Lexikon Liturgie: Gottesdienst, Christliche Kunst, Kirchenmusik 378590830X, 9783785908303

Ein gut verständliches und weitestgehend vollständiges Lexikon für die wichtigsten Begriffe und Gegenstände der Liturgik

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Lexikon Liturgie: Gottesdienst, Christliche Kunst, Kirchenmusik
 378590830X, 9783785908303

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Horst Nitschke

Lexikon Liturgie

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Originalausgabe

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Nitschke, Horst:

LEXIKON LITURGIE: Gottesdienst — christliche Kunst — Kirchenmusik/Horst Nitschke. - l.AufLHannover: Luth. Verl.-Haus, 2001 ISBN 3-7859-08300-X

© Lutherisches Verlaghaus GmbH, Hannover 2001

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung/Layout: Peter Albers, Hamburg, unter Verwendung eines Ausschnitts aus dem Gemälde

eines unbekannten Schweizer Meisters. Fürstlich-Fürstenbergische Sammlung, Donaueschingen

Satz und Lithographie: Albert Bauer KG, Hamburg Typographie: Gesetzt aus 9,5/13,5 pt Bembo Regular

Druck- und Bindearbeiten: Ebner, Ulm Printed in Germany

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Obwohl die äußerliche Weise frei ist und, dem Glauben nach, mit

gutem Gewissen an allen Orten, zu jeder Stunde, durch alle Personen geändert werden kann, so seid ihr doch, der Liebe nach, nicht frei, solche Freiheit zu vollziehen, sondern schuldig, Acht darauf zu haben, wie es dem armen Volk erträglich ist und zur Besserung dient. MARTIN LUTHER,WA 18,419

Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

Daß er, kräftig genährt, danken für alles lern’, Und verstehe die Freiheit,

Aufzubrechen, wohin er will. FRIEDRICH HÖLDERLIN (Aus »Lebenslauf«)

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7

Vorwort

Unser Leben ist von Liturgie umgeben. Jedes Amen, das wir

sprechen, ist Liturgie, und jede Kathedrale, die wir bewundern, ist ein Haus für Liturgie. Der christliche Glaube, jedes religiöse Gefühl

will sich ausdrücken in Sprache, Bild, Musik, Plastik, Gebäude.

Tempel und Kirchen sind Heimstätten des Glaubens. Die Gegenstände des Glaubens, das Geglaubte bzw. der Geglaubte treten in ihnen in Erscheinung, und ihm wollen so die Glaubenden begeg-

nen. So kann die Poesie des Glaubens, z.B. die Psalmen, vom Tempel

als der Wohnung Gottes, aber auch als dem Ort sprechen, an dem selbst die feiernde Gemeinde wohnen will. Bilder und Bauten nicht

nur anderer Religionen, sondern auch der eigenen können uns zuweilen freilich fremdartig anmuten, wenn sie sich nicht mit dem uns Gewohnten decken, sie sind vielfach Ausdrucksformen anderer Gegenden, anderer Zeiten oder eines anderen Lebensgefühls.

Wiederum sind wir an ein hebräisches Halleluja oder eine barocke Musik durchaus gewöhnt. Glaube wohnt in verschiedenen Formen und Formeln. Liturgie ist daher keineswegs eine äußerliche »bloße Formsache«.

Der Verlauf eines Gottesdienstes folgt Spielregeln, und wie im Sport oder in der Kunst gibt es kein Spiel ohne Regeln. Solche Regeln freilich sind wandelbar und können im Lauf der Zeit Veränderungen

erfahren. Auch die Gottesdienstordnung, die wir gewöhnt sind, ist

das Ergebnis ständiger Veränderungen, und man kann im großen

Spiel des Gottesdienstes mit ihnen spielen. Dies gewiß unter Beach-

tung des Regelwerks, das uns überkommen ist, und des im Einzelfall

jeweils (und auch unterschiedlich) Gewohnten. Es soll wohnlich sein in den »Wohnungen Gottes« — in denen man sich eingerichtet hat

und auch immer wieder neu einrichten darf.

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Obwohl die äußerliche Weise frei ist und, dem Glauben nach, mit

gutem Gewissen an allen Orten, zu jeder Stunde, durch alle Personen geändert werden kann, so seid ihr doch, der Liebe nach, nicht frei, solche Freiheit zu vollziehen, sondern schuldig, Acht darauf zu haben, wie es dem armen Volk erträglich ist und zur Besserung dient. MARTIN LUTHER,WA 18,419

Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

Daß er, kräftig genährt, danken für alles lern’, Und verstehe die Freiheit,

Aufzubrechen, wohin er will. FRIEDRICH HÖLDERLIN (Aus »Lebenslauf«)

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Vorwort

Unser Leben ist von Liturgie umgeben. Jedes Amen, das wir

sprechen, ist Liturgie, und jede Kathedrale, die wir bewundern, ist ein Haus für Liturgie. Der christliche Glaube, jedes religiöse Gefühl

will sich ausdrücken in Sprache, Bild, Musik, Plastik, Gebäude.

Tempel und Kirchen sind Heimstätten des Glaubens. Die Gegenstände des Glaubens, das Geglaubte bzw. der Geglaubte treten in ihnen in Erscheinung, und ihm wollen so die Glaubenden begeg-

nen. So kann die Poesie des Glaubens, z.B. die Psalmen, vom Tempel

als der Wohnung Gottes, aber auch als dem Ort sprechen, an dem selbst die feiernde Gemeinde wohnen will. Bilder und Bauten nicht

nur anderer Religionen, sondern auch der eigenen können uns zuweilen freilich fremdartig anmuten, wenn sie sich nicht mit dem uns Gewohnten decken, sie sind vielfach Ausdrucksformen anderer Gegenden, anderer Zeiten oder eines anderen Lebensgefühls.

Wiederum sind wir an ein hebräisches Halleluja oder eine barocke Musik durchaus gewöhnt. Glaube wohnt in verschiedenen Formen und Formeln. Liturgie ist daher keineswegs eine äußerliche »bloße Formsache«.

Der Verlauf eines Gottesdienstes folgt Spielregeln, und wie im Sport oder in der Kunst gibt es kein Spiel ohne Regeln. Solche Regeln freilich sind wandelbar und können im Lauf der Zeit Veränderungen

erfahren. Auch die Gottesdienstordnung, die wir gewöhnt sind, ist

das Ergebnis ständiger Veränderungen, und man kann im großen

Spiel des Gottesdienstes mit ihnen spielen. Dies gewiß unter Beach-

tung des Regelwerks, das uns überkommen ist, und des im Einzelfall

jeweils (und auch unterschiedlich) Gewohnten. Es soll wohnlich sein in den »Wohnungen Gottes« — in denen man sich eingerichtet hat

und auch immer wieder neu einrichten darf.

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In diesem Band ist ein Nachschlagewerk zur Information zusammengestellt: über das, was ist, nicht über das, was unbedingt so sein muß.

Es geht darum, sich in den Formen und Fofihsln, die wir vorfinden,

zurechtzufinden: in der Kirche und in dem, was in ihr geschieht, in ihren Bauten und Bildern, ihren Worten und ihrer Musik. Diese

Fülle ist einzufangen versucht in den Stichworten, wie sie in diesem

»Fachbereich« Kirche üblich sind. Fachsprache also. Sie läßt sich nicht vermeiden. Schließlich ist ja bereits das Fremdwort »Liturgie« Fachsprache. Man muß die »Dinge« beim Namen nennen, damit sie

nicht »Schall und Rauch« bleiben. Mit dem hier vorgelegten Lexikon greift der Verfasser auf sein 1966 erschienenes »Wörterbuch des gottesdienstlichen Lebens« zurück, dessen Mitteilungen teilweise übernommen werden konnten.

H.N.

A Abendmahl. Nachdem im Neuprotestantismus das A. oft als eine besondere, vom sonntäglichen Hauptgottesdienst getrennte Feier

praktiziert und nicht allsonntäglich gehalten wurde, hat sich in der Gegenwart das Verständnis des A. als eines integrierenden Bestand-

teils des Sonntagsgottesdienstes durchgesetzt — was die Durch-

führung reiner »Predigtgottesdienste« daneben nicht ausschließt.

Das A. ist der zweite Hauptteil des Gottesdienstes. —> Eucharistie. Natürlich ist die Teilnahme an der —> Kommunion kein Muß. Wer

innerhalb des Gottesdienstes, aus welchen Gründen auch immer, nicht zum Abendmahlstisch tritt, dem haftet deshalb kein Makel an.

Zugelassen zum A. ist nach ev. Verständnis jeder getaufte Christ. Dies gilt grundsätzlich auch für noch nicht konfirmierte Kinder.

Das Verständnis des A. mit seinen wahrlich nicht einfachen dogmatischen Prämissen dürfte auch vielen Erwachsenen nicht geläufig

sein. Oft ist es üblich, Jugendlichen nicht die

Elemente zu

reichen, sie aber einzubeziehen, indem der Liturg ihnen z. B. unter

Handauflegung ein Segenswort zuspricht. Das Reichen der Elemente wird gemeinhin mit einer —> Spendeformel begleitet. Die Austeilung der Elemente ist auf verschiedene Weise möglich.

Verbreitet ist die Sitte, daß sich die Teilnehmer um den oder vor dem Abendmahlstisch in einem Kreis oder Halbkreis versammeln und nacheinander Brot (Oblate) und Wein (Saft) empfangen, den

Wein (Saft) entweder aus einem von Person zu Person weitergegebenen großen Kelch oder aus vielen kleinen Einzelkelchen. Die Austeilung kann entweder durch (einen) Liturgen oder durch die einander bedienenden Kommunikanten selbst erfolgen. Nach dem

evangelischen Grundprinzip vom »Priestertum alle Gläubigen«

müssen die Elemente nicht nur von einem »Geistlichen« gereicht

werden. Am Ende der Kommunion spricht der Liturg eine Entlassungsformel (»Gehet hin im Frieden des Herrn«), oft mit einem

Aedicula

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wurde dieses Stück der Taufe in den letzten 200 Jahren entfernt, neuere luth. Agenden sehen es vor.

Abseite. Seitenschiff einer Kirche.

Absolution. Lossprechung von Sünden, d. h. Zuspruch der Sündenvergebung Gottes nach einer —> Beichte. Die A. erfolgt durch den Pfarrer als Vertreter der Kirche, der nach Mt 16,19 und 18,18 die

»Schlüsselgewalt«, d. h. die Vollmacht, von Sünden zu entbinden oder Sünden zu »behalten«, gegeben ist.

A cappella. Urspr. der von den Sängern der päpstlichen —> Kapelle geübte Vokalstil; das mehrstimmige Singen eines Chores ohne

Instrumentalbegleitung.

Achtort. Ein regelmäßiges Achteck. In der Gotik vielfach Grundriß von Pfeilern und Türmen.

AccentUS. Sprechgesang des Liturgen (—> Rezitationston; z. B. bei der Rezitation von Epistel und Evangelium, bei Gebeten, bei der

—> Präfation, beim Vaterunser): die Texte werden auf einen Ton gesungen, von dem sie sich nur bei Satzzeichen in einfachen —> Kadenzen entfernen. Gegensatz

Concentus.

Achteck. —> Oktogon. Adlerpult. Pult, auf dem Evangelienbuch oder Epistelbuch liegen; es wird von Adlerflügeln getragen.

Adorant, a) Ein Mensch, der beide Hände zum Gebet erhoben hat. In der Katakombenkunst oft dargestellt. —> Orans, b) Später auf Gemälden und —» Epitaphien zu Füßen Christi oder der Madonna Kniender.

Advent. Name der Vorbereitungszeit vor Weihnachten (nicht nur der Sonntage in dieser Zeit). Ursprünglich eine Fastenzeit vor —■> Epiphanias. Erst seit dem 6. Jh. liturg. begangen; seit Mitte des

8. Jh. Beginn des —> Kirchenjahres. Der Charakter des A. ist der einer

Fasten- und Bußzeit. Liturg. Farbe violett. Im Sonntags-

gottesdienst fällt das —> Gloria weg.

Adyton. In der altchristlichen Kirche Bezeichnung des Altarraums hinter den —> Cancelli. —> Presbyterium, —> Apsis, —> Sacrarium, Sanctuarium.

Aedicula. In der Alten Kirche oberirdische Grabkapelle, in der oft die Mumie des Lazarus gezeigt wird. Auch Bezeichnung für einen

Agape

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viersäuligen Überbau, unter dem der Altar steht. —> Ziborium, —> Tabernakel. Agape. Frühchristliche Liebesmahlzeit zur Erinnerung an das Herrenmahl und zugunsten der Armen, urspr. zusammen mit der

—> Eucharistiefeier, dann von dieser getrennt.

Agende. Buch, das die Gottesdienstordnungen enthält. Agnus Dei (= Lamm Gottes). Alte Anrufung Christi als des Gotteslammes nach Joh. 1,29 . a) Gesang während des Abendmahls am

Beginn der —» Kommunion, im Mittelalter eingefuhrt, um die

Zeit während der Brechung des Brotes auszufullen. Im ev. Gottesdienst: »Christe, du Lamm Gottes«, b) In der kirchlichen Kunst

wurde Christus oft als Lamm dargestellt, wobei das Lamm mit —> Nimbus, —> Kreuz, —» Kreuzfahne, —» Kelch und

Christus-

monogramm (XP) versehen sein kann, c) Bezeichnung für eine

runde Wachsscheibe mit Aufdruck eines Lammes, d) Letzter Satz der musikalischen —> Messe.

Akanthus. Blattornament an —> Kapitellen, im 5. Jh. vor Christus in Griechenland aufgekommen. Wird in der Romanik, später im Barock und Renaissance verwandt.

Akklamation. Kurzer Zuruf, besonders Huldigungsruf, z. B. vor dem Kaiser. Ein solcher Huldigungsruf ist auch das —> »Hosianna dem Sohn Davids«, mit dem die Volksmenge nach Mt 21,9 Jesus bei

seinem Einzug in Jerusalem zujubelt. In der christl. Liturgie gibt es eine Vielzahl von Akklamationen. Sie sind als Huldigungsrufe

an den im Gottesdienst gegenwärtigen Christus zu verstehen; so

z. B. neben dem genannten Hosianna in der Abendmahlsliturgie

(—> Sanctus), das —> Halleluja, das —> »Lob sei Dir, o Christe« usw. Auch das —> Kyrie ist urspr. eine A.

Akolllthenleuchter. In der röm. Messe ein Handleuchter, der dem Meßpriester vorangetragen und vor dem Altar niedergesetzt

wird.

Akzeß (= das Herzugehen). Bezeichnung für die Vorbereitung des Klerus in der Sakristei auf den Gottesdienst. Eine liturgische Ord-

nung des A. begegnet erstmals im 9. Jh. —> Confiteor, —> Rüst-

gebet, —> Stufengebet.

Altar

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Alba (lat. albus: weiß). Aus der bis an die Füße reichenden langärmeligen Tunika der Antike entstanden, a) In den ersten nachchristli-

chen Jahrhunderten, als Symbol der Reinheit, Kleid des Täuflings, b) —> Gewänder.

Allerheiligen. Seit dem 7./8. Jh. Fest der röm. Kirche zum Gedächtnis aller Heiligen. Aus dem Märtyrergedenken der Alten Kirche hervorgegangen. Seit dem 9.Jh. am 1. Nov. gefeiert.

Allerheiligenbild. In der Christ. Kunst Darstellung der Anbetung des Lammes durch Vertreter der ganzen Menschheit. Das A. knüpft

an Offb 7 an und tritt zusammen mit dem Allerheiligenfest im 7./8. Jh. auf.

Allerheiligstes. In der röm. Kirche Bezeichnung der Hostie nach der Wandlung. Das A. wird im —» Tabernakel aufbewahrt und kann

zur Anbetung »ausgesetzt« werden (-^Aussetzung).

Allerseelen. Im 10. Jh. aufgekommenes, seit dem 14. Jh. allgemein am 2. Nov. gefeiertes Fest der röm. Kirche zum Gedächtnis der verstorbenen Gläubigen. An diesem Tage finden Friedhofsprozessionen und Fürbitten für die Seelen im Fegefeuer statt.

Allgemeines Kirchengebet. Gebet, das die »allgemeinen« Anliegen aller Gläubigen zur Sprache bringt. —> Fürbittengebet, —> Oratio fidelium.

Altar. Urspr. erhöhte Opferstätte für den Kult der Götter und der Toten. In die christl. Kirche als Stätte des Gebets und der Abend-

mahlsfeier übernommen. Zunächst hölzerner transportabler Tisch,

seit dem 4.Jh. im Osten, seit dem 6.Jh. im Westen aus Stein. Seit der Karolingerzeit statt Tischform Blockform. Daraus entwickelte sich in der Renaissance die Sarkophagform. Hauptbestandteile:

Mensa (Tisch) und Stipes (Unterbau). Oft durch ein -» Ziborium überdacht. In der Romanik, seit dem 11. Jh., kommt der Retabel-

altar auf. Retabel: Rückwand aus Stein oder Metall, z. T mit Seitenflügeln. Aus dem Retabelaltar entstanden die Hochaltäre

und Altarschreine der Gotik: Der Altaraufsatz wird zum Mittelschrein, der sich auf einer Stufe (—» Predella) erhebt. Im Mittel-

punkt des Hochbaus der Renaissance und des Barock steht ein Ölgemälde. Seit Konstantin wurde es üblich, den Altarraum durch

Altargeräte

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Schranken (—> Cancelli) vom Kirchenschiff zu trennen. Daraus

entstand im Osten die -> Ikonostase. Das Abendmahl wurde an den Altarschranken ausgeteilt. Seit dem 3^'Jh. wird der A. mit

weißen Leinentüchern bedeckt. An der Vorderseite hängt ein —» Antependium in den Kirchenjahresfarben herab (—> Farben).

—» Kreuz und

Leuchter kamen erst nach 1000 auf. A. stufen

sind seit der gleichen Zeit bekannt. In der reformierten Kirche wird der A. nur zur Abendmahlsfeier benutzt, Kreuz und Leuchter

werden abgelehnt. Seit Ende der Alten Kirche wird es üblich, im A. —> Reliquien beizusetzen; seit 1200 befindet sich in katholischen

Kirchen ein Reliquiengrab in der Mitte der Altarplatte. Wichtigste Funktion des A. ist die Aufnahme der —> Vasa sacra. In ev. Kirchen

befindet sich in der Mitte der Altarplatte zumeist eine aufgeschlagene Bibel zum Zeichen der Quelle allen Gottesdienstes. Auch die

—> Agende als das zentrale Textbuch des Liturgen kann hier ihren

Platz haben, während z. B. die Stätte der —> Schriftlesungen das —> Lesepult ist, von dem aus die —> Perikopen vorgetragen werden.

Altargeräte. —»Vasa sacra. Altargesang. Bezeichnung sowohl für den Gesang des Liturgen wie überhaupt für die —> gregorianisch gesungenen Stücke der Liturgie. Der Gesang des Liturgen ist Sprechgesang (—> accentus), der sich

nach verschiedenen Modelltönen richtet, und zwar werden Gebete

im Orationston, Lesungen im Lektionston, —> Responsorien in responsorialen Tönen vorgetragen. Der gregorianische Gesang des

Chors ist —> Concentus-Gesang. Während die reformierte Kirche den A. völlig abschaffte, erhielt er sich in der luth. Kirche bis ins 19. Jh., ohne daß er jedoch zur allenorts praktizierten Pflicht wurde. Auch heute wird in den protestantischen Kirchen Deutschlands je nach Herkommen und örtlicher Sitte der A.

wenig oder gar nicht praktiziert (weil er, besonders musikalisch, im Gemeindebewußtsein oft als katholisierend empfunden wird).

IDas Singen eines —» Kollektengebets im ersten Teil des Sonntagsgottesdienstes ist fast die Ausnahme. Häufiger ist das Singen der

ersten Stücke der —> Abendmahlsliturgie anzutreffen (sehr selten der weitere A. des Liturgen bis zu Vaterunser und Einsetzungs-

Alte Epistel, Altes Evangelium

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Worten). Hingegen intoniert der Liturg häufig —> Kyrie und

—> Gloria, wenn dies nicht durch den Kantor geschieht. In den skandinavischen Kirchen und der anglikanischen Hochkirche ist der A. üblich.

Altarraum. —» Chorraum Altarschmuck. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine ästhetische Frage. —> Kerzen, Kreuz und anderer Schmuck sind nur Beigaben,

sie sind dem Altar als der Stätte des Gebets und der —> Eucharistie

dienstbar. Der Altar ist »Tisch des Herrn« und sollte als solcher kenntlich und benutzbar sein. Dadurch sind dem Blumenschmuck

Grenzen gesetzt.

Altarschranken. —> Cancelli. Altarwendung des Liturgen. Urspr. steht der Priester hinter dem Altar mit Blick auf die Gemeinde. Erst beim Aufkommen des —> Reta-

belaltars (—»Altar) wird die Zuwendung des Liturgen zum Altar mit Abwendung von der Gemeinde notwendig. Dies geschieht bei

den Teilen des Gottesdienstes, deren Charakter Gebet und Anbe-

tung ist. Stücke, die eine Anrede an die Gemeinde beinhalten,

werden mit Wendung zu dieser gesprochen.

Altchristliche Kunst. Die Zeit der A. rechnet man von den Anfängen bis zum 6. Jh., wo sie von der —> Byzantinischen Kunst abgelöst wird. Von den Formen der antiken Kunst ausgehend, gewinnt sie erst allmählich ein eigenes Gesicht. Ihre Hauptgebiete sind der

Orient und Italien. Die ältesten Zeugnisse sind die Wandgemälde

der Katakomben und die Sarkophagplastik des 3. Jh. sowie die

älteste datierbare Christusdarstellung in der christlichen Kirche der Euphratstadt Dura Europos (232). Dargestellt werden zunächst

Symbole wie Fisch, Anker, Guter Hirte, Szenen von der Rettung des alttestamentlichen Gottesvolks, sodann die Taufe Jesu, Mahl-

szenen, die Erweckung des Lazarus. Der christliche Prediger wird in Gestalt des antiken philosophischen Lehrers gegeben. Zu der im 3. Jh. dominierenden Malerei und der im 4.Jh. hervortretenden Sarkophagplastik kommen dann Mosaiken, Elfenbeine, Gold-

glasmalerei und Metallarbeiten.

Alte Epistel, Altes Evangelium.

Epistel, -» Evangelium.

Alternatim

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Alternatim. Das Singen oder Musizieren im Wechsel zwischen verschiedenen Gruppen. Z. B. Musizieren eines Gemeindeliedes von Strophe zu Strophe wechselnd zwischen ö'dtneinde, Chor, Orgel. —> Antiphonal. Altjahrsabend. Für den 31. Dezember hat sich, auch im ev. Bereich, der Name —> Silvester eingebürgert. Am Abend (oder in der Nacht) dieses Tages werden Gottesdienste gehalten, in denen der Rückblick

auf das vergangene Jahr und der Jahreswechsel thematisiert werden.

Ambo. Podium zur Verlesung von Lektionen oder zur Predigt. Entweder in der Mitte der Kirche oder, wenn zwei Ambonen vorhanden sind, an der Südseite der Kirche (vom Beschauer aus rechts) ein A. für die Epistel und an der Nordseite (vom Beschauer aus links) ein

A. für das Evangelium.

Ambrosianischer Lobgesang. -»Tedeum. Amen (Hebr.: »So ist es« oder »So sei es«).

Akklamation, mit der

ein Beter oder eine Gruppe von Betern das von einem andern vorgetragene Gebet sich aneignet. Dieses bestätigende A. spricht also

nicht der Vorbeter selbst, sondern die Gemeinde, sei es, daß sie es

spricht oder singt (einmalig oder dreimalig). Im Gesangbuch finden sich Lieder, die dieses A. ausformulieren — z.B. Luthers Vaterunserlied mit der letzten Strophe: »Amen, das ist, es werde wahr ...«.

Ampel. Bezeichnung einer Hängelampe, deren Brennstoff' Öl ist. Die A. wurde auch in christlichen Kirchen verwandt, sie begegnet seit

dem 4. Jh. in kunstvoller Gestaltung. Im Mittelalter wurde die A.

in den Kirchen durch den Kronleuchter, an dem Kerzen brennen, verdrängt. In der sog. —> »Ewigen Lampe« der röm. Kirche hat

sich die A. noch erhalten.

Ampulle, a) Kännchen, aus dem in der röm. Messe Wein und Wasser gegossen wird, aus Glas oder Metall, b) Behälter aus Zinn für das am —> Gründonnerstag geweihte Öl. c) Behälter, in dem man Wasser,

O1 oder Erde von Wallfahrtsorten mitnahm. Berühmt sind die Silberampullen aus der Zeit um 600 mit ihren Reliefdarstellungen.

Anamnese. Das Gedächtnis der Heilstaten Christi. Ein Gebet in der Abendmahlsliturgie, nach dem —> Sanctus, das Leiden, Tod und Auferstehung Christi preist. In diesem sehr alten Stück der christ-

Antiphona I

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liehen Liturgie entspricht die Kirche betend dem Auftrag der Einsetzungsworte: »Das tut zu meinem Gedächtnis.« Anaphora. Präfation.

Anastasis. Griech. = Auferstehung. In der —> Byzant. Kunst Bezeichnung für die Darstellung der —> Höllenfahrt Christi.

Andachtsbild. Bezeichnung eines —> Bildes, das der Andacht dient. Dazu gehören: —> Vesperbild, —> Schmerzensmann, —> Christus-

Johannes-Gruppe u.a.m. Das A. kommt in Deutschland unter dem Einfluß der Mystik im 13. Jh. auf. Als A. werden in der kath.

Kirche auch die künstlerisch wertlosen Bildchen bezeichnet, die im 14. Jh. aufkamen und der Volksfrömmigkeit Anschauungsmaterial

liefern. Sie werden z.T. als Lesezeichen in Gebetbüchern verwendet.

Beliebtes A. in diesem Sinne ist das Herz-Jesu-Bild.

Angelus (Engel). Seit dem hohen Mittelalter wurde es in kath. Gegenden üblich, mittags und abends die Betglocke zu läuten (das

sog. Angelusläuten) und dabei drei —> Ave Maria zu sprechen,

denen später ein dem Gedächtnis der Jungfrau Maria und der Menschwerdung Christi gewidmeter Text hinzugefugt wurde: »Der Engel (Angelus) des Herrn brachte die Botschaft ...«

Antependium. a) Altarvorsatz aus Metall oder bemalten Holztafeln, b) An der Vorderseite des Altars oder auch der Kanzel herabhän-

gendes Tuch in den Farben der Kirchenjahreszeit. —> Frontale,

—> Paramente, —> Farben.

Antiphon. Eigentlich Gegenstimme, a) Bedeutet urspr. Oktave. Gemeint ist der wechselweise Gesang eines Männer- und eines Frauenchores, deren Stimmen eine Oktave auseinanderliegen. Antiphonaler

Gesang bedeutet von hier aus einen Wechselgesang zwischen zwei Chören,

antiphonal. b) Ein kurzer Satz aus der Bibel, zumeist

aus den Psalmen, mit dem als Refrain ein —» Psalmodie eingeleitet und abgeschlossen oder auch durchsetzt wird.

Antiphonal. Singen zwischen zwei Gruppen, z. B. zwei Chören oder Chor und Gemeinde, so bei der -» Psalmodie, also beim Beten eines Psalms oder eines —> Canticum. Im Unterschied zum —» responso-

rialen Singen handelt es sich um den Gesang zwischen Gruppen,

nicht zwischen einer Gruppe und einem einzelnen.

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Antiphonar___ _____ _____

Antiphonar. Ein Buch mit Texten und Melodien für das Chorgebet, oft mit Miniaturen verziert, a) Es enthält die Gesänge des —> Stundengebets, b) Es enthält die Gesan^steile des Meßgottesdienstes, auch —> Graduale genannt. Apostel. In der kirchlichen Kunst findet man die A. oft als Einzel-

figuren an mittelalterlichen Portalen dargestellt. Sie werden gern —> typologisch mit Prophetengestalten parallelisiert, gelegentlich sind sie auf den Schultern der Propheten stehend gegeben. All-

mählich bildeten sich für die einzelnen A. bestimmte Typen der Darstellung heraus, sei dem 13. Jh. wurden ihnen bestimmte Attri-

bute beigegeben, z.B. Petrus ein Schlüssel, Paulus ein Schwert.

Aposteltage. Gedenktage an die Apostel. Im Laufe der Zeit bekam jeder Apostel seinen besonderen Gedenktag. Die A. wurden urspr. auch in der ev. Kirche begangen, kamen hier aber seit dem 18. Jh.

mehr und mehr ab.

Apostolisches Glaubensbekenntnis (Apostolikum). Das älteste der ökumenischen Glaubensbekenntnisse. Seine älteste Form begegnet

Anfang des 2. Jh. in Rom. In seiner heutigen Gestalt stammt es wahrscheinlich aus dem 5. Jh. Der Name rührt daher, daß man es

früher als von den Aposteln verfaßt dachte. Luther nahm das A. in

den Katechismus auf. Im ev. Gottesdienst kann es als —> Credo gebraucht werden.

Apsidenchöre. Halbchöre, die sich in der —> Apsis der —> Basilika zum —> antiphonalen Gesang aufstellten. Später überhaupt Bezeich-

nung für getrennt stehende Chöre, die miteinander singen.

Apsis, a) In der altchristl. —> Basilika an der Schmalseite angebauter Raum, meist mit Gewölbe, halbrund, viereckig oder rechteckig;

Nebenapsiden können in den Bau mit einbezogen sein. In der A. befinden sich urspr. die —> Cathedra des Bischofs, die

Sub-

sellien der —» Presbyter und der -» Altar (sofern dieser nicht vor der A. stand), b) In der gotischen Kirche Abschluß des Chorraums

oder auch eines Seiten- oder Querschiffs.

Arbor (Lat.: Baum). Arbor vitae: —» Lebensbaum. In der christl. Kunst siebenarmiger Handleuchter, oft mit Darstellungen aus der bibl. Geschichte.

Aureole

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Arca, a) Behälter zur Aufbewahrung der Evangelien, b) Behälter für Reliquien oder Hostien, c) Bezeichnung für —> Pyxis,

d)

Patene.

Mensaaltar, der aus drei Marmorplatten besteht.

Arkaden. Offene Bogen aus Säulen oder Pfeilern, die aneinandergereiht einen Gang bilden oder eine Wand gliedern. In den Kirchen des Mittelalters wird oft das Hauptschiff von den Seitenschiffen

durch A. getrennt. »Blendarkaden« haben rein dekorative Funktion. Sie öffnen die Wand nicht.

Aschermittwoch. Asche ist Sinnbild der Vergänglichkeit und der Buße. Das Judentum kannte die Sitte, daß sich der Büßende Asche aufs Haupt streut. In der röm. Kirche wird am A. die Asche geweiht. Diese

wird den Gemeindemitgliedern in Kreuzesform auf Stirn und Scheitel gezeichnet. In der ev. Kirche wird der A. nicht besonders

begangen, er zählt jedoch auch hier als Anfang der Besinnungszeit (—> Fastenzeit) vor Ostern, die in die —> Passionszeit mündet.

Aspergill. Weihwedel zur Besprengung mit Weihwasser in der röm. Kirche.

Weihe.

Atrium. Die offene Halle des röm. Hauses. In der christl. Baukunst Vorhof vor der Fassade der —» Basilika, meist quadratisch, oft

von Säulen umgeben. —> Paradies. In seiner Mitte befindet sich oft ein Brunnen. Aufenthaltsort der Katechumenen, Pilger, Büßer, Prozessionen, auch Begräbnisplatz. Begegnet auch noch im frühen

Mittelalter.

Auferstehung Christi. Die Szene der A. wird in der christl. Kunst seit dem 4. Jh. zunächst nur durch die Darstellung der Engel und der

Frauen am Grabe angedeutet. In der —> Byzantinischen Kunst begegnet statt dessen das Thema der

Höllenfahrt Christi:

Christus steigt mit der Siegesfahne in der Hand aus dem Grab. Seit dem 14. Jh., zunächst in der italienischen Malerei, wird Christus über dem Grab schwebend gegeben.

Aula. Bezeichnung oft sowohl für das —> Atrium als auch für das Mittelschiff oder für eine ganze Kirche.

Aureole. Heiligenschein, der eine Figur ganz umgibt. Unterschied —> Nimbus. Die A. kommt in der Kunst fast nur bei der Darstellung Christi, Marias und der Trinität vor.Vgl. —> Mandorla.

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Aussetzung des Sakraments

Aussetzung des Sakraments (Expositio). Aufgrund des Glaubens, daß Christus auch außerhalb der —> Kommunion unter den Gestalten von Brot und Wein zugegen ist (—> Abendh>ahl), wird in der röm.

Kirche den Gläubigen die Hostie gezeigt, weil man sich von deren Anblick besondere Gnaden erwartet. Dies kann entweder, für die Gläubigen unsichtbar, im —> Ziborium oder, sichtbar, in

der —» Monstranz geschehen. Die Praxis der A. kam im 14. Jh. auf.

Ave Maria. Der Gruß des Engels bei der Verkündigung an Maria: »Gegrüßet seist Du Maria ...«, Luk 1,28, zusammen mit den Worten der Elisabeth Luk 1,42. In der röm. Kirche Teil des

Rosenkranzgebets, auch sonst häufig gebetet, z.B. oft als Abschluß

des Vaterunsers. Das A. ist von geistlichen und weltlichen Komponisten oft vertont worden.

Bahnlesung. —> Lectio continua. Baldachin, a) Überdachung eines Throns oder Altars, meistens von vier Säulen gestützt, zwischen denen manchmal Vorhänge angebracht sind; —> Ziborium. In der röm. Kirche ist bei —> Prozessio-

nen das Sakrament von einem B. überdacht, auch der Papst- oder Bischofsthron, b) Überbau eines Grabes.

Baptisterium. Taufkirche. Zunächst Bezeichnung für das Wasserbecken (—> Piscina), wohl seit dem 3. Jh. für das Gebäude, in dem sich

dieses befindet. Meist ein —> Zentralbau mit rundem oder polygonalem Grundriß. Er befindet sich in der Nähe des Eingangs einer

Kirche als selbständiges Gebäude oder als Anhang an die Kirche. Als die Taute nicht mehr durch Untertauchen vollzogen wurde,

baute man keine Baptisterien mehr, sondern stellte statt dessen in

der Kirche einen Taufstein auf.

Barett. —> Gewänder. Barock. In der Bildenden Kunst die Zeit von etwa 1550-1770, die eingeteilt werden kann in Frühbarock 1550-1600, Hochbarock

1600-1700, Spätbarock (und Rokoko) 1700-1770. Allgemeine Kennzeichen des B. sind die Freude an üppigen Formen, prunkendem Pathos und das Streben nach auf die Sinne gerichtetem

Effekt. Der Katholizismus der Gegenreformation entfaltet im

B. seine charakteristische Mentalität. Der kath. Kirchenbau

macht sich die -> Basilikaform dienstbar. In der Baukunst drängt die Gestaltung des Grundrisses über Rechteck, Quadrat und Kreis

hinaus zur Ovalen. Plastik, Malerei und Architektur liefern gleich-

sam das Bühnenbild des kultischen Dramas, das die Sinne der Gläubigen gefangennimmt. Dem kommt die naturalistische Aus-

malung von Mysterium und Ekstase, von Himmel und Hölle ent-

gegen. Im protestantischen Kirchenbau des B. tritt die Predigtkirche hervor, für die sich die —> zentralbauliche Gestaltung

empfiehlt. Orgel und Kanzel werden reich ausgestaltet, sie

Basilika

24

können mit dem Altar zusammen zu einer einheitlichen Gruppe

werden. Basilika. Die architektonische Form der ältesten christl. Kirchen, die die Bauweise der antiken Versammlungsräume verwenden. Die B.

ist eine drei-, fünf- oder mehrschiffige Kirche, für die ein rechteckiger Grundriß und die Überhöhung des Mittelschiffs über die

Seitenschiffe typisch ist. Die oberen Wände des Mittelschiffs sind von Fenstern durchbrochen, die Seitenschiffe, die sich mit ihren

Dächern an das Mittelschiff anlehnen, durch Stützenreihen vom

Mittelschiff getrennt. Die

Apsis befindet sich an der Schmalseite,

meist im Osten, oder sie ist in das Hauptgebäude einbezogen. Sie

kann auch in einem vorgelagerten Querschiff erweitert werden, es sind auch drei Apsiden möglich. Der B. vorgelagert ist ein quadratisches

Atrium oder ein rechteckiger —> Narthex; beide kön-

nen auch miteinander verbunden sein. Seit der Karolingischen

Zeit entwickelt sich die B. im Abendland so weiter: Das Mittelschiff wird durch den —» Chor verlängert, der sich zwischen

—> Querhaus und —> Apsis schiebt. Unter dem Chor befindet sich eine

Krypta. Querhaus und Mittelschiff durchdringen einander

kreuzförmig; die Durchdringungsstelle heißt —> Vierung. Die Obermauern des Mittelschiffs ruhen nicht mehr auf einem

—> Architrav, sondern auf Bogenstellungen, die Säulen und Pfeiler haben. Über den Seitenschiffen können Emporen angebracht

werden. Seit 1100 tritt an die Stelle des offenen Dachstuhls oder

der Flachdecke die Wölbung. Damit entsteht die —> romanische Kirche.

Basso Ostinato. In der Musik eine ständig wiederkehrende Baßfigur. Kommt bei —> Ciaconna und —> Passacaglia vor.

Baumkreuz. Darstellung des Kreuzes Christi als eines Baumes mit Blättern und Blüten, auch Früchten, an die Vorstellung vom

-» Lebensbaum anknüpfend. Früheste Beispiele finden sich in der Buchmalerei des 12. Jh. Nach dem 16. Jh. begegnet man der Darstellung kaum noch.

Beffchen. Aus dem weißen leinenen Herrenkragen im 17. Jh. entstanden: zwei viereckige, längliche Stoffstücke an der Halsöffnung.

Beichte

25

Das B. gehört im deutschen Protestantismus zur Amtstracht des Geistlichen (—> Gewänder).

Begräbnis. Das B.-Zeremoniell der röm. Kirche, die

Exequien,

gliedert sich in drei Teile: 1. Überführung des Leichnams unter

Gebet und Psalmengesang in feierlicher Prozession in die Kirche;

2. in der Kirche findet das Totenoffizium mit der Seelenmesse statt: eine —> Requiem-Messe mit anschließender Absolution, bei der der Leichnam zur Bestattung in geweihter Erde freigegeben

wird; 3. Bestattung mit dem altkirchlichen Gesang »In paradisum«

und dem —» Benedictus. Die Reformatoren lehnten Seelenmessen und Totenämter ab, da das Schicksal der Toten nicht zu beeinflussen ist. Das Gebet für die Toten blieb auf das Privatgebet

beschränkt. Hauptelemente der ev. B.-Feier sind Psalm, Gebet, Lied, Schriftlesung, Predigt, ihr Inhalt ist das Gedenken an den eigenen Tod, die Verkündigung der Auferstehung und die Tröstung der Leidtragenden. Eine einheitliche und allgemein verbindliche

liturg. Ordnung des B. ist in der ev. Kirche trotz weitgehender theologischer Klarheit über den Sinn der Feier bis heute nicht

vorhanden.

Beichte. In der röm. Kirche Sakrament mit den Hauptbestandteilen contritio (Reue des Herzens), confessio (Bekenntnis) und absolu-

tio (Lossprechung). Die B. tilgt die begangenen Todsünden. Jeder

Christ, der sich im Stand der Todsünde weiß, ist einmal im Jahr

verpflichtet zu beichten. Notwendig ist die B. besonders vor dem

Empfang der —> Kommunion. Der Priester erteilt die —> Absolution

und erlegt die sakramentale Genugtuung durch Wiedergutmachung oder Ableistung bestimmter Werke auf. Die Form, in der diese

Handlung vollzogen wird, ist die sog. Ohrenbeichte, obwohl die röm. Kirche auch andere Formen des Sündenbekenntnisses kennt; —> Confiteor, —> Offene Schuld. Die ev. Kirche kennt gleichfalls sowohl die Privatbeichte als auch die Allgemeine Beichte. Die

»Offene Schuld« hatte für Luther selbst weniger Bedeutung als die »geheime Beichte«, die er beibehielt; Karlstadt schaffte sie in

Wittenberg als Abendmahlsvorbereitung ab. Der entscheidende

Unterschied zur röm. Auffassung liegt darin, daß die ev. Kirche

26

Beichtstuhl

den Beichtzwang ablehnt. Im Pietismus wurde der Brauch der Privatbeichte in der ev. Kirche abgeschafft, nachdem in der

Orthodoxie die B. vor dem Abendmahl meh-F und mehr zu einem Examen geworden war, mit dem sich der Beichtende über seine

Kenntnisse vom Abendmahl ausweisen mußte. Die Allgemeine B. ist noch heute weithin als Vorbereitung vor dem Gang zum Abendmahl üblich, jedenfalls sofern dieses nicht innerhalb des

Gottesdienstes, sondern als besondere Veranstaltung stattfindet. Da nach ev. Verständnis das Abendmahl Anteil an der sündenverge-

benden Gegenwart Christi gewährt und Freudenmahl ist, kann eine dem Abendmahl vorausgehende B. nicht als unerläßlich angesehen werden. Im Sonntagsgottesdienst, der das Abendmahl einschließt, ist nach luth. Ordnung keine vorangehende B. vorgesehen,

vielmehr wird dem Gottesdienst ein allgemeines —> Confiteor vorangestellt. Kernstücke der ev. Beichtfeier sind Luthers Beicht-

gebet und die —> Absolution, mit der der Pfarrer kraft seines Amtes die Beichtenden von Sünden losspricht. Es ist gelegentliche

Sitte, daß beim Sündenbekenntnis sowohl der Liturg als auch die Gemeinde knien. Die private Beichte, bei der der einzelne dem

Pfarrer oder einem Gemeindeglied seine konkreten Sünden

bekennt, wird in jüngster Zeit wieder häufiger praktiziert.

Beichtstuhl. In der Alten Kirche war die öffentliche Beichte bekannt, die vor der Kirche oder in der Kirche in der Nähe der Tür statt-

fand. Als statt dessen sodann die Privatbeichte üblich wird, kommt allmählich der B. auf. Urspr. vollzog sich die Privatbeichte in der Wohnung des Priesters. Seit dem Mittelalter beichtete man in Beichtsitzen, die an den Chorschranken oder an den Kirchenwän-

den angebracht waren. Aus diesen entstand im 16. Jh. der B. Der

Sitz des Beichtigers in der Mitte des B. ist nach allen Seiten abgeschlossen; zu beiden Seiten befinden sich Beichtschemel und vergitterte Öffnungen, durch die der Beichtende spricht. In den

alten luth. Kirchen wurde der B. beibehalten. —> Beichte.

Bema. Der erhöhte Altarraum der altchristl. Kirche; —> Apsis. In der Ostkirche ein durch eine Gitterwand abgetrennter Raum für den

Geistlichen. Hieraus wurde später die —> Ikonostase.

Bischofskreuz

27

Benedicamus Domino (Lasset uns den Herrn preisen). Schlußformel des —> Stundengebets und der Messe. In der heute gebräuchlichen Gottesdienstordnung mit der Formel —> »Lasset uns benedeien

dem Herrn - Gott sei ewiglich Dank« vor dem —> Segen üblich. Die Formel wurde in älterer Zeit an Tagen mit Bußcharakter ver-

wandt, seit dem 12. Jh. als Schlußformel bei —> Requiemmessen

benutzt. Im ev. Sonntagsgottesdienst ist derzeit am gebräuchlichsten die Schlußformel: »Gehet hin im Frieden des Herrn.«

Benedictionale. Buch für die vom Bischof zu spendenden Sakramente und Segnungen. Andere Bezeichnung: —> Pontifikale.

Benedictus (»Gelobt, gepriesen sei...«). So beginnt a) der Lobgesang des Zacharias, Lk 1,68-79, das Canticum (—> Cantica) der

—> Mette, b) das Stück der

Präfation, das auf das —> Sanctus

folgt: »Gelobt sei, der da kommt, im Namen des Herrn«.

Benediktion = —> Segen. Zusammenfassende Bezeichnung für Segensformeln.

Beweinung Christi. Thema der christl. Kunst: Der Leichnam Christi, am Boden hegend, wird von Maria, Magdalena, Johannes, Niko-

demus und anderen beweint. Die Darstellung taucht im 11. Jh. auf byzantinischen Elfenbeinreliefs auf, in Deutschland verbreitet sie

sich erst im 15. Jh.

Bilder. Die Reformatoren wandten sich gegen die Verehrung der Heiligenbilder, die in der röm. Kirche gepflogen wurde und z. T

abergläubische Formen angenommen hatte. Während aber die reformierte Kirche wegen der Gefahr des Götzendienstes (»Du

sollst dir kein Bild machen«) die Bilder aus dem gottesdienstlichen Raum verbannte, erkannte das Luthertum den erbaulichen und verkündigenden Wert religiöser Bilder an.

Bilderwand. —> Ikonostase. Birett —> Gewänder. Bischofshut. Röm. Kirche: Kopfbedeckung des Bischofs außerhalb des Gottesdienstes, ein schwarzer Hut mit breiter Krempe und grünen

Seidenkordeln. Bischofskreuz. Für die röm. Kirche siehe —> Pektorale. Auch in der ev.

Kirche ist das auf der Brust getragene B. bei Bischöfen, Kirchen-

Bischofsring

28

_

_____________

Präsidenten, Oberkirchenräten, Pröpsten bzw. Generalsuperinten-

denten und Superintendenten (Dekanen) teilweise üblich. Es ist aus Gold oder Silber. *x Bischofsring. Röm. Kirche: Insignium der bischöfl. Gewalt (wie —> Mitra und

Bischofsstab), ein am vierten Finger der rechten

Hand getragener, mit Edelsteinen verzierter goldener Ring.

Bischofsstab, auch Krummstab genannt. Röm. Kirche: ein etwa 150 cm langer, mit einer oft reich verzierten Krümmung am

oberen Ende aus Metall oder Elfenbein versehener Stab, das Sinnbild der bischöflichen Regierungsgewalt, von Kardinälen, Bischö-

fen und Äbten bei —» Pontifikalien benutzt.

Bischofsstuhl. —> Cathedra. Blenden, Blendbögen, Blendarkaden. Der Wand vorgeblendete, nicht offene Bögen, entsprechend auch Fenster-, Nischen-, Stab- und Maßwerkformen. Haben nur dekorative Funktion.

Bogen. In der Baukunst Bezeichnung eines bogenförmigen Tragwerks über einer Öffnung. Die von einem B. umschlossene Fläche

bei Wandblenden, über Türen und Fenstern heißt Bogenfeld (—»Tympanon, —> Portal); es kann mit Mosaiken und Reliefs ausgestattet sein. Eine Folge von Rund- oder Spitzbögen, die sich auch überkreuzen können, heißt Bogenfries.

Brauttür. Eine in der Gotik gelegentlich an der Nordseite einer Kirche anzutreffende Tür, vor der die —> Trauung vollzogen wurde. Die B. wurde gern mit Plastiken der Klugen und Törich-

ten Jungfrauen geschmückt.

Brevier. Buch mit den Stücken (Gebeten, Psalmen und Lesungen aus der Bibel und den Kirchenvätern, auch aus Heiligenlegenden), die

in der kath. Kirche Priester und Mönche täglich zu beten haben. In der ev. Kirche sind in den letzten 100 Jahren ev. Breviere entstanden, die in ähnlicher Weise Texte für die Tageszeitengebete

bringen.

Stundengebet.

Bündelpfeiler. In der gotischen Baukunst eine Gruppe von kleinen und großen Dreiviertelsäulen um einen Pfeilerkern. —> Dienst.

Buß- und Bettag. Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres. Er geht auf die durch Theodosius und Karl den Großen

Basilika

24

können mit dem Altar zusammen zu einer einheitlichen Gruppe

werden. Basilika. Die architektonische Form der ältesten christl. Kirchen, die die Bauweise der antiken Versammlungsräume verwenden. Die B.

ist eine drei-, fünf- oder mehrschiffige Kirche, für die ein rechteckiger Grundriß und die Überhöhung des Mittelschiffs über die

Seitenschiffe typisch ist. Die oberen Wände des Mittelschiffs sind von Fenstern durchbrochen, die Seitenschiffe, die sich mit ihren

Dächern an das Mittelschiff anlehnen, durch Stützenreihen vom

Mittelschiff getrennt. Die

Apsis befindet sich an der Schmalseite,

meist im Osten, oder sie ist in das Hauptgebäude einbezogen. Sie

kann auch in einem vorgelagerten Querschiff erweitert werden, es sind auch drei Apsiden möglich. Der B. vorgelagert ist ein quadratisches

Atrium oder ein rechteckiger —> Narthex; beide kön-

nen auch miteinander verbunden sein. Seit der Karolingischen

Zeit entwickelt sich die B. im Abendland so weiter: Das Mittelschiff wird durch den —» Chor verlängert, der sich zwischen

—> Querhaus und —> Apsis schiebt. Unter dem Chor befindet sich eine

Krypta. Querhaus und Mittelschiff durchdringen einander

kreuzförmig; die Durchdringungsstelle heißt —> Vierung. Die Obermauern des Mittelschiffs ruhen nicht mehr auf einem

—> Architrav, sondern auf Bogenstellungen, die Säulen und Pfeiler haben. Über den Seitenschiffen können Emporen angebracht

werden. Seit 1100 tritt an die Stelle des offenen Dachstuhls oder

der Flachdecke die Wölbung. Damit entsteht die —> romanische Kirche.

Basso Ostinato. In der Musik eine ständig wiederkehrende Baßfigur. Kommt bei —> Ciaconna und —> Passacaglia vor.

Baumkreuz. Darstellung des Kreuzes Christi als eines Baumes mit Blättern und Blüten, auch Früchten, an die Vorstellung vom

-» Lebensbaum anknüpfend. Früheste Beispiele finden sich in der Buchmalerei des 12. Jh. Nach dem 16. Jh. begegnet man der Darstellung kaum noch.

Beffchen. Aus dem weißen leinenen Herrenkragen im 17. Jh. entstanden: zwei viereckige, längliche Stoffstücke an der Halsöffnung.

Beichte

25

Das B. gehört im deutschen Protestantismus zur Amtstracht des Geistlichen (—> Gewänder).

Begräbnis. Das B.-Zeremoniell der röm. Kirche, die

Exequien,

gliedert sich in drei Teile: 1. Überführung des Leichnams unter

Gebet und Psalmengesang in feierlicher Prozession in die Kirche;

2. in der Kirche findet das Totenoffizium mit der Seelenmesse statt: eine —> Requiem-Messe mit anschließender Absolution, bei der der Leichnam zur Bestattung in geweihter Erde freigegeben

wird; 3. Bestattung mit dem altkirchlichen Gesang »In paradisum«

und dem —» Benedictus. Die Reformatoren lehnten Seelenmessen und Totenämter ab, da das Schicksal der Toten nicht zu beeinflussen ist. Das Gebet für die Toten blieb auf das Privatgebet

beschränkt. Hauptelemente der ev. B.-Feier sind Psalm, Gebet, Lied, Schriftlesung, Predigt, ihr Inhalt ist das Gedenken an den eigenen Tod, die Verkündigung der Auferstehung und die Tröstung der Leidtragenden. Eine einheitliche und allgemein verbindliche

liturg. Ordnung des B. ist in der ev. Kirche trotz weitgehender theologischer Klarheit über den Sinn der Feier bis heute nicht

vorhanden.

Beichte. In der röm. Kirche Sakrament mit den Hauptbestandteilen contritio (Reue des Herzens), confessio (Bekenntnis) und absolu-

tio (Lossprechung). Die B. tilgt die begangenen Todsünden. Jeder

Christ, der sich im Stand der Todsünde weiß, ist einmal im Jahr

verpflichtet zu beichten. Notwendig ist die B. besonders vor dem

Empfang der —> Kommunion. Der Priester erteilt die —> Absolution

und erlegt die sakramentale Genugtuung durch Wiedergutmachung oder Ableistung bestimmter Werke auf. Die Form, in der diese

Handlung vollzogen wird, ist die sog. Ohrenbeichte, obwohl die röm. Kirche auch andere Formen des Sündenbekenntnisses kennt; —> Confiteor, —> Offene Schuld. Die ev. Kirche kennt gleichfalls sowohl die Privatbeichte als auch die Allgemeine Beichte. Die

»Offene Schuld« hatte für Luther selbst weniger Bedeutung als die »geheime Beichte«, die er beibehielt; Karlstadt schaffte sie in

Wittenberg als Abendmahlsvorbereitung ab. Der entscheidende

Unterschied zur röm. Auffassung liegt darin, daß die ev. Kirche

26

Beichtstuhl

den Beichtzwang ablehnt. Im Pietismus wurde der Brauch der Privatbeichte in der ev. Kirche abgeschafft, nachdem in der

Orthodoxie die B. vor dem Abendmahl meh-F und mehr zu einem Examen geworden war, mit dem sich der Beichtende über seine

Kenntnisse vom Abendmahl ausweisen mußte. Die Allgemeine B. ist noch heute weithin als Vorbereitung vor dem Gang zum Abendmahl üblich, jedenfalls sofern dieses nicht innerhalb des

Gottesdienstes, sondern als besondere Veranstaltung stattfindet. Da nach ev. Verständnis das Abendmahl Anteil an der sündenverge-

benden Gegenwart Christi gewährt und Freudenmahl ist, kann eine dem Abendmahl vorausgehende B. nicht als unerläßlich angesehen werden. Im Sonntagsgottesdienst, der das Abendmahl einschließt, ist nach luth. Ordnung keine vorangehende B. vorgesehen,

vielmehr wird dem Gottesdienst ein allgemeines —> Confiteor vorangestellt. Kernstücke der ev. Beichtfeier sind Luthers Beicht-

gebet und die —> Absolution, mit der der Pfarrer kraft seines Amtes die Beichtenden von Sünden losspricht. Es ist gelegentliche

Sitte, daß beim Sündenbekenntnis sowohl der Liturg als auch die Gemeinde knien. Die private Beichte, bei der der einzelne dem

Pfarrer oder einem Gemeindeglied seine konkreten Sünden

bekennt, wird in jüngster Zeit wieder häufiger praktiziert.

Beichtstuhl. In der Alten Kirche war die öffentliche Beichte bekannt, die vor der Kirche oder in der Kirche in der Nähe der Tür statt-

fand. Als statt dessen sodann die Privatbeichte üblich wird, kommt allmählich der B. auf. Urspr. vollzog sich die Privatbeichte in der Wohnung des Priesters. Seit dem Mittelalter beichtete man in Beichtsitzen, die an den Chorschranken oder an den Kirchenwän-

den angebracht waren. Aus diesen entstand im 16. Jh. der B. Der

Sitz des Beichtigers in der Mitte des B. ist nach allen Seiten abgeschlossen; zu beiden Seiten befinden sich Beichtschemel und vergitterte Öffnungen, durch die der Beichtende spricht. In den

alten luth. Kirchen wurde der B. beibehalten. —> Beichte.

Bema. Der erhöhte Altarraum der altchristl. Kirche; —> Apsis. In der Ostkirche ein durch eine Gitterwand abgetrennter Raum für den

Geistlichen. Hieraus wurde später die —> Ikonostase.

Bischofskreuz

27

Benedicamus Domino (Lasset uns den Herrn preisen). Schlußformel des —> Stundengebets und der Messe. In der heute gebräuchlichen Gottesdienstordnung mit der Formel —> »Lasset uns benedeien

dem Herrn - Gott sei ewiglich Dank« vor dem —> Segen üblich. Die Formel wurde in älterer Zeit an Tagen mit Bußcharakter ver-

wandt, seit dem 12. Jh. als Schlußformel bei —> Requiemmessen

benutzt. Im ev. Sonntagsgottesdienst ist derzeit am gebräuchlichsten die Schlußformel: »Gehet hin im Frieden des Herrn.«

Benedictionale. Buch für die vom Bischof zu spendenden Sakramente und Segnungen. Andere Bezeichnung: —> Pontifikale.

Benedictus (»Gelobt, gepriesen sei...«). So beginnt a) der Lobgesang des Zacharias, Lk 1,68-79, das Canticum (—> Cantica) der

—> Mette, b) das Stück der

Präfation, das auf das —> Sanctus

folgt: »Gelobt sei, der da kommt, im Namen des Herrn«.

Benediktion = —> Segen. Zusammenfassende Bezeichnung für Segensformeln.

Beweinung Christi. Thema der christl. Kunst: Der Leichnam Christi, am Boden hegend, wird von Maria, Magdalena, Johannes, Niko-

demus und anderen beweint. Die Darstellung taucht im 11. Jh. auf byzantinischen Elfenbeinreliefs auf, in Deutschland verbreitet sie

sich erst im 15. Jh.

Bilder. Die Reformatoren wandten sich gegen die Verehrung der Heiligenbilder, die in der röm. Kirche gepflogen wurde und z. T

abergläubische Formen angenommen hatte. Während aber die reformierte Kirche wegen der Gefahr des Götzendienstes (»Du

sollst dir kein Bild machen«) die Bilder aus dem gottesdienstlichen Raum verbannte, erkannte das Luthertum den erbaulichen und verkündigenden Wert religiöser Bilder an.

Bilderwand. —> Ikonostase. Birett —> Gewänder. Bischofshut. Röm. Kirche: Kopfbedeckung des Bischofs außerhalb des Gottesdienstes, ein schwarzer Hut mit breiter Krempe und grünen

Seidenkordeln. Bischofskreuz. Für die röm. Kirche siehe —> Pektorale. Auch in der ev.

Kirche ist das auf der Brust getragene B. bei Bischöfen, Kirchen-

Bischofsring

28

_

_____________

Präsidenten, Oberkirchenräten, Pröpsten bzw. Generalsuperinten-

denten und Superintendenten (Dekanen) teilweise üblich. Es ist aus Gold oder Silber. *x Bischofsring. Röm. Kirche: Insignium der bischöfl. Gewalt (wie —> Mitra und

Bischofsstab), ein am vierten Finger der rechten

Hand getragener, mit Edelsteinen verzierter goldener Ring.

Bischofsstab, auch Krummstab genannt. Röm. Kirche: ein etwa 150 cm langer, mit einer oft reich verzierten Krümmung am

oberen Ende aus Metall oder Elfenbein versehener Stab, das Sinnbild der bischöflichen Regierungsgewalt, von Kardinälen, Bischö-

fen und Äbten bei —» Pontifikalien benutzt.

Bischofsstuhl. —> Cathedra. Blenden, Blendbögen, Blendarkaden. Der Wand vorgeblendete, nicht offene Bögen, entsprechend auch Fenster-, Nischen-, Stab- und Maßwerkformen. Haben nur dekorative Funktion.

Bogen. In der Baukunst Bezeichnung eines bogenförmigen Tragwerks über einer Öffnung. Die von einem B. umschlossene Fläche

bei Wandblenden, über Türen und Fenstern heißt Bogenfeld (—»Tympanon, —> Portal); es kann mit Mosaiken und Reliefs ausgestattet sein. Eine Folge von Rund- oder Spitzbögen, die sich auch überkreuzen können, heißt Bogenfries.

Brauttür. Eine in der Gotik gelegentlich an der Nordseite einer Kirche anzutreffende Tür, vor der die —> Trauung vollzogen wurde. Die B. wurde gern mit Plastiken der Klugen und Törich-

ten Jungfrauen geschmückt.

Brevier. Buch mit den Stücken (Gebeten, Psalmen und Lesungen aus der Bibel und den Kirchenvätern, auch aus Heiligenlegenden), die

in der kath. Kirche Priester und Mönche täglich zu beten haben. In der ev. Kirche sind in den letzten 100 Jahren ev. Breviere entstanden, die in ähnlicher Weise Texte für die Tageszeitengebete

bringen.

Stundengebet.

Bündelpfeiler. In der gotischen Baukunst eine Gruppe von kleinen und großen Dreiviertelsäulen um einen Pfeilerkern. —> Dienst.

Buß- und Bettag. Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres. Er geht auf die durch Theodosius und Karl den Großen

Byzantinische Kunst

29

eingeführte Sitte zurück, für besondere Nöte eine gemeinsame Buße des Volkes zu veranstalten, woraus sich eine ständige Einrichtung an bestimmten Tagen entwickelte. Es wurde hier einerseits an altkirchliche Traditionen angeknüpft, nach denen

bestimmte Tage, so der Mittwoch und der Freitag der -» Woche, durch Fasten begangen wurden, andererseits an die seit dem 3. Jh.

üblichen Bußfasten zu den Jahreszeiten; —» Quatember. Auch die protest. Kirchen nach der Reformation kannten allmonatliche Bußtage sowie Bußtage in besonderer nationaler Notlage. Der am

Ende des Kirchenjahres in Deutschland übliche B. war 1892 von der Preuß. Generalsynode festgelegt worden und bis vor kurzem staatl. Feiertag.

Byzantinische Kunst. Eine Weiterentwicklung der altchristlichen Kunst unter Aufnahme der hellenistischen Formen der Spätantike. Die

erste, justinianische Epoche des 6. bis 7. Jh. schuf die Kirchenbauform des —> Zentralbaus und die —> Kuppelbasilika. Beispiel die

Hagia Sophia in Konstantinopel. Es werden drei Apsiden gebaut (—> Apsis), Altarraum und Schiff werden durch

Chorschranken

getrennt. Typisch sind die farbenprächtigen Mosaiken mit ihren

überindividuellen Porträts (z. B. San Vitale in Ravenna) und das Aufkommen der —> Ikonenmalerei. Für die zweite Epoche in der Zeit des Bilderstreits (726 bis 842) ist der mönchische realistische

Erzählstil der Psalterillustrationen charakteristisch. In der Epoche des 9. bis 12. Jh. entsteht die Kreuzkuppelkirche, es entwickelt sich der klassische monumentale Flächenstil der B. Im 14. und 15. Jh.

fließen in den so entstandenen typischen Stil der griech.-orthod.

Kirche islamische Elemente ein.

c Calix. Abendmahlskelch. —> Kelch. Campanile. Freistehender Glockenturm. Typisch für den ital. Kirchenbau. Im modernen Kirchenbau auch in Deutschland häufiger

anzutreffen.

Cancelli. Schranken, die den Altarraum oder den Altar selbst vom Laienraum (—> Presbyterium) trennen, entsprechend der kath.

Auffassung vom Priesteramt. Material: Holz, Marmor oder Metall, oft reich verziert. Im Abendland sind die C. die Stelle, an der die

—> Kommunion ausgeteilt wird. Seit dem 13. Jh. entwickeln sie sich zum —> Lettner. Die —> Kanzel hat ihren Namen von den C., an denen sie früher angebracht war.

Cantate. 4. Sonntag nach Ostern. Name nach der —> Introitusantiphon aus Ps 98: »Singet dem Herrn ein neues Lied.« Während das

Evangelium des Tages schon auf das nahe Pfingstfest schaut, ist der

Introitus vom Charakter der österlichen Freudenzeit bestimmt, seine Aussagen sind auf das sieghafte Wunder der Auferstehung zu beziehen. (Derselbe Introitus kommt auch zu Weihnachten vor

und interpretiert in diesem Zusammenhang das Thema Weihnachten als Offenbarung der Königsherrschaft Gottes, die in der

Welt anbricht.) Liturg. Farbe weil}.

Cantica (Lieder; Einzahl: Canticum). Zur Unterscheidung von den —> Psalmen Bezeichnung für die in der Bibel enthaltenen »Ge-

sänge«, die nicht im Psalter stehen. Sie werden vor allem im

—> Stundengebet gesungen. Schon im Synagogengottesdienst wurden C. des Alten Testaments vorgetragen (z. B. Jes 12,

Jes 38,10-20 u.a.m.). Das Canticum der

Mette ist (neben dem

-^Tedeum) das —> Benedictus (Lk 1,68-79), das der —>Vesper das

—> Magnificat (Lk 1,46-55), das der —> Complet (oder auch der

Vesper) das —> Nunc dimittis (Lk 2,29-32). Die C. werden psalm-

odiert (—> Psalmodie).

Cantionale. Buch mit den Weisen für den liturg. Gesang: den —> Altar-

D Dachreiter. Türmchen auf einem Kirchendach, meist aus Holz, besonders über der —> Vierung. Der D. kommt bei den

Zisterzienser-

bauten des 13. Jh. auf, die ihn anstelle von Türmen einsetzen.

Dalmatik. —» Gewänder. Deesis. Darstellung Jesu als des Weltenrichters, von den fürbittenden Johannes der Täufer (links) und Maria (rechts) als Verkörperungen

des Alten und Neuen Testaments flankiert. Die D. begegnet häufig

auf der —> Ikonostase. Sie drang aus der byzantinischen Kunst in die abendländische ein.

Deo gratias (»Gott sei ewiglich Dank«). Antwort der Gemeinde auf die —> Pax (—> Gehet hin im Frieden des Herrn) bzw. das

—» Benedicamus Domino (—> Lasset uns benedeien). —> Ite, missa est.

»Der Friede des Herrn sei mit euch allen.« —> Pax. Der Herr sei mit euch. —> Salutatio. De tempore. Stücke des Gottesdienstes, die der Kirchenjahreszeit entsprechend wechseln (—> Proprium), im Gegensatz zum —» Ordinarium. De-tempore-Lieder sind Lieder, die zum Thema eines

Sonntags oder einer Kirchenjahreszeit ausgewählt sind.

Deutsche Messe. Schrift Luthers von 1526, in der er eine evangelische Gottesdienstordnung vorschlägt. Anstelle des —> Graduale steht ein deutsches Gemeindelied (—> Wochenlied), für das —> Credo ist das

Glaubenslied vorgesehen. Der Pfarrer soll hinter dem Altar mit Blick zur Gemeinde amtieren. Diese Gottesdienstform ist für die

»einfältigen Christen« gedacht, womit die in der —> Formula missae vorgesehene Ordnung nicht aufgehoben ist. —> Messe.

Diakon. In der ev. Kirche Bezeichnung eines Gemeindehelferamtes mit mannigfachen Funktionen. In der kath. Kirche wichtiges liturg. Amt. Der D. der röm. Kirche ist ein geweihter Kleriker, der noch nicht die Priesterweihe erhalten hat. Er ist der hauptsäch-

liche liturg. Helfer des Priesters. Ebenso hat der D. der griech.-

orthod. Kirche liturg. Funktionen, zu denen hier auch der Sakra-

Dreikonchena n läge

37

mentsdienst gehört. Der D. ist hier der unterste Grad der in D.,

Priester und Bischof gegliederten Hierarchie.

Diakonikon, a) In der griech. Kirche Seitenapsis, meist südlich, als Sakristei für den Priester, b) In der griech. Kirche auch Bezeich-

nung des liturg. Handtuchs für den —> Diakon.

Diakonisches Gebet. Form des

Fürbittengebets, bei dem sich ein am

Lesepult stehendes Gemeindeglied (urspr. der

Diakon) und der

Liturg in das Beten teilen, indem der eine die Gebetsanliegen nennt, der andere sie in einem kurzen zusammenfassenden Gebet aufgreift. Die Gemeinde schließt jedes dieser Gebete mit —> Amen ab.

Dienst. Baukunst: In der Gotik ein langes schmales Säulchen, das die Gurte und Rippen eines Kreuzrippengewölbes stützt, Bestandteil

eines

Bündelpfeilers oder eines Wandpfeilers.

Dies irae (Tag des Zornes; Mal 3,2). In der röm. Kirche Bezeichnung einer mit diesen Worten beginnenden —> Sequenz der Toten-

messe. In der Kirchenmusik Teil des —» Requiems.

Diptychon. Zwei zusammenklappbare Täfelchen, deren Innenseite zum Schreiben benutzt wurde. In der alten christlichen Kirche wurden hier die Namen der Lebenden und Toten aufgezeichnet, deren bei der Messe gedacht werden sollte. Die Außenseiten des

D. sind mit christl. Szenen geschmückt. Im Mittelalter Bezeichnung für ein zweiflügeliges Altarbild.

Dom. Bischofskirche (—> Kathedrale) oder größere Stiftskirche, deren Geistliche wie Mönche ein gemeinsames Leben führen. Oft

auch —> Münster genannt. Der D. zeichnet sich zumeist durch besonders große Turmbauten und einen ausgedehnten —> Chor-

raum aus.

Dormitorium. Schlafsaal der Mönche im Kloster. Dorsale. Rückwand, besonders beim -> Chorgestühl. Doxologie. Lobpreis Gottes, a) Allg. Abschluß von Gebeten. b) Abschluß des Vaterunser: »Denn Dein ist das Reich ....« In der

röm. Kirche nicht üblich, wohl aber in der ev. und in der orthod. c) Große D. —> Gloria in excelsis, d) Kleine D. —> Gloria patri.

Dreikonchenanlage. Kreuzförmige

Basilika. Am Ende der Quer-

arme befinden sich Apsiden (-* Apsis), wodurch die Querarme an

Choralbearbeitung

32

allem durch die Arbeit Johann Walthers, auch musikalisch eine melodisch und rhythmisch neue Form kirchlichen Singens. Eine

Blütezeit erlebte der C. in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, vor allem durch die Schöpfungen Paul Gerhardts.

Choralbearbeitung. Sammelbegriff für Kompositionen, die den unverändert übernommenen —> cantus firmus eines Chorals variieren. Wich-

tigste Formen der C., die sich besonders im protestantischen Bereich

entwickelte, sind: Choralmotette und Choralkantate, in der Orgel-

musik Orgelchoral, Choralvariation, Choralfuge, Choralfantasie.

Choralnotation. Etwa im 12. Jh. aufgekommen. Die C. verwendet quadratische Noten, die sog. Choralnoten. Im Unterschied zur —> Mensuralnotation werden hier nur die relativen Unterschiede

der Tonhöhen angegeben, nicht die rhythmischen Werte der einzelnen Töne. —» Gregorianische Melodien sind noch heute in

Choralnoten notiert.

Choralpassion. Im Unterschied zur Motettenpassion (—> Passion) wird hier lediglich der Bibeltext im gregorianischen —> Rezitationston

deklamiert oder mehrstimmig erweitert. Chorgebet. Das im —> Chorraum der Kirche gehaltene —> Stundengebet.

Chorgestühl. An den Längswänden des —> Chors aufgestelltes Gestühl für den Klerus und die Mönche. Es besteht aus einer unteren und

einer oberen Sitzreihe, hinter der sich das —> Dorsale: die Rück-

wand erhebt. Die einzelnen Sitze können hohe Trennwände haben. Am Abschluß eines Gestühlkomplexes befinden sich hohe Seitenwände: die Wangen. Die einzelnen Sitze haben Armlehnen

und oft eine Gesäßstütze, die sog. —> Miserikordie. Das C. war

besonders im 14.-16.Jh. durch Schnitzereien reich verziert.

Chorkapelle. In unmittelbarer Nachbarschaft des —> Chors gebaute Kapellen mit Nebenaltären werden als Chorkapellen bezeichnet. Sie waren urspr. nur für Kleriker und Mönche bestimmt, seit der Gotik befanden sich hier jedoch auch die Sitzplätze für Zünfte

und angesehene Familien. Seit dieser Zeit sind sie durch den

—> Chorumgang verbunden.

Chororgel. Bezeichnung einer kleinen, meist im Chor der Kirche aufgestellten Orgel, die die liturgischen Gesänge begleiten soll.

Columbarium

33

Chorraum, kurz: Chor genannt. Der für den liturgischen Chor bestimmte Platz der Kirche. Wird von hier aus architektonische

Bezeichnung für einen besonderen Teil des kirchlichen Raums. Wahrscheinlich wurde schon in Karolingischer Zeit die —> Basilika

durch einen C. erweitert: das Mittelschiff wird über das Quer-

schiff hinaus verlängert. Es entsteht ein quadratischer Raum, an den sich im Osten die —> Apsis anschließt. Man kann auch den

ganzen östlichen Teil der Kirche einschließlich des Apsis als

C. bezeichnen. Meist ist der C. etwas höher gelegen, so daß zu ihm Stufen führen. Die deutsche Romanik entwickelte eine doppelchörige Anlage: dem Ost-C. gegenüber befindet sich ein

West-C.

Chorschranken. —> Cancelli. In Romanik und Gotik mit Malereien, Reliefs und Bildteppichen reich geschmückt, seit dem Barock in Form von Gittern.

Chorumgang. Ein um den Chor herumgeführtes Seitenschiff, durch das man Zugang zu den meist kranzförmig um den Chor gelagerten —> Chorkapellen hat.

Chrisma (Chrisam). Röm. Kirche: vom Bischof geweihtes Salböl für Taufe, Firmung, Priesterweihe, Altarweihe.

Christo, Du Lamm Gottes. —> Agnus Dei. Christusfeste. Liturg. Bezeichnung der Feste, bei deren Gottesdiensten Person und Heilswerk Christi in besonderer Weise (außer Kar-

freitag) gefeiert werden: Weihnachten, Gründonnerstag, Ostern,

Trinitatis. —> Farben; —» Kirchenjahr.

Christus-Johannes-Gruppe. —> Andachtsbild. An der Brust Christi ruht sein Lieblingsjünger Joh. Bekannteste Werke aus dem 14. bis 16. Jh.

Ciaconna. In der Orgelmusik des Barock häufig gebrauchte Variationsform über ein Thema im Baß

basso ostinato) im Dreivier-

teltakt. Ähnlich —> Passacaglia.

Coemeterium. Oberirdische oder unterirdische Grabanlage. Columbarium. Römische und frühchristliche Begräbnisstätte, in deren Wänden Höhlungen mit Aschenurnen angebracht sind. Der Name kommt von der Ähnlichkeit dieser Stätte mit einem

Taubenschlag (lat. columba: die Taube).

34

Comes

________________

Comes. Der zweite Einsatz eines Themas in der —> Fuge, der dem —> Dux antwortet. Communio. Bezeichnung des Gesanges während äer —> Kommunion. Urspr. der 34. Psalm. Heute wird in der röm. Messe nur noch dessen

Antiphon gesungen, da im Laufe der Zeit die Kommunion der Gemeinde gegenüber dem Vollzug des Meßopfers unwichtig wurde, so daß während der Kommunion des Priesters nur noch

ein kurzer Zeitraum musikalisch zu füllen war. Die Reformatoren

setzten an diese Stelle (also für die größere Zeitspanne der Gemeindekommunion) von Chor und Gemeinde zu singende Lieder.

Communio sub una, sub utraque. In der röm. Kirche wird das -y Abendmahl seit dem 13. Jh. nur »sub una«, d. h. in der einen Gestalt des

Brotes den Kommunizierenden gereicht, während der Genuß des Weines dem Priester vorbehalten ist. Die Alte Kirche kennt eben-

so wie die protest. die C. sub utraque: »in beiderlei Gestalt«.

Complet. Das Nachtgebet unter den —> Stundengebeten, das letzte des Tages, in der heutigen ev. Praxis oft mit der —> Vesper zusam-

mengelegt. Das —> Canticum der C. ist das Nunc dimittis, der

Lobgesang des Simeon aus Lk 2.

ConcentUS. Bezeichnung derjenigen Gesangsstücke der Liturgie, die, im Gegensatz zum —» Accentus, nicht vom Liturgen im Sprechgesang vorgetragen, sondern vom Chor (oder Vorsänger) gesungen werden.

Confessio, a) Bestandteil der —> Beichte, b) Bezeichnung der Ruhestätte eines christl. Bekenners (confessor) oder Märtyrers bzw. Bezeichnung des Vorraums zu dem Märtyrergrab unter dem Altar.

Vorform der —> Krypta.

Confiteor, a) (= »Ich bekenne [meine Sünden]«) Name des Sündenbekenntnisses vor Beginn des Gottesdienstes. In der röm. Messe

Teil des —> Stufengebets. In luth. Gottesdienstordnungen seit der

Reformationszeit gleichfalls vorgesehener Vorbereitungsakt. In seiner Mitte stehen Sündenbekenntnis und Absolution. Die ein-

leitenden Formeln sind: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und

des Heiligen Geistes« und »Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn ...« b) Bezeichnung eines Sündenbekenntnisses als Einleitung der —> Kommunion in der röm. Messe, c) Sündenbekenntnis

Crucii ix

35

vor Beginn eines Stundengebets; kann der —> Complet (oder -^Vesper) vorangestellt werden.

Corona, a) Kranz der Märtyrer, b) Kronleuchter in Form eines Hängereifens. c) Kranzgesims (Profiliertes Gesims unter dem Dach), d) Oberster Aufsatz der Tür. e) C. triumphalis: Kranz, der das

Monogramm oder Kreuz Christi umgibt.

Corpus, a) Der Körper des Cruzifixus. b) Manchmal Bezeichnung für das —> Langhaus der Kirche.

Credo (zu deutsch: »Ich glaube«): der liturg. Fachausdruck für ein Glaubensbekenntnis, das seine Stelle im Sonntagsgottesdienst

gemeinhin nach der Evangeliumslesung (—> Schriftlesung) hat. Es kann als Antwort der Gemeinde auf das zuvor verlesene Bibelwort

verstanden werden, die so ihre glaubende Zustimmung bekundet (und daher stehen bleibt, nachdem sie sich bereits zum Evangeli-

um erhoben hatte). Bestandteil des Meßgottesdienstes wurde das C. in Rom erst im 11. Jh. Seinen genuinen Ort hatte es zuvor im Taufgottesdienst: Das Ich des C. ist das Bekenntnis des Täuflings.

Sein Wortlaut ist das sog.

Apostolische Glaubensbekenntnis, wie

es Luther (aus katechetischen Gründen!) in seinen Kleinen Katechismus aufgenommen hat. Er sah allerdings in seiner »Formula missae« das C. in der Form des sog. Nicänischen Glaubensbekenntnisses vor. Sein Wortlaut ist auch in unseren Gesang-

büchern abgedruckt. Es ist das eigentlich ökumenische Bekennt-

nis, statt seiner hat sich (außer in seltenen Fällen, z. B. bei besonderen Festtagen) jedoch im protestantischen Bereich im

Sonntagsgottesdienst das Apostolische Glaubensbekenntnis durchgesetzt. Nicht minder legitim ist es, statt des gemeinsam gesprochenen Apostolicums ein Glaubenslied zu singen. Luther selbst hat

diese Form in seinem Lied »Wir glauben all an einen Gott« angeboten. Wird ein solches Lied gesungen, so steht die Gemeinde

auch hierbei. Ein weiteres Lied vor der Predigt erübrigt sich damit. CruciflX. Bezeichnung für ein Kreuz, das den corpus des Gekreuzig-

ten enthält.

D Dachreiter. Türmchen auf einem Kirchendach, meist aus Holz, besonders über der —> Vierung. Der D. kommt bei den

Zisterzienser-

bauten des 13. Jh. auf, die ihn anstelle von Türmen einsetzen.

Dalmatik. —» Gewänder. Deesis. Darstellung Jesu als des Weltenrichters, von den fürbittenden Johannes der Täufer (links) und Maria (rechts) als Verkörperungen

des Alten und Neuen Testaments flankiert. Die D. begegnet häufig

auf der —> Ikonostase. Sie drang aus der byzantinischen Kunst in die abendländische ein.

Deo gratias (»Gott sei ewiglich Dank«). Antwort der Gemeinde auf die —> Pax (—> Gehet hin im Frieden des Herrn) bzw. das

—» Benedicamus Domino (—> Lasset uns benedeien). —> Ite, missa est.

»Der Friede des Herrn sei mit euch allen.« —> Pax. Der Herr sei mit euch. —> Salutatio. De tempore. Stücke des Gottesdienstes, die der Kirchenjahreszeit entsprechend wechseln (—> Proprium), im Gegensatz zum —» Ordinarium. De-tempore-Lieder sind Lieder, die zum Thema eines

Sonntags oder einer Kirchenjahreszeit ausgewählt sind.

Deutsche Messe. Schrift Luthers von 1526, in der er eine evangelische Gottesdienstordnung vorschlägt. Anstelle des —> Graduale steht ein deutsches Gemeindelied (—> Wochenlied), für das —> Credo ist das

Glaubenslied vorgesehen. Der Pfarrer soll hinter dem Altar mit Blick zur Gemeinde amtieren. Diese Gottesdienstform ist für die

»einfältigen Christen« gedacht, womit die in der —> Formula missae vorgesehene Ordnung nicht aufgehoben ist. —> Messe.

Diakon. In der ev. Kirche Bezeichnung eines Gemeindehelferamtes mit mannigfachen Funktionen. In der kath. Kirche wichtiges liturg. Amt. Der D. der röm. Kirche ist ein geweihter Kleriker, der noch nicht die Priesterweihe erhalten hat. Er ist der hauptsäch-

liche liturg. Helfer des Priesters. Ebenso hat der D. der griech.-

orthod. Kirche liturg. Funktionen, zu denen hier auch der Sakra-

Dreikonchena n läge

37

mentsdienst gehört. Der D. ist hier der unterste Grad der in D.,

Priester und Bischof gegliederten Hierarchie.

Diakonikon, a) In der griech. Kirche Seitenapsis, meist südlich, als Sakristei für den Priester, b) In der griech. Kirche auch Bezeich-

nung des liturg. Handtuchs für den —> Diakon.

Diakonisches Gebet. Form des

Fürbittengebets, bei dem sich ein am

Lesepult stehendes Gemeindeglied (urspr. der

Diakon) und der

Liturg in das Beten teilen, indem der eine die Gebetsanliegen nennt, der andere sie in einem kurzen zusammenfassenden Gebet aufgreift. Die Gemeinde schließt jedes dieser Gebete mit —> Amen ab.

Dienst. Baukunst: In der Gotik ein langes schmales Säulchen, das die Gurte und Rippen eines Kreuzrippengewölbes stützt, Bestandteil

eines

Bündelpfeilers oder eines Wandpfeilers.

Dies irae (Tag des Zornes; Mal 3,2). In der röm. Kirche Bezeichnung einer mit diesen Worten beginnenden —> Sequenz der Toten-

messe. In der Kirchenmusik Teil des —» Requiems.

Diptychon. Zwei zusammenklappbare Täfelchen, deren Innenseite zum Schreiben benutzt wurde. In der alten christlichen Kirche wurden hier die Namen der Lebenden und Toten aufgezeichnet, deren bei der Messe gedacht werden sollte. Die Außenseiten des

D. sind mit christl. Szenen geschmückt. Im Mittelalter Bezeichnung für ein zweiflügeliges Altarbild.

Dom. Bischofskirche (—> Kathedrale) oder größere Stiftskirche, deren Geistliche wie Mönche ein gemeinsames Leben führen. Oft

auch —> Münster genannt. Der D. zeichnet sich zumeist durch besonders große Turmbauten und einen ausgedehnten —> Chor-

raum aus.

Dormitorium. Schlafsaal der Mönche im Kloster. Dorsale. Rückwand, besonders beim -> Chorgestühl. Doxologie. Lobpreis Gottes, a) Allg. Abschluß von Gebeten. b) Abschluß des Vaterunser: »Denn Dein ist das Reich ....« In der

röm. Kirche nicht üblich, wohl aber in der ev. und in der orthod. c) Große D. —> Gloria in excelsis, d) Kleine D. —> Gloria patri.

Dreikonchenanlage. Kreuzförmige

Basilika. Am Ende der Quer-

arme befinden sich Apsiden (-* Apsis), wodurch die Querarme an

Durchführung

38

den Ostchor angeglichen werden. Es entsteht im Grundriß eine

Kleeblattform.

Durchführung. In der —> Fuge bezeichnet man als D. den ersten Themendurchgang in —> Dux und —> Comes durch alle Stimmen.

Dux. Bezeichnung des Themas der —> Fuge, wenn es das erstemal auftritt. —» Comes.

ECC6 homo. In der kirchlichen Kunst die jüngste der Passionsdarstellungen.-Verspottung Christi mit Dornenkrone und Rohr. Seit etwa 1450.

Ecclesia und Synagoge. In der kirchl. Kunst zwei weibliche Gestalten, die das Neue Testament (die Kirche) und das Alte Testament verkörpern. Seit dem 9. Jh. Begleitfiguren der Kreuzigung, seit dem

12. Jh. auch selbständige Darstellungen. Die Synagoge trägt nach 2 Kor 3,13 ff. zum Zeichen ihrer Blindheit für Gottes Heilswillen eine Binde über den Augen, die Krone fällt ihr vom Haupt,

während die E. als Siegerin mit Krone, Kelch und Kreuzfahne dargestellt ist.

»Ehre sei dem Vater und dem ...« Gloria patri. »Ehre sei dir, Herre.« Einleitung der Evangelienverlesung im Gottesdienst, nachdem die Ankündigung »Das heilige Evangelium steht

bei ...« erfolgt ist. Der Ruf E. (Gloria tibi, Domine) ist seit etwa 800 gebräuchlich.

»Ehre sei Gott in der Höhe...« —> Gloria in excelsis. Eingang, Eingangsliturgie. Mit dieser Bezeichnung ist der erste Teil des Sonntagsgottesdienstes gemeint, dem dann der zweite Teil »Schriftlesung und Verkündigung« folgt. Siehe —> »Eröffnung und

Anrufung«.

Eingangsgebet. Gebet ist der ganze erste Teil des Sonntagsgottesdienstes: —> »Eröffnung und Anrufung«. Ein erstes kurzes Gebet des

Pfarrers bzw. des Liturgen, bei dem er als einzelner hervortritt, ist in mancherlei Form und an mancher Stelle möglich. Es kann

gleich zu Beginn nach dem Orgelvorspiel (sogar noch vor dem Präludium) erfolgen und mit einem begrüßenden Votum verknüpft werden. Es dient sowohl der allgemeinen Besinnung auf

den jetzt beginnenden Gottesdienst als auch der Hinführung auf die spezielle Thematik, wie sie zum Beispiel von der jeweiligen

Kirchenjahreszeit bestimmt ist (-> Proprium). Die gebräuchliche

Eröffnung und Anrufung

46

_____

Gestaltungsmöglichkeiten, an denen wir uns orientieren können

und die als für Varianten offen betrachtet werden dürfen. Das Grundschema des Eröffnungsteils sieht so aus:

Eingangsmusik

Es kann folgen:

(Schuldbekenntnis) - Gemeindelied

- PSALM (mit abschließendem »Ehre sei dem Vater und dem ...«) - KYRIE - GLORIA Es kann folgen:

- Eingangsgruß - (KOLLEKTEN-)GEBET Als eine besonders schlichte Form, die aber der grundsätzlichen Thematik

»Eröffnung und Anrufung« gut gerecht wird, böte sich die folgende an: - Orgelmusik

- Eingangsvotum, ev. mit Gebet - Psalm (im Wechsel zwischen zwei Gemeindehälften oder zwischen Liturg und Gemeinde — siehe Psalmgebete im Gesangbuch) -Abschluß: »Ehre sei dem Vater und dem ...«

-gleich anschließend: »Ehre sei Gott in der Höhe ...« nach EG 180, 1

oder 3. Dieser Wechselgesang birgt Kyrie und Gloria bereits in sich, so

daß daran unmittelbar anschließen kann: - Kollekten (Eingangs-)Gebet. Statt eines gesprochenen Psalms ist auch eines der Psalmlieder des

Gesangbuchs möglich.

In vielen ev. Gemeinden ist, nach dem Vorbild der römischen Meßliturgie, ganz zu Beginn des Gottesdienstes ein Vorbereitungs-

gebet vorgesehen. Sein Fachterminus ist —> Confiteor. Es besteht nach der gegenwärtigen Praxis aus einer kurzen Anrede des Litur-

gen an die Gemeinde, die auch eine Bitte um Vergebung enthalten kann, jedenfalls den Schritt über die Schwelle des Alltags markiert, dem die Gemeinde mit einer Vergebungsbitte antworten kann. Eine Gebetsstille kann angeschlossen werden. Wo ein solcher

Eucharistiegebet

47

Vorbereitungsakt üblich ist, steht er noch vor dem —> Introitus Eingangsliturgie). In manchen Gemeinden wird diese Vor-

bereitung als —> Sündenbekenntnis verstanden und mit dem —> Kyrie (das dem —> Introitus folgt) und dem —> Gloria als einer

Vergebung zusagenden —» Gnadenverkündigung verbunden. Dadurch erfahren Kyrie und Gloria freilich einen Bedeutungswandel. Die Bedeutung eines für den Gottesdienst unerläßlichen

Reinigungsaktes haben diese Rüstgebete nach evangelischem Verständnis nicht.

Erstkommunion. In der kath. Kirche der erste Abendmahlsgang der Kinder, etwa im Alter von acht oder neun Jahren, dem ein Vorbereitungsunterricht vorangegangen ist.

Estomihi. Der letzte Sonntag vor der am —> Aschermittwoch beginnenden —> Fastenzeit, auch Quinguagesimä genannt. Der Sonntag

hat seinen Namen wie alle Sonntage vor und nach Ostern nach

dem Anfang der —» Introitusantiphon: »Sei mir (esto mihi) ein starker Fels« aus Ps. 31. Wie das Evangelium des Sonntags auf die

Leidenszeit Jesu vorausblicken läßt, so ist der Psalm als Gebet des

Angefochtenen im Blick auf den Christus der Passion zu ver-

stehen. Liturg. Farbe grün.

Eucharistie. (Zu deutsch: Danksagung) a) Bezeichnung für die Abendmahlsfeier insgesamt, die seit den Zeiten der Urchristenheit

als ein mit jubelnder Danksagung begangenes Freudenmahl gehalten wurde, wie dies auch in den Worten der —> Präfation zum Aus-

druck kommt: »Lasset uns Dank sagen ...« (—» Gratias agamus) -

»Wahrhaft würdig (—» vere dignum) und recht, billig und heilsam ist’s, daß wir Dir ... allezeit und überall Dank sagen«, b) Im

engeren Sinn ist damit auch das

Eucharistiegebet gemeint.

Eucharistiegebet. Das große Dankgebet der Abendmahlsfeier, zu dem —> Präfation und —> Sanctus gehören. Weitere Bestandteile, die auch in luth. Formularen vorgesehen sind, wenn auch nicht über-

all praktiziert werden, sind: Dank für Schöpfung und Erlösung, —> Anamnese und —» Epiklese. Die Fortführung des E. nach dem

Sanctus lautet in der luth. Gottesdienstordnung: »Gelobet seist Du, Herr Himmels und der Erde, daß Du Dich über Deine Geschöpfe

Eulogie

48

erbarmt und Deinen eingeborenen Sohn in unser Fleisch gesandt hast. Wir danken Dir für die Erlösung, die Du uns bereitet hast

durch das heilige, allgenugsame Opfer seines'Leibes und Blutes am Stamme des Kreuzes. In seinem Namen und zu seinem Gedächtnis (Anamnese) versammelt, bitten wir Dich (Epiklese), Herr, sende herab auf uns den Heiligen Geist, heilige und erneuere uns

nach Leib und Seele und gib, daß wir unter diesem Brot und

Wein Deines Sohnes wahren Leib und Blut im rechten Glauben

zu unserem Heil empfangen, da wir jetzt nach seinem Befehl sein eigen Testament also handeln und brauchen.« Darauf folgen dann

die Einsetzungsworte, nach diesen setzt sich das E. fort: »Also gedenken wir, Herr, himmlischer Vater, des heilbringenden Lebens

und Sterbens Deines lieben Sohnes Jesu Christi. Wir preisen seine

sieghafte Auferstehung von den Toten und getrosten uns seiner Auffahrt in Dein himmlisches Heiligtum, da er, unser Hoher-

priester, uns immerdar vor Dir vertritt. Und wie wir alle durch die Gemeinschaft seines Leibes und Blutes ein Leib sind in Christo, so

bringe zusammen Deine Gemeinde von den Enden der Erde, auf

daß wir mit allen Gläubigen das Hochzeitsmahl des Lammes feiern mögen in seinem Reich. Durch ihn sei Dir, allmächtiger Gott, im

Heiligen Geiste Lob und Ehre, Preis und Anbetung jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.« —> Einsetzungsworte und —> Vaterunser sind bei dieser Ordnung in das E. eingebettet. Das

älteste erhaltene E. stammt aus dem Anfang des 3.Jh. Es gliedert sich bereits in —> Salutatio, —> Sursum corda, Dankgebet, —> Einsetzungsworte,

Anamnese, —» Epiklese. Seit dem 4. Jh. trat an die Stelle

dieses einheitlichen Gebetsaktes in der röm. Kirche der —» Kanon, der dann im 9. Jh. den Charakter des E. verloren hat und einseitig unter dem Gesichtspunkt der

Wandlung steht. Das Abendmahl

ist hier Gott dargebrachtes Opfer. Der Gedanke des Dankopfers

für Gottes Gaben ist zurückgetreten, die —> Epiklese fällt weg.

Eulogie. a) Bezeichnung des während der Messe gesegneten Brotes, das im Gottesdienst nicht gebraucht wurde und Kranken in die

Häuser gebracht wird, b) Bezeichnung für Reiseandenken, die von heiligen Stätten Palästinas mitgebracht wurden.

Ewigkeitssonntag

49

Evangeliar, a) Evangelienhandschrift im Mittelalter, meist künstlerisch mit bildlichen Darstellungen geschmückt, b) Buch mit den Evangelienabschnitten, die im Gottesdienst verlesen werden.

Evangelienseite. Die Seite des Altars, an der das Evangelium verlesen wird (Unterschied: —> Epistelseite). Da sich auf dieser Seite auch

das Abendmahlsbrot befindet, heißt sie auch Brotseite. Meist die Nordseite einer Kirche, von der Gemeinde aus die linke Seite.

Evangelistar. Buch mit Auszügen aus den Evangelien für die einzelnen Sonntage (—» Perikopen).

Evangelistensymbole. Bereits in der Alten Kirche bekannt. Das Symbol für Matthäus ist ein Engel, für Markus ein Löwe, für Lukas ein

Stier, für Johannes ein Adler. Die Bilder gehen auf Hes. 1, 5 ff und Offb. 4,6 ff. zurück.

Evangelium. Im liturg. Sprachgebrauch Bezeichnung für die Schriftlesung aus einem der vier Evangelien. Im ev. Gottesdienst wird heute oft zwischen »Altem« und »Neuem« Evangelium unter-

schieden. Unter »Altem Evangelium« versteht man die in der

liturg. Tradition seit alters für den betreffenden Sonntag vorgesehenen —> Perikopen, während als »Neues E.« später hinzugekom-

mene andere Textstellen bezeichnet werden. Das E. steht in der

Reihenfolge der Lesungen an letzter Stelle, weil es als deren krönender Abschluß empfunden wurde. Daher pflegt sich nach

altem Brauch hier auch die Gemeinde zu erheben. Die Lesung wird durch —> Responsorien eingerahmt: —> »Ehr sei dir, o Herre« und

»Lob sei dir, o Christe«. Die Lesung erfolgt aus einem

—> Lektionar von einem

Lesepult aus. Die Angabe der Stellen

findet sich in den Anhängen der meisten Gesangbücher.

Ewige Lampe (Ewiges Licht). Seit dem 13. Jh. in der röm. Kirche üblich. Vor dem -> Tabernakel muß Tag und Nacht mindestens eine E. brennen. Die Gläubigen sollen dadurch an die Gegenwart

Christi, des ewigen Lichtes der Welt, erinnert werden.

Ewigkeitssonntag. Bezeichnung des letzten Sonntags des Kirchenjahrs, auch »Sonntag vom Jüngsten Tage« genannt. Das Evangelium redet von der Bereitschaft der Christen für den wiederkommenden Herrn im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen

Exaudi

50

(Mt 25, 1 ff.), die Epistel (2 Petr 3,3 ff.) spricht von der Ver-

gänglichkeit dieser Welt. Das Totengedächtnis (-» Totensonntag) ‘ X\ ist durch das —» Proprium dieses Sonntags^ nicht unmittelbar ge-

geben.

Exaudi. Der 7. Sonntag nach Ostern. Er hat seinen Namen nach der —> Introitusantiphon aus Ps 27: »Höre, Herr, meine Stimme«. Im Blick auf das nahe Pfingstfest sieht sich die Gemeinde als die

Schar derer, die im Gebet auf den verheißenen »Tröster«, den Heiligen Geist, wartet (Evangelium). Liturg. Farbe weiß.

Exequien. a) In der kath. Kirche allg. Bezeichnung der kirchlichen Bestattungszeremonien (—> Begräbnis), b) In der kath. Kirche Bezeichnung der Totenmesse, c) Bezeichnung einer Musik zur

Leichenfeier.

Exorzismus. In der Religionsgeschichte Beschwörung und Austreibung böser Geister, die als Quelle körperlicher und seelischer »Besessenheit« angesehen werden. Die Evangelien berichten von Exorzismen Jesu (Mt 10,8; Lk 9,1; 10,17) und von seinem Befehl

zum E. an die Jünger (Mt. 10,1; Mk 3,10). Seit dem 3.Jh gibt es in der christl. Kirche das Amt des Exorzisten. Der E. ist seit dieser

Zeit auch Bestandteil der —> Taufe. Der Täufling schwört dem Teufel ab: —> Abrenuntiatio. Zu diesem Akt kamen weitere am

Täufling vorgenommene E.-handlungen, die die röm. Kirche bis

heute beibehalten hat und die auch Luther nicht abschaffte, die sich aber in der ev. Kirche in dieser Form nicht durchsetzten.

Expositio.

Aussetzung.

Fantasie. In der Musik Bezeichnung für a) ein Stück, das einen musikalischen Gedanken frei gestaltet, b) ein kontrapunktisch

komponiertes Stück mit —> Imitationen. Häufig verwandte Kompositionsform in der Orgelmusik.

Farben, liturgische. In Kunst und Kirche haben Farben oft symbolischen Gehalt. So sind auch

Paramente, liturg.

Gewänder

und Altar- und Kanzelbehänge (—> Antependium, —> Frontale)

farblich differenziert, womit zugleich die jeweilige Kirchenjahres-

zeit angezeigt wird. Als Farbe des Lichts, der Unschuld und

Vollkommenheit gilt das Weiß des Taufkleids (—> Westerhemd), der —> Alba und der Abendmahlstücher. Weiß ist sodann die Farbe der

Christusfeste: Weihnachten bis Epiphanias, Gründonnerstag, Ostern und die Osterzeit, Trinitatis. Rot ist die Farbe des Blutes, der Märtyrer, des Feuers, der Kirchenfeste; so zu Pfingsten,

Kirchweih, Apostel- und Märtyrergedenktagen, am Reformationstag, zum Gottesdienst bei einer —> Ordination. Grün als Farbe des

Lebens und der wachsenden Saat gehört den Sonntagen nach

Trinitatis sowie denen zwischen Epiphanias und der Fastenzeit zu.

Die Farbe der Buße und der Bereitung ist violett, daher Farbe der

Advents- und Fastenzeit, ebenso für Buß- und Bettage. Schwarz als Zeichen der Trauer benutzt man für Totengedächtnistage,

auch für Karfreitag und Karsamstag (sofern an diesen Tagen nicht Altar- und Kanzelbehänge völlig fehlen). Im Blick auf den

Gedanken der Auferstehung kann am Totengedenktag auch weiß

aufgelegt werden.

Fastenzeit. Name der mit —> Aschermittwoch beginnenden rund vierzigtägigen Vorbereitungszeit vor Ostern. Das Fasten ist ein von

den Zeiten der Urgemeinde an geübter Brauch, der aus dem Judentum übernommen wurde. Sein Grundgedanke ist der, die

Besinnung des Herzens auf geistliche Dinge auch in leiblicher Zucht und Enthaltung wirksam werden zu lassen. Während bereits

52

___________________

Feierabendmahl

in ältester Zeit Karfreitag und Karsamstag als Fastentage begangen

wurden und sodann das Fasten auf die %anze Karwoche ausgedehnt wurde, bürgerte sich vom 4. bis 5. Jh. an die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern (-> Quadragesima) ein. Besondere

Bedeutung kam bereits in der Alten Kirche dem Fasten für die Taufbewerber (—» Katechumenen) in der Zeit ihrer Vorbereitung

auf die Taufe zu. Der Fastencharakter der Zeit vor Ostern erklärt sich auch aus einer solchen Bereitungszeit derer, die Ostern getauft werden sollten. Die Besinnung auf das Leiden Christi blieb

vom S.Jh. an der Zeit vom Sonntag —»Judica an vorbehalten, von dem an erst die —> Passionszeit zu rechnen ist. Das Thema der Zeit von Aschermittwoch an ist eindeutig das der Bereitung auf

Ostern. Die liturg. Farbe dieser Zeit ist violett. Das —> Gloria in excelsis und das —> Halleluja fällt in den Sonntagsgottesdiensten

weg, von Judica an verstummt auch das

Gloria patri. Neben

dem Motiv der Bereitung ist das —» Proprium der Sonntage jedoch durch die Vorausschau auf den Ostersieg Christi bestimmt; das Motiv der Siegesgewißheit und der Freude, das in den Texten

der Sonntage hervortritt und am Sonntag —> Lätare besonders deutlich zum Ausdruck kommt, ist auch daraus zu erklären, daß

die Sonntage selbst vom Fastengebot ausgenommen waren. Trotz

aller Kritik an der röm. Fastenpraxis hat die ev. Kirche am liturgischen Charakter der F. und an seinem —> Proprium festgehalten.

Feierabendmahl. -» Abendmahl. Fensterrose. Großes, kreisrundes, mit —> Maßwerk gefülltes Fenster über einem Portal oder einem Querschiffgiebel.

Fiale. Schlankes, spitzes Türmchen, das einen —» Wimperg flankiert oder einen —» Strebepfeiler krönt. In der gotischen Baukunst

häufig. Der untere Teil ist oft als —»Tabernakel gebildet. Die F. hat eine pyramidenförmige mit Krabben besetzte und in eine Kreuz-

blume ausmündende Spitze.

Figuralchor, Figuralgesang, Figuralmusik. Eine Melodie wird figuriert, indem sie mit Gruppen schnellerer Noten umspielt oder in solche

aufgelöst wird. Figuralgesang und Figuralmusik sind das kontrapunktische und mit Figurationen verzierte Musizieren im Gegen-

____________

Fronleichnam

satz zum einstimmigen —> Choral des

53

gregorianischen Gesanges.

In diesem Sinn unterscheidet man den Figuralchor vom liturgischen Choralchor.

Firmung. In der röm. Kirche Sakrament. Die F. stärkt und vollendet die Gnadengabe der Taufe. Urspr. wurde sie im Anschluß an die

Taufe gespendet, seit dem Mittelalter zeitigstens vom 7. Lebensjahr an. Spender der F. ist der Bischof, in Todesgefahr auch der Pfarrer. Die wesentlichen Bestandteile sind Handauflegung,

Salbung der Stirn mit dem —> Chrisma, Gebet um den Heiligen

Geist. Im 13. Jh. gelangte als Zeichen der Mündigkeitserklärung die Geste des Backenstreichs in den Ritus der F. Die protest. Kirchen kennen keine F, da diese nicht aus der Schrift hergeleitet

werden kann.Vergleichbar ist die —> Konfirmation.

Fisch. Symbol Christi, das möglicherweise auf Mt 4,19 zurückgeht. Zugleich bilden die ersten Buchstaben der griech. Worte »Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser« nacheinander gelesen die griech.

Vokabel für Fisch: ichthys.

Flügelaltar. Als Retabel aufgestellter Altarschrein mit zwei oder vier beweglichen türartigen Flügeln.

Formula missae et communionis. Schrift Luthers aus dem Jahre 1523, in der er erstmalig eine ausführliche Gottesdienstordnung vorlegt. Wichtigstes Kennzeichen ist das Wegfällen des römischen —> Kanons, in dem sich der kath. Gedanke ausdrückt, die Messe sei ein Gott dargebrachtes Opfer. Es bleiben vom Kanon nur

—> Präfation, —> Sanctus,

Benedictus mit —> Elevation (!),

—»Vaterunser, —> Pax, Austeilung und —> Agnus Dei. —> Messe.

Frauenseite. Nordseite des Kircheninneren, wo im Mittelalter die Frauen saßen.

Fresko. Wandgemälde, das auf den noch frischen Kalkbewurf der Wand gemalt und nach dem Trocknen mit ihm unlöslich verbunden ist.

Friedensgruß. —> Salutatio, —> Pax. Fries. Waagerechter Streifen zur Gliederung einer Wand. Fronleichnam (Der Leib des Herrn, womit der Leib des Abendmahls gemeint ist). Seit dem 13. Jh. Fest der röm. Kirche, das das Abend-

Frontale

54

mahlsgedächtnis des —> Gründonnerstags wiederholt. Mit dem

Fest ist eine —> Prozession verbunden, bei der die geweihte —>

* '5

Hostie zur Verehrung mitgefuhrt wird. Datum: Donnerstag nach

Trinitatis. Frontale. Ein von der Mensaplatte des

Altars über die ganze

Vorderbreite herabhängendes —> Parament in den Farben der Kirchenjahreszeiten. —> Antependium.

Fürbittengebet. Gebet, in dem für Kirche, Welt und die einzelnen Gläubigen und ihre Anliegen gebetet wird. Es steht im Sonntags-

gottesdienst an der Scharnierstelle zwischen den Teilen »Verkün-

digung« und —» Eucharistie, wird also nach der Predigt (und eventuell den

Abkündigungen) im Altarraum gesprochen.

Traditionell sind verschiedene Formen üblich, zwischen denen

abgewechselt werden kann. Eine häufig gebrauchte Form — besonders wenn der Pfarrer oder die Pfarrerin das F. allein spricht - ist die sog. Prosphonese. Hier besteht keine Bindung an

ein agendarisches Formular, die Gestaltung ist dem Liturgen über-

lassen, es ist auch möglich, daß er frei aus dem Augenblick heraus formuliert, gelegentlich begegnet man nach einleitenden Worten auch Wendungen wie etwa: »Alles, was wir auf dem Herzen haben, fassen wir zusammen im Gebet des Herrn«, wobei zuvor

eine Gebetsstille eingeschaltet werden kann, die den einzelnen das

persönliche Bedenken ermöglicht. Der Liturg kann hier auch spezielle Gebetsanliegen einzelner

vortragen, die ihm zuvor benannt (z. B. auf Zetteln zugereicht) worden sind. Manchmal treten einzelne Gemeindeglieder auch

zum Entzünden einer Kerze nach vorn. Eine andere Form des F. ist die sog. —> Ektenie (griech. Wort für »inständiges Gebet«): Ein

Liturg/Gemeindeglied nennt Fürbittengegenstände etwa mit der

Formel: »Für ... lasset uns beten...«, worauf die Gemeinde antwortet mit —> »Kyrie eleison« oder »Gott, erhöre uns«. Mit solchen

Kufen kann die Gemeinde auch antworten, wenn - eine weitere Möglichkeit - die Gebetsanliegen von mehreren Liturgen im

Wechsel genannt werden. Schließlich ist auch noch das »Diakonische Gebet« gebräuchlich: Liturg bzw. Gemeindeglied tragen mit

Fuge

55

Wendung zur Gemeinde die Gebetsanliegen vor, die dann jeweils ein Liturg mit Wendung zum Altar in ein Gebet aufnimmt.

Först der Welt. Eine allegorische Gestalt, die um 1300 im Zusammenhang mit der Darstellung der Klugen und törichten Jungfrauen

vorkommt. Der E ist dann als elegant gekleideter Verführer der

törichten Jungfrauen dargestellt, seine Rückseite ist verwest und von Schlangen und Gewürm durchzogen.

Fuge. Die vollkommenste Form des kontrapunktischen Satzes, sehr häufige Kompositionsform in der Orgelmusik, besonders auch in Verbindung mit

Präludium und —» Fantasie. Das Thema wird

in der Tonika vorgetragen, dem schließt sich eine zweite Stimme

an, die das Thema in der Dominante wiederholt, während die erste Stimme hierzu einen freien —> Kontrapunkt bildet. Es

können dann weitere Stimmen hinzutreten. Sind alle Stimmen

durchgespielt, so ist die erste

Durchführung abgeschlossen.

Nach einem —> Zwischenspiel erfolgen weitere Durchführungen, bei denen die Themen in verschiedenen Veränderungen wieder-

holt werden. Außer der einfachen F. gibt es Doppel-, Tripel- und Quadrupelfugen (Fugen mit zwei, drei oder vier Themen).

Vj Gebet. Die Gottesdienste der christlichen Kirche bestehen zu wesentlichen Teilen aus G. Wie überall und an allen Orten im täglichen Leben, so kann der einzelne auch im Gottesdienst ein G. in der Stille frei formulieren, z. B. am Beginn oder Ende des

Gottesdienstes und zwischen dem G. der Gemeinschaft oder des Liturgen, bei dem zum stillen persönlichen G. Raum gelassen

werden kann. Die einzelnen Gebetsteile einer Gottesdienstordnung sind sachgemäß liturgisch vorformuliert. Angefangen von

den Gebetstexten der Bibel, z.B. —> Psalmen, —»Vaterunser, stehen liturgische Formulierungen zur Verfügung, die das Beten unab-

hängig von der jeweiligen Stimmung des einzelnen ermöglichen. Bereits der erste Teil des Sonntagsgottesdienstes ist G. (—> Intro-

itus, —> Kyrie, —» Gloria, —» Kollekte), und es tritt im Gesamtablauf eines Gottesdienstes in all seinen Spielarten in Erscheinung: als Anrufung, Anbetung, Lob, Bekenntnis, Dank,

Bitte und Fürbitte. Die Äußerungsform des G. ist Sprache und Gesang. Der Gesang

des Gebets erleichtert es dem Beter, sich in die betende Gemeinde, in deren Worten er sich ausdrückt, einzuordnen. So geschieht es in

den Gesangbuchliedern, die die ganze Gemeinde singt, so auch in den —> Psalmen (—> Psalmodie) und anderen kirchenmusikali-

schen Kompositionen, die dem Chor stellvertretend für die Gemeinde übertragen sind, so auch im Beten des Liturgen, als

des Vorbeters der Gemeinde. (—> Altargesang, Altarwendung, —» Rezitativ, —» Accentus).

Allen Religionen sind bestimmte Gebetsgesten und -haltungen

eigen. Dem Christen ist das Händefalten, das entweder in der Form eines Verschränkens der Finger beider Hände oder eines Aufeinanderlegens der inneren Handflächen geschehen kann, und das Knien vertraut. Alle diese Äußerungen und Begleiterscheinun -

gen des Betens bedeuten keine Garantie für echtes Gebet, wohl

Gewänder

57

aber eine Hilfe, die vor Ablenkung schützt und die Gesamtperson des Menschen einbezieht.

Gebet des Herrn. —»Vaterunser.

»Gehet hin im Frieden des Herrn.« Abschlußformel des ev. Gottesdienstes. Die Gemeinde antwortet: »Gott sei ewiglich Dank«.

Dieses —» Responsorium ist für vollständige Gottesdienste, in denen auch das Abendmahl gefeiert wird, vorgesehen; in Gottesdiensten ohne Abendmahl auch —» »Lasset uns benedeien dem

Herrn«. —> Ite, missa est.

Generalbaß. Die durchgehende Baßstimme eines Instrumentalstücks mit hinzugefügten Ziffern, die das gewünschte Intervall angeben. Anhand dieser Angaben kann der G. improvisierend (—> Improvi-

sation) ausgeführt werden. Der G. ist für die Begleitung mehrstimmiger Sätze gedacht, G.-Instrumente sind Orgel, Cembalo und

Laute. Der G. kam im 16. Jh. in Italien auf und war bis in die 2. Hälfte des 18. Jh. gebräuchlich.

Geräte. -^Vasa sacra. Gewänder, liturgische. Siehe auch:

Talar. Es ist üblich, daß die Fest-

lichkeit eines Gottesdienstes auch optisch hervorgehoben wird.

Dies geschieht durch die architektonische Gestaltung eines gottesdienstlichen Raumes, in ihm durch verschiedene —> Paramente und durch die Kleidung des/der Gottesdiensthaltenden. Die

reiche liturg. Gewandung der christl. Kirchen entwickelte sich aus

der profanen Kleidung der Antike. Erst seit dem 4./5. Jh. nach Christus begann man profane und geistliche Kleidung zu unterscheiden. Die liturg. Gewänder der röm. Kirche: Das Schultertuch ist ein viereckiges weißleinenes Tuch mit Bändern und einem Kreuzchen

in der Mitte, es wird unter der Alba getragen. Die Alba ist ein langes weißes Gewand, das aus der Tunika der Antike entstanden

ist. Sie wird über dem Talar getragen. In den ersten Jh. war sie auch das Kleid des Täuflings. Sie wird mit einem Zingulum gegürtet, einem Gürtel bzw. einem Band oder einer Schnur, die gleichfalls weiß ist. Der Chorrock (Superpellizeum) ist eine ungegürtete Alba mit weiten oder engen Ärmeln, die außerhalb

Glasfenster

58

der Messe über dem schwarzen Talar getragen wird. Das wichtigste Meßgewand ist die Casei (Casula), ein glockenförmiges seidenes

Gewand, auf dem Rücken mit einem Kreuz'geziert, das über den

anderen liturg. Gewändern getragen wird. Seine Farbe wechselt

nach der Kirchenjahreszeit (—> Farben). Die Stola ist ein langer Streifen in der liturg. Farbe der Casel, unter dieser getragen. Beim

Chorgebet, bei Prozessionen und Beerdigungen wird der Chormantel (Pluviale) getragen. Das Obergewand für Bischöfe, Kar-

dinale und Prälaten, das beim —> Pontifikalamt unter der Casel

getragen wird, ist die Dalmatik, urspr. weiß mit farbigen Streifen auf Brust und Rücken, heute in den Farben des Kirchenjahres. Der Manipel ist ein bei der Messe am linken Unterarm getragener

Seidenstreifen, wie ihn in der Antike höhere Beamte als Standes-

zeichen besaßen. Auch das Pallium ist ursprünglich ein Rangabzeichen höherer römischer Beamter. Es wird heute von Papst und Erzbischöfen getragen: eine etwa drei Finger breite weißwollene

Binde mit sechs eingewebten schwarzen Kreuzen, die ringförmig auf der Schulter liegt und von der je ein Streifen auf Rücken und Brust herabhängt. Die Kopfbedeckung im Gottesdienst heißt in der röm. Kirche Birett. Außerhalb des Gottesdienstes tragen kath.

Geistliche die Soutane, ein schwarzes, vorn geknöpftes Gewand,

das bis an die Knöchel reicht, ferner das Collar, einen Priesterkragen mit Stoffeinsatz bzw. eine entsprechende Weste. Die Kopfbedeckung ist der Pileus oder —> Pileolus, ein Käppchen, schwarz

für Priester, violett für Bischöfe, rot und grün für Prälaten, pur-

purrot für Kardinäle, für den Papst weiß. Für Luther war die

Frage priesterlicher Kleidung unwichtig. Zwingli lehnte eine solche ausdrücklich ab.

Glasfenster. Seit dem 4. Jh. sind im Kirchenbau bunte Ornamentfenster bekannt. Wirkliche Glasgemälde tauchen seit dem 9. Jh. auf. Eine entscheidende Rolle spielen die G. in der Gotik, wo sie

oft die ganze Fläche zwischen den Pfeilern einnehmen.

Glaubensbekenntnis.

Credo.

Glocken. G. sind in verschiedener Form und in verschiedenen Funktionen in allen Religionen bekannt. In der ältesten Christenheit

52

___________________

Feierabendmahl

in ältester Zeit Karfreitag und Karsamstag als Fastentage begangen

wurden und sodann das Fasten auf die %anze Karwoche ausgedehnt wurde, bürgerte sich vom 4. bis 5. Jh. an die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern (-> Quadragesima) ein. Besondere

Bedeutung kam bereits in der Alten Kirche dem Fasten für die Taufbewerber (—» Katechumenen) in der Zeit ihrer Vorbereitung

auf die Taufe zu. Der Fastencharakter der Zeit vor Ostern erklärt sich auch aus einer solchen Bereitungszeit derer, die Ostern getauft werden sollten. Die Besinnung auf das Leiden Christi blieb

vom S.Jh. an der Zeit vom Sonntag —»Judica an vorbehalten, von dem an erst die —> Passionszeit zu rechnen ist. Das Thema der Zeit von Aschermittwoch an ist eindeutig das der Bereitung auf

Ostern. Die liturg. Farbe dieser Zeit ist violett. Das —> Gloria in excelsis und das —> Halleluja fällt in den Sonntagsgottesdiensten

weg, von Judica an verstummt auch das

Gloria patri. Neben

dem Motiv der Bereitung ist das —» Proprium der Sonntage jedoch durch die Vorausschau auf den Ostersieg Christi bestimmt; das Motiv der Siegesgewißheit und der Freude, das in den Texten

der Sonntage hervortritt und am Sonntag —> Lätare besonders deutlich zum Ausdruck kommt, ist auch daraus zu erklären, daß

die Sonntage selbst vom Fastengebot ausgenommen waren. Trotz

aller Kritik an der röm. Fastenpraxis hat die ev. Kirche am liturgischen Charakter der F. und an seinem —> Proprium festgehalten.

Feierabendmahl. -» Abendmahl. Fensterrose. Großes, kreisrundes, mit —> Maßwerk gefülltes Fenster über einem Portal oder einem Querschiffgiebel.

Fiale. Schlankes, spitzes Türmchen, das einen —» Wimperg flankiert oder einen —» Strebepfeiler krönt. In der gotischen Baukunst

häufig. Der untere Teil ist oft als —»Tabernakel gebildet. Die F. hat eine pyramidenförmige mit Krabben besetzte und in eine Kreuz-

blume ausmündende Spitze.

Figuralchor, Figuralgesang, Figuralmusik. Eine Melodie wird figuriert, indem sie mit Gruppen schnellerer Noten umspielt oder in solche

aufgelöst wird. Figuralgesang und Figuralmusik sind das kontrapunktische und mit Figurationen verzierte Musizieren im Gegen-

____________

Fronleichnam

satz zum einstimmigen —> Choral des

53

gregorianischen Gesanges.

In diesem Sinn unterscheidet man den Figuralchor vom liturgischen Choralchor.

Firmung. In der röm. Kirche Sakrament. Die F. stärkt und vollendet die Gnadengabe der Taufe. Urspr. wurde sie im Anschluß an die

Taufe gespendet, seit dem Mittelalter zeitigstens vom 7. Lebensjahr an. Spender der F. ist der Bischof, in Todesgefahr auch der Pfarrer. Die wesentlichen Bestandteile sind Handauflegung,

Salbung der Stirn mit dem —> Chrisma, Gebet um den Heiligen

Geist. Im 13. Jh. gelangte als Zeichen der Mündigkeitserklärung die Geste des Backenstreichs in den Ritus der F. Die protest. Kirchen kennen keine F, da diese nicht aus der Schrift hergeleitet

werden kann.Vergleichbar ist die —> Konfirmation.

Fisch. Symbol Christi, das möglicherweise auf Mt 4,19 zurückgeht. Zugleich bilden die ersten Buchstaben der griech. Worte »Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser« nacheinander gelesen die griech.

Vokabel für Fisch: ichthys.

Flügelaltar. Als Retabel aufgestellter Altarschrein mit zwei oder vier beweglichen türartigen Flügeln.

Formula missae et communionis. Schrift Luthers aus dem Jahre 1523, in der er erstmalig eine ausführliche Gottesdienstordnung vorlegt. Wichtigstes Kennzeichen ist das Wegfällen des römischen —> Kanons, in dem sich der kath. Gedanke ausdrückt, die Messe sei ein Gott dargebrachtes Opfer. Es bleiben vom Kanon nur

—> Präfation, —> Sanctus,

Benedictus mit —> Elevation (!),

—»Vaterunser, —> Pax, Austeilung und —> Agnus Dei. —> Messe.

Frauenseite. Nordseite des Kircheninneren, wo im Mittelalter die Frauen saßen.

Fresko. Wandgemälde, das auf den noch frischen Kalkbewurf der Wand gemalt und nach dem Trocknen mit ihm unlöslich verbunden ist.

Friedensgruß. —> Salutatio, —> Pax. Fries. Waagerechter Streifen zur Gliederung einer Wand. Fronleichnam (Der Leib des Herrn, womit der Leib des Abendmahls gemeint ist). Seit dem 13. Jh. Fest der röm. Kirche, das das Abend-

Frontale

54

mahlsgedächtnis des —> Gründonnerstags wiederholt. Mit dem

Fest ist eine —> Prozession verbunden, bei der die geweihte —>

* '5

Hostie zur Verehrung mitgefuhrt wird. Datum: Donnerstag nach

Trinitatis. Frontale. Ein von der Mensaplatte des

Altars über die ganze

Vorderbreite herabhängendes —> Parament in den Farben der Kirchenjahreszeiten. —> Antependium.

Fürbittengebet. Gebet, in dem für Kirche, Welt und die einzelnen Gläubigen und ihre Anliegen gebetet wird. Es steht im Sonntags-

gottesdienst an der Scharnierstelle zwischen den Teilen »Verkün-

digung« und —» Eucharistie, wird also nach der Predigt (und eventuell den

Abkündigungen) im Altarraum gesprochen.

Traditionell sind verschiedene Formen üblich, zwischen denen

abgewechselt werden kann. Eine häufig gebrauchte Form — besonders wenn der Pfarrer oder die Pfarrerin das F. allein spricht - ist die sog. Prosphonese. Hier besteht keine Bindung an

ein agendarisches Formular, die Gestaltung ist dem Liturgen über-

lassen, es ist auch möglich, daß er frei aus dem Augenblick heraus formuliert, gelegentlich begegnet man nach einleitenden Worten auch Wendungen wie etwa: »Alles, was wir auf dem Herzen haben, fassen wir zusammen im Gebet des Herrn«, wobei zuvor

eine Gebetsstille eingeschaltet werden kann, die den einzelnen das

persönliche Bedenken ermöglicht. Der Liturg kann hier auch spezielle Gebetsanliegen einzelner

vortragen, die ihm zuvor benannt (z. B. auf Zetteln zugereicht) worden sind. Manchmal treten einzelne Gemeindeglieder auch

zum Entzünden einer Kerze nach vorn. Eine andere Form des F. ist die sog. —> Ektenie (griech. Wort für »inständiges Gebet«): Ein

Liturg/Gemeindeglied nennt Fürbittengegenstände etwa mit der

Formel: »Für ... lasset uns beten...«, worauf die Gemeinde antwortet mit —> »Kyrie eleison« oder »Gott, erhöre uns«. Mit solchen

Kufen kann die Gemeinde auch antworten, wenn - eine weitere Möglichkeit - die Gebetsanliegen von mehreren Liturgen im

Wechsel genannt werden. Schließlich ist auch noch das »Diakonische Gebet« gebräuchlich: Liturg bzw. Gemeindeglied tragen mit

Fuge

55

Wendung zur Gemeinde die Gebetsanliegen vor, die dann jeweils ein Liturg mit Wendung zum Altar in ein Gebet aufnimmt.

Först der Welt. Eine allegorische Gestalt, die um 1300 im Zusammenhang mit der Darstellung der Klugen und törichten Jungfrauen

vorkommt. Der E ist dann als elegant gekleideter Verführer der

törichten Jungfrauen dargestellt, seine Rückseite ist verwest und von Schlangen und Gewürm durchzogen.

Fuge. Die vollkommenste Form des kontrapunktischen Satzes, sehr häufige Kompositionsform in der Orgelmusik, besonders auch in Verbindung mit

Präludium und —» Fantasie. Das Thema wird

in der Tonika vorgetragen, dem schließt sich eine zweite Stimme

an, die das Thema in der Dominante wiederholt, während die erste Stimme hierzu einen freien —> Kontrapunkt bildet. Es

können dann weitere Stimmen hinzutreten. Sind alle Stimmen

durchgespielt, so ist die erste

Durchführung abgeschlossen.

Nach einem —> Zwischenspiel erfolgen weitere Durchführungen, bei denen die Themen in verschiedenen Veränderungen wieder-

holt werden. Außer der einfachen F. gibt es Doppel-, Tripel- und Quadrupelfugen (Fugen mit zwei, drei oder vier Themen).

Vj Gebet. Die Gottesdienste der christlichen Kirche bestehen zu wesentlichen Teilen aus G. Wie überall und an allen Orten im täglichen Leben, so kann der einzelne auch im Gottesdienst ein G. in der Stille frei formulieren, z. B. am Beginn oder Ende des

Gottesdienstes und zwischen dem G. der Gemeinschaft oder des Liturgen, bei dem zum stillen persönlichen G. Raum gelassen

werden kann. Die einzelnen Gebetsteile einer Gottesdienstordnung sind sachgemäß liturgisch vorformuliert. Angefangen von

den Gebetstexten der Bibel, z.B. —> Psalmen, —»Vaterunser, stehen liturgische Formulierungen zur Verfügung, die das Beten unab-

hängig von der jeweiligen Stimmung des einzelnen ermöglichen. Bereits der erste Teil des Sonntagsgottesdienstes ist G. (—> Intro-

itus, —> Kyrie, —» Gloria, —» Kollekte), und es tritt im Gesamtablauf eines Gottesdienstes in all seinen Spielarten in Erscheinung: als Anrufung, Anbetung, Lob, Bekenntnis, Dank,

Bitte und Fürbitte. Die Äußerungsform des G. ist Sprache und Gesang. Der Gesang

des Gebets erleichtert es dem Beter, sich in die betende Gemeinde, in deren Worten er sich ausdrückt, einzuordnen. So geschieht es in

den Gesangbuchliedern, die die ganze Gemeinde singt, so auch in den —> Psalmen (—> Psalmodie) und anderen kirchenmusikali-

schen Kompositionen, die dem Chor stellvertretend für die Gemeinde übertragen sind, so auch im Beten des Liturgen, als

des Vorbeters der Gemeinde. (—> Altargesang, Altarwendung, —» Rezitativ, —» Accentus).

Allen Religionen sind bestimmte Gebetsgesten und -haltungen

eigen. Dem Christen ist das Händefalten, das entweder in der Form eines Verschränkens der Finger beider Hände oder eines Aufeinanderlegens der inneren Handflächen geschehen kann, und das Knien vertraut. Alle diese Äußerungen und Begleiterscheinun -

gen des Betens bedeuten keine Garantie für echtes Gebet, wohl

Gruß

64

_

des Abendmahls begangen. In der Alten Kirche wurden am G.

die Büßer wieder in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen (von hier aus wird vermutet, der Name G. beziehe sich auf die

»Greinenden«, die Weinenden). In der röm. Kirche werden an

diesem Tage auch die Öle geweiht, die für Salbungen, bei Taufe, Firmung usw. verwandt werden. Seit dem 7. Jh. ist als weitere

Zeremonie dieses Tages auch die Fußwaschung bezeugt, die in

Erinnerung an die Fußwaschung von Joh 13 vollzogen wurde. Sie wird noch heute am G. in Kathedralen und Klosterkirchen vorgenommen. In den ev. Kirchen werden heute oft am Abend des G.

Abendmahls-Gottesdienste gehalten. Wegen des Bezugs auf das

Abendmahl ist die liturg. Farbe des G. weiß.

Gruß. Der Meßgottesdienst ist von einer Vielzahl von Grüßen durchzogen. Dazu gehören die —> Salutatio vor der —> Kollekte und vor der —> Präfation, der —> Kanzelgruß, aber auch der G. am Ende

des Gottesdienstes, den wir des näheren —> Segen nennen. Jeder

G. ist auch ein Segenswunsch.

Guter Hirte. Darstellung Christi in der frühchristl. Kunst, in Katakomben und auf Sarkophagen. Sie wurde im Mittelalter nicht weiter-

geführt.

Halleluja. Zu deutsch: »Preiset Jahwe«. Ein Lobgesang, der im christl. Gottesdienst nach der Verlesung der —> Epistel vorgesehen ist. Das

H. stammt aus dem alttestamentlichen Tempelgottesdienst und gelangte über die Synagoge in den christl. Gottesdienst. Es wurde in Rom im 4. Jh. zuerst am Ostersonntag gesungen, von Papst

Gregor I. (gest. 604) wurde es dann für alle Sonn- und Festtage

eingeführt. Urspr. stand hinter der Verlesung der Epistel (wie einst

hinter der alttestamentlichen Lesung, die dieser urspr. voranging und auf die das —> Graduale folgte) der Gesang eines ganzen Psalms, der mit einem H. geschlossen wurde; von diesem Psalm blieb schließlich jedoch nur noch ein Vers übrig, der sog. H.-vers.

Es ergab sich folgende Praxis: Der Vorsänger stimmte das FL an, der Chor wiederholte es, der Vorsänger sang den H.-vers, der Chor wiederholte das H. - In der ev. Kirche wurde das H.

zunächst nicht einheitlich verwandt. In der Frühzeit der Reformation und so auch in der Gottesdienstordnung, die Luther in

der —> »Formula missae« vorschlug, wurde es beibehalten, in der

»Deutschen Messe« sah es Luther jedoch nicht vor, und von hier aus kam es in der Folgezeit lange in Fortfall. Es wurde erst im 19. Jh. wieder allgemein üblich. Jetzt sang man allerdings nur

noch ein ein- oder dreimaliges H. ohne Vers. Das H. wurde damit zu einem Stück des —> Ordinariums, während es von Hause aus

mit seinen sonntäglich wechselnden Versen zum —> Proprium gehörte. Auch in der gegenwärtigen Praxis folgt der Epistellesung das H. Es ist in jedem Fall ein Gesangsstück, nicht von dem

Lesenden zu sprechen, und es schließt an die Epistel, nicht an das —> Evangelium an. Für den Gesang des H. sind verschiedene Formen möglich: lediglich dreimaliges H. durch die Gemeinde

oder auch eine reichere Gestaltung mit Kantor/Gemeinde sowie

der Psalmodie eines Bibelverses. In Fastenzeiten entfällt das H.

Eine Besonderheit in der Geschichte des H. stellt die Ausbildung

Hallenkirche

66

der

Sequenzen dar, die aus der Praxis hervorging, den Vokal »a«

am Ende des H. in ausgedehnten Jubelmelodien weiterzusingen, bis diesen Melodien Texte unterlegt wurden (—> Jubilus).

Hallenkirche. Eine Kirche, deren Schiffe etwa "gleiche Höhe haben und unter einem gemeinsamen Dach liegen, im Unterschied zur —> Basilika.

Handauflegung. Liturg. Gebärde bei Segnungen, durch die der Segen Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes anderen Menschen persönlich zugeeignet werden soll, so bei —» Taufe, —> Konfirmation, —> Trauung, —> Absolution, —> Ordination.

Heilig, Heilig, Heilig. Sanctus Heiliges Grab. Selbständiger oder eingebauter Kapellenraum mit figürlichen Darstellungen, die an das Grab Christi erinnern sollen. Seit

dem 14. Jh. auch Bezeichnung für eine entsprechende plastische Gruppe.

Heimsuchung Mariae. Die Begegnung von Maria und Elisabeth. Die Szene findet sich bereits auf der Maximians-Kathedra in Ravenna

im 6. Jh. dargestellt, dann in der Monumentalkunst des hohen Mittelalters und im späten Mittelalter und in der Renaissance. In der deutschen Kunst wird im späten Mittelalter das Kind gele-

gentlich im Leib der Maria sichtbar gemacht.

Herr, erbarme Dich. —> Kyrie. Herrengebet. -»Vaterunser. Himmelfahrt Christi. Der 40. Tag nach Ostern, ein Feiertag zum Gedächtnis der H. Eine besondere Feier ist erst vom 4. Jh. an

bezeugt, während die H. vorher vielfach zusammen mit Pfingsten gefeiert wurde. Liturg. Farbe: weiß. - In der Bildenden Kunst ist die H. seit dem 4. Jh. in der Relief- und Buchmalerei, in der

monumentalen Malerei seit dem 9. Jh. dargestellt. Auf Wolken schreitet Christus nach oben und ergreift die Hand Gottes, die sich ihm entgegenstreckt, oder Engel tragen Christus empor. Seit

der Gotik wird Christus als aus eigener Kraft in den Himmel

schwebend gegeben.

Hochamt. Die röm. Kirche unterscheidet verschiedene Arten der Messe. Als H. wird die missa solemnis bezeichnet, eine Messe, die

Hymnus

67

vom Priester oder vom Bischof (-> Pontifikalamt) unter Assistenz

von Diakon und Subdiakon, unter Verwendung zusätzlicher Lichter

und Weihrauch sowie mit kirchenmusikalischer Ausgestaltung zelebriert wird. Die gleichfalls vom Priester und Chor, aber ohne

weitere Assistenten gefeierte Messe heißt missa cantata (die gesungene Messe). In der sog. »stillen Messe«, der missa privata oder

missa lecta, liest der Priester die Texte allein.

Höllenfahrt Christi. In der Bildenden Kunst die Verbildlichung der Vorstellung, der Auferstandene sei in den limbus, die »Vorhölle«

hinabgestiegen, um die dort befindlichen Seelen zu erlösen. Die Byzantin. Kunst nahm sich dieses Gedankens an. Es wird dargestellt, wie Christus, der das Höllentor gesprengt und den Teufel

überwunden hat, Adam an der Hand ergreift, um ihn emporzuzie-

hen. Neben Adam sieht man Eva und viele andere herzudrängende Gestalten. Die abendländische Buchmalerei griff diesen Typus

um 1000 auf, sodann wird er auch in Gemälden und in der Graphik dargestellt.

Horen. Stundengebet. Hosianna. Ein Huldigungsruf, mit dem das Volk Jesus beim Einzug in Jerusalem (Joh. 12,13) als König begrüßte. Teil der Abendmahlsliturgie, nach dem —> Sanctus und —> Benedictus gesungen, wodurch die Gemeinde ihre Gewißheit der Gegenwart Christi im

Abendmahl ausdrückt.

Hostie. Lat.: das Opfertier. Mit Bezug auf den Opfertod Christi Bezeichnung für die —> Oblate, die traditionell beim

Abend-

mahl gereicht wird: der gebrochene Leib Christi. Das Abendmahlsbrot hatte zunächst die Form flacher, runder Kuchen, seit

dem 9. Jh. kam die Oblatenform auf. —» Elemente.

Hymnus. Religiöses Kultlied, auch der Christenheit von Anfang an bekannt, bereits im Neuen Testament erwähnt. Bis ins 4. Jh. sind Hymnen nur in griechischer und syrischer Sprache bezeugt.

Zunächst ohne festen Rhythmus und ohne festes Metrum, tauchen metrische Hymnen in Strophen gegliedert seit dem

4. Jh. auf. Seit etwas 1000 sind sie auch rhythmisch akzentuiert. Die metrisch gestalteten Strophen werden nun rhythmisch

68

Hymnus

umgeformt. Die ältesten erhaltenen lateinischen Hymnen stam-

men aus dem 4. Jh. Hilarius von Poitiers (gest. 366) brachte die Kunst des Hymnengesangs ins Abendland. Bahnbrechend wurde

hier Ambrosius von Mailand (gest. 396). Das —> Tedeum nennt

man daher nach ihm auch Ambrosianischen Lobgesang, obwohl es nicht von ihm verfaßt ist. In den Meßgottesdienst fand der H. so gut wie keine Aufnahme, wohl aber im 6. Jh. in das klösterl. —> Stundengebet. Die Hymnen wurden im Wechsel zwischen Chören gesungen, die Gemeinde schloß mit einer —> Doxologie

ab. Luther übertrug Hymnen ins Deutsche, wobei er auch die

Melodien überarbeitete (z. B. »Nun komm, der Heiden Heiland«, »Christ lag in Todesbanden«).

Ikone. Das Tafelbild der Ostkirche, von den Wandmalereien zu unterscheiden. Dargestellt werden heilige Ereignisse oder Personen. Die I. genießt Anbetung, da sie nach der Überzeugung

der orthodoxen Kirche an der Heiligkeit des Urbildes (der dargestellten göttlichen oder heiligen Person) Anteil hat. Eine

Sonderform ist die meistens aufWachsgrund ausgefuhrte Mosaikikone.

Ikonostase. In der griech.-orthod. Kirche eine mit —> Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen, die den Altarraum vom

Gemeinderaum trennt. Sie entstand aus den

Chorschranken

der frühchristlichen Kirchen und war urspr. ebenso niedrig wie diese. Während sich im Abendland aus den Chorschranken der

—> Lettner entwickelte, wuchs die I. in der griech. Kirche seit dem

14. Jh. immer höher empor. Die Bilder stehen im mehreren Reihen übereinander. Die mittlere der drei Türen, die größer ist als die anderen, heißt heilige oder königliche Tür. Sie befindet sich

vor dem Altar und zeigt die Bilder der Evangelisten, die Verkündi-

gung an Maria und die Eucharistie. Rechts von der Mitteltür befindet sich die Christusikone oder die Ikone des Kirchenheiligen, links die der Gottesgebärerin Maria.

Imitation. In der Polyphonie die Wiederholung eines Motivs. So beim —> Kanon, bei dem die einzelnen Stimmen die Melodie der ersten Stimmen wiederholen. In der

Fuge bildet der —> Comes eine

I. des —> Dux.

Immersio. Bezeichnung für das vollständige Eintauchen des Täuflings bei der Taufe, im Unterschied zu —> Infusio.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes: eine Formel, die am Beginn eines Gottesdienstes bzw. einer gottes-

dienstlichen Handlung stehen kann, gleichsam ein Gongschlag, mit dem sich der Vorhang hebt. Sie besagt: »Von jetzt an ge-

schieht alles in der Gegenwart Gottes.« So wird z. B. bei der Taufe

70

Improperien

________

mit diesem Satz: »Ich taufe dich im Namen des ...« (der besser

lauten sollte »... in den Namen ... hinein«) ein Mensch dem

Hoheitsbereich des dreieinigen Gottes übergeben. In diesem Sinne kann auch am Anfang des Sonntagsgottesdienstes die Gemeinde in die Präsenz Gottes gerufen werden. Nach alter Anschauung ist

eine Person damit zur Stelle, daß ihr Name genannt wird. Der

Liturg kann mit dieser Einleitungsformel den Gottesdienst (sogleich, noch vor dem

Orgelvorspiel, oder sodann, etwa als

Abschluß einer kurzen Begrüßung) eröffnen, die Gemeinde ant-

wortet: »Amen«. S. auch —> Eingangsgruß, —> Eröffnung, —>

Salutatio.

Oft wird an das »Im Namen des Vaters ...« die Formel »—> Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn/der Himmel und Erde gemacht

hat« angeschlossen. Mit dieser jedoch beginnt bereits ein weiteres

Stück, nämlich ein Vorbereitungsakt, dessen Inhalt das Bekenntnis zu Unwürdigkeit und Sünde ist —> Confiteor.

Improperien. (Wörtlich:Vorwürfe). Gemeint sind die Klagen, die Gott bzw. Christus gegen sein Volk vorbringt, weil es seinen Erlöser gekreuzigt hat: »Was habe ich Dir getan, mein Volk, und womit

habe ich Dich beleidigt ...« Seit dem 12. Jh. Bestandteil der Karfreitagsliturgie der röm. Kirche, von zwei Chören gesungen.

Text und Melodie stammen aus dem 9. Jh. Das Gebet der I. am Karfreitag ist in der Gegenwart gelegentlich auch für den ev.

Gottesdienst vorgeschlagen worden.

Improvisation, a) In der Kirchenmusik bot der

gregorianische

Gesang mit seinen Melismen (z. B. das Schluß-a des Halleluja) Gelegenheit zur I. b) Im Barock regten —» Generalbaß und

Kadenz zur l. an. Bevorzugte Instrumente für die I. sind Orgel, Cembalo,Violine, c) Die Orgel-I. wird bis heute gepflegt.

Infusio. Besprengung des Täuflings bei der Taufe im Unterschied zu —> Immersio.

Ingressus. Bezeichnung des —> Responsoriums am Beginn des —> Stundengebets: Ps 70,2 »Eile, Gott, mich zu erretten ...« Mit

diesem I. beginnen alle Stundengebete außer der —> Matutin,

deren Einleitung

Invitatorium heißt. —»Vesper.

______________

Introitus

71

Intinctio. Bezeichnung fur den Brauch, beim Abendmahl die Hostie in den Kelch zu tauchen und sie sodann den Kommunikanten mit

einem Löffel zu reichen. Diese in der Ostkirche übliche Praxis ist in der röm. und in der ev. Kirche unbekannt.

Intonation, a) Im —> gregorianischen Gesang der von Vorsänger und Priester gesungene Anfang eines Stückes, z. B. die ersten Worte

eines Psalms. Chor und Gemeinde setzen fort, b) Kurze Einstimmung eines folgenden musikalischen Stücks, z. B. improvisierte oder aufgezeichnete Orgelintonation, der dann der Gesang des

Chorals folgt, c) Das Ausgleichen der Töne der Orgel innerhalb

eines Registers.

Introitus (zu deutsch: Eingang). Das erste Stück des Meßgottesdienstes, ein Psalm oder Verse eines Psalms. Der Name I. stammt

von der seit dem 5. Jh. nachweisbaren Sitte, den Einzug des

Papstes bzw. der Priester in das Gotteshaus mit Chorgesang zu begleiten. Nachdem die Liturgen in der —> Sakristei die liturg. Gewänder angelegt haben, schreiten sie in feierlichem Zug durch

das lange Schiff der —» Basilika zum Altar, und der Chor singt den Psalm so lange, bis der Einzug beendet ist und der Bischof am

Altar das Zeichen zum —> Gloria patri gibt. Dieser Brauch entfiel,

als in den mittelalterlichen Kirchen die Sakristei nicht mehr am Eingang des Gotteshauses, sondern neben dem —> Chorraum lag.

Der Wegfall des Priestereinzuges hatte eine Verkürzung des I. zur Folge, der schließlich auf einen einzigen Vers zusammenschmolz.-

Luther behielt den I. bei(in der »Formula missae« lateinisch) und wünschte, daß hier möglichst wieder ein ganzer Psalm gesungen wurde. Für Gemeinden, in denen kein liturg. Chor zu Verfügung

stand, ersetzte man den I. durch ein von der Gemeinde zu singendes Gesangbuchlied. Der I. hat in der ev. Kirche im weiteren

Verlauf ein wechselvolles Schicksal gehabt. Im 19. Jh. ersetzte man ihn vielfach durch einen vom Liturgen gesprochenen

Ein-

gangsspruch. In der Gegenwart wird in den meisten evangelischen Kirchen

zum Eingang ein ganzer Psalm oder eine Auswahl einiger Verse aus ihm gebetet, und zwar im Wechsel entweder zwischen zwei

Invitatorium

72

liturgischen Chören oder zwei Gemeindehälften oder auch zwischen einem Liturgen und der Gemeinde. Evangelische Ge-

sangbücher bieten solche Psalmen für wechselweises Sprechen auf-

bereitet. Wird der Psalm lediglich vom Liturgen bzw. dem Pfarrer allein gesprochen, so kann er auf diese Weise seine Funktion als Gebet verlieren und als

Schriftlesung (miß)verstanden werden.

Der Gottesdienst enthielte so eine Vielzahl von Schriftlesungen,

nämlich 1. Psalm, 2. Epistel, 3. Evangelium, 4. Predigttext, und der

Unterschied zwischen dem Eingangsteil und dem dann folgenden Teil mit Schriftlesung und Verkündigung verlöre sich. Den Abschluß des Introituspsalms bildet der Ruf

»Ehre sei dem

Vater und ...«, den die Gemeinde oder Liturg und Gemeinde im Wechsel singt. Auf diese Weise erhält der alttestamentliche Psalm

eine christliche Ergänzung, in der ausdrücklich die Ewigkeit der Dreieinigkeit Gottes (»... wie es — oder: wie er war im Anfang ...«) hervorgehoben wird. —> Gloria patri. Singt den Psalm der Chor,

so wird er

antiphonal psalmodiert. Die das Thema angebende

—> Antiphon, die den Psalm einrahmt oder auch durchsetzt, ist aus dem betreffenden Psalm oder aus andern biblischen, gelegentlich

auch apokryphen Büchern entnommen. Das Eingangslied der

Gemeinde kann den I. des Chors ersetzen. Es ist sinnvoll, hierfür eines der Psalmlieder des Gesangbuches zu wählen. —

Der I. gehört zum —> Proprium des Sonntags, d. h. er wechselt sonntäglich (oder jedenfalls in bestimmten Abständen). Sein Inhalt ist jedoch nicht immer auf ein spezielles Sonntagsthema, wie es vom Evangelium angegeben wird, ausgerichtet. Beispielsweise

folgen die Introiten der Sonntage nach Trinitatis der Reihenfolge

des Psalters.

Invitatorium (Einladung zum Gebet), a) Der zum Lob Gottes aufrufende 95. Psalm, mit dem die Mette (—» Matutin, —> Stunden-

gebet) eingeleitet wird, worauf ein

Hymnus folgt. Erst dann

beginnt das eigentliche Stundengebet mit der Psalmodie. b) Bezeichnung der Antiphon, mit der dieser Psalm eingerahmt

und durchsetzt wird. Die anderen Stundengebete beginnen mit einer anderen Einleitung, die —> Ingressus genannt wird.

Ite, missa est

73

Invocavit. Der erste Sonntag in der —> Fastenzeit. Der Name kommt vom Beginn des —> Introitus: »Er ruft mich an, und ich erhöre ihn« (Ps 91,15). Der Psalm, der das Vertrauen des Angefochtenen

ausdrückt, ist im Blick auf die Anfechtungen Christi zu verstehen, von dessen Versuchung das Evangelium des Sonntags berichtet,

auch im Blick auf die Glaubensprüfungen der Taufbewerber in der Fastenzeit. Liturg. Farbe: violett.

Inzensation. In der röm. Kirche Beräucherung von Personen oder Gegenständen mit Weihrauch. Zu Beginn des Meßgottesdienstes

wird der Altar beräuchert. Wenn der Priester zur Verkündigung

des Evangeliums schreitet, wird Weihrauch vor ihm hergetragen. Vor dem Meßopfer werden die Opfergaben entzündet und Kelch

und Hostie beräuchert.

Ite, missa est (Geht, es ist Entlassung; die Versammlung ist geschlossen). Entlassungsformel in der röm. Messe, vom —> Diakon gesungen. Mit missa ist vom 4. Jh. an die gottesdienstliche Versammlung

gemeint. Die Formel stand urspr. am Ende des —> Katechumenengottesdienstes vor Beginn der den Katechumenen nicht zugänglichen Abendmahlsfeier. Die Gemeinde antwortet, wie beim

—> Benedicamus Domino und bei der (—> Gehet hin im Frieden des Herrn.)

Pax, mit

Deo gratias.

Jessebaum, Wurzel Jesse. In der kirchl. Kunst Darstellung des Stammbaums Christi in Anknüpfung an das Jesajawort von der Wurzel

Jesse (Jes 11,1) Aus dem am Boden liegenden Jesse wächst ein Baumstamm empor, in dessen Ästen die Vorfahren Christi zu

sehen sind, im Gipfel die von sieben Tauben als den sieben Gaben des Heiligen Geistes überschattete Maria mit Christus. Die Darstellung kam Ende des 11. Jh. auf und findet sich noch in der

Spätgotik.

Johannistag. Offenbar war in der christl. Kirche seit dem 5. Jh. ein Fest Johannes des Täufers bekannt, mit dem man den 24. Juni als

seinen Geburtstag beging. Man sah den Tag, der in die Zeit der Sommersonnenwende fällt, in Parallele zum Weihnachtsfest und

verwies auf das Wort des Täufers: »Er muß wachsen, ich muß abnehmen.« Johannes gilt als der Repräsentant des Alten Bundes,

dessen Licht vor dem des Neuen Bundes, vor Christus, abnimmt. In der ev. Kirche wurde der J. zunächst begangen, er kam aber seit

dem 18. Jh. mehr und mehr ab.

Jubilate. Der 3. Sonntag nach Ostern. Name nach dem Beginn des —> Introitus: »Jauchzet Gott, alle Lande« (Ps 65,1). Der Psalm, der Sieg und Herrschaft Gottes über die Erde preist, wird auf die Auf-

erstehung Christi bezogen.

Jubilus. Bezeichnung für das textlose Weitersingen des Schluß-a des —> Halleluja. Hieraus entwickeln sich die —» Sequenzen.

Judica. Der 5. Sonntag in der —> Fastenzeit. Name nach dem Anfang des —> Introitus: »Richte mich, Gott, und führe meine Sache

wider das unheilige Volk« (Ps 43,1). Der Psalm (auch Bestandteil

der Vorbereitung des Liturgen auf den Gottesdienst- —> Confiteor, —> Stufengebet) drückt Glaubenszuversicht und Angefochtenheit eines Beters aus, der sich nach der helfenden Nähe Gottes sehnt. Er wird im Blick auf den Christus der Passion gebetet. Der Sonn-

tag J. heißt auch Passionssonntag, weil mit diesem Tag die

Jüngstes Gericht

75

Passionszeit beginnt. Bis —> Karsamstag verstummt neben dem —> Gloria in excelsis nun auch das —> Gloria patri. Liturg. Farbe:

violett.

Jungfrauen, Kluge und törichte. Darstellung der J. nach Mt 25 erscheint in der christl. Kunst seit dem 4. Jh. In Deutschland begegnen sie

im Mittelalter als Statuen in Portalgewänden.

Jüngstes Gericht. Die bildliche Darstellung dieses Themas findet sich bereits in frühchristlicher Zeit. Im Abendland ist das J. in der Wandmalerei seit der 1. Hälfte des 9.Jh. nachweisbar. Während der

abendländische Stil die Figuren um den alles beherrschenden Weltenrichter konzentriert, ordnet sie der byzantinische Typ in

Stufen an. Im 12./13. Jh. ist das J. beliebtes Thema für die Gestal-

tung der —> Bogenfelder über den Eingangsportalen der Kirchen.

Kadenz, a) Im gregorianischen Gesang (—> Altargesang, —> Accentus) Bezeichnung einer Schluß- oder Zwischenwendung in der Melodie. b) Im Instrumentalkonzert ein kurzer Abschnitt unmittelbar

vor dem Schluß, in dem der Solist zu freier -» Improvisation Gelegenheit hat.

Kalvarienberg. Bezeichnung für die Darstellung der Kreuzigung auf Golgatha in der christl. Kunst.

Kanon, a) Zu deutsch: Regel. Ein leise gesprochenes Gebet, in dem in der röm. Messe regelmäßig das Meßopfer vollzogen wird. Im

4. Jh. entstanden, unterlag er vielfachen Umbildungen. Der K. steht zwischen —> Sanctus und —> Vaterunser. Er enthält viele

einzelne Teile, so die Bitte um Segnung der Opfergaben, die Für-

bitte für Lebende und Verstorbene, die Aufzählung von Heiligen-

namen. Indem der Zentralgedanke des K. die Darbringung des Opfers für Gott ist, ist die ursprüngliche Intention des —> Eucharistiegebets preisgegeben. — Wegen der Bezugnahme auf den

Opfergedanken verzichtete Luther auf den K. und behielt für seine Gottesdienstordnung nur die Einsetzungsworte aus dem K.

bei. b) Begriff der Musik. Eine Melodie wird, in bestimmtem

Abstand nacheinander einsetzend, in verschiedenen Stimmen musiziert. Dabei können die Notenwerte verlängert oder verkürzt

werden, das Thema kann in der Umkehrung (Spiegelkanon) oder

rückläufig (Krebskanon) erscheinen. Der K. wird auch in der Kirchenmusik (z. B. bei Bachschen Choralbearbeitungen) verwandt. Eine besondere Form ist die in der Kirchenmusik ver-

breitete Gattung der —> Fuge.

Kanontafeln, a) Verzeichnisse von Parallelstellen der Evangelien. Sie stehen in mittelalterlichen Evangelienbüchern zumeist am

Anfang. Die K. sind oft ornamental verziert, b) Tafeln mit Meßgebeten, die in der Mitte des Altars aufgestellt werden, die mittlere

von ihnen enthält die Gebete des —> Kanons.

Kanzelgruß

77

Kantate. Ein Gesangsstück. Man unterscheidet die Solo-Κ., die aus Rezitativen und Arien besteht, und die Chor-K., bei der Rezitative, Arien und Chöre abwechseln. Die K. ist immer instrumental begleitet. Von Hause aus ist sie ein weltliches Musikstück. Im 17. Jh. entstand in Deutschland die Kirchen-K. Bach schrieb

Choralkantaten, denen die einzelnen Strophen eines Kirchen-

liedes zugrunde liegen und die von Chor, Soli und Orchester musiziert werden, und Solokantaten, in denen kein Chor eingesetzt wird. Seine für den Gottesdienst bestimmten Kantaten wurden oft

in zwei Teilen, vor und nach der Predigt, aufgeführt und konnten

mit einem Gemeindegesang geschlossen werden. Sonntagsname —» Cantate.

Kantor. Im —> gregorianischen Gesang Vorsänger und Leiter der —> Schola. Seit der Reformationszeit Bezeichnung des Leiters des Kirchenchors und des Schulgesangs. In der ev. Kirche ist das Amt

des K. häufig mit dem des Organisten verbunden.

Kanzel. Predigtstelle. Während in der Alten Kirche der Bischof von seinem Sitz in der —» Apsis aus predigte, wurde vom 4. Jh. an die Predigtstelle der —» Ambo an den —> Chorschranken, von dem aus

auch die Lesungen gehalten wurden. Als im 13. Jh. die Chorschranken durch den —> Lettner ersetzt wurden, predigte man von

hier aus. In dieser Zeit kamen dann auch freistehende Kanzeln, z.B.

an einem Pfeiler, auf. der Name K. verweist auf die einstige Sitte, von den —> Cancelli aus zu predigen. Aus akustischen Gründen wurde die K. am Ende des Mittelalters oft mit einem Schalldeckel versehen. An ihm sowie an den Brüstungen der K. und der zu ihr

führenden Treppe befinden sich, besonders seit der Renaissance, reiche figürliche und ornamentale Verzierungen. Im Protestantis-

mus wurde wegen der Betonung der Predigt im Gottesdienst eine

Zeitlang, besonders im Barock, der Kanzelaltar beliebt, bei dem sich die K. über dem Altar befindet.

Kanzelgruß. So nennt man das Votum des Predigers vor der Lesung des Predigttextes. Die bekannteste Form lautet: »Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn Jesus

Christus« (2 Kor 13,13; auch 1 Kor 1,3 u. Offb 1,4).

Gruß.

78

Kanzelsegen

Kanzelsegen. Ein Votum des Predigers nach der Predigt bzw. am Ende seines Kanzeldienstes, also oft nach den —> Abkündigungen. Der

Abschluß der Predigt durch einen K. begegnet bereits bei Augustin

'S

(354-430). Eine reformatorische Ordnung Um 1700 schlägt hier-

für den aaronitischen —> Segen vor »für die, so notwendig wegzu-

gehen haben«. In der heutigen Praxis wird zumeist die Formel Phil 4,7: »Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft,

bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu« gebraucht.

Kapelle, a) Urspr. Bezeichnung für den Betraum des Königspalastes in Paris, weil in ihm die cappa, das Mönchskleid des heiligen Martin, aufbewahrt wurde. Später hießen auch die Beträume anderer Paläste

so. Schließlich wurde K. Bezeichnung kleiner selbständiger Bauten,

z. B. für Taufen, Beerdigungen usw. — b) Die musikalische K.

verdankt ihren Namen diesem Raum. Bei den Gottesdiensten in

einer cappella konnte auch ein kleiner Chor auftreten. Er sang —> a cappella, d.h. zunächst ohne instrumentale Begleitung. Erst

später traten Instrumente hinzu.

Kapitell. Kopf einer Säule, eines —> Pilasters oder eines —> Pfeilers. Die einzelnen Baustile entwickelten vielfältige Gestaltungen des

K., das mit Ornamenten und Figuren reich verziert sein konnte.

Kapitelsaal. Teil des —> Klosters, eine meist zweischiffige gewölbte Halle zu Versammlungen der Klostergemeinschaft. Hier wird täg-

lich ein Kapitel der Mönchsregeln verlesen.

Karfreitag. Gedenktag des Kreuzestodes Christi. Der K. ist in der christl. Kirche vermutlich von Anfang an mit Fasten und Beten

begangen worden. Wichtiger Bestandteil war seit je die Verlesung

der Leidensgeschichte. Der Gottesdienst ist einfacher als an anderen Sonntagen. Glocken und Orgel schweigen. Während sich

die Liturgie der Sonntage im Laufe der Jahrhunderte immer

reicher entfaltete, erhielt sich ihre urspr. Form in der Fasten- und

Passionszeit und besonders am K. Urspr. fand am K. ein Gebetsgottesdienst mit Schriftlesungen statt, erst später treten eine

Kreuzverehrung und eine Kommunionfeier hinzu. Bestandteil des Lesegottesdienstes ist das große —> Fürbittengebet, das in der röm. Kirche nur an diesem Tage Verwendung findet. Zur Liturgie

Karsamstag

79

der Kreuzverehrung gehören die —> Improperien mit dem —> Trishagion. Der Kreuzverehrung geht die allmähliche Enthüllung des zuvor schwarz verhüllten Kreuzbildes voraus. Eine

Meßfeier findet an diesem Tage nicht statt, wohl aber ist die Präsanktifikaten-Messe vorgesehen: Es kommuniziert nur der Priester

mit einer »präsanktifizierten«, d. h. zuvor in der Messe des Gründonnerstags konsekrierten Hostie. An einer bestimmten Stelle der Kirche ist das »Heilige Grab« hergerichtet, zu dem die Gläubigen

ziehen, um es zu verehren. In der röm. Kirche zählt der K. nicht zu den gebotenen Feiertagen. Auch in der ev. Kirche war er zunächst nicht überall ein besonderer Feiertag, dazu wurde er erst im Laufe des 17. Jh. Im Unterschied zur Tradition ist der K. in der

ev. Kirche zu einem beliebten Abendmahlstag geworden.

Karolingische Kunst. Die unter Karl dem Großen und seinen Nachfolgern geschaffene Vorstufe der —> Romanik. Etwa 750 bis 950. Sie

verarbeitet spätantike, germanische und frühchristliche Elemente. Die —> Basilika wird durch Ausbildung des —> Westwerks erwei-

tert, auch —» Zentralbauten entstehen. Der Gruppenbau bahnt sich an. Wichtig sind vor allem die Stein- und Elfenbeinplastiken,

die Elfenbeinschnitzereien auf Buchdeckeln und die Buchmalerei

mit ihrem Initialschmuck. Christus wird als jugendliche Gestalt

Karsamstag. Der Tag, an dem die Christenheit der Grabesruhe des Gekreuzigten gedenkt. Entsprechend dem in Röm 6 ausgesprochenen Gedanken, daß die Taufe bedeute, in den Tod Christi

getauft zu werden, wurde in der Alten Kirche an diesem Tage die Taufe der —> Katechumenen am Ende der vorangegangenen vier-

zigtägigen Rüstzeit (—> Fastenzeit) vollzogen. An die Taufe schloß

sich die Ostervigil an (—> Vigil). Damit endete das Fasten, die

Lichter wurden wieder entzündet, im Gottesdienst wurde Gloria

und Halleluja wieder gesungen. Der Gottesdienst des K. durchzog die ganze Nacht bis zum Ostermorgen. Nachdem im Mittelalter die Erwachsenentaufe nicht mehr üblich war, rückte in den Mit-

telpunkt der Feier des K. die

Konsekration des Taufwassers für

das folgende Jahr. Bestandteil der heutigen Feier in der röm.

Karwoche

80

Kirche sind: die Feuerweihe, die der Priester in violettem Gewand

vor der Kirchentür vornimmt, nachdem das Feuer aus einem Stein

geschlagen wurde; die österliche Lichtdanksagung, bei der eine

dreiteilige, nach und nach entzündete Kerze in einer Prozession in

die Kirche getragen wird; die Entzündung der auf dem Altar ste-

henden Osterkerze mit dem Ruf: »Lumen Christi« (Licht Christi); danach 12 prophetische Lesungen und die Taufwasserweihe. Nach

der Allerheiligen-Litanei findet dann die Osternacht-Messe statt.

Der Priester trägt jetzt weiße Gewänder. — In der ev. Kirche fand

urspr. die Feier eines »Osterabends« statt, dieser Brauch kam aber bald ab.

Karwoche. Die mit

Palmarum beginnende Woche vor Ostern. In

den Gottesdiensten der Tage dieser Woche, die in der Form von

Abendandachten auch in der ev. Kirche manchenorts üblich sind, wird die Passionsgeschichte gelesen, wobei die Berichte der vier

Evangelien auf die einzelnen Tage verteilt werden können. Als alt—

testamentliche Lektionen werden vor allem Stellen aus Jes 50 und 53, aber auch aus den Klageliedern gelesen.

Kasualien. Die Kirche pflegt neben den Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen das Leben der Menschen zumal an besonderen Lebens-

abschnitten mit Feiern zu begleiten. Diese nennt man K., d. h. kirchliche Handlungen, die von den casus: »Fällen« des Lebens

bestimmt sind. Dazu gehören am Beginn des Lebens die —> Taufe,

sodann später die

Konfirmation, die Eheschließung (—> Trau-

ung), schließlich das —> Begräbnis. Auch zu anderen wichtigen Anlässen, etwa Einschulung, Goldene Konfirmation oder »Goldene

Hochzeit« usw. können gottesdienstliche Feiern angeboten werden.

Man spricht von K. auch als von —> »Passageriten«.

Katakombe. Unterirdische Begräbnisstätte. Die altchristl. Bezeichnung war Coemeterium. Von einem Vorraum aus erstrecken sich weit-

verzweigte Labyrinthgänge in mehreren Stockwerken, in den Seitenwänden und im Boden befinden sich die Nischen und

Grabanlagen. Die rechts und links an den Gängen befindlichen Kammern sind oft reich geschmückt. Die Wandmalereien der

Katakomben sind wichtige Zeugnisse der frühchristl. Kunst.

Kelter, Christus in der

81

Katechumenen. In der Alten Kirche Bezeichnung derer, die getauft werden wollen und durch Unterricht und Prüfung auf die Taufe vorbereitet werden. Die Anmeldung der K. zur Taufe, die zu

Ostern stattfinden sollte, erfolgt zu Beginn der -» Fastenzeit. Die K. mußten während dieser Zeit, oft täglich, zum Unterricht

und zu —> Exorzismen Zusammenkommen und wurden vor der

versammelten Gemeinde öffentlichen Prüfungen, den sog.

—> Scrutinien, unterzogen, und zwar am 3., 4. und 5. Fastensonn-

tag; vom 7. Jh. an kannte man 7 Scrutinien. Jeder Katechumene mußte Katechumenatszeugen haben (dieVorläufer der —> Paten).

Katechumenenmesse. In der röm. und in der Ostkirche ein Lesegottesdienst vor der Gläubigenmesse, zu der die —» Katechumenen nicht zugelassen waren, da die Feier des Abendmahls den Gläubigen Vor-

behalten ist. Das den Abendmahlsteil einleitende Fürbittengebet

hat seinen Namen —» »Oratio fidelium«, Gebet der Gläubigen,

daher, daß mit ihm die nur den Gläubigen zugängliche Messe begann. Seit Ende des 5.Jh. wurde diese —Litanei jedoch an den

Anfang der K. gestellt, und daher hat sich das —> Kyrie an seiner heutigen Stelle erhalten.

Kathedrale. Von —> Cathedra. Bezeichnung der Bischofskirche einer Stadt, besonders in Frankreich, Spanien und England.

Katholikon. Hauptkirche eines Klosters in der Ostkirche. Kelch. Der zur Aufnahme des Abendmahlsweins dienende K. gehört zu den —> Vasa sacra. Hauptbestandteile: Fuß (pes), Schaft (stilus), Knauf (pomum) und Becher (cuppa). Material Gold, Silber oder

Zinn. Der Becher des K. war, wenn nicht aus Gold, so vergoldet. Oft enthält der K. Inschriften und bildliche Darstellungen.

Form und Verzierungen des K. ändern sich im Zusammenhang mit den Stilwandlungen der kirchlichen Kunst mannigfaltig.

—> Kommunion.

Kelter, Christus in der. Darstellung der kirchlichen Kunst: Christus, mit einem Lendenschurz bekleidet, die Dornenkrone auf dem Haupt, steht im Trog einer Kelter, von ihren Balken niedergedrückt, das aus dem Ausfluß strömende Blut wird von einem Kelch aufge-

fangen. Diese den Opfertod symbolisierende Darstellung geht auf

82

Kerzen

Jes 63,3 zurück. Sie begegnet erstmalig im 12. Jh. und besonders häufig in Holzschnitten des 15. Jh. Kerzen. In der röm. Kirche und in den meisten ev. Kirchen ist es üblich, während des Gottesdienstes den Ältar mit brennenden Kerzen zu schmücken. Die Verwendung von K. verstand sich für die älteste Christenheit von selbst, sofern sie ihre Gottesdienste

häufig nachts oder am frühen Morgen feierte. Später legte man

dem Gebrauch der K. symbolische Bedeutung bei, das Licht ist Symbol der Freude und Symbol Christi, von dem es heißt, daß er das Licht der Menschen war (Joh 1,4). Außerdem empfand man die K. als Zeichen der wachen Bereitschaft, wie sie sich in den

Lampen der Klugen Jungfrauen ausdrückte.

Kindergottesdienst. Einen K. im heutigen Sinn kennt man in der ev. Kirche erst seit dem Anfang des 19. Jh. 1825 wurde in Hamburg eine »Sonntagsschule« ins Leben gerufen, die sich bald zu einer Einrichtung entwickelte, wie wir sie heute unter K. verstehen. Zu

beachten ist, daß über dem katechetischen Ziel des K. das liturg.

Element nicht zu kurz kommt, so daß der K. seinen Namen zu Recht tragen kann. Die Formen, in denen in der Gegenwart der

K. gehalten wird, sind mannigfaltig.

Kirchenbau. Nach dem Tode Jesu versammelten sich die ersten Christen im jüdischen Tempel, sodann auch in ihren Wohnungen,

sie benutzten einen transportablen Tisch als Altar. Besondere Kultgebäude beginnt man erst im 3.Jh. zu bauen. Im Jahre 206 ent-

stand S. Theodoro in Ravenna. Die frühchristliche Kirche übernahm im wesentlichen die Stilelemente der profanen Bauweise.

Sie umfaßte einen Hauptbau für die Aufnahme des Altars und für die Versammlungen der Gemeinde sowie Vorbauten, meist an der westlichen Seite. Die Apsis mit Altar und Bischofssitz ist von

Nebenräumen wie Sakristei, Baptisterium oder Märtyrerkapelle umgeben. Die Grundformen des K. in der Alten Kirche sind die

Basilika und der Zentralbau, wobei dieser zunächst für Tauf-

kirchen und Grabkirchen verwandt wurde. Das Charakteristikum der altchristlichen Basilika ist die Längsausdehnung, bei der alles

gleichsam in langem Fluß zum Altar hinströmt. Indem an der

Jüngstes Gericht

75

Passionszeit beginnt. Bis —> Karsamstag verstummt neben dem —> Gloria in excelsis nun auch das —> Gloria patri. Liturg. Farbe:

violett.

Jungfrauen, Kluge und törichte. Darstellung der J. nach Mt 25 erscheint in der christl. Kunst seit dem 4. Jh. In Deutschland begegnen sie

im Mittelalter als Statuen in Portalgewänden.

Jüngstes Gericht. Die bildliche Darstellung dieses Themas findet sich bereits in frühchristlicher Zeit. Im Abendland ist das J. in der Wandmalerei seit der 1. Hälfte des 9.Jh. nachweisbar. Während der

abendländische Stil die Figuren um den alles beherrschenden Weltenrichter konzentriert, ordnet sie der byzantinische Typ in

Stufen an. Im 12./13. Jh. ist das J. beliebtes Thema für die Gestal-

tung der —> Bogenfelder über den Eingangsportalen der Kirchen.

Kadenz, a) Im gregorianischen Gesang (—> Altargesang, —> Accentus) Bezeichnung einer Schluß- oder Zwischenwendung in der Melodie. b) Im Instrumentalkonzert ein kurzer Abschnitt unmittelbar

vor dem Schluß, in dem der Solist zu freier -» Improvisation Gelegenheit hat.

Kalvarienberg. Bezeichnung für die Darstellung der Kreuzigung auf Golgatha in der christl. Kunst.

Kanon, a) Zu deutsch: Regel. Ein leise gesprochenes Gebet, in dem in der röm. Messe regelmäßig das Meßopfer vollzogen wird. Im

4. Jh. entstanden, unterlag er vielfachen Umbildungen. Der K. steht zwischen —> Sanctus und —> Vaterunser. Er enthält viele

einzelne Teile, so die Bitte um Segnung der Opfergaben, die Für-

bitte für Lebende und Verstorbene, die Aufzählung von Heiligen-

namen. Indem der Zentralgedanke des K. die Darbringung des Opfers für Gott ist, ist die ursprüngliche Intention des —> Eucharistiegebets preisgegeben. — Wegen der Bezugnahme auf den

Opfergedanken verzichtete Luther auf den K. und behielt für seine Gottesdienstordnung nur die Einsetzungsworte aus dem K.

bei. b) Begriff der Musik. Eine Melodie wird, in bestimmtem

Abstand nacheinander einsetzend, in verschiedenen Stimmen musiziert. Dabei können die Notenwerte verlängert oder verkürzt

werden, das Thema kann in der Umkehrung (Spiegelkanon) oder

rückläufig (Krebskanon) erscheinen. Der K. wird auch in der Kirchenmusik (z. B. bei Bachschen Choralbearbeitungen) verwandt. Eine besondere Form ist die in der Kirchenmusik ver-

breitete Gattung der —> Fuge.

Kanontafeln, a) Verzeichnisse von Parallelstellen der Evangelien. Sie stehen in mittelalterlichen Evangelienbüchern zumeist am

Anfang. Die K. sind oft ornamental verziert, b) Tafeln mit Meßgebeten, die in der Mitte des Altars aufgestellt werden, die mittlere

von ihnen enthält die Gebete des —> Kanons.

Kirchenlied

85

Kirchenfahnen. Sie werden in der röm. Kirche und in der Ostkirche vor allem bei —> Prozessionen verwandt. Ein mit Emblemen und

Bildern geschmücktes geweihtes Fahnentuch hängt von einer

Querstange herab. K. sind erst seit 1000 bekannt. Sie entwickelten sich aus der Sitte, bei Prozessionen am Vortragskreuz eine Quer-

stange mit einem Ziertuch anzubringen. Als Kirchenflagge gilt in der kath. Kirche die gelbweiße Flagge des früheren Kirchenstaates. Die ev. Kirche kennt erst seit 1926 eine Kirchenfahne: ein weißes

Tuch mit violettem Kreuz.

Kirchenjahr. Die Wurzel des K. ist die Feier des Sonntags als des Tages der Auferstehung Christi. Daher heißt der Sonntag »Tag des

Herrn«. Bald jedoch wurde der Auferstehungstag Christi als besonders aus dem Jahr herausgehobener Tag zu —» Ostern began-

gen. Das Osterfest wird erstmalig im 2. Jh. erwähnt. Nach und

nach entstanden dann auch die anderen der uns geläufigen Feste, so daß sich das Evangelium, d. h. die Botschaft vom Heilswerk Christi im Laufe eines Jahres in einem Nacheinander entfaltet, in

dem es der Gemeinde jährlich von neuem gegenwärtig wird. Im 4. Jh. wurde das —> Weihnachtsfest als Gedächtnis der Geburt Christi eingeführt. Von diesen beiden Festen aus bildete sich ein Oster- und ein Weihnachtsfestkreis heraus. Hinzu traten vom

3. Jh. an Heiligenfeste, vom 5. Jh. an die —> Quatember. Beginn des K. war urspr. Ostern, vom Ende des Mittelalters an galt dann überall die Adventszeit als Beginn. Der Termin für das Osterfest

wurde im Jahre 325 auf dem Konzil von Nicäa auf den ersten

dem Frühlingsvollmond folgenden Sonntag gelegt, er setzte sich endgültig und überall aber erst im 9. Jh. durch. In der Liturgie

drückt sich der Verlauf des K. vor allem in dem sonntäglich wech-

selnden —> Proprium und im Wechsel der liturg. Farben aus.

Kirchenlied. Der Gesang der christl. Gemeinde entsprang, wie deren Gottesdienste, dem jüdischen Gottesdienst.Von ihm übernahm die Alte Kirche vor allem den Psalmengesang. Aus dieser Praxis

stammt auch die Form des Wechselgesangs (—> alternatim, —> antiphonal). Daneben werden, besonders in Syrien, —> Hymnen gesungen. Im Westen fand der Hymnengesang vor allem durch

Kirchenmusik

86

Ambrosius (gest. 397) Eingang. In deutscher Nachdichtung sind uns seine Hymnen »Nun komm, der Heiden Heiland« und »Der

Du bist drei in Einigkeit« geläufig. Uf q j600 kam es zu einer

Reform des Kirchengesanges, als deren Initiator Gregor der

Große angesehen wurde. Das gottesdienstliche Singen konzen-

trierte sich in der nach ihm genannten Gregorianik allerdings im wesentlichen auf den liturg. Chor, die Gemeinde stimmte in die lang gedehnten Schlüsse des —> Halleluja und des —> Kyrie ein,

woraus sich die sog. —> Leisen entwickelten, in denen diesen Melodien neue Texte unterlegt wurden. Jedoch blieb der Gemeindegesang am Rande, der gottesdienstliche Gesang war lat. Priester-

gesang. Das geistl. Lied des Kirchenvolkes lebte um 1500 vor allem im Gesang der Böhmischen Brüder, aus deren Gesangbuch

sich Lieder bis in unsere Tage erhalten haben. Der Schöpfer des

deutschen Chorals ist Luther. Sein erstes Lied entstand 1523:

»Nun freut euch, lieben Christen gmein«. 1524 erschien eine erste Sammlung von acht Liedern. Weitere entstanden rasch. In der

reformierten Kirche sang man die in franz. Umdichtung erschienenen Psalmen, die dann von Ambrosius Lobwasser ins Deutsche

übersetzt wurden. Die weitere Entwicklung des Kirchenliedes nach der Reformationszeit spiegelt den Wandel der protest. Frömmigkeit. —> Choral.

Kirchenmusik. Ursprung und Wesen der K. liegt in ihrer Funktion, der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes zu dienen. Die

kirchenmusikalische Entwicklung beginnt mit der frühchristl. Musik, die vor allem durch den Synagogalgesang beeinflußt,

jedoch einstimmige Vokalmusik war, während die jüdische

Gemeinde ein reiches Instrumentarium benutzte. Im Unterschied zur übrigen Musik ihrer Zeit vermied die K. die Chromatik und

bevorzugte von Anfang an die Diatonik. Im 4. bis 6. Jh. war die K. durch die Ausbildung des einstimmigen lat. Gesangs bestimmt. Der von Gregor dem Großen hergeleitete —> gregorianische

Gesang beherrschte die mittelalterliche K. bis ins 12. Jh. Um 900 kam jedoch die mehrstimmige K. auf, bei der sich gregorianische und Elemente der nordischen Musikkultur verbanden. Als

Kirchentonarten

87

wichtige kirchenmusikalische Gattung entstand im 13. Jh. die

—> Motette. Im Mittelpunkt der reformatorischen K. stand der pro-

test. deutsche Choral, der die Stelle des gregorianischen Chorals einnahm. Damit griff in der Instrumentalmusik die Gattung der —> Choralbearbeitungen Platz. Heinrich Schütz schuf einen neuen Stil der mehrstimmigen K. Neben

Kantate, —> Passion

und —> Oratorium gelangte vor allem die Orgelmusik zu wesentlicher Bedeutung, und zwar sowohl als Begleitung des Gemeinde-

gesangs als auch als solistische Musizierform. Im allgemeinen musikalischen Schaffen der Gegenwart nimmt die moderne

Kirchenmusik einen beachtenswerten Rang ein. Die vielfältigen

liturgischen Einsatzmöglichkeiten der K. orientieren sich am Gesamtverlauf des Gottesdienstes. Es findet ein Wechselspiel mit den —> Ordinariums- und —» Propriumsstücken statt. So können

die einzelnen Inhalte (z. B. des

Introitus oder des —> Evan-

geliums) ergänzend verstärkt werden, so kann sich die K. durch

Orgel oder Chor in das Gesangbuchlied der Gemeinde ein-

mischen, so kann während des —> Abendmahls die —» Kommu-

nion musikalisch begleitet werden, so kann die Orgel durch freie —> Improvisation die Predigt fortfuhren, Beginn und Schluß des Gottesdienstes können musikalisch akzentuiert

werden. Zur Vorbereitung eines Gottesdienstes gehört die enge

Zusammenarbeit von Kantor und Pfarrer. Das Gesamtgottesdienstangebot einer Gemeinde kann auch musikalische Andach-

ten enthalten.

Kirchentonarten. Die K. sind nicht Tonleitern im modernen Sinn, sondern Ausschnitte aus diatonischen Skalen. Diese Tonreihen

waren vor unserem Dur- und Mollsystem im Mittelalter üblich, sie wurden Ende des 16./Anfang des 17. Jh. von unseren heutigen

Systemen abgelöst. Das Kennzeichen der einzelnen K. ist die

spezifische Lagerung der großen und kleinen Sekunden. Die Haupttonarten (die sog. »authentischen«) sind dorisch (d-d‘), phrygisch (e-e‘), lydisch (f-f), mixolydisch (g-g‘), äolisch (a-a‘), ionisch (c-c‘). Über die Hälfte der Melodien des ev. Gesangbuchs

gehören zu Kirchentonarten.

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Kirchturm

Kirchturm. Die alte Kirche kannte zunächst keinen K. Erst vom 6. Jh. an kommt er, zunächst in Syrien, auf, im Abendland in Ravenna.

Der K. war wohl zunächst als Treppenturm^ auch als Wehranlage gedacht. Mit der Einführung der —> Glocken verbreitete sich dann

allmählich der Bau von Kirchtürmen. In organischer Verbindung mit dem Kirchengebäude tritt der K. erst seit der Romanik auf.

Der romanische Kirchenbau liebt die Vieltürmigkeit, in der Gotik pflegt man zwei Türme an der Westfassade anzubringen, später nur einen. Einen freistehenden Kirchturm nennt man —> Campanile.

Kirchweih. Ein heute teilweise völlig säkularisierter (»Kirmes«) Gedenktag an die Einweihung einer Kirche. Die feierliche Ein-

weihung einer Kirche ist erstmalig im Jahre 335 bezeugt. Das Gedächtnis des Tages, an dem Konstantin eine Märtyrerkirche in Jerusalem einweihte, wurde alljährlich begangen. Seit dem 6. Jh.

war der jährliche Kirchweihtag offenbar allgemein Sitte. In der kath. Kirche wird die Weihe einer Kirche durch den Bischof vollzogen, wobei Reliquien beigesetzt werden und eine Salbung von

Altar und Kirche stattfindet. Für ev. Verständnis ist Weihe lediglich

die Ingebrauchnahme einer Kirche. Luther und die Reformationszeit verhielten sich wegen der weltlichen Lustbarkeiten solcher Tage gegen die K. reserviert.

Klappaltärchen. In Form eines —> Diptychons oder —> Triptychons zusammengefügte Tafeln aus Holz oder Elfenbein. Sie wurden im

frühen Mittelalter wohl auf —> Tragaltäre aufgesetzt, später dienten sie der Privatandacht im Haus oder als Reisealtärchen.

Kleidung. —» Gewänder, —> Talar. Klingelbeutel. Mit dem K. wird im Gottesdienst das Geldopfer der Gemeinde eingesammelt. Er besteht aus einem an einem Stab

befestigten Säckchen, an dem früher ein Glöckchen angebracht war. In manchen Gegenden ist es üblich, den K. nach Abschluß der Sammlung zum Altar zu bringen. —> Offertorium.

Kloster. Der Klosterbau entstand im 5. Jh. als Zusammenfassung verstreuter mönchischer Einsiedlerkolonien zuerst in Syrien und Ägypten. Die abendländische Klosteranlage geht auf Benedikt von Nursia zurück (480-542). Es entwickelte sich allmählich folgendes

Kollektengebet

89

Schema: Klosterkirche, an deren Südseite ein rechteckiger oder

quadratischer —> Kreuzgang liegt; zu beiden Seiten des Kreuzgangs ein —> Kapitelsaal (Versammlungsraum); ein —> Refektorium (Speisesaal); ein Dormitorium (Schlafraum) und andere kleine Räume.

Knien. Eine in den antiken Religionen geläufige und auch im Neuen Testament bezeugte Gebetshaltung (z. B. Eph 3,14 und die Szene Jesus auf dem Ölberg, Lk 22,41), die die Demut des Betenden ausdrückt. Der Kniende gibt zu erkennen, daß er von Gott besiegt

ist und sich ihm unterwirft, daß er Gott »aus der Tiefe« anruft und ihn bittet, sich seiner »Niedrigkeit«, d. h. seiner Schuld anzunehmen. In der Alten Kirche wurde nur in den Fastenzeiten, nicht

aber an Sonntagen gekniet. K. ist keine lediglich für kath. Brauchtum charakteristische Haltung. In der ev. Kirche wird vielerorts bei der Beichte und beim Empfang des Abendmahls gekniet;

ebenso pflegte der Prediger in manchen Gegenden vor Beginn der Predigt auf der Kanzel zu knien.

Königsgalerie. So nennt man die Galerien an den Fassaden franz. Kathedralen, die Königsstatuen zeigen.

Kollekte. Einsammlung von (meistens Geld-) Spenden im Gottesdienst, zumeist am Ausgang des Gottesdienstes, im Unterschied

zum —> Klingelbeutel.

Kollektengebet, kurz: Kollekte genannt, a) Das Wort Kollekte bezeichnet eine Sammlung oder Versammlung. Mit K. ist entweder das

Gebet der versammelten Gemeinde oder, wahrscheinlicher, das Gebet gemeint, mit dem die vorangegangenen Gebete (im Meßgottesdienst —> Introitus, —> Kyrie, —> Gloria) zusammengefaßt

und gesammelt werden, wobei die letzten Worte des großen Gloria: »Nimm gnädlich an unser Flehen« gleichsam das Stichwort bilden. Das K. bildet damit den Abschluß des ersten Teils des

Sonntagsgottesdienstes, ehe die Schriftlesungen beginnen. Es ge-

hört zu den sonntäglich wechselnden Stücken des Gottesdienstes (—> Proprium). Da Introitus, Kyrie und Gloria nach der Ordnung des Meßgottesdiensts von Gemeinde und Chor gesungen werden, tritt der Liturg nach dem Gruß (-4· Salutatio) mit dem K. zum

Kommunion

90

ersten Mal liturgisch in Erscheinung. Charakteristisch für das K. ist die prägnante Kürze und die gleich bleibende Gliederung. In

seiner klassischen Form besteht das K. nur.^us einem Satz, der sich

so gliedert: Anrede an Gott — Bitte — Ziel der Bitte (»auf daß ...«) - Schluß mit der Formel »durch Jesus Christus, unsern Herrn ...«

Die protest. Kirche hat eine Reihe der röm. Kollektengebete übernommen. Seinen Ursprung nach ist das K. allerdings nicht Bestandteil des Meßgottesdienstes, vielmehr schloß im Mittelalter

der Bischof mit dem K. den —> Katechumenengottesdienst ab, ehe

sich die Gemeinde in gemeinsamer Prozession zur Feier der Eucharistie in die

Stationskirche begab, b) K. ist auch allge-

mein Bezeichnung für kurze Gebete überhaupt, so in der Abendmahlsliturgie, im —> Stundengebet und bei

Kasualien.

Kommunion (Gemeinschaft), a) Zusammenfassende Bezeichnung des Abendmahls. In der kath. Kirche umfaßt die K. Vaterunser mit —> Embolismus, Brotbrechung und Vermischung, —> Agnus Dei,

Friedenskuß, Vorbereitungsgebete, Kommunion und —> Ablution,

—> Postcommunio. b) Bezeichnung für den Akt des Kommunizierens, d. h. der Austeilung und des Empfangs der —> Elemente. Im

ev. Gottesdienst werden die Elemente des —> Abendmahls traditio-

nell den Kommunizierenden durch den/die Liturgen gereicht. In der Gegenwart setzt sich mehr und mehr der Brauch durch, Brot

und Wein von Kommunikant zu Kommunikant weiterzugeben (in guter Entsprechung, zum Gedanken von »communio«), wobei der

Friedenswunsch des Anfangs »Friede sei mit dir« wiederholt werden kann. Aus hygienischen Gründen kann auch der große Abend-

mahlskelch durch für jeden einzelnen bestimmte kleine Becher ersetzt werden (deren Gestaltung eine ästhetische Frage ist). Während der K. ist Kommunionsmusik üblich, an der sich neben der Gemeinde (mit Gesangbuchliedern) Chor, Instrumente und

Orgel beteiligen können. —»Vasa sacra.

Kommunionsgesang, Kommunionsmusik. -> Communio. Konche. a) Eine halbkugelige Wölbung der -> Apsis, b) Bezeichnung der Apsis selbst, c) Bezeichnung des muschelförmigen Hinter-

grundes von Porträts auf Sarkophagen. -» Dreikonchenanlage.

Kontrafaktur

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Konfirmation. Die Reformatoren lehnten das kath. Sakrament der —» Firmung ab. Dagegen erkannte man von Anfang an die Notwendigkeit eines katechetischen Unterrichts derer, die als Säuglinge getauft waren, um sie zum Abendmahl zu rüsten. In Kirchenord-

nungen des 16. Jh. kennt man eine K.-handlung, in der der Glaube bekannt und unter Handauflegung für die Konfirmanden die Kraft des Heiligen Geistes erbeten wird. Neue Bemühungen

um das Verständnis der K. setzten im Pietismus und in der

Erweckungsbewegung im 18. Jh. ein. Hier wird K. als Teil eines Bekehrungsprozesses verstanden, auf den der einzelne im K.Unterricht vorbereitet wird. Wichtig ist hier das persönliche

Bekenntnis. In der Gegenwart sucht man in der ev. Kirche seit geraumer Zeit das Verständnis und die Praxis des Konfirmanden-

unterrichts und der K. neu zu erarbeiten, wobei ihr hoher volks-

kirchlicher Stellenwert ebenso wie ihre theologische Bedeutung

als einer Segnungshandlung bedacht sein wollen. Auf die Ablegung eines Glaubensgelübdes wird heute meistens verzichtet.

Konsekration, a) In der röm. Kirche allgemeine Bezeichnung für die —> Weihe von Personen und Gegenständen zum kirchlichen Dienst, mit einer Salbung verbunden, meist durch den Bischof

vollzogen. — b) In der röm. Kirche Bezeichnung für die Segnung der Abendmahlselemente. Durch die Rezitation der Einsetzungs-

worte vollzieht sich die Wandlung (-» Transsubstantiation). Der Priester gilt im Augenblick der K. gänzlich als Organ Christi, dem

er nur das äußere Wort leiht. - c) Auch in der ev. Kirche bezeichnet man mit K. das Sprechen der Einsetzungsworte und das Schlagen des Kreuzes über den Elementen. Während die reformierte Kirche

die Rezitation der Einsetzungsworte nur als »Predigtwort« auffaßt,

versteht die luth. Kirche sie als den Akt, mit dem Brot und Wein als Leib und Blut Christi in Gebrauch genommen werden. Den

Gedanken einer Wandlung lehnt die ev. Kirche jedoch ab.

Kontrafaktur. Umdichtung eines weltlichen in einen geistlichen oder eines geistlichen in einen weltlichen Text. Mit K. bezeichnet man auch die auf diese Weise entstandenen Lieder selbst, wobei die Melodien vielfach erhalten bleiben. Beispiel: Aus »Innsbruck, ich

Kontrapunkt

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muß dich lassen« wurde »O Welt, ich muß dich lassen« bzw. »Nun

ruhen alle Wälder« usw., aus dem Liebeslied »Mein G’müt ist mir verwirret« wurde »O Haupt voll Blut un4 Wunden«. Kontrapunkt a) Gegenstimme zu einer Melodie, b) Komposition eines polyphonen Satzes. Die Einzelstimmen sind melodisch selbständig.

Koptische Kunst. Zeugnisse der K. entstammen dem 3. bis 9. Jh. Die Kopten sind die christl. Nachkommen der alten Ägypter. In

der K. traten zum ägypt. Stil hellenistische, orientalische und römisch-altchristl. Einflüsse. Typisch ist die Dreikonchenanlage der

—> Basilika. In der Bildhauerkunst herrscht eine starre Frontalität vor, das Plastische tritt zurück. Eine besondere Eigentümlichkeit

der K. sind Webstoffe von spezifischer Musterung und Färbung.

Korporale (von corpus, Leib), a) Das Altar-Leinentuch, auf dem Kelch und Hostien stehen, b) das Tuch zur Verhüllung der Oblaten beim Abendmahl.

Krankenkommunion. Unter K. versteht die röm. Kirche die Austeilung des Abendmahls an Kranke, die nicht zur Abendmahlsfeier zur

Kirche kommen können. Die in der röm. Kirche bis heute praktizierte Sitte, Kranken die geweihten Hostien ins Haus zu bringen,

ist seit dem 2. Jh. bekannt. Es geht eine Segnung des Gemachs voraus. Schwerkranke werden »mit den Sterbesakramenten (zu

denen außer der Eucharistie das Sakrament der Buße und der Krankensalbung----- > letzte Ölung - gehört), versehen«. Das für die Krankensalbung verwandte Öl wird vom Bischof in der Messe des Gründonnerstag geweiht. Die ev. Kirche kennt die Abendmahlsfeier bei Kranken, an der sich auch die Angehörigen beteiligen sollen.

Krankensalbung. Letzte Ölung. Kreuz. Auf dem Altar wird das Kreuz erst seit dem 13. Jh. üblich. Voraussetzung ist, daß der Altar einen Aufbau hat und der Priester vor

ihm, mit der Gemeinde im Rücken, steht. Die frühe Christenheit kannte keine Darstellungen des Crucifixus. Das Bild des Gekreu-

zigten, der der Leidende ist, kommt erst nach 1000 auf. In der Romanik wurde der Gekreuzigte als der königliche Sieger dargestellt. Ein Grund für die Aufstellung des Altar-K. ist auch darin zu

Kreuzeszeichen

93

sehen, daß sich aut den Altären im Laufe der Zeit eine Mehrzahl von Reliquien und Heiligenbildern angesanimelt hatte, als deren

überhöhende Mitte dann das K. notwendig erschien. Während die luth. Kirche das Altar-K. beibehielt und darauf Wert legte, daß es

mit einem corpus, d. h. der Darstellung des Gekreuzigten, versehen war, verhielt sich die retorm. Kirche im Zusammenhang mit

ihrer Verwerfung der Bilder ablehnend. Die Gestaltung des K. ist, wie dies in der modernen kirchlichen Kunst deutlich wird, von

künstlerischen Gesichtspunkten abhängig. Im heutigen Kirchenbau gilt die Aufstellung eines K. auf dem Altar nicht für unerläßlich, das K. kann aus architektonischen Gründen auch an anderer

Stelle des kirchlichen Raumes und in verschiedener Formgebung

zur Darstellung gelangen. Die Form des K. selbst kommt seit den

Zeiten der Alten Kirche in mannigfachen Spielarten vor.

Kreuzblume. Architektonische Schmuckform der Gotik: Kreuzförmig angeordnete Blumenblattgebilde an der Spitze gotischer Türme.

Kreuzenthüllung. Eine Zeremonie des Karfreitagsgottesdienstes in der röm. Kirche. —> Karfreitag.

Kreuzfeste. Feste der röm. und orthod. Kirche, die der Verehrung des Kreuzes dienen. So das Fest der Kreuzerhöhung am 14. 9.; es ist

urspr. das Jahresgedächtnisfest einer 335 von Konstantin in Jerusalem erbauten Doppelkirche; seit dem 7. Jh. verbreitete sich im

Abendland zum Gedächtnis der Wiedergewinnung des von den Persern geraubten Kreuzes das Fest der Kreuzauffindung am 3. 5.

Kreuzeszeichen. Während die künstlerische Darstellung des Gekreuzigten erst spät aufkam (—> Kreuz), war das K., das Sich-Bekreuzigen, in der Christenheit von früh an üblich. Die Sitte ist bereits im 2. Jh. bezeugt. Im 4. Jh. wird bei Abendmahl, Taufe und Ordi-

nation das Kreuz geschlagen. Während für Luther selbst das K. noch selbstverständlich war, so daß er es bei seinem Morgen- und

Abendsegen vorsah, kam es in der ev. Kirche weitgehend ab. Es wird heute nur noch vom Pfarrer bei Segenshandlungen ver-

wandt, so z. B. beim Segen am Ende des Gottesdienstes, bei der

Taufe und über den Abendmahlselementen sowie am Ende der Austeilung des Abendmahls und bei Kasualien.

Kreuzfahne

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Kreuzfahne. In der christl. Kunst wird der auferstehende Christus oft mit einem Stab in der Hand dargestellt, der mit einem Wimpel

versehen ist und an dessen Ende sich ein.ßlrcuz befindet.

Kreuzgang. Teil des —> Klosters. Er kann gewölbt oder flach gedeckt sein und öffnet sich nach dem Hof in Bogenstellungen auf einer

Brüstung. Oft befindet sich im K. auch der Klosterbrunnen, über dem sich ein Brunnenhaus erheben kann. Name von der früher um den Binnenhof führenden Kreuzprozession. Der K. ist meist

die Grabstätte der Domherren und Mönche.

Kreuzkirche. Eine Kirche, deren Grundriß ein Kreuz bildet, d. h. eine Kirche mit einem Querschiff, das nach beiden Seiten auslädt.

Kreuzkuppelkirche. Grundriß ist das sog. griechische Kreuz (ein Kreuz mit vier gleich langen Armen), über dessen Mittelquadrat sich eine Kuppel erhebt. Oft haben auch die Nebenräume zwischen den Kreuzarmen kleine Kuppeln. Der Typ der K. kam in der byzantinischen Baukunst im 7.Jh. zur Ausbildung.

Kreuznimbus. Ein —» Nimbus mit einem Kreuzeszeichen; kommt nur als Attribut Gottvaters, Christi und des Heiligen Geistes vor.

Kreuzrippe. Eine für die Gotik typische Gewölbekonstruktion, bei der Rippen den Druck des Gewölbes auf die vier Stützpunkte ableiten.

Kreuzverehrung. Zeremonie des Karfreitagsgottesdienstes in der röm. Kirche. —> Karfreitag.

Krypta. Ein unterirdischer Gang oder Raum, in frühchristl. Zeit Grabraum eines Märtyrers in den —> Katakomben. Im Mittelalter

diente die unter dem Ostchor der Kirche gelegene K. zur Aufbewahrung von Reliquien oder als Grabstätte geistlicher oder welt-

licher Würdenträger. Die K. findet sich dann nur noch in der Romanik, in der gotischen Baukunst fiel sie weg.

Kuppel. Ein halbkugeliges Gewölbe über runden, quadratischen oder polygonalen Räumen. Beliebt wurde die K. in der byzantinischen

Baukunst (z. B. die Hagia Sophia in Konstantinopel), es entsteht die Kuppelbasilika. Seine höchste Ausbildung erfuhr der Κ.-bau in

der Renaissance in Italien.

Kyrie. a) Bezeichnung des »Kyrie eleison«, das im Meßgottesdienst nach dem —> Introitus gesungen wird: zu deutsch: »Herr, erbarme

Kyrie

95

dich«. Der Ruf der Kyrie eleison ist nicht nur so alt wie das

Christentum selbst, er ist in der vor- und nebenchristl. Welt der Antike als Anrufung eines Gottes oder eines Herrschers geläufig.

Im Neuen Testament kommt er mannigfach vor und begegnet ebenso im Alten Testament, z. B. in den Psalmen. Er bedeutet die

Bitte um Rettung aus Not, auch aus Sünde, ist aber zunächst ganz

allgemein eine Anrufung Christi, dem man sich als dem Herrn unterwirft, die knappste und ursprünglichste Form der Anbetung

überhaupt. Als Bestandteil der Liturgie hat das K. seinen Platz urspr. in der

Litanei (—> Ektenie), wo die Gemeinde die einzel-

nen Fürbitten, die der Priester vorträgt, mit ihrem K. aufnimmt. Diese Litanei stand urspr. am Beginn des Gottesdienstes, und an

dieser Stelle blieb das K. stehen, als die Litanei wegfiel. Ähnlich

wie beim

Introitus wurde die Länge des K., d. h. die Anzahl

der Κ.-Rufe vom Priester bestimmt. Das K. hatte in seiner liturg. Verwendung von früh an eine dreigliedrige Form angenommen:

»Kyrie eleison — Christe eleison — Kyrie eleison«, und diese drei

Glieder konnten dreimal wiederholt werden, so daß sich eine Neunzahl ergab, es kamen aber auch drei-, sechs- und zwölfma-

lige Κ.-Rufe vor. Zur Zeit Gregors (gest. 604) noch von Priester, Chor und Gemeinde gesungen, wurde das K. dann bald auf zwei

Chöre verteilt. Jedoch wurde es durch —» Tropen erweitert, die Gemeinde beteiligte sich mit den —> Leisen am Gesang des K., bei

denen die einzelnen Verse durch ein K. abgeschlossen wurden. So

entstand z. B. das mit dem K. endende »Christ ist erstanden«. Die luth. Kirche behielt ein dreimaliges K. bei, in der heutigen röm. Praxis wird ein neunmaliges K. im Wechsel zwischen Priester und

Meßdiener gebetet oder von zwei Chören gesungen. In der

—> »Formula Missae« sieht Luther jedoch ein neunmaliges K. vor. Auch in den sonstigen reformatorischen Gottesdienstordnungen

ist das K. als Chorgesang oder aber als Wechselgesang zwischen Chor und Gemeinde vorgesehen. Erst im 19. Jh. ergab sich ein

Wechselgesang zwischen Liturg und Gemeinde. In manchen protestantischen Kirchen wurde im vorigen Jh. das K. durch ein

—> Sündenbekenntnis ersetzt, dem man eine

Gnadenverkündi -

96

Kyrie

gung folgen ließ. Auf diese Weise werden allerdings die allgemei-

nen Gebetsrufe an Gott bzw. Christus in K. und —» Gloria mit

einem speziellen Inhalt versehen, den sie ursprünglich an dieser Stelle nicht besitzen. —> Confiteor,

Eröffnung, b) Im »Allge-

meinen Kirchengebet« (—» Fürbittengebet, —> Ektenie) begegnet

das K. in seiner deutschen Form: »Herr, erbarme dich«, c) Im —> Stundengebet leitet das K., auch hier Rest einer Litanei, den Gebetsteil ein, der sich nach dem K. in Vaterunser und einem Kollektengebet fortsetzt.

Lätare. Der 4. Sonntag in der —> Fastenzeit. Name nach dem Beginn des —> Introitus: »Freue dich, Jerusalem«, Jes 66,18. Der Charakter

des Sonntags erklärt sich aus mehreren Motiven. Wenn im Introituspsalm (122) wie in der Epistel (Gal 4,22 ff.) von Jerusalem die Rede ist, so hat dies in der Sitte seinen Grund, nach der

in der Entstehungszeit dieser Liturgie in Rom an diesem Sonntag

der Gottesdienst in der Stationskirche Santa Croce in Gerusalemme

gefeiert wurde. Der Klang der Freude, der die Stücke dieses Sonntags durchzieht (vgl. auch unser heutiges

Graduallied: »Jesu,

meine Freude«!), erklärt sich folgendermaßen: Der Sonntag L. ist

der sog. »Mittfastensonntag«, er liegt in der Mitte der Fastenzeit, die Taufbewerber und Büßenden der Alten Kirche haben also die

Hälfte ihrer Prüfungszeiten hinter sich, sie schauen auf den

Christus von Ostern hin, der das Lebensbrot gibt und das Lebensbrot ist (Evangelium von der Speisung der 5000) und von dem sie sich zu Ostern, wenn sie zum Abendmahl zugelassen sind, selbst

speisen lassen dürfen. Schließlich ist L. der »Rosensonntag«, an dem in Rom die ersten Rosen zum Altar gebracht wurden und der Papst die Goldene Rose, eine Auszeichnung für Fürsten,

weihte. Man legte an diesem Sonntag daher auch rosa Paramente auf. Im heutigen ev. Gottesdienst bleibt die liturg. Farbe violett.

Laienaltar. In Stifts- und Klosterkirchen wurde oft zwischen Chorraum und Mittelschiff (unter dem —» Triumphbogen) ein L. aufgestellt, besonders dann, wenn der

Lettner der Gemeinde die

Sicht auf den Hochaltar versperrte.

Laienkelch. Die Austeilung des Abendmahlsweins auch an Laien. Sie ist nach röm. Anschauung nicht notwendig, da sowohl der Leib als auch das Blut Christi in jeder der beiden Gestalten des Abend-

mahls gegenwärtig sind. Der Genuß des Abendmahlsweins ist, um

Verunehrung zu verhüten, seit dem 12. Jh. in der röm. Kirche dem Priester vorbehalten.

Communio sub una.

Lamentationen

98

Lamentationen. Bezeichnung für Lesungen aus den Klageliedern Jeremiae, die in der röm. Kirche an den letzten drei Tagen der Karwoche gelesen und in Trauermessen gesungen werden. Bis in

die Gegenwart oft vertont. Lamm Gottes. Das im Alten Testament als Opfertier für das Versöhnungsopfer genannte Lamm (2 Mos 12,3) ist im Christentum seit

Joh 1,29 Symbol für Christus. So wird das Lamm in der kirch-

lichen Kunst oft mit dem aus seiner Brust in einen Abendmahlskelch fließenden Blut dargestellt. Zugleich ist es auch Sinnbild der Barmherzigkeit im Zusammenhang mit der Darstellung des

—> Guten Hirten, es taucht auf Passionsbildern mit dem Kreuz auf, symbolisiert aber auch den Ostersieg, indem es mit Kreuz,

Kreuzesfahne oder Kreuzesanker dargestellt wird.

Langhaus. Bezeichnung des langgestreckten Teils der Kirche, zunächst nach Osten gerichtet. Das L. besteht bei —> Basilika und —> Hallenkirche aus dem Mittelschiff und den Seitenschiffen, bei der —> Saalkirche aus einem Schiff, es reicht vom Eingang bis zum

Beginn des —> Querschiffes bzw. des Chors.

»Lasset uns benedeien dem Herrn.« —> Benedicamus Domino. »Lasset uns danksagen dem Herren, unserm Gotte.« —> Versikel am Beginn der —> Präfation. —> Gratias agamus.

Laudes. Name des

Stundengebets, das bei Anbruch des Tages voll-

zogen wurde, heute mit der Mette (—» Matutin) identisch.

Lebensbaum (arbor vitae). Der L. kommt in vielen religiösen Mythen vor. In der christl. Kunst ist er Symbol der Erlösung als Gegen-

stück zu dem Verderben bringenden Baum der Erkenntnis des

Paradieses. Oft ist auch der Kreuzesstamm als L. dargestellt. Er wird besonders in mittelalterlichen Türbogenfenstern gern verwandt

und auch in Zusammenhang mit dem Abendmahl (wo er in seinen Zweigen Trauben oder Hostien trägt) und Maria gebracht.

Lebensbrunnen. In der christl. Kunst Symbol der Erlösung durch Christus: In einem tempelartigen Aufbau sprudelt eine Quelle,

Tiere nahen sich ihr. Das Wasser kann auch als Blut Christi dargestellt sein, oder der L. ist ein Becken, in dem Wasser sprudelt und

zu dem die Gläubigen hinzutreten oder in das sie hineinsteigen.

Lektor

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Lectio continua. Fortlaufende Lesung bibl. Bücher in aufeinanderfolgenden Gottesdiensten. Hieraus erklärt sich vermutlich die in der

röm. Messe noch heute die Verlesung des Evangeliums einleitende Formel: »Fortsetzung des heiligen Evangeliums«. Die alte Praxis

der L. wird in reformierten Gottesdiensten gepflegt, sie ist in der

—> Perikopenordnung auch luth. Kirchen teilweise noch heute in Brauch, wie z. B. an den Lesungen der —> Episteln an aufeinander folgenden Sonntagen der Zeit nach Pfingsten erkennbar.

Lectorium oder Lectrum. Lesepult, an dem die Schriftlesungen vollzogen werden.

Leisen. Der Name kommt von dem —» Kyrie eleison des Gottesdienstes. Den lang gezogenen Weisen des eleison wurden deutsche

gereimte Texte unterlegt, so daß im Mittelalter die Gemeinde, die vom Gesang des Kyrie ausgeschlossen war, auf diese Art zu eigenen geistlichen Liedern kam (—> Kirchenlied). Die L. endeten

ihrerseits in ihren einzelnen Strophen mit Kyrieleis. Sie stellen den Beginn des deutschen Kirchenliedes dar.

Lektion, a) Bezeichnung der Schriftlesung im Gottesdienst, b) Im engeren Sinne Bezeichnung der alttestamentlichen Schriftlesung

im Unterschied zu Epistel und Evangelium. — Kath. und ev, Kirche kennen im Gottesdienst heute zwei Schriftlesungen:

Epistel und Evangelium, wobei auch alttestamentliche Stücke als Epistel verstanden werden.

Perikope.

Lektionar. Bezeichnung der Bücher, aus denen die —> Perikopen der Sonn- und Festtage verlesen werden.

Lektionston. Zwischen Singen und Sprechen liegender Sprechgesang, in dem die gottesdienstlichen Lesungen vorgetragen werden.

—> Altargesang.

Lektor, a) In der Antike ein gebildeter Sklave, der vorzulesen hat, besonders bei den Mahlzeiten, b) In der Alten Kirche ein Gemeindeglied, das im Gottesdienst aus der Bibel oder aus den

Märtyrerakten vorliest, c) Seit dem 3. und 4. Jh. ist der L. Angehöriger des Klerus, d) In der ev. Kirche ist der L. ein Laie, der die Schriftlesungen übernimmt oder auch, wenn kein Pfarrer ver-

fügbar ist, einen Lesegottesdienst halten kann.

100

Lesepult

Lesepult. Die Vorform der Kanzel, urspr. an den —» Ambonen oder am —> Lettner angebracht. Von hier aus wurden die Lesungen im Gottesdienst vorgetragen. Das L. ist meiskj^ünstlerisch gestaltet, es

kann z. B. die Gestalt eines Leviten, eines Engels oder eines Adlers (—> Adlerpult) haben. Als Altarpult liegt das L. auf dem Altar als

Unterlage für das Meßbuch bzw. die Agende. Auch im heutigen ev. Gottesdienst pflegt man weithin die Schriftlesungen von einem

L. aus zu halten.

Lettner. Eine halbhohe Querwand zwischen Chorraum und Kirchenschiff. Sie entwickelte sich in Deutschland seit dem 13. Jh. aus den

Chorschranken (—> Cancelli) und trennte den Chor vom Gemeinderaum der Kirche. Der L. ist oben zu einer Bühne mit Brüstung ausgebaut, zu der man auf Stufen gelangt. Hier war das

Lesepult

angebracht. Vor dem L. wurden im 13. bis 15. Jh. —> Laienaltäre errichtet. In der Gotik ist der L. reich mit Bildwerken verziert.

Letzte Ölung. Salbung der Kranken mit Öl. Sie ist bereits in der frühen Christenheit üblich, vgl. z. B.Jak 5,14 ff. Seit dem 12. Jh. ist die L. in der röm. Kirche Sakrament, sie gewährt Vergebung der läß-

lichen Sünden und stärkt die Seele im Glauben, wodurch auch leibliche Gesundung erreicht werden kann. Verbunden ist die L.

mit dem Sakrament der Buße und der Eucharistie. Die ev. Kirche kennt die L. nicht. —> Krankenkommunion.

Leuchter. Erst nach 1000 werden Leuchter auf dem Altar üblich. Dabei ist vorausgesetzt, daß ein Altaraufbau vorhanden ist und der

Priester mit dem Rücken zur Gemeinde amtiert. —> Kerzen.

Leviten. Sie gehören als Nachkommen des jüdischen Stammes Levi zum Kultpersonal des jüdischen Gottesdienstes und unterstehen den Priestern. In der röm. Kirche werden als L. Kleriker bezeichnet,

die dem Priester beim —» Hochamt assistieren.

Levitenstuhl. Während des —> Gloria und des —> Credo saßen hier, auf einem Dreisitz, der Priester und seine Diakone. In der frühen Gotik ist der L. zu einer Nische in der Südseite der Chorwand

ausgebaut, danach ist er Bestandteil des Chorgestühls.

Lex Christiana. Zu deutsch: das christl. Gesetz. Man bezeichnet so die Buchrolle, die auf Bildwerken der altchristlichen Kunst Christus

Lob sei Dir, o Christe

101

Petrus oder Paulus übergibt. In der Antike übergab der Kaiser so seinem Kanzler die Gesetzesrolle.

Lichtgaden. Auch Obergaden genannt. In der altchristlichen —> Basilika empfängt das Mittelschiff durch die Fenster des L., d. h. des Stockwerkes des Mittelteils Licht, der die Pultdächer der Seitenschiffe

überragte.

Litanei, a) In der Alten Kirche Bezeichnung von Bittgängen, z. B. von »Flurumgängen«, seit dem 12. Jh. —> Prozessionen genannt, b) Bezeichnung des

Kyrie-Rufes. c) Bezeichnung von längeren

Gebeten, in denen das —» Kyrie wiederholt vorkommt, d.h. von

Fürbittengebeten, bei denen der Vorbeter oder der Chor die

Gebetsanliegen nennt und die Gemeinde diese mit —> »Kyrie eleison« aufnimmt. —> Ektenie. Luther entfernte aus der L. die

Anrufung der Heiligen. In reformatorischen Gottesdienstordnungen wurde die L. auch in Nebengottesdiensten (bei Bitt- und

Bußvespern) anstelle des —> Canticum gebraucht.

Liturgie. Im griech. Altertum Bezeichnung einer öffentlichen Veranstaltung für das Volk. Im kirchl. Sprachgebrauch ist L. ein anderes

Wort für den gesamten Gottesdienst in allen seinen Teilen. Davon ist auch die —> Predigt nicht ausgenommen, sie gehört zu dem

Teil des Gottesdienstes, der der

Schriftlesung und Verkündi-

gung gewidmet ist.

»Lob sei Dir, 0 Christe.« Ruf, mit dem die Gemeinde die Verlesung des Evangeliums im Meßgottesdienst abschließt. Seit etwa 800 in der Messe gebräuchlich.

Männerseite. Bezeichnung der Seite, auf der im Gottesdienst die Männer sitzen. Im Mittelalter saßen die Männer auf der Südseite der Kirche. In ländlichen Gemeinden trifft man noch heute gelegentlich eine solche getrennte Sitzordnung an.

Magnificat. Das Canticum (—> Cantica) der —> Vesper (—» Stundengebet), der Lobgesang der Maria, Lk 1,46-55. In den östlichen

Kirchen ist das Μ. Bestandteil des Sonntagsfrühgottesdienstes,

während es im Abendland seit Gregor dem Großen nur in der Vesper verwandt ist. Das Μ. ist vielfach vertont worden.

Majestas Domini. In der altchristl. Kunst ein Bildtypus, bei dem Christus in majestätischer Haltung auf einem Sessel thronend frontal dargestellt wird. Manchmal ist nur der Thron mit den

Emblemen Kreuz und Purpurmantel, jedoch nicht die Gestalt Christi gezeigt. Auch in der mittelalterlichen Kunst kommt die

Μ. vor, und zwar als Kuppelmosaik und in Handschriften, im 12. Jh. begegnet sie in Frankreich auch als —> Tympanonrelief.

Mandorla. Bezeichnung für ein mandelförmiges Medaillon oder eine mandelförmige —> Aureole. In der altchristl. Kunst findet sich ein solches Medaillon auf Sarkophagen, in ihm ist das Bild des

—> Guten Hirten dargestellt.

Manipel. Zunächst ein Handtuch, das der Priester auf dem linken Unterarm trug, später ein Streifen mit einem kleinen Kreuz in der Mitte. Seit dem 11 .Jh. Abzeichen des Subdiakons. —> Gewänder.

Manual. Klaviatur der Orgel, die, im Unterschied zum

Pedal, mit

den Händen gespielt wird. Eine Orgel kann mehrere Manuale besitzen.

Maria orans. In der christl. Kunst Darstellung der Maria in Orantenhaltung: Sie steht und hat die Hände erhoben, wobei die Handflächen betend nach oben gestreckt sind.

Marienkrönung. Thema eines Bildtypus, der im 12. Jh. in Frankreich aufkommt. Der Gedanke der Krönung der Maria nach ihrem Tod

Messe

103

durch Christus oder Gottvater entstammt einer apokryphen Tradition.

Martyrion. a) Der Bau über dem Grab eines Märtyrers, meist in der Form des —> Zentralbaues, b) Auch Bezeichnung des Altars in der Alten Kirche.

Martyrologium. Im Μ. sind die Namen von Märtyrern, Bekennern und Heiligen verzeichnet, und zwar sind sie das Kirchenjahr hindurch, mit Weihnachten beginnend, auf die einzelnen Tage verteilt.

Maßwerk. Für die Gotik typische Architekturform: ein »gemessenes«, mit dem Zirkel konstruiertes Ornament zur Füllung von Fensterscheiteln usw. Dadurch wird der Bogenzwickel eines Fensters

ornamental gestaltet. Das Μ. kann sodann auch zur Gliederung

von Wandflächen oder zur Füllung von Brüstungen verwandt werden.

Matutin, auch Mette genannt. Urspr. das Nachtgebet der Kirche, weshalb die Μ. bis ins 11. Jh. auch den Namen —> Vigiliae hatte. Die Μ. wurde morgens um zwei Uhr gehalten, an sie schlossen

sich die —> Laudes an. Zusammen mit der —> Vesper ist die Μ.

auch in der ev. Kirche vorgesehen, sie hat eine an die Tradition des —» Stundengebets anknüpfende Ordnung. Als

Canticum der

Μ. wird der Lobgesang des Zacharias, das —> Benedictus, oder das

—»Tedeum gesungen. Als

Ingressus ist folgender Wechselgesang

gebräuchlich: »Herr, tue meine Lippen auf, daß mein Mund deinen Ruhm verkündige.«

Mensur. Bezeichnung des Verhältnisses des Querschnitts zur Länge der Orgelpfeifen.

Mensuralnotation. Vorläufer der heutigen Notation von Melodien. Im Unterschied zur —» Choralnotation wird hier die Tondauer festgelegt. Messe, a) Der Name kommt wahrscheinlich von der Schlußformel des röm. Meßgottesdienstes: —> »Ite, missa est.« Gemeint ist mit der

Bezeichnung Μ. immer ein —> Gottesdienst, der auch die Feier des Abendmahls einschließt. Die Grundstruktur des christlichen Sonn-

tags (»Haupt«-)gottesdienstes ist in der evang. wie in der katholischen

104

Mette

Kirche gleich, insofern ist der Name Μ. auch für den protestanti-

schen Bereich verwendbar. Luther kritisierte zwar den bestimmenden Opfergedanken der römischen. Miesse, blieb aber an der

abendländischen Gottesdienstordnung orientiert, wie dies aus seinen Schriften »Formula missae« (1523) und »Deutsche Messe und

Ordnung des Gottesdienstes« (1526) hervorgeht. Diese verstand er

als zumal für Laien bestimmte »öffentliche Reizung zum Glauben und zum Christentum«, womit eine stärker pädagogische Inten-

tion des Gottesdienstes zum Ausdruck kommt, b) Musikalisch: Die

Komposition der —> Ordinariumsstücke des Meßgottesdienstes:

Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Die. Meßkompositionen entstanden seit dem späten Mittelalter. Seit dem Barock verliert die

musikalische Μ. ihren liturgischen Charakter mehr und mehr, sie

wird zum instrumental begleiteten Konzertstück mit Rezitativen,

Arien, Chören.

Mette. —> Matutin. Michaelis. Der Erzengel Michael kommt im Neuen Testament (Jud 9 und Offb 12,7) als Bekämpfer der Hölle und des Satans vor. Er wurde in der Ostkirche und dann auch im Abendland in besonde-

rer Weise verehrt. Er gilt als der Anführer der himmlischen Heer-

scharen und, besonders in Deutschland, als Beschützer der Kirche und der christl. Völker. So wurden zu seinen Ehren Kirchen

gebaut, und es entstand, wahrscheinlich bereits im 5. Jh., ein

Michaelisfest. Der Tag dieses Festes ist der 29. September. In der ev. Kirche behielt man den Μ.-tag nur in einigen Gebieten eine Zeitlang bei. Jedoch können die letzten Sonntage nach Trinitatis

auch als Sonntage nach Μ. gezählt werden, obwohl der Tag selbst

heute im ev. Bereich keine liturg. Bedeutung mehr hat. In der Bildenden Kunst ist der Erzengel Michael als Drachenbekämpfer immer wieder dargestellt worden.

Miniatur. Urspr. eine rote Randleiste in Büchern. Daraus entwickelte sich die Buchmalerei, bei der ein Text durch Zeichnungen oder

Bilder: die Miniaturen illustriert wird. Nachdem die Μ. bereits im

2. vorchristl. Jh. in ägyptischen Papyrusrollen verwandt worden war, begann sich im christl. Abendland die Μ.-Malerei vom 6.Jh.

Monstranz

105

an reich zu entfalten. Zunächst wurden die Initialen ornamental ausgestaltet; vom 9. Jh. an ist die Μ. neben der Wandmalerei die

wesentlichste Form christl. bildlicher Darstellung. Ihre Verbreitung

nimmt von der zweiten Hälfte des 15. Jh. an, d. h. mit dem Aufkommen des Buches und des Holzschnitts, ab.

Miserere. (»Erbarme Dich«). So nennt man den 51. Ps, einen der Bußspalmen, nach seinem Anfang. Der Text wurde mehrfach

vertont. Das entsprechende Musikstück hat den Namen Μ.

Misericordias Domini. Der 2. Sonntag nach Ostern. Name nach dem Beginn des Introitus: »Der Barmherzigkeit des Herrn ist die Erde voll« (Ps 33). In diesem Psalm klingt die Freude über den Ostersieg des Auferstandenen, der alles neu macht, nach (V. 3: »Singet

ihm ein neues Lied«). Das Stichwort Μ. verweist aber zugleich auf das Motiv des Evangeliums, das Christus als den Guten Hirten verkündigt. Von hier aus kann als Introitus auch der 23. Psalm

verwandt werden. Liturg. Farbe: weiß.

Miserikordie (von misericordia: Barmherzigkeit). Bezeichnung der Sitzstützen des Chorgestühls an der Unterseite des hochklapp-

baren Sitzbretts: Stützen, die den Klerikern das lange Stehen während des Stundengebets erleichtern sollten. Die Miserikordien

sind oft mit Schnitzereien verziert, die drollige Figuren darstellen.

Missale. Meßbuch. In der röm. Kirche das Buch, das sämtliche Texte der —> Ordinariums- und —> Propriumsstücke der Messe enthält.

Missale Romanum. 1570 von Papst Pius V. herausgegeben, seither in der röm. Kirche verwendet. —> Missale.

Mitra. Urspr. eine Kopfbinde bzw. ein Stirnband, das von Frauen getragen wurde, sodann in der christl. Kirche Bezeichnung für die Kopfbedeckung der Bischöfe und Abte.

Monasterium. Mönchsgewand. Später Bezeichnung für eine Klosterkirche.

Monstranz. Ein Behälter aus Edelmetall, in dem sich, hinter Glas und daher sichtbar (lat. monstrare = zeigen), die geweihte Hostie

befindet. Sie ruht auf einem Halter, der seiner Form wegen Lunula, Möndchen, heißt. Das Aufkommen der Μ. hängt mit der Ein-

führung des —> Fronleichnamsfestes im 13. Jh. zusammen.

106

Motette

_

Motette. Mehrstimmige Vokalkomposition der Kirchenmusik, zumeist ohne Instrumente. Häufig sind Choralmotetten, die im —> Cantus firmus ein Kirchenlied enthalten.

Münster (lat. monasterium, Kloster). Bezeichnung des Klosters, seit dem hohen Mittelalter Bezeichnung einer Klosterkirche oder

einer besonders herausragenden Pfarrkirche. Heute nur noch historische Bezeichnung.

Nachspiel. —» Postludium. Narthex. Vorhalle vor der altchristl.

Basilika. Dem N. kann noch

ein —> Atrium vorgebaut sein.

Nekropole, a) Im Altertum Bezeichnung für eine größere Begräbnisstätte, die aus einzelnen Grabbauten besteht, b) Bezeichnung für

christl. —> Coemeterien, —> Katakomben.

Neugotik. Eine um 1750 in England aufgekommene Stilrichtung, die entsprechend den Tendenzen der Romantik die Gotik wieder zur Geltung bringen wollte. Erst Anfang des 19. Jh. entstanden neu-

gotische Kirchenbauten. Die N. erhielt sich nur im Bereich des Kirchenbaus bis in die Anfänge des 20. Jh.

Neujahr. Urspr. das heidnische Fest der Saturnalien. Gegen die Ausuferungen dieses Festes wandte sich die Kirche von früh an, sie erklärte das N. zum Fastentag. Vom 6.Jh. an beging man den Tag als Weihnachtsoktav (—> Oktav) und feierte ihn als Fest der

Beschneidung Christi. Cäsar (46 v. Chr.) hatte den 1. Januar als

Beginn des bürgerlichen Jahres festgelegt. Auf dieses Dtum nimmt die liturg. Tradition keine Rücksicht. Die ev. Kirche bezieht sich

jedoch in ihren Liedern und besonders in der Predigt zumeist auf das Motiv des Jahresbeginns.

Nicänisches Glaubensbekenntnis. Bezeichnung eines Glaubensbekenntnisses, das sich aus einem 325 auf der Synode von Nicäa beschlossenen Bekenntnis entwickelt hat. Das heute gebräuchliche N., genau bezeichnet: Nicaeno Constantinopolitanum, wurde in die-

ser Form 381 auf der Synode von Konstantinopel beschlossen. Seit dem 11. Jh. ist das N. das

Credo des Meßgottesdienstes.

Nimbus. Ein bereits in der Antike bekannter Strahlenkranz um das Haupt eines Gottes. Der N. Christi enthält später ein Kreuz oder

ein Monogramm: Kreuznimbus. Der N. kann auch dem Lamm als dem Christussymbol, Heiligen, Aposteln und Propheten, später auch dem byzantinischen Kaiser beigegeben werden. Es kommt

108

Noli me tangere

auch ein N. in rechteckiger Form vor, wenn es sich um die Dar-

stellung einer noch lebenden Person handelt.

Noll me tangere (»Rühre mich nicht an«). Genannt ist das Wort des auferstandenen Christus, das er am Ostermorgen zu Maria Magdalena spricht (Joh 20, 11-18). Mit N. wird in der christl. Kunst die Gruppe der Bilder bezeichnet, die diese Szene darstellen. Der

Bildtypus begegnet erstmalig im 4. Jh. Auf den Darstellungen hält

Christus oft einen Gärtnerspaten oder eine Kreuzesfahne in der

Hand.

Non. Nach römischer Zeiteinteilung die 9. Stunde des Tages — 3 Uhr nachmittags. Gebetszeit des

Stundengebets. Zur Zeit der N.

gingen Petrus und Johannes nach Apg 3,1 in den Tempel, um zu beten.

Nottaufe. Bezeichnung einer bei der Gefahr nahen Todes des Kindes vorgenommenen Taufe, die auch den Namen »Jähtaufe« hat. Sie kann durch einen Pfarrer vollzogen werden, aber auch, wenn

keine Zeit bleibt, ihn zu rufen, durch jeden Laien. Eine solche Taufe, die den Namen des dreieinigen Gottes nennen und unter

Verwendung von Wasser vollzogen werden muß, wird von allen

christl. Konfessionen anerkannt, außer von der reformierten Kirche, die die N. nicht kennt.

Nunc dimittis. Das Canticum (—> Cantica) der —> Complet oder der —»Vesper (—> Stundengebet), der Lobgesang des Simeon Lk 2,2932: »Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren...« Luther dichtete das N. zu dem Kirchenlied »Mit Fried und Freud

fahr ich dahin« um.

Obergaden. —> Lichtgaden. Oblate. —> Hostie.

Oblation. Die Darbringung der Opfergaben. In der Alten Kirche ist O. sowohl die Bezeichnung der Darbringung der Gaben zum gemeinsamen Liebesmahl (—> Agape) und zum Abendmahl als auch Gesamtbezeichnung der —» Eucharistie. Es blieb bis ins

12. Jh. üblich, daß die Gläubigen während des Gottesdienstes Brot und Wein, aber auch andere Naturalien, später Geldspenden übergaben. Statt dessen bringt seit dem 13. Jh. in der röm. Messe der

Subdiakon Kelch und Patene mit Hostie beim Beginn der Opfe-

rung an den Altar. -^Offertorium.

Ocilli. Der dritte Sonntag in der Fastenzeit. Name nach dem Beginn des Introitus: »Meine Augen sehen stets zu dem Herrn« (Ps 25).

Die Texte auch dieses Sonntags sind von der Ausschau auf Ostern

her zu verstehen: Der Psalm drückt das Vertrauen des Beters (und des leidenden Christus) auf den Gott aus, der aus den Anfechtun-

gen (dem »Netz des Versuchers«) und aus Jammer und Elend

erretten wird, das Evangelium zeigt Jesus als den Bezwinger des

Satans. Zugleich wird der Bezug auf die Taufbewerber der Alten Kirche deutlich erkennbar. Der dritte Fastensonntag war der erste

Tag der

Scrutinien, bei denen die —» Katechumenen Prüfun-

gen und Exorzismen unterzogen wurden. Liturg. Farbe: violett.

Offene Schuld. Allg. —> Sündenbekenntnis (im Gegensatz zur Privatbeichte). Die O. hat im Gottesdienst ihren Platz traditionell nach der Predigt, es folgt ihr ein Absolutionswunsch. Dieser Brauch war

schon im Mittelalter bekannt, hat sich im deutschen Protestantis-

mus heute aber nur noch in einigen Landeskirchen erhalten. Auch die vielerorts übliche Allg. Beichte und Absolution vor dem

Abendmahl kann als O. bezeichnet werden.

Offertorium, a) Urspr. Name für die Darbringung der Opfergaben, zunächst für die Bedürfnisse der Gemeinde (—» Oblation).

110

Oktav

b) In der röm. Kirche Bezeichnung der Opferbereitung in der Messe, bei der die Abendmahlselemente zum Altar gebracht

werden (—> Oblation), und des diesen Aki begleitenden Gesanges,

vermutlich im 5. Jh. entstanden. Während die Gemeinde in Opferprozession Gaben darbrachte, sang ein Sängerchor ein Prozessionslied. In der heutigen röm. Liturgie hat sich hiervon nur

noch die Antiphon erhalten. Der Leitgedanke des Offertorialgesanges wird durch die Kirchenjahreszeit bestimmt, c) Bezeichnung

der während der Darbringung der Opfergaben gesprochenen Offertorialgebete. In diesen Gebeten kommt der Opfergedanke,

der für das röm. Abendmahlsverständnis charakteristisch ist, beson-

ders zum Ausdruck, d) Im ev. Gottesdienst kann O. ein vom Chor gesungener Psalm oder ein Gemeindelied nach der Predigt genannt werden, währenddessen das Geldopfer eingesammelt und

zum Altar gebracht wird, e) Mehrstimmige Kompositionen sind seit dem 15. Jh. bekannt.

Oktav, a) In der Musik Intervallbezeichnung und Name eines Orgelregisters. b) In der röm. Kirche Bezeichnung der ersten 8 Tage

nach einem kirchlichen Fest, besonders des 8. Tages. Z. B. ist der Sonntag —» Trinitatis die O. von Pfingsten. Die O. genannte

Woche gilt der Nachfeier des vorangegangenen Festes. Ihr entspricht die —> Vigil, das ist der einem Fest vorausgehende Tag.

Oktogon. Achteck. Grundriß der —» Zentralbauten oder des —»Tambours einer Kuppel.

Orans, Orant, a) Ein betender Mensch mit erhobenen Händen, oft in der Katakombenmalerei dargestellt. Meist handelt es sich um eine

weibliche Gestalt in langem Gewand. Die Handflächen weisen

nach oben, b) Die Gestalt der Maria mit in entsprechender Weise

betend erhobenen Händen heißt in der christl. Kunst gleichfalls O., man spricht von der »Maria orans«.

Oratio. Zu deutsch: Gebet. Im besonderen kann in der röm. Kirche das —> Kollektengebet so genannt werden.

Oratio dominica. Das »Herrengebet« = —> Vaterunser. Oratio fidelium. Zu deutsch: Gebet der Gläubigen. Es findet seit der Zeit der Alten Kirche nach der Predigt statt, und zwar nach der

Orgel

111

Entlassung der —> Katechumenen. Daher auch der Name O. zur Bezeichnung eines Gebetes, das für die noch nicht zur Gemeinde

der Getauften Gehörenden nicht bestimmt ist. —> Fürbittengebet.

Ektenie,

Oratorium, a) In der Alten Kirche Bezeichnung eines Versammlungsraumes der Christen in Privathäusern. O. heißt Bethaus, b) In der

kath. Kirche Bezeichnung einer Nebenkirche, c) Speziell nennt die kath. Kirche Kapellen eines Kollegs oder von Privatpersonen,

an deren Gottesdiensten jedermann teilnehmen kann, Oratorien. Halböffentliche O. werden z. B. Königs- oder Gefängniskapellen genannt, Privatoratorien sind Hauskapellen, d) In der Musik Bezeichnung für ein der Oper, der Kantate und der Passion ähn-

liches mehrteiliges Werk für Chor, Solostimmen und Orchester. Händel behandelte in seinen Oratorien alttestamentl. Themen. Seit Haydn werden für das O. auch weltliche Themen üblich.

Ordinarium. So nennt man alle Stücke des Gottesdienstes, die regelmäßig, d. h. unabhängig von der Kirchenjahreszeit, im gleichen Text wiederkehren, also

Kyrie, —> Gloria, —» Credo, —> Sanctus,

Agnus Dei. Im Unterschied dazu wechseln die Stücke des

—> Propriums von Mal zu Mal.

Ordination. In der röm. Kirche Sakrament der Priesterweihe. Durch Handauflegung wird ein character indelebilis verliehen: eine unverlierbare geistl. Qualität. Durch diese O. gelangt man in den

Stand der Kleriker, der sich in einen niederen und einen höheren Klerus gliedert. Nach ev. Anschauung versetzt die O. nicht in einen besonderen Stand, sie bedeutet lediglich eine Berufung zum

Pfarramt und zur Sakramentsverwaltung. Vielfach wird von diesem Verständnis her die O. mit der Einführung eines Theologen in ein bestimmtes Gemeindeamt gleichbedeutend. Liturg. Bestandteile der O. sind Belehrung, O.-fragen, Gelübde, Handauf-

legung, Gebet. Die O. findet zumeist im Rahmen eines Gemeinde-

gottesdienstes statt.

Orgel. Die O. ist heutzutage in erster Linie ein gottesdienstliches Instrument, dies war sie urspr. jedoch nicht. Im Altertum war sie als weltliches Instrument bekannt und wurde z. B. für Tanzmusik

Messe

103

durch Christus oder Gottvater entstammt einer apokryphen Tradition.

Martyrion. a) Der Bau über dem Grab eines Märtyrers, meist in der Form des —> Zentralbaues, b) Auch Bezeichnung des Altars in der Alten Kirche.

Martyrologium. Im Μ. sind die Namen von Märtyrern, Bekennern und Heiligen verzeichnet, und zwar sind sie das Kirchenjahr hindurch, mit Weihnachten beginnend, auf die einzelnen Tage verteilt.

Maßwerk. Für die Gotik typische Architekturform: ein »gemessenes«, mit dem Zirkel konstruiertes Ornament zur Füllung von Fensterscheiteln usw. Dadurch wird der Bogenzwickel eines Fensters

ornamental gestaltet. Das Μ. kann sodann auch zur Gliederung

von Wandflächen oder zur Füllung von Brüstungen verwandt werden.

Matutin, auch Mette genannt. Urspr. das Nachtgebet der Kirche, weshalb die Μ. bis ins 11. Jh. auch den Namen —> Vigiliae hatte. Die Μ. wurde morgens um zwei Uhr gehalten, an sie schlossen

sich die —> Laudes an. Zusammen mit der —> Vesper ist die Μ.

auch in der ev. Kirche vorgesehen, sie hat eine an die Tradition des —» Stundengebets anknüpfende Ordnung. Als

Canticum der

Μ. wird der Lobgesang des Zacharias, das —> Benedictus, oder das

—»Tedeum gesungen. Als

Ingressus ist folgender Wechselgesang

gebräuchlich: »Herr, tue meine Lippen auf, daß mein Mund deinen Ruhm verkündige.«

Mensur. Bezeichnung des Verhältnisses des Querschnitts zur Länge der Orgelpfeifen.

Mensuralnotation. Vorläufer der heutigen Notation von Melodien. Im Unterschied zur —» Choralnotation wird hier die Tondauer festgelegt. Messe, a) Der Name kommt wahrscheinlich von der Schlußformel des röm. Meßgottesdienstes: —> »Ite, missa est.« Gemeint ist mit der

Bezeichnung Μ. immer ein —> