

2: hass] danach Textverlust 4: nicht“ –] danach Textverlust 5: ist] danach Textverlust 6: Wirkli] danach Textverlust

8: Pak] ?, danach Textverlust 9: schon] ¿ 13: welche auch] nach Korrektur des Kontextes > welche auf

13: auch ein] nach Korrektur des Kontextes > auf einen 20: Mensch] ¿ 31: verbieten] ¿

Mp XVII, 59r $

29. Bleistift

2

Die Werthschätzungen A) als Folge (Leben, oder Niedergang

4

B) als Ursache

6

mißverständliche Auslegung

8

Maskerade

10

19

rt We

hv

h Wa on

rhe

I it u

rr t

hu

m

als Kunst der Verleumdung, der Selbstverherrlichung

12

ständisch bedingt

14

rassemäßig bedingt

16

Sonntags- u Alltags - Werthe

18

in Krisen, in Kriegen u. Gefahren oder im Frieden

die Entstehung im Ruhm eines Ideals, in der Verurtheilung seines

20

Gegentheils.

22

Antagonism zwischen Verstärkung u. „Verbesserung“

24

zwischen Verstärkung des Individuums u. Verstärkung

26

einer Rasse

28

zwischen Verstärkung einer Rasse u. Verstärkung der

30

32

NB. Das „Schöpferische“ wie tief hinein? „Menschheit“.

34

warum alle Thätigkeit, auch die eines Sinns, mit Lust verknüpft? Weil vorher eine Hem=

36

mung, ein Druck bestand? Oder vielmehr weil alles Thun ein Überwinden, ein

38

Herrwerden ist u. Vermehrung des Machtgefühls giebt? – Die Lust im Denken. – Zu-

40

letzt ist es nicht nur das Gefühl der Machts, sondern die Lust an dem Schaffen u. am Geschaff=

42

nen: denn alle Thätigkeit kommt uns ins Bewußtsein als Bewußtsein eines „Werks“ KGW VIII 7[2] 260,4-261,3

24: zwischen] Vk

38: Herrwerden] ¿

42: als] ¿

Mp XVII, 59v $

Bd. III, S. 292 (§ 182) Bleistift

4

Unsre Abzeichen z. B. die kritische Stellung zum Christenthum MA 2, 182 Tafel der Abgrenzungen.

zb. gegen Idealisten u. Romantiker

6

als Schauspieler und Selbstbelügner

8

10

Zur Psychologie der Einsamkeit.

gegen den Nationalismus.

12

Brief vom 4. Juli 1887 an Taine mit Abgrenzungslinie, Bleistift

gegen die Beschaulichen.

14

Zu Ehren des Irrthums.

16

Antagonismus zwischen Vermenschlichung u. Vergrösserung des Menschen.

18

Die Vollen und Schenkenden im Gegensatz zu den Suchenden, Begehrenden.

20

Die aesthetischen Zustände zwiefach.

22

Bücher und Menschen.

24

Fragen der Gesundheit.

26

Moderne Musik.

28

Classische Erziehung.

$

40 ) verehrtesten

32

am meisten verehrten alten

Großstadt.

30

verehrtesten{Franzosen unter meinen Lesern hätte.

Laster des Intellects

wandelte dann jener vielver=

zb der alte

xxx istA Richard Wagner, derAalte He= mein hochvereinzige der jetzt lebt gelianer Bruno Bauer, der schon

34

36

(der erste deutsche D.

) 30

ebenfalls

und

der alte Schweizer Dichter G. Keller

ehrterAalter College J. Burckhardt{– ich

38

hätte eine große Freude daran, wenn ich auch den von mir

40

2-32: KGW VIII 7[16]

16: Vergrösserung] ¿

30: Einfügungszeichen verlängert

*

2

Mp XVII, 60r $

30. Bleistift

unserem

v

2

Den größten Ekel haben mir bisher die Schmarotzer des Geistes gemacht: man findet sie, inAdem ungesunden

4

Europa, überall{, undAmit dem besten Gewissen,{ den achtbarsten ManierenA, Vielleicht ein wenig trübe, ein wenig

6

air pessimiste, in der Hauptsache aber gefräßig, schmutzig,Asich einschleichend, einschmiegend, diebisch, krätzig,

8

– u unschuldig wie alle kleinen Sünder u. Sünderinnen Mikrobien. Sie leben davon, daß andere Leute

sitzen

zwar

von der Welt ausgestattet, unter

Namen

ausgestattet einhergehend;

beschmutzend

en

10

ben

12

selbst u ihn mit vollen Händen ausgeben: sie wissen, daß wie esAzum Wesen des reichen Geistes gehört

selbst

Geist haben, daß ein reicher GeistAunbekümmert, ohne kleinliche Vorsicht, auf den Tag hin u.Averschwenderisch auszugeben – s denn der Geist ist ein darauf wie Alles von ihm lebt u zehrt. sich sie sind schlechte Haushalter u. hat kein Augenmerk, auf die Langfinger u. zu leben liebt Irrthum ahrheit u Werth v. W

14



Ein Künstler hält keine Wirklichkeit aus, er blickt weg, zurück, seine ernsthafte Meinung

16

ist, daß was ein Ding werth ist, jener schattengleiche Rest ist, den man aus Farben, Ge=

18

stalt, Klang, Gedanken gewinnt, er glaubt daran, daß, je mehr subtilisirt verdünnt

20

verflüchtigt ein Ding, ein M. wird, um so mehr sein Werth zunimmt: je weniger

22

real, um so mehr Werth. Dies ist Platonismus: der aber noch eine Kühnheit mehr

24

besaß, im Umdrehen: – er maß den Grad Realität nach dem Werthgrade ab

26

u sagte: je mehr „Idee“, desto mehr Sein. Er drehte den Begriff „Wirklich=

28

keit“ herum u. sagte: „was ihr für wirklich haltet, ist ein Irrthum, u wir kom-

30

men, je näher wir der „Idee“ kommen, der „Wahrheit“. – Versteht man es? Das

32

war die größte Umtaufung: u weil sie vom Christenthum aufgenommen ist, so

34

sehen wir die erstaunliche Sache nicht. Plato halt im Grunde den Schein,

36

als Artist, der er war, dem Sein vorgezogen: also die Lüge u. Erdichtung der

38

Wahrheit, das Unwirkliche als dem Vorhandenen, – er war aber so sehr vom Wer-

40

the des Scheins überzeugt, daß er ihm die Attribute „Sein“ „Ursächlichkeit“ u „Gutheit“,

42

Wahrheit, kurz Alles Übrige beilegte, dem man Werth beilegt.

44

Der Werthbegriff selbst, als Ursache gedacht: erste Einsicht.

46

Das Ideal mit allen Attributen bedacht, die Ehre verleihen: zweite Einsicht

2-12: KGW VIII 7[17] 13-46: KGW VIII 7[2] 261,4-28

4: Gewissen] danach Einfügungszeichen verlängert 4: Manieren] danach Einfügungszeichen verlängert 8: Mikrobien] aus unvollständiger Korrektur

16: aus] Vk 30: Wahrheit“] >? Wahrheit“ um so näher“ 46: allen Attributen] ¿

Mp XVII, 60v einzureden,

2

ihr Glück nicht erst durch durch einen Blick auf ihre Feinde künstlich zu construiren, unter UmständenAeinzuglücklich

4

lügen (wie es alle M. des ressentiments zu thun pflegen): und ebenfalls wußten sie das „Sich gut Köselitz Fühlen

Glück des

volle, überladende als eigentlich handelnde folglich nothwendig aktive M. M.

von dem

6

Befinden“ von demAGut - Handeln nicht abzutrennen, als so daß das

8

Zeichen davon im eÔ prãttein des griech. Sprachgebrauchs übrig geblieben ist.: Das Thätigsein wird

10

bei ihnen mit Nothwendigkeit ins Glück hineingerechnet (eÔ prãttein) – Alles sehr im Gegensatz zu

12

dem „Glück“ auf der Stufe desAGedrückten, mit giftigen u. feindseligen Gefühlen Überladenen, bei denen

14

es wesentlich als Rausch{, Betäubung, Ruhe, Frieden, Gemüts = Ausspannung u. - Gliederstrecken, kurz passivisch

Ohnmächtigen,

Narkose

„edelbürtig“

16

18

an Friedr. Hegar. [Nizza, Ende Okt. 1886.] rote Tinte und Bleistift

der :

20

22

24 26 28 30 32

.

34

36

38

40

42

er

44 46 48 50

auftritt. Wenn der vornehme M. vor sich selbst mit Vertrauen u. Offenheit lebt (genna›ow unterstreicht die das oh mit der sie nötig haben n e d r e w e i S , h c a – n i e s Nuance „aufrichtig“ u. auch wohl besser gegangen u r e s s e b t i e h d n u s e G e r h I r ere „naiv“), so ist der M des ress. ritt für Schritt h c d n S , e f f e ho n h c g i wie a $ sa es el Inzwischen wird, u. n. eran m icht ie vi u sehr n w n u gen h t he n e e u weder aufrichtig h i u r , c z c e S a d o r r r a n e n o i f b u An m Ob it ge nn rfe sage eit, w oßen Arbe zu en gr er dü habe lbe bark k e e d e n i s g a noch naiv, noch ückt mit sein diene große i S b e ie di n. ur e i r mit D ürd ber das Lied habe ülf ßS tn ird se ü ich, w t a h r w h e s e h r i d c m h e mit sich selber Wint c , wa ni rag tneh as S ist Na ir be Der rd ,w ort er en m i e v n v t m e i n rp t e x e w S r ehrlich.xxxx u. s Bi Zeile it d ral ung usc wi t x x x arf u e m g e i s n e t n d n Ihren a e h i N e h be ver Rec Me sM geradezu. es sag orc da Wetter hell, frisch, ohne Wolken, Tag u. Nacht, Tag für Tag. Fremde sehr zahlreich. das Hier ist en weil alle Welt diese Saison als die langen er. ass l Op Fürstlichkeiten zumal; vielleichtAletzte ge Saison vor dem großen Kriege ansieht. r n e de eh ng bg u Schlupfwinkel a r üh se Seine Seele schielt: sein Geist liebt esASchleichwege uff ich res A t d e t z ie sit alles als die e A sch fd er n, dies ün au r e u Hinterthüren, das Versteckte muthet ihn an wie seine e w t g ab ch un an K. Er versteht das Schweigen, das Nichtvergessen, das nWarten. ssi n: tig f r e u r u ä n A n n; e He sch Welt, seine Sicherheit, sein Labsal. Er wird kö m Be d u. aube ohn durch einen Glauben an die u e z s Rasse solcher M. des ress. n Eine irgend eine Rasse r n i (durch einen Irrthum) gegen si th och die en gt nothwendigBklüger sein als der{vornehme M Von PersonAdisciplinirt än nlich Mu er n eld w m endlich es pei den imm gez sich selbst vertheidigt Maaße Gut ein ihm sie wird die Klugheit in einem ganz anderen werden müssen , n n e e hMitunter c Gesichtspunkt der Erziehung, Ihn n ehren: nämlich als eine Existenzbedingung Mü Vielleicht eine zarte Schonung der Jünger, welche oft in ersten Ranges, während die Klugheit bei vornehmen M. vor Allem ein Versteck, – selbst bei großen Geistern? Vielleicht ein Bewußtsein von der Ermüdung, dem Alter, von nahem Ende

manche

vor dem Tode

52

der Erkaltung, Verhärtung,A, eine Klugheit des Instinkts, den die ThiereAhaben – sie gehen, wenn sie krank sind

54

bei Seite, werden still, verkriechen sichA, wählen die Einsamkeit, – sie werden „weise“….

in Höhlen

leicht

56

feinen

u Raffinement

eben

Aeinen leisen{Beigeschmack von LuxusAhat: – sie istAhier lange nicht so alle

58 60

Ehrfurcht

wesentlich wie etwa das tapfere Drauflosgehen u. die Plötzlichkeit von ZornA Liebe Dankbarkeit u Rache. 4: und] ¿ 5: überladende] > überladene 6: Handeln] Vk 12: des] > der 12: Überladenen] ¿

21: Schritt für Schritt] ¿ 26: mit sich] ¿ 30: geradezu] ¿ 43: wünschte] ¿ 45: sitzt] Vk

46: Existenzbedingung] ¿ 47: Beschäftigungen] ¿ 52: Erkaltung] Vk 55: Raffinement] ¿ 56: Beigeschmack] Vk

Mp XVII, 61r $

Der Wille zur Wahrheit

32. Bleistift

2

Die „Agnostiker“, die Verehrer des Unbekannten u Geheimnißvollen an sich, woher

4

nehmen sie das Recht, ein Fragezeichen als Gott anzubeten? Ein Gott, der

6

sich dergestalt im Verborgenen hält, verdient vielleicht Furcht, aber gewiß nicht

8

Anbetung! „Es muß angebetet werden“ – so gebietet hier der InstinktA: das ist englisch.

Und warum könnte das Unbekannte nicht der Teufel sein? Aber

für den Anstand

ent

10

Die TranscendAalisten, welche finden, daß alle menschl. Erkenntniß nicht den

12

Wünschen ihres Herzens genugthut, vielmehr ihnen widerspricht u Schauder macht,

14

– sie setzen unschuldig eine Welt irgendwo an, welche dennoch ihren Wünschen

16

entspricht, u die eben nicht unserer Erkenntniß zugänglich zeigt: diese Welt,

18

meinen sie, sei die wahre Welt, im Verhältniß zu welcher unsere erkennbare

20

Welt nur Täuschung ist. So Kant, so schon die Vedanta - Philosophie, so

22

manche Amerikaner. – „Wahr“, das heißt für sie: was den Wünschen unseres Herzens

24

entspricht. Ehemals hieß wahr: was der Vernunft entspricht.

26

Das allgemeinste Zeichen der modernen Zeit: der Mensch hat in seinen eigenen Augen

28

unglaublich an Würde eingebüßt. Lange als Mittelpunkt u. Tragödie{des Daseins

30

überhaupt; dann wenigstens bemüht, sich verwandt mit der entscheidenden u. an sich

32

werthvollen Seite des Daseins zu beweisen – wie es alle Metaphysiker thun, die die

34

Würde des Menschen festhalten wollen, mit ihrem Glauben, daß die moral. Werthe cardinale

36

Werthe sind. Wer Gott fahren ließ, hält um so strenger am Glauben an die Moral fest.

=Held

KGW VIII 7[3] 262,1-263,7

12: Schauder] ¿ 16: unserer] ¿ 16: zugänglich] >? sich zugänglich

26: modernen] ¿ 28: unglaublich] ¿ 30: verwandt] > als verwandt

34: mit ihrem] ¿ 34: cardinale] ¿

Mp XVII, 61v aller Werthe.

2

Erstes Buch.

4

I. Jede rein mo= ralische Werth=

Der europäische Nihilismus.

6

setzung (wie zb. die buddhistische)

Zweites Buch.

8

endet mit Ni =

Kritik der höchsten Werthe.

10

hilismus: dies

für Europa zu erwarten!)

Drittes Buch.

12

Man glaubt

Princip einer neuen Werthsetzung.

14

mit einem Mo= ralism ohne 16

Viertes Buch.

18

Zucht und Züchtung.

relig. Hintergrund auszukommen: aber damit ist der Weg zum Nihilism noth= wendig. In der Relig. fehlt der Zwang, uns als werthsetzend zu b etrachte

In der Religion fehlt der Zwang, uns als werthsetzend zu betrachten. schwarze Tinte

20

entworfen den 17. März

$

1887, Nizza.

22

KGW VIII 7[64]

2: teilweiser Schriftverlust

n.

Mp XVII, 62r 33. Bleistift



NB.



der Schmerz ein Urtheil (verneinend) in seiner gröbsten Form.

die Lust eine Affirmation

Abschwächungen des Affekts.

2

Zur psychol. Genesis von „Ursache u Wirkung“.

A.

4

6

a

Wille, Absicht, vehemente Begierde in Eine Richtung

b

tritt. Zweck, weniger vehement, weil die Vorstellung des Mittels u. Wegs dazwischen



c

8

10



Begierde:

„Grund“, ohneA

Sicherheit in dem Glauben an Absicht als Ur-

Wille zur Wahrheit



12

der Satz vom Grunde hat seine psychologische

sache jedes Geschehens

B. unterscheidendes Denken als Folge der Furcht u. Vorsicht bei dem Willen zur Aneignung.

das richtige Vorstellen eines Objekts ist ursprünglich nur Mittel zum Zweck des

14

16

Ergreifens, des Fassens u. Sich - bemächtigen.

18

Später wird dieses richtige Vorstellen selbst schon als ein Ergreifen

20

empfunden, als ein Ziel, bei dem Befriedigung eintritt.

22

DenkenAals Überwältigung u. Ausübung von Macht: als ein Zusammen-

24

fügen, als Einordnen des Neuen unter alte Reihen usw

zuletzt

26

C. das

Neue macht Furcht: andererseits muß Furcht schon da sein, um Neues als das Erstaunen ist die abgeschwächte Furcht

28

neu zu fassen

das Bekannte erregt Vertrauen

30

„wahr“ ist etwas, das das Sicherheitsgefühl erweckt

32

34

die inertia versucht zunächst das Gleichsetzen bei jedem Eindruck: das heißt den

36

die Furcht lehrt Unterscheiden, Vergleichen Lust= Im Urtheil ein Rest Wille (es soll so u so sein) ein RestAGefühl (Lust der Bejahung:)

38

40

neuen Eindruck u.

NB. Das

Vergleichen ist keine ursprüngliche Thätigkeit, sondern

42 44 46

be cf o

n

das Gleichsetzen! Das Denken Urtheil ist ursprünglich nicht der Glaube, daß etwas so u so ist, sondern der Wille, daß etwas so u. so sein soll.

KGW VIII 7[3] 263,8-264,17

16: bemächtigen] > bemächtigens

22: Zusammen-] ¿

die Erinnerung gleichsetzen; sie will Wiederholung.

$

Mp XVII, 62v

2

„Jede Thätigkeit als solche macht Lust“ – sagen die Physiologen. Inwiefern?

4

Weil die aufgestaute Kraft eine Art von Drang u. Druck mit sich gebracht hat,

6

einen Zustand, dem gegenüber das Thun als Befreiung gefühlt wird? Oder insofern

8

jede Thätigkeit ein Überwinden von Schwierigkeiten u. Widerständen ist? Und viele

,

wieder leicht u. wie in einem rhythmischen Tanze

10

kleine Widerstände, immerAüberwunden,Aeine Art Kitzel des Machtgefühls mit sich bringen?

12



14

u. überwunden wird.

16



18

irgend welchen Hemmungserscheinungen, Auslegungen derselben

20



22

tung u. Absonderlichkeit nicht sofort gefährlich u. bedingt keine Ausmerzung aus dem

24

gesellschaftl. Körper; andererseits geht man nicht gleich zu Grunde, weil die mittlere

26

Quantität aller Kräfte selbst in sehrAwiderspruchsreichen Wesen nach außen zu

28

die aggressive u. herrschsüchtige Tendenz verhindert.

30



32

in starken Zeitaltern die Gefahr in den Unsicheren liegt.

Lust als Kitzel des Machtgefühls: immer etwas voraussetzend, was widersteht

Alle Lust- u. Unlusterscheinungen sind intellektuell, Gesammtbeurtheilungen von

In willensschwächeren u. vielfacheren Zeitaltern ist ein hoher Grad von Entar=

willkürlichen u. eigensüchtigen

Die Gefahren solcher Zeitalter sind die concentrirten Willensmächtigen; während

2-18: KGW VIII 7[18] 20-32: KGW VIII 7[19]

25: eigensüchtigen] Vk mit Tinte der letzten Korrektur 30: sind] ¿

Mp XVII, 63r $

4. Bleistift

In wiefern die Welt = Auslegungen Symptom eines herrschenden Triebes sind.

k

2

Die artistische Welt = Betrachtung: sich vor das Leben hinsetzen. Aber hier fehlt die

4

Analysis des aesthet. Anschauens, seine Reduktion auf Grausamkeit, Gefühl der Si=

6

cherheit, des Richter - seins u = Außerhalb - seins usw. Man muß den Künstler selbst

8

nehmen: und dessen Psychologie (die Kritik des Spieltriebs, als Auslassen von

10

Kraft, Lust am Wechsel, am Eindrücken der eigenen Seele, der absolute Egoism

12

des Künstlers usw.) Welche Triebe er sublimisirt.

14

Die wissenschaftliche Welt = Betrachtung: Kritik des psychol. Bedürfnisses nach

16

Wissenschaft. Das Begreiflich - machen - wollen; das praktisch-, nützlich, -ausbeutbar

18

ü

- machen - wollen

– : inwiefern antiaesthetisch. Der Werth allein, was gezählt u.

20

berechnet werden kann. Inwiefern eine durchschnittl. Art M. dabei zum Überge=

22

wicht kommen will. Furchtbar, wenn gar die Geschichte in dieser Weise in Besitz ge=

24

nommen wird – das Reich des Überlegenen, des Richtenden. Welche Triebe er sublimirt!

26



28

nothwendig der moralische, sondern der Mensch der starken Erhebungen u tiefen

30

Depressionen, der die ersteren mit DankbarkeitAinterpretirt u. nicht von sich her=

32

leitet (– die letzteren auch nicht –) Wesentlich der sich „unfrei“ fühlende Mensch, der

34

die Unterwerfungs - Instinkte sublimisirt.

36

Die moralische Welt - Betrachtung. Die socialen Rangordnungs = Gefühle werden ins

38

Universum verlegt: die Unverrückbarkeit, das Gesetz, die Einordnung u. Gleich=

40

ordnung werden, weil am höchsten geschätzt, auch an der höchsten Stelle gesucht,

42

über dem All, oder hinter dem All, ebenso

44

Was gemeinsam ist: die herrschenden Triebe wollen auch als höchste Werth=

46

Instanzen überhaupt, ja als schöpferische u. regierende Gewalten betrachtet werden.

48

Es versteht sich, daß diese Triebe sich gegenseitig entweder anfeinden oder unterwerfen (syn=

50

thetisch auch wohl binden)AIhr tiefer Antagonismus ist aber so groß, daß wo sie alle Befrie=

Die religiöse Welt - Betrachtung: Kritik des religiösen Menschen. Es ist nicht

oder Verdacht

seine Zustände

.

oder in der Herrschaft wechseln

) 64r,16

KGW VIII 7[3] 264,20-265,27

6: u =] ?

Mp XVII, 63v

jede Art von

2



Die Moral gebietet nicht nur überASchreck = Mitteln, um sich gegen die kritische Hände u

4

Blicke zu vertheidigen: ihre größere Macht liegtAin ihrer Kunst der VerführungA, – sie versteht

6

es durch Bezauberung zu lähmen,Aden kritischen Willen zu lähmenAin Dienste zu nehmen, sie

8

ist, wie alle feinen Verführerinnen die größte Meisterin u Circe. u. Circe.

vom Leibe zu halten

Sicherheit

den kritischen Willen

 mit    Bez 

noch mehr

u. Bezauberung weiß

zu sich hinüber zu locken selbst, selbst gegen sich selbst zu kehren

oder

darin, wie mir scheint,

aller Verführerinnen

schlechten Ruf fürchte sie eine Polizei oder Hölle oder guten Namen

$

Band IV, Seite 5, Vorwort. Herbst 1886. Bleistift

Bezauberung u.

oder Gewissensbiß

10



Die Moral gebietet nicht nur über jede Art von Schreckmitteln, um sich

12

gegen kritische Hände u Blicke vom Leibe zu halten; ihre Sicherheit liegt

14

noch mehr in ihrer Kunst der BezauberungA, – sie weißAden kritischen WillenAzu läh=

Messer

der

wie

 s 

 C 

oder

über die sie gebietet

oft mit einem einzigen Blick

durch einen Blick

dann eigenen kehrt: so daß er sich wie ein Scorpion selbst den Stachel in locken,Aselbst gegen sich selbst zu kehrenB:ASie versteht sich den Leib weiß bohrt. h darf billig die Ehre in Anspruch nehmen ja es giebt Fälle, wo sie ihn

16

men, zu sich hinüber zu

18

auf jede Teufelei der Überredung u hat sich bisher als die größte Meisterin aller

20

der Verführung, uAals die Circe der Philosophen! bewiesen. Woran liegt es, daß, von

zu

bewiesen: und, was Ph. betrifft,

in Europa

22

24

selbst hielten? Daß Alles eingestürzt ist, was sieAfür aere perennius

Plato ab, kein alle philos. BaumeisterAumsonst gebaut haben? Eine Zeitlang hat man

Die Antwort, die heute noch auf aller Zunge ist – eine verhängnißvolle Antwort, wie mir scheint: – die Grundvoraussetzung vernachlässigt war, mit Kant geantwortet: weil von ihnenAdie Kritik des Erkenntnißvermögens. vernachlässigt

war.

als ein langes Verhängniß u. Unglück

26

Sollte es nicht an der Zeit sein, diese ganze Kantische Wendung als überlebt zu be=

28

zeichnen,? Die Kritik des Erkenntnißvermögens – das wäre die Kritik eines Werkzeugs über sich

30

selbst, an sich selbst, über sich selbst: das heißt etwas Widerspruchsvolles uAHoffnungsloses. Wir

32

können durch keine Art Kritik dahinter kommen, was Erkenntniß ist, was Grenzen der Erkenntniß

34

sind: wir haben keine Möglichkeit

durch

von vornherein

42 )

36

38



u. nächste gerade das mit aller Unschuld es als die neueAAufgabe hinstellt

der selber seine Aufgabe einmal so bezeichnete „den Boden zu solchen majestätischen sittlichen Gebäuden sicher u. baufest zu machen.“ Oh wie falsch es ist die welche man diese Frage bereit hält: Man weiß es die Antwort entgegen, dieAheute noch auf aller Zunge ist

s

40

) 36

42

Jedermann kennt die Antwort: weil von ihnen allen die Grundvoraussetzung des festen Bauens vernachlässigt war, die jene verhängnißvolle

Kritik des m. Erkvermögens“: dieAAntworts Kants

4: größere] ¿ 9: zu Zeile 12 20: Einfügungszeichen verlängert

24: von] ¿ 39: entgegen] >? hingegen 40: Antwort] ¿

40: weil] > „weil 42: Antworts] > Antwort

Mp XVII, 64r $

34. Bleistift

2

„Schönheit“ ist deshalb für den Künstler etwas außer aller Rangordnung, weil in der Schönheit

4

Gegensätze gebändigt sind, das höchste Zeichen von Macht, nämlich über Entgegengesetztes;

6

außerdem ohne Spannung: – daß keine Gewalt mehr noth thut, daß alles so leicht

8

folgt, gehorcht, u zum Gehorsam die liebenswürdigste Miene macht – das ergötzt den

10

Machtwillen des Künstlers.

Inte

rpre

tatio

n

e Will

$ 16

eit

und was ihnen gemein ist.

14

63r,50 )

rh Wah

Die Welt = Auslegungen

12

zu Seite 4. mit Abgrenzungslinie, Bleistift

zur

digung wollen, ein M. von tiefer Mittelmäßigkeit zu denken ist.

KGW VIII 7[3] 264,18-19, 265,28-266,9

Mp XVII, 64v

Man kennt die Art Mensch, welche sich in die Sentenz 2

 ie    t 

Schwachen 4

verliebt hat.

Die Lieblings = Maxime der Schwachen tout comprendre c’ est tout pardonner.

vor Allem Es sind die Schwachen, es sind namentlich die Enttäuschten: denn giebt Aber wenn es an Allem etwas zu verzeihen giebt, so gäbe

es auch an Allem et=

6

was zu verachten? Es ist die Philosophie der Enttäuschung, die sich hier so human

8

in Mitleiden einwickelt u. süß blickt.

10

Das sind Romantiker, denen der Glaube flöten gieng: nun wollen sie wenigstens

12

noch zusehen, wie Alles läuft u. verläuft. Sie nennen’ s l’ art pour l’ art, Ob=

14

„ jektivität“

usw. einen Maulwurf u. Bergmann,

Vorwort „Morgenröthe“ Bleistift

16

$ Untergrabenden In diesem Buche findet man einen „Unterirdischen“ am Werke, einen Grabenden, Bohrenden, auch ohne Sonnenschein

18

vgl. W I, 137. Bleistift

ren

Unterminirenden, ohne viel Lärm, wie billig,: obwohl das, was er vorbereitet

20

Sind nicht aus dem Anschein des Leeren u. Vollen, des Festen u. Lockeren, des Ruhenden

22

u. Bewegten, des Gleichen u. Ungleichen    – ist nicht der älteste Anschein zur Meta-

24

physik gemacht?

26



28

was ist erkennen? kann ich erkennen?

30

Die volksthümlichen Ideale, der gute Mensch, der Selbstlose, der Heilige, der Weise, der

32

Gerechte  Oh Mark Aurel!

die

Das europäische Philosophien der letzten Jahrhunderte, das mit einer Würde u Biederkeit

NB 34

jedes Mal

– Wer weiß es gut genug, wie theuer sichAdie Aufrichtung eines Ideals bezahlt macht! Wie viel zu diesem Zwecke dazu

36

$

Menschen u.

jedes Mal

WirklichkeitAverleumdet u. verkannt, wie viel Lüge geheiligt, wie vielAGewissenAgeopfert werden müssen –! verstört,

38

1-14: KGW VIII 7[10] 20-28: KGW VIII 7[11] 30-32: KGW VIII 7[12]

12: Ob=] > „Ob 14: „jektivität] > jektivität 36: Wirklichkeit] danach Einfügungszeichen verlängert

Mp XVII, 65r $

11 75. Bleistifte

$ Die Naiven: Lammenais, Michelet, Victor Hugo

Die Metaphy

2



4

$ unbedingten Aus der Gewöhnung an unbedingte Autoritäten ist zuletzt ein tiefes Bedürfniß nachAAutoritäten

6

entstanden: – so stark, daß es selbst in einem kritischen Zeitalter, wie dem Kants, dem

8

Bedürfniß nach Kritik sich als überlegen bewies, und in einem gewissen Sinne, die ganze Arbeit

x Bleistift

x Bleistift

10

des kritischen Verstandes sich unterthänig u. zu Nutze machen wußte. – Es bewies, in der darauf

12

folgenden Generation, welche durch ihre historischen Instinkte nothwendig auf das Relative jeder

14

Autorität hingelenkt wurde, noch Ein Mal seine Überlegenheit, als es auch die Hegelsche

16

Entwicklungs = Philosophie, die als Philosophie umgetaufte Historie selbst sich dienstbar machte

18

und die Geschichte als dieASelbstoffenbarung,Ader moral. Ideen hinstellte. Seit Plato ist

20

die Philos. unter der Herrschaft der Moral: auch bei seinen Vorgängern spielen moral. Inter-

22

pretationen entscheidend hinein (bei Anaximander das Zu Grunde gehen aller Dinge als Strafe

24

für ihre EmancipationA, bei Heraklit die Regelmäßigkeit der Erscheinungen als Zeugniß für den

26

sittlichen - rechtlichen Charakter des Daseins)

in

fortschreitende

Selbstüberbietung

vom reinen Sein

gesammten Werdens

$

x Bleistift

ihre Allgemeingültigkeit

28



Was ist das Kriterium der moral. Handlung?  1) ihre Uneigennützigkeit  2) usw. Aber

30

das ist Stuben = Moralistik. Man muß die Völker studiren u. zusehen, was jedes Mal

32

das Kriterium ist, und was sich darin ausdrückt. Ein Glaube „ein solches Verhalten gehört

34

zu unserenAExistenz - Bedingungen. Unmoralisch heißt „untergang = bringend“. Nun sind alle

36

diese Gemeinschaften, in denen diese Sätze gefunden wurden, zu Grunde gegangen: einzelne

38

dieser Sätze sind immer von Neuem unterstrichen worden, weil jede neu sich bildende Ge=

40

meinschaft sie wieder nöthig hatte zb. „du sollst nicht stehlen“. Zu Zeiten, wo das Gemein=

42

gefühl für die Gesellschaft (z B. imp. rom.) nicht verlangt werden konnte, warf sich der Trieb

44

auf s ’ „Heil der Seele“, religiös gesprochen: oder „das größte Glück“ philosophisch geredet. Denn

46

auch die griech. Moral - Philos. empfanden nicht mehr mit ihrer pÒliw.

ersten

KGW VIII 7[4] 267,1-268,16

2: Lammenais] > Lamennais 10: machen] > zu machen 24: Regelmäßigkeit] ¿

26: sittlichen-] > sittlich27: Allgemeingültigkeit] ¿ 34: Bedingungen] > Bedingungen“

42: imp. rom.] > imperium romanum 44: auf s’] > auf’s

Mp XVII, 65v

2

4

es. unsere g lauben, daß g n e n n e k r e u z e i s

(wie z. B. E. Dühring)

6

sten

8

10

Man höre unsere Materialisten, etwa wenn sie zugleich Anarchisten u radikale



lscha

ft.

ng i Ordnu

vielmehr r der Moral; sie sind durchaus keine Gegne

m Ge

gerade

gens

atz

weil

rtheils or. Voru Bann des m m e d r e t n u r a g sie stehen ganz u. der Verneinung u. Auflösung demnach sind

Man höre selbst die Gegner unserer gesellsch. Ordnung: ihr Fanatismus bedient sichAder Worte



,

Gesel

ieser egner d sind sie G t, h e t s l a r o zur M

vielleicht umgekehrter Anwendung

12

„Recht, Unrecht“ genau im gleichen Sinne, wenn auch in anderer Nutzanwendung; wie sie

14

glauben etwasAgesagt zu haben, wenn sie sagen „das Capital ist Unrecht“ Vielleicht nennen sie

16

sich selbst „die Guten u. Gerechten“ sind u als solche das sich alle Freiheiten nehmen dürfen, zb. auch zu

18

einiger Gewaltsamkeit. Man erinnert sich, daß R.

Entscheidendes

geben sie sogar

zu verstehen, daß sie selber



oder

u Kritik sie über „du sollst“ u „du sollst nicht“ erung, z mit ihrem Hang zum Widerspruch, zu Neuwird aus ihnen, sobald die Moral nachdenken? wohin mit sie bisher mit der Moral gemacht? – u {ihre GewohnheitenAdes Zweifels – u. der Auflehnung – was haben allesammt w ollen sie chst sie hatten alle nöthig, sich mit ihr abzugeben. ä n alle zu Es giebt gar nichts Bescheideneres alsAdiese Moral = Philosophen: sie wollen ihr „du sollst“ u du sollst nicht mit Jedermann gemein haben: erstes

mit ,

20 22

Die Meisten wollen dies „du sollst“ u „du sollst nicht“ auf auf gute Füße stellen, „begründen“, wie

24

26

oder Grundsätzen

zu von ihnen wenden ihre beste Kraft an, die Moral u vereinbaren, womöglich bis zur Einheit

man sagt, etwa mit der Vernunft verschwistern oder gleichsetzen; die Feineren finden umgekehrt in der anders

dem

sie erklären die menschl. Handlungen, ohne vom Willen

28 30

Zeichen der preisgegebenen verlorenen Unab-

32

hängigkeit. Sie

34

36

zu



e Wiedervergeltung. hängigkeit nimmt sein

gehen so weit, diese Gemeingültigkeit zum Kriterium der mor. Vorschrift zu

38

machen. Man merkt: der Verlust der Unab-

40

10: die] danach Einfügungszeichen verlängert 18: R.] >? Rousseau

20: Auflehnung] danach Einfügungszeichen zweimal verlängert

23: erstes] ¿ 34: hängigkeit] ¿

Mp XVII, 66r $

43. Bleistift

im Vordergrund: 2

Spinoza’ s psycholog. Hintergrund. Spärlich!

1)  Der hedonistische Gesichtspunkt

Worin besteht die beharrliche Freude oder wie kann der freudige Affekt

4

verewigt werden?

6

So lange die Freude sich auf etwas Einzelnes bezieht, ist sie beschränkt u. ver-

8

gänglich; sie

10

12

wird vollkommen, wenn sie nicht mehr mit den Dingen wechselt, sondern in deren

14

wandellosem Zusammenhange ruht; sie ist ewig, wenn ich das All in mein

16

Eigenthum, omnia in mea, verwandle u. von diesen omnia mea jeden

18

Augenblick sagen kann „mecum porto“

20

Im tract. de intell. emendatione Op. II p. 413. „Ich habe den Entschluß gefaßt zu unter-

22

suchen, ob sich etwas finden ließe, dessen Besitz mir den Genuß einer dauernden u. höchsten

24

Freude ewig gewährte. „Die Liebe zu einem ewigen u. unendlichen Wesen erfüllt das

26

Gemüth mit reiner Freude, die jede Art Trauer ausschließt“. „Das höchste Gut ist die

28

Erkenntniß der Einheit unseres Geistes mit dem Universum.

e

) 67v,30 (hierzu Blatt 39b) Bleistift

egoistische

30



2) der natürlich =AGesichtspunkt:

32

Tugend u. Macht identisch. Sie entsagt nicht, sie begehrt, sie kämpft nicht gegen,

34

sondern für die Natur; sie ist nicht die Vernichtung, sondern die Befriedigung des

38

mächtigsten Affekts. Gut ist, was unsere Macht fördert: böse das Gegentheil. Tugend folgt $ 3)  der spezifische „Denker“ verräth sich.

40

Die Erkenntniß wird Herr über alleAAffekte; sie ist stärker. „Unsere wahre Thätigkeit

36

anderen

der Begierde

42

zu leben.

besteht in der denkenden Natur, in der vernünftigen Betrachtung. Die Begierde zur Thätigkeit =Avernunftgemäß{

44



46

eines Plato, Aristoteles u Sokrates.“; die Lehre von den „substantiellen Formen“ (Zweckbegriff in

48

der scholast. Ausdrucksweise) nennt er „eine Narrheit unter tausend anderen“ KGW VIII 7[4] 268,17-269,6, 269,11-19

„ich gebe nicht viel auf die Autorität

20: unter-] nach Textverlust: unter 22: höchsten] nach Textverlust: höchs 24: gewährte.] > gewährte.“ 26: ist die] nach Textverlust: ist d

26: Das] ¿ 28: Universum.] > Universum.“ 30: Gesichtspunkt:] nach Textverlust: Gesichtspunkt

32: gegen,] nach Textverlust: gegen 36: folgt] nach Textverlust: fol 38: sich.] nach Textverlust: si 41: leben.] nach Textverlust: leben

Mp XVII, 66v

$

Nizza, Febr. 1887. Bleistift

keine

für meine Person

2



– Ich hoffe nicht, daß Sie von mirANachrichten über das Erdbeben erwarten? IchAselbst bin dabei

4

nicht „umgefallen“, habe selbst an jenem Morgen des Schreckens, wo N. einem Tollhaus im Freien glich,

6

mit großer Gemüthsstille in meinem Zimmer gearbeitet (das Haus war sonst verlassen); auch ist es

8

mir passirt, daß ich in einem Brief, den ich an jenem Mor Tage abschr schrieb, das Ereigniß

u

10

des Tages zu vergessen.

12



Eben kommt ein langer Brief meiner Schwester an, der das ausführlichste Bild ihrer jetzigen

ühevollen, aber wohlgemuthen 14

.

AExistenz giebt, vor Allem die entscheidende Nachricht von einem glänzend gelungenen Ankauf

16

eines mächtigen Stücks Land, größer als manches deutsche Fürstenthum, voll des herrlichsten Hoch-

18

waldes; man will nämlich auch Holzhandel treiben, mit Argentinien, das keine Wälder hat.

20

Nun, mir steht immer noch bei solchen Unternehmungen etwas der Verstand stille:

22



richten aus der „neuen Welt“. Was machen denn alle die jungen u. weniger jungen Mädchen, mit denen bekannt zu sein ich Ihrer Freundschaft verdanke? „sehr verehrenden“

außer einem Empfangsanzeichen: ich hatte ihr nämlich mein letztes Buch geschickt u.

mit; dagegen keinen Br von Fl. Rohr: ich nehme an, daß ich sie hübsch durch das

26

übersendete Buch verschreckt habe. Von Fl. v Schirnhofer seit Jahren keine Nachricht; ein Versuch,

28

.

Daß ich einenBBrief von Frl. v. Salis aus Zürich erhalten habe, theilte ich Ihnen viell. schon

24

urch

 .    v 

Es liegt mir ganz fern: Nach

30

32

in Schrecken gesetzt ist.

etwas durch deren Freundin, Fl. Wildenow in Zürich zu erfahren, mißrieth. Ein Fl. Druskowitz hat was Alles von unhalt Litteraten= sich neuerdings durch altklugesAGeschwätz an mir versündigt usw. usw. Der Himmel weiß, wie Vieles ren Bekanntschaften, Freundschaft en u. menschl. Beziehungen in den letzten Jahren bei mir umgefallen ist; unhaltbare Verhältnisse war wie ein Erdbeben

34

immer

A – im Grunde bin ich nun allein. Oder bin ichsAnoch nicht?

4: Schreckens] ¿ 4: N.] > Nizza 13: ühevollen] davor Textverlust, > mühevollen 14: gelungenen] ¿

20: Unternehmungen] ¿ 25: urch] davor Textverlust, > dadurch 28: erfahren] Vk 30: Himmel] ¿

31: ren] davor Textverlust, > baren 31: menschl.] ¿ 33: war] davor Textverlust, >? es war

Mp XVII, 67r $

39. Bleistift

) 68v,46

2



Wenn Alles im letzten Grunde vermöge der göttlichen Macht geschieht, so ist

4

Alles in seiner Art vollkommen, so giebt es kein Übel in der Natur der Dinge; ist

6

der Mensch durchgängig unfrei, so giebt es kein Böses in der Natur des menschl.

8

Willens; so sind die Übel u das Böse nicht in den Dingen, sondern nur in der

10

Einbildung des Menschen

12

In Gott fehlt Wille u. Verstand u Persönlichkeit. u Zweck.

14

Sp. wehrt sich gegen die, welche sagen, Gott wirke Alles sub ratione boni. Diese

16

scheinen etwas außerhalb G’ s anzunehmen, das von Gott nicht abhängig ist, worauf er sich

18

wie auf ein Musterbild in seinem Handeln richtet oder wohin er, wie nach einem

20

Ziele trachtet. Das heißt fürwahr Gott dem Schicksale unterwerfen: was die größte

22

Ungereimtheit ist. Eth I Prop. XXXIII Schol 2.

24



26

Der Wille Gottes aber ist dem M. undurchdringlich. Bei dieser Denkweise würde die

28

Wahrheit den M. in alle Ewigkeit verborgen geblieben sein, wenn nicht die Mathe-

30

matik (die sich nicht mit Zwecken, sondern lediglich mit der Natur u. den Eigenschaften

32

der Größen beschäftigt) den Menschen eine andere Richtschnur der Wahrheit vorgehalten

34

hätte.

36



38

einsehe.“ Spinoza „ich habe Vieles für Gut gehalten, von dem ich jetzt ein-

40

sehe, daß es eitel u werthlos ist.“ Wenn es ein ächtes u. unverlierbares Gut giebt, so

42

ist die Befriedigung daran ebenso dauernd u. unzerstörbar, so ist meine Freude ewig“

Der letzte Grund jeder Begebenheit „Gott hat sie gewollt“ Asylum ignorantiae.

Descartes sagt „ich habe Vieles für wahr gehalten, dessen Irrthum ich jetzt

$

Forts. S. 40b. unten. Bleistift

KGW VIII 7[4] 270,8-271,3

12: fehlt] ¿ 14: wirke] Vk 18: oder] ¿

24: ignorantiae.] nach Textverlust: ignorantiae 28: Mathe-] nach Textverlust: Mathe 40: Wenn] > „Wenn

Mp XVII, 67v $

Genealogie VII, S. 403 Bleistift

2

Feuerbach’ s „gesunde u frische Sinnlichkeit“ „Grundsätze einer der Philosophie der Zukunft“ 1843.

4

gegen „die abstrakte Philosophie“

6

8

10

Die antike Philosophie hatte den Menschen als Zweck der Natur im Auge

Die christliche Theologie dachte die Erlösung des Menschen als Zweck der göttlichen Vorsehung.

12

$

Genealogie VII, S. 377f. Bleistift

66r,36 )

Merkwürdig Spinoza „ich verstehe unter conscientiae morsus die Traurigkeit, be=

16

gleitet von der Vorstellung einer vergangenen Sache, die gegen alles Erwarten

18

ausgefallen ist“ Eth. III Prop. XVIII. Schol. I. II. p. 147. 48. Affect. Def. XVII

20

Als Gegensatz das gaudium, wenn der erwartete Ausgang nicht

22

eintrifft u. die Furcht plötzlich aufhört.   Trotz K. Fischer wäre es möglich, daß

24

hier Sp. die Bezeichnung a potiori gewählt habe: u daß er als den objek=

26

tiven Kern jedes „Gewissensbisses“ das Bezeichnete ansah. Er mußte ja bei sich

28

die Schuld leugnen: was war also ihm die Thatsache „consc. morsus“, welche übrig blieb?

30

)

Anfang Seite 43a Bleistift

14

32

p. 188.

aus dem Streben nach Selbsterhaltung. „Was wir thun, thun wir, um unsere Macht zu $ erhalten u. zu vermehren“ „Unter Tugend u Macht verstehe ich dasselbe“

34

Finis = appetitus. Virtus = potentia.

36

Eth. IV Defin. VII. VIII.

38

KGW VIII 7[4] 269,6-10, 269,20-270,7

Mp XVII, 68r $

40. Bleistift

2

Leibniz: Man muß mit mir ab effectu urtheilen: weil Gott diese

4

Welt, so wie sie ist, gewählt hat, darum ist sie die beste“. Théod. p 506.

6

8



Das theologische Vorurtheil bei Kant, sein unbewußter Dogmatismus, seine mora=

10

listische Perspektive als herrschend, lenkend, befehlend

12

Das pr«ton ceËdow: wie ist die Thatsache der Erkenntniß möglich?

14



ist die Erkenntniß überhaupt eine Thatsache?

16



was ist Erkenntniß? Wenn wir nicht wissen, was Kant altes Spiel:

18

Erkenntniß ist, können wir un-

will das alte Ideal retten, auf die

20

Gefahr hin der Unbeweisbarkeit Erkenntniß giebt. Sehr schön! Aber

22

24



26



28



30



32



schon

wenn ich nichtA„weiß“, ob es Erkenntniß Skepsis als Schleichweg zum alten Ideal 1) dh. die Seins = Welt als die wahre Welt 2) die Welt essentiell Moralität



38

42 44

46

) 42

48

Frage „was ist Erkenntniß“ gar nicht vernünftigerweise stellen. Kant glaubt an die Thatsache der Erkenntniß: es ist eine NaivetätA: die Erkenntniß



der Erkenntniß! „Erkenntniß ist Urtheil!“ Aber Urtheil ist ein Glaube, daß etwas so u so ist! Und nicht Erkenntniß!

40

48 )

giebt, geben kann, kann ich die

was er will

Kant Pessimist:

34

36

möglich die Frage beantworten, ob es

– eine nothwendige u. allgemeingültige Verknüpfung verschiedener Urtheile Vorstellungen – „alle Erkenntniß besteht in synthetischen Urtheilen“

mit dem Charakter der Allgemeinheit (die Sache verhält sich in allen Fällen so und nicht anders) mit dem Charakter der Nothwendigkeit (das Gegentheil der Behauptung kann nie stattfinden)

KGW VIII 7[4] 272,7-32

2: Man] > „Man 12: pr«t ] ¿

31: essentiell] ? 44: synthetischen] Vk

Mp XVII, 68v (vollkommene Abwesenheit des „Künstlers“) Höchste u. komische Pedanterie eines Logikers, der seinen Trieb vergöttert

4

Dabei hat er das größte Gefühl von Macht.

6

Der Trieb dazu hat alle anderen Triebe überNichts hat Werth gegenüber dem

8

Werthe klaren Folgerns. Alle

Das Bewußtsein dieser „Erkenntniß“ hält bei

12

anderen Werthe sind nur Folge

ihm an: eine Art „Liebe zu Gott“ re=

14

unklaren Denkens. Schnöde Ver=

sultirt daraus, eine Freude am Dasein,

16

werfung aller Güter des Lebens;

wie es auch sonst ist, an allem Dasein.

18

beständige Verleumdung von Al=

20

lem, um Eins in die höchste

Woher kommen alle Verstimmungen, Trauer,

22

Höhe zu bringen, das klare Denken.

Furcht, Haß, Neid? Aus Einer Quelle: aus

„ Aller

unserer Liebe zu den vergänglichen Dingen. Mit

die Dinge ohne Ordnung untersucht

dieser Liebe verschwindet auch das ganze Ge=

28

werden.“!!!

schlecht jener Begierden

30

Wie bei Schopenhauer: die Begierden

32

schweigen unter der Gewalt der aesthet.

klar durchschaute, so konnte ich doch Habsucht,

34

Contemplation.

Sinneslust u Ehrgeiz nicht ganz ablegen. Eins

36

Eine psycholog. Erfahrung, falsch u.

aber erfuhr ich: so lange mein Geist in

38

generell ausgedeutet.

jener Betrachtung lebte, war er diesen Begierden

„ Obgleich

ich die Nichtigkeit der Güter der Welt

40

abgewendet – und dies gereichte mir zu großem

42

Troste. Denn daraus sah ich, daß jene Übel nicht unheilbar seien. Anfangs das neue Leben seltene, kurze Augenblicke – Psycholog. Fehlschluß: als ob die Dauerhaftigkeit eines Dings die Dauerhaftigkeit

46

48

Gehört zu S. 39a unten mit Abgrenzungslinie, Bleistift

Zweifel rührt davon her, daß

26

44

67r,42 )

wältigt u. ausgelöscht.

10

24

 ;  auf  . 

Spinoza glaubt, Alles absolut erkannt zu haben.



2

der Affektion verbürgte, die ich zu ihm

$

habe!

50

KGW VIII 7[4] 271,4-272,6

32: Gewalt der] ¿

Mp XVII, 69r $

41. Bleistift

2

Diejenige Einsicht, die a priori stattfindet, also unabhängig von aller Erfahrung aus der

4

bloßen Vernunft, „eine reine Erkenntniß“.

6

Die Grundsätze der Logik, der Satz der Identität u des Widerspruchs, sind reine Erkennt=

8

nisse, weil sie aller Erfahrung vorausgehen. – Aber das sind gar keine Erkenntnisse! sondern regulative Glaubensartikel!

10

12

Um die Apriorität (die reine Vernunftmäßigkeit) der mathemat. Urtheile zu be-

14

gründen, muß der Raum begriffen werden als eine Form der reinen Vernunft.

16

Hume hatte erklärt: „es giebt gar keine synthet. Urtheile a priori“. Kant

18

sagt: doch! die mathematischen! Und wenn es also solche Urtheile giebt, giebt

20

es vielleicht auch Metaphysik, eine Erkenntniß der Dinge durch die reine Vernunft!

22

Quaeritur.

24

Mathematik ist nur möglich unter Bedingungen, unter denen Metaphysik nie möglich ist

26

alle menschliche Erkenntniß ist entweder Erfahrung od Mathematik

28

Ein Urtheil ist synthetisch: dh. es verknüpft verschiedene Vorstellungen

30

es ist a priori : dh. jene Verknüpfung ist eine allgemeine u nothwendige, die

32

nie durch sinnliche Wahrnehmung, sondern nur durch reine Vernunft

34

gegeben sein kann.

36

Soll es synth. Urtheile a priori geben, so wird die Vernunft

38

im Stande sein müssen, zu verknüpfen: das Verknüpfen ist eine Form.

40

Die Vernunft muß formgebende Vermögen besitzen. KGW VIII 7[4] 274,3-31

12: Um] Unterstreichung?

32: Wahrnehmung,] ¿

38: Form] Vk

Mp XVII, 69v Die Rechtmäßigkeit im Glauben an die Erkenntniß wird immer vorausgesetzt: so wie

2

4

die Rechtmäßigkeit im Gefühl des Gewissensurtheils vorausgesetzt wird. Hier ist die moralische

6

Ontologie das herrschende Vorurtheil. Also der Schluß ist: 1) es giebt Behauptungen, die

8

10



12



14



16



20

22

stammen

kenntnißquelle u eine andere Er haben!

die nur unter gewissen Bedingungen

3) folglich muß er ohne Erfahrung, anders=

gültig sind 2) diese Bedingung ist, daß es

woher sich

ohne Erfahrung überhaupt dasind?

begründen!

28 30

Problem: und eine sehr begrenzte u. enge

32

Erfahrung bringt oft einen solchen Glauben zu=

a posteriori“ giebt, sondern auch data

34

wege!

a priori, „vor der Erfahrung“. Nothwendigkeit

26

) 21

gültigkeit kann nicht aus der Erfahrung

nicht aus der Erfahrung stammt, aus der reinen Vernunft stammt starken Überzeugung ist ein psycholog.

24

28 ) ) 27

2) der Charakter der Nothwendigkeit u. All=

Kant schließt 1) es giebt Behauptungen



18

38 ) ohne

wir für allgemeingültig u. nothwendig halten

Also: die Frage ist, woher unser Glaube an die Wahrheit solcher Behauptungen seine Gründe Nein, woher er seine Ursache hat!

nimmt? Aber die Entstehung eines Glaubens, einer

Er setzt bereits voraus, daß es nicht nur „data

36



u. Allgemeinheit können nie durch Erfahrung gegeben

38

Es giebt keine einzelnen Urtheile!

werden: womit ist denn nun klar, daß sie

40

Ein einzelnes Urtheil ist niemals „wahr“, niemals Erkenntniß, erst im Zusammenhange, in der Beziehung von vielen Urtheilen ergiebt

42

sich eine Bürgschaft.

44

46

Was unterscheidet den wahren u. den falschen Glauben? Was ist Erkenntniß? Er „weiß“ es, das ist himmlisch!

48

50

Nothwendigkeit u. Allgemeinheit können nie durch Erfahrung gegeben werden. Also unabhängig von der Erfahrung, vor aller Erfahrung!

52

KGW VIII 7[4] 273,1-274,2

10: allgemeingültig] ¿ 12-14: Allgültigkeit] >? Allgemeingültigkeit

14: kann] ¿ 24: woher] Vk

28: einer] ¿ 34: Nothwendigkeit] Vk

Mp XVII, 70r $

42. Bleistift

$

an Frl. v. Meÿsenbug [Sils, 30. Juli 87.] gedruckt Brfbd. III, S. 628. Bleistift

Nein, meine verehrte Freundin, das lasse ich mir nicht gefallen, daß Sie mich

2

ve

4

mit dem schwachsinnigen u. eitlen Burschen Lanzky verwechseln, ein Litterat

6

zehnten Ranges, dem ich einen Fußtritt gegeben habe, als ich merkte, welchen

8

Mißbrauch er mit meinerALitteratur zu treiben anfieng. Halten Sie denn eine Seite

u meiner

süßlichen

10

s

dergleichen ein

von seinemAGewäsch aus? Für mich wäre das{Brechmittel. Es versteht sich von ein

seine

12

selbst, daß die „Abendröthe“, von der Sie schreiben, mir absolut unbekannt ist;

14

– es darf Nichts von ihmAüber meine Schwelle, so wenig als er selber. – Von

16

seiner „Litteratur“ abgesehen, ist es{einAgutmüthigerA, aber innerlichAcorrumpirter M.

18

(wenn ich die Wahrheit darüber vor Ihnen ausdrücken darf); wenn solche mißrathene

20

Creaturen gar noch sich den „Mantel der Weisheit“ umthun, so muß man

22

sie behandeln, wie die unverschämtesten Lügner u. ihnenAden Stuhl vor die

24

ThürAsetzen. – Daß Sie nie Mensch u. M. unterscheiden lernen, ver-

26

ehrte Freundin! – Nun, das ist kein Grund, Ihnen böse zu sein: im

28

Gegentheil!! Ich glaube, man hat Sie immer gerade deshalb geliebt, –

30

durch Ihr ganzes reiches an Liebe reiches Leben hindurch. –

mehr

anscheinend ziemlich

.

um xxx mehr

u. braver

ein für alle Mal

ein für alle Mal

.

Nun, Nichts für ungut! Ihnen, ernsthaft u

32

in

36

Liebe

scherzhaft, immer{gleicherAzugethan

34

Raum u Zeit als Bedingung der Erfahrung!

36: KGW VIII 7[4] 274,32

4: schwachsinnigen] ¿ 4: verwechseln] Vk 4: Litterat] ¿

6: merkte] ¿ 8: meiner] nach Korrektur des Kontextes > mir

8: Litteratur] ¿ 10: Gewäsch] Vk 26: böse] Vk

Mp XVII, 70v

2

Kant bezeichnet die französische Revolution als den Übergang aus dem mechan.

4

in das organische Staatswesen!

6

Die erfinderischen u. bahnbrechenden Geister in den Wissenschaften, die sog. „großen Köpfe“, ur-

8

theilt Kant, sind spezifisch vom Genie verschieden: was sie entdeckt u. erfunden

10

haben, hätte auch können gelernt werden u. ist vollständig begriffen u gelernt worden.

12

In Newton’ s Werken ist nichts Unlernbares; Homer ist nicht ebenso begreiflich als

14

Newton! „Im Wissenschaftlichen also ist der größte Erfinder vom mühseligsten Nach=

16

ahmer u Lehrlinge nur dem Grade nach verschieden.“

18

Anderer mit Einfügungszeichen, Bleistift

20

Urtheilskr. § 53 Bleistift

Antichrist No 11. Bleistift

Psychol. Idiotismus!!

