Mönch in Sankt Gallen: Zur inneren Geschichte eines frühmittelalterlichen Klosters 3799567577, 9783799567572

Die Überlieferung des Klosters Sankt Gallen ist in einmaliger Dichte erhalten. So werden hier mehr als fünfhundert zwisc

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Mönch in Sankt Gallen: Zur inneren Geschichte eines frühmittelalterlichen Klosters
 3799567577, 9783799567572

Table of contents :
Vorwort 9
Einleitung (§§ 1–4) 11
1. Die Quellen zu den Biographien der Mönche von Sankt Gallen (§§ 5–116) 13
2. Die Mönche von Sankt Gallen in der Reihenfolge ihrer Profeß 800–933 (§§ 117–126) 57
3. Profeß und Professen (§§ 127–187) 101
4. Schätzungen zu Größe und Zusammensetzung des Konvents (§§ 188–222) 135
5. Lehrer, Schüler, Schreiber (§§ 223–295) 157
6. Ämter und Amtsinhaber (§§ 296–376) 193
7. Zusammenfassung (§§ 377–396) 235
8. Anhang 241
9. Quellen und Literatur 275
10. Register 303

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Vorträge und Forschungen Sonderband 47

47 Die Überlieferung des Klosters Sankt Gallen ist in einmaliger Dichte erhalten. So werden hier mehr als fünfhundert zwischen 800 und 933 lebende Mönche biographisch vorgestellt und können die bekannten kulturellen Leistungen, welche mit gängigen Namen wie Notker, Ratpert, Hartmann oder Ekkehart verbunden sind, endlich bestimmten Mönchen zugeordnet werden. Die sozialen Bedingungen der Gemeinschaft wie der einzelnen Mönche treten zutage, und man erhält Aufschluß über Eintrittsumstände, Entwicklung der Konventsstärke sowie Verweildauer der Mönche im Kloster. Urkundenherstellung, Skriptorium,

Mönch in Sankt Gallen Herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte

Mönch in Sankt Gallen

Klosterschule und Klosterämter erhellen in ihrem Wandel das Ende karolingischer Renaissance.

Rupert Schaab

ISBN 3-7955-6757-7

THORBECKE

Rupert Schaab MÖNCH IN SANKT GALLEN

Vorträge und Forschungen

Herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte Band 47

JAN THORBECKE VERLAG

Rupert Schaab

Mönch in Sankt Gallen Zur inneren Geschichte eines frühmittelalterlichen Klosters

JAN THORBECKE VERLAG

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2003 by Jan Thorbecke Verlag GmbH, Ostfildern www.thorbecke.de · [email protected] Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung – auch von Teilen des Werkes – auf photomechanischem oder ähnlichem Wege, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung. Dieses Buch ist aus alterungsbeständigem Papier nach DIN-ISO 9706 hergestellt. Satz: Schwabenverlag mediagmbh, Ostfildern Druck: Memminger MedienCentrum, Memmingen Printed in Germany · ISBN 3-7995-6757-7

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9

Einleitung (§§ 1–4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11

1. Die Quellen zu den Biographien der Mönche von Sankt Gallen (§§ 5–116)

13

1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4

Stand der Forschung (§§ 5–13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorgehensweise (§§ 14–54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Profeßbuch als Grundlage (§§ 14–15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Parallelisierung mit anderen Namenslisten (§§ 16–17) . . . . . . . . . . . . . . . . Lemmatisierung der Personennamen (§§ 18–22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Urkunden (§§ 23–39) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §§ 23–30 Datierungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §§ 31–34 Zuordnung von Listen und Urkundenbelegen . . . . . . . . . . . . . . . §§ 35–39

Unterscheidung der Schreiber durch Unterscheidung ihrer Schriftzüge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1.2.5 Das Nekrolog (§§ 40–54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §§ 41–43 Die Handschrift des Kapitelbuchs Csg 915 . . . . . . . . . . . . . . . . . §§ 44–47 §§ 48–51 §§ 52–53

1.3

1.3.1

1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.3.5 1.3.6 1.3.7

Die anderen Nekrologien und die Lücken des Nekrologs im Kapitelbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Datierung der Nekrologeinträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Entstehungshorizont eines ersten kontinuierlich geführten Sankt Galler Nekrologs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Datierung und Aussagewert der einzelnen Abschnitte der ermittelten Profeßfolge (§ 126), der Listenüberlieferung und der Übersicht (§ 399) zu den Todestagen (§§ 55–116) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlagebestand und Alter des Sankt Galler Profeßbuches (§§ 57–71) . . . . §§ 57–65 Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §§ 66–71 Deutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fortführung und Lücken des Profeßbuches (§§ 72–80) . . . . . . . . . . . . . . . Datierung und Charakter der Hauptliste der Mönche von Sankt Gallen im Reichenauer Verbrüderungsbuch (§§ 81–84) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträge zur Hauptliste der Sankt Galler Mönche im Reichenauer Verbrüderungsbuch (§§ 85–95) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträge zu den Nomina defunctorum aus Sankt Gallen im Reichenauer Verbrüderungsbuch (§§ 96–97) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Pflege der Verbrüderung mit Sankt Gallen auf der Reichenau (§§ 98–99) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Liste der Sankt Galler Mönche unter Abt Grimald im Liber viventium aus Pfäfers (§§ 100–101) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13 16 16 16 17 18 18 21 23 25 26 27 30 31

33 33 33 37 40 43 44 47 49 49 5

1.3.8 Die Konventsliste in der Urkunde (W 697) vom 30. 3. 895 (§ 102) . . . . . . 1.3.9 Zum Aufbau und Aussagewert der Übersicht zur ermittelten Profeßfolge des Sankt Galler Konvents 800–933 (§§ 103–105) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.10 Beispiele zur Unterscheidung vom Personen gleichen Namens mit Hilfe der ermittelten Profeßfolge des § 126 (§§ 106–110) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.11 Beispiele zur Unterscheidung von Personen gleichen Namens mit Hilfe der ermittelten Profeßfolge des § 126 und der Sterbedatenübersicht des § 399 (§§ 111–116) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

50 51 52

54

2. Die Mönche von Sankt Gallen in der Reihenfolge ihrer Profeß 800–933 (§§ 117–126) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

57

§§ 117–125 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 126 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

57 59

3. Profeß und Professen (§§ 127–187) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.9.1 3.9.2 3.9.3 3.9.4 3.9.5 3.10 3.11

Die Profeß bei Benedikt (§§ 127–129) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Profeßformeln der Regelhandschrift Csg 914 (§§ 130–132) . . . . . . . . Profeßformeln und Profeßliste der Reichenau (§§ 133–135) . . . . . . . . . . . Das Profeßformular des Anhangs zum Sankt Galler Profeßbuch (§§ 136–137) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Profeßformular des Kapitelbuchs Csg 915 (§ 138) . . . . . . . . . . . . . . . Der Profeßordo der Regelhandschrift ÖNB 2232 (§§ 139–140) . . . . . . . . Die Praxis des Sankt Galler Profeßbuches (§§ 141–144) . . . . . . . . . . . . . . Das Profeßformular des Klosters Sankt Gallen (§§ 145–147) . . . . . . . . . . Konversen, Oblaten, Priester und fremde Mönche in Sankt Gallen (§§ 148–150) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Güterschenkung und Klostereintritt (§§ 151–153) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konversen und Priester (§§ 154–157) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . »Klerikalisierung« des Konvents? (§§ 158–164) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oblaten (§§ 165–172) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fremde Mönche (§§ 173–177) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herkunft der Sankt Galler Mönche (§§ 178–182) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verwandtschaft und Besitz der Mönche von Sankt Gallen (§§ 183–187) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

4. Schätzungen zu Größe und Zusammensetzung des Konvents (§§ 188–222) 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6

6

Eintrittsfrequenz (§§ 192–196) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Dauer des Lebens als Mönch (§§ 197–200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Eintrittsalter (§§ 201–204) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung der Konventsgröße im 9. Jahrhundert (§§ 205–210) . . . . . . Schätzungen zur Konventsgröße vor 800 und nach 900 (§§ 211–213) . . . Aufbau des Konvents nach der Verweildauer der Mönche (§§ 214–217) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

101 102 104 106 106 107 109 111 113 115 117 119 122 126 128 131

135 137 140 144 147 151 152

4.7

Konsequenzen der wechselnden Alterszusammensetzung der Eintretenden auf die vorgelegten Schätzungen (§§ 218–222) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

5. Lehrer, Schüler, Schreiber (§§ 223–295) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.5.4 5.6 5.7 5.7.1

Lehrer und Schüler (§§ 223–225) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die »äußere Schule« des Klosters (§§ 226–230) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Schulen des St. Galler Klosterplans (§§ 231–237) . . . . . . . . . . . . . . . . Schüler der äußeren Klosterschule (§§ 238–245) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sankt Galler Mönche als Lehrer und Schüler (§§ 246–259) . . . . . . . . . . . . Die Mitschüler Salomos III. (§§ 247–248) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wer war der junge Hartman? (§§ 249–256) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekkehart I., Gerald und der »Waltharius« (§§ 257–258) . . . . . . . . . . . . . . Victor (§ 259) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beginn und Kontinuität des Schulwesens (§§ 260–262) . . . . . . . . . . . . . . . Schriftlichkeit (§§ 263–295) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schreiben (§§ 267–280) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §§ 269–273 Urkundenherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . §§ 274-280 Skriptorium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7.2 Die Schrift (§§ 281–295) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

157 158 161 164 168 168 169 172 173 174 175 177 177 180 183

6. Ämter und Amtsinhaber (§§ 296–376) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.6.1 6.6.2 6.7 6.8 6.9 6.9.1 6.9.2 6.9.3 6.9.4 6.9.5 6.9.6 6.9.7 6.10 6.10.1 6.10.2

Die Offiziale und die Führung des Klosters (§§ 296–302) . . . . . . . . . . . . . Offiziale, kleinere Ämter und Arbeit der Mönche (§§ 303–305) . . . . . . . Die Offiziale im Spiegel ihrer Biographien (§§ 306–314) . . . . . . . . . . . . . . Die unterschiedliche Beteiligung der Mönche an den Ämtern (§§ 315–316) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kämmerer und Cellerar (§§ 317–319) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pförtner und Hospitiar (§§ 320–325) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Pförtner (§§ 320–321) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Hospitiar (§§ 322–325) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Sakristan (§§ 326–328) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Bibliothekar (§§ 329–333) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dekan und praepositi (§§ 334–367) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klosterpropst und Außenpröpste (§§ 337–341) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bezeugung und Besetzung der vier Außenpropsteien (§§ 342–345) . . . . . Die Aufgaben der Außenpröpste (§ 346) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Lokalisierung der Außenpröpste (§§ 347–354) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Stellung der Außenpröpste (§§ 355–359) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Praepositi und Gerichtsschreiber (§§ 360–364) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Dekan (§§ 365–367) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Abt (§§ 368–376) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abtsnachfolge (§§ 369–372) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stellung und Wirksamkeit (§§ 373–376) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

193 196 198 202 203 205 205 206 208 210 213 214 216 217 218 221 223 225 227 227 231 7

7. Zusammenfassung (§§ 377–396) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 8. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 8.1 8.2

8.3

8.4

Übersicht über die Lesarten und späteren Zusätze auf den hier behandelten Seiten des Sankt Galler Profeßbuches (§ 397) . . . . . . . . . . . . Die Todestage der Sankt Galler Mönche 800-955 (§§ 398–399) . . . . . . . . § 398 Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 399 Übersicht zum Nekrolog (Anlagehand des Csg 915) . . . . . . . . . . Übersicht der Offizialen 816–919 (§§ 400–401) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 400 Die Offizialen, abgesehen von den praepositi . . . . . . . . . . . . . . . § 401 Pröpste und Außenpröpste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neue Datierungen und Lesungen einiger Sankt Galler Urkunden (§§ 402–470) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

241 242 242 243 257 257 260 264

9. Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 9.1 9.2 9.3

Abkürzungen und Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283

10. Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 10.1 10.2 10.3

8

Lemmatisiertes Personennamenregister zur Profeßfolge des § 126 . . . . . 303 Personen- und Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 Register der Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315

Vorwort Neben Ernst Dümmler und Gerold Meyer von Knonau verdankt diese Arbeit am meisten dem in Freiburg und Münster unter maßgeblichem Einfluß Karl Schmids entwikkelten Interesse an der Erforschung frühmittelalterlicher Gemeinschaften. Die Unterschiede werden jedoch auffallen, wenn man etwa die Arbeit dieser Forschergruppe über das Kloster Fulda vergleicht. Sie äußern sich hoffentlich nicht nur in den Unzulänglichkeiten des Werkes eines einzelnen, sondern vor allem darin, daß die bessere Quellenlage auch andere Methoden zuließ und so eine größere Vielfalt an Fragen behandelt werden kann. Doch das Werk eines einzelnen wäre ohne die Unterstützung von vielen nicht zustandegekommen1. In erster Linie sei hier meiner Frau und den Kindern gedankt, die vielfältige Einschränkungen in Kauf nehmen mußten; dann meinem Doktorvater Prof. Dr. Raymund Kottje, der seinen Schüler ohne Vorbehalte unterstützte, aber die nötige Freiheit ließ; meinem Freund Prof. Dr. Stefan Müller (Leipzig) für die Hilfe bei der Realisierung der statistischen Auswertung. Sehr viel verdanke ich den Mitarbeitern von Stiftsbibliothek und Stiftsarchiv in Sankt Gallen, welche mich in jeder Hinsicht unterstützten, allen voran Altstiftsbibliothekar Prof. Dr. Peter Ochsenbein, mit dem ich zahlreiche halkyonische Tage verbringen durfte. Ursprünglich plante ich auf Anregung von Altstiftsbibliothekar Johannes Duft eine Arbeit zu Bibeltext und Schriftstudium im Kloster St. Gallen. Bei der Arbeit an diesem großen Thema stieß ich wiederholt darauf, daß zahlreiche Fragen zur inneren Geschichte des Klosters noch nicht zufriedenstellend geklärt waren2. Mögen diese Vorarbeiten wenigstens anderen nutzen!

1 Ich kann hier nicht allen danken, aber herausstellen möchte ich noch die Unterstützung der Arbeit durch das Cusanuswerk und den Katholischen Konfessionsteil des Kantons St. Gallen sowie die Drucklegung derselben mit Unterstützung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte und des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen. 2 Früchte des ursprünglichen Vorhabens sind: R. Schaab, Spuren; Ders., Hofschule; Ders., Bibeltext.

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Einleitung § 1 Casus monasterii S. Galli – die Geschichten des Klosters Sankt Gallen, so nennt sich die Sankt Galler Chronistik vom 9. bis in das 15. Jahrhundert. Im Unterschied hierzu versucht die Geschichtswissenschaft von den vielen Geschichten zur Geschichte des Steinachklosters zu gelangen, selbst wenn sie dabei in eine Vielzahl von Geschichten zerfallen ist, wie die zahlreichen Schul-, Verfassungs-, Kunst-, Musik-, Literatur- und politischen Geschichten zeigen, welche das Kloster behandeln. Nun soll hier eine Art innerer Geschichte des Gallusklosters im Frühmittelalter zur Darstellung kommen. Es fällt schwer, ein aufgrund bisweilen komplizierter Ermittlungen zustandegekommenes Stückwerk »Geschichte« zu nennen, und doch erscheint ein Teil der anderen Geschichten in einem neuen Licht, wenn sie zur inneren Geschichte des Konvents in Bezug gesetzt werden. § 2 Doch was kann man von der inneren Geschichte einer frühmittelalterlichen Gemeinschaft wissen, was von deren Bedingungen und Befindlichkeiten, wenn diese damals nie selbst zum Gegenstand schriftlicher Darstellung wurde. Denn die Casus S. Galli wurden von einzelnen Konventsmitgliedern geschrieben, um ihre Gegenwart aus der Vergangenheit zu erklären und sie dabei zumeist anhand einer vermeintlich besseren oder schlechteren Vergangenheit zu kritisieren bzw. zu rechtfertigen, jedenfalls nicht, um die Vergangenheit in ihr eigenes Recht zu setzen. Wichtige Kennzeichen der Klosterchronistik sind deshalb neben der Überlieferung eines Zeitgerüsts unter Angabe der Abbatiate vor allem die Begründung klostereigener Rechte gegenüber Bischof und Stadt sowie die lehrhafte Anekdote. In ihrer Erzählung äußert sich vor allem das Selbstverständnis der Abfassungszeit. Die Bedingungen und Art monastischer Existenz vergangener Zeiten werden hingegen kaum berücksichtigt, sodaß der Eindruck entstehen mag, es habe sich nichts gewandelt, es sei die Gemeinschaft des 9. Jahrhunderts mit mehr als 100 Mitgliedern noch vergleichbar mit dem allenfalls halb so großen Konvent Mitte des 11. Jahrhunderts. § 3 Eine innere Geschichte des Klosters Sankt Gallen fußt deshalb vor allen auf Aussagen, welche sich zu den Mitgliedern des Konvents aus den anderen Quellen jener Zeit gewinnen lassen: den Urkunden, welche die Gemeinschaft konstituieren – wie Profeß-, Kapitels- und Verbrüderungsbüchern – sowie den Urkunden, in welchen das Kloster, vertreten durch einige seiner Mitglieder, in Beziehungen zu seiner Umgebung trat – den im Sankt Galler Stiftsarchiv in einzigartigem Umfang erhaltenen Schenkungsund Traditionsurkunden. Die hier vorgelegte innere Geschichte berücksichtigt dabei nicht bloß den Text, sondern auch den Quellenwert der äußeren Form der einzelnen Überlieferung. Denn »wenn es gelingt, über das hinaus, was geschrieben dasteht, vorzudringen, dem Geschriebenen die Bedingungen, unter denen es geschrieben wurde, abzufragen, können sich Einsichten ergeben, von denen keine Wortquelle etwas berichtet«1. § 4 Sie schreibt auf dieser Grundlage gleichsam gegen das Bild an, welches insbesondere Ekkehart IV. in seinem Teil der Casus S. Galli sowie seinen kleineren biographischen 1

B. Bischoff, Paläographie und Geschichte, S. 9.

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Beiträgen2 mit zum Teil mehr als 150 Jahren Abstand gezeichnet hat, und welches neben dem Sankt Galler Klosterplan gemeinhin die Vorstellungen vom frühmittelalterlichen Steinachkloster bestimmt. Schon Gerold Meyer von Knonau stand der Verläßlichkeit der Angaben Ekkeharts IV. für das 9. Jahrhundert skeptisch gegenüber. Deshalb hat man ihm zwischenzeitig Überkritik vorgeworfen3. Diese Arbeit rehabilitiert die große Menge seiner Fußnoten in der von ihm betreuten Quellenreihe in den »Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte« (MVG). Für den Philologen gibt es bessere Editionen, für den Historiker nicht4.

2 Diese sind: 1. die Einleitung zu Notkers Prosimetrum de Vita S. Galli (hg. v. W. Berschin, Metrum, S. 91–93; 2. der Epilog zu Ekkehard I., Vita S. Wiboradae (c. 45 [40], hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 102–106; vgl. W. Berschin, Verfasserproblem, S. 270–274); 3. das Einleitungsgedicht zu der verlorenen Abbrevatio und Verdeutschung der Moralia in Iob durch Notker Labeo (A. Wolf, S. 145–158); sowie 4. die Verse De aliis sincellitis I,10 (hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 56,19, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. LXXXV–LXXXIX, hier S. LXXXV,9). 3 J. Duft, Ekkehardus, S. 212f.; vgl. die sehr differenzierten Ausführungen bei G. Meyer v. Knonau, Ekkeharte. 4 Deshalb sind diese Ausgaben hier ständig mitangeführt, auch wenn es neuere Editionen gibt. Dies geschieht auch für andere Texte, zum Teil nur wegen der besseren Greifbarkeit.

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1. Die Quellen zu den Biographien der Mönche von Sankt Gallen 1.1 Stand der Forschung § 5 Für viele Auskünfte zur Geschichte des Klosters Sankt Gallen im 9. Jahrhundert ist eine Untersuchung der personellen Zusammensetzung des Konvents eine notwendige Voraussetzung. Dies reicht von der zeitlichen Einordnung einzelner, durch ihr sonstiges Wirken bekannter Mönche bis zu Fragen nach der innereren Geschichte des Konvents. Wieviele Mönche namens Hartmann gab es beispielsweise in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts? Wer von ihnen war später Abt oder schriftstellerisch tätig? Wieviele Mönche gab es überhaupt? Wie waren sie organisiert? Galt in Sankt Gallen die Dekanieoder die Präpositurverfassung? § 6 Seit den ersten Untersuchungen zur personellen Zusammensetzung des Gallusklosters dient das karolingische Profeßbuch des Konvents als Ausgangspunkt. Es wird als schriftlicher Niederschlag von Rechtsgeschäften, welche die Gelübde der Mönche auch sind, im Stiftsarchiv unter der Signatur Cist. c. 3. B. 56. aufbewahrt, doch ist es dank seiner Faksimilierung durch Paul M. Krieg im Jahre 1931 allgemein zugänglich1. Unter Abt Bernhard II. (1594–1630) wurde es in fehlerhafter Abfolge der Blätter neu gebunden und war vielleicht damals, als wohl auch die Paginierung vorgenommen wurde2, schon unvollständig. In der frühesten mir bekannten Untersuchung zum Konvent durch den ersten neuzeitlichen Geschichtsschreiber aus den Reihen des Klosters, Jodocus Metzler († 1639), ist ausgerechnet der hier interessierende Abschnitt zu den Jahren 782–942 herausgerissen3. Gleichfalls vom Profeßbuch ausgehend unternahm einer der letzten klösterlichen Geschichtsschreiber, Ildefons von Arx, um 1783 einen erneuten Versuch und konstatierte dabei einen Blattverlust hinter p. XVIII. Diesen versuchte bereits er durch Hinzuziehen von Listen Sankt Galler Mönche aus den Verbrüderungsbüchern von Pfäfers und der Reichenau zu schließen4. § 7 Beide Forschungen blieben unveröffentlicht. Erst 1884 kam es zur zweimaligen Ausgabe des Profeßbuches durch Emil Arbenz in den »Mitteilungen zur Vaterländischen Geschichte« und durch Paul Piper in den »Monumenta Germaniae Historica«. Während E. Arbenz auf jegliche Kommentierung des Textes verzichtete, ist auch P. Pipers Ausgabe ungenügend, weil in ihr die Lückenhaftigkeit und falsche Anordnung der

1 Codex promissionum S. Galli, hg.v. P. M. Krieg (Faksimile); hg.v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 111–133; hg. v. E. Arbenz, MVG 19, S. 140–182. 2 Die Paginierung ist nicht fehlerfrei. Zitiert wird hier nach der korrigierten Paginierung Pipers und des Faksimiles. 3 Stiftsarchiv St. Gallen Bd. 216a p. 34–86: Jodocus Metzler, Catalogus Abbatum et monachorum S. Galli omnium usque annum 1665, hier zwischen p. 40 und 41. 4 I. v. Arx, Catalogus monachorum S. Galli, um 1783, in: Csg 1433, hier p. 211f.

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Blättter nicht berücksichtigt wird und die Namen der Professen ohne nähere Begründung des Vorgehens und eher zufällig mit Belegen gleichnamiger Personen aus dem Bestand der frühmittelalterlichen Privaturkunden des Klosters kommentiert werden. § 8 Den Weg zur Erschließung der ursprünglichen Anlage wies Aloys Schulte in einer Miszelle aus dem Jahr 1909, in welcher er nachwies, daß die Liste des Konvents in einer Urkunde aus dem Jahr 895 (W 697) nach den Weihegraden gruppiert und innerhalb der Gruppen nach dem Eintrittsalter geordnet ist. Damit konnte er die richtige Reihenfolge der erhaltenen Blätter des Mittelteils des Profeßbuches (p. XIII–XIV, XVII–XX) klären und die Fehlstellen nachweisen5. Dies führte Ildefons Herwegen fort und klärte anhand der schon in der Edition P. Pipers angeführten urkundlichen Belege die Reihenfolge der verbleibenden drei Blätter (p. XV–XVI, XXI–XXIV)6. § 9 Obwohl Ernst Dümmler und Hermann Wartmann in ihrer Edition der Sankt Galler Verbrüderungsverträge und Nekrologien das gesamte Material für eine weitere Untersuchung der personellen Zusammensetzung des Konvents als »ungenügend« einschätzten7, veröffentlichte Rudolf Henggeler 1929 »Biographien« der einzelnen Mönche für das »Monasticon Benedictinum Helvetiae«. Dabei stützte er sich weitgehend auf die Vorarbeiten von I. v. Arx, ohne jedoch dessen Weg einer Ergänzung der Verluste durch die anderen Mönchslisten weiter zu verfolgen. Denn bei seiner Zuordnung der urkundlichen Belege zu der Abfolge der Einträge im Profeßbuch kam er zu dem ernüchternden Ergebnis, daß die Reihenfolge im Codex promissionum nicht streng nach dem Eintritt ins Kloster geordnet sei8. Erst 1973 nutzte Wolfgang Haubrichs das Faksimile P. M. Kriegs und stellte eine Rekonstruktion des Konvents zur Zeit des Abtes Grimald (841– 872) vor, welche die Zuverlässigkeit der Angaben des Profeßbuches für diesen Zeitraum anhand einer synoptischen Zusammenstellung mit Sankt Galler Mönchslisten aus den Verbrüderungsbüchern der Reichenau und des Klosters Pfäfers erwies. Dabei übernahm er die von P. M. Krieg nach den Erkenntnissen A. Schultes referierte Abfolge der Blätter9. Für die Angaben zu den einzelnen Mönchen aus der Zeit Grimalds griff er jedoch auf die oft unkritischen Zusammenstellungen und unbegründeten Identifizierungen bei P. Piper, R. Henggeler sowie G. Meyer v. Knonau zurück10. Schließlich ist seit 1986 eine Studie Alfons Zettlers zu den Sankt Galler Mönchen im früheren Mittelalter als »im Druck« angekündigt, die nicht zur Einsicht überlassen werden konnte11. 5 A. Schulte, Gelübdebuch, S. 763–764. 6 I. Herwegen, Geschichte, S. 33–38. 7 »… das Material ist eben für ein Mehreres ungenügend«, St. Galler Todtenbuch und Verbrüderungen, hg. v. E. Dümmmler und H. Wartmann, St. Gallen 1869 (MVG 19), S. 82. 8 R. Henggeler, S. 188. 9 W. Haubrichs, »Studienfreunde«, S. 61 Anm. 87. 10 Codex promissionum S. Galli, hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 111–183; G. Meyer v. Knonau, Officialen, S. 65–86. 11 »A. Zettler, Die St. Galler Mönche im früheren Mittelalter. Studien zum Profeßbuch und den Mönchslisten (im Druck)«, so angekündigt in: Subsidia, S. 753; schriftliche Auskunft A. Zettlers vom 6. 12. 1991.

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§ 10 Auch wenn mit einer solchen Aufgabe »Gedächtnis, Ausdauer und Darstellungsmittel eines in herkömmlicher Weise arbeitenden Wissenschaftlers überfordert« sein sollten12, wird im folgenden ein weiterer Versuch unternommen, die Mönche zu identifizieren, um das innere Leben der Gallusabtei in seiner Geschichte darzustellen und zu verstehen. Denn zahlreiche Zusammenhänge bleiben uns gerade in dieser »Zeit der Einnamigkeit«13 verborgen, wenn wir die Identität gleichnamiger Personen nicht voneinander abzugrenzen vermögen14. § 11 Auch von vielen anderen Klöstern des Frankenreichs sind dank des Memorialwesens Aufstellungen ihrer Mitglieder erhalten. Eine Erhellung der personellen Zusammensetzung eines Konvents ist jedoch nur dann möglich, wenn mehrere unterschiedliche Listen des Klosters miteinander verglichen werden können, welche durch inhaltliche Momente, etwa durch die Nennung eines Abtes, dessen Amtszeit anderweitig bekannt ist, oder durch äußere Merkmale, etwa den Platz der Überlieferung dieser Liste, datierbar sind. Besonders günstig ist der Fall dann, wenn wie in Fulda die Sterbefälle unter den Mönchen kontinuierlich in Totenannalen verzeichnet sind, oder wenn – wie etwa auf der Reichenau und in Sankt Gallen – Profeßbücher vorliegen, welche die relative Chronologie sichern. § 12 Ausgehend vom innerhalb des Reichenauer Verbrüderungsbuches in einer Abschrift des 10. Jahrhunderts versteckt vorliegenden Profeßbuch des Inselklosters hat Konrad Beyerle 1925 den ersten Versuch einer Prosopographie eines frühmittelalterlichen Konvents unternommen. Auch wenn er viele Arbeitsschritte nicht offenlegte, sind seine Ergebnisse im wesentlichen nicht überholt15. Methodisch wurde erst mit dem 1978 abgeschlossenen Forschungsprojekt zur Klostergemeinschaft von Fulda wieder Neuland betreten16. Neu vor allem ist die Möglichkeit des Benutzers, die vorgelegten Ergebnisse mit Hilfe der angebotenen kommentierten Parallelregister anhand der gesamten Namensüberlieferung fuldischer Quellen zu kontrollieren. § 13 Die von mir im folgenden vorgenommene Untersuchung des Sankt Galler Konvents entspricht in einigen Schritten dem »Fulda-Werk«, doch waren mir weder eine Neuedition der Quellen noch umfangreiche Parallelregister möglich. Abgesehen davon ist zu erwarten, daß A. Zettler solche mit Hilfe der Datenverarbeitung erstellte Materialien vorlegen wird17. Wenigstens soll jedoch auch hier der Weg zur ermittelten Profeßfolge für die Benutzer nachvollziehbar sein. Deshalb werden im folgenden die einzelnen Schritte vorgestellt und das Ergebnis durch ein lemmatisiertes Personennamenregister vollständig 12 M. Borgolte, D. Geuenich, Register der Personennamen, in: Subsidia I, S. 480. 13 K. Schmid, Problematik, S. 184, G. Tellenbach, Bedeutung, S. 957. 14 K. Schmid, Hirsau, S. 51f. 15 K. Beyerle, S. 1107–1217; dazu: F. Beyerle, S. 382–399; nach Abschluß dieser Arbeit erschien: R. Rappmann, A. Zettler, durch die die Ergebnisse K. Beyerles weitestgehend bestätigt werden. Eine Berücksichtigung der vielfältigen, aber geringen Unterschiede war aus zeitlichen Gründen für diese Studie nicht möglich. 16 Fulda-Werk; ergänzend: K. Schmid, G. Althoff, S. 188–218; ferner: K. Schmid, Hrabanus, S. 102–117. Eine »methodologische Grundlegung« für die Interpretation von Memorialquellen steht allerdings noch aus (K. Schmid, Mönchtum, S. 138, Anm. 114). 17 Vgl. Anm. 11.

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erschlossen. Für Kontrolle und weitere Forschungen stehen die Urkunden mit ihrer analogen Erschließung in den Subsidia Sangallensia18 bereit.

1.2 Vorgehensweise 1.2.1 Das Profeßbuch als Grundlage § 14 Ausgangspunkt für jede Analyse des Sankt Galler Konvents im frühen Mittelalter ist das Profeßbuch der Abtei19. In ihm ist nicht nur die Reihenfolge der Blätter gestört, sondern es muß auch mit dem Verlust mehrerer Seiten gerechnet werden, da zwei Blätter nicht als Doppel-, sondern als Einzelblätter vorliegen. Lediglich die Reihenfolge der ersten drei Doppelblätter mit ihrer charaktervollen alemannischen Minuskel der anlegenden Hand auf p. I–VII ist dank einiger in Auszeichnungsschriften hervorgehobener Überschriften offensichtlich ungestört20. § 15 Der hervorragende Wert dieser Quelle ergibt sich daraus, daß in dieses Profeßbuch über weite Strecken die Namen mitsamt einer unterschiedlich formulierten oder verkürzten Profeßformel sehr diszipliniert Zeile für Zeile während oder unmittelbar nach der Profeß eingetragen wurden21. Erst seit dem 2. Viertel des 10. Jahrhunderts wurden die Formeln mehr und mehr weggelassen, die Namen nebeneinander und auf alle möglichen freigebliebenen Flächen gesetzt. Damit wäre für unseren Zeitraum die Reihenfolge der Klostereintritte weitgehend gesichert22, sofern das Profeßbuch lückenfrei und in seiner ursprünglichen Anordnung vorläge.

1.2.2 Parallelisierung mit anderen Namenslisten § 16 Die Lücken des Profeßbuches lassen sich jedoch für den hier behandelten Zeitraum durch den Vergleich mit anderen Namenslisten Sankt Galler Mönche genau bestimmen 18 Wie Anm. 12. 19 Wie Anm. 1. 20 In diesem Ternio schreibt die anlegende Hand bis p. VII, wobei p. I mit AUDOMARUS ABBAS IN MONASTERIO SANCTI GALLI, p. III mit IOHANNES EPISCOPUS VEL ABBAS und p. IV mit EST WERDO ABBAS begonnen wird. Die letzte Hervorhebung folgt jedoch auf eine Rasur (vgl. §§ 58f., 68–71). Vom Bestand her könnte also lediglich eine Erweiterung des vorliegenden Ternios etwa durch ein einliegendes (Doppel-)blatt in Frage kommen, was jedoch durch die Parallelüberlieferung im Reichenauer Profeßbuch ausgeschlossen werden kann (vgl. §§ 60–62). Auch in der Eintrittsliste aus Corvey dient die Angabe der Abbatiate als Gliederungsmittel; vgl.: K. Honselmann, alte Mönchslisten, S. 12. 21 Für das Versprechen während des Gottesdienstes selbst diente wohl die auf dem letzten Blatt (p. XXIII) vermerkte Profeßformel, deren letztes Glied, et presente abbate, erst später hinzugefügt wurde; hg. v. P. Piper, MGH Lib. Conf., S. 133,7, 10, 13, 14, 17–19; vgl. §§ 136f., 146. 22 Die späteren Nachträge im hier untersuchten Teil des Profeßbuches verzeichnet § 397.

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und größtenteils überbrücken. Die dazu herangezogenen Mönchslisten finden sich zum einen in den Verbrüderungsbüchern der Reichenau23 und des Klosters Pfäfers24, zum anderen in einer Urkunde von 895, welche alle damaligen Konventsmitglieder aufführt (W 697). Ein solcher Vergleich dient nicht nur zur Überbrückung der Fehlstellen im Profeßbuch, sondern auch zur wechselseitigen Datierung und Charakterisierung. § 17 Als Fixpunkte des Vergleichs dienen die unabhängig von ihrer Graphie nur einfach bezeugten Namen des Profeßbuches, welche mit ihren Entsprechungen in den anderen Listen synoptisch zur Deckung gebracht werden (vgl. die mehrspaltige Anlage der Übersicht § 126)25. Im Vergleich mit dem nach dem Eintrittsalter streng geordneten Profeßbuch lassen sich dann in einem zweiten Schritt aufgrund eindeutiger Listenpositionen auch namensgleiche Träger trennen und identifizieren26. In bestimmten Fällen können auch orthographische oder morphologische Variationen der Namensform auf denselben Träger bezogen werden27. Um die Listenvergleiche durchführen zu können, wurde das gesamte Namensmaterial auf seine zumeist germanischen Grundformen zurückgeführt und – nachdem die dithematischen Namen in ihre Stämme zerlegt wurden – zu einem »lemmatisierten Personennamenregister« zusammengestellt28.

1.2.3 Lemmatisierung der Personennamen § 18 Daß Namensgleichheit als Mittel der Personenidentifizierung benutzt wird, ist eine Selbstverständlichkeit, doch wirft sie in einigen Fällen Probleme auf. In der Regel gehen 23 Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, hg. v. J. Autenrieth, MGH Lib. mem. NS 1; als Orientierungshilfe gebe ich neben Seiten- und Kolumnenbezeichnung dieser zu benutzenden Ausgabe noch stets zur leichteren Orientierung und Kontrollierbarkeit der Abfolge die Kolumnenziffer und Zeilenzahl der älteren Ausgabe (hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf., S. 145–352) in Klammern oder als Index hinzu. 24 Liber viventium Fabariensis, hg. v. A. Bruckner; auch hier gebe ich als Orientierungshilfe neben der Paginierung dieser benutzten Ausgabe zur leichteren Orientierung und Kontrollierbarkeit der Abfolge die Kollumnenziffer und Zeilenzahl der älteren Ausgabe (hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf., S. 353–398) in Klammern oder als Index hinzu. 25 Singulär vorkommende Namen werden als Ausgangspunkt aller identifizierenden Analyseschritte benutzt, da hier die Gefahr von Fehlidentifizierungen am geringsten ist, vgl. etwa K. Schmid, Mönchslisten, S. 589; sowie O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 645. 26 Allgemein für Memorialquellen: »Wenn nämlich Namen in gleicher Nachbarschaft in Überlieferungen der gleichen Zeit mehrfach oder gar häufig nachzuweisen sind, kann damit gerechnet werden, daß es sich um die gleiche Person handelt« (K. Schmid, Einsatz, S. 54); vgl. für Konventslisten: O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 647. 27 Als Namensvarianten, die eine Identifizierung erlauben, sind hier vor allem Kose- und Kurzformen neben Vollformen anzuführen, sowie ethymologisch eigentlich unterschiedliche, zwischenzeitlich lautlich zusammengefallene Namensformen; vgl. E. Freise, Studien, S. 1122–1154, bes. S. 1140; O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 647–649; D. Geuenich, Lemmatisierung, S. 38; Ders., Namen, S. XLVIII; A. Bach, Bd. 1,1, S. 135–138; zur Erforschung der Namensvariation vgl. auch: V. Kohlheim, S. 163–170; G. v. Preradovic, S. 125–135. 28 Hierbei wurden die als singulär angenommenen Namen des früheren Schrittes kontrolliert; zum lemmatisierten Personennamenregister vgl. D. Geuenich, Namen, S. XLV–XLIX; Ders. Lemmatisierung, S. 38–54; M. Borgolte, D. Geuenich, Register.

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die Personennamen in althochdeutscher Zeit auf zwei germanische Stämme zurück. Neben solchen dithematischen Namen steht jedoch eine nicht geringe Anzahl einstämmiger Namen mit oder ohne Suffix. Nach der Art der hierbei zu beobachtenden Suffixe handelte es sich vielfach ursprünglich um Verkleinerungs- oder Koseformen. Inwieweit diese Kurzformen zu eigenständigen Namen wurden und nicht mehr als Namensvarianten für dieselbe Person galten, ist schwer festzustellen. In der Sprachwissenschaft geht man davon aus, daß viele dieser Verkleinerungsformen ihren ursprünglichen Charakter verloren haben und eigenständige vollwertige Namen geworden sind, neben welchen keine Langform mehr verwendet wurde29. § 19 Dies gilt in den meisten Fällen für die Benennung der Sankt Galler Mönche im 9. Jahrhundert. Dafür haben wir hier durch die Parallelüberlieferung eine gute Kontrolle. Taucht jedoch neben einem dithematischen Namen eine einstämmige Form mit Suffix an entsprechend eindeutiger Position in der Parallelüberlieferung auf, muß davon ausgegangen werden, daß es sich um die gleiche Person handelt. Deshalb werden für diesen Namensträger auch die Belege in der bezeugten »Kurzform« berücksichtigt30. § 20 Ist die Parallelität zweier Namensformen für eine Person nicht durch eindeutige Listenpositionen bestimmt, können Identifizierungen nur dann vorgenommen werden, wenn ein Namensträger in eindeutiger Funktion (etwa einem Amt) auch in einer »Kurzform« angeführt wird. So wird beispielsweise der Kämmerer Irminfrid (Nr. 285) mit dem Kämmerer Imizo zu identifizieren sein; letzterer erscheint einmal ?884 (W 634), woran sich die Belege in der dithematischen Form zwischen 885 (W 645) und ?889 (W 671) anschließen. Auch der unmittelbar folgende Irmfrid (W 679) wird dieselbe Person sein. Die letzte Form zeugt davon, daß man sich des etymologischen Unterschieds zwischen *erm/frith und *erman/frith nicht mehr bewußt war, sodaß beide Formen zusammenfielen31. § 21 Daß sich ein Name wegen der Unterschiedlichkeit seiner Graphie auf verschiedene germanische Stämme zurückführen läßt, kann man vor allem bei einstämmigen Namen beobachten. So schreibt sich der 876 vom Turm gestürzte Mönch Wolo32 im Profeßbuch Oalo (Nr. 338), taucht im Reichenauer Verbrüderungsbuch als Valo auf und erscheint im Liber vitae von Pfäfers wie in den Annales Sangallenses maiores als Volo. Je nachdem könnte man diesen Namen auf die germanischen Formen *aul, *walh oder *folo zurückführen, und man muß in einem lemmatisierten Namensregister entsprechend an allen drei Stellen die Belege aufsuchen33. 29 W. Seibicke, S. 130f. 30 Z. B.: Theotali/ Theotili (Nr. 55), Sentpertus / Senzilo (Nr. 187); Petilo / Petto (Nr. 70), vgl. auch Martinus / Merti (Nr. 207). 31 Das gleiche gilt für: Erminolf / Ermanolt (Nr. 111), Erlbald / Erlbod (Nr. 242) Winihartus / Winidharius (Nr. 158), Liuthart / Liutthar (Nr. 297), Engilram / Egilram (Nr. 231), Engilbert / Enginbreht (Nr. 232), Werbert / Werinbret (Nr. 251), Balarith / Paldarih / Palderit (Nr. 254), Witpret / Wipret (Nr. 339), Burcwart / Purwart (Nr. 345). 32 Ekkehart IV. Casus, c. 43–44 (3), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 96–100; hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 152–158; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 99–100. 33 Andere Beispiele sind Suzzo / Suzo (Nr. 423) und Wanilo / Wenilo (Nr. 8).

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§ 22 Alle diese konkurrierenden Namensformen, welche durch Listenposition oder Amt gesichert auf einen Namensträger bezogen werden müssen, werden in der folgenden Aufstellung über den Sankt Galler Konvent in ihrer lemmatisierten Form ausdrücklich aufgeführt. Zugleich erleichtert die Angabe der reduzierten Namenformen dem Benutzer den Vergleich mit den in Frage kommenden Belegen mit Hilfe des lemmatisierten Personennamenregisters zu den Sankt Galler Urkunden der Karolingerzeit34.

1.2.4 Die Urkunden Datierungsfragen § 23 Da die Sankt Galler Privaturkunden der Karolingerzeit in der Regel nicht nach den Jahren seit Christi Geburt datiert sind, müssen ihre zeitlichen Angaben umgesetzt werden. Als solche begegnen vor allem die Nennung des Wochen- und Kalendertags (gelegentlich noch des Mondalters oder der Indiktion) sowie des Jahres der Herrschaft des damaligen Königs oder Kaisers (Epochenjahr). Schon aus der Kombination von Wochenund Kalendertag ergeben sich wenige, meist in sechsjährigem Abstand zueinander befindliche Zeitansätze. Nimmt man das Epochenjahr hinzu, so trifft man häufig auf ein einziges übereinstimmendes Datum. Da die Herrschaft der einzelnen Regenten jedoch in ihrem Charakter vielfach wechselte (Mitherrschaft, Teilherrschaft, Gesamtherrschaft, Herrschaftausdehnung, Kaisertum), sind verschiedene Ausgangspunkte der Epochenzählungen für nahezu jeden Karolingerkönig in Sankt Gallen bezeugt35. § 24 Erschwerend kommt hinzu, daß zum einen die Jahresangabe als exakte Zeitangabe gemeint sein kann, zum anderen das soundsovielte Sonnenjahr seit dem jeweiligen Herrschaftsantritt. Aus dieser Vieldeutigkeit der angeführten Epochenjahre folgen im Zusammenspiel mit den sich aus dem Zusammenspiel von Wochen- und Monatstag ergebenden möglichen Terminen oft mehrere Jahre, für welche die Angaben zusammenstimmen. Diese Alternativdatierungen werden im folgenden durch ein oder mehrere Schrägstriche gekennzeichnet, z. B.: 848/55. § 25 Daneben bleiben aber auch genügend Fälle, in welchen sich die aus Wochen- und Kalendertag ergebenden Termine mit keiner bekannten Epochenberechnung zur Deckung bringen lassen. Diese widersprüchlichen Datierungen sind durch ein vorgestelltes Fragezeichen gekennzeichnet z. B.: ?895 III 30. § 26 Bei der Auflösung solcher Widersprüche kann man Emendationen bemühen, für welche der damals durch die Liturgie sicherlich als bekannt anzunehmende Wochentag kaum in Frage kommt36. Sich anbietende Emendationen sind jedoch die sich aus den Unregelmäßigkeiten der römischen Monatstagzählung ergebenden Fehlermöglichkeiten, 34 Wie Anm. 12. 35 M. Borgolte, Studien, S. 54–202. 36 Vgl. die Rezension zum ersten Band des St. Galler Urkundenbuchs durch G. Waitz, in: Göttingische gelehrte Anzeigen (1863), 47. Stück, S. 1852–1864, hier S. 1862f.

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das Verzählen bei der Berechnung des Epochenjahrs sowie das Verschreiben von schaftreichen römischen Zahlangaben (z. B. III statt IV) bei deren Übernahme aus dem Konzept oder einer anderen Überlieferung der Urkunde. Um Emendationen zu begründen, hat der Herausgeber des Sankt Galler Urkundenbuchs H. Wartmann für jede gleichnamige, als Schreiber angeführte Person eine einheitliche Epochenzählung angenommen, wobei er selbst häufig genug auf Inkonsequenzen stieß37. Michael Borgolte hat bei einer Revision dieser Datierungen diese Prämisse fallengelassen, so daß heute wesentlich mehr Urkunden als unsicher datiert gelten, als in ihrer Ausgabe ausgewiesen38. § 27 Des weiteren kommt hinzu, daß die Amtsdaten der in den einzelnen Urkunden genannten Äbte, Bischöfe und Herrscher die Datierung in vielen Fällen eingrenzen helfen, häufig jedoch wegen der Gleichnamigkeit der Bischöfe (Salomo) und Herrscher (Karl, Ludwig) gerade erschweren. Diese Eingrenzung ist für viele Urkunden ohne Datum oder mit sehr verstümmelten Datumsangaben die einzige Möglichkeit zur näheren zeitlichen Bestimmung. Solche Datierungen werden im folgenden durch einen Bindestrich gekennzeichnet, z. B.: 872–888. § 28 Neben den in der bisherigen Forschung herangezogenen Amtszeiten bedeutenderer Amtsträger, der Herrscher, Bischöfe und Äbte, können genauso gut die der niedrigeren Amtsträger zur Datierung herangezogen werden, wenn sie ausreichend bezeugt sind39. Das gilt insbesondere für die monastischen Amtsträger, die Offizialen des Klosters. Diese bieten den Vorteil, daß sie etwa seit 820 in der sogenannten Offizialenreihe als Zeugen des Klosters unter Angabe ihrer Ämter häufig aufgeführt werden. Da die Ämter in diesen Reihen, abgesehen von den praepositi, im allgemeinen nur einfach vertreten sind, kann man eine Übersicht über die Ämterbesetzung erstellen. Unbearbeitet erweckt sie den Eindruck, daß die einzelnen Ämter unter zwei oder drei verschiedenen Personen wechseln40. Nutzt man jedoch die alternativen Datierungsmöglichkeiten der nicht eindeutig datierten Urkunden aus, so lassen sich Ämterreihen mit geschlossenen Amtszeiten erstellen, die zeigen, daß abgesehen von den praepositi jeder Amtsbezeichnung nur eine Stelle entspricht. Da das Ergebnis (§ 400) eine hohe Stimmigkeit für alle acht Ämter außer den praepositi aufweist, darf man davon ausgehen, daß die so vorgeschlagenen Datierungen die zutreffenden sind41. Anders ausgedrückt: diese zuvor nur zweifelhaft datierbaren Urkunden wurden mit Hilfe der unterschiedlichen Amtszeiten von sieben Offizialen eindeutiger datierbar (z. B. W 404, 562).

37 Urkundenbuch, Bd. 1, S. 18f. Bd. 2, S. 410. 38 M. Borgolte, Kommentar, S. 323–475. 39 Für geringer bezeugte Grafen und Schreiber nahm M. Borgolte gelegentlich einen ähnlichen Schritt vor: »Zur Unterscheidung Karls III. von Karl dem Großen, bei der das paläographische Argument wegen der Möglichkeit späterer Kopien nicht immer genügt, können in den Privaturkunden die Namen der Äbte, Grafen oder Schreiber als in jedem Fall ausreichender Hinweis dienen« (Studien, S. 190). 40 Vgl. die Übersicht bei G. Meyer v. Knonau, Officiale, S. 69–73. 41 Im Vergleich zur Abfolge der Amtsträger nach den Datierungen bei H. Wartmann, kommt man somit, abgesehen von den praepositi auf 155 statt 193 Wechsel der Amtsträger zwischen 820 und 920 (mit Berücksichtigung der praepositi nach deren Bereinigung auf insgesamt 221 statt 292, s. u.).

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§ 29 Von diesem Ausgangspunkt lassen sich auch die Sankt Galler praepositi genauer bestimmen. Gliedert man dazu die Belege nach ihrer regionalen Verteilung auf42, stellt sich heraus, daß wir neben oft wechselnden praepositi im Steinachkloster es mit vier Außenpröpsten zu tun haben, welche wie die anderen Offizialen längere geschlossene Amtszeiten aufweisen (§ 401). Auch nach den Amtszeiten dieser Außenpröpste sind also weitere Urkunden eindeutiger datierbar (z. B. W 447, 567). § 30 Oft lassen sich sowohl bei den praepositi wie bei den anderen Offizialen die Amtszeiten deshalb näher bestimmen, weil die Mönche während ihres Lebens verschiedene Ämter ausübten. Hiermit ist das übergeordnete Datierungskriterium angesprochen: die Biographien der beteiligten Personen. Denn wie es das Durchlaufen mehrerer Ämter in den Biographien gibt, so auch die eindeutige Abfolge der Weihen (z. B. W 492). Dies betrifft hauptsächlich die Schreiber, welche sich oft mit ihrem Weihegrad näher bezeichnen (z. B. levita, d. h. Diakon). Ein Schreiber, der nachweislich zu einem bestimmten Zeitpunkt schon den Rang eines Diakons erlangt hat, wird sich in der nächsten Urkunde nicht als Subdiakon bezeichnen43. Damit haben wir ein Kriterium, daß entweder die Urkunde zweifelhaft datiert und eine Emendation vorzuschlagen ist, oder daß die Information, er sei schon Diakon, auf einem möglicherweise zweifelhaft datierten Dokument beruht, welches gegebenenfalls nun selbst genauer zu datieren oder zu emendieren wäre. Alle neudatierten Urkunden werden durch Fettdruck der Urkundennummern am Ort ihrer Benutzung ausgewiesen und unten (8.4.) mit Begründung des neuen Datumsansatzes aufgeführt. Zuordnung von Listen und Urkundenbelegen § 31 Mit dem aus der Listensynopse gewonnenen lemmatisierten Personennamenregister wird anschließend das der Sankt Galler Urkunden44 verglichen. Erste Identifizierungen können nun vorgenommen werden, wobei zunächst wieder die singulären Namen der Synopse ausgewählt wurden. Berücksichtigt wurden dabei in den Urkunden folgende Fälle: 1. ausdrücklich als Mönche genannte Personen, 2. Personen mit Klosterämtern nach 81645, 3. in zweigeteilten Zeugenlisten auf der Seite des Klosters erscheinende

42 Hierzu wurden der Einfachheit halber die karolingischen Ordnungszahlen der Urkunden benutzt, welche auf einer geographischen Einteilung des Grundbesitzes in Kapiteln beruht. Dies erlaubt, die in vielen Fällen fraglichen Ortsidentifizierungen hier nicht behandeln zu müssen; vgl. hierzu die Edition dieser auf der Rückseite der Urkunden vermerkten Notizen durch O. P. Clavadetscher, P. Staerkle, Dorsualnotizen, hierzu: P. Staerkle, Rückvermerke, S. 54–71; W. Dohrmann, S. 87–119, 320f.; soweit keine Rückvermerke vorliegen, wurde für die Identifiierung des Güterorts auf M. Borgolte, Kommentar, zurückgegriffen. 43 Vorausgesetzt, es handelt sich um eine Person, was sich bei in der vervollständigten Profeßliste mehrfach auftauchenden Personenamen oft nur anhand des Schriftvergleichs bestimmen läßt, vgl. § 35. 44 M. Borgolte, D. Geuenich, Register, S. 477–734. 45 Denn vor 816 sind manche Klosterämter auch an Laien ausgegeben worden, vgl. Ratpert über Abtbischof Wolfleoz (812–816): Denique cellario cunctisque similibus monasterii officinis laicales praefecit personas sibi forinsecus ministrare solitas; nullusque eorum, qui ad haec eadem ministeria constituti

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Personen46, 4. Personen mit kirchlichem Weihegrad, sofern es sich nicht um Tradenten oder um eng zu solchen gehörende Personen handelt (es sei denn, sie behielten sich einen späteren Klostereintritt vor) sowie 5. Schreiber der Urkunden (soweit sie nicht als cancellarii bezeugt sind)47 und 6. deren Rekognoszenten (in vicem N.)48. Die Personen der Fälle 4–6 sind allerdings nur mit unterschiedlich großer Wahrscheinlichkeit mit Professen identisch gewesen. § 32 Für die meisten Mönche erhält man so über die relative Chronologie der Profeßfolge hinaus ausdrückliche Bezeugungen zu ihrem Leben. Doch handelt es sich hierbei stets um mehr oder weniger zufällig überlieferte Momente ihrer Biographie. Der Zeitpunkt des Eintritts, einer Weihe, des Antritts eines Amtes oder des Todes wird selten ausdrücklich bezeugt. Lediglich der Klostereintritt läßt sich stets noch etwas näher eingrenzen. Dank der relativen Chronologie der Eintrittsfolge wissen wir, daß alle im Anschluß verzeichneten Mönche erst nach dem Mönch eingetreten sind, dessen Eintrittsdatum aus einer Urkunde bekannt ist. Insgesamt ist für 16 Professen das Eintrittsdatum aufgrund von anläßlich des Eintritts ausgestellten Schenkungsurkunden bekannt (und durch Unterstreichung als solches in der ersten Spalte ausgewiesen). § 33 Doch müssen wir uns keineswegs auf bekannte Eintrittsdaten beschränken. Viele Mönche haben in den ersten Jahren ihres Mönchtums an Rechtsgeschäften mitgewirkt und sind urkundlich zu diesen Zeitpunkten belegt. Es werden also diese frühesten Erstbezeugungen benötigt. Zu diesem Zweck stellt man für jeden anderweitig bezeugten Mönch seine Ersterwähnung aus den Urkunden fest und notiert sie am Rand der Übersicht zur Profeßfolge. Ist ein Mönch, welcher vor einem anderen eingetreten ist, erst später bezeugt als derselbe, so kommt seine Ersterwähnung als »Frühstbezeugung« nicht in Frage und braucht weiter nicht berücksichtigt zu werden. Denn zweifellos ist er früher eingetreten als die frühere Ersterwähnung des erst später Eingetretenen. Letztere wird somit zur »Frühstbezeugung«49. »Frühstbezeugungen« gewinnt man mechanisch, indem man die Reihe der Ersterwähnungen am Rande der Übersicht zur Profeßfolge rückwärts fuerant, monachorum vel intrare aut de his aliquatenus habuit potestatem tractare vel habere (Casus, c. 13 (6), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 24 mit Anm. 57; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 65); vgl. G. Meyer v. Knonau, Officiale, S. 65f.; vgl. § 298; für das geistliche Amt des Dekans dürfte eine Besetzung mit konventsfremden Personen jedoch nicht anzunehmen sein. 46 Die übliche Formulierung lautet: signa et aliorum testium; berücksichtigt wurden: W 29, 36, 64, 91, 87, 32, 93, 109, 112, 151, 128, 158, 176, 109, 207, 217, 223, 246, 249, 271, 285, 298, 303, 304, 306, 309, 333, 316, 324, 321, 328, 333, 338, 345, 375, 444, 621. Wahrscheinlich sind noch weitere Zeugenlisten aus einer Gruppe Mönche und einer Gruppe auswärtiger Zeugen aufgebaut, ohne daß dies ausdrücklich erwähnt würde. Da die Abgrenzung beider Gruppen methodisch problematisch ist, wurden sie hier nicht berücksichtigt. 47 Die Urkunden der Zeit bis 820, welche A. Bruckner als klosterfremde Erzeugnisse einschätzt, bleiben unberücksichtigt, vgl. die Übersicht in ChLA 2, S. XVI–XVII, und die Angaben von A. Bruckner, Studien. 48 Hinter dieser Formel verbirgt sich bei klösterlichen Schreibern zumeist ein praepositus, vgl. §§ 339, 401; die dort angeführten Belege wurden aufgenommen. 49 Mit diesem Verfahren sind die »termini ante quem nach rückwärts« zu vergleichen bei O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 658.

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durchmustert. Die dabei jeweils erstmals auftauchende niedrigere Jahreszahl ist die »Frühstbezeugung« und bleibt am Rande stehen. Jede weiter oben in der Liste begegnende höhere Jahreszahl einer Erstbezeugung ist also nicht weiter zu berücksichtigen. § 34 Durch die sich so ergebende Reihe der »Frühstbezeugungen« gewinnt man ein zeitliches Gerüst, durch welches sich zum einen die Eintrittsdaten der anderen Professen erschließen lassen, zum anderen auch der Entstehungszeitpunkt einzelner Listen bestimmt werden kann. Aufgrund der so gewonnenen zusätzlichen Daten wurden die schon bestehenden Identifizierungen der Träger singulärer Namen überarbeitet sowie die Träger häufigerer Namen voneinander geschieden und mit den Namensträgern aus den Urkunden zu bestimmen versucht. Dabei wurden zuerst die Träger gleichen Namens mit ihren Entsprechungen in der urkundlichen Überlieferung soweit möglich identifiziert, deren Aufführungen in der Profeßfolge am weitesten auseinanderliegen50. Für den Anfang und das Ende der ermittelten Profeßfolge wurden bei der Trennung gleichnamiger Personen auch die voranstehenden und sich anschließenden Teile des Profeßbuches (p. I–III, XXI Spalte a) bis 947 berücksichtigt. Unterscheidung der Schreiber durch Unterscheidung ihrer Schriftzüge § 35 Als weiteres Merkmal zur Unterscheidung von Trägern gleicher Namen dient, soweit sie als Schreiber in Frage kommen, der Vergleich der Schrift in der urkundlichen Überlieferung des Stiftsarchivs Sankt Gallen. Eine solche Untersuchung der Schreiberhände wurde durch H. Wartmann und für die Zeit des Vorwaltens der alemannischen Minuskel im Galluskloster bis etwa 820 durch Albert Bruckner unternommen. Leider sind die dabei vorgenommenen Identifizierungen und Zuschreibungen nie näher begründet worden und tragen deshalb besonders für Außenstehende, wie Beat von Scarpatetti unlängst kritisierte, oft orakelgleiche Züge51. Auch hier kann eine paläographische Beschreibung aller Stücke nicht geleistet werden. Ein solches Repertorium würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, müßten doch zu jedem Schriftstück eine Vielzahl von Merkmalen beschrieben werden52. Um zu brauchbaren Einschätzungen für die hier vorgelegte Rekonstruktion der Profeßfolge zu gelangen, wurden alle Urkunden in Autopsie untersucht und ohne großen Aufwand erhebbare Merkmale wie Sonderformen, Doppelformen, Ligaturen, Abkürzungen und Interpunktion in einer Kartei festgehalten. Diese wurde nach Schreibernamen geordnet und innerhalb der Gruppen nach gemeinsamen Merkmalen unterteilt. Ob die Unterteilung zutrifft, wurde anhand einer zweiten 50 Die 512 Mönche der rekonstruierten Profeßfolge tragen 343 verschiedene Namen: 253 Namen kommen einmal, 54 Namen 2x, 14 Namen 3x, 12 Namen 4x, 5 Namen 5x, 3 Namen 6x, 1 Name 7x und 1 Name 11x vor. 51 A. Bruckner, Studien; B. v. Scarpatetti, S. 55. 52 Zu berücksichtigen wären etwa: Schriftart, Stilhöhe, Sorgfaltsgrad, Schriftrichtung, Schriftgröße, Höhenproportionen, Höhe/Breite-Relation, Schaftdekor, Federhaltung, Ligaturen, Doppelformen, Sonderformen, Abkürzungen, Interpunktion und Auszeichnung. B. v. Scarpatteti berücksichtigt in seinem dreißigseitigen Beitrag nur einen kleinen Teil dieser Kriterien und behandelt dabei 20 Urkunden und 51 Handschriften.

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Autopsie entschieden, welche nun die Merkmale des Duktus berücksichtigte (Federhaltung, Schriftrichtung, Proportionen, Schaftdekor). § 36 Die nächste Frage ist, welche Urkunden als Originale gelten können. A. Bruckner konnte für die Urkunden bis 820 feststellen, daß der angegebene scriptor gelegentlich nicht mit dem tatsächlichen Ingrossator der Urkunde übereinstimmt53. Dies könnte auch für das weitere 9. Jahrhundert gelten, doch gibt es zu diesem Problem noch keine systematischen Untersuchungen54. Von vornherein kann für schriftgeschichtliche Untersuchungen also nicht von einer Identität von angegebenem und tatsächlichem Schreiber ausgegangen werden. In den Fällen jedoch, wo von einer Hand mehrere Urkunden unter einem Namen überliefert sind, halte ich die Wahrscheinlichkeit für groß genug, daß es sich bei dem Ingrossator tatsächlich um den angegebenen scriptor handelt. § 37 Für unsere Zwecke nicht zu berücksichtigen waren die Papst-, Königs- und rätischen Privaturkunden55. Für die verbleibenden 698 Urkunden stellt sich die Frage, was Original und was Abschrift ist. Dabei lassen sich nur zwei schmale Gruppen eindeutig bestimmen. Zum einen 107 durch Handwechsel beim Eschatokoll oder durch Vorakte als solche gesicherte Originale56, zum anderen 37 durch die Bezeichnung exemplar im Rückvermerk als solche ausgewiesene Abschriften57. Zu letzterer Gruppe kommen 27 kopiale Stücke aus neuzeitlicher Überlieferung58. Des weiteren werden 59 Stücke ausgewiesen, welche in den Untersuchungen A. Bruckners zu den Sankt Galler Urkunden vor 820 und H. Wartmanns für die späteren Stücke als frühmittelalterliche Kopien gelten59. 53 ChLA 1, S. VIIIf.; 2, S. XII; A. Bruckner, Studien, passim. Zuerst wurde über dieses Problem berichtet durch O. Redlich, Traditionsbücher, S. 6 Anm. 1; sodann H. Bresslau, S. 51–59 sowie M. Tangl, in: Arndt/Tangl, 3. Heft, 2. Aufl., Nr. 72a, S. 36; die beiden letzteren machten auf die geringe Anzahl zu beobachtender Fälle aufmerksam; vgl. auch R. Sprandel, St. Gallen, S. 84 Anm. 5. 54 R. Sprandel, St. Gallen, S. 90f., meinte ausmachen zu können, daß die Mönche, als sie mit dem zweiten Drittel des 9. Jahrhunderts das Urkundenwesen weitgehend selbst übernahmen, sich hierbei nicht mehr der Schreibersubstitute bedienten; wenige Gegenbeispiele bei P. Staerkle, Rückvermerke, S. 42. 55 Ausgewiesen bei M. Borgolte, Kommentar, S. 330–459. 56 A. Bruckner, in: Vorakte, bes. S. 3–4; Ders., Konzeptwesen, S. 299, 313–5; Ders., Notizen, S. 256–258; als gesicherte Originale gelten ferner die Stücke mit Handwechsel innerhalb des Beurkundungsverfahrens (meist Eschatokoll von anderer Hand): W 9, 42, 57, 80, 86, 148, 172, 177, 207, 210, 387, 414, 419, 422, 512, 639 und 657. Hinzu kommen noch die Urkunden zweier Schreiber vom selben Tag, welche auf einem auseinandergeschnittenen Stück Pergament standen (W 758, W 759) sowie die vom selben Blatt wie das als Original gesicherte W 574 stammende Urkunde W 575. 57 W 4, 14, 28, 34, 35, 44, 45, 47, 49, 52, 61, 71, 73, 75, 115, 125, 126, 152, 181, 185, 232, 251, 298, 302, 314, 378, 385, 395, 407, 408, 474, 486, 542, 548, 636, 650 und 761; vgl. O. P. Clavadetscher, P. Staerkle, Dorsualnotizen; zum Exemplar-Vermerk, »Dieser Vermerk entscheidet über die Originalität der Urkunde«, P. Staerkle, Rückvermerke, S. 34. 58 Eine Übersicht hierzu bei: M. Borgolte, D. Geuenich, Register, S. 493–501. 59 Zunächst W 3, 16, 22, 24, 48, 79, 104, 112, 113, 117, 121, 137, 140, 141, 149, 157 (vgl. ChLA Bd. 1 u. 2); ferner W 167, 169, 171, 178, 182, 187–189, 192, 198, 202, 203, 210–212, 217, 227, 231, 245, 246, 2a1, 3a1 (vgl. A. Bruckner, Studien, S. 361 Anm. 1); dazu kommt noch die Kopie von Urkunde W 175 aus dem 10. Jahrhundert, vgl. P. Staerkle, Rückvermerke, S. 46; nach H. Wartmann, Urkundenbuch, wären noch die folgenden Stücke Kopien: W 272, 276, 280, 299, 341, 383, 384, 388, 390, 396, 400, 463, 469, 581, 583, 603, 633, 677, 711, 2a3 und 2a7; als Ergebnis der vorliegenden Studie sind noch hinzuzufügen: W 311, 336, 346, 438, 557, 595, 640, 681, 710, 728.

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§ 38 Die als Original gesicherten Stücke sind durch einen hochgestelltes O als solche in unserer Aufstellung ausgewiesen, die als exemplar bezeichneten mit einem hochgestelltem E, die nur in neuzeitlichen Abschriften überlieferten durch ein hochgestelltes K sowie die durch A. Bruckner oder H. Wartmann für frühmittelalterliche Kopien gehaltenen Stücke durch ein hochgesetztes ?. Alle Urkunden, welche nach den oben genannten Kriterien von einer Hand stammen dürften, wurden in der Rekonstruktion unterstrichen. Eine fette Unterstreichung deutet an, daß sich unter diesen Urkunden gleicher Hand ein gesichertes Original befindet und der als Schreiber Genannte ausdrücklich in einem Stück als Mönch bezeichnet ist. Abbildungen der Urkunden werden angegeben, soweit sie leicht zugänglich und mir bekannt sind. § 39 Der Übersicht ist zu entnehmen, welche Urkunden im Kloster entstanden sind, von denen die meisten Stücke als gesicherte Originale der angegebenen Schreiber zu gelten haben. Erstmals könnte nun die außerklösterliche Latinität und Schriftlichkeit von der Sankt Gallens unterschieden werden, Fragen, denen hier nicht nachgegangen werden kann60.

1.2.5 Das Nekrolog § 40 Weil der Todestag selbst dann, wenn wir das Jahr nicht kennen, ein wichtiges »Hilfsmittel bei der Unterscheidung gleichnamiger Zeitgenossen« darstellt61, sollen auch hier die nekrologischen Aufzeichnungen Sankt Gallens ihre Berücksichtigung finden. Das bekannteste Nekrolog des Klosters ist das des Kapitelbuchs Csg 91562. Dieser Codex wurde nach der Prim für das Kapiteloffizium benötigt, bei welchem neben einer Homelie oder dem Abschnitt eines Regeltextes und der Nennung der Tagesheiligen auch die Namen der am selben Jahrestag verstorbenen Mitbrüder und Wohltäter des Klosters verkündet und in das Gebet einbezogen wurden63. Mit den über die Benediktsregel hinausgehenden Regeltexten und dem Nekrolog bildet diese Handschrift eines der wichtigsten Zeugnisse, an dem sich noch viel vom Selbstverständnis des Gallusklosters ablesen läßt. Denn die Handschrift wurde lange weitergeführt und vielfach um neue Teile ergänzt. Es finden sich in ihr Abtslisten, Verbrüderungsverträge und die Annales Sangallenses maiores. Da die Entstehung dieser Gebrauchshandschrift noch immer nicht in allen Punkten geklärt ist und das Nekrolog nur als Bestandteil desselben »ernstgenommen«64 werden kann, soll auf einige hier interessierende Fragen näher eingegangen werden.

60 Vgl. bisher R. McKitterick, S. 77–134. 61 K. F. Werner, S. 409. 62 Zur Handschrift: J. Autenrieth, Codex, S. 42–55; Necrologium I. monasterii S. Galli, hg. v. E. Dümmler und H. Wartmann, MVG 11, S. 1–124 (maßgebliche Edition); hg. v. F. L. Baumann, MGH Necrol. 1, S. 462–487 (unzuverlässig). 63 P. Hofmeister, Totengedächtnis, S. 189–200; O. G. Oexle, Memoria, S. 75. 64 J. Wollasch, Methoden, S. 446.

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Die Handschrift des Kapitelbuchs Csg 915 § 41 Der älteste Teil ist zweifellos der Regeltext p. 25–175. Schon Johanne Autenrieth hat diesen Teil in das dritte Viertel des 9. Jahrhunderts datiert und mit dem Nachtrag des Breviarium librorum: Item idem [sc. regulae sanctorum patrum] novus in quaternionibus identifiziert65. Darüberhinaus ist zu beachten, daß die Verbrüderungsverträge von 800 mit der Reichenau sowie 846 mit Bobbio, Disentis und Schienen66 noch in der kleineren Schrift der Capitula des Regeltextes ausgeführt wurden und damit von der anlegenden Hand stammen, wie auch die Initiale entsprechend gestaltet ist. Eine solche Unterscheidung der Stilhöhen zwischen Grundtext und zeitgleichen Beigaben (Vorreden, Capitula etc.) läßt sich in Sankt Gallen häufig beobachten67. Der erste wirkliche Nachtrag, eine Verbrüderungsnotiz mit Kempten von 865, wie auch der zweite Nachtrag einer Verbrüderung mit Rheinau von 885 sind hingegen von anderen Händen gleichfalls im 9. Jahrhundert ausgeführt worden68. Demnach haben wir es hier mit einer Regelhandschrift zu tun, welche zwischen den Verbrüderungen von 846 und 865 angelegt wurde69. § 42 Die Anordnung der Verbrüderungstexte ist dabei keineswegs zufällig oder nicht erklärbar, und schon gar nicht wurde die Handschrift erst im 11. Jahrhundert »zusammengefügt«70: Schon im Verbrüderungsvertrag von 800 liest man, daß hocque in nostra regula placuit nobis conscribi, und daran hat man sich bis in das 11. Jahrhundert gehalten, indem man die neuen Texte zunächst auf den freiglassenen Raum (p. 26) und dann auf nachträglich eingefügten Blättern festgehalten hat71.

65 J. Autenrieth, Codex, S. 50, 46; Breviarium librorum de coenobio S. Galli, hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 77,23. 66 Csg 915 p. 25f.; Confraternitatum syngraphae c. 12–13a (12), hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 141f., hg. v. E. Dümmler u. H. Wartmann, MVG 11, S. 23f. 67 B. Bischoff, Paläographie, 2. Aufl. 1986, S. 161. 68 p. 26, Confraternitatum syngraphae, c. 13b–14 (13), hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 142; hg. v. E. Dümmler u. H. Wartmann, MVG 11, S. 24; vgl. z. B. die Notizschrift der Urkunde W 618 von 882/3 (vgl. S. Rankin, Abb. 3). 69 Der ermittelte Entstehungszeitraum zwischen 846 und 865 ist natürlich um so auffälliger, als es seit ca. 860 zur nahezu lückenlosen Verzeichnung der St. Galler Mönche im Nekrolog kam, vgl. § 52. 70 J. Authenrieth, Codex, S. 45; D. Geuenich, Verbrüderungen, S. 29. 71 Für die späteren Verbrüderungen gilt: Die sich zeitlich anschließenden Verbrüderungsurkunden mit Ratbod von Trier, Liutward von Como, sowie Kloster Murbach aus den Jahren 885/886 wurden zusammen mit dem Abtskatalog aus der Zeit zwischen dem Ende des Abbatiats Thietpalds und dem Beginn des Abbatiats Ulrichs (zwischen 1034 und 1072) auf den heutigen p. 1–4 abgeschrieben und vorgeheftet, um verlustbedrohte Einzelblätter zu ersetzen. Die zeitlich hierauf folgenden Verbrüderungsdokumente und Eintragungen betreffend Aldalbero von Augsburg, Meginbert von Säben und Wiborada aus den Jahren 908/926 befinden sich von einer Hand auf den p. 5–8, nachgetragen auf der zunächst freien p. 5 wurde ad hoc der Besuch Bischof Keonwalds zu 929. Auch die Verbrüderungen mit Reichenau und Kuno dux Saxonicus von 945 und 950 wurden jeweils ad hoc auf den freien, zu p. 5–8 gehörigen p. 19–24 nachgetragen. An p. 24 schloß sich ursprünglich p. 9–18 an (p. 11/12 zu 968, p. 13/14 zu 982); dann folgten die Faszikel mit den ältesten Verbrüderungsurkunden bis 846 und dem Regeltext, auf deren zunächst freien Teil von p. 26 als älteste Zusätze zum Codex ad hoc die erwähnten Verbrüderungen mit Kempten (865) und Rheinau (885) hinter den von Anlagehand geschriebenen Verbrüderungen bis 846 nachgetragen wurden. Vgl. Ekkehart IV.: Quantus autem venerit [sc. Adalbero Augustensis episcopus] et qualis in donis sancto Gallo, fratribus et familiae fuerit, capitulum,

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§ 43 Sichtlich jünger als der Regelteil sind offenbar die Annalen und das hier vor allem interessierende Nekrolog. Die Abschrift des Grundstocks dieses Todestagskalenders läßt sich anhand des jüngsten datierbaren Eintrags der Anlagehand, den Tod des Gegenabts Anno (Nr. 501) von Sankt Gallen am 1. XII. 954, auf die Zeit kurz danach datieren. Sowohl der Todestag seines Konkurrenten Craloh am 26. II. 958 wie auch das Gedächtnis der auf dem Lechfeld am 10. VIII. 955 Gefallenen stammt von Nachtragshänden72. E. Dümmler und H. Wartmann haben die Entstehung des Nekrologs mit derjenigen der Annales Sangallenses maiores zu 956 in Verbindung gebracht und meinen, die gleiche Hand in der jeweiligen Anlage zu erkennen, doch ist schon der zweite Teil des Annaleneintrags zu 955 nicht mehr Bestandteil der ursprünglichen Anlage73. Das sich so ergebende Datum 955 liegt später als der in meiner Untersuchung behandelte Zeitraum, doch führt das Nekrolog seit etwa 860 zu den meisten Sankt Galler Mönchen den Kalendertag des Todes und den letzten Weihegrad an74. Die anderen Nekrologien und die Lücken des Nekrologs im Kapitelbuch § 44 Außerhalb des Kapitelbuchs gibt es noch zwei Nekrologien aus dem 9. Jahrhundert. Zum einen das Nekrolog der Handschrift Csg 397, welches als Teil des Vademecums Grimalds von Sankt Gallen75 allenfalls zwei auf Sankt Galler Mönche beziehbare

quod in memoriam eius regulae nostrae codici ascriptum est, plenius pandit (Casus, c. 7 (1), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 29, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 30, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 81); vgl. auch die Erneuerung des Verbrüderungsvertrages mit der Reichenau aus dem Jahr 945 (Csg 915 p. 25): Et ut haec saluberrima pactio nullo modo a posteris nostris ignorantia aut negligentia ulterius omittatur, placuit nobis, ut in libellulo regulae nostrae literis commendetur et frequentius in conventu congregationis recenseatur (Confraternitatum syngraphae, c. 10b (11b), hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 141; hg. v. E. Dümmler, MVG 11, S. 23; sowie ebd., c. 1, 6, 9, hg. v. P. Piper, S. 136, 138, 140, hg. v. E. Dümmler u. H. Wartmann, S. 13, 16, 20). 72 Die beiden Reklusinnen Wiborada († 926 IV 18) und Rachild († 946 XI 23) sind erst nach Anlage des Nekrologs aufgenommen worden und so die auf das früheste Datum zu beziehenden Einträge der Nachtragshände. Zugleich zeigen uns diese Beispiele, wie beschränkt auf den Konvent die Vorlage von Csg 915 gewesen sein muß, wenn selbst diese dem Kloster äußerst nahestehenden Personen (Wiboradas Tod wurde in das Profeßbuch eingetragen, p. XVI) nicht Aufnahme in das Gedenken beim Kapiteloffizium fanden. 73 Csg 915 p. 211, die ersten Worte des ersten Nachtrags: et aliud bellum cum eis gerebatur a Poemanis [...] Annales Sangallenses maiores ad. a. 955, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 288; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 79; die anlegende Hand der Annalen ist jedoch sicherlich eine andere als die des Grundstocks des Nekrologs; zu den paläographischen Fragen vgl. E. Dümmler, H. Wartmann, in: Necrologium I., S. 1–8; E. Freise (Grundformen, S. 483–486) setzt die Neuanlage von Nekrolog und Annalen in einen Zusammenhang mit der Wiedereinführung Abt Cralohs zum Jahreswechsel 954/55. Die Abbildung der p. 343 des Nekrologs aus Csg 915 in: SMH 14, T. 9. zeigt genauso eine spätere Ergänzung wie die Abbildung der Annales Sangallenses maiores ad. a. 1041–1045 bei Chroust 1,17. 74 Vgl. § 52. 75 Annalistische Aufzeichnungen im Cod. 397, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 214–219; H. Wellmer, S. 21–34; B. Bischoff, Bücher, S. 201–210; E. Freise, Grundformen, S. 534–539; D. Geuenich, Grimald, S. 61f.

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Todesdaten vermittelt76, zum anderen das Nekrolog der berühmten Regelhandschrift Csg 914, welches in seinem Grundstock wahrscheinlich aus einer Reichenauer Vorlage stammt77, jedoch einige wohl auf den Abbatiat Gozberts zurückgehende frühe Nachträge enthält. Es liegt somit für Sankt Gallen, im Gegensatz zu der seit dem letzten Viertel des 8. Jahrhundert einen Totenkalender führenden Reichenau, kein älteres hauseigenes Nekrolog vor78. § 45 Mußten wir den Zeitpunkt der Profeß der einzelnen Sankt Galler Mönche anhand der lückenhaften Überlieferung des Profeßbuches ermitteln, so bleibt auch zur Bestimmung ihres Todestages nur das gleichfalls lückenhafte Nekrolog des Kapitelbuches Csg 915. Dort lassen sich freilich die Lücken wesentlich leichter ergänzen. Zum einen ist dies schon kurz nach 1069 für p. 342–345 (15. X.–7. XI.) geschehen79, zum anderen lassen sich die ausgefallenen Blätter zwischen p. 327 und 328 (11.– 22. VII.) und nach p. 353 (25.–31. XII.) mittels der bald nach 1189 arbeitenden Anlagehand des Nekrologs der Regelhandschrift Csg 453 ergänzen80. Freilich sind innerhalb dieser

76 E. Freise, Grundformen, S. 538, Anm. 470. 77 So schon L. Traube, Textgeschichte, S. 124; das mit Csg 914 zu vergleichende ältere Reichenauer Nekrolog in ÖNB lat. 1815 galt lange wegen der kunstgeschichtlichen Zuordnung der Handschrift nach St. Gallen als strittig, ist aber als Reichenauer Nekrolog erwiesen durch E. Munding, Kalendar, S. 234–246. 78 Necrologium I. monasterii S. Galli; insgesamt vgl. J. Wollasch, Anfängen, S. 73–78. 79 Der zuletzt Verstorbene der Anlagehand dieses Nachtrags dürfte Bischof Rumold von Konstanz sein (4. XI. 1069), der früheste Nachtrag ist wohl derjenige Abt Ulrichs von der Reichenau († 7. XI. 1069); Abbildung von p. 343 in: Duft 2, Abb. 29; SMH 14, Abb. 9. 80 Csg 453, hier p. 163–169, 203–4; Necrologium II. monasterii S. Galli; zur Datierung dort S. 454 mit Anm. 4; nach 1034 wurde das alte Kapitelbuch Csg 915 nicht weiterbenutzt, doch wurden zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch die Todestage einiger in Würzburg wirkender Iren (David, Macharius, Gregorius) nachgetragen, vermutlich eines der letzten Zeugnisse irischer »Präsenz« in St. Gallen; vgl. J. M. Clark, S. 46–54. Bis zur Anlage von Csg 543 lassen sich in St. Gallen zumindest folgende hauseigene Nekrologien erschließen: A welches für Csg 915 als Vorlage diente; B das erste eigentliche St. Galler Nekrolog, das unserer Untersuchung zugrundeliegt (Necrologium I.): es ersetzte ein ungenügendes Nekrolog des Kapitelbuches Csg 915 und wurde wohl 955/56 von diesem abgeschrieben; zumindest bis 1034 (Tod Abt Thietpalds) – vielleicht auch bis Ende 1044 (Abbruch der Annales Sangallenses maiores derselben Handschrift) – wurde es als Teil dieses Kapitelbuches gebraucht (nach der Abtreihe und Restaurierung von pp. 1–4 zu schließen); C ein Nekrologium, welches der Anlagehand von Csg 453 vorlag und in seinem Bestand zumindest bis in das Jahr 1121 (Ulrich III. † 13. XII. 1121) über Csg 915 hinausging. Diese Nekrologien lassen sich durch folgende Beobachtungen vielleicht näher bestimmen: 1. Im Jahre 1768 verbrannten in St. Blasien einige an den dortigen Abt Martin Gerbert entliehene Handschriften. Nach der Beschreibung in dem um 1700 entstandenen Handschriftenkatalog P. Hermann Schenks (Csg 1401 p. 95 unter der Signatur M. n. 26) enthielt eine von ihnen: »Item Martyrologium brevissimum et antiquissimum ex saeculo nono in quarto membraneo. Ad XVII. Kal. Novembris legitur: S. Gallonis Confessoris, id est S. Galli. Nam ante saeculo nono ita saepissime nominatur fuisse primum patrem nostrum constat ex chartis traditionum in archivio nostro hactenus asservatis. Dictatus etiam nonunquam Gallunus. Hunc autem codicem, qui ad initium Regulam S. Benedicti continet, ante saeculum nono exaratum fuisse character clarissime docet. Hinc S. Othmari, qui eodem saeculo octavo vixerat, nulla sit mentio, qui tamen in aliis aliquantulum recentioribus martyrologiis nunquam emittitur. [Am Rand von späte-

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Ergänzungen die Einträge von vor 955 nicht von späteren unterscheidbar. Deshalb werden diese Partien als ungesichert in unserer Übersicht zu den Eintragungen des Nekrologs (§ 399) durch Kursivdruck gekennzeichnet. § 46 Außer dem Nekrolog in Csg 915 lassen sich noch andere Aufzeichnungen zum Todesdatum einzelner Mönche heranziehen. Zunächst handelt es sich um weiteres nekrologisches Material. Zum einen wurde zwischen 869 und 875 für den Zeitraum vom 21. November bis zum 20. Januar in das Nekrolog der berühmten Regelhandschrift Csg 914 ein aktuelles Nekrolog eingearbeitet. Die dabei aufgeführten Mönche sind alle 875 und zuvor verstorben81. In unserer Übersicht zum Nekrolog sind sie durch die Sigle N3 als zu diesem Sammelnachtrag gehörend ausgewiesen. Die wenigen Namen, welche sich zum gleichen Tag außer im Nekrologium des Kapitelbuchs Csg 915 auch im Anlagebestand des Nekrologs der Regelhandschrift Csg 914 und dessen Nachträgen ausmachen lassen, sind wegen ihres paläographischen Alters (Mitte 1. Hälfte bzw. Mitte des 9. Jahrhunderts) mit den entsprechenden Siglen N und N2 ausgezeichnet. Außer dem eigentlichen Nekrolog sind auch noch die nekrologischen Notizen im vorhergehenden Martyrolog derselben Handschrift (p. 240–278) zu berücksichtigen (NM)82. Außerhalb dieser Handschrift wurden zwei sich wohl auf gleichfalls im Kapiteloffiziumsbuch bezeugte Personen bezügliche nekrologische Notizen des Vademecum Grimalds († 871) berücksichtigt (Csg 397, Sigle G) sowie Entsprechungen in der Reichenauer Nekrologtradition, dem älteren Nekrolog des ÖNB 1815, entstanden zwischen 858 und

rer Hand: Deest, igne uratur]«. Mit ihrem Schriftcharakter war diese Handschrift möglicherweise noch eine Vorstufe von A. 2. Das Kapitelbuch, dessen Bestandteil einmal C gewesen ist, könnte in Karlsruhe, LB, Aug. CXXVIII noch erhalten sein. Diese Handschrift kam aus St. Gallen auf die Reichenau und wurde dort um ein neues Nekrolog ergänzt. In ihrem Einband aus dem 15. Jahrhundert brachte sie dabei einige Fragmente der bekannten St. Galler Handschrift des Edictus Rothari (CLA 949) mit. Paläographisch dürfte sie in der Mitte des 11. Jahrhunderts entstanden sein. (Zu weiterem nekrologischen Material aus St. Gallen vgl. F. Fiala, S. 371–382.) 81 Diesem Sammelnachtrag gehört alles an, was in: Necrologium I., hg. v. H. Wartmann, MVG 11, S.1– 124, recte wiedergegeben ist, außer: Folchwin † XI 25, Hadabert † XII 27, Alolf und Hego † I 16 und Craloh I 18. Seine Datierung ergibt sich daraus, daß in ihr noch Nandhere † I 5 (Nr. 365) aufgeführt ist, welcher erst nach der 868/869 entstandenen Konventsliste aus dem Liber vitae Fabariensis (FAB) eingetreten ist, daß andererseits Volo † XII 2 (Nr. 352), dessen Todestag für 876 ausdrücklich bezeugt ist, nicht mehr Berücksichtigung fand. Dem Datierungsansatz 869–875 steht für diesen Sammeleintrag der Todestag eines Bischofs Noting († XI 21) keineswegs entgegen, da dieser, wie es sich jedoch eingebürgert hat, keineswegs mit dem gleichnamigen Bischof von Konstanz (919–934; vgl. REC Nr. 351) identifiziert werden kann (zumal der an diesem Tag verstorbene Bischof dieses Namens auch in das Nekrolog des Vademecums Grimalds [Csg 397] Aufnahme fand), sondern der Bischof oder einer der Bischöfe von Vercelli und/oder Verona-Brescia sein muß; zur Diskussion um die Identität des oder der Bischöfe Noting aus Oberitalien vgl. K. Schmid, Hirsau, S. 30–53, dazu die Rezension R. Kottjes in: Rheinische Vierteljahrsblätter 25 (1960), S. 175–179 mit der Antwort Schmids, ebd. S. 378–382 sowie der Replik Kottjes, S. 382f.; dann: K. Schmid, Aurelius, S. 13–18 sowie nun R. Rappmann, S. 405–408; ohne Berücksichtigung Notings: S. Scholz. 82 Auf diese wies m. E. erstmals hin: J. Wollasch, Anfängen, S. 73–78; doch gibt es nur sehr wenige Entsprechungen.

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871 (A1), sowie dem jüngeren in Zürich, ZB, Rh. Hist. 28, entstanden 912 (A2) mit seinen Nachträgen (A22)83. § 47 Eine ganz andere Quelle bildet die Liste der einzeln nachgetragenen Nomina defunctorum im Reichenauer Verbrüderungsbuch, immerhin 30 Namen, welche in der Reihenfolge ihrer Verzeichnung gestorben sein dürften84. Wenn ein dort an erster Stelle aufgeführter Mönch noch zu einem Datum urkundlich bezeugt ist, können die im folgenden eingetragenen Mitbrüder auch erst nach diesem Datum gestorben sein (vgl. die Aufstellung in § 97). Die Datierung der Nekrologeinträge § 48 Für die Identifizierung einzelner Mönche mit Eintragungen im Nekrolog wären dessen Vollständigkeit und Exklusivität wichtige Voraussetzungen. Von beiden läßt sich lediglich und auch nur für die Zeit zwischen ca. 860 und 900 eine weitgehende Vollständigkeit als wahrscheinlich, jedoch nicht als gesichert erweisen85. Demnach erlangen Folgerungen aus der Nekrologtradition eine geringere Stichhaltigkeit als Aussagen aufgrund der rekonstruierten Profeßfolge. Dennoch sind solche Folgerungen hilfreich, um gleichnamige Professen zu unterscheiden (vgl. §§ 111–116). Denn die Nekrologeinträge lassen sich zum Teil datieren: § 49 Aus der dem Nekrolog von 955 vorausgehenden Überlieferung lassen sich zum einen Letztbezeugungen des Lebens gewinnen: erstens aus der direkten Erwähnung der Personen als Lebende in Urkunden oder Geschichtsschreibung, zweitens durch ihre Aufführung in den Konventslisten von 800 (AUG), 868/69 (FAB) und 895 (W 697) sowie drittens durch ihre Bezeugung als später Verstorbene in den Nachträgen zu den Nomina defunctorum des Reichenauer Verbrüderungsbuches. Zum anderen lassen sich Erstbezeugungen des Todes ermitteln durch Fehlen in den Konventslisten von 868/69 (FAB) und 895 (W 697); ferner in der Bezeugung durch andere datierbare Nekrologien sowie den Nachtrag in Csg 914 (für die zwischen dem 21. XI. und 20. I. Verstorbenen). Die letzte Möglichkeit für eine Erstbezeugung des Todes ergibt sich durch die Aufnahme in den Anlagebestand des Nekrologs von Csg 915 um 955. § 50 Alle diese durch die vorausgehende Überlieferung bezeugten oder erschlossenen Angaben sind in unserer Übersicht zum Nekrolog (§ 399) als gesichert durch 83 Necrologium Augiae Divitis, hg. v. F. L. Baumann, S. 271–282; E. Munding, Kalendar, hier S. 245; F. Keller, S. 68; nach paläographischer Einschätzung R. Rappmanns (S. 282) soll der Anlagebestand des ältesten Nekrologs der Reichenau zwischen dem 21. 12. 856 und dem 16. 3. 858 entstanden sein. Der Eintrag Folkwins († III 16) wurde jedoch mit Rot ausgezeichnet und ist methodisch deshalb schwer vergleichbar (Schreiberwechsel für Auszeichnungszwecke nicht ausschliesbar); der erste bestimmbare Terminus ante ist folglich der Tod des Reichenauer Abts Heito II. † 871 VI 3. 84 Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, p. 12 col. C. 85 Von den zwischen 840 und 900 eingetretenen Professen ließ sich folgenden kein Beleg im Nekrolog zuweisen (in Klammern die jeweilige Letzterwähnung): Nr. 276 (840), 281–282 (840), 287 (840), 303 (853), 306–311 (853, mgw. keine Professen), 367 (860), 396 (914), 413 (885), 430 (934), 466 (914), 470 (898), 476 (898).

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Normaldruck ausgewiesen. Dies gilt nicht, wenn für einen Professen mehrere Todestage in Frage kommen oder für eine Eintragung mehrere Professen. Solche unsicheren Zuweisungen sind wie auch die ergänzten Teile des Nekrologs durch Kursivdruck kenntlich gemacht. § 51 Bei der Zuweisung einzelner Professen zu bestimmten Todestagen benutze ich den inneren Aufbau der Abschnitte zu den einzelnen Tagen des Nekrologs. Dabei mache ich mir zunutze, daß die Angaben der Vorlage anscheinend kaum redigiert um 955 in das Nekrolog des Kapitelbuchs Csg 915 übernommen wurden86. Deshalb darf man die Teileinträge zu den einzelnen Kalendertagen weitgehend als in Reihenfolge der Todesfälle vorgenommen betrachten. Hiermit ergeben sich aus der relativen Chronologie der Eintragsabfolge zu den einzelnen Tagen weitere Letztbezeugungen des Lebens für die später Verstorbenen. Ebenso ergeben sich aus den Todestagen und Erstbezeugungen des Todes später Verstorbener weitere Erstbezeugungen des Todes für die zuvor Verstorbenen des entsprechenden Kalendertages. Doch selbst wenn keine systematische Überarbeitung der Reihenfolge der Einträge vorliegen sollte, ist eine unsystematische Überarbeitung derselben nicht auszuschließen. Deshalb beanspruchen die Schlüsse aus der Eintragsfolge im Nekrolog geringere Wahrscheinlichkeit als die anderen mit Hilfe der ermittelten Profeßfolge gewonnenen Erkenntnisse. Der Entstehungshorizont eines ersten kontinuierlich geführten Sankt Galler Nekrologs § 52 Wie bei der Zuweisung von Listenbelegen und Urkundenbelegen begann die Rekonstruktion auch hier mit der Zuordnung der in der Profeßfolge nur singulär bezeugten Namen. Dabei zeigte es sich, daß 67 (zwischen 801 und 900 bezeugte) singuläre Namen der Profeßliste keine Entsprechung im Nekrolog fanden. Von diesen sind 33 (= 49,3%) im Zeitraum 801–820 zuletzt belegt, 20 (= 29,9%) im Zeitraum 821–840, 10 (= 14,9%) im Zeitraum 841–860 sowie die restlichen 4 (= 4,7%) in den verbleibenden vierzig Jahren. Damit müssen als Entstehungshorizont der Nekrologtradition, wie sie das Sankt Galler Kapitelbuch überliefert, die Jahre um 860 gelten87. Dennoch gibt es in die86 Zu unterscheiden ist hier zwischen einer Redaktion bei Anlage des Nekrologs in Csg 915 und späteren Eingriffen. Für die Anlage zeigt sich deren geringe Redaktion bei einem Vergleich der in Csg 914 zwischen dem 21. XI. und 20. I. nachgetragenen Namen mit Csg 915. Zu 32 Tagen finden sich übereinstimmende Personennamen eingetragen, davon finden sich sechs in einer anderen Ordnung, weil Namen davor oder dazwischengesetzt wurden. In sich ist die Reihenfolge stets übernommen worden. Von diesen sechs Interpolationen sind zwei dadurch zu erklären, daß an gleichen Tagen verstorbenen Bischöfen späterer Zeit der erste Platz zugesprochen wurde (dies läßt sich auch sonst beobachten). Insgesamt ließ sich bei statistischen Überprüfungen für die Anlagehand von Csg 915 keine größere oder gar systematische Redaktion erkennen, etwa nach den sich anbietenden Prinzipien des Weihegrades oder der Konventszugehörigkeit. Später wurden zahlreiche Eintragungen radiert, meist jedoch die am Schluß stehenden Einträge jüngerer Hände; nur selten läßt sich erkennen, daß Namen der Anlagehand getilgt wurden (14. I., 4. IV., 10. IV., 18. VI., 10. VIII.). Eine Ausnahme ist der Eintrag zum 6. April, wo Ebf. Aribo von Mainz († 1031), Abt Thieto von St. Gallen († nach 943) und Notker Balbulus († 912), ihrem kirchlichen Rang entsprechend, umgestellt wurden. 87 Vgl. auch § 48; ähnlich schon bemerkt von W. Haubrichs, Notizen, S. 20f.

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sem Nekrolog vereinzelt Todestage weit vor 860 Verstorbener: zum einen der Herrscher, Bischöfe und Äbte, zum anderen aber auch einzelner Sankt Galler Mönche, wie sie durch ihre Parallelbezeugung vor allem in den anderen Nekrologien gesichert sind. Doch institutionalisiert scheint ein Jahrtagsgedächtnis des Konvents, wie es zumindest später beim Kapiteloffizium seinen Platz hatte88, vor 860 noch nicht gewesen zu sein. Wahrscheinlich wurde es kurz nach 860 eingeführt. Denn zwischen 846 und 865 entstand nachweislich auch der Grundstock des Kapitelbuchs Csg 915. § 53 Dies wäre in etwa zeitgleich mit der auf einer breiteren nekrologischen Tradition beruhenden Neuanlage des älteren Reichenauer Nekrologs des ÖNB 1815 zwischen 858 und 87189, des Nekrologs im Kapitelbuch von S. Germain-des-Prés von 86590 sowie des Todesgedenkens in Fulda91. Damit nimmt Sankt Gallen an der Praxis der anderen großen Reichsklöster teil. Vielleicht war diese Neuordnung in Sankt Gallen Bestandteil der heute verlorenen Statuten Hartmuts (Dekan 849–872, Abt 872–883 )92. § 54 Dieser Untersuchung und der Aufstellung § 399 liegt eine eigene Kollation der Nekrologe in Csg 915 und Csg 914 zugrunde. Dabei konnte für Csg 914 zwischen dem 21. XI. und dem 20. I. die oben erwähnte große Nachtragsgruppe von einer Hand identifiziert werden. Auch für Csg 915 weichen die Beurteilungen, inwieweit einzelnes von erster oder späterer Hand stammt, von den Beobachtungen E. Dümmlers und H. Wartmanns ab93. Beispiele für die Unterscheidung gleichnamiger Professen aufgrund der Eintragsposition am Todestag werden unten in §§ 111–116 gegeben.

88 Zu den Anfängen in St. Gallen: O. G. Oexle, Memoria, S. 74–76; J. Wollasch, Anfängen, S. 77. Die früheste mir bekannte Bezeugung für den Gebrauch des Nekrologs im Kapiteloffizium überhaupt stammt erst von einer Rezension des Memoriale qualiter vom Ende des 10. Jahrhundert, Memoriale qualiter II, hg. v. C. Morgand, CCM 1, S. 270,33–271,3; zu Beginn des 9. Jahrhunderts heißt es noch einfach: Ut ad capitulum primitus martyrlogium legatur et dicatur versus, deinde regula aut omelia quaelibet legatur (Synodi secundae Aquisgranensis decreta authentica c. 36, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 480; ob sich hinter dem Martyrologium auch ein Nekrolog verbirgt, ist nicht gesagt. Erst der Liber tramitis aus dem 2. Viertel des 11. Jahrhundert gibt eine genaue Anweisung, wie die Tageseinträge des Nekrologs im Kapitel zu verkünden sind (Liber tramitis aevi Odilonis abbatis, c. 208, hg. v. P. Dinter, CCM 10, S. 286f.). B. d. Gaiffier, S. 50–59 berücksichtigt die Frage nach dem Totenaufruf nicht; vgl. insgesamt: P. Hofmeister, Totengedächtnis, S. 198. 89 Wie Anm. 83. 90 J.-L. Lemaitre vermag nur dies Kapitelbuch mit Nekrolog aus dem 9. Jahrhundert, genauer von 865 aus S. Germain-de-Prés, beizusteuern, obwohl die französische Überlieferung diesbezüglich sicher am besten erschlossen ist (Ders., S. 628–637). 91 Über Abt Sigihart von Fulda (869–891) heißt es: Hic constituit anniversariam fratrum eodem die defunctorum cotidie cum tribus psalmis statim post capitulum celebrare (Catalogus abbatum Fuldensium, hg. v. G. Waitz, MGH SS 13, S. 273). 92 Ratpert, Casus, c. 26–28 (9), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 46–51, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 69–71; Ekkehart IV., Casus, c. 47 (4), 119 (11), 135 (16), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 168, 391, 430, hg. v. H. H. Haefele, StGA 10, S. 106, 234, 262, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 102, 135, 142. 93 So zum 1. VII., 31. VII., 14. VIII., 3. XII., 4. XII. Insbesondere hatten diese nicht bemerkt, daß die Anlage von zwei Händen ausgeführt wurde. Die zweite Hand setzt am 8. XI. ein und führt den Rest des Jahres alleine aus. Ihre ersten Einträge wurden von E. Dümmler und H. Wartmann (Necrologium I.) nicht zum Anlagebestand gezählt.

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1.3 Datierung und Aussagewert der einzelnen Abschnitte der ermittelten Profeßfolge (§ 126), der Listenüberlieferung und der Übersicht zu den Todestagen (§ 399) § 55 Ist die Zuordnung der Belege zu den in der Rekonstruktion der Profeßfolge als Träger singulärer Namen ausgewiesenen Mönchen unproblematisch, so sind Träger mehrfach bezeugter Namen schwieriger zu unterscheiden. Hierbei kommt uns das Listenmaterial zustatten. Die drei anhand der singulären Namen und deren Bezeugung auf 800 (AUG), 868/69 (FAB) und 895 (W 697) datierten Listen sowie das Nekrolog von 955 bieten eindeutige Kriterien zu unterscheiden, ob ein Namensträger schon zuvor verstorben, zu diesem Zeitpunkt zum Kloster gehörend oder als erst später eingetreten gelten muß. Dies gilt auch für die kleineren Listen, die Sammelnachträge (meist Einträge94 genannt) bei der Fortführung des Reichenauer Verbrüderungsbuches. Zum einen bezeichnen sie wie die Urkunde von 895 die einzelnen Namensträger gelegentlich mit ihrem Weihegrad, zum anderen sind auch sie datierbar und liefern damit willkommene termini post quem. Da die Reihenfolge dieser nachgetragenen Listen eindeutig ist, ergibt sich, daß ein durch eine vorhergehende Liste noch nicht erfaßter Mönch, erst nach deren Abfassung in das Kloster eingetreten sein wird. Neben dem Abfassungsdatum einer Liste (im ersten Schritt auch hier wieder mit Hilfe der singulären Namensformen) gilt es auch ihren Charakter (Totenliste, Liste nach Profeßalter95, Liste nach Weihegrad, Konventsliste, Teil- oder Nachtragsliste usw.) im einzelnen zu bestimmen. § 56 Die durch Analyse der Listen gewonnenen Erkenntnisse werden hier im einzelnen vorgestellt. Ausgangs- und Bezugspunkt ist dabei das Profeßbuch, welches selbst in einzelnen Zügen wie der Entstehungszeit seiner Anlage sowie seiner fraglichen Vollständigbzw. Ergänzbarkeit näher untersucht werden muß. Zur Orientierung im Text werden zu Beginn jedes Absatzes die jeweiligen Nummern der rekonstruierten Profeßfolge (§ 126) angeführt.

1.3.1 Anlagebestand und Alter des Sankt Galler Profeßbuches96 Befund § 57 Das Sankt Galler Profeßbuch beginnt mit der Verzeichnung von 175 Mönchen durch eine anlegende Hand (p. I–VII). Diese Namen sind durch drei Zwischen-

94 »Eintrag nennen wir eine Anzahl von Namen, die ein Schreiber oder eine Schreiberin in einem Zug niedergeschrieben hat«; G. Tellenbach, Liber, S. 444. 95 Zur Bedeutung des Profeßalters, vgl. etwa RB 60,6–7: Et si forte ordinationis aut alicuius rei causa fuerit in monasterio, illum locum adtendat quando ingressus est in monasterio, non illum qui ei pro reverentia sacerdotii concessus est. 96 Die späteren Nachträge auf den hier näher untersuchten Seiten des Profeßbuches sind in § 397 aufgelistet.

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überschriften gegliedert, welche den Gründerabt Otmar (719–759), den Abtbischof Iohannes (759/60–782) sowie Bischof Egino (782–811) gemeinsam mit Abt Werdo (784– 812) nennen97. Damit nennt der Grundstock des Profeßbuches die wichtigsten Vorsteher der bisherigen Geschichte des Klosters. Die dabei zuletzt angeführten Egino und Werdo dürften die Vorsteher des Klosters bei Anlage des Profeßbuchs gewesen sein, für welches sich hiermit die durch ihre Amtszeiten eingegrenzte Spanne zwischen 784 und 811 als erste Näherung an dessen Entstehungszeit ergibt. § 58 Die Äbte Wolfleoz (812–816) oder Gozbert (816–837) erscheinen in keiner Rubrik des Profeßbuches. Dafür finden wir letzteren an der Spitze einer durch die Anlagehand (823/24) des Reichenauer Verbrüderungsbuches98 geschriebenen Liste von 166 Namen (p. 10–11). Zu dieser Liste gehört von derselben Hand eine Liste von 76 Nomina defunctorum fratrum (p. 12). Die Unterscheidung der Nomina defunctorum von den anderen Namen erlaubt jedoch nicht die Annahme, es habe sich unter Gozbert um einen Konvent von 166 Mönchen gehandelt. Denn deren erster Teil stimmt auffallend mit den Namen überein, welche im Profeßbuch unter der Rubrik Agino episcopus et Werdo abbas aufgeführt sind. Dies ist nicht erstaunlich, wissen wir doch auch für andere Teile des Reichenauer Verbrüderungsbuches, daß sie auf älteren Verbrüderungslisten, etwa aus der Zeit des Gebetsbundes von Attigny (760–2) beruhen99. Das erste Zeugnis einer Gebetsverbrüderung zwischen Reichenau und Sankt Gallen ist ein Verbrüderungsvertrag aus dem Jahr 800, welchen das Kapitelbuch des Gallusklosters überliefert100. § 59 Der Beginn des Profeßbuches wiederum stimmt weitgehend mit dem Beginn der Sankt Galler Totenliste im Reichenauer Verbrüderungsbuch überein. In der Reihenfolge gilt dies für die ersten 21 Namen (bis Zeizmuat p. I) des Profeßbuches. Allerdings bietet die Reichenauer Totenliste einige Namen mehr, die in Sankt Gallen ausgelassen erscheinen101. Hierauf folgt ein zweiter Abschnitt, in welchem sämtliche Namen des Profeßbuches auch in der Totenliste des Verbrüderungsbuches erwähnt sind, allerdings in einer anderen Reihenfolge und wieder mit einigen Überschüssen an Personennamen im Reichenauer Text102. Wesentlich größer sind jedoch die Überschüsse der Namenliste im Profeßbuch, wo vom Namen Laidrat auf p. II an bis zum Ende der p. III zahlreiche Namen ohne Parallelbezeugung im Reichenauer Liber vitae stehen. Zu einem dritten,

97 p. I: Audomarus abbas in monasterio S. Galli confessoris; p. III: Iohannes episcopus vel abbas; p. IV Agino episcopus et Werdo abbas. Die letzte Überschrift ist im Zusammenhang mit dem Selbsständigkeitsstreben des Klosters in Est [sic!] Werdo abbas gekürzt worden. 98 K. Schmid, Bemerkungen, S. 514–531; Ders., Wege, S. LXV–LXVIII. 99 K. Schmid, O. G. Oexle, S. 71–122. 100 Confraternitatum syngraphae c. 10 (11) hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 140; hg. v. E. Dümmler u. H. Wartmann, MVG 11, S. 22; hierzu A. Angenendt, Missa, S. 205f. 101 Aug. p. 12A52: Manno (52,9), Meginbert (19), Lantbert (20), Haddo (21). Wahrscheinlich handelt es sich hierbei zumindest zum Teil um St. Galler Mönche, so ist Lantbert als solcher noch unter dem Abbatiat Werdos (784–812) bezeugt (W 158). Der im Profeßbuch erscheinende Name eines Theotini (in derselben Zeile wie Echo), dürfte jedoch ein Nachtrag sein. 102 Aug. p. 12A–B52f.: Rihmar (52,30), Sidonius (38), Dignus (53,10), Muatheri (11), Stephanus (12), Autegarius (13). Von diesen ist keiner als St. Galler Mönch belegbar.

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letzten Abschnitt der durch die Anlagehand ausgeführten Totenliste des Reichenauer Verbrüderungsbuches gibt es hingegen keinerlei Sankt Galler Parallelüberlieferung, auch keine Einzelbezeugung in den Urkunden103. § 60 (Nr. 1–82) Der neue Abschnitt im Profeßbuch und die Hauptliste der Sankt Galler Mönche im Reichenauer Verbrüderungsbuch beginnen bemerkenswerter Weise mit denselben Namen. Während im Profeßbuch als Titel Agino episcopus et Werdo abbas gewählt wurde, lautet der Spitzeneintrag im Reichenauer Liber vitae, wie bereits gesagt, Cozbreht abba. Dann jedoch folgt bis AUG p. 10C Otheri (45,9) dasselbe Namensgut wie im Profeßbuch. Während das Profeßbuch fünf Namen aufweist, die die Reichenauer Liste nicht kennt104, sind in letzterer acht Namen aufgeführt, die im Sankt Galler Buch der Gelübde keine Berücksichtigung fanden105. § 61 Merkwürdig ist freilich die unterschiedliche Anordnung der Namen. Im Vergleich zur Abfolge des Profeßbuches finden sich die entsprechenden Namen alternierend in den ersten beiden Spalten des Verbrüderungsbuches106. Daß beide Listen auf einer gemeinsamen Vorlage oder die eine auf der anderen beruht, scheint aufgrund des Namensgutes wie seiner Reihenfolge eindeutig (im einen Fall lediglich durch die Alternation etwas verdeckt). Welche der beiden Anordnungen der Namen hingegen die ursprüngliche ist, kann kaum entschieden werden. Nimmt man die Reichenauer Anordnung als ursprüngliche an, ließe sich folgende Anordnung als gemeinsame Vorlage erschließen: CP p.IV378–VI380 / AUG p.10A43

CP p.IV378–VI380 / AUG p.10B44

AGINO EPISCOPUS ET WERDO ABBA Hruadbertus 1/2 Autuinus 2/1 Bertgoz 3/3 Amalrich –/5 Eghino 4/2 Vincentius 5/6 Urolf 18/7 Adalrih 6/3 Samuel 20/4 Lupicinus 7/9 Hroadolf 21/8 Wanilo 8/6 Engilbertus 27/5 103 Aug. p. 12B–C53f.: Wandolfridus (53,28), Muatgis (29), Turpinianus (30), Paldo (31), Altbertus (32), Bosilinus (33), Dagulfus (34), Randvinus (35), Ruadbertus (36), Adalwalah (37), Hatto (38), Othram (54,1), Hartger (2). Der in W 32 genannte Priestermönch Rodpert könnte allenfalls mit dem hier genannten identisch sein. Die beiden Urkunden des lector bzw. clericus Hartker müssen nicht von einem Konventualen stammen, auch wenn A. Bruckner (Studien, S. 279 Anm. 2) dies aufgrund der gepflegten alemannischen Minuskel erwartet (W 32 ChLA 54, W 59 ChLA 72). 104 Zotan (Nr. 17), Triucolfus (Nr. 23), Hadubertus (Nr. 24), Peugridi (Nr. 36), Wolfheri (Nr. 40). 105 AUG p. 10A43: Amalrich (5), Engilker (15), Waldgaer (23), Arnnolt (35); AUG p. 10B (44): Engilker (11), Hruadhoh (14), Wolfhart (23), Peratolt (35). Bei diesen Namen bestünde die Möglichkeit, daß es sich um Namen von Mönche handelte, welche zwichen 800 und 803 verstorben sind, also in den Jahren zwischen der Verbrüderung mit der Reichenau und der Entstehung des St. Galler Profeßbuches (s. u.). Doch läßt sich unter ihnen allein ein Engilger als Mönch nachweisen, und dieser ist zumindest bis 826 bezeugt (Nr. 28). Möglicherweise war also der Konvent um 800 etwas größer, als in der Folge angenommen. 106 Vgl. J. Wollasch, Anfängen, S. 72 Anm. 56: »Demgegenüber setzt die pag. Cod. aug. X und XI aufgeschriebene Liste der lebenden Mönche von St. Gallen unter Abt Gozbert mit Namen ein, die unter den Äbten Waldo und Werdo die Profeß geleistet haben. Der rote Faden des Profeßbuchs wird sichtbar, wenn man die erste und zweite Columne der Lebendenlisten zusammensieht und die Reihenfolge nicht vertikal, sondern horizontal verfolgt. Dann ergibt sich eine anschauliche Vorstellung von der Vorlage für diese Liste.«

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Waldhram 9/10 Atto 11/7 Autoinus 10/12 Altman 13/8 Theotaroh 12/11 Hroadbertus 14/9 Snagar 15/13 Raginbald 16/10 Engilker –/11 Zotan 17/– Triucolfus 23/– Scalcomannus 19/14 Hadubertus 24/– Ratpoto 22/16 Engilger 28/15 Pualo 25/12 Waltheri 26/17 Otolf 34/18 Gaemmunt 29/13 Fruachanolf 30/19 Haddo 31/15 Hruadhoh –/14 Tanco 32/20 Gaerbald 33/16 Hruadhoh 35/21 Peugridi 36/– Suab 37/17 Reginhart 38/22 Lantbert 39/18 Wolfheri 40/– Waldgaer –/23 Salucho 41/19 Lando 42/24 Hruadgaer 43/20 Maginhoh 44/25 Theotbertus 45/21 Fridurih 46/26 Wano 47/22 Wolfhart –/23 Urso 48/27 Mawo 49/28 Valerius 50/24 Gozbertus 51/29 Engilbertus 52/25 Witbertus 53/30 Adalwalah 54/26 Theotali 55/31 Rihmundus 56/27 Liutini 57/32 Waldhram 58/28 Fucco 59/33 Adalhram 60+62/29 Egilbald 61/34 Arnnolt –/35 Bertilo 63/30 Piricho 64/31 Immo 65/36 Wolfolt 66/32 Peratolt –/35 Hacco 67/37 Adalbertus 68/33 Erlolf 71/36 Matheus 69/44,38 Petilo 70/34 Wachar 72/37 Nur für drei Mönche ist der Zeitpunkt ihres Klostereintritts exakt bestimmbar, da bei diesem Anlaß für sie Schenkungsurkunden ausgestellt wurden. Berücksichtigt man diese Daten, so ergibt sich im Gegensatz zur Anordnung im Reichenauer Verbrüderungsbuch für die Anordnung des Sankt Galler Profeßbuches eine chronologisch stimmige Abfolge, weshalb ihr bei unseren Ermittlungen der Vorzug gegeben wird107. Inhaltlich scheint mir die Liste im Profeßbuch am ehesten nach dem Profeßalter der Verzeichneten angeordnet zu sein, da dies das Prinzip ihrer Fortführung ist, doch läßt sich eine Anordnung nach Weihegraden und innerhalb derselben nach Profeßalter bei der Dürftigkeit anderweitiger Bezeugung der hier Verzeichneten nicht völlig ausschließen. § 62 An diese 68 Namen des Profeßbuches schließen sich noch 14 Namen an, welche durch die Anlagehand des Reichenauer Verbrüderungsbuches in weitgehend identischer Abfolge mit einem weiteren Namen in der sich anschließenden Spalte aufgeführt werden. Inwieweit diese Namen zur vorherigen Gruppe gehören, ist kaum zu entscheiden108. 107 Vgl. hierzu die einzelnen Angaben in § 126, insbesondere Nr. 19, 39, 51. 108 Vielleicht entstammt die leicht gestörte Anordnung der ersten 68 Namen zu Beginn noch der Übernahme aus einer zweispaltigen Vorlage des heutigen Reichenauer Verbrüderungsbuches. Solche

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§ 63 Wie auch immer dieser Befund im einzelnen zu deuten ist, feststeht, daß der erste Teil der durch die Anlagehand ausgeführten »Viventesliste« im Reichenauer Verbrüderungsbuch auf das Profeßbuch oder eine gemeinsame Vorlage zurückgeht. Daß es bei der Tradierung der Namen für das Gebetsgedenken nicht auf deren Reihenfolge ankam, ist selbstverständlich. Das horizontale Abschreiben mehrerer nacheinander entstandener Spalten, wie es für die Sankt Galler Namen im Reichenauer Verbrüderungsbuch vorliegt, ist deshalb auch andernorts festzustellen109. § 64 (Nr. 83–96) Auf den bisher behandelten Abschnitt des Sankt Galler Profeßbuches folgen noch 14 von der anlegenden Hand geschriebene Namen. Von ihnen haben nur vier in der Reichenauer Hauptliste eine Entsprechung. § 65 (Nr. 97–184) Ihnen schließen sich nun im Profeßbuch die einzelnen bei Anlaß ihrer Profeß verzeichneten Einträge an. Bis zum Ende der Liste von anlegender Hand des Reichenauer Verbrüderungsbuches sind dies immerhin nochmals 88 Namen. Deutung § 66 (Nr. 1–184) Bekanntlich wurde das Reichenauer Verbrüderungsbuch 823/24 angelegt110. Daß zu jenem Zeitpunkt in Sankt Gallen ein Konvent von 166 durch die Anlagehand in der Hauptliste verzeichneten Mönchen existiert hätte, ist unwahrscheinlich. Aus dem Vergleich des Anlagebestands des Sankt Galler Profeßbuches mit dem des Anlagebestands der Hauptliste konnten wir hingegen drei Gruppen unterscheiden: Zunächst eine zumindest 82, aber vielleicht auch mehr Namen umfassende Konventsliste (§§ 60–63)111, sodann ein Nachtrag bis zum Abschluß der Anlage des Sankt Galler Profeßbuches von 14 nur zum Teil auch durch die Reichenauer Hauptliste bezeugten Namen (§ 64), schließlich nochmals 88 Namen (§ 65), welche anläßlich der Profeß ad hoc in das Profeßbuch eingetragen wurden und sich gegen Ende mit dem Schluß der durch die Anlagehand ausgeführten Reichenauer Hauptliste decken, während zunächst einige Lücken blieben. Dieses Zahlenverhältnis 82:14:88 gilt es zu berücksichtigen, wenn man die Anlage des Sankt Galler Profeßbuches zeitlich genauer einordnen möchte112. § 67 (Nr. 1–96) Die bisherigen zeitlichen Einordnungen der Anlage des Profeßbuches orientierten sich zum einen an der Schrift, wobei A. Bruckner es so unter die Urkunden

Diptychen sind für Memorialquellen typisch. Für die Zugehörigkeit des folgenden Abschnitts spricht, daß im Gegensatz zu weiteren Abschnitten die Reihenfolge mit der des Profeßbuches übereinstimmt und keine Belege fehlen, so daß auch hier von einer gemeinsamen Vorlage ausgegangen werden darf. Wahrscheinlich gehören die folgenden beiden Namen, die nur im Reichenauer Liber vitae aufgeführt sind, ebenfalls zum erweiterten Reichenauer Grundbestand der gemeinsamen Vorlage; zu den überschüssigen Namen in voriger Anm. kämen demnach: AUG p. 10C45 Ruadgaer (2), Sconolf (10), Ruadolf (11). 109 K. Schmid, Anselm, S. 71; K. Beyerle, S. 1135. 110 Wie Anm. 98. 111 Nimmt man die nur im Reichenauer Verbrüderungsbuch bezeugten Namen hinzu, welche allerdings späteren Zusätzen der Reichenauer Tradition entstammen könnten, so kommt man allenfalls auf 93 Namen. 112 Zum Folgenden vgl. J. Wollasch, Anfängen, S. 72 Anm. 56, sowie die Andeutungen über die von A. Zettler zu erwartenden Ergebnisse (vgl. oben Anm. 11) bei K. Schmid, Verbrüderungsbuch, S. 20–22.

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des 8. Jahrhunderts aufnahm113; zum andern versuchte man schon früher, den aufgeführten Mönchen Urkundenbelege zuzuordnen. Hierbei ging H. Wartmann von zwei Urkunden aus, deren eine, um 800 (genau zwischen 784 und 812) einzuordnen, unter den geistlichen Zeugen nur Mönche des Anlagebestandes des Verbrüderungsbuches anführt und deren andere aus dem Jahr 811 nur Mönche auflistet, welche nicht mehr im Anlagebestand des Verbrüderungsbuches vertreten sind. Daraus folgerte er eine Entstehung ungefähr um 800114. Dieser Versuch überzeugt nicht, da weder die Forderung nach disjunkten Personengruppen logisch begründbar, noch das mögliche Intervall von 25 Jahren befriedigend eng ist. P. Piper versuchte bei der Herausgabe des Profeßbuches in den »Monumenta Germaniae Historica« einen Einzelbeleg zu verwenden, wozu er den einundreißigsten nicht mehr von anlegender Hand aufgeführten Professen namens Pernwic (Nr. 127) anführt, welcher erstmals 809 bezeugt ist. Doch wollte er, abgesehen vom sich so angeblich ergebenden Jahr 808, welches die 31. Position Pernwigs nach Anlageschluß des Profeßbuchs überhaupt nicht berücksichtigt, ohne nähere Begründung auch eine Entstehung erst anläßlich des Abbatiatswechsels von Werdo zu Wolfleoz im Jahr 812 nicht ausschließen115. § 68 Da das 823/24 angelegte Reichenauer Verbrüderungsbuch den Bestand angibt, nach welchem 88 weitere Mönche (von denen offenbar einige zwischenzeitlich wieder verstorben waren) über den Anlagezeitpunkt des Sankt Galler Profeßbuches hinaus ihr Gelübde abgelegt hatten, dürfte das Profeßbuch erheblich früher entstanden sein. Dies deckt sich mit dem Befund, daß die letzte Rubrik des Profeßbuches vor ihrer Korrektur Bischof Agino und Abt Werdo als Vorsteher des Konvents angab. Demnach erfolgte die Anlage des Profeßbuches spätestens 811, zum Ende ihrer gemeinsamen Amtszeit. § 69 Da der Beginn der Hauptliste des Reichenauer Verbrüderungsbuches (Nr. 1–82) mit dem Anfang der Liste unter dieser letzten Rubrik übereinstimmt, steht der Interpretation nichts im Wege, die ersten 82 übereinstimmenden Namen gäben den Konvent aus Anlaß seiner Verbrüderung mit dem Inselkloster im Jahre 800 wieder. Diese Namen des Profeßbuches dürften, wenn man die anderweitige Bezeugung der Namensträger berücksichtigt, nach dem Profeßalter der Mönche geordnet sein. Daß von den am Ende stehenden jüngeren Konventualen eine Erstbezeugung für 802 (Isanbert Nr. 76) vorliegt, widerspricht einem solchen zeitlichen Ansatz nicht. § 70 An diese Konventsliste schließen sich 14 Namen an (Nr. 83–96), deren Träger bis zur Anlage des Profeßbuches ihr Gelübde abgelegt hatten, mit aller Wahrscheinlichkeit vor dem Tod Bischof Eginos 811. Seit 811, aber wahrscheinlich schon seit einem frühe-

113 ChLA 2, Nr. 172. 114 Die beiden Urkunden sind W 158 und W 207, zu letzterer finden sich die Anmerkungen H. Wartmanns zum Profeßbuch in: Urkundenbuch, Bd. 1, S. 197f. Daß sich W 158 zunächst auf die Jahre des Abbatiats Werdos einordnen läßt (784–812) und erst nach unserer Untersuchung auf die Jahre 800–812 (vgl. § 404), braucht hier nicht weiter berücksichtigt werden. 115 P. Piper, in: Codex promissionum, MGH Lib. conf. 1, S. 5, 117 Anm. zu col. 381,13, S. 118 Anm. zu col. 382,17. Die zur Datierung entscheidenden Belege für Mano (Nr. 108, col. 381,25) übersah er (vgl. § 70).

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ren Zeitpunkt, bis zur Anlage des Reichenauer Verbrüderungsbuches 823/4 haben sodann 88 weitere Mönche Profeß abgelegt (Nr. 97–184). 102 Mönche (Nr. 83–184) teilen sich also zwischen 800 und 824 annähernd im Verhältnis 1:6 (14:88) und rücken damit den wahrscheinlichen Zeitpunkt für die Anlage des Profeßbuchs in die ersten Jahre des 9. Jahrhunderts. Des weiteren bleibt festzustellen, wann ein Mönch von den 88 denn erstmals bezeugt ist. Fündig wird man bei Mano (Nr. 108), der sicherlich für 806, aber wahrscheinlich schon für 803 als Urkundenschreiber auftritt. Demnach wurde das Sankt Galler Profeßbuch zwischen 800 und 806, vielleicht 803 oder kurz zuvor angelegt. § 71 Den monastischen Hintergrund dieses Neubeginns bilden wohl die Beratungen der Synode von Aachen im Oktober 802. Ihre Beschlüsse sind nicht überliefert, doch berichten die Lorscher Annalen von getrennten Sitzungen der Bischöfe und Weltkleriker, der Herzöge und Grafen sowie der Äbte und Mönche: Similiter in ipso Synodo congregavit universos abbates et monachos qui ibi aderant, et ipsi inter se conventum faciebant, et legerunt regulam sancti patris Benedicti, et eum tradiderunt sapientes in conspectu abbatum et monachorum; et tunc iussio eius generaliter super omnes episcopos, abbates, presbyteros, diaconos seu universo clero facta est, ut unusquisque in loco suo [...] quicquid in clero aut in populo de culpis aut de negligentiis apparuerit, iuxta canonum auctoritate emendassent; et quicquid in monasteriis seu in monachis contra regulam sancti Benedicti emendare fecissent116. In den Capitula ad lectionum canonum et regulae S. Benedicti pertinentia sind uns ein Teil ihrer Beratungspunkte erhalten. Im Abschnitt, welcher hierbei der Tagesordnung der Äbte entspricht, spielt nun die Beratung über die Aufnahmeordnung der Benediktsregel (Kapitel 58–61) eine wichtige Rolle117. Bei der Nähe des Bischofs Egino, welcher damals gemeinsam mit Abt Werdo das Galluskloster leitete, zum karolingischen Hof118, darf man annehmen, daß die uns leider nicht mehr überlieferten Beschlüsse der Oktobersynode von 802 in Sankt Gallen sehr bald umgesetzt wurden. Ein eindrucksvolles Zeugnis hiervon ist das Profeßbuch, welches somit auf 802/3 datiert werden kann119. 116 Annales Laureshamenses ad. a. 802, hg. v. G. H. Pertz, MGH SS 1, S. 22–39, hier S. 39. 117 Si placet domno meo, legatur capitula VII., III., VI., VIII., LIX., et LXI. id est: ‘De generibus monachorum’ [=RB c. 1], ‘Qualis debeat esse abba’ [=RB c. 2], ‘De obedientia discipulorum’ [=RB c. 5], ‘De disciplina suscipienda novitiorum’ [=RB c. 58], ‘De filiis nobilium vel pauperum qui offeruntur’ [=RB c. 59], ‘De sacerdotibus qui voluerint in monasterio habitare’ [=RB c. 60] et ‘De clericis seu et de monachis peregrinis’ [=RB c. 61]; Capitularia regum Francorum Nr. 37 c. 23, hg. v. A. Boretius, MGH Capit. 1, S. 107–109, hier S. 108. Schon der Herausgeber vermutete einen Zusammenhang mit der Synode von 802. W. A. Eckhart konnte dieser Vermutung Gewissheit vermitteln, als er in der Kapitulariensammlung Ghaerbalds von Lüttich an diese Capitula anschließend die dort nicht überlieferten volksrechtlichen Materialien zur Beratung der Herzöge und Grafen fand; W. A. Eckhardt, Kapitulariensammlung, S. 21–24, 93–96; Ders., capitularia, S. 498–516. Vgl. auch J. Semmler, Reichsidee, S. 37f., 63–65; Ders., Beschlüsse, S. 22, 48f.; Ders., Mönche, S. 96f.; H. Lutterbach, S. 271; letzterer unterschätzt die monastische Bedeutung dieser Synode, wie sie aus den Lorscher Annalen ersichtlich ist. 118 Vgl. REC Nr. 67, 77, 85 u. 89. 119 Parallel kam es wahrscheinlich um 802 unter Abt Waldo zur Eintragung einer neuen Profeßformel in die Profeßliste der Reichenau; vgl. K. Beyerle, S. 1139; vgl. § 135. Nach Angaben K. Schmids kommt die unveröffentlichte Studie A. Zettlers (wie Anm. 11) zu dem Ergebnis, das St. Galler Profeßbuch sei als Konse-

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1.3.2 Fortführung und Lücken des Profeßbuches § 72 (Nr. 288–326) Zwischen p. XIV und p. XVII des Sankt Galler Profeßbuches fehlt in seiner ursprünglichen Anordnung ein Blatt, wie schon A. Schulte festgestellt hat120. Da die Urkunde von 895 (W 697) und der Eintrag im Liber vitae von Pfäfers von 868/69 den ganzen Konvent umfassen und nach dem Profeßalter der Mönche (in der Urkunde kommt auch noch der Weihegrad als Kriterium hinzu) geordnet sind, fällt es nicht schwer, das Fehlende in einem ersten Schritt zu ergänzen. Mit ihm kann man von den zu erwartenden fünfzig Mönchen (2 x 24–26 Zeilen) fünfundzwanzig in ihrer Abfolge zueinander bestimmen. Die Lücken, die der Tod jedoch schon bei Abfassung der Konventsliste für Pfäfers 868/69 gerissen hatte, lassen sich hiermit nicht mehr schliessen. Deshalb müssen die Eintragungen im Reichenauer Verbrüderungsbuch als Ersatz dienen. Wie jedoch ein Blick auf den vorhergehenden Abschnitt der Profeßfolge (Nr. 261–287) zeigt, sind die Eintragungen des Reichenauer Verbüderungsbuches zu diesem Abschnitt keineswegs vollständig. Immerhin finden sich dort in dem für unsere Rekonstruktion in Frage kommenden Abschnitt auf p. 11 col. C vierzehn weitere Namen (Nr. 301, 306– 318), von denen einer (Nr. 301) doppelt verzeichnet sein dürfte. Ihre Träger wären also vor der Entstehung der Pfäfersliste 868/69 verstorben. Bloß etwa zehn vor etwa 868/869 verstorbene Professen bleiben uns somit weiterhin namentlich unbekannt und können allenfalls aus ihrer Erwähnung in anderen Quellen hierher gestellt werden (Nr. 303a)121. § 73 Die Namen, welche uns aus dem Reichenauer Verbrüderungsbuch oder dem Nekrolog in Verbindung mit den Urkunden für diese Zeit bezeugt sind, setze ich in der Rekonstruktion der Profeßfolge (§ 126, als ungesichert kursiv ausgezeichnet) geschlossen vor die Stelle, von welcher an die Überlieferung des Reichenauer Verbrüderungsbuches ausweislich der Parallelüberlieferung von Pfäfers eine vollständige Profeßliste übermittelt (Nr. 319). § 74 (Nr. 375–428) Im Unterschied zum fehlenden Blatt zwischen den Seiten XIV und XVII der ursprünglichen Anordnung sind die Namen eines fehlenden Blattes zwischen den Seiten XVIII und XIX wesentlich leichter mit den erhaltenen Mönchslisten zu rekonstruieren. Den anzunehmenden fünfzig Professen (2 x 25 Zeilen) stehen schon beim ersten Schritt fünfzig durch die Parallelüberlieferung gesicherte Namen gegenüber. Diese Vollständigkeit der Rekonstruktion der Profeßfolge ist dadurch bedingt, daß zu den einzelnen Einträgen des Reichenauer Verbrüderungsbuches der Schlußteil der nach Profeßalter geordneten Liste einer Urkunde von 895 (W 397) tritt. Durch sie erweist sich für die letzten 45 Namen (Nr. 388–428) ein Eintrag im Reichenauer Liber vitae (p. 12 col. Ab, Bb [52b, 53b]) als vollständiger Ersatz. Dabei läßt sich erkennen, daß dieser

quenz der Verbrüderung mit der Reichenau im Jahre 800 entstanden; vgl. K. Schmid, Mönchtum, S. 132. Die Frage wird sein, wie dann die letzten 14 Namen der Anlagehand (Nr. 83–96) gedeutet werden, und ob es tatsächlich eine zwingende inhaltliche Verbindung von Aufnahmeordnung und Gedenkwesen gibt. 120 Wie Anm. 5. 121 In Frage kämen aufgrund ihrer Eintragsposition im Nekrolog insbesondere: Mönch Otker † I 5; Priestermönch Rathelm † II 15; Priestermönch Wolvarn † VIII 1; und Priestermönch Willipold † XII 15.

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Verbrüderungseintrag nach dem Profeßalter geordnet ist und einige Jahre früher entstanden sein muß122. Denn er bietet mit 56 Namen neun Namen mehr als die Urkunde während desselben Abschnitts der Profeßfolge (Nr. 388–444), Namen von Mönchen, die ?895 III 30 (W 397) schon verstorben waren. Entsprechend bietet die Liste der Urkunde über die Parallelüberlieferung zu dieser Liste hinaus am Ende noch 14 weitere Namen. § 75 Für die ersten fünf Namen unseres fehlenden Blattes tritt das Ende der sich auf den Seiten zuvor als zuverlässig erwiesenen Liste von p. 11 col. D (50) des Reichenauer Verbrüderungsbuches ein. Von allen Namen dieses Eintrags, der mit den letzten sechs Namen der vorhergehenden Spalte begann, ist lediglich der eines Hasawae (Nr. 375) nicht am Ende der erhaltenen p. XVIII des Profeßbuches aufgeführt. Da er dennoch als monachus in dem Nekrolog und der Liste aus dem Verbrüderungsbuch von Pfäfers erscheint, darf man ihn als ersten Eintrag des verlorenen Blattes annehmen123. § 76 (Nr. 461–473) Solange Profeßbuch und Urkunde parallel überliefert waren, ist die Profeßfolge gut bezeugt. Schwierig wird es ab p. XX des Profeßbuches. Dort endet die Parallelüberlieferung mit dem Entstehungszeitpunkt der Konventsliste in W 697, und im Profeßbuch werden vielfach Namen und Formel nicht mehr ausgeschrieben, sondern nur noch der Anfangsbuchstabe und ein Kreuz als (wohl autographes) Vollziehungszeichen ausgeführt. Zwar beabsichtigte man, den vollen Text nachzutragen, und hat dies später auch gelegentlich getan, doch haben sich dazwischen zahlreiche andere Namenseinträge geschoben. Als Parallelüberlieferung bietet sich für Nr. 461–473 noch der Eintrag von p. 11 col. D–X (50) aus dem Reichenauer Verbrüderungsbuch an, der sich jedoch schon im gesicherten Abschnitt zuvor als ungeordnet und wahrscheinlich auch unvollständig erwiesen hat124. So können von den nun benutzten Anfangsbuchstaben dieser Passage alle außer einem aufgelöst werden. § 77 (Nr. 474–511) Für diesen Abschnitt und den Rest des Profeßbuches fehlt (soweit bekannt) eine parallele Listenüberlieferung. Dennoch kann davon ausgegangen werden, daß keine Lücken vorliegen, da alle Mönche der Überlieferung des beginnenden 10. Jahrhunderts zugeordnet werden können und die Abfolge mit den Angaben der Vita S. Wiboradae Ekkeharts I. auf das beste zusammenstimmt. Letztere erweist sich als sehr zuverlässige Quelle. Die hier vorgelegte Ermittlung der Profeßfolge wird mit Kunibert (Nr. 511) um das Jahr 933 abgeschlossen, in welchem dieser zuerst (noch als Subdiakon) erwähnt wird und als Zeugen zuvor eingetretene Mönche. Da kein Mönch der weiteren Eintragsfolge in dieser Urkunde erwähnt wird und nach der Brandkatastrophe von 937 nur wenige Eintritte zu erwarten sind, kann diese Frühstdatierung als zuverlässig und treffend gelten und ist damit geeignet, die Rekonstruktion zu beschließen. Abgesehen von einem Namen (Nr. 474) können

122 Als zeitlicher Ansatz käme wegen der »Frühstbezeugung« zu Nr. 448 das Jahr 885 in Frage. 123 Im Liber viventium Fabariensis sind außer dem Namen Hasiwin am Ende noch folgende drei Namen als Mönche gekennzeichnet: Starcholf, Kisilbret vgl. Nr. 396, Erline. Da von diesen Namen keiner als Mönch anderweitig nachweisbar ist, kann man nicht ausschließen, daß es sich hier um einen »Irrtum« der Eintragshand dieser Liste handelt, welche alle aus dem Galluskloster mitgeteilten Namen als Mönchsnamen auffasste, obwohl an deren Ende vielleicht einige Schüler oder Petenten aufgeführt waren. 124 Vgl. § 94.

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wie schon im vorherigen Abschnitt die lediglich mit Anfangsbuchstaben angeführten Professen auch in diesem letzten Abschnitt identifiziert werden. § 78 Hier endet unsere Ermittlung, denn von nun an wird die Bezeugung so gering, daß kaum Aussagen über die Abfolge der Namen hinaus möglich sind. Und auch die Abfolge der Eintragungen ist bald nicht mehr gesichert. Die erste Spalte der p. 21 verzeichnet noch die Namen der Professen zwischen ca. 933 (Chunibert, vgl. W 792) und ca. 947/48 (Pernhart, vgl. W 797) und die zweite Spalte dürfte sich anschließen (Liutolt, vgl. W 804). § 79 Der gesamte Lagenaufbau läßt sich nicht mit völliger Sicherheit rekonstruieren. So werden in der bisherigen Literatur drei verschiedene Rekonstruktionen angeboten125. Offenkundig ist, daß die Seiten I–XII einen geschlossenen Ternio bilden, der liniiert die Anlage des Profeßbuches enthält. Ihm folgt unmittelbar ein Einzelblatt (p. XIII/XIV), welches mit gleicher Linierung wohl zur ersten Lage gehörte und diese zum Quaternio vervollständigte. Das fehlende Gegenblatt dürfte als Schmutz- oder Vorsatzblatt zu Beginn der Lage gedient haben. Bevor nun ein weiteres Doppelblatt (p. XVII–XX) folgt, ist ein Blatt ausgefallen126, doch auch innerhalb und anschließend an das Doppelblatt fehlen jeweils ein Einzelblatt. Das Doppelblatt ist also wahrscheinlich der Rest eines um ein innenliegendes Einzelblatt127 erweiterten Binios. Diesem schließt sich wiederum ein Binio an (p. XV–XVI/XXI–XXII). Ob dahinter Blätter fehlen, bleibt unbestimmt, jedenfalls schloß die Handschrift mit dem verbleibenden Blatt XXIII/XXIV, das eine dreigliedrige Profeßformel enthält, welche später um et presente abbate erweitert wurde (vgl. §§ 136f.). Die Gegenseite ist – wie für ein Schlußblatt üblich – leer128. Sollten die Verluste nach p. XXII allenfalls ein oder zwei Einzelblätter umfaßt haben, so wäre das Profeßbuch schätzungsweise 250 Jahre von 803 an geführt worden129. 125 A. Schulte, Gelübdebuch, S. 764; I. Herwegen, Geschichte, S. 34; P. M. Krieg, in: Codex promissionum, S. 19. 126 In dem Bestreben, aus allen Einzelblättern Doppelblätter zu rekonstruieren und diese zu gleichmäßigen Lagen zu ordnen, welches den in der vorigen Anmerkung genannten Versuchen eigen ist, nahmen alle ohne nähere Begründung an dieser Stelle ein fehlendes Gegenblatt zu p. XIII/XIV an. Nicht alle hier ausgefallenen Namen lassen sich ergänzen, doch dürfte die Fehlstelle, wie die Parallelüberlieferung durch die Konventslisten aus dem Liber viventium Fabariensis (FAB) und der Urkunde von 895 (W 697) zeigt, keinesfalls umfangreicher gewesen sein (vgl. Nr. 288–318; §§ 72f., 89–91). 127 So vermuteten schon A. Schulte, Gelübdebuch, S. 764 und I. Herwegen, Geschichte, S. 34, Anm. 6. Hier lassen sich nahezu alle fehlenden Namen aus der Parallelüberlieferung der Konventsliste in der Urkunde von 895 (W 697) und den Namenslisten des Reichenauer Verbrüderungsbuches (AUG) ergänzen (vgl. Nr. 382–428). 128 Gegen eine Datierung der ungelenken Eintragung der Profeßformel auf den Beginn des 9. Jahrhunderts (P. Krieg, in: Codex promissionum, S. 28) spricht die verwendete dreigliedrige Formel, welche im Profeßbuch erstmals bei Nr. 251 um 837 auftaucht (vgl. §§ 136f.), sowie die ausgeprägt schräge Federhaltung, welche frühestens in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts zu erwarten ist. 129 Rund 110 mit Vollziehungskreuzen oder Profeßformeln versehene Namen finden sich nach der ersten Spalte von p. XXI, d. h. nach ca. 947/48 (vgl. Pernhart W 797) auf den restlichen Seiten und zwischen den Zeilen älterer Teile. Da die Eintrittsrate zuvor auf nahezu einen Mönch im Jahr abgesunken ist, käme man überschlagsweise auf die Mitte des 11. Jahrhunderts. Vielleicht kam es damals zu einer Änderung der Profeßordnung und damit verbunden zur Ablösung des Profeßbuches unter Abt Norbert (1034– 1072), welcher bekanntlich auch die Tracht änderte; vgl. K. Hallinger, Gorze 1, S. 608–610. D. Geuenich

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§ 80 Insgesamt war das Profeßbuch unregelmäßig aufgebaut, wie es für eine wachsende Gebrauchshandschrift – wie etwa auch das Kapitelbuch – typisch ist. Es wurden Doppelund Einzelblätter zur Ergänzung benutzt, von denen die letzteren wegen ihrer mangelhaften Heftbarkeit besonders verlustgefährdet sind. Die ursprüngliche Reihenfolge der Seiten unter Berücksichtigung der fehlenden Einzelblätter (E) lautet also: p. I–XIV, E, p. XVII–XVIII, E, p. XIX–XX, XV–XVI, XXI–XXII, ?, p. XXIII–XXIV. E

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1.3.3 Datierung und Charakter der Hauptliste der Mönche von Sankt Gallen im Reichenauer Verbrüderungsbuch § 81 Das Reichenauer Verbrüderungsbuch entstand in den Jahren 823/24, als im Zusammenhang mit den Katastrophen jener Jahre Abt Heito 823 resignierte und der Mönch Wetti in einer Vision kurz vor seinem Tod am 4. November 824 die Aufforderung zum Gebetsgedenken für die Verstorbenen erhielt. Altabt Heito machte sich dieses Anliegen zu eigen und gab der Vision ihre erste literarische Form. Diese Vision scheint zur Intensivierung des Memorialwesens in dem Inselkloster beigetragen zu haben. Als Letztverstorbener ist Wetti wahrscheinlich noch von der Anlagehand unter die Nomina defunctorum fratrum insolanensium des Verbrüderungsbuches aufgenommen worden130. § 82 Ein Verbrüderungsbuch, für das eine durch jahrelange Nachträge sicherlich recht ungeordnet gewordene Vorlage bearbeitet und neue Listen beschafft werden mußten, ein so umfangreiches Werk hat sicherlich etliche Monate bis zu seiner Fertigstellung benötigt. Wie man bei Anlage der Hauptliste der Sankt Galler Mönche vorgegangen ist, haben wir oben bei dem Vergleich mit dem Anlageteil des Sankt Galler Profeßbuches schon ausgeführt. § 83 (Nr. 1–184) In die oben (§§ 58–69) herausgearbeiteten Teile, aus welchen sich der Anlagebestand der Hauptliste zusammensetzte, haben sich wohl mit der Zeit zahlreiche weitere Namen eingeschlichen, indem sie als spätere Zusätze wahrscheinlich willkürlich auf die Ränder und freigebliebenen Zwischenräume des ursprünglich dem Galluskloster vorbehaltenen Raumes gesetzt worden sind. Doch welcher Zeitpunkt läßt sich für die Neuanlage der Listen der Brüder aus dem Nachbarkloster bestimmen ? Von wann stammen diese 166 Sankt Galler Namen der Hauptliste, welche die Anlagehand auf dem (Personennamen, S. 23) vermutet, daß die letzten Namen des Profeßbuches »vermutlich der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts entstammen«. 130 Vgl. Anm. 98.

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ersten Platz hinter dem eigenen Konvent als wohl besonders eng verbunden verzeichnete ? Aus der Hauptliste selbst können wir nur ermitteln, daß sie einen Stand zwischen 817 und 826 wiedergibt131. Die früheste Bezeugung eines nicht mehr durch die Anlagehand verzeichneten Sankt Galler Mönches (Heidini, Nr. 198) stammt jedoch vom 6. November 824. § 84 Geht man davon aus, daß die Hauptliste des offenbar eng verbundenen Sankt Galler Konvents mit einem aktuellen Stand in das neue Reichenauer Verbrüderungsbuch eingetragen wurde, so müßte diese Zusammenstellung jedoch schon etliche Zeit vor dem 6. November 824 und damit vor der Vision und dem Tod Wettis entstanden sein, denn schließlich erscheint Heidini (Nr. 198) erst 14 Stellen später im Profeßbuch, und bei diesem Datum handelt es sich lediglich um seine erste datierte Bezeugung. Doch läßt sich der Befund anders leichter erklären: Eine Aktualisierung der Hauptliste der Sankt Galler Mönche fand nicht in dem Sinne statt, daß man den Nomina defunctorum fratrum eine aktuelle Konventsliste unter Abt Gozbert beigegeben hätte (welcher allerdings dennoch an der Spitze erscheint). Stattdessen griff man auf die Konventsliste der Verbrüderung des Jahres 800 zurück und trug sie zusammen mit einigen Nachträgen – auch solchen fremder Natur – als Hauptliste in das neue Verbrüderungsbuch ein, ohne dabei eine tatsächliche Aktualität im Sinne einer Liste des derzeitigen Konvents zu erreichen132.

1.3.4 Nachträge zur Hauptliste der Sankt Galler Mönche im Reichenauer Verbrüderungsbuch § 85 Nachdem das Reichenauer Verbrüderungsbuch 823/24 für Sankt Gallen mit einem Grundstock aus dem Jahre 800 und Ergänzungen bis zum Stand zwischen 816 und 824 angelegt worden war, folgten während des gesamten 9. Jahrhunderts Nachträge, so daß die meisten Sankt Galler Professen der Zeit Aufnahme in das Reichenauer Verbrüderungsbuch fanden. Viele dieser Nachträge enthalten so wenige Namen, daß sie kaum näher zu charakterisieren sind. Im folgenden gehe ich deshalb lediglich auf die umfangreicheren Abschnitte ein. § 86 (Nr. 186–203) Der erste Nachtrag diente wohl dazu, den bei Anlage des Verbrüderungsbuches nicht erreichten aktuellen Stand zu erlangen133. Von ihm läßt sich sagen, daß er vor 827 aufgenommen wurde, denn der für dieses Jahr bezeugte Huozo (Nr. 213) ist in ihm nicht mehr berücksichtigt. Die im entsprechenden Abschnitt des Profeßbuches nicht durch die Parallelüberlieferung des ersten Reichenauer Nachtrags

131 Gozbert Nr. 174 ist nach 816 V 3//31 (W 221) eingetreten, und Heribold Nr. 181 ist seit ?826 III 22 (W 298) schon Diakon. 132 Die einzelnen Nachträge sind kaum zu ermitteln, da sie weitgehend nach dem Profeßalter geordnet sind und nur wenig Doppelungen enthalten (vgl. AUG 10 C4–5 mit D2–3 und unsere Rekonstruktion Nr. 147–152). 133 Auch die Liste des eigenen Konvents wurde im Reichenauer Verbrüderungsbuch erst nachgetragen; vgl. K. Schmid, Wege, S. LXXV.

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bezeugten Mönche waren vielleicht vor der Zusammenstellung dieser Liste schon verstorben. Auffallender ist hingegen eine Anzahl kaum zu deutender Namen, welche keine Entsprechung in der Profeßfolge haben134. § 87 (Nr. 204–210) Die nächsten Eintragungen des Profeßbuches finden ihre Entsprechung in einem Reichenauer Nachtrag, welcher außer den einzelnen Namen auch noch die Weihegrade angibt. Wohl gleichzeitig wurden auch zu einigen schon zuvor verzeichneten Namen die Weihegrade nachgetragen (Nr. 174, 189, 190). Da hierbei Cozbert (Nr. 174) schon als Diakon angeführt ist, ergibt sich, daß diese Liste nach 825 I 15 (W 288) entstanden sein muß. Als Terminus ante findet sich gleichfalls die Erstbezeugung des in diesem Nachtrag nicht mehr aufgeführten Huozo (Nr. 213) zu 827. Das Nachtragen von Weihegraden zu bereits Verzeichneten ist erklärlich durch die Ergänzung anhand einer umfangreicheren Liste, vielleicht einer Konventsliste, deren Überschuß als Nachtrag in das Verbrüderungsbuch aufgenommen wurde. Wenn man nicht zur Übermittlung der Namen auf die Profeßliste zurückgriff, was jedoch ein Aufführen der Namen in der entsprechenden Reihenfolge voraussetzt, war ein anderes Vorgehen wohl kaum möglich; es sei denn, man hätte in Sankt Gallen Buch geführt, welche Professen man der Reichenau schon mitgeteilt hatte. Wie wenig systematisch zu dieser Zeit Listenführung und -tausch noch erfolgten, zeigen sowohl der überschüssige Name in diesem zweiten Nachtrag, der im entsprechenden Abschnitt im Profeßbuch nicht zu finden ist135, wie auch der einzeln nachgetragene und im Profeßbuch nicht zuzuordnende Heimo. § 88 (Nr. 211–234) Auch der nächste größere Nachtrag im Liber vitae der Reichenau zeigt noch dieses Bild: die Reihenfolge der Mönche entspricht nicht der Profeßfolge, ist weder nach den Weihegraden geordnet, noch ist die Auflistung vollständig. Doch ist die Liste durch die beigefügten Weihegrade leicht zu datieren. Sie muß vor dem 3. April 832 entstanden sein, weil zu jenem Zeitpunkt Engilger (Nr. 233) schon Priester ist. § 89 (Nr. 217–261) Auffallend ist jedoch, daß zahlreiche dort verzeichnete Mönche auch im nächsten Nachtrag erscheinen, der nun ziemlich zuverlässig nach dem Profeßzeitpunkt geordnet ist. Diese Ergänzung spiegelt einen Stand von kurz vor 838, zu welchem Datum der hier nicht mehr berücksichtigte Mönch Pato (Nr. 266) in das Steinachkloster eintrat. § 90 (Nr. 262–301) Bei diesem eigentlich einzig praktikablen Versuch, die Verzeichnung der Verbrüderten aus dem Nachbarkloster auf dem laufenden zu halten, blieb man jedoch nicht. In der Folge lösen sich bis Anfang der 850er Jahre fünf kleinere Einträge ab, und die meisten Sankt Galler Professen werden nicht mehr im Reichenauer Verbrüderungsbuch verzeichnet. § 91 (Nr. 285–346) Diese Nachlässigkeit versuchte man erst zu Beginn der 860er Jahre wieder auszubessern, indem man eine große Anzahl von Namen nachtrug und damit die 134 AUG p. 11A2–4 (col. 47) Sigihelm (14), Werin (15), Cotapret (16), Pertrich (27), Cotesdegan (29); da Pertrich und Cotesdegan ansonsten nicht als Namen St. Galler Mönche bezeugt sind, wurde auf eine Eingliederung in die rekonstruierte Profeßfolge verzichtet. 135 AUG p. 11A5 (col. 47) Fridapreth diaconus (41).

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letzten Nachträge vervollständigte136. Wie umfassend die dabei benutzte Liste bzw. ihr Niederschlag im Reichenauer Verüderungsbuch war, läßt sich nicht beurteilen, da für einen großen Teil die Parallelüberlieferung im Profeßbuch ausgefallen ist (Nr. 288–326). Von den hier zu erwartenden fünfzig Professen lassen sich immerhin im Zusammenspiel mit den anderen Listen, aber vor allem mit Hilfe des Verbrüderungsbuches der Reichenau, 38 Namen bestimmen137. Für den verbleibenden Abschnitt (Nr. 327–346) ist diese Liste jedoch vollständig und nach dem Profeßalter der Mönche geordnet138. § 92 (Nr. 347–381) Dasselbe gilt für den sich anschließenden Nachtrag, eine vollständige, nach Profeßalter geordnete Liste, welche zu Beginn der 870er Jahre nach Reichenau übermittelt wurde139. § 93 (Nr. 388–444) Als nächstes übermittelte man eine derartige Liste erst wieder Mitte der 80er Jahre140. Abgesehen von zwei Professen (Nr. 435 und 436) ist auch sie vollständig, schließt sich jedoch nicht unmittelbar an die vorhergehende Liste an, sondern wurde auf der ursprünglich den Sankt Galler defuncti vorbehaltenen Seite nachgetragen. § 94 (Nr. 382–476) Dieser atypische Ort verursachte für den letzten Nachtrag141 einen Irrtum. Denn damals übersah man die auf der defuncti-Seite vorhandene Liste und schloß direkt an die zuvor am richtigen Ort stehende Liste vom Beginn der 870er Jahre an. Deshalb sind mit dieser Liste zahlreiche Sankt Galler Mönche im Reichenauer Verbrüderungsbuch doppelt verzeichnet. Bei der überlieferten Liste handelte es sich jedoch nicht um eine Profeßliste, sondern wie zu Beginn der Übermittlung von Listen für die Nachträge um eine grob nach dem Profeßalter geordnete Konventsliste. Die ältesten Mitbrüder hat man, da schon in der Liste vom Anfang der 870er Jahre übermittelt, nicht mehr in das Verbrüderungsbuch übernommen142. Diese Liste ist gut datierbar, obwohl eine Folgeliste nicht erhalten ist, auch wenn eine solche aufgrund der Erneuerung der Verbrüderung von 945 spätestens damals vorgelegen haben dürfte143. Denn am Ende der Liste finden sich unter anderen zwei Mönche, für deren Klostereintritt Schenkungsurkunden vorhanden sind: für Pero (Nr. 464) von 897 und für Owo (Nr. 470) von 898. Daran schließen sich noch zwei Namen an, sodaß wir diese Liste auf kurz nach 898 datie136 Als sicherer Anhaltspunkt für die Datierung kann nur dienen, daß der im folgenden Abschnitt verzeichnete Liuto (Nr. 368) erstmals für 865 IV 9 (W 555) bezeugt ist. Die letzte Frühstbezeugung innerhalb der Liste für Amalbert (Nr. 338) von ?860 XI 11 (W 478) gibt nur einen ungefähren Anhaltspunkt. 137 Vgl. § 72. 138 Der einzige Name, welcher keine Entsprechung im Profeßbuch hat ist der Einzelnachtrag Rihpret AUG p. 11C4 (49,38b). 139 Lantpret (Nr. 382), welcher nicht mehr in diese Liste aufgenommen wurde, ist erstmals für ?873 IV 30 (W 571) bezeugt. 140 Der erst in der folgenden Liste bezeugte Waldram (Nr. 448) ist erstmals 885/886 V 1 (W 652) bezeugt. 141 P. Piper (Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, MGH Lib. conf. 1, col. 87, 90) vermutete in dem Nachtrag AUG p. 22A+C eine Konventsliste unter Gegenabt Anno (Nr. 501, 953–954), doch handelt es sich wohl um eine Liste des Reichenauer Konvents, vgl. F. Beyerle, S. 382–399. 142 Deshalb fehlt beispielsweise der spätere Abt Hartmann (Nr. 366). 143 Confraternitatum syngraphae Nr. 10 (11), hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 140f.; hg. v. E. Dümmler, MVG 11, S. 22f.

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ren können. Stammt diese Liste von 898/99, so kann sie nicht vollständig sein: Zum einen sind gegenüber der Liste von 895 (W 697) mehr Mönche nicht mehr erwähnt, als bei einer normalen Entwicklung als verstorben gelten könnten144, zum anderen finden sich für zahlreiche nicht erwähnte Mönche noch spätere Erwähnungen: so Theganhart (Nr. 437) zu 909, Thioto (Nr. 444) und Walto (Nr. 456) zu 912 sowie Cozzolt (Nr. 410) zu 913 und Sigibert (Nr. 466) zu 914. Unabhängig hiervon dürfte der erste Teil dieser Liste nicht überliefert sein, setzt sie doch – obwohl nur drei oder vier Jahre nach 895 (W 697) entstanden – erst vierzig Jahre später (Nr. 382) ein als W 697 (Nr. 235). Deshalb ist für die vor 870 eingetretenen Mönche keine Aussage zu 898/99 möglich und für die jüngeren nur, daß sie, soweit erwähnt, 898 noch am Leben gewesen sind, aber nicht, daß die nicht mehr Erwähnten nicht mehr am Leben gewesen wären. § 95 Vielleicht ließe sich eine solche Teilliste mit einer Spaltung des Konvents erklären, von welcher sowohl die lange Vakanz (919–922) nach dem Tod Salomos III. als auch die Vorwürfe wegen des Einflusses Cozzolts (Nr. 410) auf Salomo III. und des dabei verschuldeten Verlustes von Pfäfers Zeugnis gegeben. Demnach läge hier ein Zeugnis der Gegner Salomos III. vor, zu welchen die späteren Äbte Engilbert II. (Nr. 407) und Thioto (Nr. 444) offenbar nicht gehörten, sehr wohl jedoch zahlreiche damalige Offiziale145 sowie unter den literarisch Tätigen Tuotilo (Nr. 385), Ratpert (Nr. 386), Waldram (Nr. 448) sowie der Lehrer Ulrichs von Augsburg Waning (Nr. 453). Man könnte nun über eine Verbindung zwischen dem Kampf um eine Erneuerung des alemannischen Herzogtums gegen die Königsgewalt und eine Spaltung des Konvents in einen königsfernen und einen königsfreundlichen Teil mit dem Kanzler Salomo III. an der Spitze spekulieren, doch dürften zahlreiche in dieser Liste geführte Offiziale und gerade die literarisch Tätigen Salomo durchaus nahegestanden haben (Nr. 448, 453).

1.3.5 Nachträge zu den Nomina defunctorum aus Sankt Gallen im Reichenauer Verbrüderungsbuch § 96 Bei Anlage des Reichenauer Verbrüderungsbuches war außer für den eigenen Konvent des Inselklosters nur für das benachbarte Galluskloster eine Unterscheidung der Nomina defunctorum von den Nomina viventium vorgesehen. Doch lediglich in den ersten zehn Jahren nach Anlage des Liber vitae wurden von vielfach wechselnden Händen die Namen verstorbener Sankt Galler Mönche nachgetragen. Durch die aufgrund einander linear folgender Eintragungen entstandene relative Chronologie ist es auch hier möglich – analog zum oben (§ 33) beschriebenen Verfahren zur Gewinnung von »Frühstbezeugungen« für die Profeß – durch spätere Datierungen vorhergehender Einträge »Letztbezeugungen des Lebens« der danach Eingetragenen zu gewinnen. 144 Nämlich 23 von den 63 seit 873 eingetretenen Mönche, welche 895 noch lebten. 145 Nr. 383, 385, 390, 395, 425, 441, 455, 468; insgesamt befinden sich unter den 40 Erwähnten 12 Mönche, welche in ihrer Biographie als Amtsträger bezeugt sind, hingegen unter den 23 Nichterwähnten 9 Mönche, welche in ihrer Biographie als Amtsträger erwähnt sind.

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§ 97 Berücksichtigt werden für unsere Ermittlung der Profeßfolge die dreißig in einem Zusammenhang stehenden Namen auf p. 12C54 des Verbrüderungsbuches, welche sich an den Anlagebestand anschließen. Am unteren Ende der Kolumne schließen sich noch einige Namen an, doch scheinen sie nach dem Charakter der Schrift wesentlich später eingetragen zu sein. In der folgenden kleinen Aufstellung erscheinen in der ersten Kolumne die Letztbezeugungen des Lebens, in der zweiten die Namen, in der dritten die Nr. des entsprechenden Professen in der Übersicht zur ermittelten Profeßfolge (§ 126) und zum Schluß eine kleine Notiz zur Datierung, welche allerdings keine Daten vor Anlage des Reichenauer Verbrüderungsbuches 823/24 berücksichtigt: 824

826

828

830 834

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Wolfboto3 Cotabreht4 Ruadbreht5 Immo6 Ruadpreth6b Valerius mon.7 Lanto8 Fridabret9 Wano10 Bernrih11 Engilger12 Kerbold13 Petrus14 Fucco15 Wolvolt16 Kaganhart17 Erkanbreht18 Warmunt19 Werin20 Hadarich21 Wolaram22 Gemmunt23 Chunipreth24 Hunolf25 Pusto26 Rihpreht27 Meginhart28 Heribold29 Artolf30 Willihelm31 Cundaro32

199 182 1 65 1 50 42

»Frühstbezeugung« der Profeß 824

kein Professe, doch vgl. AUG p. 11A47,41 47 28 33

kein Professe Letzterwähnung ?826 III 22 kein Professe

59 66 131 192 223 216 211 29 136 86 212 88 162 181 145 244 202

Letzterwähnung 824 XI 15 kein Professe, doch vgl. AUG p. 10D46,28 »Frühstbezeugung« der Profeß 828 »Frühstbezeugung« der Profeß 827 »Frühstbezeugung« der Profeß 824

»Frühstbezeugung« der Profeß 824 Letzterwähnung 830 II 27 Letzterwähnung 834 IV 8 »Frühstbezeugung« der Profeß 832 »Frühstbezeugung« der Profeß 824

1.3.6 Die Pflege der Verbrüderung mit Sankt Gallen auf der Reichenau § 98 Spätestens seit Abschluß des Verbüderungsvertrages zu Beginn des 9. Jahrhunderts bemühte sich der Konvent des Inselklosters um die Gebetsverbrüderung mit Sankt Gallen. Nicht nur, daß man der dortigen Gemeinschaft den größten Raum und den ersten Platz nach dem eigenen Konvent einräumte, nein, auch gemessen an der Anzahl der Nachträge scheint dieses Kloster von den Reichenauern bevorzugt worden zu sein. Wahrscheinlich beruhte dies Verhältnis auf Gegenseitigkeit, doch sind außer einer Liste des beginnenden 10. Jahrhunderts die meisten Listen Reichenauer Mönche aus Sankt Gallen mit den entsprechenden Blättern der beiden Sankt Galler Verbrüderungsbücher verlorengegangen146. Allerdings war die Intensität der Verbrüderung nicht gleichbleibend. § 99 Wie es zu einer Wiederbelebung im Zusammenhang mit der Vision Wettis und dem Geschehen der Jahre 823/24 kam, haben wir oben (§ 81) schon erwähnt. Danach hat man das Gedenken etwa zwei Jahrzehnte intensiv, aber wenig systematisch fortgeführt, bis es um die Jahrhundertmitte zum Erliegen kam, vom Beginn der sechziger bis zur Mitte der achtziger Jahre aber eine erneute Blüte erfuhr. Danach kam es 898/899 zur letzten erhaltenen Eintragung in das Verbrüderungsbuch des Inselklosters. Hiermit bricht die Überlieferung ab. Wahrscheinlich kam es anläßlich der Erneuerung des Vertrags von 800 im Jahre 945147 nochmals zum Austausch von Konventslisten, welche uns allerdings nicht mehr erhalten sind, doch könnte das wechselseitige Gedenken vielleicht auch andere Formen gefunden haben. Bei allen Vermutungen zur Fortentwicklung ist auf das Problem hinzuweisen, daß uns das Material nicht vollständig vorliegt, war doch für die Aufnahme der nomina defunctorum ursprünglich noch eine zweite Seite (p. 13) im Reichenauer Verbrüderungsbuch vorgesehen, welche uns nicht mehr überliefert ist. Da schon auf der erhaltenen Seite der Nomina defunctorum auch eine Lebenden-Liste Sankt Galler Mönche eingetragen ist, kann man solches auch für die verlorene zweite Seite vermuten.

1.3.7 Die Liste der Sankt Galler Mönche unter Abt Grimald im Liber viventium aus Pfäfers § 100 (Nr. 171–375) In dem in der Mitte der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts angelegten Liber viventium Fabariensis findet sich auf p. 38–40 nachgetragen eine Sankt Galler Mönchsliste mit Abt Grimald (841–872) an der Spitze148. Es handelt sich um ein 146 Im jüngeren Verbrüderungsbuch St. Gallens (Libri cobfraternitatis, hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, S. 99 col. 327f.) findet sich auf p. 76 [urspr. fol. 4r] eine Liste mit Namen Reichenauer Mönche aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts; vgl. K. Schmid, Wege, S. LXXV Anm. 125; Ders., Versuch, S. 89, 100–103, 153, 163 und 173–176. 147 Confraternitatum syngraphae, hg. v. P. Piper, c. 10b (11b), MGH Lib. conf. 1, S. 140f.; hg. v. E. Dümmler, MVG 11, S. 22f. 148 Liber viventium Fabariensis, hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf. 1, col. 20–34; D. Geuenich, Geschichte, hier bes. S. 236f.; A. v. Euw.

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Verzeichnis der Namen von 102 Mönchen von einer Hand. Vergleicht man die Abfolge der Namen mit derjenigen des Profeßbuches, so kann man leicht feststellen, daß es sich um eine nach dem Profeßzeitpunkt angelegte Konventsliste handelt, welche zwischenzeitlich Verstorbene nicht mehr berücksichtigt. Da von den jüngsten Professen dieser Liste Echo (Nr. 370) für 868 XII 20 (W 542) erstmals bezeugt ist, wohingegen als erster nicht mehr erwähnter Professe Hiltipret (Nr. 376) anläßlich seines Eintritts ?869 VI 3 (W 546) Sankt Gallen Güter schenkt, kann der Entstehungszeitraum dieser Liste auf 868 XII 20 – ?869 VI 3 eingeengt werden149. Dies stimmmt damit überein, daß der am 14. Februar 871 verstorbene Iso (Nr. 299) noch geführt wird. § 101 Probleme bereiten die letzten vier Namen der Liste im Liber vitae Fabariensis, da sie keine Entsprechung im Profeßbuch haben, welches für diesen Abschnitt infolge eines Blattverlustes ausfällt (nach Nr. 374). Von diesen vier Namen ist nur ein Name durch die Überlieferung der Reichenauer Verbrüderungslisten und seine Verzeichnung im Nekrolog gedeckt. Vielleicht handelt es sich bei den übrigen drei Namen um solche von Petenten, welche später die Profeß nicht abgelegt haben, oder um sonstige dem Kloster enger verbundene Personen, welche irrtümlicherweise hier das Attribut monachus erhielten150.

1.3.8 Die Konventsliste in der Urkunde vom 30. 3. 895 (W 697) § 102 (Nr. 235–469) Zur besonderen Sicherung der Selbstständigkeit des Klosters Sankt Alexander in Aadorf und der durch dasselbe übernommenen Memoria seiner Sippe verlangte Graf Ulrich anläßlich der Schenkung desselben an Sankt Gallen die Bezeugung seiner Bestimmungen durch den gesamten Konvent151. In ihr ist der ganze Konvent nach Weihegraden und innerhalb derselben nach Profeßzeitpunkt geordnet aufgeführt. Die Datierung der Urkunde, welche er sich hierüber erbat, ist in sich nicht ganz stimmig, da für das sich aus Wochen- und Monatstag ergebende Jahr 895, welches als Inkarnationsund Indiktionsjahr auch ausdrücklich angegeben ist, die Epochenjahre eines zu wenig zählen152. H. Wartmann datierte sie auf den 30. März 895. Diese Datierung wird bestätigt durch die Daten der als verstorben nicht mehr berücksichtigten Mönche sowie durch die Erstbezeugung damals noch nicht eingetretener Professen und zwischenzeitlich im Weihegrad aufgestiegener Mönche153. 149 Damit läßt sich auch die dort von derselben Hand verzeichnete Liste für das Kloster Schienen zeitlich besser einordnen; vgl. D. Geuenich, Geschichte, S. 236; K. Schmid, Gebetsverbrüderungen, S. 473f. und 480. 150 Liber viventium Fabariensis, p. 40 (col. 34,18–21): Staracholf mon., Kisilbret mon., Hasiwine mon. [Nr. 375], Erline mon. 151 W 697; ein Ausschnitt der Ausfertigung des Mönches Pald (Stiftsarchiv St. Gallen IV 416) ist abgebildet bei P. M. Krieg, in: Codex Promissionum, Taf. 35; zu den Hintergründen der Angelegenheit, welche eine Bezeugung durch den ganzen Konvent erforderlich erscheinen ließ, vgl. M. Borgolte, Gedenkstiftungen, S. 597–599. 152 Notavi diem dominicam, III kal. april., annum vero dominicae incarnationis DCCCXCV, indictionem XIII, annum autem regni domni Arnolfi clarissimi regis VII, Adalbertum comitem (W 697). 153 Zuletzt erwähnt ist der nicht mehr berücksichtigte Kerbret (Nr. 442) 892 VII 12 (W 686), erstmals bezeugt ist der noch nicht berücksichtigte Pero (Nr. 464) ?897 III 23 (W 709), und der als Subdiakon

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1.3.9 Zum Aufbau und Aussagewert der Übersicht zur ermittelten Profeßfolge des Sankt Galler Konvents 800–933 § 103 Die ermittelte Profeßfolge des Sankt Galler Konvents der Jahre 800 bis 933 (§ 126) darf als nahezu vollständig gelten. 511 namentlich bekannten Mönchen stehen lediglich etwa elf weitere Mönche gegenüber, die zwischen 850 und 869 (FAB) im Kloster lebten, aber durch die Konventslisten und das an dieser Stelle lückenhafte Profeßbuch (Nr. 288– 326) nicht bezeugt sind. Einige von ihnen können aufgrund ihrer Position im Nekrolog als vor 869 Verstorbene erschlossen werden (vgl. Anm. 121), doch hätte ihre Berücksichtigung eine wesentlich geringere Wahrscheinlichkeit als die anderen Angaben der Übersicht, da eine unsystematische Redaktion der Reihenfolge einiger Einträge im Nekrolog nicht auszuschließen ist. Da sie zudem urkundlich nicht erwähnt sind, wurde auf ihre Aufnahme verzichtet. Zu diesem Fehlbetrag von 2 % kommen vielleicht noch einige nicht in das Profeßbuch eingetragene Mönche, doch sind als solche nur drei zu sichern154. Weitere infrage kommende Personen, welche durch die Verbrüderungslisten aus Reichenau und Pfäfers bezeugt sind, können als Sankt Galler Mönche anderweitig nicht belegt werden. Mit Sicherheit dürfte jedoch der Prozentsatz der durch unsere Synopse nicht erfaßten Mönche deutlich unter 5 % liegen. § 104 Die Übersicht folgt der Anordnung des in der zweiten Spalte zitierten Codex promissionis (CP). Dies ist die Reihenfolge des Klostereintritts155, doch ist zu beachten, daß von den vor 800 eingetretenen Mönchen nur eine Lebendenliste des Konvents aus dem Jahr 800 zur Verfügung stand, welche nur mit größerer Wahrscheinlichkeit nach dem Profeßalter als nach Weihegrad und Profeßalter geordnet ist. Soweit die Ergänzung der Lücken des Profeßbuches nicht die gesicherte Profeßfolge wiedergibt, erscheinen die Angaben kursiv (Nr. 306–318, 375, 376). § 105 In der ersten Spalte erscheint das Datum der Erstbezeugungen einzelner Mönche, welches für die vor denselben Eingetretenen einen gesicherter terminus ante quem darstellt, auch wenn sie selbst erst später oder gar nicht weiter bezeugt sind. Ist ein solches Datum unterstrichen, so handelt es sich um das tatsächliche Eintrittsjahr, bezeugt durch eine Schenkungsurkunde anläßlich des Eintritts oder die Schlußposition einer datierten Liste. Bei den Untersuchungen zum Altersaufbau wurden alle Frühstbezeugungen mit dem Profeßzeitpunkt gleichgesetzt, doch dürften sie allenfalls fünf Jahre zu spät liegen156. geführte Engilbert (Nr. 407) ist 896 V 13 (W 703) schon als Diakon bezeugt. Deshalb kämen allenfalls die Jahre 893–896 in Betracht. Das einzige biographische Moment, was einem Ansatz für 895 widerspricht, ist die Nennung des hier noch als Mönch geführten Eskerich zu ?894 IX 11 als Subdiakon in W 696, einer gleichfalls nicht eindeutigen, aber kaum zu emendierenden Urkunde. 154 Nr. 28, 303b, 432, hinzu kämen vielleicht noch ein Lantpert von 816 IV 15, W 220 sowie zwischen 885 undd 894 noch Wolvarn († VIII 1). 155 Also sind wie in Corvey die Oblaten zum Zeitpunkt ihrer Oblation verzeichnet; vgl. K. Schmid, Liber, S. 32f., 39f.; zu St. Gallen vgl. §§ 141–144. 156 Es gibt nur ein Zeugnis, das die Differenz zwischen Klostereintritt und Frühstbezeugung zu erkennen gibt: Gozbert (Nr. 174) war 816 V 3//31 noch nicht eingetreten, erscheint jedoch als Subdiakon und Schreiber des Klosters schon 817 II 7.

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Sähe man von den Datierungen anhand der Schenkungsurkunden anläßlich des Klostereintritts sowie anhand der Schlußposition gut datierter Teillisten (Nr. 82, 96, 460) ab, so ergäben sich in 18 Fällen Verschiebungen um durchschnittlich 3,9 Jahre, doch berücksichtigt man lediglich die Fälle zwischen 800 und 898, welche hier für die statistische Auswertung eine zentrale Rolle spielen, so kommt man auf zwölf Fälle, welche durchschnittlich eine Verschiebung um 2,7 Jahre bedingen157.

1.3.10 Beispiele zur Unterscheidung vom Personen gleichen Namens mit Hilfe der ermittelten Profeßfolge (§ 126) § 106 Im folgenden werden einige Beispiele zur Unterscheidung von Professen gleichen Namens aufgrund ihrer Position in der Profeßfolge und ihrer Bezeugung in den anderen Listen gegeben. Beispiele, bei welchen darüberhinaus noch die Position der Eintragung am Todestag eine Rolle spielt, werden gesondert im nächsten Abschnitt aufgeführt.

157 Folgende Fälle kommen für eine solche Schätzung in Betracht (angegeben werden: Nr. in der Profeßfolge; Datierung aufgrund einer Schenkung anläßlich des Klostereintritts oder aufgrund des Entstehungsdatums einer nach Profeßalter geordneten datierten Liste, wobei der hier gemeinte die Schlußposition einnimmt; Nr. in der Profeßfolge desjenigen, bei welchem bei Wegfall dieser reelen Datierung die folgenden »Frühstbezeugungen« entsteht; deren Jahr und die sich ergebende Differenz in Jahren): Bezeugtes Eintrittsjahr Nr. Jahr

»Frühstbezeugung« Nr.

Jahr

19 39 51 82 96 174 231 266 274 290 293 376 394 460 464 470 483 498

24 47 51 96 127 174 234 270 290 293 299 382 394 464 470 483 486 510

773 786 798 803 809 817 832 839 850 851 852 873 878 897 898 906 907 933

769 778 790 800 803 816 829 838 840 850 851 869 876 895 897 898 906 926

Differenz in Jahren 4 8 8 3 6 1 3 1 10* 1 1 4 2 2 1 8 1 7

* Vielleicht sollte dieser Wert nicht in die Berechnungen einbezogen werden, da sich der große Betrag möglicherweise aufgrund des Blattverlustes nach Nr. 287 ergibt (etwa 11 fehlende Professen zwischen Nr. 288 und 326). Man erhielte dann bei Berücksichtigung aller anderen Beispiele eine durchschnittliche Verschiebung um 3,6 Jahre, bei der Berücksichtigung der Fälle zwischen 800 und 898, wo die Zeugnisdichte höher ist einen durchschnittlichen Differenzwert von 2,0 Jahren.

52

§ 107 In der Profeßfolge finden sich während des 9. Jahrhunderts drei Mönche Namens Winithar (Nr. 158, 369, 468). Der erste von ihnen ist kurz vor 814 eingetreten und lebte 868/69 (FAB) nicht mehr. Der zweite lebte, nachdem er um 865 eingetreten war, sicher noch 895 (W 697) und ist deshalb schwer zu trennen vom letzten, welcher 897/898 eingetreten ist. Für beide in Betracht kommt jedoch nur der Hospitarius 902/3, der hier dem früheren zugeschrieben wird, da es sich um ein typisches Altersamt handelt (vgl. §§ 306, 325). Die Nekrologeinträge sind nicht befriedigend zuordbar. § 108 Sechs Mönche mit Namen Waltheri (Nr. 26, 225, 256, 354, 390 und 411) sind kaum von einander zu trennen. Nachdem über den ersten nichts weiter bekannt ist, ist der zweite, um 828 eingetretene 868/69 (FAB) noch bezeugt, ebenso der dritte, welcher 837 eintrat. Beide sind also recht alt geworden und kommen als Amtsträger in Frage. Die Belege wurden hier dem zweiten zugeordnet, da er sicher ein Schreiber ist. Der dritte käme auch als Schreiber in Frage, doch setzen die Belege eines weiteren Schreibers erst 867 ein. Sie werden deshalb hier dem etwa 860 eingetretenen vierten Mönch zugeordnet, da eine Schreibtätigkeit eher für die ersten Klosterjahre typisch ist (vgl. §§ 269f.). Ob dieser vierte allerdings schon 867 Priester sein kann, wenn sich auf ihn die Oblation von 858 bezieht, erscheint fraglich. Der fünfte hingegen ist als Diakon und Schreiber für die Jahre 889 bis 904 zu sichern, da er nicht mit dem 895 (W 697) als Subdiakon bezeugten sechsten verwechselt werden kann. Welcher der beiden Letztgenannten allerdings mit den Amtsträgern des beginnenden 10. Jahrhunderts identifiziert werden kann, ist nicht auszumachen, es sei denn, man nimmt die Schreibtätigkeit des fünften als Argument für eine spätere Tätigkeit als Cellerar, Kämmerer und Sakristan. Im Nekrolog sind lediglich Eintragungen für Priester bzw. Priestermönche an wenig aussagekräftigen Positionen aufzufinden, weshalb keine weitere Unterscheidung möglich ist. § 109 Schon lange ein Problem ist die Frage, wie man zwei Urkundenschreiber namens Wolfcoz voneinander unterscheiden kann. Statt ihrer Unterscheidung anhand der Bezeichnungen als diaconus oder monachus158 wurde hier die Ungleichheit der Hände zum Kriterium. Demnach ist der um 813 eingetretene Mönch (Nr. 130) letztmals 828 belegbar, während sein um 838 eingetretener Namensvetter (Nr. 261) bis 879 in zahlreichen Klosterämtern bezeugt ist. Auf den ersten Blick könnte man natürlich die frühen Zeugnisse für den Amtsträger dem ersten Wolfcoz zuschreiben, dies jedoch allenfalls bis 868/69 (FAB). Dann hätte der zweite jedoch mit wesentlich geringerem Vorlauf das Amt des Dekans erreicht. Außerdem spricht dagegen, daß sich der Tätigkeitsbereich als Schreiber und als Außenpropst für den zweiten Namensträger deckt (vgl. § 346). § 110 Drei Mönche Namens Gozbert sind durch die Profeßfolge belegt (Nr. 51, 174, 440). Der jüngste ist erst um 885 eingetreten, als die beiden anderen schon lange nicht mehr lebten (FAB), und der erste wurde Abt, bevor sein Neffe in das Kloster eintrat, sodaß hier die Zuweisungen, abgesehen von den Nekrologeinträgen, eindeutig sind.

158

H. Wartmann zu W 228 und 383, auch A. Bruckner, in: SMH 2, S. 27 Anm. 61.

53

1.3.11 Beispiele zur Unterscheidung von Personen gleichen Namens mit Hilfe der ermittelten Profeßfolge (§ 126) und der Sterbedatenübersicht (§ 399) § 111 Um die Zuordnung einzelner Belege zu Profeßfolge und Nekrolog zu verdeutlichen, sind hier einige Beispiele gewählt worden, in welchen durch die Eintragsposition am Todestag Träger gleicher Namen unterschieden oder Sterbejahre näher bestimmt werden können. Diese Ergebnisse beanspruchen eine geringere Wahrscheinlichkeit, da eine spätere Überarbeitung der Abfolge der Einträge zu den einzelnen Tagen im Nekrolog zwar unwahrscheinlich ist, aber nicht ausgeschlossen werden kann (vgl. § 51). § 112 Aus der Reihenfolge der Einträge zum 16. März ergibt sich, daß Pernwig erst nach Wolfhari (Nr. 347) verstorben ist, also 887 noch am Leben gewesen sein muß. Somit kommt für ihn nur der Professe Nr. 324 und nicht Nr. 127 in Frage, und man weiß nun, daß dieser als Priester verstorben ist. Daß hier nur Wolfhari Nr. 347 gemeint sein kann, liegt daran, daß beide Pernwig vor 895 (W 697) verstorben sind, der letzte Wulfhari (Nr. 472) hingegen erst nach 898 Profeß ablegte und wohl mit dem medicus († XI 18) gleichzusetzen ist159. § 113 Zum 25. April findet sich an dritter Stelle Thruso (Nr. 293), ein Mönch ohne Namensvetter, der 868/69 (FAB) noch bezeugt, 895 (W 697) hingegen bereits verstorben ist. Durch das Nekrolog wissen wir, daß er als Priester verstorben ist. Unmittelbar vor ihm findet sich Thiothard (Nr. 209) verzeichnet, ebenfalls ohne Namensvetter, der gleichfalls vor 895 (W 697) gestorben ist, aber 883 V 6 noch einmal bezeugt ist. Deshalb kann der nach ihm verzeichnete Thruso ebenfalls frühestens 884 verstorben sein. Gleichfalls nur für einen Mönch ist der Name Isanbert (Nr. 76) überliefert, welcher der zuerst eingetragene sein dürfte. Isanbert war Dekan, weshalb von ihm angenommen wird, daß er – wie hier im Nekrolog angegeben – Priester war. § 114 Am 6. Juni wurde nach dem Graf Adalbert ein Priestermönch Reginbert eingetragen. Wer von den drei Namensträgern des Konvents gemeint war, wäre nicht zu klären, wenn mit Adalbert nicht der Graf im Thurgau zu identifizieren wäre, welcher nachweislich 911 starb160. Folglich kommt nur der Mönch Nr. 383 in Frage, welcher zuletzt 898 bezeugt ist (AUG). Die beiden anderen unterscheiden sich darin, daß der erste (Nr. 229) als Priester bezeugt ist und vor 868/69 (FAB) starb – somit mit dem weiteren Priester des Nekrologs am 6. Oktober identifiziert werden muß; der andere (Nr. 324) hingegen ist 868/69 (FAB) noch bezeugt und hat es, nach dem einzigen verbleibenden Nekrologeintrag auf diesen Namen zu schließen, nur zum Diakon gebracht († II 13). § 115 Für den 5. August sind fünf Namen eingetragen, wovon die letzten vier als Mönche identifizierbar sind. Der unter ihnen zunächst erwähnte Mönch Perethart ohne 159 Andere Möglichkeiten würden sich nur ergeben, wenn man unter Pernwig einen nach 947 (CP p. XXI Pernhart ist identisch mit dem Subdiakon in W 797 von 947) eingetretenen und vor 955 verstorbenen Mönch verstünde. Eine solche Annahme oder die Annahme eines konventsfremden ist natürlich in beinahe jedem Fall möglich, widerspräche aber oftmals wie auch hier der festgestellten weitgehenden Vollständigkeit der Nekrologführung zwischen 860 und 900 (vgl. Anm. 85), welche hier das Übergehen eines 857 eingetreten Mönches (Nr. 324) als ziemlich unwahrscheinlich erscheinen läßt. 160 M. Borgolte, Grafen, S. 29–32.

54

Namensvetter ist 860 (früh geschätzt) eingetreten (Nr. 364). Der zuletzt verzeichnete Priester Ruadi ist, gleich mit wem man ihn letztlich identifiziert (Nr. 255, 263 oder 289), jedenfalls vor 895 (W 697) gestorben. Damit ergibt sich, daß die beiden dazwischen eingetragenen Priester Heidin und Paldolt zwischen 860 und 895 verstorben sein müsssen. Von den beiden Paldolt (Nr. 177, 275) ist einer (Nr. 177) als Priester bezeugt, weshalb er hier gemeint sein dürfte, selbst wenn seine Profeß mindestens 43 Jahre zurückliegt. Heidin (Nr. 198) war ebenfalls zuvor schon als Priester bezeugt. Beide müssen also ein beträchtliches Alter erreicht haben. Welcher der drei Namensvettern mit dem hier angeführten Priester Ruadi identfiziert werden muß, ergibt sich daraus, daß die beiden ersten vor 868/869 (FAB) verstorben sind, und es unwahrscheinlich ist, das alle vier Mönche dieses Tages zwischen 860 und 869 verstorben sind. Außerdem kommt am ehesten der Jüngste als der Priester und Schreiber in Frage, da eine Schreibtätigkeit vor allem zu Beginn einer Klosterexistenz ausgeübt wird (vgl. §§ 269f.). § 116 Am 10. Oktober sind die beiden Priester Engilbert und Ruodhoh gestorben. Da es in unserem Zeitraum insgesamt elf Mönche namens Engilbert gibt, ist die Zuordnung nicht einfach. Von dem an 2. Stelle eingetragenen Ruodhoh wissen wir, daß er mit dem späteren Namensträger zu identifizieren ist (Nr. 189), da der frühere bereits vor 778 Profeß ablegte. Der hier gemeinte ist nach 868 (FAB), aber vor 895 (W 697) verstorben. 868/69 war er der fünftälteste Mönch. Vor ihm verstarb also ein Priester Engilbert. Da der Entstehungshorizont des Nekrologs in den 860er Jahren liegt, wird man vor allem die Professen, welche nach 830 eingetreten sind, in Betracht ziehen (Nr. 205, 232, 238, 350, 407, 415, 505). Von diesen kommen vornherein Nr. 350, 407 und 505 nicht in Frage, da sie 895 (W 697) und später noch als lebend bezeugt sind. Auch mit Nr. 415, welcher erst um 885 eintrat und vor 895 starb, wird man einen presbyter doctissimus kaum identifizieren wollen. Ein gelehrter Engilbert wird auch von Ermenrich um 850/55 erwähnt, weshalb man diesen wohl mit dem zwischen 851 und 870 tätigen Urkundenschreiber identifizieren sollte. Da Nr. 205 und 232 bereits vor 868/69 verstorben sind, kommt nur Nr. 238 in Betracht. Damit ergibt sich nun auch für Ruodhoh für die Letztbezeugung als Lebender das Jahr 870. Die anderen hier erwähnten Engilberte lassen sich nach folgenden Kriterien auf die verbleibenden Nekrologeinträge verteilen: Ein Priester und ein Diakon wurden im Sammelnachtrag zum Nekrolog des Csg 914 nachgetragen († I 2, † I 22), welcher nachweislich vor 875 entstand. Diese lassen sich mit den beiden vor 868/69 (FAB) verstorbenen Mönchen Nr. 205 und 232 in Verbindung bringen. Zwischen 868/69 (FAB) und 895 (W 697) verstarb neben dem bereits zugeordneten presbyter doctissimus (Nr. 238) nur der erst um 885 eingetretene Mönch Nr. 415. Allein für diesen kommt infolgedessen der am 1. August verstorbene Priestermönch in Frage, welcher vor dem gleichfalls vor 895 (W 697) verstorbenen Mönch Liuthard (Nr. 297) zu diesem Datum eingetragen wurde. Zwischen beiden findet sich ein dritter Mönch Wolvarn, welcher demnach zwischen 885 und 895 verstorben sein müßte, sich in der Profeßfolge jedoch nicht findet. Vielleicht handelt es sich um den Mönch eines anderen Klosters. Einer der verbleibenden Engilberte kommt als der 934 verstorbene Abt in Betracht. Dies wird eher der um 884 eingetretene Mönch Nr. 407, als der bereits um 860 eingetretene Mönch Nr. 350 sein. Für die verbleibenden Nr. 350 und 505 kommen der Priester † VIII 55

29 oder der Priestermönch † XII 22 in Frage. Insgesamt können so mit Hilfe des inneren Aufbaus des Nekrologs immerhin die sechs jüngeren Träger des Namens Engilbert aus einer Gruppe von insgesamt elf näher bestimmt werden, auch wenn manches an den Ergebnissen vage bleibt.

56

2. Übersicht über die Mönche von Sankt Gallen in der Reihenfolge ihrer Profeß 800–933

Vorbemerkung § 117 Die zugrundeliegenden Arbeitsschritte wurden in ihrer notwendigen Reihenfolge in den §§ 14–54 beschrieben, weshalb sich die Vorbemerkungen auf einige Hinweise zur Anlage beschränken. Der Haupttext bietet eine Synopse der Listenüberlieferung. In der ersten Spalte finden sich Hinweise zum Zeitpunkt der Profeß. Dabei bezeichnen unterstrichene Jahresangaben das tatsächliche Eintrittsjahr, wohingegen einfache Jahresangaben nur die »Frühstbezeugungen« (vgl. § 33) wiedergeben. § 118 Die zweite Spalte (Hauptspalte) ist dem Sankt Galler Profeßbuch (CP) vorbehalten. Profeßformeln, die von gleicher Hand in einem Zusammenhang geschrieben wurden, sind durch Klammern verbunden. Dies heißt nicht, daß die mit geklammerten Namen bezeichneten Personen auch gleichzeitig eingetreten sein müssen, da der Text, abgesehen vom Anfangsbuchstaben des Namens, häufig erst in unbestimmtem zeitlichen Abstand nachgetragen wurde (vgl. § 142). Die hochgestellten Ziffern hinter den Personenennamen der ersten Spalte bezeichnen die hier im Buch stets mit »Nr.« zitierte Position in der Profeßfolge und verweisen auf die damit verbundenen biographischen Angaben in der zugehörigen Fußnote. § 119 Die dritte Spalte gibt stets Belege aus dem Reichenauer Verbrüderungsbuch wieder (AUG); manchmal dient hierfür zusätzlich auch die vierte Spalte, welche ansonsten einer Sankt Galler Konventsliste von 868/69 im Liber viventium Fabariensis (FAB) vorbehalten ist. Die letzte Spalte enthält die vollständige Aufzählung des Konvents der in § 102 behandelten Urkunde des Jahres 895 (W 697). Zur Orientierung dienen fette Zwischenüberschriften, welche vielfach zugleich Brüche im Charakter der Listenüberlieferung bezeichnen. In den Zwischenüberschriften finden sich neben den Siglen (CP, AUG, FAB, W 697) in gleichem Schriftgrad die Seiten und Positionsangaben der neueren (Faksimile)ausgaben und in tiefgestellter Schrift die Spaltenzählung der älteren Ausgabe P. Pipers (MGH Lib. conf.). Auf die Angaben der älteren Ausgabe wurde deshalb nicht verzichtet, da ihre Namenszählung eine Beurteilung der Zuweisungen erleichtert. Sie finden sich deshalb als tiefgestellte Ziffern neben den Namen der dritten, vierten und fünften Spalte. § 120 In den Fußnoten werden stark formalisiert die Bruchstücke zu den Biographien der einzelnen Mönche zusammengetragen. Die Sekundärliteratur zu den bekannteren Mönchen wird nicht hier, sondern in der Darstellung bibliographisch nachgewiesen, hier beschränken sich die Angaben auf Quellen und Hinweise zur Handschrift der einzelnen. In der Regel sind die Fußnoten nach folgendem Muster aufgebaut: [Lemmatisierte Ansetzungsform], gleichnamige Mönche † vor 800. Erstbezeugung, Weihen; Ämter; Schreibtätigkeit; Todestag, Todeszeitraum; Verweisungen auf gleichnamige Mönche und auf Ausführungen zur Person in den darstellenden Teilen. Für den Zeitpunkt des 57

Eintritts ist stets die erste Spalte der Synopse zu konsultieren. Aufgeführt werden nie alle Belege, sondern jeweils nur der erste und letzte. Die Gestalt der Datumsangabe ist von der Datierung der Urkunde abhängig: 835 III 17 bezeichnet eine exakt datierte Urkunde vom 17. März 835; ?835 III 17 zeigt an, daß das Datum auf einer Emendation eines der Datierungselemente beruht; 835/41 III 17 bedeutet, daß die Datumsangaben für zwei bzw. 835//41 III 17 für mehrere Jahre stimmig sind, wobei nur das erste und letzte angegeben werden; 835–841 III 17 zeigt an, daß der Tag zwar weiterhin feststeht, das Jahr aber nur eingrenzbar ist. Die Elemente (/, //, –) werden analog auch für Monats- oder Tagesangaben benutzt. § 122 Die Urkunden werden nach ihrer Zählung im Urkundenbuch der Abtei Sankt Gallen von H. Wartmann zitiert (W), W 2a27 bezeichnet dabei das 27. Stück im Anhang des zweiten Bandes. Fette Urkundennummern (W 2a27) verweisen auf erst in dieser Arbeit genauer datierte Stücke oder auf bessere Lesungen einzelner Urkundenteile. Ausführungen hierzu finden sich im Anhang 8.4., ansonsten entstammen alle Angaben dem Urkundenbuch, soweit es nicht bereits früher korrigiert wurde1. § 123 Urkunden mit unterstrichenen Nummern stammen meines Erachtens von einer Hand, handelt es sich um eine fette Unterstreichung, so war der Schreiber außerdem mit Sicherheit Sankt Galler Mönch (vgl. §§ 35–39). Urkunden mit hochgestellten O sind durch Vorakte oder Handwechsel im Eschatokoll gesicherte Originale, mit hochgestelltem E ausdrücklich als exemplar bezeichnete Abschriften, Stücke mit hochgestelltem ? sind nach paläographischen Gesichtspunkten als spätere Kopien anzusehen. Finden sich zwei solche hochgestellte Symbole zu einer Nummer, so liegen mehrere Ausfertigungen oder Kopien einer Urkunde vor. Die Angaben folgen dabei den aufsteigenden Signaturen des Stiftsarchivs Sankt Gallen, der Fond »Bremen« und auswärtige Stücke werden dabei zuletzt aufgeführt. Um Schriftvergleiche zu ermöglichen, wurde das publizierte Material angegeben, soweit es sich nicht um Einzelabbildungen in entlegenerer Literatur handelt. § 124 Die Angabe der in Frage kommenden Todestage verweist zugleich auf die Übersicht zum Nekrolog (§ 399). Anhaltspunkte für das Todesjahr können aus der Letzterwähnung in Urkunden, der Nichtmehrerwähnung in datierbaren Listenabschnitten (FAB, AUG, W 697) sowie aus der Eintragsfolge im Nekrolog gewonnen werden. § 125 Aussagen zum Todestag und Todesjahr, welche aus der Nekrologtradition gewonnen wurden, besitzen nicht die Gewißheit wie Angaben, welche auf der Profeßfolge beruhen, da sich für das Nekrolog lediglich zwischen ca. 860 und 900 eine weitgehende Vollständigkeit und zu keiner Zeit eine Exklusivität der Verzeichnung nachweisen und sich eine Redaktion der Eintragsabfolge nicht ausschließen läßt.

1

58

Vgl. hierzu: M. Borgolte, Kommentar.

§ 126 Übersicht

761 (768)

CP p. IV378 Hruadbertus1 Autuinus2 Bertgoz3 Eghino4 Vincentius5 Adalrih6 Lupicinus7 Wanilo8 Waldhram9 Autoinus10 Atto11 Theotaroh12 Altman13 Hroadbertus14

AUG p. 10A43 Hruadbertus2

AUG p. 10B44 Otini1

Bertcoz3 Egino2 Vincentius6 Adalrih3 Lupicinus9 Wenilo6 Waldram10 Otini12 Atto7 Theotoroh11 Altman8 Hruadpertus9

1 [hroth/berht] Die ersten beiden Namensträger (vgl. Nr. 14) sind untereinander und von einem früheren (CP p. III) schwer zu trennen: Priester zuerst 760/2 VII 18 (W 36), zuletzt 798 V 11 (W 151) bzw. 784–811 (W 109). Nr. 1 und Nr. 14 sind sicher gemeint unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) nach der dortigen Position † nach 824. Vgl. Nr. 14, 186, 420, 507. 2 [aud/wini] Der Schreiber und Lektor von 761/2 (W 27, ChLA 1, Nr. 52; 33, ChLA 2, Nr. 164), derselbe als Schreiber und Priester 760–762 VIII 18 (W 36, ChLA 1, Nr. 55). Vgl. Nr. 10, 188, 303, 471. 3 [berht/gaut] Priester 785 IX 1 (W 102) und 785//808 II 6 (W 128), schrieb (W 102O, ChLA 2, Nr. 113) und vielleicht auch 760//3 VII 29 (W 31, ChLA 1, Nr. 58). 4 [agin] Priester 771/5 V 2 (W 63), bezeugt bis 798 V 11 (W 151), vielleicht auch bis 811, als Dekan zwischen 784 und 811 (W 109). Vgl. Nr. 416. 5 [Vincentius] Kaum zu entscheiden, inwieweit ein früherer (CP p. III) oder der hier gemeinte mit folgenden Belegen zu identifizieren ist: Mönch zuerst 775–779 IV 39 (W 80), dann ?782 XI 8 (W 98), ferner als Zeuge aus dem Kloster 798 V 11 (W 151) und 785//808 II 6 (W 128), Dekan 775//9 IV 30 (W 80) und ?779 XI 14 (W 91); Schreiber und Mönch ?782 XI 8 (W 98O, ChLA 1, Nr. 99). 6 [athal/rik] Priester frühestens seit 772 I 28, spätestens seit 776 I 28 (W 69), bis 798 V 11 (W 151); Schreiber zweier Urkunden (W 67, 69, ChLA 1, Nr. 79, 80). 7 [Lupicinus]. 8 [wan-l, wani-l] Ein früherer CP p. II. Unter Zeugen aus dem Kloster 785//808 II 6 (W 128), dieser vielleicht schon der hier gemeinte, welcher der Schreiber von ?802 X 22 (W 170O,O, ChLA 2, Nr. 153, 170). 9 [wald/hraban] Mönch 761 V 11 (W 29) bis zumindest 785 oder gar 811 (W 109, 128); Priester 798 V 11 (W 151); vielleicht Kämmerer ?779 XI 14 (W 91); seine späteren Belege kommen auch für Nr. 58 in Betracht. Vgl. Nr. 58, 448, 486. 10 [aud/wini] Vgl. Nr. 2, 188, 303, 471. 11 [ath] Wohl der Diakon und Schreiber von vier Urkunden zwischen 765//8 X 16 (W 50, ChLA 1, Nr. 65) und 769/770 VI 29 (W 56K), (W 54, ChLA 1, Nr. 69; 55, ChLA 1, Nr. 68). Vgl. Nr. 79. 12 [theud/hroth]. 13 [ald/man] Mönch 775//9 IV 30 (W 80); vielleicht Praepositus 778//81 III 29 (W 87) sowie Pförtner ?779 XI 14 (W 91); sonst als Mönch zwischen 784 und 811 (W 109). 14 [hroth/berht] Vgl. Nr. 1, 186, 420, 507.

59

769

773

Snagar15 Raginbald16 Zotan17 Urolf18 Scalcomannus19 Samuel20 Hroadolf21 Ratpoto22 Triucolfus23 Hadubertus24 Pualo25 Waltheri26 CP p. V379 Engilbertus27

Snagar13

28

Engilger15

Reginbald10 Urolf7 Scalcaman14 Samuhel4 Hrodolf8 Ratpot16

Puabo12 Waltheri17 AUG p. 10A43

AUG p. 10B44 Engilbertus5 Engilker11

15 [snagar]. 16 [ragin/balth] Vielleicht der Lektor und Schreiber von 786 I 15 (W 103O, ChLA 1, Nr. 108). Vgl. Nr. 226. 17 [Zotan] Vielleicht Cellerar 778/81 III 29 (W 87). 18 [ur/wulf]. 19 [skalk/man] Schenkung und Klostereintritt 769 III 15 (W 52). 20 [Samuel]. 21 [hroth/wulf] Ein früherer CP p. I, ein anderer Nr. 84. 22 [hroth/bod] Lediglich ein nicht näher bestimmter Schreiber ?810 VIII 19 (W 210O). 23 [Vielleicht *treww/wulf (vgl. E. Förstemann, Sp. 1398)]. 24 [hath/berht] Wahrscheinlich der Kleriker und Schreiber im Linz- und Argengau von 769//73 IX 5 (W 58K), dann als Presbyter und Schreiber 785//9 III 29 (W 106, ChLA 2, Nr. 111) sowie 797//801 (W 152E); ein anderer ist der Schenker von 815 VI 26 (W 215), daß dieser hier gemeint wäre (R. Sprandel, Kloster, S. 62f.), ist aufgrund seiner Profeß unwahrscheinlich. Vgl. Nr. 504. 25 [bob] Vgl. Nr. 148. 26 [wald/hari] Vgl. Nr. 225, 256, 354, 390, 411; § 108. 27 [angil/berht] Da sich im hier analysierten Teil der Profeßfolge elf Träger dieses Namens finden, ist eine Scheidung der einzelnen nicht immer möglich. Vor allem unter den klösterlichen Zeugen wird vielfach der Name Engilbert angeführt. Welchem oder welchen Professen die folgenden Belege im einzelnen zuzuordnen sind, kann nur vermutet werden. Mönch 800–812 (W 158), Priester 784–811 (W 109), Priester ?803 XII 11 (W 176), Priester 811–816 (W 217), Priester ?820 IV 16 (W 249), Priester ?827 II 24 (W 303), ohne Titel ?829 IV 20 (W 321), ohne Titel 831 VIII 18 (W 338); ein Engilbert behält sich 849//55 VI 2 (W 442) bei einer Schenkung das Eintrittsrecht vor; ferner lassen sich nicht zuordnen der Pförtner 828 VI 7 (W 316), der Praepositus 856 II 12 (W 446), und der Abt von 840/41 (W 383), welcher aus der Reihe der Mönche stammte (Ratpert, Casus c. 13 [7], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 33; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 67). Zuordbare Belege: hier der Diakon ?782 IV 21 (W 97), Priester zuerst wohl 787 VI 17 (W 113), sicher 788 II 26 (W 116), schrieb W 97 (ChLA 1, Nr. 98), 113?, 116O (ChLA 2, Nr. 118) und vielleicht 128 (ChLA 1, Nr. 102). Vgl. Nr. 52, 104, 143, 205, 232, 238, 350, 407, 415, 505; § 116. 28 [angil/gair] Da die ersten Belege vor dem anzunehmenden Profeßzeitpunkt von Nr. 233 einsetzen, ist an dieser Stelle mit AUG ein erster Engilger in der Profeßfolge anzunehmen: Bezeugt als Mönch zwischen 800 und 812 (W 158); Cellerar ?826 III 22 (W 298); unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 826. Vgl. Nr. 233, 394.

60

778

Gaemmunt29 Fruachanolf30 Haddo31 Tanco32 Gaerbald33 Otolf34 Hruadhoh35 Peugridi36 Suab37 Reginhart38 Lantbert39 Wolfheri40 Salucho41 Lando42 Hruadgaer43

Gemmunt13 Fruachanolf19 Haddo15 Tanco20 Gerbald16 Otolf18 Hruadhoh21

Hruadhoh14 Swab17

Reginhart22 Lantbert18 Salucho19 Lanto24 Hruadgaer20

29 [gin/mund] Nicht der monachus de Augia † VII 11; der hier gemeinte nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 828. 30 [frokan/wulf]. 31 [hath] Ein früherer CP p. II; der Schenker von ?819 IV 8 (W 242) hat von seinem Eintrittsrecht offenbar nicht Gebrauch gemacht; der hier gemeinte nicht belegt. Vgl. Nr. 102, 113, 134. 32 [thank] Glockengießer zur Zeit Karls des Großen (Notker, Gesta l. I c. 29, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 26, hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 39) sowie als Custos der Galluskirche vor 830 (Walahfrid, Vita S. Othmari c. 11, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 107, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 45); wahrscheinlich der durch einen frühen Nachtrag im Nekrolog des Csg 914 bezeugte Priester † XI 2. Vgl. Nr. 241, 321, 458. 33 [gair/balth] Nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 826. Vgl. Nr. 128. 34 [aud/wulf] Vgl. Nr. 334. 35 [hroth/hauh] Ein solcher schon unter den damals Verstorbenen CP p. III; für den hier gemeinten kein Beleg. Vgl. Nr. 189. 36 [Kaum zu deuten, vgl. E. Förstemann, Sp. 1195]. 37 [swab]. 38 [ragin/hard] Diakon 798 V 11 (W 151) und ?803 XII 11 (W 176); unter den Zeugen aus dem Kloster in W 304, 321, 324 und 332; Ämter: Praepositus ?820 II 17 (W 246) und ?829 XI 7 (W 327) sowie 830/1 VIII 18 (W 338); Dekan ?821 III 10 (W 268) bis ?828 V 27 (W 333), noch einmal 834 IV 8 (W 345); wahrscheinlich der Priester † IX 21. 39 [land/berht] Schenkung bei Klostereintritt 778 I 20 (W 82), Mönch 800–812 (W 158), vielleicht der Priester 786/9 XII 26 (W 110), 785//808 II 6 (W 128), schrieb W 110 (ChLA 2, Nr. 114). Vgl. Nr. 382, 463. 40 [wulf/hari] Vgl. Nr. 347, 472. 41 [sal-k] Später ein wohl fremder Schreiber 889 V 19 (W 669) und 898/9 VII 2 (W 715); hier wahrscheinlich der Mönch † VII 28, welcher übereinstimmend von der Anlagehand des Nekrologs Csg 914 angeführt wird. 42 [land] Ein Schreiber und Priester 799/802 XII 2 (W 159O, ChLA 2, Nr. 148); nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 824. 43 [hroth/gair] Priester zuerst 798 V 11 (W 151), wohl auch 811 IX 19 (W 207), vielleicht auch der unter den Zeugen aus dem Kloster genannte von ?828 V 29 (W 333) und ?829 IV 20 (W 321), die beiden letzten Belege vielleicht jedoch auch zum zweiten Namensträger. Vgl. Nr. 126, 396, 441.

61

786 788 790

Maginhoh44 Theotbertus45 Fridurih46 Wano47 Urso48 Mawo49 Valerius50 Gozbertus51 Engilbertus52 Witbertus53 Adalwalah54 Theotali55 CP VI380

Maginhoh25 Theotbert21 Fridurih26 Wano22 Urso27 Mawo28 Valerius24 Gozbert29 Engilbert25 Witbert30 Adalwalah26 Theotili31 AUG p. 10A43

AUG p. 10B44

44 [magin/hauh]. 45 [theud/berht] Kaum der Priester und Kanzler, der ?763//7 (W 46, ChLA 1, Nr. 64) schrieb und wahrscheinlich identisch ist mit dem Priester und Schreiber in derselben Region von ?787 VI 15 (W 112?). Vgl. Nr. 45, 373, 479, 480. 46 [frith/rik] Priester ?820 IV 16 (W 249 vgl. W 271, 321, 324), Dekan 817 II 7 (W 223), Sakristan ?828 V 29 (W 333). 47 [wan] Schenker und Schreiber ?786 VIII 13/X 17 (W 100, ChLA 1, Nr. 105 schrieb außerdem 149?, ChLA 2, Nr. 137, 171?); Priester zuerst ?797 X 30 (W 149); Dekan zunächst 811 IX 19 (W 207), dann ?820 II 17 (W 246) und ?820 IV 16 (W 249); Priester † I 21; nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) bald nach 824, sicher vor 870 (FAB); vgl. R. Rappmann, S. 382f. mit Überlegungen zum verwandtschaftlichen Hintergrund. § 48 [urs]. 49 [maw] Diakon zuerst 788 V 4 (W 117), zuletzt ?803 XII 11 (W 176), Priester ?827 II 24 (W 303, vgl. 333, 332); Dekan 798 V 11 (W 151), Kämmerer zuerst 817 II 7 (W 223), zuletzt ?821 X 1 (W 271); wohl auch der St. Galler Mönch in der Niederlassung Klausen (811–839, vielleicht nach 832 IV 3, W 2a15); schrieb W 117?, 131 (ChLA 2, Nr. 126), 132 (ChLA 2, Nr. 127), 133 (ChLA 2, Nr. 128), 135 (ChLA 2, Nr. 132), 141?, 143O (ChLA 2, Nr. 138), 146 (ChLA 2, Nr. 141), 153O (ChLA 2, Nr. 135), 155 (ChLA 2, Nr. 149) und 160 (ChLA 2, Nr. 152); wahrscheinlich † XII 25 im späten Sammelnachtrag des Csg 914 (vgl. § 46). 50 [Valerius] Als Zeuge aus dem Kloster 798 V 11 (W 151), ein zweiter Namensträger Nr. 153. Einer von ihnen bald nach 824 gestorben (nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG; vgl. § 96f.), der andere vielleicht der Priester † IX 15, doch stand auch ein gleichnamiger Priester vom Viktorsberg in enger Verbindung zum Galluskloster und behielt sich für sein Alter 896 VII 23 die Möglichkeit zum Klostereintritt vor (W 705). 51 [gaut/berht] Ein früherer CP p. II; Klostereintritt und Schenkung in ea ratione, ut in beneficio eorum circa me cura habeant ?790 I 24 (W 124); Diakon 798 V 11 (W 151), Priester 811 IX 19 (W 207); Dekan 811–816 (W 217), als Abt zuerst 816 IV 15 (W 221), zuletzt 834 VIII 13 (W 350), wahrscheinlich noch 837 V 17 (W 358); † IV 2 vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 174, 440; § 110. 52 [angil/berht] Vgl. Nr. 27, 104, 143, 205, 232, 238, 350, 407, 415, 505; § 116. 53 [wid/berht] Vgl. Nr. 115, 339, 356. 54 [athal/walh]. 55 [theud-l, theud-l-n].

62

798

Rihmundus56 Liutini57 Waldhram58 Fucco59 Adalhram60 Egilbald61 Adalhram62 Bertilo63 Piricho64 Immo65 Wolfolt66 Hacco67 Adalbertus68 CP VI380 Matheus69 Petilo70 Erlolf71

Rihmunt27 Liutini32 Waldram28 Fucco33 Adalhram29 Egilbald34 Perihtilo30 Piricho31 Immo36 Wolfolt32 Hacco37 Adalbert33 AUG p. 10Bf. 44f. Matheus38 Petilo34 Herrolf36

56 [rik/mund] Wahrscheinlich als Zeuge 829 VII 11 (W 334), Presbyter † II 11; vgl. R. Rappmann, S. 381 (die dort erwähnte St. Galler Konventsliste aus der Zeit Werdos ist mir zumindest als solche nicht bekannt). 57 [leud/wini] Ein früherer CP p. III, der hier gemeinte kaum der Recognoscent von 834 VII 26 (W 349), da es sich hierbei eher um eine andere Kurzform für Liutgis handelt, ein oder mehrere solche sind anschließend (W 360, 444, 423, 404, 413) als Recognoscenten tätig (vgl. Nr. 201); gleichfalls ein anderer ist vermutlich der Diakon † IX 22. 58 [wald/hraban] Vielleicht † XI 6, da früher Nachtrag in Csg 914. Vgl. Nr. 9, 448, 486. 59 [fuk] Vielleicht der Facco unter den Zeugen aus dem Kloster von ?820 IV 16 (W 249); nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 826. 60 [athal/hraban] Vgl. Nr. 62. 61 [agil/balth]. 62 [athal/hraban] Vgl. Nr. 60. 63 [berht-l] Als Priester zwischen 796//800 VII 30 (W 147) und 811 IX 19 (W 207); wahrscheinlich als Pförtner 798 V 11 (W 151) ferner zwischen 784 und 811 (W 109); Schreiber von W 147O (ChLA 2, Nr. 142) und W 154O (ChLA 2, Nr. 147). Vgl. Nr. 221, 481, 487. 64 [ber-k]. 65 [im] Priester ?803 XII 11 (W 176, auch W 109 und 158 unter dem Abbatiat Werdos); nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 824. 66 [wulf/wald] Kaum der Schreiber und Priester von 791 XI 15 (W 130, ChLA 2, Nr. 125); im folgenden schwer von Nr. 193 zu trennen: Mönch von 828 VI 7 (W 316); ein Namensträger nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † sicher nach 826. Vgl. Nr. 193, 340, 387. 67 [agi] Ein früherer CP p. I; der hier gemeinte wohl ohne Beleg. Vgl. Nr. 151, 253, 361, 370, 455. 68 [athal/berht] Vielleicht der Praepositus von 811 IX 18 (W 207). Vgl. Nr. 214, 439, 465, 498. 69 [Mathaeus]. 70 [bed-l] Wahrscheinlich identisch mit dem St. Galler Mönch Petto in der Niederlassung in Klausen (811–839, vielleicht nach 832 IV 3, W 2a15; vgl. hierzu Nr. 49). 71 [erl/wulf, hari/wulf].

63

800

Wachar72 Crimolt73 Adalolt74 Wolfleoz75 Isanbertus76 Weriant77 Muato78 Ato79 Ratgaer80 Liutpertus81 Otheri82 CP p. VII381 Folcger83

Wachar37 Grimolt1 Adalolt1b Wolfleoz3 Isanbertus4 Werihant5 Muato6 Ato7 Ratgaer7b Liutbert8 Otheri9 AUG p. 10C45

72 [wak/hari]. 73 [grim/wald] Ein wohl späterer Mönch und Subdiakon † XI 16; sonst nur Belege für den Abt, der jedoch erst † 872 VI 13 und nie Mönch geworden ist (Ratpert, Casus c. 28 [9], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 50, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 71). 74 [athal/wald] Vgl. Nr. 154, 313, 432. 75 [wulf/hleut] Diakon von ?803 XII 11 (W 176); wohl identisch mit dem Bischof von Konstanz (811– 838/9, vgl. REC I 98), welcher von dem Tod des Abtes Werdo 812 bis zur Wahl Gozberts im Frühjahr 816 auch als Abt von St. Gallen fungierte (W 216, 217); † III 15 (838/39). 76 [isan/berht] Ein früherer (CP p. III) ist wohl der Mönch, welcher um 760–782 einmal bezeugt ist (W 32). Der hier gemeinte vielleicht der Schreiber von ?802 VI 22 (W 167?, da Karl schon imperator genannt wird, halte ich das spätere Datum und eine Zuschreibung an den hier gemeinten für wahrscheinlicher); Pförtner zuerst ?820 II 17 (W 246), zuletzt 821 IV 24 (W 269), Cellerar 824 XI 6 (W 285); als Zeuge aus dem Kloster zuerst ?829 IV 20 (W 324), zuletzt ?831 VIII 18 (W 338); Dekan zuerst ?837 IX 19 (W 364), zuletzt 838 XI 10 (W 375), vielleicht noch ?844 VI 19 (W 444) gemeint; Priester † IV 25; vgl. § 113. 77 [wari] Wahrscheinlich der Priester † III 7. 78 [mod]. 79 [ath] Vielleicht der Schreiber von ?822 XI 2 (W 275), kaum der, der wenig typischen Urkunden W 291E und 338; der Mönch und Diakon † V 6 dürfte wohl später sein. Vgl. Nr. 11. 80 [rad/gair] Als Sakristan von 817 II 7 (W 223) bis ?827 VIII 26 (W 306) sowie von ?829 XI 7 (W 327) bis 830 II 27 (W 329) bezeugt; vielleicht unter Zeugen des Klosters ?833 IV 25 (W 304); kaum der Kämmerer 828 VI 7 (W 316); wahrscheinlich der Schreiber von Csg 127 (CMD CH 3, Nr. 835; SMH 2, S. 64, Abb. 28) sowie Stuttgart, HB VII 9 (SMH 2, Abb. 28; CMD D 3, S. 46, Abb. 294); und Kynzvart, Bibl. cast. 92 (25 C 5), f. 42r (F. Cada, S. 136–138, Abb. 1); wohl der von Ermenrich gerühmte Asket (vor 850/55; Epistola c. 27, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 565); wahrscheinlich das Vorbild für die legendäre Figur des Ruotker, welcher bei Ekkehart IV. als Lehrer Salomos III. gilt (Casus c. 5–6, 10 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 18–26, 35f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 80–83, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 24–28, 34), für welchen jedoch kein Professe der 2. Jahrhunderthälfte in Frage kommt, siehe vielmehr Nr. 331. Vgl. Nr. 180. 81 [leud/berht]. 82 [aud/hari] Letzter Mönch der anläßlich der Verbrüderung zwischen St. Gallen und der Reichenau im Jahr 800 zustandegekommenen Liste in AUG (vgl. § 60–63, 69). Vgl. Nr. 490. 83 [fulk/gair] Als Mönch zwischen 800 und 812 einmal bezeugt (W 158); als Priester einmal unter den Zeugen aus dem Kloster zwischen 811 und 816 (W 217).

64

Hruadolt84 Heito85 Hunolf86 Theotheri87 Rihbert88 Purucwart89 Rihbert90 Hunolt91 Caroman92 Oto93 Hungaer94 Enkilbold95

Ruadolf11 Hunolf15

Hunolt14

Hunger12

84 [hroth/wald, vielleicht hroth/wulf] Ein Priester und Schreiber für 780 V 11 (W 3a1K) bezeugt, hier jedoch kaum gemeint. Vgl. Nr. 21. 85 [haith]. 86 [hun/wulf] Ein Mönch einmal zwischen 811 und 816 (W 217) bezeugt, kaum mit dem unter der Aufsicht des Kanzlers Waringis tätigen Schreiber oder dem Aussteller derselben Urkunde von 795 II 22 (W 138, ChLA 2, Nr. 134) identisch; nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 828. 87 [theud/hari] Vgl. Nr. 209. 88 [rik/berht] Alle sieben Namensträger sind im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts eingetreten, sodaß sie kaum zu unterscheiden sind. Lediglich der letzte hat 868 (FAB) noch erlebt. Mit ihm werden hier frühe Daten in Verbindung gebracht, welche auch für einen anderen beansprucht werden könnten. Von ihm sind sicher zu unterscheiden: ein nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) bald nach 828 Verstorbener; sowie wahrscheinlich der Recognoscent von 832 IV 3 (W 341). Für eine Identifikation der anderen Belege mit nur einer Person und damit mit dem zuletzt eingetretenen Namensträger spricht, daß die anderen so früh verstorben sein müssen, daß sie von der um 860 einsetzenden Nekrologtradition des Klosters (vgl. § 52f.) noch nicht erfaßt wurden. Vgl. Nr. 90, 124, 166, 168, 208, 210. 89 [burg/ward, bur/ward] Vgl. Nr. 345. 90 [rik/berht] Vgl. Nr. 88, 124, 166, 168, 208, 210. 91 [hun/wald] Zuerst unter Zeugen aus dem Kloster 811–816 (W 217); Pförtner ?827 VIII 23 (W 306) sowie 829 XII 15 (W 328), zuletzt 830 II 27 (W 329); als Außenpropst für den Norden für ?820 II 17 (W 246), ?821 III 10 (W 268) und 821 IV 24 (W 269) anzunehmen, außerdem als Praepositus 834 IV 8 (W 345) und ?837 XII 3 (W 367); zuletzt in einer Zeugenliste von 838 XI 10 (W 375, andere Belege W 333, 324, 321, 332, 304); wahrscheinlich der Priester † III 28; ein anderer dürfte der Schreiber von 842//50 (W 408E) sein, der vielleicht zur Pfalz Bodman gehörte. 92 [garw/man]. 93 [aud] Ein früherer CP p. II; fremd sind wohl ein Priester und lokaler Schreiber im Breisgau zwischen 807 V 17 und 814/5 V 12 (W 194O, 195, 214O, von einer Hand) sowie ein Priester in Löffingen (W 376), welcher wohl W 316 schrieb. Die beiden ersten Professen dieses Namens (Nr. 93, 103) sind kaum zu trennen, vielleicht ist der Priester und Schreiber von ?809 I 5 (W 199) mit dem ersten gleichzusetzen; vielleicht einer von beiden Recognoscent 826/7 (W 311). Vgl. Nr. 103, 227, 328. 94 [hun/gair] Priester ?820 II 17 (W 246); unter den klösterlichen Zeugen von ?833 IV 25 (W 304), bezeugt als Cellerar 817 II 7 (W 223) und 821 IV 24 (W 269); wahrscheinlich nochmals Cellerar ?854 VI 25 (W 431); wahrscheinlich der Priester † V 8. 95 [angil/balth] Mönch 800–812 (W 158); Praepositus 811 IX 19 (W 207), ?820 IV 16 (W 249) und ?820 X 1 (W 271). Vgl. Nr. 152, 462.

65

803

Constantius96 Wolfgaer97 Lallinc98 Amalgaer99 Deotini100 Erkanpald101 Hatto102 Uto103 Eghilbertus104 Otrammus105 Uadalkerus106 Deotfridus107 Mano108 [Wolfk]arius109

Wolfker13 Lallinc16 Amalger17 Deotini18 Erchanpold19

Uadalgaer20 Thiotfrid21 Manno22 Wolfker23

96 [Constantius] Ein früherer CP p. I; der hier angeführte ist der letzte Mönch der Anlagehand des CP aus dem Jahre 803 (vgl. § 70f.). 97 [wulf/gair] Vgl. Nr. 109, 400. 98 [lal-ng] Cellerar ?827 II 24 (W 303), Praepositus 829 XII 15 (W 328), als solcher vielleicht noch Recognoscent 834 V 6 (W 346); vielleicht † VI 1. 99 [amal/gair] Als Diakon bezeugt 816 III 12 (W 219), schon früh im Umkreis des Abtes (W 246, 304, 321); als Priester zuerst 825 VI 19 (W 292, 319, 322–324, 343); Pförtner 817 II 7 (W 223); Cellerar ?820 X 1 (W 271) und ?821 III 10 (W 268); Außenpropst für den Süden zwischen 825 VI 19 (W 292) bzw. ?827 VIII 23 (W 306) und ?831 III 17 (W 343) bzw. 831 VI 10 (W 337), wahrscheinlich noch Praepositus ?837 XII 3 (W 367), 838 XI 10 (W 375) und ?844 VI 19 (W 444), wo er an entsprechender Stelle in der Offizialenreihe erscheint; Dekan 848 II 20 (W 404); Schreiber von (W 219, 297, 315, 319O SMH 2, Abb. 46 leztere Urkunde in Buchschrift, vielleicht stammen W 219 und 315 von derselben Hand); als Priestermönch † XII 30 vor 869 (FAB); zum Urkundenschreiber Amalger vgl. Ratpert, Casus c. 12 [5], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 21, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 65; von Ermenrich um 850/55 als in consiliis providens und wegen seiner monastischen Disziplin und Religiosität gerühmt (Epistola c. 27, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 565). 100 [theud] Ein früherer CP p. I. Vgl. Nr. 402, 444. 101 [erkan/balth]. 102 [hath] Vielleicht der Sakristan von 834 IV 8 (W 345); in Frage kommt allenfalls der Priester † XI 22 des Sammelnachtrags im Nekrolog des Csg 914 (vgl. § 46). Vgl. Nr. 31, 113, 134. 103 [aud] Vgl. bes. Nr. 93, ferner 227, 328. 104 [agil/berht] Kaum der Priester (?) des Vorakts zu W 184 von 805 VI 26 (Nr. 37, hg. v. A. Bruckner, S. 11), wahrscheinlich Allonym für angil/berht, darunter wohl der Diakon 811 IX 19 (W 207). Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 205, 232, 238, 350, 407, 415, 505; § 116. 105 [aud/hraban]. 106 [othal/gair] Priester 817 II 7 (W 223). Vgl. Nr. 243. 107 [theud/frith]. 108 [man] Ein erster bereits CP p. II; der hier gemeinte zuerst als Schreiber 803 X 28 (W 157); Diakon 806 V 29 (W 190), zuletzt ?808 VIII 14 (W 191); schrieb W 157?, 158 (ChLA 1, Nr. 103), 190, 191O; wahrscheinlich der chorepiscopus atque monachus † XI 27, bezeugt für das Mainzer Konzil von 829 (hg. v. A. Werminghoff, MGH Conc. 2, Nr. 50, S. 604,13f.), als solcher auch erwähnt im älteren Reichenauer Nekrolog (ÖNB, lat. 1815); † vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 236, vgl. R. Rappmann, S. 379f. 109 [wulf/gair] Vgl. Nr. 97, 400.

66

809

[Weifheri]110 CP p. VIII382 Erminolf111 Heribertus112 Haddo113 Amalbertus114 Witbertus115 Sconolf116 Hiltini117 Iohannes118 Notcarius119 Dheotalach120 Ebroinus121 Albolt122 Wolfhad123 Rihpertus124 Adalcoz125 Hruadgaer126 Pernwic127

Weifheri24 AUG p. 10Cf. 45f. Ermanolt25 Heripreth26 Haddo27 Amalpreth28 Sconolf10? Iohannis d. 29 Notker p. 30

Wolfhard46,1

Ruadgaer31 Pernwic32

110 [waib/hari]. 111 [erman/wulf, erman/wald]. 112 [hari/berht] Vgl. Nr. 144. 113 [hath] Vielleicht der Sakristan von 834 IV 8 (W 345); in Frage kommt allenfalls der Priester † XI 22 im Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914 (vgl. § 46). Vgl. Nr. 31, 102, 134. 114 [amal/berht] Ein früherer CP p. I; für den hier gemeinten kein Beleg. Vgl. Nr. 338. 115 [wid/berht] Vgl. Nr. 53, 339, 356. 116 [skaun/wulf] Ein früherer CP p. III; für den hier gemeinten kein Beleg. 117 [hildi/wini] Vgl. Nr. 206, 377, 384. 118 [Iohannes] Diakon zwischen 816 und 824 (AUG); ein früherer CP p. III. 119 [naud/gair] Priester 811 IX 18 (W 207), noch zwischen 816 und 824 (AUG). Vgl. Nr. 278, 331, 467, 484, 497. 120 [theud/walh]. 121 [ebur/wini]. 122 [alb/wald]. 123 [wulf/hard] Vgl. Nr. 200, 308. 124 [rik/berht] Vgl. Nr. 88, 90, 166, 168, 208, 210. 125 [athal/gaut] Möglicherweise ist der Sakristan von 795 XII 28 (W 140) kein Professe; der hier gemeinte nicht belegt. Vgl. Nr. 272. 126 [hroth/gair] Vgl. die letzten Belege des vorhergehenden Namenträgers Nr. 43; kaum ist er der apud deum potentissimus, den Ekkehart IV. irrtümlich für den geistigen Vater des späteren Abtes Salomo III. zwischen 872 und 883 hält (Casus c. 5, 10 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 18–23, 35f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 80–83, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 24f., 34), denn er hat 869 (FAB) nicht mehr gelebt; auch die gleichnamigen kommen nicht in Frage (Nr. 43, 396, 441), vgl. jedoch Nr. 80. 127 [berin/wig] Subdiakon ?809 IX 14 (W 202), Diakon zuerst 811 II 16 (W 204) bis 824 XI 6 (W 285), Priester 827 VIII 26 (W 307) und 827 XII 2 (W 309); Schreiber von W 202?, 204 (P. M. Krieg, Abb. 25),

67

813

Gerbold128 Adalman129 Wofcoz130 Kaganhart131 Altolf132 Theotram133 Hatto134 Hartker135 Chunibert136 CP p. IX383 Waldbert137 Saluwo138

Kerpold2 Adalman3 Wolfcoz4 Caganhart5 Altolf6 Deotram7

Chunipret8 AUG p. 11D46/p. 11C45 Waldpret9 Salao10

215,E, 220 (O. Redlich, Privaturkunden, Abb. 2b), 221O, 223, 225, 229 (SMH 2, Abb. 29), 239, 272?, 299?; vielfach als Zeuge (W 285, 309, 333, 324, 332, 345); Dekan ?820 X 1 (W 271) sowie zwischen ?829 XI 7 (W 327) und ?833 IV 25 (W 304); Recognoscent 834 X 1 (W 351); als Abt sicher zuerst bezeugt 837 VIII 29 (W 363), doch vielleicht schon ?837 V 25 (W 360), zuletzt 839 X 22 (W 381); Parteigänger Ks. Lothars I. (Ratpert, Casus c. 17 [7], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 31, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 67), als solcher 840/41 abgesetzt; † XII 8 vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 324; vgl. § 112. 128 [gair/balth] Schreiber 812/3 VI 4 (W 208, ChLA 1, Nr. 101; 209O); oft unter den Zeugen aus dem Kloster (W 309, 333, 324, 321, 332); Hospitiar 821 IV 24 (W 269), ?821 X 1 (W 271), Pförtner ?827 II 24 (W 303), Hospitiar ?829 XI 7 (W 327), Sakristan 848 II 20 (W 404); wahrscheinlich im Nekrolog als Priester † VIII 2 oder † III 21, sicher vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 33. 129 [athal/man] Priester und Schreiber 851 IV 13 (W 414O), schrieb zuvor 838 V 20 (W 372, 373). 130 [wulf/gaut] Zwei frühere CP p. II, III. Entgegen der Trennung der zwei häufig tätigen Urkundenschreiber aufgrund ihrer Bezeichnung monachus oder diaconus durch H. Wartmann (Urkundenbuch zu W 228 und 383), die auch A. Bruckner (SMH 2, S. 27 Anm. 61) übernahm, trenne ich ihre Belege aufgrund der Schrift. Hier: Mönch 817 V 24 (W 395), Diakon zuerst 817 XI 17 (W 228), zuletzt 821 IV 24 (W 269); ohne nähere Bestimmung unter Zeugen aus dem Kloster ?828 V 29 (W 333); Schreiber der Urkunden W 228 (M. Borgolte, Alaholfingerurkunden, S. 318; B. v. Scarpatetti, Abb. 7), 236 (A. Bruckner, Studien, Abb. 5), 238O (SMH 2, Abb. 29), 242O, 244, 245?, 246?, 249, 252, 269O, 271 (B. v. Scarpatetti, Abb. 8), 395E,?; vielleicht der Stifter oder Schreiber des Psalteriums Csg 20 (CMD CH 3, Nr. 829, Abb. 731f.). Vgl. Nr. 261; § 109. 131 [gagan/hard] Kaum der öfters für Leutkirch belegte Priester, welcher zuerst 788 V 4 (W 117), zuletzt ?803 IV 25 (W 183), auch als Schreiber (W 168O, 183,E); sondern hier wohl der Priester 824 XI 15 (W 286); nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 826. 132 [ald/wulf] Wahrscheinlich der Mönch † I 16, da in einem frühen Nachtrag im Nekrolog des Csg 914 erwähnt; vielleicht † vor 846 (vgl. Nr. 151). 133 [theud/hraban] Kaum der Schreiber und Priester von 787 VI 28 (W 114O, ChLA 2, Nr. 116). 134 [hath] Vielleicht der Sakristan von 834 IV 8 (W 345); in Frage kommt als Todestag eher der eines Priester † XI 22 (zum Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914 gehörig, vgl. § 46) als der eines anderen Priesters † II 26. Vgl. Nr. 31, 102, 113. 135 [hard/gair]. 136 [kuni/berht] Wahrscheinlich der Priester † IX 7, nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 828. Vgl. Nr. 511. 137 [wald/berht] Ein späterer der Priestermönch † X 25. 138 [salw] Kämmerer zuerst 821 IV 24 (W 269), zuletzt 834 IV 8 (W 345); zuletzt in einer Zeugenliste als Konventsmitglied zu ?844 VI 19 (W 444, vgl. W 304, 321, 375); Priestermönch † VIII 26.

68

Hadamar139 Heriger140 Truago141 Ekihart142 Engilbert143 Heribertus144 Artolf145 Sikihart146 Frecholf147 Puabo148 Cotesscalh149 Waltolf150 Hacco151 Engilbaldus152 Valarius153 Adalolt154 Pleonunc155 Rihman156 Undolf157

Hadamar11

Artolf12 Frecholf/38 Puabo13/33 Cotesscalch14/34 Waltolf/37 Hacco/35 Engilpold15/36 Faleri16 Adalolt17 Pleonunc18 Richman19

139 [hath/mar] Wahrscheinlich der Priester † III 14. 140 [hari/gair] Vgl. Nr. 240. 141 [draug]. 142 [agi/hard]. Vgl. Nr. 509. 143 [angil/berht] Vgl. Nr. 27, 52, 104, 205, 232, 238, 350, 407, 415, 505. 144 [hari/berht] Vgl. Nr. 112. 145 [hard/wulf] Nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 834; wahrscheinlich ein späterer der Priester † VII 6. 146 [sig/hard] Vgl. Nr. 178. 147 [frek/wulf]. 148 [bob] Cellerar 828 VI 7 (W 316); unter den Zeugen aus dem Kloster 838 XI 10 (W 375). Vgl. Nr. 25. 149 [godes/skalk] Erstbezeugung in einer Zeugenliste unter Mönchen ?828 V 29 (W 333); als Priester zweimal erwähnt ?837 IX 19 (W 364) und 852 XII 28 (W 420); Hospitiar 856 II 12 (W 446) und 856/7 (W 451); ein Priester † III 11 vor 870 (FAB). 150 [wald/wulf]. 151 [agi] Eher † I 16 (früher Nachtrag in Csg 914) als der Diakon † V 3; vielleicht † 854 (Annales Alamannici ad. a. 854, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 249, hg. v. W. Lendi, S. 178); vgl. Nr. 67, 253, 361, 370, 455; vgl. R. Rappmann, S. 377f. 152 [angil/balth] Ein durch den Sammelnachtrag zum Nekrolog des Csg 914 (vgl. § 46) bezeugter Diakon † XII 21, sicher vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 95, 462. 153 [Valerius] Vgl. Nr. 50. 154 [athal/wald] Vgl. Nr. 74, 313, 432. 155 [bleun-ng] Ein anderer behält sich unter Grimalt das Eintrittsrecht vor (W 485). 156 [rik/man] Wahrscheinlich der Diakon † III 11. 157 [unth/wulf] Ein früherer CP p. II.

69

814

Winihartus158 Nordbertus159 Watto160 Vuliperto161 CP p. X384 Mekanhart162 Theotkerus163 Elolf164 Ruadpald165 Rihpertus166 Kerolohc167 Rihpertus168 Isanrih169

Winid/harius29f. Nordbert20 Watto26 Willipret27 AUG p. 10D46f Meginhart22

FAB p. 3829

Elomf21 Ruadpold23 Rihcbertus32 Kerlohc31 Rihcbertus33 Isanrich34

158 [wini/hard, winid/hari] Ein früherer CP p. III; hier der Schreiber des Fragments von 814 (W 2a25 = Csg 1394 p. 133 [sic!] XII); am Neubau der Gallusbasilika unter Gozbert maßgeblich beteiligt (Ermenrich, Epistola c. 27, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 565; sowie Versus Notkeri Balbuli in Goldasts Edition der Annales Sangallenses maiores ad a. 829, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 273 Anm. k). Vielleicht der Priester † X 17. Vgl. Nr. 369, 468; ausführlichere Diskussion § 107. Nach H. J. Vogels (S. 39– 41) hat ÖNB 743 nichts mit der St. Galler Ambrosiasterüberlieferung zu tun, womit abgesehen vom Namen des Schreibers jeglicher Anhalt für eine Identizierung mit einem Mönch des Steinachklosters fehlt. 159 [north/berht] Nicht der Priester und Schreiber von St. Alexander in Aadorf 886–895 (W655, 691, 697, 701); hier ein schon im Sammelnachtrag zum Nekrolog des Csg 914 (vgl. § 46) erwähnter Priester † I 13 vor 870 (FAB). 160 [wad] Diakon zuerst 825/6 IX 8 (W 308), zuletzt 839 X 22 (W 381), doch wahrscheinlich bis ?849 V 23 (W 406), vielleicht noch später 834/51 X 8 (W 417); schrieb W 308 (SMH 2, Abb. 46), 310, 331, 332 (P. M. Krieg, Abb. 24), 337, 342, 343, 380, 381, 387O (Arndt/Tangl 3, Abb. 76a), 390?, 406, 417. 161 [wili/berht] Unter Zeugen aus dem Kloster 829 XII 15 (W 328); ein Priester † VI 28. 162 [magin/hard wahrscheinlich auch magin/hari] Cellerar zwischen ?829 XI 7 bzw. 829 XII 15 und 830 II 27 (W 327, 328, 329); vielleicht der Diakon Maginhari † XI 25 (auch im Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914; vgl. § 46); nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG bald nach 830 verstorben (vgl. § 96f.). 163 [theud/gair] Vgl. Nr. 325. 164 [ali/wulf] Diakon 817 II 7 (W 223); Hospitiar zuerst ?826 III 22 (W 298), zuletzt 830 II 27 (W 329). Vgl. Nr. 426. 165 [hroth/balth] Zeuge unter anderen Konventsangehörigen 827 XII 27 (W 309); als Diakon Recognoscent 837 XI 25 (W 366). 166 [rik/berht] Vgl. Nr. 88, 90, 124, 166, 208, 210. 167 [gair/walh] Oblation und Schenkung zwischen 816 V und 817 II 7 (W 359); unter den Zeugen aus dem Kloster 829 XII 15 (W 328); Kämmerer ?837 IX 19 (W 364) und ?837 XII 3 (W 367); Pförtner 856 II 12 (W 446) und 856/7 (W 451); Praepositus 858 VII 28 (W 464); Recognoscent (W 432); Diakon † XI 27 vor 869 (FAB). 168 [rik/berht] Vgl. Nr. 88, 90, 124, 166, 208, 210. 169 [isan/rik] Priester ?827 VIII 23 (W 306); (wahrscheinlich mit Isanberht verwechselt:) Dekan ?844 VI 19 (W 444), Pförtner 848 II 20 (W 404), Sakristan zwischen 852 XII 28 und ?854 VI 25 (W 420, 423, 431); Baumeister, in cuius manu semper versatur dolabrum, excepto quando stat ad altaris sacri ministerium (Ermenrich, Epistola c. 27, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 565); vielleicht Kämmerer 858 III 13 (W 460), doch wahrscheinlich ist letzterer ein durch die Lücke zwischen p. 13 und 17 (Nr. 287–327) im CP nicht belegter weiterer Namensträger.

70

817

Hiltiman170 Fridubertus171 Irfingus m. 172 Selbolf p. 173 Cozbertus m. 174 Albhart m. 175 Skerfolt p. 176 Paldolt m. 177 Sigihart m. 178 Magister m. 179 Ratker m. 180

Hiltiman35 Fridabertus36 Irfinc37 Selpolf p. 4 Cozbreth d. 5 Albhart6 Scerfolt p. 7 Paldolt p. 8 Sigihart9 Maiester10 Ratker11

Fridupret4 Irfinc5

Alpart6

170 [hildi/man]. 171 [frith/berht] Ein früherer CP p. II; hier der Priester † VIII 20, nach 868 (FAB); der unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) erwähnte wäre schon kurz nach 824 gestorben, und ist deshalb sicher ein anderer, doch fraglich ob ein Konventsangehöriger. 172 [erp-ng] Erstbezeugung in klösterlicher Zeugenliste von 829 XII 15 (W 328); zunächst Cellerar ?837 IX 19 (W 364) und ?837 XII 3 (W 367), dann Kämmerer ?854 VI 25 (W 431), Praepositus vermutlich schon 860 IX 23 (W 476), sicher 861 IV 24 (W 481) und schließlich Hospitiar seit 863 V 18 (W 492) bis ?873 II 3 (W 577) bzw. 872 VI 13 (W 568); Priester † I 25. 173 [selb/wulf] Profeß als Priester, wohl Konverse. 174 [gaut/berht] Der Neffe des gleichnamigen Abtes (Ermenrich, Epistola c. 28, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 566), er bedingt sich 816 V 3//31 (W 221) anläßlich einer größeren Schenkung einen Platz und bestimmte Annehmlichkeiten im Kloster aus; Subdiakon zuerst 817 II 7 (W 222), zuletzt 825 I 15 (W 288), Diakon zuerst ?827 II 24 (W 303), zuletzt 833/4/40/1 (W 348) der Zusatz diaconus in AUG stammt nicht von der Anlagehand! ; Sakristan zuerst 828 VI 7 (W 316), dann ?837 IX 19 (W 364), zuletzt ?837 XII 3 (W 367), Pförtner zuerst ?849 V 23 (W 406), zuletzt ?853 VII 8 (W 423); zunächst Außenpropst im Westen ?854 IV 2 (W 429) sowie 854/5 VII 12 (W 486, 2a7), dann im Süden 858 III 13 (W 460), zuletzt 858 VIII 29 (W 465) bzw. 858/9 VI 2 (W 467f.); schrieb W 222, 278 (SMH 2, Abb. 42), 279O, 284, 285, 287, 288, 303, 309O, 314E, 317, 326K, 328, 330, 334O (O. Redlich, Privaturkunden, Abb. 2b), 340, 348, 385E zur Beteiligung im Scriptorium vgl. SMH 2, S. 30; Verfasser der Vorlagen zu den Miracula S. Galli Walahfrids (BHL 3247) und zur Vita S. Otmari I Walahfrids (vor 830; BHL 6386), veranlaßt um 850 die Vita metrica S. Galli (BHL 3253); Magister devotus (Ermenrich, Epistola c. 27, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 565); besuchte, vielleicht in Verbindung mit der Verbrüderung von 846 (Confraternitatum syngraphae c. 13, hg. v. P. Piper, S. 142) das Kloster Bobbio; † vor 870 (FAB), vielleicht einer der Priestermönche † IV 18 oder † V 15, was dafür spräche, W 348 auf 833/34 zu datieren, um die Zeitdauer vor Erreichung des Priesteramtes nicht zu verlängern. Vgl. Nr. 51, 440; § 110. 175 [alb/hard] Subdiakon 827 VIII 16 (W 305); Diakon 830 VII 9 (W 336), zuletzt 834 X 1 (W 351) bzw. ?837 VII 12 (W 361); schrieb W 305O (SMH 2, Abb. 45), 307, 311, 336 (SMH 2, Abb. 47), 346,E, 347O,?, 351, 361O; als Priester † I 17, nach 868 (FAB). 176 [skarp/wald] Profeß als Presbyter, wohl Konverse. 177 [balth/wald] Spätestens 824 Priester (AUG); vielleicht Kämmerer 856/7 (W 451), doch vgl. Nr. 275; Priestermönch † VIII 5 wohl nach 860 (Nekrolog), sicher vor 869 (FAB); zum Todesjahr vgl. § 115. 178 [sig/hard] Vgl. Nr. 146. 179 [Magister]. 180 [rad/gair] Wohl der Kämmerer von 828 VI 7 (W 316); vielleicht auch unter den Zeugen aus dem Kloster ?833 IV 25 (W 304). Vgl. Nr. 80.

71

819

Heribold181 Cotabret182 Sigihelm183 Adalunc184 Danhrat185 Roadbertus186 CP p. XI385 Sentpertus187 Otini188 Ruadhoh189 Hiltiker190 Odalbertus191 Erchanpreht192 Wolfolt193

Heripold sd. 12 Cotapret16 Sigihelm14 Adalunc m. 13 Dancharat17 Ruadpreth18 AUG p. 11A47f. Senzilo19 Otini20 Ruadhohc d. 24 Hiltiger sd. 25 Uadalpreth33 Erchanpreht35 Wolvolt21

Adalunc7

FAB p. 3829

Ruadtho8 Hiltiger9

181 [hari/balth] Subdiakon zuerst 824 XI 15 (W 286), zuletzt 825 X 23 (W 294) bzw. 824/5 XII (W 295), Diakon zuerst ?826 III 22 (W 298), zuletzt 830 II 26 (W 329); Kämmerer 834 IV 8 (W 345); schrieb W 286, 292, 294 (SMH 2, Abb. 45), 295, 298E, 306, 329; nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 830. Vgl. Nr. 346, 357. 182 [god/berht] Nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 824; die weiteren Belege sind schwer zu trennen: der adolescens † II 4 kann nicht Nr. 273 sein, der Priester † XII 18 (Sammelnachtrag zum Nekrolog in Csg 914, vgl. § 46) kann nicht Nr. 424 oder Nr. 182 sein. Für den Diakon und Schreiber [sic!] von ?843 X 31 (W 386) kommen nur Nr. 268 und Nr. 273 in Frage, für den Amtsträger nur Nr. 273, welcher damit nicht mehr für den Priester † XII 18 (Sammelnachtrag zum Nekrolog in Csg 914, vgl. § 46) in Frage kommt. Vgl. Nr. 268, 273, 424. 183 [sig/helm]. 184 [athal-ng] Lediglich ein früherer Schreiber 769//73 VIII 9 (W 57O); Mönch und Diakon † III 16. 185 [thank/rad] Mönch und Diakon † VII 24. 186 [hroth/berht] Vielleicht der Mönch † III 27 oder der Priestermönch † XI 18, vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 1, 14, 420, 507. 187 [sinth/berht, sinth-zl, sinth-l] Wahrscheinlich der Priester † III 31. 188 [aud/wini] Vgl. Nr. 2, 10, 303, 471. 189 [hroth/hauh] Vor 827 Diakon (AUG); zunächst als Praepositus wahrscheinlich Außenpropst für den Osten ?848 II 28 (W 447) und 849/50 VII 9 (W 450), dann Pförtner ?854 VI 25 (W 431), Hospitiar zwischen 858 III 13 (W 460) und ?862 XII 4 (W 541), später nochmals 863 V 18 (W 492) sowie 865 III 10 (W 506) wohl Außenpropst für den Süden, schließlich Dekan ?867 XI 16 (W 530); Priester † X 10, sicher nach 868 (FAB), wohl nach 870 (Eintragsfolge im Nekrolog), sicher vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 35; zum Todesjahr vgl. § 116. 190 [hildi/gair] Ein früherer CP p. II; vor 827 Subdiakon (AUG), Schreiber 819 I 16 (W 240); Priestermönch † XII 13 zwischen 868 (FAB) und 876 (Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914, vgl. § 46). 191 [othal/berht] Lediglich ein Praepositus von 811 IX 19 (W 207), doch war dies Amt damals wahrscheinlich mit einem Laien besetzt (vgl. § 31 Anm. 49); der Priestermönch † V 10 ist wahrscheinlich ein späterer. 192 [erkan/berht] Nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 826. 193 [wulf/wald] Wahrscheinlich der im Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914 (vgl. § 46) erwähnte Diakon † I 20. Vgl. bes. Nr. 66, auch Nr. 340, 387.

72

824

Liupman194 Theotmar195 Adalpoto196 Crimpret197 Heidini198 Wolfpoto199 Wolfhart200 Liutkis201 Cundroh202 Liutprant203 Erinbertus d. 204 Engilbertus d. 205 Hiltini206 Martinus d. 207 Rihpret208 Thiothart209

Liupman22 Adalpoto32 Crinbertus23 Wolfpoto28 Liutkis26 Cundoroh30 Liutprant31 Herinpreth2 Engilpreth d. 34 Hiltini1 Martinus3 Rihpreth sd. 37 Deothart sd. 36

Merti10 Thiothar11

194 [leub/man] Wahrscheinlich der Priester † I 8. 195 [theud/mar] Vielleicht der Mönch † II 22. 196 [athal/bod] Vielleicht schon durch die Nachtragshand im Nekrolog des Csg 914 erwähnt † XII 16. 197 [grim/berht] Pförtner ?849 V 23 (W 406); ein Priester † VIII 20 vor 869 (FAB). 198 [haith/wini] Unter den Mönchen als Zeuge aufgeführt ein Priester 824 XI 6 (W 285) und ?826 III 22 (W 298); ein Priester † VIII 5 wohl nach 860 (Nekrolog), sicher vor 869 (FAB); zum Todesjahr vgl. § 115. 199 [wulf/bod] Sehr bald verstorben, da an erster Position unter den nachgetragenen defuncti (vgl. § 96f.), d. h. † kurz nach Anlage von AUG 823/24; vielleicht Priestermönch † IX 21. 200 [wulf/hard] † vor 872. Vgl. Nr. 123, 308. 201 [leud/gis] Praepositus zuerst ?844 VI 19 (W 444), dann 848 II 20 (W 404) und zuletzt ?853 VII 8 (W 423), doch vgl. Nr. 57; Priester † I 12, vor 870 (FAB). 202 [gunth/hrok] Nach der Position unter den nachgetragenen defunctivon AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 834. 203 [leud/brand]. 204 [erin/berht] Bei Profeß Diakon; Pförtner 834 IV 8 (W 345); unter Zeugen aus dem Kloster 838 XI 10 (W 375); Priester † IV 16, vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 348, 488. 205 [angil/berht] Bei Profeß Diakon; † vor 870 (FAB), demnach vielleicht der Diakon † I 2 oder der Priester † I 22, beide zum Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914 (vgl. § 46), gehörig. Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 232, 238, 350, 407, 415, 505; § 116. 206 [hildi/wini] Vgl. Nr. 117, 377, 384. 207 [Martinus] Bei Profeß Diakon; als Zeuge aus dem Konvent zuerst ?830 V 15 (W 332); Cellerar ?837 IX 19 (W 364) und ?837 XII 3 (W 367), Praepositus ?853 VII 8 (W 423); Priestermönch † III 29 nach 868 (FAB). 208 [rik/berht] Vor 827 Subdiakon (AUG). Vgl. Nr. 88, 90, 124, 166, 168, 210. 209 [theud/hard, theud/hari] Vor 827 Subdiakon (AUG), Subdiakon 830 VII 2 (W 335); Cellerar ?844 VI 19 (W 444), Hospitiar zwischen ?849 V 23 (W 406) und ?854 VI 25 (W 431), Praepositus zwischen ?856 III 1 (W 490) bzw. 856 II 12 (W 446), vielleicht schon ?855 IV 20 (W 441), bis 865 IX 7 (W 555), vielleicht noch ?870 XII 21 (W 553), Dekan zwischen 872 VI 13–?873 II 3 (W 568) und ?874 XI 15 (W 575), zuletzt Pförtner von ?878 III 16 (W 605) bis 883 V 6 (W 630); Schreiber vieler Urkunden seit ?829 IV 20 (W 318O) bzw. 830 VII 2 (W 335, 345, 349, 350, 355, 356?, 358, 362 (SMH 2, Abb. 47), 363, 364, 365, 367, 369O, 374O, 377, 378E, 382, 403, 405, 446, 490O, 504O, 534O, 541, 553), Priester † IV 25 vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 87.

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827

Rihpreht210 CP p. XII386 Wolaram211 Pusto212 Huozo213 Adalbert214 Managolt215 Hadirih216 Kewiram217 Willihart218 Hartman219

Rihpreth sd. 38/48,26b AUG p. 11B48/p. 11B48 Wolaram p. 5 Pusto m. 7/26 Huoto p. 6 Adalpreth47,40/26c Managolt12

Rihpret12 FAB p. 3829

Keviram27/m. 9 Willihart27b/m. 8 Hartman28/m. 10

210 [rik/berht] Vor 827 Subdiakon (AUG); vielleicht der Schreiber, welcher zuerst ?829 IV 20 (W 320), zuletzt als Diakon 838 XI 10 (W 375) von anderen Belegen abgegrenzt werden kann: er schrieb W 304O, 320O (SMH 2, Abb. 46), 322, 323, 324, 339, 375 (sollte auch 847/54 VI 28 [W 443] von ihm stammen, so handelt es sich um eine frühe Kopie; vgl. SMH 3, S. 30 Anm. 69). Wahrscheinlich der Außenpropst für den Osten zuerst ?855 IV 7 (W 440), zuletzt ?866 VI 18 (W 517), als solcher Priester 866 V 15 (W 558, 559); wahrscheinlich Pförtner ?867 XI 1 (W 2a8), sicher der Sakristan, zuerst ?873 XII 3 (W 576), zuletzt ?874 XI 15 (W 575); mit diesem aktiven Schreiber ist wahrscheinlich der bei Ermenrich erwähnte Dichter (Epistola c. 29, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 567) gleichzusetzen; wahrscheinlich Verfasser der Vita metrica S. Galli (BHL 3253), wie auch der Schreiber oder Kompilator eines Psalterium optimum glossatum, quod ipse Grimaldus Notingo Brixensi episcopo primum, post vero Engelbirge regine dedit et per Rihbertum magistrum aliud restituit (MBK 1, S. 88,38 vielleicht Csg 27; Engilberga besuchte möglicherweise 880/81 St. Gallen, vgl. P. Stotz, Spes, S. 111f.) sowie der Schreiber eines Prosper Aquitanus (Csg 186 p. 68: Rihpertus albus extremam partem scripsit; = MBK 1 S. 75,2f.; vgl. A. Bruckner, SMH 2, S. 68 Abb. 43, hierzu Rez. B. Bischoff, in: HJb 57, 1937, S. 695); wahrscheinlich konventsfremd ist der Priester und Schreiber 909 X 15 (W 760); Priester † VII 15. Vgl. Nr. 88, 90, 124, 166, 168, 208. 211 [wol/hraban] Vor 832 als Priester bezeugt (AUG); Priester † VI 15 (früher Nachtrag im Nekrolog des Csg 914); nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 828, demnach wahrscheinlich Konverse. 212 [bust] Ein Mönch † IX 16 (früh in das Nekrolog des Csg 914 nachgetragen), nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 828. 213 [hod, hod-z] Schon vor 832 Priester (AUG); Recognoscent 826/7 (W 311), Außenpropst für den Süden 834 VIII 13 (W 350), noch ?837 V 17 (358), Hospitiar ?837 IX 19 (W 364) und ?837 XII 3 (W 367); Cellerar 848 II 20 (W 404); als Außenpropst Schreiber 828 VI 7 (W 316, F. Steffens, 1. Aufl., Abb. 40b, 2. Aufl., Abb. 53c). 214 [athal/berht] Wahrscheinlich als Praepositus Recognoscent zunächst ?857/8 (W 455, 456), dann ?865 VI 19 (W 518); nach 839 mit Adalgoz an Csg 181 beteiligt (vgl. Nr. 272); Diakon † XII 11 vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 68, 439, 465, 498. 215 [manag/wald] Zwei kurz hintereinander eingetretene Mönche (vgl. Nr. 220), der zweite von ihnen ist erst nach 868 (FAB) verstorben, weshalb er hier eher als Amtsträger in Frage kommt, sonst nicht zu trennen; erstmals erwähnt ist einer von ihnen 828 VI 7 (W 316); als Todesdaten kommen vor allem die der beiden Priester † IV 12 und † XI 8 in Frage. 216 [hath/rik] Nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 828. 217 [gaw/hraban]. 218 [wili/hard]. 219 [hard/man] Neben dem durch die Konventslisten von 868/69 (FAB) und 895 (W 697) gegebenen zeitlichen Gerüst zur Unterscheidung der drei Träger dieses Namens sind zwei Urkunden, in welchen ein

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828

Managolt220 Pirihtilo221 Heitar222 Werin223 Heilram224 Waltheri225 Reginbald226 Uto227 Subar228 Reginbert229 Reginfrid230

Managolt28b Birihtolo29/47,36 Heitar29b Werin/21 Heilram30 Waltheri30b/d. 11 Reginbold31 Uto40/13 Subar31b/p. 14 Reginbret32/p. 15 Reginfrid32b/p. 16

Manigolt13

Walthere14

Praepositus dieses Namens das Geschäft leitet, zur Unterscheidung der Personen wichtig: in W 634 tritt er neben dem gleichnamigen Schreiber Hartman auf, in W 620 wird er in derselben Funktion als Priester bezeichnet. Damit kann der Amtsträger nicht mit dem Urkundenschreiber identisch sein, und nur der Schreiber ist mit dem Diakon von ?895 III 30 (W 697) identifizierbar. Der hier gemeinte ist der nicht näher bezeichnete aus dem Sammelnachtrag im Nekrolog des Csg 914 (vgl. § 46) † XII 16, jedenfalls vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 294, 366. 220 [manag/wald] Zur Frühstdatierung vgl. Nr. 215; der hier gemeinte vielleicht der Amtsträger: Cellerar zunächst 848 II 20 (W 404), dann zuerst ?862 XII 4 (W 541), zuletzt 863 V 18 (W 492) bzw. allenfalls bis 864 I 1 (W 562), Pförtner 866 VIII 28 (W 520). Als Todesdaten kommen auch hier die der beiden Priester † IV 12 und † XI 8 in Frage, jedenfalls zwischen 869 (FAB) und 895 (W 697). 221 [berht-l] Praepositus ?849 V 23 (W 406); Priester † III 10, sicher vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 63, 481, 487. 222 [haithar] Der Pförtner von ?884 III 2 (W 634) kann er nicht gewesen sein, da er vor 869 starb (FAB). Zudem steht in der Urkunde Hei mit Kürzungsstrich über ei, was auch in der Sache wesentlich besser zu Heimo (Nr. 274) passt. 223 [warin] Nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach der Profeß. Vgl. Nr. 502. 224 [hail/hraban] Vielleicht der Priester † IV 13. 225 [wald/hari, vielleicht auch wad/hari] Diakon vor 832; schrieb als solcher ?834 X 26 (W 352) und als Priester 845 I 5 (W 393); vielleicht als Praepositus Recognoscent 846//54 (W 425) und ?864 I 2 (W 543), vielleicht noch 876 V 26 (W 596), wahrscheinlich auch Sakristan zuerst 856/7 (W 451), zuletzt 872 VI 13– ?873 II 3 (W 568); einer der Priestermönche † VIII 31, † XI 28 oder Priester † IX 14, † IX 24, † XI 9, † jedenfalls nach 868 (FAB). Vgl. Nr. 26, 256, 354, 390, 411; § 108. 226 [ragin/balth] Nicht identisch mit dem Priester Reginbald, welcher sich bei einer Schenkung das Eintrittsrecht vorbehält 854 IX 4 (W 493), da früherer Profeßzeitpunkt. Vgl. Nr. 16. 227 [aud] Bibliothekar ?862 XII 5–864 I 1 (W 562); schrieb nach 837 gemeinsam mit Werinbert (Nr. 251) Csg 861 (vgl. CMD CH 3, Nr. 863); er erhielt ein Psalterium aus der Privatbibliothek Grimalts (MBK 1, S. 89,2); wahrscheinlich Priester † VII 12, vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 93, 103, 328 228 [swab/hari] Priester vor 832 (AUG). 229 [ragin/berht] Bei W 188 (Csg 1394 Nr. XII,1, p. 135 [sic!]) ist der linke Rand beschnitten. Es handelt sich im Gegensatz zu der Auffassung Wartmanns nicht um den Schreibernamen am verlorenen Beginn der Schreiberzeile, sondern um den letzten Namen der Zeugenliste. Der hier gemeinte ist vor 832 Priester (AUG); läßt sich bei der Beurkundung vertreten ?846 VIII 30 (W 399); Priester † X 6, vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 234, 383; § 114. 230 [ragin/frith] Vor 832 als Priester bezeugt (AUG); kaum identisch mit dem Schenker von 809 IV 21 (W 201), welcher sich den Klostereintritt vorbehält, doch dann erst 20 Jahre später eingetreten wäre; wahrscheinlich † X 30.

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829

832

Engilram231 Engilbert232 Engilger233 Reginbert234 CP p. XIII387 Hartmuat235 Manno236 Hartwic237 Engilbert238

Engilram33/d. 17 Enginbreht33b/d. 18 Engilger34/d. 19 Reginprhet34b/20 AUG p. 11BC48f. /p. 11B48 Hartmuat35/23 Manno35b/24 Hartwic36 Engilpreth36b/22

Egilram15

Regimbret16 FAB p. 3829f.

?895 III 30W697

Hartmot17

Hartmuotus p. 2

Engilbret18

231 [angil/hraban auch agil/hraban] Schenkung bei Eintritt 829 VII 11 (W 334); Diakon vor 832 (AUG); Praepositus ?849 V 23 (W 406), Cellerar 856 II 12 (W 446), Pförtner zwischen 858 III 13 (W 460) und 861 X 3 (W 489, ferner 475), nochmals Praepositus 866 VIII 28 (W 520) und 867 VI 1 (W 2a8), Hospitiar zwischen 873 V 17 (W 572) und 874 VI 29 (W 583); Priester † VII 13, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 344. 232 [angil/berht, angin/berht] Diakon vor 832 (AUG); vielleicht Schreiber von 858 VIII 11 (W 502) und 865/6 (W 515); † vor 870 (FAB), vielleicht der Diakon † I 2 oder der Priester † I 22 (beide Teil des vor 875 entstandenen Sammelnachtrags in Csg 914, vgl. § 46). Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 205, 238, 350, 407, 415, 505; § 116. 233 [angil/gair] Diakon vor 832 (AUG), Priester und Schreiber von 832 IV 3 (W 341); Praepositus 856/7 (W 451); als Schreiber im 2. Viertel des 9. Jhs. beteiligt am Ezechielkommentar des Hieronymus in Csg 118 (p. 210 vielleicht dies auch der vorige); Priestermönch † III 11 oder † IV 20, vor 870 (FAB). Vgl. 28, 394. 234 [ragin/berht] Da eine erst spät einsetzende Tätigkeit als Urkundenschreiber unwahrscheinlich ist, sind die für ihn in Erwägung zu ziehenden Belege dem späteren Träger dieses Namens zugeordnet worden. Da Reginbert noch in demselben Eintrag (Aug p. 11B1–3) wie Engilbert (Nr. 233) steht, und dieser dort als Diakon verzeichnet, 832 jedoch schon als Priester bezeugt ist, gilt die Frühstdatierung auch für jenen. Diakon † II 13 zwischen 869 (FAB) und 896 (W 697). Vgl. Nr. 229, 383; § 114. 235 [hard/mod] Recognoscent 837/8 II 8 (W 368); als Praepositus wohl schon ?846 III 25 (W 398), so bezeichnet ?849 III 6 (W 439), vielleicht für den Südbezirk, Dekan von ?849 V 23 (W 406), sicher 852 XII 28 (W 420) bis ?872 VI 5 (W 560), ?867 XI 16 (W 530) erscheint er als Propst, während Ruadhoh (Nr. 189) als Dekan fungiert; als Dekan proabbas (Ekkehart IV., Casus c. 2 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 8, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 78, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 18), Abt nach dem Tod Grimalts (872 VI 13) zuerst erwähnt 873 II 1 (W 569) bis zur Resignation nach 883 X 5 (W 632), sed non destituit a magisterio (Ratpert, Casus c. 34 [9], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 63, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 74); 884 Inkluse (Notker, Gesta l. II c. 10 (40), hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 66f., hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 44); zuletzt erwähnt als Priester ?895 III 30 (W 697); als Urkundenschreiber nicht bezeugt, doch als Dekan an der verlorenen Abschrift von Zürich Rh. 41 zwischen 850 und 870 beteiligt (vgl. unten Nr. 335); vielleicht können die anläßlich seines Klostereintritts in der auffälligen »Hartmutminuskel« ausgeführten ersten drei Zeilen der p. XIII des Profeßbuches als autograph gelten; ein vielleicht zeitgenössisches Bild, das ihn darstellen soll in Csg 7 (Teil der kleinen Hartmutbibel) p. 256 (SMH 3, Abb. 37) sowie im Folchard-Psalter Csg 23 p. 12; von Ermenrich hochgerühmt, u. a. als doctus (Epistola c. 27, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 565); er erließ noch lange geltende, nicht auf uns gekommene statuta (Ratpert, Casus c. 27 [6], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 29, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 66; vgl. Ekkehart IV., Casus c. 47 [4], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 168, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 102, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 106); abbas † I 23 nach 895 (W 697). 236 [man] Wahrscheinlich Priester † V 1, vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 108. 237 [hard/wig]. 238 [angil/berht] Zuerst ?851 III 31 (W 413), zuletzt 870 IV 10 (W 551); kaum der Kämmerer 892 VII 12 (W 686) und ?892 IX 20 (W 738); schrieb W 413, 540O, 545, 551; wohl der gelehrte beatus Engilpertus, falls sich diese Angabe nicht auf einen Verstorbenen bezieht (Ermenrich, Epistola [um 850/55] c. 27, hg. v.

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837

Kerhart239 Heriker240 Thancho241 Erlabald242 Oadalger243 Willihelm244 Luito245 Paldirit246 Erchanolt247 Walto248 Imicho249 Irminhart250 Werbert251

Kerhart37 Eriger37b Dancho38 Erlabald38b Uadalger39 Willihelm39b Liuto40 Baldarit40b Erchanolt41 Walto41b Hirminhart42 Werinbret42b

Thancho19 Herlibold2

Irminhart3 Werimbret4

E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 565); presbyter doctissimus † X 10 vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 205, 232, 350, 407, 415, 505; § 116. 239 [gair/hard] Kaum der Priestermönch † VII 16. 240 [hari/gair] Wahrscheinlich dieser † XII 5, vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 140. 241 [thank] Unwahrscheinlich, daß er der Subdiakon und Schreiber von 857/8 (W 456); in Frage kommen Mönch und Diakon † IX 3 sowie Priestermönch † IX 16 oder † XI 16, jedenfalls nach 868 (FAB). Vgl. Nr. 32, 321, 458. 242 [erl/balth auch erl/bod] Cellerar ?853 VII 8 (W 423) sowie ?867 VI 1 (W 2a8), Außenpropst im Südbezirk zuerst ?860 II 10 (W 567) bzw. 861 IV 24 (W 481), zuletzt 861 VI 18 (W 484), anschließend Pförtner ?862 XII 4 (W 541) bzw. 863 V 18 (W 492), zuletzt 865 VI 24 (W 512) bzw. 865/6 (W 515), Sakristan ?873 II 3 (W 577); ein Priester † VII 12, vor 895 (W 697). 243 [othal/gair] Wahrscheinlich der schon im Sammelnachtrag von Csg 914 (vgl. § 46) erwähnte Priester † I 15, sicher vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 106. 244 [wili/helm] Nach der Position unter den nachgetragenen defuncti von AUG (vgl. § 96f.) † bald nach 834. 245 [leud] Ein Priester dieses Namens zuvor schon 757 III 24 (W 20); der hier gemeinte Recognoscent ?837 V 25 (W 360); wahrscheinlich schrieb er später zwei Urkunden (W 396, 399); zuletzt als Diakon ?851 III 31 (W 413), als solcher † XII 17, auch im Vademecum Grimalts erwähnt, † vor 868 (FAB). Vgl. Nr. 368. 246 [balth/rid] Wahrscheinlich war der Amtsträger der zweite; der hier gemeinte † X 23, vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 254. 247 [erkan/wald] Priester † XII 27. 248 [wald] Wenn überhaupt im Nekrolog, so am ehesten der Priestermönch † IX 4 oder der Diakon † X 15, jedoch vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 391, 409, 456. 249 [im-k] Wohl der Mönch † X 12, vor 869 (FAB). 250 [erman/hard] Pförtner ?837 IX 19 (W 364); ein Priester † IX 23 nach 868 (FAB). 251 [wer/berht, warin/berht] Zuerst 837 XI 25 (W 366); Subdiakon ?839 X 15 (W 379), Diakon zuerst ?842 III 16 (W 212), zuletzt ?844 III 31 (W 389); vielleicht er oder Nr. 351 der Sakristan von ?882 VI (W 622) und 882–883 V 6 (W 625); schrieb W 212?, 366, 368, 379, 389K, war an einer Abschrift von Zürich, ZB Rh. 41 (vgl. Nr. 335) sowie vor 872 gemeinsam mit Uto (Nr. 227) an Csg 861 (CMD CH 3 Nr. 863) beteiligt. Er erhielt neben Hartmut (Nr. 235) durch Otfrid von Weißenburg dessen Evangelienbuch gewidmet (hg. v. O. Erdmann, ad Hartm.) und starb bei Vollendung des I. Buches von Notkers Gesta Caroli (l. I c. 34, hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 48, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 32) wohl 884 V 24 (allenfalls 885) als Priestermönch, sicher nach 869 (FAB); zur Überlieferung des Todestages vgl.: W. Haubrichs, Notizen, S. 69f. Anm. 106; weitere Spekulationen über Verbindungen desselben nach Corbie ebd. S. 27–29. Vgl. Nr. 351, 380.

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Perehtheri252 Hego253 Baldarith254 Ruadi255 Walteri256 Edilloz257 Verinnolt258 Ellinbold259 Saraman260 CP p. XIV388 Wolfcoz261 Ruadhelm262 Ruadinch263 Paulinus264

Perihtheri1 Hego2 Paldarih3 Ruadi4 Waltheri5 Edilleoz6 Werinolt7 Ellinbold8 Saraman9 AUG p. 11C49 Wolfcoz10

Perthere5 Palderit6 Waltheri7 Edilleoz8 Ellinbold9 FAB p. 3830f. Wolfcoz10

?895 III 30W697

252 [berht/hari] Mönch † VII 18, zwischen 869 (FAB) und 895 (W 697). 253 [agi] Vielleicht der Cellerar von 856/7 (W 451); eher der Diakon † V 3 als † I 16 (früher Nachtrag in Csg 914); vielleicht † 854 (Annales Alamannici ad. a. 854, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 249, hg. v. W. Lendi, S. 178); jedenfalls vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 67, 151, 361, 370, 455. 254 [balth/rik vgl. balth/rid] Unter den Zeugen aus dem Kloster ?844 VI 19 (W 444); Cellerar zuerst 858 VII 28 (W 464), zuletzt 861/2 (W 475), Praepositus 865/6 (W 515, 550), Pförtner zuerst 867 XI 16 (W 530), zuletzt ?874 XI 15 (W 575), Sakristan zuerst 883 V 6 (W 630), zuletzt ?885 IX 20 (W 648); † I 3 vor 896 (W 697). Vgl. Nr. 246. 255 [hroth-n] Da der dritte als Amtsträger anzusehen ist, ergibt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit folgende Zuordnung: der hier gemeinte Mönch † XI 30 auch im Sammelnachtrag des Csg 914 (vgl. § 46), sicher vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 263, 289; § 115. 256 [wald/hari] Vielleicht der Sakristan zuerst 856/7 (W 451), zuletzt 872 VI 13–?873 II 3 (W 568), doch vgl. Nr. 225; ist wegen des wesentlich früheren Profeßzeitpunkts kaum der Schreiber von W 522 und 528; einer der Priestermönche † VIII 31, † XI 28 oder Priester † IX 14, † IX 24, † XI 9, † nach 868 (FAB). Vgl. Nr. 26, 225, 354, 390, 411; § 108. 257 [athal/hleut] Subdiakon erstmals 844 IX 11 (W 394), dann 848 II 20 (W 404), Diakon zuerst 848 III 30 (W 428), zuletzt 848/54 VIII 6 (W 437); Rekognoscent (W 448, 490); schrieb selbst: W 394, 402, 404, 427, 428O, 436O und 437O; Priestermönch † I 3, zwischen 869 (FAB) und 896 (W 697). 258 [warin/wald] Sakristan 848 II 20 (W 404) und 856/7 (W 451); Mönch † IX 18, vor 869 (FAB). 259 [alian/balth] Priester † V 22, nach 868 (FAB). 260 [sarw/man] Cellerar 856/57 (W 451); Mönch † IX 20, vor 869 (FAB). 261 [wulf/gaut] Als Schreiber zuerst ?839 II 19 (W 273), sicher 840/1 (841 IV–V 13?) (W 383); Diakon ?839 IV 4 (W 274); Außenpropst für den Norden seit 861 IV 24 (W 481), vielleicht schon 854 IX 4 (W 493), zuletzt 868 VI 21 (W 581), nochmals Praepositus ?874 II 2 (W 577); Dekan ?878 III 16 (W 605) und 879/80 X (W 2a9); Schreiber der Urkunden W 273 (B. v. Scarpatetti, Abb. 9), 274O, 383?, 398K, 426, 445, 493, 494 und 524; vielleicht Stifter (oder Schreiber?) von Csg 20 (CMD CH 3, Nr. 829, Abb. 731f.; SMH 2, S. 55f., Abb. 30); Diakon † VIII 7, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 130; § 109. 262 [hroth/helm] Der Schreiber und Diakon von ?816/17 (W 230O, A. Bruckner, Studien, Abb. 6) ist hier nicht gemeint, da zu früh, wohl kein Konventsangehöriger. 263 [hroth-ng] Der Hospitiar von 885 IV 24 ist in der Ausgabe (W 2a27) wegen Reagenzienbehandlung schwer zu lesen, doch mit Hilfe der UV-Lampe eindeutig als Ruadi [hroth-n] zu bestimmen, also Nr. 289; der hier gemeinte Mönch † II 15, vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 255, 289; § 115. 264 [Paulinus].

78

838

839

840

Prestantius265 Pato266 Cozzolf267 Cotebert268 Sigibold269 Dietinc270 Erchanger271 Adalcoz272 Cotebret273 Heimo274 Paldold275 Hupold276 Ruadmar277 Notger278 Wigo279

Pato19

?Sigibold37

Cotabreth11

Ruadmar20

Erchinger11 Adalcoz12 Cotibret13 Heimo14 Paldolt15

Erchanger p. 3

Heimo p. 4

Ruadmar16

265 [Praestantius]. 266 [bad] Schenkungen anläßlich des Eintritts 838 V 20 (W 372, 373 vgl. hier Nr. 344; doch vgl. Nr. 271); Mönch † XII 15, vor 869 (FAB). 267 [gaut/wulf]. 268 [god/berht] Vielleicht Subdiakon und Schreiber [sic!] von ?843 X 31 (W 386), doch vgl. Nr. 273; Priester † XII 18, vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 182, 273, 424. 269 [sig/balth] Mönch † XII 13, vor 869 (FAB), auch im Sammelnachtrag zum Nekrolog in Csg 914 (vgl. § 46). Vgl. Nr. 304. 270 [theud-ng] Ein früherer CP p. III; der hier gemeinte Recognoscent ?839 II 19 (W 273); vielleicht der Priester Theutinus † III 25. 271 [erkan/gair] Vielleicht Oblation und Ausstattung 837 VIII 29 (W 363, doch vgl. Nr. 266); Cellerar ?873 XII 3 (W 576), Klosterpropst 885 VI 30 (W 645), Pförtner 888 II 28 (W 665) bis 890 VIII 1//29 (W 679); Priester ?895 III 30 (W 697); schrieb 884 VI 22 (W 638); Vielleicht der Priestermönch † VI 18 (auf Rasur, vielleicht dennoch ursprünglich). Vgl. Nr. 397 272 [athal/gaut] Vor ca. 865 mit Nr. 214 beteiligt an Csg 181 (pag. 56; vgl. mit Fehlern: CMD CH 3, S. 260, Nr. 838, Abb. 737; MBK 1, S. 74,12f.); Diakon † VIII 2, zwischen 868 (FAB) und 895 (W 697). Vgl. Nr. 125. 273 [god/berht] Eher als Nr. 268 der Subdiakon und Schreiber von ?843 X 31 (W 386); Kämmerer zuerst 861 IV 24 (W 481, 484), zuletzt 863 V 18 (W 492) allenfalls bis 864 I 1 (W 562), Cellerar zuerst ?864 I 2 (W 543), zuletzt 866 VIII 28 (W 520), Außenpropst im Osten zuerst 868 XII 20 (W 542), zuletzt 882 VI (W 622); Priestermönch † XII 29, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 182, 268, 424. 274 [haim] Aus dem Breisgau, dort Schenkung aus Anlaß seiner Oblation ?840 VI 12 (W 382); Priester ?895 III 30 (W 697), Pförtner ?884 III 2 (W 634 Hei mit Kürzungsstrich, seit Wartmann als Heitar, Nr. 222, aufgelöst, was zeitlich nicht möglich ist), Sakristan 886 II 10//887 III 2 (W 649); ein Priester † III 12. 275 [balth/wald] Eher dieser der Kämmerer 856/7 (W 451) als Nr. 177; Mönch † XI 23, zwischen 868 (FAB) und 876 (später Gruppennachtrag in Csg 914, vgl. § 46). 276 [hug/balth] Vgl. Nr. 367. 277 [hroth/mar] Kaum der erst nach der Anlage des Nekrologs in Csg 915 verstorbene Mönch und Diakon † I 9. 278 [naud/gair] Vielleicht Mönch und Diakon † VII 17, vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 119, 331, 467, 484, 497. 279 [wig] Ob mit einer Schenkung gegen Unterhaltsleistungen von 828 IV 28 (W 314) ein späterer Klostereintritt verbunden werden kann, ist wohl nicht zu entscheiden; † XII 25, vor 869 (FAB).

79

Winidolt280 Ratram281 Wito282 Folchart283 Erolt284 Irimfrid285 Waninc286 Pertfred287 CP deest 288 289

850

290

Folchart13 Herolt14 Irimfrid24 Waninc25 Perhtfrid26 AUG p. 11C49 Simon27 Albarih17

Folchart17 Erolt18 Erminfrid6 Waninc7

Folchart p. 5 Erolt p. 6 Irminfrid p. 7

FAB p. 3931f. Simon8 Ruadi9 Albrih10

?895 III 30W697

Albrih p. 8

280 [winid/wald] Ein Diakon † X 5, vor 869 (FAB). 281 [rad/hraban]. 282 [wid] † vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 355. 283 [fulk/hard] Zuerst 849//55 (W 442); Subdiakon 858 V 14 (W 463), Diakon 860 V 1 (W 472) bis 865 XI 20 (W 513, 514), Priester ?895 III 30 (W 697); Außenpropst für den Süden zwischen 869 I 26 (W 544) und 878 IV 13 (W 606), Dekan zuerst ?882 VI (W 622), zuletzt ?883 III 2 (W 634), später noch zwischen 890 VIII (W 679) und ?895 III 30 (W 697) sowie 898/9 VII 2 (W 715); schrieb die Urkunden W 442, 463, 472, 480, 513 und 514 (A. Chroust, I,14, Abb. 8a); verfertigte auf Befehl Hartmuts (demnach zwischen 849 und 883, wahrscheinlich nach 872) einen Psalter (Hunc praeceptoris Hartmoti iussa secutus Folchardus studuit rite patrare librum; Csg 23, hier p. 26f.; CMD CH 3, Nr. 830; SMH 3, S. 58 Abb. 12); Priestermönch † I 9. 284 [hari/wald] Ein anderer Priester schrieb 793 IV 10 (W 136O, ChLA 2, Nr. 130); der hier gemeinte ist noch ?895 III 30 (W 697) als Priester bezeugt; ein Priestermönch † VIII 8. 285 [erman/frith, im-z] Erstbezeugung 846//54 (W 425); Subdiakon ?857 IV 27 (W 452), Diakon 858 III 27 (W 461), Priester ?895 III 30 (W 697); Kämmerer wohl schon ?884 III 2 (W 634), sicher 885 IV 24 (W 2a27), zuletzt 890 VIII 1//29 (W 679); schrieb W 425, 452, 461; beteiligt an der Abschrift von Zürich Rh. 41 zwischen 850 und 870 (vgl. unten Nr. 335); Priestermönch † III 13 oder VII 10. 286 [wan-ng] Praepositus 886 IV 14 (W 650); zwischen 860 und 872 mit Wibert (Nr. 339) an einer Handschrift von Augustinus Enarrationes beteiligt (Csg 165 p. 278; CMD CH 3, Nr. 743, Abb. 725f.); Priestermönch † IX 18 oder † XI 2, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 453. 287 [berht/frith]. 288 [Simon] Mönch † V 10, zwischen 868 (FAB) und 895 (W 697). 289 [hroth-n, vgl. hroth/wini] Schreiber von 853 VII 8 (W 423) und als Priester Schreiber von 855 VI 25 (W 473); Recognoscent 874 VI 29 (W 583); Hospitiar zuerst ?882 VI (W 622), zuletzt ?885 IX 20 (W 648); besaß den heute verschollenen Psalmenkommentar Columbans (MBK 1, S. 76,22f.); wohl der Priester † VIII 5, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 255, 263; § 115. 290 [alb/rik] Mehrere: ?895 III 30 (W 697) gibt es zwei Priester (Nr. 290, 395) und einen Mönch (Nr. 449), wobei jedoch nur der erste Priester schon auf der Liste von 868/69 (FAB) erscheint. Ferner wird die Trennung dadurch erleichtert, daß von diesem die anonyme Aufzeichnung seiner Lebensdaten in den Annales Sangallenses brevissimi des Csg 250 erhalten sind (hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 69, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 208 Anm. 29): scolasticus 850, diaconus 862, presbyter 868, praepositus 873, decanus 885; die Aufzeichnungen enden mit 889. Von ihm läßt sich somit ein früherer Albrich unterscheiden: In St. Gallen tätiger Schreiber ?837 V 25 (W 360); Priester 839 X 22 (W 381), zuletzt 850 IV 8 (W 409f.); schrieb W 360, 392, 409O, 410; gehörte vielleicht nicht dem Konvent an, oder das Profeßbuch ist nicht vollständig.

80

291 292

851

293 294 295 296 297 298

852

299

Marcus15 Sinderat18 Truso16 Hartman41 Wolfdrige42 Rimiding44 Liuthart2b Nandcrim4b Yso21

Marcus11 Sinderat12 Truso13 Hartman14 Wolfthrige15 Rimidinc16 Liutthar17 Nandcrim18 Iso19

Nandcrim p. 9

Der hier gemeinte ist nach den Annales Sangallense brevissimi 850 Scholasticus, Subdiakon ?851 II 1 (W 411), Diakon 862 (Annales) [damit scheidet die Frühdatierung für W 491, 492: 846 V 18 zugunsten von 863 V 18 aus], als Diakon zuletzt 865 III 16 (W 508), Priester 868 (Annales), ?874 XI 15 (W 574f. ), zuletzt ?895 III 30 (W 697); Cellerar zuerst 867 XI 16 (W 560), zuletzt ?873 II 3 (W 577), Praepositus 873 (Annales), als Außenpropst im Westen zuerst 874 V 27 (W 579), zuletzt 876 I 16 (W 594), Dekan 885 (Annales), zuerst 885 IV 24 (W 2a27, 645), zuletzt ?889 VIII 28 (W 671); schrieb W 411O, 412O, 416O, 430, 431, 432O, 438, 448O, 492, 500O, 506, 508, 574O, 575O, 594; Priestermönch † I 26 oder † XII 27 nach 894/895 (W 697). Vgl. Nr. 395, 449, 503. 291 [Marcus] Ein früherer CP p. II; hier der Bischof † III 1, nach 869 (FAB); Onkel des Marcellus (Nr. 300), zur Zeit der Stellvertreterschaft Hartmuts (seit 849) eingetreten (Ekkehart IV., Casus c. 2 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 8f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 78, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 18); erhielt von Grimald ein Psalterium bonum (MBK 1, S. 89,2). 292 [sinth/rad] Recognoscent ?867 IV 13 (W 526); Priestermönch † III 6. 293 [drus, vgl. auch thruth-z] Kaum identisch mit dem Schreiber einiger Stücke des Folcwin-Chartulars (W 2a4–6), wohl der Drucio, welcher 851 VI 11 (W 391) durch Schenkung das Eintrittsrecht erhielt; Priester † IV 25, wohl nach 884 (Eintragsfolge des Nekrologs, ausführlichere Diskussion oben § 113). 294 [hard/man] Priester 882 V 10 (W 620); Kämmerer zuerst ?864 I 2 (W 543), zuletzt ?873 II 3 (W 577), Cellerar zuerst 874 V 27 (579), zuletzt ?874 XI 15 (W 575), vermutlich als Praepositus zuerst 882 V 10 (W 620), dann ?884 III 2 (W 634); Priestermönch † VIII 21, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 219, 366; 253f. 295 [wulf/thragi] Sakristan ?878 III 16 (W 605) und 879/80 X (W 2a9); als Priester Recognoscent 884 VI 22 (W 637); Priestermönch † X 20, vor 895 (W 697). 296 [rimid-ng] Mönch 882 VI 1//29 (W 621); Pförtner 885 IV 24 (W 2a27 ferner 645); wahrscheinlich der Schreiber von ?862 XII 3–864 II 2 (W 562K); Mönch und Diakon † V 28. 297 [leud/hard, leud/hari] Subdiakon 858 III 13 (W 459) und 858 VII 28 (W 464), Diakon 864 IV 8 (W 498, 499), zuletzt ?867 IV 13 (W 526), Bibliothekar 867 II 9 (W 523), zuletzt 872 IV 14 (W 557 ferner W 526, 538, 2a8, 529, 530), wohl Cellerar ?884 III 2 (W 634), Pförtner ?885 IX 20 (W 648) und 886 II 10//887 III 2 (W 649); schrieb insbesondere als Bibliothekar folgende Urkunden: W 459, 464, 498, 499, 507, 523, 525, 526, 529, 530 (A. Chroust I,14, Abb. 8b), 538, 557, W 2a8; Priestermönch † VIII 1, vor 895 (W 697). 298 [nanth/grim] Als Mönch Schreiber von ?859 VI 24 (W 469?), 861 IV 24 (W 482K) und 864 II 2 (W 495), beteiligt an der Abschrift von Zürich Rh. 41 zwischen 859 und 868 (vgl. unten Nr. 335) sowie an Csg 254 ausweislich eines Vermerkes in dessen Vorlage: Wolfenbüttel, HAB, Weissenburg 49, f. 35 zusammen mit einem Notker (f. 81); Priester ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † VIII 6. 299 [is] Stammt von wohlhabenden Eltern aus dem Thurgau (W 539 und 509f.), kam nach Ekkehart IV. (Casus c. 31 [7], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 119f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 93, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 74) angeblich als Oblate in das Kloster (vgl. jedoch § 150); als Mönch und Schreiber zwischen 852 V 29 (W 418) und 853 III 5 (W 422O), schrieb er auch W 419O und 420 sowie als Priester ?868 IX 8 (W 539; Duft II, Abb. 30); verfaßte nach 867 die Relatio de miraculis S. Otmari (BHL 6387, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG

81

300 301 302

853

303 303a 304 305 306 307

Marcellus23 Plithram22/5b Cotesman6b Otine35

Marcellus20 Cotisman21 Otine22

Cotesman p. 10 Otine p. 11

Sigibold37 Podalolt40 Cundhart28 Wichker29

Sigibold5 Podololt6

Sigibold d. 44

Gisalbret

12, S. 114–139, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 47–54) sowie 870 das Indiculum zur Vita S. Desiderii in Csg 566 p. 98 (hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 3, S. 628f.; vgl. Notker, Martyrologium, hg. v. H. Canisius, MPL 131, Sp. 1086D–1087A); der Lehrer starb nach den Annales Sangallenses maiores am 14. Mai 871 (hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 76, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 275) nach Ekkehart IV. bei seiner Tätigkeit in Moutier-Grandval (Casus c. 31–32 [2], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 121–126, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 74–76, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 93f., dort als Lehrer und Arzt); zuvor in St. Gallen Lehrer Notkers (Nr. 331; Notker Balbulus, Liber ymnorum, Prooemium, hg. v. W. v. den Steinen, S. 8). Es handelt sich um den am 14. März im Nekrolog geführten Priester, und die Monatsangabe der Annalen ist vielleicht erst als späterer Zusatz fehlerhaft (prid. id. mai. statt prid. id. mart.; vgl. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 121 Anm. 418, auch: E. Freise, Grundformen, S. 484 Anm. 202), doch fehlt die zu erwartende Charakterisierung als magister. Vgl. Nr. 412. 300 [Marcellus, eigentlich Moengal] Neffe des Marcus (Nr. 291); Mönch ?853 IX 24 (W 424), noch ?854 IV 2 (W 429), Diakon ?860 III 15 (W 470), zuletzt 865 VI 11 (W 509, 510); schrieb die Urkunden W 424, 429, 441O, 470 ferner gemeinsam mit Gisalbret (Nr. 303a) noch ohne Weihegrad (also vor 860) die Teilbibel Zürich, ZB, C 57 (f. 197r: Prudens quisquis lector volumen cum legeris istud, scriptoribus imperitis Marcello monacho et Gisalberto subdiacono veniam concedas deposcimus; CMD CH 3, Nr. 803, Abb. 729f.; SMH 3, Abb. 16) und war wahrscheinlich an einer Abschrift der Psalmenbilingue Basel, UB, A VII 3 beteiligt (Psalterium graeco-latinum, hg. v. L. Bieler, S. XIIIf., XIXf.); als Lehrer Notkers I. (Nr. 331) bezeugt (Liber ymnorum, Prooemium, hg. v. W. v. den Steinen, S. 10); † IX 30. Nach H. Zimmer (Blaithmac, S. 210f.) wäre er mit dem 871 gestorbenen Abt von Bangor gleichzusetzen, doch spricht dagegen seine Bezeichnung als einfacher Mönch und späterer Diakon; gestorben zwischen 868 (FAB) und 895 (W 697). 301 [blith/hraban] † vor 870 (FAB), ein Priester † I 8 (sicher vor 875, da zum Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914 gehörend, vgl. § 46). 302 [godes/man] Priester ?895 III 30 (W 697), Cellerar 890 VIII (W 679), Kämmerer 898/9 VII 2 (W 715); Priestermönch † VIII 3. 303 [aud/wini] Mönch zuerst 853 V 2 (W 466), zuletzt ?860 V 1 (W 471), Subdiakon 864 III 26 (W 496, 497), zuletzt 865 VI 24 (W 511, 512), Priester ?895 III 30 (W 697); Kämmerer ?873 XII 3 (W 576), zuletzt 883 V 6 (W 630), Hospitiar 886 II 6//887 III 2 (W 649), zuletzt 890 VIII 1//29 (W 679), Sakristan zunächst ?889 VIII 28 (W 671), dann 892 VII 12 (W 686), zuletzt ?894 II 11 (W 693), ferner 898/9 VII 2 (W 715); schrieb W 440K, 460, 466O, 471, 488, 489, 496, 497, 511, 512O; Priestermönch † XII 28, nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 2, 10, 188, 471 303a [gisal/berht] Eintrittsrecht 853 V 2 (W 466); als Subdiakon nennt er sich vor 860 (W 470) gemeinsam mit dem Mönch Marcellus (Nr. 300) als Schreiber der Teilbibel Zürich, ZB, C 57 (CMD CH 3, Nr. 803, Abb. 729f.; SMH 3, Abb. 16); da in AUG nicht mehr erwähnt, † vor 865. Vgl. Nr. 413, 469. 304 [sig/balth] Wahrscheinlich Schenkung vor Klostereintritt ?851 VI 24 (W 416); ältester Diakon ?895 III 30 (W 697); Cellerar zuerst 885 IV 24 (W 2a27) und ?889 VIII 28 (W 671) sowie zwischen 892 VII 12 (W 686) und ?894 II 11 (W 693), ferner ?902 V 5 (W 723); Mönch und Diakon † III 21. Vgl. Nr. 269. 305 [bodal/wald] Priester † IX 7, zwischen 868 (FAB) und 895 (W 697). 306 [gunth/hard]. 307 [wig/gair].

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308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321

Wolfhart30 Puaso31 Otpreht32 Willihc33 Eribo34 Adalolt36 Herimuat38 Ruadachar39 Ruadgoz40 Rihger1b Adalger3b Pernhart7b Wlfpreth8b Tancho9b

Pernhart7 Wolfpret8 Thancho9

Pernhart p. 12 Thancho p. 13

308 [wulf/hard] In W 571 (?873 IV 30) kaum gemeint, da der hier gemeinte vor 870 (FAB) starb. Vgl. Nr. 123, 200. 309 [baus]. 310 [aud/berht] Ein anderer sicherte sich das Eintrittsrecht, 824 XI 6 (W 285). 311 [wili-k]. 312 [arbi] Im Sammelnachtrag zum Nekrolog von Csg 914 (vgl. § 46) ein Priester † XII 24, vor 869 (FAB). 313 [athal/wald] Subdiakon und Schreiber ?857/8 (W 455); für den Todestag vor 869 (FAB) kommt nur der Priestermönch † V 12 in Frage, da er für die Todestage zweier gleichnamiger Priester † I 17 und † XII 17 noch im Sammelnachtrag des Nekrologs in Csg 914 (vgl. § 46) erscheinen müßte. Vgl. Nr. 74, 154, 432. 314 [hari/mod] Schrieb als Mönch 850//58 W 457K und 858/59 VI 2 W 467 sowie als Subdiakon ?858 XI 16/?864 XI 15 W 505 und 861/67 VI 24 W 485; beteiligt an der Abschrift von Zürich, ZB, Rh. 41 zwischen 859 und 868 (vgl. unten Nr. 335); der im Sammelnachtrag zum Nekrolog in Csg 914 (vgl. § 46) bezeugte Diakon † XII 20, vor 869 (FAB). 315 [hroth/wakar] Priester † VIII 30, vor 869 (FAB). 316 [hroth/gaut] Eher der Priester † XI 2 als der Mönch † IX 21, jedenfalls vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 341. 317 [rik/gair] Vielleicht der Priestermönch † I 9, vor 870 (FAB). 318 [athal/gair] Vor 869 beteiligt an einem Band von Cassiodors Psalmenkommentar in Csg 202 (p. 114; vgl. MBK 1, S. 84,15; CMD CH 3, Nr. 744, Abb. 727); Priester † VI 30 vor 869 (FAB). 319 [berin/hard] Zwei Namensträger (vgl. Nr. 322) kurz hintereinander eingetreten, welcher ?857 IV 24 (W 452) bei einer Schenkung pro monachica vita Pernharti nepotis gemeint war, ist nicht bestimmbar; der hier gemeinte zuerst 858/9 VI 2 (W 468), Subdiakon 866 V 15 (W 558) und ?866 VI 18 (W 517), Priester ?895 III 30 (W 397); als Praepositus zuerst 870 IV 10 (W 551) (in den annalistischen Aufzeichnungen des Csg 459 allerdings ad a. 874: Pernhardus praepositus factus est, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 70, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 210 Anm. 35), dann 876 (nach VIII 28)/877 (W 600, 601), zuletzt 882 XII 10 (W 624); als Abt zuerst 884 V 3 (W 635), zuletzt 890 V 14 (W 677) bzw. 883 VII 6–890 VI (W 678); galt Ratpert als vir nobilitate et iuventute praeclarus (Casus c. 34 [9], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 63, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 74; vgl. W 637, 672); zu seiner Absetzung vgl. W 685, 726; lebte als Priester noch ?895 III 30 (W 697), schrieb die Urkunden W 468?, 517, 558; verfügt über Privatbesitz (MGH DD Arn. 25); † VI 9, um 900 (vgl. § 229 Anm. 26). Vgl. Nr. 322. 320 [wulf/berht] Priester † X 14, nach 868 (FAB). Vgl. Nr. 489. 321 [thank] Subdiakon und Schreiber von 857/8 (W 456), Priester ?895 III 30 (W 697); eher der Priestermönch † IX 16 als derjenige † XI 16. Vgl. Nr. 32, 241, 458.

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322

857

323 324 325 326

858

CP p. XVII391 Pougolf327 Uoto328 Rihcpold329 Kerpret330 Notker331

Pernhart10b Fartman11b Pernwic12b Theoger13b Erfolt14b AUG p. 11C49 Pougolf15b Uato16b Rihpold17b Kerbreht18b Notger19b

Pernhart10 Fartman11 Pernwic12 Thiotker13 Erffolt14 FAB p. 39f. 32f. Pougolf15 Uato16 Rihpold17 Kerpret18 Notker19

Pernhart m. 82

?895 III 30W397 Pougolf m. 83 Uoto p. 14 Kebret p. 15 Notker p. 16

322 [berin/hard] Als ältester Mönch ?895 III 30 (W 697) wohl als solcher gestorben † XII 10 oder † VII 13, kaum der vorherige Schreiber oder Amtsträger Nr. 319; wahrscheinlich war er als Mönch Besitzer eines Weinbergs (W 2A11), dort auch zum familiären Hintergrund; ein späterer CP p. XXI (zwischen 933 und ca. 948). 323 [fard/man] Schreiber ?857 X 14 (W 400?); ein Priester † II 12, zwischen 869 (FAB) und 895 (W 697). 324 [berin/wig] Subdiakon und Schreiber von ?858 IV 12 (W 462) und 861 IV 24 (W 481); Priestermönch † III 16, wohl zwischen 887 (Eintragsfolge im Nekrolog) und 895 (W 697). Vgl. Nr. 127; § 112. 325 [theud/gair] Schreiber zweier Urkunden, darunter Mönch 858//66 (W 516) und Subdiakon 869 I 26 (W 544O); lediglich ein späterer Diakon † XI 10, der hier gemeinte zwischen 870 (FAB) und 895 (W 697). Vgl. Nr. 163. 326 [erp/wald] Mönch 882 VI 1//29 (W 621); Diakon † XI 8, vor 895 (W 697). 327 [baug/wulf] Zweitältester Mönch ?895 III 30 (W 697), Mönch † III 31. 328 [aud] Priester ?895 III 30 (W 697); kaum der Schreiber von 892 III 17 (W 684); Priestermönch † IV 17. Vgl. Nr. 93, 103, 227. 329 [rik/balth] Diakon † X 16, zwischen 869 (FAB) und 895 (W 697). 330 [gair/berht] Priester ?895 III 30 (W 697); Cellerar 882 VI (W 622), zuletzt 883 V 6 (W 630, 625); Priestermönch † XI 15. Vgl. Nr. 442. 331 [naud/gair] Bruder des Hundertschaftführers Othere, Schüler des Iso (Nr. 299) und Marcellus (Nr. 300; Notker Balbulus, Liber ymnorum, Prooem., hg. v. W. v. den Steinen, S. 8–10), als Schreiber zuerst 858 VIII 29 (W 465); Priester ?895 III 30 (W 697); Bibliothekar 890 VIII 1//29 (W 679), Hospitiar 892 VII 12 (W 686), zuletzt ?894 II 11 (W 693); schrieb W 465O, 476, 546, 548E, 549, 572 (S. Rankin, Abb. 2), 617K, 618 (S. Rankin, Abb. 3) und 738 (W 758 und 761 gehören zum Namensvetter Nr. 467) ferner in Csg 14 den Nachtrag p. 331 (CMD CH 3, Nr. 827, Abb. 732a), und beteiligte sich vor 887/8 an der CanonesHandschrift Csg 672 (p. 64f.; CMD CH 3, Nr. 146, Abb. 7–11; zur Schreibtätigkeit vgl. § 291; Freund bzw. Lehrer Salomos III., für welchen er ein Formelbuch zusammenstellte (hg. v. E. Dümmler, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 390–437), Lehrer des Hartmann (Nr. 366), mit welchem er ein Prosimetrum de Vita S. Galli dichtete (BHL 3256, hg. v. W. Berschin), wahrscheinlich Lehrer des späteren Bf. Rupert v. Metz, für welchen er einige Stephanushymnen verfaßte (um 883; hg. v. P. v. Winterfeld, MGH Poet. 4, S. 337–339, hg. v. W. v. den Steinen, S. 148–150) sowie von Gerald (Nr. 482); verfaßte außerdem die Gesta Caroli (um 887, hg. v. G. Meyer v. Knonau, hg. v. H. F. Haefele) ein Martyrologium (um 896, hg. v. H. Canisius, MPL 131, Sp. 1029–1164), eine Epistola ad Lantpertum (wohl 871, hg. v. J. Froger; hg. v. H. Canisius, MPL 87, Sp. 37f.), einen Zusatz zum Breviarium Erchanberti (bis 881, hg. v. G. H. Pertz, MGH SS 2, S. 329f.), zahlreiche Sequenzen (Liber ymnorum, um 884, hg. v. W. v. den Steinen) sowie andere kleinere Dichtungen (ICL 1536, 15066); Magister, qui sequentias composuit † IV 6, 912 (Annales Sangallenses maiores ad a. 912, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 279 Anm. 196, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 77); seine Grabschrift hg. v. K.

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860

Thidolt332 Wichram333 Otolf334 Maelchomber335 Adalhoh336 Wolfram337 Amalbert338 Witpret339 Wolvolt340 Ruodgoz341 Anno342

Theodolt20b Wichram21b Otolf25b Mealchomber26b Adalho27b Wolfram28b Amalbreht29b Witpreht30b Wolvolt31b Ruadgoz37b Anno35b

Thiodolt20 Wichram21 Otolf5

Wichram p. 17

Wolfram6 Amalbret7 Wipret8 Wolvolt9

Amalbret p. 18 Witpret p. 19

Strecker, MGH Poet. 5, S. 329; Ekkehart V., Vita B. Notkeri (um 1220; BHL 6251, hg. v. D. Papebroch, AASS April 1, S. 579–595, hg. v. E. Lechner) ist weitestgehend von den Casus Ekkeharts IV. abhängig. Vgl. Nr. 119, 278, 467, 484, 497. 332 [theud/wald] Lediglich ein Clericus und Schreiber zu ?799 VI 23 (W 156) sowie ein Priester zu 815 VI 26 (W 215), da es beide Male um Angelegenheiten bei Wasserburg a. B. geht, dürfte es sich um einen dort ansässigen Priester handeln; hier † IX 2; vor 895 (W 697). 333 [wig/hraban] Zuerst ?860 VIII 6 (W 474), Mönch ?861 VI 13 (W 483), Subdiakon ?865 VI 19 (W 518), Diakon 872 III 19 (W 556), Priester ?895 III 30 (W 697); Außenpropst im Westen, zuerst 885 IV 24 (W 2a27, vgl. W 654), zuletzt 890 III 21 (W 676); schrieb W 474E, 475 (P. M. Krieg, Abb. 30), 483, 518, 532, 533, 535, 536, 543 und 556; verfaßte ein kleineres dialogisches Werk über den Computus (clm 14221, f. 20v–22, hg. v. B. Braunmüller); vielleicht im Glossar des Csg 299 als Beispiel für einen recalvaster angeführt (p. 38; CMD CH 3 Nr. 850) oder auch derjenige, welcher den Csg 260 durch einen Diakon Hartpert binden ließ (p. 390, CMD CH 3 847); doctor eruditissimus et benignissimus † X 13. Vgl. Nr. 460. 334 [aud/wulf] Ein Priester aus Pfohren schrieb W 384? (836/42 VI 4) und schenkte St. Gallen dortigen Besitz mit dem Vorbehalt, daß er oder sein gleichnamiger Neffe später in das Kloster eintreten dürfte 847//54 VII 1 (W 432), was sicherlich erst nach 856 VI 16 (MGH DD LdD 77) geschah; tatsächlich handelt es sich um den Neffen, den beschenkten Kaplan König Arnulfs von 888 VIII 25 (MGH DD Arn 37), dessen Geschenk später an St. Gallen fiel; vielleicht der Priester † V 3 vor 895 (W 697); bei dem in derselben Gegend tätigen Schreiber von W 268O (?821 III 10) handelte es sich vielleicht schon um den Onkel. Vgl. Nr. 34. 335 [Maelchomber] Wahrscheinlich als Maelo neben anderen (hier Nr. 235, 251, 285, 298 und 314) beteiligt an der verlorenen Abschrift von Zürich, ZB, Rh. 41 (CMD CH 3, Nr. 894), welche demnach zwischen 859 und 868 anzusetzen ist; † I 28 vor 870 (FAB). 336 [athal/hauh] Ein Subdiakon, † II 3 vor 870 (FAB). 337 [wulf/hraban] Ein früherer CP p. II; hier der Priestermönch † XI 22, zwischen 868 (FAB) und 895 (W 697). 338 [amal/berht] Mönch und Schreiber ?860 XI 11 (W 478) und 861 VI 18 (W 484 der Priester und Schreiber 868 VI 21 (W 581O) dürfte mit dem Aussteller identisch sein und nicht hierher gehören); Priester ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † XI 4. Vgl. Nr. 114. 339 [wid/berht, auch wig/berht] Priester ?895 III 30 (W 697); vor 872 mit Waning (Nr. 286) an einer Handschriftengruppe von Augustinus Enarrationes beteiligt (Csg 163 p. 152: UU.B.R.T.S.P.S.T.C.N.T.R. [Wibertus scripsit cantor], vgl. MBK 1, S. 83,35; A. Bruckner, SMH 3, S. 76f. Abb. 6–7; Rez. B. Bischoff, in: HJb 59, 1939, S. 249); Priestermönch † V 23 oder † XI 6. Vgl. Nr. 53, 115, 356. 340 [wulf/wald] Wahrscheinlich Praepositus ?875 IV 13 (W 589); der Priestermönch † II 24 oder der Priester † III 28, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 66, 193, 387. 341 [hroth/gaut] Ein Mönch † IX 21 wahrscheinlicher als der Priester † XI 2, jedenfalls vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 316. 342 [an] Priestermönch † V 5, vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 501.

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Hildebold343 Engilram344 Burcwart345 Heribold346 Wolfheri347 Erimbret348 Witigowo349 Engilbret350 Werimbret351 CP p. XVIII392 Oalo352 Tuto353 Waltere354

Hiltibold34b Enkilram32b Purwart33b Heribold35b Wolfhere39b Erimpert40b Witigowo41b Engilpert42b Werimbreht43b AUG p. 11Cf. 49f. Valo44b Tuto1 Waldhere2

Purcwart10 Wolflire11 Witigowo12 Engibret13 Werinbret14 FAB p. 4033f. Uolo15 Tuto16 Waldhere17

Witigouo d. 45 Engilbret p. 20 Werinbret p. 21 ?895 III 30W697

343 [hildi/balth] Priestermönch † IV 28, vor 870 (FAB). 344 [angil/hraban] Eintrittsrecht 838 V 29 (W 372, 373 vgl. Nr. 266); wohl bald als Diakon † VII 27, sicher vor 869 (FAB), kommt wegen seines kurzen Klosterlebens als Amtsträger kaum in Betracht. Vgl. Nr. 231. 345 [burg/ward, bur/ward] Priestermönch † VII 25, zwischen 869 (AUG) und 896 (W 697). Vgl. Nr. 89. 346 [hari/balth] Diakon † II 26 oder Subdiakon † III 2, vor 870 (FAB). Vgl. Nr. 181, 357. 347 [wulf/hari] Priestermönch und Schreiber 886 IV 14 (W 650E); Priestermönch † III 16, vor 896 (W 697). Vgl. Nr. 40, 472; § 112. 348 [erin/berht] Wahrscheinlich der Urkundenschreiber 866 VIII 28 (W 520); monachus atque infans † VI 28, vor 869 (FAB). Vgl. Nr. 204, 488. 349 [widu/gaw] Zweitältester Diakon ?895 III 30 (W 697); Diakon † IX 12. Vgl. Nr. 362. 350 [angil/berht] Vielleicht der Schenker von ?849/55 VI 2 (W 442, dann eher 855), der sich das Eintrittsrecht einräumen ließ; Priester ?895 III 30 (W 697); käme als einziger als Priester und Schreiber für W 641 von ?885 III 25 in Frage, doch sieht die Urkunde nicht wie ein Produkt des Klosters aus; eher der Schreiber von ?874 XI 25 (W 582; P. M. Krieg, Abb. 26); wahrscheinlich Praepositus ?885 IX 13 (W 647), 889 V 19 (W 669) und ?889 VIII 26 (W 671), vielleicht Pförtner 898/99 VII 2 (W 715), dann sicher Außenpropst im Süden 907 II 4–908 II 3 (W 753), zuletzt 914 V 23 (W 775), zugleich Dekan 896 VII 3 (W 705), zuletzt 897 V 19 (W 712), einmal 904 VII 30 (W 736), dann zuerst ?907 I 16 (749), zuletzt ?909 X 15 (W 760), schließlich noch einmal ?913 V 28 (W 774); unwahrscheinlich der spätere Abt (vgl. Nr. 407); eher der Priester † VIII 29 als der Priestermönch † XII 22. Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 205, 232, 238, 407, 415, 505; § 116. 351 [warin/berht] Da der hier gemeinte ?895 III 30 Priester ist (W 697) und das Erreichen dieses Weihegrades meist nach Durchlaufen der vorherigen Weihen in Orientierung an den kanonischen Zeiten erfolgt, ist es unwahrscheinlich, ihn mit dem Schreiber und Subdiakon von 882–883 V 6 (W 625) gleichzusetzen, weshalb der Urkundenschreiber wohl der jüngere Namensträger (Nr. 380) ist. Hingegen dürfte er (oder Nr. 251) der Sakristan von ?882 VI (W 622) und 882–883 V 6 (W 625) sein, da es unwahrscheinlich ist, daß der für das Urkundengeschäft nicht zuständige Sakristan die Urkunde schrieb. Priestermönch † X 5. Vgl. Nr. 251, 380. 352 [folo, walh] Mönch, Subdiakon, verunglückte † 876 XII 12, an der Abschrift eines Evangeliums beteiligt (Casus c. 43 (3), hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 152–155, hg. v. I. v. Arx, S. 99f., hg. v. H. F. Haefele, S. 96–98; Annales Sangallenses maiores ad a. 876, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 275, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 77). 353 [dod] Lediglich ein früher Schreiber ca (720/30) (W 2); der hier gemeinte wahrscheinlich † IX 2, vor 895 (W 697). 354 [wald/hari, auch wad/hari] Die Oblation von 858 III 27 (W 461) bezieht sich eher auf einen Mönch, welcher noch vor 870 (FAB) gestorben wäre und aufgrund der verlorenen Seite des Profeßbuches hier nicht mehr dokumentiert werden kann; der hier gemeinte schrieb und zwar schon als Priester 867 I 9

86

Wito355 Witpret356 Heribold357 Pero358 Rifine359 Ito360 Eccho361 Witigowo362 Ruadram363 Perethart364 Nandhere365 Hartmannus366

Wito3 Witpert4 Heribold5 Pero6 Rifine7 Ito8 Eccho9 Witigowo10 Ruadram11 Perehthart12 Nandhere13 Hartman14

Wito18 Witpret19 Heribold21 Pero3 Rifine4 Ito5 Eccho6 Witigowo7 Ruadram8 Nandhere9 Hartman10

Wito d. 46 Heribold p. 22 Pero d. 47 Ito p. 23

Ruodram p. 24

Hartman d. 48

(W 522) sowie ?867 IX 13 (W 528); vielleicht Recognoscent 876 V 26 (W 596); einer der Priestermönche † VIII 31, † XI 28 oder Priester † IX 14, † IX 24, † XI 9, † jedenfalls vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 26, 225, 256, 390, 411; § 108. 355 [wid] Ein Schreiber ?873 II 3 (W 577); Diakon ?895 III 30 (W 697); Pförtner 897 V 19 (W 712), Hospitiar ?913 V 28 (W 774) und 914 V 23 (W 775); Priester † III 15, wohl nach 920 (Eintragsfolge im Nekrolog). Vgl. Nr. 282. 356 [wid/berht] Iuvenis monachus † V 3, zwischen 868 (FAB) und 895 (W 697). Vgl. Nr. 53, 115, 339. 357 [hari/balth] Priester ?895 III 30 (W 697); Priester † VIII 9. Vgl. Nr. 181, 346. 358 [ber] Subdiakon 879 V 1 (W 3a8) und 883 V 14 (W 631), Diakon 893 V 14 (W 689), noch ?895 IX 23 (W 699); Außenpropst im Südbezirk 892 VII 12 (W 686), zuletzt 905 VII 8 (W 746), daneben Dekan ?902 V 25 (W 723), zuletzt ?905 VII 8 (W 746); schrieb W 3a8K, 631, 689, 699; vielleicht außerdem zwischen 888 I 28 und 890 Ingrossator von MGH DD Arn. 11, 51, 81; vielleicht der Priestermönch † IX 16. Vgl. Nr. 464. 359 [rip/wini] Mönch ?869 VII 10 (W 547), Subdiakon ?873 XII 3 (W 576) und ?875 X 27 (W 592), in allen drei Urkunden als Schreiber (W 576 in beiden Ausfertigungen; III 328 abgebildet bei A. Chroust I,15, Abb. 3a und P. M. Krieg, Abb. 31); Priestermönch † VII 29, vor 895 (W 697). 360 [id] Priester ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † III 3. 361 [agi] Vielleicht auch er, und nicht Nr. 370 der Schreiber von W 542E und 579; Priester † II 26 oder † XII 27, zwischen 869 (FAB) und 895 (W 697). Vgl. Nr. 67, 151, 253, 370, 455. 362 [widu/gaw] Mönch † VII 22, zwischen 869 (FAB) und 895 (W 697). Vgl. Nr. 349. 363 [hroth/hraban] Priester ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich der Priestermönch † I 2. 364 [berht/hard] Mönch † VIII 5, vor 869 (FAB). 365 [nanth/hari] Mönch † I 5, vor 875 (Zur Nachtragsgruppe im Csg 914 gehörig). 366 [hard/man] Neben FAB erstmals bezeugt als Schreiber 876/877 (W 600), einer der älteren Diakone ?895 III 30 (W 697); Kämmerer zuerst ?910 III 30 (W 763), zuletzt ?913 V 28 (W 774), Praepositus 920 X 30 (W 781), 922–925 Abt (W 780, Annales Sangallenses maiores ad a. 921, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 78, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 282; Älteste Verzeichnisse der Äbte, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 11, S. 128); schrieb W 600 (P. M. Krieg, Abb. 32), 634, 635, 636 (Der exemplar-Vermerk ist später, vgl. die Abb. bei O. P. Clavadetscher, P. Staerkle, S. 143), 639O (Arndt-Tangl III, Abb. 77a), 710; Nach Ekkehart I. (Vita S. Wiboradae c. 19 (17), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 58, hg. v. G. Henschen, AASS Mai 1, S. 292) war er Lehrer Ulrichs von Augsburg (wohl um 908/10; Ekkehart IV., Casus c. 57 [5], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 212, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 107, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 124; vgl. auch Nr. 453); verfaßte einen sui temporis libellum (ebd. c. 47 [4], hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 166, hg. v. I. v. Arx, S. 102, hg. v. H. F. Haefele, S. 104); magister atque abbas † IX 21, wohl 925 (Duft/Gössi/Vogler, S. 112). Vgl. Nr. 219, 294.

87

865 866 868

Huppold367 Liuto368 Winidhere369 Eccho370 Eberhardus371 Ludebret372 Thrudpret373 Sindolf374 CP deest 375

869

376 377 378 379 380

Hupold15 Liuto16 Winidhere17 Eccho18 Eburhart19 Ludapret20 Thrudpret22 Sindolf24 AUG p. 11D50 Hasawae21 Hiltipret23 Hiltiwin25 Iob26 Paldmunt27 Werimpert28

Huppold11 Liuto12 Winithre13 Eccho14 Eburhart15 Ludabreth16 Thiotpret17 FAB p. 4034 Hasiwine20

Liuto p. 25 Winidhere p. 26 Eccho p. 27 Eberhart p. 28 Ludabret p. 29 Thrudpret d. 49 Sindolf p. 30 ?895 III 30W697

Hiltiwin d. 50

367 [hug/balth] Erwirbt als Priester mit einer Schenkung das Eintrittsrecht ?860 III 15 (W 470) und ist wohl mit dem Aussteller von ?860 VIII 6 (W 474) identisch. Vgl. Nr. 276. 368 [leud] Diakon zuerst 865 IV 9 (W 555), zuletzt 879 V 29 (W 611), Priester ?895 III 30 (W 697); Praepositus erstmals 882–883 XII 6 (W 626), vielleicht schon 879 V 29 (W 611), als Außenpropst für den Osten zwischen 883 IV 25 (W 629) und 892 III 17 (W 684) belegt; schrieb W 537, 550, 554, 555O, 560, 561, 568, 580, 599; Priestermönch † V 23. Vgl. Nr. 245; ein späterer CP p. XXI (zwischen 933 und ca. 948). 369 [winid/hari] Zuerst bezeugt als Schreiber 866 V 16 (W 559), Mönch 873 V 17 (W 572), Priester ?895 III 30 (W 697); Praepositus ?885 V 16 (W 644) wahrscheinlich als Außenpropst für den Norden, so vielleicht auch in einer verlorenen Urkunde (Joachim von Watt, hg. v. E. Götzinger, Bd. 1, S. 77), Pförtner zuerst 892 VII 12 (W 686), zuletzt ?894 II 11 (W 693), wahrscheinlich noch Hospitiar 902 II 4–903 II 3 (W 723); einer der Priestermönche † V 27, † XI 1 oder der Priester † IV 11. Vgl. Nr. 158, 468; § 107. 370 [agi] Mönch und Schreiber 868 XII 20 (W 542E) und 874 V 27 (W 579), Priester ?895 III 30 (W 697); eher Nr. 455 als dieser: Sakristan zuerst 904 VII 30 (W 736), zuletzt ?909 X 15 (W 760) sowie Dekan 914 V 23 (W 775); Priester † II 26 oder † XII 27, kaum der Priestermönch † XI 14. Vgl. Nr. 67, 151, 253, 361, 455. 371 [ebur/hard] Priester ?895 III 30 (W 697); † nach 899 (AUG), nicht der im Vademecum Grimalds verzeichnete Diakon † VI 19, von dem E. Freise annimmt, er sei ein St. Galler Professe (Grundformen, S. 538 Anm. 468 und 470), sondern Priestermönch † I 6. 372 [hlud/berht] Als Priestermönch Recognoscent 874 V 27 (W 579); Priestermönch † V 28, sicher nach 898 (AUG), möglicherweise erst nach 921 (Eintragsfolge im Nekrolog). 373 [thruth/berht, theud/berht] Vielleicht Oblation ?858 XI 16/?864 XI 15 (W 505); als Mönch Schreiber von 883 IV 25 (W 629; P. M. Krieg, Abb. 33), Diakon ?895 III 30 (W 697); vielleicht Priestermönch † I 21 oder † V 31. Vgl. Nr. 45, 479, 480. 374 [sinth/wulf] Priester ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † I 10. 375 [hasw] Mönch † VI 19, nach 868 (FAB), aber wohl vor 871 (Eintragsfolge im Nekrolog). 376 [hildi/berht] Schenkung anläßlich der Profeß ?869 VI 3 (W 546); † I 10, vor 896 (W 697). 377 [hildi/wini] Diakon ?895 III 30 (W 697); vielleicht der Priestermönch † III 19. Vgl. Nr. 117, 206, 384. 378 [Iob] Hospitiar ?878 III 16 (W 605) und (W 2a9); als Mönch 882 VI 1//29 (W 621); Mönch † VII 7, vor 895 (W 697). 379 [balth/mund] Ein späterer Priestermönch † VIII 17. 380 [warin/berht] Zuerst 876 VIII 28–877 XII (W 601), Subdiakon 882–883 V 6 (W 625); schrieb W 601, 616, 625, 626; kaum der Sakristan, dieser eher der ältere Namensträger (Nr. 351); Mönch und Diakon † VIII 30, jedenfalls vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 251, 351.

88

381

Puragolf29

CP deest 873

AUG p. 11D50 Lantpret30 Reginbret31 Hildine32 Tuotilo33 Ratpret34

382 383 384 385 386 387

CP deest

AUG p. 12AB52f.

AUG p. 11DX50

?895 III 30W697 Lantpret p. 31 Reginbret d. 51 Hiltine p. 32 Tuatilo p. 33 Ratpret d. 52 Wolvolt p. 34 ?895 III 30W697

381 [burg/wulf] Als Mönch zuerst 874 VI 29 (W 583), zuletzt 878/9 X (W 609), Subdiakon zuerst 878/9 IV (W 610), zuletzt 884 VI 22 (W 637), letzter und einziger Beleg als Diakon 885 IV 15 (W 640); Schreiber zahlreicher Urkunden: W 583?, 584, 589, 593, 597, 606, 607, 609, 610, 619, 622, 637, 640, W 2a9; von einer weiteren ist durch Vadian wenigstens die Subscriptio überliefert: Ego Purgolfus indignus monachus ad vicem Ruadini cancellarii scripsi et subscripsi (J. von Watt, hg. v. E. Götzinger, Bd. 1 S. 77; vgl. W 583); an der Abschrift von Csg 280 beteiligt (vgl. CMD CH 3, Nr. 848; MBK 1 S. 86,7f.); Diakon † VIII 4 vor 895 (W 697). 382 [land/berht] Mönch ?873 IV 30 (W 571), Priester ?895 III 30 (W 697); schrieb W 571, 595 und 671; vielleicht Empfänger der Epistola Notkeri ad Lantpertum (vgl. Nr. 331); Priestermönch † VIII 7 oder † XII 9, nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 39, 463. 383 [ragin/berht] Subdiakon 882 V 10 (W 620), zuletzt ?885 IX 13 (W 647), Diakon ?895 III 30 (W 697); Cellerar 897 V 19 (W 712); Schreiber der Urkunden W 620, 624, 645, 647; Priestermönch † VI 6, wohl erst nach 911 (Eintragsfolge im Nekrolog). Vgl. Nr. 229, 234; § 114. 384 [hildi/wini] Priester ?895 III 30 (W 697); vielleicht der Priestermönch † III 19, jedenfalls nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 117, 206, 377. 385 [dod-l] Priester ?895 III 30 (W 697); Cellerar 898/9 VII 2 (W 715), Sakristan ?902 V 5 (W 723), Hospitiar 904 VII 30 (W 736), zuletzt 912 IV 5 (W 768) bzw. 911 XI 7–912 XI 9 (W 771); schrieb W 753; pictor (vgl. seine Grabschrift hg. v. K. Strecker, MGH Poet. 5, S. 330), doctor et nobilis celator fuit (Nekrolog) und Schnitzer der Elfenbeintafeln auf Csg 53 (Ekkehart IV., Casus c. 22 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 92–95, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 58, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 89); nach Ekkehart IV. (ebd. c. 46 [3], hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 162f., hg. v. I. v. Arx, S. 101, hg. v. H. F. Haefele, S. 104) Verfasser mehrerer Tropen (hg. v. E. G. Rüsch); Priestermönch † IV 27, nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 494. 386 [rad/berht] Zunächst ein Schreiber und Kanzler 818/9 IV 6 (W 241K), 820/1 VI 27 (W 257O) und 827/8 IV 28 (W 313K); der hier gemeinte als Schreiber schon 876 V 29 (W 596), schrieb des weiteren W 2a27, 656, 665, 676, 712 und zuletzt ?902 II 10 W 721; Diakon 885 IV 24 (W 2a27), zuletzt 897 V 19 (W 712); Hospitiar 897 V 19 (W 712) und 898/9 VII 2 (W 715); er verfaßte das Prozessionslied Ardua spes mundi (um 898; ICL 1013; vgl. Ekkehart IV., Casus c. 6 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 24, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 80, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 26), außerdem ein verlorenes ahdt. Galluslied (Ekkehart IV., Liber benedictionum, hg. v. J. Egli, S. 382–289, hg. v. K. Strecker, MGH, Poet. 5, S. 534–540) und ein Empfangsgedicht für eine Königin (vielleicht zu 880, ICL 1444) sowie die Casus S. Galli bis 884; † X 25 Obitus Ratperti magistri atque presbiteri, nach 898 (AUG), nach Ekkehart IV. vor Notker Balbulus († 912) verstorben (Casus c. 44 [3], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 100, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 157f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 100); der vermeintliche Beleg bei Ermenrich (Epistola ad Grimaldum, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 567 Anm. a) bezieht sich auf Rihpert (Nr. 210); vgl. § 248. 387 [wulf/wald] Kaum der Praepositus ?875 IV 13 (W 589, vgl. Nr. 340); Priester ?895 III 30 (W 697); der Priestermönch † II 24 oder der Priester † III 28. Vgl. Nr. 66, 193, 340.

89

388 389 390 391 392 393

876

394 395

879

396 397

883

398 399 400

Benedictus4b Anthuge5b Vualdhere6b Vualdo7b Richo8b Sindram9b Engilger10b Albrich11b Ruodker12b Oudalrich13b Hartrih14b Wolfger15b

Anthuge3b Waldhere2b

Engilger35 Albrich36 Ruodker37 Erchanger38 Oudalrich39

Anthuge d. 53 Walthere d. 54 Richo d. 55 Sindram d. 57 Engilger p. 35 Albrich p. 36 Ruadker p. 37 Uodalrich sd. 73 Hartrich p. 38

388 [Benedictus] Als Diakon und Schreiber einmal bezeugt 876 I 1–VIII 28 (W 598); ein Priestermönch † VII 4, vor 895 (W 697). 389 [and/hug] Priester ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † II 21, nach 898 (AUG). 390 [wald/hari] Diakon 889 IV 24 (W 668), zuletzt 904 XI 1 (W 739); vielleicht Kämmerer ?902 V 5 (W 723), Cellerar ?913 V 28 (W 774) sowie Sakristan 926 V 26 (W 785), doch vgl. Nr. 411; schrieb W 668, 728, 739, einer der Priestermönche † VIII 31, † XI 28 oder Priester † IX 14, † IX 24, † XI 9, jedenfalls nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 27, 225, 256, 354, 411; § 108. 391 [wald] Am ehesten der Priestermönch † X 14, aber vielleicht auch der † IX 4 oder der Diakon † X 15, jedenfalls vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 248, 409, 456. 392 [rik] Diakon ?895 III 30 (W 697); ein Mönch 920 III 8 (W 779); Priestermönch † X 14. 393 [sinth/hraban] Subdiakon und Schreiber 885 IX 8 (W 646O; A. Chroust I,15, Abb. 3b), Diakon ?895 III 30 (W 697); nach Ekkehart IV. um 894 Kalligraph des Evangelistars Csg 53 (Casus c. 22 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 94, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 89, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 58); Priestermönch † XII 18. 394 [angil/gair] Klostereintritt 876 I 16 (W 594); Subdiakon ?878 III 16 (W 605), Priester ?895 III 30 (W 697); Schreiber von W 605; Priestermönch † III 11 oder † IV 20, nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 28, 233. 395 [alb/rik] Als Diakon Schreiber von ?885 IX 20 (W 648), Priester ?895 III 30 (W 697), nach der gängigen Ämterfolge war er Sakristan 890 VIII (W 679), zuletzt 897 V 19 (W 712) sowie Pförtner 902 II 4– 903 II 3 (W 723); der andere Amtsträger Nr. 449; Priestermönch † I 8, † I 26 oder † XII 27, jedenfalls nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 290, 449, 503. 396 [hroth/gair] Subdiakon und Schreiber 879 V 29 (W 611), schrieb ferner ?885 V 16 (W 644), Priester ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich Sakristan ?910 III 30 (W 763), zuletzt 914 V 23 (W 775), der gleichzeitige Außenpropst für den Westen zuerst 912 IV 5 (W 768), zuletzt ?909 X 15–919 I 6 (W 777) ist wahrscheinlich Nr. 441, dieser oder jener: Hospitiar 926 V 26 (W 785); als Mentor Salomos III. kommt er wie Nr. 441 wegen des Alters nicht in Frage (vgl. Nr. 80). Vgl. Nr. 43, 126, 441. 397 [erkan/gair] Wenn dieser Eintrag stimmig, dann am ehesten der adolescens puer † X 5 und dann nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 271. 398 [othal/rik] Der Schreiber von 883 V 6 (W 630) und ?909 VII 18 (W 759O); ältester Subdiakon ?895 III 30 (W 697); daß dieser noch Priester geworden, ist unwahrscheinlich, deshalb wahrscheinlich der Mönch † XII 25. Vgl. Nr. 475, 510. 399 [hard/rik] Ein früherer CP p. III; hier der Priester ?895 III 30 (W 397); Priestermönch † X 28. 400 [wulf/gair] Erhält Eintrittsrecht ?865 III 11 (W 507); Besitzer eines Bandes mit Isidor, De scriptoribus ecclesiasticis (Breviarium librorum, hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 76,2–4); Priestermönch † III 13, vor 895. Vgl. Nr. 97, 109.

90

401 402 403 404 405 406 407 408 409

885

410 411 412

Emicho16b Thieto17b Chadolt18b Hiltibret19b Erachanfrid20b Pruno21b Engilbret22b Pald23b Waldo24b Cozzolt25b Waldhere26b Yso27b

Emicho1b Chadolt4b Erchanfrid5b

Yso18b?

Emicho d. 58 Thioto sd. 72 Chadolt d. 59 Hiltipret d. 60 Erchanfrid d. 61 Pruno sd. 74 Engilbret sd. 69

Cozolt d. 62 Waldhere sd. 70 Yso sd. 71

401 [am-k] Hier der Schreiber der Urkunde von 886 II 6//887 III 2 (W 649; P. M. Krieg, Abb. 35; der Schreiber von W 2a2O ist sicherlich ein anderer und gehört paläographisch sicher in die 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts); Diakon ?895 III 30 (W 697), Priestermönch † XII 8, nach 898 (AUG). 402 [theud] Für den zweitältesten Subdiakon von ?895 III 30 (W 697) ist wohl kein größerer Aufstieg in Weihegrad oder Ämterlaufbahn anzunehmen, deshalb wohl der Mönch und Diakon † IV 6. Vgl. Nr. 100, 444. 403 [kath/wald] Diakon ?895 III 30 (W 697); Mönch † I 5, nach 899 (AUG). 404 [hildi/berht] Diakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † I 27, wohl nach 906 (Eintragsfolge im Nekrolog). Vgl. Nr. 376. 405 [erkan/frith] Diakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † VIII 3, nach 898 (AUG). 406 [brun] Subdiakon ?895 III 30 (W 697); Mönch † II 12. 407 [angil/berht] Subdiakon vielleicht zuerst 890 V–XII (W 681), sicher 893 VI 25 (W 690), zuletzt ?895 III 30 (W 697), Diakon ?896 V 13 (W 703), zuletzt ?898 V 28 (W 3a9); Kämmerer 892 VII 12 (W 686) und ?892 IX 20 (W 738), vielleicht Pförtner 898/9 VII 2 (W 715), doch vgl. Nr. 350, Cellerar 904 VII 30 (W 736) und ?907 I 16 (W 749); schrieb W 681, 690, 702, 703 und W 3a9K; wohl identisch mit dem späteren Abt (vgl. jedoch Nr. 350), als solcher zuerst in den Annales Sangallenses maiores ad a. 925 (hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 282, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 78), dann 926 V 26 (W 785), zuletzt 928 XII 16 (W 787); Abt † 934 VIII 13. Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 205, 232, 238, 350, 415, 505; § 116. 408 [balth] Priestermönch † III 12 oder † X 9, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 446. 409 [wald] Am ehesten der Diakon † X 15, aber vielleicht auch der Priestermönch † IX 4 oder † X 14, jedenfalls vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 248, 391, 456. 410 [gaut/wald] Nicht der im Thurgau tätige Diakon ?818 I 29 (W 232), ?828 V 29 (W 333), der sich dort vertreten ließ 837 XI 23 (W 365), jener schrieb W 232E und 333; hier der Subdiakon von 885 IV 24 (W 643 vgl. 654 und 2a27), Diakon ?895 III 30 (W 697); schon 894 IX 11 (W 686) Außenpropst im Osten, zuletzt ?897 II 23 (W 709), dann Praepositus ?907 IV 24 (W 751) bis ?909 VII 18 (W 758, 759) sowie ?913 V 28 (W 774), dabei als Mönch und servitor Salomos III. von demselben begünstigt (W 774, 780), Dekan 920 III 8 (W 779); schrieb W 643, 654, 677?; vielleicht außerdem zwischen 902 VIII 6 und 905 I 21 Ingrossator von MGH DD LdK 14, 33, 37; das wahrscheinlichste Todesdatum ist das des Priesters † III 15 (vgl. Nr. 355); in Frage kommen außerdem: Diakon † IX 11, vielleicht auch ein Priestermönch † X 24 oder † X 30. 411 [wald/hari] Subdiakon ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich Kämmerer ?902 V 5 (W 723), Cellerar ?913 V 28 (W 774) sowie Sakristan 926 V 26 (W 785), doch vgl. Nr. 390; einer der Priestermönche † VIII 31, † XI 28 oder Priester † IX 14, † IX 24, † XI 9, jedenfalls nach 895 (W 697). Vgl. Nr. 27, 225, 256, 354, 390; § 108. 412 [is] Ein Subdiakon ?895 III 30 (W 697); Cellerar zunächst ?909 X 15 (W 760), sodann 926 V 26 (W 785); Priestermönch † VIII 15. Vgl. Nr. 299.

91

413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426

Kisalbret28b Adalhart29b Engilbret30b Egino31b Nandker32b Egilolf33b Riginolt34b Ruadpret35b Lantfrid36b Sito37b Suzzo38b Cotebret39b Thiethelm40b Elolf1b

Adelhart6b

Adalhart sd. 74a/b

Egilolf10b

Egilolf d. 63

Ruadpret4c Lantfrid12b Sito13b

Ruodpret sd. 75 Lantfrid p. 39 Sito d. 64 Suzzo d. 65 Cotabret m. 84 Thiothelm sd. 76 Elolf m. 85

Thiethelm7b Elolf9b

413 [gisal/berht] † vor 895. Vgl. Nr. 303a, 469. 414 [athal/hard] Subdiakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † XI 5 nach 898 (AUG), wahrscheinlich nach 907 (Eintragsfolge im Nekrolog). 415 [angil/berht] ?849//55 VI 28 (W 442) behält sich bei einer Schenkung ein Engilbert den späteren Klostereintritt vor; berücksichtigt man den frühen Todeszeitpunkt des hier angeführten, könnte es sich um einen Konversen handeln, Priestermönch † VIII 1, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 205, 232, 238, 350, 407, 505; § 116. 416 [agin] Ein Priester † XII 11, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 4. 417 [nanth/gair] Wahrscheinlich Konverse, der sich 867 XI 16 anläßlich einer Schenkung einen Klostereintritt vorbehielt (W 529); dem frühen Tod vor 895 (W 697) entspräche der Diakon † XI 25 wie der Mönch † III 18. 418 [agil/wulf] Diakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † XII 4, nach 898 (AUG). 419 [ragin/wald] Priester † IX 22, vor 895 (W 697). 420 [hroth/berht] Subdiakon ?895 III 30 (W 697), Diakon 912 IV 5 (W 768); Pförtner ?910 III 30 (W 763), zuletzt 912 IV 5 (W 768 vgl. 771), wohl zugleich Praepositus zunächst ?909 X 15 (W 760), dann wahrscheinlich 912 IV 5 (W 768) und vielleicht 929 II 12 (W 788), Dekan 933 X 23–942 IV 6 (W 793); wahrscheinlich in Csg 152 (CMD CH 3, Nr. 836; SMH 3, S. 74, Abb. 19,1) Subskription zu p. 273–277 (d. h. im II. Teil der Hs. = p. 225–278), auf p. 277 als promptissimus doctor (MGH Poet. 4, S. 1110) von einem Schüler angeredet. Nur der erste Teil dieser Handschrift ist im Zuwachsverzeichnis unter Abt Hartmut (MBK 1, S. 86,1–3) erwähnt, der hier gemeinte Faszikel vielleicht noch im Breviarium (MBK 1, S. 80,28), doch käme von der Schrift der Handschrift eher der hiergemeinte als Nr. 186 in Frage; vielleicht Priestermönch † XII 6, kaum † XI 18. Vgl. Nr. 1, 14, 186, 507. 421 [land/frith] Priester ?895 III 30 (W 697); vielleicht der Priestermönch † VIII 16. Vgl. Nr. 457. 422 [sid] Diakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † VII 28, nach 898 (AUG). 423 [sut, sud-z] Schreiber und Diakon 887 V 27 (W 659, P. M. Krieg, Abb. 34; 660), als Diakon noch ?895 III 30 (W 697); vielleicht der Praepositus 904 III 5 (W 732); etwas eher der Priestermönch † V 8 als der Mönch und Diakon † VIII 2. Vgl. Nr. 431. 424 [god/berht] Mönch ?895 III 30 (W 697); adolescens † II 4. Vgl. Nr. 182, 268, 273. 425 [theud/helm] Subdiakon ?895 III 30 (W 697); Kämmerer 904 VII 30 (W 736); Mönch und Diakon † IV 19 oder † XI 2. 426 [ali/wulf] Mönch ?895 III 30 (W 697); Schreiber zahlreicher Urkunden, als Subdiakon und cucullariorum S. Galli novissimus 902 V 13 (W 722) und 903 XII 13 (W 729 außerdem 725 sowie 747), als Diakon

92

427 428

CP p. XIX393 Bonifacius429 Moyses430 Suzzo431 432

Elispret433 Ouzo434 Abraham435 Hildibrant436 Theganhart437 Eskerich438 Adalpret439 Cozpret440

Clemens2b Rathelm4b AUG p. 12B253 Bonifacius5b Moyses6b Suzzo7b Adolololt8b Elispret9b Vozo10b

Thegenhart11b Eskirih12b Adalbret13b Cozpret14b

Clemens11b Rathelm27b AUG p. 11X50 Bonifacius14b Moyses8b

Elispret17b

Cozpreht10c?

Clemens m. 86 Rathelm m. 87 ?895 III 30W697 Bonefacius sd. 77 Moyses sd. 78 Suzzo sd. 78b Adalolt p. 40 Elispret d. 66 Uozo d. 67

Thegenhart m. 88 Eskirich m. 89 Adalpret p. 41 Cozpret d. 68

904 VII 30 (W 736, 737), zuletzt ?913 V 28 (W 774); weitere von ihm geschriebene Stücke sind W 742, 744, 757, 762, 764; ein Priestermönch † III 7. Vgl. Nr. 164. 427 [Clemens] Mönch ?895 III 30 (W 697), Scottus † VII 2, nach 898 (AUG). 428 [rad/helm] Mönch ?895 III 30 (W 697); ein Priester † II 21, kaum der Priestermönch † II 15, nach 898 (AUG). 429 [Bonifatius] Subdiakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † VII 20, nach 898 (AUG). 430 [Moyses] Vielleicht der Sohn eines Moyses, der für diesen bei einer Schenkung den Klostereintritt vorbehält 884 VII 9 (W 639); Subdiakon ?895 III 30 (W 697) und ?897 VII 29 (W 713), letztere von ihm geschrieben; Dekan † 934 (Annales Sangallenses maiores ad a., hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 282, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 78), jedenfalls † nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 485. 431 [sud-z] Subdiakon ?895 III 30 (W 697); vielleicht der Praepositus 904 III 5 (W 732), doch vgl. Nr. 423; etwas eher der Mönch und Diakon † VIII 2 als der Priestermönch † V 8. 432 [athal/wald] An dieser Stelle gesichert, da eindeutige Position in AUG und W 697 sowie Radierung in CP; Priester ?895 III 30 (W 697); Priester † XII 17. Vgl. Nr. 74, 154, 313. 433 [alis/berht] Diakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † XI 14 nach 898 (AUG). 434 [aud-z, wahrscheinlich auch wod] Diakon ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich der Schreiber von 892 III 17 (W 684); Priester † III 7. Vgl. Nr. 93, 103, 213, 227, 328. 435 [Abraham] Vielleicht der Aussteller einer Traditio propter nutrimentum diebus vitae meae von 881 IX 13 (W 72) und späterer Konverse; Mönch † II 27, vor 896. 436 [hildi/brand] Ein Schreiber und Priester 877–880 V 1 (W 603), doch entsprechen Schriftbild und Formular wenig dem St. Gallens; hier vielmehr der Mönch † I 4 vor 896 (W 697). 437 [thegan/hard] Mönch ?895 III 30 (W 697); Praepositus ?909 X 15 (W 760); Priestermönch † V 14 oder † VII 28. 438 [ask/rik] Mönch ?895 III 30 (W 697), Subdiakon und Schreiber ?894 IX 11 (W 696), d. h. entweder ein Fehler in der Auflistung der Mönche von W 697 oder im Datum von W 696, deren Datierung nur auf zwei Elementen beruht; Priestermönch † V 10. 439 [athal/berht] Priester ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich der Kämmerer 897 V 19 (W 712), doch vgl. Nr. 465; Priestermönch † I 20 oder † II 11, jedenfalls nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 68, 214, 465, 498. 440 [gaut/berht] Diakon ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich der für 904 VII 30 (W 736), ?907 I 16 (W 749) und ?909 X 15 (W 760) bezeugte Pförtner; kaum der Cancellarius von ?929 II 12 (W 788); zwei Priestermönche † IV 18 und † V 15. Vgl. Nr. 51, 174; § 110.

93

886

Ruadker441 Kerbret442 Wetti443 Thioto444 Kerwic445 Pald446 Winipret447 Walthram448 Albrich449 Lentine450

Ruadker15b Kerbret16b Wetti17b Thioto18b

Ruadker8c

Ruodker m. 90

Wetti25b

Wetti m. 91 Thioto m. 92 Kerwic sd. 79 Pald m. 93 Winibret p. 42 Waldram sd. 80 Albrich m. 94 Lentine p. 43

Kerwik15b

Waldram16b

441 [hroth/gair] Mönch ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich Außenpropst für den Westen 912 IV 5 (W 768), zuletzt ?909 X 15–919 I 6 (W 777), vielleicht Hospitiar 926 V 26 (W 785), doch vgl. Nr. 396; Mönch und Subdiakon † X 28. Vgl. Nr. 43, 126, 396. 442 [gair/berht] Mönch und Schreiber von 892 VII 12 (W 686); Mönch † XI 25, vor 895 (W 697). Vgl. Nr. 330. 443 [wadi–n] Mönch ?895 III 30 (W 697), nicht zu trennen von Nr. 452; beide † nach 898 (AUG), einer von ihnen der monachus adolescens † VIII 6, der andere einer der Priestermönche † VIII 29 oder † IX 11, letzterer nach 955. Vgl. Nr. 452. 444 [theud] Mönch ?895 III 30 (W 697), Diakon und Schreiber ?907 II 27 (W 756, diese vielleicht noch vom vorigen Namensträger), Priester ?909 IV 17 (W 750); Außenpropst im Osten zuerst wohl ?909 II 27 (W 756), sicher ?909 X 15 (W 760), Cellerar ?910 III 30 (W 763), zuletzt 912 IV 5 (W 768) bzw. 911 XI 7/10–912 XI 6/8 (W 771); schrieb (W 756, 750O, 751, 752, doch vgl. P. Staerkle, Rückvermerke, S. 44); Abt seit 933 X 10 (Annales Sangallenses maiores ad a. 933, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 282, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 78), Rücktritt 942 V 31 (ebd. ad a. 942, hg. v. C. Henking, S. 284, hg. v. I. v. Arx, S. 78; Ekkehart IV., Casus c. 69 [7], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 246, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 112, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 146); Bruder von Craloh (Nr. 493); Abt † IV 6; vgl. Duft/Gössi/Vogler, S. 113f. (S. 1283f.). Vgl. Nr. 100, 402. 445 [gair/wig] Subdiakon ?895 III 30 (W 697); Priestermönch † IV 20, nach 898 (AUG). 446 [balth] Mönch und Schreiber von ?895 III 30 (W 697), Mönch 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Priestermönch † III 12 oder † X 9. Vgl. Nr. 408. 447 [wini/berht] Priester ?895 III 30 (W 697); Praepositus 890 (nach V) (W 681); Priestermönch † IV 28. 448 [wald/hraban] Zuerst 885/6 V 1 (W 652), Subdiakon ?895 III 30 (W 697), Diakon 902 V 5 (W 723), schrieb W 652, 672 (P. M. Krieg, Abb. 36), 709, 723; Bibliothekar, zuerst 905 VII 8 (W 745), zuletzt ?909 XII 28 (W 761); verfasste 906 drei Gedichte an Dado von Verdun (ICL 12033, 14419, 15234, MGH, Poet. 4, S. 310–314), ferner 911 ein Susceptaculum für Konrad I. (ICL 14248) sowie 2 Hymnen (ICL 14632, 15498); wahrscheinlich auch Pförtner 926 V 26 (W 785); venerabilis monachus et presbyter, literis eruditus et egregius praedicator (Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 22 [19], hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 62, hg. v. G. Henschen, AASS Mai 1, S. 292; außerdem noch zu 926: ebd. c. 29 [27], hg. v. W. Berschin, S. 76, hg. v. G. Henschen, S. 295), nach Salomon III. ein doctiloquus vir, der verba perita rede (MGH Poet. lat. 4, S. 312,2); als Dekan unter Salomo III. (Ekkehart IV., Casus c. 39 [3], hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 97; hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 143; hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 88) ist er nicht nachweisbar, vielleicht mit Nr. 486 verwechselt; Priestermönch † XI 14. Vgl. Nr. 9, 58, 486. 449 [alb/rik] Mönch ?895 III 30 (W 697); wahrscheinlich Außenpropst im Norden ?909 X 15 (W 760), Dekan ?909 XII 28 (W 761), zuletzt 912 IV 5 (W 768) bzw. 911 XI–912 XI (W 771), Recognoscent 920 III 8 (W 779), dann nochmals Dekan ?920 X 30 (W 780), zuletzt 926 V 26 (W 785); einer der Priestermönche † I 8, † I 26 oder † XII 27. Vgl. Nr. 290, 395, 503. 450 [land/wini] Priester ?895 III 30 (W 697); Priester † I 22.

94

895

897

Witfrid451 Wetti452 Waninc453 CP p. XX394 Willibold454 Eccho455 Walto456 L[antfrid]457 Thancho458 Milo459 Wichram460 Salomon461 Engilbold462 Lantpret463 Pero464

Wetti25c Vuaninc19b AUG p. 11X50

Wetti m. 95 Waning sd. 81 ?895 III 30W697

Eccho22b

Eccho m. 96 Walto m. 97 Lantfrid m. 98 Thancho m. 99 Milo m. 100 Wichram m. 101

Lantfrid26b Thancho28b Milo21b Wikram23b Salomon24b

Pero35b

451 [wid/frith] Mönch † XI 23, vor 895 (W 697). 452 [wadi-n], Mönch ?895 III 30 (W 697); † nach 898 (AUG). Wie Nr. 443. 453 [wan-ng], Subdiakon ?895 III 30 (W 697); als Lehrer Ulrichs von Augsburg um 908/10 (s. Regesten der Bischöfe von Augsburg Nr. 102, S. 63; Gerhard, Vita S. Udalrici c. 1, hg. v. G. Waitz, MGH SS 4, S. 386; hg. v. H. Kallfelz, StGA 22, S. 54, vgl. Nr. 366); Praepositus 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Kaplan Abt Cralohs (942– 958) (Ekkehart IV., Casus c. 77 [9], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 162, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 273, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 116); Priestermönch † IX 18 oder † XI 2. Vgl. Nr. 286. 454 [wili/balth] Vielleicht ein Priester und späterer Konverse mit Eintrittsrecht seit 860 III 25 (W 525), demnach wohl noch vor 895 (W 697) verstorben; kaum der Recognoscent 885 II 22 (W 643); kaum † VIII 5, vielleicht ein weiterer Professe, vgl. auch den frühen Eintrag eines Mönches in Csg 914 zu † XII 15. 455 [agi] Mönch ?895 III 30 (W 697); eher er als Nr. 370 Sakristan 904 VII 30 (W 736), zuletzt ?909 X 15 (W 760), Dekan 914 V 23 (W 775); wahrscheinlich Priestermönch † XI 14 (nach 925), doch vgl. auch den Priester † II 26. Vgl. Nr. 67, 151, 253, 361, 370. 456 [wald] Mönch ?895 II 30 (W 697), Schreiber und Subdiakon 912 II 9 (W 766); kaum der Priestermönch † XII 13, eher der Priestermönch † IX 4 oder † X 14, vielleicht der Diakon † X 15. Vgl. Nr. 248, 391, 409; zwei spätere CP p. XXI (zwischen 933 und ca. 948). 457 [land/frith] Mönch ?895 III 30 (W 697); vielleicht der Priestermönch † VIII 16, nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 421. 458 [thank] Mönch ?895 III 30 (W 697), als solcher Schreiber von 905 VII 8 (W 745); vielleicht Mönch und Diakon † IX 3, doch vgl. die Priestermönche † XI 16 und † IX 16. Vgl. Nr. 32, 241, 321. 459 [mil] Mönch ?895 III 30 (W 697); Mönch und Diakon † XII 28, nach 898 (AUG). 460 [wig/hraban] Zuletzt eingetretener Mönch von ?895 III 30 (W 697); einer der Priestermönche † VIII 16 oder † VIII 26, jedenfalls nach 898 (AUG). Vgl. Nr. 333. 461 [Salomon] Zunächst ein cancellarius und Diakon zwischen 778 I 20 und 797 XI 17 (W 82O, ChLA 1, Nr. 88; 108O, ChLA 1, Nr. 107; 122O, ChLA 2, Nr. 120; 150, ChLA 2, Nr. 133); hier wohl der Diakon und Schreiber von 928 VII 16 (W 787); Praepositus ?925 IV 26 (W 3a11); Diakon und Mönch † XII 7. Salomo III. ist abgesehen von Ekkehart IV. (Casus c. 10 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 35–37, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 82f., hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 32–34) nicht als Mönch bezeugt. 462 [angil/balth] Mönch und Diakon † IX 24. Vgl. Nr. 95, 152. 463 [land/berht] Priestermönch † VIII 7 oder † XII 9. Vgl. Nr. 39, 382. 464 [ber] Schenkung anläßlich seines Klostereintritts ?897 III 23 (W 709), damals schon Priester; Pförtner ?913 V 28 (W 774), zuletzt 914 V 23 (W 775); vielleicht der Priestermönch † IX 16, doch vgl. Nr. 358.

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898

Adalbret465 S466 N[otker]467 Wi[nidhere]468 K[ysilbret]469 Ov[vo]470 Otine471 Wolfhere472 T[hieterich]473 A474 V475 V476 Luitfrid477 Merolt478

Notker32b Winidhere20b Kysilbret39b? Owo33b Otine34b Thieterich36b

465 [athal/berht] Kaum der Kämmerer 897 V 19 (W 712); vielleicht der Mönch und Diakon † II 23 oder der Mönch und Subdiakon † XI 7, oder gar ein Priestermönch † I 20 oder † II 11. Vgl. Nr. 68, 214, 439, 498. 466 [sig/berht] Sigibret, Diakon 899 (II–XII 8) (W 717, 718), zuletzt 900 V 13 (W 719), Priester zuerst 904 III 5 (W 732), zuletzt 914 V 23 (W 775); schrieb W 717, 718O, 719, 732, 743, 746, 770, 775. 467 [naud/gair] Als Schreiber ?909 VII 18 (W 758O, Appenzeller UB I, Abb. 2); Mönch und Diakon † V 28 oder † VII 17. Vgl. Nr. 119, 278, 331, 484, 497. 468 [winid/hari] Subdiakon und Schreiber ?908 II 5 (W 754); kaum Hospitiar 902 II 4–903 II 3 (W 723). Als Todesdaten sind bisher nicht näher einzuordnen ein adolescens † X 20 (nach 884), Priestermönche † V 27, † XI 1, Priester † IV 11. Vgl. Nr. 158, 369; § 108. 469 [gisal/berht] Vielleicht der nachgetragene Konverse zu † I 13. Vgl. Nr. 303a, 413. 470 [awi] Schenkung anläßlich des Eintritts ?898 V 28 (W 3a9). 471 [aud/wini] Mönch 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Mönch und Diakon † XI 21. Vgl. Nr. 2, 10, 188, 303. 472 [wulf/hari] Vielleicht der vormalige Arzt Karls III., dessen königliches Geschenk von 879 XII 9 (MGH DD K III, Nr. 14) nach Willen des Beschenkten von Anfang an für St. Gallen bestimmt war, medicus † XI 18. Vgl. Nr. 40, 347; § 112. 473 [theud/rik] Kaum der Priestermönch † VII 14. 474 –. 475 [othal/rik] Wahrscheinlich Uodalrich, Schreiber ?910 III 30 (W 763, außerdem 768, 771, 772, 773 und 776), Subdiakon 912 IV 5 (W 768), zuletzt 912/3 XI 9 (W 773); ferner ein Mönch und Schreiber 921 X 23 (W 782, 783); wahrscheinlich der Priestermönch † VIII 22. Vgl. Nr. 398, 510. 476 [wulf/wini] Vielleicht Wolvene, der Sohn des Pfalzgrafen Gozbert, welcher seine Oblation vermutlich aufgrund seines Todes nicht mehr ratifizieren konnte (ca. 900–910); zuletzt bezeugt ist er wahrscheinlich als Hofkaplan in MGH DD K I 23 (914 VI 7); vgl. O. P. Clavadetscher. 477 [leud/frith] Ein früherer Schreiber ohne Beleg im Profeßbuch (vgl. A. Bruckner, ChLA 2, S. IX; SMH 2, S. 16; M. Borgolte, Grafen, S. 40); Mönch und Schreiber 926 V 26 (W 785); wohl der Mönch und Subdiakon † V 12. 478 [mar/wald] Wahrscheinlich der Sakristan zuerst 956 VIII 7–957 VIII 6 (W 805), zuletzt 959 VIII 7– 960 VIII 6 (W 807); kaum der Merold de Recia Curiensi † II 25, eher der nach 955 verstorbene Priestermönch † II 16.

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906

CP pag. XVI389 Thietpret479 Thietpret480 Perehtolo481 Kerolt482 Hitto483 Notker484 Moyses485

479 [theud/berht] Vom folgenden nicht zu trennen: Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Priestermönch † I 21 oder † V 31; vgl. Annales Sangallenses maiores ad. a. 967: Thietpertus presbyter defunctus est. Vgl. Nr. 45, 373, 480. 480 [theud/berht] Vgl. Nr. 45, 373, 479. 481 [berht-l] Vielleicht der Priestermönch † XII 28. Vgl. Nr. 63, 221, 487. 482 [gair/wald] Möglicherweise ein Nachtrag. Vielleicht Cellerarius 959 VIII 7–960 VIII 6 (W 807); nach Ekkehart IV. (Casus c. 74 [9], 124f. [14], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 263, 401–408; hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 154, 240–244; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 114, 136f.) Schüler Notkers (Nr. 331) und seit seines Subdiakonats Lehrer, insbesonders Lehrer Ekkehart I. (Nr. 509), für dessen Waltharius er einen Prolog mit Widmung für Bf. Erkanbald von Straßburg (965–991) verfaßte (ICL 11330, hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 5, S. 405–408); gewöhnlich wird ihm der medicus, monachus atque presbyter † V 10, nach 954, zugeordnet, zumal er nach Ekkehart IV. (Casus c. 103 [11], hg. v. H. F. Haefele, S. 208/10, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 366f., hg. v. I. v. Arx, S. 129) zumindest zur Zeit der Visitation von 964/66 noch gelebt hat. Ansonsten von Ekkehart IV. als Lehrer des späteren Bischofs Dietrich von Metz (ebd. c. 103 [11], hg. v. H. F. Haefele, S. 208, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 366f., hg. v. I. v. Arx, S. 129) sowie Ekkeharts II. (Casus c. 89 [10], hg. v. H. F. Haefele, S. 182, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 316, hg. v. I. v. Arx, S. 122) bezeichnet. Falls nicht der Lehrer gemeint wäre, käme auch der Priester † II 14, vor 955 in Frage. 483 [hid] Bruder der Wiborada, zunächst als Clericus Klosterschüler, dann sechs Jahre vor dem Rückzug Wiboradas aus dem weltlichen Leben (Einsiedlerin in St. Georgen 912, Inkludierung bei St. Mangen 916) Profeß, dann zumindest bis 927 custos von St. Mangen (Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 6 [5], 10–11 [9– 10], 32 [28], 35 [31], 40 [36]; hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 38, 39, 46, 48, 82, 86, 94; hg. v. G. Henschen, AASS Mai 1, S. 289–291, 295f.); Priestermönch † XI 9, vor 955. Ein späterer † IX 20 (Nachtrag) ist dem Professen (zwischen 933 und ca. 948) von pag. XXI des Profeßbuches zuzuordnen. 484 [naud/gair] Die späteren Notkere (Nr. 467, 484, 497) lassen sich nur schwer voneinander trennen. Im Jahre 909 enstanden zwei Urkunden, in welchen als Schreiber Notker genannt wird. Im ersten Stück nennt sich der Schreiber Mönch (W 758O), im zweiten infans (W 761K). Sofern man dieser Unterscheidung einen Wert zumessen will, so dürfte sich zu diesem Zeitpunkt am ehesten der hier angeführte Professe als infans bezeichnet haben. Wahrscheinlich war letzterer auch der Schreiber von 920 X 30 (W 781). Er ist Notker der Arzt, welcher einige Zeit vor Wiboradas Martyrium (926) Profeß abgelegt hat (Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 38 [34], hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 90, hg. v. G. Henschen, AASS Mai 1, S. 296). Der scriptor, doctor, pictor und medicus (Ekkehart IV., Casus, c.74 [9], 123 [13]; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 114, 136; hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 263, 398; hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 154, 238) verfaßte Hymnen (ICL 7440, 14073) und wohl das Otmarsoffizium (hg. v. W. Berschin, in: Ders., Offiziendichtung, S. 29–34); Cellerarius 956 VIII 7–957 VIII 6 (W 805), Hospitiar 965 (W 810); als Arzt und Gelegenheitsnotar wirkte er am Hof Ottos des Großen (MGH DD O I 25, 26); außerdem war er der Lehrer Balther von Säckingens (Bf. v. Speyer 970–986), welcher ihm Fridolinsvita [BHL 3170] und -offizium widmete; † XI 12 (975, Annales Sangallenses maiores ad. a.); vgl. J. Duft, Notker Pfefferkorn. Vgl. Nr. 119, 278, 331, 467, 497. 485 [Moyses] Monachus adolescens † IX 25. Vgl. Nr. 430.

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Waldram486 Pirihctilo487 Erimpret488 Wolfpret489 Othere490 Ruam491 Adal492 Craloh493 Tuotilo494 Horskine495 CP pag. XVI390 Einrich496 Notker497 Adelpret498 KAL. MAI. WIBERAT RECLUSA A PAGANIS INTEREMPTA Purchart499 Ruom500 Anno501

486 [wald/hraban] Schreiber ?907 I 16 (W 749); der Pförtner 926 V 26 (W 785) eher zu Nr. 448; Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Dekan 959 VIII 7–960 VIII 6 (W 807). Priestermönch † VII 1, bald nach 955. Vgl. Nr. 9, 58, 448. 487 [berht-l] Vielleicht der Priestermönch † XII 28, dann vor 955. Vgl. Nr. 63, 221, 481. 488 [erin/berht] Vielleicht † IV 3 monachus adolescens, dann nach 955. Vgl. Nr. 204, 348. 489 [wulf/berht] † I 11, nach 955. Vgl. Nr. 320. 490 [aud/hari] Mönch 933 X 23–942 IV 6 (W 793); der Mönch und Diakon † IV 12 oder † VIII 7, nach 955. Vgl. Nr. 82. 491 [hrom] Priestermönch † VII 18 (nach 954) oder der Mönch und Diakon † X 16. Vgl. jedoch Nr. 500. 492 [athal] † XI 5. 493 [graw/walh] Erst ca. 35 Jahre nach seinem Bruder Thieto (Nr. 444) eingetreten, Schreiber 920 X 27 (W 780O); als Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Abt 942–958, † II 26; vgl. Duft/Gössi/Vogler S. 114 (S. 1284). 494 [dod-l] Mönch und Diakon † XI 22, vor 954. Vgl. Nr. 385. 495 [hursk/wini] Mönch und Subdiakon † VIII 22, vor 955. 496 [agin/rik, haim/rik] Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Mönch † VII 14 oder Priestermönch † VII 6. 497 [naud/gair] Unwahrscheinlich, daß er der Schreiber von 920 X 30 (W 781). Vielleicht der Mönch und Diakon † V 28 oder † VII 17. Vgl. Nr. 119, 278, 331, 467, 484. 498 [athal/berht] Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); vielleicht der Mönch und Diakon † II 23 oder der Mönch und Subdiakon † XI 7, oder gar ein Priestermönch † I 20 oder † II 11. Vgl. Nr. 68, 214, 439, 465; ein späterer CP p. XXI (zwischen 933 und ca. 948). 499 [burg/hard] Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); vielleicht der nachnamige Abt (958–971), welcher allerdings nach Ekkehart IV. einerseits als Oblate durch Vermittlung Ekkeharts I. (Nr. 509) in das Kloster gekommen sei, andererseits schon unter Abt Craloh (942–958) Dekan gewesen wäre; † VIII 9 (975, Annales Sangallenses maiores ad a.); vgl. Duft/Gössi/Vogler S. 115 (S. 1285). 500 [hrom] Wahrscheinlich der Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); vielleicht er der Kämmerer von 959 VIII 7–960 VIII 6 (W 807); Priestermönch † VII 18 (nach 954) oder der Mönch und Diakon † X 16. Vgl. Nr. 491. 501 [an] Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); angeblich Bruder von Thieto (Nr. 444) und Craloh (Nr. 493) (Ekkehart IV., Casus, c. 69 [7]; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 112; hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16,

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933

Werin502 Albric503 Hadabret504 Engilbret505 Muothelm506 Ruodpret507 Arolf508 Ekkihart509 Uodalrich510 CP pag. XXI395 Chuniberht511 …

S. 245; hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 146); Gegenabt (953–954); † 954 XII 1, vgl. Duft/Gössi/Vogler S. 115 (S. 1285). Vgl. Nr. 342. 502 [warin] Ein Priestermönch † VI 24, nach 955. Vgl. Nr. 223. 503 [alb/rik] Zeuge 933 X 23–942 IV 6 (W 793); Diakon † V 24, vor 955; vgl. Nr. 290, 395, 449; ein späterer CP p. XXI (zwischen 933 und ca. 948). 504 [hath/berht, vielleicht auch hath] Ein Zeuge Hatto 933 X 23–942 IV 6 (W 793), doch könnte dies auch der nach Nr. 501 etwas seitlich eingetragene Professe sein. † III 30, vor 955. Vgl. Nr. 24. 505 [angil/berht] Der Priester und Schreiber der in Gossau zwischen 950 und 971 entstandenen Urkunden (W 802, 809, 812; H. Hoffmann, Abb. 204) ist wohl dort beheimatet; der Priester † VIII 29 oder Priestermönch † XII 22. Vgl. Nr. 27, 52, 104, 143, 205, 232, 238, 350, 407, 415; § 116. 506 [mod/helm]. 507 [hroth/berht] Kaum der Praepositus von 929 II 12 (W 788) und Dekan von 933 X 23–942 IV 6 (W 793), vgl. Nr. 420; eher der Schenker von 933 VIII 12 (W 792). Der Priestermönch † XII 6 ist eher Nr. 420, derjenige † XI 18 kommt wegen der Eintragsabfolge nicht in Frage. Vgl. Nr. 1, 14, 186, 420. 508 [ar/wulf] Priestermönch † I 21, nach 954. 509 [agi/hard] Ekkehart I., vielleicht Schreiber zwischen 956/7 und 968/9 (W 805, 806, 807, 808, 811), nach der Position in der Offizialenreihe vielleicht Hospitiar 959 VIII 7–960 VIII 6 (W 807); nach Ekkehart IV. Schüler Kerolts (Nr. 482), Verfasser des Waltharius sowie mehrerer Sequenzen (ICL 30, 2518, 10927, 12669, 13187, 15841), eines Hymnus (ICL 10927), eines Andreas- sowie wahrscheinlich eines Afraoffiziums (hg. v. W. Berschin, in: Ders., Offiziendichtung, S. 16–21, 24–27) (Casus, c. 80 [10]; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 117f.; hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 280–292; hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 166, 168); außerdem Verfasser der Vita S. Wiboradae I [BHL 8866] (zwischen 958 und 972); nach Ekkehart IV. Dekan schon unter Craloh (942–958); Lehrer von Ekkehart II. (Ekkehart IV., Casus c. 89 [10], hg. v. H. F. Haefele, S. 182, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 316, hg. v. I. v. Arx, S. 122); † 973 I 14, eine Grabschrift von Ekkehart IV., hg. v. K. Strecker, MGH Poet. 5, S. 550. Vgl. Nr. 142. 510 [othal/rik] Iuvenis monachus zur Zeit des Abtes Engilbert (925–933), über welchen Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 39 [35]; hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 92, 94; hg. v. G. Henschen, AASS Mai 1, S. 296); wahrscheinlich der Hospitiar 956 VIII 7–957 VIII 6 (W 805). Vgl. Nr. 398, 475. 511 [kuni/berht] Schreiber und Subdiakon 933 VIII 13 (W 792; F. Steffens, 1. Aufl. Tf. 55b, 2. Aufl. Tf. 63c; H. Hoffmann, Abb. 203), vielleicht identisch mit dem Dekan 962 VIII 7–963 II 2 (W 808), Pförtner 976 (W 815); nach Ekkehart IV scriptor, doctor, pictor, soll in Salzburg gelehrt haben und wäre vor 945 Abt in Niederaltaich, zuletzt Außenpropst im Breisgau (Casus c. 91 [10], 126f. [15]; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 123, 137f.; hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 333, 408–413; hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 188, 244, 246); letzterer der Priestermönch † X 2 (nach 976), vgl. jedoch † X 8. Vgl. Nr. 136.

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3. Profeß und Professen

3.1 Die Profeß bei Benedikt § 127 Über die Profeß der Sankt Galler Mönche zu schreiben, ist schwierig, da wir kaum über Selbstzeugnisse verfügen, welche uns über die Hintergründe unterrichten. Weshalb und wozu man Mönch in Sankt Gallen wurde, bleibt zumeist im Dunkeln. Als aussagekräftigste Quellen bleiben normative Texte, die oft längere Zeit zuvor und an anderem Ort entstanden sind, sodaß sich schwer sagen läßt, wie sie später in Sankt Gallen verstanden und verwendet wurden. Besonders gilt dies für die Gründungsurkunde des sich vereinheitlichenden westlichen Mönchtums, die Benediktsregel. Benedikt verstand unter Mönchtum eine völlige Hingabe an Gott, gelebt in einer Gemeinschaft zum Zweck des Gottesdienstes unter der Führung des Evangeliums, seiner Regel und des Abtes als Stellvertreter Christi1. Ein solches Mönchsleben setzte neben den im Abschnitt über die Aufnahme neuer Brüder (RB 58) besonders genannten Haltungen des Gehorsams (oboedientia) und der Beständigkeit (stabilitas) auch die Übung anderer Tugenden wie die in den evangelischen Räten genannten Armut und Keuschheit voraus. Letztere sind und waren Allgemeingut des westlichen Mönchtums und wurden deshalb von Benedikt nicht eigens erwähnt, sondern unter der Wendung von der conversatio morum zusammengefaßt, was vielleicht am besten mit »Mönchswandel« zu übersetzen ist2. § 128 Nach einer einjährigen Probezeit mit mehrfacher Unterrichtung über die Regel ist ein Versprechen, welches vor dem Altar Gott, den Hausheiligen und den Mitbrüdern geleistet wurde, Ausdruck des Beginns eines Mönchslebens, gleichsam eine zweite Taufe3 und deshalb auch oft in ihrer Gnadenwirkung so verstanden. Das Versprechen hatte seinen Platz ursprünglich innerhalb der Messe des Konvents nach dem Offertorium4 und brachte so den Opfercharakter dieser Selbsthingabe zum Ausdruck5. An derselben Stelle der Messe war auch der Platz für die Übertragung von Kindern an das Kloster (Oblation, RB 59). Zuvor hatte der Novize sich seines Besitzes zu entäußern, bzw. mußten die

1 Auf einzelne Nachweise wird verzichtet. Die Darstellung orientiert sich an folgenden Regelkommentaren, worüber auch weitere Literatur ermittelt werden kann: A. d. Vogüé, communauté; Ders., Règle; G. Holzherr; A. Böckmann. 2 L. Hertling; J. G. Gerhartz, S. 190–202; A. d. Vogüé, conseils; R. Yeo; D. M. Meier; V. J. Dammertz; im einzelnen: – Gehorsam: C. Capelle; T. K. Fischediek; – Beständigkeit: R. Gollnick. 3 E. Dekkers; B. Lohse, S. 58–61, 120–124, 157f., 167–169; B. Neunhauser; H. Bacht; C. Vuillaume; A. Angenendt, Heilige, S. 91–99; vgl. u. Anm. 78. 4 P. Hofmeister, Ordensprofeß; R. Hombach, P. Nowack. 5 In St. Gallen begegnet diese Vorstellung vor allem bei Ekkehart IV., etwa wenn er auf den Tod Ratperts zu sprechen kommt: Sicque ille laetissimus Deum, uti se diutius morbo coqueret, rogans, panis nitidus factus inter discipulorum manus in paradysum, ut credimus, transiit (Casus, c. 44, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 100); vgl. Ders., Liber benedictionum I 38, hg. v. J. Egli, MVG 31, S. 74f.; vgl. Ders., Ad picturas claustri S. Galli v. 121f., hg. v. K. Strecker, MGH Poet. 5, S. 546; vgl. insgesamt: J. Wollasch, Mönchsgelübde.

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Eltern sicherstellen, daß das Kind in Zukunft über keinerlei Eigentum verfügen konnte. Analog zum Aufnahmegesuch der Eltern mußten auch die Novizen über ihr Verprechen (promissio) eine Urkunde (petitio) ausstellen und auf den Altar legen. Erst danach erfolgte die Einkleidung und die Aufnahme in die Gemeinschaft mit dem Kuß. Die Petitio war als Beweismittel vom Abt vom Altar zu nehmen und zu verwahren. Möglicherweise war in ihr nicht nur der Beitritt und die Selbstverpflichtung auf das klösterliche Leben enthalten, sondern auch eine Verfügung über verbliebenes Eigentum zugunsten des Klosters6. § 129 Einen genauen Wortlaut von Promissio und Petitio gibt die Benediktsregel jedoch nicht, und da die Tradition auf Montecassino durch die langobardische Eroberung abgebrochen war, kam es im Frühmittelalter zu unterschiedlichen Aufnahmeverfahren. Um zu ermitteln, welche Momente in Sankt Gallen eine besondere Rolle spielten, werden hier vor allem die aus der Sankt Galler Überlieferung stammenden Zusammenstellungen untersucht, welche Profeßordines oder -formeln enthalten. Daneben wird auch immer wieder auf die karolingischen Regelkommentare des Smaragd von Saint-Mihiel und Hildemars von Civate zrückgegriffen. Smaragds bald nach 817 entstandener Kommentar fand seine Verbreitung hauptsächlich im westlichen Frankenreich und Nordspanien7, während im östlichen Reichsteil und Italien der etwa dreißig Jahre später entstandene Kommentar des Hildemar überwiegt8. Während Smaragds Regelkommentar von Kapitel 8 der Regel an fast ausschließlich aus knappen Zitaten der Concordia regularum des Benedikt v. Aniane9 besteht, kommentiert Hildemar die Aufnahmeordnung der Benediktsregel (RB 58–61) breiter und mehr in Bezug auf die zeitgenössische Praxis als aufgrund spätantiker Regeln.

3.2 Die Profeßformeln der Regelhandschrift Csg 914 § 130 Die in dem berühmten Regelexemplar Csg 914 enthaltenen Profeßformeln befinden sich in drei verschiedenen Teilen der fünfteiligen Sammelhandschrift10. Die erste Formel ist Teil des Begleitbriefes zur berühmten Regelabschrift von Abt Theodmar von Montecassino an Karl den Großen um 80011 und findet sich hier im zweiten Teil der 6 H. Hantsch; U. K. Jakobs, Regula, S. 86–90. 7 Smaragd von Saint-Mihiel, Expositio in Regulam S. Benedicti; zu Leben und Werk: F. Rädle, S. 13–21; zum Regelkommentar: J. Leclercq, maitre. 8 Hildemar v. Civate, Expositio Regulae, hg. v. L. Tosti; Dass. hg. v. R. Mittermüller; zu den verschiedenen Redaktionen, ihrer Autorschaft und Überlieferung vgl. W. Hafner, Basiliuskommentar; K. Zelzer, Überlegungen; zu Hildemar: P. G. Schmidt, Hildemar, S. 347. 9 Benedikt v. Aniane, Concordia regularum; zur Person vgl.: J. Semmler, Benedictus II; P. Engelbert. 10 L. Traube, S. 51–55, 120f.; J. Neufville, S. 389–399; L. Gilissen; B. Bischoff, Handschrift. 11 p. 179 Exemplar promissionis, sicut solebant antiqui monachi regulam promittere. In nomine Domino. Promitto me ego ille in sacro monasterio beati martyris sive confessoris illius secundum instituta beati Benedicti coram deo et sanctis angelis eius praesente etiam abbate nostro illo, omnibus diebus meis in hoc sancto mo-

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Handschrift. Alle weiteren12 außer der letzten gehören zum dritten Teil (p. 181–196), welcher ansonsten vor allem die Collectio capitularis von 817 enthält. Der zweite und der dritte Teil gehören zur ursprünglichen Anlage der Handschrift, welche um die Mitte der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts in Sankt Gallen entstand. Die hierbei kopierten Texte dürften alle bereits in der Reichenauer Vorlage zusammengestellt worden sein, von welcher der zwischen 835 und 842 entstandene Katalog der Bücher zeugt, an dem der Reichenauer Bibliothekar Reginbert beteiligt war13. Im Zusammenhang mit diesen Texten sind die Profeßformeln eher als Zeugnisse der Reform von 816/17 anzusehen, denn als in Sankt Gallen tatsächlich gebrauchte Formulare14. § 131 Die letzte Profeßformel15 findet sich im vierten Teil (p. 197–233) der Handschrift. Bei diesem handelt es sich zunächst um einen ursprünglich gefalteten Binio fremder Herkunft, welcher Reformkapitel Benedikts von Aniane und Observanzen aus Montecassino enthält16. Auf dem verbleibenden Platz und einer weiteren Lage wurden die Briefe der Reichenauer Mönche Grimald und Tatto an Reginbert und ihr Heimatkloster nachgetragen. Zwischen beiden Texten findet sich unter anderem von anderen Händen auch die letzte Profeßformel. Alle nachgetragenen Texte sind paläographisch am Ende des 9. Jahrhunderts in Sankt Gallen hinzugefügt worden17. Nun sind nasterio amodo et deinceps perseveraturum et in omni oboedientia, quodcumque mihi praeceptum fuerit, oboediturum. Ego ille talis hanc promissionem a me factam manu propria coram testibus scripsi et roboravi (Formulae extravagantes, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 570f., Nr. 33); vgl. Theodmari abbatis Casinensis epistula ad Carolum regem, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 4, S. 514, hg. v. K. Hallinger, CCM 1, S. 174f. 12 Es sind dies: 1) p. 192 Inc.: Dum legaliter sancitum antiquitus teneatur […], Expl.: […] egrediendi de monasterio tribuam occasionem. Et ut haec petitio firma permaneat, manu mea eam subter firmavi. Isti sunt testes (hg. v. B. Albers, Consuetudines monasticae, Bd. 3, S. 185f.; Formulae extravagantes hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 570 Nr. 32); so auch Smaragd, Expositio, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 302. 2) p. 193 Petitio noviciorum Inc.: Ego ille, initio conversationis meae diligenter adtendens […], Expl.: […] super altare pono perenniter reservandam (hg. v. B. Albers, Consuetudines monasticae, Bd. 3, S. 176f.; Formulae extravagantes, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 570 Nr. 31). 3) p. 194 Ego ille promitto stabilitatem meam et conversionem morum meorum et oboedientiam secundum regulam sancti Benedicti coram Deo et sanctis eius (hg. v. B. Albers, Consuetudines monasticae, Bd. 3, S. 177; Formulae extravagantes, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 570 Nr. 30). 13 B. Bischoff, Handschrift, S. XIV. 14 Das Oblationsformular findet sich bei Smaragd, der zum Umkreis Benedikts von Aniane zu rechnen ist (vgl. Anm. 12 Nr. 1). Alle Texte finden sich gleichfalls im Überlieferungszusammenhang mit der Regula Sancti Benedicti abbatis Anianensis sive Capitula Capitularis (hg. v. J. Semmler, in CCM 1, S. 501–536) etwa in den Handschriften: Bamberg, SB, P 1, 13 (antea 23); Montecassino, ms. 179, p. 231–260; und Wolfenbüttel, HAB, Weiss. 45, fol. 122v–126; vgl. I. Herwegen, Geschichte, S. 59. 15 p. 225 INCIPIT PETICIO QUAM ANTE VOTUM MONACHI QUISLIBET FACERE DEBET. [p. 226] Domno venerabili in Christo patri illo abbati simul cum felici vestra congregatione quam Dominus de diversis provinciis ad peregrinandum propter nomen suum sub iugo militiae [..]; Expl.: […] quem inridere [p. 228] conatus est. IPSA PROMISSIO. Ego ill. Domne abba ill. oboedientiam vobis secundum regulam sancti Benedicti iuxta quod in ista petitione continet quam super istud ad altare posui coram Deo et sanctis eius in quantum mihi ipse Deus dederit adiutorium Deo et vobis promitto custodire et in quo possum ipse auxiliante conservo. Amen (hg. v. B. Albers, Consuetudines monasticae, Bd. 3, S. 178f.). 16 B. Bischoff, gefaltete Handschriften, S. 98. 17 B. Bischoff, Handschrift, S. XII; m. E. käme eher das 3. Viertel des 9. Jahrhunderts in Frage.

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nicht nur die Briefe, sondern auch die Profeßformel für die Reichenau nachweisbar. Sie findet sich im Reichenauer Verbrüderungsbuch (AUG p. 137–139) an der Spitze der nachgetragenen Profeßliste des eigenen Konvents18. § 132 Insgesamt läßt sich damit über die Profeßformeln des Csg 914 sagen, daß sie teils Ausdruck teils Dokumentation der anianischen Reformen oder der Gebräuche des Nachbarklosters sind und hier aus Interesse an der Disziplin zusammengetragen wurden. Es geht jedenfalls nicht an, sie als Zeugnisse dafür anzusehen, in welcher Art die Sankt Galler Mönche des 9. Jahrhunderts die Profeß abgelegt und verstanden haben.

3.3 Profeßformeln und Profeßliste der Reichenau § 133 Im Reichenauer Verbrüderungsbuch finden sich nach dem Beginn einer »Profeßliste« auf den p. 137–139 vier Texte für die Profeß, welchen sich die weitere Profeßliste anschließt. Die ersten drei Formulare entstammen der Aufnahmeordnung der von Pirmin gegründeten Klöster19. Zusammen mit der Profeßliste wurden alle vier Texte von einer Hand aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts kopiert. Nachträge zur Profeßliste scheint es nicht zu geben. Von den Profeßformeln interessiert insbesondere die letzte, welche durch eine Leerzeile von denen der Pirmintradition getrennt ist und der sich unmittelbar die weiteren Namen der Profeßliste anschließen. Sie entspricht der dreigliedrigen Formel, wie sie im Sankt Galler Profeßbuch seit etwa 835 (Nr. 251) begegnet. Sie findet sich in AUG jedoch nicht zu jedem Namen, sondern als Rubrik zu Beginn des zweiten Teils der Profeßliste. Zwischen einer vorangehenden Oratio des auf Pirmin zurückgehenden Ordo und ihr findet sich in grauschwarzer Tinte in Majuskeln nachgetragen die Adresse Waltoni. Obwohl dies erst ein frühneuzeitlicher Nachtrag ist20, ging man davon aus, den dem Nachtrag vorhergehenden pirminischen Profeßordo (Petitio, Promissio und Oratio)21 als zur Zeit Waltos (786–806) gebräuchlich anzunehmen. Die sich unter der nachgetragenen Adresse befindliche dreigliedrige Profeßformel verband man dann willkürlich mit der anianischen Reform 816/1722.

18 Die in das Reichenauer Verbrüderungsbuch eingebrachte Abschrift der Profeßliste stammt aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts; vgl. J. Autenrieth, Beschreibung, S. XXXVII; an die Profeßformeln schließt sich p. 138 A4–139 eine Oratio für die nachfolgend verzeichneten Professen an (hg. v. M. Herrgott, Vetus disciplina monastica, Paris 1726, S. 592); zur letzten sich hieran auf p. 139 A2 anschließenden Profeßformel vgl. § 135. 19 H. Frank, Profeßurkunde; Ders., Untersuchungen, S. 107–112; A. Angenendt, Monachi, S. 81–84, 203–206. 20 J. Autenrieth, Beschreibung, S. XXXVII Anm. 45; P. Piper vermerkte lediglich unbestimmt: recentiora manu (MGH Lib. conf. S. 330); vgl. auch die Eintragung in der Art eines Kolumnentitels S. 137 des Verbrüderungsbuches. 21 AUG p. 137–139; hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf., S. 328–330; vgl. H. Frank, Profeßurkunde. 22 M. Rothenhäusler, K. Beyerle, S. 283–290; K. Beyerle, S. 1121; H. Frank, Profeßurkunde, S. 171f.; H. Lutterbach, S. 276–278.

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§ 134 Bei der Vorlage der Reichenauer Profeßliste handelte es sich jedoch nicht um ein Profeßbuch wie in Sankt Gallen, sondern um eine Profeßrolle, wie K. Beyerle nachweisen konnte. Auf ihr waren aller Wahrscheinlichkeit nach am Kopf der Profeßordo bzw. die Profeßformel verzeichnet. Die Mönche trugen anläßlich ihrer Profeß nur ihre Namen ein, was bald infolge von Platzmangel recht ungeordnet geschah. Fraglich ist, ob die gesamte Anlage schon mit dem ersten Teil der Profeßliste begann und dann erst die Formeln folgten, oder ob die Abfolge in der Überlieferung gestört ist. Ebenso ist fraglich, ob die letzte Profeßformel erst nachträglich hinter dem auf Pirmin zurückgehenden Ordo eingetragen wurde, oder ob sie schon bei Anlage der gesamten Profeßliste hier ihren Platz fand. § 135 Geht man mit K. Beyerle davon aus, daß die ursprüngliche Anlage der Reichenauer Profeßliste um 802 entstanden ist23, so läßt sich der Befund m. E. besser deuten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß es gleichzeitig auch andernorts – wie in Sankt Gallen – zu einer Neuordnung des Profeßwesens gekommen ist24. Zunächst wurden die lebenden Mönche eingetragen, anschließend der alte, auf Pirmin zurückgehende Ordo, in welchem sie ihr Gelübde abgelegt hatten25, darauf nach einer Leerzeile die neue Profeßformel, und im Anschluß blieb Platz für die Namen derer, welche seit diesem Zeitpunkt in der neuen Form ihr Gelübde ablegen sollten. Die ältere Promissio erwähnt – wie zahlreiche frühe Profeßeinträge des Sankt Galler Profeßbuchs – nur den Gehorsam, und nur die zugehörige Petitio nannte auch die Beständigkeit26. Die neuere Formel hingegen kennt alle drei Elemente und wäre älter als die anianische Reform27.

23 K. Beyerle, S. 1139. 24 Vgl. § 71. 25 Man kann also nicht den Profeßzeitpunkt der ältesten hier verzeichneten Mönche mit dem Anlagezeitpunkt der Profeßliste gleichsetzen, wie es K. Beyerle (S. 1138) tut. Nur die Deutung der ersten 74 Namen als Lebendenliste vermag zu erklären, weshalb diese vor dem Profeßordo stehen: Es handelt sich um den Konvent bei erstmaliger Anlage der Profeßliste, erst die später Eintretenden »unterschreiben« nicht mehr Petitio und Promissio des auf Pirmin zurückgehenden Ordo, sondern die sich anschließende kurze Formel. Woher freilich in der frühen Neuzeit jemand die Erkenntnis nahm, es handele sich beim Beginn der Profeßliste um ein Zeugnis aus der Zeit Abt Waltos, vermag ich ebensowenig zu erklären, wie man im St. Galler Profeßbuch unter all den Notkeren ausgerechnet den Profeßeintrag des Dichters unterstreichen konnte. 26 Ego ille Domne abba ille oboedientiam vobis secundum regulam sancti Benedicti iuxta quod in ista petitione continet, quam super istud ad altare posui, coram Deo et sanctis eius in quantum mihi ipse Deus dederit adiutorium, Deo et vobis promitto custodire et in quo possum ipse auxiliante conservo. Amen. Die zugehörige Petitio enthält allerdings auch den Satz: Stabilitatem conversationis nostrae in congregatione vestra teste Domino devoto animo cum observatione regulae usque in finem profitemur observare (AUG p. 139, 138; hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf., S. 329, 328). 27 Es ist vorstellbar, daß sie ursprünglich nur zweigliedrig gewesen wäre, wie es die Formel zu Beginn des Jahrhunderts in St. Gallen war, und irgendwann ergänzt wurde, was in ihrer abschriftlichen Form heute nicht mehr zu erkennen wäre.

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3.4 Das Profeßformular des Anhangs zum Sankt Galler Profeßbuch § 136 Versucht man die Schrift des Formulars am Ende des Sankt Galler Profeßbuchs (p. XXIII) näher zu bestimmen, liegt die Schwierigkeit in ihrer Größe, aufgrund derer sie ungelenk erscheint. Auffallend an ihr sind jedoch die oft nahezu fehlende Oberlänge des a, die Gegenläufigkeit der Schäfte des m, die Uneinheitlichkeit der Füße am hinteren Schaft von m und n sowie die frühestens Mitte des 10. Jahrhunderts zu erwartende ausgesprochen schräge Federhaltung. P. Krieg hat sie an den Beginn des 9. Jahrhunderts gesetzt, doch fehlt dafür – abgesehen von dem eher der Ungelenkheit zuzuschreibenden offenen g – jeder Anhaltspunkt wie etwa zu erwartende Ligaturen oder Doppelformen. Auch die Gestalt des Textes widerspricht einem solchen Ansatz, da hier die dreigliedrige Profeßformel Verwendung fand, wie sie erstmals um 835 bei Nr. 251 begegnet. Aufschlußreicher ist die Wendung stabilitatem meam, welche seit 850 gelegentlich28 und vermehrt auf den pp. XIX, XX und XV begegnet29. Sie macht eine allgemeine Verwendung des Pronomens an dieser Stelle des Formulars erst gegen Ende des 9. Jahrhunderts wahrscheinlich. Benötigt wurde jedoch ein vollständiges Formular erst in dem Moment, als es (entsprechend der Übung in der Reichenauer Profeßliste) in den einzelnen Eintragungen des Profeßbuches selbst nicht mehr erscheint. Dazu kam es im 2. Viertel des 10. Jahrhunderts, wovon die pp. XVI, XXI–XXII des Profeßbuches Zeugnis geben. § 137 Im 10. Jahrhundert war die Formel wohl noch ohne den Zusatz et presente abbate in Gebrauch, doch dürfte der paläographisch ebenfalls kaum zu datierende Zusatz um die Jahrtausendwende hinzugekommen sein, will man nicht sehr große Lücken im Restbestand des Profeßbuches annehmen. Spätestens 1121, doch wahrscheinlich näher bei 982 wurde die um et presente abbate erweiterte Formel auch in das Kapitelbuch aufgenommen (vgl. § 138), vielleicht, daß damals das Profeßbuch außer Gebrauch kam30.

3.5 Das Profeßformular des Kapitelbuchs Csg 915 § 138 Auch im Kapitelbuch Csg 915 hat sich eine Profeßformel erhalten31. Sie findet sich zwischen den Nachträgen auf p. 18. Aufgrund der Position in der Abfolge der Nachträge ist sie sicherlich erst nach 982 eingetragen worden32. Da das Kapitelbuch spätestens 1121 28 Zuerst vor 858 bei Nr. 327, zuvor Blattausfall. 29 Vgl. die Aufstellung bei P. Krieg, S. 14f. 30 Sie findet sich in aller Ausführlichkeit ohne den Zusatz et presente abbate noch auf p. XVI hinter dem Eintrag des Todes der heiligen Wiborada († 926). Nach Einschätzung D. Geuenichs stammen die Namen der letzten Seite (p. XXIII) des Profeßbuches aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts (Ders., Personennamen, S. 23). 31 p. 18 Ego N. promitto stabilitatem et conversionem morum meorum et oboedientiam secundum regulam sancti Benedicti abbatis coram Deo et sanctis eius et presente N. abbate (hg. v. P. Piper, MGH Lib. Conf., S. 143). 32 Vgl. § 42 Anm.

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durch eine heute nicht mehr erhaltene Nachfolgehandschrift ersetzt wurde33, kann von einer vorherigen Eintragung der Profeßformel ausgegangen werden34. Interessant ist die Formel deshalb, da auch in ihr die Nennung des Abtes erfolgt, wie sie sich im Formular des Profeßbuches nur nachgetragen findet35, also nicht ursprünglich war. Wann es zur Nennung des Abtes in der Profeßformel kam, läßt sich leider nicht exakt bestimmen. Auffallend jedoch ist, daß in keiner ausgeschriebenen Profeßeintragung des gesamten Codex promissionum der Abt genannt wird, obwohl andernorts eine Nennung des Abtes im 9. Jahrhundert üblich war36, doch wenn man die Benutzung des Profeßbuches aufgrund der Schrift nicht allzuweit ausdehnen will, dürfte die Änderung um die Jahrtausendwende erfolgt sein. Vielleicht wollte man in Sankt Gallen zuvor auf diese Weise die Position der oft konventsfremden Äbte eingeschränkt wissen, und es kam erst anläßlich der Visitation von 964/66 oder vielleicht auch erst unter Abt Norbert (1034–1072) zu einer Reform der Aufnahmeordnung37.

3.6 Der Profeßordo der Regelhandschrift ÖNB 2232 § 139 Von den in Sankt Galler Handschriften überlieferten Texten zur Profeß kommt, abgesehen von den kurzen Profeßformeln des Profeßbuches, keiner zur Erhellung der dortigen Praxis in Frage. Doch findet sich in der vom Beginn des 9. Jahrhunderts wahrscheinlich aus Bayern stammenden Handschrift ÖNB 2232 – der zweitwichtigsten Regelhandschrift (B) aus der Textklasse des Csg 91438 – neben dem Regeltext und drei anderen kürzeren Texten noch ein Profeßordo39. Da die mit diesem Text überlieferten kleineren Stücke ihre einzige anderweitige Bezeugung bisher lediglich im Sankt Galler Csg 916 finden40, kann eine Präsenz auch dieses Textes wegen seiner Überlieferungsgemeinschaft in Sankt Gallen vermutet werden. 33 Vgl. § 45 Anm. 34 Aufgrund der Position nach den beiden Formularen zur Anzeige des Todes eines Mitmönches zum 1. Januar und 18. Juni (hg. v. P. Piper, MGH Lib. Conf., S. 143), muß sie nach denselben eingetragen worden sein. Dem steht entgegen, daß L. Baumann die entsprechende Nekrologeintragung zum 18. Juni paläographisch auf das Ende des 12. Jahrhunderts datiert (MGH Necr. 1, S. 176 n. a), was jedoch zu korrigieren ist. 35 Ego ille promitto stabilitatem meam et conversionem morum meorum et obedientiam secundum regulam sancti Benedicti coram Deo et sanctis eius [et praesente abbate manu post.] (p. XXIII; hg. v. P. Piper, MGH Lib. conf., 1884, S. 133). 36 Vgl. I. Herwegen, Geschichte, S. 20, 25f. 37 G. Meyer v. Knonau, Anstrengungen; K. Hallinger, Gorze, S. 1041; H. E. Feine, S. 85–87, 89f.; unter Abt Nobert wurde auch das Kapitelbuch neu angelegt (vgl. § 45 Anm.). 38 L. Traube, S. 55; B. Paringer; H. S. Brechter; R. Hanslik; B. Bischoff, Panorama, S. 26 Anm. 110; Ders., Schreibschulen, Bd. 2, S. 190; Ders., Handschriften, S. 11f. 39 Zuerst hg. v. M. Hergott, Vetus disciplina monastica, S. 590; danach: hg. v. B. Albers, Consuetudines monasticae, Bd. 3, S. 184f.; fehlerhaft: E. Schmidt; Schmidt wollte hierin die ursprüngliche Art, Profeß abzulegen, erkennen; dagegen als offizielle Formel der Reformen Karls des Großen bei H. Frank, Untersuchungen, S. 112–115; als Zeugnis der anianischen Reform bei I. Herwegen, Geschichte, S. 61–63. 40 H. S. Brechter, S. 88f.; die Texte sind gedruckt bei B. Paringer, S. 81, und danach: MPL Suppl., Bd. 3, Sp. 1441f.

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§ 140 Dies ist um so wahrscheinlicher, da er im Gegensatz zu allen anderen Profeßformularen am besten den Gebrauch und anfänglichen Wortlaut des Sankt Galler Profeßbuches erhellt: Nachdem der Kandidat vom Abt befragt wurde, ob er in der Welt noch irgendwelche Verpflichtungen habe oder ob er aus freien Stücken in das Gehorsamsverhältnis aufgenommen werden wolle41, wird ihm die zweite Hälfte des 58. Regelkapitels vorgelesen. Die Aufnahme entspricht in ihrer Abfolge der Reihe der Bestimmungen Benedikts. Entsprechend wie der Text in vier Abschnitten vorgelesen wird, gliedert sich der Ablauf nach der Interrogatio in folgende vier Elemente: 1. Professio (RB 58,17–18), 2. Petitio mit Ps 119, 116 und Gloria (RB 58, 19–22), 3. Bitte um Aufnahme in die Gemeinschaft und Gebet (Ps 50) der Gemeinschaft (RB 58, 23), 4. Einkleidung (RB 58, 24–29). Im einzelnen stimmen mit den aus dem Sankt Galler Profeßbuch erkennbaren Momenten folgende Punkte überein: 1. die unmittelbar aus der rubrikartigen42 Regelstelle RB 58,17 abgeleitete zweigliedrige Profeßformel43, 2. eine Petitio, welche so kurz ist, daß sie während der Liturgie geschrieben werden kann, und die 3. mit der Professio gleichgesetzt wird44, schließlich 4. die Praxis, daß Schreibunkundige durch ein Vollziehungskreuz an der Stelle ihres Namens die Petitio ratifizieren45. Später finden sich diese Momente auch im Regelkommentar Hildemars von Civate46 und bei Rather von Verona47.

41 Et interrogat eos abbas, si non habeat aliquam obligationem in saeculo, aut si bona voluntate ipsam obedientiam petit. Diese Frage steht m. E. in engem Zusammenhang mit ähnlichen Bemühungen Karls des Großen, z. B. Duplex legationum edictum a. 789, c. 11: De noviter venientibus ad conversionem, ut secundum regulam probentur et non antea suscipiatur, nisi sicut regula iubet, et nullus cogatur invitus promittere (hg. v. A. Boretius, MGH Capit. 1, S. 63); vgl. K. Stosiek, S. 58f. 42 Als Rubrik herausgestellt durch: B. Steidle, De conversatione, S. 221 (141); Ders., Versprechen, S. 105. 43 Et mox novitius frater proicens se in terram dicit: Promitto de stabilitate mea, et obedientia coram Deo, et sanctis eius. In hoc loco tantum dicit. 44 In isto loco scribit, et super altare promissionem suam ponit. 45 Et si non scit litteras, alter rogatus ab eo scribat, et ipse signum manu sua faciat hoc modo: sig†namus illi vel ille. 46 Ordo, qualiter debet agere novitius, quando regulam promittit: Inprimis cum venit in oratorium, debet promittere coram omnibus his verbis: Ego ille promitto de stabilitate mea et conversione morum meorum et oboedientiam secundum regulam S. Benedicti coram Deo et angelis eius. Et cum hoc dixerit promittens, tunc debet scribere ipsam petitionem, aut si scripta fuerit ipsa petitio, tunc ibi in praesentia debet scribere aliquid ibi, hoc est nomen suum, aut si non sapit scribere, tunc in praesentia fratrum debet facere signum crucis. Deinde cum hoc fecerit, tunc debet ipsam petitionem manu sua ponere super altare (hg. v. R. Mittermüller, S. 546). 47 Als Bestandteil der ratificatio seiner Oblation: Sed accepto ipse calamo matura iam aetate et legitima scripsi in hunc modum scriptumque super altare posui, non super aliud nisi ipsum: Ego Ratherius promitto stabilitatem meam et conversionem meorum morum et obedientiam secundum Regulam S. Benedicti coram Deo et sanctis eius (Ratherii Veronensis Dialogus confessionalis, c. 11, hg. v. P. L. D. Reid, CCCM 46a, S. 225); auch in Corvey wurde zwischen Oblation und späterer Confirmatio unterschieden: vgl. den Bericht Rimberts über Ansgar: […] qua ocassione a loco stabilitatis suae huc secesserit, et cum apud vos Deo oblatus sit ibique oboedientiam promiserit […] (Rimbert, Vita Anskarii, c. 6, hg. v. G. Waitz, MGH SS rer. Ger., S. 26, hg. v. W. Trillmich, StGA 11, S. 30).

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3.7 Die Praxis des Sankt Galler Profeßbuches § 141 Wie hier festgestellt wurde, enthält das Sankt Galler Profeßbuch die Eintragungen in der Reihenfolge, in welcher die Mönche die Profeß abgelegt haben. Es liegt deshalb nahe, daß das Profeßbuch in der Aufnahmeliturgie Verwendung fand, wie die späteren Profeßzettel, die nach dem Versprechen auf den Altar gelegt wurden48. Deshalb stellt sich die Frage, ob die Eintragungen jeweils autograph vorliegen. § 142 Schon aus der Edition P. Pipers geht hervor, daß dem nicht so ist, sondern sich Eintragsgruppen49 erkennen lassen. Zwar mögen manche Einzeleinträge autograph sein50, an den Eintragsgruppen sind jedoch allenfalls die Kreuze als Vollziehungszeichen autograph51, und auch diese wurden gelegentlich ausgelassen oder nachträglich vereinheitlicht52. Bisweilen wurde auch nur der Name oder Anfangsbuchstaben vor der Unterzeichnung vermerkt, und der Text der Formel erst hinzugefügt, nachdem das Versprechen mit dem Kreuz vollzogen worden war53. Außerdem kann zwischen der Profeß mit ihrer verkürzten schriftlichen Niederlegung im Profeßbuch sowie dem Nachtrag der Formel in demselben einige Zeit vergangen sein54, sodaß sich leider nicht sagen läßt, daß alle in einer Eintragsgruppe vereinigten Mönche während derselben Liturgie Profeß abgelegt hätten55. Genauso schwierig ist 48 Solche Profeßurkunden sind für die Zeit von 1533 bis zur Aufhebung des Klosters St. Gallen in Csg 1796–1800 vollständig erhalten. 49 In der hier vorgelegten Rekonstruktion der Profeßfolge (§ 126) wurden die von einer Hand ausgeführten Profeßformeln durch Klammern in der zweiten Spalte gekennzeichnet. Diese Eintragsgruppen wurden bei der Rekonstruktion der einzelnen Biographien jedoch nicht berücksichtigt. Die Abschichtungsversuche der einzelnen Eintragungen durch P. Piper (MGH Lib. conf. 1, S. 111–133) und P. Krieg (S. 20–28) wurden berücksichtigt und gegebenenfalls stillschweigend korrigiert. 50 P. Krieg (Profeßbuch, wie Anm. 29, S. 20–28) versuchte, in seiner Einleitung bei Trennung der Hände auch zahlreiche Autographe durch Vergleich mit den Traditionsurkunden zu gewinnen, doch wären solche Vergleiche schon wegen des geringen Textumfangs der Profeßformeln zum Scheitern verurteilt, sind aber auch meist wegen der Art des Zustandekommens der Eintragungen (vgl. § 142f.) unsinnig. Zum Teil unterlaufen ihm dabei auch sachliche Fehler, etwa wenn er auf S. 23 die Eintragung Liutos (Nr. 245), der bereits vor 869 (FAB) verstorben ist, mit Urkunden vergleicht, welche erst nach 870 entstanden sind. Insgesamt halte ich von seinen als autograph beurteilten Fällen nur die Eintragungen Wattos (Nr. 160), Hartmuts (Nr. 235–237), Notkers (Nr. 331), Hartmanns (Nr. 366) und Thrudprets (Nr. 370–374) für wahrscheinlich. 51 Gelegentlich scheint es auch nicht zur Profeß gekommen zu sein, so findet sich auf p. XIX nach Eskirich (Nr. 438) ein Alawig mit fehlemden Vollziehungskreuz, von welchem in der Parallelüberlieferung (W697 und AUG) auch jede Spur fehlt. Einzeln gibt es wiederum Eintragsgruppen, in welchen die Einzeleinträge nicht durch ein Kreuz ratifiziert wurden, obwohl sicherlich Profeß abgelegt wurde (p. X: Kerolohc Nr. 167 – Hiltiman Nr. 170). 52 Zum Beispiel auf p. X (Selbolf Nr. 173 – Ratker Nr. 180) lassen sich die ursprünglichen Kreuze noch gut erkennen. 53 Insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, vgl. etwa p. XIX/XX. Später wurde zunehmend das Nachtragen der Formel unterlassen. Meist wurde dabei die Formel von einer Hand für mehrere Mönche nachgetragen, lediglich auf p. XVIII (Hartmann u. Huppold, Nr. 366f.) wurde ausweislich des Zeilenumbruchs wohl von zwei Professen, jedoch nicht in Reihenfolge ihrer Einträge nachgetragen. 54 So findet sich etwa auch die Formulierung: Ego N. promisi stabilitatem […] (p. XII, Nr. 251–254). 55 Dies zeigt sich auch daran, daß die Eintragsgruppen des Profeßbuches mit den Nachtragsgruppen des Reichenauer Verbrüderungsbuches (vgl. §§ 83–95) wenig kongruent sind.

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es oft, die Grenzen einer Nachtragsgruppe zu bestimmen, da dieselbe Hand mehrmals in Folge nachgetragen haben mag56. Auf den späteren Seiten ab p. XIX (Nr. 429) schließlich sind die Gruppen wegen der verkürzten Einträge kaum noch zu unterscheiden. § 143 Zum Teil erfolgte die Eintragung des Kreuzes als Vollziehungszeichen nicht in derselben Reihenfolge wie die Profeßfolge, sondern erst später. Auffällig ist dies, wenn ein Vollziehungskreuz sichtlich erst nach dem darunterstehenden Vollziehungskreuz des folgenden Professen eingetragen wurde und dabei mit seiner Unterlänge in dessen Schriftbild geriet, deutlich kleiner ausfallen mußte oder aus der vorgesehenen Spalte ausweichen mußte. Am besten erklären sich diese Anomalien daraus, daß für diese Personen Profeß und Ratifizierung nicht in derselben Feier stattfanden, sondern daß sie als Oblaten erst mit Erreichen der aetas intelligibilis ratifizierten57. § 144 Für alle Klostereintritte ist das Profeßbuch die schlichte Beweisurkunde über die Tatsache der Promissio, die Petitio der Benediktsregel, welche der Abt vom Altar aufzunehmen und im Archiv zu verwahren hat (RB 58,29). So wird das Profeßbuch im Rahmen der Profeßliturgie als Ausdruck der Selbsthingabe nach dem Vorbild Christi auf den Altar gelegt worden sein (wie es Hildemar und Smaragd bezeugen), in Analogie zu einer Traditio cartae super altare58. Daß für jede Schenkung aus diesem Anlaß eine Urkunde für das Kloster ausgestellt wurde, die ebenfalls dort deponiert wurde, ist angesichts der geringen Verluste im Urkundenbestand des Stiftsarchivs unwahrscheinlich. Die Schenkungsurkunde ist unabhängig von der Petitio, auch wenn sie vielleicht einmal aus dieser hervorgegangen ist59. Die von den Eltern geforderte Petitio der Benediktsregel für 56 Dies gilt etwa für p. XI (Wolfolt Nr. 193 – Heidini Nr. 198), wo die letzten beiden Professen vielleicht erst später nachgetragen wurden; ähnlich: p. XII (Managolt Nr. 220 – Reginbald Nr. 226, Bruch zw. 221/222?), p. XIII (Werbert Nr. 251 – Walteri Nr. 256, Bruch 254/255) und p. XX (Salomon Nr. 461 – Pero Nr. 464, Bruch 463/464). 57 Beobachtbar sind solche Anomalien bei den Professen Nr. 193, 197, 245, 271 (Oblate), 349, 354 (Oblate), 373 (vielleicht Oblate); weitere dieser Professen könnten, ohne daß dies feststellbar ist, Oblaten gewesen sein; außerdem ist zu berücksichtigen, daß zahlreiche in größerem zeitlichen Abstand erfolgte Ratifikationen aufgrund ausreichenden Platzes oder späterer Überarbeitung nicht feststellbar sind. Besonders bemerkenswert ist die Eintragung des Professen Nr. 167, welche kein Vollziehungskreuz aufweist. Vielleicht handelt es sich hierbei um einen Oblaten, welcher – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr ratifizierte. 58 Ordo qualiter debet agere novitius, quando regulam promittit: Inprimis cum venit in oratorium, debet promittere coram omnibus his verbis: Ego ille promitto de stabilitate mea et conversione morum meorum et obedientia secundum regulam S. Benedicti coram Deo et angelis eius. Et cum hoc dixerit promittens, tunc debet facere petitionem, id est aut tunc debet scribere ipsam petitionem, aut si scripta fuerit ipsa petitio, tunc ibi in praesentia debet scribere aliquid ibi, hoc est nomen suum, aut si non sapit scribere, tunc in praesentia fratrum ibi debet facere signum crucis. Deinde cum hoc fecerit, tunc debet ipsam petitionem manu sua ponere super altare (Hildemar, Expositio, c. 58, hg. v. R. Mittermüller, S. 546). Die Stelle bei Smaragd vgl. oben Anm. 14. Außer der professio super altare gibt es noch die der Bettelorden in manibus in Analogie zur Kommendation und diejenige der Jesuiten und zahlreicher Frauenkongregationen super hostiam; vgl. I. Zeiger, S. 176–178; H. Hattenhauer, S. 68. 59 H. Hantsch, S. 1–15; U. K. Jacobs, Aufnahmeordnung, S. 122f.; Ders., Regula, S. 77–90; die Auffassung, »ein doppelter Beurkundungsakt würde die Petitio entwerten« (ebd. S. 86), scheint im Frühmittelalter keine Rolle gespielt zu haben, vgl. die Ausführungen Hildemars (oben Anm. 58) sowie die anderen Beispiele im Anhang von J. R. Riepenhoff, S. 382–400.

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die Oblaten ist für Sankt Gallen nicht zu bezeugen. Daß sie als gesonderter Bestand untergegangen ist, läßt sich nicht ausschließen60. Daß die Eintragungen schon zum Zeitpunkt der Oblation erfolgten61, wie es das Senioritätsprinzip der Regel erforderte, teilt der Sankt Galler Codex promissionum mit der Eintrittsliste aus Corvey62.

3.8 Das Profeßformular des Klosters Sankt Gallen § 145 Die Formulierung des Profeßversprechens gibt zahlreiche Probleme auf, vom Text der Benediktsregel (RB 58,17) bis hin zu den über sechzig verschiedenen Formulierungen des Sankt Galler Profeßbuches63. Hier kann nicht allen Fragen nachgegangen werden, doch sei einiges herausgestellt. Zunächst ist die Anweisung der Regula Benedicti auffallend kurz: Suscipiendus autem in oratorio coram omnibus promittat de stabilitate sua et conversatione morum suorum et oboedientia coram Deo et sanctis eius, ut si aliquando aliter fecerit, ab eo se damnandum sciat quem inridet. Am ehesten ist dies zu verstehen, wenn man – worauf die Formulierung mit ihrem de ja auch verweist – die Angabe des Versprechens hier in der Gestalt einer Rubrik annimmt64. Der konkrete Wortlaut dürfte also anders ausgesehen haben. Dementsprechend finden wir bis zum 9. Jahrhundert die verschiedensten Profeßformeln, von welchen die jüngeren sich im Zuge der sich immer mehr als alleingültig durchsetzenden Benediktsregel mehr und mehr an deren rubrikartigen Wortlaut anlehnen65. Es fällt dabei auf, daß der Begriff conversatio (Mönchswandel) entweder – wie auch ansonsten im Regeltext – durch conversio (Bekehrung) ersetzt wird, was wahrscheinlich dem starken Kontrast zwischen Klosterleben und Weltleben im Frühmittelalter besonders gut entsprach66, oder einfach entfällt. Daß man aus dem unter-

60 So stellte man damals in S. Remi zu Reims die petitiones der Eltern in einem Band zusammen, von welchem uns heute nur noch einzelne Blätter erhalten sind in: Paris, BN lat. 13090, f. 72–77b, hg. v. L. V. Delisle, Registre; dort werden von wechselnden Händen ad hoc und damit in zeitlicher Folge 37 Oblations- und eine Konversionsurkunde verzeichnet, wobei jeweils das volle, auch bei Smaragd überlieferte Formular (Expositio, c. 59, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 302) ausgeführt ist und die Zeugen erst während der Aufnahmezeremonie nachgetragen wurden. Die Eindeutigkeit der Reihenfolge des Eintritts in die Gemeinschaft ist hiermit wie in St. Gallen jederzeit überprüfbar; vgl. M. de Jong, Kind, S. 90–94 mit T. 4. 61 Aufgrund von Nr. 271 schon vermutet von M. de Jong, Kind, S. 89f. 62 K. Schmid, Liber, S. 32, 39f. 63 P. Krieg, S. 14f. 64 Wie Anm. 42, ferner A. Böckmann, S. 185; G. Holzherr, S. 278. 65 Vgl. die bei I. Herwegen (wie Anm. 14) besprochenen Beispiele. 66 So Hildemar, Expositio, c. 58, hg. v. R. Mittermüller, S. 532f.; vgl. Dass., hg. v. L. Tosti, S. 439: Conversatio enim attinet ad vitam et ad habitationem, conversio vero est de saeculum ad Deum, sicut in hoc loco dicitur. Quidam namque libri habent conversionem, quidam vero conversationem, sed sicut mihi videtur, melius habent illi qui dicunt conversionem, quam illi, qui conversationem, eo quod conversatio attinet ad habitationem et ad vitam sive bonum sive malum, conversio autem ad mutationem sive de malo in bonum sive des bono in malum, veluti in hoc capitulo habetur, cum de conversatione saeculari ad monasticam vitam convertitur.

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schiedlichen Gebrauch von conversio und conversatio bzw. deren Nichtgebrauch bestimmte monastische Strömungen feststellen könnte, wie es Ildefons Herwegen versuchte67, erscheint verfehlt, da sich in Regelkommentaren und Profeßformeln die verschiedensten Formulierungen nebeneinander finden lassen68. Ebensowenig gilt – zumindest in Sankt Gallen – die oft auftauchende Behauptung, der Begriff conversatio sei unverständlich geworden69. § 146 Das Profeßbuch wurde um 803 in Sankt Gallen angelegt70. Seither diente es dazu, die Petitio während der Profeßfeier aufzunehmen und mit ihr auf den Altar gelegt zu werden. Die dahinterstehende Aufnahmepraxis (ÖNB 2232) wie das Profeßbuch selbst sind auf die Reformbemühungen Karls des Großen zurückzuführen (vgl. § 71). Man hielt sich bei der Neuordnung des Aufnahmeverfahrens möglichst eng an die Vorgaben der Benediktsregel. Das Mittelglied der Promissio, wie es in RB 58,17 beschrieben wurde, hat man jedoch zunächst nicht berücksichtigt. Als Tendenz läßt sich für Sankt Gallen beobachten, daß erst seit der Jahrhundertmitte die dreigliedrige Profeßformel die zweigliedrige ablöst71. Ob die Än-

67 Wie Anm. 14. 68 Smaragd: conversio zu RB 5, 3–4, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 150, 24–26; conversatio zu RB 58,17, ebd. S. 295, 16–19; Hildemar: conversio zu RB 58, 17, hg. v. R. Mittermüller, S. 539, vgl. Dass., hg. v. L. Tosti, S. 439; conversatio zu RB 5, 3–4, hg. v. R. Mittermüller, S. 188, vgl. jedoch Dass., hg. v. L. Tosti, S. 124. Auch in der für St. Gallen anzunehmenden Profeßordnung (vgl. §§ 139f.) und dem von ihr begleiteten Regeltext begegnen neben einer dreigliedrigen Formel mit conversatio als Mittelglied im eigentlichen Regeltext (RB 58,17), die dreigliedrige Formel mit conversio als Mittelglied im Regelzitat des Ordo, außerdem zu Beginn des Ordo lediglich der Gehorsam als Inhalt des Versprechens (Fratres quando promittunt obedientiam, discedunt ante altare …), schließlich als eigentliche Formel lediglich das erste und das letzte Glied (Promitto de stabilitate mea et obedientia coram Deo et sanctis eius). Auf die Uneinheitlichkeit des Gebrauchs bei Smaragd verwies R. Yeo, S. 144; vgl. auch die Beobachtungen zum inkonsistenten Gebrauch im Profeßbuch in Anm. 71. 69 Z. B. P. Schmitz, Bd. 1 S. 252; H. A. M. Hoppenbrowers, S. 45–95; für St. Gallen vergleiche man etwa folgende Wendungen: die Benediktsregel wird bei Walahfrid zum libellum, quem Benedictus pater de coenobitarum conversatione composuerat (Vita S. Galli. l. II c. 10 [51], hg. v. B. Krusch, SS rer. Mer. 4, S. 320, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 68f.); Iso spricht in der Praefatio zu den Miracula S. Othmari von den seniores in coenobio S. Galli conversantium (hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 47, hg. v. G. Meyer von Knonau, MVG 12, S. 114) und über Pippin auf Monte Cassino: reliquum vitae tempus religiose conversando complevit (c. 23 [5], hg. v. G. Meyer von Knonau, MVG 12, S. 122, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 49); das nicht auf uns gekommene dritte Buch von Notkers Gesta Caroli sollte de cottidiana eius conversatione handeln (Gesta, l. II c. 16, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 54; hg. v. H. H. Haefele, MGH SS rer. Ger. NS 12, S. 81; hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 412); in den Epistolae formatae aus Notkers Formelbuch heißt es über Kleriker: Bene namque in ecclesia, in qua hactenus fuit educatus, bene conversatus … (c. 23 [22], hg. v. E. Dümmler, S. 25, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 408), … in omni vita sua sine querela conversatus (c. 26 [27], hg. v. E. Dümmler, S. 31, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 411). 70 Vgl. §§ 70f. 71 Zum erstenmal begegnet die dreigliedrige Formel anläßlich der Profeß Werinberts (Nr. 251) um 835 auf p. XIII. Sie wird zunächst bis zum Ende der Seite (Nr. 260) beibehalten, doch vom Beginn der nächsten Seite an (p. XIV um 838) herrscht wieder ausschließlich die alte zweigliedrige Formel (Nr. 261–287). Anschließend fehlt ein Blatt mit dem Namen von mindestens vierzig Professen (Nr. 288–326). Bei Wiedereinsetzen der Überlieferung um 857 (p. XVII, Nr. 327) herrscht nun die dreigliedrige Formel mit wenigen Ausnahmen zu Beginn (Nr. 327, 332) vor. Diese Beobachtungen dürfen jedoch nicht überbe-

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derung der Profeßformel deshalb als Ausdruck irgendwelcher Reformen durch Hartmut angesehen werden kann, wie dies I. Herwegen meinte72, muß bei der sichtlichen Inkonsistenz, mit welcher Struktur und Wortlaut der Profeßformel im Frühmittelalter überhaupt, aber auch im Sankt Galler Profeßbuch begegnen, zweifelhaft bleiben. Auch andere Teile der Profeßformel unterlagen Änderungen. So findet sich seit ca. 858 der Zusatz secundum regulam S. Benedicti, seit 885 das Possesivpronomen beim Stabilitätsversprechen und seit etwa der Jahrtausendwende der Zusatz et presente abbate73. § 147 Es läßt sich nicht bestimmen, ob man in Sankt Gallen mit den verschiedenen Formulierungen des Versprechens Unterschiedliches meinte, also ob sich in der Observanz etwas gewandelt hätte. Gehorsam und Beständigkeit wurden auch zuvor meist angeführt. Das, was sich hinter conversio/conversatio verbergen mag, ein Leben nach den evangelischen Räten – der heutige Inbegriff der monastischen Disziplin in der katholischen Kirche74 – ist erst später als expliziter Teil des Versprechens belegbar75. Doch sind sie sicherlich in der Benediktsregel, welche keine Einzelgelübde kennt, auch gemeint76. Es führt nicht weiter, angesichts der Einheitlichkeit des Mönchtums im 9. Jahrhundert in den Profeßformeln Auskunft über Unterschiede zu suchen, denn die drei Momente: stabilitas, conversatio/conversio und oboedientia schließen sich wechselseitig ein, sodaß die zweigliedrige Formel dasselbe gemeint haben dürfte wie die dreigliedrige77.

3.9 Konversen, Oblaten, Priester und fremde Mönche in Sankt Gallen § 148 Für die Jahre zwischen 800 und 933 ließ sich feststellen, daß die Namen nahezu aller Mönche Sankt Gallens in der Reihenfolge ihres Eintritts in den erhaltenen oder rekonstruierbaren Teilen des Profeßbuchs überliefert sind. Doch über die Konventszugehörigkeit wertet werden, scheint die Profeßformel doch vielfach von der vorhergehenden abgeschrieben zu sein, und ist deshalb der Wechsel des Wortlauts mit dem Seitenwechsel (p. XIII/XIV) erklärlich. Zudem findet man von derselben Hand in einem Zuge sowohl die zwei- wie die dreigliedrige Formel (Nr. 327–330). 72 I. Herwegen, Geschichte, S. 35–37; so auch: H. Lutterbach, S. 278f.; zu den Bemühungen Hartmuts vgl. Ratpert, Casus, c. 27 (9), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 49; hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 70f.; Ekkehart IV., Casus, c. 47 (4), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 168, hg. v. H. H. Haefele, StGA 10, S. 106, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 102. 73 Regelbezug zuerst auf p. XVII (Nr. 329), vielleicht schon früher; Possesivpronomen auf p. XIX (Nr.429), zuvor einmal Nr. 358; Abtsbezug p. XXIII (Formular). 74 Vgl. etwa die Vorträge anläßlich des 2. internationalen Symposiums der Benediktinerinnen 1993 in Rom, in: EA 69 (1993), S. 506ff. und 70 (1994), passim. 75 L. Hertling, S. 171; J. G. Gerhartz, S. 195; A. de Vogüé, conseils, S. 13. 76 »Es geht ihm [sc. Benedikt] nicht um genau voneinander abgetrennte Materien von Gelübden, sondern um die personale Hingabe einer Person in ihrer Gesamtheit« (A. Böckmann, S. 185, vgl. S. 202); – Armut: RB 33; 58,24f.; 59,3–6; – Keuchheit: RB 4,64; 33,4; 58,25; daß der Anspruch der evangelischen Räte auch in St. Gallen bewußt war, zeigt Notkers Gallushymne (Notker Balbulus, Liber ymnorum, hg. v. W. von den Steinen, S. 72.). 77 L. Hertling, S. 149, 168; V. J. Dammertz, S. 9.

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hinaus wissen wir zunächst nur wenig. Schon über das Jahr ihres Eintritts sind wir in der Regel nicht informiert. Der im Profeßbuch auf p. XVI verzeichnete Tod der Inklusin Wiborada durch die Ungarn am 26. März 926 ist das einzige ausdrückliche Datum innerhalb der relativen Chronologie desselben. Nach altkirchlicher Tradition galt ihr Martyrium wie die Profeß als zweite Taufe, womit ihre Aufnahme in die Reihe der Brüder nahelag78. Noch weniger als über den Zeitpunkt des Eintritts wissen wir über das jeweilige Alter der Eintretenden. In der Regel überliefert das Profeßbuch lediglich den Namen; nur für eine Gruppe von acht Mönchen, welche um 816/17 eintraten, wissen wir, daß unter ihnen zum Zeitpunkt der Eintritts zwei schon Priester und damit älter waren79. § 149 Dies erstaunt um so mehr, da man beim Lesen Ekkeharts IV. den Eindruck erhalten kann, daß »unter den vielfältigen Mönchsgestalten der Casus S. Galli keiner zu finden ist, der nicht schon als Kind ins Kloster kam«80. Auch andere Quellen wie eine Liste von Oblationsurkunden des 9. Jahrhunderts aus S. Remi in Reims oder Zeugnisse des 10. Jahrhunderts aus Corvey81 erwecken den Eindruck, daß die Schenkung von Kindern an das Kloster die Regelform des Eintritts war. Dies führte dazu, daß man den Wandel, welchen die Klöster in der Mitte des 11. Jahrhunderts durchmachten, als Folge des Rückgangs der Oblation als Beitrittsform betrachtete und konstatierte: »Die spätkarolingische, ottonisch-frühsalische Klosterkultur wäre ohne die Klostererziehung von Jugend auf kaum denkbar«82. § 150 Da für das Priesteramt nach damals geltenden kanonischen Bestimmungen ein Alter von dreißig Jahren Voraussetzung war83, andererseits etwa für den später als Lehrer berühmten Sankt Galler Mönch Iso bekannt ist, daß er als Kind dem Kloster übergeben worden sei84, ist von beträchtlichen Altersunterschieden der Eintretenden auszugehen. Kinder 78 Vgl. Anm. 3; zum Verständnis der Profeß als zweite Taufe im damaligen St. Gallen Notker Balbulus: […] quia qui vestem abrenuntiationis, quam in baptismo suscepit, iugiter portare consuevit, mundo se mortuum continuae meminisse debebit […] quia clerici et monachi habitu, quo mundo se renuntiare promittunt, mundi curis et negotiis, immo inlecebris omni modo se implicare contentunt (Formelbuch, c. 28 [29], hg. v. K. Zeumer, MGH Form., S. 414, hg. v. E. Dümmler, S. 36); zum Zusammenhang mit dem Martyrium vgl. E. E. Malone. 79 Sammeleintrag der Nr. 173–180, darunter ist Gozbert (Nr. 174) der Neffe des gleichnamigen Abtes für 816 noch als nicht zugehörig und 817 als zugehörig bezeugt. 80 H. Grundmann, Adelsbekehrungen, S. 329. 81 Zu Reims: Paris, BN lat. 13090 fol. 72–77b, hg. v. L. V. Delisle, Registre; zu Corvey: K. Schmid, Liber, S. 32; vgl. K. Honselmann, Alte Mönchslisten. 82 H. Grundmann, Adelsbekehrungen, S. 329; dem entspricht die Darstellung in den Handbüchern; z. B.: »Das Studium nahm in den karolingischen Klöstern einen bevorzugten Platz ein. Da die Mönche sehr jung eintraten, konnte schon früh mit der Ausbildung begonnen werden. Noch [sc. 750–900] war die Praxis der Oblation üblich« (P. Riché, Christenheit, S. 753); »Die monastischen Gemeinschaften gewannen zum allergrößten Teil Kinder als ihren Nachwuchs« (A. Angenendt, Frühmittelalter, S. 407). Ebenso die Spezialliteratur: »To all appearances child oblation was a mainstay of early medieval life« (M. de Yong, Samuel’s image, S. 77); so auch: P. A. Quinn, Sons, S. 195–199. 83 J. Blokscha, S. 77–82; Ausnahmen hiervon sind für Personen vornehmer Herkunft im 9. und 10. Jahrhundert bezeugt (ebd. S. 82f.). 84 Ekkehart IV., Casus, c. 30–31 (4), hg. v. H. H. Haefele, S. 71–75, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 116–124, hg. v. I. v. Arx, S. 92f.; zum Hintergrund vgl. M. de Jong, boetedoening; sowie J. Duft, Iso, S. 91–96; allerdings

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und zumindest Dreißigjährige sind die Pole, welche hier unter dem Begriffspaar oblati und conversi zusammengefaßt und diskutiert werden, wobei jeder nicht als Kind dem Kloster Übergebene, sondern aus freien Stücken in das Kloster Eingetretene, als Konverse bezeichnet wird. Diese conversi sind also nicht mit den barbati oder Laienbrüdern des Hoch- und vor allem Spätmittelalters oder gar den Konversen der Neuzeit zu verwechseln85.

3.9.1 Güterschenkung und Klostereintritt § 151 Es ließe sich wenig über den Eintrittszeitpunkt der Sankt Galler Mönche sagen, wären wir lediglich auf das Profeßbuch angewiesen. Doch gehört in den Umkreis der Profeß noch ein anderer Akt, welcher bisweilen einen schriftlichen Niederschlag gefunden hat: die Verfügung des eintretenden Konversen (im weiteren Sinne) über sein Vermögen oder die Ausstattung des dem Kloster übergebenen Kindes (Oblaten) mit einer Gabe86 seiner Angehörigen. Eine Schenkung an das Kloster ist dabei nicht Bedingung für den Eintritt. Nicht jedem Mönch muß eine Schenkung an das Kloster oder gar eine Schenkungsurkunde entsprochen haben87. Erworbene Eintrittsrechte müssen nicht schriftlich fixiert worden sein. § 152 Hildemar von Civate sah vor, daß die Schenkung erst nach Ablauf des einjährigen Noviziats, unmittelbar vor der Profeß erfolgte88. Dies gilt auch für die Schenkung von

ist zu bemerken, daß Iso (Nr. 299) bereits 16 Jahre nach seinem Eintritt (um 852) als Priester bezeugt ist und somit als Oblate nicht in Frage kommt. Als solcher müßte er auch in St. Gallen schreiben gelernt haben, was aber offensichtlich nicht der Fall ist. So wertvoll der Bericht Ekkeharts für die Geschichte der Religiösität ist, mit dem historischen Iso hat er soweit erkennbar nichts zu tun (vgl. §§ 247, 290). 85 A. Mettler; darauf aufbauend: K. Hallinger, Laienbrüder; Ders., Ausdrucksformen, S. 172–173 zum älteren monastischen Konverseninstitut: »Als Konversen wurden jene Mönche bezeichnet, die nicht aus der Kinderoblation hervorgegangen, sondern im reifen Alter eingetreten waren. Konversen der älteren Ordnung (Vollmönche) sind noch im 15. Jahrhundert bezeugt. Sie waren nicht notwendigerweise Laien oder illiterati. Sie stiegen gegebenenfalls zum Priestertum, zu den Klosterämtern und selbst zur Abtswürde auf« (S. 173). Zu den späteren Laienbrüdern in St. Gallen vgl. P. Ochsenbein, Laienbrüder. 86 Res si quas habet, aut eroget prius pauperibus aut facta solemniter donatione conferat monasterio nihil sibi reservans ex omnibus (RB 58,24). Zu den Oblaten heißt es entsprechend: Si quis forte de nobilibus offerit filium suum Deo in monasterio, si ipse puer minor aetate est, parentes eius faciant petitionem, quam supra [sc. RB 58,19] diximus; et cum oblationem ipsam petitionem et manum pueri involvant in pala altaris et sic eum offerant. De rebus autem suis aut in praesenti petitione promittant sub iureiurando, quia numquam per se, numquam per suffectam personam ne quolibet modo ei aliquando aliquid dant aut tribuunt occasionem habendi; vel certe, si hoc facere noluerint et aliquid offere volunt in elemosinam monasterio pro mercede sua, faciant ex rebus quas dare volunt, monasterio donationem, reservato sibi, si ita voluerint, usu fructu. Atque ita omnia obstruantur, ut nulla suspicio remaneat puero, per quam deceptus perire possit, quod absit (RB 59,1–6). Zum Verständnis dieser Bestimmungen zur Zeit Benedikts vgl. R. Kay. 87 Zwischen 965 und 1020 scheint jedoch zum Beispiel in Corvey nahezu jeder Aufgenommene eine Schenkung an das Kloster mitgebracht zu haben, sodaß heute noch 71 Traditionsnotizen zu einer Gesamtzahl von 84 Eintritten dieses Zeitraums erhalten sind; vgl. K. Honselmann, Alte Mönchslisten, S. 19f., 39–42. 88 Novitius non debet rem suam vendere nec donare ante unum annum, id est antequam fiat monachus (Hildemar, Expositio, c. 58, hg. v. R. Mittermüller, S. 543); entsprechend heißt es bei Smaragd zu RB 58,20,

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Kindern in den Mönchstand eines bestimmten Klosters durch ihre Eltern, welche für dasselbe neben Beständigkeit, Bekehrung der Sitten und Gehorsam auch sein Erbe dem Kloster versprechen89. Demnach kann davon ausgegangen werden, daß sowohl die Schenkungsurkunden wie die Beurkundung des Gelübdes, die Petitio der Benediktsregel, vielfach zum gleichen Zeitpunkt zustande kamen und möglicherweise gemeinsam auf den Altar gelegt wurden. § 153 Die Traditionsurkunden für das Galluskloster sind im Stiftsarchiv in einzigartiger Vollständigkeit erhalten. Zumeist handelt es sich um bedingte Schenkungen, welche eine Rückverleihung des Objektes gegen Abgaben voraussetzen (Prekarie/Prestarie), oft verbunden mit der Möglichkeit des Rückkaufs desselben, häufig durch die Verwandtschaft. Nur gelegentlich tritt als Gegenleistung des Klosters eine Gewährung von Unterhalt (substantia, nutrimentum, procuratio oder victus et vestitus) für den Schenker auf, und oft wird dabei nicht näher darauf eingegangen, wie und wo dieser ihm geleistet werden muß90. Wie sehr sich die Formulierungen dabei ähneln, gleich ob der Empfänger nun seinen Aufenthalt im Kloster, auf einem der Höfe desselben oder im Spital nimmt, mögen folgende drei Schenkungsbedingungen zeigen: 1. […,] ut ego Trogo victum et vestitum unius monachi accipiam temporibus vite mee […]91; 2. […,] ut si ab hac infirmitate convaluero, tunc in eodem monasterio vel in proxima eorum curte victum et vestitum habeam tempus vitae meae […]92; 3. […,] eo pacto, ut ipsa terrula ad domum peregrinorum serviat et ego ibi in domum hospitum suscipiar et usque ad finem vitae meae ibi victum et vestitum habeam […]93. Ob deshalb hinter zahlreichen nicht weiter ausgeführten Bestimmungen, welche Unterhaltsleistungen ausbedingen, sich nicht doch der ein oder andere beabsichtigte Klosteraufenhalt verbirgt, läßt sich so in vielen Fällen nicht entscheiden94. Kennzeichnend für alle Schenkungen gegen Unterhaltsleistungen unseres Materials ist, daß sie dem Kloster stets einräumen, daß das übertragene Gut nach dem

indem er aus der Concordia regularum eine Stelle aus der Magisterregel anführt: Si cum rebus suis introierit novitius, tunc ille brevis vel donatio rerum suarum deo vel monasterio facta ipsius donatoris manu super altare ponatur (Expositio, c. 58, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 296f.; vgl. Benedikt von Aniane, Concordia, c. 65,28, hg. v. H. Menardus, MPL 103, Sp. 1293; vgl. Regula Magistri, c. 89,17, hg. v. A. d. Vogüé, SC 106, S. 374). 89 Die angeführten Formelbestandteile lauten: Promitto ego ille coram Deo et sanctis eius pro filio meo de stabilitate sua et conversione morum suorum atque obedientiam habendam […] Sic promitto per viventem in saecula, quia nunquam do illi hereditatem suam aut aliquid quidquam, sed exheredo illum ab omni mea hereditate, ut exheres sit in perpetuum, ita ut per nullum ingenium possit quaerere de mea hereditate pro successione sua […]. Offero etiam eius portionem pro mercede animae meae in hoc monasterium, […] ut dum ego vixero, eius portionem usufructuario habeam; post meum vero decessum, tunc veniat eius hereditas in hoc monasterium, aut certe aliquid plus quam portionem suam (Hildemar, Expositio, c. 59, hg. v. R. Mittermüller, S. 548, 550). 90 W12, 44, 45, 72, 284, 288, 314, 403, 572. 91 W352 von ?834 X 26. 92 W403 von ?837 V 23. 93 W572 von 873 V 17. 94 Etwa: […,] et mihi victus atque vestitum temporibus vitae meae tribuatur […] (W314 von 828 IV 28); ich denke, die angeführten Beispiele erlauben nur diesen Schluß; anders: H. Lutterbach, S. 328–331.

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Tod der lebenden Personen der Schenkerseite ohne jegliche weitere Berücksichtigung von Erben an das Kloster fällt95. Wegen der Gleichartigkeit der Bedingungen für den bloßen Unterhalt wie den Klostereintritt könnten sich unter Schenkungen mit ausbedungenem Unterhalt möglicherweise weitere Urkunden befinden, welche im Hinblick auf einen späteren Klostereintritt ausgestellt wurden96. Fällt allerdings der sich aus der Eintrittsfolge ergebende ungefähre Profeßzeitpunkt mit dem Zeitpunkt einer Schenkung zusammen, so wird hier die Identität der gleichnamigen Personen für so wahrscheinlich gehalten, daß der Zeitpunkt der Schenkung wie eine »Frühstdatierung« in der Übersicht zur Profeßfolge (§ 126) berücksichtigt wird.

3.9.2 Konversen und Priester § 154 Benedikt unterscheidet in der Aufnahmeordnung seiner Regel gemäß dem unterschiedlichen Stand der Kandidaten zwischen Volljährigen (RB 58), Kindern (RB 59), Priestern (RB 60) und fremden Mönchen (RB 61). Die Sankt Galler Schenkungen gegen Unterhalt lassen sich jedoch nur zum Teil in dieser Hinsicht näher bestimmen. Als erstes ist hier auf einige Urkunden zu verweisen, in welchen direkt auf die Profeß des Schenkers eingegangen wird, dessen Volljährigkeit also vorauszusetzen ist97. Lediglich sie vermitteln exakte Daten über den Profeßzeitpunkt einzelner Mönche98. § 155 Sodann ist eine Gruppe zu nennen, welche zunächst das geschenkte Gut gegen Abgaben zurückgeliehen bekommen möchte und erst als spätere Möglichkeit die Unterhaltsleistung vorsieht99. Hierbei handelt es sich zunächst um den Versuch, mit einem Tod im Mönchsstand der himmlischen Gnade eher teilhaftig zu werden100, des weiteren jedoch auch um eine Form der Alterssicherung101, wobei nur manchmal festgestellt werden kann, daß es auch zum Klostereintritt kam102. Die Leistung des Schenkers besteht darin, daß sein übertragener Besitz nach dem Tod der momentan lebenden 95 Dies entspricht den Bestimmungen in Hildemars Regelkommentar, vgl. Anm. 89. 96 M. Borgolte (Conversatio, S. 300) nimmt dies für alle Unterhaltsschenkungen ohne nähere Begründung als »zweifellos« an, verweist aber selbst auf: W 12, 220, 334, 416, 546. 97 W 52, 220, 334, 352; III Anh. 9 (?). 98 Diese Daten sind in der Spalte der Frühstdatierungen unserer Konkordanz durch Unterstreichung hervorgehoben. Wahrscheinlich wurden auch die Kinder zum Zeitpunkt ihrer Oblation eingetragen, vgl. § 166. 99 W 148, 201, 221, 222, 223, 242, 285, 307, 372, 373, 393, 407, 432, 442, 443, 466, 470, 474, 485, 493, 504, 507, 525, 529, 530, 607, 643, 768. 100 Zum monachus ad succurendum und dem Fortleben dieser Tradition vgl.: W. Brückner. 101 Vgl. die Formulierung senio meo providens in W 572 oder das alternativ einen vir potens als Partner vorsehende Formular Notkers (Formelbuch, c. 15 (16), hg. v. K. Zeumer, MGH Form., S. 405f., hg. v. E. Dümmler, S. 19); insges. vgl.: E. Lesne, source; M. Borgolte, Conversatio, S. 299–306. 102 Zum Eintritt scheint es in folgenden Fällen gekommen zu sein: Schenkung ?850 VI 25 (W416) Frühstdatierung 857 (Nr. 304), Schenkung 847//54 VII 1 (W432) Frühstdatierung 860 (Nr. 334), Schenkung ?865 III 11 (W507) Frühstdatierung 885 (Nr. 400), Schenkung 867 XI 16 (W529, 530) Frühstdatierung 886 (Nr. 417), Schenkung 881 IX 13 (W72) Frühstdatierung 886 (Nr. 435).

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Familienmitglieder ohne jeden weiteren Anspruch der Erben auf Rückverleihung oder Rückkauf an das Kloster fällt, wohingegen für das Kloster das nicht zu unterschätzende Risiko besteht, daß man sich zur späteren Aufnahme von Personen verpflichtet, gleichgültig ob sie dann überhaupt für das Klosterleben geeignet sind. Sollte es für diese Personen noch zu einem Probejahr gekommen sein, so war es durch die vorherige Schenkung präjudiziert. Wohl deshalb wurden gelegentlich Klauseln aufgenommen, welche die sittliche Eignung zur Bedingung der späteren Aufnahme machten. Im Gegenzug wird für den Nichteignungsfall kein Übergang des Besitzes an Sankt Gallen mehr vorgesehen103. § 156 Auffallend ist in dieser Gruppe der große Anteil von neun Priestern104. Berücksichtigt man hier das erforderliche kanonische Alter von dreißig Jahren zur Priester-, von fünfundzwanzig Jahren zur Diakons- und zwanzig Jahren zur Subdiakonsweihe, so lassen sich anhand des Verhältnisses zwischen ihrer Erstbezeugung als solche und den sich aus den Frühstbezeugungen ergebenden Eintrittsjahren zahlreiche Kleriker als Professen nachweisen105. Damit ergibt sich ein bisher nicht beobachteter Anteil von zumindest einem Zehntel erst spät in das Kloster Eingetretener an den gesamten Professen106. Zeitlich sind diese erst spät Eingetretenen vor allem im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts zu beobachten107, was dadurch seine Bestätigung findet, daß sich die Fortsetzung eines solchen Trends auch statistisch beobachten läßt: Die Gruppe der erst spät Eingetretenen geht nach dem statistischen Absterbeverhalten des Gesamtkonvents in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts von etwa 40 % auf rund 5 % zurück108. 103 Zur Präjudizierung vgl. H. Lutterbach, S. 328–331; zu den Vorbehalten vgl: […] ut unus nostrorum, id est Willibold, quandocumque ei libuerit in ipsam congregationem suscipiatur secundum regularem disciplinam, si eius vita talis fuerit perspecta et donec id fiat sub quattuor denarios censu easdem res possideat (W525). Quod si aliquando abbati et rectoribus ipsius monasterii vita mea ita probabilis videbitur, ut ipsorum consortio dignus inveniar, tunc suscipiar in congregationem, et omnia mea in ius monasterii revertantur in evum possidenda. Si autem ego vel mortem preventus vel vitiis meis prepetientibus illis aggregatus non fuero, tunc fratres mei, si voluerint, res supradictas duabus libris in qualicumque precio redimendi licentiam habeant; sed et hoc tamen intra spatium trium annorum faciant (W529, vgl. W530). 104 W 148, 393, 432 (= Nr. 334), 470, 474, 493, 504, 525 (= Nr. 545?), 768. 105 Zwei Priester sind schon im Profeßbuch als solche vermerkt: Nr. 173 und 176; bei Klostereintritt sind außerdem als Priester bezeugt: Nr. 198, 367, 464; binnen der ersten 5 Jahre nach Klostereintritt sind als Priester bezeugt: Nr. 63, 65, 119, 213, 228, 229, 230, 233, 354; binnen der ersten 10 Jahre nach Klostereintritt sind außerdem als Priester bezeugt: Nr. 93, 211, 289, 372, 421, 432, 439, 447, 450, 466; bei Klostereintritt sind als Diakone bezeugt: Nr. 49, 204, 205, 207, 368, 396; binnen der ersten 5 Jahre nach Klostereintritt sind als Diakone bezeugt: Nr. 75, 108, 127, 130, 164, 225, 231, 232, 251, 261, 388, 423, 466; bei Klostereintritt sind als Subdiakone bezeugt: Nr. 127, 208, 209, 210, 296, 410. Zum rechtlichen Hintergrund vgl.: J. Bloschka. 106 Setzt man die 47 als Kleriker bald nach Klostereintritt Bezeugten (wie Anm. 105) in Beziehung zu den überhaupt als Kleriker Bezeugten, so kommt man statt auf 9,8 % auf 17,6 %; der reelle Anteil dürfte noch höher liegen. 107 Von den ersten 273 Mönchen der rekonstruierten Profeßfolge, welche vor ca. 840 in das Kloster eingetreten sind, sind 31 (11,4 %) zum Zeitpunkt des Eintritts oder kurz darauf als Kleriker bezeugt, von den 206 anschließend bis 898 eingetretenen Mönchen nur noch 16 (7,8 %) (Belege in Anm. 105). 108 Vgl. unten § 203, Tab. 6.

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§ 157 Kleriker als Professen sind auch andernorts bezeugt109. Sie finden sich etwa innerhalb des Ordo pulsantium vivorum im Salzburger Liber vitae, wo von der Anlagehand drei Priester, zwei Diakone und ein Akolyth verzeichnet sind110, oder für 822 in den Statuten Adalhards von Corbie, wo zwölf clerici als pulsantes bezeichnet werden111. Gelegentlich wurde versucht, ihren Charakter als Eintrittskandidaten (pulsantes) zu verneinen, und unter ihnen nur andersartig den Klöstern verbundene Personen zu sehen112. Dieser Personenkreis dürfte jedoch vor allem mit den einen Unterhalt für den Genesungsfall ausbedingenden Schenkern113 zu den sonst nur schwer zu bestimmenden Konversen des Klosters gehören.

3.9.3 »Klerikalisierung« des Konvents ? § 158 Die Gründe für die Aufnahme von Klerikern, welcher das alte Mönchtum aus disziplinarischen Gründen zurückhaltend gegenüberstand114, sind unterschiedlicher Natur. Zum einen war die Weihe nicht mehr an eine tatsächlich zu besetzende Seelsorgestelle gebunden, sondern man glaubte, daß sie für ihren Träger besondere Gnadengaben vermittelte, zum anderen galt die Meßfeier als intensivste Form der Fürbitte und erhielt als solche mit dem Wandel der Kirchenbuße und des Memorialwesens gerade im Mönchtum eine besondere Wichtigkeit und damit auch eine größere Häufigkeit. Welches Ausmaß eine solche »Klerikalisierung«115 in Sankt Gallen gewann, soll im folgenden bestimmt werden. § 159 A. Schulte meinte aufgrund der Angaben in der Konventsliste der Urkunde von 895 (W697), daß in Sankt Gallen »alle Mönche in langsamer Folge Subdiakon, Diakon und dann Priester wurden«116. Die Urkunde von 895 nennt für dieses Jahr in einem

109 Als nennenswerte Gruppe beobachtete sie bisher lediglich A. Mettler, S. 213. 110 Verbrüderungsbuch von St. Peter in Salzburg, hg. v. S. Herzberg-Fränkel, MGH Necr. 2, S. 11, Sp. 26; Facs. hg. v. K. Forster, p. 9, Ca 1. 111 Statuta seu brevia, c. 2, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 336 Z. 1. 112 B. Kasten vermutet hinter diesen Klerikern sogar Oblaten (Dies., S. 123). Auffallend ist, daß bei Adalhard Laien als pulsantes nicht erwähnt werden, hingegen unterscheidet er zwischen pulsantes und scolarii (Statuta seu brevia, c. 11, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 378, Z. 4–5); vielleicht, daß sich hinter letzteren die sonst nirgends aufgeführten Oblaten verbergen und die pulsantes ohne Weiherang allgemein in c. 3 unter den Laien geführt werden. Andererseits vermutete K. Schmid hinter den Salzburger pulsantes »am Gemeinschaftsleben der Mönche in der Art von Kanonikern Teilhabende« (Probleme der Erschließung, S. 181). Nach A. Verhulst und J. Semmler handelt es sich hier jedoch um »une dénomination que l’usage du IXe siècle réservait généralement aux novices« (S. 259 mit Belegen); hingegen kommt H. Lutterbach (S. 286–288) zu dem m. E. nicht zwingenden Schluß, es handle sich bei den pulsantes stets ausschließlich um Kleriker. 113 W 201, 403. 114 A. d. Vogüé, prêtre; A. Groiss; zum heutigen Problematik vgl.: E. v. Severus, Priestermönch. 115 H. Reimer, S. 20–34; A. Mettler, S. 208–214; P. Hofmeister, Mönchtum, S. 227f.; O. Nussbaum; I. Müller, Altartituli, S. 130–132; A. A. Häussling, S. 150–158; C. Vogel; A. Angenendt, Missa; A. Thiele. 116 A. Schulte, Gelübdebuch, S. 764; für Corvey soll damals dasselbe gegolten haben, vgl.: K. Honselmann, Alte Mönchslisten, S. 16f.

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Konvent von 101 Mönchen 42 Priester (= 41,6 %), 24 Diakone (23,8 %), 15 Subdiakone (14,9 %) sowie 20 Mönche (19,8 %). Sie ist das einzige Zeugnis, nach welchem wir den Anteil der Nicht-Ordinierten bestimmen können, da sonst die Bezeichnung monachus eine höhere Weihe nicht ausschließt. § 160 Bei dieser Urkunde gilt es zu beachten, daß es sich um eine Lebendenliste handelt und zahlreiche Mönche mit keinen oder niedrigeren Weihen noch im Laufe ihres Lebens Priester geworden sein dürften117. Berücksichtigt man nämlich den letztlich erreichten Weihegrad, welcher für die Mönche des von uns untersuchten Abschnitts der Profeßfolge bezeugt ist, so stellen in der Gruppe der Priester, Diakone und Subdiakone die Priester 76,4 %, während sie, gleichfalls bezogen auf die Ordinierten, in der Urkunde von 895 nur 51,9 % ausmachen118. Stellen die Nicht-Ordinierten schon in der Lebendenliste von 895 nur ein Fünftel, so dürfte ihr Anteil zum Zeitpunkt des Todes noch wesentlich geringer liegen, da der Anteil der Priester an den Ordinierten in der Lebendenliste nur die Hälfte, zum Zeitpunkt des Todes jedoch sicherlich drei Viertel ausmacht. Es scheint demnach eine verläßliche Schätzung, daß weniger als ein Zehntel der Professen bis zu ihrem Tode keine höheren Weihen erhielt. § 161 Des weiteren interessiert, wieviel Zeit durchschnittlich zwischen Klostereintritt und Bezeugung in den einzelnen Ordines vergeht. Die Zeit des Klostereintritts wurde anhand der »Frühstbezeugungen« geschätzt, für 53 Mönche, die zumindest einmal als Subdiakon, 70 Mönche, welche zumindest einmal als Diakon, und 79 Mönche, welche zumindest einmal als Priester bezeugt sind, die Zeit zwischen Klostereintritt und erstmaliger sowie letztmaliger Bezeugung in einem der Ordines119.

117 Von den Subdiakonen ist keiner länger als zwölf Jahre im Kloster, von den Mönchen (abgesehen von Nr. 322, 327) keiner länger als zehn Jahre. Die Meinung, daß das Priestertum für die Mönche im 9. Jahrhundert eine Ausnahme gewesen sei (zuletzt: A. Groiss, S. 263), muß aufgegeben werden, wie es auch Untersuchungen zu S. Germain zeigen (O. G. Oexle, Forschungen, S. 111); da das Erreichen des Priesteramtes eine Selbstverständlichkeit war, sind Feststellungen wie die, gerade die einflußreichen Mönche seien alle Priester gewesen, tautologisch (vgl. etwa: A. A. Häussling, S. 321f. Anm. 71). 118 Die nicht ordinierten Mönche sind in diesen Vergleich nicht einbezogen, da die Bezeichnung monachus (abgesehen von W695) eine Ordination nicht ausschließt. Anteile an der Gruppe der Priester, Diakone und Subdiakone:

sda dia pbr

W697

Profeßfolge

Anlagehand Nekrolog

(895, Lebende)

(800–895, letzte Bezeugung)

(ca. 865–955, als tot Bezeugte)

18,5 29,6 51,9

4,1 19,5 76,4

3,6 18,5 77,8

119 Für die Priester wurde natürlich nur die erstmalige Bezeugung berücksichtigt, da es sich um die letzte hier in Betracht kommende Weihe handelt.

120

Tab. 1: Erst- und Letzbezeugungen der Ordines nach Profeßjahren (Werte aufgrund § 126, kumulierend absolut sowie kumulierend in Prozent der Bezeugungen) Profeßjahre 0 1 2 5 8 10 12 15 25 35 45 55 60

Subdiakon 4 9 12 20 30 48 62 65 70 70 70 70 70

5,7 % 12,9 % 17,1 % 28,6 % 42,9 % 68,6 % 88,6 % 92,9 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 %

Diakon 4 5 12 18 23 34 45 55 71 80 81 81 81

Priester 4,9 % 6,2 % 14,8 % 22,2 % 28,4 % 42,0 % 55,6 % 67,9 % 87,7 % 98,8 % 100,0 % 100,0 % 100,0 %

5 6 7 14 20 25 30 30 48 62 76 78 79

6,3 % 7,6 % 8,9 % 17,7 % 25,3 % 31,6 % 38,0 % 38,0 % 60,8 % 78,5 % 96,2 % 98,7 % 100,0 %

Aufgrund der Auszählungen sind nur wenige schlüssige Beobachtungen möglich: Da das Eintrittsalter nicht einheitlich ist und einige schon mit Weihen eintreten, läßt sich eine Beziehung zwischen den kanonischen Altersvoraussetzungen (dreißig Jahre zur Priester-, fünfundzwanzig Jahre zur Diakons- und zwanzig Jahre zur Subdiakonsweihe) und der Bezeugung der einzelnen Ordines im Verhältnis zum Profeßalter nicht unmittelbar feststellen. Deshalb sei hier zunächst auf die spätesten Bezeugungen verwiesen. Hier fällt auf, daß 11,4 % der Erst- und Letztbezeugungen für Subdiakone später als zwölf Jahre nach dem geschätzten Eintrittsjahr fallen, wohingegen die letzten 10,0 % der Bezeugungen der Diakone erst später als 27 Jahre nach dem geschätzen Eintrittszeitpunkt und die letzten 10,1 % Bezeugungen der Priester sogar erst später als vierzig Jahre nach dem mutmaßlichen Eintrittszeitpunkt fallen. Dies heißt, daß man es bei der Subdiakonsweihe nur selten beließ, wohingegen es oft bis ins höhere Alter bei der Weihe zum Diakon blieb. Das bekannteste Beispiel hierfür ist der Klosterchronist Ratpert (Nr. 386), welcher noch etwa 23 Jahre nach seiner Profeß als Diakon bezeugt ist, aber als Priester starb. Ob die Gründe für eine späte Priesterweihe disziplinarischer, asketischer oder liturgischer Natur waren, bleibt uns verborgen. Jedenfalls brauchte man aus liturgischen Gründen stets eine gewisse Anzahl an Diakonen. § 162 Setzt man die ermittelten ersten zwölf Jahre, in welchen 88,6 % zuerst oder zuletzt als Subdiakon bezeugt sind, in Relation zur kanonischen Weihevoraussetzung für das höhere Amt des Diakons (fünfundzwanzig Jahre), so wäre das Mindestalter der Verzeichnung im Profeßbuch auf 12 Jahre anzusetzen120. Diese Folgerung ist zulässig, wenn angenommen werden darf, daß einem bei Erreichen des kanonischen Alters die Weihe zum Diakon so gut wie nicht verweigert werden konnte. Hierfür spricht, daß noch unmittelbar zuvor bei einem Profeßalter von 10–12 Jahren allein 40 % der Erst- oder Letztbezeugungen fallen. 120 Als Differenz erhält man 13 Jahre (25–12), doch ist zu berücksichtigen, daß die »Frühstbezeugungen« um schätzungsweise ein Jahr zu spät liegen (vgl. § 105).

121

§ 163 Allerdings könnte dieses Mindestalter vielleicht auch niedriger liegen. Denn ein Drittel der Belege unserer Auswertung geht auf die Urkunde von 895 (W697) zurück121. Sie verzeichnet keinen gleichmäßig aufgebauten Konvent, sondern ist insbesondere von einer Eintrittswelle der Jahre 883–885 geprägt, welcher von 876 bis 882 sechs Jahre vorausgingen, in welchen lediglich vier Mönche Profeß ablegten. Dementsprechend ist die Belegdichte für das Profeßalter von 13 bis 19 Jahren erheblich eingeschränkt. Doch bleiben für diesen Ordo, wenn man die Belege der Urkunde von 895 (W697) insgesamt ausschließt, 55 Belege, von welchen lediglich 8 (14,5 %) Subdiakone mit einem Profeßalter größer als 12 Jahre belegen. Kein Subdiakon ist mit einem höheren Profeßalter als zwanzig Jahre überhaupt belegbar. § 164 Kam ein Mönch für die Aufgaben eines Priesters nicht in Frage, so scheint er erst gar nicht Subdiakon geworden zu sein. Dies betraf jedoch, abgesehen vielleicht von Laien, welche erst in fortgeschrittenem Alter eingetreten waren, über welche aber keine Feststellungen möglich sind, nur eine kleine Minderheit122. Daraus folgt, daß über die notwendige Lesefähigkeit und Lateinkenntnis demnach die allermeisten Mönche in Sankt Gallen während des 9. Jahrhunderts verfügt haben dürften. Man hat aus der »Klerikalisierung« vielfach gefolgert, daß die Klöster deshalb zur überwiegenden Aufnahme von Kindern übergegangen seien, um ihnen die notwendige Ausbildung für die kultischen Aufgaben zu vermitteln123. Daß dies nicht so gewesen sein muß, ergab sich auch aus der Tatsache, daß sich in Sankt Gallen viele Diakone und Priester als Konversen beobachten lassen. Welche Bedeutung den Oblaten zukommt, soll im nächsten Abschnittt untersucht werden.

3.9.4 Oblaten § 165 Der dritte in der Aufnahmeordnung Benedikts unterschiedene Personenkreis sind die Kinder, die Oblaten (RB 59)124. Für Sankt Gallen lassen sie sich in Schenkungsurkunden für den Klostereintritt eines Mitglieds der nächsten Generation feststellen, zumeist handelt es sich um den Sohn oder Neffen des Schenkers, anläßlich deren Oblation125. Während Benedikt in seiner Regel von einer Endgültigkeit der Oblation dieser Kinder an das Kloster ausgeht126 und dies auch durch eine Reihe von Papstbriefen, Konzilsbeschlüssen und deren Rezeption in den Regelkommentaren bestätigt

121 78 von 230 Belegen. 122 In der Urkunde von 895 (W697) sind nur zwei Mönche mit einem Profeßalter höher als 12 Jahre feststellbar (Nr. 322, 327), aber kein Subdiakon. 123 Vgl. P. Hofmeister, Mönchtum, S. 228; A. Häussling, S. 158; A. Thiele, S. 334, 578. 124 M. d. Jong, Kind; P. A. Quinn, Sons; für die spätere Zeit vgl.: M. Lahaye-Geusen; R. Metz. 125 W 198, 309, 363, 382, 391, 452, 461, 505, 639 und W 3a9; vgl. auch: Notker Balbulus, Formelbuch, c. 6b–7 (7–8), hg. v. K. Zeumer, MGH Form, S. 400f., hg. v. E. Dümmler, S. 10f. 126 Entgegen J. Riepenhoff; vgl. I. Stegmann; sowie A. d. Vogüé, Règle, S. 1358–1368; U. K. Jacobs hält diese »Kardinalfrage« für unentscheidbar (Aufnahmeordnung, S. 125).

122

wird127, sprechen die Sankt Galler Urkunden eine andere Sprache: 858 schenkt ein Reginbert umfangreichen Besitz an das Galluskloster, sub ea ratione, ut ipse res ad partum monasterii possideantur et filius meus Waltheri [Nr. 354] in eodem monasterio congruum nutrimentum habeat, et si ad monachilem dignitatem profecerit, suum locum habeat. Si autem hoc non evenerit, tunc liceat mihi ipsas res redimere cum I solido et hereditario iure possidere (W 461). Oder: zwischen Mai 816 und Februar 817 schenken vier Brüder Besitz an Sankt Gallen, in ea videlicit condictione hoc facimus, ut quando frater noster Kerloh [Nr. 167] ad intelligibilem aetatem pervenerit, ipsas res, quas nos spontanea voluntate tradimus, si vult, habeat et prevideat […]. Sed tamen magis volumus, ut predicta res et frater noster in vestra sint potestate constituti, et ipse ibi finiet dies suos (W 359). Im Unterschied zur Benediktsregel ist also die damalige Übergabe des Kindes an den Konvent nicht endgültig, sondern erst später einzulösen. Sie kann scheitern, woraufhin die Schenkung rückgängig gemacht werden kann. Im Gegensatz zur Regel Benedikts, welche die materiellen Grundlagen eines Wiederaustritts ausdrücklich verhindert wissen will, kann hier der Oblate wieder eine Existenz in der Welt finden. Die Unterschiede zu den Bestimmungen Benedikts: 1. Die Oblation ist keine endgültige Aufnahme, 2. eine solche findet erst mit der Volljährigkeit statt, 3. kommt es nicht dazu, fällt die Schenkung zurück; lassen sich auch durch andere Urkunden bezeugen128.

127 Als Beispiele seien hier zitiert die Synode von Worms 868: Si pater vel mater filium filiamque intra septa monasterii in infantiae annis sub regulari tradiderint disciplina, non liceat eis, postquam ad pupertatis pervenerint annos, egredi et matrimonio copulari. Hoc ergo omnino devitandum est, quia nefas est, ut oblatis a parentibus Deo filiis voluptatis frena laxentur. Igitur, ut praediximus non liceat eis susceptum habitum umquam deserere, sed convicti quod tonsuram aut religiosam vestem aliquo habuerint, in religionis cultu habituque velint nolint permanere cogantur (Concilium Wormatiense, c. 20, hg. v. W. Hartmann, MGH Conc. 4, S. 272f.); sowie Smaragd: Quidemque a parentibus propriis in monasterio fuerit delegatus, noverit se ibi perpetuo permansurum (Expositio, c. 59, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 300, nach: Benedikt von Aniane, Concordia, c. 65,28, hg. v. H. Menardus, MPL 103, Sp. 1308), vielleicht ursprünglich schon Isidor, Regula monachorum (c. 4), in: Benedikt v. Aniane, Codex regularum, hg. v. L. Holstenius, MPL 103, Sp. 558, fehlt jedoch in der davon unabhängigen Tradition, hg. v. F. Arevalo, MPL 83, Sp. 872. 128 […] ut filius meus Albini ibidem habeat diebus vitae suae victum et omni anno vestitum et reliqua tegumenta et locum ingredi refectorium, manducare cum fratribus ibique privitatem habeat inter illis. Et quando maturitate meritisque dignus apparuit, ingredi iuxta morem regulae in congregationem monachorum licentia ei concedatur nec ei omnimodo non negetur desiderium bone voluntatis. Et propono atque constituo, ut ab hodierno die res praenominate firmiter atque integriter perseverent in potestate S. Galli absque ullo censu vel redimitione, sed servus ipsius domus Dei ingrediatur et ego egredior ipseque possedeat et vos habeatis in secula perpetua (W198). Si filii nostri Drucionis [sc. Nr. 293] conversacio ibidem fuerit, stet firmum, et si per sua culpa exinde exierit, similiter stet firmum, et si monachi eum dejectaverint aut per sua culpa non exierit cum totum exeat (W391). […] ut Thiotpertus [sc. Nr. 373], si monachicam vitam in monasterio velit ducere, absque ulla contradictione id faciat, et eae res ad monasterii pertineant statim in presenti posidendae, si vero ad illam congregationem se non adsociat, tunc predictae res ad illum redeant possidendae (W505).

123

§ 166 Sehr wahrscheinlich entsprechen sich Zeitpunkt der Oblation und die Eintragung in das Profeßbuch129. Da das Profeßalter die Rangfolge der Mönche in zahlreichen Fragen bestimmte (RB 63), war es wichtig, schon die Oblation im Profeßbuch zu berücksichtigen. Die spätere Ratifizierung fand wohl durch die nachträgliche Eintragung des Vollziehungskreuzes statt130. § 167 Andere Zeugnisse aus dem Frühmittelalter131 für die Auffassung und Praxis, daß neben der Übergabe des Kindes an das Kloster noch eine weitere Handlung notwendig war, wenn der Oblate die Volljährigkeit erreichte, finden sich in der Aachener Reform Ludwigs des Frommen und Benedikts von Aniane von 816/17 sowie in einer autobiographischen Bemerkung Rathers von Verona zu seiner Profeß um 900 im Kloster Lobbes132. Auch im 11. Jahrhundert wurde in Cluny die Profeß durch die Oblaten erst zu diesem Zeitpunkt vollzogen133. Eine Infirmatio war aus Anlaß der Confirmatio durch den Volljährigen nicht vorgesehen, vielmehr dürfte sie als Renovatio votorum in Analogie zur Tauferneuerung verstanden worden sein134, gilt die eigentliche Profeß doch als zweite Taufe135. § 168 Der Zeitpunkt einer solchen Confirmatio dürfte mit dem Erreichen der aetas intelligibilis, d. h. mit etwa 15 Jahren136 anzusetzen sein, heißt es doch in der Benediktsregel: Pueri parvi vel adulescentes in oratorio vel ad mensas cum disciplina ordines suos conse-

129 Sicher zum Zeitpunkt der Oblation ist die Eintragung von Nr. 167 vorgenommen worden. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit gilt dies auch für Nr. 274 und 293, wahrscheinlich auch für Nr. 271 und 373. Mit W461 und W505 könnten allerdings auch früh verstorbene Mönche gemeint sein (und nicht Nr. 354 bzw. 373), welche aufgrund des Blattausfalls zwischen p. XIV und p. XVII nicht anderweitig bezeugt sind. 130 Vgl. § 143. 131 M. d. Jong, Kind, S. 87–111. 132 Ut puerum pater et mater altari tempore oblationis offerant et petitionem pro eo coram laicis testibus faciant quam et tempore intelligibili ipse puer confirmet (Synodi secundae Aquisgranensis decreta authentica, c. 17, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 477). Rather: Dum enim puerulus essem, venit quidam ingenuus et in altari quodam SS. Petri et Pauli tenens me cum pane et vino [… obtulit Deo …] et S. Petro in holocaustum […]. Sed accepto ipse calamo matura iam aetate et legitima scripsi in hunc modum scriptumque super altare posui, non super aliud nisi ipsum: ‘Ego Ratherius promitto stabilitatem meam et conversionem meorum morum et obedientiam secundum regulam S. Benedicti coram Deo et sanctis eius’ (Dialogus confessionalis, c. 11, hg. v. P. L. D. Reid, CCCM 46a, S. 225). Auch die Konflikte um die Gültigkeit der Mönchwerdung Gottschalks von Orbais und Lantberts von Schienen scheinen jeweils die Confirmatio zum Anlaß zu haben; vgl. zu beiden Konflikten M. d. Jong, Kind, S. 101–111. 133 W. Teske, S. 278–282. 134 J. N. Seidl, S. 43; W. Laske, S. 59f.; die Erneuerung der Gelübde ist noch heute in Übung, doch ist mir keine historische Untersuchung derselben bekannt geworden, vgl. E. v. Severus, Feiern, S. 181. 135 Vgl. Anm. 3. 136 Nam si XV annum habuerint et sua vita concordaverit aetati, tunc debet in choro stare et ordinem suum inter omnes habere. Si autem XV annos habuerit et vitam non habuerit talem, ut possit de generali custodia exire, non debet exire […] (Hildemar, Expositio, c. 63, hg. v. R. Mittermüller, S. 581, hg. v. L. Tosti S. 471). Puerum autem non dicit illum, cuius aetas ab octavo inchoatur anno, sed illum puerum vocat, qui per se non potest profiteri secundum legem, quoniam parentes eius vivunt (Dass. c. 59, hg. v. R. Mittermüller, S. 548); zur Problematik der Altersangaben vgl. A. Hofmeister; P. Riché, Éducation, S. 277f.; D. Illmer, Formen, S. 16–18, 26f.

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quantur. Foris autem vel ubiubi et custodiam habeant et disciplinam usque dum ad intelligibilem aetatem perveniant (RB 63,18f.). Dem entspricht das gemeinsame Haus der Oblaten und Novizen auf dem Sankt Galler Klosterplan mit der Beischrift: Hoc claustro oblati pulsantibus adsociantur137. Die Oblation wie Ratifikation dürften während der Profeßliturgie stattgefunden haben und wurden durch das Profeßbuch bezeugt. § 169 Kennzeichnend für das Verhältnis zwischen Oblaten und Konversen ist ihre Verzeichnung im Nekrolog. Die Jugendlichkeit einiger Verstorbener wird eigens erwähnt, der Charakter als Konverse hingegen findet noch keine eigene Erwähnung138. Der Klostereintritt als Konverse war noch nicht zur Besonderheit geworden, wohingegen der Tod von dem Kloster anvertrauten Kindern eigens vermerkt wurde. Immerhin ist, abgesehen von den Casus S. Galli Ekkeharts IV. und einigen Schenkungsurkunden, das Nekrolog die einzige explizite Quelle für die Existenz von Oblaten im Kloster Sankt Gallen. § 170 Als Altersbegriffe begegnen im Nekrolog infans, puer, adolescens und iuvenis139, von welchen nur die ersten beiden auf Kinder bezogen werden können140. Acht Personen sind so verzeichnet, zwei von ihnen nur durch die Ergänzungen der Lücken des Anlagebestandes, lediglich drei sind auch ausdrücklich als Mönche charakterisiert, ein einziger ist mit einem Mönch des hier rekonstruierten Teiles der Profeßfolge identifizierbar (Nr. 348). Setzt man voraus, daß diese acht bis 955 alle als Kinder verstorbene Mönche waren, so bilden sie mit 2,1 % eine so kleine Gruppe im Nekrolog141, daß der Anteil der als Kinder bereits Mönch Gewordenen am Konvent kaum größer als ein Fünftel gewesen sein könnte142. § 171 Wahrscheinlich wurden jedoch auch nicht alle als Kinder im Kloster verstorbenen Mönche im Nekrolog als solche angeführt. In einem späteren Untersuchungsschritt ergibt sich aus der unterschiedlichen Verweildauer der Mönche im Konvent, daß nahezu die Hälfte als Kinder eingetreten sein dürfte, selbst wenn man bei dieser Schätzung die besseren Überlebensbedingungen im Kloster berücksichtigt143. Sicher sind jedoch im 9. Jahrhundert bei weitem nicht alle Mönche schon als Kinder in das Kloster geraten. 137 Klosterplan, c. 108, hg. v. W. Horn, S. 55; zur Interpretation vgl. unten § 232. 138 In unserer Übersicht zum Nekrolog (§ 399) finden sich zwei Konversen als solche angeführt. Sie sind zum 30. X. und 6. XI. als letzte der jeweiligen Eintragsfolge von anlegender Hand verzeichnet. Die Anlage dieses Abschnittes des Nekrologs (15. X. – 7. XI.) geht allerdings erst auf das Jahr 1069 zurück, weshalb ihre Situierung in das 9. oder 10. Jahrhundert unwahrscheinlich ist (vgl. § 45 Anm.). 139 infans 30. I., 20. VI., 2. VIII., 6. IX., 30. X.; monachus infans 28. VI.; puer monachus 19. X., 25. X.; adolescens 4. II., 5. X., 20. X.; monachus adolescens 25. IX.; iuvenis 11. XII.; iuvenis monachus 3. V. 140 A. Hofmeister. 141 Als Gesamteintragszahl für das Nekrolog bis 955 müssen rechnerisch 373 Mönche angenommen werden (für die Jahre bis 872 111, für 873–895 87, für 896–955 175; vgl. § 221 Anm.). 142 Nimmt man an, daß die Oblaten mit sieben Jahren dem Kloster anvertraut wurden und bis zum Alter von 15 Jahren als Kinder bezeichnet wurden, so starben in Analogie zu paläodemographischen Daten des 10.–12. Jahrhunderts aus Ungarn 10 % von ihnen während dieses Zeitraums. Damit hätten die Oblaten insgesamt einen Anteil von 2,1 % x 10 = 21 % am Gesamtkonvent der Jahre von ca. 860 bis 955 (Geltungsbereich der Anlagehand des Nekrologs) ausgemacht; vgl.: G. Acsádi, J. Nemeskéri, S. 308. 143 Vgl. unten § 204.

125

§ 172 Als Gründe für die Oblation gelten die leichtere monastische Sozialisation, das Problem, sonst erst in fortgeschrittenem Alter Latein lernen zu müssen, die Möglichkeit einer Sühneleistung für die Eltern durch Opfer ihres Kindes, die Unterbringung überzähliger Kinder und insbesondere behinderter oder unehelicher Kinder sowie der größere Bedarf an Priestern im Kloster, deren unbedingte Reinheit es zu erhalten galt144. Wie wir sahen, gelangten fast alle Sankt Galler Mönche im Laufe ihres Lebens zum Priestertum, und es war wohl auch für die meisten möglich, ein Klosteramt auszufüllen (vgl. § 307) oder zu schreiben (vgl. § 269); dies alles, ohne daß im 9. Jahrhundert schätzungsweise wesentlich mehr als die Hälfte der Professen schon als Kind in das Kloster gekommen wären145. Insbesondere sind von den 53 bezeugten oder zu erschließenden Konversen immerhin 22 (41,5 %) als Amtsträger und 23 (43,4 %) als Schreiber belegbar (entweder als Schreiber oder als Amtsträger insgesamt 31, d.h 58,49 %). Berücksichtigt man die wesentlich kürzere Verweildauer (kaum quantifizierbar) der Konversen im Kloster, so kann man nicht behaupten, daß die Oblatenerziehung für diese Tätigkeiten entscheidende Vorteile gebracht hätte; anders ausgedrückt, daß Schreiber und Amtsträger vor allem diejenigen seien, welche schon als Kinder Mönch geworden und im Kloster erzogen worden wären146. Demnach sind die Motive für die Oblation weniger im Eigeninteresse des Klosters zu vermuten, soweit es durch die eben angeführten Gründe dargestellt ist, als im Interesse der Familien dieser Kinder. Damit die Aufnahme von Oblaten auch den Interessen des Klosters entgegenkam, mußte sie mit beträchtlichen Schenkungen verbunden werden, womit sich die soziale Herkunft der Mönche auf die besitzenden Schichten einengt.

3.9.5 Fremde Mönche § 173 Die vierte Gruppe bei Benedikt, die fremden Mönche, welche Aufnahme in das Kloster fanden, sind für Sankt Gallen am schwierigsten nachzuweisen. Unter ihnen fallen als einzige die irischen Mönche auf, welche aus asketischen Gründen (Gn 12,1) als Peregrini über das Festland zogen147, sodaß von ihnen in Sankt Gallen gesagt wurde, consuetudo peregrinandi iam paene in naturam conversa est148. Von ihnen sind in unserem Zeitraum vier namentlich nachzuweisen: Marcus (Nr. 291), eingetreten um 850, nach

144 Diese Gründe bei: M. d. Jong, Growing, S. 120–123; Dies.: boetedoning; J. E. Boswell; A. Angenendt, Frühmittelalter, S. 407–409. 145 Vgl. unten § 204. 146 Leider sind nur 8 Mönche als Oblaten bezeugt oder erschließbar (Nr. 167, 271, 274, 293, 299, 354, 361, 373), sodaß hier kein Vergleich möglich ist, doch sind von diesen immerhin 3 als Amtsträger und 4 als Schreiber bezeugt (insgesamt 6 Oblaten als Amtsträger oder Scheiber). 147 W. Levison; T. ‘O Fiaich. 148 Walahfrid Strabo, Vita S. Galli, l. II c. 46, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Mer. 4, S. 336, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 92; zu den Iren in St. Gallen vgl.: J. M. Clark, S. 18–54, bes. S. 31; sowie: J. Duft, Beziehungen, S. 31–33.

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Auskunft Ekkeharts IV. und des Nekrologs ein irischer (Kloster)bischof, und Moengal, auch Marcellus genannt (Nr. 300), sein Neffe, eingetreten wenig später, nach Ekkehart IV. ein berühmter Lehrer, sowie Maelchomber (Nr. 335), eingetreten um 860, und Clemens (Nr. 427)149, eingetreten 885, von welchen nicht viel mehr als ihre irische Herkunft bekannt ist. Zwei dieser vier namentlich bekannten Iren des hier behandelten Zeitraums sind als Schreiber im Sankt Galler Skriptorium belegt; ihre Integration in den Konvent hat also durchaus stattgefunden (vgl. §§ 289f.). § 174 Auch für die erste Hälfte des Jahrhunderts fehlt es nicht an Belegen für die Anwesenheit irischer Mönche an der Steinach, wenn sie auch nicht namentlich zu identifizieren sind. In der 833/34 entstandenen Vita S. Galli Walahfrid Strabos berichtet jener von einem kürzlich am Grab des Patrons geschehenen Wunder an einem Iren, der sich noch immer im Kloster aufhalte150. Vielleicht stammt von diesem die Relatio translationis S. Galli in novam ecclesiam, ein wohl wenig nach der Weihe des Gozbertmünsters 835 entstandener und heute verlorener Text, der unter den Libri scottice scripti, im Sonderkatalog der Bücher in irischer Schrift, erwähnt wird, welcher dem großen Bibliothekskatalog der sechziger Jahre nachträglich vorangestellt wurde151. Auf diesen Vorgänger und möglichen Konkurrenten in der Ausfertigung einer neuen Gallusvita bezieht sich vielleicht Ermenrich in seiner Epistola ad Grimaldum (um 850)152. Von späterer Hand findet sich in der Handschrift des Ermenrichtextes als Marginalie der gekürzte Name Liup–, doch sind neben der Stimmigkeit dieser späten Nachricht auch Auflösung und Zuordnung nicht sicher153. § 175 Der Zustrom der Iren nach Sankt Gallen hielt auch im 10. Jahrhundert an. In einem um die Jahrtausendwende entstandenen Klagegedicht eines irischen Mönches, damals nachgetragen in eine Sankt Galler Handschrift der Hartmutzeit, führt dieser anläßlich seiner unfreundlichen Aufnahme im Galluskloster außer einem Gallus drei weitere für Sankt Gallen verdienstvolle irische Landsmänner an: Dubslane, Faelan und Dubduin154. Faelan findet zu seinem Todesjahr 991 als Scottus eruditus und magister Erwähnung in Annalen und Nekrolog des Kapitelbuchs Csg 915, gleichfalls als Nachtrag (also nach 955) findet sich dort auch der Todestag des Dubslane155. 149 Zum 2. VII. heißt es in der Anlage des Nekrologs des Kapitelbuchs Csg 915 Obitus Clementi Scotti, welches sich höchstwahrscheinlich auf den St. Galler Professen Nr. 427 des 9. Jahrhunderts bezieht, da der hier Gemeinte vor Heinrich I. verstorben ist. Erwähnung als Ire findet er ferner bei Ekkehart IV., De aliis sincellitis I,10, (hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 56 Z. 19, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. LXXXV Z. 9; auch in: Ders., Liber benedictionum, hg. v. J. Egli, MVG 31, S. 224–234). 150 Qui in eodem monasterio precibus et sanctae vitae deserviens hactenus conservatur (wie Anm. 148). 151 Breviarium librorum S. Galli, hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 71; vgl. § 332. 152 Inter hec [sc. monachi sangallenses] etiam et cuiusdam Scotticae perae iacula vereor, ceu ex latere emissa, quae modo in partibus Ausoniae puttoni cittonias vel aliud quid icogniti cibi colligit, et, licet attrita fronte, apparebit, quando putto inde gustabit (Ermenrich, Epistola ad Grimaldum, c. 29, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 567). 153 Csg 265 p. 69; eher Liupman Nr. 194: Profeß um 820 als Liutprant Nr. 203: Profeß um 825. 154 Csg 10, hg. v. K. Strecker, MGH Poet. 5, S. 527. 155 Annales S. Galli maiores ad. a. 991, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 299, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 81: Faillanus Scottus beatae memoriae de hoc saeculo migravit; als eruditus bei: Hermann von Reichenau, Chro-

127

§ 176 Unter den acht hier angeführten Iren des 9. und 10. Jahrhunderts156 sind zwei als Lehrer, neben dem unbekannten Autor des Klagegedichtes ein weiterer als Autor eines Translationsberichtes sowie ein vierter als Schreiber bezeugt. Zwei haben nachweislich mit einheimischen Schreibern zusammen im Skriptorium gearbeitet (Nr. 300, 335). Auch wenn ihr Einfluß auf die Sankt Galler Schriftentwicklung nicht überschätzt werden darf157, braucht es nicht zu verwundern, daß nach Ermenrich für Europa das Licht zum zweiten Mal im Westen aufging158 und daß Notker den Beginn der Bildungsreform Karls des Großen mit dem Eintreffen von irischen Peregrini auf dem Festland einsetzen läßt: [Karolus] enim cum in occiduis mundi partibus solus regnare cepisset, et studia litterarum in omni regno suo propemodum essent in oblivione ideoque verae deitatis cultura teperet, contigit duos Scottos de Hibernia cum mercatoribus Britannis ad litus Galliae devenire, viros et in secularibus et in sacris scripturis incomparabiliter eruditos159. Verglichen mit den anderen drei Gruppen war die Gruppe dieser fremden Mönche die kleinste, doch für das Profil des Steinachklosters keineswegs die unbedeutendste. Wesentlich farbloser ist die Gruppe der nur selten benennbaren Oblaten. Ihnen war keineswegs allein das Priestertum vorbehalten, sondern nahezu jeder Mönch wurde im Laufe seines Lebens Priester oder trat schon als solcher ein. Ebenfalls kaum in einzelnen feststellbar sind Laien, welche erst im fortgeschrittenen Alter eintraten.

3.10 Herkunft der Sankt Galler Mönche § 178 Ein Bild vom sozialen Hintergrund der Mönche läßt sich aus vereinzelten Bestimmungen der wenigen anläßlich des Eintritts abgefaßten Schenkungsurkunden nicht gewinnen. Man kann deshalb lediglich anhand des Namensguts eine gesellschaftliche Einordnung versuchen. Wie zu allen Zeiten war auch im Frühmittelalter die nicon ad. a. 991, hg. v. G. H. Pertz, MGH SS 5, S. 117; hg. v. R. Buchner, StGA 11, S. 652; VI 3: Obitus Faillani Scotti doctissimi et benignissimi magistri (Necrologium I. monasterii S. Galli, hg. v. E. Dümmler u.a., MVG 11, S. 43, hg. v. F. L. Baumann, MGH Necr. 1, S. 475); zu IX 12: Et est obitus Dubsalani scotti monachi atque presbiteri (ebd. S. 52 bzw. S 480). Der Eintrag zu X 17: Et obiit dominus abbas et Scottus Gallus (ebd. S. 55 bzw. S 482) ist hingegen nicht auf dem im Gedicht erwähnten Gallus zu beziehen (so J. Duft, Beziehungen, S. 31f.), da er einen Nachtrag bildet zu den nach 1069 ergänzten p. 342–345 des Kapitelbuchs csg 915 (vgl. oben § 45 Anm. 83). 156 J. M. Clark führt S. 31 zwanzig irische Besucher in St. Gallen für die Zeit des 8.–12. Jahrhunderts an. J. Duft (Beziehungen, S. 32) übernimmt abgesehen von den hier genannten noch die Vermutung, hinter den Nachträgen Elois und Keatri im Profeßbuch auf den Seiten 15 und 16 versteckten sich aus Irland stammende Professen des 9. und 10. Jahrhunderts. 157 J. Duft, Beziehungen, S. 45–47; J. Autenrieth, Spuren. 158 Sed neque de Hibernia insula silendum censeo, unde nobis tantis luminis iubar processit […] nobis in orientali parte positis lux fidei ex margine ipsius terrae advenit (Ermenrich, Epistola ad Grimaldum, c. 36, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 575). 159 Notker Balbulus, Gesta Caroli, l. I c. 1, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 1; hg. v. H. H. Haefele, MGH SS rer. Ger. NS 12, S. 1; hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 322.

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Namensgebung sozial determiniert. Dies wissen wir aufgrund der Sankt Galler Überlieferung seit einem Beitrag von Heinrich Löffler160. Im Gegensatz zu heute wurden die Unterschiede im Namensgut der verschiedenen Gruppen durch die allgemein verbreitete Übung der familiären Nachbennenung161 verstärkt, sodaß es neben einer sozialen auch zu einer regionalen Ausdifferenzierung der Namen kam. § 179 Da hier nicht das gesamte in den Sankt Galler Urkunden vorliegende und darüber hinaus für Alemannien überlieferte Material erneut gleichmäßig aufbereitet werden kann, stützen sich die folgenden Beobachtungen auf Vorarbeiten. Gearbeitet wird grundsätzlich nicht mit der Häufigkeit von Namensbelegen, sondern mit der Häufigkeit gleich benannter Personen. Dies setzt voraus, daß gleichnamige Personen voneinander unterschieden werden können, was in der Regel mit steigendem sozialen Rang besser gelingt. Am besten ist die Trennung der Personen allerdings mit der Übersicht des § 126 für die Sankt Galler Mönche gewährleistet. § 180 H. Löffler untersuchte Unfreie und Donatoren aus dem Umfeld Sankt Gallens. Er berücksichtigte dabei die Sankt Galler Urkunden bis 920, doch ist für unsere Beobachtungen wichtig, daß 60 % der Hörigennamen bis zu dem Jahr 800 überliefert sind, bis 820 sind es dann schon mehr als 70 %162. Sollte es damals einen stärkeren Wandel in der Namensgebung gegeben haben, so wäre unser Vergleich mit den Werten H. Löfflers von geringerer Aussagekraft als im folgenden angenommen. Außerdem berücksichtigen seine Auszählungen auch zahlreiche Frauennamen. Die Vergleichbarkeit mit diesem Namensgut ist also eingeschränkt. H. Löffler führt absolute Zahlen an, welche zum Teil die Geringfügigkeit der Unterschiede nicht auf den ersten Blick erkennen lassen. Deshalb werden im folgenden Vergleich nur Charakteristika berücksichtigt, welche tatsächlich größere Unterschiede im Namensgut der Gruppen darstellen163. § 181 Die prozentualen Werte für die Sankt Galler Mönche beruhen auf eigenen Auszählungen, wobei fremdsprachige Namen und zweifelhafte Lemmatisierungen nicht berücksichtigt wurden. Insgesamt wurden so 415 Mönche berücksichtigt. Die Werte für die 79 Vögte beruhen auf den Angaben zum 9. und beginnenden 10. Jahrhundert bei Wolfgang Dohrmann164. Gleichnamige Vögte zur selben Zeit und/oder in benachbarten Bezirken wurden dabei als eine Person gewertet. Die Angaben zu 114 Grafen wurden der Prosopographie von M. Borgolte entnommen165, wobei hier auch die Grafen der Merowingerzeit gezählt werden. Zu berücksichtigen ist allerdings, daß die Grafen zwar in Alemannien belegt sind, aber öfters aus anderen Gegenden stammen. Da ein Vergleich von Einzelnamen wenig ergiebig ist, werden hier nur einige morphologische Unterschiede in der Namensgebung alemannischer Gruppen des Frühmittelalters berücksichtigt.

160 H. Löffler; allgemein zu den Hintergründen der Namensgebung vgl.: M. Mitterauer. 161 H. Löffler, S. 489–492; H.–W. Goetz, Namensgebung. 162 H. Löffler, S. 480. 163 Sie sind berechnet aus den absoluten Werten bei H. Löffler, S. 486–488, jeweils bezogen auf die angegebenen 510 Hörigen und 1250 Donatoren. 164 W. Dohrmann, S. 310–315. 165 M. Borgolte, Grafen.

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Tab. 2: Morphologische Unterschiede in der Namensgebung alemannischer Gruppen des Frühmittelalters (Angaben in Prozent) Hörige

Donatoren

Mönche

Grafen

Vögte

23,1 6,1 4,1 1,6 0,2

16,3 3,0 0,8 2,7 1,0

16,9 4,3 0,7 3,1 1,4

24,6 1,8 0,9 3,5 5,3

25,3 1,3 0,0 5,1 5,1

aud/ berht/ hildi/ angil/ wili/ leub/

1,6 1,2 1,0 0,6 3,3 2,2

2,9 2,4 2,4 2,9 1,1 0,3

2,4 1,0 2,4 4,1 1,0 1,4

1,8 5,3 0,9 0,0 0,9 0,0

0,0 0,0 5,1 2,5 2,5 0,0

/berht /gair /hard /rad /mund

4,3 2,0 1,2 3,3 2,9

15,6 4,8 4,6 1,6 0,8

19,4 8,0 4,8 0,5 0,7

13,2 5,3 7,0 1,8 0,0

20,3 7,6 2,5 0,0 0,0

Monothematische Namen: insgesamt Gemination -l -n, -ng bloßer Wortstamm Dithematische Namen:

Auch wenn man berücksichtigt, daß die Werte für die Hörigen und Donatoren, welche auf der Auszählung H. Löffflers beruhen, mit denen der Sankt Galler Mönche aufgrund des Zeit- und Geschlechterunterschieds nur eingeschränkt vergleichbar sind, so läßt sich doch folgendes beobachten: Kurzformen (monothematische Namen) werden für Mönche offenbar relativ selten gebraucht. Sie sind hingegen sowohl bei Hörigen wie bei weltlichen Funktionsträgern häufiger. In ihrer Bildungsweise entsprechen allerdings die monothematischen Namen der Mönche eher denjenigen der Donatoren und weltlichen Funktionsträger. In beiden Gruppen sind Diminutiva und Gemination seltener. Bei den dithematischen Namen liefern die zweiten Namensbestandteile ein eindeutiges Ergebnis: Das Namensgut der Mönche entspricht im wesentlichem demjenigen der Donatoren, Vögte und Grafen, bei welchen bestimmte Namensbestandteile bevorzugt (/berht, /gair, /hard) und andere gemieden werden (/rad, /mund). Insgesamt scheint sich also die Tendenz der Aussage Ekkeharts IV. zu bestätigen, daß bis in seine Tage noch nie ein Unfreier in Sankt Gallen Mönch geworden sei166. § 182 Eine nähere Bestimmung sozialer Gruppen, aus welchen die Sankt Galler Mönche stammen, ist am ehesten über den Vergleich der tatsächlich begegnenden Namen möglich. Hierbei wird gezählt, wieviele der in einer Gruppe vorkommenden Namen (ohne 166 Nam cum nunquam S. Gallus nisi libertatis monachum habuisse, nobiliores tamen sepius aberrabant (Ekkehart IV., Casus, c. 43 [3], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 98, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 153, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 99).

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Berücksichtigung ihrer Häufigkeit) auch im Sankt Galler Konvent begegnen. Von den 63 Namen der Vögte sind so 54,0 % auch als Mönchsnamen nachweisbar, dabei von den 27 Vögten südlich des Bodensees 66,7 %, von denen nördlich des Sees 45,7 %167. Von den 67 Namen der Grafen des 9. und beginnenden 10. Jahrhunderts sind 43,3 % auch für Konventsangehörige nachgewiesen. Von den 16 Namen der Grafen, welche damals südlich des Bodensees amteten, sind 62,5 % auch für Sankt Galler Mönche nachzuweisen. Insgesamt ist das Namensgut der Vögte im Sankt Galler Konvent besser repräsentiert. Berücksichtigt man jedoch nur die Amtsträger südlich des Sees, so gibt es keinen nennenswerten Unterschied zwischen Vögten und Grafen. Hiermit zeigt sich, daß nicht nur besitz-, sondern auch personengeschichtlich das Kloster Sankt Gallen auf dem Engagement einer Donatorengemeinschaft des nordostschweizerischen Lokaladels gründet168.

3.11 Verwandtschaft und Besitz der Mönche von Sankt Gallen § 183 Zum Lokaladel bestanden vielfältige verwandtschaftliche Bindungen169. Am bekanntesten ist der verwandtschaftliche Hintergrund Notkers des Dichters, dessen Bruder Centenar im Thurgau war und dessen Sippe in Jonschwil noch im 10. Jahrhundert dem Kloster Sankt Gallen berühmte Mönche gleichen Namens geschenkt hat170. Daneben gibt es mit ebenfalls erheblichem Einfluß die Gozberte und Waldrame sowie die Familie Isos (Nr. 299), welche gleichfalls aus dem Thurgau stammen171. Öfter traten Verwandte von Konventualen in das Kloster ein. Bezeugt ist dies für Gozbert (Nr. 174), den Neffen des gleichnamigen Abtes sowie für den späteren Abt Craloh (Nr. 493), Bruder seines Vorgängers Thieto (Nr. 444). § 184 Soweit sich die Herkunft der Sankt Galler Mönche in den Schenkungsurkunden niederschlägt, handelt es sich um Mitglieder wohlhabender Kreise172. Zum Teil haben sie sich auch als Mönche die Verfügungsgewalt über Grundbesitz oder andere Privilegien vorbehalten, obwohl Benedikt die Besitzlosigkeit forderte und nicht einmal Buch, Tafel oder Schreibgerät in Privatbesitz dulden wollte (RB 33,3). So bedingte sich etwa Cozpert (Nr. 174) im Jahre 816 aus: Quando vero ad monasterium converti voluero, tunc habeam kaminatam privatim deputatam et ut duobus monachis debetur provehendam, accipiam et annis singulis unum laneum vestitum et II lineos et sex calciamenta et II manices et I 167 Nach den Angaben bei W. Dohrmann, S. 141. 168 Diese Donatoren besiedelten und kultivierten »diesselbe Landschaft, trugen und bevölkerten gemeinsam dasselbe Kloster und gehörten alle derselben sozialen Schicht eines landschaftgebundenen Adels an« (U. May, S. 121); vgl. schon: H. Bikel, S. 73; R. Sprandel, Adel, S. 334f. 169 Vgl. allgemein: K. Schreiner, S. 191–195. 170 G. Meyer v. Knonau, Schultheißengeschlecht; R. Sprandel, St. Gallen, S. 114f. 171 G. Meyer v. Knonau, in: Ders. (Hrsg.), Ekkeharti IV. Casus S. Galli, St. Gallen 1877 (MVG 15/16), S. 113f., Anm. 393; U. May, S. 121–126; J. Duft, Iso, S. 88–90. 172 W 52, 148, 198, 220, 221, 242, 314, 307, 363, 372, 391, 403, 407, 432, 442, 443, 449, 452, 470, 474, 561, 466, 485, 493, 494, 505, 507, 511, 512, 525, 529, 530, 572, 607, 639, 643, 768; W 2a11.

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camalaucum et lectistramenta atque post duos annos I sagellum locumque quando voluero me mancipandum congregationi congrue patulum habeam (W 221). Besonders aus dem Abbatiat Salomos III. sind uns Verstöße gegen die Besitzlosigkeit durch die Mönche belegt, welche zum Teil nicht nur auf einer Dispens des Abtes, sondern auch auf der Zustimmung des Konvents beruhten173. Zumindest in Sankt Gallen stand die Armut, welche heute zum Grundgesetz jeder monastischen Lebensweise in der katholischen Kirche gehört174, während des 9. Jahrhunderts noch keineswegs im Mittelpunkt der asketischen Übung175. Es scheint sogar dazu gekommen zu sein, daß Mönche Diener zu ihrer Verfügung hatten176. § 185 Es gibt zwar zahlreiche Bestimmungen gegen Klosteraufnahmen, welche von materiellen Gesichtspunkten bestimmt waren, doch rekrutierten nach K. Schmid Klöster, »die ihren Leistungsstandard halten oder gar steigern wollten, […] ihren Personalbestand in zunehmendem Maße aus den besitzenden Schichten«177, womit die Güterschenkungen gewissermaßen zum »Schicksal der Klöster« wurden178. § 186 Aus den aufgrund des Namengutes, der Besitzschenkungen und der monastischen Armut sowie der verwandtschaftlichen Beziehungen gewonnenen Aussagen allein kann allerdings noch nicht der Schluß gezogen werden, ausschließlich begüterte Freie oder gar ausschließlich Adlige hätten in Sankt Gallen Mönch werden können179. Doch kann ein 173 Mit Gozbert ist zu Beginn des 10. Jahrhunderts ein Mönch Namens Waldram zu vergleichen, welcher offensichtlich einen Diener hatte: Quidam venerabilis monachus et presbyter fuit in congregatione S. Galli, litteris eruditus et egregius praedicator, nomine Waldramus [sc. Nr. 448]. Hic habuit familiarem quemdam in ministerio, sibimet carum et fideliter servientem. Per hunc ergo idem senior caritatis gratia saepius suam benedictionem Dominae Wiboradae mittere consueverat (Ekkehart I., Vita S. Wiboradae, c. 22 (19), hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 292, hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 62); anderere Urkunden mit Besitzrechten für einzelne Mönche: W 485, 760, 774, W 2a11.; außerdem besaßen Mönche privat Pelzmäntel (Notker, Formelbuch, c. 50, 15 (B3), hg. v. K. Zeumer, MGH Form., S. 432, hg. v. E. Dümmler, S. 81; hg. v. P. v. Winterfeld, MGH Poet. 4, S. 346), Bücher (vgl. die Marginalie im Breviarium librorum zum verschollenen Psalmenkommentar Columbans: Ruodinum vidi habere, qui dixit suum esse, hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 76, Z. 22f.), stifteten letztere (z. B. Csg 20, 23) oder verfügten als Äbte über ganze Bibliotheken wie Hartmut und Grimald (hg. v. P. Lehmann, MBK I, S. 86–89). 174 »Ad paupertatem autem religiosam quod attinet, haud sufficit in usu bonorum superioribus subici, sed opportet ut sodales re et spiritu sint pauperes, thesauros in caelo habentes« Concilium Vaticanum II, Decretum de accomodata renovatione vitae religiosae (Perfectae caritatis), c. 13, in: LThK2. Das zweite Vatikanische Konzil Bd. 2, Freiburg i. Brsg. 1967, S. 292. 175 So schon A. Schulte, Adel, S. 110–112; anders J. Semmler, Gelübde, in: LMA 4, Sp. 1208; bei Hildemar wird allerdings die evangelische Armut als Lebensform der Mönche angesehen: Ordo enim, qui in illa primitiva ecclesia erat, in monachis remansit (Expositio, c. 34, hg. v. R. Mittermüller, S. 391; hg. v. L. Tosti, S. 325); auch in St. Gallen war man sich der Wichtigkeit der drei evangelischen Räte bewußt: In seiner Gallussequenz rühmt Notker Balbulus den Patron gerade für seinen Gehorsam, seine Keuschheit und seine Armut (Liber ymnorum, hg. v. W. von den Steinen, S. 72 v. 1–6).; zum Armutsverständnis im Mittelalter vgl.: M. Mollat; zur monastischen Armut vgl.: A. d. Vogüé, Poverty; zum abusus vgl.: T. Kölzer, S. 198–201. 176 Vgl. Anm. 173. 177 K. Schmid, Mönchslisten, S. 626. 178 L. Kuchenbuch, S. 298. 179 Aufgrund der Besitzschenkungen und bezeugten verwandtschaftlichen Beziehungen etwa A. Schulte, Adel, S. 107–113, 380–385.

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weiteres angeführt werden: Befragt man die erzählenden Quellen zur Geschichte Sankt Gallens im 9. und 10. Jahrhundert nach dem sozialen Hintergrund der dargestellten Personen, findet man Vertreter der niedrigeren Schichten mehrmals als Sankt Galler Schüler, aber nie als Konventsangehörige180. Gilt dabei schon der arme Schüler als erzählenswerte Ausnahme, so scheint der aus dürftigen Verhältnissen stammende Mönch schlichtweg unvorstellbar. In einem von Notker dem Dichter um 890 entworfenen Formular für eine Königsurkunde ist dann auch von nobiles et religiosos homines die Rede, als eine Klostergemeinschaft beschrieben wird181. § 187 Ein solch eingeschränkter Zugang scheint neben Sankt Gallen auch zahlreichen anderen karolingischen Klöstern eigen gewesen zu sein, wenn man den damals entstandenen Synodalbestimmungen glauben schenken will182. Wahrscheinlich hatte Heinz Löwe also recht, wenn er die Erarbeitung von Genealogien für die Heiligen Patrick, Brigida und Gallus als Reflex irischer Mönche in Sankt Gallen auf den ständischen Hochmut ihrer dortigen Mitbrüder verstand183.

180 Vgl. § 227. 181 … et abbatem eidem loco venerabilem virum N. praefecimus, ut secundum regulam S. Benedicti eum debeat ordinare, nobiles et reliogiosos homines illic congregando, orationibus, lectionibus, operi manuum regulariter insistendo … (Notker, Formelbuch, c. 4 [4], hg. v. E. Dümmler, S. 7; hg. v. K. Zeumer, MGH Form., S. 399); vgl. W. von den Steinen, Formelbuch, S. 89, 92–96; vgl. auch die § 245 angeführte Äußerung Gerhard von Augsburgs. 182 Audivimus enim, quod quidam abbates cupiditate ducti praemia pro introeuntibus in monasterio requirunt. Ideo placuit nobis et sancta synodo: pro suscipiendis in sancto ordine fratribus nequaquam pecunia requiratur, sed secundum regulam S. Benedicti suscipiantur (Frankfurter Kapitular von 794, c. 16, hg. v. A. Boretius, MGH Capit. 1, S. 76; vgl.: Duplex legationum edictum a. 789, c. 15, ebd. S. 63). Ut nullus pro munere recipiatur in monasterio nisi quem bona voluntas et merita comendent (Collectio Capitularis a. 818/19, c. 72, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 533); vgl. auch die Stellungnahme im Supplex libellus monachorum Fuldensium, c. 8, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 323. 183 H. Löwe, Genealogien, S. 154f.

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4. Schätzungen zu Größe und Zusammensetzung des Konvents § 188 Statistische Angaben zu Personengruppen sind für die Zeit zwischen der Spätantike und dem 13. Jahrhundert aufgrund schriftlicher Überlieferung in der Regel nicht zu gewinnen. »Wo man einmal auf erkennbare demographische Elementarteilchen stößt, will es nicht gelingen, sie miteinander zu verbinden«1. Selbst für die mit großem Aufwand untersuchte Klostergemeinschaft von Fulda gelang es nicht, über einzelne Schätzungen hinauszukommen2. § 189 Bei der einmalig dichten Überlieferung in Sankt Gallen liegt es nahe, sich um quantifizierende Aussagen zum Aufbau des Konvents zu bemühen. Im folgenden soll versucht werden, zu bestimmen, wie sich die Größe des Konvents entwickelte, wie alt die Professen waren, welche Alterszusammensetzung der Konvent zu den einzelnen Zeiten hatte und wie lange das Leben der Mönche im Kloster dauerte. Eine Antwort auf diese Fragen kann man nur geben, wenn bekannt ist, wann welcher Mönch eingetreten ist. Es ist also zumindest ein zuverlässiges zeitliches Gerüst notwendig, wie es uns mit der ermittelten und datierten Profeßfolge für die Jahre 800–933 nun zur Verfügung steht (§ 126). Abgesehen von Corvey3 sind für andere Klöster nur Vergleiche zwischen einzelnen Listen möglich, welche die Namen einer Gemeinschaft zu meist nur grob bestimmbaren Zeitpunkten und mit unbekannter Alterszusammensetzung wiedergeben4. Auch die notwendige Vollständigkeit der Verzeichnung und ihre Beschränkung auf den Konvent lassen sich für solche Listen keineswegs leicht nachweisen5. Aus der zwischenzeitlichen Differenz nicht näher charakterisierbarer Listen in Namenszusammensetzung und Umfang erhält man eine vermeintliche Eintrittsrate, mit welcher dann bei Vorliegen einer Liste in Profeßfolge zurückgehend versucht wird, für einzelne Mönche den Profeßzeitpunkt und im zweiten Schritt oft auch das ungefähre Jahr ihrer Geburt zu 1 J. Wollasch, Konventsstärke, S. 185. 2 Fulda-Werk, in Bd. 2,2 insbesondere: S. Zörkendörfer, S. 988–1002 und darauf beruhend: K. Schmid, Mönchslisten, S. 614–620, sowie: O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 666–680. Die statistischen Untersuchungen dienen im Fulda-Werk vor allem dazu, die Charakterisierung der einzelnen Listen zu überprüfen und die Gesamtstärke des Konvents zu bestimmen, aber nicht zu Aussagen über den Aufbau des Konvents; vgl. insgesamt: D. Geuenich, Entwicklung, S. 163–176. 3 Zu Fulda wie Anm. 2; zu Corvey: K. Schmid, Liber, S. 31–40; weitere Literatur s. u. Anm. 28; möglicherweise wären solche Untersuchungen auch für den Konvent der Reichenau möglich, wenn es gelänge, die ursprüngliche Reihenfolge der Profeßliste wieder herzustellen; vgl. bisher K. Beyerle, S. 1107–1217, sowie nun A. Zettler, in: R. Rappmann, A. Zettler, S. 203–214 (hier nicht mehr berücksichtigt). 4 Bisweilen wird versucht, einzelne Listen dem Amtsantritt bestimmter Äbte zuzuordnen (z. B. K. Beyerle, S. 1127; allgemein: K. Schmid, Mönchtum, S. 132), weil in Fulda ein gelegentliches Zustandekommen solcher Listen zu diesem Zeitpunkt beobachtet werden kann (vgl. K. Schmid, Mönchslisten, S. 585f., 591f.), was für St. Gallen jedoch keine Bestätigung findet; vgl. auch die Kritik bei: F. Beyerle, S. 391. 5 Vgl. etwa: M. Borgolte, Übereinkunft, S. 12.

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bestimmen. Solche Versuche scheitern schon daran, daß zwischenzeitlich eingetretene und schon wieder verstorbene Mönche regelmäßig nicht nicht berücksichtigt werden. Außerdem stehen die Annahmen gleichbleibender Eintrittsraten und eines einheitlichen Eintrittsalters im Gegensatz zu der für zahlreiche Konvente im 9. Jahrhundert bezeugten schwankenden Größe6 und der Uneinheitlichkeit des Eintrittsalters, wie sie für Fulda7 oder Sankt Gallen nachgewiesen werden kann. Und letztlich läßt sich nur in wenigen Fällen die Aufzeichnung einer Liste in Reihenfolge der Profeß tatsächlich nachweisen8. Notwendig für die Bestimmung einer Liste als Profeßliste sind zum einen eine sichere Identifizierung einzelner Namensträger, zum anderen eine ausreichende Anzahl zuverlässiger Eintrittsdaten. Da das Eintrittsjahr in den wenigsten Fällen feststeht, muß meist auf zufällige Ersterwähnungen zurückgegriffen werden, deren zeitlicher Abstand zum Klostereintritt umso ungewisser ist, je weniger Nachrichten auf uns gekommen sind. § 190 Für das Kloster Fulda stehen neben einzelnen Konventslisten die Totenannalen als Referenzrahmen zur Verfügung, welche die Mönche in der Reihenfolge ihres Todes verzeichnen. Zwar läßt sich hiermit zeigen, daß die weitere Lebenszeit der in den verschiedenen Konventslisten verzeichneten Mönchen von Liste zu Liste höchst unterschiedlich war, doch über die Aussage hinaus, daß das Durchschnittsalter der Verzeichneten jeweils unterschiedlich gewesen sein dürfte, sind keine Aussagen möglich9. Da in Fulda der Beginn der einzelnen Mönchsleben sich nicht bestimmen läßt, kann weder die Eintrittsfrequenz bestimmt werden, noch sind exaktere Feststellungen über die Größenentwicklung der Gemeinschaft, über Altersvoraussetzungen, Verweildauer oder andere biographische Merkmale möglich. § 191 Im folgenden wird für den Konvent des Gallusklosters zwischen den Jahren 800 und 933 zunächst die Entwicklung der Eintrittsfrequenz bestimmt. Hieran schließt sich eine Analyse der Verweildauer der Mönche im Kloster an, aus welcher durch Vergleich mit fremden Daten auch Erkenntnisse über die Alterszusammensetzung der Eintretenden gewonnen werden. Anhand der Eintrittsfrequenz und der Verweildauer läßt sich die Entwicklung der Konventsgröße bestimmen und in einem letzten Schritt die Veränderungen im Altersaufbau des Konventes nachzeichnen. Zum Schluß muß allerdings die Zuverlässigkeit der gewonnenen Ergebnisse näher bestimmt werden, da sich das Durchschnittsalter bei Aufnahme in die Gemeinschaft während unseres Zeitraums wandelte.

6 Eine Übersicht bietet: U. Berlière, nombre; zur weiteren Entwicklung: J. Dubois, S. 24–36; als neue Übersicht ist seit 1986 als »im Druck« angekündigt: D. Geuenich, O. G. Oexle, K. Schmid: Die Listen monastischer und geistlicher Kommunitäten aus dem früheren Mittelalter (MMS 49 1/2). 7 O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 667–674. 8 So erwies sich die vermeintliche »Profeßrolle« von Weißenburg als eine Kumulation einer Toten–, einer Konventsliste und dreier Nachtragsgruppen; vgl.: U. Ludwig; zur Problematik insgesamt vgl. D. Geuenich, Austausch, S. 88. 9 So beträgt die durchschnittliche Verweildauer 825/26 24 Jahre, 919 24 Jahre, 935 15 Jahre, und 940 16 Jahre; vgl.: S. Zörkendöfer, S. 999, Tabelle A 1.

136

4.1 Eintrittsfrequenz § 192 Für Sankt Gallen haben wir die günstige Lage, daß sich die Eintrittsfolge anhand des Profeßbuches und der Listenüberlieferung für die Jahre zwischen 800 und 933 nahezu vollständig ermitteln läßt und wir zudem für achtzehn Professen den Zeitpunkt des Klostereintritts genau bestimmen können10. Berechnet man von diesen Fixpunkten ausgehend die durchschnittliche Eintrittsfrequenz, so erhält man Werte zwischen 0,8 und 5,6 Eintritten im Jahr11. In Wirklichkeit wird die Schwankungsbreite größer gewesen sein, handelt es sich doch schon hier jeweils um über mehrere Jahre gemittelte Werte. § 193 Diese Ungleichmäßigkeit kommt noch stärker zum Ausdruck, wenn man neben den datierten Eintritten auch die »Frühstbezeugungen« einbezieht und mit ersteren gleichsetzt. Dabei erhält man Werte zwischen 38 und keinem Eintritt pro Jahr. Um zu einem realistischeren Eindruck zu gelangen, werden für den weiteren Verlauf der Untersuchungen dieses 4. Kapitels wenn nicht anders angegeben die so erhaltenen Eintrittsfrequenzen über jeweils drei Jahre (das vorhergehende, das aktuelle und das sich anschließende) gemittelt und wegen der erst ein späteres Datum nennenden Frühstbezeugung pauschal ein Jahr zuvor als Eintrittszeitpunkt angenommen12. Auch dann bewegt sich die die Eintrittsfrequenz noch immer zwischen null und siebzehn (vgl. Graphik 1). § 194 An der Entwicklung der Eintrittsraten erkennt man, daß die Klostergröße in der zweiten Jahrhunderthälfte und noch verstärkt im 10. Jahrhundert abgenommen haben muß. Denn während sich die jährliche Profeßrate zwischen 801 und 829 noch auf 5,1 belief, beträgt sie zwischen 830 und 869 nur noch 4,0 und fällt dann zwischen 870 und 898 auf 3,2, wobei dieser Wert schon nahe bei 2 läge, würde man die kurze Eintrittswelle zwischen 884 und 886 nicht berücksichtigen. In den Jahren 899–933 kam es schließlich nur noch zu 1,2 Eintritten im Jahr. § 195 Fragt man nach den Hintergründen dieser Veränderungen, so ist in erster Linie an die materielle Ausstattung des Klosters zu denken. Durch stetige Schenkungen kumulierte sich nach und nach ein beträchtlicher Besitz, welcher dem Kloster eine gewisse Unabhängigkeit von Schenkungen anläßlich des Klostereintritts erlaubt haben könnte. Zugleich nahmen jedoch auch die Verpflichtungen insbesondere in der Armensorge zu, sodaß bei weitem nicht alle Mittel für den Unterhalt der Mönche zur Verfügung standen. Der Anteil der für Neuaufnahmen freien Mittel des Klosters läßt sich kaum bestimmen.

10 Nr. 19, 39, 51, 82, 96, 174, 231, 266, 274, 290, 293, 376, 394, 460, 464, 470, 483; hinzu kommt der Todeszeitpunkt Wiboradas (vor Nr. 499). 11 801–803: 4,33; 804–817: 5,57; 818–828: 5,18; 829–838: 3,4; 839–840: 4; 841–850: 1,6; 851: 3; 852–869: 5,22*; 870–876: 2,57; 877–895: 3,47; 896–897: 2; 898: 6; 899–906: 1,63; 907–926: 0,75 (*bereinigter Wert, in welchem 11 weitere namentlich nicht bekannte Mönche Berücksichtigung fanden, vgl. §§ 72, 103). 12 Zahlreiche bezeugte Eintrittszeitpunkte ersetzen ansonsten anzunehmende Frühstdatierungen. Dabei konnte festgestellt werden, daß die Frühstdatierungen im Schnitt 2,7 Jahre zu spät fallen (s. o. § 105). Da nun die 23 Frühstbezeugungen mit 16 bezeugten Eintrittszeitpunkten gleichgesetzt werden, wurde insgesamt nur um ein Jahr zurückgesetzt.

137

Graphik 1: Eintrittsfrequenz 800-933 (um ein Jahr verschoben, als Punkte die aus Eintritts- und »Frühstbezeugungen« gewonnenen Werte, als Linie dieselben über drei Jahre gemittelt; es wurden für die Jahre 848-858 sowohl die ergänzten, wie die nicht ergänzten Werte berücksichtigt)

§ 196 Will man dennoch das Verhältnis zwischen Neueintritten und materieller Ausstattung des Klosters untersuchen, so kann man die Anzahl der Eintritte mit der der überlieferten Schenkungen während der gleichen Zeit vergleichen. Um genauer unterscheiden zu können, wird hier zum einen mit den überlieferten Schenkungen (Ratio 1), zum anderen mit allen auf das Galluskloster bezüglichen Urkunden (Ratio 2), abgesehen von Zeugenaussagen, Verträgen und königlichen Privilegienbestätigungen, verglichen. In der zweiten Vergleichsgruppe finden sich also neben den Schenkungen auch die Rückverleihungen und Tauschhandlungen.

138

Tab. 1: Eintrittsrate im Vergleich mit der Schenkungs- und Urkundenüberlieferung13 Jahre

Eintritte

Schenkungen

17 33 41 15 27 45 63 39 42 16 60 40 19 57 20 15 5 12

10 25 23 23 24 41 30 43 42 27 34 48 25 30 18 26 10 0

750–759 760–769 770–779 780–789 790–799 800–809 810–819 820–829 830–839 840–849 850–859 860–869 870–879 880–889 890–899 900–909 910–919 920–929

Urkunden 10 30 27 29 29 46 35 60 49 34 50 79 47 52 32 37 14 7

Ratio 1

Ratio 2

0,59 0,76 0,56 1,53 0,89 0,91 0,48 1,10 1,00 1,69 0,57 1,20 1,32 0,53 0,90 1,73 2,00 0,00

0,59 0,91 0,66 1,93 1,07 1,02 0,56 1,54 1,17 2,13 0,83 1,98 2,47 0,91 1,60 2,47 2,80 0,58

Bei einer Bewertung dieser Zahlen sollten die beiden letzten Jahrzehnte nicht berücksichtigt werden, da hier die Urkundenüberlieferung aussetzt (zum Hintergrund vgl. § 362f.). Ansonsten schwankt das Verhältnis zwischen Klostereintritten und Schenkungen zwischen 0,5 und 2,0 (insgesamt 1,0) und das Verhältnis zwischen Eintritten und den Urkunden zwischen 0,6 und 2,8 (insgesamt 1,4). Da die tatsächlichen Eintrittszahlen wesentlich massiver (5–63 Eintritte je Jahrzehnt) schwanken, kann von einem Zusammenhang ausgegangen werden. Deutlicher wird dieser Zusammenhang, wenn man als zeitliche Intervalle die Abbatiate wählt: Tab. 2: Eintrittszahlen, Schenkungs- und Urkundenaufkommen nach Abbatiaten14 Abbatiat

Jahre

Eintritte

Schenkungen

Urkunden

Ratio 1

Ratio 2

Werdo Wolfleoz Gozbert Bernwig Grimalt Hartmut Bernhard Salomo

784–812 812–816 816–837 837–840 841–872 872–883 883–890 890–919

81 (2,9) 42 (10,5) 88 (4,2) 18 (6,0) 115 (3,7) 19 (1,7) 51 (7,3) 40 (1,3)

81 (2,9) 8 (2,0) 82 (3,9) 23 (7,7) 110 (3,5) 30 (2,7) 22 (3,1) 54 (1,8)

97 (3,5) 8 (2,0) 102 (4,9) 26 (8,7) 170 (5,5) 56 (5,1) 33 (4,7) 83 (2,8)

1,00 0,19 0,93 1,28 0,96 1,58 0,43 1,35

1,20 0,19 1,16 1,44 1,48 2,95 0,65 2,08

13 Grundlage dieser Aufstellung ist die ermittelte Profeßfolge (§ 126), ohne daß dabei die Eintrittsfrequenz geglättet oder um ein Jahr zurückversetzt worden wäre; Ratio 1 ist ein Quotient, berechnet aus der Anzahl der überlieferten Schenkungsurkunden durch die Anzahl der Eintritte; Ratio 2 ist ein Quotient, berechnet aus der Anzahl der überlieferten Schenkungs–, Rückverleihungs- und Tauschurkunden durch die Anzahl der Eintritte; erschlossene Angaben kursiv, zu den Werten vor 800 vgl. § 206). 14 Wie Anm. 13; zusätzlich werden in Klammern die jährlichen Durchschnittsraten angegeben; der kurze, kaum bezeugte Abbatiat Engilberts 840/41 konnte nicht berücksichtigt werden.

139

Hierbei kann man feststellen, daß sich Eintritte und überlieferte Schenkungen (Ratio 1) in der Regel nahezu 1 : 1 entsprechen. Lediglich die kurzen Abbatiate von Bischof Wolfleoz (812–816) und Abt Bernhard (883–890) weichen beträchtlich zu ungunsten der materiellen Ausstattung und die Abbatiate Hartmuts (872–883) und Salomo III. (890– 919) zu gunsten der Ausstattung hiervon ab15. So zufällig die Überlieferung auch sein mag und so unterschiedlich die einzelnen Zuwendungen an das Kloster auch ausfallen, zeigt diese Schätzung doch deutlich, daß zwischen Schenkungen und Klostereintritten ein enger Zusammenhang bestand. Es ist zu vermuten, daß etwa gleichzeitige Schenkungen eine materielle Voraussetzung für die Klosteraufnahme waren, mit anderen Worten, daß die kumulierten älteren Besitzrechte nur zu einem geringen Teil auch für den Unterhalt neuer Brüder benötigt wurden. Schenkungen dürften eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für Neuaufnahmen gewesen sein16. Dementsprechend finden sich in karolingischer Zeit neben Bestimmungen, niemand wegen einer Schenkung Mönch werden zu lassen17, auch solche, nicht mehr Mönche aufzunehmen, als die materielle Ausstattung des Konvents zuläßt18.

4.2 Die Dauer des Lebens als Mönch § 197 Entscheidend für die Rangordnung innerhalb des Konvents war nach der Benediktsregel (RB 63) das conversationis tempus, das Profeßalter. Wie im ersten Teil der Arbeit festgestellt wurde, sind unter den untersuchten Namenslisten drei datierte oder datierbare Konventslisten, welche die lebenden Mönche nach diesem Gesichtspunkt in der Reihenfolge ihres Eintritts verzeichnen19. Somit kennen wir für die Jahre 800 (wahrscheinlich), 868/69 und 895 die Zusammensetzung des Konvents nach dem Profeßalter. Durch die in den Listen gewahrte Profeßfolge und einzelne bekannte Profeßzeitpunkte sowie die Frühstdatierungen läßt sich für diese drei Jahre der Altersaufbau genauer analysieren. Zudem kennen wir durch das Profeßbuch die jeweils schon verstorbenen

15 Die naheliegende Vermutung, daß es vor allem zu Beginn der einzelnen Abbatiate zu vermehrten Eintritten gekommen wäre, ließ sich anhand der längeren Abbatiate Werdos, Gozberts und Grimalds nicht bestätigen. 16 Vgl. §§ 184f. 17 Vgl. Concilium Francofurtense a. 794 c. 16: […,] ut pro suscipiendis in sancto ordine fratribus nequaquam pecuniam requiratur (hg. v. A. Werminghoff, in: MGH Conc. 2,1, S. 168). 18 Concilium Mogutinense a. 813 c. 19: Ut plus non permittatur in monasteria […] monachorum […,] quam sufferi possit (hg. v. A. Werminghoff, in: MGH Conc. 2,1, S. 266); vgl. mit weiteren Nachweisen: H. Lutterbach, S. 272 mit Anm. 73, 74. 19 Es handelt sich um die Konventsliste, welche aus Anlaß der Verbrüderung mit der Reichenau im Jahre 800 zustandekam (Nr. 1–82), um die Liste, welche mit dem Kloster Pfäfers 868/69 ausgetauscht wurde (FAB), und um die vollständige Verzeichnung des Konvents in einer Urkunde von 895 (W 697). Die letzte Liste ist allerdings darüberhinaus nach den unterschiedlichen Weihen sortiert, doch bereitet es mit Hilfe der Parallelüberlieferung keine Schwierigkeiten, die Abfolge nach dem Profeßalter herzustellen.

140

Mitprofessen der zu 868/69 sowie 895 angeführten Konventualen. Dadurch läßt sich für jeden Jahrgang die Rate der Überlebenden zum Zeitpunkt 868/69 sowie 895 bestimmen. Wegen der für statistische Zwecke verhälnismäßig kleinen Fallzahl wurde dies beide Male sowohl in Sechs- wie Zehnjahresintervallen durchgeführt20: Tab. 3: Nomineller und prozentualer Anteil der Überlebenden an ihrer Zehnjahreskohorte21 Liste von 868/69:

Liste von 895:

Profeß

nomin.

prozent.

810–819 820–829 830–839 840–849 850–859 860–869

6/63 6/41 13/38 11/18 32/56 31/41

9,5 % 14,6 % 34,2 % 61,1 % 57,1 % 75,6 %

Profeß 826–835 836–845 846–855 856–865 866–875 876–885 886–895

nomin. 1/40 2/38 8/39 20/56 15/22 15/20 40/50

prozent. 2,5 % 5,3 % 20,5 % 35,7 % 68,2 % 75,0 % 80,0 %

Tab. 4: Nomineller und prozentualer Anteil der Überlebenden an ihrer Sechsjahreskohorte22 Liste von 868/69:

Liste von 895:

Profeß

nomin.

prozent.

816–821 822–827 828–833 834–839 840–845 846– 857 858–863 864–869

6/30 3/20 5/24 11/33 6/12

20,0 % 15,0 % 20,8 % 33,3 % 50,0 %

26/52 26/33 16/20

50,0 % 78,8 % 80,0 %

Profeß 830–835 836–841 842–847 848– 859 860–865 866–871 872–877 878–883 884–889 890–895

nomin. 1/13 2/31 3/10

prozent. 7,7 % 6,5 % 30,0 %

13/61 12/33 7/11 12/16 2/3 41/53 8/9

21,3 % 36,4 % 63,6 % 75,0 % 66,7 % 77,4 % 88,9 %

§ 198 Den erhaltenen Werten wurden der Einfachheit halber die Intervallmittelpunkte der Zeitspannen zugeordnet und diesen Wertepaaren mit der Methode der kleinsten Quadrate eine quadratische Gleichung angepasst. Dabei wurde zunächst zwischen jeder Sechser- und Zehnerreihe unterschieden. Da die Streuung der Punkte groß ist, ist auch 20 Aus den Jahren 849–857 sind infolge des Blattverlustes etwa 11 Professen namentlich nicht überliefert, zudem sind 13 Professen (Nr. 306–318) dieses Zeitraums nicht näher zeitlich einzuordnen, werden jedoch hier zwischen 853 und 857 angeführt (vgl. §§ 72f.). 21 Wegen der 11 nachweislich fehlenden Mönche zwischen 849 und 857 aufgrund eines fehlenden Blattes im Profeßbuch (vgl. Anm. 20) wurden die Werte entsprechend extrapoliert. Verstümmelt ergab sich für die Liste von 868/69 für 850–859: 32/48 = 66,7 % sowie für die Liste von 895: 846–855: 8/31 = 25,8 %. 22 Wegen des in Anm. 21 genannten Grundes wurden auch hier die Werte bereinigt. Für die Liste von 868/69 lauteten die ursprünglichen Werte: 846–851: 10/11 = 90,9 %; 852–857: 16/31 = 51,6 %; sowie für die Liste von 895: 848–853: 4/18 = 22,2 %; 854–859: 9/33 = 27,3 %.

141

die Unterschiedlichkeit der erhaltenen Gleichungen (Überlebensfunktionen) beträchtlich. Auf der Graphik 2 sind neben allen Punkten die beiden Funktionen zu den Sechserreihen von 868/69 (untere Kurve) und 895 (obere Kurve) aufgeführt sowie als wahrscheinlichstes Modell die Überlebensfunktion, welche die Werte aller Sechser- und Zehnerreihen berücksichtigt.

Graphik 2: Überlebensraten zu den Zeitpunkten 868/69 (Kreuze) und 895 (Punkte) der Sechs- und Zehnjahreskohorten. Ermittelte Überlebensfunktionen für die Sechsjahreskohorten von 868/69 (unten) und 895 (oben) sowie bei Berücksichtigung aller Werte (Mitte).

Die drei gewonnenen Gleichungen lauten23: (Sechser-Reihe von 868/69) (Sechser-Reihe von 895) (alle Reihen)

y = 0,0001348x2 – 0,0217x + 0,9050 y = 0,0000172x2 – 0,0153x + 0,9408 y = 0,0000367x2 – 0,0165x + 0,9079

23 Natürlich müßten die Funktionen für den Eintrittszeitpunkt einen Wert von 1,0 (= 100 %) aufweisen. Da die ersten Werte jedoch dem Jahr 3 zuzuordnen waren, und aus Gründen der Transparenz nicht manipuliert werden sollte, durchlaufen die Funktionen hier die y-Achse unterhalb des von der Sache her geforderten Wertes, genauso wie später die Werte zum Teil negativ werden bzw. wieder ansteigen, was bei einer Überlebensfunktion nicht der Fall sein kann. Dies bedeutet jedoch nicht, daß die erhaltenen Funktionen für die Berechnung der Größenentwicklung des Konvents unzulänglich sind, sofern man nur die negativen sowie die wieder ansteigenden Werte bei der Berechnung ausschließt. Bei der Bestimmung dieser Funktion geht es nicht darum, ein Modell für das Absterben des Konvents zu entwickeln, sondern lediglich darum, eine einfach handhabbare und zureichende Beschreibung der Verläufe für weitere Schätzungen zur Verfügung zu haben.

142

§ 199 Als Integral dieser drei Überlebensfunktionen ergibt sich eine zu erwartende Verweildauer im Kloster von 25,3 Jahren (für die Sechserreihe von 868/9), von 30,4 Jahren (für die Sechserreihe von 895) sowie für alle Werte von 27,5 Jahren24. Die durchnittlich zu erwartende Länge eines Klosterlebens differiert also nach den Daten von 868/69 und 895 um fünf Jahre. Die natürliche allgemeine Lebenserwartung kann allerdings kaum im selben Umfang geschwankt haben. Dies erklärt sich eher daraus, daß vor 868/69 mehr Mönche erst in höherem Alter Profeß ablegten als vor 895. Damit wäre das durchschnittliche Eintrittsalter beträchtlich gesunken. Dies findet seine Bestätigung darin, daß vor allem aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts zahlreiche Mönche feststellbar sind, welche erst in fortgeschrittenem Alter als Diakon oder Priester in den Konvent eintraten25. Hingegen bezeugen Nachrichten des 10. Jahrhunderts aus Corvey und der Bericht Ekkeharts IV., daß später die Oblation zur gängigen Form des Klostereintritts wurde26. § 200 Die ermittelte Überlebensfunktion, auf welcher die zu erwartende Verweildauer beruht, ließe sich mit einzelnen Daten anderer frühmittelalterlicher Klöster vergleichen, wenn tatsächlich zwei exakt datierbare Listen vorlägen, welche jeweils den gesamten Konvent umfassen27. Die besten Vergleichsmöglichkeiten bieten Überlebensraten aus Corvey, welche aus Konventslisten einerseits sowie Aufnahmelisten andererseits beruhen: Tab. 5: Überlebensrate des Konvents von Corvey zum Jahr 916 im Vergleich zur Überlebensrate des Klosters Sankt Gallen zu den Jahren 868/69 sowie 89528 Eintrittsjahre Corvey

Überlebensrate Corvey

absolutes Bezugsjahr

Überlebensrate Sankt Gallen

826–856

1/57

= 1,8 %

75,5

0,0 %

856–877

7/51

= 13,7 %

50,0

17,5 %

877–879

9/19

= 47,4 %

38,0

33,4 %

879–890

7/22

= 31,8 %

32,0

41,7 %

890–900

12/22

= 54,4 %

21,5

57,0 %

900–916

30/36

= 83,3 %

8,5

77,0 %

24 Die Bereiche, in denen y negative oder wieder ansteigende Werte annimmt, durften natürlich nicht berücksichtigt werden. 25 Dafür spricht auch die hohe Sterblichkeit von 20 % in den ersten sechs Jahren für die Liste von 868/69 (hingegen in der Liste vo 895: 11 %). 26 Vgl. § 156; in Fulda ließ sich allerdings gerade für das 10. Jahrhundert feststellen, daß es neben den Oblaten noch eine beträchtliche Gruppe von Mönchen gab, welche erst in weit fortgeschrittenem Alter Profeß ablegten; vgl. O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 669–671. 27 Möglicherweise ist dies der Fall für das Kloster Ellwangen, wo 838 noch 98 von 122 Namen (80,33 %) überliefert werden, welche zwischen 826 und 830 notiert wurden. Dies ist bei einem zehnjährigen Abstand 5 % mehr als nach der Sankt Galler Überlebensfunktion zu erwarten wäre. Bei der Bewertung ist jedoch Vorsicht geboten, umfaßt die erste Liste schon erstaunlich viele Namen, so ist die zweite Liste mit 160 Namen kaum eine reine Konventsliste. Die Angaben nach: H. Schwarzmaier, Untersuchungen, S. 52f. 28 Die Überlebensrate ist das Verhältniss von Lebendenliste zu Aufnahmeliste; ermittelt wurden diese Werte anhand der Angaben bei: K. Honselmann, Corveyer Mönchslisten, S. 70–73; Ders., alte Mönchslisten, S. 15f., 23–34 (den abweichenden Angaben in der Edition wurde der Vorzug gegeben); die St. Galler

143

Vergleicht man diese Werte mit dem Überlebensverhalten des Sankt Galler Konventes, so ist festzustellen, daß die Werte aus Corvey dem in etwa entsprechen. Im Gegensatz zu diesen niedrigen Werten wird in der Forschung gelegentlich von einer durchschnittlichen Verweildauer von über vierzig Jahren gesprochen. Doch beruhen diese Angaben auf zu kleinen Gruppen29 oder unzulässigen Berechnungen30, als daß man Rückschlüsse ziehen könnte, auch wenn es theoretisch möglich wäre, daß einige dieser Namensgruppen sich vorwiegend auf Oblaten beziehen.

4.3 Das Eintrittsalter § 201 Um eine Schätzung der Alterszusammensetzung der eintretenden Professen zu erreichen, kann man die aus den Listen von 868/69 und 895 jeweils für Sechsjahres- und Zehnjahreskohorten ermittelten Überlebensraten mit den entsprechenden Raten gleicher Altersgruppen anderer Populationen vergleichen. Doch gibt es kaum zeitgenössische Vergleichsmöglichkeiten31, da die schriftliche Überlieferung in der Regel erst im Spätmittelalter dicht genug wird, um demographische Daten zu liefern. Eines der frühesten Beispiele sind Daten, welche aus Erbschaftsteuerunterlagen für die landbesitzende männliche englische Bevölkerung zwischen 1276 und 1300 ermittelt wurden32. Zeitgenössische Daten lassen sich hingegen nur mit Hilfe der Paläodemographie gewinnen. Für das 9. Jahrhundert stehen hier aus ungarischen Gräberfeldern gewonnene Daten zur Verfügung33. Für beide Vergleichsgruppen gilt jedoch, daß für Kinder und Jugendliche keine Daten gewonnen werden konnten. Deshalb wurden diese Daten von der Forschung durch demographische Ergebnisse aus Entwicklungsländern ergänzt. Es ist offenkundig, daß aufgrund dieser Ausgangssituation nur grobe Vergleiche möglich sind. Vergleichswerte in der rechten Spalte wurden für die entsprechenden absoluten Bezugsjahre mit der aufgrund der Listen von 869/70 (FAB) und 985 (W397) ermittelten mittleren Überlebensfunktion berechnet. 29 Für 22 fuldische Mönche: E. Hlawitschka, Erschließung, S. 176; ins Leere führen die dort angeführten Verweisungen auf M. Borgolte, Konvent, S. 28, 34. 30 Unzulässig ist eine Berechnung von E. Hlawitschka für das Nonnenkloster Remiremont, dessen Nonnen vor Einführung der Benediktsregel 817 in einer Liste mit 385 Namen verzeichnet sind. Da in der Vita Amati, einer Quelle des 9. Jahrhunderts, von 84 Sanktimonialen in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts die Rede ist, bildet er den Quotienten und meint, eine durchschnittliche Verweildauer von 43 Jahren für den Zeitraum 620–817 zu erhalten (Beobachtungen, S. 32–34). 31 Vgl. P. Riché, Problèmes, S. 45f. 32 Die grundbesitzende Schicht soll sich in ihrem Alterungsverhalten jedoch von der Schicht der Unfreien nicht unterschieden haben; vgl. J. C. Russel, British Population; Ders., Ancient Population, S. 30–35; Ders., Advances, S. 85–88; Ders., Bevölkerung, S. 27–36, speziell S. 28f. Zum Vergleich diente: J. C. Russel, British Population, Tafel 8,4, S. 181, welche als repräsentativ auch in: Ders., Bevölkerung, S. 49 ausgewählt wurde. 33 Zum Vergleich dient hier die Auswertung eines zwischen 805 und 880 belegten Gräberfeldes in Sopronköhida (Ungarn), welches als repräsentativ angesehen werden darf (G. Acsádi, J. Nemeskéri, S. 232–234, Tafel 128, S. 304; vgl. auch die Diskussion in: Current Anthropology 15, 1974, S. 495–507).

144

§ 202 Um den Wandel in der Alterszusammensetzung der Eintretenden bestimmen zu können, werden die Daten von 869/70 und 895 getrennt untersucht. Verglichen wird jeweils mit vier Altersgruppen: den 0–13–, 14–27–, 28–41– und 42–56jährigen, für welche der Einfachheit halber die 7-, 21-, 35- und 49jährigen als Repräsentanten dienen. Für diese Repräsentanten werden aus den englischen und ungarischen Sterbetafeln jeweils berechnet, wie alt die einzelnen Mitglieder einer hundertköpfigen Gruppe werden. Die Überlebensrate der Sankt Galler Mönche der Jahre vor 869/70 und vor 895 wird nun mit den Überlebensraten dieser vier Gruppen verglichen. Dazu wird eine Kombination der vier Altersgruppen durch Approximation ermittelt, welche nach der Methode der kleinsten Quadrate die geringste Differenz zu den Sankt Galler Daten bildet. Als Ergebnisse dieser Berechnung erhält man, wie groß der Anteil der einzelnen Altersgruppen in einer fiktiven Gruppe ist, welche den Sankt Galler Einzelwerten am besten entspricht. Mathematisch sind bei dieser Approximation auch negative Werte möglich, welche jedoch von vornherein ausgeschlossen wurden. Um zu zuverlässigen Ergebnissen zu kommen, wurden die Sankt Galler Daten nach der Fallzahl gewichtet, damit schwächen sich Zufallseffekte bei niedrigeren Fallzahlen ab.

Graphik 3: Als Kreuze die Überlebensraten der Sechs- und Zehnjahreskohorten von 868/69, durchgezogen die Überlebensraten der (von oben nach unten) 7-, 21-, 35- und 49jährigen eines ungarischen Gräberfeldes, gestrichelt die durch Approximation gewonnene Kurve, welche zu 52 % der Überlebensrate der 7jährigen, zu 12 % derjenigen der 21jährigen und zu 36 % der der 49jährigen entspricht.

145

§ 203 Vielleicht wird das Vorgehen anschaulicher, wenn man die Graphik 3 betrachtet. Als Kreuze sind hier die Überlebensraten eingetragen, welche aufgrund der Liste von 868/69 für die zuvor eingetretenen Sechs- und Zehnjahreskohorten ermittelt wurden. Als durchgezogene Linien finden wir das Überlebensverhalten von vier Gruppen dargestellt, gewonnen aus der Sterbetafel des oben erwähnten ungarischen Gräberfeldes. Die vier Gruppen werden repräsentiert (von oben nach unten) durch die Überlebensraten der 7-, 21-, 35- und 49jährigen. Schließlich finden wir als gestrichelte Linie die durch Approximation gewonnene Kurve, welche zu 52 % der Überlebensrate der 7jährigen, zu 12 % derjenigen der 21jährigen und zu 36 % der der 49jährigen entspricht. Die Überlebensraten der 35jährigen spielt bei der Erklärung dieser gestrichelten Linie keine Rolle. Auch der Effekt der Gewichtung läßt sich hier gut beobachten. Von der resultierenden (gestrichelten) Linie weichen vier Werte nach oben beträchtlich ab. Es sind dies von links nach rechts die Werte für 840–849 (11/18), 840–845 (6/12), 816–821 (6/30) und 810–819 (6/63). Ihnen ist gemeinsam, daß sie aufgrund der niedrigen Fallzahl nur mit geringer Gewichtung bei der Approximation Berücksichtigung fanden. § 204 Wenn man die entsprechende Approximation sowohl mit den ungarischen wie mit den englischen Werten für die vor 868/69 und vor 895 Eingetretenen durchführt, erhält man folgende Verteilungen, welche die Alterszusammensetzung rechnerisch am besten wiedergeben: Tab. 6: Geschätzte Alterszusammensetzung der Sankt Galler Professen, gewonnen aus englischen und ungarischen Vergleichsdaten 0–13 816–868/69 816–868/69 832–895 832–895

ung. engl. ung. engl.

52 % 54 % 44 % 31 %

14–27

28–41

42–56

Durchschnitt

12 % 0% 48 % 69 %

0% 0% 0% 0%

36 % 46 % 8% 0%

23,8 Jahre 26,3 Jahre 17,1 Jahre 16,7 Jahre

Die Ergebnisse sind aufgrund der geringen Fallzahl in Sankt Gallen und wegen der Unsicherheit der Vergleichsbeispiele insbesondere für das jüngere Alter mit Vorsicht zu interpretieren. Bemerkenswert sind vor allem die Unterschiede zwischen den vor 868/69 und denen vor 895 Eingetretenen. Demnach ist im Laufe der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts die Anzahl der erst im hohen Alter in das Kloster Eingetretenen von ca. 40 % auf ca. 5 % merklich zurückgegangen34. Das Kloster diente im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts offenbar kaum noch als Einrichtung der Alterssicherung35. Insgesamt sind junge und alte Professen vorherrschend36, wohingegen Professen mittleren Alters (28–41 Jahre) sich bei dieser 34 Dies findet seine ausdrückliche Bestätigung darin, daß sich in der Profeßfolge vor allem unter den vor 840 eingetretenen Mönche nachweisen lassen, welche zum Zeitpunkt ihres Eintritts oder kurz darauf als Kleriker nachweisbar sind und wegen der kanonischen Altersvoraussetzungen mithin als ältere Konverse gelten müssen; vgl. § 156. 35 Vgl. § 155 und: M. Borgolte, Conversatio, S. 299–306. 36 Ähnliches konnte im 10. Jahrhundert auch für Fulda beobachtet werden, vgl. O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 669–672.

146

Schätzung nicht nachweisen lassen. Wie der Zuwachs an Professen im Alter zwischen 14 und 27 Jahren von ca. 5 % für die Jahre vor 868/69 auf ca. 55 % in den Jahren vor 895 erklärt werden kann, ist ungewiß. Sowohl die Aufnahme alter Konversen wie auch diejenige von Oblaten wäre damit zurückgegangen, letzteres im Gegensatz zur verbreiteten Anschauung von einem Mönchtum, das damals durch die Oblation als Normalform des Klostereintritts geprägt gewesen sei37. Da die drei hier verglichenen Populationen der Sankt Galler Konvent des 9. Jahrhunderts, die ländliche Bevölkerung des 9. Jahrhunderts im heutigen Gebiet Ungarns sowie die landbesitzende männliche Bevölkerung in England am Ende des 13. Jahrhunderts – keineswegs die gleichen Lebensbedingungen aufweisen, können mehr als solche Trends im Wandel des Eintrittsalters den Daten nicht entnommen werden.

4.4 Entwicklung der Konventsgröße im 9. Jahrhundert § 205 Die Konventsgröße ist das Produkt von durchschnittlicher Eintrittsfrequenz und durchschnittlicher Verweildauer. Legt man die oben berechneten durchschnittlich zu erwartenden Verweildauern zugrunde, so hätte bei einer durchschnittlichen Eintrittsrate von 3,3 der Jahre von 800 bis 933 die durchschnittliche Klostergröße entweder bei 83,0 (Überlebensfunktion zu den Sechsjahreskohorten von 868/69), oder bei 99,7 (Überlebensfunktion zu den Zehnjahreskohorten von 868/69), beziehungsweise nach Berücksichtigung der aus allen Reihen ermittelten Überlebensfunktion bei 90,2 Konventualen gelegen. Doch läßt sich die Entwicklung genauer nachzeichnen. § 206 Um die Entwicklung der Konventsgröße zu Beginn des Zeitraums bestimmen zu können, muß man zunächst den ursprünglichen Bestand an Professen der einzelnen Jahrgänge vor 800 rechnerisch ermitteln, da uns ja nur eine Lebendenliste aus dem Jahr 800 zur Verfügung steht. Hierbei kann davon ausgegangen werden, daß die Lebendenliste von 800 nach dem Profeßalter geordnet ist38. Dabei lassen sich auch für die Profeßabfolge vor 800 Frühstdatierungen bestimmen, zu welchen drei ausdrückliche Eintrittsbezeugungen hinzukommen39. Mit diesem Zeitgerüst ist ein aktueller Altersaufbau des Konvents im Jahr 800 erkennbar, von welchem sich nun mit der aus den Schnitten von 868/69 und 895 gewonnenen Überlebensfunktion40 die ursprüngliche Eintrittsfrequenz erschließen läßt. Demnach wären zwischen 750 und 759 16,8, zwischen 760 und 769 32,7, zwischen 770 und 779 40,6 zwischen 780 und 789 15,3 sowie zwischen 790 und 799 26,7 Mönche eingetreten.

37 Vgl. § 149 Anm. 82. 38 Zu diesem Problem vgl. § 61. 39 Nr. 19, 39, 51. 40 Es wäre naheliegend, auf die aus den ungarischen und englischen Daten gewonnenen Absterbefolgen zurückzugreifen, welche im vorhergehenden Abschnitt zur Bestimmung des Eintrittsalters ermittelt wurden, doch verlängert sich damit die Kette der zum Teil auf Annahmen (v. a. bei der Kindersterblichkeit) beruhenden Schlüsse in ungünstiger Weise, weshalb im folgenden darauf verzichtet wird.

147

§ 207 Mit dieser für die Jahre 750–799 hypothetisch sowie mit der für die Jahre zwischen 800 und 933 aus Frühstbezeugungen und tatsächlichen Profeßzeitpunkten exakter bestimmbaren Eintrittfrequenz läßt sich die Größenentwicklung des Sankt Galler Konvents im 9. und beginnenden 10. Jahrhundert recht zuverlässig nachzeichnen. Dazu werden für jedes Jahr die Überlebenden (bestimmt mit Hilfe der mittleren Überlebensfunktion) der vorhergehenden Jahrgänge und die Neueintritte des Jahres addiert. Dies Zusammenspiel von Eintrittsraten und Konventsgröße zeigt Graphik 4, wobei die elf zwischen 849 und 856 eingetretenen, aber aufgrund des Blattverlustes im Profeßbuch nicht namentlich bekannten Mönche jeweils durch die obere Zweiglinie Berücksichtigung finden.

Graphik 4: Eintrittsrate (unten) und Größenentwicklung (oben) des Klosters Sankt Gallen 800–933 (mit Berücksichtigung der für 848–858 ergänzten und der nicht ergänzten Werte; die Größenentwicklung bestimmt nach der mittleren Überlebensfunktion).

§ 208 Um die Bandbreite der möglichen Abweichung dieser Schätzung zu verdeutlichen, wurde in Graphik 5 die Konventsgröße sowohl aus den beiden extremen, aufgrund der aus den Sechsjahreskohorten von 868/69 (unten) sowie 895 (oben) gewonnenen Überlebensfunktionen sowie aus der aus allen Werten gemittelten Überlebensfunktion bestimmt und dargestellt.

148

Graphik 5: Die Größenentwicklung des Klosters Sankt Gallen zwischen 800 und 933. Unten aufgrund der Überlebensfunktion zu den Sechsjahreskohorten von 868/69, oben aufgrund der Überlebensfunktion zu den Sechsjahreskohorten von 895 und in der Mitte aufgrund der Funktion, welche alle Werte berücksichtigt (Ausgangspunkt sind die für 848–858 ergänzten Werte).

Während die Werte für 800 und 895 dem Ergebnis recht gut entsprechen, dokumentiert der Wert von 868/9 die Unsicherheit dieser statistischen Bemühungen, welche aus der geringen Fallzahl und der für die Eintrittsjahre 849–856 nur fragmentarischen Überlieferung beruhen. § 209 Dennoch erscheinen die Ergebnisse konsistent. So hat man aus dem unmittelbar vor 830 für Sankt Gallen auf der Reichenau entworfenen Klosterplan entnommen, daß die Anlage für rund 110 Mönche geplant wurde, was dem für diesen Zeitpunkt rechnerisch bestimmten Wert gut entspricht41. Oder, um eine andere auffallende Einzelentwicklung herauszugreifen, es erklärt sich die massive Steigerung der Eintrittsfrequenz zu Beginn des Abbatiats Bernhards zwischen 884 und 886 als ein Versuch, den seit 864 einsetzenden massiven Rückgang der Konventsstärke von etwa 125 auf rund 85 Mönche durch die zusätzliche Aufnahme von über 40 Mönchen zu kompensieren. Möglicherweise liegen die Gründe 41 Zur Entstehung: W. Jacobsen, Klosterplan; zur Berechnung dienten die Plätze in Dormitorium, Abtspfalz, Schule, Noviziat, Hospital und Pförtnerhaus: W. Horn, E. Born, Bd. 1, S. 342; es kann also die hier ermittelte, zu erwartende Konventsgröße als Bestätigung dafür dienen, daß der Klosterplan für Sankt Gallen oder wenigstens für ein Kloster der Größe Sankt Gallens bestimmt war.

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für Bernhards Scheitern als Abt 890 also nicht nur in seiner Parteinahme gegen Arnulf42, sondern auch darin, daß er den Fortbestand des Konvents durch diese Vergrößerung wirtschaftlich gefährdete und so den Rückhalt innerhalb der Gemeinschaft verlor. Sein Nachfolger Salomo III. übte sich jedenfalls in Zurückhaltung und hat nicht versucht, an die Gemeinschaftssgröße der ersten Jahrhunderthälfte anzuschließen, obwohl das Kloster damals in unmittelbarer Königsnähe stand. § 210 Sankt Gallen gehört mit einer durchschnittlichen Größe von 112 Mönchen im 9. Jahrhundert zu den bedeutenden Klöstern. Als solches ist es zwar nicht zu vergleichen mit damaligen Großklöstern wie Nonantola, Tours, Corbie, Saint Riquier, Aniane oder Fulda43, aber im ostfränkischen Reich erreicht oder überschreitet neben Fulda soweit bezeugt – nur die Reichenau seine Größe44. Jedenfalls galt schon ein Kloster mit dreißig Mönchen damals als groß45, was nicht erstaunt, wenn man bedenkt, daß um 800 im fränkischen Reich (abgesehen von Italien) mit über 600 klösterlichen Gemeinschaften gerechnet werden muß46. Dabei wirkte es auf seine Besucher sicherlich besonders stattlich, wenn der Konvent wie in Sankt Gallen etwa im Gegensatz zu Fulda – im wesentlichen am Ort und nicht auf Propsteien und andere Dependenzen verteilt war47. Auffallend im Vergleich zur Größenentwicklung anderer großer karolingischer Klöster ist, daß Sankt Gallen wie wohl auch die Reichenau – erst relativ spät unter Ludwig dem Frommen und Ludwig dem Deutschen seine größte personelle Stärke erreichte, wohingegen der Rückgang in der zweiten Jahrhunderthälfte allgemein festzustellen ist. In Sankt Gallen prägte sich dieser wohl erst zu Beginn des 10. Jahrhunderts besonders aus48. 42 MGH DD Arn 103, MGH DD LdK 20. 43 Allerdings wurden für zahlreiche Klöster gelegentlich die Zusammenstellungen der Verbrüderungsbücher unkritisch übernommen, indem die Frage nach der Einheitlichkeit der Listen nicht gestellt wurde, vgl. J. Dubois, S. 24f.; zu den hier angeführten Gemeinschaften vgl.: K. Schmid, Anselm; O. G. Oexle, Forschungen; B. Kasten, S. 120f.; vgl. außerdem: P. Riché, Welt, S. 57f. sowie das Fulda-Werk. 44 Nach K. Beyerle betrug die Anzahl der Mönche im 9. Jahrhundert 90–120 Mönche (S. 1117f.); nach A. Zettler (s. v. Reichenau, LMA 7 [1994], Sp. 612–614, hier Sp. 613 im Vorgriff auf die in Anm. 3 genannte Arbeit) »824: 112; ca. 850: 134; ca 876: 124; ca. 940: 96«; über die Konventsstärke des Klosters Lorsch, das sicherlich auch in Frage käme, ist leider nichts bekannt. 45 Hildemar von Civate, Expositio cc. 17, 21, 35, hg. v. R. Mittermüller, S. 309, 329, 396; hg. v. L. Tosti, S. 248, 263, 331. Für seine Beispiele geht Hildemar in der Regel von einem Konvent mit dreißig Mönchen aus. Benedikt von Aniane sah für seine Gründung Inden (Kornelimünster) eine Größe von dreißig Mönchen vor; vgl. Ardo, Vita Benedicti Anianensis [BHL 1096], c. 35 (48), hg. v. G. Pertz, MGH SS 15, S. 215: In dedicatione vero aecclesiae adfuit imperator eamque de suis copiosissime ditavit fiscis munitatemque iussit atque per scripturam, XXX ut ibidem Deo Christo famulantes persisterent monachi, statuit. 46 Vgl. C. Higounet. 47 So konstatiert Hildemar von Civate in seinem Regelkommentar aus der Mitte des 9. Jahrhunderts: Propterea dixit beatus Benedictus seniores dimittere, quia sunt talia refectoria in quibus ita sedent fratres propter multitudinem fratrum, ut ab abbate non possint videri, veluti sunt in Sancto Gallo (Hildemar, Expositio, c. 56, hg. v. R. Mittermüller, S. 522, hg. v. L. Tosti, S. 432). 48 Für St. Gallen wurde die Anzahl der Mönche für die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts auf 140–180 geschätzt und ein Rückgang auf die bekannten Werte von 868/69 und 895 konstatiert durch I. Müller, Altartituli, S. 131f.; ansonsten: Ders., Anfänge, S. 11–42, bes. S. 31; K. Schmid, Anselm, S. 85 mit Anm. 311; Ders., J. Wollasch, S. 378; K. Schmid, Mönchslisten, S. 615.

150

4.5 Schätzungen zur Konventsgröße vor 800 und nach 900 § 211 Für die Zeit unmittelbar vor 800 sind wir auf Schätzungen mit weniger Anhaltspunkten angewiesen. Durch den Aufbau der Lebendenliste von 800 nach dem Profeßalter und die anhand der Listen von 868/69 und 895 bestimmten Überlebensfunktionen besteht die Möglichkeit, die Eintrittsraten seit der Mitte des 8. Jahrhunderts zu schätzen (vgl. § 206). Addiert man diese Werte von 750 an auf, so erhält man für das Jahr 780 einen eher unterschätzten Wert von etwa achtzig. Zu diesen achtzig Mönchen, welche seit 750 eingetreten sind und zwischenzeitlich noch nicht verstorben waren, kämen jedoch noch jene hinzu, welche in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts eingetreten waren und bis dahin auch nicht verstorben waren. Da nach dreißig Jahren etwa 30 % eines Konvents noch leben, kämen bei einer Konventsstärke von sagen wir – 48 Mönchen um 750 noch fünfzehn Mönche zu jenen achtzig hinzu und der Konvent hätte schon einmal um 780 rund 95 Mönche umfasst, wäre dann zurückgegangen und hätte erst um 805 wieder diese Stärke erreicht. Jedenfalls läßt sich sagen, daß der Konvent um 780 schon einmal zahlreicher gewesen sein dürfte, als er es im Jahr 800 war. § 212 Betrachtet man den Verlauf der Konventsstärke von 780 bis 933, so ist festzustellen, daß der Konvent Mitte der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts schon einmal rund neunzig Mönche umfasst haben dürfte, dann im letzten Jahrzehnt wahrscheinlich unter achtzig fiel, sich bis 820 auf 120 Mönche vergrößerte und seit 860 auf 90 zurückging, wobei 884–886 nochmals versucht wurde, den Konvent wieder auf 120 Mönche zu vergrößern. Danach ist die Gemeinschaft bis 933 auf ungefähr 47 Mönche zurückgegangen. § 213 Dieser Rückgang ist wesentlich einschneidender als derjenige auf der benachbarten Reichenau, wo um die Mitte des 9. Jahrhunderts mit 134 Mönchen der Höhepunkt erreicht war, 940 nur noch 96 und zwischen 972 und 985 nur noch 76 Mönche gezählt wurden49. Sollte das Profeßbuch in der ersten Spalte von pag. XXI wie anzunehmen ist – alle Mönche aufführen, welche zwischen 933 und 948 eintraten50, so wäre der Konvent des Steinachklosters zur Mitte des 10. Jahrhunderts weiter auf 33 Mönche zurückgegangen. Zum existentiell bedrohlichen Niedergang kam es in Sankt Gallen jedoch erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts, als es neben dem Abt zeitweise nur noch einen einzigen Mönch gab51.

49 Wie Anm. 3, 4, 45; auch in Fulda ist im 10. Jahrhundert ein vergleichbarer Rückgang der Konventsstärke zu beobachten: 919: 107; 928: 142; 935: 116; 940: 84; 952: 79; vgl. O. G. Oexle, Mönchslisten, S. 674–680; insgesamt zur Entwicklung im 10. Jahrhundert vgl.: H. Fichtenau, Lebensordnungen, Bd. 2, S. 356–358. 50 Es handelt sich um fünfzehn Mönche, von denen der erste (Chunibert, Nr. 511) als letzter der hier behandelten Professen 933 erstmals bezeugt ist und der zuletzt angeführte Pernhart 947/48 als Subdiakon belegt ist (W 797); auf ihn folgt in der zweiten Spalte der 957 bezeugte Liutolt (W 804). 51 W. Vogler, St. Gallen, S. 1212, 1314f. (separat S. 42; 144f.). Schon 1282 bestand der Konvent nur noch aus 10 Mönchen (ebd. S. 1204 [34]); kurz vor Auflösung des Klosters hatte der Konvent 1769 jedoch wieder eine Stärke von 109 Mönchen (ebd. S. 1358f. [188f.]).

151

4.6 Aufbau des Konvents nach der Verweildauer der Mönche § 214 Nicht nur die Stärke des Konvents, sondern auch sein Altersaufbau läßt sich zu jedem Zeitpunkt zwischen 800 und 933 rechnerisch schätzen. Dabei ist die Verweildauer nicht mit dem Lebensalter gleichzusetzen, doch eine grobe Entsprechung wird es zu den meisten Zeitpunkten schon geben, sieht man von den zuletzt Eingetretenen ab, unter welchen naturgemäß auch die älteren Konversen zu finden sind. § 215 Zunächst seien hier die aus den Listen von 800, 868/69 und 895 exakt bestimmbaren Zugehörigkeitsdauern in Sechsjahresintervallen angeführt, um einen Eindruck von den Schwankungsmöglichkeiten zu geben: Tab. 7: Anteil der Altersgruppen am Konvent von Sankt Gallen nach der Verweildauer seiner Mönche in Sechsjahreskohorten Konvent von 800 Profeß Anteil

747–752 753–758 759–764 765–770 771–776 777–782 783–788 789–794 795–800

2,44 % 4,88 % 8,54 % 9,76 % 17,07 % 9,76 % 7,32 % 10,96 % 29,27 %

Konvent von 868/69 Profeß Anteil

Konvent von 895 Profeß Anteil

816–821 822–827 828–833 834–839 840–845 846–851 852–857 858–863 864–869

830–835 836–841 842–847 848–853 854–859 860–865 866–871 872–877 878–883 884–889 890–895

6,06 % 3,03 % 5,05 % 11,11 % 6,06 % 10,10 % 16,16 % 26,26 % 16,16 %

0,99 % 1,98 % 2,73 % 3,96 % 8,91 % 11,88 % 6,93 % 11,88 % 1,98 % 40,59 % 7,92 %

Legt man die Profeßraten der einzelnen Jahre zugrunde, so kann man mit der ermittelten mittleren Überlebensfunktion (für alle Werte von 868/69 sowie 895) folgende Schichtung ermitteln (siehe Graphik 6, S. 153). § 216 Die durchschnittliche Verweildauer beträgt für den gesamten Zeitraum 800–930 22,8 Jahre, für den Abschnitt 800–839 17,5, für 840–899 21,3 Jahre sowie für 900–930 27,4 Jahre. Nachdem sich der Konvent zunächst sichtbar erneuerte, veraltet er zwischen 816 und 848 gleichmäßig in zunehmendem Umfang, worauf nach einer Unterbrechung zwischen 864 und 882 eine weiterere Alterung einsetzt. Die Eintrittswelle von 884/85 verjüngt wegen der danach noch viel weiter zurückgehenden Konventsgröße diese Entwicklung nur kurzfristig. Anders ausgedrückt: der Überlebensfunktion läßt sich entnehmen, daß bei einem Konvent von gleichbleibender Größe 40 % der Mönche weniger als 19 Jahre im Kloster weilen. Doch war die Entwicklung zu keinem Zeitpunkt statisch: Bis 832 stellten die Mönche die Mehrheit, welche weniger als 19 Jahre im Konvent weilten, was nach 862 nochmals für zehn Jahre der Fall ist, dann aber lediglich aufgrund der Eintrittswelle von 884/85 für die letzten fünf Jahre des 9. Jahrhunderts nochmals erreicht wird. 152

Graphik 6: Die prozentuale Zusammensetzung des Sankt Galler Konvents 800–933 nach der Verweildauer seiner Mönche in Sechsjahreskohorten52

§ 217 Folgerungen aus diesen Befunden sind kaum zu ziehen, verbinden wir doch heute die Kreativität mit der Jugend und schätzen, daß ein lebendiger Konvent durch seine Ausstrahlung eine größere Anzahl von jungen Professen anzieht, welche wiederum das geistige Leben bereichern. Doch über die Hintergründe der Motive für den Klostereintritt sowie der Zulassung zur Profeß im 9. Jahrhundert sind wir zu wenig informiert. Es mag überraschen, daß nicht der junge Konvent des ersten Jahrhundertdrittels in Sankt Gallen die höchsten kulturellen Leistungen hervorgebracht hat, sondern der älteste Konvent überhaupt. 883 anläßlich des Besuchs Karls III.53 entstanden drei Werke Notkers (Liber ymnorum, Metrum de Vita S. Galli, Gesta Caroli) sowie die Casus S. Galli Ratperts. Doch war 882 der Anteil der unter 19 Jahre im Kloster Verweilenden auf 28 % gesunken, den geringsten Anteil im 9. Jahrhundert. Ratpert (Nr. 386) selbst war erst seit zehn, Notker (Nr. 331) schon seit 26 Jahren Mönch in Sankt Gallen. Doch entspricht diese Präponderanz der seniores dem, was der Benediktsregel selbst zu entnehmen ist: omnes iuniores prioribus suis omni caritate et sollicitudine oboediant (RB 71,4 vgl. 63,10ff.). 52 Der prozentuale Anteil der Sechsjahreskohorten ist additiv übereinandergelegt, die Linien geben in aufsteigender Folge die Kohorten an, die Punkte die für 800, 868/69 sowie 895 aus der Profeßfolge ermittelten Werte. 53 K. Schmid, Brüderschaften; J. M. Berger, S. 125–127, 227f.

153

4.7 Konsequenzen der wechselnden Alterszusammensetzung der Eintretenden auf die vorgelegten Schätzungen § 218 Die meisten der in den §§ 205–217 vorgelegten Zahlen und Graphiken stehen unter einem Vorbehalt, weshalb sie nur als Schätzungen angesprochen werden können: Sie sind vielfach aus den Eintrittsraten und einer Funktion berechnet, welche die unterschiedliche Altersverteilung der Eintretenden nicht berücksichtigt, wie sie aus dem Aufbau der Konvente von 868/69 und 895 erkennbar ist (vgl. §§ 201–204). Sollte es bei der Unterschiedlichkeit der Altersverteilung der Eintretenden jedoch einen Trend geben, wie er aus den Werten für 868/69 einer- und 895 andererseits erschlossen werden könnte, so wäre ein Teil der Ergebnisse zu korrigieren. § 219 Für die zuletzt vorgelegten Angaben zum Aufbau des Konvents nach seiner Verweildauer hätte dies zum Beispiel zwei Konsequenzen: Nimmt man die unterschiedliche Alterszusammensetzung der Eintretenden vor 868/69 und vor 895 als Trend, so wird die seit 840 einsetzende Erhöhung der durchschnittlichen aktuellen Verweildauer von 17,5 auf 21,3 Jahre als eine Folge eines Rückgangs der Eintrittszahlen indirekt auf die Abnahme des Anteils der erst im fortgeschritteneren Alter Eingetretenen (vor 868/69: ca. 40 %, vor 895 ca. 5 %) zurückzuführen sein und nicht einen Rückgang der Sterblichkeit bedeuten. Zum anderen sind auch die Proportionen zwischen neuen und alten Mönchen nicht mit denen zwischen jungen und bejahrten Mönchen zu vergleichen. Sollte der Anteil der erst im fortgeschrittenen Alter Eingetretenen tatsächlich zurückgegangen sein, so würde die Schichtung der Verweildauern zu 895 eher ein Bild von der tatsächlichen Altersstruktur bieten als die zu 868/69, in welchem der Anteil der erst vor kürzerer Zeit Eingetretenen sicherlich bedeutend höher wäre als der Anteil der jüngeren Mönche. § 220 Dies gilt auch für die Größenentwicklung des Konvents: Sollte es tatsächlich einen so bedeutenden Trend in der Abnahme des Anteils erst im fortgeschrittenen Alter eingetretener Professen geben, so entspräche die Konventsgröße vor 868/69 eher der Berechnung, welche sich bei Berücksichtigung der Überlebensfunktion dieses Jahres ergäbe, während die Konventsgröße im letzten Drittel des Jahrhunderts eher der Berechnung entspräche, welche sich bei Berücksichtigung der Überlebensfunktion für 895 ergäbe. Die festgestellte Abnahme des Konvents am Ende des 9. Jahrhunderts würde dann nicht mehr so stark ausfallen (98 statt 89 Mönche).

154

Tab. 8: Fiktive Konventsgrößen zur Demonstration der Auswirkung der jeweils angewandten Überlebensfunktion Zeit

801–829 830–869 870–898 900–933 934–948

Eintritte im Jahr

5,14 3,95 3,24 1,17 1,00

Stärke des Konvents bei konstanter Eintrittsrate und einer Verweildauer von 25,25 30,36 27,47 Jahren, entsprechend der Überlebensfunktion von 868/69 895 gesamt 129,79 99,73 81,81 29,54 25,25

156,05 119,92 98,37 35,52 30,36

141,20 108,51 89,00 32,14 27,47

§ 221 In welchem Maße sich solch ein Trend auf einzelne Berechnungen auswirken würde, kann kaum festgestellt werden, da er aus dem vorliegenden Datenmaterial nicht ausreichend quantifizierbar ist. Daß die aus den Werten von 868/69 und 895 gemittelte Überlebensfunktion für die hier vorgelegten Schätzungen keine schlechte Grundlage ist, zeigt sich jedoch daran, wie gut sich die mit ihr ermittelten Werte mit der Anzahl der zwischen 873 und 895 Verstorbenen im Nekrolog deckt54, oder auch daran, daß der Sankt Galler Klosterplan offenbar für so viele Mönche geplant war, wie rechnerisch auf dieser Grundlage zu seiner Entstehungszeit in Sankt Gallen anzunehmen sind (vgl. § 209). § 222 Trotz aller Unschärfen der vorgelegten Schätzungen kann zusammengefaßt werden, daß der Konvent im Untersuchungszeitraum (800–933) von rund 120 (erstmals erreicht 817) auf weniger als 40 Mönche zurückging, daß der zunächst große Anteil von erst im Alter eingetretenen Konversen nahezu verschwand, weshalb die durchschnittliche Verweildauer zwischen 868/69 und 895 von 25 auf 30 Jahre stieg. Keinesfalls bestätigen ließ sich die herkömmliche Anschauung von der Oblation als vorwiegender

54 Für die 56 Tage vom 21. XI. bis 24. XII. sowie vom 1. bis 20. I. lassen sich (aufgrund des Nachtrags N3 in csg 914) im Nekrolog des Kapitelbuches 15 Mönche auszählen, welche zwischen ca. 873 und 895 verstorben sind. Rechnet man diesen Wert auf das ganze Jahr hoch, so ist dabei zu beachten, daß die Sterblichkeit während des Jahres nicht konstant ist. Aus dem St. Galler Nekrolog des Kapitelbuches Csg 915 ergeben sich für die Monate folgende Werte (wobei fragmentarisch erhaltene Monate hochgerechnet wurden und hier kursiv angegeben werden): Januar 51, Februar 29, März 50 (wohl wegen der Fastenzeit), April 35, Mai 32, Juni 22, Juli 50, August 47, September 43, Oktober 47, November 39, Dezember 48; durchnittlich: 41,1; November-Januar liegen also 12 % über dem Jahresdurchschnitt. Berücksichtigt man dies, so erhält man für das ganze Jahr zwischen 873 und 895 87 Eintragungen. Dieser Wert kann mit den hier vorgelegten Schätzungen verglichen werden. Die Anzahl der Toten ist dabei die Größendifferenz des Konvents zuzüglich der Anzahl der zwischenzeitlich Eingetretenen. Für 873 ergaben sich aus der mittleren Überlebensfunktion 110 Mönche (vgl. Graphik 4), für 895 sind 101 Mönche bezeugt (W 697), demnach ging der Konvent um neun zurück, obwohl gleichzeitig 79 Professen neu aufgenommen wurden (Nr. 381–460). Die Schätzung läßt also für die Jahre 873–895 88 Todesfälle erwarten, was mit den sich aus dem Nekrolog ergebenden 87 Toten gut übereinstimmt. Im Nekrolog wurden in jener Zeit die Verstorbenen demnach recht vollständig verzeichnet.

155

Eintrittsform. Und entsprechend der sehr schwankenden Konventsgröße wandelte sich die Alterszusammensetzung der Gemeinschaft während des Untersuchungszeitraums beträchtlich, sodaß beispielsweise seit 910 die Mönche in der Mehrheit waren, welche schon länger als 24 Jahre im Konvent weilten.

156

5. Lehrer, Schüler, Schreiber

5.1 Lehrer und Schüler § 223 Glaubensvermittlung wird in vielen Traditionen als Verhältnis zwischen einem Lehrer und seinen Schülern dargestellt. Uns, die wir durch die allgemeine Schulpflicht eines weitgehend säkularen Staates und deren Institutionen geprägt sind, liegen andere Charakterisierungen näher, und daher mißverstehen wir vielfach Schultermini, mit welchen lediglich Vorgänge der Glaubensvermittlung bezeichnet werden sollen. So hatte selbstverständlich schon der Heilige Gallus »Schüler«1 und pflegte mit diesen conloquia de sanctis scripturis2, und auch Otmar, dem Gründer des Klosters, wird am Ende des 10. Jahrhunderts eine – sogar recht schulmäßige – Lehrtätigkeit zugeschrieben3. In diesem religiösen Sinn galt auch die Klausnerin Wiborada als Lehrerin des späteren Bischofs Ulrich von Augsburg4. § 224 Mit gleicher Vorsicht sind die Bestimmungen der Klosterregeln zu verstehen5. Das Constituenda est ergo nobis dominici scola servitii aus dem Prolog der Benediktsregel (v. 45) meint nicht eine Schule zum Zweck des Herrendienstes, sondern eine Schule, deren Inhalt der Herrendienst ist. Inhaltlich kann diese Schule im Herrendienst durch die Elemente des Eifers für den Gottesdienst sowie des Gehorsams und der Demut in der Gemeinschaft näher bestimmt werden6. Im Kloster als Schule übt die Gemeinschaft unter Anleitung Christi beziehungsweise dessen Stellvertreter, des Abtes (RB 2), welcher die geistliche Kunst lehrt (RB 4). Folglich ist es zunächst nicht ungewöhnlich, wenn drei Sankt Galler Äbte unseres Zeitraums, Grimalt, Hartmut und Hartmann, auch als Lehrer bezeichnet werden7, und es ist im Einzelfall zu prüfen, ob damit mehr als eine geistige Vaterschaft gemeint ist. § 225 Hier soll es darum gehen, ob es über jene Schule im Herrendienst hinaus, welche das gesamte Kloster ist und die man erst mit dem Leben abschließt, eine spezifischere Ausbil-

1 Man vergleiche etwa folgende Wendungen: … vocavit unum ex discipulis suis … (Vita S. Galli vetustissima c. 3, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 252, hg. v. I. Müller, S. 215), … praefatus alumnus viri Dei … (Wetti, Vita S. Galli c. 23, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 269). 2 Vita S. Galli vetustissima c. 3, hg. v. B. Krusch, S. 253, hg. v. I. Müller, S. 215); vgl. Walahfrid, Vita S. Galli c. 20, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 299. 3 Otmarum, puerum ex Alamannorum genere curiosae nutrientes atque iuxta doctrinam magistri Columbani disciplinam grammaticae artis seu ceterorum divinorum librorum eum erudientes, magistrum scolae constituerunt (Vita S. Magni Faucensis vetus [BHL 5162] c. 13 [3], hg. v. D. Walz, S. 132, hg. v. C. Suyskens, AASS September II, S. 742); zur Datierung und Einordnung: D. Walz, S. 59–72. 4 … divinis ab illa interdum verbis et exemplis instructus est paginis. […] Sic magistra praedurata discipulum […] contra ignem igne praeduraverat (Ekkehart IV., Casus c. 57 [5], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 124/26, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 214f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 107). 5 D. v. der Nahmer, S. 143–185. 6 W. Kalberer, S. 12; C. Mohrmann, S. 339f.; vgl. H. Lutterbach, S. 146–148. 7 »Im Abt des Klosters hat die Schule ihren Lehrer« (K. S. Frank, Kloster, S. 82).

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dung gab. Da die Sankt Galler Mönche Latein erst als »Vatersprache« (W. von den Steinen) lernen mußten, zumal wenn sie zum Teil bereits in kindlichem Alter Gott und dem heiligen Gallus im Akt der Oblation übertragen wurden (vgl. §§ 165–172, 204), war es nötig, daß man sie schulte, damit sie zumindest am liturgischen Dienst des Klosters teilnehmen konnten. Dies konnte mehr oder weniger institutionalisiert geschehen8. Eine regelrechte Schule mit Lehrern, Unterrichtsräumen und Stoffplan ist allein deshalb noch nicht anzunehmen. Grundlegend war sicherlich eine sprachliche Erziehung, da – soweit es nicht galt, das Schweigen zu wahren – die lateinische Sprache das gängige Idiom war. »In der Spracherziehung hauptsächlich vollzog sich die […] Einübung in das neue kollektive Dasein«9. Eine solche Mönchsbildung bedeutete vor allem die Einübung in ein Leben unter Beachtung der Regel, unter Züchtigungen, Zurechtweisungen und anderen Beurteilungen10, hatte aber nicht notwendigerweise mit allgemeiner Schriftlichkeit oder Klassikerlektüre zu tun. Es galt litteras meditari, nicht litteras discere, und für die Lehrer entsprechend litteras ostendere, nicht docere11.

5.2 Die »äußere Schule« des Klosters § 226 Während die Bildung zum Mönch, abgesehen vom lehrhaften Charakter der Vitenliteratur, in den Sankt Galler Quellen kaum thematisiert wird, ist die sonst kaum belegbare Schulung von Weltklerikern in einer »äußeren Schule« in Sankt Gallen um so auffälliger12. Zwar hatte das Aachener Konzil von 817 den Besuch der Klosterschule ausschließlich den Oblaten vorbehalten, um das Kloster mehr aus der Welt herauszunehmen13, doch ließ sich das Problem auch dadurch lösen, daß man für die Ausbildung von Weltklerikern eine »äußere« Schule einrichtete14. Eine solche läßt sich mit Sicherheit allerdings nur für Sankt Gallen nachweisen. § 227 Die ersten Nachrichten über sie finden sich unter den Miracula der Gallusvita, welche Walahfrid 833/834 bearbeitete. Insbesondere werden hierbei Schüler erwähnt,

8 Aus der reichen Literatur zum frühmittelalterlichen Schul- und Bildungswesen: F. A. Specht; É. Lesne, écoles; H. I. Marrou; M. L. W. Laistner; G. Glauche; J. Leclerq, Pédagogie; P. Riché, écoles; zur Frage nach dem Grad der Institutionalisierung vgl. E. Paul,Bd. 1, S. 144f. 9 D. Illmer, Totum, S. 455. 10 Eruditio enim regularis disciplinae in praeceptis eiusdem regulae custodiendis et in castigationibus et in increpationibus et in variis iudiciis constat (Smaragd, Expositio c. 60,2, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 303). 11 So D. Illmer, Formen, S. 13. 12 Zum Schulwesen in St. Gallen insgesamt vgl.: J. Neuwirth; G. Meier; W. Kalberer; J. M. Clark, S. 91– 124; É. Lesne, écoles, S. 394–413; L. M. de Rijck; P. Ochsenbein, Klosterschule; Ders., Lehren; C. Dette. 13 Synodi secundae Aquisgranensis decreta authentica c. 5: Ut scola in monasterio non habeatur nisi eorum qui oblati sunt (hg. v. J. Semmler, CMM 1, S. 474); vgl. c. 2: Ut nullus plebeius aut clericus secularis in monasterio recipiatur ad habitandum, nisi voluerit fieri monachus (ebd. S. 469). 14 R. Stachnik, S. 79; M. M. Hildebrandt, S. 95; vgl. P. Ochsenbein, Lehren,S. 136.

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welche nicht in der Klausur lebten und auch nur zum Teil später Profeß ablegten15. Die Unterkunft dieser klosterfremden Schüler befand sich bei der cella hospitum16. Eine dortige Unterbringung läßt sich durch urkundliche Belege sichern17. Für ihren Unterhalt mußten sie selbst aufkommen, was ärmeren Schülern den Besuch der Klosterschule unmöglich machte18. Bittbriefe um elterliche Unterstützung für den Besuch der Klosterschule dienten sogar als Schulübung19. Dabei geht es vielfach nicht nur um den eigenen Unterhalt, sondern offenbar nahmen auch die Lehrer an ihren Mahlzeiten Teil und hatten Geschenke zu erhalten20. Namentlich bekannt ist uns von den armen Schülern immerhin ein hereditarius servus: Balther von Säckingen, der spätere Bischof von Speyer (†986), Schüler von Notker Piperisgranum (Nr. 484). Er mußte aus materiellen Gründen schließlich die Schule verlassen und zog zunächst als gyrovagus nach Frankreich21. § 228 In der Regel wird der Aufstieg zum Bischof jedoch den vornehmeren Schülern vorbehalten gewesen sein, auch wenn nach der Schilderung Notkers Karl der Große hierauf gerade keine Rücksicht genommen haben soll22. Die Sankt Galler Klosterschule als »Elite15 Puer quidam, qui postmodum corpori eiusdem congregationis insertus haec eadem attestari solebat, cum adhuc primaevae aetatis flore gaudens inter scholasticos monasterii cuiusdam dominicae noctis solemniis interesset, quidam e vicino territorio mansionem eius irrupit, ipsiusque codicem et quaecunque inibi reperire poterat furatus, abcessit. Puer de basilica regressus, damnum quod illatum est largo fletu perdoluit (Walahfrid, Vita S. Galli, l. II c. 28, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Mer. 4, S. 330). 16 Qidam e numero scholasticorum ab eodem Otmari tumulo particulam cerae furto subtraxit. Regressus autem ad hospitium … (Walahfrid, Vita S. Othmari, c. 14, hg. v. I. v. Arx, MG SS 2, S. 46); dem entspricht die gemeinsame Erwähnung von scolasticis atque hospitibus bei Iso, Miracula S. Othmari l. I c. 8, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 50. 17 … et ego ibi in domum hospitum suscipiar et usque ad finem vitae meae ibi victum et vestitum habeam sicut primus illorum iuniorum … (a. 873, W 572). 18 In eodem monasterio inter scolasticos tunc temporis erat quidam puerulus, pauperculis licet parentibus oriundus, studio tamen discendi satis intentus. Cumque immatura morte utriusque parentis solatio nudaretur, quamvis cottidianum victum suis laboribus assidue quaeritaret, nequaquam tamen boni studii, etiam necessitate compellente, instantiam dereliquit (Walahfrid, Vita S. Galli l. II c. 38 [79], hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Mer. 4, S. 334, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 90). 19 Vgl. die einzelnen Stücke der allerdings späteren sog. St. Galler Schularbeit, hg. v. M. Goldast, MPL 132, Sp. 533–536, hg. v. J. Baechtold, Nr. 2–5, S. 191f. 20 Vgl. St. Galler Schularbeit c. 2 (1): Peto ergo, ut promissio vestra de remunerandis sudoribus magistrorum meorum ad effectum veniat (hg. v. J. Baechtold, S. 191, hg. v. M. Goldast, MPL 132, Sp. 533; ähnliche Bitten in den nächsten Briefen); sowie den Dialog zwischen einem Schüler und dessen Lehrer am Kochtopf in der St. Galler Handschrift Zürich, ZB, C 129, hg. v. J. Schwalm, in: Ders., S. 742f.; nach Ekkehart I. beschenkte Wiborada die Lehrer ihres Bruders (Nr. 483) mit Einbandhüllen: In quo etiam monasterio reverentissimis quibusdam patribus ad abvolvenda sacrorum librorum volumina propriis manibus decora solebat contextere linteamina (Vita S. Wiboradae c. 6 [5], hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 38f., hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 289f.; vgl.: Theodmar, Epistula ad Karolum regem c. 8: Concessum est etiam fratribus nostris manutergia habere […] ad codices, quos ad legendum suscipiunt, involvendos [hg. v. K. Hallinger, CCM 1, S. 172]); der spätere Bf. Salomo III. schenkte Notker Balbulus (Nr. 331) sogar einen Pelz (Notker, Formelbuch, Nr. 50 [B III], hg. v. K. Zeumer, MGH Form 1, S. 432f., hg. v. E. Dümmler, S. 80–82). 21 Balther v. Säckingen, Vita Fridolini c. 1, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Mer. 3, S. 354; W. Berschin, Offiziendichtung, S. 47f.; J. Duft, W. Berschin. 22 Notker, Gesta l. I c. 3: Karolus […] praecepit ad se venire pueros […] et offere sibi epistolas et carmina sua. Mediocres igitur et infimi praeter spem omnibus sapientiae condimentis dulcoratas obtulerunt; nobiles

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schule des Adels« zu bezeichnen23, dürfte dennoch die Sache verzeichnen. Es wird sich vielmehr um eine Schule gehandelt haben, welche vor allem von der Ostschweizer Donatorengemeinschaft des Steinachklosters beschickt wurde, und in welche gelegentlich auch Kinder von Abhängigen dieses Kreises aufgenommen wurden. Das Schulwesen des Gallusklosters hatte in dieser Umwelt schon früh Anerkennung gefunden. So berichtet Vadian von einer verlorenen Urkunde zugunsten der Klosterschüler aus der Zeit des Abtes Grimalt (841–872)24, und auch in späterer Zeit wurden für das alljährliche Osterfest nicht nur die Mönche, sondern auch die Schüler mit einer Stiftung von Brot und Wein bedacht25. § 229 Für sehr vornehme Schüler – die es auch gab – scheinen besondere Unterkünfte bereitgestellt worden zu sein26. Dort verfügten sie auch über eigenes Personal. Für den wohl bescheideneren Verhältnissen entstammenden Weltgeistlichen Hiddo (Nr. 483) erfüllte diese Dienste seine Schwester Wiborada27. Nachdem die vornehmeren Schüler die äußere Schule »durchlaufen« hatten, lassen sich einige in der Hofkapelle wiederfinden, und manche werden später auch Bischöfe. Bisweilen zeigen sie sich durch Schenkungen für ihre Ausbildung erkenntlich28, und hinter weiteren sonst nicht bekannten Mitgliedern der vero omni fatuitate tepentes praesentarunt. Tunc sapientissimus Karolus […] bene operatus ad dexteram segregatos his verbis alloquitur: »[…] Nunc ergo ad perfectum attingere studete; et dabo vobis episcopia et monasteria permagnifica, et semper honorabiles eritis in oculis meis.« (hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 3, hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 4, hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 324). 23 So: C. Dette, S. 9. 24 Die alten gabencharten meldend, das zuo des abtz [d. h. Grimalts] zeiten ein edelman in dem Turgöuw, mit namen Adalhart, und zu Ittingen gesessen, ein erlich gab an das closter zuo S. Gallen geben hab, damit die minderjärig jugend daselbst dester bass underhalten, erzogen und gelert werden möchte (Joachim v. Watt, Kleine Äbtechronik, hg. v. E. Götzinger, in: Ders., Deutsche historische Schriften, Bd. 1, S. 163). 25 […] sed omni anno in die resurrectionis dominicae iuxta consuetudinem loci minor panis et minor fiala cum vino fratribus quidem, pueris vero adhuc scolae deditis cyatus cum vino exinde prebeatur, modius unus tritici expendatur […] (W 2a13). 26 So berichtet Ekkehart IV. für den späteren Abt Salomo III., daß dieser Besucher der äußeren Schule als Gegenleistung für eine größere Schenkung annonam monachi et locum hospitis in refectorio haberet und ansonsten ein eigenes Haus auf dem Ira-Hügel bezog (Casus c. 3 [1], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 12, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 12f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 79). Auch für Wolvene, der jedoch vielleicht als Oblate dem Kloster übergeben wurde (Nr. 476), war eine besondere Unterkunft im freistehenden Altersquartier des verstorbenen Altabt Bernhards eingerichtet worden: mansionem etiam in monasterio consistens, quam abba Bernhardus habuit, anonamque, que uni monachorum debetur accipiam, duobusque servitoribus meis victus, sicut ceteris … (hg. v. O. P. Clavadetscher, in: Ders., S. 151f., vgl. ebd. S. 160). Vgl. ferner die Urkunde Gozberts (W 221), der dann bald Profeß abgelegt hat (Nr. 174). 27 … fratri suo Hittoni clerico apud coenobium S. Galli confessoris Christi tunc temporis in scolis agenti servire disposuit, cui diebus certis vestimenta et pleraque alia necessaria per fideles internuncios destinavit … (Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 6 (5), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 38, hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 289). 28 Kaplan Adelhelm (MGH D LdD 83), zugleich Kaplan Grimalts (MGH D LdD 87), später wahrscheinlich Bischof von Worms (874–890), überträgt 858 Besitz, welchen er von Ludwig dem Deutschen im Thurgau erhalten hatte (MGH D LdD 83), an St. Gallen (MGH D LdD 87; vgl. J. Fleckenstein, Hofkapelle, Bd. 1, S. 25, 172, 182, 184; M. Schaab, S. 129f.); Bf. Rupert von Metz (883–917) war ein Schüler des Notker Balbulus (Nr. 331), welcher ihm auch drei Stephanushymnen widmete, in seinem Prosimetrum schreibt er: nobilissimo atque scolasticissimo Ruodperto nuper in Metensis ecclesiae sede pontificatus honore sublimato … (Prosimetrum If., hg. v. W. Berschin, S. 97, hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 4,3, S. 1101); bevor er Bischof

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Hofkapelle, welche Sankt Gallen Schenkungen zukommen lassen, könnten ehemalige Klosterschüler stehen29. § 230 Neben den pastoralen und materiellen Motiven, welche für das Betreiben einer äußeren Schule maßgebend gewesen sein dürften, haben die Sankt Galler Mönche auch versucht, unter den Schülern der äußeren Schule neue Mitmönche zu gewinnen. Gelungen ist dies wohl bei Hiddo (Nr. 453), dem Bruder der Wiborada. Bei den späteren Bischöfen Waldo von Freising, Salomo III. und Ulrich von Augsburg waren diese Bemühungen jedoch vergebens, selbst wenn zugleich die spätere Abtswürde in Aussicht gestellt wurde30.

5.3 Die Schulen des Sankt Galler Klosterplans § 231 Auch der anläßlich des Kirchbaus von 830 für Sankt Gallen gefertigte Klosterplan31 kann als Quelle für die Schuleinrichtungen des Klosters dienen. Zwar wissen wir nicht, ob es sich um mehr als einen Vorschlag von der Reichenau handelt, doch hatte man sicher aus nachbarlicher Kenntnis heraus die Erfordernisse des Steinachklosters vor Augen. Der Plan geworden war, hatte er noch das Steinachkloster bedacht (MGH D K III 38); zum Brüderpaar Waldo und Salomo vgl. Fleckenstein, Hofkapelle, Bd. 1, S. 193f. und unten §§ 241–244; Salomo III. erinnerte sich positiv an den Schulbesuch … memor etiam iuxta insitam sibi benignitatem nutrimentorum ac disciplinae a fratribus ipsis exhibitae … (Konzept zu MGH D Arn 103, S. 151), und schenkte wiederholt an St. Gallen (MGH D Arn 165; MGH D LdK 38; W 761; MGH D K I 5; W 774); für Wolvene vgl. O. P. Clavadetscher, S. 160f., insbesondere MGH D K I 23. 29 Kaplan Liutprand (als solcher zuerst 888, † nach 895) überträgt Faurndau an St. Gallen (MGH D Arn 133; vgl. MGH Necrol. 1, S. 466); Paldinc schenkt die in MGH D LdD 165 genannten Güter 879 V 1 an St. Gallen (W 3a8); vermutlich gehen auch MGH D LdD 77 und MGH D Arn 37 auf eine Schenkung Otolfs an St. Gallen zurück, vgl. den Rückvermerk auf MGH D Arn 37: Arnolfus rex Otolfo de Tuzzilingas, prius aliena modo propria (hg. v. O. P. Clavadetscher, P. Staerkle, Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, Ergänzungsh. 2, S. 148). 30 Zu Ulrich vgl. Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 20 (17), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 58–60, hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 292; zu Salomo und Waldo vgl.: Notker, Formelbuch Nr. 41 [42], hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 424, hg. v. E. Dümmler, S. 52; Nr. 49 b, hg. v. K. Zeumer, S. 432. Nach dem Bericht Ekkeharts IV. (Casus c. 10 [1], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 34, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 36f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 82f.) soll Salomo III. unter Abt Bernhard (883–890) Mönch geworden sein. Da zu jener Zeit die Überlieferung des Profeßbuches vollständig ist und durch die Parallelüberlieferung gesichert wird, der spätere Abt allerdings fehlt, ist auch diese Nachricht Ekkeharts unglaubwürdig. W. v. den Steinen (Formelbuch, S. 99–115, bes. S. 114) hat darüberhinaus aus Versen Notkers an Salomo III. auf dessen Profeß geschlossen, doch muß diese m. E. nicht gemeint sein: Si non sponte venis, huc invitus retraheris / Et mercede carent vota coacta nimis (ICL 16030, Formelbuch c. 49 v. 9f., hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 431, hg. v. E. Dümmler, S. 80, hg. v. P. v. Winterfeld, MGH Poet. lat. 4, S. 345, hg. v. W. v. den Steinen, S. 139). 31 Die Datierung ergibt sich 1. aus der Translation der Sebastiansreliquien aus Rom im Jahre 826 (vgl. H. Nobel, S. 189; I. Müller, Altartituli, S. 155f.); und zweitens dem Baubeginn der Klosterkirche im Jahre 830 (Annales Sangallenses maiores ad. a. 830: Initium basilicae S. Galli, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 76, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 246). Einen Forschungsüberblick bietet: W. Jacobsen, Forschungen. An neuerer Literatur über den Klosterplan vgl.: Ders., Klosterplan; A. Zettler, H. Schlichterle; A. Zettler, Klosterplan; W. Berschin, Klosterplan.

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ist m. E. wegen Berücksichtigung der Konventsgröße (vgl. § 209), der Patrozinien, Altäre und Krypta, dem Stellenwert von Bibliothek und Skriptorium sowie eben auch der Schulgliederung als Plan für Sankt Gallen anzusehen. § 232 Als erstes sei hier östlich des Chores auf eine kleine Doppelkirche hingewiesen, welcher sich zu beiden Seiten jeweils ein claustrum anschließt. Das eine dient als Krankenhaus (infirmarium) der Mönchsgemeinschaft, für das andere findet sich als Beischrift: Hoc claustro oblati pulsantibus adsociantur. Die umgebenden Räumlichkeiten sind als refectorium, camera, mansio magistri eorum, infirmorum domus, dormitorium und pisalis bezeichnet32. Ein Kloster im Kleinen also, wie es als scola Dominici servitii (RB Prol. v. 45) im engeren Sinne besonders geeignet war. Dazu kommen ein eigenes Badehaus und eine eigene Küche. Ob diese Anlage nur für die Novizen oder auch für die Oblaten gedacht war, ist strittig, da die Beischrift nicht eindeutig genug zu sein scheint33. § 233 Das andere Schulgebäude befindet sich an der Nordseite der Kirche zwischen der Pfalz des Abtes und dem Haus für die besseren Gäste. Es entspricht nicht einer Klosteranlage, sondern besteht aus einem unterteilten Zentralraum, um welchen zwölf mansiunculae scolasticorum angeordnet sind. Beim Zentralraum findet sich die Aufschrift: Domus communis scolae, id est vacationis, welche das Gebäude als »allgemeines« oder »gemeinsames« Schulhaus im engeren Sinne bezeichnet34. Das Gebäude ist von einem Zaun umgegeben, von welchem es heißt: Haec quoque septa premunt, discentis vota iuventae35. An dieses Gelände schließt sich unter dem Trauf der Kirchennordwand die mansio capitis [sic!] scolae mit einer zweiten Kammer (eiusdem secretum) an36. Diesen nördlichen Schulbezirk erreichte man durch das nördliche Torhaus am Westabschluß der Kirche; dort heißt es: Exiet hic hospes vel templi tecta subibit discentis scolae pulchra iuventa simul37. Aus der Anzahl der zwölf Kammern und der Beischrift zum nördlichen Torhaus ist ersichtlich, daß es sich hierbei nicht um die Unterkunft für Lehrer38, sondern für Schüler handelt. Ihr(e) Lehrer wohnte(n) hingegen in jenen Räumen an der Nordwand der Kirche. 32 Klosterplan c. 108–112, hg. v. W. Horn, S. 54–56. 33 Erschwert wurde die Diskussion zeitweise dadurch, daß man im Klosterplan ein offiziöses Dokument der anianischen Reform sah, welche die Unterweisung von Nichtmönchen in Klöstern zu unterbinden suchte. Vgl. beispielsweise: W. Hafner, Klosterplan, S. 182–184; P. A. Quinn, Sons, S. 45–73; M. de Jong, Kind, S. 167–175. 34 Klosterplan c. 98, hg. v. W. Born, S. 48; vgl. die Auslegung von I Pt 2, 18: non tantum bonis et modestis, sed etiam discolis durch Beda: … Ait enim: »discolis«, indisciplinatis dicit, nomine ducto a Graeco eloquio, quia Graece scola vocatur locus in quo adolescentes litteralibus studiis operam dare et ad audiendos magistros vacare solent, unde scola vacatio interpretatur (Beda, In epistolas septem catholicas, hg. v. D. Hurst, CCSL 101, S. 241; die Stelle wird zitiert bei Smaragd, Expositio ad Prol. v. 45, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 48, sowie bei Hildemar, Expositio ad Prol. v. 45, hg. v. R. Mittermüller, S. 66). 35 Klosterplan c. 97, hg. v. W. Born, S. 48. 36 Klosterplan c. 60, hg. v. W. Born, S. 32; da W. Born und E. Born ihre Studien aufgrund des Faksimiles betrieben, entging ihnen, daß das Wort capitis hier wegretuschiert ist [!], sich aber gut lesbar auf dem Plan befindet, vgl. Farbtafel I bei: W. Jacobsen, Klosterplan; der durch die Retusche verursachte Fehler ist inzwischen zum Allgemeingut der Forschung geworden. 37 Klosterplan c. 62, hg. v. W. Born, S. 33. 38 H. Reinhardt, S. 13.

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§ 234 Abgesehen davon, daß es sich bei dem kleinen claustrum im Anschluß an den Ostchor um das Noviziat handelt, ist die Frage offen, ob die Oblaten nicht in dem Gebäude an der Nordseite der Kirche untergebracht waren, es sich also keineswegs um die »äußere Schule« handelt. Dafür, daß dort und nicht im Noviziat die Oblaten untergebracht werden sollten, wird von Wolfgang Hafner eine Stelle des Regelkommentar Hildemars angeführt, welcher vorsieht, daß die Oblaten, wenn sie 15 Jahre alt werden und verständig sind, nicht mehr der Aufsicht des Lehrers der Kinder unterstehen, sondern für ein weiteres Jahr einem der Brüder anvertraut werden39. Ob dieses Jahr allerdings überhaupt außerhalb der eigentlichen Klausur eigene Räume erforderte, ist fraglich. Ebenso ist es keineswegs unvorstellbar, daß erwachsene Novizen mit Oblaten zusammenlebten. Für die Annahme, daß hier die Novizen mitsamt den Oblaten untergebracht wurden, spricht hingegen der Umstand, daß sich das kleine claustrum für die Einübung in das Klosterleben zweifellos besser eignete als das zwischen unruhiger Abtspfalz und frequentiertem Gästehaus angeordnete Schulgebäude auf der Nordseite der Kirche. Außerdem wäre das kleine claustrum für die allenfalls zu erwartenden fünf Professen im Jahr40 reichlich groß ausgefallen41, wenn man hierbei ausschließlich an Novizen denkt, welche lediglich den Großteil ihres Probejahres hier verbrachten, und nicht auch an Oblaten, welche mehrere Jahre anwesend waren. § 235 Somit dürfte das Noviziat, abgeschirmt vom öffentlichen Bereich wie vom Wirtschaftsbetrieb des Klosters, als »innere Schule« anzusprechen sein, in welcher Oblaten und Novizen gemeinsam das Mönchsleben einübten. Dies schließt nicht aus, daß Teile des Sprachunterrichts oder der artes ihnen gemeinsam mit den anderen Schülern vermittelt wurden, genauso wie man sich bei der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste42 wie im Skriptorium vielfach begegnet sein wird43. § 236 Die »äußere Schule« hingegen liegt zwischen der Pfalz des Abtes und der Unterkunft für die besseren Gäste. Hier finden sich nicht die Voraussetzungen zur Einübung eines klösterlichen Gemeinschaftslebens: zwar gibt es Unterrichtsräume und Einzelunterkünfte, doch fehlen beispielsweise die eigene Kirche, eine Küche und ein Refektorium. Wahrscheinlich wurden die Zöglinge der »äußeren Schule« durch die domus hospitum versorgt. Darauf verweisen die oben erwähnten hagiographischen Berichte, welche diese Schüler bei der cella hospitum ansiedeln; dem entspricht, daß der Umgang mit den Gästen einen wesentlichen Bestandteil der Erziehung darstellte44.

39 Hildemar, Expositio c. 63, hg. v. R. Mittermüller, S. 582, hg. v. L. Tosti, S. 471f.; vgl. W. Hafner, Klosterplan, S. 184. 40 Vgl. §§ 192–194. 41 W. Horn (Ders., E. Born, Bd. 1, S. 313) hält die Anlage für 12–20 angehende Mönche konzipiert. 42 … eo quod non haberet scolasticum vel quemlibet concinendi peritum adiutorem … (Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 7 (6), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 42, hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 290). 43 Möglicherweise ist der Diakon Hartpert, welcher sich in Csg 260 nennt, kein Professe, sondern ein Besucher der äußeren Schule: Monachi Wichrammi [sc. Nr. 333] monitis Hartpertus ecce diaconus ornavit thecam hanc … (CMD CH 3, Nr. 847, S. 260); in welcher Beziehung der gleichnamige Schreiber und Diakon von W 521 zum Kloster steht, ist gleichfalls nicht bekannt. 44 Vgl. über die Oblaten Hildemar, Expositio c. 37: Deinde cum venerint hospites sapientes in monasterio, debet abbas unum vocare ex illis et probare isto modo: Vade et loquere cum hospite de cantu aut de compoto

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§ 237 Von der Existenz einer äußeren Schule berichtet Ekkehart IV. wiederholt, so anläßlich des durch einen Schüler verursachten Klosterbrandes von 937. Das Feuer soll vom Nordwind angefacht vom Haus der äußeren Schule auf die Kirche übergegriffen haben. Demnach hätte sich tatsächlich ein der domus communis scolae des Klosterplanes entsprechendes Gebäude auf der weltzugewandten Nordseite der Kirche beim Hartmutsturm befunden45.

5.4 Schüler der äußeren Klosterschule § 238 Vom Schulwesen in Sankt Gallen während des 9. und beginnenden 10. Jahrhunderts wüßten wir wenig, hätte es nicht eine solche Ausstrahlung entwickelt, daß auch namhafte Fremde nach Sankt Gallen kamen, um unterwiesen zu werden. Der erste »Schüler« in Sankt Gallen, von dem wir näheres erfahren, gehörte nicht zu den dortigen Mönchen. Es war Ermenrich von Ellwangen46, der spätere Bischof von Passau (866–874), bekannt durch seine unglückselige Rolle im Streit um die Slawenmission, welcher hier zwischen 849 und 855 »unterrichtet« wurde. Ermenrich war schon Mönch in Ellwangen, hatte wahrscheinlich bereits zwischen 822 und 826 Unterricht in Fulda und begegnet seit 833 in der Hofkapelle, wo er mit Abt Grimalt bekannt wurde. Das Steinachkloster besuchte er auf dessen Einladung bald nach dem Tod seines anderen »Lehrers« Walahfrid († 849), bei welchem er zuvor auf der Reichenau weilte47. In seiner Epistola ad Grimaldum (vor 855) bietet er neben einem System der Wissenschaften (c. 7) und zahlreichen anderen Brocken unterschiedlichen Schulwissens (c. 2–25) auch Proben für eine metrische Gallusvita (c. 29, 31– 34). In den dazwischen liegenden Teilen (v. a. c. 27) rühmt er Engilbert (Nr. 238), Rihpert (Nr. 210) und Hartmut (Nr. 235) als docti und außer Grimalt auch Gozbert als magister (Nr. 174). Einige andere erwähnt er aufgrund ihrer besonderen Askese (Nr. 80, 99, 169, 238) oder Kunstfertigkeit (Nr. 158, 169, 210). Ob aus diesen Äußerungen auf einen Schulbetrieb im engeren Sinne geschlossen werden kann, ist fraglich. Berücksichtigt man das fortgeschrittene Alter des Verfassers und seine »Studien« in Fulda und auf der Reichenau, so hanvel de grammatica seu etiam de aliqua arte rationabiliter atque honestissime. Postea vero debet ipse prior quasi non videns diligenter attendere et videre, utrum honeste aut verecunde locutus fuerit cum hospite, et qualiter aspicit in conspectu hospitis, ne passim aspiciat, sed solummodo hospitem. Post discessum vero hospitis debet illum prior admonere, ubi negligenter interrogavit vel respondit aut reverenter aut nimis timide vel cum laetitia locutus est, ut possit postmodum ad potentes reddere responsum (hg. v. R. Mittermüller, S. 418, hg. v. L. Tosti, S. 346); vgl. A. Nitschke, S. 15; für St. Gallen vgl. Gunzo, Epistola aud Augienses c. 2–3, hg. v. K. Manitius, MGH Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 2, S. 22f. 45 Tegulas disiectas cum igne aquilo capuit et in turris cuiusdam culmina aecclesiae S. Galli proxime volantes portavit. Erat turris ipsa ab Hartmoto quondam ad hoc ipsum ignis discrimen tribus muri obvoluta tegminibus … (Casus c. 67 [6], hg. v. H. F. Haefele, S. 142, 144, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 241, hg. v. I. v. Arx S. 112); vgl. G. Meyer v. Knonau, ebd., Anm. 241 sowie M. M. Hildebrandt, S. 101. 46 E. Dümmler, Ermenrich, insbes. S. 481 f.; W. Forke; D. Walz, S. 59–62. 47 … iussisti me de Auvanensi coenobio ad monasterium S. Galli commorandi et discendi gratia proficiscere, ibique a fratribus honorifice receptum aliquandiu commorari (Ermenrich, Epistola c. 27, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 564).

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delte es sich hier nicht um einen Schüler im engeren Sinne. Eher hat man den Eindruck, er bewerbe sich mit seiner Epistola nicht nur um den Auftrag, eine metrische Gallusvita zu dichten, sondern auch darum, selbst als Lehrer anerkannt zu werden. Dennoch war er nach seinen Worten discendi gratia von Grimalt nach Sankt Gallen eingeladen worden. § 239 Ermenrich war nicht der einzige »Schüler« Grimalts. Nach Notker wurde Grimalt selbst an der Hofschule angeblich noch von Alkuin (†804) erzogen48, anschließend war er Schüler auf der Reichenau, und nachdem er 824 an den Hof zurückgekehrt war, unterwies er dort neben seiner Tätigkeit in den tabularia regum49 bald selbst. Mönch geworden ist er nie50. Walahfrid widmete ihm, seinem Lehrer, einige Schriften, darunter bald nach 829 den Hortulus, wo er ihn mit seinen Schülern während einer Pause im Garten vorstellt51. § 240 Von den meisten Mönchen wissen wir nicht, wer ihre Lehrer waren. Die Angaben Ekkeharts IV. führen vielfach in die Irre52, sodaß sich nur sagen läßt, daß der um 858 eingetretene Notker Balbulus (Nr. 331) neben dem um 837 eingetretenen Werinbert (Nr. 257) die erst sechs Jahre vor ihm eingetretenen Mönche Iso (Nr. 299) und Marcellus (Nr. 300) als seine eigentlichen Lehrer nennt53. § 241 Besser als Ermenrich kennen wir zwei Brüder, welche beide in Sankt Gallen erzogen wurden, aber nie eingetreten sind. Der ältere, Waldo, wurde Bischof von Freising, der jüngere, Salomo, dritter Bischof dieses Namens von Konstanz und Abt in Sankt Gallen. Zumindest den älteren hat noch sein Großoheim, Bischof Salomo I. (†871), dem Kloster Sankt Gallen zum Unterricht übergeben, nicht ohne ihn vorher geschoren und damit zum Kleriker gemacht zu haben. In Sankt Gallen hat er ihn einem bestimmten Mönch anvertraut, religiosissimo omnique vigore et industria plenissimo viro54. Diese wohl von Notker Balbulus (Nr. 331) überarbeiteten Aussagen in den von ihm zusammengestellten Formulae Salomonis werden kaum ein Selbstlob darstellen, zumal er selbst erst um 858 in das Kloster eintrat, sondern auf einen anderen, erfahreneren Mönch zu beziehen sein55, welcher 878

48 Apud quem [sc. Albinum] et domnus meus Grimaldus primo in Gallia post vero in Italia, liberalibus est disciplinis imbutus … (Notker, Gesta l. I c. 8 [9], hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 11, hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 332, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 7); vgl.: D. Geuenich, Grimald, S. 56–58; abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit der Zeitangaben zog sich Alkuin im übrigen schon 796 vom Hof nach Tours zurück. Ein späterer Besuch der Hofschule scheint jedoch gesichert (vgl.: Ermenrich, Epistola c. 1: …, qui a primo aetatis flosculo inter aulicos beatorum augustorum decentissimos enutritus es, … hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 536). 49 De imagine Tetrici v. 227, hg. v. E. Dümmler, MGH Poet. 2, S. 377. 50 Vgl. § 369 Anm. 225. 51 Entstanden nach 829, hg. v. E. Dümmler, MGH Poet. 2, S. 349f.; außerdem widmete er Grimalt die Visio Wettini, hg. v. E. Dümmler, MGH Poet. lat. 2, S. 301; auch Ermenrich bezeichnet Grimalt als Lehrer Walahfrids: … beatus Walahfredus tibi notissimus, quem etiam tu ipse ut peritus cathegeta peritum sophistam enutristi … (Epistola c. 28, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 5, S. 566). 52 Vgl. z. B. §§ 246–259. 53 Zu Werinbert vgl.: Notker, Gesta l. II Praef. c. 34 [33], hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 48, hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 374, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 32; zu Iso und Marcellus vgl.: Notker, Liber ymnorum, Prooem., hg. v. W. v. den Steinen, S. 8, 10. 54 Notker, Formelbuch, Nr. 24 (25), hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 410, hg. v. E. Dümmler, S. 28f. 55 W. v. den Steinen, Formelbuch, S. 104.

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noch am Leben war, als diese Schilderung so oder ähnlich in einem Empfehlungsschreiben Salomos II. an Witgar von Augsburg formuliert wurden56. Zwar war Notker in der Art eines Mentors mit der Erziehung der Brüder betraut, doch ihr eigentlicher Lehrer war er kaum57. Daß er sich vielfach als alt und hinfällig darstellt, ist eher als literarisches Spiel und Reflex auf eine Sprachstörung denn als Darstellung eines größeren Altersunterschiedes zu seinen Schülern zu verstehen58. § 242 Über Waldos Leben in Sankt Gallen bis 878 heißt es im Empfehlungsschreiben Salomos II. an Witgar von Augsburg weiter: sub artissima disciplina et custodia litterarum studiis monasterialibusque rudimentis insistens vitam suam, ut credo spero et confido, hactenus servavit inlaesam. Demnach waren dem Onkel neben dem studium litterarum Zucht, Mönchsleben und Reinheit genauso wichtige Ziele der »Klosterschule«. Und auch zu Witgar von Augsburg wird er geschickt, damit er vor allem seine Lebensweise weiter vervollkommnet, insbesondere im Umgang mit Menschen unterschiedlichster Herkunft59. Aus einem zwei Jahre später entstandenen Schreiben Notkers an die Brüder lernen wir das studium litterarum besser kennen. Es reicht vom Schreiben und der Grammatik, welche zum richtigen Beten befähigt, zu den in Zukunft durchzunehmenden Gebieten der Rhetorik und Dialektik, der Geographie und Astronomie, um schließlich mit der Auslegung der Heiligen Schrift seine Krönung zu finden. Dies alles will ihnen nun Notker selbst vermitteln, der sie auf seinen Wissenstand zu bringen bereit ist und ihnen auch die Richtung darüberhinaus weisen will60.

56 Nach Ekkehart IV. wäre auch nicht Notker, sondern ein Ruadker (vgl. Nr. 80 bzw. 126, 396) der geistige Vater des jüngeren Bruders, Salomo III., gewesen (Casus c. 5, 10 [1], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 18–23, 35f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 80–83, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 24f., 34). 57 So macht sich Notker wegen Mängel im Unterricht der beiden Sorgen: … ne domnus episcopus et mihi et magistro meo et, quod prae omnibus meae sollicitudini gravissimum est, vobis domnus episcopus indignaretur (Formelbuch Nr. 43 [44], hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 426, hg. v. E. Dümmler, S. 57); er selbst bezeichnet sich ebd. als adoptulus frater (Nr. 28 [29], hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 412, hg. v. E. Dümmler, S. 33). 58 … balbus, edendatus et ideo blaesus vel, ut verus dicam, semiblaterator … (Notker, Formelbuch Nr. 28 [29], hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 412, hg. v. E. Dümmler, S. 33); vgl.: … ego partim morbo, partim senio iam edentulus, caeculus et tremulus tam in superioribus quam in inferioribus digitis … (Notker, Prosimetrum If., hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 4,3, S. 1101, hg. v. W. Berschin, S. 97); weitere Belege und Interpretation bei W. v. den Steinen, Notker, Darstellungsband,S. 519f.; G. Misch, Bd. 2,2, S. 454f.; G. Habermann. 59 … ut vestram vitam et vos primis miretur ab annis, mansuetudinem vigore decoratam, doctrinam operibus commendatam, austeritatem dulcedine temperatam, taciturnitatem modestam, locutionem utilem vel necessariam, victus et somni parcitatem, mediocritatem vestitus, ieiuniorum et orationum per dies et noctes instantiam, largitionem elemosinarum, susceptionem hospitum, solamen lugentium, peregrinis et egentibus, plebibus et clero, monachis et virginibus, viduis et orphanis, comitibus et regibus, servis et liberis, coniugibus et continentibus, mediocribus et maximis, Iudaeis et gentilibus vos unum omnia perdiscat effectum (Notker, Formelbuch Nr. 24 [25], hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 410, hg. v. E. Dümmler, S. 28). 60 Nisi quia indignor seu potius doleo, quod tanto tempore lacte vel postius solido cibo nutriti iterum egeatis instrui, quae sint elementa et qualiter ea coniuncta syllabam, syllabae vero connexae dictionem, dictiones vero ordinatae compositae intelligibilem perficiant orationem: cum ei discendi diuturnitate et aetatis maturitate ad hoc pervenisse debueritis, ut de difficillimis grammaticae artis quaestionibus disputare, de dialecticae

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§ 243 Doch geht es Notker nicht nur um das Rezipieren der Überlieferung61, von welchem es für ihn sogar zuviel geben kann, sondern er fordert seine Schüler auf, auch selbst zur Feder zu greifen, um mit ihm in einen Briefwechsel zu treten oder an einer Dichtung zu Ehren des heiligen Gallus mitzuwirken62. Entsprechend kennen wir eindrückliche Gedichte seiner Schüler Salomo und Hartmann (Nr. 366)63. § 244 Wieder fünf Jahre später gibt Notker auf Anfragen des nicht mehr im Kloster weilenden Salomo eine kommentierte Bibliographie der wichtigsten Kirchenschriftsteller. In dieser Notatio erfahren wir gelegentlich, was tatsächlich durchgenommen wurde. Natürlich wird in dieser Auswahl nicht der Schulstoff aufgezählt, doch zeigt sie die Spannweite des Angeeigneten. Auswendig gelernt wurden neben den Disticha Catonis christliche Epiker (Iuvencus, Sedulius) sowie die Ambrosianischen Hymnen64. Darüberhinaus bedurfte es für die lectio divina neben Disziplin und Ausdauer besonders der Demut65. In dieser Haltung wurde dann offenbar noch im Unterricht die Apokalypse gelesen, unter Heranziehung der Kommentare von Hieronymus, Augustinus und angeblich auch Gregors des Großen66. tendiculis astuto et celeri pede elabi, de invectionibus rhetoricae victores exire, de regionum situ quaerere, de cursu planetarum vario scitari, de stellarum effectibus admirari, de invisibilibus et supercaelestibus aliquid novi iugiter audire pro ludo et iocunditate nimia duceretis, de legis et prophetarum obscuris enigmatibus quiddam cotidie vel solvendum vel etiam ceteris ignotum proponeretis, ut, si nos ea sciremus, pariter ea sciretis et vos, si autem ne sciremus ad potioris scientiae personam referremus … (Formelbuch Nr. 41 [42], hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 423, hg. v. E. Dümmler, S. 51). Für Notker war Wissenschaft eine Voraussetzung für die Verehrung Gottes: … et studia litterarum ubique propemodum essent in oblivione ideoque verae deitatis cultura teperet … (Gesta l. I c. 1, hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 1, hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 321, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 1). 61 Einen detaillierteren Überblick über den Unterrichtsstoff in St. Gallen bieten: G. Meier, S. 99–119; J. M. Clark, S. 97–124; L. M. de Rijck; G. Glauche, S. 25f., S. 56–61, 83–89; P. Ochsenbein, Lehren, S. 137–142. 62 Quid prodest temet studiis librorum / Tam brevis vitae morulas dicasse / Corpus ac fractum macerasse tantum, / Si nihil audes? (Notker, Prosimetrum I b [Ia 1], hg. v. K. Strecker, MGH Poet. 4,3, S. 1098, hg. v. W. Berschin, S. 94). Quod si omnes scriptores eccclesiasticos scire desideras, inani labore tabescis, cum hodieque et usque in finem saeculi non desint, qui utilia scribere possint (Notker, Notatio, hg. v. E. Rauner, S. 65, hg. v. E. Dümmler, S. 73). … ut prosas orationes et strophas versuum congruas absque retractatione et dilatione texere curetis … (Notker, Formelbuch Nr. 46 [47], hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 429, hg. v. E. Dümmler, S. 62). 63 Vgl. P. Stotz, Dichten; nach P. Stotz seien Schuldichtungen in St. Gallen erst in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts belegt (S. 5), doch werden hier das Prosimetrum de vita S. Galli, einige Gedichte des Formelbuches und zahlreiche Schreiberverse übersehen. Schon in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts gehörte Verskunst sicherlich zu den Bildungsinhalten in der St. Galler Klosterschule. 64 Notker, Notatio, hg. v. E. Rauner, S. 65, hg. v. E. Dümmler, S. 73. 65 Cuius [sc. S. Hieronimi] si volueris esse discipulus, fastidium, quod tibi de librorum taedio coaluit, reicere debebis, ut ferventissima lectio ferventi congruat discipulo (Notker, Notatio, hg. v. E. Rauner, S. 59, hg. v. E. Dümmler, S. 65) … nusquam tamen periculosius erratur, nisi reverentissima humilitate discatur (ebd., hg. v. E. Rauner, S. 61, hg. v. E. Dümmler, S. 68). 66 … quam revelationis beati Iohannis. Cuius tamen expositionis Augustinum, Hieronimum et Gregorium seminaria noveris, … (Notker, Notatio, hg. v. E. Rauner, S. 62, hg. v. E. Dümmler, S. 69); ein Apokalypsenkommentar Gregors ist unbekannt, doch ist mit dem letzten Titel folgende Eintragung des Breviarium librorum zu vergleichen: Expositio Primasii in apocalipsim libri V et glosulae Gregorii in apocalipsim spiritalis intellegentiae in volumine I (hg. v. P. Lehmann, MBK 1, 77,68).

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§ 245 Der prominenteste Schüler während unseres Zeitraums war vermutlich Ulrich von Augsburg. Von ihm heißt es in der Vita S. Wiboradae Ekkeharts I. (Nr. 509), ad scolam causa doctrinae venit in monasterium. Demnach wäre es für ihn möglicherweise nur um die Lehre gegangen, nicht um die Lebensform, wie er ja auch trotz Drängen der Mönche in Sankt Gallen keineswegs Profeß abgelegt hat67. Doch heißt es in seiner wenig später in Augsburg von Gerhard verfaßten Vita: tractaverunt [sc. parentes Uodalrici], ubi vitam religiosissimam et docendi studiosissimam invenire potuissent. Acceptoque consilio commendaverunt eum ad S. Galli monasterium, quia ibi nobilium Dei servorum multitudo et religiositas discendi docendique studium tunc temporis habebatur. Dort wurde er in die Obhut eines Mönchs gegeben, cuidam religioso viro grammaticae artis edocto68. Demnach ging es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um die Einübung einer religiösen Lebensform, selbst wenn der Schüler keineswegs für das Klosterleben bestimmt war.

5.5 Sankt Galler Mönche als Lehrer und Schüler § 246 In den Berichten über die auswärtigen Schüler Sankt Gallens begegnet uns auch das Wirken der Sankt Galler Lehrer. Über die eigentlichen Sankt Galler Schüler, die Oblaten und Novizen, sind wir hingegen kaum unterrichtet. Daß sie schulmäßig zusammengefaßt waren, kann man den Miracula der Vita S. Wiboradae Ekkeharts I. entnehmen69. Ansonsten sind wir fast ausschließlich auf Berichte Ekkeharts IV. angewiesen, deren Stimmigkeit an der rekonstruierten Profeßfolge kontrolliert werden kann.

5.5.1 Die Mitschüler Salomos III. § 247 Daß Ekkehart IV. »Persönlichkeiten aus verschiedenen Generationen irrig in die gleiche Linie gesetzt« hat, bemerkte schon G. Meyer von Knonau bezüglich des Berichtes des Chronisten, nach welchem Notker, Tuotilo, Hartmann und Ratpert parallel zu Salomo III. durch Iso in der Sankt Galler Klosterschule unterrichtet wurden70. Der Widerspruch ist

67 c. 19 (17), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 58, hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 292. 68 Gerhard, Vita S. Oudalrici c. 1, hg. v. G. Waitz, MGH SS 4, S. 386, hg. v. H. Kallfelz, StGA 22, S. 54; dort wird Waning (Nr. 453) als sein Lehrer genannt, in einer anderen Überlieferung Hartmann (Nr. 366; Ekkehart IV., Casus c. 57 [5], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 124; hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 212, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 107), was sich nicht ausschließt. 69 Quidam iuvenis monachus in venerandi patris nostri Galli congregatione Oudalricus nomine sub scolari disciplinae degebat … (Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 39 [35], hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 92, hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 296). 70 Salomonis tertii parentes cum essent clari et inlustres, ipsum Isoni S. Galli monacho, tunc temporis doctori nominatissimo, tradunt erudiendum et clericatui initiandum. Quem adprime, ut aiunt, ipse erudierat; sed et Nokeri, Tuotilonis, Ratperti, Harthmanni commonachorum statui praetulerat et delicatius quasi canonicum educaverat. Creverant tamen inde clandestine inter summae indolis condiscipulos invidiae, …. (Ekke-

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offenkundig, da Iso (Nr. 299) bereits 871 starb, können Tuotilo (Nr. 385) und Ratpert (Nr. 386), die erst um 873 eingetreten sind, nicht zu seinen Schülern zählen. Sollte Salomo tatsächlich erst in der Mitte der siebziger Jahre nach Sankt Gallen gekommen sein71, so wäre dies auch für ihn nicht vorstellbar, wohingegen beide Mönche durchaus seine Mitschüler gewesen sein mögen. Einer früheren Generation gehörten jedoch sicherlich Hartmann (Nr. 366) und Notker (Nr. 331) an, welche schon vor 865 bzw. vor 858 nach Sankt Gallen gekommen waren. Von ihnen beschäftigte sich Notker selbst mit der Erziehung des späteren Bischofs, wofür das Formelbuch ein schönes Zeugnis bildet. § 248 Ratpert (Nr. 386) hat man in der Literatur ein höheres Alter zugeschrieben, als es sich hier nachweisen läßt, was jedoch auf einer Konjektur Ernst Dümmlers beruht, der in der Epistola ad Grimaldum (um 850) den Namen des uns kaum bekannten Dichters Rihpert durch denjenigen Ratperts ersetzte72. Ratpert soll allerdings nach Ekkehart IV. im Jahre 876 beim Turmsturz des Wolo (Nr. 352)73 ein Vertrauter von Notker gewesen sein, was gleichfalls unwahrscheinlich ist, da er erst zwei Jahre zuvor in Sankt Gallen eingetreten war74.

5.5.2 Wer war der junge Hartmann ? § 249 Aufgrund der Angaben Ekkeharts IV. besteht Uneinigkeit, wieviele Mönche des Namens Hartmann es in Sankt Gallen gegeben hat und wer unter ihnen als Dichter in Frage kommt. Als extremste Position sei hier die Meinung von Elsanne Gilomen-Schenkel über Hartmann den Abt aufgeführt: mit den beiden etwas jüngeren Dichtermönchen gleichen Namens sei er nicht identisch75. § 250 Läßt man die Nachricht Ekkeharts IV. in dessen Vorrede zu Notkers Metrum de vita S. Galli zunächst beiseite, Hartmann, der Mitverfasser des Balbulus, sei während der Arbeit an diesem Prosimetrum (bald nach 88376) gestorben und ein Neffe des späteren Abtes und hart IV., Casus c. 1 [1], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 18, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 3–6, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 78); das Zitat S. 5 Anm. 16. 71 U. Zeller, S. 61ff.; W. v. den Steinen, Formelbuch, S. 110. 72 Vgl. z. B. F. Rädle, Ratpert, VL2, Bd. 7, Sp. 1032. Die Konsequenzen dieser unglücklichen Konjektur bemerkte schon W. v. den Steinen (Notker, Darstellungsband, S. 522–524), der jedoch ersatzweise annimmt, Ratpert sei gleichzeitig mit Notker in das Galluskloster gekommen. Auch P. Stotz, (spes, S. 16) zählt ihn zur selben Generation wie Notker. 73 Vgl. H. F. Haefele, Wolo. 74 Ekkehart IV., Casus c. 44 (3), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 100, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 156, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 100. 75 E. Gilomen-Schenkel, Hartmann von St. Gallen, LMA, Bd. 4, Sp. 1944. 76 Der einzige Anhaltspunkt für die Datierung im Prosimetrum de vita S.Galli ist der Hinweis auf die Neubesetzung des Metzer Bischofsstuhl durch den St. Galler Klosterschüler Rupert im Jahre 883: Prosimetrum I f: … nobilissimo atque scolasticissimo Ruodperto nuper in Mettensis ecclesiae sede pontificatus honore sublimato … (hg. v. W. Berschin, S. 97, hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 4,3, S. 1101); hierzu: Regino von Prüm, Chronicon ad. a. 883: His etiam diebus Ruotbertus presul ab eodem archiepiscopo Ratbodo in Metensi ecclesia consecratur X. Kal. Mai. (hg. v. F. Kurze, MGH SS rer. ger. 50, S. 120). Daneben erwähnt Notker noch sein Prosimetrum (quod de vita S.Galli elaborare pertinaciter insisto) im Widmungsschreiben des Liber ym-

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Mitschüler Notkers gewesen77, so läßt sich aufgrund des Profeßbuches und seiner Parallelüberlieferung zu drei Trägern dieses Namens folgendes sagen: § 251 Drei Nekrologeinträge der anlegenden Hand des Kapitelbuchs Csg 915 von 955 können als Ausgangspunkt dienen, um hinter die Angaben Ekkeharts IV. Licht zu bringen78. Von diesen ist lediglich derjenige zum Tod des gleichnamigen Abtes am 21. September 925 durch nähere Angaben eindeutig identifiziert. Des weiteren findet sich der Todestag eines Priestermönches zum 21. August und eines nicht näher bezeichneten Hartmanns zum 16. Dezember. Der letzte Eintrag ist dadurch näher bestimmbar, daß er zu jener älteren Schicht gehört, welche in Csg 914 für die Tage vom 21. November bis zum 20. Januar nachgetragen wurde, was vor 876 geschehen ist79. § 252 Verbindet man diese Namen mit den drei zwischen 800 und 933 eingetretenen Trägern dieses Namens im Profeßbuch und seiner Paralellüberlieferung, so steht zunächst fest, daß Hartmann der Abt nur jener in der vom ganzen Konvent bezeugten Urkunde von 895 (W 697) als einziger Träger dieses Namens aufgeführte Diakon (Nr. 366) sein kann. Ein Mitschüler des Notker Balbulus, wie Ekkehart IV. in der Vorrede zu dessen Metrum de vita S. Galli will80, kann dieser um 864 eingetretene Mönch also kaum sein, allenfalls käme ein Lehrer-Schülerverhältnis zwischen Notker und Hartmann, dem späteren Abt, in Betracht81. § 253 Nach Ekkehart IV. sei während der Arbeit am Prosimetrum dessen gleichnamiger Neffe gestorben. Da um 883 am Prosimetrum gearbeitet wurde, wäre von dem hier gemeinten Hartmann zu fordern, daß er als dann verstorben, nicht mehr in der Urkunde von 895 (W 697) aufgeführt würde. Dies trifft auf die beiden anderen Namensträger des Profeßbuches zu, von denen der frühere (Nr. 219) jedoch als verstorben schon nicht mehr bei der Eintragung des späten Grimaltkonventes in den Liber vitae der Abtei Pfäfers im Jahr

norum an Liutward von Vercelli (hg. v. W. v. den Steinen, S. 10), dessen Datierung von der hier behandelten Stelle abgeleitet wird, aber sicherlich vor der Absetzung Liutwards im Jahre 887 anzusetzen ist. 77 Ipse [sc.Notkerus] enim Hartmanni condiscipuli sui, post abbatis nostri, Hartmannum, nepotem cum doctrinis ad unguem provehens unice nobilitasset, huius operis priorem cum ipso alternaverat partem. […] Obiit tandem Hartmannus ipse opere quidem, quod simul egerant, non explicito; de quo utique plura insignia, si vacaret scribere, supererant. Nam inter alia quae fecit memoriae digna sanctum Udalricum Wiboradae nostrae, ut et alibi scriptum est, adoptivum in hanc, qua nunc praepollet, initians sanctitatem et gloriam ipse docuit et in eo S.Galli nomen et locum amplissime decoravit. Eo autem viam patrum ingresso item dominus Notkerus Ratpertum patruelem suum et Ratperti condiscipuli sui nepotem amborumque discipulum in opus assumpserat reliquum (hg. v. W. Berschin, S. 91f.; hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 4, S. 1095). Auch für die Existenz eines jüngeren Ratperts fehlen jegliche weiteren Zeugnisse. 78 So schon W. v. den Steinen, Notker, Darstellungsband, S. 525–527. 79 Vgl. § 46. 80 Wie Anm. 77; vgl. § 247f. 81 M. E. ist die von Hartmann für Notker gebrauchte Anrede mit pater (in I c) auf das unterschiedliche Profeßalter zurückzuführen, nicht unbedingt auf ein Lehrer-Schülerverhältnis. Gelegentlich wird (insbesondere in I b) das jugendlichere Alter Hartmanns durch Notker hervorgehoben, vielleicht daß die Differenz des Lebensalters größer als die des Profeßalters gewesen sein wird, da Notker in fortgeschrittenerem Alter als Hartmann in die Gemeinschaft aufgenommen wurde. Als das Prosimetrum bald nach 883 (vgl. Anm. 76) entstand, war Hartmann allerdings immerhin schon nahezu zwanzig Jahre im Kloster.

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868/69 Berücksichtigung fand. Demnach käme allein der zweite Namensträger der ermittelten Profeßfolge in Betracht (Nr. 294). § 254 Gegen letzteren ist einzuwenden, daß er etwa zehn Jahre vor Notker dem Dichter in die Gemeinschaft aufgenommen wurde. Das Prosimetrum gibt jedoch eindeutig das Verhältnis zwischen einem älteren und einem jüngeren, wenn nicht gar zwischen einem Lehrer und einem Schüler zu erkennen, wie es Ekkehart IV. auch betont. Dieser zweite Namensträger ist der Inhaber zahlreicher Ämter. So erscheint er in einer Urkunde von 884 III 2 (W634) als Praepositus und Verantwortlicher gegenüber einem gleichnamigen Schreiber, in welchem wir den Diakon von ?895 III 30 (W697) sehen dürfen. Dies ist der letzte Beleg für den zweiten Träger des Namens, der sich damit etwa 25 Jahre als Konventuale nachweisen läßt. In ihm den »Notkerjünger«82 zu sehen, kommt nicht in Frage. Er hätte den jüngeren Notker niemals mit pater angeredet, und Notker hätte ihn kaum in Kontrast zur eigenen Person als iuvenculus et adhuc indomitus bezeichnet83. Da der Dichter Hartmann auf einem inzwischen verlorenen Blatt des Profeßbuches nicht gestanden haben kann84, bliebe als Lösung, in Hartmann einen Schüler der äußeren Schule und nicht einen Professen zu sehen, was aber gleichfalls ausgeschlossen ist85. Also ist der junge Hartmann entgegen den Äußerungen Ekkeharts IV. über den Tod desselben doch mit dem späteren Abt (Nr. 366) gleichzusetzen und der Fragmentcharakter des Prosimetrums möglicherweise Anlaß für die Fiktion Ekkehart IV. vom frühen Tod des Dichterjüngers. § 255 Ob die weiteren Gedichte, welche unter dem Namen eines Hartmann in der Überlieferung des 11. Jahrhunderts vorliegen86, von Hartmann dem späteren Abt stammen, ist umstritten. Während W. von den Steinen die Stücke stilistisch durchaus für vergleichbar mit seinem Anteil am Prosimetrum hält, lehnte dies Walther Bulst ab87. Sollten sie vom zweiten Träger dieses Namens stammen, so wäre das susceptaculum (ICL 15915) sicher für den Kaiserbesuch von 883 entstanden. Doch schon Ekkehart IV. bemerkte: Fecerat et Hartmannus minor quedam, que utrius sint, equivocatio dubia facit88. Sicher ist lediglich, daß die Nachricht Ekkeharts IV. vom baldigen Tod des Mitverfassers des Metrum de Vita S. Galli nicht zutrifft, vielmehr ist er noch Abt geworden. § 256 Über diesen jungen Hartmann wußte er außerdem im Vorwort zum Metrum de vita S. Galli zu berichten, daß er der Lehrer Ulrichs, des späteren Bischofs von Augsburg, in

82 Vgl. W. v. den Steinen, Notker, Darstellungsband, S. 50–58. 83 Prosimetrum I f, hg. v. W. Berschin, S. 97, hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 4,3, S. 1101. 84 Die erste Lücke fällt vor 868/69 womit die jenes Datum Überlebenden durch die Liste aus dem Liber viventium Fabariensis gesichert werden können, die zweite Lücke läßt sich vollständig anhand der Parallelüberlieferung ergänzen (51 von 50 als fehlend anzunehmenden Einträgen); vgl. §§ 72–75. 85 Dagegen spricht der Eingang des zweiten Aufforderungsgedichtes Notkers: Care, quid linguam taciturnus abdis / laudibus Galli neque laetus instas, / Cuius es victu spoliisque factus / Frustra virilis? (Prosimetrum I b [Ia 1], hg. v. W. Berschin, S. 94, hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 4,3, S. 1098). 86 Als Sylloga codicis Sangallensis CCCLXXXI hg. v. P. v. Winterfeld, MGH Poet. lat. 4, S. 315–334: ICL 14458, 14556, 3064, 15844, 15915. 87 W. v. den Steinen, Notker, Darstellungsband, S. 51, 57f., 526f.; W. Bulst, S. 118f. 88 Ekkehart IV., Casus c. 46 (3), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 104, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 164, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 101f.

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St.Gallen gewesen sei89. Ein Schulbesuch Ulrichs in Sankt Gallen, welchen auch die durch Gerhard verfasste Vita des Heiligen (vor 993) bezeugt90, kommt nur für das erste Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts91 und als Lehrer nur der spätere Abt in Frage. Was die Nachricht Ekkeharts angeht, der Abt Hartmann sei Mitschüler Notkers gewesen, so kann dies nicht auf den Abt, sondern allenfalls auf den zweiten, älteren Träger (Nr. 294) dieses Namens zutreffen. Ob zwischen den Namensvettern auch verwandschaftliche Beziehungen bestanden haben und sich hier möglicherweise in der mündlichen Klostertradition ein Irrtum bezüglich der Generationenfolge eingeschlichenen hat, sei dahingestellt.

5.5.3 Ekkehart I., Gerald und der »Waltharius« § 257 Ekkehart I. (Nr. 509) wird von Ekkehart IV. als Dichter einer Waltharius-Dichtung genannt, was zu einer regen Dikussion über die literaturgeschichtliche Einordnung des »Waltharius« – eines lateinischen Epos über den Stoff einer germanischen Heldensage – geführt hat92. Die Dichtung scheint vor einem spezifischen literarischen Hintergrund entstanden zu sein, wie er damals in Sankt Gallen vorlag93, und war im 11. Jahrhundert dort nachweislich bekannt94. Hier interessiert nun – gerade nach dem vorangehenden Beispiel –, inwieweit die biographischen Angaben Ekkeharts IV. und die des Prologs mit der rekonstruierten Profeßfolge in Verbindung gebracht werden können. Ekkehart IV. berichtet von Ekkehart I.: Scripsit et in scolis metrice magistro – vacillanter quidem, quia in affectione, non in habitu erat puer –vitam Waltharii manufortis95. § 258 Die Jugendzeit Ekkeharts I. fiel nach seiner Stellung in der Profeßfolge (Nr. 509) in die Jahre seines Klostereintritts um 932, nur sechs Jahre nachdem die Ungarn das Steinachkloster verwüstet hatten, was möglicherweise die Hunnenschilderung im »Waltharius« beeinflußte. Damals wirkte in Sankt Gallen ein Mönch Namens Kerolt (Nr. 482) – eingetreten um 905, verstorben nach 959 –, welcher selbst noch durch Notker Balbulus († 912) unterrichtet worden war96. Möglicherweise regte dieser Ekkehart I. zur Dichtung an und dedi89 Wie Anm. 68. 90 Gerhard, Vita S. Oudalrici c. 1, hg. v. G. Waitz, MGH SS 4, S. 386, hg. v. H. Kallfelz, StGA 22, S. 54. 91 Regesten der Bischöfe von Augsburg, Bd. 1, Nr. 102, S. 63. 92 Waltharius [ICL 16295], hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 6,1, S. 1–85; zum Gang der Forschung vgl.: O. Schumann; W. Berschin, Ergebnisse; K. Langosch, Waltharius; R. Schieffer, Thesen; H. Löwe, Geschichtsquellen, Heft 6, S. 667–669. 93 Zur Rezeption ansonsten wenig verbreiteter Texte: D. Schaller, S. 75–80 (Theodulf-Gedichte); H. Krammer, S. 108ff. (Notker, Gesta Karoli); R. Schieffer, Silius Italicus. 94 G. Becht, S. 7–9. 95 Casus c. 80 (9), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 168, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 284, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 118; mit diesem Zeugnis ist das des Wolfger von Prüfening (um 1170) zu vergleichen: Ekehardus monachus monasterii S. Galli acuti satis ingenii gesta Waltharii metro conscripsit heroico tertio regnante Heinrico (De scriptoribus ecclesiasticis, c. 70, hg. v. E. Ettlinger, S. 78); das Zeugnis ist von Ekkehart IV. offensichtlich unabhängig, welcher bezüglich der literarischen Qualität zu einem vernichtenden Urteil kam. 96 Geraldus, ab adolescentia usque senilem vitae finem semper scolarum magister (Ekkehart IV., Casus c. 74 [9], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 154, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 263, hg. v. I. v. Arx,

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zierte sie später dem Bischof Erkanbald von Straßburg (965–991), welcher wahrscheinlich in Sankt Gallen zur Schule gegangen war97. Während Ekkehart I. und Gerald in den Berichten Ekeharts IV. einer – und im Widmungsschreiben andererseits unverbunden nebeneinanderstanden, erscheinen sie in der rekonstruierten Profeßfolge in einem Zusammenhang, welcher ein Lehrer-Schülerverhältnis nahelegt. Bei einer solchen Identifizierung stünde man allerdings vor dem Problem, daß der um 905 eingetretene Kerolt dem erst sechzig Jahre später Bischof gewordenen Erkanbald das Werk seines Mitbruders und wahrscheinlich auch Schülers dedizierte, der bis 973 selbst am Leben war. Obgleich unwahrscheinlich, unmöglich wäre dies nicht98. Inwieweit eine Identifizierung des Geralds des Prologs mit dem gleichnamigen Kerolt, welcher um 905 in Sankt Gallen eintrat, zur literaturgeschichtlichen Einordnung des Waltharius beitragen kann, müssen andere entscheiden.

5.5.4 Victor § 259 Nach Ekkehart IV. lebte in der Zeit nach dem Klosterbrand von 937 und vor der Resignation Cralohs 942 bereits ein junger Mönch namens Victor im Galluskloster, welcher sich gegen den Dekan und späteren Abt Craloh auflehnte. Im Zuge der Auseinandersetzungen sei er geblendet worden und später als Lehrer zu Bischof Erkanbald (965–991) nach Straßburg gegangen, wo er berühmt geworden wäre. Nach dem Tod des Bischofs habe er sich als Einsiedler zurückgezogen und sei nach vielen Jahren gestorben99. Dieser Mönch findet sich weder in der von uns rekonstruierten Profeßfolge, wo er auf p. XVI des Profeßbuches zu erwarten wäre, noch im Nekrolog. Da sich sein Name auch anderwärts nicht belegen läßt, ist kaum zu entscheiden, ob Ekkehart der Person einen anderen Namen zuschreibt, oder ob das Profeßbuch im 2. Viertel des 10. Jahrhunderts unvollständig geführt wurde. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Schilderungen jedoch zunächst nicht um eine innere Tradition des Gallusklosters, sondern um von Ekkehart IV. eingeführtes Erzählgut, wie der Schluß der Schilderungen nahelegt: ein Einsiedler am Ort des Grabes habe ihm vitam eius et casus utique plus notos eröffnet.

MGH SS 2, S. 114); sepultusque est non longe a Notkero Balbulo, magistro quondam suo sibique amicissimo (Ebd. c. 125 [14], hg. v. H. F. Haefele, S. 244, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 408, hg. v. I. v. Arx, S. 137). 97 (ICL 11330), hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 5, S. 405–408; D. Schaller, S. 82–84; W. Berschin, Erkanbald, S. 13–16. 98 Hieran hatte 1939 K. Strecker (in: MGH Poet. lat. 5, S. 406) Anstoß genommen und im wesentlichen die Diskussion ausgelöst, doch setzt man im allgemeinen die Lebensdaten Ekkeharts I. zu früh an (etwa: W. v. den Steinen, Notker, Darstellungsband, S. 439). Nach Ekkehart IV. (Casus c. 103 [11], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 208/10, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 366f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 129) hätte Gerald zumindest zur Zeit der Visitation von 964/66 noch gelebt. 99 Ekkehart IV., Casus c. 69–78 (7–9), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 147–164, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MGV 15/16, S. 245–275, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 112–117; vgl.: I. Müller, Ekkehart IV., S. 272–275; vgl. J. M. B. Clauss, S. 136f., 231.

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5.6 Beginn und Kontinuität des Schulwesens § 260 In der folgenden Aufstellung sind die feststellbaren Lehrer unseres Zeitraums mit ihren Schülern aufgenommen. Bei vielen Schülern läßt sich nur sagen, vor welchem Zeitpunkt sie unterrichtet wurden. Für Schüler aus dem Kloster wird stattdessen der Zeitpunkt ihrer Profeß angegeben, um in etwa die Unterrichtsjahre zu benennen. Die tiefgestellten Zahlen geben die Position in der ermittelten Profeßfolge (§ 126) wieder, über sie sind die weiteren Nachweise zu finden. Tab. 1: Lehrer in Sankt Gallen Profeß (ca.)

Tod

Gozbert174 Rihpreht210 Abt Hartmut235

817 826 832

vor 870 nach 880 nach 895

Engilbert238 Werinbert251 Abt Grimalt100

833 837 841

nach 870 884 872

Iso299 Marcellus300 Notker I.331

852 852 858

871 nach 868 912

Wichram333 Abt Hartmann366 Ruadpret420 Waning453 Gerald482

858 864 885 890 905

nach 895 925 nach 898 nach 933 nach 954

Notker II.484 Ekkehart I.509 Chunibert511

906 932 933

975 973 nach 976

Schüler (nachweisbare Unterrichtszeit) Ermenrich v. Ellw. (um 850) (ca. 880/81) Ermenrich v. Ellw. (um 850) lehrte auch 883ff. Ermenrich v. Ellw. (um 850) Notker331 (um 858) Walahfrid Strabo (vor 838) Ermenrich v. Ellw. (um 850) Notker331 (um 858) Notker331 (um 858) Hartmann366 (um 864) ? Waldo v. Freising (vor 880) Rupert von Metz (vor 883) Salomo III. (vor 884, vor 890) Gerald482 (um 905) Diakon Hartpert Ulrich von Augsburg (908/10) Ulrich von Augsburg (908/10) Ekkehart I.508 (um 932) Dietrich I. von Metz (vor 965) Ekkehart II. Balther von Säckingen (vor 970) Ekkehart II. in Salzburg vor 945

§ 261 Die aus dieser Aufstellung ablesbare Kontinuität ist bemerkenswert, zumal sie bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts erweitert werden kann101. Dabei sind dies lediglich die bekannten Lehrer, denn es handelte sich um eine Aufgabe und einen Ehrentitel, nicht um ein Amt. Sicher gab es noch einige mehr, legte doch die Benediktsregel wie die Praxis im 9. Jahrhundert sehr viel Wert darauf, daß gerade die angehenden Mönche ständig betreut

100 101

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Vgl. § 369 Anm. 225. Vgl. J. Neuwirth, S. 41; G. Meier, S. 46–97; É. Lesne, Écoles, S. 403–413.

wurden102. Doch wissen wir nicht, inwieweit wir im einzelnen auch einen regelrechten Unterricht durch diese Lehrer annehmen können. Daß ein solcher sicherlich in breiterem Umfang erteilt wurde, zeigt sich gerade daran, daß Sankt Gallen auch eine attraktive Lehrstätte für Schüler war, welche sich nicht auf ein Klosterleben vorbereiteten. § 262 Eine Kontinuität einer Schule, welche über die Erfordernisse des geistlichen Lebens hinausging, bestand zumindest seit ca. 825, wie die damalige Hagiographie und der Klosterplan zeigen, wo entsprechende Bauvorschläge für Sankt Gallen aufgeführt sind. Glaubt man den Berichten Ekkeharts IV., so ist bemerkenswert, daß die Schulaktivitäten im 10. Jahrhundert mit dem zahlenmäßigen Niedergang des Konventes nicht eingeschränkt wurden, sondern erst ihre größte Außenwirkung entfalteten.

5.7 Schriftlichkeit § 263 Bevor A. Bruckner mit den ersten drei Bänden seiner Scriptoria medii aevi Helvetica seine paläographischen Untersuchungen zu vornehmlich Sankt Galler Handschriften in rätischer, alemannischer oder karolingischer Minuskel vorlegte, hatte er die Entwicklung der ersten beiden dieser Schriften anhand des einmaligen Urkundenschatzes des Sankt Galler Stiftsarchivs untersucht. Dies ermöglichte ihm die genauere zeitliche Einordnung der in der Regel undatierten Handschriften. Für die Entwicklung der karolingischen Minuskel in St.Gallen verzichtete er jedoch auf eine solche Untersuchung. Vermutlich genügten seines Erachtens die verschiedenen Bibliothekskataloge und Bücherzuwachsverzeichnisse für die Datierung der Handschriften des späteren Frühmittelalters103. § 264 Will man das Sankt Galler Skriptorium genauer untersuchen, bietet sich die für das Frühmittelalter einmalige Möglichkeit, den zumeist nicht datierten Handschriften die weitgehend in Originalen erhaltene Urkundenüberlieferung des Klosters gegenüberzustellen. Bei einer paläographischen Untersuchung dieser in der Regel datierten Stücke stellen sich allerdings drei methodische Fragen: Inwieweit sind sie original oder nur in frühmittelalterlichen Abschriften erhalten?104 Ist der angeführte Schreiber auch der tatsächliche Mundator 102 Pueros per omnia ab omnibus diciplina conservata; foris autem vel ubiubi, et custodiam habeant et disciplinam, usquedum ad intelligibilem aetatem perveniant [RB c. 63]. Nam ob hoc debet abbas praeter illos magistros, id est tres vel quattuor, […] specialiter constituere, qui eos iugiter et ubique […] debeant custodire (Hildemar, Expositio c. 63, hg. v. R. Mittermüller, S. 578, hg. v. L. Tosti, S. 468); nam ideo dixi, decem infantes quatuor magistri habere, ut puer non possit quoquam ire vel quidpiam agere sine suo magistro, quia si ita non fuerit, ubi et ubi non potest esse custodia (ebd., hg. v. R. Mittermüller S. 332, hg. v. L. Tosti, S. 271). 103 Im Gegensatz zum Vorgehen A. Bruckners für das 8. und beginnende 9. Jahrhundert steht der Abschnitt über St. Gallen bei H. Hoffmann (S. 366–402), welcher für seine paläographischen Identifizierungen kaum auf die Bestände von Stiftsarchiv und -bibliothek zurückgriff, sondern vor allem Codices dispersi berücksichtigte. 104 Das Problem der Originalität behandelt A. Bruckner, Konzeptwesen, S. 313f. Inwieweit er das mit den Konzepten gegebene Originalitätskriterium schon in seinen »Studien« verwendet hat, bleibt unklar; Eingang fand es jedoch sicher in ChLA I+II, vgl. bes. ChLA II, S. XI–XIII und die Übersicht S. XVIf.; zum Problem vgl. §§ 36–38.

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des einzelnen Stückes? Und kann der Schreiber der Urkunde überhaupt als Mönch identifiziert werden?105 § 265 Schon oben (§§ 36–37) wurde anläßlich der Unterscheidung gleichnamiger Professen anhand ihrer Schrift kurz auf das Problem der Originalität eingegangen und nur solche Stücke als gesicherte Originale gelten gelassen, welche Merkmale der prozessualen Urkundenherstellung wie Vorakte oder Handwechsel im Eschatokoll tragen. Zu diesen in § 126 durch ein hochgestelltes O ausgewiesenen Originalen sollen nun die Stücke von identischer Hand desselben Schreibers hinzugezählt werden106. Durch fette Unterstreichung sind sie in der Synopse (§ 126) bei jedem einzelnen Professen ausgewiesen107. Von anderen Urkundengruppen einer Hand unter einem Schreibernamen, unter welchen keine gesicherten Originale sind – in der Synopse einfach unterstrichen –, sollen auch solche als original gelten, welche mindestens zwei Stücke umfassen und nicht in derselben Region entstanden sind. Damit wird eine Ausführung durch einen ungenannten Mundator oder eine spätere Kopie verhältnismäßig unwahrscheinlich108. Wesentlich schwieriger ist das Problem, inwieweit Schreiber mit Mönchen identifiziert werden können. Dies gilt besonders für die Zeit vor 850, bis zu welchem Datum sich nur sechs Schreiber als Mönch bezeichnen109, während für die spätere Karolingerzeit 126 Urkunden ausdrücklich von sich als solche nennenden Mönchen unterzeichnet sind. § 266 Nun bereitet nicht nur die Unterscheidung von Mönchen und anderen Schreibern Schwierigkeiten, sondern auch die Abgrenzung von Kanzlern gegenüber anderen Schreibern, sind jene doch noch schwerer zu fassen als die Mönche. Man hat versucht, sie von lokalen Schreibern zu unterscheiden, indem man die Actumorte bei den Fragen nach der Identität gleichnamiger Personen und dem Charakter ihrer Schreibtätigkeit berücksichtigte. Bleibt hier die methodische Frage umstritten, inwieweit sich ein »lokaler Schreiber« überhaupt von einem Kanzler unterscheiden läßt110, so bietet die Berücksichtigung der Actumorte jedoch ein positives Kriterium für die Identifizierung eines durch Identität der Hände ausgewiesenen Schreibers mit einem Mönch. Denn neben dem Königtum ist nur 105 Über dies Problem ist A. Bruckner in seinen »Studien« zu den älteren St. Galler Urkunden hinweggegangen. S. 20 Anm. 1 begnügt er sich mit der Gleichnamigkeit von Belegen in Henggelers Profeßbuch. Darüberhinaus nimmt er auch für weitere Namen an, es handele sich um St. Galler Mönche, wenn er deren Hände in Handschriften der Stiftsbibliothek wiederzuerkennen meint (z.B. Liutfrid ebd. S. 21, 41 und ders., SMH 2, S. 16, 23; Ders., ChLA II, S. XVI). 106 Nach dem Vorschlag von A. Bruckner, Konzeptwesen, S. 314: »Originale sind dann ferner auch alle jene Stücke, die paläographisch mit der Konzepturkunde übereinstimmen.« 107 Die Unterscheidungen, welche Stücke von einer Hand stammen, sind dabei an den Originalen getroffen worden und differieren bisweilen von den Angaben bei Wartmann oder Bruckner. 108 Zwei Stücke derselben Hand unter einem Schreibernamen schon als original gelten zu lassen, wäre auch aus dem Grund problematisch, daß man dann die aus Schenkung und Rückverleihung bestehenden Urkundenpaare sowie die am selben Ort und Tag entstandenen Stücke einzeln ausnehmen müßte. 109 W 7, 23, 39, 98, 395, 2a1. 110 Zu den widersprüchlichen Identifizierungsversuchen vgl. H. Bresslau, S. 41–49; H. Zatschek, S. 216– 223; A. Bruckner, Studien, S. 367–370; Ders., ChLA II, S. XVIf.; R. Sprandel, St. Gallen, S. 62–67; R. McKitterick, S. 115–125. Auf die verfassungsgeschichtlichen Fragen im Zusammenhang mit dem sogenannten älteren Notariat kann hier nicht eingegegangen werden.

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von Seite des Klosters und nicht von der Seite der unterschiedlichsten Schenker und Geschäftspartner zu erwarten, daß seine Vertreter, die Mönche, in sämtlichen Besitzlandschaften des Klosters präsent sind. In der Umkehrung gilt dieses Argument jedoch nicht, ein räumlich beschränkt tätiger Schreiber könnte dennoch ein Mönch gewesen sein, der einfach aufgrund seiner besonderen, etwa familiären Bindungen zu einer Landschaft nur innerhalb derselben eingesetzt wurde111. Von diesen landschaftsgebundenen Schreibern werden hier diejenigen berücksichtigt, zu welchen namensgleiche Mönche als Außenpröpste in den entsprechenden Gebieten gleichzeitig nachweisbar sind.

5.7.1 Schreiben § 267 Die Forschung über die Schreibtätigkeit der Sankt Galler Mönche ist immens, denn nach dem Urteil des besten neuzeitlichen Kenners der Sankt Galler Überlieferung, I. von Arx, war »das Bücherschreiben ihre Hauptbeschäftigung«112. Dem schloß sich inhaltlich A. Bruckner an, der etwa meinte, zur Zeit Abt Gozberts (816–837) allein hundert verschiedene Hände im Skriptorium ausmachen zu können, zu welchen noch zwanzig nur in Urkunden belegte Hände hinzukämen113. Nach unserer Schätzung lebten damals zu Beginn des Abbatiats Gozberts ungefähr hundert Mönche in Sankt Gallen (Graphik 5), zu diesen sind noch etwa achtzig hinzuzuzählen, welche während Gozberts Regierung eintraten (Nr. 170–250). Demnach wären von zwei Dritteln der Mönche eigenhändige Schriftzüge auf uns gekommen. Geht man von gewissen Verlusten in der Überlieferung aus, so hätte sich damals nahezu jeder Mönch als Schreiber betätigt. § 268 War Bruckners Bild von den »schriftgewaltigen Mönchen«114 allein durch den subjektiven und nicht dokumentierten Vergleich von »Händen« zustandegekommen115, so stellt sich nun die Frage, was sich an gesicherten Erkenntnissen über die Schreibtätigkeit der Sankt Galler Mönche aus der ermittelten Profeßfolge gewinnen läßt. Urkundenherstellung § 269 Ein Viertel der Sankt Galler Mönche unseres Zeitraums ist als Schreiber nachweisbar116. Durchschnittlich wurden 3,9 Urkunden je Schreiber geschrieben, wobei jedoch die 111 Vgl. z. B. Ekkehart IV., Casus c. 127 (15) über Chunibert (Nr. 511): propter tutelam cognatorum suorum, qui ibi abundabant, coactus in Priscouve constituitur praepositus (hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 246, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 412, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 138). 112 I. v. Arx, Bd. 1, S. 185. J. Fleckenstein hielt den schreibenden Mönch für die »Zentralfigur des fränkischen und des mittelalterlichen Mönchtums« (Grundlagen, S. 72). 113 A. Bruckner, SMH 3, S. 23 mit Anm. 81; diese Angabe steht im Werk A. Bruckners nicht alleine: allein zwischen 750 und 770 sollen schon 40 verschiedenen Schreiber aus St. Gallen tätig gewesen sein (S. 17), zwischen 770 und 790 dann schon 80 (S. 19). 114 SMH 2, S. 14. 115 Vgl. die Kritik von B. v. Scarpatetti, Schreiber-Zuweisungen. 116 Von den 429 zwischen 800 und 933 eingetretenen Mönchen sind 111 (25,9 %) als Schreiber belegt. Die Verteilung ist dabei keineswegs konstant: 800–820: 12,7 %; 800–833: 14,2 %; 834–866: 30,3 %; 867–899:

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Mehrzahl der Urkundenschreiber nur ein oder zwei Stücke ausfertigten117. Aufgrund des großen Anteils von Mönchen, welche uns nur mit ein oder zwei Stücken bekannt sind, kann man folgern, daß einerseits von zahlreichen weiteren Mönchen die Zeugnisse ihrer Schreibfähigkeit nicht auf uns gekommen sind, andererseits sich nicht alle Professen gleichermaßen mit der Urkundenherstellung beschäftigten. Durchschnittlich entstand eine Urkunde 11,4 Jahre nach Aufnahme des Schreibers in die Gemeinschaft118. Berücksichtigt man, daß zu diesem Zeitpunkt schon ein Viertel der Professen verstorben war, so kann man sagen, daß von einem Drittel der in Frage kommenden Mönche noch Urkunden erhalten sind; nimmt man die Verluste hinzu, so dürfte mehr als die Hälfte der zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstorbenen Mönche am Schreiben der Urkunden beteiligt gewesen sein. § 270 Das Profeßalter der Schreiber von 11,4 Jahren bei Entstehung der Urkunde liegt deutlich unter dem der Außenpröpste von 25,2 Jahren, welche für die Güterverwaltung zuständig waren und vielfach mit der in vice-Formel als Verantwortliche angegeben sind119. Zumeist war wohl ein älterer Mönch als Außenpropst mit einem oder mehreren Brüdern zur Verwaltung der Güter außerhalb des Klosters unterwegs, welche dann auch die Urkunden schrieben120. Die durchschnittliche Dauer der Schreibtätigkeit der am Urkundengeschäft beteiligten Mönche betrug 7,7 Jahre121, wobei das erste Stück durchschnittlich 7,3 Jahre und das letzte durchschnittlich 14,2 Jahre nach Klostereintritt geschrieben wurde (berücksichtigt man nur die Schreiber mehrerer Urkunden, so erhöht sich diese Spanne auf 5,7 bis 17,4 Jahre)122. Die Vorstellung, Schüler hätten die Reinschrift der Urkunden besorgt, ist also irrig123.

32,0 %; 900–933: 20,5 %. Ein Zusammenhang mit dem Urkundenaufkommen (vgl. § 196) läßt sich nicht herstellen, eher einer mit dem um 830 erstmals nachweisbaren Schulbetrieb (§§ 227, 231, 260). 117 Urkundenanzahl je Schreiber (in Klammern): 45 (1), 16 (2), 12 (3), 10 (4), 5 (5), 3 (6), 3 (7), 3 (8), 3 (9), 2 (10), 2 (11), 2 (12), 2 (13), 1 (14), 1 (15), 1 (18), 1 (26). 118 Entstehungsjahre der Urkunden (in Klammern): 27 (0), 13 (1), 16 (2), 18 (3), 16 (4), 11 (5), 18 (6), 28 (7), 22 (8), 13 (9), 23 (10), 27 (11), 29 (12), 15 (13), 10 (14), 6 (15), 16 (16), 12 (17), 4 (18), 2 (19), 12 (20), 2 (21), 5 (22), 3 (23), 7 (24), 9 (25), 4 (26), 3 (28), 2 (29), 5 (30), 1 (32), 3 (33), 1 (34), 3 (35), 3 (36), 1 (37), 2 (38), 1 (39), 1 (44). 119 Angegeben ist das durchschnittliche Profeßalter der Aussenpröpste bei ihrer Ersterwähnung als solche; vgl.§ 306. 120 Beispielsweise entsprechend der Bestimmung des Aachener Konzils von 816 c. 13: Ut soli videlicet sine alio fratre in via non dirigantur (Synodi primae Aquisgranensis decreta authentica, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 460; dort weitere Nachweise). 121 Schreibdauer (in Klammern): 50 (1), 4 (2), 1 (3), 3 (4), 2 (5), 3 (6), 6 (7), 4 (8), 2 (9), 3 (10), 2 (11), 5 (12), 4 (13), 2 (14), 1 (15), 2 (16), 4 (17), 1 (18), 1 (20), 1 (21), 1 (22), 2 (24), 2 (26), 2 (27), 1 (29), 1 (35), 1 (42); berücksichtigt man die einmalig belegten Schreiber nicht, so beträgt der Durchschnittswert 13,4 Jahre. 122 Zeitpunkt (in Klammern) sofern ein Schreiber nur eine Urkunde ausfertigte: 8 (0), 2 (1), 4 (2), 2 (3), 2 (4), 2 (5), 4 (7), 1 (9), 2 (10), 2 (11), 5 (12), 1 (15), 2 (20), 1 (22), 1 (23), 1 (24), 1 (25), 1 (33), 1 (35), 1 (39); erster Zeitpunkt (in Klammern) sofern ein Schreiber mehrere Urkunden ausfertigte: 25 (0), 3 (1), 11 (2), 6 (3), 4 (4), 2 (5), 5 (6), 6 (7), 3 (8), 3 (9), 4 (10), 3 (11), 6 (12), 3 (13), 2 (14), 2 (15), 1 (16), 1 (17), 1 (18), 2 (20), 1 (22), 1 (23), 1 (24), 1 (25), 1 (33), 1 (35), 1 (39); letzter Zeitpunkt (in Klammern) sofern ein Schreiber mehrere Urkunden ausfertigte: 8 (0), 3 (1), 4 (2), 2 (3), 3 (4), 4 (5), 3 (6), 6 (7), 2 (8), 1 (9), 3 (10), 4 (11), 12 (12), 3 (13), 4 (14), 1 (15), 4 (16), 4 (17), 4 (20), 2 (21), 1 (22), 1 (23), 1 (24), 2 (25), 3 (26), 2 (28), 1 (29), 1 (30), 1 (32), 2 (33), 1 (34), 2 (35), 1 (36), 1 (37), 1 (38), 1 (39), 1 (44). 123 Seit Gozbert »war es möglich, systematisch die Schreibarbeiten an den Urkunden in den Räumen einer Schule in St. Gallen selbst zu konzentrieren« (R. Sprandel, St. Gallen, S. 94).

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§ 271 Die Anzahl der Urkunden steht mit der Schreibdauer bis etwa 13 Jahren in einem engen Zusammenhang, danach erhöht sie sich nur noch bei einzelnen Professen. Als Mönche, welche noch längere Zeit mehrere Urkunden schrieben, sind Watto (Nr. 160), Thiothart (Nr. 209), der jüngere Wolfcoz (Nr. 261), Albrich (Nr. 290), Notker Balbulus (Nr. 331) und Ratpert (Nr. 386) zu nennen. Sie waren – abgesehen von Watto – entweder als bedeutende Außenpröpste selbst an der Güterverwaltung beteiligt oder sind als Schriftsteller und Lehrer in Erscheinung getreten. Kommt es bei anderen in späteren Jahren noch zu einer Schreibtätigkeit, so ist diese eher zufällig und erhöht die Anzahl der von ihnen geschriebenen Stücke nicht wesentlich. Daneben gibt es einzelne, welche während kürzerer Tätigkeit auffallend viele Urkunden schrieben wie den älteren Wolfcoz (Nr. 130), Gozbert (Nr. 174), Liuthart (Nr. 297), Purgolf (Nr. 381) oder Elolf (Nr. 426). Abgesehen von Gozbert (Nr. 174) sind sie nicht als Amtsträger, Schriftsteller oder Lehrer in Erscheinung getreten, lediglich Liuthart war wie Notker Bibliothekar. § 272 Inwieweit die Mönche auch an der Herstellung von Königs- und Kaiserurkunden beteiligt waren, wie es die Leitung der Hofkapelle durch die Äbte Grimalt und Salomo III. nahelegt, wissen wir nicht, da sich die Ingrossatoren in der Regel nicht nennen124. Für Salomo nahm Notker jedoch in sein Formelbuch einige derartige Diplome auf und versäumte es nicht, sein Herrschaftsverständnis in die Gestaltung des »Kontextes« einfließen zu lassen125. Ob diese Texte zum Unterricht dienten und ob es überhaupt eine regelrechte Schulung im Urkundenwesen gab, und wenn, ob auch für die angehenden Mönche, entzieht sich weitgehend unserer Kenntnis. Die in Sankt Gallen vorliegenden Herrscherurkunden wurden jedenfalls vielfach abgeschrieben, wobei oft auch auf ein Nachahmen der äußeren Merkmale Wert gelegt wurde126, und gelegentlich finden sich solche Merkmale auch in Sankt Galler Privaturkunden. § 273 Schließlich könnten einige kanzleifremde Stücke von Arnulf, Ludwig dem Kind und Konrad I. als Empfängerausfertigungen durchaus von Sankt Galler Professen stammen127. Sichereren Grund erreichen wir erst mit dem Mönch Notker Piperisgranum (Nr. 484), welcher sich als »Gelegenheitsnotar« am Hof Ottos des Großen am 7. April 940 in Magdeburg selbst nennt: Notker notarius ad vicem Popponis archicancellarii scribendo regnofeci et subscripsi128. Bemerkenswerterweise benutzt er für eine Urkunde des folgenden Tages ein Formular mit den Formulierungen des Notker Balbulus aus dessen Sammlung für Salomo III.129. Da ihm die Sammlung in Magdeburg kaum vorlag, könnte es sein, daß er den Text noch vom Unterricht des Steinachklosters her beherrschte.

124 Vgl. P. Staerkle, Rückvermerke, S. 72–83. 125 Vgl. P. Ladner. 126 W 234; MGH DD LdD 13, 69, 70, 103, 105; MGH DD K III 2, 67; MGH DD Arn 103, 110, 130. 127 Vielleicht von Pero (Nr. 358): MGH DD Arn 11 (86), 51 (90), 81 (92); vielleicht von Cozzolt (Nr. 410): MGH DD LdK 14 (106), 33 (110), 37 (111) [in runden Klammern die Nummern der Tafeln aus: Diplomata Karolinorum]. Auch MGH DD K 2 und 12 kommen als St. Galler Ausfertigungen in Frage. 128 MGH D O I 25; vgl. J. Fleckenstein, Hofkapelle, Bd. 2, S. 45; J. Duft, Notker der Arzt, S. 56. 129 MGH D O I 26 für Bf. Waldo von Chur; vgl. Notker, Formelbuch Nr. 2 (2), hg. v. K. Zeumer, MGH Form 1, S. 396f., hg. v. E. Dümmler, S. 3.

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Skriptorium § 274 Im folgenden soll untersucht werden, inwieweit die aus den Urkunden gewonnenen Erkenntnisse über die Zeit und Dauer der Schreibtätigkeit im Leben des einzelnen Mönches auch auf das Wirken der einzelnen im Skriptorium übertragen werden können. In der Regel bleiben die Schreiber der Handschriften jedoch anonym und sind die Codices nicht datiert. Bisweilen sind einzelne Handschriften auf unterschiedliche Weise mit bestimmten Namen verknüpft, doch dann stellt sich oft die Frage, welcher Mönch dieses Namens gemeint ist. Da wir jedoch über Zuwachsverzeichnisse der Abbatiate Grimalts und Hartmuts verfügen und sich auch die Anlage des Hauptkatalogs, des Breviarium librorum S. Galli, auf die Jahre zwischen 860 und ca. 865 eingrenzen läßt130, ist vielfach eine ungefähre zeitliche Situierung der Handschriften und im zweiten Schritt eine Zuweisung an einzelne genannte Professen möglich. § 275 Für die uns hier interessierende Frage nach Zeit und Dauer der Schreibtätigkeit im Skriptorium besitzen wir ein aufschlußreiches Dokument in einer aus der Bibliothek des Klosters Rheinau stammenden Handschrift mit Briefen des Hieronymus. Heute befindet sie sich unter der Signatur Rh. 41 in der Zentralbibliothek in Zürich. Einzelne Lagen des Codex wurden oberhalb des Schriftspiegels des ersten Blattes von verschiedenen Händen mit folgenden zum Teil verkürzten Namen gekennzeichnet, welche mit denen von Sankt Galler Mönchen identifiziert werden können, wo ein solcher Band unter Abt Grimalt nach Auskunft eines Zuwachsverzeichnisses entstanden ist131:

130 Die Entstehung des Breviarium librorum in Csg 728 kann zeitlich näher bestimmt werden, weil nur ein Teil der unter Grimalt (841–872) in die Bibliothek aufgenommenen Bände (hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 82–84) von der Anlagehand bei Verzeichnung berücksichtigt wurde, der andere Teil hingegen erst durch Nachtragshände eingearbeitet wurde (vgl. die Übersicht bei A. Bruckner, SMH 3, S. 31f. Anm. 153). Die jüngsten noch von der Anlagehand verzeichneten Bücher stammen aus den Jahren bald nach 860: Es sind dies die verlorene Abschrift von Zürich, ZB, Rh. 41, welche zwischen 859 und 868 entstand (hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 84,7; vgl. §§ 275f.), die zwischen 856 und 869 entstandene Handschrift des Psalmenkommentars Cassiodors (Csg 202 vgl. Nr. 318) und der zwischen 860 und 872 entstandene Codex der Ennarationes in Psalmos des Augustinus (Csg 165 vgl. Nr. 339). Somit erhält man als erste Eingrenzung die Jahre 860–868. Beachtet man die große Anzahl der Bände vom Zuwachs des Abbatiats Grimalts, welche erst von den Nachtragshänden eingetragen wurden, engt sich die Anlage des Breviarium librorum auf die Jahre zwischen 860 und ca. 865 ein. Nicht mehr von der Anlagehand des Breviariums aufgenommen wurde die 870 nach St. Gallen gekommene Passio Desiderii (hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 80,30; vgl. Indiculum Isonis, Nr. 299) sowie eine Handschrift mit den Viten der St. Galler Hausheiligen (MBK I, S. 78,14f., ist wohl Csg 562), erweitert um die nach 864/67 entstandenen Translationsberichte Isos (Nr. 299). Der Vorschlag W. Berschins, daß mit Metrum de Vita S. Galli (MBK 1, S. 81,5) das unter Federführung des Notker 884 entstandene Prosimetrum gemeint sei, ist nicht zwingend. Vielmehr ist zu erwarten, daß die um 850 entstandene ältere Vita metrica [BHL 3253] im Breviarium verzeichnet ist (W. Berschin, Kataloge, S. 5f.). Zum unspezifischen Gebrauch von metrum vgl. etwa Metrum Virgilii (MBK 1, S. 71,24). Außerdem bezeichnet eine Marginalie (MBK 1, S. 72,17) Karl III. lediglich als König, was er nur bis 881 war. 131 Hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 84,7: Duo volumina epistolarum sancti Hieronimi; für die folgenden Aufstellung wurden die Angaben von § 126 zugrundegelegt, auf welche hier mit Angabe der dortigen Nr. der Professen verwiesen wird.

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Tab. 2: An der Abschrift von Zürich, ZB, Rh. 41 beteiligte Professen Eintrag

Professe (Nr.)

Profeß

ymizo (f. 24) uuerin (f. 64) malco (f. 80, rasiert) Herimuat (f. 104) decanus/-i (f. 135, 136) nandcrim (f. 195v)

Irminfrid285 Werinbert251 Maelchomber335 Herimuat314 Hartmut235 Nandcrim298

845 837 859 855 832 851

Tod nach 895 884/5 vor 870 vor 869 nach 895 nach 895

§ 276 Den kodikologischen Befund zu deuten, hat Schwierigkeiten bereitet, da eine Übereinstimmung mit den zahlreichen Handwechseln auf den Lagen nicht festgestellt werden kann132. Auch die Schriften und die Einrichtung des Codex erinnert – abgesehen von einigen Korrekturen – keineswegs an die des Steinachklosters. Die Funktion dieser Namen erhellt sich jedoch, wenn man annimmt, daß sie zur Organisation seiner Abschrift dienten. Für die Mitte und die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts läßt sich in Sankt Galler Handschriften vielfach beobachten, daß Texte von verschiedenen Händen jeweils lagenweise abgeschrieben wurden133. Dies ermöglichte neben einer schnelleren Fertigstellung auch eine kürzere Entleihung der Vorlage. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden die Vorlagen während der Arbeitspausen wieder eingesammelt, und man konnte bei Wiederaufnahme der Arbeit die »Portionen« dann anhand der Namen den entsprechenden Schreibern wieder zuteilen134. Leider ist, soweit ich sehe, in diesem Fall nur die Vorlage, aber nicht die Sankt Galler Abschrift erhalten135, welche demnach in den Jahren 859–868 entstanden ist. Letzteres deckt sich mit der Erwähnung dieses Textes im Zuwachsverzeichnis des Abtes Grimalt (841–872). Da die Abschrift außerdem im Grundstock des Breviarium librorum erwähnt wird, läßt sich ihre Entstehungszeit auf die Jahre zwischen 859 und ca. 865 einengen. § 277 Für uns ist nun interessant zu beobachten, daß diese verlorene Handschrift zum Teil von Mönchen geschrieben wurde, welche schon erhebliche Zeit im Kloster waren. Beson-

132 Vgl. CMD CH 3, S. 270, Nr. 894 mit Abb. 742–748. 133 A. Bruckner, SMH 3, S. 26. 134 Zu dieser Praxis vgl. J. Vezin (auch mit einem Beispiel aus St. Gallen; Csg 159); mir sind solche Namensnennungen aus folgenden Handschriften der Stiftsbibliothek bekannt: Csg 100 (p. 88: Engilger), 159 (CMD CH 3, S. 260, Nr. 837), 258 (CMD CH 3, S. 261f., Nr. 846), 280 (CMD CH 3, S. 262, Nr. 848). 135 Im Gegensatz zu Csg 254 (Iosephus Scottus), dessen Vorlage in Wolfenbüttel, HAB, Weissenburg 49 (Weissenburg, saec. IX2) erhalten ist, wo sich auf f. 35 der Name Nand[ger/here/crim] sowie auf f. 81 der Name Notker befindet. Eine Identifizierung der Schreiber ist aufgrund der Verkürzung nicht einfach. Csg 254 ist jedoch bereits von der Anlagehand des Breviarium librorum verzeichnet (hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 73,21f.), womit für den ersten kaum Nandhere (Nr. 365, eingetreten 864, † vor 875), sondern eher Nandcrim (Nr. 298, eingetreten 851, † nach 895) in Frage käme. Allerdings ist der Eintrag dieser Handschrift getilgt und fehlt auch in der Abschrift des Breviarium librorum in Csg 267. In einem der abschriftlichen Zuwachsverzeichnisse findet sich die Handschrift gleichfalls nicht, vielleicht wurde ihr Eintrag auch in der dortigen Vorlage getilgt. Die Frage, um welchen Notker es sich handelt, wäre allenfalls durch Schriftvergleich zu klären. Zur Wolfenbütteler Handschrift vgl.: W. Kleiber, S. 134; W. Haubrichs, Studienfreunde, S. 70 mit Anm. 238; Ders., Notizen, S. 100f., Anm. 232.

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ders gilt dies für den damaligen Dekan Hartmut, welcher – obgleich schon älter und mit der Stellvertreterschaft des vielfach abwesenden Abtes und Kanzlers Grimalt belastet – sich dennoch persönlich der Vermehrung der Klosterbibliothek widmete. Während zwei der beteiligten Mönche höchstens 6 oder 11 Jahre im Kloster weilten, war er bereits zumindest 27 und Werinbert wenigstens 21 Jahre Mönch im Kloster Sankt Gallen. Verglichen mit dem Alter der Urkundenschreiber waren bei Herstellung dieser Handschrift neben recht jungen Mönchen auch verstärkt ältere Konventualen beteiligt. § 278 Die Mitarbeit älterer Mönche im Skriptorium läßt sich auch an anderen Beispielen zeigen: In der Sankt Galler Handschrift der Stiftsbibliothek Csg 186 heißt es in Geheimschrift p. 193: Rihpertus albus extremam partem scripsit136. Notker der Dichter ergänzte in vorgerücktem Alter die Bücher Esra und Nehemia in Csg 14 um das apokryphe III. Esra 3 4 und begründet dies in einer Vorrede, in welcher er vermerkt, diesen Text schon in seiner Jugend kennengelernt und seitdem die Bibliothek um zahlreiche Texte bereichert zu haben137. Um 894 entstand in Sankt Gallen ein prächtiges Festtagsevangelistar, welches aufgrund seines oblongen Formats schon von Ekkehart IV. als Evangelium longum bezeichnet wird (Csg 53). Die Datierung ergibt sich aus dem Bericht Ekkeharts IV. und wird durch die dendrochronologische Untersuchung der im Einband verwendeten Eichenplatten bestätigt138. Der ausführende Kalligraph Sintram (Nr. 393) hatte damals bereits rund zwanzig Jahre im Kloster verbracht und befand sich erst auf dem Höhepunkt seines Könnens. Von Ekkehart IV. erfährt seine Kunst das höchste Lob: Hoc hodie est evangelium et scriptura, cui nulla, ut opinamur, par erit ultra; quia, cum omnis orbis cisalpinus Sintrammi digitos miretur, in hoc uno, ut celebre est, triumphat […]. Sed et hoc in homine mirabile erat et singulare, quod, cum delicata eius scriptura iocunde sit directa, raro in pagina vel unius verbi mendacium invenias rasum139. § 279 Zwar sprechen die körperlichen Mühen der Schreibarbeit und die Altersfehlsichtigkeit gegen eine Beteiligung älterer Mönche im Skriptorium, doch darf man nicht vergessen, daß neben Liturgie und Armenpflege auch das Schreiben als asketische Handlung verstanden wurde140. Im Gegensatz zu Aufgaben in der Güterverwaltung, welche Reisen erforderten, bot sich das Skriptorium als Wirkungsstätte älterer Kräfte an. Schließlich war die Beteiligung erfahrener Kräfte notwendig, um die von der karolingischen Reform geforderte Sicherung der Überlieferung zu gewährleisten141. Aufgrund unserer Beispiele, welche Anlaß geben, im Skriptorium ein höheres Durchschnittsalter als bei der Urkundenher136 Die Handschrift ist im Grundstock des Breviarium librorum aufgeführt (hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 75,2f.); von A. Bruckner wird sie auf den Ausgang des ersten Drittels des 9. Jahrhunderts datiert (SMH 2, S. 68). 137 Zuletzt S. Rankin, S. 268–270. 138 J. Duft, R. Schnyder, S. 19–28, 80f., 159. 139 Casus c. 22 (1), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 58, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 94f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 89. 140 H. Fichtenau, Mensch, S. 154–156; J. Leclerq, Wissenschaft, S. 140f. 141 Vgl. Admonitio generalis (a. 789) c. 72: Et pueros vestros non sinite eos vel legendo vel scribendo corrumpere; et si opus est evangelium, psalterium et missale scribere, perfectae aetatis homines scribant cum omni diligentia (hg. v. A. Boretius, MGH Capit. 1, S. 60).

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stellung anzunehmen, erscheint es mir fragwürdig, von einer »durchschnittlichen Dauer der Betätigung der Einzelnen an der Schreibarbeit […] zwischen 10 und 20 Jahren« zu sprechen142. Wer alt wurde, konnte durchaus wesentlich länger an der Arbeit im Skriptorium beteiligt sein, was wahrscheinlich doch häufig vorgekommen ist. § 280 Neben den älteren Mönchen, die im Skriptorium arbeiteten, gab es jedoch auch die ganz jungen. Als Schreiber haben sich mit einer Subskription in der Paulushandschrift Zürich, ZB, C 57 Marcellus (Moengal) (Nr. 300, eingetreten um 852) und Gisalbert (Nr. 303a) ein Gedächtnis gestiftet143. Da Gisalbert vor 865 starb und Marcellus seit 860 Diakon ist, muß die Handschrift aufgrund ihrer Stellung in der Profeßfolge zwischen 852 und 860 geschrieben worden sein, wahrscheinlich noch in der ersten Hälfte dieses Zeitraums, da das sonst zu erwartende Subdiakonat des Marcellus nicht angeführt wird. Der dritte Band von Cassiodors Psalmenkommentar wurde von Adalger (Nr. 318) ausgeführt, welcher um 856 Profeß ablegte und vor 869 starb. Entsprechend begegnet dieser Band im Zuwachsverzeichnis des Abtes Grimalt (841–872). Wahrscheinlich sind alle drei Bände des Kommentars zwischen 856 und ca. 865 entstanden, da sie noch von der Anlagehand des Breviarium librorum aufgeführt werden144. Auch in zwei der sechs zusammen entstandenen Bände der Ennarationes in Psalmos von Augustinus (Csg 162–166; Zürich, ZB, Car. C. 32) sind zwei Sankt Galler Schreiber angeführt: Waning (Nr. 286) und Wipret (Nr. 339). Da letzterer erst um 860 eingetreten war und das Werk im Zuwachskatalog des Abtes Grimalts verzeichnet ist145, ergibt sich, daß die Handschriftengruppe zwischen 860 und 872 entstand, genauer vor ca. 865, da diese Bände gleichfalls von der Anlagehand des Breviarium librorum verzeichnet sind. Der beteiligte Wipret war also seit weniger als 6 Jahren im Kloster. Ein Schüler als Schreiber begegnet auch in der Subskription zu einer Hieronymuspredigt in Csg 152146, und aufgrund der Ungeübtheit der daran beteiligten Hände ist der Liber Tobiae in Csg 8 als ein Produkt der Schule angesehen worden147.

5.7.2 Die Schrift § 281 Mit Hilfe der bei der Rekonstruktion der Profeßfolge unternommenen Analyse der Hände der Sankt Galler Urkunden kann ein präziserer Überblick über die Entwicklung

142 B. Bischoff, Paläographie, S. 63; konkrete Nachweise gibt es allerdings m. W. nicht. 143 Prudens quisquis lector / volumen cum legeris istud, / scriptoribus imperitis / Marcello monacho et Gisalberto subdiacono veniam concedas deposcimus (f. 197; vgl. CMD CH 3, S. 252, Nr. 803, Abb. 729f.). 144 Csg 201–202; Explicit scriptio partes Adalgeri (Csg 202 p. 114; vgl. CMD CH 3, S. 242, Nr. 744, Abb. 727; MBK 1, S. 84,15; MBK 1, S. 76,11). 145 Csg 165 p. 278: Waningus scripsit (vgl. CMD CH 3, S. 242, Nr. 743, Abb. 725f.); Csg 163 p. 152: UU.B.R.T.S.P.S.T.C.N.T.R. [Wibertus scripsit cantor] (vgl. A. Bruckner, SMH 3, S. 76f. Abb. 67 [rec. B. Bischoff, in: HJb 59, 1939, S. 249]; MBK 1, S. 83,35). 146 CMD CH 3, S. 260, Nr. 836: Hic opus exiguum puerile pollice scriptum / sit Ruothperte tibi magnum promptissime doctor …. (hg. v. P. v. Winterfeld, MGH Poet. 4, S. 1110). 147 B. Bischoff, Paläographie, S. 63 Anm. 22.

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der Schrift im Kloster Sankt Gallen während des 9. Jahrhunderts148 gegeben werden, welcher von den als original zu betrachtenden (in der Profeßfolge fett unterstrichenen) Urkunden ausgeht. Der methodischen Forderung nach einer Beschränkung auf das autochthone Material einer Schreibstätte wird damit genüge getan. Eine Übertragung der dabei gewonnenen Kenntnisse auf die Buchhandschriften ist allerdings nur mit einigen Einschränkungen möglich. So ist bei den Codices die Unterscheidung klostereigener von fremden Produkten schwieriger als bei den Urkunden149. Darüberhinaus lassen sich an den Handschriften im späteren 9. Jahrhundert drei deutlich voneinander unterscheidbare Stilhöhen beobachten150: als oberste die der kalligraphisch besonders anspruchsvollen liturgischen Handschriften, welche – zumeist von einer Hand geschrieben – auf Abkürzungen und Ligaturen nahezu vollständig verzichten und im Duktus wie in der Gestalt der Einzelbuchstaben eine gewisse Monumentalität anstreben; dann die Masse der gewöhnlichen Bibliothekshandschriften, allen voran die Kirchenvätersammlungen, welche vielfach von mehreren Händen in einer anspruchsloseren Schrift ausgeführt werden, in denen Ligaturen und Abkürzungen zwar nicht gehäuft, aber insbesondere an Zeilen- und Seitenschluß doch des öfteren zu beobachten sind; sodann eine Notizschrift, benutzt für Glossen und anderes Beiwerk (Praefationes, Capitula etc.), welche vielfach recht individuell ausgeformt ist und die Menge der Abkürzungsmöglichkeiten und Ligaturen bietet. Die Urkunden sind in ihrer Schrift am ehesten mit der Menge der Bibliothekshandschriften zu vergleichen, doch weisen sie einige deutliche Unterschiede auf. Zum einen wird zumeist auf nicht liniierten Pergamentstücken minderer Qualität geschrieben, oftmals wahrscheinlich unterwegs, weshalb die Schrift nur selten ein mit den Bibliothekshandschriften vergleichbares Niveau erreicht. Vor allem in Federhaltung, Schriftrichtung und Proportion sind die Urkunden zu uneinheitlich, als daß ein Vergleich mit den Bibliothekshandschriften gewinnversprechend wäre. Des weiteren ist hier ein früheres Aufkommen von v neben u zu beobachten, bedingt durch das Bedürfnis, die althochdeutschen Orts- und Personennamen phonetisch angemessen wiederzugeben. Schließlich muß es als Eigenart vieler Schreiber gelten, das Eschatokoll durch Verwendung älterer Formen und zahlreicherer Ligaturen besonders auszuzeichnen151. Da die Kenntnis dieser Formen auf den Zeitpunkt des Schrifterwerbs zurückweisen könnte, wurden sie in unsere Auswertung einbezogen. Bei einem Vergleich mit Beobachtungen aus den Buchhandschriften muß jedoch berücksichtigt werden, daß diese älteren Formen durchaus genauso lange begegnen können, aber sicher nicht in vergleichbarer Häufigkeit. Die vielfach dorsal erhaltenen Vorakte sind in ihrer Schrift zumeist mit der niedrigsten Stilhöhe der Codices zu vergleichen, der Notizschrift. Sie wurden – auch wegen ihres geringen Textumfangs – in die Auswertung nicht einbezogen. 148 Vgl. A. Chroust, Ser. 1, Lfg. 14–16; A. Merton; K. Löffler, Schreibschule [II]; A. Bruckner, SMH 2–3; N. Daniels, S. 4–33; H. Hoffmann, S. 366–402. 149 Vgl. B. Bischoff, Rezension zu SMH 2–3, in: HJb 57 (1937), S. 694–696, hier S. 695; HJb 59 (1939), S. 248f., hier S. 249. 150 N. Daniels, S. 4–10; B. Bischoff, Paläographie, S. 161. 151 Vgl. z. B.: Nr. 130 (W 228, 236), Nr. 175 (W 307, 361), Nr. 209 (W 367), Nr. 251 (W 251, 366, 379), Nr. 300 (W 429) u. a.

184

§ 283 Für die Auswertung der Hauptschrift werden nur Doppelformen, Ligaturen und Abkürzungen berücksichtigt, auf die Einbeziehung von einzelnen Buchstabenformen, Proportionen und Elementen des Duktus wurde wegen der uneinheitlichen Entstehungsbedingungen und den Schwierigkeiten ihrer Dokumentation verzichtet. Unter Doppelformen werden die Buchstaben verstanden, welche neben den Buchstaben der karolingischen Minuskel begegnen. Es sind dies die unzialen Formen für d (d), u (V), i (j) und n (N), die halbunziale Gestalt für a (»cc–a«) sowie die kursiven Formen von c (»doppelstöckig«) und o (»tropfenförmig«). Die Ligaturen wurden in Gruppen nach dem ersten Buchstaben eingeteilt, abgesehen von unter der Zeile angehängten i und a (»litterae subscriptae«) sowie der Gruppen von aus Majuskeln gebildeten Ligaturen. In manchen Gruppen begegnet während unseres Zeitraums nur eine Verbindung (st, ae, ct, nt), in anderen (r-, e-, t-) sind insbesondere während der ersten Hälfte des Jahrhunderts eine Vielzahl von Verbindungen zu beobachten und finden in der Auswertung auch ihre Berücksichtigung. Bei den Abkürzungen wurden einige Besonderheiten herausgegriffen, wie das Aufkommen der Kürzung von »-ur« durch ein anderes Zeichen als die Kürzung von »-us«, nämlich durch einen an eine arabische »2« erinnernden Haken, das Verschwinden der Kürzung von »vel« durch »vl« sowie die Nasalkürzung mittels Durchstreichen des letzten Schaftes. Von den Kontraktionen wurden nur die selteneren notiert, also nicht die, welche bei den Nomina sacra, den Weiheangaben oder den gängigen Partikeln (z. B. »qq« für »quoque«) begegnen. Auch die Kürzung durch überschriebene Vokale wurde eigens notiert. § 284 Ausgewertet wird, um halbwegs ausreichende Gruppengrößen zu erreichen, in Zehnjahresintervallen. Dies bietet sich auch deshalb an, weil nahezu die Hälfte aller Urkunden im ersten Jahrzehnt nach dem Eintritt in das Kloster geschrieben werden152. Die Auszählung der Urkunden erfolgt hier in zwei Sortierungen, nach Entstehungszeit der Einzelstücke und nach Eintrittszeitpunkt ihrer Schreiber. Damit kann geprüft werden, ob die hier behandelten paläographischen Merkmale eher durch die Zeit des Schrifterwerbs oder stärker durch die Entstehungszeit geprägt sind.

152 In Intervallen vom Profeßzeitpunkt gerechnet werden geschrieben: 0–9 Jahre 46,2 %, 10–19 Jahre 36,5 %, 20–29 Jahre 11,9 %, 30–44 Jahre 5,3 % aller Urkunden (aufgrund der in Anm. 118 angeführten Werte).

185

Tab. 3: Merkmale Sankt Galler Urkunden nach dem Entstehungszeitpunkt in Prozent Jahrzehnt 810 820 830 840 850 860 870 880 890 Anzahl Urkunden 14 28 36 11 34 51 29 27 10

900 17

910 11

oben offene g Doppelform c Doppelform o Doppelform i Doppelform a Doppelform v Doppelform n Doppelform d

64 64 93 100 71 14 – –

25 18 43 25 11 4 7 –

14 50 61 50 44 6 8 –

9 55 36 55 55 – 9 –

15 15 12 24 65 15 6 –

– 2 2 14 22 39 4 –

– 3 3 17 17 69 28 28

– – – 7 11 93 41 93

– – – 10 – 100 30 70

– – – – 6 94 18 18

– – – – – 100 27 9

subscripta t-Ligaturen nt-Ligatur r-Ligaturen ct-Ligatur ae-Ligatur st-Ligatur e-Ligaturen Majuskel-Ligaturen

71 14 71 100 93 7 79 93 –

36 7 29 39 61 – 82 100 –

11 3 8 64 53 6 94 100 8

18 – 9 36 55 18 100 73 –

27 – 3 50 17 24 91 88 9

31 – 2 31 8 18 80 86 2

72 – – 28 7 17 55 100 35

63 – – 67 4 4 55 86 33

60 – – 10 – – 70 100 30

47 – – 60 6 17 88 88 24

46 – – 64 – 9 91 100 55

64 7 – 36 7

11 – – 11 21

36 11 6 8 19

18 – – – 9

12 3 3 6 15

2 10 6 2 14

31 17 27 – 28

15 15 30 – 37

30 20 – – 21

18 – 18 – 18

55 – – – 36

Tab. 4: Merkmale Sankt Galler Urkunden nach Eintrittszeit ihrer Schreiber in Prozent Jahrzehnt 800 810 820 830 840 850 860 870 880 Anzahl Schreiber 2 6 3 4 3 12 5 7 5 Anzahl Urkunden 10 46 33 21 10 68 23 33 23

890 2 10

900 1 6

Querstrichkürz. Kontraktion übergeschr. Vokal ul=vel 2-ur-Kürzung

oben offene g Doppelform c Doppelform o Doppelform i Doppelform a Doppelform v Doppelform n Doppelform d

80 – 90 100 90 10 – –

26 26 61 35 26 4 13 2

27 58 58 55 55 9 – 3

14 29 10 29 71 14 5 –

– – – 20 80 10 20 –

– – 3 13 34 26 – –

– – – 9 13 91 35 44

– – – 6 – 91 30 67

– – – 9 9 96 39 39

– – – – 10 100 – –

– – – – – 83 17 17

subscripta t-Ligaturen nt-Ligatur r-Ligaturen ct-Ligatur ae-Ligatur st-Ligatur e-Ligaturen Majuskel-Ligaturen

90 30 80 100 70 – 60 90 –

39 7 33 61 72 – 89 96 4

18 – – 55 39 21 91 94 3

14 4 5 24 62 33 86 81 5

– – – – – – 100 100 –

31 – 3 52 7 18 81 88 9

78 – – 26 9 – 44 91 22

55 – – 36 – 6 61 97 46

48 – – 78 9 13 83 96 26

40 – – 10 – – 100 80 40

83 – – 83 – 17 83 100 50

Querstrichkürzung Kontraktion übergeschr. Vokal ul=vel 2-ur-Kürzung

60 – – 50 –

13 4 4 4 24

30 21 3 9 18

14 – – 5 9

– 20 10 – 10

9 3 3 4 12

9 30 30 – 35

36 18 27 – 27

17 13 4 – 17

40 – 20 – 40

33 – – – 67

186

§ 285 Vergleicht man die beiden Tabellen, so fällt auf, daß die Merkmale in der nach Eintrittszeitpunkt sortierten Aufstellung besser voneinander getrennt werden. Insbesondere das Verschwinden und Auftreten bestimmter Formen läßt sich durch größere numerische Differenzen besser erkennen. Gestört wird dies klarere Bild jedoch durch einzelne »Ausreißer«, welche, wie man bei Berücksichtigung der Anzahl der Schreiber und Urkunden feststellen kann, vielfach auf die geringe Größe der zugrundeliegenden Klassen zurückgeführt werden können. Die zeitliche Verschiebung der Phänomene zwischen beiden Auswertungen erklärt sich durch das durchschnittliche Profeßalter von 7,3 Jahren bei Fertigung der ersten, bzw. von 14,2 Jahren bei Fertigung der letzten Urkunde. § 286 Die karolingische Minuskel löst in Sankt Gallen die alemannische Minuskel nur zögernd ab, da auch letztere für kalligraphische Produkte (z. B. die Handschriften der »Wolfcozgruppe«) gebraucht werden konnte. Verbreitet wird angenommen, sie habe sich hier während des ersten Jahrhundertdrittels gehalten153. Genauer betrachtet hielten sich verschiedene Elemente der alemannischen Minuskel unterschiedlich lange. Ab dem dritten Jahrzehnt werden offene g, untergehängte i und die charakteristische nt-Ligatur zurückgedrängt, auch die mit t beginnenden Ligaturen verschwinden bis dahin, von den e-Ligaturen bleiben nur et und ex, wohingegen sich die verschiedenen mit r beginnenden Buchstabenverbindungen noch bis in das sechste Jahrzehnt halten (und rt nie verschwindet). Die Doppelformen für o (»tropfenförmig«), c (»doppelstöckig«) und i (»i-longa«) kommen erst in einer zweiten Entwicklungstufe um die Jahrhundertmitte außer Gebrauch, und die Doppelform des a (»offenes a«) findet sich noch bis nach 870. Vielfach begegnen diese Merkmale jedoch in Schriften, welche nach ihrer Proportion, Schaftbildung und Schreibrichtung schon als karolingische Minuskel bezeichnet werden müssen154. Im Kürzungssystem stellt sich diese Änderung früh ein, die 2-förmige Kürzung für -ur kommt schon seit dem zweiten Jahrzehnt in Gebrauch, die Kürzung mittels Durchstreichung des letzten Abstrichs (Ausnahme: Majuskel) sowie die Kürzung vl für vel verschwinden kurz darauf. § 287 Der Übergang zur karolingischen Minuskel erfolgte also schleichend, und einen Zwang zur Verwendung der neuen Schrift scheint es kaum gegeben zu haben155. Die ersten Mönche, welche sie verwendeten, hatten erst in höherem Alter Profeß abgelegt und wahrscheinlich schon zuvor an anderen Orten ihre Ausbildung erhalten. Es waren dies Gozbert (Nr. 174, eingetreten 817), welcher auch der erste Schriftsteller des 9. Jahrhunderts im Steinachkloster ist, sowie Heribold (Nr. 181) und Rihpreht (Nr. 210, eingetreten 826). Viel153 Die alemannische Minuskel in St. Gallen: »Lange ein konservativer Block in einer Umwelt, deren Schriften sich schon stärker asssimiliert hatten, wird sie erst um 820 bis 830 von gemeinkarolingischer Minuskel abgelöst« (B. Bischoff, Panorama S. 21). 154 Am eindrücklichsten ist dieser Schriftwandel an den zahlreichen Urkunden Thiotharts (Nr. 209) zu bemerken. 155 »Irgendeine Lenkung im einzelnen ist in der Entstehungsgeschichte der karolingischen Minuskel jedoch nicht wahrzunehmen« (B. Bischoff, Minuskel, S. 3). Vgl. dabei dens.: »Man erwartet von einem wohlorganisierten Skriptorium, daß auch eine Mehrzahl von Schreibern ein diszipliniertes, mehr oder weniger einheitliches Schriftbild zustandebringt; Fulda, wo eine Generation lang angelsächsische und karolingische Schrift nebeneinander gepflegt und selbst im gleichen Codex zugelassen wurden, bildet eine Ausnahme« (Paläographie und Geschichte, S. 10).

187

leicht haben die Lehrer Gozbert und Rihpreht bald den Schreibunterricht für die angehenden Mönche und Oblaten erteilt, jedenfalls schreiben die seit 830 eingetretenen Brüder (Nr. 232ff.) karolingische Minuskel, und nur zwei erst im höheren Alter eingetretene bedienen sich weiterhin der alemannischen Minuskel156. § 288 Die reinste Ausprägung erhält die karolingische Minuskel durch die Mönche, welche zwischen 845 und 863 eingetreten sind. Vielleicht steht nicht von ungefähr an ihrer Spitze der berühmte Kalligraph Folchard (Nr. 283) mit seinen späteren Stücken. Nun werden die Doppelformen vermieden, allenfalls begegnet noch ein v, keinesfalls das unziale d. Auch die Ligaturen werden, abgesehen von et und ex, zurückgedrängt157, allmählich kommt jedoch das an den letzten Schaft von h, m oder n unter der Zeile angehängte i (Littera subscripta) wieder auf. Im Duktus ist die Schrift noch immer recht aufrecht und am Quadrat orientiert, Haar- und Schattenstrich werden wieder stärker differenziert und die Schäfte erhalten Serifen. § 289 Der nächste große Einschnitt wird von Mönchen getragen, welche von ca. 863 an Profeß abgelegt haben (Nr. 355ff.). Das wichtigste Kennzeichen ist, daß man eine neue Vorliebe für Majuskelformen entwickelt. Deshalb führt man nun wieder einige unziale Doppelformen ein, und zwar für d, n und u, bildet aus Majuskeln Ligaturen (OR, NT, etc.), wobei in diesen Fällen erneut mit Durchstreichen des letzten Abstriches gekürzt werden kann, und zieht auch verstärkt die Kürzung durch übergeschrieben Vokal heran. Am auffälligsten ist die häufige Verwendung von Litterae subscriptae. In den Ligaturen ist man nicht mehr so zurückhaltend wie zuvor, doch begegnen Mönche, welche insbesondere die st-Ligatur meiden158. Allgemein ist die Schrift dieser wohl fälschlich so genannten »Hartmutminuskel« eher gestreckt und leicht rechtsgeneigt, wobei die Schäfte des Mittelbandes vielfach nicht parallel stehen, sondern innerhalb der Buchstaben gegeneinander gekehrt werden159. Die hier ausgewerteten Merkmale treten in den Urkunden zwischen 875 und 895 verstärkt auf, und insbesondere das unziale d und die übergeschriebenen Vokale verschwinden danach wieder. Man hat diese Neuerung auf den mit Marcus (Nr. 291) und Marcellus (Nr. 300) manifesten irischen Einfluß zurückführen wollen, doch bediente sich zumindest der auch als Lehrer tätige Marcellus noch einer für die Jahrhundertmitte üblichen Schrift. Dennoch mag die irische Glossenschrift für einzelne Momente Vorbild gewesen sein160. § 290 Wer diese Schrift propagiert hat, wissen wir nicht. Von den damals tätigen Lehrern Iso und Marcellus schreibt der erstere eine fremde Schrift und der zweite benutzt eine Sankt Galler karolingische Minuskel, wie sie seit Folchard (Nr. 283, eingetreten 845) begegnet. Wie bei der karolingischen Minuskel kann man auch hier beobachten, daß nach

156 Werinbert (Nr. 251) und der jüngere Wolfcoz (Nr. 261). 157 Weitestgehend vermeiden Ligaturen und Doppelformen Pernwic (Nr. 324), Thiotker (Nr. 325), Notker Balbulus (Nr. 331), Wichram (Nr. 333), Amalbert (Nr. 338) und Waldhere (Nr. 354). 158 Werinbert (Nr. 380), Reginbert (Nr. 383); allgemein wird diese Ligatur ca. 870–889 sparsamer verwendet. 159 Gute Schreiber dieser Schrift sind Pero (Nr. 358), Rifine (Nr. 359) und Hartmann (Nr. 366). 160 Vgl. N. Daniels, S. 31–33, 36–39.

188

Einführung des neuen Stils als Schulschrift noch drei Professen (Nr. 368–70), die neuen Elemente nicht gebrauchen, zumindest für einen von ihnen steht aufgrund der kanonischen Altersbestimmungen für die Weihen fest, daß er bei Klostereintritt wenigstens 25 Jahre alt war (Liuto, Nr. 368). § 291 Von besonderem Interesse ist die Frage, inwieweit einzelne in karolingischer Minuskel schreibende Hände so charakteristisch sind, daß anonyme Autographen mit ihrer Hilfe identifiziert werden könnten161. In Sankt Gallen wäre dies am ehesten vorstellbar, da wir dort durch die originalen Traditionsurkunden über die Schreibgewohnheiten und -unterschiede gleichzeitiger Mönche gut unterrichtet sind. Doch in der Regel sind die Hände wenig originell. Aufgefallen ist mir lediglich Iso (Nr. 299), der vielfach Ligaturen bildet, wenn dem r ein Vokal folgt, wobei der Bogen des r kaum über die obere Grenze des Mittelbandes reicht. Auch Ratpert (Nr. 386) bildet als Besonderheit ein a mit verschwindender Oberlänge und vermeidet die rt-Ligatur, aber daß dies nicht auch bei anderen Schreibern der Fall ist, kann ich nicht ausschließen. Besonders mißlich ist der Fall für Hartmut (Nr. 235) und Notker (Nr. 331), welchen in der Literatur dieselben Stücke als Autographe zugesprochen werden162. Ich sehe mich außerstande, eine Entscheidung zu treffen, zumal es von Hartmut keine Urkunde oder irgendein anderes Stück gibt, das als autograph gesichert wäre163. Dagegen dürften hagiographische Marginalien und Texte tatsächlich von Notker stammen und im Zusammenhang seiner Arbeit am Martyrologium stehen. Seine Handschrift ist aufgrund verschiedener Urkunden und Subskriptionen gesichert164, was jedoch über die gesicherten oder aufgrund der Thematik wahrscheinlich gemachten Stücke hinausgeht, ist Spekulation. § 292 Für die Datierung vergleichbarer Bibliothekshandschriften (zweite Stilhöhe) ergibt sich, daß die in der Handschrift begegnenden Merkmale vielfach aus der Zeit stammen, in welcher der Kopist schreiben gelernt hat und weniger aus der Zeit, da die Handschrift tatsächlich geschrieben wurde. Sind mehrere Hände an einem Codex beteiligt, so ist dies Problem weniger gravierend, da man aufgrund einer Berücksichtigung der fortschrittlichsten Hand zu zuverlässigeren Ergebnissen kommen kann. Vielfach liegen solche arbeitsteilig entstandenen Handschriften jedoch nicht vor. Problematisch wird die Angelegenheit insbesondere dann, wenn man aufgrund von Ähnlichkeiten der Schrift eine vermeintliche zeitliche Abfolge der Handschriften eines Skriptoriums zusammenstellt. § 293 An den Urkunden haben wir gesehen, daß mehr als ein Sechstel ihrer Schreiber schon länger als zwanzig Jahre im Kloster verweilte, als sie geschrieben wurden. Im Skrip161 Vgl. P. Lehmann; neuestens: P. G. Schmidt, Autographen. 162 So gelten die Nachträge im Breviarium librorum (Csg 728) bei A. Chroust (Lfg. 15, Tf. 10) als Autograph Hartmuts und bei S. Rankin (S. 292–295) als Autograph Notkers. Während für S. Rankin das Testimonium in Csg 14 als Schlüssel zu Notkers Schrift dient (S. 268–270, 284–286), hielt A. Chroust die Schriftzüge (Lfg. 15, Tf. 5) für unspezifisch. A. Chroust durchaus im Widerspruch zu seiner Haltung bezüglich Hartmuts: »Die Individualität des einzelnen Schreibers ist für geraume Zeit aus der Schrift allein kaum feststellbar« (Denkmale, Lfg. 14, Tf. 7). 163 Anders: W. Berschin, Exlibris; vgl.: Ders., B. v. Scarpatetti, Hartmotus, CMD CH 3, S. 293f. 164 Vgl. S. Rankin; zuvor schon: I. v. Arx, Bd. 1, S. 91–95; F. Weidmann, S. 13; H. F. Haefele, Studien, S. 388f.; P. Staerkle, S. 45; J. Duft, Notker der Stammler, S. 131f.

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torium scheinen eher noch mehr ältere Mönche eingesetzt worden zu sein. Demnach sind allenfalls Datierungen zulässig, welche als Intervall zumindest ein Vierteljahrhundert angeben, und das nur dann, wenn man die Merkmalsentwicklung eines Skriptoriums recht genau kennt. Gegenüber Datierungen in Jahrhundertvierteln oder kleineren Intervallen erscheint jedenfalls Skepsis angebracht. Da die Datierungen zudem meist aufgrund eines »persönlichen intuitiven Urteils«165 und nur in der Minderheit der Fälle auf genauerer Erforschung einzelner gut dokumentierter Skriptorien erfolgt, sollte man sich in der Regel mit der Angabe größerer Zeitspannen begnügen, da alles andere eine »exakte Wissenschaft« nur vortäuscht. Tab. 5: Merkmalscluster der Sankt Galler Urkunden, geordnet nach Eintrittsalter der schreibenden Konventualen166 Jahrzehnt t-Ligatur keine 2ur-Kürzung n-Ligatur keine ae-Ligatur mehr als 2 e-Ligat.167 zwei Formen für o mehr als 1 r-Ligat.168 zwei Formen für c häufige ct-Ligatur Querstrichkürzung oben offene g häufig 2 Formen für a ul = vel wenige st-Ligaturen oft Kürzung mit Vokal häufig 2 Formen für d häufig 2 Formen für n häufig 2 Formen für v häufige Mai.-Ligaturen häufige i/a-subscripta

800 X X X X X X X X X X X X X

X

810

820

830

840

850

X X X X X X X X X X X

X X X X X X X X

X X X X X X

X X

X X

X

860

870

880

890

900

X X X X X X X X

X X X X X X X

X X X X X

X X X

X X X

§ 294 Die vorstehende Aufstellung wichtiger Merkmale der Sankt Galler Schriftentwicklung, gewonnen aus unserer Auszählung nach dem Eintrittszeitpunkt der Schreiber, kann für die Datierung Sankt Galler Handschriften herangezogen werden, doch sollte nicht nur das in der Tabelle angeführte Jahrzehnt bei der Datierung Berücksichtigung finden, sondern in der Regel auch die beiden folgenden. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß schon 165 G. Powitz, S. 136; zur methodischen Problematik sind mir nur wenige Äußerungen bekannt, vgl. J. Autenrieth, Probleme. 166 Grundlage sind, soweit nicht anders angegeben, die in Tab. 4 dokumentierten Werte. 167 Von den während dieser zwei Jahrzehnte (800–819) eingetretenen Mönchen kennen lediglich Nr. 174 und 181 keine anderen e-Ligaturen außer et und ex. Einzige spätere Ausnahme mit mehr als zwei e-Ligaturen ist Nr. 261 mit W 273 und 274. 168 Keine oder nur die rt-Ligatur kennt von den zwischen 800 und 829 eingetretenen Mönchen nur Nr. 210. Später kennen andere r-Ligaturen nur Nr. 300 mit W 429 (sehr ungelenke re-Ligatur im Eschatokoll) sowie Nr. 299 (nicht ortstypische Morphologie der zahlreichen r-Ligaturen).

190

mit dem 813 eingetretenen Mönch Gozbert (Nr. 130) auch reinere karolingische Minuskel in Sankt Gallen anzutreffen ist, weshalb die Aufstellung für Texte in reiner karolingischer Minuskel in der ersten Jahrhunderthälfte nur eingeschränkt herangezogen werden kann. § 295 Wir haben gesehen, daß zumindet seit der Mitte der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts in Sankt Gallen ein kontinuierlicher Schulbetrieb herrschte, welcher über eine Einübung in das Mönchtum hinausging. Damals kam es aufgrund erst spät in das Kloster eingetretener Mönche zur Einführung der karolingischen Minuskel im Unterricht. Als Resultat beteiligte sich gut die Hälfte der Mönche am Schreiben von Urkunden, zahlreiche arbeiteten im Skriptorium, und die meisten erreichten im Laufe ihres Lebens die Fähigkeiten, welche sie zur Leitung der Meßfeier als Priester benötigten. Die Schule erreichte so schnell eine größere Ausstrahlung, sodaß es zu Schülern von auswärts sowie zu Schenkungen für das Unterrichtswesen kam. So fern uns die damaligen Formen von Wissensvermittlung und Wissenschaft auch stehen mögen, abfällige Urteile über die Leistungen der Mönche waren entweder polemisch169 oder sind ignorant170.

169 Praeterea quid de his hominibus dicendum est, qui sine litteris vivunt? (Gunzo, Epistola c. 9, hg. v. M. Manitius, MGH Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 2, S. 38). 170 »Die Regel war der höchst rudimentär gebildete Mönch, dem das dörfliche Leben wesentlich näher stand als das klösterliche« (C. Dette, S. 21).

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6. Ämter und Amtsinhaber

6.1 Die Offiziale und die Führung des Klosters § 296 Ein großes karolingisches Kloster wie Sankt Gallen bildete eine hochdifferenzierte Kult-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgemeinschaft, welche ihre Aufgaben weder ohne Arbeitsteilung noch allein aus der Kraft der Mönche bewältigen konnte. Dies vermittelt die differenzierte Ordnung des karolingischen Klosterplans in gleicher Weise wie der weitgestreute Besitz des Klosters. § 297 Eigentlich ist nach der Benediktsregel der Abt für alles Geschehen im Kloster verantwortlich. Ihm ist alle Gewalt übertragen, er besetzt die Ämter1, nichts soll gegen seinen Willen vorgenommen werden, auch und gerade nichts durch die Amtsträger. Verpflichtet ist er allein dem Willen Gottes. Allenfalls bei der Wahl des Nachfolgers und vielleicht auch bei der Bestellung seines Stellverteters stehen dem Konvent Mitwirkungsrechte zu. Um die Position des Abtes zu stärken, war Benedikt darauf bedacht, ihm nicht im Praepositus einen möglicherweise zu mächtig werdenden Stellvertreter an die Seite zu stellen, sondern er wünschte eine breite Hierarchie mit zahlreichen Dekanen. Wegen dieser außerordentlichen Machtfülle des Abtes finden sich außer zu den Dekanen (RB 21) und zum Praepositus (RB 65) lediglich zum Cellerar (RB 31) und zum Pförtner (RB 66) nähere Bestimmungen in der Regel. § 298 Benedikt hatte den Praepositus wohl auch deshalb abgelehnt, weil dieser seinerzeit oftmals durch den Bischof oder andere Mächtige außerhalb des Klosters eingesetzt wurde. Ein vergleichbares Hineinregieren findet sich auch in karolingischer Zeit, etwa in Fulda2 oder bis zum Jahr 816 auch in Sankt Gallen. An der Steinach bestimmte der Bischof von Konstanz den Abt und besetzte Klosterämter mit seinen Leuten, wie Ratpert berichtet3. Als Klosterämter sind dort seit 779 Dekan, Praepositus, Cellerar, Kämmerer, Pförtner und Sakristan bezeugt (W 91). Seit 821 (W 269) kommt noch der Hospitiar und später gelegentlich auch der Bibliothekar4 hinzu. Darüberhinaus ist zu beachten, daß sich in Sankt Gallen hin-

1 Allerdings läßt sich für das Spätmittelalter vielerorts bezeugen, daß die Ämter nur mit Zustimmung oder nach vorheriger Wahl der Kandidaten durch den Konvent besetzt werden konnten, vgl. P. Hofmeister, Ordensrat, S. 9f. 2 In Fulda waren unter Abt Ratger 812 Ämter mit Laien besetzt, vgl.: Supplex libellus c. 16, hg. v. E. Dümmler, MGH Epp. 4, S. 548, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 325 (dort weitere Nachweise). 3 Idem namque episcopus [sc. Wolfleoz], cum omnes monasterii causas sibi ubicumque vellet, adferri iussisset, nihilominus ad libitus suos sepius idem monasterium invisens, omnes ibidem ministeriorum consuetudines ad suas detorserat voluptates. Denique cellario cunctisque similibus monasterii officinis laicales praefecit personas sibi forinsecus ministrare solitas; nullusque eorum, qui ad haec eadem ministeria constituti fuerant monachorum vel intrare aut de his aliquatenus habuit potestatem tractare vel habere. Quare contigit, non solum alia necessaria, sed etiam victum, supremum videlicet corporis sustentaculum, omnino fratribus deficisse. Ratpert, Casus c. 13 (6), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 24, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 65. 4 W 562 (von 862/4), W 679 (von 890) und W 749 (von 907).

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ter den praepositi unterschiedliche Ämter verbergen: zum einen die aus den Reihen der Mönche stammenden langjährigen Verwalter abgelegener Güterbezirke, die Außenpröpste, zum anderen die für einzelne Rechtsakte der Kernlandschaft als solche begegnenden praepositi, gleichfalls aus den Reihen der Mönche stammend, aber ohne erkennbare Amtsperioden. Letztere werden in der Literatur als »Stifts-« oder »Hauptpropst« bezeichnet5, was die Sache aber nicht trifft, weshalb wir uns mit der Bezeichnung »Klosterpropst« aushelfen. § 299 Über diese Amtsträger, schon zeitgenössisch Offiziale genannt6, ist wenig bekannt7. Ausführungen zu gleichbezeichneten Amtsträgern finden sich für das Frühmittelalter vor allem in den Statuten Adalhards für Corbie aus dem Jahr 822 und dem Breve memorationis Walas für das Kloster Bobbio aus den Jahren 834/36. Schon aus den Unterschieden im Ämteraufbau zwischen Corbie und Bobbio kann man sehen, daß von der Ordnung eines Klosters nicht einfach auf die Ordnung eines anderen Klosters geschlossen werden kann8. Dennoch dürften gleiche Bezeichnungen denselben Tätigkeitsschwerpunkt im Blick haben, so unterschiedlich die Abgrenzungen im einzelnen auch aussehen mögen. Deshalb werden hier beide Quellen neben den Regelkommentaren Smaragds und Hildemars und der karolingischen Gesetzgebung hilfsweise herangezogen, um die Organisation des Klosters Sankt Gallen im Frühmittelalter zu beschreiben. § 300 Ausgangspunkt und wichtigste Quelle für das Steinachkloster ist die in den dortigen Urkunden unter den Zeugen immer wieder begegnende Nennung der Amtsträger mit ihren Ämtern, die sogenannte Offizialenreihe. Die Zustimmung der Offiziale war zwar nach der Benediktsregel nicht erforderlich, doch verlangte schon Benedikt, daß wichtige Angelegenheiten mit dem Konvent zu beraten sind (RB 3)9. Für die geringeren Gegenstände sollte der Abt die seniores konsultieren (RB 3,12). Zu den causae maiores gehörten die Aufnahme neuer Mitbrüder und die Veräußerung größeren Landbesitzes10. Daß dieser Brauch schon im 9. Jahrhundert festgeschrieben worden sei, halte ich für unwahrscheinlich, doch entstand sicherlich eine größere Selbstverpflichtung des Klosters, wenn ein Rechtsgeschäft nicht nur mit Zustimmung des Abtes vorgenommen wurde, sondern auch die Offiziale oder gar der ganze Konvent den Vorgang bezeugten.11 5 I. v. Arx, Bd. 1, S. 178; H. Bikel, S. 193. 6 W 679, 723, 749. 7 Abgesehen von Forschungen zum Abt (vgl. Anm. 214) und Untersuchungen zum Stellvertreter (Prior oder Dekane, vgl. Anm. 120) gibt es noch keine eingehendere Untersuchung zu diesen Ämtern, obwohl sie schon lange gefordert wird: vgl. P. Schmitz, Bd. 1, S. 269; K. Hallinger, Gorze, Bd. 2, S. 819; völlig unzureichend ist der entsprechende Abschnitt bei: L. Moulin, S. 212–224. 8 Adalhard von Corbie, Statuta seu Brevia, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 365–408; Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 420–422; für Corbie vgl.: L. Dubar, S. 27–31; A. E. Verhulst, J. Semmler, S. 260–267; B. Kasten, S. 135f. 9 S. Hilpisch; B. Steidle, Rat. 10 Hildemar, Expositio c. 3, hg. v. R. Mittermüller, S. 130f., hg. v. L. Tosti, S. 87.; F. J. Felten, Herrschaft, S. 274–284; die Zustimmung des Konventes zu zahlreichen Prestarien und Tauschgeschäften findet sich unter den St. Galler Urkunden durch die Formel una cum consensu fratrum und die Nennung der Offizialen ausgedrückt. 11 So bestimmte Salomo III. 909 daß die St. Galler Offiziale sich um die Erhaltung des Kloster Pfäfers zu kümmern hatten (ut a sanctis confessoris Christi officialibus Favariensis cella procuraretur; W 764); anläßlich

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§ 301 Oft ist dabei von Offizialen zusammen mit dem Abt als von den rectores, custodes oder gubernatores des Klosters die Rede12. Daß die Offiziale mit den den Abt beratenden seniores des Klosters (RB 3,12) gleichzusetzen sind, mag vielfach zutreffen13, doch begegnen neben Abt und Offizialen bisweilen auch andere wohl einflußreiche Mönche unter den Zeugen der Urkunden des Klosters: Von den sieben klösterlichen Zeugen einer Urkunde von 830 war Bernwig (Nr. 127) seinerzeit Dekan, Reginhart (Nr. 38) zuvor und später gleichfalls Dekan, Mawo (Nr. 49) früher Kämmerer, Hunolt (Nr. 91) Außenpropst im Norden, Isanbert (Nr. 76) zuvor Pförtner und später Dekan, Gerbald (Nr. 128) zuvor Pförtner und Hospitiar sowie Martin (Nr. 207) später Cellerar. Die Reihenfolge ihrer Anführung richtet sich dabei weder nach den innegehabten Ämtern noch nach ihrem Profeßalter. Da sie sich alle früher oder später in Ämtern nachweisen lassen, haben wir es hier sicherlich mit einflußreichen Mönchen zu tun14. 834 wird noch vor den damaligen Offizialen der ehemalige Dekan und zukünftige Abt Bernwig genannt (W 345), oder es werden 882 neben einem nicht weiter bekannten Erfolt (Nr. 326) der Hospitiar Iob (Nr. 378) sowie der spätere Pförtner Rimeding (Nr. 296) und der zukünftige Abt Pernhart (Nr. 319) angeführt (W 621). Die Beteiligung der Offizialen am Rat des Abtes war demnach kein Recht15. Entsprechend wurde zwar das Recht auf Erzwingung eidlicher Aussagen bei der Güterverwaltung den Offizialen 926 durch Heinrich I. bestätigt, doch werden sie im Zusammenhang mit dem Rat des Abtes dort nicht erwähnt16. Mit Abt und Offizialen läßt sich also die Führung des Klosters nur ungefähr beschreiben. § 302 Dennoch wuchs das Ansehen der Mönche mit der Übernahme von Ämtern. Und so konnte es zwischen der mit dem Amt verbundenen Macht und der Last sowie dem Anerkennungsstreben und der geforderten Demut zu Spannungen kommen, gerade dann, wenn der Abt die Offizialen nicht besonders berücksichtigte. Entsprechend begegnet das Problem in der auf Hildemar von Civate zurückgehenden Regelkommentierung. Nach ihr stehen nur dem Prior sowie dem maior decanus Ehrenplätze außerhalb der Reihung nach dem der Übertragung von St. Alexander in Aadorf werden alle Mönche St. Gallens namentlich als Zeugen aufgeführt (W 697). 12 W 437, 443, 487, 594, 700. 13 P. Hofmeister, Ordensrat, S. 4–6, geht davon aus, daß der Rat schon in früher Zeit ein festumrissener institutioneller Personenkreis sei, doch verweist Hildemar auf eine andere Praxis: Sunt enim multi praelati, qui dum constricti sunt ab hac sententia, ut nihil sine consilio agant, ut illos subditos interrogent, quos sciunt sibi secundum voluntatem suam dare consilium; verbi gratia, cum volunt tres aut quatuor causas agere, interrogant illum subditum, quem sciunt sibi secundum voluntatem suam dare consilium, et de altera causa interrogant alterum, de alia interrogant alium, et dum hoc faciunt, videntur cum consilio agere, et nihil agunt cum consilio (Expositio c. 3, hg. v. R. Mittermüller, S. 128, hg. v. L. Tosti, S. 85f.). 14 W 332; ähnlich läßt sich dies etwa auch 838 (W 375) oder 844 (W 444) beobachten. 15 Vgl. eine Stelle in der sogenannten Basilius-Redaktion der auf Hildemar zurückgehenden Regelkommentierung: … quia si maior decanus, non est tantae utilitas, ut etiam consilium possit dare, potuit abbas per alterius consilium agere, et in hoc non debet decanus murmurare adversus abbatem suum dicens: Quare non magis cum me consilio egisti, postquam me in congregationem decanum constituisti? tunc debet illi respondere: Ideo te non adhibeo ad consilium, quia non tibi datum est, ut consilium sapias dare, quamvis officium decaniae peragere possis … (W. Hafner, Basiliuskommentar, S. 117). 16 MGH DD H I 12.

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Profeßalter zu17. Die Mönche werden angehalten, im Amt vor allem die onera des Dienstes und weniger die honores des Befehlens wahrzunehmen18. Und selbstverständlich sollen die Ämter nicht nach eigenem Gutdünken, sondern nach den Vorgaben des Abtes und seiner Stellvertreter geführt werden19.

6.2 Offiziale, kleinere Ämter und Arbeit der Mönche § 303 Gelegentlich finden sich für manche Ämter mehrere Inhaber zugleich angeführt. Läßt sich das Phänomen bei den Praepositi mit klar bestimmbaren Amtsbereichen erklären, so verweisen solche Doppelbezeugungen für die anderen Ämter20 wahrscheinlich auf die bisweilen mit ihnen verbundene größere Arbeitsbelastung, wie wir im einzelnen sehen werden. Daß die Ämter in der Regel mehrfach besetzt waren oder daß sie in schneller, insbesondere jährlicher Folge wechselten, läßt sich aufgrund der hohen Konsistenz in der Bezeugung bestimmter Mönche in verschiedenen Ämtern ausschließen21. Im letzten Drittel des Jahrhunderts begegnen solche Mehrfachbesetzungen jedoch nicht mehr. Damals wurden im Gegenteil von einer Person mehrere Ämter zugleich wahrgenommen. War von der Doppelbesetzung Mitte des 9. Jahrhunderts vor allem das Amt des Cellerars betroffen, so sind nun mehrere Außenpröpste zugleich Dekan, Sakristan, Pförtner oder Cellerar22. § 304 Welche kleineren Ämter es neben den Offizialen in Sankt Gallen damals gab, kann wegen fehlender Quellen nicht zuverlässig bestimmt werden. Betrachtet man den Ämteraufbau in Corbie oder Bobbio, so ist zu erkennen, daß neben dem senior decanus noch weitere decani und circatores für die monastische Disziplin sorgten und auch dem Praepositus, Cellerar, Kämmerer und Pförtner weitere Mönche mit eigenen Ämtern unterstanden. Ekkehart IV. nennt in seinen allerdings erst im 11. Jahrhundert entstandenen Casus S. Galli als solche den Subdekan, den Refectorar, den Almosener sowie den Werkdekan, welche es durchaus schon im 9. Jahrhundert gegeben haben dürfte23. Damit ist die Ämterhierarchie 17 Hildemar, Expositio c. 58, hg. v. R. Mittermüller, S. 576. 18 Bene dixit onera, et non honores, quia aliis praeesse pondus est oneris, non decus honoris (Hildemar, Expositio c. 21, hg. v. R. Mittermüller, S. 326, hg. v. L. Tosti, 1880, S. 264). 19 Nam sunt alii, qui cum honorem vel potestatem accipiunt, nolunt ad imperium aliorum agere, sed secundum voluntatem suam (Hildemar, Expositio c. 21, hg. v. R. Mittermüller, S. 325, hg. v. L. Tosti, S. 264). 20 Kämmerer (W 346), Cellerar (W 364, 367, 404, 451, 512), Sakristan (W 404, 451) und Pförtner (W 406); vgl.: G. Meyer v. Knonau, Officiale, S. 75. 21 Vgl. §§ 310, 400f. und die methodischen Bemerkungen §§ 28–30. 22 Vgl. § 358. 23 Subdekan: Ekkehart IV., Casus c. 132 (16), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 423, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 256, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 140; Refectorar, Werkdekan: ebd. c. 35 (3), hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 131, hg. v. H. F. Haefele, S. 80, hg. v. I. v. Arx, S. 95; Almosener: ebd. c. 88 (10), hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 313, hg. v. H. F. Haefele, S. 180, hg. v. I. v. Arx, S. 121. Für das 9. Jahrhundert sind diese Ämter wohl mit folgenden aus Bobbio zu identifizieren: Iunior Cellerarius custodiat refectorium et omnia vasa eius. … Iunior prepositus super opera et operarios ceteros, preter eos qui in diversis officinis deputati sunt. … Decanos iuniores … (Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 422).

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nicht abgeschlossen: war schon der Refectorar dem Cellerar unterstellt, so halfen beiden wöchentlich dazu bestimmte Brüder (RB 35), die hebdomadarii oder septimanarii. Und wenn ein Offizial wegen momentan höherer Belastung Hilfe benötigte, konnte er beim Abt die Mithilfe der Brüder einfordern24. Außer Mönchen unterstanden einzelnen Officia auch Laien, so in Sankt Gallen etwa dem Cellerar tres lignorum opifices mit einem eigenen praeceptor25. Diese Laien hatten sich zum Teil mit einer Schenkung die Aufnahme in die klösterliche Familia erworben26. Doch muß sich die Untersuchung im folgenden auf die Offiziale konzentrieren, weil nur zu diesen die Quellen größere Bruchstücke eines Bildes vermitteln. § 305 Wahrscheinlich spielte die Arbeit für die Mönche im 9. Jahrhundert nur noch eine geringe Rolle27. Wir wissen von zwei Mönchen (Nr. 49, 70), daß sie während der 30er Jahre des 9. Jahrhunderts in Norditalien über längere Zeit die Güter der Abtei versorgten. Auch beim Bau der Münsterkirche haben die Mönche noch selbst Hand angelegt28. Später läßt sich für die Mönche jedoch neben der Tätigkeit im Skriptorium (vgl. §§ 274–280) nur noch kunsthandwerkliche Arbeit nachweisen29. So zeichnete sich der Mönch Tanco (Nr. 32) durch seine Fertigkeit im Glockengießen aus, schnitzte Tuotilo (Nr. 385) die Elfenbeine zum Evangelium longum, fertigte umfangreiche, heute verlorene Metallarbeiten (darunter angeblich auch ein Astrolab30) und sind außer ihm auch Notker II. (Nr. 484) und Chunibert (Nr. 511) als Maler bezeugt. 24 Cum multi sunt hospites, debet hospitalarius [senior p] dicere abbati aut priori: quia hospites multos habeo. Et tunc debent iubere fratribus duobus vel tribus, qui adiuvunt illum, et illi propter honestatem melioribus vel mundis vestimentis induti servire debent hospitibus et illi fratri impendere adiutorium, donec necesse fuerit. Post vero illi fratres ire in aliam obedientiam debent, ubi eis imperatum fuerit, et ille hospitalarius debet suum ministerium perficere. Ita et cellerarius debet facere, cum cuppas aut pannos lavare vult; quaerere fratres debet ad sibi obediendum, ut eum adiuvare possint, quia illas cuppas vel pannos de XV in XV dies propter munditiam lavare debent. (Hildemar, Expositio c. 54, hg. v. R. Mittermüller, S. 509, hg. v. L. Tosti, S. 42). 25 Iso, Miracula S. Otmari l. I. c. 9 (27), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 127, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 50f. 26 Et si ipsis rectoribus placuerit, ut in eodem monasterio victum et vestitum habeam in quocumque ministerio voluerint (W 443). 27 Zum Stellenwert der Arbeit in der Benediktsregel vgl.: A. Werminghoff; A. Lieblang, S. 109–142; K. S. Frank, Arbeitsethos; Ders., Kloster, S. 85; W. Willers; J. Semmler, Benedictus II, S. 34f., Anm. 27; D. Hägermann, S. 348–351; zum neuzeitlichen Hintergrund der Redewendung »Ora et labora« vgl.: M.-B. Meeuws; weniges zu St. Gallen und dem Klosterplan bei: J. Duft, Regula, sowie bei: H. Bikel, S. 217–219. 28 Vgl.: W. Berschin, Verse. 29 Zusammengestellt bei: J. Duft, Künstler-Mönche. 30 Vgl. E. G. Rüsch, Tuotilo, S. 5–15; J. Duft, R. Schnyder, S. 16–19, 154; vom Astrolab berichtet Johann Stumpf: Tuotilo was fürauf kunstrych in mancherley schönen Geschickligkeiten, sonderlich was er ein fürnämer anaglyptes, das ist ein subtiler stächer in gold, silber, kupfer und mösch oder ander metall; darzuo ein guoter maler. Seiner arbeit werdend noch etliche gar kunstliche astronomische taflen und aufteilung des gestirns und himmelslauff, auf mösch gar rein gestochen in der librarey zuo S. Gallen behalten, die ich selbs nie künstlicher gesehen hab (Ders., Gemeiner loblicher Eydgenossenschaft Stetten, Landen und Völckern chronickwirdiger Thaaten Beschreybung, Zürich 1548, l. 5, fol. 17); dementsprechend ist Tuotilo auch auf dem von Abt Bernhard Müller 1595 angeschafften, für den Sankt Galler Bibliothekssaal geschaffenen Globus des Schweizerischen Landesmuseums Zürich mit einem Astrolab abgebildet; nach A. Borst (S. 23) wäre zu dieser Zeit jedoch noch nicht mit der Kenntnis des Astrolabs zu rechnen.

197

6.3 Die Offiziale im Spiegel ihrer Biographien § 306 Aus den bei der Ermittlung der Profeßfolge zusammengestellten Biographien lassen sich die Ämter der Offiziale genauer beschreiben31. Da wir den Eintrittszeitpunkt der einzelnen Mönche kennen, kann man die durchschnittliche Verweildauer im Kloster bestimmen, bevor die einzelnen Ämter angetreten wurden. Dabei erhält man Werte zwischen 23 und 35 Jahren. Der Durchschnitt beträgt 27,6 Jahre. Geordnet ergibt sich hierbei folgende Reihenfolge: Kämmerer 22,5, Cellerar 24,0, Außenpropst 25,2, Praepositus 26,7, Pförtner 29,8, Hospitiar 30,0, Sakristan 30,2 und Dekan 34,7 Jahre. § 307 Insgesamt sind wenigstens 23,8 % der Konventualen als Amtsträger bezeugt, jeder vierte konnte also damit rechnen, zu einem Amt zu gelangen. Berücksichtigt man, daß die Ämter erst nach durchschnittlich 27,6 Jahren Verweildauer angetreten werden, so erhöht sich die Chance auf 46,3 %, da zwischenzeitlich etwa 48,5 % der Konventualen bereits verstorben waren. Die Offiziale des Klosters Sankt Gallen bildeten also keineswegs eine schmale Führungsschicht, sondern nahezu jeder zweite hatte bei entsprechendem Profeßalter die Verantwortung eines solchen Amtes zu übernehmen. § 308 Sucht man neben dem Alter nach anderen Voraussetzungen für die Amtsausübung, so bietet es sich an, zu prüfen, inwieweit die Amtsträger als Schreiber bezeugt sind. Als Vergleichsgruppe dienen hierbei die zwischen 800 und 894 eingetretenen Mönche (Nr. 82– 464). Von der Vergleichsgruppe sind 24,2 % als Schreiber bezeugt, nimmt man die Rekognoszenten hinzu, kommt man auf 26,7 %. Von diesen Schreibenden sind mit 47,8 % überdurchschnittlich viele als Amtsträger nachzuweisen. Um diese Zahlen bewerten zu können, muß man berücksichtigen, welchem Zeitpunkt in den verschiedenen Biographien sie entstammen. Die durchschnittliche Verweildauer der Schreibenden bei ihrer ersten Bezeugung beträgt 6,5 Jahre. Zu dieser Zeit waren etwa 20 % der mit ihnen Eingetretenen bereits verstorben. Nimmt man für diese Frühverstorbenen denselben Bildungsstand an, so erhöht sich der Anteil der Schreibenden im Konvent auf 30,3 %, nimmt man die Rekognoszenten hinzu erhält man 33,4 %. Entsprechend reduziert sich die Zahl der aus diesem Personenkreis als spätere Offiziale Bezeugten auf 38,2 %. Daraus ergibt sich, daß aus dem Kreis der als Schreiber bezeugten 38,2 % unter den späteren Offizialen zu finden sind, während diese nur 23,8 % der mit ihnen Eingetretenen ausmachen. Entsprechend sind unter den Offizialen 47,0 % als Schreiber bezeugt, wobei die Raten unter denen, welche das Amt eines Hospitiars oder gar eines Außenpropstes bzw. Dekanes bekleidet haben, besonders hoch sind. Dagegen kann für die Ausübung des Amtes eines Cellerars oder des Klosterpropstes die Schreibfähigkeit keine ausschlaggebende Qualifikation gewesen sein32.

31 Ausgewertet wurden wegen zu geringer Bezeugung der Offizialen im 10. Jahrhundert nur die Angaben der Mönche bis Nr. 478. Darunter wurden wegen unsichere Zuordnungen nicht berücksichtigt: Nr. 113 und 134, bei Nr. 169 der Dekan und Kämmerer; berücksichtigt wurde statt bei Nr. 177 bei Nr. 275 der Kämmerer, statt Nr. 256 Nr. 225, statt Nr. 370 Nr. 455, statt Nr. 390 Nr. 411. 32 Von den Amtsträgern sind als Schreiber bezeugt: Hospitiar 64,7 %, Außenpropst 61,9 %, Dekan 55,6 %, Sakristan 47,4 %, Kämmerer 42,9 %, Pförtner 37,0 %, Klosterpropst 35,5 %, Cellerar 30,8 %.

198

§ 309 Bei diesen Schätzungen ist jedoch zu berücksichtigen, daß nur gesagt werden kann, wieviele Mönche einer Gruppe mindestens schreiben konnten. Zudem beruhen die Angaben vornehmlich auf den Urkunden. Berücksichtigt man, daß eine nennenswerte Anzahl namentlich nicht überlieferter Mönche außerdem am Schreiben der Handschriften beteiligt waren (vgl. § 274–280), so sind die Aussagen dahingehend zu korrigieren, daß überdurchschnittlich viele Offiziale schon Erfahrungen im Beurkundungsgeschäft hatten, ihre allgemeine Schreibfähigkeit sich aber nicht von derjenigen anderer Mönche unterschieden haben muß. Tab. 1: Die Amtsträger des Klosters nach der Position ihrer Nennung in der Offizialenreihe der Sankt Galler Urkunden33: Position

Dec.

Praep.

Sakr.

Port.

Cell.

Cam.

Hosp.

1 2 3 4 5 6 7 Duchschnittsposition:

63 5 1 – – – – 1,07

7 33 5 1 1 – – 2,06

– 21 25 6 8 2 1 3,17

– 3 20 19 18 10 – 4,17

– 6 7 26 15 11 – 4,28

– 2 10 7 15 13 15 5,16

1 1 3 11 14 14 14 5,31

§ 310 Die Reihenfolge der Offizialen in den Urkunden entspricht nicht der Abfolge, welche sich oben aus der durchschnittlichen Verweildauer vor Amtsantritt ergab. Nach den Urkunden wären nach dem Abt zunächst Dekan, Praepositus und Sakristan, sodann jeweils etwa gleichwertig Cellerar und Pförtner sowie Kämmerer und Gastbruder anzusehen34. Um ein differenzierteres Bild zu erhalten, kann man die Folge hinzuziehen, in welcher die Ämter von den einzelnen Mönchen ausgeübt wurden35. Denn im Unterschied zu manchen Bestimmungen des 9. Jahrhunderts36 und den Aussagen Ekkeharts IV.37 wechsel33 Bestimmt nach den Angaben bei G. Meyer v. Knonau, Officiale, S. 66 f; daß die Summen der Spalten nicht übereinstimmen, liegt daran, daß öfters nicht alle Offiziale aufgeführt werden. 34 Nach den Angaben bei G. Meyer v. Knonau (Officiale, S. 66f.) ergeben sich für die einzelnen Ämter folgende Werte: Dekan 1,07, Praepositus 2,06, Sakristan 3,17, Cellerar 4,28, Pförtner 4,17, Gastbruder 5,31 und Kämmerer 5,16. 35 Einen solchen Vergleich versuchte schon: T. Schuler, Gastlichkeit, S. 118. 36 Hildemar kennt die Annuität zumindest für Subdekane und circatores (Expositio c. 63, hg. v. R. Mittermüller, S. 576), Adalhard erwähnt sie für den custos panum (Statuta c. 3, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 377) und die Murbacher Statuten erwähnen dieses Prinzip für Ämter außerhalb des Klosters (c. 10, hg. v. J. Semmler, ebd., S. 445); für die wichtigeren Klosterämter bestimmt hingegen Benedikt von Aniane: Ut praepositus, decanus, cellerarius de eorum ministerio nisi causa utilitatis aut necessitatis non removeantur (Collectio Capitularis c. 56, hg. v. J. Semmler, ebd., S. 551). 37 … quotannis more Romano officia apud nos mutare solent … (Ekkehart IV., Casus c. 127 [15], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 412, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 246, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 138); mit more Romano meint Ekkehart IV. die römischen Wahlkomitien (vgl. c. 79 [9], hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 279, hg. v. H. F. Haefele, S. 166, hg. v. I. v. Arx, S. 117), ähnlich, wie er den Konvent mit der römischen res publi-

199

ten in Sankt Gallen die Offiziale nicht jährlich38. Und wegen des unterschiedlichen Ansehens39 der Ämter war der Abt in ihrer Besetzung nicht ungebunden. Vielmehr mußte er Rücksicht darauf nehmen, daß gewisse Ämter nur mit einer bestimmten Lebens- oder Verwaltungserfahrung zu besetzen waren und er ohne Kränkung, welche eine Beeinträchtigung der Amtsführung nach sich ziehen konnte, einen Amtsinhaber nicht degradieren konnte. Tab. 2: Die Nach- und Vorämter der Sankt Galler Offizialen (816–914)40: Amt Dekan

Dek.

Auß.

Prp.

Cel.

Cam.



Por.

Nachämter: Sum. Inh.

Sac.

Hos.

1

18

0,05

5

2

3

27

22

1,23

1

Ver.

Außenpr.

10



5

2

Praepos.

9

3



1

4

2

3

22

34

0,65

Cellerar

4

5

9



2

7

4

4

35

31

1,13

1

4

4



1

2

2

14

17

0,82

4

2



6

5

26

26

1,00

2



2

6

19

0,32

2

2



9

18

0,50

Kämmerer Pförtner

5

4

Sakristan

1

1

Hospitiar

2

1

1

1

Vorämter: Summe

31

15

23

10

2

22

18

19

Inhaber

18

22

34

31

17

26

19

18

1,72

0,68

0,68

0,32

0,12

0,85

0,95

1,06

Verhältnis

Gesamt: 140 185 0,76

§ 311 Ein erster Schritt ist die Analyse der Vorämter, welche ein Amtsinhaber schon ausgeübt hatte (Tab. 2). Dabei zeichnet sich ab, daß Dekan und Hospitiar Ämter waren, zu

ca oder den Senatoren (c. 35 [3], hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 130, hg. v. H. F. Haefele, S. 80, hg. v. I. v. Arx, S. 95) vergleicht. Zu dieser Stilisierung nach dem Vorbild der Antike vgl. weitere Nachweise bei: J. Egli, S. XL. 38 Vgl. § 303. 39 Ausdrücklich ist dies für das 13. Jahrhundert bezeugt, vgl.: Conradus de Fabaria, Continuatio casuum c. 4, hg. v. C. Gschwind-Gisiger, S. 8, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 17, S. 139f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 166: Unde non inmerito factum est, ut custos ecclesiae, quae tunc temporis non modico ditata censu inter alias florebat ecclesias, institutus, cum digne sanctis, ut videri potuit, in minoribus administrasset, decaniae ac prioratus suscepit officium …; … omnia monasterii beneficia vel officia cum pertransisset, ad ultimum abbacia gradum conscendit … (ebd. c. 18 [10] hg. v. C. Gschwind-Gisiger, S. 8, hg. v. G. Meyer v. Knonau, S. 190, hg. v. I. v. Arx, S. 172). 40 Die hier vorgelegte Übersicht ist in zwei Richtungen zu lesen. Vertikal findet man die Häufigkeit der Ämter verzeichnet, welche zuvor, horizontal, welche später ausgeübt wurden. Es wurde jeweils summiert (Sum.) und zur Darstellung des Verhältnisses (Ver.) durch die Anzahl der Amtsinhaber (Inh.) dividiert.

200

welchen schon eine Bewährung in anderen Ämtern vorausgesetzt wurde. Beide und das Amt des Pförtners begegnen verhältnismäßig selten als Vorämter. Kämmerer und Cellerar hingegen scheinen ausgesprochene Eingangsämter gewesen zu sein. Tab. 3: Rang der Ämter in der Abfolge der einzelnen Laufbahnen41 Platz Dekan Außenpr. Praepos. Cellerar Kämmerer Pförtner Sakristan Hospitiar

–1–

–2–

–3–

–4–

–5–

– (–) 11 (18,9) 7 (10,9) 13 (21,2) 7 (26,7) 6 (9,8) 4 (9,8) 1 (2,6)

6 (14,3) 4 (7,3) 9 (14,7) 7 (11,9) 2 (8,0) 10 (17,1) 4 (10,3) 6 (16,6)

4 (18,9) 4 (14,2) 4 (12,9) 1 (3,4) – (–) 4 (13,5) 3 (15,2) 4 (21,9)

3 (31,6) 1 (7,9) 2 (14,4) – (–) – (–) – (–) 3 (33,9) 1 (12,2)

2 (51,6) – (–) – (–) – (–) – (–) 1 (18,6) – (–) 1 (29,8)

Tab. 4: Rang der Ämter in der umgekehrten Abfolge der einzelnen Laufbahnen42 Platz Dekan Außenpr. Praepos. Cellerar Kämmerer Pförtner Sakristan Hospitiar

–1–

–2–

–3–

–4–

–5–

14 (30,8) 3 (5,0) 6 (9,0) 3 (4,7) 1 (3,7) 5 (7,9) 9 (21,2) 7 (17,8)

1 (2,6) 9 (17,2) 11 (19,1) 9 (16,4) 2 (8,5) 9 (16,4) 4 (10,9) 3 (8,8)

– (–) 7 (21,4) 3 (8,3) 2 (5,8) 6 (40,8) 5 (14,6) 1 (4,3) 1 (4,7)

– (–) – (–) 1 (8,4) 6 (53,7) – (–) 1 (9,0) – (–) 2 (28,9)

– (–) 1 (26,2) 1 (23,6) 1 (25,1) – (–) 1 (25,1) – (–) – (–)

§ 312 Um die Tabellen 3 und 4 richtig zu interpretieren, muß man beachten, daß die Durchschnittslänge der einzelnen Laufbahnen zwischen 3,2 (Dekan) und 1,6 (Kämmerer) Ämtern schwankt. Dabei wurden für diese Aufstellung nur eigentliche Laufbahnen berücksichtigt, die also mindestens zwei Ämter umfassen. Dabei ergeben sich Durchschnittslängen zwischen 2,9 (Cellerar und Außenpropst) und 4,0 (Hospitiar) Ämtern43. Aussagefähig sind die Prozentangaben also in beiden Aufstellungen jeweils nur für Platz 1 und 2, d. h. für die ersten und letzten beiden Ämter der einzelnen Laufbahnen.

41 Angegeben ist jeweils die absolute Anzahl und der Anteil des Amtes auf dieser Position in Prozent, wobei alle Erwähnungen eines Amtes innerhalb einer mindestens zwei Ämter wahrnehmenden Laufbahn wegen der unterschiedlich dichten Bezeugung zuvor auf 100 % normiert wurden. 42 Der erste Platz ist also das letzte Amt in einer Laufbahn, der zweite das vorletzte und so fort. Angegeben ist jeweils die absolute Anzahl und der Anteil des Amtes auf dieser Position in Prozent, wobei alle Erwähnungen eines Amtes innerhalb einer mindestens zwei Ämter wahrnehmenden Laufbahn wegen der unterschiedlich dichten Bezeugung zuvor auf 100 % normiert wurden. 43 Die exakten Werte sind (die Werte in Klammern geben die Werte ohne Berücksichtigung der lediglich eine Station umfassenden Laufbahnen an): Dekan 3,2 (3,9); Außenpropst 2,6 (2,9); Praepositus 2,3 (3,6); Cellerar 2,0 (2,9); Kämmerer 1,6 (3,1); Pförtner 2,6 (3,3); Sakristan 2,7 (3,7); Hospitiar 2,9 (4,0).

201

§ 313 Differenziert man nun die Analyse, indem man die Abfolge berücksichtigt, in welcher die Ämter wahrgenommen wurden (Tab. 3), so zeigt sich, daß außer Kämmerer und Cellerar noch das Amt des Außenpropstes ein ausgesprochenes Eingangsamt war. Betrachtet man die Ämter, welche am Ende der Laufbahnen stehen (Tab. 4), so begegnet neben Dekan und Hospitiar auch der Sakristan. § 314 Nimmt man die durchschnittliche Amtszeit als Kriterium, so erhält man, wenn man den Gesamtzeitraum durch die Ämterwechsel teilt, Werte zwischen drei und acht Jahren. Doch sind diese Werte nur Schätzungen, da die Bezeugungsdichte der verschiedenen Ämter in den Urkunden recht unterschiedlich ist44. Hilfsweise kann man die Relation zwischen Ämterwechsel und Bezeugungen ermitteln45. Insgesamt ergibt sich, daß Außenpropst, Hospitiar und Kämmerer Aufgaben sind, welche nicht so häufig wechselten, wohingegen Pförtner und Cellerar sowie vor allem der Klosterpropst häufig wechselnde Ämter sind. Sieht man vom langjährigen Wirken Hartmuts ab, so zeigt sich auch das Amt des Dekans einem häufigen Wechsel unterworfen. Tab. 5: Die Klosterämter in Sankt Gallen 816–919, charakterisiert nach der durchschnittlichen Position bei Nennung in der Offizialenreihe (Pos.), nach dem durchschnittlichen Profeßalter des Amtsinhabers bei Ersterwähnung (Alt.), nach der durchschnittlichen Dauer des Amtes (Dau.), nach der durchschnittlichen Anzahl der danach (N.Amt) und zuvor (V.Amt) wahrgenommenen Ämter sowie aufgrund des Anteils ihres Amtes an einzelnen Positionen der Laufbahnen (1. Amt, 2. Amt, letztes Amt [-1. Amt], vorletztes Amt [-2. Amt])46:

Kämm. Cell. A.pr. K.pr. Port. Hosp. Sakr. Dekan Mittel

Pos.

Alt.

Dau.

N.Amt

V.Amt

1.Amt

5,2 4,3 2,1 2,1 4,2 5,3 3,2 1,1 3,4

22,5 24,0 25,2 26,7 29,8 30,0 30,2 34,7 27,6

5,0 2,9 7,8 1,9 3,0 5,6 4,2 3,6 5,0

0,8 1,1 1,2 0,7 1,0 0,5 0,3 0,1 0,8

0,1 0,3 0,7 0,9 0,9 1,1 1,0 1,7 0,8

26,7 21,2 18,9 10,9 9,8 2,6 9,8 0,0 12,5

2.Amt -1. Amt -2. Amt 8,0 11,9 7,3 14,7 17,1 16,6 10,3 14,3 12,5

3,7 4,7 5,0 9,0 7,9 17,8 21,2 30,8 12,5

8,5 16,4 17,2 19,1 16,4 8,8 10,9 2,6 12,5

6.4 Die unterschiedliche Beteiligung der Mönche an den Ämtern § 315 Zwischen den Offizialen, welche vor 840 eingetreten sind, also vor etwa 867 Ämter innehatten, und denen, die seit 841 eintraten und die Zeit der Jahrhundertwende bestimm-

44 So gibt es etwa für den Dekan 93, für den Hospitiar jedoch nur 65 Bezeugungen. Noch geringer ist die Bezeugung der Außenpröpste, wo alle vier Ämter zusammen lediglich 97 mal ausdrücklich bezeugt sind. 45 Ämterwechsel auf 100 Bezeugungen: insgesamt 33,05; Hospitiar 26,15; Dekan 26,88; Außenpropst 27,84; Kämmerer 28,36; Sakristan 31,08; Pförtner 40,00; Cellerar 54,17; Stiftspropst 81,25. 46 Unsichere Werte kursiv; die Werte wurden zusammengetragen aus den Tabellen 1–4, sowie den Angaben oben im Text.

202

ten, lassen sich Unterschiede ausmachen. Die erste Gruppe besteht aus 44 von insgesamt 192 mit ihnen eingetretenen Brüdern, die zweite aus 49 von 189 eingetretenen Brüdern. Der Anteil der späteren Offizialen erhöhte sich also von 23 % auf 26 %. Diese Differenz ist verhältnismäßig gering; angesichts des Rückgangs der Konventsstärke wäre sie größer zu erwarten. Auffallenderweise reduzierte sich auch die dem ersten Amt vorhergehende Verweildauer kaum, sie fiel gerade ein halbes Jahr von 27,9 auf 27,4 Jahre. Es wurde also trotz zurückgehender Konventsgröße der Anteil der Amtsträger unter den Mönchen der Profeßfolge prozentual oder altersmäßig nicht nennenswert ausgeweitet, wahrscheinlich weil ältere Mönche, die schon im Kloster aufgewachsen waren, gegen Ende des Jahrhunderts stärker vertreten sind (vgl. §§ 214–217). § 316 In beiden Gruppen waren 91 bzw. 83 Positionen zu besetzen. Dies geschah auf unterschiedliche Weise: Tab. 6: Zahl der von den Sankt Galler Offizialen ausgeübten Ämter47 Anzahl der Ämter 1 2 3 4 5 insgesamt

Inhaber der Eintrittsjahre 840–897

800–839 20 6 8 5 3 44

(20=22,0) (12=13,2) (24=26,4) (20=22,0) (15=16,5) (91=100,0)

26 14 7 2 – 49

(26=31,3) (28=33,7) (21=25,3) ( 8= 9,6) ( 0= 0,0) (83=100,0)

insgesamt 46 20 15 7 3 93

(46=26,4) (40=23,0) (45=25,9) (28=16,1) (15= 8,6) (174=100,0)

Demnach gab es gegen Ende des Jahrhunderts weniger Mönche, die zahlreiche Ämter hintereinander innehatten, und die Positionen (in der Tabelle die Werte in Klammern) wurden gleichmäßiger an die Beteiligten vergeben, womit sich die Anzahl der Beteiligten im Vergleich zu den besetzten Positionen deutlich erhöht hat. Dies erfolgte jedoch ohne eine Ausweitung des Anteils der Offizialen an den Mönchen der Profeßfolge. Zwar verteilte man die Last gleichmäßiger auf die Schultern, dehnte aber den Kreis der Beteiligten nicht aus. Da man zudem am Ende des Jahrhunderts beobachten kann, daß zahlreiche Außenpröpste zur selben Zeit auch andere Ämter innehatten, liegt der Schluß nahe, daß aufgrund der zurückgehenden Konventsgröße nicht mehr geeignete Mönche für die Besetzung der Klosterämter zur Verfügung standen.

6.5 Kämmerer und Cellerar § 317 In der Benediktsregel werden neben Abt, Dekan und Praepositus nur noch Cellerar und Pförtner als Amtsträger mit näheren Bestimmungen beschrieben. Doch haben sich

47

In Klammern die eingenommenen Positionen sowie deren Verhältnis untereinander in Prozent.

203

schon früh weitere Ämter herausgebildet, welche vielfach als nachrangig oder abhängig angesehen wurden. So ist nach der Benediktsregel der Cellerar verantwortlich für Kranke, Kinder, Gäste und Arme (RB 31,9), und nach Hildemar hätte sich aus seinen Aufgaben erst später das Amt des Hospitiars herausgebildet, ohne damit den Rang des Cellerars zu schmälern48. Nach gängiger Auffassung hätte das Amt des Hospitiars wie das des Almoseners sich jedoch aus dem des Pförtners entwickelt49. § 318 Aus den Biographien der Mönche Sankt Gallens ergibt sich jedoch ein völlig anderes Bild. Das Amt des Cellerars ist ein ausgesprochenes Eingangsamt. Wenn seine Amtsträger schon ein anderes Amt ausübten, so war dies vor allem das gleichfalls als Eingangsamt erkennbare Amt des Kämmerers. Im Unterschied zum Amt des letzteren war das des Cellerars jedoch höherwertig, was sich insbesondere daran zeigt, daß gerade seine Inhaber später noch vielfach andere Ämter ausübten. Entsprechend ihrer späteren Verwendung ist die Dauer im Amt als Cellerar wesentlich kürzer als die im Amt des Kämmerers. Fragt man nach den Gründen, warum sich die beiden Ämter unterschieden, so findet man einen bemerkenswerten Unterschied in ihren Aufgaben. § 319 Der Kämmerer50 war im wesentlichen für Kleidung und Gerätschaft zuständig51. Dabei unterstanden ihm zahlreiche Handwerker mit ihren Werkstätten außerhalb der Klausur52, welche Laien waren53. Arbeitende Mönche lassen sich hingegen lediglich für Küche und Backstube sowie in der Armen- und Krankensorge belegen54. Der Cellerar55 hatte jedoch über die in Refektorium, Küche und Backstube arbeitenden Mönche zu bestimmen. Daneben verfügte er auch über andere Kräfte56. Aus seiner Vorgesetztenfunktion erklärt sich 48 … mos erat apud antiquos, ut cellararius curam haberet hospitum. Sed nunc propter multitudinem hospitum, qui paene omni hora ad monasterium veniunt, [ideo] alii constituti sunt ad suscipiendos hospites (Hildemar, Expositio c. 31, hg. v. R. Mittermüller, S. 379, hg. v. L. Tosti, S. 315). Apte et congrue dicit nunc de ceteris ministris monasterii, quia iam dixit de cellarario, qui maior esse noscitur (ebd. c. 32, hg. v. R. Mittermüller, S. 385, hg. v. L. Tosti, S. 320). 49 J. M. Berger, S. 54 mit weiteren Nachweisen. 50 F. Schwind, S. 108–113; A. M. Schroll, S. 63f. 51 Camerarius primus provideat omnia vestimenta vel pannos ad diversos usus fratrum seu calciamenta pedum ac manuum, et sutores calciamentorum ac vestimentorum seu conpositores pellium, et calderarios provideat, quibus administret opus eorum, et curtes ad cammaram deputatas, de quibus hec prefata exigenda sunt, et omnia erea vasa quae ad usus fratrum data sunt (Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 422). 52 Auf dem Klosterplan heißt es: Haec sub se tenet fratrum qui tegmina curat. Domus officina camerarii; genannt werden: sutores (Schuster), sellarii (Sattler), emundatores vel politores gladiorum (Schwertfeger), scutarii (Schildmacher), tornatores (Drechsler), coriari (Kurriere), aurifices (Goldschmiede), fabri ferramentorum (Schmiede) und fullones (Walker) (Klosterplan c. 25–26, hg. v. W. Horn, S. 65f.); vgl.: W. Horn, E. Born, Bd. 2, S. 189–202. 53 Vgl. F. Schwind, S. 111f. 54 J. Duft, Notker der Arzt, S. 22–25, J. M. Berger, S. 107. 55 A. de Vogüé, communauté, S. 306–322; A. Borias; M. A. Schroll, S. 62f.; für die spätere Zeit vgl.: G. Zimmermann, Ordensleben, S. 72f. 56 […] ex ministerio cellerarii tres lignorum opifices, diese haben einen praeceptor, welcher nicht mit dem Cellerarius identisch ist (Iso, Miracula S. Otmari l. I c. 9 [27], hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 50, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 127).

204

wahrscheinlich das höhere Prestige dieses Eingangsamtes. Entsprechend dieser Wichtigkeit finden sich für ihn in jener Zeit auch rechtliche Bestimmungen57, teilen sich auch gelegentlich zwei Mönche dieses Amt58, wohingegen der Kämmerer nur beiläufig erwähnt wird59.

6.6 Pförtner und Hospitiar 6.6.1 Der Pförtner § 320 Weiterhin wurde von Benedikt dem Pförtner ein eigenes Kapitel gewidmet. Dort wird insbesondere auf Alter und Weisheit des Amtsträgers Wert gelegt: Ad portam monasterii ponatur senex sapiens, qui sciat accipere responsum et reddere, et cuius maturitas eum non sinat vagari (RB 66,1)60. In Sankt Gallen weilten die Pförtner schon durchschnittlich dreißig Jahre im Konvent und gehörten damit zur selben Altersgruppe wie die Hospitiare und Sakristane. Lediglich Dekan und Abt haben ein höheres Durchschnittsalter. Dennoch ist das Amt des Pförtners keineswegs das letzte Amt, welches seine Träger ausüben, und entsprechend wechselt das Amt häufig. Kurze Amtszeit und Folgeämter sind Charakteristika, welche dieses Amt mit dem des Cellerars teilt. § 321 Schon in der Benediktsregel ist davon die Rede, daß der Pförtner Hilfe durch einen jüngeren Bruder erhalten solle (RB 66,5). Und in der Tat scheint eine Verteilung der Arbeiten auf mehrere Mönche nötig geworden zu sein61, denn nicht nur Empfang und Unterbringung der Gäste62, sondern auch das Einnehmen von Abgaben gehörte zu seinen

57 Vgl.: Synodus Francofurtensus a. 794 c. 13: Ut cellerarii in monasteriis avari non elegantur, sed talis electi sint quales regula S. Benedicti docet [RB 31] (hg. v. A. Boretius, MGH Capit. 1, S. 75) u. ö.; Cellerarius prevideat quicquid ad cibum et ad potum pertinet postquam in monasterio adducta fuerint, preter panem et pomam, atque dispenset et ad ipsius curam pertineat, quod in refectorio vel in quoquina agitur (Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 422). 58 W 364, 367, 451. 59 Er ist für das Schuhwerk der Mönche zuständig (Ekkehart IV., Casus c. 52 [5], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 116, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 200, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 105). 60 Wegen seiner Bildung soll sich später die Herzogin Hedwig den Pförtner Ekkehart (II.) auf den Hohentwiel ausgeliehen haben (Ekkehart IV., Casus c. 90–97 [10], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 186–198, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 326–354, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 123–126); vgl.: O. Feger; H. Maurer, Herzog, S. 49–53. 61 Antiquitus enim illi qui coquinam abbatis faciebant, ipsi etiam erant portarii, quia non erat tunc multitudo hospitum venientium ad monasterium et ideo illi duo poterant haec facere. Nunc autem quia multitudo hospitum venientium est, ita debet fieri; debent enim esse duo portarii, et nihil aliud agere debent, nisi nunciare solummodo abbate aut priori. Si autem pauper fuerit, innuit illi, ut ad hospitale vadat. Et ideo duo debent esse, ut cum unus vadit ad officium, alio vero sedeat cum hospito (Hildemar, Expositio c. 66, hg. v. R. Mittermüller, S. 605, hg. v. L. Tosti, S. 492f.). 62 Vgl. Ekkehart IV., Casus c. 137 (16), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 268, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 436, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 143.

205

Aufgaben63. Auch in Sankt Gallen begegnen einmal zwei Amtsträger zugleich64. Im Klosterplan ist für den Pförtner und seine Helfer eine eigene zweiräumige Unterkunft mit fünf Betten vorgesehen. Sie liegt an der Nordwand der Kirche, zwischen dem Zugang zur Basilika und dem Haus der vornehmeren Gäste mit seinem Versorgungsgebäude65. Da im benachbarten Haus der vornehmen Gäste keine Räumlichkeiten für einen eigenen Amtswalter und seine Helfer vorgesehen sind, ist anzunehmen, daß ihre Versorgung wie auch die der dort speisenden Schüler der äußeren Schule (vgl. §§ 227, 236) zum Aufgabenbereich des Pförtners gehörte.

6.6.2 Der Hospitiar § 322 Gastfreundschaft66, Armenfürsorge67 und Krankenpflege68 gehören neben Gebet, Totengedächtnis und Königsdienst zu den wichtigsten Diensten des Klosters für die Welt. Da die Übergänge zwischen den ersten drei Aufgaben fließend sind, ist die begriffliche Unterscheidung vielfach uneindeutig. Schon in der Benediktsregel begegnet in der Überschrift zum Kapitel über den portarius (RB 66) die Bezeichnung hostiarius. In Sankt Gallen wird mit hospitarius (gelegentlich auch hospitalaris) seit 820 (W 271) ein eigenes Amt bezeichnet. Ob man deshalb folgern darf, daß sich dieses Amt aus dem des Pförtners entwickelt habe69, ist fraglich. Über seine Aufgaben wird nichts ausdrücklich gesagt: War also der Sankt Galler Amtsträger für alle Gäste oder nur für die besseren oder nur für die ärmeren zuständig70? § 323 Schon Otmar, der pater pauperum, hatte neben Unterkünften (mansiones) für Arme ein eigenes Leprosorium (hospitiolum ad suscipiendos leprosos) in Sankt Gallen einrichten lassen71. Kümmerten sich die Sankt Galler Mönchsärzte72 dort um die Kranken, so ist auch 63 Portarius hospites omnes suscipiat primum et nuntiet, decimas omnium rerum accipiat […] (Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 422); vgl. D. Hägermann, S. 365–368. 64 W 406; J. M. Berger (S. 129f., Anm. 137) vermutet, daß es ständig mehrere Pförtner gegeben hätte. Sie geht dabei von den herkömmlichen Datierungen des St. Galler Urkunden aus. Doch ist bei Berücksichtigung der bisher angenommenen Datierungen zu beobachten, daß wiederholte Amtswechsel auch in den anderen Ämtern begegnen, also nicht als Argument für eine besondere Belastung des Pförtners herangezogen werden können. Ich denke, die Problematik klärt sich mit den hier vorgeschlagenen Datierungen für alle Ämter gleichermaßen. 65 Klosterplan c. 61, hg. v. W. Horn, S. 33. 66 Vgl. T. Schuler; J. M. Berger. 67 Aus der immensen Literatur nur einige wichtigere Hinweise: zum Grundsätzlichen M. Mollat; O. G. Oexle: Armut; zur klösterlichen Armensorge im 9. Jahrhundert: J. Wollasch, Konventsstärke, S. 184–199; ders., Eleemosynarius; E. Boshof, Armenfürsorge; ders., Untersuchungen; M.L. Windemuth, S. 27–44. 68 Vgl. H. Schipperges, Benediktiner; D. Jetter; J. Semmler, Sorge; J. Duft, Notker der Arzt. 69 J. M. Berger,S. 54. 70 Nach E. Boshof (Untersuchungen, S. 329) zuständig für die Armen, nach J. M. Berger (S. 54, 129f.) zuständig für die vornehmen Gäste oder für beide Gruppen. 71 Walahfrid, Vita S. Otmari c. 2, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 97f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 42. 72 Der für St. Gallen vor 830 entstandene Klosterplan sieht außerdem ein domus medicorum mit eigenem Kräutergarten und Aderlaßhaus vor, welches zwischen dem den Mönchen vorbehaltenen infirmarium (in der Art eines claustrum mit eigenem Bäderhaus) und der Abtspfalz gelegen ist (Klosterplan c. 106–108, 113–117,

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für die Betreuung der Armen ein Mönch zuständig gewesen73. Nach dem Klosterplan versorgte dieser procurator pauperum ein von der Unterkunft der vornehmen Gäste entferntes Haus südwestlich des Westeingangs der Klosterkirche (domus peregrinorum et pauperum), welches wie jenes über ein eigenes Wirtschaftsgebäude verfügte74. Er selbst hatte seine Unterkunft (Pausatio procuratoris pauperum) an der Südseite des Kirchenschiffs neben dem Zugang zur Klausur, in deren Eingang an den Gästen die Fußwaschung (mandatum) vorgenommen wurde75. Zu seiner Unterstützung hatte er nach dem Klosterplan ebenso wie der Pförtner Mitarbeiter (servientes) zur Verfügung, welche in diesem Fall ihre Unterkünfte in der Herberge selbst hatten. Da es sich nachweislich um einen Mönch handelt, ist dieser Procurator pauperum aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Hospitiar der Offizialenreihe gleichzusetzen. Dieser dürfte nach Auskunft des Klosterplans gleichermaßen für Arme und Pilger zuständig gewesen sein76. § 324 Tatsächlich existierte in Sankt Gallen ein eigenes Gebäude für Arme und Pilger77. Das Hospitium erfreute sich dabei besonderer Unterstützung durch die Umwelt des Klosters, wie sie sich sonst im östlichen Frankenreich nicht mehr nachweisen läßt78. Die früheste überlieferte Stiftung zu seinen Gunsten fällt bereits in das Jahr 820/2179. Welchen Umfang die Armensorge annahm, läßt sich daran erkennen, daß im Steinachkloster wie im großen Kloster Corbie wahrscheinlich ständig zwölf provendarii unterstützt wurden80.

166, hg. v. W. Horn, S. 52–54, 57–59, 88). Bemerkenswert für die Wirksamkeit der Mönchsärzte ist also seine Anordnung auf der Grenze zum weltlichen Bereich. Im hier untersuchten Zeitraum lassen sich vier Mönche als medici nachweisen (Nr. 299, 472, 482, 484). Die erste direkte Bezeugung um 833: Frater quidam eiusdem congregationis medicinali scientia non ignobiliter instructus […] (Walahfrid, Vita S. Galli l. II c. 36 [77], hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Mer. 4, S. 333, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 89); hinzuzuziehen ist auch ein Brief, welcher vermutlich von Abt Walahfrid (838–849) mit Dank für einen ausgeliehenen Mönchsarzt an Grimalt gerichtet ist (Formulae Augienses, Collectio C Nr. 10, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 369; vgl. E. Dümmler, MGH Poet. lat. 2, S. 259 Anm. 8); insgesamt vgl. J. Duft, Notker der Arzt, S. 22–25. 73 … frater, cui suscipiendorum pauperum cura commissa est … (Walahfrid, Vita S. Galli l. II c. 42 [83], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 91, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 30, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 335); demnach hat es in St. Gallen sehr wohl eine von der Gastfreundschaft getrennte Armenpflege gegeben; anders J. M. Berger, S. 130. 74 Klosterplan c. 131–132, hg. v. W. Horn, S. 70f. 75 Pausatio procuratoris pauperum (Klosterplan c. 65, hg. v. W. Horn, S. 34; vgl. W. Horn, E. Born, Bd. 2, S. 144, 153); exitus et introitus ante claustrum ad colloquendum cum hospitibus et ad mandatum faciendum (Klosterplan c. 66, hg. v. W. Horn, S. 34); zum mandatum vgl.: RB 53, 13 sowie J. M. Berger, S. 44, 66f., 109, 309. 76 Im größeren Kloster Bobbio gab es neben einem hospitalarius religiosorum auch einen hospitalarius pauperum; letzterer empfängt die ihm zustehenden Mittel vom Pförtner (Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 422). 77 Alio tempore caecus quidam adveniens hospitio pauperum necessitatibus praeparato susceptus est (Walahfrid, Vita S. Othmari c. 13, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 108, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 46); vgl. Walahfrid, Vita S. Galli l. II c. 31 (72), hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Mer. 4, S. 331, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 87. 78 E. Boshof, Untersuchungen, S. 332. 79 W 257; außerdem W 646, 729, W 2a13. 80 J. Wollasch, Konventsstärke, S. 196f. mit Anm. 124.

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Darüberhinaus betreute man von Sankt Gallen zwischen 882 und 896 ein Hospitium für zwölf Pilger auf dem Viktorsberg81. Zur Erledigung dieser Aufgaben standem dem Hospitiar neben dem Zehnt in Sankt Gallen die Einkünfte aus dem 5. Verwaltungskapitel zur Verfügung82. § 325 Eigene Einkünfte, eigene Mitarbeiter, ein vom Bereich des Pförtners getrenntes Areal auf dem Klosterplan, ein vom Pförtner kaum unterschiedenes Profeßalter bei Amtsantritt und die Tatsache, daß fünf Pförtner später das Amt des Hospitiars wahrnahmen, – all dies läßt schließen, daß das Amt des Hospitiars mindestens so angesehen war wie das des Pförtners und sich gewiß nicht in Abhängigkeit von letzterem befand. Armensorge und Pilgerpflege wurden, wie es die christliche Auffassung und insbesondere die Benediktsregel (53,2) verlangt, also tatsächlich als vornehme Aufgabe wahrgenommen.

6.7 Der Sakristan § 326 Einen custos ecclesiae83 gab es nach dem Zeugnis von Wettis Vita S. Galli schon vor Gründung des Klosters an der Grabkirche des heiligen Gallus84. Es handelt sich um ein Amt, welches keinesfalls spezifisch für eine Klostergemeinschaft war85. Nach Isidor von Sevilla war für die Ausübung dieses Amtes ein Mindestalter von fünfzig Jahren erforderlich86. Zu seinen Pflichten gehörten die Aufbewahrung und Pflege der liturgischen Gewänder, Bücher und Gerätschaften, das Sauberhalten der Kirche, die Beleuchtung und die Annahme von Mitteln der Gläubigen für Kult, Armensorge oder Unterhalt der Ge-

81 J. Duft, Eusebius, S. 124–126. 82 Vgl. die Wendungen: … si vero legitimi heredes defecerint, praedictae res ad praefatum monasterium redeant serviturae ministerio hospitum (W 646); … si autem ego non redimam, post obitum meum praedicta villa ad monsterium hospitalem succedat perpetualiter possidenda (W 729); … et inde censum reddam singulis annis, id est unum denarium ad locum, qui dicitur Linkenwilare in ministerio hospitarii […] et si mihi ex eorum parte aliquod damnum evenerit et nullus illorum mihi adiuvare voluerit, sub quorum potestate tunc situm est illud ministerium, potestatem habeam, ut ad me recipiam (W 810); vgl. W. Dohrmann, S. 95f.; zum Hintergrund: E. Boshof, Untersuchungen, S. 292–298, 335. 83 In St. Gallen begegnet dieses Amt in der Offizialenreihe unter den Bezeichnungen: secretarius, consecretarius, edituus und sacrorum custos; zu der sich später nach Ordenszweigen ausdifferenzierenden Amtsbezeichnung vgl. K. Hallinger, Gorze, S. 954f., S. 978f., Anm. 321. 84 Isdem igitur temporibus erat ibi quidam diaconus nomine Stephanus custos ecclesiae die ac nocte continuus (c. 38 [46], hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 278, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 56, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 29); wahrscheinlich stand diese Episode schon in der Vita vetustissima; vgl. in letzter auch c. 11, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 256, hg. v. I. Müller, S. 221. 85 Z. B. findet sich 795 ein Custos in Rohrbach, Kt. Bern (W 140). 86 Custodes sacrarii levitae sunt. Ipsis enim iussum est custodire tabernaculum et omnia vasa templi. Quique ideo in lege ab anno quinquagenario eleguntur custodes vasarum ut, post edomitum carnis conflictum iam quieti, mundo corpore pariter et mente Deo deserviant, praeferentes speciem gravitatis, ne falluntur in consilio, ne fidem deserant, neque quicquam intemperantius gerant (Isidor, De ecclesiasticis officiis, l. II c. 9,1, hg. v. C. M. Lawson, CCSL 113, S. 68f.).

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meinschaft87. Als für Sauberkeit und Kirchenbeleuchtung zuständig läßt sich dieser Offiziale auch in Sankt Gallen nachweisen88. § 327 Der hohe Rang des Amtes in Sankt Gallen zeigt sich daran, daß er in der Regel an dritter Stelle nach Dekan und Pröpsten in der Offizialenreihe angeführt wird. Entsprechend ist er mit durchschnittlich 30,2 Profeßjahren bei Antritt nach Dekan und Abt der älteste Amtsinhaber. Als zuvor ausgeübte Ämter kann man insbesondere die des Pförtners oder Cellerars feststellen. Das Amt wechselte eher selten, langjährige Amtsträger waren Ratger (Nr. 80, 817–827, 829/30) und Walthari (Nr. 225, 857–872). Von letzterem berichtet Iso (Nr. 299) in seinen Miracula S. Othmari (vor 870/71), ohne ihn namentlich zu nennen, daß er bald nach der Translation von 864 als Custos der Galluskirche ein Kerzenwunder erlebte. Da in dem Bericht später auch von mehreren custodes die Rede ist, kann man davon ausgehen, daß die Aufgaben unter der Anleitung des Custos von mehreren erfüllt wurden, auch wenn in den Urkunden in diesen Jahren nur einer genannt wird89. Für andere Jahre sind zwei Urkunden erhalten, welche zwei Amtsträger nennen90. § 328 Auch vom Custos Tanco (Nr. 32), welcher von Notker als Glockengießer zur Zeit Karls des Großen erwähnt wird91, berichtet Walahfrid, er sei Zeuge eines Kerzenwunders am Grabe Othmars geworden: Haec idem venerabilis praesbyter saepius sua relatione confirmans, omne dubitationis argumentum ab hoc facto veritatis ratione depellit92. Aus ihrer besonderen Verantwortung für den Kult der Hausheiligen, welche sie zu Zeugen ihrer Wirksamkeit werden läßt, erklären sich Rang und Ansehen dieses Amtes93. Besonders deutlich läßt sich dies am Entstehen des Kultes der Klausnerin Wiborada verfolgen. Schon zu ihren Lebzeiten war ihr Bruder Hitto (Nr. 483) Custos an der Kirche St. Mangen, wo sie sich hatte einschließen lassen94. Nach ihrem Tode wurde er in dieser Funktion zum ersten Zeugen der Wunder, welche am Ort ihres Martyriums geschahen95.

87 Custos ecclesiae provideat luminaria et omne ornamentum eiusdem, seu conpetentiam orarum, et ipse recipiat elemosinam, quae fratribus advenerit (Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 421). 88 Walahfrid, Vita S. Galli l. II c. 34–35 [75–76], hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 332–333, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 88f. 89 Iso, Miracula S. Othmari l. I c. 7 [c. 25], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 125f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 50. 90 W 404, 451. 91 Notker, Gesta l. I c. 29, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 26, hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 39, hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 364. 92 Walahfrid, Vita S. Othmari c. 11, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 107, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 45. 93 Über ein weiteres Wunder in Anwesenheit eines Custos vgl. Walahfrid, Vita S. Galli l. II c. 24 (65), hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 328f., hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 84, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 27; der oben Anm. 84 erwähnte Custos Stephanus erlebte im übrigen noch ein zweites Wunder (ebd. l. II, c. 23 [64], hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 328, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 84, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 26f.). 94 Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 32 (28), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 82, hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 295. 95 Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 35 (31), 37 (33), 40 (36), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 86–90, 94, 96; hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 295f.

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Nach seinem Ende übernahm dann sein Amtsnachfolger Eggibert auch die Aufgabe, die fortdauernde Wundertätigkeit der Heiligen zu bezeugen96.

6.8 Der Bibliothekar § 329 Nur für eine große Büchersammlung brauchte ein Kloster im frühen Mittelalter eigene Räumlichkeiten oder gar ein eigenes Gebäude sowie einen Bibliothekar97. Schon der für Sankt Gallen kurz vor 830 entstandene Klosterplan sah auf der Nordseite des Chores der Galluskirche einen zweistöckigen Anbau vor, in welchem im unteren Stock das Skriptorium und im oberen die Bibliothek eingerichtet werden sollten98. Zeugt dies schon von der großen Bedeutung, welche der damals erst im Aufbau begriffenen Sammlung zugemessen wurde, so auch die Tatsache, daß der Bibliothekar gelegentlich unter den Offizialen des Steinachklosters aufgeführt wird99. Allerdings scheint es zu einer Ausführung des zweistöckigen Bauwerks gegenüber der Sakristei auf der anderen Seite des Chores nicht gekommen zu sein100. § 330 Anläßlich der Visitation von 966 erwähnt Ekkehart IV. die Bibliothek im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Thesaurarium einerseits sowie das Skriptorium neben der Wärmestube (also im Bereich des Claustrums) andererseits101. Für die nötigen Arbeitsbedingungen in der Schreibwerkstatt sorgte außer der wärmenden Nachbarschaft die ansonsten nur für die Galluskirche nachweisbare Verglasung der 96 Ekkehart I., Vita S. Wiboradae c. 43 (38), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 98, 100; hg. v. G. Henschen, AASS Mai I, S. 297. 97 É. Lesne, inventaire, S. 119–123; F. Dreßler, S. 128–133; nach W. Horn sind eigene Bibliotheksgebäude ansonsten nur für St. Wandrille und St. Emmeram bezeugt (Ders., E. Born, Bd. 1, S. 149); die vor kurzem von K. Merkel vorgetragene These, das karolingische Torhaus in Lorsch sei ein Bibliotheksgebäude, dürfte einer Überprüfung kaum standhalten: Lage, Bauvolumen und Lichtverhältnisse widersprechen einer Nutzung als Bücherspeicher, auch wenn man im selben Raum das Skriptorium angesiedelt wissen will. Der Bibliothekssaal einer Präsenzbibliothek ist erst eine neuzeitliche Einrichtung. Und warum soll die später bezeugte Nutzung als Michaelskapelle nicht die ursprüngliche sein, findet sich doch beispielsweise auch eine Michaelskapelle über dem Westeingang der Kirche des karolingischen Klosterplans (c. 67, hg. v. W. Horn, S. 35) sowie der tatsächlichen mittelalerlichen Anlage St. Gallens (vgl. E. Poeschel, S. 37–39). 98 Infra sedes scribentium, supra bibliotheca (Klosterplan c. 56, hg. v. W. Horn, S. 31). 99 W 562, 679, 749. 100 Vgl. H. R. Sennhauser. 101 Itur in armarium, sed et in angustum S. Galli thesaurarium. Prae omnibus autem scriptorum digiti efferuntur; gemmarum autem et auri, quorum satis habebant, non adeo. Versum Ambrosii folio ascriptum: »Nectaris Ambrosii redolentia carpito mella« [cf. Csg 96], memoriter repetebant. Veniunt in pirale et in eo lavatorium, nec non et proximum pirali scriptorium, et has tres regularissimas prae omnibus, quas unquam viderint, asserebant esse officinas (Ekkehart IV., Casus c. 112 [10], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 220/22, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 379f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 132); zum Skriptorium vgl. auch Anm. 103. Tatsächlich fanden sich Bibliothek und gelegentlich auch der Kirchenschatz in späterer Zeit im sogenannten Hartmutsturm vereint (noch 1602; zum 1666 abgerissenen Hartmutsturm vgl. G. Meyer v. Knonau, in: Ekkehart IV., Casus S. Galli, MVG 15/16, S. 241 Anm. 839; E. Poeschel, S. 40f., 87f.).

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Fenster102. Auch auf dem Klosterplan ist das Skriptorium außer dem Abort des Klausurbereiches der einzige Raum, für welchen überhaupt Fensteröffnungen vorgesehen sind. Mit der Verglasung waren größere und auch im Winterhalbjahr länger ausreichende Lichtquellen gegeben. § 331 Zwischen 862 und 909 sind in Sankt Gallen vier Mönche als Bibliothekare bezeugt: Uto (Nr. 227, ca. 861–864), Liuthart (Nr. 297, 867–872), Notker (Nr. 331, vor 883–890) und Waldram (Nr. 448, 905–909)103. Sollte das Breviarium librorum104 in Csg 728, dessen Anlage wir auf die Jahre zwischen 860 und ca. 865 datieren konnten105, tatsächlich von der Hand eines Bibliothekars stammen, so wäre es ein Autograph Utos. Ursprünglich war das Breviarium ein Verzeichnis der Hauptbibliothek des Klosters in ihrer Gruppenaufstellung. Daneben wird es kleinere Büchersammlungen in Sakristei oder Schule gegeben haben, wie es das Fehlen größerer Mengen entsprechender Titel nahelegt. Zunächst hat man in die vorsorglich zwischen den Gruppen eingeräumten Freiräume auch die entsprechenden Neuzugänge bis in die Zeit des Abtes Hartmut verzeichnet. Später war das Verzeichnis bei einer Revision zur Hand, wobei vielfach die Schrift und Brauchbarkeit der einzelnen Bände annotiert wurden. Auch dem Verbleib fehlender Titel wurde nachgegangen und die entsprechenden Ausleihen und Besitzansprüche vermerkt. Unter den erwähnten Personen finden sich Ruodi (Nr. 289) und Wolfger (Nr. 400), aus deren biographischen Daten sich der Zeitpunkt der Revision auf die Jahre 883–895 eingrenzen läßt. Da außerdem noch Ausleihen durch den Hof Karls III. verzeichnet sind106, kommt für die Revision nur das Jahrfünft 883–888 in Frage. Somit käme tatsächlich Notker Balbulus, der damalige Bibliothekar, als Urheber der dabei entstandenen Marginalien in Betracht107. 102 Erat tribus illis inseperabilibus [sc. Notker, Tuotilo, Ratpert] consuetudo, permisso quidem prioris in intervallo laudum nocturno convenire in scriptorio collationesque tali horae aptissimas de scripturis facere. At Sindolfus sciens horam et colloquia quadam nocte fenestrae vitreae, cui Tuotilo assederat, clandestinus foris appropriat … (Casus c. 36 [3], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 80/82, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 133f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 95); aus dem Fortgang der Erzählung geht wiederum hervor, daß das Skriptorium sich in der Nähe von Pirale und Kirche befunden hat. 103 Zur zeitlichen Einordnung sind außer den ausdrücklichen Nennungen zu berücksichtigen: für Uto W 489; für Notker seine Beteiligung an Csg 672 vor 888 (vgl. Anm. 118) sowie seine leitende Beteiligung an Csg 279–281 unter Abt Hartmut (872–883) (vgl. Breviarium librorum, hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 85,36–86,1) sowie W 617, 618. 104 Hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 71–82; vgl. J. Duft, Handschriftenkatalogisierung, S. 11*–18*. 105 Vgl. § 274 Anm. 130. 106 Art und Umfang der Ausleihe werden deutlicher, wenn man die entsprechenden Bemerkungen aus dem Breviarium librorum bzw. dem Katalog der Privatbibliothek Grimalts (hg. v. P. Lehmann, MBK 1) hinzunimmt: Lectionarium optimum, quem petenti imperatori Karolo dedit domnus Hartmotus et pro eo alterum reposuit (S. 88,35–37). XL omelias [sc. Gregorii] ad capellam (S. 88,37). In lectiones evangelicas homeliarum XL, volumina IIII, unum ex his datum est domno Karolo regi (S. 72,16f.). Antiphonarium eodem [sc. ad capellam] (S. 88,37f.). Epistolarum Hieronimi ad diversos, volumina IIII, duo Luitvvardus habet (S. 73,20f.). Vitas patrum minores, volumina II, unum habet Liutvvart (S. 77,26f.). In Ezechielis primam partem homiliae XII [Gregorii] in volumine I, habet domna Rickart (S. 72,20f.). [Sc. Hieronymus] In Ionam, Naum, Sophoniam et Aggeum libri IIII in volumine I, habet Rickart (S. 73,12). 107 Vgl. § 291; diesem Zeitansatz entspricht, daß der 892/893 fertiggestellte Csg 672 nicht mehr verzeichnet wurde (vgl. Anm. 118).

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§ 332 Vermutlich im Zusammenhang mit der Revision verzeichnete man auf den freien Zwischenräumen am Ende des Katalogs (pag. 18–21) noch zahlreiche vornehmlich kleinere Schriften. Mit diesem Nachtrag wandelt sich der Charakter des Kataloges, welcher nun nur noch in der Art eines Inventars den Besitz des Klosters dokumentiert. In diesem Stadium, aber ohne die wertenden Angaben der Revision, wurde das Breviarium abgeschrieben (Csg 267 pag. 3–25). Zu guter Letzt ergänzte man das ursprüngliche Heft um ein Verzeichnis in irischer Schrift geschriebener Bände, wobei wir über Zustandekommen, Verwendung und Verbleib dieser kleinen Sonderbibliothek nicht informiert sind108. War das Breviarium librorum als Katalog somit immer unbrauchbarer geworden, so schuf wahrscheinlich Notker (vor allem als Hilfsmittel für seine Arbeit am Martyrologium) einen kalendarisch aufgebauten Katalog der Heiligenviten109. § 333 Neben der Verwaltung der Bestände dürfte der Bibliothekar in Sankt Gallen auch leitend im Skriptorium tätig gewesen sein110. So spricht Notker (Nr. 331) mit Stolz von den Texten, um welche er die Bibliothek vermehrt hat111. Möglicherweise läßt sich seine Hand als diejenige identifizieren, welche in einigen Codices zu Beginn einzelner Lagen die ersten Zeilen schrieb, um den beteiligten Schreibern ein Muster der auszuführenden Arbeit an die Hand zu geben, später die Lagen zusammentrug und durchnumerierte sowie schließlich das Ganze kollationierte112. Auch der Bibliothekar Waldram (Nr. 448) erwähnt gegenüber Salomo III. seine Tätigkeit: er bereitete Pergament vor und bemühte sich als Korrektor113. Vermutlich hatte der Bibliothekar in Sankt Gallen auch das Archiv zu verwalten114, jedenfalls begegnen Bibliothekare häufig und auch im fortgeschrittenen Alter als Schreiber einzelner Urkunden115 oder führen bei deren Herstellung die Aufsicht116. Für Notker und Liuthart wurde aufgrund der Dorsualnotizen von verschiedener Seite neben ihrer Tätigkeit als Bibliothekar auch eine solche als Archivar wahrscheinlich gemacht117. Daß die Sankt Galler Bibliothekare allerdings selbst entscheiden

108 Daß es sich um eine echte Bibliothek und nicht um eine zufällig zustandegekommene Sammlung handelt, zeigt das weitgehende Fehlen von Dubletten; eine Auflistung der gelegentlich nach St. Gallen gekommenen Bücher in irischer Schrift, womöglich nach ihrer Aussonderung aus den anderen Beständen, sähe wohl anders aus; zur Liste der Libri scottice scripti als Resultat einer Aussonderung und Beginn ihres Verlustes vgl.: J. Duft, Handschriften, S. 49–43. 109 Vgl. E. Munding, Verzeichnis; J. Duft, Handschriftenkatalogisierung, S. 26*–28*; vgl. § 291. 110 So auch für andere Gemeinschaften F. Dreßler, S. 133–135. 111 … bibliothecae S. Galli, cui Dei gratia multa accumulavi … (Notker Balbulus in Csg 14 p. 331, vgl. CMD CH 3, Nr. 827). 112 S. Rankin, S. 288f.; vgl. jedoch § 291. 113 Cultro membranas ad libros presulis aptans […] rado vel adjungo, placeant ut grammata domno … (Salomonis et Waldrammi carmina III, 62, 68, hg. v. P. v. Winterfeld, MGH Poet. lat. 4, S. 314). 114 É. Lesne, Inventaire, S. 121f.; ohne auf den Zusammenhang zwischen Bibliothek und Armarium einzugehen: H. Fichtenau, Archive; A. Bruckner, Anfänge. Wala unterscheidet allerdings zwischen einem bibliothecarius und einem custos cartarum (ders., Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 421). 115 W 562, 507 ?, 523, 526, 529, 530, 538, 557, 2a8, 723 ?, 749. 116 W 489, 745, 761. 117 H. F. Haefele, Studien, S. 385–389; P. Staerkle, Rückvermerke, S. 79.

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durften, welche Bücher neu besorgt wurden118 oder welche ihre Mitbrüder zu lesen bekamen, läßt sich nicht feststellen119.

6.9 Dekan und praepositi § 334 Als Vertreter des Abtes kennt man gemeinhin den Prior oder Propst (praepositus). Doch wollte Benedikt eigentlich keinen solchen, da er zu leicht zum Konkurrenten des Abtes werden konnte. Statt dessen wünschte er, ut per decanos ordinetur […] omnis utilitas monasterii (RB 65,12). Dennoch ist der praepositus im alten Mönchtum und auch später allgemein verbreitet.120 Daß dem Abt im praepositus ein Konkurrent erwachsen konnte, war auch zu Beginn des 9. Jahrhunderts ein Problem. So beschloß die Mainzer Synode von 813, die Leitung des Klosters nach dem Abt sei durch mehrere Dekane zu besorgen, quia illi praepositi saepe in elationem incidunt et in laqueum diaboli120a. Von dieser »Dekanieverfassung« heißt es, sie sei im 8. und 9. Jahrhundert außer in Sankt Gallen auch in Fulda und Weissenburg zu finden, während sie für die Reichenau strittig ist121. § 335 Das Aachener Konzil unter Federführung Benedikts von Aniane versuchte im Jahr 816, dem Problem auf andere Weise beizukommen. Einerseits hielt man am praepositus als zweitem nach dem Abt fest, andererseits bestimmte man, dieses Amt dürfe nur mit einem Mönch besetzt werden122. Die Bestimmung diente wahrscheinlich dazu, die Konvente gegenüber den verbreiteten Laienäbten zu stärken. Die Abtstellvertretung durch den praepositus statt durch den senior decanus setzte sich während des 9. Jahrhunderts weithin durch und wird als ein Kennzeichen für die Übernahme der Anianischen Reform angesehen123. Vielfach läßt sich bei einzelnen Klöstern jedoch allenfalls erkennen, ob zu einzelnen Zeitpunkten der senior decanus oder der praepositus der Stellvertreter des Abtes ist. Oft wird dabei auf Zeugnisse zurückgegriffen, welche nicht konsequent nach dem Rang der Ämter geordnet sein müssen. So begegnen nach Zählung G. Meyer v. Knonaus in der Offi118 So veranlaßt Noker die Entstehung des ersten Teils von Csg 672 (pag. 64: Hucusque patravit Notker), während der letzte Teil von der Gemeinschaft getragen wurde (pag. 65: Ab hinc vero per quinque annos, a quinto Bernhardi usque ad quartum Salomonis, hoc totum est in commune patratum); vgl. CMD CH 3, Nr. 146. Wahrscheinlich ist der Befund so zu deuten, daß Notker den ersten Teil des Codex aus eigenen Mitteln bestritten hat, wohingegen der letzte Teil der Handschrift gemeinsam ermöglicht wurde; zum vorgesehenen Mittelteil der Sammlung ist es, wie die Lagenzählung ausweist, nicht gekommen; vgl. S. Rankin, S. 280–284. 119 Vgl. Ut in quadragesima libris de bibliotheca secundum prioris dispositionem acceptis, aliis nisi prior decreverit expedire non accipiant (Synodi primae Aquisgranensis [a. 816] decreta authentica c. 18, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 461); vgl. Hildemar, Expositio c. 48, hg. v. R. Mittermüller, S. 487f., hg. v. L. Tosti, S. 396. 120 A. de Vogüé, communauté, S. 388–437; K. Hallinger, Gregor, S. 297–305; A.-M. Bautier. 120a Concilium Moguntinense a. 813 c. 11, hg. v. A. Werminghoff, MGH Conc. 2,1, S. 263. 121 J. Semmler, Beschlüsse, S. 43; ders., Studien, S. 280–281; ders., Benedictus II, S. 31 Anm. 18; ders., Erbe, S. 56–58; nach A. Zettler (S. 662) hätte »die klösterliche Praxis 824 in Reichenau den Aachener Statuten entsprochen, was die Stellung des praepositus in der Mönchsgemeinschaft anbetrifft«. 122 Synodi I Aquisgranensis [a. 816] decreta authentica c. 29f., hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 466. 123 J. Semmler, Beschlüsse, S. 43; A.M. Bautier, S. 5f.

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zialenreihe der Sankt Galler Urkunden die Dekane 63 mal an erster Stelle. In sechs Fällen erscheint allerdings ein praepositus vor dem Dekan124. Da die Überlieferungslage im allgemeinen nicht so gut ist wie in Sankt Gallen, läßt sich für andere Orte meist nicht entscheiden, wie die Aufgaben zwischen einem oder mehreren Amtsträgern mit den Bezeichnungen decanus oder praepositus aufgeteilt sind. § 336 Überhaupt erscheint es fraglich, ob die Reformen von 816/17 als ein geschlossenes Ganzes aufgefaßt und von den Klöstern so übernommen wurden. Vielmehr dürfte auch hier gelten, daß durch die Bemühungen um Reform und Einheit des kirchlichen Lebens die besten geistigen und religösen Kräfte der Zeit erst geweckt wurden, »damit zugleich aber auch die Vielfalt der Kräfte.«125 Doch machen in den Augen vieler Forscher schon einzelne Merkmale wie die Abtstellvertretung durch den Propst oder der benediktinische Cursus eine Mönchsgemeinschaft zu einem Kloster der »anianischen Observanz«. Dies wird beispielsweise für Sankt Gallen angenommen126, aufgrund des Vorhandenseins von Csg 914 in der Klosterbibliothek, des nachgewiesenen benediktinischen Cursus127 sowie der irrigen Gleichsetzung des Abtes Grimalt mit dem Grimalt, welcher zusammen mit Tasso von der Reichenau aus Inden besuchte, von dort über die Gebräuche berichtete und die Abschrift des berühmten Regelcodex nahm128. Daß das Kapitelsbuch Csg 915 gerade nicht der berühmten Regelhandschrift folgt, daß Abt Grimalt im Gegensatz zu den Forderungen der Reform selbst nie Mönch geworden und nur aufgrund seiner Einsetzung durch den König Abt und noch dazu mehrerer Klöster war129, daß die dreigliedrige Profeßformel im Galluskloster erst seit 835 und nur inkonsequent verwendet wurde130 und daß in Sankt Gallen sicher nicht die Praepositurverfassung herrschte, wird dabei übersehen. Ist schon für Sankt Gallen eine geschlossene Durchsetzung der Anianischen Reform auszuschließen, so stimmt das bedenklich, weil hier die Quellenlage besser ist als in anderen karolingischen Klöstern. In welcher Ausbreitung und in welcher Geschlossenheit die anianischen Reformen dort durchgeführt wurden, wird sich kaum feststellen lassen. Natürlich gelten die Sympathien vieler Historiker den Reformkräften, doch verzerrt dies die Vorstellung von Geltung und Bedeutung der Reform.

6.9.1 Klosterpropst und Außenpröpste § 337 Weil in der Verwaltung der Sankt Galler Grundherrschaft131 die Pröpste eine große Rolle spielen, sind sie schon lange Gegenstand des historischen Interesses. In den Urkunden 124 Ders., Officiale, S. 66. 125 R. Kottje, S. 341, vgl. auch S. 331–335. 126 Vgl. J. Duft, in: ders., A. Gössi, W. Vogler, S. 22 [S.1192]; zuletzt trotz der Einwände D. Geuenichs (vgl. Anm. 128f.): J. M. Berger, S. 79 mit Anm. 150. 127 A. Angenendt, Monachi, S. 212–215. 128 D. Geuenich, Beobachtungen, S. 55–68, hier S. 60f. 129 Vgl. ebd. S. 59, 63. 130 Vgl. § 146 Anm. 71. 131 G. Meyer v. Knonau, Besitz, S. 87–225; G. Caro, Grundherrschaft in der Nordostschweiz; Ders., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte; Ders., Grundherrschaft und Vogtei; H. Bikel; F. Pfister; R. Sprandel,

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des Klosters Sankt Gallen begegnen zwischen 820 und 909 bis zu vier praepositi gleichzeitig132. Schon G. Meyer v. Knonau hat zur Deutung vorgeschlagen, mehrere Außenpropsteien anzunehmen133, wie uns eine solche mit Kunibert (Nr. 511) in den Jahren zwischen 962 und 976 für den Breisgau durch Ekkehart IV. bezeugt ist134. Später hat sich vor allem Rolf Sprandel mit diesem Problem befaßt und den Beginn der Wirksamkeit von Außenpröpsten für die Mitte des 9. Jahrhunderts festgestellt. Die zuvor begegnenden landschaftsgebundenen Pröpste erklärte er aufgrund ihrer geringen Bezeugung zu »Reisepröpsten«, doch wissen wir eigentlich weder von ihnen noch von den späteren Pröpsten, inwieweit sie in der jeweiligen Region präsent waren135. Durchschnittlich verwalteten die Außenpröpste ihr Amt acht Jahre. Daß sie so lange außerhalb der Klostergemeinschaft lebten, wäre erstaunlich. § 338 Um Licht hinter die zahlreichen praepositi zu bringen, wird hier das Material zunächst vermehrt. Viele Sankt Galler Privaturkunden tragen eine erweiterte subscriptio, in welcher der Schreiber nicht nur sich selbst, sondern auch den nennt, statt dessen oder unter dessen Aufsicht (ad vicem) er die Urkunde schrieb. Wird außer dem Namen des so Verantwortlichen noch dessen Amt genannt, so ist es in 92 % der Fälle zwischen 816 und 919 ein praepositus136. Dies erlaubt den Schluß, daß sich unter den ad vicem angeführten Namensträgern ohne Amtsangabe noch ein großer Teil weiterer praepositi verbirgt. Allein 46 % der Namen ohne Titel paßt zu Mönchen, welche auch ausdrücklich als praepositus bezeugt sind. Doch dürfte der Anteil der praepositi noch höher sein, da zahlreiche praepositi nur einmal als solche belegt sind137. Die Überlieferung ihrer Amtsbezeichnung ist also zu einem guten Teil zufällig, da viele von ihnen wohl nur kurz geamtet haben. Wie es sich im Verlauf der Untersuchung zeigte, sind solche kurzen Amtszeiten gerade für die in und im engeren Umkreis Sankt Gallens tätigen Klosterpröpste typisch. § 339 Nicht nur die ad vicem angeführten Namensträger werden in unserer Aufstellung (§ 401) berücksichtigt138, sondern auch die Gegend der Vertragsobjekte, zumeist der Güter. Kloster, S. 57–81; H.-W. Goetz, Beobachtungen; W. Rösener; vgl. allgemein: W. Metz; L. Kuchenbuch; D. Hägermann. 132 W 246, 367, 404, 406, 423, 446, 481, 515, 645 und 760. 133 Ders., Officiale, S. 78–81; G. Caro, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte, S. 107f.; Ders., Grundherrschaft in der Nordostschweiz, S. 94; H. Bikel, S. 192ff.; K. H. Ganahl, S. 71–76, 111–117; W. Dohrmann, S. 216; W. Rösener, S. 182. 134 Ekkehart IV, Casus S. Galli c. 127 (15), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 246, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 412, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 138. 135 »In Wirklichkeit fehlt der praepositus bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts in der regionalen St. Galler Verwaltung durchaus. Die praepositi waren wie der decanus und die anderen Offiziale Beamte der St. Gallener Zentralverwaltung« (R. Sprandel, Kloster, S. 61); es genügt dagegen, den ersten Beleg für die lokale Administrationsfunktion der praepositi in W 221 von 816 anzuführen (vgl. § 345), um die Notwendigkeit einer nochmaligen Untersuchung zu zeigen. 136 Ad vicem fungierende praepositi sind vereinzelt auch bezeugt für Stablo und St. Maximin bei Trier, vgl. H. Bresslau, S. 48 Anm. 8.; in St. Gallen leiten ansonsten gelegentlich die Bibliothekare die Ausfertigung einzelner Urkunden, was möglicherweise mit ihrer Betreuung des Archives zusammenhängt (vgl. § 333). 137 Von den 45 als praepositi bezeugten Personen werden 20 nur einmal, 7 zweimal, 5 dreimal, 3 viermal, 2 fünfmal und 8 darüberhinaus mehrfach als solche aufgeführt. 138 Sie sind kursiv angeführt; nicht berücksichtigt wurden der vom Kloster unabhängige Teil der rätischen Urkunden (hier W 247–9, 253, 261, 2a4–6) sowie konventfremde Personen (W 219, 279, 306, 310, 534, 541,

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Wegen zahlreicher ungesicherter Ortsidentifizierungen benutze ich dabei die Verwaltungsgliederung des 9. Jahrhunderts, wie sie auf den Rückseiten der Urkunden zum Zweck einer geordneten Registratur im Archiv als Kapitelzahlen festgehalten wurde139. Fehlt eine Kapitelsangabe, so werden Güter- und in zweiter Linie Actum-Ort berücksichtigt, da sie die Zuständigkeit eines bestimmten Propstes klären können. § 340 Hierbei lassen sich für die Außenpröpste vier Wirkungsbereiche feststellen: Zunächst für die Güter im Süden zwischen dem Einzugsgebiet der Töss, dem Augst- und dem Aargau (Kapitel VIII–XV), dann im Westen, genauer in Breisgau und Elsaß (Kapitel XVI– XVIII), ferner im Norden zwischen Albgau, den Baaren und dem Scherragau (Kapitel XIX–XXIX) und schließlich für die Besitzungen im Osten, in Linz-, Argen-, Nibel- und Alpgau (Kapitel XXX–XXXVI). Der Bereich um das Kloster, also Rheintal, Arbongau und Thurgau, scheint direkt durch die Klosterpröpste verwaltet worden zu sein. § 341 Da jedoch zahlreiche Schenkungen am Altar des heiligen Gallus im Kloster vollzogen wurden, wurden die Klosterpröpste gelegentlich auch für die Außenbezirke tätig, wie andererseits auch der Abt des öfteren mitsamt seinen Offizialen und darunter ein oder mehreren praepositi über Land reiste140. Deshalb sind die Klosterpröpste von nur gering bezeugten Außenpröpsten, die ja gleicherweise als praepositi bezeichnet oder ad vicem aufgeführt werden, nicht zu trennen141.

6.9.2 Bezeugung und Besetzung der vier Außenpropsteien § 342 Die erste gesicherte Außenpropst ist Amalger (Nr. 99) für den südlichen Bezirk (825–831 oder 844?). Nach ihm sind dort als wichtigere Außenpröpste bezeugt: Edilleoz 848–856 (Nr. 257), Gozbert, der Neffe des Abtes, für 858/59 (Nr. 174) und Ruadhoh (Nr. 189) für 863 und 865. Erst mit Folchard (Nr. 283) taucht wieder ein Außenpropst im Südbezirk auf, der über einen längeren Zeitraum waltet (869–878). Später war Pero (Nr. 358) zwischen 892 und 905 Außenpropst im Süden und Klosterpropst zugleich. Nach ihm scheint zwischen 907 und 914 Engilbert (Nr. 350), der damals zeitweise gleichzeitig Dekan war, die Verantwortung für die südlichen Güter getragen zu haben. § 343 Gleichfalls gut bezeugt ist das Amt des Außenpropstes für den Breisgau, das nach dem Bericht Ekkeharts IV. noch zwischen 962 und 976 durch Kunibert (Nr. 511) besetzt 619, 668, 671). Andere Offiziale, die ad vicem angeführt sind, wurden als solche gekennzeichnet: p= portarius, d= decanus, b= bibliothecarius. Hilfsweise wurden noch einzelne Urkundenschreiber hinzugezogen (mit vorgestelltem *), da praepositi auch als solche tätig waren (W 534, 541, 699); die Auswahl beschränkte sich dabei auf diejenigen, welche zu jener Zeit auch als praepositi bezeugt sind. 139 Zum Zusammenhang zwischen Kapitelzahlen und Verwaltungsgliederung vgl. P. Staerkle, Rückvermerke; zu den Karten im Anhang, die die räumliche Verwaltungsgliederung darstellen, ist für die Gebiete südlich des Bodensees heranzuziehen die Karte bei: W. Dohrmann, S. 321. Sind solche Kapitelzahlen nicht überliefert (vgl. ihre Edition und Faksimilierung in: O. P. Clavadetscher, P. Staerkle), bringe ich die im Text vorkommende Gaubezeichnung (recte) oder ordne selbst die Güterorte einem Gau zu (kursiv). 140 Vgl. G. Meyer v. Knonau, Officiale, S. 83–86, R. Sprandel, Kloster, S. 58–61. 141 Entsprechend würde sich dann die durchschnittliche Amtsdauer reduzieren.

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war142. Als erster Außenpropst ist dort Gozbert (Nr. 174), der Neffe des Abtes und spätere Außenpropst im Südbezirk, zwischen 848 und 855 als gesichert anzusehen. Auf ihn folgte Thiothard (Nr. 209) zwischen 856 und 870, der spätere Dekan Albrich (Nr. 290) zwischen 874 und 876 sowie für 886? und 889 Wichram (Nr. 333). Noch 909 ist es ein wichtiges Amt, dessen Inhaber Theganhart (Nr. 437) Nutzniesser einer Prekarie des Abtes wird. Anschließend hatte Ruadker (Nr. 441) das Amt inne. § 344 Ebenso gut bestellt ist es um die Quellenlage für den östlichen Bezirk. Daß Ruadhoh (Nr. 189), den wir später im Süden vorfinden, zwischen 848 und 850 das Amt inne hatte, ist wahrscheinlich. Gesichert ist erst sein Nachfolger Rihpert (Nr. 210) von 855 bis 866 durch sehr viele Belege. Ähnliches gilt für Cotabert (Nr. 273) zwischen 868 und 882, dem 883 bis 892 Liuto (Nr. 368) und 894 und 897 Cozzolt (Nr. 410) nachfolgten. Noch für 907 und 909 ist Thioto (Nr. 444) als Außenpropst des östlichen Bezirks wahrscheinlich. § 345 Am schlechtesten bezeugt ist das Amt im nördlichen Bezirk um die Baaren, der insgesamt in unserem Zeitraum eine geringere Rolle spielt. Doch vielleicht ist schon im Jahr 816 hier das Wirken eines Außenpropstes zu fassen. Damals bedingt sich ein Schenker Gegenleistungen aus, welche praebeant praepositi Ekipetinga et Asolvinga atque Munolfinga procurantes143. Wegen dieses Zeugnisses kann man schon in Hunolt (Nr. 91) einen Außenpropst sehen, der diese und andere Güter auf der Baar zumindest in den Jahren 820/1 bis 825, vielleicht auch bis 837 betreut hat. Später scheint dann Wolfcoz (Nr. 261) zwischen 854 und 868 für dieses Gebiet beauftragt gewesen zu sein, doch ist er oft auch im Kernbereich tätig. Dasselbe gilt auch für Bernhard (Nr. 319), den späteren Abt, welchen wir 869 und 882 hier vorfinden. Und unter den vier 909 genannten praepositi dürfte damals Albrich (Nr. 449) das Amt im Norden wahrgenommen haben.

6.9.3 Die Aufgaben der Außenpröpste § 346 Die Außenpröpste hatten sich vor allem um die Güterverwaltung des Klosters zu kümmern. Sie sind meist als gemeinsam mit den Vögten handelnd in den Urkunden belegt144. Ihre Tätigkeit läßt sich besser verfolgen als die der anderen Offizialen, da sie die Träger des eigentlichen Urkundengeschäfts sind: Ihnen wird in einer Rechtsgeste das zuvor auf dem Boden liegende Pergament der Urkunde überreicht, sie notieren auf ihm Vertragspartner, Gegenstand und Zeugen (Vorakte oder Imbreviatur), bevor sie selbst oder ein Schreiber ad vicem die Reinschrift mit allen formelhaften Bestandteilen ausführen145. Außerdem vertreten sie gemeinsam mit dem Vogt die Interessen des Klosters vor Gericht und nehmen dabei auch gegebenenfalls eine Grenzumschreitung des Streitgegenstandes vor. Ihnen werden Schenkungen an das Kloster eingehändigt, wie sie auch Güter des 142 Wie oben Anm. 134. 143 Ewattingen, Landkreis Waldshut; Aselfingen und Mundelfingen, Schwarzwald-Baar-Kreis; W 221. 144 Die Zusammenhänge im Wirken zwischen Pröpsten und Vögten bemerkt W. Dohrmann leider nicht. 145 Zum Urkundenempfang durch den praepositus: W 758, 759 (vgl. K. Zeumer); Vorakte durch den praepositus und nicht den Schreiber ausgeführt in: W 309, 318, 320, 432?, 441, 448, 490?, 544, 555, 718? (vgl. A. Bruckner, Vorakte, S. 4; Ders., Konzeptwesen).

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Klosters gegen andere eintauschen oder Besitzungen erneut verleihen146. Sie haben wahrscheinlich die Oberleitung der Sanktgallischen Höfe147 und erbringen aus der Naturalwirtschaft vor Ort die Gegenleistungen des Klosters für bedingte Schenkungen148. Welchen Einfluß sie insgesamt in der Güterverwaltung hatten, sieht man an den Bestimmungen gegen mögliche Entfremdungen der dem heiligen Gallus gemachten Schenkungen durch Äbte oder praepositi149.

6.9.4 Die Lokalisierung der Außenpröpste § 347 Wenig Anhaltspunkte haben wir für die konkrete Situierung der Außenpröpste: Versorgen sie ihr Amt als ständige Sachwalter ihrer Abtei in ihrem Bezirk, oder werden sie nur ad hoc von Sankt Gallen aus zu einzelnen Handlungen geschickt? Die Formulierung in W 221 […] praepositi Ekipetinga et Asolvinga atque Munolfinga procurantes […] läßt beide Möglichkeiten offen, und ansonsten findet sich im Stiftsarchiv keine Urkunde, die nähere Auskunft darüber geben könnte. Lediglich in einer Sankt Galler Formelsammlung finden wir eine wohl zum Muster bearbeitete Urkunde aus der Zeit um 885, wo von der cella eines praepositus gesprochen wird150. Doch fehlen die näheren Bestimmungen leider alle. Da es eine Unmenge von Zell-Orten gibt151, an welchen sich einmal ein solches Oratorium mit einer kleinen, vielleicht bis zu sechs Mönchen starken Belegschaft befunden hat152, ist es schwer zu bestimmen, welche Orte als Sitze der Sanktgallischen Außenpröpste in Frage kommen. § 348 Zunächst ist hier an die Sanktgallischen Eigenklöster zu denken. Doch über die Klösterlein Faurndau153 und Massino154 wissen wir nur wenig, und beide sind erst spät an Sankt Gallen gekommen und wohl auch zu entlegen. Gegen das in seiner rechtlichen Position etwas eigenartige Stift St. Mangen bei Sankt Gallen spricht neben seiner späten Gründung (898) und Übereignung an Sankt Gallen, daß es wegen seiner Lage für die Verwaltung der Außenbezir146 Klageerhebung W 437; Grenzbegehung W 557; Tausch W 534, 560, 581, 650, 684; Schenkung W 555, 644, 370, 758, 759, 777; Neuvergabe W 398, 676. 147 So schildert Walahfrid in seiner Vita S. Galli einen St. Galler Praepositus: Frater quidam eiusdem monasterii possesiones quasdam sub cura habens, in quodam remotiori loco ob nutrimenta peccorum stabula construxit et illic quam plurimum foeni recondit (l. II c. 19 [61], hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Mer. 4, S. 326, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 82, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 26). 148 W 221, 581, 709. 149 W 127, 388. 150 Formulae Sangallenses miscellaneae c. 11, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 385. 151 In Baden-Württemberg heute etwa siebzig, so: H. Jänichen, Zell und Münsterorte. 152 Ut abbatibus liceat habere cellas in quibus aut monachi sint aut canonici et abbas praevideat ne minus de monachis ibi habitare permittat quam sex (Collectio capitularis Benedicti levitae monastica c. 44, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 550). 153 Faurndau, Kreis Göppingen, zwischen 888 und 895 durch den kgl. Kappelan Liutprand an St. Gallen gegeben, MGH DD Arn. 15, 38; vgl. F. Quarthal. 154 Massino bei Lesa am Lago Maggiore, 904 von Kg. Berengar geschenkt; vgl. I Diplomi di Berengario I. Nr. 45, hg. v. L. Sciaparelli; vgl. W 734; vgl. P. Staerkle, Gallus-Patrozinien, S. 50 Anm. 11, S. 54f.

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ke ungeeignet war155. Das Kloster in Jonschwil dürfte erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts in Sankt Galler Besitz gekommen sein156, ähnlich auch das 895 noch weitestgehend von Sankt Gallen unabhängige Stift (später: praepositura canonica) St. Alexander in Aadorf157. Beide kommen wie die zwischen 905 und 920 von Sankt Gallen abhängige Abtei Pfäfers158 nicht als Sitze von Außenpröpsten159 im uns hier interessierenden Zeitraum in Betracht. § 349 Lediglich im nördlichen Bezirk kennen wir eine Zelle bei Riedlingen, die aus dem Niedergang des ursprünglich einmal Sanktgallischen Eigenklosters Obermarchthal hervorgegegangen ist. Zwischen 790 und 826 als Bertoldszell bezeugt, ist sie um das Jahr 1000 wieder in der Hand Herzog Hermanns II.160 Aber ob hier je eine kleine Niederlassung Sankt Gallens bestand, wissen wir nicht. Für die Verwaltung unseres nördlichen Bezirks durch die Außenpröpste nimmt der Ort eher eine Randlage ein. Heißt es 816 praepositi Ekipetinga et Asolvinga atque Munolfinga procurantes161, möchte man eher an einen südwestlicher gelegenen Ort, vielleicht Ewattingen selbst denken. § 350 Aus der hier Ostbezirk genannten Außenpropstei zwischen Linz- und Alpgau kennen wir fünf Zellen, die in Sankt Galler Besitz übergegangen sind. Unter ihnen sind Kißlegg162 und Manzell163 näher bekannt164. Für beide finden wir im ersten Viertel des 9. Jahr155 MHG D Arn 165; J. Reck; M. Borgolte, Salomo III. 156 W 227, 2a3, 727; P. Staerkle, Jonschwil, S. 762. 157 W 691, 697; Continuatio anonyma casuum S. Galli c. 15 [3], hg. v. H. Leuppi, S. 106, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 17, S. 24, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 154; E. Meyer-Marthaler; M. Borgolte, Gedenkstiftungen, S. 597–599. 158 W 761, 779; W. Vogler, Pfäfers, S. 982. 159 Nach Ekkehart IV. wurde zur Zeit der Abhängigkeit des Klosters Pfäfers von der Abtei an der Steinach dasselbe durch einen Praepositus aus den Reihen der dortigen Brüder geleitet; vgl. Casus c. 70–73 (7f.), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 148–152, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 248–260, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 113f. 160 Zell, heute Gemeinde Riedlingen, Landkreis Biberach, W 127, 186, 302; vgl. H. Jänichen, Obermarchthal; ders., Zell, S. 680; M. Borgolte, Alaholfingerurkunden, S. 310f. 161 Ewattingen, Landkreis Waldshut; Aselfingen und Mundelfingen, Schwarzwald-Baar-Kreis; W 221. 162 Kißlegg, damals Ratpotescella, Landkreis Ravensburg; W 279, 280, 405f., 482, 537; der Priester Cunzo fungiert als scriptor in den Urkunden 280–282. Beachtenswerterweise stammen alle drei Urkunden vom selben Tag (824 VI 6) und schrieb tatsächlich W 281 dieselbe Hand, die am selben Ort und Tag W 279 geschrieben hat und dort mit Cozbertus ad vicem Cunzonis genauer bezeichnet ist. Die Urkunden 280 und 282 wiederum stammen von verschiedenen Händen. Demnach führte hier der nicht in St. Gallen nachweisbare Priester Cunzo die Leitung beim Beurkundungsgeschäft, während der als St. Galler Mönch und nachmaliger Außenpropst mit seiner Handschrift gut bekannte Gozbert (Nr. 174) zwei Stücke ausfertigte. 849 ist die Zelle an den Priester Lantpreht verliehen, nach ihm soll seine Verwandte Diotpirc dort locum et prebendam quasi unus monachus iuxta facultates loci illius habeat tempus vitae suae (W 406). Damit scheidet zu diesem Zeitpunkt eine St. Galler Dependenz aus; zur späteren Geschichte vgl.: W 482, 502, 515; vgl. insgesamt: G. Caro, Grundherrschaft in der Nordostschweiz, S. 91. 163 Cella Majonis, Manzell, Bodenseekreis; W 216, 219, 709; der hiermit in Verbindung zu bringende Priester Majo fungierte als Scriptor der Urkunden W 87, 119, 198, 211 (778/81–813/14), von denen die letzten beiden nur in späteren Abschriften vorliegen. In W 219 (von 816) ist als Scriptor genannt Amalger diaconus in vice Maionis. Während Majo nicht als St. Galler Konventuale belegt ist, ist Amalger möglicherweise der spätere Außenpropst des Südbezirks (Nr. 99); zu Majo vgl. R. Sprandel, Kloster, S. 63f. 164 Wisirihzella, 817 an St. Gallen, nach der Kapitelzahl im Allgäu befindlich (W 222); cella Megin-

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hunderts die Besonderheit, daß dort Kleriker für Sankt Gallen Urkunden schreiben, für welche in späteren Jahren auch nachmalige Sanktgallische Außenpröpste stellvertretend tätig sind. Kißlegg und die Hupoldscella kommen mit Sicherheit als Sitz eines Außenpropstes nicht in Frage, da ersteres um die Jahrhundertmitte noch an klosterfremde Personen vergeben wird und letzteres erst wenig später an Sankt Gallen gekommen ist. Ich selbst halte es für wahrscheinlicher, daß sich der Sitz des Sankt Galler Außenpropstes in Wasserburg befand165. § 351 Aus dem Breisgau ist uns nur von einer Zelle an der Möhlin im Schwarzwald südlich Freiburgs überliefert. Diese wird 859 gegen Besitz in Wittnau getauscht. Dort besaß Sankt Gallen schon seit längerem Rechte an der Basilika. Als vollständig in der Hand Sankt Gallens ist sie allerdings erst seit 854/55 belegt. Wittnau ist Zins- und häufig auch Actum-Ort. An der dortigen Kirche wirkten zunächst nicht zum Sankt Galler Konvent gehörige Priester, zuletzt ein Rammingus, in dessen Stellvertretung der Sankt Galler Außenpropst Thiothart die Urkunde von 859 (W 534) ausfertigte. Ich vermute den Sitz des Außenpropstes dort166. § 352 Im südlichen Bezirk gibt es einen Ort Zell, der im Rahmen der Schenkungen der Beata-Lantold-Sippe 744 an Sankt Gallen kam, aber ansonsten keine bemerkenswerte Rolle spielt. Eher ist vorstellbar, daß eine Sankt Galler Außenpropstei in Mönchaltdorf ihren Sitz hatte. Schon 872 taucht für dieses Altdorf erstmals die Bezeichnung Altorf monachorum auf. Es stammt ebenfalls aus dem Besitz der Beata-Lantold-Sippe, wird 830 nochmals gegen Zins ausgegeben, ist aber 849 wohl schon wieder im Besitz des Klosters und anschließend des öfteren Actum- oder Zinsort. Am Ort selbst befindet sich ein Sankt Galler Hof und eine Sankt Galler Kirche167. § 353 Eine andere Sankt Galler Eigenkirche ist St. Martin in Rohrbach (Kt. Bern). Wahrscheinlich hat auch dort vorübergehend eine kleine Sankt Galler Niederlassung bestanden,

berti, 837 an St. Gallen, nach der Kapitelzahl ebenfalls im Allgäu zu suchen (W 362, 557), Hupoldescella, erst 855 an St. Gallen gekommmen, nach der Kapitelzahl im Nibelgau gelegen (W 474). 165 Wasserburg, seit 783/7 als St. Galler Eigenkirche und Zinsort wie auch als Actum-Ort reich belegt; nach Ekkehart IV. (Casus c. 51 [5], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 114, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 197f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 105) verbrachte man die Schüler und alten Mönche vor dem Überfall der Ungarn auf St. Gallen 926 nach Wasserburg. Dort und in der Umgebung fungieren zwischen 770 und 824 die Kleriker Hadupert und Patucho als Schreiber für St. Gallen; vgl. H. Bresslau, S. 43f., nach ihm R. Sprandel, Kloster, S. 62f. Sowohl Hadubert als Patucho sollen nach Ansicht der Forschung gegen Lebensende in St. Gallen Mönch geworden sein, wofür ich jedoch keinen Beleg gefunden habe. Den gängigen Namen Hadubert gibt es zwar unter den St. Galler Professen, einen Patucho jedoch nicht. 166 Wittnau, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, W 110, 126, 203, 486, 2a7, 534, 574, 575; die beteiligten Personen und der Status Wittnaus stellen zahlreiche Probleme, einen Überblick über die bisherige Literatur bei W. Dohrmann, S. 194–203. Hat Wittnau den Vorteil, mit jener aufgegebenen Zelle in seiner Nähe in Verbindung gebracht werden zu können, so liegt ein anderer ansehnlicher Besitzkomplex St. Gallens mit einer Galluskirche auch in Egringen, Landkreis Lörrach. Auch hier begegnet ein Priester Huozo vielfach als Schreiber (W 23, 38, 78, 162, 194, 195, 214, 382, 490, 553). 167 Zell, Kt. Zürich, W 10; Mönchaltdorf, Kt. Zürich, W 556, 10, 333, 358, 441, 506, 689, 702f., 718, 722f., 728; ferner bekommt das Kloster 817 im Thurgau die Zelle eines Theoting übertragen, die aber keine weitere Rolle zu spielen scheint (W 225). Zu Mönchaltdorf: G. Caro, Grundherrschaft in der Nordostschweiz, S. 91.

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werden doch laut Nachträgen im Breviarium librorum während des letzten Drittels des 9. Jahrhunderts dorthin Bücher ausgeliehen168. Für den Sitz eines Sankt Galler Außenpropstes befindet sich der Ort allerdings zu weit von den nächsten Güterkomplexen im Zürichgau entfernt. Später ist es allerdings zu einer eigenen Außenpropstei im Aargau gekommen, welche zusammen mit derjenigen des Breisgaus noch im Spätmittelalter bezeugt ist169. Daß wir mit Niederlassungen Sankt Galler Mönche außerhalb des Klosters rechnen müssen, zeigen auch die Zeugenaussagen zu strittigem Klosterbesitz in Oberitalien. Hier waren zwei Sankt Galler Mönche – Mawo (Nr. 49) und Petto (Nr. 70) – während der Amtszeit des Bischofs Wolfleoz von Konstanz (811–838/39) ansässig170. § 354 Nach unseren statistisch abgesicherten Schätzungen (vgl. §§ 205–213) haben wir um die Jahrhundertmitte von nahezu hundertzwanzig Sankt Galler Professen auszugehen. Stellt man hierzu das ungefähr gleichzeitige Zeugnis aus der Tradition der Regelkommentierung Hildemars, daß die Anzahl der Mönche im Refektorium des Klosters Sankt Gallen ungewöhnlich groß gewesen sei171, so können diese Niederlassungen außerhalb des Klosters nur eine kleine Rolle gespielt haben. Denn in Sankt Gallen schien Hildemar die Anzahl der Mönche bemerkenswert, nicht etwa in Fulda, wo von 660 Mönchen immerhin auch 120 im eigentlichen Kloster angesiedelt waren172. Während den Fuldaer Außenklöstern magistri vorstanden und diese Einrichtungen wahrscheinlich auch dazu dienten, die Jüngeren in Schule und monastischer Disziplin anzuleiten173, scheinen die Sankt Galler Außenpropsteien vor allem ein Bestandteil der Wirtschaftverfassung gewesen zu sein.

6.9.5 Die Stellung der Außenpröpste § 355 Wie oben (§§ 297, 334–336) erwähnt, war das Amt des praepositus seit Benedikt und besonders im 9. Jahrhundert umstritten, weil in ihm ein Konkurrent des Abtes erwachsen konnte. In Sankt Gallen hat man dem Problem zu begegnen versucht, indem man den in der Hauptsache mit disziplinarischen Aufgaben betrauten Dekan zum Abtstellvertreter machte und die anderen administrativen Aufgaben eines Praepositus auf mehrere Brüder verteilte, denen man einzelne Sprengel zuwies.

168 Rohrbach, Kt. Bern, W 140, 359, 564; Breviarium librorum, hg. v. P. Lehmann, MBK 1, S. 72,7,20. 169 Vgl. die Eintragungen zu † VII 28 und † XII 28 in: Das zweite St. Galler Totenbuch, hg. v. H. Wartmann, MVG 19, S. 403, 428; zu † VII 28 vgl. Ephemerides S. Galli, hg. v. M. Goldast v. Haiminsfeld, S. 95. 170 Clusina, vielleicht Klausen am Eisack; vielleicht nach 832; W 2a15. 171 Propterea dixit beatus Benedictus seniores dimittere, quia sunt talia refectoria in quibus ita sedent fratres propter multitudinem fratrum, ut ab abbate non possint videri, veluti sunt in Sancto Gallo (Expositio c. 56, hg. v. R. Mittermüller, S. 522, hg. v. L. Tosti, S. 432). 172 K. Schmid, Mönchslisten, S. 629. 173 M. M. Hildebrandt, S. 119–128; es sei angemerkt, daß magister allerdings nicht nur den Lehrer, sondern auch schlicht den Vorsteher meinen kann; vgl. etwa im St. Galler Klosterplan den magister des Infirmariums (Klosterplan c. 115, hg. v. W. Horn, S. 58); vgl. auch den magister als Vorsteher einer cella im Ordo diurnus Anianiensis: … et quia cetera loca eius capere non quibant, constituit locis congruis cellas, quibus prefectis magistris posuit fratres (hg. v. C. Molas, CCM 1, S. 311).

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§ 356 Betrachtet man den Werdegang der Außenpröpste, so ist zuerst festzustellen, daß nahezu zwei Drittel von ihnen als Urkundenschreiber gut bezeugt sind. Neben den späteren Bibliothekaren beteiligte sich keine andere Personengruppe so stark an dieser Aufgabe174. Die meisten von ihnen hatten schon vor ihrem Amt Erfahrungen im Urkundengeschäft gemacht. Daß dies zur Voraussetzung gehörte, läßt sich allerdings nicht zeigen. Insgesamt gehört das Amt neben dem des Cellerars und des Kämmerers zu den Ämtern, welche häufig zuerst wahrgenommen wurden. Dem, der sich hier bewährte, wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Aufgaben anvertraut. Insbesondere die Dekane waren in der Regel zuvor Außen- oder wenigstens Klosterpropst gewesen. Entsprechend wichtig war diese Position trotz ihrer Unterordnung unter den Dekan. Das hohe Ansehen der Außenpröpste kommt auch darin zum Ausdruck, daß Cellerar und Pförtner mehrfach zu ihren Vorämtern gehören. § 357 Schließlich finden sich etliche Zeugnisse dafür, daß die Außenpröpste – im Gegensatz zu den sonstigen Konventsmitgliedern, abgesehen von den Äbten – materielle Mittel (vgl. § 184) zur eigenen Verfügung hatten: So erhielt der Außenpropst des Westbezirks Theganhart (Nr. 437) 909 zugunsten seiner Person den Nießbrauch zweier Hufen für den Fall des Todes des damaligen Inhabers vom Abt zugesprochen, und bekam 913 der damalige Propst Cozzolt (Nr. 410) den späteren Nießbrauch an Gütern zugesprochen, welchen zunächst Abt Salomo innehatte, aus dessen Schenkung sie zum Teil stammten175. Nennenswerter Besitz in privater Verfügung ist ansonsten neben dem der Äbte nur für den wahrscheinlich als Nachfolger Salomos ins Kloster eingetretenen Wolvene (Nr. 476) nachweisbar, der um 905 das von Salomo gegründete und an Sankt Gallen übergebene Stift St. Mangen bei Sankt Gallen erhielt176. § 358 Weiterhin fällt auf, daß gegen Ende des 9. Jahrhunderts einige Offiziale neben ihrem in Sankt Gallen auszuübenden Amt noch Außenpropsteien wahrnahmen. Zunächst sind hier die Dekane Pero (Nr. 358) und Engilbert (Nr. 350) zu nennen, die neben ihrem Amt noch die südliche, ja Pero auch die eigentliche Propstei innehatten177. Doch gilt diese Tendenz zur Ämterhäufung auch für andere Positionen: So war Ruodpert (Nr. 420) Pförtner und Klosterpropst, fungierte Ruadker (Nr. 396) als Sakristan und vielleicht auch als Außenpropst im weit entfernt liegenden westlichen Bezirk178 und hatte Thioto (Nr. 444) neben seinem Amt als Cellerar noch das Amt des Außenpropstes im Osten zu versorgen. Gerade die letzten Beispiele zeigen, daß das Amt möglicherweise zu diesem Zeitpunkt zur »Pfründe« geworden war, konnte eine Person doch kaum beiden Aufgaben gerecht werden179. 174 Vgl. §§ 333, 339 (mit Anm. 138), 401. 175 W 760, 774. 176 Vgl. O. P. Clavadetscher. 177 Dafür, daß der Dekan Engilbert (Nr. 350) zugleich Außenpropst ist, spricht auch, daß er in W 754 ad vicem genannt wird. Auch der zwischen 909 und 912 bezeugte Dekan Albrich (Nr. 449) ist 909 (W 760) als letzter bekannter Inhaber der nördlichen Außenpropstei zu erschließen. 178 Vgl. W 763, 768, 771, 774, 775 und 777. 179 Theoretisch wäre auch denkbar, daß es sich um jeweils unterschiedliche Personen handelt, doch ist für Pero und Engilbert das Ineinandergreifen der Positionen unverkennbar. Auch wäre es doch sehr unge-

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§ 359 Als es nach dem Tod Salomos III. zum Streit mit Bischof Waldo von Chur über den Nießbrauch an der Abtei Pfäfers kommt, wird als einer der Gründe angeführt, Salomo habe nicht freiwillig, sondern unter dem Druck des damaligen Dekans Cozzolt (Nr. 410) gehandelt180. Zwar war zum Zeitpunkt der Schenkung nachweislich Albrich (Nr. 449) Dekan und Cozzolt wohl nur Propst, doch zeigt dies eindrücklich, zu welchem Einfluß die praepositi unter dem Abbatiat Salomos gelangen konnten, da dieser als Bischof von Konstanz und Kanzler des Königs sich den inneren Zuständen des Klosters weniger widmen konnte.

6.9.6 Praepositi und Gerichtsschreiber § 360 Die Ursprünge des Amtes der Außenpröpste sind nicht offenkundig. Mit dem Praepositus als zweitem nach dem Abt hat dieses Amt in Sankt Gallen nichts zu tun. Die Außenpröpste nehmen hingegen unter anderem Aufgaben wahr, welche für die Zeit zuvor von Harry Bresslau den »Gerichtsschreibern« (cancellarii) zugewiesen wurden. Wie für diese wurden etwa ad vicem derselben Praepositi Urkunden ausgestellt. Hatte man zunächst die These Bresslaus von der Existenz solcher cancellarii im Sinne von »Gerichtsschreibern« nördlich der Alpen (abgesehen von Bayern und Sachsen) allgemein als nachgewiesen akzeptiert, so wurden seit dem Zweiten Weltkrieg dagegen gelegentlich Zweifel erhoben181. § 361 Die Sankt Galler Außenpröpste sind wie die »Gerichtsschreiber« Träger des Urkundengeschäfts. Im Unterschied zu ihnen sind sie jedoch die ständigen Vertreter der Partei des Klosters. Weshalb sie für das Kloster diese Funktion wahrnehmen, entzieht sich unserer Kenntnis. Auffallend ist, daß von anderer Seite keine vergleichbare Einrichtung entwickelt wurde182. Doch scheint die Notwendigkeit der Beurkundung für die Rechtspartner außerhalb der Kirche mehr und mehr verschwunden zu sein, handelt es sich doch bei den seit der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entstandenen Sankt Galler Urkunden, abgesehen von den königlichen Privilegen und den rätischen Urkunden, nahezu ausschließlich um Ausfertigungen des Steinachklosters183. § 362 Die Kirche blieb zunächst auf das Beweismittel der Urkunden angewiesen, da im Prozeß nur eine Urkunde und die in ihr aufgeführten Zeugen die Gegenpartei von einer Beweisführung durch Eidesleistung ausschließen konnten. Nur wenn die Kirche die Urwöhnlich, daß drei Außenpropsteien zufällig zur selben Zeit namens – aber nicht personengleich mit Inhabern anderer Klosterämter besetzt worden wären. 180 Zu Pfäfers: Schenkung W 761, Aufhebung derselben W 779. 181 H. Bresslau; H. Zatschek; R. Sprandel, Kloster, S. 62–67; D. P. Blok, S. 122–149; I. Heidrich, S. 207– 212; F. Staab, S. 137–153; M. Borgolte, Studien, S. 82; M. Sandmann, S. 704–710; R. McKitterick, S. 115–120. 182 Bemerkenswerterweise begegnen Praepositi zumeist als »Spitzenzeugen« in den rätischen Urkunden bis 835, ohne daß es sich dabei um Klosterbeamte handelt; vgl. den Überblick bei: A. Helbok, S. 26–48. 183 Ob das Amt des Gerichtsschreibers im Wirkungsbereich St. Gallens länger als bis zum 9. Jahrhundert bestand, erscheint aufgrund der geringen Bezeugung fraglich. Ein einzelner später Beleg stammt alllerdings von 929 (W 788).

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kunde nicht vorweisen konnte, wurde die Gegenseite zum Schwur mit fünf Eideshelfern zugelassen und konnte so die von ihr gegen die Kirche erhobenen Ansprüche durchsetzen184. Erst mit dem Inquisitionsprivileg, dem Recht Sankt Gallens, in Streitfällen eidliche Aussagen von Personen seiner Wahl zu erzwingen185, welches das Kloster am 1. Februar 873 erhielt186, schwand letztlich auch an der Steinach das Interesse an einer Beurkundung. Schnell durchsetzbar war das Inquisitionsprivileg allerdings nicht, weshalb bis um die Jahrhundertwende das Urkundenaufkommen des Gallusklosters zunächst wenig zurückging (vgl. § 196): Schon nach der Verleihung des Privilegs richtete Ludwig der Deutsche zur Durchsetzung desselben am 9. April des Jahres ein Schreiben an seinen Sohn Karl187. Karl III. bestätigte es dem Kloster 877 zunächst nicht, sondern nur die Immunität und die freie Wahl des Abtes188; erst 887 erneuerte er auch das Inquisitionsrecht189. Als Ausdruck dieser Rechtsunsicherheit kam es 889 in Dürrheim (heute Bad Dürrheim, Schwarzwald-BaarKreis) zu einer Auseinandersetzung mit dem Steinachkloster vor Gericht, in deren Verlauf sich die Geschworenen mit der Waffe einem erbrachten Inquisitionsbeweis widersetzten (W 673). Folglich erließ zwischen 893 und 896 Arnulf erneut ein Mandat an die Grafen und Großen Alemanniens, um die noch immer mangelhafte Geltung des Privilegs zu verbessern190. Wie wichtig dieses Privileg für das Galluskloster war, ist daraus ersichtlich, daß es Notker Balbulus zusammen mit der Durchsetzungsaufforderung in seinen Gesta Karoli als Beweis für die Größe Ludwigs des Deutschen und seines Eintretens für die Klöster ausdrücklich erwähnt191. § 363 Der nahezu vollständige Rückgang der Urkundenüberlieferung, aus welchem auf ein Verschwinden der Schriftlichkeit und einen Niedergang der Kultur geschlossen wurde, läßt sich jedoch unterschiedlich deuten: zum einen mit einem Rückgang der Schenkungen an das Galluskloster192, zum anderen mit der allgemeinen Unsicherheit von Handel und Wandel durch die Bedrohung des Reiches durch Normannen, Ungarn und Sarazenen oder eben durch einen Änderung der rechtlichen Bedingungen. Daß hier der letzten Möglichkeit der Vorzug gegeben wird, liegt an folgenden Beobachtungen: 1. Der Rückgang der Beurkundung ist, abgesehen von Churräthien, für die nichtkirchlichen Vertragspartner schon zu Beginn des 9. Jahrhunderts zu beobachten, während im östlichen Frankenreich unter Ludwig dem Deutschen († 876) noch eine beträchtliche innere Stabilität herrschte. 2. Im Kloster Sankt Gallen ist die Schriftlichkeit zu Beginn des 10. Jahrhunderts keineswegs zu-

184 Lex Alamannorum II,1, hg. v. K. A. Eckhardt, MGH Leg. nat. Germ. 5,1, S. 65–67. 185 Vgl. H. Brunner, S. 163–190, bes. S. 167–169 (S. 420–448, bes. S. 425–427). 186 MGH D LdD 144 (W 569); vgl. MGH D LdD 146 (W 570). 187 MGH D LdD 146 (W 570); St. Gallen hatte sich schon länger um dieses Privileg bemüht, vgl. MGH D LdD 71 (W 435); vgl. G. Meyer v. Knonau, Anmerkungen. 188 MGH D K III 5 (W 604). 189 MGH D K III 159 (W 661). 190 MGH D Arn. 111 (W 688). 191 Notker Balbulus, Gesta Caroli l. II c. 10 (44), hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 66f., hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 396, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 44f.; vgl.: H. F. Haefele, Studien, S. 385– 389. 192 Vgl. z. B. R. McKitterick, S. 124.

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rückgegangen. Da die Größe des Konvents zurückging, entstanden zwar weniger, aber keineswegs anspruchslosere Handschriften193, und der Sankt Galler Schreibstil breitete sich in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts bis nach Mainz und Regensburg aus194. Auch die literarisch-musikalische Produktion erfuhr mit ihren liturgischen Dichtungen195 und wahrscheinlich auch dem Waltharius (vgl. §§ 257f.) keinen Einbruch. Nicht zuletzt erlangte das Sankt Galler Schulwesen im 10. Jahrhundert seine größte Ausstrahlung (vgl. §§ 260–262). 3. Da mit dem Recht auf den erzwungenen Eid – beginnend 873 – dem Kloster ein neues Beweismittel zur Verfügung stand, konnte auf eine Herstellung von Urkunden vielfach verzichtet werden. § 364 Doch ist das Amt der Praepositi mit Wegfall dieser Aufgabe genausowenig wie das der anderen Offizialen verschwunden. Nach dem Vorbild Heinrichs I. bestätigt noch 1025 Konrad II. die Vorrechte der Sankt Galler Offizialen, insbesondere den erzwungenen Eid196.

6.9.7 Der Dekan § 365 Der Dekan ist in Sankt Gallen als Stellvertreter des Abtes von den Anfängen des Klosters zumindest bis 1268 nachweisbar197. Er vertritt den Abt in der cura interior et exterior198. Seine disziplinarische Tätigkeit im Konvent unterscheidet sich kaum von derjenigen der Dekane anderer Klöster199: Er sorgt für die custodia, hat die potestas emendandi, teilt zum Küchendienst ein und muß gefragt werden, wenn einer der Brüder die Klausur verlassen will200. In Kloster entzünden sich deshalb an seiner Person bevorzugt die Kon-

193 Z. B. Einsiedeln Cod. 88 (964), Csg 54, 359, etc.; Beispiele von Exporthandschriften bei: H. Hoffmann, S. 366–401. 194 N. Daniels, S. 39–43; B. Bischoff, Paläographie, S. 161. 195 Vgl. z. B. allein die in »Lateinische Dichtungen« besprochenen sanktgallischen Werke. 196 MGH D Konrad II 24; W 821; Chartularium Sangallense 3, hg. v. O. P. Clavadetscher, Nr. 875. 197 Der erste ist Winithar, der im Jahr 765/6/8 (W 49) eine Schenkungsbestätigung für das Kloster annimmt, doch vertreten zuvor schon die Mönche Marcus und Stephanus den Konvent (W 27, 29); der letzte nachweisbare Dekan alter Ordnung ist Ernestus im Jahr 1268 (W 4a3, S. 1007f.). 198 Vgl.: Post haec igitur Grimaldus regularem in nostro monasterio vitam omni sagacitate mentisque alacritate instituere coepit. Cuius rei curam, quia ipse saepius regalibus fuerat occupatus officiis, Hartmotus iniunxit, ut spiritalis structurae aedificia in fratribus fundaret et non minus etiam officinarum necessaria studiose construeret (Ratpert, Casus c. 20 [8], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 37f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 68). 199 Z. B.: Decanus […] ubique specialiter curam habeat intra extraque de conversatione fratrum et cottidianus cum fratribus in obedientia sit […] (Wala, Breve memorationis, hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 421); vgl. insgesamt: A. de Vogüé, communauté, S. 289–306. 200 Vgl. Smaragd, Expositio c. 21, hg. v. A. Spannagel, CCM 8, S. 211–214; decanorum officium est, custodire subditos (Hildemar, Expositio c. 21, hg. v. R. Mittermüller, S. 329, hg. v. L. Tosti, S. 268); zum Küchendienst: Hildemar, Expositio c. 35, hg. v. R. Mittermüller, S. 396, anders hg. v. L. Tosti, S. 331.; zum Ausgehverbot vgl. Ekkehart IV., Casus c. 43, 77 (3, 9), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 98, 160, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 153, 271, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 99, 116.

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flikte: Als Wolo (Nr. 352) vom Dekan nicht die Erlaubnis erhielt, die Klausur zu verlassen, stürzte er sich vom Turm; und der Konflikt zwischen Victor und Abt Craloh (vgl. § 259) begann schon in den Tagen, da letzterer Dekan war, und auch sein Nachfolger als Dekan Walto (Nr. 456 ?) lehnte eine Aussöhnung mit Victor ab, obwohl er für die Pflege des im Verlauf seiner Flucht aus dem Kloster Geblendeten die obere Verantwortung hatte201. § 366 Daß die Vielzahl der disziplinarischen Aufgaben auf den Schultern einer Person lagen, ist unwahrscheinlich. Und so begegnet auf dem Klosterplan als Leiter des Krankenhauses der Mönche ein magister202. Zum Jahre 972 berichtet Ekkehart IV. von einer Visitation durch Sandrat von St. Maximin bei Trier, wobei der Visitator im Anschluß an die Dekane am Tisch sitzt und selbst zum Vorsteher einer Dekanie ernannt wird, damit er seine Reformvorstellungen demonstriere. Als er dabei kläglich versagt, wird er von einem Mönch seiner Dekanie semimagister gescholten203. Nach Ekkehart sorgten außer solchen Subdekanen auch circatores für die Einhaltung der Disziplin204. § 367 Nach außen vertritt der Dekan den Abt in dessen Abwesenheit205 oder den Konvent gegenüber dem Abt206. Dazu wird er dann von einem Vogt begleitet. Bei der Translation des heiligen Otmar läßt der Bischof nicht etwa den anwesenden Abt Grimalt, sondern den zum Konvent gehörenden Dekan Hartmut den Sarg öffnen207. Entsprechend der Wichtigkeit seines Amtes wurde Hartmut als Dekan von den Brüdern gewählt, wie es für den Stellvertreter

201 Ekkehart IV., Casus c. 43, 69, 77 (3, 7), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 98, 146, 162, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 153, 245f., 272f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 99, 113, 116; vgl. § 259; von der Flucht eines weiteren Mönchs aus dem Kloster berichtet Walahfrid, Vita S. Galli l. II c. 25 (65), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 85, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 27, hg. v. B. Krusch, MGH SS rer. Merov. 4, S. 329 zum Schluß spricht er dort sogar von: cunctos qui de familia ipsius sancti aufugerint. 202 Vgl. Anm. 173. 203 Casus c. 140–141 (16), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 272/4, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 439–441, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 144. Ein weiterer Hinweis für die Anwesenheit von mehreren Dekanen während des Abbatiats Gerhards (990–1001) in der um 1075 entstandenen Continuatio anonyma casuum S. Galli c. 6 (3), hg. v. H. Leuppi, S. 84, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 17, S. 17, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 151. 204 Casus c. 67, 136 (6, 16), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 142, 264, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 240, 432, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 111, 142; außerdem begegnet bei Ekkehart IV. (Casus c. 35 [3], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 80, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 132, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 95) noch ein decanus operariorum, welcher später werchtegan genannt wird. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei jedoch um einen Leiter von Laien aus späterer Zeit (vgl.: W 886, 890; Christian Kuchimeister, Nüwe Casus c. 7, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 18, S. 15, hg. v. E. Nyffenegger, S. 34). 205 W 705, 779–781, 783; auch gegenüber dem König bei momentaner Abwesenheit: Ekkehart IV., Casus c. 14 (1), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 40, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 56, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 84; in einer Reihe von Urkunden erscheint Dekan Hartmut mit Nennung des Vogtes derart herausgehoben, daß hier vielleicht an eine Abwesenheit seines Abtes Grimalt zu denken ist: W 420, 562, 565, 566, 567; zur Problematik der Kollision von Grimalds Tätigkeit am Hofe und seiner Nennung in St. Gallen vgl. G. Meyer v. Knonau, in: MVG 13, S. 37f. Anm. 95. 206 W 697, 761, 774; entsprechend ist in S. Germain-des-Prés der Dekan ausführender Vorstand des Mönchsgutes (Recuéil des Chartes de l’abbaye de Saint Germain-des-Prés, hg. v. R. Poupardin, Bd. 1, Nr. 36, S. 58–63). 207 Iso, Miracula S. Othmari l. I c. 3 (21), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 12, S. 119, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 48f.

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des Abtes verbreitet üblich war208. Deshalb sind Abts- und Dekanwechsel nicht zeitgleich. Zur Wahl standen nach Ausweis der durchschnittlichen Verweildauer im Kloster von 34,7 Jahren nur die älteren Brüder und unter diesen hauptsächlich jene, welche sich bereits in ein oder zwei Ämtern bewährt hatten. Unter den zuvor eingenommenen Positionen befinden sich besonders häufig Außenpropst, Klosterpropst, Pförtner und Cellerar, was zum Ausdruck bringt, welche Wichtigkeit die Kenntnis der Güterverwaltung für das Amt des Dekans hatte. Bedeutende Dekane der hier untersuchten Zeit sind Reginhart (Nr. 38), Bernwig (Nr. 127), Hartmut (Nr. 235), Folchard (Nr. 283), Engilbert (Nr. 350) und Albrich (Nr. 449). Von ihnen sind Bernwig und Hartmut sowie vielleicht auch Engilbert Abt geworden. Über die Tätigkeit Hartmuts als Dekan sind wir unterrichtet: er vertrat Grimalt in Gütergeschäften bei dessen Abwesenheit209, leitete vor Ort die Baumaßnahmen an Otmarskirche und Abtspfalz210, unter seinem maßgeblichen Einfluß wurde die Bibliothek vermehrt211, und er erließ die Statuten, unter welchen die Mönche noch in den letzten Jahren Ottos I. († 973) lebten212.

6.10 Der Abt § 368 Der am besten untersuchte Amtsträger karolingischer Klöster ist der Abt213. Deshalb werden im folgenden nur einige Besonderheiten des Amtes und seiner Träger in Sankt Gallen herausgestellt214.

6.10.1 Abtsnachfolge § 369 Nachdem Bischof Wolfleoz 816 auf die Leitung des Klosters – aus welchem er selbst stammte (Nr. 75) – verzichtete, wurde Gozbert (Nr. 51)215 Abt. Er war der erste gewählte 208 P. Hofmeister, Ordensrat, S. 6–10; Ratpert, Casus c. 19–20 (8), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 35–38, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 67f.; vgl.: Hildemar, Expositio c. 65, hg. v. R. Mittermüller, S. 602, hg. v. L. Tosti, S. 489. 209 Vgl. Anm. 205. 210 Zur Abtspfalz vgl. § 373. 211 Librorum etiam non parvam copiam sub eodem abbate Hartmotus composuit, quorum nomina haec esse scias […] (Ratpert, Casus c. 26 [9], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 46f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 70; vgl. MBK 1, S. 83,22–24). 212 Ratpert, Casus c. 27 (6), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 29, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 66; Ekkehart IV., Casus c. 47 (4), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 106, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 168, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 102. 213 A. de Vogüé, communauté; B. Hegglin, S. 30–58; P. Salmon; J. Wollasch, Mönchtum, S. 9–52; L. Herkommer; F. J. Felten, Äbte; D. Geuenich, Stellung; F. J. Felten, Herrschaft; D. Hägermann; H.-W. Goetz, Bild. 214 Biographische Skizzen von J. Duft zu den einzelnen Äbten unseres Zeitraums, die nicht wiederholt werden müssen und auf welche im folgenden nicht mehr verwiesen wird, finden sich in: J. Duft, A. Gössi, W. Vogler, S. 101–116 [S. 1271–1286]. 215 Vgl. J. Duft, Äbte, S. 61–63.

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Abt aus der Reihe der Mönche, wie Ratpert berichtet216 und sich auch bestätigen läßt217. Dabei ist es unwahrscheinlich, daß ohne die Zustimmung des Bischofs Wolfleoz sein Stellverteter in Sankt Gallen, der Dekan Gozbert, Abt geworden wäre. Nach Ratpert wären auch alle seine Nachfolger Mönche gewesen218. Dies jedoch ist eine Fiktion, um die Unabhängigkeit des Klosters zu unterstreichen. Die freie Wahl wurde dem Kloster jedenfalls noch zu Amtszeiten des Bischof Wolfleoz im Jahr 833 durch Ludwig den Frommen zugesichert219. Die beiden nächsten Äbte Bernwig (Nr. 127) und Engilbert I. (vgl. Nr. 27) stammen aus den Reihen der Mönche. Bernwig war noch von Gozbert 837 designiert worden220, Engilbert wurde 840 von Ludwig dem Deutschen eingesetzt221. Beide konnten sich wahrscheinlich wegen unglücklicher reichspolitischer Parteinahmen nicht lange halten222. Als Nachfolger wurde 841 von Ludwig dem Deutschen Grimalt223 eingesetzt, welcher nie Mönch wurde, auch wenn sein Leben dem eines Mönches entsprochen haben soll224. Schon zu Lebzeiten bestellte er durch eine Wahl der Mönche wegen seiner Beanspruchung am Hofe den Mönch Hartmut (Nr. 235)225 zu seinem Stellvertreter226. Nach seinem Tod 872 wurde dieser durch eine zweite Wahl als Abt bestätigt227. Als er mit Genehmigung Kaiser Karls III. 883 resignierte, wählten die Mönche unter Anwesenheit des Herrschers ihren Mitbruder Bernhard (Nr. 319) zum Nachfolger228. Er wurde aufgrund seiner Beteiligung am Aufstand gegen Arnulf abgesetzt229. Salomo III.230 ließ sich nach seiner Amtseinsetzung 216 Werdone vero abbate posteam vitam finiente Cozpertus eiusdem congregationis monachus est abba electus et ordinatus (Casus c. 13 [6], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 22f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 65); daß zwischenzeitig über vier Jahre hinweg das Kloster vom Konstanzer Bischof Wolfleoz geführt wurde (W 214, 216), verschweigt der Chronist, wie er überhaupt versucht, die Konstanzer Rechte am Galluskloster zu leugnen. 217 Vgl. die verlorene, von Ludwig dem Deutschen 833 bestätigte confirmatio electionis seines Vaters, welche sich nur auf eine Wahl Gozberts bezogen haben kann: […] sed nec quilibet pontifex ultra, quam in electione eorum et constitutione genitoris nostri compraehensum est, oppressor vel exactor exsistere deberet […] (MGH D LdD 13). 218 Casus c. 13, 17f. (6f.), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 22, 30, 33, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 65, 67. 219 MGH D LdF 13. 220 W 345; Ratpert, Casus c. 17 (7), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 30, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 67. 221 Ratpert, Casus c. 18 (7), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 32f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 67. 222 Wie Anm. 221 und 224. 223 Vgl. B. Bischoff, Bücher; D. Geuenich, Beobachtungen; J. Duft, Äbte, S. 63–68. 224 Ratpert, Casus c. 18 (7), , hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 34, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 67. Grimaldus […] coepit studiosissime monachicis se exercere disciplinis, et licet habitu non esset, conversatione tamen et voto monachus existebat (Ratpert, Casus c. 28 [9], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 50, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 71); vgl. D. Geuenich, Beobachtungen, S. 60–63; ders., Stellung, S. 182–185; ders., Gebetsgedenken, S. 96 Anm. 114. 225 Vgl. J. Duft, Äbte, S. 64–68. 226 Ratpert, Casus c. 19 (8), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 35f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 67. 227 Ratpert, Casus c. 29 (9), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 51, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 71. 228 Ratpert, Casus c. 34 (9), hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 63, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 74. 229 MGH D Arn 103, D LdK 20; möglicherweise hatte er auch die materielle Grundlage des Klosters aufgrund zu zahlreicher Neuaufnahmen über Gebühr beansprucht (vgl. §§ 196, 209). 230 Vgl. U. Zeller; H. Maurer, Konstanz, S. 22–24; O. P. Clavadetscher, Wolfinus, S. 154–160; R. Düchting; M. Borgolte, Salomo III.; J. Duft, Äbte, S. 68–72.

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890 durch eine nachträgliche Wahl der Mönche bestätigen231. Sein Klostereintritt kann ausgeschlossen werden, wird aber durch Ekkehart IV. behauptet232. Nach Salomos III. Tod am 5. 1. 919 kam es zu einer Vakanz, welche erst im Jahr 922 beendet werden konnte. § 370 Seit 920 war das Kloster nicht mehr vom König abhängig, sondern bis 954 vom Herzog von Schwaben233. Von einem Eingreifen des Herzogs bei der Wahl wissen wir ausdrücklich nur für den von Liudolf unterstützten Gegenabt Anno (Nr. 501, 953–954)234. Möglicherweise hatte schon Salomo III. einen Nachfolger bestimmt235, der sich dann jedoch nicht durchsetzen konnte, weil das Kloster inzwischen in die Abhängigkeit des Herzogs geraten war. Auch der 925 von den Mönchen gewählte Abt Engilbert II. (Nr. 350 oder 407) konnte erst nach dem Tod des Herzogs Burchard (April 926) durch den König investiert werden, bevor dieser das Kloster an Herzog Hermann erneut vergab236. Ansonsten erfahren wir für das 10. Jahrhundert von Ekkehart IV. nur, daß die Designation durch den Vorgänger, bestätigt durch die Wahl der Mönche, die Regelform der Nachfolge war237. Auffallend ist jedoch, daß während der restlichen Zeit in der Abhängigkeit vom Herzog zwischen 933 und 958 mit Thieto (Nr. 444), Craloh (Nr. 493) und Anno (Nr. 501) leibliche Brüder einander im Abbatiat folgten238, weshalb man vermuten kann, daß ihre Familie mit dem Herzog eng verbunden war. 231 MGH D Arn. 103; vgl. die Interpretation der Unterschiede zwischen Konzept und Ausfertigung bei U. Zeller, S. 53–55. 232 Vgl. § 230 Anm. 30. 233 H. C. Faußner, S. 404–411. 234 Liutolfus igitur monasterium biduum immoratus, electione fratrum Cralohum detestantium Annonem quidem, fratrem eius, abbatem eis posuit, pluraque gratiae et dilectionis signa ostendens, fausta sibi clamantium vocibus prosecutus recessit (Ekkehart IV., Casus c. 71 [8], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 148, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 252–254, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 113). 235 Zuerst war möglicherweise an Wolvene (Nr. 476) als Nachfolger gedacht worden (O. P. Clavadetscher, Wolfinus, S. 160f.), danach um 908 an Ulrich, den späteren Bischof von Augsburg: In illo tempore Salomone fratre et abbate nostro episcopo facto, cum nos unice diligeret, post obitum illius verentes fratres et ipse, ne sicut ante eum in potestatem alienam traderentur, eius nutu Oudalricum ipsum secretius accitum suadere coeperunt, quatenus monachico habitu suscepto, se Dei et sancti Galli servitio traderet, hoc pacto, ut mox patris nomine assumpto abbas eius post illum constitueretur (Ekkehart I., Vita I. S. Wiboradae c. 20 (17), hg. v. W. Berschin, MVG 51, S. 58); zuletzt vielleicht an Cozzolt (Nr. 410). Dafür daß Ulrich oder ein anderer noch von Salomo III. designierter Prätendent vorhanden war, spricht die langandauernde Schwierigkeit bei Salomos Nachfolge. Schließlich einigten sich Konvent und Herzog auf Hartmann (Nr. 366), welcher wegen seines ungewöhnlich hohen Profeßalters von 58 Jahren wohl als Kompromißkandidat angesehen werden kann. Im Gegensatz zu den anderen vorhergehenden Äbten hatte er auch niedrigere Klosterämter innegehabt. 236 Annales Sangallenses maiores ad. a. 925: Engilbertus abbas efficitur. a. 926: Engilbertus abba ab Heinrico rege abbatiam suam suscepit (hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 282, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 78); Purchardus […] Engilbertum abbatem primo militibus suis petivit; postea utique, quod cum rege Saxonico sentiret, insimulatum, quaecumque loca S. Galli sui rapere vellent, patienter tulit (Ekkehart IV., Casus c. 50 [5], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 112, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 188f. [mit S. 180, Anm. 628], hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 104); vgl. M. Lintzel, S. 76f.; H. C. Faußner, S. 408f., H. Maurer, Herzog, S. 179. 237 L. Herkommer, S. 49–56. 238 Annales Sangallenses maiores ad. a. 943: Thioto abbatiam suam dereliquit et Cralo frater eius uterinus ei suscessit (hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 282, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 78); Ekkehart IV., Casus c. 69 (7), hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 146, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 245, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 112.

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§ 371 Nur ein Teil der Kandidaten für das Amt des Abtes waren Mönche. Von außen kamen Grimalt (841–872) und Salomo III. (890–919). Von den anderen wissen wir, daß sie zuvor insbesondere die Ämter eines Außenpropstes oder des Dekans innehatten, wohingegen kaum einer niedrigere Ämter wahrgenommen hatte. Dabei ist jedoch die Anzahl der ausgeübten Vorämter so hoch wie nur bei den Dekanen239, sodaß man folgern darf, daß solcher Amtserfahrung ein beträchtlicher Stellenwert bei der Entscheidung über einen Nachfolger zukam. Ob alle Äbte Priester waren, wissen wir nicht, aber es läßt sich kein Beispiel dafür finden, daß einer nicht Priester war. Vor Amtsantritt waren die Äbte aus der Reihe der Mönche durchschnittlich schon 34,6 Jahre im Kloster240, ein Wert, welcher lediglich dem der Dekane mit 34,7 Jahren entspricht, gefolgt von den Sakristanen mit 30,2 Jahren. 35 Jahre nach Eintritt lebten noch etwa 40 % der Professen241. Die Auswahl beschränkte sich jedoch auf entschieden weniger als ein Fünftel des Konvents, wenn man berücksichtigt, daß Erfahrungen in den Ämtern eines Praepositus oder Dekans vorausgesetzt wurden. § 372 Neben einem fortgeschrittenen Alter und einschlägigen Erfahrungen in höheren Klosterämtern war die Designation durch den Amtsvorgänger ausschlaggebend für die Wahl zum Abt242. Vielfach setzte der Klosterherr nach den gleichen Kriterien einen Abt durch. Soweit erkennbar, wurden alle Äbte nach Maßgabe des Vorgängers oder des Klosterherrn von den Brüdern gewählt243. Der Abtswechsel wurde entweder vom Klosterherrn erzwungen oder mittels Designation durch den Vorgänger gelenkt. Eine besondere Gruppe bilden einige Klosterschüler, denen das spätere Abbatiat in Aussicht gestellt wurde244. Der Anteil des Konvents an der Auswahl eines neuen Abtes läßt sich hingegen kaum erkennen245. Notker der Stammler, der in seinem Formelbuch die Welt eher so schilderte, wie sie sein sollte, schlug denn für ein Immunitätsprivileg folgende Bestimmung vor:

239 Nur von folgenden Äbten ist bekannt, daß sie zuvor an der Leitung des Klosters beteiligt waren: Gozbert, Bernwig, Hartmut, Bernhard, Hartmann, Engilbert II., Thieto. Berücksichtigt man nur sie, so hatten diese zuvor 1,71 Ämter inne (hierbei wurde Engilbert II. mit Nr. 407 identifiziert). 240 Das Profeßalter der Äbte bei Amtsantritt soweit bekannt: Gozbert (Nr. 51) 26, Bernwig (Nr. 127) 28, Hartmut (Nr. 235) 40, Bernhard (Nr. 319) 27, Hartmann (Nr. 366) 58, Engilbert II. (Nr. 350) 59 oder (Nr. 407) 41, Thieto (Nr. 444) 47, Craloh (Nr. 493) 22, Anno (Nr. 501) 26, Purchart (Nr. 499) 31 Jahre; zur Ermittlung des Durchschnitts wurde für Engilbert II. die Identifizierung mit Nr. 407 angenommen. 241 Vgl. § 198 Graphik 2. 242 Folgt der Dekan seinem Abt in dessen Würde, so liegt es ebenfalls nahe, an Designation zu denken. Da vielfach der vormalige Dekan zum Abt wird, könnte trotz des hohen Alters (Profeßalter 59 Jahre) Engilbert II. mit dem Professen Nr. 350 zu identifizieren sein. 243 Auch für Gozbert (816–837) ist dies zu vermuten, da Bischof Wolfleoz (811–838/39) erst von der persönlichen Leitung des Klosters (812–816) zurücktreten mußte. 244 Wie Anm. 235; vielleicht galt dies schon für Salomo III. 245 Ähnlich für das 9. Jahrhundert schon: K. H. Ganahl, S. 56–58; ein systematischer Vergleich mit anderen Klöstern ist leider noch nicht möglich; D. Geuenich hat immerhin »zehn Äbte der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts, die in der einschlägigen Forschungsliteratur als Träger der Reform ‘anianischer Observanz’ bekannt sind, hinsichtlich ihrer Stellung zu den ihnen anvertrauten Kommunitäten befragt und festgestellt, daß sie ihre insgesamt mehr als 30 Klöster in keinem einzigen Fall der Wahl durch die jeweilige Mönchsgemeinschaft verdanken« (ders., Stellung, S. 184); die Designation durch den Vorgänger bleibt noch bis zur Jahrtausendwende die vorherrschende Form der Abtsnachfolge im Steinachkloster, vgl. H. Seibert, S. 6f.

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Et quandocumque abba, qui nunc est, vel eius sucessores divina vocatione ex hoc mundo decesserint, quamdiu tales inter eos inventi fuerint, qui ipsum monasterium secundum regulam S. Benedicti bene regere et ad nostrae serenitatis obsequium sint idonei, cum Dei voluntate et nostra auctoritate, unanimo et salubri consensu eligant [sc. fratres] sibi abbatem, quem nullus propter aliquam causam despicere vel abicere debeat. Et sic aliqui de primis, alii de mediis, quidam etiam de extremis ad nostram praesentiam ipsum electum adducant, ut, per eos ceterorum omnium voluntates addiscens, eum illis abbatem praeficiam, sub cuius spiritali regimine unamines habitantes in domo, statum regni nostri et pacem totius ecclesiae semper impetrare precibus devotis insistant; hoc procul dubio scientes, quia, si querulosi aut contradictores inventi fuerint, aliquem de capellanis aut episcopis seu vasallis meis talem eis superimponam, qui aut eorum contumaciam edomet, aut, si etiam sic corrigi noluerint, quod absit, ex meo illos praecepto ad exemplum cunctorum in omnem ventum dispergat246.

6.10.2 Stellung und Wirksamkeit § 373 Auch wenn bestimmt worden war, daß die Äbte zusammen mit den Mönchen schlafen sollten247, finden wir auf dem Sankt Galler Klosterplan an der Nordseite der Kirche eine Pfalz für den Abt, und tatsächlich errichtete Hartmut als Dekan vermutlich nordöstlich der Abteikirche eine solche für Grimalt248, von welcher uns zwei Tituli näheres berichten: Splendida marmoreis ornata est aula columnis, Quam Grimoldus ovans firmo fundamine struxit, Ornavit, coluit Hludewici principis almi Temporibus multos laetus feliciter annos. Aula palatinis perfecta est ista magistris Insula pictores transmiserat Augia clara.249 Eine ähnlich prachtvolle Anlage mit Portikus sieht auch der für Abt Gozbert entstandene Klosterplan vor, sodaß sich die Prachtentfaltung nicht allein auf die hohe Stellung Grimalts am Hofe zurückführen läßt250. § 374 Inwieweit Grimalt die Pfalz selbst nutzte, wissen wir nicht. Da er jedoch nie Mönch wurde, war es ihm wahrscheinlich nicht möglich, in der Klausur unterzukommen. Auch Salomo III. war nie Mönch geworden und weilte viel am Hofe. Er stellte die Pfalz zunächst 246 Notker, Formelbuch Nr. 3, hg. v. K. Zeumer, MGH Form 1, S. 398, hg. v. E. Dümmler, S. 6f. 247 Synodus Francofurtensi a. 794 c. 13: Ut abbas cum suis dormiat monachis secundum regulam S. Benedicti [RB 22] (hg. v. A. Boretius, MGH Capit. 1, S. 75); vgl. Statuta Murbacensia c. 4: Ut abbates communes esse debeant suis monachis in manducando, in bibendo, in dormiendo seu in ceteris quibuslibet causis (hg. v. J. Semmler, CCM 1, S. 443). 248 Nec non etiam singulare eidem abbati domicilium cum omnibus necessariis ad illud pertinentibus utilissime pulcherrimeque construxit [sc. Hartmotus] (Ratpert, Casus c. 20 [8], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 13, S. 38, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 68); vgl. W. Erdmann, S. 178–181. 249 Hg. v. K. Strecker, MGH Poet. lat. 4,3, S. 1108. 250 Entgegen W. Erdmann, Erforschung, S. 179.

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seinem Vorgänger Bernhard (Nr. 319) zur Verfügung und später dem vornehmen Klosterschüler Wolvene (Nr. 476); er selbst besaß ja noch aus seinen Schulzeiten ein eigenes Haus auf dem Ida-Hügel251. Ob Hartmut (Nr. 235) während seines Abbatiats aus der Klausur auszog, wissen wir nicht. Nach seiner Resignation hat er sich jedenfalls im Gegensatz zu seinem Nachfolger als Rekluse in eine Zelle einschließen lassen252. Gleiches beabsichtigte Abt Purchard (Nr. 499), konnte es nach seiner Resignation 971 gegenüber dem Konstanzer Bischof jedoch nicht durchsetzen253. § 375 Eigentlich war eine Resignation des Abtes nicht vorgesehen und soll auch die Ausnahme gewesen sein254. Doch zwischen 816 und 971 scheiden in Sankt Gallen neun von dreizehn Äbten vorzeitig aus ihrem Amt. Im Amt verstorben sind nur Grimalt, Salomo III., Hartmann und Anno. Aus reichspolitischen Gründen resignierten angeblich Gozbert, Bernwig, Engilbert I. und Bernhard, wegen innerklösterlicher oder gesundheitlicher Schwierigkeiten angeblich Hartmann, Engilbert II. und Thieto sowie aus asketischen Motiven Hartmut und vermutlich Purchart255. Seit Hartmut war durch eine Verfügung Karls III. eine Regelung zur Versorgung resignierender Äbte gefunden worden, indem ihnen bestimmte Güter zugewiesen wurden256. Wahrscheinlich kann man daraus schließen, daß es zu jenem Zeitpunkt schon zu einer, wenn vielleicht auch nicht strengen Mensenscheidung zwischen Abt und Konvent257 gekommen war, für welche uns weitere Zeugnisse fehlen258. Daneben verfügten die Äbte über eigenen Besitz, auch wenn sie zuvor Mönch waren259. Ob sie einen eigenen Hofstaat unterhielten, geht aus den Quellen nicht hervor, doch lassen sich seit Grimalt für einzelne Äbte eigene Kapläne

251 Vgl. § 229 Anm. 26. 252 Notker Balbulus, Gesta Karoli l. II c. 10: […] abba noster Hartmutus, nunc autem vester inclusus, […] (hg. v. H. F. Haefele, MGH SS rer. Germ. NS 12, S. 66f., hg. v. R. Rau, StGA 7, S. 396, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 36, S. 44); vgl. O. Doerr, S. 90. 253 Ekkehart IV., Casus c. 122 (12): Purchardus igitur abbas senio iam gravescens […] capella aedificata […] fenestellam quoque ad meridiem ei humilem imposuit. Ad quam septo deforis aptato semet includere et finem vitae abbatia relicta devovit exspectare […] Ipse autem – episcopo Chuonrado, ne tantae teneritudinis senex-includeretur, obstante – regum iussu loca abbatibus a Karolo decreta, multa reluctatus, Ekkehardo se procurante retinuit et caminatam antecessorum abbatum quietis gratia tandem invitus introiit (hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 236/38, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 395f., hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 135); vgl. O. Doerr. 254 Vgl. P. Salmon, S. 40–45. 255 Diese Zusammenstellung aufgrund der Angaben J. Dufts, in: ders., A. Gössi, W. Vogler, S. 102–116 [S. 1272–1286]. 256 Ekkehart IV., Casus c. 9 (1): Ipse autem Herginisowam cum Waltchincha et Puera Minore sibi et posteris abbatibus a potestate forte cedentibus imperiali auctoritate ipsius Karoli retinuit (hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 32, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 31, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 82). 257 Vgl. allgemein: A. Pöschl, Bd. 1, S. 181f.; É. Lesne, L’origine; R. Schieffer, Entstehung, S. 261–263; B. Kasten, S. 113f.; D. Hägermann, S. 375–382. 258 G. Caro, Grundherrschaft und Vogtei, S. 70; H. Bikel, S. 177. 259 So besaß Abt Bernhard einen Weinberg (W 2a11); am auffallendsten sind die reichen Schenkungen Salomos III. an St. Gallen: MGH D Arn 165; MGH D LdK 38; W 761; MGH D K I 5; W 774.

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nachweisen und später auch ein eigener Kämmerer. Beide Amtsträger stammten oft aus den Reihen der Mönche260. § 376 Das Wirken der Äbte wurde schon andernorts beschrieben. Inwieweit dabei das Geschehen im Kloster tatsächlich auf den jeweiligen Willen des Abtes zurückgeht, sei dahingestellt. Will man hingegen die Aufgaben des Abtes zusammenfassen, kann man auf Worte zurückgreifen, welche Notker für das Formular einer Königsurkunde geeignet fand: […] et abbatem eidem loco venerabilem virum N praefecimus, ut secundum regulam S. Benedicti eum debeat ordinare, nobiles et religiosos homines illic congregando, orationibus, lectionibus, operi manuum regulariter insistendo, congrua monachis habitacula construendo, res eiusdem ecclesiae contra manifestos et occultos adversariores per nostrum et fidelium nostrorum favorem defensando, ut servi Dei, qui ibidem congregantur, victus et vestitus abundantia potientes, die noctuque Dei laudibus et precibus pro nobis et pro omni populo Christiano ex tempore in tempus insistere sufficiant […]261.

260 Grimalt hatte Adelhelmus zum Kaplan (MGH D LdD 87; vgl.: W 511, 512, MGH D LdD 83), welcher allerdings kein Mönch aus St. Gallen war; Salomo III. hatte den St. Galler Mönch Cozzolt (Nr. 410) zum Kaplan und servitor (W 774, 780); der St. Galler Mönch Waning (Nr. 453) war nach Ekkehart IV. der Kaplan Cralohs (942–958) (Casus c. 77 [9], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 162, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 273, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 116); Purchard (958–971) hatte nach Ekkehart IV. seinen Neffen, den Mönch Richere, zum eigenen Kämmerer (Casus c. 87 [10], hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 180, hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 312, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 121). 261 Notker, Formelbuch Nr. 4, hg. v. K. Zeumer, MGH Form. 1, S. 399, hg. v. E. Dümmler, S. 7.

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7. Zusammenfassung

§ 377 Es fällt nicht leicht, die zahlreichen Feststellungen zusammenzufassen, die der Gang der Untersuchungen erbrachte. Sofern überhaupt von »einem« Ergebnis gesprochen werden kann, so vereinfacht es die Geschichte nicht, sondern kompliziert sie nur. Weder ergibt sich aus den über fünfhundert ermittelten Einzelbiographien eine »kollektive Biographie«1 des »karolingischen Mönches«, noch läßt sich Sankt Gallen als »paradigmatisches Kloster«2 – etwa der anianischen Reform – darstellen. § 378 Und doch läßt sich einiges nun genauer sagen, angefangen mit den zugrundeliegenden Quellen. Das als Ausgangspunkt dienende Profeßbuch erwies sich als Dokument einer bisher kaum beachteten Klosterreform des Jahres 802, welche auch auf der benachbarten Reichenau zu einer Änderung des Aufnahmewesens geführt hatte. Im Sankt Galler Profeßbuch wurden zumindest bis 933 alle Mönche des Klosters in der Reihenfolge ihres Beitritts verzeichnet, auch die Oblaten. Das zugrundeliegende liturgische Formular dürfte im Aufnahmeordo des Codex ÖNB 2232 überliefert sein. § 379 Die seit I. v. Herwegen gängige Interpretation der dreigliedrigen Profeßformel als Ausdruck der der anianischen Reform erwies sich als willkürlich. In Sankt Gallen erscheint sie im Profeßbuch vereinzelt erst seit 835. Die Oblaten ratifizierten mit Erreichen der Volljährigkeit ihren Klostereintritt durch Ausführung des Kreuzes vor ihrem Namen in der Profeßliste3. Daß die weiteren, auf das 7. und 10. Jahrhundert zu beziehenden Eintragungen des Profeßbuches in ihrem jeweiligen Aussagewert näher bestimmt werden können, ist aufgrund der fehlenden Parallelüberlieferung unwahrscheinlich. Die im hier untersuchten Abschnitt durch Blattverluste entstandenen Fehlstellen hingegen konnten, abgesehen von etwa elf Mönchen, durch andere Listenüberlieferung wieder geschlossen werden. Angesichts dieser guten Überlieferung ließen sich statistisch abgesicherte Schätzungen zu Größe und Aufbau des Konvents unternehmen. § 380 Ausgangspunkt waren dabei einerseits die jährlichen Eintrittsraten, wie sie aufgrund der bezeugten Eintritte und »Frühstbezeugungen« innerhalb der ermittelten Profeßfolge gewonnen werden konnten, andererseits die für die Zeitpunkte 869/70 und 895 bestimmbaren Überlebensraten der zuvor eingetretenen Mönche. Nachdem aus den Überlebensraten eine Überlebensfunktion errechnet wurde, ließ sich im Zusammenspiel mit den Eintrittsraten das Wachstum des Konvents nachzeichnen. Demnach erreichte die Gemeinschaft in den Jahren zwischen 810 und 870 ihre größte Stärke von über hundertzehn Mönchen und ging im 10. Jahrhundert auf weniger als fünfzig Mönche zurück. Damit gehörte

1 Vgl. etwa: W. H. Schröder, S. 8. 2 Vgl. den schon im Titel formulierten Anspruch von: W. Horn, E. Born, The Plan of St. Gall. A Study of the Architecture and Economy of, and Life in a Paradigmatic Carolingian Monastery. 3 Eine genauere Analyse des Profeßbuches zur Charakterisierung der einzelnen Eintragungen ist vorstellbar, doch wären zuvor eine Bestimmung der verwendeten Tinten und eine technologisch aufbereitete Farbreproduktion notwendig.

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Sankt Gallen im 9. Jahrhundert allein schon aufgrund seiner Größe zu den bedeutenden Klöstern nördlich der Alpen, wohingegen es im 10. Jahrhundert nur noch zu den großen Gemeinschaften zählte. Nicht nur die Größe, sondern auch die Zusammensetzung der Mönche nach ihrer Verweildauer läßt sich für den Sankt Galler Konvent aus diesen Daten für jeden Zeitpunkt zwischen 800 und 933 statistisch schätzen. Von hier sind Rückschlüsse auf die Alterszusammensetzung der Gemeinschaft möglich. Sowohl bezüglich der Größe als auch der Zusammensetzung zeigt sich, daß der Konvent massiven Veränderungen ausgesetzt war. § 381 Schließlich konnte mittels eines Vergleichs mit anderen Absterbetafeln die Alterszusammensetzung der Eintretenden näher bestimmt werden. Demnach bestand in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts mehr als ein Drittel der Eintretenden aus Konversen, aus älteren Menschen, wie sie sich vielfach auch im einzelnen nachweisen lassen. Dieser Anteil ging danach stark zurück. Ebenso reduzierte sich der Anteil von Oblaten unter den Professen von der Hälfte auf ein Drittel. Damit ändert sich das herkömmliche Bild, daß die meisten Mönche schon als Kinder in die Klöster gekommen wären. § 382 Die systematische Führung eines Nekrologs im Galluskloster, welches in einer Abschrift des Jahres 955 innerhalb des Kapitelbuchs Csg 915 vorliegt, wurde nach unseren Untersuchungen erst um 860 begonnen. In diesen Jahren wurde auch in zahlreichen anderen Klöstern des Frankenreiches das Totengedenken neu organisiert. In Sankt Gallen legte man damals dieses Kapitelsbuch an, von welchem nur Regeltext und nachgetragene Verbrüderungstexte noch in ihrer ursprünglichen Gestalt vorliegen, die anderen Teile jedoch aufgrund des intensiven Gebrauchs erneuert wurden. Eine mit dem Profeßbuch vergleichbare Vollständigkeit hat die Führung des Nekrologs nie erreicht. Auch der Austausch von Verbrüderungslisten mit der Reichenau erfolgte weder so dicht noch so zuverlässig, wie es sich das heutige Forschungsinteresse gelegentlich vorstellt. § 383 Die zu den Namenslisten herangezogenen Urkunden erwiesen sich aller jüngeren Skepsis zum Trotz zum größten Teil als Originale. Diese Erkenntnis beruht zum einen auf einigen schon in den vergangenen Jahren vereinzelt gemachten Beobachtungen zu den prozessualen Spuren, welche zahlreiche Urkunden noch tragen, zum anderen auf der Schriftgleichheit solcher gesicherter Originale mit weiteren Stücken des Urkundenschatzes. Das Auseinanderfallen von angegebenem Scriptor und tatsächlichem Mundator spielte im 9. und beginnenden 10. Jahrhundert keine nennenswerte Rolle. Erstmals könnte aufbauend auf dieser Arbeit für das 9. Jahrhundert die Schriftlichkeit und Latinität der Region mit derjenigen des Klosters zuverlässig verglichen werden. § 384 Der Sankt Galler Klosterplan erklärte sich als Vorschlag für das Kloster, welcher auf die tatsächliche innere Organisation des Steinachklosters vielfach Rücksicht nimmt. Er ist weniger eine Richtlinie für das karolingische Mönchtum oder einzelne seiner Richtungen als vielmehr eine Quelle für die Organisation des Gallusklosters. Die Einrichtung des Schulwesens (dabei insbesondere die organisatorische Anlehnung der »äußeren Schule« an das Haus der vornehmen Gäste), die Anordnung der Tätigkeitsbereiche der Offizialen, die Altarpatrozinien sowie die berücksichtigte Konventsgröße entsprechen den spezifischen Gegebenheiten an der Steinach, wie sie aus den anderen Quellen des Gallusklosters hervorgehen. Berücksichtigt man zudem die archäologischen Befunde, so handelt es sich um einen 236

Plan für und nicht von Sankt Gallen und schon gar nicht für oder über irgendein anderes Kloster. § 385 Die Casus S. Galli Ratperts waren noch nie als reiche Quelle für das Leben im Galluskloster angesehen worden, wohingegen die Fortsetzung Ekkeharts IV. unser Bild vom Kloster und seinen Mönchen wesentlich bestimmt. Als Ergebnis kann hier gesagt werden, daß Ekkehart bezüglich gleich- oder ähnlichnamiger Personen vielfach Irrtümer unterlaufen, und daß er, was das Leben und die Organisation der Mönchsgemeinschaft angeht, meist seine eigene Zeit und nicht das 9. oder 10. Jahrhundert schildert. Die biographischen Angaben im Zusammenhang mit dem »Waltharius« jedoch erweisen sich als widerspruchsfrei zur sonstigen Überlieferung. Der Anlaß für den Streit um die Verfasserfrage ist demnach unbegründet, über die ansonsten vorgebrachten Gründe ist hier nicht zu urteilen. Insgesamt stellen Gelegenheitsdichtungen wie Notkers Formelbuch und die Sankt Galler Vitenliteratur im Vergleich zu Ekkehart IV. reichhaltigere und stimmigere Quellen für Leben und Lebensbedingungen des Gallusklosters in jener Zeit dar. § 386 Auch die Bibliothek mit ihren Handschriften und Katalogen enthält vielfältige Hinweise auf das Leben der Mönche. Im Zusammenspiel von ermittelter Profeßfolge und den in einzenen Handschriften und Ausleihnotizen begegnenden Namen gelang es zudem, zahlreiche Handschriften exakt zu datieren und die Entstehungszeit des großen Bibliothekskatalogs auf die Jahre zwischen 860 und etwa 865 einzugrenzen. Persönlich hoffe ich, hierauf aufbauend die Untersuchungen zur karolingischen Klosterbibliothek fortsetzen zu können. § 387 Die Schreibtätigkeit der Mönche konnte erstmals in ihre Biographien eingeordnet werden. Insgesamt waren wohl mehr als die Hälfte der im fraglichen Profeßalter noch lebenden Professen an der Urkundenherstellung beteiligt. An Urkunden und Codices zeigt sich, daß sie generell später und viele über eine erheblich größere Zeitspanne ihres Lebens hinweg als Schreiber aktiv sind, als gemeinhin angenommen wird. Da nachgewiesen werden konnte, daß in der Morphologie der Buchstaben die in der Jugend eingeübten Prinzipien erhalten bleiben, sich lediglich bisweilen Duktus und Proportion neueren Stilrichtungen anpassen, erscheinen paläographische Zuschreibungen zu Jahrzehnten oder Vierteljahrhunderten als unbegründet. In Anbetracht dessen, daß sich die meisten Skriptorien wesentlich schlechter als das des Steinachklosters dokumentieren lassen, halte ich die Angabe von Zeiträumen kleiner als fünfzig Jahre bei der Datierung von Handschriften meistens für zweifelhaft. § 388 Das Skriptorium stand an der Steinach unter der Leitung des Bibliothekars. Von diesem Amt sind uns einige Vertreter seit 862 namentlich bekannt. Denn aufgrund ihres hohen Ansehens in Sankt Gallen wurden Bibliothekare wiederholt unter den Offizialen des Klosters aufgeführt. Sicher hatten sie auch Einfluß auf die Ausführung der Handschriften, doch läßt sich dies bei den größeren stilistischen Umbrüchen in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts namentlich nicht belegen. Die Stilwechsel im Skriptorium begegnen zuerst bei Mönchen, welche nachweislich erst in höherem Alter eintraten. Sie wurden zunächst von Mönchen übernommen, welche wenig später als jüngere eingetreten sind, wohingegen andere ältere gleichzeitige Professen dieser Zeit konservativere Schriften beibehielten. Der Stilwechsel erklärt sich also durch die Anwesenheit nichtein237

heimischer Mönche, und der Siegeszug der karolingischen Minuskel ist demnach Ausdruck der hohen Mobilität im Frankenreich Karls des Großen. Zu den Mönchen, welche in fortgeschrittenem Alter von außerhalb nach Sankt Gallen kamen und stilbildend wirkten, gehören auch die schriftstellerisch hervorgetretenen Mönche Iso (Nr. 299) und Gozbert der Neffe (Nr. 174). Unter letzterem entfaltete die Klosterschule ihre erste breitere Wirksamkeit, wie sie später auch durch den Iren Marcellus (Nr. 300) erneut bereichert wurde. Erst im 10. Jahrhundert kehrte sich das Verhältnis um, und die Sankt Galler Kalligraphie wurde vorbildhaft für ganz Süddeutschland, da Mönche des Gallusklosters in jener Zeit auswärts als Lehrer wirkten. § 389 Kloster wie Schule scheinen in der Hauptsache jedoch aus der Region beschickt worden zu sein. Dies zeigt neben den statistischen Übereinstimmungen im Namensgut zwischen den Mönchen und den regionalen Wohltätern des Klosters besonders die Tatsache, daß auch die Schule Schenkungen aus denselben Kreisen erhielt. Als Schüler sind vor allem einige aus höhergestellten Kreisen namentlich bekannt, doch kam es gelegentlich auch vor, daß Unfreie die Klosterschule besuchten. Es handelte sich also keineswegs um eine »Eliteschule des Hochadels«. Eine äußere Schule für Kinder, welche nicht für das Klosterleben bestimmt waren, läßt sich so nur in Sankt Gallen nachweisen. Es konnte wahrscheinlich gemacht werden, daß mehrere ihrer Schüler später in der Hofkapelle eingesetzt wurden, jedenfalls erhielt Sankt Gallen auffallend häufig Schenkungen von Hofkaplänen. Die genauen Zusammenhänge wären eine weitere Untersuchung wert. § 390 Wie im Schriftwesen ist auch in der Verwaltung und der asketischen Anleitung eine Beteiligung zahlreicher Mönche festzustellen. Genauer untersucht werden konnten hier die sogenannten Offizialen, da sie in den Urkunden vielfach namentlich aufgeführt werden. Berücksichtigt man, daß diese Ämter durchschnittlich erst nach einem Klosterleben von nahezu 28 Jahren angetreten wurden, so verwundert es nicht, daß nahezu die Hälfte dieser älteren Mönche ein solches Amt übertragen bekam. Es gab also eine starke Vorherrschaft des Alters und entsprechend brachte nicht ein junger Konvent die größten kulturellen Leistungen hervor, sondern die vermeintlich »überalterte« Gemeinschaft anläßlich des Kaiserbesuchs von 883. § 391 Neben vereinzelten Äußerungen in den verschiedenartigen Quellen ließen sich aufgrund unserer Ermittlungen auch die einzelnen Ämter durch ihre Stellung in den Biographien näher charakterisieren. Unter den Offizialen des Gallusklosters in jener Zeit genoß das Amt des Kämmerers das geringste Ansehen, vielleicht weil mit ihm keine Herrschaft über Mitbrüder verbunden war. Die gleichfalls als Eingangsamt begegnende Aufgabe des Cellerars war hingegen angesehener, wechselte häufig und war neben dem Amt der Außenpröpste vielfach das Übergangsamt für die zukünftigen Pförtner, Hospitiare oder Sakristane. Hospitiar und Sakristan gehörten wie das Amt des Dekans zu den Aufgaben, welche von den ältesten Mönchen wahrgenommen wurden. Mit diesen Ämtern verband sich das größte Ansehen, was zeigt, wie ernst die Pflege des Heiligtums und die caritativen Aufgaben genommen wurden. Der Widerspruch zwischen der Armensorge und der geforderten Besitzlosigkeit einerseits sowie dem nachweisbaren Privatbesitz insbesondere der Außenpröpste andererseits ist offensichtlich. Daß dies in Sankt Gallen zu Ärgernis und Spannungen geführt hättte, läßt sich nur vermuten (§ 187). 238

§ 392 Die vier Außenpröpste waren die eigentlichen Träger der klösterlichen Güterverwaltung. Aufgrund ihrer urkundlichen Tätigkeit ließen sich ihre Wirkungskreise gegeneinander abgrenzen und die Verwaltungszentren bestimmen. Während im 9. Jahrhundert die schriftlich dokumentierten Verfügungen nichtkirchlicher Personen verschwinden, hält das Kloster an dieser Form der Besitzsicherung und Verwaltung fest. Dabei übernahmen seine Außenpröpste Funktionen, welche zuvor allgemein die »Gerichtsschreiber« erfüllt hatten. Erst mit der allmählichen Durchsetzung des Inquisitionsprivilegs um die Wende zum 10. Jahrhundert schwand auch für das Kloster die Notwendigkeit, seine Rechte schriftlich abzusichern. Nun bricht eine überlieferungsarme Zeit an, welche den Nachforschungen eine Grenze setzt. Blickt man allerdings auf die kalligraphischen und literarischen Leistungen des 10. Jahrhunderts in Sankt Gallen, so kann trotz des Versiegens der urkundlichen Überlieferung nicht von einem Niedergang der Schriftlichkeit die Rede sein. § 393 Da seit dem letzten Drittel des 9. Jahrhunderts die Größe der Gemeinschaft um mehr als die Hälfte zurückging, wurde die Besetzung der Ämter immer schwieriger. Daher kam es zur Wahrnehmung mehrerer Ämter durch eine Person. Dies war besonders in den Fällen schwierig, wenn ein Außenpropst gleichzeitig Ämter innehatte, welche seine Anwesenheit im Kloster erforderten. Vielleicht liegt hier der Anfang jener Entwicklung, daß aus einzelnen Ämtern Pfründen wurden und daß weltliche Kräfte an der Ausführung der Aufgaben der Außenpröpste einen immer größeren Anteil erhielten. Daß sich aus diesen maiores locorum, wie Ekkehart IV. berichtet4, schon zu Zeiten Abt Hartmanns (+922, Nr. 366) eine Art Ministerialität herausgebildet hätte, dürfte eine zeitliche Projektion sein, auch wenn in der Tat zu jener Zeit mit dem Aufkommen der Ämterhäufung eine mögliche Ursache dieser langjährigen Entwicklung ihren Anfang nahm. § 394 Der Dekan ist in Sankt Gallen der Stellvertreter des Abtes und der Vertreter des Konvents gegenüber dem Abt. Somit unterscheidet sich die Ämterhierarchie sowohl von der Präpositurverfassung, wie sie etwa durch die anianische Reform gefordert wurde, als auch von der alten Dekanieverfassung. Auch in zahlreichen anderen Momenten wie Abtwahl, Regeltext, Privateigentum und äußerer Schule unterscheidet sich Sankt Gallen von den Idealen der anianischen Reform. Doch wissen wir insgesamt zu wenig über die Geschlossenheit und Einheitlichkeit dieser Reform, als daß wir Sankt Gallen wegen solcher Abweichungen zu den Gegnern dieser Reform zählen könnten. Für die meisten anderen Klöster beruhen Aussagen zur Observanz auf einer noch wesentlich schmaleren Quellengrundlage. § 395 Soweit erkennbar, kamen im hier behandelten Zeitraum alle Äbte unter dem bestimmenden Einfluß ihres Vorgängers oder des Klosterherrn in ihr Amt. Die in der Klosterchronistik insbesondere bei Ratpert als so wichtig erscheinende Verleihung des Rechtes der freien Abtwahl scheint ausschließlich im Hinblick auf die Unabhängigkeit vom Konstanzer Bischofsstuhl nicht aber unter den Aspekten einer Autonomie der Mönche wichtig gewe4 … maiores locorum […] scuta et arma polita gestare incoeperant, tubas alio quam ceteri villani clanctu inflare didicerant; canes primo ad lepores, postremo etiam non ad lupos sed ad ursos et ad Tuscos, ut quidam ait, minandos aluerant apros. »Cellararii«, aiunt, »curtes et agros excolant. Nos beneficia nostra curemus et venatui, ut viros decet, indulgeamus!« (Ekkehart IV., Casus c. 48 [4], hg. v. G. Meyer v. Knonau, MVG 15/16, S. 176–179, hg. v. H. F. Haefele, StGA 10, S. 108/10, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 2, S. 103).

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sen zu sein. Erst im 11. Jahrhundert scheint sich die Bedeutung des Wahlprivilegs gewandelt zu haben. Damals kam es tatsächlich zu zwiespältigen Wahlen und Gegenäbten. § 396 Mit dieser Arbeit wurde versucht, ein Stück der inneren Geschichte von Sankt Gallen zu bestimmen. Trotz vieler und zum Teil wohl auch wichtiger Ergebnisse, die das Leben einer solchen Gemeinschaft konkreter und anschaulicher werden lassen, kam hier nur ein Teil der inneren Geschichte zur Darstellung. Es bedarf dringend der Ergänzung durch eine Beschreibung des geistigen Lebens, wie es uns insbesondere in den kultischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Überresten entgegentritt. Vieles wurde in der Vergangenheit schon geleistet, der weiteren Forschung möchte diese Vorarbeit dienen.

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8. Anhang

8.1 Übersicht über Lesarten und spätere Zusätze auf den hier behandelten Seiten des Sankt Galler Profeßbuches § 397 Die angegeben Nummern beziehen sich auf die Zählung der ermittelten Profeßfolge (§ 126): p.I 1) (zuvor) Est Werdo abba, was vor der Rasur und Korrektur lautete: Agino episcopus et Werdo abba. p.V 53) Nachträglich eingeschoben, doch durch die Parallelüberlieferung gesichert. p.VI 82) Es folgt ein späterer, weitgehend wieder getilgter Eintrag: Liutprat. p.VII 95) Von erster Hand zwischen den Zeilen nachgetragen. 97–99) Auf Rasur. 109, 110) Die letzten beiden Namen durch Reagentienanwendung weitgehend unleserlich, anhand der Parallelüberlieferung ergänzt. p.IX 154) Es folgt der spätere, wieder getilgte Zusatz Puoso, Gerini. p.X 165) Vielleicht folgt eine getilgte Zeile. p.X/XI 186) Auf p. XI ist ein nicht vollständiger Eintrag Ego Ruadbertus promitto obedientiam et stabilitatem co. Er wurde getilgt, und danach von derselben Hand auf dem unteren Rand der vorhergehenden p. X ausgeführt, so daß ein Doppeleintrag angenommen werden muß. p.XI 200) Auf einer Rasur, vielleicht zuvor Cotesdegan, vgl. im Reichenauer Verbrüderungsbuch p.11A2 (col.47,16). p.XIII 251) Werbert über der Zeile, schon ursprünglich. 258) Zuvor Ego Verin, getilgt, wohl derselbe Namen. p.XIV 264) Andustrius über der Zeile von späterer Hand. p.XVII 337) Zuvor ist eingeschoben der Name Luicart. 344) Zuvor ist etwas später zwischen den Zeilen die Professformel eines Thiotpret eingeschoben. p.XVIII 353) Tuta vor der Korrektur 363) Zuvor später zwischen den Zeilen nachgetragen: Liuthere, Cotescalch. 364) Zuvor später zwischen den Zeilen nachgetragen: Kerloh, Thiethelm. 365) Zuvor später zwischen den Zeilen nachgetragen: Thiethelm. p.XIX 431) Im Anschluß von späteren Händen eingeschoben: Engilbolt, Eberhart. 438) Im Anschluß wahrscheinlich eingeschoben: Alawig. p.XX Von zahlreichen Professformeln dieser Seite wurden zunächst nur die Anfangsbuchstaben der Namen ausgeführt, zahlreiche wurden nicht vervollständigt. Als spätere Zusätze betrachte ich nach: 463): Ruodoro, 465): Notker, Thieto, 466): Notker, 241

467): Thegenhart, Eberhart, Adalbt, Erlefrit, Andustrius (letzterer Eintrag nur mit dem Griffel), 468): Uodalrich, 473): Manegolt, 474): Uuodalrich, 475): Ernesto, 476): Ekkehart.

8.2 Die Todestage der Sankt Galler Mönche 860–955 § 398 Vorbemerkung Die erste Spalte der folgenden Übersicht (§ 399) gibt neben dem Datum die Namen, Weihegrade und Amtsbezeichnungen der Anlagehand des Nekrologs1 wieder. Soweit es sich um spätere Ergänzungen2 handelt, sind diese kursiv ausgewiesen. Die Nummer der zweiten Spalte bezieht sich auf den entsprechenden Mönch in der Übersicht zur ermittelten Profeßfolge (§ 126). Aus der dortigen »Frühstbezeugung« (dort erste Spalte, hier gekennzeichnet mit einem »*«), der dort angeführten Listenbezeugung (AUG, FAB, W695; hier gekennzeichnet mit einem »:«) und den weiteren Angaben in den Fußnoten stammen die Daten zum Todeszeitpunkt. Dabei gibt die dritte Spalte das erste in Frage kommende Todesjahr und die letzte Spalte das letzte in Frage kommende Todesjahr an. Ist das Todesjahr bekannt, findet sich zwischen dritter und letzter Spalte ein »=«. Daten und Zuweisungen, welche keine hohe Wahrscheinlichkeit beanspruchen, erscheinen kursiv. Berücksichtigt wurden neben dem Nekrolog in Csg 915 (vgl. §§ 41–43, 45) – soweit sie sich mit diesem Anlageteil decken – die nekrologischen Notizen (vgl. §§ 44–46) in Csg 397, d. h. dem Vademecum Grimalds († 13. 6. 872) [G]3, im Sankt Galler Nekrolog Csg 914 (1. Drittel 9. Jh.) [N], als Nachtrag hierzu (Mitte 9. Jh.) [N2] oder als Teil des geschlossenen Nachtrags vom 21. November bis 20. Januar (vor 875) [N3]4 sowie die Anlagehand des älteren (858–871) [A1] und jüngeren (912) [A2] Reichenauer Nekrologs und dessen Nachträge [A22]5 und schließlich für manche Konventualen die Annales Sangallenses maiores6. Zu den 1 Die Unterscheidung anlegender und nachtragender Hände wurde gegenüber den Ausgaben von E. Dümmler/H. Wartmann und F. L. Baumann korrigiert (s. § 54 Anm. 97). 2 P. 342–345 (15. X.–7. XI.) wurden kurz nach 1069 ergänzt; ausgefallene Blätter zwischen p. 327 und 328 (15. X.–7. XI.) sowie nach p. 353 (25. XII.–31. XII.) wurden mit Hilfe des jüngeren Nekrologs aus Csg 453 ergänzt (Necrologium II., hg. v. H. Wartmann, MVG 19, S. 369–463; vgl. § 45). 3 Annalistische Aufzeichnungen, hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 214–219; neu hg. bei H. Wellmer, S. 21–34. 4 Necrologium I., hg. v. E. Dümmler und H. Wartmann, MVG 11, S. 25–28. 5 Necrologium Augiae Divitis, hg. v. F. L. Baumann, MGH Necrol. 1, S. 271–282. 6 Annales Sangallenses maiores, hg. v. I. v. Arx, MGH SS 1, S. 72–85; hg. v. C. Henking, MVG 19, S. 195–368.

242

Daten von Konventsfremden wurden die einschlägigen Hilfsmittel konsultiert7. Die Identifizierungen sind über das Personenregister nachgewiesen. Außer der Kennzeichnung der möglichen Todesjahre, welche sich aus dem Zeitpunkt der Profeß als frühesten Terminus post quem ergeben mit »*« und der Kennzeichnung der aus den Listen gewonnenen Angaben mit »:«, finden sich Jahresangaben, welche aus der Eintragsabfolge zu einem einzigen Tag im Nekrolog gewonnen wurden. Sie sind durch vorgestelltes »>« bzw. »906 814 859 915 884 896

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – = – – = –

895 :876 :869

:875 :869

:869 :869 :912

895

814 :869 884

FEBRUAR 2. 3. 4. 5. 11.

Heribold Adalhoh subdiaconus Cotabert adolescens Engilbold laicus Rihmund presbyter A2 Adalbert monachus presbyter

12.

Fartman presbyter Pruno monachus Reginbert diaconus Kerolt presbyter Rathelm monachus presbyter Ruading monachus Amalung laicus Liutpert archiepiscopus

13. 14. 15. 17.

244

336 424

*858 896

56 439 465 498 323 406 234 482

830 898 *897 *920 :869 896 :869 *898

263

*837 889

– – – – – – – – – – – – – – – =

:869

:869

895 895

:869 889

22. 23.

Pippin monachus diaconus Rathelm presbyter Anthuge monachus presbyter Thiotmar monachus Adalbert monachus diaconus

24.

Wolvolt monachus presbyter

21.

25.

26.

27.

Richram Hunfrid laicus Merold de Recia Curiensi Revocatus monachus presbyter Heribald diaconus Haddo presbyter Eccho presbyter

Uoadalwart Abraham monachus

428 389 195 465 498 340 387

:899 :899 *819 *897 *920 876 896

346 134 361 370 455

*860 *813 :869 896 :914

435

*885

291 346 360

:869 *860 896

292 77 434

:869 :800 896

426

914

221

850

156 149 233 394 408 446 274 400 285 139 299 75 410 355

*813 856 856 :899 *883 934 896 *883 896 *813 871 838 920 >920

– – – – – – – – – – – – – – – – – – –

:869

895

:869 :869 895

895

MÄRZ 1. 2. 3. 5. 6. 7.

8. 9. 10. 11.

12.

13. 14. 15.

Marcus episcopus Heribald subdiaconus Ito monachus presbyter Hartpert laicus Madalger clericus Managolt Sinderat monachus presbyter Werigand presbyter Uozo presbyter Posso laicus Elolf monachus presbyter Staracfrid presbyter Ratger presbyter Heitar clericus Pirichtlo presbyter Adalold Richman diaconus Cotescalch presbyter Engilger monachus presbyter Pald presbyter monachus Heimo presbyter Wolfker presbyter monachus Emizo presbyter monachus Hadamar presbyter Yso presbyter Wolfleoz episcopus Cozzold presbyter Wito presbyter

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – = – – –

895 :869

895 :869

:869 :869 :869 :869 895

895 :869 871 839

245

16.

17. 18. 19.

21. 22. 23. 25. 27. 28.

29. 30.

31.

Adalung monachus diaconus Wolfari monachus presbyter Pernwic monachus presbyter Walthari Nandker monachus Meginhart comes Hiltiwin monachus presbyter Kerbald presbyter Sigibold monachus diaconus Liutpert monachus presbyter Wolfdrige presbyter monachus de Augia A2 Theotin presbyter Ruadpert monachus Liupman monachus presbyter Hunolt presbyter Wolvolt presbyter Martin monachus presbyter Werdo abbas Walto abbas Hadabert monachus Sentilo presbyter Pougolf monachus

184 347 324

*817 887 >887

417

*885

377 384 128 304

896 :898 848 903

270 186 194 91 340 387 207

504 187 327

:858 839 *817 *819 839 876 896 :869 812 814 934 *817 895

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – = = – – –

:869 895 895 895

:869

:912 :869 :869 :869 :869 895 895 812 814 :869

APRIL 1.

11.

Adalhelm diaconus Pirichtlo laicus Cozpert abbas Salomon episcopus Aribo archiepiscopus Thieto abbas Notker magister Thieto monachus diaconus Witpert laicus Yso laicus Sigiboto Winithar presbyter

12.

Manegolt presbyter

13.

Uodalrich comes Heilram presbyter Erinbert presbyter Uto presbyter monachus Hartwich monachus diaconus de Radespona Hitto monachus de Radespona Cozpert monachus presbyter

2. 6.

7.

16. 17. 18.

19. 20.

246

Thiethelm monachus diaconus Engilger monachus presbyter

51

444 331 402

838 871 1031 943 912 895

369 468 215 220

895 909 *827 :869

224 204 328

*828 839 895

174 440 425 233

859 910 905 856

– – – = = – = – – – – – – – – – – – – – – – – – –

:869 871 1031 912

:869 894 :869 :869

:869

:869

21. 22. 25.

27. 28.

Kerwich monachus presbyter Erchanbert monachus Engilbert monachus Isanbert presbyter Thiothard presbyter Thruso presbyter Adal laicus Liutolt presbyter Heriman monachus conversus Tuotilo monachus presbyter Adalbero episcopus Hiltibold monachus presbyter Winibert monachus presbyter

394 445

:899 :899

76 209 293

845 884 >884

385 343 447

:899 910 *860 895

236 151 253 356 334 342

*832 *813 *837 :869 889 *860

94 423 431

833 895 895

288

:869

438 313 477 437

895 857 *898 910

174 440

259 368 339 251 503 369 468

859 910 906 774 :869 895 895 884 933 895 909

296 467 497

886 921 *921

– – – – – – – – – – – = – –

:869 894 894

910 :869

MAI 1. 3.

5. 6. 8.

9. 10.

12. 14. 15.

18. 20. 22. 23. 24. 27.

28.

Manno presbyter Hacco diaconus A1 Witpert iuvenis monachus Otolf presbyter Anno presbyter monachus Wolfcoz presbyter abbas Ato monachus diaconus Hunger presbyter Suzzo monachus presbyter Alawich laicus Liutfrid laicus Symon monachus Uodalbert monachus presbyter Eskirich monachus presbyter Adalolt presbyter monachus Liutfrid monachus subdiaconus Thegenhard monachus presbyter Liutfrid Cozpert monachus presbyter Waldo episcopus Warin comes Ellinbold presbyter Liuto monachus presbyter Wipert monachus presbyter Werinbert monachus presbyter Alberich monachus diaconus Winithar monachus presbyter Adalhelm laicus Rimiding monachus diaconus Notker monachus diaconus

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – = = – – – = – – – – – – –

:869 :869 :869 894 894 :869

:869

894

:869

:869 906 774 894

884

894

247

31.

Ludobert monachus presbyter Thiotpert monachus presbyter

372 373 479 480

>921 895 *898 *898

– – – –

98

834

– – = – = – – – – – = = – – – – – – = – – –

JUNI 1. 2. 5. 6. 9. 10. 13. 14. 15. 17. 19.

20. 21. 28. 30.

Lalling Salomon infans Heito abbas Amalung advocatus Adalbert comes Reginbert presbyter Bernhard abbas Otpold abbas Werinbold laicus Pato laicus Grimald abbas Ratleich presbyter A1 Wolaram presbyter N2 Othari laicus Hasewo monachus Eburhard diaconus G Reginger presbyter Alawich infans Ludowicus imperator Willibert presbyter Erinbert monachus infans Adalger presbyter

871

383 319

911 :898 895

211

872 854 828

375

*868

161 348 318

840 830 867 *853

:869 871 911 905

872 854 :868 937 982 1022

210

875 1022

278 467 497

*840 921 *921 1022 1022 :869 *907 *926 1022 1054 :898 984

252 491 500

429

362

:869

185

*817

345

:869

344 41 422 437 359

*860 :800 :898 910 876

:912

= = – = – = – – = – – – – = = – – – = = – = – – – – – – – – – – – – – – – – –

1024 937 913 844 :898

350 505 315 380 225 256 354 390 411

876 914 *926 *853 882 872 :869 876 :898 895

– – – – – – – – – – – – – = – – = = – – – – – = – – – – – – – – – – – – = – – – – – – – – –

364 198 177 289 298 443 452

*860 >860 >860 886 895 :898 :898

261 382 463

880 :898 *895 869 895 895 900 934

258 332

799 856 :869

= – –

284 357 407 412 421 457 460

894 :868 :868 :868 894

894

869

900 934

849 :868 894 894

:868

876

:868 894 894 894 894

SEPTEMBER 1. 2.

250

Kerolt comes Werinolt monachus Thiodolt

799 :868 894

3.

Tuto Thancho monachus diaconus

4.

Walto monachus presbyter

6. 7.

8. 9. 10. 11. 12. 14.

16.

Liutolt monachus diaconus Lantfrid infans Wito laicus Chunibert presbyter Podololt presbyter Perihker monachus diaconus Puabo Eskirich laicus Marchward laicus Landeloh episcopus Darviniesis Drudpert laicus Cozzolt diaconus Witigouvo diaconus Valerius presbyter Waldhari presbyter

Pusto monachus N2 Thancho monachus presbyter

Pero monachus presbyter 18.

Waning monachus presbyter

19. 20. 21.

Liutold monachus presbyter Saraman monachus Chuonrad comes Wolfpot Reginhart presbyter Ruadcoz monachus

22. 23. 24.

Hartmann abbas Reginolt presbyter Liutwin diaconus Irminhard presbyter Walthari presbyter

Engilbold monachus diaconus

353 241 458 248 391 409 456

:869 :869 :906 *832 *873 *883 912

136 305

828 :869

880

349 153 225 256 354 390 411 212 241 321 458 358 464 286 453

895 *813 872 :869 876 :898 895 828 :869 895 906 905 914 886 908

260 199 38 316 341 366 419

856 863 *824 834 *853 *860 925 *885

250 225 256 354 390 411 462

:869 872 :869 876 :898 895 *895

– – – – – – – – – – – – – – – – = – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – = – – – – – – – – –

894 894 :868 894 894

:868 894

880

:868 894 894 894

:868 894

894

:868 :868 :868 :868 :868 925 894 894 894 894 894

251

25. 26. 29. 30.

Moyses monachus adolescens Peringer monachus presbyter Albvin laicus Lothar imperator Moengal Uodalrich comes A22

485

*906

300

855 :869 917

– – – = – –

855 894

OKTOBER 1. 5.

6. 8. 9.

10.

11. 12. 13. 14.

15.

16.

17. 18. 19. 20.

252

Notker laicus advocatus Winidolt diaconus Erchanger adolescens Werinbert monachus presbyter Reginbert presbyter Werinhar laicus Chunibert monachus presbyter Pald monachus presbyter Wichram laicus Wolfker laicus Isanrich presbyter Engilbert presbyter Walthari laicus Ruodhoh presbyter Wolverad laicus Imicho monachus N2 Wipert monachus subdiaconus Wichram doctus Wolfpert presbyter Walto monachus presbyter

Richo monachus presbyter Waldo diaconus

Ruoding laicus Richpold diaconus Ruom monachus diaconus Adelm clericus Winehard presbyter Hersind Pernhard senior laicus Perhtold puer monachus Lel subdiaconus Wolfdrige monachus presbyter Winithar adolescens Adelhelm monachus presbyter Adalwiga Ita

280 397 351 229

948 *840 :898 895 846

408 446

*883 933

238

870

189

>870

249

*832

333 320 391 409 456 392 248 391 409 456

895 :920 *873 *883 912 895 *832 *873 *883 912

329 491 500

:869 *907 *926

158

826

295 468

884 908

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

:868

:868

894

894 894 :868

894 894 894

:868 894 894

894

894

21. 22. 23.

24.

25.

27. 28.

30.

31.

Pero monachus subdiaconus Ekkehard magister Winehard laicus A22 Hugo monachus diaconus Palderich Abberich monachus presbyter Luithar monachus diaconus Luitold monachus diaconus Eskirich laicus iunior Guntharm laicus Cozzold monachus presbyter Ratpert magister presbyter Fridericus archiepiscopus Waltpert monachus presbyter Adolgoz laicus Purchard monachus puer Uodalrich monachus presbyter Walachfrid laicus Harterich monachus presbyter Ruodker monachus subdiaconus Meginlah monachus subdiaconus Reginfrid Uoto Cozzolt monachus presbyter Manegolt infans Ymmo abbas Zothelm monachus conversus Otto dux Alamannorum

1060 :912 246

*832

386

:898 954

399 441

895 926

230

*828

984 982

– = – – – – – – – – – – = – – – – – – – – – – – – = – =

1060

:868

954

:868

984 982

NOVEMBER 1.

2.

Wito laicus Alger laicus Winihthar monachus presbyter Tanco presbyter N2 Ruodkoz presbyter N2 Waning monachus presbyter

3. 4.

5. 6.

7.

Thiethelm monachus diaconus Nidger presbyter Amalbert monachus presbyter Gerhilda Ruomald Constantiensis presbyter Adel monachus Adelhart monachus presbyter Waldram presbyter N2 Wipert monachus presbyter Bernhard laicus conversus Adalbert monachus subdiaconus

369 468 32 316 341 286 453 425

895 909 :800 *853 *860 886 908 904

338

895

492 414 58 339

*907 >907 :800 895

465 498

895 *920

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

:868 :868 :868 894

:868

253

8.

Managolt presbyter

9.

Erfolt diaconus Walthari presbyter

13. 14.

15. 16.

18.

21. 22.

23. 25.

27. 28.

30.

Hitto monachus presbyter Liuto monachus subdiaconus Elispert monachus presbyter Waldram monachus presbyter Eccho monachus presbyter Kerbert monachus presbyter Thancho presbyter monachus

Grimald monachus subdiaconus Ruodpert monachus presbyter Wolfhari medicus Ruadker laicus Noting episcopus G N3 Otine monachus diaconus Haddo presbyter N3

Wolfram presbyter Tuotilo monachus diaconus Paldolt monachus N3 Witfrid monachus Folhwin laicus N2 Meginhari diaconus N3 Nandker diaconus Kerbert monachus Mano chorepiscopus monachus A1 Kerloh diaconus N3 Arolf laicus Waldhari monachus presbyter

Ruadi monachus N3

215 220 326 225 256 354 390 411 483

*827 :869 882 872 :869 876 :898 895 927

433 448 455 330 241 321 458

:898 :898 :914 895 :869 895 906

186 472

*817 *898

471 102 113 134 337 494 275 451

858 933 *803 *803 *813 :869 *920 :869 *886

162 417 442 108 167

830 *885 892 829 858

225 256 354 390 411 255

872 :869 876 :898 895 *837

501

954

418 240

:898 *832

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

:868 894 894 894 894 894

894

:868

863 :868 :868 :868 894 :876 894 :868 894 894 :868 :868 894 894 894

:868

DEZEMBER 1. 3. 4. 5. 6.

254

Anno abbas Cotesdegan N3 Patacho episcopus Egilolf monachus presbyter Heriger N3 Ruadker laicus

= – – – – –

954 :876 873 :868

Reiccho monachus Ruodpert monachus presbyter 7. 8. 9. 10. 11.

12. 13.

15. 16. 17. 18. 20. 21. 22.

23. 24. 25.

26.

27.

Salomon monachus diaconus Bernwic abbas A1 Emicho monachus presbyter Lantpert monachus presbyter Bernhard monachus Heriman dux Alamannorum Adalbert diaconus N3 Ruadolf iuvenis Egino presbyter Volo monachus subdiaconus Otcoz diaconus N3 Sigibold monachus N3 Waldram laicus N3 Hiltiger monachus presbyter N3 Wolpot monachus presbyter Ysolf monachus presbyter Walto monachus presbyter Pato monachus N3 Willibold monachus N3 Adalbot N3 Hartman N3 Liuto diaconus G N3 Adalolt presbyter Sindram monachus presbyter Cotabert presbyter N3 Herimot diaconus N3 Engilbold diaconus N3 Kebehart Engilbert monachus presbyter Salomon episcopus monachus Chuonrad rex Eribo presbyter N3 Eberhard episcopus Constantiensis Uodalrich monachus Mauvo N3 Wico N3 Willa Ymmo monachus Manegolt laicus Hatto monachus presbyter Richwin laicus Hereman magister monachus presbyter Hebirhard laicus Echo presbyter Erchanolt presbyter N3

420 507 461 127 401 382 463 322 214

:898 *926 925 839 :898 :898 895 895 949 865

416 352

*885 876

269

*838

190

:868

266

*838

196 219 245 432 393 268 314 152

*819 *827 851 895 895 843 861 *813

350 505

398 49 279

914 *926 889 918 *853 1049 909 821 *840

361 370 247

:868 895 *832

312

– – – – – – – – – = – – – = – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – = = – = – – – – – – – – – – – – –

:868

949 :868 894 876