Neue Strukturen für den Schutz Geistigen Eigentums im 19. Jahrhundert: Der Beitrag Rudolf Klostermanns 9783412215941, 9783412211158

143 80 2MB

German Pages [232] Year 2014

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Neue Strukturen für den Schutz Geistigen Eigentums im 19. Jahrhundert: Der Beitrag Rudolf Klostermanns
 9783412215941, 9783412211158

Citation preview

Neue Strukturen für den Schutz Geistigen Eigentums im 19. Jahrhundert

Rechtsgeschichtliche Schriften Im Auftrage des Rheinischen Vereins für Rechtsgeschichte e. V. zu Köln Band 29

Herausgegeben von Dieter Strauch

Neue Strukturen für den Schutz Geistigen Eigentums im 19. Jahrhundert Der Beitrag Rudolf Klostermanns

von

Florian Dressel

2013 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2013 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-21115-8

Meinen Eltern

Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2012 von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Dissertation angenommen. Mit ihrem ideengeschichtlichen Ansatz geht sie auf die wissenschaftliche Rolle des Werkes Rudolf Klostermanns zum Geistigen Eigentum ein. Mein ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Mathias Schmoeckel, dem ich nicht nur die Anregung zu diesem Thema verdanke. Von der Beschäftigung an seinem Lehrstuhl seit 2008 habe ich sowohl in persönlicher, als auch in wissenschaftlicher Hinsicht sehr profitiert. Professor Schmoeckel hat meine Arbeit von Anfang an konstruktiv und interessiert begleitet und mir in den immer möglichen Gesprächen wertvolle Hinweise gegeben. Insbesondere zum Ende meiner Bearbeitungszeit hat er einen überdurchschnittlich zügigen Abschluss des Verfahrens ermöglicht. Für die hervorragende Betreuung möchte ich mich hiermit bedanken. Im Hinblick auf die zügigen Korrekturen gilt mein Dank dabei auch dem Zweitkorrektor, Herrn Professor Dr. Matthias Leistner, der sich unmittelbar die Zeit für die Korrektur meiner Arbeit genommen hat. Für die Aufnahme in diese Reihe und die freundliche inhaltliche, wie auch finanzielle Unterstützung möchte ich mich darüber hinaus bei Professor Dr. Dieter Strauch und dem Rheinischen Verein für Rechtsgeschichte e.V. bedanken. Mein Dank gilt daneben auch den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Instituts für Deutsche und Rheinische Rechtsgeschichte, sowie den Mitdoktoranden und Doktorandinnen, die sich zeitgleich mit mir der rechtshistorischen Forschung widmeten. Ohne diese offene und herzliche Arbeitsatmosphäre wäre meine Arbeit so nicht zustande gekommen. Für die inhaltliche Unterstützung möchte ich mich darüber hinaus bei Professor Dr. David von Mayenburg, bei Dr. Matthias Maetschke und bei Dr. Ludwig Gieseke bedanken. In vielen Gesprächen haben sie sich bereitwillig mit meiner Arbeit auseinandergesetzt und mir über manche Probleme hinweggeholfen. Dank gilt in dieser Hinsicht auch Herrn Alexander Fleuth, der mich bei der Formatierung und Schlussredaktion unterstützt hat.

VIII

Vorwort

Für ihre Unterstützung danke ich von ganzem Herzen auch meiner Familie, besonders meinen Eltern. Sie haben mir das Studium und diese Arbeit erst ermöglicht und mich bei allen meinen Zielen immer nach Kräften unterstützt. Ihnen sei daher dieses Werk gewidmet. Bonn, im Frühjahr 2013 Florian Dressel

Inhalt

Vorwort ........................................................................................................................VII Kapitel 1. – Einleitung ................................................................................................... 1 A. Hinführung............................................................................................................ 1 B. Gegenstand und Thesen der Arbeit .................................................................. 3 C. Methodische Überlegungen ................................................................................ 6 D. Forschungsstand .................................................................................................. 8 E. Der Begriff des Geistigen Eigentums .............................................................10 F. Gang der Untersuchung ....................................................................................12 Kapitel 2. – Historischer Hintergrund ......................................................................17 A. Grenzen der Darstellung...................................................................................17 B. Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert ..........................................................20 I. Vorbemerkung ................................................................................................20 II. Die Ereignisse nach dem Wiener Kongress .............................................21 1. Allgemeine Entwicklungen .....................................................................21 2. Die einzelnen Rechtsgebiete ...................................................................22 a. Das Urheberrecht ................................................................................22 b. Der Schutz der Erfindungen .............................................................26 III. Die Entwicklung nach der Reichsgründung ...........................................30 1. Allgemeine Entwicklungen .....................................................................30 2. Die einzelnen Rechtsgebiete ...................................................................31 a. Die Gesetzgebung zum Urheberrecht..............................................31 b. Die Gesetzgebung zum Erfindungsschutz .....................................33 Kapitel 3. – Untersuchung ..........................................................................................37 A. Die Systematisierungsansätze im Hauptwerk Klostermanns......................37 I. Vorbemerkung ................................................................................................37 II. Systematisierungsansätze im Hauptwerk Klostermanns ........................38 1. Der Rechtsvergleichende Ansatz ...........................................................38 a. Umsetzung im Hauptwerk .................................................................38 1) Rechtsvergleichung in Einzelbeispielen und Gesamtsystemen .................................................................................39

X

Inhalt

2) Rechtsvergleichung durch Sekundärliteratur.............................41 b. Die Beweggründe Klostermannsfür den rechtsvergleichenden Ansatz ........................................................................................................43 2. Die gemeinsame Darstellung der verschiedenen Rechtsgebiete unter der Überschrift des „Geistigen Eigentums“ ..................................45 a. Vorbemerkung .....................................................................................45 b. Die theoretische Grundlage der gemeinsamen Darstellung – die Kontroverse um den Erfindungsschutz ........................................46 1) Die Anti-Patent-Bewegung ..........................................................46 i. Die geistigen Väter der Anti-Patent-Bewegung ....................47 ii. Organisation und Argumente der Anti-Patent-Bewegung.49 2) Die Pro-Patent-Bewegung............................................................52 i. Die geistigen Väter der Pro-Patent-Bewegung......................52 ii. Organisation und Argumente der Pro-Patent-Bewegung ..53 (1) Die Theorie des Geistigen Eigentums............................54 (2) Die Belohnungstheorie .....................................................58 (3) Die Anspornungstheorie...................................................59 (4) Die Vertragstheorie............................................................61 (5) Zusammenfassung der Theorien.....................................63 3) Die Position Klostermanns in der Kontroverse um den Schutz des Geistigen Eigentums......................................................65 c. Umsetzung im Hauptwerk .................................................................69 d. Die Beweggründe Klostermanns für die gemeinsame Darstellung................................................................................................73 3. Die Herausbildung eines Allgemeinen Teils ........................................74 a. Umsetzung im Hauptwerk .................................................................74 b. Die Beweggründe Klostermanns für die Bildung eines Allgemeinen Teils.....................................................................................85 III. Zwischenergebnis........................................................................................86 B. Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich .........................87 I. Vorbemerkung ................................................................................................87 II. Die Systematisierungsansätze Klostermanns in der allgemeinen wissenschaftlichen Entwicklung ......................................................................88 1. Die Entwicklung der Rechtsvergleichung und ihre Umsetzung durch Klostermann.......................................................................................88 2. Die Entwicklung allgemeiner Systematisierungsbestrebungen und ihr Umsetzung durch Klostermann ...................................................93 3. Die Entwicklung der Idee des Allgemeinen Teilsund ihre Umsetzung durch Klostermann ...............................................................101 4. Der Einfluss des Bergrechts auf die Systematisierungsansätze Klostermanns...............................................................................................108 III. Die Systematisierungsansätze Klostermanns in der speziellen Forschung zum Geistigen Eigentum ............................................................112

Inhalt

XI

1. Vergleich hinsichtlich der systematischen Ansätze mit den vor 1867 erschienen Abhandlungen zum Geistigen Eigentum..........112 a. Vorbemerkung ...................................................................................112 b. Der rechtsvergleichende Ansatz in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum.....................................................................113 c. Die gemeinsame Darstellung in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum...............................................................................117 d. Die Herausbildung eines Allgemeinen Teils in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum .........................................123 2. Vergleich hinsichtlich der systematischen Ansätze mit den nach 1867 erschienen Abhandlungen zum Geistigen Eigentum ........127 a. Vorbemerkung ...................................................................................127 b. Der rechtsvergleichende Ansatz in den Abhandlungen zum geistigen Eigentum ......................................................................127 1) Überblick über die vergleichbaren rechtsvergleichenden Werke..................................................................................................127 2) Die Rechtsvergleichung in den Werken Josef Kohlers .........129 i. Vorbemerkung..........................................................................129 ii. Das Verhältnis von der Immaterialgüterrechtslehre von Kohler und der Lehre des Geistigen Eigentums von Klostermann.................................................................................131 (1) Vorbemerkung..................................................................131 (2) Die Lehre von den Immaterialgüterrechten ................132 (3) Strukturen, Voraussetzungen und Grundlagen der Theorien ..................................................................................133 iii. Der rechtsvergleichende Ansatz in den Werken von Josef Kohler .................................................................................138 c. Die gemeinsame Darstellung in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum...............................................................................141 1) Überblick über die vergleichbaren Werke, denen eine gemeinsame Darstellung zugrunde liegt .......................................141 2) Der Ansatz der gemeinsamen Darstellung in den Werken Josef Kohlers.....................................................................................148 d. Der Allgemeine Teil in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum .................................................................................................152 1) Überblick über die vergleichbaren Werke, die einen Allgemeinen Teil bilden...................................................................152 2) Die Herausbildung eines Allgemeinen Teils in den Werken von Josef Kohler...............................................................................155 IV. Zwischenergebnis ......................................................................................159 C. Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns ..........................160 I. Vorbemerkung ..............................................................................................160 II. Das Werk vor dem Hintergrund der Gesetzgebungsgeschichte.........161

XII

Inhalt

III. Das Werk vor dem Hintergrund von Leben und Wirken seines Autors.................................................................................................................164 1. Die Veröffentlichungen von Klostermann zum Bergrecht und zum Recht des Geistigen Eigentums .......................................................164 2. Überblick über den Lebenslauf von Rudolf Klostermann ..............166 IV. Die Systematisierungsansätze im Kontext ............................................180 V. Zwischenergebnis........................................................................................183 Kapitel 4. – Ergebnis..................................................................................................185 Literaturverzeichnis ....................................................................................................191 Archivarische Quellen...........................................................................................191 Literatur...................................................................................................................191 Autorenverzeichnis.....................................................................................................215 Stichwortverzeichnis...................................................................................................217

Kapitel 1. – Einleitung

A. Hinführung Das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts ist im Hinblick auf Erfinder- und Autorenrechte gekennzeichnet von der kontroversen Diskussion ihrer Schutzbedürftigkeit. Sowohl das Urhebergesetz für das Reich von 1870 als auch das Patentgesetz von 1877 konnten nur gegen erheblichen Widerstand und nach teilweise jahrelangen Diskussionen auf den Weg gebracht werden. In der Diskussion vermischten sich wirtschaftspolitische Weltanschauungen mit rechtswissenschaftlichen Argumentationen1. Die vor allem volkswirtschaftlich geprägte Bewegung der Freihändler stand dem Schutz geistiger Güter ablehnend gegenüber – befürchtet wurde eine Monopolisierung des Wissens und eine sich hieraus entwickelnde Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Vertreter der Industrie sahen dagegen in dem mangelnden Schutz ihrer Ideen den Grund für fehlende Investitionssicherheit und einen daraus folgenden entwicklungstechnischen Rückstand. Die Diskussion wurde aus juristischer Sicht dadurch erschwert, dass noch keine zufriedenstellende Möglichkeit gefunden worden war, den Schutz geistiger Güter nachvollziehbar zu begründen und in die bestehende Privatrechtsordnung einzubinden2. Daher beteiligten sich an diesen Kontroversen nicht nur Volkswirte und Wirtschaftsvertreter, sondern auch Vertreter der Jurisprudenz. Auf verschiedene Weise suchten sie in die Diskussionen einzugreifen und – mehr oder minder erfolgreich – zur Lösungsfindung beizutragen. Viele Autoren beschäftigten sich in diesem Zusammenhang in ihren Veröffentlichungen ausschließlich beispielsweise mit dem Patentrecht oder dem Urheberrecht. Es handelt sich hierbei zumeist um Zusammenstelllungen der bisher territorial begrenzt erlassenen Gesetze, nähere Untersuchungen ausgearbeiteter Entwürfe oder ausführliche Traktate hinsichtlich der Notwendigkeit oder Redundanz des Schutzes geistiger Güter. Neben diesen speziellen Veröffentlichungen finden sich allerdings vereinzelt Autoren, die nicht nur ein Rechtsgebiet gesondert untersuchten sondern mehrere zusammen behandeln. Solche Ansätze sind besonders interessant, da sie nicht

1 2

Ausführlich hierzu ab S. 46. Ausführlich zu den verschiedenen Theorien, die hierzu entwickelt wurden ab S. 53.

2

Hinführung

nur zum Verständnis der Problematik des Schutzes geistiger Güter im Allgemeinen, sondern zudem zum Verhältnis und zur Stellung der entsprechenden Rechtsgebiete im Hinblick auf die gesamte Rechtsordnung beitragen3. Auch wenn die Vermutung nahe liegt, dass diese Autoren sich nicht gänzlich von den aktuellen Kontroversen freimachen konnten, könnten die Werke dennoch Erkenntnisse für die Systematik der Rechtsgebiete enthalten, die auch noch das heutige Verständnis prägen4. Aufgrund seines Umfangs und seiner frühen Veröffentlichung fällt bei der Suche nach solchen abstrahierenden, systematisierenden Werken der Doppelband von RUDOLF KLOSTERMANN besonders auf. 1867 erschien der erste, allgemeine Band von „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“; 1869 folgte der zweite Band, der hauptsächlich das Patentrecht thematisiert. KLOSTERMANN behandelt ausweislich des Titels jedoch nicht nur das Patentrecht oder das Urheberrecht allein, sondern untersucht diese Rechtsgebiete (zusammen mit einigen anderen, wie etwa dem Musterrecht) gemeinsam. Ein wichtiger Hinweis darauf, dass es sich hierbei nicht nur um eine bloße Nebeneinanderstellung der Rechtsgebiete handelt, ist der Begriff des „geistigen Eigenthums“ im Titel. Dieser wird hier als Oberbegriff für die Rechte an „Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ verwendet. Der Titel liefert damit bereits einen deutlichen Hinweis auf den Inhalt des Werkes, das – je nach der Qualität der Umsetzung – aufgrund seiner systematisierenden Herangehensweise auch heute noch von besonderem Interesse sein könnte.

3

4

Die Einordnung der neuen Rechte in das Privatrechtssystem war allerdings nicht unproblematisch. Die Gründe hierfür sind bis heute umstritten. Hierzu Meder, S.: Gottlieb Plancks Vorlesung über "Immaterialgüterrecht" und das "Geistige Eigentum" (2012), S. 173ff oder auch Leistner, M.: "Immaterialgut" als Flucht aus dem Sachbegriff? (2011), S. 201ff. Hinzuweisen ist an dieser Stelle auf aktuelle Bemühungen in der Rechtswissenschaft, speziell in der Forschung zum Geistigen Eigentum, die einzelnen Rechtsgebiete (Patentrecht, Urheberrecht, etc.) gemeinsam zu betrachten und auf diese Weise zu entwickeln. Hierbei gab es zunächst erste Vorschläge hinsichtlich der Bildung eines Allgemeinen Teils: Ohly, A.: Geistiges Eigentum? (2003), S. 550 oder Sosnitza, O.: Wo bleibt das Allgemeine Immaterialgüterrecht? (2004), S. 33ff. Vor kurzen ist darüber hinaus ein Modellgesetz erschienen, dass die einzelnen Rechtsgebiete einheitlich erfasst und ihnen einen Allgemeinen Teil voranstellt: Ahrens, H.-J., et al.: Modellgesetz für Geistiges Eigentum (2011), S. 65ff.

Einleitung

3

B. Gegenstand und Thesen der Arbeit „[Rudolf] KLOSTERMANN hat durch eine Reihe bedeutsamer Schriften das Interesse für das Immaterialrecht geweckt […]. Dieses Verdienst muss gewahrt bleiben, auch wenn man anerkennen muss, daß ihm die juristische Gedankenbildung und die scharfe Begriffsgestaltung völlig fehlte […]“5.

Diese Einschätzung der Arbeit des Bonner Oberbergrats RUDOLF KLOSTERerfolgte 1907 durch JOSEF KOHLER6. KOHLER gilt als Begründer der Theorie der Immaterialgüterrechte, die im modernen Verständnis vom Schutz geistiger Güter immer noch eine tragende Rolle spielt. Seine grundsätzliche Würdigung der Verdienste KLOSTERMANNS kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier mit der Aberkennung jeglicher juristischer Gedankenbildung und Begriffsgestaltung dem juristischen Wirken KLOSTERMANNS der wissenschaftliche Wert abgesprochen wird. Dagegen wird KLOSTERMANN von dem deutschen Juristen KARL GAREIS als „[…] verdienstvolle[r] Förderer des deutschen Patentrechts“ angesehen. Er attestiert KLOSTERMANNS Werk 1877 einen „nicht unbedeutende[n] Einfluss“ im Hinblick auf die Patentkontroverse7. Auch ELMAR WADLE, der sich in der modernen historischen Forschung vielfach mit den Problemen des Geistigen Eigentums auseinandersetzt, bewertet die Arbeit KLOSTERMANNS positiver. Er hebt insbesondere seine Leistungen als Vorarbeiter des deutschen Patentgesetzes hervor8. Damit stellt sich die Frage, welcher der Autoren nun in seiner Bewertung der Leistung des Autors gerecht wird. Fehlen KLOSTERMANN tatsächlich „juristische Gedankenbildung und scharfe Begriffsgestaltung“? Gegenstand der unterschiedlichen Beurteilungen, vor allem der Kritik KOHLERS, ist das bereits erwähnte Werk „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte MANN

5 6

7

8

Kohler, J.: Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht (1907), S. 94. Josef Kohler (1849–1919), Deutscher Jurist. Er befasste sich in über 2500 Veröffentlichung mit vielen verschiedenen Rechtsmaterien, erlangte aber vor allem mit seinen Schriften zur Immaterialgüterrechtslehre Bedeutung. Ausführlich: Luig, K.: Kohler, Josef (1952), S. 425. Karl Gareis (1844–1923). Deutscher Jurist. Er befasste sich mit Handels-, Patent- und Völkerrecht und war Rektor der Universitäten Königsberg und München. Ausführlich Killy, W.: Deutsche Biographische Enzyklopädie (1996), S. 574. Gareis, C.: Das Deutsche Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1877), S. III. Wadle, E.: Der Weg zum gesetzlichen Schutz des geistigen und gewerblichen Schaffens (1991), S. 153; so auch Treue, W.: Wirtschafts- und Technikgeschichte Preußens (1984), S. 501.

4

Gegenstand und Thesen der Arbeit

dargestellt“. Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, ob die Kritik KOHLERS berechtigt ist oder ob die Würdigungen durch die andere Autoren zutreffen, muss es demnach auch Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sein. Die Ablehnung KOHLERS scheint sich vor allem auf die Qualität der juristischen Durchdringung und der systematischen Erfassung der Materie zu stützen. Vor diesem Hintergrund und im Hinblick auf die eingangs bereits dargelegte Tatsache, dass gerade die Systematisierungsansätze, die über die Betrachtung der einzelnen Rechtsgebiete hinausgehen, von besonderem Interesse sind, soll sich in dieser Untersuchung auf solche Ansätze im Werk KLOSTERMANNS konzentriert werden. In Rahmen der Untersuchung des Werkes „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ werden nachfolgend einige Thesen aufgestellt, mit deren Beantwortung die Einordnung dieses Werkes ermöglicht werden soll. Eine Analyse des Werkes KLOSTERMANNS hinsichtlich seines systematischen und juristischen Gehalts setzt in einem ersten Schritt voraus, dass hierin überhaupt allgemeine Systematisierungsansätze zu finden sind. Mit diesem Begriff sollen im Folgenden Methoden der Untersuchung und Darstellung der Materien des Geistigen Eigentums bezeichnet werden, die auf den Gewinn von Erkenntnissen gerichtet sind, die über die einzelnen Rechtsgebiete hinausgehen9. Solche Systematisierungsansätze tragen zu der Beantwortung der Frage nach dem Verhältnis der einzelnen Rechtsgebiete zueinander bei. Dabei könnte das hier zu untersuchende Werk – so die erste These – insgesamt drei solcher Systematisierungsansätze beinhalten. Der erste Systematisierungsansatz könnte in der rechtsvergleichenden Bearbeitung des Stoffes durch KLOSTERMANN liegen. Soweit der Autor durch die Heranziehung ausländischer Rechtsnormen und Lösungsmodelle die Darstellung der nationalen Rechte zu bereichern und verbessern sucht, müsste hierin ein Systematisierungsansatz zu sehen sein. Der zweite Ansatz könnte in der gemeinsamen Darstellung der Rechtsgebiete (vor allem des Patentrechts und des Urheberrechts) zu sehen sein. Diese werden unter dem Oberbegriff des Geistigen Eigentums zusammengefasst. Soweit der Autor hierin über die bloße Nebeneinanderstellung der Rechtsgebiete hinausgeht und Erkenntnisse hinsichtlich des Verhältnisses der Rechtsgebiete zueinander gewinnt, läge auch hierin ein Systematisierungsansatz. Der dritte Ansatz könnte in der Bildung eines Allgemeinen Teils durch den Autor liegen. Fasste KLOSTERMANN die Regelungen und Grundsätze, die allen Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums zugrunde liegen, zusammen, so läge auch hierin ein Systematisierungsansatz.

9

Zum immer noch problematischen Begriff des Geistigen Eigentums und seinem dieser Arbeit zugrunde liegenden Verständnis vergleiche S. 10ff.

Einleitung

5

Die zweite These schließt an das Vorliegen solcher Systematisierungsansätze an. Demnach könnte KLOSTERMANN im Hinblick auf die gemeinsame Darstellung und die Bildung eines Allgemeinen Teils in der speziellen Forschungsliteratur zum Geistigen Eigentum eine Vorreiterrolle einnehmen. Dies bedeutete einen erheblichen Schritt in den Systematisierungsbestrebungen im Bereich des Geistigen Eigentums, auch wenn sich herausstellen könnte, dass es sich im Vergleich mit der allgemeinen rechtswissenschaftlichen Entwicklung bei den drei Systematisierungsansätzen nicht um Neuentwicklungen handelt. Für seinen Forschungsbereich ergäbe sich dennoch eine Vorreiterrolle, wenn in der vor KLOSTERMANNS Veröffentlichung erschienen Literatur kein Autor die Materie in vergleichbarer Weise durchdrungen hätte und wenn sich nach 1867 verschiedene Autoren an dem Vorbild KLOSTERMANNS anlehnten. Die dritte These der Untersuchung knüpft an den historischen Kontext der Veröffentlichung KLOSTERMANNS an. Dabei könnte sich herausstellen – so die dritte These –, dass der Zweck der Systematisierungsansätze nicht ausschließlich in der wissenschaftlichen Erforschung und allgemeinen Systematisierung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums zu sehen ist. Mit den Systematisierungsansätzen könnte KLOSTERMANN auch handfeste wirtschaftspolitische Zwecke verfolgen, nämlich die Legitimation und die inhaltliche Vorbereitung eines allgemeinen Patentgesetzes für das Reich. Die Annahme einer wirtschaftspolitischen Orientierung des Werkes könnte durch die persönliche Entwicklung des Autors gestützt werden. Denn im Lebenslauf KLOSTERMANNS finden sich einige Hinweise auf eine enge Verbindung zur Industrie und auf einen engagierten Einsatz für die Einführung des Patentschutzes. Von Hause aus handelt es sich bei dem Autor allerdings zunächst um einen Spezialisten für das preußische Bergrecht. Jedoch verlagerten sich die Interessen KLOSTERMANNS in seinen späteren Jahren – paralell zu seiner Tätigkeit im Rahmen des Bergrechts – auf den Schutz geistiger Güter. Er erarbeitete sich in den folgenden Jahren durch wissenschaftliche Veröffentlichungen, aber auch durch aktive Teilnahme an Kongressen und Gesetzgebungskommissionen den Ruf eines Kenners auf diesem Gebiet. Die Wende in Richtung der wissenschaftlichen Untersuchung praktischer Probleme wurde begünstigt durch seine Aufnahme in den Kreis der außerordentlichen Professoren der juristischen Fakultät der Universität Bonn. Für beide Arbeitsbereiche kennzeichnend und für die dritte These unter Umständen von Interesse ist die deutlich Praxisorientierung der Veröffentlichungen KLOSTERMANNS und seine Verbindungen zur Industrie. Mithilfe der Untersuchung dieser drei Thesen und der sich hieraus ergebenden Ergebnisse kann letztendlich zur Kritik am Werk KLOSTERMANNS Stellung genommen werden. Vor dem Hintergrund der erarbeiteten Erkenntnisse wird letztendliche eine Beantwortung der Frage, inwieweit KLOSTERMANN „juristische Gedankenbildung und scharfe Begriffsgestaltung“ fehlten oder ob seine Leistungen nicht vielmehr besonders zu würdigen sind, möglich sein.

Methodische Überlegungen

6

C. Methodische Überlegungen Ziel der Arbeit ist die Untersuchung der von KLOSTERMANN entwickelten Systematisierungsansätze im Geistigen Eigentum. Damit weist sie einen ideengeschichtlichen Ansatz auf10. Gegenstand ideengeschichtlicher Untersuchungen sind zumeist bestimmte politische Theorien, auch „Sprachen“ genannt11. Da die politischen Ideen der Vergangenheit fast ausschließlich als Texte zugänglich sind, ist die logische Konsequenz, dass sie mit den Instrumenten sprachlicher Diskursanalyse untersucht werden12. Dabei muss allerdings immer auch eine historische Kontextualisierung erfolgen13. Die vorliegende Untersuchung lehnt sich an diese Methode an und modifiziert sie im Sinne einer wissenschaftshistorischen Untersuchung. Anstelle einer politischen Idee soll hier eine wissenschaftliche Idee der Systematisierung untersucht werden. Dafür muss diese zunächst aus dem entsprechenden Hauptwerk herausgearbeitet und genau bestimmt werden. Im Anschluss erfolgt die Untersuchung dieser Kernideen hinsichtlich wissenschaftlicher Vorläufer und Nachahmer mit Blick auf ihre Kontinuität. Um den Fokus dabei nicht von Anfang an zu stark einzuschränken, müssen auch geringfügige Modifikationen der ursprünglichen Idee in der Untersuchung berücksichtigt werden. Nur auf diese Weise kann ein vollständiges Bild der Entwicklungen geschaffen werden. Zum Vergleich herangezogen werden rechtswissenschaftliche Werke des 19. Jahrhunderts, die sich ebenfalls mit den Fragen des Geistigen Eigentums auseinandersetzten. Zur optimalen Erfassung aller Entwicklungen dürfen dabei wiederum nicht nur solche Werke betrachtet werden, die wie dasjenige KLOSTERMANNS versuchen, mehrere Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums zu bearbeiten. Eingang in den Vergleich finden auch solche Veröffentlichungen, die sich zum Beispiel nur mit dem Patentrecht auseinandersetzten. Auch hierin können sich jedoch die Ideen KLOSTERMANNS zur gesamten Systematik widerspiegeln. Die Vergleichsgruppe muss dementsprechend weit gefasst werden.

10

11 12 13

Zur Methode der Neuen Ideengeschichte: Hampsher-Monk, I.: Neuere angloamerikanische Ideengeschichte (2002), S. 293ff.; Lottes, G.: Neue Ideengeschichte (2002), S. 261ff.; Skinner, Q.: Visions of politics (2002), S. 3ff.; Thieme, H.: Ideengeschichte und Rechtsgeschichte (1986), S. 3ff.; Bevir, M.: The Logic of the History of Ideas (1999), S. 1ff. Hampsher-Monk, I.: Neuere angloamerikanische Ideengeschichte (2002), S. 293. Ebd., S. 3ff. Lottes, G.: Neue Ideengeschichte (2002), S. 261.

Einleitung

7

Inwieweit dann tatsächlich ein Zusammenhang zwischen zwei ähnlichen oder inhaltlich gleichen Ideen besteht, lässt sich nur schwer quantifizieren. Zu denken ist hier an die zahlreichen äußeren Faktoren, die auf jede Veröffentlichung einwirken. Anhand zweier Indizien kann jedoch im vorliegenden Fall mit hinreichender Wahrscheinlichkeit bestimmt werden, dass der Autor eines Werkes durch die Idee eines früheren Autors beeinflusst wurde. Zum einen soll die inhaltliche Übernahme von vergleichbaren Ideen in die eigene Darstellung als Indiz dienen. Damit lässt sich zunächst eine inhaltliche Kongruenz feststellen. Zum anderen soll der direkte Verweis auf das jeweilige Ursprungswerkwerk in Form eines Zitats oder einer Fußnote als Indiz dienen. Damit kann zwar nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass der Autor die Idee nicht aus einer anderen Quelle erhielt – es spricht dennoch viel für die Annahme, die Idee stamme aus dem Werk, auf das in der Fußnote verwiesen wird. Die Verbindung aus der inhaltlichen Übernahme systematischer Ansätze mit dem Verweis in Fußnote oder Text auf das entsprechende Werk kann dann als ausreichender Hinweis betrachtet werden, dass eine Beeinflussung durch die vorangegangene Idee zumindest nicht auszuschließen ist. Dabei muss der Aspekt der Kontextualisierung im Sinne der neuen Ideengeschichte immer beachtet werden. Denn eine Betrachtung, die losgelöst von den historischen und wissenschaftlichen Bedingungen erfolgt, vermittelt lediglich ein eingeschränktes Bild von der Entwicklung einer Idee. Der Kontext wird zum einen in allgemeiner Hinsicht zu berücksichtigen sein. Die jeweiligen Ideen beziehungsweise systematischen Ansätze KLOSTERMANNS werden daher in die allgemeine wissenschaftshistorische Entwicklung eingeordnet. Zum anderen muss aber auch in speziellerer, individueller Hinsicht eine Kontextualisierung erfolgen. Neben dem Eingehen auf den historisch relevanten Hintergrund soll dafür auch auf das Leben und Wirken KLOSTERMANNS eingegangen werden. Die Frage nach seinem individuellen Engagement, motiviert durch die Ereignisse seiner Zeit, kann bei der Beantwortung der Frage nach der Absicht, die hinter der jeweiligen Idee steht, relevant sein. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass es sich bei der vorliegenden Untersuchung in der Hauptsache nicht um eine biographische Arbeit handelt. Ausweislich der soeben erfolgten Ausführungen zur Methode handelt es sich im Kern um eine wissenschaftshistorische, ideengeschichtliche Untersuchung. Die detailliertere Darstellung des Lebenslaufes KLOSTERMANNS dient lediglich der aus ideengeschichtlicher Perspektive notwendigen Kontextualisierung. In Verbindung mit den Details seines Lebenslaufes können auf diese Weise die Ideen KLOSTERMANNs in einem anderen Licht betrachtet werden. Vor allem im Hinblick auf die Kontextualisierung der systematischen Ansätze KLOSTERMANNS wird auch das Verhältnis von Recht und Wirtschaft eine

Forschungsstand

8

Rolle spielen. Die Antwort auf diese Frage lässt sich allgemein mit dem Begriff der „Wechselwirkung“ zusammenfassen14. Hiernach kann die wirtschaftliche Entwicklung ein Grund für neue rechtliche Regelungen sein, während andererseits auch juristische Regelungen und Denkweisen auf die wirtschaftlichen Entwicklungen einwirken können. Dieses Grundverständnis wird sich in den Beweggründen KLOSTERMANNS – soweit sie aus heutiger Sicht zu rekonstruieren sind - widerspiegeln.

D. Forschungsstand Eine Arbeit, die sich mit Systematisierungsansätzen im Bereich des Geistigen Eigentums auseinandersetzt, berührt naturgemäß viele Rechtsgebiete, da der Begriff des Geistigen Eigentums auch als Oberbegriff für die Bereiche des Patentrechts, des Urheberrechts, des Markenrechts und so weiter dient. Gegenstand der Arbeit ist jedoch nicht die Entwicklung innerhalb dieser Rechtsgebiete, sondern es sind die Ansätze ihrer Systematisierung als solche. Insofern spielt der Forschungsstand hinsichtlich jedes einzelnen Rechtsgebiets nur eine untergeordnete Rolle. Hervorzuheben ist lediglich das Patentrecht. Es wird aufgrund seiner kontroversen Behandlung in der folgenden Untersuchung besonders berücksichtigt. Insofern lohnt sich für das Patentrecht ein näherer Blick auf die Entwicklung der Forschung. Die Geschichte des Patentrechts rückte in den vergangenen Jahren in den Fokus rechtshistorischer Forschungen. DIETHELM KLIPPEL stellte noch 2001 fest, dass sich erst langsam die Erkenntnis durchsetze, dass die Erforschung der Geschichte des gewerblichen Rechtsschutzes und des Urheberrechts vor allem im 19. Jahrhundert aufschlussreicher sei als die Gesetzgebungsgeschichte zum Bürgerlichen Gesetzbuch15. Die Geschichte des Patentrechts wurde bis dahin vor allem durch die rechtsvergleichende Untersuchung BARBARA DÖLEMEYERS vorangetrieben16. Aber auch vor ihr sind bereits erste Untersuchungen zum Patentschutz erschienen: ALFRED HEGGEN untersucht in seiner Monographie die These, ob sich die Entsprechung des Rechtssystems und der kapitalistischen Wirtschaftsordnung gerade am Erfindungsschutz deutlich machen lasse17. Auch sein Doktorvater WILHELM TREUE widmet sich bereits den Fragen

14 15 16 17

So etwa Wesel, U.: Zur Methode der Rechtsgeschichte (1974), S. 363f und auch Schmoeckel, M.: Rechtsgeschichte der Wirtschaft (2008), S. 9ff.. Klippel, D.: Ludwig Gieseke, Vom Privileg zum Urheberrecht (2001), S. 330. Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4067ff. Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 12.

Einleitung

9

der Entwicklung des Patentwesens18. In jüngerer Zeit sind die Arbeiten von MARGRIT SECKELMANN und ALEXANDER K. SCHMIDT erschienen19. SECKELMANN setzt sich in ihrer Dissertation umfassend mit dem Verhältnis von Industrialisierung und Patentrecht auseinander. SCHMIDT beschränkt seine Untersuchung auf das Erfinderpersönlichkeitsrecht – vor allem nach 1877. Hinsichtlich dieser Veröffentlichungen ist allerdings zu beachten, dass sie den Fokus auf die Entwicklung des Patentrechts legen und sich gerade nicht den allgemeineren Systematisierungsfragen des Geistigen Eigentums widmen. Insofern ist der diesbezüglich Stand der Forschung für die vorliegende Untersuchung nur auszugsweise interessant. Jedoch gibt es auch hinsichtlich allgemeiner Fragen zu den Thematiken des Geistigen Eigentums Untersuchungen, an denen die vorliegende Arbeit anknüpfen kann. Im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand sind hier vor allem Arbeiten von Interesse, die das Geistige Eigentum ohne Beschränkung auf nur ein Rechtsgebiet sowohl in rechtshistorischer als auch in rechtsdogmatischer Hinsicht und auch im Hinblick auf seine modernen Auswirkungen untersuchen. Hinsichtlich der rechtshistorischen Aspekte ist hier vor allem auf ELMAR WADLE zu verweisen, der sich in seinen Untersuchungen eben nicht nur auf ein einziges Rechtsgebiet des Geistigen Eigentums konzentriert20. Auch LOUIS PAHLOW untersucht den Lizenzvertrag im Hinblick auf das Geistige Eigentum als solches21. In rechtsdogmatischer Hinsicht ist die Arbeit von VOLKER JÄNICH hervorzuheben, der die Diskussion um den Begriff des Geistigen Eigentums, die schon im 19. Jahrhundert geführt wurde, aufgreift und untersucht, inwieweit das Geistige Eigentum eine Komplementärerscheinung zum Sacheigentum darstellt22. Grundlegende Fragen untersucht auch MAXIMILIAN HAEDICKE indem er die Behandlung von Immaterialgüterrechten im Kaufvertrag thematisiert23. Den aktuellen Problemen des Geistigen Eigentums – vor allem hinsichtlich der zunehmenden Digitalisierung durch das Internet - widmen sich ANSGAR OHLY und OLAF SOSNITZA aber auch MATTHIAS LEISTNER24.

18 19

20 21 22 23 24

Treue, W.: Die Entwicklung des Patentwesens im 19. Jahrhundert in Preußen und im deutschen Reich (1974), S. 163ff. Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 1ff; Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 1ff. Wadle, E.: Geistiges Eigentum. Bausteine zur Rechtsgeschichte (1996), S. 3ff. Pahlow, L.: Lizenz und Lizenzvertrag im Recht des Geistigen Eigentums (2006), S. 1ff. Jänich, V.: Geistiges Eigentum - eine Komplementärerscheinung zum Sacheigentum? (2002), S. 1ff. Haedicke, M.: Rechtskauf und Rechtsmängelhaftung (2003), S. 3ff. Ohly, A.: Geistiges Eigentum? (2003), S. 545ff; Sosnitza, O.: Wo bleibt das Allgemeine Immaterialgüterrecht? (2004), S. 33ff; Derclaye, E., et al.: Intellectual Property Overlaps

10

Der Begriff des Geistigen Eigentums

Während diese Untersuchungen die Problematiken des Geistigen Eigentums aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchten, bleibt die Frage der Systematisierung bis hin zur Bildung eines gemeinsamen Rechtsgebietes häufig offen. Sie wird, wie einleitend beschrieben, in neuester Zeit aufgeworfen. Eine rechtshistorische Untersuchung der Ursprünge fehlt hingegen. In Verbindung damit gilt es auch festzuhalten, dass auf KLOSTERMANN zwar nach wie vor in vielen aktuellen Darstellungen zu den Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums hingewiesen wird25. Eine umfassende Würdigung seines Werkes fehlt jedoch bis heute – abgesehen von dem detailreichen Aufsatz von LUDWIG GIESEKE26. Die vorliegende Arbeit sucht damit zur Schließung einer Forschungslücke beizutragen. Durch die Verbindung von verschiedenen Aspekten soll aus der rechtshistorischen Perspektive heraus auch an die aktuellen Diskussionen angeknüpft werden27.

E. Der Begriff des Geistigen Eigentums Ein in dieser Arbeit häufig verwendeter Begriff ist der des „Geistigen Eigentums“. Dieser muss allerdings schon im Vorhinein differenziert betrachtet werden. Seine Verwendung ist zum einen auch heute noch nicht frei von Kritik, zum anderen sind in inhaltlicher Hinsicht verschiedene Bedeutungsebenen zu unterscheiden. Die Kritik an diesem Begriff wird bis heute zum Beispiel von MANFRED REHBINDER aufrechterhalten. Für ihn ist der Begriff aus der „Mottenkiste der Rechtsgeschichte“ entnommen, es handele sich um einen „ideologischen Kampfbegriff“28. Die Probleme die sich dabei stellen sind allerdings nicht neu – schon im 18. und 19. Jahrhundert wurde der Begriff häufig angefochten29.

25 26

27 28 29

(2011), S. 7ff und Leistner, M.: "Immaterialgut" als Flucht aus dem Sachbegriff? (2011), S. 201ff. So zum Beispiel: bei Schmoeckel, M.: Rechtsgeschichte der Wirtschaft (2008), S. 139. Gieseke, L.: Erinnerung an den Bonner Bergrat und Professor Rudolf Klostermann (1828 - 1886) (2002), S. 133ff; auch in aktuellen Untersuchung Giesekes zu den Schutzfristen im Urheberrecht fand Klostermann Eingang: Gieseke, L.: Urheberrechtliche Schutzfristen. Regelungen und Begründungen seit dem 19. Jahrhundert und kritische Betrachtung heute (2012), S. 147. Vergleiche hierzu bereits Fn. 4. Rehbinder, M.: Urheberrecht (2010), Rz. 97. Hierzu Jänich, V.: Geistiges Eigentum - eine Komplementärerscheinung zum Sacheigentum? (2002), S. 34ff.

Einleitung

11

ANSGAR OHLY hat die typischen Einwände in drei Kategorien unterteilt: Der privatrechtsdogmatische Einwand orientiert sich an der Systematik des Bürgerlichen Gesetzbuches (§§ 903, 90) beziehungsweise des römischen Rechts: Eigentum könne es nur an Sachen, also an körperlichen Gegenständen geben30. Der rechtspolitische Einwand bezieht sich auf eine naturrechtliche Verknüpfung des Begriffs des Geistigen Eigentums mit der Vorstellung, jedem sollen die Früchte seiner (körperlichen und geistigen) Arbeit gehören: diese Vorstellung müsse heute als überholt angesehen werden. Der urheberrechtliche Einwand bezieht sich auf angebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Schutzgegenständen des Geistigen Eigentums: Während dem Urheberrecht ein persönlichkeitsrechtliches Element innewohne, sei ein solches hinsichtlich des Patentrechts abzulehnen. Hiernach ließen sich beide Begriffe nicht unter dem Oberbegriff des Geistigen Eigentums vereinen, dieser müsse als unhaltbar angesehen werden. Der Begriff des Geistigen Eigentums bleibt demnach bis heute problematisch. Nichts desto trotz findet er sich zunehmend auch in der Sprache des deutschen Gesetzgebers und sogar der deutschen höchstrichterlichen Rechtsprechung31. In internationaler Hinsicht ist ein viel unverkrampfterer Umgang mit den entsprechenden Begriffen des „Intellectual Property“ oder „Propriété intellectuelle“ zu bemerken32. In der vorliegenden Untersuchung kann es jedoch auf diese Auseinandersetzungen nicht ankommen. Bereits in seinem Titel verwendet KLOSTERMANN den Begriff des „geistigen Eigenthum[es]“33. Diesen legt er seiner ganzen Bearbeitung zugrunde. Deshalb liegt eine Übernahme für die vorliegende Untersuchung nahe. Denn dieses Verständnis KLOSTERMANNS ist wesentliche Voraussetzung für die Erarbeitung der systematischen Ansätze. Eine Ablehnung des Begriffs an dieser Stelle wäre mit dem Ziel der Untersuchung nicht zu vereinbaren. In Anerkennung der teilweise berechtigten Kritik und um deutlich zu machen, dass es sich um einen feststehenden Ausdruck und nicht um eine Unterform des Sacheigentums handelt, soll sich hier auf die Schreibweise „Geistiges Eigentum“ festgelegt werden. Wie sich später zeigen wird, ist ein solcher Ver-

30

31

32 33

Ohly, A.: Geistiges Eigentum? (2003), S. 546ff; diese Kritik wurde insbesondere auch von den zeitgenössischen pandektistischen Autoren geäußert, ausführlich Meder, S.: Gottlieb Plancks Vorlesung über "Immaterialgüterrecht" und das "Geistige Eigentum" (2012), S. 180ff. Zum Beispiel:: Gesetz zur Stärkung des Schutzes des geistigen Eigentums und zur Bekämpfung der Produktpiraterie, Bundesgesetzblatt I 1990, S. 422; BGHZ 17, 266 (278f.). Die World Intellectual Property Organisation (WIPO) führt diesen Begriff sogar im Titel. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), Titelseite.

12

Gang der Untersuchung

such der Abkopplung des Begriffs vom einer zu dogmatischen Betrachtung durchaus im Interesse KLOSTERMANNS. Auch hinsichtlich seiner inhaltlichen Bedeutung ist auf den Begriff des Geistigen Eigentums einzugehen34. In der folgenden Untersuchung wird er in verschiedenen Kontexten herangezogen: Das Geistige Eigentum kann zum einen das Recht eines Schöpfers an seinem (geistigen) Werk bedeuten. „Geistiges Eigentum“ ist dann im Sinne eines absoluten Vermögensrechtes ähnlich dem Sacheigentum zu verstehen. Daneben dient der Begriff des Geistigen Eigentums allerdings auch als Sammelbezeichnung für die verschiedenen Schutzgegenstände die sich hierunter vereinen: beispielsweise Patente und Urheberrechte. Besonders deutlich wird diese Bedeutung, wenn von den „Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums“ die Rede ist. Damit wird der Begriff des Geistigen Eigentums in der vorliegenden Untersuchung entweder als Sammelbezeichnung oder stellvertretend für das Recht des Erfinders oder Urhebers an seinem geistigen Gut verwendet.

F. Gang der Untersuchung Der eigentlichen Untersuchung wird zunächst eine überblicksartige Schilderung der historischen Entwicklungen vorangestellt. Hier soll der für die rechtshistorische Betrachtung unverzichtbare historische Hintergrund zusammenfassend dargestellt werden. Die Kenntnis von der Entwicklung des Schutzes des Geistigen Eigentums ist Voraussetzung, um die Ansätze KLOSTERMANNS fundiert untersuchen zu können. Da die Darstellung der historischen Entwicklungen nicht den Schwerpunkt der Arbeit bildet, beschränkt sich die Behandlung auf die wesentlichen Strukturen. Die Ereignisse des 19. Jahrhunderts stehen im Hinblick auf den Zweck der Untersuchung im Mittelpunkt der Darstellung. Aufgrund seiner herausragenden Bedeutung auch für die rechtlichen Entwicklungen im Bereich des Geistigen Eigentums dient der Wiener Kongress als Ausgangspunkt. Eine zweite Zäsur stellt die Reichsgründung dar, die die Voraussetzungen für eine einheitliche Gesetzgebung mit sich brachte. In den jeweiligen Abschnitten wird exemplarisch auf die Rechtsgebiete des Urheberrechts und des Erfinderrechts eingegangen werden. Diese Auswahl begründet sich in dem Umstand, dass die Frage nach dem Schutz der Erfindungen vor allem im 19. Jahrhundert in besonderem Maße

34

Ein eingehendere Untersuchung der Begriffsinhalte, die über das hier Erforderliche hinausgeht findet sich bei Jänich, V.: Geistiges Eigentum - eine Komplementärerscheinung zum Sacheigentum? (2002), S. 379.

Einleitung

13

relevant war und damit auch in der Wissenschaft und Öffentlichkeit diskutiert wurde. Das Urheberrecht kann dagegen auf eine fortgeschrittenere Legitimation verweisen und fand auch früher seinen Abschluss in einer einheitlichen gesetzlichen Regelung. Beide Rechtsgebiete spielen zudem eine Rolle für die Beurteilung des Werkes KLOSTERMANNS im Rahmen seines Kontextes. Im nachfolgenden Kapitel wird das Hauptwerk KLOSTERMANNS „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ hinsichtlich seiner systematischen Ansätze untersucht. Die Analyse orientiert sich dabei an den Hauptthesen. In einem ersten Schritt gilt es herauszuarbeiten, inwieweit dem Werk überhaupt systematische Ansätze zugrunde liegen, die eine Bearbeitung in diesem Rahmen rechtfertigen. Die Untersuchung konzentriert sich dabei im Wesentlichen auf drei Ansätze: den rechtsvergleichenden Ansatz, dem Ansatz der gemeinsamen Darstellung und den Ansatz der Bildungeines Allgemeinen Teils. Dabei wird jeder Ansatz hinsichtlich seiner Umsetzung im Hauptwerk untersucht. Soweit dieses Vorgehen von ihm im Text begründet wird, muss in einem nächsten Schritt auch auf diese Motive eingegangen werden. Der Ansatz der gemeinsamen Darstellung setzt allerdings zunächst einen Blick auf die theoretische Grundlage des Verständnisses KLOSTERMANNS vom Geistigen Eigentum voraus. Hierzu soll die Kontroverse um die Legitimation des Schutzes geistiger Güter am Beispiel des Erfindungsschutzes dargestellt werden. Sowohl die Pro- als auch die Antipatentbewegung sollen hier mit ihren Positionen und Argumenten zusammengefasst werden. Der Bezug zur These zeigt sich dabei deutlich: Auch KLOSTERMANN nahm an dieser Debatte in besonderem Maße teil. Sein Werk spiegelt seine Auffassung zu dieser Problematik wider. Sein Verständnis vom Geistigen Eigentum ist wiederum grundlegend für seine systematische Herangehensweise, insbesondere für die gemeinsame Darstellung. Erst vor dem Hintergrund der Diskussion und der hierin entwickelten Argumentationen kann das Verständnis KLOSTERMANNS adäquat erarbeitet werden. Nachdem die Untersuchung, inwiefern dem Werk KLOSTERMANNS systematische Ansätze zugrunde liegen, abgeschlossen worden ist, gilt es entsprechend der zweiten These zu analysieren, inwieweit es sich bei diesen Ansätzen um Neuentwicklungen handelt. Zu diesem Zweck müssen die Systematisierungsansätze KLOSTERMANNS in die allgemeine wissenschaftliche Entwicklung, aber auch in die spezielle Forschung zum Geistigen Eigentum eingeordnet werden. Bezüglich der allgemeinen wissenschaftlichen Entwicklung wird jeweils ein Überblick über die Geschichte der Rechtsvergleichung, der systematischen Herangehensweise an Rechtsmaterien und des Allgemeinen Teils gegeben, um den Ansatz KLOSTERMANNS in dieser Entwicklung verorten zu können. Auch auf die Möglichkeit der Beeinflussung durch das Bergrecht wird eingegangen.

14

Gang der Untersuchung

Damit lässt sich zunächst ermitteln, ob es sich bei diesen systematischen Ansätzen allgemein um Neuentwicklungen des Autors handelt. Von darüber hinausgehendem Interesse ist jedoch auch das Verhältnis zur spezielleren Forschung auf den Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums. Das Erscheinungsjahr des Hauptwerkes, 1867, bestimmt die nun folgende Literaturanalyse. Es wird zum einen untersucht, inwieweit sich hinsichtlich der Systematisierungsansätze bereits Vorgänger in der rechtswissenschaftlichen Literatur des 19. Jahrhunderts finden lassen. Zum anderen wird auch geprüft, inwieweit nach der Veröffentlichung andere Autoren sich von den Ideen KLOSTERMANNS beeinflussen ließen, so dass sich seine Ansätze in ihren Werken wiederfinden. Um ein möglichst umfassendes Bild zu erarbeiten, soll dabei allerdings nicht nur nach Werken gesucht werden, die alle Systematisierungsansätze KLOSTERMANNS vereinen. Vielmehr muss auch auf Werke eingegangen werden, die lediglich hinsichtlich eines einzelnen Ansatzes Vorbild sein konnten, beziehungsweise sich an dem Hauptwerk hätten orientieren können. In zeitlicher Hinsicht sind der Literaturanalyse Grenzen zu setzen, da mit zunehmendem zeitlichen Abstand vor beziehungsweise nach 1867 eine Beeinflussung zum einen kaum nachvollziehbar zu begründen ist und die Untersuchung zum anderen auszuufern drohte. Als Ausgangspunkt der Untersuchung eignen sich die ersten Einflüsse der sogenannten Historischen Rechtsschule. Da es sich um eine wissenschaftliche Strömung handelt, ist ein Beginn schwerlich an einem bestimmten Tag festzumachen. Einen Anhaltspunkt hierfür kann jedoch die Veröffentlichung von FRIEDRICH CARL VON SAVIGNYS Schrift „Vom Beruf unserer Zeit für die Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ im Jahr 1814 geben35. Dieses Werk stellt quasi die Programmschrift der historischen Rechtsschule dar36. Die nach der Niederlage Napoleons 1812 aufkommende Diskussion um die Einführung einer einheitlichen Kodifikation wurde durch SAVIGNY maßgeblich beeinflusst. Er begründete die Vorherrschaft einer Wissenschaft, die sich durch ihre konstruktiv-systematische Herangehensweise auszeichnete37. Seine eingehende Untersuchung der römisch-rechtlichen Überlieferungen diente dabei als Ausgangspunkt der Konstruktion seines „System des heutigen römischen Rechts“38. Trotz der nachfolgenden Kontroversen innerhalb der Historischen Rechtsschule setzte

35

36 37 38

Friedrich Carl von Savigny (1779–1862). Deutscher Jurist, Rechtshistoriker und Staatsmann. Gilt als Gründerfigur der modernen Rechtswissenschaft und zugleich als wichtiger Repräsentant des deutschen Historismus; Ausführlich mit Verzeichnis der bedeutenden Werke Nörr, D.: Savigny, Friedrich Carl von (1952), S. 470. Savigny, C. v.: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (1840), S. 1ff. Kroeschell, K.: Deutsche Rechtsgeschichte (2008), S. 129; Schlosser, H.: Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte (2001), S. 147. Kroeschell, K.: Deutsche Rechtsgeschichte (2008), S. 130. Savigny, C. v.: System des heutigen römischen Rechts (1840), S. 1ff.

Einleitung

15

sich hiermit insgesamt eine systematische Herangehensweise und Untersuchung des Rechtes durch39. Damit eignet sich die Historische Rechtsschule als Ausgangspunkt für die Literaturanalyse hinsichtlich der Frage nach Systematisierungsansätzen in den Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges bildet den Endpunkt des Untersuchungszeitraumes40. Er stellt einen entscheidenden Einschnitt in der Entwicklung Deutschlands dar. Dieser Einbruch der Veröffentlichungen kann demnach als Endpunkt herangezogen werden. Der Ausbruch des Krieges eignet sich allerdings noch in anderer Hinsicht als Zäsur, denn KLOSTERMANN verstarb circa 30 Jahre vorher. Die Untersuchung der Literatur soll sich auf die KLOSTERMANN direkt nachfolgende Generation beschränken. Im Rahmen der Betrachtung der nach 1867 erschienenen Literatur wird auch auf KOHLER und seine Veröffentlichungen eingegangen werden. Aufgrund der bis heute bedeutenden, vom ihm entwickelten Lehre von den Immaterialgüterrechten ist der Vergleich zwischen seinem Vorgehen und dem KLOSTERMANNS von besonderem Interesse. Auch hierbei dürfen allerdings die theoretischen Grundlagen nicht außer Acht gelassen werden. Bevor ein eingehender Vergleich der Ansätze KOHLERS und KLOSTERMANNS erfolgen kann, müssen die Grundlagen der Theorien erarbeitet werden. Erst dann kann ein Vergleich erfolgen. Nachdem mit Abschluss dieser Analyse die Frage beantwortet werden kann, inwieweit es sich bei den systematischen Ansätzen KLOSTERMANNS um Neuentwicklungen handelt, muss sich in einem nächsten Schritt der letzten These zugewandt werden. Die Berücksichtigung des Kontextes ermöglicht die Beantwortung der Frage nach dem Zweck der Systematisierungsansätze. Im Sinne einer umfassenden Kontextualisierung ist es dabei notwendig zunächst auf die allgemeinen historischen, insbesondere legislativen Entwicklungen einzugehen. Auch im Hinblick auf den bereits in Kapitel 2. dargestellten historischen Hintergrund wird so deutlich, im Rahmen welcher Entwicklungen das Werk zu betrachten ist. Die allgemeinen historischen Entwicklungen können jedoch nur einen ersten Hinweis auf mögliche Motive KLOSTERMANNS hinsichtlich der Systematisierungsansätze geben, die über den wissenschaftlichen Zweck hinausgehen. Weitere Erkenntnisse verspricht die Untersuchung seines Lebenslaufes und seiner sonstigen Veröffentlichungen. Vor diesem Hintergrund können die Systematisierungsansätze abschließend bewertet werden. Dies erfolgt in dem jeder systematische Ansatz hinsichtlich einer möglichen Zwecksetzung (die über die

39 40

Schlosser, H.: Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte (2001), S. 149; Schmoeckel, M.: Auf der Suche nach der verlorenen Ordnung (2005), S. 367. Zum Ersten Weltkrieg als epochaler Einschnitt: Stolleis, M.: Der lange Abschied vom 19. Jahrhundert (1997), S. 5ff.

16

Gang der Untersuchung

reine wissenschaftliche Forschung hinausgeht) im Kontext untersucht wird. Damit kann die dritte These, die eingangs aufgestellt worden ist, verifiziert werden, bevor sämtlich Ergebnisse der Untersuchung in einem abschließenden Kapitel zusammengefasst werden.

Kapitel 2. – Historischer Hintergrund

A. Grenzen der Darstellung So mannigfaltig wie die Rechtsgebiete, die sich unter dem Begriff des Geistigen Eigentums versammeln lassen, ist auch ihr historische Entwicklung. Während die Rechte von Autoren schon früh etwa durch Privilegien geschützt wurden, tauchen die spezielleren Fragen etwa des Markenschutzes schwerpunktmäßig erst im 19. Jahrhundert auf41. Wird in dieser individuellen Entwicklung noch der Umstand berücksichtigt, dass allein auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik eine Vielzahl von Einzelstaaten bestand, die den rechtlichen Herausforderungen jeweils unterschiedlich begegnete, so wird schnell deutlich, dass es sich bei der historischen Entwicklung des Rechts des Geistigen Eigentums um einen komplexen Prozess handelt. Das Werk KLOSTERMANNS nimmt auf diesen Prozess Bezug und könnte hierin auch selbst, wie später untersucht werden soll, eine Rolle spielen. Der historische Hintergrund ist für die vorliegende Untersuchung demnach von doppeltem Interesse: neben dem allgemeinen Rahmen für ein besseres Quellenverständnis könnte er später auch selbst zum Anknüpfungspunkt werden. Damit muss vor einer eingehenden Untersuchung des Hauptwerkes ein Blick auf die historische Entwicklung des Rechts des Geistigen Eigentums zu werfen.

41

Zum Privileg als Frühform des Schutzes geistiger Güter: Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 2. Ein Privileg verleiht ein besonderes Recht und verbürgt durch die Erteilung zugleich den Schutz für das verbriefte Recht; es ergeben sich somit zwei Dimensionen: es ist objektives Recht (Verbot der Störung) und subjektive Berechtigung, gestützt auf die Garantie des Erteilers. Mohnhaupt, H.: Privileg, neuzeitlich (1971), Sp. 2006; Mohnhaupt, H.: Untersuchungen zum Verhältnis Privileg und Kodifikation im 18. und 19. Jahrhundert (1975), S. 81. Ob es sich bei den Privilegien allerdings um Vor- oder Frühgeschichte der Patente handelt ist umstritten. Frühgeschichte: Pohlmann, H.: Zur Überwindung des "Eigentums-" Vorstellungen im Urheberrecht (1962), S. 61ff.; Silberstein, M.: Erfindungsschutz und merkantilistische Gewerbeprivilegien (1961). Vorgeschichte: Dölemeyer, B., et al.: Der Beitrag der deutschen Rechtswissenschaft zur Theorie des gewerblichen Rechtsschutzes und Urheberrechts (1991), S. 190 ff.; Wadle, E.: Vor- oder Frühgeschichte des Urheberrechts? (1987), S. 190 ff.

18

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

Eine solche Darstellung steht allerdings zunächst vor der Notwendigkeit, den Gegenstand eingrenzen zu müssen. Die Rechtsgebiete, die unter den Begriff des Geistigen Eigentums fallen können, sind vielfältig und vor allem zu Beginn ihrer Entwicklung nicht immer exakt zu trennen. Neben den Abgrenzungsschwierigkeiten gilt es zudem zu beachten, dass nicht alle Rechtsgebiete gleich gut erforscht sind, sowohl in inhaltlicher Hinsicht als auch bezüglich der behandelten Zeiträume42. Auch sind noch nicht alle Bezüge zur Wirtschafts- oder Theoriengeschichte bearbeitet. Eine Darstellung der historischen Ursprünge des Geistigen Eigentums kann sich daher an dieser Stelle nur auf die Herausarbeitung wesentlicher Grundlinien und Strukturen richten und weniger auf die Untersuchung einzelner Rechtsgebiete oder Rechtsfragen. Ein besonderer Schwerpunkt soll dennoch auf den beiden prominentesten Gebieten des Geistigen Eigentums, nämlich auf dem Urheber- und dem Patentrecht, liegen. Die Entwicklungen in Europa oder weltweit an dieser Stelle darzustellen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen43. Insofern ist die Darstellung auf das Gebiet des späteren Deutschen Reiches beschränkt und es werden nur besonders wichtige Entwicklungen im Ausland angesprochen, um der Internationalität der Entwicklungen Rechnung zu tragen44. Um eine ausufernde Darstellung zu vermeiden, bietet sich nicht zuletzt auch eine zeitliche Begrenzung der Darstellung an. Im Hinblick auf das Erscheinungsjahr des ersten Bandes des Hauptwerkes – 1867 – ist natürlich die Entwicklung im 19. Jahrhundert von besonderem Interesse. Aufgrund erster größerer legislativer Maßnahmen zur Regelung der einzelnen Rechtsgebiet und der sich hieran anschließenden kontroversen Diskussion bietet das 19. Jahrhundert auch vielfältig Anknüpfungsmöglichkeiten. Die Früh- und Vorgeschichte des Schutzes geistiger Güter ist für die vorliegende Untersuchung der Systematisierungsbestrebungen von nur untergeordnetem Interesse. Als Ausgangspunkt bietet sich der Beginn des 19. Jahrhunderts an45. Denn der sich ab dieser Zeit abzeichnende Wechsel zum Liberalismus, der

42 43 44 45

Dölemeyer, B., et al.: Der Beitrag der deutschen Rechtswissenschaft zur Theorie des gewerblichen Rechtsschutzes und Urheberrechts (1991), S. 187. Vergleiche hierzu zum Beispiel: Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000). Zur Internationalität der Entwicklung:Dölemeyer, B.: Wege der Rechtsvereinheitlichung (1982), S. 66. 1810 erfolgte in Preußen durch das Edikt über die Einführung einer Gewerbesteuer die Aufhebung des Zunftzwangs und damit die Öffnung des Marktes hin zu einer liberalen Wirtschaftsordnung. Mieck, I.: Preussische Gewerbepolitik in Berlin 1806–1844 (1965), S. 15. Aufgrund ihrer Vorbildfunktion in vielerlei Hinsicht soll hier die preußische Entwicklung als Ausgangspunkt gewählt werden. Einen Einschnitt sehen hier auch: Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 27f und Fischer,

Historischer Hintergrund

19

sich unter anderem in der Einführung der Gewerbefreiheit ausdrückt, bringt die Notwendigkeit mit sich, Regelungen für den Schutz geistiger Güter zu finden46. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit wurden Vorgaben hinsichtlich der Ausübung von bestimmten Gewerben abgeschafft47. Auch der Zugang zum Markt wurde liberalisiert. In Verbindung hiermit steht auch eine zunehmende Bedeutung der Vertragsfreiheit – individuelle Absprachen treten am Markt in den Vordergrund48. Durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren (Eigentums-, Vertrags-, Gewerbefreiheit) wurde Wettbewerb erst ermöglicht. Mit der Öffnung des Marktes wurde allerdings auch bald deutlich, dass sich hieraus zwar neue Möglichkeiten, aber auch neue Risiken ergaben49. Das Wirtschaftswachstum als Folge der Industrialisierung erforderte daher unter anderem, dass der Schutz (gewerblicher) Ideen nachhaltig geregelt wurde50. Vor allem hinsichtlich des Patentrechts stellt die Liberalisierung des Marktes damit eine bedeutende Zäsur dar, die allerdings auch hinsichtlich des Schutzes anderer geistiger Güter eine tragende Rolle spielt. Mit der Befreiung von der althergebrachten Privilegienpraxis mussten sich Gesetzgeber und Wissenschaft den neuen Herausforderungen stellen51. Die ausführliche Erörterung der hiermit verbundenen recht-

46

47 48 49 50 51

W.: Der Staat und die Anfänge der Industrialisierung in Baden 1800 - 1850 (1962), S. 83. Die Abkehr von der merkantilistisch-absolutistischen Auffassung erfolgte jedoch in unterschiedlichem Umfang. Während Staaten mit liberaler Politik die Gewerbefreiheit als Modernisierungsmittel förderten, standen die Anhänger des überkommenen Merkantilismus ihr zurückhaltend gegenüber. Vogel, B.: Allgemeine Gewerbefreiheit (1983), S. 136. So sind Preußen und die Gebiete links des Rheines Beispiel:e für die Einführung (beziehungsweise Beibehaltung der durch Frankreich eingeführten) Gewerbefreiheit. Kaufhold, K.: Gewerbsprivilegien und gewerbliche Entwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert (1982), S. 86. Schleswig-Holstein und Oldenburg sind dagegen Beispiele für die Beibehaltung der alten Ordnung bis in die zweite Jahrhunderthälfte. Kaufhold, K.: Gewerbsprivilegien und gewerbliche Entwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert (1982), S. 101. Zu den Reformen im Allgemeinen: Zycha, A.: Deutsche Rechtsgeschichte der Neuzeit (1949), S. 286ff. Ausführlicher: Maetschke, M.: Ursprünge der Zwangskartellgesetzgebung (2008), S. 45. Maetschke, M.: Ursprünge der Zwangskartellgesetzgebung (2008), S. 47. Zur Industrialisierung: Mirow, J.: Geschichte des deutschen Volkes (1996), S. 616ff., 659 ff. Bereits zeitgenössische Autoren hatten die Privilegienpraxis als mit einem freien Markt nicht vereinbar kritisiert. Klippel, D.: "Libertas commercium" und "Vermögensgesellschaft" (1981), S. 328. Ausgangspunkt hierfür war der Begriff der Freiheit. Entscheidend wurde dieser nicht nur von Adam Smith geprägt, sondern auch schon früher von den deutschen Physiokraten. Zur Prägung des Freiheitsbegriffs durch Smith:Kaufhold, K.: Gewerbsprivilegien und gewerbliche Entwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert (1982), S. 75; zur Prägung durch die Physiokraten: Klippel, D.: "Libertas commer-

20

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

lichen Probleme, ihre inhaltliche und systematische Durchdringung wurde zunehmend relevant. Der Beginn des 19. Jahrhunderts stellt damit für die vorliegende historische Darstellung einen geeigneten Ausgangspunkt dar.

B. Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert I. Vorbemerkung Die Masse der Einzelgesetze mit ihren unterschiedlichen Regelungsansätzen zum Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts macht eines deutlich: Rechtschaffung und Rechtsfortbildung im jungen Gebiet des Geistigen Eigentums fielen der staatlichen Gewalt zu. Die Entwicklungen in diesem Bereich gehen vor allem auf die Aktivitäten des Gesetzgebers zurück52. Die heute selbstverständlich wirkende wissenschaftliche Durchdringung der Regelungen durch Hochschullehrer et cetera blieb zunächst aus. Dies wurde durch zwei Umstände begünstigt53: die Historische Rechtsschule wandte sich erst relativ spät den neuen Rechtsgebieten zu, das heißt erst nach der Jahrhundertmitte des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Rechtswissenschaft allerdings dann entscheidend von positivistischen Strömungen geprägt. Für diese ist allein das kodifizierte Recht entscheidender Gegenstand der Betrachtungen. Zur Vorbereitung neuer Vorhaben, zur wissenschaftlichen Meinungsbildung bisher noch nicht kodifizierter Probleme trägt sie demnach kaum bei. Die besondere Aktivität der Gesetzgeber, bei gleichzeitigem Desinteresse der Wissenschaft in den hier zu untersuchenden Rechtsbereichen erscheint vor diesem Hintergrund nicht erstaunlich. Dementsprechend wird auch die Gesetzgebung im Mittelpunkt der Darstellung der Entwicklungen im 19. Jahrhundert stehen. Es bietet sich an, diese Darstellung in zwei Abschnitte zu teilen54. Als Ausgangspunkt dient der Wiener Kongress im Jahr 1814/1815. Die ihm nachfolgende Periode des Deutschen Bundes ist geprägt von einer reichen Einzelge-

52 53 54

cium" und "Vermögensgesellschaft" (1981), S. 324. Eingriffe des Staates in die Ökonomie wurden abgelehnt. Dölemeyer, B., et al.: Der Beitrag der deutschen Rechtswissenschaft zur Theorie des gewerblichen Rechtsschutzes und Urheberrechts (1991), S. 195. Wadle, E.: Der Weg zum gesetzlichen Schutz des geistigen und gewerblichen Schaffens (1991), S. 97. Ebd., S. 97. Ebd., S. 96.

Historischer Hintergrund

21

setzgebung und bietet die Grundlage für die Betrachtung der Rechtsgebiete. Eine zweite Zäsur stellt die Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1870/1871 dar. Hiermit ging dann ein einheitlicher Gesetzgebungsschub einher.

II. Die Ereignisse nach dem Wiener Kongress 1. Allgemeine Entwicklungen Hinsichtlich der allgemeinen Entwicklung ist festzuhalten, dass neben der industriellen Revolution als entscheidender Faktor für die Entwicklung des Geistigen Eigentums, beziehungsweise der dazu zählenden Rechtsgebiete, in dieser Phase nach dem Wiener Kongress zwei Staatenbünde von entscheidender Bedeutung sind: der Deutsche Bund und der Deutsche Zollverein55. Der Deutsche Bund wurde durch die Bundesakte am 8. Juni 1815 im Rahmen des Wiener Kongress ins Leben gerufen. Er war von Anfang an gekennzeichnet durch einen nur losen Verbund der Mitgliedsstaaten56. Dies hatte unter anderem das Fehlen jeglicher Bundeskompetenzen für den hier interessanten Bereich des Wirtschaftsrechts zur Folge57. Erschwert wurde jede Art von Beschlussfassung zudem durch den Dualismus von Preußen und Österreich. Die Bundesversammlung nahm sich erst in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts des Urheber- und Patentrechts an, als Folge der Revolution 1848/49. Dem Deutschen Bund gegenüber stand ab 1833/34 der Deutsche Zollverein58. Dieser hat von Anfang an die Schaffung eines gemeinsamen Marktes als Ziel. Im Gegensatz zum Deutschen Bund handelte es sich hier also nicht um ein politisch orientiertes Bündnis, sondern um einen wirtschaftlich orientierten Staatenbund. Da eine Rechtsvereinheitlichung wesentliche Voraussetzung eines gemeinsamen Marktes war, kam der Schutz von Warenbezeichnungen und Erfindungen bereits in den Anfängen des Zollvereins zur Sprache. Die Entwicklung ist beispielhaft für den wirtschaftlichen Druck hin zu politischen Reformen59. Wie auch im Deutschen Bund blieben die einzelnen Staaten zwar souverän, jedoch galt, dass die Beschlüsse der Zollvereinskonferenz für alle Mitglieder

55

56 57 58 59

Zur Bedeutung der Industriellen Revolution Mirow, J.: Geschichte des deutschen Volkes (1996), S. 616ff., 659ff. Zur Wechselwirkung von Rechtsschutz und industrieller Weiterentwicklung North, D.: Theorie des institutionellen Wandels (1988), S. 169 f. Mirow, J.: Geschichte des deutschen Volkes (1996), S. 559. Kotulla, M.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2008), S. 338; Abdruck der Bundesakte bei Huber, E.: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte (1986), S. 84. Willoweit, D.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2009), S. 233. Schmoeckel, M.: Auf der Suche nach der verlorenen Ordnung (2005), S. 364.

22

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

bindend waren. In den 50er Jahren erlahmte jedoch die Diskussion, da sich das freihändlerische Denken, das dem Schutz des Geistigen Eigentums ablehnend gegenüberstand, immer mehr durchsetzte. Beide Staatenbünde haben gemeinsam, dass einheitliche Regelungen nicht durch ein unabhängiges (Bundes-)Organ den einzelnen Ländern oktroyiert wurden, sondern dass die Länder ihre Souveränität beibehielten und damit die Last der anfallenden Gesetzgebungsarbeit trugen. Dies hatte zur Folge, dass eine einheitliche Entwicklung zugunsten einzelstaatlicher Gesetze ausblieb. Einen erheblichen, vereinheitlichen Einschnitt hätte in dieser von individuellen Zügen geprägten Entwicklung das In-Kraft-Treten der Reichsverfassung der Paulskirche bedeutet60. In ihrem § 164 III hält sie eindeutig fest: „Das geistige Eigenthum soll durch die Reichsgesetzgebung geschützt werden“. Zur Umsetzung dieses Vorhabens diente eine weitreichende Gesetzgebungskompetenz für den Gesamtstaat in § 40. Die Umsetzung der Verfassung blieb zwar aus – sie diente dennoch als Vorbild für die Verfassung für das Reich von 1871. Zudem formulierte sie auch das nach 1850 noch gültige Ziel der Erstellung eines Regelwerkes, das für alle deutschen Staaten den Schutz des Geistigen Eigentums regelt. Bevor diese Entwicklung weiter verfolgt wird, sollte aber noch ein Blick auf die speziellen Entwicklungen in zwei einzelnen Rechtsgebieten vor der Reichsgründung geworfen werden.

2. Die einzelnen Rechtsgebiete a. Das Urheberrecht Eine Darstellung der Entwicklung in allen einzelnen Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums würde den Rahmen dieser Darstellung sprengen und auch wäre auch für ihren Zweck – einen Überblick zur Erleichterung des Verständnisses der Hauptuntersuchung zu verschaffen – nicht erforderlich. An dieser Stelle genügt es, sich überblicksartig auf das Urheberrecht und den Erfindungsschutz zu beschränken, da diese auch im weiteren Verlauf der Untersuchung eine Rolle spielen werden. Zunächst soll demnach nun die Entwicklung des Urheberrechts nachgezeichnet werden. Vor dem Wiener Kongress herrschte in den deutschen Staaten eine unbefriedigende Situation. Das Geschäft des Nachdrucks blühte, während kaum rechtliche Möglichkeiten bestanden dagegen vorzugehen. Leipzig hatte

60

Hierzu ausführlich Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 122ff.

Historischer Hintergrund

23

sich zum Zentrum des Buchhandel- und Verlagsgeschäft entwickelt61. Süddeutschland suchte dagegen den Anschluss und verlegte sich schließlich darauf, bekannte Werke nachzudrucken. Der bekannteste Nachdrucker war dabei JOHANN THOMAS VON TRATTNER aus Wien, der mit obrigkeitlicher Förderung ganz Österreich mit Nachdrucken versorgte62. Aus diesen Gegensätzen entstand eine rege Diskussion um die Legitimität des Nachdrucks. Das überkommende Privilegienwesen konnte die modernen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen. Die Bekämpfung des Nachdrucks wurde zudem durch den vor allem in Süddeutschland verbreiteten und kaum zu kontrollierenden Hausierhandel erschwert. Neuere Ansätze die versuchten, der komplizierten Situation Herr zu werden, scheiterten meist an ihrer zu starken Verhaftung in den Traditionen. So behandelte das preußische Allgemeine Landrecht von 1794 eingehend die Verhältnisse zwischen Autoren und Verlegern, setzt den Vorrang der Verlagsinteressen aber als gegeben voraus63. Als ungünstig erwies sich zudem die aus der Privilegienzeit stammende Verknüpfung von Verlagsrecht einerseits und Zensur andererseits. Die unausweichlichen Beschwerden fanden in Petitionen ihren Weg nach Wien zum Kongress. Eine für den deutschen Bund einheitliche Lösung musste dort jedoch an den mangelnden Bundeskompetenzen scheitern64. Immerhin erging in Art. 18d der Bundesakte ein Verhandlungsauftrag bezüglichen den Themen der Pressefreiheit und des Nachdrucks65. Vor dem Hintergrund, dass ein wirksamer Schutz zum einen die Einigung aller Staaten voraussetzte und dass der Verhandlungsauftrag zum anderen mit der Frage der Pressefreiheit verbunden war - einem Thema, das bei dem starken staatlichen Kontrollbegehren für Widerstand sorgen musste - verwundert es nicht, dass die aufgeworfenen Fragen erst im März 1817 bearbeitet wurden. Der später eingesetzte Ausschuss legte am 11. Februar 1819 einen Bericht und einen umfassenden Gesetzesentwurf vor. Dieser 23 Artikel umfassende Entwurf enthielt neben einigen fortschrittlichen Ansätzen auch Anachronismen wie zum Beispiel die Verknüpfung des Rechtsschutzes mit günstigen Buchpreisen. Sein zukunftsorientiertester Vorschlag, nämlich die Aufgabe der kombinier-

61 62

63 64 65

Gieseke, L.: Vom Privileg zum Urheberrecht (1995), S. 157. Johann Thomas von Trattner (1717–1798). Hofbuchdrucker in Wien, ausführlich Cloeter, H.: Johann Thomas Trattner (1952), S. 21ff. Gieseke, L.: Vom Privileg zum Urheberrecht (1995), S. 159; Vogel, M.: Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte zwischen 1450 und 1850 (1978), Sp. 78. Vogel, M.: Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte zwischen 1450 und 1850 (1978), Sp. 90. Ebd., Sp. 133. Abdruck bei Huber, E.: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte (1986), S. Bd. 1, S. 90.

24

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

ten Diskussion von Pressefreiheit und Nachdruckverboten führte schließlich dazu, dass der Entwurf nicht weiter verfolgte wurde. Im März 1822 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, nachdem einige Staaten jedoch deutlich ihre fehlende Kompromissbereitschaft ausgedrückt hatten, wurde offenbar, dass eine Einigung auf diesem Wege nicht zu erreichen war. Hinausgezögert wurden die Arbeiten auch durch die Haltung des österreichischen Kanzlers CLEMENS FÜRST VON METTERNICH, der befürchtete, dass mit einem einheitlichen Nachdruckverbot in Deutschland der Bücherverkehr zunehmen würde und freiheitliche Ideen auf diese Weise auch nach Österreich kämen66. Unter anderem die Bemühungen JOHANN WOLFGANG VON GOETHES um den Schutz seiner bei Cotta verlegten Ausgabe der letzten Hand 1825 führte schließlich dazu, dass Preußen die Initiative ergriff67. Unabhängig von einer gesamtdeutschen Regelung wollte Preußen zumindest die Gleichbehandlung von eigenen und fremden Staatsbürgern bei Maßregeln gegen den Nachdruck sicherstellen. Nach der entsprechenden Ermächtigung des Königs von 1827 folgten demnach eine Vielzahl von Verträgen, die mit nahezu allen deutschen Staaten und freien Städten abgeschlossen wurden68. Angesichts dieses erfolgreichen Vorbildes und auf entsprechenden Antrag Preußens hin wurde am 6. September 1832 in der Bundesversammlung des Deutschen Bundes der Beschluss gefasst, der die Gleichbehandlung der Staatsbürger in allen Bundesstaaten herbeiführte69. Auch einzelne Staaten wurden durch das preußische Vorbild animiert, Maßnahmen gegen den Nachdruck zu ergreifen. Dennoch wurde durch den Beschluss der Bundesversammlung zugunsten der Gleichbehanlung mehr als zuvor deutlich, dass gleichförmige Grundsätze oder Schutzgesetze in den Einzelstaaten nicht bestanden. Erst das Schlussprotokoll vom 12. Juni 1834 schuf wichtige Voraussetzungen, indem hier auf die Koppelung von Presseregeln und Nachdrucksfragen verzichtet wurde.

66

67

68 69

Clemens Fürst von Metternich-Winneburg (1773–1859). Österreichischer Staatskanzler. Höhepunkt seines Wirkens war der Wiener Kongress auf dem er die Vormachtstellung Österreichs zu sichern suchte, ausführlich Aretin, K. v.: Metternich-Winneburg, Clemens Graf von (1952), S. 236ff. Zu seiner Haltung zum Nachdruckverbot: Gieseke, L.: Vom Privileg zum Urheberrecht (1995), S. 223ff. Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832). Dichter und weimarischer Staatsmann. Gilt als bedeutendster Dichter der deutschen Sprache und einer der universellsten Geister, unter anderem studierte er auch Rechtswissenschaften in Leipzig, ausführlich Flitner, W.: Goethe, Johann Wolfgang von (1952), S. 546ff. Zum Antrag: Wadle, E.: Der Weg zum gesetzlichen Schutz des geistigen und gewerblichen Schaffens (1991), S. 118; Wadle, E.: Die Entfaltung des Urheberrechts als Antwort auf technischen Neuerungen (1996), S. 71. Vogel, M.: Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte zwischen 1450 und 1850 (1978), Sp 157. Jolly, J.: Die Lehre vom Nachdruck (1852), S. 57; Mandry, G. v.: Das Urheberrecht an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst (1867), S. 10ff.

Historischer Hintergrund

25

Schon im November 1835 konnte die Bundesversammlung weitere Erfolge verzeichnen: Es wurde ausdrücklich erklärt, dass der Beschluss von 1832 bereits ein für alle Staaten geltendes, positives Verbot des Nachdrucks enthalte. Damit war das seit mehr als einem halben Jahrhundert angestrebte allgemeine deutsche Nachdruckverbot Wirklichkeit geworden70. Weiter gelang es fünf Grundsätze zu formulieren, die den Weg für die Gleichförmigkeit bereiten sollten. Die darauf folgenden Verhandlungen scheiterten jedoch an Württemberg, das den Schutz möglichst eng begrenzen wollte, und an Österreich das bestrebt war, dem Stimmführer Preußen Widerstand entgegenzusetzen. Auch hier ist die Weiterentwicklung wieder der Initiative Preußens zu verdanken. Sein sorgfältiges „Preußisches Gesetz zum Schutze des Eigenthums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung“ vom 11. Juni 1837 war umfassend ausgearbeitet und kann im Hinblick auf die sonstigen Regelungen auch als fortschrittlich angesehen werden71. Die Bundesversammlung stimmte der entsprechenden Vorlage (auch hier machte sich wieder der österreichische Widerstand bemerkbar) nur zögerlich und unter vielen Vorbehalten zu. Die von Berlin von Anfang an eingeplante positive Vorbildfunktion verfehlte jedoch nicht ihre Wirkung, so dass der Bundesbeschluss von 1837 in den Folgejahren noch zweimal im preußisch-modernen Sinne erweitert wurde. Auch die einzelstaatliche Gesetzgebung zeigt Folgen des preußischen Entwurfs72. Beispielhaft (mehr oder weniger stark dem preußischen Vorbild folgend) seien hier Hamburg (1838), Bayern (1840), Sachsen (1844) und schließlich auch Österreich im Jahr 1846 erwähnt73. Nach der Restauration des deutschen Bundes nach 1850 war keine besondere Initiative zu erwarten74. Es wurden nur einige Verbesserungen ältere Beschlüsse verabschiedet. Erst 1862 beantragt Sachsen ein einheitliches Urhebergesetz auszuarbeiten. Dieser Antrag wurde von Bayern, Württemberg und Österreich unterstützt. Der 1864 fertiggestellte sogenannte Frankfurter Entwurf musste jedoch letztendlich am preußisch-österreichischen Gegensatz scheitern.

70 71

72 73 74

Zur gesamten Entwicklung: Gieseke, L.: Vom Privileg zum Urheberrecht (1995), S. 233. Hierzu: Ebd., S. 237ff.; Vogel, M.: Urheberpersönlichkeitsrecht und Verlagsrecht im letzten Drittel des 19. JH (1994), S. 587; Abdruck bei Hitzig, J.: Das Königliche Preussische Gesetz vom 11. Juni 1837 zum Schutze des Eigenthumes an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung (1838), S. 47ff. Vogel, M.: Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte zwischen 1450 und 1850 (1978), S. 167. Vogel, M.: Die Geschichte des Urheberrechts im Kaiserreich (1987), S. 875. Wadle, E.: Der Weg zum gesetzlichen Schutz des geistigen und gewerblichen Schaffens (1991), S. 124.

26

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

Die Arbeiten an diesem Frankfurter Entwurf erwiesen sich allerdings insofern als fruchtbar, als dass zum einen ein neues bayerisches Gesetz von 1865 die Vorschläge fast völlig übernahm und zum anderen die Gesetzgeber des Norddeutschen Bundes auf diese Vorarbeiten zurückgreifen konnten. So war noch am Vorabend der Reichsgründung ein einheitliches deutsches Gesetz, das das Urheberrecht in abschließender Weise regelte, nicht in Sicht. b. Der Schutz der Erfindungen Bezüglich der Erfindungen ist der Übergang vom Schutz durch Privilegien zum Schutz durch Gesetz nicht so deutlich zu erkennen. Lange waren in vielen deutschen Ländern immer noch Privilegien der vorherrschende Mechanismus für den Schutz von Erfindungen. Die Privilegien- beziehungsweise Patenterteilung wurde als Gnadenakt angesehen75. Deutlich tritt hierbei hervor, dass der Erfinder gerade keinen Anspruch auf die Erteilung hat. Erschwerend kam später hinzu, dass Patente als der freien Wirtschaft abträglich angesehen wurden und somit bei Wirtschaftsliberalen auf besondere Ablehnung stießen. Ein Beispiel für diese Entwicklung stellen die Verhältnisse in Preußen dar76. Nachdem schon im 18. Jahrhundert die Regelungen betreffend die Privilegien restriktiv gehandhabt wurden, erging 1815 das „Publicandum über die Ertheilung der Patente“77. Dabei wurden die Patente zwar als Mittel der Gewerbeförderung angesehen; allerdings wurden sie im Hinblick auf das zu dieser Zeit in Preußen vorherrschende stark liberale Wirtschaftsdenken nur zurückhaltend vergeben. Sie wurden als „schädliche Monopole“ betrachtet78. Auch hier blieb das Patent zudem ein Privileg und damit Majestätsrecht im Sinne des Allgemeinen Preußischen Landrechts79. Das preußische System stand somit im Gegensatz zu dem französischen Ansatz, der sich durch eine deutlich offenere Haltung gegenüber der Patenterteilung auszeichnete, was sich in dem in Frankreich bevorzugten Anmeldesystem zeigte80. Das preußische Verständnis des Patentwesens als letztlich überkommenes Relikt des Merkantilismus wird deutlich bei CHRISTIAN WILHELM BEUTH81.

75 76 77 78 79 80 81

Dölemeyer, B.: Wege der Rechtsvereinheitlichung (1982), S. 65; Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 324. Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 26ff. Abgedruckt bei Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 332. Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4142; Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 330. Vergleiche Bestimmungen des 2. Teils des ALR, 13. Titel § 7. Heggen, A.: Die Anfänge des Erfindungsschutzes in Preußen 1793 bis 1815 (1974), S. 75. Christian Wilhelm Beuth (1781–1853). Jurist, Beamter und Gewerbepolitiker. Begründer des Gewerbeinstituts und des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes. Direk-

Historischer Hintergrund

27

Dieser hebt hervor, dass der Schutz durch Patente auf wenige Fälle beschränkt werden sollte, um den Gewerbefleiß nicht zu behindern82. Damit drückt er deutlich aus, dass es sich bei Patenten aus seiner Sicht um Schutzmechanismen handelt, die der freien Entwicklung des Marktes entgegenstehen und daher wenn überhaupt nur restriktiv erteilt werden sollten. Bayern stellt dagegen – neben Württemberg – ein Beispiel für eine relativ großzügige Patenterteilungspraxis dar, die sich auch in der Diskussion um eine liberale Wirtschaftspolitik behaupten konnte83. Zwar wurde hier vielerorts das antiquierte System der Privilegienerteilung bis in das 19. Jahrhundert übernommen, allerdings wurden in bestimmten Gebieten auch modernere Regelungen eingeführt. So galten in der bayerischen Rheinpfalz die französischen Regelungen zur Patenterteilung auch nach 1816 weiter. Eine eigenständige Gesetzesinitiative kam 1825 für sieben Kreise Bayerns zustande: es wurde ein Gewerbegesetz erlassen, das zwar nur knappe Instruktionen enthielt, allerdings durch Vollzugsgesetze umfassend ergänzt wurde84. Dies blieb bis 1877 in Kraft. Lagen seine Voraussetzungen vor, so wurde das Patent erteilt.Im Unterschied zu Preußen kam es hier häufiger zu Patenterteilungen. Die einzelnen Staaten auf dem Gebiet des deutschen Reichs konnten sich damit verschiedenen Vorbildern anschließen. Dabei wurde die Internationalität der Entwicklung hier bisher außen vor gelassen. Die Rücksichtnahme auf die Gesetzgebung des Auslands ist im ganzen 19. Jahrhundert zu spüren. Für die deutschen Gesetzgeber, die sich auf der Suche nach der Lösung der Problem um das Geistige Eigentum auch im Ausland kundig machten, mussten dabei zwei Länder von besonderem Interesse sein. In Frankreich war bereits im Januar 1791 das erste Patentgesetz erlassen worden, das lokale Regelungen zum Schutz von Erfindungen und das Privilegienwesen abschaffte85. Diesem Gesetz folgten zahlreiche andere Regelwerke, die insgesamt einen umfassenden, modernen Schutz ermöglichten86. Der Einfluss des französischen Ansatzes auf die deutschen Staaten war umso größer,

82

83 84 85 86

tor der Abteilung für Handel, Gewerbe und Bauwesen des preußischen Finanzministeriums, ausführlich Pohl, H.: Peter Christian Wilhelm Beuth (1991), S. 150ff. Heggen, A.: Zur Vorgeschichte des Reichspatentgesetzes von 1877 (1977), S. 323f.; Treue, W.: Die Entwicklung des Patentwesens im 19. Jahrhundert in Preußen und im deutschen Reich (1974), S. 166. Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4144f. Kohler, J.: Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung (1900), S. 23. Dölemeyer, B.: Wege der Rechtsvereinheitlichung (1982), S. 65; Lammel, S.: Die Gesetzgebung des Handelsrechts, S. 842. Zur Entwicklung: Calmels, E.: De la Propriété et de la contre-façon des oeuvres de l'intelligence (1836), S. 16ff.

28

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

weil in den linksrheinischen Gebieten vor 1815 genau diese Regelungen eingeführt und später beibehalten wurden. Auch Großbritannien war hinsichtlich seiner Schutzsysteme von einigem Interesse. Das Statute of Monopolies aus dem Jahre 1623/24, das unter bestimmten Voraussetzungen ein zeitlich begrenztes Monopolrecht zuließ, wurde zur „Magna Charta des Erfindungsschutzes87“. Es folgte im Jahr 1709 ein Gesetz gegen den Nachdruck. Später kamen weitere Gesetze, die der bis dahin geltenden Spruchpraxis einen rechtlichen Rahmen gaben. Allerdings führten weder die Beispiele aus Frankreich und England zur Einführung eines einheitlichen Rechtsschutzes auf den Gebieten des Geistigen Eigentums. In jeglicher Hinsicht blieb es demnach in allen Bereichen bei uneinheitlichen Regelungen mit starken territorialen Besonderheiten. Der Zollverein bildete schließlich einen Einschnitt in diese so unterschiedlichen Entwicklungen88. Schon in seiner Gründungsphase kamen die Probleme des Erfindungsschutzes zur Sprache, da bereits erkannt worden war, dass das System der Privilegien zum wirtschaftsliberalen Verständnis vom freien Warenverkehr in Widerspruch stand89. 1834 begannen die Arbeiten an gemeinsamen Grundsätzen für die Mitglieder des Zollvereins, die jedoch erst 1842 ihren Abschluss fanden90. Die Bearbeitungsdauer ist nicht verwunderlich bei Berücksichtigung der wirtschaftsliberalen Haltung der preußischen Vormacht im Zollverein im Vergleich zu der erfinderfreundlichen Haltung von zum Beispiel Württemberg91. Im September 1842 wurden schließlich Grundsätze für jedes Mitglied niedergelegt92. Dadurch wurden die Rechte der Patentinhaber zugunsten des freien Verkehrs eingeschränkt. Neu waren allerdings zum Beispiel die Anerkennung des Inländerprinzips (Anspruch des Patentanmelders, in jedem Land dieselben Patentrechte wie die jeweiligen Staatsangehörigen zu reklamieren) sowie die Festschreibung des Neuheitsprinzips.

87

88 89

90 91

92

Zum Statute of Monopolies: Lammel, S.: Die Gesetzgebung des Handelsrechts, S. 1079; Abdruck bei Holroyd, E.: Practical treatise of the law of patents for inventions (1830), S. 191ff; Beier, F.-K.: Gewerbefreiheit und Patentschutz (1974), S. 189; zu seiner Rolle Kohler, J.: Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung (1900), S. 19. Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 42 ff. Vergleiche nur den bereits im Zollvereinigungsvertrag geschlossenen Separatartikel 4, Pos. I zu Art. 7c, der eine möglichst baldige Einigung über gemeinsame Grundsätze des Erfindungsschutzes zum Gegenstand hat. Verträge und Verhandlungen aus dem Zeitraume von 1833 bis einschließlich 1836 über die Bildung und Ausführung des deutschen Zoll- und Handelsvereins, 1845, S. 5 und 15. Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 348. Heggen, A.: Zur Vorgeschichte des Reichspatentgesetzes von 1877 (1977), S. 322; Treue, W.: Die Entwicklung des Patentwesens im 19. Jahrhundert in Preußen und im deutschen Reich (1974), S. 166. Ausführlich: Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4150.

Historischer Hintergrund

29

Die Konsequenzen der Übereinkunft blieben allerdings überschaubar. Preußen brauchte seine gesetzlichen Regelungen nicht anzupassen, da sie den Vorgaben entsprachen. Dagegen ersetzten Bayern und Württemberg ihr alten durch die neuen Regelungen. Zögerlich folgten die anderen Länder. Auch auf der Ebene des Deutschen Bundes entwickelte sich der Erfindungsschutz nur langsam. Nach der Restaurierung des Bundes sollte dieses Thema zwar wieder Gegenstand von Verhandlungen sein, entsprechende Entwürfe wurden jedoch nicht beraten. Erst 1860 gab es einen erneuten Vorstoß, bei dem Sachsen und Württemberg jeweils Entwürfe vorlegten. Jedoch blockierte auch hier die Rivalität zwischen Preußen und Österreich jede Einigung in der Sache93. Die Schwierigkeiten lagen diesbezüglich vor allem darin begründet, dass Österreich mit der Frage der Patente völlig anders umging als Preußen. Zunächst hielt es noch an dem Privilegiensystem fest. Für die Privilegienvergabe wurden dann 1785 und 1794 zumindest allgemeine Bestimmungen erlassen. 1810 kam es dann zu einer Neuordnung durch ein Hofkammerdekret, durch das die Patentierbarkeit begrenzt wurde und Inhalt, Dauer, sowie das Verfahren der Erteilung dauerhaft geregelt wurde94. Dabei entfiel die Nützlichkeitsprüfung, so dass von einem modifizierten Anmeldesystem innerhalb des Systems der Privilegien gesprochen werden kann. Dies stellt bereits einen großen Schritt weg von dem Verständnis der Privilegienerteilung als Gnadenakt dar. Zehn Jahr später kam es zu einer erneuten Regelung, ausgelöst durch den Wiedergewinn Venetiens und der Lombardei, die sich beide nach dem französischen Vorbild (Anmeldesystem) gerichtet hatten95. Österreich übernahm hier das französische System in noch weitergehendem Maße als vorher: jegliche Neuheits-/Nützlichkeitsprüfung entfiel, Höchstdauer und Geltungsbereich wurden ausgedehnt. Bemerkenswert ist dabei jedoch, dass trotz dieses fortschrittlichen Ansatzes klargestellt wurde, dass der Erfinder kein ursprüngliches Recht an seiner Erfindung habe, sondern das Privileg eine hoheitliche Maßnahme zur Industrieförderung sei96. Dennoch wird hier ein deutlicher Unterschied zu der Haltung Preußens gegenüber den Rechten der Erfinder deutlich. Hinsichtlich des Schutzes der Erfindungen wurde demnach bis zur Reichsgründung in vielen Staaten keine – aus Sicht der Erfinder – befriedigende Lösung gefunden.

93 94 95

96

Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4156. Ebd., S. 4174 f.; Pribram, E.: Die Entwicklung der Oesterreichischen Patentgesetzgebung vom Jahre 1810 bis 1832 (1913), S. 221. Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 327; Pribram, E.: Die Entwicklung der Oesterreichischen Patentgesetzgebung vom Jahre 1810 bis 1832 (1913), S. 227. Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4176.

30

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

III. Die Entwicklung nach der Reichsgründung 1. Allgemeine Entwicklungen Nach dem Deutschen Krieg von 1866 schlossen sich am 18. August Fürstentümer und Hansestädte unter der Führung Preußens zum Norddeutschen Bund zusammen97. Zunächst handelte es sich hierbei nur um ein militärisches Schutzund Trutzbündnis. Schon 1867 gaben die Vertragsparteien dem Bund jedoch eine Verfassung, die ihn zu einem Bundesstaat im Sinne eines föderalen Gesamtstaates machte98. Nachdem Frankreich bei Metz und Sedan 1870 schließlich durch die Bundesstaaten geschlagen wurde, entwickelte sich im Laufe der folgenden Monate aus dem Norddeutschen Bund das Deutsche Reich, das am 18. Januar 1871 gegründet wurde. Genau betrachtet ist die Reichsgründung dabei nichts anderes als der Eintritt der süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund99. Ob es sich also bei dem Deutschen Reich um einen bloßen Nachfolger des Norddeutschen Bundes handelt, oder um einen neuen Staat ist allerdings umstritten100. Da die Verfassung des Norddeutschen Bundes im Wesentlichen mit der des Deutschen Reichs übereinstimmte liegt es nahe, mit PAUL LABAND von einer bloßen Fortsetzung und nicht einer Neugründung auszugehen101. Mit diesen Entwicklungen begannen auch die dem Geistigen Eigentum zugehörigen Rechtsgebiete ihre moderne Gestalt anzunehmen. Dafür spielte die Verfassung des Norddeutschen Bundes beziehungsweise die des Deutschen Reichs eine wesentliche Rolle. Ähnlich wie die beschriebene Verfassung der Paulskirche begründete sie eine umfassende Zuständigkeit für Bund beziehungsweise Reich bezüglich Zoll- und Handelsgesetzen, Patente für Erfindungen, das gesamte Handelsrecht und damit auch für den Schutz des Geistigen

97 98

99 100

101

Willoweit, D.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2009), S. 259. Kotulla, M.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2008), S. 494; Abdruck der Verfassung bei Huber, E.: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte (1986), S. S. 271ff (Bd. 2). Mirow, J.: Geschichte des deutschen Volkes (1996), S. 725. Hierzu zum Beispiel Huber, E.: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 (1988), S. 760ff.; Kotulla, M.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2008), S. 525f.; Menger, C.: Deutsche Verfassungsgeschichte der Neuzeit (1986), S. 146f. Paul Laband (1838–1918). Deutscher Jurist, dessen wissenschaftlicher Ausgangspunkt die deutsche Rechtsgeschichte war. Er etablierte sich vor allem in der Staatsrechtswissenschaft, ausführlich Friedrich, M.: Laband, Paul (1952), S. 362ff. Zur Neugründungsdiskussion Laband, P.: Das Staatsrecht des deutschen Reiches (1876), S. 43; Kotulla, M.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2008), S. 526; dagegen Menger, C.: Deutsche Verfassungsgeschichte der Neuzeit (1986), S. 147 und Huber, E.: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 (1988), S. 761.

Historischer Hintergrund

31

Eigentums102. Von diesen Kompetenzen wurde in unterschiedlicher Weise Gebrauch gemacht. Im Unterschied zu der Entwicklung nach dem Wiener Kongress spielte die Wissenschaft jetzt jedoch eine deutlich bedeutendere Rolle. Der Gesetzgeber orientierte sich in seinen Entscheidungen an der wissenschaftlichen Debatte. Wesentlich bestimmt wird die Gesetzgebung jedoch auch durch den Wandel der wirtschaftspolitischen Anschauungen. Die Zurückhaltung Preußens gegenüber Patenten wurde am Beispiel BEUTHS bereits aufgezeigt. Diese hielt sich bis zur Wirtschaftskrise 1873. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde die liberale Wirtschaftspolitik in Frage gestellt. Endgültig wurde der Weg für einen Richtungswechsel mit dem Rücktritt des Liberalen RUDOLF VON DELBRÜCK 1876 als Präsident des Reichskanzleramtes frei103. OTTO FÜRST VONBISMARCKS Hinwendung zur Politik des Protektionismus und der Verstaatlichung konnte sich nun in allen Bereichen durchsetzen104. Ausdruck dieser neuen Wirtschaftspolitik sind das Musterschutzgesetz und das Patentgesetz.

2. Die einzelnen Rechtsgebiete a. Die Gesetzgebung zum Urheberrecht Trotz einer starken Interessenvertretung, die eine Gesetzgebung zum Urheberrecht nachdrücklich vorantrieb, so dass diese nach Reichsgründung als erste in Angriff genommen wurde, gelang die endgültige Fertigstellung erst 1876. Schon zur Zeit des Norddeutschen Bundes zählte die Urheberrechtsfrage zu den wichtigsten Vorhaben. Artikel 4 der Verfassung des Bundes brachte die erforderliche Bundeskompetenz105. Ein durch das preußische Kultusministerium

102 103

104

105

Kotulla, M.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2008), S. 535; Huber, E.: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 (1988), S. 910 f. Martin Friedrich Rudolph von Delbrück (1817–1903). Preußischer Staatsmann. Seine Politik orientierte sich an freihändlerischen Grundsätzen und führte zu der Einführung einiger liberaler Wirtschaftsgesetze, die die Einheit Deutschlands über den Zollverein hinaus förderten (Beispiel: Einführung des metrischen Maß- und Gewichtssystems 1868). Mit Bismarcks Eingreifen in die innere Reichspolitik und der Abwendung vom Liberalismus trat Delbrück zurück. Ausführlich Heffter, H.: Delbrück, Martin Friedrich Rudolph von (1952), S. 579. Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck (1815–1898). Reichskanzler. Die Abwendung von den Liberalen erfolgte ab den späten 1870er Jahren, Ausdruck dieses Wandels ist unter anderem die Schutzzollpolitik. Ausführlich: Stolberg-Wernigerode, O. zu: Bismarck, Otto Eduard Leopold von (1952), S. 268ff. Zum Protektionismus Willoweit, D.: Deutsche Verfassungsgeschichte (2009), S. 271f. Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4017; Abdruck bei Huber, E.: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte (1986), S. S. 272 (Bd. 2).

32

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

1867 erarbeiteter Entwurf wurde öffentlich diskutiert und 1869 durch eine verbesserte Version ersetzt, die schließlich in den Reichstag eingebracht wurde106. Inhaltlich orientierte sich dieser Entwurf an den zurückliegenden Arbeiten. Sein Aufbau entspricht dem des preußischen Gesetzes von 1837. Der Vorschlag wurde ausführlich diskutiert107. Zu Diskussionen führten insbesondere die uneinheitlichen Schutzdauern, sowie der Abschnitt über die musikalischen Werke. Als nachhaltig problematisch erwies sich allerdings der Abschnitt über die Werke der bildenden Künste. Hier wurden dem Kunstwerkschutz im industriellen Bereich enge Grenzen gezogen, so dass die Kunstindustrie ihre Interessen nicht angemessen berücksichtigt sah108. Dieser Teil des Gesetzes, wie auch die Regelungen bezüglich der Fotographie wurden schlußendlich vom Reichstag abgelehnt, so dass am 11. Juni 1870 lediglich ein „Gesetz betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Kompositionen und dramatischen Werken“ verkündet werden konnte. Das Gesetz trat am 1. Januar 1871 in Kraft109. Ohne Zweifel bedeutete es als erste einheitliche Regelung einen erheblichen Fortschritt, das Fehlen von Regelungen hinsichtlich der Werke der bildenden Künste stellte jedoch ein Manko dar. 1876 schließlich wurde das Gesetz durch das Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste ergänzt und damit vervollständigt110. Die Problematik, die 1870 zur Ablehnung dieses Teils des ursprünglichen Gesetzes führte, hatte sich inzwischen erledigt. Das Problem bestand in der mangelnden Bereitschaft der Regierung, einen Musterschutz zu schaffen. Die Kunstindustrie wehrte sich jedoch gegen eine Freigabe ihrer Werke als Muster, da sie einen Werteverlust befürchtete111. Mit der Einführung des Musterschutzes erwies sich der Streit nun als gegenstandslos. Es besteht somit ein fließender Übergang von den Arbeiten des Norddeutschen Bundes zu der Gesetzgebung des Reiches. Das Ende der hier beschriebenen Entwicklung bildete schließlich die Berner Übereinkunft von 1886 als das erste internationale, multilaterale Abkommen zum Urheberschutz. Zusammenfassend ist damit festzuhalten, dass bereits 1871 die Diskussion um den Rechtsschutz zugunsten der Urheber durch das Inkrafttreten eines entsprechenden Gesetzes ein Ende fand. Die Entwicklung schritt somit in diesem Bereich deutlich schneller voran, als bei den Fragen des Erfindungsschutzes.

106 107 108 109 110 111

Vogel, M.: Die Geschichte des Urheberrechts im Kaiserreich (1987), S. 877. Hierzu Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4017f. Wadle, E.: Der Weg zum gesetzlichen Schutz des geistigen und gewerblichen Schaffens (1991), S. 157. Eine Übersicht über den Inhalt gibt Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4019. Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4018. Vogel, M.: Die Geschichte des Urheberrechts im Kaiserreich (1987), S. 878.

Historischer Hintergrund

33

b. Die Gesetzgebung zum Erfindungsschutz Der Entscheidung über die Einführung eines Gesetzes zum Schutz von Erfindungen hatten bis zum deutschen Reich nicht nur der Dualismus zwischen Preußen und Österreich im Weg gestanden, sondern auch die umfänglich geführte wirtschaftspolitische Kontroverse. Erst mit dem rückläufigen Einfluss des wirtschaftsliberalen Denkens konnte die Entscheidung für ein solches Gesetz fallen. Dabei handelte es sich jedoch um einen langsamen Prozess. Preußen beantragte im Reichstag noch 1868 die völlige Abschaffung aller Patentgesetze im Norddeutschen Bund112. Aufgrund der stetig zunehmenden Befürworter des Patentschutzes wurden die Beratungen allerdings immer weiter aufgeschoben und schließlich wurde beschlossen die Angelegenheit vorerst auf sich beruhen zu lassen. Nachdem dennoch lange Zeit eine deutliche Bewegung gegen den Patentschutz zu erkennen war, wendete sich 1873 plötzlich das Blatt. Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig. Zum einen führte die Gründerkrise zu einem Sinneswandel113. Dieser Börsenkrach gilt als Ende der Gründerzeit und Beginn einer Phase der Depression. Mit dieser Krise ging zunehmend ein Protektionismus einher, der das liberale Gedankengut verdrängte und den Schutzgedanken der Patente stärkte114. Die Einführung des Erfindungsschutzes wurde zudem gefördert durch einen Wandel in den politischen Anschauungen. Der sich in der Bevölkerung immer weiter ausbreitenden Nationalismus kam dem Patentschutz entgegen115. Denn dieser begrüßte Vorhaben, die den Schutz Einheimischer gegen ausländische Unternehmer förderten. Nicht zuletzt spielte hier auch die Kompromissbereitschaft der Befürworter des Erfindungsschutzes eine Rolle, die auf die Befürchtungen der Patentgegner eingingen. Der strategische Kompromiss bestand nämlich darin, dem Grundsatz der Zwangslizenz zuzustimmen116. Dieser beinhaltete die Verpflichtung jedes Patentinhabers, unter bestimmten Voraussetzungen Lizenzen für die Nut-

112 113

114 115 116

Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4157; Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 97. Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 363; Beier, F.-K.: Gewerbefreiheit und Patentschutz (1974), S. 202; Wehler, H.-U.: Deutsche Gesellschaftsgeschichte (2008), S. 100–105. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 77; anderes dagegen Beier, F.-K.: Gewerbefreiheit und Patentschutz (1974), S. 203 f. Machlup, F.: Die wirtschaftlichen Grundlagen des Patentrechts (1961), S. 375. Die Idee war 1790 im Senat der Vereinigten Staaten, 1851 im House of Lords in England und 1823 durch deutsche Beamte vorgebracht worden: Machlup, F.: Die wirtschaftlichen Grundlagen des Patentrechts (1961), S. 375.

34

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

zung der Erfindung gegen ein entsprechendes Entgelt zu gewähren. Auf diese Weise wurde die von der Freihandelsbewegung befürchtete Monopolstellung des Patentinhabers deutlich eingeschränkt. Mit diesem Meinungsumschwung fiel zeitlich die Weltausstellung 1873 in Wien zusammen. Auf ihr waren 53.000 Aussteller vertreten117. ÖsterreichUngarn und das Deutsche Reich entsandten dabei die meisten Vertreter nach Wien. Anlässlich der Weltausstellung wurde der Erste Internationale Patentschutzkongress abgehalten, zu dem sich 158 Teilnehmer einfanden. Unter der Schirmherrschaft des österreichischen Handelsministeriums versammelten sich Gesandte des deutschen Reiches, der Niederlande, Italiens, der USA, Großbritanniens und weiterer Länder. Hintergrund des Kongresses war die Drohung der Aussteller aus den Vereinigten Staaten, die Weltausstellung in Wien nicht zu beschicken, sollte der Schutz ihrer Produkte nicht gesichert sein118. Als Folge dieser Drohung diskutierte man vom 4. bis zum 8. August 1873 in Wien unter dem Vorsitz von KARL WILHELM SIEMENS das Für und Wider des Patentschutzes119. Dabei konnten sich die Befürworter des Patentschutzes durchsetzen. In der Schlussresolution wurde der Patentschutz gerechtfertigt und ein einheitlicher Mindestschutz in allen Staaten gefordert. Es wurde auch ein Exekutiv-Comité ernannt, das den Auftrag hatte, den gefassten Grundsätzen zur Geltung zu verhelfen. Dasselbe beschloss am 9. August 1873, dass jedes Land ein eigenes Comité bilden sollte, zur Durchsetzung der Beschlüsse auf Länderebene120. Schon ein Jahr vor der Weltausstellung hatte WERNER VON SIEMENS bereits mit dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) einen Gesetzentwurf für ein Patentgesetz nebst Motiven erarbeitet121. Im Vordergrund stand hier die Praktikabilität des Erfindungsschutzes, umgesetzt durch das Anmeldeprinzip, einen

117 118 119

120 121

Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 157. Ebd., S. 156 Karl Wilhelm Siemens (1823–1871). Bruder von Werner Siemens. Ging 1842 mit demselben nach London um dort verschiedenen Erfindungen zu verwerten. Hier ließ er sich schließlich auch als Ingenieur nieder. Ausführlich Pagel, J.: Siemens, Karl Wilhelm (1952), S. 123f und Wittendorfer, F.: Carl Wilhelm Siemens (1952), S. 372ff. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 73. Ernst Werner von Siemens (1816–1892). Deutscher Erfinder und Unternehmer. Gründete die Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske und verwirklichte damit telegraphische Großprojekte. Siemens widmete sich parallel zu der unternehmerischen Tätigkeit der physikalischen Forschung. Er setzte sich für einen umfassenden Erfindungsschutz, aber auch die betriebliche Altersvorsorge ein, ausführlich Feldenkirchen, W.: Werner von Siemens (1952), S. 370ff. Ausführlich zum Bestreben des VDI für den Patentschutz Ludwig, K.-H.: Technik, Ingenieure und Gesellschaft (1981), S. 39ff; Abdruck des Gesetzesentwurfes bei Deutscher Patentschutz-Verein: Entwurf eines Patentgesetzes für das Deutsche Reich nebst Motiven (1875), S. 1ff.

Historischer Hintergrund

35

Ausführungszwang und eine konsultative Vorprüfung. Begünstigt wurden die Interessen der Unternehmer122. Diese Ergebnisse nahm der von SIEMENS – im Anschluss an den Beschluss des Exekutiv- Comité vom 9. August 1873 – gegründete Deutsche Patentschutzverein in seine Arbeit auf und sandte 1876 einen Gesetzentwurf an den Bundesrat123. Die Einsendung führte zu der Einberufung einer Kommission, die ein entsprechendes Gesetz vorbereiten sollte124. Auf dieser Basis ließ das Reichskanzleramt einen eigenen Gesetzesentwurf ausarbeiten, dessen überarbeitete Version am 25. Mai 1877 verkündet wurde und am 1. Juli desselben Jahres als „Patentgesetz für das Deutsche Reich“ in Kraft trat125. Die Tendenzen dieses Gesetz waren, wie schon bei SIEMENS, unternehmerfreundlich und damit einzelerfinderfeindlich126. Patentierbar waren gewerblich verwertbare Erfindungen mit der Ausnahme von Nahrungs-, Genuss- und Arzneimitteln und chemischen Stoffen. Das Gesetz gewährte einen Rechtsanspruch auf Patenterteilung, der dem ersten Anmelder zustehen sollte. Die Erteilung erfolgte dabei nach einem kombinierten Aufgebots- und Vorprüfungsverfahren. In der Folge wurde an verschiedenen Stellen Verbesserungsbedarf deutlich. So kritisierte die chemische Industrie, dass keine Stoffpatente zugelassen werden könnten, es wurde eine Reorganisation des Patentamtes verlangt und die Rechte der Einzelerfinder sollten gestärkt werden127. Diese Kritikpunkte führten neben anderen im Jahr 1891 zu einer Revision des Patentgesetzes. In diesem Jahr trat auch das „Gesetz betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern“ in Kraft. Es sollte dabei der Entlastung des Patentwesens dienen128. Es schützt Gestaltungen, Anordnungen oder Vorrichtungen, die dem Zweck von Arbeits- oder Gebrauchsgegenständen zu dienen bestimmt sind. Soweit es also um die kleineren Erfindungen ging wurde das Patentamt auf diese Weise entlastet.

122 123

124 125 126

127 128

Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4158. Treue, W.: Die Entwicklung des Patentwesens im 19. Jahrhundert in Preußen und im deutschen Reich (1974), S. 178; Abdruck: Deutscher Patentschutz-Verein: Entwurf eines Patentgesetzes für das Deutsche Reich nebst Motiven (1875), S. 1ff. Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 373. Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4158; abgedruckt bei Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 147. So stellte Siemens später fest: „Das Erfinderinteresse darf nur insoweit begünstigt werden, als das industrielle Interesse dadurch gefördert wird, und wo beide Interessen in Conflict kommen, muß das letztere Interesse in der Gesetzgebung immer vorangestellt werden“ zitiert nach Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 45; Beispiel:e gibt Dölemeyer, B.: Patentrecht und Musterschutz, S. 4158. Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 140. Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 385.

36

Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert

Die kontroverse Diskussion über den Erfindungsschutz fand damit zunächst 1877, abschließend aber erst 1891 ein Ende. Im Gegensatz zur Diskussion über das Urheberrecht bedurfte es demnach deutlich mehr Zeit, den Schutz von Erfindungen durch Patente durchzusetzen. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass der Erfindungsschutz für die wirtschaftliche Entwicklung der Industrie, aber auch aus wirtschaftspolitischer Sicher besonders bedeutsam war und daher noch mehrInteressengruppen an der Kontroverse beteiligt waren. Die Veröffentlichung KLOSTERMANNS im Jahr 1867 hat demnach Rechtsgebiete zum Gegenstand, die – wie hier aufgezeigt wurde – eine wechselvolle Entwicklung durchlaufen haben, die im auch im 19. Jahrhundert noch nicht als abgeschlossen bezeichnet werden kann.

Kapitel 3. – Untersuchung

A. Die Systematisierungsansätze im Hauptwerk Klostermanns I. Vorbemerkung Das Werk KLOSTERMANNS „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ fällt in eine Epoche, die hinsichtlich der rechtswissenschaftlichen Entwicklung im Bereich des Geistigen Eigentums eine stetige Fortentwicklung aufzeigt. Dabei entwickeln sich die einzelnen Rechtsgebiete zunächst getrennt voneinander. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind jedoch die Systematisierungsansätze, das heißt Versuche von Wissenschaftlern, die einzelnen Rechtsgebiete in ihrem Verhältnis zueinander zu ordnen und eine einheitliche Systematik zu entwickeln. Mit der Loslösung von Detailfragen spielten damit die Suche nach einem gemeinsamen theoretischen Fundament und vergleichbaren Rechtswirkungen eine besondere Rolle. In dem diesem Kapitel soll die hiermit inVerbindung stehende erste These untersucht werden: Liegen dem Werk KLOSTERMANNS Systematisierungsansätze zugrunde, die eine Untersuchung in diesem Rahmen rechtfertigen? Der Bearbeitung KLOSTERMANNS müssten damit Herangehensweisen beziehungsweise Methoden der Darstellung zu entnehmen sein, die zwischen den einzelnen Rechtsgebieten eine Verbindung herstellen oder sie im Zusammenhang eines größeren Systems betrachten. Kennzeichnen ist hierbei, dass der Boden der Darstellung einzelner Rechtsgebiete und ihrer individuellen Entwicklung zugunsten einer abstrakteren Darstellung verlassen wird. In dreifacher Hinsicht könnte das Hauptwerk entsprechende Systematisierungsansätze enthalten. Zum einen könnte hier ein rechtsvergleichender Ansatz zu erkennen sein. Indem sich KLOSTERMANN in seiner Darstellung nicht nur auf die Regelungen eines Landes beschränkt, sondern die internationalen Lösungen mit heranzieht, erarbeitet er verschiedene Lösungsmöglichkeiten desselben juristischen Problems und macht sich damit von der Darstellung der individuellen Entwicklung zugunsten einer abstrakteren Betrachtungsweise frei. Ein zweiter Systematisierungsansatz könnte die gemeinsame Darstellung der einzelnen Rechtsgebiete, die unter dem Oberbegriff des Geistigen Eigentums zusammengefasst werden, sein. Davon ausgehend, dass KLOSTERMANN hier-

38

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

durch nicht nur rein darstellerisch sondern auch inhaltlich eine Verbindung zwischen den Rechtsgebieten herstellt, liegt auch hierin eine abstraktere Herangehensweise, die zu Erkenntnissen hinsichtlich der Frage nach dem Verhältnis der einzelnen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums zueinander führen könnte. Mit der Bildung eines Allgemeinen Teils könnte das Werk KLOSTERMANNS schließlich einen dritten Ansatz der Systematisierung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums enthalten. Ein Allgemeiner Teil enthält üblicherweise diejenigen Regelungen, die allen spezielleren Rechtsgebieten zugrunde liegen, ihnen gemeinsam sind. Die Bildung eines solchen Allgemeinen Teils erfordert damit ein erhöhtes Maß an Abstraktion und zugleich an Durchdringung der einzelnen Rechtsgebiete. Gelingt die Erstellung eines solchen Teils, so ist er selbst Beweis dafür, dass die zugrunde liegenden Spezialgebiete sich zumindest teilweise auf denselben Kern zurückführen lassen. Im Folgenden sollen diese möglichen Systematisierungsansätze nun hinsichtlich ihrer Umsetzung im Hauptwerk und hinsichtlich der Begründung derselben durch den Autor untersucht werden.

II. Systematisierungsansätze im Hauptwerk Klostermanns 1. Der Rechtsvergleichende Ansatz a. Umsetzung im Hauptwerk KLOSTERMANN stellt in seinem Werk nicht nur die Regelungen Preußens dar. Zum Vergleich zieht er auch Gesetze anderer Länder heran. Dieser rechtsvergleichende Ansatz wird bereits in dem Gesamttitel des Doppelbandes deutlich: „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preussischem und internationalem Rechte dargestellt“. Die rechtsvergleichenden Analysen lassen sich verschiedenen Ebenen zuordnen. Es werden zum einen einzelne Beispiele aus ausländischen Rechtsordnungen herangezogen. Daneben findet sich auch die Darstellung von in sich geschlossenen Systematiken. Um den Einstieg in die ausländischen Rechtsordnungen zu erleichtern fügt KLOSTERMANN zudem ein umfassendes Verzeichnis der Sekundärliteratur und der Gesetzestexte an. KLOSTERMANN rekurriert dabei auf eine umfangreiche Zahl von Staaten. Ausgehend von dem preußischen Urhebergesetz verweist er auch auf andere Lösungen in den deutschsprachigen Nachbarstaaten129. Auf Österreich, Bayern,

129

Aufgrund der Einfachheit seiner Grundsätze unübertroffen und daher besonders zum

Untersuchung

39

aber auch auf Sachsen und Braunschweig wird dabei häufig Bezug genommen. Jedoch beschränkt sich der Autor nicht auf diese – wegen der Einheit der Sprache relativ einfach zugänglichen – Verweise. Auch in internationaler Hinsicht sucht KLOSTERMANN Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Lösungsansätzen bezüglich der häufig wiederkehrenden Problematiken des Geistigen Eigentums aufzuzeigen. Er bezieht die Entwicklungen in Großbritannien, Frankreich und teilweise auch in Nordamerika mit ein. Der Band II des Werkes erfasst zudem noch ausdrücklich die „Romanischen Staaten“ (Italien et cetera), daneben Russland, Schweden, Norwegen und Dänemark. Entsprechend der verschiedenen Ebenen der Darstellung soll auch hier die rechtsvergleichende Herangehensweise differenziert untersucht werden. Dabei wird auf die Ebene der Darstellung von Einzelbeispielen und Gesamtsystemen gemeinsam eingegangen. Hieran schließt sich die Betrachtung der Rechtsvergleichung durch Sekundärliteratur an. 1) Rechtsvergleichung in Einzelbeispielen und Gesamtsystemen In seiner Arbeit bezieht sich KLOSTERMANN in unterschiedlichem Umfang auf ausländische Lösungen zu den Problemen des Geistigen Eigentums. Zum einen geschieht dies durch Verweise auf einzelne Beispiele, die die erarbeitete Lösung unterstreichen oder helfen sollen, ihre Schwächen aufzuzeigen. Exemplarisch kann dieses Vorgehen an den Ausführungen hinsichtlich der Frage aufgezeigt werden, ob das sogenannteSchrifteigentum die Existenz einer Druckschrift oder eines Manuskriptes zur Voraussetzung hat130. KLOSTERMANN führt aus, grundsätzlich müsse eine Druckschrift vorliegen. Hierbei verweist er auf die Regelungen in Preußen, Frankreich, Baden und Österreich, die er teilweise wörtlich zitiert. Sie gehen von der Notwendigkeit des Vorliegens einer Druckschrift aus. Dem gegenüber stellt er danach die Gesetzgebung aus Bayern und Sachsen. Denn diese beiden schützen auch literarische Erzeugnisse in bloß mündlicher Form. Die Gesetzestexte werden im Anschluss ausführlich diskutiert und ihre Nachteile aufgezeigt. KLOSTERMANN sucht demnach durch die Heranziehung von verschiedenen Beispielen zu Einzelfragen die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und die von ihm favorisierte argumentativ zu stärken. Jedoch beschränkt sich der Autor nicht auf die ausschnittartige Heranziehung von Einzelbeispielen. Er stellt vielmehr auch Gesamtsysteme ausländischer Regelungen dar, um

130

Vergleich geeignet: das Preußische Gesetz zum Schutze des Eigenthumes an Werken der Wissenschaft und Kunst vom 11. Juni 1837: Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. V. Ebd., S. 160.

40

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

auf diese Weise einen Überblick über den Regelungsaufbau und das Ineinandergreifen verschiedener Regelungen zu geben. Diese Gesamtdarstellungen erfolgen in zweifacher Hinsicht. Zum einen erläutert der Autor anhand von abstrakten Begriffen, zum Beispiel Verfahren oder Kosten, die unterschiedlichen Landesnormen, so dass aus der Gesamtbetrachtung der Abschnitte mit an sich abstrakten Überbegriffen ein konkretes Verständnis hinsichtlich der Systematiken entsteht. Als Beispiel für ein solches Vorgehen können die §§ 9 bis 13 in Kapitel II von Band II herangezogen werden. Im Laufe dieser Abschnitte wird unter den Überschriften Anmeldung, Prüfung, Erteilung, Publikation von Patenten unter anderem die Systematik des französischen Rechtes zu diesen Fragen deutlich. Obwohl über einzelne Abschnitte verteilt und neben anderen Staaten dargestellt, ergibt sich am Ende des Kapitels doch eine deutliche Vorstellung von der gesamten französischen Lösung131. In seiner Darstellung zwar häufig sehr zurückhaltend, belässt es der Autor nicht bei der kommentarlosen Wiedergabe. So bewertet er die französische Lösung hinsichtlich des Anmeldeverfahrens sehr kritisch. Der Umstand, dass in Frankreich eine Vorprüfung von Patentanmeldungen hinsichtlich der Neuheit der zur Patentierung eingereichten Erfindung nicht erforderlich ist und es den französischen Patentbehörden nur in zwei seltenen Ausnahmefällen erlaubt ist, eine Anmeldung abzulehnen stößt auf sein Unverständnis: „Die Grenze, welche die französische Gesetzgebung in den hier erläuterten Vorschriften für die Prüfung der Patentgesetze zieht, ist weder zweckmäßig noch folgerichtig gezogen“132.

Die zu stark eingeschränkten Prüfungsmöglichkeiten der Behörden führen laut KLOSTERMANN dazu, dass jedes Jahr in Frankreich Patente auf die Quadratur des Kreises oder eine perpetuum mobile nachgesucht und auch erteilt werden. Zum anderen stellt KLOSTERMANN die verschiedenen landesrechtlichen Lösungen aber auch nach Ländern getrennt dar. So wird zum Beispiel in Band II im Kapitel „Die englische Gesetzgebung“ nicht nur die englische Entwicklung im Laufe der letzten Jahrhunderte dargelegt, sondern es wird auch auf neuere Reformbestrebungen in Großbritannien eingegangen133. Die Darstellung wird mit einer Übersicht abgeschlossen, in der der

131 132 133

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1869), S. 100ff. Ebd., S. 100. Ebd., S. 230 ff.

Untersuchung

41

„Versuch gemacht werden (soll), das zur Zeit geltende Recht im Zusammenhange und in kurzen Zügen unter Verweisung auf die vorstehenden Erörterungen darzustellen“134.

In diesem Abschnitt geht der Autor somit nur auf die englische Gesetzgebung ein und stellt sie en bloc dar. Wiederholungen im Hinblick auf die Darstellung unter abstrakten Begriffen können dabei nicht vermieden werden. In seinem Werk arbeitet KLOSTERMANN also mehrfach rechtsvergleichend, indem er zu Einzelfragen die verschiedenen Lösungen diskutiert, aber auch die Darstellung von Gesamtsystemen vornimmt. Auf diese Weise versucht er einen umfassenden Überblick sowohl über einzelne Rechtsprobleme als auch über ganze Regelungszusammenhänge zu geben. Die hier angeführten Beispiele verdeutlichen dieses Vorgehen, das sich durch das gesamte Hauptwerk zieht. Der rechtsvergleichende Ansatz beschränkt sich allerdings nicht nur auf diese Ebene. 2) Rechtsvergleichung durch Sekundärliteratur Darüber hinaus setzt sich der Autor auch mit der Sekundärliteratur der jeweiligen Länder auseinander. Um dem Rezipienten den Einstieg in die ausländischen Rechtsordnungen zu erleichtern, gibt KLOSTERMANN hierzu zunächst in Band I, Kapitel III § 10 und 11 auf 25 Seiten eine umfassende Übersicht ausländischer Gesetzgebung und Literatur. Während sich § 10 („Gesetzgebung“) der Auflistung der Preußischen Nachdruckgesetze, der Patentgesetzgebung und Schutzgesetze bezüglich der Fabrikzeichen, anderer Nachdruckgesetze, sowie den entsprechenden englischen, französischen, belgischen Pendants widmet und mit einem Verzeichnis der Patentgesetze und der Gesetze zum Muster und Zeichenschutz endet, trägt § 11 den Titel „Bücherschau“: Der Autor stellt hier Literatur zum „literarisch – artistischen Eigenthum“ aus Deutschland sowie aus England und Frankreich zusammen und fügt schließlich noch eine Sammlung von Werken zum „Industriellen Eigenthum“ an. Jedoch beschäftigt sich KLOSTERMANN auch inhaltlich mit der Sekundärliteratur, das heißt mit den Ansichten der ausländischen Rechtswissenschaftler zu bestimmten Problematiken. So wird im Rahmen des Themas Nachdruck die Frage behandelt, ob eine unbefugt veröffentlichte Schrift auch unter den Begriff des unzulässigen Nachdrucks falle, wenn die Schrift nicht Gegenstand vermögensrechtlicher Nutzung sei. KLOSTERMANN verneint dies. In einer diese Passage betreffenden Fußnote zieht er zur Abgrenzung einen Rechtsfall der Pariser

134

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1869), S. 261.

42

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Gerichtshöfe heran, der von dem französischen Autor ADRIEN GASTAMBIDE in seinem Werk über den Nachdruck angeführt worden ist, und setzt sich mit diesem inhaltlich auseinander135. Auch aus der britischen Literatur übernimmt er Beispiele. So wird zur Frage der Neuheit der gewerblichen Erfindung der Rechtsfall Manton gegen Parker zitiert, der dem Werk von RICHARD GODSON entnommen ist136. In diesem Fall geht es um den Schutz einer technischen Neuentwicklungen, nämlich der Perforation des Schlagbolzens in Pistolen, durch die deren Wirkungsgrad verbessert werden sollte137. Tatsächlich trug die Perforation nichts zur Verbesserung bei. Hieran wird aufgezeigt, dass Patente nur für tatsächlich funktionierende Neuentwicklung erteilt werden können, um die Wirksamkeit des Schutzes nicht zu minimieren. Es wird demnach deutlich, dass KLOSTERMANN in verschiedener Hinsicht eine rechtsvergleichende Darstellung anstrebt und sie auch umsetzt. Er verweist auf andere Lösungsmöglichkeiten im Gesamtsystem oder im Detail und berücksichtigt dabei auch die Sekundärliteratur. Dieser Ansatz stellt demnach einen Systematisierungsansatz im obigen Sinne dar. Denn durch den Bezug zu anderen Rechtsordnungen, durch den Verweis auf internationale unterschiedliche Regelungen desselben Problems, erweitert der Autor den Blick auf die möglichen Lösungen und bettet die einzelnen Rechtsgebiete in ein Gesamtsystem ein. Es stellt sich damit nun die Frage, inwieweit KLOSTERMANN diesen Systematisierungsansatz bewusst verfolgt. Soweit aus dem Hauptwerk die Beweggründe des Autors für die Wahl dieses Ansatzes hervorgehen, müssen sie im Folgenden näher untersucht werden.

135

136

137

Joseph-Adrien Gastambide (1808–1880). Französischer Jurist. Berater der Cour de Cassation. Ausführlich Vapereau, G.: Dictionnaire Universel des Contemporains (1893), S. 75. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 374; allerdings ist zu beachten, dass Klostermann den Namen des französischen Autors falsch wiedergibt: Er heißt nicht Gambastide sondern: Gastambide, A.: Traité théorique et pratique des contrefaçons de la propriété littérature, théâtre, musique, peinture (1837), S. 381. Richard Godson (1797–1849). Britischer Jurist und Richter.Ausführlich: Fischer, D.: The House of Commons 1820 - 1832 (2009), S. 255ff. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 199; Godson, R.: A practical treatise on the law of patents for inventions and of copyrights (1840). Godson, R.: A practical treatise on the law of patents for inventions and of copyrights (1840), S. 57.

Untersuchung

43

b. Die Beweggründe Klostermannsfür den rechtsvergleichenden Ansatz Die Einleitung des ersten Bandes zeigt deutlich, dass sich KLOSTERMANN bewusst und mit einem bestimmten Ziel der rechtsvergleichenden Darstellung widmete138. KLOSTERMANN führt aus, dass das Recht an die Grenzen des Staates gebunden sei, in dem es entstanden ist. Auch das Recht des Geistigen Eigentums – gebunden an die jeweilige Rechtsordnung - gelte zunächst nur in dem jeweiligen Staat. Darüber hinaus sei es nicht selbstverständlich, dass fremde Rechtsverhältnisse (fremdes Geistiges Eigentum) in jedem Staat auch als solche anerkannt würden, das heißt geschützt seien139. Diese Grundsätze führten von Anfang an zu einer zunehmenden Rechtszersplitterung, die – so KLOSTERMANN – erst in neuerer Zeit abgebaut werde140. Ein solcher Abbau werde vor allem durch den Abschluss internationaler Verträge erreicht. KLOSTERMANN betont die Notwendigkeit der Abschaffung der Rechtszersplitterung auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums. Er führt aus: „Das Geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken, gewerblichen Erfindungen und Erzeugnissen ist seinem Inhalte nach an keinen Ort gebunden. (…) [Im Gegensatz zum dinglichen Eigentum] liegt es in der Natur des geistigen Eigenthumes, dass es überall da auf Geltung Anspruch macht, wo das an keinen Raum gebundene Object desselben wiederholt oder nachgeahmt wird. (…) Die Grenzen des nationalen Rechtes sind also bei weitem zu eng für das Gebiet der Geltung, welches das geistige Eigenthum nach seiner Natur und nach der Entwicklung der Verkehrsverhältnisse beansprucht. Das geistige Eigenthum ist daher mehr als irgendein anderes Rechtsverhältniss auf internationale Geltung angewiesen. (…) Das Eigenthum und die Schuldforderungen des Auslandes zu schützen, lehrte das eigene handgreifliche Interesse des inländischen Handels, weil ohne diese Bedingung ein Verkehr im Ausland nicht möglich war“141.

Deutlich steht hinter diesem Gedanken der Versuch, den Handel zu stärken. Den Schutz von Ideen sieht KLOSTERMANN hierfür als essentiell an, wenn er schreibt: „Die Rechtsgemeinschaft ist indessen bedingt durch eine Übereinstimmung der materiellen Rechtsgrundsätze, ohne welche weder eine Gegenseitigkeit des Rechtsschutzes, noch auch ein gegenseitiger Verkehr denkbar ist“142.

138 139 140 141 142

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. V. Ebd., S. 74. Ebd., S. 6. Ebd., S. 5. Ebd., S. 85.

44

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Folglich muss das Ziel im Bereich des Geistigen Eigentums die Rechtsvereinheitlichung sein, die letztendlich dem Zweck des vereinfachten internationalen Handels dient. Aus diesem Grund hält KLOSTERMANN eine rechtsvergleichende Darstellung für gerechtfertigt, vielmehr sogar notwendig, denn es bestehe bei aller Verschiedenheit der Formen ein internationales Recht, welches diesen verschiedenen Staaten gemeinsam sei und es sei sowohl zulässig als auch notwendig, bei der systematischen Darstellung des Rechtes des Geistigen Eigentums auf dieses internationale Recht zurückzugehen und neben den Regeln der einheimischen Gesetzgebung auch die dem internationalen Recht gemeinsamen Grundsätze, sowie die wichtigsten Abweichungen der einzelnen fremden Rechte darzustellen143. Die Rechtsvergleichung diene sowohl den praktischen Bedürfnissen des Verkehrs, als auch dem Zweck der systematischen Darstellung. Zudem spreche für die rechtsvergleichende Darstellung, dass zumindest die Gesetzgebung über das Eigentum an Erfindungen in allen Staaten als eine unfertige zu bezeichnen sei144. Ein Abschluss dieses Rechtszweiges sei erst zu erwarten, wenn die verschiedenen rechtlichen Lösungen der Staaten erfasst und ausgewertet worden seien. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur konsequent, dass KLOSTERMANN in dem Vorwort zu Band II schreibt, dass er davon ausgehe, durch seine vergleichende Arbeit nicht nur der Frage, ob es überhaupt eines Patentgesetzes bedürfe, sondern auch wie ein solche auszugestalten sei, vorgearbeitet zu haben145. Aus zwei Gründen wählt der Autor daher den rechtsvergleichenden Ansatz: zum einen soll er der Rechtsfortbildung dienen. KLOSTERMANN versucht mittels einer rechtsvergleichenden Darstellung die Schwächen des gegenwärtigen Rechts aufzuzeigen und gleichzeitig Lösungsansätze für Verbesserungen vorzustellen146. Die Darstellung ist damit Vorarbeit für Gesetzgebung und Wissenschaft. Zum anderen dient die Rechtsvergleichung aber auch der Herausarbeitung von international einheitlichen Grundsätzen. Gerade in diesem Punkt wird deutlich, dass der Autor die rechtsvergleichende Herangehensweise als Systematisierungsansatz versteht und sie auch in diesem Sinne anwendet. Die einzelnen Regelungen sollen im internationalen Zusammenhang erarbeitet werden. Die rechtsvergleichende Methode, die KLOSTERMANN in seinem Hauptwerk anwendet, stellt damit einen Systematisierungsansatz dar. Der Autor geht auf diese Weise über die einzelnen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums hinaus.

143 144 145 146

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 85. Ebd., S. 85,7. Ebd. (1869), S. XX. Ebd., S. XX.

Untersuchung

45

Durch die Rechtsvergleichung versucht er zu der Antwort auf die Frage nach der Systematik und den Grundlagen der Rechtsgebiete beizutragen.

2. Die gemeinsame Darstellung der verschiedenen Rechtsgebiete unter der Überschrift des „Geistigen Eigentums“ a. Vorbemerkung Bereits der Titel der Arbeit KLOSTERMANNS, das „Geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“, weist darauf hin, dass ihr ein bestimmtes Verhältnis der verschiedenen Rechtsgebiete zueinander zugrunde liegt. Die Überschrift verdeutlicht nämlich die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Rechtsgebiete, die in dem Werk nebeneinander dargestellt werden. Denn Gegenstand des Urheberrechts, seines Unterfalls des Verlagsrechts, des Patentrechts, des Markenrechts und der weiteren Rechtsgebiete ist jeweils ein – beliebig geartetes – geistiges Gut, das der Schöpfer zu schützen sucht. Der Begriff des Geistigen Eigentums wird hierbei von KLOSTERMANN als Sammelbezeichnung verwendet. Unter dieser Überschrift versammelt KLOSTERMANN dann auch Ausführungen zum - nach heutigem Verständnis - Urheberrecht (Schriften, Kunstwerke, Musikstücke, Fotografien) und zum Urhebervertragsrecht, beziehungsweise dessen Hauptfall dem Verlagsrecht. Weiterhin werden auch „Waarenmuster und Fabrikzeichen“ angesprochen, wobei es sich nach heutigem Verständnis hierbei um das Marken- und Musterrecht handelt. Das Patentrecht nimmt natürlich eine bedeutende Rolle ein. Durch die Titelwahl verdeutlicht KLOSTERMANN, dass er von einer gemeinsamen Grundlage dieser Rechtsgebiete ausgeht, die eine zusammenfassende Behandlung, wie im vorliegenden Fall, ermöglicht. In dieser gemeinsamen Behandlung unter Zugrundelegung des Begriffs des Geistigen Eigentums könnte ein weiterer Systematisierungsansatz zu sehen sein. Jedoch ist hinsichtlich des „Geistigen Eigentums“ zu beachten, dass nicht nur dieser Begriff an sich problematisch ist (vergleiche S. 10), sondern dass damit auch eine bestimmte inhaltliche Position verbunden ist. Die Idee, das Recht eines Künstlers oder Erfinders an seinem geistigen Gut als Geistiges Eigentum zu bezeichnen, kam schon vor dem 19. Jahrhundert auf. Der genaue Inhalt dieses Begriffs lässt sich allerdings besonders deutlich in der Kontroverse um die Einführung des Erfindungsschutzes aufzeigen. Wie bereits angedeutet, wurde diese besonders nachdrücklich geführt. Im Vergleichbeziehungsweise in der Abgrenzung zu den verschiedenen wissenschaftlichen Positionen, die sich im Rahmen dieser Kontroverse entwickelten, lässt sich die Theorie vom Geistigen Eigentum, die dem Hauptwerk KLOSTERMANNS und insbesondere seinem Ansatz der gemeinsamen Darstellung zugrunde liegt, besonders deutlich nachvollziehen.

46

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Demnach muss im Folgenden zunächst auf die Kontroverse um die Einführung des Erfindungsschutzes eingegangen werden. Nach der allgemeinen Darstellung kann das Verständnis KLOSTERMANNS herangezogen und analysiert werden. Im Anschluss wird hierauf aufbauend dann der systematische Ansatz der gemeinsamen Darstellung untersucht. b. Die theoretische Grundlage der gemeinsamen Darstellung – die Kontroverse um den Erfindungsschutz 1) Die Anti-Patent-Bewegung Es lassen sich in der Kontroverse um den Erfindungsschutz zwei gegensätzliche Positionen ausmachen: die Anti-Patent-Bewegung, die der Patenteinführung grundsätzlich ablehnend gegenüberstand und die Pro-Patent-Bewegung, die eine Einführung befürwortete. Beide Positionen werden unverkennbar von wirtschaftspolitischem Gedankengut beeinflusst. Sie gründen jeweils auch verschiedene Vereine zur Wahrnehmung der Interessen. Ihre Argumente sind vielfältig und in den meisten Fällen eher wirtschaftspolitischer als juristischer Natur. Geistige Grundlage der Anti-Patent-Bewegung war der sich immer weiter gegen den Merkantilismus durchsetzende Liberalismus147. Deren Anhänger orientierten sich an den volkswirtschaftlichen Theorien der deutschen Freihandelsschule. Ziel war die Ausweitung der Gewerbefreiheit unter Ablehnung jeglicher Ordnung oder Organisation der produktiven Arbeit, die Einführung des Genossenschaftswesens und die Abschaffung von Zöllen148. Die Freihändler sahen in Patenten dem freien Handel entgegenstehende Monopole, die es zu verhindern galt. Sie verstanden Patente als Monopole, da diese dem Patentinhaber (wenn auch nur für einen bestimmten Zeitraum) die alleinige Verwertungsbefugnis hinsichtlich einer Erfindung erteilten. Innerhalb dieses Zeitraumes war der Patentinhaber damit zunächst der Einzige, der den geschützten Prozess ausführen und damit zum Beispiel eine besondere Ware herstellen konnte. Aus freihändlerischer Sicht hatte er damit ein Monopol inne. Die Freihändler forderten demnach die freie Weitergabe von Erfindungen, die eine optimale Entwicklung des Marktes hervorrufen sollte, mit der Folge einer Produktivitätssteigerung.

147 148

Dölemeyer, B., et al.: Der Beitrag der deutschen Rechtswissenschaft zur Theorie des gewerblichen Rechtsschutzes und Urheberrechts (1991), S. 195. Hentschel, V.: Die deutschen Freihändler und der volkswirtschaftliche Kongreß 1858 bis 1885 (1975), S. 42ff.

Untersuchung

47

i. Die geistigen Väter der Anti-Patent-Bewegung Die Anti-Patent-Bewegung machte sich häufig freihändlerische Ansätze zu Eigen und bezog sich dabei oft auf herausragende Autoren. Allerdings erfolgte dieser Rückgriff nicht immer zu Recht. Die Freihändler verwiesen bezüglich ihrer gedanklichen Wurzeln häufig auf ADAM SMITH149. Allerdings unterlagen sie diesbezüglich einer Fehlperzeption. SMITH lehnte in seinem Werk Staatseingriffe in die Wirtschaft als schädlich ab150. Er wandte sich gegen die merkantilistischen Sonderrechte und Monopole. Nur das freie Spiel von Angebot und Nachfrage führe zu einem realistischen Marktpreis151. Auf den ersten Blick scheint SMITH damit auch Patente abzulehnen, so sie denn den Monopolen zuzuordnen sind. Jedoch hält SMITH fest, dass Patente gerade nicht als verwerflich anzusehen seien. Ausgehend von den vergleichbaren Handelsbeziehungen von Kaufleuten mit Völkern fremder Kontinente, führt SMITH aus: „(d)iese [die Errichtung eines Monopols] ist die einfachste, ja selbstverständlichste Weise, auf welche der Staat sie [die Gesellschaften aus Kaufleuten] dafür entschädigen kann, daß sie ein gefährliches und aufwendiges Wagnis unternommen haben, aus dem später die Allgemeinheit Nutzen ziehen wird. Ein vorübergehendes Monopol dieser Art mag aus den gleichen Überlegungen gerechtfertigt werden, aus denen dem Erfinder einer neuen Maschine oder dem Verfasser für sein neues Buch ein Monopol eingeräumt wird“152.

SMITH hält demnach Monopole für legitim, die den Einzelnen für besondere Anstrengungen oder Leistungen entschädigen, soweit das Ergebnis seiner Arbeit der Allgemeinheit einen Nutzen bringt. Zwischen einem Monopol zugunsten eines Entdeckers neuer Kontinente und einem Monopol zugunsten eines Erfinders oder Autors besteht nach SMITH dabei kein Unterschied. Beide seien gerechtfertigt. Dabei betont SMITH allerdings die Notwendigkeit der Befristung des Monopols, das heißt übertragen auf die Patente, deren Erlöschen mit Ablauf der Schutzdauer. Die deutschen Freihändler unterlagen somit einer

149

150 151 152

Adam Smith (1723–1790). Schottischer Ökonom und Moralphilosoph. Knüpft in seinen Arbeiten an Locke und Montesquieu an, veröffentlicht aber auch Werke zu dem Zweck des Rechts beziehungsweise dem Verhältnis von Recht und Wirtschaft. Ausführlich Repgen, T.: Smith, Adam (1995), S. 570. Zum Verweis der Freihändler auf Smith: Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 88, 401. Smith, A.: Der Wohlstand der Nationen (1974), S. 3ff. Schmoeckel, M.: Rechtsgeschichte der Wirtschaft (2008), S. 56. Smith, A.: Der Wohlstand der Nationen (1974), S. 641.

48

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Fehlperzeption der Thesen von SMITH wenn sie sich in ihrer Ablehnung des Patentschutzes auf seine Thesen beriefen153. Ähnliches gilt auch für JOHN STUART MILL154. Dieser ging in vielen seiner Forderungen noch über SMITH hinaus. Bezüglich der Frage des Patentschutzes stimmte er SMITH jedoch zu, indem er schrieb, die Verurteilung der Monopole solle nicht auf die Patente ausgedehnt werden. Er begründete dies mit Gedanken der Entschädigung und Belohnung und richtete sich schließlich ausdrücklich gegen die Anti-Patent-Bewegung: „Mit wirklicher Beunruhigung habe ich mehrere neue Versuche von einflussreicher Seite verfolgt, den Grundsatz der Patente überhaupt zu bekämpfen; diese Versuche würden, in die Wirklichkeit umgesetzt, Freistehlen unter Missbrauch des Namens Freihandel auf den Thron heben (…)“155.

Trotz seines freihändlerischen Ansatzes kommt MILL demnach nicht als geistiger Vater der Anti-Patent-Bewegung in Frage156. Erste freihändlerische Ansätze, die – anders als SMITH und MILL – tatsächlich Patente als Monopole ablehnten und somit mit der späteren Anti-PatentBewegung übereinstimmen, finden sich bei einigen deutschen Kameralisten157. So betonte 1758 JOHANN HEINRICH GOTTLOB VON JUSTI, dass Monopole der Produktivität entgegenständen und daher abzuschaffen seien158. Zur Frage der Patente führte er weiter aus: „Allein, alle solche Erfindungen durch Privilegien zu vergelten, wodurch nur zu monopoliis Anlass gegeben wird, das kann nach den guten Grundsätzen der Wohlfahrt des Staats nicht zuträglich erachtet werden (…)“159.

153

154

155 156 157 158

159

Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 401; Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 7. John Stuart Mill (1806 - 1873). Englischer Philosoph und Volkswirt. Seine wirtschaftlichen Werke zählen zu den Grundlagen der klassischen Nationalökonomie, er selbst gilt als einer der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts. Ausführlich Capaldi, N.: John Stuart Mill (2004), S. 1ff. Mill, J.: Grundsätze der politischen Ökonomie (1921), S. Buch V, Kapitel XX, § 4, S. 666f. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 40. Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 7. Johann Heinrich Gottlob von Justi (1720–1771). Deutscher Kameralist. Seine Trennung von Polizei- und Finanzwissenschaft trug ihm den Ruf eines ersten systematischen Vertreters der Verwaltungslehre ein. Ziel seiner Veröffentlichungen war auch, Vorschläge zu erarbeiten, wie die Entwicklung eines Landes zügig und dauerhaft vorangetrieben werden könne. Ausführlich: Dittrich, E.: Justi, Johann Heinrich Gottlob, S. 707. Justi, J. v.: Staatswirthschaft oder systematische Abhandlung aller ökonomischen und

Untersuchung

49

Hier finden sich demnach bereits Ansätze, die sich die spätere Anti-PatentBewegung zu eigen machte und weiter ausarbeitete. Der Schutz neuer Erfindungen durch Patente stellte auch aus Sicht von JEAN CHARLES LÉONARD SIMONDE DE SISMONDI ein Monopol dar160. Auch er sieht hierin einen beträchtlichen Nachteil für die Allgemeinheit, denn nur der Erfinder profitiere kraft seine Monopols von seiner Erfindung, die allen Anderen verschlossen bliebe161. Einen der Anti-Patentbewegung ähnlichen Gedankengang findet man auch bei JOHANN FRIEDRICH LOTZ162. Dieser bemängelt die engen Grenzen des Zunft- und Innungswesens, in denen die fachübergreifende Weitergabe von Wissen und sogar von Werkzeugen kaum möglich sei. Die Beschränkung dieses Wissensflusses gebe es in vielen Gewerben und sie gehe „oft bis ins höchst Kleinliche“163. Damit werde allerdings die gesamte Fortentwicklung des Gewerbewesens gehemmt und eingeschränkt. Auch diese Gedanken ließen sich offensichtlich im Kampf gegen die Patente fruchtbar machen. Trotz einiger fehlerhafter Perzeptionen finden sich Autoren, die schon früh gegen die Einführung von Patenten Position bezogen. Die Anti-PatentBewegung konnte sich in der Kontroverse auf diese beziehen, um ihre Position zu festigen. Jedoch bedarf ein wirksamer Kampf gegen die Einführung von Patenten auch einer gewissen Organisation und nachvollziehbarer Argumente. ii. Organisation und Argumente der Anti-Patent-Bewegung Der nur lose Verbund der Anhänger der Freihändler und damit die Mehrzahl der Patent-Gegner fand sein wichtigstes Forum im Kongress deutscher Volkswirte164. Es handelte sich hierbei um eine offene Versammlung, bei der Bei-

160

161 162

163 164

Cameral-Wissenschaften, die zur Regierung eines Landes erfordert werden (1758), S. 613 (Bd. II), der Autor führt allerdings nicht aus, welche Erfindungen aus seiner Sicht die Verleihung eines Monopols rechtfertigten. Er deutet lediglich an, dass insbesondere solche Erfindungen besonders wertvoll seien, die der Lebensmittelversorgung dienten. Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi (1773–1842). Schweizer Nationalökonom und Historiker. Greift vor allem in seinen frühen Werken auf die Ideen Adam Smiths zurück.Ausführlich Unbekannt: Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de (1908), S. 1004. Sismondi, J. de: Nouveaux Principes D' Économie Politique ou de la Richesse dans ses Rapports avec la Population (1827), S. 334. Johann Friedrich Eusebius Lotz (1771–1838). Deutscher Jurist und Nationalökonom. In seinem Handbuch der Staatswirtschaftslehre greift er die Ideen von Adam Smith auf und entwickelt sie weiter. Ausführlich Schumann, U.: Lotz, Johann Friedrich Eusebius, S. 285. Lotz, J.: Handbuch der Staatswirtschaftslehre (1838), S. 117. Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen

50

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

trags- und Stimmrecht an keine dauernde Mitgliedschaft gebunden war, jeder der Teilnehmer konnte bei Kongressbeginn Anträge stellen165. Vertreten waren Beamte, Rechtsanwälte, Hochschullehrer, aber auch Handwerker, von denen die meisten aus Nordost- oder Mitteldeutschland stammten166. Hier wurden Argumente gegen den Patentschutz ausgetauscht und auch öffentlich gegen denselben vorgegangen. Im Kampf auch um die Zustimmung der Öffentlichkeit zu ihrer Position bediente sich die Anti-Patent-Bewegung dabei einer wirksamen Methode um den Nutzen eines Patentschutzes in Zweifel zu ziehen: Am Beispiel einiger wenig sinnvoller Patenterteilungen wurde die gesamte Pro-Patent-Bewegung diskreditiert. Dies geschah etwa anhand eines englischen Patents aus dem Jahr 1865 unter dem Titel: Prüfung der „Wirklichkeit von Gespenstern“167. Die Erfindung zur Sichtbarmachung von Gespenstern bestand darin, in einem luftdichten, fenster- und türlosen Raum die Böden, Wände und Decken mit Kohle zu schwärzen um die maximale Dunkelheit zu erreichen. Einzige Lichtquelle dürfe eine schwache Lampe mit Lichtfilter sein. Dem Betrachter, der sich lange genug in diesem Raum aufhielte, würden die möglicherweise vorhandenen Gespenster dann sichtbar werden. Der Grund hierfür sei, dass jedes andere Licht und vor allem das Tageslicht viel zu grell sei und das Leuchten der Gespenster überdecke. Auch ein anderes Patent aus England, das eine Vorrichtung zur Erzeugung eines „Fluidum“, das „Lebensflüssigkeit“ genannt wurde, beschrieb, lieferte den Gegnern des Patentschutzes Argumente gegen die Notwendigkeit von Patenten168. Die Anti-Patent-Bewegung hatte jedoch auch ernster zu nehmende inhaltliche Argumente. Als Hauptvertreter der Anti-Patent-Bewegung spielt dabei JOHN PRINCE-SMITH eine herausgehobene Rolle169. In seinem Vortrag „Über Patente für Erfindungen“, den er auf dem Kongress deutscher Volkswirte 1863

165 166 167 168 169

Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 139. Hentschel, V.: Die deutschen Freihändler und der volkswirtschaftliche Kongreß 1858 bis 1885 (1975), S. 36. Ebd., S. 35. Abgedruckt bei Grothe, H.: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich (1877), S. 22f. Ebenfalls nach Grothe, H.: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich (1877), S. 21. John Prince-Smith (1809–1874). Britischer Nationalökonom, Publizist und Politiker.Er kam über Hamburg nach Elbing. In den späten 40er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde er zum geistigen Zentrum einer Gruppe junger liberal gesinnter Journalisten, die publizistisch und agitatorisch auf die Einführung von Handels- und Gewerbefreiheit in Deutschland hinzuwirken versuchten. Hieraus entwickelte sich die sogenannte „Freihandelspartei“. Ausführlich Hentschel, V.: Prince-Smith, John (1952), S. 721.

Untersuchung

51

hielt, fasst er die Position der Patentgegner und ihre Hauptargumente eindrucksvoll zusammen170. PRINCE-SMITH führt in seinem Vortrag aus, dass es sich bei einem Patent um die Beschränkung produktiver Tätigkeiten durch ein Staatsgesetz handele. Die Industrie werde durch diese „Errichtung eines Monopols durch Gesetzeszwang“ in ihrer Entwicklung gehemmt171. Gegen die Erteilung von Patenten und den damit verbundenen Schutz von Ideen durch den Staat spreche die Abwägung mit dem aus der Erfindung resultierenden Gemeinnutzen. Dem Gefühl der Gleichberechtigung sage es nicht zu, dass „zu Gunsten weniger die große Mehrzahl ausgeschlossen sei von der direkten Benutzung der vorzüglichsten Güterquellen“172. Während der Schutz einer Sache legitim sei, da diese immer nur von einer Person verwendet werden könne, könne eine Idee immer von einer unbestimmten Zahl von Menschen verwandt werden und sei damit nicht schutzfähig. PRINCE-SMITH meint, dass durch die Patenterteilung Erfindungen nicht gefördert würden. Hiergegen spreche zunächst die mit dem Patentsystem verbundene Geheimhaltung neuer Entwicklungen, solange ein entsprechendes Patent noch nicht erteilt worden ist173. Dies wirke sich verlangsamend aus. Weiter seien zu einer erfolgreichen gewerblichen Verwirklichung und Nutzung einer Erfindungneben einer guten Idee und wissenschaftlichen Kenntnissen auch praktisches Geschick, Kapital und vor allem kaufmännische Verwertungsfähigkeiten notwendig. Erfolg trete erst ein, wenn diese Faktoren alle zusammenträfen. Dies sei aber bei Erfindern, die um des Patentes willen ganz allein arbeiteten, nur sehr selten der Fall. Dieser Erfinder „arbeitet allein und im Dunkeln, [er] müht sich vergebens an einer Aufgabe ab, der er allein nicht gewachsen ist; und nur zu oft endet sein Leben voll Kummer und Täuschungen in dem Armenhospital oder dem Tollhause“174.

Die Argumentation schließt mit dem Hinweis, dass in der Vergangenheit einige sehr wertvolle Erfindungen getätigt worden seien, die ganz ohne Patentschutz auskamen, und man daher nicht daran zweifeln könne, dass dieses auch in Zukunft der Fall sein werde. Kennzeichnend für den gesamten Ansatz der Anti-Patent-Bewegung ist die Gleichstellung von Patenten und Monopolen und ihre hieraus folgende Ablehnung175. Dies wurde bereits bei VON JUSTI deutlich und auch PRINCE-SMITH

170 171 172 173 174 175

Prince-Smith, J.: Über Patente für Erfindungen, S. 150ff. Ebd., S. 151. Ebd., S. 153. Ebd., S. 158. Ebd., S. 158. So etwa Schäffle, A.: Die nationalökonomische Theorie des ausschließlichen Absatz-

52

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

greift diesen Gedanken auf (vergleiche S. 48). Diese Gleichstellung stärkte die Bewegung und bereitete den Befürwortern von Patenten Schwierigkeiten, denn die Errichtung von Monopolen war offensichtlich mit dem liberalen Zeitgeist nicht zu vereinbaren. Daher war es aus Sicht der Patent-Befürworter für die weitere Entwicklung hin zum Patentschutz von entscheidender Bedeutung, die Frage der Patente von der der Monopole und des Freihandels strikt zu trennen176. Letztendlich trieb die Anti-Patent-Bewegung die Befürchtung an, die Einführung von Patenten könnte die wirtschaftliche Entwicklung hemmen und dem freien Markt entgegenstehen. Mit diesem Argument ging sie lange Zeit sehr erfolgreich gegen die Einführung des Patentschutzes vor. Allerdings versuchte die Pro-Patent-Bewegung auf unterschiedliche Weise diese Bedenken auszuräumen und den Schutz von Erfindungen zu legitimieren. 2) Die Pro-Patent-Bewegung i. Die geistigen Väter der Pro-Patent-Bewegung Häufig bemühten sich die Anhänger der Pro-Patent-Bewegung den Schutz von Erfindungen mit naturrechtlichen Erklärungsmodellen zu untermauern. Dabei wurde oft eine Parallele zum Sacheigentum gezogen. Aus rechtlicher Sicht war diese Position jedoch sehr angreifbar, weshalb einige Erklärungsmodelle rein marktwirtschaftlich argumentierten. Dennoch stützt sich ein Teil der Argumentation für die Einführung eines Erfindungsschutzes auf naturrechtliche Vorstellungen. Danach stehen jedem Menschen bestimmte Rechte zu, die nicht erst durch den Staat verliehen werden, sondern von sich aus, von Natur aus, vorhanden sind. Es handelt sich um überpositives Recht. Demnach hat jeder Mensch ein angeborenes Recht, seine Geistes- und Körperkräfte zu gebrauchen und deren Nutzen zu beanspruchen177. Das heißt, dass die an einem Gegenstand jeglicher Art ausgeführte Arbeit des Einzelnen zu seinem Eigentum an gerade diesem Gegenstand führen soll. Die absolute Wirkung des Eigentums wird also mit der auf einen Gegenstand verwendeten Arbeit gerechtfertigt178. Damit wird die Arbeitstheorie von

176 177

178

verhaltens (1867), S. 271.Zur Einordnung als Monopol (Vergleiche S. 48). Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 9. Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 28; dazu allgemein: Klippel, D.: Historische Wurzeln und Funktionen von Immaterialgüter- und Persönlichkeitsrechten im 19. Jahrhundert (1982), S. 133ff. John Locke (1632–1704). Englischer Philosoph und Vordenker der Aufklärung. Locke gilt als Vater des Liberalismus und als Hauptvertreter des britischen Empirismus. Ausführlich: Euchner, W.: John Locke zur Einführung (1996), S. 1ff., 214f; Cramton,

Untersuchung

53

JOHN LOCKE herangezogen179. Sein Ansatz wird auf die geistige Arbeit des Autors oder Erfinders übertragen. Die geistige Arbeit stellt den Erwerbstitel des Geistigen Eigentums dar180. Die Kopie der Idee eines fremden Erfinders ist demnach als Diebstahl zu werten. Der Schutz gegen einen solchen Diebstahl kann nur per Gesetz erreicht werden. Es ergibt sich also zwingend die Notwendigkeit des Schutzes von Erfindungen durch Patente. Die naturrechtliche Argumentation, die durch moralische Aspekte noch weiter verstärkt wurde (das Kopieren von Ideen ist Diebstahl und damit verwerflich), bildete demnach eine wichtige Grundlage für die Bemühungen der ProPatent-Bewegung, einen wirksamen Erfindungsschutz herbeizuführen. Doch die Befürworter des Patentschutzes entwickelten eine Reihe weiterer Argumente, die für die Einführung eines Patentgesetzes sprachen: ii. Organisation und Argumente der Pro-Patent-Bewegung Die Pro-Patent-Bewegung organisierte sich in einer Reihe von Vereinen. Dabei waren vor allem die technischen Vereine von entscheidender Bedeutung. Zu den national und international aktivsten gehörte der Verein Deutscher Ingenieure181. Gegründet im Jahr 1856 in Alexisbad, entstanden noch im selben Jahr zahlreiche Bezirksvereine. Schon in den ersten Jahren wandte sich der Verein der Frage des Erfindungsschutzes zu. Im Jahr 1864 wurde vom Verein eine Denkschrift mit dem Titel „Zur Patentfrage“ herausgegeben182. Diese enthielt neben einem Aufsatz des Ingenieurs Kayser eine Schrift des technischen Vereins für Eisenhüttenwesen und die Beschlüsse der VDI Hauptversammlung von 1863. Diese „Principien für ein allgemeines deutsches Patentgesetz“ bestimmten in ihrem § I den Grundsatz, dass ein einheitliches deutsches Patentgesetz und eine einheitliche Patentbehörde für ganz Deutschland zu erstreben seien183. Als Motive hierfür werden zum einen die Stärkung der Einheit Deutschlands, zum anderen der Allgemeinnutzen

179

180 181

182 183

M.: John Locke (1957), S. 1ff. Zur Arbeit als Erwerbsgrund des Eigentums Locke, J.: Two Treaties of Government (1698), S. 186, 188. Schack, H.: Urheber- und Urhebervertragsrecht (2007), S. 56; Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 128. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 42. Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 144; Ausführlich: Ludwig, K.-H.: Technik, Ingenieure und Gesellschaft (1981), S. 39ff. Verein deutscher Ingenieure 1864. Ebd., S. 89.

54

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

angeführt. Weiterhin wird hier festgelegt, dass das Patent dem Erfinder das Eigentumsrecht an seinen Erfindungen sichern soll184. Im Jahr 1874 wurde schließlich mit dem Deutsche Patentschutzverein ein weiteres wichtiges Organ der Pro-Patent-Bewegung gegründet. Gründungsmitglieder waren unter anderem WERNER SIEMENS und CARL PIEPER, aber auch RUDOLF KLOSTERMANN185. SIEMENS übernahm den Vorsitz des neugegründeten Vereins. Die Mitglieder kamen überein, dass „durch Bildung eines deutschen Vereins die Kräfte zu gemeinsamen Wirken zusammenzufassen seien, um auf Grund des Art 4 Nr. 5 der deutschen Reichsverfassung ein einheitliches deutsches Patentgesetz zu erwirken“186.

Nach Art. 4 Nr. 5 der Reichsverfassung lag die Gesetzgebungskompetenz für „Erfindungspatente“ beim Reich. Der zielgerichteten Arbeit des Vereins stellten sich allerdings bald interne Streitigkeiten in den Weg. Es bildeten sich mit SIEMENS und PIEPER an der Spitze zwei Meinungslager, die sich über die Frage der Einführung einer Zwangslizenz, wie sie der Patentgesetzentwurf, der durch eine Kommission des Vereins erarbeitet worden war, vorsah, nicht einigen konnten187. Übereinstimmung bestand jedoch bei allen Vereinsmitglieder hinsichtlich der grundsätzlichen Notwendigkeit von Patenten. Für die Begründung dieser Notwendigkeit können verschiedene Ansätze und Erklärungsmodelle unterschieden werden188. Obwohl sie häufig in Kombination angeführt wurden, um eine besondere Überzeugungskraft zu entfalten, und weil sie sich inhaltlich teilweise sehr ähnlich sind, sollen sie im Nachfolgenden getrennt voneinander dargestellt werden. (1) Die Theorie des Geistigen Eigentums Die Beratungen zum französischen Urheberrechtsgesetz von 1791 verdeutlichen in besonderer Weise die Vorstellung vom Recht des Autors beziehungsweise des Erfinders als Geistiges Eigentum:

184 185 186 187 188

Verein deutscher Ingenieure, S. 89. Carl Pieper (Lebensdaten unbekannt). Deutscher Ingenieur. Zum Deutschen Patentschutzverein: Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 371. Zitiert nach Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 165. Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 371. Die Unterteilung im Folgenden geht zurück auf Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 10ff. und Machlup, F.: Die wirtschaftlichen Grundlagen des Patentrechts (1961), S. 373ff.

Untersuchung

55

„La plus sacrée, la plus légitime, la plus inattaquable , et … la plus personnelle des propriétés est l’ouvrage, fruit de la pensée d’un ecrivain; cependant c’est une propriété d‘un genre tout différent des autres propriétés“189.

Auch in der Verfassung der Paulskirche wird der Begriff des Geistigen Eigentums in § 164 III verwendet: „Das geistige Eigenthum soll durch die Reichsgesetzgebung geschützt werden“. Die Theorie des Geistigen Eigentums vertritt zum Beispiel EDUARD HENDEMANN in dem Vorwort zu der von ihm veröffentlichten Sammlung der Gutachten des preußischen Sachverständigen-Vereins190. Obwohl er juristische Bedenken gegen den Begriff des Geistigen Eigentums grundsätzlich erkennt, begründet er dessen Anwendung mit dem allgemeinen Rechtsbewusstsein. Er zieht zur Begründung die naturrechtliche „Hervorbringungskraft des Menschen“ heran, dessen Resultat der Mensch „sein eigen“ nennen kann191. Das philosophisch begründete Geistige Eigentum kann nach HENDEMANN in das positive Recht übertragen werden. Die ursprünglich engere Rechtsauffassung aus dem römischen Recht habe sich erweitert192. Er schränkt diesen Ansatz nur insoweit ein, als dass er feststellt, der Begriff werde im positiven Recht und in der praktischen Durchführung zu etwas Figürlichem, er gestalte sich zum literarischen und künstlerischen Eigentum. Gegen die Theorie des Geistigen Eigentums sprach vor allem der von Anfang an bestehende Einwand, Eigentum könne nur an Sachen bestehen193. Diesem bringt vor allem CHRISTIAN FRIEDRICH EISENLOHR wenig Verständnis entgegen: „Ist denn eine Sache nur, was man mit den Händen greifen kann? Was nicht Geist ist, ist Sache, auch der Gedanke, der, seinen mütterlichen Boden verlassend, in’s Leben hinausgetreten ist“194.

189 190

191 192 193 194

Zitiert nach Schack, H.: Urheber- und Urhebervertragsrecht (2007), S. 57. Eduard Hendemann (Lebensdaten unbekannt). Hendemann, E.: Sammlung der Gutachten des königlichen preußischen literarischen Sachverständigen-Vereins (1848), S. V ff.; Ähnlich auch: Jannasch, R.: Der Musterschutz und die Gewerbepolitik des deutschen Reiches (1873), S. 6; Eisenlohr, C.: Das literarisch-artistische Eigenthum und das Verlagsrecht (1855), S. 43; Korb, F.: Was heißt und ist das geistige Eigentum an literarischen Erzeugnissen (1869), S. 8; Neff, P.: Ueber die Eigenthumsrechte der Schriftsteller und Künstler und ihrer Rechtsnachfolger (1838), S. 5; Muquardt, C.: Das literarische Eigenthumsrecht, der Nachdruck und das Wesen der Presse in Beziehung auf Journalund Bücher-Literatur (1851), S. 4. Hendemann, E.: Sammlung der Gutachten des königlichen preußischen literarischen Sachverständigen-Vereins (1848), S. VI und IX. Ebd., S. X. Dölemeyer, B., et al.: Der Beitrag der deutschen Rechtswissenschaft zur Theorie des gewerblichen Rechtsschutzes und Urheberrechts (1991), S. 223. Christian Friedrich Eisenlohr (Lebensdaten unbekannt). Eisenlohr, C.: Das literarisch-

56

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Diese Argumentation, die alles was nicht „geistig“ ist, als dinglich ansieht, stellt allerdings eine erhebliche Ausweitung des Begriffs der Sache dar. Insbesondere die Pandektisten sahen in der Ausweitung des Eigentumsbegriffs eine unzulässige Analogie195. Wie auch später in § 903 BGB gesetzlich geregelt wurde, gehen die Pandektisten davon aus, dass Eigentum ausschließlich an res corporalis bestehen können. Dieser Ansatz wird mit einer Stelle bei Justinian begründet, aus der ihrer Ansicht nach hervorgeht, dass es Eigentum nur an materiellen Gegenständen geben kann196. Der prominenteste Vertreter dieses Einwands, SAVIGNY, wandte sich dabei nicht nur gegen den Begriff des Geistigen Eigentums aus den oben genannten Gründen, sondern er griff auch dessen naturrechtlichen Hintergrund an197. SAVIGNY lehnte die Annahme vorstaatlicher Rechte ab und bestritt, dass dem Menschen mit seiner Geburt ein „Urrecht“ zustehe, aus dem sich auch das Geistige Eigentum ableiten ließe198. JULIUS JOLLY bezeichnete die Vorstellung vom Geistigen Eigentum als „unhaltbar“199. Nach ihm sei das „ausschließliche Recht (das Eigentumsrecht) über ein Recht nichts anderes als das Recht selbst“200. Weiter wurde auf verschiedene Probleme bei der Einordnung von Ideen als Eigentum hingewiesen: es stellen sich zum Beispiel unüberwindliche Probleme, wenn man versucht den rechtmäßigen, aber besitzlosen Eigentümer wieder in den Besitz seiner Ideen zu bringen201. Eine solche Rückübertragung ist hier nicht möglich. Auch ergibt sich aus

195

196

197 198 199

200 201

artistische Eigenthum und das Verlagsrecht (1855), S. 43. Zum Beispiel:: Lange, M.: Kritik der Grundbegriffe vom geistigen Eigentum (1858), S. 10; dazu allgemein: Klippel, D.: Historische Wurzeln und Funktionen von Immaterialgüter- und Persönlichkeitsrechten im 19. Jahrhundert (1982), S. 137f. Cod. Iust. Liber II Tit. 2, de rebus incorporalibus. Aus heutiger Sicht bereitet allerdings die Einordnung unseres abstrakten Begriffs des Eigentums in die römische Systematik Schwierigkeiten. Daher lassen sich hieraus auch keine eindeutigen Rückschlüsse hinsichtlich der Problematik des Geistigen Eigentums ziehen. Flume, W.: Die Bewertung der Institutionen des Gaius (1962), S. 19ff sieht die Unterscheidung zwischen res corporales / incorporales lediglich als Ordnungsbegriffe, Wieacker, F.: Griechische Wurzeln des Institutionensystems (1953), S. 104 verneint sogar jeglichen juristischen Gehalt. Hierzu auch Baldus, C.: Res Incorporales im römischen Recht (2011), S. 7ff. Die Einwände der Autoren des 19. Jahrhunderts die auf dem römischen Recht basieren sind insofern nicht so eindeutig, wie diese es sich wünschten. Savigny, C. v.: System des heutigen römischen Rechts (1840), S. 335. Ebd., S. 336; näher hierzu Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 131. Julius Jolly (1823–1891). Badischer Jurist und Politiker. Nach Studium und Habilitation in Heidelberg schloss er sich dort einem Kreis gemäßigter liberaler Professoren und Publizisten an. Ausführlich Gall, L.: Jolly, Julius (1952), S. 589f. Zum Geistigen Eigentum Jolly, J.: Die Lehre vom Nachdruck (1852), S. 68. Jolly, J.: Die Lehre vom Nachdruck (1852), S. 69. Rentzsch, H.: Geistiges Eigenthum (1866), S. 333f.

Untersuchung

57

der Einordnung in das Sacheigentum die zwingende Konsequenz der ewigen Garantie. Begrenzt man die Patente nun in zeitlicher Hinsicht – wie meist gefordert – ergibt sich auch hieraus ein kaum auflösbarer Widerspruch202. Einen differenzierteren Ansatz bezüglich der Vorstellung vom Geistigen Eigentum vertrat MAX WIRTH beim sechsten Kongress deutscher Volkswirte203. Er bestritt die naturrechtliche Begründung in keiner Weise. Auch sah er in der Systematik des römischen Rechtes keinen das Geistige Eigentum ausschließenden Widerspruch. WIRTH stellte jedoch fest, dass Erfindungen gar nicht unter den Schutz des Geistigen Eigentums fallen, denn „die Erfindungen sind ein Ausfluss des augenblicklichen Standes der Civilisation und damit Gemeingut“204. Er führt weiter aus, Erfindungen fehle im Gegensatz zu den Werken von Künstlern und Dichtern etwas Individuelles, das ihrer Schaffung durch eine andere Person entgegenstehe. Erfindungen seien eben nur „Blüthen am Baume der Civilisation“205. Trotz dieser Widerstände fand der Begriff des Geistigen Eigentums weite Verbreitung auch in der Gesetzessprache. Auf die Verfassung der Paulskirche ist bereits hingewiesen worden. Er klingt zudem im Titel des preußischen „Gesetz zum Schutze des Eigenthums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung“ vom 11. Juni 1837 an. Auch die Verfassung des Norddeutschen Bundes verwendete diesen Begriff wenn sie in Art. 4 Nr. 6 festhält: „Der Beaufsichtigung seitens des Bundes und der Gesetzgebung desselben unterliegen die nachstehenden Angelegenheiten: der Schutz des Geistigen Eigentums“. Dieselbe Bestimmung findet sich an gleicher Stelle in der Verfassung für das Deutsche Reich. So angreifbar die Verwendung des Eigentumsbegriffs in Verbindung mit Erfindungen aus juristischer Sicht ist, so hat sie doch einen nicht zu vernachlässigen Effekt, der dann auch die weite Verbreitung dieses Begriffs erklären könnte. Gerade die gedankliche Verbindung von Patenten und Monopolen bereitete der Pro-Patent-Bewegung in erheblichem Maße Schwierigkeiten. Die Verwendung des Begriffs des „Geistigen Eigentums“ könnte daher auf das Bemühen zurückzuführen sein, die Nähe zu den ihrer Natur nach abzulehnenden Privilegien und Monopolen zu vermeiden, um in der öffentlichen Wahrnehmung mehr Zuspruch zu erreichen206. Die jahrzehntelange Diskussion, vor allem innerhalb der Rechtswissenschaften, über den Begriff des Geistigen Eigentums könnte damit

202 203

204 205 206

Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 43. Max Wirth (1822–1900). Österreichischer Volkswirtschaftler und Publizist. Veröffentlichte unter anderem ein Werk über die Grundzüge der Nationalökonomie. Ausführlich Killy, W., et al.: Deutsche Biographische Enzyklopädie (1999), S. 539. Wirth in Kongress deutscher Volkswirthe: Bericht über die Verhandlungen des sechsten Kongresses deutscher Volkswirthe (1863), S. 222. Ebd., S. 222. Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 16.

58

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

letztlich einer politischen List entsprungen sein207. Vor allem in dem Kampf um die öffentliche Meinung eigneten sich griffige Schlagwörter besser als solche, die in juristischer Hinsicht zwar korrekt, aber für den Laien unverständlich waren. (2) Die Belohnungstheorie Die Belohnungstheorie geht davon aus, dass jeder das Recht hat, für seine Arbeit einen Lohn zu erhalten208. Dieser Lohn müsse durch Beteiligung am Wirtschaftsleben zu finden sein und müssegegebenenfalls durch die Allgemeinheit gesichert werden. Eine solche Lohnsicherung geschehe durch die Verleihung eines Patents. Die allgemeine Gerechtigkeit erfordere eine solche Verleihung, denn Erfinder leiste der Allgemeinheit durch ihre Arbeit einen Dienst209. Das moralische Recht des Erfinders auf eine Belohnung war damit aus Sicht der Vertreter der Belohnungstheorie schlüssig begründet, lediglich hinsichtlich seiner Ausgestaltung bestanden Uneinigkeiten210. Vorgeschlagen wurde zum Beispiel eine „Nationalbelohnung“ die durch den Staat an den Erfinder für den freien Gebrauch zu leisten sei211. Die Belohnungstheorie wird unter anderem von MILL vertreten, der Patente zulassen möchte „(…) um ihn [den Erfinder] für seine Dienste zu entschädigen und zu belohnen“212.Sie findet sich aber auch im preußischen Publicandum vom 14. Oktober 1815. Dieses führt in seiner Einleitung aus, dass Patente „zur Ermunterung und Belohnung des Kunstfleisses“ erteilt werden sollen. Gegen die Belohnungstheorie wurden verschiedene Argumente vorgebracht. Gegen eine Belohnung an sich spreche, dass Erfindungen nur selten einer einzelnen Person zuzuordnen seien. Meistens basiere der entscheidende Gedanke auf einer Reihe von früheren Ideen. Es erscheine daher zufällig, nur den Letzten in dieser Reihe der Ideengeber zu belohnen und die anderen, die die nicht zu vernachlässigende Vorarbeit leisteten, leer ausgehen zu lassen213.

207 208 209 210

211 212 213

Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 17. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 46. Machlup, F.: Die wirtschaftlichen Grundlagen des Patentrechts (1961), S. 377. Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 20; Aufzählung bei Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 19. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 48. Mill, J.: Grundsätze der politischen Ökonomie (1921), S. Buch V, Kapitel XX, § 4, S. 666f. Michaelis, O.: Zur Selbstkritik des Patentschutzes (1870), S. 115; andeutungsweise auch bei Schäffle, A.: Die nationalökonomische Theorie des ausschließlichen Absatzverhaltens (1867), S. 270.

Untersuchung

59

Als weiteres Gegenargument wird angeführt, dass sich der Erfinder selbst belohne, wenn er seine Erfindung auf den Markt brächte214. Mangels Konkurrenzprodukten sei der Konsument nämlich zunächst gezwungen, die neue Erfindung ausschließlich über den Erfinder zu beziehen. Dies geschehe natürlich zu einem den Erfinder ausreichend entschädigenden Preis. Der Nachbau durch andere Produzenten und der hieraus entstehende Markt mit seinen Preisentwicklungen sei nicht durch den Staat zu regulieren215. Aus praktischer Sicht spreche zudem gegen das System der Belohnung die nachteiligen Konsequenzen für die Prüfungsbehörde. Es müsse mit einer großen Anzahl von Anmeldungen gerechnet werden, die alle in den Genuss der Belohnung kommen wollten, zudem führe ein solches System zu Schmeichelei, Parteilichkeit oder Korruption216. Denn die Vergabe der Belohnung sei schwierig zu überwachen. Aufgrund der vielfachen Einwände konnte sich die Belohnungstheorie nicht durchsetzen und wurde schließlich auch unter Patentschutz-Befürwortern nicht mehr vertreten217. (3) Die Anspornungstheorie Anders als die bis hierhin dargestellten Theorien begründet die Anspornungstheorie die Notwendigkeit von Patenten ohne Rückgriff auf eine moralische Notwendigkeit. Patente werden hier vielmehr als Mittel zur Förderung des technischen Fortschritts betrachtet218. Der Ansatz der Anspornungstheorie ist ein rein volkswirtschaftlicher219. Es wird dabei davon ausgegangen, dass niemand ohne entsprechenden Ansporn die Anstrengungen und Kosten der Neuentwicklung eines Gegenstandes oder Verfahrens auf sich nimmt. Der Erfinder hofft selbstverständlich mit Hilfe seiner Erfindung nicht nur seine Ausgaben zu amortisieren sondern auch noch Gewinn zu machen. Da Erfindungen jeglicher Art der Gemeinschaft zu Gute kommen, liegt es in ihrem Interesse dieselben zu fördern. Hier bieten sich Patente als Ansporn an, da dem Erfinder auf diese Weise die Sicherheit gegeben

214 215 216

217 218 219

Böhmert, V.: Die Erfindungspatente (1869), S. 63. Rentzsch, H.: Patentwesen (1866), S. 632; Schäffle, A.: Die nationalökonomische Theorie des ausschließlichen Absatzverhaltens (1867), S. 142. Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 20; Rentzsch, H.: Patentwesen (1866), S. 633; Wirth in Kongress deutscher Volkswirthe: Bericht über die Verhandlungen des sechsten Kongresses deutscher Volkswirthe (1863), S. 224. Zu den Einwänden siehe auch Grothe, H.: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich (1877), S. 21. Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 20. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 49.

60

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

wird, seine Erfindung gewinnträchtig auszunutzen. Dazu kommt zudem, dass es dem einzelnen Erfinder auf diese Weise erleichtert wird, Investoren für sein Vorhaben zu finden, da auch diese sich auf den Schutz des Patents verlassen können und ihre Hoffnung auf wirtschaftlichen Erfolg sie dazu bringt, in die Erfindungen zu investieren220. Die Erteilung von Patenten muss demnach aus volkswirtschaftlicher Sicht als Notwendigkeit angesehen werden, da sie die günstigste und effektivste Möglichkeit des Ansporns darstellt. Die Anspornungstheorie findet sich allein oder in Verbindung mit anderen Ansätzen bei mehreren Autoren. So schreibt zum Beispiel der Verein Deutscher Ingenieure in dem Vorwort seiner Denkschrift „Zur Patentfrage“ zur Frage der Nützlichkeit, ein allgemeines Patentgesetz sei von allgemeinem Nutzen, denn es rege „zu Forschungen und Versuchen auf dem Gebiet der Technik an“221. Hier liegt also der Schwerpunkt deutlich auf dem Gedanken der technischen Fortentwicklung mittels finanzieller Anreize. Auch FRIEDRICH LIST schloss sich dieser Ansicht an, als er schrieb: „Die Patentzusicherung ist die Preisaufgabe für den Erfindergeist. Die Hoffnung den Preis zu erhalten regt die Geisteskräfte auf und gibt denselben eine den Industrieverbesserungen zugewendete Richtung. (…) Sie verschafft dem, der nur die Geisteseigenschaft zu neuen Erfindungen besitzt, auch die dazu erforderlichen materiellen Mittel (…)“222.

Aber auch gegen die Anspornungstheorie wurden verschiedene Einwände erhoben. Zum einen wurden wurde bezweifelt, dass es sich bei den Patenten um die günstigste Möglichkeit des Ansporns handele. Das Patentsystem sei keineswegs nur kostengünstig223. Die Kosten für den Betrieb des Beamtenapparats, der für die Patenterteilung notwendig sei, dürfe nicht außer Acht gelassen werden. Weiterhin ergäben sich volkswirtschaftliche Nachteile aus den Monopolstellungen, die den Erfinder zumindest für einen bestimmten Zeitraum eingeräumt würden, denn während dieser Zeit könnten Andere auf die Erfindung nicht zurückgreifen. Diese Nachteile seien allerdings nicht nur volkswirtschaftlicher Natur sondern hemmten auch die Entwicklung im Allgemeinen. Denn

220 221 222

223

Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 49. Verein deutscher Ingenieure 1864, S. 8. Friedrich List (1789–1846). Deutscher Nationalökonom. Seine Bedeutung liegt neben der Propagierung des Eisenbahnbaus und dem Eintreten für eine deutsche Zolleinigung vor allem auf seinenArbeiten zur theoretischen Nationalökonomie. Ausführlich Braeuer, W.: List, Friedrich (1952), S. 694ff. Zitat: List, F.: Das nationale System der politischen Ökonomie (1930), S. 320. Ausführlich dargestellt bei Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 23.

Untersuchung

61

durch den Patentschutz könnte der aktuelle Stand der Technik für die Schutzdauer nur von dem Erfinder richtig genutzt und vor allem weiterentwickelt werden224. Es entwickle sich hieraus also ein Hemmnis für alle Entwickler, die in demselben Gebiet tätig sind. Durch dieses Hemmnis verliere die Gesellschaft Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Weniger überzeugend wurde zudem gegen die Anspornungstheorie vorgebracht, dass ein Ansporn zur Erfindungen nicht notwendig sei. Der Drang zu Erfindungen sei von sich aus unwiderstehlich und bedürfe keiner Förderung225. Dies sei eindeutig zu belegen an der Tatsache, dass das Deutsche Reich schon in der Vergangenheit bedeutende Erfindungen hervorgebracht habe, und zwar ohne entsprechenden Ansporn. Die Befürworter betonten jedoch, dass die Kosten, die aus dem Patentsystem entständen, hauptsächlich von dessen Nutznießern getragen würden und sich die Erteilung der Patente damit insgesamt immer noch als günstige, effektive Möglichkeit zur Förderung der Erfindungen darstelle. Der Umstand allein, dass es bisher auch ohne ein solches System zu bedeutenden Erfindungen gekommen sei, könne nicht gegen dessen Einführung sprechen. (4) Die Vertragstheorie Auch die sogenannte Vertrags- oder Offenbarungstheorie wählt einen volkswirtschaftlichen Ansatz und verzichtet weitgehend auf eine auf moralischen Aspekten basierende Argumentation226. Die Vertragstheorie geht davon aus, dass es grundsätzlich der Volkswirtschaft schadet, wenn neue Entwicklungen geheim gehalten werden227. Um eine solche Geheimhaltung zu verhindern wird ein Vertragsschluss zwischen Staat und Erfinder angenommen. Dieser Vertrag besteht aus zwei wechselseitigen Verpflichtungen: der Staat garantiert den befristeten Rechtsschutz durch Erteilung eines Patents. Im Gegenzug verpflichtet sich der Erfinder, seine neue Errungenschaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihr auf diese Weise zu nutzen. Aufbauend auf seinen Entwicklungen ist damit eine Weiterentwicklung durch Andere und somit der Fortschritt der Technik möglich228. Nachdem bereits bezüglich der Theorie des Geistigen Eigentums darauf hingewiesen wurde, dass diese Begrifflichkeit sicherlich auch im Hinblick auf ihre öffentlichkeitswirksame Einprägsamkeit gewählt wurde (vergleiche S. 57), sind ähnliche Gründe auch hinsichtlich der Vertragstheorie erkennbar. Die An-

224 225 226 227 228

Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 24. Böhmert, V.: Die Erfindungspatente (1869), S. 56. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 51. Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 21. Ebd., S. 21.

62

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

nahme eines Vertrags zwischen der Gesellschaft beziehungsweise dem Staat und dem Einzelnen ist nämlich keineswegs neu. Sie findet sich bereits bei JEANJACQUES ROUSSEAU, in dessen Hauptwerk „Du Contract Social“ von einem Gesellschaftsvertrag die Rede ist, der für die Französische Revolution von entscheidender Bedeutung sein sollte229. Die französischen Befürworter des Patentschutzes machten sich im Rahmen der Vertragstheorie diesen Gedankengang zu Eigen. Hierdurch versuchte man noch deutlicher hervorzuheben, dass zwischen den Patenten und Monopolen keine Ähnlichkeit besteht. Damit sollten die Argumente der Anti-Patent-Bewegung ihren Angriffspunkt verlieren. FRITZ MACHLUP fasst die inzidente Aussage der französischen Pro-PatentBewegung durch ihre Anlehnung an die Theorien ROUSSEAUS treffend zusammen, indem er schreibt: „Why should anybody object to such a fair bargain with such a reasonable quid pro quo?“230. In Deutschland wird die Vertragstheorie zum einen in der bereits erwähnten Denkschrift des Vereins Deutscher Ingenieure vertreten. Ein Patentgesetz steuere jeder „schädlichen Geheimniskrämerei“ entgegen und begründe die „wahre Freiheit der Industrie, für welche (…) der geregelte und verpflichtende Schutz des Besitzers die einzige Lebensluft ist“231. Der Gedanke eines Vertrages zwischen dem Staats und dem Erfinder findet sich auch in den Schriften von WERNER VON SIEMENS. Als einflussreichster Sprecher der Pro-Patent-Bewegung hob er diesen Aspekt verschiedentlich besonders hervor. Er führte aus, dass Erfindungspatente mit der obligatorischen Veröffentlichung ihres Inhalts eine unentbehrliche Bedingung des Gedeihens und Fortschritts von Industrie, Gewerbe und Handel seien232. Das Patent stelle dabei einen „wirklichen Kontrakt“ zwischen Staat und Erfinder dar233. Dabei sei es Sache der Gesetzgebung, zu sichern, dass die Gesamtheit einen möglichst großen Nutzen aus diesem Vertrag ziehe. Ziel des Vertrages ist nach SIEMENS die Publikation der Erfindung. Es gelte, dem Fabrikgeheimnis entgegenzuwirken und hierfür sehe er keine andere effektive Möglichkeit234. Die Publikation sei notwendig, denn sie bewirke einen ungeheuren Antrieb für die gesamte Industrie. Nach SIEMENS ist der „Gedanke,

229

230 231 232 233 234

Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). Genfer Schriftsteller und Philosoph. Als Aufklärer gilt er zudem als Wegbereiter der französischen Revolution. Ausführlich: Taureck, B.: Jean-Jacques Rousseau (2009), S. 12ff. Rousseau, J.-J.: Du contrat social, ou principes du droit politique (1791), S. 1ff. Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 26. Verein deutscher Ingenieure 1864, S. 8. Siemens, W.: Positive Vorschläge zu einem Patentgesetz (1869), S. 12. Ebd., S. 8. Ebd., S. 7.

Untersuchung

63

der mit Hülfe der Presse die Welt durchfliegt, (…) ein Blitz, der in hundert Gegenden zündet“235. Jedoch blieb auch die Vertragstheorie nicht ohne Widerspruch. Zum einen wurde argumentiert, dass sich der Erfinder, der die Geheimhaltung seiner Erfindung wirklich beabsichtige, wohl kaum einem öffentlichen Patentierungsverfahren aussetzen werde236. Weiter wurde vorgebracht, dass aus zwei Gründen die Geheimhaltung effektiv kaum umzusetzen sei und es somit keinen Grund gebe, Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Zum einen spräche die „Veröffentlichung (…) [durch die] Presse, durch Gewerbevereine und industrielle Bildungsgesellschaften, durch die Menge und Raschheit der Communikationsmittel“ gegen eine effektive Geheimhaltung237. Zum anderen könne davon ausgegangen werden, dass in einer entwickelten Industriegesellschaft nicht immer nur einer an der Lösung eines Problems arbeite, so dass es grundsätzlich nur eine Frage der Zeit sei, bis ein anderer Erfinder dieselbe Idee habe und sie nicht verheimliche238. Aus diesen Gründen sei ein Vorgehen gegen die Geheimhaltung neuer Entwicklungen mittels der Vertragstheorie nicht notwendig. Zudem argumentierten die Gegner des Patentschutzes, dass die Vertragstheorie (aber auch der Erfindungsschutz im Allgemeinen) die Geheimhaltung fördere, statt sie einzudämmen239. Dies solle damit zusammenhängen, dass Patente jeweils nur für eine Erfindung erteilt werden könnten, die einen gewissen praktischen Nutzen aufweise. Die „Zwischenerfindungen“, die auf dem Weg zu ihr getätigt worden seien, ließen sich nicht patentieren. Aus diesem Grunde müsse der Erfinder, um sicher zu sein als erster die entscheidende Entwicklung zum Patent anmelden zu können, dafür sorgen, dass seine „Zwischenerfindungen“ nicht an die Öffentlichkeit gerieten. Auf diese Weise, so zumindest die Gegner des Patentschutzes, fördere ein Patentsystem in Verbindung mit der Vertragstheorie die Geheimhaltung neuer Entdeckungen. Die Vertragstheorie sei daher abzulehnen. (5) Zusammenfassung der Theorien Wie deutlich wurde, bemühten sich die Vertreter der Pro-Patent-Bewegung, entweder aus naturrechtlicher oder aus volkswirtschaftlicher Perspektive die Notwendigkeit der Einführung des Patentschutzes zu begründen.

235 236 237 238 239

Siemens in Pieper, C.: Der Erfinderschutz und die Reform der Patentgesetze (1873), S. 48. Rentzsch, H.: Patentwesen (1866), S. 629. Ebd., S. 629. Machlup, F., et al.: The Patent Controversy in the nineteenth Century (1950), S. 26. Prince-Smith, J.: Über Patente für Erfindungen, S. 158.

64

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Dabei stellen die drei erstgenannten Theorien auf den Schöpfungsakt ab und sehen den Erfinder selbst im Mittelpunkt. Lediglich die Vertragstheorie misst der Publikation der Erfindung die entscheidende Bedeutung bei. Wie bereits einleitend bemerkt, wurden die Theorien aus Gründen der Übersichtlichkeit getrennt dargestellt. Sie sind jedoch eng miteinander verbunden und werden auch häufig von den Autoren miteinander kombiniert, um die Überzeugungskraft zu erhöhen. Es handelt sich hierbei nicht um eine typische juristische Fragestellung, in der die einzelnen Positionen deutlich voneinander abzugrenzen sind. Vielmehr sind es verschiedene Begründungsansätze, die alle dasselbe Ziel verfolgen240. Auch ist die Darstellung an dieser Stelle nicht abschließend. Noch nicht eingegangen wurde zum Beispiel auf die sogenannte Legaltheorie oder die Theorie von der natürlichen Erwerbssphäre241. Jedoch ist eine umfassende Beschreibung aller Begründungsansätze nicht Gegenstand dieser Arbeit und kann auch nicht zur Ergebnisfindung beitragen. Denn der Schwerpunkt muss hier auf solchen Argumentationen liegen, die für das Verständnis und die Bewertung der Position von RUDOLF KLOSTERMANN von wesentlicher Bedeutung sind. Damit muss auch eine ausführlichere Behandlung der persönlichkeitsrechtlichen Theorien von GAREIS und VON GIERKE, wie auch – an dieser Stelle – ein näheres Eingehen auf die Immaterialgüterrechtslehre von KOHLER ausbleiben, da diese erst nach dem Erscheinen von KLOSTERMANNS Hauptwerk entwickelt wurden242. Zusammenfassend ließ sicher herausarbeiten, dass die Kontroverse um die Einführung des Erfindungsschutzes auch auf wissenschaftlicher Ebene nachdrücklich geführt wurde. Gerade im Bereich der Pro-Patent-Bewegung wurden zahlreiche Ansätze entwickelt, um die Einführung des Patentschutzes zu rechtfertigen. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit das Verständnis KLOSTERMANNS, das in der Verwendung des Begriffs des Geistigen Eigentums zum Ausdruck kommt, hier zu verordnen ist.

240 241

242

Entsprechend zum Beispiel: die Umsetzung in Verein deutscher Ingenieure 1864, S. 1ff. Zur Legaltheorie: Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 342 ff; Zur Theorie von der Erwerbssphäre Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 44 ff. Carl Gareis (1844–1923). Deutscher Jurist. Professor für deutsches Privatrecht unter anderem in Bern und später Reichstagsabgeordneter. Kanzler der Universität Gießen. Ausführlich: Zils, W.: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien (1913), S. 35ff. Otto Friedrich von Gierke (1841–1921). Deutscher Rechtshistoriker. Gierkes Lebenswerk dient der Durchdringung des deutschen Privatrechts und generell der des germanistischen Anteils der Rechtsentwicklung. Ausführlich: Bader, K.: Gierke, Otto Friedrich von (1952), S. 374f. Ausführlich zu den Theorien: Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871–1914 (2006), S. 345 ff. Zu Kohlers Ansatz vergleiche S. 131ff.

Untersuchung

65

3) Die Position Klostermanns in der Kontroverse um den Schutz des Geistigen Eigentums Die Frage, welcher der bis hierhin dargestellten Ansichten in der Kontroverse um den Schutz des Geistigen Eigentums KLOSTERMANN zuzurechnen ist, beantwortet sich scheinbar schon bei einem Blick auf seinen Grabstein. Dieser ist mit der Inschrift versehen: „Dem Vorkämpfer für den Schutz des Geistigen Eigentums“243. Auch der Titel des hier zu untersuchenden Hauptwerkes scheint eindeutig: „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“.

So ist es wenig erstaunlich, dass KLOSTERMANN häufig als Vertreter der Theorie des Geistigen Eigentums angeführt wird244. Im Gegensatz zu den anderen Vertretern dieser Theorie kann KLOSTERMANN jedoch nicht in vollem Umfang den Vertretern dieser Ansicht zugerechnet werden. Er übernimmt nämlich lediglich die Bezeichnung „Geistiges Eigentum“, stimmt jedoch inhaltlichen Parallelen zum Sacheigentum nicht zu. Auch KLOSTERMANN bedient sich der naturrechtlichen Argumentation. Alles Recht sei ursprünglich hervorgegangen aus der Teilung der Arbeit (es erfolgt ein ausdrücklicher Verweis auf ADAM SMITH)245. Eigentum könne demnach nur durch Arbeit geschaffen werden und im Umkehrschluss zählten nur diejenigen Güter, welche durch Arbeit geschaffen werden müssen, zu den Gegenständen des Eigentums. Dem Recht komme dabei die Funktion zu „jedem die Früchte seiner Arbeit und die Theilnahme an den Früchten der gemeinschaftlichen Arbeit zu sichern“246. Damit nimmt KLOSTERMANN, wenn auch nicht ausdrücklich, Bezug auf die Arbeitstheorie von LOCKE, auf die in diesem Zusammenhang bereits hingewiesen worden ist (vergleiche S. 52). Vor diesem Hintergrund erarbeitet KLOSTERMANN seinen Begriff des Geistigen Eigentums. Das Geistige Eigentum sei zu definieren als die vermögensrechtliche Nutzung der mechanischen Wiederholung eines Produktes der geistigen Arbeit247. Das Geistige Eigentum gehöre in die Klasse der Rechte, die als „Gerechtigkeiten oder mit dem zu engen Ausdrucke als Gewerbeberechtigungen bezeichnet werden“ und die sich darin ausdrücken, dass der Berechtigte

243 244

245 246 247

Grabstein von Rudolf Klostermann auf dem Alten Friedhof Bonn. Heß, G.: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1966), S. 42; Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 28. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 8. Ebd., S. 6, 11. Ebd., S. 113.

66

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

ausschließlich zur Vornahme gewisser Handlungen befugt ist248. Als Beispiel wird hier die Jagdgerechtigkeit angeführt. Die Jagdgerechtigkeit verleiht dem Inhaber das Recht auf einem bestimmten Grundstück zu jagen. Es handelt sich hierbei um ein dingliches, aus dem Grundstückseigentum fließendes Recht249. Der Unterschied zwischen dem Geistigen Eigentum und diesen Gerechtigkeiten liegt nach KLOSTERMANN allerdings in der nicht vorhandenen räumlichen Begrenzung. Begrenzt werde das Geistige Eigentum lediglich durch den Gegenstand, beziehungsweise die Art der Reproduktion. Obwohl es dem Geistigen Eigentum an einem körperlichen Gegenstand mangele, gehöre es aber dennoch wie auch die übrigen sogenannten Gerechtigkeiten zu den dinglichen Rechten. Entsprechend entfalte es auch eine absolute und nicht nur eine relative Wirkung. Bis zu diesem Punkt scheint sich KLOSTERMANN also der bereits dargestellten Ansicht des Geistigen Eigentums anzuschließen und den Schutz von Erfindungen zu befürworten, indem er eine Gleichstellung mit dem Sacheigentum vornimmt. Diese Gleichstellung erfolgt allerdings nur scheinbar. Tatsächlich hält KLOSTERMANN eine Übertragung der Vorstellung vom Sacheigentum auf das Geistige Eigentum für unzulässig. KLOSTERMANN stellt nämlich ausdrücklich fest, dass das Geistige Eigentum keine „species des Sacheigenthumes (dominum rerum)“ bildet250. Seiner Meinung nach ist es unzulässig, den Begriff des Eigentums insoweit auszuweiten, als dass er auch auf Handlungen ohne räumliche oder körperliche Begrenzungen anzuwenden sei. Die Auffassung stützt der Autor auf folgende Argumentation: Eigentum werde definiert als die totale und ausschließliche Herrschaft über einen körperlichen Gegenstand. Dabei werde der Eigentumsbegriff durch die Einbeziehung von an sich unkörperlichen Nachlässen oder Rechten zwar ausgedehnt, aber nicht unzulässig verändert. Demgegenüber führe die Einbeziehung des Geistigen Eigentums zu einer völligen Aufhebung des Eigentumsbegriffes, da eine Eingrenzung auf diese Weise nicht mehr möglich sei251. Es stellt sich deshalb die Frage, wieso KLOSTERMANN trotz seiner deutlichen Ablehnung der Analogie zum Sacheigentum selbst weiterhin den Begriff des Geistigen Eigentums verwendet.

248 249 250 251

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 113. Pietsch, J.: Versuch eines Entwurfs der Grundsätze des Forst- und Jagdrechts (1779), S. 114. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 114. Ebd., S. 115.

Untersuchung

67

Er begründet dies mit der Tatsache, dass der Begriff „allgemein angenommen und ebenso alt, als die Anerkennung dieses Rechtes selbst“ sei252. Die historische Verwendung des Begriffes sucht er mittels einiger Beispiele (MARTIN LUTHER in einer „Vermahnung an die Drucker“; das Kursächsische Mandat vom 27. Februar 1686; Gutachten der Leipziger Juristenfakultät; Bundesbeschluss vom 9. November 1837) zu begründen253. Aus der angeblich historisch überkommenen Verwendung heraus rechtfertigt KLOSTERMANN den heutigen Gebrauch desselben Begriffs, trotz Anerkennung seiner dogmatischen Unstimmigkeiten. Entsprechend hält der Verfasser auch die gegen die Theorie des Geistigen Eigentums vorgebrachte Kritik für auf seine Auffassung nicht zutreffend. Er führt aus, die Angriffe richteten sich lediglich gegen die Verwechslung des Geistigen Eigentums mit dem Sacheigentum und seien nicht geeignet, den rezipierten Sprachgebrauch zu beseitigen254. Die Verwendung eines juristischen Begriffes, der in sich eigentlich einen Widerspruch begründet, hält KLOSTERMANN somit für nicht hinderlich. Er nennt einige Beispiele aus der Rechtswissenschaft, die genauso missverständlich seien und dennoch allgemeine Verwendungen gefunden hätten, wie etwa die „geistliche Verwandtschaft“. Werde diese zu wörtlich verstanden, ergebe sich hieraus ein Widerspruch, denn eine Verwandtschaft im engsten Sinn könne nicht lediglich hinsichtlich des Geistes bestehen. Nicht zuletzt fehle es an einem geeigneten alternativen Begriff für die Rechte des Geistigen Eigentums, der als Ersatz herangezogen werden könnte255. KLOSTERMANN versucht also, die Kritik an der Theorie des Geistigen Eigentums dadurch auszuhebeln, dass er den Begriff des „Geistigen Eigentums“ von seinem juristischen Bedeutungsgehalt befreit und ihn als lediglich historisch rezipiert darstellt. Trotz der von ihm anerkannten juristischen Problematik, die der Begriff in sich trägt, sieht er seine Verwendung nicht nur durch den lange praktizierten Gebrauch, sondern auch durch das Fehlen einer Alternative gerechtfertigt. Inwieweit diese beiden Argumente überzeugen können sei dahingestellt. KLOSTERMANN scheint von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Oberbegriffs für die Rechtsgebiete auszugehen, kann allerdings selbst nicht mit einer schlüssigen Neuentwicklung aufwarten. Obwohl er hinsichtlich der naturrechtlichen Grundlagen genauso argumentiert wie zum Beispiel HENDEMANN (vergleiche S. 55), will er sich doch deutlich von demselben abgrenzen. Das zeigt sich schon daran, dass KLOSTERMANN in seiner Darstellung der verschiedenen Theorien zur Begründung eines Schut-

252 253 254 255

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 116. Mit expliziten Nachweisen Ebd., S. 116. Ebd., S. 118. Ebd., S. 118.

68

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

zes von Neuentwicklungen als erstes auf diejenige eingeht, die geistige Erzeugnisse analog zum Sacheigentum behandeln möchte, um dann diese Analogie zum Sacheigentum auf das schärfste zurückzuweisen256. KLOSTERMANN hält sogar fest, dass „wenn es möglich wäre, die verschiedenen Rechte nach ihrer mehr oder minder beschränkten Geltung zu klassifizieren, [dann würden] das Sacheigenthum und das Geistige Eigentum sich gerade an den entgegengesetzten Endpunkten der Reihe vorfinden“257.

Denn das Geistige Eigentum sei bei weitem nicht so umfänglich geschützt wie das Sacheigentum, hier liege insofern ein Unterschied vor. Da der Autor auch den anderen vom ihm dargestellten Ansätzen zur Begründung des Schutzes von Neuentwicklungen (stillschweigender Vertrag; Ableitung aus dem Persönlichkeitsrecht; lediglich ordnungsrechtlicher Schutz) keinerlei Verständnis entgegenbringen kann, bleibt es bei der von ihm zu Anfang dargestellten Konstellation: bei dem Geistigen Eigentum handelt es sich um die vermögensrechtliche Nutzung an der mechanischen Wiederholung eines Produktes der geistigen Arbeit. Begründet wird dies mit naturrechtlichen Argumenten. Der Kritik am Begriff des Geistigen Eigentums sieht sich KLOSTERMANN insofern nicht ausgesetzt, als dass er denselben lediglich als „rechtspolitischen Kampfbegriff“ verwendet wissen will, ohne den eindeutigen, inhaltlichen juristischen Bezug zu berücksichtigen258. KLOSTERMANNS Verständnis steht damit exemplarisch für die bereits an anderer Stelle (vergleiche S. 57) geäußerte Vermutung, dass der Begriff des Geistigen Eigentums zunächst ohne Rücksicht auf seinen juristischen Gehalt in die Diskussion eingebracht wurde sondern vielmehr politisch motiviert war, um die Nähe zu den abzulehnenden Monopolen und Privilegien zu verdecken und somit in der Diskussion um den Schutz von Neuentwicklungen Anhänger für sich zu gewinnen. Die Kehrseite dieser Vorgehensweise ist die Verwendung eines juristischen Begriffs, losgelöst von seinem Inhalt – aus juristischer Sicht keine ganz glückliche Wahl. KLOSTERMANNS Position in der Kontroverse um den Schutz von Neuentwicklungen wird in seinen darauffolgenden Werken selten noch einmal so aufgearbeitet und hervorgehoben wie in dem hier zu untersuchenden Hauptwerk. Grundsätzlich betont er zwar immer die Verwandtschaft von Urheberrechten und Erfinderrechten und ordnete sie beide in die Kategorie der absoluten Rech-

256 257 258

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 120f. Ebd., S. 123. Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 29.

Untersuchung

69

te ein259. Auch die argumentative Nähe zum dinglichen Eigentum besteht weiterhin260. Jedoch scheint KLOSTERMANN den Begriff des Geistigen Eigentums bewusst zu vermeiden. Zum Urheberrecht führt er sogar aus, dieser Rechtsbereich sei vom Gesetzgeber so benannt worden, insofern erübrige sich also eine Diskussion um alternative Begrifflichkeiten, insbesondere um den des Geistigen Eigentums261. Die Untersuchung des Verständnisses KLOSTERMANNS vom Geistigen Eigentum kommt damit vor dem Hintergrund der Kontroverse um den Erfindungsschutz zu einem uneinheitlichen Ergebnis. Auf der einen Seite orientiert sich der Autor offensichtlich an der allgemeinen Theorie des Geistigen Eigentums. Wie diese auch zieht er den Begriff als Grundlage für ein gemeinsames Verständnis der einzelnen Rechtsgebiete heran. Auf der anderen Seite hält KLOSTERMANN fest, dass er die Analogie der Theorie des Geistigen Eigentums zum Sacheigentum nicht unterstützte. Er geht insofern seinen eigenen Weg und rechtfertigt die Verwendung des Begriffs als historisch rezipiert. Dessen ungeachtet erscheint die gemeinsame Darstellung der verschiedenen Rechtsgebiete vor dem theoretischen Verständnis KLOSTERMANNS vom Geistigen Eigentum schlüssig. c. Umsetzung im Hauptwerk Das Verständnis KLOSTERMANNS vom Geistigen Eigentum bietet demnach eine ausreichende Grundlage für eine gemeinsame Darstellung. In einem nächsten Schritt muss demnach ihre Umsetzung untersucht werden. Inhaltlich vereint KLOSTERMANN die verschiedenen Rechtsgebiete dadurch, dass er ihnen eine einheitliche, hinreichend abstrakte Definition zugrunde legt. Laut dieser Definition handelt es sich bei jedem originalen Geistesprodukt um einen Gegenstand des Geistigen Eigentumes, welches einer mechanischen Reproduktion fähig ist und durch diese Wiederholung einen vermögensrechtlichen

259

260 261

Zur Verwandtschaft: Klostermann, R.: Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken, Abbildungen, Compositionen, Photographien, Mustern und Modellen (1876), S. 31 und Klostermann, R.: Das Recht des Erfinders nach den geltenden Patentgesetzen und vom gesetzgeberischen Standpunkte erläutert (1877), S. 12; Klostermann, R.: Das Recht des Erfinders nach den geltenden Patentgesetzen und vom gesetzgeberischen Standpunkte erläutert (1877), S. 14; Klostermann, R.: Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken, Abbildungen, Compositionen, Photographien, Mustern und Modellen (1876), S. 22. Klostermann, R.: Das Recht des Erfinders nach den geltenden Patentgesetzen und vom gesetzgeberischen Standpunkte erläutert (1877), S. 17ff. Klostermann, R.: Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken, Abbildungen, Compositionen, Photographien, Mustern und Modellen (1876), S. 21f.

70

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Nutzen gewähren kann262. Anhand dieser Voraussetzungen werden die Gegenstände des Geistigen Eigentums durch KLOSTERMANN bestimmt und in einer gemeinsamen Darstellung vereinigt263. Diese Definition bildet also die Grundlage für das Verhältnis der Rechtsgebiete zueinander sowie für ihre Kategorisierung. Vor dem Hintergrund der entwickelten Definition unterteilt KLOSTERMANN die Gegenstände des Geistigen Eigentums in drei Gruppen: Schriften, Kunstwerke und Erfindungen. Die Gruppe der Erfindungen zerfällt dann weiter in Waren, Maschinen und technische Prozesse beziehungsweise Methoden.

KLOSTERMANN betont dabei, dass eine Einteilung aufgrund verschiedener Kriterien erfolgen kann. So ließen sich die Resultate zum Beispiel nach der „Verschiedenheit der Mittel, durch welche sich die schaffende Geistestätigkeit äußert“ unterteilen, eine Unterscheidung nach den „Richtungen der Geistestätigkeit“ sei ebenso möglich264. Vorzuziehen sei jedoch die Unterscheidung nach Produktionsmitteln, da diese nicht auf die innere Zweckbestimmung abziele sondern auf die äußerliche Merkmale, die eine präzise Kategorisierung erleichterten. Letztendlich führen alle Ansätze zu derselben, oben verdeutlichten Ein-

262 263 264

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 127. Ebd., S. 140. Ebd., S. 112.

Untersuchung

71

teilung der Gegenstände des Geistigen Eigentums in Schriften, Kunstwerke und Erfindungen. An dieser Unterscheidung orientiert sich auch der Aufbau des ersten Bandes. KLOSTERMANN widmet den Schriften jeweils zwei, den Kunstwerken und gewerblichen Erfindungen jeweils einen Paragraphen im Rahmen seiner Darstellung. In § 20 finden sich darüber hinaus noch Ausführungen zu den Fragen der Warenmuster und Fabrikzeichen (nach neuerer Terminologie: Muster und Markenschutz). Ihre Entsprechung finden diese hier nur kurz angesprochenen Punkte in den jeweiligen umfassenden Kapiteln des zweiten Bandes265. § 20 erscheint in der Aufzählung zunächst fehl am Platz. Insbesondere werden die Warenmuster und Fabrikzeichen auch nicht in dem Kapitel angesprochen, in dem die soeben dargestellte Einteilung entwickelt wird. § 20 muss demnach zunächst als systemwidriger Zusatz erscheinen. Der Grund hierfür wird im Verständnis des Autors von den Warenmustern und Fabrikzeichen deutlich. KLOSTERMANN hält hinsichtlich der Warenmuster schon in Band I fest, dass sich diese nicht in die entwickelten Kategorien einordnen ließen266. In Band II führt er aus, dass sich das Recht der Warenmuster auf der einen Seite an das Recht des Erfinders anschließe, auf der anderen Seite aber auch an das Recht des Urhebers267. Hinzu komme der Umstand, dass der Musterschutz in Deutschland, abgesehen von der französischen Regelung in den deutschen Rheinprovinzen, kaum eine gesetzliche Regelung gefunden habe. Alles in allem müsse die Berechtigung des Musterschutzes auch gegenüber den verwandten Gebieten des Geistigen Eigentums als eine sehr zweifelhafte bezeichnet werden. Unter anderem unterscheide sich der Musterschutz von allen Schutzgütern des Geistigen Eigentums dadurch, dass die Schutzobjekte des Musterschutzes vom Standpunkt des öffentlichen Interesses wie auch hinsichtlich des Wertes der geistigen Produktion „auf der niedrigsten Stufe stehen und dass deshalb das Recht zu ihrer ausschließlichen Benutzung keineswegs in der Gesetzgebung allgemein anerkannt und noch weniger vom Standpuncte der Gesetzgebungspolitik allgemein als berechtigt angesehen wird“268.

Deutlich wird hierbei, dass der Autor selbst von der Notwendigkeit des Schutzes von Mustern kaum überzeugt ist. Eine ähnliche Ablehnung wird gegenüber dem Schutz der Fabrikzeichen deutlich. Auch diese werden im Allgemeinen Teil als Gegenstände des Geistigen

265 266 267 268

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1869), S. 351ff. Ebd. (1867), S. 206. Ebd. (1869), S. 354. Ebd., S. 354.

72

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Eigentums behandelt und doch letztendlich abgelehnt. Hier wird schon in Band I ausdrücklich festgehalten, dass Fabrikzeichen (KLOSTERMANN verwendet den Begriff der Warenbezeichnungen synonym) nur uneigentlich einen Gegenstand des Geistigen Eigentums bildeten269. Das Recht an den Fabrikzeichen sei allerdings äußerlich betrachtet mit den verschiedenen Arten des Geistigen Eigentums vergleichbar, da es in der ausschließlichen Verwendungen eines Namens oder Zeichens für die Bezeichnung von Waren bestehe. Beide bezweckten auch gleichermaßen den Schutz des Gewerbetreibenden vor unbefugten Eingriffen270. Grundlegend zu unterscheiden seien beide Regelungsbereiche allerdings aufgrund der Tatsache, dass Fabrikzeichen nicht Produkt der geistigen Arbeit seien, sondern „Ausfluss der Persönlichkeit, als deren Ausdruck sich die Firma und das Waarenzeichen darstellt“271. KLOSTERMANN schließt demnach sowohl den Schutz der Muster als auch der Fabrikzeichen von den Regelungen des Geistigen Eigentums aus272. Die nachträgliche Ergänzung der Ausführungen zu den Gegenständen des Geistigen Eigentums um § 20 wird hierdurch nachvollziehbarer. Die Aufnahme in die Darstellung überhaupt, aber auch in den Allgemeinen Teil, nämlich in die Gegenstände des Geistigen Eigentums, ist dennoch systemwidrig und damit kritikwürdig. Eine Auseinandersetzung mit dieser Problematik wäre zwar im Rahmen des Allgemeinen Teils vorstellbar gewesen, jedoch hätte eine solche konsequenter anhand der entwickelten Definition erfolgen müssen, um inhaltliche Legitimität zu erlangen. Trotz dieser Kritik wird KLOSTERMANNS Überzeugung von der Zusammengehörigkeit der einzelnen Rechtsgebiete mittels seiner Darstellung, basierend auf der entwickelten abstrakten Definition deutlich. Unter dem Oberbegriff des Geistigen Eigentums werden diese vereint und ihr Verhältnis zueinander wird herausgearbeitet. Auf diese Weise wird die Vorstellung des Autors von der Zusammengehörigkeit der einzelnen Rechtsgebiete plastisch umgesetzt und legitimiert. Es entsteht ein einheitlicher Überblick über inhaltlich zusammengehörige Regelungsgegenstände. Die gemeinsame Darstellung stellt damit einen Systematisierungsansatz dar. Denn über die einzelnen Rechtsgebiete hinausgehend wird durch die gemeinsame Darstellung ihre Systematisierung und der Herausarbeitung ihres Verhältnisses zueinander vorangetrieben.

269 270 271 272

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 213. Ebd. (1869), S. 389. Ebd. (1867), S. 214. Auch wenn er dennoch mit der Einführung entsprechender Schutzgesetze rechnet Ebd., S. 218.

Untersuchung

73

d. Die Beweggründe Klostermanns für die gemeinsame Darstellung In der Einleitung zu Band I verweist KLOSTERMANN auf die Verfassung des Norddeutschen Bundes, die zu den Bundeskompetenzen die Gesetzgebung hinsichtlich der Erfindungspatente und des Schutzes des Geistigen Eigentums zählt273. Auf diese Weise weist er zum einen auf den sich immer weiter durchsetzenden Sprachgebrauch hinsichtlich der Verwendung des Begriffs „Geistiges Eigentum“ hin. Gleichzeitig zeige diese Verwendung auch auf, dass der Begriff als Oberbegriff für die Werke der Kunst und der Literatur zu verstehen sei und als akzeptiert gelten könne. Der Rekurs auf die Verfassung des Norddeutschen Bundes beweist allerdings auch, dass die sogenannten Erfindungspatente (noch) nicht zum Geistigen Eigentum zählten. KLOSTERMANN ist klar, dass seine Darstellung insoweit von den übrigen abweicht. Er weist jedoch auf die ausländische Gewohnheit hin, die einzelnen Rechtsgebiete unter dem Begriff des Geistigen Eigentums (oder einen anderen zusammenfassenden Begriff) zu vereinen274. Aus der Sicht KLOSTERMANNS ist es als unstreitig anzusehen, dass es sich bei den Erfindungen, wie auch bei den literarischen Werken et cetera um gleichberechtigte Unterarten des Geistigen Eigentums handelt275. Der Begriff des Geistigen Eigentums könne und müsse auch so ausgeweitet werden, dass er beide Rechtsgebiete umfasse. KLOSTERMANN legitimiert sein Vorgehen mit dem Gedanken der Rechtsfortbildung. Er hofft, durch eine inhaltliche Verbindung wie auch durch eine gemeinsame Darstellung zur Entwicklung der einzelnen Rechtsgebiete beizutragen. Dies gelte insbesondere insofern, als sich die schon althergebrachten, wissenschaftlich besser bearbeiteten Felder (wie zum Beispiel das Urheberrecht) für die neueren Rechtsgebiete und die sich hier stellenden Problematiken nutzbar machen ließen276. Auf diese Weise soll die Entwicklung der einzelnen Rechtsgebiete, aber auch die Entwicklung des gesamten Rechtsgebiets des Geistigen Eigentums gefördert und beschleunigt werden. Die bisher vorherrschende Trennung stehe einer solchen Entwicklung entgegen, da sich die Untersuchung sonst immer nur auf einen Teil und nie auf das Gesamtsystem beziehe.

273

274 275 276

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1869), S. III; Huber, E.: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte (1986), S. 273. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. V. Ebd., S. 23. Ebd., S. 23f.

74

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Deutlich wird somit die Motivation KLOSTERMANNS für die Zusammenfassung der Rechtsgebiete und den gemeinsamen Titel des Geistigen Eigentums. Durch die Herstellung einer wechselseitigen Beziehung soll die Entwicklung des gesamten Feldes durch die Ausnutzung von Synergieeffekten vorangetrieben werden. Bewusst wendet der Autor die gemeinsame Darstellung damit auch zur Systematisierung des gesamten Rechtsgebietes an.

3. Die Herausbildung eines Allgemeinen Teils a. Umsetzung im Hauptwerk KLOSTERMANN behandelt nicht nur die verschiedenen Rechtsgebiete des Verlagsrechts, des Nachdruckrechts, des Patentrechts, sowie des Muster- und Formschutzes, beziehungsweise des Rechts der Warenbezeichnungen nebeneinander. Er stellt diesen vielmehr auch noch einen „Allgemeinen Theil“ voran277. In der Erarbeitung dieses Allgemeinen Teils könnte auch eine Systematisierungsansatz zu sehen sein. Hierfür muss die Umsetzung im Hauptwerk näher untersucht werden. Bereits aus dem Inhaltsverzeichnis wird deutlich, dass KLOSTERMANN seinen Ausführungen zu den einzelnen Rechtsgebieten einen „Allgemeinen Theil“ voranstellt. Dabei fällt allerdings auch ins Auge, dass der üblicherweise dem Allgemeinen Teil folgende Besondere Teil ausbleibt. Allerdings fehlt es hier lediglich an der entsprechenden Überschrift. Auf den Allgemeinen Teil folgen die Kapitel zum Verlagsrecht und Nachdruck, sowie der zweite Band mit der Behandlung des Patentrechts und des Marken- und Musterschutzes. Diese ließen sich unter dem Begriff des Besonderen Teils zusammenfassen. Sinn und Zweck eines Allgemeinen Teils besteht nach modernem Verständnis darin, allgemein Gültiges „vor die Klammer zu ziehen“278. Die Darstellung der einzelnen Rechtsgebiete soll kürzer und präziser ausfallen, nachdem vorweg bereits die immer identischen Grundlagen ausführlich erläutert wurden. Die Bildung eines Allgemeinen Teils zeigt zum einen, dass eine systematische Durchdringung der einzelnen Rechtsgebiete erfolgt ist. Er weist zudem auf die Gemeinsamkeiten der nachfolgenden Regelungsgegenstände hin. Kennzeichnend ist damit grundsätzlich ein hohes Maß an Abstraktion, ohne die die Anwendbarkeit auf die diversen Problematiken nicht gewährleistet werden könnte. Der „Allgemeine Theil“ KLOSTERMANNS umfasst mit 280 Seiten einen Großteil von Band I. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass hierin 112

277 278

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 3–292. Formulierung nach Boehmer, G.: Einführung in das bürgerliche Recht (1932), S. 28.

Untersuchung

75

Seiten für einleitende Bemerkungen, die Darstellung der historischen Entwicklung, sowie die Materialsammlung zu Rechtsquellen und Literatur enthalten sind. Die einleitenden Bemerkungen weisen die Grundzüge der späteren Argumentationsansätze KLOSTERMANNS bereits auf, gehen allerdings nicht vertiefend darauf ein. Die historische Darstellung umfasst den Zeitraum von Beginn des Römischen Reiches an, bis hin zum Norddeutschen Bund. Auf die Literatursammlung wurde bereits an anderer Stelle eingegangen (vergleiche S. 41). Es erscheint daher als zulässig, diese Erörterungen bei einer Betrachtung des „Allgemeinen Theils“ außer Betracht zu lassen, da sie dem eingangs dargestellten Zweck eines Allgemeinen Teils im engeren Sinne nicht entsprechen. Konsequenter wäre diesbezüglich vielmehr eine Bildung eines selbstständigen Kapitels vor dem „Allgemeinen Theil“ gewesen, etwa im Rahmen einer Einleitung. Unter Auslassung des eben Dargestellten ergibt sich für den „Allgemeinen Theil“ folgender Aufbau: „(IV.) Das Geistige Eigenthum Begriff und Sprachgebrauch Dogmengeschichte Erfordernisse (V.) Gegenstände Eintheilung Schriften Kunstwerke Gewerbliche Erfindungen Waarenmuster und Fabrikzeichen (VI.) Entstehung und Endigung Person des Urhebers Zeit der Entstehung Ort der Entstehung Ort des Erscheinens Untergang des Geistigen Eigenthums Dauer der Schutzfristen Anwendung der Schutzfristen“

KLOSTERMANN beginnt demnach mit einer rein begrifflichen Eingrenzung des „Geistigen Eigenthums“. Notwendigerweise muss er hierbei auch auf die Dogmengeschichte, das heißt die oben dargestellte Kontroverse (vergleiche S. 46) um die Rechtfertigung des Geistigen Eigentums eingehen. Im Anschluss daran wird dann die allgemeine Definition des Geistigen Eigentums entwickelt, die Kern und Grundlage des Allgemeinen Teils ist. Gegenstand des Geistigen Eigentumes sei jedes originale Geistesprodukt, welches einer

76

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

mechanischen Reproduktion fähig sei und durch diese Wiederholung einen vermögensrechtlichen Nutzen gewähren könne279. Hinsichtlich der Konkretisierung des Begriffs der „geistigen Produktion“ räumt KLOSTERMANN ein, dass eine solche nur schwerlich vorgenommen werden könne280. Er stellt fest, dass eine genauere Eingrenzung nur durch das positive Recht erfolgen könne und beschränkt deswegen das Geistige Eigentum auf solche Gegenstände, bei denen die geistige Erfindung überwiege und der Stoff nur als Träger der geistigen Form erscheine281. Ausgeschlossen werden auf diese Weise Entwicklungen, bei denen der „materielle Zweck der Production und die mechanische Ausführung“ überwiegt282. So seien zum Beispiel Bauwerke an sich vom Schutz ausgenommen. Diese Grenzziehung erscheint jedoch vor allem hinsichtlich der gewerblichen Erfindungen problematisch, da der Zweck der Produktion hier immer auch eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Folgerichtig kritisiert KLOSTERMANN eben diesen Umstand und die bis zu diesem Zeitpunkt ausbleibende Lösung durch Gesetzgebung oder Rechtsprechung. Eine systematische Annäherung an die Problematik erfolgt im Rahmen des zweiten Bandes283. Hinsichtlich der Originalität stellt KLOSTERMANN fest, dass es sich bei der Neuentwicklung nicht um eine bloße Wiederholung eines anderen Geistesproduktes handeln dürfe284. Dieser Grundsatz müsse jedoch insofern eingeschränkt werden, als dass die Wiederholung eines Originals in veränderter Form wiederum den Tatbestand der Originalität erfülle, jedenfalls soweit die vorgenommene Veränderung als selbstständiges geistiges Produkt anzusehen sei. Die Anforderung der mechanischen Wiederholbarkeit der Neuentwicklung versucht KLOSTERMANN anhand eines Beispiels zu verdeutlichen. So sei Geistiges Eigentum nicht denkbar an „Werken der darstellenden Künste“. Der Vortrag eines Schauspielers lasse sich nicht mechanisch reproduzieren sondern lediglich nachahmen. Eine Nachahmung sei aber keine Wiederholung, so dass die Leistung des Schauspielers nicht unter den Schutz des Geistigen Eigentums falle285. Zudem soll Geistiges Eigentum nicht an Entwicklungen entstehen, die überhaupt keine vermögensrechtliche Nutzung zu gewähren vermögen, wie zum Beispiel oft bei rein wissenschaftlichen Entdeckungen und Versuchen286.

279 280 281 282 283 284 285 286

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 127. Ebd., S. 127. Ebd., S. 128. Ebd., S. 128. Ebd. (1869), S. 10ff. Ebd. (1867), S. 133. Ebd., S. 112. Ebd., S. 113.

Untersuchung

77

Liegen diese Voraussetzungen kumulativ vor, so hat der Entwickler nach der von KLOSTERMANN entwickelten Definition Geistiges Eigentum erworben. Die einzelnen Rechtsgebiete, die der Autor entsprechend einordnet, wurden bereits an anderer Stelle (vergleiche S. 70) dargestellt. KLOSTERMANN erarbeitet im Allgemeinen Teil jedoch nicht nur eine allgemein gültige Definition und ordnet dieser überblicksartig bestimmte Schutzgegenstände zu; vielmehr widmet er jedem dieser Gegenstände auch eigene Paragraphen, das heißt einen ausführlichen Abschnitt innerhalb der Darstellung des Allgemeinen Teils. Hinsichtlich der Forderung nach der Abstraktheit eines Allgemeinen Teils und seiner Technik des „Vor die Klammer Ziehens“ geben solch ausführliche Ausführungen innerhalb des Allgemeinen Teils Anlass zu näherer Untersuchung. Hierfür bietet sich die besonders umfassende Darstellung von KLOSTERMANN zu den Schriften als Gegenstände des Geistigen Eigentums, besonders an. Es erfolgt zunächst eine kurze Subsumption der „Schriften“ unter die erstellte Definition287. Dabei werden die Anforderungen allerdings noch erweitert, denn die Schrift muss nicht nur „zur Mittheilung von Gedanken bestimmt sein“, sondern die „Mittheilung der Gedanken muss (auch) in schriftlicher Form“ erfolgen288. Dann setzt der Autor sich ausführlich mit verschiedenen Einzelfragen auseinander. Einerseits wird die Frage behandelt, ob es sich bei bestimmten Gegenständen und Werken überhaupt um Schriften im Sinne des Geistigen Eigentums handelt, so zum Beispiel hinsichtlich Büchertiteln, Zeitungen, telegraphischen Depeschen, Musiktexten, Gesetzen, Privatbriefen, Predigten und Reden, wissenschaftlichen Zeichnungen, dramatischen Werken und musikalischen Kompositionen. Andererseits bleibt es nicht nur bei einer überblicksartigen Darstellung, sondern es wird vielmehr auch auf spezifische Diskussionen eingegangen. So wird etwa die Frage behandelt, ob ein besonders qualifizierter Inhalt des Schriftstückes Voraussetzung für einen umfassenden Schutz sei289. Auch wird das zusätzliche Erfordernis der Bestimmung für den literarischen Verkehr diskutiert290. Diese Darstellung macht deutlich, dass die für den Allgemeinen Teil erforderliche Abstraktheit hier häufig vernachlässigt wird. KLOSTERMANN behandelt an dieser Stelle auch Einzelfragen, die in diesem Umfang kaum „vor die Klammer“ gezogen werden können. In zweifacher Hinsicht weist die Darstellung hier Mängel auf: zum einen wird die aufgestellte Definition des Geistigen Eigentums um Voraussetzungen ergänzt, um eine Ausuferung des Begriffs zu vermeiden.

287 288 289 290

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 145f. Ebd., S. 146. Ebd., S. 150. Ebd., S. 151.

78

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Zum anderen erfolgen teilweise Ausführungen, die in ihrem Detailierungsgrad weit über das Notwendige hinausgehen. Dieser Eindruck bestätigt sich auch im Hinblick auf die Paragraphen zu den übrigen Gegenständen des Geistigen Eigentums. Auch hinsichtlich der Kunstwerke erarbeitet KLOSTERMANN noch über die grundsätzlichen Voraussetzungen hinausgehende Anforderungen: wesentliche Merkmale eines Werkes der bildenden Kunst seien der ästhetische Zweck und die formgebende Tätigkeit des Künstlers. Gegenstand dieses Paragraphen sind zudem Fragen der Nachbildung von Kunstwerken, sowie auch die Diskussion des Schutzes von photographischen Aufnahmen. Der sich mit den gewerblichen Erfindungen befassende Paragraph 19 unterteilt zunächst (vergleiche S. 70) zwischen Waren, Maschinen und technischen Prozessen beziehungsweise Fabrikationsmethoden. Nach einer kurzen Darstellung der Schwierigkeiten und Missstände der Gesetzgebung, werden auch hier neue wesentliche Merkmale für die verschiedenen Arten von Gegenständen technischer Erfindungen erläutert291. Die neue Ware soll verkäuflich sein und dem materiellen Gebrauch dienen. Im Anschluss wird auf das Patent die Dampfmaschine betreffend eingegangen. Mit einer anderthalbseitigen Wiedergabe der Motive zum französischen Patentgesetz von 1844 endet der Paragraph. In zweifacher Hinsicht ergeben sich hier also Zweifel im Hinblick systematische Konsequenz des Allgemeinen Teils: Zum einen geht KLOSTERMANN auf einige Detailfragen ein, die nicht notwendiger Weise im Allgemeinen Teil zu behandeln sind. Bedeutender ist allerdings zum andern der Umstand, dass in allen hier vorgestellten Paragraphen bezüglich der einzelnen Gegenstände des Geistigen Eigentums nicht nur die Voraussetzungen der eingangs aufgestellten allgemeinen Definition geprüft wurden, sondern es wurden jeweils auch noch zusätzliche Anforderungen gestellt. Auch diese könnten sich als nicht systemkonform herausstellen. Zur Verdeutlichung der Problematik werden hier noch einmal die verschiedenen Voraussetzungen nach KLOSTERMANN zusammengefasst: Grundsätzlich gilt, dass nur Gegenstand Geistigen Eigentums sein kann, was eine geistige Produktion darstellt, deren Originalität und mechanische Wiederholbarkeit gesichert ist und die letztendlich auch einem vermögensrechtlichen Nutzen dient (vergleiche S. 75). Darüber hinaus müssen Schriften zur Mitteilung von Gedanken bestimmt sein, wobei die Mitteilung wiederum in Schriftform erfolgen muss292. Kunstwerke sollen zudem einem ästhetischen Zweck dienen. Bei der künstlerischen Tätigkeit muss es sich zudem um eine formgebende handeln293.

291 292 293

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 198. Ebd., S. 146. Ebd., S. 177.

Untersuchung

79

Waren, als erste Untergruppe der gewerblichen Erfindungen, müssen verkäuflich sein und dem materiellen Gebrauch dienen, das heißt nützlich sein294. Die zweite Untergruppe der gewerblichen Erfindungen, die Maschinen, muss einen gesteigerten Gebrauchswert haben (kommt es nur auf den Verkaufswert an, so sind sie wie Waren zu behandeln). Auch sie müssen nützlich sein, das heißt entweder ein neues Produkt herstellen oder ein bekanntes Produkt in einem verbesserten Verfahren liefern295. In Bezug auf die dritte Untergruppe, die technischen Prozesse und Fabrikationsmethoden, verweist KLOSTERMANN auf Uneinigkeiten bezüglich der Anforderungen296. Nach der in England herrschenden Meinung könnten technische Prozesse und Fabrikationsmethoden nur Gegenstand Geistigen Eigentums sein, wenn sie entweder in einer neuen Ware resultierten oder zur Errichtung einer neuen Maschine führten, das heißt sich in die erste oder zweite Untergruppe einordnen ließen. Dagegen lässt Frankreich auch technische Prozesse und Fabrikationsmethoden als Gegenstand Geistigen Eigentums zu. Eine Ausnahme wird hier nur für technische Prozesse und Fabrikationsmethoden gemacht, die rein wissenschaftliche oder theoretische Methoden betreffen. Welcher Ansicht KLOSTERMANN den Vorzug gibt, wird dabei nicht ganz deutlich, er verweist allerdings darauf, dass die französische Lösung auch in den Zollvereinsstaaten, in Italien und Nordamerika zu finden sei. Die letzte Lösung scheint demnach zumindest mehrheitsfähig zu sein.

294 295 296

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 199. Ebd., S. 200f. Ebd., S. 201ff.