„der Musik hängt ein gewisser Mangel an Urbanität an“,„sie drängt sich gleichsam $ auf“, sie thut der Freiheit Abbruch“ $

22

die Musik u die Farbenkunst bilden eine eigene Gattung unter dem Namen des

24

„schönen Spiels der Empfindungen“

26



28

Die Frage, ob die Menschheit eine Tendenz zum Guten hat, wird durch die Frage

30

vorbereitet, ob es eine Begebenheit giebt, die gar nicht anders erklärt werden kann als

32

durch jene moralische Anlage der Menschheit. Dies ist die Revolution. „Ein sol=

34

ches Phänomen in der Menschengeschichte vergißt sich nicht mehr, weil es eine An=

36

lage u ein Vermögen in der menschl. Natur zum Besseren aufgedeckt hat,

38

dergleichen kein Politiker aus dem bisherigen Lauf der Dinge herausgeklügelt

Malerei u. Gartenkunst zu einander gesellt.

$

40

KGW VIII 7[4] 274,33-275,26

16: Psychol. Idiotismus] ¿

hätte.“

20: sie] > „sie

Mp XVII, 71r $

104 Bleistift

Wenn sich die Mh. zunehmend verschlechtert, so ist ihr Ziel das absolut Schlechte

2

4

6

sie

8

10

ht

n

i

er nd

ts ich

an

e der

mo

12

Ge

ral

s

ch chi

ls sa

is

che

: die terroristische Vorstellungsart

te

ein

im Gegensatz zu der eudämonistischen Vor

e

w Be

stellungsart oder dem „Chiliasmus.“

egu

ng

Schwankt die Geschichte zwischen Fort u Rückschritt hin u her, ist ihr ganzes Treiben zweck- u ziellos,

14

nichts als eine geschäftige Thorheit, so daß sich

16

Gutes u Böses gegenseitig neutralisiren u. das

18

Ganze als ein Possenspiel erscheint: das nennt Kant die abderitische Vorstellungsart.

20

Psycholog. Idiotismus

„Ein

22

gewissenhafter Ketzerrichter ist eine contradictio in adjecto“

$

Die Religion innerh. der Gr. etc IV. Stück, II. Theil § 4. Bleistift

.

24

ohne die Wiedergeburt sind alle menschl. Tugenden nach Kant glänzende Arm-

26

seligkeiten. Diese Besserung ist möglich nur vermöge des intellegiblen Charakters;

28

ohne ihn giebt es keine Freiheit weder in der Welt, noch im Willen des Menschen,

30

noch zur Erlösung vom Bösen. Wenn die Erlösung nicht in der Besserung besteht,

32

kann sie nur in der Vernichtung bestehen. Der Ursprung des empirischen Charakters, der

34

Hang zum Bösen, die Wiedergeburt sind bei Kant Thaten des intelligiblen Charakters;

36

der empirische Charakter muß an seiner Wurzel eine Umkehr erfahren. der ganze Schopenhauer

$

Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft II. Stück Einleitung und I. allgem. Anmkg. Bleistift 104 Bleistift

$

KGW VIII 7[4] 275,27-276,22

21: Psycholog.] ¿

Mp XVII, 71v

2

Das Mitleid eine Verschwendung der Gefühle, ein der moral. Gesundheit schädlicher Parasit,

4

„es kann unmöglich Pflicht sein, die Übel in der Welt zu vermehren“. Wenn man

6

bloß aus Mitleid wohlthut, so thut man eigentlich sich selbst wohl u nicht dem An-

8

deren. M. beruht nicht auf Maximen, sondern auf Affekten; es ist pathologisch,

10

das fremde Leiden steckt uns an, Mitleid ist eine Ansteckung.



Schluß der Krit. d. prakt. Vern. Bleistift

Gebärden u. Worte der Unterwürfigkeit

12

die ganze Phraseologie der Höflichkeit,„als in welcher Pedanterie die Deutschen unter

14

allen Völkern der Erde am weitesten gebracht haben“ „sind das nicht Beweise eines

16

ausgebreiteten Hanges zur Kriecherei unter den Menschen?“ „Wer sich aber zum

18

Wurm macht, kann nachher nicht klagen, daß er mit Füßen getreten wird.“

20

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüth mit immer neuer u zunehmender Bewunderung u

22

Ehrfurcht, je öfter u anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der ge-

24

stirnte Himmel über mir u. das moralische Gesetz in mir.

26



28

zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit

30

als eines thierischen Geschöpfes, das die Materie, daraus es

32

ward, dem Planeten (einem bloßen Punkte im Weltall)

34

wieder zurückgeben muß, nachdem es eine kurze Zeit, man

36

weiß nicht wie, mit lebender Kraft versehen gewesen.

38

$

Er fährt fort: „der erstere Anblick vernichtet einer

Der zweite dagegen erhebt meinen Werth als einer Intelligenz unendlich

40

KGW VIII 7[4] 276,23-277,18

12: unter] > es unter

24: in mir] Vk

28: Wichtigkeit] Vk

Mp XVII, 72r $

36. Bleistift

2



Die Denkbarkeit der Freiheit beruht auf der transscendentalen Ästhetik.

Kommen Zeit u Raum den Dingen als solchen zu so 4

ASind die Dinge an sich in Raum u Zeit, so sind die Erscheinungen gleich den Dingen an sich,

6

so ist zwischen beiden keine Erscheinung möglich, so giebt es nichts von der Zeit unab-

8

hängiges, so ist die Freiheit schlechterdings unmöglich. Freiheit kann nur gedacht

10

werden als Eigenschaft eines Wesens, das den Bedingungen der Zeit nicht unterliegt, also

12

nicht Erscheinung, nicht Vorstellung, sondern Ding an sich ist.

14

Warum sind Erscheinungen nicht Dinge an sich? Weil sie in Raum u Zeit sind u.

16

Raum u Zeit reine Anschauungen sind.

18

Gegen die angebl. psycholog. Freiheit sagt Kant. Wenn unsere Freiheit

20

darin bestände, daß wir durch Vorstellungen getrieben werden, als ein auto-

22

maton spirituale“, so „würde sie im Grunde nicht besser als die Freiheit

24

eines Bratenwenders sein, der auch, wenn er einmal aufgezogen worden, von

26

selbst seine Bewegungen verrichtet.“

28

Die Freiheit ist undenkbar in der Erscheinungswelt, es sei die äußere oder die innere

30

32

34 36

38

Ich spreche vom größten Unglück der neueren Philosophie – von Kant …

Hegel: etwas vom schwäbischen



Gottvertrauen, vom kuh=

40

mäßigen Optimismus

Die Metaphysiker

Kant: Weg zum „alten Spiel“

42

das haben Alle verstanden

44

2-30: KGW VIII 7[4] 277,19-278,7 32-44: KGW VIII 18[14]

4: Sind] Vk 6: Erscheinung] > Unterscheidung

14: sich] ¿ 18: Gegen] Vk

18: psycholog. Freiheit] ¿ 18: Wenn] > „Wenn

Mp XVII, 72v dergestalt

2

setze ich voraus

Um zu verstehen, wie es möglich ist, daß der M.Amit sich selbst zwiespältiger gemacht werde, daß jene Veränderung eine plötzliche

4

Ich setze voraus, damit dergestalt der M. gegen sich selbst Partei ergreift

6

u eine unfreiwillige ist. – daß der Staat auf Erden durchschnittlich als Gewaltakt begann u. als

8

GewaltherrschaftAsich behauptet hat

als Druck

10

Die Voraussetzungen dieser H. sind erstens: daß jene Veränderung keine allmähliche, kein Hineinwachsen nicht als ein organisches Hineinwachsen

12

14

war keine freiwillige ist u. sich

als

Ain neue Bedingungen ist, sondernAein Bruch, ein Sprung, etwas ein Zwang, ein unabweisbares darstellte die Einordnung fügung ungehemmten feste Verhängniß. Zweitens: daß die staatliche einer bisher freienAu. ungestalteten Bevölkerung in eine{ heiße man sie

von Anfang an etwas Plötzliches plötzlich

u.

ihren Anfang nahm, auch nur

16

Form, von Staat einen Staat, wie sieAmit einem Gewaltakt begann, sich{mit lauter Gewalt=

18

akten sich durchsetzen ließ, u. daß demgemäß „der Staat“Aals eine furchtbare Tyrannei, als

20

eine zerdrückende u. rücksichtslose MaschinerieAeinen solchen Rohstoff vonAMenschAdurchknetete

zu Ende geführt wurde,

– daß

demgemäß

arbeitete, bis ein

.

Volk u. Halbthier rücksichtslos

22

durchge k u. nurAgefügig, snetet ht ondern auch geformt hatte war. ist bis erAniczurecht u sichAanformte , Ich gebrauche das Wort „Staat“:

24

hier um eine Eroberer- uAHerren = Rasse, welche, kriegerisch, organisirt,Aeine der Zahl nachAun=

26

geheuer überlegene, aberAvollkommen gestaltlose u. schweifende BevölkerungAihre furchtbare Hand legte. So

28

beginnt ja „der Staat“ auf Erden: ich denke, wir sind der Schwärmerei müde geworden, welche den

30

Staat mit einem „Vertrage“ beginnen läßt ließ. Wer befehlen kann, wer von Natur „Herr“ ist, wer ge-

32

waltthätig in Werk u. Aussehen auftritt – was hat der mit „Verträgen“ zu schaffen? Mit

war.

diesen

ist –

wer damit gemeint

es versteht sich von selbst, daß es sich

auf mit Einem Schlage auf vielleicht

Raubthier=

noch

gänzlich

mit einem Schlage

es ist nicht mehr nöthig jene

.

ist abgethan

Tatzen

Dergestalt

ihn

Gebärde

 t    .    er 

solchen Wesen 34

sie

ihm „rechnet“ man nicht, er kommen wie das Schicksal, ohne Grund, Vernunft, Rücksicht, Vorwand –

sind 36

 en    n  38

in

zu plötzlich, zu überzeugend, zu „anders“

sie

Sein instinktives

ist da wie der Blitz da ist, zu furchtbar,Aum selbst gehaßt zu werden. Ihr Werk ist einAForm= u. es sind die unfreiwilligsten unbewußtesten Künstler, die es giebt – schaffen, Form = aufdrücken,: in Kürze ist etwas Neues da, ein Herrschafts = Gebilde, in steht Theile u. abgegrenzt u. sind zuletzt haben darf dem sich erst

40

demAFunktionenAunterschieden u. isolirt werden, in dem Nichts{Platz hat, wasAnicht ein Sinn

42

in Hinsicht auf das Ganze aufdrücken läßt. Im gleichen Verhältnisse aber, in dem hier die Instinkte

44

der Macht Sie wissen nicht, was Schuld, was Verantwortlichkeit,Aist, diese geborenen Organisatoren:

46

sie in ihnenAist jener furchtbare Künstler = Egoismus, der wie Erz ist uAim „Werke“, wie

48

die Mutter im Kinde, sich inAalle Ewigkeit gerechtfertigt weiß. Sie sind es nicht, bei denen

50

„das schlechte Gewissen“ gewachsen ist: man begreift es wohl. Aber es würde nichtAgewachsen sein,– wenn

ischen

eingelegt ist.

Was in diesen geborenen Organisatoren fehlt, ist eine Rücksicht was Rücksicht

waltet

sich

seit für

ohne sie

1: setze] ¿ 7: als] Vk 10: H.] vgl. GM II 17, 340,6 > Hypothese 10: Veränderung] ¿ 11: organisches] ¿ 13: in Ms nicht übereinander 16: einen] Vk

22: anformte] danach Einfügungszeichen zweimal verlängert 24: eine der] davor Einfügungszeichen zweimal verlängert 35: instinktives] ¿ 36: um] davor Einfügungszeichen zweimal verlängert 40: was] danach Einfügungszeichen verlängert 42: hier] Vk 42: Instinkte] ¿

Mp XVII, 73r gegen Sie

44. Bleistift 2

m

Alles in Allem

Ihnen, nach wie vor sehr zugethan bin: wenn auch, im Einzelnen, sehr wüthend. wissen, daß ich gegen Sie in summa summarum dankbar gestimmt bin

4

Die Reformation: Eine der verlogensten Eruptionen von gemeinen Instinkten

6



8

freie Luft: es thut Nichts noth als für die moralistische Hypokrisie der

Eine Anzahl starker, unbändig gewordener u. gründlich gemeiner Triebe will in Namen u. Worte zu erfinden Verlogenheit u. Feigheit

unter denen diese wilden Thiere herausgelassen werden dürfen

10

damaligen Deutschen tugendhafte Namen u. Hüllen jene Instinkte unter



als Vorwände, namentlich großartige Worte zu



erfinden

Luther der psychologische

12

Typus: ein wüster u. uneigentlicher Bauer, der mit der „evange=

14

den

aufgehäuften gewaltthätigen Bedürfnissen

16

lischen Freiheit“ allen

18

Luft macht.

20

man will Macht Herr sein, rauben, niederwerfen, verfluchen,

22

eingerechnet daß die Sinne ihre Rechnung finden wollen: vor Allem,

24

man sieht lüstern nach dem ungeheuren Reichthum der Kirche. u. der

seinen

einmal wieder

von Anfang an von Anbeginn

26

Man muß die Augen auf haben: wenn irgend einAaltersschwacher Gesell nur seine Müdig als Weisheit, Anbeginn vonAvornherein altersschwacher

28 30



32

34

36

Pess. u. Verklärung zur Schau trägt. zur Schau trägt u. Wenn ein müder verunglückter, Gesell seine Müdigkeit als Weisheit, als



wie als Ergebniß eines tiefen kämpfenden, leidenden Innen- u Binnenleben

münzereien sind.





u. unruhige

philosophisches

oder eine vorlauteAGackergans ihren Ehrgeiz in bedrucktes Papier aushaucht von Anbeginn

38

40

was habe ich schon Alles in Hinsicht auf philos. Falschmünzerei erlebt: der müde alterschw Hier sehe Esel, se der seine Müdigkeit

hom

4-24,41: KGW VIII 7[5] 279,1-14 26-40: KGW VIII 7[13]

2: daß ich] ¿ 8: Hypokrisie] ¿

s ine

reli

gio

si

26: nur] ? 34: Binnenleben] > Binnenlebens

35: münzereien sind] ?

$

Mp XVII, 73v $

Biogr. II, S. 823 Bleistift [Nizza,  87.] Bleistift Overbeck Bleistift

es

$ $

NB

2

Lieber Fr., ich werde Dich bitten müssen, mir noch in diesem Monate 200 frs. zukommen zu lassen, es

4

hilft nichts. Nicht daß ich ein Verschwender wäre: im Gegentheil! Aber es ist hier theuer zu

6

leben; und, Dank meiner unheilbarenAUnerfahrenheit, der die schlechten Augen sekundiren, passiren mir{

8

Jahr um Jahr immerAkostspielige u. unangenehme Erlebnisse. Thatsächlich lebe ichAsogarBetwas ruppigAu.

Menschen=

irgend welche

 a    n  10 12

, m 14 : 16

zum Beispiel die trage meine ältesten

noch dazu

Malheurs.

hier

u. cynisch

, nach

der

Kleider sans gène inmitten dieser eleganten Kosmopoliten,

Urthe

um

em e

il u. d

– was liegt daran! Ich nehme nur Eine Mahlzeit außer meinem Zimmer, Abends welche diesen Ort bevölkern{. u mir u zwar in Gesellschaft 6 Uhr,; Mittags genügt

mein

em m

Mutt

mir etwas Brod mit ein paar Eidottern. Morgens der von mir (sie ist billiger)

igene

n

einer

er,

Man sagt mir, daß

selbst bereitete Thee. Auch wenn ich im Hôtel lebe, setze ich diese Lebensweise durch – AÜbrigens rühmt mein

besser sei als letztes Jahr – dasselbe sagt man mir jeden Winter sieben Jahre hintereinander,

18

man mein gutes AussehenA, meine HeiterkeitA; wirklich habe ich jetzt jedes Jahr, seit ich in

20

N. bin,,einenASchritt zur Gesundheit gemacht. Wenn ich trotzdem mich privatissimeA, so ist

22

auch jetzt noch jeder Tag eine Krankengeschichte. Das ganzeASystem bringt es im besten Falle zu

24

einem labilen Gleichgewichte für ein paar Stunden; hinterdrein leide ich. Vor Menschen

Es geht so langsam, weil – weil – ich zu viel leide (W

immer einen neuen

reden darf

nervöse cerebrale u. digestive u vorher bin ich krank.

nicht leicht

26

. 28

natürlich weiß ich mich zu halten; man hört mich niemals klagen. In der That habe ich hier auch werde ich den Ruf, immer heiter zu sein; u. mich – gelobt, weil ich mit M. jeder Art umzugehen verstünde. verstehe ich mich wirklich auf den Umgang mit M., mit jeder Art M. Nur – sich

30

t 32

Die Lage des Herrn K. der nach V. zurückgekehrt ist, magADir durch beiliegenden Brief bemißrathene

zeichnen. werden. EineAAufführung seines Septett in München, zu dem Levi den Kopf geschüttelt u. der

34

Stoß, den ihm

die Achseln gezuckt hat, war das letzte,. Sonderbar! Mitunter bilde ich mir ein, daß

Adressire, bitte, an das H. de G.

36

Ich habe noch kein Vertrauen zu dem Hause, in

38

dem ich lebe.

40

2: Fr.] > Freund 7: Malheurs] ¿ 20: N.] > Nizza 28: verstünde] ¿

30: K.] > Köselitz 30: V.] > Venedig 31: mißrathene] ¿ 32: Septett] ¿

33: den ihm] ? 36: H. de G.] > Hôtel de Genève

Mp XVII, 74r $

45. Bleistift

2

Der Priester zeitweilig der Gott selbst, mindestens sein Stellvertreter artung u. Krankheit Gesinnung zu verrathen: ebensowenig Ent= u. Übungen

4

An sich sich asket. GewohnheitenAnoch fern davon, eine widernatürliche u. daseinsfeindliche

6

die Selbstüberwindung, mit harten u. furchtbaren Erfindungen: ein Mittel Ehrfurcht vor sich zu

8

10

haben u. zu wecken – : Asketik als Mittel der Macht

Der Priester als Repräsentant eines übermenschl. Machtgefühls, selbst als guter Schau=

12

spieler eines Gottes, den darzustellen sein Beruf ist, wird instinktiv nach solchen Mit=

14

teln greifen, wodurchAeine gewisse Furchtbarkeit in der Gewalt über sich erlangt

er

Vorherwissen

16

Der Priester als Repräsentant von übermenschlichen Mächten, in Hinsicht auf Erkenntniß,

18

Fähigkeit zu schaden u. zu nützen, auch in Hinsicht auf übermenschl. Entzückungen u. Arten des

20

Glücks: –

22

– der Schauspieler von „Göttern“ vor Gesunden, Glücklichen, Hoffenden, Mächtigen

24

– der Schauspieler von „Heilanden“, wesentlich sich an KrankeAwendend, an M.

26

des ressentiments, an Unterdrückte u.

u. Entbehrende

Sinnfälligkeit zu geben haben irgend etwas Übermenschlichem, dem sie

sei es von

28

– die Priester sind die Schauspieler von Idealen, sei es von Göttern, oder von Heilanden

30

: darin finden sie ihren Beruf, dafür haben sie ihre Instinkte; um es so glaubwürdig

32

wie möglich zu machen, müssen sie in der Anähnlichung so weit wie möglich gehen; ihre

34

Schauspieler = Klugheit muß vor allem das gute Gewissen bei ihnen erzielen, mit Hülfe

36

dessen erst wahrhaft überredet werden kann.

KGW VIII 7[5] 279,15-280,22

4: sich sich] > sich sind 4: Gewohnheiten] ¿

8: Asketik] Vk 18: Arten] ¿

Mp XVII, 74v 2

offenbar aus dem gleichen

Der erkennende M. hat sich ungeheure Zeiträume hindurch

Grunde, aus dem sie bei



Athleten schweigt, die sich auf fruchtbringende

jede Art geistiger M.

die großen Kämpfe vorbereiten

Selbst der Gelehrte{, u zuletzt fast jederAGeist, die Stille, Vergessen, Sammlung,

4



In den Zuständen hoher geistiger Zeugung, auch in den Spannungen die den eigentlich

Geduld, Heimlichkeit.

6

seine fruchtbaren Zeiten eines schöpferischen M. vorangehen, schweigt die Sinnlichkeit;

Man erwäge, unter wie großen Schwierigkeiten

Es scheint mir sogar, daß{die befremdliche Daseinsform des contemplativen M. überhaupt

8

10

der Same transfundirt sich ins Blut,

sich hat durchsetzen können.

der höchste vigor der Muskeln in das otium

12



Und es ist mehr als ein bloßes Liebäugeln mit diesen Idealen nöthig gewesen, so lange

14

der philosophische GeistAnicht bis zu dem Grade von Unschuld u. freiem Gewissen gebracht

16

hatte, dessen er jetzt genießt.

es

eine verbotene Daseinsform („unaktiv“, „unkriegerisch“ „das Forschen“

18

20

der philos. Geist hat sich einen Halt geben müssen, damit er Ehrfurcht erweckt auch damit er Ehrfurcht vor sich hat

22

24

er hat die früher festgestellten Formen des contemplat. M. zunächst dar-

26

stellen müssen z. B. den Priester, überhaupt den religiösen M. oder den Dichter, den Wahrsager, den Astrologen

28

30

das asket. Ideal diente lange Zeit dem Philos. als Existenz = Bedingung:

32



er mußte es darstellen, um Ph. sein zu können. Und um

34



es darstellen zu können, mußte er daran glauben.

36

die eigenthümlich weltverneinende u. lebens- u sinnenfeindliche Haltung der alten Philo-

widrige



.

Philos.

38



40

einer solchen Tendenz lange Zeit möglich war (– u in vielen

42



44

46

sophie ist vor allem eine Consequenz davon, daßAsie nur mit

Theilen Europas bis heute)

Dies führt also zu der eigentl. Frage: was bedeutet es, wenn der Priester asket. Ideale darstellt? Und damit sind wir im Centrum des Problems. Diese machen Ernst damit.

5: Spannungen] ¿ 11: otium] ¿

24: festgestellten Formen] Vk 26: den Priester] Vk

36: sinnenfeindliche] ¿

Mp XVII, 75r $

46. Bleistift

rücksichtslose Rechtschaffenheit

2

9 Der Sieg eines moral. Ideals wird durch dieselben „unmoralischen“ Mittel errungen wie

4

jeder Sieg: Gewalt, Lüge, Verleumdung, Ungerechtigkeit Die Guten

(das - Sich - nicht - belügen - lassen)

6

„Du sollst nicht lügen“: man fordert Wahrhaftigkeit. Aber die Anerkennung des Thatsächlichen

8

ist gerade bei den Lügnern am größten gewesen: sie erkannten eben auch das Unthatsächliche

10

dieser populären „Wahrhaftigkeit“. Es wird beständig zu viel oder zu wenig gesagt: die Forde=

12

rung, sich zu entblößen mit jedem Worte, das man spricht, ist eine Naivetät.

14

Man sagt, was man denkt, man ist „wahrhaft“ nur unter Voraussetzungen: nämlich unter

16

der, verstanden zu werden (inter pares), u zwar wohlwollend verstanden zu werden (noch ein=

18

mal inter pares) Gegen das Fremde verbirgt man sich: u wer etwas erreichen will, sagt

20

was er über sich gedacht haben will, nicht aber was er denkt. („Der Mächtige lügt immer“)

22



24

eine angebliche Verwandtschaft mit schon bestehenden mächtigen Idealen  c) durch die Schau=

26

der des Geheimnisses, wie als ob hier eine undiskutirbare Macht rede  d) durch Verleum=

28

dung seiner gegnerischen Ideale  e) durch eine lügnerische Lehre des Vortheils, den es mit sich

30

bringt zb. Glück, Seelenruhe, Frieden oder auch die Beihülfe eines mächtigen Gottes usw.

das sich durchsetzen oder noch behaupten will

Ein IdealAsucht sich zu stützen  a) durch eine untergeschobene Herkunft  b) durch

32

Zur Psychologie des Idealisten: Carlyle, Schiller, Michelet

34

Hat man die ganzen Defensiv- u. Schutz - Maßregeln aufgedeckt, mit denen ein Ideal

36

sich erhält: ist es damit widerlegt? Es hat die Mittel angewendet, durch die alles

38

Lebendige lebt u. wächst – sie sind allesammt „unmoralisch.“

40



42

sind mit dem Banne der Moral belegt: Moral als Instinkt der Verneinung des Lebens.

44

Man muß die Moral vernichten, um das Leben zu befreien.

Meine Einsicht: alle die Kräfte u. Triebe, vermöge deren es Leben u. Wachsthum giebt,

KGW VIII 7[6] 281,1-282,17

40: deren] ¿

42: Banne] ¿

Mp XVII, 75v

2

Die Philosophen - Moral von Sokrates ab eine Don - Quixoterie

4

ein gutes Stück Schauspielerei

6

ein Selbst - Mißdeuten

8

was sie eigentlich ist? idiosynkratisch: die Begeisterung für Dialektik, optimistisch –

10

12



die überreizbare Sinnlichkeit u. folglich

14



Furcht u. Selbstverlogenheit

16

die größte aller SchwindeleienA, zwischen gut, wahr u.

18



20

heit darzustellen

22

der Kampf gegen die Sophisten ist psychologisch schwer zu

24



fassen: es ist eine Abtrennung nöthig, um nicht mit

26



ihnen verwechselt zu werden (wozu Alles einlud)



weil sie innerlich sich verwandt fühlten.)

28

schön eine Identität zu setzen und diese Ein=



Wettbewerb um die Jünglinge –

30

Tugend u. Ironie u Scharfsinn bei Socrates –

32

bei Plato der Verliebte, der Künstler, der Oligarch –

34

Unabhängigkeits - Erklärung, Auswanderung aus der Polis, Ab=

Päderast

(?)

lösung von der Herkunft –

36

Kritik der Cultur vom Standpunkt der „Moral“ u. der

38

Dialektik!!! –

40

42

absoluter Mangel an „historischem Sinn“ –

44

Symptom der décadence – ob nicht alle spezifisch moralischen Bewegungen bisher Symptome der

46

decadence waren?

48

KGW VIII 7[20]

10: idiosynkratisch] ¿

38: Standpunkt] ¿

46: Symptome] Vk

Mp XVII, 76r $

46a Bleistift

2

Perspektivismus der Wünschbarkeit (des Ideals)

4

Einer kritisirt: sein Temperament sagt dazu Ja oft thut uns die Abwesenheit von Geist wohl

6

waagerechte Abgrenzungslinie, Bleistift

e

$ 8

Es ist heute der – Februar; und

10

Senden Sie unverzüglich dis Manuscripte zur fr. W. mir zurück; ich vergebe diesen Mißbrauch meines

12

Wohlwollens niemals, der hier mit mir getrieben worden ist, noch weniger den unqualifizirbaren Mangel an

14

Takt u. anständigen Sitten

16

In psycholog. Hinsicht habe ich zwei Sinne:

18

einmal: den Sinn für das Nackte

20

NB sodann: den Willen zum großen Stil

(wenige Hauptsätze, diese in strengstem

22

24 26 28

Zusammenhang; kein esprit.) keine Rhetorik.) Alle die Triebe u Mächte, welche von der Moral gelobt werden, ergeben sich mir als essentiell

30

gleich mit den von ihr verleumdeten u. abgelehnten zb. Gerechtigkeit als Wille zur Macht,

32

Wille zur Wahrheit als Wille Mittel des Willens zur Macht

2: KGW VIII 7[21] 4-6: KGW VIII 7[22] 16-26: KGW VIII 7[23] 28-32: KGW VIII 7[24]

10: dis] nach unvollständiger Korrektur > das 10: Manuscript] ¿ 12: weniger] ¿ 12: unqualifizirbaren] ¿

14: Sitten] ¿ 22: wenige] ¿

Mp XVII, 76v

2

sich dabei einen

xxxxxx – „das Andere“ machtAden Commentar, den eigentlichen „xxxxx“. genug

4

– Ich bin für diese ganze romant. Musik (Beethoven eingerechnet) nicht glücklich, nicht gesund

6

, 8

das Leiden

vielleicht gröber geredet: bei der man

malische Leben sich vergöttlicht fühlt u triumphirt; bei der man tanzen möchte. Die Erdes Lebens

. 10

12

14

gr

Agenug. Was ich nöthig habe, ist Musik, bei der manAvergißt; bei der das ani-

Die Er leichterungAdurch

kühne selbstgewisse ausgelassene

des Lebens

zärtliche gütige

cynisch gefragt:

leichteARhythmen, die VergoldungAdurch goldeneAHarmonien.

geworden Wagner, von Anfang bis – Der ganze W.Bist mir unmöglich, weil er zu En de

gut verdaut?

nicht gehen kann, geschweige denn

tanzen.

Kürzlich, hörte ich, mit Beklemmung, die Vorrede zu der flieg. Holl.

16

Nein! Wie viel Vulgariät! Wie

18

– das nehme ich mir aus der

viel Großthuerei! Und nichts,

20

ganzen Musik heraus. Im

22

nichts gebaut! (Trotzdem:

24

immer prachtvolle Farben im

26

Klang des Orchesters, xxxxxxxxxxxxxxxx)

Grunde sind mir wenige Takte genug.

Aber das sind physiolog. Urtheile, keine aesthetischen: nur – habe ich keine Aesthetik mehr!

28

30

Gestern Abend, am ital. Theater vorübergehend, hörte ich, daß

32

man Etwas probte, – ich erkannteAden Chor aus dem letzten Akte Akte von

34

Carmen. Man giebt Carmen für die Carneval - Zeit geben vorbereiten.

36

Heute singt Emma NevadaA, zu unverschämten Preisen, die Sonnambula

mit Entzücken

wird

ihre Sonnamb. aber bisher ihre

40

42

44 46

allein bisher nur unter allen

. Ich will nicht vergessen, daß bisher keine StimmeAals Stimme mich ent= mir kein Ohr dafür StimmenAinnerlich wohlgethan hat. zückt hat, außer der ihrigen. Das beweist aber gar nichts; ich habe nie

38

„ça derange“ – , unter Umständen, solch ein Buch wie d d nicht an, weil ich bei

4-14,19-25,28: KGW VIII 7[7] 293,1-14

u einen schlechten Geschmack.) man zahlte

Auch die Nilson sang diesen Tag: ein noch

Platz kostete 40 oder 50 Francs.

2: das] ? 2: Einfügungszeichen zweimal verlängert 4: glücklich] ¿ 6: vergißt] Vk 7: der man] ¿

9: ausgelassene] ¿ 10: leichte] danach Einfügungszeichen verlängert 12: geschweige] ¿ 16: zu] Vk

32: letzten Akte Akte] ¿, > letzten Akte 34: geben] ¿ 37: unter allen] ¿ 45: noch] ?

Mp XVII, 77r 47. Bleistift

$

Zur Kritik der Heerden - Tugenden.

Die inertia thätig 1) im Vertrauen, weil Mißtrauen Spannung, Beobachtung, Nach-

2

denken nöthig macht

4

2) in der Verehrung, wo der Abstand der Macht groß ist u.

6



8

Unterwerfung nothwendig: um nicht zu fürchten,

Die Guten 10



12



Machtverschiedenheit als Werthverschiedenheit auszu-

14



deuten: so daß das Verhältniß nicht mehr

16



revoltirt.

18

3) im Wahrheitssinn. Was ist wahr? Wo eine Erklärung

20



gegeben ist, die uns das minimum von geistiger Kraft=

22



anstrengung macht. Überdies ist Lügen sehr anstrengend.

24

4) in der Sympathie. Sich gleichsetzen, versuchen gleich

26



zu empfinden, ein vorhandenes Gefühl anzunehmen



ist eine Erleichterung. : es ist etwas Passives gegen

28

21)

30

das activum gehalten, welches die eigensten

32



Rechte des Werthurtheils sich wahrt u. beständig

34



bethätigt. Letzteres giebt keine Ruhe.

36

5) in der Unparteilichkeit u. Kühle des Urtheils: man

38



42

44

scheut die Anstrengung des Affekts u. stellt sich

lieber abseits, „objektiv“ einem vorhandenen 6) in der Rechtschaffenheit: man gehorcht lieberAals

40

.

wird versucht zu lieben, hochzuschätzen u. die

Gesetz als daß man sich ein Gesetz schafft, als daß

(18)

46



48



man sich u. Anderen befiehlt. Die Furcht vor dem

Befehlen – Lieber sich unterwerfen als reagiren. Ausüben des Rechts, 7) in der Toleranz: die Furcht vor dem des Richtens

50

KGW VIII 7[6] 282,18-283,13

Mp XVII, 77v

die maskirten Arten des Willens zur Macht

2

.

4

1) Verlangen nach Freiheit, Unabhängigkeit

6



8



10



12



14

2) die Einordnung, um im größeren Ganzen dessen

16



Willen zur Macht zu befriedigen: die Unter=

18



werfung, das Sich - Unentbehrlich - machen, Nützlich - ma=

20



chen bei dem, der die Gewalt hat

22



24



26

3) das Pflichtgefühl, das Gewissen, der imaginäre Trost,

28



zu einem höheren Rang zu gehören als die that=

30



sächlich Gewalthabenden; die Anerkennung einer Rang=

32



ordnung, die das Richten erlaubt, auch über die Mächti=

34



geren; die Selbstverurtheilung. Die Erfindung neuer

36



Werthtafeln (Juden klass. Beispiel)

KGW VIII 7[6] 283,14-30

auch nach Gleichgewicht, Frieden, Coordination. auch der Einsiedler, die „Geistesfreiheit“ in niedrigster Form: Wille überhaupt dazusein „Selbsterhaltungstrieb“

die Liebe, als ein Schleichweg zum Herzen des Mächtigeren, – um über ihn zu herrschen

Mp XVII, 78r $

3. Bleistift

2

4

6

8

A.

Moral als Werk der Unmoralität.

Damit moral. Werthe zur Herrschaft kommen, müssen lauter unmoral. Kräfte u

Affekte helfen. B. Die

Entstehung moral. Werthe selbst ist das Werk unmoral. Affekte u. Rück=

sichten.

10

Moral als Werk des Irrthums.

12

Moral mit sich selbst allgemach im Widerspruch.

14

Vergeltung.

16



Wahrhaftigkeit, Zweifel, Epoche, Richten.

18



„Unmoralität“ des Glaubens an die Moral.

Die Schritte: 1) absolute Herrschaft der Moral

20

alle biolog. Erscheinungen nach ihnen gemessen u.

22

gerichtet

24

26



2) Versuch einer Identifikation von Leben u. Moral (Symptom einer erwachten Scepsis: Moral soll nicht

28

mehr als Gegensatz gefühlt werden)

30

s

mehrere Mittel, selbst ein transscendenter Weg

32

34



3) Entgegengesetzung von Leben u. Moral: Moral vom Leben aus gerichtet u. verurtheilt.

36

KGW VIII 7[6] 284,1-23

22: ihnen] > ihr

Mp XVII, 78v

2

Inwiefern die Moral dem Leben schädlich war

4



6

b) der Verschönerung, Veredelung des Lebens

8



c) der Erkenntniß des Lebens

10



d) der Entfaltung des Lebens, insofern es die höchsten Erscheinungen

12



14

Gegenrechnung: seine Nützlichkeit für das Leben.

a) dem Genuß des Lebens, der Dankbarkeit gegen das Leben usw.

desselben mit sich selbst zu entzweien suchte

16

die Moral als Erhaltungsprincip von größeren Ganzen, als

18



20

die Moral als Erhaltungsprincip im Verhältniß zur inneren

22



24

die Moral als Erhaltungsprincip gegen die lebensvernichtenden

26



28

die Moral als Gegenprincip gegen die furchtbare Explosion

30



Einschränkung der Glieder: „das Werkzeug“

Gefährdung des M. durch Leidenschaften: „der Mittelmäßige“

Einwirkungen tiefer Noth u. Verkümmerung: der „Leidende“

der Mächtigen: „der Niedrige“

32

Bornirter Hochmuth einzelner Philosophen als Rein - Vernunftgemäßer

34



gegen das Gefühl überhaupt in der Moral (Kant)

36



gegen das Mitleid

38



gegen die Affekte

KGW VIII 7[6] 284,24-285,16

14: seine] > ihre

Mp XVII, 79r Die Tugenden sind so gefährlich als die Laster, insofern man sie von außen her +

2

48. Bleistift



zu früh

u Arbeits= an Aufgaben, Gesellschaften, AlltagsA= Ordnungen

Gefahr in der Bescheidenheit. – SichAanpassen an ein Metier milieu, zur Zeit, wo weder unsere

4



6

Kraft, noch unser Ziel unsAins Bewußtsein getreten ist; diese scheinbareASicherheit,

8

Erquicklichkeit, Gemeinsamkeit,Averwöhnt u. hältBnieder; das Achten - lernen nach Art

die

$



in welche

gesetzgeberisch

der Zufall uns setzt damit errungene allzufrühe Gewissens=

das sich als

dieses vorzeitige Sich - Bescheiden, u Loskommen von der inneren u. äußeren Unruhe – das Alles

in der gefährlichsten Weise wie als ob wir selbst in uns kein Maaß u. Recht hätten, Werthe anzusetzen wird

dem Gefühle ein= schmeichelt

10

von „Seinesgleichen“, die Bemühung, gleich zu schätzen, ist{eine furchtbare feine Fesselung:

12

wenn esAkeine Explosion giebt, mit Zersprengung aller Bande der Liebe, so verküm=

14

u verkleinlicht, verweiblicht u versachlicht sich mert, ein solcher Geist. – Das Entgegengesetzte

gegen die innere Stimme des Geschmacks, der auch ein Gewissen ist,

endlich

u Moral mit Einem Male immer

ist schlimm genug, aberAnoch besser:

sowohl

dabei

16

an seiner Umgebung leiden, an ihrem LobeAwie an ihrer Mißbilligung, verwundetAu.

18

ohne es zu verrathen unterschwürig werden,{;

20

Winkel und unerrathbare Einsamkeiten schaffenA– bis manBstark genug ist, um zu sagen:

durch Reden verbirgt das Schweigen lernen, vielleicht indem man es

unfreiwillig - mißtrauisch sich gegen ihre Liebe vertheidigen, sich für

die Augenblicke des Aufathmens, der Thränen, der sublimen Tröstung endlich

22

„was habe ich mit euch zu schaffen?“ u seines Weges geht. als Autorität u.

*

24

über sich herrschen läßt u.

26



28

s

sie nicht, wie es das Rechte,

um so mehr als die schlimmste

34

36

38



der Bescheidenheit

erzeugt, wie es das Rechte ist,

aus sich selbstA, als eine Bedinals B

32

erst

Die Moralität ist eine{Verweichlichung für solche Seelen,

30

.

wie ein{Gesetz

erkennen u. die wirAanerkennen, gleich=

eding

gerade

persönlichste Nothwehr u Nothdurft

gungAunseres Daseins u. Wachsthums,

Satz von der Gefährlichkeit der unpersönlich bei Zeiten bei denen es alle ser giltBvon der Bescheidenheit: in Sinn hat, daß sieAhart welche hart Die auch gültig, ob Andere mit uns unter der werden. an ihr gehen vieleAausgesuchten oder verschiedener gleicherABedingung wachsen. Geister zu Grunde. verstandenen, ob=

Die

(an Fuchs, Nov. 1885)? Bleistift

40

Gu

ten

Gruße Ihr ergebenster

2-39: KGW VIII 7[6] 285,17-286,23

jektiven Tugend

weiland Prof. in Basel $

5: in Ms nicht übereinander 5: welche] aus unvollständiger Korrektur 5: Metier] ? 8: verwöhnt] davor Einfügungszeichen zweimal verlängert 9: in Ms nicht übereinander

20: schaffen] danach Einfügungszeichen verlängert 30: selbst] danach Einfügungszeichen zweimal verlängert 35: welche hart] ¿ 35: sie hart] ¿

Mp XVII, 79v Gegen den Darwinismus.

2

sie Bleistift, s. Anm. zu Z. 4 4

– der Nutzen eines Organs erklärt nicht seine Entstehung, im Gegentheil! $ – die längste Zeit, während deren eine Eigenschaft sich bildet, erhält sich das Individuum nicht u. nützt ihm nicht, am wenigsten im Kampfe mit äußeren Umständen

6

u Feinden

8

10

– was ist zuletzt „nützlich“? Man muß fragen „in Bezug worauf nützlich? Z. B. was der

12

Dauer des Individuum nützt, könnte seiner Stärke u. Pracht ungünstig sein; was das Indiv.

14

erhält, könnte es zugleich festhalten und stille stellen in der Entwicklung. Andererseits kann ein

16

Mangel, eine Entartung vom höchsten Nutzen sein, insofern sie als stimulans anderer

18

Organe wirkt. Ebenso kann eine Nothlage Existenzbedingung sein, insofern sie ein Indiv.

20

auf das Maaß herunterschraubt, bei dem es zusammenhält u. sich nicht vergeudet.

22

– Das Individuum selbst als Kampf der Theile: seine Entwicklung geknüpft an ein{Vor=

24

herrschen einzelner Theile, an ein Verkümmern, „Organ - werden“ anderer Theile

26

– der Einfluß der „äußeren Umstände“ ist bei D. ins Unsinnige überschätzt; das Wesentliche

28

am Lebensprozeß ist gerade die ungeheure gestaltende, von Innen her formschaffende

30

Gewalt, welche die „äußeren Umstände“ ausnützt, ausbeutet …

32

– daß die von Innen her gebildeten neuen Formen nicht auf einen Zweck hin geformt sind,

34

aber daß im Kampf der Theile eine neue Form nicht lange ohne eine Beziehung zu einem

36

partiellen Nutzen stehen wird, u. dann dem Gebrauche nach sich immer vollkommener ausgestaltet

38

– wenn sich nur das erhalten hat, was sich dauernd als nützlich bewies, so in erster Reihe

40

die schädigenden zerstörenden auflösenden Fähigkeiten, das Sinnlose, Zufällige,

(um Nahrung, Raum usw)

KGW VIII 7[25]

4: erhält sich] mit Bleistift von fremder Hand gestrichen, > erhält sie 10: nützlich?] > nützlich?“

Siegen,

12: des] ¿ 16: als] ¿ 26: D.] > Darwin

26: Unsinnige] Vk 36: immer] Vk 36: vollkommener] ¿

Mp XVII, 80r $

84a Bleistift

die

84 Bleistift

$

KGW VIII 7[6] 286,24

Gut

en

Mp XVII, 80v

$

84b Bleistift

Die großen Probleme liegen auf der Gasse, auch heute des „guten Willens“, Es ist die Sache guter Augen, nichtAdas Problem zu sehn, das auf der Gasse liegt noch: man geht über sie hinweg,

) 81r,1

worin wir leben, woran wir von Alters gewohnt sind

2

Es gelingt den Wenigsten, in dem Nächsten, Gewohntesten ein Problem zu sehn: in Betreff

4

unserer Moral scheint es mir bis jetzt noch nicht geschehn.

eingestellt

6



Das Problem „jeder Mensch als Objekt für Andere ist Anlaß zu den höchsten Ehr=

8

verleihungen; für sich selbst – nein!

10



Das Problem „du sollst“: ein Hang, der sich nicht zu begründen weiß, ähnlich

12

wie der Geschlechtstrieb, soll nicht unter die Verurtheilung der Triebe fallen; umgekehrt,

14

er soll ihr Werthmesser u. Richter sein!

16



18

hier gerade sollen wir umgekehrt an uns genau die Anforderungen wie an Andere

20

stellen.

22



24

höheren Rangs empfunden, der Widerspruch gegen die Vernunft wird kaum gehört.

Das Problem der Gleichheit, während wir Alle nach Auszeichnung dürsten:

Das ist so abgeschmackt, sinnfällig verrückt: aber – es wird als heilig, als



) 81r,48

das Auge ist gerade dafür nicht

als auszeichnend

26



Aufopferung u. SelbstlosigkeitA, der unbedingte Gehorsam gegen die Moral, und

28

der Glaube, vor ihr mit Jedermann gleich zu stehn.

30



32

kommene Verzichtleistung auf eigne Werthesetzung, das strenge Verlangen, von Jedermann auf

34

dasselbe verzichtet zu sehn. „Der Werth der Handlungen ist bestimmt: jeder Einzelne ist die=

36

ser Werthung unterworfen.“

38



40

lichen Stolze nachsehn, wenn er diese Autorität so hoch als möglich suchte, um sich so

42

wenig als möglich unter ihr gedemüthigt zu finden. Also – Gott redet!

44



46

em: „wer redet?“ – Meine Antwort, nicht aus der Metaphysik, sondern der Thier = physio =

48

logie genommen: der Heerden = Instinkt redet. Er will Herr sein: daher sein „du sollst!“

Die Vernachlässigung u Preisgebung von Wohl u Leben als auszeichnend, die voll=

Wir sehn: eine Autorität redet – wer redet? – Man darf es dem mensch=

Gesetzt nun, der Glaube an Gott ist dahin: so stellt sich die Frage von Neu=

2-48: KGW VIII 7[6] 286,25-287,22, 287,28-32

1: Alters] > Alters her 1: gewohnt] Umlautstriche mit Bleistift, von fremder Hand

6: Andere] danach Abführungszeichen mit Bleistift, von fremder Hand

Mp XVII, 81r 85 a Bleistift

re ht. Unse man sieht sie nic

80v,1 )

Augen

Nächste Gewohnteste nicht eingestellt: wir lernen nicht fragen sind für das

Erwägen wir, wie theuer sich ein solcher moral. Kanon (ein „Ideal“) bezahlt

2

macht. Seine Feinde sind – nun, die Egoisten

4

der melancholische Scharfsinn der Selbstverkleinerung in Europa

6

(Pascal, Larochefoucauld)

8

die innere Schwächung, Entmuthigung, Selbstannagung der Nicht = Heerden =

10

thiere

12

die beständige Unterstreichung der Mittelmäßigkeits = Eigenschaften als der

14

werthvollsten (Bescheidenheit, in Reih u. Glied, die

16

Werkzeug = Natur)

18

20

das schlechte Gewissen eingemischt in alles Selbstherrliche, Originale:

22

die Unlust also: – also Verdüsterung der Welt der Stärker = Ge = rathenen

24

26

das Heerdenbewußtsein in die Philosophie u. Religion übertragen:

28

auch seine Ängstlichkeit, seine

30

lassen wir die psycholog. Mo Unmöglichkeit einer rein selbstlosen Hdl. außer Spiel

32

zu 84b Bleistift

$

34



36

Moral. Der Sinn der Heerde soll in der Heerde herrschen, – aber nicht über sie hinaus=

38

greifen: die Führer der Heerde bedürfen einer grundverschiedenen Werthung ihrer eigenen Handlungen, ins=

40

gleichen die Unabhängigen, oder die „Raubthiere“ usw.

42

44

$

Meine Philosophie ist auf Rangordnung gerichtet: nicht auf eine individualistische

Man bedurfte Gottes, als einer unbedingten Sanktion, welche keine Instanz über sich hat, als eines „kategorischen Imperators“ – : oder, sofern man an die Autorität der Vernunft glaubt, man Einheits=

46

80v,48 )

48 50

den Haß aller Einzelnen

brauchte einerAMetaphysik, vermöge deren es logisch war

gegen ihn

er will den Einzelnen nur im Sinne des Ganzen, zum Besten des Ganzen gelten lassen, er haßt die SichLoslösenden – er wendet 2-50: KGW VIII 7[6] 287,23-27, 287,32-288,24

34: individualistische] ¿ 38: grundverschiedenen] ¿

46: einer] > eine

Mp XVII, 81v $

85.b Bleistift

2

Forts. S. 86a Bleistift ) 82v,2

4

Moral

Abseits gestellt gegen die beiden Bewegungen, die individualistische u. die collektivistische{ denn auch die erste kennt die Rangordnung nicht u. will dem Einen die gleiche Freiheit

6

Daß man sich nicht über sich selbst vergreift! Wenn man in sich den mor. Im=

8

perativ so hört, wie der Altruism ihn versteht, so gehört man zur Heerde.

10

Hat man das umgekehrte Gefühl, fühlt man in seinen uneigennützigen u selb=

12

losen Handlungen seine Gefahr, seine Abirrung, so gehört man nicht zur Heerde.

$

dabei eine Hdl. gut heißen soll, weil Einer sie nicht sich selbst im Auge hat, sondern das Wohl des 14

Der anscheinend verrückte Gedanke, daß Einer die Handlung die er dem Anderen

16

erwiest, höher halten soll als die sich selbst erwiesene, dieser Andere ebenso wieder

18

usw. hat seinen Sinn: nämlich als Instinkt des Gemeinsinns, auf der Schät=

20

zung beruhend, daß am EinzelnenAwenig gelegen ist, aber sehr viel an allen zu=

22

sammen, vorausgesetzt, daß sie eben eine Gemeinschaft bilden, mit einem Gemeingefühl

überhaupt

24

u. Gemein - Gewissen.. Also eine Art Übung in einer bestimmten Richtung des Blicks, Wille zu einer Optik, welche sich selbst zu sehen unmöglich machen will.

26

Mein Gedanke: es fehlen die Ziele, und diese müssen Einzelne sein!

28

Wir sehen das allgemeine Treiben: Jeder Einzelne wird geopfert u. dient als Werkzeug.

30

Man gehe durch die Straße, ob man nicht lauter „Sklaven“ begegnet. Wohin? Wozu?

32

Die moral. Phänomene haben mich beschäftigt wie Räthsel. Heute würde ich

34

eine Antwort zu geben wissen. Was bedeutet es, daßAdas Wohl des Nächsten höheren

36

Werth haben soll als mein eigenes? Daß aber der NächsteAüberAsein Wohls anders denken sollA,

38

nämlichAmein Wohl demselben überordnen soll?

für mich

selbst

?

den Werth seines

schätzen

als ich

demselben gerade

KGW VIII 7[6] 288,25-28, 289,5-290,4

2: individualistische] ¿ 10: selb=] > selbst=

16: erwiest] nach unvollständiger Korrektur > erweist

22: mit einem] ¿ 32: würde] ¿

Mp XVII, 82r nämlich braucht man sehr viel Moralität, um in dieser feinen Weise unmoralisch zu sein



86.b Bleistift 2



Physiologe

4

EinAArzt ,{ der sich für eine Krankheit interessirt, u ein Kranker, der von ihr geheilt werden

6

will, haben nicht das gleiche Interesse. Nehmen wirAan, daß die Krankheit, um die es sich han-

8

delt, dieAMoral ist, und daß wir Europäer die Kranken sind: oh welche Schwierigkeit{

einmal

– denn sie ist auch eine Krankheit – unsere europäische ihre deren

wenn

10

deren

Beobachter

daß wir Europäer nun zugleich auchAneugierige Forscher u. „Physiologen“ sind! Werden wir Werden wir es wollen?

16

ganz

es

der FrageA, ob wir loskommen können? Ob wir „geheilt“ werden können? –

Die Bescheidung zb. für die Frage des Pessimism, ob Lust oder Unlust überwiegt

18

insgleichen für die Frage über den Werth unserer

20

Erkenntniß

22

24

– was war gehemmt bisher? Unser Trieb zum Versuchen, die Gefahr

26

war zu groß, „das Heil der Seele“

28

der Sieg über den alten Gott als über ein weltverleumderisches Princip – Sieg des Heidenthums

30

– aber die Welt zeigt sich in neuer Furchtbarkeit

32

34

36

Daß wir

Aernsthaft wünschen, können, von der Moral loszukommen? – Weshalb NochAabgesehen von absehen

14

jene

was für eine feine Qual u wird entstehen

auch nur 12

 ten    ten 

$

Zuletzt sei man ohne Sorge: ich will ein Gleichniß gebrauchen.

– das „Eins thut noth“ u das „trachte nach dem Reiche Gottes: dann wird dir das Andere alles zufallen!“ (das Andere“ ist zb. auch die Liebe zum Nächsten die Moral im jetzigen Sinne)

38

KGW VIII 7[6] 290,11-291,7

7: in Ms nicht übereinander 9: wenn] ¿

16: oder] ¿ 36: das] > „das

Mp XVII, 82v $

86 a Bleistift

$

Anfang S. 85b (2 erste Zeilen) Bleistift

81v,4 )

2

geben wie allen. Meine Gedanken drehen sich nicht um den Grad von Freiheit

4

der dem Einen oder dem Anderen oder Allen zu gönnen ist, sondern um den

6

Grad von Macht, den Einer oder der Andere über Andere oder Alle

8

ausüben soll. resp. inwiefern eine Opferung von Freiheit, eine Ver=

10

sklavung selbst, zur Hervorbringung eines höheren Typus die Basis giebt. In

12

größter Form gedacht: wie konnte man die Entwicklung der Mh. opfern,

14

um einer höheren Art als der Mensch ist, zum Dasein zu helfen? –

16

Ob ein M. von Kindheit an gewöhnt wird

18

Vortheil eines Abseits von seiner Zeit.

20

Das gesammte Moralisiren als Phänomen ins Auge bekommen. Auch als Räthsel.

22

24

Was bedeutet das „du sollst“ u. selbst eine Philos. als „gegeben“ betrachtet?

KGW VIII 7[6] 288,28-289,4, 290,5-10

8: ausüben] ¿

12: konnte] > könnte

Mp XVII, 83r $

90. Bleistift

NB! Dem bösen Menschen das gute Gewissen zurückgeben – ist das mein

2

unwillkürliches Bemühen gewesen?

4



6

8

(8)



Und zwar dem bösen M., insofern er der starke Mensch ist? (Das Urtheil Dostoijewsky’ s über die Verbrecher der Gefängnisse ist hierbei anzuführen.)

$

vgl. Götzendämmerung Bleistift

10

, der das Achten nicht verlernt hat!

2-9: KGW VIII 7[6] 291,8-14

8: Dostoijewsky’s] Vk

Mp XVII, 83v

2

Was bedeutet das, daß wir die campagna Romana nachfühlen? Und das Hochgebirge?

4

Idealismus oder Selbstverlogenheit.

6

Kritik der Civilisation.

Was bedeutet unser Nationa= lismus?

8

Die Metamorphosen des Kreuzes.

seinen starke , mächtig inAden Instinkten DerAM einer

10



12

Die Verfeinerungen der Furcht

seine

ganz eben so

Eine{starke Gesundheit verdaut die ThatenA, wie sie die er wird mit schwerer Kost selbst fertig: in der

Mahlzeiten verdaut; daß sie nichts thut, was ihr wider-

Hauptsache aber führt ihn ein unversehrter u strenger Instinkt, daß er 14



der Wollüstigkeit.

steht, ist bei ihr ebenso sicher, wie daß sie sie nichts

der Verachtung

ißt, das ihr nicht schmeckt.

so wenig als er etwas ißt



 as    M 

16



18

Der Gewissensbiß: Zeichen, daß der Charakter der That nicht gewachsen ist. Es giebt Ge

guten

20

wissensbisse auch nachAWerken: ihr Ungewöhnliches, das was aus dem alten

22

milieu heraushebt –

24

Die nächste Vorgeschichte einer Handlung bezieht sich auf diese: aber weiter zurück liegt

26

eine Vorgeschichte, die weiter hinaus deutet: die einzelne Hdl. ist zugleich ein

28

Glied einer viel umfänglicheren späteren Thatsache. Die kürzeren u. die längeren Prozesse

30

sind nicht getrennt –

32

Vollerer Begriff des Lebens

34

Die Arten des Rausches

36

Die moderne Schauspielerei (zb. „Vaterland“: inwiefern es uns wider das Gewissen geht,

Die Guten

Patrioten zu sein)

38 40

Die ganze Europäische Falschheit.

42

Die Kluft – 2-16: KGW VIII 7[26] 9-16: KGW VIII 7[28] 18-30: KGW VIII 7[6] 291,15-25 32-42: KGW VIII 7[27]

14: sie sie] > sie 16: das] ¿

Mp XVII, 84r $

49. Bleistift

An die Künstler.

2

Unterscheidung: solche, die von ihrer Kunst leben wollen u andere, wie Dante, Goethe 4

Aus welchem Bedürfniß? Rückschluß vom „Werk“ auf den Künstler.

Was „der Erfolg“ beweist: jedenfalls ein Miß=

6

verständniß des Künstlers, zumeist auch des

8

Werks.

10

12

Die anspruchsvollen Sinne – was bedeutet das?

14

Der Mangel an Logik –

16



der esprit, das sujet.

hys Zur P

an Probität der Bildung

iolog

r ie de

t Kuns 18

Der „Naturalismus“ – was bedeutet er?

Vor allem ein Reizmittel – das

Häßliche u. Ungeheure macht Emotion. 20

Die „Romantik“ – was bedeutet sie?

22

Stellung der Nationen zur Entwicklung der „europäischen Seele“.

24

Verhältniß der Kunst zur Kirche.

26

Der Pessimismus in der aesthet. Theorie („interesseloses Anschauen“ „les Parnassiens“).

KGW VIII 7[7] 292,1-20

26: Parnassiens“).] nach Textverlust: Parnassie

Mp XVII, 84v

Zur Geschichte des modernen Lasters.

2

Der Anarchismus.

4

5.

2-4: KGW VIII 7[29]

Mp XVII, 85r $

50. Bleistift

2

Kann er gehen?

4

Kann er tanzen?

– die entliehenen Formen zb Brahms, als typischer „Epigone“

6

Mendelssohns’ gebildeter Protestantismus ebenfalls

8

(eine frühere „Seele“ wird nachgedichtet ..)

10

– die moralischen u. poetischen Substitutionen bei W.

12

die eine Kunst als Nothbehelf für Mängel in den anderen.

14

– der „historische Sinn“, die Inspiration durch Dichten, Sagen

16



ist



das deutlichste Beispiel

$

85 Bleistift, radiert

jene typische Verwandlung, für die unter Franzosen G. Flaubert, unter D. R. W.

wie der romant. Glaube an die Liebe u. die Zukunft in das Verlangen zum Nichts

18

sich umwandelt, 1830 in 1850

20

s

22

wenn irgend Etwas erreicht ist, so ist es ein harmloseres Verhalten zu den Sinnen, eine

24

freudigere wohlwollendere Goetheschere D Stellung zur Sinnlichkeit insgleichen eine stolzere Empfindung in Betreff des

26

Erkennens: so daß der „reine Thor“ wenig Glauben findet

28

30 32

ohe

philosophischen

Naivetät desAAlterthums, psychologische Unschuld; ihre „Weisen“ waren langweilig. Gegen das Alterthum gehalten, das an die Vernunft (die göttliche Herkunft der Vernunft), an die Tugend (als höchste Vernünftigkeit)

34

u Unabhängigkeit des Geistes) 36

.

38



im Grunde

glaubte, lehrt das Christenthum den Verdacht, daß AllesAböse sei, daß seine

der Stolz des Geistes die größte Gefahr sei usw. Das tragische Zeitalter für Europa: bedingt durch den Kampf mit

2-28: KGW VIII 7[7] 293,15-32 30-36: KGW VIII 7[30] 38-39: KGW VIII 7[31]

dem Nihilismus.

17: D. R. W.] > Deutschen Richard Wagner 35: Unabhängigkeit] Vk 35: unverbesserlich] Vk

u unv

erbesse

rlich

Mp XVII, 85v

2

Der absolute Mangel an Vorbereitung für das Aufnehmen von Wahrheiten; keine

4



6

müthigkeit.“

8

Gegen die Theorie vom „milieu“. Die Rasse unsäglich wichtiger. Das milieu

10



12

Kraft.

14

Der Causalismus. Dieses „Aufeinander“ bedarf immer noch der Auslegung:

16



18

„Ursache u. Wirkung“ geht zurück auf den Begriff „Thun u. Thäter“. Diese

20

u

Gradation der Erziehung; blindes Zutrauen in den Geist; die moderne „Gut=

ergiebt nur „Anpassung“; innerhalb derselben spielt die ganze aufgespeicherte

„Naturgesetz“ ist eine Auslegung usw.

Scheidung woher?

22

Bewegung als Symptom eines nicht - mechanischen Geschehens. Bei der mechanist. Weltauf-

24

fassung stehen bleiben – das ist, wie als ob ein Tauber die Partitur eines Werks

26

als Ziel nimmt.

28

Logik – ihr Wesen nicht entdeckt. Kunst der eindeutigen Bezeichnung?

30

32

34

Kritik der menschlichen Ziele. Was wollte die antike Philosophie? Was das Christenthum? Was die Vedanta - Philosophie? Was Buddha? – Und hinter diesem Willen was Psycholog. Genesis der bisherigen Ideale: was sie eigentlich bedeuten?

36

 es    ß 

steckt da?

38

Gesetzt, unsere übliche Auffassung der Welt wäre ein Mißverständniß: könnte eine Voll=

40

kommenheit concipirt werden, innerhalb derenAein solche Mißverständnisse sanktionirt wäre?

42

Conception einer neuen Vollkommenheit: das, was unserer Logik, unserem „Schönen“, unserem

44

„Guten“, unserem „Wahren“ nicht entspricht, könnte in einem höheren Sinne vollkommen sein, als es

selbst

unser Ideal selbst ist.

46

2-6: KGW VIII 7[32] 8-12: KGW VIII 7[33] 14-28: KGW VIII 7[34] 30-36: KGW VIII 7[35] 38-46: KGW VIII 7[36]

10: aufgespeicherte] Vk 24: das] aus unvollständiger Korrektur

Mp XVII, 86r $

60. Bleistift

2

Beethoven – un pauvre grand homme, sourd, amoureux, méconnu et

4

philosophe, dont la musique est pleine de rêves gigantesque ou douloureux.

6

Mozart – ganz deutsche Gefühle ausdrückend, la candeur naive, la tendresse mé-

8

lancholique, contemplative, les vagues sourires, les timidités de l’ amour.

10

Das Piano exalte et raffine. Mendelsohn les entoure de rêves ardents,

12

délicats, maladifs.

14

Les âpres désirs tourmentés, les cris brisés, révoltés, des passions modernes,

16

sortent de tous les accords de Meyerbeer.

18

In Hinsicht auf die Maler.

20

tous ces modernes sont des poètes, qui ont volu être peintres. L’ un a

22

cherchés des drames dans l’ histoire, l’ autre des scènes de moeurs, celui - ci

24

traduit des religions, celui - là une philosophie. Jener ahmt Raffael nach,

26

ein anderer die ersten ital. Meister; die Landschafter verwenden Bäume u Wolken,

o

28

um Oden u Elegien zu machen. Keiner ist einfach Maler; alle sind Archäo-

i

30

logen, Psychologen, In - Scene - Setzer irgendwelcher Erinnerung oder Theorie. Sie gefallen

32

sich an unserer Erudition, an unserer Philosophie. Sie sind, wie wir, voll u. übervoll

34

von allgemeinen Ideen. Sie lieben eine Form nicht um das, was sie ist, sondern

36

um das, was sie ausdrückt. Sie sind die Söhne einer gelehrten, gequälten u reflektirten

38

Generation – Tausend Meilen weit von den alten Meistern, welche nicht lasen, u.

40

nur dran dachten, ihren Augen ein Fest zu geben

l

Physiolo

gie der Kunst

KGW VIII 7[7] 294,1-27

28: Archäo-] ¿

32: Erudition] ¿

38: von den] ¿

Mp XVII, 86v $

an Overbeck? wohl Spätsomer 86. 12. Febr. 1887 Bleistifte

Im Grunde habe ich keinen Beweis dafür, daß irgend Jemand

2

Wenn ich den Muth hätte, Alles zu denken, was ich weiß!

4



sei u. auch mit den unmöglichsten M. umzu



gehen verstünde.

6

Im Grunde dürfte ich Niemandem rathen, es mir nachzumachen: denn ich bin wirklich auf

8

eine absurde u gefährliche Weise entwurzelt u. „a parte“. Die M. die ich kenne, er=

Man lobt mich hier, weil ich beständig heiter

10

reichen mich nicht mehr, weder mit ihrer Liebe, noch mit ihrer Abneigung (es giebt nämlich

12

Abneigung: ich kenne die Art M. gut genug, welche durch meinen Sohn Z. gegen mich

14

erbittert worden sind) Opfer zu bringen,

16

Wie muß man gewohnt sein, den Anschein u. die schönen Aspirationen zu verachten

18

Ich begreife allmählich, aus weiter Ferne, warum diese Bücher so fremd sind: selbst sehr

20

unterrichtete u. wohlgesinnte Leser vorausgesetzt. Sie fordern eine Gesinnung, die zu viel

22

kostet, die im höchsten Grade unbequem ist, dieAisolirt, die viell. den Andersge=

24

sinnten{erbittert, u.Aganz u. gar nicht etwa einen festen vernünftigen Glauben zum Gegengeschenk.

26

Wie dünn ist das Alles, was mich noch mit einigen M. zusammenhält! Wie viele viele

28

Jahre ist es her, daß ich nicht ein Wort an mich gehört habe, dasAmir wirklich ans ans

30

Herz gegangen wäre? Mache ich irgend JemandemAVorwürfe? Gewiß nicht! Alle Welt sagt

32

mir hier, daß ich beständig heiter sei; auch meine Mutter, bei unserem letzten Zusammensein,

34

drückte mir ihr freudiges Erstaunen darüber aus, wo ich so gar nicht „verbittert“ sei. DieseA

36

Einsamkeit, in der ich mich bei alledem fühle, ist Nichts, was man wählt oder abwehren

38

könnte; man hat sie, man ist sie.

gut

mit der man sich so gesellig einer auch sein mag

mit der man

sie geben so wenig einer auch der Liebe u. des Mitgefühls entlaufen möchte

welches

dafür

u. mit jeder Art M. umzugehen verstünde

wäre.

5: mit den] ¿ 24: Gegengeschenk] Vk 26: dünn] Vk

28: ans ans] > ans 32: letzten] ¿ 34: wo] >? wie

vollkommene

36: alledem] ¿ 36: man] Vk

Mp XVII, 87r $

61. Bleistift

2

Unser Zustand: der Wohlstand macht die Sensibilität wachsen; man leidet

4

an den kleinsten Leiden; unser Körper ist besser geschützt, unsere Seele krän-

6

ker. Die Gleichheit, das bequeme Leben, die Freiheit des Denkens, – aber zu

8

gleicher Zeit l’envie haineuse, la fureur de parvenir, l’ impatience du

10

présent, le bésoin du luxe, l’ instabilité des gouvernements, les souffrances

12

du doute et de la recherche.

14



man verliert ebenso viel als man gewinnt –

16

Ein Bürger von 1850, verglichen mit dem von 1750, glücklicher?.

18

moins opprimé, plus instruit, mieux fourni de bien - être, aber nicht plus gai – – –

20

22



Im 17 ten Jh war nichts häßlicher als ein Gebirge; man hatte tausend

24

Gedanken ans Unglück dabei. Man war müde der Barbarei, wie wir

26

heute müde der Civilisation sind. Die Straßen heute so reinlich, die

28

Gensdarmes in Überfluß, die Sitten so friedlich, die Ereignisse so klein, so

30

vorhergesehen, daß man aime la grandeur et l’ imprévu. Die Land-

32

schaft wechselt wie die Litteratur; damals bot sie lange zuckersüße Ro-

34

mane u. galante Abhandlungen: heute bietet sie la poésie violente

36

et des drames physiologistes.

38

Diese Wildniß, die allgemeine unversöhnliche Herrschaft der nackten Felsen

40

ennemi de la vie – nous délasse de nos trottoirs, de nos bureaux

42

et nos boutiques. Nur deshalb lieben wir sie

KGW VIII 7[7] 294,28-295,21

12: recherche] ¿

16: verglichen] ¿

38: unversöhnliche] Vk

Mp XVII, 87v

Zu Delacroix:

2

chanter avec la couleur

4

6

8

10

„das Echo der Stimme Victor Hugo’ s

während der Kriege hatten sich in die französische Seele eingeschlichen la melancholie poe= tique d’ Angleterre, le lyrisme philosophique d’ Allemagne l’ âme complémentaire de Victor Hugo

12

Wenn man begriffen hat,



in wie fern jede unserer Hdl.



14

nicht nur wieAnothwendig ist

erste wesentliche



Es ist ganz u. gar nicht dieAFrage

16

sondern auch wie sie unter einander

ob wir mit uns zufrieden sind, sondern ob

18

sich gegenseitig bedingen u. wie jede

überhaupt

wirAirgend womit zufrieden sind. Gesetzt, wir sagen

20

nuance des Gefühls

vis est vita, vides, quae nos facere omnia cogit

22

28

Ja zu einem einzigen Augenblick, so haben wir damit Lucilius nicht nur zu uns selbst, sondern zu allem Dasein Ja

30

gesagt. Denn es steht nichts für sichA: u wenn nur ein einziges Mal unsere Seele wie eine

24 26

weder in uns selbst, noch in den Dingen

ge

B€ow kale›tai dɢw b€a+ por€zetai.

32



waren

nöthig

38

so gehören alle Ewigkeiten dazu, um dies Eine Geschehen zu bedingen – u alle Ewigkeit war in diesem Eine volle u. mächtige Seele wird nicht nur mit schmerzhaften, selbst furchtbaren Verlusten, Entbehrungen, Berau=

40

bungen, Verachtungen fertig: sie kommt aus solchen Höllen mit größerer Fülle u. Mächtigkeit heraus: als deren stärkste

34

) 46

hat

Saite vor GlückAzittert u. getönt{,

36

und, um das Wesentlichste

zu sagen, mit einem neuen

in der Seligkeit der an Ich glaube, der wer etwas von

jedes

in der

errathen hat,

42

Symptome ein das{WachsthumAder Liebe. WerAdie untersten Bedingungen vom Wachsthum der Liebe begriffen

44

hat, denkt wie Dante, als er über die Pforte seines inferno schrieb: „auch mich schuf die ewige Liebe“

der tiefer wird

unseres Jasagens gutgeheißen

36 ) | Blaustift   Genealogie S. 32 rote Tinte

46

$

einzigen AugenblickAerlöst, gerecht=

$

fertigt, gutgeheißen u. bejaht.

48

2-12: KGW VIII 7[7] 295,22-28 16-36,46-48: KGW VIII 7[38] 22,26,32: KGW VIII 7[37] 38-44: KGW VIII 7[39]

39: Wesentlichste] ¿ 40: Verachtungen] ? 42: das] danach Einfügungszeichen verlängert 45: unseres] ¿

45: gutgeheißen] nach Textverlust: gutgeheiß 46: einzigen] ¿ 48: bejaht] ¿

Mp XVII, 88r $

51. Bleistift

das Übergewicht der Musik in den Romantikern von 1830 u. 40

2

Delacroix

Ingres ein leidenschaftl. Musiker, Cultus für Gluck Haydn,

4

Beethoven Mozart

6

sagte seinen Schülern in Rom „si je pouvais vous rendre

8

tous musiciens, vous y gagneriez comme

10

peintres“ –)

12

insgleichen Horace Vernet, mit einer besonde ren Leidenschaft für den Don Juan

14

(von Mendelsohn bezeugt 1831)

16

insgleichen Stendhal, der von sich sagte:

18

$

88 Bleistift, radiert

Der Präsident De Brosses sagt von der campagna Romana: „il

20

fallait que Romulus fût ivre, quand il songea à bâtir une ville dans

22

s

un terrain si aussi laid“

24

Fénélon vergleicht den gothischen Stil mit einer schlechten Predigt.

26

4

Chateaubriand 1803 in einem Briefe an M. de Fontanes giebt den

28

ersten Eindruck der campagna Romana.

30

Lamartine hat für Sorrent u. den Posilipp die Sprache –

32

V. Hugo schwärmt für Spanien, parce que „aucune autre nation n’ a moins

34



36

imprunté à l’ antiquité, parce qu’ elle n’ a subi aucune influence classique“

38

Auch Delacroix wollte Rom nicht, es machte ihm Furcht. Er schwärmte für

40

Venedig, wie Shakespeare, wie Byron, wie G. Sand. Die Abneigung gegen Rom

42

auch bei Th. Gautier – u bei R. Wagner.

KGW VIII 7[7] 295,29-296,22

14: besonderen] ¿

Mp XVII, 88v

2

Was an unserer Democratie zum Lachen ist: der schwarze Rock …

4

l’ envie, la tristesse, le manque de mesure et de politesse, les héros de

6

George Sand, de Victor Hugo et de Balzac (et de R. Wagner)

8

10

le goût de la Renaissance

12

ein Ameublement darin, éclatant et sombre, d’ un style tourmenté et

14

magnifique

16

cet âge de force et d’ effort, d’ audace inventive, de plaisirs effrénés et

18

de labeur terrible, de sensualité et d’héroisme

20

Jeanne d’ Albret, die Mutter Heinrich IV, nach d’ Aubigné’ s Urtheil:

22

„princesse n’ ayant de la femme que le sexe, l’ âme entière aux choses viriles,

24

l’ esprit puissant aux grandes affaires, le coeur invincible aux adversités.“

26

Agir, oser, jouir, dépenser sa force et sa peine en prodigue, s’ abandonner

28

à la sensation présente, être toujours pressé de passions toujours vivantes, sup=

30

porter et rechercher les excès de tous les contrastes, voilà la vie du seixième

32

siècle.

34

Parmi ces violences et ces voluptés la dévotion était ardente. Die Religion

36

war damals nicht eine Tugend, sondern eine Passion. Man gieng zur Kirche wie

38

zur Schlacht oder zum Rendezvous

40

die Ritter in der Zeit der Kreuzzüge – enfants robustes. Im Tödten u Heulen wie Raub-

42

thiere. Ist die Wuth vorüber, dann kommen sie auf Thränen zurück u. werfen sich einander an

44

den Hals, zärtlich. KGW VIII 7[7] 296,23-297,19

30: seixième] > seizième

42: einander] ¿

Mp XVII, 89r 59. Bleistift



$

Fröhl. W. S. 342. Bleistift



$

endlich unsere Weisheit lerntA, von sich klein zu denken; wir Gelehrten sogar, u wächst fortwährend eben

2

Die Welt ist ins Ungeheure gewachsenA: wir fangenAan, wenig zu wissen …

4

Das Urtheil „angenehm“ „unangenehm“ vgl. Musik – wechselt u. formirt sich nach dem,

6

was wir als „Gesetzlich“, vernünftig, usw.Aempfinden.

8

Das Begierden - Erdreich, aus dem die Logik herausgewachsen ist: Heerden - Instinkt im

sinnvoll, bedeutsam

10

Hintergrunde, die Annahme der gleichen Fälle setzt die „gleiche Seele“ voraus.

Zum Zweck

der Verständigung u. Herrschaft. die eigentliche Modernität

12

Der Sinn u. die Lust an der Nüance,Aan dem, was nicht generell ist, läuft dem Triebe entgegen,

14

welcher seine Lust u. Kraft im Erfassen des Typischen hat: gleich dem griechischen Geschmacke

16

der besten Zeit. Ein Überwältigen der Fülle des Lebendigen ist darin, das Maaß wird Herr,

18

jene Ruhe der starken Seele liegt zu Grunde, welche sich langsam bewegt u einen Wider=

20

willen vor dem Allzu - Lebendigen hat. Der allgemeine Fall, das Gesetz wird verehrt u. heraus=

22

gehoben; die Ausnahme wird umgekehrt bei Seite gestellt, die Nuance weggewischt. Das

24

Feste, Mächtige, Solide, das Leben, das breit u. gewaltig ruht u. seine Kraft birgt – das

26

„gefällt“: dh. das correspondirt mit dem, was man von sich hält.

28

Der Antagonism zwischen der „wahren Welt“, wie sie der Pessimismus aufdeckt, u einer

30

lebensmöglichen Welt: – dazu muß man die Rechte der Wahrheit prüfen, es ist nöthig, den

32

Sinn aller dieser „Idealen Triebe“ am Leben zu messen, um zu begreifen, was eigentlich jener

34

Antagonism ist: der Kampf des krankhaften verzweifelnden, sich an Jenseitiges klammernden Lebens

36

mit dem gesünderen dümmeren verlogeneren reicheren unzersetzteren Leben. Also nicht „Wahrheit“

38

im Kampf mit Leben, sondern eine Art Leben mit einer anderen. – Aber es will die höhere

40

Art sein! – Hier muß die Beweisführung einsetzen, daß eine Rangordnung noth thut, – daß das

42

Phy

siol. st Kun der

erste Problem das der Rangordnung des Arten Leben ist. 1-2: KGW VIII 7[40] 4-6,12-26: KGW VIII 7[7] 297,20-298,9 8-11: KGW VIII 7[41] 28-42: KGW VIII 7[42]

11: Verständigung] ¿ 14: Geschmacke] ¿ 16: Maaß] ¿ 28: Pessimismus] ¿

34: Lebens] nach Textverlust: Leben 36: Wahrheit“] nach Textverlust: Wahrheit 42: des] > der

Mp XVII, 89v

u.

2

Umgekehrt also wie bei dem Vornehmen, der den Grundbegriff „gut“ concipirt u. von da aus erst

4

eine Vorstellung „von schlecht“ schafft. Dies „Gut“ des vornehmen Ursprungs u. jenes „gut“ aus der

6

Werkstätte des ungesättigten ressentiments – das erste eine Nachschöpfung,Adas zweite das Ori-

8

ginal, die eigentl. That in der Conception einer Sklaven - Moral – wie verschieden stehen die

ein Nebenher, eine Folge

beiden Begriffe „gut“ sich gegenüber! Ihr Widerspruch leuchtet sofort ein, wenn man als Gegensatz

10

„böse“ nimmt. Was ist „der vornehmen „gut“ sich das Wort „schlecht“, zum unvornehmen „Gut“ das Wort plötzlich, – die man man niemals anders beikommt als so so: sicherlich Wahrheiten blitzt wird? so giebt es genug Dinge, welchen man nur überrascht überraschen muß.

) 16

zum

12

14 11 )

16

) 23

18 20

22 19 )

24

In aller Strenge

Böse“ in der Conception des ressentiments! E Genau{gesprochen: eben der oder in lassen muß. eben t durch das Gift= b r ä f e g m u u t e t h c u e l e b e d n e h c s r r e H r e d , e g i t h c ä M r e d , e m h e n r o V ute“, denAder ist es die Sache des geistigen Geschmacks, der ein Geschm für Rangordnung ist „G auge des ressentiments. Die Grund= umgewerthet jener anderen Zu alledem muß man viele Dinge, nachdem man sie überhaupt erkannt hat, davor bewahren, daß man die seltenen u. schwer errungenen Einsichten nicht zu öffentlichen Weibern macht auf den Markt bringt Moral in schlechte Hände u. Köpfe zu kommen – man muß sie schützen, ehren, ver

muß man innerhalb solcher Fragen, wie sie michalsbeschäftigen, zu verhüten wissen, von den ist solange beiderlei Geschlechts lange ar erreicht, soDie w s e i D . n e d r e w Wissenschaften wachsen: u z n Eseln u. alten Jungfern{verstande in Hinsicht auf unser Wissen mit uns unzufrieden{: die Gelehrten von uns daran sieAglauben, mich zu verstehen: – Aber, wie mir scheinen will sind nahe daran zu entdecken, daß sie wenig wissen; und stünde es anders, so stünde es

 der   er 



26 28

 uns    .  .

Viel kurz sagen, damit es falsch verstanden wird

conception

30 32

v

als wir wissen noch schlimmer.

Das Wesentliche ist, daß wenn wir mehr „wüßten“A, wir im Handumdrehen aufhörten zu sein, was

34

erst mirAzufrieden, wenn

38

40

42

44

man muß sich sein Recht auf Unwissenheit nehmen

wir sind, Denker, – nicht nur Gedächtnisse. Ich bin mit

36

Wieviel



48

50

52

54 56

58 60

überhaupt zu seiner Ernährung u. zum

thum braucht, dafür giebt es keine Formel:

unabhängiger Geschmack vornehm geartet mehr noch, man hat sie zur Tugend anzuspornen ist aber sein Instinkt gesund genug, so lieber lebt erAmit Wenigem besser als mit Vielem. mit Wenigem freiAals mit Vielem nimmt er nur soviel u nur das an, die größte u Kraft



46

ein

Was der GeistAzur Nahrung u. zum Wachs=

unfrei u gestopft

Ich wüßte nichts auf Erden als was lustiger wäre als begeisterte alte Esel

Nicht

das Fett, sondern die{GeschmeidigkeitAist das, was er verdauen kann.

was ein guter Tänzer von seiner Nahrung will; u ich wüßte nicht, was ein guter Geist

u. Jungfrauen, welche durch die mehr zu sein wünschte als ein guter Tänzer noch süßen Gefühle der Tugend erregt werden. von dem aus er Und es stündeAschlimm, wie sich als N achbild mir scheint, wenn es anders u. Ge That u. g en s tück a einen stünde. wie ihn der M. des ressentiment concipirt – u hier gerade ist seine eigentliche{Schöpfung. uch deneinen Guten ausdenkt. Er hat den Bösen concipirt – u zwar als Grundbegriff 2: Vornehmen] ¿ 4: „von schlecht] > von „schlecht 6: Nachschöpfung] Vk 8: stehen] ¿

13: als so so] ¿, > als so 22: Köpfe] ¿ 26: in Ms nicht übereinander 30: mich] aus unvollständiger Korrektur

41: mehr … anzuspornen] zu Zeile 24-26 41: anzuspornen] Vk 45: ist] Vk 60: teilweiser Schriftverlust

Mp XVII, 90r $

65. Bleistift

2

Nihilismus als Folge der moralischen Welt = Auslegung.

4

Rangordnung.

6

Die ewige Wiederkunft.

Zur Vorrede

8

Nihilismus

10



Ich habe eine Tortur bisher ausgestanden: alle die Gesetze, auf denen

12

das Leben sich entwickelt, schienen mir im Gegensatz zu den Werthen zu

14

stehen, um derentwillen Unsereins zu leben aushält. Es scheint das nicht der

16

Zustand zu sein, an dem Viele bewußt leiden: trotzdem will ich

18

die Zeichen zusammenstellen, aus denen ich annehme, daß es der Grundcharakter,

20

das eigentlich tragische Problem unserer modernen Welt u. als geheime Noth

22

Ursache oder Auslegung aller ihrer Nöthe ist. Dies Problem ist in mir

24

bewußt geworden.

26

„Nützlich“ im Sinne der darwinist. Biologie. dh. im Kampf mit Anderen sich

28

als begünstigend erweisend. Aber mir scheint schon das Mehrgefühl, das Gefühl der

30

Stärker = Werdens, ganz abgesehen vom Nutzen im Kampf, der eigentliche Fortschritt: aus

32

diesem Gefühle entspringt erst der Wille zum Kampf, –

2-6: KGW VIII 7[43] 8-24: KGW VIII 7[8] 299,1-12 26-32: KGW VIII 7[44]

28: der] > des

Mp XVII, 90v



2 4



6

a

nämlich als eine Fülle von starken Schicksalen Begehrungen eigenen Erlebnissen{u. Überraschungen Ent = Erfahrungen u. Begehrungen zückungen



8

ausreichend bekannt gewesen sei

10



12

Wobei man zum Mindesten wünschen möchte, daß sie von sich aus auch

*

n

: Aber das Gegentheil

als eine Fülle eigener starker ihnen

„der Zuschauer“ so voll u ist der Fall: Der

alte Antagonism zwischen Kunst u. Philosophie

14

$

Band VII, S. 408f. Bleistift

freilich WennAunsere

das „desinteressement“

.

18

allein am aesthet. Zustande hervorhebt, Wer hat Recht, Kant oder Stendhal? – Aber unsere nicht müde werden zu , zu Gunsten Kants geltend machen, daß man sogar Aesthetiker sind nicht müde geworden, zu Gunsten Kants weibliche gewandlose Statuen unter

20

dem Zauber des Schönen vollkommen „ohne Interesse“ anschauen könne, so darf man wohl

22

ein wenig über sie lachen: – die Erfahrungen der Künstler sind inAdiesem heiklen Punkte „interessanter“

24

u Pygmalion warAnichtAein „unaesthetischer“ Mensch. Ehren wir „die Unschuld“ unserer

26

Aesthetiker in solchen welche sich in solchen Argumenten spiegelt; vergessen wir auch zum Beispiel

28

auch das in Betreff des TastsinnsAzu lehren weiß. Daß der aesthet. Zustand, etwas in geschlechtlicher

16

Bezug auf

auf ihre Unk



jedenfalls nothwendig

Halten wir

in Ehren

uns die

mit ehrwürdiger Naivetät uns

uns über das Eigenthümliche

der

z. B.

es Kanten an, was er z. b

„die Contemplation“, ein Element

*

e

rechnen

an sich trage, das gerade in Hinsicht auf{geschl. „Interessirtheit“ merkwürdig calmirend wirke u erlösend wirkt – das 30

Hinsicht Calmirendes an sich trage,Ascheint in Sonderheit die Erfahrung Sch’ s gewesen zu sein:

32

A der nicht aufhörte, das „Loskommen vom „Willen“, das man der{Contemplation verdanke, zu rühmen.

aufgehört hat dieses jenes

aesthet.

selbst

seine

36

u in den Vordergrund zu stellen: man möchteAfragen, ob nicht die Grundconception von „Wille einer Verallgemeinerung gerade ihre causa f iendi habe. Man höre eine seiner u Vorstellung“ inAdieser Personal = Erfahrung steckt.

38

ausdrücklichsten Stellen über{des aesthetischen Zustand W. a W u V. I, 231. … Welche Vehemenz

 a    r 

40

der Worte! welche verrätherische{Dankbarkeit! in dem Gegensätze „jenes Augenblick“ u „das

 ie    r 

42

34

n

zu Ehren

44

s

Welche fast pathologische

Gluth der

„Rads des Ixion“, der Zuchthausarbeit des Wollens“, „des schnöde Willensdrang“! – Aber was ist damit Beschreibung Einsicht in das Wesen u. der Kunst Man könnte Sch n sogar einwenden, daß aus seiner Verheimlichung der für die Erkenntniß des SchönenAgethan! Ein Künstler, der Schopenhauerisch das Dasein litte, nicht

im Grunde das GleicAnderes

auch Sch n selber

46

e – daß auch ihm von ihr Contemplation sich gerade das Umhegergäb ekehrte von dem ergiebt, was erAbehauptet, nämlich daß würde es nicht verheimlichen

48

sieAein „höchst interessanter“ Zustand sei – der Zustand eines{Torturirten, der von seiner Tortur

50

will … loskommt … …

gerade das ihm das Schöne gerade aus dem allerstärksten Interesse gefallen muß – aus dem Interesse des dem des

 en  auf

 e    Er    e 

wird

„aus einem Interesse gefalle sogar aus dem allerstärksten Interesse

die calmirende Sch. hat Eine Wirkung des Schönen beschriebenA– ist sie auch nur eine

wesentliche? St. wie gesagt, schreibt spricht von einer anderen W. „das Schöne verspricht Glück

15: desinteressement] Akzentzeichen mit Bleistift, von fremder Hand 16: hervorhebt] Vk 24: Pygmalion] ¿ 27: mit] aus unvollständiger Korrektur 28: Einfügungszeichen verlängert 28: geschlechtlicher] Vk 31: aesthet.] ¿

35: Verallgemeinerung] ¿ 38: W. a W u V.] > Welt als Wille und Vorstellung 39: pathologische] ¿, vgl. GM III 6, 366,27 > pathologische Zeit-Gegenüberstellung 40: das] nach Korrektur des Kontextes > des 42: Zuchthausarbeit] > „Zuchthausarbeit 43: Einfügungszeichen verlängert

45: nicht] > nichts 47: das] > daß 47: Interesse des] ¿ 48: eines] danach Einfügungszeichen verlängert 49: Interesse] > Interesse“ 51: Glück] > Glück“

Mp XVII, 91r $

64. Bleistift

Einleitung.

A.

Von einer vollen herzhaften Würdigung unserer jetzigen M. auszugehen:

2

4



sich nicht durch den Augenschein täuschen lassen (diese Menschheit ist

6



8

ihr tempo ist langsamer, aber der Takt selbst ist viel reicher

weniger „effektvoll“, aber sie giebt ganz andere Garantien der Dauer,

die Gesundheit nimmt zu, die wirklichen Bedingungen des starken Leibes

12



14

die Scheu vor Extremen, ein gewisses Zutrauen zum „rechten Weg“,

ilis

mu

s

10

werden erkannt u. allmählich geschaffen, der „Asketism“ ironice –

keine Schwärmerei; ein zeitweiliges Sich - Einleben in engere Wer=

18



the (wie „Vaterland“), an „Wissenschaft“ usw

20

dies ganze Bild wäre aber immer noch zweideutig:

22

– es könnte eine aufsteigende

24

– oder aber eine absteigende Bewegung des Lebens sein.

Nih



16

B.

26

28

Der Glaube an den „Fortschritt“ – in der niederen Sphäre der Intelligenz

30

erscheint es als aufsteigendes Leben: aber da ist Selbsttäuschung.

32

in der höheren Sphäre der Intelligenz als absteigendes

34



Schilderung der Symptome.

36



Einheit des Gesichtspunktes: Unsicherheit in Betreff der Werthmaaße.

38



Furcht vor einem allgemeinen „Umsonst“

40



Nihilismus.

KGW VIII 7[8] 299,13-300,17

6: Garantien] ¿ 8: tempo] Vk

18: an] ? 28: Intelligenz] Vk

30: es] > er

Mp XVII, 91v

C.

2

4

6

Die Abhängigkeit aller Werthmaaße von den moralischen der religiösen, ästhetischen, wirthschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen

D.

8

10

II

Anzeichen eines Niedergangs im Glauben an die Moral.

1.

12

Kritik der Werthe, gemessen am Leben.

14

III

2.

16

Die Herkunft der Werthe

18

IV.

3.

20

Das Leben als Wille zur Macht

22

V.

4.

24

Die Umgekehrten

26

ihr Hammer „die Lehre von der Wiederkunft.

28

2-10: KGW VIII 7[8] 300,18-24 12-28: KGW VIII 7[45]

28: Wiederkunft] > Wiederkunft“

Mp XVII, 92r $

62. Bleistift 2



Nichts ist gefährlicher als eine dem Wesen des Lebens widerstreitende Wünsch=

4

barkeit. die nihilistische Consequenz (der Glaube an die Werthlosigkeit) als Folge der

6

moral. Werthschätzung

8

das Egoistische ist uns verleidet (selbst nach der Einsicht in die

10

Unmöglichkeit des Unegoistischen)

12

das Nothwendige ist uns verleidet (selbst nach Einsicht in die

14

16

Unmöglichkeit eines lib. arbitrium

18

u. einer „intellegiblen Freiheit“)

20



22

Werthe gelegt haben, nicht erreichen – damit hat die andere Sphäre, in der wir leben, noch keineswegs

24

26

wir sehen, daß wir die Sphäre, wohin wir unsere

Nih

ilis

m

us.

an Werth gewonnen: im Gegentheil, wir sind müde,

28

weil wir den Hauptantrieb verloren haben. „Umsonst

30

bisher!“

32

34

Hemmung der Erkenntniß durch die Moral. zb. Versuch, das Leben mit der Moral zu vereinbaren (zu identificiren) u. vor der Moral zu rechtfertigen

36

38

Altruismus uranfänglich

40

die selbstlose Denkweise möglich auch sans obligation

42

In wiefern die Moral die Erkenntniß gehemmt hat.

u. sanction

44

der Werth des Individuum, die „ewige Seele“, Fälschung der Psychologie

46

Widerstand gegen die Causalität 

48

gegen die Entstehungsgeschichte überhaupt: Fälschung der Historie.

50

Fälschung der Erkenntnißtheorie

KGW VIII 7[8] 300,25-301,25

16: lib.] > liberum

: Fälschung der Physik

Mp XVII, 92v

2

,

Die Art Mensch, deren Mundstück ich bin:

an erfüllten! nämlich

4

nicht an unerfüllten Idealen leidend, sondern daranA, daß das Ideal,

6

welches wir darstellen, von uns mit einer leichten Geringschätzung be=

8

handelt wird –

u. von dem so viel Wesens gemacht wird

10

ein gefährliches Heimweh nach der ehemal. „Wildniß“ der Seele,

12

nach den Bedingungen der Größe, sogut als der Teufelei –

14

wir genießen unsere unordentlichen, wilderen, verrückteren Augen=

16

blicke, wir wären im Stande, ein Verbrechen zu begehen, nur

18

um zu sehen, was es mit einem Gewissensbiß auf sich hat –

20

wir sind blasirt gegen die alltäglichen Reize des „guten Menschen“,

22

der guten gesellsch. Ordnung, der braven Gelehrsamkeit –

24

wir leiden nicht an der „Verderbniß“, wir sind sehr verschieden von

26

Rousseau u sehnen uns nicht nach dem „guten Naturmenschen“ –

28

wir sind des Guten müde, nicht des Leidens: wir nehmen Krank= Unglück,

– 30

mehr ernst genug, am wenigsten

heit,AAlter, Tod nichtAmit dem Ernste der Buddhisten, als ob die Ein wände gegen das Leben gegeben seien.

32

s 34



Kritik der Vaterländerei: wer über sich Werthe fühlt, die er hundert Mal

höher nimmt als das Wohl des „Vaterlands“, der Gesellschaft, der Bluts- u Rassen

36

verwandtschaft, – Werthe, die jenseits der Vaterländer u. Rassen stehen, also inter=

38

nationale Werthe – der würde zum Heuchler, wenn er den „Patrioten“ spielen

40

wollte. Es ist eine Niederung von Mensch u. Seele, welche den nationalen Haß bei

42

sich aushält (oder gar bewundert u verherrlicht): die dynastischen Familien beuten

44

diese Art M. aus, – u. wiederum giebt es genug Handels u. Gesellschaftsklassen, die ihre

(auch natürlich die käuflichen

Hanswürste, die Künstler)

46

Förderung gewinnen, wenn diese nationalen Scheidewässer wieder die Macht haben. That=

48

sächlich ist eine niedrigere species zum Übergewicht gelangt – – 2-31: KGW VIII 7[46] 32-48: KGW VIII 7[47]

5: gemacht] ¿ 31: gegen] ¿

34: der] ¿

Mp XVII, 93r $

69. Bleistift



Methodisch: der Werth der inneren u. der äußeren Phänomenologie

2

A Das

Bewußtsein spät, kümmerlich entwickelt, zu äußeren Zwecken, den gröbsten

4

Irrthümern ausgesetzt, sogar essentiell etwas Fälschendes, Vergröberndes, Zusammen=

6

fassendes

8

B.

dagegen das Phänomen der sinnlichen Welt hundert Male vielfacher, feiner

10

u. genauer zu beobachten. Die äußere Phänomenologie giebt uns den bei

12

weitem reichsten Stoff u. erlaubt die größere Strenge der Beobachtung; während die

14

inneren Phänomene schlecht zu fassen sind u dem Irrthum verwandter (die

16

inneren Prozesse sind essentiell Irrthum = erzeugende, weil Leben nur möglich

18

ist unter der Führung solcher verengender perspektive - schaffender Kräfte) Alle Bewegung als Zeichen eines inneren Geschehens: – also der ungeheuer überwiegende Theil NB

alles inneren Geschehens ist ist uns nur als Zeichen gegeben.

20

Grundirrthümer der bisherigen Biologen: es handelt sich nicht um die Gattung, sondern um stärker auszuwirkende

22

(die Vielen sind nur Mittel)

24



26

Individuen

das Leben ist nicht Anpassung innerer Bedingungen an äußere,

Princip des 28

30

32



sondern Wille zur Macht, der von innen her

Lebens

immer mehr „Äußeres“ sich unterwirft u. einver-

leibt an sich

34

diese Biologen setzen die moral. Werthschätzungen fort (derAhöhere

36

Werth des Altruismus, die Feindschaft gegen die Herrschsucht)

38



gegen den Krieg, gegen die Unnützlich-

40



keit, gegen die Rang u Ständeordnung.

KGW VIII 7[9] 302,1-303,7

33: an sich] ¿

Mp XVII, 93v

augenblicklich

2

Intellektualität des Schmerzes: er bezeichnet nicht an sich, wasAgeschädigt ist, sondern welchen Werth die Schädigung hat in Hinsicht auf

4

das allgemeine Indiv.

6

ob es Schmerzen giebt, an denen „die Gattung“ u. nicht das Indiv.

8

leidet –

10

12

Was bedeutet activ u. passiv? ist es nicht herr=werden u. überwältigt werden

u Subject u. Object?

14

16

Gegen die Theorie, daß das einzelne Individuum den Vortheil der Gattung, seiner

18



Nachkommenschaft im Auge hat, auf Un=

20



kosten des eigenen Vortheils: das ist nur Schein

22

die ungeheure Wichtigkeit, mit der das Individuum den geschlechtl.

24



Instinkt nimmt, ist nicht eine Folge von dessen

26



Wichtigkeit für die Gattung: sondern das

28



Zeugen ist die eigentliche Leistung des Individuums

30



u. sein höchstes Interesse folglich, seine höchste

32



Machtäußerung (natürlich nicht vom Bewußtsein

34



aus beurtheilt, sondern von dem Centrum der

36



ganzen Individuation)

2-14: KGW VIII 7[48] 16-36: KGW VIII 7[9] 303,8-17

12: u.] ¿ 18: Nachkommenschaft] Vk

Mp XVII, 94r $

68. Bleistift

2

Das Bewußtsein, ganz äußerlich beginnend, als Coordination u. Bewußt=

4

werden der „Eindrücke“ – anfänglich am weitesten entfernt vom biologischen Cen=

6

trum des Individuums; aber ein Prozeß, der sich vertieft, verinnerlicht,

8

jenem Centrum beständig annähert.

10

Zur Entstehung der Logik. Der fundamentale Hang, Gleichzusetzen, Gleich=

12

zusehen wird modifizirt, im Zaum gehalten durch Nutzen u. Schaden, durch

14

den Erfolg: es bildet sich eine Anpassung aus, ein milderer Grad, in

16

dem er sich befriedigen kann, ohne zugleich das Leben zu verneinen u. in

18

Gefahr zu bringen. Dieser Prozeß ist ganz entsprechend jenem äußeren mechani-

20

schen (der sein Symbol ist), daß das Plasma fortwährend, was es sich aneignet,

22

sich gleich macht u. in seine Formen u. Reihen einordnet.

24

Die Individuation, vom Standpunkte der Abstammungstheorie beurtheilt,

26

zeigt das beständige Zerfallen von Eins in Zwei, u das ebenso beständige Ver=

28

gehen der Individuen auf den Gewinn von wenig Individuen, die die Entwick=

30

lung fortsetzen: die übergroße Masse stirbt jedes Mal ab („der Leib“)

32

Das Grundphänomen: unzählige Individuen geopfert um weniger willen, als

34

deren Ermöglichung. – Man muß sich nicht täuschen lassen: ganz so steht es mit

36

den Völkern u. Rassen: sie bilden den „Leib“ zur Erzeugung von einzelnen

38

werthvollen Individuen, die den großen Prozeß fortsetzen.

Princip des Lebens

KGW VIII 7[9] 303,18-304,13

6: vertieft] ¿ 18: entsprechend] ¿

26: Zerfallen] Vk 39: Lebens] ¿

Mp XVII, 94v

2

Die Frage der Werthe ist fundamentaler als die Frage der Gewißheit.: letztere erlangt ihren Ernst erst unter der Voraussetzung, daß die Werthfrage beantwortet ist.

4

Sein und Schein, psychologisch nachgerechnet, ergiebt kein „Sein an sich“, keine Kriterien für „Realität, sondern

6

8

nur für Grade der Scheinbarkeit

10

gemessen an der Stärke des Antheils

12

den wir einem Schein geben.

14

Das Problem der Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Gewißheit.

16

Das Problem der Guten

18

Das Problem der Gerechtigkeit.

Die Verletzung provocirt entweder die Reaktion oder

20

Das Problem des Maaßes.

22

Das Problem der Rangordnung.

die Unterwerfung

Es giebt im Geistigen keine Vernichtung …

Die christlichen Interpreten, wie Carlyle, heute als Form der Unredlich-

24

26

keit: ebenso die Bewunderung der Zeiten des Glaubens.

28



Nicht ein Kampf um Existenz wird zwischen den Vorstellungen u. Wahrnehmungen gekämpft,

30

sondern um Herrschaft: – vernichtet wird die überwundene V. nicht, nur zurückgedrängt

… oder subordinirt. Es giebt keine Vernichtung

32

2-12: KGW VIII 7[49] 14-22: KGW VIII 7[50] 19-21: KGW VIII 7[51] 22-23,28-32: KGW VIII 7[53] 24-26: KGW VIII 7[52]

6: Realität] > Realität“ 16: der] >? des 18: Gerechtigkeit] ¿

Mp XVII, 95r $

67. Bleistift

2

genstände u. Prozesse“ vielmehr Symbole für unsere Sinnesempfindungen sind?

2: für] ¿

Mp XVII, 95v

höchste

Dem Werden den Charakter des Seins aufzuprägen – das ist derAWille zur

2

Macht.

4

Zwiefache Fälschung, von den Sinnen her u vom Geiste her, um eine Welt des

6

.

Seienden zu erhalten, des

8

Verharrenden, Gleichwerthigen usw.

10

Daß Alles wiederkehrt, ist die extremste Annäherung einer Welt des Werdens

12

an die des Seins: Gipfel der Betrachtung.

14

Von den Werthen aus, die dem Seienden beigelegt werden, stammt die

16

Verurtheilung u. Unzufriedenheit im Werdenden: nachdem eine solche

18

Welt des Seins erst erfunden war.

20

22

Die Metamorphosen des Seienden (Körper, Gott, Ideen, Naturgesetze, Formeln usw)

24

26

„Das Seiende“ als Schein; Umkehrung der Werthe: der Schein war das Werth= verleihende –

28

.

30

Erkenntniß an sich im Werden unmöglich; wie ist also Erkenntniß möglich? Als

32



Irrthum über sich selbst, als Wille zur Macht, als

34



Wille zur Täuschung.

36

Werden als Erfinden Wollen Selbstverneinen, Sich - selbst - Überwinden: kein

38

40

42

Subjekt, sondern ein Thun, Setzen, schöpferisch, keine „Ursachen u. Wirkungen“.

Kunst als Wille zur Überwindung des Werdens, als „Verewigen“, aber kurzsichtig, je nach der Perspektive: gleichsam im Kleinen die Tendenz des Ganzen wiederholend

44

Was alles Leben zeigt, als verkleinerte Formel für die gesammte Tendenz zu betrach=

46

ten: deshalb eine neue Fixirung desALebens, als Wille zur Macht

48

Anstatt „Ursache u. Wirkung“ der Kampf des Werdenden mit einander, oft mit Ein=

50

schlürfung des Gegners; keine constante Zahl der Werdenden.

Begriffs „

KGW VIII 7[54] 320,11-321,15

10: usw.] ¿ 42: wiederholend] Vk

46: Leben] > Leben“ 48: des] >? der

Mp XVII, 96r

.

2

Gegen das physikalische Atom. Um die Welt zu begreifen, müssen wir sie

4

berechnen können; um sie berechnen zu können, müssen wir constante Ursachen

6

haben; weil wir in der Wirklichkeit keine solchen constanten Ursachen finden,

8

erdichten wir uns welche – die Atome. Dies ist die Herkunft der Atomistik.

10

Die Berechenbarkeit der Welt, die Ausdrückbarkeit alles Geschehens in Formeln

12

– ist das wirklich ein „Begreifen“? Was wäre wohl an einer Musik begriffen,

14

wenn alles, was an ihr berechenbar ist u. in Formeln abgekürzt werden kann, berechnet

16

wäre? – Sodann die „constanten Ursachen“, Dinge, Substanzen, etwas „Unbedingtes“ also;

18

erdichtet – was hat man erreicht? bens Princip des Le

20

Die Mächte in der Geschichte sind wohl zu erkennen, bei Abstreifung aller moralischen

22

u. religiösen Teleologie. Es müssen die Mächte sein, die auch im ganzen Phänomen des

24

organischen Daseins wirken. Die deutlichste Aussage im Pflanzenreich.

26

Die großen Siege über das Thier: das Thier als Sklave, oder als Feind.

28



neben den großen Schwankungen zb. zwischen den Gesunden u. Kranken.

30

32

des Mannes über das Weib: das Weib

Wohinein die Würde des M. gesetzt worden ist:

36



38



40



über den Stolz im M. Herr geworden zu sein

42



über den

34

über das Thier im M. Herr geworden zu sein über das Weib im M. Herr geworden zu sein dagegen die christliche Würde:

2-18: KGW VIII 7[56] 19-42: KGW VIII 7[9] 304,14-32

griechisches Ideal

Mp XVII, 96v

u

zur Interpretation des ganzen Geschehens

Unbrauchbarkeit der alten IdealeA, nachdem man deren thierische Herkunft u

2

Nützlichkeit erkannt hat; alle überdies

4

dem Leben widersprechend.

6

Unbrauchbarkeit der mechanistischen Theorie – giebt den Eindruck der Sinnlosig-

8

keit.

10

Der ganze Idealismus der bisher. Menschheit ist im Begriff, in Nihilism

12

umzuschlagen – in den Glauben an die absolute Werthlosigkeit

14

das heißt Sinnlosigkeit ..

16

Die Vernichtung der Ideale, die neue Oede, die neuen Künste, um es

18

20

auszuhalten, wir Amphibien.

22

Voraussetzung: Tapferkeit, Geduld, keine „Rückkehr“, keine Hitze nach vorwärts

24

NB. Zarathustra, sich beständig parodisch zu allen früheren Werthen verhaltend, aus der

26

Fülle heraus.

28

w

30



Wenn es „nur Ein Sein giebt, das Ich“ u. nach seinem Bilde alle anderen „Seienden“

32

gemacht sind, – wenn schließlich der Glaube an das „Ich“ mit dem Glauben an die Logik

34

dh. metaphysische Wahrheit der Vernunft - Kategorie steht u. fällt: wenn andererseits

36

das Ich sich alsAWerdendes erweist: so

etwas

2-28: KGW VIII 7[54] 321,16-31 30-36: KGW VIII 7[55]

12: im] > in

Mp XVII, 97r $

66. Bleistift

e

2



– die größere Complicirtheit, die scharfe Abscheidung, das Nebeneinander der ausgebildeten

4

Organe u Funktionen, mit Verschwinden der Mittelglieder – wenn das Vollkommenheit ist, so

6

ergiebt sich ein Wille zur Macht im organ. Prozeß, vermöge dem herrschaftliche

8

gestaltende befehlende Kräfte immer das Gebiet ihrer Macht mehren u. innerhalb desselben

10

immer wieder vereinfachen: der Imperativ wachsend.

12

– nützlich in Bezug auf die Beschleunigung des tempos der Entwicklung ist ein anderes

14

„Nützlich“ als das in Bezug auf möglichste Feststellung u Dauerhaftigkeit des Entwickelten.

16



18

der Erhöhung des Lebens: u was das Gute anbetrifft, so wie es Plato (u

20

nach ihm das Christenthum) verstand, so scheint es mir sogar ein lebensgefährliches, le-

22

benverleumdendes, lebenverneinendes Princip.

der Geist ist nur ein Mittel u Werkzeug im Dienste des höheren Lebens,

Pr

KGW VIII 7[9] 305,1-18

s p de inci

12: Beschleunigung] ¿

Leb

ens

23: Randanstreichung von N?

Mp XVII, 97v $

VII, S. 377 Bleistift

war

2

Es gab einen melancholischen Nachmittag, an dem Sp. mit sich unzufrieden{: ein kleines Erle Vorkommniß wollte ihm als er sich sprechen hörte er Aber sofort kam erAzum Bewußtsein u. xxxxxx xx

„ich verdiene Tadel, sagte er sich endlich.

4

nicht aus dem Sinn – er tadelte sich in Hinsicht auf dieses Vorkommniß. Mit Einem Male sagte er sich: das ist

6

der morsus conscientiae! Aber wie ist der mor. c. bei mir noch möglich? Habe

KGW VIII 7[57]

2: Sp.] > Spinoza

3: Tadel] > Tadel“

4: Vorkommniß] ¿

Mp XVII, 98r 105 Bleistift 58 Rotstift

$

$ ist jedes Mal

Wie plump wird hier der Erfolg u. sein erbärmlicher Ausgangspunkt in Eins gerech-

2

o

4

net! Selbst bei Künstlern: wie kann man vom Werk auf den Künstler

6

zurückschließen! Homer – fühlt ihr nicht den Pessimisten u. Überreizbaren, der

8

um seiner Leiden willen jene Fülle u. Vollendung der Olympier erdichtet! Die

10

Theorien des Philos. sind entweder die brutale Verallgemeinerung seiner Sensibilitäts = Er-

12

fahrung, oder das Mittel, wodurch er über diese Sensibilität Herr bleiben will, – Gei=

14

stigkeit usw.

Egoismus u. sein Problem! Die christl. Verdüsterung in Larochef., welcher ihn über=

18

as

Kalte, Formelhaft = Starre

4.

16

 a    a 

Flucht vor ihr ins Geistige=

20

all herauszog u. damit den Werth der Dinge u. Tugenden vermindert glaubte! Dem

22

entgegen suchte ich zunächst zu beweisen, daß es gar nichts Anderes geben könn als

24

Egoismus, – daß den M., bei denen das ego schwach u. dünn wird, auch die Kraft der

26

großen Liebe schwach wird, – daß die Liebendsten vor allem es aus Stärke ihres ego

28

sind, – daß Liebe ein Ausdruck von Egoismus ist usw. Die falsche Werthschätzung

30

zielt in Wahrheit auf das Interesse  1) derer, denen genützt, geholfen wird, der Heerde

32

2) enthält einen pessimist. Argwohn gegen den Grund des Lebens  3) möchte die pracht-

34

vollsten u. wohlgerathensten Menschen verneinen; Furcht  4) will den Unterliegenden

36

zum Rechte verhelfen gegen die Sieger  5) bringt eine universale Verlogenheit

38

mit sich, u gerade bei den werthvollsten Menschen.

40



42

Musik u. ihre Gefährlichkeit, – ihre Schwelgerei, ihre Auferweckungskunst für christliche

44

Zustände, vor allem für jene Mischung vonASinnlichkeit u. Gebets = A(Franc. v. Assisi)

46

– geht Hand in Hand mit der Unsauberkeit des Kopfes, u der Schwärmerei des Herzens; zer=

48

bricht den Willen, überreizt die Sensibilität, die Musiker sind geil.

Unehrlichkeit

5.

versetzter

50

Brünstigkeit

NB. Ursachen (innere Zustände) aus denen die Kunst wächst: u, sehr verschieden davon, die Wirkungen KGW VIII 7[65]

1: jedes] ¿ 14: Geistige=] > Geistig= 15-19: Rotstift von N?

22: könn] nach unvollständiger Korrektur > könne 36: zum] ¿ 50: Wirkungen] nach Textverlust: Wirkung

Mp XVII, 98v $

(W I 4, 57) Blei- und Rotstift

 t, 

v

Von denen, wie billig

mag

2

Welche Art MenschenAsich beim Lesen meiner Schriften schlecht befinden? von denen{abgesehen, wel=

Pfeil zu Z. 20, Bleistift 4

die 6

solche Schriften überhaupt

wie die gebildeten

u. Gänse

$ Schweine, deutsche Jünglinge alte Pfarrer cheAsieA„nicht verstehen“ (Gänse, Idealisten, Zeitungsleser u Pastoren)

u. Politik macht u. Großstadt - Gänse, oder dieBdeutschen Jünglinge, oder alles, was Bier trinktA) Da sind zum Beispiel Pfarrer oder

ALitteraten, welche mit dem Geiste Schacher treiben u. von ihren Meinungen „leben“ wollen nämlich

8

Hinzugenommen

h 10

ei 12

14

16

18

(wenigstens an gewissen Meinungen)

– sie habenAentdeckt, daß etwas an einer MeinungAist, das Geldes Werth hat –

Insgleichen beglücke ich schwerlich gegen sie bläst aus meinen Schr. ein beständiger Hauch eisiger Verachtung. die Insgleichen fürchte ich die

ALitteratur - Weiberchen, wie sie zu sein pflegen, mit krankhaften Geschlechts - Werkzeugen

die

vielleicht weil ich zu hoch vom Weibe denke, als daß ich es zum Tintenfische herab Insgleichen spürt, gerade wer es versteht, etwas von jenem Hauch eisiger Ver

u Tintenklexen an den Fingern; insgleichen

insgleichen die Ageschwollene Insgleichen verstehe ich, warum alle

achtung, der

bringen möchte?

AAgitatoren,Awelche die großen Worte u. den Lärm tugendhafter Principien, brauchen

mir gram sind: denn sie brauchen gerade sobald sofort

u die, wenn sie einen Stich fühlen,Ain Gefahr sind zu platzen

welche ich

Welche $

Pfeil von Z. 3, Bleistift

(wie die gebildeten Schweine u Großstadt - Gänse, oder

20

22

die Pfarrer, oder die „deutschen Jünglinge“, oder Alles

24

was Bier trinkt u. nach Politik stinkt)

26

An all dieser Gegnerschaft ist mir wenig gelegen: aber es giebt eine andere, deren

28

Wehe mir selbst wehthut: – es sind die aus dem Pöbel Sich - mühsam =

30

Emporarbeitenden, die Menschen des sittlichen Durstes, der kämpfenden Spannung,

32

die nach dem Vornehmen leidenschaftlich Gedrängten. Ihnen muß es scheinen,

das

Verlangenden.

nichts von entgehen läßt – ein aus meinen Schriften sie ein ironisches Auge anblicke über ihr kleines Heldenthum 34

als ob ein Haß aus mir redet, der sich beständig über sie lustig macht u.

36

ihnen{all ihresBkleines Elend im kleinen Kriege u. Siege beständig zu kosten giebt

diesen Auge das dem auch ganzes

u was von

40

allen Müden Noth thut

ihre Ermüdungen, ihre EitelkeitA, ihr Ameisen = Klettern u.  = Herab =

38

Purzeln xxxxxxx beständig gegenwärtig ist.

KGW VIII 7[66]

4: che] danach Einfügungszeichen verlängert 9: in Ms nicht übereinander 9: schwerlich] Vk 9: eisiger] ¿ 10: Einfügungszeichen zweimal verlängert 11: Insgleichen] ¿

14: Agitatoren] davor Einfügungszeichen verlängert 17: welche] Vk 18: Welche] ? 26: all] ¿ 30: sittlichen] Vk

30: Spannung] Vk 33: in Ms nicht übereinander 36: ihres] > ihr 37: allen] Vk

Mp XVII, 100r vgl. hierzu N XLII, 134. Bleistift 60 Rotstift  (W I 4,60) Bleistift

$ $

$

2

Neulich hat ein Herr Theodor Fritsch aus Leipzig an mich geschrieben. Es giebt gar

4

keine unverschämtere{Bande in Deutschland als diese Antisemiten. Ich habe ihm

u. stupidere

zum Danke

6

8

!

10

brieflichAeinen ordentlichen Fußtritt versetzt. u. bedauere es nicht auf einem unlit= Dies Gesind el wagt es, den Namen Z. terarischen Wege thun zu können. in den Mund zu nehmen: Ekel! Ekel! Ekel! $

an Frl. v. Meysenbug Bleistift

12



Zuletzt selbst in Rom (obwohl mein Mißtrauen gegen römisches Clima u. gegen die

14

$ e überhaupt schwer auf guten schwer sich nicht leicht zu überwinden ist) Die Einsamkeit großen Stadt

16

mit der einsamen Natur war bisher mein Labsal:ANizza, jetzt wieder Zürich machen mich





solche moder Städte des modernen Treibens wie wie sogar

er auf die Dau

, mein Mittel der Genesung

.

verzagt,

krank

stillen

18

reizbar, traurig, ungewiß,Aunproduktiv,A. Von jenemAAufenthalte da unten habe ich eine

20

Art Sehnsucht u. Aberglauben zurückbehalten: wie als ob ich dort, wenn auch nur ein Paar

22

Augenblicke, tiefer aufgeathmet hätte als irgendwo sonst im Leben.

Wir Heim

24



e

46

59.

uns

26

Wir Heimatlosen. – Wie Wenige oder wie Viele es sein mögen, Es fehlt unter den Europäern

28

von Heute nicht an Solchen, die ein Recht darauf haben, sich in einem auszeichnenden Sinne als

30

Heimatlosen“ zu fühlen:Aihnen gerade{mag { alle meine Kunst der{gaya scienzaAam meisten noth

ehrenden u abhebenden

zu heißen

und

sei möchte

wohl sich

ihr Loos ist hart, ihre Hoffnung ungewiß, ihr Trost Glaube

en

32

34

geheime Weisheit u

wohl liebsten in’ s Ohr

ausdrücklich a

thun! Denn Heiterkeit heilt, Tapferkeit erwärmt, Wissen giebt Stolz. Denn ihr AUnser

„die

ns He

flöten! schleichen. rz gele g t!

ihnen e unsere Hoffnung ungewiß – es ist ein Kunststück, uns Trost zu schaffen: wir Kinder ihre ihnen

unser

Loos ist hart, u nsere Hoffnung ungewiß, es ist ein Kunststück, uns{einen Trost zu erfinden: aber was hilft es!

66

50 36

Wir Kinder der Zukunft, wie könnten wir



2-10: KGW VIII 7[67]

5: Danke] Vk 12: Mißtrauen] ¿ 14: großen] darunter Ansatz zu Unterstreichung? 16: Labsal] danach Einfügungszeichen verlängert

30: alle] davor Einfügungszeichen verlängert 30: am] davor Einfügungszeichen mit Tinte und Bleistift nach unten verlängert 34: einen] Vk

Mp XVII, 100v $

107 Bleistift



(W I 4,) Bleistift  59 Rotstift

#

$

NB!!

2

so daß man unter den Atheisten weniger Freisinnigkeit in moral. Dingen findet als unter

4

den Frommen u Gottgläubigen (zb. Pascal ist in moral. Fragen feiner u. freisinniger

6

als Schopenhauer)

8

.

$

eigentlichen

Pascal sah in zwei Gestalten, in Epictet u. Montaigne, seineAVersucher, gegen nöthig hatte

10

immer wieder

die erAsein ChristenthumAzu vertheidigen hatte u. sicher zu stellen. Es ist ein Trost zu wissen

nur

12



Es giebt über dem Dampf u. Schmutz der menschl. Niederungen eine höhere hellere

14

Menschheit, der Zahl nach eine sehr kleine, denn alles, was hervorragt, ist seinem We-

16

sen nach, selten – : man gehört dazu, nicht weil man begabter oder tugendhafter

18

oder heroischer oder liebevollerAist, als die Menge, sondern weil man kälter, heller,

20

weitsichtiger, einsamer ist,Aweil man unter Wolken u. Blitzen wie unter seines Gleichen

die der

sein wird – die kleine Zahl ist ein Ab

zu ihr

wäre

Menschen da unten

weil man die Einsamkeit erträgt wie sein Glück u. seine Ehre Vorrecht



 als  

vorzieht, fordert als Glück, 22

Bedingung des Daseins noth=

lebt, aber ebenso unter Sonnenstrahlen, Thautropfen, Schneeflocken u allem, was aus wendig

24

ja

VorRecht,{als

wenn es sich bewegt, sich ewig nur in der Richtung

Ader Höhe kommt u.Avon Oben sich ewig nach Unten bewegt. Die Asspirationen nach der

26

Höhe sind nicht die unsrigen. – Die Helden, Märtyrer, Genies u Begeisterten

28

sind uns nicht still, geduldig, seligAgenug.

fein, kalt, langsam

1-6: KGW VIII 7[68] 8-10: KGW VIII 7[69] 12-28: KGW VIII 7[70]

12: Niederungen] Vk 20: Einfügungszeichen verlängert 21: in Ms nicht übereinander

24: Asspirationen] ¿, > Aspirationen 26: sind] ¿

Mp XVII, 101r $

76 Bleistift

2

Kritik des christlichen Ideals: seine Voraussetzungen die Existenzbedingungen der

4

Seele – es handelt sich ums ewige Leben, u um Verdammniß oder Seligkeit

6

Der Determinism ist nur jener Moral schädlich, welche an’ s liberum arbitrium

8

als Criterium Voraussetzung der Moralität glaubt

10

an die „Verantwortlichkeit“

12

$ Gegen den Positivism, welcher bei dem Phänomen stehen bleibt „es giebt nur

14

Thatsachen“ würde ich sagen: nein, gerade Thatsachen giebt es nicht, nur Inter=

16

pretationen. Wir können kein Factum „an sich“ feststellen: vielleicht ist es

18

ein Unsinn, so etwas zu wollen. „Es ist alles subjektiv“ sagt ihr: aber schon das

20

ist Auslegung, das „Subjekt“ ist nichts Gegebenes, sondern etwas Erdichtetes,A– Ist es zuletzt

22

nöthig, den Interpreten noch hinter die Interpretation zu setzen? Schon das ist Dich-

24

tung, Hypothese.

26



28

sie ist anders deutbar, sie hat keinen Sinn hinter sich, sondern unzählige Sinne

30

„Perspektivismus“.

32



34

Für u Wider. Jeder Trieb ist eine Art Herrschsucht, jeder hat seine Perspektive.

+ Bleistift



 a    . 

Dahinter = Gestecktes.

So weit überhaupt das Wort „Erkenntniß“ Sinn hat, ist die Welt erkennbar: aber

Unsere Bedürfnisse sind es, die die Welt auslegen; unsere Triebe u. deren

welche er als Norm allen übrigen Trieben aufzwingen möchte. 36

Hinzu = 

In d

2-4: KGW VIII 7[58] 6-10: KGW VIII 7[59] 12-35: KGW VIII 7[60]

6: arbitrium] ¿

Mp XVII, 101v $

W I, 40. Bleistift

2

Wie Viele oder wie Wenige es immer sein mögen: es fehlt unter den Europäern von heu=

4

te nicht an Solchen, die ein Recht darauf haben, sich in einem auszeichnenden Sinne Hei=

6

matlose zu nennen – und diese gerade sind es, welcheAdas vorliegende Buch für sich in

8

Anspruch nimmt.

um deren Ohren u Aufmerksamkeit

bittet.

$

Jenseits Bleistift

jetzigen

10

demAChristenthum entwachsen, nicht weil wir ihm zu ferne, sondern weil wir ihm zu nahe

12

gewohnt haben, mehr noch, weil wir aus ihm gewachsen sind (es ist unsere strengere und

14

verwöhntereAFrömmigkeit selbst, welche es uns heute verbietet, noch Christen zu sein –)

16

– zu unbefangen,Aauch zu gut unterrichtet und „gereist“, um je die zeitgemäße Weise

18

„Deutschland, Deutschland über Alles“ mitsingen zu können – gerne abseitsAund, wenn es

20

sein muß, selbst dürftig, selbst unterirdisch, selbst krank lebend, um nur nicht an

22

der stillen Wuth zu leiden: wie sie bei Unser - EinemAerwachsen müßte, wenn er

24

sich zum beständigen Anblick dieser kleinen Politik von heute verurtheilte – eine Po=

26

litik, welche dieAKleinstaaterei Europas verewigen möchte und kein Mittel weiß ( da=

28

mit ihreASchöpfung nichtAauseinanderfällt,Aals sie zwischen zwei Todhasse zu pflanzen –)

30

– der Rasse nach überdies zu gemischt,Au folglich wenig versucht, an jener verlog=

32

nen = Selbstbewunderung uAUnzucht theilzunehmen, welche sich jetzt in Deutschland als

34

Zeichen deutscher Gesinnung zur Schau trägt (u die unsAbei dem Volke, des „historischen

36

Sinns“Adoppelt falsch, doppelt unglaubwürdig anmuthet.

Begriff von

der uns den Verkehr mit dem Chr von. heute zuwidermacht.

zu verwöhnt, nämlich

neigt

lebend

W

wenig gewillt

unwissend

ergreifen

abzugeben die Zuschauer der gegenwärtigen Politik zu machen: welche kleine Politik ist durch u durch, u an nichts Anderem arbeitet als an

nd

 , 

t

es

an der Verewigung der

eigene

arbeitend zu verewigen (– und die nöthig hat,

sofort wieder

– und

weiß sie ersichtlich keine anderen Mittel

zu vielfach und reich,

Rassen =

-Eckensteherei

nationale

gerade meinem

dem sein

zur Ehre gereicht

seine universale

38

$ wir Heimatlosen von Anbeginn, wir haben gar keine Wahl, – wir müssen

40

Eroberer und Entdecker sein: vielleicht daß wirA, w essen {wir selbst entbehrten,Aunseren Nach=

42

kommen hinterlassen, daß wir ihnen eine Heimat hinterlassen! – –

W I, 40, 41. Bleistift

as

dergestalt einmal

13: Chr von.] > Chr. von

16: Einfügungszeichen verlängert

25: und die] Vk

Mp XVII, 102r Vorläufige Überschriften von Capiteln.

Antagonismus von „Verbesserung“ und „Vergrößerung“ des Menschen

2

Ver=

(resp. Zähmung undAStärkung)

4

Kritik des christlichen Ideals

6

(Demuth, Keuschheit, Armut, Einfalt)

8

10

Kritik des stoischen Ideals (eingerechnet der „Fakir“)

12

Kritik des epikureischen Ideals (eingerechnet des „olympischen“) auch die „Beschaulichen“

14

16

Die Metamorphosen der Sklaverei.

18

Künstler und Eroberer. Was will Schönheit?

20

Gerechtigkeit, Schuld, Strafe, Verantwortlichkeit – der Gesetzgeber.

22

Kritik des romantischen Ideals, insgleichen jenes Ideals, das dem Pessimisten seine Kraft zu hassen u. zu verachten giebt

24

.

Der interpretative Charakter des Lebens (was bedeutet Nihilismus?)

26

„Ziellosigkeit“

28

30

Das nächste Jahrhundert und seine Vorgänger.

32

Kritik der Handlung (Ursache u. Wirkung, Thun, Zweck)

34

Rangordnung

KGW VIII 7[61]

Mp XVII, 102v $

1. Bleistift



der Standpunkt der Wünschbarkeit,

2

Die Wenigsten machen sich klar, wasAjedes „so sollte es sein, aber es ist nicht“ oder gar „so hätte es

4

sollen gewesen sein“ in sich schließt: eine Verurtheilung des gesammten Gangs der Dinge. Denn in auf deinem kleinen Unrechte steht der ganze Bau der Zukunft bei

6

ihm giebt es nichts Isolirtes: das Kleinste trägt das Ganze, das Ganze wird mit jeder Kritik, die

8

das Kleinste trifft, mit verurtheilt. Gesetzt nunA, daß die moralische Norm, wie es selbst Kant

gar

niemals

g

10

vermeinte, nie vollkommen erfüllt worden ist u als eine Art Jenseits über der Wirklichkeit

12

hängen bliebe, ohne jemals in sie hineinzufallen: so schlösse die Moral ein Urtheil über das

14

Ganze in sich, welches aber doch erlaubte zu fragen: woher nimmt sie das Recht dazu? Wie

16

kommt der Theil dazu, dem Ganzen gegenüber{den Richter zu machen? – Und wäre es in der That

18

ein unausrottbarer Instinkt, dieses Moral. Urtheilen u. Ungenügen am wirklichen, wie man behauptet

20

hat, gehörte dann dieser Instinkt nicht viell. mit zu den unausrottbaren Dummheiten, auch Un=

22

bescheidenheiten unserer Species? – Aber, indem wir dies sagen, thun wir das, was wir tadeln; der Stand=

24

punkt der Wünschbarkeit, des unbefugten Richterspielens gehört mit in den Charakter des Gangs der Dinge,

26

jede Ungerechtigkeit u. Unvollkommenheit ebenso, – es ist eben unser Begriff von „Vollkommenheit“, wel=

28

cher seine Rechnung nicht findet. Jeder Trieb, der befriedigt werden will, drückt seine Unzufriedenheit

30

mit der jetzigen Lage der Dinge aus: wie? ist viell. das Ganze aus lauter unzufriedenen Theilen zusammen=

32

gesetzt, die allesammt Wünschbarkeiten im Kopf haben? ist der „Gang der Dinge“ vielleicht eben das „Weg

34

von hier! Weg von der Wirklichkeit!, die ewige Unbefriedigung selbst? ist die Wünschbarkeit vielleicht

36

die treibende Kraft selbst? ist sie – deus?

38

Es scheint mir wichtig, daß man das All, die Einheit loswird, irgend eine Kraft, ein Unbedingtes,

40

man würde nicht umhin können, es als höchste Instanz zu nehmen u. Gott zu taufen. Man muß

42

das All zersplittern; den Respekt vor dem All verlernen; das, was wir dem Unbekannten

44

Ganzen gegeben haben, zurücknehmen für das Nächste, Unsere. Was Kant zb. sagt „Zwei Dinge

46

bleiben ewig verehrenswerth“ – heute würden wir eher sagen „die Verdauung ist ehrwürdiger.

48

Das All brächte immer die alten Probleme mit sich „wie Übel möglich sei? usw. Also: es giebt

50

kein All, es fehlt das große Sensorium oder Inventarium oder Kraft = Magazin: darin

hier

KGW VIII 7[62]

24: Richterspielens] Vk 30: unzufriedenen] ¿ 34: Wirklichkeit!] > Wirklichkeit!“ 38: Unbedingtes,] nach Textverlust: Unbedingtes

40: muß] nach Textverlust: mu 42: Unbekannten] danach Textverlust, > Unbekannten und 46: ehrwürdiger] > ehrwürdiger“ 48: Probleme] ¿

48: sei?] > sei?“ 48: giebt] nach Textverlust: gie 50: darin] danach Textverlust

Mp XVII, 103r $

70. Bleistift



Bewegung der

2

Muß nicht alle Philosophie endlich die Voraussetzungen, auf denen dieAVernunft ruht,

4

ans Licht bringen? Unseren Glauben an das Ich, als Substanz, als einzige

6

Realität, nach welcher wir überhaupt den Dingen Realität zusprechen? Der

8

älteste „Realismus“ kommt zuletzt ans Licht: zu gleicher Zeit, wo die ganze

an eine

an die einzige

10

religiöse Geschichte der Mh. sich wiedererkennt als Geschichte vom Seelen = Aber-

12

glauben. Hier ist eine Schranke: unser Denken selbst involvirt jenen Glau=

14

ben (mit seiner Unterscheidung von Substanz - Accidens, Thun, Thäter usw), ihn

16

fahren lassen heißt nicht - mehr - denken - dürfen.

18

Daß aber ein Glaube, so nothwendig er ist, zur Erhaltung von Wesen, nichts

20

mit der Wahrheit zu thun hat, erkennt man zb. selbst daran, daß wir an Zeit

22

Raum u. Bewegung glauben müssen, ohne uns gezwungen zu fühlen, hier absolute KGW VIII 7[63]

22: Bewegung] Vk

Mp XVII, 103v ausstrecken also als kein behagliches Sich gehen lassen u Faulwerden also

ausgesuchten

2

Die Erwartung{vonADingen, die wir ebenso lieben als scheuen, in Bezug auf welche uns eine plumpe Vertraulichkeit

4

eben so in gleicher Weise unmöglich ist wie ein mißtrauischer Verdacht u. Hintergedanke – diese Erwartung u. die

6

ihr entsprechende{Zurechtmachung unseres Seele zu einem Empfang solcher Gäste, ein guter Wille also zur

eigentliche

 r    s 

8

was

10

als kann

von dem man nicht hoch genug

ein guter Wille also zur „ Empfängniß“, „Empfängniß“ – dies ist dasAWesen des contemplativen Zustands. – als welcher nur denken kann. etwas Unbekanntes die erreichte Vollkommenheit wird Denken wirA, wie sich umgekehrt Mensch u. Thie r g e g e n d a sAverhält, das Für gewöhnlich ist der M. gegen das, was kommt, in dem umgekehrten macht

:

gehört zum eigentlichen

mit Einem Fuß

 t    d 

„Inneren“

zugehörige Haltung u. Zurechtrückung



Furcht voller

aus: – man

zur Flucht oder für gewöhnlich den Mitteln

12

kommt, voller Angst,{bereit zu allen Künsten der Verstellung, des Widerstandes, des Zurück-

14

oder aber spähend, hart auf sich zurückgezogen gewaffn et, sei es zum Zurü ck= weichens, oder auch zur Verstellung, zur Maske u. Unkenntlichkeit, bereit

16

weichen u. Widerstehen, sei es zur Verstellung, zur Maske, zur List: so begreifen wir, wie sehr der con-

18

templative Zustand ein Ausnahme = Zustand, ist, ja vielleichtAein Privilegium bleiben{. Daß Die ge=

20

meinen Naturen ihn weder kennen, noch

eine späte u seltene Frucht der

xx

für alle Zeiten wird

kennen ihn nicht u. errathen ihn

22

verstehen

Vermenschlichung ist

wiederzuerkennen, bei jenem „Freude der Seele“, einem

wiederzuerkennen; errathen auch nicht: sie meinen ihn bei einem gewissenAgenüßlichen Sich - Ausstrecken u Faulwerden bei sich a sogar 1: also  ausgesuchten] ¿ 6: zur] ¿ 7: dem man] Durchstreichung? 11: in Ms nicht übereinander

12: Widerstandes] ¿ 17: Einfügungszeichen verlängert 18: vielleicht] danach Einfügungszeichen verlängert

22: Einfügungszeichen verlängert 23: Schriftreste am unteren Rand

Mp XVII, 104r $

8. Bleistift

jede Ungerechtigkeit etwas unfreiwilliges: folglich eine sumforå: so Plato im 9. u 11 B.

2

der Gesetze in Hinsicht auf Tempelraub u. Elternmord.

4

Die Entwicklung der persönl. Verantwortlichkeit zurückgehalten:

6

durch die straff gespannte Geschlechts - Organisation (die Folge traf nicht den

8

10



Thäter, u. jeder trug die Folgen Aller – am wunderlichsten

12



war es wohl mit dem „Gewissen“ des Oberhauptes bestellt, der

14



relativ Alles büßen mußte) Die großen Ereignisse: Sieg des Mannes über das Weib (kriegerisch, Herrenrecht $ Sieg des Friedens über den Krieg

16

Herrenrecht Bleistift 18

2-4: KGW VIII 8[5] 6-18: KGW VIII 8[6]

10: wunderlichsten] ¿ 16: Mannes] ¿

die Curve

Mp XVII, 104v außerordentlich u

zu sinken, sobald erst die oberen „Zehntausend“ der Übercultur hinter sich hat

schmerzhafte Nacht eines einzigen

Bildungs = Weibchens

gerechnet,

Schmerz einer einzelnen hysterischen Jungfrau in Einer Nacht möge Alles überbieten, was die Thiere

4

die

insgesammt

zum Zweck wissenschaftl. Erkenntniß mit dem Messer befragt worden sind

kommen alle Leiden aller ThiereA, welche bis jetzt auf dem Altar der Wissenschaft beunruhigt worden sind,

6

Antworten

kommen

einfach nicht in Betracht{)

8

$

Bd. VII, S. 357. Bleistift

105v,46 )

ich zweifle nicht

sinkt fast plötzlich, wenn man von den oberen „Zehntausend“ der Cultur : – u der Eine daß gegen die Schmerzfähigkeit geht erstaunlich zurück, je mehr man sich

2

,

scheint in der

That

für

10

Leiden eine ganze geheime Heilsvorrichtung hineininterpretirt hat, nochAden naiven M. älterer Zeiten,

12

der alles Leiden sich in Hinsicht auf Zuschauer auszulegen verstand, gab es einAsinnloses Leiden.

solches

h

oder Leidenmacher

das

14

Leiden aus der Welt geschafft würde

Damit es kein sinnloses Leiden gäbe, kein verborgenes unentdeckte, zeugenloses,Awar s man schon beinahe genöthigt, damals

1: teilweiser Schriftverlust 1-8: Anschluß zu 105v,37 5: wissenschaftl.] ¿ 5: Erkenntniß] ?

5: Messer] Vk 6: kommen] ¿ 6: bis jetzt] ¿ 6: beunruhigt] ?

6: sind,] ¿ 14: unentdeckte] > unentdecktes

Mp XVII, 105r $

31. Bleistift

Das Problem der Wahrheit

2

ist der größte Hemmschuh der

4

Wahrhaftigkeit.

6

8

r e zu Will Der

10

14

rh Wah

eit

Zweite Streitschrift zur Genealogie der Moral.

12

d

Grundgedanke: Die Falschheit erscheint so tief, so allseitig, der Wille

16

ist dergestalt gegen das direkte Sich - selbst - Erkennen u.

18

Bei - Namen - nennen gerichtet, daß die Vermuthung sehr große

20

Wahrscheinlichkeit hat: Wahrheit, Wille zur Wahrheit sei

22

eigentlich etwas ganz Anderes u. auch nur eine Ver= kleidung.

24

$

Fortsetzung von S. 6 Bleistift 106r,38 )

Das Bedürfniß nach Glauben

26

in der Gebärde, im Wort, im Affekt, das „gute Gewissen“ in der Falschheit,

28

die Sicherheit, mit der man den nach den größten u. prachtvollsten Worten u. Stel-

30

lungen faßt – Alles nothwendig zum Siege.

32

Im anderen Falle: bei extremer Hellsichtigkeit bedarf es Genie des Schau-

34

spielers u. ungeheurer Zucht in der Selbstbeherrschung, um zu siegen. Deshalb

36

Priester die geschicktesten bewußten Heuchler; sodann Fürsten, denen ihr Rang u. ihre

38

Abkunft eine Art von Schauspielerei großzüchtet. Drittens Gesellschafts - Menschen, Diplomaten.

40

Viertens Frauen. 2-6,9,14-40: KGW VIII 8[1] 333,1-4, 334,6-22

34: Deshalb] Vk

Mp XVII, 105v $

(VII, S. 356.) Bleistift

2

Mit diesen Gedanken, nebenbei gesagt, bin ich durchaus nicht Willens, unseren Pessim. zu neuem Wasser

4

für ihre mißtönigen u knarrenden Mühlen des Lebens = Überdrusses zu verhelfen; im Gegentheil will ich

6

ausdrücklich bezeugen, daß damals als die Menschheit sich ihrer Gr. noch nicht schämte, das Leben

8

heiterer auf Erden war als jetzt, wo es P. giebt. Die Verdüsterung des Himmels über dem Menschen

10

hat immer im Verhältniß dazu überhand genommen, als die Scham des M vor dem Menschen

12

gewachsen ist. Der müde pessim Blick, das Mißtrauen zum Räthsel des Lebens, das eisige

14

Nein des Ekels an ihm – das sind nicht die Abzeichen der bösesten Zeitalter des Menschengeschlechts:

16

sie treten vielmehr erst ans Tageslicht, wie{Sumpfblumen,Awenn der Sumpf erst daAist – ich

18

allgemeine Verzärtlichung u.AMoralisirung, vermöge deren das Thier M. sichAseiner Instinkte schämen{

20

Auf dem Wege zum „Engel“ hat sich der M. jenen verdorbenen Magen angezüchtet, der ihm

als die

t.

die sie sind,

geschaffen

Ver=

schließlich aller

lernt.

durch den

nicht nur 22

24

so daß er

Adie Freude u. Unschuld des Thiers, sondern das Leben selbst verleidet worden ist: denn wenn man mitunter vor sich nur mit zugehaltener Nase dasteht u mit Papst Innozenz dem Dritten

mißbilligend 26

Aden Katalog seiner Widerwärtigkeiten macht („unreine Erzeugung, ekelhafte Ernährung im Mut-

28

terleibe, Schlechtigkeit des Stoffs, aus dem der M. sich entwickelt, scheußlicher Gestank, Abson als erstes

30

32

34

unter den

derung von Speichel, Urin u Koth“) Jetzt, wo das Leiden bereits als{Argumenten gegen das Dasein u diesen wo man umgekehrt urtheilte, weil man als ein Zauber als dessen schlimmstes Fragezeichen jener umgekehrten Aaufmarschieren muß, thut man gut, sich derAZeiten zu erinnern, wo das Leiden - machen zu den u in ihm den Zauber diese nicht entbehren möchte sah. ersten Rangs, als ein{eigentliches V e r f ü h r ungs = Kunststück des LebensA. wirkte. Vielleicht that damals der Hauptzeugen d. Verführung

– d Z. z. T. g – + + den Zärtlichen zum Trost gesagt – bei Schmerz, Anoch nicht „so weh“B: wenigstens wird ein Arzt so schließen dürfen, der NegerAin schweren wie heute schweren welche einen Euro + –

36

38

inneren Krankheiten behandelt u. betrachtet hat, in solchen, die

pä e r z u r V erzweiflung bringen. Vielleicht ist

den Schluß zu ziehen Möglichkeit zuzulassen

40

42

ie

44

nur bedürfte sie,

einer Subli

46

die Gr. müßte mirung u Ra sublimirt u. raffinirt ffinirung und Übersetzung namentlich

AVerhältniß dazu, wie heute der Schmerz mehr weh thut, subtilisirt, sublimirt,Ain’ s Imaginative u.

lauter so uneigentlichen

sie auch

den unseren hypokritischen

mehr

Seelische übersetzt u. mitANamen geschmücktB, daßAzartenAGewissen keinen SkrupelAmachen („das tragische ist einer dieser Namen) eigentlich

) 104v,10

eigentlich nicht ausgestorben zu sein brauchte:

es sogar erlaubt zu vermuthen, daß auch jene Lust an der Grausamkeit noch fortbesteht, nur im

auftreten

esten

für

Mitleiden“ zum Beispiel) WasAempört, ist das sinnlose Leiden: aber wederAder Christ, der ins gegen das Leiden nicht das Leiden an sich, sond das

2: Pessim.] ¿ 4: Mühlen] ¿ 4: verhelfen] ¿ 6: ausdrücklich] ¿ 6: Gr.] vgl. GM II 7, 318,17 > Grausamkeit 8: heiterer] ¿ 8: Erden] ¿

8: P.] vgl. GM II 7, 318,18-19 > Pessimisten 16: Sumpfblumen] ¿ 16: ich] vgl. GM II 7, 318,27 > ich meine die 20: Auf] ¿ 20: verdorbenen] ¿ 30: Speichel] ¿ 31: Fragezeichen] ¿

33: diese] >? das 33: möchte] > mochte 35: Z.] ¿ 37: Anschlußzeichen zu 104v,1-8 44: daß] danach Einfügungszeichen verlängert 47: sond] > sondern

Mp XVII, 106r $

6. Bleistift

Die Falschheit.

2

4

Die unbewußte Falschheit.

Jeder souveräne Instinkt hat die anderen zu seinen Werkzeugen, Hofstaat, Schmeichlern : er läßt sich nie bei seinem häßlichen Namen nennen: u er

6

duldet keine anderen Lobsprüche, bei denen er nicht indirekt

8

10

mit gelobt wird.

12

Um jeden souveränen Instinkt herum krystallirt sich alles

14

Loben u. Tadeln überhaupt zu einer festen Ordnung u. Etiquette.

16

Dies die Eine Ursache der Falschheit.

18

Jeder nach Herrschaft strebende, aber unter einem Joch befindliche Instinkt, braucht

20

für sich, zur Unterstützung seines Selbstgefühls, zur Stärkung, alle

22

schönen Namen u. anerkannten Werthe: so daß er sich her=

24

vorwagt zumeist unter dem Namen des von ihm bekämpften

26

„Herren“, von dem er frei werden will. (Z. B. unter der Herrschaft christl. Werthe die fleischl. Begierde oder die Machtbe-

Dies die andere Ursache der Falschheit.

28

30

n

) 105r,26

gierde)

In beiden Fällen herrscht vollkommene Naivetät: die Falschheit tritt nicht

32

ins Bewußtsein. Es ist ein Zeichen von gebrochenem In=

34

stinkt, wenn der M. das Treibende u. dessen „Ausdruck“

36

(„die Maske“) zu getrennt sieht – ein Zeichen von Selbst= widerspruch, und viel weniger siegreich. Die absolute Unschuld $

38

folgt S. 31 unten Bleistifte

KGW VIII 8[1] 333,5-334,6

12: souveränen] ¿

12: krystallirt] > krystallisirt

Mp XVII, 106v

2

Die Sinnlichkeit in ihren Verkleidungen

als Idealismus („Plato“), der Jugend eigen, dieselbe Art

4

6

von Hohlspiegel - Bild schaffend, wie die Geliebte im

8

Speziellen erscheint, eine Inkrustation Vergrößerung Ver= klärung, Unendlichkeit um jedes Ding legend

10

in der Religion der Liebe: „ein schöner junger Mann, ein

12

der Seele

schönes Weib“, irgendwie göttlich, ein Bräutigam, eine BrautA

14

in der Kunst, als „schmückende“ Gewalt: wie der Mann

16

B

) 107r,2

18

das Weib sieht, indem er ihr gleichsam alles zum Prä=

20

sent macht, was es von Vorzügen giebt, so legt die

22

Sinnlichkeit des Künstlers in Ein Objekt, was er sonst

24

noch ehrt u. hochhält – dergestalt vollendet er ein

26

Objekt („idealisirt“ es)

28

Das Weib, unter dem Bewußtsein, was der Mann in

30

Bezug auf das Weib empfindet, kommt dessen Bemühen nach

32

Idealisirung entgegen, indem es sich schmückt, schön geht,

34

tanzt, zarte Gedanken äußert: insgleichen übt sie Scham,

36

Zurückhaltung, Distanz – mit dem Instinkte dafür, daß da=

38

mit das idealisirende Vermögen des M. wächst. (– Bei der

40

ungeheuren Feinheit des weibl. Instinkts bleibt die Scham

42

keineswegs bewußte Heuchelei: sie erräth, daß gerade die

KGW VIII 8[1] 334,23-335,12

Blaustift von N?

Mp XVII, 107r $

7 Bleistift

106v,42 )

d

2

naive wirkliche Schamhaftigkeit den Mann am meisten ver

4

führt u. zur Überschätzung drängt. Darum ist das Weib

6

naiv – aus Feinheit des Instinkts, welcher ihr die Nützlich-

8

keit des Unschuldig - seins anräth. Ein willentliches Die= Augen - über sich - Geschlossen - halten ….

10

Überall, wo die Verstellung stärker wirkt, wenn sie unbewußt ist,

12

wird sie unbewußt.

14

zur Genesis der Kunst. Jenes Vollkommen = Machen, Vollkommen - sehen, wel=

16

18

ches dem mit geschlechtl. Kräften überladenen cerebralen System

20

zu eigen ist (der Abend zusammen mit der Geliebten, die klein-

22

sten Zufälligkeiten verklärt, das Leben eine Abfolge subli=

24

mer Dinge, „das Unglück des Unglücklich - Liebenden mehr

26

Werth als irgend etwas“): andererseits wirkt jedes Voll=

28

physiologisch: der

kommene u. Schöne als unbewußte Erinnerung jenes verliebten

30

schaffende Instinkt des

Zustandes u. seiner Art zu sehen – jede Vollkommenheit,

32

Künstlers u. die Ver-

die ganze Schönheit der Dinge erweckt durch contiguity

34

theilung des semen ins

die aphrodische Seligkeit wieder. Das Verlangen nach

36

Blut …

Kunst u. Schönheit ist ein indirektes Verlangen nach den

38

Entzückungen des Geschlechtstriebes, welche er dem Cerebrum

40

mittheilt. Die vollkommen gewordene Welt, durch „Liebe“…

KGW VIII 8[1] 335,12-336,3

2: Schamhaftigkeit] Vk 18: überladenen] ¿

28: kommene] ¿ 30: des] ¿

30: Zustandes] ¿ 34: aphrodische] > aphrodisische

Mp XVII, 107v

2

Der Heerdentrieb in seiner Verkleidung

4

Der Lügen- u Verstellungstrieb

am Künstler hervorbrechend

6

8

10

Der contemplative Trieb in seiner Verkleidung.

Die Grausamkeit in ihrer Verkleidung

KGW VIII 8[1] 336,4-8

4: Verstellungstrieb] ¿

Mp XVII, 108r $

63. Bleistift

Krankheit u. Entartung in ihren Verkleidungen.

2

Das Alter in seiner Verkleidung

4

(als Nihilism

6

vererbter u. vererbter

8

(als Wiederkehr jugendlicherAWerthe

10

– die Spannkraft des Intellekts u. Charakters ist gebrochen

12

zb. R. W.

14

KGW VIII 8[1] 336,9-15

4: in seiner] ¿

Mp XVII, 108v

Die Verkleidung der vis inertiae

2

Was schleicht Zarathustra entlang dem Berge? –

4



6

8

ein

2.

Mißtrauisch, geschwürig, düster

Gieb acht! du brütest mir noch

eine Höhle:

12

ein Ei,

aber plötzlich ein Blitz,

14

ein Basilisken - Ei

hell, furchtbar

16

lange sitzest du noch auf deinem Mißgeschick?

ein langer Lauerer,

10

aus deinem langen Jammer aus …

ein Schlag gen Himmel

18

aus dem Abgrund, –

20

Was schleicht Z. entlang dem Berge

dem Berge selber schüttelt sich

22

sein Eingeweide …

24

Wo Haß u Blitzstrahl Eins ward

26

ein Fluch:

28

auf den Bergen haust nun Zarathustras Zorn

30

eine Wetterwolke schleicht er umher.

32

34

1   Wie



Nun zucken Blitze u. Verkrieche sich, wer eine letzte Decke hat

36

schwefelgelbe Wahrheiten

Ins Bett mit euch, ihr Zärtlinge!

38

40

Nun rollen Donner über die Gewölbe,

42

Nun zittert, was Gebälk u. Mauer hat

2: KGW VIII 8[1] 336,16

6: Wie lange] ¿ 6: du] Vk 10: brütest mir] ¿ 14: plötzlich] Vk 14: Basilisken-] ¿

Zarathustra flucht …

20: aus dem] ¿ 22: schüttelt] ¿ 26: Haß u] ¿ 26: ward] Vk 28: Fluch] ¿

32: Wetterwolke] ¿ 34: Blitze u.] ¿ 36: schwefelgelbe Wahrheiten] ¿ 42: Gebälk] ¿

Mp XVII, 109r

2



Zur Psychologie der Metaphysik. Der Einfluß der Furchtsamkeit.

(Herrschsucht, Wollust usw.)

4

Was am meisten gefürchtet worden ist, die Ursache der mächtigsten Leiden, ist

6

von den M. am feindseligsten behandelt worden u. aus der „wahren“ Welt

8

eliminirt. So haben sie die Affekte Schritt für Schritt weggestrichen, – Gott

10

als Gegensatz des Bösen dh. die Realität in die Negation der Begierden u.

12

Affekte angesetzt (das heißt gerade ins Nichts.)

14

Insgleichen ist die Unvernunft, das Willkürliche, Zufällige von ihnen gehaßt worden

16

(als Ursache zahlloser phys. Leiden) Folglich negirten sie dies Element im An=

18

sich - Seienden, faßten es als absolute „Vernünftigkeit“ u. „Zweckmäßigkeit“.

20

Insgleichen der Wechsel, die Vergänglichkeit gefürchtet: darin drückt sich

22

eine gedrückte Seele aus, voller Mißtrauen u. schlimmer Erfahrung (Fall Spinoza:

24

eine umgekehrte Art Mensch würde diesen Wechsel zum Reiz rechnen)

26



28

Affekte, die Unvernunft u. den Wechsel in eudämonist. Sinne gutheißen, sammt

30

ihren Consequenzen, Gefahr, Contrast, Zu Grunde gehen usw.

Eine mit Kraft überladene u. spielende Art Wesen würde gerade die

Zu:

die Metaphysiker.

93. Bleistift

$

KGW VIII 18[16]

Mp XVII, 109v $

zu Götzendämmerung Problem d Sokrates Bleistift

2.

bei S.

nicht bloß

2

Auf décadence deutet hier die Anarchie u. Wüstheit von Instinkten: aber eben-

4

falls deutet darauf die Superfötation des Logischen u jene Rhachitiker = Bosheit,

6

die ihn auszeichnet. Vergessen wir auch jene Gehör = Hallucination nicht, die als

8

„Dämonion des Sokrates“ ins Religiöse interpretirt worden ist. Alles ist übertrieben,

die

10

buffo, Carikatur an ihm, alles ist zugleich versteckt, hintergedanklich, unter-

12

irdisch … Ich suche zu begreifen, aus welcher Idiosynkrasie jene sokratische Gleich-

14

setzung von Vernunft = Tugend = Glück stammt – diese extrem = bizarrste Gleich-

16

setzung, die alle Instinkte des älteren Hellenen gegen sich hat.

18

3. griechische da Mit S. schlägt derAGeschmack zu Gunsten der Dialektik um: was geschah{

20

eigentlich? Vor allem wurde ein vornehmer Geschmack damit besiegt: Sokrat kam

22

der der Roturier der Pöbel kam mit der Dialektik über den guten Geschmack zum Sieg.

24

Vor Sokrates lehnte man in der guten Gesellschaft die dialek. Manieren als schlechte

26

Manieren ab; sie compromittirten; man warnte die Jugend vor ihnen. Auch mißtraute man

28

allem offenen Präsentiren seiner Gründe: Honnette Dinge tragen, wie honnette M. ihre Gründe

30

nicht in der Hand. Es ist unanständig, alle fünf Finger zu zeigen. Was sich beweisen läßt,

32

ist wenig werth. Überall, wo die Autorität zur guten Sitte gehört, ist der Dialektiker

:

34

eine Art Hanswurst … Man lacht xxxx über ihn, man nimmt ihn nicht ernst … Sokrates

.

36

war der Hanswurst, der sich ernst nehmen machte – was geschah eigentlich? –

e

die es giebt u. was in Sonderheit

4: falls] ¿ 4: Rhachitiker=] ¿ 8: Dämonion] ¿

12: Idiosynkrasie] ¿ 15: die es] ¿ 24: Manieren] ¿

26: Manieren] ¿ 30: unanständig] ¿ 34: ernst] Vk

Mp XVII, 110r $

37. Bleistift

Zur Psychologie der Metaphysik

2

4

Diese Welt ist scheinbar

6

Diese Welt ist unbedingt – folglich giebt es eine unbedingte Welt.

8

Diese Welt ist widerspruchsvoll – folglich giebt es eine widerspruchslose Welt.

Diese Welt ist werdend

10

– folglich giebt es eine wahre Welt.

– folglich giebt es eine seiende Welt.

lauter falsche Schlüsse (blindes Vertrauen in die Vernunft wenn A ist, so muß auch sein Gegensatz = Begriff B sein)

12



14

es möchte eine solche Welt geben; ebenfalls drückt sich der Haß gegen eine Welt,

16

die leiden macht, darin aus, daß eine andere imaginirt wird, eine werthvolle:

18

das Ressentiment der Metaphysiker gegen das Wirkliche ist hier schöpferisch.

20



22

Schluß auf das Verhältniß der wahren Welt zu unserer scheinbaren, wandelbaren,

24

leidenden u widerspruchsvollen.

26

28

Zu diesen Schlüssen inspirirt das Leiden: im Grunde sind es Wünsche,

Zweite Reihe von Fragen: wozu Leiden?.. und hier ergiebt sich ein

1)  Leiden als Folge des Irrthums: wie ist Irr=

– lauter Erfahrungen aus der   Natursphäre oder der Gesellschaft



thum möglich?

2)  Leiden als Folge von Schuld: wie ist

universalisirt u. ins „An sich“ 30

projicirt)



Schuld möglich?

32

Wenn aber die bedingte Welt ursächlich von der unbedingten bedingt ist, so muß

34

die Freiheit zum Irrthum u. zur Schuld mit von ihm bedingt sein: u wieder

36

fragt man wozu?… Die Welt des Scheins, des Werdens, des Widerspruchs, des Leidens

38

ist also gewollt: wozu?

KGW VIII 8[2] 337,1-338,5

8: widerspruchslose] ¿

22: wandelbaren] ¿

34: ihm] > ihr

Mp XVII, 111r $

38. Bleistift

.

2



Der Fehler dieser Schlüsse: zwei gegensätzliche Begriffe sind gebildet, – weil

4

dem einen von ihnen eine Realität entspricht, „muß“ auch dem anderen eine

6

Realität entsprechen. „Woher sollte man sonst diesen Gegenbegriff haben?“ –

8

Vernunft somit als eine Offenbarungs = Quelle über An - sich - Seiendes.

10



Aber die Herkunft jener Gegensätze braucht nicht nothwendig auf eine

12

übernatürliche Quelle der Vernunft zurückzugehen: es genügt die wahre Ge=

14

nesis der Begriffe dagegen zu stellen: – diese stammt aus der praktischen

16

Sphäre, aus der Nützlichkeitssphäre u. hat eben daher ihren starken Glauben (man

18

geht daran zu Grunde, wenn man nicht gemäß dieser Vernunft schließt: aber

20

damit ist das nicht „bewiesen“, was sie behauptet)

22

Die Präokkupation durch das Leiden bei den Metaphysikern: ist

24

ganz naiv. „Ewige Seligkeit“: psycholog. Unsinn. Tapfere

26

u. schöpferische M. fassen Lust u. Leid nie als letzte

28

Werthfragen, – es sind Begleit = Zustände, man muß

30

Beides wollen, wenn man etwas erreichen will. – Darin drückt

32

sich etwas Müdes u. Krankes an den Metaphysikern u. Religiösen

34

aus, daß sie Lust u. Leidprobleme im Vordergrunde sehen.

36

Auch die Moral hat nur deshalb für sie solche Wichtigkeit,

38

weil sie als wesentliche Bedingung in Hinsicht auf Abschaffung

40

des Leidens gilt.

42

Insgleichen die Präokkupation durch Schein u. Irrthum: Ursache

44

von Leiden, Aberglaube, daß das Glück mit der Wahrheit

46

verbunden sei (Verwechslung: das Glück in der „Gewißheit“, im „Glauben“)

KGW VIII 8[2] 338,6-33

8: Vernunft] ¿

26: fassen] Vk

Mp XVII, 111v Sieht man vom ask. Ideal ab: so das Thier M. ngster Zeit In lä

 o    e 

2

„Der M.“ hatte bisher keinen Sinn, sein Dasein auf Erden enthielt kein Ziel; wo=

4

zu Mensch überhaupt? – war eine Frage ohne Antwort; der Wille für Mensch u. Erde

6

fehlte; dasAgrößere „Umsonst!“ klang als Refrain hinter jedemAMenschen = Schicksale. Das

8

eben bedeutet das ask. Ideal: daß Etwas fehlte, daß eine ungeheure Lücke den

ein noch

großen

d

selbst

10

Menschen umstand – er wußte sichAnicht zu erklären, zu rechtfertigen, zu bejahen –

12

er litt am Probleme seines Sinns. Nicht das LeidenAwar das Problem: sondern

14

daß die Antwort fehlte für den SchreiA: „wozu leiden?“ Der M., das tapferste

16

u. leidgewohnteste Thier, verneint an sich nicht das Leiden: er will es,A, vorausge-

18

setzt, daß man{ihm sagtA: „dazu leiden!“ Die Sinnlosigkeit war der Fluch, bisher

20

über dem menschl. DaseinA, nicht die die Fülle der krankhaften Neigungen u der

22

erste beste Sinn – u der ask. Priester Ideal gab einen solchen Sinn! Es war

24

bisher der einzige Sinn.; „Irgend ein Sinn ist tausend Mal besser als k gar kein Sinn“

selbst

as

sein

der Frage

u. er sucht es auf

einen Sinn dafür aufzeigt ein

K

des Leidens

der

ausgebreitet

bot

 i 

g

besser

Das ask. I. ist das in ihm großartigste faute de mieux die ungeheuer Leere schien ausgefüllt;

liche 26

es

; das ask. Ideal als das großartige fdm

Das Leiden warAausgelegt; die Thür warvor dem selbstmörderischen Nihilism. zuge– es ist kein Zweifel – schloß sich vor allem

28

macht. Die AuslegungAbrachte neues Leiden mit sich, innerlicheres, giftigeres, am Leben

30

nagenderes – es brachte das Leiden unter die Perspektive der Schuld – : aber trotzalledem

32

– der Mensch war damit gerettet, er hatte einen Sinn, er konnte nunmehr etwas

34

Willen haben, er warAnichtAnur ein Blatt am Baume, ein Spielballs des Unsinns, des

36

Ohne = Sinns.) 

sie

inen  .    wie  s

wollen

38 40

Schluß der Genealogie Bleistift

fürderhin mehr

etwas

– u, wie ich es zu Anfang sagte: lieber will noch der Mensch das Nichts

wollen als nicht wollen



im Winde

In dubio pro reo.

$

12: Probleme] ¿ 14: leiden] Vk 18: dazu] Vk 19: ausgebreitet] vgl. GM III 28, 429,21 > ausgebreitet lag

20: die die] > die 25: ungeheuer] > nach unvollständiger Korrektur > ungeheure 28: innerlicheres] Vk 30: trotzalledem] ¿

34: Unsinns] ¿

Mp XVII, 112r $

77. Bleistift

zu „homines religiosi“

Was bedeuten asketische Ideale?

2

selbst Respekt zu machen

noch neuen

4

Vorform derAcontemplativen Lebensweise, extrem, um Respekt zu finden u. sich deren Bedingungen werden gesucht

6

(gegen das „schlechte Gewissen“ der

8

ein Sinn für Reinlichkeit der Seele, barock ausgedrückt

Inaktivität)

eine Menge Delikatessen sich vorbereitend 10

ein Zuchthäusler = Zustand, als Remedur für eine überwilde Begehrlichkeit (welche den „Verleitungen“ aus dem Wege geht) – als Haß

12

gegen Sinne, Leben sich äußernd.

14

16

eine Verarmung des Lebens, ein Bedürfniß nach Indolenz, Ruhe Kunstgriffe des Fakirs. „Alter“

18

20

eine krankhafte Verletzlichkeit, Empfindsamkeit, etwas Alt - Jüngferliches, das

22

dem Leben aus dem Wege geht: mitunter eine falsch geleitete

24

Erotik u Hysterie der „Liebe“

der Macht zu suchen oder als Mitunter der InstinktA, nach absoluten „Werkzeugen“

26

Kritik der Demuth („der absolute Gehorsam“) Die Klugheit daran, die Faulheit (ebenso wie in Armut u. Keuschheit)

28

30

Kritik der Armuth (die scheinbare Verzichtleistung u die Concurrenz, als Klugheitsmittel auf dem Wege zur Herrschaft.

32

34

zu erreichen Werkzeug am meisten

Kritik der Keuschheit

Nützlichkeit:

36

sie giebt Zeit, Unabhängigkeit – intellekt. Verwöhnung, die es

38

erhält Kraft, hält manche Krankheit fern

40

Freiheit von Weib u. Kind hält eine Menge Versuchung fern (Luxus, Servilität gegen Macht, Einordnung

42 44

KGW VIII 8[3] 339,1-340,9

4: Lebensweise] ¿

12: aus] ¿

unter Weibchen nicht aushält – Familien sind große Schwatznester

18: Fakirs.] ¿

Mp XVII, 112v



Lust an der

2

DieALüge als die Mutter der Kunst, Furcht u. Sinnlichkeit als Mutter der

4

Religion, das Nitimur in vetitumAals Mutter der Wissenschaft, die Grausamkeit

6

als Mutter der unegoist. Moral, die Reue als Ursprung des socialen Gleichheits=

8

Bewegung, der Wille zur Macht als Ursprung der Gerechtigkeit, der Krieg als der Vater

u. die Neugierde

10

(des guten Gewissens u. der Heiterkeit) der Ehrlichkeit, das Herrenrecht als der Ursprung der

12

Familie; das Mißtrauen als die Wurzel der Gerechtigkeit u. Contemplation

Zarathustra

14

16

An diesem Werk muß Einem jedes Wort einmal wehgethan

18

u. verwundet, u wieder einmal tief entzückt haben: – was

20

man nicht so „verstanden“ hat, hat man gar nicht verstanden.

Der grosse Mittag.

Warum „Zarathustra“?

Die große Selbstüberwindung der Moral

2-12: KGW VIII 8[7] 14-20: KGW VIII 8[8] 21: KGW VIII 18[15]

6: des] > der 6: Gleichheits=] ¿ 10: Ursprung] Vk

Mp XVII, 113r Die Wetterwolke     $

Ruhm u Ewigkeit I. (Bd. VIII) Zarathustra flucht. Bleistift 89. Bleistift

$

2

Wo Haß u Blitzstrahl

4

Eins ward, ein Fluch:

6

eine Wetterwolke wandelt über mir –

8

zu schweren Wolken bildet sich jetzt Zarathustras Zorn …. Wettern

eine Wetterwolke wandelt er selbst umher.

10

12

14

16

Verkrieche sich, wer eine letzte Decke hat! 2 Ins Bett mit euch, ihr weibische Zärtlinge! 3 Nun rollen Donner über die Gewölbe, 1



ist

18

4

hat

20



,

seine

das Meer fletzscht die Zähne der Himmel zuckt vor

der Himmel vor

nun zuckt Blitze u schwefelgelbe Wahrheiten

5

nun zuckt der Himmel vor

der Himmel starrt, das Meer fletzscht seine Zähne

22



Zarathustra flucht …

schwefelgelben Wahrheiten –

24



vor schwefelgelber Luft zuckt die Tiefe vom Aufgang bis zum Niedergang

26

6

es zuckt die Tiefe vor schwefelgelber Wahrheit …

28



der Himmel starrt, das Meer fletzscht seine Zähne es riecht die Luft nach schwefelgelber Wahrheit

30

32

die Luft erglüht in

starrt



der Himmel zuckt, das Meerf fletzscht seine Zähne – es riecht die Luft nach schwefelgelber Wahrheit



 …

das Meer

der Himmel zuckt in Flammen

nun zittert, was Gebälk u. Mauer hat ist,



en

der Himmel zuckt

34

7 Zarathustra

36



Wetterwolke

flucht zürnt ..



38

40 42

44

noch rauscht die

Zarathustra flucht …

aber schon hängt



glitzender Zauberschein



Zarathustras Reichthum über die ein Blitz wurde meine Weisheit

Den langen Lügen gram, einen Schlag gegen lange Lügen schleudert

Wälder hin

mit diamantnem Schwerte durchhaut sie mir diese

Finsterniß

wandelt mein Zorn durch die Nacht

8: Wolken] ¿ 13: Meer] ¿ 18: Gebälk u.] ¿ 18: Mauer] Vk 20: schwefelgelbe] Vk

21: fletzscht] ¿ 28: riecht die] ¿ 30: fletzscht] ¿ 30: seine] Vk 35: aber schon] ¿

37: Zauberschein] ? 37: Zarathustras] ¿ 38: Lügen gram] Vk

Mp XVII, 113v

2

$ geheimnißreiche Fülle auswirkt Ein M. in dem sich dieAVielheit u. Macht der Natur gleichsamAzur Erscheinung bringt, eine Syn-

) 114r,2

4

thesis des Furchtbaren u. des Entzückenden, etwas Versprechendes, etwas Mehr = Wissendes, etwas Mehr-

) 114r,4

6

Das asket. Ideal drückt immer ein Mißrathen aus, eine Entbehrung, einen physiolog.

8

Es macht nachdenklich, daß eigentlich nur dieseASpecies Priester den gegenwärtigen M.



x Bleistift

Asketen=

überhaupt.

) 114r,6

10

noch bekannt ist: es ist ein Ausdruck von Entartung u. Mißrathensein des M. daran,

12

daß – Und wie wir von romant. Künstlern reden, so dürfte man sagen, daß uns eigentlich nur

14

Stelle man sich zb. vor denA„Plato“ im museo Borbonico Neapels: die Archäo-

16

logen sind ungewiß, ob es nicht ein bärtiger Dionysos sei. Das soll uns gleichgültig sein: gewiß

18

ist, daß man hier immer eine andere Art Priester sehen voraussetzt, – keinen asketischen Typus …

mit dieser Möglichkeit einmal vor jenen – zuletzt wieder sehr

priesterlichen Typus

die Widernatur

Vgl. Antichrist Bleistift

die Weisheit

$

20

Der Priester des Christenthums repräsentirt die MachtAu. die Güte, aber die widernatürliche

22

Macht u.Adie widernatürliche Güte.: die Feindschaft gegen die Macht, die Erkenntniß u. die

24

die Macht als Wunderkraft - Macht

26

die Weisheit als Wider = Vernunft

28

die Liebe als Wider = Geschlechtlichkeit

die widernatürliche Weisheit

läßt ihnen den Leib – – man will die Seele, man versteckter

30

der Haß gegen die Mächtigen der Erde u. einAgrundsätzlicher Wettkampf u. Wettbewerb

32

der Haß gegen den Geist, den Stolz, den Muth, dieAAusgelassenheit des Geistes

34

der Haß gegen die Sinne, gegen die Freuden der Sinne, gegen die Freude überhaupt

Freiheit,

36

u. eine Todfeindschaft gegen die Sinnlichkeit u. Geschlechtlichkeit

KGW VIII 8[3] 340,10-20, 340,22-341,11

4: Versprechendes] ¿ 18: immer] nach Korrektur des Kontextes > einen 18: sehen] ?

18: voraussetzt] ¿ 20: widernatürliche] ¿ 22: Erkenntniß] ¿ 26: Vernunft] ¿

29: versteckter] Vk 32: Geistes] ¿ 36: Todfeindschaft] Vk

Mp XVII, 114r $

79. Bleistift

113v,4 )

113v,6 )

könnendes

2

min zu ho

Widerspruch.

4

gio es reli

si

$

vgl. Antichrist Bleistift

ist

113v,12 )

n

ist.

6

der romantische Priester bekannt sei – daß an sich der klassische Priester möglich sei

8



, daß er wahrsch. auch dagewesen ist.

10

Wir sind vielleicht xxxxxxxxxxxxxxxxxxx

12

die UnschuldAder Alten vorAden geschlechtlicher Symbolen – sie war{der Mittel

14



u. feierliche Haltung der ahnungsvollen Gegenwart

16

zb

punkt jener großen Mysterien, an denen die

Die Perversität, mit welcher

würdigsten FrauenBAthens u. Altbürgerinnen

verleumderische

e

Wille zum

20

das christl. Priesterthum hat es auf dem Gewissen – das gemeine u. schnödeAMißverständniß den Culten u. M ysterien von den Anfängen mit dem die der Geschlechtlichkeit in allen

22

der christl. Priester ist von Anfang an der Todfeind der Sinnlichkeit: man kann sich

24

keinen größeren Gegensatz denken, als die unschuldig = Au. feierliche Haltung, mit derAin den ehr-

26

würdigsten Frauenkulten Athens die Gegenwart der geschlechtl. Symbole. Der Akt der Zeugung

28

ist das Geheimniß an sich in allen nicht = asket. Religionen: eine ArtAVollendung u.

30

der geheimnißvollen Absichten, der Zukunft (Wiedergeburt, Unsterblichkeit

18

ahnungsvolle

zb.

Symbol der

2-8: KGW VIII 8[3] 340,13,15,20-22 18-30: KGW VIII 8[3] 341,12-23

18: das gemeine] ¿ 26: Symbole] >? Symbole empfunden wurde

Mp XVII, 114v älter, gütiger, mäßiger, müder Antichrist Bleistift



$

einer hundert Mal reiferen, Art M. entsprungen als 2

Der Buddhism; eine Religion ohne Götter, ohne Gebet, ohne asketische Folterung, ohne „Sünde“, von

4

vornherein den vornehmen u. reicheren Ständen zugewendet, vor allem den intellektuellen u. phi-

6

losophisch durchgebildeten; eine Religion, welche keine jener naiven SpitzfindigkeitenAhat wie das

8

Christenthum, sondern ein paar philos. Causalitäten, die von vornherein dem Volke nichts sind

auf dem Grunde

10

; keine Religion der Revolte, kein „Sklavenaufstand“, überhaupt keine Bewegung des ressen-

12

timent. – Auf dem Grunde die Müdigkeit, die raffinirteste Schmerzfähigkeit – und

14

eine hygienische Systematik von Mitteln, nichts mehr zu wollen u. dabei doch ohne

16

Schmerz u. Langeweile es auszuhalten. Die ganze „Moral“ ist nur da als Verbot von

18

Handlungen, welche Unruhe, Schmerz usw nach sich ziehen. Moral ist hier „Mittel“: der

20

Vollendete läßt Gut u. Böse hinter sich – „Beides sind Fesseln.“ –

22

Das Christenthum, alsbald auf Barbaren = Völker übergehend, hat nicht den müden M.

24

zur Voraussetzung, sondern den innerlich verwilderten u. sich zerreißenden M.A: einen starken

26

M. vor Allem, aber einen mißrathenen. Die „UnzufriedenheitAist hier nicht die übermäßige

28

Reizbarkeit in Hinsicht auf das Leid: sondern umgekehrt: ein übermächtigesAVerlangen nach

30

Wehethun, nach Auslassung der inneren Spannung in feindseligen Handl. u. Gedanken,

32

Die barbarischen Voraussetzungen des Chr., wodurch es eben im Stande war, Herr über das bar-

34

barische Europa zu werden: das Erstlingsopfer, das Bluttrinken im Abendmahle, die

36

Verachtung des GeistesA, die seelische Folterung, die es anbot; der große Pomp

38



Dort eine Religion für müde HausAthiere  A: die passiven Mächte im Vordergrund

40



hier eine Religion für krankhafte Raubthiere: hier die aktiven.

42

Dort das Selbst - Mitleid, hier der Selbst - Haß

44

– dort war die Aufgabe des Instinkts, ein Leben auszudenken, bei dem der M. an sich

46

Freude hat

48

hier, ein Leben, bei dem er sich nicht verachtet, weil er in Allem „Wider = Natur“ “ ge

den krankhaften Barbaren mit sich“

u krankhaftes

.

nach quälenden Vorstellungen.

u. der Cultur

sich

.

u. Heerden , die zerdacht, müde zerdacht sind u zerdacht haben

4: intellektuellen] ¿ 5: auf dem] ¿ 6: losophisch] Vk 36: seelische] ¿ 36: es] Vk

37: müde zerdacht] nach Korrektur des Kontextes > müde gedacht 38: Hausthiere] danach Einfügungszeichen verlängert 44: Instinkts] ¿

48: weil] Vk 48: ge] danach Textverlust

Mp XVII, 115r $

83. Bleistift

Leiblich- u Seelisch

2

Der Haß gegen dieAPrivilegirten :

Aufstand der häßlichen mißrathenen Seelen gegen die schönen stolzen wohlgemuthen

4

ihr Mittel :

6

8



„es giebt kein Verdienst“ das Widernatürliche als das Höhere

10

Verdächtigung der Schönheit, des Stolzes, der Freude

„die Gefahr ist ungeheuer: man soll zittern u.

12



sich schlecht befinden

14



„die Natürlichkeit ist böse; der Natur wi=

16



derstreben ist das Rechte. Auch der „Vernunft“.

18



20



für sich gewinnen. „Der Sünder“, an dem Gott

22



mehr Freude hat als am Gerechten“

24



wieder sind es die Priester, die diesen Zustand ausbeuten u. das „Volk“

dies ist der Kampf gegen das „Heidenthum“ (der Gewissenbiß als Mittel, die seelische Harmonie zu zerstören)

26

28

Der Haß der Durchschnittlichen gegen die Ausnahmen, der Heerde gegen die Unabhängigen

30



Wendung gegen den „Egoismus“: Werth hat eigentliche die Sitte alsA„Sittlichkeit“

32

34



36



allein das „dem Anderen“ „wir sind alle gleich“ gegen die Herrschsucht, gegen „Herrschen“ überhaupt

Die Guten und 38



gegen das Vorrecht die Verbesserer.

40



gegen Sektirer, Freigeister, Skeptiker

42



gegen die Philosophie (als dem Werkzeug - u.

44



46



48

KGW VIII 8[4] 342,1-343,10

Ecken - Instinkt entgegen) bei Philosophen selbst „der kateg. Imperativ“, das Wesen des Moral. „allgemein u. überall“ 12: befinden] > befinden“ 22: Gerechten] > „Gerechten

24: Gewissenbiß] > Gewissensbiß 31: eigentliche] ¿

Mp XVII, 115v $

20 Bleistift

Die drei Behauptungen:

2

s

4

das Unvornehme ist das Höhere

(Protest des „gemeinen Mannes“)

6

das Widernatürliche ist das Höhere

(Protest der Schlecht - weggekommenen)

8

das Durchschnittliche ist das Höhere (Protest der Heerde)

10

12



14

bald die Sklaven u. Unterdrückten,

16

bald die Mißrathenen u. An - sich - Leidenden

18

bald die Mittelmäßigen

20

Insofern ist das Phänomen der Moral vom Standpunkt der Biologie aus höchst be-

22

In der Geschichte der Moral drückt sich also ein Wille zur Macht aus, durch den

den Versuch machen, die ihnen günstigsten Werth urtheile durchzusetzen.

denklich. Die Moral hat sich bisher entwickelt auf Unkosten:

24

der Herrschenden u. ihrer spezifischen Instinkte

26

der Wohlgerathenen u schönen Naturen

28

der Unabhängigen u. Privilegirten in irgend einem Sinne

30

32

Die Moral ist also eine Gegenbewegung gegen die Bemühungen der Natur, es zu einem höheren Typus zu bringen. Ihre Wirkung ist: Mißtrauen gegen das Leben überhaupt (insofern dessen Tendenzen als „unmoralisch“ em-

34

pfunden werden

36

Sinnlosigkeit, insofern die obersten Werthe als im Gegensatz zu den obersten Instinkten

38

empfunden werden – Widersinn.

40

83. Bleistift

der „Mittleren“

42

$

wird. Entartung u. Selbstzerstörung der „höheren Naturen“, weil gerade in ihnen der Conflikt bewußt

KGW VIII 8[4] 343,11-344,10

Mp XVII, 116r

Reaktion versagt ist.

2

tretenen, denen die eigentl.

Sklavenaufstand in der Moral: das Ressentiment schöpferisch. Die Zerdrückten, Niederge= Folglich: ein negativer Werth zuerst

4

8

Methode der Verleumdung der aristokrat. Werthe: renden Ja - sagens zu sich selbst entspringt. (Stolz, Schönheit, Glück, Heiterkeit, Sinnlichkeit, Reichthum

10

12

die aus dem Gefühl eines triumphi-

„der Böse“ (eig. der Starke)

6

h

(umgekehrt als bei der vornehmen Moral,

mit Hülfe des 1) Nicht - sehen - wollens 

2),

des Falsch - sehen - wollens 

3),

des Hinein - sehen -  wollens.

14

16

Umkehrung: Versuch, das ressentiment selbst als Tugend auszulegen (Gerechtigkeits = Sinn)

18

20

die thatsächliche ängstliche Niedrigkeit als „Demuth“

22

das Inoffensive, die Feigheit, das Warten als „Geduld“

24



als „Güte“, als „Liebe der Feinde“, als „Menschenliebe“

26



auch als „Gehorsam gegen Gott“, der der „Obrigkeit“ zu gehorchen befiehlt

28

den Wunsch nach Rache als „Siege Gottes über seine Feinde“

30

Gottes Gerechtigkeit.

insgleichen die Grausamkeit beim Anblick einer Niederlage als „Triumph über

32

ihr Elend als Prüfung, Vorbereitung der „Auserwählten“, Auszeichnung

34

selbst als Klugheit („damit reichlicher einst vergolten wird)

36

38

das Leben in der „Hoffnung“, in der „Liebe“, im „Glauben“ (an einen Gott der

40

die Ehre der Armut als „Gottesdienst“

42

Versuch, in summa, mit sich zufrieden zu sein u. sich zu überreden, daß „man

Armen u. Gedrückten)

nicht nur besser sei“, sondern auch „es besser habe“. Die „Guten“, eig.

44

– Tiefste Unehrlichkeit u. Verlogenheit dabei. –

46

KGW VIII 8[4] 344,11-345,10

30: Gerechtigkeit] > Gerechtigkeit“

36: wird] > wird“

die Schwachen.

Mp XVII, 116v 19 Bleistift Genealogie VII, S. 379f. Bleistift

$

$

2

Die Verinnerlichung des Menschen (als Krankheit)

4

Die V. entsteht, daß mächtige Triebe, denen mit Einrichtung des Friedens u der Gesell=

6

schaft die Entladung nach außen versagt wird, sich nach innen zu schadlos zu halten suchen,

8

im Bunde mit der Imagination. Das Bedürfniß nach Feindschaft, Grausamkeit, Ra= Gewaltsamkeit

10

che,Awendet sich zurück, „tritt zurück“; im Erkennen - wollen ist Habsucht u. Erobern;

12

im Künstler tritt die zurückgetretene Verstellungs- u Lügenkraft auf; die Triebe werden

14

zu Dämonen umgeschaffen, mit denen es Kampf giebt usw.

16



18

Der M. sich immer wieder in Lagen versetzend, für die er noch keinen Instinkt

20

hat: also zeitweilig experimentirend u auf Grund von „Schlüssen“ handelnd, nicht

22

von Instinkten. „Rationalistische“ Ereignisse zb. die französ. Revolution.

24



26

zb. der Ehe

Die Bewußtheit als Krankheit

Das schlechte Gewissen dem Neuen anhaftend

den milden mitleidigen vergeberischen Gefühlen (lange mit Selbstverachtung ver-

28

knüpft)

30

32

dem Willen zur Forschung (als wider die Autorität gerichtet)

34

den großen Natur - Überwältigungen (als Gottlosigkeiten)

36

dem Frieden

38

dem Handelsmann, dem Zöllner

40

bei den vornehmen Geschlechtern, die auf Rache verzichten, der obersten Gewalt

42

78. Bleistift

44

$

KGW VIII 8[4] 345,11-346,7

gegenüber. also das „Rechtsbewußtsein“ mit dem schl. G. verschwistert

2: Menschen] ¿

4: entsteht] > entsteht dadurch

32: zur] ¿

Mp XVII, 117r

4



+ macht,

6

Priester ist die Richtungs= Veränderer des Ressent.

(des Geistes) einen Krieg der ListAmehr als der Gewalt, wie sich von selbst versteht

*

ung

2

Formel fassen wollten, so wäre zu sagen: der

Und in der That: wenn wir die ganze Thätigkeit, die oberste Nützlichkeit des P. s in die kürzeste

8

u in jed j

: eine ungeheure Aufgabe! Denn Jeder Jeder



nämlich

instinktiv

12

Der LeidendeAsuchtAzu allem Leid eine Ursache: genauer einen Thäter, noch bestimmter, irgend etwas Lebendiges gegen das er mit Haß seine Affekte thätlich oder in effigie Aentladen kann einen schuldigen Thäter: kurz, ein Objekt, an dem er sich schädigend,

14

– denn die Affekt - Entladung ist ein Erleichterungs- nämlich Betäubungs = Mittel des Leidenden,

16

seinANarcoticum gegen lange Qual. (Hier liegt,Adie physiologische MotivAjener Reaktion),

18

Rache u. ihrer Verwandten die u allem alles

20



10

das größte

as in r

unwillkürlich begehrtes

Qual,

Versuch

meiner Theorie gemäß,

irgend welcher Art

des Ressentiments, der

Ursächlichkeit dieselbe Defensiv=

einer Schutzmaßregel

dessen, was aus ihnen wächst): man verwechseltAsie meistens mit demAGegenschlag, eines Defensiv=

im Falle

irgendeiner

jeder einer

Angriff

22

Instinkts bei{plötzlichenBVerletzung.) Aber die Verschiedenheit ist fundamental: im Einen Fall will

24

man weiteres Beschädigtwerden hindern, dazu thut es noth, unter Umständen den Schädigenden, den

26

AngreifendenAzu vernichten; im anderen Falle will man einen Schmerz durch eine heftigere Emotion

Schädigung u. Gefährdung.

kann es nöthig sein

unter Umständen

irgend welcher Art

)

überwältigen –

28 30 32

(sehr gleichgültig, ob es woher die Gefahr kommt u. oft genug, ehe man zum Bewußtsein kommt,

hier handelt es sich um  welcher Art deren Ursache ist) man braucht einen wilden Affekt u. zu dessen Erregung irgend einen Vorwand) 2: teilweiser Schriftverlust am oberen Rand 11: in Ms nicht übereinander 11/12: entladen] ¿ 14: Entladung] ¿

35. Bleistift

Gewissen in solchen DingenAhaben

2

Zu: der Wille zur Wahrheit



1. Satz. Die leichtere Denkweise siegt über die schwierigere

– als Dogma: simplex sigillum veri

6

Dico: daß die Deutlichkeit etwas für Wahrheit

8

ausweisen soll, ist eine vollkommene Kinderei …

10

12



2. Satz. Die Lehre vom Sein, vom Ding, von lauter

14

festen Einheiten ist hundert Mal leichter als die

16

Lehre vom Werden, von der Entwicklung

18

20

30: Ursache] Vk 32: irgend] ¿

Mp XVII, 117v haben $



4

15: Ressentiments] ¿ 20: wächst] ¿ 22: bei] danach Einfügungszeichen verlängert 28-30: (sehr … ist)] zu Zeile 22-24



3. Satz. Die Logik war als Erleichterung gemeint: als Aus wirkte sie als Wahrheit … drucksmittel, – nicht als Wahrheit … Später

3-21: KGW VIII 18[13]

1: Schriftreste und teilweiser Schriftverlust am oberen Rand

6: simplex] ¿ 8: Dico] ?

14: festen Einheiten] ¿

Mp XVII, 118r

115 Bleistift  c) Rotstift

2

$

Wir Hyperboreer. – Grundsteinlegung des Problems

4



Erstes Buch: „was ist Wahrheit?“

6

Erstes Capitel. Psychologie des Irrthums.

8

Zweites Capitel. Werth von Wahrheit u. Irrthum.

Hauptstück

Drittes Capitel. Der Wille zur Wahrheit.

10

(erst gerechtfertigt im Ja = Werth des Lebens

.

12



Zweites Buch. Herkunft der Werthe.

14

Erstes Capitel. Die Metaphysiker

16

Zweites Capitel. Die homines religiosi.

18

Drittes Capitel. Die Guten u. die Moralisten Verbesserer.

20



22

Erstes Capitel. Gedanken über das Christenthum.

24

Zweites Capitel. Zur Physiologie der Kunst.

26

Drittes Capitel. Zur Geschichte des europ. Nihilismus.

Drittes Buch. Kampf der Werthe

Psychologen = Kurzweil

28

30



32

Erstes Capitel. Das Princip des Lebens.

34

Zweites Capitel. Die zwei Wege.

36

Drittes Capitel. Die ewige Wiederkunft.

KGW VIII 18[17] 337,19-338,11

Viertes Buch: der grosse Mittag.

22: das] ¿

„Rangordnung“

$

Mp XVII, 119r d Befehl.

2

A. Von der Verdorbenheit des Menschen

4

B. Kritik der obersten Werthe

6



8

C. Die Entstehungsheerde der

Was die bisherigen obersten Werthe bedeuten.

10



bisherigen Werthurtheile

12



14

Priester

16

Philosophen

18

D. Warum die Gegenwerthe unterlagen

20

E. Modernität als Zweideutigkeit der Werthe

22

F.

Woher die bisherigen obersten Werthe stammen.

24

Warum wodurch womit

Modernität   Werthe

26

Warum wodurch womit

Zweideutigkeit

28

Jedoch jedoch warum

2-12,18-22: KGW VIII 17[2]

1: d] ? 1: Befehl.] >? Befehlenden

Werthe   Werthe

12: bisherigen obersten] ¿ 16: Philosophen] ¿

20: Modernität] ¿

Mp XVII, 119v $

82. Bleistift

Erstes Capitel. Begriff der nihilist. Bewegung als Ausdruck der décadence.

2

– die décadence überall

4

Zweites Capitel. die typischen Ausdrucksformen der décadence

6

(vgl. Blatt 71.) Bleistift

1) man wählt, was die Erschöpfung beschleunigt

8

10

2) man weiß nicht zu widerstehen

12

3) man verwechselt Ursache u Wirkung

$

4) man ersehnt Schmerzlosigkeit $

14

ersehnt Schmerzlosigkeit. Bleistift

72 : inwiefern auch „Hedonism“ ein Degenerirender

16

Typus ist

18

Drittes Capitel.

20

22

46 erstes Heft

5) die „wahre Welt“: Begriff der Realität durch



Leidende 72

24



26

das tragische Zeitalter 72

28



30

32

die Gegensatz = Natur, die dionysischen Werthe:

6) die nihilist. Fälschung für alle guten Dinge

59 Liebe 108 109 der „willenlose Intellekt“

34



das Genie

36



Kunst des „willensfreien Subjekt“

38



40

98

KGW VIII 17[1]

7) das Unvermögen zur Macht, die Ohnmacht: ihre

2: Bewegung] ¿ 8: Erschöpfung] ¿

Toilettenkünste

18: Typus] ¿ 24: Werthe] ¿

38: Unvermögen] ¿

Mp XVII, 120r $

(vgl. Blatt 82) Bleistift 71. Bleistift

$

Allgemeinste Typen der décadence:

2

1) : man wählt, im Glauben, Heilmittel zu wählen, das, was die Er-

4

schöpfung beschleunigt

6



8

– dahin gehört das Christenthum – : um den größten Fall

10

des fehlgreifenden Instinkts zu nennen.

12



14

2) : man verliert die Widerstands = Kraft gegen die Reize, – man

16

wird bedingt durch die Zufälle: man vergröbert u. vergrößert

18

die Erlebnisse ins Ungeheure … eine „Entpersönlichung“, eine

20

Disgregation des Willens – Zur Geschichte des Nihilismus

22

24

26

– dahin gehört der „Fortschritt“– :



– dahin gehört eine ganze Art Moral, die altruistische

die, welche das Mitleiden im Munde führt: an der das Wesentliche die Schwäche der Persönlichkeit ist, so daß sie mitklingt u. wie eine überreizte Saite beständig zittert … eine extreme

28

Irritabilität …

30

3) : – man verwechselt Ursache u Wirkung: man versteht die dec.

32

34

nicht als physiologisch u. sieht in ihren Folgen die eigent. Ursache des

36

sich Schlecht - befindens

38



– dahin gehört die ganze relig. Moral

4) : man ersehnt einen Zustand, wo man nicht mehr leidet: das

40

42

Leben wird thatsächlich als Grund zu Übeln empfunden, – man ta=

44

xirt die bewußtlosen, gefühlslosen Zustände (Schlaf, Ohnmacht) unver-

46

gleichlich werthvoller als die bewußten: daraus eine Methodik … KGW VIII 17[6]

8: Fall] ¿ 16: vergröbert] ¿

18: Entpersönlichung] ¿ 34: Folgen] ¿

44: bewußtlosen] ¿ 46: daraus] ¿

Mp XVII, 120v Es handelt sich ganz u gar nicht um die besteste oder die schlechte Welt: Nein oder Ja, das ist hier die Frage. Der nilist. Instinkt sagt Nein; seine mildeste Behauptung ist 2

Daß Nicht - sein besser ist als Sein, daß der Wille zum Nichts mehr Werth hat als

4

der Wille zum Leben; daß, wenn das Nichts die oberste Wünschbarkeit ist, dieses Sein

6

als Gegensatz dazu, sogar das An sich – verwerflich wird …

8

Von einer solchen Werthschätzung inspirirt, wird ein Denker unwillkürlich suchen, all die

sogar

seine strengste

absolut werthlos ist

10

Dinge, die er instinktiv nach Werth beurtheilt, zur Rechtfertigung einer nihilist.

12

Tendenz einzubringen. Das ist die große Falschmünzerei Sch. s, der zu vielen

14

Dingen mit tiefem Interesse gestellt war: aber der Geist des Nihilis verbot ihm, dies

16

zum Willen zum Leben zu rechnen: u so sehen wir denn eine Reihe feiner

18

u beherzter Versuche, die Kunst, die Philosophie, die Religion, die Moral, das

20

Genie als wegen ihrer scheinb Lebensfeindlichkeit, als Verlangen ins Nichts zu Ehren

22

zu bringen

die Weisheit

die Schönheit in der Natur

$

vgl. Götzendämmerung Bleistift

neuerdings

viel

24

Man hatAmit einem zufälligen u. in jedem Betracht unzutreffenden Wort neuerdings Mißbrauch

26

getrieben: man redet überall von Pessimismus, man kämpft sonderlich, unter vernünftigen

28

für die die das eine beantwortet werden kann gleichsam

Leuten zuweilen, wie über eine Frage, die xxxxxxxx aufgeworfen lösbar sei, wer Recht auf die es Antworten gebe

doch

30

habe, die Pess. oder die Optimisten. Man hat nicht begriffen, was mit Händen

32

zu greifen: daß Pessimis kein Problem, sondern ein Symptom – daß der Name

34

ersetzt wurde durch Nihilismus, – daß die Frage, ob Nichtsein besser ist als

36

Sein als selbst schon eine Krankheit, ein Niedergangs = Instinkt, eine Idio-

38

synkrasie ist …

40



42

hat ihre zwei Centren an den Stellen, wo Himmel heute die Verfalls = Symptome am

ist,

schon

Anämie

Die pessimist. Bewegung ist nur der Ausdruck einer physiol. décadence; sie

1-22: KGW VIII 17[7] 24-42: KGW VIII 17[8]

1: besteste oder die schlechte] ?, > beste oder die schlechteste 1: nilist.] > nihilistische 4: oberste] Vk 8: Von einer] ¿ 10: beurtheilt] ¿

10: Rechtfertigung] ¿ 12: Sch. s] > Schopenhauers 18: beherzter] ¿ 20: scheinb] ?, > scheinbaren 26: sonderlich] ? 26-28: vernünftigen Leuten] ?

35: Anämie] ? 40: sie] nach Textverlust: si 42: zwei … am] ? 42: am] danach Textverlust?

Mp XVII, 121r $

96. Bleistift

Zur Physiologie der Kunst.

2

1.

der Rausch als Voraussetzung: Ursachen des Rausches.

4

2.

typische Symptome des Rausches

6

3.

das Kraft- u Füllegefühl im Rausche: seine idealisirende Wirkung



4

8

das Mehr von Kraft zb

das thatsächl. Mehr von Kraft: seine thatsächliche Verschönerung

beim Tanz der Geschlechter



10

Erwägung: in wiefern unser Werth „schön“ vollkommen anthropocentrisch ist

das Krankhafte am Rausche; die physiol. Gefährlichkeit der Kunst –

5.

12

6



Wachsthum u. Fortschritt

das Apollinische, das Dionysische …

14

auf biolog. Voraussetzungen über

Grundtypen: umfänglicher, vergl. mit unseren Sonder = Künsten

Frage: wohin die Architektur gehört

tonisch: 16

7

die Mitarbeit der künstl. Vermögen am normalen Leben, ihre ÜbungA: umgekehrt das Häßliche

18

8

die Frage der Epidemie u. der Contagiosität

20

9.

Problem der „Gesundheit“ u. der „Hysterie“ – Genie = Neurose

22

10 die Kunst als Suggestion, als Mittheilungs = Mittel, als Erfindungsbereich der induction-

24

psycho - motrice

26

11. Die unkünstlerischen Zustände: Objektivität, Spiegelwuth, Neutralität

der verarmte Wille; Verlust an Capital

12. Die unkünstlerischen Zustände: Abstraktivität.

28



die verarmten Sinne

13. Die unkünstlerischen Zustände: Auszehrung, Verarmung, Ausleerung, – Wille zum Nichts

30

Christ. Buddhist. Nihilist.

Mor

14. Die unkünstler. Zustände

32

: Moral - Idiosynkrasie. ( – die der Schwachen, Mittleren



die Furcht vor den Sinnen, vor der Macht, vor dem Rausch.

34

15. Wie ist tragische Kunst möglich?

36

16 Der Typus des Romantikers

40

42

44

Instinkt der Unterlegenen des Lebens

: zweideutig. Ihre Consequenz ist der „Naturalism“… Ein Künstler zweiten Ranges, der unter Umständen den Künstler spielt.

17. Problem des Schauspielers.

38

der verarmte Leben Leib.

Frage der Art Publikum, an die man sich wendet ..

die „Unehrlichkeit“, die typische Verwandlungskraft als Charakter = Fehler … 18. die Kunst als Rausch, Mangel an Scham die Würdelosigkeit, der Hanswurst, der Satyr, der Buffo, der Gil Blas medizinisch: Amnestie. der Schauspieler, der den Künstler spielt … tonicum, ganze u partielle Impotenz KGW VIII 17[9]

8: thatsächl.] darunter Bleistiftspur 8: Mehr] Vk 12: Dionysische] Vk mit brauner Tinte

32: Idiosynkrasie] ¿ 40: typische] ¿ 43: Amnestie] >? Amnesie

45: ganze u] ¿

Mp XVII, 122r $

Letzte Periode Ansatz zur Physiologie der Kunst. rote Tinte und Bleistift 112 Bleistift

$ $

vgl. W II 7, 132 (Vs zu W II 9, 10) Bleistifte

VIII 130f. Bleistift

$

2

Grundeinsicht: was ist schön und hässlich?

4

1.

6

8

Aesthetica.



Nichts ist bedingter, sagen wir bornirter als unser Gefühl des Schönen. Wer

10

es losgelöst von der Lust des Menschen am Menschen denken wollte, verlöre sofort

12

Grund und Boden unter den Füßen. Im Schönen bewundert sich der Mensch als Voll=

14

kommenheits = Typus; es giebt Fälle, wo er soweit geht, sich anzubeten. Es gehört zum

16

Wesen einer Gattung, daß sie nur am Typus der Gattung Freude hat: sie gienge sofort

18

zu Grunde, wenn sie „liberaler“ im Geschmack würde Nichts ist weniger liberal als der

20

Geschmack einer Gattung: er sagt „ich u noch einmal ich und hundert Mal „ich“..

2-4: KSA 14, 426, zu GD Streifzüge eines Unzeitgemässen

16: Typus] ¿

20: hundert] ¿

Mp XVII, 123r $

113 Bleistift 6 Bleistift

4

ich möchte die liebenswürdigen Tugenden nicht unterschätzen; aber die Größe der Seele verträgt sich nicht mit ihnen. Auch in den Künsten schließt der große Stil das Gefällige aus.

In Zeiten schmerzhafter Spannung u. Verwundungbarkeit wähle den Krieg: er härtet ab, er macht Muskeln.

10

Die tief Verwundeten haben das olympische Lachen; man hat nur, was man nöthig hat.

12

Es dauert zehn Jahre schon: kein Laut mehr erreichte mich –AMan muß viel Menschlich

ein Land ohne Regen:

14

keit übrig haben, um dergestalt in der Dürre nicht zu verschmachten.

Jeder Glaube hat den Instinkt der Lüge: er wehrt sich gegen jede Wahrheit, von der her

16

18

seinem Willen, die Wahrheit zu besitzen, Gefahr droht – er macht die Augen zu, er verleumdet …

Man hat einen Glauben, weil er „selig macht“: man hält nicht für wahr, was uns nicht „selig

20

22

m

$

Aus der Kriegsschule der Seele.

den Tapferen, den Frohgemuthen, den Enthaltsamen geweiht.

8

.

A

2

6

m



macht“. Ein pudendum.

24

was warfst du dich aus deiner Höhe?

26

was verführte dich?

28

Das Mitleiden mit allem Niedrigen verführte dich

30

nun liegst du da, zer krank, unnütz, xxxxxxx frivolen wirkungen mit xxxxx. xxxxxxx Schatten, mit ungeheuren Gegensätzen, mit xxxxx.

wirkt überredet

Unfähig, zu bauen, arbeitet er mit Masse,Amit aufdringlichen Widersprüchen der starken Schatten – die Lüge des

32

xxxxxx

34

großen Stils beherrscht seine ganze Kunst. Er willA, womit man heute als Künstler tyrannisirt

36



dazu

tyrannisiren: er wendet den ganzen Berninismus der Mittel heute

er wendet Mittel an, wie sieAZola, wie sie

38

$ in geistigerer Form, H Taine anwendet – die Vergröberung des „Princips“, die Überwältigung durch Wiederholung,

  Violettstift

ü

40

42

die Vereinfachung bis zum Elementarischen

44



46



Anruf der verbotenen Instinkte. Was W unmöglich ist, das ist der Stil.

| // Blei- und Violettstift

48



Anruf

x Violettstift

50

s

Erregung der Furcht

Die Lüge

Lineal Linien („der Principien“)

W. ist unfähig jedes Stils $

$ Theorie vom Mißbrauch der Logik als einem Realitäts-

Kriterium. –

52

1-22: KGW VIII 18[1] 50-52: KGW VIII 18[2]

Blaustift von N? 6: Gefällige] ¿ 8: Verwundungbarkeit] > Verwundbarkeit 8: wähle] Vk 10: olympische] Vk

10: nur] Vk 24: warfst] ¿ 30: unnütz] ¿ 31: frivolen] ? 32: Widersprüchen] ?

34: beherrscht] ¿ 34: Künstler] ¿ 40: in geistigerer] ¿ 44: Erregung] ?

Mp XVII, 124r VIII, 92f. Bleistift



Langes Leben, eine reiche Nachkommenschaft beweisen nicht die sind nicht der Lohn der ein Wort für Tugend, sondern die Tugend ist jene Verlangsamung des Stoffwechsels +

$

ist

hinein

2

er trägt die Ordnung, die er physiologisch, in die Beziehungen zu Dingen u Menschen. In

4

Formel: die Tugend ist die Folge des Glücks … Die Kirche u die Moral sagt:

6

„ ein Geschlecht, ein Volk wird durch Laster u. Luxus zu Grunde gerichtet“: sagt dazu

8

sse

meine Wiederstellung der Vernunft: wenn ein Volk zu Grunde geht, physiologisch

10

degenerirt, so folgen daraus Laster u. Luxus (dh. die Bedürfniß nach immer

12

stärkeren u häufigeren Reizen, wie sie jede erschöpfte Natur nöthig hat) Der

14

Zeitungsleser sagt: diese Partei richtet sich mit diesem Fehler zu Grunde:

16

meine höhere Politik sagt: eine Partei, die solche Fehler macht ist

18

am Ende – sie hat die Instinkt - Sicherheit nicht mehr,“ Jeder

20

Fehler in jedem Sinne ist eine Folge eines Instinkt = Niedergangs: man

22

definirt damit den Fehler. Alles Gute ist le Instinkt – u folglich

24

leicht, nothwendig, frei. Die Mühsal ist ein Einwand, der Gott

26

ist typisch vom „Helden“ verschieden (in meiner Sprache: die leichten

28

Füße das erste Attribut der Göttlichkeit) – Und indem ich dies sage,

30

sehe ich über mir den ungeheuren Rattenschwanz von Irrthümern inmitten der

32

Sterne glänzen, der bisher als die höchste Inspiration der Menschheit galt aus

die



alle

Tüchtigkeit Folge

selbst ,

+

) 43

aus dem

„alles Glück Folge der Tugend, alle Tugend Folge des freien Willens“

34

36

Kehren wir die Werthe um: der Glückliche

(tüchtiger

38

.

u. eine reiche Nachkommen

alle Freiheit Folge der Tüchtigkeit

wird tugendhaft, der Tugendhafte wird frei Freiheit hier als

40

lange

schaft bedingt im Gefolge

der That

frei, insofern jede TüchtigkeitAeine große Freiheit u.

(– den Cornarism –)

hat.

35 )

42

die, unter anderem, auch welche ein langes Leben

Leichtigkeit in der Kunst u. Selbstbestimmung mit sich bringt.  der Selbstdirektive verstanden. Jeder Künstler versteht mich …

1: ein Wort für] ? 1: Stoffwechsels] ¿ 2: Ordnung] ¿ 2: Beziehungen] ¿ 4: Kirche u] ¿ 4: sagt] ¿

einer glücklichen Organisation

8: Wiederstellung] ¿, > Wiederherstellung 12: erschöpfte] ¿ 14: Zeitungsleser] ¿ 16: eine] > „eine 28: dies] Vk 33: aus dem] ¿

37: Nachkommen] ¿ 39: Freiheit] ¿ 39: lange] ? 42: Kunst] ? 43: verstanden] ¿

Mp XVII, 124v $

114 Bleistift

$

b) Rotstift

Entwurf des

2

Plans zu:

4

6

Der Wille zur Macht.

8

Versuch

10

einer Umwerthung aller Werthe.

– Sils - Maria

12

am letzten Sonntag des

14

Monat August 1888

16

$

26. Aug. 88. Bleistift

KGW VIII 18[17] 337,11-18

Mp XVII, 125r

Umwerthung aller Werthe.

2



4

Der Antichrist. Versuch einer Kritik des Christenthums.

6

8

Erstes Buch.



Zweites Buch. Der freie Geist. Kritik der Philosophie als einer nihilistischen Bewegung.

10



12

Drittes Buch. verhängnissvollsten

von der

Der Immoralist. Kritik derAgefährlichsten ArtAvon Unwissenheit, der Moral.

14



16

Viertes Buch. Dionysos. Philosophie der ewigen Wiederkunft.

18

KGW VIII 19[8]

Mp XVII, 126r Wir Hyperboreer (Vorrede), Fortsetzung von W II 8, 9 Bleistift  117 Bleistift

.

2

$ cept in der Hand und mit Salbung im hieratischen Maule: „Aber was kümmert uns das Glück?“ – fragen wir

4

ganz erstaunt. „Hier ist der Weg zum Glück – fahren sie fort, diese heiligen Schreiteufel: und dies da ist die Tugend,

6

der neue Weg zum Glück!“… Aber wir bitten Sie, meine Herrn! was kümmert uns gar Ihre Tugend! Wozu

8

geht Unsereins denn abseits, wird Philosoph, wird Rhinozeros, wird Höhlenbär, wird Gespenst? Ist es nicht, um

10

die Tugend und das Glück loszusein? – Wir sind von Natur viel zu glücklich, viel zu tugendhaft, um nicht eine

12

kleine Versuchung darin zu finden, Philosophen zu werden: das heißt Immoralisten und Abenteurer … Wir

14

haben für das Labyrinth eine eigne Neugierde, wir bemühnAdarum, die Bekanntschaft des Herrn Minotaurus

16

zu machen, von dem man Gefährliches erzählt: was liegt uns an Ihrem Weg hinauf, an Ihrem Strick, der

18

hinaus führt? zu Glück und Tugend führt? zu Ihnen führt, ich fürchte es … Sie wollen uns mit Ihrem

$

uns

u



s

hängen Sie sich daran auf –!…

20

Stricke retten? – : Und wir, wir bitten Sie inständigst,Asich daran aufzuhängen – – –

22

2.

24



26

mußAdie MoralistenAaufhängen. So lange diese von Glück und Tugend reden, überreden sie nur die alten

28

Weiber zur Philosophie. Sehen Sie ihnen doch ins Gesicht, allen den berühmten Weisen seit Jahrtausenden:

30

lauter alte,AWeiber, lauter Mütter, mit Faust zu reden. „Die Mütter! Mütter! ’ s klingt so schau=

32

Wir Hyperboreer, wir machen aus ihr eine Gefahr, wir erlich.“ –ANeue Lesart der Goethe = Forschung: Großmütter. – verändern ihren Begriff, wir lehren Philosophie als lebens=

34

gefährlichen Begriff: wie könnten wir ihr besser zu Hülfe kommen? – Ein Begriff wird der Menschheit immer so viel

36

werth sein, als er ihr kostet. Wenn Niemand Bedenken trägt, sich für den Begriff „Gott“, „Vaterland“, „Frei=

38

heit“ Hekatomben zu opfern, wenn die Geschichte der große DampfAdieser Art Opfer ist –, womit kann sich

40

der Vorrang des Begriffs „Philosophie“ vor solchen Popular = Werthen, wie „Gott“, „Vaterland“, „Freiheit“, bewei=

42

sen, als dadurch, daßAsie mehr kostet – größere Hekatomben?… Umwerthung aller Werthe: das wird

44

kostspielig,A– –

46

3.

48



Zuletzt: was hilft es! Es bleibt kein andres Mittel, die Philosophie wieder zu Ehren zu bringen: man zuerst

,

zuerst

lauter ältliche

um

er

ich verspreche es

vor

zuerst von mir

50

52

erklärt, – und, in der That, die Moralisten insgesammt werdenAabgethan. Man weiß bereits, welches Wort ich mir zu diesem Kampfe zurecht gemacht habe, das Wort Immoralist; man kennt insgleichen meine Formel „Jenseits von Gut dieser die Leuchtkraft von GegenBegriffen,

b

) 129r,2

Dieser Anfang ist heiter genug: ich schicke ihm sofort meinen Ernst hinterdrein. Mit diesem Buche wird der Moral der Krieg

54

und Böse“. Ich habe diese starken Gegen = Begriffe,{nöthig{, um, in jenen Abgrund von Leichtfertigkeit und Lüge hinabzu

56

leuchten, der bisher Moral hieß. Die Jahrtausende, die Völker, die Ersten und die Letzten, die Philosophen und die

58

alten Weiber – in diesem Punkte sind sie alle einander würdig. Der Mensch war bisher das „moralische Wesen“, eine

KGW VIII 23[3] 411,32-413,20

1: Schriftreste am oberen Rand

50: Einfügungszeichen verlängert

54: Böse] Vk

Mp XVII, 126v

26

raffinirten

24

die ebenso brutalen wie

fröhlich geworden ist …

Anfang des Zarath. findet u. der zum Beispiel jene granitenen Sätze liest, mit denen sich ein Schicksal für alle Zeiten in Formeln faßt?

Die Morgenröthe ist ein Jasagendes Buch, tief, aber hell u gütig.

Dasselbe gilt noch einmal u. im höchsten Grade von der gaya scienza; fast in jedem Satz xx derselben Tiefsinn

halten sich xxx Tiefsinn u Muthwillen zärtlich an der Hand. Ein Vers, in dem die Dankbarkeit für den wunderbarsten Mt. Jan ausgedrückt wird, den ich erlebt habe – das ganze Buch ist xxxxxx sein Geschenk – nimmt hier das Wort vorweg für die Psychologie des Begriffs „gaya scienza“ Diese höchste Hoffnung – man wird nicht im Zweifel sein, wenn man erwägt, daß der Satz letzte Satz der gaya scienza der erste Satz des Zarathustra ist … Und mit welcher ehernen Wahrheit hallen folgende

Sätze in den Ohren! Die Lieder jubeln, irgend etwas Ungeheures kündigt sich an …

des Dithyrambikers verrathe, gehört zu von mir berge: W. war bloß eine zb. mir, – Wagner ist ein bloßer Vorwand. Was ich an Wagner bewunderte, war das, was ich später selber Projektion eines zukünftigen Nietzsche Fall Alles, was ich von der Psychologie

68 66

das sigillum veri bloße „Engel“… keine Geschlechtstheile haben – damit wird man gut …

die Engel darin keine Weibchen sind, –

64

Unangenehm vielleicht: Aber das Unangenehme ist

62

erst recht.“ –

60

das Weib hat Kinder nöthig, im anderen Fall entartet es („emancipirt sich“) DieALiebe ist bloß ein Mittel, der Mann – Mann



22

verräth zur Genüge, aus welcher die Tiefe hier diese „Wissenschaft“

Diese höchste Hoffnung – wer kann über sie im Zweifel, der als letzten Satz des Buchs den

die Mittel des

20

brutal

18

die Kunstmittel des barocco, die

16

zu allen Zeiten die große Begeisterung

14

die Massen - Begeisterung hervorgebracht haben

12

Und wer ist in Bayreuth nicht – Masse …

10

Das ist das Neue, das Entscheidende dieser Schrift: denn Wagner selbst als tragischen décadent

58

Liebe

uns gesagt, Wagner erkannte sich nicht darin wieder … Sie lieben mich Alle – eine alte Geschichte. selbst

56

hinweggetanzt wird

auf irgend eine Realität. Unter unbewußte Projektion meiner selber

54 52

in dem über die Moral

mmener Provencalismus … den Mistral ist ein proven vollko mein Bild W war nur die

50

Tanzlied mit

48

ein ausgelassenes

das allerletzte Lied zumal an von Sänger, Ritter u. Freigeist: gaya scienza, an jene Einheit

 ..

zu verstehen das sind die Leser meiner Schriften seit 10 Jahren gewöhnt. Schon in dem Buch, das

8

in Sorrent entstand, ist kurz nach den ersten Bayreuther Festspielen, wurde die engste Zu-

6

sammengehörigkeit der Namen W u Bernini bewiesen: in beiden Fällen die Freundschaft

4

von ganz E., der Glaube gar, die Größten aller Großen zu lieben, – in beiden Fällen

2

46

riff der n an den provenzalischen Beg ei, zum Theil in Sicilien, erinner Die Lieder des Prinzen Vogelfr

44 28

30

32

34

36

38

40

42

42 )

) 28

1: Schriftreste am oberen Rand 2: verräth] ¿ 2: welcher die] >? welcher 2: diese] ¿ 6: Hoffnung] ¿ 6: Zweifel] > Zweifel sein 6: Satz] ¿ 10: alle] ¿ 12: Jasagendes] ¿ 12: tief] ¿ 14: gaya scienza] ¿ 14: Satz] ¿ 16: in dem] ¿

18: Mt. Jan] vgl. EH Die fröhliche Wissenschaft, 331,7 > Monat Januar 20: vorweg] ¿ 20: Psychologie] ¿ 20: gaya scienza] ¿ 22: Satz der] ¿ 24: scienza] ¿ 24: ehernen Wahrheit] ? 26: Lieder jubeln] ? 26: irgend] ¿ 34: als] ¿ 36: Buch, das] ¿ 38: Bayreuther Festspielen] ¿

40: in beiden] ¿ 44: Theil] ¿ 44: Sicilien] vgl. EH Die fröhliche Wissenschaft, 331,25 > Sicilien gedichtet 44: provenzalischen Begriff der] ¿ 46: scienza] ¿ 46: Lied] ¿ 48: vollkommener] ¿ 58: bloß ein] ¿ 65: Psychologie] ¿ 66: bloß eine] ¿

von

Mp XVII, 127r $

Vorrede „Wir Hyperboreer” Schluß, Fassung a) Bleistift 118 Bleistift

$ wird

n

Dieser Anfang ist heiter genug: ich schicke ihm sofort meinen Ernst hinterdrein. Mit diesem Buche noch einmal der Moral der Krieg erklärt.

1.

2

Krieg.

insgleichen

4



Man kennt mein Wort „Immoralist“, man kenntAmeine Formel „Jenseits von Gut und Böse“: Wort und For=

6

mel wird von{mir zu Einem Zweck gebraucht, als Fackeln gleichsam, um in jenen Abgrund von Leichtfertigkeit und

8

Lüge hinabzuleuchten, der bisher Moral hieß. Die Jahrtausende, die Völker, die Ersten und die Letzten, die Phi = 

dient

aufzuhellen

10

losophen und die alten Weiber – in diesem Punkte sind sie alle einander würdig … Der Mensch war bisher das

12

moralische Wesen, eine Spezialität ohne Gleichen unter allen Wesen – und als solches absurder, verlogner, eitler,

14

leichtfertiger, sich selber nachtheiliger, als auch der größte Verächter des Menschen esAauch von ferne errathen möchte.

16

Die Moral warAdie Circe der Menschheit: – ich habe früher schon gesagt, daß sie die Circe der Philosophen war …

18

Es ist nicht der Irrthum als Irrthum, was michAentsetzt, nicht der jahrtausendelange Mangel an Selbstbesinnung,{ver=

20

möge dessen auch heute noch etwas vollkommen Erstunkenes und Erlogenes in höchstem Ansehn steht: es ist der

22

Mangel an Natur, der Mangel an Selbst = Erhaltungs = Instinkt im Menschen, die Thatsache, daß die Menschheit

ahnen möchte

bisher

der

hier

an Selbst = Zucht

aus der Luft Gegriffenes u vom Monde Gefallenes

die Widernatur im Instinkt, der Verlust an Schwerg., an Selbstsucht, an

Herrschaft der Moral erschreckt

die verloren gegangene Menschen = Selbstsucht, was mich als Moral, als

u mich in dem Glauben an die Moral, an der Herrschaft der Moral erschreckt

24

nicht längst vor dieser unheimlichsten und gefährlichsten Form des Irrthums gewarnt worden ist …, daß sie

26

von mir erst gewarnt wird!… Nicht sich irren, sondern sich darüber vergreifen, wasAnützlich und schädlich ist,

Einem

das

das 28

e

32

 e    a 

zu seinem Nachtheil irren – das kennzeichnet die kranke Natur, eine entnatürlichte, erschöpfte, instinkt = un =

30

das Greifen nach das Gelockt durch Selbstlose das Anti Egoistische als Werth empfinden

Vom Schädlich Schwergewicht u Selbstsucht, das Selbstlose, e gewordne n g elockt werden die Entselbstung das „Unegoistische“, das Anti - Egoistische: beredtestes

im Grunde nur

sichere Natur. Der Mangel an „Egoismus“: tiefstesBSymptome der décadence!… Wie ist es möglich, daß

es giebt keine beredteren es Wie? ist die Mh. selbst in decadence? war sie immer? – Zum Mindesten steht fest, daß nur verhängnißvollste ihr gerade nur ihren ihr von den Führern der Menschheit bisher bisher immer nur schädliche, WünschbarkeitenAals

oberste Wünschbarkeiten auf=

Hier bliebe die Möglichfrei frei, daß nicht die Mh. in decadence, sondern ihre Führer! – Und in That, das ist mein Satz

gelehrt

34

gestellt worden sind? – Die Eine Antwort wäre – in der That, es giebt nur die Eine – : Alle diese Füh=

36

rer der Menschheit, waren décadents …

diese Moralisten, bisher



waren auch Sie nannten sich Moralisten, was immer sie sonst sonst nannten waren



vielleicht

„die Guten und Gerechten“, Dichter Seher

38



Diese Führer, wie immer sie sich auchAnennen, Philosophen, Priester, Propheten, „Heilige“ – sie alle wa=

40

ren Moralisten, wollten Moralisten sein: sie glaubten an die Moral, sie hielten als oberstes Ziel fest, die

allesammt





waren Eins im obersten – sie wollten

Ziel waren Eins in Einem, Ziel –

42

Menschheit zu „verbessern“…

44



46

zur Aufgabe stellen? – Gleichfalls die Menschheit zu „verbessern“, nämlich sie von den Moralisten, zu

48

erlösen, von der Moral zu erlösen,A– ihre gefährlichste Art von Unwissenheit ihr in’ s Bewußtsein,Ain’ s

50

Gewissen zu schieben … Wiederherstellung des Menschheits = Egoismus! – –

dürfte

dagegen

Was wird umgekehrt ein Immoralist von sich verlangen? Was werde ich mir mit diesem Buche Vielleicht auch

nur anders, nur umgekehrt: nämlich

von den Moralisten zumal

ihr

2.

52



Man weiß bereits, welches Wort ich mir zu diesem Kriege zurechtgemacht habe

man erräth,

ich

54



56

Formel? Um zwei starke Gegen = Begriffe zu haben, mit ganzer Leuchtkraft, um jene

sowohl als

Das Wort „Immoralist“, die Formel „Jenseits v Gut u Böse:Azu welchem Zwecke erfand ich mirAWort u. nöthig habe

58

60

t

62

zum Kriege mit der Moral – aus zwei starken Gegenbegriffen das Wort I.; man kennt insgleichen meine Formel Jenseits von Gut u. Böse. Ich habe diese starken Gegen gen Begriffe nöthig, um mit ihnen, mie mit Fackeln,

44-50: KGW VIII 23[3] 414,19-26

18: was] Vk 21: Menschen=Selbstsucht] ¿ 21: Moral, als] ¿ 27: Gelockt] ?, >? Gelocktwerden 30: Egoismus“] danach Einfügungszeichen verlängert 31: in Ms nicht übereinander 31: daß] ¿

33: Möglichfrei] > Möglichkeit 33: in That] > in der That 37: in Ms nicht übereinander 38: auch] danach Einfügungszeichen verlängert 52: danach Tintenwechsel 53: weiß] ¿ 53: zu diesem] ¿

53: zurechtgemacht habe] ¿ 53: sowohl] ¿ 54: Böse] > Böse“ 60: Formel] ¿ 60-62: Gegengen] > Gegen62: mie] nach unvollständiger Korrektur > wie

Mp XVII, 128r

$

Antichrist Bleistift

zum Schluß

Habe ich noch zu sagen, daß nur Eine Figur im neuen Testament zum Vorschein hat

2



4

Vorschein kommt, die Würde hat? Pilatus, der römische Statthalter?

6

Einen Judenhandel ernst zu nehmen – dazu überredet er sich nicht. Ein Jude

8

mehr oder weniger – was liegt daran! „Der kühle Hohn eines Römers, vor

10

diesem unverschämten Mißbrauch des Wortes „Wahrheit“ im Munde von

12

Juden, hat das neue Testament mit dem einzigen Wort bereichert, das

14

seine Kritik ist, – seine Vernichtung … „Was ist Wahrheit!! “ – –

vornehme

dem

!

16

mit

getrieben wird,

das Werth hat, – das seine Kritik, seine Vernichtung selbst ist: „was ist Vernichtung

18

vor

Wahrheit!“… Woran ich meines Gleichen erkenne.



20

Randbemerkung zu einer niaiserie anglaise. –

22

Ob wir moralischer geworden sind.

24

Gegen die Herren Sociologen. –

26

Die Herren Sociologen alle décadent.

28

Woran ich meines Gleichen erkenne. –

2: Testament] ¿ 2: hat] >? kommt

10: Wortes] Vk 26: alle] Vk

14

.

16



6: anzuziehen] Vk 6: für] Vk 8: hatte] Vk mit Tinte und Bleistift 8: hierin] ? 8: über] Vk 8: damit] Vk

16: hinterdrein] Vk 20: an] ¿ 21: Herr zu sein] ¿ 24: als] davor Einfügungszeichen zweimal verlängert 32: Wagnersche] ¿ 32: zum] ¿

bloß   nur es dominirte nicht, es kam erst hinterdrein . .. nur erst hinterdrein … herabgewerthet, – es dominirte nicht, es kam nur nebenbei … herabgewerthet

auf sich hatte, nicht hierin über sich Herr zu sein: sein „Genie““ war damit

10

gewerthet, abgewerthet, – als zweiten Ranges, als nichts, was dominirte … Herr



Wagner mit seiner kranken Sexualität, welche gegen seine Musik jede Art

4

Vorsicht gutheißen läßt – ich lese zum BeispielATristanAnicht, ohne Handschuh

6

anzuziehen – Wagner selbst wußte nur zu gut, was es gerade für ihn damit damit damit

die Partitur des die Tristan - Partitur





,

12 8 2

kranken

noch

u sei

Wagner mit seiner nervösen Sexualität, die selbst seine Musik schwül und

18

hat das Feuer der voll von den

giftig gemacht – hat – die Tristan - Musik zumal ist reich an unqualifizirbarsten ardeurs – damit

20

en

hatte, über sich nicht Herr zu sein.

wußte nur zu gut, was es gerade für ihn damit auf sich gehabt hätte, keusch zu sein. Sein damit hatte sich hier war für ihn selbst

22

dominirte nicht

schaffender Instinkt warAhier als zu schwach bewiesen; er befahl nicht, er kam erst als zweiter Instinkt zu Wort. Wagner endete damit, wie es die Logik „schöner Seelen“ ist: er verfluchte die Sinnlichkeit. –

die aus seiner Musik eine Tortur für deutsche



26

,

24

28

Ohren macht – ich be rühre selbst die Partitur des Tristan

30

seine Art welche gegen Wagnersche Musik jede{Vorsicht gutheißen läßt – die Partitur des Tristan zum Beispiel

d

32

an soll man nie ohne Handschuh anrühren – ich ziehe Handschuh, um die Partitur des Tristan zu

$

34

lesen – W.

36

119 Bleistift

Mp XVII, 128v

Mp XVII, 129r $

Vorrede „Wir Hyperboreer“ Schluß (Fassung b) Bleistift  121 Bleistift 19 ) ) 50

xxx

126r,58 )

untersten zum Gedeihen Daß man die tiefsten Instinkte des Lebens, verachten lehrt, daß man die Geschlechter als Etwas Unreines empfinden lehrt, daß man die tiefste Nothwendigkeit im Leben die Vora „moralisches Wesen“ ussetzung des Lebens



Curiosität ohne Gleichen unter allen Wesen – und als solche absurder, verlogner, eitler, leichtfertiger, sich selber nachtheiliger

4

als auch der größte Verächter des Menschen es ahnen{möchte. Moral die verhängnißvollste Form der Unwissenheit, dieACirce

6

der Menschheit; ich habe früher (im Vorwort zur Morgenröthe) erklärt, warum sie die Circe der Philosophen war. Es ist nicht

8

der Irrthum als Irrthum, was mich in diesem Fall entsetzt, nicht der jahrtausendelange Mangel an Selbstbesinnung, an

sich träumen lassen

bösartigste

Willens zur Lüge

eigentliche

: das was sie verdorben hat.

Blindhei Blindheit u Mangel , die

mir bei diesem Anblick Entsetzen macht

10

12

 s    m 

Selbstigkeit die unbedingte Selbsterhaltung u Selbstwerdung

2

von Ferne sich

:

die Selbstsucht



1  Mangel an „gutem Willen“ an Zucht, an Ehrenhaftigkeit

2  an Anstand, an Muth des Geistes im Geistigen

an Muth, an anständigen

Selbst = Zucht,Ades Geistes, vermöge dessen auch heute noch etwas vollkommen aus der Luft Gegriffnes und vom Monde Gefallnes

die schauderhafte

die, als Moral,

selbst

worden ist u mit den höchsten Ehren geehrtA, als Gesetz über der Menschheit

in höchstem Ansehn steht: es ist der Mangel an Natur }, die WidernaturAzum Instinkt verkehrt, der Verlust an Schwerge=

es ist die schauderhafte Thatsächlichkeit, daß die Widernatur selbst

Vertheidigung

hängen geblieben ist



Unterwürfigkeit vor

hängen blieb –

aufgehängt wurde

14

wicht, an Selbst = Erhaltung, an Selbst = Sucht der Menschheit, was mich in ihrer Glauben an die Moral, an der Herrschaft

16

der Moral = Werthe über die Menschheit entsetzt. Wie ist esAmöglich, daß die Menschheit nicht längst vor dieser unheimlich=

nur

18

) 1  …. 

sten und gefährlichsten Gestalt des Irrthums gewarnt worden ist? – daß sie von mir erst gewarnt wird?… Nicht über= In diesem Maaß sich vergreifen, – nicht als Einzelner, nicht als Volk, sondern als Menschheit ! Worauf weist das? –

20

haupt sich irren, sondern darüber sich vergreifen, was Einem nützlich, was schädlich ist, zu seinem Nachtheile irren, gelockt wer-

22

den vom Nachtheiligen – das kennzeichnet die kranke, Natur, eine{erschöpfte, entnatürlichte, Instinkt = unsicher gewordne Na=

24

tur, Aber was war bisher Nat Moral? Die Verachtung des Instinkts, der Haß gegen die „Selbstsucht“, der Werth nur

26

dem „Selbstlosen“, dem „Anti = Egoistischen“ zuerkannt: – es giebt gar keine beredteren Zeugnisse für décadence! Die ganze

28

war ist die typische Folge – sie enthält verrathen einen Entselbstungs = MoralAistAeiner Niedergangs = Moral, einen Wille zum Ende,

das Abzeichen

.

heißt Moral.

die

Daß man die

Daß man dem

die Instinkte

instinktunsicher gewordene Natur ist der Typus der Moral

verkehren lehrt, daß man in der

das böse Prinzip sieht

„Unegoistischen“ grundsätzlich einen Vorrang im Werth zuerkennt – worauf alle Merkmale der für Niedergang, für

Auflösung der Instinkte!

Die 30

sind das nicht die typischen Abzeichen der décadence, die Disgregation des



wäre Wie? wäre diese

als Ganzes

war sie immer gewesen? –

Was fest steht, ist,

Instinkts? Willens?

bisher

Wie? ist die Menschheit selber in décadence? war sie es immer? Zum Mindesten stünde fest, daß nur schädliche sind.

Was feststeht, ist daß ihr nur décadence = Werthe als oberste Werthe gelehrt worden. Die Entselbstungs Moral ist die t. Niedergangs Moral par excellence. alle

u 34

st



{Moral verneinteAdas Leben …

32

bisher im untersten Grunde das Leben

der Instinkt gegen das Leben gewendet!

nur verhängnißvolle Wünschbarkeiten ihr bisher als oberste Wünschbarkeiten gelehrt worden sind, – daß ihr „Ideale“ ein „Nihi=

einen sie verräth Instinkt Willen zum Ende, sie verneint im untersten Grunde das Leben. – jene listen - Ideale war. – Hier bliebe die MöglichfrkeitAfrei, daß nicht die Menschheit selber ein décadent sei, sondern{ in decadence sei eine parasitische Art M welche sich zu ihrer Werth = Bestimmern hinaufgelogen hat. eine

36

offen

38

ihre Lehrer!… Und in der That, das ist mein Satz: aller Lehrer, alle Führer der Menschheit waren bisher dé=

40

cadents …

Die Lehrer, die Führer der Mh. waren décadents: daher die Umwerthung aller Werthe ins Nihilistische („Jenseitige“…)

s

42



Sie nannten sich Moralisten, was immer sie sonst auch waren, Philosophen vielleicht, Priester, Propheten, Dichter,

44

Heilige: Sie glaubten allesammt an die Moral, sie sahen nur einen Sinn, eine Vernunft in der Moral, – sie

46

waren Eins in Einem, „die Menschheit zu verbessern“…



des

in der Moral

, Ziele für Mensch u Menschheit

Definition die Definition der Ml. Die Moral – eine von décadentsArt mit der Hinterabsicht, am Leben sich zu rächen. 48

1 ) daß



Moral: die Idiosynkrasie der gefährlichstenAvon décadents. Ich lege Werth auf diese Definition. 4.

50

52

daß man der tiefsten Nothwendigkeit zum Gedeihen des Lebens, in der Selbsts. das böse Prinzip sieht: daß man in den typischen Zeichen des



in

54

Widersprüchlichk Niedergangs, der Instinkt = Unsicherheit, im „Selbstlosen“ im

dem

56

im Verlust des Schwergewichtes „ Sich

60



62



in der „Entpersönlichung“

*



*

58

g

64

selbst =  Schädlichen“ im Aufgeben grundsätzlich einen höheren

u „Nächstenliebe“

Vorrang im Werth, was sage ich! den Werth an Ich komme zur Entstehung des tiefsten Werks, das die Mh. besitzt, – eines vollkommen

sich zuerkennt! sieht!

unausschöpflichen Brunnens, in den kein Eimer hinabtaucht, ohne mit Gold u. Wahrheit gefüllt heraufzukommen

1-13,19,31-33,36-41,50-63: KGW VIII 23[3] 413,20414,18

1: in Ms nicht übereinander 1: Selbstigkeit … Selbstwerdung] ? 9: Mangel] ¿ 11: Menschheit] ¿ 13: in Ms nicht übereinander 13: Vertheidigung] ¿ 13: daß] ¿ 13: selbst] ¿ 13: aufgehängt] ¿ 25: Daß man] ¿ 27: verrathen] ? 28: das] Vk 29: Abzeichen] ¿

30: das] davor Einfügungszeichen verlängert 31: diese] ? 31: sie] > sie es 33: in Ms nicht übereinander 33: t.] > typische 35: in Ms nicht übereinander 35: verräth] Vk 36: Ideale] > Ideale“ 39: Werthe] ¿ 43: Menschheit] ¿ 50: daß man] ¿, > daß man in 50: zum Gedeihen] ¿ 50: in der] ¿

52: das böse] ¿ 52: daß man] ¿ 52: typischen] ¿ 54: Unsicherheit] ¿ 56: Schwergewichtes] ¿ 56: Schädlichen] ¿ 58: Entpersönlichung] ¿ 58: einen] Vk 62: vollkommen] ¿ 64: Gold u.] ¿ 64: heraufzukommen] ¿

$

Mp XVII, 130r 122 Bleistift Antichrist  VIII p. 301ff Bleistifte

$

$ 2

das oberste Gesetz, ist nur die Sanktionirung eines Naturabstandes von entscheidender Wichtigkeit, über den keine Willkür,

4

keine „moderne Idee“ Macht hat: es treten drei physiologisch verschieden bedingte Typen auseinander, denen eine andere

6

Hygiene, eine andere Art Arbeit, eine andere Art Vollkommenheits = GefühlAeignet. Die Natur, nicht Manu, trennt die

8

vorwiegend Geistigen, die vorwiegendAmuskulären und die weder im Einen, noch im Andern ausgezeichneten Dritten,

40

und Meisterschaft

 g 

 m    t    s  

Muskel- und Temperament = Starken

10

die Mittelmäßigen von einander ab, – die letzteren als die große Zahl, die ersteren als die Auswahl=, die Vor==

12

rechts = Naturen. Die oberste Kaste,Ahat, als die vollkommne,Aauch das Glück, die Schönheit, die WürdeAdarzustel=

14

len. –Adie geistigsten Menschen allein habenAdas Vorrecht zur Schönheit, zum Schönen … { Nichts kann ihnenAwe=

16

niger zugestanden werden alsAein pessimistischer BlickAoder gar irgend eine Entrüstung über den Aspekt der Dinge. „Die

die Kaste der Wenigsten,

nur Nur

auch die Rechte der Wenigsten: dazu gehört es,

Pulchrum est paucorum hominum.

die Erlaubniß

häßliche Manieren oder

eine



diese

Form der Häßlichkeit –

Die Entrüstung gehört den Tschandala… dieser Satz ist hier Instinkt geworden; –

. 18

20

auf Erden

dagegen

– sie haben kein Recht darauf.

die Distanz, das Pathos der Distanz, Alles das

ADie Welt ist vollkommen –, – die Unvollkommenheit, das Unter - uns jeder Art,Agehört noch zu dieser Vollkommenheit“… sogar Die Welt ist vollkommen, sagt der Instinkt der Wenigsten, –

finden

Die geistigsten Menschen, als die Stärksten, haben{ihr Glück auch in der Härte, der Selbstbezwingung, der finden

er

des

22

Strenge gegen sich, – der Asketismus, eine hohe Form des Glücks,Ades Machtgefühls in Geist und Muskeln, ist

24

bei ihnen Natur, Bedürfniß, Instinkt …ASie sind die ehrwürdigste Art Mensch; dies schließt nicht aus, daß sie

26

die heiterste, A ist …ADie schweren Aufgaben sind ihr Vorrecht, mit Lasten zu spielen, die Andre erdrücken,

28

ihre Hygiene … Sie herrschen, nicht weil sie wollen, sondern weil sie sind, – es steht ihnen nicht frei, die Er=

30

sten zu sein … DerASoldat, der vornehme Krieger, der KönigAals der vollkommene und höchsteATypus von Krieger,

e

32

Richter und Aufrechthalter des Gesetzes, ist die Exekutive der Geistigsten, das Nächste, was an sie rührt, – ihr

n

34

Gefolge, ihre rechte Hand, ihre besten SchülerA… In dem Allem,Aist Nichts von Willkür:, nochmals gesagt:

36

das oberste Gesetz des Lebens,Adie Abscheidung von Typen zur Erhaltung der Gesellschaft, zur ErmöglichungAhöchster

38

höchster Typen, – die Ungleichheit der Rechte als Bedingung dafür, daß es undAvornehmster so gut wie zweiter und dritter Werth = Typen – das ist die Natur selbst

40

überhaupt Rechte, Vorrechte giebt … In seiner Art Sein hat

42

Eine hohe Cultur kann nur auf einem breiten Boden stehn, sie hatAeine stark und gesund consolidirte Mittelmäßigkeit zur

Erkenntniß – eine Form des Asketismus. –

 Art    d 

die liebenswürdigste sind. –

ist bleibt

Die

Wächter des Rechts,

vor Allem

schaft

Ausdruck

nochmals gesagt

ist hier bloß formulirt,

.

höherer

en sein MittelmäßigAkeit haben Jeder{Vorrechte : .. auch dieAMediokrität hat

Vorrechte.

zuallererst

b

Voraussetzung.

Inbegriff

44

ABasis. Das Handwerk, der Handel, der Ackerbau, die Wissenschaft, der größte Theil der Kunst, der ganzeABegriff des

46

SudraAmit Einem Wort verträgt sich durchaus nur mit einem Mittelmaaß in Können und Begehren, – dergleichen ist

 = Thätigkeit

 a    a 

der dazu gehörige



als dem im widerspricht sowohl dem i findet weder im AristokratismusAnoch im

des Instinkts. Rechnung.

48

deplaçirt unter Ausnahmen,Asein Instinkt

50

Mittelmäßigen ist mittelmäßig sein ein Glück: es ist unwürdig jedes tieferen Geistes, in der Mittelmäßigkeit einen

52

Einwand zu sehn. SieAist eine derABedingungen dafür, daß es Ausnahmen geben darf,:Aes ist sein Selbsterhaltungs=

m

54

Interesse,{obersten Rangs, wenn man den Instinkt der MittelmäßigAkeit mit zarteAn FingerA...n schont. – Ich hasse unsre

e

56

Socialisten und Aufstands = Apostel, weil sie den Instinkt, dieALust, das Wohlgefühls des Arbeiters an seinem klei=

Mittelmäßigkeit

,

eine hohe Cultur ist damit bedingt. –

Instinkt,es ist einfach eine Pflicht, wenn gerade der Ausnahme = Mensch die

Tschandala=

58



Nothwendigkeiten

60

62

– weil sie neidisch machen,

Anarchismus. seine Genüge. Für den

en

n

n

Lust

weil sie Rache lehren …

nen Sein untergraben,A… Das Unrecht liegt nie in ungleichen Rechten, – es liegt immer im Anspruch auf „gleidas Christenthum sind Einer Herkunft … was aus dem Neide,, aus che Rechte“… Schlecht ist Alles, was aus der Schwäche,Awas aus der Rache stammt: die Tschandala = Apostel und 58. 4: physiologisch] ¿ 10: Mittelmäßigen] ¿ 14: die] davor Einfügungszeichen verlängert 15: diese] aus unvollständiger Korrektur 18: jeder] Vk

26: ist] davor Einfügungszeichen verlängert 30: vornehme Krieger] Vk 30: vollkommene] ¿ 32: Gesetzes] Vk 32: was] Vk

56: des Arbeiters] Vk 58: Einfügungszeichen zweimal verlängert 60: Schwäche,] danach Einfügungszeichen verlängert

Mp XVII, 130v

Moral will den Untergang, – man lese nur den heiligen Augustin

48

wenn die Physiologie nicht wichtiger nimmt als das „Heil der Seele“, geht der M zu Grunde. Die Priester-

46

tausend Mal



den Preis herrscht er

) 35

Wer über diesen Punkt mit mir uneins, den halte ich für inficirt … Aber alle Welt ist dann inficirt

44

ist

praxi das Recept zur décadence … Wer in

setzen, so entartet das Ganze. Aber der Moralist will die Entartung des Ganzen: um

als unter sich zu fühlen … Aber das ist

42

mit unbedingter Sicherheit seine Selbsterhaltung, seinen Kraftersatz, seinen „Egoismus“ durchzu-

erhaltung des Leibes abzulenken, u. gleichsam der Physiologie

Die Fikt „Seele“ „Geist“ „freier Wille“ „Gott“ der haben keinen anderen Sinn als den Ernst von SelbstLügen = Begriffe wie als ob

40

„Egoismus“ ist das Zeichen der decadence.

38

der Organismus selbst xxx eine Gesellschaft. Der Verlust an Schwergewicht, an

36

45 )

Dasselbe gilt noch einmal von dem Organismus einer Gesellschaft: anders ausgedrückt

34

so formulirt im Grunde der décadence Instinkt als Moral das physiol. „Geh zu Grunde

32

einer Stelle „unegoistisch“, so ist zu Ende. Denn wenn „Seele“ „Geist“ „freier Wille“ bloße Fiktionen sind

30

geht

ungeheure Zusammenspiel zum Eigenen Zweck, die Selbsterhaltung, der Selbstgenuß mit Vollkommenheit wenn, wenn er an irgend

28

Für einen Physiologen läßt ein solcher Werth - Gegensatz gar keinen Zweifel: wenn der Organismus im geringsten Grade aufhört, das innerhalb des

26

das kleinste Glied 2

Meine Aufgabe, einen Augenblick höchster Selbstbesinnung der Menschheit vorzubereiten, einen großen Mittag, wo sie zurückschaut u

4

hinausschaut – wo sie das warum?, das wozu? endlich zum ersten Male aus der Herrschaft eines Zufalls heraustritt u. die Frage des warum? wozu? sich als Ganzes

6

folgt mit Nothwendigkeit in aus

8

stellt: – diese Aufgabe ist bedingt in der Einsicht, daß die Menschheit nicht von selber auf dem

10

rechten Wege ist, daß sie durchaus nicht „göttlich“ regiert, daß vielmehr gerade unter den heiligsten Werthen

12

xxxxxxxxxx, die heimlichste Vergiftung u. Verleumdungs = Instinkt ihr Wesen haben.

waltet

Instinkt der Verneinung, der Verderbniß, der décadence = Instinkt war. Die Frage

14

16

nach der Herkunft der moral. Werthe ist für mich ersten Ranges, weil in ihr die Frage nach der Zukunft

18

der Mh. bedingt ist. Glauben wirA, daß Alles in den besten Händen ist, daß ein Buch, die Bibel,

20

eine endgültige Beruhigung über die göttliche Lenkung u Weisheit im Geschick giebt,, ist, in meiner Übersetzung,

wirklich noch

Der Glaube nicht aufkommen zu lassen –

22

der Wille, die Wahrheit über das erbarmungswürdige Gegentheil, daß die Mh. in den schlechtesten Händen

24

war, nämlich in denen jener Welt = Verleumder u. Heimlich - Rachsüchtigen, der Priester u. der Halbpriester 2: Menschheit] ¿ 4: wozu] ? 6: heraustritt u.] ¿ 7: in Ms nicht übereinander 7: folgt] ¿ 8: in der] ¿ 10: regiert] > regiert wird 10: Werthen] ¿

12: Wesen] ? 18: in den] ¿ 20: Beruhigung] ¿ 21: Der Glaube] zu Zeile 18 21: lassen] ¿ 24: Rachsüchtigen] ¿ 24: Schriftreste am unteren Rand 25: innerhalb des] ¿

28: Eigenen Zweck] ? 28: Selbstgenuß] ? 28: wenn, wenn] > , wenn 30: Ende] ? 32: zu Grunde] > zu Grunde“ 34: Organismus] ¿ 46: wenn] ?, >? wenn er

Mp XVII, 131r $

123 Bleistift

e

2

Man rechne den Geist u die Güte aller großen Männer

4

in Eins: alle zusammen sind nicht stark genug, Eine

6

Seite Zarathustra hervorzubringen. Hier ist jedes Wort

8

ein Wunder; hier ist jeder Gegensatz in eine un eine

10

neue Einheit ausgelöst; die höchsten Kräfte der menschl.

12

Natur, die süßesten, wie die furchtbarsten Innerlichkeiten

leichtfertigsten

unsterblichen Sicherheit z eigenen

14

strömen aus Einem Borne mit einer unaus eigenen Nothwendig

16

keit hervor. Es giebt gar keine Musik vor dieser

18

Musik; es ist kein Augenblick in dieser ganzen Musik, der

Man weiß nicht was

ist vor

Ewigkeit des Schönen

20

22

schon vorweggenommen,

worden

durch irgend einen der Größten gerathen wäre.

Und wenn der tiefste Geist aller Jahrtausende unter

24

Deutschen erschiene, irgend eine „Retterin des Capitols würde

26

glauben, ihre „schöne Seele“ käme zum Mindesten ebenso

28

in Betracht.

Weisheit

Es giebt keine Philosophie, keine

30

32

Seelen = Erforschung, keine Kunst zu

34

reden vor Zarathustra. Die mächtigste

36

38

Kraft des Gleichnisses

Ewigkeit schöner Augenblicke

die bisher da war, ist Rückkehr Umwerthung

40

42 44

arm u. Spielerei gegen diese Aufhebung der der große Stil, der Sprache in ihre Bildlichkeit; weitgespannteste Rhythmus der höchste ist hier das einzige Gesetz. 6: hervorzubringen] ¿ 12: Innerlichkeiten] ? 15: weiß nicht] ¿

18: in dieser ganzen Musik] ¿ 20: durch irgend] ¿ 37: zu Zeile 17

42: Stil] ?

Mp XVII, 131v 2



4

weiter gesehen, weiter gewollt, weiter gekonnt, als irgend ein

6

ein Mensch.

8

Die Leiter ist ungeheuer, auf der Z. auf u nieder steigt: er hat

Hier ist mit jedem Augenblick der Mensch überwunden; der Begriff

10

Übermensch ist hier höchste Realität; in einer unsäglichen Ferne

12

unten liegt, was bisher als „Größe“ am Menschen verehrt wurde

14

– das Halkyonische, die zarten Bewegungen, die Allgegenwärtigkeit

16

des Scherzes u. des Übermuthes ist nie geträumt worden als wesentlich

18

zum Begriff der Größe.

2: auf u] ¿

4-6: ein ein] > ein

Mp XVII, 132r $

16

18

20

22

24

26

28

30

32

34

36

einem

machen diesen

mehr als

ein Ende mit unseren verbrecherischen Idioten, die ein Jahrhundert das große Wort, das größte Wort geführt haben. Seit ihrem Genie, Dieb u.

Fr dem großen{Lügner, haben sie nichts gethan als gelogen habe Einen auszunehmen

u gestohlen; wenn ich einen Einzigen ausnehme, den unver

christlichen Husaren

14

diesen jungen Verbrecher

12

seiner Mißgeburt

10

will ich

Als der, der ich sein muß, kein Mensch, ein Schicksal mache ich

*

8

die Hände frei haben, als bis ich den jungen Idioten von Kaiser, sammt Zubehör in den Händen

6

habe – mit Vernichtung unserer der erbarmungswürdigsten Mißgeburt von Mensch, die bisher zur Macht gelangt ist

4



$ Todkrieg dem Hause Hohenzollern

2

eigentliche hat sie das Abzeichen

geßlichen Friedrich den Dritten, siegte nur immer eine

der verbrech. Rasse – die Unschuld zum Verbrechen

verbrecherisch geartete Rasse, xx mit der Unschuld

sie hat das Abzeichen der verbrech. Rasse

zum Verbrechen … Heute, wo ein scharlachner

Mucker obenauf, wo eine christliche Bande die fluchwürdige Drachensaat des Nationalismus zwischen den Völkern sät u. die schwarzen Hausknechte, aus Liebe zu den u Unschuld in der Lüge

Sklaven „befreien“ will, haben wir die Verlogenheit{ ein wahrhaft

bösen

dieser Rasse xxx vor ein welthistorisches Gericht zu bringen Die Hohenzollern sind gar keine Menschen – es sind bloß Schwaben … AIhr Werkzeug, Fürst Bismarck, der xxx

Idiot par excellence unter allen Staatsmännern, hat nie einen Gedanken über das Niveau Hohenzollern hinausgedacht

aber

*

Ecce homo? Bleistift 125 Bleistift

den bestgehaßten u bestverleumdeten der ganzen Rasse

38

Aber das hat seine Zeit gehabt:

40

ich will das Reich in ein ehernes Hemd einschnüren u

42

zu einem Verzweiflungs = Kampf auffordern. Ich werde nicht eher

heraus

44

46

KGW VIII 25[13]

4: mache ich] ¿ 9: Dieb u.] ¿ 10: haben] Vk 10: nichts] ¿ 10: als] ¿ 14: siegte … eine] ? 15: Unschuld zum Verbrechen] ? 16: verbrecherisch geartete] ¿

16-18: Unschuld zum Verbrechen] ? 24: schwarzen] ¿ 24: Hausknechte] ? 27: bösen] ? 27: ein wahrhaft] ? 28: Gericht zu] ? 37: aber] >? als

41: heraus] ¿ 42: Verzweiflungs=Kampf] ? 44: bis] ¿ 44: Idioten] Vk 44: Händen] ¿ 47: zu Zeile 43-44

Mp XVII, 133v $

124 Bleistift 2

Ich würde einen außerordentlichen Werth darauf legen, von Ihnen den Italiänern vorgestellt zu werden.

4

Ich habe jetzt meine Leser überall, lauter ausgesuchte Intelligenzen – Msr. Taine gehört zu ihnen, be-

6

währte, in hohen Stellen u Pflichten erprobte Charaktere – ich habe sie nicht in Deutschland:

in Wien in St Petersb in Stockholm in Paris in Newyork

Carducci? Bleistift

$

8

10

Wie kommt s, daß sie mir auch in Italien fehlen? – Wie kann ein Volk von ernsthaften xxxxxxxx u. Meistern sich mit mit dieser Hornvieh = Rasse par excellence einlassen?..

Mei

12

ster n, Intelligenzen u. Meistern

ja

Triple alliance – aber das ist{das Wort für mésalliance.

das erste Volk Europas

Ich sende Ihnen irgend ein Buch von mir – Jedes beweist darin dasselbe. Ich

14

16

bin bei weitem der stärkste Geist, der auf Erden das kann, – es steht mir nicht frei

18

etwas anderes zu sein. In zwei Jahren habe ich die höchste Gewalt in Händen, die je ein

20

$

an Ruggero Bonghi Bleistift 22

Brief an einen Italiener: ? soll die Götzendämmerung übersetzen rote Tinte

24

$

M. gehabt hat – ich will das „Reich“ in einen eisernen Gürtel einschließen … Frankreich (Ms. B.

Für die Übersetzung der Götzen Dämmerung sind eben die Unterhandl für eine französische u eine englische Übersetzung eingeleitet, – das Buch genügt, um auch für Italien die absurde

Chefredakt führt xxxxxxxxxxxxxxx

Frage, inzwischen die päpstliche, ad acta zu legen.

26

Ich wäre dankbar, wenn Sie meinen Brief seiner Majestät dem König Umberto uonapar te rde Victor B zeigten … Es giebt keinen besseren Freund Italiens als mich Ich denke, ich we als K. vorlegten .. v F. nöthig haben

28 30

KGB III 5, 568-569, Be Nr. 1230

5: Newyork] ¿ 10: mit mit] > mit 10: Rasse] ¿ 14: darin] ?

16: das kann] ? 18: anderes] ¿ 20: einschließen] Vk 21: Ms. B.] > Monsieur Bourdeau

22: Übersetzung] Vk 24: englische] ¿ 31: K. v F.] > Kaiser von Frankreich

Mp XVII, 134r $

126 Bleistift 16. Blaustift

$

2

Nur indem ich den Verbrecher Wahnsinn brandmarke, brandmarke ich

4

immer die zwei fluchwürdigsten Instinkte, an denen bisher die Mh. krank

6

ist, eigentlichen Todfeindschafts = Instinkte gegen das Leben: den

8

dynastischen Instinkt, der sich am Blute der Stärksten, Wohlgerathenen

die

10

u. Herrischen mästet u. den priesterlichen Instinkt, der mit einer

12

schauerlichen Arglist eben dieselben Männer, die Stärksten, Wohlgerathenen

14

Herrischen von vorn herein zu zerstören sucht. Ich fordere

16

Kaiser u Papst vor mich: ich will hier Richter sein u. Wahnsinn

dem

einem Verbrechen

20

für alle Jahrtausende mit einem Wahnsinns Verbrechen ein dem verbrech. Wahnsinn von Dynasten u. Päpsten gewöhnt an diesen Ende machen … Die Mh. hat sich dergestalt freiwillig

22

Wahnsinn, daß sie heute die Heere nöthig zu haben

24

glaubt zum Zweck der Kriege … Ich sagte, scheint es, eine

.

26

Absurdität? .. Niemand verlangt mehr als ich, daß Jedermann Soldat ist:

i

28

es giebt durchaus hier kein anderes Mittel, ein ganzes Volk zn den

18

beinahe eben

strenger

zu niedrigeren, wie denen 30

zu

Tugenden des Gehorchens u Befehlens, im Takt, in der Haltung u.

zu der Feinheit der

zu

32

Gebärden, in der fröhlichen u tapferen Art, mit xxxxxxxxxxxxxxx

34

xxxxxxxx zu erziehen – es ist bei weitem unsere erste Vernunft in der

36

Erziehung

daß

38

,

königl

Vernunft der Erziehung, das Jedermann Soldat – „Dienst = Pflicht“ – so redet nur die verfluchte Dynastie“

somit Hygiene, leibliche u. Sport, Spiel u. Arbeit , wenn sie M nöthig hat

40



es giebt auch kein anderes Mittel um

42

über jede Kluft von Rang Geschlecht Rang, Geist

44

Aufgabe hinweg ein natürliches hygienisches

46

Daß man eine solche Auslese Wohlwollen über ein ganzes Volk hinzubreiten

48

der Kraft u Jugend u. Macht nachher vor die Kanonen stellt, ist Wahnsinn KGW VIII 25[15]

4: fluchwürdigsten] ¿ 4: bisher] ¿ 6: gegen] ¿ 8: Instinkt] ¿ 12: Wohlgerathenen] ¿ 14: zerstören] ¿ 16: Kaiser u] ¿ 16: Richter] Vk 17: einem] ¿

19: Dynasten u. Päpsten] ? 20: dergestalt] ¿ 22: Wahnsinn] Vk 28: hier] ? 28: zn] nach unvollständiger Korrektur > zu 29: zu … denen] ? 30: Tugenden] Durchstreichung? 35: daß] ?

37: verfluchte Dynastie] ¿ 38: somit] ? 38: Spiel] ? 39: nöthig hat] ¿ 42: Geschlecht] ? 44: natürliches] ¿ 46: hinzubreiten] ? 48: Macht] ? 48: stellt] ¿

Mp XVII, 135r $

127 Bleistift

2

Ich werde nie zugeben, daß eine canaille von H

4

Jemandem befehlen kann, Verbrechen zu begehen … Es giebt ke

6

Recht auf Gehorsam, wenn der Befehlende bloß ein Hohen

8

zollern ist $

17. Blaustift

10



Meine Freunde, seht euch einmal einen Priester an. Das ist

12

etwas Blaßes, Gedrücktes, mit Feigheit im Auge, vor

14

allem im Heiligwerden eine rachsüchtige u.Afeine

Formloses

Formloses

u mit ganz langen blaßen Fingern

steckt ein

beachtenswerth

Unterschätzen wir den Pr nicht – er ist erleuchtet Thier, das man nicht genug 16

canaille … Er ist heilig … Wir, mit ein wenig

18

Blut u Neugierde, wieb es hin u. nie ohne eine

genug bewundern auch

so daß es uns nicht freisteht

ei d

zu viel 20

ene

ne

ine

kleine Teufelei im zum Glück gehört

Kopf zu haben

22

sind unheilig … Was wir

24

uns schämen!

26

2-8: KGW VIII 25[16] 10-26: KGW VIII 25[17]

2: H] danach Textverlust, > Hohenzollern

4: ke] danach Textverlust, > kein 15: in Ms nicht übereinander

17: freisteht] ¿ 22: zu haben] ¿

Aufzeichnungen aus der Archivmappe Mp XVIII Bl. 1rv, 2r, 3rv, 4rv, 5rv, 6rv, 7rv, 8rv, 9r, 10rv, 11rv, 12rv, 48r, 49r, 50r, 51v

Mp XVIII, 1r $

a 1 Bleistift

Von der Armut des Reichsten.

2

4

Zehn Jahre dahin –,

6

kein Tropfen erreichte mich,

8

kein feuchter Wind, kein Thau der Liebe,

10

– ein regenloses Land …

12

Nun bitte ich meine Weisheit,

14

nicht geizig zu werden in dieser Dürre:

16

ströme selber über, träufle selber Thau,

18

sei selber Regen der vergilbten Wildniß!

20

Einst hieß ich die Wolken

22

fortgehn von meinen Bergen, –

24

einst sprach ich „mehr Licht, ihr Dunklen!“

26

Heut locke ich sie, daß sie kommen:

28

macht dunkel um mich mit euren Eutern!

30

– ich will euch melken,

32

ihr Kühe der Höhe!

34

Milchwarme Weisheit, süßen Thau der Liebe

36

ströme ich über das Land. $

/ Bleistift

) 1v,2

38

Fort, fort, ihr Wahrheiten,

40

die ihr düster blickt!

42

Nicht will ich auf meinen Bergen

44

herbe ungeduldige Wahrheiten sehn.

46

Vom Lächeln vergüldet

48

nahe mir heut die Wahrheit,

50

von der Sonne gesüßt, von der Liebe gebräunt, –

52

eine reife Wahrheit breche ich allein vom Baum.

8: Markierung mit Blaustift, von fremder Hand

52: ich] darüber Bleistftspur

Mp XVIII, 1v $

2 Bleistift

1r,52 )

t

2

Heute strecke ich die Hand aus

4

nach den Locken des Zufalls, –

6

klug genug, den Zufall

8

einem Kind gleich zu führen, ... zu überlisten …

10

Heut will ich gastfreundlich sein

12

gegen Unwillkommnes,

14

gegen das Schicksal selbst will ich nicht stachlicht sein

16

– Zarathustra ist kein Igel!

18

Meine Seele,

20

unersättlich mit ihrer Zunge,

22

an alle guten und schlimmen Dinge hat sie schon geleckt,

24

in jede Tiefe tauchte sie hinein.

26

Aber immer gleich dem Korke,

28

immer schwimmt sie wieder obenauf,

30

sie gaukelt wie Oel überAschwarze Meere: –

32

dieser Seele halber heißt man mich den Glücklichen.

braune

$

/ Bleistift

,

.

) 2r,2

34

Wer sind mir Vater und Mutter? –

36

ist nicht mir Vater Prinz Überfluß

38

und Mutter dasALachen? das liebliche? –

40

Erzeugte nicht dieser Beiden Ehebund

42

mich Rätsel = Thier,

44

mich Licht = Unhold,

46

mich Verschwender aller Weisheit Zarathustra?

48

Krank heute vor Zärtlichkeit,

50

ein Thauwind,

52

sitzt Zarathustra wartend, wartend auf seinen Bergen –

54

im eignen Safte

56

süß geworden und gekocht,

58

unterhalb seines Gipfels,

liebliche stille Lachen?…

37-38: KSA 14, 517-518, zu DD Von der Armut des Reichsten

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand 38: Einfügungszeichen zweimal mit Tinte der letzten Korrektur verlängert

40: Beiden] Vk mit Tinte der letzten Korrektur 42: mich] ¿ 54: Safte] Vk

Mp XVIII, 2r $

3 Bleistift

1v,58 )

2

unterhalb seines Eises,

4

müde und selig,

6

ein Schaffender an seinem siebenten Tag.

8

– Still!

10

Eine Wahrheit wandelt über mir,

12

einer Wolke gleich, –

14

mit unsichtbaren Blitzen trifft sie mich.

16

Auf breiten langsamen Treppen

18

steigt ihr Glück zu mir,:

20

steigt ihr Blick zu mir –

22

komm, komm, geliebte Wahrheit! $

/ Bleistift

24

– Still!

26

Meine Wahrheits ist’ s! –

28

Aus zögernden Augen,

30

aus sammtenen Schaudern trifft mich

32

steigt{ihr Blick, zu mir,

34

lieblich, bös, ein Mädchen - Blick …

36

Sie errieth meines Glückes Grund,

38

sie errieth mich – ha! was sinnt sie aus? –

40

Purpurn lauert ein Drache

42

im Abgrunde ihres Mädchen = Blicks …

44

– Still! Meine Wahrheit redet! –

„ Wehe dir, Zarathustra!

46

) 3r,2

48

Du siehst aus, wie Einer,

50

der Gold verschluckt hat!

52

Man wird dir noch den Bauch aufschlitzen! –

20: KSA 14, 518, zu DD Von der Armut des Reichsten

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

Mp XVIII, 3r $

4 Bleistift

2r,52 )

) 3v,2

2

Zu reich bist du,

4

du Verderber Vieler!

6

Zu Viele machst du neidisch,

8

zu Viele machst du arm …

10

Mir selber wirft dein Licht Schatten, –

12

es fröstelt mich: geh weg, du Reicher,

14

geh, Zarathustra, weg aus deiner Sonne!…

16

Du möchtest schenken, wegschenken deinen Überfluß,

18

aber du selber bist der Überflüssigste!

20

Sei klug, du Reicher!

22

Verschenke dich selber erst, oh Zarathustra!

24

Zehn Jahre dahin –,

26

und kein Tropfen erreichte dich?

28

kein feuchter Wind? kein Thau der Liebe? –

30

Aber wer sollte dich auch lieben,

32

du Überreicher!

34

Dein Glück macht rings trocken

36

macht arm an Liebe

38

– ein regenloses Land! –

40

Niemand dankt dir mehr,

42

du aber dankst Jedem,

44

der von dir nimmt:

46

daran erkenne ich dich,

48

du Überreicher,

50

du Ärmster aller Reichen …

52

Du opferst dich, dich quält dein Reichthum –,

54

du giebst dich ab,

56

du schonst dich nicht, du liebst dich nicht:

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

12: weg] Vk mit Tinte der letzten Korrektur

Mp XVIII, 3v $

5 Bleistift

3r,56 )

2

die große Qual zwingt dich allezeit,

4

die Qual übervoller Scheuern, übervollen Herzens – aber Niemand dankt dir mehr …

6

$

/ Bleistift

Du mußt ärmer werden,

8

10

weiser Unweiser!

12

willst du geliebt sein.

14

Man liebt nur die Leidenden,

16

man giebt Liebe nur dem Hungernden:

18

verschenke dich selber erst, oh Zarathustra! –

20

– Ich bin deine Wahrheit …“ $

/ Bleistift

*

22

) 4r,2

*

*

Zwischen Raubvögeln

24

Wer hier hinabwill,

26

wie schnell

28

schluckt den die Tiefe!

30

– Aber du, Zarathustra,

32

liebst den Abgrund noch,

34

thust der Tanne es gleich? –

36

Die schlägt Wurzeln, wo

38

der Fels selbst schaudernd

40

zur Tiefe blickt, –

42

die zögert an Abgründen,

44

wo Alles rings

46

hinunter will:

48

zwischen der Ungeduld

50

wilden Gerölls, stürzenden Bachs

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

4: Scheuern] ¿

Mp XVIII, 4r $

6 Bleistift

3v,50 )

2

geduldig duldend, hart, schweigsam,

4

einsam …

6

Einsam!

8

Wer wagte es auch,

10

hier Gast zu sein,

12

dir Gast zu sein?… $

14

Ein Raubvogel vielleicht:

16

der hängt sich wohl

18

dem standhaften Dulder

20

schadenfroh in’ s Haar,

22

mit irrem Gelächter,

24

einem Raubvogel = Gelächter …

26

) 4v,2

„ Wozu so standhaft?

28

– höhnt er grausam:

30

man muß Flügel haben, wenn man den Abgrund liebt …

32

man muß nicht hängen bleiben,

34

wie du, Gehängter! –

36

Oh Zarathustra,

38

grausamster Nimrod!

40

Jüngst Jäger noch Gottes,

42

das Fangnetz aller Tugend,

44

der Pfeil des Bösen! –

46

Jetzt –

48

von dir selber erjagt,

50

deine eigene Beute,

52

in dich selber eingebohrt …

54

Jetzt –

56

einsam mit dir,

Markierungen mit Blau- und Rotstift, von fremder Hand

Mp XVIII, 4v $

7 Bleistift

4r,56 )

) 5r,2

2

zwiesam im eignen Wissen,

4

zwischen hundert Spiegeln

6

vor dir selber falsch,

8

zwischen hundert Erinnerungen

10

ungewiß,

12

an jeder Wunde müd,

14

an jedem Froste kalt,

16

in eignen Stricken gewürgt,

18

Selbstkenner!

20

Selbsthenker!

22

Was bandest du dich

24

mit dem Strick deiner Weisheit?

26

Was locktest du dich

28

in’ s Paradies der alten Schlange?

30

Was schlichst du dich ein

32

in dich – in dich?…

34

Ein Kranker nun,

36

der an Schlangengift krank ist;

38

ein Gefangener nun,

40

der das härteste Loos zog:

42

im eignen Schachte

44

gebückt arbeitend,

46

in dich selber eingehöhlt,

48

dich selber angrabend,

50

unbehülflich,

52

steif,

54

ein Leichnam –,

56

von hundert Lasten überthürmt,

58

von dir überlastet,

28: alten] ¿

38: Markierung mit Blaustift, von fremder Hand

Mp XVIII, 5r $

8 Bleistift

4v,58 )

2

ein Wissender!

4

ein Selbsterkenner!

6

der weise Zarathustra!

8

Du suchtest die schwerste Last:

10

da fandest du dich –,

12

du wirfst dich nicht ab von dir …

14

Lauernd,

16

kauernd,

18

Einer, der schon nicht mehr aufrecht steht!

20

Du verwächst mir noch mit deinem Grabe,

22

verwachsener Geist!…

24

Und jüngst noch so stolz,

26

auf allen Stelzen deines Stolzes!

28

Jüngst noch der Einsiedler ohne Gott,

30

der Zweisiedler mit dem Teufel,

32

der scharlachne Prinz jedes Übermuths!…

34

Jetzt –

36

zwischen zwei Nichtse

38

eingekrümmt,

40

ein Fragezeichen,

42

ein müdes Räthsel –

44

ein Räthsel für Raubvögel … $

46

– sie werden dich schon „lösen“,

48

sie hungern schon nach deiner „Lösung“,

50

sie flattern schon um dich, ihr Räthsel,

52

um dich, Gehenkter!…

54

– Oh Zarathustra!

56

Selbstkenner! Selbsthenker! – –

Markierungen mit Blau- und Rotstift, von fremder Hand

Mp XVIII, 5v $

9 Bleistift

Die Sonne sinkt.

2

1.

4

6

Nicht lange durstest du noch,

8



verbranntes Herz!

10

Verheißung ist in der Luft,

12

aus unbekannten Mündern bläst mich’ s an

14

– die große Kühle kommt …

16

Meine Sonne stand heiß über mir im Mittage:

18

seid mir gegrüßt, daß ihr kommt,

20

ihr plötzlichen Winde,

22

ihr kühlen Geister des Nachmittags!

24

Die Luft geht fremd und rein.

26

Schielt nicht mit schiefem

28



30

die Nacht mich an?…

32

– Bleib stark, mein tapfres Herz!

34

frag nicht „warum?“ –

Verführerblick

2.

36

38

Tag meines Lebens!

40

die Sonne sinkt. –

42

Schon steht die glatte

44



46

Warm athmet der Fels:

48



50

das Glück auf ihm seinen Mittagsschlaf? –

52



54

spielt GlückAselbst derAAbgrund noch herauf.

Fluth vergüldet.

schlief wohl zu Mittag

In grünen Lichtern noch

) 6r,2

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

braune

24: fremd] ¿

43: Bleistiftspur

Mp XVIII, 6r $

10 Bleistift

5v,54 )

2

Tag meines Lebens,

4

gen Abend geht’ s!

6

Schon glüht dein Auge

8

halbgebrochen,

10

schon quillt deines Thau’ s

12

Thränengeträufel,

14

schon läuft still über weiße Meere

16

deiner Liebe Purpur,

18

deine letzte zögernde Seligkeit …

3.

20

) 6v,2

22

Heiterkeit, güldene, komm!

24



26

heimlichster, süßester Vorgenuß!

28

– Lief ich zu rasch meines Wegs?

30

Jetzt erst, wo der Fuß müde ward,

32



holt dein Blick mich noch ein,

34



holt dein Glück mich noch ein.

36

Rings nur Welle und Spiel.

38



40

sank in blaue Vergessenheit, –

42

müßig steht nun mein Kahn.

44

Stürme und Fahrt – wie verlernt’ er das!

46



Wunsch und Hoffen ertrank,

48



glatt liegt Seele und Meer.

Du des Todes

Was je schwer war,

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

Mp XVIII, 6v

$

11 Bleistift

6r,48 )

2

Siebente Einsamkeit!

4



6

näher mir süße Sicherheit,

8

wärmer der Sonne Blick.

Nie empfand ich

10

– Glüht nicht das Eis meiner Gipfel noch? –

12

Silbern, leicht, ein Fisch,

14

schwimmt nun mein NachenAin’ s Nichts – –

hinaus

Letzter Wille.

16

.

18

So sterben,

20

wie ich ihn einst sterben sah –,

22

den Freund, der Blitze und Blicke

24

göttlich in meine dunkle Jugend warf:

26

– muthwillig und tief,

28

in der Schlacht wie ein Tänzer –

30

unter Kriegern der Heiterste,

32

unter Siegern der Schwerste,

34

auf seinem Schicksal ein Schicksal stehend,

36

hart, nachdenklich, vordenklich – ;

38

erzitternd darob, daß er siegte,

40

jauchzend darüber, daß er sterbend siegte – :

42

befehlend, indem er starb – – und

44

er befahl, daß man vernichte …

46

So sterben,

48

wie ich ihn sterben sah –

50

siegend, vernichtend …

14: KSA 14, 517, zu DD Die Sonne sinkt

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

Mp XVIII, 7r $

12 Bleistift (3) Bleistift

2

(2) Bleistift

4

(4) Bleistift

6



3.  Zwischen Raubvögeln. $

(5) Bleistift

8

Hier, wo zwischen Meeren die Insel wuchs,

4.  Die Sonne sinkt. $

(1) Bleistift

10

ein Opferstein jäh hinaufgethürmt,

5.  Das Feuerzeichen. $

12

hier zündet sich unter schwarzem Himmel

14

Zarathustra seine Höhenfeuer an, –

16

Feuerzeichen für verschlagne Schiffer,

18

Fragezeichen für solche, die Antwort haben …

20

Diese Flamme mit weißgrauem Bauche,

22

– in kalte Fernen züngelt ihre Gier,

24

nach immer reineren Höhn biegt sie den Hals –

26

eine Schlange gerad aufgerichtet vor Ungeduld:

28

dieses Zeichen stellte ich vor mich hin.

30

Meine Seele selber ist diese Flamme:

32

unersättlich nach neuen Fernen

34

lodert aufwärts, aufwärts ihre stille Gluth.

36

Was floh Zarathustra vor Thier und Menschen?

38

was entlief er jäh allem festen Lande?

40

Sechs Einsamkeiten kennt er schon –

42

aber das Meer selbst war nicht genug ihm einsam,

44

die Insel ließ ihn steigen, auf dem Berg wurde er zur Flamme,

46

nach einer siebenten Einsamkeit

48

wirft er suchend jetzt die Angel über sein Haupt.

50

Verschlagne Schiffer! Trümmer alter Sterne!

52

Ihre Meere der Zukunft! Unausgeforschte Himmel!

54

nach allem Einsamen werfe ich jetzt die Angel,

56

gebt Antwort auf die Ungeduld der Flamme,

58

fangt mir, dem Fischer auf hohen Bergen,

60

meine siebente letzte Einsamkeit! –



Das Feuerzeichen.

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

52: Ihre] > Ihr

1.  Von der Armut des Reichsten. $ 2.  Ruhm und Ewigkeit. $

58: fangt] Vk

Mp XVIII, 7v

$

13 Bleistift 2



Ruhm und Ewigkeit. 1.

4

) 8r,2

6

Wie lange sitzest du schon

8



auf deinem Mißgeschick?

10

Gieb Acht! du brütest mir noch

12



ein Ei,

14



ein Basilisken = Ei

16

aus deinem langen Jammer aus.

18

Was schleicht Zarathustra entlang dem Berge? –

20

Mißtrauisch, geschwürig, düster,

22

ein langer Lauerer –

24

aber plötzlich, ein Blitz,

26

hell, furchtbar, ein Schlag

28

gen Himmel aus dem Abgrund:

30

– dem Berge selber schüttelt sich

32

das Eingeweide …

34

Wo Haß und Blitzstrahl

36



38

auf den Bergen haust jetzt Zarathustra’ s Zorn,

40

eine Wetterwolke schleicht er seines Wegs.

42

Verkrieche sich, wer eine letzte Decke hat!

44

In’ s Bett mit euch, ihr Zärtlinge!

46

Nun rollen Donner über die Gewölbe,

48

nun zittert, was Gebälk und Mauer ist,

50

nun zucken Blitze und schwefelgelbe Wahrheiten –

52

Zarathustra flucht …

Eins ward, ein Fluch, –

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

38: haust] ¿

Mp XVIII, 8r $

14 Bleistift

7v,52 )

4

) 8v,2

2.

2

„ Diese Münze, mit der

6

alle Welt bezahlt,

8

Ruhm –,

10

mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,

12

mit Ekel trete ich sie unter mich.

14

Wer will bezahlt sein?

16

Die Käuflichen …

18

Wer feil steht, greift

20

mit fetten Händen

22

nach diesem Allerwelts = Blechklingklang Ruhm!

24

– Willst du sie kaufen?

26

sie sind alle käuflich:

28

aber biete viel!

30

klingle mit vollem Beutel!

32

– du stärkst sie sonst,

34

du stärkst sonst ihre Tugend …

36

Sie sind alle tugendhaft.

38

Ruhm und Tugend – das reimt sich.

40

So lange die Welt lebt,

42

zahlt sie Tugend = Geplapper

44

mit Ruhm = Geklapper –

46

die Welt lebt von diesem Lärm …

48

Vor allen Tugendhaften

50



52

schuldig heißen mit jeder großen Schuld!

54

Vor allen Ruhms = Schalltrichtern

will ich schuldig sein,

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

42: Tugend=] Vk

Mp XVIII, 8v

$

15 Bleistift

8r,54 )

2

wird mein Ehrgeiz zum Wurm, –

4

unter solchen gelüstet’ s mich,

6

der Niedrigste zu sein …

8

Die Münze, mit der

10

alle Welt bezahlt,

12

Ruhm –,

14

mit Handschuhen fasse ich diese Münze an,

16

mit Ekel trete ich sie unter mich.

3.

18

) 9r,2

20

Still! –

22

Von großen Dingen – ich sehe Großes! –

24

soll man schweigen

26

oder groß reden:

28

rede groß, meine entzückte Weisheit!

30

Ich sehe hinauf –

32

dort rollen Lichtmeere:

34

– oh Nacht, oh Schweigen, oh todtenstiller Lärm!…

36

Ich sehe ein Zeichen –,

38

aus fernsten Fernen

40

sinkt langsam funkelnd ein Sternbild gegen mich.

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

Mp XVIII, 9r $

16 Bleistift

8v,40 )

4.

2

4

Höchstes Gestirn des Sein’ s!

6

Ewiger Bildwerke Tafel!

8

Du kommst zu mir? –

10

Was Keiner erschaut hat,

12

deine stumme Schönheit, –

14

wie? sie flieht vor meinen Blicken nicht? –

16

Schild der Nothwendigkeit!

18

Ewiger Bildwerke Tafel!

20

– aber du weißt es ja,

22

was Alle hassen,

24

was allein ich liebe:

26

daß du ewig bist,

28

daß du nothwendig bist! –

30

Meine Liebe entzündet

32

sich ewig nur an der Nothwendigkeit.

34

Schild der Nothwendigkeit!

36

Höchstes Gestirn des Seins!

38

– das kein Wunsch erreicht,

40

das kein Nein befleckt:

42

ewiges Ja des Seins,

44

ewig bin ich dein Ja –

46

denn ich liebe dich, oh Ewigkeit! – –

Markierungen mit Blaustift, von fremder Hand

Mp XVIII, 10r

4

6

8

10

12

14

16

18

20

22

xx

24

26

28

30

32

34

36

38

vornehmste Natur, die es giebt und, im Verhältniß zu mir, habe ich ihre Ehe mit Wagner immer nur als Ehebruch interpretirt … der Fall Tristans

2

Ich berühre hier die Frage der Rasse. Ich bin ein polnischer Edelmann pur sang, dem auch nicht ein Tropfen schlechtes Blut beigemischt ist, am wenigsten deutsches. Wenn ich den tiefsten Gegensatz zu mir suche, die unausrechenbare Gewohnheit der Instinkte, so finde ich immer meine Mutter u Schwester: mit solcher deutschen canaille mich verwandt zu sehen wäre eine Lästerung auf meine Göttlichkeit. Die Behandlung die ich bis heutigen Tag von Seiten meiner Mutter u Schwester erfahre flößt mir ein ungeheures Grauen ein: – ich bekenne, daß der tiefste Einwand gegen meinen Gedanken der ewigen Wiederkunft das was ich einen abgründlichen Gedanken nenne, immer der Gedanke an meine Mutter u Schwester war … Aber auch als Pole bin ich ein ein ungeheurer Atavismus: man muß Jahrhunderte zurückgehen, um diese vornehmste Rasse Mensch, die es giebt, in dem Maße rein u. instinktrein zu finden, in dem ich sie darstelle. Ich habe gegen Alles was Mensch heißt, ein souveraines Gefühl von Distinktion, Adel

ich würde den jungen deutschen Kaiser nicht in meinem Wagen alsBKutscher vertragen Es giebt einen einzigen Fall, daß meinen

ich meines Gleichen gefunden habe – ich bekenne es mit

tiefer Dankbarkeit.

40

Frau Cosima Wagner ist bei weitem die

42

44

KSA 14, 473, zu EH Warum ich so weise bin 3

2: hier die] ¿ 6: suche] Vk 10: verwandt] ¿

14: bis] > bis zum 18: Einwand] ¿ 24: ein ein] > ein

30: zu] ¿ 34: würde] ? 44: interpretirt] ?

Mp XVIII, 11r/10v $

1 b Bleistift

Acht u

 I    , 

Sieben inedita und inaudita

meinem unbekannten seinem Freund u. Satyr

Zwei inedita, dem Dichter der Isoline mit hoher

2

überreicht: mag er mein Geschenk den Menschheit überreichen

en 4

Auszeichnung gewidmet. Ob, wie und wann

Nietzsche Caesar Dionysos.

6

8

Turin, am 1. Januar 1889. Die Wüste

..

Schluß „Unter Töchtern der Wüste.“ mit Hinweispfeil auf Z. 20, Bleistift

10

Stein knirscht an Stein, die Wüste schlingt u würgt

12

der ungeheure Tod sitzt glühend braun

14

und unersättlich ist sein

16

u kaut – un sein Leben ist sein Kaun …

18

Vergiß nicht, Mensch, den Wüste Wollust ausgeloht

20

du bist der Stein, die Wüste u der Tod …

$

1-8: KGB III 5, 570-571, Be Nr. 1234 9-20: KSA 14, 516, zu DD Unter Töchtern der Wüste (lemmatisch)

18: Vergiß] Vk

Mp XVIII, 11v

2

Alle ph herrschenden Begriffe über Verwandtschaftsgrade sind eine physiologische

4

Perversität, die nicht übertroffen werden kann. Man ist am wenigsten mit seinen

6

Eltern verwandt; die Geschwister = Ehe, wie sie zb. bei den aegyptischen

8

Königreichsfamilien Regel war, ist so wenig widernatürlich, daß im

Widersinn

10

Verhältniß dazu, jede Ehe beinahe Incest ist … Seinen Eltern ähnlich

12

sein ist das ächteste Zeichen von Gemeinheit: die höheren Naturen

14

haben ihren Ursprung unendlich weiter zurück, auf sie hin hat am längsten

16

gesammlet, gespart werden müssen, – das große Individuum ist das

18

älteste Individuum, – ein Atavismus

KSA 14, 473-474, zu EH Warum ich so weise bin 3

6: verwandt] ¿ 6: aegyptischen] ¿

8: Königreichsfamilien] ¿ 8: wenig] ¿

10: Verhältniß] ¿

Mp XVIII, 12r

2

1 Von der Armut des Reichsten.

4

2 Zwischen Raubvögeln.

6

3. Feuerzeichen.

8

4. Ruhm u. Ewigkeit.

5. Letzter Wille.

10

12

Von der Armut des Reichsten

14

Zwischen Raubvögeln.

16

Letzter Wille.

18

Das Feuerzeichen

20

Ruhm u. Ewigkeit

22

Die Sonne sinkt.

10: Wille] ¿

Mp XVIII, 12v

2

Nietzsche

4

jedoch

Mp XVIII, 48r $

„Zwischen Raubvögeln“ Erster Entwurf Bleistift

Am Abhang. Abgrunde.

2

4

Wer hier hinab will,

6

wie schnell

8

schluckt ihn die Tiefe! – – Aber du willst

10

Aber du, Zarathustra,



willst dem Abgrunde freund sein?

14

Zarathustra, du willst

willst der Tanne es gleich thun?

16

jedem Abgrund freund sein?

Die



Sie{schlägt Wurzeln, wo selbst der



zwischen hundert Erinnerungen

20

eingespannt

22

zur Tiefe

26

von jedem Froste kalt,

28

vom eignen Knoten gewürgt, u röchelnd

hinunter will,

Selbstkenner! Selbsthenker

röchelnd wie, ein Gehenkter! Was bandst ich{ans harte Wissen?

32

Was schlangst du um

um dich selbst

Wer schlang dirAdie Schlinge der Erkenntniß:

34

deine Schlinge der Erkenntniß?

Selbstkenner! Selbsthenker!

36

40

42

44

46

unbehülflich, wie ein Leichnam,

50

im Leben schon verzehrt,

56

58

x Violettstift 60

62

$

Und jagtest von dir weg

Der hängt sich wohl

die

dem standhaften Dulder schadenfroh ins Haar mit irrem Gelächter einem Raubvogel = gelächter: Wozu so standhaft,

der weise Zarathustra!

Zarathustra ….

du Verführer der Reinsten

deinem Räthsel Lösung





64 66

du Freund der Bösen

Du suchtest die schwerste Last



Wissen! )20

Ein Raubvogel vielleicht!…

höhnt er grausam: im Leben schon angewurmt Man muß Flügel haben, wenn man den Abgrund liebt … von hundert Lasten überthürmt von dir überlast selbst überlastet man muß nicht hängen bleiben, wie du, Gehenkter! ein Wissender! wie du, Gehenkter! sie wittern schon deine „Lösung“, o du Weiser! sie lieben solche Einsamen, $ Oh Zarathustra Räthsel – schon ein Selbsterkenner! du Gottesmörder sie hungern nach dir, o

54



einsam! wehe! wer wagte es auch, ihr Gast zu sein!

48

52

/ Violettstift

geduldig duldend, hart, schweigsam – hier



nun Ein Gefangner, der das härteste Loos zog gebückt arbeitend im dumpfen düstern Schachte gekrümmt eignen düstern Schacht arbeitend in dich selber eingehöhlt, eingesperrt dich selber vergrabend

38

$ zwischen der Ungeduld wilden Gerölls, stürzenden Bachs

dich

er

in die Tiefe

sie wo Alles rings zur Tiefe will



30

noch

der Fels selbst schaudernd hinunter blickt, sie zögert an Abgründen,

an jeder Wunde müd,

24

|| Violettstift

noch

der Tanne es gleich thun?

18

68 )

liebst

12

einsam nun!

da fandest du dich!

70

du wirfst dich nicht ab von dir!

72

74

76

eingekrümmt, zwischen

68



Zwischen zwei Nichts

zwiesam mit deinem Wissen!

– wer antwortet auf dich?

ein Fragezeichen, ein Räthsel für



Niemanden bloß ein Räthsel für Raubvögel du verwächst mit dem schon lauernd – sie werden dich „lösen“ verwachsener Geist! schon d Einer, derAnicht mehr aufrecht steht sie wittern schon deine Lösung Kauernd,

verwächsest



2,12,48-52: KSA 14, 516, zu DD Zwischen Raubvögeln

32: Was bandst] ¿, > Was bandst du 33: du um] ?, > du um dich 34: wer] ¿ 35: Erkenntniß] ¿ 37-39: Und … die] ? 42: gekrümmt] ?

44: arbeitend] ¿ 46: dich] Vk 50: verzehrt] ? 55: überlastet] ¿ 64: Zwischen] ¿ 67: nun] ?

Grabe

69: Räthsel] ¿ 70: wirfst] ? 73: Räthsel] ¿ 76: Lösung] Vk

Mp XVIII, 49r

Torino, via Carlo Alberto 6 III

2

4

den 27. Nov.

6

1888 Hochgeh

8

noch

10

ich komme aus hundert Abgründen, in die nicht Blick

12

kein Blick sich gewagt, ich kenne Höhen, in die kein

14

Vogel sich verflog. Ich habe mehr Eis, ich habe mehr

16

Gluth als daß für mich nicht warm u k kalt u.

18

warm andere Begriffe wären, wie für Jeden

20

ich habe am Eis gelebt, – ich bin verbrannt worden

22

von hundert Phänomenen: es scheint mir, daß ich

24

warm u kalt in meinem Munde andere Begriffe sind

wohin

am

gelebt

kenne

26

1. Ruhm und Ewigkeit.

28

2. Letzter Wille.

1 Ruhm und Ewigkeit.

30

3. Zwischen Raubvögeln

2 Letzter Wille.

32

4. Das Feuerzeichen

34

5. Die Sonne sinkt.

36

6. Von der Armut des

38



3 Zwischen Raubvögeln. 4 Von der Armut des Überreichsten.

KGB III 5, 495, Be Nr. 1162

Reichsten.

13: gelebt] ?

5. Das Feuerzeichen. 6. Die Sonne sinkt. 7. Von der Armut des Reichsten.

31: Zwischen] ¿

Mp XVIII, 50r

 anden    n 

2

An der Brücke

4

stand ich jüngst in brauner Nacht.

6

Fernher kam Gesang,

8

goldener Tropfen quolls

10

über die zitternde Fläche weg,

12

Gondeln, Lichter, Gesang schwamm im trunkenen Nebel Zwischenlicht Wellenklang Dämmrung …

14

Ich wage zu sagen, daß ich Pascal als den verwandtesten

16



18

Geist empfinde, den es gegeben hat: es ist eine persönliche Nähe

20

die schätze ihn als den anständigsten M. einzigen anständigen M im ganzen Chr.

22

r

den einzigen logischen Christen, dessen Leben wurde

24

26

was jedes Chr Leben sein sollte – ein langwieriger Selbstmord …

28 30

Ein xxxxxxxxx $

wohl zu G III S. 169 gehörig? Bleistift

4: brauner] ¿

18: Geist empfinde] ¿

32

ein Spiel der Ewigkeit

2

Umsonst! liebliche Worte umsonst

eine ferne Ewigkeit

eine Unschuld des Glücks

An der Brücke jüngst

4

30

Sprach mein müdes Herz?

stand ich jüngst in brauner Nacht.

6

28

Willst du mitziehn

Fernher kam Gesang;

8

10

12

14

16

18

20

22

24

24: Seligkeit] ¿ 26: liebliche] ? 30: Unschuld] ?

17: mein Lied] ¿ 17-19: schmiegte … Bein] ? 18: unsichtbarer] ¿ 22: Gondellied] ¿ 24: leichter u. klarer] ?

2: jüngst] ¿ 3: müdes] ¿ 10: zitternde] ¿ 12: Lichter] ¿ 16: rührt] ?

goldener Tropfen quolls über die zitternde Fläche weg.

schwamm in trunkene Dämmrung hinaus …

Gondeln, Lichter, Gesang Meine Seele, ein Saitenspiel, sang

– Hörte Jemand mein Lied? –

zauberh

sich dem Singenden ans Bein …

Zitternd schmiegte ein Lied

xxxxx

rührt sich, unber unsichtbar berührt, unsichtbarer Hände Spiel ein heimlich ein Gondellied dazu,

zitternd vor leichter u. klarer bunter Seligkeit …

26

Mp XVIII, 51v

Verstreute Aufzeichnungen BW 109 Bl. 16r, 17v BW 115 Bl. 2v BW 177 Bl. 8v BW 213 Bl. 2v BW 272 Bl. 2v BW 317 Bl. 58r, 63rv D 10b Bl. 1r, 2r, 3r, 4r D 18 Bl. 8v, 58r, 71v, 85v, 99r D 21 Bl. 28v, 59v D 22 Bl. 51v D 25 Bl. 54rv, 56rv, 57rv, 58r K 12 S. 65 Aut. N-11.4 Bl. 1rv, 2rv Lübbert S. 14, 15, 16, 17

BW 109, 16r 2

Tiefe u ferne M. haben ihre Vordergründe: u zu

4

Zeiten haben sie nöthig, sich zu geben, als

6

ob sie nur Vordergrund wären.

vgl. KGB III 4, 28,1-10, Nr. 281

KGW VII 34[257]

BW 109, 17v

2



4

chelnd u. erstaunt

6

Einsam inmitten guter Freunde u getreuer Nachbarn, lä= über ihre „rasende Dummheit“, über das zudringliche Wohlwollen

vgl. KGB III 4, 29,25-35, Nr. 281

8

Tiefe u ausgelassene Geister!

2-6: KGW VII 34[258] 8: KGW VII 34[259]

2: lä=] ¿ 6: das] ¿

BW 115, 2v

Goldene Laute

6

Blaue Hand

8

an der Prom:

10

Hôtel Müller (Matthäi = Kirche

12

Wenn man eine tapfere u wohlgerathene Seele

14

im Leibe hat, kann man sich schon diesen

16

artigen Luxus von Immoralität erlauben!

18

20

1) Ach was seid

4

2) 600 Ex.

Merseburger Hof

3) Adresse

2

Nachspiel u. Abgesang

22

8: Prom] > Promenade

24

26

KGB III 7/2, 401, zu Nr. 383 12-20: KGW VIII 6[1]

in

2

BW 177, 8v alles Leiden den M. Man erwäge, wie tief persönlich u eng auf sich zurückdrängt, wie Schaden

4

gesetzt daß es klug macht (und in dem ei sicherlich in eben dem Grade

6

auch schlecht macht (eng, kleinlich, argwöhnisch, lieblos

8

Denn deren Zahl ist immer klein: die Anderen, die Leidenden aber

aber

10

haben nichts, was sie in dem Maaße von dem schlimmen Folgen

12

vielen Leidens heilt u.

KGW VII 44[9]

4: es] ?

4: ei] ?

10: von dem] > von den

BW 213, 2v

 Sp    i 

2

Poètes et Mélodes. Étude sur les origines du

4

rhythme tonique dans l’ hymnographie de l’ église

6

grecque. Par le P. Edmond Bouvy

8



XVI, 384 p.

10



Nîmes, Maison de l’ Assomption

12



14

W. M

1886. Meyer

Anfang und Ursprung der lat. u. griech.

rhythm. Dichtung. Abhandl. der königl.} Ak. d. W.

16

bairischen

1884.

18

Barbey d’ Aurevilly

20

Oeuvres et hommes.

22

Sensations d’ histoire.

24

KGW VIII 6[5]

16: Ak. d. W.] > Akademie der Wissenschaften

BW 272, 2v Anzeic 2

hen

zeigen

Jenseits von Gut und Schlecht?

4

Eine

6

philosophische Streitschrift. Zur Ergänzung und Verdeutlichung des letzt= Buchs veröffentlichten „Jenseits v. G. u. B.“

8

Von

10

Friedrich Nietzsche.

KGW VIII 6[2]

1: Anzeichen zeigen] ?

BW 317, 58r $

Br. E 29,1 Bleistift

$

x Bleistift

2



Das „Reich“ selber ist ja eine Lüge: kein Hohenzollern

4

kein Bismarck hat je an Deutschland gedacht .. Daher

6

die Wuth gegen Prof. Geffken … Bismarck zöge

8

vor, wäre das Wort „deutsch“ im Munde eines Profs

10

polizeigefährlich … Ich denke, man lacht an den

12

Höfen von Wien, von St. Petersburg; man kennt eben

14

unsere Creatur vonAKretin, der noch noch nicht einmal

16

aus Versehen ein gescheidtes Wort geredet hat. Das

18

ist gar kein Mensch, das ist bloß ein Deutscher

20

sagt man in Rußland.

von parvenu





22

bisher

und

Vielleicht noch mehr die



24

KGW VIII 25[18]

Dummheit ! … von der Lüge!..

4: Deutschland] ¿ 6: Geffken] > Geffcken 6: Bismarck] ¿ 6-8: zöge … wäre] ?

8: Profs] > Professors 10: an den] ? 12-14: man … Kretin] ? 18: ist gar] ¿

20: sagt man] ¿ 22: noch mehr] ?

BW 317, 63r $

Br E 30,3 Bleistift 9 Blaustift

obenauf

2

Damit das Haus von Narren u Verbrechern sich wohl fühlt, zahlt

4

Europa jährlich 12 Milliarden, hat es Klüfte zwischen

s

6

den enger verbundenen Nationen aufreißen hat, – hat es jede

u.

8

$

jetzt



Form des xxxxxxxxxxx,

blödsinnigsten hirnverbranntesten

hat es die stupidesten Kriege

: Fürst Bismarck hat zu Gunsten seiner Hausgötzen

10

geführt, die je geführt wurden   –Au alle Voraussetzungen

12

für große Aufgaben, für welthistorische Zwecke, für edlere

14

u. feinere Geistigkeit mit einer fluchwürdigen Energie ver-

eine

Sicherheit des Instinktes

zum Rechten Besten seiner HaHausgötzen 16



selber an heute

nichtet … Und seht euch doch die Deutschen, die ver

18

niedrigste, stumpfeste, gemeinste Rasse wohl, die jetzt

20

auf Erden da ist, verhohenzollert bis zum

22

Haß gegen Geist u. Feinheit. Der Idiot im Regieren

24

nennt die Franzosen „Barbaren“… Und als die Rasse

26

Genie hatte, hatte sie das Genie des Verbrechers … Letzte Erwägung

28

Zuletzt könnten wir vielleicht selbst der Kriege entrathen; eine

30

erste Neuerung genügte unter Umständen schon. Ein Wagen

32

mit Eisenstäben für Hohenzollern u. andere „Schwaben“… Wir

34

Anderen giengen unverdrossen an die herrliche u. große Aufgabe

36

des LebensA. Es giebt noch andere Mittel, die Physiologie zu

vielleicht



Arbeit

– wir haben Alles noch zu organisiren vielleicht

noch wirksamere

0

38

Ehren zu bringen als durch Lazarethe – ich wüßte einen besseren

40

Gebrauch von den 12 Milliarden zu machen, die der „bewaffnete

42

Friede“ heute Europa kostet   Und kurz u. gut

44



„Genie“

Seht doch ihren Typus, den F. B, den Idioten unter allen aller Zeiten

46

Staatsmännern, der nie einen Gedanken über das Niveau H hinausgedacht hat

KGW VIII 25[14] 458,1-25

4: jährlich] ¿ 6: verbundenen] ? 6: aufreißen] >? aufgerissen 7: blödsinnigsten] ¿ 12: Zwecke] ?

15: HaHausgötzen] > Hausgötzen 18: niedrigste] ¿ 22: im Regieren] ? 26: sie] ¿ 42: Fortsetzung 63v,2?

44: F. B] > Fürsten Bismarck 46: Staatsmännern] ¿ 46: Niveau] ¿

BW 317, 63v

2



Aber das hat seine Zeit gehabt. Man möge mir diesen

4

jungen Verbrecher ausliefern; ich werde nicht zögern, ihn zu

6

exekutiren, – ich will selbst die Brandfackel

8

in seinen fluchwürdigen Verbrecher Horst Berlin werfen …

KGW VIII 25[14] 458,26-29

2: Fortsetzung von 63r,42?

D 10b, 1r $

DX b1 Bleistift

2 4

6-30: Streichung, rote Tinte

6

Bd II VI (Lesarten) rote Tinten

8

Menschliches I, Aph. 1 Umarbeitg rote Tinte

10

s. Gesamtausgabe Bd II. Lesarten S. VI rote Tinte

12

14

Menschl. Allzum. I. p. 3 Z. 4 Gegensatz gesperrt! p. 3

Z. 8 statt

1. Chemie der Begriffe u Werthgefühle. –

Egoismus: Selbstsucht

Z. 10  insofern sie einfach die

$

Z. 11  leugnete

$

Z. 12  einen eigenen Ursprung

$

Z. 13  unmittelbar aus dem An - sich der Dinge heraus.

16

Z. 14.  Eine umgekehrte Philosophie dagegen, die allerjüngste und radikalste, die es

18

bisher gegeben hat, dieAPhilosophie des Werdens, welche an ein „An - sich“ überhaupt nicht

20

glaubt und folglichAsowohl dem Begriffe „Sein“ als dem Begriffe „Erscheinung“ das Bürger=

22

recht verweigert: eine solche antimetaphysische Philosophie hat mir in einzelnen Fällen

24

wahrscheinlich gemacht (– und vermuthlich wird dies in allen ihr Ergebniß sein), daß jene

26

Fragestellung falsch ist, daß es jene Gegensätze gar nicht giebt, von denen die bisherige

28

geglaubt hat, Philosophie,A(verführt

30

mie der Grundbegriffe nöthig hat, diese als geworden u. noch werdend vorausgesetzt. Um mit solchen

eine eigentliche

eben

an welche

) 2r,2

durch

der Vergröberungen Sprache u. die in ihr gebietende Nützlichkeit grober Fälschungen u. Vereinfachungen die Volks - Metaphysik der Sprache{,) – kurz, daß man vorerst eine

Che=

4-30: KGW IV 4, 164, zu MA 1

D 10b, 2r DX b2 Bleistift ganze Seite: Streichung, rote Tinte 1r,30)

2

u viereckigen Aufstellungen u. Gegenüberstellungen, wie „egoistisch u. unegoistisch“, Begierde u Geistigkeit groben{u bäurischenABegriffen, wie „unegoistische Handlung“, wie „interesselose Anschauung“, wie

4

„reine Vernunft“, wie „lebendig“ u „todt“, wie „Wahrheit“ und „Irrthum“, ein für alle Mal

6

fertig zu werden, bedarf es einer mikroskopischen Psychologie ebensosehr als einer Geübtheit in

8

aller Art historischer Perspektiven = Optik, wie eine solche bisher noch nicht da war u nicht einmal

10

erlaubt war. Philosophie, so wie ich sie will u. verstehe, hatte bisher das Gewissen gegen

12

sich: die moralischen u., religiösen{F Imperative sagten Nein zu einer Methodik der Forschung,

14

welche hier verlangt wird. Man muß sich vorerst von diesen Imperativen gelöst haben:

16

man muß, wider sein Gewissen, sein Gewissen secirt selbst secirt haben … Die Historie

18

der Begriffe u. der Begriffs - Verwandlung unter der Tyrannei der Werthgefühle – versteht ihr das?

$

u. ästhetischen

:



Jetzt, wo es vielleicht zur Höhe der seiner

20

Wer hat Lust u. Muth genug, solchen Untersuchungen zu folgen? Es gehört vielleicht zurAerreichten

22

Vermenschlichung selbstA, daß der M.Aeinen Widerstand fühlt gegen die Geschichte seiner Anfänge

24

daß er kein Auge haben will gegen alle Art pudenda origo: muß man nicht beinahe

26

unmenschlich sein, um gerade in der umgekehrten Richtung sehen, Augen haben zu wollen? –

gehört

jetzt

suchen, entdecken

$

s. Gesamtausgabe Bd II, Lesarten S. VI rote Tinte

$

Bd II. VI  Menschliches I Aph 1. Umarbeitg (1888) rote Tinten

KGW IV 4, 164-165, zu MA 1

2: bäurischen] ¿ 4: Wahrheit“] Vk 6: Psychologie] Vk

11: ästhetischen] ¿ 14: gelöst] ¿ 19: in Ms nicht übereinander

22: Vermenschlichung] ¿

D 10b, 3r ganze Seite: Streichung, rote Tinte Gesamtausgabe Bd II, Lesarten S. VII (1888) rote Tinte   Menschliches I Bd II. S. VII (Lesarten)  Aph 2 (Umarbeitung) rote Tinten   DX b3 Bleistift

s

$

$

$

Der Erbfehler der Philosophen. – Bisher litten die Philosophen allesammt an den gleichen Ge=

2

der Zufall

4

brechen, – sie dachten unhistorisch, widerhistorisch.; Sie giengen vom Menschen aus, den ihre Zeit u. u von sich allein am liebsten sogar selbst

schon

6

Umgebung ihnen darbot, vor allem von sichA; sie glaubtenAdurch eine Selbst = Analysis zum einem

8

Ziel zu kommen, zu einer Kenntniß „des Menschen“. Ihre eigenen Werthgefühle (oder die ihrer Kaste, Religion,

10

Rasse,AGesundheit) galten ihnen als unbedingtes Werthmaaß; nichts war ihnen fremder u. widerlicher

12

als jene Selbstentsagung desAwissenschaftl. Gewissens: als welches in einer wohlwollenden Verachtung

14

der Person, jeder Person, jeder Personal = Perspektive seine Freiheit genießt. Diese Philosophen waren

16

vorallererst Personen; jeder sogar empfand bei sich „ich bin die PersonA“, gleichsam die aeterna

18

veritas vom Menschen, „Mensch an sich“; was ich von mir weiß Aus dieser unhistorischen Optik, die

20

sie gegen sich selber übten, ist die größte Zahl ihrer Irrthümer abzuleiten, – vor allem der Grund=

eigentlich

selber

24

irrthum, überall das Seiende zu suchen, überall Seiendes vorauszusetzen, überall Wechsel, Selbst unter dem Druck einer eigentl. von der Historie beherrschten Cultur Widerspruch WerdenAmit Geringschätzung zu behandeln. Der Philosoph als Ziel der Dinge, die Teleologie

26

(– wie es die deutsche Cultur an der Wende des Jahrhunderts war) präsentirt sich der typische Philosoph min=

28

destens noch als Ziel des ganzen Werdens, auf welches alle Dinge von Anbeginn eine ihre Richtung nehmen

30

präsentiren: das ist das Schauspiel, welches seiner Zeit Hegel dem erstaunten Europa bot.

22

wird sich

war

KGW IV 4, 166-167, zu MA 2

5: in Ms nicht übereinander 6: sich] danach Einfügungszeichen verlängert

6: Analysis] Vk 10: unbedingtes] ¿

22: Seiendes] ¿ 23: eigentl.] mit Bleistift von fremder Hand gestrichen

D 10b, 4r DX b4 Bleistift ganze Seite: Streichung, rote Tinte

2

$



Es ist das Merkmal eines stärkeren u. stolzeren Geschmacks, so leicht es sich auch als dessen



in

weiten schwebenden umschleiernden Allgemeinheiten

nach

denen

Bedürfniß

6

Gegentheil ausnimmt, – als jene beglückenden u berauschenden Unsicherheiten, an welchen der Glaube Glück od die kleinen unscheinbaren vorsichtigen religiöser{künstlerischer Zeitalter seine Herzen

8



4

u. seine Räusche sucht

10

greift. Menschen,

oder, aus guten Gründen zurü ckgehal ten werden muß (– das der Fall der Frauen deren intellektuelle Zucht zurückgeblieben ist (wie f



Weiber

12



haben gegen jene kleinen Gewißheiten etwas wie Hohn auf den Lippen; einem Künstler zum Bei=

14

spiel sagt eine physiologische Entdeckung nichts: Grund genug für ihn, gering von ihr zu denken. Sol-

16

che Rückständige, welche die{wohl gern die Richter zu spielen sich beikommen lassen (– die drei

18

Künstler = Komödianten großen Stils, welche unsere Zeit aufzuweisen hat, haben es alle drei gethan:

20

Victor Hugo für Frankreich, Carlyle für England, Wagner für Deutschland) weisen mit IronieAhin

lassen es sich selbst

gelegentlich beikommen,

Rückständigsten

darauf

$

Menschliches I  Bd II. S. VII  Aph 3 Umarbeitg rote Tinten

$

Gesamtausgabe Bd II Lesarten, S. VII  (1888) rote Tinte

KGW IV 4, 167-168, zu MA 3

8: Räusche] ¿ 10: intellektuelle] ¿

10: wie f] ? 14: denken] ¿

16: Einfügungszeichen verlängert 16: wohl gern] ?

D 18, 8v

22

wohl, es wärmt beinahe. Man istAzum Gegenstück derer geworden, welche sich um Dinge bekümmern, die sie

N

sich sieht. Ein „freier Geist“: dies kühle Wort thut in jenem Zustande lebt nicht mehr gebunden durch Liebe und Haß, dann freiwillig nahe, freiwillig ferne, am liebsten entschlüpfend, ausweichend, fortflatternd, wieder empor fliegend!

Man

betheiligt ein ungeheures VielerleiAunter einmal

gesehn hat.

zarter

und Vogel - Übermuth



18

aus Erfahrung Freiheit, und Vogel = Umblick,,A, etwas von Neugierde undAVerachtung zugleich, wie dergleichen ein JederAkennt, der un=

16

später nicht ohne Rührung eingedenk ist: ein blasses,AGlück und Sonnenlicht ist ihm zu eigen, ein Gefühl von Vogel= man erwäge den ganzen Werth der Unwissenheit im Verband der Mittel zur Erhaltung des Lebendigen,Aden Werth der perspektivischen

4

Vereinfachung, der regulativen Fiktionen, zum Beispiel der logischen, vor allem den Werth derAAusdeutung, – und man kommt zu der

6

Lösung: der Wille zur Wahrheit entwickelt sichAim Dienste des Willens zur Macht, er ist eine seinerAAusgestaltungen. Genauer

8

gesehen, ist seine Aufgabe, einer bestimmten Art von Unwahrheit zum Siege und zur Dauer zu verhelfen,Aeine zusammen=

der



20

insgleichen

2

aller

Interpretationen,

spät, gering und durchaus

aller

Illusionen unvermeidlichen

letzten

er eine bestimmte Art von Unwahrheit, welche sich zum Siege u zur Dauer zu bringen sucht, nachdem sie sich als Basis für die sich

und (dergestalt daß er

nimmt); bewiesen und bewährt hat

.

10

hängende Gruppe von Fälschungen als Basis für die Erhaltung einer bestimmten Art des LebendigenAzu nehmenA; an sich giebt es

ie

12

im Wesen der Dinge eine vollständige Gleichgültigkeit gegen die „Wahrheit“. Das zweite Problem ist: wie weit der Güte Wille zur

14

Güte in das Wesen der Dinge hinab reicht

nur Fragen der Macht und darum eine

weder Wahrheit, noch einen Sinn Willen zur Wahrheit.

Bleistiftstreichungen von N? 1: Schriftreste am oberen Rand

7: (dergestalt] ¿ 22: teilweiser Schriftverlust

D 18, 58r

zu JGB 205; vgl. KGW VI 2, 136,5-137,15

2

209. Ein Philosoph: was für eine bescheidene Creatur, wenn er wirklich seinem Namen treu bleibt! – als welcher nicht einen „Freund der Weis=

4

heit“ bezeichnet, Vergebung einem alten Philologen! sondern nur „einen, der weise Männer gern hat“.AGesetzt also, daß es Philosophen

6

geben soll, im griechischen Sinne und Wortverstande, heran zuerst mitAden „weisen Männern“! – Aber, es scheint mir, meine Freunde,

8

wir liebenAdie unweisen Männer mehr,A? Und vielleicht steckt darin, gerade darin mehr Weisheit?AWie? SolltenAdie Weisen

10

selbst –Akeine „Philosophen““ sein? Sondern „Philasophen“? FreundeAund gute Gesellschaft fürAnärrisches Volk?,Agleich uns.

Wollt ihr

euren

zuletzt

als die weisen, gesetzt selbst es gäbe Weise – ?

aus der Nähe gesehn, vielleicht

mindestens

der Narrheit,

unsere Art Weisheit? gar

Spielleute und

Und nicht für – sich? –

zu JGB 206; vgl. KGW VI 2, 137,16-138,26

2-10: KGW VIII 4[1]

8: Wie] davor Einfügungszeichen verlängert

10: Philasophen] mit Rotstift von fremder Hand unterstrichen

D 18, 71v

Nachspiel.

2

) Mp XV, 75v,2



4

– Aber hier unterbrecht ihr mich, ihr freien Geister. „Genug! Genug! höre ich euch schre in und lachen, – wir halten es nicht

KGW VIII 4[9] 184,28-31

5: Schriftreste am unteren Rand; vgl. Mp XV, 75v,1

D 18, 85v

werden : – Es mag sogar eine Kur gegen den Pessimismus sein, auf ihre Art eine gute Zeit krank zuAsein und gesund

e 2

4

nachschleppenden Saum zu hängen.A– Um diese Zeit geschieht es, daß der freie Geist „Stimme bekommt“, im die Gesundheit selber nd zu: zu werden. – „gesünder“ zu werden. Oder ist nicht Weisheit darin, sich dasALeben nur in kleinen Dosen zu verordnen? Etwas Gesundheit ab ukommen

AGleichniß zu reden – : auch daß er Stimmen hört! Und was für neue Stimmen! Welche BegegnungenAhat er ihm nun

–– 6

um eine feine Sache feiner und mit mehr Weisheit zu fassen. nicht

jetzt! Welche neuen Zärtlichkeiten! Was läuft ihmAAlles über den Weg!

1: Schriftreste und teilweiser Schriftverlust am oberen Rand

das scheint mir das beste Heilmittel. – gegen heute noch

6-7: teilweiser Schriftverlust

D 18, 99r

zu JGB 277; vgl. KGW VI 2, 238,25-239,2

274  305 2

Zum Problem der Maske. „Une croyance presque instinctive chez moi, c’ est que tout homme puissant ment, quand il parle,

4

et à plus forte raison, quand il écrit.“ Stendhal, vie de Napoléon, préface p. XV.

zu JGB 278; vgl. KGW VI 2, 239,3-16

zu JGB 279; vgl. KGW VI 2, 239,17-21

277 man möchte glauben, du wolltest

6



„Du scheinst mir Schlimmes im Schilde zu führen, nämlichAden Menschen zu Grunde zu richten?“ – sagte ich einmal zu dem

8

Gotte Dionysos. Vielleicht, antwortete der Gott, aber so, daß dabei Etwas für{mich heraus kommt.“ – „Was denn? fragte ich neugie=

10

rig. – Wer denn? solltest du fragen.“ Also sprach Dionysos und schwieg darauf, in der Art, die ihm eigen ist, nämlich versucherisch.

12

Ihr hättet ihn dabei sehen sollen! – Es war Frühling, und alles Holz stand in jungem Safte.

ihn

zu JGB 280; vgl. KGW VI 2, 239,22-25

zu JGB 281; vgl. KGW VI 2, 240,1-16

2-4: KGW VIII 4[2] 6-12: KGW VIII 4[4]

1: 305] mit Bleistift von fremder Hand gestrichen 5: Schriftreste am unteren Rand

D 21, 28v



28 Bleistift   in’ s Vorwort zum „Antichrist“ übergegangen. Bleistift  III Blaustift

4-34: Streichung, Blaustift

$

$

$

2



3.

4



6

sie sind nirgendswo. Man muß, umAmich zu verstehn, zuerstAguter Europäer sein – und dann noch Einiges

8

dazu!… Die Voraussetzungen, unter denen man meine Schriften – die ernsthafteste Litteratur, die es giebt – ver=

– Aber was gehen mich die Deutschen an! Ich schreibe, ich lebe für die Wenigsten. Sie sind überall, – Ohren für mich zu haben,

ein

10

steht und dann mit Nothwendigkeit versteht – ich kenne sie nur zu genau. Eine Instinkt und Leidenschaft ge=

12

wordne Rechtschaffenheit, welche bei dem erröthet, was heute moralisch heißt. Eine vollkommne Gleichgültigkeit, ja

14

Bosheit dafür, ob die Wahrheit dem, der sie sucht, nützlich oder unangenehm oder Verhängniß wird. Eine Vorliebe

16

der Stärke für Probleme, zu denen Niemand heute den Muth hat; der Muth zum Verbotenen; die Vorherbe=

18

stimmung zum Labyrinth. Die Gesundheits = Lehre der Tapferen, mit dem Wahlspruch: increscunt animi, vi=

20

rescit volnere virtus. Die Erfahrung aus sieben Einsamkeiten; neue Ohren für neue Musik; neue Augen

22

für das Fernste; ein neues Gewissen für bisher stumm gebliebene Wahrheiten. Der Wille zur Ökonomie

24

großen Stils; seine Kraft, seine Begeisterung beisammen behalten; die Ehrfurcht vor sich; die Liebe zu sich;

26

die unbedingte Freiheit gegen sich … Die Heiterkeit des an Krieg und Sieg Gewöhnten, – dessen, der

28

auch den Tod kennt!…

30



32

am Rest? – Der Rest ist bloß die Menschheit. – Man muß der Menschheit überlegen sein durch Kraft,

34-38: Streichung, Blaustift

34

durch Höhe der Seele – durch Verachtung …

36-38: Markierung, Rotstift

36

38

Wohlan! Das allein sind meine Leser, meine rechten, Leser, meine nothwendigen Leser: was liegt

Sils - Maria, Oberengadin

am 3. September 1888.

KSA 14, 436-437, zu AC Vorwort

20: Erfahrung] Vk

D 21, 59v

gewesen: Mp XVI, 95v,16 )

2

Aganz fremd geworden: er hatAso viel RaffinementAder Güte und Geistigkeit, daßAer mir beinahe der Einzige scheint, bei

4

Adem die „Tugend“ geistreich ist Was Goethe angeht: so war der erste Eindruck, ein sehr früher Eindruck, vollkommen

ein einziger Fall …

entscheidend: die Löwen = Novelle, seltsamer Weise das Erste, was ich von ihm kennen lernte, gab mir ein für alle Mal ei=

6

meinen 8

wird.

meinen

Mit ihm habe

selbst

Anen Begriff,Aeinen Geschmack „Goethe“.A, mit dem ich michAgegen die Vielheit u Widersprüchlichkeit des ganzen Goetheschen Seins und





Oktober = Sonne bis

im Warten;

süßendes aber hinauf; etwas Goldenes u Vergoldendes, etwas Mildes, nicht Warmes – Geistigsten, – A das nenne ich Goethisch. Ich habe später,

ins

tember - Sonne im

12



ts

,–

u Wollen selber gewehrt. habe. Eine verklärt = reine holde Herbstlichkeit im GenießenAund im Reifwerdenlassen{, , eine Sep=

10

um dieses Begriffs „Goethe“ halber, den „Nachsommer““

im Grunde

14

Adalbert Stifters mit tiefer Gewogenheit u Stille in mich aufgenommen:Adas einzige deutsche Buch nach Goethe, das

16

für mich ein Zauber hat. – Faust – das ist für den, der den Erdgeruch der deutschen Sprache zu riechen weiß,{ein Genuß

aus Instinkt kennt,

für den Dichter des Zarathustra in seinen Instinkten hat

der ich bin, dem mit dem Faust

in die Hand gegeben wurde

18

ohne Gleichen: er ist es nicht für den Artisten,Adem man hier Stückwerk über Stückwerk in die Hände giebt, – er ist es noch

20

weniger für den Philosophen, dem das vollkommen Arbiträre und Zufällige – nämlich durch Cultur = Zufälle Bedingte in den

22

Typen wie in den Problemen des Goetheschen Werks widerstrebt. Man studirt achtzehntes Jahrhundert, wenn man den „Faust“

24

liestA: man ist tausend Meilen weit vom Nothwendigen in Typus und Problem. –

allen

u

am Goetheschen Werk

man studirt Goethe



Was ich den Alten verdanke.

nur

antiker

1.

26

Es ist im GrundeAeine kleine Anzahl{Bücher, die in meinem Leben mitzählen; die berühmtesten sind nicht darunter. Mein Sinn

e

28

für Stil, für das Epigramm als Stil, erwachte fastAmit Einem Schlage bei der Berührung mit Sallust. Ich habe das Erstaunen

,

30

meines verehrten Lehrers Corssen nicht vergessen, als er seinem schlechtesten Lateiner die allererste Censur geben mußte: die

32

er vergeben konnte:Aer lud mich zu sich ein. Gedrängt, streng, mit so viel SubstanzAauf dem Grunde als möglich – eine kal=

34

te Bosheit gegen das „schöne Wort“ und das „schöne Gefühl“: daran errieth ich mich. Man wird, bis in meinen Zara-

36

thustra hinein, eine sehr ernsthafte Ambition nach römischem Stil, nach dem „multum in parvo“, nach dem „aere

38

perennius“ bei mir wiederkennen. – Nicht anders ergieng es mir bei der ersten Berührung mit Horaz. Bis heute habe

40

ich an keinem Dichter dasselbe artistische Entzücken erlebt, das mirAimmer noch eine Horazische OdeAmacht. In gewissen

42

Sprachen ist das, was hier erreicht ist, nicht einmal zu wollen. Dies Mosaik von Worten, wo jedes Wort als Klang, als

44

Ort, als Begriff nach rechts und links und über das Ganze hin seine Kraft ausströmt, dies Minimum in Umfang und Zahl

46

der Zeichen, dasAMaximumAvon Energie der Zeichen – das Alles ist römisch und, wenn man mir glauben will, vornehm

48

par excellence: – der ganze Rest von Poesie wird dagegenAeine Gefühls = Geschwätzigkeit. Ich möchte am wenigsten den Reiz unter-

50

schätzen, der mitunterAim Contrast dieser granitnen Form und der anmuthigsten libertinageAliegt: mein Ohr ist entzückt über

augenblicklich

– ich war mit Einem Schlage fertig.

als möglich

von Anfang an

m

 ie    m 

gab.

damit bedingte in der

bloße

bei Horaz

des Gefühls

jeden solchen Widerspruch von Form und Sinn. – Der

52

4-24: KGW VIII 24[10]

1-2: Schriftreste und teilweiser Schriftverlust am oberen Rand; vgl. Mp XVI, 95v,17 10: Reifwerdenlassen,] danach Einfügungszeichen zweimal verlängert 11: ins] Vk 12: im] davor Einfügungszeichen verlängert

12: – das] davor Einfügungszeichen verlängert 12: nenne] Vk 12: dieses] Vk 12: Nachsommer] Vk 14: Stifters] Vk 14: Goethe, das] Vk

16: Einfügungszeichen verlängert 17: in seinen Instinkten] Vk 30: allererste] Vk 30: mußte: die] Vk 38: wiederkennen] >? wiedererkennen 40: das] Vk

 e    . 

.

.

 .    :  20-22: Randanstreichung rechts, Blaustift

 …

n

*

lein

bi –

r KSA 14, 503-505, zu EH Der Fall Wagner 4

1: großen Falschmünzern] ¿ 5: nic] nach unvollständiger Korrektur > nie 6: Die] davor Einfügungszeichen verlängert 6: ihmen] nach unvollständiger Korrektur > ihnen 17: schon] ? 19: tiefen] ¿ 20: Fast] Vk

23: Gründen] Vk 31: erzählte] > erzählen 35: Idealist] > „Idealist 43: oder Verwandtschaft] Rasur und Durchstreichung mit schwarzer Tinte, von fremder Hand 52: klein] nach Korrektur des Kontextes > kleine 53: in Ms nicht übereinander

57: kein] ¿ 60: bloß] ¿ 62: nur] ? 63: sichereren] Vk 65: überhaupt außer] ¿ 75: gesündeste] ¿ 75: hole der Teufel] ?

,

D 22, 51v undB„Reich“ dem – außer vor Falschmünzern – vor großen Falschmünzern –

– außer vor dem „Reich“ u, vielleicht

2



4.

4

Verhängnisse

in

Lebens

– Und von welcher Seite sind bisher alle großen Hemmungen, alleAIndispositionen meiner Kräfte ausgegangen? Im= nur

einem Ich habe Zeichen der délicatesse von Juden erlebt, – noch nicht von{Deutschen! – ihr Der Deutsche bekommt mir nicht.{Die absurde Respektlosigkeit, die ihmen eignet, sein dem Deutschen seine

6

merAvon deutscher Seite.

8

ner Mangel an Takt, an Unterscheidungsgabe für Höhe der Seele, für Distanz mit Einem Wort,Aihre Zudringlichkeit mit ihr sein

seine

vollkomm=

ihre

10

Blick und Wohlwollen,Asein Schritt ohne esprit – der Deutsche hat gar keine Füße, er hat bloß Beine –,Aseine psy=

12

chologische Gemeinheit, die für keineAnuances Finger hat, Alles das gehört in meinem Leben zum Lähmendsten und

14

Schädigendsten, was sich mir in den Weg gestellt hat. Man erniedrigt sich durch den Verkehr mit Deutschen: der Deut-

16

sche stellt gleich … Ich klettere bereits an allen Wänden, wenn Jemand mit „treuen“ Augen in meine Nähe

18

kommt; InAeiner großen Spannung wirkt sogar ein Brief aus Deutschland auf mich wie Scirocco,{; es gehörte zu

20

meinen Genueser Gewohnheiten, hinterdrein ein warmes Bad zu nehmen.A. Fast alle meine Winter in Nizza sind

22

mir verloren gegangen, nicht durch die Nähe von Montecarlo, sondernAdurch dieANähe von deutschem Hornvieh{.: das ver=

Art

Zeiten

ist

schon

für

– in Genua nahm ich sofort ein Bad darauf.

Von jeder Reise nach D. brachte ich einen tiefen Ekel mit zurück, immer irgendwie in meiner Ehre in Stich gelassen.

immer bloß

obstruktive

und andren Antisemiten

womit Jetzt weiß ich, womit man Deutsche widerlegt – mit Rhabarber nicht mit Gründen, mit Rhabarber …

24

zögert meinen Darm, – jetzt weiß ich, daß man Deutsche mit Rhabarber widerlegt … Geht es Andern auch so? Aber

26

es scheint mir, daß der Umgang mit Deutschen selbst den Charakter verdirbt? Ich verliere alles Mißtrauen, ich fühle,

28

wie der Pilz der Nächstenliebe in mir wuchert, – es ist vorgekommen, zu meiner tiefsten Beschämung, daß ich gutmüthig

30

geworden bin. Kann man noch tiefer sinken?… Denn bei mir gehört die Bosheit zum Glück{, ich finde keine

– ich tauge Nichts, wenn ich nicht boshaft bin –,

Ah wenn ich erzählte wollte! – – Huhuhuhuhu! –

32

zuletzt Man erräth

kleine Rechtfertigung des Daseins darin, ungeheure Dummheiten gegen mich zu provociren.AMan erräth, wer mei=

die wer in Sonderheit meine OpferBdie aufgeblasenen Gänse, die sog. „schönen Seelen“   , alle Idealisten mit Einem Wort sein werden 34

ne Opfer sind: die „schönen Seelen“, die „Idealisten“, mein Greuel und Scheuel, vor dem ich nicht einen Groschen auch und die daraufAnoch eitel ist

jene ganze Art Mensch, die sich Idealist“ nennt, –

36

Idealisten“

Respekt habe, die einzigeAMensch, die die Lüge als Existenzbedingung nöthig hat{… Ich bin unerbittlich mit „ Aschönen diese

38

Seelen“, sie sind meine Tanzbären, ich „begeistere“ sie in einer halben Stunde für zwei Gegensätze, ich winke beiderlei Geschlechts tugendhaftes Ungeheuer

40

ihnen, in mir einen „Heiligen“, einen „Märtyrer“, ein Moral = Ungeheuer zu entdecken. – Eine andre Bosheit,

42

eine andres RechtfertigungAdes Daseins: ich verstehe die Kunst,Agrobe Briefe an sogenannte „Freunde“ zu schreiben,

44

mit abführendem Erfolg: die vollkommne Falschheit dieser sogenannten Freundschaft{kommtBan einer ganz unerwarte=

Glück

meines

zur rechten Zeit

einer

– oder Verwandtschaft –

plötzlich wieder

(alle Jahre giebts drei –)

46

ten Stelle plötzlich heraus. Eben sitze ichAim Glück über einen solchen Streich{: eine sogenannte Freundin schrieb

48

mir, daß sie „trotzdem“ vor mir Achtung behalten werde, in Anbetracht der „heroischen Art“, mit der ich meine Lei=

50

den ertragen hätte … Also Nichts, Nichts, Nichts verstanden! Achtzehn Jahre lang Nichts von mir verstanden!{–

Meine „Nächsten“ sind immer meine Fernsten gewesen! –

wo eine unsägliche Verantwortlichkeit auf mir liegt,

52

54

56

58 60 62

eines Tags noch umbringen …

wo kein Wort zart genug,



70 72 74

sein müssen?…

wird Ein Weib ohne Kind ist ein Zwitter

für mich sein kann .. Eins kein Blick gütig genug gegen mich kann, – Eins thut noth, das Kind; die Liebe ist Es thut noth, das Kind: der Mann ist verehrungsvoll immer nur Mittel. Ohne Kind wird das Weib Zwitter. – wird jede giebt es keine Ehe, – bloß Concubinat!.. immer nur das Mittel. Ohne Kind ist die Ehe Ohne Kind istAdie Ehe nur Concubinat! – sichereren Griff bloß ein Concubinat. Das Weib entartet dabei – leichtere an sich

Auch wird man schwerlich einAundurchsichtiges Problem, eine feine Hand, eine überzeugendere Klarheit bei gar

68

auf meinen Schultern –

Gehört es zu meinem Fluch, daß die „Nächsten“ immer meine Fernsten

64

66

Denn ich habe keine ist

Und dies in einem Augenblick,{wo meine Furcht nicht kleinA, daß ich das Schicksal der MenschheitAin der Hand es Die Deutschen waren bisher der Schierlings = Becher meines Lebens, –– ich möchteAnicht verschw ören, darauf hin habe … Zum Mindesten sitze ich oft bekümmert da und sehe mir meine HändeAan … daß sie mich

:

ich erhalte von allen Seiten wahre Huldigungs = schreiben für ein psycholog. Meisterstück, dem Niemand überhaupt außer mir

einander finden: es gab vor mir{keine Psychologie des Musikers. –

für den „Fall Wagner“

als für einen Exceß p sycholo g

, – ich kenne das Glück des jungen Tigers, dem die List mit der Gewalt verbrüdert.



die Gewalt nur im Bunde mit der List bekannt ist

gewachsen ist ischer Sagacität, dem Niemand außer mir gewachsen sei ist.

Eins thut noth, das Kind: der Mann ist immer nur Mittel. nicht von der List zu trennen weiß – Sie lieben mich Alle : – eine bekannte Geschichte. Das Weib macht nicht Liebe nöthig, sondern ein Kind: der Mann ist immer bloß Mittel Die oberste Classe ist die gesündeste: hole der Teufel die „gute Gesellschaft!“

Ein Weib ohne Kind ist ein Zwitter.

D 25, 54r

2-6: KSA 14, 465, zu EH

8-40: Textverlust am linken Rand; vgl. Z II 1, 23-24

26: werde] Vk

D 25, 54v $

35 Bleistift

2

An diesem vollkommnen Tage, wo Alles reift und nicht nur die Traube braun wird, fiel mir eben ein Sonnenblick auf mein

4

Leben – ich sahe rückwärts, ich sah hinaus, ich sah nie so viel und so gute Dinge mit Einem Male. Nicht umsonst begrub ich

6

heute mein vierundvierzigstes Jahr, ich durfte es begraben: was in ihm Leben war, ist gerettet, – ist unsterblich. Das erste

8

Buch der Umwerthung aller Werthe, die ersten sieben Lieder Zarathustra’ s, die Götzen = Dämmerung, mein Versuch, mit dem

10

Hammer zu philosophiren – Alles Geschenke dieses Jahrs, sogar seines letzten Vierteljahrs!… Wie sollte ich nicht meinem

12

ganzen Leben dankbar sein? – Und so erzähle ichAjetzt mein Leben.

mir

2: vollkommnen] ¿

8: Lieder] Vk

28: heroischen] ¿

uß … 40

chem Hornvieh: das verzögert meinen Darm, 38

rloren gegangen, nicht durch die Nähe von 36

e. 34

genblick, wo ich das Schicksal der 32

, wegen der heroischen Art, mit der ich

Also Nichts, Nichts, Nichts von mir 30

26

24

xxxxxxxx

an meine Freunde.

28

xxxxxxxxxxxxx 22

Ein Geschenk

chrieb mir, sie werde

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx 20

n „Freunden“; ich xxxxxxxx 18

ge Existenzbedingung ist .. Aber 16

Achtung

or denen ich keinen Groschen 14

Ecce homo.

Achtung

8

d: jene Greuels u Scheuels, die

$

54 Bleistift

12

6

mich zu provoziren? Man kann

4

10

r zum Glück gehört? Daß ich eine Kunst

2

habe:

$

+ Bleistift, radiert

D 25, 56r a

2



Am

Schluß, nach der Kriegserklärung.

Letzte Erwägung.

4

6



Könnten wir der Kriege entrathen, um so besser. Ich wüßte einen nützlicheren Gebrauch von den zwölf

8

Milliarden zu machen, welche jährlich der bewaffnete Friede Europa kostet; es giebt noch andre Mittel, die

10

Physiologie zu Ehren zu bringen, als durch Lazarethe … Kurz und gut, sehr gut sogar: nachdem der alte

12

Gott abgeschafft ist, bin ich bereit, die Welt zu regieren …

Hierauf ein leeres Blatt, auf dem

14

nur die Worte stehn:

16

Ruhm und Ewigkeit.

18

4-12: KGW VIII 25[19]

D 25, 56v

2

Indem ich der Menschheit eine unbegrenzte

4

Ehre erweisen will, gebe ich Ihr ihr diese

6

Dithyramben: ich lege sie in die Hände des

8

Dichters der Isoline, des größten u ersten

Wohltat

Satyr, der heute lebt

10

Nietzsche – Dionys

12

$

22

in Brand zu stecken ..

20

nicht zögern, ihn zu exekut. u. seinen Verbrecher Horst Berlin

18

Man liefere mir den jungen Verbrecher in die Hand: ich werde

16

xxxxxx.

14

Auch mütterlicher Seits war einer meiner Urgroßväter in kg. Diensten, als xxxx= an Catulle Mendès Bleistift 18-22: KGW VIII 25[20]

2: unbegrenzte] ¿

6: Dithyramben] ¿

18: in die] ¿

D 25, 57r 2



4 6



2.



8

Zuletzt redet hier eine Rassenfrage mit. Die Deutschen sind mir nicht verwandt genug – ich drücke mich vorsichtig aus: *

gar

y

Im Capitel „warum ich so gute Bücher schreibe“ an Stelle des ganzen bisherigen Paragraph 2.

10

es steht ihnenAnicht frei, mich zu lesen … Mein Stolz ist, daß man mich überall liebt und auszeichnet, außer in Europa’ s

12

Flachland Deutschland. In Wien, in St. Petersburg, in StockholmA, in London, in Paris, in New-York – überall habe ich

14

Leser, ausgesuchte Intelligenzen, bewährte, in hohen Stellungen und Pflichten erzogene Charaktere. Ich habe wirkliche

16

Genies unter meinen Lesern. Und, daß ich es gestehe, ich freue mich noch mehr über meine Nicht = Leser, solche, die weder

18

meinen Namen, noch das Wort PhilosophieAkennen: aber wohin ich komme, hier zum Beispiel in Turin, erheitert und

20

vergütigt sich jedes Gesicht.ABMan nennt die Polen nicht umsonst die Franzosen unter den Slaven. Eine charmante Rus=

und Kopenhagen,

überhaupt

Meine alte Hökerin ruht nicht eher, als bis sie das Süßeste von ihren Trauben für mich zusammengesucht hat. – bei meinem Anblick.

22

sin wird sich nicht einen Augenblick darüber vergreifen, wohin ich gehöre. In der Fremdenliste Nizza’ s werde ich als

24

Polonais verzeichnet.AIch habe noch nie einen Satz deutsch gedacht,A– das geht vielleichtAüber meine Kräfte?… Mein

26

alter Lehrer Ritschl behauptete sogar, ich concipirte meine philologischen AbhandlungenAwie ein Pariser romancier: man

28

müsse vorwärts. In Paris selbst ist man erstaunt über toutes mes audaces et finesses{; und was den für Deutsche so

30

anstößigen Begriff esprit betrifft, so findet man noch in den höchsten FormenAdes DithyrambAus jedem Satze fast

32

von diesem „Salze“ beigemischt. – Ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen. – Wir wissen Alle,{, was ein

Man findet meinen Kopf fast auf jedem Bilde Matejo’ s. – Seltsam! ich

geschweige gefühlt,

selbst

noch

– ein Ausdruck von Monsieur Taine –

meiner

en

Einige sogar aus Erfahrung,

daß ich

habe – absurd klein.

gar nicht wenig

es scheint mir,

34

Langohr ist: ich wage zu behaupten,Adie kleinsten Ohren zu haben. Dies interessirtAbesonders die Weiblein, –Asie glau=

36

ben sich von mir besser verstanden?… Ich bin der Antiesel par excellence, aufAlateinisch der Antichrist … A parte,

und damit ein welthistorisches Unthier griechisch,

zum

zu s

EtwasAzum Singen,

38

aber bloß für

Abloß für die durchlauchtigten Ohren des Fürsten Bismarck:

und damit ein welthistorisches Unthier, ich bin,

hinein in

b



Noch ist Polen nicht verloren, –

42



Denn es lebt Nietzky noch …

44



*

40



. 46

: man kennt meine Formel „gut deutsch sein heißt sich entdeutschen“

Wer mich heute in Deutschland liest, hat sich gründlich vorher, gleich mir selber, entdeutschtAoder ist – keine kleine Distinktion unter Die Juden unter bloßen Deutschen immer die höhere Rasse. – tiefer, geistiger,.. L’ adorable Heine sagt man in Paris. –

Deutschen – jüdischer Herkunft. –ADie Juden in Deutschland haben nicht nur den esprit, sie haben auch die délicatesse des Gefühls voraus. –

KSA 14, 482-483, zu EH Warum ich so gute Bücher schreibe 2

feiner,

14: erzogen] nach unvollständiger Korrektur > erzogne 16: Nicht=Leser] Vk

liebenswürdiger …

24: Ich] davor Einfügungszeichen verlängert 38: bloß] davor Einfügungszeichen zweimal verlängert

42: lebt] ¿ 46: Einfügungszeichen zweimal verlängert

D 25, 57v

$

N. contra Wagner S. 17 rote Tinte

Brief an ? Carducci? rote Tinte

2

Es war eine wirkliche Schlechtigkeit Wagners, Paris 1871 in seiner Agonie zu verhöhnen, es

4

war, leider, außerdem noch eine Klugheit!..

6

$

8

Ich weiß nur zu gut, wie gut sie Deutsch verstehen: erwägen Sie, ob m Sie wohl diese

Verehrter Herr,

10

C

uc ard

N. c W

ci

vorstellen wollen

SchriftAden Italiänern vorführen führen wollen? Man muß in Italien einen Anfang mit Europas – Monsieur Taine zum Beispiel –

12

mir machen: ich habe die ersten Intelligenzen{für michAu eine Bestimmung auf mir, die mein

14

großes Schicksal ist. Vorwort.

16

$

N. contra Wagner rote Tinte 18

Die folgende Schr Capitel sind sämmtlich aus meinen älteren Schriften nicht ohne Vorsicht ausgewählt – einige

20

gehen bis auf 1877 zurück –, verdeutlicht vielleicht hier u. da, vor Allem verkürzt. Sie

22

werden, hinter einander gelesen, weder über Rich W noch über mich einen Zweifel lassen –

24

wir sind Antipoden. Man wird auch noch Anderes dabei begreifen: zum Beispiel, daß

26

dies Psychologen = Buch kein Buch für Deutsche ist … Ich habe meine Leser überall, in Wien,

28

in St. Petersburg, in Kopenhagen u Stockholm, in Paris, in Newyork – ich habe sie nicht in

30

Europas Flachland Deutschland … Ich habe auch den Herren Italiänern ein Wort ins Ohr zu

32

sagen, die ich liebe, ebensosehr als ich … Quousque tandem, Crispi … Triple

34

alliance: mit dem „Reich“ macht ein intelligentes Volk immer nur eine

36

mésalliance …

Friedrich Nietzsche

38

Turin, Weihnachten 1888.

40

6-14: KGB III 7/3,1, 7, Be Nr. 1209a

8: nur] ? 10: vorführen führen] ?

28: Petersburg] ¿ 28: Newyork] ¿

D 25, 58r

4

A parte, bloß für die durchlauchtigen Ohren des Fürsten Bismarck: iv! curs Noch ist Polen nicht verloren, –

6



2

8

nicht

Denn es lebt Nietzky noch …

3.

2: teilweiser Schriftverlust

30: Italiänern] ¿

K 12, 65

er unterlag, er kam erst als zweiter Instinkt zu Wort.

2

schwül u giftig hat

W. mit seiner nervösen Sexualität noch ausathmet – welche sich selbst seine Musik ausathmet

4 6

zu GD Was den Deutschen abgeht 5; vgl. KGW VI 3, 101,30-102,18



zweiter Instinkt in Betracht

zumal

– die Tristan MusikAist voll der unqualificirbarsten ardeurs –

8

wußte nur zu gut, was es gerade für ihn damit auf sich

10

kam erst als hinterdrein … kam erst als zweiter

hier

12

gehabt, keusch zu sein. Sein schaffender Instinkt war als zu schwach bewiesen: er unterlag, er 14

1: hat] vgl. Mp XVII, 128v,18 > gemacht hat 2-10: danach Druckereistempel 2: mit seiner] ¿

2: Sexualität] ¿ 3: ausathmet] ¿ 3: Instinkt] ¿ 6: Musik] ¿

8: qualificirbarsten] ¿ 9: erst als zweiter] ¿ 10: gerade] ¿

Aut. N-11.4, 1r

$



G. 16. Bleistift

13.

ein Attentat auf alle unsre pudeurs?“ –

4

G. 11. Bleistift

e

6

Frauen.

/ Unter Weibern. – „Die Wahrheit? Oh Sie kennen die Wahrheit nicht! Ist sie nicht

2

$ / Kann ein PackEsel tragisch sein? – Daß man unter einer Last zu Grunde geht,

12.

die man weder tragen, noch abwerfen kann?… Der Fall Carlyle’ s. des Philosophen.

8

/ Den Gleichen Gleiches, den Ungleichen Ungleiches – so spricht zu uns die Gerechtigkeit. Und,

10

was daraus folgt, Ungleiches niemals gleich machen.

12



cf. G. 17 Bleistift 14

$ / Künstler, wie sie zu sein pflegen, wenn sie ächt sind, bescheiden in ihren Bedürfnissen:

sie wollen eigentlich nur Zweierlei, ihr Brod und ihre Kunst, – panem et Circen …

16

/

G. 4. Bleistift 18

5

zwiefach

$

„ Alle Wahrheit ist einfach.“ – Ist das nichtAeine zwiefache Lüge? –

$ / Wer seinen Willen nicht in die Dinge zu legen weiß, der legt wenigstens einen Sinn noch 6.

cf G. 18. Bleistift 20

hinein. Das heißt: er glaubt, daß ein Wille bereits drin sei.

22



G. 12. Bleistift

7/ Hat

24

$ man sein warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem wie? –

26

Der Mensch strebt nicht nach „Glück“; nur der Engländer thut das. –

28

8.

$ / Ich will, ein für alle Mal, Vieles nicht wissen. – Der Geschmack zieht auch der Erkenntniß

cf G. 5. Bleistift

6

30

$ 9./ Posthume Menschen werden schlechter verstanden als zeitgemäße, aber besser gehört.



cf G. 15. Bleistift

7

Grenzen. –

32

34

Oder, strenger: sie werden nie verstanden – und daher ihre Autorität! –

36



Die Krankheit ist ein mächtiges stimulans. Nur muß man gesund genug für sie sein.



G. 19. Bleistift 38

10/ Wie?

$ ihr wähltet die Tugend und den gehobenen Busen und seht zugleich scheel nach Langfinger

40

den Vortheilen der Unbedenklichen? – Aber mit der Tugend verzichtet man auf „Vortheile“…



G. 20 14. Bleistift 42

44

11/ Was?

$ du suchst? du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? du suchst Anhänger? –

Suche Nullen …

8: KSA 14, 412, zu GD Sprüche und Pfeile 36: KGW VIII 18[11]

14-16: Randanstreichung von N? 28: Erkenntniß] ¿

36: genug] mit Rotstiftspur 42-44: Randanstreichung von N?

Aut. N-11.4, 1v



cf. G. 21. Bleistift

8/

2

$ Sich in lauter Lagen begeben, wo man keine Scheintugenden haben darf, wo man viel=

4



cf. G. 22 Bleistift 6

8

f

mehr, wie der Seiltänzer auf seinem Seile, entweder stürzt oder steht – oder geht …

$ / Die russische Musik bringt mit einer rührenden Einfalt die Seele des moujik, des

niedern Volks an’ s Licht. Nichts redet mehr zu Herzen als ihre heiteren Weisen, – die alle=

10

sammt traurige Weisen sind –. Ich würde das Glück des ganzen Westens eintauschen gegen die

12

russische Art, traurig zu sein. – Aber wie kommt es, daß die herrschenden Classen Rußlands

14

nicht in seiner Musik vertreten sind? Genügt es zu sagen „böse Menschen haben keine

16

Lieder?“ –

18

/ Wo ist heute der Tiefstand der europäischen Cultur, ihr Sumpf? – Bei den Salutisten,

20

bei den Antisemiten, bei den Anarchisten, bei den Spiritisten, bei den Engländern. Das heißt,

22

bei den fünf Spezialitäten des europäischen cant. Denn alle diese geben vor, sie allein

24

seien jetzt die „höheren Menschen“…

„Bayreuthern“

13. 26

s

v

/ Die werthvollsten Einsichten wurden am spätesten gefunden; aber die werthvollsten Einsichten

28

sind die Methoden. Alle Methoden, alle Voraussetzungen unsrer jetzigen Wissenschaftlichkeit, ha=

30

ben Jahrtausende lang die tiefste Verachtung gegen sich gehabt, auf sie hin war man aus dem

32

Verkehre mit honnetten Menschen ausgeschlossen, – man galt als „Feind Gottes“, als Verächter

34

der Wahrheit, als „Besessener“. Als wissenschaftlicher Charakter war man Tschandala … Wir

36

haben das ganze Pathos der Menschheit gegen uns gehabt – ihren Begriff von dem, was Wahr=

38

heit sein soll, was der Dienst der Wahrheit sein soll: unsere Objekte, unsere Praktiken, unsere stille

40

vorsichtige, mißtrauische ArtAschien ihr vollkommen unwürdig und verächtlich. – Es scheint, als ob da

42

ein Gegensatz erreicht, ein Sprung gemacht worden sei. AberAdas ist nur der Augenschein. In

44

Wahrheit hat jene Schulung durchAden Moral = Irrthum selbst Schritt für Schritt jenes Pathos

46

milderer Art vorbereitet, das als wissenschaftlicher Charakter heute leibhaft wirdA. Die Gewissen=

48

haftigkeit im Kleinen, die rigoröse Selbstcontrole des religiösen Menschen war eine Vorübung u

50

gleichsam Vorform des wissenschaftlichen Charakters: vor allem jene Gesinnung, welche Probleme

52

ernst nimmt, noch abgesehen davon, was persönlich dabei herauskommt. Zuletzt dürfte man noch

54

erwägen, ob es eigentlich nicht ein ästhetisches Bedürfniß war, was die Menschheit in so

56

langer Blindheit gehalten hat: sie verlangte von der Wahrheit einen pittoresken Effekt,

58

sie verlangte insgleichen vom Erkennenden, daß er stark auf die Phantasie wirke.ADie

60

Bescheidenheit giengAwider ihren{Geschmack. –

– Alles

so redet

Hyperbeln

und zu Ehren kommt.

Unsere

am längsten ihr

6-16: KGW VIII 18[9] 18-24: KGW VIII 18[10] 26-60: KSA 14, 438-439, zu AC 13

den

2: Sich in] ¿

Aut. N-11.4, 2r

$



cf G. 32. Bleistift

/ Es giebt einen Haß auf Lüge und Verstellung aus einem reizbaren Ehrbegriff; aber es giebt

2

4

einen eben solchen Haß aus Feigheit, insofern die Lüge verboten ist. Im einen wie im anderen

6

Falle ist man „wahr“ – und trotzdem versteht man sich nicht. $

cf Fall Wagner § 2 i. f pg 5 Bleistift



8

Die Menschen haben die Liebe immer mißverstanden: sie glauben in ihr selbstlos zu sein,

10

weil sie den Vortheil eines anderen Wesens wollen, oft wider ihren eigenen Vortheil. Aber dafür

12

wollen sie jenes andere Wesen besitzen … Auch Gott macht hier keine Ausnahme. Er ist fern

14

davon zu denken „was gehts dich an, wenn ich dich liebe?“ – er wird schrecklich, wenn man

16

ihn nicht wiederliebt. L’ amour – mit diesem Spruch behält man unter Göttern u Menschen Recht –

18

est de tous les sentiments le plus egoïste, et, par conséquent, lorsqu’ il est blessé, le moins gé=

20

néreux (B. Constant)

$

cf. Fall Wagner pg 8. Bleistift

22



In vielen Fällen, und in Sonderheit bei der Liebe des Weibes, ist Liebe ein feinerer Para-

24

sitismus, ein Sich - einnisten in eine fremde Seele, mitunter selbst in ein fremdes Fleisch –

26

ach! wie sehr immer auf „des Wirthes“ Unkosten! – $



cf G. 20. Bleistift

/ Das vollkommene Weib begeht Litteratur, wie es eine kleine Sünde begeht: zum Versuch,

28

.

30

im Vorübergehn, sich umblickend, ob es Jemand bemerkt und daß es Jemand bemerkt. Es weiß, wie

32

gut dem vollkommenen Weibe ein kleiner Fleck brauner Verdorbenheit steht –

brauner

$

cf G. Seite 76 No 27 Bleistift

/ Das Litteraturweib, unbefriedigt, aufgeregt, öde in Herz und Eingeweide, mit schmerzhafter

34

36

Neugierde jeder Zeit auf den Imperativ hinhorchend, der aus den Tiefen seiner Organisation „

38

aut liberi aut libri“ flüstert: das Litteraturweib, gebildet genug, die Sprache der Natur zu

40

verstehn, selbst wenn sie Latein redet und andrerseits ehrgeizig genug, um im Geheimen auch

42

noch französisch mit sich zu sprechen: „je me verrai, je me lirai, je m’ extasierai et je dirai:

44

Possible que j’ aie eu tant d’ esprit!“…

$



F. W. Bleistift

46



Der Mann ist feige vor allem Ewig - Weiblichen: das wissen die Weiblein. $



cf G. 31. Bleistift

/ Der getretene Wurm krümmt sich. So ist es klug. Er verringert damit die Wahrschein=

48

50

lichkeit, von Neuem getreten zu werden. – Wenn eine solche Selbstverkleinerung zur Gewohnheit

52

und zuletzt zum Charakter geworden ist, heißt sie sich Demuth. – $

G. 9. Bleistift

54

9./ Hilf

dir selber: dann hilft dir noch Jedermann. Princip der Nächstenliebe

30-32: KSA 14, 412, zu GD Sprüche und Pfeile

2: einen] ¿

8-20: Randanstreichung von N?

Aut. N-11.4, 2v G. 1. Bleistift

4

$ 1. Müßiggang ist aller Psychologie Anfang. – Wie? wäre Ps. – ein Laster?… $ Die Gefahr des Künstlers liegt im Weibe – die anbetenden Weiber sind ihr Verderb. Fast keiner

6

hat Charakter genug, um nicht verdorben zu werden, wenn er sich als Gott behandelt fühlt: – er con=

8

desscendirt alsbald zum Weibe.

2

F. W. Bleistift

Man weiß, was man nöthig hat, um seine Kraft zu verzehnfachen – Nullen …

10

12

12./

Große Dinge verlangen, daß man von ihnen schweigt oder groß redet: groß, das heißt

14

G. 2. Bleistift 16

G. 7. Bleistift 18

20

G. 13. Bleistift 22

24

G. 6. Bleistift 26

28

G. 3 Bleistift 30



32

cf. G. 27 Bleistift 34

mit Unschuld, – cynisch.

$ / Auch der Muthigste von uns hat nur selten den Muth zu dem, was er eigentlich weiß …

2

$ / Wie? ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes? Oder Gott nur ein Fehlgriff des Men= schen?

$ / Der Mann hat das Weib geschaffen – woraus doch? Aus einer Rippe seines Got= tes, seines „Ideals“…

3. $ / Unter Weisen. – Man erholt sich in seiner wilden Natur am besten von seiner

Unnatur, von seiner Geistigkeit …

4. $ / Um allein zu leben, muß man ein Thier oder ein Gott sein – sagt Aristoteles.

Fehlt der dritte Fall: man muß Beides sein  –  Philosoph …

$ / Man hält das Weib für tief – warum? Weil man nie bei ihm auf den Grund

36

kommt. Aber das Weib hat gar keinen Grund, es ist das Faß der Danaiden. Das Weib

38

ist noch nicht einmal flach.

40

/ Müßiggang ist aller Philosophie Anfang. – Wie? wäre die Philosophie ein Laster?..

42

$ / Wie wenig gehört zum Glücke! Der Ton eines Dudelsacks. – Ohne Musik

cf G. 33. Bleistift

44

G. 10. Bleistift 46

48

G. 28. Bleistift 50

52

wäre das Leben ein Irrthum. –

Der Deutsche denkt sich selbst Gott im Himmel liedersingend. –

$ / Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! Daß man sie nicht hinter= drein im Stiche läßt! – Der Gewissensbiß ist unanständig. $ / Wenn das Weib männliche Tugenden hat, so ist es zum Davonlaufen; u wenn es keine männlichen Tugenden hat, so läuft es selbst davon –

12-14: KGW VIII 18[12] 36: KSA 14, 412, zu GD Sprüche und Pfeile

8: desscendirt] ¿, > descendirt

Lübbert, 14 $

14 schwarzer Stift

.

2



Nichts scheint mir heute seltener als die ächte Heuchelei. Mein Verdacht ist groß, daß diesem Ge=

4

wächs die sanfte Luft unserer Cultur nicht zuträglich ist. Die Heuchelei gehört in die Zeitalter des starken

6

Glaubens: wo man selbst nicht bei der Nöthigung, einen anderen Glauben zur Schau zu tragen, von dem

8

Glauben losAläßt, den man hatte. Heute läßt man ihn los; oder, was noch gewöhnlicher, man legt sich

ließ

10

noch einen zweiten Glauben zu, – ehrlich bleibt man in jedem Falle. Ohne Zweifel ist heute eine sehr

12

viel größere Zahl von Überzeugungen möglich als ehemals: möglich, das heißt erlaubt, das heißt

14

unschädlich. Daraus entsteht die Toleranz gegen sich selbst. Diese Toleranz gegen sich selbst gestattet mehre=

16

re Überzeugungen: diese selbst leben verträglich beisammen, – sie hüten sich, wie alle Welt heute, sich

18

zu compromittiren. Wo man compromittirt man sich heute? Wenn man Consequenz hat. Wenn

20

man in gerader Linie geht. Wenn man weniger als fünfdeutig ist. Wenn man ächt ist …

22

Meine Ver Furcht ist groß, daß der moderne Mensch für einige Laster einfach zu bequem: so daß

24

diese geradezu aussterben. Alles Böse, das vom starken Willen bedingt ist – u vielleicht giebt es

26

nichts Böses ohne Willensstärke – entartet, in unserer lauen Luft, zur Tugend … Die wenigen

28

Heuchler, die ich kennen lernte, machten die Heuchelei nach: sie waren, wie heutzutage fast

30

jeder zehnte Mensch, Schauspieler. –

32

bescheidener geworden. Nochmals gesagt: wir haben umgelernt. Wir leiten den M. nicht mehr vom „Geist“, von der „Gottheit“ ab. Wir sind in allen Stücken wir Wir

haben den Menschen unter die Thiere zurückgestellt.; wir sind bescheidener geworden. Er gilt uns als – eine Folge davon ist seine Geistigkeit.

) 15,2

34

das stärkste Thier, weil er das listigste istA. Wir wehren uns andererseits gegen die Eitelkeit, die auch hier

36

wieder laut werden möchte: wie als ob der Mensch die große Hinterabsicht der thierischen Entwicklung gewesen sei.

38

Er ist durchaus keine Krone der Schöpfung; jedes Wesen ist, neben ihm, auf einer gleichen Stufe der Voll-

40

kommenheit … Und indem wir das behaupten, behaupten wir noch zuviel: der Mensch ist, relativ genommen, das

42

mißrathenste Thier, das krankhafteste, das von seinen Instinkten am gefährlichsten abgeirrte … Was die Thiere

44

betrifft, so hat zuerst Descartes mit verehrungswürdiger Kühnheit den Gedanken gewagt, das Thier als

46

Mechanismus zu verstehen: unsere ganze Physiologie bemüht sich um den Beweis dieses Satzes. Auch stel=

48

len wir logischer Weise den Menschen selbst nicht bei Seite, wie Descartes noch that: was überhaupt

50

heute vom Menschen begriffen ist, geht genau so weit, als er machinal begriffen wird. Ehedem gab man

52

dem Menschen als seine Mitgift aus einer höheren Ordnung den „freien Willen“: heute haben wir ihm

54

selbst den Willen genommen, in dem Sinne, daß darunter kein Vermögen verstanden werden darf. Das

56

alte Wort „Wille“ dient nur dazu, eine Resultante zu bezeichnen, eine Art individueller Reaktion, die

58

nothwendig auf eine Menge theils widersprechender, theils zusammenstimmender Reize folgt: – der Wille „wirkt“

60

nicht mehr, „bewegt“ nicht mehr … Ehemals sah man im Bewußtsein des Menschen, im „Geiste“ den

62

Beweis seiner höheren Abkunft, seiner „Göttlichkeit“; um den Menschen zu vollenden, rieth man ihm an,

64

die Sinne, nach der Art der Schildkröte, in sich hineinzuziehen, den Verkehr mit dem Irdischen einzustel= len,

66

32-50: KSA 14, 440, zu AC 14 lemmatisch

Schreibmittel erschlossen

18: Wo man] vgl. GD Streifzüge 18, 116,27 > Womit

31: mehr] ¿

Lübbert, 15 $

15 schwarzer Stift

14,66 )

2

die sterbliche Hülle abzuthun: dann blieb die Hauptsache von ihm zurück, der „reine Geist“.

4

Wir haben uns auch hierüber anders besonnen: das Bewußtwerden, der „Geist“ gilt uns gerade als

6

Symptom einer relativen Unvollkommenheit d Organismus, ein Versuchen, Tasten, Fehlgreifen,

8

als Mühsal – wir leugnen, daß irgend etwas vollkommen gemacht werden kann, so lange es noch

10

bewußt gemacht wird. Der „reine Geist“ ist eine reine Dummheit: rechnen wir das Nerven=

12

system u. die Sinne weg, die „sterbliche Hülle“, so verrechnen wir uns – weiter nichts!

g

12.

14



Ich nehme ein Paar Skeptiker bei Seite – den anständigen Typus in der Geschichte der Philosophie:

16

aber der Rest kennt die ersten Forderungen der intellektuellen Rechtschaffenheit nicht. Sie machen es

18

allesammt, wie die Weiblein, alle diese großen Schwärmer u. Wunderthiere: sie halten die „schönen

20

Gefühle“ bereits für Argumente, den „gehobenen Busen“ für einen Blasebalg der Gottheit, die Überzeu=

22

gung für ein Kriterium der Wahrheit. Zuletzt hat noch Kant in aller Unschuld diese Form der Cor-

24

ruption, diesen Mangel an intellektuellem Gewissen unter dem Begriff „praktische Vernunft“ zu

26

verwissenschaftlichen gesucht: er erfand eigens eine Vernunft dafür, in welchem Falle man sich

28

nicht um die Vernunft zu kümmern habe, nämlich wenn die Moral, wenn die erhabene Forderung

30

„du sollst“ laut wird. Erwägt man, daß fast bei allen Völkern der Philosoph nur die Weiter=

32

entwicklung des priesterlichen Typus ist, so überrascht dieses Erbstück des Priesters, die Falsch=

34

münzerei vor sich selbst, nicht. Wenn man heilige Aufgaben hat, zum Beispiel die Menschen

36

zu bessern, zu retten, zu erlösen, wenn man die Gottheit im Busen trägt, Mundstück jenseitiger

38

Imperative ist, so ist man mit einer solchen Mission bereits jenseits aller bloß verstandesmäßigen

40

Werthungen, – selbst schon geheiligt durch eine solche Aufgabe, selbst schon der Typus einer höheren Ord-

42

nung!.. Was geht einen Priester die Wissenschaft an! Er steht zu hoch dafür!… Der Gegensatz zur

44

Herkunft der Philosophie ist interessant genug, nämlich die Herkunft der Wissenschaft. Wenn eine Fa=

46

milie lange bei Einer Art von Thätigkeit verbleibt u es in ihr zur Meisterschaft bringt, so kann es

48

vorkommen, daß die ganze einmagazinirte Tüchtigkeit, die Gewöhnung an Consequenz, an Feinheit, an Vor-

50

sicht, an Zähigkeit, endlich souverain wird u ins Geistige übergreift. Die formale Vorschulung des

52

Geistes löst sich gleichsam vom bisherigen Zweck dieser Vorschulung ab u wird ein Bedürfniß für sich,

54

ein Hunger nach Problemen, – das Mittel selbst wird Zweck. – Wissenschaftlichkeit ist der Aus-

56

druck altvererbter Solidität und Feinheit im Denken u Handeln. Man findet deshalb die Genies

58

der Wissenschaft fast ausschließlich unter den Nachkommen der Handwerker, der Handelsleute, der Ärzte,

60

der Advokaten: die Söhne von Juden hat eine große Wahrscheinlichkeit für sich, tüchtige Gelehrte zu

62

werden. Dagegen werden aus den Söhnen von Pfarrern – Philosophen …

virtù

ben

eines

keine kleine

ein

(xxxx jeder Jude xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx –)

J

4: KSA 14, 440, zu AC 14 22-38: KSA 14, 438, zu AC 12 lemmatisch 42-62: KSA 14, 438, zu AC 12

Schreibmittel erschlossen 6: d] > des 10: das] ¿

46: zur] ¿

Lübbert, 16 $

16 schwarzer Stift

17,62 )

2

und andererseits es so gut kennen, wie Einer, wie Viele, wie Alle, die es gelebt haben, um das

4

Problem vom Werth des Lebens überhaupt anrühren zu dürfen: Gründe genug, um zu begreifen, daß

6

das Problem ein uns ganz unzugängliches Problem ist. Wenn wir von Werthen reden, reden

8

wir unter der Inspiration des Lebens: das Leben selbst zwingt uns, Werthe anzusetzen, das Le=

10

ben selbst, werthet durch uns, wenn wir Werthe ansetzen. – Daraus folgt, daß auch jene

12

Unnatur von Moral, welche Gott als Gegenbegriff u Verurtheilung des Lebens faßt, nur ein

14

Werthurtheil des Lebens ist, – welches Lebens? welcher Art von Leben?… Ich habe die Ant=

16

wort schon gegeben: des niedergehenden, des geschwächten, des müden u verurtheilten Lebens. Moral,

18

wie sie bisher verstanden worden ist, ist ein Decadence - Instinkt, der sich in Imperativen for-

20

mulirt: sie sagt „geh zu Grunde!“ – sie ist das Urtheil Verurtheilter. –

S

i

die

5.

22



Erwägen wir endlich noch, welche Naivetät es überhaupt ist, zu sagen: „so u so sollte der

24

Mensch sein!“ Die Wirklichkeit zeigt uns einen entzückenden Reichthum der Typen, die Üppig=

26

keit eines verschwenderischen Formenspiels- u Wechsels: – und irgend ein armseliger Eckensteher sagt

28

dazu: „Nein! Der Mensch sollte anders sein“… Er weiß es sogar, wie er sein sollte, die

30

ser Schlucker, er malt ihn an die Wand und sagt dazu „ecce homo!“… Aber selbst

32

wenn der Moralist sich bloß an den Einzelnen wendet und zu ihm sagt „so u so solltest du

34

sein!“ hört er nicht auf, sich lächerlich zu machen. Der Einzelne ist ein Stück Fatum, von

36

Vorne u von Hinten, ein Gesetz mehr, eine Nothwendigkeit mehr für Alles, was kommt u

38

sein wird. Zu ihm sagen „ändern Sie dich“ heißt verlangen, daß Alles sich ändert, sogar

40

rückwärts noch … Und wirklich, es gab consequente Moralisten – sie wollten den Menschen an=

42

ders, nämlich tugendhaft, sie wollten ihn nach ihrem Bilde, nämlich als Mucker: dazu ver=

44

neinten sie die Welt! Keine kleine Tollheit! Keine bescheidene Art der Unbescheidenheit!…

46

Die Moral, insofern sie verurtheilt, an sich, nicht aus Hinsichten, Rücksichten, Absichten des Lebens,

48

ist ein spezifischer Irrsinn, mit dem man kein Mitleid haben soll, ein Degenerirten = Irr=

50

sinn, der unsäglich viel Schaden gestiftet hat .. Wir Anderen, wir Immoralisten, wir haben

52

umgekehrt unser Herz weit gemacht für alle Art Verstehen, Begreifen,AGutheißen;{ Immer

54

mehr ist uns das Auge für jene unendliche Ökonomie aufgegangen, welche Alles das noch braucht

56

u auszunützen weiß, was der FlachkopfAu Moralist verwirft, für jene Ökonomie{,

58

aus der widerlichen Species des Muckers,Ades TugendhaftenAihren Vortheil zieht – welchen Vor=

60

theil? – Aber wir selbst, wir Immoralisten sind hier die Antwort …

Wir verneinen nicht leicht, wir suchen unsere Ehre darin, Bejahende zu sein.

Mucker

der heilige Aberwitz des Priesters,

62

im Gesetz des Lebens welche

selbst

noch

– Und, wie Jeder, der zu viel Recht hat, mache ich mir nichts daraus, Recht zu behalten –

Schreibmittel erschlossen 26: Formenspiels- u Wechsels] >? Formenspiels u -wechsels

38: ändern] nach Korrektur des Kontextes > ändere

Lübbert, 17 $

17 schwarzer Stift 3 Bleistift

2

– „Wenn wir uns, aus dem Instinkt der Gemeinschaft heraus, Vorschriften machen und gewisse Handlungen

4

verbieten, so verbieten wir, wie es Vernunft hat, nicht eine Art zu „sein“, nicht eine „Ge=

6

sinnung“, sondern nur eine gewisse Richtung u Nutzanwendung dieses „Seins“, dieser „Gesinnung“. A=

8

ber da kommt der Ideologe der Tugend, der Moralist und sagt „Gott sieht das Herz an! Was

10

liegt daran, daß ihr euch bestimmter Handlungen enthaltet? Ihr seid darum nicht besser!“ –

12

Antwort: wir wollen auch gar nicht besser sein, mein Herr Langohr und Tugendsam, wir

14

sind sehr zufrieden mit uns, – wir wollen uns nur nicht unter einander Schaden thun,

16

und deshalb verbieten wir gewisse Handlungen in einer gewissen Rücksicht, nämlich auf uns, wäh=

18

rend wir dieselben Handlungen, vorausgesetzt, daß sie sich aufAGegner des Gemeinwesens – auf Sie

20

zum Beispiel – beziehen, nicht genug zu ehren wissen. Wir erziehen unsere Kinder auf sie hin, wir

22

züchten sie groß. Wären wir von jenem „gottwohlgefälligen“ Radikalismus, den uns ihr hei=

24

liger Aberwitz anempfiehlt, wären wir Mondkälber genug, nicht nur Handlungen, sondern die

unsere

Voraussetzung dazu, die unsere 26

sondernA„Gesinnungen“ uns zu verbieten, so beschnitten wir uns an unseren Tugenden, an dem,

28

was unsere Ehre, unseren Stolz ausmacht. Schafften wir diese „Gesinnung“ ab, würden wir „besser“,

30

wie Sie uns zumuthen, so wären wir gar nicht mehr vorhanden –, wir hätten uns selberAabge-

32

schafft … Sie sind bloß ein Nihilist…“

Und damit nicht genug. Zuletzt:

s

Indem wir

unsere

– wir würden

abschafften,

sein



durchaus nicht werden

damit

3.

34

Dies die Rede eines moralischen Naturalisten. Jeder Naturalismus der Moral, das heißt jede ge=

36

sunde Moral ist von einem Instinkte des Lebens beherrscht, – irgend ein Gebot des Lebens soll wird

38

mit einem bestimmten Kanon von „Soll“ und „Soll nicht“ erfüllt, irgend eine Hemmung u Feindseligkeit

40

auf dem Wege des Lebens wird damit inAdie Acht erklärt. Die unnatürliche Moral, das heißt fast

42

jede Moral, die bisher gelehrt, verehrt u gepredigt worden ist, wendet sich umgekehrt gerade gegen

44

die Instinkte des Lebens und ist eine bald heimliche, bald laute u freche Verurtheilung dieser

46

Instinkte. Indem sie sagt „Gott sieht das Herz an“, sagt sie Nein zu den untersten u. obersten

48

Begehrungen des Lebens u nimmt Gott als Feind des Lebens … Der Heilige, an dem Gott sein

50

Wohlgefallen hat, ist der ideale Castrat … Das Leben ist zu Ende, wo das „Reich Got=

52

tes“ anfängt …

bei Seite geschafft.

4.

welche in der christl. Moral sakrosankt geworden ist

54

Gesetzt, daß man das Frevelhafte einer solchen Auflehnung gegen das Leben begriffen hat, so ist

56

damit glücklicher Weise auch etwas Anderes begriffen: das Nutzlose, Absurde,ALügnerische ei=

58

ner solchen Auflehnung. Eine Verurtheilung des Lebens von Seiten des Lebendigen bleibt zuletzt

60

doch nur ein Symptom einer bestimmten Art von Leben: die Frage, ob mit Recht, ob mit

62

Unrecht, ist gar nicht aufzuwerfen. Man müßte eine Stellung außerhalb des Lebens haben

Scheinbare,

das

damit aufgeworfen

) 16,2

2-32: KGW VIII 18[8] 34: KSA 14, 418, zu GD Moral als Widernatur

Schreibmittel erschlossen

$

Nietzsche • Werke

Nietzsche Werke Kritische Gesamtausgabe Begründet von Giorgio Colli und Mazzino Montinari Weitergeführt von Volker Gerhardt, Norbert Miller, Wolfgang Müller-Lauter und Karl Pestalozzi Neunte Abteilung Der handschriftliche Nachlaß ab Frühjahr 1885 in differenzierter Transkription Herausgegeben von Marie-Luise Haase und Hubert Thüring in Verbindung mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Dreizehnter Band

De Gruyter

Friedrich Nietzsche Dreizehnter Band Aufzeichnungen aus den Archivmappen Mp XVII und Mp XVIII sowie verstreute Aufzeichnungen Bearbeitet von Thomas Riebe, Beat Röllin und René Stockmar unter Mitarbeit von Marie-Luise Haase und Michael Kohlenbach

De Gruyter

Erarbeitet mit Unterstützung durch die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung

ISBN 978-3-11-077708-6 Library of Congress Control Number: 2022933737 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandgestaltung: +malsy, Bremen Satz: René Stockmar Druck: Buch- und Offsetdruckerei H. Heenemann GmbH & Co. KG, Berlin Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

IN MEMORIAM

MARIE-LUISE HAASE 3.3.1940 ‒ 26.3.2022

Vorwort der Herausgeber Am 26. März 2022, kurz vor der Drucklegung dieses letzten Bandes der IX. Abteilung der KGW, ist Marie-Luise Haase in Berlin gestorben. Eine schwere Erkrankung hat verhindert, dass sie sich an den letzten Redaktionsarbeiten noch aktiv beteiligen konnte. Aber sie hatte für diesen Band gekämpft, hat ihn mit Akribie betreut und ihn, so lange sie konnte, konzeptionell und material vorbereitet. Sie hat noch Anteil am Fortgang der letzten Arbeiten in Weimar genommen und konnte am Ende sicher sein, dass die Publikation dieses Bandes tatsächlich möglich wurde. Dem Andenken dieser großen Nietzsche-Editorin möchten wir diesen Band widmen. Marie-Luise Haase war seit dem Ende der sechziger Jahre mit der Nietzsche-Forschung verbunden. Als Mitwirkende im NietzscheKreis von Wolfgang Müller-Lauter war sie schon an der Entstehung der Nietzsche-Studien beteiligt. Und als sie in diesem Kontext mit Giorgio Colli und Mazzino Montinari in Verbindung kam, wurde sie von deren Begeisterung für eine verlässliche und umfassende Edition der Schriften Nietzsches mitgerissen. Sie verließ den Schuldienst und ging das Risiko ein, ihre weitere wissenschaftliche Tätigkeit ununterbrochen dem Gelingen des großen Vorhabens zu widmen. Das war ein Glücksfall für die Nietzsche-Forschung. Denn der Tod, zunächst von Mazzino Montinari, dann von Jörg Salaquarda und schließlich von Wolfgang Müller-Lauter hat wiederholt Lücken gerissen. Sie haben das Vorhaben insgesamt gefährdet und nur deshalb nicht zum Abbruch der Arbeiten geführt, weil Marie-Luise Haase durch ihre Kompetenz, ihre Verlässlichkeit, ihre europäische Präsenz und durch ihren bestimmenden Willen in allen Fragen der Edition für Kontinuität sorgte. Ohne sie wären die für die institutionelle Betreuung und die Sicherung der Finanzierung zuständigen Herausgeber rat- und hilflos gewesen. Der Sicherung und Kommentierung der Texte Friedrich Nietzsches galt Marie-Luise Haases ganze Aufmerksamkeit. Sie konnte wie niemand sonst Nietzsches Handschrift lesen und hat auch in Publikationen, etwa zum Zarathustra, unter Beweis gestellt, dass sie sich auf die philologische und philosophische Interpretation ihres Autors verstand. Im Jahre 2001 erhielt sie zusammen mit Michael Kohlenbach, der an der Konzeption der Edition mitgewirkt hatte und am Anfang wie auch gegen ihr Ende an ihr beteiligt war, den Nietzsche-Preis des Landes Sachsen-Anhalt. Wir hätten es als höchst verdient und erwünscht angesehen, wenn sie für ihre Leistungen mit dem Ehrendoktortitel für Philosophie ausgezeichnet worden wäre. Aber die nach wie vor an deutschen Universitäten gegenüber Nietzsche bestehenden Vorbehalte und die Geringschätzung der mit einer Edition verbundenen wissenschaftlichen Leistungen standen dem entgegen. An der Konzeption der vierzehn Bände dieser IX. Abteilung war Marie-Luise Haase so maßgeblich wie verlässlich beteiligt. An der Edition haben viele Personen, insbesondere die kundigen Editoren in Basel und Weimar mitgewirkt. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank! Doch so groß unsere Verpflichtung allen gegenüber auch ist: Wir sind überzeugt, ohne den unermüdlichen Einsatz von MarieLuise Haase für diese in Zielsetzung und Anlage singuläre Edition wäre deren Abschluss nicht gelungen. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren. Volker Gerhardt

Karl Pestalozzi



Norbert Miller

Vorwort der Abteilungsherausgeber Auf die Veröffentlichung der ersten drei Bände der IX. Abteilung der Kritischen Gesamtausgabe von Nietzsches Werken (KGW) mit den späten Notizheften (N VII 1 bis N VII 4) folgten die Bände 4–11 mit den späten Arbeitsheften (W I 3 bis W I 8 und W II 1 bis W II 10) sowie in Band 11 den späten Aufzeichnungen aus diversen Heften, die Nietzsche bereits vor dem Frühjahr 1885 in Benutzung hatte. Mit dem bereits erschienenen Band 12 (2020) und dem vorliegenden Band 13 werden zum Abschluß von KGW IX diejenigen Aufzeichnungen ediert, die auf losen Blättern überliefert sind. Über die damit verbundenen Besonderheiten bei der Wiedergabe der Manuskriptseiten gibt die in Band 12 und 13 neu ergänzte Editorische Vorbemerkung Auskunft. Neben den zum Werknachlaß gehörenden Niederschriften wurden auch hier diejenigen „Briefentwürfe“ mit aufgenommen, die in der Briefausgabe (KGB III 7/3,1) mit Verweis auf KGW IX erwähnt werden. Der vorliegende Band 13 enthält die Transkription von Aufzeichnungen aus den Archivmappen Mp XVII und Mp XVIII sowie von verstreuten Aufzeichnungen; eine Faksimilierung der wiedergegebenen Manuskriptseiten liegt auf CD-ROM bei. Das Erscheinen des Bandes 13 der IX. Abteilung verdanken wir vielen Personen und Institutionen, von denen nur einige genannt werden können. Dem Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs Weimar, Marcel Lepper, und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Benutzerdienstes sind wir für das freundliche und kompetente Entgegenkommen bei der Bereitstellung der Archivalien zu großem Dank verpflichtet. Desgleichen danken wir dem Deutschen Seminar der Universität Basel für die in großzügiger Weise zur Verfügung gestellte Infrastruktur sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, insbesondere Johannes Thomassen, für die administrative Betreuung der Arbeitsgruppe in Berlin und Weimar. Wir danken Eric Ehrhardt und Myriam Schmidt für die Mitarbeit bei der Erstellung der Errata und des Namenindexes, Magdalene Stoevesandt für altphilologische Unterstützung, Peter André Bloch und Joachim Jung für die zur Verfügung gestellten Materialien sowie Paolo D’Iorio und Armin Schwehr als auch Yoann Givry und der Fondation Martin Bodmer für die Bereitstellung von zusätzlichen Faksimiles.

Rückblick und Abschluß Mit Band 13 erscheint der letzte Textband der IX. Abteilung; der Nachbericht, KGW IX 14, wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert. Damit findet das deutsch-schweizerische Editionsprojekt „Der späte Nietzsche. Manuskriptedition des Nachlasses 1885–1889“, das 1994 mit einem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Pilotprojekt begann, seinen Abschluß. Es wurde von den erfahrenen Editorinnen und Editoren Marie-Luise Haase, Wolfram Groddeck und Michael Kohlenbach entworfen, die nach dem Tod des KGW-Begründers Mazzino Montinari 1986 als Abteilungsherausgeberin und -herausgeber der KGW tätig geworden waren. In einem Grundsatzpapier legten sie dar, daß und warum auch die KGW-Edition der „Nachgelassenen Fragmente“ – trotz der großen Verdienste um die Berichtigung der fälschenden oder verfälschenden früheren Editionen, insbesondere der von Elisabeth FörsterNietzsche und ihrem Archiv verantworteten Nachlaßkompilation Der Wille zur Macht – der besonderen Materialität der Dokumente und der eigentümlichen Arbeitsweise Nietzsches nicht gerecht wurde.1 Die chronologische Anordnung von bereinigten, quasi-geschlossenen Texteinheiten, deren handschriftlicher Befund dem Nachhinein eines Nachberichts vorbehalten war, sowie die Differenzierung in Vorstufen und Fragmente strukturieren den Nachlaß nach äußerlichen Kriterien, anstatt ihn zu dokumentieren. Die handschriftlichen Gebilde mit ihren Streichungen, Überschreibungen, Umstellungen, Abbrüchen und wiederholten Abschriften folgen bei weitem nicht immer einer teleologischen Werkmotivation, sie lassen sich auch vielfach nicht in lineare, eindeutige und abgeschlossene Textverläufe und -einheiten überführen. Zu den editionsphilologischen Erkenntnissen, die sich im Verlauf einer Langzeitunternehmung mit historisch-kritischem Anspruch natürlicherweise ergeben und in die Fortsetzung der Arbeit einbezogen werden müssen, wie schon Montinari selbst einräumte,2 kam die editionspraktische Erfahrung: Ein Nachbericht in der bisherigen Art – das zeigte sich bereits bei der Erarbeitung der ersten Nachberichtbände nach Montinaris Tod –

1 Michael Kohlenbach / Wolfram Groddeck: Zwischenüberlegungen zur Edition von Nietzsches Nachlaß, in: Text. Kritische Beiträge 1 (1995), S. 21–39; vgl. Beat Röllin / René Stockmar: „Aber ich notire mich, für mich.“ Die IX. Abteilung der Kritischen Gesamtausgabe von Nietzsches Werken, in: NietzscheStudien 36 (2007), S. 22–40. 2 Mazzino Montinari: Glanz und Elend der philologischen Arbeit. Dankrede, in: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Jahrbuch 1985, Heidelberg 1986, S. 56–57, S. 57.

könnte mit den herkömmlichen lemmatischen Mitteilungen „die Komplexität der tatsächlichen Manuskriptverhältnisse nur unzureichend aufklären“.3 Aus diesen Gründen entschloß sich die damalige Herausgeberschaft zur Neuedition des späten Nachlasses in topologischer Ordnung und in diplomatischer Umschrift, unter Einbeziehung der chronologischen Dimension durch den Nachweis der Abschreibprozesse (Querverweise). Die digitale Beigabe der Faksimiles aller transkribierten Manuskriptseiten erlaubt es, die dokumentarische Situation von Material und Zeichen, wie sie Nietzsche nach dem letzten Gebrauch hinterlassen hat, nachzuvollziehen. Zur weiteren Erschließung bietet der jeweils aktualisierte und digital mitgelieferte philologische Nachbericht Manuskriptbeschreibungen, Querverweise, Konkordanzen und auch einen Stellenkommentar zu Zitaten, Exzerpten, Referenzen etc. Mit den 13 Textbänden, den digitalen Faksimiles und dem Nachbericht können sich die Lesenden und Forschenden der komplexen Schreibsituation des späten Nietzsche, der in diesen Heften und auf diesen Blättern zunächst nur für sich selbst schrieb, größtmöglich nähern, ohne daß falsche Authentizitätserwartungen geweckt werden.4 Die Transkription betreibt keine abbildende Mimesis, sondern übersetzt die stark individualisierte Handschrift und die Schriftverteilung auf einer Seite in eine zwar typographisch hochgradig differenzierte, aber vor allem wesentlich standardisierte Umschrift und entsprechende räumliche Relationen. Sie verschafft einen ohne Spezialisierung nur schwer zu erreichenden Zugang zu einer Handschrift, deren „authentisch[e] Gestalt“ sich „strenggenommen allein im Weimarer Goetheund Schiller-Archiv“ befindet.5 Umso wichtiger ist, daß mit den Faksimiles6 und den Textbänden dieser bedeutende Teil von Nietzsches Nachlaß in einer dichten und differenzierten Vermittlung nun vielfach gesichert und zugänglich ist. Dies und der fruchtbare Gebrauch, den seit dem Erscheinen der ersten drei Bände 2001 Lesende, Studierende und Forschende von der IX. Abteilung machen können, mögen die Arbeit, die viele Gelehrte seit Beginn in diese Unternehmung gesteckt haben, rechtfertigen.

Die Beteiligten Zum Gelingen der Edition von Nietzsches spätem Nachlaß in der IX. Abteilung der KGW haben seit dem Pilotprojekt viele Fachleute in unterschiedlichen Funktionen beigetragen: Als Hauptherausgeber der KGW sind dies Volker Gerhardt, Norbert Miller, Wolfgang Müller-Lauter und Karl Pestalozzi, als Abteilungsherausgeberin und -herausgeber Marie-Luise Haase, Michael Kohlenbach, Martin Stingelin und Hubert Thüring, als Antragsteller Emil Angehrn und Wolfram Groddeck. Die eigentliche Arbeit aber haben die Editorinnen und Editoren geleistet: Nicolas Füzesi, Marie-Luise Haase, Michael Kohlenbach, Johannes Neininger, Wolfert von Rahden, Bettina Reimers, Thomas Riebe, Beat Röllin, René Stockmar, Jochen Strobel, Franziska Trenkle und Daniel Weißbrodt. Als Mitarbeitende beigetragen haben Ilona Hadasch, Falko Heimer, Constantin Rupf, Dirk Setton und Karoline Weber. Allen danken wir herzlich für ihr erfolgreiches Wirken und die gute Zusammenarbeit. Gefördert wurde die Projektarbeit durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, die Fritz Thyssen Stiftung, die Walter de Gruyter Stiftung, die Freiwillige Akademische Gesellschaft (FAG, Basel), den Daimler-Fonds, die Max Geldner-Stiftung (Basel) und Frau Maria de los Angeles Romero-Olveira. Ebenfalls erwähnt seien hier die in den einzelnen Bänden jeweils genannten Institutionen, die das Projekt infrastrukturell und administrativ unterstützt haben: das Goethe- und Schiller-Archiv (GSA) in Weimar, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), die Universität Basel. Für die teils jahre- und jahrzehntelangen Unterstützungen danken wir im Namen aller Beteiligten mit Nachdruck.

Marie-Luise Haase (1940–2022) und Michael Kohlenbach (1952–2020) Wir bedauern sehr, den Abschluß des deutsch-schweizerischen Projekts und das Erscheinen des letzten Bandes nicht mit Marie-Luise Haase und Michael Kohlenbach begehen zu können. Michael Kohlenbach ist am 26. September 2020 verstorben, Marie-Luise Haase am 26. März 2022, unmittelbar vor der Drucklegung. Als Mitbegründer:innen der IX. Abteilung, als Projektleiter:innen und Miteditor:innen haben sie konzeptionell und operativ den wichtigsten Beitrag zum Projekt geleistet: Ihnen beiden gebührt der größte und wärmste Dank.

Basel, Ende März 2022

3 4 5 6

Vorwort der Abteilungsherausgeber, KGW IX 1 (2001), S. XI. Vgl. die Editorische Vorbemerkung, Eröffnungsband KGW IX 1, S. XV, und in diesem Band, S. XI. Röllin / Stockmar: „Aber ich notire mich, für mich“, S. 25. Die Faksimiles sind inzwischen über die Archivdatenbank des Goethe- und Schiller-Archivs frei zugänglich.

Im Namen des Projektteams Hubert Thüring

Editorische Vorbemerkung – Hinweise zur Benutzung Die Wiedergabe von Handschrift im typographischen Satz ist auch bei einer noch so differenzierten Druckgestaltung nicht als Abbildung (,mimesis‘), sondern eher als Resultat einer Übersetzung (,interpretatio‘) von einem polymorphen in ein stereotypes Schreibsystem zu verstehen. Das Schreiben und Lesen von Manuskripten toleriert Spielräume, die auch die Grenzen der genauesten Umschrift im Druck sprengen. Das betrifft sowohl ihre Gesamtkomposition als auch die Materialität schon jedes einzelnen Zeichens. Jede Handschrift besitzt neben generellen auch situative, dem Schreibprozeß unterliegende Merkmale, die in der drucktechnischen Reproduktion fortfallen müssen. Was an einem Manuskript individuell ist, wird im Druck ,typisiert‘. Die Einmaligkeit des handschriftlichen Schreibflusses widersetzt sich jeder Manuskriptdokumentation, die auf normierte Druckbuchstaben angewiesen ist. Zu solchen nicht quantifizierbaren Phänomenen eines Manuskripts gehören, zum Beispiel, die Verteilung des Schriftquantums in der Zeile und auf der Seite, der mal penible, mal fahrige Schriftduktus, die variierende Größe der Buchstaben, die Abhängigkeit der Schriftfigur vom jeweiligen Schreibgerät, von der jeweiligen Aufschreibefläche, die schwankende Tendenz zu kalligraphischer Realisation oder privater Stenographie. Bei den Nachlaßaufzeichnungen Nietzsches kommt hinzu, daß sie in ihrer überlieferten Gestalt keineswegs als Druckvorlage dienen sollten; ihr Schreiber konnte sich als ihr wahrscheinlich einziger Leser verstehen, das heißt er konnte private, für ihn selbstverständliche Weisen des Auf- und Nieder-, Ab-, Um-, Weiter- und Überschreibens realisieren. So sind Zeichen für Flüchtigkeit oder Insistenz, Binnen- und Endverschleifungen, private Abkürzungen und Kürzel, Sonder- und Privatzeichen zwar in Nietzsches Manuskripten, nicht aber im Setzkasten für den Buchdruck vorhanden. Sie erschweren der Transkription, Befund, Deutung und Darstellung in Einklang zu bringen. Die Forderung nach der authentischen Umschrift klingt wie ein unerfüllbarer Imperativ, wenn, auch nach Jahren der Entzifferungspraxis, kein schlüssiges Kriterium dafür gefunden werden kann, ob ein graphematisch keinesfalls korrumpierter Schriftzug nun durch „unseren“, „unsern“ oder „unsren“ wiedergegeben werden soll. Es ließen sich gewichtigere Beispiele zuhauf nennen. Nietzsches Handschrift der späten Jahre gilt als schwer lesbar; sie ist hochgradig individualisiert. Das Varianzspektrum einzelner Grapheme ist beträchtlich, ihre Differenzierbarkeit dagegen oft unzureichend. Polyvalente Einzelzeichen kommen ebenso vor wie nicht unterscheidbare Wortbilder mit offenkundig unterschiedlicher Bedeutung. Ein Wille zur Einheitlichkeit und Konformität ist kaum zu erkennen. Die nicht mundierten Aufzeichnungen sind zum Teil mehrfach, nicht selten unsystematisch und unvollständig überarbeitet. Die Niederschriften können als Material zur Relektüre für ihren Verfasser charakterisiert werden, der sein Schreiben offenbar als einen immer wieder neu nicht abschließbaren Prozeß empfand. Die in der neunten Abteilung der Kritischen Gesamtausgabe transkribierten Manuskripte aus Nietzsches Nachlaß werden auf der jeweils mitgelieferten CD-ROM in digitalisierter Faksimilierung präsentiert. Dadurch ist der Vergleich der Transkription mit den handschriftlichen Aufzeichnungen gewährleistet. Angesichts dieser direkten Anschaulichkeit erübrigen sich weitgehend umfängliche Erklärungen genereller Transkriptions- und Darstellungskriterien. Die Druckseite zeigt das farblich unterlegte Transkriptionsfeld (I) im jeweiligen Format des Manuskripts mit den von Nietzsches Hand stammenden Aufzeichnungen in differenzierter Umschrift. Die zum äußeren Seitenrand hin anschließende Spalte (II) bietet innenbündig Raum erstens für die Zeilenmarkierung, zweitens für die aus dem Transkriptionsfeld ausgegliederten, gleichfalls farblich unterlegten Manuskriptsegmente und drittens für Hinweise zu Anschlüssen bei nicht habituellem Schriftverlauf; außenbündig werden in dieser Spalte Notate und Markierungen fremder Hand verzeichnet. Am Fuß der Seite (III) werden die Druckorte aus KGW, KSA und KGB sowie kritische Anmerkungen zur Transkription lemmatisch mitgeteilt. Diejenigen Seiten, die in den Bänden 12 und 13 nicht im Format der Manuskripte präsentiert werden (etwa Mp XVII, 126r), sind erkennbar durch ein über der rechten oberen Ecke des verkleinerten Transkriptionsfeldes platziertes Minus-Symbol. Das Original­format der jeweiligen Seite wird im Nachbericht in der Beschreibung der Manuskripte mitgeteilt. Manuskriptseiten, die nach Drehung des Heftes beschrieben sind, werden auch im Druck um 90°, 180° oder 270° gewendet; das dreigegliederte Layout ist entsprechend angepaßt. Die Seitenausrichtung der Manuskripte in den Bänden 12 und 13 beruht auf der Position der archivalisch vorgenommenen Foliierung. Wo in der editorischen Wiedergabe der Aufzeichnungen diese Ausrichtung im Uhrzeigersinn um 90°, 180° oder 270° gedreht erscheint (etwa Mp XVII, 45v), wird dies durch rechts über dem oberen Textfeldrand platzierte Dreh-Symbole angezeigt.

XII

Editorische Vorbemerkung – Hinweise zur Benutzung

Anders als bei Schriftzeichen läßt sich bei Seiten- und Passagenstreichungen, Randanstreichungen und Markierungen nicht immer entscheiden, ob diese von Nietzsche oder von späteren Bearbeitern herrühren. Für die Dokumentation solcher redaktioneller Spuren im Manuskript wurde folgende Differenzierung vorgenommen: stammen sie mit Sicherheit von Nietzsches Hand, werden sie im Transkriptionsfeld gezeigt; sind sie sicher oder mit großer Wahrscheinlichkeit einer fremden Hand zuzuordnen, werden sie in der Randspalte verzeichnet; bei unsicherer Herkunft werden sie zwar ins Transkriptionsfeld aufgenommen, ihre Zuschreibung in den Fußnoten jedoch in Frage gestellt. I Die Wiedergabe der Schriftverteilung auf den Manuskriptseiten (Ränder, Einzüge, Zeilenabstände etc.) ist nach Maßgaben des Drucks standardisiert; Aufzeichnungen mit Schriftzeilen, die im Transkriptionsfeld nicht Platz fänden, sind kondensiert, das heißt enger gesetzt. Die Transkription unternimmt es nicht, die in den Aufzeichnungen wechselnde Deutlichkeit der Schrift abzubilden. Abkürzungen werden als solche wiedergegeben, die zahlreichen Ligaturen und Verschleifungen aber aufgelöst. In deutscher Schreibschrift niedergeschriebene Passagen sind im Druck durch Antiquaschrift, in lateinischer Schreibschrift oder Druckschrift geschriebene Passagen sind in serifenloser Schrift gesetzt; wo diese Schriftarten in Nietzsches Handschrift in Abweichungen oder gemischt vorkommen, wird nur der jeweils vorherrschende Duktus berücksichtigt. Die Verwendung verschiedener Schreibmittel wird im Druck durch unterschiedliche Farben dargestellt; es wird zwischen schwarzen, braunen und violetten Tinten sowie zwischen Blei-, Rot- und Blaustiften unterschieden. Bei der Vielzahl verwendeter Tinten und Stifte identifizieren die Druckfarben nicht ein einzelnes Schreibgerät oder -mittel, sondern zeigen deren jeweilige Unterscheidbarkeit an. Eine zusätzliche Druckfarbe (,grün‘) signalisiert einen differenzierbaren Korrekturvorgang mit einer bereits verwendeten Tintenfarbe; diese wird kurz als „Tinte der letzten Korrektur“ bezeichnet. Um darüber hinaus einzelne Schreib- und Korrekturvorgänge zu unterscheiden, benutzt die Transkription verschiedene Schriftgrößen. Erste Niederschriften sind in normaler Größe wiedergegeben; als Einfügungen oder nicht selbständige Hinzufügungen gewertete Aufzeichnungen erscheinen in kleiner Schrift (petit); an diesen vorgenommene Änderungen oder Zusätze werden in einer noch kleineren Schrift gesetzt, falls dieser Vorgang nicht schon durch die Position der Aufzeichnung oder durch das differente Schreibmittel erkennbar ist. Aufzeichnungen, die nicht entziffert werden konnten, werden durch eine Reihe von Kreuzen „xxxxx“ dargestellt. Graphische Elemente im Manuskript (Streichungen, Abtrennungslinien, Anschlußstriche, Einfügungs- und Fortsetzungsschlaufen, Zeichnungen etc.) sind stilisiert; insbesondere gibt die Transkription nur über die Häufigkeit, nicht aber über unterschiedliche Weisen der Tilgung einzelner Wörter oder Zeilen Auskunft; diagonale Passagen- und Seitenstreichungen werden als solche wiedergegeben, andere Formen (Parallel- oder Mehrfachstreichungen, Schraffur- oder Kreuzstreichungen etc.) werden als X-förmige Tilgung gezeigt. Die Vielzahl der Manuskript-,Verschmutzungen‘ (Tintenflecke und -abdrücke, andere mit Sicherheit unabsichtliche ,Verunreinigungen‘, auch von fremder Hand, etc.) läßt eine systematische Dokumentation nicht zu; wo Tintenabdrücke bereits zu Fehlentzifferungen geführt haben, wird dies unter den Berichtigungen im Nachbericht mitgeteilt. II Zeilenmarkierung: Für eine differenzierte Umschrift, die auch die typographischen Aspekte des Manuskripts berücksichtigt, ist eine regelrechte Zeilenzählung bezüglich vieler Manuskriptseiten oft nicht praktikabel, bisweilen unmöglich. Bei der hier vorgenommenen Zeilenmarkierung, die ausschließlich der Funktion einer bequemeren Referenz dient, sind die indizierten Zeilen mit geraden Zahlen bezeichnet; die dadurch eingeschlossenen Zwischenräume werden durch die entsprechenden, in der Zeilenzahlleiste nicht ausgedruckten ungeraden Zahlen repräsentiert. Ausgegliederte Manuskriptsegmente: Die neben die Zeilenmarkierung plazierten, farblich unterlegten Segmente (etwa Mp XVII, 44r,24), die zum Transkriptionsfeld gehören, enthalten die im Manuskript durch Überschreibung getilgte Schrift (im Beispiel: „in“). Sie korrespondieren mit den auf gleicher Zeilenhöhe im Transkriptionsfeld hervorgehobenen Segmenten, in denen die überschreibende Schrift (im Beispiel: „für“) wiedergegeben ist. Befinden sich mehrere dieser Segmente auf einer Höhe (etwa Mp XVII, 44r,4), so folgen sie einander entsprechend der Leserichtung. Anschlußpfeile: Auf den unmittelbaren Fortgang des Schreibverlaufs, sofern dieser nicht offensichtlich ist, weisen als Lesehilfe Anschlußpfeile hin. Diese sind entweder optisch verfolgbar in den Seitenfalz gesetzt (etwa W II 10, 182,20 → 183,4 oder Z I 2, 12,46 → 13,30) oder außen an die Zeilenleiste mit entsprechender Zeilen- beziehungsweise Seiten- und Zeilenzahl (etwa Mp XVII, 55v,34 → 55v,10 beziehungsweise Mp XVII, 55r,48 → 56r,2); so bedeutet zum Beispiel Fortsetzung auf Zeile 10 derselben Seite → 10 Fortsetzung von Zeile 34 derselben Seite 34 → Fortsetzung auf Seite 56r, Zeile 2 → 56r,2 Fortsetzung von Seite 55r, Zeile 48. 55r,48 → Wenn der Fortgang der Aufzeichnung nicht vom unmittelbaren Zeilenende ausgeht oder nicht zum unmittelbaren Zeilenanfang führt, wird neben dem Lesepfeil der direkte Anschluß aus dem Transkriptionsfeld zitiert (etwa Mp XVII, 59v,40 → 59v,30). Bearbeitungsspuren fremder Hände: Randanstreichungen (etwa D 22, 51v,20-22) und (zumeist vertikal-zentrierte) Passagen- (etwa Mp XVII, 48ar,28-38) oder Seitenstreichungen (etwa D 10b, 2r,1) werden unter Angabe der in der Transkription betroffenen Zeilen in der Randspalte außenbündig mitgeteilt. Markierungen wie „+“ (etwa Mp XV, 78r,2), „ד (etwa Mp XVII, 101r,11), „/“ (etwa Mp XVIII, 1r,37)

Editorische Vorbemerkung – Hinweise zur Benutzung

XIII

oder „//“ (etwa W II 6, 138,3) und Kommentare oder andere Notizen (etwa Mp XVII, 47v,1 oder Mp XVII, 48ar,1) sind transkribiert; den (ungefähren) Ort dieser Aufzeichnungen im Manuskript signalisiert ein ins Transkriptionsfeld gesetzter Platzhalter „x“. Nicht unter die verzeichneten Spuren fremder Hand werden die stereotypen Prozeduren von Paginierung und Foliierung aufgenommen; sie sind in der Beschreibung der Manuskripte dokumentiert. III In den Fußnoten werden die Druckorte für solche Aufzeichnungen angegeben, die als Vorlage für die „Nachgelassenen Fragmente“ in KGW VII 3 und KGW VIII 1–3, für die „Vorstufen“ und „Fassungen“ in KGW VII 4/2 und KSA 14 und für die in die Briefwechselausgabe übernommenen „Briefentwürfe“ in KGB interpretiert werden konnten. Wichtige frühere Druckorte der Aufzeichnungen sowie ihre Eingliederung in die Kompilation „Der Wille zur Macht“ werden in der „Konkordanz der Druckorte“ im Nachbericht mitgeteilt. Ebenfalls in den Fußnoten werden kritische Anmerkungen zur Transkription mitgeteilt, deren Art und Anzahl sich auch subjektiver Entscheidung verdanken. Ist die vor dem Lemma stehende Zeilenzahl unterstrichen (Mp XVII, 7v, Anmerkung zu Zeile 1), so bezieht sich die Mitteilung auf die ausgegliederten Manuskriptsegmente der entsprechenden Zeile. Mit „?“ wird auf unsichere Entzifferungen hingewiesen, mit „¿“ auf Verschreibungen und stark verschliffene oder „atypische“ Schreibweisen (durch Fettdruck hervorgehoben) und mit „Vk“ auf nachträgliche Verdeutlichungskorrekturen im Manuskript (ebenfalls durch Fettdruck hervorgehoben). Schreibfehler werden nur dort nach „>“ von den Herausgebern korrigiert (beziehungsweise nach „>?“ bei einem aus mehreren möglichen Verbesserungen gewählten Vorschlag), wo sie als Lesehilfen nötig erscheinen; ebenso wird bei Auflösungen von Abkürzungen verfahren. Insbesondere die bei Änderungen im Manuskript nicht systematisch durchgeführten grammatikalischen Anpassungen sind in diesen Anmerkungen nicht ergänzt; der Ausdruck „nach Korrektur des Kontextes >“ macht aber (etwa Mp XVII, 44r, Anmerkung zu Zeile 24) auf den Umstand aufmerksam, daß ein im Manuskript nicht verbesserter Schriftzug dank seiner Gestalt schon als die von den Herausgebern mitgeteilte, dem korrigierten Kontext entsprechende Lesart interpretiert werden kann. Um nicht die Kohärenz von Aufzeichnungen zu konstituieren, werden allenfalls thematisch naheliegende, von der Manuskriptgestalt her aber nicht gesicherte oder lediglich vermutete Fortsetzungen (etwa BW 317, 63r, Anmerkung zu Zeile 42) nur in den Fußnoten mitgeteilt. IV Der auf der CD-ROM gegebene Nachbericht enthält die Beschreibung der Manuskripte, Querverweise zu den Abschreibprozessen, einen Stellenkommentar (inklusive eines Literaturverzeichnisses), Berichtigungen, eine Konkordanz der „Fragmente“ und „Briefentwürfe“, eine Konkordanz früherer Druckorte sowie einen Namenindex. Alle diese Mitteilungen entsprechen dem vorläufigen Erkenntnisstand und haben transitorische Gültigkeit. Sie sollen die Arbeit mit der Manuskriptdokumentation schon während des Zeitraums ihres Entstehens erleichtern. Der definitive Nachberichtband wird nach Abschluß der Manuskriptdokumentation publiziert. V Ab den „Aufzeichnungen aus diversen Heften“ in KGW IX 11 enthalten einige dokumentierte Seiten Niederschriften (und Bearbei­ tungsspuren), die der Gesamtarchitektur von KGW zufolge nicht in die Abteilung IX gehören: Es handelt sich dabei um vor dem Frühjahr 1885 verfaßte Aufzeichnungen Nietzsches, um Passagen seiner Druckmanuskripte oder um an ihn gerichtete Briefe. Diese daher nicht transkribierten Aufzeichnungen werden unter Weglassung der farblichen Unterlegung an entsprechender Stelle im Textfeld als Mitteilungen der Herausgeber angezeigt (etwa N VI 8, 61).

VI In der Transkription benutzte Schriften und Farben: Schrift (Weidemann) deutsche Schreibschrift Schrift (News Gothic) lateinische Schreibschrift oder Druckschrift Schrift (Bodoni) deutsche Schreibschrift (Diktat Ns) lateinische Schreibschrift oder Druckschrift (Diktat Ns) Schrift (Futura) normal erste Niederschriften petit Einfügungen und Zusätze petit spätere Einfügungen und Zusätze Schrift schwarze Tinte Schrift Bleistift braune Tinte Schrift Schrift Rotstift Schrift violette Tinte Schrift Blaustift Schrift „Tinte der letzten Korrektur“

XIV

Editorische Vorbemerkung – Hinweise zur Benutzung

In den Randspalten und Fußnoten benutzte Schriften: Schrift (Frutiger Light) Zitate aus dem Transkriptionsfeld sowie fremde Hand Schrift (Frutiger Light Italic) Mitteilungen der Herausgeber Zeichen und Abkürzungen: nicht entziffert unsichere Entzifferung ? ¿ „atypische“ Schreibweise > Korrektur >? Korrekturvorschlag Vk Verdeutlichungskorrektur im Manuskript Anm. Anmerkung Be Briefentwurf KGW Kritische Gesamtausgabe, Werke KSA Kritische Studienausgabe, Werke KGB Kritische Gesamtausgabe, Briefe KSB Kritische Studienausgabe, Briefe Ms Manuskript Nietzsche N

xxxxx

In KGW gebräuchliche Siglen für Nietzsches Werke und Schriften: GT Die Geburt der Tragödie UB Unzeitgemässe Betrachtungen DS David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller HL Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben SE Schopenhauer als Erzieher WB Richard Wagner in Bayreuth GMD Das griechische Musikdrama ST Socrates und die Tragoedie DW Die dionysische Weltanschauung GG Die Geburt des tragischen Gedankens Ursprung und Ziel der Tragoedie UZ SGT Sokrates und die griechische Tragoedie BA Ueber die Zukunft unserer Bildungsanstalten CV Fünf Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern NJ Ein Neujahrswort an den Herausgeber der Wochenschrift „Im neuen Reich“ PHG Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen WL Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne MD Mahnruf an die Deutschen MA Menschliches, Allzumenschliches VM Vermischte Meinungen und Sprüche WS Der Wanderer und sein Schatten M Morgenröthe IM Idyllen aus Messina FW Die fröhliche Wissenschaft FWS „Scherz, List und Rache“ FWP Lieder des Prinzen Vogelfrei Za Also sprach Zarathustra Jenseits von Gut und Böse JGB Zur Genealogie der Moral GM WA Der Fall Wagner GD Götzen-Dämmerung NW Nietzsche contra Wagner EH Ecce homo AC Der Antichrist DD Dionysos-Dithyramben