Max Brod in Prag: Identität und Vermittlung [Annotated] 348465175X, 9783484651753

This book-series, initiated in 1992, has an interdisciplinary orientation; it is published in English and German and com

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Max Brod in Prag: Identität und Vermittlung [Annotated]
 348465175X, 9783484651753

Table of contents :
Frontmatter
Inhalt
Einleitung. Prag, die »polemische Stadt«
1. Eine vielfältige und problematische Identität
2. Brods Auffassung vom Judentum
3. Brod und der Zionismus
4. Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik
5. »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?
6. Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung
7. Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit
Schlussbemerkungen
Backmatter

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Conditio Judaica 75 Studien und Quellen zur deutsch-jdischen Literatur- und Kulturgeschichte Herausgegeben von Hans Otto Horch in Verbindung mit Alfred Bodenheimer, Mark H. Gelber und Jakob Hessing

Ga)lle Vassogne

Max Brod in Prag: Identitt und Vermittlung

Max Niemeyer Verlag Tbingen 2009

n

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://www.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-484-65175-3

ISSN 0941-5866

( Max Niemeyer Verlag, Tbingen 2009 Ein Imprint der Walter de Gruyter GmbH & Co. KG http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzul=ssig und strafbar. Das gilt insbesondere fr Vervielf=ltigungen, >bersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbest=ndigem Papier. Druck und Einband: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten

Inhalt

Einleitung: Prag, die »polemische Stadt« ....................................................

1

Erster Teil: Max Brods Identitätssuche 1

Eine vielfältige und problematische Identität ........................................ 1.1 Prag und die individuelle Identität des Schriftstellers ................... 1.2 Brod und die literarische Tradition ................................................ 1.3 Eine persönliche Antwort: der Indifferentismus ............................ 1.4 Expressionismus und Erotik ..........................................................

13 14 16 25 31

2

Brods Auffassung vom Judentum ......................................................... 2.1 Das Judentum als Antwort auf das Identitätsproblem ................... 2.2 Die philosophische Dimension des Judentums .............................. 2.3 Eine originelle Auffassung vom Judentum ....................................

47 47 58 74

Zweiter Teil: Max Brods politisches Engagement 3

Brod und der Zionismus ........................................................................ 89 3.1 Der Zionismus in der ersten Tschechoslowakischen Republik ..... 89 3.2 Brods Auffassung des Zionismus .................................................. 93 3.3 Zionismus und Sozialismus ........................................................... 103 3.4 Sozialismus, Kommunismus und Marxismus ................................ 109

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Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik .... 113 4.1 Bedingungen für die Anerkennung der jüdischen Nationalität ...... 113 4.2 Brod und die jüdische Nationalbewegung ..................................... 121 4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität ....................................... 131 4.4 Rückzug aus dem politischen Leben ............................................. 145

5

»Distanzliebe«: Lösung oder Aporie? ................................................... 149 5.1 Die gesellschaftliche Stellung des Juden: ein Vermittler .............. 150 5.2 Eine neue Herausforderung: das Aufkommen des Nationalsozialismus ....................................................................... 154 5.3 Mit dem Feind räsonieren? ............................................................ 162

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Inhalt

Dritter Teil: Max Brods kulturelle Vermittlungsarbeit 6

Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung ........................................................................................... 175 6.1 Brod und die Prager deutschsprachigen Schriftsteller: die Erfindung des Prager Kreises .................................................. 176 6.2 Förderung der tschechischen Kultur im deutschsprachigen Raum ............................................................................................. 190 6.3 Eine neue Definition der Vermittlung ........................................... 199

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Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit ..................................... 203 7.1 Übersetzung und Umarbeitung: zwei Träger der Vermittlung ...... 203 7.2 Brods neue Definition der Kritik ................................................... 221 7.3 Die politische Dimension des Kritikers: Max Brod und das Prager Tagblatt ............................................................................. 226

Schlussbemerkungen .................................................................................... 237 Literaturverzeichnis ..................................................................................... 243 Chronologische Bibliographie der Werke von Max Brod ..................... 243 Monographien und Artikelsammlungen über Max Brod ....................... 331 Artikel über Max Brod .......................................................................... 332 Rezensionen und Studien von Brods Werken ....................................... 339 Briefwechsel und Tagebücher ............................................................... 345 Geschichte Prags und der Tschechoslowakischen Republik ................. 346 Sonstige Literatur .................................................................................. 348 Theorie der Kulturtransfers ................................................................... 352 Jüdische Identität und Politik ................................................................ 352 Danksagung .................................................................................................. 359 Personenregister ........................................................................................... 361

Einleitung Prag, die »polemische Stadt«

Zu Beginn der sechziger Jahre haben die Literaturwissenschaftler (unter ihnen der Prager Professor Eduard Goldstücker) angefangen, sich für die Schriftsteller zu interessieren, die den sogenannten »Prager Kreis« bilden. Die Mehrheit der Studien, die in den folgenden Jahrzehnten erschienen sind, ist in erster Linie Franz Kafka gewidmet, dessen Werke als die Quintessenz dieser »deterritorialisierten« Literatur betrachtet wurden. Eine Analyse, die sich ausschließlich auf die Figur Kafkas und sein Werk stützt, erlegt sich eine doppelte Einschränkung auf. Zuerst eine zeitliche: Kafka stirbt im Jahre 1924, sechs Jahre nach der Gründung der ersten Tschechoslowakischen Republik. Studien, die sich auf Kafka konzentrieren, ignorieren die Zeitspanne von Kafkas Tod bis zum Ende der Tschechoslowakei, die im März 1939 zum Protektorat des Dritten Reichs wird. Diese fünfzehn Jahre sind aber von großer Bedeutung, wenn es darum geht, den Prozess der Identitätsbildung und die Widersprüche zu verstehen, die die deutschsprachigen Prager Schriftsteller charakterisieren. Darüber hinaus kann eine solche Analyse nicht die sozialen, politischen und kulturellen Fragen erfassen, die die Prager Gesellschaft dieser Zeit charakterisieren. Kafka hatte sich von einem Umfeld distanziert, das in ihm tiefgreifende Ängste hervorrief, die sich in seinen Tagebüchern und Briefen widerspiegeln. Kafkas Wahrnehmung des Prager Mikrokosmos am Ende der Doppelmonarchie und am Anfang der Tschechoslowakischen Republik kann demzufolge nicht vollständig sein. Sie ist außerdem stark von den Vorstellungen seiner Freunde beeinflusst, die häufig eine Vermittlerrolle zwischen Kafka und dem Prager Umfeld spielten. Eine Analyse des Prager Kontexts und dessen Einfluss auf die Mitglieder des Prager Kreises über die Figur Kafkas scheint demzufolge dazu verurteilt, irreführende Teilergebnisse zu produzieren. Im Gegensatz zur Mehrheit der Mitglieder des Prager Kreises, die wie Werfel, Kafka und Kisch, Prag in Richtung Berlin, Wien oder Leipzig verlassen haben, ist Brod bis März 1939 in der Hauptstadt Böhmens geblieben. Außerdem hat sich Brod nicht darauf beschränkt, Romane, Gedichte und Theaterstücke zu schreiben, er hat auch zahlreiche Schriften verfasst, die der Religionsbzw. Wahrnehmungsphilosophie und der jüdischen Politik gewidmet waren, und er hat Musikstücke komponiert. Diese Vielfalt an Talenten hat ihm erlaubt, ein bedeutender Kritiker bei einer der wichtigsten deutschsprachigen

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Einleitung

Prager Zeitungen, dem Prager Tagblatt, zu werden. Brods Karriere war aber nicht auf seine künstlerische Tätigkeit beschränkt; als Zionist hat er eine bedeutende Rolle im politischen Leben der ersten Tschechoslowakischen Republik gespielt. Er war einer der Hauptakteure bei der Anerkennung der jüdischen Nationalität innerhalb der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft. Schließlich hat Brod, der heutzutage vor allem wegen seiner publizistischen Tätigkeit zugunsten Kafkas oder des mährischen Komponisten Leoš Janáček bekannt ist, eine profunde kulturelle Vermittlung geleistet. Es dürfte also aufschlussreich sein, Brod zum Objekt einer Analyse zu machen, die darauf zielt, die politischen, sozialen und kulturellen Fragen ans Licht zu bringen, die das Leben in Prag während der vier ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts charakterisieren, und deren Einfluss auf das Phänomen der Prager deutschsprachigen Literatur herauszuarbeiten. Über eine Analyse von Max Brods Prager Karriere, die sich, da seine Werke heute kaum gelesen werden, auf zahlreiche Zitate stützen wird, zielt diese Studie darauf, das Hauptproblem jener Generation von jungen Juden, die der Prager deutschen Minorität angehörten, ans Licht zu bringen: die Frage der Entwicklung einer individuellen Identität in einem dreifachen Ghetto (Pavel Eisner), einem »Grenzland« (Claudio Magris). Die Fragen und Herausforderungen, mit denen die Prager Juden konfrontiert werden, gleichen zwar jenen, die den Westjuden im Allgemeinen und den Juden der Doppelmonarchie im Besonderen aufgezwungen werden; in Prag drücken sie sich aber prägnanter aus. In der böhmischen Hauptstadt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine einfache Provinzstadt war, findet man tatsächlich alle politischen, kulturellen und sozialen Spannungen wieder, die das Habsburgerreich charakterisieren. Da sie sich im beschränkten Raum manifestierten, kann man annehmen, dass die Prager Bevölkerung sich dieser Spannung bewusst war. Wie der Rest der Bevölkerung konnte sich die jüdische Minderheit aus diesen Konflikten kaum heraushalten, umso weniger, als ihre Identität, ja sogar ihre Existenz als Gruppe von der Haltung abhing, die sie gegenüber diesen politischen, kulturellen und sozialen Fragen einnahm. Schon im ersten Kapitel seiner 1960 erschienenen Memoiren führt Brod seine Neigung zur Polemik auf die Einflüsse seiner Geburtsstadt zurück, indem er Prag folgendermaßen beschreibt: Das alte österreichische Prag war eine Stadt, in der nicht nur die einzelnen gegeneinander polemisierten, sondern drei Nationen standen im Kampf gegeneinander: die Tschechen als Majorität, die Deutschen als Minorität und die Juden als Minorität innerhalb dieser Minorität. […] Prag, die Stadt der drei Nationen, Prag, die polemische Stadt.1

Innerhalb der deutsch-jüdischen Bevölkerung Prags war Brods Wahrnehmung der Stimmung in der böhmischen Hauptstadt keine Ausnahme. Man findet ein 1

Max Brod: Streitbares Leben. München: Kindler 1960, S. 7f.

Einleitung

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Echo dieser Beschreibung bei einem anderen Mitglied des Prager Kreises, Egon Erwin Kisch: Mit der halben Million Tschechen der Stadt pflog der Deutsche keinen außergeschäftlichen Verkehr. […] Kein Deutscher erschien jemals im tschechischen Bürgerklub, kein Tscheche im Deutschen Kasino. Selbst die Instrumentalkonzerte waren einsprachig, einsprachig die Schwimmanstalten, die Parks, die Spielplätze, die meisten Restaurants, Kaffeehäuser und Geschäfte. […] Was jedem Prager selbstverständlich war und jedem Nichtprager als unglaubwürdig erscheinen muß, um so mehr, wenn man die damalige Rolle des Theaterlebens in Betracht zieht, war dieses: Kein tschechischer Bürger besuchte jemals das deutsche Theater und vice versa.2

Obwohl man in diesen beiden Zitaten eine gewisse Übertreibung festhalten muss, bleibt jedoch die Tatsache bestehen, dass die beiden Schriftsteller hier die Gefühle der deutschsprachigen jüdischen Bevölkerung ausdrücken. Um 1900 stellten die Deutschen nur 6,7% der Prager Bevölkerung; die Tschechen bildeten die Mehrheit der Bevölkerung in allen Prager Bezirken und dies trotz der Tatsache, dass die deutsche Bevölkerung hauptsächlich in drei Stadtvierteln lebte: Malá strana, Hradčany und Josefov.3 Die Teilung zwischen den beiden Nationen, die die Mehrheit der Prager Bevölkerung bildeten, war aber nicht nur eine geographische, sondern auch eine soziale und kulturelle. Die Deutschen lebten in einer gewissermaßen geschlossenen Gemeinde, die kaum Kontakte zu den neuen Stadtvierteln hatte, welche sich an der Peripherie entwickelt hatten und in denen die im Zuge der Industrialisierung zugewanderten Handwerker lebten. Dies liefert wahrscheinlich die Grundlage für den Eindruck, dass die Prager Deutschen auf einer »deutschen Sprachinsel«4 gelebt haben. Der Prager Literaturwissenschaftler Eduard Goldstücker erklärt die Existenz dieser »Sprachinsel« durch soziale Faktoren, indem er unterstreicht, dass »die Prager Deutschen eine insulare Existenz geführt [haben]. In Prag gab es keine deutschen Volksschichten; denn die Prager Deutschen waren insgesamt Bürger«5. Diese Behauptung Goldstückers scheint aber vor allem eine Widerspiegelung der öffentlichen Anschauung der Zeit zu sein, die, obwohl im Jahre 1900 die Hälfte der reichsten Bevölkerungsschichten tschechisch war, eine reiche 2 3

4

5

Egon Erwin Kisch: Marktplatz der Sensationen. Gesammelte Werke. Berlin: Aufbau 1993, Bd 8, S. 81f. Für eine präzise Analyse der sozialen Struktur und Zusammensetzung der Prager deutschen Bevölkerung siehe: Gary B. Cohen: The Politics of Ethnic Survival: Germans in Prague, 1861–1914. Princeton: Princeton University Press 1981. Siehe dazu Jürgen Born: »Insel« und »Treibhaus«: Sprachbilder zur Kennzeichnung der Prager deutschen Literatur. In: Prager deutschsprachige Literatur zur Zeit Kafkas, Kafka-Symposium 1989, Klosterneuburg. Hg. von der österreichischen Franz Kafka-Gesellschaft. Wien: Braumüller 1991, S. 19ff. Eduard Goldstücker: Die Prager deutsche Literatur als historisches Phänomen. In: Weltfreunde. Konferenz über die Prager deutsche Literatur. Hg. von Eduard Goldstücker. Prag: Academia 1967, S. 27.

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Einleitung

deutsche Bevölkerung einer armen tschechischen Bevölkerung gegenüberstellte. Diese Anschauung gründet vor allem in der Geschichte der böhmischen Hauptstadt. Die Einwanderung aus den deutschsprachigen Gebieten und der Druck, den die Monarchie ausübte, um die Germanisierung Prags zu begünstigen, hatten in Prag eine bedeutende deutsche Bevölkerung geschaffen. Die reichsten Einwohner Prags waren also Deutsche, und die deutsche Sprache war ein Mittel des sozialen Aufstiegs. Diese Anschauung entsprach aber nicht der Prager Wirklichkeit am Anfang des 20. Jahrhunderts, wie die Arbeit des amerikanischen Historikers Gary B. Cohen zeigt. Dieser unterstreicht nämlich, dass es um die Jahrhundertwende ganz unmöglich war, ein Berufsfeld zu finden, in dem die beiden Nationen nicht vertreten waren. Es bleibt aber wahr, dass die beiden Nationen sich in getrennten Sphären bewegten, vor allem wenn es um hochqualifizierte Berufe in den Bereichen der Finanz, der Justiz und der Universität ging. Angesichts dieser de facto-Trennung der beiden Hauptbevölkerungsgruppen war die Situation der Prager deutschsprachigen Juden besonders problematisch. Sie stellten 60% der deutschsprachigen Bevölkerung Prags6 und waren demzufolge notwendig für das Überleben der deutschen Bevölkerung in Prag, was sie in eine unangenehme Stellung brachte. Innerhalb ihrer eigenen Minorität waren sie tatsächlich der sich steigernden Feindseligkeit der nationalistischen Gruppen preisgegeben. Die nationalistischen Theorien von Georg von Schönerer fanden zahlreiche Anhänger im Prager und nordböhmischen deutschen Kleinbürgertum. Auch in den deutschliberalen Vereinen, die gleichwohl die Unterstützung der Juden brauchten, war der Einfluss der jüdischen Bevölkerung beschränkt. 1898 zählte der Vorstand des Deutschen Casinos nur vier Juden, während die Juden 45% der Mitglieder ausmachten. Brods Zeugnis ist dabei besonders aufschlussreich: Nun hatte die [Lese- und Redehalle der deutschen Studenten] ein seltsames Auskunftsmittel gefunden, um scheinbar demokratisch zu bleiben und dennoch den Zusammenhang mit den nationaldeutschen Kreisen, namentlich mit den Professoren der Hochschulen, nicht zu verlieren: Das war der Halle-Ausschuß. In den wurden gesiebte Kommilitonen gewählt, meist Nichtjuden. Von Juden nur solche, die entweder getauft waren oder aus den reichsten Familien stammten; übrigens nur in beschränkter Anzahl. Der Halle-Ausschuß war gewissermaßen ein ›Verein im Verein‹, er bestimmte die ganze Politik des Vereins.7

Diese Funktionsweise beschränkte de facto die Rolle, die die Juden innerhalb der deutschen Vereine spielen konnten. Der Druck der nationalistischen Gruppen war besonders deutlich in den deutschen Studentenvereinen. Einige versagten den Juden die Mitgliedschaft. Der erste Verein, der eine solche Maß6

7

Zur jüdischen Bevölkerung Prags siehe Hillel J. Kieval: The Making of Czech Jewry. National Conflict and Jewish Society in Bohemia 1870–1918. Oxford, New York: Oxford University Press 1988. Brod, Streitbares Leben (wie Anm. 1), S. 225.

Einleitung

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nahme traf, war die Teutonia im Jahre 1879. Die Deutschnationalen verließen auch die Lese- und Redehalle der deutschen Studenten und gründeten ihren eigenen Verein, die Germania. Die tschechische Bevölkerung ihrerseits identifizierte die deutschsprachigen Juden häufig mit dem reichen deutschen Bürgertum und betrachtete sie in ihren politischen und sozialen Forderungen als ihre Hauptfeinde. Einige nationalistische tschechische Schriftsteller hatten schon in den sechziger und siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts antisemitische Gefühle geäußert. Es ließe sich hier zum Beispiel das Pamphlet des Prager Schriftstellers Jan Neruda (1834–1891), Pro strach židovský (Die jüdische Furcht), zitieren, in dem nicht nur behauptet wird, dass die Juden ein fremdes nationales Element in Böhmen und Mähren seien, sondern auch, dass sie häufig einen gewissen Hass gegenüber den Tschechen gezeigt hätten. Diese Gleichsetzung der deutschen und jüdischen Interessen erklärt wahrscheinlich den antisemitischen Charakter der Demonstrationen, die im Jahre 1897 gegen die Sprachverordnung von Kasimir Badeni, die die zweisprachige Amtsführung in Böhmen und Mähren festlegte, stattfanden, sowie den Ritualmordprozess gegen Leopold Hilsner (1899). Die Juden, die sich als Mitglieder der tschechischen Nation fühlten, wurden immer mehr an die Peripherie des politischen Lebens gedrängt. Am Ende des 19. Jahrhunderts starteten einige tschechische Führer eine Boykottkampagne gegen die Juden, unter dem Motto »Svůj k svému« (»Jeder mit den seinigen«). Diese Ereignisse führten die jüdischen Politiker, unter ihnen Eduard Lederer, dazu, sich von den traditionellen tschechischen Parteien, und vor allem von den »Jungtschechen«, zu entfernen und ihr eigenes Programm in dem Verein Rozvoj (Entwicklung) zu definieren. Das Ende der liberalen Ära im Habsburger Reich bedeutet für die Juden die Infragestellung ihrer früheren Gewissheiten. In einer vergleichenden Analyse der Lage der österreichischen und der deutschen Juden unterstreicht Marsha L. Rozenblit,8 dass erstere sich vor allem als Österreicher betrachteten, obwohl sie der deutschen Kultur angehörten. Dieser Identität scheint aber eine klare Definition gefehlt zu haben: The meaning of Austrian identity was in general unclear […]. Austria possessed no national identity in style of nation-states of Western Europe. […] The Jews saw themselves as Austrians, but this definition mostly indicated loyalty to the Habsburg dynasty and to the supra-national Habsburg state.9

Die österreichischen Juden betrachteten diese österreichische Identität als einen Schutz gegen den Chauvinismus und den steigenden Antisemitismus der verschiedenen nationalen Gruppen. Hinter diesem Schutzwall standen sie aber allein da, denn die österreichische Identität war zu Beginn des 20. Jahrhunderts 8

9

Marsha L. Rozenblit: The Jews of Germany and Austria: A Comparative Perspective. In: Austrians and Jews in the Twentieth Century. From Franz Joseph to Waldheim. Hg. von Robert S. Wistrich. New York: St. Martin’s Press 1992, S. 1ff. Ebd., S. 4.

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Einleitung

lediglich eine leere Hülle, die den anderen, sich eher auf eine nationale als auf eine supranationale Identität berufenden nationalen Gruppen absolut nichts bedeutete. Diese Unsicherheit und die Tatsache, dass die österreichischen Juden auf ihr Judentum zurück verwiesen wurden, ob sie es nun wollten oder nicht, verursachte eine schwerwiegende Identitätskrise, die in zahlreichen Romanen der Zeit zum Ausdruck kommt. Hier ließe sich vor allem Schnitzlers Roman Der Weg ins Freie zitieren, in dem der Schriftsteller durch eine reiche Figurenkonstellation alle möglichen Antworten auf diese Identitätskrise beschreibt, darunter auch die extremste, den »jüdischen Selbsthass«, dem Theodor Lessing eine Studie gewidmet hat,10 in der er Karl Kraus als eine der deutlichsten Inkarnationen dieses Phänomens darstellt. Wie Lessing ist sich Brod dieses jüdischen Selbsthasses bewusst und beobachtet ihn bei seinen Zeitgenossen. Während Lessing aber die Bedeutung des religiösen Schuldgefühls betont, findet Brod die Ursache des jüdischen Selbsthasses in der politischen Situation der in der Diaspora lebenden Juden: Das jüdische Volk lebt unter abnormalen Bedingungen, nämlich in einer fremdnationalen Umwelt. – Wo Völkergebiete aneinandergrenzen, sehen die Nachbarn gegenseitig überall mehr die schlechten als die guten Eigenschaften ihres Wesens. Und sehen sie Gutes aneinander, so weckt es fast immer nur Neid. Peripherie schärft den Haß. Schicksal des Judentums: es lebt ausschließlich und zur Gänze an seiner eigenen Peripherie, es hat nichts als Peripherie ohne territorialen Kern. – Infolgedessen wurden gute Eigenschaften der peripheren Wachheit: Intellekt, Unruhe, Psychologismus, Verständnis für fremde Art u. s. f. überzüchtet, und in allzu starker Dosis schlugen sie zu Fehlern um. Die Dauerkritik aber, der das Judentum und jeder einzelne Jude ausgesetzt ist, erzeugte Mißtrauen gegen sich selbst, den typisch jüdischen Selbsthaß, Minderwertigkeitskomplexe und ihre Überkompensation als hysterische Aggressivität.11

Diese Deutung ist die Konsequenz von Brods zionistischem Engagement, die im Laufe dieser Studie analysiert wird. Brod hat in seiner Autobiographie unterstrichen, dass er dieses Gefühl selber nie empfunden hat: Ich hatte in mir kaum etwas von ›jüdischem Selbsthaß‹ verspürt, dem Theodor Lessing eine geistvolle Monographie gewidmet hat; auch von jüdischen Minderwertigkeitskomplexen hatte ich in mir nie etwas bemerkt. Das hatte vermutlich seinen besonderen Grund. Im Stephansgymnasium waren wir Juden in den meisten Klassen in der Überzahl, wir ließen uns von den ›anderen‹ nichts gefallen. […] Ich schämte mich meiner Abstammung nicht […]. Ich war auch nicht etwa besonders stolz auf mein Volk.12

Dieses Phänomen existierte aber auch in Prag und beschäftigte ihn so sehr, dass er ihm ein Theaterstück, Eine Königin Esther,13 widmete. In diesem Stück 10 11 12 13

Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthaß. Berlin: Jüdischer Verlag 1930. Max Brod: Die Frau, die nicht enttäuscht. Amsterdam: Allert de Lange 1933, S. 277f. Brod, Streitbares Leben (wie Anm. 1), S. 350ff. Max Brod: Eine Königin Esther. Drama in einem Vorspiel und drei Akten. Leipzig: Kurt Wolff 1918.

Einleitung

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bedient er sich einer Episode der Bibel, um die unangenehme Situation und die Identitätskrise der österreichischen Juden im Allgemeinen und der Prager Juden im Besonderen ans Licht zu bringen. Die konfliktreiche Prager Atmosphäre brachte aber nicht nur negative Konsequenzen mit sich. Die Faktoren, die das Leben der Prager Juden erheblich erschwerten, haben die Grundlage für eines der bedeutendsten Phänomene der deutschsprachigen Literatur am Anfang des 20. Jahrhunderts geliefert, den »Prager Kreis«. Es ist tatsächlich unmöglich, das Auftreten dieser Schriftstellergeneration vom politischen, kulturellen und sozialen Zusammenhang zu trennen. In diesem Sinn hat die Prager deutschsprachige Schriftstellerin Lenka Reinerová, die mit zahlreichen Mitgliedern des Prager Kreises bekannt war, behaupten können: »Der Boden war fruchtbar«14, um die Vielzahl und die Vielfältigkeit der Talente innerhalb einer kleinen Bevölkerungsgruppe zu erklären. Trotz des Gefühls der Trennung gab es in Prag zahlreiche Berührungspunkte zwischen den beiden Nationen, zu allererst im sprachlichen Bereich. Max Brod erinnert sich: Wir alle beherrschten die tschechische Sprache vollständig, die uns nicht weniger als die deutsche sagte. Nur Werfel, der ja bald Prag verlassen hat, da er in den Krieg mußte, der dann in Wien seinen Wohnsitz aufschlug, hatte im Tschechischen nur mittlere Kenntnisse.15

Diese Zweisprachigkeit wurde auch dadurch gefördert, dass im Gegensatz zu den Behauptungen von Egon Erwin Kisch in Marktplatz der Sensationen die geographische und kulturelle Trennung nicht absolut war, wie Gary B. Cohen unterstreicht: To minimize direct competition, Angelo Neumann, director of the German Provincial Theater from 1885 to 1910, actually made an arrangement with his Czech counterpart, František Šubert, to give the Czech National Theater rights to first local performances of new French and Italian works while the German company would have first rights to new German operas.16

Diese Abmachung erlaubte den beiden großen Theatern den Zugang zu einem gewissermaßen national gemischten Publikum, wodurch sie zur kulturellen Annäherung der beiden Nationen beitragen konnten. Prag war demzufolge eine Stadt, in der verschiedene Kulturen koexistierten, eine »Grenzstadt«, deren Atmosphäre das künstlerische Schaffen stark beeinflusste, wie Claudio Magris betont: Prag ist das Beispiel par excellence für eine Grenzstadt und Grenzliteratur, die zu dem paradoxen Versuch verführt, die Unlösbarkeit der Konflikte durch ihre Über14 15 16

Lenka Reinerová, Vortrag an der Universität Paris 3 – Sorbonne Nouvelle, 29. April 2004. Max Brod: Der Prager Kreis. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1979, S. 207f. Ebd., S. 131.

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Einleitung windung zu verklären. Die Grenze, d. h. das Zusammentreffen von geschichtlichen, kulturellen und sozialen Kräften, stellt ein brennendes Problem dar. Da sich keine Lösung finden läßt, macht man das Problem zum Lebensinhalt und sucht in der endlosen Verlängerung der sie zerreißenden Widersprüche eine Identität.17

Diese Grenzstadtsituation ist wahrscheinlich die Hauptursache für das Auftreten einer Generation von Schriftstellern, die durch die Literatur versucht haben, über diese nationalen Gegensätze hinauszugehen. Die Mitglieder des »Prager Kreises« sind vielleicht noch weiter gegangen, und zwar in dem Sinne, dass sie durch eine Vermittlungsarbeit, die in unterschiedlichen Graden allen gemeinsam war, ihren Horizont zu erweitern und sich von dem Gefühl des Eingesperrtseins zu befreien versuchten, das durch das Leben in einer Grenzstadt hervorgerufen wird. Max Brod behauptet in dem Buch, das er dem Prager Kreis gewidmet hat: Ferner bestanden sehr wesentliche Freundschaftsstrahlungen zu tschechischen Dichtern hin, zu Musikern, Malern, zu tschechischen Menschen aller Stände, aller Klassen – ebenso zu deutschen und deutschjüdischen Gruppen in Wien, Berlin und andern Städten. […] Ich lehne jene Theorie ganz entschieden ab (die namentlich Paul Eisner entwickelt hat), die den Prager Kreis als unnatürlich isoliert, als von einer ›dreifachen Ghettomauer‹ gegen die Welt hin abgesperrt darstellt.18

Und auch die Intellektuellen, die die Existenz solcher »Ghettomauern« empfinden, betrachten sie als die Quelle eines echten künstlerischen Reichtums, wie die Einleitung Oskar Wieners zur ersten Anthologie der Prager deutschen Literatur zeigt: Dies ist das tragische Geschick aller deutschen Dichter meiner Vaterstadt. Sie bleiben immer nur die Söhne einer auf sich selbst angewiesenen, von der slawischen Umgebung streng abgeschlossenen Gesellschaft. Wollen Sie aus dem Volke schöpfen – und welcher Dichter müßte dies nicht – dann tauchen sie unter in der Flut eines fremden Volkstums, holen sich ihre Anstrengungen und den Stimmungsgehalt ihrer Werke aus der tschechischen Wesensart, die sie befruchtend umströmt. Wer hier hinter Mauern wandelt und den Weg zum lebendigen Leben verschmäht, wird ein Salondichter, schreibt nur für einen engen Kreis kultivierter Leute. Mit diesem Fluch belastet sind alle künstlerischen Naturen Deutsch-Prags, sind Märtyrer ihrer Heimatlichkeit. Allerdings für die wirklich Begabten wandelt sich der Fluch zum Segen. Drei verschieden geartete Kulturen stoßen hier noch immer zusammen, vereinigen und verdichten sich zu einer einzigen, untrennbaren Geistigkeit. Deutsche, tschechische und jüdische Einflüsse wirken gleichzeitig auf den schöpferischen Geist ein und zwingen ihn zu Eingebungen, die er anderwärts nicht finden könnte. Aus dem dreifach gedüngten Boden sprießen Blüten, deren Eigenart sonst nirgendwo zu gedeihen vermöchte. Aus den dreifach durchfluteten Sphären strömt eine Musik, die sich mit keiner andern verwechseln läßt. So entstanden neue Töne, neue Richtungen und sie sind auf die Gesamtheit des deutschen Schrifttums nicht ohne Wirkung geblieben. In den letzten zwanzig Jahren erlangte Prag als deutsche Dichterstadt eine 17 18

Claudio Magris: Prag als Oxymoron. In: Neohelicon. Acta Comparationis Litterarum Universarum 7 (1979), Bd 2, Budapest, S. 13f. Brod, Der Prager Kreis (wie Anm. 15), S. 41.

Einleitung

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immer wachsendere Bedeutung; jetzt spricht man allgemein von den literarischen Wechselbeziehungen zwischen Berlin, München und Prag, während das große Wien fast unbeachtet und völlig einflusslos beiseite steht.19

Während Wiener drei verschiedene Einflüsse unterscheidet, erblickt das jüngste Mitglied des Prager Kreises, Johannes Urzidil, noch einen vierten: Die Prager deutschen Dichter und Schriftsteller hatten gleichzeitigen Zugang zu mindestens vier ethnischen Quellen: dem Deutschtum selbstverständlich, dem sie kulturell und sprachlich angehörten; dem Tschechentum, das sie überall als Lebenselement umgab; dem Judentum, auch wenn sie selbst nicht Juden waren, da es einen geschichtlichen, allenthalben fühlbaren Hauptfaktor der Stadt bildete; und dem Österreichertum, darin sie alle geboren und erzogen waren und das sie schicksalhaft mitbestimmte.20

Das Prager Umfeld hat somit stark dazu beigetragen, die Haupteigenschaften einer Literatur zu definieren, die zahlreichen und widersprüchlichen Einflüssen preisgegeben war. Diese Literatur aber hat ihrerseits das Umfeld geprägt, aus dem sie entstanden ist. 1913 stellt der tschechische Literaturkritiker Rudolf Illový fest: In den letzten Jahren sind in der Prager deutschen Gesellschaft einige Schriftsteller hervorgetreten, die durch ihren großen Fleiß und durch ihre Begabung frühzeitig Anerkennung auch im Auslande gefunden haben. Diese Generation hat zum tschechischen Volk einen Standpunkt eingenommen, der von der Linie der deutschen Politik völlig abweicht. Es sind junge Intellektuelle, welche die Kämpfe des tschechischen Volkes und seine kulturellen Bestrebungen unvoreingenommen betrachten und am tschechischen Leben als dessen Beobachter teilnehmen, um so alle seine Erscheinungsformen kennenzulernen. Diese Ansichten dieser Gruppe stehen mit den gängigen, unrichtigen Meinungen deutscher Politiker und Journalisten über die Tschechen in Widerspruch. Es besteht die begründete Hoffnung, daß diese jungen Leute auch den Damm der Voreingenommenheit und der Vorurteile, der sich bei den Deutschen in Österreich und auch in Deutschland allem Tschechischen entgegenstellt, durchbrechen und so in der Lage sein werden, die Herstellung eines Friedens zwischen den beiden Völkern, die dieses Land bewohnen, wesentlich zu fördern.21

Das Leben in einer Grenzstadt, so reich das von ihm inspirierte künstlerische Schaffen und die Vermittlungstätigkeit auch sein mögen, bleibt jedoch problematisch. Es verursacht nämlich bei jedem Individuum eine tiefgreifende Infragestellung seiner eigenen Identität, wie Claudio Magris unterstreicht: Prag ist dennoch nicht nur eine tschechisch-deutsche Grenze. Die wahre Grenze ist eine andere. Prag ist einer der räumlichen und geistigen Orte, wo die jüdische Assi19 20 21

Oskar Wiener: Zum Geleit. In: Deutsche Dichter aus Prag. Ein Sammelbuch. Wien, Leipzig: Strache 1919, S. 6f. Johannes Urzidil: Da geht Kafka. München: DTV 1966, S. 7f. Rudolf Illový. In: Veřejně mínění, 16. November 1913. Zitiert nach Kurt Krolop: Zur Geschichte und Vorgeschichte der Prager deutschen Literatur des »expressionistischen Jahrzehnts«. In: Weltfreunde. Konferenz über die Prager deutsche Literatur (wie Anm. 5), S. 63.

10

Einleitung milation erfolgt, jener Prozeß, der den Ostjuden von der Totalität des Gesetzes löst, ihn dadurch seine Identität verlieren läßt und in eine Gesellschaft eingliedert, die ihn in Kürze mit antisemitischer Wut zurückweisen wird, so daß er sich in einem Niemandsland befinden wird. […] Das Niemandsland ist im wesentlichen das Schicksal der deutschsprachigen Juden, die im Ungewissen schweben.22

Für die Prager Juden im Allgemeinen und für die Mitglieder des Prager Kreises im Besonderen geht es also darum, die doppelte Gegenüberstellung zwischen Deutschen und Tschechen, Assimilation und Bejahung ihres Judentums zu überwinden. Die Natur dieser Überwindung wird ihre persönliche Identität bestimmen. Darum mag es vielleicht ganz besonders interessant sein, der Integrationsfigur Max Brod, einem selbstbewussten Juden, der gleichzeitig ein »Freund des Deutschtums und des Tschechentums« war, eine Studie zu widmen. In ihm finden sich alle Fragen verkörpert, mit denen die Prager Juden konfrontiert waren.

22

Magris, Prag als Oxymoron (wie Anm. 17), S. 50.

Erster Teil Max Brods Identitätssuche

1

Eine vielfältige und problematische Identität

In ihrem Werk Kafka. Pour une littérature mineure1 unterstreichen Gilles Deleuze und Félix Guattari den besonderen Charakter der Prager Literatur, die sich durch ihre Deterritorialisierung auszeichnet. Sie stützen sich dabei auf einen Brief, den Kafka an Max Brod im Juni 1921 geschrieben hat: Sie lebten zwischen 3 Unmöglichkeiten […], der Unmöglichkeit nicht zu schreiben, der Unmöglichkeit, deutsch zu schreiben, der Unmöglichkeit, anders zu schreiben, fast könnte man eine vierte Unmöglichkeit hinzufügen, die Unmöglichkeit zu schreiben (denn die Verzweiflung war ja nicht etwas durch Schreiben zu Beruhigendes, war ein Feind des Lebens und des Schreibens, das Schreiben war hier nur ein Provisorium, wie für einen der sein Testament schreibt knapp bevor er sich erhängt, ein Provisorium, das ja recht gut ein Leben lang dauern kann) also war es eine von allen Seiten unmögliche Literatur, eine Zigeunerliteratur, die das deutsche Kind aus der Wiege gestohlen […] hatte.2

Eine ›kleine Literatur‹ ist aber nicht nur von einer gewissen Deterritorialisierung gekennzeichnet: in ihr ist alles politisch, weil jede individuelle Angelegenheit politische Bedeutung annimmt. Das Individuelle weicht dem Kollektiven, weil jedes Individuum und jeder Schriftsteller letzten Endes die Widerspiegelung eines besonderen politischen und sozialen Zusammenhangs und nicht die einer selbstbewussten Individualität darstellt. Es geht also nicht nur um die Reterritorialisierung einer Sprache, die Fritz Mauthner als »papiernes Deutsch«3 gekennzeichnet hat, sondern um die Identität eines Individuums, das sich durch die Literatur zu definieren sucht. Das vorliegende Kapitel zielt daher darauf, Brods verschiedene Antworten auf die Identitätsfrage zu analysieren. Zu diesem Zweck muss der Einfluss des Prager Kontextes auf die Mitglieder des Prager Kreises untersucht werden.

1 2 3

Gilles Deleuze/Félix Guattari: Kafka. Pour une littérature mineure. Paris: Editions de minuit 1975. Franz Kafka an Max Brod, Juni 1921. In: Eine Freundschaft. Briefwechsel. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt/Main: Fischer 1989, Bd 2, S. 360. Fritz Mauthner: Prager Jugendjahre. Frankfurt/Main: Fischer 1969, S. 49.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität

1.1

Prag und die individuelle Identität des Schriftstellers

Das Leben in einem Grenzland hat in dieser Generation von deutschsprachigen Schriftstellern, die vor der Jahrhundertwende geboren sind, wahrscheinlich die Ablehnung der liberalen Gesellschaft beschleunigt und verschärft. Eduard Goldstücker stellt fest: Die Welt ihrer Väter empfanden sie als unannehmbar und wiesen sie ostentativ zurück. In den sie umgebenden Kämpfen konnten sie für keines der beiden Lager aus vollem Herzen Partei ergreifen, denn vom großdeutschen Chauvinismus ihrer Sprachgenossen waren sie weit entfernt und hatten, bei aller Sympathie, doch nicht genug Verständnis für die nationalen Aspirationen der Tschechen. Sie fühlten sich in ihrer Geburtsstadt eigentlich heimatlos und ihre Welt hatte keinen festen Stand im Hier und Jetzt.4

Diese Entwurzelung war umso stärker, als diese Schriftsteller die Assimilation an die deutsche Gesellschaft in Frage stellten, die das Credo ihrer Väter gewesen war. Diese Ablehnung findet ihren Ausdruck in einem Artikel von Franz Werfel, der »Glosse zu einer Wedekind-Feier«, der am 18. April 1914 im Prager Tagblatt erschien: Es gibt in Prag einen neuen Willen und eine geistige Jugend. Der laue Nationalliberalismus und der senile Freisinn […] haben stärkeren und ehrlicheren Entscheidungen Platz machen müssen […]. Und alle jene jungen Leute rechne ich zu einer neuen und ehrlicheren Generation, die das fiktive Leben des Prager DurchschnittsDeutschen satt haben und den Willen zu einem wirklichen Leben in sich tragen.5

Diese Ablehnung der Lebensauffassung, die von ihren Vätern in einer durch politische und soziale Konflikte geteilten Stadt entwickelt worden war, bringt eine grundlegende Schwierigkeit mit sich: es ist für die junge Generation unmöglich, ein Bezugssystem zu finden, innerhalb dessen sie sich definieren könnte. Diese Schwierigkeit macht verständlich, warum manche Mitglieder dieser Generation sich entschlossen haben, Prag zu verlassen. Paul Kornfeld behauptet zum Beispiel: »Die Kunst war Fachangelegenheit aller, herausgerissen aus dem Zusammenhang, aus der Vielfalt des übrigen Lebens«6. Das Weggehen kann also als eine Flucht interpretiert werden: dadurch, dass sie 4

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6

Eduard Goldstücker: Das deutsche literarische Prag vor dem ersten Weltkrieg. Zitiert nach Elemir Terray: Einige Bemerkungen zu den »Herder-Blättern« und der Prager Avantgarde. In: Weltfreunde. Konferenz über die Prager deutsche Literatur (wie Einleitung, Anm. 5), S. 151. Franz Werfel: Glosse zu einer Wedekind-Feier. In: Prager Tagblatt, 18. April 1914. Zitiert nach Kurt Krolop: Ein Manifest der Prager Schule. In: Philologica Pragensia (Časopis pro moderní philologii), Prag 1964, S. 333f. Paul Kornfeld: Antwort auf eine Rundfrage des Prager Tagblatts: »Warum haben Sie Prag verlassen?« (1922). Zitiert nach Kurt Krolop: Hinweis auf eine verschollene Rundfrage »Warum haben Sie Prag verlassen?«. In: Germanistica Pragensia 4 (1966), S. 55.

1.1 Prag und die individuelle Identität des Schriftstellers

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sich in einer deutschen bzw. österreichischen Großstadt wie Berlin, Wien oder Leipzig niederlassen, können die Prager Schriftsteller einer Identitätskrise entgehen: es ist für sie nicht mehr notwendig, eine individuelle Identität auf den Ruinen einer kollektiven Identität zu errichten, welche die der Prager jüdischen Bevölkerung während der liberalen Ära gewesen war. Für diejenigen aber, die sich entschlossen haben, in der Hauptstadt Böhmens zu bleiben, übt der Prager Kontext einen ungeheuren Einfluss auf die individuelle Identität aus, wie die Definition, die Johannes Urzidil in seinem Roman Prager Triptychon von sich selbst gegeben hat, es zum Ausdruck bringt: »Ich bin hinternational […]. Hinter den Nationen – nicht über- oder unterhalb – ließ es sich leben und durch die Gassen und Durchhäuser streichen«7. Um in Prag leben zu können, muss man imstande sein, »hinter den Nationen« zu leben, und dies bedeutet, dass man die nationalen Konflikte verinnerlichen muss, um eine individuelle Identität entwickeln zu können. Die Bedeutung des politischen und sozialen Zusammenhangs für die Definition der persönlichen Identität ist offensichtlich, wenn man wie Erik H. Erikson das Identitätsgefühl folgendermaßen definiert: A sense of identity means a sense of being at one with oneself as one grows and develops; and it means, at the same time, a sense of affinity with a community’s sense of being at one with its future as well as its history – or mythology.8

Wie kann man aber dieses Zugehörigkeitsgefühl empfinden, wenn die Gemeinschaft sich selbst nicht definieren kann, wenn sie nicht weiß, was ihre Zukunft sein wird, und wenn ihre Bezugspunkte ihre Bedeutung verloren haben? Max Brod, der sich weigert, Prag zu verlassen und anderswo, in der festen Identität einer anderen Gemeinschaft, die Verankerung seiner Identität zu suchen, versucht zuerst, seine Identität über seine literarische Tätigkeit zu definieren, und gehorcht dabei wahrscheinlich dem Gefühl, dass »die Identität am sichersten ist, wenn sie auf Tätigkeiten beruht«9. Er versucht also, sich an verschiedene literarische Strömungen anzuschließen, d. h. an eine schon existierende Gemeinschaft, die die Grundlage seiner individuellen Identität bilden könnte. In Brods Fall führt das Leben in einem Grenzland zu einer Umkehrung des normalen Prozesses des künstlerischen Schaffens. Es ist nicht mehr die Identität des Individuums, die in den Werken zum Ausdruck kommt, sondern die Werke werden durch ihre Verschiedenartigkeit und Vielfalt dem Künstler dazu verhelfen, seine eigene Identität zu entwickeln. 7 8 9

Johannes Urzidil: Relief der Stadt. In: Prager Triptychon. Erzählungen. Salzburg: Residenz Verlag 1997, S. 12. Erik H. Erikson: Dimensions of a New Identity. The 1973 Jefferson Lectures in the Humanities. New York: Norton 1974, S. 27f. Erik H. Erikson: »Identity is safest, of course, when it is grounded in activities«. Ebd., S. 105.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität

1.2

Brod und die literarische Tradition

Brods literarische Anfänge stehen im Wesentlichen unter dem Einfluss von Gustav Meyrink, von dem Brod in seiner Autobiographie schreibt: »In der Literatur war damals Meyrink mein Meister, ich schwärmte von seiner Novelle ›Der violette Tod‹«10. Zu dieser Zeit gehört Brod zum Schriftstellerkreis um Meyrink: »Er war der liebenswürdigste Gastgeber, war hilfsbereiter und freundlicher als die anderen Prager Dichter, die soviel von Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit sprachen, ohne sie zu üben«11. Brod »bewunderte sein abseitiges Wissen, seine seltsamen Liebhabereien«12, obwohl er manchmal das Gefühl hatte, »dass es rings um ihn spukte«13. Brods Bewunderung für Meyrink wird in seinen ersten Novellen, »Die Insel Carina«14 und vor allem »Zwillingspaar von Seelen«, deutlich. Meyrink empfahl die Novelle »Zwillingspaar von Seelen« dem Chefredakteur des Magazin für Literatur, Jean Jacques Hegner: Meyrink schickte eine Novelette von mir (übrigens pure Meyrink-Nachahmung) mit herzlicher Empfehlung an eine dem Exotischen und Grausamen zugeneigte Zeitschrift, das ›Magazin für Literatur‹, das Jean Jacques Hegner redigierte. So wurde zum erstenmal eine Arbeit von mir gedruckt.15

In diesem »skizzierten Roman« ist Meyrinks Einfluss am offensichtlichsten: Brod hat versucht, sich an das zu dieser Zeit hochgeschätzte Genre der phantastischen Erzählung anzuschließen, zu dessen Hauptvertretern Meyrink zählt. Die Novelle besteht aus drei Teilen. Der erste Teil ist ein Brief, den Julius, ein in einer kleinen böhmischen Stadt lebender Bankangestellter, an seinen Freund Alvarez, der in Toledo lebt, schickt. Er befindet sich in einem Zustand großer Unruhe: Seit einigen Tagen aber bin ich von einer wahnsinnigen Unruhe befallen, die wie ein fremder Wille in mein Leben eingebrochen ist […]. Meine Angst wächst stündlich, und […] ich könnte beim besten Willen keinen Grund für sie angeben… ausgenommen vielleicht den Umstand […], daß ich vor zwei, drei Tagen und seither oft einem Krüppel begegnet bin, der mich scharf ansieht und der sonderbare Erinnerungen in mir auslöst.16

Dieser Mann erinnert ihn an den Gatten einer Frau, die er einst, während eines Urlaubs, den er mit seinem Freund Alvarez verbracht hatte, geliebt hat. Der Gatte, ein Musiker, hatte damals versucht, Julius zu ertränken; dieser kann sich 10 11 12 13 14 15 16

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 237. Ebd., S. 302. Ebd., S. 304. Ebd., S. 300. Diese Novelle wurde 1904 geschrieben und in der Sammlung Experimente (1907) veröffentlicht. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 302. Max Brod: Zwillingspaar von Seelen. In: Die Gegenwart 68 (1905), S. 220.

1.2 Brod und die literarische Tradition

17

aber nur vage an dieses Ereignis erinnern, das in ihm ein tiefes Schuldgefühl verursacht, und bittet seinen Freund darum, ihm die Details dieser halbvergessenen Geschichte zu erzählen, in der Hoffnung, dass dieses Schuldgefühl verschwinden möge. Die Antwort von Alvarez bildet den zweiten Teil der Novelle. Dieser, weit davon entfernt, seinen Freund beruhigen zu können, erzählt, dass er einige Wochen zuvor dem Gatten in Toledo begegnet ist, der ihm erklärt hat, daß jedem Unglücklichen ein Glücklicher im Wege stehe, seine bevorzugte Zwillingsseele, die alles ihm bestimmte Wohl gleichsam unterwegs abfange. Jeder Mensch müsse einen solchen Doppelgänger haben […], der Gesegnete einen Verdammten, und daß der Eine seine Wollust genieße, der andere seinen Schmerz bis zur Neige trage, habe nur darin seinen Grund, daß er nie im Leben seinem Ergänzer begegne und die gerechte Ausgleichung so verhindert werde. Denn wenn der Bedrückte seinen glücklicheren Widerpart fände, könnten die Gegensätze geebnet werden und beide doch wenigstens in Frieden sterben.17

Der Musiker befindet sich auf der Suche nach diesem Menschen, der ihm alles, seine Schönheit, seine Frau, seine Gesundheit, seine Arbeit und seine Ehre, weggenommen hat. Der dritte Teil, der im Stil eines Berichts geschrieben ist, bildet den Epilog dieses »skizzierten Romans«. Einige Wochen, nachdem er den Brief an Alvarez geschickt hat, wird Julius tot in seinem Bett gefunden, mit einer seltsamen, dreieckförmigen Wunde in der Brust. Auf dem Tisch finden die Polizisten die folgende Notiz, ein Zitat von Schopenhauer: Des Herzens Knoten ist zerschnitten, der Wille gebrochen in Gerechtigkeit. Das Zwillingspaar von Seelen hat das Prinzip der Individuation, den Schleier der Maja, durchschaut und ist nun im Tode Eins geworden.18

Die Waffe ist aber nirgendwo zu finden. Einige Stunden später findet man dafür eine männliche Leiche am Flussufer. Sie hat die gleiche Wunde wie Julius und die Waffe, die neben ihr liegt, ist nur einmal benutzt worden. Zu dieser Novelle schreibt Brod in seiner Autobiographie: »Es ist klar, daß die ›Moral von der Geschichte‹ auf Schopenhauer hinweist […]. Während es in Meyrinks Sphäre gehört, daß nur eine einzige Kugel aufgefunden wird, die unerklärlicherweise beiden Leben ein Ende gemacht hat«19. Die Philosophie Schopenhauers hat tatsächlich Brods frühes Denken stark geprägt; davon zeugen vor allem die Romane Der Sommer, den man zurückwünscht und Die Rosenkoralle, die Brod nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben hat und die beide autobiographische Züge tragen. Brod gibt selber zu: Es ist viel Autobiographisches in jenen Werken mitverwendet, eingearbeitet, so in dem besagten Sommer-Roman,20 ferner in Jugend im Nebel […], in Stefan Rott wie 17 18 19 20

Ebd. Ebd, S. 221. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 256. Es handelt sich um den Roman Der Sommer, den man zurückwünscht.

18

1 Eine vielfältige und problematische Identität im Roman Beinahe ein Vorzugsschüler und in der noch unveröffentlichten Rosenkoralle (Gymnasium) oder in den Rebellischen Herzen (Redaktionszeit).21

Im Roman Der Sommer, den man zurückwünscht kann der junge Held Erwin als Brods Doppelgänger betrachtet werden: Erwins Bruder Otto trägt denselben Vornamen wie Brods Bruder und wird, wie Otto Brod, in einem Konzentrationslager ums Leben kommen. Darüber hinaus hat der junge Erwin in seiner Kindheit an einer seltenen Krankheit, der Kyphose, gelitten, was auch der Fall von Max Brod war. Die Vorstellung, die der junge Erwin von sich selbst hat, beruht auf einem Satz Schopenhauers, den er irgendwo zitiert gefunden hatte (denn an das Werk dieses Philosophen, den ihm ein Onkel als den größten von allen empfohlen hatte, traute er sich noch nicht heran). In diesem Satz hieß es, seiner Erinnerung nach, daß das untrügliche Maß der Größe eines Menschen an seinem Bedürfnis nach Einsamkeit abgelesen werden könne.22

Die Figur der Onkels taucht im Roman Die Rosenkoralle unter dem Namen Rapp wieder auf. In diesem Fall ist es ebenfalls möglich, eine Beziehung zwischen dem Helden, Edgar Prisco, einem alten Mann, der in Israel lebt und ein Manuskript geschrieben hat, in dem er seine Prager Jugend erzählt, und Brod selber herzustellen. Die Eltern des jungen Edgar werden tatsächlich folgendermaßen beschrieben: Die Mutter war die Ehrlichkeit, die Aufrichtigkeit in Person; der Vater suchte eher alles zu glätten, auszugleichen, – ohne geradezu Unwahres zu sagen. Ein Stratege des Alltags. Die Mutter ging geradeaus auf die Sachen und die Menschen los.23

Diese Beschreibung entspricht derjenigen, die Brod von seinen eigenen Eltern in seiner Autobiographie gibt: Ja, sie waren beide grundgute Menschen, wiewohl die Mutter mehr als billig die rauhe und stürmische Seite, der Vater ebenso übertrieben (in der entgegengesetzten Richtung) die vornehme und höflich zurückhaltende hervorkehrte.24

Diese Elemente erlauben die Gleichsetzung des Onkels im Roman, Rapp, mit Brods Onkel, Emil Weiß, der sein Englischlehrer war, wie es auch der Fall beim jungen Erwin ist. Die Rolle des Onkels wird aber nicht auf den Englischunterricht begrenzt, er ist derjenige, durch den der junge Erwin (und also der junge Max) die Werke von Schopenhauer entdeckt: Rapp hatte, das gewachsene Auffassungsvermögens des Knaben abschätzend, gegen Schluß des zweiten Jahres ihres Umgangs begonnen, ihn mit der Philosophie Schopenhauers vertraut zu machen, die sein eigener Herzenstrost war.25

21 22 23 24 25

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 169. Max Brod: Der Sommer, den man zurückwünscht. München: Herbig 1973, S. 90. Max Brod: Die Rosenkoralle. Ein Prager Roman. Bertlin: Eckar 1961, S. 36. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 161. Brod, Die Rosenkoralle (wie Anm. 23), S. 94.

1.2 Brod und die literarische Tradition

19

Schopenhauers Theorien sind für ihn selbstverständlich: Man brauchte nur zu lesen, das bereits Gedachte mit voller Kraft in sich aufzusaugen, und im Geiste Schritt für Schritt, ohne Übereilung, ohne Überhebung, nichts als die Wahrheit vor Augen, getreulich langsam nachzuschaffen. Dann erlebte und verstand man, daß die Welt nicht von einer zentralen Weltvernunft, einem ordnenden, gütigen Gott geschaffen sei, wie die meisten Denker vor Schopenhauer irrigerweise und um sich die Sache leicht und angenehm zu machen, phantasiert hatten, – nein, sie war nichts als das Werk eines blinden Triebs, eines unbewußten, wütenden Willens.26

Von diesem Zeitpunkt an steht die intellektuelle Entwicklung des jungen Mannes unter dem Zeichen von Schopenhauer: Immer deutlicher wurde ihm, daß Schopenhauer und nur Schopenhauer recht hatte. Alle anderen Philosophen, soweit sie nicht von dem Meister selbst als seine Vorgänger angeführt und hoch belobt wurden, waren nicht etwa irrende, sondern ganz gemeine Schwindler, bewußte Fälscher der Wahrheit.27

Unter der Schutzmacht von Schopenhauer, den Brod gegen alle Kritiker, und vor allem gegen Nietzsches Theorien verteidigt, tritt der Autor in das Prager intellektuelle Leben ein. In seiner Autobiographie beschreibt er eine Vorlesung, die er im Alter von 19 Jahren gehalten hat: Ziemlich am Anfang meiner Hochschuljahre (es dürfte wohl im Frühling 1903 gewesen sein) hielt ich einen Vortrag über Schopenhauer; ich sprach dabei sehr scharf gegen Nietzsche, dessen Abfall von seinem anfangs vergötterten Lehrmeister Schopenhauer mir als ein Verrat ohnegleichen erschien. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, daß irgend jemand eine der Hauptthesen Schopenhauers bona fide in Frage stellen konnte. An diese Thesen glaubte ich felsenfest. Ich glaubte: Hat jemand die Grundzüge des Schopenhauerschen Lehrgebäudes verstanden (und bei Nietzsche war es erweislich, daß er sich zu dieser Weisheit aller Weisheiten hindurchgearbeitet hatte), so konnte es nur böser Wille, Hochstapelei sein, was ihn veranlaßte, sich von ihnen abzukehren […]. Und so nannte ich Nietzsche rundheraus einen ›Schwindler‹.28

Schopenhauer ist für Brod zu dieser Zeit von einer solchen Bedeutung, dass er die ästhetischen Theorien, die er zu diesem Zeitpunkt entwickelt, von Schopenhauers Theorien, vor allem der Theorie der Apperzeption, ableitet. In seinem ersten kritischen Essay, »Zur Ästhetik«, den er 1906 in der Zeitschrift Die Gegenwart veröffentlicht, behauptet Brod, dass »das Schöne eine Eigenschaft der Vorstellungen« sei, und er präzisiert: »Vorstellung ist hier in dem Sinne genommen, in dem Schopenhauer sagt: die Erscheinungswelt ist unsere Vorstellung«29. Er behauptet: »Schön ist diejenige Vorstellung, die 26 27 28 29

Ebd., S. 100f. Ebd., S. 97. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 234f. Max Brod: Zur Ästhetik. In: Die Gegenwart 69 (1906), S. 102.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität

neu ist«30 und versucht dann, diese Behauptung zu beweisen und zu nuancieren. Er unterstreicht die wesentliche Rolle, die das Phänomen der Apperzeption in der Ästhetik spielt, und gibt folgende Definition: Unter Apperception versteht die Psychologie die Aufnahme und Aneignung einer neu entstandenen durch eine schon vorhandene Vorstellung oder ganze Vorstellungsgruppe […]. Jede neue Vorstellung, die nun in den Intellekt eintritt, sucht sich unter der Fülle der vorhandenen eine ihr verwandte Vorstellung heraus und gliedert sich an diese an. Und diese Angliederung und Bereicherung des Intellekts nennt man Apperception.31

Die Wahrnehmung des Schönen hängt also von der Apperzeption ab, in dem Sinne, dass jede neue Vorstellung, die sich in den Intellekt integriert, einer schon vorhandenen Vorstellung genügend nahe sein muss, damit die Aneignung der neuen Vorstellung ohne Widerstand stattfinden kann. Brod kann demzufolge feststellen: Schön ist diejenige Vorstellung, die einen solchen Grad von Neuheit besitzt, daß sie von einem bestimmten Menschen unter Lustaffecten appercipiert werden kann. Eben dieser Lustaffect ist der ästhetische Genuß. Damit ist ausgesprochen: Das Schöne ist ganz und gar relativ.32

Dies führt unmittelbar zu der Behauptung, dass die Schönheit keinen universellen Wert besitzt. Der subjektive Wert eines Kunstwerks beruht also nur auf dem Grad an Neuartigkeit, den es dem Individuum anbieten kann. Daraus folgt, so Brod, dass das einzige objektive Kriterium, das den Wert eines Kunstwerks zu messen ermöglicht, seine Neuartigkeit ist: Die unhaltbaren, aber weit verbreiteten Ansichten vom objektiv Schönen, verlangen als nothwendige Ergänzung neben dem für alle Menschen und für alle Zeit ästhetisch wirksamen Kunstwerk auch einen Schöpfer des Werkes, dessen Betrachtungsweise von der aller übrigen Menschen fundamental verschieden ist.33

Der beste Ausdruck dieser Auffassung ist wieder bei Schopenhauer zu finden, weil dieser dem dem Willen unterworfenen Intellekt den genialen Künstler gegenüberstellt. Brod gelangt zur folgenden Schlussfolgerung: Wir erkennen das Kriterium der Schönheit in der Neuheit einer Vorstellung und beurtheilen das gesamte Lebenswerk eines Künstlers nach der Summe der neuen Vorstellungen, die er uns bringt […]. Hieraus ergibt sich: Das Genie ist keine qualitative, sondern nur eine quantitative Größe.34

In den ersten Jahren seines künstlerischen Schaffens wendet Brod diese auf Schopenhauers Ideen beruhende Theorie auf seine eigenen Werke an. Die 30 31 32 33 34

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd., S. 118. Ebd.

1.2 Brod und die literarische Tradition

21

Vielfalt seiner Arbeiten kann man wahrscheinlich als deren unmittelbare Folge verstehen: Brod begnügt sich nicht damit, Novellen zu veröffentlichen, er hat auch zahlreiche Gedichte und kritische Essays geschrieben und Musikstücke komponiert. Diese ausufernde Tätigkeit scheint also eine Antwort auf das für die Prager jüdischen Schriftsteller wesentliche Problem zu sein, das Problem der Bildung und der Behauptung einer individuellen Identität. Dadurch, dass er eine Vielfalt von Vorstellungen schafft, gibt er seinem Intellekt zahlreiche Verankerungspunkte und gleicht die Unmöglichkeit aus, sich mit einer zum Untergang verurteilten Gemeinschaft zu identifizieren. Hier wird die Quantität der Qualität vorgezogen: überall sein bedeutet letzten Endes, dass man eine eigene Existenz besitzt. Brods Bekenntnis zu Schopenhauers Theorien kann man demzufolge als eine Art Flucht aus dem Prager politischen und sozialen Kontext betrachten. Laut Schopenhauer gibt es keine objektive Wahrnehmung, da die Welt von einem unbewussten Trieb beherrscht ist: es ist also vollkommen nutzlos, eine Beziehung zur Umwelt zu entwickeln. Die Kunst wird zum Instrument der Befreiung aus dem Weltgefängnis, sie ist für ihn der einzige Ort, wo die Eigenart jedes Individuums sich ausdrücken kann. Diese Auffassung, die Brods Credo zu jener Zeit darstellt, findet ihre beste Personifizierung in der Figur des französischen Dichters Jules Laforgue, dessen Werk Brod 1909 mit seinem Freund Franz Blei ins Deutsche übersetzt hat. Das von Brod für diese Übersetzung geschriebene Vorwort fasst die Haltung, die er als die beste betrachtet, folgendermaßen zusammen: Dem Schopenhauerianer ist die Welt nichts Objektives, nein, ein Trugbild, das für die vom ›Schleier der Maja‹ getrübten Augen vorgemacht wird. Der große Gaukler ist der Wille, das Unbewußte, das Ding an sich. Er verzaubert sich in Millionen Gestalten, die ihres gemeinsamen Ursprungs uneingedenk einander bis aufs Blut quälen und befehden; die ewig unbegreiflichen Kategorien: Zeit, Raum und Kausalität, im menschlichen Gehirn ausgeheckt, befördern sein trauriges Geschäft, das dem armen Adam nur zwischen Langeweile und Unglück die Wahl läßt. Die Welt ist öde und nichtig, täglich bekräftigt der Tod die Vergänglichkeit des Seienden, die gehende Minute läßt an das Ende denken… und niemanden mehr als den unheilbar tuberkulösen Dichter… Da findet seine gequälte Seele den Ausweg. Dieser Ausweg heißt: Witz, Einfälle, tausend neue Einfälle, die Kunst! Da der Alltag in seiner Ernsthaftigkeit betrübend und doch nur eine Täuschung ist, wohlan, vernichten wir seine Ernsthaftigkeit dadurch, daß wir ihn als Täuschung erkennen und denunzieren. Nun sind wir beide Übel mit einem Schlage los. Daß das Leben grausam ist, ängstigt uns nicht mehr; denn es ist ja nichts Reales.35

Die Bedeutung Schopenhauers für Brods künstlerisches Schaffen geht weit über die Entwicklung von ästhetischen Theorien hinaus: seine ersten Novellen 35

Max Brod: Jules Laforgue. Vorwort zu Jules Laforgue: Pierrot, der Spaßvogel. Übersetzung von Max Brod und Franz Blei. Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1909, S. 12f.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität

sind deutlich von den Ideen des Philosophen geprägt. Dieser Einfluss war schon in »Zwillingspaar von Seelen« wahrnehmbar, er wird noch deutlicher in Brods erster Novellensammlung Tod den Toten!, die 1906 erscheint. Ihr ist das Motto »Nil admirari« vorangestellt, das in der ersten Novelle, »Tod den Toten!« illustriert wird. In diesem Text stellt Brod zwei Figuren dar: Karl Winter, einen jungen Prager Kunststudenten, und Gottfried Tock, einen alten Milliardär, der Kunstwerke sammelt. Der Dialog zwischen diesen beiden Figuren ist stark von Schopenhauers Ideen geprägt und kennzeichnet sich durch einen besonders pessimistischen Ton. Für den jungen Mann ist die Kunst »nicht um des Lebens willen da, um es zu verschönern oder angenehm zu machen; ebenso wenig wie das Leben um der Kunst willen da ist«36. Seiner Meinung nach gibt es »wahre Genies, die aus innerem Antrieb, einem geheimnisvollen Drange folgend, die Welt betrachten und nachschaffen, ohne dabei persönlichen Absichten zu folgen. Es gibt nicht viele, das ist wahr. Jedes Menschenalter hat vielleicht nur drei oder vier aufzuweisen. Aber diese sind dann die Gipfelpunkte des Geistes, in ihnen drängt sich die ganze Kultur und Leistungsfähigkeit einer Epoche zusammen, nach ihnen wird ein Volk, eine Sprache im Werte geschätzt«37. Er klammert sich an die Existenz einer Republik des Geistes, die er als die letzte Zuflucht betrachtet. Dieser Glaube an eine geistige Welt erweist sich aber als illusorisch, wie der alte Tock zeigen wird. Der Verstand kennt keine Ruhe, er sucht ständig nach der Ursache der Dinge und dann nach der Ursache der Ursachen und gewinnt dadurch Herrschaft über die Menschen: Nicht wir haben die Gedanken; die Gedanken haben uns! – Und sie regieren hart und tyrannisch. Erst Wagner, dann Mozart, dann wieder ein wenig Wagner […]. Dann vielleicht zu Strauss und Bruckner. Die Mode schreitet fort […]. Ein Götze folgt dem andern, eine ganze Götzenhorde […]! Sie verfinstern uns das Licht und die Freiheit.38

In diesen Worten des alten Tock werden die negativen Aspekte der Brodschen ästhetischen Theorie erkennbar. Diese Aufeinanderfolge von Götzen ist die unmittelbare Konsequenz der Apperzeption: Was neu ist, kann nie einen ästhetischen Eindruck auf uns machen. Ich meine das, was ganz neu ist; denn es findet in unserer Seele keinen Anknüpfungspunkt. Es wirkt rein äußerlich, interessiert uns, reizt uns, befremdet uns; darin liegt eben der Reiz der Neuheit. Wenn es aber nur irgendwie etwas in uns findet, was ihm ähnlich ist, so beginnt es sich schon näher an uns zu schmiegen. Es reizt uns nicht mehr; es befriedigt uns. Es ordnet sich in unser Bewußtsein ein, füllt eine Lücke. Und dieser Vorgang, den man Apperzeption nennt, bewirkt ein psychisches Lustgefühl, worauf die ganze Ästhetik beruht. – Jedes Kunstwerk wird also zuerst befremden, dann immer mehr und mehr gefallen […]. Schließlich werden wir das Werk ganz in uns auf36 37 38

Max Brod: Tod den Toten! In: Tod den Toten! Stuttgart: Axel Juncker 1906, S. 12. Ebd., S. 15. Ebd., S. 21.

1.2 Brod und die literarische Tradition

23

genommen haben und so sehr gegen alle weitere Eindrücke abgestumpft sein, daß es uns langweilt.39

Die Kunst ist also keine Lösung für die tragische Sinnlosigkeit des Lebens, weil auch im Bereich der Kunst alles vergänglich ist: »Alles entsteht, wächst und stirbt – im Leben wie in der Kunst. Wir entgehen dem irdischen Schicksal nicht«40. Als der alte Mensch sich dessen bewusst wird, begeht er Selbstmord, indem er einen Brand legt, der seine Kunstsammlung vernichtet. In der Kunst Zuflucht vor der Gesellschaft suchen, ist unmöglich, weil die Gesellschaft letzten Endes die Oberhand gewinnt. Und darin eben besteht die Tragik der menschlichen Existenz: es ist unmöglich, der Existenz zu entgehen. In dieser Novelle zeigt Brod die negativen Konsequenzen der Schopenhauerschen Philosophie, die er danach neu zu deuten versucht. Die neuen Novellen kann man also als einen Versuch verstehen, eine auf Schopenhauers Ideen beruhende positive Auffassung des Lebens zu entwickeln. In Tod den Toten! findet man auch historische Anekdoten: »Ein Schwerthieb« setzt Alexander den Großen in Szene und »Tyrann und Asket« beschreibt eine Begegnung zwischen Dschingis Khan und einem Asketen in der Wüste. Die Novelle »Unter Schriftstellern«, die während der römischen Antike spielt, behandelt das Thema des künstlerischen Schaffens und nimmt die Theorien wieder auf, die Brod in dem Essay »Zur Ästhetik« entwickelt hat. Einer der Helden behauptet: Ich kann nicht anderes schreiben als das, was ich für originell halte. […] Und nun kommt die große Frage: Ist das ein Fehler oder ein Vorzug? – Jedenfalls ist es eine Eigenart und verdient wohl Beachtung.41

Dieser Satz bedeutet mehr als die einfache Behauptung einer ästhetischen Theorie; er ist der Ausdruck der Spezifizität des Schriftstellers. In der nächsten Novelle, »Studie über das Mitleid«, erscheint der Autor in einer neuen Verkörperung: er ist kein römischer Schriftsteller mehr, sondern nur »Jemand«. Brod bietet hier Überlegungen über das Talent und das Genie an, die seine eigenen Fragen widerspiegeln. Die Novelle beginnt mit den folgenden Sätzen: Jemand geht auf der Strandpromenade spazieren; jemand langweilt sich. ‚Man gibt zu, daß ich talentiert bin. Gut. Betrachten wir näher, was damit los ist! – Ich bin also talentiert. Das heißt: ich brauchte nur einen Grad mehr zu haben, um genial zu sein? Dann, ja dann! – – Es ist beinahe unglaublich, wie dann alles anders, grundanders wäre. Könnte ich dann nicht alles, was ich jetzt unlustig und beinahe im Halbschlafe vornehme, im vollen Bewußtsein seiner Bedeutung vornehmen und glücklich dabei sein? […] Könnte ich dann nicht mit einem Wort statt eines Lebens eine Biographie

39 40 41

Ebd., S. 24ff. Ebd., S. 28. Max Brod: Unter Schriftstellern. In: Tod den Toten! (wie Anm. 36), S. 71.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität leben? […] Nur ein solches Leben hat doch in Wahrheit einen Zweck, ein Ziel, eine Berechtigung, einen Wert.42

Die Fragen über das Talent und den Sinn eines Künstlerlebens verlieren schnell ihre Bedeutung, als die Nachricht von einem Sturm eintrifft, der viele Opfer gefordert hat. Plötzlich findet Jemand dieses Selbstmitleid, diese Unterscheidung zwischen verschiedenen Lebensformen, lächerlich: So viel Verschiedenes vernichtet, so viele Fäden zerrissen, so viel Bedeutsames herabgezogen! Jawohl Bedeutsames! Denn ist nicht alles Lebende höchst bedeutsam, für sich selbst schlechterdings unersetzlich und heilig. O, wie konnte ich nur so verblendet sein, an mir, an einem Stück Leben herumzukritteln. Erstens war sicher alles von Talent und Genie, was ich da im Ärger herausgebracht habe, ganz falsch; zweitens ist es ein großes Unrecht – und überhaupt beinahe verbrecherisch, zwischen Leben von Wert und Leben ohne Wert, zwischen Biographie und Alltag zu unterscheiden. Wo wäre der Wertmesser! Alles ist wertvoll; alles soll erhalten bleiben, was sich regt.43

Die Bedeutung dieser Überlegung, die den Brodschen Indifferentismus, der in der letzten Novelle entwickelt wird, im Keim enthält, wird aber durch die Schlusspointe völlig entkräftet: »Und als der Kellner zurückkam, ließ sich Jemand Tinte und Feder bringen und schrieb, während die Suppe auskühlte, diese Studie«44. Es scheint immer noch notwendig, seine Überlegungen schriftlich festzuhalten, sie in einer Analyse einzusperren, anstatt ein Leben zu genießen, dessen Wert einzig darauf beruht, dass es gelebt wird. Diese Ablehnung der Analyse, die Brod im ästhetischen Bereich bereits behauptet hat, wird durch die nächste Novelle, »Warum sang der Vogel?«, auf die Ganzheit des Lebens angewendet. In diesem kleinen Text sucht der Erzähler die Erklärung für die Tatsache, dass der Vogel singt: er mache sich über die sinnlosen menschlichen Überlegungen lustig, er freue sich über den Sonnenaufgang und die Schönheit der Welt … Der Erzähler gelangt aber dann zur Schlussfolgerung, dass der Gesang den Hunger des Vogels ausdrückt. Dadurch wird den Überlegungen über den Lebenssinn jede Bedeutung abgesprochen. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt auch der Held der Novelle »Difficilitätsmoral«, Guido von Hontheim, der einen seiner Freunde folgendermaßen kritisiert: Er war wohl jetzt so schön damit beschäftigt, über das Leben nachzudenken, daß es ihm vorkam, wie wenn das ganze Leben in seinen Kopf hineingekrochen und gar nichts mehr draußen geblieben wäre. Höchst überflüssig und nicht ein bißchen beachtenswert kam ihm schon das wirkliche Leben vor.45

42 43 44 45

Max Brod: Studie über das Mitleid. In: Tod den Toten! (wie Anm. 36), S. 87f. Ebd., S. 92f. Ebd., S. 94f. Max Brod: Difficilitätsmoral. In: Tod den Toten! (wie Anm. 36), S. 101.

1.3 Eine persönliche Antwort: der Indifferentismus

25

Der Held stellt sich denjenigen gegenüber, die nicht verstehen wollen, »daß die Welt schimmert […]. Für sie gibt es nur Begriffe, Gleichheiten und Kontraste«46. Er lehnt jene Moral ab, nach der einzig das Komplizierte und Schwierige wertvoll und tugendhaft ist, und versucht seine Lebensauffassung während eines Balls anzuwenden: Das Leichteste soll mir jetzt das Beste sein; ich will den Mut haben, selbst leicht zu sein, leicht und stark, nicht aber schwach in Schwermut. Und am Leben will ich mit allen Fasern hangen.47

Er fühlt sich aber bald von der Gesellschaft ausgeschlossen und fängt an, Abscheu vor seinen Zeitgenossen zu empfinden: Und das nennt man schön! Dieses ekelhafte Fleisch, diese schweiß-glänzenden Gesichter, dieser Wald von verzerrten Menschen, diese geschminkte Musik, diese Seidenfetzen, auf denen die grellen Reflexe der Bogenlampen tausend Flitter aufflammen lassen. – Gott sei Dank! Ins Zimmer scheint der Mond herein. Besser ein reinliches Licht und schweigsames Nachtdunkel als alle diese falschen, grellen, bellenden Farben!48

Es ist ihm unmöglich, das gesellschaftliche Leben und eine glückliche Lebensauffassung zu versöhnen, und er entscheidet sich für die Einsamkeit und die Dunkelheit. Erst in der letzten Novelle, »Indifferentismus«, gelingt es Brod, Schopenhauers negative Feststellung ins Positive umzukehren. Die Einheit der Sammlung besteht also nicht in dem Ton und den verschiedenen erzählten Ereignissen, sondern in einer Bewegung, die in den »Indifferentismus« mündet, eine Philosophie, die es dem Individuum erlaubt, eine authentische Identität zu behaupten.

1.3

Eine persönliche Antwort: der Indifferentismus

Der Novelle »Indifferentismus«, die die im Laufe der Sammlung aufgetretenen Figuren um den jungen Lo Grottek sammelt, ist ein Motto vorangesetzt, das auf das »Nil admirari« antwortet: »Omnia admirari«. Lo, ein schwer kranker junger Mann, erweckt paradoxerweise bei dem Erzähler, »Jemand«, kein Mitleid, sondern eher Eifersucht, weil es ihm gelingt, der Welt und den Menschen gegenüber eine ausgeglichene Haltung dadurch einzunehmen, dass er allen Menschen und Dingen den gleichen Wert beimisst. Diese Haltung übt einen starken Einfluss auf den Erzähler aus, der entscheidet: »Ich halte nun alles für

46 47 48

Ebd., S. 102. Ebd., S. 117f. Ebd., S. 125.

26

1 Eine vielfältige und problematische Identität

gleichwertig, man braucht nirgends eine besondere Tonart anzuschlagen. Jede Eigenschaft ist menschlich – das ist nun meine Weisheit«49. Diese neue, von dem kleinen Lo verkörperte Weisheit wird folgendermaßen gekennzeichnet: Ich finde weder Tugend allein beifallswürdig und das Laster verächtlich, noch die Tugend allein verächtlich und das Laster beifallswürdig […]. Die Welt findet in jedem Augenblick ihren Zweck, d. h. ihr bloßes Dasein ist ihr Zweck. Nun denn, lassen wir sie gewähren, stören wir sie nicht! Und wir können uns über alles, was geschieht, höchstlichst freuen. Nicht nur über die Tugend oder nur über das Laster, nein über alles was geschieht. Das ist der Indifferentismus. Aber wir dürfen ja nicht vergessen, uns auch selbst noch mit zur Welt zu rechnen. Es wäre ein großes Mißverständnis, wollte man auf Grund unserer Ansicht seitwärts aus dem Leben treten, allen Dingen ihren Lauf lassen und sich nur auf das Zusehen beschränken. Das wäre ganz falsch und feige […]. Man muß sich selbst, seine eigenen Taten, Neigungen, Freuden, Schmerzen als Teil der Welt, als gleichberechtigt mit dem Weltall ansehen. Über all dem Tun und Lassen kann aber doch noch eine milde Heiterkeit und Dankbarkeit liegen […]. Das ist der Indifferentismus.50

Der Indifferentismus scheint den Endpunkt der im Band vollzogenen Entwicklung Brods darzustellen. Es gelingt ihm, eine pessimistische Lebensauffassung in eine positive Philosophie umzuwandeln, wie einer der ersten Kritiker des Bandes, Anselm Ruest, aufgezeigt hat: Da beschreibt er die wunderbare Linie, die von Nil admirari zu Omnia admirari, eine praktische Philosophie, eine Weisheit der Stunden, keine Weisheit des Verzichtens und keine des himmelhohen Jauchzens, sondern eine Weisheit der Mischung, der – Mitte.51

Diese Philosophie steht aber nach wie vor unter dem Patronat von Schopenhauer, wie das Ende der Novelle beweist. In einem letzten Traum spricht der junge Lo mit dem Philosophen, der folgende Selbstdefinition gibt: »Ich bin nach meiner Lehre vielleicht der einzige Mensch auf der Welt, der trotz Erkenntnis der weltauflösenden Wahrheit streben und leben darf«52. Dadurch kann Brod, der sich dabei paradoxerweise auf Schopenhauer stützt, noch einmal den Vorrang des Lebens vor der Überlegung hervorheben, denn »der gefährlichste Gegner des Lebens hängt noch am Leben«53. Auch wenn die endgültige Wahrheit darin besteht, dass alle Wünsche und Sehnsüchte nutzlos und vernichtend sind, muss man danach streben, über sie hinauszugehen. Sie ist für Schopenhauer nicht lähmend, sie darf also die Menschen nicht davon abhalten, ihr eigenes Leben zu führen. Die Antwort auf die Sinnlosigkeit des Lebens, auf die Unmöglichkeit, die ›Schleier der Maja‹ zu 49 50 51 52 53

Max Brod: Indifferentismus. In: Tod den Toten! (wie Anm. 36), S. 173. Ebd., S. 173ff. Anselm Ruest: Max Brod: Tod den Toten!. In: Die Gegenwart 7 (1906), S. 222. Brod, Indifferentismus (wie Anm. 49), S. 195. Ebd.

1.3 Eine persönliche Antwort: der Indifferentismus

27

reißen, ist nicht mehr die Verzweiflung und die Ablehnung der Welt, sondern die Bejahung aller ihrer Elemente, ohne Unterschied, ohne Wertskala. Der Indifferentismus ist also keine Philosophie der Gleichgültigkeit und der Passivität, wie einige Kritiker behauptet haben.54 Die beste Deutung des Indifferentismus haben wahrscheinlich Brods Freunde gegeben, besonders Oskar Baum, wenn er auf die ersten Werke Brods zurückkommt: Nie hat er den Glauben geteilt, daß ein Betrachter des Lebens außerhalb des Lebens stehen müsse. Eine derartige Anschauung vertrüge sich auch nicht mit der heißen allumfassenden Liebe zum Leben, die in dem Dichter des Indifferentismus glüht. Leben und Gestalten, Schreiben und Küssen, alles hat Recht und Bedeutung: Ein Nebeneinander von disparatesten Möglichkeiten. L’art pour l’art, ganz recht! Aber la vie pour la vie!55

Oder, wie man in einem Gedicht Brods, das im Jahre 1907 erschienen ist, lesen kann: »Das Leben ist des Lebens ganzer Lohn«56. Es ist daher wichtig, für alle Lebenserscheinungen, d. h. für alle Erfahrungen offen zu sein. In diesem Sinne ist es aufschlussreich, dass Brods zweite Novellensammlung den Titel »Experimente« trägt. In dem Brief, den er an Karl Kraus mit seinem Buch sendet, macht Brod den Herausgeber der Fackel auf »den von [ihm] wohl zum erstenmal dargestellten erotischen Typ der ersten Geschichte ›Bürgerliche Liebe‹«57 aufmerksam. Die Philosophie des Indifferentismus verkörpert aber zweifellos am besten die Figur von Walder Nornepygge, der Held von Brods Roman Schloß Nornepygge (1907). Er wird mit dem für Brod und dessen Generation grundlegenden Problem der Identität konfrontiert: Wie bin ich zu diesem Leben gekommen? Wer bin ich? Wer ist Walder Nornepygge, dieser Mensch, der aus Sehnsucht nach Freiheit stirbt? O ich bin nicht frei! Alles, was geschieht, geschieht notwendig. Alle meine Gedanken und Taten sind erzwungen. Quidquid fit, necessario fit. Dieser Satz steht unangreifbar. Wie kommt es nur, daß er die andern Menschen, alle rings um mich, so wenig geniert? Sie leben glücklich dahin. Sie sehn ihn gar nicht… Und mich erwürgt es. Wie kommt es nur? Wie kommt es nur? … O meine alte Erfahrung: alle Menschen rings um mich, alle nur ich nicht, haben einen Stil. Sie sind in gewissen Gewohnheiten, Liebhabereien, Trieben, Vorurteilen eingezäunt, sie leben glücklich dahin, sie betreiben eine fest abgeschlossene Individualität. Und die steht wie eine Wand um sie, gibt ihnen Kraft und Mut, hilft ihnen über Widersprüche hinweg, verdunkelt ihr Bewußtsein, so dass 54 55 56 57

Siehe Otto Zoff: Indifferentismus in der Literatur (Max Brod). In: Die Grenzboten 72 (1913), Bd 2, S. 412ff. Oskar Baum: Der Indifferente. Anmerkungen zu den ersten Büchern Max Brods. In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 804. Max Brod: Der Indifferente. In: Der Weg des Verliebten. Berlin, Stuttgart: Axel Juncker 1907, S. 46. Max Brod an Karl Kraus, 20. Juli 1907. Karl Kraus Archiv, Wiener Stadt- und Landesbibliothek.

28

1 Eine vielfältige und problematische Identität sie nie von ihrer Unfreiheit etwas erfahren. Ihr Stil verdeckt ihnen die Drähte, an denen das Schicksal sie leitet […]. Aber ich … leider, bin müde, meine Logik ist prompt und reinlich, das Bewußtsein erfüllt mich von oben bis unten […]. Ich bin nichts als Bewußtsein, ich kontrolliere mich immer, zu jeder Stunde meines Lebens weiß ich, daß alles, was ich tue und denke, durch Notwendigkeit geschieht, daß auch rings um mich die Welt, von derselben Notwendigkeit durchblutet, heilig und unantastbar-gleichberechtigt ist.58

Die einzige Möglichkeit, eine individuelle Identität herauszubilden, besteht für Walder Nornepygge darin, allen Lebensformen den gleichen Wert zu verleihen und dadurch, dem Jahreszeitenwechsel folgend, mehrere Existenzen zu führen: Ein Jahr lang gab ich mich als Differenzierten, im vorigen Herbst hatte dieser Stil den Höhepunkt. Der Winter verwandelte mich in einen trauten deutschen Ehegatten, wie ehrlich war ich in dieser kalten Jahreszeit dem häuslichen Herde zugetan […]. Im Frühling, mit den sprossenden Säften der Natur im Einklang, betrug ich mich wie ein gefährlicher Lebemann. Die schwüle Sommerhitze hemmte mich, schläferte mich in ein Eremiten-Dasein hinüber. Und jede dieser vier Perioden habe ich so innig tief durchgelebt, mit dem so sicheren Gefühl, dass jede die einzig möglich ist.59

Jede Periode steht unter dem Einfluss einer bestimmten Figur: der Zwerg Guachen steht an der Spitze des Clubs der Differenzierten, der folgendem Motto gehorcht: »Wir sollen heute den Entschluß fassen, allen charakterisierenden Redensarten und Manieren zu entsagen. Weil das schon gar zu gewöhnlich, ein Gemeingut der Leute ist, dessen Benützung einem differenzierten Menschen nicht ansteht«60. Die Zeit des ehelichen Glücks wird durch Lotte, Walders Gattin, verkörpert, während Nauj (d. h. der unsterbliche Don Juan) die Schutzfigur des Sommers ist, in dem der Held zahlreiche Frauenherzen erobert, und der Winter unter dem Einfluss des Eremiten Lodolf steht. Diese zwiespältige und undifferenzierte Auffassung vom Leben ist die unmittelbare Folge der zeitgenössischen politischen und sozialen Krise; sie bringt eine der ersten Antworten auf die Identitätssuche der bürgerlichen deutschen Jugend am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Dies erklärt wahrscheinlich den riesigen Erfolg des Romans, der Max Brod zum Wortführer seiner Generation macht, wie Kurt Hiller, der Gründer des »neopathetischen Cabarets« (dessen Gründung laut Paul Raabe die Geburt des Expressionismus kennzeichnet) in seiner Autobiographie berichtet: Nornepygge – : das war ein Donner, eine Raserei, eine Betäubung; war mir ein stärkeres, wesentlichstes, heiliges Erlebnis, 1909; sowie es ein Jahrzehnt zuvor der Faust gewesen war […]. Man tobt danach, man weiß sich nicht zu halten, man rennt überheiß herum und ist verrückt vor Schmerz, vor Freude.61 58 59 60 61

Max Brod: Schloß Nornepygge. Der Roman eines Indifferenten. Berlin, Leipzig: Axel Juncker 1908, S. 104ff. Ebd., S. 474f. Ebd., S. 13. Kurt Hiller: Die Weisheit der Langenweile. Leipzig: Kurt Wolff 1913, Bd 1, S. 156.

1.3 Eine persönliche Antwort: der Indifferentismus

29

Eine Generation hat zwar in diesem Roman die Widerspiegelung ihrer Fragen gefunden, aber Brod bietet ihr nur eine Feststellung ihrer Identitätsprobleme und keine Lösung. Am Ende des Werkes weiß der Held nicht, wer er ist, sondern nur was er ist: ein moderner Mensch, dazu verurteilt, seine Zeit zu erleiden, ohne auf sie einen Einfluss auszuüben. Im letzten Kapitel heißt es nämlich: Ich weiß, was ich bin. Ein Kind unserer Tage, Zeitgenosse der Eisenbahnen und großen Kolonialreiche, krank von den einströmenden Schätzen des Weltverkehrs, krank von allzu viel Empfängnis, von allzu vielen Möglichkeiten, unabgeschlossen, ein Opfer des geistigen Freihandels, durchfurcht von allen Dampferlinien und Telegraphendrähten der Welt. Ich weiß, was ich bin. Der moderne Mensch. Der hypertrophierte Intellekt.62

Der Indifferentismus, dessen Manifest der Roman Schloß Nornepygge ist, mündet also in eine Aporie, die durch den Selbstmord des Helden versinnbildlicht wird. Dieser wird sich dessen bewusst, dass es ihm unmöglich ist, frei zu sein, und dass jedes Leben, jedes Schaffen letzten Endes nur ein Stil ist, den sich die Individuen im Allgemeinen und die Schriftsteller im Besonderen geben: Mein Gott, ich bin nicht frei, mit demutsvollem Herzen gestehe ich es, nein, frei bin ich nicht. Das geht über menschliche Kraft. Aber dennoch unter all diesen, die mich verhöhnen und ans Kreuz meiner Stillosigkeit nageln, unter all diesen bin der Freiheit am nächsten ich gekommen […]. Wie hasse ich euch, Menschen. Wie liebe ich euch… Nein, im Grunde, wie fern und unverständlich, wie kindlich-zart erscheint ihr mir. Sein ganzes Leben lang dasselbe tun, dasselbe denken, alles von einem und demselben unveränderlichen Gesichtspunkt, in einem Stil auffassen: wie klein, wie trotzig! […] Und ihr Künstler nicht anders, nicht anders, auch ihr seid stolz auf einen Truc, eine Schrulle, eine Livrée: Meunier findet nur das Leben in der Mine schön, Degas nur unter Balleteusen und Rennpferden […]. Und in demselben Wien thronen Peter Alterberg, der Kaffeehaus-Jesus, der freundliche Ephebe Stefan Zweig, Karl Kraus, der ganzen Welt immer überlegen […]. Und warum schildert Schaukal nur Aristokraten, Meyrink nur Magier, Blei nur galante Frauen, […] Laforgue nur den Mond, Oskar Wilde nur schöne Lasterhafte, Max Brod nur nachdenkliche Jünglinge, […] Hesse nur Schüchterne, Hamsun nur Ungeschickte, Heinrich Mann nur von Leidenschaften Zerwalkte, Flaubert nur Enttäuschte. Erbärmlich! Jeder hat seine Schutzmarke […]. So sieht es auf der ganzen Welt aus, alle Menschen sind sorgfältige Spezialisten, nichts weiter […]. Genug davon! Mir wird übel! Ich passe nicht in diese Welt, ich bin durch meine reinliche Logik allzu sehr gehandicapt… Ja ich sehe es jetzt so klar: jedes Handeln ist ein Denkfehler. Es strebt der Mensch, so lang er irrt. Nur durch Mißverständnisse und Lügen wird Bewegung ermöglicht. Und das Dasein ist… nein, ich will nicht sagen: das Dasein ist zwecklos. Aber für solche Leute, wie ich bin, hat es gewiss keinen Zweck.63

62 63

Brod, Schloß Nornepygge (wie Anm. 58), S. 473f. Ebd., S. 502ff.

30

1 Eine vielfältige und problematische Identität

Der Tod erscheint von da an als die einzige Lösung, und der Selbstmord des Helden war daher eine Notwendigkeit für Brod, der zehn Jahre nach der Veröffentlichung auf den Roman zurückkommt: Die Sache liegt für mich nun so: ›Schloß Nornepygge‹ war ein Weltuntergang. Ich hatte alle Werte negiert, ich hatte in der Person des Helden mich selbst aus der Welt geschafft, in der für einen ›Indifferenten‹ meiner damaligen Art keine Möglichkeit bestand, weder im Diesseits, noch im Jenseits.64

Brod hat Schopenhauers Philosophie bis zur letzten Konsequenz geführt, aber dies hat Claudio Magris zufolge nur zu einem »ästhetisierenden Dandy-Lebensstil [geführt], der völlig irreal ist und der sozialen Dimension verschlossen bleibt«65. Die Bedeutung des Indifferentismus kann aber nicht geleugnet werden. Er hat die Kristallisierung aller Fragen und Ängste einer Generation ermöglicht und stellte also einen notwendigen Schritt dar, wie der Kritiker Otto Zoff schon im Jahre 1913 feststellt: Der Indifferentismus ist die Überkultur […], der nächste Nachbar der Passivität, die überwunden werden wird von einer Generation, die schon an die Türen pocht und die kraft […] ihres Verblendetseins dem Gegner gegenüber wieder die starke Bewegung bringen wird. Die Geschichte aller Künste lehrt es: der Überkultur folgen Umwälzungen, folgt ein abermaliges Beginnen. Folgt die Aufstellung einer neuen, harten, leuchtenden Moral […]. In einer solchen späteren Zeit wird Brod als der Ausdruck der Überwundenen gelten, als ihr markanter und ekstatischer Vertreter, als der Indifferente in der deutschen Literatur.66

Es war für Brod also notwendig, den Indifferentismus bis zum Ende zu führen, um feststellen zu können, dass er, wie Schopenhauers Philosophie, eine falsche Doktrin darstellte: Daraus folgte für mich ein Allverzeihen, das in einem müden Fatalismus ohne Möglichkeit ethischer Wertungen auslief. Ich mußte erst in Verfolg dieses obersten Satzes meinen ›Indifferentismus‹ (am krassesten in dem mißglückten Roman ›Schloß Nornepygge‹) ausbauen, ehe ich meine ganze Irrlehre und mit ihr auch den Irrweg Schopenhauer durchschaute. Und abschüttelte.67

Brods Freund Oskar Baum bestätigt diese Tatsache: In ›Schloß Nornepygge‹ beweist Brod in eiserner Konsequenz die Lebensfremdheit seiner eignen Theorie, des Indifferentismus. Aber gerade diese Unmöglichkeit war für den Menschen Brod das Fruchtbarste der Theorie. Sie zwang ihn zu einer 64 65

66

67

Max Brod: Jüdinnen. In: Neue Jüdische Monatshefte 2 (1918), S. 482. Claudio Magris: Prag. In: Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte. Bd 8: Jahrhundertwende: Vom Naturalismus zum Expressionismus 1880–1918. Reinbeck: Rowohlt 1982, S. 284. Zoff, Indifferentismus (wie Anm. 54), S. 416. Zitiert nach Paul Raabe: Der junge Max Brod (1905–1910) und der Indifferentismus. In: Weltfreunde. Konferenz über die Prager deutsche Literatur (wie Kap.1, Anm. 5), S. 265. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 236.

1.4 Expressionismus und Erotik

31

völligen Revision seiner Weltanschauung, die in seinen weiteren Büchern vor sich geht.68

Im Nachwort, das Brod für die Neuauflage des Romans Jüdinnen 1918 schreibt, unterstreicht er, dass der Selbstmord von Walder Nornepygge den Anfang einer notwendigen Entwicklung bedeutete: »Selbstmord war Selbstwiderlegung, Unmöglichkeit, in dieser Kristallisationsform weiterzuleben. Ich mußte von vorn anfangen, ganz neu«69. Und dieser Neuanfang stellt für ihn auch eine Erneuerung dar. Nach dem Misserfolg des Indifferentismus, der darauf abzielte, sich die verschiedenen Welterscheinungen anzueignen und sie in eine kaleidoskopische Identität zu integrieren, und der paradoxerweise dazu führte, dass man sich der Welt entfremdete, geht es für Brod nun darum, eine neue Auffassung der Existenz zu bilden, die die Grundlage einer festen Identität bedeuten könnte. Dafür ist es aber notwendig, sich selbst in Frage zu stellen, wie Brod 1918 hervorhebt: Nachträglich sehe ich ein, daß nichts die […] Eindeutigkeit meines literarischen Profils mehr beeinträchtigt hat, als die unwillkürliche, mir damals ganz unbewußte Geste, mit der ich nach dem Nornepygge-Erfolg, statt weiter in dieselbe Kerbe zu hauen, still zur Seite schlich und etwas ganz anderes in Angriff nahm, gleichsam nochmals von vorn anfing und versuchte, aus dem wenigen Positiven, das mir aus meinem allgemeinen Zusammenbruch geblieben war, eine neue Lebensmöglichkeit für mich aufzubauen.70

1.4

Expressionismus und Erotik

Nach dem Erfolg des Romans Schloß Nornepygge wird Brod oft als die Leitfigur der jungen Prager Schriftsteller bezeichnet. Bei der Veröffentlichung der Zeitschrift Herder Blätter, die unter der Leitung von Willy Haas Texte von Prager Schriftstellern (unter ihnen Max Brod, Franz Werfel, Franz Kafka, Oskar Baum, Hans und Franz Janowitz) veröffentlicht, kann man in der Prager Zeitung Bohemia lesen: »Der Führer der Gruppe ist Max Brod, der Kluge und Begeisterungsfähige«71. Für René Schickele ist Max Brod der »Vorstand der Prager Gemeinde«72. In der Zeitung Donauland veröffentlicht Josef Körner einen den Prager Schriftstellern gewidmeten Artikel, in dem es heißt: Max Brod ist vielleicht nicht der begabteste, gewiß aber der vielseitigste unter den Genossen. Messerscharfen Verstandes und außerordentlich energiebegabt, ein Orga68 69

70 71 72

Baum, Der Indifferente (wie Anm. 55), Sp. 805. Max Brod, zitiert nach Paul Raabe: Der junge Max Brod (1905–1910) und der Indifferentismus. In: Weltfreunde. Konferenz über die Prager deutsche Literatur (wie Kap.1, Anm. 5), S. 264. Brod, Jüdinnen (wie Anm. 64), S. 481f. In: Bohemia, 20. November 1913. René Schickele. In: Berliner Börsen-Courier, 9. März 1913.

32

1 Eine vielfältige und problematische Identität nisationstalent sondergleichen […], er ist zugleich die interessanteste und problematischste Figur seines Kreises. Noch nicht viel über 30 Jahre alt, hat er schon unzählige Wandlungen hinter sich.73

Zu dieser Zeit wird Brod als einer der Hauptvertreter der expressionistischen Bewegung in Prag betrachtet. Dies kann man vor allem durch die Rolle erklären, die er bei der Entdeckung von Franz Werfel gespielt hat. Im Gegensatz zu Paul Raabe, der die Gründung des »Neopathetischen Cabarets« im Jahre 1910 als die Geburt des Expressionismus betrachtet, behauptet Kurt Pinthus in einem Gespräch mit dem Literaturhistoriker Walter H. Sokel, dass diese literarische Bewegung mit der Lesung von Werfels Gedicht »An den Leser« angefangen habe, die Brod vor einer Gruppe Berliner Studenten während des zweiten literarischen Abends der Zeitschrift Die Aktion gegeben hat.74 Diese Lesung hat, so Kurt Krolop, am 16. Dezember 1911 stattgefunden.75 Brod ist nicht nur derjenige, der Werfel in die literarische Welt eingeführt hat, er hat auch manchen Kritikern zufolge dessen poetische Sprache inspiriert. Pavel Trost behauptet zum Beispiel: Es gilt als ausgemacht, daß Werfel die Art, wie er im ›Weltfreund‹ mit der Sprache umgeht, von Brod gelernt hat. In diesem Sinne äußerte sich H. E. Jacob: ›Brod fand, daß auch das Nicht-Anmutige und Nicht-Würdige im Seelenleben eines Menschen ein Recht auf Ausdruck besäße. Um diesen naturalistischen Vorstoß zu fundieren, nahm er Wortbilder, die in ihrer verstaubten Altklassik geradezu komisch wirkten, und prostituierte sie durch die Nachbarschaft der Erwähnung von Eisenbahnviadukten, Kaffeehausmusik, böhmischen Dienstmädchen und Billardpartien… So errichtete er Gebilde einer bedeutenden Lebensironie… […]. Der Brodschen Auflockerungsarbeit verdankt Werfel das Sprachmaterial zum ›Weltfreund‹‹.76

Brod war selbstverständlich nicht Werfels einzige Inspirationsquelle; es existiert aber zwischen den beiden Schriftstellern eine Verwandtschaft, die einer den Prager Schriftstellern eigenen Tendenz entspricht. In einem 1920 erschienenen Artikel behauptet Friedrich Markus Hübner, der Beitrag der Prager Schriftsteller zum Expressionismus bestehe darin, dass sie diesem einen ethischen Charakter gegeben hätten: Hatte sich zwar zuerst eine Gruppe in Berlin, geführt von dem Lyriker Georg Heym und vertreten von den Wochenblättern Der Sturm und Die Aktion in den Dienst des neuen Ausdrucks gestellt, so empfing dieser […] seine höhere Weihe erst durch das Auftreten gewisser Dichter aus Böhmen, die, wie Franz Werfel oder Max Brod, aus der sprachlichen Schule des großen deutschen Prager Lyrikers Rainer Maria Rilke 73 74

75 76

Josef Körner: Dichter und Dichtung aus Prag. In: Donauland 1 (1917), S. 782f. Siehe Walter H. Sokel: The Writer in Extremis. Zitiert von Margarita Pazi: Max Brod. Werk und Persönlichkeit. Bonn: Bouvier 1970 (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 95), S. 39. Krolop, Zur Geschichte und Vorgeschichte der Prager deutschen Literatur des »expressionistischen Jahrzehnts« (wie Einleitung, Anm. 21), S. 47. Pavel Trost: Die dichterische Sprache des frühen Werfels. In: Weltfreunde. Konferenz über die Prager deutsche Literatur (wie Einleitung, Anm. 5), S. 315.

1.4 Expressionismus und Erotik

33

hervorgegangen, den poetischen Expressionismus unmittelbar auch mit sittlichen Gefühlselementen erfüllten.77

Walter H. Sokel zufolge stellte der erste Vers von Werfels »An den Leser« das Credo der expressionistischen Generation dar, die von den politischen und sozialen Umständen und später vom Ersten Weltkrieg geprägt war, einer Generation, mit der Max Brod sich identifizierte und die er als »Generation des Trotzdem« kennzeichnete. Die Prager Schriftsteller dieser Generation standen unter dem Einfluss von zwei Professoren der Prager Universität, dem Soziologen Alfred Weber und dem Philosophen Christian von Ehrenfels, Erfinder der Gestalttheorie: Obwohl ich mit dem Grundzug der Ehrenfelsschen Weltschau nicht übereinstimmen kann, habe ich mir eine glühende Verehrung für Teilaspekte seiner Lehre, für ihre Größe, Lauterkeit und Hoffnungsfreudigkeit bewahrt. Sie war in gewissem Sinn charakteristisch für sein und mein Zeitalter, in dem man sich mit großem Ernst um das Gute auf Erden bemühte. Es ist meiner Meinung nach unrichtig, die Generation, die ihre entscheidenden Impulse in den Leiden des Ersten Weltkriegs (sei es als Generation der Lehrer, sei es als die der Schüler) empfangen hat, als die ›verlorene Generation‹ zu bezeichnen, wie es in England und in Amerika geschieht. Sie war vielmehr, diese vielgeprüfte Generation, eine Generation des Mutes, der starken Neigung zum Versuch, das Gute Realität werden zu lassen: eine ›Generation des Trotzdem‹. So möchte ich sie nennen […]. Die ›Kosmogonie‹ von Ehrenfels ist ein Dokument dieser Generation, der zum erstenmal Weltuntergangsstimmung in die Knochen gefahren war, die aber doch nicht in Furcht verging; die unablässig, theoretisch wie praktisch, auf den verschiedensten Wegen daran herumexperimentierte, dem ewigen Guten und Ordnenden eine Stelle in dem nervensägenden Getriebe der Zerfallserscheinungen zu erkämpfen. Der literarische Ausdruck hierfür war der Expressionismus.78

Diese Generation war »eine Generation unerschrockener Humanisten […]. Man war damals, in der ›Generation des Trotzdem‹, wahrhaftig auf dem Wege zu einem neuen Typ; dem des selbstlosen Menschen und Künstlers – und zwar eines Künstlers, der Tugend nicht etwa nur spielt oder zum Zweck gesellschaftlichen Brillierens zumindest teilweise spielt […]«. Diese Generation ebnete den Weg »zu einem Künstler etwa, der wirklich um die ganze Schwere der ethischen Forderung weiß, sei es auch, daß er ihr in erster Linie auf seinen, auf künstlerischen Gebieten gerecht werden will. Zu einem Künstler, der unter der ganzen Last der Verantwortung dieser schlichten Forderung ›Sei gut und wahr!‹ zu leben versucht«79.

77

78 79

Friedrich Markus Hübner: Europas neue Kunst und Dichtung. Zitiert nach Manfred Jähnichen: Die Prager Dichter als Mittler tschechischer Literatur vor und während des 1. Weltkriegs. In: Weltfreunde. Konferenz über die Prager deutsche Literatur (wie Einleitung, Anm. 5), S. 155. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 340. Ebd., S. 371ff.

34

1 Eine vielfältige und problematische Identität

Dieses Motto scheint die Antwort auf die Fragen zu sein, mit der die jungen Prager Schriftsteller konfrontiert waren, auf die Heuchelei, die ihrer Meinung nach die liberale Ära und den Willen nach Assimilation ihrer Eltern kennzeichnete. Sie wird zur Grundlage einer neuen Identität, die der Welt nicht mehr entfremdet ist, da sie der ethischen Frage eine große Bedeutung beimisst. Brods Meinung nach entspricht dieses Motto jedoch nicht der Romantik oder dem Expressionismus, sondern einem »absoluten Realismus«, wie er in Der Prager Kreis erklärt: Worin unterscheiden wir uns von den Romantikern, auch von den Neo-Romantikern Jung-Prags (zu denen ich den späteren Rilke nicht zähle, er gehörte wohl eher zu uns)? Die Romantik will, wie auch wir es im Gefühl hatten und haben, vom Alltag, vom Gewöhnlichen, vom Unfreien […], vom Zwangbedingten loskommen. Aber wohin? […] Das Wohin ist der Romantik im Herzensgrunde gleichgültig, es kann in den Sternen, es kann auch im Dreck, im Ekelhaften liegen – wenn es nur außergewöhnlich ist. Die Adepten des absoluten oder transzendenten Realismus suchen gleichfalls der Schwerkraft des Alltags zu entweichen, das Ziel aber ist ihnen nicht gleichgültig. Exotismus genügt nicht.80

Und Margarita Pazi stellt fest: Max Brod sah die Bedeutung des Prager Kreises in den von den Prager Dichtern unternommenen Versuchen, den absoluten Realismus mit Wirklichkeitstreue und Erlebnisdichte in ihren Werken bildlich sichtbar und fühlbar wiederzugeben.81

Für Brod unterscheidet sich der absolute Realismus vom Expressionismus darin, dass seine Forderungen vollkommen deutlich sind, während die expressionistischen Dichter sich mit einem oft sinnlosen Schrei begnügen: Man fordert. Man schreit zumindest wie Iwan Goll: ›Forderung – Manifest‹. Aber was man eigentlich fordern soll, wofür man manifestiert: das weiß man nicht. Es ist eine große Verwirrung. Und nur eines wird deutlich: die Lautstärke, mit der die beteiligten Autoren ihrer Eitelkeit Ausdruck geben. Von allen Pragern ist nur Werfel ein Opfer dieser problematischen Moderne geworden – natürlich nur eine Zeitspanne lang, bald hat er sich aus dem Tumult befreit.82

Brod lehnt die »schreiende« Form des Expressionismus kategorisch ab, die für ihn letzten Endes nur eine leere Schale ist, der sich alle jungen talentlosen Schriftsteller bemächtigten: »Je talentloser, desto expressionistischer«83. Brod findet den Expressionismus »zu rhetorisch […]. Zu unecht, unredlich. Wo er aber ehrlich gemeint war, war er groß«84. Brod drückt seine Ablehnung des Expressionismus zum ersten Mal im Jahre 1917 in einem in Bubers Zeitschrift Der Jude erschienenen Artikel aus, d. h. 80 81 82 83 84

Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 204. Pazi, Max Brod. Werk und Persönlichkeit (wie Anm. 74), S. 43. Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 205. Ebd., S. 207. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 340.

1.4 Expressionismus und Erotik

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als er eine neue Grundlage für seine individuelle Identität gefunden hat: das Judentum. In diesem wichtigen Artikel, der den Titel »Unsere Literaten und die Gemeinschaft« trägt, greift Brod die Schriftsteller (und vor allem Werfel) an, die sich mit dieser »schreienden« Dichtung begnügten und sich dazu noch weigerten, eine aktive Rolle in der Gesellschaft zu spielen: ›Sitzen und sein und schreien!‹ Der schreiende Mensch, das ist der westjüdische Literat von heute […]. Der schreiende Mensch, nicht der in Leben und Dichtung gestaltende Mensch. Deutlich verbirgt sich bei den meisten gerade hinter starker Ausdrucksfähigkeit (›Expressionismus‹) ein Mangel an Ausdruckswürdigem.85

Diese Ablehnung drückt er vier Jahre später durch das Gedicht »Wüßtet Ihr, was Gefühl ist…« (in der Sammlung Das Buch der Liebe) erneut aus: Ihr plakatiert euer Güte-Plakat An allen Litfasssäulen: Große Menschenliebe […]. Wäre nur eure Unterschrift nicht so giftgrün, – Gern glaubt ich euch! […] Ahnet ihr, was Gefühl ist, das Blick an Blick reiht, – Ihr wäret nicht so laut […]. Eure Liebe röche nicht wie parfümiertes Hassen.86

Diese öffentliche Ablehnung kommt aber ziemlich spät in Brods literarischer Karriere. Er greift die literarische Bewegung, durch die er zum Ruhm gelangt ist, erst dann an, als seine Stellung in der literarischen Welt gesichert ist. Dies deutet er in seinem Essay Der Prager Kreis an, behauptet dabei aber, dass er dieser Bewegung nie angehören wollte: Dabei hatte ich eine Zeitlang selbst als so etwas wie der Expressionistenpapst gegolten! Das war freilich ein Mißverständnis exquisiten Ranges gewesen! Kurt Hiller hatte mich, als mein Schloß Nornepygge (1908) erschien, in schönem jugendlichen Überschwang begrüßt.87

Er lehnt den Expressionismus zugunsten einer Flaubertschen Kunstauffassung ab, die darauf zielt, das menschliche Wesen nicht zu plakatieren oder zu proklamieren, sondern durch die Details, die »Ritzen« zu zeigen: ›Durch Ritzen nimmt man Abgründe wahr‹, mit diesem Briefwort hat Flaubert die Struktur unseres menschlichen Daseins wie auch jedes wirklichen Kunstwerks ausreichend gekennzeichnet. Daher habe ich nie das Plakatierte gemocht, habe den Expressionismus verlassen. Ich liebe es, wenn man mit einem Satz, einer Geste, einer Anekdote das Wesen einer Person, ja einer ganzen Zeitperiode an die Oberfläche zieht.88 85 86 87 88

Max Brod: Unsere Literaten und die Gemeinschaft. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 461. Max Brod: Wüßtet ihr was Gefühl ist. In: Das Buch der Liebe. München: Kurt Wolff 1921, S. 5ff. Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 206. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 414f.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität

Brod ist auf der Suche nach einer Echtheit, die er in der zeitgenössischen Dichtung nicht finden kann, die sich aber durch andere, unerwartete Kunstformen ausdrückt, die Brod 1913 in seiner Artikelsammlung Über die Schönheit häßlicher Bilder beschreibt. In diesem Buch geht es ihm darum, die traditionelle Hierarchie der ästhetischen Formen umzukehren, die Volkskunst und die Leichtigkeit gegenüber einer ernsten und konventionellen Kunst zu fördern. Diese neue Auffassung bildet eine unmittelbare Reaktion auf die lastende Stimmung, die in Prag vor dem Ersten Weltkrieg herrschte. Der erste Essay der Sammlung steht unter dem symbolischen Patronat des Dichters Jules Laforgue: er fängt mit einem Satz an, der zu dieser Zeit Max Brods Motto war: »Ach, warum ist nicht alles operettenhaft!«89. In diesem Text, der zum ersten Mal in der expressionistischen Zeitschrift Der Sturm erscheint, nimmt Brod eine »Umwälzung der Kriterien der Schönheit und der Hässlichkeit« vor, wie Maurice Godé bemerkt hat.90 Während eines Besuchs im Wiener Künstlerhaus gerät Brod, der zuerst von dem kitschigen Charakter der ausgestellten Werke schockiert ist, allmählich in den Bann dieser Bilder, vergisst »die Franzosen, den Fortschritt, Meier-Graefe, die Verpflichtungen eines modernen Menschen«91 und behauptet: Seit damals liebe ich […] die unbewußte Grazie schlechter Bilder, diese Ironie, die von sich selbst nichts weiß, diese Eleganz der unbeabsichtigten Effekte. Wie ärmlich stellen sich seriöse Bilder daneben dar, die den Geist des Beschauers in eine einzige, vom Künstler eben gewollte Richtung drängen. Sie sind so eindeutig, so vollkommen, so häßlich… die schönen Bilder […]. Mich entzückt die Romantik des Geschmacklosen. Seit damals sind die Plakate an den Straßenecken meine Gemäldesammlungen.92

Alle in der Sammlung enthaltenen Texte illustrieren Brods »neues System der Ästhetik«93, das paradoxerweise dem expressionistischen Credo gleicht, welches von Kurt Hiller formuliert wurde, der ebenfalls eine Umkehrung der Werte unternimmt. Dieser behauptet nämlich, dass es ihm völlig gleichgültig ist, ob ein Kunstwerk einen ewigen Wert besitzt, solange es in ihm das Gefühl erweckt, dass er über sich selbst hinausgeht und zu sich zurückzukehrt.94 Für Peter Becher unterscheidet Brod sich vom Expressionismus dadurch, dass er die übertriebenen Gefühlsausdrücke ablehnt und einen unmäßigen Gebrauch von der Ironie macht: 89

90 91 92 93 94

Dieser Satz erscheint in zahlreichen Texten, die Brod zu dieser Zeit veröffentlicht. Siehe zum Beispiel: Die Vorstadtbühne [In: Die Schaubühne, 6. August 1908, S. 106], Mittagszerstreuung in einem Seebade [In: März 2 (1908), Bd 3, S. 397]. Maurice Godé: L’expressionnisme. Paris: PUF 1999, S. 34. Max Brod: Die Schönheit häßlicher Bilder. In: Die Schönheit häßlicher Bilder. Wien, Hamburg: Zsolnay 1967, S. 9. Ebd., S. 10. Ebd., S. 13. Kurt Hiller: Gegen Lyrik. In: Der Sturm 1 (1910), S. 428.

1.4 Expressionismus und Erotik

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Das Bindemittel, das seine Argumentation zusammenhält, ist das der Ironie […], die nicht einfach etwas durch die übertriebene Äußerung seines Gegenteils zum Ausdruck bringt, sondern vielmehr zwischen beiden einen Schwebezustand errichtet, der das eine durch das andere ironisiert. Auf diese Weise schafft Brod jene Nischen der Unbedingtheit, die es zulassen, eine anspruchsvolle Kunstauffassung zu vertreten und sich zugleich in der ›Romantik des Geschmackslosen‹ wohlzufühlen.95

Diese Ironie ist das Einheit schaffende Element des Sammelbandes, der ein ästhetisches Manifest bildet, das alle zeitgenössischen Schemata und Konventionen in verschiedenartigen Bereichen (Musik, Liebe, Theater, Malerei aber auch Möbel, Schaufenster…) in Frage stellt. In dem Band, den Brods Freunde zu dessen 50. Geburtstag veröffentlichen, kommt Hermann Grab auf das Buch Über die Schönheit häßlicher Bilder zurück und unterstreicht, Brod biete hier eine Erkenntnis an, »die, in der letzten Oberfläche der Dinge verhaftet, gerade von hier aus auf direktem Weg in ein metaphysisches Zentrum führt«96. Er analysiert die drei zeitgenössischen künstlerischen Hauptströmungen und stellt fest, dass der Impressionismus »die letzte Vorpostenstellung [ist], von der aus die Welt noch in unmittelbarer, sozusagen naiver Weise angeschaut wird«; der Expressionismus kann als »der Augenblick der Auflösung dieser äußeren Welt begriffen werden«. Und im Surrealismus kann man »jene Position erblicken, welche die aufgelöste äußere Welt nunmehr spielerisch zu rekonstruieren weiß«97. Wenn man Grabs Definition folgt, steht Brods Sammlung unter dem Zeichen des Surrealismus. Brod habe, so Grab, »die Spanne der expressionistischen Auflösung übersprungen, sich geradewegs in jenes Entwicklungsstadium gestellt, das in der nachimpressionistischen Welt jedenfalls als das avanciertere und offenbar auch als das historisch gewichtigere sich behauptet«98. Die hässlichen Bilder seien also Werke, »in denen sich die äußere Welt in ihrer Scheinhaftigkeit am unmittelbarsten demaskiert«99. Grab hebt also den avantgardistischen Charakter des Sammelbandes hervor: Brod hat wahrscheinlich versucht, eine neue ästhetische Wertskala, eine neue Kunstauffassung zu entwickeln, die ihm erlaubte, die bedrohliche äußere Welt dadurch zu sublimieren, dass sie über die alten Konventionen hinausging. Dieser Versuch war aber wahrscheinlich unbewusst: in seinem Buch Der Prager Kreis kommt Brod auf Grabs Essay zurück und gesteht ein, dass er »von einer Hellhörigkeit [ist], die 95

96

97 98 99

Peter Becher: Die Schönheit häßlicher Bilder. Hermann Grab und sein Verständnis von Max Brod. In: Franz Kafka und die Prager deutsche Literatur. Deutungen und Wirkungen. Vorträge der 3. Literarischen Fachtagung der Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen vom 3.–4. Juni 1988 in Königswinter. Hg. von Hartmut Binder. Bonn: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen 1988, S. 130. Hermann Grab: Die Schönheit häßlicher Bilder. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Keller 1934, S. 28. Ebd., S. 29. Ebd. Ebd., S. 28.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität

ich zur Zeit seines Erscheinens gar nicht verstanden und daher auch kaum beachtet habe«100. Diese »surrealistische« Haltung kennzeichnet nicht nur die Wahrnehmung der äußeren Welt, sie hat auch bedeutende Konsequenzen für Brods kritische Tätigkeit. Im Artikel »Von der Gesetzmäßigkeit der Kritik«, der im Oktober 1913 in der Zeitschrift Die weißen Blätter erschienen ist, stellt Brod die herkömmliche Vorstellung in Frage, nach der der Künstler mit zunehmendem Erfahrungsschatz, immer bessere Werke schaffen würde. Die Kritik folgt, so Brod, einer Reihe von ungeschriebenen Regeln, die behaupten, dass die Entwicklung eines Künstlers gleichzeitig ein Fortschreiten sei. Ein erstes Werk wird demzufolge immer als »verheißungsvoll« gekennzeichnet, was dazu führt, dass das Genie, das man in keine Kategorie einordnen kann, unbekannt bleibt. Brod behauptet, dass alle Gesetzmäßigkeiten der Kritik im Sinne einer Vergröberung des Urteils [wirken]. Man sieht Gruppen, Verbindungen, Beeinflussungen, wo doch eigentlich nur die allerpersönlichste Differenz ausgespürt werden sollte.101

Brods Entwicklung während der ersten Jahre seiner literarischen Tätigkeit scheint also unter dem Zeichen von zwei gegensätzlichen Haltungen zu stehen. Nachdem er unter dem Einfluss der Schopenhauerschen Philosophie den illusorischen Charakter der Welt erkannt hat, nimmt er eine indifferentistische Haltung ein, die ihn dazu führt, allen Lebenserscheinungen den gleichen Wert beizumessen. Diese Auffassung mündet aber in eine Aporie, da die individuelle Identität dadurch nur auf einem Komplex von Erfahrungen beruht, innerhalb dessen man keine Hierarchie herstellen kann. Nach diesem Misserfolg versucht Brod, das ethische Element wieder in sein Schaffen einzuführen, eine neue Wertskala festzulegen. Der Expressionismus erscheint ihm zuerst, vor allem aufgrund von Franz Werfels ersten Gedichten, die die Verwirrung einer ganzen Generation ausdrücken, als ein gutes Instrument für die Neueinführung der Gefühle in die Literatur und der Humanisierung in die Gesellschaft. Der Expressionismus verwandelt sich aber schnell in eine übertriebene und leere Geste, in ein System, und stellt sich den ehrlichen Gefühlausdrücken in den Weg. Brod versucht dann, mit einer gewissen Leichtigkeit und Ironie, alle Schemata und Konventionen anzuprangern, die auf das Individuum und die Gesellschaft eine lähmende Wirkung haben, und er sucht, Flaubert folgend, die Wahrheit der Menschen und der Dinge in den Details, in den ›Ritzen‹. Diese Haltung stellt aber keine Lösung für das Hauptproblem Brods und seiner Generation dar: die Gestaltung der individuellen Identität. Es gelingt ihm zwar, durch die ›Schleier der Maja‹ die Wahrheit zu erblicken, dabei hat er sich aber, sowohl im Indifferentismus als auch in der kritischen Ironie, dem Leben entfremdet. Es ist ihm unmöglich, für die Wahrheit der Welt und 100 101

Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 238. Max Brod: Von der Gesetzmäßigkeit der Kritik. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 104.

1.4 Expressionismus und Erotik

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des Individuums einzustehen, weil er das Instrument hierfür noch nicht gefunden hat. Die Grundlagen dieses Einstehens für eine individuelle Identität, die dann sein ganzes Leben prägen wird, wird ihm gewissermaßen der Zufall liefern. Trotz des Misstrauens, das der Künstler der Welt und insbesondere der Ehrlichkeit der menschlichen Beziehungen gegenüber empfindet, sind Brods Werke von Anfang an von einem erotischen Element geprägt. Die Erotik bedeutet für den Indifferenten eine der vielen möglichen Lebenserfahrungen und ist selten der Ausdruck von ehrlichen und dauerhaften Gefühlen: in dem Roman Schloß Nornepygge gehören Liebe und Erotik verschiedenen Perioden an. Diese Trennung ist in der Novelle »Die Stadt der Mittellosen« wiederzufinden, in der der Held, nachdem er vom Selbstmord seiner Geliebten erfahren hat, sich als ganz unfähig erweist, Gefühle auszudrücken, weil er vom Verstand beherrscht wird: O seltsames Mädchen, denke ich unaufhörlich. Was wollte sie nur eigentlich? War es eine Verblendung? Wollte sie mir zeigen, daß sie den Kampf gegen das Unabwendbare aufnimmt? Seltsam, wie seltsam […]. Das ist doch unsinnig, unsinnig, das hatte gar keinen Zweck… Was mag sie nur dabei gedacht haben? Nein, wie verschieden doch die Menschen denken, wir bleiben einander immer Rätsel! … Schön war sie, sie war sehr schön… Ruschena, Ruschenka…, wenn sie so den Kopf zur Seite legte, unter der Last ihrer blonden Haare, bald nach rechts bald nach links… Und eine tapfere Seele hatte sie, treu und kampflustig… und so voll von Liebe, von freundlichen Gefühlen… Ruschenka… Mit diesen Gedanken gehe ich in das Magazin, wo ich als Packer angestellt bin.102

Das Mädchen ist für den Helden die Verkörperung einer Welt, die ihm verschlossen bleibt, die Bewahrerin von Gefühlen, die er nie empfinden wird. In dieser Feststellung gibt es aber kein Werturteil, und die vom Helden ausgedrückte Sehnsucht scheint eher der Ausdruck einer Neugier zu sein, die nicht befriedigt werden wird. Das moralische Element in der Liebe, das in Brods ersten Werken ganz abwesend ist, erscheint in der Novelle »Die Erziehung zur Hetäre«, die zum ersten Mal 1907 in Die Gegenwart und 1909 in Buchform veröffentlicht wird. In dieser Erzählung entscheidet eine Gruppe von jungen Männern, die Schwester eines von ihnen zu erziehen, um aus ihr »ein Weib und dennoch Persönlichkeit [zu machen], der Weib gewordene Freund, die Hetäre, die ihren schönen Leib als Prämie für höchste Kultur und geistige Leistungen aussetzt. Lüderlich und frei genug, um der Gebundenheit unserer bürgerlichen Gesellschaft aus dem Wege zu gehen. Dabei gut und edeldenkend, entzündet nur durch feinsinnige Wortfügungen ihrer Bestürmer«103. 102 103

Max Brod: Die Stadt der Mittellosen. In: Experimente. Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1907, S. 125. Max Brod: Die Erziehung zur Hetäre. In: Die Erziehung zur Hetäre. Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1909, S. 8f.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität

Das Mädchen, das laut diesen Jungen gute Anlagen dazu hat, entflieht schließlich mit einem jungen Mann, für den sie wegen seines Mangels an Bildung nur Verachtung empfinden. Die Ironie dieser Schlusspointe, die den Unsinn des Experiments unterstreicht, so wie die vollkommene Abwesenheit jeglicher Moral führen den Leser dazu, über die Grenzen des Erlaubten nachzudenken. Dies gibt Anlass zu heftigen Kritiken. In der Zeitschrift Der Brenner kann man zum Beispiel lesen: Ich kann keine hohe Künstlerschaft bei einem Manne entdecken, der sich von biederen Philistern nur dadurch unterscheidet, daß er einen Umweg über Flaubert, Laforgue, Heinrich Mann, Franz Blei und Meyrink gemacht hat, um im ›Sophaeckerl‹ zu landen. Der Geruch, den seine Geschöpfe ausströmen, ist das Odeur einer hoffnungslosen Unkultur und die Haltung seiner Helden im geistigen Raum ist analog derjenigen im physischen. Denn nie hat einer sich durch seine Pose besser gezeichnet als der Komponist Plzensky in der ›Erziehung zur Hetäre‹, ›der seinen Platz auf der Klavierbank verließ und ohne sich aufzurichten, mit gebogenen Knien, die sitzende Stellung fast beibehaltend sich durch das Zimmer schob bis zu einem Fauteuil, der ihn in guten, grünen Plüsch aufnahm‹. Das ist Brods Stellung zu Gott, Welt und Kunst!104

Die Erotik wird e contrario zum Instrument der Wiedereinführung der Ethik in die Gesellschaft: dadurch, dass er ihr Fehlen unterstreicht, weist Brod auf ihre Notwendigkeit hin. In einem Roman, der im selben Jahr erscheint, Ein tschechisches Dienstmädchen, nimmt die Erotik eine zusätzliche Dimension an: sie wird zur Vermittlerin, die dem Individuum die Grundlage einer individuellen Identität und der Selbstbehauptung in der Gesellschaft liefert. Zum ersten Mal in Brods Werk spielt der politische und soziale Zusammenhang eine prägnante Rolle. Diesmal geht es nicht darum, der Welt zu entfliehen, sondern in sie zurückzukehren. Die Novelle stellt einen jungen Mann, William Schurhaft, dar, für den »die Begriffe das Lebende, das Ernsthafte [sind], alles andere scheint [ihm] Kinderspiel«105. Er bildet eine neue Verkörperung der verwirrten Jugend am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts: So drehe ich mich im Kreise […], ich bin unglücklich, nein, ich bin nicht unglücklich, ich weiß gar nicht mehr, ob ich dies oder jenes bin, wie es in der Welt steht, wie man urteilen soll. Alle Worte haben für mich ihre Bedeutung verloren… oder nicht verloren… sie sind ausgehöhlt und wertlos… oder wertvoll gerade deshalb… oder ebenso gut wertvoll wie wertlos. Ich weiß gar nichts mehr. Um mich ist die Unendlichkeit, ein tobendes eiskaltes Meer, weit entfernt von Frieden und von sonnigen Fichtenwäldern.106

104 105 106

Ulrik Brendel [d. h. Leopold Liegler]: Max Brod. Eine technische Kritik mit psychologischen Ausblicken. In: Der Brenner 3 (1912/1913), S. 943. Max Brod: Ein tschechisches Dienstmädchen. Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1909, S. 19. Ebd., S. 9f.

1.4 Expressionismus und Erotik

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Sein Vater schickt ihn nach Prag, damit er sich von dieser lähmenden Neigung zum Nachdenken befreit: ›Du wirst nach Prag kommen, und deine Gleichgültigkeit gegen die Umwelt, gegen alles, was sich nicht in dir selbst abspielt, wird allmählich schwinden. Es ist dies gar nicht anders möglich in einer Stadt, die sich mit ihrer Geschichte so aufdrängt und wo zugleich etwas so seltsames vor unsern Augen Geschichte wird, der Kampf der beiden Nationen […]. Dein Sinn für das Reale wird endlich erwachen‹.107

Durch seine Beziehung mit Pepi, einem tschechischen Dienstmädchen, wird der junge Wiener neu lernen, die Welt zu sehen und zu fühlen: Nie habe ich mir träumen lassen, daß die Straßen Schauplätze solcher Ereignisse sind, solcher Lust und Eroberung. Ich bin immer nur so hingetrottet, ohne aufzublicken, die Straße war für mich eine Verbindungslinie zweier Punkte. Heute zum erstenmal ist sie ein Kampfplatz für mich, zum erstenmal sehe ich Menschen voll Leidenschaften darin, die Rathausuhr, Sonne, Sehnsucht und die offene große Welt.108

Er wird sich auch für das tschechische Volk interessieren, das ihm früher völlig gleichgültig war: Ich verstehe es nun, ich verstehe seine ängstliche kindische Seele in meiner Geliebten, ich sehe, wie es bedrängt von einer agrarischen Krisis in die Städte flüchtet, und ringsum die deutschen Lande stürmt. Man muß kämpfen, der Kinder sind zu viele und das Land ist verteilt. Aber ich denke mir in meiner gütigen Stimmung, der Kampf könnte etwas lächelnder geführt werden, liebenswürdiger, nicht so verbittert und von allen Seiten erhitzt… Und ich sehe die heißen Städte Böhmens vor mir, die Bauernschaft kommt durch die Tore, ein gehetztes melancholisches Volk von Arbeitern, Dienstboten, Huren […]. Ich verstehe die Tschechen, diese Nation von vielen Talenten und Schönheiten.109

Der Tod der jungen Pepi wird ihn jedoch aus dieser Welt ausschließen, die sich ihm eben offenbart hatte, und den echten William Schurhaft zum Verschwinden verurteilen: Alles war schön, so deutlich und mannigfach, so schön, so angenehm und duftend, so deutlich angenehm, so schön, so behaglich, so merkwürdig. Und da du nun nicht mehr bist, sinkt alles wieder in seine vorige dunkle Wertlosigkeit zurück. Ich habe dich geliebt… Lebe wohl für immer, für immer… Und auch du, sehender genießender tatkräftiger William Schurhaft, auch du lebe wohl für immer.110

Die Liebe lässt die Möglichkeit einer Befreiung, das Ende einer Reihe von Versuchen ahnen, die darauf zielten, eine stabile individuelle Identität zu begründen und ein authentisches Leben zu führen. Brod hatte die Bedeutung der Liebe in seiner ersten Gedichtsammlung vorausgeahnt, in der man die Verse findet: 107 108 109 110

Ebd., S. 11. Ebd., S. 49. Ebd., S. 115f. Ebd., S. 123.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität Nie war ich ich, nie ganz in meiner Seele, Nur wenn mir Deine Nähe kam […].111

Ein tschechisches Dienstmädchen bedeutet das Ende einer Entwicklung. In dem Essay Der Prager Kreis kommt Brod auf diese Entwicklung zurück, die mit Schopenhauer und dem durch den Philosophen beeinflussten Indifferentismus angefangen hat: ›Indifferentismus‹, in dem ich das Böse wie das Gute gleich preisenswert (›omnia admirari‹) und gleichberechtigt […] fand. Wir haben keine Möglichkeit zu wählen. Wir sind der Kausalkette, dem grausamen Apparat verfallen […]. Wir alle litten an unsern Irrtümern, fanden keinen Ausweg. Vorübergehende Erleichterung bot die ›Operettenhaftigkeit‹ des großen Dichters Jules Laforgue. ›Ach, warum ist nicht alles operettenhaft‹ schluchzt er – und möchte das Universum als einen leichten Witz nehmen, spielerisch, verträumt, in melancholischer Metaphysik das Ernsthafte aufhebend. Das ergab die schönsten Fernsichten, voll von Überraschungen und mit ergreifender Innerlichkeit gesegnet; doch das Herz starb unaufhaltsam weiter ab. Bis mich die Liebe zu einem armen schönen Mitmenschen einen Ausweg ahnen ließ. Meine Erzählung vom Tschechischen Dienstmädchen bedeutete den Wendepunkt. Auch in meinem Roman Schloß Nornepygge ist es das Element des Eros, das die Befreiung ankündigt.112

Es soll aber hier unterstrichen werden, dass es eine Verwechslung in der Chronologie gibt: Ein tschechisches Dienstmädchen erscheint in Buchform im Jahre 1909, aber der Text wurde 1907 geschrieben,113 d. h. zur gleicher Zeit wie Schloß Nornepygge. Wahrscheinlich kann man dadurch die Nebeneinanderstellung der beiden Texte durch Brod und auch die Tatsache erklären, dass die in Ein tschechisches Dienstmädchen angekündigte Befreiung nicht stattfindet, da der Tod der Heldin ihre Verwirklichung verhindert. Das Individuum erblickt einen Zustand der Freiheit, in dem es sich behaupten könnte, kann aber in diesem Zustand nicht verweilen. Die Befreiung geschieht nicht in der Fiktion, diese wird jedoch ihrem Autor einen Weg zur Bildung einer authentischen und stabilen Identität zeigen. Dieses geschieht aber auf indirekte Weise: die zahlreichen Reaktionen, die der Roman hervorgerufen hat, werden tatsächlich weniger durch die dargestellte Liebesgeschichte als von seiner politischen Dimension verursacht, wie Maurice Godé gezeigt hat.114 In seiner Analyse unterstreicht er, dass dieses Werk eines der ersten ist, das der tschechischen 111 112 113 114

Max Brod: Der Weg des Verliebten. Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1907, S. 80. Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 155f. Die Novelle erschien zum ersten Mal unter dem Titel »Das tschechische Dienstmädchen« in Franz Bleis Zeitschrift Die Opale 2 (1907), S. 39ff. Maurice Godé: Un petit roman qui a fait grand bruit: Une servante tchèque de Max Brod. In: Allemands, Juifs et Tchèques à Prague. 1890–1924. Actes du colloque international de Montpellier. 8–10 décembre 1994. Hg. von Maurice Godé, Jacques Le Rider und Françoise Mayer. Montpellier: Bibliothèque d’Etudes Germaniques et Centre-Européennes 1996, S. 226ff.

1.4 Expressionismus und Erotik

43

Nation lobende Seiten widmet. Dadurch, dass er das Wort »tschechisch« (und nicht »böhmisch«) benutzt, nimmt Brod den Standpunkt der Tschechen ein, die das Wort »Tschechy« benutzen, um Böhmen zu benennen. In dem Roman Prager Tagblatt, in dem Brod seine Tätigkeit als Journalist während der ersten Tschechoslowakischen Republik schildert, stellt er fest: Mit dem Wort ›böhmisch‹ aber stand es so, daß die Deutschen gern von Böhmen sprachen, um die deutsche Drittelminorität des Landes von den jetzt im Staatswesen allein regierenden Tschechen zu unterspielen. Es gibt eben in Böhmen seit alters her Tschechen und Deutsche. In der tschechischen Sprache aber hieß Böhmen ›Tschechy‹, der Böhme und der Tscheche waren hier daher identisch, und für den Satz ›die Bewohner von Böhmen heißen Böhmen, aber nicht alle Böhmen sind Tschechen‹, für diesen zweifellos richtigen Satz gab es in der tschechischen Sprache keine adäquat richtige Übersetzung […]. Die Tschechen hielten jedenfalls den deutschen Sprachgebrauch für einen Ausdruck deutschen Eroberungswillens; die Deutschen sahen im tschechischen Vokabular eine Besitzergreifung des ganzen Landes.115

Maurice Godé zeigt außerdem auf, dass der Gebrauch des unbestimmten Artikels im Titel des Romans den Willen zum Ausdruck bringt, das Individuelle dem Kollektiven nicht zu opfern und auf die Gefühle der Deutschen Rücksicht zu nehmen, ohne die Tschechen zu beleidigen. Dies erklärt auch die Tatsache, dass Brod einen jungen Wiener als Helden seines Romans gewählt hat. Diese Vorsichtsmaßnahme erweist sich aber als vergeblich: der Kritiker Pavel Eisner sieht darin eine List und erkennt in William Schurhaft »einen jungen Mann der wohlhabenden Prager Bourgeoisie«. Die deutsche Kritik neigt dazu, die politische und kritische Dimension des Buches herunterzuspielen und manchmal auch ins Lächerliche zu ziehen. Paul Wiegler behauptet: »Das Buch hat mit der Völkerkunde oder gar mit der Politik nicht das mindeste zu schaffen«116. In einer Rezension, die im Prager Tagblatt am 31. März 1909 erscheint, unterstreicht Heinrich Teschner, der Wert des Romans liege eher in einer interessanten Analyse der Pubertät als in dem Versuch einer Versöhnung der Nationen, und ironisiert das Lob, das Brod der tschechischen Nation widmet: Zwischendurch macht Brod die Bemerkung, daß die Tschechen ein Volk von Talenten und Schönheiten seien und daß die tschechische Sprache sich besonders dadurch auszeichne, daß sie im Präteritum des Zeitwortes zumeist das weibliche und das männliche Geschlecht sondere […]. Diese Bemerkung wird die Tschechen gewiß sehr freuen und hoffentlich auch zu ihrer Versöhnung beitragen, wenngleich wir nicht umhin können, die Sprachenkenntnisse des Verfassers mit dem Hinweis darauf zu bereichern, daß diese Trennung der Geschlechter im Zeitwort bei vielen anderen Sprachen zu finden ist. Was aber die einmalige Vereinigung des Wiener Buchhalters mit dem tschechischen Dienstmädchen betrifft, so haben solche ziemlich alltägliche

115 116

Max Brod: Prager Tagblatt. Roman einer Redaktion. Frankfurt/Main: Fischer 1986, S. 13f. P(aul) W(iegler), Bohemia, 18. April 1909, S. 33.

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1 Eine vielfältige und problematische Identität Akte, wie die Erfahrung lehrt, leider keinen Einfluß auf die politisch-nationalen Beziehungen der beiden Völker.117

Die im Allgemeinen kritische Reaktion der deutschen Presse auf den politischen Aspekt des Romans bringt Brod dazu, einen Rückzieher anzudeuten, ohne aber im Wesentlichen nachzugeben: Ich habe keinen politischen Roman geschrieben, ich wollte nur die seltsame Verwandlung eines Liebenden darstellen, in dessen Kopf nebst vielem anderen auch die Politik sich seltsam spiegelt. Ich habe nicht meine politische Meinung, sondern die meines von mir sehr verschiedenen Helden zeigen wollen […]. Ich wollte diesmal nur rein deskriptiv zeigen, daß ein Mensch in Prag leben kann, den mehr als nationale Kämpfe das gemeinsam Menschliche der zwei Nationen interessiert. In meinem Buch ist dieses gemeinsam Menschliche das Erotische.118

Auf tschechischer Seite sind die Reaktionen gemischt. In seiner Autobiographie erinnert sich Brod an die Kritik von Růžena Jesenská: Sie fühlte sich im Namen der tschechischen Nation beleidigt, weil ich (angeblich) nur die physische Seite meiner Landsleute und Landsmänninnen zu kennen und zu schätzen den Anschein erweckte. Das stimmte nun ganz und gar nicht. Denn in dem Buch konnte man auch einen aufrichtigen Lobgesang auf die Musik, Sprache und Volkskunst der Tschechen lesen, und sogar den Versuch einer Würdigung ihrer besonderen politischen Situation, ihrer inneren Schwierigkeiten, ihrer agrarischen Krise und des von dieser Krise ausgelösten Ansturms auf das deutsche Sprachgebiet.119

Alle diese positiven Elemente werden von den tschechischen Kritikern festhalten, die die Gelegenheit nutzen, um die Unterschiede zwischen der slawischen und der deutschen Bevölkerung herauszustreichen: Erstere wird als gesund naiv dargestellt, letztere als übertrieben rational. Maurice Godé zitiert drei Auszüge aus der tschechischen Presse, die von diesen Haltungen zeugen. Jiří Karásek, der Gründer der Moderní revue, damals eine der bedeutendsten Kunstzeitschriften, schreibt: Was überrascht, ist die Unparteilichkeit des Autors; keine Angriffe gegen die Tschechen, keine Andeutung à la Strobl; dagegen kann man ziemlich oft eine Ironisierung der ›strammdeutschen‹ Starrheit bemerken.120

Božena Benešová stellt ihrerseits fest: Es ist interessant, den Unterschied zwischen den bekannten Träumern unserer Literatur und diesem William Schurhaft zu beobachten. Darin kann man etwas von dem großen Unterschied zwischen den beiden Nationen erblicken. Diese brodelnde Träumerei bedeutet für einen Tschechen, der die Wirklichkeit flüchtet, vor allem ei117 118 119 120

Heinrich Teschner, Prager Tagblatt, 31. März 1909, S. 9. Max Brod: Prager Tagblatt, 1. April 1909. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 343. Jiří Karásek, »Překvapuje nezaujatost autorova – žádné výpady proti Čechům, žádné insinuace à la Strobl, naopak leckde spíše ironisace ›strammdeutsch‹ stanoviska«. In: Moderní revue 21 (1909), Nr 7, S. 361.

1.4 Expressionismus und Erotik

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ne Vertiefung seiner Gefühle, während sie bei diesen Deutschen eine dauernde Tätigkeit des Verstands ist.121

Und Otokar Theer veröffentlicht in der Česká revue einen Artikel, in dem man lesen kann: Es ist der Versuch eines Deutschen, zu denken und zu fühlen, als ob er dieser Stadt angehören würde, und in dem Labyrinth der Bewegungen seines Denkens unterzutauchen. Und er macht dies auf solche Weise, dass, obwohl sie bei uns Diskussionen hervorruft, sie ehrliche und freundliche Diskussionen verdient.122

Die überraschendste Reaktion kommt aber von einer dritten, unerwarteten Seite: von der »dritten Nation«, die Brod zu dieser Zeit noch nicht als solche erkannt hatte, von den Juden. In seiner Autobiographie erwähnt Brod die Rezension, die Leo Herrmann unter dem Titel »Jüdische Volksstimme« am 20. April 1909 in der Prager zionistischen Zeitung Selbstwehr erscheinen lässt: Im ganzen war sie anerkennend, nahm die völkerversöhnende Stimmung meiner Erzählung nicht ohne Wohlwollen hin – doch dann hieß es mit einer höchst unhöflichen Wendung: ›Der junge Autor scheint zu glauben, daß nationale Fragen im Bett entschieden werden können‹.123

Brod sieht in dieser Wendung eine »übermäßige Vereinfachung«, erkennt aber an, dass sie »etwas Richtiges« beinhalte, und versteht, dass die Juden sich durch den Roman beleidigt fühlten: Doch ohne zu wollen, hatte ich in William Schurhaft einen allem Natürlichen entfremdeten Typ geschildert, wie er damals unter Großstadtjuden wohl häufiger als unter Nichtjuden anzutreffen war […]. Ahnungslos hatte ich etwas sehr TypischJüdisches gestaltet.124

Brod ist zuerst über Herrmanns Kritik empört und spricht sich dann mit diesem aus. Dieses Treffen wird für Brod eine entscheidende Bedeutung haben, wie er in seiner Autobiographie erklärt: Am Ende der Debatte wußte er einiges über den Gedanken der reinen Kunst, der dichterischen Tendenzlosigkeit […]; ich dagegen hatte das Primitivste über die jüdi121

122

123 124

Božena Benešová: »Je zajímavo sledovat rozdíl mezi snivci, známými z naší literatury, a tímto Williamem Schurheftem, rozdíl, v němž skutečně zdá se ležet něco z velkého rozdílu národnostního. Mlhavá zasněnost, u Čecha výhradně citová, pro niž útěk od skutečnosti znamená především citové prohloubení a zjemnění, je u tohoto Němce jakousi nepřetržitou rozumovou činností a projevuje se nekonečným přemýšlením o nejabstraktnějších a nejneužitečnějších věcech«. In: Novina 2 (1908/1909), Nr 13, S. 410f. Otokar Theer, »Je to však pokus Němce vmyslit a vcítit se ve zvláštní krásu tohoto města, v labyrint jeho myšlenkového vření, a to způsobem, jenž, neobejde-li se vždy bez diskuse s naší strany, zasluhuje diskussi upřímnou a srdečnou«. In: Česká revue 2 (1908/1909), September 1909, Nr 12, S. 761. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 345. Ebd., S. 344.

46

1 Eine vielfältige und problematische Identität sche Volksbewegung gelernt; und war reif für die bald nachher einsetzenden Gespräche mit Hugo Bergmann über das unerschöpfliche Thema: jüdisches Volk, jüdischer Glauben, jüdische Religion. So hat eigentlich das ›Tschechische Dienstmädchen‹ eine zwar zufällige, aber wichtige Rolle in meinem Erwachen gespielt.125

Die ersten Jahre von Brods literarischer Tätigkeit sind von der Vielfältigkeit der Versuche geprägt, sich in eine schon existierende literarische Gemeinschaft einzureihen, die die Grundlagen einer individuellen Identität bilden könnte. Es ist nicht das Individuum, das sich in den Werken ausdrückt, sondern die Werke, die diesem dazu verhelfen sollen, seine Identität zu begründen. Wenn diese Suche schließlich erfolgreich ist, ist das nicht auf Brods zahlreiche Versuche, sondern vor allem auf einen ganz bestimmten Zufall zurückzuführen: Ein tschechisches Dienstmädchen führt in Brods Werk politische und soziale Elemente ein, die kritische Stellungnahmen in den beiden Prager Gemeinschaften verursachen. Brod kommt dadurch plötzlich in eine Welt zurück, aus der er zu flüchten suchte, und entdeckt eine dritte Nation in der Hauptstadt Böhmens: die jüdische, die ihm den Schlüssel zur Bildung einer individuellen und kollektiven Identität geben wird.

125

Ebd., S. 346.

2

Brods Auffassung vom Judentum

Seit 1913 ist Brods Werk durch seine Entdeckung des Judentums geprägt, die ihm die Grundlagen einer bis dahin problematischen Identität gibt. Dabei scheint für Brod die religiöse Dimension des Judentums nur von geringer Bedeutung zu sein, wie Claus-Ekkehard Bärsch unterstreicht: Brod ist insofern ein moderner Jude, weil ihm das religiös-rituelle Leben fremd blieb. Kurzum: Er saß lieber im Kaffeehaus als in der Synagoge. Darüber hinaus lehnte er bestimmte Züge des rabbinisch-nachexilischen Judentums ab. Er wollte nicht nur Rat, sondern forderte Tat.1

Dies bedeutet keineswegs, dass Brod jede spirituelle Dimension des Judentums fremd war. Er hat sich tatsächlich dem Studium zahlreicher biblischer Texte, vor allem der Propheten, gewidmet, um seine eigene Auffassung vom Judentum zu entwickeln. Das Wichtigste ist jedoch für ihn weniger die Religion als eine bestimmte Lebensphilosophie, die er auf alle Lebensbereiche anwenden wird. Das Judentum, verstanden als das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, wird für Brod zum Träger der individuellen Identität. Er bekennt sich zunächst zu den Auffassungen seiner Vorbilder Martin Buber oder Hugo Bergmann und entwickelt dann seine eigene Auffassung vom Judentum, die er nicht nur in theoretischen Werken und Artikeln, sondern auch in Romanen darstellt.

2.1

Das Judentum als Antwort auf das Identitätsproblem

Die vielen Reaktionen auf Brods Roman Ein tschechisches Dienstmädchen innerhalb der deutschen, der tschechischen und der jüdischen Bevölkerung haben ihn dazu geführt, sich für sein Judentum zu interessieren, einen Teil seiner Identität, die ihm bisher unwesentlich schien:

1

Claus-Ekkehard Bärsch: Max Brods Bewußtsein vom Judentum. Ethik in der Spannung von Diesseits und Jenseits. In: Messianismus zwischen Mythos und Macht. Jüdisches Denken in der europäischen Geistesgeschichte. Hg. von Eveline GoodmanThau und Wolfdietrich Schmied-Kowarzik. Wien: Akademie Verlag 1994, S. 229.

48

2 Brods Auffassung vom Judentum Von Haus aus wußte ich sehr wenig von all diesen Dingen. Zwar hatten wir eine Art von Religionsunterricht in der Schule. Doch der brachte nichts als Routine, Langweile, das Gefühl von etwas völlig Überlebtem.2

Brod erinnert sich daran, dass er in seiner Kindheit einen alten Mann gesehen hatte, der in die Wohnung seiner Eltern Zweige brachte: Reste der Zeremonien des Laubhüttenfestes waren das, die sich in einer ›aufgeklärten‹ Familie knapp noch ein paar Jahre lang schattenhaft erhielten, ehe sie ganz verschwanden […]. In vielen Häusern jener Übergangsperiode ging es so zu. Und doch, und doch, so unglaublich und unsinnig es erscheint: Dieses Nichts an Überlieferung, dem eigentlich nur Absicht und Bewußtsein fehlte, um als höllische Blasphemie aufzutreten – diese Entwürdigung, die, genauso genommen, weniger als nichts war, genügte, um etwas wie ein jüdisches Selbstbewußtsein und sogar eine Art Stolz in mir und meinen Geschwistern wachzuerhalten. Die miserablen Bilder in den schlecht gedruckten Büchern, die am Pessachabend schlecht vorgelesen wurden, waren in all ihrer Erniedrigung und Armut ein Verbindungsfaden zu der großen Vergangenheit des Volkes. Und dieser dünne Faden ist nie gerissen. Er war fast das einzige, was uns noch an die Geschichte des Hauses Israel band.3

Dieser dünne Faden und die Reaktionen auf die Veröffentlichung des Tschechischen Dienstmädchens haben Brod auf drei entscheidende Erfahrungen vorbereitet, die ihm erlaubten, das ständige Hin und Her zwischen verschiedenen unhaltbaren Lebensauffassungen hinter sich zu lassen. Diese drei Erfahrungen erwähnt Brod in seiner Autobiographie in der folgenden Reihenfolge: seine Entdeckung des jiddischen Theaters, Bubers drei Prager Vorlesungen und Brods Gespräche mit seinem Freund, dem Philosophen Hugo Bergmann, der ihn als erster auf Theodor Herzl und den Zionismus aufmerksam gemacht hat. Brod erwähnt, dass es eine »armselige ostjüdische Schauspielertruppe« war, die er 1910 im Prager Kaffeehaus Savoy gesehen habe, die ihm »zum erstenmal als wahrer Begriff von jüdischem Volkstum, erschreckend, abstoßend, zugleich magisch anziehend, sternhaft aufgeleuchtet war«4. Diese Erfahrung führt Brod zur Entdeckung eines Judentums, dessen er sich nicht bewusst war. Das wichtigste Element dabei ist nicht die Religion, sondern die Tatsache, dass diese Schauspielertruppe eine jüdische Kultur verkörpert, die die Westjuden durch ihre Assimilationsbestrebungen größtenteils vergessen haben. Mit dieser Erfahrung reiht sich Brod in eine Bewegung der Wiederentdeckung des Ostjudentums ein: schon 1897 hatte Max Nordau auf der Basler Konferenz auf die strukturelle Komplementarität zwischen Westund Ostjuden hingewiesen. Brod fängt an, chassidische Legenden und Werke der ostjüdischen Literatur zu lesen, und versucht, diese – auch bei den Tschechen – bekannt zu machen. Er erklärt zum Beispiel in einem Brief an Antonín 2 3 4

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 346. Ebd., S. 347f. Ebd., S. 66.

2.1 Das Judentum als Antwort auf das Identitätsproblem

49

Macek, der jiddische Texte ins Tschechische übersetzen will, ihn beim Jüdischen Verlag zu unterstützen, und gibt ihm einige Ratschläge: Als besonders poetisches Werk, das den höchsten Werten der Weltliteratur an die Seite gestellt werden kann, empfehle ich Ihnen das heuer erschienene Drama von Perez ›Die goldene Kette‹. – Deutsch im Verlag R. Löwit, Wien, Rotenturmstraße. In Prag dürfte das billige Büchlein bei Neugebauer vorrätig sein. In demselben Verlag erscheinen die ›chassidischen Geschichten‹ von Perez. Im Insel-Verlag die ›Jüdischen Geschichten‹ (Kleine Inselbücherei) – Es wäre vielleicht vorteilhaft, wenn Sie zunächst im Tschechischen einen Band von mehreren Erzählungen verschiedener ostjüdischer Erzähler herausbrächten, sozusagen als Kostprobe. Für dieses Bändchen (eventuell in der Světová knihovna) kämen einige Erzählungen von Perez in Betracht. Dann die stimmungsvolle Skizze ›Ein herrschaftlicher Sabbath‹ von Schalom Asch, die Sie in dem Bändchen ›Das Buch von den polnischen Juden‹ (Jüdischer Verlag) finden. Dieses Sammelbuch kann ich Ihnen wärmstens empfehlen, es enthält noch vieles, was Sie interessieren wird.5

In diesem Brief erwähnt Brod die von ihm mit einem Vorwort versehene Sammlung Dreibuch, die Texte von Schmarja Gorelik, Isaac-Leib Perez und Scholem Alejchem enthält. Hier versucht Brod die Bedeutung dieser Werke für die Westjuden zu verdeutlichen: In der Regel betrachtet man die ostjüdische Welt, dieses […] ein wenig unausgelüftete Gehäuse schrulliger Menschlein und grotesker Ansichten, als etwas recht Interessantes. Ein wirtschaftlich rückständiger Kosmos, ein für mitteleuropäische Nerven fast unvorstellbares Paupertum, dabei romantische Sagen, seltsame Gebräuche und die gerade für den Spießer beruhigende Sicherheit, daß man es mit ›religiösen‹, wenn auch leider etwas ›abergläubischen‹ Menschen zu tun hat.6

Es gehe also nicht darum, die folkloristischen Elemente in diesen Texten zu suchen, sondern darum, eine Lehre daraus zu ziehen und zu den Ursprüngen der jüdischen Kultur zurückzukehren, deren Hüter die Ostjuden sind: Nur wenn wir aufhören, uns selbst durch fremde Brillen zu betrachten (wie Weininger, Rathenau, Bab und zahllose andere Theoretiker) werden wir zu dem eigentlich Schöpferischen in unserer Brust vordringen können, unsere Quellen von jahrhundertealten Staubkrusten befreien und zum Leben, zum realen gütigen Leben erwachen. Der Jude ist geistig. Leugnen wir es nicht! Es ist ja keine Schande.7

Brod versucht dann, das Wesen des jüdischen Geistes zu definieren, und behauptet, dessen Haupteigenschaft bestehe in einer bestimmten Form des Rationalismus. Für Brod gibt es zwei Arten des Rationalismus:

5 6

7

Max Brod an Antonín Macek, 29. August 1917. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví, Prag. Max Brod: Wie soll man diese Geschichten lesen? Vorbemerkung. In: Dreibuch. Jüdische Geschichten von Gorelik, Perez und Scholem Alejchem. Berlin: Jüdischer Verlag 1916, S. 1. Ebd., S. 3.

50

2 Brods Auffassung vom Judentum Rationalistisch sein heißt einmal: das Weltganze nicht anders als sinnvoll auffassen, nicht anders ertragen können, den Weltsinn kämpfend ins Chaos tragen, ein rechter Gotteskämpfer sein, jede Einzelheit der individuellen Lebenswelt umformen und umbiegen in den einen unendlichen Geist, der allein allem Wert und Würde verleiht. Rationalistisch sein heißt aber auch: alles nur für sein kleines eigenes Individuum auswerten […]. Rationalismus kann also je nachdem den weitesten oder den engsten Horizont, die edelste oder schmierigste Sinnesrichtung, das eine große, unendliche Ziel oder die unersättliche Vielheit der nächsten Zwecke bedeuten.8

Ein Autor, der das Thema des Rationalismus behandelt, solle also exakt darlegen, welchen Wert er diesem Wort gibt, aber da keiner es mache, seien zwei Drittel der Weltliteratur ein Betrug. Dies sei bei der ostjüdischen Literatur nicht der Fall, deshalb sei sie so wertvoll für die Westjuden: Die ostjüdische Literatur ist allerdings noch nicht einmal so weit gekommen, daß ihr das Problem klar geworden ist. Es scheint ihr noch nicht einmal eingefallen zu sein, daß man den Gottsucher, der das Sinnlose im Weltall nicht ertragen kann, mit Hilfe eines zweideutigen Terminus in dieselbe Kategorie mit dem Krämer stecken könnte, der nur an das denkt, was für ihn Sinn hat. Diese perverse Bereicherung ihrer Motive hat sich der ostjüdische Literaturkomplex bisher entgehen lassen. Vielleicht erscheint er uns aus diesem Grunde so einfach, so bescheiden, so naiv. Und auch das könnte man von ihm lernen, daß es eine Naivität in der Geistigkeit gibt.9

Brod sieht es als wesentlich an, dass die Juden diese verlorene Naivität wiedererlangen und dass sie auf die Idee verzichten, »Geistigkeit [sei] etwas Gekünsteltes, Sekundäres, [...] nichts Unmittelbares, Geist [verdünne] die Substanz der Welt und [wolle] das Wunderbare, Schöne, Anschauliche in ihr ernüchtern«10. Die Westjuden sollten deshalb schnellstens damit aufhören, ihre eigenartige Geistigkeit abzulehnen, und dem Beispiel der Ostjuden folgen, die das Leben des Individuums und der Gemeinschaft auf diese wesentliche Eigenschaft des jüdischen Volkes gründeten. Brod gibt selbstverständlich zu, dass diese Art von Gemeinschaft nicht perfekt ist und dass sie materiellen Zwängen unterworfen ist, die ihre volle Entwicklung behindern. Er unterstreicht aber, dass sie »ein Urgefühl menschlicher Gemeinschaft, ein[en] volkstümliche[n] Kommunismus« besitzt, »der mit seinem Instinkt für Gerechtigkeit und Freiheit einfach elementarer wirkt«11. Die Entdeckung der jiddischen Literatur und, mit ihr, der Ostjuden hat also nicht nur eine künstlerische Bedeutung. Sie gibt den Westjuden eine neue Art, das Leben zu betrachten, eine neue Auffassung des Lebens, die nicht mehr auf der individuellen Entfaltung beruht, die Brod in seinen ersten Texten verfolgte, sondern auf der Gemeinschaft. 8 9 10 11

Ebd., S. 4. Ebd., S. 5. Ebd., S. 7. Ebd., S. 9.

2.1 Das Judentum als Antwort auf das Identitätsproblem

51

Während des Ersten Weltkriegs bleibt Brod, der wegen der Kyphose, unter der er seit seinem vierten Lebensjahr leidet, von der Militärpflicht befreit ist, in Prag und arbeitet für die Ostjuden, die in der böhmischen Hauptstadt Zuflucht gesucht haben. Er nimmt an Geld- und Kleidersammlungen teil und arbeitet in der Schule, die Alfred Engel für die jungen galizischen Juden gegründet hat. Dort erteilt Brod einer Gruppe von jungen Mädchen Unterricht in deutscher Literatur, eine Erfahrung, von der er in einem in Bubers Zeitschrift Der Jude veröffentlichten Artikel berichtet. Darin berichtet er, durch diese Arbeit entdeckt zu haben, »daß es nicht nur eine Naivität kulturloser Menschen gibt, wie man anzunehmen geneigt ist, sondern auch eine wahrhaftige Naivität des Geistes«12, die dieser jeglichem Eigennutz unzugänglich mache. Zum ersten Mal habe er »ein Volk, eine Gemeinschaft vor [sich], nicht zersiebte Individuen. Ein Volk, das im höchsten Sinne geistig ist und dabei dennoch volkstümlich, also ungekünstelt, unverbraucht ist«13. Diese Erfahrung erlaubt ihm auch die Unterschiede zu konstatieren, die zwischen den ostjüdischen und den westjüdischen Mädchen existieren, und dadurch das Verhalten der letzteren zu erklären, wie er es in seinem 1911 erschienenen Roman Jüdinnen tut. Wie Ritchie Robertson zeigt, besteht das Hauptinteresse dieses Romans darin, zwei Typen von jüdischen Frauen einander gegenüber zu stellen: Here the nervous, ill-looking, intelligent, domineering Prague Jewess Irene Popper is contrasted with the healthy, practical, modest country girl Olga Grosslicht.14

Beide werden aus der Sicht des jungen Helden, Hugo Rosenthal, beschrieben. In Reaktion auf das, was sie als die Gewöhnlichkeit ihrer Eltern betrachtet, die zu laut und ein schlechtes Deutsch sprechen, benimmt sich Irene affektiert. ›Ich muß ja allen Menschen sonderbar erscheinen. Ganz einfach; wissen Sie warum? … Weil ich es bin. Vielleicht: ich bin es nicht. Ich bin vielleicht ganz gewöhnlich. Jedenfalls wäre ich es gerne. Aber mein Schicksal ist so merkwürdig. Ich lebe in Geheimnissen, in Erlebnissen, ich muß jeden Tag etwas erleben. Ich will es ja nicht. Ich habe schon genug davon. Aber da hilft nichts, es kommt zu mir, es drängt sich direkt an mich…‹.15

Irene stellt den Archetyp der Prager Jüdin (und mit ihr aller Großstadtjüdinnen) dar, die an einem Übermaß an Kultur leiden, während Olga, ein gesundes Landmädchen, das Brod mit den weiblichen Bibelfiguren vergleicht, die einzige ist, die »eine Bindung zwischen der Zukunft der Juden und ihrer biblischen

12 13 14 15

Max Brod: Erfahrungen im ostjüdischen Schulwerk (nach Tagebuchnotizen). In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 34. Ebd. Ritchie Robertson: The ›Jewish Question‹ in German Literature 1749–1939. Emancipation and its Discontents. Oxford: Oxford University Press 1999, S. 282. Max Brod: Jüdinnen. Berlin: Axel Juncker 1911, S. 11.

52

2 Brods Auffassung vom Judentum

Vergangenheit«16 herstellen kann. Der Roman Jüdinnen besitzt demnach einen doppelten Aspekt: die traurige Feststellung des Verfalls der jüdischen Natur bei den jungen Westjüdinnen und die Hoffnung auf eine Wiedergeburt einer naiven Geistigkeit. Dieses Werk, das erste, das Brod nach seiner Wiederentdeckung des Judentums geschrieben hat, stellt eine Kritik an dem Verhalten aller Westjuden dar. Max Brod hat selbst die beiden weiblichen Hauptfiguren so gedeutet: Gewiß, Irene ist verdorben, geistig ruiniert. Aber die Kritik gilt weniger ihr und dem guten Urwesen der jüdischen Frau (das ja in Olga genugsam angedeutet sein sollte, zumindest im Umriß) – meine Ironie trifft vielmehr das Milieu, das verkehrte Erziehungssystem, die Assimilation der Jüdin an eine Umwelt, in der sie ›exzellieren‹ muß, um sich überhaupt bemerkbar zu machen, meine Kritik gilt in diesem Buche vor allem der jüdischen Familie, der jüdischen Mutter, dieser geschäftigen Kupplerin ihrer Töchter […], dieser absoluten Mißversteherin ihrer Kinder. Irenes verbildete Geistigkeit, das jammervolle Existieren ihres Freundinnenkreises sollte in meinem Buch als Produkte dieser traurigen, spezifisch westjüdischen Verhältnisse dargestellt werden. Kein einziger Kritiker hat das bemerkt.17

Es ist daher notwendig, so Brod, das Modell der jüdischen Familie zu verändern, um die Entfaltung aller ihrer Mitglieder zu ermöglichen, eine Entfaltung, die durch Nachahmung christlicher westeuropäischer Familien nicht erreicht werden kann. Brod findet bei den galizischen Schülerinnen ein Vorbild, wie die Westjuden ihre wahre Natur wiederentdecken können. In einem »Brief an eine Schülerin nach Galizien« greift Brod auf die Idee zurück, die er in Jüdinnen entwickelt hat, und stellt zwei Arten von jüdischen Mädchen einander gegenüber: Unsere Westjüdinnen sind entweder hohl und oberflächlich oder, wenn sie wirklich im Sinne unseres Ideals als echte Jüdinnen arbeiten, geraten sie bald in Nervosität, Gereiztheit, Selbstüberhebung, Verzweiflung, Isolation. Das ist dann die Schuld der andern, der Oberflächlichen, werden Sie sagen; aber leider ist es daneben auch die Schuld der tiefer Veranlagten, die den ernstlichen Kampf nicht aushalten und allzu schnell in ihre Einsamkeit zurückkehren.18

Für Brod sind diese Fehler der jungen Ostjüdin unbekannt, nicht weil sie eigentlich besser ist, sondern weil sie der Westjüdin gegenüber einen wahren Vorteil genießt: Der Vorzug der galizischen Mädchen besteht vielleicht – in ihren Eltern. Ich meine das so: die junge Ostjüdin hat doch immer einen Vater, eine ältere Generation vor 16

17 18

Ritchie Robertson: The ›Jewish Question‹ in German Literature 1749–1939. Emancipation and its Discontents: »Irene represents the sick urban Jew, while Olga is the healthy country Jew who can reconnect the Jewish future with the biblical past«, S. 283. Brod, Jüdinnen (wie Kap. 1, Anm. 64), S. 482f. Max Brod: Brief an eine Schülerin nach Galizien. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 124.

2.1 Das Judentum als Antwort auf das Identitätsproblem

53

sich, welche sich mit den höchsten Dingen des Geistes, mit Gott und dem Sinn des Daseins beschäftigt […]. – Was aber erlebt die junge Westjüdin im Elternhaus? Der Vater kennt ausdrücklich und in des Wortes furchtbarster Bedeutung keine andere Wichtigkeit als das Geschäft.19

Die Familie bildet den Kern, innerhalb dessen die Westjuden zur wahren jüdischen Geistigkeit zurückkehren und dadurch eine authentische Identität wiedererlangen können. Es ist daher notwendig, jene Urgemeinde wieder herzustellen, die dem Geist den Vorrang vor der beruflichen Tätigkeit gibt. Diese Rückkehr zu den jüdischen Wurzeln beschreibt Brod im zweiten Roman, den er dem Thema des Judentums widmet: Arnold Beer. Das Schicksal eines Juden. Wie Jüdinnen besitzt dieser Roman keine große literarische Bedeutung. Schalom Ben-Chorin zufolge ist dieser Roman »weniger als literarische, sondern als sittliche Tat zu werten«20. Es geht Brod tatsächlich darum, die Wichtigkeit einer Rückkehr zum wahren Judentum ans Licht zu bringen. Der Untertitel des Romans, »Das Schicksal eines Juden«, kann überraschen: das Werk besteht nämlich keineswegs aus der Darstellung eines besonderen und großartigen Schicksals, sondern beschreibt einige Monate im Leben eines jungen Juden und endet mit dem Besuch des Helden bei seiner Großmutter. Der Gebrauch des Wortes ›Schicksal‹ erscheint also auf den ersten Blick nicht gerechtfertigt. Man kann ihn aber verstehen, wenn man realisiert, dass es gerade dieser Besuch bei der Großmutter ist, der das Leben des Helden bestimmen wird. Am Anfang des Romans ist Arnold Beer ein typischer Westjude, der die von Brod mehrmals beschriebenen Eigenschaften besitzt. Wie William Schurhaft, der Held des Romans Ein tschechisches Dienstmädchen, ist Arnold Beer durch eine gewisse Neigung zum müßigen Nachdenken, die alle Lebensbereiche betrifft, gekennzeichnet: Allen Ernstes glaubte er, daß es nur eines recht guten innigen Drauflossprechens bedürfte, um alle Dinge der Welt klar zu machen. Und wenn er es dann nur aushielt, recht lange bei dieser einen Sache zu bleiben, recht ausführlich und immer verwickelter über sie zu reden, meinte er, seine Aufgabe aufs beste vollführt zu haben […]. Nur ein wenig Geistesgewandtheit gehörte dazu und man hatte die ganze Welt in der Hand, wie ein Ausleger die Bibel. – So moralisierte er auch nicht schlecht, hatte Gedanken über den Staat, über Religion, Gott, Theater, Mode, gute und böse Menschen.21

Und diese Neigung wird von allen Freunden Arnolds geteilt. Brod beschreibt einen jungen Mann, der sich betäubt, um der wesentlichsten Lebensfrage zu entfliehen: der Frage nach seiner eigenen Identität. 19 20 21

Ebd. Schalom Ben-Chorin: Die ersten fünfzig Jahre. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 27. Max Brod: Arnold Beer. Das Schicksal eines Juden. Berlin: Axel Juncker 1912, S. 20.

54

2 Brods Auffassung vom Judentum Kam er zur Ruhe, so fand er, daß er eigentlich nichts zu Ende führte und nichts ganz von vorne begann. Eine beklemmende Traurigkeit legte sich auf seine Lunge. Was interessierte ihn eigentlich? Was wollte er auf der Welt? Was hatte er geleistet? […] Was war er also eigentlich?22

Wie William Schurhaft sucht Arnold Beer die Antwort zuerst bei einer Frau, Lina. Aber sobald er sie besessen hat, tauchen alle Fragen, die eine Zeitlang verschwunden waren, wieder auf und versetzen den Helden in Ohnmacht: Zum erstenmal überblickte er sein ganzes Leben und fand es erschreckend wie ein Gewitter in der Nacht, fand es sinnlos, trostlos und sich selbst immer unter demselben Stachel ungerecht leidend, preisgegeben, verschmachtend, ein Spielzeug übermächtigen himmlischen Zorns. O wer kannte seine Qualen! Wer stand ihm bei! Wer hatte Mitleid mit der Unbesonnenheit des verblendeten Kindes, mit dem Unseligen Mitleid! … Hätte er nur ein Herz gehabt, einen Freund, Eltern, die ihn verständen.23

Die Begegnung mit seiner Großmutter wird Arnold dazu führen, dieser Einsamkeit zu entgehen und seiner Existenz feste Grundlagen zu geben. Die Großmutter verbindet ihn mit seinem Ursprung, erweckt in ihm vergessene Instinkte: O das war etwas, wofür es in keiner Menschensprache noch ein Wort gab! Er verstand es nicht-, nur dunkel fühlte er, daß sie unterhalb der Zuckungen seines forschenden Verstandes, tief irgendwo in Regionen dunkler Instinkte, Vererbungen, Verwandtschaften ihn wie mit gebietender Stahlhand ergriff und seine Eingeweide in eine neue Ordnung zurechtzerrte. Unklare Pläne stiegen in ihm auf, mit denen seinem ganzen Leben bisher und von hier an ein neuer Sinn zu geben wäre.24

Dank dieser Begegnung kann sich nun sein Schicksal erfüllen, weil er sich mit dem Erbe seiner Väter, mit seinem Judentum, und mit sich selbst versöhnt hat: O, es mußte glücken! Denn nun liebte er auch sich selbst – zum erstenmal in seinem Leben – sich selbst und alles, was aus ihm herausdrang. Er war allein mit sich und doch nicht unzufrieden wie sonst immer, er fand sich selbst sympathisch so wie er sich als Resultat der Wanderungen und Untaten seiner Väter erkannt hatte, ihrer Jahrtausende alten Verblendungen, ihres Blutes, ihrer Tugend und ihres Überschwangs. In seinem unmäßigen Temperament faßte er heute zum erstenmal das Erbe jenes biblischen Zornes, mit dem ein Volk von Raubtieren aus der Wüste sich über den Jordan schüttet und die Städte unbekannter Stämme mit der Schärfe des Schwertes austilgt […]. Arnold fühlte Boden unter seinen Füßen, das war es, zum erstenmal…25

Nach Donald G. Daviau bedeutet dieser Roman eine wichtige Etappe in Brods Entwicklung, weil »es sich hier um den Reifeprozeß des Protagonisten bis zu 22 23 24 25

Ebd., S. 44. Ebd., S. 98. Ebd., S. 148f. Ebd., S. 170.

2.1 Das Judentum als Antwort auf das Identitätsproblem

55

dem Zeitpunkt [handelt], an dem er seinen Weg und sein Lebensziel findet. Der Roman ist auch eine Zwischenstufe seiner Wendung zum Zionismus«26. Wie bei vielen anderen Romanen Brods ist der autobiographische Charakter dieses Romans offensichtlich. In Der Prager Kreis gibt Brod zu: »Ich hatte in der Erzählung ›Arnold Beer‹ eine Schilderung meiner Großmutter gegeben«27, die, wie Arnold Beers Großmutter einsam lebte; »alle waren ihr fortgelaufen; sie machte auf mich den Eindruck einer alten Hexe mit weißen zerrauften Haaren, die aber mit mir merkwürdig süß und zart sprach, mit einschmeichelnder Stimme«28. Ein anderes Indiz für den autobiographischen Charakter dieses Romans ist die Erwähnung des Bücherschranks von Arnolds Vater, der verschlossen ist und zu dem der Held nur während einiger Minuten am Tag Zugang hat, um ein Buch wählen zu können, das er dann in sein Zimmer mitnehmen darf. Diese Tradition spiegelt eine in Brods Familie existierende Gewohnheit, die Brod mehrmals beschrieben hat.29 Im Nachwort bestätigt er, dass »Beobachtungen des Wirklichen und Gedanken, die [ihm] das Leben selbst eingab, in [seine] aufbauende Arbeit bewußt und unbewußt eingespielt [haben]«. Wie üblich behauptet er aber auch, dass jedes, auch das geringste tatsächliche Detail durch eine Einfügung in ein ganz andern Gesetzen und höheren Zielen folgendes Ganzes so gründlich seine Wesenheit geändert [hat], daß ein Rückschluß von dem Kunstwerk auf den verarbeiteten Rohstoff zu den willkürlichsten Irrungen führen muß.30

Brod reagiert dann auf den Vorwurf der Kritiker, er habe den Figuren des Romans Jüdinnen unangenehme Züge verliehen: es gehe ihm nicht darum, Helden zu beschreiben, die von den Lesern vorbehaltlos akzeptiert würden, sondern darum, »eben ihr Fehlerhaftes und damit das Fehlerhafte eines ganzen Menschentypus, zum Beispiel aller Jüdinnen wie Irene, als etwas durch ungünstige Lebensumstände Bedingtes, als Krankhaftes, Unverschuldetes, Notwendiges, durch besondere Zufälle sogar Heilbares«31 zu zeigen. Er präzisiert auch den eigentlichen Zweck der Romane Jüdinnen und Arnold Beer:

26

27 28 29

30 31

Donald G. Daviau: Max Brod und Berlin. In: Berlin und der Prager Kreis. Hg. von Margarita Pazi und Hans Dieter Zimmermann. Würzburg: Königshausen & Neumann 1991, S. 151. Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 112. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 162. Siehe zum Beispiel: Brod, Der Sommer, den man zurückwünscht (wie Kap. 1, Anm. 22), S. 41ff.; Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 188ff.; Jüdischer Almanach auf das Jahr 5698 [Selbstwehr: Prag 1937], S. 146ff. Max Brod: Nachwort. In: Max Brod: Arnold Beer. Das Schicksal eines Juden (wie Anm. 21), S. 172f. Ebd., S. 173.

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2 Brods Auffassung vom Judentum Ich habe es nirgends unternommen, den Typen des Juden oder der Jüdin zu schildern, weil ich einen solchen Typus genau gesprochen nicht anerkenne. Vielmehr scheint mir die Mannigfaltigkeit und das Umfassen vieler Gegensätze dem Judentum sehr wesentlich zu sein, und ich habe dementsprechend meine Aufgabe darin gesehen, zunächst für kleinere Gruppen von Juden einen Typ zu bilden.32

Mittels dieser beiden Romane, die Brods erste deutliche Reaktion auf seine Wiederentdeckung des eigenen Judentums bilden, versucht er, den Juden, die sich in derselben Situation wie seine Helden und wie er selbst befinden, einen Spiegel vorzuhalten, damit sie sich der Unechtheit ihrer Lage bewusst werden können, und eine Lösung anzubieten, um diesem lähmenden Zustand zu entgehen. Dieser Initiationsprozess besteht aus mehreren Schritten, die in den beiden Romanen dargestellt werden: zuerst soll man wieder einen Familienkern herstellen, in dem das Wesentliche weder die soziale Stellung noch die Konvention wäre, sondern die Entwicklung einer besonderen Geistigkeit durch die Wiederentdeckung der dem jüdischen Geist eigenen Naivität. Dann wird es möglich, sich seinen Wurzeln zuzuwenden, wie sie im Roman von Arnolds Großmutter verkörpert werden, und die Bindung zwischen sich selbst und der Vergangenheit einer Familie und eines Volkes wiederherzustellen. Dieser Ursprung ist es, der letztendlich die Identität einer als eine Erweiterung der Familie konzipierten Gemeinschaft begründet, die allein imstande ist, eine echte individuelle Identität zu verankern. In diesem Prozess sollen die Westjuden dem Beispiel der Ostjuden folgen, die die Bedeutung des Volkserbes verstehen. In einem Artikel, der im Oktober 1916 in der Prager zionistischen Zeitschrift Selbstwehr veröffentlicht wird, erzählt Brod, wie er eine Gruppe von Ostjuden betrachtete, die auf dem Grab von Jecheskel, dem Sohn von Jehuda Landau Halevi, beteten, einem Grab, das die Inschrift »Wir fordern alle Vorübergehenden auf, vor dem Grabe ihr stilles Gespräch mit Gott auszuschütten« trug. Diese Forderung, die jahrzehntelang von den Prager Juden nicht beachtet wurde, findet bei den Flüchtlingen aus Galizien, die an diesem Grab beten, eine lebhafte Zustimmung, nicht weil sie alle Ideen von Jecheskel Landau bejahen, sondern weil sie in ihm »die absolute Potenz des Geistes und der reinen Gesinnung« erkennen, »vor der der echte Jude sich beugt – von Meinungsverschiedenheiten ganz abgesehen«33. Es geht selbstverständlich nicht darum, die Ostjuden nachzuahmen, die »vielleicht nicht ganz frei von abergläubischer Ichsucht« sind und demzufolge den Prager Juden kein Beispiel sein können. Aber, schreibt Brod weiter, »wer hindert uns, in unserer Art und Weise dasselbe unmittelbare innige Verhältnis zur geistigen Vergangenheit Israels zu suchen wie sie?«34. 32 33

34

Ebd., S. 175f. Max Brod: Bußtag. In: Selbstwehr, 11. Oktober 1916, S. 2. Dieser Text wurde auch in der Sammlung Im Kampf um das Judentum abgedruckt (Berlin, Wien: Löwit 1920, S. 99ff.). Ebd., S. 2.

2.1 Das Judentum als Antwort auf das Identitätsproblem

57

Die Entdeckung der Ostjuden dank der Schauspielertruppe und der galizischen Ostjuden erlaubt Brod, sein Judentum wieder zu entdecken, ein Judentum, dessen Haupteigenschaft die spirituelle Dimension ist. Dadurch gelingt es ihm, Teil einer Gemeinde zu werden, die ihm ermöglicht, seine Identität zu finden und in seiner Autobiographie zu behaupten: »Von den drei Völkern, die in Prag wohnten – Deutsche, Tschechen, Juden – war es das drittgenannte, zu dem ich gehörte«35. Dieses Bekenntnis zum Judentum erlaube es auch den Prager Juden, einen Platz im sozialen, politischen und kulturellen Zusammenhang der Zeit zu finden, ein Platz, der 1918 in dem Essay »Juden, Deutsche, Tschechen« näher bezeichnet wird. Brod bekennt sich als Freund des Deutschtums, dem er kulturell nahe steht, ohne ihm zuzugehören. »Sprache, Erziehung, Lektüre, Kultur haben mich zum dankbaren Freunde des deutschen Volkes gemacht, nicht zum Deutschen«36. Brod behauptet, er habe gelernt, das Erworbene (die deutsche Kultur) von dem Angeborenen (dem Judentum) zu trennen. Seine Beziehung zum deutschen Volk sei demzufolge eine kulturelle, da er als »deutschsprechender Jude« ein »sprachliches Bedürfnis«37 empfinde. Ein Verzicht auf die deutsche Sprache würde für ihn eine Amputation bedeuten, die dramatische Konsequenzen nicht nur für sein literarisches Schaffen, sondern auch für seine Identität mit sich ziehen würde. Brod erklärt dann, was ihn von den Deutschen unterscheidet: da er »von außen«38 komme, sei er imstande, der deutschen Kultur die Elemente zu entleihen, die ihm nahe stehen, und die Aspekte abzulehnen, die ihm fremd sind, während der Deutsche sich alle Bestandteile des Deutschtums zu eigen machen solle. Die Freundschaft, die er dem deutschen Volke gegenüber empfindet, schenkt Brod auch dem tschechischen Volke. Er behauptet nämlich, ein »Freund des Tschechentums und im Wesentlichen dem Tschechentum kulturfremd«39 zu sein. Diese Behauptung nuanciert er aber sofort: »Es kann aber ja nicht gleichgültig lassen, daß ich in der Mitte dieses Volkes aufgewachsen bin und lebe, ja daß es im Grunde das einzige Volk ist, dessen Volkstum ich erlebt habe«40. Diese Nähe zum tschechischen Volk erklärt seine Liebe für die tschechische Musik, macht aber keineswegs aus ihm einen Tschechen. Brod ist vor allem Mitglied des jüdischen Volkes, das mit den anderen beiden in Prag lebenden Völkern freundschaftliche Beziehungen pflegt. Er gehört 35 36

37 38 39 40

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 70. Max Brod: Ein menschlich-politisches Bekenntnis. Juden, Deutsche, Tschechen. In: Die Neue Rundschau 29 (1918), Bd 2, S. 1580ff. Dieser Text wurde auch in der Sammlung Im Kampf um das Judentum abgedruckt, unter dem Titel »Juden, Deutsche, Tschechen. Eine menschlich-politische Betrachtung (Juli 1918)«. Dieses Zitat befindet sich auf Seite 17. Ebd., S. 19. Ebd., S. 21. Ebd., S. 25. Ebd., S. 25f.

58

2 Brods Auffassung vom Judentum

zu einer gleichberechtigten Bevölkerungsgruppe, die ihre eigenen Wurzeln und eine bestimmte geistige Dimension besitzt.

2.2

Die philosophische Dimension des Judentums

Für Brod bedeutet dies, genauso wie für alle jungen Westjuden, die zu dieser Zeit ihr Judentum wiederentdecken, nicht nur ein Zugehörigkeitsgefühl, sondern auch die Grundlage einer Lebensphilosophie, die darauf zielt, das Wesen der Gemeinschaft, der er sich anschließt, und den Platz der in der Diaspora lebenden Juden in den europäischen Gesellschaften zu definieren. In seiner Autobiographie unterstreicht Brod, das zweite Element, das ihn dazu geführt habe, sich seines Judentums bewusst zu werden, seien die drei Vorlesungen gewesen, die Martin Buber in Prag vor dem jüdischen Studentenverein Bar Kochba gehalten hat.41 Sie sind selbstverständlich stark von den zionistischen Überzeugungen ihres Autors geprägt, gehen aber weit über diese Dimension hinaus. Hillel J. Kieval analysiert den Inhalt der ersten Vorlesung folgendermaßen: In his first speech to the Prague Jewish community, Buber offered his young followers a philosophical base upon which to build their experimental Jewish structure. He proposed a theory of Jewish national identification that operated independently of those objective criteria that nationalists in the past had used to justify their claim to self-determination. Buber’s concept of Zionism derived instead from the individual’s perception of his or her own subjective reality.42

Buber leitet seine erste Vorlesung, deren Hauptthema der »Sinn des Judentums für die Juden« ist, mit einer Reihe von Fragen ein: Die Frage, die ich Ihnen und mir heute vorlege, ist die Frage nach dem Sinn des Judentums für die Juden. Warum nennen wir uns Juden? Weil wir es sind? Was bedeutet das, daß wir es sind? […] Warum nennen wir uns Juden? Deshalb nur, weil es unsere Väter getan haben: aus Erbgewohnheit? Oder nennen wir uns Juden aus Wirklichkeit?43

Es gibt Buber zufolge eine jüdische Nationalität; diese bildet jedoch keineswegs das Wesen des Judentums, »denn sonst wäre er nur Trotzjude, wäre Jude nicht aus eigenem Wesen und Bestand, sondern auf Kündigung der Völker 41

42 43

Diese drei Vorlesungen haben am 20. Januar und 3. April 1909 und am 18. Dezember 1920 stattgefunden und tragen die Titel »Das Judentum und die Juden«, »Das Judentum und die Menschheit« und »Die Erneuerung des Judentums«. Kieval, The Making of Czech Jewry (wie Einleitung, Anm. 6), S. 130. Martin Buber: Das Judentum und die Juden. In: Drei Reden über das Judentum. Der Jude und sein Judentum. Gesammelte Aufsätze und Reden. Köln: Metzler 1963, S. 9f. Die drei Reden, die Buber in Prag gehalten hat, wurden zum ersten Mal 1911 veröffentlicht.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

59

[…]. Es muß etwas anderes sein: autonome Wirklichkeit«44. Er versucht danach, die Grundlage dieser autonomen Wirklichkeit zu definieren, und gelangt zu der Schlussfolgerung: Auf diesen drei konstanten Elementen seines Erlebens, Heimat, Sprache und Sitte, baut sich das Zugehörigkeitsgefühl des Einzelnen zu einer Gemeinschaft auf, die weiter ist als die urgegebene Gemeinschaft der Familie und die wahlgeborene Gemeinschaft der Freunde. Er fühlt sich denen zugehörig, die mit ihm die gleichen konstanten Elemente des Erlebens haben, und ihre Gesamtheit empfindet er auf dieser Stufe als sein Volk.45

Zahlreiche Individuen gingen zwar über diese Phase nicht hinaus; einige aber gingen weiter auf der Suche nach einer Dauer, einer ständigen Substanz, einem unsterblichen Wesen, die sie letztendlich in der unendlichen Generationskette, in der »Blutgemeinschaft« finden. Buber unterscheidet also zwischen Umwelt und Substanz: Jetzt findet er und empfindet er: die Umwelt ist die Welt der Eindrücke und Einflüsse, das Blut ist die Welt der beeindruckbaren, beeinflußbaren Substanz, die sie alle in ihren Gehalt aufnimmt, in ihre Form verarbeitet. Und nun fühlt er sich zugehörig nicht mehr der Gemeinschaft derer, die mit ihm gleiche konstante Elemente haben, sondern der tieferen Gemeinschaft derer, die mit ihm gleiche Substanz haben.46

Für das Individuum bedeutet das Volk auf der ersten Ebene, der der konstanten Elemente, die Welt. Auf der Ebene der Substanz ist aber das Volk seine Seele. Das Volk ist keine in Zeit und Raum begrenzte Gemeinschaft mehr, sie ist jetzt eine Gemeinschaft von Menschen, die waren, sind und sein werden, eine Gemeinschaft von Toten, Lebenden und Ungeborenen, die zusammen eine Einheit darstellen; und diese ist eben die Einheit, die er als den Grund seines Ich empfindet, seines Ich, das in diese große Kette als ein notwendiges Glied an einem von Ewigkeit bestimmten Orte eingefügt ist.47

Dadurch definiert Buber einen »subjektiven Nationalismus«, in dem es darum geht, sich in die große Kette einzugliedern, die diese Gemeinschaft darstellt. In seiner Vorlesung antwortet Buber auf die Fragen und Bedürfnisse der jungen Prager Intellektuellen, die von der eigentlichen jüdischen Kultur getrennt sind: er unterstreicht den Zwiespalt seiner Zuhörer zwischen einem überentwickelten Intellekt und dem vagen Gefühl einer zu entdeckenden Identität, zwischen ihrer Umwelt und ihrer Innenwelt. Aber er zeigt ihnen auch eine Lösung, er bietet ihnen eine Vergangenheit und eine Zukunft an:

44 45 46 47

Ebd., S. 11. Ebd., S. 12. Ebd., S. 13. Ebd.

60

2 Brods Auffassung des Judentums Um aus der Zwiespältigkeit zur Einheit zu kommen, dazu bedarf es der Besinnung auf das, was unser Blut in uns bedeutet […]. Meine Seele ist nicht bei meinem Volke, sondern mein Volk ist meine Seele.48

In seiner zweiten Vorlesung, »Das Judentum und die Menschheit«, setzt Buber den Akzent auf das Hauptproblem des Judentums: die Entzweiung. Dabei zitiert er Jakob Wassermann: ›Dies ist sicher: ein Schauspieler oder ein wahrer Mensch; der Schönheit fähig und doch häßlich; lüstern und asketisch, ein Scharlatan oder ein Würfelspieler, ein Fanatiker oder ein feiger Sklave, alles das ist der Jude‹.49

Das jüdische Wesen wird vor allem durch den Willen, über diese Entzweiung hinauszugehen, und durch »das Streben nach Einheit« charakterisiert, »nach Einheit im einzelnen Menschen. Nach Einheit zwischen den Teilen des Volkes, zwischen den Völkern, zwischen der Menschheit und allem Lebendigen. Nach Einheit zwischen Gott und der Welt«50. Eben durch dieses Streben werden das Judentum und die Suche nach dessen Wesen zum Phänomen, das die ganze Menschheit betrifft. Im Gegensatz zu anderen Philosophien, besonders zu der hinduistischen, die durch die Askese über diese Entzweiung hinausgehen wollen, findet die jüdische Philosophie die Lösung in der Tat. Buber unterstreicht, dass Gott selber für die jüdische Mystik ein geteiltes Wesen ist, dessen Einheit wiederhergestellt werden muss. Dies kann aber nur durch die Taten der Menschen erreicht werden. Dieser Wille, über die Entzweiung hinauszugehen, macht aus dem jüdischen Volke ein Schöpfervolk: Aus der Entzweiung des Ich nach Einheit strebend, schuf er die Idee des Einheitsgottes. Aus der Entzweiung der Menschengemeinschaft strebend, schuf er die Idee der All-Gerechtigkeit. Aus der Entzweiung alles Lebendigen nach Einheit strebend, schuf er die Idee der All-Liebe. Aus der Entzweiung der Welt nach Einheit strebend, schuf er das messianische Ideal, das eine spätere Zeit, auch wieder unter führender Mitwirkung des Juden, verkleinert, verendlicht und Sozialismus genannt hat.51

Das jüdische Volk sei also nicht durch die Kontemplation, sondern durch die Tat charakterisiert. Darin liege seine Haupteigenschaft, die es von den anderen westlichen Völkern unterscheidet, wie Buber in einem späteren Text, »Der Geist des Orients und das Judentum«, erklärt. Seiner Auffassung nach bilden die Juden ein orientalisches Volk; ihrem Wesen nach sind sie »motorische Menschen«, während die Abendländer »sensorische Menschen« sind: Der physische Grundakt des motorischen Menschen ist zentrifugal: ein Antrieb geht von seiner Seele aus und wird zur Bewegung. Der physische Grundakt des sensori48 49 50 51

Ebd., S.15ff. Martin Buber: Das Judentum und die Menschheit. In: Ders., Drei Reden über das Judentum (wie Anm. 43), S. 19. Ebd., S. 22. Ebd., S. 23f.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

61

schen Menschen ist zentripetal: ein Eindruck fällt in seine Seele und wird zum Bilde. Beide sind empfindende, beide handelnde Menschen; aber der eine empfindet in Bewegungen, der andre handelt in Bildern; der erste hat, wenn er wahrnimmt, das Erlebnis der Tat, der zweite hat, wenn er tut, das Erlebnis der Gestalt. Beide denken; aber des einen Denken meint Wirken, des andern Denken meint Form.52

Das Leben inmitten der abendländischen Völker habe dem jüdischen Wesen geschadet, und so unterscheidet Buber in seiner zweiten Vorlesung zwischen zwei Typen von Juden, dem »Urjuden« und dem »Galuthjuden«, d. h. »zwischen Wählenden und Geschehenlassenden, zwischen Zielmenschen und Zweckmenschen, zwischen Schaffenden und Zersetzenden«53. Buber wiederholt und präzisiert in dieser zweiten Vorlesung die schöpferische Bedeutung des jüdischen Volkes für die ganze Menschheit: Das Judentum kann nicht, wie andere Völker, der Menschheit neue Gegenstände, neue Inhalte geben, dazu ist das Verhältnis des Juden zum gegenständlichen Dasein, zu den Dingen nicht stark genug; es kann ihr vielmehr nur immer neue Einheit für ihre Inhalte geben, immer neue Möglichkeiten der Synthese.54

Die dritte Prager Vorlesung wird der Erneuerung des Judentums gewidmet, vor allem der kulturellen Erneuerung. Buber versucht die Elemente ans Licht zu bringen, die die Grundlage für das Wiederaufleben des Judentums und insbesondere der jüdischen Religion geben könnten. Diese Erneuerung kann aber nicht in einem einfachen Prozess bestehen; es muss eine vollkommene Änderung geben, die nicht nur auf der Gründung eines jüdischen Staats in Palästina beruhen kann. Tatsächlich soll es sich um eine umgekehrte Bewegung handeln: Palästina kann nur dann ein jüdisches Zentrum werden, wenn das Judentum eine vollkommene Erneuerung durchläuft. Buber behauptet, das echte Wesen des Judentums bestehe in der Summe und der Wechselwirkung von drei Ideen, die dem jüdischen Volke eigen sind: Der geistige Prozeß des Judentums vollzieht sich in der Geschichte als das Streben nach einer immer vollkommeneren Verwirklichung dreier untereinander zusammenhängender Ideen: der Idee der Einheit, der Idee der Tat und der Idee der Zukunft.55

Dieser »geistige Prozeß« ist ein ständig erneuerter Geisteskampf, dessen Ziel die Verwirklichung dieser drei Ideen, dieser drei »Tendenzen« ist. Die Idee der Einheit ist im Volkscharakter verankert, da der Jude alle Äußerungen als die Bestandteile eines selben Ganzen wahrnehmen will; in allem sucht er nach der Ureinheit, wie Buber in seinen beiden ersten Vorlesungen gezeigt hat. Die

52 53 54 55

Martin Buber: Der Geist des Orients und das Judentum. In: Ders.: Vom Geist des Judentums. Leipzig: Kurt Wolff, Leipzig 1916, S. 12. Buber, Das Judentum und die Menschheit (wie Anm. 49), S. 26. Ebd. Martin Buber: Die Erneuerung des Judentums. In: Ders., Drei Reden über das Judentum (wie Anm. 43), S. 33.

62

2 Brods Auffassung des Judentums

zweite Tendenz ist die Tat, die ihren Ursprung in der Tatsache findet, dass der Jude vor allem ein motorischer Mensch ist: Sein Bewegungssystem arbeitet intensiver als sein Sinnensystem, er hat im Handeln mehr Substanz und mehr Persönlichkeit als im Wahrnehmen, und seinem Leben ist wichtiger, was er zustande bringt, als was ihm widerfährt […]. Und darum auch ist ihm am Menschen die Tat wesentlicher als das Erlebnis.56

Die dritte Tendenz, die Idee der Zukunft, erklärt sich dadurch, dass die Juden dem Zeitsinn den Vorrang vor dem Raumsinn geben. Deshalb sei die Musik die Ausdruckform, die dem jüdischen Geist am gemäßesten ist. Diese Tendenz erweckt im jüdischen Menschen den Messianismus, die Idee der absoluten Zukunft, die aller Realität der Vergangenheit und Gegenwart gegenübersteht als das wahre und vollkommene Leben. Der Messianismus ist die am tiefsten originale Idee des Judentums.57

Der Messianismus vereinigt die drei Tendenzen, die für das Judentum charakteristisch sind: er entsteht aus der Idee der Zukunft und gibt der Idee der Tat und der Idee der Einheit einen Boden, auf dem sie sich entwickeln können. Diese Definition der drei Tendenzen des Judentums und die Hervorhebung der Bedeutung der messianischen Idee ist zweifellos die religionsnächste Auffassung, die von Buber in seiner Prager Vorlesungen entwickelt wird. Es muss aber erneut betont werden, dass die Tragweite dieser Vorlesung weit über eine religiöse Dimension hinausgeht, die Bubers Zuhörern und Brod unter ihnen fremd war. Die Erneuerung des Judentums, das Wiedererleben einer echten jüdischen Identität wird, Bubers Meinung nach, von einer Synthese dieser drei Ideen kommen, die jedes Individuum in sich selbst und in seinem eigenen Leben zu entwickeln hat: Die Tendenz der Einheit, indem wir unsere Seele zu einer Einheit bilden, auf daß sie fähig werde, Einheit zu konzipieren; die Tendenz der Tat, indem wir unsere Seele mit Unbedingtheit erfüllen, auf daß sie fähig werde, die Tat zu bewähren; die Tendenz der Zukunft, indem wir unsere Seele aus dem Getriebe der Zwecke losbinden und sie hinwenden auf das Ziel, auf daß sie fähig werde, der Zukunft zu dienen.58

Diese drei Tendenzen sind also nicht nur charakteristisch für das ganze jüdische Volk, sie definieren auch die individuelle Identität jedes Juden. Die drei Vorlesungen finden bei den jungen Prager Intellektuellen ein großes Echo und münden in eine Debatte über die Art und Weise, wie die von Buber gewünschte Erneuerung des Judentums stattfinden könne. Für Hans Kohn, der von Ahad Ha’ams kulturellem Zionismus inspiriert wird, soll sie vor allem von einer kulturellen Elite erreicht werden:

56 57 58

Ebd., S. 36. Ebd., S. 41. Ebd., S. 46.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

63

Das Judentum wird erneuert werden, wenn jeder sich selbst verwirklicht; die einzige Revolution, die ich anerkenne, ist diejenige, die durch Taten und nicht durch Reden, Beleidigungen und arrogante Infragestellung des guten Willens von anderen erreicht wird.59

Nach Hillel J. Kieval zielt dieser Hinweis auf Oskar Epstein,60 der Bubers Botschaft eine hauptsächlich politische Bedeutung zumaß. Zu dieser Zeit aber hat in Prag der kulturelle Zionismus die Oberhand: für Brod und seine Freunde geht es darum, das Wesen der jüdischen Identität durch Kultur auszudrücken. In diesem Sinn soll die Veröffentlichung der Sammlung Von Judentum61 verstanden werden, die Hillel J. Kieval zufolge62 einem zweifachen Vorsatz entsprach: die Mitglieder des Vereins Bar Kochba wollten die Bedeutung ihrer Organisation für das zeitgenössische jüdische Denken bekräftigen und andere Juden dazu zu ermutigen, an diesem Prozess der geistigen Erneuerung teilzunehmen. Diese Ziele wurden nicht sofort erreicht, der Prager Zionismus übte vor dem Ersten Weltkrieg keinen großen Einfluss auf die jüdische Philosophie aus. Nach dem Krieg jedoch wurden mehrere Werke veröffentlicht, in denen eine besondere Auffassung des Judentums entwickelt wird. Darunter ist auch Brods Werk Heidentum, Christentum, Judentum. Bubers Vorlesungen bedeuten für Brod den Eintritt in eine Welt, von der er zuvor fast nichts wusste. Er schreibt in seiner Autobiographie: Um sie zu verstehen, mußte man allerdings schon einige Erlebnisse auf jüdischem und politischem Gebiet hinter sich haben. Zu diesen Kenntnissen kam ich […] durch ein Bild im Wohnzimmer Hugo Bergmanns.63

Dieses Bild ist eine Photographie von Theodor Herzl; mit Hugo Bergmann entdeckt Brod den Zionismus (mit Bergmann liest er Ahad Ha’ams Texte) und vertieft sich in das Studium der jüdischen Ethik: Kaum jemals hat in der Folgezeit ein Schriftwerk einen so einleuchtenden Eindruck auf mich gemacht, wie Bergmanns […] Arbeit, die den Titel trug: ›Die Heiligung des Namens (Kiddusch Haschem)‹.64 59 60

61

62 63 64

Hans Kohn, auf Englisch zitiert von Kieval, The Making of Czech Jewry (wie Einleitung, Anm. 6), S. 146. Oskar Epstein (1888–1940) war eines der Hauptmitglieder des Studentenvereins Bar Kochba und bekannte sich zu Herzls politischem Zionismus, während die anderen Mitglieder den kulturellen Zionismus von Ahad Ha’am und Martin Buber vertraten. Vom Judentum. Ein Sammelbuch. Verein Jüdischer Hochschüler Bar Kochba in Prag. Leipzig: Kurt Wolff 1913. In dieser Sammlung findet man Texte von jungen Prager Intellektuellen (wie Max Brod, Hans Kohn, Hugo Bergmann, Wilhelm Stein, Hugo Hermann, Oskar Epstein) und von anderen deutschsprachigen Autoren (wie Martin Buber, Moritz Goldstein, Jakob Wassermann, Arnold Zweig, Gustav Landauer, Nathan Birnbaum…). Siehe Kieval, The Making of Czech Jewry (wie Einleitung, Anm. 6), S. 148ff. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 68. Ebd., S. 355.

64

2 Brods Auffassung des Judentums

In diesem Essay deutet Bergmann einen Auszug des Levitikus: »Darum haltet meine Gebote und tut danach: ich bin der Herr. Entheiliget nicht meinen heiligen Namen, damit ich geheiligt werde unter den Israeliten; ich bin der Herr, der euch heiligt« (Levitikus 22, 31–32). Dieser Satz ist problematisch: wenn Gott heilig ist, wie kann er durch den Menschen geheiligt werden, der seinem Wesen nach unvollkommen ist? Dieses Problem kann man durch die jüdische Auffassung von Gott erklären: Diese trennt Gott und die Welt, stellt aber insofern wieder eine Verbindung zwischen den Menschen und Gott her, als das Schicksal der Welt von Gott und das Schicksals Gottes von den Menschen abhängig ist: »Vom Menschen aus gesehen, ist Gott also wesentlich Aufgabe und sein Schicksal hängt insofern vom Menschen ab«65. Das Göttliche besitzt also für die Juden eine doppelte Natur, die durch die beiden Namen Gottes, Jahwe und Schem, verdeutlicht wird: Schem heißt ›Name‹, es bezeichnet den Gottesnamen Jahwe, ist aber von ihm zu scheiden. Es ist das, was man von Gott mit Worten bezeichnen, sagen kann, die Potenzialität des Göttlichen, die vom Menschen erst noch zu verwirklichen ist.66

Der Mensch, der das Instrument der Verwirklichung des Göttlichen auf Erden ist, wird vor allem durch seine Freiheit bestimmt: Weil der Mensch sich frei entscheiden kann, weil er sich aus den Netzen der Bedingtheit befreien, sich zum unbedingten Wesen machen kann, darum ist er der Wagen Gottes.67

Er ist also gleichzeitig Geschöpf und Schöpfer, Geschöpf bloß, solange er wie ein Ding von außen gestoßen, bedingt sein muß, um zu handeln. Schöpfer, wenn er, sich aus den Ketten fremder Nötigung befreiend, frei zur sittlichen Tat aufsteigt. Als sittliches Wesen ist der Mensch sein eigener Selbstschöpfer.68

Für Bergmann, wie für Buber, ist die Hauptlehre der jüdischen Religion die Freiheit des Menschen, der auf der Erde ist, um Gottes Wesen zu verwirklichen. Diese Auffassung übt einen entscheidenden Einfluss auf das Wesen des Judentums aus, das sich durch die Tat manifestieren soll. Demzufolge bedeutet für Brod die Entdeckung dieser Philosophie die endgültige Ablehnung seiner früheren Lebensauffassung, des Indifferentismus. Sie ist tatsächlich deren genaues Gegenteil: während der Indifferentismus bedeutet, dass der Mensch nicht frei sein könne, auch wenn er dieser Unfreiheit durch das Einnehmen verschiedener Stile zu entgehen sucht, behauptet eine auf dem 65 66 67 68

Hugo Bergmann: Die Heiligung des Namens. In: Vom Judentum. Ein Sammelbuch (wie Anm. 61), S. 34. Ebd., S. 38. Ebd., S. 40. Ebd., S. 41.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

65

Judentum gegründete praktische Philosophie die wesentliche Freiheit des Individuums, den Einfluss, den dieses auf sein Leben und auf die Verwirklichung des göttlichen Schicksals ausüben kann. Für Bergmann, wie für Max Brod, stellt der Zionismus ein Instrument dieser Verwirklichung dar. Tatsächlich beendet er seinen Essay mit dem Satz: »Der Zionismus ist unser Kiddusch Haschem«69. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs steht Brods literarisches Schaffen unter dem doppelten Einfluss von Buber und Bergmann. Seine Werke illustrieren eine besondere Auffassung des jüdischen Individuums, dessen Identität auf der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft beruht und dessen Haupteigenschaft es ist, ein motorischer Mensch zu sein, dessen frei entschiedene moralische Taten auf die Verwirklichung des göttlichen Wesens unter den Menschen zielen. Der Briefwechsel zwischen Brod und Buber im Jahr 1913 stellt eine Fortsetzung von Bubers Prager Vorlesungen dar und ist vor allem zwei Begriffen gewidmet: der Ekstase und der Verwirklichung. In einem vom 5. Juni 1913 datierten Brief schreibt Brod: Die Ekstase hat in Ihrer Darstellung immer etwas streng egozentrisches. Mir scheint aber für das Leben in der Vollendung nicht zu genügen, daß in mir die Welt erlöst werde, sondern sie muß auch an sich erlöst werden: Die Messias-Idee, die Wendung auf die allgemeine Erlösung fehlt mir noch.70

Brod behauptet, er habe diese Idee des Messias in dem Stück darstellen wollen, an dem er zu dieser Zeit arbeitet und das im Jahre 1914 veröffentlicht wird: Die Retterin. Dieses Stück ist von Brods endgültiger Ablehnung des Indifferentismus geprägt, von dem er sich durch seine Romane Ein tschechisches Dienstmädchen und vor allem Jüdinnen und Arnold Beer bereits distanziert hatte. In Die Retterin setzt Brod eine jüdische Familie in Szene, die von einem Landmädchen gerettet wird, in dem man Züge der Figur von Olga, einer der Heldinnen von Jüdinnen, wiedererkennt. Hanna, die Brod zufolge eine jüdische Version der Jungfrau von Orléans darstellt, kommt in die Familie ihres Onkels, des Industriellen Tuschkauer, und versucht, das Leben der Mitglieder der Familie zu verbessern. Sie erreicht, dass der Vater einem seiner Söhne, Alban, vergibt, der eine Unterschlagung begangen hat, und sie lehrt den anderen Sohn, Bruno, das Mitleid. Sie wird aber von allen verstoßen und empfindet eine Zeitlang, unter dem Einfluss des Anarchisten Graetz, Hass für diese Familie. Sie kann aber mit diesem Hass nicht leben, beide Gefühle, Hass und Liebe, werden ihr verweigert, was sie zur Verzweiflung führt:

69 70

Ebd., S. 43. Max Brod an Martin Buber, 5. Juni 1913. In: Martin Buber. Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten. Hg. von Grete Schader. Heidelberg: Lambert Schneider 1975, S. 335.

66

2 Brods Auffassung des Judentums Die Menschen hassen? Nein, nein, das ist meine Sache nicht, aber sie zu lieben, das ist sie nun eben auch nicht. Jetzt ist also alles in mir zu Ende, das fühle ich. Im Bösen geht es mit den Menschen nicht, und im Guten auch nicht. Es ist nur alles unendlich elend, und ich selbst, ich bin das elendste, hilfloseste, gemeinste Geschöpf unter allen. Es ist da eine Schwäche, in jedem von uns, die kann nicht überwunden werden. Und so ist keinem Menschen auf der Welt zu helfen.71

Erst als Alban während der Besetzung von Tuschkauers Fabrik durch Arbeiter getötet wird, findet sie ihre eigentliche Natur wieder und verhindert ein Blutbad, indem sie eine prophetische Rede hält: Man darf nicht abwägen, wer der Schuldigere ist. Eine Liebe über alles Wägen hinaus muß losbrechen, etwas ganz Neues muß geschehen […]. Ein Wunder muß geschehen! Ein Wunder in jedem einzelnen von euch, damit ihr wieder zum Himmel emporschauen könnt mit unverdrehten Augen, zu euren Nebenmenschen ohne Tücke. O fasset Mut. Gütig zu sein, dazu gehört ja jetzt der letzte, der äußerste Mut! Glaubt nur nicht, daß eure Frevel etwas Schönes sind und unentbehrlich und daß ihr in ihnen beharren müßt. Das ist das Wichtigste: seid nicht stolz auf eure Frevel!72

Sie lehnt es aber ab, in der Familie ihres Onkels zu bleiben, weil sie fühlt, dass sie eine Mission zu erfüllen hat: Als ein kleines dummes Mädel kam ich in euer Haus, und nun bin ich doch etwas gewachsen. Es ist dies freilich nur der Anfang, und wohin es mit mir gehen soll, das weiß ich noch nicht. Aber die Richtung, die ich fühle, ist gut! Ich bin jetzt wenigstens nicht mehr die brave Gouvernante, die kleine Hausmittelchen an jeden von euch verteilte […]. Ich muß jetzt eine große Arznei suchen, und so gemütlich im Familienkreis geht das eben nicht. Ich muß jetzt vieles lernen und vieles vergessen und meine Seele darf sich nicht mehr schonen […]. Niemand soll mir helfen. Je mehr ich trage, desto stärker werde ich sein […]. Ich werde doch oftmals wiederkommen und ihr werdet mich noch oft davon treiben. Alle Menschen werden es so machen. Zum Schluß aber werde ich wiederkommen und nicht mehr weggehen, sondern bei euch bleiben. Und das wird für alle eine schöne Zeit sein.73

Für Brod verkörpert Hanna die »messianische Idee«; ihr sei dieser Egoismus völlig fremd, den er nicht nur Buber, sondern auch Franz Werfel (in dessen Gedichtsammlung Wir sind) vorwirft: Auch am Buch Werfels vermisse ich die Aufhebung des Ego, des Ästhetischen und deshalb kann ich sein neues Buch nicht so ungeteilt loben wie sein erstes, welches mir wie die Vollkommenheit selbst erschienen ist.74

In einem anderen Brief an Buber behauptet Brod, dass der für ihn wichtigste Aspekt der Buberschen Philosophie die Ethik der Verwirklichung ist: 71 72 73 74

Max Brod: Die Retterin. Leipzig: Kurt Wolff 1914, S. 83. Ebd., S. 97. Ebd., S. 100ff. Max Brod an Martin Buber, 5. Juni 1913. In: Martin Buber. Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten (wie Anm. 70), S. 336.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

67

Um konkret zu reden: mich interessiert Ihre ›Verwirklichung‹ weniger von der erkenntniskritischen Seite aus (wie meinen Freund Dr. Weltsch) als von der ethischen her. – Die Verwirklichung hat im Unbedingten, Beziehungslosen ein ethisches Element.75

Brod deutet die Bubersche Auffassung der Ekstase als »die Vereinigung mit Gott, Realisierung, Unbedingtheit u. s. f. für den höchsten, ja vielleicht für den einzigen sittlichen Wert […]«76. Er entwickelt dann eine neue Ethik, in der »die Ekstase nicht mehr der höchste Wert ist, sondern die soziale Ekstase gleichsam, die Synthese von Ekstase und empirischer Welt gesichtet wird«77. In seiner Antwort erklärt Buber Brods Interpretation für falsch – Ekstase und Verwirklichung seien zwei ganz unterschiedliche Dinge, die verschiedene Bereiche betreffen: Verwirklichung ist keineswegs Ekstase. In der Ekstase erlebt der Mensch die Seele, in der Verwirklichung die Welt. In der Ekstase erlebt er empfangend, in der Verwirklichung tuend. Die Ekstase ist episodisch-isolierend, die Verwirklichung dauernd-verbindend. In der Verwirklichung sind Erkenntnis und Ethos verschmolzen: der Mensch kann die Welt nur erkennen, indem er sie tut […]. In der vollendenden, einenden Tat ist alles ›Soziale‹ tief mit drin, vielmehr das Soziale ist nur eine Projektion der Tat, ihre entfaltete Darstellung. Die Taten sind nicht ›gleichwertig‹ sie haben zwei Kriterien des Maßes, das eine in ihrem Ursprung: die Macht der Entscheidung, das andere in ihrer Mündung: die Macht der Vollendung, der WeltEinung […]. Und die ›höhere Welt‹? Ich weiß von ihr nur insofern, als sie sich in meiner Tat – in des Menschen Tat verwirklicht. Die höhere Welt ist diese unsere Welt im Zustand der Verwirklichung.78

Nach dieser Richtigstellung Bubers scheint Brod sich eine Zeitlang nach Bubers Theorien zu richten. Wie dieser setzt er den Akzent auf die Verwirklichung, und sein nächster Roman, Tycho Brahes Weg zu Gott (1915), in dessen Mittelpunkt die Beziehung zwischen den Astronomen Tycho Brahe und Johannes Kepler steht, illustriert Bubers Ideen. Anton Magnus Dorn hat die Figur Keplers folgendermaßen charakterisiert: Kepler repräsentiert den Typ des modernen Wissenschaftlers. Glaube (oder Unglaube) und Wissenschaft sind bei ihm schon getrennt. Er denkt ›funktional‹; er will lediglich die ›Gesetze‹ der Natur erfahren.79

Tycho Brahe verfolgt ein anderes Ziel, da er in den Naturgesetzen die aus seinem Glauben geborenen Überzeugungen wiederfinden will:

75 76 77 78 79

Max Brod an Martin Buber, 26. November 1913. Ebd., S. 348. Ebd. Ebd. Martin Buber an Max Brod, 6. Dezember 1913. Ebd., S. 351f. Anton Magnus Dorn: Leiden als Gottesproblem. Eine Untersuchung zum Werk von Max Brod. Freiburg, Basel, Wien: Herder 1981, S. 53.

68

2 Brods Auffassung des Judentums Das ist eben die letzte Frage meiner Kunst, ob es mir gelingen wird, das Gesetz Gottes in all diesem Wust von irdischem Unglück zu erkennen und mich mit diesem Gesetz zu vereinigen.80

Für ihn ist nur Eines wichtig: die göttliche Wahrheit. Und diese Suche nach Wahrheit kreist um eine einzige Frage, die ihn sein Leben lang verfolgt: »warum muss ich leiden?«, während Kepler nicht leidet. Und die Antwort wird Tycho Brahe bei einem Mitglied der jüdischen Gemeinde finden, einer Gemeinde, die er bisher ignoriert hat, der er sich aber nahe fühlt: Das Volk der Juden, heimatlos und flüchtig wie er, stets angefeindet wie er, in seiner Lehre mißverstanden wie er und dennoch an ihr festhaltend, ausgeraubt und verwundet wie er.81

Im Vorzimmer des Kaisers Rudolf begegnet Tycho Brahe dem Rabbiner Löw ben Belazel, dem Vertreter der Prager jüdischen Gemeinde, und fragt ihn: ›Nun sagt mir aber, wie ist es möglich soviel Leid zu erdulden? Und all dies um ein Nichts, um ein paar Buchstaben?‹ ›Es ist nicht die Frage, wie wir es aushalten […], wir haben eine Lehre: Gott ist nicht um des Gerechten willen da, um ihm zu dienen und ihn zu stützen, sondern der Gerechte ist da, um Gott zu dienen und ihn zu stützen‹.82

Und Tycho Brahe empfiehlt dem Kaiser Kepler als seinen Nachfolger, obwohl dieser, der die geozentrischen Theorien von Kopernikus vertritt, sein Feind ist. Diese Empfehlung soll als eine moralische Tat im Buberschen Sinne verstanden werden, d. h. als eine frei getroffene Entscheidung, die darauf zielt, einem Menschen zu helfen und dadurch das göttliche Wesen auf Erden zu verwirklichen. Durch diese Tat »verwirklicht de Brahe die Worte des Rabbis und stellt sich so in eine Kette der Ahnenschaft. Im Zuge seines Wirkens für Kepler erkennt er diesen endgültig als seinen Sohn im Geiste an«83, als die Fortsetzung einer Kette, deren erstes Glied Gott ist, den Tycho Brahe demzufolge als seinen Vater betrachtet: Aber die Vorstellung, daß Gott ihn wie ein liebes Kind ansah, daß Gott nichts Böses gegen ihn vorhatte, trotz des gewaltigen, schrecklichen Aussehens, trotz göttlicher Hoheit – daß Gott eben in der merkwürdigen Art eines Vaters, der zufällig gestürzt ist, aus empörten und doch zugleich auch weichen, erniedrigten und zugleich erhöhten, streng abwartenden und doch auch allgültig vorauswissenden Augen schaut, – diese Vorstellung war stärker als seine Fassung.84

80 81 82 83 84

Max Brod: Tycho Brahes Weg zu Gott. München: Kurt Wolff 1915, S. 111f. Ebd., S. 387. Ebd., S. 388. Arno A. Gassmann: Lieber Vater, Lieber Gott? Der Vater-Sohn-Konflikt bei den Autoren des engeren Prager Kreises. Oldenburg: Igel 2002, S. 56. Brod, Tycho Brahes Weg zu Gott (wie Anm. 80), S. 416.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

69

Wie Anton Magnus Dorn zeigt,85 verfolgt Brod in diesem Roman ein dreifaches Ziel. Es geht ihm nicht nur darum, die religiösen und philosophischen Theorien zu illustrieren, die er Buber und Bergmann verdankt, sondern auch darum, durch die Figur Tycho de Brahes die tragische Existenz eines im Exil lebenden Menschen und dadurch das Leben des in der Diaspora lebenden jüdischen Volkes zu beschreiben. Dieser Roman hat auch für Brod eine kathartische Wirkung, da er, wie Brod selber bestätigt hat, seine problematische Beziehung zu Franz Werfel darstellt, der dem Autor das Modell für die Figur Keplers geliefert hat (in der andere Albert Einstein erkannt zu haben glaubten, der zu dieser Zeit an der Prager Universität arbeitete): In Wahrheit hat […] zur Figur Keplers mein Freund Werfel viel Wesentlicheres und Schmerzlicheres beigetragen als Einstein, der doch nur ein flüchtiger Gast auf meinem Schicksalswege war. In Kepler wollte ich das vom Glück begünstigte junge Genie darstellen, das sich von seinen Anlagen treiben und von äußeren Umständen, daher auch von Freundschaftsverpflichtungen und Dank wenig beeinflussen läßt, während Tycho den älteren Mann darstellt, der dauernd von Schicksalsschlägen verfolgt ist, weil er sich mit dem Schicksal einläßt, weil er es nicht geringzuschätzen und über seine Tücke durchaus nicht ahnungslos, unbewusst hinwegzuvoltigieren weiß.86

Die Gegensätzlichkeit zwischen den beiden Männern entstammt aber nicht nur der Undankbarkeit Werfels, der eine Zeitlang unter dem Einfluss von Karl Kraus stand, sie beruht auch auf unversöhnlichen Unterschieden zwischen ihren jeweiligen Auffassungen des Lebens und der Rolle, die der Mensch in der Welt zu spielen hat. Diese Opposition wird in der Polemik der beiden Männer in den Jahren 1916 und 1917 deutlich. 1916 veröffentlicht Brod in Kurt Hillers Sammelband Das Ziel einen Artikel mit der These: Wir aber glauben, daß irdisches Unglück mit allen Mitteln gelindert werden muß. Dann erst wollen wir uns um uns selbst, sogar im metaphysischen Sinn […] kümmern.87

Dies bedeutet letzten Endes eine Kritik an allen Schriftstellern, die sich weigern, am politischen und sozialen Leben der jüdischen Gemeinde teilzunehmen. In dem bereits früher zitierten Artikel »Unsere Literaten und die Gemeinschaft« ist die Kritik noch deutlicher, da Brod Werfel unmittelbar angreift. Dieser Artikel wird in erster Linie als eine Kritik am Expressionismus aufgefasst und enthält eine Analyse von Hillers Umschwung, der die rein literarische Sphäre verlassen hat, um den Band Das Ziel zu veröffentlichen und sich der Tat zuzuwenden:

85 86 87

Dorn, Leiden als Gottesproblem (wie Anm. 79), S. 91. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 316. Max Brod: Organisation der Organisationen. In: Das Ziel. Aufruf zu tätigem Geist. München: Kurt Wolff 1916, S. 79.

70

2 Brods Auffassung des Judentums Daß Kurt Hiller und einige seiner Freunde sich klar aus dieser unübersehbaren Modeherde ausgesondert haben und den zwar noch oft von Irrtümern überwogten, aber doch wesenhaften Weg zu einem ›Ziel‹, diesen uralten jüdischen Weg zu El (was zugleich ›Ziel‹ und ›Gott‹ bedeutet) eingeschlagen haben, das muß […] als Zeichen der Gesundung jüdischen Geistes angesehen werden.88

Brod sieht im Ersten Weltkrieg die Ursache für diesen Umschwungs Hillers und anderer jüdischer Schriftsteller. Die Mehrheit betrachtet aber den Krieg als die Bestätigung und die Rechtfertigung des Individualismus und der Ablehnung der Politik. Diese befindet sich, so Brod, auf dem Weg eines Neochristentums, das vor allem durch Angst gekennzeichnet ist: Diese Angst vor der handgreiflichen Tat und leiblichen Gemeinschaft ist für [Viktor] Adler wie für andere jüdische Neuchristen charakteristisch. Er bezwingt das Banale nicht, er umgeht es.89

Für diese Schriftsteller und namentlich für Werfel, den Brod in diesem Artikel erwähnt, mündet die Angst in eine Einsamkeit, die zwar als ein Schmerz, aber auch als eine Notwendigkeit betrachtet wird, eine Einsamkeit, die zu einem allmählichen Rückzug aus der Welt führt. Für Brod wird es in Zukunft nur zwei mögliche Haltungen geben: die Passivität, die die Folge des Neochristentums ist, oder die Tat: Die einen aber werden diesen Schmerz als Stachel zur Erneuerung aller Herzen in sich verspüren, woraus nebst anderem auch eine neue jüdische Dichtung aufquellen mag (so hoffen wir es!). Die andern werden sich dabei beruhigen, Schmerz zu empfinden und dabei, daß sie es sind, so ausgezeichnete, oder so reine, so edle oder auch so verworfene, so verabscheuenswürdige Wesen, die diesen tiefen Schmerz empfinden. Auch diese Selbstverachtung, wiewohl würdevoller als die Selbstbehauptung, nimmt immer noch das eigene Ich zu wichtig, heftet die Augen zu wenig auf die ungeheure Aufgabe draußen, außerhalb des Ich, geht mehr auf Selbsterlösung aus als auf das innerste Ethos des Judentums: Messianismus, Welterlösung.90

Brod beendet diesen Artikel mit einer Aufforderung zum Aufbau einer neuen jüdischen Gemeinschaft, die ihre eigenen künstlerischen Formen besitzen würde. Werfels Antwort wird im Januar 1917 in Die Neue Rundschau in Form eines offenen Briefs veröffentlicht, der zwar an Kurt Hiller adressiert, aber auch an Brod gerichtet ist. Werfel behauptet, dass der Aktivismus, wie er von Hiller und Brod gepredigt wird, eine gefährliche Sache sei, weil sein erstes Ziel die Politisierung der Literatur und dadurch der Jugend sei und weil er dazu führe, dass der Gemeinschaft der Vorrang vor der individuellen Seele gegeben werde, d. h. dass die Kunst zugunsten der Politik aufgegeben werde. Werfel stellt dem Aktivismus den Katholizismus gegenüber: 88 89 90

Brod, Unsere Literaten und die Gemeinschaft (wie Kap. 1, Anm. 85), S. 459. Ebd., S. 463. Ebd., S. 464.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

71

Was sagt der Aktivismus? Die Menschheit kann nur gerettet werden am Individuum vorbei über das Individuum hinaus […]. Es handelt sich nicht um dich und um ihn. Es handelt sich um alle! Das Werk kann nur vollendet werden durch den Verzicht auf alle jene Elemente des Ichs, die vereinsamend und unsozial sind. Nieder mit der Kunst, denn sie ist ein lügnerisches Opiat […]. Nieder mit allem Geist, der kein Werkegeist ist, denn er lähmt die Seele, verwirrt sie und bläht sie zu einem Überselbst auf. Alle Kraft, die nicht auf die Änderung der Lebensdinge aufgewendet wird, ist verloren, ja vielmehr noch – gefährlich! Der Katholizismus sagt […]: Keine Sorge um dein Ich! – Lebe! Der Aktivismus sagt: Keine Sorge um dein Ich! Wirke! […]. Von allen Lehren, die der Welt gesendet waren, ist die christliche vielleicht die einzige, die das Ich bis ins letzte bejaht, denn sie erhebt es zum höchsten Schauplatz des höchsten Kampfes. Sie ist die einzige Lehre, die auf die wahrhaftige Wirklichkeit gegründet ist, denn ihre Richtung ist von unten nach oben, und nicht von oben nach unten.91

Der neue Christ ist also nicht untätig, auch er sucht die Befreiung, aber eine Befreiung der Seele. Es geht nicht darum, die Welt im Allgemeinen zu ignorieren oder zu leugnen, sondern allein die Umwelt; nur dadurch werden die Menschen zur Freude gelangen. Und Werfel schließt: Die christliche Sendung vollzieht ihr Werk im Ich, im Bewußtsein des Menschen, weil sie in ihrer Weisheit erkennt, daß man von außen nicht verwandeln, ›ändern‹ kann […]. Egozentristisch?! – Gewiß! – Aber wessen Ego ist nicht sein Zentrum? Es wäre höchste intellektuelle Unaufrichtigkeit, dies nicht zuzugeben. Die meisten Moralen stellen eine falsche Aufgabe: sie künden: ›Gib dein Ich auf – um deines Wertes willen‹. Das Christentum sagt: ›Vollende dich, damit notwendig das Werk als Frucht deiner Vollendung dir werde‹.92

Brod reagiert auf diesen Artikel unmittelbar mit dem Text, »Franz Werfels ›Christliche Sendung‹«, der im Februar 1917 in Der Jude erscheint und darauf zielt zu zeigen, dass Werfels Behauptungen nicht nur falsch, sondern auch »nichtchristlich« sind, denn »der Streit, ob eine Ansicht ›jüdisch‹ oder ›christlich‹ genannt werden kann, scheint ein bloß terminologischer zu sein. Ist es aber nicht«93. Brod stellt zuerst fest, dass das Ziel des Aktivismus nicht das Glück aller ist, sondern dass die Menschen ein ganzheitliches Leben führen sollen, das auf das von Gott vertretene Absolute zielt. Brods Meinung nach sind Werfels Auffassungen überhaupt nicht christlich, da die Haupteigenschaft des Christentums die Trennung von Körper und Seele ist. Werfel, der nach der Befreiung des Bewusstseins und der Erkenntnis strebt, ist also ein jüdischer Denker, wenn man von seiner Egozentrizität absieht. Werfel wirft dem Aktivismus vor, das Individuum in einer Organisation verschwinden zu lassen und Brod unter91 92 93

Franz Werfel: Die christliche Sendung. Ein offener Brief an Kurt Hiller. In: Die Neue Rundschau 28 (1917), Bd 1, S. 99. Ebd., S. 104. Max Brod: Franz Werfels ›Christliche Sendung‹. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 717.

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2 Brods Auffassung des Judentums

streicht, dass das Christentum auf einer Organisationsform beruht, deren Hauptziel die Seelengemeinschaft ist, d. h. eine wesentlich abstrakte Gemeinschaft. Die Abstraktion, die Werfel dem Aktivismus vorwirft, weil er das Individuum leugnet, ist Brod zufolge eine der Haupteigenschaften des Christentums: Indem der Christ sein Ich erlöst, sich selbst in den Zustand möglichster Vollkommenheit bringt, glaubt er alles getan zu haben, was zur Herbeiführung dieses Zustandes nötig und möglich ist. In diesem Sinne ist also die christliche Gemeinschaft ein Beisammensein lauter einsamer, nur mit dem eigenen Seelenheil beschäftigter Menschen, ein Kollegium von Zellenbewohnern. Der innere Widerspruch in Werfels Aufstellungen ist es gerade: daß er die Abstraktion, die Zerteilung der Welt in Leib und Seele, die Auseinanderschneidung der Realitäten mit angespannter Energie bekämpft, mit einer Energie, die ich als das durchaus Jüdische an ihm empfinde, – daß er aber gleichzeitig die äußerste Abstraktion, nämlich die Loslösung des Ich aus der Gemeinschaft lebender Menschen, die Loslösung des Künstlers aus dem tätigen Leben, die Egozentrizität feiert.94

Laut Brod sollte Werfels Kritik am jüdischen Aktivismus als Warnung betrachtet werden: die jüdische Gemeinschaft (und namentlich die zionistische Gemeinschaft) ist nicht stark genug, und dies führt ihre besten Mitglieder dazu, sich von ihr abzuwenden. Es ist daher notwendig, an der Herstellung einer neuen Gemeinschaft zu arbeiten, zu der alle jungen Juden sich bekennen könnten. Brods Kritik an Werfel hat eine Warnung von Buber zur Folge: Werfel will zwar keine Erwiderung, wohl aber einen Aufsatz über seine Stellung zum Judentum schreiben, und das ist mir noch lieber […]. Was er mir in dem Brief über sein Gefühl zum Judentum sagt, ist solcher Art, daß es mir durchaus genügt. Alles übrige muß von selber und langsam wachsen, in Ruhe und ungestört. Ich bitte Sie daher, aus einer herzlichen Einsicht, die Sie, gerade weil Sie ihn so viel intimer, d. i. detaillierter kennen, nicht haben können: versuchen Sie nicht mehr in dieser Richtung auf ihn einzuwirken! Sie können dadurch nur etwas Werdendes beeinträchtigen […]. Jetzt aber scheint mir die werbende Stimme in Ihnen so stark zu sein, daß sie diese innerliche naturhafte Weisheit des ›Nichteingreifens‹ übertönt. Möglicherweise beachten Sie auch nicht genügend, daß es Menschen gibt, deren Verhältnis zur Gemeinschaftsarbeit mit Fug ein anderes ist als das Ihre, ein anderes auch als das meine, weil sie anders geartet sind, andere Gabe und Bestimmung haben.95

Brod scheint also noch weiter als seine Lehrer gehen zu wollen; sein Kampf zugunsten des Judentums nimmt während des Ersten Weltkriegs den Charakter 94 95

Ebd., S. 721. Martin Buber an Max Brod, 7. Februar 1917. In: Martin Buber. Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten (wie Anm. 70), S. 470f. In seiner vom 13. Februar datierten Antwort versichert Brod Buber, dass er nicht versucht, Werfel zu »bekehren« und dass Werfel derjenige ist, der die Debatte will, eine Debatte, die Brod vermeidet, weil er sich in einer tiefen Krise befindet.

2.2 Die philosophische Dimension des Judentums

73

eines echten Kreuzzugs an, was mit einer Hauptdoktrin des Judentums, wie sie von Buber und Bergmann verstanden wird, mit dem freien Willen, in Widerspruch steht. Wie Buber in seinem Brief an Brod schreibt, geht es nicht darum, jeden jungen Juden dazu zu zwingen, sein Judentum zu bejahen, sondern darum, ihm eine mögliche Lösung für die durch die besondere Situation des Westjuden verursachte Identitätskrise zu geben. Brods Eifer bringt ihm die Kritiken anderer jüdischer Intellektuellen wie Gustav Landauer ein, der Brod seinen »jüdischen Chauvinismus« vorwirft, weil dieser die beiden Religionen nicht auf gleichem Fuße behandelt: er betrachtet das Christentum von einem existentiellen Standpunkt aus (d. h. wie es ist und nicht, wie es sein sollte), während er das Wesen des Judentums von einer ideellen Warte aus analysiert (d. h. wie es sein sollte und nicht, wie es eigentlich ist).96 Brod rechtfertigt sich in der folgenden Nummer der Zeitschrift Der Jude: Ich bemühte mich, das reine Christentum des Paulus, Augustinus, Luthers u. a. als Vergleichsmaterie festzuhalten. – Daß ich allerdings auch dieses optimale Christentum nicht mit Landauer als einen ›Weg jüdischen Geistes durch die Völker der Erde‹, sondern als eine Abirrung von diesem Weg ansehe, verträgt sich sehr wohl mit meiner starken Wertschätzung des Christlichen als einer ganz hohen, wenn auch nicht letzten und höchsten Anspannung der Menschenseele.97

Brods Beziehung zu seinem eigenen Judentum wird also in einer ersten Phase durch eine bedingungslose Zustimmung zu Bubers und Bergmanns Theorien bestimmt, die er als eine Rettung nach den Irrwegen zu betrachten scheint, die die ersten Jahre seiner Tätigkeit als Schriftsteller geprägt haben. Wie jeder Bekehrte zeigt er einen Eifer, der über den seiner Lehrer hinausgeht, und scheint nicht akzeptieren zu können, dass andere junge jüdische Intellektuelle, die sich in der gleichen Situation wie er befinden, einen anderen Weg als den seinigen wählen können. Für Brod sichern nur die Rückkehr zur Urgemeinschaft und die Tat zugunsten dieser Gemeinschaft und darüber hinaus der ganzen Menschheit die Grundlagen einer individuellen Identität. Diese Idee wird zum Beispiel durch die letzten Verse des Gedichtes »Kosmos« verdeutlicht, das Brod zum ersten Mal 1915 veröffentlicht hat: Doch uns ist gegeben mitzuwirken! Wenn du, Mensch, dich, gut zu sein, entscheidest, Wirst den Weltenlauf du umgebären. Fabel war es, daß du sinnlos leidest. Gib dein Herz, – dir geben sich die Sphären.98 96 97 98

Siehe Gustav Landauer: Christlich und christlich, jüdisch und jüdisch. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 851f. Max Brod: Christlich und christlich, jüdisch und jüdisch. In: Der Jude 2 (1917/1918), S. 209. Max Brod: Kosmos. In: Das gelobte Land. Ein Buch der Schmerzen und Hoffnungen. Leipzig: Kurt Wolff 1917, S. 7. Dieses Gedicht erschien zum ersten Mal 1915 in der Zeitschrift Die Aktion.

74

2 Brods Auffassung des Judentums

2.3

Eine originelle Auffassung vom Judentum

Während der letzten Monate des Ersten Weltkriegs erlebt Brod eine schwere persönliche Krise, die in eine zweite Phase seiner Beziehung zum Judentum mündet. Aus den Briefen an seinen Freund Franz Kafka wird deutlich, dass Brod eine außereheliche Beziehung mit einer jungen Frau namens Steffi (die Brod auch manchmal ›Esther‹ nennt) unterhält, eine Beziehung, die schwerwiegende Konsequenzen für seine Lebensauffassung hat. Am 16. Januar 1918 schreibt er zum Beispiel: Meine Angelegenheit ist nicht, daß ich um der Literatur willen diese Frau gewählt und jetzt um Palästinas willen eine andere brauche. – Viel einfacher! Viel körperlicher! – Es ist in einer der allerdings vielen möglichen Vereinfachungen so: Meine Frau ist nicht mein erotischer Typus. Im Geistigen nicht, denn da ist sie die geführte anlehnungsbedürftige Frau, während ich der Führerin bedarf. Und im Körperlichen erst recht nicht. Das Körperliche hängt überdies als allzu Zartes, allzu Gebrechliches irgendwie mit dem Seelischen zusammen. – Ich habe diese Frau gewählt, weil ich damals: 1) meinen erotischen Typ noch nicht so klar ausgebildet hatte, weil ich wahlloser war 2) zum Teil mit bewußter Lüge, aus Hochmut 3) weil gewisse an sich sehr hohe, aber doch sekundäre Eigenschaften mich an sie fesselten und noch heute mit so unerhörter Wucht fesseln, daß ich nie und nimmer mich losreißen kann. – Folge hievon ist ein ausschweifendes sexuelles Leben, das mich unendlich peinigt, unruhig macht und mir einen Aufstieg über die heute erreichte Stufe hinaus einfach verwehrt. – Ich weiß, daß ich jetzt nur dann weiterkommen kann, wenn ich endlich im Eros Ruhe, völligen Frieden finde […] – und ich weiß, daß die andere alles das hat, was ich dazu brauche und seit jeher in Wunschgestalten geformt habe, zum Teil sogar (Olga), ehe ich ›Esther‹ kannte. Also antizipierend die überwältigende Wirklichkeit dieses Erlebnisses […]. Ich habe mich ernstlich geprüft und glaube, daß ich näher an Gott nicht herankommen kann, solange ich in den heutigen erotischen Kleinreizen verharre. Und völlige Entsagung scheint mir auch nicht mein Weg zu sein. Unmöglichkeit aber ist es, von meiner Frau wegzugehen. – Das ist der Punkt, wo du mich nicht verstehen kannst. Denn ich habe (was kein Vorzug ist) ein weicheres Herz als du. Ich bringe nicht die geringste Grausamkeit auf, die in diesem Fall vielleicht höhere Güte wäre. Ich muß, so oft ich einen Schritt von meiner Frau wegtue, nach einigen Tagen diesen Schritt zu ihr zurückmachen, – weil sie so hilflos ist und weil es so leicht wäre, sie mit einiger Geschicklichkeit, ihr Vertrauen ausnützend, zum Einverständnis zu bewegen. Ich bin anständig, wenn ich ihr die Wahrheit sage, wie es steht, – nur ist leider in meinen Augen diese Anständigkeit die denkbar größte Gemeinheit, deren ein Mensch fähig ist.99

99

Max Brod an Franz Kafka, 16. Januar 1918. In: Max Brod – Franz Kafka. Eine Freundschaft. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt/Main: Fischer 1989, S. 222f.

2.3 Eine originelle Auffassung des Judentums

75

Diese Situation, die ihm ausweglos erscheint, und der fortdauernde Krieg führen Brod zu einem völligen Zusammenbruch: Ich sah ein, daß es mit dem guten Willen zur Umorganisierung der Welt nicht getan sei. Nicht der Wille entscheidet, sondern daß der Wille aus einem reinen und nichts als willigen Menschen hervorbricht. Keine tiefe Willigkeit aber ohne ‚Selbsterlösung‹. Wer sich an die Aufgabe wendet, der Menschheit zu dienen und sich dabei selbst vernachlässigt […], wer gar glaubt, Neigungen, die sich seiner ›heiligen Pflicht‹ entgegensträuben, einfach köpfen zu können, – der zerreißt das Gewebe der Natur und niemand kann sagen, in welcher Unnatur er endigen wird.100

Brod scheint dadurch Werfels Vorstellungen näher zu kommen, ohne sich aber vom Judentum lossagen zu wollen. Da dieses die Grundlage seiner Identitätskonstruktion gebildet hat, wird er erneut von tiefgreifenden Fragen gequält, und es wird für ihn notwendig, einen neuen Typ des Judentums zu definieren, mit dem er in Einklang leben könnte, der seine Lebenserfahrung widerspiegeln würde und seiner individuellen Identität eine feste Basis gäbe. Diese Arbeit findet in Phasen statt. Brod fängt damit an, dass er seine Zweifel und Fragen literarisch ausdrückt. Die beiden Werke, die er im Jahre 1918 veröffentlicht, das Theaterstück Eine Königin Esther und der Roman Das große Wagnis, können als Zeugnisse seines Seelenzustandes gelesen werden. Im November 1917 schreibt er zum Beispiel an Kafka: »Und für Wut und Verzweiflung schaffe ich mir im Roman ein Ventil«101. Dies geschieht dadurch, dass Brod sich selbst in seinem Werk darstellt: »Ich habe mich in drei Personen geteilt, die einander bedauern, einander mit Schonung und Wohlwollen behandeln«102. Einige Jahre später wird Brod (in einem Brief an den tschechischen Verleger seines Romans Rëubeni, Fürst der Juden) von einer kathartischen Wirkung der Literatur sprechen: Sie haben mich schon einigemal gebeten, Ihnen etwas über die Entstehung meines Romans ›Rëubeni‹ zu sagen. Und immer wieder habe ich es aufgeschoben. Nicht aus Bescheidenheit. Nicht aus heuchlerisch plakatierter Unnahbarkeit. Es ist mir nur so unsagbar schwer und qualvoll, über die Entstehung meiner Werke zu sprechen, über die Zustände und Wirrnisse, die einer Schöpfung vorausgehen und die eben durch jene Schöpfung wie durch ein Zauberwort angesehen und gebannt werden sollen, damit sie stehen bleiben und mich nicht überfluten, mir nicht mehr schaden. Jedes meiner Werke ist eine Abwehr, eine Defensiv-Formel gegen Erlebnisse, die

100 101 102

Max Brod: Heidentum, Christentum, Judentum. München: Kurt Wolff 1921, Bd 1, S. 191f. Max Brod an Franz Kafka, 8. November 1917. In: Max Brod – Franz Kafka (wie Anm. 99), S. 189. Ebd., S. 205.

76

2 Brods Auffassung des Judentums mich zu zerstören drohten. Denen ich nur dadurch entgehen konnte, daß ich sie formte und auf solche Art überwand – ein wenig und provisorisch überwand.103

Das Theaterstück Eine Königin Esther bedeutet eine Wende, einen Übergang zwischen zwei Momenten von Brods Leben. Es trägt tatsächlich noch Spuren des Einflusses von Buber und Bergmann, ist aber von einem tiefen Pessimismus geprägt, der sich offensichtlich vom Voluntarismus der früheren Jahre abhebt. Der König, Esthers Ehegatte, steht unter dem Einfluss von Haman, einem Juden, der ihm rät, alle Juden ermorden zu lassen, und dies nicht nur aus Selbsthass, sondern auch weil nicht Gerechtigkeit siegt, – Fleisch siegt, Endlichkeit siegt, Zufall siegt, der dunkle Abgrund des Geschlechtes siegt. – Wo ist das Erbarmen auf dieser Welt? – Aber es ist gut so. Nur soll man es wissen. Und wenn man es weiß, nicht verleugnen.104

Dieser Jude, der die göttliche Dimension des Universums und das Vorhandensein der Gerechtigkeit in einer von Trieben und Zufall beherrschten Welt bezweifelt, ist wahrscheinlich als Brods Doppelgänger zu verstehen. Der Autor geht so weit, durch die Worte des Königs hindurch, die Brods existentielle Krise zusammenfassen, die Güte Gottes in Frage zu stellen: Was für ein Gott ist das, der solch eine Welt geschaffen hat? Eine Welt, in der das, was man mit gutem Gewissen tut, hintennach in Schuld verwandelt wird. Eine Welt, in der man nur allmählich besser werden kann, in der man nur mühsam zu Einsichten kommt und in der man zum Schluß unrettbar an Vergangenes gefesselt bleibt, das man längst überwunden hat. In der man schuldig wird, wenn man sich losreißt, schuldig, wenn man gebunden bleibt. Schuldig, was man auch tun mag, schuldig, auch wenn man nichts tut. Was für eine Welt ist das, die du geschaffen hast, Gott!105

Um die Ermordung der Juden zu verhindern, beschließt Esther, Haman zu töten, obwohl sie in ihm einen Bruder und ein Modell erkannt hat, weil er nicht die bedingungslose Vereinigung sucht, sondern das Übel wahrnimmt und akzeptiert. Esther kann zuerst als eine Figur gedeutet werden, die Bubers Ideale des Judentums verkörpert: »die Anschauung von dem absoluten Wert der Tat als einer Entscheidung«106 und »die spezifische Genialität der Propheten und Lehrer Israels […]«, die »eine kämpferische Genialität, […] eine kämpferische Fruchtbarkeit«107 ist. Esther wird also zum Symbol eines Erwachens der jüdischen Urkraft, wie es von Buber gewünscht wird. Sie verkörpert aber nicht die Suche nach Einheit, die die Hauptlehre der Buberschen Philosophie darstellt; sie lehnt diese Einheit, die durch ihre Ehe mit dem König symbolisiert wird, ab, weil sie ihr als eine Illusion gegenüber der inneren Tragik der menschli103 104 105 106 107

Max Brod an Bohumil Janda, ohne Datumsangabe. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví, Prag. Brod, Eine Königin Esther (wie Einleitung, Anm. 13), S. 83. Ebd., S. 124. Buber, Der Geist des Orients und das Judentum (wie Anm. 52), S. 28. Ebd., S. 40.

2.3 Eine originelle Auffassung des Judentums

77

chen Natur erscheint. Und wenn der König sie am Ende des Stückes nach dem Sinn ihres Leidens fragt, antwortet sie: »Es ist unmöglich, Mensch zu sein. Dennoch bleibt uns nichts anderes übrig«108. Der Roman Das große Wagnis, den Brod zu gleicher Zeit geschrieben und als »Buch des Widerrufs«109 gekennzeichnet hat, scheint seinerseits einer Reflexion über Bergmanns Theorien, vor allem jener über den freien Willen, zu entstammen. Während des Ersten Weltkriegs findet ein junger Maler, dessen Namen der Leser nicht erfährt,110 Zuflucht in Liberia, in einer Gemeinschaft, die in Höhlen lebt und vom Doktor Askonas regiert wird. Leah Hadomi111 sieht den Ursprung dieses Namens im hebräischen Wort »Askunes«, das die Taten bezeichnet, die zugunsten der Gemeinschaft unternommen werden. In Liberia tragen die Individuen keine Namen, sie werden durch ihre Funktion gekennzeichnet. Das System beruht auf dem Opfer des Individuums zugunsten der Gemeinde: alle haben den selben Status, den gleichen Wert, was im Idealfall zur Befreiung des Einzelwillens führen soll, der nicht mehr egoistischen Zielen folgt, sondern auf das Wohl der Gemeinschaft zielt. Diese Gemeinschaft besteht aber aus isolierten Figuren, die dem Willen des sie als Sklaven behandelnden Doktors Askonas unterworfen sind. Die Regeln, die er ihnen auferlegt hat, vor allem diejenigen, die das Gefühls- und Sexualleben betreffen, gelten für ihn nicht. Übrigens glaubt er nicht an sein eigenes System: Ich bin kein Anhänger meiner eigenen Weltanschauung. – Vielleicht ist das das größere Opfer, kein Opfer zu bringen. Wer sich aufopfert, schläft gut und bürgerlich. Er hat sein Gewissen beruhigt und entschädigt sich für alle Beschwerden, indem er in seinem Innern unglaubliche Verwüstungen anrichtet, – in aller Stille. Ach, ich mißtraue jeder Tat, die ein Mensch gegen sich selbst durchsetzt. Sich selbst besiegen – ja wenn dieser Sieg nicht zugleich eine Niederlage wäre, die man sich selbst bereitet. – Eine Zersetzung der Seele, eine kastrierte und katastrierte Menschheit, Untergang der Welt in Abstraktionen – das ist der Endpunkt der Selbstüberwindung.112

Um diesen »freien Staat« regieren zu können erwartet er von allen, dass sie ihre Individualität opfern, weigert sich aber, es selber zu tun, und dies wird zum Aufstand der Einwohner von Liberia führen, der als die Revolte der unterdrückten Instinkte und Gefühle dargestellt wird. Leah Hadomi zufolge stellt der Roman eine Utopie dar, die sich allmählich in eine Dystopie verwandelt, was aus diesem Text »die erste negative Utopie 108 109 110

111

112

Brod, Eine Königin Esther (wie Einleitung, Anm. 13), S. 138. Brod, Heidentum, Christentum, Judentum (wie Anm. 100), Bd 1, S. 61. Brod gibt nur die Namensinitiale am Ende des Romans: E. St. Die Buchstaben scheinen zu beweisen, dass dieser Roman und das Stück Eine Königin Esther gleichen Überlegungen entstammen. Siehe Leah Hadomi: Utopische Aspekte in Max Brods Roman Das große Wagnis, 1918. In: Max Brod 1884–1984. Untersuchungen zu Max Brods literarischen und philosophischen Schriften. Hg. von Margarita Pazi. New York, Bern, Frankfurt/Main: Peter Lang 1987, S. 135. Max Brod: Das große Wagnis. Leipzig: Kurt Wolff 1918, S. 154f.

78

2 Brods Auffassung des Judentums

der Moderne«113 macht. Der Roman wird in der Ich-Form geschrieben und stellt zwei Welten gegenüber: die äußere Gesellschaft, der der Held entfliehen will, und ein Kollektiv, in der er zunächst die Freiheit gefunden zu haben glaubt. Die Welt der Utopie ist in sich geschlossen und scheinbar harmonisch organisiert, aber diese Organisation wird allmählich als Instrument der Unterdrückung enthüllt. Brod zeigt dadurch, dass eine Gesellschaft, in der die individuellen Wünsche ignoriert werden, schließlich zu Anarchie und Chaos verurteilt ist. Die beiden im Roman beschriebenen Gesellschaftsformen, die wirkliche Gesellschaft, die im Krieg untergeht, und die utopische Gemeinde, die diesen Krieg dadurch zu vermeiden versucht, dass sie die individuellen Wünsche leugnet, werden letzten Endes vom Autor abgelehnt, der einen dritten Weg vorschlägt: den Weg des »großen Wagnisses«, der von der Krankenschwester Ruth verkörpert wird. Diese hat ein Spiel erfunden, in dem Kinder die Rolle eines Häftlings übernehmen, der durch eine Murmel repräsentiert wird. Diese Murmel bewegt sich in einem Labyrinth, dessen Konfiguration der Erzieher jederzeit ändern kann. Der Zweck dieses Spiels ist es, den Kindern die schnelle, instinktive Entscheidung zu lehren: Ja, der schnelle Entschluß ist eben das große Wagnis […]. Das scharfe Auge, der Instinkt, das ist alles. Kein Moment der Ruhe, kein stilisierter Kampf; mein Spiel ist das nackte Leben […]. Dem Kind soll der gefährlichste aller Irrtümer genommen werden, der Wahn, als ob man sich mehrmals im Leben zu entscheiden hätte.114

Die Entscheidungen können nicht rückgängig gemacht werden; sie hängen aber nicht nur von den Kindern ab, da der Erzieher einer scheinbar guten Entscheidung negative Konsequenzen verleihen kann. Dieses Spiel spiegelt die Stellung des Menschen (des Kindes) gegenüber Gott (dem Erzieher) wider, wie es die Worte des Doktors Askonas verdeutlichen: Man kann nicht gut sein. Es gibt Situationen, in denen man zwischen zwei Wegen zu wählen hat. Aber nicht so, daß der eine Weg gut und der andere böse wäre. Nein, beide Wege sind Sünde. Was auch immer man wählt, man wählt falsch. Mehr noch: solche Situationen sind nicht Ausnahmen. Wenn man genauer hinschaut, sind sie die Haupthaltestellen unseres Daseins und etwas von ihrer Essenz ist den geringfügigsten Entscheidungen beigemischt. Ja, es ist ganz genau genommen nur ein seltener Glücksfall, wenn man einmal in die Lage kommt, gegen sich streng sein zu dürfen. Es ist ein Zufall, nicht sündigen zu müssen… Wo ist in einem solchen Leben Platz für Gott? – Ich will an Gott glauben, aber nur wenn er mir gestattet, gut zu sein. Ich will Opfer bringen, ich will mich selbst darbringen, ich will das meinige tun – nur gestatten soll er es mir, gut, unzweideutig rein zu sein. Mehr verlange ich nicht. Und nichts anderes. Denn das ist die Stelle in meinem Herzen, wo Glaube an Gott sein könnte. Aber die Stelle ist leer. Andere sagen freilich: Wenn man verzweifelt, wenn man sich unter die Sünde gestellt fühlt, jeden Schritt, welchen immer man auch tut, als falsch erkennt, – gerade dann ist es Zeit, sich aufzugeben, sich in Gottes Hand zu legen als demütiges Kind: Verfahre mit mir nach deinem Willen… Aber das kann 113 114

Bärsch, Max Brods Bewußtsein vom Judentum (wie Anm. 1), S. 214. Brod, Das große Wagnis (wie Anm. 112), S. 96.

2.3 Eine originelle Auffassung des Judentums

79

ich nicht, das kann ich nicht… Dazu reicht mein Wille nicht aus. Das große Wagnis wage ich nicht […]. Ja, Gott verlangt zu viel und leistet nichts, aber mit dem Teufel läßt sich leben, wenigsten für den Moment, wenigstens provisorisch. Wenn ich mein ganzes Leben betrachte, so finde ich, daß die wenigen Augenblicke von Glück, die ich jemals empfunden habe, durchaus Geschenke des Teufels waren.115

Askonas verkörpert die Fragen, die Brod am Ende des Ersten Weltkriegs gequält haben, und die Infragestellung der Theorien Bubers und Bergmanns. Er akzeptiert, dass das Opfer des Individuums für das Heil der Gesellschaft notwendig sein kann, aber dies führt zur Vernichtung der Seele, zur Abstraktion. Der Mensch verfügt über einen freien Willen, aber er ist zur Sünde verurteilt. Und wenn er dieser Sünde entgeht, dann geschieht es nur zufällig. Welches kann dann der Platz Gottes in der Welt sein? Brod antwortet auf diese Frage durch eine besondere Auffassung der Liebe, die er in seinem Roman noch einmal durch die Figur des Doktor Askonas entwickelt: Ich unterscheide nämlich drei Arten von Liebe. Die beiden ersten sind bekannt: sinnliche und geistige Liebe. Man hat die zwei oft gegeneinander ausgespielt, oft gegeneinander abgewogen. Die einen wollen dem Trieb, die anderen der Kameradschaft größere Rechte zugestehen. Aber ganz allgemein glaubt man doch, daß schlechthin vollkommene Liebe gegeben ist, wenn durch einen glücklichen Zufall diese beiden zusammentreffen. Aber gerade das ist ganz falsch! Vollkommene Liebe ist von sinnlichem Feuer und von geistiger Ebenbürtigkeit völlig verschieden und völlig unabhängig, sie ist ein Drittes, ein Wunder, das weder mit dem Körper, noch mit dem Geist etwas zu tun hat. Diese dritte Liebe ist einfach das Unerklärliche an sich.116

Und diese Liebe ist es, die Gott der Welt schenkt, eine Liebe, die einem Wunder entspricht und demzufolge als unnatürlich und unangenehm empfunden werden kann: Es muß also Unglück in der Welt geben, nicht etwa weil Gott die Welt hie und da im Stiche ließe, sondern gerade deshalb, weil er sie liebt. Keine richtige Liebe ohne Mißverständnisse, ohne Qual und Verbluten.117

Der Mensch ist nur ein Instrument in den Händen Gottes, seine einzige Hoffnung ist, so Brod, die göttliche Gnade, die die menschlichen, instinktiven Taten zu den erhofften Ergebnissen führen wird. »Gnade« wird demzufolge zum zentralen Begriff in Brods Werk: Resümierend läßt sich sagen, daß die Probleme, Gedanken, Fragen und möglichen Antworten eigentlich alle schon genannt, aber nur teilweise reflektiert und keineswegs systematisch erfaßt sind. Diesen Mangel hat Brod selbst empfunden. Daraus resultiert sein Versuch einer geschlossenen Konzeption, die er schließlich in seinem

115 116 117

Ebd., S. 174f. Ebd., S. 185f. Ebd., S. 191.

80

2 Brods Auffassung des Judentums ersten religionsphilosophischen Doppelwerk ›Heidentum, Christentum, Judentum‹ vorlegte.118

In diesem Werk findet Brod einen Weg, um zwei widersprüchliche Erfahrungen zu versöhnen: Meine ganze dichterische Phantasie und Gestaltung stand dann lange Zeit im Zeichen des Konflikts der beiden einander widersprechenden Urprinzipien: ›Der gute Mensch ist ein Helfer Gottes‹ – und ›Der gute Mensch, mag er sich bemühen bis zum Selbstzerreißen, bleibt im wesentlichen ein Nichts, ein Sünder, auf Gottes Hilfe angewiesen‹. Erst viel später habe ich in diesem Widerstreit eine Art von festem Neben-Einander zu finden gewußt. Hieraus entsprang meine Hauptlehre, die vom ›edlen‹ und ›unedlen‹ Unglück.119

In Heidentum, Christentum, Judentum (1921) stellt Brod sein eigenes philosophisches System dar, das die Grundlage seiner zukünftigen Entwicklung bilden wird. Der erste Teil ist einer Definition der drei im Titel erwähnten Begriffe, der »drei geistigen Mächte«120, die die Erde beherrschen, gewidmet. Brod stellt die beiden ersten Begriffe einander gegenüber und unterstreicht, dass das Judentum einen besonderen Platz einnimmt, der sich dieser Gegenüberstellung entzieht: Das Heidentum steht unter der Idee der Diesseitsfortsetzung […]. Das Christentum steht unter der Idee der Diesseitsverneinung […], ersehnt die Auflösung der sichtbaren Welt zugunsten der unsichtbaren. Das Judentum… Hier kann eine auch nur halbwegs zutreffende Bestimmung noch nicht versucht werden. Nur zur Abgrenzung sei angegeben: das Judentum sagt zum Diesseits weder Ja noch Nein, sondern – etwas anderes.121

Es folgt ein Versuch, diese andere Antwort zu definieren. Brod trifft zunächst eine grundlegende Unterscheidung zwischen zwei Lebensaspekten, die er das »edle« und »unedle« Unglück nennt. Diese Unterscheidung ist die Grundlage der Brodschen Auffassung des Judentums; auf ihr beruht der originelle Charakter dieser Auffassung gegenüber den Ideen von Buber und Bergmann. Im Jahr 1939 fasst Brod diese Unterscheidung folgendermaßen zusammen: Der Mensch lebt in zwei Bezirken. Edles Unglück ist die Tatsache, daß er als ein unendliches Wesen in einen unendlichen Weltzusammenhang gestellt ist, daß er stirbt, daß er in seinen Gefühlen wandelbar und vom Körper abhängig, in seiner Erkenntnis begrenzt bleibt. Edles Unglück ist mithin all das Unabwendbare, das unabtrennbar mit dem Menschsein mitgegeben ist und gegen das unsere Macht nichts vermag und nie etwas vermögen wird. In diesem Bezirk ist daher die demütige, verehrungsvoll ein Geheimnis anerkennende Haltung, die Haltung, wie sie sich einem Wunder gegenüber ziemt, die einzig richtige. Unedles Unglück dagegen ist abwendbar und verlangt aktives Eingreifen des Menschen, verlangt das Stiften nützlicher 118 119 120 121

Dorn, Leiden als Gottesproblem (wie Anm. 79), S. 80. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 356f. Brod, Heidentum, Christentum, Judentum (wie Anm. 100), Bd 1, S. 8. Ebd., S. 11f.

2.3 Eine originelle Auffassung des Judentums

81

Einrichtungen. Mit der Demut, die dem organisch Werdenden gegenüber am Platze ist, würde man im Bereiche des ›Machbaren‹ nur Sünde und Schuld auf sich laden, die furchtbare Schuld der Unterlassung dessen, was in des Menschen sittliche Macht und ganz menschlich klare Einsicht gelegt ist.122

Die Aufgabe des Menschen ist es, sich bei allen Lebensumständen zu fragen, welcher Unglücksform er gegenübersteht. Nur das Judentum (damit meint Brod nicht nur das religiöse Judentum im engeren Sinn, sondern allgemeiner eine bestimmte Lebensanschauung) nimmt diese Unterscheidung vor: für das Heidentum (und für den Kommunismus, der laut Brod, eine Form des Heidentums darstellt) gibt es einzig das »unedle« Unglück, während das Christentum jedes Unglück als »edel« betrachtet. Für die Heiden sei demzufolge das erste Prinzip die Tat, die die Christen für irrelevant halten. Für die Juden aber gibt es zwei mögliche Verhaltensweisen, die von der Natur des Unglücks abhängig sind. Brod teilt Bubers und Bergmanns Auffassung vom Judentum, das die Freiheit und die Aktion bejaht, allerdings nur was das unedle Unglück betrifft: Mit besonderer Energie hat Martin Buber die ›Entscheidung‹, die ›Wahl‹, die ›Tat‹, also die Autonomie des Menschen in den Mittelpunkt des Judentums zu rücken versucht. […] Bubers ›Tat‹ geschieht auch nicht als künstliche Anspannung gegen die Triebe des Menschen, sondern aus seiner ›Einheit‹ hervor. Ich zweifle gar nicht, daß Buber selbst unter dieser ›Einheit‹ das Richtige, weil Erlebte, meinte. Nur vermisse ich bei ihm den ausdrücklichen Hinweis, daß diese ›Einheit‹ und ›Unbedingtheit‹, diese ›Verwirklichung‹ selbst nicht mehr Menschenwerk, nicht mehr freie Willkür des sittlich aufgewühlten Gemütes ist, – sondern ein Neues, ein göttlicher Gnadenbeistand, der den Bemühungen des Menschen auf geheimnisvolle Weise entgegenkommt, ohne den kein Heil zu erhoffen ist […]. Es ist zwar sehr richtig und wesentlich, als Abzeichen des Judentums die Forderung ›aktiven Eingreifens‹ hinzustellen, dem Christentum gegenüber, in dem für den Menschen kein selbständiger Tatwille übrig bleibt; aber ich halte es für ebenso falsch wie gefährlich, wenn nun immer wieder nur das ›Tätige‹ und ›Motorische‹ im Judentum herausgestellt und das ›Empfangende‹, das ›Auf-Gott-Angewiesensein‹ unserer Existenz ganz übersehen [wird].123

Brod gibt also, wenigstens teilweise, das Ideal auf, das er in Tycho Brahes Weg zu Gott dargestellt hat: Die ›Durchdringung‹ des Irdischen mit Göttlichem, die ›Diesseitsumformung‹, die mir lange im Kopf herumgespukt hat (als Gegensatz zu christlicher ›Diesseitsverneinung‹ und heidnischer ›Diesseitsfortsetzung‹), begrabe ich hiemit endgültig. Es gibt zwar eine Diesseitsumformung, aber sie bezieht sich nur auf ›unedles‹ Unglück, macht also nur einen Teil des Judentums aus, gibt keine Gesamtcharakteristik.124

122 123 124

Max Brod: Die Lehre vom edlen und unedlen Unglück. In: Maß und Wert 2 (1938/1939), S. 105. Brod, Heidentum, Christentum, Judentum (wie Anm. 100), Bd 1, S. 80ff. Ebd., S. 93.

82

2 Brods Auffassung des Judentums

Die Tat ist möglich, notwendig, wenn es darum geht, die Folgen des unedlen Unglücks zu bekämpfen. Dem edlen Unglück ist aber, so Brod, einzig mit Demut und Hoffnung auf die göttliche Gnade zu begegnen. Brod formuliert hier theoretisch eine Idee, die er im Roman Das große Wagnis skizziert hatte. In einem Gespräch mit Margarita Pazi am 1. Februar 1968 erklärte Brod: »Unter Gnade verstehe ich das Zusammenfallen von Pflicht und Liebe. Es ist selten, aber es ist möglich. Zum Beispiel in ›Tycho‹, wenn er dem Kaiser Kepler lobt«125. Die göttliche Gnade erlaubt den menschlichen Trieben, die dem Bereich des edlen Unglücks angehören, weil der Mensch keine Macht über sie besitzt, mit der göttlichen Dimension des Universums im Einklang zu sein. Das wunderbare Eintreten der Gnade erlaubt eine Verwandlung der menschlichen Welt, die ihrem Wesen nach böse und fehlerhaft ist, in etwas Gutes. Dieses Eintreten nennt Brod das Diesseitswunder, das sich dadurch kundgibt, »daß es den Menschen aus der sonst unauflöslichen Tragik des Diesseits herausholt und recht eigentlich lebensmächtig, lebensfähig macht«126. Wie Jost Schillemeit gezeigt hat, schlägt Brod hier eine neue Auffassung des Judentums vor, »ein in sich gegliedertes Gebilde, an dem menschliche Freiheit und göttliche Gnade, menschliche Eingriffspflicht und Grenzen der menschlichen Freiheit, gleichermaßen und auf keineswegs ganz spannungsund konfliktlose Weise beteiligt sind«127. Die Welt wird tatsächlich in zwei unterschiedliche Bereiche getrennt: Das Unendliche in Ehrfurcht anerkennen, – das ist noch Menschensache. Man kann es, wenn man will, wenn man nur die Augen öffnet. Dann aber beginnt Dunkel, das Reich der Demut. Nichts mehr vermag der Mensch aus sich selbst heraus. Ein passives, abwartendes Verhalten ist ihm auferlegt. Gott lieben – dazu sich heranzudrängen ist undenkbar. Das Reich der Naturtriebe ist das eigentliche Reich des edlen Unglücks, hier hat menschliche Kraft nichts zu suchen. Nur durch göttliche Gnade ist es möglich, daß der Naturtrieb des Menschen selbst die Richtung aufs Göttliche empfange. Dann liebt der Mensch, dann liebt er Gott. Darin besteht die Gnade. Gott lieben und von Gott geliebt werden, ist nämlich eines und dasselbe. Im Reich der Freiheit herrscht allmähliches Vorrücken, Meliorismus, ewige Annäherung an unendliches Ziel, – im Reiche der Gnade gibt es den Sprung, die plötzliche Umkehr, das sofortige außerzeitliche Besitzergreifen des Absoluten. Dort Politik, – hier das Reich, das unsichtbar immer und überall unter uns ist. Dort der unfertige Gott, dem geholfen werden soll, – hier der Unendliche, Allmächtige, vor dem wir ein Nichts sind. Dort Werden und tausend Möglichkeiten, Verantwortung des Menschen für den Weltlauf behebbaren Unglücks, – hier Sein und Sicherheit, unerforschliche Vollendung von Ewigkeiten her.128 125 126 127

128

Pazi, Max Brod. Werk und Persönlichkeit (wie Kap. 1, Anm. 74), S. 155. Brod, Heidentum, Christentum, Judentum (wie Anm. 100), Bd 1, S. 226. Jost Schillemeit: Chancen und Grenzen der Willensfreiheit. In: Prager deutschsprachige Literatur zur Zeit Kafkas. Wien: Braumüller 1989 (Schriftenreihe der Franz-Kafka-Gesellschaft; 3), S. 173f. Brod, Heidentum, Christentum, Judentum (wie Anm. 100), Bd 1, S. 170f.

2.3 Eine originelle Auffassung des Judentums

83

Es geht also nicht mehr darum, die göttliche Einheit in einer unvollkommenen Welt um jeden Preis zu verwirklichen, wie Buber es fordert, sondern darum, die Koexistenz der beiden Bereiche zu akzeptieren. Diese Auffassung spiegelt sich in Brods politischer Tätigkeit wider, sie prägt auch alle seine Werke, die nach 1921 geschrieben wurden. Brods Freund, der Philosoph Felix Weltsch, stellt fest: Das Diesseitswunder bedeutet: Das Relative hat neben dem Absoluten, d. h. natürlich dann auch für das Absolute einen Wert. Ins Sittliche transponiert heißt dieser Satz: Die Sünde hat neben dem Guten einen Wert; das Unsittliche hat also auch für das sittlich Vollkommene einen Wert. Ein sittliches Paradox. Es entstehen nun jene Bücher, in welchen Max Brod nicht loskommen kann vom Staunen über den Wert der Sünde und vom Ringen um die Grenzbestimmung dieses Wertes. Das Resultat ist die Vorstellung: Das Leben ist höherwertig, wenn Sünde dabei ist, als ganz ohne Sünde.129

In seinem Roman Franzi oder eine Liebe zweiten Ranges (1922) erklärt Brod durch seinen Helden, eine »ziemlich dringende Anfrage an unsern Herrn und Gott [… geschrieben zu haben]. Eine Anfrage an den Leser«130 über »die geheimnisvolle Rolle des Bösen und Mangelhaften im Weltall«131. Der Held, der in einer platonischen Liebe mit der sanftmütigen Marianna nicht glücklich war, findet das Glück in den Armen von Franzi, einer Prostituierten, in einer von Sünde geprägten »Liebe zweiten Ranges«. Als diese Beziehung endet, stellt der Held fest: »So lange ich gesündigt habe, war ich glücklich. Jetzt geht die Sünde weg und ich bin unglücklich. Laster macht glücklich, Tugend unglücklich«132. Ein Jahr später nimmt Brod diese Idee in seinem Theaterstück Klarissas halbes Herz wieder auf, dem er ein Zitat aus seinem eigenen Stück Die Fälscher voranstellt: »Zwei Leben haben wir jeder, jeder einen Schnitt in der Mitte seines Herzens, – jeder zwei Hälften statt eines Ganzen«133. Die Heldin, Klarissa, erweist sich als unfähig, ihren Gatten zu lieben, ohne Beziehungen mit anderen Männern zu haben. Als sie sich entscheidet, ihm treu zu bleiben, verursacht sie ihr eigenes Unglück und das ihres Gatten. Der Zweck dieses Stücks scheint es zu sein, die Tatsache zu illustrieren, dass die Sünde letzten Endes eine Inspirationsquelle, ein schöpferisches Element sein kann, und zu unterstreichen, dass der den Menschen charakterisierende Zwiespalt 129 130 131 132 133

Felix Weltsch: Philosophie eines Dichters. In: Ders. (Hg.), Dichter, Denker, Helfer (wie Kap. 1, Anm. 96), S. 20f. Max Brod: Franzi oder eine Liebe zweiten Ranges. München: Kurt Wolff 1922, S. 7. Ebd., S. 5. Ebd., S. 343. Max Brod: Klarissas halbes Herz. Lustspiel in drei Akten. München: Kurt Wolff 1923, S.7. Das Zitat entstammt dem Stück Die Fälscher. Schauspiel in vier Akten. München: Kurt Wolff 1920, S. 28.

84

2 Brods Auffassung des Judentums

nicht zu überwinden ist. In seinem nächsten Werk, Leben mit einer Göttin, behauptet Brod: Ich bin vielmehr überzeugt, daß es die Bestimmung des Menschen ist, nicht etwa sündenlos zu leben, sondern mit der Sünde (so wie viele unserer Organe ohne Bazillen gar nicht funktionieren könnten). – Mit der Sünde leben: das heißt, – so daß man die Sünde neben sich und auch wohl in sich hat, den mächtigen Wirbel und Bewegungsstrom benützt, der von ihr ausgeht, – ohne sie jedoch groß werden zu lassen. Das ist die Kunst: ohne sie groß werden zu lassen.134

Diese Ansicht gilt nicht nur im Bereich der Liebe, sondern auch in der Politik. In dem Roman Rëubeni, Fürst der Juden (1925) gibt Brod eine Illustration von einem Auszug der Mischna, »Du sollst lieben den Ewigen … auch mit dem bösen Triebe …«135. David Rëubeni, der diesen Satz zuerst nicht versteht, verinnerlicht ihn im Laufe der Handlung und zeigt sich zu allem bereit, um sein Volk zu retten. Er treibt zum Beispiel seine Geliebte dazu, eine Beziehung mit dem Grafen zu beginnen, der die Juden aus Prag ausweisen will. Durch das Beispiel von David Rëubeni will Brod keineswegs aufzeigen, dass der Zweck die Mittel heiligt. Er benutzt das Bild des Giftes und Gegengifts: die Sünde kann ein Gegengift, ein Instrument sein, um die die Juden bedrohenden Gefahren zu bekämpfen, sie bleibt aber ein Gift. Brod stellt Rëubeni, der mit einem schlechten Gewissen sündigt, Machiavelli gegenüber, der ein gutes Gewissen bewahrt. Vor seinem Tod sagt Rëubeni: ›Gott dienen – auch mit dem bösen Trieb? Gewiß! So ist es, kann gar nicht anders sein. Aber ich habe mich geschämt, – als sei je etwas Großes ohne Sünde zustande gekommen!‹ […] Und er schämt sich nicht mehr. Nein, er sieht deutlicher, und die Sünde ist ihm wie Gottes Lieblingstochter, zu der man sich scherzend und mit liebem Spott neigen, die man gern haben, streichelnd zurechtweisen muß […]. Wunder der wunderlichen Welt! Nur ohne Sünde geht es keinesfalls […]. Wohl aber: Gott dienen – auch mit dem bösen Trieb… Er stockt. Ist ihm doch, als verstünde er den Satz erst jetzt.136

Die Tatsache anzunehmen, dass man ohne Sünde nicht leben kann, bedeutet, dass der Mensch akzeptiert, ein geteiltes Wesen zu sein. In seinen Werken versucht Brod selbstverständlich über die Teilung hinauszugehen und spiegelt dadurch die grundlegende Tendenz des Judentums wider, die von Buber definiert worden ist. Er stellt Heldenpaare dar, wie Tycho Brahe und Kepler, David Rëubeni und Salomon Molcho. Felix Weltsch bezeichnet Tycho Brahe und

134 135 136

Max Brod: Leben mit einer Göttin. München: Kurt Wolff 1923, S. 71f. Max Brod: Rëubeni, Fürst der Juden. Ein Renaissanceroman. München: Kurt Wolff 1925, S. 4. Ebd., S. 514f.

2.3 Eine originelle Auffassung des Judentums

85

David Rëubeni als »im höchsten Grade bewußte Menschen. Bewußtheit aber bedeutet: Spaltung des Menschen in Subjekt und Objekt, also: Zweiheit«137. Tycho Brahe ist zwischen seinem Streben nach Anerkennung (die er nur dadurch erreichen kann, dass er seine geozentrische Theorie beweist) und seiner Suche nach Wahrheit, David Rëubeni zwischen seinem guten Willen und der notwendigen Sünde hin- und hergerissen. Beide versuchen, diese beiden Aspekte zu versöhnen, die Einheit zu erreichen. Rëubeni gelingt es nicht, während Tycho Brahe am Ende seines Lebens dank der göttlichen Gnade zu dieser Einheit gelangt. Dieses Wunder geschieht aber selten, deshalb muss der Mensch mit diesem Zwiespalt leben lernen, ohne sich der Verzweiflung hinzugeben. Diese Haltung illustriert Brod in seinem Roman Stefan Rott oder das Jahr der Entscheidung (1931), in dem er eine »Philosophie der Mitte. Nicht der Mittelmäßigkeit«138 entwickelt. Der junge Held, der lange über die Frage nachgedacht hat, ob man dem geistigen oder dem sinnlichen Leben, der Betrachtung oder der Tat den ersten Platz einräumen soll, entdeckt schließlich das Geheimnis des doppelten Weges: Beides umschließen, das will das Geheimnis – beides, Verehren und Helfen, und, und, und, – tausendmal ›und‹ – das ›und‹ ist das wichtigste Wort der Welt – beide Reiche binden, das der verzweifelnden Seele in ihrer Einsamkeit, die kein Eingreifen, kein Ändernwollen kennt, nur demütiges Verehren und Hingabe […] aber daneben noch (vergeßt das ›und‹ nicht!) das andere Reich des vernunfthellen Fortschritts, der Revolution mit ihrem klaren wissenschaftlichen Unterbau, ihrem festgesteckten Ziel, das unter Einsatz der durchaus nicht unendlichen, aber für Menschenziele, für die Beseitigung scheußlicher Ungerechtigkeit und Ausbeutung hinreichenden Menschenkraft, in der Aktivebene also, mit Klugheit, Abstraktion, Verzicht auf Traum, mit wachem Verstand und festem Willen erreicht werden soll und muß! – Beides!139

Dieses Zitat fasst zusammen, was man als Brods Lebensphilosophie bezeichnen kann.

137

138 139

Felix Weltsch: Aus Zweiheit zur Einheit. Max Brods Weg als Dichter und Denker. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst Taussig. Tel Aviv: ABC 1949, S. 10. Max Brod: Stefan Rott oder das Jahr der Entscheidung. Frankfurt/Main: Fischer 1973, S. 400. Ebd., S. 400f.

Zweiter Teil Max Brods politisches Engagement

3

Brod und der Zionismus

Nach Jahren unfruchtbaren Suchens hat Brod im Judentum die Grundlage einer soliden individuellen Identität gefunden. Die Religion ist dabei aber nur nebensächlich: das Judentum liefert die allgemeine Basis für eine Deutung der Welt und für den Platz des Individuums. Brod interessierte sich vor allem für die Lehre der Rabbiner, besonders derjenigen aus Osteuropa, und verfolgte dabei einen praktischen Zweck: es ging ihm darum zu erkennen, welches die Identität der Gemeinschaft war, zu der er sich zugehörig fühlte. Martin Buber schildert den natürlichen Übergang von Identitätsfragen zu politischen Vorstellungen: Der erste Anstoß zu meiner Befreiung war der Zionismus. Ich kann hier nur andeuten, was er für mich bedeutete; die Wiederherstellung des Zusammenhangs, die erneuerte Einwurzelung in die Gemeinschaft. Keiner bedarf der rettenden Verbindung mit einem Volkstum so sehr wie der vom geistigen Suchen ergriffene, vom Intellekt in die Lüfte entführte Jüngling; unter den Jünglingen dieser Art und dieses Schicksals aber keiner so sehr wie der jüdische. Die andern bewahrt die von Jahrtausenden ererbte, zutiefst eingeborene Bindung an heimatliche Erde und volkstümliche Überlieferung von der Auflösung; der Jude, auch der mit einem seit gestern erworbenen Naturgefühl und einem ausgebildeten Verständnis etwa für deutsche Volkskunst und Sitte, ist von ihr unmittelbar bedroht, ist ihr, wofern er nicht zu seiner Gemeinschaft heimfindet, preisgegeben.1

Denn dies ist das Hauptmerkmal einer Identität, die auf dem Judentum gegründet ist: sie entsteht aus einem Zugehörigkeitsgefühl. Jede Drohung gegen die Existenz der jüdischen Bevölkerungsgruppe wird zugleich als eine Bedrohung der individuellen Identität betrachtet. Brods Tätigkeit besitzt also einen politischen Aspekt: er sucht, die Existenz einer Bevölkerungsgruppe zu sichern, die vom Ersten Weltkrieg und dessen Konsequenzen bedroht wird, um dadurch zu verhindern, dass sein eigenes Judentum in Frage gestellt wird.

3.1

Der Zionismus in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Um den Kontext zu verstehen, ist hier eine Darstellung des tschechoslowakischen Zionismus notwendig. Vor 1918 bildeten Böhmen und Mähren autono1

Martin Buber: Mein Weg zum Chassidismus. In: Werke. München: Kösel, Heidelberg: Lambert Schneider 1963, Bd 3, S. 966.

90

3 Brod und der Zionismus

me Distrikte innerhalb der österreichischen zionistischen Organisation, während die Slowakei und Vorkarpaten-Rus in die ungarische zionistische Organisation eingegliedert waren. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden die zionistischen Ideen in Prag vor allem durch drei Studentenvereine verbreitet: Bar Kochba, Barissia und die Jüdische Akademische Lese- und Redehalle. Während die Mitglieder des Bar Kochba den geistigen Aspekten des Judentums den Vorrang gaben, war das Ziel des Barissia-Vereins, aus seinen Mitgliedern disziplinierte Juden zu machen, die bereit wären, die jüdischen nationalen Rechte auch mit Gewalt zu verteidigen. Die Jüdische Akademische Lese- und Redehalle befand sich zwischen diesen beiden Polen, ihr Ziel war der Erwerb und die Verbreitung möglichst umfangreicher Kenntnisse des Judentums und speziell des Zionismus. Diese drei Tendenzen haben den tschechoslowakischen Zionismus stark und andauernd geprägt. Es ist hier unmöglich, eine tiefgreifende Analyse der Entwicklung der zionistischen Tendenzen und Parteien vorzunehmen. Festzuhalten aber bleibt, dass – ungeachtet gemeinsamer sozialistischer Ideale und mancher Versuche zur Einigung der verschiedenen zionistischen Bewegungen durch eine Landesorganisation – der tschechoslowakische Zionismus keine einheitliche Organisation bildete. Das politische Zentrum der tschechoslowakischen zionistischen Bewegung war der Allgemeine Zionismus, der lange die Haupttendenz der zionistischen Bewegung darstellte. Er war dadurch gekennzeichnet, dass er gleichzeitig drei Ziele verfolgte: die Besiedlung von Palästina, die nationale Autonomie und die Gleichberechtigung für die Juden. Einer der Hauptvertreter dieser Tendenz, Nahum Goldmann, fasste 1919 diese drei Forderungen folgendermaßen zusammen: Als nationale Juden haben wir das Recht, gleich allen Völkern aufzutreten, unser Schicksal autonom zu gestalten […]. Zentrum und Basis unseres Volkstums ist unser altes Land. Daher fördern wir Palästina.2

Die Vertreter des Allgemeinen Zionismus erkannten auch, dass das Leben in der Diaspora wahrscheinlich die Existenzform der großen Mehrheit der Juden bleiben würde: Wir bejahen sie und wollen auch hier als Volk leben. Daher verlangen wir nationale Autonomie […]. Überall sind wir Glieder der einzelnen Staaten; wir bejahen diese Tatsache; wir bekennen uns zu den Staatsgemeinschaften und fühlen uns als ihre vollwertigen Glieder. Daher fordern wir volle Gleichberechtigung.3

Der Allgemeine Zionismus vertrat eigentlich einen Zionismus ohne wirkliches Programm; er war weder sozialistisch noch religiös orientiert. Sein Hauptziel war die Einigung des jüdischen Volkes, dem die Einigung der verschiedenen zionistischen Bewegungen vorangehen sollte. Die allgemeinen Zionisten praktizierten eine Realpolitik, die sich den verschiedenen Problemen in dem Maß 2 3

Nahum Goldmann: Die drei Forderungen des jüdischen Volkes. Berlin: Jüdischer Verlag 1919, S. 19. Ebd.

3.1 Der Zionismus in der ersten Tschechoslowakischen Republik

91

anpasste, wie sie auftauchten. Die tschechoslowakischen Vertreter des Allgemeinen Zionismus, unter ihnen Brods Freund Felix Weltsch, bildeten ab 1919 eine der Hauptstützen für die Politik von Chaim Weizmann, der von der Wichtigkeit des kulturellen Zionismus überzeugt war. Als Weizmann 1925 nach Prag reiste, ließ Brod, der einer der Exponenten der sozialistischen Tendenz im Zionismus gewesen war, in der Prager zionistischen Wochenschrift Selbstwehr ein Gedicht veröffentlichen, das mit folgenden Versen endet: Bedingungslos will ich von Dir geführt sein, Will gehorchen und horchen, wenn Du sprichst.4

Für zahlreiche Orthodoxe waren die zionistischen Forderungen mit den religiösen Auffassungen des Judentums nicht zu vereinbaren. Andere, die das Judentum als eine nicht nur religiöse, sondern auch nationale Gemeinschaft verstanden, glaubten jedoch, dass eine Versöhnung von Zionismus und jüdischer Religion möglich sei, und hofften, dass der Zionismus ihnen erlauben würde, über die Assimilation hinauszugehen und in Palästina ein Leben zu führen, das dem Gesetz der Thora entsprechen könnte. Dies war das Ziel der im Jahre 1902 gegründeten Misrachi, einer Partei, deren Vorsteher einen jüdischen Staat in Palästina als die einzige Möglichkeit zur Rettung des Judentums ansahen. Weil das Programm der Misrachi sich an religiöse Juden wandte, hatte diese Strömung des Zionismus nur wenige Vertreter in Prag. Es gab in Prag auch so gut wie keine Vertreter der zionistischen Revisionisten, einer Bewegung, die sich 1925 unter der Führung von Wladimir Zeew Jabotinsky von dem offiziellen, von Weizmann repräsentierten Zionismus trennte. Die Revisionisten wollten die Rückkehr zu Herzls politischem Zionismus und betrachteten die Inbesitznahme Palästinas durch eine jüdische Legion als das Ziel des Zionismus. Die tschechoslowakischen Zionisten gehörten vor allem sozialistischen Bewegungen an. Die sozialistischen Zionisten bestritten, dass der Zionismus einen traditionellen Nationalismus darstellte, und betonten den sozialen Aspekt der jüdischen Frage. Einige, wie Ber Borochov, der Gründer der Poalei Zion (»Arbeiter Zions«), gaben der jüdischen Nationalbewegung eine marxistische Deutung, die auf dem Klassenkampf gründete. Laut Borochov konnte keine Nation ein normales Leben in einer kapitalistischen Gesellschaft führen, vor allem die Juden nicht, die aus den landwirtschaftlichen und industriellen Produktionsbereichen ausgeschlossen waren. Poalei Zion sammelte die Zionisten, die dem Sozialismus zustimmten und folgende Ziele verfolgten: die Ablösung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung durch den Klassenkampf, die Kollektivierung der Produktionsmittel und die Gründung einer jüdischen Volksgemeinschaft in Palästina. Die Bewegung Hashomer Hatzair (»der junge Wächter«), die 1913 in Polen als sozialistisch-zionistische Jugendorganisation gegründet wurde, kümmerte 4

Max Brod: Verse an Weizmann. In: Selbstwehr, 2. Januar 1925, S. 1.

92

3 Brod und der Zionismus

sich ausschließlich um Palästina, nicht um das Leben in der Diaspora. Die Organisation zielte darauf, die jungen Zionisten auf die Zuwanderung nach Palästina vorzubereiten, wo sie dazu beitragen würden, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Hashomer Hatzair hat demzufolge keine politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik gespielt, im Gegensatz zur Partei Hapoel Hatzair (»der junge Arbeiter«), die nach dem Ersten Weltkrieg die Mehrheit der tschechoslowakischen Zionisten vereinte. Diese Partei wurde 1906 von Aharon David Gordon in Palästina gegründet. Laut Gordon verurteilten äußere politische und soziale Faktoren die in der Diaspora lebenden Juden zu einer Parasitenexistenz, die nur durch eine Rückkehr nach Israel und die erlösende Arbeit der Juden dort überwunden werden könnte. Gordon unterstrich die moralische und praktische Bedeutung des Individuums für das gesamte Judentum, trat also für einen jüdischen Nationalismus ein, den er dem marxistischen Sozialismus der Poalei Zion als einem Produkt des Rationalismus und der Mechanisierung der Gesellschaft gegenüberstellte. Dadurch, dass er die Rolle des Individuums betonte, war Gordon Bubers Auffassungen nahe; es darf also nicht überraschen, dass der Hapoel Hatzair zahlreiche Vertreter unter den Mitgliedern des Prager Bar Kochba-Vereins zählte, dessen Auffassungen sich während des Ersten Weltkriegs entwickelt hatten. Hillel J. Kieval stellt fest, die massive Präsenz ostjüdischer Flüchtlinge habe für die jungen Prager Zionisten die folgende Konsequenz gehabt: The war forced Central European Zionists everywhere, but particularly in the Czech lands, to test ideas against reality, to lower their sights on the question of cultural renaissance, and to work in the first instance for an amelioration of the social and political conditions in which most Jews lived. Cultural activity did not recede to the background, but it did change focus. No longer a revolt against the shackles of the past and the timidity of the present, Kulturarbeit became very much a part of Gegenwartsarbeit.5

In März 1920 versammelte eine Konferenz die Führung des Hapoel Hatzair und des Zeire Zion (»Jugend Zions«) in Prag, um die beiden Organisationen, die dieselbe Auffassung eines Volkssozialismus vertraten, in einer Partei, der Hitachduth (»Einheit«) zusammenzuschließen. Hugo Bergmann, Oskar Epstein, Hans Kohn und Max Brod vertraten auf der Konferenz den tschechoslowakischen Hapoel Hatzair. Für die Vertreter dieser zionistischen Strömung sollte der jüdische Staat auf einem geistigen und praktischen Sozialismus begründet werden. Das Programm sah eine Verstärkung des nationalen Lebens in der Diaspora (Gegenwartsarbeit) vor und behauptete die Notwendigkeit, am politischen Leben in der Diaspora (Landespolitik) teilzunehmen. Max Brod war eines der einflussreichsten Mitglieder des tschechoslowakischen Hapoel Hatzair. Er hat übrigens durch verschiedene Publikationen (vor allem Sozialismus im Zionismus) stark zu dessen Programm beigetragen. 5

Kieval, The Making of Czech Jewry (wie Einleitung, Anm. 6), S. 182.

3.2 Brods Auffassung des Zionismus

3.2

93

Brods Auffassung des Zionismus

Wie die wichtigsten Theoretiker des Zionismus nimmt Brod eine Verschiebung vom Begriff der Gemeinschaft (den er wie bereits erwähnt dem Begriff des Volkes gleichstellt) zum Begriff der Nation vor. Ihm geht es in erster Linie darum, die Legitimität eines Volkes zu behaupten, dessen Identität auf einer echten, durch das Leben in der Diaspora nicht in Frage gestellten Kultur beruht. In seinem Artikel »Wege jüdischer Selbsterkenntnisse«6 reagiert er auf die Überlegung zahlreicher Juden, vor allem Zionisten, die ihr Judentum nicht als natürlich, sondern als künstlich ansahen, weil sie durch die Sprachen anderer Völker denken und fühlen. Brod verwirft diese Vorstellung durch einen Vergleich zwischen jüdischer Identität und Kohleabbau: Wäre der eben erwähnte Einwand korrekt, müsse man die Kohle, die aus Bergwerken kommt, als künstlich betrachten, denn ihre Förderung hat den Einsatz mehrerer Maschinen und Instrumente erfordert, im Gegensatz zu der Kohle, die man durch Tagebau gewinnt und die also ein natürliches Produkt wäre. Niemand würde aber, meint Brod, auf die Idee kommen, zwischen diesen beiden Kohletypen zu unterscheiden. Er räumt also zwar ein, dass die Juden arbeiten müssten, um die kulturellen Werte zu finden, die ihre Volksidentität begründen, aber dies bedeute bei Weitem nicht, dass ihr Judentum ein künstliches Produkt sei. Nun wohl, so gewinnen andere glücklichere Völker ihre volkstümlichen Kulturwerte im Tagbau, ohne Apparatur, die geschichtliche Situation des Judentums aber hat es mit sich gebracht, daß wir Stollen bauen müssen, um zu den unterirdischen verschütteten Kostbarkeiten unserer Seele zu gelangen. Damit aber haben diese Kostbarkeiten nicht aufgehört, Bestandteil und Erbgut unserer Seele zu sein.7

Die neuen Gewohnheiten und Denkweisen, die in der Diaspora entwickelt wurden, haben laut Brod die tiefe Natur des jüdischen Wesens nicht bedeutend verändert, sie bilden nur eine Schale, der man sich entledigen muss, um ein authentisches Judentum wiederzufinden: Wir müssen erst lernen, was wir sind, – aber nicht durch Lernen werden wir, was wir sind, sondern wir sind es von Natur aus. Eine künstliche Hülle ist künstlerisch durchzustoßen, dann erst gelangen wir zu unserer Natur.8

Die Notwendigkeit, eine solche Arbeit zu leisten, bedeutet aber nicht, dass die Juden ein künstliches Volk bilden: Ein Volk also, das Apparate braucht und das dennoch nicht aufhört, ein natürliches Volk zu sein, – das ist unsere Situation in der Galuth.9 6 7 8 9

Max Brod: Wege jüdischer Selbsterkenntnisse. In: Selbstwehr, 22. Oktober 1920, S. 1ff. Max Brod: ›Künstliches Judentum‹? In: Zionismus als Weltanschauung. MährischOstrau: Färber 1925, S.71f. Ebd., S. 72. Ebd.

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3 Brod und der Zionismus

Das jüdische Volk besitzt also seine eigene Kultur, die es nicht nur vor seinen eigenen Augen, sondern auch vor den Augen der anderen Völker legitimiert. Es bildet nicht nur ein Volk, sondern auch ein vollberechtigtes Volk. In einem Interview, das Brod im November 1919 dem Kauschauer Tagblatt gewährte, antwortet er auf die Frage, ob das Judentum eine Religion oder eine Nation darstellt: Unsere Auffassung ist: Das Judentum ist eine Religionsnation, ein Volk sui generis. Ich halte ein nationales Judentum ohne Religion für unmöglich. Bei mir müssen Nation und Religion unbedingt im Einklange stehen.10

Dieses Zitat ist besonders interessant, da Brod darin die Begriffe »Volk« und »Nation« gleichsetzt. Die Juden bilden ein Volk, da sie eine Kultur gemeinsam haben, die auf Religion gegründet ist. Dieses Argument wirkt im aktuellen nationalen Kontext ziemlich schwach: zu behaupten, dass jede Religion die Grundlage einer Nation ausmachen könnte, würde tatsächlich zum Beispiel bedeuten, dass die Katholiken eine Nation bilden. Religion kann also, obwohl sie einen wesentlichen Teil der jüdischen Nation darstellt, nicht genügen. Es ist daher notwendig, einen anderen Träger der jüdischen Nationalität zu identifizieren. In seinem Buch Heidentum, Christentum, Judentum gibt Brod die folgende Definition des Begriffs »Volk« (und demzufolge des Begriffs »Nation«, da beide Begriffe für ihn gleichbedeutend sind): Volk ist die mir unmittelbar zugängliche Menschheit, die meiner Einwirkung erreichbare Allgemeinheit. Erreichbar, weil durch naturgegebene Tatsachen mit mir verbunden. – Bindungstatsachen sind: gemeinsame Sprache (denn Geistesnuancen sind unübersetzbar), gemeinsame Kultur, Erziehung, gemeinsames Land usf.11

Offensichtlich ist aber, dass, außer der Kultur, diese Kriterien auf die Juden nicht zutreffen und demzufolge unzureichend sind, um die Existenz eines jüdischen Volkes unter Beweis zu stellen. Brod ist sich dessen bewusst, dass es unmöglich ist, von einer jüdischen Nation im zeitgenössischen Sinne zu sprechen. Er greift also auf das Argument der Rasse zurück, um die Spezifizität einer jüdischen Nation zu charakterisieren: Das wichtigste Moment natürlichen Zusammenhangs bleibt die Rasse. Inwieweit es für nichtjüdische Völker entscheidend wirkt, lasse ich mit Rücksicht auf den unbefriedigenden Stand der Rassenforschung dahingestellt. Diese Völker brauchen sich ja meist auch gar nicht auf die Abstammungsgemeinschaft zu berufen, sie empfinden sich als Spracheinheit, Territorialeinheit […]. Für die Juden liegt die Sache anders. Sie bilden zweifellos eine Rasse für sich, den sie haben […] nur untereinander geheiratet.12

10 11 12

Max Brod: Judentum, Palästina, Assimilierung. Eine Unterredung mit Max Brod. In: Kaschauer Tagblatt, 26. November 1919, S. 2. Brod, Heidentum, Christentum, Judentum (wie Kap. 2, Anm. 100), Bd 2, S. 316. Ebd. S. 316f.

3.2 Brods Auffassung des Zionismus

95

Die Logik der Argumentation ist folgende: da die Juden eine Rasse bilden, stellen sie ein Volk dar, also auch eine Nation, wie folgender Satz beweist, in dem Brod die Wörter »Tschechen«, »Deutsche« und »Juden« gleichstellt: Tscheche oder Deutscher werden viele durch die Erziehung, Jude wird man durch Geburt. Aus diesem Grunde der ausgeprägten Rassenhaftigkeit spielen die anderen Kriterien (Sprache und Land) für uns nicht dieselbe wesentliche Rolle wie bei andern Völkern.13

Die unmittelbare Konsequenz dieser Definition ist offensichtlich: wenn man das Volk beschützen und ihm eine Existenz als Nation garantieren will, ist es notwendig, die Rasse rein zu halten. Dies führt Brod natürlich dazu, die Assimilierung abzulehnen: Ich lehne die Assimilierung ab. Möglichkeit dazu wäre nur eine: die Mischehe. Jedoch halte ich diese Zerstörung des Judentums für – unmoralisch. Das Judentum hat Eigenarten, die kaum zu assimilieren sind: außerdem hat das Judentum eine Vergangenheit, die es vollständig dazu berechtigt, ohne Assimilation aufrecht zu bleiben und der Menschheit noch viele kostbare Werte zu liefern.14

Zahlreiche Juden aber wünschen diese Assimilation. Brod unterscheidet zwischen zwei Typen dieser Assimilation, die von Alfred Kerr einerseits und Walther Rathenau andererseits verkörpert werden: Rathenau und Kerr – sie stellen zwei grundverschiedene Typen jüdischer Assimilation dar, ich möchte sie den passiven Typen und den aktiven Typ der Assimilation nennen […]. Beide Typen, die hier besonders scharf ausgeprägt sind, halte ich für ablehnenswert. Rathenau, der passive Typ, ist von den Erscheinungsformen des Deutschtums wie gebannt […]. Der Deutsche ist ihm der blinde ›Mutmensch‹, der Jude der auch geistig verwirrte ›Angstmensch‹ […]. Ganz anders Kerr. Er hält sich zwar gleichfalls für einen Volldeutschen ohne Furcht und Tadel, aber er beugt sich nicht, er verfällt in das andere Extrem: er weiß besser, was den Deutschen frommt, als diese selber es wissen.15

Beider Verhalten resultiert aus zwei entgegengesetzten Gefühlen, es bezeichnet zwei Beziehungen der Juden zu den Völkern, unter denen sie leben. Juden wie Rathenau fühlen sich diesen Völkern unterlegen, fremd, und versuchen mit allen Mitteln, sich ihnen anzunähern. Andere wie Kerr empfinden eine Nähe, die sie dazu führt, sich diesen Völkern überlegen zu fühlen und das kritische Verhalten eines Lehrers anzunehmen. Brod leugnet nicht die Ehrlichkeit Rathenaus und Kerrs (und der Assimilanten im Allgemeinen), sondern unterstreicht, dass ihr Verhalten zwangsläufig negative Auswirkungen auf das Judentum habe, da es letzten Endes dessen Verschwinden zum Ziel hat. Um 13 14 15

Max Brod: Sollen die Juden bei der Volkszählung als eigene Nation gezählt werden? In: Im Kampf um das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 33), S. 76. Brod, Judentum, Palästina, Assimilierung (wie Anm. 10), S. 2. Max Brod: Wir Juden und die Deutschen. In: Juden, Christen, Deutsche. Hg. von Hans Jürgen Schultz. Stuttgart: Kreuz 1961, S. 37.

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3 Brod und der Zionismus

diese Gefahr zu bekämpfen, schlägt Brod einen dritten Weg vor, eine neue Beziehung der Juden zu den Deutschen und zu allen anderen Völkern, unter denen die Juden leben: es geht nicht mehr darum, sich als unter- oder überlegen zu betrachten, sondern darum, sich anders zu fühlen. Für Brod bildet der Zionismus diesen dritten Weg, diese Behauptungsweise des jüdischen Andersseins, der dem Judentum eigenen Eigenschaften. Er bietet die Möglichkeit an, für sich selbst und für alle Juden ein sogenanntes »einheitliches Sein«16 zu bilden. Brod gibt folgende Definition des Zionismus: Zionismus ist Wiederherstellung des jüdischen Volkes und des jüdischen Volkstums. Und zwar Wiederherstellung unter Anwendung politischer Methoden, aber durchaus nicht unter ausschließlicher Anwendung politischer Methoden. Politische Methoden allein genügen nicht, um ein bis in seine Wurzeln verwundetes Volkstum, wie es das unsere ist, zu heilen. Am Anfang des Zionismus steht also die Einsicht, daß das jüdische Volk politische Methoden wirksam einsetzen müsse, die es allzu lang vernachlässigt hat. Fast gleichzeitig aber muß erkannt werden, dass politische Methoden allein bei weitem nicht ausreichen. Daß das Problem der jüdischen Renaissance tief in die menschliche, kulturelle, ethische, ästhetische, erotische, philosophische, religiöse Struktur des Judentums und des einzelnen jüdischen Menschen wurzelhaft eingreift.17

Diese Definition ist in mehrfacher Hinsicht bedeutungsvoll. Sie stellt zunächst die beiden Hauptrichtungen des Zionismus dar, wie sie am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind: den politischen und den kulturellen Zionismus. Offenbar will Brod hier die Komplementarität dieser beiden Richtungen unterstreichen. Die politischen Methoden Theodor Herzls seien zwar notwendig, aber unzureichend. Für Brod ist es tatsächlich wichtig, den jüdischen Geist im kulturellen und spirituellen Bereich zu verstärken. In dieser Hinsicht ist Brod Martin Buber und Ahad ha-Am nahe. Es ist außerdem wichtig zu unterstreichen, dass diese beiden Sphären der Unterscheidung entsprechen, die Brod in seinem Werk Heidentum, Christentum, Judentum zwischen edlem und unedlem Unglück vornimmt. Die politischen Methoden sind ein geeignetes Mittel, um das unedle Unglück zu bekämpfen, während die Rückkehr zur jüdischen Geschichte und Geistigkeit die Anerkennung einer geistigen Dimension bedeutet, die der Mensch nur begrenzt zu beeinflussen vermag, welche aber die politische Tätigkeit inspirieren kann. Kultureller Zionismus ist für Brod also ein Zionismus, der politische Tätigkeit und jüdische Geistigkeit verbindet. Er bildet die konkrete Folge seiner theoretischen Arbeit über die jüdische Eigenart. Um Brods Auffassung des kulturellen Zionismus zu verstehen, ist es von Belang, seine Reaktion auf das 1919 vom Prager Herderverein unter dem Titel »Die jüdische Aktion« veröffentlichte Manifest näher zu betrachten. Die drei Verfasser dieses Textes, Wil16 17

Max Brod: Juden, Deutsche, Tschechen. Eine menschlich-politische Betrachtung (Juli 1918). In: Im Kampf um das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 33), S. 31. Max Brod: Das Diesseitswunder. Wiesbaden: Limes 1949, S. 83f.

3.2 Brods Auffassung des Zionismus

97

ly Haas, Ernst Popper und Arthur Rosen, sind drei junge jüdische Intellektuelle, die eine neue Lösung für das sogenannte jüdische Problem zu liefern versuchen. Am Anfang des Manifests werden die drei Tendenzen dargestellt, die sich bemüht haben, eine Antwort auf dieses Problem zu geben: Assimilation, religiöser Konservatismus und Zionismus. Die Assimilation, deren Zweck es ist, im Juden alle dem Judentum eigenen Eigenschaften zu beseitigen, damit er sich in sein Umfeld einfügen kann, ist für die drei Autoren unmöglich: Denn der größte Teil des deutschen und westeuropäischen Judentums träumt bereits in dritter und vierter Generation den Assimilationstraum […]. Aber trotzdem konnte die Illusion dieses Traums nirgends eine vollständige werden; allzu häufig und überraschend wurde sie von einem Erwachen gestört, das den Illusionisten in die lebhafter empfundene jüdische Wirklichkeit zurückführte. Die innere jüdische Konstruktion erwies sich als stärker und gesünder als alle charakterumbildenden Versuche. Wo diese Versuche aber erfolgreich waren, wo es dem jüdischen Selbsthaß trotzdem gelang sein Objekt zu vergewaltigen, dort repräsentiert sich der Erfolg als jener entartete Typus des Judenchristen der sich die Verachtung von Jud und Christ gleichmäßig erworben hat.18

Die Mitglieder des Herdervereins bringen außerdem eine tiefe Achtung für die orthodoxen Juden zum Ausdruck, betrachten sie aber als unfähig, das jüdische Problem zu lösen. Die orthodoxen Gemeinden sind eigentlich der Welt und den zeitgenössischen Fragen nicht nahe genug, ihre Antwort gehört einem anderen Zeitalter an: [Der Orthodoxe] ist und bleibt der Vergangenheit zugekehrt, während der lebendige jüdische Geist weiterwirkt und auf die Zukunft gerichtet ist. Darum ist die Orthodoxie auch nicht fähig, wirksame politische Kräfte zu entbinden […]. Aller Not des Daseins begegnet sie mit der gleichen Gottergebenheit, dem gleichen Fatalismus. Und darum flieht auch die tatenfreudige Jugend aus ihren Reihen.19

Die dritte Antwort auf das jüdische Problem ist der Zionismus, der für die Mitglieder des Herdervereins eine Antwort auf die Assimilation und den wachsenden Antisemitismus in der Monarchie darstellt. Demzufolge könne man die Anziehungskraft dieser Ideologie für die jungen Juden verstehen, die sich im zeitgenössischen politischen Zusammenhang verloren fühlen. Aus der Sicht des Herdervereins aber ist auch diese dritte Lösung abzulehnen: Daß dieses Ziel ein unjüdisches ist, eines, das dem Wesen jüdischen Geistes fremd und in ihm nicht begründet, übersehen sie ebenso, als sie irren, wenn sie in der Verwirklichung dieses Zieles eine restlose Lösung des jüdischen Problems gefunden zu haben glauben […]. Jenes geistige Ziel des Zionismus aber ist nicht nur als solches verfehlt, sondern für die Erhaltung des unverfälschten jüdischen Geistes geradezu eine Gefahr. Denn der jüdische Geist ist nicht jener, der einen jüdischen Staat orga18 19

Willy Haas/Ernst Popper/Arthur Rosen: Die jüdische Aktion. Programmschrift des Herdervereins in Prag. Prag: Verlag des Herdervereins 1919, S. 6. Ebd., S. 9.

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3 Brod und der Zionismus nisiert, auch nicht der Geist eines gewollten Ausnahmetypus jüdischer Schollenmenschen, nein, er ist der Geist der Entwurzelten, der Geist eines Volkes, das zwischen den Völkern lebt, der Geist der Diaspora, in der Israel ja eigentlich immer gelebt hat […]. Wir sind kein Volk wie alle anderen Völker; kein Volk, das nach einer nationalen Existenz wie andere Völker strebt, sondern ein Volk bewußter Antinationalisten […]. Nur in der Diaspora und nur in ihrer bewußten Betonung kann das jüdische Problem restlos, völkisch und geistig bezwungen werden.20

Die Mitglieder des Herdervereins bieten also eine vierte Möglichkeit an, die den Juden erlauben würde, weiter in der Diaspora zu leben, indem sie aber gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaften seien, in denen sie leben. Ihre Aktion soll folgenden Prinzipien folgen: Das ist der tiefere, der eigentliche Sinn der jüdischen Aktion: Entwertung der überlebten Völkerideale, Diskreditierung jedes äußerlichen Machtstrebens, das den Bereich innerer Geltung künstlich erweitert.21

Infolgedessen lehnen sie die Gründung eines jüdischen Staates ab, der den Ausdruck eines gewissen Nationalismus bedeuten würde. Sie bevorzugen die Entwicklung der jüdischen geistigen Eigenarten, damit »die Geistigen des Volkes als innerlich ungebrochene Menschen das zu leisten vermögen, was an allen Orten der bewohnten Erde den Respekt vor der fremdnationalen Kultur mehrt und als erwünschter Beitrag zum Baue der Menschheit gewertet wird«22. Ihr Wahlspruch ist folgender: Werdet bewußte Diasporajuden! Nicht um die Bildung einer neuen jüdischen Nation handelt es sich, sondern um den alten, ewigbleibenden jüdischen Geist, dem wir unter den Völkern als ihre gleichberechtigten und mitberechtigten Glieder zu neuer Blüte verhelfen wollen.23

Brod antwortet sofort auf dieses Manifest: am 5. Juni 1919 veröffentlicht er in der Prager zionistischen Wochenschrift Selbstwehr einen Artikel, in dem er auf alle von Haas, Popper und Rosen entwickelten Argumente zurückkommt. Zunächst unterstreicht er die Bedeutung dieser Programmschrift: es sei das erste Mal, dass man außerhalb der jüdischnationalen Kreise die Rückkehr zur Eigenart des jüdischen Geistes als eine Notwendigkeit betrachte, um die jüdische Frage zu lösen. Er teilt also die Meinung des Herdervereins im Hinblick auf die Assimilation und die Orthodoxie, kann aber selbstverständlich ihrer Analyse des Zionismus nicht zustimmen. Er nimmt sich also vor, sie richtigzustellen, und, um deren Tragweite herunterzuspielen, behauptet er, die Verfasser der Jüdischen Aktion wüssten über die verschiedenen Richtungen des jüdischnationalen Denkens nicht Bescheid. Sie stellten in der Tat den Zionismus dem jüdischen Nationalismus gleich, obwohl einige Träger des jüdischen Nationa20 21 22 23

Ebd., S. 9ff. Ebd., S. 13. Ebd., S. 16. Ebd., S. 18.

3.2 Brods Auffassung des Zionismus

99

lismus, wie zum Beispiel der Bund, dem Leben in der Diaspora positiv gegenüberstünden und sich gegen die Gründung eines jüdischen Staates ausgesprochen hätten. Dann nimmt Brod die Hauptvorschläge des Herdervereins wieder auf und behauptet, sie entsprächen jenen des kulturellen Zionismus. Das Ziel des kulturellen Zionismus sei es sicherlich nicht, für die Juden Rechte zu erwerben, die man den anderen Völkern nicht zuerkennen würde. Die Zionisten seien sogar nuancierter als die anderen Völker in Bezug auf ihre nationalen Forderungen: Wollen wir etwa so, wie Deutsche germanisieren und Tschechen tschechisieren, irgend jemand judaisieren – es sei denn die Juden selbst?24

Brod betrachtet es als eine Pflicht für die Juden, nationalistisch zu sein, weil das Volk sich der Gefahr der Assimilation einerseits und des Antisemitismus andererseits widersetzen muss. Aber der jüdische Nationalismus soll eine neue Form des Nationalismus darstellen, indem er nur auf einer geistigen Dimension gegründet ist. Brod behauptet nämlich: »Zurück zum Judentum! Ist für uns gleichbedeutend mit dem Rufe: Zurück zum Geiste!«25. Um zu dieser Geistigkeit zurückkehren zu können, ist, so Brod, die Gründung eines jüdischen Staates notwendig, weil sie das einzige Mittel zur Wahrung des jüdischen Geistes darstellt. Deshalb ist es der Zweck des Zionismus, diesen oft unorganischen, oft anarchischen, oft lebensfremden, wirklichkeitsfernen Strebungen desselben edlen Grundtriebes eine Heimat, ein auf organischer Volksschichtung aufgebaute Konsolidierung zu geben. […].26

Brod gibt die Thesen von Ahad ha-Am wieder, wenn er behauptet: Mit Palästina will der Zionismus einen kulturellen Mittelpunkt schaffen, jüdische Mittelschulen, jüdische Universitäten, jüdisches Kulturleben, jüdische Literatur im weiten Osten ermöglichen, um dann neue Kulturwerte aus dem Judentum herauszubringen. Wir wollen der gehaßten jüdischen Bevölkerung ein Heim, eine Heimat schaffen.27

Es geht ihm selbstverständlich nicht darum, ein Territorium zu beherrschen, das alle Juden aufnehmen könnte, sondern darum, ein Zentrum zu gründen, das den Juden erlauben würde, nicht mehr an der Peripherie zu leben, denn dieses Gefühl sei die Ursache der jüdischen Probleme: Peripherie schärft den Haß. Schicksal des Judentums: es lebt ausschließlich als Peripherie, ohne territorialen Kern. – Infolgedessen wurden gute Eigenschaften der Peri24 25 26 27

Max Brod: Der Herderverein. In: Im Kampf um das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 33), S. 68. Dieser Artikel erschien zuerst in: Selbstwehr, 5. Juni 1919, S. 5. Brod, Sollen die Juden bei der Volkszählung als eigene Nation gezählt werden? (wie Anm. 13), S. 75. Max Brod: Zionismus als Bekenntnis zur Menschheit. In: Der Friede 2 (1918/1919), S. 300. Brod, Judentum, Palästina, Assimilierung (wie Anm. 10), S. 2.

100

3 Brod und der Zionismus

pherie Wachheit, Vernunft, Verstand, Psychologismus, gütiges Verständnis für fremde Art überzüchtet und in allzu starker Dosis schlugen sie zu Fehlern um. Die Dauerkritik aber, der das Judentum und jeder einzelne Jude ausgesetzt ist, erzeugte Mißtrauen gegen sich selbst, den typisch jüdischen Selbsthaß, Minderwertigkeitskomplexe und ihre Überkompensation als hysterische Aggressivität, Luftmenschentum im Seelischen und sein Korrelat: Familien-Herdengefühl, die ganze Dämonie des in Angst und Unsicherheit oder Selbstgerechtigkeit sich austobenden überhitzten Temperaments.28

Die Gründung eines jüdischen Staats in Palästina erscheint ihm als notwendig, und zwar aus zwei Gründen. Zuerst würde sie aus den Juden ein seiner Identität bewusstes Volk machen: Es gilt, eine jüdische Gemeinschaft zu errichten, in der wir unsere jüdischen politischen Ideen am eignen Leib, in eigener Wirklichkeit und (das ist wesentlich) unter alleiniger eigener Verantwortung durchführen.29

Dann würde sie die Existenz des jüdischen Volkes und die Entwicklung seiner kulturellen und geistigen Werte garantieren: Und jedenfalls wird ja neben Palästina die Diaspora bestehen bleiben; ich glaube an ein schöpferisches Leben, das aus der gegenseitigen Kontrolle dieser beiden Geistigkeiten erblühen wird.30

Laut Brod ist es eben die Koexistenz eines jüdischen Staates und der Diaspora, die dem jüdischen Nationalismus seinen einmaligen, neuen Charakter verleihen wird. Er erkennt »innerhalb der Grenzen der Gerechtigkeit die Bedürfnisse jedes Volkes an«31, gibt aber zu, dass diesem Gebot schwer zu folgen ist, denn es ist letztendlich schwierig, die Bedürfnisse jedes Volkes präzis und ehrlich zu definieren. Da die Interessen der verschiedenen Völker oft widersprüchlich sind, gibt es für Brod nur zwei radikale Lösungen, um den Krieg zu verhindern: die absolute Ablehnung des Begriffs »Nation« (die zum christlichen Kosmopolitismus führt) oder den ewigen Krieg (der eine direkte Folge des Imperialismus darstellt). Keine dieser beiden Lösungen scheint ihm aber annehmbar. Er betrachtet den Nationalismus als notwendig, denn er ist das einzige Mittel, um das bedrohte jüdische Volk zu schützen. Jedes Volk soll ein Territorium besitzen können, das sein Zentrum bilden, das es autonom regieren und in dem es seine eigene Kultur entwickeln kann. Es muss aber eine neue Form des Nationalismus erfunden werden: Es ist die Sendung der jüdischen Nationalbewegung, des Zionismus, dem Worte ›Nation‹ einen neuen Sinn zu geben. Das im tiefsten Grunde Unheilbare, Unheilvol28

29 30 31

Max Brod: Bemerkungen zur Judenfrage. In: Gegen die Phrase vom jüdischen Schädling. Prag: Amboss Verlag 1933, S. 363. Es handelt sich um ein Zitat aus Die Frau, die nicht enttäuscht (wie Einleitung, Anm. 11). Max Brod: Bemerkungen zur Judenfrage. In: Der Friede 2 (1918/1919), S. 282. Brod, Der Herderverein (wie Anm. 24), S. 70. Brod, Juden, Deutsche, Tschechen. Eine menschlich-politische Betrachtung (Juli 1918) (wie Anm. 16), S. 31.

3.2 Brods Auffassung des Zionismus

101

le des Nationalbegriffs hat dieser Krieg enthüllt. Die Völker verbluten an ihren Nationalbegriffen, die ihr Nationalirrsinn sind.32

Diese Auffassung des Nationalismus ruft heftige Reaktionen hervor. Kritiker werfen ihm vor, er sei unfähig, die Lehre aus dem Ersten Weltkrieg, der tragischen Folge des Nationalismus, zu ziehen. Brod sieht sich also gezwungen, seine Auffassung der Begriffe »Nation« und »Nationalismus« zu präzisieren: Ich glaube (und in diesem einen Satz kann ich den ganzen Streit zusammenfassen), daß die heutigen Mißstände des Nationalwesens ihm nicht immanent, sondern akzidentell sind, daß eine Vergeistigung, eine Reinigung des Nationalbegriffs möglich und daß sie der einzige Weg zur Erlösung aus den Greueln dieser Tage ist. Denn Nationen kann man nicht abschaffen, sie sind gegeben, geworden, nichtmachbar. Aber das Giftige an ihrer gegenseitigen Haltung ist abschaffbar. In einem stimme ich mit den Gegnern überein: daß die heutige Existenzform der Tatsache ›Nation‹ menschenunwürdig, niedrig, ja das Niedrigste ist, was Gottes Sonne je gesehen hat – denn es ist die restlose Vergewaltigung des Geistes durch die Materie. Mit Gumperz und Erberg finde ich mich in dem heißen Wunsche, diese Niedertracht des Nationalitätenwesens zu beseitigen. Nun aber erfolgt der Bruch: meine Gegner treten zu diesem Zwecke aus dem ganzen Bereich ›Nationalität‹ hinaus. Ich will innerhalb des Bereiches bleiben, mit allen meinen Kräften ihm einen neuen Sinn geben helfen, den Sinn einer auf Gerechtigkeit und universaler Menschenliebe basierenden Gemeinschaft, die nur insofern eine eigene Gruppe bildet, als sie naturgegebene Bedingung, ›unmachbarer‹ Nährboden einer bestimmten, auf gegenseitige Beeinflussung angewiesenen Nuance von Geistigkeit ist – also um des Geistes willen, den sie als Gruppe am besten zu realisieren hofft. Da ich Jude bin, ist diese Gruppe das Judentum.33

Diese neue Form des Nationalismus, wie Brod sie definiert, soll es ermöglichen, die nationalen Interessen den Interessen der ganzen Menschheit zu opfern: Der Nationalbegriff muß abgebaut werden, indem die Idee des Verzichts auf alles, was dem Volke als geistigem Wesen nicht lebensnotwendig ist, in das allgemeine Bewußtsein tritt.34

Diese Vorstellung ziehe unmittelbare Konsequenzen mit sich, was die alltägliche politische Tätigkeit betrifft. Diese solle nicht mehr in einem Absoluten begründet werden, sondern in dem Willen, Kompromisse einzugehen: Nicht das ist also der Fehler der Politiker, daß sie Kompromisse schließen, sondern daß sie Kompromisse nicht zu schließen wissen. Es ist ja so leicht, so einschmeichelnd, immer bis ans Äußerste zu gehen. Jeder Dummkopf, jedes Haßherz kann das. Höre man doch endlich auf, Unbedingtheit in diesem Sinne als etwas Schönes, Wünschenswertes darzustellen. Nachgiebigkeit vielmehr soll man üben. Nur an 32 33 34

Max Brod: Zionismus. In: Im Kampf um das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 33), S. 38. Dieser Artikel erschien zum ersten Mal in Der Friede 2 (1918/1919), S. 134ff. Brod, Zionismus als Bekenntnis zur Menschheit (wie Anm. 26), S. 282ff. Brod, Zionismus (wie Anm. 32), S. 35.

102

3 Brod und der Zionismus

Nachgiebigkeit wird die Welt gesunden, nicht an starrem Festhalten des vermeintlichen Rechtes.35

Dieses Verhalten, das in erster Linie dasjenige der Juden und dann das aller Völker sein soll, würde es ermöglichen, Katastrophen wie den Ersten Weltkrieg zu verhindern. Es kennt nur eine einzige Ausnahme: Politik der Nichtentsagung darf nur in seltenen Ausnahmefällen geübt werden, nämlich nur dann, wenn offenbar wird, daß Entsagung die geistige Gesundheit, die sittliche Entwicklung eines Volkes in der Wurzel schädigen würde.36

Diese neue Form des Nationalismus, die Brod selber »Nationalhumanismus« nennt, ist also eine Form des kulturellen Zionismus, denn es geht vor allem darum, das Überleben und die Entwicklung des jüdischen Geistes und dessen Eigenart zu sichern, auf die die Identität des jüdischen Volk gegründet ist. Ein jüdischer Staat in Palästina würde das Weiterbestehen des jüdischen Geistes garantieren und den in der Diaspora lebenden Juden eine nationale und kulturelle Identität geben, die aber keine Gefahr für die Staaten, in denen sie leben, bedeuten würde: »Die Nationaljuden wollen politisch pflichtbewußte Staatsbürger sein, aber gleichzeitig den kulturellen Zusammenhang mit ihrem Volkstum wahren«37. Daraus kann man eine doppelte Konsequenz ziehen: die in der Diaspora lebenden Juden müssen, obwohl sie sich ihrer Eigenart bewusst sind, gleichberechtigte Bürger in den Staaten sein, in denen sie leben. Sie haben dort eine Rolle zu spielen, nicht nur um die Interessen ihrer Gemeinde zu schützen, sondern auch um die Interessen ihres Staates zu fördern. Darüber hinaus soll diese neue Auffassung des Begriffs »Nation«, dieser »Nationalhumanismus«, für die ganze Menschheit fruchtbar werden. Der Zionismus, so Brod, soll eine internationale Dimension zugunsten des Friedens erhalten: Der Zionismus ist für mich die Intensivierung und Aktivierung der jüdischen Nationaleigenschaft eines universalen Menschheitsgefühls und damit eine wesentliche Hoffnung der Friedensidee.38

Brod scheint also dem jüdischen Volk sowohl innerhalb der Grenzen seines eigenen Staates als auch im Rest der Welt eine Mission zuzuweisen. Es geht aber nicht darum, den anderen Völkern ein alleingültiges Modell vorzuschreiben. Das jüdische Volk soll ein Beispiel darstellen, damit jedes Volk für sich selbst »nach der ihm eingeborenen göttlichen Eigenart seine originelle Lö-

35 36 37 38

Max Brod: Die Unverträglichen. In: Zionismus als Weltanschauung (wie Anm. 7), S. 137. Brod, Zionismus (wie Anm. 32), S. 36. Brod, Sollen die Juden bei der Volkszählung als eigene Nation gezählt werden? (wie Anm. 13), S. 78f. Brod, Zionismus (wie Anm. 32), S. 39.

3.3 Zionismus und Sozialismus

103

sung«39 finden kann, denn »an keines fremden Volkes Wesen wird irgend ein anderes Volk genesen!«40, behauptet Brod, indem er das berühmte Sprichwort aus Emanuel Geibels Deutschlands Beruf wieder aufnimmt und verändert, um sich von einer chauvinistischen Auffassung des Nationalismus zu distanzieren: Die Juden sollen das erste Volk sein, das bei sich selbst anfängt und dadurch den Nationalbegriff vom Schmutz der letzten Jahrzehnte reinigt. Die Mission, auch die universale Mission jedes Volkes, kann nur darin bestehen, bei sich selbst Ordnung zu schaffen, die soziale Ungerechtigkeit in den eigenen Grenzen auszutilgen […]. Die einzige Mission, die einzige Auserwähltheit ist: mit sich selbst den Anfang machen, ein Beispiel geben.41

Diese Behauptung kann zunächst elitär erscheinen. Brod will aber damit nicht sagen, dass das jüdische Volk das einzige auserwählte Volk ist. Um dies deutlich zu machen, geht Brod in einem Artikel, der den bedeutungsvollen Titel »Zionismus als Bekenntnis zur Menschheit« trägt, auf die Kritiken ein, die dieser Satz hervorgerufen hat:42 Hier stimme ich mit Erberg durchaus in dem Satz überein, daß jedes Volk auserwählt ist. Und jedes Volk versündigt sich gegen diese Auserwähltheit, sobald es seinen Geist den anderen aufzwingen will, statt sich auf stilles, auf sich selbst wirksames Beispielgeben zu beschränken. Sobald es sich nicht bescheidet, national zu sein nach Art national differenzierter Musik, das heißt im Geist, sündigt es.43

Es geht für das jüdische Volk nicht darum, den anderen Völkern seine Eigenart aufzuzwingen, sondern darum, seine Eigenart zu entwickeln, was praktisch bedeutet, dass es in seinem eigenen Staat eine soziale Organisation zu gründen hat, die es ihm erlaubt, den höchsten Grad an Gerechtigkeit zu erreichen und die idealen Bedingungen zur Entwicklung des jüdischen Geistes zu schaffen. Nur dadurch wird das jüdische Volk ein Beispiel für den Rest der Menschheit sein können.

3.3

Zionismus und Sozialismus

Da die soziale Organisation des jüdischen Staates für Brod eine entscheidende Bedeutung haben soll, unternimmt er es als Mitglied des Hapoel Hatzair, die Grundlagen einer sozialistischen Auffassung des Staates zu entwickeln, die auf den Theorien von Josef Popper-Lynkeus (vor allem in dessen 1912 erschienenem Buch Die allgemeine Nährpflicht als Lösung der sozialen Frage) beruht. 39 40 41 42

43

Ebd., S. 40. Ebd. Ebd. Siehe: Julian Gumperz: Antizionistisches. Eine Erwiderung an Max Brod. In: Der Friede 2 (1918/1919), S. 181f. und W. Erberg: Zur Frage des Zionismus. In: Ebd., S. 253ff. Brod, Zionismus als Bekenntnis zur Menschheit (wie Anm. 26), S. 282.

104

3 Brod und der Zionismus

Diese Auffassung trägt er in dem Essay Sozialismus im Zionismus44 (1920) vor, der die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte des Zionismus behandelt, während das Werk Im Kampf um das Judentum den allgemein theoretischen Seiten gewidmet ist. Brod betrachtet das jüdische Volk als eine »lebendige Quelle sozialer Gerechtigkeit«45 und setzt sich zum Ziel, die Mittel zu untersuchen, durch die das jüdische Volk eine auf sozialer Gerechtigkeit beruhende Gesellschaft bilden kann. Schon am Anfang seines Buches lehnt er zwei der Hauptrichtungen der jüdischnationalen Bewegung ab: den marxistischen Zionismus des Poalei Zion und den Bund, der nicht auf die Gründung eines jüdischen Staates zielt. Brod bekennt sich zum Hapoel Hatzair, dessen Zweck es ist, »einen dem Geiste nach jüdischen Sozialismus aufzubauen«46. Brod wirft aber dieser Bewegung vor, kein deutliches Programm entwickelt zu haben, und unterstreicht, der Zweck seines Essays sei die Entwicklung eines solchen Programms nicht nur für Palästina, sondern auch für die in der Diaspora lebenden Juden. Er denkt vor allem an die tschechoslowakischen Juden, die wegen ihrer Mittelposition zwischen den beiden Mehrheitsbevölkerungsgruppen eine bedeutende Rolle zu spielen haben. Im Laufe seiner Argumentation definiert Brod die Stellung des Hapoel Hatzair dem Marxismus gegenüber. Es ist seiner Meinung nach für die Zionisten unmöglich, dieser Ideologie zuzustimmen, »weil [ihnen] der Marxismus trotz vieler genialer Grundkonzeptionen nicht schlüssig, nicht überzeugend und außerdem der speziellen Lage des jüdischen Volkes nicht entsprechend scheint«47. Im Gegensatz zum Marxismus soll der zionistische Sozialismus, wie Brod ihn auffasst, der individuellen Tätigkeit eine gewisse Freiheit einräumen und die Kollektivierung ablehnen. Ein anderer Grund für seine Ablehnung des Marxismus ist das völlige Fehlen jeglicher Utopie in dieser Theorie: Wenn Utopist sein nichts anderes bedeutet, als sich über das, was einem als höchst wünschenswertes Ideal vorschwebt, möglichst genau und nicht nur in allgemeinen Umrissen Rechenschaft zu geben, auf dieses Ziel hinzuarbeiten, die Geister ringsum zu erwecken, damit sie dasselbe Ziel erkennen, – gut, dann seien wir Utopisten.48

Der Marxismus ist ihm viel zu wissenschaftlich, er zeigt kein Verständnis für die individuelle Entwicklung. Brod zufolge soll der Zionismus ein soziales Programm formulieren, das sich an jedes einzelne Individuum wendet und nicht an eine soziale Klasse, denn der Mensch kann nicht darauf reduziert werden, Mitglied einer sozialen Klasse zu sein: »Klassenkampf ist zum guten 44 45 46 47 48

Über dieses Buch siehe Dorn, Leiden als Gottesproblem (wie Kap. 2, Anm. 79), besonders S. 145ff. Max Brod: Sozialismus im Zionismus. Wien, Berlin: Löwit 1920, S. 7. Ebd., S. 10. Ebd., S. 11. Ebd., S. 12f.

3.3 Zionismus und Sozialismus

105

Teil die Grobheit dessen, der nicht überzeugen kann, weil er gar nicht so überzeugen will«49. Brod spricht sich für die Kollektivierung des Bodens, der als unersetzbares Produktionsmittel allen gehören soll, und zugleich für das Privateigentum an Fabriken und Häusern aus. Die Lage in Palästina ist seiner Meinung nach sehr günstig: in der Tat könne man dort die Frage des Bodeneigentums von Anfang an lösen, da der Boden niemandem gehöre. Das jüdische Volk könne Arten der Bodenkolonisation entwickeln, die enge Beziehungen zwischen Stadt und Land erlauben würden, und dadurch eine massive Landflucht vermeiden, wie die europäischen Länder sie kennen. Brod präzisiert aber nicht, welches diese neuen Methoden sein könnten, und schließt das der Organisation des zukünftigen Staates gewidmete Kapitel mit einer eher vagen Bemerkung: So hätten wir also in der Bodenreform vielleicht ein ausreichendes Palästinaprogramm, für Europa aber scheint sie nicht zu genügen. Und gerade ein Europaprogramm ist es, was wir suchen.50

Es wird hier offensichtlich, dass Brod eher an die europäische Politik denkt als an Palästina. Dies kann wahrscheinlich dadurch erklärt werden, dass der Hapoel Hatzair der Existenz in der Diaspora eine große Bedeutung zumaß und Brod seine politische Rolle eher in Europa spielen wollte. Neben dem Zionismus gebe es ein anderes Programm, das Sozialismus und Achtung für die individuellen Rechte verbindet: das von Josef PopperLynkeus. Brod unterstreicht, dieses Programm bilde eine interessante Grundlage für die Entwicklung eines Sozialismus, der gleichzeitig jüdisch und universal sein könnte. Er fasst für seine Leser die Hauptthesen zusammen, die von Popper-Lynkeus in seinem Werk Die allgemeine Nährpflicht als Lösung der sozialen Frage entwickelt werden. Popper-Lynkeus bezeichnet eine wirtschaftliche Theorie als Unsinn, die bestimmen wolle, welches der Anteil der Gesellschaft und welches derjenige des Individuums am Arbeitseinkommen sei, um es so gerecht verteilen zu können. Das einzige Ziel einer Sozialpolitik solle es sein, dass jedes Individuum über das Lebensnotwendige verfüge. Die zur Deckung solcher Bedürfnisse notwendigen Produktionsmittel sollen kollektiviert werden, der Rest soll dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folgen. Es geht also nicht mehr darum, zwischen den verschiedenen Produktionsmitteln zu unterscheiden, sondern zwischen dem Lebensnotwendigen und dem Überflüssigen. Popper-Lynkeus’ Theorien beruhen demnach auf einer ethischen Auffassung, die Brod folgendermaßen zusammenfasst: »Die Anerkennung des Rechtes zum Leben (oder der ›Existenz‹) ist das Ziel, dem die Menschheit zuzustreben hat«51.

49 50 51

Ebd., S. 15. Ebd., S. 21. Ebd., S. 24.

106

3 Brod und der Zionismus

Brod betrachtet diese Auffassung als grundsätzlich jüdisch, sie solle also von den Zionisten in die Praxis umgesetzt werden. Um ihnen dabei zu helfen, fasst Brod Popper-Lynkeus’ Hauptideen zusammen. Es geht darum, den Militärdienst durch die Gründung einer »Nährarmee« zu ersetzen, in der alle Bürger dienen sollten und die für Nahrung, Kleidung und Wohnung aller zuständig wäre. Diese Armee würde garantieren, dass die Bedürfnisse aller Menschen gedeckt werden; diese könnten die Früchte ihrer Arbeit dem Erwerb des Überflüssigen, d. h. unter anderem der Kultur und der Geistigkeit, widmen. Brod sieht eine enge Beziehung zwischen diesem System und dem Zionismus, denn beide beruhen auf ethischen Forderungen: Mein Eindruck ist: Poppers System scheint mir von allen, die ich kenne, das ethischste, denn es sichert, soweit dies eben unter Menschen und durch politische Maßnahmen möglich ist, die Hoheit der Seele am besten. Es schützt den heiligen Himmelskeim der Seele vor ökonomischer Not […], aber zugleich auch vor dem Staat, dem ärgsten aller Tyrannen, vor der Allmacht öffentlichen Eingriffs ins Privatleben (indem alles, was nicht zum Leben nötig ist, von Sozialisierung frei bleibt) […]. Als ethische und nur ethische Idee scheint mir dieses Programm dazu berufen, mit der ethischen Idee der nationalen Seinsform, dem Zionismus, in enge Verbindung zu treten.52

Brod übt gleichwohl Kritik an dem von Popper-Lynkeus entwickelten System. Er fragt sich zuerst, ob die Koexistenz von zwei Wirtschaften, einer sozialen und einer privaten Wirtschaft, möglich sei. Man kann diesem System auch entgegenhalten, dass es dem freien Wettbewerb keinen Platz einräumt: wie kann man tatsächlich von den Arbeitern erwarten, dass sie sich in ihrer Arbeit völlig einsetzen, wenn ihr Lebensunterhalt schon gesichert ist? Und wie kann man die zur Privatwirtschaft nötigen Produktionsmittel und die Rohstoffe finden, wenn sie vom Staat beschlagnahmt werden? Darüber hinaus ist es auch möglich, dass die Privatwirtschaft eine zu große Konkurrenz darstellt, was zu Spekulation und Korruption führen würde. Außerdem lässt dieses System das Problem der individuellen Entfaltung außer Acht: in dieser Nährarmee wäre es dem Individuum tatsächlich nicht möglich, seine spezifische Arbeit zu wählen. Brods letzter Einwand betrifft die Organisation des Übergangs vom existierenden System zu Popper-Lynkeus’ System. Wie wäre es möglich, die Flucht der Arbeiter und des Kapitals ins Ausland zu vermeiden und die Firmenbesitzer, die die Verstaatlichung ihrer Firmen verhindern wollen, davon abzuhalten, auf die Produktion von »lebensnotwendigen« Produkten zu verzichten und nur »überflüssige« Produkte zu erzeugen? Aber, wie Brod selber feststellt: »alle Einwände kommen aus einer Richtung. Die Menschen sind für das gute System nicht gut genug«53. PopperLynkeus habe einen Fehler begangen, indem er sich zu optimistisch gezeigt und sich überhaupt nicht um den Geist gekümmert hat, der in dieser neuen 52 53

Ebd., S. 30. Ebd., S. 37.

3.3 Zionismus und Sozialismus

107

Staatsform herrschen würde. Dies ist für Brod das Zeichen eines übertriebenen Rationalismus, den er korrigieren will, indem er in Popper-Lynkeus’ System die geistige Dimension der Individuen einbezieht. Zuerst muss aber ein grundlegendes Problem gelöst werden, das Brod folgendermaßen zusammenfasst: Die Umkehr im Geiste würde eine vollständige Revolutionierung der Gesellschaft bewirken. Ohne diese Umkehr ist keine Revolutionierung zu erhoffen. Hier steht die Politik vor einem scheinbar unauflöslichen Zirkel: Sie beabsichtigt durch bessere Organisation den Geist freizulegen, sieht jedoch zugleich ein, daß nur vom Geiste her wirksame Neuorganisierung ausgelöst werden kann. – Keine Ethisierung der Menschheit ohne Aufbau besserer Institutionen, kein Aufbau besserer Institutionen ohne Ethisierung der Menschheit. Mit anderen Worten: Man kann den ersten Schritt nicht tun, ohne vorher den zweiten getan zu haben.54

Im Januar 1919 hat Brod in einem Artikel für Martin Bubers Zeitschrift Der Jude schon ein Mittel vorgeschlagen, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Die Politik, die sich nur in materiellen Sphären bewegt, muss sich für den Geist interessieren. Die einzige materielle Bedingung des Geistes ist die Zeit und deshalb schreibt Brod: »Nicht zufällige Formen des Geistes hat die Politik zu ergreifen, sondern seine einzige notwendige Form: die Zeit«55. Diese Zeitpolitik ist mit dem verbunden, was für Brod den wichtigsten Aspekt der Wirtschaft darstellt, nämlich der psychologischen Beziehung des Arbeiters zu seiner Arbeit. Brod geht von dieser Beziehung aus und unterscheidet vier Arbeitstypen, die er hierarchisch ordnet: die mechanische Arbeit (die keines Einsatzes des Geistes bedarf), die Arbeit, die des Geisteseinsatzes bedarf, die freie Arbeit (d. h. die der Kapitalisten) und schließlich die Arbeit an seinem eigenen Werk (die nur für denjenigen wertvoll ist, der sie realisiert und in sie seine Seele projiziert). Pflicht des Staates sei es, diese Hierarchie in Betracht zu ziehen und die höheren Arbeitstypen zu entwickeln. Die Erziehung soll demzufolge zum Ziel haben, die Individuen auf diese Arbeitstypen vorzubereiten. Dagegen kann man natürlich folgenden Einwand erheben: die Industrie wird immer mechanische Arbeit benötigen, den ersten, niedrigeren Arbeitstypus könne man also nicht abschaffen. Hier greift Brods »Zeit-Politik« ein: je niedriger die Arbeit, desto kürzer die Arbeitszeit. Diese Verkürzung der Arbeitszeit wird durch die Mechanisierung ermöglicht, die dem Staat eine »Automatisierungsrente« verleiht: je mechanisierter die Arbeit ist, um so grösser ist die Zeit, über die der Staat verfügt und die er denjenigen schenken kann, die die niedrigsten Aufgaben erfüllen, damit sie sich dem Geist widmen können. Diese ideale Auffassung stößt aber auf ein Hindernis, das Brod selber darstellt: die Ersetzung des Menschen durch Maschinen führt eigentlich nicht zum Zeitgewinn, sondern zum Verschmelzen verschiedener Arbeitsstellen. Dies hat

54 55

Ebd., S. 38f. Max Brod: Grenzen der Politik. Zur Prinzipienfrage. In: Der Jude 3 (1918/1919), S. 470.

108

3 Brod und der Zionismus

zum Taylorismus geführt, der die gegensätzliche Wirkung hat, da er aus dem Menschen einen Teil der Maschine macht: Das Taylorsystem kastriert die Seele, damit sie dort, wo sie noch würdig genug beschäftigt sein könnte, ihren Adel vergesse und die ruhige Produktion zu stören aufhöre.56

In einem dem Taylorismus gewidmeten Artikel57 geht Brod sogar so weit, die Mechanisierung als verantwortlich für den Ersten Weltkrieg darzustellen. Er führt den folgenden Kausalzusammenhang an: die Mechanisierung der Arbeit führt zum Geistesverlust, der die Arbeiter dazu zwingt, am Ende des Arbeitstags niedrige Unterhaltung statt geistiger Nahrung zu suchen, und in ihnen den Willen zur Macht erweckt, die es ihnen ermöglichen würde, diesem tragischen Zustand zu entfliehen. Die Kombination aller dieser Faktoren führt unabwendbar zum Krieg und, letztendlich, zur Vernichtung der Menschheit. Es sei daher notwendig, eine Lösung zu finden, die diese tragische Verkettung aufbrechen könnte. Diese kann nur von der gesetzgebenden Gewalt kommen: die gewonnene Zeit muss in eine Verkürzung der Arbeitszeit münden. Dabei soll aber diese Gesetzgebung nur den niedrigsten Arbeitstyp betreffen. Brod zufolge besteht die ideale Sozialpolitik aus einer Kombination dieser »Zeit-Politik« und der Ideen von Popper-Lynkeus. In Brods System nimmt die Freizeit den Platz des Überflüssigen bei Popper-Lynkeus ein. Die Dauer der niedrigsten Arbeit soll nach den Bedürfnissen der Gesellschaft bestimmt werden und nicht länger als acht Stunden täglich betragen. Der Arbeiter soll dann über seine Freizeit verfügen, wie es ihm beliebt. Dagegen sollten die »freien Arbeiter« solange arbeiten können, wie sie es wollen, denn ihre Arbeit trägt zu ihrer persönlichen Entfaltung bei. Ziel des Staates soll es sein, die in der Arbeit vom Geist gespielte Rolle zu erhöhen. Dabei soll er vom folgenden Prinzip ausgehen: Je geistiger, realer, menschenwürdiger die Beziehung des Menschen zu seiner Arbeit ist, um so besser ist der Mensch, um so mehr respektiert er daher auch meine sozialwirtschaftliche Sphäre, in der er ein Werk sieht von gleicher Heiligkeit wie sein eigenes, wie jedes wahrhaftiges Werk […]. Je geistiger die Beziehung des Arbeitenden zu seinem Werk wird, je mehr sie an innerer Wichtigkeit sein Gewinnstreben überwiegt, desto weniger bedrohen solche Gemeinschaften einander gegenseitig.58

Die Aufwertung der Rolle, die der Geist in der Arbeit spielt, stellt also ein Mittel dar, die Stabilität der Gesellschaft zu sichern und Kriege zu vermeiden. Dieses System wäre eine Ideallösung für den jüdischen Staat, im Gegensatz zum Liberalismus, der nicht die Grundbedürfnisse aller Individuen decken kann, und zum Marxismus, der jegliche private Sphäre ablehnt und die individuelle Entwicklung verhindert. Brod unterscheidet dabei streng zwischen dem 56 57 58

Brod, Sozialismus im Zionismus (wie Anm. 45), S. 47. Max Brod: Zwei Welten. In: Der Jude 2 (1917/1918), S. 41–51. Brod, Sozialismus im Zionismus (wie Anm. 45), S. 64f.

3.4 Sozialismus, Kommunismus und Marxismus

109

Kommunismus, der die Basis für sein System der sozialen Organisation liefert, und dem Marxismus, den er sein Leben lang ablehnen wird. Es ist daher naheliegend, nun Brods Stellung zum Kommunismus zu untersuchen.

3.4

Sozialismus, Kommunismus und Marxismus

Schon 1919 betrachtet Brod Sozialismus und Kommunismus als eng verbunden. Im Interview mit dem Kaschauer Tagblatt erklärt er: Ich bin übrigens überzeugter Sozialist und glaube, daß im Kommunismus – jede gewaltsame Form ablehnend – die auch in jeder Religion auffindbaren Keime eines glücklichen gesellschaftlichen Zusammenlebens und einer schönen Zukunft erliegen.59

In den palästinensischen Kolonien, die er im Frühling 1928 besichtigt, sieht er die Realisierung dieser positiven Form des Kommunismus: Von all dem vielen Schönen und Merkwürdigen, das ich sah, hat die kommunistische Kolonie, in der wir übernachteten, den überwältigendsten Eindruck auf mich gemacht. Durch all die Mühsal, die Erkenntnis des opfervollen Lebens, das die Pioniere am Rande der Wüste auf sich nehmen […] – durch all dies strahlt die Unschuld und Freude aus einer neuen Lebensform. Niemanden schädigen, weder der Nation, noch der Gesellschaft, weder der Vergangenheit noch der Zukunft etwas schuldig bleiben – wo in aller Welt gibt es diesen Fall reinster Gnade außer hier! Diese jungen Siedler sind wirklich aus den Tücken und Gewaltsamkeiten jedes politischen Lebens herausgetreten, sie suchen den ihnen vorschwebenden Idealzustand sozialer Gerechtigkeit zu verwirklichen, ohne irgend jemandem etwas wegzunehmen, – das Land, das sie urbar machen, hat vorher niemandem gehört. Das ist der große Unterschied zum Bolschewismus, der damit beginnen muß, daß er über Blut und tausende von vernichteten Existenzen geht und der dann dieses Manko eines gewaltsamen Anfangs nur in seine Theorie hereinnehmen muß, indem er eine neue ›Klassenmoral‹ konstituiert, in der Gut und Böse künstliche, dem Gefühl nicht mehr entsprechende Bedeutungen annehmen.60

Die in Palästina praktizierte Form des Kommunismus sei ein Kommunismus, der nichts geraubt hat, der nur neu schafft, ohne zu zerstören, ein unschuldiger Kommunismus – da an seinem Beginn keine Gewalt steht, bedarf er auch in seiner Weiterentwicklung keiner Tricks, keiner Diktatur, keiner engen Doktrin, die jede geistige Regung nur danach beurteilt, ob sie der Partei nützt oder nicht, die schließlich auch Fragen der Religion, der Stimmung, des Weltgefühls, all dessen, was man ›edles Unglück‹ genannt hat, nach politischen Zweckmäßigkeitsgründen entscheiden möchte, und zwar mit der Autorität eines Inquisitionstribunals, die schließlich den freien Geist zum ›bürgerlichen‹ Vorurteil degradiert.61 59 60 61

Brod, Judentum, Palästina, Assimilierung (wie Anm. 10), S. 2. Max Brod: Palästinensische Eindrücke. In: Prager Tagblatt, 20. Mai 1928, S. 2. Max Brod: Zauberreich der Liebe. Berlin, Wien, Leipzig: Zsolnay 1928, S. 411.

110

3 Brod und der Zionismus

Für Brod ist diese Form des Kommunismus dem sowjetischen Kommunismus weit überlegen, weil sie nicht nur die Rechte des Kollektivs respektiert, sondern auch die individuelle Freiheit, den Ausdruck des »freien Geistes« ermöglicht. 1939 schreibt er: Die ungeheure Schwierigkeit, die Grenzlinie zu finden zwischen dem Recht des Einzelnen (Individualismus, atomistischer Internationalismus) und dem Recht des Kollektivs, kann nicht durch die heute in Diktaturstaaten übliche pauschale Betrachtungsweise besiegt werden, die dem Kollektiv (Klasse oder Nation) alle Rechte, dem Individuum gar keines zuspricht.62

Aus diesem Grunde sieht Brod in der Form des Kommunismus, die den zionistischen Sozialismus befürwortet, die Lösung für das Problem der gerechten Grenzziehung zwischen den Rechten des Individuums und jenen der Gemeinschaft. Man könnte also von Brod eine sehr kritische Haltung gegenüber dem sowjetischen Regime erwarten, dies ist aber nicht der Fall. Im November 1934 wohnt er einem russischen Volksmusikkonzert in Prag bei und schreibt im Prager Tagblatt die folgende Rezension: Ein interessanter, reichhaltiger Abend. Drei Stunde lang folgten einander Lieder der vielen Völker der Sowjetunion, die alle von der Moskauer Zentralregierung nicht bloß nationale Gleichberechtigung, sondern vielfach auch nationale Erweckung zum Geschenk erhalten haben […]. Viele Lieder handeln vom sozialen Aufbau, unter ihnen gibt es Kunstlieder, deren Pathos konventionell ist und in ästhetischem Sinn nichts dem neuen Geist Entsprechendes bietet. Aber in andern Liedern stützt sich die neue Kollektivgesinnung auf elementare Ausdrucksformen des Volksempfindens […]. Wo Volksmäßiges und neue Arbeitsethik eine Synthese bilden, entsteht ästhetisch Vollwertiges.63

Die Reise, die er Anfang 1935 nach Moskau macht, scheint nicht zu einer Änderung dieser Meinung zu führen. Unter den »Eindrücken«, die er im Prager Tagblatt veröffentlicht, kann man lesen: Dies ist von allen Eindrücken, die ich in Rußland hatte, der positivste und stärkste: Ein Land ohne Arbeitslosigkeit, ein Land, in dem der Satz von Popper-Lynkeus, daß jeder Mensch das Recht auf Stillung seiner Minimalbedürfnisse hat, bereits erfüllt ist. – Gewiß, das Minimum liegt noch sehr tief […]. Hier [ist] die unterste, die ärgste menschenunwürdigste Stufe der Not überwunden. Und die Tendenz geht aufwärts, – das bestätigen mir an Ort und Stelle selbst solche wirtschaftliche Kenner, die das Sowjetsystem gegnerisch oder doch sehr kritisch betrachten. Hier gibt es keine Arbeitslosigkeit.64

Seine Begeisterung ist zwar nicht unbedingt:

62 63 64

Brod, Das Diesseitswunder (wie Anm. 17), S. 71. Max Brod: Sowjet-Volksmusik. In: Prager Tagblatt, 18. November 1934, S. 6. Max Brod: Genosse Burschui! (Eindrücke aus Sowjetrußland). In: Prager Tagblatt, 23. Januar 1935, S. 3f.

3.4 Sozialismus, Kommunismus und Marxismus

111

Ist der in den Sowjets erzielte soziale Fortschritt, dessen prinzipielle Bedeutung gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann, danach angetan, die vielen Einwände auf kulturellem, ideologischem Gebiet, die ich hatte und weiterhin habe, Einwände metaphysischer, religiöser, nationaler Art vergessen zu lassen?65

Letztendlich aber bilden diese Bemerkungen keine grundlegenden Einwände gegenüber Stalins Regime. Brod streicht in seinem Artikel zuletzt die Vitalität des kulturellen Lebens in der UdSSR heraus: Auch in kulturellen Fragen herrscht in Rußland Bewegung, vorwärtstreibendes Leben, das die Fehler allzu starrer Dogmenbildung ausgleicht. Die Kommunisten außerhalb Rußlands entraten dieses so notwendigen Korrektivs, sie beißen sich auf Grundsätzen fest, die der ›sozialistische Realismus‹ des heutigen Rußland von innen her umbildet, sie werden kalte ›sachliche‹ Doktrinäre, während die Sowjetleute warmherzige, fröhliche, lebendige Menschen sind.66

Die grundlegende Kritik, die Brod gegenüber dem Kommunismus formuliert, ist dessen blindes Festhalten an einer erstarrten Theorie, die die Rechte der Individuen nicht respektiert. Er scheint aber zu glauben, dass dieses Festhalten die außerhalb der UdSSR lebenden marxistischen Intellektuellen und nicht das stalinistische System charakterisiert, das sich den individuellen Bedürfnissen anpasst und die konkrete Verwirklichung von Popper-Lynkeus’ Ideen darstellt. Dieser Eindruck wird durch zwei Interviews bestätigt, die Brod Moskauer Zeitungen gegeben hat und deren deutsche Übersetzungen in der Prager Ausgabe der kommunistischen Wochenschrift Der Gegen-Angriff veröffentlicht wurden. In einem dieser Interviews erklärt Brod: Die Hauptsache ist, daß in Ihrem Lande wirklich große Dinge vor sich gehen. Ich sage Ihnen aufrichtig: Ich betrachte die Sowjetunion für die beste und stärkste Hoffnung von all den wenigen Hoffnungen, die der Menschheit geblieben sind.67

Diese Reaktion auf seine Moskauer Reise kann zunächst erstaunlich scheinen, man kann sie aber durch zwei Umstände erklären. Es ist offensichtlich, dass Brod als bekannter Schriftsteller während seiner Reise überwacht wurde und dass ihm nur ein begrenzter Zugang zum russischen Alltagsleben erlaubt wurde. Darüber hinaus ist es wichtig zu bemerken, dass dieser Artikel am Anfang des Jahres 1935 geschrieben wurde, d. h. zu einer Zeit, als das Prager intellektuelle Leben hauptsächlich von deutschen kommunistischen Intellektuellen kontrolliert wurde, die aus Hitler-Deutschland geflohen waren. Man kann also diese Interviews als Brods Versuch interpretieren, sich in diesem neuen Umfeld einen Platz zu schaffen. Nach dem Erscheinen dieser Interviews hat Brod 65 66 67

Ebd. Ebd. Max Brod über die UdSSR (Interview mit der ›Literaturnaja Gazeta‹). In: Der Gegen-Angriff 3 (1935), Nr 2, S. 6. Max Brod über die Sowjetunion (Interview mit der Moskauer Zeitung ›Sowjetskoje Insskustwo‹). In: Der Gegenangriff 2 (1935), Nr 3, S. 7. Das Zitat entstammt dem zweiten Artikel.

112

3 Brod und der Zionismus

eine Novelle an Wieland Herzfelde und Willi Bredel gesandt, die (kommunistischen) Herausgeber der Zeitschrift Das Wort. Diese waren sich der Bedeutung Brods in Prag bewusst und veröffentlichten deswegen »Ein langer Brautstand«, einen Auszug aus Brods Roman Annerl, in der vierten Nummer ihrer Zeitung. Diese Veröffentlichung erfolgt aber nicht ohne Zögern, wie der folgende Brief Bredels an Herzfelde vom 11. Juli 1936 beweist: Was man mit Max Brod anfangen soll, weiß der Teufel. Man kann ihn nur gründlich verärgern, indem man auch die zweite Einsendung zurückschickt, oder man muß sie eben bringen. Ich sprach mit ihm, bevor Dein Brief kam, mußte ihm noch erklären, warum der erste Beitrag sich nicht eignete, und er versicherte mir noch mit Stolz, daß jetzt was Ordentliches von ihm geschickt worden sei. Wenn man den Zweig bringt, kann man den Brod nicht gut hinausschmeißen. Natürlich kenn ich den Beitrag nicht, mir sind diese Unterhaltungsschriftsteller mit höheren Ambitionen sowieso ein Greuel, aber das darf man ja nicht laut sagen […]. Also rate ich Dir, bring den Artikel, mach vielleicht vorher schriftlich einige Korrektur- oder Kürzungsvorschläge, […] damit gewinnst du Zeit.68

Obwohl Brods Lob des Kommunismus teilweise als eine Strategie betrachtet werden kann, um seine Stellung im Prager intellektuellen Umfeld bewahren zu können, darf man annehmen, dass es auch auf einer echten Bewunderung beruht. Er versteht zwar nicht die wahre Natur des stalinistischen Regimes, aber das ist 1935 keine Ausnahme. Nach dem Krieg wird er seine Meinung nur gering ändern und die positiven Aspekte des Kommunismus weiterhin anerkennen. Am 6. Mai 1947 schreibt er an Friedrich Torberg, einen der wichtigsten österreichischen Gegner des Kommunismus: Was Ihre Stellung gegen Stalin und den Kommunismus anlangt, so finde ich, daß Sie der Doppeldeutigkeit des Phänomens Kommunismus nicht gerecht sind. Der Kommunismus hat eine sehr schlechte Seite, d. i. die atheistische Komponente, oder noch deutlicher die Vorstellung, daß es in der Welt nichts als notwendige Entwicklung, keine spirituelle Freiheit gibt. […] Aber der Kommunismus hat auch eine messianische Komponente. Und obwohl er ein verwerfenswert totalitäres System ist (wie überdies der Katholizismus auch, siehe Inquisition), ist sein Endzweck doch vom Endzweck der Nazifaschisten so weit entfernt wie der Himmel von der Hölle. Der Endzweck wird mit untauglichen Mitteln angestrebt, zugegeben, aber es liegt in der Natur der Dinge, daß dieser Endzweck einer messianischen Zeit doch immer wieder durch die Taten und Gesinnungen der wirklich aufrichtigen Kommunisten durchbricht.69

Das Ziel des Kommunismus ist also Brods Meinung nach das gleiche wie das des Zionismus, wie Brod ihn versteht. 68

69

Wieland Herzfelde: Prag –Moskau. Briefe von und an Wieland Herzfelde 1933– 1938. Hg. von Giuseppe de Siati und Thies Ziemke. Kiel: Neuer Malik Verlag 1991, S. 72. Max Brod an Friedrich Torberg, 6. Mai 1947. In: Friedrich Torberg. In diesem Sinne. Briefe an Freunde und Zeitgenossen. Gesammelte Werke. München, Wien: Langen Müller 1981, Bd 12, S. 68.

4

Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Brods Engagement für den Zionismus ist aber nicht auf eine theoretische Tätigkeit begrenzt. In der ersten Tschechoslowakischen Republik spielt er eine bedeutende politische Rolle, die zunächst eher dem Zusammentreffen von mehreren Umständen als einer klaren Absicht zu entspringen scheint. Wegen seiner physischen Behinderung ist Brod von militärischen Verpflichtungen befreit; während des Ersten Weltkriegs bleibt er also in Prag, wo er wichtige Mitglieder der zionistischen Bewegung ersetzt, die an der Front sind, und eine immer größere Rolle spielt. Er setzt sich zunächst für die Flüchtlinge aus Galizien ein und engagiert sich dann als regelmäßiger Mitarbeiter der zionistischen Zeitschrift Selbstwehr. Er bekämpft die Assimilanten und wendet sich gegen die Spannungen innerhalb der zionistischen Bewegung, um die Einheit der tschechoslowakischen jüdischen Bevölkerung zu verstärken. Dadurch gewinnt Brod eine gewisse Legitimität, die es ihm erlauben wird, sich als Verteidiger der jüdischen Interessen gegenüber den neuen Herrschern in der Tschechoslowakei, vor allem Tomáš Garrigue Masaryk, durchzusetzen und für die Anerkennung der jüdischen Nationalität innerhalb der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft zu kämpfen.

4.1

Bedingungen für die Anerkennung der jüdischen Nationalität

Um die Rolle zu verstehen, die Brod im Prozess der Anerkennung der jüdischen Nationalität in der Tschechoslowakei gespielt hat, ist es zunächst wichtig, die Hauptbedingungen zu betrachten, die diese Anerkennung ermöglicht haben, vor allem Masaryks Stellung den Juden gegenüber und die durch den Vertrag von Saint-Germain dem neuen Staate auferlegten Pflichten. Dem Historiker Hillel J. Kieval1 zufolge seien Masaryks Beziehungen zu den Juden paradox: er genoss einen Ruf als Gegner des Antisemitismus, aber seine Haltung war oft zweideutig. In einem Gespräch mit seinem Freund, dem Schriftsteller Karel Čapek, erklärt Masaryk: 1

Hillel J. Kieval: Masaryk and Czech Jewry: The Ambiguities of Friendship. In: T. G. Masaryk. Thinker and Politician. Hg. von Stanley B. Winters. London: Mac Millan 1990, Bd 1, S. 302ff.

114

4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Vor den Juden fürchtete ich mich; ich glaubte daran, daß sie Christenblut brauchten, und darum ging ich lieber um ein paar Straßen weiter, als daß ich an ihren Häusern vorübergekommen wäre. Ihre Kinder wollten mit mir spielen, weil ich ein wenig deutsch konnte; aber ich mochte nicht. Erst später söhnte ich mich mit den Juden aus […]. Mein ganzes Leben gab ich darauf acht, gegen Juden nicht ungerecht zu sein; darum hat man gesagt, daß ich zu ihnen hielte.2

Nach dem Ersten Weltkrieg behauptet er vor dem österreichischen Parlament: »Ich bin überzeugt, wer Jesus zu seinem Führer in der Religion hat, kann kein Antisemit sein […]. Eines oder das andere, Christ oder Antisemit«3. Es ist wahrscheinlich diese Überzeugung, die ihn dazu geführt hat, sich 1899 für Leopold Hilsner einzusetzen. Dieses Engagement kann auch aus seiner Auffassung des tschechischen Volkes entstehen und als ein Versuch interpretiert werden, für dieses internationale Anerkennung zu erringen. Christoph Stölzl schreibt hierzu: Masaryk wußte, daß seine Konzeption eines modernen Nationalismus durch die Publizität der tschechischen Ritualmordhetze in der westeuropäischen Öffentlichkeit schwer gefährdet wurde. Man könnte es vielleicht Masaryks Instinkt für die machtpolitische Funktion der Weltöffentlichkeit nennen, der ihn erkennen ließ, daß es mit dem Makel des Antisemitismus vollkommen unmöglich sein werde, die Tschechen als Träger des Humanismus und damit die tschechische Frage als moralische Weltfrage zu etablieren.4

Dieser Instinkt wird während des Ersten Weltkriegs, den Masaryk als die ideale Gelegenheit ansieht, um die Unabhängigkeit seines Landes zu erhalten, politische Früchte tragen. Seine Rolle in der Hilsner-Affäre gewährt ihm die Unterstützung der Juden, vor allem in den Vereinigten Staaten. In dem 1925 erschienenen Buch Světová Revoluce (Die Welt-Revolution) schreibt er über seinen Aufenthalt in Amerika zwischen Ende April und November 1918: Wie überall unterstützten mich auch die Juden. Und gerade in Amerika ›rentierte‹ sich mir, wenn ich so sagen darf, die Hilsneriade. Schon im Jahre 1907 hatten die Juden in New York einen riesigen Empfang für mich veranstaltet; diesmal hatte ich viele persönliche Zusammenkünfte sowohl mit Vertretern der orthodoxen Richtung als auch mit Zionisten. Von diesen nenne ich Mr. Brandeis, Mitglied des Obersten Gerichts, seiner Herkunft nach aus Böhmen, er war gut mit dem Präsidenten Wilson bekannt und genoß sein Vertrauen. In New York was Mr. Mack einer der führenden Zionisten. Auch mit Sokolov, dem einflußreichen zionistischen Führer, wurde ich persönlich bekannt. In Amerika haben die Juden wie in Europa großen Einfluß in der Journalistik; es war sehr vorteilhaft für uns, diese Großmacht nicht gegen uns zu 2 3

4

Karel Čapek: Gespräche mit T. G. Masaryk. Aus dem Tschechischen von Camill Hoffmann. München: Rogner & Bernhard 1969, S. 29. Zitiert nach Christoph Stölzl: Die ›Burg‹ und die Juden. T. G. Masaryk und sein Kreis im Spannungsfeld der jüdischen Frage: Assimilation, Antisemitismus und Zionismus. In: Die ›Burg‹. Einflußreiche politische Kräfte um Masaryk und Beneš. Hg. von Karl Bosl. Müchen, Wien: Oldenbourg 1974, Bd 2, S. 87. Ebd.

4.1 Bedingungen für die Anerkennung der jüdischen Nationalität

115

haben. Auch diejenigen, die mit meiner Politik nicht übereinstimmten, benahmen sich zurückhaltend und unparteiisch.5

Schon seit 1899 ist deutlich, dass Masaryk den Zionismus positiv betrachtet. Im Buch Die philosophischen und sociologischen Grundlagen des Marxismus schreibt er: »Die Juden sind ein eigenes Volk, wenn sie auch ihre gesprochene Umgangssprache aufgegeben haben. Die Sprache allein ist eben nicht das einzige und wichtigste Merkmal der Nationalität«6. Er bewundert Ahad ha-Am und teilt mit diesem die Auffassung, dass die Rolle des Zionismus eher geistig als politisch ist: »Die Juden können ruhig bleiben, wo sie sind, sie müssen aber begreifen, daß ihr moralischer Zustand reformbedürftig ist«7. 1909 erklärt Masaryk in einem Interview mit dem Wiener Korrespondenten des Lemberger Zeitung Wschod: Ich erkenne an, daß die Assimilation als Volksbewegung vollkommen unmöglich und geradezu lächerlich ist, das haben übrigens die letzten zehn Jahre bewiesen; trotz aller Anstrengungen hat die Assimilation keine realen Erfolge gehabt.8

Diese Rede, die sofort in der Selbstwehr abgedruckt wurde, weckte Bestürzung bei den jüdisch-tschechischen Assimilanten, die Masaryks Politik unterstützten. Die Wochenschrift Rozvoj, Sprachrohr der tschechischen Juden, bat Masaryk um eine Erklärung. Dieser präzisierte, er habe eigentlich nur an die »Blutassimilation« gedacht: Es ist notwendig, daß die Juden in ihren heutigen Wohnsitzen ihre Rechte erkämpfen. Was meinen Ausspruch über die Assimilation betrifft, so habe ich die Blutassimilation im Sinne gehabt, und da habe ich gesagt, daß sie vorläufig unmöglich sei, da einerseits das Gesetz, andererseits religiöse Vorurteile dagegenstehen. Die kulturelle Assimilation ist berechtigt und natürlich.9

Er versucht, Rücksicht gleichzeitig auf Zionisten und Assimilanten zu nehmen: Die Nation ist nichts Einheitliches, es gibt eine ganze Reihe von Merkmalen: Sprache, Ursprung, Religion, Tradition; die Sprache ist wohl das Wichtigste. Gewiß können die Juden kulturell Tschechen werden, es bleibt aber freilich ein Unterschied […]. Die Tradition kann freilich schwinden, und es ist kein Zweifel, daß die religiös-indifferenten Juden uns näher stehen. Die Bedeutung der Religion darf man nicht unterschätzen, da sie kulturell und gesellschaftlich isoliert. Es ist übrigens durchaus 5

6 7 8

9

T. G. Masaryk: Die Weltrevolution. Erinnerungen und Betrachtungen 1914–1918. Ins Deutsche übertragen von Camill Hoffmann. Berlin: Erich Reiss Verlag 1927, S. 249f. T. G. Masaryk: Die philosophischen und sociologischen Grundlagen des Marxismus. Studien zur socialen Frage. Wien: Carl Konegen Verlag 1899, S. 452. Ebd., S. 454. Zitiert nach Felix Weltsch: Masaryk und der Zionismus. In: Masaryk und das Judentum. Hg. von Ernst Rychnovsky, Oskar Donath und Friedrich Thieberger. Prag: Marsverlaggesellschaft 1931, S. 72. Ebd., S. 73.

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kein Unglück, wenn die Juden in einem Volke eine Zeitlang ein von den übrigen wohl unterschiedenes Element bilden.10

Wie Michael A. Riff zeigt,11 richtete sich Masaryks Nationalphilosophie vor allem an die ethnischen Tschechen. In seinen Auffassungen kommt dennoch keine enge Interpretation des Begriffs »Nation« zum Ausdruck. Masaryk war der Meinung, dass die Juden, die sich die tschechische Sprache und Kultur aneigneten, als »assoziierte Mitglieder« dem tschechischen Volk angehören könnten. Der Zionismus blieb aber für ihn die einzige Lösung der jüdischen Frage. Es wäre ihm außerdem schwierig gewesen, den Juden das Recht zu verweigern, Forderungen zu formulieren, die denjenigen der tschechischen Nationalbewegung, vor allem der Forderung nach kultureller Autonomie, entsprachen. Die Beziehungen Masaryks zum jüdischen Volk und insbesondere zu den Zionisten sind allerdings manchmal problematisch. Masaryks Verhalten während des Ersten Weltkriegs, den er als die Gelegenheit betrachtet, die Unabhängigkeit zu erlangen, kostet ihm die Sympathie der jüdischen Bevölkerung in Böhmen, die die österreichische Monarchie für die beste Garantiemacht ihrer Rechte und Freiheiten hält. Der Mangel an Verständnis zwischen Masaryk einerseits und den Juden andererseits tritt durch ein von Brod 193112 und später in seiner Autobiographie erzähltes Ereignis zutage. Brod beschreibt die Kriegserklärung als einen schweren Schlag in einer Welt, in der man denkt, einzig Kolonialkriege seien noch möglich: Unsere Grundstimmung war, offen herausgesagt, eine ungeheure Angst. Aber nicht allein die nackte Angst um uns (die selbstverständlich nicht fehlte); sondern es war doch mehr, es verwob sich mit dem natürlichen Egoismus, dem tierischen Ur- und Lebenstrieb, der sich gegen die Vernichtung sträubt und dessen man sich nicht schämen soll, eine grenzenlose Angst um die Gemeinschaft, der wir angehörten, um den Staat und um die Gesamtheit aller Staaten, die jetzt wie in Geistesverwirrung zu gegenseitiger Vernichtung radikal entschlossen aufeinander losgingen.13

Einige Tage nach der Kriegserklärung trifft sich Brod mit Franz Werfel und dem Philosophen Max Wertheimer im Prager Kaffeehaus Arco; sie erarbeiten eine Strategie, um die Öffentlichkeit gegen den Krieg zu beeinflussen. Gedacht ist an einen Artikel in einer Zeitung eines neutralen Landes (dem italienischen Corriere della sera), um die Sinnlosigkeit des Krieges darzustellen. Um ein gewisses Gewicht zu besitzen, muss aber dieser Artikel von einer international bedeutenden Persönlichkeit unterschrieben werden. Sie denken an Masaryk: 10 11

12 13

Ebd., S. 73f. Siehe Michael A. Riff: The Ambiguities of Masaryk’s Attitude on the ›Jewish Question‹. In: T. G. Masaryk. Thinker and Critic. Hg. von Robert B. Prynsent. London: MacMillan 1989, Bd 2, S. 77ff. Max Brod: Eine Unterredung mit Professor Masaryk. In: Rychnovsky/Donath/ Thieberger (Hg.), Masaryk und das Judentum (wie Anm. 8), S. 357ff. Ebd., S. 359.

4.1 Bedingungen für die Anerkennung der jüdischen Nationalität

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Wo ist der große Einzelne, der Gerechte, der wahre Menschenfreund, an den man sich in dieser Not wenden kann! Der Name ›Masaryk‹ wurde genannt. Sofort fühlten wir: Er oder keiner. Der Philosoph als Politiker, der einzige Neutrale! Unsere Herzen faßten neue Hoffnung. So groß war die Verehrung, die selbst Fernstehende für die unbedingte Reinheit dieses Mannes fühlten, daß wir uns keinen Moment fragten, ob denn unsere Ideale wirklich mit denen Masaryks, von denen wir im Einzelnen wenig wußten, übereinstimmten.14

Der Bericht dieses Ereignis, den Brod 1931 (d. h. zu einer Zeit, in der Masaryk noch lebt) veröffentlicht, endet mit den Worten: Für unseren Plan, den ich kurz vortrug, zeigte er kein Interesse, was ich später, als ich erfuhr, welche ganz andere Ideen in jenen Tagen in seinem Kopf reiften, besser begriff als damals. Damals war es eine große Enttäuschung für mich, dass auch er, der Einzige, der ›Neutrale‹, bereits sehr leidenschaftlich Partei ergriffen hatte.15

Masaryk war entschlossen, den Krieg, dem die Tschechen ablehnend gegenüberstanden, da er die Verteidigung der Habsburgischen Interessen zum Ziel hatte, wahrzunehmen, um die Forderungen der tschechischen Nationalbewegung herauszustreichen. Die Reaktion Masaryks auf den Vorschlag Brods, Werfels und Wertheimers scheint aber viel stärker gewesen zu sein, als Brod sie 1931 darstellte. In seiner 1960 erschienenen Autobiographie beschreibt Brod sein Gespräch folgendermaßen: Aber Masaryk unterbrach uns rasch, unfreundlich: ›Sie sollten lieber sehen, dass Ihre Landsleute nicht provozieren‹. – Damit drehte er uns ›Delegierten‹ den Rücken […]. Das war eine schlimme Enttäuschung! Masaryk hatte ja ganz recht. Aber er hatte als nationaler Tscheche gesprochen, nicht als Weltbürger. Wir waren anderer, höherer Dinge von ihm gegenwärtig gewesen.16

Masaryks Beziehung zu den Juden wird besser während des Kriegs: er findet in den Juden, und vor allem in den amerikanischen Zionisten, deren Vorsteher der Richter am Obersten Gerichtshof Louis D. Brandeis war, eine seiner Hauptstützen. Im September 1918, einige Tage nachdem die USA, denen Frankreich und Großbritannien vorangegangen waren, den Tschechoslowakischen Nationalrat mit Masaryk an der Spitze als »tschechoslowakische Regierung de facto« anerkannt hatten, hält Masaryk vor dem amerikanischen Zionistenkongress eine Rede auf Englisch, in der er die Hauptzüge seiner zukünftigen Politik in Bezug auf die jüdische Bevölkerung skizziert: On behalf of our National Council and, I am entitled to say, on behalf of our whole nation, I thank you heartily for your kind and generous acknowledgment of our national policy and the work of our armies fighting in Russia, France and Italy. Our future state we conceive as extending on the whole within the given historical boundaries; that implies that there will be some national minorities. The intermixture 14 15 16

Ebd., S. 360f. Ebd., S. 361. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 143.

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of nationalities living in Bohemia and Slovakia is so close, that a radical territorial demarcation is impossible, for we cannot afford to lose thousands and thousands of our people and we do not wish to suppress the minorities of other nationalities. There remains therefore only one arrangement – to guarantee the minorities equal rights in public life and schools – and that had been always our national program and offer to the Germans. As a matter of fact the same program applies to the Jewish minority; the Jews will enjoy the same equal rights as the rest of the citizens of our state. Besides, I must emphasize that we will abolish the immoral and oppressive Austrian system of State-Churches, misusing the churches and religions to political ends. As far as the Zionist movement is concerned I can only express my sympathy with it and the national movement among the Jewish people in general because it is of great moral value. I watched the Zionist and the national movement in Europe and in our country and I learned that it is not a movement of political chauvinism, but of moral regeneration of your nation. Gentlemen, you were so kind as to mention my personal share in our national endeavor. I can assure you that to the best of my abilities, I try to do what I think right and just not only for my own nation but for all nations. Mr. Wilson, whose wise statesmanship we duly acknowledge, said that America is contending for the liberation of mankind. I am sure that you agree with us in our conception of nationalism as the most effective means of the true liberation and universal brotherhood. Only free nations can constitute a liberal mankind.17

Masaryk bittet also die Juden implizit um die Anerkennung des neuen Staates und verpflichtet sich als Gegenleistung dazu, ihre Gleichberechtigung zu garantieren. Manche Beobachter betrachten diese Rede als ein Versprechen, die Anerkennung der jüdischen Nation in der zukünftigen Verfassung des neuen Staates zu verankern. Infolgedessen kann Masaryks (und dessen Außenminister Eduard Beneš’) Ablehnung, in den Vertrag von Saint-Germain eine »jüdische Klausel« einzubringen, erstaunlich scheinen. Um diese Weigerung zu verstehen, ist es nötig, die Verhandlungen, die zur Unterzeichnung dieses Vertrags geführt haben, und dessen Inhalt selbst zu untersuchen. Sektion III des dritten Vertragsteils, der am 10. September 1919 zwischen den alliierten und assoziierten Mächten einerseits und Österreich andererseits unterzeichnet wird, enthält die Anerkennung des tschechoslowakischen Staats und dessen Grenzen durch Österreich. Artikel 53 legt fest: Österreich erkennt, wie es bereits die alliierten und assoziierten Mächte getan haben, die vollständige Unabhängigkeit der Tschecho-Slowakei an, die das autonome Gebiet der Ruthenen südlich der Karpathen mit einbegreift.

Es ist aber unmöglich für die Alliierten, den neuen Staat anzuerkennen (und ihn durch Österreich anerkennen zu lassen), ohne sicherzustellen, dass seine

17

Der Text dieser Rede befindet sich in den Masaryk-Archiven in Prag (Archiv T. G. Masaryka ve správě Masarykova ústavu AV ČR) unter der Referenz Církve 2.

4.1 Bedingungen für die Anerkennung der jüdischen Nationalität

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Verfassung ihren Erwartungen entsprechen wird. Deshalb enthält Artikel 57 folgende Bestimmungen: Die Tschecho-Slowakei ist damit einverstanden, daß die alliierten und assoziierten Hauptmächte in einem mit ihr zu schließenden Vertrag die Bestimmungen aufnehmen, die sie zum Schutze der Interessen der nationalen, sprachlichen und religiösen Minderheiten in der Tschecho-Slowakei für notwendig erachten, und genehmigt damit diese Bestimmungen.

Dieser Vertrag zwischen den alliierten Mächten und dem neuen tschechoslowakischen Staat, der ebenfalls am 19. September 1919 unterzeichnet wird, ist das Ergebnis langer Verhandlungen zwischen den Alliierten und den Vertretern der tschechoslowakischen Regierung, vor allem Eduard Beneš. Da er die Grundlage für die tschechoslowakische Verfassung darstellen sollte, liegt es auf der Hand, dass die tschechoslowakischen Juden, und die Zionisten im Besonderen, versucht haben, durch ihre Vertreter in Paris, auf Beneš Einfluss auszuüben.18 Am 25. März 1919, auf die Initiative der Zionistischen Weltorganisation hin, wurde das »Comité des délégations juives auprès de la Conférence de paix« gegründet mit dem Ziel, die Forderungen der jüdischen Minoritäten bei den Delegierten der großen Nationen zu artikulieren. Der Vorsitzende dieses Komitees war Nachum Sokolow, die tschechoslowakischen Juden wurden durch Ludvík Singer, den Vorsitzenden des Jüdischen Nationalen Rates, und Hugo Bergmann vertreten. Ihre Mission war es, auf die Vertreter der tschechoslowakischen Regierung Druck auszuüben, damit die jüdische Minorität im Vertrag als eine nationale Minorität ausdrücklich erwähnt wurde. Beneš lehnte aber eine solche Erwähnung ab, wahrscheinlich aus zwei Hauptgründen: Erstens fürchtete die tschechoslowakische Regierung, dass eine ausdrückliche Erwähnung der jüdischen Minorität dazu führen würde, besondere Rechte für die anderen nationalen Gruppen (Deutsche, Ruthenen, Ungarn, Polen) des Landes formulieren zu müssen. Zweitens würde eine ausdrückliche Erwähnung der jüdischen Minorität im Vertrag die Tschechoslowakische Republik auf die gleiche Stufe wie Polen und Rumänien stellen, die wegen der häufigen Pogrome dazu gezwungen wurden, sogenannte »jüdische Klauseln« im Vertrag anzunehmen, und dies würde dem Land einen schlechten Ruf verleihen. In einem Brief vom 25. August 191919 erklärt Beneš Singer die Stellung der Tschechoslowakischen Regierung und stellt vier Gründe dar, die sie dazu geführt hätten, die Erwähnung der jüdischen Minorität im Vertrag abzulehnen:

18

19

Über die Pariser Verhandlungen siehe Aharon Moshe Rabinowicz: The Jewish Minority. In: The Jews of Czechoslovakia. Historical Studies and Surveys. Philadelphia: The Jewish Publication Society 1968–1971, Bd 1, S. 169ff. Dieser Brief, der in tschechischer Sprache geschrieben ist, befindet sich in den Masaryk-Archiven in Prag (Archiv T. G. Masaryka ve správě Masarykova ústavu AV ČR) unter der Referenz Církve 2.

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– Eine Klausel über den Schutz der Juden würde das Misstrauen der Alliierten gegenüber dem Tschechoslowakischen Staat widerspiegeln. – Die im Vertrag enthaltene Klausel, die die Rechte aller nationalen Minoritäten in Bezug auf Religion, Erziehung und Sprache sichert, sollte den Juden genügen, da sie sich als eine nationale Minorität betrachten. – Die Alliierten darum zu bitten, einen Beschluss über die explizite Erwähnung der Juden im Vertrag zu treffen, würde bedeuten, dass man sie um eine Stellungnahme gegenüber dem Zionismus bittet, wofür die tschechoslowakische Delegation nicht ermächtigt ist. – Das Problem explizit ans Licht zu bringen könnte für die tschechoslowakische Innenpolitik gefährlich sein, indem es den Antisemitismus schüren könnte. Beneš beendet den Brief mit der Bemerkung, dass »es in unserem besten Interesse liegt, das Problem nicht theoretisch zu stellen, sondern es praktisch, auf der Grundlage des Vertrags zu lösen«. Die jüdische Delegation, die sich von Beneš betrogen fühlt, bittet Sokolow darum, persönlich beim tschechoslowakischen Außenminister zu intervenieren. Sokolow trifft Beneš am 28. August, aber diese Begegnung wird keinen Einfluss auf den Inhalt des Vertrags haben. In den Artikeln 7, 8 und 9, die dem Schutz der Minoritäten gewidmet sind, wird die jüdische Minorität nicht erwähnt. Artikel 7 legt fest: Alle tschechoslowakischen Staatsbürger ohne Unterschied der Rasse, der Sprache oder Religion werden vor dem Gesetze gleich sein und dieselben bürgerlichen und politischen Rechte genießen.

Artikel 7 verbietet außerdem jede Diskriminierung in Bezug auf Arbeit, Handel, Religion, Presse und Versammlung und legt fest, dass der Zugang aller zum Gericht erleichtert werden soll: die Bürger sollen vor Gericht ihre eigene Sprache benutzen können. Im Artikel 8 wird die Freiheit verankert, soziale und religiöse Einrichtungen zu gründen und zu leiten. Schließlich wird der Staat durch Artikel 9 dazu gezwungen, in den Regionen, in denen die Minoritäten einen bedeutenden Bevölkerungsanteil ausmachen, die Schulbildung in den Sprachen dieser Minoritäten sicherzustellen und deren soziale und religiöse Einrichtungen zu finanzieren. Die Rechte der Minoritäten werden also garantiert, aber die jüdische Minorität wird nicht explizit als nationale Minorität anerkannt. Das Ziel der tschechoslowakischen Zionisten wird es also sein, das, was sie in Paris nicht erreichen konnten, in Prag zu erlangen. Artikel 1 des Vertrags sieht vor: Die Tschecho-Slowakei verpflichtet sich, daß die in den Artikeln 2 bis 8 dieses Kapitels enthaltenen Bestimmungen als Grundgesetze anerkannt werden, daß kein Gesetz, keine Verordnung und keine Amtshandlung mit diesen Bestimmungen im Widerspruch oder Gegensatz stehe und daß kein Gesetz, keine Verordnung und keine Amtshandlung ihnen gegenüber Geltung haben solle.

4.2 Brod und die jüdische Nationalbewegung

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Die Vertragsbestimmungen über den Schutz der Minoritäten werden also in der zukünftigen tschechoslowakischen Verfassung enthalten sein. Für die Prager Zionisten geht es darum, die Erwähnung der jüdischen Minorität in der Verfassung zu erreichen. Sie nehmen mit der tschechoslowakischen Regierung und speziell mit dem Präsidenten Masaryk lange Verhandlungen auf, in denen Max Brod eine bedeutende Rolle spielen wird.

4.2

Brod und die jüdische Nationalbewegung

Max Brods zionistische Tätigkeit findet auf zwei Schauplätzen statt, einem inneren und einem äußeren. Er arbeitet zunächst an der Vereinheitlichung der jüdischen Nationalbewegung, indem er die Assimilation und die inneren Spaltungen bekämpft. Im Anschluss macht er sich den Einfluss zu Nutze, den er außerhalb der zionistischen Sphäre besaß. 1931 erklärt Brod, dass seine Auffassung des Zionismus stark von dem Ersten Weltkrieg beeinflusst wurde. Die Bewegung, die für ihn ursprünglich eine ideologisch-moralische Natur besaß, nahm eine politische Färbung an: »Ich war ein damals vollständig apolitischer Mensch (den Zionismus faßte ich ausschließlich als sittliche Bemühung im Dienste der Menschheit auf)«20. Die ersten Anfänge von Brods politischer Tätigkeit sind in seinem Engagement für die galizischen Juden zu finden, die schon am Anfang des Kriegs in Prag Zuflucht vor dem Krieg und den Pogromen suchen. Mit seinen Familienmitgliedern sammelt er Kleider und Lebensmittel: Meine ganze Familie stellte sich in den Dienst der Sache. Vor allem mein Vater, meine beiden Geschwister. Sogar meine Mutter, die mit ihrer Geradheit und Unhöflichkeit beim Helfen immer wieder anstieß, war mit ganzem Herzen dabei, Wäsche und Möbel für die Flüchtlinge zu sammeln, zu verteilen. Meine Frau erwies sich plötzlich als ausgezeichnete Handarbeitslehrerin; sie wurde von den Mädchen fanatisch geliebt.21

Seine wichtigste Arbeit leistet er dennoch in der von Alfred Engel für die Flüchtlingskinder gegründeten Schule: Was ist mir von all dem in Erinnerung geblieben? Die freiwillige Mitarbeit an der von dem wahren Menschenfreund Professor Alfred Engel begründeten und mit äußerster Energie in die Tat umgesetzten Flüchtlingshilfe.22

Durch diese Erfahrung begreift Brod wahrscheinlich zum ersten Mal die Bedeutung der Anerkennung der jüdischen Nation. Diese könnte den Juden erlauben, eigene Schulen einzurichten und dadurch aus den Juden, die ihr Judentum völlig entwickeln könnten, gleichberechtigte Bürger in der Diaspora machen: 20 21 22

Brod, Eine Unterredung mit Professor Masaryk (wie Anm. 12), S. 357. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 359. Ebd., S. 358.

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Wenn ich aus meinen bescheidenen Erfahrungen Schlüsse auf das zu gestaltende jüdische Schulwesen im besetzten Rußland ziehen darf, so scheint mir nicht nur im Interesse des Judentums, sondern auch im Interesse Österreichs und des Deutschen Reiches, die aufrechte ganze Naturen als Staatsbürger brauchen, die Errichtung der jüdischen Schule auf der Grundlage eines gesunden jüdischen Volksbewußtseins, jüdischer Geistigkeit und Religion unerläßlich. Nicht nur die intellektuellen Unterrichtserfolge sind dann verbürgt, sondern auch die Ausbildung ungebrochener, ihrer Verantwortlichkeit bewußter Männer und Mütter.23

Brods eigentliche politische Tätigkeit beginnt 1917, als er in der Selbstwehr mit deren Chefredakteur, Siegmund Kaznelson (Albrecht Hellmann) eine Kampagne für die Organisation eines Kongresses der österreichischen Juden startet, der zum Ziel die Verteidigung der jüdischen Interessen nach dem Kriege haben soll. Dieser Versuch scheitert, vor allem wegen der Weigerung der Wiener Juden, an einer solchen Organisation teilzunehmen. Seine Reise nach Wien bleibt nicht erfolglos: Brod trifft sich mit einigen Leitern der tschechischen Nationalbewegung, vor allem mit František Staněk, der später Postminister wird, und legt ihnen die Forderungen der Zionisten von Böhmen und Mähren dar. Es scheint auch, dass Brod durch Staněk in Prag Zugang zu Antonín Švehla gefunden hat, einem Mitglied des tschechoslowakischen Nationalrats (Národní Výbor), der am 28. Oktober 1918 die Republik proklamiert und anschließend an der Verfassung mitarbeitet. Die Beziehungen zu diesen beiden Personen werden Brod für die kommenden Verhandlungen von Nutzen sein. Brods Engagement für die zionistischen Interessen drückt sich auch als aktive Bekämpfung der Assimilation aus. Es geht ihm darum, die jüdische nationale Identität gegen die Assimilanten, die er ausdrücklich als seine »Gegner«24 darstellt, durchzusetzen. In einem Artikel, der den Titel »Unsere Assimilanten« trägt, fasst Brod die Vorwürfe der Zionisten gegen die Assimilanten zusammen, die die Durchsetzung der zionistischen Ziele behindern: Die Assimilanten aber stören unsere Verhandlungen. ›Ja, ja, alle Pflichten, auch ohne Rechte, nur leben lasst uns, Geschäfte machen‹… Sie unterbieten uns. Sie sind um jeden Preis zu haben.25

In dem Appell »An die tschechischen Juden«, der am 20. Juni 1919 in der Selbstwehr veröffentlicht wird, schildert Brod den Assimilanten die Gefahren der Assimilation. Er behauptet, diese sei grundsätzlich amoralisch, da sie zum Chauvinismus führe. Um zu beweisen, dass er ein Tscheche (oder ein Deutscher, ein Franzose…) ist, muss der Jude noch nationalistischer sein als die

23 24 25

Brod, Erfahrungen im ostjüdischen Schulwerk (wie Kap. 2, Anm. 12), S. 35. Brod benutzt diesen Ausdruck in einem »Erwiderung« betitelten Artikel, der am 4. Juni 1920 in Selbstwehr erschienen ist. Max Brod: Unsere Assimilanten. In: Im Kampf um das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 33), S. 83.

4.2 Brod und die jüdische Nationalbewegung

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geborenen Tschechen: »So wird der Assimilante zur Schande des Judentums und schließlich auch zum Verderben der Nation«26. So verhält es sich mit den tschechischen Juden, die sich allem Deutschen grundsätzlich entgegenstellen und dadurch den Hass zwischen Deutschen und Tschechen schüren. Laut Brod ist die einzige mögliche Stellung zwischen den Deutschen und den Tschechen eine neutrale. Die Tschechen seien sich übrigens dessen bewusst, dass die sogenannten Nationaljuden den beiden Völkern freundlich gesinnt sind und ihre eigene Identität bewahren wollen: Wir lieben die Kulturgüter der ganzen Menschheit, wie sollten wir die großen Kulturgüter der beiden uns zunächst lebenden Völker nicht achten und lieben?27

Durch diesen Artikel hofft Brod offensichtlich, die der Assimilation zuneigenden Juden für die jüdischnationale Bewegung zu gewinnen. Brods Tätigkeit ist aber nicht auf die Erweiterung der jüdischnationalen Bewegung begrenzt. Er will auch die inneren Spannungen in der tschechoslowakischen zionistischen Bewegung schlichten. Schon ab 1916 unterscheidet Brod zwei Gefahren, die das jüdische Volk innerlich bedrohen: Auf die Gefahr hin, daß man diesen meinen Aufsatz persönlich nimmt und auf bestimmte Menschen deutet (welcher meiner Arbeiten wäre dieses Schicksal nicht widerfahren?), wage ich es, ihn zu schreiben und drucken zu lassen. Ich meine aber wirklich auch diesmal nicht einzelne bestimmte Menschen, sondern leider muß ich einen ganzen Typus, oder vielmehr mehrere Arten von jüdischen Typen unter meinem Begriff des ›Hochmütigen‹ fassen. Hochmütig sind auch die Protzenjuden, die Assimilanten, die sich ihres Judentums schämen. Doch dieser Hochmut ist immer mit einer ganz gewaltigen Portion Dummheit gemischt. Und das versöhnt gewissermaßen mit ihm […]. Von dieser Spezies rede ich daher erst gar nicht weiter. Nein, ich meine […] den Hochmut, der unter unsern lieben zionistischen Gesinnungsgenossen auf unheimliche Weise sich zu entfalten beginnt und der aus dem jungen Ideal unserer Bewegung genau das Gegenteil von dem zu machen droht, was ihr vorschwebt – statt einer großen Gemeinschaft sehe ich ein Bühnenweihfestspiel für Esoteriker heraufdämmern. Was soll man nun dazu sagen, wenn gerade unsere Besten […] sich eines Tages für ›zu gut‹ halten, mit andern Zionisten zu verkehren und unter ihnen zu wirken?28

Als Hauptgefahr, die von diesen »Hochmütigen«, sei es die Mitglieder der Prager jüdischen Gemeinde oder die Flüchtlinge aus Galizien, ausgeht, sieht Brod eine ständige Kritik an der Aktion der anderen Zionisten. Diese manchmal durchaus konstruktive Kritik sei ein Mittel, sich in den Vorder-

26 27 28

Max Brod: An die tschechischen Juden. In: Im Kampf um das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 33), S. 85. Ebd., S. 87. Max Brod: Die Hochmütigen. In: Im Kampf um das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 33), S. 114. Dieser Artikel erschien zum ersten Mal in Selbstwehr, am 31. März 1916.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

grund zu schieben, während man die Bemühungen der Zionisten unterstützen sollte, um die Einheit der Gemeinschaft zu verstärken. Brod schließt: Die Gemeinschaft liegt nicht auf dem Präsentierbrett, sie muß errungen werden. Man hat bisher geglaubt, daß nur die individuelle Seele ein interessantes Problem ist, und ich glaube, gerade diese ›Interessantheit‹ hat so viele junge, schwärmerische, im übrigen ganz unegoistisch veranlagte Menschen dazu verlockt, sich ausschließlich mit sich selbst zu beschäftigen.29

Dieser Appell wurde wahrscheinlich nicht gehört, denn einige Monate später veröffentlicht Brod in der von der Selbstwehr herausgegebenen Sammlung Das jüdische Prag unter dem Titel »Zum Problem der Gemeinschaft« einen Text, der einen weiteren Versuch darstellt, die Prager Zionisten zur Zusammenarbeit zu bewegen: Zwischen dem Nullpunkt der Einsamkeit und dem Unendlichkeitspunkt der Freundschaft liegt die liebevolle, alle Fehler verzeihende und alle Vorzüge fördernde, ehrliche, doch niemals verletzende, den Nebenmenschen als mir fremden Komplex und doch als zutiefst mir verbundene Wesenheit erfassende Gemeinschaft, wie wir sie als Kern für unsern Zionismus ersehnen. Es nützt euch nichts, meine Damen und Herren, daß ihr […] von eurer eigenen Seelenreinheit und Weltliebe überzeugt seid […]. Herein in unsre Versammlungen, in unsre Vereine und Zirkel! Passen die euch nicht, gründet neue nach eurem Geschmack! Nur wirket unter Menschen; denn das allein ist der Platz, wo ihr eure Reinheit, Liebe und Sehnsucht bewähren könnt.30

Durch diesen Artikel versucht Brod offensichtlich, sich als eine der Hauptfiguren der Prager zionistischen Bewegung in Szene zu setzen. Die Tatsache, dass er seinem Beitrag den Untertitel »Schlußwort zur Diskussion über meinen Aufsatz« gegeben hat, sowie der Schluss dieses Textes beweisen, dass er sich als befugt betrachtet, die Tragweite der Debatte zu bestimmen und im Namen der gesamten Bewegung zur Einheit aufzurufen. Dieses Verhalten ruft heftige Reaktionen hervor, wie diejenige von Heinrich Margulies, einem Schüler von Martin Buber, der nach der Veröffentlichung von Brods Artikel »Zionismus« in der Selbstwehr am 13. September 1918 diesem das Recht abspricht, seine Schriftstellerposition zu verlassen, um für die ganze zionistische Bewegung zu sprechen und den Zionismus zu definieren: Es geschah schon einige Male, daß ich zu Ihren Aussprüchen über Zionismus Stellung nehmen mußte. Zum ersten sprachen Sie über seine Unvereinbarkeit mit dem Taylor-System – das war Ihr gutes Recht als Dichter und Literat […]. Zum zweiten sprachen Sie über die jüdische Kolonisation in Palästina und erfaßten sie rein als religiöses Phänomen – auch das mochte noch angehen, solange sie als Dichter und 29 30

Ebd., S. 117. Max Brod: Zum Problem der Gemeinschaft (Schlußwort zur Diskussion über meinen Aufsatz ›Die Hochmütigen‹ in der ›Selbstwehr‹ vom 31. März 1916). In: Das jüdische Prag. Eine Sammelschrift. Neuauflage des 1917 in Prag veröffentlichten Buches. Kronberg: Jüdischer Verlag im Athenäum Verlag 1978, S. 10.

4.2 Brod und die jüdische Nationalbewegung

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Städter subjektiv den religiösen Grundkräften eines Bauern nachspürten, um Hymnen über sie zu singen. Nun aber, zum dritten, geben Sie vor einem internationalen Leserkreis und der internationalen Verständigung dienend eine Darstellung des Zionismus, die allgemeingültig sein will – eine Darstellung aber, die trotzdem so subjektiv wie nur möglich, und überdies objektiv unrichtig ist.31

Dieser Artikel, der die von Brod im seinem Artikel »Zionismus« entwickelten Thesen wieder aufnimmt, lehnt Brods Auffassung des Zionismus vollständig ab und stellt damit dessen Stellung innerhalb des Prager Zionismus in Frage. Die Redaktion der Selbstwehr (wahrscheinlich Brod selbst) verweist darauf, diese Kritik werde in seinem Buch Heidentum, Christentum, Judentum beantwortet. Die Ablehnung der Polemik kann zunächst als Brods Willen interpretiert werden, jede interne Spannung zu vermeiden. Eine Woche später aber erscheint in der Selbstwehr der Artikel »Krähwinkelei im Zionismus«, der eine verschleierte Antwort auf Margulies’ offenen Brief zu sein scheint. Brod beschuldigt Margulies, durch Kritik seiner Theorien den ganzen Zionismus gefährdet zu haben: Was ist das Charakteristische in der bösartigen Klatsch- und Tratschstadt Krähwinkel? – Daß sich jeder um den andern kümmert […], wobei er den Ton aufrichtiger Bekümmernis um das Seelenheil des lieben Nächsten an den Tag legt, im Grunde aber (wenn auch vielleicht unbewußt) ein höllisches Vergnügen daran hat, daß er mit seinen ›ehrlichgemeinten‹ Moralpredigten dem anderen das Vergnügen gestört und einen ärgerlichen Tag bereitet hat. Unser Zionismus ist in Gefahr, in solcherlei Krähwinkelstimmungen auszuarten […]. Statt daß jeder seine eigene Arbeit tut, zu der er Lust und Talent hat, erschöpft er sich darin, die Arbeit des andern in möglichst radikaler Weise herabzusetzen, zu verhöhnen, zu verhindern.32

Es liegt auf der Hand, dass Brod, obwohl er das Pronomen »wir« benutzt, sich selbst nicht zu der Kategorie von Zionisten zählt, die er anprangert, sondern dass er sich als befugt betrachtet, diesen ihr Benehmen vorzuhalten: Wir hüten uns viel zu wenig davor, böse Reden gegen den Nächsten auszusprechen. Wir bersten vor Bosheit. Wir sündigen. Wir sind schonungslos, ordinär, hyänenhaft. Mit spottsüchtigem Wort, das wir nicht in uns unterdrücken, töten wir keimendes zionistisches Leben.33

Dadurch, dass er auf die Kritiken nicht ad hominem antwortet, versucht Brod, außerhalb der Polemiken zu bleiben, was seine Stellung innerhalb der zionistischen Bewegung stärkt. Diese Strategie wird für ihn positive Konsequenzen haben: er wird einige Zeit darauf eines der Gründungsmitglieder des Jüdischen Nationalrats in der Tschechoslowakei sein. 31 32 33

Heinrich Margulies: Die Säkularisierung des Judentums. Offener Brief an Max Brod. In: Selbstwehr, 4. Oktober 1918, S. 1. Max Brod: Krähwinkelei im Zionismus. In: Selbstwehr, 11. Oktober 1918, S. 1 (auch in: Im Kampf um das Judentum [wie Kap. 2, Anm. 33], S. 119f.). Ebd., S. 114f.

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Wie die Mehrheit der Juden im Kaiserreich hoffte Brod, dass dieses den Krieg überleben würde. Die ideale Lösung war für ihn eine »gerechte Föderativregierung autonomer Völker in Österreich-Ungarn«34. Im September 1918 sieht er ein, dass die Tage der Doppelmonarchie gezählt sind. Die Aufgaben der Zionisten bleiben aber in einer unabhängigen Tschechoslowakei dieselben. So erklärt Brod in einem Artikel der Selbstwehr am 25. Oktober 1918: Zwei Aufgaben sind es, die […] die österreichischen Juden beschäftigen müssen: Einerseits die offizielle Anerkennung der jüdischen Nationalität seitens des österreichischen Bundesstaates, andererseits der Ausbau der Kultusgemeinde zu autonomen, untereinander organisierten Vertretungskörpern des Judentums […]. Und wenn es sein muß, dann werden wir sofort den Kampf um die Anerkennung unserer Nation eröffnen. Um den Erfolg braucht uns nicht bange zu sein. Auf unserer Seite steht die Selbstverständlichkeit unseres Rechtes, stehen die Sympathien der größten Kulturstaaten. Und an Bundesgenossen unter den anderen Völkern Österreichs wird es uns auch nicht fehlen. Das tschechische Volk steht am Vorabend der Erfüllung aller seiner Aspirationen. Und wir stellen fest, daß sich dieses Volk fast in seiner Gänze seines Aufstieges würdig gezeigt hat. Wir glauben daran, daß die Tschechen in ihrem neuen Staate den anderen Völkern gegenüber Gerechtigkeit üben werden. Sie haben zuviel um ihre Selbständigkeit kämpfen müssen, sie wissen viel zu gut, daß ihr neuer Staat, der unter den Augen der ganzen zivilisierten Welt gegründet wird, das gleiche Recht für alle zur Voraussetzung hat, um dieses Recht nicht auch den Juden zuzubilligen […]. Die große Anzahl der politisch indifferenten Juden, die in der gegenwärtigen Zeit Stellung zu nehmen gezwungen sind, bietet uns ein fruchtbares Arbeitsfeld.35

Mit der Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober wird aber offensichtlich, dass die Juden mit einer neuen Macht verhandeln und neuen Gefahren ausgesetzt sein werden. Brod fürchtet, dass die Veränderung der politischen Lage in Böhmen und Mähren zu Ausschreitungen gegenüber den Juden führen könnte, die von den Tschechen als eine der Hauptstützen der Doppelmonarchie wahrgenommen werden. Schon am 18. Oktober hatte Brod an Leo Herrmann, der in der Londoner Vertretung der zionistischen Weltorganisation arbeitete, folgenden Brief geschickt: Es sollen tatsächlich am 14.10. in Pisek bereits Judenplünderungen vorgekommen sein; doch ist das noch nicht sichergestellt. An diesem Tag wurde in vielen tschechischen Landstädten der tschechoslowakische Staat (Republik) proklamiert. In Prag selbst wurde durch allerstärkstes Militäraufgebot die Proklamation verhindert. Es ist mir klar, daß bei der wohl nicht mehr aufzuhaltenden späteren Proklamation große Ausschreitungen gegen die Juden vorkommen werden, die geradezu zu Pogroms ausarten dürften, falls nicht durch eine äußere Macht Einhalt geboten wird. Ich mache Ihnen daher folgenden Vorschlag. Ich werde Ihnen, sobald hier Ernstes vorgeht, telegraphieren. Da aber in diesem Moment die neuen tschechischen Behörden einen 34 35

Brod, Ein menschlich-politisches Bekenntnis. Juden, Deutsche, Tschechen (wie Kap. 2, Anm. 36) (auch in: Im Kampf um das Judentum [wie Kap. 2, Anm. 33], S. 21). Max Brod: Das Gebot der Stunde. In: Selbstwehr, 25. Oktober 1918, S. 1f.

4.2 Brod und die jüdische Nationalbewegung

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wahrhaftigen Bericht nicht zulassen werden, schlage ich Ihnen folgende konventionelle Zeichen vor: Wenn ich telegraphiere: So bedeutet das: gratuliere zur Hochzeit dringende Pogromgefahr in Prag gratuliere zur Verlobung dringende Pogromgefahr in Landstädten Glückwünsche zur Hochzeit Pogrom in Prag bereits ausgebrochen Glückwünsche zur Verlobung Pogrom in Landstädten bereits ausgebrochen gratuliere zur Eröffnung Ihres Geschäfts Plünderung von jüdischen Läden herzlichstes Beileid Ermordung von Juden Urlaub erhalten das Militär geht gegen die Juden vor ankomme mit Frühling die tschechische Demokratie und das Proletariat geht gegen die Juden vor erbitte baldige Nachricht die tschechische Bourgeoisie geht gegen die Juden vor Ich werde Ihnen nur dann telegraphieren, wenn absolute Sicherheit über Tatsachen besteht. Sie können sich also auf die von mir gemeldeten Tatsachen verlassen und jedes Dementi abweisen. Der Zweck ist, daß Sie sofort nach Erhalt dieses Telegramms die Nachricht nach Kopenhagen (an unser Büro) und an die uns nahestehenden neutralen Stellen weitergeben, sowie daß diese Nachricht durch neutrale Vermittlung möglichst schnell an die englisch-jüdischen Organisationen, an die englische, amerikanische Regierung, Wilson, Masaryk gelangt. – Von diesen neutralen Stellen, eventuell natürlich auch von der Entente her, falls dies zu erzielen ist, sind sofort drohende und mahnende Telegramme an die tschechischen Führer zu richten und zwar an: 1. Dr. Kramář Prag Narodní Listy 2. Dr. Franke Prag České Slovo Wenzelsplatz 42 3. Klofáč Prag České Slovo Wenzelsplatz 42 Auch ein geschicktes Telegramm des zionistischen Zentralbüros Berlin könnte schon wirken. Ich bitte Sie, mir den Empfang dieses Briefes zu bestätigen und mir Ihre Ansicht über den Plan mitzuteilen.36

In seiner Autobiographie beschränkt sich Brod darauf zu erwähnen, dass der Plan erfolgreich war, es ist jedoch offen, ob er in die Praxis umgesetzt wurde. Vielleicht kann man das Telegramm der zionistischen Weltorganisation vom 1. Dezember 1918 an den Premierminister Karel Kramář als das Ergebnis von Brods Plan interpretieren. In diesem Telegramm bittet die zionistische Weltorganisation den tschechoslowakischen Nationalrat (Národní Výbor) darum, alles zu tun, um die Sicherheit der jüdischen Bürger zu garantieren.37 Zwar 36 37

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 368f. Dieses Telegramm wird von A. M. Rabinowicz zitiert (The Jewish Minority [wie Anm. 18], S. 248). Chaïm Weizmann stand auch im Briefwechsel mit den Vertretern der Tschechoslowakischen Republik in London, um sie auf die Ausschreitungen gegen die Juden aufmerksam zu machen, vor allem in der Slowakei. Er bat sie darum,

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

finden Ausschreitungen gegen die Juden statt, aber offenbar ist es der tschechoslowakischen Regierung gelungen, sie schnell zu beenden. Die Zionisten betrachten die Tschechoslowakische Republik als viel sicherer für die Juden als den polnischen Nachbarn. Sie sehen aber das Verhalten der an die deutsche Bevölkerung assimilierten Juden als verhängnisvoll an. Am 6. Dezember 1918 kann man folgendes Kommuniqué auf der ersten Seite der Selbstwehr lesen: Die Regierung des tschechoslowakischen Staates ist den Ausschreitungen von allem Anfang an entgegengetreten und es gelang ihr, eine Ausbreitung zu verhindern. Ebenso haben die tschechischen Blätter zur Ruhe gemahnt. Allerdings haben in der letzten Zeit tschechische Blätter durch antisemitische Artikel zur Erregung einer feindseligen Stimmung gegen die Juden beigetragen, jedoch trägt auch die Haltung eines größtenteils von israelitischen Deutschen geleiteten und geschriebenen Blattes Schuld an dieser Erregung. Der Nationalrat sieht sich daher in diesem ernsten Moment veranlaßt, vor aller Öffentlichkeit festzustellen, daß die jüdische Nation für das Verhalten aller derjenigen, die in andersnationalen Lagern eine der jüdischen fremde Politik treiben, keine Verantwortung treffen kann und darf. Im Gegensatz hierzu legt aber die tschechische Presse die Handlungsweise dieser Personen dem jüdischen Volke, zu dem sie sich selbst nicht bekennen, zur Last.38

Um die jüdische Bevölkerung zu schützen, aber auch um auf die neuen politischen Bedingungen zu antworten, wird am 22. Oktober 1918 der Jüdische Nationalrat (Národní rada židovská) in Prag gegründet.39 Sein Präsident ist Ludvík Singer, seine Vizepräsidenten Max Brod und Karel Fischl. Der Rat führt einen Zweifrontenkampf: Sein Hauptziel ist natürlich, die Forderungen der Nationaljuden gegenüber der tschechoslowakischen Regierung geltend zu machen; um diesen Zweck zu erreichen, ist es aber notwendig, über die größtmögliche Legitimität zu verfügen, d. h. nicht nur die Zionisten zu vertreten, sondern die ganze jüdische tschechoslowakische Bevölkerung. Brod wird einer der Vorkämpfer für die Vereinheitlichung dieser Gemeinschaft sein. Schon am 4. November 1918 versucht der Jüdische Nationalrat, eine Kommission mit den Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) zu bilden, um den Wahlmodus innerhalb der Gemeinde auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts zu reformieren. Diese Initiative kann man wahrscheinlich als einen Versuch seitens des Jüdischen Nationalrats (d. h. der Vertreter der jüdischen Nationalbewegung, und vor allem der Zionisten) interpretieren, eine Kultusgemeinde in eine Volksgemeinschaft umzuwandeln, um die Organisation zur demokratischen Vertreterin der gesamten jüdischen Bevölkerung auf lokaler Ebene zu machen. Dies hätte offensichtlich dem Jüdischen Nationalrat

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bei dem slowakischen Minister Vavro Šrobár zu intervenieren. Dieser Briefwechsel wird von A. M. Rabinowicz in seinem Artikel abgedruckt. Ebd., S. 223ff. Communiqué des Jüdischen Nationalrats über die Ausschreitungen in Prag. In: Selbstwehr, 6. Dezember 1918, S. 1. Dieser Rat ist die Nachfolgeorganisation des österreichischen jüdischen Nationalrats, der während der Wiener zionistischen Konferenz am 14. Oktober gegründet wurde. Über diese Konferenz, siehe Rabinowicz, The Jewish Minority (wie Anm. 18), S. 155ff.

4.2 Brod und die jüdische Nationalbewegung

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eine größere Kontrolle über das jüdische politische Leben gegeben und ihm erlaubt, der unbestrittene Vertreter der jüdischen Bevölkerung gegenüber der neuen Regierung zu werden. Die IKG nahm widerwillig diese Verhandlungen auf, die sie als einen Versuch der Zionisten betrachtete, sich in die Angelegenheiten der Gemeinde einzumischen. Ein Komitee unter der Präsidentenschaft von Max Brod mit Vertretern der IKG und des Jüdischen Nationalrats verfasste ein Memorandum zur Bildung einer neuen Kommission, die nicht nur Vertreter der IKG und des Jüdischen Nationalrats, sondern auch aller zionistischen Föderationen des Landes enthalten und die Interessen aller Juden verteidigen würde. Marsha L. Rozenblit40 zufolge ist die Tatsache überraschend, dass die Vorsitzenden der IKG diese Zusammenarbeit, die ihre Macht über die Prager jüdische Bevölkerung in Frage stellte, zeitweise akzeptiert haben. Erklärbar ist dies wahrscheinlich auf Grund der Gefahr für die jüdische Bevölkerung und durch die Haltung der tschechoslowakischen Regierung, die unter Masaryks Einfluss den Zionisten wohlgesinnt war. Diese Zusammenarbeit ist aber nur von kurzer Dauer, weil die Vorsitzenden der IKG die Höhe der bezahlten Steuern als das Hauptkriterium für die jedem Individuum eingeräumte Macht betrachteten und den Zionisten vorwarfen, die Kontrolle über die gesamte jüdische Bevölkerung Prag gewinnen zu wollen. Am 5. Dezember verlangte der Jüdische Nationalrat den Rücktritt des Präsidenten der IKG, Dr. Alois Košerák: Die Vertreter des Jüdischen Nationalrates für den tschechoslowakischen Staat, Herr Dr. Max Brod, Vizepräsident desselben, und Herr Rudolf Kohn, letzterer gleichzeitig Vorsitzender des jüdischen Sozialistenrates, begaben sich am 30. November d. J. zum Finanzminister Dr. Alois Rašín und wiesen ihm das Zirkular vor, das der Präsident der Prager Kultusgemeinde an alle Prager Kultussteuerzahler sowie an die auswärtigen Kultusgemeinden verschickt hat. Hiebei machten sie besonders auf den Satz aufmerksam, den der Minister angeblich beim Empfang der Kultusgemeindevertreter gesagt haben soll. Laut Zirkular hätte der Satz (in deutscher Übersetzung) folgendermaßen gelautet: ›Allerdings muß ich darauf aufmerksam machen, daß die Juden eine Vertretung als Nation nicht anstreben dürfen; sie können immer nur erwarten, irgend eine Würde auf Grund der dem Einzelnen zukommenden Eignung zu erlangen‹. Minister Dr. Rašín drückte sein Befremden über diesen Satz aus, den er weder dem Wortlaut, noch dem Sinne nach ausgesprochen hat! Er ermächtigte die Vertreter zur Veröffentlichung nachstehenden Kommuniquees: ›Minister Rašín ermächtigt die Deputation des Jüdischen Nationalrates für den tschechoslowakischen Staat, die ihn in Angelegenheit des von der Prager Kultusgemeinde verschickten Zirkulares aufgesucht hat, zur Erklärung: daß er die angebliche Äußerung über die jüdische Nation nicht getan hat und daß es ihm ferngelegen ist, vor den Bestrebungen der Jüdischnationalen zu warnen. Der Minister erklärt vielmehr, daß er ein Freund der jüdischen Nationalbewegung ist‹.

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Über die Verhandlungen zwischen dem Jüdischen Nationalrat und der IKG siehe Marsha L. Rozenblit: Reconstructing a National Identity. The Jews of Habsburg Austria during World War I. Oxford: University Press 2001, S. 144ff.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Der unterzeichnete Jüdische Nationalrat stellt hiemit offiziell die Darstellung Dr. A. Košeráks richtig, – eine Darstellung, die geeignet war, Desorientierung und Zwietracht ins Gesamtjudentum zu tragen. Gleichzeitig ist der Jüdische Nationalrat an die Prager Kultusgemeinderepräsentanz mit der Aufforderung herangetreten, Herrn Dr. Alois Košerák sofort von seinem Amte zu entfernen.41

Die IKG lehnt jedoch den Rücktritt ihres Vorsitzenden ab und nützt die Gelegenheit, öffentlich zu behaupten, der Jüdische Nationalrat könne nicht als Vertreter der ganzen jüdischen Bevölkerung betrachtet werden. Es geht ihr offensichtlich darum zu verhindern, dass der Jüdische Nationalrat die Kontrolle über die lokalen Gemeindeorgane gewinnt. Trotz dieses Misserfolgs aber und dank seiner guten Beziehungen sowohl zur Regierung als auch zur Mehrheit der jüdischen Organisationen (auch außerhalb Prags)42 stellt sich der Jüdische Nationalrat als der Vertreter aller tschechoslowakischen Juden dar, die die Assimilation ablehnen. Die Veröffentlichung folgenden Appells in der Selbstwehr am 1. November 1918 ist ein Beweis dafür: In der Geburtsstunde des tschechoslowakischen demokratischen Staates wenden wir uns an das jüdische Volk. Auf dem Prinzip der nationalen Freiheit wird der neue Staat gegründet. Damit sehen auch wir Juden im tschechoslowakischen Staat uns vor einer neuen Situation. Wir dürfen darauf vertrauen, daß uns ungestörte Entwicklung und unsere nationalen Rechte gesichert sein werden. Wie das tschechoslowakische Volk gegen Leute jüdischer Abstammung, die heute infolge veränderter Verhältnisse sich als Tschechen ausgeben, mit Recht mißtrauisch ist, so hat es vor dem ehrlichen vorbehaltslosen Bekenntnisse der Juden zum jüdischen Volke Achtung, was offizielle Äußerungen führender Persönlichkeiten des neuen Staates dartun. Der Würde der Juden ist nur eines angemessen: Dieses Bekenntnis abzulegen und zielbewußt darnach zu handeln. Wir können schon heute nach dem offiziellen Empfang unserer Deputation im Národní výbor mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß wir als wichtiger weltpolitischer Faktor unsere Forderung nach kultureller Selbstverwaltung unbeschadet aller sonstigen bürgerlichen Gleichberechtigung erfüllt sehen werden. Darum ist für die Juden des tschechoslowakischen Staates die Stunde der Entscheidung gekommen, die nur einmal schlägt und nicht ungenützt verstreichen darf.43

Diesen Text kann man als die politische Grundsatzerklärung des Jüdischen Nationalrats ansehen, der nun die nötige Unterstützung besitzt, um mit der tschechoslowakischen Regierung zu verhandeln.

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Das Zirkular des Kultusgemeindepräsidenten Dr. A. Košerák – eine Unwahrheit. In: Selbstwehr, 6. Dezember 1918, S. 3. Im November 1918 erklären sich die mährischen und schlesischen Gemeinden sowie verschiedene jüdische Organisationen in der Slowakei und die Prager Organisation »Sinai«, die die Orthodoxen vertritt, dazu bereit, mit dem Jüdischen Nationalrat zusammenzuarbeiten. An die jüdische Öffentlichkeit im tschechoslowakischen Staate. In: Selbstwehr, 1. November 1918, S. 1.

4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität

4.3

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Anerkennung der jüdischen Nationalität

Zwei Tage nach der Gründung des Jüdischen Nationalrats bittet Brod in einem Brief an seinen Freund Leo Herrmann die zionistische Weltorganisation darum, auf den Vorsitzenden des Národní Výbor, Kramář, Druck auszuüben, damit die Regierung die Juden vor möglichen Pogromen schützt und die Eröffnung von Verhandlungen mit dem Jüdischen Nationalrat akzeptiert. Er beendet diesen Brief mit der Bemerkung, Masaryk stehe dem Zionismus sehr positiv gegenüber und werde infolgedessen eine äußerst wichtige Rolle in den kommenden Verhandlungen spielen.44 Brod verweist auch auf seine persönliche Bekanntschaft mit Masaryk und scheint dabei nicht nur auf seine Begegnung mit dem zukünftigen tschechoslowakischen Präsidenten in den ersten Kriegstagen hinzudeuten. In seiner Autobiographie heißt es dazu: Unerwarteterweise kam ein persönlich an mich adressiertes Telegramm aus Amerika – Masaryk hatte sich meiner erinnert, und seine Depesche sagte mir zu, daß in dem neuen, in Bildung begriffenen Staate die jüdischen Rechte vollen Schutz genießen würden. In der Folge, sobald Masaryk als Präsident der tschechoslowakischen Republik in seine Heimat zurückgekehrt war, konnte ich dann wiederholt in kritischen Momenten bei ihm als Fürsprecher der jüdischen Sicherheit und kulturellen Entwicklung wirksam sein. Das Telegramm Masaryks aus Amerika wurde zu einer der Basen der zionistischen Politik in der Tschechoslowakei.45

Die Existenz dieses Telegramms, das wahrscheinlich zwischen Mai und Oktober 1918 von Masaryk aus Amerika geschickt wurde, ist nicht bewiesen.46 Auf jeden Fall aber unterhielt Brod gute Beziehungen mit Masaryk, dem er wiederholt begegnete, und wurde einer der privilegierten Gesprächspartner des tschechoslowakischen Präsidenten während der Verhandlungen zur Anerkennung der jüdischen Nationalität. Die Beziehung zwischen den beiden Männern basiert auf dem Bewusstsein gemeinsamer Interessen. Brod weiß, dass die endgültige Anerkennung der jüdischen Nationalität nur von Masaryk kommen kann, der ihr immer mit einem gewissen Wohlwollen gegenüber gestanden hat. Es wäre inkonsequent gewesen, den Juden die Rechte abzusprechen, die er für die Tschechen und Slowaken errungen hatte, nämlich die Anerkennung ihres besonderen Nationalwesens. Außerdem weiß Brod, dass die Anerkennung einer jüdischen Nation für Masaryk innenpolitische Vorteile besitzt. Die Mehrheit der Nationalju44

45 46

Dieser Brief wird von A. M. Rabinowicz zitiert: The Jewish Minority (wie Anm. 18), S. 158. Er befindet sich in den Archiven der zionistischen Weltorganisation unter der Nummer L6/29/XXIII. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S.152. Margarita Pazi erwähnt dieses Telegramm in ihrer Biographie: Pazi, Max Brod. Werk und Persönlichkeit (wie Kap. 1, Anm. 74), S. 21. Sie scheint aber diesen Text nie gesehen zu haben. Außerdem findet man keine Erwähnung dieses Telegramms in den Werken der Historiker, die über den Jüdischen Nationalrat gearbeitet haben.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

den gehört zur ungarischen oder deutschen Minderheit. Ihnen zu erlauben, sich zur jüdischen Nationalität zu bekennen, würde den Anteil der ungarischen und deutschen Bevölkerung in der Tschechoslowakei reduzieren und die Forderungen dieser beiden Minderheiten einschränken. Man kann zwischen Oktober 1918 und Februar 1920 zwei Hauptphasen in den Beziehungen zwischen Brod und Masaryk unterscheiden. In der ersten Phase handelt Brod nur als Vize-Präsident des Jüdischen Nationalrats und geht Verhandlungen mit dem Národní Výbor und dann unmittelbar mit Masaryk ein, um die Anerkennung der jüdischen Nation auf nationaler Ebene und die Erwähnung dieser Nation im Vertrag von Saint-Germain zu erreichen. Als aber deutlich wird, dass es keine solche Erwähnung geben wird, d. h. ab August 1919, werden die Beziehungen zwischen Brod und Masaryk enger: Brod schickt dem Präsidenten handschriftliche Berichte und reist in die Slowakei, um Masaryk über die dortigen Lebensbedingungen der Juden zu informieren. Der Bericht, den er diesem nach seiner Rückkehr schickt, scheint als Basis der tschechoslowakischen Verfassung gedient zu haben, die de facto die jüdische Nationalität anerkennt. Sechs Tage nach seiner Gründung, am 28. Oktober 1918, d. h. am Tag der Proklamierung der Tschechoslowakischen Republik in Prag, treffen die drei Zentralfiguren des Jüdischen Nationalrats (Ludvík Singer, Karel Fischl und Max Brod) den Národní Výbor, um dessen Mitgliedern (d. h. František Soukup, Antonín Švehla, Vavro Šrobar, Alois Rašin und Jiří Stříbrný) ein Memorandum47 zu überreichen, das die Hauptforderungen der jüdischnationalen Bewegung zusammenfasst, nämlich: die Anerkennung der jüdischen Nationalität und die Möglichkeit, sich zu ihr frei zu bekennen, die Gleichberechtigung der Juden und die Gewährung von Minderheitenrechten (d. h. Demokratisierung der religiösen Gemeinden, das Recht, unter ihren Mitgliedern Steuern zu erheben und eine staatliche finanzielle Unterstützung für die jüdischen kulturellen Institutionen). Am 31. Dezember 1918 wird eine Delegation des Jüdischen Nationalrats (Singer, Brod und Rudolf Kohn) vom Präsidenten Masaryk empfangen. Sie übergibt ihm ein Memorandum in tschechischer Sprache,48 in dem sie auf die zwei Hauptpunkte zurückkommt: die juristische Anerkennung der jüdischen Nation in der Tschechoslowakischen Republik und die Vertretung der jüdischen Nation in der Legislative. Am Ende dieser Begegnung versichert Masaryk der Delegation, er stehe nach wie vor den jüdischnationalen Forderungen positiv gegenüber, und verspricht Unterstützung. Ein in der Selbstwehr veröffentlichter Artikel fasst den Inhalt des Treffens zusammen und berichtet, dass Masaryk

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Dieses Memorandum wurde in der Zeitschrift Selbstwehr am 8. November 1918 abgedruckt. Dieses Memorandum befindet sich in den Masaryk-Archiven in Prag (Archiv T. G. Masaryka va správě Masarykova ústavu AV ČR) unter der Referenz Církve 2.

4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität

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mit Dr. Brod […] u. a. Fragen der jüdischen Presse, Schulfragen und die Demokratisierung der jüdischen Gemeinde [besprach], wobei Dr. Brod nochmals darauf hinwies, daß den ersten Schritt zur Lösung aller dieser brennenden Fragen die rechtliche, nicht bloß die faktische Anerkennung der jüdischen Nationalität bilden müsse.49

Drei Monate später, am 22. März 1919, begibt sich eine Delegation, die aus Max Brod, Salomon Lieben (für die Orthodoxen), Karel Fischl (für den Poalei Zion) und Alfred Engel (als Kenner der Lage der slowakischen Juden) besteht, zu Masaryk, um ihm die Tätigkeiten des Jüdischen Nationalrats darzustellen und ihn über den Fortschritt der im Dezember formulierten Forderungen zu befragen. In der Selbstwehr schreibt Brod: Nach Erörterung einiger außenpolitischer Fragen kam die Rede auf die innerpolitischen Postulate der jüdischen Nation. Hier kann ich nur mit Freude konstatieren, daß zwischen den Forderungen des Jüdischen Nationalrats und den Anschauungen des Präsidenten nicht die geringste Differenz besteht, sowohl in der Frage der Demokratisierung der Kultusgemeinden wie in der des Vertretungsrechtes der jüdischen Nation in der Nationalversammlung. Ich gebe einer gemeinsamen Stimmung der Deputation Ausdruck, wenn ich hier sage, daß die Art, wie der Präsident unsere Vorträge aufnahm und mit vollstem Eingeweihtsein in die komplizierten Probleme diskutierte, uns geradezu warm und bewegt machte.50

Brod benutzt diesen Artikel, um wiederholt die Legitimität des Jüdischen Nationalrats hervorzuheben, und unterstreicht, Masaryk betrachte seine Politik als die beste Garantie für die Zukunft der jüdischen Gemeinde: Ich betonte zum Schluß, daß wir, sehr im Gegensatz zu den ›čestí židé‹ [tschechischen Juden], die ihre Audienz beim Präsidenten benützt hatten, um gegen den Zionismus (erfolglos allerdings) zu polemisieren, während der ganzen Audienz natürlich die anders gerichteten Bestrebungen der tschechisch-jüdischen Assimilanten mit keinem Worte berührt haben, obwohl es uns ein leichtes gewesen wäre, etwa unsere erfolgreichen politischen Arbeiten und das rapide Wachstum unserer Bewegung mit der vollständig einflußlosen Stellung zu vergleichen, die diese Gruppe sowohl im Staate wie in der alljüdischen Welt einnimmt, wobei ihre Arbeit sich in einer zugleich wütenden und angstvollen Bekämpfung der Nationaljuden erschöpft.51

Obwohl es dem Jüdischen Nationalrat nicht gelungen ist, die Kontrolle über die Kultusgemeinde zu gewinnen, erringt die jüdischnationale Bewegung einen gewissen Erfolg bei den Kommunalwahlen vom Juni 1919: neun ihrer Vertreter werden in Prag gewählt.52 49 50 51 52

Der jüdische Nationalrat bei Präsident Masaryk. In: Selbstwehr, 3. Januar 1919, S. 1. Max Brod: Mitteilungen des Jüdischen Nationalrats in Prag. Die Audienz bei Masaryk. In: Selbstwehr, 28. März 1919, S. 2. Ebd. Brod kandidiert, wird aber nicht gewählt. In der Tschechoslowakei gewinnen die Jüdischnationalen ungefähr 60% aller jüdischen Stimmen: 8.000 von 15.000 in Prag, 1.200 von 1.500 in Pilsen, 2.500 von 3.500 in Brünn.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Für den Jüdischen Nationalrat bedeutet, wie schon erwähnt, der Vertrag von Saint-Germain eine Enttäuschung. Da die Artikel über den Schutz der Minoritäten die Juden nicht ausdrücklich erwähnen, ist es zweifelhaft, ob diese im neuen Staat eine gleichberechtigte Minderheit bilden und demzufolge eine eigene Liste für die für April 1920 vorgesehenen Parlamentswahlen werden aufstellen können. Es wird also nötig, eine neue Strategie auszuarbeiten, um die Anerkennung der jüdischen Nationalität in der Verfassung zu sichern. Diesem Ziel wird Brod seine Tätigkeit ab September 1919 widmen. Am 4. September 1919 schickt Brod Masaryk einen Brief, in dem er die Aufmerksamkeit des Präsidenten auf die kritische Situation der slowakischen Juden lenkt. Er stellt sich als privilegierter Gesprächspartner dar und weist darauf hin, welche Schwierigkeit die neue Republik hat, sich in Teilen ihres Territoriums durchzusetzen: Herr Präsident! In warmen Worten haben Sie wiederholt die nationale Regenerationsbewegung der Juden anerkannt und ausgesprochen, daß diese Bewegung im Interesse der tschechoslowakischen Republik große Erfolge erzielt hat. Diese Bewegung braucht, um sich auszubauen, Organisatoren. – Ich glaube, ruhig sagen zu dürfen, daß ich einer von denen bin, die in vielen Gebieten des Staates, nämlich in der Slowakei, in diesem Sinne große Aufgaben zu lösen hätten.53

Am Ende weist Brod darauf hin, sein Beruf »als Kommissär der Postdirektion in Prag« hindere ihn an dieser Aufgabe, weshalb er Masaryk um einen »außerordentlichen Urlaub von 4 Monaten« bittet, den er »organisierend im Interesse des Staats wie des nationalen Judentums ausnütze würde«.54 Am 19. September gewährt Masaryk Brod eine Audienz, deren Gegenstand man dank des Briefs erraten kann, den Brod Masaryk am selben Tag sendet.55 Anscheinend hat Masaryk Brod versprochen, dessen Bitte um Urlaub bei Postminister Staněk zu befürworten. In den Archiven befindet sich ein Brief von Masaryk an Staněk, in dem der Präsident schreibt, Brod sei ein »sehr berühmter Schriftsteller und ein aktiver Organisator der jüdischen Nation«. Das von Masaryk verfolgte politische Ziel erscheint deutlich im folgenden Satz: Ich betrachte die jüdische nationale Gemeinde als eine unserem Staate wohlgesinnte politische Kraft, deshalb befürworte ich sein Gesuch um einen Urlaub, den er für die Organisation seiner Glaubensgenossen und im Interesse des Staates benutzen würde.

Hier offenbart sich Masaryks Vorstellung von der jüdischen Nationalbewegung, die, indem sie die Assimilation bekämpft und die jüdische Bevölkerung 53 54 55

Dieser Brief befindet sich in den Masaryk-Archiven in Prag (Archiv T. G. Masaryka ve správě Masarykova ústavu AV ČR) unter der Referenz Církve 2. Ebd. Dieser Brief befindet sich ebenfalls in den Masaryk-Archiven in Prag.

4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität

135

politisch strukturiert, aus den Juden eine bedeutende Stütze des neuen Staates machen und sie von den deutschen und ungarischen Minoritäten trennen könnte, die die politische Stabilität der Tschechoslowakischen Republik bedrohen. Brod ist sich Masaryks Ziel wohl bewusst und wird es als effizientes Druckmittel benutzen, um die Anerkennung der jüdischen Nationalität innerhalb der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft zu erreichen. In seinem Brief vom 19. September 1919 schreibt Brod: In Ergänzung der heutigen Audienz gestatte ich mir den Hinweis, daß die Anerkennung der jüdischen Nation durch die tschechoslowakische Republik nicht nur in der nationalbewußten Judenheit der ganzen Welt große Wirkung haben, sondern bestimmt auch die Haltung der Juden bei der Abstimmung in Ostschlesien (Teschen) günstig beeinflussen würde.

Diese Haltung der jüdischen Nationalbewegung, die den Interessen der tschechoslowakischen Regierung entspricht, findet sich wieder in den sieben Berichten, die Brod am Ende des Sommers 1919 an Masaryk schickt.56 Im Bericht über die Demokratisierung der Kultusgemeinden beklagt Brod, die Wahlordnung hindere die Zionisten daran, Kontrolle über diese zu gewinnen, obwohl sie bei den Kommunalwahlen die Mehrheit der Stimmen bekommen hätten. In der Slowakei würden diese Gemeinden von Orthodoxen und in Böhmen von deutsch-jüdischen Assimilanten geführt, was die Stabilität der Republik bedrohe. Brod schlägt demzufolge vor, dass die Statthaltereien folgendes Zirkular senden sollten: Sie werden aufgefordert, sich binnen 14 Tagen darüber zu äußern, ob das Wahlrecht für Ihre Kultusgemeinde der Bedingung entspricht, daß alle mindestens ein Jahr im Orte ansässigen über 21 Jahren alten Juden ohne Unterschied der Kultussteuerleistung und ohne Zensusklassen wahlberechtigt sind. Sollte diesen Bedingungen bis jetzt nicht genügt sein, so ist binnen eines Monats ein neuer Wahlrechtsentwurf, der diesen Bedingungen entspricht, vorzulegen.

Im Bericht über die Schulen behauptet Brod, die Anerkennung der jüdischen Nation, obwohl sie von erstrangiger Bedeutung ist, sei eigentlich nicht notwendig, damit im neuen Staat jüdische Schulen gegründet werden könnten, in 56

Diese Berichte, die sich in den Masaryk-Archiven in Prag befinden, tragen die Titel: »Demokratisierung der Kultusgemeinde«, »Schulen«, »Flüchtlinge«, »Pogromstimmung«, »Die Anerkennung der jüdischen Nation«, »Die Wahlordnung zum Národní shromáždění [Nationalversammlung]«, »Die numerische Stärke der hinter dem ›Jüdischen Nationalrat‹ (Národní rada židovská) stehenden Parteien«. Da sie nicht datiert sind, ist es schwierig zu sagen, ob sie vor, während oder nach Brods Reise in die Slowakei geschrieben wurden. Man kann dennoch annehmen, dass sie zwischen August (im Bericht »Die Anerkennung der jüdischen Nation« deutet Brod auf eine Verordnung des Verteidigungsministeriums hin, die am 21. Juli 1919 erlassen wurde) und September 1919 (im über die Schulen geschriebenen Bericht setzt Brod voraus, dass die Pariser Konferenz nicht zu Ende ist) verfasst wurden.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

dem Sinne, dass »eine Nation durch ihre faktische Existenz, den Volkswillen konstituiert [wird]«. Er bittet Masaryk um die »Schaffung eines jüdischen Referats im Unterrichtsministerium, das durch einen Nationaljuden (Prof. Engel) zu besetzen wäre«. In einem weiteren Bericht macht Brod Masaryk auf die im Lande herrschende Stimmung aufmerksam, die in Pogrome auszubrechen drohe. Seiner Meinung nach gibt es nur eine Lösung, um sie zu bekämpfen: Die Regierung müßte offen Stellung nehmen zur Frage der jüdischen Regeneration, zu den ethisierenden Bemühungen des nationalen Judentums. Nur wenn das Judentum aus seiner Anonymität erlöst wird, das mutige Bekenntnis zum ihm nicht gehindert, sondern auch vom Staate anerkannt wird, – dann kann das Judentum wieder zur Selbstachtung, zur moralischen Verantwortungssteigerung im Lichte der Öffentlichkeit kommen. Dann wird es mit seiner inneren Würde zugleich die Achtung der andern Nationen erlangen und alle Gehässigkeit wird absterben.

Der Friede in der Tschechoslowakei sowie die harmonische Entwicklung des neuen Staates seien demzufolge eng mit der Anerkennung der jüdischen Nation verbunden. Ihr widmet er einen weiteren Bericht, in dem er als ausgebildeter Anwalt die juristischen Grundlagen darzustellen versucht, die eine solche Anerkennung ermöglichen. Das Verteidigungsministerium habe trotz der wiederholten Äußerungen von Masaryk zugunsten der Juden mit dem Erlass vom 21. Juli 1919 die Anerkennung der jüdischen Nation verweigert; es verbiete den neuen Rekruten, sich zur jüdischen Nationalität zu bekennen. Ein solches Verbot sei ungesetzlich: Im alten Österreich war keine Nationalität als solche anerkannt und keine verboten. Kein Gesetz zählte jemals die Nationen Österreichs taxativ auf. – Auch die tschechoslowakische Republik hat in keinem Gesetze z. B. die Deutschen oder Magyaren als Nation anerkannt. Es sind also die alten Bestimmungen noch in Kraft. – Daß man sich früher bei Volkszählungen nicht zur jüdischen Nation bekennen konnte, hat seinen Grund darin, daß früher überhaupt nicht die Nationalität, sondern die Umgangssprache als Kriterium zu Grunde gelegt wurde. – Dieser Umstand hat zur falschen Annahme geführt, daß im alten Österreich die jüdische Nationalität nicht anerkannt war. Faktisch konnte man sich nur zur deutschen oder tschechischen Umgangssprache bekennen, weil es keine jüdische hier gibt. Nach der Nation würde nicht gefragt. Wo aber danach befragt wurde, z. B. bei den Inskriptionen an den Universitäten, da gab es auch unbestritten die jüdische Nation. Vielfach berufen sich nun die Organe der Republik auf diesen Modus der früheren Volkszählungen und leiten daraus ab, daß die jüdische Nation in der tschechoslowakischen Republik erst dann existieren werde, wenn ein Gesetz sie anerkenne! Das ist aber falsch. Ein Gesetz kann einer Nation Rechte zuerkennen oder aberkennen. Noch nie aber ist eine Nation durch ein Gesetz geschaffen worden. Ein Verbot der jüdischen Nation hat im alten Österreich nicht existiert. Es ist daher nicht nötig, daß es erst durch ein Gesetz aufgehoben werde. Die jüdische Nation existiert dadurch, dass 60% der Juden in Böhmen, Mähren, Schlesien sich zu ihr bekennen. Wir verlangen die Freiheit dieses Bekenntnisses. – Es ist doch der Gipfel von Undemokratie, wenn einem Staatsbürger verboten wird, sich zu der Nation zu bekennen, zu der er sich gehörig fühlt. Wir haben wie-

4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität

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derholt ausgeführt, daß wir treue Staatsbürger sind und daß unser Bekenntnis zur jüdischen Nation den Frieden der Republik fördern, dem Kampf zwischen der Staatsnation und den Deutschen bzw. Magyaren viel von seiner Schärfe nehmen wird. Wir haben uns mit Erfolg bemüht, wie die Gemeindewahlen gezeigt haben, sehr viele Juden, die im deutschen Lager standen, zur jüdischen, staatstreuen, nichtirredentistischen Gesinnung zu führen. Noch größere Aufgaben soll unser Programm in der Slowakei lösen. – Es ist nun sehr traurig, daß die leitenden Behörden unsere Arbeit nicht nur nicht fördern, sondern direkt unmöglich machen […]. Ich bitte den Herrn Präsidenten, im Ministerrate die Frage in dem Sinne entscheiden zu lassen, daß dem Bekenntnis zur jüdischen Nation keine Schwierigkeiten gemacht werden dürfen und daß ein besonderes Gesetz hiezu durchaus nicht nötig ist, da sich die Existenz einer Nation im Willen ihrer Bekenner von selbst konstituiert.

Brod beruft sich auf dieselbe Logik im Bericht, der der Wahlordnung zu den für April 1920 vorgesehenen Nationalversammlungswahlen gewidmet ist. Artikel 40 dieser Wahlordnung mache die Wahl von jüdischen Abgeordneten unmöglich, da dieser für das zweite Skrutinium bestimmt, »daß die Stimmreste nur bei jenen Parteien gezählt werden, die in demselben Bezirk mindestens ein Mandat haben«. Diese Bestimmung, deren Ziel es ist, die Vermehrung kleiner Parteien zu verhindern, ist ungünstig für die jüdischen Parteien: obwohl diese eine bedeutende politische Kraft bilden, können sie wegen der Zersplitterung ihrer Wählerschaft nicht genug Stimmen in einem Bezirk versammeln, um ein Mandat beim ersten Skrutinium zu erlangen. Brod verlangt daher eine Abänderung der Wahlordnung und warnt: Die Folgen für den Fall der Nichterfüllung unserer Bitte wären: – Da jüdische Kandidaturen aussichtslos wären, würden wir sie gar nicht aufstellen. Infolgedessen würde die Mehrzahl der Juden in Prag, Pilsen, Brünn, u. s. f., die bei den Gemeindewahlen für uns gestimmt hat, deutsch wählen. Die Deutschen würden in allen diesen Orten Mandate erringen. Bei Aufstellung jüdischer Kandidaturen würde in solchen Minoritätsbezirken kein deutsches Mandat resultieren.

Trotz dieser Drohungen wird die Wahlordnung nicht verändert. Ein weiterer Bericht, »Die numerische Stärke der hinter dem ›Jüdischen Nationalrat‹ (Národní rada židovská) stehenden Parteien«, scheint darauf zu zielen, die Regierung noch einmal auf die Bedeutung der nationaljüdischen Bewegung aufmerksam zu machen. Er weist darauf hin, dass »die Gemeindewahlen im tschechoslowakischen Staat gezeigt haben, daß ca. 60% aller Juden im Sinne der »Národní rada židovská« gegen die Assimilation sind […]. In der »Národní rada židovská« sind folgende Parteien vertreten: 1) Zionisten – 2) jüdische Sozialdemokraten ›Poale Zion‹ – 3) die organisierten Orthodoxen (›Sinai‹) – 4) Nationaljuden und bewußte Juden […]. Alle diese Parteien sind in dem Punkte einig, daß sie sich nur als Juden, nicht zu einer andern Nation bekennen wollen«. Brods Ziel ist es sicherlich, Masaryk durch diese Berichte davon zu überzeugen, dass die Anerkennung der jüdischen Nationalität für den neuen Staat völlig unerlässlich ist, wenn dieser politisch stabil sein soll. Er ist sich dessen

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

bewusst, dass Masaryk die Unterstützung der jüdischen Bevölkerung braucht, und stellt sich als unentbehrlichen Vermittler zwischen der nationaljüdischen Bewegung und der Regierung dar. Er schickt auch Masaryk einige Notizen, in denen er in seinem eigenen Namen um Gnade für den Häftling Markus Katz57 und im Namen des Jüdischen Nationalrats um die Befreiung vom Militärdienst für Angelo Goldstein58 und die Versetzung von Professor Engel59 nach Brünn bittet, da diese beiden Männer für die nationaljüdische Bewegung unentbehrlich seien. Brod scheint also seine persönlichen Beziehungen zu Masaryk regelmäßig einzusetzen, was darauf hindeutet, dass er ein häufiger Gesprächspartner des tschechoslowakischen Präsidenten ist, eine Stellung, die dank seiner Reise in die Slowakei noch verstärkt wird. Brod tritt diese Reise, wo er zwölf Konferenzen hält,60 mit einem Dienstauftrag von Masaryk an61 mit dem Ziel, die slowakische jüdische Bevölkerung zu organisieren. Nach seiner Rückkehr nach Prag schickt Brod Masaryk einen Bericht,62 der folgendermaßen beginnt: Als meine Aufgabe sah ich Folgendes an: die Stimmung der Juden in der Slowakei zu erkennen und diese Stimmung auf Basis des jüdischen Nationalismus zentralistisch und hiemit zugunsten der tschechoslowakischen Staatsidee zu beeinflussen.

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»Herr Präsident! Ich gestatte mir, nochmals um die Begnadigung des Gefangenen Markus Katz, jetzt in der Strafanstalt Pankrac, zu bitten, da ich auf mein erstes Gesuch keine Antwort erhalten habe. Markus Katz wurde von einem polnischen Ausnahmegericht zu 8 Jahren schweren Kerkers verurteilt. – Er hat jetzt noch etwa 20 Monate zu verbüßen. Wenn auch Katz aus Unbesonnenheit eine schwere Verfehlung auf sich geladen hat, so ist doch in Erwägung zu ziehen, daß er, hauptsächlich infolge falscher Angaben feindlicher Zeugen, allzu streng verurteilt worden ist. Katz ist einer von zehn Geschwistern, die weder Vater noch Mutter haben. Während seiner Haft wurde er nochmals angeklagt, im strengsten Winter in Ketten von Pilsen nach Kolomea geschafft, dort aber – freigesprochen. Als Entgelt für die erlittenen Qualen der zweiten, diesmal ganz frivolen Anklage, mögen Sie, verehrter Herr Präsident, die große Gnade haben, dem Unglücklichen den verhältnismäßig geringen Rest seiner Strafe nachzusehen. In tiefster Ehrfurcht überreiche ich dieses Gesuch, dessen Daten mir ein persönlich gut bekannter, hochachtbarer, blinder Bruder des Gefangenen übergeben hat«. Masaryk-Archive, Prag. »Unser Generalsekretär Dr. Angelo Goldstein mußte zum Militär (Justiz) einrücken. Ich bitte um Enthebung, die für unsere Arbeit unumgänglich ist«. Masaryk-Archive, Prag. »Prof. A. Engel, der Organisator der jüdischen Schule, wurde nach MährischWeißkirchen versetzt. Ich bitte um Zuweisung nach Brünn, da er dort am besten für die jüdische Schule arbeiten kann«. Masaryk-Archive, Prag. In seinem Bericht gibt Brod eine Liste dieser Konferenzen: vier in Bratislava, zwei in Nitra und Košice, eine in Trnava, Nové Znaky, Liptovský Sv. Mikuláš und Prešov (Eperies). Siehe Alain Soubigou: Thomas Masaryk. Paris: Fayard 2002, S. 374. Dieser Bericht befindet sich in den Masaryk-Archiven in Prag.

4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität

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Der Augenblick sei günstig: die antisemitische Politik der ungarischen Regierung wirke abschreckend auf die slowakischen Juden, die sich als Ungarn hätten betrachten können, aber jetzt der tschechoslowakischen Regierung vertrauten, um ihre Sicherheit zu garantieren und ihre Rechte zu verteidigen. Um endgültig ihre Unterstützung zu gewinnen, solle jetzt die Regierung ihre Stellung gegenüber dem jüdischen Nationalismus deutlich herausstellen: Eine ehrliche Assimilation der Juden zum Slowakentum gibt es nicht, – was als solche auftritt, ist ein höchst unmoralisch-opportunistisches, daher auch höchst labiles Gebilde, das bei der ersten ernsthaften Gelegenheit (zum Beispiel bei einem Zusammenstoß mit Ungarn) zusammenbricht. Ich warne daher die Regierung, sich auf irgendwelche slowakisch-jüdische Assimilanten, die sich aus dem ethisch minderwertigsten und wankelmütigsten Material unter den Juden rekrutieren, zu stützen.

Die Drohung ist klar genug: die Assimilanten könnten dem neuen Staate keine Unterstützung leisten. Im Fall eines Konflikts zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei würden sie für die Ungarn Partei ergreifen, sobald diese ihre antisemitische Politik aufgeben würden. Brod stellt die Nationaljuden den Assimilanten gegenüber: Die Jüdischnationalen dagegen sind wohl gegen das neue antisemitische Ungarn wie gegen das alte liberale, jedoch antizionistische Ungarn. – Sie wären schon heute durchaus tschechophil, auch die in magyarischer Kultur erzogenen, – wenn nicht das Verbot der jüdischen Nationalität bei der letzten Volkszählung in dieser Hinsicht geradezu verheerend gewirkt hätte. Dieses Verbot halte ich für eine der ungeschicktesten Maßnahmen der slowakischen Regierung.

Nur die Anerkennung der jüdischen Nationalität würde dem Staat die Unterstützung der slowakischen Juden gegen Ungarn einbringen. Die Interessen der tschechoslowakischen Regierung seien also dieselben wie die der jüdischen Nationalbewegung. Brod unterstreicht, die Mehrheit der slowakischen Juden sei orthodox, innerhalb der Orthodoxie gebe es zwei Richtungen: die Juden, die sich zur Nationalbewegung bekennten, und diejenigen, die bestenfalls ihr gegenüber gleichgültig, schlimmstenfalls Assimilanten seien. Diese zweite Kategorie umfasse Rabbiner, ältere Männer und die jetzigen Häupter der Kultusgemeinden. Das innerhalb der Kultusgemeinden gültige Wahlrecht sichere den reichsten (d. h. den der Assimilation wohlgesinntesten) Männern die Kontrolle über diese Organisationen, was den Interessen der Zionisten (und demzufolge der Regierung) entgegen stehe. Da jeder Jude einer Kultusgemeinde anhören soll, sei es für den Staat notwendig, sich in ihre Organisation einzumischen: Nach den bestehenden Gesetzen sind nämlich die Kultusgemeinden Zwangskorporationen. Jeder Jude muß einer Kultusgemeinde angehören. Es kann daher dem Staate nicht gleichgültig sein, wie diese Körperschaften gewählt werden […], weil nur durch ein gerechtes Kultusgemeindewahlrecht und dem damit verbundenen erhöhten Einfluß der jüdischnationalen Richtung die labilen und jeder Assimilation (daher auch der magyarischen Irredenta) zugänglichen Repräsentanten des Ju-

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

dentums durch Männer ersetzt würden, deren Politik staatsfreundlich zentralistisch orientiert ist.

Wieder liegt der Schluss auf der Hand: wenn die Regierung sich die Unterstützung der Kultusgemeinden sichern will, soll sie ihr Wahlrecht verändern, damit die Zionisten, die am ehesten in den ärmeren Bevölkerungsschichten zu finden sind, sie kontrollieren können. Brod weist auf die katastrophale wirtschaftliche Lage der slowakischen Juden, vor allem wegen der antisemitischen Exzesse am Ende des Jahres 1918, hin. Er schlägt die Gründung einer Volksbank vor: Um die kleinen jüdischen Existenzen vor der Vernichtung zu bewahren und beruflich umzuschichten, gleichzeitig zu dem Zwecke, um das slowakische Judentum organisch mit dem Wirtschaftsleben des Gesamtstaates zu verbinden, wird eine Volksbank mit Aktien zu 200 K proponiert. Das diesbezügliche Gesuch mit Statuten […] wurde am 4. XI. beim Ministerium des Innern unter Z. 55197 überreicht. Der Sitz der Bank soll in Prag sein, und dabei soll sie vor allem die slowakische Judenschaft wirtschaftlich heranziehen und zentralistisch interessieren.

Brod erwähnt auch die Notwendigkeit einer Annäherung zwischen den Tschechen und nicht nur den Juden, sondern auch der ungarischen Minorität, da eine solche Annäherung Bande knüpfen würde, die die Republik stärken würden: Neben politischer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit halte ich kulturelle Annäherung für ein Hauptbindemittel der Nationen unserer Republik. Dies gilt nicht nur den Juden gegenüber […] – sondern auch den im Staate wohnenden Magyaren gegenüber.

Diese Annäherung könne durch die Literatur geschehen: die Ungarn sollen die tschechische Literatur kennenlernen, es ist aber auch für die Tschechen notwendig, sich mit der ungarischen Literatur vertraut zu machen. Prag weiter zu einem »literarischen Zentrum« zu entwickeln, könnte dabei für Masaryks zentralistisches Ideal hilfreich sein: Mit diesem Worte ›literarisches Zentrum‹ habe ich ausgesprochen, was meiner Ansicht nach noch mehr in den Vordergrund gerückt werden muß. Die magyarischen Literaten in Kaschau wie die deutschen in Bratislava waren sehr erfreut darüber, in mir einen Menschen zu begrüßen, der aus einem literarischen Zentrum kommt.

Brod prahlt damit, zu dieser Annäherung beigetragen und die Juden zugunsten des tschechoslowakischen Staates beeinflusst zu haben. Eine Erweiterung dieser Aktivität sei nötig: »Die jüdischnationale Arbeit darf sich natürlich nicht auf die Slowakei beschränken und ich habe die Absicht, sie nun auch auf die deutschen Bezirke in Böhmen und Mähren auszudehnen«. Durch diesen Bericht sucht Brod, seine Position als Kenner nicht nur der jüdischen, sondern aller in der Tschechoslowakei lebenden Minoritäten zu behaupten. Er verweist auf die Gefahr, die die Assimilation für die neue Republik bedeutet, sei es an die ungarische oder an die deutsche Minorität. Brod fügt seinem Bericht eine Zusammenfassung bei, in der er die Maßnahmen noch einmal wiederholt, die die Regierung sofort treffen sollte:

4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität

141

1) Eine unzweideutige Stellungnahme der slowakischen Regierung für die Anerkennung der jüdischen Nationalität. 2) Anläßlich der Statutenbewilligung der orthodoxen Landkanzlei: Demokratisierung des Kultusgemeindewahlrechts. 3) Eine beruhigende öffentliche Zusicherung der slowakischen Regierung, daß in wirtschaftlichen Fragen (z. B. Licenzen) der individuellen Lage der Betroffenen auch dann, wenn sie Juden sind, Rechnung getragen werden wird. 4) Sofortige Auszahlung einer vorläufigen Staatsaushilfe für jene Juden, die durch die Novemberexzesse 1918 völlig ruiniert worden sind […]. 5) Bewilligung der Kolonialbank in Prag […]. 6) Einwirkung auf die slowakische Presse. 7) Einwirkung gegen den Antisemitismus des Militärs. Spezieller Fall des Majors Pařík in Rožnava.63 8) Informierende Kulturarbeit den Juden wie auch den Magyaren gegenüber. – Übersetzung tschechischer Literatur ins Magyarische und vice versa […].

Brods Arbeit scheint auf Masaryk einen großen Eindruck gemacht zu haben. In den Archiven findet man eine Note, die den Titel »Židovská otázka« (Die jüdische Frage) trägt und die wahrscheinlich von Masaryk selber redigiert wurde, nachdem er Brods Berichte gelesen hatte.64 Hier heißt es, die in der Slowakei und in Vorkarpaten-Rus lebenden Juden seien den böhmischen und mährischen Juden kulturell unterlegen, weshalb letztere die Rolle von Organisatoren und Erziehern übernehmen sollten. Masaryk betont, die Nationaljuden seien höchst organisiert, was aus ihnen privilegierte Gesprächspartner mache, um so mehr, als sie eine internationale Unterstützung, vor allem in den Vereinigten Staaten, genössen. Unter diesen Umständen sei es also wünschenswert, dass die Regierung die jüdische Nationalbewegung unterstütze, was konkret bedeute, dass die jüdische Nationalität anerkannt werden solle, aber mit der höchsten Vorsicht, da die Assimilanten dieser Zusammenarbeit feindlich gegenüberstünden. Masaryk schlägt vor, die Verfassung solle keine Aufzählung der Minoritäten enthalten, damit die Juden nicht ausdrücklich erwähnt werden. Die die Verfassung begleitenden Entscheidungsgründe sollten aber deutlich machen, dass die Juden nicht dazu gezwungen würden, sich zu einer anderen Minorität zu bekennen als zur jüdischen. Dieser Vorschlag wird im 6. Absatz der Entscheidungsgründe wörtlich übernommen: 63

64

Brod hat Masaryk eine Notiz über den Fall des Majors Pařík geschickt, die sich ebenfalls in den Masaryk-Archiven befindet: »Dieser Offizier gefällt sich im krassesten Antisemitismus. 1) Er zwingt die jüdische Bevölkerung, falsches Geld anzunehmen! 2) Erklärte vor allen Offizieren in der Menage: »že pogromy jsou přírodní nutností, protože se židé příliš rozmnožují« [»dass die Pogrome eine natürliche Notwendigkeit darstellen, weil die Juden sich zu viel fortpflanzen«]. 3) Läßt einen orthodoxen Juden, der nicht Mannschaftsküche essen will, 3 Tage fasten,– sekiert jüdische Offiziere. u.s.f.« Das ist die Meinung des tschechischen Historikers Koloman Gajan. Siehe: Masaryk a Max Brod (židovská otázka v ČSR v letech 1918–1920). In: Židovská ročenka 5761 (2000–2001), Prag, S. 28ff.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Von einer Aufzählung der nationalen Minoritäten in der Verfassungsurkunde ist abgesehen worden. Es wird bloß darauf aufmerksam gemacht, daß die Juden der tschechoslowakischen Republik nicht gezwungen werden können, bei Volkszählungen, Wahlen und anderen politischen und amtlichen Akten, sowie in Bezug auf die kulturellen und sozialen im internationalen Minoritätsvertrag angeführten Institutionen (Erziehung, Religionsübung, soziale Fürsorge) sich zu einer anderen ethnischen nationalen Minorität zu bekennen, als zur jüdischen, ohne Rücksicht darauf, welches ihre Umgangssprache ist.65

Die Juden werden im Text der Verfassung aber nicht erwähnt. Der sechste Teil, der den Rechten der Minoritäten gewidmet ist, nimmt den Vertrag von Saint-Germain wieder auf.66 Man kann sich also fragen, ob dieser Text eine Anerkennung der jüdischen Nationalität bedeutet. Für die Selbstwehr ist dies zweifellos der Fall: am 5. März 1920 proklamiert die erste Seite der Zeitung: »Anerkennung der jüdischen Nationalität in der Verfassung«: Charakteristisch und beinahe einer idealen Lösung nahekommend ist die Form, in welcher diese Anerkennung erfolgt ist. Sie entspricht vollkommen den Wünschen und Vorschlägen des Prager jüdischen Nationalrates, der in seinen Anträgen und Interventionen stets sorgsam darauf bedacht war, daß auch andersdenkenden Juden ihre Freiheit gewahrt bleibe. Die Juden sind nicht ›gezwungen… sich zu einer anderen als der jüdischen Nation zu bekennen‹. Daraus geht klar hervor, daß ihnen – juristisch – niemand das Recht absprechen kann, sich auch zu einer andern als der jüdischen Nation zu bekennen.67

Es handelt sich aber eher um eine Anerkennung de facto als de jure: nirgends in der Verfassung findet sich ein Hinweis darauf, die Juden bildeten eine Nation, der Begriff selbst wird überhaupt nicht definiert. Der Historiker Ladislav Lipscher hat gezeigt, dass die Lösung sich im Erlass 592/1920 findet, der die Modalitäten der Volkszählungen bestimmt. Der Erlass legt fest: »Unter Nationalität ist die Stammeszugehörigkeit zu verstehen, deren äußeres Merkmal in der Regel die Muttersprache ist«68. Wenn man dieser Definition folgt, ist der Erlass verfassungswidrig, da er die tschechisch-, polnisch-, slowakisch-, ungarisch- und deutschsprechenden Juden dazu zwingt, sich zu einer dieser Nationen zu bekennen. Er enthält aber folgende Bestimmung: »Juden können die jüdische Nationalität anführen«69.

65 66 67 68

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Zitiert in: Selbstwehr, 5. März 1920, S. 1. Artikel 128 der Verfassung entspricht Artikel 7 des Vertrags, Artikel 130 dem Artikel 8 und Artikel 131 und 132 Artikel 9. Anerkennung der jüdischen Nationalität in der Verfassung. In: Selbstwehr, 5. März 1920, S. 1. Zitiert nach Ladislav Lipscher: Die soziale und politische Stellung der Juden in der Ersten Republik. In: Die Juden in den böhmischen Ländern. Vorträge des Collegium Carolinum in Bad Wiessee von 27. bis 29. November 1981. Hg. von Ferdinand Seibt. München, Wien: Oldenbourg 1983, S. 272. Ebd.

4.3 Anerkennung der jüdischen Nationalität

143

Zwar ermöglicht diese Bestimmung nicht zu behaupten, dass die Juden im tschechoslowakischen Recht eine Nation bilden, jedoch handelt es sich um eine klare Wiederholung der de facto-Anerkennung einer jüdischen Nationalität innerhalb der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft. Bei der Volkszählung des Jahres 1921 bekennen sich 180.855 Juden (von 354.342 »Israeliten«) zur jüdischen Nationalität, was für die jüdische Nationalbewegung zweifellos einen Erfolg bedeutet. Dieser Erfolg löst aber nicht die Probleme der Juden. Er bringt keineswegs das Ende des Antisemitismus mit sich, wie ein Artikel zeigt, der am 26. September 1920 in der Zeitung Venkov, dem Organ der tschechischen Agrarpartei, erscheint: […] In unserer Republik ist sicher niemand für Pogrome begeistert. Niemand tut hier den Juden etwas zuleide […]. Aber wenn sie diese Freiheit, derer sie sich hier erfreuen, zur Erschütterung der Verhältnisse und zum Hervorrufen blutiger Ereignisse mißbrauchen wollten, dann müßten sie darauf vorbereitet sein, daß sich das unser Volk nicht gefallen läßt. Wir warnen noch im letzten Augenblick die Juden, ihre auswärtigen Glaubensgenossen nicht nachzuahmen und sich nicht an die Spitze des Bolschewismus zu stellen. – – Tun sie dies doch, dann werden sie sich ihr Schicksal selbst bereiten.70

Ende 1920 brechen neue antisemitische Gewalttaten in Prag aus. Am Anfang gegen die Deutschen gerichtet, nehmen sie schnell eine antisemitische Tendenz an: die Archive des jüdischen Rathauses werden geplündert, Manuskripte aus der Altneu-Synagoge werden auf offener Straße verbrannt. Am 19. November 1920 charakterisiert der Prager Bürgermeister Karel Baxa in der Zeitung Národní Listy diese Gewalttaten als »würdige Äußerung des Staatsbewusstseins« der Tschechen. Es sind allerdings die letzten bedeutenden antisemitischen Ausschreitungen bis zum Ende der ersten Tschechoslowakischen Republik. Die Verfassung von Februar 1920 verbessert die Lage der Juden in Bezug auf die Erziehung. Sie ermöglicht zum Beispiel die Gründung von jüdischen Schulen in Prag und Brünn. Am 6. September 1920 wird die erste jüdische Klasse seit 1873 in Prag eröffnet. Max Brod schreibt dazu: Da war Gegenwart, siebzehn jüdische Köpfe, die eben erwachen wollen, die heute noch, gerade in diesem Augenblick, einen entscheidenden Antrieb zum Judentum bekommen, also zu sich selbst. Jüdische Schule: das ist Selbstbewußtsein des jüdischen Kindes, aufrechter Gang, keine Schande mehr, Jude zu sein, […] gutes Wissen und Harmonie […]. Unterrichtssprache: in Prag tschechisch, in Brünn deutsch. Beiderorts starke Berücksichtigung der zweiten Sprache. Der Jude soll dem Chauvinismus des Sprachenkampfes entrissen werden. Ohne tiefgreifendes Verständnis des Präsidenten Masaryk wären wir mit unsern nationalkulturellen Forderungen kaum so weit gekommen.71

70 71

Zitiert auf Deutsch in: Selbstwehr, 1. Oktober 1920, S. 1. Max Brod: Jüdische Schule. In: Der Jude 5 (1920/1921), S. 346f.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Dieses Projekt konnte dank der Unterstützung der Regierung verwirklicht werden, die verstanden hat, dass es in ihrem Interesse ist, eine einigermaßen selbständige jüdische Minorität zu haben, die sich von der deutschen Minorität in Böhmen und Mähren fernhalten wird. Die Gegner kamen aus anderen Kreisen: Und dennoch Feinde? – Oh, nicht die Behörden […], sie kamen uns entgegen, sie bewilligten unsere Forderungen, sobald wir sie ihnen nur recht klargemacht hatten […]. Unsere Feinde waren […] Juden. Die tschechischen Assimilanten, die mit den Assimilanten in anderen Staaten gemein haben, daß ihnen an einer Renaissance des Judentums nichts liegt. Die sich aber von den Assimilanten in andern Staaten dadurch unterscheiden, daß sie die jüdische Renaissance mit Erbitterung, mit allen Mitteln bekämpfen und dabei vor – Denunziationen, selbst vor solchen, die Pogromstimmung machen, nicht zurückschrecken. Eine ihrer Hauptpraktiken z. B. ist es, daß sie das Nationaljudentum als… Deutschtum denunzieren.72

Die Gründung von jüdischen Schulen bedeutete aber nur einen geringen Sieg für die Nationaljuden. Die hebräische und die jiddische Sprache, obwohl im geschäftlichen Briefverkehr akzeptiert, waren aus den Gerichten und Ämtern verbannt, da die Juden nirgendwo den hierfür vorgeschriebenen Bevölkerungsanteil, d. h. 20%, ausmachten. Das Hauptproblem, mit dem die jüdische Minorität konfrontiert war, blieb das der legislativen Vertretung. Die Nationaljuden stellten Listen für die Kommunalwahlen von 1919 und die Parlamentswahlen von 1920 auf. 1919 erreichten sie, wie schon erwähnt, einen gewissen Erfolg, aber die Wahlen von 1920 erwiesen sich als viel problematischer. Die einzige Gegend, wo die jüdischen Parteien die vorgeschriebene Mindestanzahl an Stimmen hätten erreichen können, war Vorkarpaten-Rus, aber innere Zwistigkeiten hinderten die jüdische Nationalbewegung daran, 20.000 Stimmen zu erhalten. Obwohl es den jüdischen Parteien gelang, auf tschechoslowakischem Gebiet 80.000 Stimmen auf sich zu versammeln, haben sie keine Vertretung im Parlament. Die Vertreter der Nationalbewegung erklären diesen Misserfolg durch die Zerstreuung der jüdischen Wählerschaft, die Abschreckungsmanöver der Assimilanten und vor allem durch den ungerechten Charakter des Wahlrechts. Am 23. April 1920 kann man zum Beispiel in der Selbstwehr lesen: Schreiender kann sich wohl die Ungerechtigkeit des Wahlsystems und der undemokratische Geist des § 51 nicht manifestieren: Die vereinigten jüdischen Parteien haben in der Republik beinahe 80.000 Stimmen erreicht; eine Stimmenanzahl, welche nach dem Maße der übrigen Mandatsverteilung gerechnet, das Anrecht auf 4 Mandate verleiht. Der § 51 des Wahlgesetzes verlangt aber, dass nur bei jenen Parteien die Stimmen zusammengezählt werden, welche in einem Wahlkreis beim 1. Wahlgang bereits mindestens ein Mandat oder 20.000 Stimmen erlangen. Diese Bestimmung hat uns um 4 Mandate, d. h. um unsere ganze Vertretung im Abgeordnetenhaus gebracht. Überall gab es jüdische Stimmen, aber in keinem Wahlkreis die vom Wahlgesetz geforderten 20.000. Die Geographie hat gegen uns entschieden. Die 72

Ebd.

4.4 Rücktritt aus dem politischen Leben

145

Zerstreuung, das jüdische Schicksal seit 2.000 Jahren, ist uns auch hier Schicksal geworden.73

Ludvík Singer und Max Brod bitten sofort um eine Audienz bei Masaryk, wahrscheinlich um eine Änderung des Wahlrechts zu fordern. Der Präsident empfängt sie am 4. Mai. Die Selbstwehr bringt den folgenden Bericht von diesem Treffen: Dr. Ludwig Singer und Dr. Max Brod […] wiesen auf den Erfolg hin, der sich in der Konzentration von 80.000 Stimmen bei den Wahlen ins Abgeordnetenhaus und von 60.000 Stimmen bei den Senatswahlen, also der überwiegenden Majorität der jüdischen Stimmen in der Republik, gezeigt hat. Ferner hoben sie hervor, daß trotz dieser großen Stimmenzahl die jüdische Minorität ohne parlamentarische Vertretung geblieben ist und schilderten die hieraus sich ergebende politische Situation. Nach Anhören dieser Ausführungen äußerte sich der Präsident, daß auch er im Wahlresultat einen bedeutsamen Erfolg der jungen jüdischen Bewegung erblickt und daß die Unvollkommenheit der Wahlordnung in dieser Hinsicht jedem klar sein muß. Ferner gab der Präsident seiner Überzeugung Ausdruck, daß diese 80.000 jüdische Stimmen nicht verloren seien, daß sie im Gegenteil nicht ohne Widerhall und nicht ohne günstigen Einfluss auf die Zukunft des Judentums in der Republik bleiben würden.74

Trotz Masaryks Sympathie wird das Wahlrecht nicht geändert. Dies wäre auch nicht im Interesse der tschechoslowakischen Regierung gewesen, die ihr Ziel schon erreicht hatte, da 80.000 Juden für die jüdischnationalen Parteien gestimmt hatten, was das politische Gewicht der deutschen und ungarischen Minoritäten verringerte. Erst 1929 werden die Nationaljuden durch eine Wahlallianz mit der polnischen Nationalminorität Abgeordnete ins Parlament senden.

4.4

Rückzug aus dem politischen Leben

Der Misserfolg bei den Parlamentswahlen von 1920, bei denen Brod der Hauptkandidat der jüdischen Parteien in Eperies (Prešov) in Vorkarpaten-Rus war, bedeutet das Ende seiner politischen Karriere. Er erzählt diese Episode in seiner Autobiographie: Parlamentswahlen; die ersten in der Tschechoslowakei. Man hatte mich als Spitzenkandidaten der jüdischen Partei, im Wahlkreis Eperies aufgestellt […]. Gemeinsam mit dem anderen Kandidaten, meinem Freunde Dr. Angelo Goldstein, war ich in die mühsame Wahlarbeit eingespannt. Tag und Nacht gab es feindliche Parteien zu bekämpfen oder Rivalen in der eigenen Partei auszusöhnen. Unsere ›Schwarzen‹ waren die Hauptgegner; Orthodoxe, die sich als Regierungsanhänger und unverfälschte 73 74

80.000 Stimmen und kein Mandat. In: Selbstwehr, 23. April 1920, S. 1. Der Jüdische Nationalrat beim Präsidenten der Republik. In: Selbstwehr, 7. Mai 1920, S. 1.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

Magyaren oder Slowaken ausgaben. Daneben aber lernte ich auch die einfachen Herzen kennen, das Volk in seiner erfreulichen Schlichtheit.75

Obwohl er im Rückblick den positiven Aspekt seiner Teilnahme an den Wahlen hervorhebt, führt ihn dieser Misserfolg dazu, aus dem politischen Leben auszuscheiden. Bei den Gemeindewahlen 1921 findet sich sein Name auf der Liste der jüdischen Nationalpartei, aber auf Platz 13, was ihm keine Chance gibt, gewählt zu werden. Er schreibt zwar weiter für die Selbstwehr (wenn auch weniger), aber seine Artikel haben keinen echten politischen Inhalt mehr. Er behandelt vor allem künstlerische Aspekte des Judentums: 1924 veröffentlicht er zum Beispiel zwei Artikel über jüdische Musik. Manchmal aber nutzt er seinen Ruhm, um seine Mitbürger auf soziale Probleme aufmerksam zu machen. Im März 1921 ist er einer der Unterzeichner eines Appells zur Sammlung von Geld für ukrainische jüdische Waisen.76 Im April 1932 veröffentlicht er im Prager Tagblatt drei Artikel über die katastrophale wirtschaftliche Lage im Erzgebirge.77 Im letzten Artikel zählt Brod die Maßnahmen auf, die die Regierung treffen sollte: Ich fasse zusammen, was für das Erzgebirge und speziell für Rothau, Neudek, Graslitz und Umgebung sofort geschehen müßte, von weiter greifenden Maßnahmen abgesehen: Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung (vor allem der Zeitdauer nach), Verstärkung der Lebensmittelaktion, Steigerung aller privaten Hilfstätigkeit, Steuernachlaß durch Notverordnung, augenblickliche Einstellung der Steuerexekutionen, Freigabe der staatlichen Wälder für bescheidenen Holzverbrauch der Frierenden […], staatliche Förderung von Ersatzindustrien an Stelle der eingegangenen, touristische Erschließung, Konzessionserteilung an Autobusunternehmer, Arbeitsbeschaffung durch die dringend nötige Verbesserung der Straßen, durch Flußregulierung und öffentliche Bauten.78

Insgesamt aber haben die von Brod in der Selbstwehr und im Prager Tagblatt veröffentlichten Artikel keinen unmittelbaren politischen Inhalt. Dies gilt auch für seine literarische Tätigkeit: nach der Veröffentlichung seiner Schrift Heidentum, Christentum, Judentum (1921), an der er seit Jahren arbeitete, beschränkt er sich hauptsächlich darauf, Romane und Theaterstücke zu schreiben.79 Er benutzt die Fiktion, um seinen Lesern seine Auffassung der Politik darzustellen. Für Anton Magnus Dorn hat »Max Brod […] es jedoch nicht

75 76 77

78 79

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 362. Hilfe, schnelle Hilfe. In: Selbstwehr, 25. März 1921, S. 8. Erzgebirge schreit um Hilfe. In: Prager Tagblatt, 8. April 1932, S. 3. Die Katastrophe Rothau. In: Prager Tagblatt, 13. April 1932, S. 3f. Hilfe für das Erzgebirge. In: Prager Tagblatt: 14. April 1932, S. 4. Max Brod: Hilfe für das Erzgebirge. In: Prager Tagblatt, 14. April 1932, S. 4. Die einzigen Ausnahmen sind die Sammlungen Zionismus als Weltanschauung, die er 1924 mit seinem Freund Felix Weltsch veröffentlicht (Brods Artikel betreffen aber vor allem die jüdische Kunst) und Rassentheorie und Judentum (1934).

4.4 Rücktritt aus dem politischen Leben

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dabei belassen, abstrakte Forderungen zu stellen, sondern hat immer versucht, sie an einzelnen Personen zu konkretisieren«80. Es ist also bedeutungsvoll, dass Brod 1929 Lord Byron, »einem adeligen Volksfreunde und Republikaner«81, ein Theaterstück widmet. In diesem Stück lässt Brod Byron, den Revolutionär, für Forderungen kämpfen, die er selber formuliert hat. Er reiht sich dadurch unter diejenigen Schriftsteller ein, die eine politische und soziale Rolle gespielt haben. Im Nachwort macht Brod aus Byron einen Akteur des Kampfes gegen das »unedle Unglück«: Nichts lag mir ferner, als eine dramatisierte Biographie zu geben. Ich wollte eine noch heute (und gerade heute ganz besonders) gültige Gestalt zeigen, das Genie der Freiheit, das den ewigen Kampf wider alle Unterdrückung als persönliche Verpflichtung empfindet […]. Den Revolutionär, freilich nicht in seiner Fibelgestalt, die heute blinden Optimismus als unerläßliche Vorbedingung der Tat anfordert, sondern Revolutionär mit tiefster Einsicht ins Kernunglück der Welt, das unbehebbar bleibt, Revolutionär um jenes Streifens von behebbarem Unglück willen, das mit aller Vernunft und Kraft wegzuräumen höchste Menschenpflicht ist. Indem ich mich auf die beiden Zentralpunkte in Byrons Leben, seinen Kampf gegen alle falschen Organisationsformen der Gesellschaft (›unedles Unglück‹) und seine durch Menschenkraft nicht mehr zu beeinflussende Grunddissonanz (Mutterhaß, Schwesterliebe) einstellte, konnte ich die ganze ungeheure Spannung dieser Seele umschreiben, neben der alle von Biographen zusammengetragenen, sogenannten ›Exzentrizitäten‹ als Notschreie, Ventile aus so unsäglicher Qual wie begreiflich erscheinen!82

Byron wird so zur exemplarischen Gestalt eines politischen und sozialen Kampfes, der noch aktuell ist: Mir schwebte als höchstes Ziel des historischen Dramas ein Gebilde vor, das ebenso sehr dem Dokumentarischen, wie dem in persönlichster Tiefe Verborgenen eines großen Menschenschicksals (und seines Kampfes gegen alle gesellschaftsfeindlichen Mächte der Gesellschaft) entspricht.83

Der Roman Rëubeni, Fürst der Juden (1925) verfolgt dasselbe Ziel: er enthält Brods Gedanken über die politische Arbeit und die unentbehrliche Rolle der Sünde, Gedanken, die das Ergebnis von Brods Arbeit in der zionistischen Bewegung sind. Brod benützt auch seine Romane, um den Lesern seine politischen Überzeugungen darzulegen und für sie zu gewinnen. Der Roman Zauberreich der Liebe (1928) bildet zum Beispiel einen Versuch, Franz Kafka als einen Zionisten zu beschreiben. Es ist leicht, Garta, den besten Freund des Erzählers, mit Kafka zu identifizieren: zahlreiche Details entsprechen dem Leben des Schrift80 81

82 83

Dorn, Leiden als Gottesproblem (wie Kap. 2, Anm. 79), S. 152. Brod an Masaryk, 29. März 1934: »Damals habe ich Ihnen, Herr Präsident, auch mein Buch überreicht, das das Bekenntnis des adeligen Volksfreundes und Republikaners [enthält]«. Masaryk-Archive, Prag. Max Brod: Lord Byron kommt aus der Mode. Berlin, Wien, Leipzig: Zsolnay 1929, S. 174f. Ebd., S. 173f.

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4 Brods politische Rolle in der ersten Tschechoslowakischen Republik

stellers, wie etwa die Tuberkulose. Am Ende des Romans begegnet der Erzähler, Nowy, der offensichtlich Brods Doppelgänger ist, Gartas Bruder in einem palästinensischen Kibbuz und hält ihm vor, seinen Bruder nicht verstanden zu haben: ›Kurz gesagt, was Sie ihm vorwerfen, ist wohl nur, daß er nicht Zionist gewesen ist‹. Eine überraschende Wendung, in aller Einfachheit macht Erich den Einwand: ›Er nannte sich nicht so. Aber er war es doch!‹ ›Wie können Sie das sagen?‹ ›Er sagte mir einmal, daß er nach Palästina gehen werde. Das machte noch keinen Eindruck auf mich. Aber in seinen Papieren fand ich viele Hefte hebräischer Grammatikübungen […]‹.84

Brod ist wahrscheinlich der einzige, der versucht hat, Kafka als einen Zionisten darzustellen, und diese Auffassung von Kafkas Leben und Werk (Brod deutet zum Beispiel Bericht für eine Akademie als eine Parabel über den modernen Juden) ermöglicht es zu verstehen, warum Brod seinen Freund berühmt machen wollte, auch wenn er dessen Werk nicht verstanden habe, wie Milan Kundera behauptet.85 Am wichtigsten ist für Brod das Leben von Kafka, diesem »Heiligen unserer Zeit« (nach dem Titel eines Kapitels von Zauberreich der Liebe), seine Bedeutung in der modernen Welt. Es ist zum Beispiel bedeutungsvoll, dass Brod Kafka eine Biographie und keine literarische Analyse gewidmet hat, und vor allem, dass Brods andere Werke über Kafka folgende Titel tragen: Franz Kafkas Glauben und Lehre (1948), Franz Kafka als wegweisende Gestalt (1951) und Verzweiflung und Erlösung im Werke Franz Kafkas (1959). Wie Byron wird Kafka zum moralischen Modell in einer Zeit, die keine Anhaltspunkte mehr hat. Die Romane und Theaterstücke, die Brod in den zwanziger Jahren geschrieben hat, sind charakteristisch für seine Auffassung der Literatur. Vor seiner »Bekehrung« zum Zionismus stellte diese das Hauptvehikel seiner Identitätssuche dar. Nachdem er dieser Identität eine feste Grundlage gegeben hat, greift Brod vor allem auf Essays zurück, um diese Identität theoretisch zu definieren, während die fiktionalen Werke letztendlich nur eine Illustration dieser Definition sind. Als Brod seine konkrete politische Tätigkeit aufgibt, wird sich seine Auffassung der Literatur nicht ändern. Wenn man von ihrer kathartischen Rolle absieht (Brod benützt seine literarischen Werke, um seine Liebesenttäuschungen zu überwinden), ist die Literatur nur ein Mittel, seine politischen und sozialen Vorstellungen zu verbreiten. Die Lust am Text ist verschwunden, und in diesem Sinne ist die Tatsache bedeutungsvoll, dass Brod zwischen 1921 (Veröffentlichung der Sammlung Das Buch der Liebe) und 1966 (Gesang einer Giftschlange. Wirrnis und Auflichtung) keine Gedichtsammlungen mehr veröffentlicht. Die Literatur wird ihm zur Waffe, sie gibt ihm die Möglichkeit, die Rolle eines Vermittlers zu spielen. Und sie erlaubt ihm, auf neue politische Probleme zu reagieren, vor allem auf den Nationalsozialismus. 84 85

Brod, Zauberreich der Liebe (wie Kap. 3, Anm. 61), S. 398. Siehe Milan Kundera: Les testaments trahis. Paris: Gallimard 1993, S. 294–297.

5

»Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Der Zusammenhang zwischen Brods theoretischen Schriften über das Judentum und der konkreten Verwirklichung beruht letzten Endes auf einem Paradoxon. In seinen Schriften über das Wesen des Judentums behauptet Brod, dass das jüdische Volk keinem anderen gleicht und eine besondere Mission besitzt. Andererseits ist das Ziel seiner politischen Tätigkeit, für die Juden Gleichberechtigung zu erlangen. Die Gegenüberstellung dieser beiden Haltungen führt zu einer Aporie: da die Juden eine Identität haben, die von der der anderen Nationen verschieden ist und der andere Kriterien zugrunde liegen, gelingt es ihnen nicht, politisch als eine vollberechtigte Nation betrachtet zu werden, deren Wesen und Wert denen der anderen Nationen gleich wären. Masaryks Haltung spiegelt diese besondere Situation wider: die tschechoslowakischen Juden genießen tatsächlich besondere Aufmerksamkeit, man räumt ihnen die gleichen Rechte wie den anderen Nationen ein (allerdings ohne ausdrücklich festzustellen, dass sie eine nationale Minderheit bilden). Das Ziel ist dabei, das politische Gleichgewicht in dem neuen Staat zugunsten der Tschechen und Slowaken und zum Nachteil der Deutschen und Ungarn zu etablieren. Die eigenartige Stellung der jüdischen Nation erlaubt wahrscheinlich, den Misserfolg der jüdischen Parteien bei den Parlamentswahlen zu erklären. Man kann vielleicht in Max Brods Rückzug aus dem politischen Leben die Konsequenz aus der Einsicht sehen, dass die jüdische Nation ihren Platz in dem traditionellen europäischen politischen Rahmen nicht finden kann. Wenn die Juden eine eigene Nation bilden, wird es daher notwendig, für sie eine besondere Rolle im Konzert der Nationen zu definieren. Brod sieht die Mission des jüdischen Volks darin, den Begriff des Nationalismus neu zu definieren. Diese Neudefinition bleibt aber theoretisch, da einerseits der jüdische Staat, der den idealen Boden für die Verwirklichung dieser Theorie darstellen würde, noch nicht existiert, und da andererseits die Minderheitenposition der Juden in den westlichen Ländern sie daran hindert, eine bedeutende politische Rolle zu spielen. Die Mission des jüdischen Volks kann also nicht auf traditionelle Weise verwirklicht werden, sondern nur auf einem besonderen Boden, der den besonderen Eigenschaften des jüdischen Volkes entsprechen würde. Brods Meinung nach ist diese besondere Mission die der Vermittlung, da sein Volk sich zwischen den Nationen bewegt, ohne sich in diese vollstän-

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

dig zu integrieren. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte er eine Vorahnung von dieser Aufgabe, und man kann vielleicht in seiner politischen Tätigkeit den Willen sehen, die jüdische Eigenart zu stützen und für diese Vermittlungsarbeit günstige Bedingungen zu schaffen.

5.1

Die gesellschaftliche Stellung des Juden: ein Vermittler

Schon seit 1913 versucht Brod, für den jüdischen Schriftsteller einen Platz in der Gesellschaft zu definieren, der seiner spezifischen Identität entspricht. Er steht hier in enger Verbindung mit einer lebhaften zeitgenössischen Debatte, die Delphine Bechtel in ihrem Buch La renaissance culturelle juive1 zusammengefasst hat. Sie unterstreicht, dass die Debatte über die Beziehung zwischen Deutschtum und Judentum in der Literatur im März 1912 eine neue Wende nimmt, als der junge deutsche Zionist Moritz Goldstein in der Zeitschrift Der Kunstwart einen »Deutsch-jüdischer Parnaß« betitelten Artikel veröffentlicht, in dem er behauptet: »Wir Juden verwalten den geistigen Besitz eines Volkes, das uns die Berechtigung und die Fähigkeit dazu abspricht«2. Laut Goldstein ist jetzt das Wesentliche, »nicht durchaus nur für Juden und über Juden schreiben, dichten, malen, aber überall und unbedingt als Jude wirken […]. Worauf es hier vor allem ankommt, ist die Schaffung eines neuen Typus Jude, neu nicht im Leben, sondern in der Literatur«3. Dieser Essay bedeutet die absolute Infragestellung des von den meisten westjüdischen kulturellen Akteuren behaupteten Willens, Deutschtum und Judentum zu vereinen. Im selben Jahr veröffentlicht Goldstein eine Broschüre, Begriff und Programm einer jüdischen Nationalliteratur, in der er die Gründung einer deutschsprachigen jüdischen literarischen Schule wünscht, deren Haupteigenschaft nicht die Sprache, sondern der »jüdische Geist« wäre. Goldsteins Stellungnahmen rufen eine weite Debatte über das Wesen einer deutschsprachigen deutschen Literatur hervor, zu der Max Brod mit seinem Essay »Der jüdische Dichter deutscher Zunge«4 beiträgt. Er beginnt mit der Feststellung, er sei von der oft in Frage gestellten Fähigkeit der Juden, ein literarisches Werk schaffen zu können, überzeugt: Die Fähigkeit zu großer dichterischer Gestaltung und zu naivem Gefühl wird von vielen modernen Theoretikern den Juden überhaupt abgesprochen. Schon dies veranlaßt vielleicht den Dichter, der sich als Jude fühlt, Beziehungen zu den Leistun1 2 3 4

Delphine Bechtel: La renaissance culturelle juive. Europe centrale et orientale 1897– 1930. Paris: Belin 2002, S. 147ff. Moritz Goldstein: Deutsch-jüdischer Parnaß. In: Der Kunstwart 25, Nr 11, März 1912, S. 283. Ebd., S. 292f. Max Brod: Der jüdische Dichter deutscher Zunge. In: Vom Judentum. Ein Sammelbuch (wie Kap. 2, Anm. 61), S. 261ff.

5.1 Die gesellschaftliche Stellung des Juden: ein Vermittler

151

gen der jüdischen Literatur zu suchen. Denn allein mit seinen Werken wagt er der Schneide eines solchen Urteils gar nicht entgegenzutreten. Die Vertrautheit mit dem biblischen und nachbiblischen hebräischen Schrifttum belebt alle heroischen Kräfte im jüdischen Dichter. Daneben bleibt es ein ungeheures Erlebnis, mit der neuen jiddischen Literatur bekannt zu werden und zu sehen, daß dort, wo wir Volk sind, die volkstümliche Naivität allsobald sich einfindet. – Es bleibt von dem Urteil der oben erwähnten Theoretiker kein Hauch übrig.5

Die Benutzung der deutschen Sprache durch den jüdischen Dichter sei aber problematisch, da diese Sprache von einem spezifisch deutschen Geist belebt wird, dem der Geist des Judentums nicht entspreche. Zwei Lösungen seien möglich: Der Dichter könne »sein Nationalgefühl ausstreichen. Aber nur um den Preis, in seiner ganzen Persönlichkeit ein unkompletter Mensch zu werden«6. Die zweite Möglichkeit ist für Brod viel schöner und ehrlicher: […] Durch Vertiefung des eigenen jüdischen Nationalgefühls […] auch fremde nationale Begeisterung anderer Völker plötzlich zu verstehen. – Die Beziehung zur deutschen Literatur ist dann dadurch gegeben, daß der jüdische Dichter die einzelnen Persönlichkeiten der deutschen Literatur aus seiner allgemeinen Kunstliebe heraus erfaßt, daß er aber außerdem die innerlichste Einbettung dieser Großen in ihr Volksgefühl, gleichsam die Nährflüssigkeit um sie herum, durch Analogie mir seinem eigenen Volksempfinden miterlebt […]. Es ist meine Meinung, daß auf dem Weg tiefer jüdischer Nationalempfindung dem jüdischen Dichter deutscher Zunge zum erstenmal Zutritt zum wahren deutschen Volksgeist ermöglicht wird, daß er erst auf diesem Wege des Gewichtes nationaler Sprachwerte und der Verantwortlichkeit für ihren reinen Gebrauch sich voll bewußt wird. Die Freude am eigenen Volkstum ist der Freude am fremden Volkstum verwandter als die versuchte Erschleichung fremden Volkstums.7

Die hier entwickelte Theorie erlaubt Brod, zwei Probleme gleichzeitig zu lösen. Dadurch, dass er sich als »jüdischen Dichter deutscher Zunge« und nicht nur als »deutschen Dichter« (wie zum Beispiel Ernst Toller oder Jakob Wassermann) bezeichnet, schafft er ein neues Identitätsmodell, in dem es keine Spannung zwischen Deutschtum und Judentum gibt und das im Gegenteil eine harmonische Synthese dieser beiden Elemente darstellt. Diese Synthese ist für das Überleben der Brodschen Identität unentbehrlich. 1918 schreibt er: Nicht etwa bloße Bequemlichkeit veranlaßt mich zu diesem Festhalten an der deutschen Sprache, sondern absolute Notwendigkeit; denn mein Denken, mein Sprachgefühl und alles Verwandte ist unübersetzbar deutsch. Auf die deutsche Sprache verzichten, hieße für mich meine Persönlichkeit um ein lebenswichtigstes Organ reduzieren – tödliche Amputation.8

5 6 7 8

Ebd., S. 261. Ebd. Ebd., S. 261f. Brod, Ein menschlich-politisches Bekenntnis. Juden, Deutsche, Tschechen (wie Kap. 2, Anm. 36), S. 1580ff. Dieser Text wurde auch in der Sammlung Im Kampf um

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Die Möglichkeit, eine solche Synthese in Angriff zu nehmen, ist aber auch ein Mittel, seine Legitimität als jüdischer Schriftsteller zu sichern, eine Legitimität, die ihm Freunde innerhalb der zionistischen Bewegung wie Martin Buber und Hugo Bergmann absprechen, die der Meinung sind, dass eine echte jüdische Literatur nur auf Jiddisch oder Hebräisch geschrieben werden kann und dass die Beherrschung dieser beiden Sprachen für das Verständnis des jüdischen Wesens unerlässlich ist. In einem Brief an Bergmann, datiert vom 20. März 1917, schreibt Martin Buber: Über den Talmud will Brod etwas schreiben. Es wäre aber sehr gut, wenn Sie und er den Gegenstand untereinander verteilen würden; denn Brod kann ja rechtmäßigerweise doch wohl nur das Allgemeinste behandeln, also gewissermaßen eine Einleitung zu Ihrer Darlegung geben. Ihnen traue ich, das darf ich doch sagen, etwas Vorzügliches über die Materie selbst zu.9

Zwei Jahre später fasst Bergmann die Bedenken der Spitzenvertreter des kulturellen Zionismus folgendermaßen zusammen: Aber gerade weil ich weiß, daß die ganze Hoffnung des Zionismus in der ganzen Welt heute auf der Generation liegt, die Sie erzogen haben, gerade deswegen sehe ich auch deutlicher vielleicht als Sie die ungeheure Gefahr: daß infolge der Entfernung vom Volke und seiner Sprache die ganze Bewegung bleibt, was sie bisher war: literarisch. Ich sehe die zentrale Bedeutung des Religiösen jetzt wie früher. Aber wird Religiöses dadurch, daß wir darüber schreiben und diskutieren? Und was taten wir sonst bisher? Und dazu in einer fremden Sprache! Was soll, selbst rein literarisch gesprochen, aus diesem Judentum aus dritter Hand werden, das sich an Ihren Namen und Ihr Werk klammert? Und welche Wirkung soll sachlich von ihm ausgehen? Wenn selbst ein uns so nahe Stehender wie Brod ein – der Absicht nach – grundlegendes Buch über Judentum schreibt, ohne Hebräisch zu lesen.10

Brod hat diese Briefe wahrscheinlich nicht gekannt, aber man kann sicher annehmen, dass er mit der Meinung von Buber und Bergmann vertraut war. Sie hat für ihn eine besonders tragische Folge, da seine beiden Mentoren ihm letzten Endes seinen Status als jüdischer Schriftsteller und Intellektueller absprechen. Er arbeitet also verbissen daran, Buber von der Richtigkeit seiner Synthese und demzufolge von seiner Legitimität als deutschsprachiger jüdischer Schriftsteller zu überzeugen. In einem Brief an Buber vom 1. September 1916 schreibt er: Nur so viel möchte ich sagen: daß ich nicht glauben kann, daß die äußere Sprachform entscheidet. Nur der innere Geist kann die Zugehörigkeit zu einer bestimmten menschlichen Entwicklungsreihe (und das ist mir die Literatur, nicht eine Bücher-

9 10

das Judentum unter dem Titel »Juden, Deutsche, Tschechen. Eine menschlichpolitische Betrachtung (Juli 1918)« veröffentlicht. Das Zitat befindet sich auf Seite 20. Martin Buber an Hugo Bergmann, 20. März 1917. In: Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten (wie Kap. 2, Anm. 70), Bd 1, S. 488f. Ebd., Bd 2, S. 58f.

5.1 Die gesellschaftliche Stellung des Juden: ein Vermittler

153

sammlung) festlegen. Eben nur in diesem Sinn gibt es auch eine jüdische Musik, Skulptur, Malerei, wo doch die Sprache nicht in Betracht kommt.11

Als er sieht, dass Buber skeptisch bleibt, nuanciert er einige Monate später seine Meinung: Man kann nicht genug betonen […], daß wir kein neues Serbien oder Bulgarien oder sonst einen imperialistischen Kleinstaat wollen, sondern etwas prinzipiell Neues. Ich freue mich sehr, daß ich hier mit Ihnen ganz übereinstimmen kann. – Begreife nur nicht, wie Sie auf diesem Standpunkt meinen Gedankengang, daß es auch in deutscher Sprache eine jüdische Literatur (d. h. eine Literatur in jüdischem Geiste) gibt, ablehnen können! Die hebräische Sprache kann nicht das einzige Kriterium sein. Sie kann allerdings (und nur sie) dem jüdischen Gefühlten die letzte Weihe, die entsprechende Dynamik […] geben. Gibt es einen spezifisch jüdischen Geist, so muß dieser aber auch ohne die Flügel der hebräischen Sprache laut werden; freilich mangelhaft.12

Trotz dieses kleinen Zugeständnisses kann Brod Buber nicht überzeugen, und dieser Misserfolg kann vielleicht als einer der Gründe für Brods allmählichen Bruch mit Bubers Theorien und für die Entwicklung einer persönlichen Auffassung des Judentums betrachtet werden. Dadurch bekräftigt er seine Legitimität nicht nur als Schriftsteller einerseits und als Jude andererseits, sondern als echter »jüdischer Dichter deutscher Zunge«, der eine persönliche Auffassung des Judentums entwickelt hat, die durch seine Prosaschriften belegt ist. Die von Brod im Essay »Der jüdische Dichter deutscher Zunge« entwickelte Theorie liefert auch die Lösung eines politischen Problems, das nicht nur den jüdischen Schriftsteller, sondern auch den jüdischen Menschen betrifft. Wenn Brod behauptet, dass »die Freude am eigenen Volkstum der Freude am fremden Volkstum verwandter [ist] als die versuchte Erschleichung fremden Volkstums«, scheint er damit sagen zu wollen, dass nur der jüdische Schriftsteller, und mit ihm das ganze jüdische Volk (mindestens diejenigen Elemente, die sich ihrer nationalen Eigenart bewusst sind) wahrhaftig in der Lage ist, eine Verständigung zwischen den Völkern zu fördern. Dank ihres Lebens in der Diaspora besitzen die Juden die nötigen Kenntnisse und die nötige Nähe zu den anderen Völkern, die, mit einem tiefen Gefühl ihrer nationalen Eigenart verbunden, aus ihnen die idealen Mittler machen, da »die Übereinstimmung durch das Bewusstsein eines Nationalgefühls geschieht, auch wenn dessen Objekte verschieden sind«13. Diese Auffassung des jüdischen Volkes als Mittler, die Brod lebenslang verteidigen wird, ist auch stark von Bubers Theorien über die spezifische Stellung des jüdischen Volkes geprägt, wie er sie 1916 in seinem Essay »Der Geist des Orients und das Judentum« entwickelt hat. In diesem Text, in dem er den 11 12 13

Max Brod an Martin Buber, 1. September 1916. Ebd., Bd 1, S. 452. Max Brod an Martin Buber, 10. Januar 1917. Ebd., S. 458f. Bechtel, La renaissance culturelle juive (wie Anm. 1), S. 155.

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Verlust an Geistigkeit analysiert, den er als eine der Ursachen für den Verfall der westlichen Welt betrachtet, schreibt Buber: Selbstbesinnung, Einkehr, Umkehr tut not. Das Volk, das in dieser vorangehen muß, ist das, dessen Leben im Geiste und dessen metaphysische Schöpfung einzig im modernen Europa denen der großen orientalischen Völker verwandt ist, das deutsche Volk. Es muß sich unterfangen, eine neue Ära der Erhaltung des Orients und des Einvernehmens zwischen ihm und dem Abendland zu gegenseitiger Förderung und gemeinsamer menschheitlicher Arbeit zu begründen, eine Ära, in der Asien durch Europa nicht vergewaltigt, sondern aus seinen eigenen Keimkräften heraus entfaltet, und Europa durch Asien nicht bedroht, sondern zu den großen Lebenswahrheiten hingeführt wird. Für die weltgeschichtliche Mission bietet sich Deutschland ein Mittlervolk dar, das alle Weisheit und Kunst des Abendlandes erworben und sein orientalisches Urwesen nicht verloren hat, das berufen ist, Orient und Okzident zu fruchtbarer Gegenseitigkeit zu verknüpfen, wie es vielleicht berufen ist, den Geist des Orients und den Geist des Okzidents in einer neuen Lehre zu verschmelzen. Unter allen Nationen Europas hat die deutsche am stärksten auf den wandernden Juden eingewirkt, sie hat seine Sprache und seine Lebensformen dauernd beeinflußt, unverlierbar gehört ihr seine Liebe; und unter allen Nationen Europas hat die deutsche die stärksten Eindrücke vom Judentum empfangen.14

Brod, wie Buber, betrachtet die Juden als ein »Mittlervolk«, nicht nur zwischen dem Orient und dem Okzident, sondern auch zwischen allen Nationen, da sie dazu berufen sind, diese zu regenerieren und ihnen das Beispiel eines Volkes zu geben, das dazu fähig ist, einen positiven Nationalismus zu entwickeln. Der »jüdische Dichter deutscher Zunge« im Allgemeinen, und der Prager Dichter im Besonderen, der die beiden Völker, in deren Mitte er groß geworden ist, bewundert, nimmt eine Mittelstellung ein, die ihm erlaubt, gleichzeitig »Bürger der Heimat und Weltbürger«15 zu sein. Diese Rolle eines friedlichen Mittlers, die ihm eine durch Vertiefung seines Nationalgefühls erlangte Empathie verleiht, wird allerdings durch das Aufkommen des Nationalsozialismus in Frage gestellt.

5.2

Eine neue Herausforderung: das Aufkommen des Nationalsozialismus

Das Auftauchen der nationalsozialistischen Ideologie und deren wachsender Einfluss in Deutschland führen zu einer radikalen Infragestellung von Brods Theorie, da die Juden ihre Mittlerstellung verlieren und an die Peripherie abgedrängt werden. In diesem Sinne kann man letzten Endes die antisemitischen Grundlagen des Nationalsozialismus als eine Pervertierung des Zionismus, oder mindestens des politischen Zionismus ansehen. Die Gründung eines jüdi14 15

Buber, Der Geist des Orients und das Judentum (wie Kap. 2, Anm. 52), S. 47f. Max Brod: Antwort auf Kurt Kestens Kritik von Novellen aus Böhmen. In: Die Neue Weltbühne, 26. Marz 1936, S. 412.

5.2 Eine neue Herausforderung: das Aufkommen des Nationalsozialismus

155

schen Staats in Palästina hätte ja die Emigration der europäischen Juden zur Folge und würde also das Verschwinden des jüdischen Elements aus den westeuropäischen Gesellschaften bedeuten. Der Brief Erwin Kolbenheyers, eines der Gründer der literarischen Zeitschrift Witiko (einer stark nationalistisch geprägten, im Sudetenland veröffentlichten deutschen Zeitschrift) an Johannes Stauda, einen deutschnationalen Verleger, vom 18. März 1928 ist in diesem Sinne aufschlussreich: Ihr Verhalten dem Judentum gegenüber halte ich für sehr richtig. Nur keine Angst! Das ist das erste Gebot. Dann aber auch Anerkennung wirklicher Leistung. Von den Prager Juden scheint mir Salus die äußerste Grenze dessen, was noch gebracht werden könnte; was darunter ist, ist vom Übel. Max Brod steht weit über Salus. Jede erste Konzession […] würde unweigerlich andere nach sich ziehen. Dammbruch. Die Zionisten sind immer diejenigen Juden, die unsere Achtung verdienen.16

Obwohl die Ziele des Zionismus und des Nationalsozialismus zunächst als ähnlich betrachtet werden, ist es selbstverständlich, dass die zur Erreichung dieser Ziele angewandten theoretischen Grundlagen und Mittel absolut verschieden sind und dass es schlechterdings unmöglich ist, diese beiden Ideologien mit der gleichen Wertskala zu messen. Gleichwohl bleibt die Lage der zionistischen Intellektuellen ziemlich unbequem, und dies aus zwei Gründen. Es müssen Mittel gefunden werden, um eine antisemitische Ideologie zu bekämpfen, die wie die Doktrin der Zionisten die Bedeutung der Rasse und der Geschichte für das Bestehen und die Entwicklung einer Nation hervorhebt. Dieser Bekämpfung der nationalsozialistischen Ideologie wird Brod sein Buch Rassentheorie und Judentum widmen. Es ist aber vor allem notwendig, die Stellung der Juden gegenüber einer Ideologie neu zu definieren, die sie de facto an den Rand verdrängt. Als Anhänger des kulturellen Zionismus kann sich Brod mit dieser peripheren Lage nicht zufrieden geben: er betrachtet den zukünftigen jüdischen Staat als ein geistiges Zentrum für die Juden, die in der Diaspora eine gleichberechtigte politische, soziale und kulturelle Rolle spielen sollen, und nicht als ein Territorium, das alle Juden aufnehmen wird. In seinem Roman Die Frau, die nicht enttäuscht, geschrieben zwischen Juli 1932 und Februar 1933, versucht Brod, ein unmögliches Ziel zu erreichen: die den Juden durch den wachsenden Antisemitismus aufgezwungene Lage an der Peripherie und die Mission als Vermittler in Einklang zu bringen. Dieser Roman, der zahlreiche autobiographische Elemente enthält,17 stellt eine unmittelbare Reaktion auf das Aufkommen des Nationalismus in Deutschland dar:

16

17

Dieser Brief wurde mir von Christian Jacques überreicht, der 2004 seine Doktorarbeit der Zeitschrift Witiko gewidmet hat. Dieser Brief befindet sich in den Kolbenheyer-Archiven (Kolbenheyer Gesellschaft, Geretsried). Manche Details erlauben uns, den Helden, Justus Spira, als Brods Doppelgänger zu betrachten, vor allem die Erwähnung einer Reise ins Erzgebirge und der Satz »Justus Spira veröffentlicht in einer Tageszeitung drei Artikel über das, was er gesehen

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Im April 1932 entschieden sich 13 ½ Millionen erwachsener Deutscher für das Hakenkreuz. Distanz, Distanz, herrschte die Ziffer ihn an. Ich weiß nicht, wie ich weiterleben soll und kann, wenn dieses Band zerreißt. Aber es zerreißt eben doch. Unwürdig wäre es, sich vor so dicken Tatsachen blindzustellen […]. Wie, das alles, was ich so liebe, soll mir fremd sein? Unmöglich! Die Fremdheit wird mir aber aufgenötigt.18

Die Wahlentscheidung der Deutschen zugunsten der nationalsozialistischen Partei führt den Helden, und demzufolge auch Brod, dazu, die deutsche Welt, in der er sprachlich und kulturell aufgewachsen ist, zu verlassen. Und diese Ablehnung stellt ihn vor eine schmerzliche Fragestellung: Ende Juli dieses gesegneten Goethe-Jahres 1932 waren es vierzehn Millionen Deutsche, die in uns Juden den Quell allen Übels sahen. Verzeih’, das überwältigt mich. Ich habe keinem von ihnen was Böses getan, habe vielmehr das Beste, was in ihnen war, gesucht, erkannt, geliebt und, so weit es an mir lag, mitgestützt. Ich habe das Gefühl, einem Akt herostratischen Undanks gegenüberzustehen, nicht etwa nur im eigenen Namen: im Namen des ganzen deutschen Judentums. Denn überall, in der ganzen Welt waren die Juden Verehrer und Verfechter der deutschen Kultur. Wohin gehöre ich jetzt? Wo ist mein Platz? Das erschüttert mich von der Wurzel aus.19

Diese Fragen können aus dem Mund einer Figur, die der Doppelgänger des Schriftstellers ist, erstaunlich erscheinen. 1918 lieferte Brod die folgende Selbstdefinition: »Sprache, Erziehung, Lektüre, Kultur haben mich zum dankbaren Freunde des deutschen Volks gemacht, nicht zum Deutschen«20. Man kann verstehen, dass das Ergebnis der Wahlen Brod zutiefst erschüttert. Bemerkenswert ist allerdings, dass es seine Identität, die eher auf einer jüdischen als auf einer deutschen Grundlage beruht, in Frage stellt. Es scheint daher nötig, die Bedeutung der von Justus Spira formulierten Fragen zu analysieren. Drei einander ergänzende Deutungen bieten sich an. Erstens kann Spira nicht nur als Brods Doppelgänger betrachtet werden, sondern als das Sinnbild aller deutschen Juden, auch derjenigen, für die das Judentum kein identitätsbildendes Element bedeutet. Zweitens kann man diese Überlegungen als die Infragestellung einer Identität verstehen, die, obwohl sie auf dem Judentum beruht, größtenteils auf die deutsche Kultur angewiesen bleibt: Brod, der »jüdische Dichter deutscher Zunge«, ist seit 1932 nicht mehr in der Lage, diese beiden Elemente zusammenzufügen, er ist von seinem kulturellen Nährboden getrennt. Schließlich entsteht der Eindruck, dass das Judentum, das für Brod so wichtig war, als er versuchte, eine stabile individuelle Identität zu gründen, eigentlich nur theoretisch wichtig war und allmählich zugunsten des Deutsch-

18 19 20

hat«. Diese drei Artikel deuten auf die Artikel hin, die Brod über die Lage im Erzgebirge in April 1932 im Prager Tagblatt veröffentlicht hat. Brod, Die Frau, die nicht enttäuscht (wie Einleitung, Anm. 11), S. 56f. Ebd., S. 268. Brod, Juden, Deutsche, Tschechen. Eine menschlich-politische Betrachtung (Juli 1918) (wie Kap. 3, Anm. 16), S. 17.

5.2 Eine neue Herausforderung: das Aufkommen des Nationalsozialismus

157

tums in den Hintergrund getreten ist. Diese letzte Hypothese wird von Brod in seinem Roman bestätigt: Justus […] muß sich eingestehen, daß er in den letzten Jahren die ›Boten aus dem heiligen Lande‹ nicht immer sehr gern gesehen hat. Er hatte sich so tief ins Deutschtum eingewurzelt gefühlt, daß sie ihn beinahe störten […]. Justus, seit vielen Jahren Parteimitglied, war infolge all der Schwierigkeiten, die in den Berichten der Boten zum Ausdruck kamen, lau geworden, übrigens hatte die Liebe zum Deutschtum, die Verbundenheit mit dem deutschen Schicksal, den Vordergrund seines Lebens gefüllt, nur ganz im Dunkel stand das andere, ein lediglich theoretischer Zionismus (›eigentlich dürfte ich mich nur einen Philozionisten nennen‹, pflegte er zu sagen, ›Zionisten sind nur die, die wirklich hinübergehen und ein völlig neues Leben beginnen‹), – erst die letzten Monate hatten zwar nicht seine Liebe zum Deutschtum, wohl aber sein sicheres Verbundenheitsgefühl mit ihm erschüttert.21

Es scheint also, dass Brod, nachdem er zu der Anerkennung der jüdischen Nationalität in der Tschechoslowakischen Republik beigetragen und für sich selbst eine unangreifbare Position gesichert hat, zu tieferen Wurzeln zurückgekehrt ist, und dies zum Nachteil der jüdischen Elemente, die letztendlich ein wirksames, aber oberflächliches Mittel in der Schaffung einer individuellen Identität bilden. Eines ist aber sicher: das Aufkommen des Nationalsozialismus zwingt Brod dazu, sich der jüdischen Basis seiner Identität erneut bewusst zu werden und auf eine neue Form des Antisemitismus zu reagieren, die sich durch ihre Radikalität von den vorigen Formen unterscheidet. Justus Spira war sich klar darüber, daß hinter der scheinbaren Leichtfertigkeit und Zusammenhangslosigkeit des Angriffs eine fertige, sehr wohlausgebildete Theorie stand […]. Die Theorie verwarf tatsächlich jeden Juden, mochte er gut oder böse sein, gut oder böse wirken wollen; sie ging gleichsam gegen das Jüdische an sich, gegen das Jüdische als Idee, unabhängig von ihren Erscheinungsformen […].22

Für Brod ist die Konsequenz, die man aus dem Antisemitismus und dem Hass der Deutschen gegenüber den Juden zu ziehen hat, eindeutig: Für seine Person hatte nun Justus die Konsequenz aus solchem Haß gezogen. Die Stellung eines Schriftstellers von jüdischem Blut innerhalb des deutschen Volkes, der deutschen Literatur war ihm aufs äußerste fragwürdig geworden. Was hatte er denn noch einer feindselig gegen ihn und seinesgleichen aufgeregten Umwelt zu sagen? Was hätte er sagen können, was nicht mit Abneigung und Mißtrauen aufgenommen worden wäre? – Grauenvoller Abschied, höchst erbarmenswerter Schmerz, da ich doch innerhalb der deutschen Geistessphäre aufgewachsen bin, mich an ihren Werten, überwiegend nur an den ihren, gebildet habe.23

Einige Juden haben, laut Brod, zwar versucht, diesen Abschied zu vermeiden und einen Platz in der deutschen Gesellschaft zu finden. Dies ist zum Beispiel 21 22 23

Brod, Die Frau, die nicht enttäuscht (wie Einleitung, Anm. 11), S. 274. Ebd., S. 36. Ebd., S. 38.

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

der Fall von Hans-Joachim Schoeps, dem Brod in Die Frau, die nicht enttäuscht folgende Sätze widmet: Gehört in das Buch, das ich schon lange schreiben wollte: ›Was Juden alles imstande sind‹. Justus läßt seine Gedanken abschweifen zu diesem einst geplanten Werk. Es hätte auch den Titel ›Das große Davonlaufen‹ führen können […]. Und als neueste Figur des Wachsfigurenkabinetts hätte der junge Hans-Joachim Schoeps nicht fehlen dürfen, der sich geschichtlich ins allerhärteste Preußentum eingliederte, dabei aber jüdisches Blut, die Offenbarung als Auftrag an dieses ewige Blut anerkannte, auf einer ganz hohen Ebene freilich, der er mit der Miene der Anbetung alles Eingreifen ins Geschichtlich-noch-Wirksame absprach.24

Es ist kein Zufall, wenn der Name von Hans-Joachim Schoeps hier auftaucht. Brod hat ihn zum ersten Mal 1929 getroffen und arbeitet mit ihm bis 1934 an der Gesamtausgabe der Werke Kafkas.25 Diese Zusammenarbeit geht nach der Machtergreifung Hitlers weiter, obwohl Schoeps versucht, Deutschtum und Judentum zu versöhnen. Als aber die Unterschiede zwischen den beiden Männern zu offensichtlich werden, schreibt Brod an Schoeps: Ihr[e] Arbeiten werden mich nach wie vor interessieren […]. Ich bedauere sehr, daß eine so ungeheure sachliche Differenz zwischen uns klafft, die es mir nur schwer ermöglicht, die guten Gefühle, die ich anfangs für Sie hatte, zu bewahren. Was die Kafka-Edition anlangt, so möchte ich Sie bitten, die noch in ihrem Besitz befindlichen Kafka-Manuskripte an Herrn Dr. M. Spitzer zu übergeben und sich von ihm die Rückstellung bestätigen zu lassen. Ich werde nämlich im Verlag Schocken eine Gesamtausgabe Kafkas herausgeben. So weit sie bisher an der Edition mitgearbeitet haben, wird selbstverständlich auch in der neuen Ausgabe ihr Anteil an der Arbeit hervorgehoben werden, eine weitere Zusammenarbeit in der Ausgabe Kafkas mit Ihnen ist mir aber schon aus räumlichen Gründen unmöglich, denn ich komme nicht nach Deutschland und Sie werden wohl auch kaum hierher kommen. Abgesehen davon hat sich die obenerwähnte Differenz in der Auffassung des Judentums doch als so grundlegend erwiesen, daß eine gemeinsame Arbeit sich von selbst ausschließt. Ich bin überzeugt, daß Sie aus Gründen intellektueller Reinheit diesen meinen Entschluß begreifen werden, und daß wir vielleicht erst, wenn der Gegensatz völlig manifest geworden ist, uns auf einem Wege (den ich vorläufig nicht sehe) weltanschaulich treffen werden.26

Wie durch den Brief deutlich wird, kann der Bruch zwischen den beiden Männern durch vielerlei erklärt werden: geographische Entfernung, Brods Willen, die Werke seines Freundes Kafka allein herauszugeben, aber auch Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die einzunehmende Haltung dem nationalsozialistischen Regime gegenüber. Wenn Brod sich für den Bruch mit Deutschland entscheidet, so deshalb, weil er jeden Kompromiss ablehnt, aber wahrscheinlich auch, weil er sich dessen völlig bewusst ist, dass die Nazis 24 25

26

Ebd., S. 124f. Über diese Zusammenarbeit, siehe: Im Streit um Kafka und das Judentum. Briefwechsel. Hg. von Julius H. Schoeps. Königstein: Jüdischer Verlag bei Athenäum 1985. Ebd., S. 82f.

5.2 Eine neue Herausforderung: das Aufkommen des Nationalsozialismus

159

ihn nicht tolerieren können. Der in seinem Roman formulierte Abschied wird erst einige Wochen vor der Veröffentlichung von Brods Namen auf der schwarzen Liste der Schriftsteller, deren Werke verbrannt werden sollen, vollzogen.27 Den Roman Die Frau, die nicht enttäuscht wird Brod in Amsterdam veröffentlichen. Aber der Entschluss zum Abschied bietet keine endgültige Lösung. Es ist für den jüdischen Schriftsteller deutscher Sprache notwendig, seine Beziehung zu einer Nation neu zu definieren, deren kulturelles Erbe er nicht abtun kann. Brod schafft also einen neuen Modus der Beziehung zum Deutschtum, den er »Distanzliebe« nennt und der es ermöglicht, wie Julius Spira behauptet, die Abgründe zu überwinden, die jetzt Deutsche und Juden trennen: Ist es denn möglich, Distanz zu halten, wo man liebt? hatte er damals in seiner Verzweiflung gefragt. Oder (was fast dasselbe war): Kann man denn lieben, wo man solche Distanz fühlt? Jetzt wußte er die Antwort: Ja, man liebt auch über Abgründe hinweg […]. Distanzliebe. Das war das Wort. Es bot sich von selbst dar. Ich werde mich den Distanzdeutschen nennen. Ich gebe nicht vor und mache keinen Anspruch darauf, ein Deutscher zu sein.28

In seinem Roman gibt Brod die folgende Definition: Distanzliebe geht, richtig erfaßt, darauf aus, den zwischen zwei Menschen oder Menschengruppen bestehenden Abstand tunlichst zu verkleinern, – gerade weil man weiß, daß ein Rest dieses Abstands naturnotwendig ist und immer bleiben muß, gerade deshalb bemüht man sich in gegenseitigem Zueinanderstreben, nichts als diesen Rest, den man nicht wegschwindeln mag, nichts als diesen zwangsgegebenen Rest, aber auch wirklich nur ihn wirksam zu lassen.29

Es geht also darum zu erkennen, dass es zwischen den Juden und den Deutschen immer ein unüberwindbares Unverständnis geben wird. Eben dadurch aber, dass man diese Distanz akzeptiert, kann man den Anderen verstehen und lieben. Dieser Beziehungsmodus erlaubt den Juden, ihre Identität zu schützen und der Gefahr des Antisemitismus zu entfliehen, zwingt sie jedoch gleichzeitig nicht dazu, das Deutschtum zu verwerfen, das ein bedeutender Bestandteil ihres kulturellen Erbes ist. Er bietet außerdem einen deutlichen Vorteil: er erlaubt den Juden, gegenüber dem deutschen Volke und der deutschen Kultur eine Haltung einzunehmen, die ihnen niemand absprechen kann: Diese Stellung der Distanzliebe durfte dem Juden aber auch von deutscher Seite her niemand, ja sogar der Antisemit nicht bestreiten. Konnte es gar nicht! Die Stellung war uneinnehmbar. Denn hier galt das Goethe-Wort: Wenn ich dich liebe, was geht’s dich an […]. In dieser Sphäre also, in keiner anderen, in keiner geringeren,

27 28 29

Das einzige Werk von Brod, das der Bücherverbrennung entgeht, ist der Roman Tycho Brahes Weg zu Gott. Ebd., S. 141. Ebd., S. 162.

160

5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

erschien dem Schriftsteller der nun schon viele Jahrhunderte währende Haß- und Liebesstreit der beiden Völker, der Deutschen und Juden, schlichtbar.30

Darüber hinaus führt diese Haltung Brod dazu, den Zionismus, den er lange beiseite gelassen hatte, in seine individuelle Identität neu einzubeziehen: Habe ich etwa gesagt, daß ich von den Juden entzückt bin? […] Wäre ich das, so würde ich vermutlich nicht den Zionismus für die Ergänzung und das notwendige Rückgrat meines Distanzdeutschtums halten. Denn Zionismus, das ist: Sammlung und Gesundung des jüdischen Volkes.31

Und schließlich ist diese Haltung ein Mittel, jedes Werturteil zu vermeiden: ›Dann stellen doch gerade Sie eine unversöhnliche Fremdheit, ein Anderssein zwischen Juden und Deutschen fest‹ […]. ›Ein Anderssein, ja. Aber – das ist wichtig – kein Bessersein der einen, kein Schlechtersein der andern. Dadurch unterscheide ich mich schon von den Antisemiten […]‹.32

Diesen Begriff der Distanzliebe stellt Brod nicht als eine Notlösung dar; er scheint sogar überzeugt zu sein, dass die tragischen Umstände ihn dazu geführt haben, einen neuen Beziehungstypus zwischen den Deutschen und den Juden zu definieren, der eigentlich viel besser und wünschenswerter ist als die in den vorangegangenen Jahrhunderten existierenden Beziehungen: Sie besagt, diese Forderung der Distanzliebe zwischen den Völkern, vor allem, daß der Begriff der Toleranz, so erhaben er an sich, so wünschenswert die Realisierung seines Inhalts ist, nicht ausreicht, um menschenwürdige Beziehungen zwischen den Varianten der Gattung Mensch (das sind eben die Nationen) zu schaffen. ›Toleranz‹, ›Duldung‹ – darin liegt immer noch ein Rest süffisanten Hinabschauens auf den Nächsten […], eine Art taktlosen Bevormundens oder doch ein leichter Anklang an eine solche Art.33

Der Begriff der Distanzliebe liefert eine ideale Antwort auf den Nationalsozialismus, da er gleichzeitig ermöglicht, sich zu einer gewählten, und nicht durch den Antisemitismus aufgezwungenen, jüdischen Identität zu bekennen und den für diese Identität bedeutenden Anteil am Deutschtum zu behalten. Diese Stellung ist aber schwer haltbar, da sie gleichzeitig peripher (außerhalb des deutschen Volkes) und zentral ist (da der jüdische Dichter deutscher Zunge letztendlich der Erbe deutscher kultureller Werte ist). Hieraus erklärt sich wahrscheinlich, warum Brods zionistische Zeitgenossen diesen Begriff mit einer gewissen Verlegenheit betrachtet haben. Dies ist vor allem der Fall bei Brods Freund, Hugo Bergmann, der 1935 auf Brods Heine-Biographie folgendermaßen reagiert:

30 31 32 33

Ebd., S. 143. Ebd., S. 160. Ebd., S. 177. Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 66f.

5.2 Eine neue Herausforderung: das Aufkommen des Nationalsozialismus

161

Lieber Max, ich habe Dir noch für Dein Heine-Buch nicht gedankt […]. Es ist leider aus Deiner Biographie nur allzu deutlich, daß hier ein Mensch an der Distanz-Liebe zerbrochen ist, wie das ganze deutsche Judentum an ihr zerbrochen ist. Ich verstehe nicht, wieso Du meinst, daß die neue Vokabel, die Du gefunden hast, das Problem irgendwie löst […]. Die einzige wahre Lösung ist, daß die deutschen Juden sagen: wir sind ein eigener Stamm zwischen zwei Völkern und haben unsere eigene Literatur, und daß sie bewußt darauf verzichten, dem deutschen Kulturkreis in irgendwelcher, noch so distanzierter Form, anzugehören. Wenn die Tragödie Heines die deutschen Juden zu diesem Bewusstsein bringen könnte, so hätte sie ihren historischen Sinn. Aber Dein Versuch, nun doch eine Lösung zu finden, wo nur eine vollständige und bedingungslose Ablösung statthaben kann, schafft, fürchte ich, eine neue Illusion.34

Brod weigert sich aber, in diesem Begriff der Distanzliebe eine Illusion zu sehen, einen Kunstgriff. In der Zweideutigkeit dieser Haltung sieht er eher den Beweis ihrer Tauglichkeit, da sie ihm erlaubt, Verständnis und Objektivität zu verbinden und dadurch ein idealer Vermittler zu sein. 1934 veröffentlicht er im Prager Tagblatt zwei Artikel, die dieser Mittlerstellung gewidmet sind, deren Vertreter und Verteidiger er sein will, und die bedeutungsvolle Titel tragen: »Die Verteidigung der Mitte«35 und »Mut zur Mitte«36. Der zweite dieser Artikel ist eigentlich eine Rezension der ErasmusBiographie Stefan Zweigs. Im Gegensatz zu Erasmus, der nicht den Mut hatte, nach Worms und Augsburg zu fahren, um seine Stellung zwischen Reform und katholischer Kirche zu verteidigen, müsse der zeitgenössische Intellektuelle den Mut haben, die Vernunft zu verteidigen, welches auch immer die Umstände seien: Aber er schrieb nur Briefe, er kam nicht. Er vermied es, seine Person einzusetzen. Er verriet die Partei der Mitte, die nur durch ihn hätte gültig repräsentiert werden können […]. Ja, Erasmus ist eine packende, hinreißende Figur, die höchste Kulturblüte von Vernunft, Skepsis, Vermittlungseinsicht. Aber das richtige Beispiel für den Mann der Mitte, den die Welt als Erlöser ersehnt, ist er nicht. Denn es ist eine falsche Ansicht, daß der Pazifismus nur kraftlos, waffenlos vertreten, die Sache der Vernunft ohne Triebhaftigkeit und Vitalkraft, die Vermittlungstätigkeit nur in vermittelnd höflicher Form geführt werden kann. Ganz im Gegenteil, auch die Mitte kann sich nur unter Anwendung äußerster Energie, unter Opfern durchsetzen. Sollte aber jemand glauben, daß es kein historisches Beispiel dafür gibt, daß der Denker, der zu einer vermittelnden, also wahrhaft lebensspendenden Ansicht gelangt ist, auch Kraft und Entschiedenheit genug hat, sie politisch in die Tat umzusetzen: so genügt der Hinweis auf Platon und sein Eingreifen im Sizilischen Krieg. Dieser al-

34

35 36

Hugo Bergmann an Max Brod, 24. Juli 1935. In: Tagebücher und Briefe 1901–1975. Hg. von Miriam Sambursky. Königstein: Jüdischer Verlag bei Athenäum 1985, Bd 1, S. 403f. Max Brod: Die Verteidigung der Mitte. In: Prager Tagblatt, 29. März 1934, S. 1. Es handelt sich um ein Kapitel des Buches Rassentheorie und Judentum. Max Brod: Mut zur Mitte. In: Prager Tagblatt, 1. August 1934. S. 1.

162

5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

lerhöchste Menschheitsrang, in dem vermittelnde Philosophie und unzweideutige Tat eins werden, bleibt Erasmus versagt.37

Brod greift also auf den griechischen Denker zurück, dessen Philosophie eine der Hauptinspirationsquellen für seinen Roman Stefan Rott oder das Jahr der Entscheidung war, und betrachtet sich gleichsam als einen neuen Platon in einem Krieg zwischen Mythos und Vernunft, antisemitischen Theorien und Liebe zur gesamten Menschheit. Unter Berufung auf die Mittlerposition, die er für sich selbst entwickelt hat, versucht er, zwischen zwei Haltungen zu vermitteln, die für die Mehrheit der Intellektuellen nicht zu versöhnen sind.

5.3

Mit dem Feind räsonieren?

Brod scheint zu denken, dass die distanzierte Haltung ihm erlaubt, den unmittelbar politischen Debatten zu entgehen und mit dem Feind zu räsonieren. In seinem Buch Rassentheorie und Judentum (1934) versucht er, eine wissenschaftliche Antwort auf die Theorien zu geben, die die Grundlage der nationalsozialistischen Rassenideologie bilden. Dieser Text ist besonders interessant, weil er für Brod eine echte Herausforderung bedeutet. Er, der mehrmals die Bedeutung der Rasse für die Identität der jüdischen Nation herausgearbeitet hat, ist jetzt mit einer negativen Auslegung dieses Begriffs konfrontiert. Es geht ihm also darum, die Argumente seiner Gegner zu zerstören, ohne aber diesen Begriff der Rasse, der für ihn grundlegend bleibt, in Frage zu stellen. Im ersten Teil des Buches kommt Brod auf die verschiedenen Definitionen der Rasse zurück und führt aus, dass dieser sowohl von den Linken (in einem negativen Sinn, in Wörtern wie »Rassenwahn« oder »Rassenmystik«) als auch von der Rechten (diesmal im positiven und mit wissenschaftlichem Anspruch als »Rassenkunde«) benutzt wird. Für Hans Friedrich Karl Günther, einen der Rassentheoretiker, deren Thesen die Basis für die nationalsozialistische Ideologie liefern, ist die Rasse »›eine Menschengruppe, die sich durch ihr eignende Vereinigung körperlicher Merkmale und seelischer Eigenschaften unterscheidet und immer wieder nur ihresgleichen zeugt‹«38. In Rassenkunde Europas unterscheidet Günther fünf Hauptrassen in Europa: die »nordische«, die »westische«, die »dinarische«, die »ostische« und die »ostbaltische«. Brod bestreitet nicht die Gültigkeit dieser Klassifizierung, sondern den Schluss, den die Nazis aus einer Wissenschaft ziehen, deren Grundlagen nicht gesichert sind: Hüten wir uns vor einem rassischen Muckertum und denken wir daran, daß auch der nicht rein nordisch Aussehende seinen Anteil an dem großen Blutstrom unseres 37 38

Ebd. Hans F. K. Günter, zitiert nach Max Brod: Rassentheorie und Judentum. Prag: Barissia 1934, S. 5.

5.3 Mit dem Feind räsonieren?

163

Volkes hat und daß jeder Volksgenosse, ob braun- oder blauäugig, seine Leistung und seine charakteristische Haltung unter Beweis zu stellen hat.39

Die deutsche Rassenkunde hat in den dreißiger Jahren zum einzigen Ziel, die Überlegenheit der nordischen Rasse, die nach Günther die Erbin der Griechen und Römer ist, zu beweisen. Der Verfall der westlichen Kultur sei, so Günther, die unmittelbare Folge des allmählichen Verschwindens der nordischen Rasse. Deswegen solle die neue deutsche Politik zum Ziel haben, dieser Rasse die Herrschaft über die anderen Rassen wiederzugeben. Brod entgegnet, dass diese Position unhaltbar ist: was wird in diesem Fall aus den Deutschen, die den nordischen physischen Kriterien nicht entsprechen? Und die Nazis haben schnell angefangen, die braunhaarigen Deutschen zu rehabilitieren (wie Luther, Goethe, Schubert und Furtwängler), indem sie behauptet haben, dass man seine Zugehörigkeit zur nordischen Rasse vor allem durch »seine Leistung und seine charakteristische Haltung«40 beweist. Brod schließt ironisch: »Wer große Leistungen vollbringt und nicht blond ist, wird von den Rassenforschern als seelisch-blond erklärt«41. Angesichts dieses Unsinns sei es notwendig, »eine gewisse Bedeutung der Rassen anzuerkennen, aber sie zugleich zu begrenzen, um den Werten der Humanität und einer neuen, richtig verstandenen Demokratie Raum zu schaffen«42. Und dies ist das Ziel, das er zu erreichen versucht, indem er eine Unterscheidung zwischen den sogenannten primären (allen Menschen gemeinsamen) und sekundären (jeder Rasse eigenen) Eigenschaften vorschlägt und behauptet, dass »die Rasse nicht entscheidend ist für die Beziehung des Menschen zu den höchsten Werten der Sittlichkeit, der Erkenntnis, der Kunst, der richtigen sozialen und Staatsverfassung«43. Dies bedeute aber nicht, dass alle Menschen gleich sind, da diese »höchsten Werte« sich innerhalb jeder Rasse anders ausdrücken und da die Rassen sich durch sekundäre Eigenschaften (wie zum Beispiel die Ordnungsliebe, die künstlerischen Gaben …) differenzieren. Dadurch, dass man diese sekundären Eigenschaften analysiert, sei es möglich, die Eigenart jeder Rasse zu definieren, ohne auf die »grundlegenden Geisteswerte« zurückzugreifen. Dieser Auffassung zufolge sind alle Rassen »mit den gleichen Gaben versehen«, da sie alle einer »internationalen Humanität« angehören. Diese Auffassung wird von Brod auch in der Heine-Biographie entwickelt. In diesem Werk scheint er aus Heine das Sinnbild für die Probleme zu machen, auf die die Juden nicht nur im 19. Jahrhundert, sondern auch in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts stoßen. Im ersten Teil beschreibt Brod die Haltung des jungen Heine seinem Judentum gegenüber folgendermaßen: 39 40 41 42 43

Ebd., S. 8. Artikel der Kölnischen Illustrierten Zeitung, zitiert nach Max Brod. Ebd., S. 10. Ebd., S. 11. Ebd. Ebd., S. 12.

164

5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Denn welche Art von Judentum hatten diese Eltern den Kindern zu bieten? Das Judentum war brüchig geworden, es erstrebte nicht mehr mit Selbstverständlichkeit Erfüllung des gesamten Lebensraums jedes einzelnen Juden wie auch der jüdischen Gemeinschaft; es zog sich auf Spezialfunktionen zurück, auf isolierte Beobachtung des Religionsgesetzes oder auf rationale Spekulation über den ›wahren Kern‹ des Judentums oder auf diese beiden Gebiete zugleich, die doch auch vereinigt noch keine Einheit ergeben. Treffend stellt Max Wiener in seinem tief ins Wesen eindringenden Werk ›Jüdische Religion im Zeitalter der Emanzipation‹ dar, daß es damals um nicht mehr und nicht weniger ging als den vollständigen ›Bruch mit der jüdischen Einheitskultur‹, ›deren religiöse Tönung ihr eine unvergleichliche Kraft verliehen‹ hatte. Mit diesem Bruch, der schmerzlich, aber geschichtlich notwendig war, setzte erst die ganze Problematik des modernen Judentums ein, deren vorläufige Klärung heute im Zionismus Gestalt und Umriss gewinnt, im Zionismus, dem wiederum die Besinnung auf seine eigene nicht bloß politische, nationale, sondern auch religiöse und soziale Wesenheit neue Aufgaben von ungeheurer Tragweite stellt.44

Brod verwendet das Beispiel Heine, um den Zionismus noch einmal als die einzige Lösung der jüdischen Frage in Westeuropa darzustellen, da er den Juden erlaubt, ihre Rassenzugehörigkeit mit der Tatsache zu versöhnen, dass sie sich zu einer Kultur bekennen, die nicht die ursprüngliche Kultur ihrer Rasse ist. »Die Gipfel sehen einander«: Dieses Motto seiner Biographie erklärt er folgendermaßen: Man wird lernen müssen, beides in den Menschen anzuerkennen, das RassenmäßigBedingte und das allen Menschen Gemeinsame. Das Gemeinsame umfasst die unterste Region, die Grundtriebe, das als Grundlage alles Menschlichen, des Lebens, Geborenwerdens, Sterbens, des schlechthin Animalischen, hier nicht weiter betrachtet wird; gemeinsam allmenschlich sind aber auch gerade die höchsten Funktionen der Seele, die sich auf Form, Wahrheit, Ethik, Religion beziehen. Zwischen diesen beiden Zonen des Allmenschlichen liegt ein weites Reich, in dem es Rassenbedingtes und Allmenschliches in vielfacher Verflechtung gibt. Um darzulegen, wie das Höchste im Menschen aus diesem volkhaft geteilten Zwischenreich organisch hervorwächst, ohne dieses Zwischenreich der Mannigfaltigkeit nicht möglich ist und dabei dennoch eine souveräne Wertordnung der Einheit und Allmenschlichkeit mit eigenen Gesetzen konstituiert, sei hier ein Gleichnis eingefügt: Aus längerem Aufenthalt in den südlichen Kalkalpen kommend bestieg ich einmal eine Höhe, die große Aussicht bot, – da traf es mich mit eigentümlicher Kraft, daß ich von der Höhe aus wohl die bekannten Gipfel erblickte, die mich in der Kalkalpenlandschaft ständig umgeben hatten, die, aus dieser Landschaft hervorgewachsen, mit ihr ein System von Höhen und Tälern und Flußläufen bilden, dass aber gleichzeitig auch die Uralpen mit der Großglocknerkette sichtbar wurden. Der Satz wehte mir zu, in reiner Bergluft: Die Gipfel sehen einander! Sie liegen einander gegenüber, sie haben einander dauernd im Blick […]. Hier oben enthüllt sich erst ihr wahres Verhältnis. Jeder dieser Gipfel gehört in sein Talsystem, wäre ohne die ihm umgebenden niederen Berge nicht vollkommen […]. Dennoch: die Gipfel sehen einander, sie gehören zusammen, sie sind gleichsam eine Welt für sich, einander zugeordnet und in ununterbrochenem Verkehr miteinander ewiglich.45 44 45

Max Brod: Heinrich Heine. Berlin: Non-Stop Bücherei 1956, S. 69. Ebd., S. 147.

5.3 Mit dem Feind räsonieren?

165

Dieses Bild illustriert also die Theorie, die er in Rassentheorie und Judentum entwickelt: obwohl jede Rasse ihre eigene Natur besitzt, sind die menschlichen Eigenschaften und die »wesentlichsten Werte des Geistes« allen Rassen gemeinsam. Demzufolge kann keine Diskriminierung gerechtfertigt werden, die auf der Rasse beruht. Rassentheorie und Judentum ist kein direkter Angriff auf Günther, Brod unterstreicht sogar, dass dessen Buch Rassenkunde des jüdischen Volkes einen objektiven Versuch darstelle, die jüdische Rasse zu definieren, aber dass der Autor leider Gefangener seiner antisemitischen Vorurteile sei. Der Zionismus solle auf diese Vorurteile reagieren, ohne aber alle Schlussfolgerungen von Günther in Frage zu stellen: Der Zionismus steht vor einer doppelten Aufgabe: von den Rassentheoretikern zu lernen und sich zugleich kritisch-ablehnend gegen wichtige Bestandstücke ihrer Schlußfolgerungen abzugrenzen.46

Für Brod geht es darum, den »Nationalismus« durch den »Nationalhumanismus« zu ersetzen, der die Grundlage des Zionismus bildet. Er setzt den Akzent auf die jüdische Eigenart, die man bewahren soll, indem man jedoch die Rückkehr zum Ghetto oder die Assimilation vermeidet und die Haltung der Distanzliebe einnimmt, »also ein lebendig elastisches, dialektisches, organisch entwicklungsfähiges Gebilde«47 schafft. In seinem Buch Rassenkunde des jüdischen Volkes gibt Günther das Prinzip der Überlegenheit der nordischen Rasse zugunsten des Prinzips der »Relativität der Moral« auf, nach dem jedes Volk seine eigenen Werte besitzt. Dies erlaubt Brod zu behaupten, Nationalsozialisten und Kommunisten seien ziemlich ähnlich, da sie sich beide auf dieses Prinzip beriefen, die einen, indem sie den Unterschied zwischen den Rassen, die anderen indem sie den Unterschied zwischen den Klassen behaupten. Die Folge einer solchen Haltung ist für Brod ein ständiger Krieg, da dieses Prinzip jedes Volk dazu führt, seine Werte gegen diejenigen der anderen Völker zu verteidigen. Die Moral könne nicht als relativ betrachtet werden: »Nur die sekundären Eigenschaften der Rassen sind verschieden, nicht die primäre Bezogenheit auf die allen gemeinsame Wahrheits- und Wertskala«48. Den Nationalsozialisten und Kommunisten solle man also das Ideal der Einheit des Menschengeschlechts und ein ewiges ethisches Ideal der Wahrheit entgegenstellen. Auch hier sollen die Juden das Beispiel geben: Diese Einheit des Menschengeschlechts entspricht der Einheit Gottes. Und zum Monotheismus haben die Juden durchaus kein die andern ausschließendes Verhältnis; das würde ja gar nicht monotheistisch gedacht sein. Sie waren nur berufen,

46 47 48

Brod, Rassentheorie und Judentum (wie Anm. 38), S. 16. Ebd., S. 19. Ebd., S. 20.

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

wenn nicht als die ersten so frühzeitig und in sehr gefährdeter Umgebung, für den Monotheismus Zeugnis zu geben.49

Brod kommt auf die Auffassungen zurück, die er in seinem Buch Im Kampf um das Judentum entwickelt hat, und behauptet, dass die Rassen mehrere Völker umfassen und die Völker mehrere Rassen. Was ein Volk ausmache, seien nicht nur die biologischen und rassischen Eigenschaften, sondern auch eine sogenannte »Leitidee«, die hauptsächlich auf der Kultur beruht. Brods Unbehagen gegenüber der Entwicklung seiner Theorien wird aber deutlich, wenn er hinzufügt, man dürfe die Bedeutung der Rasse nicht außer acht lassen, obwohl die kulturelle Gemeinsamkeit für die Einheit eines Volkes grundlegend sei. Er scheint also nach wie vor überzeugt zu sein, dass das jüdische Volk durch die Rasse definiert ist; es ist ihm aber unmöglich, es deutlich auszusprechen, da es bedeuten würde, dass er die Auffassung seiner Gegner teilt. Was die Rasse betrifft, unterscheidet Brod zwischen drei Sichtweisen. Man kann zunächst annehmen, dass die rassische Natur eines Volkes (oder die Tatsache, dass es aus verschiedenen Rassen besteht) völlig belanglos ist und dass alle Rassen gleich sind. Brod lehnt diese Vorstellung ab. Man kann zweitens behaupten, dass die Rasse allein für den Wert und das Schicksal eines Volkes entscheidend ist. Brod betrachtet diese Theorie als »die humanitätswidrige gefährliche Form der Rassentheorie«50. Schließlich kann man die Rassen als gegebene Tatsachen betrachten. Rassenmischungen können in diesem Fall wünschenswert sein, in dem Sinne, dass sie die Vervollkommnung des »allgemeinen Typus«, d. h. des Menschen an sich ermöglichen. Brod, der fünfzehn Jahre zuvor die Mischehe noch streng abgelehnt hatte, neigt 1934 letzterer Auffassung zu, erklärt jedoch, dass »die wahllose, hemmungslose intensive Vermischung der Völker [genügt], um eine Verschlechterung des Menschenbestandes zu erklären«51. Hier fällt die Verlegenheit Brods auf, wenn er versucht, sich von den nationalsozialistischen Theoretikern zu distanzieren. Seinen Angriff widmet er also nicht mehr Günthers inhaltlichen Folgerungen, sondern seiner Methode, die er als »Vielleicht-Wissenschaft« charakterisiert. Wenn Günther behauptet, dass die Hauptfiguren der italienischen Renaissance blondhaarig waren, kann es keinen unwiderruflichen Beweis geben, da die Objektivität der Porträts immer bestritten werden kann. Brod vermerkt auch, Günther vermeide es ständig, die braunhaarigen Genies (von Michelangelo bis Verdi) zu erwähnen, und benutze häufig die Adverbien »vielleicht«, »wahrscheinlich«. Diese Methode könne also nicht als wirklich wissenschaftlich betrachtet werden. Das Dritte Reich lehne außerdem jede wissenschaftliche Debatte ab: Nicht auf Wahrheit, sondern Wirklichkeit, d. h. Wirksamkeit kommt es an. Politisch war es ja immer so, daß das kritische Denken gegenüber den Waffen vorübergehend 49 50 51

Ebd., S. 22. Ebd., S. 26. Ebd., S. 26f.

5.3 Mit dem Feind räsonieren?

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verstummte. Neu ist, daß diese Position nun auch als Theorie sich Geltung erzwingen will.52

Die Philosophie unterwirft sich der Gewalt, ihre einzige Funktion ist jetzt nur noch, gemeinschaftsbildende Ideen zu gebären und die Vernunft durch Mythen zu ersetzen. Brod bestreitet natürlich nicht die Bedeutung der Mythen für eine Gemeinschaft, er beansprucht aber, dass im öffentlichen und politischen Bereich »der Vernunft eine klare Aufgabe gesetzt [ist], die zu erfüllen und innerhalb der sie Ansprüche des Mythos zurückzuweisen vermag«.53 Für Brod, der gleichzeitig ein Mann der Distanz und der Mitte sein will, ist das Hauptziel die Verwirklichung einer Synthese zwischen der Vernunft und dem Mythos: »Immer klarer wird, daß der Geist, die Wahrheit, die Schönheit völliger Versklavung entgegengehen, wenn die Extreme in dieser oder jener Form siegen«.54 Nach seiner Kritik an den von Günther benutzten Methoden scheint Brod auf sicherem Boden angekommen zu sein, um dessen Rassentheorien zu analysieren und abzulehnen und dies, ohne die Definition der Rasse, die bei den beiden Männern vergleichbar ist, sondern lediglich deren Benutzung in Frage zu stellen. Für die deutschen Rassentheoretiker bilden die Juden »keine Rasse, sondern eine Rassenmischung«, was schließlich auch der Fall für die Franzosen, die Deutschen und die Italiener ist. Brod stellt also fest, dass dies kein Argument für die Unterlegenheit der jüdischen Rasse sein kann. Günther greift aber ein anderes Argument auf: die Tatsache, dass es aus einer Rassenmischung besteht, hat im jüdischen Volk ein schlechtes Gewissen ausgelöst, einen Selbsthass, den Günther durch die Ablehnung anderer Rassentypen innerhalb des jüdischen Volkes erklärt. Brod bestreitet diese Deutung und erklärt: »Nicht etwa einem ›schlechten Gewissen‹, aber der leidigen Zerzanktheit unter uns, der Polemisiersucht und der Überschätzung des Polemikers käme man vielleicht dabei auf den Grund«.55 Er erkennt also implizit die Existenz eines solchen Selbsthasses an, versucht aber, dessen Bedeutung zu verringern, indem er die Debatte außerhalb des rassischen Bereichs zu verlagern sucht. Brod, der Günthers antisemitische Neigungen mehrmals hervorhebt, bestätigt aber, eine Untersuchung von dessen Theorien sei notwendig, um diejenigen, die zu einem gefährlichen Nationalismus führen, von denjenigen zu unterscheiden, die ernst genommen und in den zionistischen »Nationalhumanismus« eingegliedert werden können. Brod lehnt noch einmal die These von der Überlegenheit der nordischen Rasse ab und behauptet: »Bis zum striktesten Beweis des Gegenteils wäre also anzunehmen, daß jede Rasse in ihrer Eigenart für den Gesamthaushalt der Menschheit unersetzlich ist«.56 52 53 54 55 56

Ebd., S. 32. Ebd., S. 33. Ebd., S. 34. Ebd., S. 38. Ebd., S. 46.

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Am Ende seines Werks nimmt Brod einen viel aggressiveren Ton an: er bezeichnet die Rassentheoretiker als »moderne Inhumanisten« und weist ihre Theorien zurück, weil diese die menschliche Würde nicht anerkennen und Popper-Lynkeus’ Postulat, das für Brod grundlegend ist, ablehnen: »Jeder Mensch hat Anspruch auf das lebensnotwendige Minimum an Nahrung, Wohnung, Kleidung«.57 Günther, der Gobineaus Theorien, die die Französische Revolution als Sieg der unteren Bevölkerungsschichten über die arische Oberschicht deuten, wieder aufnimmt, behauptet, das Proletariat bestehe »aus den rassisch minderen Bestandteilen des deutschen Volkes«.58 Diese Behauptung ist für Brod unannehmbar und seine Ablehnung ist hier umso stärker, als die hier angesprochenen Fragen den sozialen Bereich betreffen, in dem es überhaupt keine Ähnlichkeiten zwischen den Zionisten und den Nationalsozialisten geben kann. Diese kategorische Ablehnung beruht aber eher auf Floskeln als auf einer präzisen Beweisführung. Das gesamte Buch ist übrigens nicht wirklich überzeugend: Brods Haltung ist oft zweideutig, da er gleichzeitig die Prämissen von Günthers Theorien akzeptiert und seine Schlussfolgerungen ablehnt. Die Ähnlichkeiten zwischen den zionistischen und nationalsozialistischen Theorien zwingen Brod dazu, Günthers Methode und Schlussfolgerungen zu analysieren, anstatt sie pauschal abzulehnen, um den präzisen Anhaltspunkt zu finden, der aus dem Zionismus (der die Juden als ein andersartiges Volk definiert) eine überzeugende und achtenswerte Ideologie machen und demzufolge die Ablehnung des Nationalsozialismus (der die Deutschen als ein überlegenes Volk vorstellt) begründen würde. Diesen Anhaltspunkt sieht Brod in der zionistischen Achtung der Menschenwürde, in der Behauptung der Gleichheit zwischen allen Menschen trotz der Rassenunterschiede. Nachdem er im Kapitel 13 diese Schlussfolgerung erreicht hat, kann er sein Buch Rassentheorie und Judentum mit der Antwort auf die als Titel des 14. Kapitels benutzte Frage schließen: »Was lernen wir von den Rassentheoretikern?«. Brod sieht das Hauptinteresse dieser Theorien darin, dass sie die Bedeutung des rassischen Erbes unterstreichen. Er setzt aber den Akzent darauf, dass es beim gegenwärtigen Stand der Wissenschaft unmöglich sei, sich auf dieses Erbe zu stützen, um legislative Maßnahmen zu treffen, wie die nationalsozialistische Ideologie es getan hat. Diese beruhe übrigens nur auf Mythen, und nicht auf wissenschaftlichen Tatsachen. Für Brod ist das einzig mögliche Mittel, um die nationalsozialistischen Theorien zu widerlegen, die Debatte auf wissenschaftlichen Boden zu bringen. Dies sei in Rassentheorie und Judentum sein Ziel gewesen. Brod behauptet, die Juden widmeten der Rassentheorie viel zu wenig Aufmerksamkeit, dies sei der Grund für ihre Unfähigkeit, die nationalsozialistischen Thesen zu bekämpfen. Das Buch von Ignaz Zollschan, Das Rassenproblem unter besonderer Berücksichtigung der theoretischen Grundlagen der jüdischen Rassenfrage, das im Jahre 1910 veröffentlicht wurde, ist 57 58

Josef Popper-Lynkeus, zitiert von Max Brod. Ebd. Hans F. K. Günther, zitiert von Max Brod. Ebd., S. 47.

5.3 Mit dem Feind räsonieren?

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laut Brod viel zu wenig beachtet worden. Die Zionisten sollten sich der Untersuchung ihrer Volksgrundlagen widmen, auch wenn dies Wasser auf die Mühlen der Antisemiten sei. Diese Bemerkung zeigt deutlich, dass Brod sich der Gefährlichkeit seines Versuchs bewusst ist. Dieses Bewusstsein erklärt wahrscheinlich, warum Brod sein Buch mit dem folgenden Appell schließt: Ziel des Zionismus ist es, unter anderem das jüdische Volk oder doch einen großen, wesentlichen Teil des jüdischen Volkes in eine derartige geschlossene, selbständige, machtvolle und innerlich gesunde Siedlung zu bringen, daß der die Gesamtmenschheit beschämende und vergiftende hysterische Ton, in dem heute Art und Wert unserer Rasse geschmäht wird, ganz von selbst aufhört. Nicht aufhören soll und darf dagegen die wirklich objektive Rassenforschung und eugenische Mahnung. Von der Wahrheit haben wir nichts zu fürchten, alles zu erhoffen.59

Brods Essay, der gleichzeitig darauf zielt, die nationalsozialistische Ideologie zu verwerfen und mit den Rassentheoretikern einen Dialog zu eröffnen, kann als erfolglos betrachtet werden, und zwar aus drei Gründen. Erstens fehlt es ihm an Überzeugungskraft, da er auf gefährlichen Voraussetzungen beruht. Zweitens hat er keine Reaktion seitens der Rassentheoretiker hervorgerufen, obwohl es Brods Ziel war, mit ihnen einen produktiven Meinungsaustausch zu entwickeln. Drittens haben Gegner des Nationalsozialismus, die Brods Bundesgenossen hätten sein sollen, das Buch heftig kritisiert. Balder Olden schreibt in der Zeitschrift Die Neue Weltbühne: »Jetzt hat sich Brod […] an einen Tisch mit Herrn F. K. Günther, dem Rasse-Rabbi der Nazis gesetzt, um mit ihm über ›Rassentheorie und Judentum‹ höflich zu diskutieren«60. Zwei Wochen später antwortet Brod folgendermaßen: Witze sind keine Waffe im Kampf. Solange sich der Kampf im geistigen Raum abspielt, gelten nur vollwertige Argumente. Sie vermögen den Gegner zu erschüttern, den noch Unentschiedenen auf unsere Seite zu reißen.61

Er räumt aber sehr schnell ein, sein Essay werde keinen bedeutenden Einfluss haben: Dabei bin ich mir ganz klar darüber, daß der Kampf letzten Endes nicht im geistigen Raum zu Ende geführt werden wird, also nicht mit Argumenten allein. Die letzten entscheidenden Schritte können nur mit Gewalt, mit der Waffe in der Hand gemacht werden, diktatorisch, irrational allen Widerstand zerbrechend. Denn die Menschen sind keine reinen Vernunftwesen.62

Diesen letzten Satz kann man als Brods Eingeständnis deuten, dass die nationalsozialistische Ideologie mit seinen Waffen nicht erfolgreich zu bekämpfen ist. 59 60 61 62

Ebd., S. 52. Balder Olden: Wirrnis der Zeit. In: Die Neue Weltbühne, 28. Februar 1935, S. 280. Max Brod: Antwort an Balder Olden. In: Die Neue Weltbühne, 14. März 1935, S. 343. Ebd.

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5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Es hat tatsächlich den Anschein, als hätte Brod zu dieser Zeit nicht verstanden, wie sehr die intellektuelle Welt sich in den dreißiger Jahren verändert hat, und dass er weiter Regeln gehorcht, die irrelevant geworden sind. Dieser Eindruck wird durch die Rede bestätigt, die Brod im Juni 1935 beim ersten internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur gehalten hat. Es genügt, den von Brod angeschlagenen Ton mit demjenigen der Reden von Klaus Mann und Bertolt Brecht zu vergleichen. Brecht fängt seine Rede mit folgenden Worten an: Kameraden, ich möchte, ohne besonders Neues sagen zu wollen, etwas über die Bekämpfung jener Mächte sagen, welche heute sich anschicken, die westliche Kultur in Blut und Schmutz zu ersticken, oder die Reste der Kultur, welche ein Jahrhundert der Ausbeutung uns übriggelassen hat.63

Bei Klaus Mann, der ebenfalls zur Bekämpfung der Barbarei aufruft, wenngleich er Brechts marxistische Position nicht teilt, ist der Ton vergleichbar: Der Faschismus unterwirft die Schwachen, er kauft die Opportunisten; er gewinnt und verführt aber auch solche, die unbefriedigt geblieben sind von der Gewinnsucht, der Reizlosigkeit, dem Mangel an Glanz, Aufschwung und Freiheit der spätkapitalistischen, hochbürgerlichen Epoche. Manch junger Mensch trug in sich Sehnsüchte und Impulse, die wir, ihrer Natur, ihrer ursprünglichen Richtung nach, als revolutionär bezeichnen müssen: denn sie lehnten sich auf gegen eine schlechte bestehende Ordnung, sie wollten umstürzen, und sie wollten neu aufbauen. Diese Sehnsüchte und Impulse konnten aufgefangen und verdorben werden durch den Faschismus […]. Der Faschismus läßt die junge Seele, den empfänglichen Geist, den er erst einmal gefangen hat, nicht mehr locker […]. Wir kämpfen um diese Jugend. Wir appellieren an ihre Vernunft, wie an ihre Phantasie, an ihre Kühnheit und an ihre Opferbereitschaft.64

Im Gegensatz zu Brecht und Mann, deren Reden ihr politisches Engagement widerspiegeln und die zu aktivem Widerstand aufrufen, liefert Brod eine Analyse der Romantik, indem er Traum und Vernunft einander gegenüberstellt. Er fängt seine im Rahmen einer Tagung zum Thema des Individuums gehaltene Rede damit an, dass er Auszüge von Heines Gedichten »Gedächtnisfeier« und »Nachtgedanke« zitiert, und bricht so mit dem allgemeinen Ton des Kongresses. Er benutzt Heine, um zu beweisen, dass die deutsche Romantik keineswegs als Wegbereiter des Nationalsozialismus betrachtet werden kann. Heine habe sich ständig geweigert, das Reich des Traums (d. h. die Romantik) für dasjenige der Vernunft (d. h. die Politik) zu verlassen, während diese Trennung in der zeitgenössischen Welt und insbesondere im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr existiere:

63

64

Bertolt Brecht, Paris 1935. In: Erster Internationaler Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur. Reden und Dokumente. Hg. von Wolfgang Klein. Berlin: Akademie-Verlag 1982, S. 138. Klaus Mann. Ebd., S. 151ff.

5.3 Mit dem Feind räsonieren?

171

Und in der Tat scheint hier alles auf eine saubere Grenzziehung anzukommen, so schwierig sie im einzelnen Falle sein mag, so viele nie ganz lösbare Probleme sie aufwirft. Dem Traum sein Recht – ein Leben ohne Traum wäre der Maschinentod der Welt. Wo es sich aber um das Leben der Gemeinschaft handelt, wo das Individuum denkend und handelnd in die Geschicke der Menschheit eingreift: da tut klare Überlegung, Planung, Ratio aufs äußerste Not, da darf man sich nicht verantwortungslos auf unbewiesene Theorien, z. B. die neudeutsche nordische Rassentheorie, stützen, wobei man kühn den Anspruch erhebt, die gefühlten Lücken dieser Theorien einfach auch durch den Willen, den Einsatz von Kraft und Macht, letzten Endes also militärische Kraft, auszufüllen. Ein Grundsatz: gefährlich wird das Reich der Romantik erst dann, wenn es militant und imperialistisch wird, wenn es den Traumkreis des Individuums und seine schöpferische Tiefe verläßt, um sich auf der Ebene der Erde geographisch, körperhaft, derb-greifbar auszubreiten […]. Ich sehe das Unglück unserer Zeit in Folgendem: Man trennt die beiden Gebiete zu wenig. Man rationalisiert die Dichtung zu braver Tendenz. Und man dichtet und träumt Politik, indes Politik doch nur unter dem Zeichen der tageshellen Moral gemacht werden darf.65

Um dem abzuhelfen, schlägt Brod also vor, der folgenden Lebensregel zu folgen: »Man bekämpfe die träumerische Romantik nicht, aber man lasse nicht zu, daß sich der Romantiker in den Staatsrat drängt und in Armeekorps, statt in Versen«66 zu dichten. Der naive Charakter dieser Bemerkung sowie die Diskrepanz zwischen den politischen Umständen und der von Brod vorgeschlagenen Lösung zeigen, dass er sich wahrscheinlich dessen nicht wirklich bewusst war, was sich zu dieser Zeit abspielte. Er scheint aber verstanden zu haben, welches seine Haltung sein sollte, um die Achtung der in Paris anwesenden kommunistischen Schriftsteller nicht zu verlieren. Er behauptet, dass »die russische Ideologie in Umwandlung begriffen« ist, obwohl die Tendenz zur Bekämpfung des Traums in der Anfangszeit der UdSSR offensichtlich war: Sie stellt sich nicht mehr gegen Werte der Tradition, im Gegenteil, das Proletariat tritt die Erbschaft der bürgerlichen Kultur an, die innerhalb des kapitalistischen Systems sich nicht mehr aufrechterhalten kann.67

Seine Rede endet damit, dass er sich noch einmal als Vermittler anbietet: Traum für das Individuum und seine Seelentiefe, mythoslose helleuchtende Vernunft für die Gesamtheit, – nicht eines das andere auslöschend, sondern beide verbunden durch das geheimnisvolle Wort, das die Sprache hat, durch ihr allerhöchstes Zauberwort, durch das einfache ›und‹. Traum und Ratio, Tag und Nacht, Versunkenheit in Gott und aktive rationale Mitarbeit am Fünfjahrplan: der aus der Kutte gesprungene Romantiker Heine könnte uns manches darüber lehren, wie man solche Gegensätze zu höherer Einheit nicht leicht, aber nach schwerem Ringen vielleicht dennoch vereinigen kann.68 65 66 67 68

Ebd., S. 143f. Ebd., S. 145. Ebd. Ebd.

172

5 »Distanzliebe«: Lösung oder Aporie?

Diese Rede macht deutlich, dass Brod die unmittelbare Gefahr nicht ganz versteht. Während es den in Paris versammelten Schriftstellern darum geht, auf die nationalsozialitische Drohung dadurch zu reagieren, dass sie eine gemeinsame Front bilden, um einen politisch effizienten Kampf führen zu können, greift Brod auf alte Themen zurück, die er Jahre zuvor in seinen Romanen, wie im 1931 erschienenen Stefan Rott oder das Jahr der Entscheidung (in dem er Agieren und Denken einander gegenüberstellt) oder in seinen Essays, wie im 1921 veröffentlichten Heidentum, Christentum, Judentum (wo er zwischen »edlem« und »unedlem« Unglück unterscheidet) entwickelt hatte. Brod teilt zwar mit den anderen Teilnehmern an dem »Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur« eine polarisierte Auffassung der Welt, aber die von ihm wahrgenommene Polarisierung ist ganz anders als diejenige, die Brecht oder Mann ins Auge fassen. Es geht ihm immer noch darum, zwischen zwei Aspekten des Individuums und der Welt zu vermitteln, und nicht darum, in einem politischen Kampf Partei zu ergreifen. Brods Bibliographie zwischen 1935 und dem Zweiten Weltkrieg ist aufschlussreich für die Diskrepanz, die zwischen ihm und seiner Zeit existiert: er veröffentlicht im Jahr 1935 überhaupt nichts und widmet sich zwischen 1936 und 1939 einer Biographie Kafkas, Übersetzungen und Romanen. Seine Werke sind keine Widerspiegelung der zeitgenössischen Probleme, wie es früher öfters der Fall war. In den dreißiger Jahren ist Brods politische Tätigkeit als Vermittler zum Scheitern verurteilt. Dies bedeutet aber keineswegs, dass sein Einfluss bedeutungslos geblieben ist: er hat tatsächlich zur Annäherung der Völker beigetragen, aber nicht unmittelbar, sondern durch seine Arbeit als Übersetzer, Kritiker und Förderer.

Dritter Teil Max Brods kulturelle Vermittlungsarbeit

6

Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

Als Grenzland, in dem deutsche und tschechische Kultur sich treffen, ist Prag besonders geeignet für eine Vermittlungsarbeit, deren Hauptträger die tschechisch- und deutschsprachigen Juden sind. In seinem der tschechischen Literatur gewidmeten Buch schreibt Antonín Měšťan: Manchmal kann man schwer entscheiden, ob dieser oder jener Autor aus Prag (meist jüdischer Herkunft) eher in den Kontext der tschechischen oder der deutschen Kultur gehört. Wichtiger ist jedoch, daß alle diese Schriftsteller eine verdienstvolle Mittlertätigkeit ausübten, auch wenn sie auf deutscher wie auf tschechischer Seite nur selten volles Verständnis und volle Unterstützung fanden. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden mehr und mehr Einzelheiten bekannt, einerseits aus Memoiren (Brod, Haas, Janouch u. a.), andererseits aus einer steigenden Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten.1

Und wenn man die Bücher betrachtet, die Max Brods Leben und Werk zum Thema haben, bemerkt man, dass es seine Vermittlungstätigkeit ist, die zuerst zur Geltung gebracht wird. Es ist zum Beispiel bedeutungsvoll, dass die ihm von seinen Freunden zum 50. Geburtstag gewidmete Sammlung den Titel Dichter, Denker, Helfer2 trägt. Und 1979, in seinem Nachwort zur Neuausgabe des Prager Kreises, schreibt Peter Demetz: Die ›Sprachinsel‹ war nicht nur ein amtlicher Begriff, und selbst Max Brods frühe Romane verraten viel von der instinktiven Bemühung, der ›Insel‹ zu entfliehen, und wär’s nicht anderswo als in die Umarmung einer tschechischen Plebejerin, die dem fiktiven Helden, aber nicht nur ihm, die Erlösung im ›Volke‹, im Großen, im Allgemeinen bedeutete. Diesem fiktiven Motiv der ›erotischen Symbiose‹ entspricht die Mittlerfunktion der Prager deutschen Literatur, entsprechen Max Brods Entdeckung des guten Soldaten Schwejk und seine Übertragungen der Janáček-Opernlibretti ins Deutsche, die erst den Weltruhm dieses Musikers begründeten.3

Max Brods heutiger Ruhm beruht nicht auf seinen Werken, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten sind, sondern auf seiner Vermittlungsarbeit zugunsten nicht nur der tschechischen Musik und Literatur, son1

2 3

Antonín Měšťan: Geschichte der tschechischen Literatur im 19. und 20. Jahrhundert. Köln, Wien: Böhlau 1984 (Bausteine zur Geschichte der Literatur bei der Slawen; 24), S. 318. Weltsch (Hg.), Dichter, Denker, Helfer (wie Kap. 1, Anm. 96). Peter Demetz: Nachwort. In: Brod, Der Prager Kreis (wie Einleitung, Anm. 15), S. 246.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

dern auch der Prager deutschsprachigen Literatur und Robert Walsers. Auch die härtesten Kritiker Max Brods unterstreichen die Bedeutung seiner desinteressierten Arbeit zugunsten mancher Künstler. Diese Deutung der Arbeit Brods ist aber gewissermaßen unvollständig: er hat sich tatsächlich für manche Künstler eingesetzt, aber diese Tätigkeit war selten nur altruistisch. Brod hat sie oft dazu benutzt, um seinen eigenen Platz in der zeitgenössischen intellektuellen Landschaft zu festigen, indem er immer die politischen und sozialen Umstände in Betracht gezogen hat.

6.1

Brod und die Prager deutschsprachigen Schriftsteller: die Erfindung des Prager Kreises

In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg genießt Brod, vor allem dank seiner Romane Ein tschechisches Dienstmädchen und Schloß Nornepygge, einen gewissen Ruhm, den er für deutschsprachige Schriftsteller einsetzen wird. Neben Ratschlägen bei der Niederschrift einzelner Werke setzt sich Brod für deren Veröffentlichung und die Werbung für sie ein. Seine Hilfe gilt vor allem den Prager Freunden wie Oskar Baum, Felix Weltsch und Franz Kafka,4 d. h. den Mitgliedern des »engeren Kreises«, wie Brod sie selbst in seinem Buch Der Prager Kreis genannt hat. Brod half aber auch anderen Schriftstellern, wie zum Beispiel Egon Erwin Kisch, der ihm das Manuskript seines einzigen Romans Der Mädchenhirt (1914) zur Prüfung gegeben hatte. Zwei Briefe zeugen von der Rolle, die Brod bei der Entstehung des Romans gespielt hat. Im ersten Brief vom 23. Dezember 1913 lobt Brod einige Stellen, erhebt aber auch einige Einwände: Hier ist wirklich soziale Empfindung, Wucht, Größe. Das steht auch hoch über allem, was Du bisher geschrieben hast. Und da setzt auch schon mein Einwand ein: Warum ist der ganze Roman nicht auf dieser Höhe? Und ich weiß die Antwort. Ich könnte sie in paradoxer Form ausdrücken: weil Du nicht Zionist bist (womit natürlich nicht die Partei, sondern die Begeisterung gemeint ist.) Aber ich will versuchen, exakt zu sein: Im Grunde fehlt Deinem Roman das Pathos; die große Leidenschaft für eine Idee, die Du als Dichter zu verwirklichen hättest, die große Liebe. Dies äußert sich mehrfach: Zunächst darin, daß Du Deinem eigenen Helden kühl gegenüberstehst, ihn nicht liebst. Mit Ausnahme der Stellen, in denen er die Gesellschaft anklagt und die tolle Weltordnung, ist er wirklich nur ein Fallot. (NB ich würde Dir raten, das Buch nicht ›Zuhälter‹, sondern ›Das große Luder‹ oder ›Der Fallot‹ zu nennen.) Er ist Dir selbst unsympathisch und das fühlt der Leser, dem dadurch das

4

Über die Beziehung zwischen Brod und Kafka vgl. den Briefwechsel: Eine Freundschaft. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt/Main: Fischer 1989. Da diese Beziehung (und Brods Arbeit zugunsten Kafkas) schon mehrfach analysiert worden ist, werden hier andere, weniger bekannte Aspekte der Vermittlungsarbeit Brods dargestellt.

6.1 Brod und die Prager deutschsprachigen Schriftsteller

177

Buch so etwas wie eine interessante Naturgeschichte, aber kein inneres Erlebnis wird.5

Brod begnügt sich aber nicht damit, Einwände zu erheben, sondern er schlägt auch mögliche Verbesserungen vor: den tragischen Charakter der Hauptfigur, Jaroslav (Jarda) Chrapot, zu betonen; die weiblichen Figuren mit einer deutlicheren Empathie darzustellen; die Figur von Jaroslavs Vater, einem dekadenten deutschen Adeligen, neu zu entwickeln; schließlich auch ein neues Ende des Romans. Meine Einwände konzentrieren sich gegen das Schlußkapitel. Ich würde eine andere, innerlichere Lösung wünschen. – Etwa so: Nach seinem Debakle auf der Campa geht Jarda, der niemanden in der Welt hat, zur Luise. Hier lernt er zum erstenmal wirkliche Liebe kennen. Hier müßte das Volkstümliche, Tschechische, Gerührte triumphieren. Hier müßten sich die Anklagen gegen die Gesellschaft noch einmal steigern. Hier müßtest Du ganz für Deinen Helden eintreten. – Inzwischen wird der alte Duschnitz ermordet, da er allein wohnt usf. Am Tag vorher war Jarda dort, und die Aussprache zwischen Vater und Sohn müßte wieder alles Tiefe, Volkspsychologische, Unglückliche zu oberst kehren. Der Verdacht nach der Ermordung richtet sich auf Jarda. Und dieser, gegen den alle Beweise sprechen und der sich auch innerlich schuldig fühlt, tötet sich und seine Geliebte.6

Im zweiten Brief vier Tage später macht Brod andere Änderungsvorschläge, die vor allem die Hauptfigur betreffen: Die Figur des Jarda ist dadurch vielleicht sympathischer zu machen, daß er noch intensiver als ›verdorben durch das Milieu‹ erscheint […]. Irgendwo an einer prägnanten Stelle des Buches, z. B. beim ersten Verhör des Jarda auf der Polizei müßte ihm der Beamte sagen: ›Sie sind ein verdorbener Mensch‹. Und Jarda fährt auf: ›Ja, aber wer hat mich verdorben?‹ Keine Antwort!7

Das Ende des Romans soll die Erlösung der Hauptfigur klarer herausarbeiten: So muß (das ist die Hauptsache) sich zeigen, daß J. trotz seines Willens, ein besseres Leben anzufangen, ein anderes Schicksal unmöglich ist. Die verfluchte Gesellschaft hat ihn in diese Rolle eingeschmiedet, er stirbt als Märtyrer, vor dem Tod fühlt er zum erstenmal wahre Liebe zur Luise, so daß sein Tod ein Sieg ist.8

Kisch wird diesem Vorschlag nicht folgen, was eigentlich nicht überraschend ist, da er weit entfernt davon war, Brods religiöse und zionistische Überzeugungen zu teilen. Er wird aber einige Empfehlungen in Betracht ziehen: so scheint er der weiblichen Hauptfigur, der Prostituierten Luise, eine größere

5 6 7 8

Max Brod an Egon Erwin Kisch, 23. Dezember 1913. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Ebd. Max Brod an Egon Erwin Kisch, 27. Dezember 1913. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Ebd.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

Bedeutung gegeben zu haben, und er fügt gemäß Brods Vorschlag den Dialog zwischen Jarda und dem Polizisten ein: Der Inspektor notiert kopfschüttelnd Jaroslavs Alter. ›Neunzehn Jahre. Da werden wir uns wohl noch oft wiedersehen, wenn Sie schon mit neunzehn Jahren ein so verdorbener Menschen sind‹. Ein verdorbener Mensch. Zum ersten Male bäumt sich in Jarda das Gefühl auf, daß er ein Opfer sei. Der Trotz weckt ihn aus seiner Lethargie. ›Ein verdorbener Mensch!‹ wiederholt er laut und bitter. ›Und wer hat mich verdorben?!‹9

Die Tatsache, dass Kisch Brods Anmerkungen berücksichtigt, obwohl er dessen Auffassung von Literatur nicht teilt, zeigt deutlich, dass Brod für ihn, wie für manche Prager Schriftsteller, eine Autorität in der Prager Literaturszene ist. Diesen Status genießt Brod bis in die dreißiger Jahre, vor allem solange er für das literarische Supplement des Prager Tagblatts verantwortlich ist. Die Schriftsteller, die ihre Werke in dieser Tageszeitung veröffentlichen wollen, sind tatsächlich gezwungen, Brods Vorschläge zu berücksichtigen, wie folgender Brief an den Prager Schriftsteller Otokar Winicky zeigt: Der erste Schluß ist natürlich viel stärker. Vielleicht ließe es sich so ändern, daß Sarmate die Birken bekotzt, – dies aber nur etwa so ›wandte er sich den Birken zu, man merkte, wie übel ihn wurde, wie Reste einer Mahlzeit ihm im Hals würgten und nun öffnete er den Mund und Unrat ergoß sich über den silberweißen Stamm‹. – Sie werden gewiß die richtigen Worte aus dem Geist ihrer Erzählung finden. Ich wollte nur ungefähr andeuten, in welcher Weise ungefähr das schöne Symbol der Birken zu retten wäre. Könnte und sollte die Geschichte nicht nach den Birken heißen? Einige Kürzungen müßten Sie auch noch gestatten. Über all dies also erbitte ich ein Telefongespräch, in dem Sie mir etwa den Wortlaut des Schlusses diktieren.10

Zwölf Tage später schreibt Brod an Winicky: »Die Novelle in der letzten Fassung soll Weihnachten erscheinen. Ich bin nicht allein entscheidend, hoffe aber es durchsetzen zu können«11. Der von Brod in diesen Briefen benutzte Ton verrät ein scharfes Bewusstsein seiner Position in der Prager literarischen Welt. Man kann aber nicht bezweifeln, dass es Brod vor allem darum geht, die ihm vorgeschlagenen Texte zu verbessern, um deren Veröffentlichung zu sichern. Brod hat sich tatsächlich darum bemüht, Beziehungen zwischen seinen Freunden und Personen herzustellen, die für deren Karriere von Nutzen sein konnten. Es handelte sich dabei nicht immer um Verleger, wie der folgende Brief an Egon Erwin Kisch vom 13. Januar 1921 zeigt:

9 10 11

Egon Erwin Kisch: Der Mädchenhirt. In: Gesammelte Werke. Hg. von Bode Uhse und Gisela Kisch. Berlin: Aufbau 1992, Bd 1, S. 109. Max Brod an Otokar Winicky, 13. November, ohne Jahresangabe (wahrscheinlich 1926). Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Otokar Winicky, 25. November 1926. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví.

6.1 Brod und die Prager deutschsprachigen Schriftsteller

179

Frau Auguste Hauschner (Berlin W 35, Am Karlsbad 25) schreibt mir eben sehr dringlich, ich möchte Dich veranlassen, ihr Deine Aufsätze über den ›Golem‹ im Pr[ager] T[agblatt] zu schicken. Ich veranlasse Dich also hiemit. Sei so gut! – Es ist dies übrigens auch für Dich vielleicht von Vorteil, denn Frau Hauschners Beziehungen zum Verlag Rowohlt sind sehr eng, insofern als die Freundin von R. bei Frau Hauschner wohnt. Dies nebenbei.12

Brod rät Kisch, sich mit der Schriftstellerin und Kritikerin Auguste Hauschner in Verbindung zu setzen, die ihm Berliner Verleger, und vor allem Ernst Rowohlt, vorstellen kann. Es war für Brod schwierig, Kisch an Rowohlt selbst zu empfehlen, da dieser nur ein Buch von Brod, Die Höhe des Gefühls. Szenen, Verse, Tröstungen, veröffentlicht hatte, und dies acht Jahre zuvor. Die Hilfe, die Brod seinen Freunden zur Veröffentlichung ihrer Werke leistet, beruht ansonsten auf direkten Empfehlungen bei seinen Verlegern, vor allem bei Kurt Wolff, der seit 1912 Brods Werke veröffentlicht. Am 15. Januar 1914 schreibt Brod an Wolff: In naher Zeit sendet Ihnen Alfred Wolfenstein ein Gedichtbuch ›Verfluchte Jugend‹, das ich jetzt eben gelesen habe und das ich Ihnen wärmstens empfehle. – Sie wissen, ich bin sehr vorsichtig und sparsam mit meinen Empfehlungen. Bisher habe ich mich nur für Walser, Kafka, Werfel und Janowitz (Franz) eingesetzt. Und auch diesmal glaube ich nicht fehlzugehen, wenn ich vorhersage, daß Wolfenstein in seiner sehr herben Eigenart eine literarische Zukunft hat.13

Wolfensteins Gedichtbuch erscheint 1914 unter dem Titel Die gottlosen Jahre zwar bei Fischer, aber man kann darin den Einfluss Wolffs sehen, der bei diesem Verleger gearbeitet hatte, bevor er seinen Verlag gründete. 1918 veröffentlicht Wolff eine andere Gedichtsammlung von Wolfenstein, Die Nackten. Brod scheint noch erfolgreicher mit den anderen Autoren zu sein, die in diesem Brief genannt werden. Wolff veröffentlicht tatsächlich 1919 (also nach dem Tod des Dichters während des Ersten Weltkriegs) das einzige Gedichtbuch von Franz Janowitz, Auf der Erde sowie drei Bücher von Walser (Aufsätze, 1913; Kleine Dichtungen, 1914; Geschichten, 1914). Franz Kafka veröffentlicht zwischen 1913 und 1919 fünf Bücher bei Kurt Wolff: Der Heizer (1913), Die Verwandlung (1915), Das Urteil (1916), In der Strafkolonie (1919) und Ein Landarzt (1919). Brods Einfluss ist im Falle Franz Werfels noch deutlicher, nicht nur was seine Beziehung zu Kurt Wolff, sondern auch was den Anfang seiner literarischen Karriere betrifft. Willy Haas, dessen Familie Brods Familie nahe stand, stellt Werfel Brod vor. Dieser ist von den Gedichten, die Werfel ihm bei ihrer ersten Begegnung rezitiert, begeistert und schickt diese an seinen Freund Camill Hoffmann, der für die literarischen Seiten der Zeitung Die Zeit in Wien 12 13

Max Brod an Egon Erwin Kisch, 13. Januar 1921. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Kurt Wolff, 15. Januar 1914. In: Kurt Wolff. Briefwechsel eines Verlegers 1911–1963. Frankfurt/Main: Scheffler 1966, S. 175.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

verantwortlich ist. Dieser veröffentlicht ein Gedicht, allerdings erfolglos. Brod und Haas treiben Werfel dazu, eine ganze Sammlung zu konzipieren, und Brod nimmt es auf sich, diese von seinem Verleger, Axel Juncker, veröffentlichen zu lassen, was nicht reibungslos verläuft: Meinem Verleger gefiel der ›Weltfreund‹ ganz und gar nicht, er wollte ihn nicht bringen […]. Schließlich wurde ich sehr energisch, fuhr nach Berlin und erklärte dem guten Axel Juncker, ich könnte in einem Verlag nicht weiter erscheinen, der ein solches Meisterwerk nicht versteht und es zurückstößt. Hatte ich nicht Oskar Baums erstes Werk ihm empfohlen und ihm damit einen guten Erfolg verschafft? […] Ich setzte meine letzte Energie ein. Das wirkte. Die Gedichte wurden angenommen.14

Die Arbeit Brods zugunsten Werfels geht aber weiter: man kann annehmen, dass Brod daran beteiligt ist, als Wolff 1912 bei der Gründung seiner Firma Werfel als Lektor einstellt. Werfel wird auch drei Bücher veröffentlichen: eine Neuausgabe von Der Weltfreund, Die Versuchung und Wir sind. Brod sorgt außerdem dafür, dass für Werfels Weltfreund genügend geworben wird. Am 16. Dezember 1911, während des zweiten Autorenabends der Aktion, liest er einer Gruppe von Berliner Studenten das Gedicht »An den Leser« vor. Der beträchtliche Erfolg dieser Lesung hat zweifellos eine bedeutende Rolle am Anfang von Werfels literarischer Karriere gespielt.15 Brod hat sich auf gleiche Weise für Robert Walser, dem er persönlich nie begegnet ist, eingesetzt: schon vor der Veröffentlichung von Walsers Werken bei Kurt Wolff widmet ihm Brod einen Artikel in der Zeitschrift Pan. In diesem »Kommentar zu Robert Walser« stellt Brod den schweizerischen Schriftsteller als »Drei-Schichter« vor und charakterisiert Walsers Eigenart folgendermaßen: Obenauf, in der ersten Schicht, ist Walser naiv, fast ungeschickt, schlicht, geradeaus. Wenige lassen sich davon täuschen, man spürt schnell die zweite Schicht unter der ersten, die Ironie, das Raffinement, den Feinfühligen. Also ist Walser, wie man so zu sagen pflegt, ›gemacht‹ und ›unecht‹. O nein, weit was Überraschenderes ist er. Er hat nämlich noch unter der tiefen zweiten Schicht eine tiefere dritte, einen Grund, und der ist wirklich naiv, kräftig und schweizerisch-deutsch […]. Ich gestehe hiermit, daß es nur wenige Bücher gibt, die mich durch ihren unsauberen Stil nicht anwiderten. Bei Walser aber atme ich furchtlos auf, noch mehr: hier erquickt mich jeder Ton, hier schallt es so angenehm… Nun ist es aber eine Eigentümlichkeit der Walserschen Diktion, daß er die Ruhe seiner Sätze oft mit einem der Zeitungssprache oder dem Vulgären entnommenen Wort scheinbar unterbricht. Hier setzt nun die Drei-Schichten-Theorie ein. Solche Zerrissenheit klingt naiv, unbefangen, kunstlos. Der tiefer Zusehende erkennt wohl romantische Ironie in ihr, denkt etwa an Heine. Der Verstehende aber sieht unter dieser wirklichen Naivität und wirklichen Ironie […] eine ganz inwendige Seelenunbekümmertheit.16 14 15 16

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 44f. Zu diesem Abend siehe Anselm Rüst: Der Max Brod-Abend. Zweiter Autorenabend der Aktion. In: Die Aktion 1 (1911), Sp. 1425–1426. Max Brod: Kommentar zu Robert Walser. In: Über die Schönheit häßlicher Bilder. Ein Vademecum für Romantiker unserer Zeit. Wien, Hamburg: Zsolnay 1967, S. 167f. Dieser Text erscheint zum erstenmal in: Pan 2 (1911/1912), S. 53ff.

6.1 Brod und die Prager deutschsprachigen Schriftsteller

181

Es ist wahrscheinlich diese Eigenart, die Brod dazu veranlasst hat, Walser nicht nur an Kurt Wolff zu empfehlen, sondern auch die Aufmerksamkeit eines breiteren Publikums dadurch auf ihn zu lenken, dass er diesen Artikel in seine 1913 erschienene Sammlung Über die Schönheit häßlicher Bilder wieder aufnimmt, Walser in einem 1913 veröffentlichten Artikel noch einmal erwähnt17 und ihm schließlich ein Kapitel in seiner Autobiographie widmen wird.18 Brods Vermittlungstätigkeit kommt aber hauptsächlich seinen engen Freunden zugute. Sein Engagement für Franz Kafka ist bekannt, es ist in diesem Zusammenhang jedoch bemerkenswert, dass Brod der Erste war, der ihn in einer literarischen Zeitschrift erwähnt hat. In einer das Buch Der dunkle Weg von Franz Blei betreffenden Rezension schreibt Brod: Es ist ein Zeichen der jetzt erreichten hohen Cultur deutschen Schriftthums, daß wir einige haben, die die verschiedensten Seiten des Daseins mit ihrer Kunst und Grausamkeit schmücken. Heinrich Mann, Wedekind, Meyrink, Franz Kafka und noch einige gehören mit dem Autor dieses Stückes zu der heiligen Gruppe… Ich freue mich so sehr über sie, ich bin dankbar, daß ich Zeitgenosse ihrer liebenswürdigen und erschütternden Welt geworden bin.19

Dieser Artikel wurde 1907 geschrieben, d. h. zu einer Zeit, wo Kafka ganz unbekannt war. Brod aber zögert nicht, ihn auf die gleiche Ebene wie Mann, Wedekind und Meyrink zu stellen und für ihn so einen Platz unter den berühmtesten Schriftstellern der Zeit zu beanspruchen. Die drei Aspekte der Hilfe, die Brod deutschsprachigen, vor allem Prager deutschsprachigen Schriftstellern geleistet hat, spiegeln sich hervorragend in der Rolle wider, die er in der Karriere Oskar Baums, eines der Mitglieder des »engeren« Prager Kreises, gespielt hat. Brod hat zweifellos seinem Freund zahlreiche literarische Ratschläge gegeben, und dessen literarische Laufbahn verrät Brods Einfluss. Zwischen 1906 und 1913 werden Brods Werke bei Axel Juncker veröffentlicht. Es ist also sicherlich kein Zufall, wenn Baums erstes Buch Uferdasein 1908 auch bei Juncker mit einem Vorwort von Brod erscheint. Baum veröffentlicht zwei weitere Bücher bei Juncker (Leben im Dunkel, 1909; Memoiren der Frau Marianne Rollberg, 1912), und beginnt nach einer kurzen Zusammenarbeit mit Rütten & Loening, wo 1913 sein Buch Die böse Unschuld erscheint, mit Brods neuem Verleger Kurt Wolff zu arbeiten. Auch in Baums Fall spielt Brod sozusagen die Rolle eines Presseattachés. 1909 beantwortet er die Rundfrage der Zeitschrift Die Gegenwart über die besten Bücher des Jahres folgendermaßen: Ihre Anfrage beantwortend, erinnere ich mich, manches Vortreffliche in diesem Jahr gelesen zu haben, nichts aber, was an Gestaltungskraft, Größe, innerster Rührung

17 18 19

Max Brod: Kleine Prosa. In: Die neue Rundschau 24 (1913), S. 1043ff. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 381f. Max Brod: Franz Blei. Der dunkle Weg. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 93.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

und Schönheit im Einzelnen, im Aufbau dem Roman ›Das Leben im Dunkel‹ von Oskar Baum gleichgekommen wäre.20

Brod setzt seinen Ruhm zugunsten seines Freundes ein: 1912 widmet er dessen literarischem Schaffen drei Texte in bedeutenden Zeitschriften,21 und 1916 veröffentlicht er in Martin Bubers Der Jude einen Artikel, der Baums literarische Karriere zusammenfasst.22 Man kann also nicht leugnen, dass Brod für die Karriere von mehreren deutschsprachigen Schriftstellern eine bedeutende Rolle gespielt hat. Es wäre aber wahrscheinlich übertrieben, diese Tätigkeit als völlig altruistisch zu charakterisieren, denn diese haben sich ihrerseits auch oft, soweit es ihnen möglich war, für Brod eingesetzt. 1914, d. h. zur gleichen Zeit, als Brod die Gedichte von Alfred Wolfenstein an Wolff empfiehlt, schreibt dieser, der Brod »eine[n] der fünf Tröster heutiger Literatur«23 nennt, eine glänzende Rezension von Brods Weiberwirtschaft: Die Frau macht den Eindruck einer Natur vor der Natur, aber hinter dem Manne. Darum freut sich niemand so sehr wie der Dichter, daß es sie gibt. Und unter den Dichtern niemand mehr als Max Brod. Nicht weil er sie zu billigem Symbol nehmen könnte. Aber er, der ein so scharfes Ich hat, daß ihm nichts im äußeren Leben von selbst zu existieren scheint, der alle Welt sich erst machen muß, und dem andererseits die Kunst (das Mittel dazu) etwas sehr weit außerhalb der Natur Gelegenes ist: Wie angenehm wird er es begrüßen, im Weibe gewissermaßen ein mit Motor, mit deutlicheren verwandteren Bewegungen versehenes Chaos zu haben, das eine Vorführung überhaupt ermöglicht.24

Und Brod hat den neuen Ruhm seines Freundes Oskar Baum benutzt, wenn es darum ging, sich in der literarischen Welt ein anderes Image zuzulegen. Nachdem er eine Zeitlang als einer der Hauptvertreter des Expressionismus galt, hat Brod seine frühen Anschauungen zugunsten eines auf dem Judentum beruhenden literarischen Schaffens aufgegeben. Er wollte diese Wende bekannt machen, ohne sein Publikum zu verlieren oder seine frühen Werke bei ihm in Verruf zu bringen. Es wäre ihm aber schwierig gewesen, das selbst zu tun, er brauchte einen Mittelsmann, und so ist es wahrscheinlich, dass er Oskar Baum dazu angeregt hat, einen Artikel in Die Aktion erscheinen zu lassen, in dem der Versuch unternommen wird, den Indifferentismus mit den in den Romanen Jüdinnen und Arnold Beer entwickelten Auffassungen zu versöhnen. In diesem 20 21

22 23 24

Max Brod: Die Bücher des Jahres (Antwort auf eine Rundfrage). In: Die Gegenwart 78 (1910), S. 1008. Max Brod: Oskar Baum. In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 9ff.; Oskar Baum: Das Leben im Dunkel. In: Die Neue Rundschau 23 (1912), Bd 2, S. 1782f.; Oskar Baum: Die Memoiren der Frau Marianne Rollberg. In: Das literarische Echo 15 (1912/1913), Sp. 716f. Max Brod: Notiz zum Schaffen Oskar Baums. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 852ff. Alfred Wolfenstein: Die Höhe des Gefühls. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 473. Alfred Wolfenstein: Weiberwirtschaft. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 1347.

6.1 Brod und die Prager deutschsprachigen Schriftsteller

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Text spricht Baum daher ausschließlich die positiven Aspekte des Indifferentismus an: Die Novellen und Dialoge, Skizzen und Szenen dieses Werkes, diese Dichtung gewordenen Gedanken sind durchaus keine, wie man meinte, mit ›schöner Sprache‹ verbrämte Philosophie. Nicht um der Wissenschaft, vielmehr um der lebendigen Wirkung willen ist das Gedankliche zum Inhalt gewählt. Wie andere eine Landschaft schildern oder den Verlauf eines spannenden Abenteuers, die Entwicklung einer Liebe, so hat Brod den Einfall in die literarische Welt gebracht, die Werdegeschichte eines Gedankens, alle Stadien im Leben einer abstrakten Reflexion samt ihrer Unsicherheit, Widerlegung und Dennoch-Berechtigung […]. Aber nur in den Zielen der Kunst ist Brod Flauberts Schüler. Nie hat er den Glauben geteilt, daß ein Betrachter des Lebens außerhalb des Lebens stehen müsse. Eine derartige Anschauung vertrüge sich auch nicht mit der heißen allumfassenden Liebe zum Leben, die in dem Dichter des Indifferentismus glüht. Leben und Gestalten, Schreiben und Küssen, alles hat Recht und Bedeutung: Ein Nebeneinander von disparatesten Möglichkeiten. L’art pour l’art, ganz recht! Aber la vie pour la vie.25

Schloß Nornepygge soll also nicht als ein Misserfolg betrachtet werden, sondern als ein Schritt auf dem Weg zum Zionismus, einem der höchsten ethischen Äußerungen des menschlichen Geistes: In ›Schloß Nornepygge‹ beweist Brod in eiserner Konsequenz die Lebensfremdheit seiner eigenen Theorie, des Indifferentismus. Aber gerade diese Unmöglichkeit war für den Menschen Brod das Fruchtbarste der Theorie. Sie zwang ihn zu einer völligen Revision seiner Weltanschauung, die in seinen weiteren Büchern vor sich geht […]. Dem näher Hinblickenden kann überdies der Übergang Max Brods vom Indifferenten zum Ethisch-Wollenden keinen Bruch bedeuten. Aber hier sehe ich Notwendigkeit. So amoralisch, ja ästhetenhaft der Indifferentismus an der Oberfläche aussieht, er ist im tiefsten Innern doch schon ethisch gerichtet […]. Nicht Gleichgültigkeit gegen alles will er, sondern im Gegenteil, er will Liebe zu allem. Er bereitet so die breite Basis vor, auf der dann das um so entschiedenere Richten und Werten einsetzt […]. Er will nicht vorzeitig, nicht ungesammelt seine Partei wählen, aber trotz Liebe und Verständnis für alles, ja eben aus Liebe für alles wählt er schließlich sich das eine. Und man fühlt: es hat ihn von Anfang an gewählt gehabt.26

Dank Baums Artikel erscheint Brod nicht mehr als ein tastender Künstler, als ein Schriftsteller, der vielerlei versucht, seine Identität und seinen eigenen Stil zu finden, sondern als ein konsequenter Mensch, dessen künstlerisches Schaffen einer harmonischen Entwicklung folgt. Brods Engagement für andere Künstler kann also als ambivalent verstanden werden, gerade auch in dem tragischen Fall Adolf Schreibers. Dieser, Brods Kindheitsfreund27 und Dvořáks Schüler, war ein Komponist und Dirigent, der erfolglos geblieben ist, vor allem, wie Brod selbst eingesteht, weil er nie ver25 26 27

Baum, Der Indifferente (wie Kap. 1, Anm. 55), Sp. 803f. Ebd., Sp. 805f. Über Adolf Schreiber und seine Beziehung zu Brod siehe: Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 403ff.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

sucht hat, erfolgreich zu werden. Brod versucht also, für seines Freundes Mangel an Ehrgeiz Ersatz aufzubieten, indem er für ihn und seine Werke wirbt. 1913 lässt er in der Zeitschrift Die Schaubühne einen Artikel erscheinen, der den bedeutungsvollen Titel »Aufruf an die Musikfreunde« trägt und darauf zielt, die Aufmerksamkeit des Publikums, aber auch der Theaterdirektoren und Konzertveranstalter auf seinen Freund zu lenken: Dichtungen schreiben und Verbindungen anknüpfen ist zweierlei […]. Meist wird nur ein Gang zu fremden Leuten, ein Eindringen in unbekannte Redaktionsräumlichkeiten über den Abdruck des ersten Gedichts, des ersten Buches entscheiden. Noch viel, viel schlimmer hat es ein Komponist. Der Notendruck ist teuer; und wer kauft Werke eines neuen Musikers! Die Verleger der Musikliteratur haben daher taube Ohren für neue Musik. Und eine Aufführung bedarf eines großen Apparats. Der junge Komponist muß also auf den Maecenas und Apostel in einer Person warten […]. Aber traurig bleibt es, daß der Komponist Adolf Schreiber, obwohl er seit Jahren in Berlin lebt, es durch die einfachen menschlichen Eigenschaften der Bescheidenheit und Zurückhaltung durchgesetzt hat, nur von einigen Zufallsbekanntschaften angehört zu werden. Und doch ist die Musik dieses nicht mehr ganz jungen Mannes das Wichtigste und Ergreifendste, was mir seit Jahren erklungen ist. Schreiber hat zahlreiche Klavierkompositionen, Violinsonaten, Fugen, Orchesterwerke in seinen Schubläden. Und die Lieder, was für Lieder! Seine Melodien zu Prosazeilen Peter Altenbergs, seine naiven, kraftstrotzenden Balladentöne für Liliencron haben mich einen Sommer lang mit unendlichem Glück gesegnet.28

Um dieser Stellungnahme mehr Gewicht zu verschaffen, fügt Brod hinzu, aus eigener Initiative zu handeln, und wirft seinen Ruf als Schriftsteller und Komponist in die Waagschale: Aber der Komponist selbst ist selbstverneinend, fast asketisch, er tut keinen Schritt für sich, er ist ein heroischer Ausnahmemensch. Diese Zeilen schreibe ich ohne sein Wissen, vielleicht gegen seinen Willen. Ich frage ihn nicht, ich frage niemand. Ich hasse den stupiden Zufall, der […] Genialität und Selbstverkleinerung in dieselbe Brust eingebaut hat. Ich wende mich an die Öffentlichkeit. Ich bürge mit meiner ganzen Person, mit meinem Ansehen und mit der Zukunft meines Ansehens für die magische Gewalt der Kompositionen Adolf Schreibers. Ich frage: Welcher Sänger, welche Sängerin studiert die Lieder Adolf Schreiber? Welcher Verleger bietet sich zur Drucklegung an? Wer veranstaltet den ersten Liederabend, den ersten Kompositionsabend für Schreiber? Die Adresse: Kapellmeister Adolf Schreiber, Berlin – Halensee, Joachim-Friedrichstrasse 1.29

Dieser Appell scheint aber wirkungslos geblieben zu sein und Schreiber weiter in Armut und Anonymität gelebt zu haben, wie zwei Briefe von Brod an seine Freundin Auguste Hauschner zeigen. Im ersten Brief vom 15. März 1918 schreibt Brod: »Adolf Schreiber ist seit einigen Tagen wieder in Berlin. –

28 29

Max Brod: Aufruf an die Musikfreunde. In: Die Schaubühne 9 (1913), Nr 21 (22. Mai 1913), S. 572. Ebd.

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Wüßte ich nur, was man für ihn tun könnte! – Vielleicht sprechen Sie einmal mit ihm ein gutes Wort«30. Auguste Hauschner ist wahrscheinlich Brods Wünschen nachgekommen. Jedenfalls schreibt er ihr im April 1919: Vielen Dank nochmals für alles, was Sie meinem Freunde Schreiber Gutes tun. Ich glaube fest an seine geniale Begabung, die sich namentlich in seinen Jugendwerken zeigte, – es ist kein Wunder, wenn der Strom der Inspiration bei einem Manne allmählich versickert, der nie im Leben Unterstützung, Förderung gefunden hat. Man verhärtet sich, und dann ist auch das Glück des Schaffens zu Ende. Eben aus diesen Gründen möchte ich Schreiber so gern aus seiner jetzigen Dumpfheit retten und ihn zu Taten aneifern, die seiner ersten Lieder würdig sind.31

Aber sowohl Brods als auch Hauschners Versuche bleiben wirkungslos, und Schreiber begeht am 1. September 1920 Selbstmord. Ein Monat später schreibt Brod an Hauschner: Das Wichtigste, was nun noch für den Unglücklich-Ungeschickten zu tun ist, wäre: daß wenigstens eine Auswahl seiner letzten Lieder erscheint! Verehrte, liebe gnädige Frau, möchten Sie nicht die Sorge übernehmen, daß nichts, absolut nichts, aus seinem musikalischen Nachlaß verloren geht! Wenn ich im November in Berlin bin, will ich mich um einen Verlag kümmern. Vielleicht können Sie schon etwas vorbereiten? Ihre Artikel im B. T. haben ja Interesse für Schreiber geweckt. Könnte man dies nicht ausnützen, um einen Musikverlag zu interessieren??32

Und es gelingt Brod tatsächlich, zehn Lieder von Schreiber veröffentlichen zu lassen.33 Gleichzeitig veröffentlicht Brod im selben Verlag ein Büchlein, in dem er auf die Rolle zurückkommt, die er zugunsten seines Freundes gespielt hat: Diese schrille Lichtreklame war nur eine von den vielen, die ich längs der Bahn Adolf Schreibers angezündet habe. Nicht die erste und nicht die letzte. Ich hatte mir damals, nach vielen Fehlschlägen, vorgenommen, um jeden Preis und geradezu mit Erbitterung das Schweigen rings um meinen Freund zu sprengen. Es ist absolut mißlungen. Nicht den geringsten Erfolg habe ich für ihn erzielt. – Ich betrachte das als einen Teil des mir persönlich zugestoßenen Unglücks und Unrechts, als einen ganz beträchtlichen Teil meines Mißgeschicks. – Wer Glück hat, hat es nicht nur für sich, sondern auch für die, denen er helfen will. Hätte sich doch Adolf Schreiber einen mit weniger Mißgeschick behafteten Freund erwählt! O, wie bitter es ist, dies niederzuschreiben – jetzt, da alles vorbei ist.34

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Max Brod an Auguste Hauschner, 15. März 1918. In: Briefe an Auguste Hauschner. Hg. von Martin Beradt und Lotte Bloch-Zavřel. Berlin: Rowohlt 1929, S. 156. Max Brod an Auguste Hauschner, 25. April 1919. Ebd., S. 187f. Max Brod an Auguste Hauschner, 30. September 1920. Ebd., S. 222. Adolf Schreiber: Zehn Lieder. Berlin: Welt-Verlag 1921. Max Brod: Adolf Schreiber. Ein Musikerschicksal. Berlin: Welt-Verlag 1921, S. 10f.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

Dieser Text ist zwar höchst rührend, es geht Brod darin sicherlich darum, seinem Freund etwas postumen Ruhm zu sichern. Dennoch kann man nicht umhin, in dem Ausdruck von Brods Bedauern, in der Weise, in der er sich als teilweise für das tragische Schicksal seines Freundes verantwortlich darstellt, eine gewisse Heuchelei zu sehen. Man könnte auch versucht sein, die Veröffentlichung dieses kleinen Essays als einen Versuch Brods zu deuten, sein Ansehen als loyaler Freund und unermüdlicher Vermittler zu festigen. Brods Beziehung zu Kafkas Werken ist ähnlich problematisch. Es ist offensichtlich, dass Brod seinen Freund als ein literarisches Genie betrachtet und alle Mittel angewandt hat, um Kafka einen beträchtlichen Ruhm zu sichern, aber er lehnte es kategorisch ab, dass jemand ohne ihn an der Veröffentlichung Kafkascher Manuskripte arbeitete oder dessen Werke kommentierte. Der folgende Brief Walter Benjamins, der Kafkas Werke völlig anders als Brod interpretiert hat, an Gershom Scholem vom 3. Juli 1934 ist in dieser Hinsicht bemerkenswert: Von Moritz Spitzer erhielt ich eine, zunächst noch allgemein gehaltene Aufforderung zur Mitarbeit an der Bücherei des Schocken-Verlags, die mir sehr lieb war. Wozu sie führen wird, ist im Augenblick noch nicht übersehbar, da ›der empfindliche Brod‹ vor ›dem Erscheinen seiner Biographie eine andere Veröffentlichung über K.‹ als eine ›Grenzverletzung‹ betrachten würde.35

Diese Beispiele zeigen deutlich, dass Brods Vermittlungstätigkeit, deren Ehrlichkeit man nicht leugnen kann, auch ein Instrument für Brod war, seinen eigenen Ruhm zu vergrößern, indem er durch diese Arbeit ein Netz von Beziehungen und Verpflichtungen schuf, das der Definition von Michael Werner und Michel Espagne entspricht: Un réseau est un système d’élaboration collective d’une idéologie et plus particulièrement d’une référence interculturelle. Il désigne un ensemble de personnes entre lesquelles fonctionne un circuit d’échanges épistolaires ou oraux […]. Les réseaux en tant que milieux matriciels sont antérieurs à tout produit culturel déterminé, mais ils tendent à dépasser le stade de l’échange épistolaire ou de l’échange oral pour se constituer en textes. Ainsi une revue est l’aboutissement naturel d’un réseau.36

In diesem Sinne kann man die Veröffentlichung des Jahrbuchs Arkadia37 interpretieren, das allerdings erst 1913 erschien. Hier sammelt Brod alle Schriftsteller um sich, zu deren Gunsten er sich eingesetzt hat: Robert Walser, Franz Werfel, Franz Blei, Franz Kafka, Oskar Baum, Alfred Wolfenstein, Hans und 35

36

37

Walter Benjamin an Gershom Scholem, 3. Juli 1934. In: Walter Benjamin – Gershom Scholem. Briefwechsel 1933–1940. Hg. Von Gershom Scholem. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1980, S. 150. Michel Espagne/Michael Werner: La construction d’une référence culturelle allemande en France. Genèse et histoire (1750–1914). In: Annales ESC, Juillet – Août 1987, S. 985f. Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst. Hg. von Max Brod. Leipzig: Kurt Wolff 1913.

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Franz Janowitz, Heinrich Eduard Jacob. Arkadia dient dazu, ein Netz zu festigen, das Brod bald in einen Kreis verwandelt, in dessen Zentrum er sich selbst befindet. Dadurch befestigt er seine Stellung in der Prager deutschsprachigen literarischen Welt, wie der Brief an einen unbekannten Autor vom 22. November 1913 beweist: Sehr geehrter Herr, es tut mir leid, Ihnen über Ihre Verse gar nichts Bestimmtes sagen zu können. Sie scheinen mir zu sehr Versuch und Anfang, als daß sie ein Urteil ertragen würden. Lassen Sie sich dadurch nicht bekümmern: es muß ja alles seinen Anfang haben.38

Eine frühere bedeutungsvolle Etappe in Brods Versuchen, sich als Autorität in der literarischen Welt Anerkennung zu verschaffen, ist zweifellos seine Polemik mit Karl Kraus,39 die im Jahr 1911 stattfindet. Brod nimmt aktiv an der Auseinandersetzung zwischen Kraus und der Zeitschrift Die Aktion teil, deren Chefredakteur, Franz Pfemfert, dem Redakteur von Pan, Alfred Kerr, der von Kraus wegen seiner journalistischen Methoden angriffen wurde, Unterstützung gewährt hatte. Unter den Kerr verteidigenden Schriftstellern ist Brod der einzige, der Karl Kraus unmittelbar angreift. Dem Inhalt dieser Polemik wurden zahlreiche Studien gewidmet.40 Hier ist lediglich von Belang, den unangemessenen und manchmal absurden Charakter von Brods Argumenten anzusprechen. In einem ersten Artikel behandelt Brod Kerrs Stil und nicht dessen Tätigkeit als Kritiker: Das Wichtigste, was ein Autor leisten kann, hat er gebracht: eine neue Sprache, neue Möglichkeiten, sich auszudrücken und zu erkennen. Daß er nebstbei Kritiker ist, langweilt mich. Wozu Kritik? Es sollte Dichtung geben, und theoretische, ins feinste ausgearbeitete Ästhetik.41

Diese Argumente sind zwar annehmbar, sie antworten aber nicht auf Kraus’ hauptsächlichen Angriff gegen Kerr, wonach er jede moralische Betrachtung zur Seite schiebe und nicht zögere, das Privatleben des Berliner Polizeichefs zu enthüllen. Brods Text nimmt aber eine absurde Wendung, wenn er schreibt: »Übrigens ist [Kerr] sehr schön. Ich meine: persönlich sehr schön anzusehen. Das ist sehr wichtig und gut. Dichter sollen schön sein«42. 38 39

40

41 42

Max Brod, 22. November 1913. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Siehe dazu Gaëlle Vassogne: ›Polemiker wider Willen‹: Max Brod et l’identité juive. In: Intellectuels et polémiques dans l’espace germanophone. Hg. von Valérie Robert. Paris: PIA 2003, S. 356ff. Siehe zum Beispiel Donald G. Daviau: Max Brod und Karl Kraus. In: Pazi (Hg.), Max Brod 1884–1984 (wie Kap. 2, Anm. 111), S. 207ff.; Kurt Krolop: In einer Prager Zeitschrift. Karl Kraus, Max Brod und die Prager Herder-Blätter. In: Wortverbunden – Zeitbedingt. Perspektiven der Zeitschriftenforschung. Hg. von Wolfgang Hackl und Kurt Krolop. Wien: Studien Verlag 2001, S. 147ff. Max Brod: Alfred Kerr. In: Die Aktion 1 (1911), Sp. 336. Ebd.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

In seinem Artikel geht Brod noch weiter und greift Kraus heftig an: Ein mittelmäßiger Kopf dagegen, wie Karl Kraus, dessen Stil nur selten die beiden bösen Pole der Literatur, Pathos und Kalauer, vermeidet, sollte es nicht wagen dürfen, einen Dichter, einen Neuschöpfer, einen Erfreuer zu berühren. – So würde ich die Welt einrichten.43

Die Antwort von Kraus auf diesen Text ist selbstverständlich schneidend, es genügt ihm, einen besonders schlecht geschriebenen Auszug aus Brods Jüdinnen zu zitieren, um Brod jedes Recht abzusprechen, ein Urteil über seinen Stil zu fällen. Und der Gnadenstoß kommt mit zwei vernichtenden Formeln: »Max Brod schreibt einen polemischen Essay, um zu begründen, warum er den polemischen Essay für eine niedrige Kunstgattung hält«44 und »Geist auf Brod geschmiert ist Schmalz«45. Brod antwortet nicht. Der irrationale, fast selbstmörderische Charakter des Angriffs und die Argumente, die allmählich jeden Bezug zum Thema der Polemik verlieren, zwingen dazu, nach Brods wahren Motiven zu suchen. Die erste mögliche Erklärung beruht wahrscheinlich auf persönlichem Groll, der zwei Ursachen hat. 1907 versuchte Brod, dessen literarische Tätigkeit gerade begonnen hatte, Kraus’ Aufmerksamkeit auf seine Arbeit zu lenken, und sandte ihm seinen Artikel »Theorie der Kritik«. Kraus ließ antworten, dass er sich nicht auf die Analyse der Werke von anderen Autoren einlassen wolle. Brods Ärger wird aus dem Brief ersichtlich, den er Kraus am 20. Juli 1907 schreibt: Das beruht wohl auf einem Mißverständnis. Ich habe meine Arbeit nicht zur Prüfung übersendet. Denn von meinem Urteil über meiner Leistungen Wert könnte mich niemandes Kritik, auch die Ihre nicht, abbringen… Sondern nur aus Dankbarkeit, als ein zu nichts verpflichtendes Geschenk, um Ihnen für die vielen Genüsse, die ich Ihrer Feder verdanke, einen Gegen-Genuß nach meiner Art und Kraft zu bieten, habe ich Ihnen damals diesen Essay gegeben. Und ebenso bitte ich Sie, mein heute abgeschicktes Buch als Laune und Dankgabe und als nichts anderes aufzufassen.46

Zu dem, was Brod als eine Beleidigung versteht, kommt noch Verrat hinzu: die Tatsache, dass Willy Haas und Franz Werfel, zwei von Brods nächsten Freunden, Kraus’ Einfluss erliegen. Brod scheint sich außerdem nicht damit zufrieden gegeben zu haben, in zahlreichen wichtigen Zeitschriften veröffentlicht zu werden und mit den wichtigsten Vertretern der literarischen Welt verbunden zu sein. Er wollte seine Stellung in dieser Welt endgültig festigen und nimmt die Polemik gegen Kraus als die passende Gelegenheit dazu wahr. Er polemisiert weniger zugunsten Kerrs als gegen denjenigen, der die literarische Autorität verkörpert, die er für sich selbst in Anspruch nimmt: Kraus verkör43 44 45 46

Ebd. Karl Kraus: Selbstanzeige. In: Die Fackel 13 (1911), Nr 326–328, S. 35. Ebd. Max Brod an Karl Kraus, 20. Juli 1907. Dieser Brief befindet sich in den KrausArchiven in Wien.

6.1 Brod und die Prager deutschsprachigen Schriftsteller

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pert die Autorität in Wien, Brod würde gern die Autorität in Prag sein, auch wenn er es nicht zugibt. Im September 1918 antwortet Brod auf eine Reihe von Artikeln, die in der Zeitschrift Der Friede erscheinen und die Existenz einer Prager Schriftstellergruppe erwähnen, deren Leiter Brod sei, folgendermaßen: Ich erkläre hiermit: daß mir von einer solchen Führerschaft und Organisation nicht das mindeste bekannt ist […]. Ich lehne es durchaus ab, mich für das, was in Prag oder von Pragern publiziert wird, verantwortlich zu fühlen.47

Eine solche Verneinung klingt aber falsch, wenn sie von einem Menschen kommt, der mehr als fünfzig Jahre später den Begriff »Prager Kreis« benutzt, um die Prager deutschsprachige Literatur zu kennzeichnen, einen Kreis, dessen Zentrum er ist. Die Verneinung scheint eher das Eingeständnis eines Menschen zu sein, dessen geheime Ziele in aller Öffentlichkeit dargelegt werden. Dies wird durch die Gründung des Jahrbuchs Arkadia bestätigt, das nicht nur das Manifest einer Schriftstellergeneration sein soll, sondern auch ein Mittel, mit den gleichen Waffen wie Kraus um literarischen Ruf zu kämpfen. Das Vorwort enthält denn auch einen diesmal impliziten Verweis auf Kraus: »Das Jahrbuch Arkadia will sich von dieser gehässigen Stellung gegen die Welt abgrenzen«.48 Sich an Kraus zu messen, bedeutet für Brod einen Versuch, seine eigene Stellung zu festigen. Er gibt dies auch zu, wenn er einem seiner Artikel in Die Aktion den Untertitel »Polemik gegen Karl Kraus«49 gibt und in seiner Autobiographie behauptet: »Ich forderte einen der schärfsten Polemiker der Zeit heraus, dem übrigens ein eigenes Blatt zur Verfügung stand«50. Brod fordert nicht Kraus als Menschen heraus, sondern eine Referenzfigur der literarischen Welt. Brod, dem Kraus vorwirft, zu polemisieren, »um sich gegen die Welt zu betonen«51, scheint genau dies zu tun. Brods Motive gehen aber über persönlichen Ehrgeiz hinaus: er bringt in Streitbares Leben Kraus’ angeblichen Antisemitismus zur Geltung, indem er ihm vorwirft, gegen Dreyfus Partei ergriffen und ohne Kommentar in Die Fackel einen Artikel von Stanislaw Przybyszewski abgedruckt zu haben, in dem man lesen kann: »Der 47 48

49 50 51

Max Brod: Prager Dichterschule? In: Der Friede 2 (1918/1919), Nr 33, 6. September 1918, S. 168. Max Brod: Vorbemerkung. In: Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst. Leipzig: Kurt Wolff 1913. Der Titel »Arkadia« ist wahrscheinlich von Schillers Gedicht »Resignation« inspiriert, das mit dem Vers »Auch ich war in Arkadien geboren« anfängt. Indem er auf dieses Gedicht und dessen idyllische Stimmung zurückgreift, will Brod seinen Willen, »die idyllisch-monumentalen Gestalten der deutschen Literatur gegen die haltlose Dekadenz zu sammeln« [Brief an Paul Kisch, ohne Datumsangabe, Literární Archív – Památník Národního Písemnictví], unterstreichen und einen Ton anschlagen, der mit demjenigen kontrastiert, der von Kraus in Die Fackel benutzt wird. Max Brod: Ein mittelmäßiger Kopf. Studie. Betrachtungen über Essayismus und Polemik gegen Karl Kraus. In: Die Aktion 1 (1911), Sp. 622ff. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 87. Brod, Ein mittelmäßiger Kopf (wie Anm. 49), Sp. 624.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

Judaismus hat der schönen menschlichen Seele das Gift eingeimpft, das bis auf den heutigen Tag die Menschheit zersetzt«.52 Man kann also Brods Angriff auch, wenn auch in geringerem Maße, als die Folge seines politischen Engagements verstehen. Diese Polemik bringt aber vor allem Brods Willen zur Geltung, eine bedeutende Rolle in der literarischen Welt (und vor allem in Prag, da der Platz in Wien schon von Kraus besetzt war) zu spielen. Es war ihm unmöglich, den multikulturellen Charakter der Stadt zu ignorieren und sich nicht für die tschechischen Künstler zu interessieren. Brod bezieht also in seine Vermittlungstätigkeit auch die andere in Prag lebende Nation ein und verfolgt dabei auch ein doppeltes Ziel: der tschechischen Kunst den verdienten Ruhm zu verschaffen und sich als unentbehrlichen Mittler zwischen den Deutschen und den Tschechen darzustellen.

6.2

Förderung der tschechischen Kultur im deutschsprachigen Raum

Zu den kennzeichnenden Eigenschaften von Prag gehört, dass es am Schnittpunkt verschiedener Kulturen liegt, und dies bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Einwohner und insbesondere die Künstler. Diese haben offensichtlich eine Identität und eine Haltung der Kultur gegenüber entwickelt, die stark von diesem Kontext beeinflusst sind. Die Mehrheit der Prager deutschsprachigen Dichter hat eine Vermittlungstätigkeit ausgeübt. Brod scheint aber einen besonderen Platz einzunehmen, wie Claudio Magris feststellt, der Brod mit einem anderen Grenzgänger, Oskar Wiener, vergleicht: [Wiener] scheint auch mit seinen Übersetzungen von Alois Jírásek oder von Jiří Karásek jenem übernationalen Ideal von Max Brod näher zu kommen, der verkündete, daß die wahre Prager Nationalität in der ›Verschmelzung‹ bestand und, daß in Prag kaum mehr von einer rein deutschen und rein tschechischen Nation die Rede ist, sondern nur noch von Pragern. Aber Brod ist ein wirklicher Kenner und humanistischer Vermittler der tschechischen Kultur und versucht nicht, die Balladen von Čelakovský oder von Neruda, die Musik von Smetana oder das Erbe von Žižka dem Deutschtum oder dem Österreichertum einzuverleiben, während Wiener sich am Ende von seiner übernationalen Begeisterung zu einem deutschen Imperialismus verleiten läßt, sei es auch nur kultureller Art.53

Claudio Magris ist nicht der Einzige, der bei Brod das vollständige Fehlen von Vorurteilen gegenüber der tschechischen Kultur hervorhebt. In einem Artikel, der Brods Arbeit zugunsten der tschechischen Literatur gewidmet ist, schreibt Walter Schamschula: 52 53

Stanislaw Przybyszewski. In: Die Fackel 9 (1908), Nr 239–240, S. 8. Magris, Prag als Oxymoron (wie Einleitung, Anm. 17), Bd 2, S. 43f. Das Zitat von Brod entstammt dessen Artikel Frühling in Prag. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 317.

6.2 Förderung der tschechischen Kultur im deutschsprachigen Raum

191

Das größte Lob, das man Brod als Vermittler aussprechen kann, ist, daß er von dieser herablassenden Haltung völlig frei ist, im Gegensatz etwa zu Franz Werfel, der in die tschechische Literatur liebgewordene Vorstellungen hineininterpretierte, die dort nicht vorhanden waren.54

Diese Feststellung wird durch die Tatsache bestätigt, dass Brod gegenüber den tschechischen Künstlern dieselbe Haltung wie gegenüber den deutschen Künstlern einnimmt und beiden auf gleiche Weise hilft. Er kann natürlich den tschechischen Schriftstellern keine stilistischen Ratschläge geben; manche haben ihn dennoch um seine Meinung gebeten, wie der folgende Brief zeigt, den Brod an den tschechischen Dichter Otokar Theer gesandt hat: In Ihren Gedichten lesend bedaure ich oft, die tschechische Sprache nicht so genau zu beherrschen, wie ich es zum vollen Verständnis Ihrer Verse wünschte. Lieb war es mir, daß sich in Ihr Buch […] schließlich doch das Leben mit aller Sinnlichkeit stürzt. Daher hat mir auch das Gedicht ›Jedné ženě‹ ganz besonders gefallen! Diese Schlußzeilen! Ebenso ›Rybí pohled‹. Und ›Monolog sprnové noci‹. Auch fühle ich sehr wohl, daß dieses Urteil sehr lückenhaft ist und noch durch gute Lektüre Ihres Werkes gefestigt sein will. Nehmen Sie also fürs Erste nur meinen herzlichen Dank für freundliche Sendung und Widmung.55

Der Brief zeugt davon, dass Brod gegenüber den tschechischen Künstlern in der Regel keinen überlegenen Ton anschlug. Dieser Eindruck wird durch Brods Bemühungen bestätigt, Verbindungen zwischen den deutschen und den tschechischen Künstlern zu schaffen, und dies schon seit Anfang seiner literarischen Tätigkeit. Am 14. Dezember 1907 schreibt er folgenden Brief an Zdenka Braunerová, eine tschechische Schriftstellerin und Malerin: Ich bin schon lange ein Bewunderer Ihrer Kunst und nun ist auch Dr. Franz Blei (München, Hubertusstrasse 13) auf Sie aufmerksam geworden. Er möchte Zeichnungen von Ihnen haben, die sich zur Reproduktion in einer Zeitschrift eignen, auch Entwürfe zu Titelblättern. Er würde sich freuen, wenn Sie sich mit ihm direkt in Verbindung setzten.56

Dieser immerhin mehr als zehn Jahre vor der Geburt des tschechoslowakischen Staates geschriebene Brief erweckt den Eindruck, dass Brods Hauptziel in diesem Fall die Annäherung zweier Künstler und nicht die Steigerung seines persönlichen Ansehens ist. Und mehr als zwanzig Jahre später gehorcht er dem gleichen Impuls, wenn er seinen Freund Janáček dazu anregt, die Bühnenmusik zu Hauptmanns Schluck und Jau für die Heidelberger Festspiele zu komponieren: 54 55 56

Walter Schamschula: Max Brod und die tschechische Literatur. In: Pazi (Hg.), Max Brod 1884–1984 (wie Kap. 2, Anm. 111), S. 248. Max Brod an Otokar Theer, ohne Datumsangabe. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Zdenka Braunerová, 14. Dezember 1907. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

Direktor Hartung, einer der genialsten Bühnenleiter Berlins, leitet jedes Jahr mit großem Erfolg die Heidelberger Festspiele, die auf einem anerkannt hohen künstlerischen Niveau stehen. Direktor Hartung wendet sich eben an mich mit der glänzenden Idee, die Bühnenmusik zu Gerhart Hauptmanns ›Schluck und Jau‹ von Ihnen schreiben zu lassen […]. Gerhart Hauptmanns ›Schluck und Jau‹ ist ein ganz aus dem Volkstum schöpfendes, ungemein lustiges und dabei kontrastreiches Werk, das ja zum ständigen Repertoire der meisten deutschen Bühnen gehört […]. Ich glaube, daß diese Arbeit Ihnen sehr liegt […]. So wie die Musik Křeneks zum ›Sommernachtstraum‹ bei den Heidelberger Festspielen ungeheures Aufsehen gemacht hat, so würde gewiß auch Ihre Bühnenmusik zu ›Schluck und Jau‹ ein künstlerisches Ereignis erster Ordnung und nicht bloß für Deutschland, sondern für die ganze Welt werden.57

Da Janáček offensichtlich zögert, fügt Brod eine Woche später hinzu, diese Zusammenarbeit würde nicht nur eine künstlerische Annäherung der beiden Völker, sondern auch einen deutlichen Vorteil für Janáčeks Karriere in Deutschland bedeuten: Was ›Schluck und Jau‹ anlangt, so würde ich Ihnen doch sehr anraten, unbedingt diese Musik zu schreiben. Es würde Ihre Popularität in Deutschland und überall noch sehr steigern, auch Ihren anderen Opern nützen, denn die Heidelberger Festspiele stehen im Vordergrund des Interesses.58

Brod will also gleichzeitig den Ruhm tschechischer Kunst beim deutschen Publikum mehren und die Karriere von Künstlern fördern, die er bewundert. Ähnlich wie bei deutschen Schriftstellern kann er sich seines Ruhms bedienen, um die Veröffentlichung von Übersetzungen tschechischer Werke zu sichern, wie seine Zusammenarbeit mit Rudolf Fuchs zeigt, der die Schlesischen Lieder von Petr Bezruč ins Deutsche übersetzt hat. Zwei Briefe zeigen jedoch, dass Brod diese Übersetzung für ziemlich misslungen hielt. Am 13. Mai 1916 schreibt er an Fuchs: »Von Ihren Bezruč-Übersetzungen in der ›Aktion‹ schien mir nur die dritte geglückt«59. Und die Kritik ist noch härter im zweiten Brief: Ebenso aufrichtig muß ich Ihnen sagen, daß mich Ihre Bezručübersetzung, jetzt im Zusammenhang gelesen, nicht befriedigt hat. Allzu viele Verse sind gezwungen, die Reime unnatürlich, unvolkstümlich. Nur hie und da etwas Gelungenes […]. Wahrscheinlich hätten Sie das Buch ohne Reime oder nur mit Gelegenheitsreimen übersetzen sollen.60

Aber diese Vorbehalte hindern Brod nicht daran, sich für die Veröffentlichung dieser Übersetzung einzusetzen, was Brods Intention unterstreicht, das deut57

58 59 60

Max Brod an Leoš Janáček, 15. Mai 1928. In: Korespondence Leoše Janáčka s Maxem Brodem. Hg. von Jan Raček und Artuš Rektorys. Prag: Státní nakladatelství krásně literatury, hudby a umění 1953, S. 234. Max Brod an Leoš Janáček, 22. Mai 1928. Ebd., S. 237. Max Brod an Rudolf Fuchs, 13. Mai 1916. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Rudolf Fuchs, 6. November 1917. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví.

6.2 Förderung der tschechischen Kultur im deutschsprachigen Raum

193

sche Publikum solle dieses Werk entdecken können. Bemerkenswert ist auch, dass diese deutsche Übersetzung in der Zeitschrift Die Schaubühne auf Brods Empfehlung hin veröffentlicht wurde: Mit gleicher Post sende ich, Ihr Einverständnis voraussetzend (auf Grund Ihres letzten Briefes), Ihre kleine Szene und das Gedicht ›Erwachend‹ an die Schaubühne. Mache gleichzeitig Jacobsohn eindringlichst auf Ihre Bezruč-Übersetzung aufmerksam. – Bitte, schreiben Sie gleich an Jacobsohn, Charlottenburg […], und legen Sie gleich zwei, drei Bezruč-Gedichte, die kräftigsten, bei.61

Fuchs hat wahrscheinlich auch Brod zu danken, dass seine Übersetzung 1916 bei Kurt Wolff mit einem Vorwort von Franz Werfel erscheint.62 Jedenfalls lässt Wolff über Brod Fuchs wissen, dass er die Sammlung veröffentlichen werde.63 Und damit ist Brod Einflussnahme noch nicht abgeschlossen. Wie in anderen Fällen, wo es sich um deutsche Schriftsteller handelt, macht er das deutsche Publikum auf diese Gedichtsammlung aufmerksam. In einer Postkarte an Fuchs vom 5. Dezember 1917 weist er darauf hin, dass er dessen Übersetzung in einem Janáček gewidmeten Artikel erwähnt hat: »Ich hoffe, daß Sie meine Karte erhalten haben, in der ich Sie auf meine Notiz über Bezruč in der ›Schaubühne‹ (Kritik von Pastorkyňa) hinweise!?«64. Brods Vermittlungsarbeit besteht auch aus Rezensionen, und nicht nur aus solchen, die er selber schreibt. Er versucht öfters, andere Kritiker auf Werke aufmerksam zu machen und sie, manchmal als Gegenleistung, zu Rezensionen anzuregen. Am 16. April 1923 schreibt Brod an den Dichter Otokar Fischer: Ihre Verse sind schön und redlich. Ich werde sie besprechen. Da Sie auch, wie ich mit Freude sehe, Interesse für Jüdisches wiedergewinnen, gestatte ich mir, Ihnen wärmstens das sehr originelle Werk meines Freundes zu empfehlen. Es wäre schön, wenn Sie in einem tschechischen Blatte auf dieses von Langer neuentdeckte farbenreiche Judentum der Kabbala hinweisen.65

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Max Brod an Rudolf Fuchs, 21. Juli 1917. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Am 17. Juni 1916 schreibt Brod an Fuchs: »Es wäre schade, wenn Bezruč nicht erschiene. Falls Sie wirklich keine Hoffnung auf Werfel haben, bin ich allenfalls bereit, Ihnen das Vorwort zu schreiben«. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Am 24. Juli (ohne Jahresangabe, wahrscheinlich 1916) schreibt Brod an Fuchs: »Ich habe das Vergnügen, Ihnen mitteilen zu können, dass Kurt Wolff […] Ihr BezručBuch verlegen will. Er schreibt es nur heute offiziell. Sie können also, wenn Sie es wünschen, mit Bezug auf diese Mitteilung nun selbst mit ihm in Beziehung treten«. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Rudolf Fuchs, 5. Dezember (wahrscheinlich 1916). Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Otokar Fischer, 16. April 1923. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Langer ist Jiří Langer, der Autor von Devět bran (Neun Tore), einer Sammlung von chassidischen Geschichten.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

Die Rezensionen stammen aber meistens von Brod selber, der schon seit 1907 über tschechische Künstler schreibt, d. h. zu einer Zeit, in der die deutschen Kritiker die tschechische Kunst überhaupt nicht wahrnehmen. Diese Artikel haben eine deutliche politische Dimension, wie der Artikel »Frühling in Prag« zeigt, der der ersten Ausstellung der Osma-Gruppe66 gewidmet ist: Deutsche und Tschechen haben sich hier zusammengefunden, acht Künstler ohne Rücksicht auf ihre Nationalität. Hier in Prag, der Centralstelle dieses Kampfes, wo nicht nur Kegelvereine, sondern auch lyrische Clubs im Schatten national-farbiger Banner zusammenkommen… Es erscheint schwierig, einem Nicht-Prager die spaßigen und heiklen Nuancen unserer sprachlich geschichteten Gesellschaft vorzuführen, die mit großem Eifer das Talent pflegt, nur immer Trennendes der beiden Volksstämme, nie das Zusammenführende zu betonen […]. Dem gegenüber lobe ich den Mut und die bessere Einsicht der Acht. Dem gegenüber wandelt mich die Lust an, zu beweisen, auf die Gefahr hin, einige Patrioten beiderseits zu verstimmen, … zu beweisen, daß in Prag kaum mehr von einer reinen deutschen und einer reinen tschechischen Nation die Rede ist, sondern nur noch von Pragern, Bewohnern dieser herrlichen und geheimnisvollen Stadt. Eine Verschmelzung ist eingetreten, das Blut hat sich vermischt, culturelle und wirtschaftliche Beziehungen locken über die Grenzen.67

Brods Hauptziel zu dieser Zeit ist aber wahrscheinlich nicht politisch, es geht ihm zunächst darum, Aufmerksamkeit auf diese Maler zu lenken. Er schließt jedenfalls seinen Artikel mit den Worten: »Es wäre sehr dankenswert, wenn sich ein Berliner Salon dieser neuen und reichen Kunst öffnete, z. B. Cassirer…«68. Zwischen 1908 und 1919 widmet Brod der tschechischen Kunst zehn Artikel in bedeutenden deutschen Zeitschriften. Drei von ihnen, »Louskáček«69, »Weiße Wände«70 und »Der tschechische Snob«71, besprechen Aufführungen von Werken, die den Deutschen bekannt sind, nämlich das Ballett Nußknacker, Wallenstein und Der Snob von Sternheim. In jedem Artikel zielt Brod darauf ab, die hohe Qualität dieser Aufführungen zu unterstreichen und dadurch das Vorurteil zu bekämpfen, dass die tschechischen Theater zweiten Ranges seien. In »Weiße Wände« kommentiert Brod Kvapils Inszenierung von Wallenstein:

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Diese »Gruppe der Acht« versammelt deutsche und tschechische Maler: Willy Nowak, Otokar Kubin, Bohumil Kubišta, Anton Procházka, Friedrich Feigel, Max Horb, Emil Filla und Vincenc Beneš. Brod, Frühling in Prag (wie Anm. 53), S. 317. Ebd. Max Brod: Louskáček. In: Die Schaubühne 4 (1908), Bd 2, 5. November 1908, S. 446. Max Brod: Weiße Wände. In: Die Schaubühne 5 (1909), Bd 2, 16. Dezember 1909, S. 661. Max Brod: Der tschechische Snob. In: Die Schaubühne, 12 (1916), Bd 1, 7. Januar 1916, S. 18f.

6.2 Förderung der tschechischen Kultur im deutschsprachigen Raum

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Schade, daß ich kein Regisseur bin. Es muß hübsch sein, in ein scheinbar schon fertiges Kunstwerk seine Gedanken einzufügen und ihm dadurch eine Vollkommenheit zu geben, die man vorher nicht vermißt hat, weil man sie nicht geahnt hat… So hat Herr Jaroslav Kvapil Schillers ›Wallenstein‹ durch schöne Bilder und Bewegungen vervollständigt, man spielt jetzt die Trilogie am tschechischen Theater in Prag.72

Aber um der tschechischen Kunst eine gleichberechtigte Stelle unter den Künsten der anderen Nationen zu sichern, ist es vor allem notwendig, die Begabung ihrer Schriftsteller hervorzuheben. Diesen Eindruck erweckt jedenfalls der Artikel »Ein tschechisches Drama«, den Brod im März 1911 dem Stück von Arnošt Dvořák Král Václav IV widmet: Sofort denkt man an die Umwälzungen, die unser Heimatland betroffen haben. Und liest man nun gar unter den Personen nach: Johann Hus, Zizka von Trocnov, den päpstlichen Nuntius, Jost von Mähren, schlichte Bürgersleute, Bauern, einen Bettelmönch, einen Hofnarren… So ist man von der richtigen historischen Atmosphäre schon durchdampft. Freilich möchte man gern noch den Dichter, obwohl er ja sichtlich vor schönen Taten steht, an die Schwierigkeiten erinnern, möchte ihn warnen, am Ärmel zurückhalten: Was ist denn das? Jeder Akt spielt in einer anderen Stadt, und immer nach zehn Jahren – in Beroun, Wien, Prag, Kuttenberg, Kunratitz? Wirst du das bewältigen? […] Nun wurden meine Bedenken durch das aufgeführte Drama auf die schönste Weise zerstreut. Und deshalb schrieb ich. Ein Trauerspiel ist geschaffen, voll von Patriotismus, den ich, wo nicht als Patriotismus, doch mindestens als Begeisterung zitternd mitfühle – die Tragödie eines Königs, der sein Volk liebt und mißversteht. Wenn irgendwo, so ist hier das, was die Älteren ›tragische Schuld‹ nannten, in herzlicher Vollendung gegeben. In der Hauptfigur des Wenzel hat Dvorak eine so scharf individualisierte königliche Gestalt geschaffen, daß ich sie dicht neben Shakespeares Könige stelle.73

Brod begnügt sich aber nicht damit, seine Begeisterung auszudrücken: um diesem Stück ein internationales Echo zu sichern, entschließt er sich, es selber zu übersetzen. Wenn Brod die tschechischen Maler und Schriftsteller aufmerksam verfolgt, so gilt doch sein Hauptinteresse den tschechischen Komponisten. Schon 1909 gibt er dem deutschen Publikum einen Einblick in die tschechische Musik, vor allem in die Kunst von Smetana und Dvořák: Wie oft glückselig bin ich im Theater gesessen und bei den Klängen dieser Oper von Smetana ›Der Kuß‹ (sie ist noch schöner als die berühmtere ›Verkaufte Braut‹) verkleideten sich all meine Gedanken, zwischen Vers und Prosa, wie ich es liebe, in die Zeile: Mein elendes Leben war bei diesen Tönen in Tränen aufgelöst… So dachte ich, und so war es auch […]. Und nichts blieb übrig als der Wunsch: jetzt, jetzt sofort möge ein Feuer ausbrechen, die Decke und Parterre trümmern, unerhörte Katastrophen irgendwie… damit wir, lächelnd vor Kunst, sitzen bleiben und gern in der gespanntesten lustreichsten Stunde unseres Daseins zugrunde gehen. Das ist meine Ansicht über Smetana. Von Dvořák aber, dem andern Klassiker der Tschechen, sind 72 73

Brod, Weiße Wände (wie Anm. 70), S. 661. Max Brod: Ein tschechisches Drama. In: Die Schaubühne 7 (1911), Bd 1, 30. März 1911, S. 350f.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

mir nie schwärmerische Gelüste gekommen. Und dennoch liebe ich ihn, spiele ihn gern, diesen interessanten Barbaren, der eine glatte akademische Maske vorhält.74

Brod nimmt diesen Artikel zum Vorwand, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf zwei weniger bekannte Komponisten zu lenken, Josef Suk und Vitězslav Novák. Sieben Jahre später wird Brod diesen beiden Musikern einen ganzen Artikel widmen: Ich will vorausschicken, daß Novák und Suk heute für die repräsentativen Komponisten der Tschechen gelten, so wie Smetana und Dvořák (letzterer mit viel weniger Berechtigung) zu ihrer Zeit es waren. Und daß es zu den unbegreiflichen Dingen gehört, daß dieser ›Sturm‹ noch niemals in deutscher Sprache aufgeführt worden ist!! Der ›Sturm‹. Nach einem Gedichte von Svatopluk Czech, aus jenen Dezennien, da Lord Byrons Mode regierte.75

Aber die wichtigsten Entdeckungen Brods, die beiden Komponisten, für die er sich am meisten einsetzt, sind zweifellos Jaromír Weinberger und Leoš Janáček, deren Werke er auch für die deutsche Bühne umarbeitet und übersetzt. Als er anlässlich eines Prager Konzerts die Werke Weinbergers entdeckt, ist Brod so begeistert, dass er sofort einen Artikel in Die Aktion veröffentlicht: Man wird geradezu rot vor Aufregung, wenn man es hört! Man schämt sich förmlich. Der ganz junge Komponist Jaromír Weinberger in Prag fecit. Man spielt’s in knapp einer halben Stunde herunter, hat es unzählige Male gespielt, das entdeckungsfrohe Stadttheater in Prag-Weinberge (tschechisch) macht sogar ausgezeichnete Kassa dabei, – und ich kann nur allen Musikverlegern und Theaterdirektoren anempfehlen, einen Wettlauf nach diesem zierlichen Opus anzutreten; sie werden mir dankbar sein.76

Janačeks Oper Jenufa, die er im Juni 1916 in Prag hört, ruft bei Brod eine ähnliche Reaktion hervor. Brod fängt damit an, seine Freunde und Bekannten darauf aufmerksam zu machen, wie eine an Fuchs geschriebene Postkarte zeigt: Ich rate Ihnen sehr dringend, herzlich, das rasend schöne Opernwerk ›Její Pastorkyňa‹ von Janáček im tschechischen Nationaltheater zu hören. Da singt ganz Mähren mit! Janáček ist 62 Jahre alt, die Oper dieses mährischen Smetana vor 15 Jahren geschrieben. Seltsame Dinge!77

Ähnlich wie im Fall Weinbergers einige Monate zuvor veröffentlicht er in Die Schaubühne einen Artikel, der den bedeutungsvollen Titel »Tschechisches Opernglück« trägt: Verwirrt bin ich, betäubt. Vor fünf Wochen traf mich jenes glückliche Ereignis, und heute fühle ich mich noch immer nicht gesammelt genug, es bedachtsam zu sagen 74 75 76 77

Max Brod: Tschechische Musik. In: Die Neue Rundschau 20 (1909), S. 925f. Max Brod: Tschechische Musik. In: Die Aktion 6 (1916), Sp. 239. Max Brod: Der Komponist Jaromír Weinberger. In: Die Aktion 6 (1916), Sp. 551. Max Brod an Rudolf Fuchs, 14. Juni 1916. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví.

6.2 Förderung der tschechischen Kultur im deutschsprachigen Raum

197

oder vielmehr in die Welt hinauszujubeln, wie es meine Pflicht wäre… In diese Welt kann man vielleicht überhaupt nichts mehr hinausjubeln… Dieses Ereignis war die Aufführung der neuen Oper von Janáček: ›Ihre Ziehtochter‹ (›Její Pastorkyňa – Jenufa‹). Der neuen Oper? Hier beginnt schon das Seltsame des Ereignisses. Die Oper ist bereits zwölf Jahre alt, lag in unterschiedlichen tschechischen Theaterkanzleien, wurde vor vielen Jahren in Brünn ohne großen Erfolg aufgeführt […]. Und im zweiundsechzigsten Lebensjahr erst erfährt der rüstige Greis, gewiß einer der bedeutendsten Männer, die das tschechische Volk je hervorgebracht hat, im zweiundsechzigsten Lebensjahre erst erfährt er die Genugtuung, daß sein Meisterwerk über die Bühne des Prager tschechischen Nationaltheaters geht, erlebt den durchschlagenden Erfolg des Werkes bei Publikum und ernster Fachkritik.78

Aber die Begeisterung, die Brod in diesen beiden Artikeln ausdrückt, genügt wahrscheinlich nicht, um den Erfolg zu erklären, den die Werke Weinbergers und vor allem Janáčeks außerhalb von Böhmen und Mähren haben werden. Brod wird mit beiden Männern eine Zusammenarbeit entwickeln, die weit über eine einfache Vermittlungstätigkeit hinausgeht, die aber wieder zugleich als ambivalent erscheinen kann. Wie im Fall deutscher Künstler ist Brods Arbeit zugunsten der tschechischen Künstler auch ein Mittel, seine eigene Stellung zu festigen. Die Chronologie ist in dieser Hinsicht aufschlussreich. Unter den oben erwähnten Artikeln, die tschechischen Künstlern gewidmet sind, wurden nur vier vor 1913 veröffentlicht. Diese vier Artikel werden außerdem in die Sammlung Über die Schönheit häßlicher Bilder aufgenommen, die 1913 erscheint, d. h. im selben Jahr wie Brods Jahrbuch Arkadia, das man als das Manifest einer Prager Schule betrachten kann, deren Haupt Brod wäre. Zu dieser Zeit aber hatte die Mehrheit der deutschsprachigen Schriftsteller die Stadt verlassen, so dass sie Brod nicht so dringend wie früher brauchten, um ihre Karriere zu fördern. Die tschechische Kunst war seit diesem Zeitpunkt das einzig mögliche Objekt für Brods Vermittlungstätigkeit, die also seit 1913 eine neue Wendung nimmt. Aus Brods Bibliographie wird deutlich, dass die Essays, die er nach 1913 veröffentlicht und die weder das Judentum noch den Zionismus behandeln, hauptsächlich der tschechischen Kunst gewidmet sind. Die Prager künstlerische Welt, die bisher von den Deutschen beherrscht wurde, ist jetzt hauptsächlich tschechisch. Brods ehrliche Bewunderung für die tschechischen Künstler, für die er sich eingesetzt hat (vor allem Janáček, Weinberger und Hašek), steht außer Frage, aber es scheint, dass man die Umorientierung von Brods Vermittlungstätigkeit auch als ein Mittel deuten kann, seinen Platz in der Prager intellektuellen Welt zu sichern. Dieser Eindruck wird bestätigt, wenn man drei Briefe vergleicht, die an drei der bedeutendsten Mitglieder der Prager intellektuellen Welt geschrieben wurden. Am 12. Dezember 1907 schreibt Brod an Arnošt Procházka, einen der Mitbegründer und Redakteure der einflussreichen Zeitschrift Moderní Revue: 78

Max Brod: Tschechisches Opernglück. In: Die Schaubühne 12 (1916), Bd 2, 16. November 1916, S. 456.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

Schon seit langer Zeit verfolge ich und bewundere Ihre ›Moderní Revue‹, die für mich den Höhepunkt der tschechischen Kultur bedeutet… Ich fühle mich Ihren Ansichten und Intentionen nahe verwandt. Vielleicht kennen Sie meine Novelle ›Das tschechische Dienstmädchen‹, die kürzlich in der Zeitschrift ›Die Opale (Herausgeber Franz Blei, München)‹ erschienen ist und in der ich meiner Sympathie für das Slawentum Ausdruck gebe. Von dankbaren freundschaftlichen Gefühlen geleitet sende ich Ihnen heute mein neues Buch ›Der Weg des Verliebten‹ und würde mich freuen, wenn ich damit Ihnen eine Freude bereitet hätte […]. Ich […] werde, sobald ich nur halbwegs die eigenen Arbeiten besorgt habe, tschechische Dichter übersetzen, z. B. Jiří Karásek ze Lvovic, Miloš Marten, Fraňa Šramek und andere, die ich hochschätze, und werde mich bemühen, für sie in Deutschland zu wirken. Ich glaube, daß die jungen Generationen der beiden Völker einander verstehen werden! Schließlich erlaube ich mir noch, mittels beigefügter Karte zu meiner Vorlesung über den französischen Lyriker Jules Laforgue höflichst einzuladen und es würde mich freuen, Sie bei dieser Gelegenheit persönlich kennenzulernen.79

Zu dieser Zeit ist Brod noch ziemlich unbekannt, und seine Ehrlichkeit ist fraglich, wenn er seine Bewunderung für diese tschechischen Dichter ausdrückt, deren Werke er später doch nicht übersetzt hat. Es geht ihm offensichtlich vor allem darum, Procházka dazu anzuregen, eine Rezension von Der Weg des Verliebten in der Moderní Revue zu schreiben. Dieser Brief steht außerdem im Widerspruch zu dem Inhalt einer Postkarte, die Brod 1916 an Rudolf Fuchs sendet und in der er behauptet: »Ich halte mich nicht für einen Kenner tschechischer Lyrik«80. Der Widerspruch wird noch deutlicher, wenn man zwei Briefe vergleicht, die Brod an den Kritiker Paul Kisch schreibt, der für die Prager deutschsprachige Zeitung Bohemia arbeitet. In einem Brief vom 26. Mai 1916 kommt Brod auf die von Kisch formulierten Kritiken gegen die Nummer der Zeitschrift Die Aktion zurück, die der tschechischen Kunst gewidmet war und das Wort »böhmisch« statt des Wortes »tschechisch« benutzte, was die deutschnational gesinnten Redakteure und Leser der Bohemia kränkte: Die Nummer der ›Aktion‹ war gänzlich ohne mein Arrangement vorbereitet oder schon fertiggestellt, als mich Pfemfert um einen Beitrag bat. Ich wählte, da ich von tschechischer Literatur recht wenig halte, die tschechische Musik, die ich sehr liebe. Die ganze Art und Aufmachung der Nummer sah ich erst, als sie gedruckt zu mir kam. Ich hatte dabei vieles zu tadeln. Allerdings wohl von einem ganz anderem Standpunkt aus als Sie. Immerhin hätte ich den Titel ›Böhmen‹ für eine ausschließlich dem Tschechentum gewidmete Nummer nicht gewählt. Mein Essai heißt denn auch ›Tschechische Musik‹ und nicht ›Böhmische Musik‹.81 79 80 81

Max Brod an Arnošt Procházka, 12. Dezember 1907. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Rudolf Fuchs, 13. Mai 1916. Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Max Brod an Paul Kisch, 26. Mai 1915 (es handelt sich wahrscheinlich jedoch um das Jahr 1916, da die Nummer der Aktion, die von Brod erwähnt wird, am 6. Mai 1916 erschienen ist). Literární Archív – Památník Národního Písemnictví.

6.3 Eine neue Definition der Vermittlung

199

Es ist überraschend, bei Brod den Satz »da ich von tschechischer Literatur recht wenig halte« zu lesen. Fünf Jahre früher hatte er eine solche Begeisterung für Dvořáks Stück Král Václav IV manifestiert, dass er sich entschlossen hatte, es umzuarbeiten und Paul Kisch zu der Erstaufführung dieser neuen Fassung einzuladen: Am 13. Jänner wird im tschechischen Nationaltheater das Stück ›Wenzel IV.‹ in gänzlich umgearbeiteter Fassung wieder ins Repertoire kommen. Ich habe an dieser Umarbeitung Anteil genommen und sie dahin gelenkt, daß das Chauvinistische durch jenen edleren Nationalismus ersetzt würde, der in der eigenen Nation ein ›Volk Gottes‹ sieht, das zur Erlösung der ganze Menschheit berufen ist. Die Tschechen scheinen ja wirklich zur Zeit der Hussiten diese große Idee und damit ihre große Zeit gehabt zu haben. – In dieser Fassung habe ich das Stück für die deutsche Bühne bearbeitet und sende Ihnen zugleich ein Korrektur-Exemplar, da leider das Buch nicht fertig geworden ist. Es wäre mir sehr wertvoll, wenn Sie dieser Reprise beiwohnten d. h. von der Karte, die Ihnen vom Autor direkt zugeht, Gebrauch machten, und dann dem Berliner Blatt, für das Sie korrespondieren, einen Bericht schickten. Natürlich würde es mich am meisten freuen, wenn Sie meiner Ansicht, daß es sich hier um ein Stück von nationaler Eigenart, aber auch allgemein menschlicher, welthistorischer Bedeutung und von großem Interesse auch für ein deutsches Publikum handelt, beipflichten könnten.82

Brods Haltung ist wiederum ambivalent, und man weiß nicht recht, ob er den Satz »da ich von tschechischer Literatur recht wenig halte« geschrieben hat, um den Kritiker Paul Kisch, der die deutschnationalen Überzeugungen der Zeitung Bohemia vertrat, für sich zu gewinnen, oder ob er tatsächlich Dvořáks Stück als eine Ausnahme betrachtet innerhalb einer Literatur, für die er keine besondere Achtung empfindet (was dann im Widerspruch zu dem Brief stünde, den Brod 1907 an Procházka geschrieben hat). Es scheint unmöglich, zwischen diesen beiden Deutungen zu entscheiden; fest steht jedoch, dass diese Widersprüche in Brods Vermittlungstätigkeit eine gewisse Ambivalenz ans Licht bringen.

6.3

Eine neue Definition der Vermittlung

Die Ambivalenz von Brods Haltung sowie die erwähnten Widersprüche lassen sich wahrscheinlich dadurch erklären, dass Brod sich in seiner Rolle als Vermittler nicht ganz wohl fühlt. Er sieht sich offensichtlich als Träger einer Mission, und seine Arbeit zugunsten zahlreicher deutscher und tschechischer Künstler beruht auf einer besonderen Auffassung des jüdischen Künstlers als eines Vermittlers. Er scheint aber auch von dieser Vermittlungstätigkeit einigermaßen enttäuscht zu sein, da es sich vor allem um eine organisatorische und 82

Max Brod an Paul Kisch, ohne Datumsangabe (wahrscheinlich in den letzten Tagen des Jahres 1913 oder in den ersten Tages des Jahres 1914). Literární Archív – Památník Národního Písemnictví.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

keine künstlerische Tätigkeit handelt. Darüber hinaus entspricht sie einem bei den Deutschen wie bei den Tschechen verbreiteten Stereotyp, wonach die Juden keine eigentliche künstlerische Begabung besäßen, aber ideale Vermittler seien. Brod stellt letzteren Punkt, den er selber in seinem Essay »Der jüdische Dichter deutscher Zunge« entwickelt hat, nicht in Frage. Er fordert aber für die Juden die Anerkennung der Tatsache, dass sie beides zugleich sein können, Organisatoren und Künstler. In seinem Text »Die Tschechen und der jüdische Künstler«, der gleichzeitig in den Prager zionistischen Zeitschriften Selbstwehr und Židovské zprávy im Juli 1918 erscheint, versucht Brod, diesen Stereotypen zu widersprechen. Er behauptet, die Tschechen verstünden das jüdische Wesen ganz und gar nicht, obwohl sie zu den demokratischen und künstlerischen Nationen Europas gehören: Die Tschechen kennen das Wesen des Judentums nicht und bemühen sich auch gar nicht, es kennen zu lernen. Täuschen wir uns nicht. Wenn sie dem Zionismus einige Sympathien entgegenbringen, so geschieht es aus politischer Klugheit […]. Aber die Tschechen kommen ja dem jüdischen Künstler freundlich entgegen, sie verhätscheln ihn geradezu. Ist es nicht so? – Gewiß. Doch will ich nun einmal mit rücksichtsloser Offenheit sprechen, auf die Gefahr hin, mir das Übelwollen tschechischer Chauvinisten zuzuziehen, sowie ich mir bereits den Haß der deutschen Chauvinisten (der Herren von der ›Bohemia‹) zugezogen habe […]. So mögen sich diesmal die Tschechen die Wahrheit sagen lassen, daß sie den jüdischen Künstler allerdings sehr hoch einschätzen… aber in der Regel nur als – Agenten, als Übersetzer, als Popularisator tschechischer Kultur unter den Deutschen, nicht als den von eigener Schöpferkraft Beflügelten…83

Brods Meinung nach ist dieses Unverständnis der Tschechen dem jüdischen künstlerischen Schaffen gegenüber besonders offensichtlich, wenn man die Art und Weise betrachtet, wie die tschechische Kritik die Musik Gustav Mahlers behandelt. Brod unterscheidet zwei Schulen. Für die erste, die sich vor allem in der Hudební Revue ausdrückt, ist Mahler einfach ein schlechter Komponist. Die zweite, um die Zeitschrift Smetana und Professor Nejedly, weigert sich, Mahlers jüdische Identität anzuerkennen, und nimmt ausschließlich die deutschen und tschechischen Komponenten in seiner Musik wahr. Diese beiden Auffassungen sind für Brod unannehmbar, der Mahler als die Verkörperung der jüdischen Kunst ansieht.84 Er hat übrigens dieser These zahlreiche Artikel gewidmet. Im ersten Artikel, der in der Zeitschrift Der Jude im Jahre 1916 erschienen ist, versucht er, die Ähnlichkeiten zur Geltung zu bringen, die zwischen Mahlers Musik und den chassidischen Melodien existieren: 83 84

Max Brod: Die Tschechen und der jüdische Künstler. In: Selbstwehr, 12. Juli 1918, S. 2. Über diese Deutung von Mahler als Erbe der jüdischen Musik, siehe Talia Becker Berio: ›Ailleurs‹. Gustav Mahler et l’ironie de la diaspora. In: Gustav Mahler et l’ironie dans la culture viennoise au tournant du siècle. Actes du colloque de Montpellier 16–18 juillet 1996. Montpellier: Climats 2001, S.45ff.

6.3 Eine neue Definition der Vermittlung

201

Ich habe jetzt, seit die galizischen Flüchtlinge nach Prag gekommen sind, oft ostjüdischem Gottesdienst beigewohnt – dem schlechthin Erhabensten, was mir je in meinem Leben zu fühlen vergönnt war […]. In einem Moment war es mir, als hätte ich den lange gesuchten Schlüssel zu etwas scheinbar Fernliegendem, aber doch ebenso tief Jüdischem gefunden: zu der Kunst Gustav Mahlers. Und zwar zu einer ganz ausgeprägten Eigentümlichkeit dieser Kunst, die schon mehrfach bemerkt und auch getadelt worden ist: zu Gustav Mahler merkwürdig oft verwendeten Marschrhythmen […]. Seit ich chassidische Volkslieder gehört habe, glaube ich, daß Mahler ganz einfach aus demselben unbewußten Urgrund seiner jüdischen Seele so und nicht anders musizieren mußte, aus dem die schönsten chassidischen Lieder, die er wohl niemals gekannt hat, entsprossen sind […]. Und noch andere Eigentümlichkeiten hat die chassidische Volksweise mit Mahlers Melodik gemein: gewisse zwischen Dur und Moll schwebende Melismen, sowie die Art, sich langsam in Bewegung zu setzen, zuerst denselben Ton einigemal zu wiederholen, für westliche Ohren eigensinnig oft, dann erst loszuschaukeln, in kleineren, bald gewaltigen Schwingungen. – Vielleicht wird man Gustav Mahler gerechter, wenn man ihn im Zusammenhang einer jüdischen Seelenstimmung betrachtet.85

Brods Meinung nach wird die künstlerische Begabung der Juden erst dann von den Tschechen anerkannt werden, wenn sie Mahlers jüdische Identität und seinen musikalischen Genius gleichzeitig betrachten: Ich warte auf den Tschechen, der in der Öffentlichkeit sagen wird: ›Gustav Mahler war Jude durch und durch, und Gustav Mahler war eines der größten musikalischen Genies aller Zeiten‹ […]. Von einem solchen Manne würde eine neue Ära in den tschechisch-jüdischen Beziehungen ausgehen, vielleicht eine neue Auffassung des Nationalitätenstreites überhaupt.86

Diese neue Ära scheint aber noch sehr fern zu sein, vor allem wenn man die Haltung der Tschechen gegenüber dem Komponisten Jaromir Weinberger betrachtet, der, obwohl jüdischer Herkunft, sich als Mitglied der tschechischen Nation betrachtet: Stehen die Tschechen einer so eindeutigen jüdischen Erscheinung, wie es Mahler ist, verständnislos gegenüber, so kann es einen nicht Wunder nehmen […], daß weder unsere politische noch unsere kulturelle noch unsere soziale Stellung den Tschechen klar wird. Der gute Wille scheint zu fehlen. Ein kleines Beispiel: der junge Komponist Jaromír Weinberger ließ im vergangenen Winter seine Symphonie ›Don Quixote‹ in der Tschechischen Philharmonie aufführen, ein Werk […], das Ernst und ungewöhnliche Begabung zeigt… Was geschah? Nahezu einmütig fiel die tschechische Presse über das Opus dieses tschechischen Juden her, der sich noch heute durchaus als Tscheche fühlt. Gegen abfällige Kritiken wäre nun natürlich nichts einzuwenden. Auch dagegen nichts, daß die Tschechen das Eindringen assimilierter Juden nicht wünschen. Daß aber viele Kritiker von dem stillschweigend als selbstverständlich

85 86

Max Brod: Jüdische Volksmelodien. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 344f. Max Brod: Die Tschechen und der jüdische Künstler. In: Selbstwehr, 19. Juli 1918, S. 2.

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6 Brod als Grenzgänger: Die Modalitäten der kulturellen Vermittlung

angenommenen Satz ausgingen: ›Weinberger ist Jude, daher kann er keine schöpferische Begabung sein‹ – das ist das Ernste, das Furchtbarste an dieser Sache.87

Brod zielt hier nicht nur darauf, einen gewissen tschechischen Antisemitismus anzuprangern, der sich im Bereich der Musikkritik offenbart. Der Artikel gehört zugleich in die Reihe der Attacken gegen die Assimilanten und vor allem gegen die tschechisch-jüdischen Assimilanten. Das schlechte Ansehen der jüdischen Künstler in der tschechischen Bevölkerung beruht nicht nur auf einem tschechischen Antisemitismus, es ist auch die Folge der Haltung von gewissen tschechischen Juden: Glücklicherweise gibt es einzelne Tschechen, die diesen Wahnsinn in seiner exaltiertesten Form nicht mitmachen. Ich selbst kenne solche Männer. – Breite Schichten der Intelligenz aber sehen im jüdischen Künstler nur den Vermittler, den Manager, den Organisator, an sein Schöpfertum glauben sie nicht. – Will man nun gerecht abwägen, so muß man schließlich feststellen, daß diese schiefe Beurteilung jüdischen Schöpfertums nicht auf die alleinige Rechnung der Tschechen zu schreiben ist. Einen großen Teil der Schuld tragen die tschechischen Juden, die sich diensteifrig in allerlei untergeordneten Rollen (als Redakteure, Dramaturgen, Übersetzer) in das tschechische Kulturleben eindrängen.88

Die Juden sind also teilweise verantwortlich für die Ungerechtigkeit, die sie von tschechischer, aber auch von deutscher Seite erleben. In seinem Roman Die Frau, die nicht enttäuscht (1933), in dem wie schon erwähnt Brod die Beziehung zwischen den Juden und dem deutschen Volk untersucht und den Begriff der »Distanzliebe« entwickelt, meint Brod, die Deutschen teilten die Vorurteile der Tschechen gegenüber den Juden, die nichts dagegen unternähmen: ›Wir sind weder charakterologisch, noch im wirtschaftlichen, noch im künstlerischen oder religiösen Habitus schlechter als die andern. Wir sind auch nicht materialistischer. Unter uns zählt die Nachfolge Platons nicht weniger Vertreter als unter den Ariern. Wir sind auch durchaus nicht bloß Vermittler, nicht bloß zur Reproduktion begabt, wie man sogar öfters unter törichten Juden fremde Argumente nachplappern hört, – ein Blick auf Schöpfer allerobersten Ranges, wie Gustav Mahler und Franz Kafka […], müßte jeden, der nicht bloß verleumden will, eines Besseren belehren […]. Aber eines gilt: die politische Anklage. Wir mischen uns zu sehr in die Angelegenheiten der Völker, unter denen wir leben. Statt uns selbst wollen wir die andern erziehen‹.89

Durch die angeführten Texte wird deutlich, dass die Juden selbst das Vorurteil bekämpfen müssten, die Juden besäßen nur eine organisatorische, aber keine künstlerische Begabung. Für Brod geht es also darum, eine neue Definition der Vermittlung vorzuschlagen, die es ihm erlauben würde, Organisation und künstlerisches Schaffen miteinander zu versöhnen. 87 88 89

Ebd. Ebd., S. 3. Brod, Die Frau, die nicht enttäuscht (wie Einleitung, Anm. 11), S. 208f.

7

Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

Max Brod begnügt sich nicht damit, ein Grenzgänger zu sein, er will eine Vermittlung realisieren, die der von ihm gegebenen Definition folgt, eine Vermittlung, die aus der Vereinigung von Organisation und künstlerischem Schaffen entsteht. Er geht also über die Rolle eines Presseattachés hinaus und mischt sich in den Schaffensprozess zahlreicher tschechischer Künstler ein, indem er ihre Werke nicht nur übersetzt, sondern auch umarbeitet. Wenn die Umstände es erlauben, entwickelt Brod mit diesen Künstlern eine echte Zusammenarbeit, deren eklatantestes Beispiel seine Arbeit mit dem mährischen Komponisten Leoš Janáček ist. Er sorgt nicht nur dafür, dass dessen Opern außerhalb Böhmens und Mährens aufgeführt werden, sondern gibt ihm Ratschläge bezüglich möglicher Änderungen in Musik und Text. Brod arbeitet die Opern für die deutschen Bühnen um und versucht dabei, das Wesen von Janáčeks Werken in eine neue Sprache, einen neuen nationalen Kontext zu übertragen. In diesem Sinn kann man von einem Kulturtransfer sprechen, dessen Tragweite nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch ist. Brod betrachtet tatsächlich die Kunst als einen der privilegierten Träger internationaler Verständigung, da sie eine Reaktion verursachen kann, die keinem nationalen Gefühl, sondern einer durch ein Kunstwerk hervorgerufenen Bewunderung entspringt. Während seiner Tätigkeit als Kritiker für zwei der bedeutendsten Prager deutschsprachigen Zeitungen entwickelt Brod eine neue Auffassung dieses Berufs, die auf diesem Hauptkriterium der Bewunderung und nicht auf der Herkunft des Künstlers beruht. Indem er jeden Einfluss des Politischen auf seine Urteile ablehnt, macht Brod paradoxerweise aus seiner Arbeit als Kritiker ein politisches Instrument.

7.1

Übersetzung und Umarbeitung: zwei Träger der Vermittlung

Die künstlerische und schöpferische Dimension, die Brod seiner Tätigkeit als Übersetzer geben will, wird schon mit seiner ersten Übersetzung, der des Dramas von Arnošt Dvořák Král Václav IV, deutlich. Wie schon erwähnt entdeckt er dieses Stück im Jahre 1911; er veröffentlicht einen sehr positiven Artikel in Die Schaubühne und regt seine Freunde an, einer Aufführung beizuwohnen. Darüber hinaus arbeitet er an einer Adaptation. In dem schon zitierten Brief an

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7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

Paul Kisch präzisiert Brod, er habe versucht hat, »das Chauvinistische durch jenen edleren Nationalismus [zu ersetzen], der in der eigenen Nation ein ›Volk Gottes‹ sieht, das zur Erlösung der ganzen Menschheit berufen ist«1. Durch die Adaptation will Brod den Deutschen die Größe des tschechischen Volkes zeigen: Dvořáks Stück besitzt, über seine nationalen Eigenschaften hinaus, eine universelle Dimension. Es handelt sich hier also um einen echten Kulturtransfer, wie er 1987 von Michel Espagne und Michael Werner definiert wurde.2 In seinem Buch Les transferts culturels franco-allemands schildert Michel Espagne den Kulturtransfer »als eine Übersetzung, da er dem Übergang von einem Codesystem zu einem neuen Codesystem bedeutet«3. Er stellt darüber hinaus fest, dass »die Kulturtransfers mit der Selbstauffassung der Gruppen als Nationen« verbunden sind, da »damit ein Transfer zwischen zwei Kulturräumen stattfinden kann«, die »sich wenn nicht als organische, so zumindest als mit einem starken Identitätsgefühl ausgestattete Einheiten definieren«4 sollen. Das Objekt eines Kulturtransfers bleibt nicht unangetastet, wird jedoch auch nicht vollständig verändert: es erleidet keinen Identitätsverlust, sondern wird dem Adressaten angepasst: »Ein Kulturtransfer stellt einen Umdeutungsversuch dar«5. Brods Arbeit an Dvořáks Stück kann man also in diesem Sinn als einen Kulturtransfer definieren: der Text wird neu interpretiert, indem das Werk von allen nationalistischen Beiklängen befreit und seine universell-menschliche Bedeutung hervorgehoben wird. Wie Brod in seinem Brief an Paul Kisch andeutet, geht seine Arbeit über die künstlerische Dimension hinaus: »die Umstände eines Kulturtransfers [sind] ihrem Wesen nach hauptsächlich politisch«.6 1923 wird Brod Vilém Werners Stück Glorius der Wunderkomödiant7 ins Deutsche über1

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5

6 7

Max Brod an Paul Kisch, ohne Datumsangabe (wahrscheinlich in den letzten Tagen des Jahres 1913 oder in den ersten Tagen des Jahres 1914). Literární Archív – Památník Národního Písemnictví. Espagne/Werner, La construction d’une référence culturelle allemande en France (wie Kap. 6, Anm. 36), S. 969ff. Michel Espagne: »[…] une sorte de traduction puisqu’il correspond au passage d’un code à un nouveau code«. In: Les transferts culturels franco-allemands. Paris: PUF 1999, S. 8. Michel Espagne: »les transferts culturels sont particulièrement liés à l’autoperception des groupes comme nations […]. Pour qu’un transfert culturel puisse intervenir entre deux espaces culturels, [il faut que ces derniers] se définissent comme des ensembles sinon organiques, du moins dotés d’un fort sentiment d’identité«. Ebd., S. 1 und 17. Michel Espagne/Michael Werner: »Un transfert culturel correspond à une tentative de réinterprétation«. In: Espagne/Werner, La construction d’une référence culturelle allemande en France (wie Kap. 6, Anm. 36), S. 972. Michel Espagne/Michael Werner: »les conjonctures qui président à un transfert culturel sont de nature essentiellement politique«. Ebd., S. 979. Glorius, der Wunderkomödiant. Lustspiel von Wilhelm Werner, für die deutsche Bühne bearbeitet von Max Brod. Wien, Berlin: Max Pfeffer 1932.

7.1 Übersetzung und Umarbeitung: zwei Träger der Vermittlung

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tragen: die Titelseite präzisiert, das Stück werde von Brod »für die deutsche Bühne bearbeitet« (und nicht »übersetzt«), was auf einen Versuch des »Kulturtransfers« hindeutet. Brods wichtigste Übersetzung und Umarbeitung eines literarischen Texts ist wahrscheinlich diejenige von Jaroslav Hašeks Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk, die er in Zusammenarbeit mit Hans Reimann unternommen hat.8 Diese Arbeit ist besonders aufschlussreich, da er nicht nur den Willen zum Kulturtransfer, sondern auch Brods Umarbeitungsprozess und seine Reaktion, wenn seine Arbeit ihm entgleitet, zu Tage bringt. Brod entdeckt Hašeks Werk durch das Theater: einer seiner Kollegen im Pressedepartements des tschechoslowakischen Ministerpräsidiums, Dr. Bléha, nimmt ihn im November 1921 zu einer Aufführung von Szenen aus Hašeks Roman mit, die von dessen Freund E. A. Longen für die Bühne umgearbeitet wurden.9 Einige Tage später veröffentlicht Brod einen überschwänglichen Artikel im Prager Abendblatt, einer Regierungszeitung, für die er seit einigen Monaten arbeitet. Wie im Falle von Dvořáks Stück lobt Brod gleichzeitig den volkstümlichen Charakter und die universelle Tragweite von Schwejk: Der Prager tschechische Volksschriftsteller J. Hašek hat erreicht, worum sich Hunderte von Literaten ihr Leben lang fruchtlos bemühen; er hat eine Figur geschaffen, die gleichzeitig Einzelmensch und Menschentypus ist. – Man darf sich durch die scheinbar alltägliche Sphäre, in der diese Schöpfung gelungen ist, in der Wertschätzung nicht beirren lassen. Die Leistung Hašeks ist – mag er auch vielleicht selbst nicht darum wissen – höchsten Ranges. Mehr kann ein Künstler nicht wollen: Eine Gestalt, aus den dunkelsten Tiefen des Volksgeistes hervorgestiegen und fast unmittelbar vom Volk als echt erkannt, in sein Bewußtsein übergehend – es ist fast als sicher anzunehmen, daß ein solches Gebilde nicht nur für das eigene Volk Unaussprechbares andeutet, sondern nebstdem irgend etwas mit den geheimsten Existenzgrundlagen alles Menschlichen zu tun hat.10

Brod vergleicht dabei Schwejk mit Sancho Panza und spricht die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Figuren an, die zwei verschiedenen Kulturräumen angehören. Die Hauptsache sei die menschliche Dimension: 8

9 10

Siehe Klaus Völker: Hašeks ›Schwejk‹-Roman auf der Bühne. Die PiscatorInszenierung von 1928: Von Brod zu Brecht und die Folgen. In: Pazi/Zimmermann (Hg.), Berlin und der Prager Kreis (wie Kap. 2, Anm. 26), S. 225ff.; Margarita Pazi: »Hašeks ›Svejk‹ und der ›Prager Kreis‹«. In: Jaroslav Hašek 1883–1983. Proceedings of the international Hašek-Symposium. Frankfurt/Main, Bern, New York, Paris: Peter Lang 1989, S. 21ff.; Pavel Petr: Hašeks ›Schwejk‹ in Deutschland. Berlin: Rütten & Loening 1963 (Neue Beiträge zur Literaturwissenschaft; 19). Siehe Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 411ff. Max Brod: Der brave Soldat Schwejk. In: Prager Sternenhimmel. Musik- und Theatererlebnisse der Zwanziger Jahre. Wien: Zsolnay 1967, S. 202. Dieser Text wurde zum ersten Mal unter dem Titel »Zwei Prager Volkstypen (Szenen von E. E. Kisch und J. Hašek im ›Kleinen Theater Adria‹)« im Prager Abendblatt (7. November 1921, S. 6) veröffentlicht.

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So geht der brave Soldat Schwejk, der sich alles, aber auch alles gefallen läßt, Michael Kohlhaasens Antipode, unverletzlich durch die arge Welt, während rechts und links die Vorsichtigen stürzen und die Aufgeregten am ärgsten hineinfallen […]. ›Der Mensch ist gut?‹ Nein, das klingt unwahrscheinlich. Aber mit der schönen Gewissheit, ›der Mensch ist unzerstörbar‹, verläßt man das Theater.11

Die Ehrlichkeit dieser Rezension steht außer Frage, da Brod zu dieser Zeit Hašek nicht kannte, wie folgender Auszug aus seiner Autobiographie zeigt, in dem Brod auf Hašeks politische Tätigkeit in der neuen Tschechoslowakischen Republik zurückkommt: Er warf sich aufs Politische, mischte auch hier sofort die Karten ironisch durcheinander, gründete mit einigen Spießgesellen eine neue ›Partei des gemäßigten Rückschritts im Rahmen der Gesetze‹. Für diese Partei zog er durch die Lande, hielt Wahlreden, in Biergärten, Kabaretts, in rauchgeschwärzten Butiken. Bei einer solchen Wahlrede, inmitten von stürmischem Gelächter, in das er laut miteinstimmte, habe ich den blassen Mann mit dem Vollmondgesicht und der kleinen spitzen Nase zum ersten (und einzigen) Mal gesehen.12

Hašek scheint Brods Kritik im Prager Abendblatt gelesen zu haben: Hašek selbst war sehr stolz auf meine Kritik, meinen Dramatisierungsplan. Er sah jetzt seine Zukunft gesichert. Longen erzählte mir, wie sich Hašek geäußert habe, als er meine Kritik las. Er tat es in volkstümlicher Weise: ›Bisher war nix mit mir. Aber jetzt wo das ein Jud in die Hand nimmt, jetzt werdet’s ihr sehen‹.13

Der Bericht Brods über seine Beziehung zu Hašek enthält freilich zahlreiche Irrtümer.14 Im Jahr 1911 (und nicht nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik) gründete Hašek die »Partei des gemäßigten Fortschritts (und nicht Rückschritts) im Rahmen der Gesetze« (»Strana mírněho pokroku v mezích zákona«), die nie als Partei angemeldet wurde. Es handelte sich nur um einen Scherz, der darauf zielte, das habsburgische parlamentarische System ins Lächerliche zu ziehen. Außerdem kam Hašek erst im Dezember 1920 in die Tschechoslowakei zurück: er hat also nicht an den Debatten um die Parlamentswahlen teilnehmen können. Schließlich war Hašek nicht, wie Brod behauptet, Kriegsgefangener in Russland, sondern hatte als Legionär an der Seite der russischen Kommunisten gekämpft. Man kann also bezweifeln, dass das Treffen zwischen den beiden Männern tatsächlich stattgefunden hat. Diese Irrtümer können eine Konsequenz der Tatsache sein, dass Brod mehr als vierzig Jahre später auf diese Ereignisse zurückkommt. Sie können also als ein Versuch von Brod interpretiert werden, seine eigene Rolle zu beschönigen. Brod deutet tatsächlich an, er sei für Schwejks Welterfolg verantwortlich. Seine Rolle ist zweifellos bedeutend: der von Brod im Prager Abendblatt 11 12 13 14

Ebd., S. 205. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 415f. Ebd., S. 419. Siehe Pazi, »Hašeks ›Svejk‹ und der ›Prager Kreis‹« (wie Anm. 8), S. 21ff.; Schamschula, Max Brod und die tschechische Literatur (wie Kap. 6, Anm. 54), S. 244ff.

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veröffentlichte Artikel macht das deutsche Publikum auf Hašeks Roman aufmerksam. Allerdings war der Roman in Deutschland und Österreich vor Brods und Reimanns Adaptation15 schon durch die 1926 veröffentlichte Übersetzung von Grete Reiner bekannt.16 Klaus Völker schreibt hierzu: Durch Brods Lob wurde der Name Hašek in den literarischen Kreisen Deutschlands bekannt. Max Brod spielte so etwas wie den Vorreiter der internationalen Rezeption. Dass der ›Schweijk‹ in Deutschland und dann in der ganzen Welt aufgrund der Brodschen Roman-Dramatisierung berühmt wurde, behauptet nur die Legende, die der Vermittler selbst in die Welt setzte. Dieses Verdienst redete er sich nachher ein, als er versuchte, die Aufführbarkeit und Theaterwirksamkeit seiner Dramatisierung unter Beweis zu stellen. Nach Deutschland brachten den Roman der Prager Verleger Adolf Synek und die Übersetzerin Grete Reiner.17

Völker weist außerdem darauf hin, dass Reimann, und nicht Brod, die Idee einer Bearbeitung von Hašeks Roman hatte. Er wandte sich an den Prager Verleger Adolf Synek, der die Rechte für den deutschen Text besaß, und dieser schlug ihm vor, Max Brod an dem Projekt zu beteiligen. Reimann kam nach Prag und arbeitete zwischen Mai und September 1927 mit Brod zusammen. Das Stück wurde in Erwin Piscators Berliner Theater am Nollendorfplatz uraufgeführt; Max Pallenberg spielte die Rolle des Schwejk. Der gespielte Text war aber nicht die Adaptation von Brod und Reimann, sondern eine Bearbeitung dieser Adaptation. In seinem Buch Das politische Theater schreibt Piscator: Im ›Schwejk‹ wollten wir den ganzen Komplex des Krieges im Scheinwerfer der Satire zeigen und die revolutionären Kräfte des Humors veranschaulichen. Daneben lockte die Möglichkeit, Pallenberg in einer Rolle herauszustellen, die diesem großen Menschendarsteller nach langen Jahren wieder Gelegenheit zur Entfaltung seiner ganzen Kunst geben konnte. Es war mir von Anfang an klar, daß eine Dramatisierung des ›Schwejk‹ nichts anderes sein durfte als eine getreue Wiedergabe des Romans, wobei die Aufgabe erwuchs, möglichst viele und möglichst einprägsame Episoden so aneinander zu reihen, daß sie ein totales Weltbild von Hašek ergaben. Ferner mußte ein Weg gefunden werden, die Hašeksche Satire, die die einzelnen Episoden glossierte, gleichfalls auf der Bühne lebendig zu machen. Während wir über diese prinzipiellen Fragen und Probleme der Dramatisierung uns den Kopf zerbrachen, bekamen wir das Manuskript der Bearbeitung, die Max Brod und Hans Reimann vorgenommen hatten. Unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Was hier vorlag, war nicht Hašek, sondern ein pseudo-komischer Offiziersburschen-Schwank, in dem ›komischer‹ Wirkungen zuliebe und im Bestreben, ein richtiges ›Theaterstück‹ zu zimmern, die Satire Hašeks vollkommen unter den Tisch gefallen war. Was tun? Eine Bearbeitung dieser Bearbeitung schien ganz hoffnungslos, weil ja Brod und Reimann von Voraussetzungen ausgegangen waren, die unserer Einstellung gerade entgegengesetzt waren 15 16 17

Max Brod und Hans Reimann: Der brave Soldat Schwejk. Seine Abenteuer in 14 Bildern nach Jaroslav Haschek. Wien: Bühnenverlag 1928. Jaroslav Hašek: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk während des ersten Weltkrieges. Aus dem Tschechischen von Grete Reiner. Prag: Adolf Synek 1926. Völker, Hašeks ›Schwejk‹-Roman auf der Bühne (wie Anm. 8), S. 229.

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und weil ihre Bearbeitung auf einer Ebene erfolgt war, zu der von unserer Auffassung keine Brücke führte. Aber Brod und Reimann waren im Besitz aller Rechte, und so waren uns die Hände gebunden.18

Piscator entscheidet sich daraufhin, mit Bertolt Brecht, Felix Gasbarra und Leo Lania eine Hašeks Text getreuere Bearbeitung zu unternehmen, »in der Hoffnung, Brod und Reimann würden, vor vollendete Tatsache gestellt, die Richtigkeit meines Vorgehens anerkennen und sich mit unserer Bearbeitung einverstanden erklären«19. Brod arbeitet auch an dieser neuen Version; im letzten Augenblick aber sind Piscator und Brecht gezwungen, einige Änderungen am von Brod genehmigten Text vorzunehmen. Dies, und die Tatsache, dass Piscators Buch Das politische Theater, das harte Kritik gegenüber Brods und Reimanns Bearbeitung enthält, 1929 erscheint, d. h. ein Jahr nach der Aufführung in Berlin, führt Brod dazu, erneut zu behaupten, er sei für Schwejks Ruhm und Erfolg verantwortlich. In einem im Dezember 1929 in der Weltbühne veröffentlichten Artikel äußert er sich dazu: Piscator, ein Regisseur, dessen Phantasie und echte Gesinnung ich verehre. Dies vorausgeschickt. Aber in dem Schwejk-Kapitel seines Buches ›Das politische Theater‹ geht alles durcheinander. Hier nimmt die Gesinnung einigemal Zuflucht zur Phantasie. Das bedarf einiger Richtigstellungen. Verschwiegen wird in Piscators Darstellung, daß ich den Schwejk entdeckt habe. Nicht nur für Deutschland, auch für die Tschechen. Als ich in einem Prager Blatt den versoffenen, allgemein mißachteten Jaroslav Haschek, der die schlecht gedruckten Romanfortsetzungen seines ›Schwejk‹ selbst von Buchhandlung zu Buchhandlung kolportierte, mit Rabelais und Cervantes verglich, wurde mir auch von tschechischer Seite Übertreibung vorgeworfen.20

Brod gibt zwar zu, Schwejk sei in Deutschland dank Grete Reiners Übersetzung schon bekannt gewesen, behauptet aber, der wirkliche Erfolg sei erst mit der Berliner Aufführung gekommen. Mit Blick auf die mit Reimann vorgenommenen Änderungen stellt er fest, sie dienten dazu, die unaufführbaren Episoden zu beseitigen: Piscator erfand die Dramaturgie des laufenden Bandes. Ein genialer Einfall […]. Da die Bearbeiter weder an die Piscatorbühne noch an das laufende Band hatten denken können, als sie das Stück schrieben, waren Szenen mit raschem und vielfachem Ortswechsel aus dem Roman nicht ins Bühnenmanuskript übernommen worden. Aus technischen Gründen nicht übernommen. Keineswegs aber, um die revolutionäre Gesinnung des Schwejk abzuschwächen. Das ist es, was uns nun Piscator vorwirft.21

18 19 20 21

Erwin Piscator: Das politische Theater. Berlin: Henschelverlag 1968, S. 195f. Ebd., S. 188. Max Brod: Piscator und Schwejk. In: Die Weltbühne 25 (1929), Bd 2, Nr 49, 3. Dezember 1929, S. 844. Ebd.

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Was Brod Piscator vorwirft, ist die radikale Änderung der Struktur seiner Adaptation mit dem Ziel, daraus eine einfache Aneinanderreihung von Anekdoten zu machen: Indem Piscator aber die Grundkonstruktion unseres Stückes umwarf und nur Fragmente bestehen ließ, schädigte er die künstlerische, die Theaterwirkung des Ganzen. Der Erfolg, auch die ehrliche Tendenzwirkung eines in sich geschlossenen Stückes wäre weit größer gewesen als der einer auf Starwirkung gestellten Anekdotensammlung. Diese ästhetische Differenz zwischen mir und Piscator wurde und wird auf politisches Gebiet hinübergespielt, auf dem aber faktisch keine Differenz bestand. Denn gerade die radikalste Szene, die Schlußszene, stammt ja von mir. Von Piscator und Gasbarra übernahm ich für diese Schlußszene nur den Hinweis auf eine Stelle im Roman Hascheks, wie allenfalls die Schlußszene auszubauen wäre.22

Diese Schlussszene ist tatsächlich der Kristallisationspunkt des Streits, der Brod und Piscator zu Kontrahenten macht, weil Hašek gestorben war, bevor er ein Ende für die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk finden konnte. In Das politische Theater stellt Piscator fest: Die endgültige Schlußidee entstammte schließlich dem Roman selbst, und ich war es, der sie fand. Ich muß darauf leider deshalb so starkes Gewicht legen, weil diese nichtgespielte Schlußszene späterhin als das geistige Eigentum Max Brods angesehen worden ist und mir vorgeworfen wurde, gerade diese aufrüttelnde und dichterische Szene aus Angst vor ihrer politischen Wirkung gestrichen zu haben. Zu der Szene ›Schwejk im Himmel‹ hatte der Traum des Kadetten Biegler bei Hašek die Anregung gegeben. Die Szene sollte Schwejk, nachdem er mit sämtlichen irdischen Autoritäten gekämpft hatte, am Schluß noch mit ›überirdischen‹ Autoritäten konfrontieren, und auch sie sollten sich in dieser Szene an ihm als wesenslos, nicht existent erweisen. Wir schlugen Brod diese Idee vor, der sie mit Begeisterung aufgriff.23

In seinem Artikel »Piscator und Schwejk« versucht Brod, Piscators Kritik zu entkräften, indem er diesem vorwirft, eine Debatte, die nur technische Probleme betraf, auf das politische Terrain gezogen zu haben: Über die Grundtendenz des Schwejk waren Piscator und ich einig: Schwejk repräsentiert den gesunden, alle Phrase durchschauenden Menschenverstand, der die Lügen der Gesellschaft bekämpft, indem er sich scheinbar duckt – dessen Bejahung eine instinktvoll tiefe Verneinung des Krieges, des Staates, der Bürgerlichkeit ist […]. Grobschlächtig politisches Theater kann mit einer solchen Figur natürlich nicht gemacht werden. Mehr als einmal verließ Piscator die Linie der unbedingten Wahrheit, Echtheit dieser Figur.24

Auch in diesem Fall handelt es sich um den Versuch eines Kulturtransfers, der darauf zielt, die universelle Tragweite einer ursprünglich typisch tschechischen Figur hervorzuheben und diese in den Kontext des Deutschlands der zwanziger 22 23 24

Ebd., S. 846. Piscator, Das politische Theater (wie Anm. 18), S. 195. Brod, Piscator und Schwejk (wie Anm. 20), S. 846.

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Jahre zu stellen. Piscator behauptet, er habe die revolutionäre Kraft des Humors ans Licht bringen und über Brods und Reimanns Umarbeitung hinaus gehen wollen, die nur eine pseudo-komische Farce darstelle. Dieser Kulturtransfer beruht demzufolge auf einer deutlichen politischen Absicht, weil Piscator die Protestdimension von Hašeks Roman in den deutschen Rezeptionsraum übertragen wollte. Er betont aber auch die Motivationen der beiden Hauptakteure dieses Transfers und die Differenzen, die zwischen ihren politischen Auffassungen existieren. Während Piscator Schwejk als einen Revolutionär versteht, behauptet Brod: Schwejk ist der Pazifist aus Stupidität, aber hinter seiner Stupidität blitzt gesundes Empfinden eines Volks hervor, das hauptsächlich ungeschoren sein und leben will. Der Sancho Pansa von Prag. Seine wohlwollende Bosheit ist enorm. Er ist das Gegenteil eines programmatischen Revolutionärs (als den ihn später Piscator auffaßte). Er tut das Richtige, weil es ihm so paßt, weil er es gewohnt ist, weil sein Instinkt es gebietet. Nicht irgendeiner Theorie zulieb.25

Die Absicht des Akteurs ist also für die Weise entscheidend, wie ein Kulturtransfer realisiert wird. Hier scheint es erneut schwierig, Brods Arbeit als uneigennützig zu charakterisieren, da er wiederholt versucht hat, sich die umstrittene Vaterschaft der Adaptation der letzten Szene zuzuschreiben. Außer zwei Auszügen ihrer Adaptation26 veröffentlichen Brod und Reimann die Schlussszene unter ihren Namen.27 Und Brod wird sie in die 1967 erschienene Neuausgabe der Sammlung Über die Schönheit häßlicher Bilder wiederaufnehmen, ohne Reimanns Namen zu erwähnen. Angesichts des Umstands, dass Piscator 1966 gestorben ist, kann man in dieser Veröffentlichung einen Versuch Brods sehen, sich ein für allemal die Vaterschaft der Szene zuzuschreiben und demzufolge seinen Anteil am Weltruhm der Schwejk-Figur zu sichern. Dieser Eindruck wird durch Brods Reaktion auf die vorgesehene Aufführung des Stücks in Prag, mit Pallenberg in der Hauptrolle, gestützt. Im August und September 1931 lässt Brod im Prager Tagblatt eine Reihe von Artikeln erscheinen, die darauf zielen, diese Aufführung verbieten zu lassen. In einem im Prager Tagblatt abgedruckten Brief an Rudolf Beer, den Organisator von Pallenbergs Tournee, erklärt Brod die Gründe, die ihn dazu bringen, dieses Verbot zu verlangen: Die Fassung des ›Schwejk‹ weicht von der in dem Verlag Zsolnay erschienenen Originalfassung Brod-Reimann so weit ab, daß ich Ihre Aufführung in Prag nicht zulassen kann. Ihre Bemerkung, die Fassung sei in ganz Deutschland, mit Ausnahme 25 26

27

Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 411. Max Brod und Hans Reimann: Zwei Szenen aus der Schwejk Dramatisierung. In: Die Weltbühne 24 (1928), Bd 1, Nr 14, 14. Februar 1928, S. 252; Der brave Soldat Schwejk, nach Jaroslav Haschek. I. Teil, 3. Szene. In: Die literarische Welt 4 (1928), Nr 2, S. 7. Max Brod und Hans Reimann: Josef Schwejks Weg zu Gott. Epilog zum ›Braven Soldaten Schwejk‹. In: Die literarische Welt 4 (1928), Nr 7, S. 3f.

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von Berlin, und auch in Wien gespielt worden, beruht auf einem Irrtum. In Düsseldorf ist mit Legal und in Frankfurt mit Impekoven in der Hauptrolle die richtige Brod-Reimannsche Fassung gespielt worden und in beiden Stücken war, nach vorliegenden Kritiken zu schließen, der künstlerische Gesamteindruck ein weit besserer, als bei der Pallenbergschen Tournee. Dieser Tournee gegenüber habe ich immer den Standpunkt vertreten, daß einzig und allein die Brod-Reimannsche Fassung von den Erben Hašeks autorisiert ist und einzig und allein sie gespielt werden kann.28 Ich konnte natürlich Pallenberg in den von Prag weit entfernten Städten nicht kontrollieren und es scheint nun, nach dem mir eingesandten Buch zu schließen, daß sich Pallenberg leider an meine Proteste nicht gekehrt hat. Was aber Wien anlangt, so haben Sie selbst mir als Grundlage der Wiener Aufführung ein Bühnenexemplar des Verlags Zsolnay mit geringfügigen Abweichungen eingeschickt, das ich autorisiert habe, und ich sehe heute zu meinem Entsetzen, daß die Gerüchte wahr sind, die mir gemeldet haben, daß die Wiener Aufführung mit der Zsolnayschen Ausgabe nicht identisch war. Ich kann dieses Vorgehen, das sich nachträglich herausstellt, nur, gelinde ausgedrückt, als nicht richtig bezeichnen.29

Am Ende dieses Artikels behauptet Brod, das Stück dürfe in Prag nicht gespielt werden, da es sich um einen Verrat an Hašeks Text handele, der das Prager Publikum entrüsten würde. Er fügt hinzu, er werde alle gesetzlichen Mittel anwenden, um die Aufführung zu verhindern. Am nächsten Tag kommt er auf die Gründe dieses Verbots zurück. Er stellt keineswegs Pallenbergs Talent in Frage, sondern dessen Auffassung der Schwejk-Figur, die seiner Meinung nach noch weiter entfernt von dem Original als die von Piscator liege: Ich schätze Pallenberg außerordentlich als genialen Schauspieler; dies ist keine Phrase, ich kann auf das ihm gewidmete Kapitel in meinem Essaibuch ›Sternenhimmel‹ (1923) verweisen, das ein Panegyrikus ist. Ich habe auch gar nichts gegen Improvisationen auf der Szene. Aber der dramatische Rahmen eines Stückes, der szenische Aufbau und der Grundcharakter einer Figur muß gewahrt bleiben. Schon Piscator hat den Typus ›Schwejk‹ bedenklich ins Politische, Tendenziöse verbogen. Doch seine szenische Einrichtung war so neuartig und hinreißend, daß man ihm manches zugutehalten konnte. Nun hat Pallenberg den Schwejk wieder ›entpolitisiert‹, leider aber hat er die menschlich tiefsinnigen Züge Hašekscher Erfindung, die Hans Reimann und ich mit wirklicher Verehrung für den großen humoristischen Dichter nachgeformt und in die dramatische Handlung eingesetzt haben, gleichfalls vernachlässigt.30

Anscheinend sind sich Brod und Rudolf Beer darüber einig geworden, Pallenberg die Aufführung in Prag zu genehmigen unter der Bedingung, dass er sich 28

29 30

Zwei Briefe, die Brod am 12. Oktober und 3. Dezember 1927 an Jarmila Hašková schickte, scheinen die guten Beziehungen zu beweisen, die Brod mit der Witwe des Schriftstellers pflegte. Diese Briefe befinden sich im Prager Literaturarchiv (Literární Archív – Památník Národního Písemnictví). Max Brod: Protest gegen das Prager Schwejk-Gastspiel. In: Prager Tagblatt, 18. August 1931, S. 5. Max Brod: Der Kampf um Schwejks Seele. Eine Erklärung Max Brods. In: Prager Tagblatt, 19. August 1931, S. 5.

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an Brods und Reimanns Text halte. Die Aufführung hat Anfang September stattgefunden und scheint erfolgreich gewesen zu sein.31 Nach dieser Aufführung lässt Brod im Prager Tagblatt folgendes Kommuniqué erscheinen: Pallenberg hält die zwischen Direktor Beer und mir getroffene Vereinbarung nicht ein, er spielt den Schwejk nicht in der autorisierten Fassung von Brod und Reimann, sondern spricht vielfach Sätze, für die ich künstlerisch nicht einstehen kann, sogar solche, die ich ausdrücklich als unmöglich und der Gestalt des Schwejk widersprechend bezeichnet habe; er läßt anderes aus, was mir besonders wichtig und für die ganze Tendenz des Schwejk charakteristisch erscheint. Im Vertrauen auf loyale Vertragseinhaltung und aus sozialer Solidarität mit vielen Schauspielern und Theaterangestellten, die bei dem fortgeschrittenen Stand der Vorbereitungen durch ein Verbot schwer geschädigt worden wären, habe ich die Aufführung gestattet, erkläre nun aber öffentlich zum Zeichen meines Protestes und um zu deklarieren, wie ein Schauspieler das unbezweifelbare Recht eines Autors mit den Füßen tritt: daß ich für meine Person die gesamten mir aus den verballhornten Prager Aufführungen zustehenden Tantiemen nicht annehmen, sondern den Arbeitslosen in Prag und Rothau zufließen lassen werde. Die technische Durchführung dieser Maßnahme übernimmt mein Rechtsanwalt.32

Um noch einmal seine Aufrichtigkeit und Legitimität herauszustreichen, veröffentlicht Brod einen letzten Artikel im Prager Tagblatt, in dem er zunächst auf seinen 1921 im Prager Abendblatt erschienenen Artikel (der maßgebend zu Schwejks Ruhm in der Tschechoslowakei und Deutschland beigetragen habe) und auf seine Zusammenarbeit mit Reimann und Piscator zurückkommt: In Berlin machte Piscator aus dem unbewußten Revolutionär einen bewußten. Die Verschiebung ins Tendenziöse war mit einer originellen Inszenierung verbunden, die es ermöglichte, Szenen aus dem Roman zu spielen, die wir zunächst für unaufführbar gehalten hatten. So gab es schon in Berlin viele Änderungen, an denen ich zusammen mit Piscator und seinem Kollektiv tagelang gearbeitet habe. Resultat unserer langen Debatten war unter vielem anderen eine phantastische Schlußapotheose ›Schwejk im Himmel‹, die ich auf direkte Anregung Piscators ausarbeitete. Mit Freude habe ich immer den Anteil Piscators an der Berliner Fassung anerkannt (u. a. in einem in der ›Weltbühne‹ veröffentlichten Artikel). Aber es ist in Berlin kein Dialogwort auf die Szene gekommen, das ich nicht durchgearbeitet und definitiv geformt hätte. Selbstverständlich habe ich auch jedes Wort aus dem tschechischen Original neu übersetzt, ohne die Buchübersetzung zu benützen.33

Er habe für Pallenberg eine neue Version des Stücks geschrieben, und dieser habe versprochen, sich an diese Version zu halten. Nur wenige Tage vor der Prager Aufführung habe er erfahren, dass Pallenberg eine diesem Text nicht 31

32 33

Am 5. September 1931 erscheint im Prager Tagblatt eine Kritik dieser Aufführung, in der man lesen kann: »Pallenbergs Schwejk hat auch in Prag gesiegt«. Brod behauptet aber, die Aufführung sei »ein Mißerfolg« gewesen (siehe Anm. 35). Max Brod: Max Brod zur Schwejk-Aufführung in Prag. In: Prager Tagblatt, 10. September 1931, S. 6. Max Brod: Epilog zum Schwejk. In: Prager Tagblatt, 17. September 1931, S. 2.

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getreue Fassung spiele. Deshalb sei sein Protest so spät gekommen, und gegenüber Pallenbergs Einfluss erfolglos geblieben: Kein vernünftiger Mensch wird einem Autor zumuten, daß er seinem Stück nachzureisen und jede Aufführung zu kontrollieren habe. Hier rühre ich an einen prinzipiellen Mißstand der modernen Bühne: die Allmacht des Regisseurs, die Macht des Prominenten, die Ohnmacht des Dichters […]. Die Lage des Autors gegenüber allen übrigen Faktoren des Theaterbetriebs ist tatsächlich eine beklagenswerte und schreit geradezu nach Rechtsschutz.34

Mit diesem Artikel zieht Brod die Auseinandersetzung auf einen anderen Schauplatz: es geht ihm nicht mehr darum sicherzustellen, dass der Geist von Hašeks Werk respektiert wird, sondern darum, seine intellektuellen und finanziellen Rechte auf die deutsche Bühnenfassung anerkennen zu lassen. Einige Tage nach der Prager Aufführung lässt Brod einen Artikel in Die Weltbühne erscheinen, was seinen Willen deutlich macht, die Debatte außerhalb des Prager Milieus zu verlagern: Eine lange Korrespondenz beginnt. Pallenbergs Hauptinteresse: er wünscht meine halbe Tantieme zu schlucken. Obwohl er Abend für Abend 1.000 Mark und mehr erhält, mein Anteil sich in der Größenordnung von 20 bis 50 Mark bewegt, verlangt ihn sehr heftig, zu seinen 1.000 Mark noch 10 bis 25 allabendlich von mir hinzuzuerobern […]. In dem, was er spielt, ist selbstverständlich immer noch zu vier Fünftel das geistige Eigentum von Reimann und mir enthalten. Trotzdem behauptet Pallenberg, es sei eigentlich alles von ihm. Dies trifft aber nur für das fünfte Fünftel zu, das die Figur leider völlig verzeichnet […]. Zum Zeichen des Protestes, daß sich ein Schauspieler derartige Willkürlichkeiten an der unsterblichen Gestalt eines der größten Humoristen aller Zeiten erlaubt, wies ich für meine Person (Reimann ist nicht mehr mit mir solidarisch) die Tantieme zurück und bestimmte sie für die Arbeitslosen […]. Zu den komischen Beschuldigungen, die Pallenberg gegen mich in Umlauf setzte, gehört auch die, daß der Mißerfolg des Prager Gastspiels mit dem Ärger zusammenhängt, den ihm meine Proteste verursacht hätten. Aber warum nicht die einfache Wahrheit eingestehen: der tschechischen Öffentlichkeit gefiel Pallenbergs Schwejk nicht, weil er einen Clown statt eines Menschen mit den tiefen Weisheitsinstinkten der friedfertigen Volksseele auf die Szene stellt.35

Brods Arbeit, die zunächst dadurch motiviert zu sein schien, Hašeks Werk einen internationalen Ruf zu sichern, erscheint also allmählich auch als ein Mittel, seine eigene Stellung in der literarischen Welt zu sichern. Man kann aber nicht Brods Absicht in Abrede stellen, mit seiner Adaptation ein echt künstlerisches Werk zu schaffen. Die Tatsache, dass dieses Engagement zugunsten von Hašek sich in einen Streit zwischen Brod, Piscator und Pallenberg verwandelt hat, lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass Hašek, Schwejks geistiger Vater, 1923 gestorben war und zwischen den Forderungen und Behauptungen der verschiedenen Protagonisten nicht vermitteln konnte. 34 35

Ebd. Max Brod: Kampf mit einem Prominenten. In: Die Weltbühne 27 (1931), Bd 2, 29. September 1931, S. 494.

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Diese Kontroverse stellt eine Ausnahme dar, da Brod in der Regel mit den Autoren zusammenarbeitete und dadurch eine unbestreitbare Legitimität besaß. Wie im Fall der Theaterstücke übersetzt Brod die Libretti der Opern, die ihn begeistert haben, zum Beispiel Zvíkovský rarášek36 von Vitězslav Novák und Bilý pán a Těžko se dnes duchům straší37 von Jaroslav Křička. Brods Übersetzungs- und Umarbeitungstätigkeit ist aber vor allem zwei Komponisten gewidmet, die er bewundert: Jaromír Weinberger und Leoš Janáček. Im April 1927 wohnt er einer Aufführung von Weinbergers Švanda dudák im Tschechischen Nationaltheater bei und ist von der Oper begeistert. Wie in vorangegangenen Fällen ist sein erster Schritt, in der Prager Abendzeitung (Abendausgabe des Prager Tagblatts) eine überschwängliche Rezension der Oper zu schreiben: Wenn nicht alles trügt, hat die tschechische und vielleicht nicht bloß die tschechische Bühne in diesem ›Dudelsackpfeifer Schwanda‹ eine Repertoireoper gewonnen, die Popularität erlangen wird.38

Brod wird das Libretto selber übersetzen und arbeitet mit Weinberger zusammen, um den Text dem deutschen Publikum zugänglich zu machen, was den Erfolg der Oper außerhalb der Tschechoslowakei sichern wird: im Jahr 1930 wird »Schwanda der Dudelsackpfeifer«39 in fast achtzig deutschen Städten gespielt. Bei der Entdeckung des mährischen Komponisten Leoš Janáček hat Brod eine so entscheidende Rolle gespielt, dass der Dirigent Sir Charles Mackerras behaupten konnte: »Janáček could never have achieved anything more than a local provincial reputation without Brod’s enthusiastic propagation of his work«40. Der Briefwechsel zwischen Brod und Janáček, der 1953 veröffentlicht wurde,41 ermöglicht eine Analyse ihrer Zusammenarbeit, die deutlich macht, dass es sich tatsächlich um einen Kulturtransfer handelt, vor allem im 36

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Der Burgkobold. Komische Oper in einem Aufzug. Musik von Vitězslav Novák. Text von Ladislav Stroupežnický. Deutsche Übersetzung von Max Brod. Wien: Universal 1916. Spuk im Schloß oder Böse Zeiten für Gespenster. Komische Oper in 6 Bildern. Text nach einem Motiv Oscar Wildes von Jan Löwenbach-Budin. Oper von Jaroslav Křička. Übersetzung von Paul Eisner, Bearbeitung von Max Brod. Wien: Universal 1931. Max Brod: Der Dudelsackpfeifer (Švanda dudák). In: Prager Abendzeitung, 29. April 1927, S. 2. Schwanda, der Dudelsackpfeifer. Volksoper in Akten (5 Bildern). Text von Miloš Kareš. Übersetzung und freie Bearbeitung von Max Brod. Musik von Jaromír Weinberger. Wien: Universal 1928. Neun Jahre später wird Brod Weinbergers Oper Wallenstein übersetzen: Wallenstein. Musikalische Tragödie in 6 Bildern von Jaromír Weinberger. Text nach Schillers dramatischem Gedicht von Miloš Kareš. Deutsche Übertragung von Max Brod. Wien: Universal 1937. Sir Charles Mackerras: Foreword. In: Charles Susskind: Janáček and Brod. New Haven: Yale University Press 1985, S. xii. Raček/Rektorys (Hg.), Korespondence Leoše Janáčka s Maxem Brodem (wie Kap. 6, Anm. 57).

7.1 Übersetzung und Umarbeitung: zwei Träger der Vermittlung

215

Fall der Opern Jenufa und Katja Kabanowa, wo Brod das Ziel verfolgte, die von Janáček geschaffene musikalische Sprache ins Deutsche zu übertragen. In einem am 13. Februar 1927 in den Lidové noviny veröffentlichten Brief an Brod schreibt Janáček: »In dem Telefonhörer […], in der Flagge, die im wahnsinnigen Wirbel über der Burg flatterte; ja überall erklang ein Ton«42. Janáčeks Biograph Jaroslav Vogel stellt fest, Janáček habe am Ende des 19. Jahrhunderts damit angefangen, Töne zu sammeln, sei es Geräusche des Alltagslebens, Klänge der menschlichen Stimme oder Tiergeräusche. Für Janáček besitzen diese Laute und Motive ihre eigene »Sprechmelodie«, die ihm erlauben, alle Elemente des Lebens musikalisch ausdrücken: »Meine Freude hatte ich auch an der Schönheit dieser Sprachmotive […]. Einem Menschen, dessen Rede ich durch die Melodik seiner Worte erfaßt hatte, sah ich viel tiefer in die Seele hinein«43. Und so begann er, »auf Prosa zu komponieren«44. Jaroslav Vogel beschreibt diesen Prozess folgendermaßen: [...] die realistische Sprechmelodie in Janáčeks Sinn ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht etwa die sozusagen schriftsprachliche, mehr oder minder idealisierte Wort-Intonation, sondern die lebende Rede mit allen individuellen und regionalen Eigentümlichkeiten (daher Janáčeks Vorliebe für die Mundart!) in der ganzen Unwiederholbarkeit eines bestimmten Affekts, eines bestimmten Lebensaugenblicks, eines bestimmten Lebensbereichs festhält. Dies ist auch der Grund, warum Janáček in seinen Opern keine Fürsten und Götter, sondern nur Menschen ungefähr seines Zeitalters und seines Lebenskreises […] brauchen konnte.45

Diese Sprechmelodien spielen Brod zufolge für Janáček die gleiche Rolle wie die Volksmelodien: er benutzt sie nicht unverändert in seiner Musik, aber sie erlauben ihm, »seine musikalische Ausdrucksweise zu vervollkommnen, der Konvention zu entrücken, zu nuancieren«46 und seine Kunst jung zu erhalten, »denn es lehrt den Meister, die Formen der Vorgänger zu zerbrechen, sobald sie zu akademischen Schablonen erstarrt sind«47. Oder, um Janáček selbst zu zitieren: »Ein Wortmotiv atmet in eigener Wärme, glänzt im Eigenlicht. Ich

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Leoš Janáček: Wozu ich mich bekenne. In: Feuilletons aus den ›Lidové noviny‹. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1959, S. 42. Leoš Janáček, zitiert nach Max Brod: Über Janáceks Wortmelodie. In: Jenufa (Ihre Ziehtochter). Oper aus dem mährischen Bauernleben in 3 Akten von Gabriele Preiß. Deutsche Übersetzung von Max Brod. Musik von Leoš Janáček. Für die Wiener Hofoper textlich eingerichtet von Hugo Reichenberger. Wien: Universal 1918, S. II. Leoš Janáček: Hudební revue, 9 (1916), S. 245, zitiert nach Jaroslav Vogel: Leoš Janáček. Leben und Werk. Aus dem Tschechischen von Pavel Eisner. Prag: Artia 1958, S. 19. Vogel, Leoš Janáček (wie Anm. 44), S. 19. Max Brod: Leoš Janáček. Leben und Werk. Wien: Wiener Philharmonischer Verlag 1925, S. 10. Ebd., S. 28.

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7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

schleife seine melodischen Kanten, seine rhythmischen Flächen – wie einen Edelstein«48. Janáčeks Musik kann also als die Schöpfung eines neuen Objekts auf der Basis der »Sprechmelodien« interpretiert werden. Dieser Wille, »auf Prosa zu komponieren«, diese neue Musikauffassung, die, obwohl Janáček es abstreitet, Smetana verpflichtet ist, hat eine besondere Beziehung zu den Texten zur Folge, die die Grundlage der Opern bilden. Janáček greift auf Prosatexte zurück, die er umarbeitet und an seine Musik anpasst. Die Grundlage für das Libretto der Oper Jenufa ist das Stück Její pastorkyňa von Gabriela Preissová, das zum ersten Mal in Prag am 9. November 1890 aufgeführt wurde. Er hat aber zahlreiche Änderungen vorgenommen, wie Jaroslav Vogel feststellt: »In dem ganzen Werk wurde die Diktion zweckmäßig verdichtet und von abschwächenden Anhängseln befreit«49. Das Libretto von Katja Kabanowa fußt auch auf einem Theaterstück, Ostrowskijs Gewitter. John Tyrrell, der der Oper ein Buch gewidmet hat, stellt fest, Janáček, der den Text reichlich annotiert hat, habe eigentlich kein separates Libretto geschrieben, sondern den Text unmittelbar auf die Partitur geschrieben, wobei er ihn adaptierte und verkürzte.50 Diese zwei Elemente, d. h. die Tatsache, dass Janáček die Prosatexte umarbeitet, um die Diktion zu verbessern, und dass er das Libretto verändert und sogar niederschreibt, während er die Musik komponiert, bringen die Haupteigenschaft von Janáčeks Musik zu Tage. Der Komponist stellt ein drittes, vermittelndes Element zwischen die Musik und den Text: die Diktion, die gesprochene Sprache. Er will damit Opern komponieren, die dem Leben möglichst nahe bleiben. Dieser Wille jedoch wird paradoxerweise Unverständnis gegenüber Janáčeks Werken hervorrufen. Am 12. August 1938, zu Janáčeks zehntem Todestag, schreibt Brod im Prager Tagblatt: Dieses Skizzieren der Naturlaute, an dem er gewissermaßen eine erlesene Sammlerfreude, die Freude des Spezialisten hatte und über das er sich öfters in naiver und leicht mißverständlicher Weise ausließ, brachte ihn in den Ruf und Verruf eines extremen Realisten. Man hatte verstopfte Ohren, hörte nicht, daß in seinen Werken edelste Form waltete, daß all die tausend und abertausend Naturstudien, die Janáček trieb, nichts als Vorbereitung, Material waren, aus dem er erst das Kunstwerk in genialer Eingebung hervorhob.51

Brod reagiert auf Janáčeks Musik ganz anders als die Verständnislosen, er benutzt sogar das Wort »Offenbarung«: »Die Offenbarung kam über mich, mitten in der Trostlosigkeit der Kriegsjahre ein Strahl der oberen Welten. Von da ab war ich ein Gefangener der Kunst Janáčeks«52. 48 49 50 51 52

Leoš Janáček, zitiert nach Max Brod. Ebd., S. 25. Vogel, Leoš Janáček (wie Anm. 44), S. 195. John Tyrrell: Leoš Janáček. Káťa Kabanová. Cambridge: Cambridge University Press 1982, S. 60f. Max Brod: Die Janáček-Feiern. In: Prager Tagblatt, 12. August 1938, S. 5. Brod, Leoš Janáček. Leben und Werk (wie Anm. 46), S. 33.

7.1 Übersetzung und Umarbeitung: zwei Träger der Vermittlung

217

Da Brod oft dazu neigt, seine Geschichte in einem günstigen, ständig veränderten Licht zu schreiben, ist es schwierig festzustellen, wann und unter welchem Einfluss er entschieden hat, das Libretto von Jenufa ins Deutsche zu übersetzen. Es scheint dennoch, dass die Idee von seinem Rechtsanwalt Löwenbach kam, der, laut Charles Susskind, Brod als den idealen Übersetzer für Janáčeks Werke betrachtete, nicht nur weil Brod selbst Komponist war, sondern auch weil er Janáčeks Sprechmelodien getreu übertragen konnte. Brod hat sich zu dieser Arbeit bereit erklärt, nachdem er dem Komponisten begegnet war. In seinem Buch Janáček und Brod erwähnt Charles Susskind eine Postkarte, die Brod an Löwenbach gesendet hat: »Under the overwhelming impression of Janáček’s personality I have decided to translate Její pastorkyňa«53. Brods Bewunderung für Janáčeks Oper ist offensichtlich. So schwärmt er in dem Artikel, den er Jenufa im November 1916 gewidmet hat, von der Originalität der Musik, der menschlichen Dimension der behandelten Themen: Wie gerade die Schlußszene, mehr als philosophische Essays, uns in den Mittelpunkt jener liebeglühenden Idee versetzt, die aus dem wahrhaft und ohne Eigensucht gefühlten Volklichen reine Menschlichkeit hervorsprießen läßt, wie diese göttliche Musik mir mehr über das Wesen der Nation und des wahren Nationalismus sagt als alle Theorie.54

Man kann also davon ausgehen, dass Brods Entschluss, die Oper zu übersetzen, auch einer politischen Absicht entsprach. Jedenfalls schreibt er 1916 zu der Debatte über Janáčeks Musik: [Sie] deutet immerhin darauf hin, daß auch ein so kleines, sich selbst übersehendes Volk wie die Tschechen noch nicht die innere Kraft aufgebracht hat, […] das verderbliche Cliquenwesen zu beseitigen und die eigenen schöpferischen Potenzen an die richtigen Stellen zu setzen, obwohl dies (meiner Ansicht nach) eine der wichtigsten nationalen und politischen Arbeiten wäre.55

Brod beginnt sofort nach seinem Treffen mit Janáček mit der Arbeit an der Übersetzung. Da die Diktion, die Sprechmelodien und die gesprochene Sprache das Spezifische von Janáčeks Musik ausmachen, muss er diesen Elementen eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Er scheint sich dieser Priorität bewusst zu sein; am 13. Dezember 1916 schreibt er an Janáček: Die Übersetzung muß nach meiner künstlerischen Überzeugung auch für sich ein Kunstwerk sein, also kein ›Operndeutsch‹, sondern eine gesunde volkstümliche Sprache. Mit der Musik muß sie genau im Akzent und im logischen Gewicht harmonieren. Eine Übereinstimmung der Silben ist natürlich unmöglich, da das Deutsche in jedem Satz von der tschechischen Wortstellung und Grammatik abweicht.

53 54 55

Max Brod, zitiert auf Englisch von Susskind, Janaček and Brod (wie Anm. 40), S. 44. Brod, Tschechisches Opernglück (wie Kap. 6, Anm. 78), S. 457. Ebd., S. 461.

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7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

Eine solche Übereinstimmung ist aber auch gar nicht nötig, da es nur auf den Rhythmus und Akzent der Worte, nicht auf die der Silben ankommt.56

Da Brod und Janáček in Wien einen Verleger für das deutsche Libretto gefunden haben (Universal-Edition), muss die Arbeit schnell vorangehen, was Brod manchmal dazu zwingt, Änderungen an der Musik vorzunehmen, und dies ohne Janáčeks Zustimmung, da der Komponist nach Mähren zurückgefahren ist. In einem Brief an Janáček vom 21. Februar 1917 schreibt Brod unter dem Druck des Verlegers, der den zweiten Akt den Wiener Kritikern vorlegen will: Infolgedessen ist es leider nicht möglich, die kleinen musikalischen Änderungen, die ich vornehmen mußte, Ihnen vorher zu zeigen. Doch wissen Sie ja nun schon, wie vorsichtig ich ändere. Ich glaube, der zweite Akt ist gut gelungen.57

In seiner Übersetzung will Brod offensichtlich die enge Übereinstimmung zwischen Text und Musik respektieren. Er scheint sich Janáčeks Werk zu eigen zu machen: wenn er Zeit hat, schickt er seine Übersetzung an Janáček, der die deutsche Sprache beherrscht, aber sich aus politischen Gründen weigert, sie zu benutzen. Der Komponist prüft Brods Arbeit und schlägt einige Änderungen vor. In diesem Prozess der Übertragung des Textes zeigt sich Brods Verständnis für die Übereinstimmung zwischen Musik und Text. Für die Wiener Aufführung von Jenufa nehmen der Verleger und der Theaterdirektor große Veränderungen am Libretto vor und entwickeln eine Fassung in »Operndeutsch«, was Brod um jeden Preis vermeiden wollte. Am 24. September 1917 schreibt er an den Verleger Hertzka: Noch ärger ist die undeutsche lächerliche Wortstellung: ›Grad als ob der Tod hätt’ hereingegrinst‹. Das Zeitwort gehört ans Ende. An einer so markanten Stelle (Schlußworte) darf Ihre Übersetzung nicht stehen bleiben. Glauben Sie mir, sie ist undenkbar. Ich hatte ›reingeschnuppert‹, wobei ich den Klang des tschechischen ›načuhovala‹ (das u) nachahmte. Die wörtliche Übersetzung ist aber ›lauern‹! – Von ›Grinsen‹ ist jedenfalls im Tschechischen keine Rede. Die neue Version ist also geradezu falsch übersetzt. Wenn Ihnen nun meine Wendung ›schnuppern‹ nicht gefallen hat, so bitte ich sie doch ›hergelauert hätt‹ einzusetzen. Das ist korrekte Wortstellung, wörtlich richtige Übersetzung und niemand in der Welt wird mir einreden, daß es weniger sangbar ist als ›hätt’ hereingegrinst‹, das geradezu ein Schlag ins Ohr ist.58

Die veröffentlichte Übersetzung scheint das Ergebnis eines Kompromisses zu sein; man liest dort: »Draußen steht der Tod, grinst auf mich herein«.59 Die künstlerische Zusammenarbeit zwischen Brod und Janáček setzt sich vier Jahre später, während der Arbeit an der Oper Katja Kabanowa, fort: Brod begnügt sich nicht damit, das Libretto ins Deutsche zu übersetzen und umzu56 57 58 59

Raček/Rektorys (Hg.), Korespondence Leoše Janáčka s Maxem Brodem (wie Kap. 6, Anm. 57), S. 18f. Ebd., S. 22. Ebd., S. 38. Jenufa (Ihre Ziehtochter) (wie Anm. 43), S. 38.

7.1 Übersetzung und Umarbeitung: zwei Träger der Vermittlung

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arbeiten, sondern regt Janáček manchmal dazu an, den tschechischen Text zu verändern und musikalische Ergänzungen vorzunehmen. Am 25. Oktober 1921 schreibt er an den Komponisten: Die Wörter ›Pujdu se modlit! Nevyryšujte mě‹ [Ich gehe beten! Stören Sie mich nicht] sind widerlich. Ich kann Ihnen nicht nachdrücklich genug raten, sie durch andere zu ersetzen. (Sie sind übrigens nicht bei Ostrowskij zu finden). Ich empfehle Ihnen, den Wörtern ›bylo by to slušnější‹ [es ist anständig] etwas wie ›aber heute gibt es nichts anderes in der Welt als Unsinn und Verwirrung‹ hinzuzufügen. Sehen Sie dazu das Gewitter, S. 50: ›to je ta pomatenost, lid je zmatnený‹ [es ist verrückt; die Leute sind verwirrt].60

Janáček ist offensichtlich Brods Ratschlägen gefolgt, da man in der Endfassung des tschechischen Librettos lesen kann: »Bylo by slušnější. Svět nezná ted‘ než pletky a nesvár! Půjdu! Nevyryšuje mě!« (Es ist anständig. Die Welt kennt heute nichts als Bosheit und Zwistigkeiten! Ich gehe! Stören Sie mich nicht!). Brod schlägt aber auch Änderungen in der Musik vor, zum Beispiel im ersten Akt, wie folgender Brief zeigt: Ich füge auch zwei Seiten der Partitur hinzu, weil ich denke, daß Sie Boris eine andere Arie singen lassen sollten. Sie haben dazu eine Möglichkeit auf Seite 24 […]. Boris könnte vielleicht, mit Fekluša, folgende Wörter singen: ›Hubím svoje mládí – Ich vertilge meine Jugend! Jahr für Jahr habe ich um mich nur Entbehrung gesehen – das Glück war immer sehr weit, wie eine verblassende Morgenröte‹.61

Hier ist auch Janáčěk Brods Ratschlägen gefolgt: im ersten Akt singt Boris tatsächlich: »Hubím svoje mladí, O hubím svoje mladí! Jará léta, jen strádání, jen strádání! A radost života? Hledej ji v bledoucích červáncích«. In anderen Fällen geht Brod noch weiter bei der Anpassung des deutschen Librettos an das Hintergrundwissen des deutschen Publikums. Dies betrifft vor allem das von Ostrowskij beschriebene russische Milieu, das den Tschechen, aber nicht den Deutschen bekannt war. Brod greift unmittelbar auf Ostrowskijs Stück zurück und benutzt manche Teile des Textes, die Janáček ausgelassen hatte. In dem Katja Kabanowa gewidmeten Kapitel der Sammlung Prager Sternenhimmel stellt Brod fest: An manchen Stellen hätte ich immerhin eine schonendere, idyllischere Hand gewünscht. (In meiner Übersetzung habe ich versucht, einige dieser Milieustellen

60 61

Zitiert von Tyrrell, auf Englisch: Leoš Janáček. Káťa Kabanová (wie Anm. 50), S. 64. Dieser Brief befindet sich nicht im veröffentlichten Briefwechsel, wird aber von John Tyrrell auf Englisch zitiert. Er datiert diesen Brief auf den 9. November 1921. Dies scheint aber ein Irrtum zu sein, da die Antwort, die sich im Buch Korespondence Leoše Janáčka s Maxem Brodem befindet, von Oktober 1921 ist.

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7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

durch konzentrierte Ausdrucksweise wieder hineinzubringen, ohne Vermehrung der Noten).62

Einige Seiten später heißt es: Den Text einer Szene, Aktschluß Dikoj/Kabanicha habe ich frei nach Ostrowskij hinzugefügt, zur Charakteristik jenes dunkelsten Rußland; und Janáček hat ihn nachträglich mit Begeisterung sehr wirksam komponiert.63

Es handelt sich um die Szene im zweiten Akt, in der Dikoj Kabanicha erzählt, wie er einen Bauern beleidigt hat, der seinen Lohn erhalten wollte. In einem Brief vom 4. November 1921 schreibt Brod: Ich habe Hoffnung, daß sich dieses Werk die deutsche Bühne erkämpfen wird. Und zu diesem Zweck habe ich versucht, das russische Milieu, das den Deutschen noch ferner, unklarer ist als den Cechen, deutlich zu umreißen. – Beispielsweise, Seite 39: ›Hier in euerm Städtchen sperrt man die Frauen ein‹, von mir nach dem Original Ostrowskijs ergänzt, weil diese Worte das Milieu klar machen.64

Und er fügt hinzu: Im letzten Akt habe ich Seite 5,7,8 einiges zur Verdeutlichung des russischen Milieus hinzugetan. Ich habe ferner darauf geachtet, daß im Deutschen die russischen Worte in ihrer Originalbetonung (russischer Akzent) gesprochen werden, während die Cechen sie čechisch akzentuieren. Z. B. Seite 16 deutsch: ›Der Dichter Derscháwin‹. Cechisch: ›Děržavín‹. – Derartiges finden Sie noch an vielen andern Stellen. Ich hoffe, auf diese Art dem Erfolg in Deutschland in die Hand gearbeitet zu haben.65

Brod beabsichtigt also, der Fremdheit des deutschen Publikums gegenüber dem russischen Kolorit in Janáčeks Oper nicht nur durch eine präzise Beschreibung des Milieus, sondern auch durch den Gebrauch von Klängen der russischen Sprache entgegenzuarbeiten. Brods Arbeit an Janáčeks Opern, wie überhaupt die Zusammenarbeit mit dem mährischen Komponisten, scheint ein doppeltes Ziel zu haben. Es geht zunächst darum, die tschechischen Werke nicht nur zu übersetzen, sondern sie den Kenntnissen und der Kultur des deutschen Publikums anzupassen und dabei Janáčeks künstlerischen Absichten treu zu bleiben. Die Erreichung dieses Ziels wird dadurch erleichtert, dass Janáček sich beim Komponieren auf die gesprochene Sprache stützt. Brod benutzt die Musik, die ihren Ursprung in den Klängen und Rhythmen der tschechischen Sprache hat, um in der deutschen Sprache entsprechende Klänge und Rhythmen zu finden. 62 63 64 65

Max Brod: Katja Kabanowa (Oper von Leoš Janáček – Uraufführung am Tschechischen Theater in Brünn). In: Prager Sternenhimmel (wie Anm. 10), S. 53. Ebd., S. 63. Raček/Rektorys (Hg.), Korespondence Leoše Janáčka s Maxem Brodem (wie Kap. 6, Anm. 57), S. 93. Ebd.

7.2 Brods neue Definition der Kritik

221

Brods Absicht ist aber nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch. Und er war sich, als Zionist, dessen schon sehr früh bewusst; am 31. Juli 1917 schreibt er an Janáček: Ein politisches Zusammenarbeiten der Juden und Tschechen ist möglich, namentlich in Österreich, wo auch wir Juden die weitgehende nationale Autonomie der kleinen Nationen anstreben. In dieser Beziehung sind die Deutschen unsere Feinde. – Ich bemühe mich seit längerer Zeit, die Zionisten in dieser Richtung zu beeinflussen. Und dies wird mir auch gelingen.66

Die Tatsache, dass er 1916 eine tschechische Oper übersetzt und sich dafür einsetzt, dass diese Oper in Wien aufgeführt wird, ist tatsächlich nicht unbedeutend. Brod betrachtet Janáčeks Musik, die »aus dem wahrhaft und ohne Eigensucht gefühlten Volklichen reine Menschlichkeit hervorsprießen läßt«, als eine mögliche Trägerin der Völkerverständigung mitten im Ersten Weltkrieg. Die politische Dimension seiner Arbeit bleibt auch nicht unbemerkt: zwei Wochen vor der Wiener Premiere von Jenufa protestieren drei alldeutsche Abgeordnete gegen die Aufführung einer »tschechischen nationalistischen Oper« in der Hauptstadt der Monarchie. Die Aufführung findet statt, ist aber ein Misserfolg, da der Theaterdirektor und der Regisseur hauptsächlich den folkloristischen Aspekt der Oper zur Geltung gebracht haben. Angesichts dieser Verständnislosigkeit schreibt Brod: Menschlichkeit, nicht Opernhaftigkeit! – Menschlichkeit, nicht Nationalitätenhaß! Es ist nicht leicht, mit so selbstverständlichen Prinzipien im Wahnsinn dieser Zeit ›durchzuhalten‹.67

7.2

Brods neue Definition der Kritik

Anfang 1921 hat Brod die Wahl zwischen zwei Angeboten der tschechoslowakischen Regierung: Nun werden mir gleichzeitig zwei Posten angeboten. Beide mit großen Vorteilen und Nachteilen. 1) Ich soll bei dem neuen Regierungsblatt das Musikreferat übernehmen68 […]. Die Staatsstellung dauert fort, d. h. ich erhalte Urlaub. Gehalt wie bisher. – Nachteile: Das Blatt wird von der deutschen wie tschechischen Presse scheel angesehen. Chefredakteur Laurin. – Vorteil: Mein Referat ist aber ganz unpolitisch, neutral, würde mich auch freuen. – Nachteil: Ich sitze aber doch in der Redaktion mit. – Hauptnachteil: Das Bestehen des Blattes ist nur auf 1 Jahr gesichert. So gar sehr unsicher. – Und zu viel Arbeit (??) 66 67 68

Ebd., S. 34. Max Brod: Jenufa-Übersetzung. In: Prager Sternenhimmel (wie Anm. 10), S. 35. Hier ist die Zeitung Prager Presse gemeint. Brod lehnt den Posten ab, der von Oskar Baum (möglicherweise auf Brods Empfehlung) besetzt wird.

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7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

2) Ich soll wieder meine Stelle im Postdienst antreten – jedoch zur Dienstleistung dem Ministerpräsidium zugewiesen werden. – Kolossale Vorteile für die zionistische Politik. Der erste Zionist in Regierungsstellung, Gegengewicht gegen die vielen tschechischen Juden im Unterrichtsministerium. – Meine Arbeit? Man verlangt gar nichts Bestimmtes. Der Chef des Pressedepartements, der mir den Antrag machte, sagte, ich soll nur das machen, was ich bisher ohnedies getan habe. Auf tschechische Künstler in deutschen Blättern hinweisen, übersetzen u. s. f. Keine Bürostunden. Völlige Freiheit. Völlig unpolitische Tätigkeit. Kulturwerte fördern, auch deutsche. – Ich überreichte ein kurzes Memorandum, um diese Punkte, denen ich wegen des unwahrscheinlichen Glückfalles mißtraute, zu fixieren. – Es wurde mit grenzenlosem Respekt restlos angenommen. Mein Übernahmedekret soll Hinweis auf diese Annahme enthalten. – Was sagt man da? – Steht wohl Masaryk dahinter! (?) – Nachteil: man wird es doch Preßpropaganda gegen die Deutschen oder so nennen. – Felix Weltsch meint, die Gewissensverantwortung liegt auf jedem einzelnen Artikel, den ich schreibe. – Ich würde z. B. über Bílek, Janáček, Suk schreiben, – wenn ich tschechische Musiker bespreche, auch deutsche studieren, u. s. f. – Kann man dagegen etwas einwenden? – Gewissensfrage: Wofür zahlt mich also die Regierung? Antwort, die ich selbst im Memorandum wörtlich so gebe: ›Das Wesen meiner neuen Stellung: – in dieser Richtung unverändert weiterarbeiten, wobei mir durch diese Stellung mehr Zeit und Gelegenheit zu solcher Tätigkeit geboten wird‹.69

Brod entscheidet sich für die zweite Möglichkeit. Es handelt sich eigentlich um eine Arbeit als Kunstkritiker in der Regierungszeitung Prager Abendblatt. Diese Wahl trifft Brod aber nicht ohne zu zögern, wie folgender Brief beweist, den Brod am 21. Februar 1921 an seinen Freund Kafka schickt: Auf die Tatra-Reise muß ich vorläufig verzichten, da ich am 1. Mai meinen neuen Posten antrete; und zwar hat sich meine Wahl entschieden, so wie du mir geraten hast – also nicht Zeitung, sondern tiskový odbor [Presseabteilung]. Ich fühle mich trotz allem ganz rein in der Entscheidung. Es ist aber unmöglich, ohne Posten weiterzuleben, und ich muß nun sehen, meine Arbeit so einrichten, daß sie das Gefühl von Unreinheit ex post dementiert.70

Um dieses »Gefühl von Unreinheit« zu bekämpfen, versucht Brod, seine Arbeit als Kritiker mit Enthusiasmus und Unparteilichkeit zu leisten. Einige seiner Artikel werden im Jahre 1923 in der Sammlung Sternenhimmel veröffentlicht. Diesem Buch stellt Brod ein »Motto« voran, in dem er seine Auffassung des Kritikerberufs darlegt: Goethe sah in Weimar Talma und die Seinen Theater spielen. Er schrieb in einem Brief: ›Ich wollte nur, ich könnte durch ein ungeheures Wunder aus diesem französischen Tragödienspiel das Falsche durch einen Blitzstrahl herausbrennen; so hätte die Welt noch immer Ursache zu erstaunen über das Rechte, was übrigbliebe‹. Heiliges Zeichnen des Dichters: er will bewundern und lieben, nicht kritisieren. Das Falsche rasch abtun. Durch einen Blitzstrahl. Ganz rasch, damit es nicht störe, nicht überflüssig Zeit wegnehme. Und die Seele hinbreiten dem Rechten, dem Liebenswerten, 69 70

Max Brod an Franz Kafka, 19. Januar 1921. In: Eine Freundschaft. Briefwechsel. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt/Main: Fischer 1989, S. 303ff. Max Brod an Franz Kafka, 21. Februar 1921. Ebd., S. 317f.

7.2 Brods neue Definition der Kritik

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dem Bewundernswürdigen – dem Sternenhimmel. In zwei Jahren meiner Rezensententätigkeit habe ich mit Tadeln gottlob nicht allzuviel Zeit verloren. NichtBemerken ist der beste Tadel. In meinem Herzen blieb Begeisterung, blieb der Sternenhimmel.71

Im ersten, »Der Biograph« betitelten Text, der den Untertitel »Zugleich Programm einer kritischen Tätigkeit« trägt, stellt Brod den Kritiker dem Biographen gegenüber. Der Kritiker zeige, seiner Meinung nach, kein Verständnis, keine echte Achtung für die Entwicklung eines Künstlers: Die Welt verlangt, das Urteil über eine künstlerische Individualität eingepaukt zu bekommen. Der Dichter soll in jedem neuen Buch immer dasselbe sagen, immer in dieselbe Kerbe hauen. Er soll leicht wiedererkennbar sein. Die Welt verlangt den scriptorem unius libri. Für den Künstler, der sich entwickelt […], kurz, für wahrhaftiges leidenschaftliches Dasein mit all seinem Reichtum an Variationen, mit seinen Eroberungen und Rückzügen, Widersprüchen und höheren Einheitsbildungen haben Kritik und Publikum keine Zeit.72

Im Gegensatz zum Kritiker hat der Biograph keine unmittelbare und oberflächliche Wahrnehmung des Künstlers. Da er Jahre damit verbringt, das Werk zu analysieren, sollte er fähig sein, dessen Entwicklung nachzuvollziehen und dem Publikum zu erklären. Sein Verständnis des Künstlers ist aber nicht tiefer als dasjenige des Publikums, es ist vielleicht noch gefährlicher, da er nicht mit Bewunderung, sondern mit einem Gefühl der Überlegenheit dieses Werk betrachtet und sich letztendlich in einen Kritiker verwandelt: Das Volk bewundert. Der Biograph dagegen klopft den berühmten Mann, den er erforscht und in einem Wälzer ›erledigt‹ hat, wohlwollend auf die Schulter. Dies seine typische Haltung. – Und die Biographie wimmelt zudem verräterischerweise von hämischen Bemerkungen, die zeigen, was hinter diesem Wohlwollen des Spezialforschers steht: Gehässigkeit gegen sein Objekt. Also auch bei dem ihm scheinbar Nächststehenden, bei seinem Biographen, findet der Schaffende nicht jene dankbar liebevolle Bewunderung, die das eigentliche Element jedes Schaffens ist. Aus Bewunderung Gottes und des Weltenlaufes entstehen die Meisterwerke. Nicht aus Bewunderung des Autors entsteht seine Biographie. Dabei sind die meisten Biographen noch stolz auf ihre kritische Fähigkeit, dem Gegenstand ihrer langjährigen Untersuchungen nicht zu erliegen. Als ob es auf Kritik ankäme! Als ob der bekannte Satz ›Alles verstehen heißt alles verzeihen‹ nicht noch richtiger würde, wenn man ihn so steigert: ›Alles verstehen heißt alles bewundern!‹. – Und nun gar, wo es sich um die außerordentlichsten Erscheinungen des Menschengeschlechts, um seine Quintessenz handelt! Warum lassen sich Biographen nicht zu Begeisterung hinreißen!73

In diesen zwei Texten drückt sich Brods Auffassung seiner kritischen Tätigkeit im Prager Abendblatt aus: er will weder ein traditioneller Kritiker sein, der 71 72 73

Max Brod: Motto. In: Prager Sternenhimmel (wie Anm. 10), S. 5. Die erste Ausgabe dieser Sammlung erschien 1923 beim Orbis-Verlag in Prag. Max Brod: Der Biograph (Zugleich Programm einer kritischen Tätigkeit). In: Prager Sternenhimmel (wie Anm. 10), S. 7f. Ebd., S. 10f.

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7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

Künstler und Werke ohne Bewunderung von außen her beurteilt, noch ein Biograph, der seinem Objekt überlegen zu sein glaubt. Er will sich auf dieselbe Ebene wie Werk und Künstler stellen und ihnen gegenüber das Verständnis und die Begeisterung zeigen, zu denen seine Künstlerschaft ihn fähig macht. Eben deshalb weil er Schriftsteller, Musiker und Komponist ist, kann er ein guter Kritiker sein. In einem anderen, Gerhart Hauptmanns Stück Schluck und Jau gewidmeten Artikel kommt Brod auf seine Arbeit als Kritiker zurück und definiert, was die Kritik sein sollte: Immer habe ich mich darüber gewundert, warum Kritiken so verdrießlich stilisiert sind, warum die Kritiker so gereizten Tons nicht über, sondern gegen die Werke schreiben, die sie zu beurteilen haben. Kritik könnte Kommentar der Kunstwerke sein, Vermittler zwischen Publikum und Kunst. Statt dessen ist sie: Front des Publikums, der erste Schützengraben des Publikums gegen den Ansturm der Kunst. Nun bin ich selbst ein Jahr lang an der Front. – Ein Jahr lang Kritiker. Und ich beginne zu begreifen. Man kann tatsächlich gegen das Gute stumpf und verdrießlich werden, da so unendlich viel Schlechtes geboten wird.74

Brods Wille zu »bewundern und [zu] lieben« scheint also der Realität nicht standzuhalten: es ist tatsächlich viel einfacher, Begeisterung zu zeigen, wenn man ab und zu eine Kritik schreibt, als wenn man ein »Berufskritiker« ist, der jeden Abend im Theater sitzen muss. Brod versucht dennoch, seiner ursprünglichen Auffassung treu zu bleiben, der zufolge der Kritiker vor allem »Kommentator der Kunstwerke, Vermittler zwischen Publikum und Kunst« sein soll. Und diese Vermittlung ist nicht nur künstlerisch, sondern nimmt auch einen deutlichen politischen Aspekt dadurch an, dass er für oder gegen deutsche Künstler, für oder gegen tschechische Künstler Stellung bezieht. Brods oben erwähnter Brief an Kafka sowie der Brief, den er Anfang der zwanziger Jahre an den Prager Journalisten und Verleger Arne Laurin schreibt, zeigen, dass er sich dieser politischen Dimension völlig bewusst ist: Sie erzählten mir öfters von dem Buchverlag, den Sie planen. Da ist mir folgende Idee gekommen: Seit ¾ Jahren schreibe ich fast täglich Theaterkritiken für das ›Prager Abendblatt‹ u. zw. über Oper, Schauspiel, Operette, deutsche wie tschechische Aufführungen. Viele dieser Kritiken sind stilistisch wie prinzipiell als über den Tag wirkend gedacht. – Ich schlage Ihnen vor, eine Auswahl dieser Kritiken unter dem Titel ›Theater in Prag‹ zu vereinen. – Da jedes Buch von mir in Deutschland sein Publikum findet, würde auf diese Art eine gute Propaganda tschechischer Kunstwerte z. B. Janáček, Čapek, Mahen u. a. geleistet; natürlich würden dabei die Leistungen des deutschen Prager Kunstlebens als gleichberechtigt behandelt, was den guten Eindruck bei allen Gerecht-Denkenden noch steigern würde.75 74 75

Max Brod: Schluck und Jau. In: Prager Sternenhimmel (wie Anm. 10), S. 132. Max Brod an Arne Laurin, 18. November, ohne Jahresangabe (wahrscheinlich 1921). Literární Archív – Památník Národního Písemnictví.

7.2 Brods neue Definition der Kritik

225

Brods klarer Wille, »eine gute Propaganda tschechischer Kunstwerte« zu betreiben, wird natürlich von der tschechoslowakischen Regierung bejaht, die ihm eben zu diesem Zweck die Arbeit im Prager Abendblatt angeboten hat. Sie wird aber von einem Teil der deutschen Bevölkerung als ein wirklicher Verrat angesehen, wie die Polemik zeigt, die Brod gegen die Zeitung Der Sozialdemokrat, das Organ der deutschen sozialdemokratischen Partei in der Tschechoslowakischen Republik, auszufechten hatte.76 In einem am 10. Januar 1923 veröffentlichten Artikel wirft ein anonymer Journalist des Sozialdemokrat Brod vor, seine Ernennung zum Sektionsrat in der Presseabteilung des Ministerratspräsidiums »ruhigen Sinnes« angenommen zu haben. Diese Ernennung bedeute, dass Brod darin eingewilligt habe, »Verteidiger jedes Angriffs auf die Kultur- und Schulgüter der Deutschen in diesem Lande [zu werden], d. h. williges Werkzeug, um die lügnerische Auslandspropaganda unserer Regierung in Wort und Schrift zu unterstützen«77. Brod antwortet wenige Tage später durch einen im Prager Abendblatt veröffentlichten Artikel, in dem er feststellt, dass diese Ernennung nichts Außergewöhnliches sei. Er benützt auch die Gelegenheit, um auf seine Auffassung der Tätigkeit als Kritiker zurückzukommen: Was ist los? Ich habe, wie das trefflich informierte Organ bemerkt […], ›ruhigen Sinnes‹ eine Ernennung zum Sektionsrat in der Presseabteilung des Ministerratspräsidiums angenommen. Und hieran wird eine Fülle unwahrer und ungereimter Behauptungen über eine Amtsagenda geknüpft, die angeblich meine Agenda sein soll, von der ich aber aus den freundlichen Gratulationszeilen des ›Sozialdemokraten‹ zum erstenmal erfahre. Ja, ja, es steht wahrlich sehr arg um mich. Ich bin nach einer Reihe von Dienstjahren, die mir das Anrecht dazu geben, aus der siebenten in die sechste Rangklasse vorgerückt. – Während aber andere Staatsbeamten eine solche zeitgerechte Vorrückung mit tiefinnerster Zerknirschung zu erleben pflegen […], nehme ich hartgesottener Sünder meine Rangerhöhung ›ruhigen Sinnes‹ entgegen. Meine Verworfenheit ist damit genügend gekennzeichnet. – Ich kann nichts dafür, daß mir die Natur solch einen ›ruhigen Sinn‹ mit auf den Weg gegeben hat. Mein im Rahmen der Dienstverhältnisse erfolgtes Avancement raubt mir diesen ›ruhigen Sinn‹ nicht – und was mehr ist: auch nicht einmal die Lügen des ›Sozialdemokraten‹ nehmen mir ihn […]. Die Herren vom ›Sozialdemokrat‹ wissen sehr gut, daß ich in meinem Amte bereits seit zwei Jahren tätig bin. Sie wissen, daß ich niemals eine Zeile schreibe, unter die ich nicht meinen vollen Namen setze. Sie wissen, daß in all meinen Kritiken keine Zeile steht, für die ich nicht mit vollster persönlicher Überzeugung eintreten könnte. Sie wissen, daß ich in genau demselben Sinne, in dem ich bisher als Ministerialsekretär geschrieben habe, weiterhin auch als Sektionsrat schreiben werde, – und nämlich im Geiste der Gerechtigkeit, der bei einem Kunstwerk nicht fragt, ob es deutsch oder čechisch, sondern ob es gut oder schlecht ist 76

77

Siehe: Ein deutscher Dichter. In: Der Sozialdemokrat, 10. Januar 1923; Max Brod: Ruhigen Sinnes. In: Prager Abendblatt, 18. Januar 1923; Der deutsche Dichter. In: Der Sozialdemokrat, 23. Januar 1923; Max Brod: Klipp und klar. In: Prager Abendblatt, 25. Januar 1923; Der deutsche Dichter. In: Der Sozialdemokrat, 28. Januar 1923. Ein deutscher Dichter. In: Der Sozialdemokrat, 10. Januar 1923.

226

7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

[…]. Erst wenn man mir die erste Zeile zeigt, in der ich Kulturgüter des deutschen und čechischen Volkes unobjektiv, mit ungleichen Maßen bewertet hätte, dann würde mein ›ruhiger Sinn‹ ins Wanken kommen.78

Dank dieser Auseinandersetzung wird Brods Auffassung seines Kritikerberufs noch klarer. Dieser beruht offenbar nicht nur auf künstlerischen Maßstäben, sondern auch (und vielleicht hauptsächlich) auf einem »Geiste der Gerechtigkeit«. Brod scheint in seiner Arbeit ein Mittel zu sehen, das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Nationen wiederherzustellen, die die erste Tschechoslowakische Republik bilden.

7.3

Die politische Dimension des Kritikers: Max Brod und das Prager Tagblatt79

Brods Position innerhalb der ersten Tschechoslowakischen Republik bestimmt ihn zum Kritikerberuf, nicht nur weil er als Schriftsteller einen gewissen Ruf und sehr gute Beziehungen zu der Regierung und insbesondere dem Präsidenten unterhält, sondern auch weil seine Identität als jüdischer Dichter ihm eine a priori ideale Ausgangsposition bietet. Er gehört weder zur tschechischen noch zur deutschen Nation, müsste also in der Lage sein, unparteiliche Urteile zu fällen. Da er sich außerhalb der nationalen Streitigkeiten befindet, kann er eine Mittlerrolle zwischen Künstlern und Publikum, aber auch zwischen den verschiedenen Nationen einnehmen. Dank dieser Mittlerposition kann Brod bei seiner kritischen Tätigkeit einen »Geist der Gerechtigkeit« walten lassen und sie in den Dienst der Völkerversöhnung stellen. Diese Haltung ist aber nicht frei von einer gewissen Zweideutigkeit: Brod wendet sich nicht an eine neutrale Leserschaft, sondern an die Prager deutsche Minorität. Wie schon erwähnt, kann aber Brods jüdische Identität teilweise als eine abstrakte Konstruktion betrachtet werden; tatsächlich teilt er in großem Maße die politischen und kulturellen Auffassungen dieser deutschen Minorität. Diese Zugehörigkeit wird in zahlreichen Artikeln deutlich, die Brod den Beziehungen mit Frankreich widmet: er nimmt den Standpunkt der Deutschen ein, die Frankreich als einen Gegner betrachten, und nicht den Standpunkt der 78 79

Max Brod: Ruhigen Sinnes. In: Prager Abendblatt, 18. Januar 1923. Ab 1924 arbeitet Brod für die Zeitung Prager Tagblatt, die, im Gegensatz zum Prager Abendblatt, keine Regierungszeitung ist. Brod genießt also eine größere Freiheit, und seine Bemühung um die Völkerverständigung kann demzufolge als Ausdruck seines eigenen Willens interpretiert werden und nicht als Widerspiegelung der Regierungspolitik, die darauf zielt, die deutsche Minorität für die tschechoslowakische Staatsidee zu gewinnen. Es ist hier unmöglich, eine vollständige Untersuchung der Artikel vorzunehmen, die Brod zwischen 1924 und 1938 für das Prager Tagblatt geschrieben hat. Zu Brods Arbeit beim Prager Tagblatt siehe Pavel Doležal: Tomáš G. Masaryk, Max Brod und das Prager Tagblatt (1918–1938). Frankfurt/Main: Peter Lang 2004.

7.3 Die politische Dimension des Kritikers: Brod u. das ›Prager Tagblatt‹

227

Tschechen, die eine große Dankbarkeit einem Land gegenüber empfinden, das sich für die tschechoslowakische Unabhängigkeit ausgesprochen hat. In einem 1924 veröffentlichten Artikel liefert Brod eine äußerst negative Beschreibung Frankreichs in den zwanziger Jahren und rechtfertigt dadurch das Misstrauen der Deutschen: Von einem Nachkriegsgreuel sei hier die Rede, der wohl nur den kulturell erzogenen Bruchteil europäischer Gesamtbevölkerung, diesen aber umso empfindlicher, in einem seiner Lebensnerven getroffen hat: ich meine die geistige Entfremdung dem heutigen Frankreich gegenüber. Bis zum Kriege, ja fast bis zum Ende des Kriegs, galt für jeden geistig interessierten Menschen das kühne Wort eines Franzosen, daß jeder Mensch von Bildung zwei Heimatstädte habe, nämlich erstens die Stadt, in der er geboren worden ist, und zweitens: Paris. – Die Herrschaft Poincarés hat vielen diese zweite Heimatstadt genommen. Man verstand dieses Frankreich nicht mehr, das in Würde, militärischen Ehrenfesten und Kriegerdenkmalseinweihungen aufzugehen schien. Abgesehen von aller Verachtung, die man einem solchen Frankreich der Kriegshetzer entgegenbrachte, war man auch noch erstaunt über die Fülle von Dummheit, die wie aus unterirdischen Reservoiren plötzlich über eines der klügsten und lustigsten Völker der Welt emporquoll. War es denn überhaupt nur möglich? Vergebens lokalisierte man das leere, hauspapahafte, ein starres Lächeln wie ein ewiges Kompliment vor sich selbst, eine ewige Selbstbewunderung festhaltende Gesicht Poincarés in jenes Paris, in dem die größten Skeptiker aller Zeiten, ein Rabelais, ein Voltaire, ein Flaubert gegen die Selbstverhimmlung der menschlichen Bestie, gegen Ruhe und Respekt die schärfsten Worte geschrieben hatten.80

Brod scheint die Vorurteile zahlreicher Deutschen zu teilen und zu denken, die französische Bevölkerung im Allgemeinen und die literarische Welt im Besonderen befürworteten die Politik Poincarés. Die Gründe, die Brod dazu führen, eine solche Vereinfachung vorzunehmen, sind unklar: Drückt er hier seine persönliche Überzeugung aus oder versucht er nur, das Vertrauen seiner Leserschaft zu gewinnen, um seine Vermittlungsarbeit wirksamer zu machen? Brods Ziel ist letzten Endes die Annäherung zwischen den Deutschen und den Franzosen, die »Versöhnung mit Frankreich«. Indem er vereinfachend die Fehler Frankreichs auf Poincaré kristallisiert, versucht er, seinen Lesern zu zeigen, dass der Streit zwischen den beiden Völkern nur oberflächlich ist. Das echte Frankreich sei nicht das Land Poincarés und die Verminderung seines Einflusses auf die französische Politik ermögliche eine Wiedergeburt des echten französischen Geistes: Es war doch nur ein falsches Paris, ein falsches Frankreich, das sich immer wieder eifrig beim Objektiv der Photographen darbot. Zumindest insofern falsch, als es jenes Frankreich, das uns anging, verdeckte und in den Hintergrund schob. – Glücklicherweise mehren sich in letzter Zeit die Nachrichten aus diesem zeitweilig unsichtbar gewordenen Frankreich. Ein Frankreich, in dem ein pazifistischer General den neuen Ministerpräsidenten berät, ein Frankreich, das mit einem Federstrich 60.000 Ausgewiesene ins Ruhrgebiet und in die Gerechtigkeit zurückführt, wird man nun 80

Max Brod: Versöhnung mit Frankreich. In: Prager Tagblatt, 29. Juni 1924, S. 6.

228

7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

wieder mit gutem Gewissen lieben können. Jetzt erst spürt man so recht, in welchen unnatürlichen Herzenszustand man in den letzten Jahren geraten war. Innerlich zerzankt sein mit dem Volke Flauberts und Laforgues: Es war sehr schwer zu ertragen. Die Nation, auf deren Zeitschriften und Witzblätter man sich mit wahrem Vergnügen stürzte, auf ein Niveau hinuntergebracht zu finden, das durch die ›Illustration‹ repräsentiert wird, die schon vor dem Krieg Bilder aus Kolonialkriegen in bunter Reihe mit Sport- und Gesellschaftsszenen brachte, als sei das im Grunde eine und dieselbe Angelegenheit des bunten, amüsanten Pariser Lebens! – Glücklicherweise dominiert heute diese glatte und böse Eleganz nicht mehr; die ebenso borstige wie gewissenhafte Satire, wie sie seinerzeit in der ›Assiette au beurre‹ vertreten war, macht sich wieder geltend. So wagt man denn endlich auch in seinen Sympathien und Antipathien Ordnung zu machen. Man darf wieder lieben, was man früher geliebt hat; man darf sich auf seine zweite Heimatstadt besinnen, weil diese sich wieder auf sich selbst besinnt.81

Die Deutschen sind allerdings auf keinen Fall für die zwischen Deutschland und Frankreich existierende Distanz verantwortlich, da diese sich dadurch erklären lasse, dass die Franzosen ihr echtes Wesen vergessen hätten. Zwei Jahre später, in einem Artikel über Thomas Manns Reise nach Frankreich, beruft sich Brod auf Manns Theorien, um eine neue Entwicklung zu beleuchten: Der Gegensatz Frankreich-Deutschland wird ganz ins Geistige erhoben, ist der ewige Kampf zwischen dem klassischen, formvollendeten, durchlichteten, vernunftgebändigten Prinzip und dem aus tieferen Seelengründen hervorbrechenden romantischen Gefühl, das Nacht, Ungebundenheit, Weh und Überschwang, Musik und Verfließen ins All verlangt. Politisch entspricht der Klassik die durchzivilisierte Demokratie, der Romantik die Verehrung der traditionellen monarchisch-diktatorischen Mächte. Thomas Mann sieht nun die (nicht an der Oberfläche, sondern mit Naturgewalt sich anbahnende) Versöhnung Frankreichs und Deutschlands darin, daß heute Frankreich mehr als je die Gewalt der überpersönlichen dämonischen Kräfte zu spüren und zu verehren beginnt (man vergleiche dazu: Claudels erbitterten Kampf gegen Voltaire), während man in Deutschland, dem alten Mutterlande der Romantik, daran geht, dem aufbauend-eingrenzenden Verstande, der republikanischen Besinnung seinen Bezirk einzuräumen.82

Es ist aber höchst zweifelhalft, ob ein solcher Artikel, der auf einer philologischen Analyse beruht, dazu geeignet ist, Vorurteile in einer Bevölkerung zu bekämpfen, die in ihrer großen Mehrheit keine direkte Beziehung zu Frankreich hat und solchen Argumenten gegenüber verschlossen ist. Die Bedeutung solcher Artikel liegt viel weniger in den oberflächlichen und ungeeigneten Analysen als in dem von Brod angeschlagenen Ton, der in der Regel völlig frei von nationalistischen Vorurteilen ist. Wenn er einem deutschen Künstler einen anderen Künstler gegenüberstellt, der einer gegnerischen Nation angehört, folgt Brod künstlerischen und moralischen, jedoch keinen 81 82

Ebd. Max Brod: Thomas Manns deutsch-französische Verständigungsreise. In: Prager Tagblatt, 19. September 1926, S. 3.

7.3 Die politische Dimension des Kritikers: Brod u. das ›Prager Tagblatt‹

229

politischen Kriterien. Bei der Erwähnung beispielsweise des irischen Schriftstellers George Bernard Shaw in einem der Neuinszenierung von Wedekinds Hidalla im Prager Neuen Deutschen Theater gewidmeten Artikel geht es ihm nicht darum, die Überlegenheit des deutschen Autors darzulegen, sondern einzig darum festzustellen, dass jeder eine persönliche Antwort auf die Menschheitsprobleme gebe: Eine der möglichen Formeln für Frank Wedekind (eine von vielen): daß er die Nöte der Menschheit tiefer als andere sah – daher ihm kein Mittel zu absurd, kein Experiment zu radikal schien, um diesen Nöten wirklich abzuhelfen. Die Konflikte heutiger Menschheit erfaßte er in ihrer ganzen Grauenhaftigkeit. Für die soziale wie für die sexuelle Not und Unbefriedigung schrieb er keine harmlose Medizin vor, die bloß Symptome kuriert […]. Einer der wenigen, die dem Geist eine heilsame, der Natur unterstützende Rolle wenigstens in ferner Zukunft erhoffen, ist Bernard Shaw (›Zurück zu Methusalem‹) – in dieser Hinsicht ein kostbares Gegenstück des pessimistischen Wedekind, der in ›Hidalla‹ das Ideal der besseren Zukunftsmenschen zwar aufstellt, aber sofort zeigt, daß die Forderungen, die im Namen der Schönheit an diesen Zukunftsmenschen gestellt werden, mit den Forderungen, die die Geistigkeit an ihn stellt, unheilbar kollidieren.83

Brod versucht also nicht, eine auf der nationalen Herkunft beruhende Hierarchie herzustellen; er scheint tatsächlich seine Leserschaft dazu anregen zu wollen, in künstlerischen und menschlichen Kategorien zu denken. Dies wird noch deutlicher, wenn Brods Artikel das unmittelbare Umfeld seiner Leserschaft berühren, indem er in seinen Kritiken die Beziehungen zwischen der deutschen Minorität und der tschechischen Majorität in Prag anspricht. Tatsächlich versucht er in der Regel nicht, seiner Leserschaft zu schmeicheln, die, obwohl weniger deutschnational gesinnt als die Leser der Bohemia-Zeitung, sich zum Deutschtum bekennt. Brods erstes Ziel ist es, die vorurteilsbestimmte Meinung in Frage zu stellen, derzufolge die tschechischen Kunstwerke den deutschen ihrem Wesen nach unterlegen wären. In diesem Sinn ist der Artikel anlässlich von Čapeks Tod im Dezember 1938 besonders aufschlussreich: In Čapek haben die Tschechen einen großen Dichter verloren, der der nationalen, wie der Weltliteratur angehörte […]. Sein Ingenium, völlig eigenartig, ging im wesentlichen nach drei Dimensionen, die sich in einigen seiner Werke auf zauberhafte und immer wieder überraschende Art mischten: er war ein volkstümlicher Erzähler und Gestalter – ein Utopist von reger Phantasie – und ein klar denkender Philosoph. Diese scheinbar einander widersprechenden Seiten seines reichen Geistes bildeten eine Einheit. Schwierige philosophische Gedanken wußte er populär und bildhaftanschaulich vorzutragen, was ihn auch zu einem Journalisten großen Formats, einem Erzieher seines Volkes machte, dem die Zeitung ein Mittel war, in anspruchsloser,

83

Max Brod: Das Drama der Eugenik (Zur Neueinstudierung von Wedekinds ›Hidalla‹). In: Prager Tagblatt, 30. November 1924, S. 9.

230

7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

oft heiterer Form Kernprobleme des menschlichen Daseins dem Leser sittlich nahezubringen.84

Dieser Artikel, den man zunächst einfach als den Beweis der Achtung betrachten könnte, die Brod für den tschechischen Schriftsteller empfand, besitzt aber eine unbestreitbare politische Bedeutung und wurde vielleicht von manchen deutschen Lesern als eine Provokation betrachtet. Brod wendet sich an eine deutsche Leserschaft und hebt die universelle Bedeutung eines Schriftstellers hervor, der bekanntlich ein sehr guter Freund des ein Jahr zuvor gestorbenen Präsidenten Masaryk war. Und er tut dies am Ende des Jahres 1938, d. h. drei Monate nach dem Münchner Abkommen, zu einer Zeit, als die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung nationalistische Forderungen unterstützt. Brods politisches Engagement ist hier offensichtlich; man kann aber die Wirksamkeit eines solch undiplomatischen Tons bezweifeln. Jedes Konzert, jede Theateraufführung gibt Brod Anlass, die künstlerische Begabung des tschechischen Volks zur Geltung zu bringen. Der Text, den er im November 1933 zum 50. Geburtstag des tschechischen Nationaltheaters veröffentlicht, ermöglicht ihm, seinen Lesern ein Panorama der neuen tschechischen Kunst zu zeichnen und deren Qualität darzulegen: Im Nationaltheater, der ›goldenen Kapelle‹, wie man es im Volk zärtlich nennt, sammelte die tschechische Nation neben den technischen Errungenschaften der Neuzeit ihre Höchstresultate jahrzehntelanger künstlerischer Bestrebungen. Bildende Künstler wie Hynais […], Myslbek, Brožík schmückten das vom Architekten Zitek gebaute Haus. Smetanas Wirken neigte sich allerdings bereits dem Ende zu, aber bald brachte Dvořák neue Impulse, eine lange Ära Kovařovic verbürgte ruhige musikalische Entwicklung, unter Kovařovic wurde auch der zweite böhmische Komponist, der sich Weltgeltung errang, Leoš Janáček mit seinem Meisterwerk ›Její Pastorkyňa‹ (›Jenufa‹) entdeckt. Später wurde dann allerdings die Pflege der Kunst Janáčeks wieder arg in den Hintergrund gedrängt, wie es überhaupt an Klagen gegen die etwas akademische heutige Opernleitung (Ostrčil) nicht fehlt. Damit sollen Ostrčils Verdienste um saubere moderne Opernkunst der jungen Generation, so seine vielumstrittene, mutige Wozzeck-Aufführung, nicht geschmälert werden. Die tschechische Schauspielkunst fand an der repräsentativen Bühne des Landes gleichfalls einen wertvollen Stützpunkt. Die Regie Kvapils hatte von Brahm und Reinhardt gelernt, war aber auch außerdem schöpferisch, phantasiereich, werktreu und glanzvoll. Der große Tragöde Vojan, dessen Wallenstein unübertroffen ist, Frau Kvapil […], der Komiker Mošna – eine Fülle von Talent und Bedeutung konnte sich entfalten […]. Heute besitzt das Nationaltheater im Schauspielchef Hilar, im Dramaturgen Goetz, in den Brüdern Čapek und einer ganzen Reihe jüngerer tschechischer Autoren eine hochartige Arbeitsgruppe.85

Brod schließt, indem er erneut die Bedeutung der Künste für die Völkerverständigung beschwört: 84 85

Max Brod: Karel Čapek. In: Prager Tagblatt, 28. Dezember 1938, S. 5. Max Brod: Fünfzig Jahre Tschechisches Nationaltheater. In: Prager Tagblatt, 12. November 1933, S. 8.

7.3 Die politische Dimension des Kritikers: Brod u. das ›Prager Tagblatt‹

231

Es haben also letzten Endes doch nicht jene Recht behalten, die aus den tschechischen Volksdemonstrationen in den Prager Straßen, die am 18. November 1883 stattfanden, den Schluß zogen, das neue Theater werde nur die politischen Leidenschaften steigern. Der Neubau und sein Betrieb hat vielmehr, wie jede in wahrhaft künstlerischem Geist geführte Arbeit, zur gegenseitigen Erkenntnis, zur Völkerversöhnung beigetragen.86

Brod versucht auch, die in der sich nach dem Prag der Habsburgischen Monarchie zurücksehnenden deutschen Bevölkerung vorherrschende Hierarchie umzukehren. Er wohnt oft Theateraufführungen und Konzerten im Tschechischen Nationaltheater und in anderen, kleineren tschechischen Theatern bei und regt seine Leser dazu an, das gleiche zu tun, indem er die Qualität der Programme und der Schauspieler rühmt, die für die deutschsprachigen Theater der Stadt ein Beispiel darstellen sollte. Am Ende eines Artikels über eine Aufführung des Urfaust in der Übersetzung von Otokar Fischer im Holleschowitzer Theater heißt es zum Beispiel: »Goethe siegt in Holleschowitz. Das Prager Deutsche Theater könnte an seine Pflicht, endlich wieder einmal Klassikervorstellungen herauszubringen, nicht eindringlicher erinnert werden«87. Nach der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, die in der Tschechoslowakei zu einer Radikalisierung der deutschen nationalistischen Forderungen führt, zielen Brods Artikel noch deutlicher darauf, die Bedeutung des Theaters im Prozess der politischen Bildung und der Völkerversöhnung herauszuarbeiten. Diese Dimension ist zum Beispiel offensichtlich in einem Artikel, der die Initiative des Direktors des Deutschen Theaters begrüßt, eine Aufführung von Lessings Minna von Barnhelm für die tschechischen Schüler zu veranstalten: Einer klugen Idee Direktor Dr. Egers folgend, strömte gestern Nachmittag tschechische Mittelschuljugend ins Deutsche Theater […]. Mehr als 2.000 Schüler hörten Lessings Meisterwerk ›Minna von Barnhelm‹ in der bekannten mustergültigen Aufführung […]. Man konnte ein erfreuliches Mitgehen des jugendlichen Publikums feststellen […]. Ein Gegenbesuch deutscher Mittelschüler bei einer tschechischen Aufführung steht in Aussicht. – Diesmal war das Werk besonders gut gewählt, die tschechische Jugend konnte einem der freiesten edelsten Repräsentanten des deutschen Geistes begegnen, und es hat vielleicht symbolkräftige Bedeutung, daß ›Minna‹ die Versöhnung zweier feindlicher Stämme […] behandelt; nur sind es die Preußen und Sachsen, deren kriegerischer Zwist längst der Vergessenheit anheimgefallen und nur mit Mühe zu rekonstruieren ist – so wie die Zukunft die Leidenschaft der nationalen Kämpfe, die heute noch Europa zerteilen, kaum begreifen und nur historisch registrieren wird.88

Und einige Monate später definiert Brod die politische Mission des Theaters: Ebenso müßte sich das Prager Theater mehr als bisher der Pflicht bewußt sein, als eine der wenigen, nicht unterjochten Kunststätten des freiheitlichen Geistes dem 86 87 88

Ebd. Max Brod: Zwei interessante tschechische Theaterabende: Urfaust. In: Prager Tagblatt, 29. Mai 1929, S. 7. Max Brod: Im Zeichen G. E. Lessings. In: Prager Tagblatt, 1. März 1934, S. 3.

232

7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

Gedanken des Fortschritts, der Verständigung unter den Völkern, dem Frieden, dem Protest gegen die Diktaturgewalten, die das Leben der Menschheit einschnüren, mit Begeisterung zu dienen.89

Die deutschen und tschechischen Akteure des Prager Theaterlebens scheinen übrigens sich dieser politischen Dimension bewusst gewesen zu sein, da sie 1936 gemeinsam eine Aufführung von Štěpáneks Stück Čech a Němec veranstalteten, in der die tschechischen Schauspieler die Deutschen spielten und die deutschen Schauspieler die Rollen der Tschechen übernahmen. In seiner Rezension ist Brod selbstverständlich darum bemüht, die politische Bedeutung dieser Initiative herauszustellen: Die Posse, die der ›Klub tschechischer und deutscher Bühnenangehörigen‹ für sein erstes großes Auftreten in der Öffentlichkeit gewählt hat, ist 1816 uraufgeführt worden. Ein Stück, das sich 120 Jahre lang lebendig erhalten hat, trägt zweifellos das Signum seiner Bühnenwirksamkeit, selbst wenn uns heute nur noch die Seltsamkeit interessiert, daß beinahe ebenso viel deutsch wie tschechisch auf der Bühne gesprochen wird. Die Zweisprachigkeit ist bei den vielen Reprisen, die das Stück während seiner langen Lebensdauer hatte, nicht so sehr in den Vordergrund getreten wie jetzt; denn das Stück wurde nur auf der tschechischen Bühne von tschechischen Schauspielern gespielt, dabei wurden die deutschen Szenen stark gekürzt. Diesmal erst (man kann also im gewissen Sinne von einer zweiten Uraufführung des Štěpánekschen Lustspielchens reden), wirkten deutsche neben tschechischen Schauspielern mit. Das zweisprachige Element, die eigentliche Merkwürdigkeit dieses TheaterUnikats, kam also erst jetzt voll zur Geltung […]. Niemand wird glauben, daß das kindliche Idyll in der Mühle mit seinen viel belachten Requisitenscherzen die Nationalitätsfrage lösen kann, obwohl auf der Bühne mehrmals (unter sympathischen Beifallsstürmen im Publikum) betont wird, daß Deutsche und Tschechen einander näher kommen würden, wenn einer die Sprache des andern verstünde […]. Nicht das Stück also gab dem Abend seinen Sinn, sondern die wirklich prachtvolle Zusammenarbeit deutscher und tschechischer Künstler, die so spielten, als gehörten sie einem Ensemble an.90

Brods Botschaft in diesem wie in zahlreichen anderen Artikeln, die er während seiner Karriere in der Redaktion des Prager Tagblatts schreibt, ist eindeutig, auch wenn sie selten ausdrücklich formuliert wird: die Welt der Kunst gehorcht anderen Gesetzen als die Welt der Politik, sie erkennt die willkürlichen Hierarchien der Politik nicht an, sondern erinnert das Publikum daran, dass die durch ein Kunstwerk ausgedrückten Werte keinen nationalen Kriterien entsprechen und die einzigen sind, die Achtung verdienen, da sie eine universelle Dimension besitzen und die wahre Basis für eine friedliche Koexistenz der Völker bilden.

89 90

Max Brod: Zu Beginn der Theatersaison. In: Prager Tagblatt, 21. September 1934, S. 1. Max Brod: ›Cech a Němec‹ (Ständetheater). In: Prager Abendzeitung, 25. Mai 1936, S. 2.

7.3 Die politische Dimension des Kritikers: Brod u. das ›Prager Tagblatt‹

233

Im Laufe seiner Karriere als Kritiker ist es Brods Absicht, die Vorurteile der Prager deutschsprachigen Minorität zu bekämpfen. Die (milden) deutschnationalen Überzeugungen, die er am Anfang seiner Tätigkeit ausdrückt, kann man also wahrscheinlich a posteriori als ein Mittel deuten, das Vertrauen seiner Leserschaft zu gewinnen, um später eine echte politische Vermittlungsarbeit leisten zu können. Dieser Wille zur Annäherung regt ihn aber oft zu Vereinfachungen und Übertreibungen an: durch seine Weigerung, keinen anderen Wertmaßstab als die Bewunderung als Beurteilungskriterium anzunehmen, verliert er oft jede Objektivität. Dies ist besonders deutlich, wenn er die Aufmerksamkeit auf die Werke des tschechischen Schriftstellers Frantisěk Langer zu lenken versucht, dem er sechs enthusiastische Artikel widmet.91 In einem ersten Artikel, einer Rezension des Stücks Peripherie, begnügt er sich nicht damit, Autor und Stück als echt pragerisch darzustellen, was schon Lobes genug wäre, er geht so weit, den jungen Schriftsteller mit zwei Monumenten der europäischen Literatur, Cervantes und Shakespeare, zu vergleichen: Das also war die eigentliche Saisoneröffnung! Ein bedeutsames, dichterisch konzipiertes und präzis gekonntes, in jeder Wendung interessantes Werk. Sogar das Werk eines Prager Dichters und voll von Prager Atmosphäre, also in doppeltem Sinne auch lokal für unsere Bühne wichtig. Die ›Peripherie‹, an der das Stück spielt, ist die Peripherie Prags […]. Trotz des verfehlten Schlusses ist das Stück ein bleibender Gewinn für die Bühne. Seine Gestalten sind so lebensvoll, daß man ihnen gleichsam unabhängig davon, wie der Dichter zum Schluß mit ihnen umspringt, ein von ihrem Schöpfer unabhängiges Leben zubilligt. Sie wachsen über den Dichter hinaus. Wie Don Quixote über Cervantes, Hamlet über Shakespeare hinausgewachsen ist und ein Eigenleben in der Phantasie vieler anderer Dichter und Nichtdichter führt. Und das ist schließlich doch das Beste, was man einem Dichter nachsagen kann: seine Gestalten sind stärker als er.92

Brods Bewunderung für Langers Werke ist offensichtlich und vielleicht auch gerechtfertigt, aber die in seinen Artikeln angewandten Kriterien sind ihrem Objekt völlig unangemessen: er stellt übertriebene Vergleiche an, die letzten Endes keinen Sinn ergeben und ihrem Objekt eher schaden. In der 1937 veröffentlichten Rezension des Stücks Dvaasedmdesátka (Nummer 72) vergleicht Brod Langer mit Pirandello und führt aus:

91

92

Max Brod: Der ›Liliom‹ von Prag (Langers ›Peripherie‹ in der Kleinen Bühne). In: Prager Tagblatt: 7. September 1926, S. 4f.; Ein neues Lustspiel von Langer. In: Prager Tagblatt, 14. Februar 1929, S. 5; František Langer im Deutschen Theater. In: Prager Tagblatt, 18. Mai 1930, S. 7; Langers ›Engel unter uns‹ (Uraufführung im Stadttheater Weinberge). In: Prager Tagblatt, 5. Dezember 1931, S. 8; Uraufführung František Langer (Stadttheater Kgl. Weinberge). In: Prager Tagblatt, 28. November 1937, S. 8; Der Liliom von Prag. Neues Deutsches Theater. In: Prager Tagblatt, 8. Juni 1938, S. 6. Max Brod: Der ›Liliom‹ von Prag (Langers ›Peripherie‹ in der Kleinen Bühne). In: Prager Tagblatt, 7. September 1926, S. 4f.

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7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

Langer erweist sich als vorbildlicher Plastiker des Wortes wie der Situation. Ich wüßte keinen Dramatiker, der in eine winzige Szene (manchmal nur 2 oder 3 Minuten lang) so viel, so starke Aktion zusammenzudrängen wüßte wie er […]. Langer hat ein ausgezeichnetes Stück geschrieben, das seinen besten Leistungen in der geglückten Synthese volkstümlicher Elemente und eines virtuosen Bühnenkönnens ebenbürtig ist.93

Diese beiden Artikel zeigen deutlich, wie Brod sich von seiner Bewunderung tragen lässt, anstatt echte kritische Analysen zu verfassen: dies führt ihn dazu, manchmal einfach Floskeln zu gebrauchen, Langer als »Plastiker des Wortes« zu beschreiben, der ein »virtuoses Bühnenkönnen« besitzt, deren Gestalten aber »stärker als er« seien. Diese leere Rhetorik scheint ein Brods Absicht entgegengesetztes Ergebnis zu erzielen: indem er sich gegen jegliche objektive Argumentation sperrt, verlieren seine Kritiken jede Wirksamkeit, und es gelingt ihm nicht, Leser zu überzeugen, die wegen der unmäßigen Begeisterung des Kritikers dessen Objektivität in Frage stellen. Zweifellos ist Brods Ehrlichkeit nicht anzuzweifeln, wenn er die politische Bedeutung des Theaters ins Zentrum rückt, aber man kann hier auch nicht umhin festzustellen, dass er die Veränderungen in der intellektuellen Welt nicht wahrgenommen hat. Dem Theater weist er die Aufgabe zu, »gegen die Diktaturgewalten« zu protestieren, »die das Leben der Menschheit einschnüren«; er scheint nicht verstanden zu haben, dass dieser Protest jetzt nicht durch die Kunst, sondern auf einem anderen Terrain, demjenigen der unmittelbaren politischen Aktion, geführt werden muss. Wenn ein Theaterstück ihm die Gelegenheit bietet, politische Betrachtungen zu entwickeln, begnügt er sich mit generellen vagen Bemerkungen. Als im Dezember 1933 Schillers Don Carlos im Deutschen Nationaltheater aufgeführt wird, betitelt Brod zwar seine Rezension »Geben Sie Gedankenfreiheit!«, verpasst aber die durch den Dialog zwischen Philipp II. und dem Marquis von Posa im dritten Akt (3. Szene) gebotene Gelegenheit: anstatt die offensichtlichen Parallelen zwischen der von Schiller dargestellten Situation und dem zeitgenössischen Deutschland herauszuarbeiten, die eine klare Verurteilung der Hitlerschen Diktatur ermöglicht hätten, fängt Brod seinen Artikel folgendermaßen an: Nicht auszuschöpfen der Gedanken- und Gestaltenreichtum dieses Werkes! Und auf seltsame Art paart sich mit der Verworrenheit vielfältiger äußerer Geschehnisse die klare Einfachheit der Grundsituation, die nur immer aufs Neue abgewandelt wird. Freilich, es ist nicht die Klarheit der Realität, es ist mehr die Beharrlichkeit eines Raums mit seinen Tausend Variationen des einen Themas: der Sohn gegen den Vater. Der dramaturgische Versuch, diese Einheit des Themas inmitten der vielartigen Intrige fühlen zu lassen, müßte einmal gemacht werden – und sollte sie fünf Stunden dauern!94 93 94

Max Brod: Uraufführung František Langer (Stadttheater Kgl. Weinberge). In: Prager Tagblatt, 28. November 1937, S. 8. Max Brod: Geben Sie Gedankenfreiheit! (Don Carlos). In: Prager Tagblatt, 17. Dezember 1933, S. 9.

7.3 Die politische Dimension des Kritikers: Brod u. das ›Prager Tagblatt‹

235

Und wenn er am Ende seines Textes die politische Tragweite des Stücks anspricht, zieht er keine klaren Schlussfolgerungen, sondern gibt dem Theaterdirektor Ratschläge zum Programm: Nach den Worten ›Geben Sie Gedankenfreiheit!‹ gab es so starken Applaus, daß minutenlang nicht weitergespielt werden konnte. Ein klarer Fingerzeig für die Direktion, welche Art von Stücken das Prager Publikum heute sehen will. – Werke von weltanschaulichem Gewicht, Werke, aus denen man wieder einmal die Bestätigung erhält, daß es eine Würde, keine Schande ist, Mensch zu sein.95

Fünf Jahre später, also sechs Monate vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Tschechoslowakei, ist die Hervorhebung der politischen Tragweite des Stücks prägnanter, aber diese Dimension scheint ihm weniger wichtig zu sein als die künstlerische Qualität der Aufführung: Da sage man noch etwas gegen das ›heitere Völkchen‹ der Schauspieler! Unter den schwierigsten Umständen bringen sie eine Don-Carlos-Aufführung heraus, die Anspruch auf die ernsteste künstlerische Würdigung hat […]. Echtes demokratisches Theater schlägt mit heißem Atem aus dieser Figur, der Schiller die grandios idealistischen Welthaltungen der berühmten Worte von ›Gedankenfreiheit‹ in den Mund legt. Hier hat ein großer Dichter vorahnend die Linie gezeichnet, an der ein Jahrhundert später Diktatur und Demokratie auseinandertreten. Beifallsstürme unterstrichen die welthistorisch aktuelle Bedeutung des Dichterwortes, das wir gerade jetzt in seinem vollen Umfange verstehen.96

Auch hier begnügt sich Brod mit leeren Floskeln: er erwähnt zwar ein »echtes demokratisches Theater« und die »welthistorisch aktuelle Bedeutung des Dichterwortes«, liefert aber keine tiefgreifende politische Analyse, die zu dieser Zeit in Prag noch möglich gewesen wäre. Es wäre zwar übertrieben zu sagen, Brod sei sich der politischen Umwälzungen der dreißiger Jahre in Europa nicht bewusst gewesen, aber er scheint deren Bedeutung zu spät verstanden zu haben. Spätestens nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens am 30. September 1938 ist jedoch auch ihm selbstverständlich klar geworden, dass die Tschechoslowakei bedroht und eine Reaktion notwendig war. Diese Erkenntnis kommt aber zu spät, wie ein Brief an Thomas Mann vom 30. November 1938 zeigt: Meine Position hier wird von Tag zu Tag unhaltbarer. Ich kann nicht mehr schreiben, was ich denke. Und überdies befürchtet man, daß gesetzliche Maßnahmen, denen in Deutschland ähnlich, das Prager Tagblatt in seiner gegenwärtigen Gestalt bald unmöglich machen werden.97

95 96 97

Ebd. Max Brod: Geben Sie Gedankenfreiheit (›Don Carlos‹ im Neuen Deutschen Theater). In: Prager Tagblatt, 25. September 1938. Max Brod an Thomas Mann, 30. November 1938. In: Thomas Mann. Briefwechsel mit Autoren. Hg. von Hans Wysling. Frankfurt/Main: Fischer 1988, S. 94.

236

7 Kulturelle Vermittlung als politische Tätigkeit

Nachdem er die unmittelbare politische Aktion aufgegeben hatte, besaß Brod in seiner Tätigkeit als Kritiker ein potentiell wirksames Mittel, zur Annäherung der Deutschen und der Tschechen in Prag und in der ganzen Tschechoslowakei beizutragen. Er hat tatsächlich versucht, durch eine von Vorurteilen freie Haltung die Prager Deutschen dazu anzuregen, ihre Meinung und ihr Verhalten gegenüber der tschechischen Mehrheit zu ändern, aber seine indirekten Versuche waren nicht durchschlagend. Wie sein Essay Rassentheorie und Judentum, der einen gescheiterten Versuch darstellt, mit den nationalsozialistischen Rassentheoretikern zu räsonieren, haben Brods Bemühungen, durch seine Rezensionen und Kritiken eine friedliche Koexistenz und eine Verständigung zwischen den Deutschen und Tschechen zu begünstigen, sehr wenig Gewicht gegenüber den deutschen expansionistischen Absichten, die die Mehrheit der deutschen Bevölkerung in der ersten Tschechoslowakischen Republik befürwortete.

Schlussbemerkungen

Brods Verblendung gegenüber der wachsenden Gefahr, die allgemein die Tschechoslowakei und die tschechoslowakischen Juden im Besonderen bedroht, hat dramatische Folgen. Brod scheint sich dieser Gefahr erst nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens bewusst zu werden, das die Forderungen der deutschen Minorität in der Tschechoslowakei radikalisiert. Brod, der als Jude und Anhänger der Masarykschen Staatsidee doppelt bedroht ist, entschließt sich, seinen Freund Thomas Mann um Hilfe zu bitten, um nach Amerika auswandern zu können. Der Brief vom 30. November 1938 an Thomas Mann und die folgenden Ereignisse sind besonders aufschlussreich, denn sie stellen eine Synthese der Zwiespalte und Widersprüche dar, die Brods Karriere in Prag charakterisieren. Meine Position wird hier von Tag zu Tag unhaltbarer […]. Ich fühle mich auch unmittelbar bedroht. So z. B. brachte gestern der Völkische Beobachter einen groß aufgemachten Angriff auf mich, mit Photographie. Anlaß bieten einige erotische Stellen aus meinen vor Jahrzehnten geschriebenen Jugendwerken. Aber der Völkische Beobachter gehört jetzt in Prag zu den verbreitetsten Zeitungen, und die Reflexe werden nicht ausbleiben. Ich bin entschlossen, nach Amerika auszuwandern, so lange es noch Zeit ist. Wegen eines Affidavit brauche ich Sie nicht zu bemühen, denn vorläufig kann man von hier aus legal einen Geldbetrag, den ich besitze, mitnehmen und dieser Betrag dürfte dem hiesigen amerikanischen Konsul zur Erteilung des Visums genügen. Aber die Sache hat einen Haken. Diese Prozedur dauert nämlich 14 bis 16 Monate, und so lange kann ich nicht warten. Nun dachte ich an ein Visitor-Visum. Dieses hat den entscheidenden Nachteil, daß man kein Geld mitnehmen und nicht einmal die Schiffkarte vom eigenen Geld hier bezahlen kann. Nun habe ich fast 30 Jahre gedient, teils dem Staat und teils als Journalist, habe Anspruch auf eine kleine Pension und hoffe, daß man mir die Überweisung dieser Pension nach Amerika gestatten wird, so daß ich dort, überdies gestützt auf meine Ersparnisse und auf dortige literarische Erwerbsmöglichkeiten (Vorträge, Übersetzung meiner Bücher), keiner Institution zur Last fallen würde. In Hinblick auf diese Tatsache wage ich die Bitte an Sie, Sie möchten mir die Einladung einer amerikanischen Universität verschaffen – und das würde vielleicht bedeuten, daß ich außerhalb der Quote einwandern kann. – Ich könnte dieser Universität etwa folgende Dienste leisten: I. Über tschechische Politik, speziell der letzten Jahrzehnte lesen. II. Über tschechische Musik, speziell über Janáček, den ich entdeckt, übersetzt und dessen erste Biographie ich veröffentlicht habe. Er ist durch seine ›Jenufa‹, aufgeführt an der Metropolitan Oper, auch in Amerika bekannt. III. Ich würde den gesamten, noch unveröffentlichten Nachlaß von Franz Kafka mitbringen, dort edieren und ein Kafka-Archiv einrichten. IV. Vor-

238

Schlussbemerkungen

lesungen über: jüdische Religionsphilosophie, jüdische Politik, Zionismus. Allgemeine Religionsphilosophie. Seit Jahren arbeite ich an einem zusammenfassenden Buch, dessen Grundriß ich neulich in meinem Aufsatz ›Die Lehre vom edlen und unedlen Unglück‹ in Maß und Wert mitgeteilt habe. Rückgriff auf die Gedankenwelt von Plato und Cusanus, in engem Anschluß an Ihre Humanitätsphilosophie, die ich neuerdings in Ihrem Buch über Schopenhauer bewundert habe. V. Mein eigenes dichterisches Werk, von dem ›Rëubeni‹ durch den Verlag Knopf in Amerika ziemlich bekannt geworden ist. Auf dieser Basis wäre es Ihnen vielleicht möglich zu bewirken, daß eine amerikanische Universität mich einlädt und gleichzeitig eine Kopie dieser Einladung an das American Consulate-General in Prag, Panská 2, abschickt und brieflich dieses General-Consulat ersucht, mich ›außerhalb der Quote‹ einwandern zu lassen. Vielleicht könnte auch der Verlag Knopf dieses Ersuchen der Universität unterstützen. – Ich bitte, es den besonderen und drängenden Umständen zugute zu halten, daß ich mich mit einer so großen Bitte an Sie wende.1

Thomas Mann hat Brods Bitte offensichtlich erfüllt, denn er schickt am 27. Februar 1939 an Harry Miller Lyndenberg, den Direktor der New York Public Library, einen Brief mit der Anfrage, ob diese Bibliothek an dem Erwerb der Kafka-Manuskripte interessiert sei und ob er Brod eine Stelle anbieten könne. Am 1. März antwortet Lyndenberg, er sei zwar interessiert, aber sein Budget erlaube es ihm zu diesem Zeitpunkt nicht. Brods Situation in der Tschechoslowakei wird jedoch immer kritischer, und so beschließt er, nach Palästina auszuwandern. Er verlässt Prag am Abend des 14. März 1939 und überschreitet die polnische Grenze einige Minuten, bevor sie von den deutschen Truppen geschlossen wird. Am 15. März werden Böhmen und Mähren Protektorat des Dritten Reichs. In Palästina verfolgt Brod den Plan weiter, nach Amerika auszuwandern, und knüpft Kontakte mit dem Hebrew Union College in Cincinnati, das ihm eine Stelle anbietet. Brod hat aber inzwischen eine Stelle am Habimah-Theater in Tel-Aviv gefunden und entschließt sich, in Palästina zu bleiben. Die Tatsache, dass Brod zunächst nicht vorgehabt hat, nach Palästina, sondern nach Amerika auszuwandern, stellt seine Aufrichtigkeit in Frage, wenn er in seiner Autobiographie behauptet: Gleich nach den Münchner Vereinbarungen, die der Tschechoslowakei nur noch eine Schein-Souveränität beließen, hatte ich mit einigen Freunden die Immigration in das damals unter britischem Mandat stehende Palästina beschlossen […]. Erstens war dies immer unser Lebensprogramm gewesen; und nur der genaue Zeitpunkt der Ausführung war all die Jahre lang offengeblieben. Zweitens: das geistige Klima der sogenannten ›zweiten‹ tschechischen Republik, die mit dem Pakt von München begann, schien uns, die wir an Freiheit gewöhnt waren, unerträglich.2

Der Briefwechsel zwischen Brod und Thomas Mann beweist, dass es nicht immer Brods »Lebensprogramm« gewesen ist, nach Palästina auszuwandern. Darüber hinaus veranschaulicht der oben zitierte Brief die Position, die Brod 1 2

Ebd., S. 94ff. Brod, Streitbares Leben (wie Einleitung, Anm. 1), S. 440.

Schlussbemerkungen

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im Prager intellektuellen Leben der ersten Tschechoslowakischen Republik durch seine vielfältigen Tätigkeiten für sich gesichert hatte. Diese Position ist aber äußerst prekär, da, wie Brod selber feststellt, die Souveränität der Tschechoslowakischen Republik illusorisch ist und der Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie innerhalb der deutschen Minorität kontinuierlich wächst. Brod fühlt, dass er das Land wird verlassen müssen, in dem sein Ruf und seine Beziehungen jetzt ganz nutzlos sind. Er scheint sich aber des Ausmaßes der Gefahr noch nicht bewusst zu sein, hat wahrscheinlich nicht verstanden, dass die deutschen Truppen sich auf eine Invasion der Tschechoslowakei vorbereiten: Ende November 1938 ist er davon überzeugt, dass die tschechoslowakische Regierung ihm »die Überweisung [seiner] Pension nach Amerika gestatten wird«. Seine Auswanderung, die zum letztmöglichen Zeitpunkt stattfindet, stellt einen Beweis für die Verblendung dar, die Brod selbst in seiner Autobiographie eingesteht: In der Nacht, in der die Deutschen den Rest der Tschechoslowakei okkupierten, verließen wir wunderbarerweise genau mit dem letzten Zug, der überhaupt noch vom freien Gebiet abging, unser altes Heimatland – und eher noch eine knappe Stunde zu spät als zu bald, wie man aus dem folgenden entnehmen wird. Denn die tschechische Grenzstation Mährisch-Ostrau war ja von den feindlichen Truppen schon besetzt. Unmittelbar hinter uns wurde die Grenze gesperrt. Das aber ahnten wir nicht voraus; noch im Moment des Erlebens merkten wir nicht die Gefahr. Zumindest ich, in glückseliger Dummheit, merkte gar nichts.3

Die verschiedenen Arbeitsmöglichkeiten, die Brod in seinem Brief an Thomas Mann erwähnt und die eine Synthese seiner Prager Karriere darstellen, werden in einer Reihenfolge angeführt, die sehr aufschlussreich für die Art ist, wie Brod seine professionelle Laufbahn betrachtet. Er beginnt damit, seine profunden Kenntnisse der tschechoslowakischen Innenpolitik und gleichzeitig indirekt die Rolle herauszustreichen, die er bei der Anerkennung der jüdischen Nationalität im Rahmen der tschechoslowakischen Staatsangehörigkeit gespielt hat. Sein Ziel ist zweierlei: er hofft erstens, als Experte auf einem Feld gelten zu können, das zu dieser Zeit zum Schlüsselbereich der europäischen Politik geworden ist. Indem er sich als einen Mitarbeiter von Masaryk präsentiert, rechnet Brod außerdem wahrscheinlich damit, dass er von der Sympathie profitieren wird, die Masaryk unter den einflussreichsten Mitgliedern der amerikanischen jüdischen Gemeinde genoss. Die beiden nächsten Vorschläge knüpfen an die Vermittlerrolle an, die Brod zugunsten der tschechischen und deutschen Künstler gespielt hat. Hier ist allerdings eine Umkehrung zu konstatieren: der Vermittler will jetzt den Ruf ausnutzen, den Janáček und Kafka dank seiner Arbeit in den Vereinigten Staaten genießen. Kafkas Werke scheinen sogar zum Tauschobjekt zu werden, da Brod Kafkas Manuskripte einer Universität oder Bibliothek nur unter der Bedingung anvertrauen zu wollen scheint, selbst zum Kurator ernannt zu werden. 3

Ebd., S. 445.

240

Schlussbemerkungen

Dies kann man so erklären, dass Brod sich als die einzige Person betrachtet, die imstande ist, Kafkas Werke richtig zu deuten. Darüber hinaus kann man darin vielleicht den Versuch sehen, seine Position in der literarischen Welt zu wahren. Als vierte Möglichkeit schlägt Brod vor, Konferenzen über zahlreiche Themen abzuhalten: das Judentum, die jüdische Politik, den Zionismus, die Religionsphilosophie … Diese Mischung von Themen zeigt die Vielfalt von Brods theoretischen Arbeiten. Indem er darauf zielte, sich eine Autoritätsposition im Zionismus zu sichern, hat er gleichzeitig die politische und die religiöse Dimension des Judentums behandelt, ohne sich aber auf einen bestimmten Bereich zu spezialisieren. Dies hat ihn beispielsweise dazu geführt, ein Buch wie Heidentum, Christentum, Judentum zu schreiben, in dem er sich auf die Thora stützt, obwohl er die hebräische Sprache nicht beherrscht. Der Wert, den Brod für eine amerikanische Universität haben könnte, besteht also in seiner Zeugenschaft und nicht im wissenschaftlichen Renommee seiner Arbeiten. Brod scheint sich übrigens dessen bewusst zu sein, da er keine bestimmten Konferenzthemen vorschlägt. Brod genießt zweifellos einen gewissen Ruhm, aber der beruht eher auf der Tatsache, dass er an bedeutenden politischen und kulturellen Bewegungen teilgenommen hat, als auf dem eigentlichen Wert seiner Bücher. Brod selbst gibt sich darüber keiner Täuschung hin: es ist aufschlussreich, dass er sein eigenes literarisches Werk als letzte Möglichkeit erwähnt. Einige seiner Romane, so Brod, seien ins Englische übersetzt worden;4 inwieweit ihm das nutzen könnte, wenn er sich in den Vereinigten Staaten niederließe, wird nicht näher ausgeführt. Dieses Fazit der eigenen Karriere und vor allem der Stellenwert, den Brod seinen eigenen Werken einräumt, ist letzten Endes eine traurige Selbsteinschätzung, gemessen an Brods Absicht, sich als Künstler, als Schriftsteller zu bewähren. Zu dem Zeitpunkt, als er sich darauf vorbereitet, die Tschechoslowakei zu verlassen, wird er sich dessen bewusst, dass seine eigenen Schöpfungen ihm wenig nützen werden – im Gegensatz zu seiner politischen und kulturellen Vermittlungstätigkeit, auf der letzten Endes seine Bedeutung und seine Legitimität beruhen. Brod hat sich sein Leben lang als Entdecker und Förderer inszeniert, und dies erklärt wahrscheinlich auch die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Bücher, die Brod gewidmet worden sind, zu seinen Lebzeiten von seinen Freunden geschrieben worden sind und einen unverkennbar hagiographischen Charakter besitzen. Darüber hinaus kann man in Brods Karriere die Ursache dafür sehen, dass er heute einigermaßen in Vergessenheit geraten ist: nachdem die Künstler, die er gefördert hat, Anerkennung 4

Es handelt sich um die folgenden Romane, die im Knopf Verlag erschienen sind: Tycho Brahes Weg zu Gott [The Redemption of Tycho Brahe. Übersetzung von Felix Warren Crosse, 1928], Rëubeni, Fürst der Juden [Reubeni, Prince of the Jews. Übersetzung von Hannah Waller, 1928], Die Frau, nach der man sich sehnt [Three Loves. Übersetzung von Jacob Wittmer Hartmann, 1929] und Zauberreich der Liebe [The Kingdom of Love. Übersetzung von Eric Sutton, 1930].

Schlussbemerkungen

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gefunden haben, hat er sozusagen keine professionelle Daseinsberechtigung mehr. Für die zeitgenössische Welt ist Brod tatsächlich vor allem der Mann, der Kafkas Manuskripte nicht verbrannt hat. Die Art, wie Brod sein Exil vorbereitet hat, und vor allem der Brief an Thomas Mann vom November 1938 spiegelt die doppelte Dimension seiner europäischen Karriere wider. Es ist einerseits unmöglich zu leugnen, dass diese auf einem gewissen Opportunismus beruht; andererseits kann man aber Brods Engagement in zahlreichen politischen und kulturellen Bereichen nicht ignorieren, deren innere Logik er sehr gut verstand, die er aber nicht im weiteren Zusammenhang der europäischen Geschichte betrachten konnte. Und eben dieses Unverständnis macht aus Brod eine gewissermaßen tragische Figur. Er hat eine beträchtliche Energie aufgewandt, um sich von der lähmenden Wirkung zu befreien, die die Prager Umwelt auf die jungen Juden zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ausübte, um eine stabile individuelle Identität zu begründen und zu sichern. Gleichzeitig aber hat ihn eine gewisse Verblendung daran gehindert, diese Identität und die Position, die er für sich selbst errungen hatte, zu bewahren. Viel mehr als seine eigenen Leistungen ist es die symbolische Tragweite, die aus Brod eine interessante Figur macht. An ihm werden die Widersprüche sichtbar, die die (Prager) jüdischen Intellektuellen charakterisieren. Er lehnte die deutsche Identität ab und erfand für sich selbst eine eigenartige jüdische Identität, die aber keine feste Grundlage besaß. Indem er den Hauptteil seiner Karriere auf seine Vermittlungsarbeit stützte, entsprach er dem damals verbreiteten Vorurteil, das den Juden jegliche künstlerische Begabung absprach. Brod hat zwar versucht, dieses Vorurteil dadurch in Frage zu stellen, dass er eine neue Definition der Vermittlung vorgeschlagen hat, aber der Wert dieser Definition war rein theoretisch. Schließlich verkörperte Brod einen gewissen Misserfolg einiger europäischer, vor allem jüdischer Intellektueller gegenüber dem Nationalsozialismus: dadurch, dass er mit den nationalsozialistischen Theoretikern, die wie die Zionisten von der Bedeutung der Rasse für die Definition der Nation ausgingen, zu räsonieren versuchte, ließ er sich in einen von vornherein verlorenen Kampf ein. Es ist aber unbestreitbar, dass die Vermittlungsarbeit, die Brod in Prag geleistet hat, sowie die Kritiken und Rezensionen, die er achtzehn Jahre lang im Prager Abendblatt und im Prager Tagblatt veröffentlicht hat, ein vollständiges und eigenartiges Bild des Prager kulturellen Lebens am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bieten: Brod, das ist unstrittig, bleibt einer der Hauptvertreter dieses hochinteressanten Phänomens, das das zwanzigste Jahrhundert geprägt hat.

Literaturverzeichnis

Chronologische Bibliographie der Werke von Max Brod Diese Bibliographie der Arbeiten, die Max Brod zwischen 1904 und 1939 veröffentlicht hat, ist eine Ergänzung der Auflistung von Werner Kayser und Horst Gronemeyer.1 Für jedes Jahr werden zuerst die Buchveröffentlichungen angegeben (mit der für diese Studie benutzten Ausgabe, wenn diese von der Erstausgabe abweicht), sodann die Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften. Diese sind nach Genre geordnet (Gedichte, Novellen, Theater, Essays, Rezensionen). Die vorliegende Bibliographie enthält nur Angaben zu den Erstpublikationen von Brods Werken und erwähnt nicht die zahlreichen Übersetzungen (es sei denn, dass die Erstpublikation nicht in deutscher Sprache erfolgt ist). Ist ein Artikel in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht worden, so wird die Erstveröffentlichung angegeben und dabei auch auf die anderen Publikationen sowie die Bücher, in die dieser Artikel aufgenommen worden ist, verwiesen. Da die Gedichte in der Regel mehrmals erschienen sind, wird jede Veröffentlichung getrennt erwähnt. Von den Auszügen aus Brods Werken, die in Zeitschriften und Zeitungen abgedruckt worden sind, werden hier nur diejenigen belegt, die vor der Herausgabe des Buches publiziert wurden. Für die Zeitspanne 1940–1968 werden nur die wichtigsten Werke und Artikel angegeben, sowie diejenigen, die für dieses Buch benutzt worden sind. Diese chronologische Bibliographie, die darauf abzielt, die Entwicklung von Brods Interessen und Beschäftigungen erfassbar zu machen, wird durch die Liste der von Brod in den Zeitungen Selbstwehr, Prager Abendblatt und Prager Tagblatt veröffentlichten Artikel ergänzt. Brods musikalische Werke wurden nicht aufgenommen, da Yehuda Cohen hiervon ein vollständiges Verzeichnis erstellt hat.2 Im Rahmen dieser Studie wurden folgende Archive herangezogen:

1

2

Werner Kayser/Horst Gronemeyer: Max Brod. Eine Bibliographie. Eingeleitet von Willy Haas und Jörg Mager. Hamburg: Hans Christians Verlag 1972 (Hamburger Bibliographien; 12). Yehuda Cohen: Max Brod, der Musiker. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 284–287.

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Literaturverzeichnis









Masaryk-Archive (Archiv T. G. Masaryka ve správě Masarykova ústavu AV ČR): unter der Referenz »Církve 2 (1918–1919)« findet man den Briefwechsel zwischen Brod und Masaryk, Brods Berichte an Masaryk und verschiedene Dokumente, die die Ausarbeitung der tschechoslowakischen Verfassung betreffen. Archive des Museums der tschechischen Literatur (Literární Archív – Památník Národního Písemnictví): in diesen Archiven werden 78 Briefe, Notizen oder Postkarten aufbewahrt, die Brod an verschiedene Schriftsteller geschrieben hat. Tschechische Nationalbibliothek (Národní knihovna): diese Bibliothek bewahrt eine vollständige Kollektion des Prager Tagblatts, eine unvollständige Kollektion des Prager Abendblatts (die Bände, die die drei letzten Monate von 1923 und die drei ersten Monate von 1924 umfassen, sind verloren gegangen) und eine Digitalkollektion der zionistischen Zeitschrift Selbstwehr auf. Prager jüdisches Museum (Židovské museum v Praze): dieses Museum besitzt eine Digitalkollektion der zionistischen Zeitschrift Selbstwehr.

1904 Essays Zur Religion. In: Jugend 9 (1904), S. 494.

1905 Fiktion Die That. In: Die Gegenwart 67 (1905), S. 412–414 [auch in: Die Flut. Die Anthologie der jüngsten Belletristik. Heidelberg: Saturn-Verlag 1912]. Tyrann und Asket. In: Die Gegenwart 67 (1905), S. 332 [auch in: Tod den Toten! 1906]. Zwillingspaar von Seelen. In: Die Gegenwart 67 (1905), S. 220–221. Warum sang der Vogel? In: Die Gegenwart 67 (1905), S. 332 [auch in: Tod den Toten! 1906].

Essays Der Apollo von den Tubaiinseln. In: Simplicissimus 10 (1905/1906), S. 222. Zur Kunst. In: Jugend 10 (1905), S. 120.

1906 Tod den Toten! (Dieses Buch enthält die Novellen: Tod den Toten!, Vom Verachten, Ein Schwerthieb, Tyrann und Asket, Unter Schriftstellern, Studie über das Mitleid, Warum sang der Vogel?, Diffizilitätsmoral, Das Leben rächt sich, Giulietta, Indifferentismus). Stuttgart: Axel Juncker 1906.

Literaturverzeichnis

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Gedichte Aus einem Reisetagebuch. In: Die Gegenwart 70 (1906), S. 343. Botschaft eines toten Mädchens an ihren Geliebten, einen Bildhauer. In: Deutsche Arbeit 5 (1905/1906), Bd 1, S. 410. Von Küssen. In: Der Amethyst 1 (1905/1906), S. 82 [Der Kuß. In: Der Weg des Verliebten 1907]. Von einem Fläschlein. In: Der Amethyst 1 (1905/1906), S. 83 [Das Fläschlein. In: Der Weg des Verliebten 1907]. Die Solitüde oder von drei Rosenketten. In: Der Amethyst 1 (1905/1906), S. 84. Staunen. In: Die Gegenwart 69 (1906), S. 394. Der Kunstsammler. In: Die Gegenwart 69 (1906), S. 394 [auch in: Wir, 1906, Nr 2, S. 4–5; Der Weg des Verliebten 1907]. Das schöne Mädchen. In: Die Gegenwart 69 (1906), S. 394. Von höchster Lust In: Das Leben 2 (1906), S. 886 [Höchste Lust. In: Der Weg des Verliebten 1907]. Von ihrem Haar. In: Das Leben 2 (1906), S. 886 [Das Haar. In: Der Weg des Verliebten 1907]. Seltsames Paradies. In: Das Leben 2 (1906), S. 886 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. König auf dem Sirius. In: Das Leben 2 (1906), S. 886 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Ein seltsamer Augenblick. In: Österreichische Rundschau 6 (1906), S. 380. Der Ästhet. In: Die Gegenwart 70 (1906), S. 170 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Bei der Geliebten. In: Die Gegenwart 70 (1906), S. 170.

Fiktion Buch der Saison. Eine Burleske. In: Das Leben 2 (1906), S. 909–912. Romanfigur. In: Jugend 9 (1906), S. 484–486.

Essays Das häßliche Mädchen. In: Das Leben 2 (1906), S. 587. Eine neue Theorie der Kritik. In: Kritik der Kritik 2 (1906/1907), S. 181–188. Zur Ästhetik. In: Die Gegenwart 69 (1906), S. 102–104; S. 118–119.

Rezensionen Richard Schaukal: Capellmeister Kreisler. In: Die Gegenwart 70 (1906), S. 348.

1907 Der Weg des Verliebten. Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1907. Experimente (Dieses Buch enthält die Novellen: Bürgerliche Liebe, Die Insel Carina, Der Hochstapler, Die Stadt der Mittellosen). Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1907.

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Gedichte Ein Alpensee. In: Deutsche Arbeit 6 (1906/1907), S. 649. Du. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 171 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Fahrt im offenen Landauer. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 171 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Der Taumel. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 171 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Apostrophen. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 171 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Die Stimme. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 171 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Die Taille. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 171 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Die Waffen der Liebe. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 267 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Die Einladung. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 267 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Der Kuß. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 267 [Neue Küsse, neue Küsse. In: Der Weg des Verliebten 1907]. Blau. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 267 [Der Taumel. In: Der Weg des Verliebten 1907]. In der Eisenbahn. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 267 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Herbst. In: Deutsche Arbeit 7 (1907/1908), S. 88. Sonniger Tag. In: Deutsche Arbeit 6 (1906/1907), S. 380. Das schöne Mädchen spricht. In: Die Opale I (1907), S. 182 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Erinnerung. In: Die Opale I (1907), S. 183 [Der Rücken. In: Der Weg des Verliebten 1907]. Sehnsucht. In: Die Opale I (1907), S. 184. Nächtliche Gesellschaft. In: Die Opale I (1907), S. 184. Waldbrand. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 25. Welt-Erleben. In: Jugend 12 (1907), S. 458. Bronnen des Lebens. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 234–235. Abendlied. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 234–235. Der Dichter. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 393 [auch in: Tagebuch in Versen 1910]. Nur im Bilde. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 393. In der Heimath. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 104. Dampferfahrt. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 105 [auch in: Tagebuch in Versen 1910].

Fiktion Die Erziehung zur Hetäre. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 362–363; S. 377–379; S. 393–395 [erscheint 1909 in Buchform]. Launen des Eros. Ein skizzierter Roman. In: Die Opale 1 (1906/1907), S. 17–21. Das tschechische Dienstmädchen. In: Die Opale 2 (1907/1908), S. 39–82 [Ein tschechisches Dienstmädchen 1909]. Wenn man des Nachts sein Spiegelbild anspricht. In: Jugend 12 (1907), S. 1030–1036.

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Essays Die Bücher des Jahres (Antwort auf eine Rundfrage). In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 374–375. Drei Leute. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 121. Einige Dichter… Darunter Gustav Meyrink… Eine Novelle, eigentlich keine. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 297–299. Frühling in Prag. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 316–317. Gustav Mahlers dritte Symphonie, von ihm selbst dirigiert. In: Die Schaubühne 3 (1907), Bd 2, Nr 50, 12. Dezember 1907, S. 570–572 [auch in: Über die Schönheit häßlicher Bilder. Ein Vademecum für Romantiker unserer Zeit. Leipzig: Kurt Wolff 1913]. Tod den Toten! (Selbstanzeige). In: Die Zukunft, 12. Januar 1907, S. 76. Vom Tode. Eine Situation. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 411.

Rezensionen Franz Blei: Der dunkle Weg. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 93. Blühende Gärten des Ostens. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 350–351. Lukian: Die Hetärengespräche. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 365. Heinrich Mann: Mnais und Ginevra. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 46. Heinrich Mann: Zwischen den Rassen. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 174. Julius Meier-Graefe: Impressionisten. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 94. Arthur Rimbaud: Leben und Dichtung. In: Die Gegenwart 72 (1907), S. 318. Richard Schaukal: Die Miethwohnung, eine Culturfrage. In: Die Gegenwart 71 (1907), S. 206–207.

1908 Schloß Nornepygge. Berlin, Stuttgart, Leipzig: Axel Juncker 1908.

Gedichte Im Zimmer, Winternacht. In: Die Gegenwart 73 (1908), S. 41. Die Bandrosette. In: Die Gegenwart 73 (1908), S. 41. Der Glückliche. In: Die Gegenwart 73 (1908), S. 42. Der Indifferente. In: Deutsche Arbeit 6 (1907/1908), S. 484 [auch in: Der Weg des Verliebten 1907]. Der Unmutige an die Dichter. In: Deutsche Arbeit 6 (1907/1908), S. 484. Insel meiner Gluten. In: Deutsche Arbeit 6 (1907/1908), S. 484. Ruf der Zukunft. In: Deutsche Arbeit 6 (1907/1908), S. 484. Gedichte an sich selbst: I. Mein Max, verliere dich in deine Gänge!..., II. Mein lieber Max, nun bist du müd… In: Erdgeist 3 (1908), S. 970 [Eines Abends. In: Der Weg des Verliebten 1907]. Ein Lied des Friedens. In: Hyperion 1 (1908), Nr 2, S. 196.

Theater Circe und ihre Schweine (mit Franz Blei). In: Die Schaubühne 4, Bd 1, Nr 6, 6. Februar 1908, S. 152–160 [auch in: Jules Laforgue. Pierrot, der Spaßvogel, 1909]. Im Club der Differenzierten. In: Die Gegenwart 73 (1908), S. 267–269.

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Rezensionen Peter Altenberg: Märchen des Lebens. In: Die Gegenwart 74 (1908), S. 350. Rudolf Borchardt: Das Buch Joram. In: Die Gegenwart 74 (1908), S. 191. Rainer Maria Rilke: Neue Gedichte. In: Die Gegenwart 74 (1908), S. 175.

1909 Pierrot, der Spaßvogel (mit Franz Blei: Übersetzung der Gedichte von Jules Laforgue, mit einem Vorwort von Max Brod). Berlin, Stuttgart: Axel Juncker 1909. Die Erziehung zur Hetäre. Ausflüge ins Dunkelrote. Berlin, Stuttgart: Axel Juncker 1909. Ein tschechisches Dienstmädchen. Kleiner Roman. Berlin, Stuttgart: Axel Juncker 1909.

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Essays Bei Flaubert. In: Pan 1 (1910/1911), S. 86–93. Die Bücher des Jahres. Antwort auf eine Rundfrage. In: Die Gegenwart 78 (1910), S. 1008. Flaubert. In: Der Sturm 1 (1910/1911), Sp. 253–254. Ideen für Ausstattungskünste. In: Die Schaubühne 6, Bd 2, Nr 28–29, 14. Juli 1910, S. 742–745 [auch in: Über die Schönheit häßlicher Bilder 1913]. Illusion. In: Die Schaubühne 6, Bd 2, Nr 52, 29. Dezember 1910, S. 1360–1362 [auch in: Über die Schönheit häßlicher Bilder 1913]. Kleine Konzerte. In: Der Merker 2 (1910/1911), S. 43–44 [auch in: Über die Schönheit häßlicher Bilder 1913]. Meyerbeer. In: Die Schaubühne 6, Bd 1, Nr 19, 12. Mai 1910, S. 515–517 [auch in: Über die Schönheit häßlicher Bilder 1913].

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Rezensionen Julius Meier-Graefe: Hans von Marées. In: Die Gegenwart 78 (1910), S. 228–229. Christian Morgenstern: Palmström. In: Die Gegenwart 78 (1910), S. 705–706. Christian Morgenstern: Palmström. Einkehr. In: Das literarische Echo 12 (1909/1910), Sp. 1605–1606. Albert Heinrich Rausch: Nachklänge, Inschriften, Botschaften. In: Das literarische Echo 13 (1910/1911), Sp. 381–382. Ernst Schulte-Strathaus: Die Bildnisse Goethes. In: Die Gegenwart 78 (1910), S. 1016. Heinrich Teweles: Das Romanschiff. In: Die Gegenwart 78 (1910), S. 914–915.

1911 Jüdinnen. Berlin: Axel Juncker 1911.

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Essays Alfred Kerr. In: Die Aktion 1 (1911), Sp. 335–336. Anläßlich einer leichtsinnigen Kritik. In: Die Gegenwart 80 (1911), S. 509–511. Axiome über das Drama. In: Die Schaubühne 7, Bd 2, Nr 38, 21. September 1911, S. 227–229. Berlin für den Fremden. In: Der Sturm 1 (1910/1911), Sp. 368. Die große Revue. In: Die Schaubühne 7, Bd 1, Nr 14, 6. April 1911, S. 374–376. Ein tschechisches Drama. In : Die Schaubühne 7, Bd 1, Nr 13, 30. März 1911, S. 350– 353. Höhere Welten. In: Pan 1 (1910/1911), S. 538–545 [auch in: Über die Schönheit häßlicher Bilder 1913]. Die imaginären Zimmer. In: Pan 1 (1910/1911), S. 279–282 [Gegen moderne Möbel. In: Über die Schönheit häßlicher Bilder 1913]. Kommentar zu Robert Walser. In: Pan 2 (1911/1912), S. 53–58 [auch in: Über die Schönheit häßlicher Bilder 1913]. Das kriegerische Paris. In: März 5 (1911), Bd 4, S. 188–190 [auch in: Das Stachelschwein 2 (1925), Nr 4, S. 26–27]. Ein mittelmäßiger Kopf. Betrachtung über Essayismus und Polemik gegen Karl Kraus. In: Die Aktion 1 (1911), Sp. 622–625. Prag. In: Der Merker 2 (1910/1911), S. 649–650. Das Theater als Geschäft. In: Die Schaubühne 7, Bd 2, Nr 45, 9. November 1911, S. 421–423. Versuch einer neuen Metrik. In: Der Sturm 2 (1911/1912), Sp. 461–462. Wenn man den Tod mimt. In: Der Merker 2 (1910/1911), S. 902–905.

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Fiktion Inneres und äußeres Gespräch. In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 1139–1142. Das Ballettmädchen. In: Pan 3 (1912/1913), S. 13–20 [auch in: Weiberwirtschaft 1913]. Richard und Samuel (mit Franz Kafka). In: Herder-Blätter, Mai 1912, Nr 3, S. 15–25. Zwei Welten. In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 364–367. Ruhig bin ich…. In: Saturn 2 (1912), S. 211–216.

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Unmodernes Prag. In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 944–949. Wie mein Roman »Jüdinnen« mißverstanden wurde. In: Orplid 1 (1912), S. 19.

Rezensionen Oskar Baum: Das Leben im Dunkel. In: Die neue Rundschau 23 (1912), Bd 2, S. 1782– 1783. Christian von Ehrenfels: Die Sternenbraut. In: Die Schaubühne 7, Bd 1, Nr 14, 4. April 1912, S. 403–404. Otto Flake: Schritt für Schritt. In: Das literarische Echo 14 (1911/1912), Sp. 1669– 1670. Felix Langer: Magelon. In: Das literarische Echo 14 (1911/1912), Sp. 1150–1151. Julius Meier-Graefe: Auguste Renoir. In: März 6 (1912), Bd 1, S. 115–117. Marcel Prévost: Vom Weiblichen überall. In: Das literarische Echo 14 (1911/1912), Sp. 659–660.

1913 Weiberwirtschaft (Dieses Buch enthält die Novellen: Weiberwirtschaft, Aus einer Nähschule, Das Ballettmädchen). Berlin: Axel Juncker 1913. Die Höhe des Gefühls. Szenen, Verse, Tröstungen (Dieses Buch enthält: Die Höhe des Gefühls, Szene im Dorf, Winterliche Landstraße, Die Arche Noahs). Leipzig: Rowohlt 1913. Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst. Hg. von Max Brod. Leipzig: Kurt Wolff 1913. Anschauung und Begriff. Grundzüge eines Systems der Begriffsbildung (mit Felix Weltsch). Leipzig: Kurt Wolff 1913. Über die Schönheit häßlicher Bilder. Ein Vademecum für Romantiker unserer Zeit. Leipzig: Kurt Wolff 1913 [Wien, Hamburg: Zsolnay 1967].

Gedichte An meine Feinde. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 42–43 [auch in: Gesang einer Giftschlange 1966]. Bußlied. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 208–209. Ruinen von Forum Julii. In: März 7 (1913), Bd 3, Nr 2 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Lugano-See. In: März 7 (1913), Bd 3, Nr 2 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Die Liebenden auf dem Friedhof. In: Die Bücherei Maiandros, Nr 4–5, 1913, S. 9 [auch in: Das Buch der Liebe 1921]. Die menschenleeren Inseln. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 650 [auch in: Das Buch der Liebe 1921]. Die Gewitterwolke. In: Der Heimat zum Gruß. Ein Almanach deutscher Dichtung und Kunst aus Böhmen. Hg. von Oskar Wiener und Johann Pilz. Berlin: Prometheus 1913, S. 37 [auch in: Tagebuch in Versen 1910; Das Buch der Liebe 1921]. Steine, nicht Menschen. In: Der Heimat zum Gruß. Ein Almanach deutscher Dichtung und Kunst aus Böhmen. Hg. von Oskar Wiener und Johann Pilz. Berlin: Prometheus 1913, S. 37 [auch in: Tagebuch in Versen 1910; Das Buch der Liebe 1921]. Der Vater. In: Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst, S. 219 [auch in: Das gelobte Land 1917].

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Im Freien. In: Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst, S. 220 [auch in: Das gelobte Land 1917; Das Buch der Liebe 1921]. Die zweite Liebe. In: Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst, S. 221. An eine schöne Anfängerin im Klavierspiel. In: Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst, S. 222 [auch in: Das gelobte Land 1917; Das Buch der Liebe 1921]. Weltgeschichte. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 431 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Zufällige Begegnungen. In: Orplid 1 (1913), S. 143 [auch in: Tagebuch in Versen 1910; Das Buch der Liebe 1921].

Fiktion Die junge Modistin. In: Orplid 1 (1913), S. 98–101 [auch in: Weiberwirtschaft 1913]. Notwehr. In: Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst. Leipzig: Kurt Wolff 1913, S. 150– 174 [auch in: Die Entfaltung. Novellen der Zeit. Hg. von Max Krell. Berlin: Rowohlt 1921]. Der Theaterbrand. In: Die neue Kunst 1 (1913/1914), Bd 1, S. 151–154.

Essays Aphorisma zur »Technischen Kritik«. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 758–759. Aufruf an die Musikfreunde. In: Die Schaubühne 9, Bd 1, Nr 21, 22. Mai 1913, S. 572– 573. Azurküste. In: März 7 (1913), Bd 2, S. 129–130. Das Berlioz-Theater. In: Die Schaubühne 9, Bd 2, Nr 28–29, 17. Juli 1913, S. 698–702. Der jüdische Dichter deutscher Zunge. In: Vom Judentum. Ein Sammelbuch. Verein Jüdischer Hochschüler Bar Kochba in Prag. Leipzig: Kurt Wolff 1913, S. 261–263. Kleine Prosa. In: Die Neue Rundschau 24 (1913), Bd 2, S. 1043–1046. Schlußwort an Ulrik Brendel. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 977–978. Schriftsteller, Verleger und Publikum. In: Zehnjahreskatalog. München: Georg Müller Verlag 1913, S. 10. Eine Studie über das Ethos Richard Dehmels. In: Neue Blätter 3 (1913), Bd 5, S. 47– 63. Die verkaufte Braut. In: Die Schaubühne 9, Bd 2, Nr 32–33, 14. August 1913, S. 772– 775. Von der Gesetzmäßigkeit der Kritik. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 99–106 [Kommentar von F. M. Huebner: In critikos. In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 57–59; Brods Antwort: Zu dem Essay »In critikos«. In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 78–79]. Wieder bei Flaubert. In: Pan 3 (1912/1913), S. 529–534.

Rezensionen Schalom Asch: Im Lande der Väter. In: Das literarische Echo 15 (1912/1913), Sp. 1524. Oskar Baum: Die Memoiren der Frau Marianne Rollberg. In: Das literarische Echo 15 (1912/1913), Sp. 716–717. W. Ropschin: Als wäre es nie gewesen. In: Das literarische Echo 15 (1912/1913), Sp. 1296. Paul Stefan: Das Grab in Wien. In: März 7 (1913), Bd 2, S. 392. F. Kafka: Betrachtung. Das Ereignis eines Buches. In: März 7 (1913), Bd 1, S. 268–270. Kleine Prosa. In: Die neue Rundschau 24 (1913), S. 1043–1046.

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1914 Die Retterin. Schauspiel in vier Akten. Leipzig: Kurt Wolff 1914. Der Volkskönig. Drama in 5 Akten von Arno Dvořák, deutsch von Max Brod. Leipzig: Kurt Wolff 1914. Catullus. Gedichte. Deutsch von Max Brod, mit teilweiser Benützung der Übertragung von Karl Wilhelm Ramler. München, Leipzig: Müller 1914.

Gedichte Ankunft eines Verwundetentransports. In: Das literarische Echo 17 (1914/1915), Sp. 222–223. Sonett an die Geliebte. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 464 [An die Geliebte. In: Das gelobte Land 1917; Das Buch der Liebe 1921]. An ein Mädchen im Theater. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 465 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Ausflug mit den Eltern. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 466 [Das gelobte Land 1917]. Erinnerung an das erste Exil. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 467 [auch in: Das gelobte Land]. Hebräische Lektion. In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 312 [auch in: Das gelobte Land 1917; Gesang einer Giftschlange 1966]. Der Heimatlose. In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 6–7. Lied des Orosmin. In: Das bunte Buch. Leipzig: Kurt Wolff 1914, S. 106–107 [auch in: Die Höhe des Gefühls 1913; Das Buch der Liebe 1921; Gesang einer Giftschlange 1966]. Mahnung an die Jugend. In: Saturn 4 (1914), S. 29–30. Paradiesfischchen auf dem Schreibtisch. In: Die neue Rundschau 25 (1914), S. 992 [auch in: Das gelobte Land 1917; Gesang einer Giftschlange 1966].

Fiktion Das Konzert. In: Die Argonauten 1 (1914), S. 137–144. Ein Tag aus dem Leben Kühnebecks, des jungen Idealisten. In: Das Kinobuch. Leipzig: Kurt Wolff 1914, S. 65–70.

Essays Gefühl von einer Verwandlung des Staates. In: Zeit-Echo 1 (1914/1915), S. 30–31. Die neue Zeitschrift. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 1227–1230. Vom neuen Irrationalismus. In: Die weißen Blätter 1 (1913/1914), S. 747–757.

Rezensionen Leonhard Frank: Die Räuberbande. In: Das literarische Echo 16 (1913/1914), Sp. 1578–1579. Egon Erwin Kisch: Der Mädchenhirt. In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 644–645. M. Pinès: Die Geschichte der jüdisch-deutschen Literatur. In: Der Bücherwurm 4 (1913/1914), S. 51.

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1915 Tycho Brahes Weg zu Gott. München: Kurt Wolff 1915.

Gedichte Kosmos. In: Die Aktion 5 (1915), Sp. 569 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Die Schlacht. In: Zeit-Echo 1 (1914/1915), S. 162 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Vision der Menschheit. In: Zeit-Echo 1 (1915/1916), S. 86 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Jules Laforgue: Mondschein [Übersetzung]. In: Die Aktion 5 (1915), Sp. 618.

Fiktion Tycho Brahes Weg zu Gott [Auszüge]. In: Die weißen Blätter 2 (1915), S. 73–120; S. 216–241; S. 349–374; S. 506–507; S. 628–674; S. 732–804. Gespräch in großen Sprüngen. In: Die Aktion 5 (1915), Sp. 145–160 [auch in: Deutsche Erzähler aus der Tschechoslowakei. Hg. von Otto Pick. Reichenberg: Heris 1922].

Essays Die drei Hauptströmungen der zeitgenössischen Literatur. In: Zeit-Echo 1 (1914/1915), S. 196–199. Gefühl von einer Verwandlung des Staates. In : Die Weißen Blätter 2 (1915), S. 933. Zur Ideologie der Zeit. In: Die weißen Blätter 2 (1915), S. 1043–1044. Zur jüngsten Dichtung. In: Die weißen Blätter 2 (1915), S. 1502–1509.

Theater Komödie auf Reisen (mit Franz Blei). In: Das Zaubertheater. Leipzig: Kurt Wolff 1915, S. 209–304.

1916 Der Burgkobold. Komische Oper in einem Aufzug. Musik von Vitězslav Novák. Text von Ladislav Stroupeznický. Deutsche Übersetzung von Max Brod. Wien: Universal 1916.

Gedichte Absage. In: Vom jüngsten Tag. Ein Almanach neuer Dichtung. Leipzig: Kurt Wolff 1915, S. 55–56 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Auftritt des Dichters. In: Treue. Eine jüdische Sammelschrift. Hg. von Leo Herrmann. Berlin: Jüdischer Verlag 1916, S. 26–27 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Dichter waren Hirten. In: Die Aktion 6 (1916), Sp. 388 [Dichter-Hirten. In: Das gelobte Land 1917]. Kosmische Kantate. In: Der Bildermann 1 (1916), Nr 18, S. 4 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Landschaft im Krieg. In: Der Bildermann 1 (1916), Nr 14, S. 5.

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Die Woche. In: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. Aus vergangenen Jahrhunderten und aus unseren Tagen. Hg. von Maximilian Bern. Berlin: Elsner 1916, S. 42 [auch in: Der Weg der Verliebten 1907]. Apostrophen. In: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. Aus vergangenen Jahrhunderten und aus unseren Tagen. Hg. von Maximilian Bern. Berlin: Elsner 1916, S. 63 [auch in: Der Weg der Verliebten 1907]. Die Taille. In: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. Aus vergangenen Jahrhunderten und aus unseren Tagen. Hg. von Maximilian Bern. Berlin: Elsner 1916, S. 77 [auch in: Der Weg der Verliebten 1907]. David Frischmann: Der Messias [Übersetzung] In: Jüdischer Nationalkalender auf das Jahr 5677 (1916–1917). Hg. von Otto Abeles und Ludwig Bató. Wien: Jüdische Zeitung 1916, S. 116–118 [auch in: Das gelobte Land 1917].

Fiktion Die erste Stunde nach dem Tode. In: Die weißen Blätter 3 (1916), Bd 3, S. 223–256.

Essays Bodenreform, Judentum und Friedensgedanke. In: Erez Israel. Wien: Jüdischer Nationalfonds 1916, S. 8–11. Brief an eine Schülerin nach Galizien. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 124–125. Erfahrungen im ostjüdischen Schulwerk (nach Tagebuchnotizen). In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 32–36. Jüdische Sachlichkeit. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 562. Jüdische Volksmelodien. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 344–345. Der Komponist Jaromír Weinberger. In: Die Aktion 6 (1916), Sp. 551–552. Organisation der Organisationen. In: Das Ziel. Aufrufe zu tätigem Geist. Hg. von Kurt Hiller. München, Berlin: Müller 1916, S. 71–79 [Antwort von Samuel Saenger: Das Ziel. In: Die Neue Rundschau 27 (1916), Bd 1, S. 399–410]. Tschechische Musik. In: Die Aktion 6 (1916), Sp. 235–241 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Der tschechische Snob. In: Die Schaubühne 12, Bd 1, Nr 1, 7. Januar 1916, S. 18–19. Tschechisches Opernglück. In: Die Schaubühne 12, Bd 2, Nr 46, 16. November 1916, S. 456–463. Unsere Literaten und die Gemeinschaft. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 457–464. Vom ewigen Frieden. In: Die Schaubühne 12, Bd 1, Nr 11, 14. März 1916, S. 245–248. Wie soll man diese Geschichten lesen? In: Dreibuch. Jüdische Geschichten von Gorelik, Perez et Scholem Alejchem. Berlin: Jüdischer Verlag 1916, S. 1–10.

Rezensionen Wilhelm Speyer: Das fürstliche Haus Herfurth. In: Die neue Rundschau 27 (1916), Bd 1, S. 287–288.

1917 Das gelobte Land. Ein Buch der Schmerzen und Hoffnungen. Leipzig: Kurt Wolff 1917. Die erste Stunde nach dem Tode. Leipzig: Kurt Wolff 1917.

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Auguste Rodin: Die Kathedralen Frankreichs. Übertragung von Max Brod. Leipzig: Kurt Wolff 1917.

Gedichte Kanaan. In: Die Schaubühne 13, Bd 1, Nr 24, 14. Juni 1917, S. 553–554 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Das Lied der Pferde. In: Die schöne Rarität 1 (1917/1918), S. 23–24 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Psalm im Walde. In: Marsyas 1 (1917/1918), S. 78 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Schule für galizische Flüchtlingskinder. In: Die Schaubühne 13, Bd 2, Nr 37, 13. September 1917, S. 261 [auch in: Das gelobte Land 1917].

Theater Der Genius des Krieges. In: Die Aktion 7 (1917), Sp. 443–446.

Fiktion Charles Müller. Eine Legende aus dem dreißigjährigen Krieg [aus: Das große Wagnis 1918]. In: Die Schaubühne 13, Bd 2, Nr 44, 1. November 1917, S. 425–428. Die neuen Christen. In: Der neue Roman. Ein Almanach. Leipzig: Kurt Wolff 1917, S. 174–186 [auch in: Neue deutsche Erzähler. Hg. von Julius Sandmeier. Berlin: Furche 1918].

Essays Christlich und christlich, jüdisch und jüdisch. In: Der Jude 2 (1917/1918), S. 209. Die dritte Phase des Zionismus. In: Die Zukunft, 20. Januar 1917, S. 72–84. Franz Werfels »Christliche Sendung«. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 717–724. Johann Straußens Radetzky-Marsch. In: Die Aktion 7 (1917), Sp. 512–513. Die jüdische Kolonisation in Palästina. In: Die neue Rundschau 28 (1917), Bd 2, S. 1267–1276. Die neue Bühne. In: Das Flugblatt 1 (1917/1918), Nr 5, S. 10. Notizen zum Schaffen Oskar Baums. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 852–854. Über das Taylorsystem. In: Der Jude 2 (1917/1918), S. 493–494. Zum Problem der Gemeinschaft. Schlußwort zur Diskussion über meinen Aufsatz ›Die Hochmütigen‹ in der ›Selbstwehr‹ vom 31. März 1916. In: Das jüdische Prag. Eine Sammelschrift. Neuausgabe des 1917 im Verlag des Jüdischen Selbstwehr erschienenen Buches. Kronberg: Jüdischer Verlag 1978, S. 8–10. Zwei Welten. In: Der Jude 2 (1917/1918), S. 41–51 [Kommentar vor Hugo Borst und Antwort von Max Brod in: Der Jude 2 (1917/1918), S. 493–494] [auch in: Sozialismus und Zionismus 1920].

1918 Eine Königin Esther. Drama in einem Vorspiel und 3 Akten. Leipzig: Kurt Wolff 1918. Jenufa (Ihre Ziehtochter). Oper aus dem mährischen Bauernleben in 3 Akten von Gabriele Preiß. Deutsche Übersetzung von Max Brod. Musik von Leoš Janáček. Wien: Universal 1918.

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Das große Wagnis. Wien, Leipzig: Kurt Wolff 1918.

Gedichte Im Freien. In: Das Flugblatt 1 (1917/1918), Nr 4, S. 3 [auch in: Das gelobte Land 1917; Das Buch der Liebe 1921]. Sonett an die Geliebte. In: Das Flugblatt 1 (1917/1918), Nr 4, S. 3 [auch in: Das gelobte Land 1917; Das Buch der Liebe 1921]. Kosmische Kantate. In: Daimon 1 (1918), S. 50–52; Die schöne Rarität 2 (1918/1919), S. 51–52 [auch in: Das gelobte Land 1917].

Theater Eine Szene aus dem Drama »Eine Königin Esther«. In: Das Junge Deutschland 1 (1918), S. 14–16.

Fiktion Das horizontale Theater [aus: Das große Wagnis 1918]. In: Der Mensch 1 (1918), S. 87–90. Nachtseite [aus: Das große Wagnis 1918]. In: Neue Blätter für Kunst und Dichtung 1 (1918), S. 165–166. Die Beschützten. In: Der Friede I, 2. Februar 1918, S. 41–42. Traum [aus: Das große Wagnis 1918]. In: Blätter der Prager Kammerspiele. Königliches Deutsches Landestheater. Prag 1918.

Essays Aktivismus und Rationalismus. In: Tätiger Geist! Hg. von Kurt Hiller. Ziel-Jahrbuch 2 (1917/1918), S. 56–64. Bühnenwirkung. In: Der Freihafen 1 (1918/1919), S. 47–48. Jüdinnen. In : Neue jüdische Monatshefte 2 (1917/1918), S. 481–487. Ein menschlich-politisches Bekenntnis. Juden, Deutsche, Tschechen. In: Die neue Rundschau 29 (1918), Bd 2, S. 1580–1593 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. Neben dem Zionismus. In: Der Jude 3 (1918/1919), S. 293–294. Noch ein Wort zur »Jenufa«. In: Der Friede 1 (1918), S. 166–167 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Prager Dichterschule? In: Der Friede 2, 6. September 1918, S. 168. Unterrichtsstunde. In : Neue jüdische Monatshefte 2 (1917/1918), S. 240–241 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. Der Zionismus. In: Der Friede 2 (1918/1919), S. 134–136 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. Antworten von Julian Gumperz [Antizionistisches. Eine Erwiderung an Max Brod. In: Der Friede 2, 13. September 1918, S. 181–182] und W. Erberg [Zur Frage des Zionismus. In: Der Friede 2, 4. Oktober 1918, S. 253–255]. Zionismus als Bekenntnis zur Menschheit. In: Der Friede 2 (1918/1919), S. 281–283; S. 299–300 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920].

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Rezensionen Zwei jüdische Bücher. In: Die neue Rundschau 29 (1918), Bd 2, S. 1362–1367 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920].

1919 Die Einsamen (Dieses Buch enthält die Novellen, die in »Tod den Toten!« veröffentlicht wurden und die Novellen: Die Insel Carina und Ein tschechisches Dienstmädchen). Leipzig: Kurt Wolff 1919.

Gedichte Erwachend. In: 1919. Neue Blätter für Kunst und Dichtung 2 (1919), S. 118. In unsern Träumen…. In: Die neue Rundschau 30 (1919), Bd 2, S. 984–985. Das Lied der Lieder [Übersetzung]. In: Genius 1 (1919), S. 313–319.

Essays Grenzen der Politik. Zur Prinzipienfrage. In: Der Jude 3 (1918/1919), S. 463–471. Vom Diesseitswunder und der Liebe. In: Genius 1 (1919), S. 310–313.

1920 Die Fälscher. München: Kurt Wolff 1920. Im Kampf um das Judentum. Wien, Leipzig: Löwit 1920. Sozialismus im Zionismus. Wien: Leipzig: Löwit 1920. Das Lied der Lieder. Neu übertragen aus dem Hebräischen von Max Brod. München: Hyperionverlag 1920.

Gedichte Das gelobte Land. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 30 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Die Stadt »Gerechtigkeit« benannt. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 32 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Ausflug mit den Eltern. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 34 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Kosmos. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 36 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Kanaan. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 38 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Hebräische Lektion. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 40 [auch in: Das gelobte Land 1917; Gesang einer Giftschlange 1966].

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Vision der Menschheit. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 42 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Der Vater. In: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Hg. von Emil Alfons Rheinhardt. Wien, Prag, Leipzig: Strache 1920, S. 44 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Das gelobte Land. In: Lyrische Dichtung deutscher Juden. Berlin: Welt-Verlag 1920, S. 13 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Der Verliebte. In: Lyrische Dichtung deutscher Juden. Berlin: Welt-Verlag 1920, S. 15 [auch: Tagebuch in Versen 1910]. An die Geliebte. In: Lyrische Dichtung deutscher Juden. Berlin: Welt-Verlag 1920, S. 17 [auch in: Das gelobte Land 1917; Das Buch der Liebe 1921]. Heimkehr. In: Lyrische Dichtung deutscher Juden. Berlin: Welt-Verlag 1920, S. 19 [auch in: Tagebuch in Versen 1910; Das Buch der Liebe 1921]. Abend auf dem Lande. In: Lyrische Dichtung deutscher Juden. Berlin: Welt-Verlag 1920, S. 21 [auch in: Tagebuch in Versen 1910; Das Buch der Liebe 1921]. Erinnerung an das erste Exil. In: Lyrische Dichtung deutscher Juden. Berlin: WeltVerlag 1920, S. 23 [auch in: Das gelobte Land 1917]. Hebräische Lektion. In: Lyrische Dichtung deutscher Juden. Berlin: Welt-Verlag 1920, S. 25 [auch in: Das gelobte Land 1917; Gesang einer Giftschlange 1966].

Theater Die Fälscher [Auszug, 1. Akt]. In: Die neue Schaubühne 2 (1920), Bd 2, S. 263–268. Die Fälscher [Auszug, 2. Akt]. In: Das Riff 1 (1920), S. 167–171.

Essays Heidentum, Christentum, Judentum. Aus der Einleitung des gleichnamigen, noch unvollendeten Buches. In: Der Jude 5 (1920/1921), S. 16–20. Der jüdische Künstler (Ein Kapitel aus dem geplanten Buche) [aus: Heidentum, Christentum, Judentum 1921]. In: Die neue Rundschau 31 (1920), S. 1216–1218. Jüdische Schule. In: Der Jude 5 (1920/1921), S. 345–348. Wie diese Märchen entstanden sind. In: Irma Singer. Das verschlossene Buch. Jüdische Märchen. Wien, Leipzig: Löwit 1920, S. 112–114.

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1936 Novellen aus Böhmen (Dieses Buch enthält die Novellen: Ein Junge vom Lande, Beschneite Spinnweben, Schluß mit Fräulein Slawa, Der Bräutigam, Der Tod ist ein vorübergehender Schwächezustand, Menschliche Gemeinschaft, Ein Abenteuer Napoleons). Amsterdam: Allert de Lange 1936. Gedichte Gesang einer Giftschlange. In: Jüdischer Almanach auf das Jahr 5697 (1936). Prag: Selbstwehr 1936, S. 142–143 [Gesang einer Giftschlange 1966]. Fiktion Langer Brautstand. In: Das Wort 1 (1936), Nr 4, S. 30–40.

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1937 Annerl. Amsterdam: Allert de Lange 1937. Wallenstein. Musikalische Tragödie in 6 Bildern von Jaromir Weinberger. Text nach Schillers dramatischem Gedicht von Milos Kareš. Deutsche Übertragung von Max Brod. Wien: Universal 1937. Franz Kafka. Eine Biographie (Erinnerungen und Dokumente). Prag: Mercy 1937 [auch in: Über Franz Kafka. Frankfurt/Main: Fischer 1974, S. 9–219]. Essays Des Vaters Bücherschrank. In: Jüdischer Almanach auf das Jahr 5698 (1937). Prag: Selbstwehr 1937, S. 146–149. Aus Franz Kafkas Kindertagen. In: Jüdischer Almanach auf das Jahr 5698 (1937). Prag: Selbstwehr 1937, S. 149 [auch in: Franz Kafka. Eine Biographie 1937]. Franz Kafkas Glaubensposition. In: Jüdische Rundschau 42 (1937), Nr 84, S. 6 [auch in: Franz Kafka. Eine Biographie 1937]. Otto Pick zum 50. Geburtstag. In: Otto Pick zum 50. Geburtstag. Prag: Orbis 1937 [auch in: Die Brücke 4 (1937), 21. Mai 1937, S. 11]. Rezensionen Oskar Baum: Das Volk des harten Schlafs. In: Judisk Tidskirft 10 (1937), S. 297–298. Felix Weltsch: Das Wagnis der Mitte. In: Judisk Tidskrift 10 (1937), S. 208–211.

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Literaturverzeichnis

Wichtigste Bücher, die nach 1939 veröffentlicht wurden Diesseits und Jenseits (Bd 1: Von der Krisis der Seelen und vom Weltbild der neuen Naturwissenschaften. Bd 2: Von der Unsterblichkeit der Seele, der Gerechtigkeit Gottes und einer neuen Politik). Winthertur: Mondial-Verlag 1947. Galilei in Gefangenschaft. Winterthur: Mondial-Verlag 1948. Franz Kafkas Glauben und Lehre. München: Kurt Desch 1948 [auch in: Über Franz Kafka. Frankfurt/Main: Fischer 1974, S. 221–299]. Die Musik Israels. Tel-Aviv: Sefer 1951. Franz Kafka als wegweisende Gestalt. Sankt-Gallen: Tschudy 1951. Beinahe ein Vorzugsschüler oder Pièce touchée. Roman eines unauffälligen Menschen. Zürich: Manesse 1952. [München: Herbig 1973]. Der Meister. Gütersloh: Bertelsmann 1952. Der Sommer, den man zurückwünscht. Roman aus jungen Jahren. Zürich: Manesse 1952 [München: Herbig 1973]. Rebellische Herzen. München: Herbig 1957 [Neuausgabe im Jahre 1968, unter dem Titel: Prager Tagblatt]. Mira. Ein Roman um Hofmannsthal. München: Kindler 1958. Verzweiflung und Erlösung im Werk Franz Kafkas. In: Über Franz Kafka. Frankfurt/Main: Fischer 1974, S. 301–356. Jugend im Nebel. Witten: Eckart 1959. Streitbares Leben. München: Kindler 1960. Die Rosenkoralle. Ein Prager Roman. Witten: Eckart 1961. Durchbruch ins Wunder (Dieses Buch enthält die Novellen: Die verbotene Frau, Custozza, Pietro, Eine Wahrsagerin, Das Unheimliche, Alte Papiere, Der Ritter Laberius schafft sich aus der Welt, Etwas ganz Kleines, Der Bauer Grosshans lernt sterben). Rothenburg o. d. Tauber: J. S. Peter 1962. Die verkaufte Braut. München: Bechtle 1962. Gesang einer Giftschlange. Wirrnis und Auflichtung. München: Starczewski 1966. Der Prager Kreis. Stuttgart: Kohlhammer 1966 [Frankfurt/Main: Suhrkamp 1979]. Über Franz Kafka (Dieses Buch enthält die Essays: Franz Kafka. Eine Biographie, Franz Kafkas Glauben und Lehre, Verzweiflung und Erlösung im Werk Franz Kafkas). Frankfurt/Main: Fischer 1966.

Einige Artikel, die nach 1939 veröffentlicht wurden Von Sinn und Würde des historischen Romans. In: Die Neue Rundschau 67 (1956), Bd 1, S. 491–502. Der Wahrheitsgehalt des historischen Romans. In: Eckart 26 (1957), S. 323–328. Polemiker wider Willen. Ein Selbstporträt. In: Welt und Wort 14 (1959), S. 311–312. Der Selbsthaß des Karl Kraus. In: Aufbau (New York) 28 (1962), Nr 13, 30. März 1962, S. 24. Meine Polemik gegen Karl Kraus. In: Aufbau (New York) 28 (1962), Nr 37, 14. September 1962, S. 11. Zusammenarbeit mit Franz Kafka. In: Tribüne 2 (1963), S. 527–529. Felix, dem Freund, zum Gedächtnis. In: Bulletin des Leo Baecks Instituts (Tel-Aviv) 7 (1964), S. 285–294. Prag 1920–1930. In: Tribüne 3 (1964), S. 969–974. Aus Kafkas Freundeskreis. In: Wort in der Zeit 10 (1964), Nr 6, S. 4–6.

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Soll die Geschichte des Judentums neu geschrieben werden? In: Tribüne 5 (1966), S. 1848–1850. Erinnerungen an Janáček. Nach der Mitschrift einer Rede. In: Beiträge. Österreichische Gesellschaft für Musik. Kassel: Bärenreiter 1967, S. 30–40. Prag – Wien – Erinnerungen. In: The Jews of Austria. Essays on their Life, History and Destruction. Hg. von Josef Fraenkel. London: Vallentine & Mitchell 1967, S. 241– 242.

Prager Abendblatt Liste der Artikel, die von Brod zwischen März 1921 und September 1923 im Prager Abenblatt veröffentlicht wurden Berliner Theater. 5. März 1921, S. 4. Der Verein für moderne Musik. 8. März 1921, S. 4. »Hansbrot« – »Die Betschwester« von Jules Renard (čechische Kammerspiele). 14. März 1921, S. 3. Moderne čechische Musik. 19. März 1921, S. 4. Coriolan (Zur Inszenierung im čechischen Nationaltheater). 25. März 1921, S. 3–4. Neue Bücher Prager Autoren. 2. April 1921, S. 4. Konzert Emil Sauer. 5. April 1921, S. 5. Chorkonzert. 8. April 1921, S. 3–4 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Zweimal das Ehe-Problem auf der Bühne: »Der Vater« von August Strindberg, »Tragödie der Liebe« von Gunnar Heiberg. 12. April 1921, S. 4. Bajazet. Tragödie in 5 Akten von Racine (Stadttheater Weinberge). 15. April 1921, S. 4. Die Massary. Oskar Strauß: Der letzte Walzer. 18. April 1921, S. 4. Janáček-Uraufführung in Brünn. 21. April 1921, S. 4. Gastspiel Massary. 23. April 1921, S. 5. »Die Glocken« (»Zvony«). Drama von Fráňa Šrámek, Uraufführung im čechischen Nationaltheater. 27. April 1921, S. 4 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Don Carlos. Oper in 4 Akten von G. Verdi – Erstaufführung am Neuen deutschen Theater. 30. April 1921, S. 4. Das Moskauer Künstlertheater in Prag. A. S. Tschechoff: »Der Kischgarten«. Gastspiel im Stadttheater Kgl. Weinberge. 4. Mai 1921, S. 4 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Mariannens Launen« von Alfred de Musset und »Der Zauberbecher« von Lafontaine (Erstaufführung im Čechischen Theater). 6. Mai 1921, S. 4. IV. Philharmonisches Konzert (Neues Deutsches Theater). 7. Mai 1921, S. 5. Adolf Schreiber. 10. Mai 1921, S. 5. Die Brüder Karamasoff (Dostojewski) (Gastspiel des Moskauer Künstlertheaters im Stadttheater Kgl. Weinberge). 12. Mai 1921, S. 4–5. Gastspiel Moissi (»König Oedipus« von Sophokles-Hofmannsthal – Neues Deutsches Theater). 21. Mai 1921, S. 6. Gastspiel des Moskauer Künstlertheaters. Tschechoff: Die drei Schwestern. 24. Mai 1921, S. 4–5. Gastspiel des Städtischen Schauspiels Leipzig (Penthesilea, Trauerspiel von Heinrich von Kleist – Neues Deutsches Theater). 27. Mai 1921, S. 4. Dichterjugend. 30. Mai 1921, S. 4–5. Gastspiel des Dresdener Stadttheaters (»Torquato Tasso« von Goethe – Neues Deutsches Theater). 31. Mai 1921, S. 4.

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»Lumpacivagabundus« oder »Die Konzert-Einlage« von Johann Nestroy (Neues Deutsches Theater – Gäste: Lotte Lehmann, Pepi Glöckner-Kramer und Charlotte Waldow). 4. Juni 1921, S. 4–5. Arnold Schönbergs »Gurre-Lieder« (Zur Erstaufführung im Neuen Deutschen Theater, 9. und 10. Juni). Kuriosa. 7. Juni 1921, S. 4–5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Die Aufführung der Gurre-Lieder (Neues Deutsches Theater). 11. Juni 1921, S. 4. Antiker Abend im čechischen Nationaltheater (Euripides: Medea – Sophokles: Die Spürhunde). 15. Juni 1921, S. 5–6. »Das Rheingold« (Vorabend zu Richard Wagners Nibelungentrilogie – Neues Deutsches Theater, 17 juin). 20. Juni 1921, S. 6. Dantons Tod (Drama von Georg Büchner, umgearbeitet von Tolstoi – Stadttheater Kgl. Weinberge). 21. Juni 1921, S. 4. Gastspiel Alexander Moissi (Neues Deutsches Theater – »Hamlet«) [auch in: Sternenhimmel 1923]. 28. Juni 1921, S. 5–6. Wie sie den Krieg gewinnen wollten. 2. Juli 1921, S. 5. Lucerna (Die Laterne) (Spiel von Alois Jirásek – Čechisches Nationaltheater, 3. Juli) [auch in: Sternenhimmel 1923]. 5. Juli 1921, S. 5. Cosi fan tutte (So machen’s alle) (Komische Oper von Mozart – Neues Deutsches Theater). 9. Juli 1921, S. 5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Konzert der Wiener Philharmonie (Dirigent Weingartner – Lucernasaal 11. Juli). 13. Juli 1921, S. 7. Musik im Kino. 16. Juli 1921, S. 5. Regen in der Sommerfrische. 3. August 1921, S. 4–5. Hinter den Kulissen des Films. 10. August 1921, S. 5–6. Besuch in der Filmstadt. 13. August 1921, S. 4–5. Berliner Hundtagstheater. 17. August 1921, S. 5–6. Hautgoût der Erotik. »Die Geliebte in Moll«, Schwank von Engel und Horst – Gastspiel Gisela Werbezirk. Neues Deutsches Theater. 20. August 1921, S. 5. Russisches Ballett (Neues Deutsches Theater). 23. August 1921, S. 4. Berliner Hundtagstheater (II.). 24. August 1921, S. 4. Zar und Zimmermann (Komische Oper von Lortzing – Neues Deutsches Theater). 26. August 1921, S. 4. Ein serbokroatisches Lustspiel (»Liják« [»Der Wolkenbruch«] von Petr Petrovič. Übersetzt von F. Hudec – Stadttheater Königl. Weinberge). 30. August 1921, S. 5. Abschied von Romanovsky. 31. August 1921, S. 5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Die Eröffnung des Zionistenkongresses. Karlsbad, 1. September. 3. September 1921, S. 5. Carmen (Neues Deutsches Theater – Gastspiel Aline Sanden). 12. September 1921, S. 6. »Eugen Oněgin« (Oper von Tschaikovsky – Čechisches Nationaltheater – Gastspiel Smirnov). 15. September 1921, S. 4. Ein deutscher Artikel in einem čechischen Blatt. 16. September 1921, S. 4. Hans Raabe. 16. September 1921, S. 6. »Die Weber« (Schauspiel von Gerhart Hauptmann – Neues Deutsches Theater). 17. September 1921, S. 6. Gastspiel Ida Roland (»Flamme«, Schauspiel von Hans Müller – Deutsches Theater). 19. September 1921, S. 6. Sak-Philharmonie (Dirigent: F. Neumann, Chef der Brünner Oper). 21. September 1921, S. 6.

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Gastspiel Ida Roland (Neues Deutsches Theater – »Die Zarin« von Lengyel und Biro). 23. September 1923, S. 6. Pique-Dame (Gastspiel Smirnov – Čechisches Nationaltheater). 24. September 1921, S. 6. Leoš Janáček über den Präsidenten Masaryk. 26. September 1921, S. 5. Eine Uraufführung im Prager Deutschen Theater (»Die Schauspieler«, Lustspiel von Schmidtbonn). 27. September 1921, S. 5. Neueinstudierungen im Prager Deutschen Theater. Bizet »Djamileh« – Donizetti »Lucia von Lammermoor«). 29. September 1921, S. 5. Ein altes russisches Lustspiel (»Die Hochzeit des Herrn Krečinsky« von SuchovoKobylin – Stadttheater Weinberge). 1. Oktober 1921, S. 6. Der Rezitator Ludwig Hardt (Vortragsabend im Mozarteum). 4. Oktober 1921, S. 5–6. Konzerte. 8. Oktober 1921, S. 6. »Der Teufel« (Schauspiel von F. Molnar – Neues Deutsches Theater). 10. Oktober 1921, S. 5. Das Mädchen aus dem goldenen Westen (Oper von Puccini – Neueinstudierung im Deutschen Theater). 11. Oktober 1921, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Berliner Brief. 18. Oktober 1921, S. 5–6. Eine musikwissenschaftliche Vorlesung von Leoš Janáček. 19. Oktober 1921, S. 6. »Väter und Söhne« (»Generace«; Komödie von Jiři Mahen. – Uraufführung im Čechischen Nationaltheater). 27. Oktober 1921, S. 6. Musik in Prag. 29. Oktober 1921, S. 9. Gastspiel Max Pallenberg (»Der Geizige« von Molière-Sternheim. »Die Sache mit Lola« von… Pallenberg). 31. Oktober 1921, S. 6. Pelleas und Melisande (Oper von Claude Debussy – Čechisches Nationaltheater). 3. November 1921, S. 6. Zwei Prager Volkstypen (Szenen von E. E. Kisch und J. Hašek im »Kleinen Theater Adria«). 7. November 1921, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Vortrag Professor Oskar Bie »Der Tanz«. 9. November 1921, S. 6. Vom Büchertisch. Karl Brand: Das Vermächtnis eines Jünglings. 10. November 1921, S. 6–7. Moral (Komödie von Ludwig Thoma – Gastspiel Willi Thaller. Deutsches Theater). 11. November 1921, S. 6. Sonderaustellung des Kunstvereins für Böhmen (Karl Wagner – Prof. August Brömse). 12. November 1921, S. 6. Die drei Revolver (Nachtvorstellung im Neuen Deutschen Theater – Uraufführung »Der Mann mit der Maske«). 15. November 1921, S. 5. Gerhart Hauptmann in Prag. 18. November 1921, S. 5–6. Der gute Soldat Švejk im Weltkrieg (II. Teil – Theater Adria). 17. November 1921, S. 6. Gerhart Hauptmann liest. 18. November 1921, S. 6. Einakterabend Willi Thaller. 21. November 1921, S. 5. Boris Godunov (Oper von Musorgski – Čechisches Nationaltheater). 22. November 1921, S. 4. Káťa Kabanová (Oper von Leoš Janáček – Uraufführung am čechischen Theater in Brünn). 25. November 1921, S. 4–5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Der zweite Akt einer Operette. 28. November 1921, S. 5. Der Marquis von Keith (Schauspiel von Frank Wedekind – Neues Deutsches Theater). 29. November 1921, S. 5.

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Pierrot lunaire (Liederzyklus von Arnold Schönberg). 30. November 1921, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Karl Schönherr: »Erde« (Neues Deutsches Theater – Gastspiel Willi Thaller). 1. Dezember 1921, S. 5. Der stammende Garten – Gedichte von Hans Watzlik – Verlag Gebrüder Stiepel in Reichenberg. 3. Dezember 1921, S. 6. »Der eingebildete Kranke« (Lustspiel von Molière – Čechisches Nationaltheater). 10. Dezember 1921, S. 5. Eine Gedächtnisfeier. 12. Dezember 1921, S. 5–6. Deutsche Musik in čechischer Beleuchtung. 14. Dezember 1921, S. 5. »Der Kampf« von John Galsworthy (Uraufführung im čechischen Nationaltheater). 15. Dezember 1921, S. 5. Eros in Potsdam (Gastspiel Leopoldine Konstantin – »Die Ballerina des Königs« von Rudolf Presber und Leo Walther Stein«). 19. Dezember 1921, S. 5. Pfitzners »Christelklein« (Erstaufführung im Neuen deutschen Theater). 20. Dezember 1921, S. 6. Klaviermusiken für Kinder. 22. Dezember 1921, S. 5–6. Das Raubtier (»Dravec«, Spiel in 3 Akten von Fr. Žavrel – Čechische Uraufführung). 27. Dezember 1921, S. 5. Das Drama der Bühnensterne. Ein Resumee – Anläßlich des Gastspiels Gutheil – Schoder in d’Alberts »Tiefland«. 30. Dezember 1921, S. 5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Eröffnung des kleinen Theaters (Dreireitersaal – »Die javanische Puppe« von Rudolf Lothar und Bachwitz). 2. Januar 1922, S. 6. »Troilus und Cressida« (Im Stadttheater Kgl. Weinberge neu inszeniert von Jaroslav Kvapil). 3. Januar 1922, S. 5–6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Siegfried« (Wagner-Zyklus im Neuen deutschen Theater). 4. Januar 1922, S. 6. Neue Musik-Bücher. 7. Januar 1922, S. 5–6. »Eva« (Oper von J. B. Foerster – Čechisches Nationaltheater). 9. Januar 1922, S. 6. Der Weltlauf mit dem Schatten (Schauspiel von Wilhelm von Scholz – Kleine Bühne). 10. Januar 1922, S. 6. »Rienzi« (Oper von R. Wagner – Gastspiel Georg Schmieter). 11. Januar 1922, S. 6. Zemlinsky dirigiert (Drei Einakter von G. Puccini). 12. Januar 1922, S. 5. Die Poesie der Anständigkeit (»Rosmersholm« von H. Ibsen – Čechisches Nationaltheater). 13. Januar 1922, S. 5–6. Gastspiel Michael Bohnen (Gounods »Margarethe« – Neues Deutsches Theater). 16. Januar 1922, S. 4–5. Vier Possen (»Menagerie« von Curt Götz – Kleine Bühne). 17. Januar 1922, S. 4–5. Der Auftakt – Musikblätter für die čechoslowakische Republik. 19. Januar 1922, S. 6. »Der Gardeoffizier« (Komödie von Molnar – Neues Deutsches Theater). 20. Januar 1922, S. 6. La Travatia (Gastspiel Selma Kurz – Deutsches Theater). 21. Januar 1922, S. 6. Vorlesung Georg Kaiser (Kleine Bühne). 23. Januar 1922, S. 5. »Der Brand im Opernhause« (Nachtstück in drei Akten von Georg Kaiser – Kleine Bühne). 24. Januar 1922, S. 5. Gespräch mit Georg Kaiser. 25. Januar 1922, S. 5. Christopher Marlowe: Eduard II (Übersetzt von Ot. Fischer – Čechisches Nationaltheater). 27. Januar 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Der schwergeprüfte Goethe (»Goethe« von E. Friedell und A. Polgar – Kleines Theater). 28. Januar 1922, S. 11.

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Madame Sans-Gêne (Lustspiel von V. Sardou – Pressevorstellung im Deutschen Theater). 1. Februar 1922, S. 5. Leute, die mir unheimlich sind. 3. Februar 1922, S. 5. Der Mond über dem Fluß (Lustspiel von Fráňá Šrámek – Uraufführung im Stadttheater Kgl. Weinberge). 4. Februar 1922, S. 5–6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Die tote Stadt (Oper von Erich Wolfgang Korngold – Erstaufführung im Neuen Deutschen Theater). 7. Februar 1922, S. 6. Gastspiel Valerie Martens (»Scampolo« – Lustspiel von Dario Niccodemi – Deutsches Theater). 9. Februar 1922, S. 6. Die Mary (Kleine Bühne – Gastspiel von Valerie Martens). 13. Februar 1922, S. 5. Morphium (Notturno von Ludwig Herzer – Kleine Bühne). 14. Februar 1922, S. 6. Georg Kaisers »Kanzlist Krehler«. (Generalprobe in den Berliner Kammerspielen). 16. Februar 1922, S. 5–6. Die Braut des Lucullus (Operette von Jean Gilbert – Neues Deutsches Theater). 20. Februar 1922, S. 5. Börsenfieber (Schwank in 3 Akten von Max Reimann und Otto Schwarz). 21. Februar 1922, S. 5. Opern-Einakter (Ostrčil: »Knospe« – Zamrzla: »Die Brautnacht«). 22. Februar 1922, S. 6. Konzert Max von Schillings (Čechische Philharmonie). 24. Februar 1922, S. 6. Gastspiel Paul Wegener (Strindberg: Der Vater – Kleine Bühne). 25. Februar 1922, S. 6. Regie Gastspiel Leopold Jeßner (»König Richard III« von Shakespeare – Neues Deutscher Theater). 3. März 1922, S. 5. Gemäldeausstellung. 5. März 1922, S. 6. Abschiedabend Karl Fischer (Neues Deutsches Theater – Nachtvorstellung). 7. März 1922, S. 6. Das Ende der Přemysliden (Tragödie von F. B. Mikovec – Festvorstellung im čechischen Nationaltheater, anlässlich des Geburtstages des Präsidenten). 9. März 1922, S. 5. Ein Jeßner-Film. 11. März 1922, S. 6. Mona Lisa (Oper von Max v. Schillings – Neueinstudierung im Neuen Deutschen Theater). 13. März 1922, S. 5. Madame Butterfly (Neueinstudierung – Deutsches Theater). 14. März 1922, S. 6. Die Schuld (»Vina«. Oper von O. Zich. Čechisches Nationaltheater). 16. März 1922, S. 5–6. Schluck und Jan (Scherzspiel von G. Hautpmann. Gastspiel des Wiener Raimundtheaters). 20. März 1922, S. 5–6. »Doktor Mareks Herbst« (Ein Scherz in drei Akten – Von Jaroslav Hilbert – Premiere im čechischen Nationaltheater). 24. März 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Michael Bohnen als »Kaspar« (»Der Freischütz« – Neues Deutsches Theater). 25. März 1922, S. 5. Goethe-Feier im Neuen Deutschen Theater. 28. März 1922, S. 5. »Candida« (von Bernhard Shaw – Kleine Bühne). 29. März 1922, S. 6. Gastspiel Massary (»Die Csardasfürstin« – Neues Deutsches Theater). 30. März 1922, S. 5. »Prinzessin Olala« (Gastspiel Fritzi Massary – Neues Deutsches Theater). 5. April 1922, S. 5. Die Reise in die Mädchenzeit (Lustspiel von Engel und Satzmann – Kleine Bühne). 7. April 1922, S. 5.

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Ausstellung »Die Pilger« (Rudolfinum, eröffnet am 8. April). 8. April 1922, S. 6. »Aus dem Leben der Insekten« (Phantastische Komödie von Karl und Josef Čapek – Premiere im Čechischen Nationaltheater). 11. April 1922, S. 5. Naturfilm. 12. April 1922, S. 6. Kirchenmusik. 18. April 1922, S. 4. Goethes »Faust« (I. Teil) (Neuinszenierung am Neuen Deutschen Theater) [auch in: Sternenhimmel 1923]. 21. April 1922, S. 4. Die Naive mit Ekrasit (Münchener Kammerspiele). 25. April 1922, S. 6. Gastspiel Wera Schwarz – Leo Slezak (»Die Jüdin« von Halevy – Neues Deutsches Theater). 6. Mai 1922, S. 6. Deutsche Kammermusik. 9. Mai 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Gastspiel Hans Marr (»Der Weibsteufel« – Kleine Bühne). 10. Mai 1922, S. 6. Gastspiel Leo Slezak (»Bajazzo« und Liederabend). 12. Mai 1922, S. 5. »Kleider machen Leute« (Musikalische Komödie von Alexander Zemlinsky – Text nach Gottfried Kellers Novelle von Leo Feld). 13. Mai 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Liebelei« (Zu Arthur Schnitzlers 60. Geburtstag). 15. Mai 1922, S. 9 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Gastspiel Eisenbach (»Doktor Stieglitz« – Neues Deutsches Theater). 17. Mai 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Der Ruf des Lebens (Schauspiel von Arthur Schnitzler – Neues Deutsches Theater). 18. Mai 1922, S. 5. Lohengrin (Neues Deutsches Theater – Neueinstudierung). 20. Mai 1922, S. 6. Vorlesung Eva Vischer. 22. Mai 1922, S. 5. Die Wölfe – Die heilige Kutsche (Premieren-Abend, Kleine Bühne). 23. Mai 1922, S. 5. Iphigenie auf Tauris (Gastspiel Erika Wagner – Raoul Aslan). 26. Mai 1922, S. 5–6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Aida (Gastdirigent: Bernardo Molinari – Čechisches Nationaltheater). 27. Mai 1922, S. 6. Eisenbach vor Gericht (Kabarett Rokoko). 29. Mai 1922, S. 5. »Die Auferstandene« (Schauspiel von Luigi Chiarelli – Premiere im Neuen Deutschen Theater). 31. Mai 1922, S. 6. Arne Novák: das Barocke Prag. 1. Juni 1922, S. 5. Don Carlos (Schillers Drama im Čechischen Nationaltheater). 2. Juni 1922, S. 4–5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Der ferne Klang« (Neueinstudierung – Deutsches Theater). 3. Juni 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Büchertisch Auguste Hauschner: Die Heilung. Roman. 8. Juni 1922, S. 6. Das Programm der Berliner Staatsoper für die nächste Saison (Eine Unterredung mit Max von Schillings). 10. Juni 1922, S. 6. »Napoleon«-Stenogramm (Die neue Regietat Jeßners). 12. Juni 1922, S. 5–6. »Die Königskinder« (Humperdincks Märchenoper – neu einstudiert im Deutschen Theater). 13. Juni 1922, S. 6. »Der Revisor« (Gastspiel des ruthenischen Theaters aus Užhorod). 14. Juni 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Richard Strauß-Woche (I. Salome II. Josefslegende, Erstaufführung). 16. Juni 1922, S. 7–8 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Don Gil (Lustspiel von Friedrich Adler – Čechische Uraufführung im Weinberger Stadttheater). 19. Juni 1922, S. 6.

Literaturverzeichnis

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Richard Strauß-Woche (Elektra – Symphoniekonzert). 20. Juni 1922, S. 5. Smetana »Das Geheimnis« (Neueinstudierung im čechischen Nationaltheater). 23. Juni 1922, S. 5. Philosophie des Grüßens. 26. Juni 1922, S. 5–6. Die böse Frau (Strindbergs »Königin Christine« im čechischen Nationaltheater). 27. Juni 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Pottasch und Perlmutter« (Neues Deutsches Theater). 28. Juni 1922, S. 7. Richard Wagner-Zyklus (»Der fliegende Holländer« – Neues Deutschen Theater). 30. Juni 1922, S. 5. Tristan und Isolde (Wagner-Zyklus im Neuen Deutschen Theater). 4. Juli 1922, S. 5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Smichower Arena. 6. Juli 1922, S. 3. Kunstwerk und Historie (»Hus« von Alois Jirásek – Čechisches Nationaltheater). 7. Juli 1922, S. 4. Smetanas »Verkaufte Braut« (Gastspiel der Olmützer Oper in Prag). 8. Juli 1922, S. 6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Der Schwanensee« (Ballett von Tschaikowskij – Čechisches Nationaltheater). 11. Juli 1922, S. 6. Alte Operette. 13. Juli 1922, S. 4–5. »Reigen« (Ein Literatur-Prozeß). 15. Juli 1922, S. 5–6. Abschiedsvorstellung Siegfried Hofer (»Rastelbinder« – Neues Deutsches Theater). 18. Juli 1922, S. 5. Abschiedsvorstellung Maria Gerhart (La Traviata). 19. Juli 1922, S. 6. Meditation über Eifersucht (Anläßlich einer Othello-Aufführung im Stadttheater Kgl. Weinberge). 22. Juli 1922, S. 4–5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Unsere Erzieher. 25. Juli 1922, S. 4. Gerhart Hauptmanns Frauentypus (Bemerkungen zu seinem neuen Werke »Anna«). 27. Juli 1922, S. 4 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Reklame. 29. Juli 1922, S. 5. Montmartre. 1. August 1922, S. 4. Der weiße Bär und die schwarze Pantherkatze. 29. August 1922, S. 6. Berliner Theater. 31. August 1922, S. 5. Das verkannte Genie. 4. September 1922, S. 5–6 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Und Pippa tanzt (Neueinstudierung im Neuen Deutschen Theater). 5. September 1922, S. 6. »Wie ein Traum« (»Faisons un rêve« von S. Guitry – Ständetheater). 7. September 1922, S. 6. Der Minnehof (»Soudlásky« von Jar. Vrchlický) – Čechisches Nationaltheater). 11. September 1922, S. 5. Großer Publikumserfolg (»Die Bajadere« – Operette von Kalman – Deutsches Theater). 12. September 1922, S. 5. »Der Werwolf« (Neues Deutsches Theater). 14. September 1922, S. 6. Erstaufführung »Jugunde« (Oper von Robert Konta – Neues Deutsches Theater). 15. September 1922, S. 5. Ehescheidung (»A bill of divorcement« von Clemence Dane – Čechische Uraufführung im Stadttheater Kgl. Weinberge). 16. September 1922, S. 4–5. Das sinkende Niveau. 20. September 1922, S. 5. »O du himmelblauer See!« (»Das verwunschene Schloß« von Millöcker – Neues Deutsches Theater). 21. September 1922, S. 4.

282

Literaturverzeichnis

Vatermord (Schauspiel von Arnolt Bronnen – Kleine Bühne). 22. September 1922, S. 4–5. Gastspiel Tino Pattiera (»Bajazzo« – Čechisches Nationaltheater). 26. September 1922, S. 5. Schöne Stellen (Zur Uraufführung der »Boheme« mit Tino Pattiera a. G.). 27. September 1922, S. 6. Gabriel Schillings Flucht (Neues Deutsches Theater – Neueinstudierung). 29. September 1922, S. 4–5. Gastspiel Käthe Dorsch (»Flamme« von Hans Müller). 30. September 1922, S. 5–6. Englischlehrer Emil Weiß. 4. Oktober 1922, S. 5. Gastspiel Baklanoff (Gounods »Margarete« – Neues Deutsches Theater). 6. Oktober 1922, S. 5. Die zweite Frau Tanqueray (Gastspiel Anna Sedlácková – Ständetheater). 7. Oktober 1922, S. 6. Gastspiel Moissi (Tolstoi: »Der lebende Leichnam« – Neues Deutsches Theater). 10. Oktober 1922, S. 6. »Die Cenci« (Tragödie von S. B. Shelley – Stadttheater Weinberge). 12. Oktober 1922, S. 4–5. Das Kriegstagebuch Egon Erwin Kischs. 14. Oktober 1922, S. 4–5. Vortrag Anton Kuh. 14. Oktober 1922, S. 6. »Das eigensinnige Weib« (Märchenspiel von Josef Kajetan Tyl – Čechisches Nationaltheater). 16. Oktober 1922, S. 5. Boris Godunov (Drama von Puschkin – Stadttheater Weinberge). 18. Oktober 1922, S. 4 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Offenbach« (Operette von Farago-Nador – Deutsches Theater). 20. Oktober 1922, S. 4. »Der Wauwau« (Komödie von Hodges und Perzyval. Neues Deutsches Theater). 23. Oktober 1922, S. 5. Der Biograph (Zugleich Programm einer kritischen Tätigkeit). 25. Oktober 1922, S. 4– 5 [auch in: Sternenhimmel 1923]. »Die Teufelswand« (»Čertova stěna« von Smetana – Nationaltheater). 27. Oktober 1922, S. 5. Gastspiel Barbara Kemp (Aida – Neues Deutsches Theater). 30. Oktober 1922, S. 5–6. Barbara Kemp als Salome. 31. Oktober 1922, S. 6. Russisches aus Berlin. 4. November 1922, S. 4. Einakter-Abend (Kleine Bühne). 7. November 1922, S. 4. Bohnen als Wotan (»Die Walküre« – Neues Deutsches Theater). 9. November 1922, S. 5. Die Hugenotten (Neues Deutsches Theater). 10. November 1922, S. 4. Zu Olga Vojans Tod. 14. November 1922, S. 5. Die Liebe geht um (Operette von R. Stolz. Neues Deutsches Theater). 16. November 1922, S. 4. Die Dämonie der Häßlichkeit (Hauptmanns »Michael Kramer« – Neues Deutsches Theater). 18. November 1922, S. 6. Umsturz (Drama von Stanislav Lom – Čechisches Nationaltheater). 20. November 1922, S. 5. Das Rezept Makropulos (»Věc Makropulos« von Karl Čapek. Uraufführung im Stadttheater Weinberge). 23. November 1922, S. 5–6. Mein erstes Lustspiel. 27. November 1922, S. 6. Episodenrollen. 29. November 1922, S. 5.

Literaturverzeichnis

283

Das Plakat. 1. Dezember 1922, S. 5. Katja Kabanowa (Oper von Leoš Janáček – Erstaufführung im čechischen Nationaltheater). 2. Dezember 1922, S. 5. Gastspiel Bassermann (»Stein unter Steinen« von Sudermann). 9. Dezember 1922, S. 5. Bassermann als »Othello«. 11. Dezember 1922, S. 5. Die Garderobiere der Massary. 16. Dezember 1922, S. 4. »Man kann nie wissen« (Shaw-Premiere im Deutschen Theater). 18. Dezember 1922, S. 5. Ohne Kompromiß! (Zum philharmonischen Konzert im Deutschen Theater). 19. Dezember 1922, S. 4. Kortner als Othello. 21. Dezember 1922, S. 4. Boheme (Gastspiel Piccaver – Tilly de Garmo – Reinmar). 22. Dezember 1922, S. 4–5. »Keine Zeit haben«. 23. Dezember 1922, S. 4. Eine Jugenderinnerung. 28. Dezember 1922, S. 4–5. Karussell (Lustspiel von Verneuil – Kleine Bühne). 2. Januar 1923, S. 5. Operetten-Misère (»Frasquita« von Lehar – Neues Deutsches Theater). 4. Januar 1923, S. 5. In memoriam Hašek. 8. Januar 1923, S. 6. »Schweiger« (Trauerspiel von Franz Werfel – Uraufführung). 9. Januar 1923, S. 5–6. »Der Clown Gottes« (Erstaufführung in der Kleinen Bühne – Regie Hans Demetz). 12. Januar 1923, S. 4. Komödie der Irrungen (Neueinstudierung im čechischen Nationaltheater).13. Januar 1923, S. 4. Komische Oper (Bemerkungen anlässlich der Neueinstudierung des »Barbier von Bagdad«). 15. Januar 1923, S. 4. Die Kette (Drei Einakter von Heinrich Teweles. Uraufführung). 16. Januar 1923, S. 5. Gebet um Wahrheit und Vertrauen (Gustav Mahlers IX. Symphonie. Philharmonisches Konzert im Deutschen Theater). 17. Januar 1923, S. 4–5 [auch in: Zionismus als Weltanschauung 1925]. »Ruhigen Sinnes«. 18. Januar 1923, S. 5. Salome (Erstaufführung im čechischen Nationaltheater). 20. Januar 1923, S. 5. Wissenschaftliche Zusammenarbeit. 22. Januar 1923, S. 5. Casanovas Sohn (Lustspiel von Rudolf Lothar – Kleine Bühne). 23. Januar 1923, S. 4. »Klipp und klar«. 25. Januar 1923, S. 3. »Der blaue Vogel« (Gastspiel im Neuen Deutschen Theater). 26. Januar 1923, S. 3. Kunstausstellung Willy Nowak. 29. Januar 1923, S. 5. »Der blaue Vogel« (Zweites Programm). 31. Januar 1923, S. 3. Die Klippe (anlässlich der Aufführung von »Papa«, Lustspiel von Fiers und Caillavet). 1. Februar 1923, S. 4. Hausmusik. 2. Februar 1923, S. 3. Europa und Asien. 6. Februar 1923, S. 5. Das Leben ein Traum (Drama von Calderon. Čechisches Nationaltheater). 9. Februar 1923, S. 4. Atelierbesuch. 10. Februar 1923, S. 3. Erlebnis und Dichtung (Zur Uraufführung von Georg Kaisers Schauspiel »Die Flucht nach Venedig« – Kleine Bühne). 13. Februar 1923, S. 3–4. Poritzky: »Dämonische Dichter« und andere Porträts. 14. Februar 1923, S. 3. Čechische Philharmonie: Konzerte zu Gunsten der Musiker Russlands, Österreichs und Deutschlands. 15. Februar 1923, S. 4. Karl May und Jules Verne. Eine Jugenderinnerung. 17. Februar 1923, S. 4.

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Literaturverzeichnis

Das große Lied von der Verlassenheit (Zur Aufführung von »Rose Bernd« – Neues Deutsches Theater). 20. Februar 1923, S. 5. Die Legende vom guten Zeitungsleser. 24. Februar 1923, S. 3–4. Ingeborg (Komödie von Kurt Goetz – Kleine Bühne). 27. Februar 1923, S. 4. Konzert des Deutschen Männervereines. 28. Februar 1923, S. 5. Der Widerspenstigen Zähmung (Neueinstudiert. Neues Deutsches Theater). 1. März 1923, S. 5. Zu den Einaktern von Hindemith (Opernpremiere am Samstag – Neues Deutsches Theater). 2. März 1923, S. 4–5. Einheit im Mannigfaltigen (Bemerkungen zu den Zeichnungen August Brömses – Ausstellung »Die Pilger). 3. März 1923, S. 3. Hindemiths Opern-Einakter. 8. März 1923, S. 4. »Es« (Schauspiel von Karl Schönherr – Kleine Bühne). 10. März 1923, S. 4. Bocksgesang (Drama von Franz Werfel – Čechische Erstaufführung am ŠvandaTheater). 13. März 1923, S. 5. Irische Legende (»Legenda z Erinu«, Oper von Ostrčil – Premiere im čechischen Nationaltheater). 16. März 1923, S. 5. Laienansicht über König Tutankhamen. 20. März 1923, S. 4. »Die Erwachsenen« (Lustspiel von Sling – Neues Deutsches Theater). 24. März 1923, S. 5–6. Eine neue Chiffriermethode (Aus Jaroslav Hašek: Die Schicksale des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg – Deutsch von Max Brod). 24. März 1923, S. 8–9. Alte Oper (»Ernani« von Verdi« – Neues Deutsches Theater). 26. März 1923, S. 5. Heilige Musik. 27. März 1923, S. 5. Lilly, die Kokotte. 4. April 1923, S. 3. Zwei Stars (»Gardeoffizier« mit Kramer und Käthe Dorsch). 5. April 1923, S. 3. F. X. Šalda: »Das Kind« (Satirische Komödie – Čechisches Nationaltheater). 6. April 1923, S. 3. Käthe Dorsch als »Madame-Sans-Gene«. 7. April 1923, S. 5. Ein Negerroman. 10. April 1923, S. 4. Konzert Konrad Ansorge. 13. April 1923, S. 4. Retrospektive Gemäldeausstellung. 14. April 1923, S. 3. Eine neue Orestie (Tragödie von Arnošt Dvořák – Theater im Industriepalais, Ausstellungshalle). 16. April 1923, S. 3–4. »Das Land der vielen Namen« (Drama von Josef Čapek – Stadttheater Kgl. Weinberge). 17. April 1923, S. 3. Katja, die Tänzerin (Operette von Gilbert – Deutsches Theater). 19. April 1923, S. 3. Pallenberg Homunculus. 20. April 1923, S. 3. Der betrogene Ehemann (»Dardamelle« von Mazaud – Gastspiel Pallenberg). 23. April 1923, S. 3. Das blaue Wunder (Lustspiel von Paul Wertheimer – Kleine Bühne). 24. April 1923, S. 5. Gustav Mahlers VI. Symphonie (Čechische Philharmonie – Dirigent: A. Zemlinsky). 25. April 1923, S. 4–5. Der Teufelsschüler (Komödie von Shaw – Čechisches Nationaltheater). 26. April 1923, S. 4. Graphische Ausstellung (»Hollár« bei Topič). 27. April 1923, S. 4. Konzert John Mc.Cormack. 28. April 1923, S. 3. Othello-Rekord (»Der große Hahnrei« – Satirische Komödie von Fernand Crommelynck). 4. Mai 1923, S. 5.

Literaturverzeichnis

285

Soltau als Oswald (»Gespenster« von Ibsen – Kleine Bühne). 5. Mai 1923, S. 3. Die große Operette (»Madame Pompadour« – Gastspiel Massary). 7. Mai 1923, S. 3. Blutauffrischung (Eine Komödie von Frant. Langer im Švandatheater). 8. Mai 1923, S. 4. Anfrage an ein unbekanntes Amt. 8. Mai 1923, S. 6. »Der Mann ohne Namen«. 12. Mai 1923, S. 3. Zwei Vokalkonzerte. 15. Mai 1923, S. 9. Eisenbahnlektüre. 18. Mai 1923, S. 8. Dr. Nicola d’Alfonso: La Cecoslovaccia (Hrsg. von Circolo Italiano, Praga). 19. Mai 1923, S. 3. Das Lied vom Himmel (Gustav Mahlers achte Symphonie – Neues Deutsches Theater). 22. Mai 1923, S. 4–5. Fernkonzert. 23. Mai 1923, S. 6. Rheingold-Neuinszenierung. 24. Mai 1923, S. 5–6. Prinz Methusalem. 25. Mai 1923, S. 4–5. Leonce und Lena (Lustspiel von Büchner – Kleine Bühne). 26. Mai 1923, S. 5. Der Heimkehrer (»Trommeln in der Nacht« von Bert Brecht – Deutsches Theater). 29. Mai 1923, S. 4. Mittelschule. 2. Juni 1923, S. 3–4. Faust, romantisch (Neuinszenierung im Čechischen Nationaltheater). 5. Juni 1923, S. 3. Physiologie der Ehe (Bemerkungen zu Hermann Bahrs »Konzert«). 9. Juni 1923, S. 4. Fridericus Rex (Uraufführung Egon Erwin Kisch’s »Die gestohlene Stadt« – Deutsches Theater). 11. Juni 1923, S. 4. Neuinszenierung der »Verkauften Braut« (Čechisches Nationaltheater – Bühnenbilder von Prof. Kysela – Regie: Pujman). 15. Juni 1923, S. 3–4. »Wie es euch gefällt« (Gastspiel der Berliner Lessingtheaters). 16. Juni 1923, S. 3. Gastspiel des Lessingtheaters (»Bürger Schippel« von Sternheim). 19. Juni 1923, S. 3. Gustav Mahlers Lieder (Zum VI. philharmonischen Konzert – Neues Deutsches Theater). 20. Juni 1923, S. 3. Hans Heiling (Neueinstudierung im Deutschen Theater). 21. Juni 1923, S. 3. Besuch bei Schopenhauer. 5. Juli 1923, S. 5. Roulette. Vier Stadien eines Spielers. 10. Juli 1923, S. 3–4. Die Walküre – Neuinszenierung (Neues Deutsches Theater). 12. Juli 1923, S. 5. Chinesische Lyrik. 13. Juli 1923, S. 3–4. Hörbigers Aristie (Zur Aufführung von Molnars »Liliom«). 16. Juli 1923, S. 3. Zoppoter Tagebuch. 17. Juli 1923, S. 3–4. Orpheus in der Unterwelt (Neuinszeniert – Deutsches Theater). 19. Juli 1923, S. 4. Abschiedsabend Maria Müller (Drei Opern-Einakter von Puccini). 21. Juli 1923, S. 4. Die Bewundernswerten. 10. August 1923, S. 4. Seebad. 11. August 1923, S. 3. Seebad. 14. August 1923, S. 4. Etwas von der Roulette und von der persönlichen Schreibweise. 17. August 1923, S. 3– 4. Neue Musik. 19. August 1923, S. 4. Neue Musik II. 21. August 1923, S. 5. »Das Flötenkonzert der Vernunft«. 24. August 1923, S. 4. Es ist nicht leicht… 25. August 1923, S. 4. Erlebnis-Dichtung. Bemerkungen zu Rudolf Borchardts »Poetischen Erzählungen«. 28. August 1923, S. 5. Verhandlungen. 30. August 1923, S. 4.

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Literaturverzeichnis

Verhandlungen II. 3. September 1923, S. 5–6. Tragödie der Arglosigkeit (Zur »Egmont«-Aufführung im Neuen deutschen Theater). 6. September 1923, S. 5–6. Neue Bücher Prager Autoren I. 12. September 1923, S. 4. Neue Bücher Prager Autoren II. 13. September 1923, S. 4. Neubesetzungen (»Tannhäuser« – Neues Deutsches Theater). 15. September 1923, S. 4. Pappendeckel-Romantik (»Das Nachtlager von Granada« – Deutsches Theater). 18. September 1923, S. 4. Das mißachtete Meisterwerk (»Hoffmanns Erzählungen« – Neues Deutsches Theater). 20. September 1923, S. 5. Drei Komiker (Zum Gastspiel Paul Morgan im Deutschen Theater). 22. September 1923, S. 5. Die guten und die bösen Tage (Ein Kapitel praktischer Astrologie). 24. September 1923, S. 4. Chor den Donkosanken. 29. September 1923, S. 4.

Selbstwehr Liste der Artikel, die Brod in der zionistischen Zeitschrift Selbstwehr veröffentlicht hat3 Tycho Brahes Weg zu Gott. 7. Januar 1916, Nr 1, S. 2–4. Tycho Brahes Weg zu Gott. 28. Januar 1916, Nr 4, S. 3–4. Die Hochmütigen. 31. März 1916, Nr 13, S. 1–2 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. Tschechische Musik. Ein Wort für Meister Josef Suk. Anläßlich seiner Violinphantasie opus 23. 19. Mai 1916, Nr 19, S. 2–3 [auch in: Sternenhimmel 1923]. Heidentum, Christentum, Judentum. Erste Rede eines Zyklus »Die drei Hauptströmungen der zeitgenössischen Literatur. 2. Juni 1916, Nr 21, S. 2–3. Bußtag. 11. Oktober 1916, Nr 38, S. 1–2 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. »Die Freundschaft« von Alfred Wolfenstein. 8. Februar 1918, Nr 6, S. 2. Das Lied der Lieder. 22. März 1918, Nr 12, S. 3–4. Oskar Baum: Zwei Erzählungen. 3. Mai 1918, Nr 17, S. 2–3. Unterrichtsstunde. 16. Mai 1918, Nr 19, S. 6 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. Ein Wort über Anton Kuh. 21. Juni 1918, Nr 23, S. 1–2. Die Tschechen und der jüdische Künstler. 12. Juli 1918, Nr 26, S. 2–4. Die Tschechen und der jüdische Künstler. 19. Juli 1918, Nr 27, S. 1–3. Erinnerungen an das erste Exil. 6. September 1918, Nr 33, S. 3. Der Zionismus. 13. September 1918 Nr 34, S. 2–4 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. Krähwinkelei im Zionismus. 11. Oktober 1918, Nr 38, S. 1–3 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. An die jüdische Öffentlichkeit im tschechoslowakischen Staat. 1. November 1918, Nr 41, S. 1 (unterzeichnet: »Der jüdische Nationalrat im tschechoslowakischen Staat«).

3

Da die Kollektion des Prager jüdischen Museums unvollständig ist, werden hier nur die Artikel angegeben, die Brod 1916, 1918–1929 und 1931–1938 in Selbstwehr veröffentlicht hat.

Literaturverzeichnis

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Communiqué des Jüdischen Nationalrats über die Ausschreitungen in Prag. 6. Dezember 1918, Nr 46, S. 1–2. Das Zirkular des Kultusgemeindepräsidenten Dr. A. Košerák. Eine Unwahrheit. 6. Dezember 1918, Nr 46, S. 3 (Brod und Kohn für den »Jüdischen Nationalrat für den tschechoslowakischen Staat«). Eine Erklärung des Jüdischen Nationalrats. 20. Dezember 1918, Nr 48, S. 3. Der jüdische Nationalrat bei Präsident Masaryk. 3. Januar 1919, Nr 1, S. 1–3. Der erste jüdische Nationalkongreß. 10. Januar 1919, Nr 2, S. 1–3. Bertha Franta. 10. Januar 1919, Nr 2, S. 3–4. Nationaljuden des tschechoslowakischen Staates. 24. Januar 1919, Nr 4, S. 3–4 (unterzeichnet: Singer, Brod, Kohn). Vortrag Max Brod. 7. März 1919, Nr 10, S. 6. Eine Königin Esther. 14. März 1919, Nr 11, S. 2–4. Mitteilungen des Jüdischen Nationalrates in Prag. 28. März 1919, Nr 13, S. 2. Max Brods Thesen über Zionismus und Nationalismus. 18. April 1919, Nr 16, S. 3. Delegiertentag des zionistischen Distriktverbandes für Böhmen (Max Brod: »Nationalismus und Zionismus«). 25. April 1919, Nr 17, S. 1–3. Taktvoll genug oder der jüdische Vertreter. 30. Mai 1919, Nr 22, S. 1. Der Herderverein. 5. Juni 1919, Nr 23, S. 5–6 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. An die tschechischen Juden. 20. Juni 1919, Nr 25, S. 3–4 [auch in: Im Kampf um das Judentum 1920]. Konsolidierung, nicht Absonderung. 18. Juli 1919, Nr 29, S. 4–5. Neue Jugend. 25. Juli 1919, Nr 30, S. 2–3. Das neue Jahr des Zionismus. 24. September 1919, Nr 39, S. 1. Schachpartie. 17. Oktober 1919, Nr 42, S. 2–3. Max Brod in der Slowakei. 28. November 1919, Nr 48, S. 5. Lichtblicke. 12. Dezember 1919, Nr 50, S. 1–2. Sch. Gorelik: Golus, Zion und Romantik. 19. Dezember 1919, Nr 51, S. 5–6 Die jüdische Nationalität durch die Nationalversammlung anerkannt. 27. Februar 1920, Nr 9, S. 1. Warum sind wir nicht Marxisten. 16. April 1920, Nr 16, S. 2–3 [auch in: Sozialismus im Zionismus 1920]. Der Jüdische Nationalrat beim Präsidenten der Republik. 7. Mai 1920, Nr 19, S. 1. Das deutsche Landestheater. 28. Mai 1920, Nr 22, S. 1–2. Das Judentum Rudolf Borchardts. 18. Juni 1920, Nr 25, S. 5. »Zur Judenfrage« – Diskussion Max Brod/Josef Herder. 13. August 1920, Nr 33, S. 3–4. Wege jüdischer Selbsterkenntnisse. 22. Oktober 1920, Nr 42, S. 1–4. Der jüdische Künstler. 5. November 1920, Nr 44, S. 1–3. Ein Dokument der slowakischen Orthodoxie. 12. November 1920, Nr 45, S. 1–3. Zum Zionistentag. 18. März 1921, Nr 11, S. 1. Hilfe, schnelle Hilfe. 25. März 1921, Nr 12, S. 8. Der Nietzsche-Liberale. 1. April 1921, Nr 13, S. 1–2 [auch in: Zionismus als Weltanschauung 1925]. Der Nietzsche-Liberale. 8. April 1921, Nr 14, S. 1–3 [auch in: Zionismus als Weltanschauung 1925]. Moses am Haderwasser. Pflicht und Trieb im Judentum. 22. April 1921, Nr 16, S. 1–2. Ein jüdisches Volksstück. 26. August 1921, Nr 34, S. 2. Wüßtet ihr, was Gefühl ist… 30. September 1921, Nr 37–38, S. 5.

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Literaturverzeichnis

Die Unverträglichen. 6. Januar 1922, Nr 1, S. 3–4 [auch in: Zionismus als Weltanschauung 1925]. Die Unverträglichen. 13. Januar 1922, Nr 2, S. 1–3 [auch in: Zionismus als Weltanschauung 1925]. Gespräch mit Georg Kaiser. 2. Februar 1922, Nr 5, S. 4. Die Aristie des Jesus von Nazareth. Auseinandersetzung mit Blüher. 17. Februar 1922, Nr 7, S. 4–5. Ein jüdischer Volksliederabend. 17. März 1922, Nr 11, S. 1–2. Englischlehrer Emil Weiß gestorben. 6. Oktober 1922, S. 2–3. Politik. 3. August 1923, Nr 31, S. 6. Verse an Weizmann. 24. August 1923, Nr 32–33, S. 1. Der Turmwächter. 31. August 1923, Nr 35–36. Eine Komposition der Menschenliebe. 7. Dezember 1923, Nr 49, S. 2. Zum Problem der jüdischen Musik. 4. Januar 1924, Nr 1, S. 1–2 [auch in: Zionismus als Weltanschauung 1925]. Zum Problem der jüdischen Musik. 11. Januar 1924, Nr 2, S. 1–2 [auch in: Zionismus als Weltanschauung 1925]. Adolf Schreiber. 18. Januar 1924, Nr 3, S. 3. Kunstausstellung Ernst Neuschul. 25. Januar 1924, Nr 4, S. 2. Zum Problem der jüdischen Musik. 15. Februar 1924, Nr 7, S. 1–2 [auch in: Zionismus als Weltanschauung]. Gedenkblatt für Franz Kafka. 6. Juni 1924, S. 5. Die Reitgerte. 18. Juli 1924, S. 2. Rëubeni in Venedig. 19. Dezember 1924, Nr 51–52, S. 5. Verse an Weizmann. 2. Januar 1925, Nr 1, S. 1. Flucht aus Prag. 6. Februar 1925, Nr 6, S. 1–2. Bialiks Essays. 29. März 1926, Nr 13–14, S. 14. Die Reden Dr. Singers und Dr. Brods in Mährisch-Ostrau (Max Brod: »Jüdische Renaissance einst und jetzt«). 28. Mai 1926, Nr 22, S. 4. Notizen über Franz Kafka. 4. Juni 1926, Nr 23, S. 3. Vier Lieder von Max Brod. 15. April 1927, Nr 16, S. 7. Tragödie der Assimilation. Bemerkungen zu Franz Kafkas Schloß. 26. August 1927. Für die Toten des Weltkriegs. 4. April 1928, Nr 13–14, S. 1. 50 Semester Barissia. 18. Mai 1928, Nr 20, S. 5. In der Siedlung Erbsenhügel. 7. Dezember 1928, Nr 49, S. 5–6. Franz Kafkas Grunderlebnis. 15. Mai 1931, Nr 20, S. 3. In memoriam Dr. Ludwig Singer. 24. Juli 1931, Nr 32, S. 1–2. Zur Erkenntnis Rudolf Borchardts. 11. September 1931, Nr 39, S. 8–9. Wort Goethes. 8. Januar 1932, Nr 2, S. 3. Erwiderung auf Otto Hellers Prager Vortrag. 29. Januar 1932, Nr 5, S. 1–2. Max Brod an Jakob Wassermann. 2. Juni 1933, Nr 22, S. 4. Jüdische Kulturkurse. 28. Juli 1933. Blätter für die jüdische Frau, Nr 8, S. 2. Sammlung. Einleitungsworte zu den jüdischen Kulturkursen der WIZO in Prag. 20. Oktober 1933. Blätter für die jüdische Frau, Nr 12, S. 1. Eine Vision Franz Kafkas. 24. November 1933, Nr 48, S. 3. Der Jude als »Menschheitsbegleiter«. 15. Dezember 1933, Nr 51, S. 3–4. Judentum und Rassentheorie. 2. März 1934, Nr 9, S. 3–4 [auch in: Rassentheorie und Judentum 1934]. Rasse und Judentum. 9. März 1934, Nr 10, S. 3–4 [auch in: Rassentheorie und Judentum 1934].

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Rasse und Judentum. 16. März 1934, Nr 11, S. 3–4 [auch in: Rassentheorie und Judentum 1934]. Rasse und Judentum. 30. März 1934, Nr 13, S. 3–4 [auch in: Rassentheorie und Judentum 1934]. Rasse und Judentum. 13. April 1934, Nr 15, S. 4 [auch in: Rassentheorie und Judentum 1934]. Macht der Einung. 20. April 1934, Nr 16, S. 3. Rasse und Judentum. 18. Mai 1934, Nr 20, S. 6 [auch in: Rassentheorie und Judentum 1934]. Heine als Kämpfer für das Judentum. 7. September 1934, Nr 36, S. 5. Zionismus und Sowjetrußland. Ein Gespräch mit Max Brod nach seiner Rückkehr aus Rußland. 8. Februar 1935, Nr 6, S. 1. Zionistische Vorträge Max Brods in Holland. 15. November 1935, Nr 47, S. 5. Der Zionismus und die Sowjet-Union. 7. August 1936, Nr 33, S. 6. Ein Angriff gegen den Zionisten. 15. September 1936, Nr 38–39, S. 5–6. Zwei jüdische Bücher. 25. September 1936, Nr 40, S. 7. Ein junger Dichter (Heinz Politzers Gedichtbuch). 29. Januar 1937, Nr 5, S. 5. Theodor Lessings jüdisches Bekenntnis. 12. März 1937, Nr 11, S. 11. Zwei jüdische Versbücher. 16. April 1937, Nr 17, S. 6. Blick auf die Literatur in der Tschechoslowakei. 2. Juli 1937, Nr 28, S. 6. Oskar Baums Chasarenroman. 30. Juli 1937, Nr 32, S. 8. Jüdische Denkwürdigkeiten. 24. September 1937, Nr 40, S. 7. Franz Kafka. Eine Biographie. 8. Oktober 1937, Nr 42, S. 5–6. Zwei palästinensische Volkslieder von Paul Dessau. 31. Dezember 1937, Nr 54, S. 8. Tagebuch eines Lesers. 11. Februar 1938, Nr 6, S. 3–4. Max und Otto Brod: »Abenteuer in Japan«. 11. März 1938, Nr 10, S. 3–4. Der Awodah-Film (»Segen der Arbeit«). 17. März 1938, Nr 11, S. 7. Grüße aus Palästina ›Musica Hebraica‹–Flaugausnahmen. 26. August 1938, Nr 34, S. 5.

Prager Tagblatt Liste der Artikel, der Brod als Mitglied der Redaktion Prager Tagblatt und Prager Abendzeitung (Abendausgabe des Prager Tagblatts) zwischen März 1929 und März 1939 veröffentlicht hat. 1924 Alte Operette (»Tausend und eine Nacht« von Johannes Strauß). 4. März 1924, S. 3–4. Reprise. »Don Pasquale«–Gastspiel Richard Mayr. 6. März 1924, S. 6. Dichterschicksal. Zum Hartleben–Abend. Kleine Bühne. 7. März 1924, S. 4. Gastspiel Jicha-Götzl–Richard Mayr. (»Figaros Hochzeit«). 9. März 1924, S. 9. Wahlkampagne unter Analphabeten. 13. März 1924, S. 3. Exlbühne (»Die politische Witwe« von Hans Renz). 13. März 1924, S. 7. Janáčeks »Jenufa« an der Berliner Staatsoper. 18. März 1924, S. 3–4. »Der Kuß« von Smetana. Erstaufführung im Neuen deutschen Theater. 21. März 1924, S. 6. Spießbürgers Triumph (Sternheim: »Die Hose« – Kleine Bühne). 23. März 1924, S. 8. Börsenbericht »Dolly«. 25. März 1924, S. 7. »Das Beschwerdebuch«. 27. März 1924, S. 7.

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»Ihr Korporal«. 1. April 1924, S. 6. Spaziergang in Potsdam. 2. April 1924, S. 3–4. Matthäus–Passion. 6. April 1924, S. 9. Morgan–Premiere. 9. April 1924, S. 6. Faust, neueinstudiert. 10. April 1924, S. 7. Jan der Wunderbare. Lustspiel von Friedrich Kaytzler. 12. April 1924, S. 7. Glossen zu einer literarischen Affäre. 18. April 1924 [Prager Abendzeitung], S. 3. Sonderausstellung Adolf Kosárek. 19. April 1924, S. 7. »Ist sie eine gute Partie?«. »Lili Grün« – Kleine Bühne. 20. April 1924, S. 10. Große Operette »Der Hampelmann« von Robert Stolz. 23. April 1924, S. 8. Die Mitarbeiter unserer Osterbeilage. 25. April 1924, S. 6. Panischer Schrecken. 27. April 1924, ohne Seitenangabe. »Der heilige Rat«. (Komödie von Ganghofer – Exl-Gastspiel). 29. April 1924, S. 7. »Peer Gynt«. 30. April 1924, S. 6. Else Lehmann als Frau John (»Die Ratten«. Stadttheater Aussig). 4. Mai 1924, S. 9. Die Kammerspiele des Teplitzer Stadttheaters. 6. Mai 1924, S. 7. Provinz-Kabarett. 8. Mai 1924, S. 6. Maria Stuart. Gastspiel Antonia Dietrich. 10. Mai 1924, S. 6. »Der fidele Bauer«. 11. Mai 1924, S. 9. Aus dem tschechischen Künstlerleben. 14. Mai 1924, S. 6–7. Gastspiel Martens–Götz. (»Tageszeiten der Liebe« von Dorio Nicodemi). 17. Mai 1924, S. 6. Gastspiel Valerie von Martens–Kurt Götz: »Ingeborg«. 20. Mai 1924, S. 7. Drei Einakter von Kurt Götz. 21. Mai 1924, S. 6. Minna von Barnhelm. 22. Mai 1924, S. 7. Die schöne Galathé–Vera Violetta. 25. Mai 1924, S. 9. Franz Kafka gestorben. 4. Juni 1924, S. 3. Es gibt keine Taubstummen. Besuch in der Taubstummenanstalt. 8. Juni 1924, S. 21. Erika Glätzner in Prag. »Gretchen« im Neuen Deutschen Theater. 13. Juni 1924, S. 6. Erika Glätzner als »Mary«. 14. Juni 1924, S. 6. Erika Glätzner als »Mary«. 15. Juni 1924, S. 10. Frühopfer der Kunst. 15. Juni 1924, ohne Seitenangabe. Prager Grausamkeiten. 19. Juni 1924, S. 3. Der ledige Schwiegersohn (Operette von Edmund Eysler. Neues Deutsches Theater). 24. Juni 1924, S. 7. Und auf diese Weise…. 25. Juni 1924, S. 3. Versöhnung mit Frankreich. 29. Juni 1924, S. 6. Leoš Janáček–70 Jahre Alt. 3. Juli 1924, S. 6. Die Wildente. 5. Juli 1924, S. 7. Farben, Luft und Widersprüche. 6. Juli 1924, S. 16. Die galante Nacht (Lustspiel von Bachwitz). 8. Juli 1924, S. 6. Gastspiel des Teplitzer Stadttheaters. 15. Juli 1924, S. 7. Androklus und Saisonschluß (Zur Shaw-Premiere »Androklus und der Löwe«). 16. Juli 1924, S. 3. Franz Kafkas Nachlaß. 17. Juli 1924, S. 3–4. »Über Lärm und Geräusch«. 20. Juli 1924, S. 3–4. Badeuhr und Tanz im Freien. 20. Juli 1924, ohne Seitenangabe. Kriegswitze. 24. Juli 1924, S. 3. § 1312 (Gastspiel des Modernen Theaters in Wien). 25. Juli 1924, S. 5. Maison Grünwald. 26. Juli 1924, S. 6.

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Die ersten Kriegstage. 30. Juli 1924, S. 3. Ensemblegastspiel des Berliner Intimen Theaters. 2. August 1924, S. 6. Kriegsvorahnungen. 10. August 1924, S. 4. Teplitzer Kammerspiele. 10. August 1924, S. 8. Freundschaft, Liebe, Gegnerschaft. 31. August 1924 [Unterhaltungsbeilage], S. 1. Teplitzer Kammerspiele (»Beverley«). 2. September 1924, S. 7. Beginn der Schauspielsaison. 6. September 1924, S. 6. »Kolportage«. 7. September 1924, S. 8. »Iphigenie auf Tauris«. 10. September 1924, S. 7. Operette in Venedig. 25. September 1924, S. 7. Marina piccola. 9. Oktober 1924, S. 4. Max Brods »Prozeß Bunterbart«. 12. Oktober 1924, S. 3. »Der Illusionist« von Sacha Guitry. 16. Oktober 1924, S. 6. Gräfin Marisa. Operette von Em. Kalman (Neues Deutsches Theater). 21. Oktober 1924, S. 3. Gastspiel Ida Roland (»Die Schwester« von Hans Kaltneker). 22. Oktober 1924, S. 6. Lessings »Emilie Galotti«. 24. Oktober 1924, S. 6. Gastspiel Pallenberg (»Liliom«). 30. Oktober 1924, S. 7. Der »Weiße Berg« (Tragödie von Arno Dvořák. Uraufführung am tschechischen Nationaltheater). 30. Oktober 1924 [Prager Abendzeitung], S. 4. Gastspiel Pallenberg (»Die Dampfmaschine« von F. X. Svoboda). 4. November 1924, S. 7–8. »Die beiden Herren der gnädigen Frau« (Premiere–Kleine Bühne). 5. November 1924, S. 7. Egon Erwin Kisch: Die Sensation eines Reporters (Theater Rokoko). 7. November 1924, S. 6. Janáček–Uraufführung in Brünn. 8. November 1924, S. 3. Seltener Fall. Eine Legende zur Husten-Saison. 12. November 1924, S. 3. »Ilses Herz«. Opera von Rudolf Karel (Uraufführung). 14. November 1924. [Prager Abendzeitung], S. 4. Prager Publikum! 16. November 1924, S. 8. »Salomons Schwiegertochter« (Kleine Bühne). 21. November 1921, S. 5. Gastspiel Max Reinhardt (»Ein unmögliches Mensch« von Harwood). 22. November 1924, S. 9. Reinhardt-Gastspiel (Goldoni: Der Diener zweier Herren). 23. November 1924, S. 9. Paul Leppin als Dramatiker. 25. November 1924, S. 3. O’Neill: »Der haarige Affe«. 27. November 1924, S. 6. Das Drama der Eugenik (Zur Neueinstudierung von Wedekinds »Hidalla«). 30. November 1924, S. 9. Gastspiel Tyrolt (Das grobe Hemd). 5. Dezember 1924, S. 7. Gastspiel Tyrolt (Großstadtluft). 7. Dezember 1924, S. 10. Die Kinokönigin (Neu einstudiert). 10. Dezember 1924, S. 8. Gastspiel Tyrolt (»Zirkusleute«). 12. Dezember 1924, S. 6. Festkonzert Leoš Janáček. 12. Dezember 1924 [Prager Abendzeitung], S. 4. Umgang mit Menschen. 16. Dezember 1924, S. 5. Gastspiel Leopoldine Konstantin mit dem Ensemble des Volkstheater, Wien. 16. Dezember 1924, S. 9. Gastspiel Konstantin (»Die Zwillingsschwester« von Fulda). 17. Dezember 1924, S. 6. Edle Vorkriegs-Operette (Zur Neueinstudierung des »Opernball«). 20. Dezember 1924, S. 7.

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Verkehr mit Dichtern. 21. Dezember 1924, S. 17. Kindertheater. 23. Dezember 1924, S. 6. Theater Rokoko (Kisch-Premiere). 24. Dezember 1924, S. 6. Epigramme. 25. Dezember 1924, S. 21. Die heilige Johanna. Zur Premiere im Neuen deutschen Theater. 28. Dezember 1924, S. 3–4. 1925 Klabund: Der Kreidekreis. Erstaufführung; Kleine Bühne. 4. Januar 1925, S. 10. Die dankbarsten Zuhörer. 9. Januar 1925, S. 3. Spielberg. Brünn im Jänner. 15. Januar 1925, S. 3. »Sechs Personen suchen einen Autor« (Zur Aufführung in Prag). 20. Januar 1925, S. 3. Blick auf Preßburg. Preßburg im Jänner. 25. Januar 1925, S. 3. Dein süßer Mund (Operette von Maurice Yvain. Kleine Bühne). 25. Januar 1925, S. 8. Mila Kopp als »heilige Johanna« (Neues deutsches Theater). 27. Januar 1925, S. 6. Der entfesselte Wotan. Komödie von Ernst Toller (Uraufführung. Kleine Bühne). 30. Januar 1925, S. 7. Arnold Schönbergs neue Notenschrift. 31. Januar 1925, S. 8. Gott, Welt, dich neu erfinden. 1. Februar 1925 [Unterhaltungsbeilage], ohne Seitenangabe. Einakterabend. (Neubesetzungen–Kleine Bühne). 3. Februar 1925, S. 6. Ludwig Winder: Doktor Guillotin (Zur Prager Erstaufführung). 8. Februar 1925, S. 9. Gastspiel des Aussiger Stadttheaters (»Aimée« von Paul Geraldy.–Kleine Bühne). 13. Februar 1925, S. 6. Nachtvorstellung »Lumpacivagabundus«. 24. Februar 1925, S. 7. Tut nichts, der Jude wird–26. Februar 1925, S. 5. Strawinskys »Petruschka«. 27. Februar 1925 [Prager Abendzeitung], S. 3. Dux und seine Arbeiterkolonie. 1. März 1925, S. 17. Werttafeln des Kritikers. 7. März 1925, S. 6. Bei Casanova in Dux. 8. März 1925, S. 3–4. Eine Mondscheinangelegenheit: »Die Geliebte Seiner Hoheit«. (Operette von J. Gilbert.–Neues Deutsches Theater). 10. März 1925, S. 7. Mehr Leben, weniger Geographie. 15. März 1925, S. 3. Spartakus auf der Bühne. 15. März 1925, S. 8. Johann Strauß-Feier im Neuen Deutschen Theater. 17. März 1925, S. 6. Anatol-Zyklus (Neueinstudierung.–Kleine Bühne). 20. März 1925, S. 6. Saazer Hopfen. 21. März 1925, S. 3. Gastspiel Mizzi Zwerenz. 21. März 1025, S. 6. Theodor Lessing: Nietzsche. 22. März 1925 [Unterhaltungsbeilage], ohne Seitenangabe. Hans Müller: »Der Tokaier«. (Gastspiel Hilde Wagener–Hans Marx). 25. März 1925, S. 7. Gastspiel Hilde Wagener, Hans Marx (»Scampolo«). 26. März 1925, S. 6. Narrheiten der Woche. 29. März 1925, S. 9. »Einen Jux will er sich machen« von Nestroy (Kleine Bühne). 2. April 1925, S. 7. »Jaakobs Traum« von Richard Beer-Hofmann. 3. April 1925, S. 6. »Rausch« von Strindberg (Neueinstudierung. Kleine Bühne). 9. April 1925, S. 6. Notizbuch. 12. April 1925, S. 4. »Hochzeitstage« von Paul Geraldy. Kleine Bühne. 12. April 1925, S. 8. Die neue Erfolg-Operette (»Die verkaufte Frau« von Walter Kollo). 14. April 1925 [Prager Abendzeitung], S. 4.

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Festvorstellung im Teplitz-Schönauer Stadttheater (Hofmannsthals »Jedermann«). 16. April 1925, S. 6–7. Gastspiel Romanowsky. (»Der Mann ohne Moral« von Flers und Callavet). 18. April 1925, S. 7. Lebendige Geographie. Alle Kultur in Leitmeritz. 21. April 1925, S. 3. »Der Mensch im Käfig« von S. v. Vegesack (Uraufführung. Kleine Bühne). 26. April 1925, S. 7. Gastspiel Emmy Sturm (»Der süße Kavalier« von Leo Fall). 26. April 1925, S. 7. Klassiker Kammerspiele! 6. Mai 1925, S. 3. »Die Wilde« (La fille sauvage) von Curel. 8. Mai 1925 [Prager Abendzeitung], S. 3. Emmy Sturm. 13. Mai 1925, S. 6. Vokalkonzert. 19. Mai 1925, S. 7. Rosette Anday als »Carmen«. 19. Mai 1925, S. 7. Strindbergs unhistorisches Drama. (Zur heutigen Aufführung von »Erich XIV.«). 26. Mai 1925, S. 7. Probennachtvorstellung (Exl-Bühne). 26. Mai 1925, S. 8. Gastspiel Ernst Deutsch (Erich XIV.). 27. Mai 1925, S. 6. Er und seine Schwester. Neueinstudierung. 5. Juni 1925, S. 5. Gerhard Hauptmanns Drama der Desillusion. Gastspiel Moissi. 7. Juni 1925, S. 9–10. Endstation. Lustspiel von Bela Szenes. 14. Juni 1925, S. 9. »Alle Plätze besetzt.« Ein Beitrag zur Charakterkunde. 20. Juni 1925, S. 3. Das Moseleysche Gesetz. 28. Juni 1928, S. 3. Gastspiel des Reinhardt-Ensembles. 1. Juli 1925, S. 7. Der Hofnarr. (Operette von Adolf Müller. Neu einstudiert). 1. Juli 1925, S. 7–8. Shakespeare: »Maß für Maß«. 2. Juli 1925, S. 6. Christian Ehrenfels: »Die Mutter des Legionärs.« (Uraufführung am Stadttheater Weinberge). 4. Juli 1925, S. 3–4. Hörbiger und der Haupttreffer. (Kleine Bühne). 5. Juli 1925, S. 10. »Faust« in der Konfederatka. 12. Juli 1925, S. 9. Das Grabdenkmal. 25. Juli 1925, S. 2. »Der Liebestrank« (Neueinstudierung). 25. Juli 1925, S. 6. »Gräfin Mariza«. 25. Juli 1925, S. 6. Statistik der Theatersaison. 26. Juli 1925, S. 9. Fred Hildenbrand »Tageblätter« (Verlag Landsberg, Berlin). 2. August 1925, S. IV. Rudolf Borchardts Ausgewählte Werke 1900 bis 1918. 2. August 1925, S. IV. Max Brod Renaissanceroman Rëubeni. 15. August 1925, S. VI. Das unentdeckte Seebad (Ostia). 25. August 1925, S. 3. »Die Fösterschriftl« (Neueinstudiert). 6. September 1925, S. 8. Saisonbeginn. 15. September 1925, S. 3. »Der Kreidekreis«, neubesetzt. 19. September 1925, S. 7. »Der Mann, das Tier und die Tugend« von Pirandello (Erstaufführung in der »Kleinen Bühne«). 20. September 1925, S. 9. »Hoffmanns Erzählungen«. 26. September 1925, S. 6. Sari Fedak und die beiden Antonien (»Antonia« von Lengyel. Gastspiel des Wiener Volkstheater). 27. September 1925, S. 8. »Die Steiner-Mädel« (Lustspiel von Heltai. Neueinstudierung in der Kleinen Bühne). 30. September 1925, S. 8. Gastspiel des jüdischen Theaters »Habimah« (Palace Hotel). 30. September 1925, S. 8. Die Operette der Saison (»Der Orlow« von Granichstätten.). 2. Oktober 1925, S. 6.

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Operette ohne Sentimentalitäten (»Die tolle Lola« von Hugo Hirsch.–Kleine Bühne). 15. Oktober 1925, S. 6. Ein Pariser Geschichtchen. 18. Oktober 1925, S. 4. »Charleys Tante« (neu einstudiert). 18. Oktober 1925, S. 7. Ein Kabylenmärchen. (»Aini« von Julius Berstl. – Kleine Bühne). 25. Oktober 1925, S. 8. Ein Erlebnis (Kapellmeister H. W. Steinberg dirigiert »Zigeunerbaron« und »Kaiserwalzer«). 27. Oktober 1925, S. 7. Konzert Lauritz Melchior. Vorzeitiger Abbruch. 30. Oktober 1925, S. 7. Pariser Theater. 1. November 1925, S. 3–4. Konzert Emil Sauer. 1. November 1925, S. 9. Der Rebell. 12. November 1925, S. 3–4. Wallensteins Tod. 13. November 1925, S. 6. Fragebogen. 26. November 1925, S. 2. Mahler–Abend (veranstaltet vom Deutschen Journalistenverband und vom Orchester des Deutschen Landestheater). 26. November 1925, S. 7. Bücher zum Nachdenken. 29. November 1925, S. VI. »Das Recht zu leben und die Pflicht zu sterben«. 3. Dezember 1925, S. 3. Aus der Zeit des Anfangs. 6. Dezember 1925, S. 3 [Dichtung und Erlebnis – Beilage. Jubiläumsausgabe des Prager Tagblatts 1875–1925]. Franz Lehars »Clo-Clo«. 8. Dezember 1925, S. 6. Die historischen Quellen »Rëubenis«. 11. Dezember 1925, S. 3. Sutton Vane: »Überfahrt« (Premiere in der Kleinen Bühne). 13. Dezember 1925, S. 7. »La cavalière Elsa«. 18. Dezember 1925 [Prager Abendzeitung], S. 2–3. Bücher als Geschenke. 20. Dezember 1925, S. VIII. Kritikers Sonntag. 22. Dezember 1925, S. 6. Die Weihnachtspremieren. 29. Dezember 1925, S. 2–3. 1926 Nach Alaska. 2. Januar 1926, S. 3. »Der wahre Jakob«. 2. Januar 1926, S. 4. Abschied von Demetz. 10. Januar 1926, S. 9. Operette. 17. Januar 1926, S. 9–10. »Pygmalion« (Neu einstudiert im Neuen Deutschen Theater). 19. Januar 1926, S. 6. »Der Dybuk« von An-ski (Vereinstheater). 19. Januar 1926, S. 6. Gastspiel Maria Orska (»Meine Cousine aus Warschau« von Verneuil). 21. Januar 1926, S. 6. Pianissimo (Die Orska als »Wera Mirzewa«). 23. Januar 1926, S. 6. Zu Romain Rollands 60. Geburtstag. 27. Januar 1926, S. 7. Ensemblegastspiel des Burgtheaters (Bahrs »Kinder«. Neues Deutsches Theater). 29. Januar 1926, S. 6. Auch Bücher sterben. 31. Januar 1926 [Unterhaltungsbeilage], S. XII. Tragödie der Menschenverachtung. (Shakespeares »Julius Cäsar« im Neuen Deutschen Theater). 4. Februar 1926, S. 3. »Julius Cäsar« (Aufführung im Neuen Deutschen Theater). 4. Februar 1926, S. 6. Else Lasker-Schüler. 6. Februar 1926, S. 7. Michael Hundertpfund. (Tragödie von Eugen Ortner. – Kleine Bühne). 7. Februar 1926, S. 9. Vorträge. Pamela Wedekind und Klaus Mann. 10. Februar 1926, S. 6.

Literaturverzeichnis

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»Prinz Schwindelgräz« (Burian Theater). 14. Februar 1926, S. 8. Zirkus Wedekind (»Der Liebestrank« – Kleine Bühne). 16. Februar 1926, S. 4. »Die Mama vom Ballett« (Operette von Rudolf Stadler und Ernst Nadler. Musik von Bernhard Grün – Uraufführung). 21. Februar 1926, S. 9. Zwei Gedichte. 21. Februar 1926 [Unterhaltungsblatt], S. I. Konzert Eugen d’Albert. 4. März 1926, S. 6. Dietzenschmidt liest. Als Gast in der »Urania«. 5. März 1926, S. 6. Wandschmuck. 7. März 1926, S. 4. Jonnys Busenfreund (Kleine Bühne). 7. März 1926, S. 10. Dietzenschmidts »St. Jakobsfahrt« (Erstaufführung. Kleine Bühne). 10. März 1926, S. 6. Neueinstudierung: »Papa« von Flers und Caillavet. 11. März 1926, S. 7. Die Geisha; neu einstudiert. 13. März 1926, S. 6. »Heimliche Brautfahrt«. 14. März 1926, S. 9. Reichenberger Stadttheater. 14. März 1926, S. 9. Bemerkungen über das Handwerk. 21. März 1926 [Unterhaltungsbeilage], S. VIII. Als »heilige Johanna«… 23. März 1926, S. 7. »Die Frau ohne Kuß« (Ensemblegastspiel des Aussiger Stadttheaters. Kleine Bühne). 28. März 1926, S. 8. Neue Bücher. 3. April 1926 [Das gute Buch. Literarische Wochenbeilage], ohne Seitenangabe. Ein literarischer Bühnenerfolg (Rehfisch »Nickel und die 36 Gerechten« – Kleine Bühne). 4. April 1926, S. 9. Die Anmerkung. 4. April 1926 [Osternbeilage], S. I. Theater am Ostersonntag. 6. April 1926, S. 1. Gastspiel der Internationalen Pantomimen-Gesellschaft (Neues Deutsches Theater). 10. April 1926, S. 7. Der zweite Tanzabend… 13. April 1926, S. 6. »Der keusche Lebemann« (Kleine Bühne). 13. April 1926, S. 6. Bücher von Abenteuern und Reisen. 17. April 1926 [Das gute Buch], S. I. Wiener Mischung. (Drei Einakter im Neuen Deutschen Theater). 20. April 1926, S. 6–7. Schulkinder in Gasmasken. 22. April 1926, S. 4. Vorlesung Oskar Baum. 23. April 1924 [Prager Abendzeitung], S. 4. Theater: »Der Gang zum Weiher«. 24. April 1924 [Das gute Buch], S. I. Die Doppelrhythmen vom Frühling. 25. April 1926 [Unterhaltungsbeilage], S. I. Gastspiel Werbezirk. 28. April 1926, S. 7. Das russische Theater »Arlekin«. 4. Mai 1926 [Prager Abendzeitung], S. 4. Daß die Kanonen von selbst losgehen. 5. Mai 1926, S. 4. Emmy Sturm. 5. Mai 1926, S. 6. Vortrag Anitta Müller. 7. Mai 1926 [Prager Abendzeitung], S. 3. Der Schlüssel zur Kriegsschuldfrage. 8. Mai 1926 [Das gute Buch], S. I. Der brave Soldat Schwejk im Weltkrieg. 8. Mai 1926 [Das gute Buch], S. I. Gastspiel Emmy Sturm. 9. Mai 1926, S. 10. Hamlet im modernen Kostüm. 12. Mai 1926, S. 6. Gastspiel Emmy Sturm. »Uschi«. Operette von Jean Gilbert. 20. Mai 1926, S. 6. Franz Palackýs Lebenswerk. 23. Mai 1926, S. 3–4. Aus der Palacký-Ausstellung. 27. Mai 1926, S. 3. Operettendämmerung. 27. Mai 1926, S. 7. Briefe und Tagebücher: Klaus Mann: »Vor dem Leben«. 29. Mai 1926 [Das gute Buch], S. I.

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Von Gesellschaften und Liebe. 30. Mai 1926, S. 3–4. Gastspiel Elisabeth Bergner. 30. Mai 1926, S. 9. Gastspiel Elisabeth Bergner. 1. Juni 1926, S. 7. Zwei Uraufführungen (Kleine Bühne). 3. Juni 1926, S. 6. »Geist und Gesicht des Bolchevismus«. 6. Juni 1926, S. 3–4. »Das Spiel von Tod und Liebe«. Roman Rollands Drama in der Kleinen Bühne. 6. Juni 1926, S. 7. Bitte, nicht bluffen! Zu Kortners Gastspiel im »Ostpolzug«. 9. Juni 1926, S. 5. Die Glatze und der Bubikopf (Kleine Bühne). 13. Juni 1926, S. 9. Gastspiel Sonik Rainer (Die Wildente). 16. Juni 1926, S. 7. Frisch auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd, ins Feld, in die Freiheit gezogen!... (Zum Gastspiel der Münchener Kammerspiele). 17. Juni 1926, S. 7. Gibt es gute neue Bücher? 19. Juni 1926 [Das gute Buch], S. I. Der Tod ist ein vorübergehender Schwächezustand. 20. Juni 1926 [Unterhaltungsbeilage], S. I–II. Willi Bauers Ehrenabend. »Tannhäuser – Parodie« von Nestroy. 22. Juni 1926, S. 7. Ein Detektivstück. 23. Juni 1926, S. 7. Reinhardt-Gastspiel »Die Gefangene«. 29. Juni 1928, S. 6. Leute, die es nicht so leicht haben. 1. Juli 1926, S. 3. Zum Hus-Gedenktag. 4. Juli 1926, S. 3. »Theodore und Co.« (Kleine Bühne). 4. Juli 1926, S. 10. Hörbigers Abschied. 25. Juli 1926, S. 9. Hugo Salus – zum 60. Geburtstag. 31. Juli 1926 [Das gute Buch], S. I. Nachruf auf eine Badeanstalt. 1. August 1926, S. 3–4. Gastspiel des Berliner Intimen Theaters (Kleine Bühne). 3. August 1926, S. 7. Das Berliner Intime Theater (Kleine Bühne). 7. August 1926, S. 5. Das Tennisturnier. 8. August 1926, S. 3. Russischer Großfilm. 10. August 1926, S. 2. Menschen der Strenge und Menschen der Freiheit. 12. August 1926, S. 2. Gastspiel des Berliner Intimen Theaters. 17. August 1926, S. 7. Die Stecknadel. 27. August 1926, S. 3. »Die Durchgängerin« (Saisoneröffnung im Neuen Deutschen Theater). 4. September 1926, S. 7. »Vierzehn Tage Arrest« (Schwankoperette). 5. September 1926, S. 8. Wiedereinschlafen am Morgen. 5. September 1926 [Unterhaltungsbeilage], S. I. Der »Liliom« von Prag (Langers »Peripherie« in der Kleinen Bühne). 7. September 1926, S. 4–5. Erholungskater. 12. September 1926, S. 3. »Die neuen Herren«. Lustspiel von de Flers und de Croisset (Neues Deutsches Theater). 14. September 1926, S. 6. Thomas Manns deutsch-französische Verständigungsreise. 19. September 1926, S. 3. Strindberg: »Kameraden«. 19. September 1926, S. 9–10. Leierkästen. 26. September 1926, S. 5. Prinzessin Turandot. 28. September 1926, S. 7. Der neue Champion. 29. September 1926, S. 3. »Meine entzückende Frau« (Operette von Leo Ascher. Kleine Bühne). 3. Oktober 1926, S. 8. Das Mädchen aus dem goldenen Westen (Neueinstudierung. Neues deutsches Theater). 5. Oktober 1926, S. 6. Verneuils »Kopf oder Schrift« (Kleine Bühne). 7. Oktober 1926, S. 7.

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»Fidelio« neu einstudiert. 2. Juni 1928, S. 6. Straußens »Ägyptische Helena«. 5. Juni 1928, S. 7–8. »Die ägyptische Helena«. 7. Juni 1928, S. 9. Der Kaufmann von Venedig. 10. Juni 1928, S. 10. »Der fidele Bauer« (Gastspiel Ernst Tautenhahn). 12. Juni 1928, S. 7. »Der schlaue Stavinoha«. 14. Juni 1928, S. 7. Gastspiel Tautenhahn. 15. Juni 1928, S. 8. Eine Hašek – Biographie. 22. Juni 1928, S. 3–4. Gastspiel Konstantin. 22. Juni 1928, S. 8. »Die Hugenotten«. 26. Juni 1928, S. 3. »In der Johannisnacht« (Kleine Bühne). 1. Juli 1928, S. 9. Leonce und Lena. (Kleine Bühne). 8. Juli 1928, S. 8. Die Todesfahrt der »Dorothy Collins«. (Erstaufführung). 10. Juli 1928, S. 7. Die Opernsaison schließt mit einem großen Abend (»Arlecchinos« und »Gianni Schicchi«). 12. Juli 1928, S. 5. Die scheidenden Mitglieder des Theaters. 15. Juli 1928, S. 9. Ein Buch, zu dem man zurückkehrt. 29. Juli 1928, S. 9. Die neue Kunst zu lieben. 3. August 1928, S. 3. Anna Sedláčoká als Kameliendame. 19. August 1928, S. 10. Grammophon – Stars. Nur ein Couplet. 26. August 1928, S. 10. Die neue Theatersaison. 31. August 1928, S. 6. Saisonbeginn. 4. September 1928, S. 7. Shakespeares »Wintermärchen«. (Neues Deutscher Theater). 9. September 1928, S. 9. Broadway. (Kleine Bühne). 11. September 1928, S. 8. »Die Jüdin«. (Neues Deutsches Theater). 15. September 1928, S. 7. Ungar – Uraufführung in Berlin. »Der rote General«. 16. September 1928, S. 9. Berliner Regie. 18. September 1928, S. 8. »Ein idealer Gatte« (Neues Deutsches Theater). 19. September 1928, S. 7. Schöne alte Melodien. (»Die Glocken von Corneville«). 20. September 1928, S. 6. »Frühlingsmädel« (Operette von Franz Lehar). 23. September 1928, S. 9. Burgtheater – Gastspiel. 25. September 1928, S. 8. Cosi fan tutte. 27. September 1928, S. 6. Bürger Schippel (Kleine Bühne). 28. September 1928, S. 6. Dramatische Beichte. Tolstoi – Feier im Deutschen Theater. 4. Oktober 1928, S. 7. Hansi Niese. 6. Oktober 1928, S. 9. Gustav Mahlers II. Symphonie. Zemlinsky dirigiert. 7. Oktober 1928, S. 8. Rheingold. 9. Oktober 1928, S. 7. Die Walküre. 11. Oktober 1928, S. 7. Siegfried. 17. Oktober 1924, S. 7. »Der Mann, der durch den Traum lief«. Komödie von Georg Mannheimer. Uraufführung. 19. Oktober 1924, S. 7. »Ein Glas Wasser« (Neues Deutsches Theater). 20. Oktober 1928, S. 8. »Götterdämmerung«. 21. Oktober 1928, S. 9. Konzert Mary Lewis. 23. Oktober 1928, S. 8. Pipsi. Operette von Ralph Benatzky. 28. Oktober 1928, S. 9. Alt-Prag. 28. Oktober 1928 [Der Sonntag], S. 4. Perlenkomödie. (Kleine Bühne). 6. November 1928, S. 7. Gastspiel Wegener. 7. November 1928, S. 5. Gastspiel Paul Wegener. 8. November 1928, S. 8. »Kabale und Liebe«. 10. November 1928, S. 8.

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Zwei moderne kleine Opern. (Manuel de Falla »Ein kurzes Leben« – Kurt Weill »Der Zar läßt sich photographieren«). 11. November 1928, S. 8. Konzert Steinberg – Tschechische Philharmonie. 11. November 1928, S. 9. Die Opernnovitäten. Aufführung. 13. November 1928, S. 8. Romanfiguren. 14. November 1928, S. 3. Konzert Josef Langer. 15. November 1928, S. 7. Der unsterbliche Bureaukrat. 18. November 1928 [Unterhaltungsbeilage], S. IV. Hubermann Konzert. 20. November 1928, S. 5. Die Revue Operette. (»Die Herzogin von Chicago« von Kalman). 20. November 1928, S. 5. Emmi Leisner. 22. November 1928, S. 7. Rettungsprobe aufs Deck. 23. November 1928, S. 3. Zweites philharmonisches Konzert. 23. November 1928, S. 6. »Fahrt nach Sorrent« von Hans Adler und Paul Frank. 27. November 1928, S. 8. Rachmaninoff spielt. 28. November 1928, S. 6. »Öl in Amerika«. Komödie von Larrie. 2. Dezember 1928, S. 7. Vortrag E. Ludwig. 4. Dezember 1928, S. 7. Konzert Brailowsky. 5. Dezember 1928, S. 7. Die Entführung. 11. Dezember 1928, S. 6. Vorlesung A. Polgar. 11. Dezember 1928, S. 6. Bücher, die ich lese. 13. Dezember 1928 [Unterhaltungsbeilage], S. VI–VII. Schwanda, der Dudelsackpfeifer (Deutsche Uraufführung. Breslau). 16. Dezember 1928, S. 7. Konzert Gieseking. 18. Dezember 1928, S. 8. Edition »Fröhlichkeit«. 23. Dezember 1928, S. 3. Zufällige Konzerte. 25. Dezember 1928, S. 4. Max und Moritz. Weg mit den Kindersoldaten! 25. Dezember 1928, S. 10. Arm wie eine Kirchenmaus (Lustspiel von Fodor. Kleine Bühne). 28. Dezember 1928, S. 6. Die Chorvereinigung mährischer Lehrer. 29. Dezember 1928, S. 7–8. 1929 Die »Drei Groschenoper«. (Silvester-Premiere). 1. Januar 1929, S. 3–4. Silvesterpremieren. Neues Deutsches Theater: »Dreigroschenoper«. 2. Januar 1929, S. 4. Ich gehe freiwillig ins Theater. 5. Januar 1929, S. 7–8. Die Ballade des Krieges. 9. Januar 1929, S. 3–4. »Es liegt in der Luft«. 12. Januar 1929, S. 6. Etwas Unerklärliches. 13. Januar 1929, S. 4. »Monsieur Paul« (Schauspiel von Ossip Schubin. Uraufführung). 13. Januar 1929, S. 8. »Ehen werden im Himmel geschlossen« (Kleine Bühne). 15. Januar 1929, S. 6. »Salome«, neueinstudiert. 20. Januar 1920, S. 9. Minna von Barnhelm. 23. Januar 1929, S. 7. Bruckners Messe F-moll. 24. Januar 1929, S. 6. Die Frau, die jeder sucht. Gastspiel von Ludwig Hirschfeld. 29. Januar 1929, S. 7. »Man trägt wieder Herz«. 30. Januar 1929, S. 3. »Tosca«. 1. Februar 1929, S. 6. »Fagott und Flöte« (Uraufführung. Tschechisches Nationaltheater). 3. Februar 1929, S. 8.

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Berliner Theater-Tagebuch. 25. Mai 1929, S. 8. Der siegreiche Backfisch (»Mädel von heute«). 28. Mai 1929, S. 6. Politische Prognosen. 29. Mai 1929, S. 2. Zwei interessante tschechische Theaterabende: Urfaust. 29. Mai 1929, S. 7. Im Namen seiner Majestät. 1. Juni 1929, S. 7. Sommertheater. 9. Juni 1929, S. 9. Das Metternich-Museum. 9. Juni 1929 [Unterhaltungsbeilage], S. III. Ausschaltung der Frau? 11. Juni 1929, S. 3. Pfitzner und der »Arme Heinrich«. 16. Juni 1929, S. 9. »Der arme Heinrich«. 18. Juni 1929, S. 6. Liebe und »Neue Sachlichkeit«. 19. Juni 1929, S. 3. »Leinen aus Irlano«. 21. Juni 1929, S. 6–7. Steinberg, Abschiedskonzert. 23. Juni 1929, S. 9. Max Rudolf. 25. Juni 1929, S. 6. Adolf Heller. 26. Juni 1929, S. 7. Gustav Wiese. 27. Juni 1929, S. 7. Schloß Raudnitz. 29. Juni 1929 [Feiertagsbeilage], S. I. Heitere Musik. 1. Juli 1929, S. 7. Stummer Film in letzten Zügen? 6. Juli 1929 [Unterhaltungsbeilage], S. III. Dreieck im Busch. 19. Juli 1929, S. 4. Massacre mondain. 28. Juli 1929, S. 3. Urlaub und ein Buch. Ist man erholt? Goethes »Dichtung und Wahrheit«. 11. August 1929, S. 4. Ausland. 18. August 1929, S. 3. Eine Visitkarte. 1. September 1929, S. 3. Die Opernsaison. 4. September 1929, S. 7. »Der fliegende Holländer«. 6. September 1929, S. 7. »Grandhotel«. 8. September 1929, S. 6–7. »Die Kinokönigin« (Neu einstudiert). 10. September 1929, S. 7. »Rugby«. 11. September 1929, S. 6. »Carmen«. 15. September 1929, S. 9. Tagung für Erkenntnislehre. Gelten die Naturgesetze unumschränkt? 17. September 1929, S. 4. Festvorstellung anläßlich des Physikertags. 18. September 1929, S. 5. Abdankung der Naturgesetze. 19. September 1929, S. 1. »Olympia«. 22. September 1929, S. 9. Warum… 25. September 1929, S. 7. Ein Geisterseher. 26. September 1929, S. 3. Dramatisierter Remarque. 27. September 1929, S. 7. Preßburger Gerichtssaal. 3. Oktober 1929, S. 2–3. »Weekend im Paradies«. 6. Oktober 1929, S. 8. »Die Frau in der Wolke«. Burgtheatergastspiel. 8. Oktober 1929, S. 6. Die gestrige »Figaro«-Neuaufführung. 10. Oktober 1929, S. 6. Emmy Sturm. 11. Oktober 1929, S. 5. Gedenkfeier für Hofmannsthal. »Der Schwierige«. 13. Oktober 1929, S. 7. »Herr und Knecht«. 13. Oktober 1929, S. 7. »Cavalleria« – »Bajazzo«. 16. Oktober 1929, S. 6. Konzert Sara Verson. 19. Oktober 1929, S. 7. Franz Werfels neuer Roman. 20. Oktober 1929, S. 3–4. Operetten-Uraufführungen. 20. Oktober 1929, S. 6.

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»Trio« (Kleine Bühne). 26. Oktober 1929, S. 7. »Rivalen«. 27. Oktober 1929, S. 8. Alles wird eingefrostet. 27. Oktober 1929 [Der Sonntag], S. III. Zum Tode Hermann Ungars. Sein Schaffen. 30. Oktober 1929, S. 8. Fritz Wolff. 30. Oktober 1929, S. 8. Mary Cavan im Deutschen Theater. 2. November 1929, S. 7. Hindemith spielt auf (Erstes philharmonisches Konzert). 3. November 1929, S. 8. Gastspiel Bassermann. 6. November 1929, S. 6. »Wenn ich König wäre« (Neueinstudierung). 7. November 1929, S. 7. Helene Sommerfeldt. 9. November 1929, S. 7. Lob der Waffenfabrikation. (Shaw: Major Barbara). 10. November 1929, S. 8. Kleines Thesenstück. 12. November 1929, S. 6. Als Elisabeth (Tannhäuser). 14. November 1929, S. 7. »Rosen aus Florida«. 17. November 1929, S. 9. Das Auftakt-Konzert. 19. November 1929, S. 7. »Tristan und Isolde«. 20. November 1929, S. 7. Klavier-Abend Josef Langer. 21. November 1929, S. 7. »Die Walküre«. 22. November 1929, S. 7. »… Vater sein dagegen sehr«. 24. November 1929, S. 8. Moliere neu einstudiert. 5. Dezember 1929, S. 7. Erwachen eines Menschen (Hans Klaus »Satanas obenauf«). 6. Dezember 1929, S. 6. Ein deutsches Requiem. Singverein – Gerhardt von Keußler. 10. Dezember 1929, S. 6. Die neue tschechische Kammerspielbühne. 11. Dezember 1929, S. 6. Man blättert in vielen Büchern. 12. Dezember 1929 [Sonderbeilage: Was sollen wir schenken], S. V–VI. Fritz Busch dirigiert. 13. Dezember 1929, S. 6. Zweites Busch-Konzert. Lucerna-Saal. 14. Dezember 1929, S. 7. Zweites Philharmonisches Konzert. 20. Dezember 1929, S. 6. Anleitung zu einer schwierigen Kunst. 25. Dezember 1929, S. 5. Die Weihnachtspremieren. 28. Dezember 1929, S. 6. Die mährischen Lehrer. 29. Dezember 1929, S. 8. 1930 Zemlinsky. 4. Januar 1930, S. 7. Hundertste Aufführung. 8. Januar 1930, S. 1. Irene Zoltan als Gast. 9. Januar 1930, S. 11. Der Hexenmeister aller Stile. 14. Januar 1930, S. 6. Als Gilda…14. Januar 1930, S. 6. Edith Werner…18. Januar 1930, S. 8. Revolte im Zuchthaus. 21. Januar 1930, S. 6. Spiel der Generationen (Burgtheater in Prag). 21. Januar 1930, S. 6. Erfolg Dietzenschmidts (»Hinterhauslegende«). 26. Januar 1930, S. 6. Ein neuer Beruf: Ich kompromittiere (»Frau Vidal hat einen Geliebten!«). 28. Januar 1930, S. 7. »Eugen Onegin«. 30. Januar 1930, S. 5. Elly Krasser. 1. Februar 1930, S. 7. Gastspiele auf Anstellung. 3. Februar 1930 [Prager Abendzeitung], S. 3. »Die toten Augen«. 4. Februar 1930, S. 6. Konzert Gieseking. 6. Februar 1930, S. 6.

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»Im Spiel der Sommerlüste« (Schnitzlers Drama in der Kleinen Bühne). 7. Februar 1930, S. 6. Gastspiel Max Lorenz (»Aida«). 11. Februar 1930, S. 6. Liederabend Hedda Kux. 12. Februar 1930, S. 7. Max Adalbert. 15. Februar 1930, S. 7. Naß oder trocken (Gastspiel Adalbert). 16. Februar 1930, S. 8. Konzert Galli-Curci. 18. Februar 1930, S. 7. Gastspiel Max Adalbert. 18. Februar 1930, S. 7. »Götz von Berlichingen«. 19. Februar 1930, S. 7. Konzert Bonvalot. 20. Februar 1930, S. 7. Lehar-Premiere. 25. Februar 1930, S. 7. Konzert Edwin Fischer. 27. Februar 1930, S. 6. Lil Dagover. 28. Februar 1930, S. 6. Ariadne auf Naxos. 1. März 1930, S. 5. Hulla di Bulla (Kleine Bühne). 2. März 1930, S. 8. Die Qual der Schule. 2. März 1930 [Unterhaltungsbeilage], S. II. Konzert Ignaz Friedman. 4. März 1930, S. 5. Konzert Walter Freund. 8. März 1930, S. 6. Gespräch mit Szell. 9. März 1930, S. 7. Zwei Ballette von Novák. (Uraufführung im Tschechischen Nationaltheater). 9. März 1930, S. 7. Emmi Leisner. 13. März 1930, S. 7. Der einarmige Virtuose. 15. März 1930, S. 7. Stephan Zweig: »Das Lamm des Armen« (Uraufführung in Prag). 16. März 1930, S. 7. »Wann kommst du wieder«. 18. März 1930, S. 6. Lieder- und Duettenabend. 19. März 1930, S. 7. Tschechische Philharmonie. 20. März 1930, S. 8. Konzert Steinberg (Tschechische Philharmonie). 27. März 1930, S. 7. Camilla Weber. 28. März 1930, S. 5. Henri Marteau. 29. März 1930, S. 7. »Die Affäre Dreyfus«. 1. April 1930, S. 7. Konzert Jeritza. 1. April 1930, S. 7. Die Mode des billigen Buches. 2. April 1930, S. 7. Olga Forrai. 3. April 1930, S. 6. Musik im Nebenberuf. 4. April 1930, S. 5. Tairoff – Gastspiel. 5. April 1930, S. 8. »Tag und Nacht«. 6. April 1930, S. 7. »Giroflé-Girofla«. 8. April 1930, S. 7. Melodiöse Opern. »Der König«. »Die lächerlichen Zierpuppen«. 15. April 1930, S. 2. »Es lebe die Liebe« (Operette von Max Niederberger). 23. April 1930, S. 5. »Amnestie«. 25. April 1930, S. 5. Unendlichkeit der Welt. 27. April 1930, S. 3–4. Parsifal. 27. April 1930, S. 9. »Der Maskenball«. 29. April 1930, S. 8. Die Sache, die sich »Liebe« nennt. 1. Mai 1930, S. 7–8. Frauen. 4. Mai 1930, S. 3. Prager Theater. 6. Mai 1930, S. 8. »Paulus unter den Juden« (Erstes Maifestspiel). 7. Mai 1930, S. 6. »Panne um Mitternacht« (Operette von Harry Waldau). 12. Mai 1930 [Prager Abendzeitung], S. 3.

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»Da stimmt was nicht«. 28. Mai 1933, S. 8. Annie Reiter. 1. Juni 1933, S. 5. Konzert in der deutschen evangelischen Kirche. 2. Juni 1933, S. 5. Steinberg als Gastdirigent. 9. Juni 1933, S. 5. Zemlinsky dirigiert. 13. Juni 1933, S. 8. Die abgebrochene Aufführung. 15. Juni 1933, S. 1. Diese Revue »Höchste Einsenbahn«. 18. Juni 1933, S. 7. »Lulu«. 22. Juni 1933, S. 5. Zum Saisonschluß im Tschechischen Nationaltheater. 27. Juni 1933, S. 8. Achtung! Frisch gestrichen! (Kleine Bühne). 28. Juni 1933, S. 6. Eine Rückschau. 30. Juni 1933, S. 7. Fee von Reichlin. 1. Juli 1933, S. 7. Wenn der Mann, wenn die Frau Schluß macht. 8. Juli 1933, S. 3. Zu Hermann Bahrs 70. Geburtstag. 16. Juli 1933, S. 8. Die Theatersaison beginnt. 2. September 1933, S. 6. In tyrannos? (»Wilhelm Tell«). 3. September 1933, S. 7. »Tannhäuser« (Neues Deutsches Theater). 5. September 1933, S. 8. »Die Trafik Ihrer Exzellenz«. 12. September 1933, S. 5. Konzertabend im Deutschen Theater. 12. September 1933, S. 5. Der geniale Outsider (Ernst Deutsch – »Disraeli«). 17. September 1933, S. 7. Mamsell Nitouche. 20. September 1933, S. 5. Denkmäler werden lebendig. Ein Stück Geschichte Prager Geistigkeit. 20. September 1933 [Prager Abendzeitung], S. 2. »Die Schwester« (Uraufführung im Tschechischen Theater). 21. September 1933, S. 6. Stadttheater Weinberge. 27. September 1933, S. 7. »Pension Schöller«. 29. September 1933, S. 5. Was ich auf der Bühne nicht mehr sehen möchte. 1. Oktober 1933, S. 7. Sensationsstück mit Ernst Deutsch. 5. Oktober 1933, S. 8. Bezauberndes Fräulein. 8. Oktober 1933, S. 8. Aufruf! 12. Oktober 1933, S. 5. »Der Esel und sein Schatten«. 14. Oktober 1933, S. 6. »Aida«. 17. Oktober 1933, S. 8. Verfilmte Oper (»Die verkaufte Braut«). 18. Oktober 1933, S. 7. Ein literarisches Flugblatt. 4. November 1933, S. 7. Gastspiel des Josefstädter Theaters. 10. November 1933, S. 5. Zweites Gastspiel der Josefstädter Theaters. 11. November 1933, S. 7. Fünfzig Jahre Tschechisches Nationaltheater. 12. November 1933, S. 8. Paul Leppins neue Dichtungen. 14. November 1933, S. 6. Voiceband – Fürnberg – Süßkind. 16. November 1933, S. 7. Konzert Brecher. 17. November 1933, S. 5. Frau Werbezirk, ernsthaft. 18. November 1933, S. 7. »Der Teufel in seinem Wirken«. 19. November 1933, S. 3. Festvorstellung im Nationaltheater (»Libuscha«). 19. November 1933, S. 7. Zeichnungen zu Schnitzlers »Reigen«. 24. November 1933, S. 6. Der Geist als Führer. Vertrag Hans Zbinden. Urania. 24. November 1933, S. 6. Gisela Werbezirk. 25. November 1933, S. 6. Ehm-quartett (Urania). 29. November 1933, S. 6. Désiré. 30. November 1933, S. 7. Shakespeare hat Erfolg (»Der Widerspenstigen Zähmung«). 2. Dezember 1933, S. 5. Stefan Georg gestorben. 5. Dezember 1933, S. 1.

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Comédie Française (Prager Gastspiel). 3. März 1936, S. 6. Hebbels »Judith«. 6. März 1936, S. 6. Festkonzert der Tschechischen Philharmonie. 8. März 1936, S. 9. »Lysistrata« (Neues Deutsches Theater). 10. März 1936, S. 6. Der gereinigte »Rosenkavalier«. 11. März 1936, S. 7. Leopoldine Konstantin. 11. März 1936, S. 7. Das Orchesterkonzert der »Umĕlecká Beseda«. 12. März 1936, S. 6–7. Vorlesung Friedrich Schick (Urania). 13. März 1936, S. 7. Eine lettische Chorvereinigung. 17. März 1936, S. 8. Konzert Lily Havliček. 18. März 1936, S. 8. Gegen die »sachliche« Liebe (»Liebe ist nicht so einfach«). 20. März 1936, S. 6. Spiel um die Welt (Walter Seidls Drama in der Kleinen Bühne). 24. März 1936, S. 7. Für eine Reihe junger Wiener Autoren. 24. März 1936, S. 8. Chorkonzert. 27. März 1936, S. 8. Ratschläge für nervöse Zeitungsleser. 29. März 1936, S. 2. »Dr.med. Hiob Prätorius«. 29. März 1936, S. 8. Gastspiel Lauri Volpi (»Aïda«). 1. April 1936, S. 5. Das Mädchen aus dem goldenen Westen (Neueinstudierung). 3. April 1936, S. 5. »Der Chirurg Platon Kretschet«. 4. April 1936, S. 6. Das neue Frühjahrskostüm. 5. April 1936 [Der Sonntag], S. I. »Wie unsere Jugend singt und spielt«. 6. April 1936 [Prager Abendzeitung], S. 2. Ping-Pong (Gastspiel des Theaters in der Josefstadt). 7. April 1936, S. 5. Orchesterkonzert. 9. April 1936, S. 7. Schluß des Kongresses für Musikerziehung. Der letzte Abend. 10. April 1936, S. 6. Drei Wünsche. 12. April 1936, S. 3. Das Stück mit den zwei Schlüssen. »Mordprozeß Folkner«. 12. April 1936, S. 9–10. Bühnenperspektive. 19. April 1936, S. 8. Der »Neue Figaro« von Nezval. 22. April 1936, S. 7. Liebe – nicht genügend (Neues Deutsches Theater). 23. April 1936, S. 5. Gastspiel Zdenka Zika (Neues Deutsches Theater). 24. April 1936, S. 7. »Salzburg ausverkauft« (Kleine Bühne). 26. April 1936, S. 8. Bassermann als Nathan. Gastspiel des Josefstädter Theaters. 29. April 1936, S. 7. »Mona Lisa«. 30. April 1936, S. 8. Boitos »Mephistopheles« (Tschechisches Nationaltheater). 6. Mai 1936, S. 5. Ibsens »Volksfeind« (Neues Deutsches Theater). 7. Mai 1936, S. 6. Konzert Huberman. 9. Mai 1936, S. 7. Freud und die Zukunft (Thomas Manns Vortrags). 12. Mai 1936, S. 8. Der Pariser Zug (Neues Deutsches Theater). 15. Mai 1936, S. 7. Gert R. Podbielski. 16. Mai 1936, S. 8. Selten aufgeführte Kompositionen. 20. Mai 1936, S. 5. Ein Premieren-Erfolg (»Fra Diavolo« – Neues Deutsches Theater). 21. Mai 1936, S. 7. Das Geheimnisvolle. 22. Mai 1936, S. 1. »Cech a Nĕmec« (Ständetheater). 25. Mai 1936 [Prager Abendzeitung], S. 2. Mahlers Achte. 26. Mai 1936, S. 8. Gastspiel des Josefstädter Theaters. 27. Mai 1936, S. 6. »Eine Frau ohne Bedeutung«. 28. Mai 1936, S. 7. Festvorstellung »Rheingold«. Neues Deutsches Theater. 29. Mai 1936, S. 6. Juristen (Neues Deutsches Theater). 3. Juni 1936, S. 8. Götterdämmerung. 9. Juni 1936, S. 8. Goethe unbeliebt. 14. Juni 1936, S. 6.

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Pagnols »Großes ABC«. 14. Juni 1936, S. 6. »Lumpacivagabundus« (Neues Deutsches Theater). 16. Juni 1936, S. 5. Maxim Gorki gestorben. 19. Juni 1936, S. 3. »Rusalka«. 20. Juni 1936, S. 7. Die Geistliche Abendmusik. 24. Juni 1936, S. 6. »Die Kuttenberger Bergleute«. 28. Juni 1936, S. 7. Am Telephon. 1. Juli 1936, S. 3. »Elektra« (Neues Deutsches Theater). 1. Juli 1936, S. 5. »Kontuschowka« (Kleine Bühne). 3. Juli 1936, S. 6. Burgtheater-Gastspiel. Shaw: Die Millionärin. 5. Juli 1936, S. 6. Eine G. R. 12. Juli 1936, S. 3. Des Lebens Enge, des Lebens Weite. 26. Juli 1936, S. 3. Der Weg zur Menschenfeindschaft. 9. August 1936 [Der Sonntag], S. II. Abendfrieden. 29. August 1936, S. 3. »Der Damm an der Theiß«. 2. September 1936, S. 5. »Kapitän Niko« (Tschechisches Stadttheater Weinberge). 5. September 1936, S. 6. Natur, fern aller Politik? 8. September 1936, S. 1. Goethes »Faust« (Neues deutsches Theater). 8. September 1936, S. 8. »Der Arzt am Scheideweg« (Neues Deutsches Theater). 11. September 1936, S. 5. »Mein Sohn – der Herr Minister« (Kleine Bühne). 12. September 1936, S. 5. Erntetage. 20. September 1936 [Der Sonntag], S. I. Angst vor der Jugend (»Baumeister Solneß«). 23. September 1936, S. 5. Die Katze läßt das Mausen nicht. 25. September 1936, S. 5. Kleines Interview mit Don Juan. 27. September 1936 [Der Sonntag], S. II. »Ärztliches Geheimnis« (Kleine Bühne). 4. Oktober 1936, S. 6. Eduard Lindenberg. 10. Oktober 1936, S. 7. »Annerl« (Das Neue Buch). 13. Oktober 1936, S. 3. Gastspiele am Sonntag. 13. Oktober 1936, S. 6. Das Herz (Kleine Bühne). 15. Oktober 1936, S. 5. Rudolf Firkušnýs. 17. Oktober 1936, S. 9. Der Geiger Szigeti. 20. Oktober 1936, S. 6. Konzert de Sabata – Novotná. 23. Oktober 1936, S. 6. »Wie viel kostet ein Menschenleben?«. 24. Oktober 1936, S. 7. Eichendorffs »Freier« (Kleine Bühne). 25. Oktober 1936, S. 9. Brucknerfeier im Deutschen Haus. 28. Oktober 1936, S. 7. Konzert Huberman. 31. Oktober 1936, S. 5. Verdis Requiem (Dirigent Viktor de Sabata). 3. November 1936, S. 7. Der Autorenabend Fürnberg – Süßkind. 4. November 1936, S. 7. Konzert Alice Herz-Sommer. 7. November 1937, S. 7. Gefallene Engel (Kleine Bühne). 8. November 1936, S. 8. Ein Konzert der Widersprüche. 10. November 1936, S. 8. Anton Resler. 11. November 1936, S. 5. »Fröhlich drehen wir uns im Kreise« (Neues Deutsches Theater). 12. November 1936, S. 7. Die lustigen Weiber von Windsor (Neueinstudierung). 17. November 1936, S. 7. Die Pianistin Lucienne Delforge. 17. November 1936, S. 8. Konzert Dora Ruzitschka – Traute Wolf (Deutsches Haus). 18. November 1936, S. 6. Der Illusionist (Kleine Bühne). 20. November 1936, S. 6. Gerta Resek. 21. November 1936, S. 7.

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Gastspiel Tilla Durieux – Ernst Deutsch (Neues Deutsches Theater). 25. November 1936, S. 7. Konzert der »Sozialen Hilfe«. 26. November 1936, S. 7. Konzert Tatjana Menotti. 27. November 1936, S. 7. »Benedek«. 28. November 1936, S. 7. Multerers Einakter. Uraufführung, Neues Deutsches Theater. 29. November 1936, S. 8. Oskar Schumsky. 1. Dezember 1936, S. 5. Ehe (Neues Deutsches Theater). 2. Dezember 1936, S. 6. Chor-Novitäten. 8. Dezember 1936, S. 7. Fuhrmann Henschel (Kleine Bühne). 9. Dezember 1936, S. 7. V. Talich – Novotná (Festkonzert des Roten Kreuzes). 11. Dezember 1936, S. 8. »Mignon« (Neues Deutsches Theater). 15. Dezember 1936, S. 6. Der Vortrag Prof. Ernst Cassirers. 15. Dezember 1936, S. Das »Neue Prager Trio«. 16. Dezember 1936, S. 7. Der schiefe Hut (Kleine Bühne). 18. Dezember 1936, S. 6. »Aïda«-Probe. 19. Dezember 1936, S. 8. »Aïda« (Neues Deutsches Theater). 20. Dezember 1936, S. 8. Am Rande eines großen Schmerzes. 22. Dezember 1936, S. 3. Die Weihnachtspremieren. Prager deutsches Theater. 29. Dezember 1936, S. 8. 1937 Die Silvestervergnügungen des Theaters »Auf der grünen Wiese«. 2. Januar 1937, S. 5. Die George Sand in Böhmen. 6. Januar 1937, S. 5–6. Martin Bubers neues Buch. 9. Januar 1937, S. 4. Carmen. Der nächste Akt. 10. Januar 1937, S. 4. Firma. Kleine Bühne. 10. Januar 1937, S. 7. Vorlesung Thomas Mann (Urania). 12. Januar 1937, S. 6. Vortrag Martin Buber. 13. Januar 1937, S. 6. Gastspiel Ernst Deutsch (»Der lebende Leichnam«). 16. Januar 1937, S. 6. Fritz Busch dirigiert. 19. Januar 1937, S. 6. Paul Neubauer. 19. Januar 1937, S. 6. Neue Filme – Ein Kamel geht durchs Nadelöhr. 20. Januar 1937, S. 7. Vom Jungsein und Altwerden. 21. Januar 1937, S. 6. Populäre Oper. »Die Zarenbraut«. 26. Januar 1937, S. 3. Lamond spielt Beethoven. 28. Januar 1937, S. 7. Puschkin. 29. Januar 1937, S. 7. »Fräulein Else« (Neues Deutsches Theater). 31. Januar 1937, S. 10. Kammerdiener wird Abgeordneter. »Jean«. Kleine Bühne. 2. Februar 1937, S. 8. Adrian Äschbacher. 4. Februar 1937, S. 5. Huberman-Konzert (Lucerna). 10. Februar 1937, S. 6. Prof. Richard Glas. 13. Februar 1937, S. 5. »Wie es euch gefällt« (Kleine Bühne). 14. Februar 1937, S. 8. Umgang mit Büchern. 17. Februar 1937, S. 3. Eine Frau mit Familiensinn (»Das Nest«). 17. Februar 1937, S. 6. Eine Analyse der heutigen Palästinapolitik. 18. Februar 1937, S. 5. Uraufführung »Mirjana«. Die Oper von J. Mandič am Stadttheater Olmütz. 21. Februar 1937, S. 9. Alexander Borovsky, Klavierabend. 25. Februar 1937, S. 6. Macbeth. Neues Deutsches Theater. 28. Februar 1937, S. 7.

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330

Literaturverzeichnis

Ein junger Mann, der von seinem Charme lebt (Kleine Bühne). 25. Mai 1938, S. 7. Gogol und Tschechoff im Stadttheater Kgl. Weinberge. 26. Mai 1938, S. 7. Warum zögert Hamlet? Zur Prager Neueinstudierung des »Hamlet«. 27. Mai 1938, S. 3. Barockabend der »Urania«. 28. Mai 1938, S. 7. Hamlet. Neues Deutsches Theater. 29. Mai 1938, S. 8. Neue Bücher. Zwei Reisebücher. 5. Juni 1938 [Der Sonntag], S. VII. Der »Liliom« von Prag. Neues Deutsches Theater. 8. Juni 1938, S. 6. »Die Geschworenen lachen«. 11. Juni 1938, S. 6. »Maß für Maß«. Kleine Bühne. 12. Juni 1938, S. 7. Nachtserenade im Fürstenberggarten. 17. Juni 1938, S. 5. Sommernachtstraum, barock. 21. Juni 1938, S. 8. »Was ihr wollt«. 23. Juni 1938, S. 5. Jugoslawisches Ballett. 23. Juni 1938, S. 5. Bericht 1980. 24. Juni 1938, S. 6. Burians D 38 im Waldsteingarten. 25. Juni 1938, S. 5. Als definitiv letzte Premiere dieser Spielzeit. 14. Juli 1938, S. 6. Bücher heimischer Autoren. »Drehbühne des Lebens«. 31. Juli 1938 [Der Sonntag], S. II. Neue Bücher. Ein junger Dramatiker. 7. August 1938 [Der Sonntag], S. II. Die Janáček-Feiern. 12. August 1938, S. 5. Ritterliche Komödie. Saisonbeginn im Neuen Deutschen Theater. 2. September 1938, S. 5. »Zu Befehl, Herr Minister«. 3. September 1938, S. 7. Hotel Sylvia Dunn. Kleine Bühne. 4. September 1938, S. 8–9. Die Kameliendame. Neues Deutsches Theater. 6. September 1938, S. 8. »Das glückliche Alter«. 11. September 1938, S. 9. Neue Bücher. Roman als Monolog. 11. September 1938 [Der Sonntag], S. II. »30 Sekunden Liebe« (Kleine Bühne). 16. September 1938, S. 6. »Katja Kabanowa«. 17. September 1938, S. 8. Als ich Janáček übersetzte… Zum Beginn der Erinnerungsfeiern. 18. September 1938, S. 9. Zu Jaroslav Kvapils 70. Geburtstag. 18. September 1938, S. 9. Neue Bücher. Bekenntnisse einer bösen Seele. 18. September 1938 [Der Sonntag], S. II. Variation auf ein Shakespearestück. 20. September 1938, S. 6–7. Das Theater D 38. 22. September 1938, S. 6. »Geben Sie Gedankenfreiheit« (»Don Carlos« im Neuen Deutschen Theater). 25. September 1938, S. 6. Karel Čapeks Jugendwerk. 30. September 1930, S. 4. »Eine ideale Frau?« 7. Oktober 1938, S. 5. Episodenrollen. 12. Oktober 1938, S. 2. »Jan Hus« (Stadttheater Weinberge). 13. Oktober 1938, S. 4. Ein Erfolg des Städtischen Kammertheaters. 16. Oktober 1938, S. 5. »Jiřiks Gesichte«. 18. Oktober 1938, S. 4. Lektüre in der Nacht. 20. Oktober 1938, S. 3. Roman Rolland »Wölfe« (Ständetheater). 23. Oktober 1938, S. 4–5. Große Historie bei E. F. Burian. 26. Oktober 1938, S. 5. Neuninszenierung. 28. Oktober 1938, S. 5. Shakespearesche Gestalten im Ständetheater. 29. Oktober 1938, S. 4. Jahresringe der Musik. 30. Oktober 1938, S. 3. Entlassung der Mitglieder des Deutschen Theaters. 1. November 1938.

Literaturverzeichnis

331

»Die Gasse, in der man Mut fasst«. 6. November 1938, S. 5. Ostrowskis »Talente und ihre Verehrer«. Premiere im Stadttheater. 10. November 1938, S. 5. Der Cyrano der böhmischen Chroniken (Ständetheater). 11. November 1938, S. 5. In die Hölle einer einsamen Seele. 13. November 1938, S. 6. »Oberst Švec«, neu inszeniert. 17. November 1938, S. 5. Grüßen und gegrüßt werden. 19. November 1938, S. 3. Der große Magier. Dyk-Premiere im Städtischen Kammertheater. 26. November 1938, S. 6. »Der alte Holuša«. 27. November 1938, S. 7. Ein Mädchen von elf Jahren. 1. Dezember 1938, S. 7. »Der eingebildete Kranke« (Ständetheater). 3. Dezember 1938, S. 5. Vilém Werners »Neue Menschen«. Ständetheater. 9. Dezember 1938, S. 5. Viktoria Svihlíková. 10. Dezember 1938, S. 7. Ein Michael Kohlhaas der Scholle (»Der Weg der Gerechten« – Ständetheater). 17. Dezember 1938, S. 5. Die Seitenstraße. 18. Dezember 1938, S. 6. Revue im Varieté-Theater. 24. Dezember 1938, S. 5. Karel Čapek gestorben. 28. Dezember 1938, S. 5. 1939 Silvester im Ständetheater. 3. Januar 1939, S. 4. Premieren der Städtischen Bühnen. Ein Lustspiel von Nušič und ein Drama von Mauriac. 14. Januar 1939, S. 5. Ostrowskis »Wald«. 15. Januar 1939, S. 6. Romantische Kammermusik. 22. Januar 1939, S. 8. Čapek »R.U.R.« (Ständetheater). 27. Januar 1939, S. 7. »Die Welt weiß davon«. 29. Januar 1939, S. 7. Neueinstudierungen (Zwei Stücke von Bozbĕch. – »Der letzte Mann«). 5. Februar 1939, S. 9. Jugoslawischer Abend im Kammertheater. 9. Februar 1939, S. 5. Orgelkonzert. 10. Februar 1939, S. 5. Zwei zyklische Aufführungen. »Slawische Tänze« – Křičkas Kinderlieder. 21. Februar 1939, S. 7. Premièren der Städtischen Bühnen (»Die lustigen Weiber von Windsor« – »Die ewige Wanderung«). 25. Februar 1939, S. 6. »Der Arzt am Scheidewege«. 2. März 1939, S. 6.

Monographien und Artikelsammlungen über Max Brod 1

Bibliographien

Barth, Zeev: Bibliographie der selbständigen Publikationen von Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 305–310. Kayser, Werner und Gronemeyer, Horst: Max Brod. Eine Bibliographie. Hamburg: Hans Christians Verlag 1972 (Hamburger Bibliographien; 12).

332

2

Literaturverzeichnis

Monographien und Studien

Bärsch, Claus-Ekkehard: Max Brod im Kampf um das Judentum. Zum Leben und Werk eines deutsch-jüdischen Dichters aus Prag. Wien: Passagen 1992. Dehne, Doris: The formative Years of Kafka Criticism. Max Brod’s Interpretation of Franz Kafka. Nashville: Graduate School of Vanderbilt University 1977. Dorn, Anton Magnus: Leiden als Gottesproblem. Eine Untersuchung zum Werk von Max Brod. Freiburg, Basel, Wien: Herder 1981. Gassmann, Arno A.: Lieber Vater, Lieber Gott? Der Vater-Sohn-Konflikt bei den Autoren des engeren Prager Kreises. Oldenburg: Igel 2002. Noe, Helga: Die literarische Kritik am ersten Weltkrieg in der Zeitschrift »Die weißen Blätter«: René Schickele, Anette Kolb, Max Brod, Andreas Latzko, Leonhard Frank. Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich. Konstanz: Maus, 1986. Pazi, Margarita: Max Brod. Werk und Persönlichkeit. Bonn: Bouvier 1970 (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 95). Susskind, Charles: Janáček and Brod. Mit einem Vorwort von Sir Charles Mackerras. New Haven, London: Yale University Press 1986. Wessling, Berndt Wilhelm: Max Brod. Ein Portrait. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: W. Kohlhammer 1969.

3

Artikelsammlungen

Gold, Hugo (Hg.): Max Brod. Ein Gedenkbuch, 1884–1968. Tel Aviv: Al Alamenu 1969. Pazi, Margarita (Hg.): Max Brod 1884–1984. Untersuchungen zu Max Brods literarischen und philosophischen Schriften. New York, Bern, Frankfurt/Main, Paris: Peter Lang 1987. Taussig, E. F. (Hg.): Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Tel Aviv: A.B.C. 1949. Weltsch, Felix (Hg.) : Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934.

4

Ausstellungskatalog

Lerperger, Renate (Hg.): Max Brod. Talent nach vielen Seiten. Ausstellungskatalog. Wien: Österreichische Franz-Kafka-Gesellschaft 1987.

Artikel über Max Brod 1

Biographische Artikel, Zeugnisse, Erinnerungen

Alstädter, Rosemarie: Begegnungen mit Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 203–212. Basler, Otto: Gruß an Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 223–224.

Literaturverzeichnis

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Baum, Oskar: Max Bäuml. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 75–78. Ben-Chorin, Schalom: Kampf um Wahrheit. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 18–22. Ben-Chorin, Schalom: Die ersten fünfzig Jahre. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 23–46. Bergmann, Hugo: Ein Brief von Felix Weltsch. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 99–102. Cohen, Avigdor: Prager Reminiscenzen. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 40–42. Daviau, Donald G.: Max Brod and Karl Kraus. In: Max Brod 1884–1984. Untersuchungen zu Max Brods literarischen und philosophischen Schriften. Hg. von Margarita Pazi. Bern, Frankfurt/Main: Peter Lang 1987, S. 207–231. Daviau, Donald G.: Max Brod und Berlin. In: Berlin und der Prager Kreis. Hg. von Margarita Pazi und Hans Dieter Zimmermann. Würzburg: Königshausen & Neumann 1991, S. 145-157. Ebner, Mayer: Wie ich ihn zum erstenmal sah. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 24–26. Edschmid, Kasimir: Jüdisches (Die Ehrenstein, Lasker-Schüler, Brod, Meyrink). In: Ders., Die doppelköpfige Nymphe. Berlin: Cassirer 1920, S. 137–147. Engel, Nelly: Die erste Wirkungsstätte. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 58–59. Fanta, Otto: Die Handschrift. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 102–107. Fethke, Margot: Einer, der den Haß nicht kannte. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 256–258. Fiedler, Leonhard M.: »Um Hofmannsthal«. Max Brod und Hugo von Hofmannsthal. Briefe, Notizen. In: Hofmannsthal-Blätter, Nr 30 (1985), S. 23–45. Friedrich, Paul: Max Brod-Abend. In: Die Gegenwart 77 (1910), S. 214. Geis, Manfred: Biographische Notizen. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 42–43. Georg, Manfred: Max Brod. In: Juden in der Deutschen Literatur. Essays über zeitgenössische Schriftsteller. Hg. von Gustav Krojanker. Berlin: Welt Verlag 1922, S. 321–332. Gold, Hugo: Vorwort. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S.13–15. Goldschmidt Hermann Levin: Eine Zürcher Rede auf Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 295– 299. Görlich, Ernst Joseph: Für Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 60 [Gedicht]. Gronemann, Sammy: Ein Jubiläum? In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 23–24. Haas, Willy: Auslegung eines Aktes der Freundschaft. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 67–73.

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Literaturverzeichnis

Haas, Willy: Max Brods zeitlose Taten. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 217–219. Hoffe, Ilse Ester: Meine Zusammenarbeit mit Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 127–130. Isolani, Gertrud: Ein Genie der Freundschaft. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 268–270. Jakobovits, Tobias: Die Abstammung. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 95–99. Kayser, Rudolf: Max Brod und unsere Zeit. In: Neue jüdische Monatshefte 2 (1917/1918), S.152–157. Kesten, Hermann: Max Brod. Von Prag bis Tel-Aviv. In: Ders., Lauter Literaten. Wien, München, Basel: Kurt Desch 1963, S. 313–319. Kesten, Hermann: Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 225–237. Kisch, Guido: Sehnsucht nach Freiheit. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 158–160. Klepetar, Otto: Max Brods Heimatstadt. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 34–36. Křička, Jaroslav: Zum Fünfzigsten. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 87–89. Krojanker, Gustav: Max Brods Weg zum Leben. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 684–690 L. K.: Ein hochmütiges Bekenntnis. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 59–60. Lasker-Schüler, Else: Max Brod. In: Der Sturm 1 (1910 / 1911), S. 319–320. Leppin, Paul: Erste Begegnung. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 73–74. Lewy, Herrmann: Max Brod erzählte vom alten Prag. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 259–260. Lilienfeld, Iwan: Mitbürger und Mitarbeiter. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 263–267. Mager, Jörg: Einleitung. In: Max Brod. Die verbotene Frau. Graz, Wien: Stiasny 1960, S. 5–15. Mager, Jörg: Max Brod und das Fragwürdige. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 185–190. Mandowsky, Ernst: Das Buch der Herkunft. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 44. Mann, Thomas: Festgruß. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 8. Mann, Klaus: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht. Berlin, Weimar: Aufbau 1974. Marcuse, Ludwig: Mein zwanzigstes Jahrhundert. München: Paul List 1960. Meysels, Th. F.: Der Gärtner. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 26–27. Mühlberger, Josef: Meine letzte Begegnung mit Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 300–303.

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Literaturverzeichnis

Wiesenfeld, Moses: Begegnung mit Ostjuden. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 54–58. Zohn, Harry: Persönliche Erinnerung an Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 239–242. Zweig, Stefan: Die Forderung der Solidarität. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 61–64.

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Zionismus und politische Tätigkeit

Faerber, Meier: Der Philosoph als politischer Kämpfer. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 179–184. Gajan, Koloman: Masaryk a Max Brod (židovská otázka v ČSR v letech 1918–1920. In: Židovská Ročenka 5761 (2000–2001), S. 28–50. Katznelson, Siegmund (Hellmann, Albrecht): Erinnerungen an gemeinsame Kampfjahre. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 49–54. Lamm, Hans: Distanzliebe? – Distanzhaß? In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 197–202. Lemke, Karl: Ein lebendiger Dichter. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 133–136. Levinsohn, Julius: Max Brods religiöser Zionismus. In: Der jüdische Wille. Zeitschrift des Kartells Jüdischer Verbindungen 1 (1918/1919), S. 343–350. Lichtwitz, Hans: Dem Zionisten. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 44–49. Pollak, Erwin: Ein »menschlicher« Zionist. In: Ein Kampf um Wahrheit. Max Brod zum 65. Geburtstag. Hg. von Ernst F. Taussig. Tel Aviv: A.B.C. 1959, S. 28–30.

3

Kritik und Vermittlung

Benjamin, Walter: Kavaliersmoral. In: Die literarische Welt, Nr 47, 22. November 1929, S. 1–2. Blanchot, Maurice: Kafka et Brod. In: Ders., De Kafka à Kafka. Paris: Gallimard 1981, S. 140–154. Ehrenfels, Umar Wolf: Zwei Brückenbauer. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 243–248. Hemmerle, Joachim: Ein Mittler. Max Brod. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884– 1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 153–157. Kafka, František: Entdecker und Helfer. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 191–196. Jacob, Walter: Der Übersetzer. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 92–94. Landes, Zdeněk: Künder tschechischer Kunst. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 89–92.

Literaturverzeichnis

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Über Brods Prosa

Baum, Oskar: Der Indifferente. Anmerkungen zu den ersten Büchern Max Brods. In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 803-806. Ben – Chorin, Schalom: Der Novellist. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 35–40. Brunk, Sigrid: Die »kleinen« Bücher. In: Max Brod. Ein Gedenkbuch. 1884–1968. Hg. von Hugo Gold. Tel Aviv: Alamenu 1969, S. 174–178. Fuchs, Rudolf: Zu Max Brods dichterischem Schaffen. In: Jüdische Rundschau 32 (1927), S. 714. Pazi, Margarita: Max Brod – von Schloß Nornepygge zu Galilei in Gefangenschaft. In: Im Zeichen Hiobs. Jüdische Schriftsteller und deutsche Literatur im 20. Jahrhundert. Hg. von Gunter E. Grimm und Hans-Peter Bayerdörfer. Frankfurt/Main: Athenäum 1986, S. 193–212.

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Über Brod und das Theater

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Über Brods Gedichte

Politzer, Heinz: Der Lyriker. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 31–35.

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Über Brods philosophische Arbeit

Bärsch, Claus-Ekkehard: Brods politische Ethik: Die »Attacken erlebter Ungerechtigkeit« und das »Unzerstörbare«. In: Max Brod 1884–1984. Untersuchungen zu Max Brods literarischen und philosophischen Schriften. Hg. von Margarita Pazi. Bern, Frankfurt/Main: Peter Lang 1987, S. 27–54. Bärsch, Claus-Ekkehard: Max Brods Bewußtsein vom Judentum. Ethik in der Spannung von Diesseits und Jenseits. In: Messianismus zwischen Mythos und Macht. Jüdisches Denken in der europäischen Geistesgeschichte. Hg. von Eveline GoodmanThau und Wolfdietrich Schmied-Kowarzik. Berlin: Akademie Verlag, S. 211–230. Ben-Chorin, Schalom: Max Brod als religiöser Denker. In: Max Brod 1884–1984. Untersuchungen zu Max Brods literarischen und philosophischen Schriften. Hg. von Margarita Pazi. Bern, Frankfurt/Main: Peter Lang 1987, S. 251–262. Bergmann, Hugo: Das Problem der Sünde bei Brod. In: Jüdische Rundschau 30 (1925), S. 686. Bergmann, Hugo: Die Zweigeleisigkeit im Chassidismus. In: Dichter, Denker, Helfer. Max Brod zum 50. Geburtstag. Hg. von Felix Weltsch. Mährisch-Ostrau: Julius Kittls Nachfolger, Keller & Co. 1934, S. 40–44. Kuchinke-Bach, Anneliese: Die Gottesvorstellung Franz Werfels im Verhältnis zu derjenigen Max Brods. In: Max Brod 1884–1984. Untersuchungen zu Max Brods li-

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Über Brods Musik

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Rezensionen und Studien von Brods Werken Tod den Toten! (1906) Rüst, Anselm: Tod den Toten! In: Die Gegenwart 70 (1906), S. 222. Wilda, Oskar: Tod den Toten! In: Das literarische Echo 9 (1906/1907), Sp. 413–418.

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Der Weg des Verliebten (1907) Scheffer, Thassilo von: Der Weg des Verliebten. In: Das literarische Echo 10 (1907/1908), Sp. 622–626.

Experimente (1907) Leppin, Paul: Max Brod – Experimente. In: Deutsche Arbeit 7 (1907 / 1908), S. 62–63. Strobl, Karl Hans: Experimente. In: Das literarische Echo 10 (1907/1908), Sp. 13–19.

Schloß Nornepygge (1908) Effenberger, Hans: Schloß Nornepygge. Der Weg des Verliebten. In: Deutsche Arbeit 8 (1908/1909), S. 62–64. Hiller, Kurt: Privatbrief an Dr. Max Brod, Prag, Postdirektion. In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 976-977. Pazi, Margarita: Max Brods Roman Schloß Nornepygge, 1908. In: Max Brod 1884– 1984. Untersuchungen zu Max Brods literarischen und philosophischen Schriften. Hg. von Margarita Pazi. Bern, Frankfurt/Main: Peter Lang 1987, S. 115–132. Ruest, Anselm: Der Roman eines Indifferenten. In: Die Gegenwart 75 (1909), S. 225– 226. Wiegler, Paul: Schloß Nornepygge. Ein tschechisches Dienstmädchen. In: Das literarische Echo 11 (1908/1909), Sp. 1468–1469.

Die Erziehung zur Hetäre (1909) Adelt, Leonhard: Leute mit dem Spiegel. Die Erziehung zur Hetäre. In: Das literarische Echo 12 (1909/1910), Sp. 1152–1156. Kühnelt, Erik: Die Erziehung zur Hetäre. In: Sexual-Probleme 6 (1910), S. 239.

Ein tschechisches Dienstmädchen (1909) Godé, Maurice: Un petit roman qui a fait grand bruit: Une servante tchèque de Max Brod (1909). In: Allemands, Juifs et Tchèques à Prague 1890–1924. Hg. von Maurice Godé, Jacques Le Rider und Françoise Mayer. Montpellier: Bibliothèque d’Etudes Germaniques et Centre-Européennes 1996, S. 225–240. Leppin, Paul: Ein tschechisches Dienstmädchen. In: Deutsche Arbeit 8 (1908/1909), S. 734–735. Pick, Otto: Ein tschechisches Dienstmädchen. In: März 3 (1909), Bd 3, S. 155.

Tagebuch in Versen (1910) Kutscher, Arthur: Neue Lyrik. In: Das literarische Echo 14 (1911/1912), Sp. 617–621. Pick, Otto: Der Dichter der Liebe. In: Die Aktion 1 (1911), Sp. 817-819. Rubiner, Ludwig: Tagebuch in Versen. In: Die Gegenwart 79 (1911), S. 294–296.

Jüdinnen (1911) Blass, Ernst: Über Brods neuere Bücher (Abschied von der Jugend, Jüdinnen, Arnold Beer). In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 1073-1076. Hiller, Kurt: Paraphrase zu ›Jüdinnen‹. In: Die Herder-Blätter, Nr 2, Februar 1912, S. 27–29.

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Abschied von der Jugend (1912) Blass, Ernst: Über Brods neuere Bücher (Abschied von der Jugend, Jüdinnen, Arnold Beer). In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 1073-1076. Franck, Hans: Abschied von der Jugend. In: Das literarische Echo 15 (1912/1913), Sp. 1224–1225.

Arnold Beer (1912) Blass, Ernst: Über Brods neuere Bücher (Abschied von der Jugend, Jüdinnen, Arnold Beer). In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 1073–1076. Hiller, Kurt: Zu Brods »Beer«. In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 973–976. Hiller, Kurt: Privatbrief an Dr. Max Brod, Prag, Postdirektion. In: Die Aktion 2 (1912), Sp. 976–977. Ruest, Anselm: Der Max Brod-Abend. Zweiter Autoren-Abend der Aktion. In: Die Aktion 1 (1911), Sp. 1425–1426.

Weiberwirtschaft (1913) Musil, Robert: Literarische Chronik. In: Die Neue Rundschau 25 (1914), Bd 2, S. 1166–1172. Wolfenstein, Alfred: Weiberwirtschaft. In: Die Weißen Blätter 1 (1913/14), S. 1346– 1348.

Die Höhe des Gefühls (1913) Wolfenstein, Alfred: Die Höhe des Gefühls. In: Die Aktion 3 (1913), Sp. 472–475.

Anschauung und Begriff (1913) Bergmann, Hugo: Anschauung und Begriff. In: März 8 (1914), S. 394–396. Hübner, F. M.: Zwischen Anschauung und Begriff. (Max Brod betreffend). In: Die Aktion 4 (1914), Sp. 251–254. Levy, Heinrich: Anschauung und Begriff. Grundzüge eines Systems der Begriffsbildung. In: Kant-Studien 24 (1919), S. 321–325.

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Tycho Brahes Weg zu Gott (1915) Bergmann, Hugo: Max Brods neuer Roman. In: Der Jude 1 (1916/1917), S. 134–136. Fuchs, Rudolf: Tycho Brahes Weg zu Gott. In: Die Aktion 6 (1916), Sp. 656–657. Herrmann-Neiße, M.: Tycho Brahes Weg zu Gott. In: Zeit-Echo (1915/1916), S. 125– 126. Hoffmann, Camill: Tycho Brahes Weg zu Gott. In: Die Zukunft, 24. Juni 1916, S. 332– 334. Münzer, Karl: Tycho Brahes Weg zu Gott. In: Das literarische Echo 18 (1915/1916), Sp. 765–766. Pick, Otto: Ein Weg zu Gott. In: Die Neue Rundschau 27 (1916), Bd 1, S. 862–864. Weltsch, Felix: Tycho Brahes Weg zu Gott. In: Die Schaubühne 13 (1917), Bd 1, S. 474–478.

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Zauberreich der Liebe (1928) Flake, Otto: Aus allen Breiten. In: Die Neue Rundschau 40 (1929), Bd 1, S. 680–692. Herrmann – Neiße, Max: Zauberreich der Liebe. In: Die literarische Welt, Nr 1, 4. Januar 1929, S. 5. Leppin, Paul: Zauberreich der Liebe. In: Die Literatur 31 (1928/1929), S. 424–425. Meridies, Wilhelm: Zauberreich der Liebe. In: Die schöne Literatur, 30. Juli 1929, S. 305–306.

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Novellen aus Böhmen (1936) Kesten, Kurt: Novellen aus Böhmen. In: Die Neue Weltbühne, 19. März 1936, S. 377–378.

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Der Zionismus: Essays und theoretische Texte

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Zionismus in Prag und in der Tschechoslowakischen Republik

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Danksagung

Die vorliegende Untersuchung ist als Dissertationsprojekt an der Universität Paris 3 – Sorbonne Nouvelle entstanden. Sie wurde auf Anregung von Herrn Prof. Dr. Hans Otto Horch und dank der Förderung der Universität Paris 3 – Sorbonne Nouvelle und der Forschungsgruppe CERAAC an der Universität Stendhal – Grenoble 3 veröffentlicht. Mein persönlicher Dank gilt Edwige Brender, Kerstin Hausbei, JeanFrançois Laplénie und Frédéric Garnier (in Paris), Anna Patiková-Mitéran, Eva Mikulašková, Romana Koudelková, Christelle Havránek, Christian Jacques, Mikhaïl Dunayevsky (in Prag), Herta-Luise Ott und Christian Eggers (in Grenoble). Alle haben durch ihre Ratschläge und Unterstützung diese Arbeit bereichert. Zu besonderem Dank bin ich meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Gerald Stieg verpflichtet, der mich während der Dauer meiner Arbeit begleitet und unterstützt hat.

Personenregister

Adler, Viktor (1852–1918) 70 Ahad ha-Am (Asher Ginsberg) (1856–1927) 62–63, 96, 99, 115 Alejchem, Scholem (Scholem Rabinowitsch) (1859–1916) 49 Altenberg, Peter (1859–1919) 184 Asch, Schalom (1880–1957) 49 Bab, Julius (1880–1955) 49 Badeni, Kazimir (1846–1909) 5 Bärsch, Claus-Ekkehard (1939–…) 47 Baum, Oskar (1883–1941) 27, 30– 31, 176, 180–183, 186 Baxa, Karel (1863–1938) 143 Becher, Peter (1952–…) 36 Bechtel, Delphine (1958–…) 150 Beer, Rudolf (1885–1938) 210–212 Belazel, Löw ben 68 Ben-Chorin, Schalom (1913–1999) 53 Beneš, Eduard (1884–1948) 118– 120 Benešová, Božena (1873–1936) 44 Benjamin, Walter (1892–1940) 186 Bergmann, Hugo (1883–1975) 46– 48, 63–65, 69, 73, 76–77, 79–81, 92, 119, 152, 160 Bezruč, Petr (1867–1958) 192–193 Bílek, František (1872–1941) 222 Blei, Franz (1871–1942) 21, 29, 40, 181, 186, 191, 198 Borochov, Ber (1881–1917) 91

Brahe, Tycho de (1546–1601) 67– 69, 84–85 Brahm, Otto (1856–1912) 230 Brandeis, Louis D. (1856–1941) 114, 117 Braunerová, Zdeňka (1862–1934) 191 Brecht, Bertolt (1898–1956) 170, 172, 208 Bredel, Willi (1901–1965) 112 Brod, Otto (1888–1942) 18 Brožík, Václav (1851–1901) 230 Bruckner, Anton (1824–1896) 22 Buber, Martin (1878–1965) 34, 47– 48, 51, 58–67, 69, 72–73, 76, 79– 81, 83–84, 89, 92, 96, 107, 124, 152–154, 182 Byron, George Gordon (1788–1824) 147–148, 196 Čapek, Karel (1890–1938) 113, 224, 229–230 Čelakovský, František (1799–1852) 190 Cervantes, Miguel de (1547–1616) 208, 233 Claudel, Paul (1868–1955) 228 Cohen, Gary B. (1948–…) 4, 7 Daviau, Donald G. (1927–…) 54 Degas, Edgar (1834–1917) 29 Deleuze, Gilles (1925–1995) 13 Demetz, Peter (1922–…) 175

362 Dorn, Anton Magnus (1940–…) 67, 69, 146 Dvořák, Antonín (1841–1904) 183, 195–196, 230 Dvořák, Arnošt (1881–1933) 195, 199, 203–205 Eger, Paul (1881–1947) 231 Ehrenfels, Christian von (1859– 1932) 33 Einstein, Albert 69 Eisner, Pavel (1889–1958) 2, 8, 43 Engel, Alfred (1881–1944) 51, 121, 133, 136, 138 Epstein, Oskar (1888–1940) 63, 92 Erberg, W. 101, 103 Erikson, Erik H. (1902–1994) 15 Espagne, Michel (1952–…) 186, 204 Fischer, Otokar (1883–1938) 193, 231 Fischl, Karel (?–1936) 128, 132– 133 Flaubert, Gustave (1821–1880) 29, 35, 38, 40, 227 Franke, Emil (1880–1939) 127 Fuchs, Rudolf (1890–1942) 192– 193, 196, 198 Furtwängler, Wilhelm (1886–1954) 163 Gasbarra, Felix (1895) 208–209 Geibel, Emanuel (1815–1884) 103 Ginsberg, Asher siehe Ahad ha-Am Godé, Maurice (1940–…) 36, 42–44 Goethe, Johann Wolfgang (1749– 1832) 156, 159, 163, 222, 231 Goetz, František (1894–1974) 230 Goldmann, Nahum (1895–1977) 90 Goldstein, Angelo (1889–1947) 138, 145 Goldstein, Moritz (1880–1977) 150

Personenregister

Goldstücker, Eduard (1913–2000) 1, 3, 14 Goll, Iwan (1891–1950) 34 Gordon, Aharon David (1856–1922) 92 Gorelik, Schmarja (1877–1942) 49 Grab, Hermann (1903–1949) 37 Guattari, Felix (1930–1992) 13 Gumperz, Julian (1898–1972) 101 Günther, Hans Friedrich Karl (1891–1968) 162–163, 165–169 Haas, Willy (1891–1973) 31, 97– 98, 175, 179–180, 188 Hadomi, Leah (1925–…) 77 Hamsun, Knut (1859–1952) 29 Hašek, Jaroslav (1883–1923) 197, 205–207, 209, 213 Hauptmann, Gerhart (1862–1946) 191–192, 224 Hauschner, Auguste (1851–1924) 179, 184–185 Hegner, Jean-Jacques 16 Heine, Heinrich (1797–1856) 160– 161, 163–164, 170–171, 180 Hellmann, Albrecht siehe Kaznelson, Siegmund Herrmann, Leo (1888–1951) 45, 126, 131 Hertzka, Emil (1869–1932) 218 Herzfelde, Wieland (1896–1988) 112 Herzl, Theodor (1860–1904) 48, 63, 91, 96 Hesse, Hermann (1877–1962) 29 Heym, Georg (1887–1912) 32 Hilar, Karel (1885–1935) 230 Hiller, Kurt (1885–1972) 28, 35, 36, 69–70 Hilsner, Leopold (1877–1928) 5, 114 Hoffmann, Camill (1879–1944) 179

Personenregister

Hübner, Friedrich Markus (1886– 1964) 32 Hynais, Vojtěch (1854–1925) 230 Illový, Rudolf (1881–1943) 9 Jabotinsky, Wladimir (1880–1940) 91 Jacob, Heinrich Eduard (1889– 1967) 32, 187 Jacobsohn, Siegfried (1881–1926) 193 Janáček, Leoš (1854–1928) 2, 175, 191–193, 196–197, 203, 214– 222, 224, 230, 237, 239 Janouch, Gustav (1903–1968) 175 Janowitz, Franz (1891–1917) 31, 179, 187 Janowitz, Hans (1890–1954) 31 Jesenská, Růžena (1863–1940) 44 Jírásek, Alois (1851–1930) 190 Juncker, Axel (1870–1952) 180– 181 Kafka, Franz (1883–1924) 1–3, 13, 31, 74–75, 82, 147–148, 158, 172, 176, 179, 181, 186, 202, 222, 224, 237–241 Karásek ze Lvovic, Jiří (1871–1951) 44, 190, 198 Katz, Markus 138 Kaznelson, Siegmund (Hellmann, Albrecht) (1893–1959) 122 Kepler, Johannes (1571–1630) 67– 69, 82, 84 Kerr, Alfred (1867–1948) 95, 187– 188 Kieval, Hillel J. 58, 63, 92, 113 Kisch, Egon Erwin (1885–1948) 1, 3, 7, 176–179 Kisch, Paul (1883–1944) 198–199, 204

363 Klofáč, Václav (1868–1942) 127 Kohn, Hans (1891–1971) 62, 92 Kohn, Rudolf 129, 132 Kolbenheyer, Erwin (1878–1962) 155 Kopernikus, Nicolaus 68 Körner, Josef 31 Kornfeld, Paul (1889–1942) 14 Košerák, Alois 129–130 Kovařovic, Karel (1862–1920) 230 Kramář, Karel (1860–1937) 127, 131 Kraus, Karl (1874–1936) 6, 27, 29, 69, 187–190 Křenek, Ernst (1900–1991) 192 Křička, Jaroslav (1882–1969) 214 Krolop, Kurt (1930–…) 32 Kundera, Milan (1929–…) 148 Kvapil, Jaroslav (1868–1950) 195, 230 Laforgue, Jules (1860–1887) 21, 29, 36, 40, 42, 198 Landau, Jecheskel (1713–1793) 56 Landauer, Gustav (1870–1919) 73 Langer, František (1888–1965) 233–234 Langer, Jiří (1894–1943) 193 Lania, Leo (1896–1961) 208 Laurin, Arne (1889–1945) 221, 224 Lederer, Eduard (1859–1941) 5 Lessing, Gotthold Ephraïm (1729– 1781) 231 Lessing, Theodor (1872–1933) 6 Lieben, Salomon (1881–1942) 133 Lipscher, Ladislav 142 Longen, Emil Artur (Emil Artur Pittermann) (1885–1936) 205– 206 Löwenbach, Jan (1880–1972) 217 Luther, Martin (1483–1546) 163 Lyndenberg, Harry Miller 238

364 Macek, Antonín (1872–1923) 49 Mack, Julian William (1866–1943) 114 Mackerras, Charles (1925–…) 214 Magris, Claudio (1939–…) 2, 7, 9, 30, 190 Mahen, Jiří (1882–1959) 224 Mahler, Gustav (1860–1911) 200– 202 Mann, Heinrich (1871–1950) 29, 40, 181 Mann, Klaus (1906–1949) 170, 172 Mann, Thomas (1875–1955) 228, 235, 237–239, 241 Margulies, Heinrich (1889–1989) 124–125 Marten, Miloš (1883–1917) 198 Masaryk, Tomáš G. (1850–1937) 113–118, 121, 127, 129, 131– 138, 140–141, 143, 145, 149, 222, 230, 239 Mauthner, Fritz (1849–1923) 13 Meier-Graefe, Julius (1867–1935) 36 Měšťan, Antonín (1930–2004) 175 Meunier, Constantin (1831–1905) 29 Meyrink, Gustav (1868–1932) 16– 17, 29, 40, 181 Mošna, Jindřich (1837–1911) 230 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756– 1791) 22 Myslbek, Josef Václav (1846–1922) 230 Neruda, Jan (1834–1891) 5, 190 Neumann, Angelo (1838–1910) 7 Nietzsche, Friedrich (1844–1900) 19 Nordau, Max (1849–1923) 48 Novák, Vitězslav (1870–1949) 196, 214

Personenregister

Olden, Balder (1882–1949) 169 Ostrčil, Otokar (1879–1935) 230 Ostrowskij, Alexander (1823–1886) 219–220 Pallenberg, Max (1877–1934) 207, 210–213 Pazi, Margarita (1920–1997) 34, 82 Perez, Isaac-Leib (1852–1815) 49 Petr, Pavel (1931–…) 192 Pfemfert, Franz (1879–1956) 187, 198 Pinthus, Kurt (1886–1975) 32 Pirandello, Luigi (1867–1836) 233 Piscator, Erwin (1893–1966) 207– 213 Platon (427–347 v. Chr.) 161–162 Poincaré, Raymond (1860–1934) 227 Popper, Ernst 97–98 Popper-Lynkeus, Josef (1838–1919) 103, 105–108, 110–111, 168 Preissová, Gabriela (1862–1946) 216 Procházka, Arnošt (1869–1925) 197–199 Przybyszewski, Stanislaw (1868– 1927) 189 Raabe, Paul (1927–…) 28, 32 Rabelais, François (1494–1553) 208, 227 Rašín, Alois (1867–1923) 129, 132 Rathenau, Walther (1867–1922) 49, 95 Reimann, Hans (1889–1969) 205, 207–208, 210–213 Reiner, Grete (1892–?) 207 Reinerová, Lenka (1916–…) 7 Reinhardt, Max (1873–1943) 230 Riff, Michael A. 116 Rilke, Rainer Maria (1875–1926) 32, 34

Personenregister

Robertson, Ritchie (1952–…) 51 Rosen, Arthur 97–98 Rowohlt, Ernst (1887–1960) 179 Rozenblit, Marsha L. (1950–…) 5, 129 Rudolf II. (Kaiser) 68 Ruest, Anselm (1878–1943) 26 Salus, Hugo (1866–1929) 155 Schamschula, Walter 190 Schaukal, Richard (1874–1942) 29 Schickele, René (1883–1940) 31 Schillemeit, Jost (1931–2002) 82 Schiller, Friedrich (1759–1805) 234–235 Schnitzler, Arthur (1862–1931) 6 Schoeps, Hans Joachim (1909– 1980) 158 Scholem, Gershom (1897–1982) 49, 186 Schönerer, Georg von (1842–1921) 4 Schopenhauer, Arthur (1788–1860) 17–23, 25–26, 30, 42, 238 Schreiber, Adolf (1881–1920) 184– 185 Schubert, Franz (1797–1828) 163 Shakespeare, William (1564–1616) 233 Shaw, George Bernard (1856–1950) 229 Singer, Ludvík (1876–1931) 119, 128, 132, 145 Smetana, Bedřich (1824–1884) 190, 195–196, 200, 216 Sokel, Walter H. (1917–…) 32–33 Sokolow, Nachum (1859–1936) 114, 119–120 Soukup, František (1871–1940) 132 Spitzer, Moritz 158, 186 Šramek, Fraňa (1877–1952) 198 Šrobar, Vavro (1867–1950) 132 Stalin, Josef 111

365 Staněk, František (1867–1936) 122, 134 Stauda, Johannes (1887–1972) 155 Štěpánek, Jan Nepomuk (1783– 1844) 232 Stölzl, Christoph (1944–…) 114 Strauss, Richard (1864–1949) 22 Stříbrný, Jiří (1880–1955) 132 Šubert, František (1849–1915) 7 Suk, Josef (1874–1935) 196, 222 Susskind, Charles (1921–2004) 217 Švehla, Antonín (1873–1933) 122, 132 Synek, Adolf (1868–1943) 207 Teschner, Heinrich (1887–1929) 43 Theer, Otokar (1880–1917) 45, 191 Toller, Ernst (1893–1939) 151 Torberg, Friedrich (1908–1979) 112 Trost, Pavel (1907–1987) 32 Tyrrell, John (1942–…) 216 Urzidil, Johannes (1896–1970) 9, 15 Vogel, Jaroslav (1894–1970) 24, 215–216 Vojan, Eduard (1853–1920) 230 Völker, Klaus (1938–…) 207 Voltaire (François-Marie Arouet, dit) (1694–1778) 227–228 Wagner, Richard (1813–1883) 22 Walser, Robert (1878–1956) 176, 179–181, 186 Wassermann, Jakob (1873–1934) 60, 151 Weber, Alfred (1868–1958) 33 Wedekind, Frank (1864–1918) 14, 181, 229 Weinberger, Jaromír (1896–1967) 196–197, 201–202, 214

366 Weininger, Otto (1880–1903) 49 Weiß, Emil 18 Weizmann, Chaim (1874–1952) 91 Weltsch, Felix (1884–1964) 67, 83–84, 91, 176, 222 Werfel, Franz (1890–1945) 1, 7, 14, 31–35, 38, 66, 69–72, 75, 116– 117, 179–180, 186, 188, 191, 193 Werner, Michael (1946–…) 186, 204 Werner, Vilém (1892–1966) 204 Wertheimer, Max (1880–1943) 116–117 Wiegler, Paul (1878–1948) 43 Wiener, Max (1882–1950) 164

Personenregister

Wiener, Oskar (1873–1944) 8–9, 190 Wilde, Oscar (1854–1900) 29 Winicky, Otokar (1872–1943) 178 Wolfenstein, Alfred (1883–1945) 179, 182, 186 Wolff, Kurt (1887–1963) 179–182, 193 Zitek, Josef (1832–1909) 230 Žižka, Jan (1360–1424) 190 Zoff, Otto (1890–1963) 30 Zollschan, Ignaz (1877–1948) 168 Zweig, Stefan (1881–1942) 29, 112, 161