80

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Es ergibt sich folgende Übersicht:

Mangelnde Systemkonformität kann KLOSTERMANN dann vorgeworfen werden, wenn es sich bei den zusätzlich aufgestellten Kriterien nicht um eine Konkretisierung der allgemeingültigen Definition, sondern um eigenständige Voraussetzungen handelt. Die beiden zusätzlichen Anforderungen, die an Schriften gestellt werden, um sie als Geistiges Eigentum qualifizieren zu können, stehen schon nach KLOSTERMANNS eigener Feststellung „neben den allgemeinen Requisiten“297. Offensichtlich handelt es sich hierbei also nicht lediglich um die Konkretisierung einer der Voraussetzungen der allgemeinen Definition. Denn die Forderung nach der Bestimmung zur Mitteilung von Gedanken und das Schriftformerfordernis kann nicht Ausfluss der Anforderungen der allgemeinen Definition sein. Hinsichtlich der Kunstwerke betont KLOSTERMANN die herausgehobene Bedeutung der Ästhetik. Ein Kunstwerk bestehe niemals in der nackten Wie-

297

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 146.

Untersuchung

81

dergabe eines Gegenstandes der Wirklichkeit298. Die Anforderungen des ästhetischen Zwecks und der formgebenden Tätigkeit des Künstlers müssten demnach auch erfüllt sein, um ein Kunstwerk unter den Schutz des Geistigen Eigentums fallen zu lassen. Die zusätzlichen Anforderungen der Ästhetik lassen sich allerdings keiner der Voraussetzungen der allgemeinen Definition entnehmen. Es kann sich weder um eine Frage der Originalität noch der geistigen Produktion handeln. Die Forderung nach einer formgebenden Tätigkeit, das heißt der Unterscheidung zur reinen „mechanischen Abformung eines Naturgegenstandes“, kann dagegen als Konkretisierung der allgemeinen Forderung nach geistiger Produktion verstanden werden299. Wie bereits festgestellt wurde muss dabei die geistige Erfindung überwiegen, was bei einer rein mechanischen Abformung des Gegenstandes im Zweifel abzulehnen wäre. Hinsichtlich der gewerblichen Erfindungen ist zu differenzieren. Die Verkäuflichkeit der Ware ist lediglich eine Konkretisierung der vermögensrechtlichen Nutzung des Geistigen Eigentums. Der Umstand, dass sie dem materiellen Gebrauch dienen solle, ergibt sich wiederum nicht zwingend aus der vermögensrechtlichen Nutzung. Es ist eine Vielzahl von Beispielen denkbar, in denen eine Neuentwicklung zwar nicht unmittelbar dem materiellen Gebrauch dient, aber dennoch vermögensrechtlich nutzbar ist. Diese Anforderung geht also über die ursprüngliche Definition hinaus. Parallel ist die Frage der zusätzlichen Anforderungen an Maschinen zu beantworten. Der Gebrauchswert der Maschine entspringt wie der Verkaufswert der Ware dem vermögensrechtlichen Interesse des Erfinders300. Die Anforderungen an die Nützlichkeit, das heißt dass die Maschine entweder ein neues Produkt oder die Verbesserung eines bereits existierenden Produktes darstellen muss, stimmt inhaltlich mit der allgemeinen Anforderung der Originalität überein. Bezüglich technischer Prozesse und Fabrikationsmethoden hält KLOSTERMANN zusätzlich fest, dass es sich nicht lediglich um eine wissenschaftliche oder theoretische Methode handeln sollte. Dieser Ausschlussgrund ergibt sich ebenfalls aus der Anforderung der Originalität. Soweit hier festgestellt wurde, dass Anforderungen vorliegen, die über die der Definition hinausgehen, stellt sich vor einem abschließenden Fazit allerdings die Frage, ob es sich hierbei tatsächlich um Anforderungen im technischen Sinne, das heißt um Tatbestandsmerkmale handelt oder ob die von KLOSTERMANN zusätzlich aufgestellten Anforderungen nicht lediglich der

298 299 300

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 177. Ebd., S. 178. Ebd., S. 200.

82

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Abgrenzung der einzelnen Gegenstände des Geistigen Eigentums untereinander dienen und ihr Nichtvorliegen die Frage des Geistigen Eigentums nicht berührt. Hinweise auf die Beantwortung dieser Frage geben die Ausführungen KLOSTERMANNS zu den Einzelfällen innerhalb der Untersuchung der Gegenstände des Geistigen Eigentums. So hält er hinsichtlich der Büchertitel, im Rahmen der Untersuchung der Schriften, fest, dass diese keinen Gegenstand des Geistigen Eigentums bildeten, da der Titel nicht der Mitteilung der Gedanken sondern nur der Bezeichnung des Werkes diene301. Der Zweck der Schriften soll nach den von KLOSTERMANN zusätzlich aufgestellten Anforderungen in der Mitteilung von Gedanken liegen (vergleiche S. 80). Büchertitel dienen diesem Zweck nach Ansicht des Autors nicht. Seine Schlussfolgerung, dass sie damit auch nicht dem Schutz des Geistigen Eigentums unterfallen beweist, dass er die zusätzlich aufgestellten Anforderungen als Tatbestandsmerkmale ernstnimmt. Sie übernehmen hier demnach die Funktion eines Tatbestandmerkmals, dessen Nichtvorliegen zur Ablehnung des Geistigen Eigentums führt. Nach der Untersuchung der einzelnen Anforderungen hinsichtlich der Kongruenz mit der allgemeinen Definition muss also festgehalten werden, dass nicht jedes der zusätzlichen Erfordernisse lediglich den allgemeinen Tatbestand konkretisiert. Es finden sich vielmehr auch einige Beispiele, in denen Anforderungen gestellt werden, die über die allgemeine Definition hinausgehen. Diese haben dann die Funktion von Tatbestandsmerkmalen und dienen nicht lediglich der Unterscheidung innerhalb der verschiedenen Gegenstände des Geistigen Eigentums. Durch dieses Vorgehen wird die Ausgereiftheit der allgemeinen Definition, die KLOSTERMANN zu Beginn erarbeitet hat, in Frage gestellt. Die Notwenigkeit einer jeweiligen Anpassung im Hinblick auf die einzelnen Schutzgüter wirft die Frage nach der Qualität der Definition an sich auf. Darüber hinaus könnten sich auch Zweifel hinsichtlich der tatsächlichen Vergleichbarkeit und Möglichkeit der abstrakten Zusammenfassung der einzelnen Rechtsgebiete ergeben. In jedem Fall weist dieses Vorgehen auf einen Bruch in der Systematik des Allgemeinen Teils hin. Nach der Darstellung der Gegenstände des Geistigen Eigentums folgt in Kapitel VI die Behandlung der allgemeinen Voraussetzungen der Entstehung und Endigung des Geistigen Eigentums. Dabei wird hinsichtlich der Entstehung auf die Person des „Urhebers“, die Zeit und den Ort eingegangen. Darauf folgt ein Abschnitt über den Untergang des Geistigen Eigentums. Hieran schließen sich Ausführungen über Dauer und Anwendung der Schutzfristen. KLOSTERMANN verwendet in diesen Abschnitten den Begriff des „Urhebers“ synonym für den Urheber im heutigen Sinne, aber auch den Erfinder technischer Entwicklungen. Er stellt fest, dass jedem „Urheber“ das Geistige

301

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 147.

Untersuchung

83

Eigentum an seiner Entwicklung zustehe. Dritte könnten hieran nur ein abgeleitetes Recht erwerben. Dabei ist der Kreis der „Urheber“ nach KLOSTERMANN auf natürliche Personen beschränkt, auf deren Handlungsfähigkeit es allerdings nicht ankäme302. Das Geistige Eigentum entstehe dabei gleichzeitig mit der Hervorbringung des „Geistesproductes“303. Seinem Inhalt nach besteht es ab diesem Zeitpunkt, seinen vollen Schutzumfang erreicht es jedoch erst mit der Veröffentlichung. Der Ort der Veröffentlichung ist dabei von nicht zu vernachlässigender Bedeutung: nur bis zur Veröffentlichung wird das Geistige Eigentum nach den Gesetzen des Ortes seiner Entstehung behandelt. Nach der Veröffentlichung finden dagegen die Gesetze des Ortes der Veröffentlichung oder alternativ des Ortes der Anmeldung Anwendung304. Nach KLOSTERMANN soll das auf diese Weise entstandene Geistige Eigentum in den folgenden Fällen untergehen: bei Veröffentlichung in einem nicht geschützten Rechtsgebiet (das heißt im Ausland) oder bei Veröffentlichung im Inland, unter Missachtung einer wesentlichen Formvorschrift hinsichtlich der Eintragung305. Der Autor betont, dass keine anderen Möglichkeiten der Endigung des Geistigen Eigentums vorstellbar seien. Insbesondere sei weder eine Dereliktion noch eine Verwirkung vorstellbar. Auch der Untergang des neuen Gegenstandes führe nicht zur Endigung, da die Reproduktion ja immer möglich sein muss306. Als entscheidendes Ereignis für die Beendigung des Geistigen Eigentums bleibt demnach nur noch der Ablauf der gesetzlich bestimmten Schutzfristen. Entsprechend haben die §§ 27 und 28 die Dauer beziehungsweise die Anwendung der Schutzfristen zum Gegenstand. Die Dauer richtet sich dabei nach den jeweiligen nationalen Bestimmungen, die kurz dargestellt werden. Hinsichtlich der Anwendung ist jedoch die Bestimmung von Fristbeginn und Fristablauf von besonderem Interesse. Auch hier wird auf die jeweiligen Landesgesetze eingegangen. Die Gegenstände der Bearbeitung KLOSTERMANNS, das heißt die Paragraphen auf deren Inhalt soeben kurz eingegangen wurde, weisen schon durch ihre Bezeichnung auf einen erhöhten Abstraktionsgrad hin und sind grundsätzlich tauglicher Gegenstand eines Allgemeinen Teils307.

302 303 304 305 306 307

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 219ff. Ebd., S. 238. Ebd., S. 242, 248. Ebd., S. 262. Ebd., S. 266. Ähnliche Gegenstände behandelt der Allgemeine Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches.

84

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Die inhaltliche Bearbeitung der einzelnen Paragraphen muss sich dabei in vielen Fällen – bedingt durch die bis dato in territorialer Hinsicht vorherrschende Rechtszersplitterung – auf eine Aufzählung der verschiedenen Regelungen beschränken. Eine einheitliche, abstrakte Grundregel kann diesbezüglich kaum entwickelt werden, da es an einer einheitlichen Rechtsgrundlage mangelt. Die Zusammenstellung der sich ähnelnden Normen kann dennoch einen ersten Vorschlag für die zukünftigen Regelungen beinhalten. Insofern kann KLOSTERMANN der Vorwurf mangelnder Abstraktion in dieser Hinsicht nur bedingt gemacht werden. Die systematischen Schwierigkeiten müssen als unvermeidbar hingenommen werden. Es zeigen sich jedoch im Allgemeinen Teil KLOSTERMANNS andere Schwächen, die nicht den Problemen der Rechtszersplitterung geschuldet sind. In einigen Abschnitten geht der Autor über die Darstellung des Notwendigen hinaus und bearbeitet Problematiken und Diskussionen, die mit der Systematik eines Allgemeinen Teils in Widerspruch stehen. Als systematischer Bruch fällt hier zunächst der bereits eingangs angesprochene Umstand auf, dass KLOSTERMANN in seinem Kapitel „Allgemeiner Theil“ einleitende Ausführungen macht, sowie die historische Entwicklung des Geistigen Eigentums wiedergibt und auf Quellen und Literatur verweist (vergleiche S.75). Diese Ausführungen lassen sich mit dem Prinzip des „vor die Klammer ziehen“ nicht vereinbaren. In der Systematik des Allgemeinen Teils finden sie an sich keinen Platz. Auch in inhaltlicher Hinsicht scheinen die Ausführungen nicht immer konsequent. Als Beispiel können die Ausführungen herangezogen werden, die im Zusammenhang mit den verschieden langen Fristen hinsichtlich des Schutzes des Geistigen Eigentums nach dem Tod des „Urhebers“ erfolgen308. Hier erörtert KLOSTERMANN über drei Seiten den Vorschlag eines französischen Autors, der die gegenläufigen Interessen von „Urheber“ beziehungsweise dessen Rechtsnachfolger und der Öffentlichkeit an freier Nutzung des Geistigen Eigentums optimal zu vereinbaren sucht. Anstatt eine feste Schutzfrist für die Zeit nach dem Versterben des „Urhebers“ zu bestimmen, sollen seine Werke Gemeingut werden und gegen eine an die Rechtsnachfolger zu entrichtende Gebühr zu nutzen sein. KLOSTERMANN zeigt sich angetan von der Idee, sie sei einer „sehr zweckmäßigen Anwendung fähig“309. Dieser Umsetzung steht er

308

309

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 277ff. Gegenstand der Ausführungen ist eine Veröffentlichung von Pierre-Jules Hetzel. Ebd., S. 279.

Untersuchung

85

dennoch kritisch gegenüber310. Die ausführliche Behandlung dieser Frage geht deutlich über das notwendige Maß hinaus und steht damit in Widerspruch zur Systematik eines Allgemeinen Teils. In der Zusammenfassung ist festzuhalten, dass die logische Umsetzung eines Allgemeinen Teils aus der gemeinsamen Darstellung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums in vieler Hinsicht gelingt. Der Autor erstellt dafür allgemeine Kategorien, in die er die verschiedenen Materien einzuordnen sucht. Zudem werden wesentliche Schutzaspekte, die für alle Rechtsgebiete gleichermaßen relevant sind, angesprochen. Es finden sich allerdings auch einige Ausführungen, die der erstellten Systematik widersprechen. Wie dargelegt worden ist, finden sich Beispiele, die thematisch nicht in einen Allgemeinen Teil gehören. Insofern zeigen sich hier Mängel in der Bearbeitung beziehungsweise systematischen Durchdringung. Die genannten Mängel stehen jedoch nicht der Einschätzung entgegen, dass es sich bei der Bildung eines Allgemeinen Teils durch KLOSTERMANN um einen systematischen Ansatz handelt. Gerade ein Allgemeiner Teil führt die Erfassung mehrerer Rechtsgebiete auf abstrakter Ebene besonders vor Augen, indem hierin die in jedem einzelnen Spezialgebiet allgemein gültigen Rechtsregeln erfasst werden. b. Die Beweggründe Klostermanns für die Bildung eines Allgemeinen Teils Die Motivation KLOSTERMANNS hinsichtlich der Bildung eines Allgemeinen Teils geht aus seiner Darstellung kaum hervor. Im Gegensatz zu den Gründen hinsichtlich der rechtsvergleichenden Darstellung, die er ausführlicher erörtert findet sich nur ein kurzer Verweis auf den Allgemeinen Teil in der Einleitung. Der Autor führt hier aus, dass seine vorliegende Darstellung sich nicht nur auf die einheimische Gesetzgebung beschränke, sondern auch ausländische Entwürfe einbeziehe. Dabei hätten vor allem die Internationalen Verträge und Übereinkommen hinsichtlich des Geistigen Eigentums bezüglich Schriften und Kunstwerke zur Verschmelzung der einzelnen Gebiete zu einem „gemeinsamen Rechtsgebiete für den Schutz des literarischen und künstlerischen Verkehres“ geführt311. Eine solche Gemeinsamkeit des Rechtsschutzes und die „daraus entspringende Gleichartigkeit der Rechtsnormen“ fehle allerdings hinsichtlich der gewerblichen Erfindungen. Dennoch sei es zulässig, die

310 311

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 279. Ebd., S. VI.

86

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich „allgemeinen Lehren von der Natur und den Gegenständen des geistigen Eigenthumes, von seiner Entstehung und Endigung, von den an die Person, die Zeit und den Ort geknüpften Bedingungen u. dgl. m. für die beiden Gebiete des literarisch-artistischen und des gewerblichen Eigenthumes in einer gemeinsamen Darstellung zu vereinen“312.

Eine Begründung für den Allgemeinen Teil findet sich hier nicht. Vor dem Hintergrund der zunehmenden internationalen Angleichungen im Bereich des Schutzes literarischer und künstlerischer Werke scheint KLOSTERMANN jedoch davon auszugehen, dass eine zusammenfassende Bearbeitung auch im Hinblick auf den gewerblichen Rechtsschutz zulässig sei. Der bisher noch nicht erfolgte Prozess der internationalen Angleichung, sogar das völlige Fehlen jeglicher Regelungen in einigen Landesteilen (vergleiche S. 26) scheint aus seiner Sicht nicht hinderlich zu sein.

III. Zwischenergebnis Die aufgestellte These, dass das Werk KLOSTERMANNS Systematisierungsansätze enthält, hat sich bestätigt. Insgesamt können drei Systematisierungsansätze aus dem Werk abgeleitet werden: der rechtsvergleichende Ansatz, der Ansatz der gemeinsamen Darstellung und der Ansatz der Bildung eines Allgemeinen Teils. Durch diese Ansätze bemüht sich der Autor bewusst darum, zwischen den einzelnen Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums eine Verbindung herzustellen. Damit gelingt die Erarbeitung von Zusammenhängen, die über die Darstellung der individuellen Entwicklung der einzelnen Rechtsgebiete hinausgeht. Durch die gewählten Herangehensweisen wird sich zum einen der Frage genähert, inwieweit die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums eine gemeinsame theoretische Grundlage aufweisen. Darüber hinaus wird eine Systematik erarbeitet, die die Rechtgebiete insgesamt erfasst und strukturiert. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nach Ansätzen der Systematisierung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums im 19. Jahrhunderts erweist sich das Werk KLOSTERMANNS damit als geeigneter Untersuchungsgegenstand.

312

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. VI.

Untersuchung

87

B. Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich I. Vorbemerkung Nachdem nun festgestellt worden ist, dass das Werk KLOSTERMANNS verschiedene Systematisierungsansätze enthält, muss in einem nächsten Schritt untersucht werden, inwieweit es sich bei diesen Ansätzen um Neuentwicklungen handelt. Zu orientieren ist sich dabei an der eingangs aufgestellten These, dass es sich bei den Systematisierungsansätzen KLOSTERMANNS an sich zwar nicht um Neuentwicklungen handelt – ihre Anwendung auf die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums allerdings keine Vorbilder in der entsprechenden Literatur findet und damit das Hauptwerk diesbezüglich eine Vorreiterrolle innehat. Die Untersuchung muss sich damit von der bisher erfolgten ausschließlichen Konzentration auf die Betrachtung des Hauptwerkes lösen und die wissenschaftliche Entwicklung insgesamt zum Vergleich heranziehen. Ziel ist die Beantwortung der Frage, ob KLOSTERMANN die erarbeiteten Systematisierungsansätze in eigenständiger Forschung entworfen und auf die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums angewandt hat. Dabei wird die Untersuchung in zwei Schritten erfolgen. Zunächst müssen die Systematisierungsansätze KLOSTERMANNS vor dem Hintergrund der allgemeinen wissenschaftlichen Entwicklung betrachtet werden. Hierbei wird die Frage untersucht, ob es sich bei der Rechtsvergleichung, bei der gemeinsamen Darstellung als Ausdruck eines grundsätzlichen Bestrebens nach Systematisierung und bei der Bildung eines Allgemeinen Teils um neuartige wissenschaftliche Methoden handelt. Hierzu wird jeweils die allgemeine rechtswissenschaftliche Entwicklung der einzelnen Methoden beleuchtet. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist dann zu beurteilen, inwieweit KLOSTERMANN die Umsetzung der jeweiligen Ansätze gelingt. In einem zweiten Schritt müssen die Systematisierungsansätze dann im Hinblick auf die Forschung im Bereich des Geistigen Eigentums des 19. Jahrhunderts betrachtet werden. Denn auch wenn davon ausgegangen werden muss, dass die Methoden KLOSTERMANNS in allgemeiner Hinsicht kaum als neu bezeichnet werden können, könnte ihre Übertragung auf die jüngeren Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums eine Neuentwicklung darstellen. Eine solche wäre nicht zu unterschätzen, da die jeweilige Umsetzung doch ein gehöriges Maß an wissenschaftlicher Durchdringung der Rechtsmaterien erfordert.

88

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

II. Die Systematisierungsansätze Klostermanns in der allgemeinen wissenschaftlichen Entwicklung 1. Die Entwicklung der Rechtsvergleichung und ihre Umsetzung durch Klostermann Um den Ansatz der RechtsvergleichungKLOSTERMANNS richtig einordnen zu können, muss an dieser Stelle kurz auf die Geschichte der Rechtsvergleichung eingegangen werden313. Rechtsvergleichende Untersuchungen finden sich vereinzelt schon in der Frühzeit. So verglichen die nomoi von PLATON die Rechtsordnungen der verschiedenen griechischen Stadtstaaten und versuchten hieraus, die rechtliche Gestaltung eines Idealstaates zu entwickeln314. Dagegen fanden rechtsvergleichende Ansätze im römischen Reich kaum Anklang – zu groß war die Überzeugung von der Überlegenheit des eigenen Rechts und damit die Abneigung gegenüber anderen Systemen315. So ist zum Beispiel der Begriff des ius gentium irreführend und verdeckt den fast ausschließlich römisch-rechtlichen Inhalt316. Das römische Recht galt als Ideal neben dem kein Raum für Sondermeinungen vorhanden war. Vergleiche erfolgten vor diesem Hintergrund eher sporadisch317. Die Autorität des römischen und auch des kanonischen Rechtes führte – verbunden mit einer insgesamt sehr langsamen Entwicklung der juristischen Wissenschaft – auch zum weitgehenden Fehlen rechtsvergleichender Ansätze im Mittelalter318. Das mittelalterliche ius commune mit seinen römischkannonischen Wurzeln dominierte die juristische Welt. Das danebenstehende örtliche Gewohnheitsrecht erschien dagegen als Absonderlichkeit. Insbesondere wegen der weit verbreiteten Auffassung, dass der Eroberer eines Landes dort auch sein Recht einführen müsse, spielten die lokalen Rechtsgewohnheiten kaum eine Rolle319. Während dann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einige Werke erschienen, die das römische Recht mit dem deutschen Privatrecht verglichen, steht der Ansatz des aufgeklärten Naturrechts der Rechtsverglei-

313 314 315 316 317 318

319

Für vertiefende Ausführungen vergleiche Hug, W.: The History of Comparative Law (1932), S. 1027ff. Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 47; Kaden, E.: Rechtsvergleichung (1938), S. 20. Kaden, E.: Rechtsvergleichung (1938), S. 21; Cicero de oratore I, 197: alle Rechte außer dem Römischen seien „verworren und nahezu lächerlich“. Sturm, F.: Geschichte, Methode und Ziel der Rechtsvergleichung (1975), S. 232. Ebd., S. 232. Gründe für die langsame Entwicklung bei Hug, W.: The History of Comparative Law (1932), S. 1035; Zum Mittelalter: Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 48; Pollock, F.: The History of Comparative Jurisprudence (1903), S. 81. Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 48.

Untersuchung

89

chung wieder entgegen320. Da das Naturrecht ohne Heranziehung irgendwelchen Erfahrungsmaterials auskam, erübrigte sich damit auch die vergleichende Betrachtung ausländischer Rechtssysteme321. Dennoch gibt es auch hier einige Autoren, die die rechtsvergleichende Methode zwar nicht selbst anwenden, aber doch propagieren322. Sie bleiben allerdings in der absoluten Minderzahl. Aus dieser Epoche sind demnach nur wenige rechtsvergleichende Schriften erhalten. Die Rechtsvergleichung des 19. und 20. Jahrhunderts muss in zwei verschiedene Ursprünge unterteilt werden. Die Heranziehung ausländischer Rechtsordnungen zur Schaffung neuer, nationaler Reglungen kann als „legislative Rechtsvergleichung“ bezeichnet werden. Ihr gegenüber steht die vergleichende Betrachtung und wissenschaftliche Erarbeitung zum Zweck besserer Erkenntnisse des Rechts an sich, die sogenannte„wissenschaftlich-theoretische Rechtsvergleichung“323. Die legislative Rechtsvergleichung erlebt ihren Aufschwung in Deutschland erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Während das Allgemeine Preußische Landrecht und das österreichische Allgemeine Gesetzbuch noch auf rechtsvergleichende Vorarbeiten verzichteten, änderte sich das im Zuge der innerdeutschen Rechtsvereinheitlichung. Die Allgemeine Deutsche Wechselordnung von 1848 und auch das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch von 1861 basieren auf rechtsvergleichenden Untersuchungen, die nicht nur die deutschen Partikularrechte einbeziehen, sondern auch andere europäische Handelsgesetzbücher. Diese Vorgehensweise lässt sich bis zur Reform der Aktienrechts 1965 nachvollziehen und beschränkte sich selbstverständlich nicht auf das Handelsrecht324. Als ein weiteres herausragendes Beispiel ist auch auf das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch zu verweisen, zu dessen Erarbeitung nicht nur die ehemaligen Partikularrechte, sondern auch das österreichische und schweizerische Recht herangezogen wurde. Die wissenschaftlich-theoretische Rechtsvergleichung entwickelte sich dagegen weniger erfolgreich. Im Jahr 1810 beklagte sich ANSELM VON FEUERBACH noch über die Beschränkung der deutschen Rechtswissenschaften auf nationale

320

321 322

323 324

Ausführlicher: Hug, W.: The History of Comparative Law (1932), S. 1040, Übersicht auch bei Sturm, F.: Geschichte, Methode und Ziel der Rechtsvergleichung (1975), S. 232. Constantinesco, L.-J.: Rechtsvergleichung (1971), S. 92; Kaden, E.: Rechtsvergleichung (1938), S. 23. So zum Beispiel: der englische Autor Bacon, F.: De Dignitate Et Augmentis Scientiarum (1779), S. 1ff. Mit weiteren Beispielen: Hug, W.: The History of Comparative Law (1932), S. 1044ff. Die Unterteilung geht zurück auf: Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 49. Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 50.

90

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Belange325. Diese enge Sichtweise wurde vor allem von den Vertretern der historischen Rechtsschule mit Nachdruck vertreten. Die von SAVIGNY Anfang des 19. Jahrhunderts begründete Schule trug nicht zu einer erweiterten rechtsvergleichenden Forschung bei326. Obwohl die Rechtsvergleichung bei der Suche nach dem vom Volksgeist begründeten Recht hätte hilfreich sein können, wurde sie abgelehnt327. Nur das germanische, römische und kanonische Recht wurde hier als tauglicher Gegenstand der Untersuchung betrachtet328. Trotz dieser einflussreichen Gegner entwickelte sich – vor allem in Süddeutschland – bereits im frühen 19. Jahrhundert eine moderne Rechtsvergleichung329. Sie verfolgte dabei eher praktische Zwecke, wie zum Beispiel die Verbesserung des eigenen Rechts oder das schlichte Interesse an fremden Rechtsordnungen. Wichtig für die Bewegung wurden vor allem KARL SALOMO ZACHARIÄ und KARL JOSEF ANTON MITTERMAIER, die sich verstärkt der Rechtsvergleichung zuwandten und die erste rechtsvergleichende Zeitschrift der Welt, die „Kritische Zeitschrift für Rechtswissenschaft und Gesetzgebung des Auslandes“ herausgaben330. Mit der Mitte des 19. Jahrhunderts endete diese Entwicklung recht unvermittelt. Das Interesse an der Rechtsvergleichung als empirische Methode starb zunächst völlig aus. Grund hierfür mag der sich zunehmend verbreitende Rechtspositivismus gewesen sein, der eine Konzentration auf das bestehende inländische Recht zur Folge hatte331.

325

326 327 328 329

330

331

Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775–1833). Deutscher Jurist und Kriminalist. Feuerbach ist der Begründer der neueren Strafrechtsdogmatik und Kriminalpsychologie. Ausführlich: Merzbacher, F.: Feuerbach, Paul Johann Anselm Ritter von (1952), S. 110f. Feuerbach, A. v.: Blick auf die teutsche Rechtswissenschaft (1833), S. 162ff.; dazu Mohnhaupt, H.: Universalgeschichte, Universal-Jurisprudenz und rechtsvergleichende Methode im Werk P.J.A. Feuerbachs (1991). Constantinesco, L.-J.: Les Débuts du Droit Comparé en Allemagne (1972), S. 740ff. Kaden, E.: Rechtsvergleichung (1938), S. 25. Constantinesco, L.-J.: Rechtsvergleichung (1971), S. 96. Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 53; Hug, W.: The History of Comparative Law (1932), S. 1057ff; Constantinesco, L.-J.: Rechtsvergleichung (1971), S. 91; Übersicht der besonders wichtigen Autoren bei Constantinesco, L.-J.: Les Débuts du Droit Comparé en Allemagne (1972), S. 748ff. Karl Salomo Zachariä (1769–1843). Deutscher Jurist und Staatsrechtslehrer. Er arbeitet unter anderem am Entwurf des badischen Strafgesetzes von 1824 mit. Ausführlich Fischer, W.: Zachariae, Karl Salomo, S. 646ff. Karl Josef Anton Mittermaier (1787–1867). Deutscher Jurist. Wurde 1818 nach Bonn berufen, wechselte allerdings nur drei Jahre später nach Heidelberg, wo er zu einem der international bekanntesten deutschen Juristen des 19. Jahrhunderts wurde. Ausführlich Ebert, I., et al.: Mittermaier, Karl Joseph Anton (1952), S. 584f. Zu Zachariä und Mittermaier jeweils ausführlich Constantinesco, L.-J.: Rechtsvergleichung (1971), S. 107ff. Allgemein Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 53. Hug, W.: The History of Comparative Law (1932), S. 1070.

Untersuchung

91

Es blieb zunächst nur der Begriff der Rechtsvergleichung erhalten, der allerdings in zunehmendem Maße für eine Wissenschaft verwandt wurde, die heute eher als juristische Ethnologie oder Universalrechtsgeschichte bezeichnet werden würde332. Ausgehend von der These, dass die Menschen überall auf der Welt letztlich dieselbe Entwicklung durchmachen, sollte durch die Erforschung der „primitiven“ Rechtsordnungen Rückschlüsse auf die Frühzeit der modernen Rechtsordnungen gezogen werden, um auf diese Weise eine weltumspannende Universalrechtsgeschichte verfassen zu können. Die erneute Hinwendung zur Rechtsvergleichung im eigentlichen, modernen Sinne erfolgte erst wieder gegen Ende des 19. Jahrhunderts333. Der Grund hierfür lag unter anderem im Erstarken des internationalen Handels, der eine vertiefte Kenntnis des ausländischen Rechts erforderte. Bemühungen um Rechtsvereinheitlichung und die internationale Zusammenarbeit wurden zunehmend wichtiger334. KLOSTERMANNS Arbeit fügt sich somit in unterschiedlicher Art und Weise in die Entwicklungen seiner Zeit ein. Die Ansätze der legislativen Rechtsvergleichung sind bei ihm ersichtlich. Dies geht aus seiner Ansicht hervor, dass die Gesetzgebung insbesondere zum Patentrecht noch ausstehe und die rechtsvergleichenden Betrachtungen der Lösungen in anderen Staaten ihren Teil zur Vorbereitung eines Patentgesetzes beitragen könnten335. Die Auffassung, dass rechtsvergleichende Vorarbeiten für die Erarbeitung eines Gesetzentwurfs hilfreich und notwendig seien, entspringt dabei der herrschenden Auffassung seiner Zeit. Das In-Kraft-Treten des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, zu dem auch rechtsvergleichende Vorarbeiten geleistet wurden, liegt nur sieben Jahre zurück. KLOSTERMANN scheint auf diese Art und Weise wohl die aus seiner Sicht unumgänglichen Vorarbeiten vorwegnehmen zu wollen. Dagegen fällt seine Darstellung, soweit sie zum Zweck besserer Erkenntnisse des Rechts des Geistigen Eigentums an sich dient (die sogenannte „wissenschaftlich-theoretische Rechtsvergleichung“) in einen Zeitraum, der nicht in besonderem Maße von rechtsvergleichenden Arbeiten geprägt war. Wie ausgeführt wurde, endete die wissenschaftliche Rechtsvergleichung Mitte des 19. Jahrhunderts und erwuchs erst am Ende des 19. Jahrhunderts zu neuer Stärke. Die Veröffentlichung KLOSTERMANNS im Jahr 1867 und 1869 muss damit eher als Ausnahme angesehen werden. In dem Wiederaufgreifen dieser Idee zu ei-

332 333 334

335

Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 56. Pollock, F.: The History of Comparative Jurisprudence (1903), S. 86; Kaden, E.: Rechtsvergleichung (1938), S. 26. Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1996), S. 57; Rheinstein, M., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1987), S. 45ff;zur Entwicklung in Deutschland: Constantinesco, L.-J.: Rechtsvergleichung (1971), S. 135. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 85, 7.

92

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

nem Zeitpunkt, in dem die Rechtsvergleichung eher in den Hintergrund getreten war, liegt demnach ein Verdienst KLOSTERMANNS. Ob die Umsetzung der rechtsvergleichenden Methode durch KLOSTERMANN jedoch den Anforderungen an diese Disziplin im 19. Jahrhundert genügt, erscheint zunächst zweifelhaft. Tatsächlich arbeitet KLOSTERMANN in großen Teilen hauptsächlich deskriptiv336. Ausgehend von dem Prinzip der Funktionalität handelte es sich dann hier weniger um Rechtsvergleichung als mehr um eine Auslandsrechtskunde337. Aus mehreren Gründen kann im vorliegenden Fall der Ansatz dennoch als rechtsvergleichend bezeichnet werden. Erstensließe die undifferenzierte Anwendung des Funktionalitätsprinzips die Tatsache einer historischen Entwicklung desselben, wie auch der gesamten Wissenschaft der Rechtsvergleichung völlig unberücksichtigt. Denn die Grenze zu dem was das man heute als Universalrechtsgeschichte oder juristische Ethnologie bezeichnen würde war im 19. Jahrhundert nicht eindeutig festgelegt338. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelang es weder ERNST ZITELMANN noch KOHLER, den Begriff der Rechtsvergleichung inhaltlich von diesen Ansätzen zu befreien und die Aufgaben, die Bedeutung und die Methode der Rechtsvergleichung eindeutig und einheitlich zu bestimmen339. Auswirkung dieser inhaltlichen Unbestimmtheit des Begriffs der Rechtsvergleichung sind die Veröffentlichungen, zum Beispiel im Patentrecht, die schon ihre Bezugnahme auf fremde Rechtsordnungen (die ohne eine vertiefte inhaltliche Erörterung erfolgt) als Rechtsvergleichung bezeichnen340. Das

336

337

338

339

340

Ähnliche Probleme werfen allerdings auch andere zeitgenössische Werke auf, so zum Beispiel: Stein, L. v.: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts (1870), S. 116ff am Beispiel: des Bildungswesens. Dazu im Allgemeinen: Constantinesco, L.-J.: Rechtsvergleichung (1971), S. 125ff. Nach diesem Prinzip ist die Ausgangsfrage einer rechtsvergleichenden Untersuchung rein funktional zu stellen, das heißt das zu untersuchende Problem muss frei von den Systembegriffen der eigenen Rechtsordnung formuliert werden. Zweigert, K., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiete des Privatrechts (1984), S. 34. Hiervon unterscheidet sich die Auslandsrechtskunde. Diese besteht lediglich in einer Zusammenstellung der Normen verschiedener Länder zu einem bestimmten Themenkomplex. Zur Differenzierung: Rheinstein, M., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1987), S. 27. Als Beispiel: kann hier Bernhöft, F.: Über Zweck und Mittel der vergleichenden Rechtswissenschaft (1878), S. 36, dienen. Seiner Ansicht nach steht die Rechtswissenschaft im Zeichen der Evolutionstheorie. Ernst Zitelmann, deutscher Jurist (1852–1923). Er beschäftigte sich vor allem mit den Fächern Bürgerliches Recht und römisches Recht und war mehrfach Rektor der Universität Bonn. Ausführlich Killy, W., et al.: Deutsche Biographische Enzyklopädie (1999), S. 680. Zitelmann, E.: Aufgaben und Bedeutung der Rechtsvergleichung (1978), S. 11ff. Kohler, J.: Über die Methode der Rechtsvergleichung (1978), S. 18ff. Zum Beispiel: Stolle, E.: Die einheimische und ausländische Patentgesetzgebung zum Schutze gewerblicher Erfindungen (1855), S. 22ff.

Untersuchung

93

Funktionalitätsprinzip in seiner heutigen Ausgestaltung auf solche Werke anzuwenden und damit einen rechtsvergleichenden Ansatz zu verneinen hieße die historische Entwicklung zu ignorieren und ihre Frühformen auszuschließen. Zweitens geht KLOSTERMANN in seiner Darstellung doch deutlich über eine reine Nebeneinanderstellung verschiedener internationaler Regelungen hinaus und ist damit auch aus heutiger Sicht von der Auslandsrechtskunde abzugrenzen. Seine Anmerkungen zu ausländischen Entwicklungen dienen dem Zweck einer höheren Erkenntnis, etwa des Aufzeigens der verschiedenen Lösungsmöglichkeiten desselben Problems. Darüber hinaus bestätigt auch der Blick auf die Ziele des Autors, dass es sich um Rechtsvergleichung handelt. Denn auch in der modernen Rechtsvergleichung ist das Ziel der Rechtsfortbildung und der Vorbereitung von Gesetzesvorhaben anerkannt. Rechtsvergleichung wird heute zum einen betrieben, um dem Gesetzgeber bei Gesetzesvorhaben für bestimmte rechtspolitische Probleme die Lösungen in den Nachbarstaaten aufzuzeigen und ihm gleichzeitig Stärken und Schwächen zu präsentieren341. Daneben wird durch rechtsvergleichende Betrachtungen auch der Prozess der Rechtsvereinheitlichung weiter vorangetrieben. Die mit der Vereinheitlichung meistens einhergehenden Probleme, die häufig aus dem fehlenden Verständnis für die ausländischen Regelungskonzepte und Rechtspolitik resultieren, können auf diese Weise minimiert werden342. Vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung der Rechtsvergleichung gelingt es KLOSTERMANN demnach, die Grundsätze für die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums entsprechend umzusetzen. Der rechtsvergleichende Ansatz KLOSTERMANNS fügt sich dabei grundsätzlich in eine allgemeine wissenschaftliche Entwicklung ein. Bei der Idee der rechtsvergleichenden Betrachtung von Rechtsmaterien handelt es sich damit nicht um eine Neuentwicklung KLOSTERMANNS.

2. Die Entwicklung allgemeiner Systematisierungsbestrebungen und ihr Umsetzung durch Klostermann In dem Ansatz KLOSTERMANNS die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums nicht nur einzeln, sondern in ihrer Gemeinsamkeit zu betrachten und sie darüber hinaus einem gemeinsamen Oberbegriff unterzuordnen, wird der Versuch der Entwicklung eines allgemeinen Systems des Rechts des Geistigen Eigentums deutlich. KLOSTERMANN könnte mit diesen Bestrebungen der Systematisierung des Rechts wiederum Teil einer allgemeinen (rechts-)wissenschaftlichen

341 342

Rheinstein, M., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1987), S. 27. Bogdan, M.: Comparative Law (1994), S. 30.

94

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Entwicklung sein oder sich an einer solchen Entwicklung orientieren. Der systematische Ansatz der gemeinsamen Darstellung muss damit vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Bemühungen um eine systematische Ergründung der Rechtswissenschaft betrachtet werden. Voraussetzung für jegliche Systematisierungsbestrebungen im 19. Jahrhundert war zunächst eine Objektivierung des Wissenschaftsbegriffs343. Diese Ansätze der Objektivierung zeigten sich auch in der Rechtswissenschaft. So löste sich hier der Begriff der Jurisprudenz von seiner ursprünglichen Bedeutung, der die Rechtsanwendung als reines Handwerk beinhaltete344. Eine Gliederung der Rechtswissenschaft und ihrer Erkenntnisse erfolgte, um die Struktur des Rechtes selbst wiederzugeben. Es stand nicht mehr nur der Lehrzweck hinsichtlich einer Systematisierung im Vordergrund. Die Systematisierung wird zum wichtigsten Kriterium der Wissenschaftlichkeit. Der Begriff des Systems meint dabei den inneren Zusammenhang der Erkenntnisse selbst345. Eine solche Entwicklung zeigt sich in dem Werk von GUSTAV HUGO346. HUGO legt seinen Ausführungen drei Fragen zugrunde und ordnet hiernach nicht nur die juristischen Fächer in die drei Bereiche, sondern versteht diese Dreiteilung als methodologisches Prinzip347. HUGO geht dabei in Opposition zum Naturrecht, dessen Wirkung er als einengend kritisiert348. Aufgabe des Juristen sei es vielmehr das bestehende positive Recht zu analysieren und zu beobachten349. Die allgemeine Theorie des geltenden Rechts soll damit das Natur-

343 344

345

346

347

348 349

Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 21. Hierzu und zum folgenden Ebd., S. 26; zur Entwicklung des Begriffs: Schröder, J.: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert (1979), S. 36ff. Das hier zugrunde gelegte Verständnis ist nicht unumstritten, vor allem im Hinblick auf das römisch-rechtliche Verständnis der ars, dazu Heberger, M.: Dogmatik. Zur Geschichte von Begriff und Methode in Medizin und Jurisprudenz (1981), S. 47ff. Ausdrücklich als Wissenschaftskriterium benennt allerdings erst Immanuel Kant das System. Kant, I.: Kritik der reinen Vernunft (1956), S. 695. Ausführlich: Schröder, J.: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert (1979), S. 92ff. Gustav Hugo (1764–1844). Deutscher Jurist. Legte die Grundlage für die historischsystematische Methode der Historischen Rechtsschule mit seiner Unterscheidung zwischen dogmatischer, philosophischer und historischer Bearbeitung des Rechts. Ausführlich: Luig, K.: Hugo, Gustav (1995), S. 303f. Die drei Fragen lauten: I. Was ist rechtens? – Die juristische Dogmatik. II. Ist es vernünftig, dass es so sey? – Die Philosophie des Rechts. III. Wie ist es rechtens geworden? – Die Rechtsgeschichte. Hugo, G.: Lehrbuch eines civilistischen Cursus (1799), S. 15f. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 57. Ebd., S. 82.

Untersuchung

95

recht ersetzen. Kern der Untersuchung HUGOS ist allerdings das römische Recht – Ziel ist eine Verwissenschaftlichung der Rechtswissenschaft durch die systematische Bearbeitung350. Ein ähnliches Verständnis prägt die Arbeiten von NICKOLAUS FALCK351. Für FALCK ist zum einen die analytisch-kompositorische Methode entscheidend, die die Systematisierung fördern soll. Dies soll in Verbindung mit der naturrechtlichen Bestimmung der Lebensverhältnisse geschehen352. FALCK untersucht Rechtsinstitute, die dynamische Qualität aufweisen353. Diese stehen in einem systematischen Zusammenhang. Für die weitere Entwicklung des 19. Jahrhunderts ist an dem Ansatz FALCKS entscheidend, dass der bestimmende Gedanke der systematischen Rechtsgewinnung in den Vordergrund gerückt wird354. FALCKS Hauptanliegen besteht in der Ausarbeitung einer Theorie des deutschen Rechts355. Damit wird nicht wie bei HUGO das römische Recht zum Kern der Untersuchung, sondern das deutsche Recht. Nach FALCK ist es die Aufgabe der Rechtswissenschaft, allgemeine Begriffe und Strukturen zu entwickeln. Die Befreiung der Rechtswissenschaft vom Naturrecht und von der Philosophie wird endgültig und mit weitreichenden Folgen von SAVIGNY umgesetzt356. Er knüpft in seinen Forschungen an die historische Dimension des Rechts an357. Die einzelnen Rechtssätze sind seinem Verständnis nach variabel, sie entstehen nicht durch willkürliche Rechtsetzung eines Gesetzgebers, sondern entstammen dem sogenannten „Volksgeist“358. Recht wird „erst durch Sit-

350 351

352 353 354 355

356 357 358

Schröder, J.: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert (1979), S. 155ff. Nickolaus Falck (1784–1850). Deutscher Jurist und Staatsmann. Bekannt vor allem durch seine Veröffentlichungen zum schleswig-holsteinischen Privatrecht. Ausführlich: Michelsen, A.: Falck, Nikolaus, S. 539ff. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 71. Ebd., S. 74; ausführlich Volk, K.: Die Juristische Enzyklopädie des Nikolaus Falck (1970), S. 37ff. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 74. Der Begriff vom Volksgeist findet sich allerdings in dem bedeutenden Werk Savigny, C. v.: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (1840) noch nicht, Caroni, P.: Savigny und die Kodifikation. Versuch einer Neudeutung des "Berufes", S. 134 FN 221. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 82. Zusammenfassend zum System Savignys Fikentscher, W.: Methoden des Rechts in vergleichender Darstellung (1976), S. 61ff. Schröder, J.: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert (1979), S. 164. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 86; Ausführlicher zum Volksgeist: Zwilgmeyer, F.: Die Rechtslehre Savignys

96

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

te und Volksglaube, dann durch Jurisprudenz“ erzeugt359. Um einer Rechtszersplitterung entgegenzuwirken muss dabei eine Hierarchie bestimmt werden360. Nach SAVIGNY steht dabei der Vorrang des römischen Rechts außer Frage. Einer systematisierenden Bearbeitung des Rechtsstoffes kommt nach dem Verständnis SAVIGNYS in verschiedener Hinsicht Bedeutung zu. Zum einen wird eine geschichtliche und systematische Untersuchung des überlieferten Rechtsmaterials benötigt, um „dasjenige zu scheiden, was schon abgestorben ist, von dem was noch fortlebt“361. Die historische Betrachtungsweise die für die Arbeiten SAVIGNYS insgesamt von großer Bedeutung ist reicht allein hierfür jedoch auch nach seiner eigenen Ansicht nicht aus362. Durch Systematisierung und Strukturierung soll die Verwissenschaftlichung des Rechts vorangetrieben werden363. Das innere System des Rechts gilt es hierbei zu erkennen. Damit ist die „Einheit des Mannigfaltigen“ gemeint, der Zusammenhang zwischen verschiedenen Rechtssätzen364. Systematische Aspekte spielen nach SAVIGNY darüber hinaus auch in der konkreten Anwendung der einzelnen Normen eine Rolle. Die Interpretation erfolgt durch die Untersuchung der Normsystematik und auch der Normgeschichte365. Systematische Erwägungen dienen somit hier der Rechtsfortbildung, denn in Zweifelsfällen kann auf diese Weise „neues“ Recht geschaffen werden366. SAVIGNY schließt in seinen Ausführung insoweit an HUGO und FALCK an, als dass er das positive Recht in den Vordergrund der Betrachtungen rückt367. Sein „System des heutigen römischen Rechts“ umfasst Strukturanalysen und Systembetrachtungen, die die Grundsatzfragen der Rechtsordnung

359 360 361 362 363

364 365 366 367

(1929), S. 18ff. Savigny, C. v.: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (1840), S. 13f. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 87. Savigny, C. v.: System des heutigen römischen Rechts (1840), S. 94. Schröder, J.: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert (1979), S. 164. Savigny, C. v.: Recension Th. v. Gönner, Über Gesetzgebung und Rechtswissenschaft unserer Zeit (1815), S. 395; Schröder, J.: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert (1979), S. 163; Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 103. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 104. Hierzu: Ebd., S. 98. Zwilgmeyer, F.: Die Rechtslehre Savignys (1929), S. 18. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 113.

Untersuchung

97

betreffen368. Der Systemgedanke der in der Methode zum Ausdruck kommt, ermöglicht dabei auch Rechtsfortbildung und Rechtssicherheit. Zu den Fragen nach einer Systematik im Recht äußert sich auch GEORG FRIEDRICH PUCHTA369. Er trägt dabei allerdings nicht so deutlich zur Klärung dieser Frage bei wie SAVIGNY, seine Lehre kann in dieser Hinsicht kaum als Fortschritt bezeichnet werden370. Denn die Systeme PUCHTAS sind organischer Art. Sie beruhen nicht wie bei SAVIGNY auf einem Ableitungszusammenhang und lehnen sich wieder stärker an naturrechtliche Vorstellungen an371. PUCHTAS Rechtslehre weist einen deutlichen Realitätsbezug auf, indem sie davon ausgeht, dass die Gestaltung der Rechtsinstitute immer wirtschaftlichen Gesichtspunkten genügen müsse372. Die wissenschaftliche Fundierung dieser Normen ergebe sich durch ihr Einfügen in ein System. Damit unterscheidet sich PUCHTA allerdings von streng deduktiven Systemverständnis SAVIGNYS373. Dennoch spielt auch in PUCHTAS Werk die Einordnung des Systems von Rechtssätzen und Rechtsverhältnissen eine wichtige Rolle. Der Gedanke eines geschlossenen Systems ist in der Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts vor allem in der sogenannten Enzyklopädischen Bewegung von besonderer Bedeutung. Eine Enzyklopädie – es wird zwischen speziellen auf ein Fach beschränkten, allgemeinen Enzyklopädien und enzyklopädischen Lexika unterschieden – soll eine methodische Zusammenfassung des Wissens bieten374. Die Idee der enzyklopädischen Darstellung wird dabei schon im 17. Jahrhundert in der juristischen Literatur erstmals umgesetzt375. Ihren Höhepunkt erreicht die Bewegung jedoch im 19. Jahrhundert vor allem für die Rechtswissenschaften376.

368 369

370 371 372

373 374 375 376

Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 113. Georg Friedrich Puchta (1798–1846). Deutscher Jurist. Einer der bedeutendsten Dogmatiker und Rechtstheoretiker der deutschen Pandektenwissenschaft und neben Savigny zugleich der führende Vertreter der jüngeren historischen Rechtsschule. Ausführlich: Falk, U.: Puchta, Georg Friedrich (1995), S. 503. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 136. Zum organischen System Savignys: Zwilgmeyer, F.: Die Rechtslehre Savignys (1929), S. 11. Ogorek, R.: Richterkönig oder Subsumptionsautomat? (1986), S. 208; Behrends, O.: Rudolph von Jhering (1818–1892) Der Durchbruch zum Zweck des Rechts (1987), S. 247 Fn. 53. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 129. Dierse, U.: Enzyklopädie (1977), S. 177. Als eine der ersten juristischen Enzyklopädien gilt: Leibniz, G.: Nova Methodus Discendae Docendaeque Jurisprudentiae (1668), S. 1ff. Dierse, U.: Enzyklopädie (1977), S. 179ff.

98

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts stellen sich drei Funktionen einer Enzyklopädie als besonders wesentlich heraus: Erstens soll sie den Umfang einer Wissenschaft als Ganzes darstellen. Zweitens gilt es die einzelnen Teile nicht getrennt, sondern in einem Zusammenhang darzulegen. Und drittens muss jeder dieser Teile letztendlich nach Begriff, Gegenstand und Nutzen et cetera angegeben werden377. Im 19. Jahrhundert erschien eine Vielzahl von Enzyklopädien, die die Grundsätze mit unterschiedlichem Erfolg umsetzten378. Ab dem zweiten Drittel des Jahrhunderts ist ein zunehmend klarer Aufbau auszumachen. Drei Bestandteile werden hier als optimal angesehen: Ein philosophischer („allgemeiner“) Teil, ein historischer Teil und zuletzt ein praktischer oder auch systematischer Teil, in dem dann auf die einzelnen juristischen Disziplinen eingegangen wird379. In diesem letzten Teil sollen durch die Betrachtung der positiven Rechtslehre Grundbegriffe des positiven Rechts gewonnen werden. Die Enzyklopädie vermittelt damit einen systematischen Zusammenhang und allgemeine Begriffe; sie leitet hin zur Rechtstheorie380. Hierbei spielt vor allem der erste, „allgemeine“ Teil der Enzyklopädie eine wesentliche Rolle. Dieser ist im Sinne eines allgemeinen Teils der Wissenschaft zu verstehen und soll über die Grundbegriffe des Rechts Auskunft geben381. Hieraus entwickelt sich in den folgenden Jahren die Disziplin der allgemeinen Rechtslehre. Rechtstheoretische Aspekte finden sich – unabhängig von der Enzyklopädischen Bewegung – in besonderem Maße im Werk von RUDOLPH VON JHERING382. Die Absicht seiner Werke ist die Ausarbeitung einer allgemeinen Theorie des Rechts, bei der systematische Aussagen über das Recht mit einer fortlaufenden historischen Entwicklung des Rechts in Übereinstimmung zu bringen

377

378

379 380 381 382

Hierzu, sowie allgemein zum Begriff und zu Frühformen Buschmann, A.: Enzyklopädie und Jurisprudenz (1969), S. 296ff und Ortloff, H.: Die Encyclopädie der Rechtswissenschaft in ihrer gegenwärtigen Bedeutung (1857), S. 11ff; Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 143. Übersicht bei Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 146 Fn. 38; inhaltliche Untersuchung einiger Enzyklopädien bis 1857 bei Ortloff, H.: Die Encyclopädie der Rechtswissenschaft in ihrer gegenwärtigen Bedeutung (1857), S. 24ff. Ebd., S. 132 und 140ff. Dierse, U.: Enzyklopädie (1977), S. 3; Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 153. Ebd., S. 181f. Rudolf von Jhering (1818–1892). Deutscher Jurist. Einer der wenigen deutschen Juristen, die Weltruhm erlangt haben und vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders einflussreich. Bedeutend vor allem für die moderne Rechtssoziologie und die soziologische Jurisprudenz. Ausführlich: Hollerbach, A.: Jhering, Rudolf von (1952), S. 123f.

Untersuchung

99

sind383. Hierbei spielt vor allem die Rechtsfortbildung eine wichtige Rolle, da im 19. Jahrhundert zum einen das Natur- und Vernunftrecht stetig an Bedeutung verlor, zum anderen aber auch der bis dahin vorherrschende Positivismus zunehmend in Zweifel gezogen wurde384. Dabei haben in den Arbeiten JHERINGS die Struktur und die Methoden des Rechts eine zunehmende Bedeutung. JHERING vertritt die Auffassung, dass das System des Rechts nicht eine Ordnung sei, „die man in die Sache hineinbringt, sondern eine solche, die man herausholt“385. Diese Vorstellung von einem organischen System stimmt mit der Position SAVIGNYS überein386. Der Schüler JHERINGS, ADOLF MERKEL bildet zusammen mit KARL BERGBOHM und ERNST RUDUOLF BIERLING in den folgenden Jahren das Zentrum der rechtswissenschaftlichen Disziplin der Allgemeinen Rechtslehre387. Diese Strömung knüpft an die hier dargestellten Autoren an und verschafft sich vor allem im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts umfassend Geltung. Obwohl bereits Jahre nach der Veröffentlichung KLOSTERMANNS, dient die Einschätzung MERKELS, was Aufgabe der neuen Disziplin sei, auch dem besseren Verständnis der Entwicklung bis zu diesem Punkt: die Rechtstheorie oder die Allgemeine Rechtslehre behandelt Fragen

383

384 385

386

387

Hierzu Behrends, O.: Rudolph von Jhering (1818- 1892) Der Durchbruch zum Zweck des Rechts (1987), S. 229ff; Fikentscher, W.: Methoden des Rechts in vergleichender Darstellung (1976), S. 187. Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 191. Jhering, R.: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung (1866), S. 36f; hierzu Klemann, B.: Rudolf von Jhering und die Historische Rechtsschule (1989), S. 131f. Klemann, B.: Rudolf von Jhering und die Historische Rechtsschule (1989), S. 127; Brockmöller, A.: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland (1997), S. 192. Adolf Merkel (1836–1896). Deutscher Jurist und Rechtsphilosoph. Gilt als Begründer der Allgemeinen Rechtslehre. Professuren unter anderem in Wien, Prag und Straßbourg. Ausführlich: Frommel, M.: Merkel, Adolf (1952), S. 148f. KarlMagnus Bergbohm (1849–1917). Baltischer Jurist. Allgemein bekannt wurde er durch sein Werk zur Rechtslehre, in dem er diesbezüglich ein Programm entwickelte, nur die empirische Erfahrung des Rechts anerkannte und sich vor allem als einer der entschiedensten Verfechter des Gesetzespositivismus und Gegner des Naturrechts bekannte. Ausführlich: Lang-Hinrichsen, D.: Bergbohm, Karl Magnus (1952), S. 77. Ernst Rudolf Bierling (1841–1919). Deutscher Jurist. Hauptvertreter der Allgemeinen Rechtslehre. Professor u.a. in Greifswald, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und Herrenhauses. Ausführlich: Lang-Hinrichsen, D.: Bierling, Ernst-Rudolf (1952), S. 232. Zusammenfassend: Funke, A.: Allgemeine Rechtslehre als juristische Strukturtheorie (2004), S. 20.

100

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich „wie die nach den Grundbegriffen unsere Wissenschaft, nach dem Verhältnis der Teile von dieser zueinander, nach dem Verhältnis derselben zu den nächstverwandten Disziplinen“388.

Die rechtspraktische Ausrichtung steht hierbei im Vordergrund, da Rechtsanwendung und Rechtsfortbildung „an theoretische Voraussetzungen, das heißt an den Besitz allgemeinerer Einsichten gebunden sind“389. Dem Grund nach scheint damit die Allgemeine Rechtslehre ähnliche Ziele zu verfolgen, wie KLOSTERMANN mittels seiner gemeinsamen Darstellung. Der Überblick über die allgemeine historische Entwicklung zeigt damit, dass KLOSTERMANNS Ansatz der gemeinsamen Darstellung im Rahmen eines allgemeinen Strebens der Rechtswissenschaft nach Systematisierung zu sehen ist. Im Detail zeigen sich Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede. KLOSTERMANN teilt mit einigen der genannten Autoren die Zielrichtung der Systematisierung, die Rechtsfortbildung. Wie oben bereits erwähnt (vergleiche S. 73) sucht er durch die gemeinsame Betrachtung der einzelnen Rechtsgebiete individuelle Schwächen auszugleichen und allgemeine Erkenntnisse zu fördern. Sein Ziel ist damit die Weiterentwicklung der Rechtsgebiete an sich, die durch eine übergreifende Betrachtung unter Zugrundelegung einer bestimmten Systematik erreicht werden soll. Ein Unterschied zeigt sich allerdings hinsichtlich der Umsetzung der Systematisierung. In dem Hauptwerk finden sich keine allgemeinen methodischen Erwägungen oder eine ausführliche Herleitung der zugrundeliegenden Systematik. Es erfolgt kein Analyse des positiven Rechts zum Beispiel unter Annahme einer historischen Entwicklung durch einen Volksgeist. Auch scheint es dem Autor weniger darauf anzukommen, wie JHERING eine Ordnung aus der Sache, beziehungsweise dem Rechtsgebiet des Geistigen Eigentums „herauszuholen“. KLOSTERMANN legt seine Auffassung vom Geistigen Eigentum vielmehr der Arbeit von Anfang an zugrunde. Er durchdringt die Materie nicht auf der Suche nach einer Ordnung, sondern erarbeitet die einzelnen Rechtsgebiete anhand der von ihm zugrunde gelegten Ordnung, die an sich allerdings nicht weiter thematisiert wird. Zusammenfassend lässt sich damit feststellen, dass der Ansatz KLOSTERMANNS an sich keine Neuentwicklung darstellt. Schon deutlich vor 1867 gab es in der allgemeinen Rechtswissenschaft Bemühungen, dem Recht zugrundeliegende Systematiken und Ordnungen zu erkennen und auszuarbeiten. Aus der rechtstheoretischen Perspektive muss sein Ansatz zudem kritische beurteilt werden. Es fehlt an einer Analyse des Rechts, aus der die Systematik der ge-

388 389

Merkel, A.: Über das Verhältnis der Rechtsphilosphie zur positiven Rechtswissenschaft und zum allgemeinen Teil derselben (1899), S. 309. Ebd., S. 306.

Untersuchung

101

meinsamen Darstellung unter einem Oberbegriff abgeleitet werden kann. KLOSTERMANN knüpft damit mittels seines systematischen Ansatzes der gemeinsamen Darstellung an eine allgemeine rechtswissenschaftliche Entwicklung an, ohne jedoch die zeitgenössischen Anforderungen in jeder Hinsicht umzusetzen.

3. Die Entwicklung der Idee des Allgemeinen Teils und ihre Umsetzung durch Klostermann KLOSTERMANNS im Jahr 1867 umgesetzte Idee der Entwicklung eines Allgemeinen Teils ist mit einer entsprechenden rechtswissenschaftlichen Strömung seiner Zeit verbunden, die ihren Ursprung bereits im 17. Jahrhundert hat. Besondere Bedeutung für die Entwicklung desjuristischen Allgemeinen Teils im systematischen Sinne hat SAMUEL PUFENDORF390. Die von ihm entwickelte demonstratio more geometrico sah die Bearbeitung des Rechtes mittels mathematisch formulierter Axiome vor. Auf diese Weise konnte PUFENDORF das erste echte System der Rechtstheorie erarbeiten, das sich auch in seinem Hauptwerk „de statu imperii“ wiederfindet391. Der Naturrechtler CHRISTIAN WOLFF griff diese Grundsätze auf und entwickelte eine Methode, in der jeder Satz aus dem Vorgehenden zu beweisen war392. Zwingend ergab sich hiermit ein Vorgehen vom Allgemeinen zum Besonderen. Der in den Werken WOLFFS zu findende Allgemeine Teil behandelt jedoch zunächst nur allgemeine Lehren des Gesamtsystems des Natur- und Völkerrechts393. Der Grund hierfür liegt in dem Umstand, dass sich WOLFF in seiner Darstellung nicht lediglich auf das Privatrecht beschränkte, sondern das Natur- und Völkerrecht in seiner Gesamtheit abbilden wollte394. Einer der Schüler WOLFFS, DANIEL NETTELBLADT forderte 1749 als Erster die Übertragung des Ansatzes seines Lehrers auf das Gemeine Recht395. Er un-

390

391 392

393 394 395

Samuel Pufendorf (1632–1694). Deutscher Naturrechtsphilosoph, Historiker und Völkerrechtler. Beschäftigte sich vor allem mit dem Naturrecht. Ausführlich: Luig, K.: Pufendorf, Samuel (1995), S. 506f. Allgemein Wieacker, F.: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 309; Wesenberger, G., et al.: Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte (1985), S. 146. Für die nicht-juristischen Vorläufer in lutherischer und calvinistischer Tradition vergleiche Schmoeckel, M.: Drei Funktionen des Allgemeinen Teils (2012), S. 1ff. Pufendorf, S.: De statu imperii germanici (1668). Christian Wolff (1679–1754). Deutscher Jurist, Universalgelehrter und Mathematiker. Beschäftigte sich vor allem mit dem Naturrecht. Ausführlich: Repgen, T.: Wolff, Christian (1995), S. 657. Wolff, C.: Institutiones Juris Naturae et Gentium (1768), S. 1ff. Vergleiche schon der Titel: Wolff, C.: Institutiones Juris Naturae et Gentium (1768), aber auch inhaltlich zum Beispiel: S. 449ff. Daniel Nettelbladt (1719–1791). Deutscher Jurist. Gegenstand seiner Untersuchungen war zumeist das Naturrecht, wie schon bei Wolff. Ausführlich: Repgen, T.: Nettelbladt,

102

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

terschied sich allerdings von WOLFF insofern, als er die more geometrico nicht bis in das letzte Detail umsetzte, sondern sie vielmehr als Mittel zur Anordnung des Lehrstoffes verstand396. Ziel war nicht mehr unbedingt die Entwicklung eines Gesamtsystems. Die Unterscheidung zwischen Allgemeinem und Besonderen Teil sollte vielmehr der verständlichen Vermittlung des Stoffes dienen. In den folgenden Jahren etablierte sich diese Art der Darstellung in den Lehrbüchern. Ein Allgemeiner Teil findet sich zum Beispiel bei JOHANN STEPHAN PÜTTER397. Auch das „Lehrbuch des heutigen römisches Rechts“ von HUGO beginnt mit einem Abschnitt zu „Allgemeinen Begriffen“, zumindest ab der dritten Auflage398. Eine weitere entscheidende Entwicklung nahm das Verständnis vom Allgemeinen Teil jedoch durch GEORG ARNOLD HEISE399. Auf sein Hauptwerk geht das sogenannte Pandektensystem zurück400. Auch HEISE unterscheidet zwischen einem Allgemeinen und einem Besonderen Teil401. Inhaltlich ist sein Allgemeiner Teil jedoch deutlich detaillierter ausgearbeitet als zum Beispiel bei HUGO. Besonderer und Allgemeiner Teil haben in seinem Grundriss ein gleiches Gewicht. Im Vordergrund steht dabei auch hier ganz besonders die Didaktik. HEISE stellt eindeutig fest, dass die Art der Darstellung hauptsächlich aus den Bedürfnissen seiner Vorlesungen entstanden sei402. Die meisten Lehrbücher zum Pandektenrecht der folgenden Jahre orientieren sich an HEISE403. Ab den 1840er Jahren bildete sich eine herrschende Auf-

396 397

398 399

400 401 402 403

war zumeist das Naturrecht, wie schon bei Wolff. Ausführlich: Repgen, T.: Nettelbladt, Daniel (1995), S. 456. Nettelbladt, D.: Unvorgreifliche Gedanken von dem heutigen Zustand der bürgerlichen und natürlichen Rechtsgelahrtheit in Deutschland, derer nöthigen Verbesserung und dazu dienlichen Mitteln (1997), S. 31ff. Schröder, J.: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert (1979), S. 102. Johann Stephan Pütter (1725–1807). Deutscher Jurist. Gilt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als der berühmteste Vertreter des Reichsstaatsrechts, das er während seiner 60jährigen Tätigkeit an der Universität Götting entwickelte. Ausführlich: Mohnhaupt, H.: Pütter, Johann Stephan (1995), S. 504f. Pütter, J.: Neuer Versuch einer juristischen Encyclopädie und Methodologie (1767), S. 81ff. Hugo, G.: Lehrbuch eines civilistischen Cursus (1820), S. 15ff. Georg Arnold Heise (1778–1851). Deutscher Jurist. Galt als hervorragender Systematiker und überzeugter Lehrer an der Universität Heidelberg. Ausführlich: Schultze-von Lasaulx, H.: Heise, Georg Arnold (1952), S. 453f. Hier entscheidendes Werk Heise, A.: Grundriss eines Systems des Gemeinen Civilrechts zum Behuf von PandectenVorlesungen (1819). Wieacker, F.: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 373; Schlosser, H.: Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte (2001), S. 180. Heise, A.: Grundriss eines Systems des Gemeinen Civilrechts zum Behuf von Pandecten-Vorlesungen (1819), S. 12ff. Ebd., S. III und XII. Björne, L.: Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert (1984), S. 263.

Untersuchung

103

fassung von der Notwendigkeit eines Allgemeinen Teils heraus, seine Erarbeitung erschien zunehmend als Selbstverständlichkeit404. Diese Darstellungsweise blieb allerdings auch nicht ohne Kritik. So wandten sich PUCHTA und EDUARD GANS gegen den Allgemeinen Teil so wie er bisher praktiziert wurde405. Die Kritik richtete sich vornehmlich gegen die Umsetzung der systematischen Unterscheidung zwischen Allgemeinen und Besonderen Teil durch die bis zu diesem Zeitpunkt erschienen Werke. Kritisiert wurden die systematische Inkonsequenz und die scheinbar willkürliche Abhandlung von Thematiken im Allgemeinen Teil. In solchen Fällen würde eigentlich Zusammengehöriges künstlich getrennt. Allerdings ist zu beachten, dass sich die Kritik nicht grundsätzlich gegen die Bildung eines Allgemeinen Teils an sich richtete406. Beide Autoren, PUCHTA und GANS veröffentlichten eigene Werke, die ebenfalls einen Allgemeinen und einen Besonderen Teil enthielten407. Diese Teile sollten sich allerdings hinsichtlich ihrer systematischen Konsequenz von denen ihrer Vorgänger unterscheiden. Grundsätzliche führte also auch die Kritik der Autoren nicht weg vom Allgemeinen Teil, sondern diente nur der vertieften Auseinandersetzung mit seinen Gegenständen. Auch SAVIGNY setzte sich mit der Frage des Allgemeinen Teils auseinander. Er zeigte sich als ein grundsätzlicher Freund dieser Idee und setzte die Unterscheidung zwischen Allgemeinem und Besonderen Teil folgerichtig auch in seinem „System des heutigen römischen Rechts“ um408. Jedoch hält SAVIGNY fest, dass ein Allgemeiner Teil nur bei entsprechender Vorbildung des Rezipienten vollständig erfasst werden könne409. Seine Notwendigkeit sei dennoch nicht zu bestreiten: „Wenn wir es versuchen, die einzelnen Rechtsinstitute in dem lebendigen Zusammenhang ihrer Theile, also vollständig darzustellen, so kommen wir dabey

404 405

406 407 408 409

Schmoeckel, M.: Der Allgemeine Teil in der Ordnung des BGB (2003), Rn. 29. Eduard Gans (1797–1839). Deutscher Jurist. Zu Lebzeiten so herausragend wie umstritten kämpfte er gegen die Rechtsschule Savignys. Ausführlich: Falk, U.: Gans, Eduard (1995), S. 503. Puchta, G.: Betrachtungen über alte und neue Rechtssysteme (1829), S. 127; Gans, E.: System des römischen Civilrechts im Grundrisse (1827), S. 173, der hier als Beispiel: für einen nicht gelungenen Allgemeinen Teil das „System des römischen Rechts“ von Burchardy (Bonn 1823) anführt, indem er darauf hinweist, dass dieser die Schenkung im Allgemeinen Teil, die Selbsthilfe aber im Besonderen Teil behandele. So Björne, L.: Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert (1984), S. 265 in Bezug auf Gans. Gans, E.: System des römischen Civilrechts im Grundrisse (1827), S. 3ff; Puchta, G.: Lehrbuch für Institutionen-Vorlesungen (1829), S. 11ff. Savigny, C. v.: System des heutigen römischen Rechts (1840), S. 6ff. Ebd., S. 393.

104

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich notwendig auf manche Seiten ihres Wesens, die bei jedem anderen Institut gleichfalls erscheinen, wenngleich mit einigen Modificationen410.“

SAVIGNY stellt also fest, dass es bei der gemeinsamen Bearbeitung verschiedener Normen häufig, ja sogar notwendiger Weise zu Übereinstimmungen kommt, die eine gemeinsame Darstellung möglich machen. Erst nach der Darstellung dieser allgemeinen Regeln soll dann auf die jeweiligen Spezialgesetze eingegangen werden. Er begründet die Notwendigkeit des Allgemeinen Teils in zweifacher Hinsicht: praktisch dient die Unterscheidung zwischen Allgemeinem und Besonderem Teil der Vermeidung von Wiederholungen innerhalb der Darstellung411. Daneben dient ein Allgemeiner Teil nach SAVIGNY aber auch der möglichst umfassenden systematischen Durchdringung des Stoffes an sich412. Der gemeinsame Kern der einzelnen Rechtsinstitute wird durch diese Art der inhaltlichen Bearbeitung besonders deutlich und sie soll dabei helfen, das „wahre System“ der Regelungen sichtbar zu machen413. Auch der späte PUCHTA, der den Begriff der „Begriffsjurisprudenz“ prägte, wandte sich nicht vom Allgemeinen Teil ab. Seine Erarbeitung der Genealogie der Begriffe hat einen Urbegriff zum Ziel, der in einem geschlossenen System den Ursprung aller hierauf folgender Begriffe darstellte414. Abstraktion spielt in diesem Verständnis eine wesentliche Rolle und ist letztendlich auch die Antwort auf die Frage wieso sich PUCHTA weiterhin mit dem Allgemeinen Teil auseinandersetzte. Durch Abstraktion nämlich ließen sich Rechtssätze generieren415. Sind diese wiederum allgemeingültig, so werden sie in einem Allgemeinen Teil aufgenommen. Damit ist auch in der sogenannten Begriffsjurisprudenz Raum für einen Allgemeinen Teil. Den Einfluss von PUCHTA, SAVIGNY und HEISE findet man schließlich auch bei BERNHARD WINDSCHEID416. In seinem „Lehrbuch des Pandektenrechts“ finden sich die Probleme der Rechtssubjekte und der Rechtsgeschäftslehre, wie auch prozessuale Fragen in einem Allgemeinen Teil versammelt417. Die Konzeption dieses Buches erinnert in vielen Punkten an den Allgemeinen

410 411 412 413 414 415 416

417

Savigny, C. v.: System des heutigen römischen Rechts (1840), S. 390. Ebd., S. 390. Ebd., S. 391. Zur objektiv-idealistischen Einstellung Savignys: Rückert, J.: Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny (1984), S. 287ff. Puchta, G.: Cursus der Institutionen: Geschichte des Rechts bei dem römischen Volk (1856), S. 37. Schmoeckel, M.: Der Allgemeine Teil in der Ordnung des BGB (2003), Rn. 28. Bernhard Windscheid (1817–1892). Deutscher Jurist. Einer der bedeutendsten Vertreter der Pandektenwissenschaft des 19. Jahrhunderts. Er war ein maßgeblicher Wegbereiter der modernen deutschen Privatrechtsordnung. Ausführlich: Falk, U.: Windscheid, Bernhard (1995), S. 654f. Windscheid, B.: Lehrbuch des Pandektenrechts (1862), S. 81ff.

Untersuchung

105

Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches. Vor dem Hintergrund, dass WINDSCHEID selbst Mitglied der ersten Kommission war und dem Umstand, dass sein Werk vielen seiner Zeitgenossen wohlbekannt gewesen ist, ist diese jedoch nicht weiter erstaunlich418. An diesem Beispiel zeigt sich allerdings auch, dass die Lehre des Allgemeinen Teils nicht auf wissenschaftliche Bearbeitungen, beziehungsweise Darstellungen des Lehrstoffes beschränkt geblieben ist. Der Gedanke des Allgemeinen Teils wurde vielmehr von der Legislative übernommen und findet sich demnach in einigen Gesetzeswerken wieder. Dabei muss der Einfluss der Rechtswissenschaft zu dieser Zeit vom heutigen Einfluss unterschieden werden. Aufgrund des Fehlens einer gesamtdeutschen Kodifikation und eines obersten Gerichts übernahm die Rechtswissenschaft und die durch sie erarbeitete Dogmatik eine vergleichbare Funktion419. So konnte sich nicht nur die Pandektenwissenschaft in umfassender Weise durchsetzen. Die Herangehensweise an ein Kodifikationsvorhaben war auch eine akademische: Das Gesetzbuch richtete sich nicht an den einfachen Bürger, sondern war aufgrund seiner Systematik nur für den studierten Juristen verständlich. Hinsichtlich Allgemeiner Teile in Kodifikationen ist es jedoch wichtig, auf die Unterschiede bezüglich der Funktion hinzuweisen420. Während der Allgemeine Teil im Rahmen der Wissenschaft zu Beginn der systematischen Durchdringung des Rechts mittels der demonstratio more geometrico diente, ging es später vermehrt um die übersichtliche Darstellung von Lehrstoff, um die sinnvolle Aufbereitung für den juristischen Nachwuchs.Darüber hinaus betonte SAVIGNY, dass die Erarbeitung eines Allgemeinen Teils auch der Erkenntnis hinsichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Recht an sich diente. Allgemeine Teile im Rahmen von Kodifikationen fassten dagegen die allgemein gültigen Regelungen zusammen und dienen damit vor allem der Indikation ihrer Geltungsreichweite421. Die legislative Bedeutung eines Allgemeinen Teils lehnte sich damit nur an die wissenschaftliche Debatte an, sie ist nicht mit dieser gleichzusetzen. Trotz dieser unterschiedlichen Funktionen kann die Entwicklung Allgemeiner Teile in diesem Rahmen als weiteres Indiz für die Verbreitung der konzeptionellen Idee des Allgemeinen Teils herangezogen werden. Ein frühes Beispiel für eine solche Kodifikation bildet das Österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811422. Hier sind zumindest erste Ansätze eines Allgemeinen Teils zu erkennen. Im dritten und letzten Teil der Ko-

418 419 420 421 422

Schlosser, H.: Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte (2001), S. 184. Wieacker, F.: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 443. Hierzu ausführlich Schmoeckel, M.: Drei Funktionen des Allgemeinen Teils (2012), S. 1ff. So Schmoeckel, M.: Drei Funktionen des Allgemeinen Teils (2012), S. 16ff. Österreich: Allgemeines österreichisches Bürgerliches Gesetzbuch (1853), § 1342 ff.

106

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

difikation findet sich ein entsprechender Abschnitt, allerdings noch unter der Überschrift der „Gemeinschaftlichen Bestimmungen“423. 1865 folgte dann das Sächsische Bürgerliche Gesetzbuch, das ebenfalls von der Notwendigkeit eines Allgemeinen Teils ausging424. In den „Allgemeinen Bestimmungen“ der sächsischen Sammlung wurden Bestimmungen zusammengefasst, die Personen, Sachen, Handlungen und Rechte betrafen. Auch in anderen europäischen Rechtsordnungen finden sich – in unterschiedlichen Ausprägungen – Allgemeine Teile425. Daher stand nach den – trotz einiger Kritik – im Grunde positiven Erfahrungen mit der Bildung eines Allgemeinen Teils die Schaffung desselben auch für die Redakteure des heutigen Bürgerlichen Gesetzbuches außer Frage426. Schon der erste Entwurf sah einen Allgemeinen Teil vor427. In etwas abgeänderter Form ist dieser dann schließlich 1900 in Kraft getreten. Damit ist – auch unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Funktion – die Idee des Allgemeinen Teils auch in den modernen Kodifikationen angekommen und fand eine entsprechende Verbreitung. KLOSTERMANN fügte sich mit seiner Entscheidung für einen Allgemeinen Teil in die Entwicklungen seiner Zeit ein. Die obige Darstellung hat gezeigt, dass insbesondere in der wissenschaftlichen Diskussion die Idee weit verbreitet und differenziert ausgearbeitet war. Es finden sich einige bedeutsame Werke, die in zeitlicher Hinsicht vor dem hier zu untersuchenden Hauptwerk erschienen sind und hinsichtlich des Allgemeinen Teils Einfluss ausgeübt haben könnten. Zum Beispiel das „System des heutigen Römischen Rechts“ von Savigny, das ab 1840 erschien. Es blieb letztendlich unvollständig und wurde nicht über die allgemeinen Lehren hinaus veröffentlicht, dennoch wird ihm ein so großer Einfluss auf die nachfolgende juristische Generation zugeschrieben, dass sich auch KLOSTERMANN dem wahrscheinlich nicht hat entziehen können428. Eine wichtigere Rolle könnte auch das „Lehrbuch des Pandektenrechts“ von WINDSCHEID gespielt haben. Dieses erschien in seiner ersten Auflage 1862 und in der Zweiten zusammen mit KLOSTERMANNS Werk im Jahr 1867. WINDSCHEIDS Veröffentlichung erfuhr dabei von Anfang an eine beispiellose wissenschaftliche Anerkennung. In dem Pandektenlehrbuch war ein Wissen vereint, das heute nur

423 424 425 426 427

428

Wieacker, F.: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 337. Siebenhaar, E.: Das Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen (1883), S. §§ 1ff. Einen Überblick gibt: Gebhard, A.: Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich, Allgemeiner Teil (1981), S. 67. Schmoeckel, M.: Der Allgemeine Teil in der Ordnung des BGB (2003), Rn. 40. Gebhard, A.: Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich, Allgemeiner Teil (1981), S. 1ff; Wieacker, F.: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 469. Zum Einfluss Savignys: Wieacker, F.: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 396ff.

Untersuchung

107

mit der Zusammenfassung von Gesetzgebung, Rechtsprechung, Kommentierung und Lehrbüchern zu erreichen wäre429. Auch dieser Allgemeine Teil könnte somit als Vorlage gedient haben und dieses prominente Beispiel belegt zumindest, dass es Vorbilder gab, an denen KLOSTERMANN sich orientieren konnte. Auch die Zielsetzung der Bildung eines Allgemeinen Teils muss den Vorstellungen KLOSTERMANNS entsprochen haben. Die Förderung der wissenschaftlichen Durchdringung ist vor dem Hintergrund der bis dahin noch sehr unvollständig erfolgten Ausarbeitung des relativ jungen Rechtsgebiets des Geistigen Eigentums durchaus als sachdienlich anzusehen. Gerade auch die Identifizierung von Gemeinsamkeiten der verschiedenen Gebiete fördert das Verständnis und kann ebenso wie die Rechtsvergleichung zur Lösung von Problemen im Einzelnen beitragen. Allerdings gelingt die Umsetzung der bereits deutlich ausgeformten Idee des Allgemeinen Teils nicht ganz. Es sind auch systematische Mängel erkennbar (vergleiche S.84 ). Diese zeigen sich in der allgemeinen Ausgestaltung des Allgemeinen Teils, wie auch in der inhaltlichen Thematisierung von Detailfragen. Vor dem Hintergrund der detailliert durchdachten Systeme von PUCHTA und SAVIGNY erscheint der Allgemeine Teil KLOSTERMANNS damit nicht ganz ausgereift. KLOSTERMANNS Arbeit leidet an genau den Schwächen, die SAVIGNY hinsichtlich einer Darstellung des Allgemeinen Teils befürchtet hat und vermeiden wollte. Er schreibt hierzu: „Noch häufiger (…) wird die ungehörig allgemeine Behandlung mancher besonderer Begriffe oder Rechtssätze vorkommen, und die wird, weil sie unscheinbarer ist, sogar noch leichter zu irrigen Ansichten verleiten können. Hierin ist also große Sorgfalt anzuwenden, damit nicht das Besondere schon durch die falsche Stellung einen täuschenden Schein von Allgemeinheit erhalte, wodurch die richtige Gränze zwischen dem wahrhaft Allgemeinen und dem Besonderen überschritten werden würde430.“

SAVIGNY sieht demnach schon voraus, dass nicht allen Autoren die korrekte Differenzierung zwischen Allgemeinem und Besonderem Teil gelingen könnte und auf diese Weise unrichtige Schlussfolgerungen gefördert würden. Eben diese Trennung ist auch KLOSTERMANN nicht immer gelungen. Insgesamt kann hinsichtlich der Bildung eines Allgemeinen Teils festgehalten werden, dass KLOSTERMANN diese Idee den aktuellen wissenschaftlichen Debatten seiner Zeit entnommen haben dürfte. Es handelt sich somit nicht um seine Neuentwicklung. Die Umsetzung der bereits entwickelten Idee des Allge-

429 430

Wieacker, F.: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 446. Savigny, C. v.: System des heutigen römischen Rechts (1840), S. 391.

108

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

meinen Teils, die nicht unerhebliche Anforderungen an Systematik und Abstraktionsvermögen stellt, kann jedoch nicht in jeglicher Hinsicht überzeugen. Während er im Sinne eines Allgemeinen Teils zwar grundsätzlich die allgemeinen Voraussetzungen und Merkmale herausarbeitet, bezieht er auch Aspekte in seine Darstellung ein, die mit der Systematik des Allgemeinen Teils kaum zu vereinbaren sind. Allerdings könnten neben diesen eher abstrakten Debatten auch konkretere, persönliche Einflüsse eine Rolle gespielt haben.

4. Der Einfluss des Bergrechts auf die Systematisierungsansätze Klostermanns Die abstrakten Systematisierungsansätze, die KLOSTERMANN in seinem Hauptwerk entwickelte, lassen sich in die wissenschaftliche Entwicklung seiner Zeit einordnen. Eine Beeinflussung durch allgemeine wissenschaftliche Kontroversen ist damit nicht auszuschließen. Weiterhin muss aber auch berücksichtigt werden, dass KLOSTERMANN dem Bergrecht sehr nahe stand (vergleiche S.5). Eine individuelle Prägung und damit die Vorlage für manche Systematisierungsansätze könnten sich auch hieraus ergeben. Insbesondere der persönliche Kontakt zu den für das Bergrecht besonders bedeutenden Kollegen HERMANN BRASSERT und HEINRICH ACHENBACH könnte dabei eine Rolle spielen. LANDSBERG hält in seiner „Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft“ ausdrücklich fest, dass gerade das Bergrecht für die Entwicklung des preußischen Privatrechts im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts besonders wichtig gewesen sei431. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sich besonders in diesem Bereich die territoriale und rechtliche Zersplitterung des Deutschen Reiches besonders bemerkbar machte. Es herrschte eine Vielzahl von verschiedenen Regelungen, die einzeln oder kombiniert anzuwenden waren und auf diese Weise der Rechtsanwendung und der wirtschaftlichen Entwicklung im Wege standen432. Folglich wurde auch im Bereich des Bergrechts die Forderung nach einem einheitlichen Gesetzeswerk laut. Aufgrund der widerstreitenden Interessen standen der Entwicklung eines einheitlichen Bergrechts bis zum Jahr 1865 einige Schwierigkeiten entgegen. In besonderem Maße machten sich zu dieser Zeit zwei Männer um die Entwicklung und die wissenschaftliche Durchdringung des Bergrechtes verdient: HERMANN BRASSERT und HEINRICH VON ACHENBACH433.

431 432 433

Landsberg, E.: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (1910), S. Bd. III.2 S. 934. Einen Ausschnitt zeigt: Brassert, H.: Die Bergordnungen der preußischen Lande (1858), S. 1ff. Landsberg, E.: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (1910), S. S. 934 (Bd. III.2); Pieper, W.: Brassert, Herman Friedrich Wilhelm (1952), S. 537.

Untersuchung

109

BRASSERT wurde 1820 in Dortmund geboren und war von 1855 erst als Oberbergrat und schließlich als Berghauptmann am Oberbergamt in Bonn beschäftigt434. Diese Stelle behielt er bis zum Jahr 1896 inne. Auch ACHENBACH, geboren 1829, war für einige Zeit in Bonn tätig435. Er arbeitete als Justitiar am Oberbergamt und wurde 1860 Professor für deutsches Recht an der Universität. 1866 wurde er dann nach Berlin berufen, wo er im Mai 1873 zum Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ernannte wurde436. Zu BRASSERT dürfte KLOSTERMANN eine enge Verbindung gehabt haben, da dieser über viele Jahre hinweg in Bonn als Berghauptmann sein direkter Vorgesetzter gewesen ist. Eine enge Zusammenarbeit ist auch daraus zu schließen, dass er auch den Kommentar zu dem von BRASSERT entwickelten Allgemeinen Berggesetz für die preußischen Staaten herausgab. ACHENBACH war vor KLOSTERMANN in Bonn am Oberbergamt wie auch an der Universität beschäftigt. Nach dem Umzug KLOSTERMANNS nach Bonn übernahm er dessen Stelle in Berlin437. Als Mitherausgeber der Zeitschrift für Bergrecht dürfte ACHENBACH auch nach seinem Umzug nach Berlin eine stete Verbindung in das Rheinland gehabt haben und damit auch zu seinem Nachfolger KLOSTERMANN. Diese Kontakte könnten KLOSTERMANN hinsichtlich seiner Wahl der Systematisierungsansätze beeinflusst haben. Denn sowohl bei ACHENBACH, der für die wissenschaftliche Bearbeitung des Bergrechtes bekannt war, als auch bei BRASSERT finden sich die Ideen und Grundzüge der Rechtsvergleichung und Systematisierung die auch bei KLOSTERMANN festgestellt wurden438. Vor dem Hintergrund der eben beschriebenen parallelen Lebensläufe kann es als wahrscheinlich gelten, dass KLOSTERMANN die Werke seiner Kollegen am Bonner Oberbergamt bekannt waren. Für eine solche Annahme spricht nicht zuletzt, dass KLOSTERMANN selbst 1864 schreibt, dass er Aufsätze ACHENBACHS und BRASSERTS dankbar als Quelle (hinsichtlich seiner bergrechtlichen Veröffentlichungen) benutzt habe439.

434

435 436 437 438 439

Gestorben 1901 in Bonn. Pieper, W.: Brassert, Herman Friedrich Wilhelm (1952), S. 537; Landsberg, E.: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (1910), S. Bd. III.2 Noten, S. 390. Gestorben 1899. Gollwitzer, H.: Achenbach, Heinrich (1952), S. 32; Landsberg, E.: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (1910), S. Band III.2 Noten 390. Arndt, U.: Klostermann, S. 240. Landsberg, E.: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (1910), S. 934 (Bd. III.2). Klostermann, R.: Übersicht der bergrechtlichen Entscheidungen des königlichen OberTribunals (1864), S. 4f.

110

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Die Ansätze KLOSTERMANNS lassen sich– wenn auch nicht alle und teilweise nur in Andeutungen – auch in den Werken von BRASSERT und ACHENBACH nachvollziehen. Am auffälligsten tritt die bergrechtliche Prägung beim rechtsvergleichenden Ansatz zu Tage. ACHENBACH und BRASSERT waren die Begründer und Herausgeber der Zeitschrift für Bergrecht, die ab 1860 regelmäßig erschien440. Einen Teil dieser Zeitschrift nahm die Darstellung ausländischer Bergordnungen ein. Auf diese Weise konnte der Leser sich einen Überblick verschaffen und die Regelungen miteinander in Vergleich setzen. Als Beispiel sei hier nur auf die Zeitschrift aus dem Jahr 1866 verwiesen, die die Bergordnungen von Argentinien, Bayern, Italien, Frankreich und mindestens fünf weiteren Ländern darlegte441. KLOSTERMANN selbst nennt die Zeitschrift für das Bergrecht in einer seiner bergrechtlichen Arbeiten als wesentliche Quelle seiner Erkenntnisse442. Während auch BRASSERT sich zumeist auf die Darstellung der verschiedenen Bergordnungen nebeneinander beschränkte, vertiefte ACHENBACH sich vor allem in das französische Bergrecht443. In seinem einschlägigen Werk hierzu bearbeitete er Theorie und Praxis der Bergordnungen in Frankreich, Belgien und Preußen. In Veröffentlichungen in der Zeitschrift für Bergrecht wandte sich ACHENBACH dann auch den englischen Regelungen zu444. Er arbeitet damit auch in nicht unerheblicher Weise rechtsvergleichend. Dass dieser Ansatz auf KLOSTERMANN abfärbte, zeigt sich nicht nur an seinem hier untersuchten Hauptwerk zum Geistigen Eigentum, sondern auch an seinen bergrechtlichen Publikationen. Ein erster Ansatz der Rechtsvergleichung findet sich bereits 1863 in seinen „Bemerkungen über den Entwurf eines allgemeinen Berggesetzes“, in denen er darauf hinweist, dass nur durch eine vergleichende Darstellung der rechts- und linksrheinischen bergrechtlichen Regelungen ein deutlicher Erkenntnisgewinn auf dem Weg zu einem allgemeinen Berggesetz verzeichnet werden könne445. Hier lässt sich bereits – in zunächst kleinem Rahmen – der Gedanke, dass aus der Rechtsvergleichung eine höhere Erkenntnis gewonnen werden könne, die der Fortentwicklung des gesamten Rechtsgebietes dienen werde aufzeigen.

440 441 442 443

444 445

Pieper, W.: Brassert, Herman Friedrich Wilhelm (1952), S. 537. Zeitschrift für Bergrecht, Jahrgang 7 1866, S. 1ff. Klostermann, R.: Übersicht der bergrechtlichen Entscheidungen des königlichen OberTribunals (1864), S. 4f. Brassert, H.: Die Bergordnungen der preußischen Lande (1858), S. 1ff; Achenbach, H.: Das französische Bergrecht und die Fortbildung durch das Preußische Allgemeine Bergrecht (1869), S. 1ff. Achenbach, H.: Gesetzgebung in England über Gewerkvereine (1871), S. 76ff. Klostermann, R.: Bemerkungen über den Entwurf eines allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten (1863), Vorwort.

Untersuchung

111

Während sich der Gedanke der gemeinsamen Darstellung verschiedener Rechtsgebiete in den Publikationen zum Bergrecht – neben einer allgemeinen Systematisierungsbewegung - nicht abzeichnet, findet sich die Idee der Bildung eines Allgemeinen Teils vermehrt. So enthält der Entwurf eines Allgemeinen Berggesetzes von 1862, den BRASSERT des preußischen Handelsministeriums verfasste und an dem KLOSTERMANN mitarbeitete, einen Allgemeinen Teil446. Allgemeine Vorbemerkungen finden sich auch bereits 1856 bei HEINRICH GRÄFF447. Dessen Werk zum Bergrecht wurde von BRASSERT als bis dato wichtigstes Arbeitsmittel für Bergrechtler beschrieben und kann daher auch KLOSTERMANN nicht unbekannt gewesen sein448. Ausführungen zu „Allgemeinen Lehren“, finden sich zudem bei ACHENBACH449. Darüber hinaus fällt hier zudem auf, dass beiden Werken eine ähnliche Struktur zugrunde liegt. Neben den „Allgemeinen Lehren“ findet sich hier – ähnlich wie bei KLOSTERMANN – zum Beispiel auch ein ausführliches Kapitel über Rechtsquellen und Literatur450. Trotz des Umstandes der Erstveröffentlichung durch KLOSTERMANN lässt sich eine gegenseitige Beeinflussung nicht ausschließen, soweit man davon ausgeht, dass bei größeren Publikationen von der Idee bis zum tatsächlichen Erscheinen des Werkes einige Jahre vergehen können. Die Veröffentlichungen im Bereich des Bergrechts enthielten demnach teilweise schon einen Allgemeinen Teil. Sie könnten demnach auch als Anstoß für KLOSTERMANNS Allgemeinen Teil in Frage kommen. Aus dem Bergrecht ergibt sich zuletzt eine weitere Parallele, die für die Ideenübertragung durch KLOSTERMANN spricht. Auffällig ist nämlich die vergleichbare Ausgangs- beziehungsweise Interessenlage im Berg- beziehungsweise Patentrecht. Obwohl es sich bei dem einen um ein sehr altes, bei dem anderen um ein junges Rechtsgebiet handelte, bedurften beide einer Kodifikation. Es gab ein ausgeprägtes Bedürfnis den territorialen Einzelregelungen ein Ende zu bereiten und sie einem einheitlichen Gesetz zuzuführen451.

446

447 448 449 450 451

Entwurf abgedruckt in Zeitschrift für Bergrecht 1865 S. 1ff; Klostermann, R.: Bemerkungen über den Entwurf eines allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten (1863), S. 1ff; Klostermann, R.: Das Allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 (1865), S. 1ff; zu der Entstehung und den Folgen des Entwurfs für das Bergrecht Coing, H., et al.: Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert (1979), S. 102. Heinrich Gräff (Lebensdaten unbekannt). Gräff, H.: Handbuch des preußischen Bergrechts (1856), S. 25ff. Brassert, H.: Die Bergordnungen der preußischen Lande (1858), S. VIII. Achenbach, H.: Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preußischen Bergrechte (1871), S. 1ff. Ebd., S. 9ff. Die Notwendigkeit erkennt statt vieler Brassert, H.: Die Bergordnungen der preußischen Lande (1858), S. X.

112

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

In KLOSTERMANNS Werk zum Geistigen Eigentum, wie auch in einem seiner Werke zum Bergrecht, beziehungsweise in den Ausführungen von GRÄFF und BRASSERT, wird daher eine einheitliche Motivation deutlich. Ziel der Darstellungen ist es unter anderem, die jeweiligen Rechtsgebiete aufzuarbeiten452. Dadurch sollen Widersprüche abgebaut und eine einheitliche rechtliche Lösung beschleunigt herbeigeführt werden. Die Arbeiten sollen sozusagen als gesetzgeberische Vorarbeit verstanden werden. Diese Motivation liegt, wie festgestellt (vergleiche S. 73), auch dem hiesigen Untersuchungsgegenstand zugrunde. Dass sich KLOSTERMANN diese Technik aus den Bestrebungen um ein einheitliches Bergrecht aneignete, ist naheliegend. Damit kann zusammenfassend festgehalten werden, dass sich KLOSTERMANN mit seiner Wahl der Systematisierungsansätze nicht nur in die jeweilige allgemeine wissenschaftliche Entwicklung einreihte, sondern die Umsetzung derselben auch einen einem seiner Tätigkeitsbereiche, dem Bergrecht, direkt vor Augen hatte. Einige seiner Ansätze spiegeln Ideen aus dem Bereich des Bergrechts mehr oder minder deutlich wider.

III. Die Systematisierungsansätze Klostermanns in der speziellen Forschung zum Geistigen Eigentum 1. Vergleich hinsichtlich der systematischen Ansätze mit den vor 1867 erschienen Abhandlungen zum Geistigen Eigentum a. Vorbemerkung Die bis hierhin erarbeiteten Systematisierungsansätze wurden zwecks eines vertiefenden Verständnisses in ihren allgemeinen historisch-wissenschaftlichen Kontext eingeordnet. Dabei ist der Bezug zum eigentlich rechtswissenschaftlichen Themengebiet jedoch bisher außen vor geblieben. Zur substantiierten Einordnungen der Ansätze KLOSTERMANNS muss demnach in einem nächsten Schritt die zeitgenössische Forschung zum Gebiet des Geistigen Eigentums einbezogen werden. Dabei muss zwischen der Literatur die vor 1867 und solcher die danach erschienen ist, unterschieden werden, um zu erkennen, inwie-

452

So Achenbach, H.: Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preußischen Bergrechte (1871), S. III; Brassert, H.: Die Bergordnungen der preußischen Lande (1858), S. X und Gräff, H.: Handbuch des preußischen Bergrechts (1856), S. III. Klostermann selbst für das Bergrecht: Klostermann, R.: Übersicht der bergrechtlichen Entscheidungen des königlichen Ober-Tribunals (1864), S. 5 und für das Geistige Eigentum: Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1869), S. XX.

Untersuchung

113

weit es Vorbilder für die Systematisierungsansätze von KLOSTERMANN gab, beziehungsweise inwieweit sich an seinem Beispiel orientiert wurde. Hierbei soll zwischen den einzelnen systematischen Ansätzen unterschieden werden, um auch Veröffentlichungen gerecht zu werden, die lediglich bezüglich eines einzigen Ansatzes vergleichbar sind. b. Der rechtsvergleichende Ansatz in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum Die Notwendigkeit des Schutzes von Erfindungen und Entwicklungen jeder Art auch über die eigenen territorialen Grenzen hinweg stand immer auch im Zentrum der Debatten um das Geistige Eigentum453. Dieser Grundgedanke prägte folglich bereits früh die juristische Literatur zu diesem Thema. Als praktischer Leitfaden oder auch um eine juristische Übersicht über die verschiedenen Regelungsmöglichkeiten für identische Probleme zu geben, erschienen rechtsvergleichende Werke in den unterschiedlichsten Ausführungen schon deutlich vor KLOSTERMANN. Einen internationalen Bezug weisen die Veröffentlichungen vor KLOSTERMANN in unterschiedlicher Weise auf. Die meisten Autoren stellen bereits in den Kapiteln die die historische Entwicklung zum Gegenstand haben die Ereignisse in verschiedenen europäischen Staaten dar. Gerade das Patentrecht kommt kaum ohne den Verweis auf die Regelungen anderer Staaten aus. So findet sich zum Beispiel in dem Werk von CHRISTIAN JÄGER von 1840 ein kurzer Abriss der historischen Entwicklungen, in dem auch auf Parallelen in England, Frankreich und Spanien eingegangen wird454. Es finden sich allerdings auch Ansätze der Rechtsvergleichung, die denen von KLOSTERMANN entsprechen. Hierbei ist zwischen Werken zu unterscheiden, die sich durch eine systematische Herangehensweise auszeichnen und solchen, die lediglich auf eine Zusammenstellung der verschiedenen Regelungen ausgerichtet sind455. Ziel eines systematischen Ansatzes ist die Erarbeitung eines tiefer gehenden Verständnisses von den spezifischen Problemen der Materie

453

454

455

Hierzu Friedländer, M.: Der einheimische und ausländische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung (1857), S. X: „ Nie haben Schlagbäume den Austausch der geistigen Güter aufzuhalten vermocht.“ Auf die Internationalität verweist auch Wächter, O. v.: Das Verlagsrecht (1857), S. 27ff. Christian Jäger (Lebensdaten unbekannt). Jäger, C.: Erfindungspatente (1840), S. 14; auch Friedländer, M.: Der einheimische und ausländische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung (1857), S. 7 ff; Stolle, E.: Die einheimische und ausländische Patentgesetzgebung zum Schutze gewerblicher Erfindungen (1855), S. 12 ff. Hierzu Friedländer, M.: Der einheimische und ausländische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung (1857), S. VII.

114

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

durch den Vergleich der verschiedenen Regelungen456. Dagegen überlässt eine Zusammenstellung, das heißt der einfache Abdruck der nationalen Regelungen, diesen Schritt dem jeweiligen Leser457. Eine solche Unterteilung kann allerdings nicht in jeder Hinsicht konsequent beibehalten werden, da sich je nach Ansatz und auch nach Kenntnissen des Autors verschiedene Mischformen ergeben458. Die skizzierte systematische Herangehensweise ist aus dem heutigen Verständnis der Rechtsvergleichung heraus vorzuziehen. Auch hier wählen die Autoren jedoch wieder unterschiedliche Wege, sich dem Stoff aus internationaler Perspektive zu nähern. So werden unterschiedliche Regelungen etwa anhand eines konkreten Beispiels aufgezeigt und damit hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile deutlich nebeneinander gestellt. So geht zum Beispiel CHRISTIAN JÄGER vor459. Zu der Frage, wann eine Verbesserung eines bereits bestehenden Patents vorliegt, die die Erteilung eines eigenen Patents rechtfertigt, hält er zunächst fest, dass das Wesen der Verbesserung eine wirkliche Erfindung bilden müsse, durch die etwas Bekanntes zu einer neuen Erfindung werde. Schwierigkeiten ergäben sich allerdings in dem Fall, dass ein Erfinder seine eigene Erfindung verbessere. In diesem Fall sollte er – so JÄGER – ein weiteres Patent beantragen, um zu verhindern, dass ein anderer sich über die Patentierung der Verbesserung Zugriff auf die ursprüngliche Erfindung verschafft. Ob allerdings in diesem Fall ein Zwang zur Patentierung bestehe, sei eine „sehr bestrittene Frage“. Im Folgenden greift der Autor dann auf die einschlägigen Regelungen in Frankreich, Österreich und Württemberg zurück. In Frankreich bestehe ein solcher Zwang: sobald einem Erfinder nachzuweisen sei, dass er seine Erfindung nicht mehr in der ursprünglich patentierten Version verwende, verliere dieser sein Patent. Bei jeder Verbesserung sei der französische Erfinder damit gezwungen, ein Verbesserungspatent zu beantragen. Grund für diese harte Regelung sei das Bestreben

456

457

458

459

Als gutes Beispiel für eine systematische Herangehensweise dient Stolle, E.: Die einheimische und ausländische Patentgesetzgebung zum Schutze gewerblicher Erfindungen (1855), S. 23 ff, der später sogar die ausländische Literatur inhaltlich auswertet. Ebenfalls einer eigenen Systematik folgend: Volkmann, A.: Zusammenstellung der gesetzlichen Bestimmungen über das Urheber- und Verlagsrecht (1855), S. 1 ff. Schletter, H.: Handbuch der deutschen Press-Gesetzgebung (1846), S. 1 ff stellt lediglich die verschiedenen gesetzlichen Regelungen, die die Presse betreffen, ohne systematischen Bezug nebeneinander dar. Eine solche Mischform stellt Friedländers Werk zum Urheberrecht selbst dar: Friedländer, M.: Der einheimische und ausländische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung (1857), S. VIII. Bei Wächter, O. v.: Das Verlagsrecht (1857), S. 39 ff erfolgt zunächst eine Aufzählung der verschiedenen Beschlüsse, die in Deutschland ergangen sind, bevor diesbezüglich eine vertiefende Auseinandersetzung stattfindet. In Band II werden in je einem Kapitel die internationalen Regelungen übersichtlich zusammengefasst Wächter, O. v.: Das Verlagsrecht (1858), S. 741 ff. Jäger, C.: Erfindungspatente (1840), S. 21 ff.

Untersuchung

115

zu verhindern, dass Erfinder im Patentantrag Details verschweigen, um auch nach Ablauf der Schutzfrist noch als einziger das Wissen zu haben, das zur Nutzung der Erfindung erforderlich ist. Dieser Grundsatz sei – so JÄGER – von den meisten Ländern nicht übernommen worden. Die Regelungen in Österreich und Württemberg sähen dagegen vor, dem Erfinder gegen eine geringere Gebühr ein Zusatzpatent für seine Neuentwicklung zu erteilen460. Dieser könne dann wählen, ob es sich um ein selbstständiges Zusatzpatent handeln solle oder ob die verbesserte ursprüngliche Erfindung Gegenstand eines neuen Patents werden solle. JÄGER scheint dieses Modell zu favorisieren, da es auch die stetige Verbesserung erteilter Patente fördere. Es handelt sich hier um ein Beispiel für die rechtsvergleichende Betrachtung einer Detailfrage. Anhand der Regelungen in verschiedenen Ländern zeigt der Autor auf, wie man Probleme, die mit der Verbesserung einer Erfindung durch denselben Erfinder zusammenhängen, regeln kann und weist letztendlich auf die nach seiner Ansicht beste Methode hin. Ein ähnliches Beispiel für den Bereich des Urheberechts stellt das Werk von MAX FRIEDLÄNDER dar. Hier wird die Frage, inwieweit der Abdruck von Auszügen eines Werkes dem urheberrechtlichen Schutz unterfällt, zum Gegenstand rechtsvergleichender Betrachtungen gemacht461. Dabei werden die Regelungen in Spanien, Österreich, Portugal, England und Preußen angesprochen. Daneben werden die unterschiedlichen Regelungen allerdings auch so dargestellt, dass abstrakte Ausgangsfragen für jede einzelne Rechtsordnung beantwortet werden, um auf diese Weise einen Überblick über die verschiedenen Regelungsmöglichkeiten zu verschaffen462. Solange sich diese Bearbeitung allerdings nur auf den Abdruck des Gesetzestextes beschränkt, bleibt der Grad der Bearbeitung und damit auch der Grad der Erkenntnis für den Leser gering463. Eine andere Herangehensweise bildet die Konzentration auf ein Land pro Kapitel. Die Unterscheidung erfolgt somit nach Ländern und nicht nach Sachfragen464. Diese Art der Darstellung führt den Vergleich der einzelnen Regelungen zwar nicht so plastisch vor Augen – er erleichtert aber den Überblick über

460 461 462 463 464

Jäger, C.: Erfindungspatente (1840), S. 22. Max Friedländer (Lebensdaten unbekannt). Friedländer, M.: Der einheimische und ausländische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung (1857), S. 44. Volkmann, A.: Zusammenstellung der gesetzlichen Bestimmungen über das Urheberund Verlagsrecht (1855), S. 1ff. Ebd., S. 35ff, zum Beispiel: hinsichtlich des Veröffentlichungsrechts des Urhebers. Wächter, O. v.: Das Verlagsrecht (1858), S. 741 ff unter anderem für Spanien, Russland, Belgien Großbritannien, Frankreich und weitere; ebenso Blanc, É., et al.: Code général de la propriété industrielle, littéraire et artistique (1854), S. 1ff und zum Patentrecht Kleinschrod, C. v.: Die internationale Patentgesetzgebung nach ihren Prinzipien (1855), S. 77.

116

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

nationale Regelungszusammenhänge, die bei getrennter Behandlung von Einzelfragen verloren gingen. Die Betrachtung über die Landesgrenzen hinweg ist keine Spezialität der deutschen Wissenschaftler. Auch ausländische Autoren arbeiten international und damit auch mit Blick auf die Regelungen in Deutschland. Dies geschieht ebenso wie in den Werken der deutschen Autoren auf verschiedene Weise, das heißt durch eine reine Aufzählung oder durch inhaltliche Bearbeitung. Jedenfalls werden dabei auch zahlreiche deutsche Einzelgesetzgebungen einbezogen465. Eine besondere Stärke der Darstellung von KLOSTERMANN bildet das intensive Arbeiten mit der internationalen Literatur. Der Blick wird dadurch nicht auf die gesetzlichen Regelungen verengt, sondern richtet sich auch auf die Entwicklungen und Meinungen in der Wissenschaft. Allerdings war auch Autoren vor KLOSTERMANN die internationale Literatur zugänglich, und sie haben – in unterschiedlichem Umfang – darauf Bezug genommen466. In der Hauptsache wird hierbei auf französische und englische Werke eingegangen, die für die Entwicklung in den deutschen Ländern besonders prägend waren. Somit finden sich auch für dieses Vorgehen Vorgänger. Insgesamt lässt sich damit festhalten, dass der rechtsvergleichende Ansatz im Werk KLOSTERMANNS für die Zeit vor seinem Erscheinen 1867 kein novum darstellt. KLOSTERMANN schließt sich vielmehr einer bekannten, für die verschiedenen Bereiche des Geistigen Eigentums sogar fast notwendigen Art der Bearbeitung an. Für diese gibt es vor dem Zeitpunkt der Veröffentlichung seines ersten Bandes zahlreiche Vorbilder, die dem Autor zumindest teilweise auch bekannt waren. Dies wird auch daraus deutlich, dass in dem Literaturverzeichnis des ersten Bandes des hier zu untersuchenden Werkes einige der in diesem Abschnitt aufgeführten Autoren erscheinen, ihre Werke somit KLOSTERMANN zu Verfügung standen467.

465

466

467

Delalain, J.: Législation de la propriété littéraire et artistique suive d'un résumé du droit international français et de la législation des pays étrangers (1862), S. 67 ff; zumindest in der Einleitung auch Gastambide, A.: Traité théorique et pratique des contrefaçons de la propriété littérature, théâtre, musique, peinture (1837), S. 12; mit Ausführungen zu über 10 Ländern und der Wiedergabe von internationalen Verträgen Villefort, A.: De la propiété littéraire et artistique au point de vue international (1851), S. 1 ff; auch in der englischsprachigen Literatur wurde in dieser Hinsicht Rechtsvergleichung betrieben: Godson, R.: A practical treatise on the law of patents for inventions and of copyright (1840), S. 277. Sehr umfangreich auch Pataille, J., et al.: Code International de la Propriété Industrielle Artistique et Littéraire (1855), S. 1ff. Jäger, C.: Erfindungspatente (1840), S. 15 ff; Stolle, E.: Die einheimische und ausländische Patentgesetzgebung zum Schutze gewerblicher Erfindungen (1855), S. 237; Wächter, O. v.: Das Verlagsrecht (1857), S. 61 ff. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 100 ff: Friedländer, Schletter, Wächter, Gastambide, Delalain, Blanc, Godson.

Untersuchung

117

c. Die gemeinsame Darstellung in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum Der Ansatz der gemeinsamen Darstellung der verschiedenen Rechtsbereiche des Geistigen Eigentums, den KLOSTERMANN in seinem Hauptwerk wählt, lässt sich in der vor 1867 erschienen Literatur zu diesem Thema nicht ohne weiteres verorten. Der Autor greift hier vielmehr eine bisher nur in Grundzügen bestehende Idee auf und entwickelt sie konsequent weiter. Auf diese Weise zeichnet sich sein Werk durch die gemeinsame Behandlung der verschiedenen Rechtsbereiche, die dem Geistigen Eigentum zugerechnet werden können, gegenüber anderen, früheren Werken aus. Bei dem Vorgehen KLOSTERMANNS – der Untergliederung der verschiedenen Rechtsgebiete anhand einer vorher gebildeten abstrakten Definition (vergleiche S. 75) – handelt es sich um einen – in dieser Konsequenz – neuartigen Ansatz. Hierfür sprechen drei Gründe: Der Autor selbst stellt dies fest. Darüber hinaus bestätigt dies auch ein Blick auf die Rezensionen des Hauptwerkes. Nicht zuletzt wird diese Annahme auch durch den direkten Vergleich mit der bisher erschienen Literatur bestätigt. KLOSTERMANN schreibt in seinem Vorwort, dass der Versuch einer vereinigten Darstellung des Geistigen Eigentums an Erfindungen wie auch an Werken der Kunst in der deutschen Rechtswissenschaft eine Neuerung sei468. Er weist damit an dieser Stelle bereits darauf hin, dass es sich bei der gemeinsamen Darstellung um einen neuartigen Ansatz handelt. Seine umfassende Kenntnis der bis dahin erschienen in- und ausländischen Literatur (vergleiche nur das Literaturverzeichnis) lässt diese Feststellung plausibel erscheinen. Diese Aussage wird auch von den Rezensionen, die zum Hauptwerk erschienen sind, gestützt469. PAUL LABAND schrieb 1868 hierzu:

468 469

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. V. Diese beurteilen die Leistung Klostermanns allerdings nicht einheitlich positiv. Zu den Befürwortern zählen Laband, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 614 f; Hartmann, W.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band (1876), S. 530; Gruchot, J.: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach Preußischem und internationalem Rechte dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 921 ff; dagegen stehen Mandry, G. v.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 632 ff; Hinschius, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1867), S. 795 ff; Harum, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und inter-

118

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich „Der Verfasser beschränkt sich nicht, wie dies in der deutschen Literatur bisher die Regel war, auf das Recht des Autors an literarischen und artistischen Erzeugnissen, sondern er behandelt auch das Urheberrecht an gewerblichen Erfindungen, Waarenmustern und Fabrikzeichen, indem er die begriffliche Zusammengehörigkeit dieser verschiedenen Arten des geistigen Eigenthums in überzeugender Weise darlegt“470.

Dieser Feststellung der grundlegenden Neuartigkeit des Ansatzes für die deutsche Literatur können sich die anderen Rezensenten anschließen471. In der Bewertung dieses Ansatzes gehen sie jedoch weit auseinander. Während PETER HARUM es als „keinen Gewinn“ erachten kann, dass KLOSTERMANN in dieser Weise zusammenfassend arbeitet und die Rechtsgebiete hierdurch als ein

470

471

nationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 270 ff dem Werk ablehnend gegenüber. Ähnliches ergibt sich auch für die Rezensionen zu Band II: Gruchot, J.: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach Preußischem und internationalen Recht, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Zweiter Band (1869), S. 613; Behrend, J.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und Internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band (1869), S. 598; Unbekannt: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band (1869) unterstützen die Arbeit, während Groß, K.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath, Zweiter Band (1870), S. 471 und Hildebrand, B.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band (1870), S. 321 ihr eher ablehnend gegenüberstehen. Laband, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 614. Hartmann, W.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band (1876), S. 530; Gruchot, J.: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach Preußischem und internationalem Rechte dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 921; Mandry, G. v.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 633; Hinschius, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1867), S. 795; Harum, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 270.; Behrend, J.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und Internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band (1869), S. 598.

Untersuchung

119

Rechtsinstitut behandelt, stellt JULIUS ALBERT GRUCHOT fest, dass die Zusammenfassung umso dankenswerter erscheine, als dass durch die Gleichartigkeit der einzelnen Rechtsgebiete endlich auch die Rechte der Erfinder gestärkt und in den Fokus der Darstellung gerückt worden seien472. Auch der direkte Vergleich mit der vor 1867 erschienen Literatur ergibt, dass kein entsprechendes Werk vorher erschienen war. Auch wenn einige Autoren (insbesondere vor dem Hintergrund der Theorie des Geistigen Eigentums) Verwandtschaften zwischen den einzelnen Rechtsgebieten ausmachen findet eine vertiefende, wissenschaftliche Auseinandersetzung nicht statt. So stellt schon im Jahr 1821 GEORG WILHELM F. HEGEL technische Erfindungen neben die Werke von Autoren und Künstlern – einzig, weil sie beide gleichermaßen auf einer „geistigen Production“ beruhen473. Jedoch bleibt es bei dieser Andeutung. Im Rahmen eines Werkes mit dem Titel „Grundlinien der Philosopie des Rechts“ wäre eine vertiefende Untersuchung allerdings auch fehl am Platz. HEGEL ist jedoch ein Beispiel dafür, dass die gemeinsame Erfassung der verschiedenen Bereiche des Geistigen Eigentums auch vor KLOSTERMANN nicht als völlig abwegig angesehen wurde. Es blieb diesbezüglich meist jedoch bei Andeutungen, eine konsequente Umsetzung des Gedankens in dem Umfang in dem sie hier vorliegt, erfolgte nicht474. Ein Beispiel für eine gemeinsame Darstellung, die zumindest die Stufe der Andeutung überwindet, stellt das Werk von STUVE dar475. Gegenstand seiner

472

473

474 475

Peter Harum (1825–1875). Österreichischer Jurist. Ausführlich Teichmann, U.: Harum, Peter, S. 722. Julius Albert Gruchot (1805 - 1879). Deutscher Jurist, vor allem bekannt als Herausgeber der Zeitschrift „Beiträge zur Erläuterung des Preußischen Rechts durch Theorie und Praxis“. Ausführlich Teichmann, U.: Gruchot, Julius Albert, S. 581. Harum, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 270; Gruchot, J.: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach Preußischem und internationalem Rechte dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 921. Georg Wilhelm F. Hegel (1770–1831). Deutscher Philosoph. Gilt als wichtigster Vertreter des deutschen Idealismus. Ausführlich: Fetscher, I.: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1952), S. 207ff. Hegel, G.: Naturrecht und Staatswissenschaft in Grundbegriffen (1821), S. § 68. Andeutung der Gemeinsamkeiten etwa bei Unbekannt: Eigentum, literarisches, artistisches, technisches (1839 -), S. 170. Lebensdaten und Vorname unbekannt. Stuve, U.: Das industrielle Eigentum und die Nachbildung (1849); Stolle, E.: Die einheimische und ausländische Patentgesetzgebung zum Schutze gewerblicher Erfindungen (1855), S. 231ff, der Erfinder, Künstler und Literaten als Schicksalsgenossen beschreibt und die jeweiligen Regelungen nebeneinanderstellt, um die Benachteiligung der Erfinder hervorzuheben; Friedländer, M.: Der einheimische und ausländische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung (1857), S. 18.

120

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Arbeit ist hauptsächlich das „industrielle Eigenthum“. Er stellt dessen Behandlung jedoch ein Kapitel voran, das „von dem Eigenthume an Ideen überhaupt“ handelt476. Hierin rechtfertigt er den Schutz geistiger Güter unter dem Verweis auf das Naturrecht477. Auffällig ist dabei, dass er nicht zwischen verschiedenen Ideen differenziert, sondern den Schutz geistiger Güter an sich rechtfertigt, auch wenn ihm ihre grundsätzliche Trennung bewusst ist. Denn er stellt später fest, dass das gesamte Eigentumsrecht an Ideen sich nach der Verschiedenheit der Mittel, durch welche die Verkörperung der Ideen erfolgen kann, in mehrere Gattungen teile478. Ähnlich wie KLOSTERMANN vereinigt STUVE damit die verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums. Seine diesbezüglichen Ausführungen beschränken sich allerdings auf sieben Seiten und sind auch in sonstiger Hinsicht nicht mit denen KLOSTERMANNS zu vergleichen, denn sie dienen nur der grundsätzlichen Begründung der Schutzwürdigkeit des schwerpunktmäßig behandelten gewerblichen Rechtsschutzes und nicht der wissenschaftlichen Durchdringung. Neben diesen ersten, noch wenig ausgereiften Ansätzen der gemeinsamen Darstellung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums, sind ebenfalls 1867 die Werke zweier Autoren erschienen, auf die sich – aufgrund der zeitlichen Koinzidenz – KLOSTERMANN nicht direkt beziehen konnte, die aber die Idee der gemeinsamen Darstellung ebenfalls aufgreifen. Die Auseinandersetzung erfolgt jedoch, nicht nur im Vergleich zu KLOSTERMANN, sondern auch im Vergleich untereinander, sehr unterschiedlich. So wählt ALBERT SCHÄFFLE für sein Werk „Die nationalökonomische Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse“ eine ökonomische Betrachtungsweise und nähert sich damit der Frage des Schutzes geistiger Güter von einem nicht-juristischen Standpunkt479. Hinsichtlich der Zusammengehörigkeit der verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums hält er bezüglich des Patentschutzes fest, dass dieser nicht mit dem Urheberrecht (dessen Legitimation er auch in Zweifel zieht) zu vergleichen sei480. Begründet wird diese Abgrenzung unter anderem mit dem Argument, eine Erfindung könne nicht so ausschließlich individuelle Züge tragen, wie ein literarisches Werk. Der Erfinder schöpfe immer auch aus dem Fonds allgemeiner Erfahrungen und wissen-

476 477 478 479

480

Stuve, U.: Das industrielle Eigentum und die Nachbildung (1849), S. 6ff. Ebd., S. 7. Ebd., S. 13. Albert Schäffle (1831–1903). Nationalökonom, Soziologe, Publizist. Nachdem er zwischenzeitlich Mitglied des württembergischen Landtags war, nahm er 1868 einen Ruf an die Universität Wien an. Ausführlich: Kaesler, D.: Schäffle, Albert Eberhard Friedrich (1952), S. 521f. Schäffle, A.: Die nationalökonomische Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse (1867), S. 1ff. Ebd., S. 260.

Untersuchung

121

schaftlicher Prinzipien481. Damit wird nicht nur dem Patentschutz an sich die Rechtfertigung abgesprochen, sondern es wird auch die Vergleichbarkeit mit den anderen Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums verneint. Unabhängig von dem Endergebnis, das dem KLOSTERMANNS diametral entgegensteht, war die Frage der Einordnung des Patentrechts in die Gruppe der sonstigen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums immerhin so drängend, dass sie von SCHÄFFLE über mehrere Seiten hinweg bearbeitet wurde. GUSTAV VON MANDRY geht dagegen in seinem Werk „Das Urheberrecht an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst“ klassisch juristisch vor482. Zwar ist Hauptgegenstand seiner Untersuchung das Urheberrecht, jedoch geht er – sehr knapp – auch auf das Verhältnis zu den anderen Rechtsgebieten ein. Ausgehend von der Feststellung, dass es sich bei dem Urheberrecht um „Vermögensrechten absoluten Charakters“ handele, stellt er fest, dass dieser Kategorie ebenso das Recht der Warenzeichen und der Erfindungspatente angehöre483. Er geht damit von einer grundsätzlichen Zusammengehörigkeit der Rechtsgebiete aus. Aus dieser Annahme zieht er für seine eigene Darstellung allerdings keine Schlüsse. Hiermit wird deutlich, dass die Rezensenten des Hauptwerkes, wie auch KLOSTERMANN selber, in ihrer Einschätzung, dass es sich bei der gemeinsamen Darstellung der verschiedenen Materien des Geistigen Eigentums um einen neuen Ansatz handelte, richtig lagen. Der Literaturvergleich hat gezeigt, dass die – vor dem Hintergrund der Theorie des Geistigen Eigentums an sich naheliegende – Idee der Gemeinsamkeiten der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums vor 1867 zwar teilweise schon geäußert wurde. Auch im Erscheinungsjahr des Hauptwerkes haben sich noch andere Autoren mit dieser Frage ansatzweise auseinandergesetzt. Jedoch erfolgte an keiner Stelle eine solch konsequente Durchdringung und Umsetzung dieses Ansatzes wie im Hauptwerk. Die gemeinsame Darstellung der verschiedenen Rechtsgebiete unter der Überschrift des Geistigen Eigentums, die KLOSTERMANN für sein Werk „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ wählte, stellt somit eine Neuerung in der deutschen rechtswissenschaftlichen Literatur des 19. Jahrhunderts dar. Die Beschränkung dieser Aussage auf die deutsche Literatur ist dabei notwendig. Denn schon KLOSTERMANN selbst weist auf die Vorbilder seines An-

481 482

483

Schäffle, A.: Die nationalökonomische Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse (1867), S. 267. Gustav von Mandry (1832–1902). Deutscher Jurist. Nahm 1861 eine Professur an der Universität Tübingen an. Ausführlich: Schubert, W.: Mandry, Gustav von (1952), S. 19ff. Mandry, G. v.: Das Urheberrecht an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst (1867), S. 1ff. Mandry, G. v.: Das Urheberrecht an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst (1867), S. 47.

122

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

satzes hin: In dem Vorwort zum ersten Band hält er fest, dass der Versuch einer vereinigten Darstellung in der deutschen Rechtswissenschaft eine Neuerung, in der „französischen und englischen Jurisprudenz jedoch allgemein angenommen“ sei484. Vor allem in der französischen Literatur finden sich entsprechend Werke, deren Titel bereits die grundsätzliche Übereinstimmung mit dem Ansatz KLOSTERMANNS deutlich machen. So gibt der von ÉTIENNE BLANC und ALEXANDRE BEAUMES herausgegebene Band „Code général de la propriété industrielle, littéraire et artistique“ bereits anhand seines Titels den Inhalt deutlich zu erkennen485. Dieses Werk befasst sich inhaltlich nicht nur mit dem Urheberrecht, sondern auch mit dem Patentrecht und dem Markenrecht486. Diese werden nebeneinander dargestellt, ohne dass sich hieraus aus Sicht des Autors Bedenken ergäben. Aus französischer Sicht erscheint es sogar richtig, entsprechende Buchtitel noch genereller zu gestalten: „De la Propriété et de la contrefaçon des oeuvres de l'intelligence“487. Die in der deutschen Rechtswissenschaft streng getrennten Bereiche des Geistigen Eigentums werden hier unter dem Begriff der „Werke der Intelligenz“ einfach zusammengefasst. Hier wird ein deutlich pragmatischerer Umgang mit Problemen deutlich, die die deutsche Rechtswissenschaft zur selben Zeit so intensiv beschäftigten. Der Autor stellt in seinem Werk fest, dass alle gedanklichen Schöpfungen und damit alle hieraus resultierenden Rechtsgebiete zusammengehörig seien. Etwas anderes lasse sich nach den Grundsätzen der Logik, des Rechts und der Gerechtigkeit auch nicht vertreten488. Vor dem Hintergrund dieser Aussage scheint es nicht weiter verwunderlich, dass sich in seinem Werk Ausführungen zu Patenten, wie auch zum Urheberrecht an Kunstwerken der Literatur, Musik, bildenden Kunst, Marken und so weiter finden. Auch ADRIEN GASTAMBIDE geht von der grundsätzlichen Zusammengehörigkeit der verschiedenen Rechtsgebiete aus489. Ähnlich wie das eben genannte

484 485

486 487 488 489

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. V. Étienne Blanc (1805–1874). Französischer Jurist. Blanc, É., et al.: Code général de la propriété industrielle, littéraire et artistique (1854), S. 1ff. Alexandre Beaumes (Lebensdaten unbekannt). Französischer Jurist. Beispiel:sweise für England Blanc, É., et al.: Code général de la propriété industrielle, littéraire et artistique (1854), S. 1–120 . Calmels, E.: De la Propriété et de la contre-façon des oeuvres de l'intelligence (1836), S. 1ff. Ebd., S. 53. Joseph Adrien Gastambide (1808–1880). Französischer Jurist. Gastambide, A.: Traité théorique et pratique des contrefaçons de la propriété littérature, théâtre, musique, peinture (1837), S. 1, 46; ebenso auch Pataille, J., et al.: Code International de la Propriété Industrielle Artistique et Littéraire (1855), S. 1.

Untersuchung

123

Werk umfasst seine Abhandlung eine Vielzahl dieser Rechtsgebiete, die alle unter den Begriff des Geistigen Eigentums subsumiert werden können. In der englischen Literatur finden sich ebenso Beispiele für die gemeinsame Darstellung etwa des Patenrechts und des Urheberrechts490. So veröffentlichte GODSON „A practical treatise on the law of patents for inventions and of copyright”491. Seinen Ansatz begründet GODSON - ohne nähere Begründung - mit der identischen Natur der beiden Rechtsgebiete492. Darüber hinaus gebe es in der Leserschaft ein vergleichbares Interesse hinsichtlich der Werke der Erfinder wie auch der Werke der Schriftsteller. Es zeigt sich somit, dass die ausländische Literatur in dieser Hinsicht der Deutschen teilweise um mehrere Jahrzehnte voraus war493. Die gemeinsame Darstellung der verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums setzte sich hier schon deutlich früher und teilweise nachhaltig durch. KLOSTERMANNS Einschätzung ist demnach durchaus zutreffend: die gemeinsame Darstellung der verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums hatte internationale Vorbilder. Diese Feststellung schmälert jedoch nicht die Leistung KLOSTERMANNS. Es bleibt sein Verdienst, diesen Ansatz auf das deutsche Recht übertragen zu haben. Denn abgesehen von den ausländischen Autoren findet sich unter den deutschsprachigen Werken kaum eine Veröffentlichung, die die systematische Umsetzung genauso nachdrücklich verfolgt. Es handelt sich bei der gemeinsamen Darstellung nicht um eine Vorlage, die lediglich den jeweiligen nationalen Regelungen übergestülpt werden muss – eine stimmige gemeinsame Darstellung setzt vielmehr die vollständige Durchdringung und Erfassung der Materie voraus, wie dies KLOSTERMANN gelungen ist. d. Die Herausbildung eines Allgemeinen Teils in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum Die Einführung eines Allgemeinen Teils unter der Überschrift des Geistigen Eigentums stellte für die deutsche Rechtswissenschaft ebenso eine Neuerung

490

491 492 493

In Andeutung zunächst bei Curtis, G.: A treatise of the law of copyright (1847), S. I, der Urheberrecht und Patentrecht zusammen abhandeln wollte, aufgrund der unterschiedlichen Zielgruppen jedoch eine getrennte Veröffentlichung vornahm. Godson, R.: A practical treatise on the law of patents for inventions and of copyright (1840), S. 1ff; Vergleiche auch Fn. 136. Ebd., S. VI. Vergleiche die Erscheinungsjahre der eben zitierten Werke. Harum, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 272 weist dabei zu Recht darauf hin, dass die internationale Literatur aber auch keineswegs einheitlicher Ansicht hinsichtlich der gemeinsamen Darstellung war.

124

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

dar wie die gemeinsame Darstellung der verschiedenen Rechtsbereiche. In Anbetracht der Tatsache, dass die gemeinsame Darstellung Voraussetzung der Bildung eines Allgemeinen Teils ist, kann dieser Zusammenhang allerdings kaum überraschen. Dennoch weisen die Rezensenten nur zurückhaltend auf diese Neuentwicklung hin. Der Vergleich mit der bisher erschienen Literatur macht allerdings deutlich, dass es kaum Vorbilder für diese Neuerung gegeben hat. Die Rezensenten weisen auf diese Besonderheit des Werkes hin – allerdings wieder mit unterschiedlicher Bewertung494. Diejenigen, die die gemeinsame Darstellung grundsätzlich ablehnen, sehen sich durch den Allgemeinen Teil in ihrer Auffassung bestätigt, da durch diesen die grundsätzlichen Probleme, die die gemeinsame Darstellung von eigentlich nicht zusammengehörenden Rechtsgebieten aus ihrer Sicht mit sich bringt, offenbart werden495. Die Befürworter der systematischen Erfassung begrüßen den Allgemeinen Teil zwar als logische Weiterentwicklung, sie sehen in ihm jedoch nicht eine mit der gemeinsamen Darstellung vergleichbare Neuerung496. Die Hinweise in den Rezensionen bleiben dementsprechend eher zurückhaltend. Dies erscheint verwunderlich im Hinblick auf die Tatsache, dass es in der deutschen Literatur im Bereich des Geistigen Eigentums – aufgrund der meist nur speziellen Betrachtungen – an der Bildung eines Allgemeinen Teils bisher fehlte. Auch die internationale Literatur, an deren Vorbild sich KLOSTERMANN orientierte, folgerte allerdings aus der gemeinsamen Darstellung nicht immer auch die Notwendigkeit der Bildung eines Allgemeinen Teils.

494

495

496

Unbekannt: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 227; Harum, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 272; Mandry, G. v.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 634; Hinschius, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1867), S. 795. Harum, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 272; Mandry, G. v.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 634. Jedenfalls wird der Allgemeine Teil nicht so herausgehoben behandelt wie die gemeinsame Darstellung: Laband, P.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band (1868), S. 615.

Untersuchung

125

Einen Allgemeinen Teil im weiteren Sinne stellt GODSON seinen Ausführungen zum Patent- und Urheberrecht voran497. Er bezeichnet diesen Abschnitt mit „Monopolies in General“. Die Verwendung des Begriffs der Monopole erklärt sich mit Blick auf das Verständnis GODSONS von Patenten und Urheberrechten. Nach GODSON handelt es sich bei den Schutzsystemen für Urheber und Erfinder um restriktive Normenkomplexe, die den Begünstigten mit einem Monopol versehen, das andere von der uneingeschränkten Nutzung der geistigen Güter ausschließt498. Vor diesem Hintergrund baut er sein Werk konsequent auf, indem er sich zunächst den „Monopolies in General“ widmet, dann zu den „Limited Monopolies in inventions, created by patents“ und schließlich zu den „(Monopolies) in copyright“ übergeht499. Der Abschnitt der „Monopolies in general“ kann insofern als Allgemeiner Teil bezeichnet werden. Inhaltlich bleiben seine Ausführungen jedoch hinter den Erwartungen an einen Allgemeinen Teil im klassischen Sinn zurück, da weniger auf die Gemeinsamkeiten von Urheber- und Patentrecht eingegangen wird, als vielmehr auf grundlegende Fragen von Monopolen an sich500. Dennoch kommt dieser Abschnitt einem Allgemeinen Teil am nächsten. Bei den hier zur Frage der gemeinsamen Darstellung zitierten französischen Werken fällt allerdings durchweg das Fehlen eines Allgemeinen Teils auf501. ÉDOUARD CALMELS stellt seinen Ausführungen zu den einzelnen Rechtsbereichen zwar Kapitel zur historischen Entwicklung, zur Natur des Rechts des Erfinders beziehungsweise Urhebers sowie zur juristischen Klassifikation der Rechtsgebiete voran502. Allerdings können diese Ausführungen kaum den Anforderungen eines Allgemeinen Teils genügen, die ein höheres Maß an Abstraktion verlangen. Somit stellt sich die Entwicklung des Allgemeinen Teils durch KLOSTERMANN als Alleinstellungsmerkmal dar. Ein direktes Vorbild scheint es hierfür nicht gegeben zu haben. Im Hinblick auf die Entwicklungen bezüglich des Allgemeinen Teils in der gesamten deutschen Rechtswissenschaft (vergleiche S. 101) ist davon auszugehen, dass der Autor diese Gedanken für das noch unerschlossene Gebiet des Geistigen Eigentums fruchtbar gemacht hat, nachdem

497 498 499 500 501

502

Godson, R.: A practical treatise on the law of patents for inventions and of copyright (1840), S. 1ff. Ebd., S. VIII. Ebd., S. 9. Beispielsweise: Ebd., S. 7 durch Ausführungen zu Monopolen die durch den Staat und solche, die durch Individuen erteilt werden. Vergleiche zum Beispiel: Pataille, J., et al.: Code International de la Propriété Industrielle Artistique et Littéraire (1855), S. 1ff, der nur auf die gemeinsame Natur der Rechte eingeht. Edouard Calmels (Lebensdaten unbekannt). Französischer Jurist. Calmels, E.: De la Propriété et de la contre-façon des oeuvres de l'intelligence (1836), S. 1ff.

126

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

er sich für eine gemeinsame Darstellung nach internationalem Vorbild entschied. Trotz der berechtigten Kritik an seiner Durchführung (vergleiche S. 84), muss diese Leistung hervorgehoben werden. Zusammenfassend muss daher festgehalten werden, dass der Vergleich der von KLOSTERMANN entwickelten Ansätze mit der Literatur bis 1867 zu einem differenzierten Ergebnis geführt hat. Hinsichtlich der rechtsvergleichenden Erörterungen fügt sich der Ansatz des Autors in die Literatur zum Geistigen Eigentum ein. Es gibt – bedingt schon durch die Natur der Rechtsgebiete – eine Vielzahl von Autoren, die bereits vor 1867 rechtsvergleichend die Materien des Urheber- oder des Patentrechts und so weiter darstellten. KLOSTERMANN schließt sich dieser sinnvollen Entwicklung an und setzt sie in seinem Hauptwerk mit äußerster Sorgfalt und auf mehreren Ebenen um. Das Ergebnis des Vergleiches hinsichtlich des Ansatzes der gemeinsamen Darstellung der verschiedenen Gebiete des Geistigen Eigentums fällt deutlich zu Gunsten KLOSTERMANNS aus. Er hat hier somit als Vorreiter bezeichnet werden. Trotz mancher Überlegungen, die in diese Richtungen gingen, konnte sich eine gemeinsame Darstellung in der deutschsprachigen Literatur vor 1867 nicht durchsetzen. Dagegen war die internationale, vor allem französische und englische Literatur in Bezug auf diese Herangehensweise deutlich weiter entwickelt und diente KLOSTERMANN als Vorbild. Dies schmälert sein Verdienst jedoch nicht, da die Umsetzung und Anwendung dieses Grundprinzips für die deutschen gesetzlichen Regelungen von ihm vorgenommen wurde und sich insofern keine Vorbilder finden. In Zusammenhang hiermit stehen die Ergebnisse aus dem Vergleich der Bildung eines Allgemeinen Teils mit der bis 1867 erschienen Literatur. Auch hier sind keine nennenswerten Vorbilder zu finden Auch wenn die Durchführung im Werk KLOSTERMANNS nicht in jeder Hinsicht kritikfrei gelungen ist, so muss die wissenschaftliche Durchdringung des Stoffes und die Erarbeitung eines Allgemeinen Teils an sich dennoch als Neuentwicklung im Bereich des Geistigen Eigentums gelten. Insgesamt stellt somit die gemeinsame Darstellung in Kombination mit der Erstellung eines Allgemeinen Teils für die rechtswissenschaftliche Forschung im Bereich des Geistigen Eigentums eine Neuentwicklung dar. Im Anschluss hieran stellt sich nun die Frage, inwieweit sich diese Ansätze in der wissenschaftlichen Entwicklung durchsetzen konnten.

Untersuchung

127

2. Vergleich hinsichtlich der systematischen Ansätze mit den nach 1867 erschienen Abhandlungen zum Geistigen Eigentum a. Vorbemerkung Bei der Betrachtung der Entwicklungen in der spezifischen rechtswissenschaftlichen Literatur nach 1867 soll vor allem untersucht werden, inwieweit sich die Ansätze, die im Hauptwerk deutlich wurden und im Bereich des Geistigen Eigentums zumindest teilweise auch als Neuentwicklung angesehen werden können, sich durchsetzten. Inwieweit findet KLOSTERMANN also Nachahmer? Eine solche Frage zuverlässig zu beantworten erscheint allerdings nicht ganz unproblematisch. Denn wodurch ein Autor letztendlich bewegt wurde, sein Werk in einer bestimmten Weise zu veröffentlichen, kann kaum mit absoluter Sicherheit festgestellt werden. Allerdings können doch zumindest Einflüsse oder Einflussmöglichkeiten aufgezeigt werden. Eine solche Beeinflussung von Autoren nach 1867 durch das Werk KLOSTERMANNS setzt natürlich zum einen ihre Kenntnis von seiner Veröffentlichung voraus. Zum anderen kann auch ein Einfluss erst dann angenommen werden, wenn sich die Ideen des ursprünglichen Werkes tatsächlich in irgendeiner Weise in der nachfolgenden Veröffentlichung widerspiegeln. In Bezug auf die vorliegende Untersuchung sollen damit zwei Faktoren, soweit sie kumulativ vorliegen, den Schluss auf eine Beeinflussung zulassen: die Kenntnis vom Werk KLOSTERMANNS kann angenommen werden, wenn auf das Hauptwerk (zumindest auf einen Band) direkt verwiesen wird, etwa in einem Textzitat oder in einer Fußnote. Die Übernahme einer Idee lässt sich aufzeigen, indem das nach 1867 erschienen Werk dahingehend untersucht wird, ob es beispielsweise einen der systematischen Ansätze enthält. Liegt beides vor, so kann eine Beeinflussung des nachfolgenden Autors durch das Hauptwerk KLOSTERMANNS nicht ausgeschlossen werden. Bei der Untersuchung soll die bisher vorgenommene Trennung zwischen den drei Systematisierungsansätzen weiterhin beibehalten werden, um Werke berücksichtigen zu können, die jeweils nur einen der Ansätze adaptieren. Aufgrund der bis heute andauernden Relevanz seiner Theorie der Immaterialgüterrechte wird der nach 1867 veröffentlichende KOHLER in jeweils einem eigenen Abschnitt untersucht. b. Der rechtsvergleichende Ansatz in den Abhandlungen zum geistigen Eigentum 1) Überblick über die vergleichbaren rechtsvergleichenden Werke Wie gezeigt wurde geht die Idee, die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums in rechtsvergleichender Weise darzustellen, nicht auf KLOSTERMANN zurück.

128

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Auch wenn in den seiner Veröffentlichung nachfolgenden Jahren einige Autoren auf „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ Bezug genommen haben, kann doch nicht davon ausgegangen werden, dass sie sich hinsichtlich des rechtsvergleichenden Ansatzes ausschließlich hieran orientierten. Die Notwendigkeit einer rechtsvergleichenden Darstellung der einzelnen Bereiche des Geistigen Eigentums ist dafür zu früh schon erkannt worden. Auch wenn der rechtsvergleichende Ansatz nicht auf KLOSTERMANN ausschließlich zurückzuführen ist, erschienen doch auch nach 1867 Werke, die ausdrücklich auf diesen Aspekt seines Hauptwerkes Bezug nahmen. Als Beispiel kann hier auf das Werk von GAREIS verwiesen werden, das sich mit der Patentgesetzgebung befasst. Es bleibt inhaltlich insofern hinter einem modernen Werk der Rechtsvergleichung und auch hinter KLOSTERMANNS Werk zurück, als dass es lediglich aus einer Zusammenstellen der wichtigsten Territorialgesetze besteht. Eine inhaltliche Bearbeitung findet nicht statt. Jedoch weist GAREIS ausdrücklich darauf hin, dass das „KLOSTERMANN'sche Werk (…) seinen hohen Wert für Theoretiker und System“ behalte, aber dem Praktiker nicht nützen könne, denn dieser bedürfe „des Wortlauts der Gesetze in allen Detailbestimmungen und der Angabe einzelner Paragraphen“503. Er räumt dem rechtsvergleichenden Werk KLOSTERMANNS damit gerade auch aufgrund seiner rechtsvergleichenden Ausführungen einen hohen Stellenwert ein, stellt gleichzeitig aber auch dessen Unzulänglichkeit für den Praxisgebrauch fest, die er mit seinem Werk auszugleichen sucht. Den (in wissenschaftlicher Hinsicht nur rudimentär ausgeführten) Ansatz der rechtsvergleichenden Darstellung behält er allerdings bei. Auch in den folgenden Jahren erscheinen zu den verschiedenen Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums immer wieder Werke, die – in unterschiedlichen Ausprägungen – rechtsvergleichend vorgehen und dabei auch auf KLOSTERMANN verweisen504. Das Hauptwerk reiht sich somit in die rechtsvergleichenden Darstellungen des 19. Jahrhunderts ein. Auch nach seinem Erscheinen wird der rechtsvergleichende Ansatz fortgeführt. Dabei wird auf die bedeutende Leistung KLOSTERMANNS zwar hingewiesen, sie führt jedoch nicht zu einer grundsätzlichen Änderung oder Erneuerung der rechtsvergleichenden Forschungen im Bereich des Geistigen Eigentums.

503 504

Gareis, C.: Patentgesetzgebung (1879), S. IVf. Einige von vielen: Beck-Mannagetta, P. v.: Das österreichische Patentrecht (1893), S. Zum Beispiel: 79; Simon, A.: Der Patentschutz (1891), S. 1ff; Schuster, H.: Das Urheberrecht der Tonkunst in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Staaten (1891), S. 1ff; Wächter, O. v.: Das Verlagsrecht (1857), S. 1ff; Stephan, R., et al.: Der Schutz der gewerblichen Urheberrecht des In- und Auslandes (1899), S. 512.

Untersuchung

129

2) Die Rechtsvergleichung in den Werken Josef Kohlers i. Vorbemerkung Aufgrund ihrer herausgehobenen Stellung für das Rechtsgebiet des Geistigen Eigentums wurden die Werke JOSEF KOHLERS bei dem vorgenommenen Vergleich bisher nicht berücksichtigt. Die Leistungen KOHLERS auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums, insbesondere der von ihm entwickelte Ansatz der Immaterialgüterrechtslehre, lassen eine gesonderte Betrachtung als angemessen erscheinen. Die von KOHLER entwickelte Immaterialgüterrechtstheorie zur Erfassung der Rechte der Erfinder, Urheber und so weiter gilt noch immer als herrschend auf diesem Gebiet505. Ins Auge fällt dabei allerdings auch die enorme Diskrepanz zwischen der Anerkennung seiner Werke im Bereich des Urheberrechts und des gewerblichen Rechtsschutzes und der weitgehenden Nichtbeachtung seiner 2481 Veröffentlichungen zu anderen, meist rechtlichen Forschungsgebieten506. Dank seines universellen Forschungsansatzes widmete er sich weit mehr Rechtsfragen als nur der Forschung auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums. Allerdings blieb er vor allem wegen seiner Leistungen auf diesem Gebiet bis heute in Erinnerung507. Der persönliche Werdegang KOHLERS weist dabei einige Parallelen zu dem KLOSTERMANNS auf. Geboren am 9.3.1849 im badischen Offenburg und verstorben am 3.8.1919 in Berlin, studierte er in Freiburg und Heidelberg und war nach seiner Promotion zunächst als Richter in Mannheim praktisch tätig508. Nachdem er, nur wenige Jahre nach KLOSTERMANN, 1878 sein bedeutendstes Werk „Das deutsche Patentrecht“ veröffentlichte, wurde er, ebenfalls ohne ordentliche Habilitation, als Professor nach Würzburg berufen509. 1888 erfolgte dann der Wechsel an die Universität Berlin, der auch seine zunehmende wissenschaftliche Reputation widerspiegelte. In dieser Stellung verblieb es bis zu seinem Tode und veröffentlichte zahlreiche Untersuchungen. KOHLER setzte es sich zum Ziel, die Gesetzgebung, Rechtsprechung und vor allem die tägliche Praxis in neuen Rechtsgebieten zu erfassen und systema-

505

506

507 508 509

Aus der aktuellen Literatur: Ahrens, C.: Gewerblicher Rechtsschutz (2008), S. 3,7; Götting, H.-P.: Gewerblicher Rechtsschutz (2010), S. 2; Loewenheim, U.: Handbuch des Urheberrechts (2010), S. 10; Rehbinder, M.: Urheberrecht (2010), S. 15; Schack, H.: Urheber- und Urhebervertragsrecht (2007), S. 10. Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 350; eine Zusammenstellung seiner Veröffentlichungen findet sich bei: Kohler, A.: Josef-Kohler-Bibliographie (1931), S. 1ff. Gängel, A., et al.: Josef Kohler, Rechtsgelehrter und Rechtslehrer an der Berliner Alma Mater um die Jahrhundertwende (1989), S. 292. Luig, K.: Kohler, Josef (1952), S. 425. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 1ff; .

130

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

tisch zu bearbeiten. Er betonte hierbei immer auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Rechts510. Seine Haltung ist stark vom alten politischen Liberalismus geprägt, allerdings auch häufig zwiegespalten511. So setzte er sich zum Beispiel für die Rechte von Bürgern jüdischen Glaubens wie auch von Homosexuellen ein, war aber während des ersten Weltkrieges auch vor nationalistischen Tönen nicht gefeit512. Auffällig ist seine argumentative Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Industrie, auch wenn dies im Widerspruch zur herrschenden Dogmatik und Methodik stand513. Auch persönlich stand KOHLER den Belangen der Industrie recht nahe. Insbesondere nach seinem Wechsel nach Berlin verfasste er verschiedentlich Privatgutachten und stand auch in persönlichem Kontakt mit führenden Industriellen514. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich KOHLER wie auch KLOSTERMANN für den gewerblichen Rechtsschutz einsetzten und diesen über Mitgliedschaften in verschiedenen Vereinen und über Veröffentlichungen zu fördern suchten515. Gerade die Fragen des Patentschutzes waren für die Industrie im 19. Jahrhundert ein zentrales Anliegen. KOHLER und KLOSTERMANN haben demnach beide praktische Erfahrungen in der Rechtsanwendung gesammelt, bevor sie sich auch theoretischer Hinsicht mit dem Recht auseinandersetzten. Sie arbeiteten an der Erfassung und Systematisierung des geltenden Rechts und wirkten im Interesse der Industrie auf eine Verbesserung des rechtlichen Schutzes für geistige Güter hin. Auch im Rahmen dieser Betrachtung ist es sinnvoll, an der Trennung zwischen den drei Systematisierungsansätzen festzuhalten. Auf diese Weise lassen sich einzelne Aspekte des Gesamtwerks von KOHLER besser und differenzierter herausarbeiten. Zunächst ist jedoch ein eingehenderer Blick auf die Theorie der Immaterialgüterrechte erforderlich. Sie hat bis heute eine herausgehobene Bedeutung. Inhaltlich sucht Trotz den Bemühungen KOHLERS sich von der Theorie des Geistigen Eigentums abzugrenzen kann eine Verwandtschaft jedoch nicht geleugnet werden516. Da die Theorien trotz ihrer Verwandtschaft zu divergierenden Er-

510 511 512 513 514 515 516

Luig, K.: Kohler, Josef (1952), S. 425. Gast, W.: Historischer Optimismus. Die juristische Weltsicht Josef Kohlers (1986), S. 8. Erste Andeutungen der nationalistischen Töne bereits 1884: Kohler, J.: Das Recht des Markenschutzes (1884), S. VI. Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871–1914 (2006), S. 350. Gängel, A., et al.: Josef Kohler, Rechtsgelehrter und Rechtslehrer an der Berliner Alma Mater um die Jahrhundertwende (1989), S. 189. Dölemeyer, B.: Das Urheberrecht ist ein Weltrecht - Rechtsvergleichung und Immaterialgüterrecht bei Josef Kohler (1993), S. 145. Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 33ff.

Untersuchung

131

gebnissen bei den Systematisierungsansätzen führen könnten, ist zunächst eine vergleichende Analyse ihres Inhalts erforderlich. Aus diesem Grund soll zunächst das Verhältnis der Immaterialgüterrechtslehre von KOHLER zu der Lehre des Geistigen Eigentums von KLOSTERMANN erarbeitet werden. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird dann der rechtsvergleichende Ansatz, der Ansatz der gemeinsamen Darstellung und die Herausarbeitung eines Allgemeinen Teils in den Werken KOHLERS dem Werk von KLOSTERMANN gegenüber gestellt. ii.

Das Verhältnis von der Immaterialgüterrechtslehre von Kohler und der Lehre des Geistigen Eigentums von Klostermann

(1) Vorbemerkung Die Immaterialgüterrechtslehre unterscheidet sich, trotz der Bemühungen KOHLERS um Abgrenzung zu der ungeliebten Vorgängerin, von der Lehre des Geistigen Eigentums nach KLOSTERMANN hauptsächlich nur dem Namen nach. Inhaltlich basieren die beiden Theorien auf denselben Grundsätzen, in den Auswirkungen sind sie ebenso vergleichbar. Dies wurde bereits zu Lebzeiten von KOHLER herausgearbeitet und an der Theorie der Immaterialgüterrechte kritisiert517. Auch aktuellere Forschungen weisen auf diesen Umstand hin518. Von KOHLER selbst ist eine solche Nähe immer bestritten worden, allerdings konnten seine Argumente die Bedenken nicht völlig ausräumen.519. Gegenstand der folgenden Ausführungen wird allerdings nicht eine allgemeine Abgrenzung zwischen der Immaterialgüterrechtslehre und der Theorie des Geistigen Eigentums sein. Mit Blick auf das Ziel dieser Untersuchung ist eine Beschränkung auf das Verständnis des Geistigen Eigentums nach KLOSTERMANN (vergleiche S. 65) erforderlich. Diesem muss die Lehre von den Immaterialgüterrechten nach KOHLER gegenübergestellt werden. Dabei ist allerdings weiterhin zu berücksichtigen, dass diese Lehre im Laufe der Jahre vor allem hinsichtlich der persönlichkeitsrechtlichen Elemente einige

517

518

519

Gierke beschreibt die Immaterialgüterrechtslehre als „geläuterte Theorie des geistigen Eigenthums“ Gierke, O. v.: Deutsches Privatrecht (1895), S. 762. Keinen Unterschied sieht Simon, A.: Der Patentschutz (1891), S. 2, unter Verweis auf Laband. Pahlow, L.: "Intellectual property", "propriété intellectuelle" und kein "Geistiges Eigentum"? Historisch-Kritische Anmerkungen zu einem umstrittenen Rechtsbegriff (2006), S. 723. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 724: „Das Urheberrecht ist kein Eigentumsrecht sondern ein dem Eigentumsrecht verwandtes (…) Recht an einem immateriellen Gut.“

132

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Veränderungen erfuhr520. Insofern soll nun zunächst kurz das hier zugrunde gelegte Verständnis von der Immaterialgüterrechtslehre dargelegt werden. Daraufhin erfolgt der Vergleich der beiden Theorien hinsichtlich ihrer Strukturen, Voraussetzungen und Grundlagen. (2) Die Lehre von den Immaterialgüterrechten Die Lehre von den Immaterialgüterrechten geht davon aus, dass dem Schöpfer an seinem geschaffenen Werk ein Recht zustehen müsse521. Voraussetzung hierfür sei, dass die Entwicklung als neu betrachtet werden könne und noch nicht als Gemeingut eines bestimmten Lebenskreises zu qualifizieren sei. Nach der Lehre von den Immaterialgüterrechten handelt es sich bei diesen Rechten um von der Person trennbare, absolute Vermögensrechte522. Im Moment der Erfindung (hier nicht nur hinsichtlich technischen Erfindungen zu verstehen) entsteht ein solches Recht – allerdings zunächst nur als Individualrecht. Der Wandel zum Vermögensrecht vollzieht sich nach KOHLER – am Beispiel des Patents – sobald eine Anmeldung desselben erfolgt oder sogar schon früher, sobald der Erfinder sich um die Veräußerung seiner Idee bemüht523. Das Vermögensrecht hat damit in der „Erfindungstat“ seinen Ursprung und vervollkommnet sich später mit der Erteilung des Patents. Mit diesem zweiten Schritt geht das Individualrecht dann unter, es bleibt das Vermögensrecht524. Damit lehnt KOHLER zunächst einen dauerhaften persönlichkeitsrechtlichen Charakter der Immaterialgüterrechte ab. Seinem Verständnis nach muss zwischen dem Schöpfer eines geistigen Werkes und dem Werk selbst unterschieden werden. Die Erfindung sei nicht als Bestandteil der Persönlichkeit anzusehen525. Das Individualrecht habe nur eine untergeordnete Bedeutung. Im Laufe der Zeit wandte sich KOHLER von diesem monistischen Verständnis ab und entwickelte einen dualistischen Ansatz526. Schon 1900 schreibt er, dass dem Erfinder nicht nur ein Vermögensrecht, sondern auch ein Individual-

520

521 522 523 524 525 526

Hierzu Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 33ff; zu Kohlers Theorie generell: Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 33ff; Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871–1914 (2006), S. 349ff; Jänich, V.: Geistiges Eigentum - eine Komplementärerscheinung zum Sacheigentum? (2002), S. 90ff. Kohler, J.: Forschungen aus dem Patentrecht (1888), S. 117. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 13. Ebd., S. 79. Schmidt, A.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936 (2009), S. 34. Ebd., S. 35. Ebd., S. 35ff.

Untersuchung

133

recht, also ein Persönlichkeitsrecht, an seiner Erfindung zustehe527. Unter Verwendung des Begriffs „Persönlichkeitsrecht“ bezog er schließlich 1908 eindeutig Stellung. Dem Erfinder stehe die Befugnis zu, „die Tatsache der Erfinderschaft öffentlich zur Geltung zu bringen“ und auch „zu verlangen, dass ihm von Anderen diese Tatsache der Erfindung nicht abgesprochen wird“528. Bei dem letzteren Aspekt handele es sich um einen Teil eines Persönlichkeitsrechts. KLOSTERMANN befasste sich mit dieser Frage nicht eingehend. In seinem Hauptwerk finden sich hierzu lediglich Andeutungen529. Die Diskussion um die persönlichkeits-rechtlichen Elemente wurde erst ab dem Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und damit nach dem Tod KLOSTERMANNS intensiv geführt. Damit werden die persönlichkeitsrechtlichen Aspekte in der vergleichenden Untersuchung zurücktreten. (3) Strukturen, Voraussetzungen und Grundlagen der Theorien Die Theorie des Geistigen Eigentums und die Lehre von den Immaterialgüterrechten sind im Kern gleich. Hierfür sprechen folgende Argumente: Zum einen besteht – nach Aussage KOHLERS selbst – eine enge Verwandtschaft der Theorien in ihrem Entstehungsprozess. Weiterhin entspricht die kritische Haltung, die KLOSTERMANN dem Begriff des Geistigen Eigentums entgegenbringt, der von KOHLER. Auch in ihren rechtlichen Wirkungen gleichen sich die wissenschaftlichen Ansätze. Nicht zuletzt auch hinsichtlich der Grundprinzipien, auf denen die Theorien beruhen, besteht Einigkeit. Darüber hinaus weist auch ein Blick auf die Grundlagen der Lehre von den Immaterialgüterrechten auf die Nähe zum Geistigen Eigentum hin. Die Theorie des Geistigen Eigentums aus Sicht von KLOSTERMANN wurde bereits an früherer Stelle dargestellt (vergleiche S. 65). Ausgehend von dem Prinzip, dass jedem die Früchte seiner Arbeit zustehen müssen, nimmt er ein absolut wirkendes, den dinglichen Rechten ähnliches Recht des Schöpfers an seinem geistigen Gut an530. Das Geistige Eigentum sei zu definieren als die vermögensrechtliche Nutzung an der mechanischen Wiederholung eines Produktes der geistigen Arbeit531. Den Begriff des Geistigen Eigentums hält er dabei für irreführend – es habe mit dem Sacheigentum nur den Namen gemein532.

527 528 529

530 531 532

Im Zusammenhang mit der Frage des Erfindungsgeheimnisses: Kohler, J.: Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung (1900), S. 248ff. Kohler, J.: Lehrbuch des Patentrechts (1908), S. 228. Zum Persönlichkeitsrecht Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 125f. Ebd., S. 11. Ebd., S. 113. Ebd., S. 116.

134

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Eine Ausweitung des Eigentumsbegriffs auf nicht-körperliche Erzeugnisse führt seiner Ansicht nach zu einer Ausuferung des Eigentumsbegriffs533. Dennoch behält KLOSTERMANN den Begriff des Geistigen Eigentums bei, unter Verweis auf seine historische Rezeption534. Nach eigenem Bekunden entwickelte KOHLER seine Theorie 1874535. Von Anfang an versteht er seine Theorie als Weiterentwicklung der Lehre vom Geistigen Eigentum, die als juristische Konstruktion aufgrund ihrer unpräzisen Begriffswahl nicht zu halten sei536. Dabei habe die Lehre vor den Immaterialgüterrechten von der Theorie des Geistigen Eigentums übernommen, was diese Richtiges hatte537. Nach Kohler diente die Theorie des Geistigen Eigentums sozusagen als Platzhalter und Wegbereiter der – aus seiner Sicht – inhaltlich stimmigeren Theorie der Immaterialgüterrechte538. Eine enge Verwandtschaft zwischen den beiden Lehren wird demnach von KOHLER selbst bejaht539. KOHLER und KLOSTERMANN kritisieren dieselben Schwächen der Theorie des Geistigen Eigentums. Nach KOHLER besteht der Fehler der Lehre des Geistigen Eigentums darin, den Begriff des Eigentums „in vage Unbestimmtheit“ aufzulösen, wenn er auf immaterielle Güter ausgedehnt würde540. Ausführlich zeigt er auf, dass sich der pandektistische Eigentumsbegriff für eine solche Ausweitung nicht eigne541. Wie auch KLOSTERMANN hält er den Eigentumsbegriff demnach für ungeeignet, die Verhältnisse in juristischer Hinsicht treffend zu beschreiben. Er ist aber konsequenter als KLOSTERMANN und entscheidet sich für einen neuen Begriff, nämlich den der Immaterialgüterrechte. Damit vermeidet KOHLER das Festhalten an einem angeblich historisch rezipierten, aber inhaltlich unzutreffenden Begriff. Letztlich kann er sich jedoch auch nicht ganz von den Eigentumsvorstellungen lösen. So weist er trotz seiner Ablehnung des Eigentumsbegriffs darauf hin, dass das Recht an der Idee sich

533 534 535 536 537

538 539

540 541

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 114f. Ebd., S. 118. Kohler, J.: Forschungen aus dem Patentrecht (1888), S. 116. Kohler, J.: Die Idee des geistigen Eigentums (1894), S. 150f; 161. Kohler, J.: Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung (1900), S. 57; Kohler, J.: Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht (1907), S. 21; Kohler, J.: Lehrbuch des Patentrechts (1908), S. 13. Dölemeyer, B.: Das Urheberrecht ist ein Weltrecht - Rechtsvergleichung und Immaterialgüterrecht bei Josef Kohler (1993), S. 153. Kohler, J.: Autor-, Patent- und Industrierecht (1887), S. 172, 173: „Immaterialrechte und Eigentumsrechte haben ihre Nähen und weitgehende Analogien.“; „(…) an die Stelle der Identität trat die Analogie, an die Stelle des Gleichheitsrechtes das - Bruderrecht“. Ebd., S. 171. Kohler, J.: Die Idee des geistigen Eigentums (1894), S. 157ff am Beispiel: des Markenrechts.

Untersuchung

135

dem Grund und Wesen nach nicht vom Eigentum unterscheide542. An beiden müsse ein eigentumsähnliches Recht bestehen. Den Konflikt zwischen der berechtigten Kritik an der Begriffswahl und den dennoch bestehenden Parallelen zu dem Verständnis vom Sacheigentum kann KOHLER durch seine Begriffswahl zwar mindern, aber nicht ganz hinter sich lassen543. In jedem Fall lehnt er den Begriff des Geistigen Eigentums aus denselben Gründen wie auch KLOSTERMANN ab. Auch in ihren rechtlichen Wirkungen gleichen sich die Ansätze. Beide Autoren greifen auf die Vorstellung vom Sacheigentum als absolutem Recht zurück. KLOSTERMANN hält zwar fest, dass es dem Geistigen Eigentum an einem körperlichen Gegenstand fehle, es gehöre aber dennoch zu den dinglichen Rechten und unterliege denselben Regeln wie diese544. So wirke es nicht relativ, sondern absolut, das heißt allen gegenüber, und könne vom Inhaber auch gegenüber jedem Dritten geltend gemacht werden. Er ordnet das Geistige Eigentum demnach in die Kategorie der absoluten Rechte ein, zugehörig zu den dinglichen Rechten545. Auch KOHLER sieht in seinen Immaterialgüterrechten absolute Rechte546. Allerdings vermeidet er an dieser Stelle eine zu große Nähe zu den dinglichen Rechten. Anstatt wie KLOSTERMANN die Rechte des geistigen Schöpfers als in irgend einer Weise zu den dinglichen Rechten gehörig zu qualifizieren, bildet er eine neue Kategorie der absoluten Rechte, die neben den dinglichen Rechten steht547. Hierher gehörten die Immaterialgüterrechte. Es liegt somit lediglich ein Unterschied hinsichtlich der genauen Kategorisierung vor, der allerdings marginal erscheint, weil beide Autoren auf die Figur des absoluten Rechts zurückgreifen und seine Rechtswirkungen identisch beschreiben. Darüber hinaus ziehen KOHLER und KLOSTERMANN dieselben Prinzipien zur Legitimation des Schutzes von geistigen Gütern heran. Nach KLOSTERMANN können nur Güter, die durch Arbeit erworben werden, zu den Gegenständen des Eigentums zählen548. Das Recht diene dem Zweck, dem Einzelnen die Früchte seiner Arbeit zu sichern. Dabei dürfe nicht zwischen geistiger und körperlicher Arbeit unterschieden werden.

542 543

544 545 546 547 548

Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 10, 15. Er selbst hält fest, dass manche Unterschiede, welche man zwischen dem Eigentum und den Immaterialgüterrechten aufzustellen versucht, bei näherer Betrachtung verschwinden. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 15. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 114. Ebd., S. 114. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 13. Kohler, J.: Das Immaterialgüterrecht und seine Gegner (1887), S. 81 in der Fussnote 2. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 11.

136

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Es sei daher nur konsequent, auch für die geistige Arbeit von einem gesetzlichen Schutz über die Konstruktion eines eigentumsähnlichen Rechtes auszugehen549. Auch KOHLER sieht hierin den entscheidenden Punkt. Er formuliert wörtlich: „Dein ist auch die Idee, die du ersinnest, du bist ihr industrieller Herr und du darfst sie zur industriellen Geltung bringen“550. Darin wird der Ansatz deutlich, dass durch das „Ersinnen“ der Idee ein Recht an ihr begründet wird. Somit legen beide Autoren die Arbeitstheorie von LOCKE zugrunde, um den Schutz geistiger Güter zu rechtfertigen. Gerade in der Entschiedenheit, mit der KOHLER sich gegen den Vorwurf wehrt, seine Theorie sei letztendlich nichts anderes als die Theorie des Geistigen Eigentums, wird sein Bestreben deutlich, sich von ihr abzugrenzen551. Betrachtet man allerdings den Ursprung der Theorie der Immaterialgüterrechte so fällt ins Auge, dass bereits ganz am Anfang die Vorstellung eines Geistigen Eigentums im Raume stand und sich damit die beiden Theorien schon im Ausgangspunkt sehr nahe sind. In der Immaterialgüterrechtslehre KOHLERS spiegeln sich zudem auch Grundideen von ARTHUR SCHOPENHAUER wider552. Hier findet sich der Begriff der immateriellen Rechte im Zusammenhang mit geistigen Gütern. Bei genauer Betrachtung der entsprechenden Stelle bei SCHOPENHAUER kann jedoch zum einen festgehalten werden, dass auch SCHOPENHAUER von einer Nähe der

549 550 551

552

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 11ff. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 7. Seine Abneigung gegen diesen Einwand wird 1887 deutlich: „ Wenn dessen ungeachtet manche gemeint haben, die Immaterialrechtstheorie sei nichts anderes als die Theorie vom geistigen Eigentum; wenn man dessen ungeachtet die abgejagten und müden Einwände von dem Eigentum als Recht an körperlichen Sachen auch gegen unsere Theorie vorgebracht hat, so wird man guttun, einfach ohne weitere Erwiderungen davon Akt zu nehmen.“ Kohler, J.: Das Immaterialgüterrecht und seine Gegner (1887), S. 84. Arthur Schopenhauer (1788–1860). Deutscher Philosoph. Er sah sich selbst als Schüler Emmanuel Kants und entwarf eine Lehre, die Ethik, Methaphysik und Ästhetik umfasste Ausführlich Hühn, L.: Schopenhauer, Arthur (1952), S. 471ff. Derselbe wird von Kohler namentlich zitiert: Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 3, 10, 12; allerdings legt er 1888 ausdrücklich Wert darauf, die Idee der Immaterialgüterrechte entwickelt zu haben, ohne Schopenhauers Werk zu kennen, Kohler, J.: Forschungen aus dem Patentrecht (1888), S. 116. Das Zitat zeigt nichts desto trotz, dass sich Kohler auf die Argumentation Schopenhauers mit ihren Stärken und Schwächen stützt. Die Verbindung erkannte auch schon der zeitgenössische Göpel, E.: Über Begriff und Wesen des Urheberrechtes (1881), S. 48. Aktueller auch Simon, J.: Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und seine gewerblichen Erscheinungsformen (1981). S. 41. Die Verbindung sieht auch Heinemann, A.: Immaterialgüterschutz in der Wettbewerbsordnung (2002), S. 126.

Untersuchung

137

Rechte der Erfinder oder Schriftsteller zum Sacheigentum ausgeht553. Zum anderen ist hervorzuheben, dass SCHOPENHAUER keineswegs so deutlich zwischen „geistigen“ und „immateriellen“ Gütern differenziert, wie es Kohler behauptet. SCHOPENHAUER verwendet das Adjektiv „immateriell“ lediglich als Synonym für „geistig“. Zur Frage des Autorenrechts hält SCHOPENHAUER nämlich fest: „Das Gesetz soll sein Eigenthum [das des Autors an seinem Werk], wie jedes, schützen. Das Eigenthum ist aber nicht, wie jedes andere, ein materielles, sondern ein geistiges, immaterielles“554.

„Geistig“ und „immateriell“ werden hier synonym, als Abgrenzung zu dem Begriff des „materiellen“ Eigentums verwendet. Dies zeigt zum einen, dass auch SCHOPENHAUER auf den Begriff des Eigentums zur Beschreibung des Autorenrechts zurückgriff555. Für die Theorie der Immaterialgüterrechte zeigt das Zitat zudem, dass die beiden Begriffe „immateriell“ und „geistig“ zumindest bei SCHOPENHAUER synonym verwandt wurden. Der Blick auf die Grundlagen der Lehre von den Immaterialgüterrechten zeigt damit die Nähe zum Geistigen Eigentum. Aus den hier dargelegten Argumenten folgt deshalb, dass kaum ein fassbarer Unterschied zwischen KOHLERS Theorie der Immaterialgüterrechte und der Lehre vom Geistigen Eigentum KLOSTERMANNS zu erkennen ist. Lediglich die Umbenennung des gewährten Rechts kann KOHLER zugeschrieben werden. Inhaltlich entfernt er sich jedoch nicht von der Position KLOSTERMANNS. Beide gehen von einem eigentumsähnlichen, absoluten Recht des Schöpfers an seinem geistigen Gut aus, das in Anlehnung an LOCKE auf der geleisteten (geistigen) Arbeit beruht.

553 554

555

Frauenstädt, J.: Aus Arthur Schopenhauer's handschriftlichem Nachlass (1864), S. 380f. Ebd., S. 380; Kohler zitiert eben diese Stelle Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 10, allerdings mit einer Ungenauigkeit: im Originaltext steht zwischen den letzten beiden Wörtern (wie hier) ein Komma. Dasselbe lässt Kohler aus und hebt dazu noch das Wort „immaterielles“ hervor. Auf diese Weise wird nicht sofort deutlich, dass die beiden Begriffe bei Schopenhauer als Synonym verwendet werden. Ein Aspekt, der Kohlers Ablehnung gegenüber dem Geistigen Eigentum zugute kommt. Letztendlich gilt es hier allerdings immer zu berücksichtigen, dass es sich bei Schopenhauer nicht um einen Juristen handelt. Sein Verständnis des Eigentums ist philosophisch geprägt Schopenhauer, A.: Hauptwerk (2000), S. § 63. Allgemein zur Philosophie Schopenhauers: Scholz, W.: Arthur Schopenhauer (1996), S. 7ff; biographisch: Safranski, R.: Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie (1987), S. 17ff. Zur Aktualität Schopenhauers: Malter, R.: Was ist heute an Schopenhauers Philosophie aktuell? (1996), S. 9ff. Zur Wirkungsgeschichte: Lorenz, A.: Von Freud zu Schopenhauer. Anmerkungen zu einer revolutionären Rezeptionsbeziehung zwischen Methaphysik und Psychologie an der Schwelle zur Moderne (2002), S. 193ff.

138

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Dieses Ergebnis muss in den nun folgenden vergleichenden Betrachtungen berücksichtigt werden. iii. Der rechtsvergleichende Ansatz in den Werken von Josef Kohler Auch KOHLER hat sich in seinen Werken zu den verschiedenen Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums der rechtsvergleichenden Betrachtung nicht verschlossen. Häufig finden sich zumindest kurze Ausführungen zu den Regelungen in anderen Ländern. Dabei schließt sich KOHLER nicht einfach nur einer allgemeinen Entwicklung an, die darin besteht, auf internationale Entwicklungen einzugehen. Er hält dies vielmehr für eine Selbstverständlichkeit; das Fehlen von rechtsvergleichenden Betrachtungen sieht er als grundlegenden Fehler an. Ausdrücklich stellt er dies in einer Rezension des 1881 erschienen Werkes von JOSEF VON ANDERSfest556. Da ANDERS rechtsvergleichende Betrachtungen weitgehend vernachlässigt, stellt KOHLER fest, dass „die Nichtberücksichtigung ausländischer Literatur bei unserem Stoff nicht nur als Unvollständigkeit, sondern auch als Mangel bezeichnet werden“ muss, weil hier „die Beschränkung auf die deutsche Literatur ebenso fehlerhaft (ist), als wenn man sich bei der Darstellung der mechanischen oder chemischen Technik auf die deutsche Industrie beschränken will (…)“557.

Mit „unserem Stoff“ meint KOHLER die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums. Er wirft ANDERS damit eine unvollständige Darstellung des Urheberrechts vor. Zur Veranschaulichung verweist er auf die technische Entwicklung, die auch nicht vor den Landesgrenzen Halt mache und somit ebenfalls nur international dargestellt werden könne. Gerade am Beispiel des Urheberrechts hebt KOHLER in seinem eigenen Werk die Bedeutung der Rechtsvergleichung noch einmal besonders hervor: „Das Urheberrecht ist wie ein Erfinderrecht ein Weltrecht und kann nur rechtsvergleichend behandelt werden“558. Aus der Internationalität seiner Untersuchungsgegenstände leitet er somit die Notwendigkeit zur rechtsvergleichenden Betrachtung ab. Seine rechtsvergleichende Arbeit beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums: aus der großen Zahl seiner Veröffentlichungen sei hier nur verwiesen auf sein Werk „Shakespeare vor dem Forum der Jurisprudenz“ aus dem Jahr 1883, in dem sich KOHLER mit

556 557 558

Josef von Anderes (Lebensdaten unbekannt). Anders, J. v.: Beiträge zur Lehre vom literarischen und artistischen Urheberrechte (1881), S. 1ff. Kohler, J.: Josef Freiherr von Anders, Beiträge zur Lehre vom literarischen und künstlerischen Urheberrechte (1882), Sp. 179. Kohler, J.: Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht (1907), S. VII.

Untersuchung

139

den Werken WILLIAM SHAKESPEARES hinsichtlich ihres juristischen Gehalts beschäftigt und in diesem Rahmen auch ausführlich auf diverse Rechtsordnungen eingeht559. Jedoch bleiben, trotz seiner Überzeugung von der herausragenden Bedeutung der Rechtsvergleichung, die Werke KOHLERS in ihren Ausführungen zu den Regelungen in anderen Staaten zunächst hinter dem von KLOSTERMANN zurück. Die verschiedenen Ebenen, auf denen KLOSTERMANN rechtsvergleichende Arbeit leistet, wurden an anderer Stelle bereits erörtert (vergleiche S. 38). KOHLER folgt diesem Vorbild in seinen einzelnen Werken zunächst nur zögerlich, später jedoch umfangreicher. So erscheint 1878 seine bedeutende Monographie zum Patentrecht mit dem Untertitel „systematisch bearbeitet unter vergleichender Berücksichtigung des französischen Patentrechts“560. Aufgrund der enormen Bedeutung des französischen Rechts im 19. Jahrhundert erscheint dies nicht verwunderlich. Allerdings beschränkt sich KOHLER auf das französische Recht als Vergleichsgegenstand. Verweise auf Regelungen in anderen Ländern finden sich weder mit Blick auf ihre Literatur, noch auf einzelne Beispiele und erst recht nicht auf ganze Regelungssysteme561. Im Gegensatz zu seinem drei Jahre später veröffentlichten Kommentar zu ANDERS scheint seine Überzeugung von der Notwendigkeit der Rechtsvergleichung hier noch weniger ausgeprägt zu sein. KOHLER setzt sich nicht selbst mit internationalen Regelungen des Patentrechtes auseinander. Stattdessen weist er den Leser darauf hin, dass es nicht die Aufgabe dieses Werkes sei, die früheren deutschen Patentgesetze und die internationalen Regelungen zu schildern562. Dazu möge der Leser den zweiten Band von KLOSTERMANNS Hauptwerk heranziehen, in dem die entsprechenden Regelungen beschrieben werden. KOHLERS erste Veröffentlichung zum Patentrecht hat demnach noch wenig rechtsvergleichende Inhalte. Dieser Makel seines Werkes wird erst 1900 in einer erweiterten und überarbeiteten Fassung ausgeglichen. Das „Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung“ trägt die rechtsvergleichende Herangehensweise bereits im Titel563. Hier nimmt KOHLER den rechtsvergleichenden Ansatz also ernster. In seinen Ausführungen verweist er auf die jeweiligen Regelungen in anderen Staaten, unter anderem die Vereinigten

559 560 561 562 563

Kohler, J.: Shakespeare vor dem Forum der Jurisprudenz (1883), S. 1ff; für weitere Beispiele vergleiche nur Kohler, A.: Josef-Kohler-Bibliographie (1931), S. 50ff. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 1ff. Die Ausführungen beschränken sich auf Hinweise bezüglich Frankreich, Zum Beispiel: Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 33, 35, 375. Ebd., S. 30. Kohler, J.: Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung (1900), S. 1ff.

140

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Staaten von Amerika, Großbritannien, Russland, Frankreich, aber auch Österreich und Ungarn564. Die jeweiligen rechtlichen Lösungen werden entweder kurz im Text angesprochen oder es wird in Fußnoten auf die jeweiligen Gesetze verwiesen565. Ein sich an den einzelnen Staaten orientierten Aufbau ist nicht erkennbar, auch eine Abstraktion der verschiedenen Reglungen und ihrer Konsequenzen nach heutigem Verständnis von der Rechtsvergleichung wird nicht vorgenommen. Literaturverweise finden sich im allgemeinen Schriftenverzeichnis am Ende des Werkes, allerdings ohne eine inhaltliche Aufarbeitung. Zudem erscheint der Umfang von zweieinhalb Seiten in Anbetracht der Tatsache, dass das gesamte Werke beinahe 1000 Seiten umfasst, recht knapp gehalten566. Auch andere Veröffentlichungen KOHLERS enthalten rechtsvergleichende Ausführungen. 1884 erschien zum Beispiel ein Werk zum Markenschutz, das schon im Untertitel deutlich macht, dass ausländische Gesetzgebungen berücksichtigt wurden und dabei besondere „Rücksicht auf die englische, angloamerikanische, französische, belgische und italienische Jurisprudenz“ genommen werde567. Es findet sich hier ein etwas umfangreicheres Literaturverzeichnis, das vor allem internationale Werke zum Gegenstand hat568. Zur Ergänzung sind zwei Urteile aus der Schweiz sowie das eines österreichischen Gerichts zum Markenschutz abgedruckt569. Und auch in inhaltlicher Hinsicht wird die internationale Literatur herangezogen und auf abweichende Regelungen im Text wie auch in den Fußnoten eingegangen570. Im Rahmen des Werkes das „Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht“ beschränken sich die rechtsvergleichenden Hinweise zumeist wieder auf Verweise in Fußnoten. Hier wird auf ausländische Literatur und Urteile kurz eingegangen571. Die Behandlung des Musterrechts durch KOHLER 1909 weist dagegen deutlich rechtsvergleichende Züge auf572. Nicht nur, dass hier zum Schluss ausdrücklich auf zwischenstaatliches Recht eingegangen wird573. Es erfolgt auch

564 565 566 567 568 569 570 571 572 573

Kohler, J.: Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung (1900), S. 31ff. Ebd., S. 89ff. Ebd., S. 961. Kohler, J.: Das Recht des Markenschutzes (1884), S. 1ff. Ebd., S. VIIff. Ebd., S. 540ff. Beispiel: Ebd., S. 120, 373. Beispiel: Kohler, J.: Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht (1907), S. 129, 132, 178. Kohler, J.: Musterrecht (1909), S. 1ff. Ebd., S. 152ff.

Untersuchung

141

eine überblicksartige Darstellung der geltenden Regelungen zum Musterrecht im internationalen Bereich574. Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass sich auch bei KOHLER ein deutlicher rechtsvergleichender Ansatz feststellen lässt. In seinen Veröffentlichungen ist dabei eine Weiterentwicklung zu erkennen. Nachdem rechtsvergleichende Hinweise zu Beginn nur hinsichtlich des benachbarten Frankreichs erfolgten, weitet sich der Ansatz sowohl in Bezug auf die Anzahl der Länder als auch auf den inhaltlichen Umfang immer deutlicher aus. Während KOHLER noch im ersten Werk in inhaltlicher Hinsicht bezüglich des Patentrechts auf die Ausführungen von KLOSTERMANN verweisen musste, gleichen sich die Darstellungen in den späteren Veröffentlichungen immer stärker an. Das Werk KLOSTERMANNS gerät dabei jedoch nicht in Vergessenheit, ein Verweis – zumindest im Rahmen des Literaturverzeichnisses – findet sich auch in den späteren Werken von KOHLER. Damit besteht auch hier eine Verbindung zwischen den Autoren, die auf eine gewisse Beeinflussung schließen lässt. c. Die gemeinsame Darstellung in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum 1) Überblick über die vergleichbaren Werke, denen eine gemeinsame Darstellung zugrunde liegt KLOSTERMANNS Ansatz, die verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums in seinem Hauptwerk gemeinsam darzustellen, stellt 1867 eine Neuerung dar (vergleiche S. 117). Die Rezensenten seines Werkes heben gerade diesen Aspekt in besonderem Maße hervor. Der Ansatz kann sich in den darauffolgenden Jahren, zumindest teilweise, durchsetzen. Eine Vielzahl von Autoren verarbeitet die grundlegende Idee KLOSTERMANNS in unterschiedlichem Umfang. Dies unterstreicht die bereits festgestellte Vorreiterrolle noch. Während es vor 1867 höchstens zu Andeutungen hinsichtlich der Gemeinsamkeiten der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums gekommen war, äußerte sich nach 1867 eine zunehmende Anzahl von Autoren explizit zu der Frage der Zusammengehörigkeit der Rechtsgebiete. Die erschienenen Werke, die die gemeinsame Darstellung zum Gegenstand haben, lassen sich dabei in zwei Gruppen einteilen. Zum einen sind Autoren zu finden, die wie KLOSTERMANN von einer grundsätzlichen Gemeinsamkeit der verschiedenen Rechtsgebiete aufgrund ihres theoretischen Verständnisses als Geistiges Eigentum ausgehen. Diese Auffassung der Zusammengehörigkeit führt zwar nicht zwingend zu der Veröffent-

574

Kohler, J.: Musterrecht (1909), S. 13ff.

142

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

lichung eines Sammelwerkes nach dem Vorbild KLOSTERMANNS, die Autoren widmen sich vielmehr nur einem Rechtsgebiet in ihrer Darstellung. Dennoch beziehen sie zu der Frage der Gemeinsamkeit ausdrücklich Stellung und stellen auf diese Weise eine Verbindung zum Werk KLOSTERMANNS her. Zu dieser Gruppe sind allerdings auch solche Autoren zu zählen, die jegliche Theorie, die von Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Rechtsgebieten (zum Beispiel die Immaterialgüterrechtstheorie, die Theorie des Geistigen Eigentums) ausgeht, ablehnen. Eine solche Theorie ist jedoch Voraussetzung für Schlussfolgerungen hinsichtlich der Gemeinsamkeit der Rechtsgebiete. Sieht man in der Erteilung eines Patents oder eines Urheberrechts zum Beispiel lediglich ein Privileg und verneint damit ein dahinterstehendes, allgemeines Recht des Schöpfers an seinem geistigen Gut, so stellt sich die Frage nach dem Gemeinsamkeiten grundsätzlich nicht. Setzen sich Autoren, die dieser Ansicht sind, dennoch mit der Frage den Gemeinsamkeiten auseinander, so deutet das auf ihre zunehmende Bedeutung in der wissenschaftlichen Diskussion nach KLOSTERMANN hin. Dieser ersten Gruppe stehen Werke gegenüber, deren Autoren sich nicht nur oberflächlich mit der Frage nach den Gemeinsamkeiten der verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums auseinandersetzen, sondern diesen Ansatz nach dem Vorbild KLOSTERMANNS auch in die Tat umsetzen. Sie beschränken sich in ihren Darstellungen nicht nur auf ein Rechtsgebiet, sondern stellen zwischen mehreren einen Zusammenhang her. Der Verbindung zu KLOSTERMANN tritt in diesen Werken noch stärker zu Tage. Ein Beispiel für einen Autor der ersten Gruppe ist JOSEF ROSENTHAL575. Dieser, ein Weggefährte KLOSTERMANNS in den Bestrebungen um die Anerkennung des Patentrechtes, weist in seinem Werk darauf hin, dass, nachdem in der internationalen Wissenschaft die Vergleichbarkeit bereits anerkannt sei und KLOSTERMANN sie in seinem Werk auf die deutschen Verhältnisse zutreffend angewandt habe, es nun an der Zeit sei, dass auch der deutsche Gesetzgeber die Grundsätze beherzige576. Er halte diesen Weg für „einfach und richtig“577. Schwerpunkt der Arbeit ist eindeutig das Patentrecht, jedoch bezieht der Autor hier auch deutlich Stellung zu KLOSTERMANN und seinem systematischen Ansatz der gemeinsamen Darstellung. Ebenfalls Beispiele für eine nur kurze Andeutung der Problematik und damit für die erste Gruppe sind die Werke von PAUL VON BECK-MANNAGETTA, OTTO VON GIERKE, ERNST GÖPEL und anderen 578. In ihnen wird auf das Werk

575 576 577 578

Josef Rosenthal (Lebensdaten unbekannt). Rosenthal, J.: Der Erfindungsschutz vor dem Forum der gesetzgebenden Faktoren (1873), S. 18f. Ebd., S. 19. Die Lebensdaten Paul von Beck-Mannagetta und Ernst Göpel sind nicht überliefert. Beck-Mannagetta, P. v.: Das österreichische Patentrecht (1893), S. 6ff; Gierke, O.

Untersuchung

143

KLOSTERMANNS nicht immer ausführlich, aber doch zumindest in Fußnoten eingegangen. Auf diese Weise wird deutlich, dass sich die Autoren mit dem hier zu untersuchenden Hauptwerk auseinandergesetzt haben und eine Beeinflussung durch dasselbe nicht auszuschließen ist579. Auch wenn sie sich einer komplexeren gemeinsamen Darstellung verschließen, gehen sie auf die Frage der Gemeinsamkeiten zumindest oberflächlich ein. So wendet GIERKE auf alle hier fraglichen Rechtsgebiete den Oberbegriff des „Urheberrechts“ an. Dies sei das Recht eines Schöpfers an seinem Geisteswerk. Ein solches sei ein durch Formgebung individualisierter Gedankeninhalt. Dieser Gedankeninhalt könne dabei dem Gebiet der Wissenschaft, der Kunst oder der Technik angehören580. Eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Rechtsgebieten erfolgt demnach zunächst nicht. Zu den Autoren, die eigentlich Gemeinsamkeit der verschiedenen Rechtsgebiete ablehnen, die Frage aber dennoch ausführlicher diskutieren zählt ALFRED SIMON. Dieser wendet sich ausdrücklich gegen jede Vorstellung eines Geistigen Eigentums. Er bejaht zwar insofern Gemeinsamkeiten zwischen den Urheberund den Patentrechten, als dass ihnen beiden ein gemeinsamer Schutzzweck zugrunde liegt581. Ziel sei es jeweils den schöpferischen Gedanken zu schützen. Eine verallgemeinerungsfähige, grundlegende Theorie leitet er aus diesem Gedanken allerdings nicht ab, sondern wendet sich vielmehr ausdrücklich gegen die Theorie vom Geistigen Eigentum beziehungsweise die Immaterialgüterrechtslehre582. SIMON hebt den grundsätzlichen Unterschied zwischen Urheberrechten und Patentrechten hervor: seiner Ansicht nach wichen die Mittel der Herstellung zu stark voneinander ab583. Trotz dieser expliziten Differenzierung geht SIMON kurz auf die Frage der Gemeinsamkeiten ein. Dieser müsste er sich – seinem theoretischen Verständnis nach – gar nicht stellen. Konsequent wird demnach auch eine Gemeinsamkeit der verschiedenen Rechtsgebiete abge-

579

580

581 582 583

v.: Deutsches Privatrecht (1895), S. 748ff; Göpel, E.: Über Begriff und Wesen des Urheberrechtes (1881), S. 9, 11, 15ff; Nolte, L.: Die Reform des deutschen Patentrechts (1890), S. 3ff; Osterrieth, A.: Altes und Neues zur Lehre vom Urheberrecht (1892), S. 78ff. Beck-Mannagetta, P. v.: Das österreichische Patentrecht (1893), S. 5 zu Band I und S. 79 zu Band II; Gierke, O. v.: Deutsches Privatrecht (1895), S. 750; Göpel, E.: Über Begriff und Wesen des Urheberrechtes (1881), S. 10ff; Göpel, E.: Über Begriff und Wesen des Urheberrechtes (1881), S. 153 (Band II); Osterrieth, A.: Altes und Neues zur Lehre vom Urheberrecht (1892), S. 83. Gierke, O. v.: Deutsches Privatrecht (1895), S. 749; der Autor vertritt im Übrigen auch die Theorie des Geistigen Eigentums, solange die sich hieran knüpfenden „theoretischen Irrtümer“ vermieden würden, Gierke, O. v.: Deutsches Privatrecht (1895), S. 750. Alfred Simon (Lebensdaten unbekannt).Simon, A.: Der Patentschutz (1891), S. 4. Simon, A.: Der Patentschutz (1891), S. 1f. Ebd., S. 4.

144

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

lehnt584. Das Eingehen auf die Frage weist dennoch auf ihre zunehmende Bedeutung hin, die auch durch das Werk KLOSTERMANNS hervorgerufen wurde. Intensiver wird die Auseinandersetzung mit dem Ansatz der gemeinsamen Darstellung der verschiedenen Rechtsbereiche des Geistigen Eigentums in Arbeiten geführt, die sich in konsequenter Umsetzung der zugrundeliegenden Auffassung nicht nur einem einzigen Rechtsgebiet zuwenden, also der zweiten hier gebildeten Gruppe angehören. Eine deutliche Übereinstimmung mit dem Werk KLOSTERMANNS zeigt sich im „Deutsche(n) Urheber- und Erfinderrecht“ von ERWIN RIEZLER585. Das Werk ist ebenfalls auf zwei Bände angelegt, allerdings ist nur der erste Band erschienen. Bereits der Titel hebt deutlich hervor, dass es sich um eine Abhandlung der verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums handelt. Tatsächlich umfassen die Ausführungen RIEZLERS das Urheberrecht an literarischen, musikalischen Werken, sowie an Werken der bildenden Kunst und Fotographien. Dem Patentrecht sowie den Geschmacksmustern sollte sich in einem zweiten Band gewidmet werden. Die Themengebiete entsprechen damit weitgehend denen KLOSTERMANNS. Auch die Aufteilung auf zwei Bände entspricht inhaltlich der Darstellung aus Bonn. RIEZLER vermeidet jedoch den Begriff des Geistigen Eigentums, wie auch den der Immaterialgüterrechte. Seiner Ansicht nach sind sie zu sehr mit juristischen Wertungen belastet586. Vorzugswürdig erscheint aus seiner Sicht, den Begriff des Urheberrechts in einem erweiterten Verständnis zu verwenden. „Urheberrecht“ wird demnach als Überbegriff für die bearbeiteten Rechtsgebiete verwendet587. Abstrakt formuliert, erfasst dieses Urheberrecht die Befugnis, über die Ergebnisse des geistigen Schaffens in bestimmter Weise ausschließlich zu verfügen. Dieser Ansatz rechtfertige sich vor dem Hintergrund, dass es genauso ermöglicht werden müsse, die Früchte der geistigen Arbeit zu nutzen, wie die der körperlichen Arbeit. Darüber hinaus kann auch dieses erweiterte Verständnis der „Urheberrechte“ die Nähe zu der Theorie des Geistigen Eigentums nicht vollends ablegen. Denn RIEZLER betont ausdrücklich, dass das Urheberrecht eine „absolute Herrschaft“ über unkörperliche Gegenstände gebe, wie das Sachenrecht die Herrschaft über körperliche Sachen588. Die Verbindung zum Eigentumsrecht an Sachen wird also durchaus hergestellt.

584 585

586 587 588

Simon, A.: Der Patentschutz (1891), S. 4. Erwin Riezler (1873–1953). Deutscher Jurist. Er habilitierte sich 1900 in München für bürgerliches und römisches Recht. Ausführlich: Duve, T.: Riezler, Erwin (1952), S. 616f. Riezler, E.: Deutsches Urheber- und Erfinderrecht (1909), S. 1ff. Riezler, E.: Deutsches Urheber- und Erfinderrecht (1909), S. 2. Ebd., S. 2. Ebd., S. 10f.

Untersuchung

145

Die Arbeit RIEZLERS ähnelt somit hinsichtlich des systematischen Herangehens, der Aufteilung der Rechtsgebiete und auch in inhaltlicher Hinsicht der von KLOSTERMANN. Auf dieses Werk weist der Autor auch ausdrücklich hin. Zum einen erfolgte eine wiederholte Auseinandersetzung in Fußnoten589. Zum anderen wird im Rahmen einer Literaturschau ausdrücklich auf die systematische Darstellung KLOSTERMANNS verwiesen590. Auch PAUL DAUDE geht wie RIEZLER von einem erweiterten Verständnis des Begriffs des Urheberrechts aus591. Als Überbegriff verwendet er es für die Rechte an Kunstwerken, Büchern, Musik und Theaterstücken, für das Patentrecht, den Marken- und Musterschutz, sowie für die Rechte an Fotographien. Seine Darstellung umfasst auch diese Rechtsgebiete. Dabei kritisiert auch DAUDE den Begriff des Geistigen Eigentums. Derselbe sei irreführend, da Eigentum nur an körperlichen Dingen bestehen könne592. Dessen ungeachtet ergebe sich jedoch in allen Fällen die Notwendigkeit, den Urheber eines geistigen Erzeugnisses gegen unbefugte Vervielfältigung und Verwertung zu schützen593. Auch dieses Werk spiegelt demnach einige der Ansätze KLOSTERMANNS wider. Auf sein Hauptwerk wird ebenfalls ausdrücklich verwiesen, so dass zumindest davon ausgegangen werden kann, dass DAUDE das Werk KLOSTERMANNS bekannt gewesen ist594. Früher noch als das Werk von DAUDE erschien das „Handbuch des Deutschen Privatrechts“ von OTTO STOBBE595. In Ablehnung des Begriffs des Geistigen Eigentums, hält auch dieser einen erweiterten Begriff des Urheberrechts für vorzugswürdig. In dem dritten Band seines insgesamt fünfbändigen Handbuchs stellt der Autor die verschiedenen Rechtsgebiete, wie etwa das Urheberrecht im engeren Sinn oder auch das Patentrecht dar. Dabei bleibt es allerdings bei einer oberflächlichen Beschreibung: Der gesamte Abschnitt umfasst nicht mehr als 58 Seiten. Jedoch findet selbst in diesem begrenzten Rahmen eine

589 590 591

592 593 594 595

Zum Beispiel: Riezler, E.: Deutsches Urheber- und Erfinderrecht (1909), S. 9. Ebd., S. 7. Paul Daude (1851–1913). Deutscher Jurist. Er war unter anderem Mitglied der königlich preußischen literarischen, künstlerischen und gewerblichen Sachverständigenvereine. Ausführlich: Killy, W.: Deutsche Biographische Enzyklopädie (1995), S. 449. Daude, P.: Lehrbuch des deutschen litterarischen, künstlerischen und gewerblichen Urheberrechts (1888), S. 10ff. Daude, P.: Lehrbuch des deutschen litterarischen, künstlerischen und gewerblichen Urheberrechts (1888), S. 12. Ebd., S. 1. Ebd., S. 1, 235. Johann Ernst Otto Stobbe (1831–1887). Deutscher Jurist. Er war unter anderem als Professor an den Universitäten Königsberg, Breslau und Leipzig tätig. Ausführlich: Landsberg, E.: Stobbe, Johann Ernst, S. 262ff. Stobbe, O.: Handbuch des deutschen Privatrechts (1898), S. 1ff.

146

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Auseinandersetzung im Hinblick auf Einzelfragen mit dem Werk KLOSTERMANNS in Fußnoten wie auch im Text selbst statt596. CARL CROME wählt dagegen in seinem „System des

Deutschen Bürgerlichen Rechts“ einen anderen Oberbegriff597. Anschließend an die von KOHLER entwickelte Theorie der Immaterialgüterrechte, beschreibt er die verschiedenen Rechtsgebiete unter dieser Überschrift598. Hierbei differenziert er allerdings noch einmal unter Rückgriff auf den erweiterten Urheberrechtsbegriff, den bereits RIEZLER verwandt hat. Denn die erweiterten Urheberrechte stellen nach CROME eine Untergruppe der Immaterialgüterrechte dar. Daneben ständen noch die gewerblichen Zeichenrechte. Diese wiederum erfassten vor allem das Markenrecht, während der erweiterte Begriff der Urheberrechte die Werke der Literatur und Tonkunst, der bildenden Kunst, Fotos und Geschmacksmuster, sowie die hier so bezeichneten gewerblich technische Urheberrechte (Patentrecht) erfassen. Eine solche gemeinsame Darstellung liegt in dem sehr offenen Verständnis des Autors von dem Begriff der Immaterialgüterrechte begründet: er hält fest, dass jedes Geistesprodukt einer bestimmten Art ein Immaterialgüterrecht nach sich ziehen könne599. Auch in diesem Werk wird also die Idee der gemeinsamen Darstellung, die auch bei KLOSTERMANN zu finden ist, erkennbar. CROMES persönliche Wertschätzung der systematischen Darstellung KLOSTERMANNS als „hervorragend“ unterstreicht die Verbindung zwischen den beiden600. Zusammenfassend ist also folgendes festzuhalten: Der Ansatz der gemeinsamen Darstellung, der 1867 als Neuentwicklung zu bezeichnen ist, breitet sich in den folgenden Jahren weiter aus. Es äußern sich vermehrt Autoren zu dieser grundsätzlichen Frage und die Behandlung beschränkt sich nicht mehr nur auf Andeutungen, wie in den Veröffentlichungen vor 1867. Auch erscheinen im Laufe der Zeit einige Werke, die in ihrem Aufbau dem KLOSTERMANNS sehr ähnlich sind. Hier werden die Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums nicht nur festgestellt, sondern die Feststellung wird auch in die Tat umgesetzt. Es entstehen Sammelwerke, die die Darstellung von mehreren Rechtsgebieten vereinen. Der neue Zugang zu den Problemen des Geistigen Eigentums wird damit weiter verbreitet.

596 597

598 599 600

Stobbe, O.: Handbuch des deutschen Privatrechts (1898), S. 9, 10, 22. Carl Crome (1859–1931). Deutscher Jurist. Bonner Professor, der sich vor allem der Rechtsvergleichung widmete. Eine persönliche Verbindung zu Klostermann bestand allerdings nicht, da Crome erst 1899, also Jahre nach dem Tod Klostermanns nach Bonn kam. Ausführlich Hubmann, H.: Crome, Friedrich Theodor Carl (1952), S. 421f. Crome, C.: System des Deutschen Bürgerlichen Rechts (1908), S. 1ff. Ausführlich zur Theorie der Immaterialgüterrechte nach Kohler vergleiche S. 129ff. Crome, C.: System des Deutschen Bürgerlichen Rechts (1908), S. 3. Ebd., S. 1.

Untersuchung

147

Dabei ist in den meisten Werken ein Hinweis auf das hier zu untersuchende Hauptwerk, „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“, zu finden. Verweise in Fußnoten oder Hinweise im Text lassen darauf schließen, dass die jeweiligen Autoren sich mit dem Werk auseinandergesetzt haben und damit auch mit den hier herausgearbeiteten systematischen Ansätzen in Berührung gekommen sind. Auch wenn nicht immer ein direkter Zusammenhang bestehen muss, so bleibt es dennoch auffällig, dass ein vergleichbares Werk nicht vor 1867 erschienen ist. Eine Beeinflussung der später erschienen Arbeiten ist damit wahrscheinlich. Gegen die Annahme einer Beeinflussung von Veröffentlichungen nach 1867 durch das Werk KLOSTERMANNS spricht nicht, dass die hier aufgezeigten Werke in zeitlich recht großem Abstand und in nur überschaubarer Zahl erschienen. Dafür könnte es verschiedene Gründe geben. Zunächst muss immer beachtet werden, dass es sich bei den Rechtsgebieten, die hier unter dem Begriff des Geistigen Eigentums zusammengefasst werden, trotz ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung um Randgebiete handelt. Weiterhin kann nicht davon ausgegangen werden, dass jeder Wissenschaftler, der sich als Experte auf einem der Rechtsgebiete bezeichnen konnte, auch in den anderen Bereichen ebenso qualifiziert war. Die gesammelte Abhandlung setzt aber für eine verantwortungsvolle Bearbeitung die Qualifikation in allen Bereichen voraus. Nicht zuletzt muss in dieser Hinsicht auch auf den deutlich erhöhten Arbeitsaufwand hingewiesen werden, den ein solches Vorgehen mit sich bringt. Mehrere Rechtsgebiete abschließend zu erarbeiten bedeutet – allein im Hinblick auf die zu erfassende Literatur – einen erheblichen Zeitaufwand. Hierbei muss auch berücksichtigt werden, dass bereits erschienene Werke, die in dieser Art und Weise vorgehen, durch ihre – wenn auch nicht immer fehlerfreie, aber grundsätzlich doch umfassende - Abhandlung des Stoffes eine direkt nachfolgende Veröffentlichung mit demselben Inhalt wenig attraktiv erscheinen lassen. Zu bedenken ist auch, dass – abgesehen von systematischen Gesamtansätzen, wie sie hier aufgezeigt werden – solche Sammelwerke aufgrund ihres Umfangs weniger Raum für eine vertiefende Behandlung von Einzelfragen lassen. Damit sind sie kaum für eine differenzierende, wissenschaftlich fundierte Analyse geeignet, die dem Autor für ein bestimmtes Rechtsgebiet zu besonderer Anerkennung verhelfen könnte. Die Zahl und Frequenz der erschienen Literatur, die ebenfalls den Ansatz einer gemeinsamen Darstellung aufweist, steht somit nicht der Annahme entgegen, dass die jeweiligen Autoren durch das Werk KLOSTERMANNS in ihrer Herangehensweise beeinflusst wurden. Es kann insofern von einer Vorreiterrolle hinsichtlich der gemeinsamen Darstellung gesprochen werden.

148

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

2) Der Ansatz der gemeinsamen Darstellung in den Werken Josef Kohlers Ein Werk, das die verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums vereint und aus dieser gemeinsamen Darstellung seinen besonderen Nutzen zieht, findet sich in der langen Veröffentlichungsliste von KOHLER nicht. Es existiert damit kein Werk, das direkt mit dem hier zu untersuchenden Hauptwerk verglichen werden könnte. Es wäre dennoch verfehlt, bereits daraus zu schließen, dass sich bei KOHLER keinerlei Ansätze einer gemeinsamen Darstellung finden ließen. Trotz des Fehlens einer in sich geschlossenen Darstellung nach dem Vorbild KLOSTERMANNS lassen sich auch in den wissenschaftlichen Arbeiten KOHLERS Ansätze einer gemeinsamen Darstellung erkennen. Dazu müssen seine einzelnen, zeitlich einander nachfolgenden Veröffentlichungen zusammengefasst betrachtet werden. Für eine gemeinsame Darstellung unerlässlich ist dabei das zugrundeliegende theoretische Verständnis. Diesbezüglich kann KOHLERS Theorie der Immaterialgüterrechte, ebenso wie auch die Theorie des Geistigen Eigentums, als geeignete Grundlage angesehen werden. Beide Ansätze gehen davon aus, dass dem Schöpfer eines geistigen Gutes ein Recht daran zusteht und ordnen diese Rechte – ausgehend von einer gemeinsamen Grundlage – in verschiedene Kategorien ein. Nach dem Verständnis KOHLERS ist zwischen den Rechten an körperlichen Gütern und den Rechten an unkörperlichen Gütern zu unterscheiden601. Letztere sind nach der Theorie der Immaterialgüterrechte genauso wie erstere zu schützen. Innerhalb der Gruppe der Rechte an unkörperlichen Gütern ist zwischen den technischen und den künstlerischen Gedankengebilden zu unterscheiden. Technische Gedankengebilde sind beispielsweise das Erfinder- und das Gebrauchsmusterrecht. Künstlerische Gedankengebilde erfassen das Autoren- und das Kunstwerkrecht. Trotz dieser Differenzierung bilden die genannten Rechte nach Auffassung KOHLERS eine gemeinsame Gruppe. Die Theorie der Immaterialgüterrechte bildet damit eine ausreichende theoretische Grundlage für eine gemeinsame Darstellung der einzelnen Rechtsgebiete. Ihre Zusammengehörigkeit ist wie beim Geistigen Eigentum logische Konsequenz des dahinterstehenden Schutzanspruchs. Im Abstand von einigen Jahren veröffentlichte KOHLER Werke zum Patentrecht, zum Autorrecht, zum Markenschutz, zum literarischen und artistischen Urheberrecht, Kunstwerkrecht und zum Musterrecht602. Seine vielfältige Verfassertätigkeit hat diese enorme Bandbreite hervorgebracht. Damit hat KOHLER

601 602

Dies und das Folgende aus Kohler, J.: Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht (1907), S. 28. Eine Übersicht gibt Kohler, A.: Josef-Kohler-Bibliographie (1931), S. 58ff.

Untersuchung

149

zu jedem hier relevanten Rechtsgebiet eine Veröffentlichung vorzuweisen603. Betrachtet man die Veröffentlichungen im Zusammenhang, so ergibt sich eine inhaltliche Übereinstimmung mit den im Werk von KLOSTERMANN behandelten Themen. Bei einer solchen Betrachtung der einzelnen Werke im Zusammenhang handelt es sich zudem um eine Betrachtungsweise, die auch dem Verständnis des Autors entspricht. Dies wird beispielsweise an der Einleitung des „Deutschen Patentrechts“, seines ersten Werkes auf diesem Gebiet, deutlich: „Sollte sich das Werk bewähren, so gedenke ich in Bälde, die übrigen Immaterialrechte und zwar zunächst das Recht an dramatischen, musicalischen und dramatisch-musicalischen Werken in ähnlicher Weise zu behandeln“604.

Hier wird deutlich, dass sich der Autor mit seiner Darstellung des Patentrechtes lediglich am Beginn einer Reihe von Veröffentlichungen sieht, die in inhaltlicher Hinsicht zusammengehörig sind. 1880 erschien daraufhin „Das Autorrecht“. Darauf nahm Kohler 1892 Bezug, als er in seinem Werk „Das literarische und artistische Kunstwerk“ festhielt: „Seit der Zeit meines Autorrechts war ich bestrebt, das immaterielle Ding, an dem das Autorrecht besteht, näher zu fassen, seine Eigenschaften zu erforschen, und seine charakteristischen Merkzeichen zu lernen“605.

Die verschiedenen Werke stehen somit in einer inhaltlichen Verbindung zueinander. Deshalb können die verschiedenen Veröffentlichungen KOHLERS durchaus als eine mit dem Werk KLOSTERMANNS vergleichbare gemeinsame Darstellung angesehen werden. Betrachtet man die nacheinander folgenden Veröffentlichungen demnach gemeinsam, so muss zunächst festgestellt werden, dass KOHLER auf diese Weise die Bearbeitung eines insgesamt umfangreichen Rechtsgebietes gelingt. Allerdings ist hervorzuheben, dass ein solches Vorgehen der separaten Veröffentlichung einzelner Bände nacheinander nicht dieselben Vorteile mit sich bringt wie die tatsächliche gemeinsame Darstellung in den zwei Bänden von KLOSTERMANN. Im Vergleich als nachteilig erweist sich erstens, dass in den einander nachfolgenden Werken kein einheitliches Konzept zu erkennen ist. Ein in sich geschlossenes Werk hat als solches bereits eine stärkere Überzeugungskraft als mehrere Einzelbände. Wie bereits dargestellt wurde (vergleiche S. 75), entwi-

603 604 605

Vergleiche hierzu Kohler, A.: Josef-Kohler-Bibliographie (1931), S. 58ff. Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. VI. Kohler, J.: Das Autorrecht: eine civilistische Abhandlung (1880), S. 1ff; Kohler, J.: Das literarische und artistische Kunstwerk und sein Autorschutz (1892), S. 3.

150

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

ckelt KLOSTERMANN eine einheitliche Definition und fügt an diese die Darstellung der einzelnen Rechtsgebiete an. Insofern basiert die Darstellung auf einer einheitlichen Grundlage. Die Untersuchung der einzelnen Rechtsgebiete erfolgt konsequenterweise auch nach einheitlichen Maßstäben und teilweise zudem in ähnlichem Aufbau. Es zeigt sich hier das Konzept eines immer ähnlichen Aufbaus. Auf diese Weise wird dem Rezipienten das Verständnis deutlich erleichtert, Zusammenhänge können aufgezeigt und Unterschiede in besonderem Maße hervorgehoben werden. Die Vorteile eines einheitlichen Konzeptes und hieraus folgenden Aufbaus haben die Darstellungen KOHLERS nicht. Dies wird bereits daran deutlich, dass seine Bände zumeist einem jeweils unterschiedlichen Aufbau folgen. So gliedert sich das „Deutsche Patentrecht“ einem Lehrbuch ähnlich in verschiedene Abschnitte, die von der Entstehung bis zur Durchsetzung der Rechte des Erfinders auf alle wesentlichen Aspekte eingehen, wobei grundsätzlich zwischen materiellem und formellem Patentrecht unterschieden wird606. Das hierauf folgende „Autorrecht“ ist dagegen lediglich in einzelne Paragraphen unterteilt, die ohne Überschriften aufeinander folgen607. Es handelt sich hierbei eher um ein Traktat als um eine systematische Durchdringung der Materie. Dagegen gestaltet sich das Werk zum Markenschutz wieder deutlich übersichtlicher: auch hier wird zwischen materiellem und formellem Markenschutz unterschieden und in eigenen Abschnitten auf prozessuale Fragen eingegangen608. Damit liegt eine Ähnlichkeit mit dem „Deutschen Patentrecht“ vor. Von diesem Aufbau weichen die „juridisch - ästhetischen“ Studien zum literarischen und künstlerischen Urheberrecht allerdings ab609. Hier wird lediglich zwischen den einzelnen Schutzgegenständen unterschieden, ohne jedoch die hieraus resultierenden Rechte näher zu beschreiben. Auch die folgenden Veröffentlichungen zum „Kunstwerkrecht“ und Musterrecht greifen die Unterscheidung in formelles und materielles Recht nicht auf und folgen eigenen Gliederungen610. Somit zeigt sich, dass Art und Umfang der Bearbeitung der einzelnen Rechtsgebiete deutlich auseinandergehen. KOHLER strebt zwar an, Abhandlungen zu allen Gebieten zu veröffentlichen. Die systematische Durchdringung des Stoffes, die auch eine einheitliche Herangehensweise voraussetzt, wird hierbei allerdings nicht in jeder Hinsicht erreicht. Nicht nur der Umstand, dass die Werke zeitlich nacheinander erschienen sind, sondern auch die Tatsache, dass sie eben keinem

606 607 608 609 610

Kohler, J.: Deutsches Patentrecht (1878), S. 1ff. Kohler, J.: Das Autorrecht: eine civilistische Abhandlung (1880), S. 1ff. Kohler, J.: Das Recht des Markenschutzes (1884), S. 1ff. Kohler, J.: Das literarische und artistische Kunstwerk und sein Autorschutz (1892), S. 1ff. Kohler, J.: Kunstwerkrecht (1908), S. 1ff; Kohler, J.: Musterrecht (1909), S. 1ff.

Untersuchung

151

einheitlichen Aufbau und Untersuchungsansatz folgen, erschwert das Aufzeigen von Zusammenhängen und die Herausarbeitung von Unterschieden. Zweitens erweist sich als nachteilig, dass die einzelne Veröffentlichungen über Jahrzehnte hinweg erschienen sind. Der zu untersuchende Stoff entwickelt sich, wie auch das Verständnis der Wissenschaft, im Laufe der Zeit weiter. Dieser Umstand ist für gemeinsame Darstellungen, die einen einheitlichen Entwicklungsstand voraussetzen, hinderlich. Als Beispiel sei nur auf die Auffassung KOHLERS hinsichtlich der persönlichkeitsrechtlichen Aspekte der Immaterialgüterrechte hingewiesen. Sein diesbezügliches Verständnis unterlief im Laufe der Jahre einen nicht unerheblichen Wandel (von Ablehnung zu Beginn, zu Akzeptanz zum Schluss). Der persönlichkeitsrechtliche Aspekt bildet jedoch einen wesentlichen Bestandteil des Verständnisses vom Schutz geistiger Güter. Dessen Änderung muss sich auch in den nachfolgenden Veröffentlichungen widerspiegeln611. Hier erweist es sich als nachteilig, ein Rechtsgebiet wie das des Geistigen Eigentums in aufeinanderfolgenden Einzelveröffentlichungen zu erfassen, statt in einer gemeinsamen Darstellung nach dem Vorbild KLOSTERMANNS. Die Weiterentwicklung der Forschung erweist sich hier als hinderlich für eine einheitliche Beschreibung. Insofern kann nicht angenommen werden, dass die Veröffentlichungsreihe von KOHLER in jeder Hinsicht der gemeinsamen Darstellung KLOSTERMANNS entspricht. Eine Serie von Veröffentlichungen, die das Gebiet des Geistigen Eigentums abdecken, ist einer gemeinsamen Darstellung gegenüber im Nachteil. Darüber hinaus kann nicht hinreichend genau bestimmt werden, inwieweit KOHLER durch KLOSTERMANN beeinflusst wurde. In der Untersuchung des rechtsvergleichenden Ansatzes wurde bereits festgestellt, dass KOHLER das hier zu untersuchende Hauptwerk zwar grundsätzlich bekannt war. Eine Umsetzung des hierin enthaltenen Ansatzes der gemeinsamen Darstellung lässt sich bei KOHLER allerdings wie soeben festgestellt nur bei zusammenfassender Betrachtung der nacheinander folgenden Veröffentlichungen feststellen. Ein direkter Verweis findet sich nicht. Zusammenfassend kann damit hinsichtlich der gemeinsamen Darstellung im Werk KOHLERS festgehalten werden, dass sich eine solche hier nur bedingt aufzeigen lässt. Eine diesbezügliche Beeinflussung durch die Veröffentlichung KLOSTERMANNS erscheint zweifelhaft.

611

Einen eigenen Abschnitt nimmt das Persönlichkeitsrecht zum Beispiel: 1908 in den Ausführungen zu Kunstwerken ein Kohler, J.: Kunstwerkrecht (1908), S. 137ff.

152

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

d. Der Allgemeine Teil in den Abhandlungen zum Geistigen Eigentum 1) Überblick über die vergleichbaren Werke, die einen Allgemeinen Teil bilden KLOSTERMANN beschränkt sich in seinem Werk nicht nur auf die verbindende Darstellung, sondern erarbeitet darüber hinaus einen Allgemeinen Teil. Nach Aufstellung einer allgemeinen Definition subsumiert er einzelne Rechtsgüter (Schriften et cetera) unter diese und widmet sich neben den Gegenständen auch den Fragen der Entstehung und der Endigung der jeweiligen Rechte. Da es vor 1867 kaum systematische Ausarbeitungen im Sinne einer gemeinsamen Darstellung gab, konnte sich hieraus auch kein Allgemeiner Teil entwickeln (vergleiche S. 123). Nachdem jedoch nach 1867 einige Autoren dem Vorbild KLOSTERMANNS folgten und sich der gemeinsamen Darstellung widmeten, lag auch die Herausarbeitung eines Allgemeinen Teils näher. Somit sind auch im Zeitraum nach 1867 einige Werke erschienen, die einen Allgemeinen Teil bilden, um bestimmte Ausführungen „vor die Klammer“ zu ziehen. Einen solchen Allgemeinen Teil könnte das Werk von BECK-MANNAGETTA enthalten. Er geht immerhin auch von der Gemeinsamkeit der verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums aus und wählt als Überbegriff das Urheberrecht, bei dem man zwischen literarischem, artistischem und gewerblichem unterscheiden müsse612. Er unterteilt sein Werk ebenfalls in einen Allgemeinen Teil und einen Besonderen Teil. Jedoch unterscheidet sich sein Ansatz deutlich von dem KLOSTERMANNS. KLOSTERMANN erarbeitet seinen Allgemeinen Teil aus der Vielfältigkeit der einzelnen Rechtsgebiete. Entsprechend der Zweckbestimmung des Allgemeinen Teils sucht er diejenigen Regeln zu extrahieren, die allen Rechtsgebieten zugrunde liegen und einheitlich dargestellt werden können. BECKMANNAGETTA beschränkt sich dagegen in seiner Darstellung auf das Patentrecht und sein Allgemeiner Teil enthält auch nur Ausführungen zu diesem Rechtsgebiet Zunächst setzt sich der Autor mit der Natur des Erfindungsschutzes auseinander. Im Anschluss geht er auf die verschiedenen Systeme zur Gewährung des Erfindungsschutzes (Anmeldesystem, Vorprüfungssystem und so weiter) wie auch auf internationale Regelungen ein. Die Qualifizierung von solchen Ausführungen als Allgemeiner Teil scheidet schon deshalb aus, weil nur das Patentrecht betrachtet wird. Mit Blick auf das hier entwickelte Verständnis eines Allgemeinen Teils nach dem Vorbild von KLOSTERMANN, nämlich als Ableitung von Gemeinsamkeiten aus mehreren Rechtsgebieten, kann das Werk von BECK-MANNAGETTA nicht als Beispiel herangezogen werden. Dagegen ist der Allgemeine Teil im Werk von CROME dem von KLOSTERMANN deutlich ähnlicher. In dem Abschnitt „Allgemeine Regeln“ widmet er

612

Beck-Mannagetta, P. v.: Das österreichische Patentrecht (1893), S. 7.

Untersuchung

153

sich über 43 Seiten zunächst dem Begriff und den Gegenständen der Immaterialgüterrechte, ihrer Entstehung und ihrem Inhalt im Allgemeinen, der Frage ihrer Übertragung auf eine andere Person, der Begründung von Teilrechten, dem Erlöschen der Rechte sowie der möglichen Schutzmechanismen613. Damit wird deutlich, dass CROME im Gegensatz zu BECK-MANNAGETTA, tatsächlich einen Allgemeinen Teil im engeren Sinne erarbeiten will. Sein Ziel ist es, mit Hilfe dieser Ausführungen allgemein Gültiges vorweg zu bearbeiten und auf diese Weise Redundanzen zu vermeiden. Die Themenbereiche, die hierbei angesprochen werden, sind mit denen KLOSTERMANNS vergleichbar614. In beiden Arbeiten werden zunächst die Gegenstände der jeweiligen Schutzrechte bestimmt, bevor auch auf ihre Entstehung und ihre Endigung eingegangen wird. Im Gegensatz zu KLOSTERMANN stellt CROME seinen Ausführungen allerdings keine allgemeine Definition voran, die alle Schutzgüter gleichermaßen erfassen soll (vergleiche S. 75). CROME betont lediglich die Bedeutung der Neuheit für jegliche Entwicklung auf technischem, wie auch auf literarischem Gebiet615. Weitere Anforderungen werden im Allgemeinen Teil nicht angesprochen, sie werden erst im Besonderen Teil im Rahmen des jeweiligen Rechtsgebietes detaillierter ausgeführt616. Die Arbeit bleibt damit zunächst hinsichtlich des Abstraktionsgrades hinter der KLOSTERMANNS zurück. Dagegen geht CROME allerdings auch noch auf Aspekte im Allgemeinen Teil ein, die KLOSTERMANN nicht behandelt. So erfolgen hier zum Beispiel vertiefende Ausführungen zu Teilrechten und zu Schutzmöglichkeiten. Zudem wird die Übertragung auf andere Personen behandelt617. Insofern gehen seine Ausführungen über die KLOSTERMANNS hinaus. Wie oben bereits aufgezeigt, weist CROME auf das hier zu untersuchende Hauptwerk KLOSTERMANNS mehrfach hin. Hiermit wird die Verbindung zwischen den beiden Werken deutlich. Aufgrund dieses Umstandes kann davon ausgegangen werden, dass die Idee KLOSTERMANNS von der Bildung eines Allgemeinen Teils auch CROME beeinflusst hat. Deutlich über die Leistung von CROME geht RIEZLER in seinem Allgemeinen Teil hinaus. Seine diesbezüglichen Ausführungen umfassen beinahe 200 Seiten und sind weitaus detaillierter als die von CROME oder auch von KLOSTERMANN. Ähnlich wie letzterer behandelt auch RIEZLER unter der Überschrift des Allgemeinen Teils zunächst einige Punkte, die eigentlich eines eigenen Ab-

613 614 615 616 617

Crome, C.: System des Deutschen Bürgerlichen Rechts (1908), S. 1ff. Hierzu S. 74ff. Crome, C.: System des Deutschen Bürgerlichen Rechts (1908), S. 7. Ebd., zum lit. Urheberrecht S. 46, zu den bildenden Künsten S. 69, zu den Erfindungen S. 89. Crome, C.: System des Deutschen Bürgerlichen Rechts (1908), S. 14ff.

154

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

schnitts bedurft hätten. So sind zum Beispiel Ausführungen zu Quellen der Urheberrechte und Verweise auf Literatur und Hilfsmittel eher in einer Einleitung zu verorten. In einen Allgemeinen Teil im juristischen Sinne – auch bei diesem Werk handelt es sich immerhin um eine juristische Monographie – sind solche Ausführungen aus systematischer Sicht fehl am Platz618. Für einen Allgemeinen Teil im engsten Sinne von besonderem Interesse sind daher hier lediglich die Abschnitte: „Gemeinsame Grundzüge aller Urheberrechte“ und „Rechtsschutz“. Hierbei gilt es zu beachten, dass RIEZLER den Begriff des Geistigen Eigentums bewusst meidet und von einer erweiterten Bedeutung des Begriffs der Urheberrechte ausgeht. KLOSTERMANN begründet die Notwendigkeit und Zulässigkeit eines Allgemeinen Teils nur kurz (vergleiche S. 85). RIEZLER geht auf die Frage etwas ausführlicher ein. Er erachtet die Bildung eines Allgemeinen Teils als zulässig, da das rechtliche Wesen der Urheberrechte bei allen dasselbe sei619. Die Urheberrechte zeigten „so viele stark hervortretende gemeinsame Grundzüge, dass es wohl gerechtfertigt erscheint, sie unter gewissen Gesichtspunkten einheitlich zu betrachten“620. Folgende Punkte eignen sich nach RIEZLER für eine solche Darstellung besonders und werden demnach auch vom Autor eingehender behandelt: Die Begründung und die Subjekte der Urheberrechte, ihr Inhalt, ihre Dauer, ihre Verkehrsfähigkeit und die Möglichkeiten sie zu schützen621. Auch RIEZLER geht dabei nicht von einer grundlegenden Definition nach dem Vorbild KLOSTERMANNS aus. Er weist vielmehr auf die vielen Spezialfragen der einzelnen Rechtsgebiete hin, die diesbezüglich zu berücksichtigen seien622. Seine Ausführungen weisen ansonsten allerdings ein hohes Maß an Abstraktionsvermögen auf und gehen inhaltlich sogar über die von KLOSTERMANN hinaus. Beispielsweise ist hier auf die Ausführungen zu den Rechtsschutzmöglichkeiten des Rechteinhabers hinzuweisen. Umfänglich werden diese im Zivil- wie auch im Strafrecht dargestellt623. Eine Verbindung zu dem Werk KLOSTERMANNS lässt sich allerdings – wie bereits ausgeführt – auch hier nicht von der Hand weisen. Eine Beeinflussung auch hinsichtlich der Bildung eines Allgemeinen Teils ist somit wahrscheinlich. Insgesamt lautet das Ergebnis dieser Untersuchung hinsichtlich des Systematisierungsansatzes der Bildung eines Allgemeinen Teils im Vergleich mit der sonstigen zu den Bereichen des Geistigen Eigentums erschienen Literatur wie

618 619 620 621 622 623

Zur diesbezüglichen Kritik am Werk Klostermanns S. 75. Riezler, E.: Deutsches Urheber- und Erfinderrecht (1909), S. 33. Ebd., S. 33. Ebd., S. 34. Riezler, E.: Deutsches Urheber- und Erfinderrecht (1909), S. S. 200ff zum Besonderen Teil. Ebd., S. S. 110ff.

Untersuchung

155

folgt: Vor 1867 sind keine nennenswerten Werke erschienen, die den spezifischen Ansatz KLOSTERMANNS aufweisen. Dagegen entschlossen sich nach 1867 einige Autoren, nicht nur die verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums gemeinsam darzustellen, sondern sie auch so weit inhaltlich zu durchdringen, dass sie einen Allgemeiner Teil erstellen konnten. Die zeitliche Reihenfolge der Veröffentlichungen und ihre Bezugnahme auf das hier zu untersuchende Werk sprechen dafür, dass die Autoren von der Veröffentlichung KLOSTERMANNS beeinflusst wurden. 2) Die Herausbildung eines Allgemeinen Teils in den Werken von Josef Kohler Ein Allgemeiner Teil dient dem „vor die Klammer ziehen“ von Gemeinsamkeiten verschiedener Regelungsbereiche. Die konsequente Umsetzung erfordert einen hohen Grad an Abstraktion. Gleichzeitig ist es wichtig, alle Gemeinsamkeiten zu erkennen und abstrakt, dabei dennoch umfassend, darzustellen. KLOSTERMANN gelingt es, diesen Anforderungen im Wesentlichen gerecht zu werden. Vor dem Hintergrund seiner allgemeinen Definition systematisiert er zunächst die verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums. Hierauf folgen dann Ausführungen zu allgemein gültigen Regeln, die etwa die Schutzfristen betreffen. Mangels einer Veröffentlichung, die alle Gebiete des Geistigen Eigentums abdeckt und somit auch die Herausarbeitung eines Allgemeinen Teils nahe legt, lässt sich in den Werken KOHLERS zunächst kein Allgemeiner Teil finden, der mit dem Vorbild KLOSTERMANNS in jeglicher Hinsicht vergleichbar ist624. Jedoch gibt es in seiner Beschreibung des Bürgerlichen Rechtes in der „Encyklopädie der Rechtswissenschaft“ ein Kapitel zu den Immaterialgüterrechten, das den Anforderungen eines Allgemeinen Teils zumindest teilweise genüge625. Auf 15 Seiten beschreibt KOHLER in diesem Rahmen die Immaterialgüterrechte in einer weitgehend abstrakten, sich von den einzelnen Rechtsgebieten lösenden Weise. Letztendlich bleibt diese Darstellung allerdings hinter den Ansprüchen, die an einen Allgemeinen Teil gestellt werden, und auch hinter dem Allgemeinen Teil KLOSTERMANNS zurück – auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich hier um einen Text aus einer Enzyklopädie und nicht um einen originären Allgemeinen Teil, etwa aus einem Lehrbuch, handelt. Unter der Überschrift „Rechte an Ideen“ sucht KOHLER die Immaterialgüterrechte in elf einzelnen Paragraphen umfassend darzustellen. Er beschreibt zunächst die Wirkung der Immaterialgüterrechte im Allgemeinen, die Gegens-

624 625

Eine Übersicht aller Veröffentlichungen findet sich bei Kohler, A.: Josef-KohlerBibliographie (1931), S. 1ff. Ebd., S. 621ff.

156

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

tände der Immaterialgüterrechte, ihre Entstehung und Grenzen, Möglichkeiten der Beteiligung an ihnen, sowie die Ansprüche, die dem Inhaber eines Immaterialgüterrechts zustehen. Anschließend stellt KOHLER die Immaterialgüterrechte im Detail dar und geht dabei besonders auf die Produkte der bildenden Künste, die Erfindungen und auf Gebrauchsmuster ein. Dem Kapitel liegt dabei eine abstrakte Definition des Immaterialgüterrechts zugrunde. Dessen Gegenstand ist nach KOHLER eine Ideengestaltung entweder ästhetischer oder technischer Art626. In jedem Fall entspringe ein solches Recht einer geistigen Schöpfung627. Ähnlich wie KLOSTERMANN stellt auch KOHLER dem Kapitel damit eine allgemeine Definition voran. Anschließend entwickelt er eine Systematik der „Ideengestaltungen“: sie ließen sich unterscheiden in Rechte an einer „Gestaltung durch die Sprache“ und an einer „Gestaltung durch Raum und Lichtformen“. „Die ersteren wirken durch das Gehör oder quasi durch das Gehör, die letzteren durch das Auge. Die Sprache kann wiederum eine begriffliche Sprache sein (…) oder eine Tonsprache, bei welcher die Verhältnisse der Töne zueinander auf unser Ohr, und auf unseren Geist wirken. Beides bildet den Inhalt des literarischen Urheberrechts (…)“628.

Der Autor unterscheidet damit zwischen geistigen Gütern, die einen sprachlichen Kern haben, also zum Beispiel die Werke von Autoren und Werken, die einen gegenständlichen Kern haben. Noch im Rahmen der Ausführungen zu der allgemeinen systematischen Anordnung der verschiedenen Rechtsgebiete geht KOHLER auf die Werke von Schriftstellern, auf Bühnenwerke und auf Zeitungsartikel ein629. Der darauffolgende Abschnitt befasst sich mit den Werken der bildenden Kunst. Am Schluss des Kapitels behandelt er die Erfindungen und die Gebrauchsmuster. Eine Subsumption dieser verschiedenen geistigen Schöpfungen unter die von KOHLER eingangs aufgestellte Definition ist aufgrund ihrer abstrakten Fassung möglich630. Dagegen wird die entwickelte Systematik nicht konsequent umgesetzt. Insbesondere fehlt es an einer Einordnung der Erfindungen und Gebrauchsmuster. Es ist anzunehmen, dass es sich hierbei um „Gestaltungen durch Raum und Lichtformen“ handeln soll. KOHLER geht jedoch auf diese Differenzierungen nicht weiter ein, eine detailliertere Ausarbeitung und umfängliche systematische Erfassung nach dem Vorbild KLOSTERMANNS fehlt.

626 627 628 629 630

Kohler, A.: Josef-Kohler-Bibliographie (1931), S. 622. Ebd., S. 623. Ebd., S. 626. Kohler, J.: Bürgerliches Recht (1904), S. 626ff. Subsumption hins. der Erfindungen: Ebd., S. 631, Ebd. hins. des Urheberrechtes, S. 631, 627.

Untersuchung

157

Die Darstellung der einzelnen Rechtsgebiete des Immaterialgüterrechts, die sich an diesen Abschnitt anschließt, entspricht ebenfalls nur teilweise den Anforderungen, die an einen Allgemeinen Teil gestellt werden. Dies zeigt sich am Beispiel des Erfindungsschutzes631. KOHLER geht hier zunächst in wenigen Sätzen auf dessen historische Entwicklung ein. Er verweist auf Gesetze aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika, bevor er sich der Materie zuwendet. Er definiert die Erfindung als „technische Ideengestaltung, beruhend auf einer eigenartigen Benutzung der Naturkräfte“. Anschließend setzt er sich überblicksartig mit Rechten des Patentinhabers, der Anmeldung des Patents, einer Patentanfechtung sowie mit verschiedenen Arten von Patenten auseinander. Abschließend geht er auf die Frage der Vorbenutzung und der Lasten ein. An dieser Zusammenfassung lässt sich bereits erkennen, dass es der Darstellung KOHLERS an der für einen Allgemeinen Teil notwendigen abstrakten Art und Weise der Themenbehandlung fehlt. Rechtsvergleichende Hinweise, historische Beschreibungen, sowie detaillierte Hinweise hinsichtlich einzelner Rechtsgebiete sind mit einem Allgemeinen Teil kaum zu vereinbaren. Die Unvereinbarkeit der Darstellung mit den Anforderungen an einen Allgemeinen Teil besteht allerdings nicht nur in einem Zuviel an Beschreibung, sondern auch im Fehlen von wesentlichen Aspekten. Während KLOSTERMANN eingehend den Inhaber des Geistigen Eigentums, Ort und Zeit des Entstehens, Arten seines Untergangs und die verschiedenen Schutzfristen behandelt, fehlen entsprechende Ausführungen bei KOHLER. Er geht zwar auch auf die Entstehung, die Grenzen und die möglichen Inhaber der Immaterialgüterrechte ein. Eine detaillierte Analyse bleibt allerdings aus. Die hier in Rede stehende Problematik wird am Beispiel der Entstehung von Geistigem Eigentum beziehungsweise von Immaterialgüterrechten besonders deutlich. KOHLER führt hierzu aus, dass jedes Immaterialgüterrecht durch Schöpfung entstehe, das heißt durch geistige Initiative. Es komme dabei nicht darauf an, ob sich die Idee kurzfristig entwickle oder ob es sich um das Ergebnis längeren Nachdenkens handele. Wichtig sei lediglich, dass der Gegenstand der Idee etwas Neues sei. Gegebenenfalls müsse darüber hinaus noch eine Anmeldung (insbesondere bei Erfindungen) oder sogar eine Prüfung der Idee erfolgen. Weiterhin hebt KOHLER die Abgrenzung zur Entdeckung hervor. Diese könne nie zu einem Immaterialgüterrecht führen. Mit diesen Ausführungen behandelt KOHLER auf weniger als auf einer Seite die Frage der Entstehung der Immaterialgüterrechte aus seiner Sicht abschließend. Deutlich umfangreicher fällt dagegen die Darstellung bei KLOSTERMANN aus. Dieser beschäftigt sich auf ca. 25 Seiten mit den Fragen der Entstehung des

631

Kohler, J.: Bürgerliches Recht (1904), S. 630ff.

158

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

Geistigen Eigentums632. Nach KLOSTERMANN entsteht das Geistige Eigentum gleichzeitig mit der Hervorbringung des „Geistesproductes“633. Dabei unterscheidet der Autor zwischen der Entstehung und der Wirksamkeit. Die volle Wirksamkeit trete erst mit der Veröffentlichung des geistigen Werkes ein. Auch er befürwortet eine deutliche Abgrenzung zu wissenschaftlichen Entdeckungen634. Er setzt sich detailliert mit der Anmeldung, dem Lauf der Schutzfristen, der damit zusammengehörenden Bestimmung der Zeit der Entstehung und schließlich auch dem Ort der Entstehung auseinander. Die mit der Entstehung zusammenhängenden Fragen werden damit in einer Weise behandelt, die über die Ausführungen KOHLERS hinausgeht. Im Ergebnis können die Ausführungen KOHLERS in der „Encyklopädie der Rechtswissenschaft“ damit nur teilweise den Anforderungen an einen Allgemeinen Teils genügen. Das Ziel einer allgemeinen, abstrakt gehaltenen Darstellung, die Gemeinsames vor die Klammer zieht wird nur in Teilen erreicht. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dem hier untersuchten Kapitel nicht ausdrücklich um einen Allgemeinen Teil handeln soll, der einer gemeinsamen Darstellung vorausgeht. Es handelt sich vielmehr um eine übersichtsartige Darstellung im Rahmen eines Sammelwerkes. Die Funktion ist somit eine andere als die eines Allgemeinen Teils nach dem Vorbild KLOSTERMANNS. Die Darstellung von Kohler dient eher einem allgemeinen Überblick über mehrere Rechtsgebiete im Rahmen einer enzyklopädischen Darstellung. Diese Zielsetzung bestimmt Umfang und Gehalt des Textes. KLOSTERMANNS Veröffentlichung hat dagegen den Charakter eines Lehrbuches. Hier kann und muss die inhaltliche Erarbeitung tiefergehender und umfassender sein. Dieser Aspekt darf bei der Bewertung des Textes von KOHLER nicht außer Acht gelassen werden. Zur Frage, ob das Werk von KOHLER einen Allgemeinen Teil zu den Immaterialgüterrechten enthält, der dem von KLOSTERMANN entspricht, ist somit eine differenzierende Stellungnahme erforderlich. Ein Allgemeiner Teil im engeren Sinne findet sich im Werk KOHLERS nicht. Seine allgemeinen Ausführungen zu den Immaterialgüterrechten im Rahmen der „Encyklopädie der Rechtswissenschaft“ dienen zwar nicht in erster Linie dem Zweck eines Allgemeinen Teils, haben aber eine ähnliche Wirkung. Hinter den Ausführungen KLOSTERMANNS bleibt die Beschreibung KOHLERS allerdings – auch unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Zwecksetzung – deutlich nach Umfang und Qualität zurück.

632 633 634

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 238ff. Ebd., S. 238. Ebd., S. 148.

Untersuchung

159

IV. Zwischenergebnis Nach der in diesem Kapitel vorgenommenen Untersuchung kann die eingangs aufgestellte These zumindest hinsichtlich der gemeinsamen Darstellung und der Bildung eines Allgemeinen Teils bestätigt werden. Für den Bereich des Geistigen Eigentums handelt es sich bei diesen systematischen Ansätzen um Neuentwicklungen. Die Einordnung der Systematisierungsansätze KLOSTERMANNS ergab zunächst, dass es sich bei diesen nicht um Neuentwicklungen handelte. Bereits vor dem Erscheinen des Hauptwerkes 1867 gab es in der Rechtswissenschaft entsprechende Bestrebungen. Aus der Perspektive der allgemeinen wissenschaftlichen Entwicklung übernahm KLOSTERMANN damit zunächst nur bekannte Ansätze. Eine direkte Erkenntnisquelle könnten hierbei die Arbeiten KLOSTERMANNS im Bereich des Bergrechtes sein. Auch hier wurden bereits vor 1867 die Versuche eine allgemeinen Systematisierung, beziehungsweise der Bildung eines Allgemeinen Teils aufgezeigt. Deutlich stärker tritt die Leistung KLOSTERMANNS allerdings in den Vordergrund, wenn man den bisherigen Forschungsstand in den Rechtsgebieten des Geistigen Eigentums zum Vergleich heranzieht. Hier finden sich vor allem hinsichtlich des Ansatzes der gemeinsamen Darstellung und der Bildung eines Allgemeinen Teils vor 1867 keine Vorbilder, die die Materie in gleicher Weise durchdrungen haben. Das Werk KLOSTERMANNS setzt die in der allgemeinen Rechtswissenschaft bereits diskutierten Gedanken hier somit als erstes überzeugend für die verschiedenen deutschen Rechte um. Dabei fand KLOSTERMANN auch in der Zeit nach 1867 Anerkennung. Wie aufgezeigt wurde, gibt es Hinweise dafür, dass sich anderen Autoren an den Methoden KLOSTERMANNS orientierten. Insofern kann hier von einer Vorreiterrolle gesprochen werden. Eine solche lässt sich auch im Hinblick auf den später so bedeutsamen KOHLER nicht bestreiten. Denn der – vor dem Hintergrund des nahezu identischen theoretischen Verständnisses von den Rechten an geistigen Gütern als einander ebenbürtig – für beide Autoren naheliegende Schritt der gemeinsamen Darstellung wird in ganzer Konsequenz nur von KLOSTERMANN umgesetzt. KOHLERS aufeinander folgende Veröffentlichungen können dagegen nicht als gleichwertige gemeinsame Darstellung angesehen werden. Eine vereinheitlichende Struktur ist zudem nur ansatzweise zu erkennen. Dieser Umstand muss sich auch auf die Frage nach dem Vorhandensein eines vergleichbaren Allgemeinen Teils im Werk von KOHLER auswirken. Hierzu können nur seine entsprechenden Ausführungen in der „Encyklopädie der Rechtswissenschaft“ herangezogen werden. Auch unter Berücksichtigung der

160

Die Systematisierungsansätze Klostermanns im Vergleich

abweichenden Zielsetzung des entsprechenden Kapitels zu den Immaterialgüterrechten muss allerdings festgestellt werden, dass die Darstellung nicht an die Ausführungen von KLOSTERMANN heranreicht. Die systematische Durchdringung der Rechtsmaterien wird nur teilweise deutlich; die Anforderungen an einen Allgemeinen Teil werden meist nicht erfüllt. Der Vergleich ergibt somit, dass sich die systematischen Ansätze KLOSTERMANNS nur in Teilen im Werk von KOHLER widerspiegeln. Die Darstellung KOHLERS nicht an die seines Vorgängers heran. Eine darüber hinaus gehende Weiterentwicklung der systematischen Ansätze KLOSTERMANNS, die der wissenschaftlichen Durchdringung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums beziehungsweise der Immaterialgüterrechte diente, findet sich nicht. Der systematische Ansatz der Rechtsvergleichung kann allerdingsin diese Bewertung – sowohl hinsichtlich der allgemeinen Literatur zum Geistigen Eigentum, als auch hinsichtlich KOHLER – nicht mit einbezogen werden. Schon vor 1867 haben Autoren, etwa im Patentrecht, die Notwendigkeit einer rechtsvergleichenden Analyse erkannt und entsprechend umgesetzt. Diesbezüglich reiht sich KLOSTERMANN demnach in eine bestehende Tradition ein, die auch nach ihm weitergeführt wird. Herauszuheben ist hier dennoch der besondere Umfang seiner rechtsvergleichenden Untersuchung. Abschließend lässt sich festhalten, dass der Ansatz der gemeinsamen Darstellung und der Bildung eines Allgemeinen Teils, der im Werk KLOSTERMANNS umgesetzt wird, eine Neuentwicklung für die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums im 19. Jahrhundert darstellt.

C. Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns I. Vorbemerkung Die bisherigen Untersuchungen konzentrierten sich darauf, die Systematisierungsansätze aus dem Hauptwerk herauszuarbeiten und anhand eines Vergleiches mit der sonstigen wissenschaftlichen Entwicklung im Allgemeinen und im Speziellen zu bestimmen, inwieweit es sich bei diesen Ansätzen um Neuentwicklungen handelt. Die Motive, die KLOSTERMANN zur Umsetzung dieser Methoden bewogen haben könnten, wurden bisher nur insoweit angesprochen, als sich der Autor hierzu direkt im Text äußerte. Jedoch könnten die Systematisierungsansätze im vorliegenden Fall noch einem weiteren Zweck dienen, auf den KLOSTERMANN nicht ausdrücklich hinweist. Die rechtsvergleichende, gemeinsame Darstellung verbunden mit der Bildung eines Allgemeinen Teils könnte nämlich nicht nur aus einem wissenschaft-

Untersuchung

161

lichen Selbstzweck heraus erfolgt sein, sondern mit konkreten wirtschaftspolitischen Absichten. Wie einleitend dargelegt wurde, orientiert sich diese Untersuchung an der Methode der Ideengeschichte. Hier spielt die Kontextualisierung eine besondere Rolle (vergleiche S. 7). Bei der Betrachtung einer Idee und ihrer Entwicklung muss jeweils ihr allgemeiner historischer und gegebenenfalls auch ihr spezieller Kontext untersucht werden. Deshalb soll im Folgenden unter Zuhilfenahme des Kontextes der Zweck der SystematisierungsansätzeKLOSTERMANNS ergründet werden. Dabei ist das Hauptwerk des Autors zum einen im Kontext der allgemeinen wirtschaftspolitischen, aber auch legislativen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu betrachten. Zum anderen ist allerdings auch der persönliche Hintergrund des Autors zu berücksichtigen. Die Verbindung dieser beiden Kontexte mit den Systematisierungsansätzen und ihren Konsequenzen könnte die in der Einleitung geäußerte dritte These stützen, dass sich KLOSTERMANN der Systematisierungsansätze bediente, um die Einführung eines Patentgesetzes zu legitimieren und zu beschleunigen.

II. Das Werk vor dem Hintergrund der Gesetzgebungsgeschichte Wie eingangs dargestellt (vergleiche S. 17), entwickelte sich der Schutz von geistigen Gütern nicht immer einheitlich. Je nach Schutzgegenstand und territorialer Regelungsdichte bestanden erhebliche Unterschiede im Schutzumfang. Erst die Reichsgründung und die hiermit verbundenen einheitlichen Gesetzgebungswerke machten dieser Zersplitterung und dem unterschiedlichen Schutzniveau ein Ende. Wie bereits erläutert, erfolgte dieser reichsweite Vereinheitlichungs- und Regelungsprozess jedoch nicht für alle Rechtsgebiete einheitlich. Die Veröffentlichung des Hauptwerkes KLOSTERMANNS 1867 fällt dabei in eine Phase, in der die ersten bundes- beziehungsweise reichsweiten Gesetze zum Schutz geistiger Güter ihre Ursprünge haben. Jedoch war ihre Einführung keineswegs unproblematisch. Gerade im Heimatland KLOSTERMANNS, in Preußen, lassen sich zwei Aspekte der historischen Entwicklung festhalten, die für die Kontextualisierung von Interesse sein könnten: auffällig ist zum einen die uneinheitliche Entwicklung von Urheber- und Patentrecht. Zum anderen war gerade in Preußen die Anti-Patent-Bewegung besonders stark und beeinflusste die gesamte Wirtschaftspolitik. Die uneinheitliche Entwicklung von Patent- und Urheberrecht spiegelt sich zunächst in dem Umstand wider, dass letzteres bereits 1837 in dem„Gesetz zum Schutz des Geistigen Eigenthums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung“ umfassend geregelt wurde. Dieses Gesetz fixierte erstmals das übertragbare Recht des Autors, nicht nur über die Verviel-

162

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

fältigung, sondern auch über die Veröffentlichung seines Werkes zu verfügen635. Zahlreiche andere deutsche Bundesstaaten folgten in den kommenden Jahren dem preußischen Vorbild. Nachdem 1867 die Verfassung des Norddeutschen Bundes auch die Bundeskompetenz auf dem Gebiet des Urheberrechts beinhaltet, begannen die Vorbereitungen für ein reichsweites Urhebergesetz636. Dabei wurde die Kontinuität mit dem preußischen Gesetz von 1837 in den Motiven immer wieder betont637. Tatsächlich trat 1870 ein reichsweites Urheberrechtsgesetz in Kraft, das allerdings die Werke der bildenden Künste wie auch Fotographien nicht erfasste. Diese wurden 1876 gesondert geregelt. Auch wenn 1867 ein Urheberrechtsgesetz von den Freihändlern ähnlich kontrovers wie das spätere Patentgesetz diskutiert wurde, muss dennoch festgehalten werden, dass ein Zeitraum von nur drei Jahren zwischen erstem Entwurf und In-Kraft-Treten als nicht sonderlich lang angesehen werden kann. Der Schutz der Urheber war offensichtlich leichter zu etablieren und zu rechtfertigen als ein Schutz der Erfinder. Die Entwicklung des Patentrechts in Preußen und nachfolgend im Reich nahm deutlich mehr Zeit in Anspruch. Zwar wurden in einem preußischen Publikandum von 1815 bereits die Grundlagen des Erfindungsschutzes definiert. Dieses Publikandum führte jedoch lediglich zu einer weitgehenden Fixierung der im Wesentlichen sehr restriktiven Patenterteilungspraxis Preußens638. So wurden in den Jahren nach Erlass des Publikandums, zwischen 1815 und 1833 im Jahresdurchschnitt nur 14 Patente erteilt639. Diese sehr zurückhaltende Politik Preußens gegenüber der Erteilung von Patenten wurde durch die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer weiter ausbreitende Anti-Patentbewegung noch weiter verstärkt. Aufgrund der außenpolitischen Bedeutung Preußens beeinflusste sie in besonderem Maße auch die Verhandlungen im Zollverein beziehungsweise Deutschen Bund640. Die einzelnen Versuche der Herbeiführung eines Patentgesetzes wurden bereits dargestellt (vergleiche S. 26). Hier soll nur noch einmal darauf hingewiesen werden, dass trotz Bemühungen einiger Bundesstaaten in den frühen 60er Jahren des 19. Jahrhunderts um die Einführung eines allgemeinen Patentschutzes, Preußen lange an seiner ablehnenden Haltung festhielt. Noch 1868 (also ein Jahr nach der Veröffentlichung KLOSTERMANNS) stellte Preußen einen Antrag

635 636 637 638 639 640

Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4014. Vergleiche S. 31. Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4017. Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4143. Heggen, A.: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen (1975), S. 39. Dölemeyer, B.: Urheber- und Verlagsrecht, S. 4143.

Untersuchung

163

auf Abschaffung des Erfindungsschutzes im Norddeutschen Bund641. Erst nach 1870 begann der preußische Staat diese Position langsam aufzugeben. Ein reichseinheitliches Patentgesetz trat dennoch erst 1877 und damit 7 Jahre nach dem entsprechenden Urheberrechtsgesetz in Kraft. Im Zusammenhang mit diesen beiden Entwicklungen ist die Veröffentlichung im Jahr 1867 zu sehen. Zum einen fällt das Hauptwerk, dessen zweiter Band sich immerhin fast ausschließlich mit dem Erfindungsschutz beschäftigt, in eine Phase, in der der Erfindungsschutz kontrovers diskutiert wird. Beide Bände werden dabei in Preußen veröffentlicht, einem Staat der dem Patentschutz in besonderem Maße ablehnend gegenüber steht und seinen erheblichen internationalen Einfluss auch in dieser Hinsicht geltend macht. Der Autor greift damit hier eine aktuelle Fragestellung auf und bearbeitet sie ausführlich. Im Zusammenhang mit diesen Kontroversen ist die Veröffentlichung zu sehen. Darüber hinaus bezieht sich KLOSTERMANN bereits in der Einleitung von Band I auf die unterschiedliche Entwicklung von Urheber- und Patentrecht642. Er legt seinen Ausführungen das preußische Urhebergesetz von 1837 teilweise zugrunde. Aufgrund eines fehlenden entsprechenden Patentgesetzes, wird die unterschiedliche Entwicklung in den beiden Rechtsgebieten in Preußen anhand dieser Darstellung noch deutlicher. Damit könnte bereits die allgemeine historische Kontextualisierung den Schluss nahe legen, dass KLOSTERMANN mittels seiner Veröffentlichung einen über die reine wissenschaftliche Bearbeitung hinausgehenden Zweck verfolgt. Ziel seiner Veröffentlichung könnte gewesen sein, auf die Entwicklungen seiner Zeit Einfluss zu nehmen. Inwieweit man KLOSTERMANN allerdings eine Motivation hinsichtlich der aktuellen Debatte unterstellen kann, die über das hinausgeht, was er selbst ausdrücklich formuliert, erscheint zunächst fraglich. Der allgemeine historische Kontext legt einen solchen Schluss zwar nahe, es bleibt dennoch zunächst eine Vermutung. Für diese Frage könnte sich eine nähere Untersuchung des Lebens KLOSTERMANNS als hilfreich erweisen.

641

642

Der Antrag findet sich abgedruckt bei Hirth, G.: Staatshandbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Zollvereins (1869), S. 34ff. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. V.

164

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

III. Das Werk vor dem Hintergrund von Leben und Wirken seines Autors 1. Die Veröffentlichungen von Klostermann zum Bergrecht und zum Recht des Geistigen Eigentums Der Einordnung in die allgemeine historische Entwicklung steht der Blick auf die individuellen Gegebenheiten KLOSTERMANNS gegenüber. Eine nähere Untersuchung seiner Veröffentlichungen insgesamt, wie auch seines persönlichen Werdegangs können Aufschluss darüber geben, welche Zwecke mittels des Hauptwerkes verfolgt werden könnten. Im Vergleich mit dem vielseitig begabten und schriftstellerisch sehr aktiven KOHLER, der insgesamt mehr als 2500 Veröffentlichungen vorweisen kann, nimmt sich das Gesamtwerk von KLOSTERMANN eher schmal aus, denn das Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums verzeichnet (wenn man bei der Zählung die nachfolgenden Auflagen desselben Werkes außer Betracht lässt) lediglich dreizehn Veröffentlichungen643. Allerdings ist die Liste nicht ganz vollständig; es liegen insgesamt mindestens fünfzehn Veröffentlichungen KLOSTERMANNS vor644. Die zeitliche Abfolge der behandelten Themen spiegelt dabei die Schwerpunkte des wissenschaftlichen Interesses des Autors wider. Die Veröffentlichungen zum Bergrecht lassen sich dabei einer ersten, die zum Geistigen Eigentum einer zweiten Phase zuordnen. Als erfolgreichste Publikation im Bereich des Bergrechts muss der in fünf Auflagen erschienene Kommentar „Das Allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865“ angesehen werden645. Dieser erschien 1864 zum ersten Mal. Dem Kommentar gingen zwei Veröffentlichungen voraus, nämlich die „Übersicht der bergrechtlichen Entscheidungen des königlichen Ober-Tribunals“ (1864)646 und die „Bemerkungen über den Entwurf eines allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten“ (1864)647. Die „Bemerkungen“ fallen zeitlich mit der Tätigkeit KLOSTERMANNS im Berliner Ministerium

643 644

645 646 647

Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums, 1983, S. Bd. 76, S. 393f. Es fehlen: Klostermann, R.: Das Recht des Erfinders nach den geltenden Patentgesetzen und vom gesetzgeberischen Standpunkte erläutert (1877), Klostermann, R.: Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken, Abbildungen, Compositionen, Photographien, Mustern und Modellen (1876). Klostermann, R.: Das Allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 (1865). Klostermann, R.: Übersicht der bergrechtlichen Entscheidungen des königlichen OberTribunals (1864). Klostermann, R.: Bemerkungen über den Entwurf eines allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten (1863).

Untersuchung

165

zusammen, während der er an der Schaffung eines Berggesetzes mitwirkte. Rechtsvergleichende Züge trug dann das im Jahr 1871 erschienene „Lehrbuch des preußischen Bergrechtes“, das die übrigen deutschen Bergrechte mit berücksichtigte648. Das Gesamtverzeichnis enthält zudem noch eine weitere Veröffentlichung aus dem Jahr 1881 unter dem Titel „Bergbau“, die allerdings heute nicht mehr nachvollzogen werden kann649. Das Werk, das Hauptgegenstand der vorliegenden Prüfung ist („Das Geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“) bildet mit seinem Band I (1867) und Band II (1869) den Auftakt der Veröffentlichungen zum Geistigen Eigentum650. 1871 folgt „Das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Compositionen und dramatischen Werken nach dem Reichsgesetz vom 11. Juni 1870“651. 1874 erschien dann ein vom VDI prämierter Aufsatz mit dem Titel „Zur Reform der Patentgesetzgebung“652. Mit ihm versuchte der VDI die Akzeptanz des Erfindungsschutzes in Deutschland zu stärken. KLOSTERMANN bot die argumentative Grundlage hierfür. Im Jahr 1871 erschien ein Werk mit einem rechtsvergleichenden Ansatz: „Das Urheberrecht und das Verlagsrecht“653. Diese beiden Rechtsgebiete wurden nach „deutschen und ausländischen Gesetzen systematisch und vergleichend dargestellt“. Einige Jahre später folgte „Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken, Abbildungen, Compositionen, Photographien, Mustern und Modellen“654. Nur ein Jahr darauf veröffentlichte KLOSTERMANN im „Archiv für die Theorie und Praxis des Allgemeinen Deutschen Handels- und Wechselrechts (Buschs Archiv)“ eine Abhandlung zum Thema „Das Recht des Erfinders nach den geltenden Patentgesetzen und vom gesetzgeberischen Standpunkte erläutert“655. Schon im Titel dieser Darstellung wird deutlich, dass auch hier KLOS-

648 649 650

651

652 653 654 655

Klostermann, R.: Lehrbuch des preußischen Bergrechtes mit Berücksichtigung der übrigen deutschen Bergrechte (1871). Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums, 1983, S. Bd. 76, S. 393. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867); Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1869). Klostermann, R.: Das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Compositionen und dramatischen Werken nach dem Reichsgesetz vom 11. Juni 1870 systematisch dargestellt (1871). Klostermann, R.: Zur Reform der Patentgesetzgebung (1876). Klostermann, R.: Das Urheberrecht und das Verlagsrecht (1871). Klostermann, R.: Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken, Abbildungen, Compositionen, Photographien, Mustern und Modellen (1876). Klostermann, R.: Das Recht des Erfinders nach den geltenden Patentgesetzen und vom gesetzgeberischen Standpunkte erläutert (1877).

166

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

TERMANN seine Erfahrungen aus den verschiedenen Kommissionen in die Bearbeitung einfließen lässt. 1877 veröffentlicht der Autor einen Kommentar, nämlich „Das Patentgesetz für das Deutsche Reich vom 25. Mai 1877“656. Auch diese Darstellung enthält eine vergleichende Übersicht ausländischer Patentgesetze. 1879 und 1884 erschienen Abhandlungen in den Jahrbüchern für die Nationalökonomie und Statistik zu dem Thema „Über die Möglichkeiten und Bedingungen eines internationalen Schutzes für die geistigen Schöpfungen auf dem Gebiete der Industrie“, sowie eine mit Anmerkungen versehene Übersetzung des englischen Patent-, Muster- und Markenschutzgesetzes vom 25. August 1833657. Abgedruckt findet sich schließlich auch sein 1884 im kaufmännischen Verein in Köln gehaltener Vortrag „Der Schutz der Erfindungen“658. Bis zu seinem Tode 1886 finden sich danach keine weiteren Veröffentlichungen von KLOSTERMANN. Zusammenfassend ist deshalb festzustellen, dass es Veröffentlichungen KLOSTERMANNS zu seinen beiden Interessenschwerpunkten gibt. Häufig handelt es sich dabei um Kommentare. Auch ein internationaler Bezug, insbesondere hinsichtlich der Arbeiten über das Geistige Eigentum, ist erkennbar. Ausweislich seiner Veröffentlichungen kann KLOSTERMANN sowohl als Experte auf dem Gebiet des Bergrechts als auch auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums gelten. Prägend für seine Herangehensweise ist dabei die Orientierung an den Bedürfnissen der Praxis. Deutlich wird auch seine enge Verbindung zur Industrie an sich, wie sie zum Beispiel in der Prämierung durch den VDI zum Ausdruck kommt.

2. Überblick über den Lebenslauf von Rudolf Klostermann Die Quellenlage zu Leben und Werk von Rudolf KLOSTERMANN ist nicht sehr ergiebig. Als Primärquelle sind lediglich eine Akte im Archiv der Juristischen Fakultät der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universität in Bonn sowie die Personalakte des Oberbergamtes Bonn, heute im Landesarchiv NordrheinWestfahlen, erhalten.

656 657

658

Klostermann, R.: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich vom 25. Mai 1877 (1877). Klostermann, R.: Über die Möglichkeiten und Bedingungen eines internationalen Schutzes für die geistigen Schöpfungen auf dem Gebiete der Industrie (1879); Klostermann, R.: Das englische Patent-, Muster- und Markenschutzgesetz vom 25. August 1883 (1884). Klostermann, R.: Der Schutz der Erfindungen (1884).

Untersuchung

167

Nicht immer ist die Aktenlage beziehungsweise die Sekundärliteratur frei von Widersprüchen. Deshalb erweist es sich als glücklicher Zufall, dass KLOSTERMANN aus Anlass seines Habilitationsgesuches vom Januar 1869 an der Universität Bonn einen lateinischen Lebenslauf verfassen musste und dieser erhalten geblieben ist659. Bei unklarer Quellenlage soll sich an ihm orientiert werden, in der Annahme, dass die hierin zu findenden Daten im Zweifel zutreffen. Uneinigkeit besteht zum Beispiel schon bezüglich des Geburtstages von EDUARD HERMANN RUDOLF KLOSTERMANN. So wird dieser auf dem heute noch in Bonn erhaltenen Grabstein mit dem 17. November 1828 angegeben660. Zu diesem Datum ist auch eine Geburtsurkunde aus Wengern, unterzeichnet von einem Pfarrer Petersen, erhalten661. Andere Quellen wiederum nennen den 12. November als Geburtstag662. In seinem Lebenslauf für die Universität hält KLOSTERMANN jedoch fest, er sei am 15. Dezember 1828 in Wengern in Westfahlen zur Welt gekommen663. Der Unterschied zwischen dem 17. November und dem 15. Dezember könnte damit zu erklären sein, dass es sich hier um den Geburtstag und Tauftag handelt. Über die Eltern von RUDOLF KLOSTERMANN ist wenig bekannt. Der Vater, HEINRICH KLOSTERMANN, war praktischer Arzt. Er war verheiratet mit LOUISE HENRIETTE, geb. ZUR NIEDEN, KLOSTERMANNS Mutter664. Schon in frühen Kinderjahren zog die Familie von Wengern nach Bochum. Hier besuchte KLOSTERMANN dann auch die Schule. Seine gymnasiale Ausbildung erfolgte jedoch in Essen und in Emmerich. Von dem Gymnasium in Emmerich erhielt er am 28.03.1846 sein Reifezeugnis, mit dem er sich umgehend um einen Studienplatz bewarb. In diesem Zeugnis wird dem Schüler KLOSTERMANN nicht nur ein besonderer Fleiß attestiert: bei „Sittliche Aufführung“ wird ausdrücklich festgehalten: „Durch sein anständiges, freundliches (…) Betragen (…) hat er sich die volle Zufriedenheit seiner Lehrer, sowie die Zuneigung seiner Mitschüler erworben und erhalten“665. In der Schule erhielt er

659 660 661

662 663

664 665

Akte Klostermann, aus dem Archiv der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Grabstein von Rudolf Klostermann auf dem Alten Friedhof Bonn. Anlagen zum Gesuch Klostermanns zur Ausculatorprüfung, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 588 Fol. 08. Arndt, U.: Klostermann, S. 240. Lateinischer Lebenslauf in der Akte Klostermann, aus dem Archiv der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn, sowie der Lebenslauf aus der Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 588 Fol. 184. Arndt, U.: Klostermann, S. 240. Anlagen zum Gesuch Klostermanns zur Ausculatorprüfung, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 588 Fol. 09.

168

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

Unterricht in den Sprachen Deutsch, Latein, Griechisch und Französisch. Bereits auf diesem Zeugnis gab er als Studienziel Jurisprudenz in Bonn an. Sein rechtswissenschaftliches Studium begann KLOSTERMANN in der Stadt, in der er später auch lange Zeit leben und schließlich sterben sollte: in Bonn. An der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universität erfolgte seine Immatrikulation für die Rechtswissenschaften, ausweislich des Bonner Immatrikulationsbuches am 28. April 1846 im Alter von siebzehneinhalb Jahren666. Bei der Universität Bonn handelte es sich dabei um eine verhältnismäßig junge Einrichtung. Erst 28 Jahre zuvor, nämlich am 18. Oktober 1818 wurde die Stiftungsurkunde unterzeichnet667. Bestimmend für die juristische Fakultät der neugegründeten Universität war der Einfluss des preußischen Kultusministers KARL VOM STEIN ZUM ALTENSTEIN, wie aber auch des schon zu seiner Zeit bedeutenden SAVIGNY668. Vor allem SAVIGNY bestimmte die Berufungen an die Juristische Fakultät in Bonn maßgeblich. Dabei lagen im Sommer 1818 noch nicht einmal genügend Bewerbungen für die juristischen Lehrstühle vor669. In den darauffolgenden Monaten wurden jedoch nach und nach Wissenschaftler wie FERDINAND MACKELDEY und MITTERMAIER angeworben670. Zu Ostern 1819 entschied sich – ebenfalls auf Anraten SAVIGNYS - auch FERDINAND WALTER für die Arbeit an der juristischen Fakultät der Universität Bonn671. In enger - schon anhand des Namens deutlich werdender - Verbindung mit der Universität in Berlin gelangte die Universität Bonn schnell zu einigem An-

666 667 668

669 670

671

Album Ordinis Iureconsultorum 1818 - 1868, aus dem Archiv der Juristischen Fakultät der Universität Bonn. Renger, C.: Die Gründung und Einrichtung der Universität Bonn und die Berufungspolitik des Kultusministers Altenstein (1982), S. 86f. Karl Sigmund Franz Freiherr von Stein zum Altenstein (1770–1840). Preußischer Minister. Altenstein machte sich vor allen in der Hochschulpolitik verdient und orientierte sich hierbei an der Philosophie Hegels. Ausführlich: Gollwitzer, H.: Altenstein, Karl Sigmund Franz Freiherr von Stein zum (1952), S. 216f. Zur Entwicklung der Universität: Renger, C.: Die Gründung und Einrichtung der Universität Bonn und die Berufungspolitik des Kultusministers Altenstein (1982), S. 146 f. Renger, C.: Die Gründung und Einrichtung der Universität Bonn und die Berufungspolitik des Kultusministers Altenstein (1982), S. 147. Ferdinand Mackeldey (1784–1834). Deutscher Jurist. Übernahm 1818 den Lehrstuhl für römisches Recht in Bonn. Er ging seinen professoralen Pflichten mit solcher Überzeugung nach, dass er sich trotz Taubheit und weitgehender Bewegungsunfähigkeit noch in den Hörsaal tragen ließ, um seine Vorlesung zu halten. Ausführlich: Stintzing, R. v.: Mackeldey, Ferdinand, S. 13ff. Ferdinand Walter (1794–1879). Deutscher Jurist. Kam 1819 an die Universität Bonn und war dort bis 1875 tätig. Er veröffentlichte Untersuchungen zum Kirchenrecht, zur Rechtsgeschichte, sowie auch zum Naturrecht. Ausführlich: Schulte, U. v.: Walter, Ferdinand, S. 22ff.

Untersuchung

169

sehen. Nicht ohne Grund waren hier viele der Nachkommen bedeutender Herrschergeschlechter immatrikuliert. Auch KLOSTERMANN gehörte zu der Studentenschaft dieser jungen, aufstrebenden Universität. Stolz schreibt er in seinem Lebenslauf, er habe Vorlesungen bei den Professoren EDUARD BOECKING, FRIEDRICH BLUHME, PETER DEITERS, BERNHARD WINDSCHEID und eben auch FERDINAND WALTER gehört672. Doch schon ein Jahr später, nämlich 1847 wechselte er an die Universität nach Halle an der Saale. Hier besuchte er unter anderem die Vorlesungen von AGATHON WUNDERLICH673. Die Universität war 1817 als Folge der Neugliederung von Herrschaftsgebieten nach dem Wiener Kongress aus zwei älteren Universitäten entstanden. Vorgängerin ist zum einen die Universität Leucora in Wittenberg (gegr. 1502) und die Friedrichs-Universität in Halle (gegr. 1694). Seit 1849 arbeitete KLOSTERMANN als Auskulator (erste Stufe der dreistufigen preußischen Ausbildung angehender Juristen bei Gericht) beim Appellationsgericht in Hamm. Im Oktober des darauffolgenden Jahres – in welchem auch sein Vater verstarb – legte er das Examen ab und wurde damit zum Referendar ernannt. Der erhaltene Bericht seines Vorgesetzen ACHIANI vom 08.07.1850 gibt wie schon das Reifezeugnis das Bild eines sehr fleißigen und begabten Juristen wieder, denn hier wird nicht nur der „außerordentliche Fleiß“ sondern auch die „vorzügliche Auffassungsgabe und Beurteilungskraft“, sowie

672

673

Eduard Böcking (1802–1870). Deutscher Jurist. Seit 1829 in Bonn Professor. Ausführlich Stintzing, R. v.: Böcking, Eduard, S. 785ff. Friedrich Bluhme (1797–1874). Deutscher Jurist und Rechtshistoriker. Seit 1843 als Professor in Bonn. Ausführlich: Buchner, R.: Bluhme, Friedrich (1952), S. 321. Peter Franz Ignaz Deiters (1804–1861). Deutscher Jurist und Paulskirchenabgeordneter. Seit 1836 ordentlicher Professor des deutschen Rechts. Ausführlich: Stintzing, R. v.: Deiters, P.F., S. 34. Bernhard Windscheid (1817 - 1892). Deutscher Jurist und Mitverfasser des Bürgerlichen Gesetzbuches. Habilitierte sich als Privatdozent in Bonn 1840. Ausführlich: Landsberg, E.: Windscheid, Bernhard, S. 423ff. Angaben aus: Akte Klostermann, aus dem Archiv der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Agathon Wunderlich (1810–1878). Deutscher Jurist. An der Universität Halle seit 1847. Ausführlich: Eisenhart, A. v.: Wunderlich, Gottlob Friedrich Walter Agathon, S. 311ff. Die in einigen Werken (Zum Beispiel: Seckelmann, M.: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914 (2006), S. 9 erwähnte StudienzeitKlostermanns in Berlin findet sich dagegen nicht in seinem Lebenslauf (Akte Klostermann,aus dem Archiv der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn) und auch nicht im Anschreiben zum Antrag zur Ausculatorprüfung (Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 588 Fol. 06) erwähnt.

170

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

die „gründlichen Rechtskenntnisse“ und die „sprachliche Gewandtheit“ KLOSTERMANNS gelobt674. Bis zum Sommer 1856, in dem er nach bestandenem drittem Examen zum Assessor ernannt wurde, war KLOSTERMANN bereits bei wechselnden Bergämtern beschäftigt675. So zum Beispiel im Bochumer Bergamt. Hier war er für die Reviere Schlebusch, Hardenstein, Sprookhövel, Herzkamps Aetendorf, Dahlenhaufen und Stalleioken zuständig676. KLOSTERMANN plante offensichtlich, nach seinem dritten Examen in Bochum am Bergamt dauerhaft tätig zu sein. Aus diesem Grunde richtete er im Juni 1856 ein Schreiben an dasselbe mit der Bitte, ihn nach Abschluss seines Examens wieder anzustellen677. Im August desselben Jahres wurde er jedoch von dem preußischen Handelsminister der Jahre 1848 bis 1862, AUGUST VON DER HEYDT, gefragt, ob er für ihn in Berlin im Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten tätig werden wolle678. Diese Stelle nahm KLOSTERMANN an und sollte sie schließlich für zehn Jahre, nämlich bis zum 1. April 1866, innehaben. Schon während seiner Tätigkeit im Ministerium begann KLOSTERMANN das Bergrecht und die damit zusammenhängenden Rechtsgebiete zu lehren679. Er tat dies an der am 1. September 1860 neu gegründeten Bergakademie in Berlin680. An die Spitze wurde der Bergrat HEINRICH LOTTNER berufen, der die Akademie bald im In- und Ausland bekannt machte681. Zweck der Hochschule war die wissenschaftliche Ausbildung für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, sowohl für solche im Staatsdienst, als auch für Private682. KLOSTERMANN unterrichtete hier Bergrecht und Verwaltungsrecht für fünf Jahre.

674

675 676 677 678

679 680 681

682

Achiani (Lebensdaten unbekannt). Zitat aus dem Bericht über den Ausculator Klostermann, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 588 Fol. 32. Arndt, U.: Klostermann, S. 240. Bericht des Referenten Hövel über das Bergamt Bochum, Ebd. Fol. 34. Schreiben von Klostermann, Ebd. Fol. 46. August Freiherr von der Heydt (1801–1874). Preußischer Minister im Handelsministerium. Seine liberale Grundhaltung wurde überschattet durch die Reaktionszeit und die Regierung Bismarcks. Ausführlich Köllmann, W.: Heydt, August Freiherr von der (1952), S. 74ff. Lebenslauf, Akte Klostermann,aus dem Archiv der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Hierzu ausführlich in Lexis, W.: Die Hochschulen für besondere Fachgebiete im Deutschen Reich (1904), S. 4 ff. Heinricht Lottner (1828–1868). Deutscher Bergbaukundler, Bergrat. Wurde 1860 erster Direkter der Berliner Bergakademie. Ausführlich: Kroker, E.: Lottner, Heinrich (1952), S. 249f. Lexis, W.: Die Hochschulen für besondere Fachgebiete im Deutschen Reich (1904), S. 6.

Untersuchung

171

Über die sonstige Tätigkeit im Ministerium ist wenig bekannt. Es kann allerdings davon ausgegangen werden, dass KLOSTERMANN insbesondere an der Vorbereitung des Allgemeinen Preußischen Berggesetzes von 1865 beteiligt war683. Genau zehn Jahre nachdem KLOSTERMANN seine Stelle angetreten hatte, nämlich im April 1866, erfolgte dann der Wechsel als Oberbergrat nach Bonn an das Oberbergamt. Diese Versetzung wurde durch den Minister HEINRICH GRAF VON ITZENPLITZ angeordnet684. Das Oberbergamt Bonn wurde 1816 als Mittelbehörde für Berg-, Hüttenund Salinenverwaltung gegründet685. Der Zuständigkeitsbezirk umfasste die Gebiete im südlichen Teil des Niederrheins, bis zum preußischen Teil des Saargebiets, von Aachen bis ins Siegerland. Später erfolgten einige Erweiterungen. Das Oberbergamt hatte die Aufgabe, den staatlichen und privaten Bergbau sowie Aufbereitungs- und Verarbeitungsanlagen in bergpolizeilicher Hinsicht zu überwachen. Als zweite Instanz war es zuständig für die Konzession von Dampfkesseln, Grubenbahnen und Seilfahrten. Es überwachte die Sicherheit der Gruben, untersuchte Unfälle und war auch zuständig für die Aus- und Fortbildung. Die rechtlichen Tätigkeiten lagen unter anderem in der Bearbeitung von Grundabtretungen, gewerbepolizeilichen Angelegenheiten oder Steuersachen. Als Rechtsgrundlage dienten dabei bis zur Einführung des Allgemeinen Berggesetzes 1865 die verschiedenen lokalen Berggesetze. Die Gründe für die Versetzung sind nicht überliefert. Teilweise wird jedoch vermutet, der eher ungewöhnliche Wechsel von Berlin nach Bonn habe daran gelegen, dass KLOSTERMANN in seiner Rechtsanschauung „fest und unbeugsam“ war. Der Minister VON DER HEYDT soll zu ihm gesagt haben: „Ich habe sie nicht hierher berufen, um mir ihre juristischen Bedenken vorzutragen, sondern um meine, wenn ich welche habe, zu beseitigen“686. Das deutet darauf hin, dass sich KLOSTERMANN nicht in die Strukturen der preußischen Ministerien hat eingliedern können und daher nach Bonn wechselte. Der von ihm selbst verfasste Lebenslauf enthält hierzu keinerlei Aussage. Vielmehr hob KLOSTERMANN bereits an früherer Stelle VON DER HEYDT ausdrücklich als seinen persönlichen Förderer hervor.

683 684

685

686

Gieseke, L.: Erinnerung an den Bonner Bergrat und Professor Rudolf Klostermann (1828–1886) (2002), S. 135. Heinrich Friedrich August Graf von Itzenplitz (1799–1883). Preußischer Handelsminister von 1862 bis 1873. Ausführlich Cordes, G.: Itzenplitz, Heinrich Friedrich August Graf von (1977), S. 577. Diese und die folgenden Informationen stammen aus dem Findbuch zu den Beständen des Oberbergamtes in Bonn, S. 1, aus dem Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf. Arndt, U.: Klostermann, S. 240.

172

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

In Bonn angekommen, heiratet KLOSTERMANN im Jahr 1867 AGNES IDA SCHORNSTEIN (ZU EBERFELD). Es bleibt allerdings bei diesem einzigen Hinweis auf sein Privatleben im Lebenslauf für die Universität. Auch andere Quellen sind diesbezüglich nicht besonders aussagekräftig. Lediglich aus der erhaltenen Todesanzeige geht hervor, dass er auch Kinder gehabt haben muss687. Seinen Tätigkeiten im Oberbergamt scheint KLOSTERMANN mit einigem Erfolg nachgegangen zu sein. Nachdem er bereits 1864 zum Oberbergrat befördert worden war, wurde er zehn Jahre darauf Vertreter des Berghauptmanns des Oberbergamtes und damit der zweitwichtigste Beamte der Behörde688. 1875 wurde er zum Geheimen Bergrat ernannt689. Es ist jedoch anzunehmen, dass KLOSTERMANN im Rahmen seiner Tätigkeit am Bonner Oberbergamt nicht völlig ausgelastet war690. So erklärt sich die zunehmende schriftstellerische Tätigkeit, die in einige Veröffentlichungen, jetzt auch zum Recht des Geistigen Eigentums, mündete. Zudem wandte sich KLOSTERMANN in den folgenden Jahren – trotz seiner Tätigkeit für das Oberbergamt bis zu seinem Tode – verstärkt der Universität in Bonn zu. Diese Entwicklung beginnt mit der Verleihung der Bonner Ehrendoktorwürde im Jahr 1868, anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Hochschule691. Während die Universität bei ihrer Gründung auf eine feierliche Einweihung verzichten musste, bot sich nun die Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen692. Dabei wurde durch die Verleihung einer Reihe von Ehrendoktorwürden die Internationalität der wissenschaftlichen Forschung hervorgehoben. KLOSTERMANN erhielt seinen Titel in einer Reihe mit CHARLES DARWIN, MILL und weiteren wichtigen Persönlichkeiten des Zeitgeschehens693. Die juristische Fakultät verlieh dabei insgesamt zwölf Ehrenpromotionen. Neben dem Oberbergrat erhielten unter anderem GOERGE BANCROFT, ANTON BROICHER und FER-

687

688 689

690 691 692 693

Todesanzeige, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 590 Fol. 55: „Vater, Bruder, Schwiegersohn und Schwager“. Serlo, W.: Die preußischen Bergassessoren (1938), S. 559. Urkunde vom 18.02.1875, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 590 Fol. 35. Gieseke, L.: Erinnerung an den Bonner Bergrat und Professor Rudolf Klostermann (1828–1886) (2002), S. 135. Hierzu ausführlich: Rector und Senat der Universität Bonn: Bericht über das fünzigjährige Jubiläum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (1868) Bezold, F. v.: Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität (1920), S. 521. Charles Robert Darwin (1809–1882). Britischer Evolutionsbiologe und Evolutionstheoretiker. Sein Hauptwerk stellt den entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der modernen Biologie dar. Ausführlich: Braem, G.: Charles Darwin (2009), S. 19ff.

Untersuchung

173

GRIMM die Ehrendoktorwürde694. Besonderes Gewicht erhielt die gesamte Jubiläumsfeier durch die Anwesenheit des Königspaares und des Thronfolgers695. KLOSTERMANN wurde von der Universität ehrenhalber zum Doktor beider Rechte ernannte. Dies geschah in Würdigung seiner bis dahin erschienen Publikationen (scriptis de jure praesertim metallico editis optime meritum)696. Schon ein Jahr darauf erfolgte seine Habilitation zum Privatdozent an der Universität. Anders als Professoren waren Privatdozenten grundsätzlich nicht verbeamtet. Sie gehörten zudem nicht den verwaltenden und repräsentierenden Gremien der Universität an und unterlagen auch nicht deren Disziplinarapparat697. KLOSTERMANN hatte insofern eine Sonderstellung inne, als dass er dank seiner Tätigkeit am Oberbergamt bereits verbeamtet war. Für die für seine Habilitation zum Privatdozenten vorgeschriebene lateinische Probevorlesung schlug KLOSTERMANN zwei Themen vor: zum einen De petitione juris metallici secundum praecepta juris Borussici hodierni zum anderen De eo quod iustum est circa tabularum pictarum imitationem698. Am 20.02.1869 beschloss die Fakultät, KLOSTERMANN als habilitiert zu erachten, nachdem er eine Vorlesung über das Geistige Eigentum an Kunst- und Bildwerken gehalten hatte. Schließlich wurde KLOSTERMANN am 14. Juni 1872 zum außerordentlichen Professor (er blieb aber weiterhin Oberbergrat und Geheimer Rat) berufen. In dem von dem Bonner Universitätsprofessor RICHARDSCHROEDER an das preußische Ministerium gerichteten Antrag vom November 1871 zugunsten von KLOSTERMANNS Berufung werden die besonderen Qualifikationen des Privatdozenten KLOSTERMANN gelobt699. Für eine Berufung sprächen nicht nur DINAND

694

695 696 697 698 699

George Bancroft (1800–1891). US-Amerikanischer Historiker und Politiker. Ausführlich: Canary, R.: George Bancroft (1974), S. 1ff. Karl Anton Broicher (1805–1881). Deutscher Jurist. Erster Präsident des Rheinischen Appellationsgerichtshofes in Köln und preußischer Politiker. Ausführlich:Haunfelder, B.: Biographisches Handbuch für das Preussische Abgeordnetenhaus 1849 - 1867 (1994), S. 73. Ferdinand Grimm (1806– 1895). Jurist und Präsident des preußischen Obertribunals. Ausführlich: Österreichische Akademie der Wissenschaften: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (1959), S. 63. Übersicht der Ehrenpromotionen Rector und Senat der Universität Bonn: Bericht über das fünzigjährige Jubiläum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (1868), S. 113ff. Bezold, F. v.: Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität (1920), S. 523. Akte Klostermann, aus dem Archiv der Juristischen Fakultät der Universität Bonn. Daude, P.: Die Rechtsverhältnisse der Privatdozenten (1896), S. 34 ff; Jastrow, I.: Die Stellung der Privatdozenten (1896), S. 4; 46. Akte Klostermann, aus dem Archiv der Juristischen Fakultät der Universität Bonn. Richard Schroeder (1838–1917). Deutscher Jurist. Er habilitierte 1863 in Bonn im Fach der deutschen Rechtsgeschichte und blieb bis 1873 an der Universität. Ausführlich: Wenig, O.: Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Rheinischen Friedrich-

174

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

KLOSTERMANNS „ausgezeichnete literarische Fähigkeiten“, sondern auch die Tatsache, dass er „seine Musse nach Kräften der Fakultät“ gewidmet habe. Seine umfassenden Lehrtätigkeiten gereichten der Fakultät zur Zierde. Schon zu diesem Zeitpunkt sei KLOSTERMANN – so zumindest SCHROEDER – als „Spezialist in Bezug auf Bergrecht, literarisches Eigentum und Patentwesen“ anerkannt. Auch wenn ein solcher Antrag von den zu berufenden Privatdozenten nur in äußerst lobenden Tönen berichten kann, bleibt doch festzuhalten, dass sich KLOSTERMANN anscheinend vor allem durch seine Lehrtätigkeiten, aber auch durch seine literarischen Veröffentlichungen einen Ruf erarbeitet haben muss, der den Sonderantrag der Fakultät rechtfertigte. Seine Lehrverpflichtungen umfassten das allgemeine Preußische Landrecht, das Bergrecht, den gemeinen Zivilprozess, Preußisches Vormundschaftsrecht und Landwirtschaftsrecht an der landwirtschaftlichen Akademie in Poppelsdorf. Dazu kam noch Grundbuchrecht, polizeiliches Strafrecht, Urheberrecht, Verwaltungsrecht und schließlich sogar Staatsrecht700. Seine in Berlin begonnen Tätigkeit als Ausbilder junger Juristen setzte sich hier also in umfangreicher Weise fort. Wie bereits erwähnt erfolgte kurz nach dem Wechsel nach Bonn die erste Veröffentlichung KLOSTERMANNS im Bereich des Geistigen Eigentums. Die Vorarbeiten hierzu werden wahrscheinlich noch aus der Zeit in Berlin stammen. Wieso sich KLOSTERMANN, nachdem er aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Bereich des Bergrechts und seiner zahlreichen Veröffentlichungen zu diesem Thema als Experte angesehen war, schließlich den Fragen des Schutzes des Geistigen Eigentums, die zum größten Teil noch nicht einmal gesetzlich geregelt waren, zuwandte, kann nur vermutet werden. Eine Erklärung könnte sich aus der (vermeintlichen) Verwandtschaft der Rechtsmaterien selbst ergeben. Insbesondere HELMUT ÖHLSCHLEGEL geht daher von einer Verwandtschaft der beiden Rechtsgebiete aus. Er nimmt unter Hinweis auf die sprachliche Verwandtschaft und das ähnliche Erteilungsverfahren von Bergprivilegien und Erfindungsprivilegien an, dass das Patentrecht lediglich ein Zweig des im Deutschen Reich entstandenen Bergrechtes sei701. Aus dieser Perspektive ist es nicht weiter verwunderlich, dass KLOSTERMANN bei näherer Beschäftigung mit dem Bergrecht früher oder später auch auf das Recht des Geistigen Eigentums stoßen musste. Nach der Vorstellung von ÖHL-

700 701

Wilhelms- Universität zu Bonn 1818 - 1968 (1968), S. 280. Akte Loersch, Antrag von Prof. Schroeder vom Nov. 1871, aus dem Archiv der Juristischen Fakultät der Universität Bonn. Zusammenfassend Arndt, U.: Klostermann, S. 240 und Gieseke, L.: Erinnerung an den Bonner Bergrat und Professor Rudolf Klostermann (1828–1886) (2002), S. 137. Öhlschlegel, H.: Das Bergrecht als Ursprung des Patentrechts (1978), S. 131.

Untersuchung

175

arbeitete er sich sozusagen vom allgemeineren zum spezielleren Recht vor. Allerdings ist diese Verwandtschaft zwischen Bergrecht und Erfinderrecht bisher nicht zweifelsfrei festgestellt worden702. Sie muss auch nicht zwangsläufig der Grund für die Beschäftigung KLOSTERMANNS mit gerade dieser Materie sein. Eine andere Erklärung könnte seine tägliche Berufspraxis im Bergrecht und Bergbau sein. Die Förderung von Kohle oder Erzen unter Tage steht seit jeher vor beträchtlichen Problemen. Es gilt nicht nur, Grabwerkzeuge für das Vordringen in bestimmte Tiefen und das Durchdringen verschiedener Gesteinsschichten zu entwickeln. Auch stellen eindringendes Grundwasser, die fachgerechte Abstützung der Grube, ihre Belüftung und schließlich der Abtransport des Abraums erhebliche Anforderungen an Mensch und Material. Aus diesen Gründen ist es nicht erstaunlich, dass es sich beim Bergbau um einen sehr technikintensiven Industriebereich handelt, der ständig dem technologischen Fortschritt ausgesetzt ist. Nur die fortlaufende Verbesserung und Entwicklung neuartiger Technologien garantieren den wirtschaftlich erfolgreichen Abbau von Gestein. Diese Entwicklung zeigt sich auch im 19. Jahrhundert703. So wurde 1834 eine Bohrmethode mittels einer vorgeschlagenen Rutschschere in Verbindung mit einer Freifallvorrichtung entwickelt. 28 Jahre danach meldete ein Schweizer Uhrmacher einen Bohrer zum Patent an, der mit Diamanten besetzt war. Auch bezüglich der ab gewissen Tiefen notwendigen Fördertürmen lässt sich in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Entwicklung von hölzernen Türmen zu massiven Steintürmen feststellen. 1861 wurden erstmals luftdruckgetriebene Bohrmaschinen verwendete. Und der intensive Abbau wurde 1867 durch die Einführung des Nitroglyzerins als Sprengmittel, das das bis dahin verwendete Dynamit ablöste, weiter gefördert. Die Belüftungsprobleme wurden 1862 durch maschinell angetriebene Ventilatoren gelöst, die allerdings häufig wegen zu hoher Kosten keine Anwendung fanden. Angesichts der hier nur kurz angerissenen Fülle neuer Entwicklungen im 19. Jahrhundert wird KLOSTERMANN daher bei der Beschäftigung mit den praktischen Fragen des Bergrechts wiederholt auch mit der Frage konfrontiert worden seien, wie mit neuartigen Erfindungen in rechtlicher Hinsicht umzugehen ist. Es erscheint vor diesem Hintergrund aus der Sicht eines engagierten Bergrechtlers naheliegend, sich auch mit den Fragen des Geistigen Eigentums auseinanderzusetzen. Ein weiterer Grund für das scheinbar plötzliche Interesse von KLOSTERMANN am Geistigen Eigentum könnte zudem in dessen theoretischer Begründung liegen, die Parallelen zum Recht des Finders im Bergrecht aufweist704. In SCHLEGEL

702 703 704

Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 72. Vergleiche zusammenfassend: König, W.: Propyläen - Technikgeschichte (1997), S. 29ff. Die Anregungen zu diesem Gedanken stammen aus der von Frau Mirjana Kapljić im

176

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

beiden Fällen geht es um die rechtliche Erfassung eines tatsächlichen Vorgangs (einer neuen Erfindung oder dem Fund wertvoller Gesteinsschichten). Mithilfe eines rechtlichen Konstrukts wird versucht die jeweilige Errungenschaft wirtschaftlich zu verwerten. So sieht KLOSTERMANN in dem Bergwerkseigentum nur eine Art körperliches (Sach-) Eigentum, das mit dem Sacheigentum zwar unmittelbar verwandt sei, aber eben nicht identisch mit demselben. Auch falle das Bergwerkseigentum nicht unter den Begriff des Grundeigentums705. Indem das Recht des Erfinders, beziehungsweise das des Finders, jeweils künstlich in die Kategorie des Eigentums eingeordnet wird, wird es übertragbar, pfändbar und der Rechtsinhaber ist in der Lage, andere von dem Recht auszuschließen. Die Ausweitung des Eigentumsbegriffes auf Umstände, die streng genommen nicht hierunter zu fassen sind, findet sich, wie bereits dargestellt, auch bezüglich des Geistigen Eigentums. Die theoretischen Begründungen weisen demnach Parallelen auf. Zuletzt könnten auch persönliche Gründe für eine Zuwendung zu der Materie des Geistigen Eigentums eine Rolle gespielt haben. Bis zu seinem Wechsel nach Bonn hat sich KLOSTERMANN mehr als zehn Jahre lang mit dem Bergrecht beschäftigt, sowohl im Bereich der Arbeit im Ministerium, als auch als Dozent in Berlin. Es erscheint daher nicht abwegig, dass er sich – verbunden mit dem Wechsel in das beschauliche Bonn, zurück in die Nähe seiner ehemaligen Universität – neuen Herausforderungen zuwenden wollte. Aus den bisher genannten Gründen und vielleicht gerade aufgrund der noch weitgehend ausstehenden juristischen Bearbeitung könnte das Recht des Geistigen Eigentums als solche Herausforderung nahegelegen haben. Fest steht auf jeden Fall, dass mit der Veröffentlichung seines ersten Werkes kurz nach dem Umzug nach Bonn eine Phase intensiver Auseinandersetzung mit den verschiedenen Fragestellungen des Geistigen Eigentums beginnt, die zeitlich in etwa mit der Tätigkeit an der Universität zusammenfällt. Es könnte sich hier also auch um eine Neuorientierung handeln, die aufgrund der erschöpfenden Tätigkeit im Bergrecht aus Sicht KLOSTERMANNS notwendig geworden war. Es kann nicht abschließend festgestellt werden, ob sich KLOSTERMANN aufgrund der rechtlichen Verwandtschaft zwischen dem Bergrecht und dem Patentrecht, aufgrund seiner praktischen Erfahrungen mit den im Bergbau immer wieder auftretenden Fragen bezüglich neuer Entwicklungen, wegen der Parallelität der theoretischen Begründungen von Finderrecht und dem Recht des Erfinders, oder aus Gründen der persönlichen Neuorientierung dem Recht des

705

Rahmen des am Institut für deutsche und rheinische Rechtsgeschichte abgehaltenen Seminars „Bonner Rechtswissenschaftler und ihre Fakultät im 19. Jahrhundert“ verfassten Arbeit zu Rudolf Klostermann. Klostermann, R., et al.: Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 (1896), S. 8.

Untersuchung

177

Geistigen Eigentums zuwandte. Die Quellenlage enthält hierzu keine Hinweise. Wahrscheinlich handelte er nicht nur aus einem Grund, sondern aus einem Bündel von Motiven. Fest steht allerdings, dass sich KLOSTERMANN in den folgenden Jahren eifrig den verschiedenen Fragen des Schutzes des Geistigen Eigentums widmete. Es veröffentliche hierzu nicht nur verschiedene Schriften sondern arbeitete auch in Vereinen und Kommissionen aktiv mit. Eine direkte Verbindung wird zum Beispiel zum Verein Deutscher Ingenieure (VDI) deutlich. Dieser schrieb 1872 einen Preis für die beste Rechtfertigung des Patentschutzes aus. Die von KLOSTERMANN verfasste Schrift zu diesem Thema gewann die Ausschreibung und wurde durch den Verein veröffentlich, der auf diese Weise seine Interesse zu vertreten und seine Position zu stärken suchte706. Auch in den darauf folgenden Jahren blieb KLOSTERMANN dem VDI stets verbunden. Seine Leistungen innerhalb des Vereins für den Patentschutz wurden schließlich durch die Ernennung zum Ehrenmitglied des Vereins auf der 21. Hauptversammlung vom 23. bis zum 26. August 1880 in Köln anerkannt707. Die Ehrenmitgliedschaft des VDI wurde im Jahr 1860 zum ersten Mal verliehen, als Auszeichnung für Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um den VDI und den Berufsstand der Ingenieure verdient gemacht haben708. Vor KLOSTERMANN waren 1862 bereits ALFRED KRUPP und 1873 WERNER VON SIEMENS zu Ehrenmitgliedern ernannt worden709. KLOSTERMANN wirkte auch außerhalb der Grenzen Deutschlands an der Entwicklung des Schutzes von Geistigem Eigentum mit. So reiste er 1873 nach Wien und nahm am Wiener Patentschutzkongress teil710. Diesen hatte er zudem mit vorbereitet711. Auf seinen Rat hin griff der Kongress das Lizenzprinzip auf, um sich von den Monopolen abzugrenzen und so den Freihändlern die argumentative Grundlage zu entziehen712. Dabei setzte er seine Reisen auch nach der Einführung des Patentgesetzes 1877 fort; bereits 1878 reichte er einen Ur-

706 707 708 709

710

711 712

Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 362.c Peters, T.: Die Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure (1902), S. 39; Unbekannt: Wahl Klostermanns zum Ehrenmitglied des VDI (1880). VDI Düsseldorf: Ehrungen und Preise (1993), S. Abteilungen Ehrenmitgliedschaften, Deckblatt. Alfred Krupp (1812–1887). Deutscher Stahlindustrieller. Er baute die Kruppsche Gussstahlfabrik (heute ThyssenKrupp AG) zum größten Industrieunternehmen Europas aus. Ausführlich: Köhne-Lindenlaub, R.: Krupp, Alfred (1952), S. 130ff. Reisekosten- und Urlaubsbewilligung, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 590 Fol. 33. Grothe, H.: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich (1877), S. 37. Ebd., S. 37.

178

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

laubsantrag zum Zweck einer Reise zum Internationalen Patentkongress in Paris ein713. Zudem gehörte er dem ständigen Ausschuss für den internationalen Industrieschutz an714. Auch in der Folgezeit beteiligte sich KLOSTERMANN aktiv an der Bewegung zur Einführung des Patentschutzes. Er gehörte zusammen mit den Brüdern SIEMENS, PIEPER und anderen zu dem im Rahmen des Wiener Kongresses gebildeten Exekutiv-Komitees für die Einführung des Patentschutzes im Deutschen Reich715. Entscheidend ist auch seine Rolle als Gründungsmitglied des deutschen Patentschutzvereins zusammen mit WERNER VON SIEMENS und anderen. Dieser Verein (gegründet am 28. Mai 1874) sollte im Folgenden einer der einflussreichsten Vertreter der Pro-Patent-Bewegung werden. KLOSTERMANN blieb bis zu seinem Tod Mitglied des Vorstands. Unter Mitarbeit KLOSTERMANNs erarbeitete der Deutsche Patentschutzverein 1876 dann den Entwurf eines Patentgesetzes, welcher dem Bundesrat übergeben wurde716. Durch diese Tätigkeiten hatte sich KLOSTERMANN nicht nur im Bergrecht sondern auch in den Rechtsbereichen des Geistigen Eigentums einen Namen als Experte gemacht. Seine allgemeine Anerkennung wird auch daran deutlich, dass er Mitglied der im Jahr 1876 von BISMARCK gegründeten Enquêtekommission zur Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfs für ein Patentgesetz war717. An den Vorarbeiten des Patentgesetzes von 1877 war KLOSTERMANN damit unmittelbar beteiligt. Kurz vor dem In-Kraft-Treten des Patentgesetzes wurde KLOSTERMANN der Rote Adlerorden III. Klasse mit Schleife verliehen718. Hauptzweck des Ordens war die Belohnung derjenigen, die sich im zivilen Dienst um den Staat besonders verdient gemacht hatten719. Der Orden war im Jahr 1705 in Bayreuth von dem ERBPRINZEN GEORG WILHELM als Orden de la Sincérité gestiftet worden720. Entsprechend oblag ihm auch als Ordensoberhaupt die Verleihung. In der Ordensliste von 1810 findet sich der Hinweis, dass FRIED-

713 714 715 716 717 718

719 720

Antrag vom 23.08.1878, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 590 Fol. 41. Antrag, Ebd. Fol. 48, 49. Grothe, H.: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich (1877), S. 40. Klostermann ist im Entwurf als Verfasser aufgelistet: Deutscher Patentschutz-Verein: Entwurf eines Patentgesetzes für das Deutsche Reich nebst Motiven (1875), S. 1ff. Kurz, P.: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes (2000), S. 373. Serlo, W.: Die preußischen Bergassessoren (1938), S. 559; Abbildungen des Ordens bei Nimmergut, J.: Deutsche Orden und Ehrenzeichen (2010), S. 363 ff, Lehman, F.: Der Rote Adlerorden (2002) und Hoeffmann, F.: Der preußische Rote Adler Orden und der königliche Kronen-Orden (1878). Lehman, F.: Der Rote Adlerorden (2002), S. 105. Ebd., S. 17; Hoeffmann, F.: Der preußische Rote Adler Orden und der königliche Kronen-Orden (1878), S. 1.

Untersuchung

179

RICH WILHELM II. selbst die Insignien der III. Klasse des Roten Adlerordens angelegt habe, um den Zusammenhalt zwischen dem Herrscherhaus und allen Ordensträgern zu symbolisieren721. Darüber hinaus war KLOSTERMANN auch Träger des Herzoglich Anhaltischen Hausordens Albrecht des Bären der I. Klasse. Wann und aus welchem Grund ihm derselbe verliehen worden ist, ist nicht überliefert, es findet sich lediglich ein Hinweis in den Akten des Oberbergamtes722. Der Orden wurde 1836 gestiftet von den HERZÖGEN HEINRICH VON ANHALT-KÖTHEN, LEOPOLD IV FRIEDRICH VON ANHALT-DESSAU und ALEXANDER CARL VON ANHALTBERNBURG. Der Orden wurde für Treue und Anhänglichkeit, Talente und gesetzesmäßige Amtstätigkeit verliehen723. Im Alter von nur 58 Jahren verstarb RUDOLF KOSTERMANN nach längerer Krankheit schließlich am 10.03.1886724. Zu seinen Ehren stellte der VDI 1000 Reichsmark zu Verfügung, um ein Denkmal zum Gedenken an sein Ehrenmitglied zu errichten725. Abgesehen von seiner „festen und unbeugsamen“ Rechtsauffassung ist von dem Menschen KLOSTERMANN und seiner Persönlichkeit wenig überliefert726. Lediglich die von seinen Kollegen am Oberbergamt in Bonn veröffentlichte Todesanzeige gibt Hinweis auf sein hohes Ansehen727. Bezüglich seiner beruflichen Tätigkeit werden jedoch einige wesentliche Elemente deutlich. Auffällig ist vor allem die Teilung seiner Tätigkeit in zwei Gebiete: das Bergrecht und das Recht des Geistigen Eigentums. Die möglichen Gründe hierfür wurden bereits diskutiert. In beiden Bereichen ist KLOSTERMANN auf mehreren Ebenen tätig: Er arbeitet zum einen an literarischen Veröffentlichungen. Zum anderen wirkt er faktisch an der Rechtsfortbildung mit, in

721 722 723 724 725 726

727

Lehman, F.: Der Rote Adlerorden (2002), S. 108. Todesanzeige, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 590 Fol. 58. Abbildung bei Nimmergut, J.: Deutsche Orden und Ehrenzeichen (2010), S. 12ff. Unbekannt: Rudolf Klostermann - Nachruf (1886), S. 40. Peters, T.: Die Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure (1902), S. 61. Eine fotographische Abbildung Klostermanns findet sich im Bergbau-Archiv Bochum BBA (DBM/montan.dok/Bergbau-Archiv Bochum BBA) im Nachlass Serlo unter der Signatur 50/33, Blatt 49. Todesanzeige, Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 590 Fol. 58: Hochbegabt und wissenschaftlich bedeutend, voll treuer Hingabe an seinen Beruf , war derselbe zwanzig Jahre lang eine Zierde unseres Collegium, an dessen Arbeiten er neben seiner vielseitigen akademischen und literarischen Tätigkeit in erfolgreicher Weise teilnahm. Ein Biedermann in des Wortes ganzer Bedeutung, von echter Collegialität und Selbstlosigkeit, besaß er unsere warme Verehrung und freundschaftliche Zuneigung. Ein treues Andenken bleibt dem Heimgegangenen bei uns bewahrt. Bonn, denn 11.03.1886. Das Collegium des königlichen Oberbergamtes Bonn.

180

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

dem er Gesetzesentwürfe (mit-)ausarbeitet und sich für seine Überzeugung einsetzt. Schließlich betätigt er sich sowohl im Bergrecht als auch später im Recht des Geistigen Eigentums als Lehrer und vermittelt seine Kenntnisse und Fähigkeiten an zukünftige Generationen. Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich bei KLOSTERMANN nicht in erster Linie um einen Wissenschaftler im klassischen Sinne, das heißt der eine vollständige universitäre Laufbahn durchlaufen hatte, handelte. Seine Doktorwürde erlangte er ehrenhalber. Auch eine Habilitationsschrift im eigentlichen Sinne verfasste er nicht. Dieser Werdegang stellte zwar keine absolute Ausnahme für die Zeit dar, war aber auch nicht selbstverständlich. KLOSTERMANN war kein Rechtswissenschaftler im traditionellen Sinn, der aufgrund eines universitären Werdegangs auf die ausschließlich theoretische Durchdringung der Rechtsmaterie hinarbeitete. Der praktische Nutzen seiner Veröffentlichungen spielte für ihn gleichermaßen eine große Rolle. So konzentrieren sich seine Veröffentlichungen auf Kommentare und Handbücher für die Praxis. Auch durch seine Beteiligung am Prozess der Gesetzgebung nimmt er weniger am wissenschaftlichen Diskurs teil als dass er versucht, den praktischen Bedürfnissen seiner Zeit in rechtlicher Hinsicht Rechnung zu tragen. Der Lebenslauf stützt damit in kontextualer Hinsicht die eingangs getroffene Annahme, dass bei der Veröffentlichung KLOSTERMANNS auch wirtschaftspolitische Ziele eine Rolle spielten. Die starke Praxisorientierung, die sich in vielen seiner Werke widerspiegelt, sein Einsatz in vielen verschiedenen Kommissionen und Interessenvertretungen für die Einführung eines Patentgesetz machen deutlich, dass auch das Hauptwerk in diesem Sinne verstanden werden muss. Es erscheint äußerst zweifelhaft, dass ausgerechnet in dem „Geistigen Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“, die patentfreundliche Haltung des Autors nicht deutlich zum Ausdruck kommen soll und dass das Werk nicht seine dahingehende Position argumentativ zu untermauern bestimmt ist.

IV. Die Systematisierungsansätze im Kontext Da es ausweislich der obigen Ausführungen als sehr naheliegend erscheint, dass KLOSTERMANN mit seinem Hauptwerk wirtschaftspolitische Ziele im Hinblick auf die Einführung eines Erfindungsschutzes verfolgte, stellt sich die Frage, inwieweit sich diese Zielsetzung auch auf die systematischen Ansätze, beziehungsweise ihre Bewertung auswirkt. Bei näherer Betrachtung stellt sich dabei heraus, dass jeder Ansatz neben seiner wissenschaftlichen, systematischen Funktion, auch ein Zweck hinsichtlich der Darlegung der Notwendigkeit und Rechtfertigung des Erfindungsschutzes erfüllt.

Untersuchung

181

Unter Berücksichtigung dieses Kontexts dient der rechtsvergleichende Ansatz in verschiedener Weise dem Erfindungsschutz. Zunächst bereiten rechtsvergleichende Untersuchungen auch heute noch neue neuer Gesetze vor728. Rechtsvergleichung wird damit nicht nur zum Selbstzweck, beziehungsweise zur gründlichen Erfassung des positiv geregelten Rechts betrieben, sondern auch um eine Grundlage für neue Gesetzesvorhaben zu legen. Hier kommt ihr sogar eine nicht unbedeutende Rolle zu, da durch den Blick auf internationale Lösungen das nationale Gesetzesvorhaben deutlich beschleunigt werden kann. Aus der Sicht KLOSTERMANNS, der sich gerade für den Erlass eines Patentgesetzes einsetzt, bietet sich diese Herangehensweise an. So kann er wesentliche Vorarbeiten bereits vorwegnehmen und den Erlass möglichst schnell herbeiführen. Darüber hinaus führt die rechtsvergleichende Betrachtung der Rechtsmaterien des Geistigen Eigentums dem Leser allerdings auch immer plastisch vor Augen, wie ungleich das Schutzniveau ist. Der direkte Vergleich mit Staaten wie Frankreich oder Großbritannien, die durch ihre frühe Gesetzgebung hinsichtlich des Erfindungsschutzes eine Vorreiterrolle einnahmen, führt die Unzulänglichkeiten der nationalen Lösungen deutlich vor Augen. Die Untersuchung der Materie aus internationaler Perspektive lässt vor allem die preußische Lösung des Erfindungsschutzes als unterentwickelt und damit erneuerungsbedürftig erscheinen. Aber auch der systematische Ansatz der gemeinsamen Darstellung wirkt sich zugunsten eines Erfindungsschutzes aus. Dies wird vor allem bei Betrachtung der Folgen dieser inhaltlichen Bearbeitung deutlich. Durch die gemeinsame Darstellung wird der Eindruck einer Zusammengehörigkeit und Ebenbürtigkeit aller Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums hervorgerufen. Die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums erscheinen somit als ein logisches, in sich geschlossenes Gesamtsystem, das sich harmonisch ineinanderfügt. Aus der Perspektive eines Befürworters des Erfindungsschutzes hat dieser Eindruck mehrere positive Konsequenzen: Zum einen werden laut KLOSTERMANN durch die Stärken der bereits althergebrachten, besser durchdrungenen Rechtsgebiete die Schwächen der neueren Gebiete des Geistigen Eigentums ausgeglichen729. Zum anderen dient die Einbettung des Patentrechts in eine Gruppe von gleichen Rechtsgebieten seiner unauffälligen Legitimation, denn es soll sich in die Gruppe der anderen Rechtsgebiete einfügen. So ist das Hauptwerk ja auch nicht mit „Patentrecht“ betitelt, sondern mit „Das geistige Eigenthum“730. Gerade in einer vehement geführten Kontroverse können solche

728 729 730

Rheinstein, M., et al.: Einführung in die Rechtsvergleichung (1987), S. 25ff. Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. 23f. Dabei steht die Tatsache, dass sich Band II fast ausschließlich mit dem Patentrecht befasst, einer solchen Überschrift eigentlich entgegen.

182

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Zudem erschwert dieses Vorgehen die Argumentation gegen die Einführung des Patentschutzes deutlich, denn es muss nun nicht mehr nur begründet werden, warum Erfindungen nicht schützenswert sind – vorher müssen die Patentgegner noch das Patentrecht mit guten Argumenten aus der Gruppe der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums herauslösen. Gerade in diesem letzten Punkt, beziehungsweise in der Frage der Gleichbehandlung der einzelnen Rechtsgebiete liegt ein besonders starkes Argument, dass der Autor selbst nur andeutet, wenn er im Vorwort schreibt: „Man hat sich daran gewöhnt, die nicht wegzuläugnende und überall sonst anerkannt Gleichartigkeit der Rechte des Erfinders und des Schriftstellers oder des Künstlers zu ignorieren (…)“731.

Der hier formulierte Aspekt wird gerade auch in dem Ansatz der gemeinsamen Darstellung deutlich: aus Sicht KLOSTERMANNS sind Urheberrecht und Patentrecht einander ebenbürtig und daher gleich zu behandeln. Die für die Einführung eines Erfindungsschutzes bedeutsame Konsequenz dieser Aussage formuliert drei Jahre nach dem Erscheinen des Hauptwerkes FRANZ GRASHOF: „Es ist kaum denkbar, dass in einem Staate die Production des Schriftstellers, des Künstlers gesetzlich gegen Nachahmung geschützt würde, während geistige Productionen auf technischem Gebiete völlig preigegeben wären. Schon jetzt beklagen die Erfinder mit Recht es als eine große Ungerechtigkeit, dass ihre Erfindungen (...) einen weit unvollkommeneren Schutz genießen, als die geistigen Productionen des Schriftstellers und des Künstlers (...). Wollte man die Erfindungen schutzlos machen, so würde die Consequenz und der Grundsatz der Gleichmäßigkeit des Rechtsschutzes verlangen, dass das geistige Eigentum in keinem Fall geschützt werde“732.

Die Gleichsetzung mit dem – wie eingangs dargelegt – 1867 in seiner Entwicklung und vor allem in seiner grundsätzlichen Legitimation schon weiter vorangeschrittenen Urheberrecht führt dazu, dass sich die Gegner des Erfindungsschutzes dem Einwand der unzulässigen Ungleichbehandlung und der Verletzung des Grundsatzes der Gleichmäßigkeit des Rechtsschutzes aussetzen. Die gemeinsame Darstellung führt zu einer solch starken inhaltlichen Verschrän-

731 732

Klostermann, R.: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte (1867), S. IV. Franz Grashof (1826–1893). Professor für theoretische Maschinenlehre. Grashof war einer der Mitbegründer des Vereins Deutscher Ingenieure und ist als Mitbegründer der wissenschaftlichen Technik anzusehen. Ausführlich Nesselmann, K.: Grashof, Franz (1952), S. 746f. Grashof in Unbekannt: Entwurf eines Patentgesetzes für das Deutsche Reich (1872), S. 14f.

Untersuchung

183

kung und damit Gleichstellung zwischen Patent- und Urheberrecht, dass – zumindest aus Sicht der Patentbefürworter – die Ablehnung der Einführung eines Patentgesetzes als abstrus und schlichtweg ungerecht erscheinen muss. KLOSTERMANNS Bildung eines Allgemeinen Teils hat hier ähnliche Folgen. Zum einen dient er der noch tieferen inhaltlichen Verbindung der verschiedenen Rechtsgebiete. Denn Rechtsgebiete aus denen sich erfolgreich ein gemeinsamer Allgemeiner Teil ableiten lässt, müssen eine nahe Verwandtschaft aufweisen. Dieser Aspekt unterstützt damit wieder den eben erläuterten Punkt der Gleichbehandlung von Urheberrecht und Patentrecht. Die Zusammengehörigkeit wird hierdurch noch stärker herausgearbeitet, die inhaltlichen Verschränkungen der Materie werden plastisch vor Augen geführt. Zum anderen führt die Bildung eines Allgemeinen Teils vor Augen, dass bereits bestehende Vorschriften und Regelungen (soweit sie eine allgemeine Funktion erfüllen) für ein Patentgesetz übernommen werden könnten. Insofern kann er wiederum auch der Vorbereitung eines Patentgesetzes dienen, denn dadurch wird die Gesetzgebungsarbeit deutlich erleichtert. Damit erfüllen alle systematischen Ansätze KLOSTERMANNS auch eine über ihre ausschließliche wissenschaftliche Bedeutung hinausgehende wirtschaftspolitische Funktion.

V. Zwischenergebnis Die historischen Entwicklungen um die Zeit der Veröffentlichung des Hauptwerkes, die sonstigen Veröffentlichungen KLOSTERMANNS wie auch sein Lebenslauf unterstützen damit die einleitend aufgestellte These, dass die systematischen Ansätze KLOSTERMANNS nicht ausschließlich dem reinen Selbstzweck dienen. Die Veröffentlichung des Hauptwerkes fällt in eine Phase, in der vor allem erbittert um die Einführung des Erfindungsschutzes gerungen wird. Während zum Urheberrecht 1867 bereits ein erster Entwurf vom preußischen Kultusministerium in Umlauf gebracht wurde, war hinsichtlich des Patentgesetzes noch nicht einmal gewiss, ob es ein solches überhaupt geben würde. Unzweifelhaft ist KLOSTERMANN den Befürwortern des Erfindungsschutzes zuzurechnen, die auf die Einführung eines allgemeinen Patentgesetzes drängten733. Dabei beschränkte er sich nicht nur darauf, seine Ansicht in entsprechenden Fachkreisen zu äußern – er arbeitete vielmehr durch seine Mitglied-

733

Eine Originalansprache Klostermanns, die seine Position anschaulich zusammenfasst findet sich bei Pieper, C.: Der Erfinderschutz und die Reform der Patentgesetze (1873), S. 75ff.

184

Der Zweck der Systematisierungsansätze Klostermanns

schaft in Vereinen und Kommissionen aktiv an Patentgesetzentwürfen mit und suchte auf diese Weise die Einführung eines entsprechenden Gesetzes zu beschleunigen. In diesem Zusammenhang eröffnet sich auch eine neue Perspektive auf das Hauptwerk. Jeder einzelne der in dieser Untersuchung herausgearbeiteten Systematisierungsansätze dient unter anderem auch der Legitimation oder Vorbereitung eines Patentgesetzes. Durch den Vergleich mit internationalen Regelungen oder durch die inhaltliche Verbindung der Rechtsgebiete mit einander bereitete er dafür den Boden. Indirekt werden hierdurch Argumente für den Patentschutz erarbeitet. „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ ist damit auch Ausdruck des persönlichen Einsatzes seines Autors für die Einführung des Schutzes von Erfindungen.

Kapitel 4. – Ergebnis

Die vorliegende Untersuchung hat die eingangs aufgestellten drei Thesen zumeist bestätigt. Entsprechend der ersten These konnten dem Hauptwerk KLOSTERMANNS „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ drei Systematisierungsansätze entnommen werden. Zum einen untersucht KLOSTERMANN die Materien des Geistigen Eigentums durch eine rechtsvergleichende Analyse. Die rechtsvergleichenden Betrachtungen erfolgen auf verschiedenen Ebenen: Er befasst sich mit den Rechtsordnungen anderer Länder entweder in Form von Gesamtsystemen oder in Form von Einzelbeispielen und berücksichtigt dabei auch die internationale Literatur. Als Beweggründe für diese Herangehensweise führt er selbst die Internationalität der Rechtsgebiete an. Zudem möchte er auf diese Weise zur Weiterentwicklung in einzelnen Rechtsfragen beitragen. Zum anderen konnte aus dem Hauptwerk der Ansatz der gemeinsamen Darstellung der verschiedenen Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums erarbeitet werden. Die Auswahl und Bearbeitung der einzelnen Rechtsgebiete unter der gemeinsamen Überschrift des Geistigen Eigentums erscheint zwar nicht immer konsequent und in jeder Hinsicht durchdacht – der Ansatz bleibt dennoch schlüssig. Die Beweggründe KLOSTERMANNS für diese Herangehensweise liegen vor allem in der Hervorhebung des Gedankens der Zusammengehörigkeit der einzelnen Rechtsgebiete. Die Gemeinsamkeiten sollen durch die vereinte Darstellung verdeutlich werden. Der dritte systematische Ansatz, der sich aus dem Hauptwerk ergibt, ist der der Bildung eines Allgemeinen Teils. Weitgehend konsequent gelingt es KLOSTERMANN, die allgemein gültigen Regeln der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums zusammen und vor den speziellen Materien abzuhandeln. Im Detail überzeugt die Ausarbeitung der einzelnen Punkte hier nicht immer, die systematische Durchdringung der Materie wird nichts desto trotz insgesamt auf diese Weise vorangetrieben und das inhaltliche Verständnis wird gefördert. Eine Begründung für dieses Vorgehen gibt der Autor selbst kaum. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass auch hier die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten bezweckt wird. Die erste These konnte damit bestätigt werden. Zur Verifizierung der zweiten These, die sich auf die Rolle der von KLOSTERMANN entwickelten Ansätze in der rechtswissenschaftlichen Forschung bezog, wurden die Ansätze KLOSTERMANNS unter Berücksichtigung der allgemeinen und speziellen wissenschaftlichen Entwicklung betrachtet.

186

Ergebnis

Hinsichtlich der allgemeinen rechtswissenschaftlichen Entwicklung wurde erarbeitet, dass keiner der Ansätze eine wesentliche Neuentwicklung darstellt. Der Blick auf die allgemeine Wissenschaftsgeschichte der Rechtsvergleichung zeigt, dass die Idee einer rechtsvergleichenden Betrachtung schon vor KLOSTERMANN bestand und von ihm lediglich aufgegriffen wurde. Den Umfang seiner Leistung schmälert das allerdings kaum in Anbetracht der sehr großen Zahl von Rechtsordnungen, die er in seine Betrachtung einbezieht. Auch konnten schon für die Zeit vor 1867 allgemeine Systematisierungsbestrebungen nachgewiesen werden, die aus der abstrakten Betrachtung des Rechts versuchen, allgemein gültige Ordnungen abzuleiten, die für die Frage nach dem Verhältnis der Rechte und Rechtsgebiete zueinander von entscheidender Bedeutung sind. Auch insofern liegt es also nahe, dass der Autor durch die aktuelle Diskussion auf die Idee einer gemeinsamen Darstellung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums gekommen sein könnte. Da sich im 19. Jahrhundert auch in der allgemeinen rechtswissenschaftlichen Forschung eine Auseinandersetzung mit dem Konzept eines Allgemeinen Teils abzeichnet, muss davon ausgegangen werden, dass KLOSTERMANN auch diese Idee für sein Werk adaptierte. Trotz der Vorbilder in der allgemeinen rechtswissenschaftlichen Entwicklung muss jedoch festgehalten werden, dass das Werk KLOSTERMANNS in der Forschung zum Geistigen Eigentum im 19. Jahrhundert eine Vorreiterrolle einnimmt. Die Analyse der Literatur, die speziell zum Geistigen Eigentum verfasst wurde bestätigt diese These. Inwieweit vor 1867 Abhandlungenerschienen, die hinsichtlich der drei Systematisierungsansätze KLOSTERMANN als Vorbild gedient haben könnten, ist differenziert zu beurteilen: Während sich hinsichtlich des Ansatzes der Rechtsvergleichung auch vor 1867 Werke finden, die diesen Ansatz zur Untersuchung der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums heranzogen, ergibt sich bezüglich des Ansatzes der gemeinsamen Darstellung und der Bildung eines Allgemeinen Teils ein anderes Bild. Beide Ansätze stellen für das Gebiet des Geistigen Eigentums im Rahmen der deutschen rechtswissenschaftlichen Literatur eine Neuentwicklung dar. Zwar gab es vor allem hinsichtlich der gemeinsamen Darstellung vor 1867 ähnliche Ansätze – in dem Umfang und der Konsequenz, wie sie von KLOSTERMANN durchgeführt wurde, findet sich jedoch kein vergleichbares Werk. Eine Ausnahme stellen lediglich einige französische und englische Werke dar, die ebenfalls eine gemeinsame Darstellung umsetzten. Allerdings beziehen sich diese Ausführungen nicht auf die deutschen Regelungen sondern auf die jeweiligen nationalen Vorschriften. Darüber hinaus findet sich auch in diesen Werken kein Allgemeiner Teil. Damit kann festgehalten werden, dass es zumindest für den Ansatz der gemeinsamen Darstellung und der Bildung eines Allgemeinen Teils vor 1867 für das Gebiet des Geistigen Eigentums keine vergleichbaren Vorbilder gab. Die Untersuchung der Entwicklungen nach 1867 hat hinsichtlich des rechtsvergleichenden Ansatzes ergeben, dass sich ein direkter Einfluss auf die

Ergebnis

187

nachfolgenden Autoren kaum aufzeigen lässt. Auch nach 1867 sind rechtsvergleichende Untersuchungen erschienen. Diese nehmen zwar teilweise auf das Werk KLOSTERMANNS Bezug. Allerdings könnte dies geschehen sein, weil es sich bei KLOSTERMANNS Werk um eine sehr umfangreiche und schon deshalb häufig zitierte Untersuchung handelt, weniger, weil es Vorbildcharakter hatte. Hingegen lässt sich hinsichtlich der gemeinsamen Darstellung und der Bildung eines Allgemeinen Teils deutlicher aufzeigen, dass diese Ansätze KLOSTERMANNS die nachfolgenden Autoren beeinflusst haben. Zumindest setzen sich nach 1867 vermehrt Autoren mit den systematischen Fragen des Geistigen Eigentums im Sinne KLOSTERMANNS inhaltlich auseinander. Einige übernehmen seine Ansätze auch in ihren eigenen Darstellungen und stellen durch Fußnoten beziehungsweise Textverweise eine direkte Verbindung zum Hauptwerk her. Dabei werden sowohl der Ansatz der gemeinsamen Darstellung als auch derjenige der Bildung eines Allgemeinen Teils in Anlehnung an KLOSTERMANN übernommen. In Bezug auf das Werk KOHLERS hat sich zunächst herausgestellt, dass die Lehre von den Immaterialgüterrechten nach KOHLER mit dem Verständnis vom Geistigen Eigentum im Sinne KLOSTERMANNS eine bis auf den Namen weitgehende inhaltliche Übereinstimmung aufweist. Vor diesem Hintergrund scheint es umso erstaunlicher, dass sich eine inhaltlich Fortführung der Ansätze KLOSTERMANNS bei KOHLER nur teilweise aufzeigen lässt. Ein Ansatz der gemeinsamen Darstellung lässt sich bei KOHLER nur erkennen, wenn man seine gesamten, aufeinanderfolgenden Veröffentlichung zusammengefasst betrachtet. Inhaltlich kann eine solche Veröffentlichungsreihe jedoch nicht dieselben Vorzüge aufweisen, die das lediglich zweibändige Werk KLOSTERMANNS mit sich bringt. Entsprechend findet sich in den Veröffentlichungen KOHLERS auch zunächst kein Allgemeiner Teil im engeren Sinne. Damit lässt sich die zweite These bestätigen: Das Werk KLOSTERMANNS nimmt hinsichtlich der Forschungen im Geistigen Eigentum eine Vorreiterrolle ein. Erstaunlicherweise orientiert sich KOHLER jedoch nicht an den hier erarbeiteten Erkenntnissen. Im letzten Schritt der Untersuchung erfolgte die für ein umfassendes Verständnis der Systematisierungsansätze notwendige Kontextualisierung. Auch hier konnte die aufgestellte These bestätigt werden: Vor dem Hintergrund der historischen und individuellen Entwicklung erscheint es naheliegend, dass die Systematisierungsansätze KLOSTERMANNS nicht lediglich aus juristischem Selbstzweck erfolgten. Hinsichtlich jedes einzelnen der Ansätze lassen sich vielmehr auch Schlüsse ziehen, die auf eine wirtschaftspolitische Zwecksetzung hindeuten. Konkret ging es KLOSTERMANN wohl um die Beeinflussung der Kontroverse um die Einführung eines Patentgesetzes. In seinem Hauptwerk versammelte er direkt und mittels der Systematisierungsansätze auch indirekt eine Vielzahl von Argumenten für einen Erfindungsschutz und bemühte sich, ein entsprechendes Gesetz vorzubereiten.

188

Ergebnis

So dient der rechtsvergleichende Ansatz dazu, die bereits weiter fortgeschrittene Entwicklung anderer Staaten wie England oder Frankreich hinsichtlich des Erfindungsschutzes offenzulegen. Die gemeinsame Darstellung unter einem Oberbegriff macht dagegen die strukturelle Identität der einzelnen Rechtsgebiete deutlich. Aus dieser Perspektive muss der umfassende Schutz der Urheberrechte ohne Anpassung des Erfindungsschutzes wie eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung erscheinen. Die Erarbeitung eines Allgemeinen Teils fördert diesen Eindruck noch weiter. Denn hierin kommt eine noch stärkere inhaltliche Verschränkung der einzelnen Rechtsgebiete zum Ausdruck. Zudem kann auf diese allgemeinen Grundsätze, aber auch auf die in der gemeinsamen Darstellung deutlich werdenden Parallelitäten, bei der Erstellung eines Gesetzentwurfes zurückgegriffen werden. Unter Einbeziehung der allgemeinen historischen Entwicklungen, nämlich des Umstandes, dass die Veröffentlichung 1867 nur wenige Jahre vor einem einheitlichen Urheberrechtsgesetz, allerdings mitten in der Kontroverse um den Erfindungsschutz erfolgte, erscheint es naheliegend, dass die Veröffentlichung KLOSTERMANNS auch dem Zweck der Unterstützung der Pro-Patent-Bewegung diente. Dafür spricht, wie gezeigt wurde, auch seine persönliche Entwicklung: Der Autor setzte sich engagiert für das Interesse der Industrie an der Einführung der Patente ein. Dieser Einsatz erfolgte nicht nur auf theoretischer, sondern auch auf praktischer Ebene, nämlich in Form des Mitwirkens in Gesetzgebungskommissionen und entsprechenden Vereinen. Auch die dritte These konnte damit bestätigt werden. Die vorliegende Untersuchung und die aus ihre folgende Bestätigung der drei eingangs aufgestellten Thesen bieten eine ausreichende Basis für die Einschätzung der von KOHLER an KLOSTERMANNS Werk geäußerten Kritik, aber auch des Werkes selbst. KOHLER verurteilt das Werk insofern, als „daß ihm [dem Werk] die juristische Gedankenbildung und die scharfe Begriffsgestaltung völlig fehlte […]“734. Die Kritik zielt damit offensichtlich auf mangelnde systematische Erwägungen und eine unzureichende theoretische Durchdringung der Materie ab. Vor dem Hintergrund der hier erarbeiteten Ergebnisse erscheint diese Kritik kaum nachvollziehbar. Die drei Systematisierungsansätze, die aufgezeigt werden konnten, deuten auf ein erhebliches Maß an systematischem Verständnis und inhaltlicher Durchdringung hin. Diese Einschätzung wird noch dadurch bestärkt, dass das Werk KLOSTERMANNS eine Vorreiterrolle einnahm. Auch wenn die Ansätze in der allgemeinen Rechtswissenschaft bereits erörtert wurden und insofern davon auszugehen ist, dass KLOSTERMANN diese übernahm, so stellt ihre Übertragung auf die in dieser Hinsicht noch unbearbeiteten Rechtsgebiete

734

Kohler, J.: Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht (1907), S. 94.

Ergebnis

189

des Geistigen Eigentums eine erhebliche eigenständige Leistung dar. Zusammenfassend ist KOHLER daher in seiner Einschätzung nicht zu folgen. Im Gegenteil muss es vielmehr als etwas verwunderlich erscheinen, dass KOHLER, der bis heute mit seiner Theorie der Immaterialgüterrechte hohes Ansehen genießt, trotz der Parallelen, die zwischen seinem und KLOSTERMANNS Grundverständnis von dem Schutz geistiger Güter bestehen, die grundlegenden systematischen Ansätze des hier untersuchten Werkes nicht übernahm oder fortführte. Die Untersuchung in dieser Hinsicht hat ergeben, dass bei KOHLER keine konsequente Weiterführung der Gedanken zu erkennen ist. Seine Theorie der Immaterialgüterrechte beschreibt eine Gemeinsamkeit lediglich auf abstraktem Niveau, eine Umsetzung dieses Gedankens in die Praxis ließ sich nicht aufzeigen. Hinsichtlich der einleitend angesprochenen uneinheitlichen Beurteilung des Werkes KLOSTERMANNS muss man sich damit der Linie von GAREIS und WADLE anschliessen, die die Arbeit KLOSTERMANNS positiv hervorheben735. Hervorzuheben ist jedoch, dass die beiden Autoren KLOSTERMANN hauptsächlich als Förderer des Erfindungsschutzes würdigen und weniger wegen seines Beitrags zur Systematisierung des Geistigen Eigentums. Diese Diskrepanz erscheint jedoch auch vor dem Hintergrund der vorgenommenen Untersuchung plausibel. Wie die Untersuchung ergeben hat, wurden die systematischen Ansätze, die KLOSTERMANN auf die Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums übertrug, in der allgemeinen rechtswissenschaftlichen Forschung bereits diskutiert. Sie stellen an sich damit zunächst keine Neuentwicklung dar. Ihre Übertragung auf das Geistige Eigentum muss dennoch als eine besondere Leistung des Autors bewertet werden und führt zu seiner Anerkennung als Vorreiter in dieser Hinsicht. Häufig scheint der Fokus des Autors allerdings weniger auf dem Aspekt der systematischen Schlüssigkeit bis in das letzte Detail, als vielmehr auf den praktischen Ergebnissen zu liegen. Der praxisbezogene Ansatz wird auch gestützt durch die vorgenommene Kontextualisierung. Hiernach steht bei KLOSTERMANN nicht unbedingt die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf höchstem Niveau und frei von inhaltlichen Widersprüchen im Mittelpunkt. Ziel scheint es vor allem zu sein, ein praxistaugliches Werk zu schaffen, dass vor allem von der Notwendigkeit des Patentschutzes überzeugt und ein solches Gesetz gleichzeitig vorbereitet. Diesem Ziel ordnet sich die Umsetzung der systematischen Ansätze und damit ihre inhaltliche Stringenz unter.

735

Gareis, C.: Das Deutsche Patentgesetz vom 25. Mai 1877 (1877), S. III; Wadle, E.: Der Weg zum gesetzlichen Schutz des geistigen und gewerblichen Schaffens (1991), S. 153; Treue, W.: Wirtschafts- und Technikgeschichte Preußens (1984), S. 501.

190

Ergebnis

Vor diesem Hintergrund erscheint es plausibel, mit GAREIS und WADLE die Leistung Klostermanns vor allem in seinem Einsatz für das Patentrecht zu sehen. Seine systematischen Ansätze stehen dahinter zurück. Nichts desto trotz darf nicht vergessen werden, dass sein Werk „Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen“ eine Vorreiterrolle hinsichtlich des Verständnisses von dem Verhältnis der Rechtsgebiete des Geistigen Eigentums zu einander und zur Privatrechtsordnung im 19. Jahrhundert einnimmt736.

736

Insofern könnten die hier gewonnenen Erkenntnisse auch in der eingangs erwähnten (vergleiche Fn. 4) aktuellen Diskussion in der Forschung zum Geistigen Eigentum Relevanz haben.

Literaturverzeichnis

Archivarische Quellen Personalakte Klostermann, aus dem Archiv der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn (ohne Signatur). Personalakte Loersch, aus dem Archiv der Juristischen Fakultät der Universität Bonn (ohne Signatur). Album Ordinis Iureconsultorum 1818 - 1868, aus dem Archiv der Juristischen Fakultät der Universität Bonn (ohne Signatur). Personalakte Klostermann des Oberbergamtes Bonn, Bestand des Landesarchiv NRW/ Abteilung Rheinland, Standort Düsseldorf, No. 588 – 590. Fotographische Abbildung Klostermanns, Bestand des Bergbau-Archivs Bochum BBA (DBM/montan.dok/Bergbau-Archiv Bochum BBA) / Nachlass Serlo, Signatur 50/33, Blatt 49.

Literatur Achenbach, Heinrich: Das französische Bergrecht und die Fortbildung durch das Preußische Allgemeine Bergrecht. Bonn (1869). Achenbach, Heinrich: Das gemeine deutsche Bergrecht in Verbindung mit dem preußischen Bergrechte. Unter Berücksichtigung der Berggesetze Bayerns, Sachsens, Österreichs und anderer deutscher Länder. Bonn (1871). Achenbach, Heinrich: Gesetzgebung in England über Gewerkvereine. In: Zeitschrift für Bergrecht. 1871, S. 76–80. Ahrens, Claus: Gewerblicher Rechtsschutz. Tübingen (2008). Ahrens, Hans-Jürgen; McGuire, Mary-Rose: Modellgesetz für Geistiges Eigentum. München (2011). Anders, Josef Freiherr von: Beiträge zur Lehre vom literarischen und artistischen Urheberrechte. Innsbruck (1881). Aretin, Karl Ottmar Freiherr von: Metternich-Winneburg, Clemens Graf von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissen-

192

Literaturverzeichnis

schaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 17. Berlin (1952), S. 236–243. Arndt, Unbekannt: Klostermann. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 51. Leipzig, S. 240–241. Bacon, Francis: De Dignitate Et Augmentis Scientiarum. Würzburg, Bd. 1 (1779). Bader, Karl Siegfried: Gierke, Otto Friedrich von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 6. Berlin (1952), S. 374–375. Baldus, Christian: Res Incorporales im römischen Recht. In: Leible, Stefan; Lehman, Matthias; Zech, Herbert (Hg.): Unkörperliche Güter im Zivilrecht. Tübingen (2011), S. 7–33. Beck-Mannagetta, Paul von: Das österreichische Patentrecht. Berlin (1893). Behrend, Jakob Friedrich: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und Internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band. In: Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen. 1869, S. 598–599. Behrends, Okko: Rudolph von Jhering (1818- 1892) Der Durchbruch zum Zweck des Rechts. In: Loos, Fritz (Hg.): Rechtswissenschaft in Göttingen. Göttingen (1987), S. 229–270. Beier, Friedrich-Karl: Gewerbefreiheit und Patentschutz. In: Coing, Helmut (Hg.): Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main (1974), S. 183–205. Bernhöft, Franz: Über Zweck und Mittel der vergleichenden Rechtswissenschaft. In: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft. 1878, S. 1–39. Bevir, Mark: The Logic of the History of Ideas. Cambridge (1999). Bezold, Friedrich von: Geschichte der Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität. von der Gründung bis zum Jahr 1870. Bonn (1920). Björne, Lars: Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert. Ebelsbach (1984). Blanc, Étienne; Beaume, Alexandre: Code général de la propriété industrielle, littéraire et artistique. Paris (1854). Boehmer, Gustav: Einführung in das bürgerliche Recht. Leipzig (1932). Bogdan, Michael: Comparative Law (1994). Böhmert, Viktor: Die Erfindungspatente. In: Vierteljahrschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte. 1869, S. 28–106. Braem, Guido J.: Charles Darwin. Eine Biographie. München (2009). Braeuer, Walter: List, Friedrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 14. Berlin (1952), S. 694–697. Brassert, Hermann: Die Bergordnungen der preußischen Lande. Köln (1858).

Literaturverzeichnis

193

Brockmöller, Anette: Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland. Baden-Baden (1997). Buchner, Rudolf: Bluhme, Friedrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 2. Berlin (1952), S. 321. Buschmann, Arno: Enzyklopädie und Jurisprudenz. In: Archiv für Kulturgeschichte. 1969, S. 296–317. Calmels, Edouard: De la Propriété et de la contre-façon des oeuvres de l'intelligence. Paris (1836). Canary, Robert: George Bancroft. New York (1974). Capaldi, Nicholas: John Stuart Mill. A Biography.Cambridge (2004). Caroni, Pio: Savigny und die Kodifikation. Versuch einer Neudeutung des "Berufes". In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung, S. 97–176. Cloeter, Hermine: Johann Thomas Trattner. Ein Großunternehmer im Theresianischen Wien. Köln (1952). Coing, Helmut; Wilhelm, Walter: Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert. Eigentum und industrielle Entwicklung. Wettbewerbsordnung und Wettbewerbsrecht. Frankfurt am Main, IV (1979). Constantinesco, Léontin-Jean: Rechtsvergleichung. Einführung in die Rechtsvergleichung, Band I. Köln, Berlin, Bonn, München, Bd. 1 (1971). Constantinesco, Léontin-Jean: Les Débuts du Droit Comparé en Allemagne. In: Alcalá-Zamora y Castillo, Niceto (Hg.): Miscellanea Walter J. Ganshof van der Meersch. studia ab discipulis amicisque in honorem egregii professoris edita'. Brüssel (1972), S. 737–764. Cordes, Günter: Itzenplitz, Heinrich Friedrich August Graf von. In: Taddey, Gerhard (Hg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Stuttgart (1977), S. 577. Cramton, Maurice: John Locke. A Biography.London, New York, Toronto (1957). Crome, Carl: System des Deutschen Bürgerlichen Rechts. Immaterialgüterrecht - Familienrecht. Tübingen, Bd. 4 (1908). Curtis, George Ticknor: A treatise of the law of copyright. London, Boston (1847). Daude, Paul: Lehrbuch des deutschen litterarischen, künstlerischen und gewerblichen Urheberrechts. Stuttgart (1888). Daude, Paul: Die Rechtsverhältnisse der Privatdozenten. Zusammenstellung der an den Universitäten Deutschlands und Oesterreichs, sowie an den deutschsprachigen Universi-täten der Schweiz über die rechtliche Stellung der Privatdozenten erlassenen Bestimmungen. Berlin (1896). Delalain, Jules: Législation de la propriété littéraire et artistique suive d'un résumé du droit international français et de la législation des pays étrangers. Paris (1862).

194

Literaturverzeichnis

Derclaye, Estelle; Leistner, Matthias: Intellectual Property Overlaps. Oxford (2011). Deutscher Patentschutz-Verein: Entwurf eines Patentgesetzes für das Deutsche Reich nebst Motiven. Vorgelegt in einer Petition an den Bundesrath des Deutschen Reiches durch den Deutschen Patent-Schutz-Verein. Berlin (1875). Dierse, Ulrich: Enzyklopädie. Zur Geschichte eines philosophischen und wissenschaftstheoretischen Begriffs. Bonn (1977). Dittrich, Erhard: Justi, Johann Heinrich Gottlob. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 10. Leipzig, S. 707–709. Dölemeyer, Barbara: Patentrecht und Musterschutz. In: Coing, Helmut (Hg.): Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte. Veröffentlichung d. Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte, III / 3. München, S. 4067–4217. Dölemeyer, Barbara: Urheber- und Verlagsrecht. In: Coing, Helmut (Hg.): Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte. Veröffentlichung d. Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte, III / 3. München, S. 3955–4059. Dölemeyer, Barbara: Wege der Rechtsvereinheitlichung. In: Bergfeld, Christoph; Coing, Helmut (Hg.): Aspekte europaeischer Rechtsgeschichte. Festgabe f. Helmut Coing z. 70. Geburtstag. Frankfurt am Main (1982), S. 65–87. Dölemeyer, Barbara: Das Urheberrecht ist ein Weltrecht - Rechtsvergleichung und Immaterialgüterrecht bei Josef Kohler. In: Wadle, Elmar (Hg.): Historische Studien zum Urheberrecht in Europa. Berlin Heidelberg (1993), S. 139–151. Dölemeyer, Barbara; Klippel, Diethelm: Der Beitrag der deutschen Rechtswissenschaft zur Theorie des gewerblichen Rechtsschutzes und Urheberrechts. In: Beier, Friedrich-Karl; Kraft, Alfons; Schricker, Gerhard; Wadle, Elmar (Hg.): Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht in Deutschland. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht und ihrer Zeitschrift. Weinheim (1991), S. 185–237. Duve, Thomas: Riezler, Erwin. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 21. Berlin (1952), S. 616–617. Ebert, Ina; Fijal, Andreas: Mittermaier, Karl Joseph Anton. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 17. Berlin (1952), S. 584–585. Eisenhart, August Ritter von: Wunderlich, Gottlob Friedrich Walter Agathon. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissen-

Literaturverzeichnis

195

schaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 44. Leipzig, S. 311–313. Eisenlohr, Christian Friedrich: Das literarisch-artistische Eigenthum und das Verlagsrecht. Schwerin (1855). Euchner, Walter: John Locke zur Einführung. Hamburg (1996). Falk, Ulrich: Gans, Eduard. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 224. Falk, Ulrich: Puchta, Georg Friedrich. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 503. Falk, Ulrich: Windscheid, Bernhard. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 654–655. Feldenkirchen, Wilfried: Werner von Siemens. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 24. Berlin (1952), S. 370–372. Fetscher, Iring: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 8. Berlin (1952), S. 207–222. Feuerbach, Anselm von: Blick auf die teutsche Rechtswissenschaft. In: Feuerbach, Anselm von (Hg.): Kleine Schriften vermischten Inhalts. Nürnberg (1833), S. 152–177. Fikentscher, Wolfgang: Methoden des Rechts in vergleichender Darstellung. Band III, Mitteleuropäischer Rechtskreis. Tübingen, Bd. 3 (1976). Fischer, David: The House of Commons 1820 - 1832. Members E - K, Bd. 5 (2009). Fischer, William: Zachariae, Karl Salomo. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 44. Leipzig, S. 646–652. Fischer, Wolfram: Der Staat und die Anfänge der Industrialisierung in Baden 1800 - 1850. Die staatliche Gewerbepolitik. Berlin, Bd. 1 (1962). Flitner, Wilhelm: Goethe, Johann Wolfgang von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 6. Berlin (1952), S. 546–575. Flume, Werner: Die Bewertung der Institutionen des Gaius. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung. 1962, S. 1–27. Frauenstädt, Julius: Aus Arthur Schopenhauer's handschriftlichem Nachlass. Abhandlungen, Anmerkungen, Aphorismen und Fragmente. Leipzig (1864).

196

Literaturverzeichnis

Friedländer, Max: Der einheimische und ausländische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung. Leipzig (1857). Friedrich, Manfred: Laband, Paul. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 13. Berlin (1952), S. 362–363. Frommel, Monika: Merkel, Adolf. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 17. Berlin (1952), S. 148–149. Funke, Andreas: Allgemeine Rechtslehre als juristische Strukturtheorie. Tübingen (2004). Gall, Lothar: Jolly, Julius. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 10. Berlin (1952), S. 589–591. Gängel, Andreas; Schaumburg, Michael: Josef Kohler, Rechtsgelehrter und Rechtslehrer an der Berliner Alma Mater um die Jahrhundertwende. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie. 1989, S. 289–312. Gans, Eduard: System des römischen Civilrechts im Grundrisse. Berlin (1827). Gareis, Carl: Das Deutsche Patentgesetz vom 25. Mai 1877. Berlin (1877). Gareis, Carl: Patentgesetzgebung. Sammlung der wichtigeren Patentgesetze, Ausführungsvorschriften, Verordnungen usw. Berlin Heidelberg (1879). Gast, Wolfgang: Historischer Optimismus. Die juristische Weltsicht Josef Kohlers. In: Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft. 1986, S. 1–10. Gastambide, Adrien: Traité théorique et pratique des contrefaçons de la propriété littérature, théâtre, musique, peinture. Paris (1837). Gebhard, Albert: Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich, Allgemeiner Teil. In: Schubert, Werner (Hg.): Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches. Band 1.1 Allgemeiner Teil, Bd. 1.1. Berlin, New York (1981), S. 1ff. Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums. 1700 - 1910 (1983). München (76). Gierke, Otto von: Deutsches Privatrecht. Allgemeiner Teil und Personenrecht. Leipzig (1895). Gieseke, Ludwig: Vom Privileg zum Urheberrecht. Die Entwicklung des Urhberrechts in Deutschland bis 1845. Göttingen (1995). Gieseke, Ludwig: Erinnerung an den Bonner Bergrat und Professor Rudolf Klostermann (1828 - 1886). In: Archiv für Urheber und Medienrecht. 2002, S. 133–143. Gieseke, Ludwig: Urheberrechtliche Schutzfristen. Regelungen und Begründungen seit dem 19. Jahrhundert und kritische Betrachtung heute. In: Archiv für Urheber und Medienrecht (UFITA). 2012, S. 139–171.

Literaturverzeichnis

197

Godson, Richard: A practical treatise on the law of patents for inventions and of copyrights. Illustrated by notes of the principal cases with an abstract of the laws in force in foreign countries. 2. Aufl. London (1840). Gollwitzer, Heinz: Achenbach, Heinrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 1. Berlin (1952), S. 32. Gollwitzer, Heinz: Altenstein, Karl Sigmund Franz Freiherr von Stein zum. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 1. Berlin (1952), S. 216–217. Göpel, Ernst: Über Begriff und Wesen des Urheberrechtes. Altenburg (1881). Götting, Horst-Peter: Gewerblicher Rechtsschutz. 9. Aufl. München (2010). Gräff, Heinrich: Handbuch des preußischen Bergrechts. 2. Aufl. Breslau (1856). Groß, K.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath, Zweiter Band. In: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. 1870, S. 471–475. Grothe, Hermann: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich. Berlin (1877). Gruchot, Julius Albert: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach Preußischem und internationalem Rechte dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band. In: Beiträge zur Erläuterung des preußischen Rechts, des Handels- und Wechselrechts durch die Theorie und Praxis. 1868, S. 921–923. Gruchot, Julius Albert: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach Preußischem und internationalen Recht, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Zweiter Band. In: Beiträge zur Erläuterung des preußischen Rechts, des Handels- und Wechselrechts durch die Theorie und Praxis. 1869, S. 613–614. Haedicke, Maximilian: Rechtskauf und Rechtsmängelhaftung. Forderungen, Immaterialgüterrechte und sonstige Gegenstände als Kaufobjekte und das reformierte Schuldrecht. Tübingen (2003). Hampsher-Monk, Ian: Neuere angloamerikanische Ideengeschichte. In: Eibach, Joachim; Lottes, Günther (Hg.): Kompass der Geschichtswissenschaft. Göttingen (2002), S. 293–306. Hartmann, W.: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band. In: Zeitschrift für Gesetzgebung und Praxis auf dem Gebiete des deutschen öffentlichen Rechtes. 1876, S. 530 - 530. Harum, Peter: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band. In: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. 1868, S. 270–278.

198

Literaturverzeichnis

Haunfelder, Bernd: Biographisches Handbuch für das Preussische Abgeordnetenhaus 1849 - 1867. Düsseldorf (1994). Heffter, Heinrich: Delbrück, Martin Friedrich Rudolph von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 3. Berlin (1952), S. 579–580. Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Naturrecht und Staatswissenschaft in Grundbegriffen. Berlin (1821). Heggen, Alfred: Die Anfänge des Erfindungsschutzes in Preußen 1793 bis 1815. In: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR). 1974, S. 75–77. Heggen, Alfred: Erfindungsschutz und Industrialisierung in Preußen. 1793 1877. Göttingen (1975). Heggen, Alfred: Zur Vorgeschichte des Reichspatentgesetzes von 1877. In: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR). 1977, S. 322–327. Heinemann, Andreas: Immaterialgüterschutz in der Wettbewerbsordnung, eine grundlagenorientierte Untersuchung zum Kartellrecht des Geistigen Eigentums. Tübingen (2002). Heise, Arnold: Grundriss eines Systems des Gemeinen Civilrechts zum Behuf von Pandecten-Vorlesungen. 3. Aufl. Heidelberg (1819). Hendemann, Eduard: Sammlung der Gutachten des königlichen preußischen literarischen Sachverständigen-Vereins. Berlin (1848). Hentschel, Volker: Prince-Smith, John. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 20. Berlin (1952), S. 721–722. Hentschel, Volker: Die deutschen Freihändler und der volkswirtschaftliche Kongreß 1858 bis 1885. Stuttgart (1975). Herberger, Maximilian. Dogmatik. Zur Geschichte von Begriff und Methode in Medizin und Jurisprudenz. Frankfurt (1981). Heß, Guido: Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz vom 25. Mai 1877. München (1966). Hildebrand, Bruno: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band. In: Jahrbücher für die Nationalökonomie und Statistik. 1870, S. 321–323. Hinschius, Paul: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band. In: Zeitschrift für Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen. 1867, S. 759–799. Hirth, Georg: Staatshandbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Zollvereins. II. Band - Jahrgang 1869 der Annalen des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Zollvereins. Berlin (1869).

Literaturverzeichnis

199

Hitzig, Julius Eduard: Das Königliche Preussische Gesetz vom 11. Juni 1837 zum Schutze des Eigenthumes an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung. Berlin (1838). Hoeffmann, Friedrich: Der preußische Rote Adler Orden und der königliche Kronen-Orden. Berlin (1878). Hollerbach, Alexander: Jhering, Rudolf von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 10. Berlin (1952), S. 123–124. Holroyd, Edward: Practical treatise of the law of patents for inventions. London (1830). Huber, Ernst Rudolf: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte. Deutsche Verfassungsdokumente 1851 - 1900. 3. Aufl. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz, Bd. 1 (1986). Huber, Ernst Rudolf: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789. 3. Aufl. Stuttgart Berlin Köln Mainz, III (1988). Hubmann, Heinrich: Crome, Friedrich Theodor Carl. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 3. Berlin (1952), S. 421–422. Hug, Walther: The History of Comparative Law. In: Harvard Law Review. 1932, S. 1027–1070. Hugo, Gustav: Lehrbuch eines civilistischen Cursus. 2. ganz von neuem ausgearbeiteter Versuch. Berlin, Bd. 1 (1799). Hugo, Gustav: Lehrbuch eines civilistischen Cursus. Vierter Band, welcher das heutige römische Recht enthält. 6. Aufl. Berlin, Bd. 4 (1820). Hühn, Lore: Schopenhauer, Arthur. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 23. Berlin (1952), S. 471–473. Jäger, Christian Friedrich: Erfindungspatente. Tübingen (1840). Jänich, Volker: Geistiges Eigentum - eine Komplementärerscheinung zum Sacheigentum? Tübingen (2002). Jannasch, Robert: Der Musterschutz und die Gewerbepolitik des deutschen Reiches. Berlin (1873). Jastrow, Ignaz: Die Stellung der Privatdozenten. Berlin (1896). Jhering, Rudolph: Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung. Erster Theil. 2. Aufl. Leipzig (1866). Jolly, Julius: Die Lehre vom Nachdruck. Heidelberg (1852). Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Staatswirthschaft oder systematische Abhandlung aller ökonomischen und Cameral-Wissenschaften, die zur Regierung eines Landes erfordert werden. 2. Aufl. Leipzig, 1 und 2 (1758). Kaden, Erich Hans: Rechtsvergleichung. In: Schlegelberger, Franz (Hg.): Rechtsvergleichendes Handwörterbuch für das Zivil- und Handelsrecht des In- und Auslandes. Berlin (1938), S. 9–30.

200

Literaturverzeichnis

Kaesler, Dirk: Schäffle, Albert Eberhard Friedrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 22. Berlin (1952), S. 521–522. Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Darmstadt (1956). Kaufhold, Karl Heinricht: Gewerbsprivilegien und gewerbliche Entwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. 1982, S. 73–114. Killy, Walther: Deutsche Biographische Enzyklopädie. München, Bd. 2 (1995). Killy, Walther: Deutsche Biographische Enzyklopädie. München, Bd. 3 (1996). Killy, Walther; Vierhaus, Rudolf: Deutsche Biographische Enzyklopädie. München, Bd. 10 (1999). Kleinschrod, Carl Theodor von: Die internationale Patentgesetzgebung nach ihren Prinzipien. Nebst Vorschlägen für ein künftiges gemeines Deutsches Patentrecht. Erlangen (1855). Klemann, Bernd: Rudolf von Jhering und die Historische Rechtsschule. Frankfurt am Main (1989). Klippel, Diethelm: "Libertas commercium" und "Vermögensgesellschaft". In: Birtsch, Günter (Hg.): Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte. Beiträge zur Geschichte der Grund- und Freiheitsrechte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Revolution von 1848. Göttingen (1981), S. 311–335. Klippel, Diethelm: Historische Wurzeln und Funktionen von Immaterialgüterund Persönlichkeitsrechten im 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte (ZnRG). 1982, S. 132–155. Klippel, Diethelm: Ludwig Gieseke, Vom Privileg zum Urheberrecht. In: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte (ZnRG). 2001, S. 330–332. Klostermann, Rudolf: Bemerkungen über den Entwurf eines allgemeinen Berggesetzes für die preußischen Staaten. Berlin (1863). Klostermann, Rudolf: Übersicht der bergrechtlichen Entscheidungen des königlichen Ober-Tribunals. Berlin (1864). Klostermann, Rudolf: Das Allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865 (1865). Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte. Erster Band. Allgemeiner Theil - Verlagsrecht und Nachdruck. Berlin (1867). Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, nach preußischem und internationalem Rechte. Zweiter Band. Die Patentgesetzgebung aller Länder nebst den Gesetzen über Musterschutz und Waarenbezeichnung systematisch und vergleichend dargestellt. Berlin (1869). Klostermann, Rudolf: Das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Compositionen und dramatischen Werken nach dem Reichsgesetz vom 11. Juni 1870 systematisch dargestellt. Berlin (1871).

Literaturverzeichnis

201

Klostermann, Rudolf: Das Urheberrecht und das Verlagsrecht. Nach deutschen und ausländischen Gesetzen. Berlin (1871). Klostermann, Rudolf: Lehrbuch des preußischen Bergrechtes mit Berücksichtigung der übrigen deutschen Bergrechte. Berlin (1871). Klostermann, Rudolf: Das Urheberrecht an Schrift- und Kunstwerken, Abbildungen, Compositionen, Photographien, Mustern und Modellen. Berlin (1876). Klostermann, Rudolf: Zur Reform der Patentgesetzgebung. In: Verein deutscher Ingenieure (Hg.): Die Patentfrage. Sechs Preisschriften über Reform der Patent-Gesetzgebung, Prämiert vom VDI. 2. Aufl. Köln, Leipzig (1876), S. 3–19. Klostermann, Rudolf: Das Patentgesetz für das Deutsche Reich vom 25. Mai 1877. nebst Einleitung und Kommentar mit vergleichender Übersicht ausländischer Patentgesetze. Berlin (1877). Klostermann, Rudolf: Das Recht des Erfinders nach den geltenden Patentgesetzen und vom gesetzgeberischen Standpunkte erläutert. In: Archiv für die Theorie und Praxis des Allgemeinen Deutschen Handels- und Wechselrechts (Buschs Archiv). 1877, S. 11–91. Klostermann, Rudolf: Über die Möglichkeiten und Bedingungen eines internationalen Schutzes für die geistigen Schöpfungen auf dem Gebiete der Industrie. In: Jahrbücher für die Nationalökonomie und Statistik. 1879, S. 194–210. Klostermann, Rudolf: Das englische Patent-, Muster- und Markenschutzgesetz vom 25. August 1883. In: Jahrbücher für die Nationalökonomie und Statistik. 1884. Klostermann, Rudolf: Der Schutz der Erfindungen. Vortrag gehalten im kaufmännischen Verein zu Köln. Jena (1884). Klostermann, Rudolf; Fürst, Max: Allgemeines Berggesetz für die Preußischen Staaten vom 24. Juni 1865. 5. Aufl. Berlin (1896). Kohler, Arthur: Josef-Kohler-Bibliographie. Verzeichnis aller Veröffentlichungen und hauptsächlichen Würdigungen. Berlin (1931). Kohler, Josef: Deutsches Patentrecht. systematisch bearbeitet unter vergleichender Berücksichtigung des französischen Patentrechts. Mannheim (1878). Kohler, Josef: Das Autorrecht: eine civilistische Abhandlung. zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Eigenthum, Miteigenthum, vom Rechtsgeschäft und vom Individualrecht. Jena (1880). Kohler, Josef: Josef Freiherr von Anders, Beiträge zur Lehre vom literarischen und künstlerischen Urheberrechte. In: Deutsche Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wissenschaft. 1882, Sp. 178–180. Kohler, Josef: Shakespeare vor dem Forum der Jurisprudenz. Würzburg (1883). Kohler, Josef: Das Recht des Markenschutzes. mit Berücksichtigung ausländischer Gesetzgebungen und mit besonderer Rücksicht auf die englische,

202

Literaturverzeichnis

anglo-amerikanische, französische, belgische und italienische Jurisprudenz. Würzburg (1884). Kohler, Josef: Autor-, Patent- und Industrierecht. In: Archiv für die Theorie und Praxis des Allgemeinen Deutschen Handels- und Wechselrechts (Buschs Archiv). 1887, S. 167 - 213; 327 - 366. Kohler, Josef: Das Immaterialgüterrecht und seine Gegner. In: Buschs Archiv für die Theorie und Praxis des Allgemeinen Deutschen Handels- und Wechselrechts. 1887, S. 169–190. Kohler, Josef: Forschungen aus dem Patentrecht. Mannheim (1888). Kohler, Josef: Das literarische und artistische Kunstwerk und sein Autorschutz. Mannheim (1892). Kohler, Josef: Die Idee des geistigen Eigentums. In: Archiv für die civilistische Praxis. 1894, S. 141–242. Kohler, Josef: Handbuch des deutschen Patentrechts in rechtsvergleichender Darstellung. Mannheim (1900). Kohler, Josef: Bürgerliches Recht. In: Holtzendorf, Franz von; Kohler, Josef (Hg.): Encyklopädie der Rechtswissenschaft. in systematischer Bearbeitung, Bd. 1. Berlin, Leipzig (1904), S. 561–757. Kohler, Josef: Urheberrecht an Schriftwerken und Verlagsrecht. Stuttgart (1907). Kohler, Josef: Kunstwerkrecht. Stuttgart (1908). Kohler, Josef: Lehrbuch des Patentrechts. Mannheim (1908). Kohler, Josef: Musterrecht. Geschmacks- und Gebrauchsmusterrecht. Stuttgart (1909). Kohler, Josef: Über die Methode der Rechtsvergleichung. In: Zweigert, Konrad; Puttfarken, Hans-Jürgen (Hg.): Rechtsvergleichung. Darmstadt (1978), S. 18–30. Köhne-Lindenlaub, Renate: Krupp, Alfred. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 13. Berlin (1952), S. 130–135. Köllmann, Wolfgang: Heydt, August Freiherr von der. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 9. Berlin (1952), S. 74–76. Kongress deutscher Volkswirthe: Bericht über die Verhandlungen des sechsten Kongresses deutscher Volkswirthe. In: Vierteljahrschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte. 1863, S. 213–282. König, Wolfgang: Propyläen - Technikgeschichte. Netzwerke Stahl und Strom. Berlin, Bd. 4 (1997). Korb, Ferdinand: Was heißt und ist das geistige Eigentum an literarischen Erzeugnissen. Breslau (1869). Kotulla, Michael: Deutsche Verfassungsgeschichte. Vom Alten Reich bis Weimar. Berlin Heidelberg (2008). Kroeschell, Karl: Deutsche Rechtsgeschichte. 5. Aufl. Köln (2008).

Literaturverzeichnis

203

Kroker, Evelyn: Lottner, Heinrich. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 15. Berlin (1952), S. 249–250. Kurz, Peter: Weltgeschichte des Erfindungsschutzes. Erfinder und Patente im Spiegel der Zeiten. Hrsg. v. d. Patentanwaltskammer zum hundertjähr. Jubiläum des Gesetzes betreffend d. Patentanwälte vom 21. Köln (2000). Laband, Paul: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band. In: Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht. 1868, S. 614–615. Laband, Paul: Das Staatsrecht des deutschen Reiches. Tübingen, Bd. 1 (1876). Lammel, Siegbert: Die Gesetzgebung des Handelsrechts. In: Coing, Helmut (Hg.): Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte. Veröffentlichung d. Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte, II / 2. München, S. 571–1108. Landsberg, Ernst: Stobbe, Johann Ernst. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 36. Leipzig, S. 262–266. Landsberg, Ernst: Windscheid, Bernhard. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 43. Leipzig, S. 423–425. Landsberg, Ernst: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft. München und Berlin (1910). Lange, Max: Kritik der Grundbegriffe vom geistigen Eigentum. Schönebeck (1858). Lang-Hinrichsen, Dietrich: Bergbohm, Karl Magnus. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 2. Berlin (1952), S. 77. Lang-Hinrichsen, Dietrich: Bierling, Ernst-Rudolf. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 2. Berlin (1952), S. 232. Lehman, Felix: Der Rote Adlerorden. Entstehung und rechtliche Grundlagen (1705 - 1908). Frankfurt, Berlin, Bern (2002). Leibniz, Gottfried Wilhelm: Nova Methodus Discendae Docendaeque Jurisprudentiae. Frankfurt am Main (1668). Leistner, Matthias: "Immaterialgut" als Flucht aus dem Sachbegriff? In: Leible, Stefan; Lehman, Matthias; Zech, Herbert (Hg.): Unkörperliche Güter im Zivilrecht. Tübingen (2011), S. 201–219. Lexis, Wilhelm: Die Hochschulen für besondere Fachgebiete im Deutschen Reich. Berlin (1904).

204

Literaturverzeichnis

List, Friedrich: Das nationale System der politischen Ökonomie. Ausgabe letzter Hand, vermehrt um einen Anhang. Berlin, Bd. 4 (1930). Locke, John: Two Treaties of Government. London (1698). Loewenheim, Ulrich: Handbuch des Urheberrechts. 2. Aufl. München (2010). Lorenz, Andreas: Von Freud zu Schopenhauer. Anmerkungen zu einer revolutionären Rezeptionsbeziehung zwischen Methaphysik und Psychologie an der Schwelle zur Moderne. In: Birnbacher, Dieter; Lorenz, Andreas; Miodonski, Leon (Hg.): Schopenhauer im Kontext. Würzburg (2002), S. 193–215. Lottes, Günther: Neue Ideengeschichte. In: Eibach, Joachim; Lottes, Günther (Hg.): Kompass der Geschichtswissenschaft. Göttingen (2002), S. 261–269. Lotz, Johann Friedrich: Handbuch der Staatswirtschaftslehre. Erlangen, Bd. 2 (1838). Ludwig, Karl-Heinz: Technik, Ingenieure und Gesellschaft. Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856 - 1981. Düsseldorf (1981). Luig, Klaus: Kohler, Josef. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 12. Berlin (1952), S. 425–426. Luig, Klaus: Hugo, Gustav. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 303–304. Luig, Klaus: Pufendorf, Samuel. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 506–507. Machlup, Fritz: Die wirtschaftlichen Grundlagen des Patentrechts. In: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, Auslands- und Internationaler Teil (GRUR INT). 1961, S. 373 - 390; 473 - 482; 524 - 537. Machlup, Fritz; Penrose, Edith: The Patent Controversy in the nineteenth Century. In: The Journal of economic History. 1950, S. 1–29. Maetschke, Matthias: Ursprünge der Zwangskartellgesetzgebung. Der Entwurf eines Gesetzes über den Absatz von Kalisalzen vom 12. Dezember 1909. Baden-Baden (2008). Malter, Rudolf: Was ist heute an Schopenhauers Philosophie aktuell? In: Birnbacher, Dieter (Hg.): Schopenhauer in der Philosophie der Gegenwart. Würzburg (1996), S. 9–18. Mandry, Gustav von: Das Urheberrecht an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst. Erlangen (1867). Mandry, Gustav von: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. 1868, S. 632–635.

Literaturverzeichnis

205

Meder, Stefan: Gottlieb Plancks Vorlesung über "Immaterialgüterrecht" und das "Geistige Eigentum". In: Archiv für Urheber und Medienrecht (UFITA). 2012, S. 171–195. Menger, Christian Friedrich: Deutsche Verfassungsgeschichte der Neuzeit. 5. Aufl. Heidelberg (1986). Merkel, Adolf: Über das Verhältnis der Rechtsphilosphie zur positiven Rechtswissenschaft und zum allgemeinen Teil derselben. In: Merkel, Adolf (Hg.): Hinterlassende Fragmente und gesammelte Abhandlungen. Gesammelte Abhandlungen aus dem Gebiet der allgemeine Rechtslehre und des Strafrechts, II.1. Straßburg (1899), S. 291–324. Merzbacher, Friedrich: Feuerbach, Paul Johann Anselm Ritter von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 5. Berlin (1952), S. 110–111. Michaelis, Otto: Zur Selbstkritik des Patentschutzes. In: Vierteljahrschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte. 1870, S. 100–121. Michelsen, A. L. J.: Falck, Nikolaus. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 6. Leipzig, S. 539–543. Mieck, Ilja: Preussische Gewerbepolitik in Berlin 1806 - 1844. Berlin (1965). Mill, John Stuart: Grundsätze der politischen Ökonomie. 7. Aufl. Jena, Bd. 2 (1921). Mirow, Jürgen: Geschichte des deutschen Volkes. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1 und 2 (1996). Mohnhaupt, H.: Privileg, neuzeitlich. In: Erler, Adalbert (Hg.): Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. HRG, Bd. 3. Berlin (1971), Sp. 2005– 2011. Mohnhaupt, Heinz: Untersuchungen zum Verhältnis Privileg und Kodifikation im 18. und 19. Jahrhundert. In: Ius Commune. 1975, S. 71–121. Mohnhaupt, Heinz: Universalgeschichte, Universal-Jurisprudenz und rechtsvergleichende Methode im Werk P.J.A. Feuerbachs. In: Mohnhaupt, Heinz (Hg.): Rechtsgeschichte in den beiden deutschen Staaten (1988 - 1990). Beispiele, Parallelen, Positionen. Frankfurt am Main (1991), S. 97–130. Mohnhaupt, Heinz: Pütter, Johann Stephan. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 504–506. Muquardt, Charles: Das literarische Eigenthumsrecht, der Nachdruck und das Wesen der Presse in Beziehung auf Journal- und Bücher-Literatur. Brüssel (1851). Neff, Paul: Ueber die Eigenthumsrechte der Schriftsteller und Künstler und ihrer Rechtsnachfolger. Stuttgart (1838).

206

Literaturverzeichnis

Nesselmann, Kurt: Grashof, Franz. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 6. Berlin (1952), S. 746–747. Nettelbladt, Daniel: Unvorgreifliche Gedanken von dem heutigen Zustand der bürgerlichen und natürlichen Rechtsgelahrtheit in Deutschland, derer nöthigen Verbesserung und dazu dienlichen Mitteln. Hildesheim (1997). Nimmergut, Jörg: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. 1800 - 1945. 18. Aufl. Regenstauf (2010). Nolte, Ludwig: Die Reform des deutschen Patentrechts. Tübingen (1890). Nörr, Dieter: Savigny, Friedrich Carl von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 22. Berlin (1952), S. 470–473. North, Douglass C.: Theorie des institutionellen Wandels. Eine neue Sicht der Wirtschaftsgeschichte. Tübingen (1988). Ogorek, Regina: Richterkönig oder Subsumptionsautomat? Zur Justiztheorie im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main (1986). Öhlschlegel, Helmut: Das Bergrecht als Ursprung des Patentrechts. Düsseldorf (1978). Ohly, Ansgar: Geistiges Eigentum? In: JuristenZeitung (JZ). 2003, S. 545–554. Ortloff, Hermann: Die Encyclopädie der Rechtswissenschaft in ihrer gegenwärtigen Bedeutung. Jena (1857). Österreich: Allgemeines österreichisches Bürgerliches Gesetzbuch. Wien (1853). Österreichische Akademie der Wissenschaften: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815 - 1950. Köln, Bd. 2 (1959). Osterrieth, Albert: Altes und Neues zur Lehre vom Urheberrecht. Leipzig (1892). Pagel, Julius Leopold: Siemens, Karl Wilhelm. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 34. Berlin (1952), S. 213–214. Pahlow, Louis: "Intellectual property", "propriété intellectuelle" und kein "Geistiges Eigentum"? Historisch-Kritische Anmerkungen zu einem umstrittenen Rechtsbegriff. In: Archiv für Urheber und Medienrecht (UFITA). 2006, S. 705–726. Pahlow, Louis: Lizenz und Lizenzvertrag im Recht des Geistigen Eigentums (2006). Pataille, Jules; Huguet, Auguste: Code International de la Propriété Industrielle Artistique et Littéraire. Paris (1855). Peters, Thomas: Die Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure. Berlin (1902). Pieper, Carl: Der Erfinderschutz und die Reform der Patentgesetze. Amtlicher Bericht über den Internationalen Patent-Congress zur Erörterung der Frage des Patentschutzes. Dresden (1873).

Literaturverzeichnis

207

Pieper, Wilhelm: Brassert, Herman Friedrich Wilhelm. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 2. Berlin (1952), S. 536–537. Pietsch, Johann Gotthold: Versuch eines Entwurfs der Grundsätze des Forstund Jagdrechts. Leipzig (1779). Pohl, Hans: Peter Christian Wilhelm Beuth. In: Jeserich, Kurt G. A.; Neuhaus, Helmut (Hg.): Persönlichkeiten der Verwaltung. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz (1991), S. 150–153. Pohlmann, Hansjörg: Zur Überwindung des "Eigentums-" Vorstellungen im Urheberrecht. In: Archiv für Urheber und Medienrecht (UFITA). 1962, S. 61–100. Pollock, Frederick: The History of Comparative Jurisprudence. In: Journal of the Society of Comparative Legislation. 1903, S. 74–89. Pribram, Ewald: Die Entwicklung der Oesterreichischen Patentgesetzgebung vom Jahre 1810 bis 1832. In: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR). 1913, S. 220–230. Prince-Smith, John: Über Patente für Erfindungen. In: Vierteljahrschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte, S. 150–161. Puchta, Georg Friedrich: Betrachtungen über alte und neue Rechtssysteme. In: Rheinisches Museum für Jurisprudenz. 1829, S. 115–133. Puchta, Georg Friedrich: Lehrbuch für Institutionen-Vorlesungen. München und Berlin (1829). Puchta, Georg Friedrich: Cursus der Institutionen: Geschichte des Rechts bei dem römischen Volk. 5. Aufl. Leipzig, Bd. 1 (1856). Pufendorf, Samuel: De statu imperii germanici, Bd. 1 (1668). Pütter, Johann Stephan: Neuer Versuch einer juristischen Encyclopädie und Methodologie. Göttingen (1767). Rector und Senat der Universität Bonn: Bericht über das fünzigjährige Jubiläum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Bonn (1868). Rehbinder, Manfred: Urheberrecht. 16. Aufl. München (2010). Renger, Christian: Die Gründung und Einrichtung der Universität Bonn und die Berufungspolitik des Kultusministers Altenstein. Bonn (1982). Rentzsch, Hermann: Geistiges Eigenthum. In: Rentzsch, Hermann (Hg.): Handwörterbuch der Volkswirtschaftslehre. Unter Mitwirkung nahmhafter deutscher Gelehrten und Fachmänner. Leipzig (1866), S. 333–338. Rentzsch, Hermann: Patentwesen. In: Rentzsch, Hermann (Hg.): Handwörterbuch der Volkswirtschaftslehre. Unter Mitwirkung nahmhafter deutscher Gelehrten und Fachmänner. Leipzig (1866), S. 625–636. Repgen, Tilman: Nettelbladt, Daniel. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 455–456.

208

Literaturverzeichnis

Repgen, Tilman: Smith, Adam. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 571–572. Repgen, Tilman: Wolff, Christian. In: Stolleis, Michael (Hg.): Juristen. Ein biographisches Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. München (1995), S. 656–658. Rheinstein, Max; Borries, Reimer von: Einführung in die Rechtsvergleichung. 2. Aufl. München (1987). Riezler, Erwin: Deutsches Urheber- und Erfinderrecht. Eine systematische Darstellung. München und Berlin (1909). Rosenthal, Josef: Der Erfindungsschutz vor dem Forum der gesetzgebenden Faktoren. Köln (1873). Rousseau, Jean-Jacques: Du contrat social, ou principes du droit politique. Paris (1791). Rückert, Joachim: Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny. Ebelsbach (1984). Safranski, Rüdiger: Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie. E. Biographie. München (1987). Savigny, Carl Friedrich von: Recension Th. v. Gönner, Über Gesetzgebung und Rechtswissenschaft unserer Zeit. In: Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft. 1815, S. 373–423. Savigny, Carl Friedrich von: System des heutigen römischen Rechts. Berlin, Bd. 1 (1840). Savigny, Carl Friedrich von: Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. 3. Aufl. Heidelberg (1840). Schack, Haimo: Urheber- und Urhebervertragsrecht. 4. Aufl. Tübingen (2007). Schäffle, Albert: Die nationalökonomische Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse. Tübingen (1867). Schäffle, Albert: Die nationalökonomische Theorie des ausschließlichen Absatzverhaltens. Tübingen (1867). Schletter, Hermann Theodor: Handbuch der deutschen Press-Gesetzgebung. Leipzig (1846). Schlosser, Hans: Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte. Rechtsentwicklungen im europäischen Kontext. 9. Aufl. Heidelberg (2001). Schmidt, Alexander K.: Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht von 1877 bis 1936. Tübingen (2009). Schmoeckel, Mathias: Der Allgemeine Teil in der Ordnung des BGB. In: Schmoeckel, Mathias; Rückert, Joachim; Zimmermann, Reinhard (Hg.): Historisch-kritischer Kommentar zum BGB. Band Eins, Allgemeiner Teil, Bd. 1. Tübingen (2003), Rn. 1–53. Schmoeckel, Mathias: Drei Funktionen des Allgemeinen Teils. In: Claes Peterson: Tagungsband zur Konferenz: Der allgemeine Teil und das Römische Recht, Vom 26. Bis 29. Mai 2011 in Stockholm (Im Erscheinen).

Literaturverzeichnis

209

Schmoeckel, Mathias: Auf der Suche nach der verlorenen Ordnung. 2000 Jahre Recht in Europa - Ein Überblick (2005). Schmoeckel, Mathias: Rechtsgeschichte der Wirtschaft. Tübingen (2008). Scholz, Werner: Arthur Schopenhauer. Ein Philosoph zwischen westlicher und östlicher Tradition. Frankfurt am Main, Bd. 503 (1996). Schopenhauer, Arthur: Hauptwerk. Die Welt als Wille und Vorstellung. Köln (2000). Schröder, Jan: Wissenschaftstheorie und Lehre der "prakischen Jurisprudenz"auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main (1979). Schubert, Werner: Mandry, Gustav von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 16. Berlin (1952), S. 19–21. Schulte, Unbekannt von: Walter, Ferdinand. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 41. Leipzig, S. 22–24. Schultze-von Lasaulx, Hermann: Heise, Georg Arnold. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 8. Berlin (1952), S. 453–454. Schumann, Unbekannt: Lotz, Johann Friedrich Eusebius. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 19. Leipzig, S. 285–287. Schuster, Heinrich Maria: Das Urheberrecht der Tonkunst in Österreich, Deutschland und anderen europäischen Staaten. München (1891). Seckelmann, Margrit: Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich, 1871 - 1914. Frankfurt am Main, Bd. 2 (2006). Serlo, Walter: Die preußischen Bergassessoren. 5. Aufl. Essen (1938). Siebenhaar, Eduard: Das Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen. Leipzig (1883). Siemens, Werner: Positive Vorschläge zu einem Patentgesetz. Denkschrift der Ältestens der Kaufmannschaft zu Berlin. Berlin (1869). Silberstein, Marcel: Erfindungsschutz und merkantilistische Gewerbeprivilegien (1961). Simon, Alfred: Der Patentschutz. mit besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Gesetzgebung. Bern (1891). Simon, Jürgen: Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und seine gewerblichen Erscheinungsformen. Berlin (1981). Sismondi, J. -C -L Simonde de: Nouveaux Principes D' Économie Politique ou de la Richesse dans ses Rapports avec la Population. Paris (1827). Skinner, Quentin: Visions of politics. Regarding Method.Cambridge (2002).

210

Literaturverzeichnis

Smith, Adam: Der Wohlstand der Nationen. Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen. München (1974). Sosnitza, Olaf: Wo bleibt das Allgemeine Immaterialgüterrecht? In: Forkel, Hans; Sosnitza, Olaf (Hg.): Zum Wandel beim Recht der Persönlichkeit und ihrer schöpferischen Leistung. Würzburg (2004), S. 33–45. Stein, Lorenz von: Handbuch der Verwaltungslehre und des Verwaltungsrechts. Mit Vergleichung der Literatur und der Gesetzgebung von Frankreich, England, Deutschland. Stuttgart (1870). Stephan, Richard; Schmid, Paul: Der Schutz der gewerblichen Urheberrecht des In- und Auslandes. Leipzig (1899). Stintzing, Roderich von: Böcking, Eduard. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 2. Leipzig, S. 785–787. Stintzing, Roderich von: Deiters, P.F. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 5. Leipzig, S. 34. Stintzing, Roderich von: Mackeldey, Ferdinand. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 20. Leipzig, S. 13–16. Stobbe, Otto: Handbuch des deutschen Privatrechts. 2. Aufl. Berlin, Bd. 3 (1898). Stolberg-Wernigerode, Otto Graf zu: Bismarck, Otto Eduard Leopold von. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 2. Berlin (1952), S. 268–277. Stolle, Eduard: Die einheimische und ausländische Patentgesetzgebung zum Schutze gewerblicher Erfindungen. Leipzig (1855). Stolleis, Michael: Der lange Abschied vom 19. Jahrhundert. Berlin, New York (1997). Sturm, Fritz: Geschichte, Methode und Ziel der Rechtsvergleichung. In: Juristische Rundschau (JR). 1975, S. 231–236. Stuve, Unbekannt: Das industrielle Eigentum und die Nachbildung. Elberfeld (1849). Taureck, Bernhard: Jean-Jacques Rousseau. Hamburg (2009). Teichmann, Unbekannt: Gruchot, Julius Albert. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 49. Leipzig, S. 581. Teichmann, Unbekannt: Harum, Peter. In: Historische Kommission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften auf Veranlassung seiner Majestät

Literaturverzeichnis

211

des Königs von Bayern (Hg.): Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 10. Leipzig, S. 722. Thieme, Hans: Ideengeschichte und Rechtsgeschichte. Köln, I (1986). Treue, Wilhelm: Die Entwicklung des Patentwesens im 19. Jahrhundert in Preußen und im deutschen Reich. In: Coing, Helmut (Hg.): Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main (1974), S. 163–182. Treue, Wilhelm: Wirtschafts- und Technikgeschichte Preußens. Berlin (1984). Unbekannt: Eigentum, literarisches, artistisches, technisches. In: Weiske, Julius (Hg.): Rechtslexikon für Juristen aller teutschen Staaten, enthaltend die gesammte Rechtswissenschaft, Bd. 4. Leipzig (1839 -), S. 170–197. Unbekannt: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von R. Klostermann, Oberbergrath. Erster Band. In: Jahrbücher für die Nationalökonomie und Statistik. 1868, S. 225–227. Unbekannt: Das Geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen nach Preußischem und internationalem Rechte, dargestellt von Dr. R. Klostermann, Oberbergrath. Zweiter Band. In: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. 1869, S. 415–416. Unbekannt: Entwurf eines Patentgesetzes für das Deutsche Reich. Berlin (1872). Unbekannt: Wahl Klostermanns zum Ehrenmitglied des VDI. In: Wochenschrift des Vereins Deutscher Ingenieure. 1880. Unbekannt: Rudolf Klostermann - Nachruf. In: Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. 1886, S. 40. Unbekannt: Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de. In: Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl., Bd. 14. Leipzig (1908), S. 1004. Vapereau, Gustave: Dictionnaire Universel des Contemporains. 6. Aufl. Paris (1893). VDI Düsseldorf: Ehrungen und Preise. Düsseldorf, Bd. 1 (1993). Verein deutscher Ingenieure (Hg.): Zur Patentfrage. Zwei Denkschriften nebst den Principien für ein allgemeines deutsches Patentgesetz. Berlin (1864). Verträge und Verhandlungen aus dem Zeitraume von 1833 bis einschließlich 1836 über die Bildung und Ausführung des deutschen Zoll- und Handelsvereins (1845). Berlin (1). Villefort, Alfred: De la propiété littéraire et artistique au point de vue international. Paris (1851). Vogel, Barbara: Allgemeine Gewerbefreiheit. Die Reformpolitik des preußischen Staatskanzlers Hardenberg (1810 - 1820). Göttingen, Bd. 57 (1983). Vogel, Martin: Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte zwischen 1450 und 1850. Sozial- und methodengeschichtliche Entwicklungsstufen der Rechte von Schriftsteller und Verleger. Frankfurt am Main (1978).

212

Literaturverzeichnis

Vogel, Martin: Die Geschichte des Urheberrechts im Kaiserreich. In: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR). 1987, S. 873–883. Vogel, Martin: Urheberpersönlichkeitsrecht und Verlagsrecht im letzten Drittel des 19. JH. In: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR). 1994, S. 587–593. Volk, Klaus: Die Juristische Enzyklopädie des Nikolaus Falck. Rechtsdenken im frühen 19. Jahrhundert. Berlin (1970). Volkmann, Adalbert Wilhelm: Zusammenstellung der gesetzlichen Bestimmungen über das Urheber- und Verlagsrecht. Leipzig (1855). Wächter, Oscar von: Das Verlagsrecht. mit Einschluss d. Lehren von dem Verlagsvertrag u. Nachdr. nach d. geltenden deutschen u. internationalen Rechten mit bes. Rücksicht auf d. Gesetzgebungen von Oesterreich, Preußen, Bayern u. Sachsen. Stuttgart, Bd. 1 (1857). Wächter, Oscar von: Das Verlagsrecht. mit Einschluss d. Lehren von dem Verlagsvertrag u. Nachdr. nach d. geltenden deutschen u. internationalen Rechten mit bes. Rücksicht auf d. Gesetzgebungen von Oesterreich, Preußen, Bayern u. Sachsen. Stuttgart, Bd. 2 (1858). Wadle, Elmar: Vor- oder Frühgeschichte des Urheberrechts? In: Archiv für Urheber und Medienrecht (UFITA). 1987, S. 95–106. Wadle, Elmar: Der Weg zum gesetzlichen Schutz des geistigen und gewerblichen Schaffens. In: Beier, Friedrich-Karl; Kraft, Alfons; Schricker, Gerhard; Wadle, Elmar (Hg.): Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht in Deutschland. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht und ihrer Zeitschrift, Bd. 1. Weinheim (1991), S. 93–183. Wadle, Elmar: Die Entfaltung des Urheberrechts als Antwort auf technischen Neuerungen. In: Wadle, Elmar (Hg.): Geistiges Eigentum. Bausteine zur Rechtsgeschichte, Bd. 1. Weinheim (1996), S. 63–74. Wadle, Elmar (Hg.): Geistiges Eigentum. Bausteine zur Rechtsgeschichte, 1 und 2. Weinheim (1996). Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band III. München, Bd. 3 (2008). Wenig, Otto: Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität zu Bonn 1818 - 1968. Bonn (1968). Wesel, Uwe: Zur Methode der Rechtsgeschichte. In: Kritische Justiz. 1974, S. 337–368. Wesenberger, Gerhard; Wesener, Gunter: Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte. 4. Aufl. Wien, Köln, Graz (1985). Wieacker, Franz: Privatrechtsgeschichte der Neuzeit. unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung. 2. Aufl. Göttingen (1967). Wieacker, Franz: Griechische Wurzeln des Institutionensystems. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abteilung. 1953, S. 93–126.

Literaturverzeichnis

213

Willoweit, Dietmar: Deutsche Verfassungsgeschichte. Vom Frankenreich bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. 6. Aufl. München und Berlin (2009). Windscheid, Bernhard: Lehrbuch des Pandektenrechts. Düsseldorf, Bd. 1 (1862). Wittendorfer, Frank: Carl Wilhelm Siemens. In: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biographie, Bd. 24. Berlin (1952), S. 372–374. Wolff, Christian: Institutiones Juris Naturae et Gentium. Venedig (1768). Zils, Wilhelm: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien. München (1913). Zitelmann, Ernst: Aufgaben und Bedeutung der Rechtsvergleichung. In: Zweigert, Konrad; Puttfarken, Hans-Jürgen (Hg.): Rechtsvergleichung. Darmstadt (1978), S. 11–18. Zweigert, Konrad; Kötz, Hein: Einführung in die Rechtsvergleichung auf dem Gebiete des Privatrechts. Band I: Grundlagen. Tübingen, Bd. 1 (1984). Zweigert, Konrad; Kötz, Hein: Einführung in die Rechtsvergleichung. 3. Aufl. Tübingen (1996). Zwilgmeyer, Franz: Die Rechtslehre Savignys. Eine rechtsphilosophische und geistesgeschichtliche Untersuchung. Leipzig (1929). Zycha, Adolf: Deutsche Rechtsgeschichte der Neuzeit. 2. Aufl. Marburg/Lahn (1949).

Autorenverzeichnis Achenbach, Heinrich 108ff. Achiani, Unbek. 169 Anders, Josef v. 138f. Bancroft, George 172 Beaumes, Alexandre 122 Beck-Mannagetta, Paul v. 142, 151f. Bergbohm, Karl 99 Beuth, Christian W. 26, 31 Bierling, Ernst Rudolf 99 Bismarck, Otto Fürst v. 31, 178 Blanc, Étienne 122 Bluhme, Friedrich 168 Boecking, Eduard 168 Brassert, Hermann 108ff. Broicher, Anton 172 Calmels, Éduard 125 Crome, Carl 146, 152f. Darwin, Charles 172 Daude, Paul 145. Deiters, Peter 169 Delbrück, Rudolf v. 31 Eisenlohr, Christian F. 55 Falck, Nickolaus 95ff. Feuerbach, Anselm v. 89 Friedländer, Max 115 Gans, Eduard 103f. Gareis, Karl 3, 64, 128, 188 Gastambide, Adrien 42, 122 Gierke, Otto v. 64, 142 Godson, Richard 42, 123, 125 Goethe, Johann Wolfgang v. 24 Göpel, Ernst 142 Gräff, Heinrich 111

Grimm, Ferdinand 173 Gruchot, Julius Albert 119 Harum, Peter 118 Hegel, Georg Wilhelm F. 119 Heise, Georg Arnold 102, 104 Hendemann, Eduard 55, 67 Heydt, August v. der 170f. Hugo, Gustav 94ff., 102 Itzenplitz, Heinrich Graf v. 171 Jäger, Christian 113f. Jhering, Rudolf v. 98ff. Jolly, Julius 56 Justi, Johann Heinrich Gottlob v. 48, 51 Klostermann, Heinrich 167 Klostermann, Louise Henriette 167 Kohler, Josef 3f., 15, 64, 92, 127ff., 186ff. Krupp, Alfred 177 Laband, Paul 30, 117 List, Friedrich 60 Locke, John 53, 65, 136f. Lottner, Heinrich 170 Lotz, Johann Friedrich 49 Luther, Martin 67 Mackeldey, Ferdinand 168 Mandry, Gustav v. 121 Merkel, Adolf 99 Metternich, Clemens Fürst v. 24 Mill, John Stuart 48, 58, 172 Mittermaier, Karl Josef Anton 90, 168

216

Autorenverzeichnis

Nettelbladt, Daniel 101

Wunderlich, Agathon 169

Öhlschlegel, Helmut 174

Zachariä, Karl Salomo 90 Zitelmann, Ernst 92

Pieper, Carl 54, 177 Platon 88 Prince-Smith, John 50ff. Puchta, Georg Friedrich 97, 103f., 107 Pufendorf, Samuel 101 Pütter, Johann Stephan 102 Riezler, Erwin 143ff., 153 Rosenthal, Josef 143 Rousseau, Jean-Jacques 62 Savigny, Friedrich Carl v. 14, 56, 90, 95ff., 99, 103ff., 168. Schäffle, Albert 120 Schopenhauer, Arthur 136f. Schornstein zu Eberfeld, Agnes Ida 171 Schroeder, Richard 173 Shakespeare, William 138 Siemens, Karl Wilhelm 34 Siemens, Werner v. 34f., 54, 62f., 176f. Simon, Alfred 144 Simonde de Sismondi, Jean Charles Léonhard 49 Smith, Adam 47f., 65 Stein zum Altenstein, Karl v. 167 Stobbe, Otto 145 Stuve, U. 119 Trattner, Johann Thomas v. 23 Walter, Ferdinand 168 Windscheid, Bernhard 104ff., 168 Wirth, Max 57 Wolff, Christian 101

Stichwortverzeichnis Allgemeine Rechtslehre 99f. Allgemeiner Teil 74, 102ff., 125, 151ff. Anspornungstheorie 59ff. Anti-Patent-Bewegung 46ff. Arbeitstheorie John Lockes 52f. Begriffsjurisprudenz 104 Belohnungstheorie 58ff. Bergrecht 108ff., 158, 163ff, 173ff. Demonstratio more geometrico 101 Deutscher Patentschutzverein 35, 54, 178 Enzyklopädie 97f. Erfindungsschutz 26ff., 33ff., 161ff. Freihändler 46ff. Geistiges Eigentum Begriff 10ff., 45, 57f., 66ff. Theorie 55ff. Gegenstände 70, 80 Definition 75f., 79 Gründerkrise 33 Historische Rechtsschule 89f. Ideengeschichte 6 Industrielle Revolution 21 Inländerprinzip 28 Kongress Deutscher Volkswirte 50, 57 Kontextualisierung 6f., 163ff.

Legaltheorie 64 Lehre von den Immaterialgüterrechten 15, 132ff., 187ff. Nachdruckverbot 23ff. Naturrecht 52, 89, 94f. Neuheitsprinzip 29 Oberbergamt Bonn 171f. Pandektensystem 102 Persönlichkeitsrecht 133 Privileg 19, 23, 26, 28 Pro-Patent-Bewegung 52ff. Publicandum über Patente 26, 162f. Rechtspositivismus 90 Rechtsvergleichung 87ff. Statute of Monopolies 28 Systematisierung des Rechts 93 Theorie von der natürlichen Erwerbssphäre 64 Universität Bonn 167 Urheberrecht allgemein 22ff., 31ff., 162ff. als Oberbegriff 145 Verein Deutscher Ingenieure 34, 53, 177 Vertragstheorie 61ff. Weltausstellung Wien 34 Wiener Kongress 21, 169, 178

STEPHAN MEDER

RECHTSGESCHICHTE EINE EINFÜHRUNG 4., ÜBERARBEITETE UND ERGÄNZTE AUFLAGE

Die Rechtsgeschichte gliedert sich in zahlreiche Einzelfächer, wobei der Einteilung in Römisches und Deutsches Recht besondere Bedeutung zukommt. Diese Trennung scheint derzeit in Rückbildung begriffen zu sein. Das aus der Lehrpraxis entstandene Buch trägt dieser Entwicklung Rechnung. Das Standardwerk liegt jetzt in einer vierten überarbeiteten und ergänzten Auflage vor. Es eignet sich vorlesungsbegleitend für Studierende der Rechtswissenschaft und ist darüber hinaus für Historiker von großem Gewinn. Mit dieser Auflage liegt die „Rechtsgeschichte“ erstmalig für eReader, Tablet und Kindle vor. 2011. 509 S. BR. 120 X 185 MM ISBN 978-3-8252-3603-8 | eISBN 978-3-8385-3603-3

„[E]ine kurzweilige und äußerst anregende (Zeit-)Reise durch 2500 Jahre Rechtsgeschichte[…], auf die sich jede/r Studierende der Rechtswissenschaft – nicht zuletzt zum besseren Verständnis des geltenden Rechts – begeben sollte.“ Journal der Juristischen Zeitgeschichte böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

Rechtsgeschichtliche schRif ten Herausgegeben von Dieter straucH eine auswaHl

bD. 25 | Dieter straucH deR gRosse schied von 1258

bD. 21 | MatHias scHMoeckel,

erzbischof unD bürger im Kampf

werner scHubert (Hg.)

um Die Kölner staDt verfassung

200 JahRe code civil

2008. Xviii, 303 s. 1 s/w-abb.

Die napoleonische KoDifiKation in

gb. Mit su. | isbn 978-3-412-20210-1

DeutschlanD unD europa 2005. X, 226 s. gb.

bD. 26 | rolanD scHlüter

isbn 978-3-412-35105-2

calvinismUs am mittelRhein reformierte Kirchenzucht in Der

bD. 22 | karl-wilHelM nellessen

grafschaft WieD-neuWieD 1648–1806

UmweltschUtz als kommUnale

2010. XXXiii, 221 s. 3 s/w-abb. gb.

aUfgabe

isbn 978-3-412-20607-9

naturschutz unD lanDschaftspflege im Kreise aachen 1816–2004

bD. 27 | cHristian-Henner HentscH

2007. 280 s. 12 s/w-karten. gb.

die beRgischen stahlgesetze

isbn 978-3-412-15706-7

(1847/54)

bD. 23 | Peter krause

marKenschutzes

Rechtswissenschaften in tRieR

2011. XXXviii, 194 s. 2 s/w-karten.

Die geschichte Der juristischen

gb. | isbn 978-3-412-20736-6

Der beginn Des moDernen

faKultät von 1473 bis 1798 2007. XXiv, 468 s. 11 s/w-abb. auf 8 taf.

bD. 28 | Hanns Peter neuHeuser (Hg.)

gb. | isbn 978-3-412-23006-7

pRagmatische QUellen deR kiRchlichen Rechts geschichte

bD. 24 | Hans-Peter HaferkaMP,

2011. viii, 388 s. 13 s/w-abb. gb.

tilMan rePgen (Hg.)

isbn 978-3-412-20817-2

UsUs modeRnUs pandectaRUm römisches recht, Deutsches

bD. 29 | florian Dressel

recht unD naturrecht in Der

neUe stRUktURen füR den schUtz

frühen neuzeit

geistigen eigentUms

klaus luig zuM 70. geburtstag

im 19. JahRhUndeRt

2007. viii, 339 s. 17 s/w-abb. iM teXt. gb.

Der beitrag ruDolf Klostermanns

isbn 978-3-412-23606-9

2013. Xii, 217 s. gb.

SE982

isbn 978-3-412-21115-8

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar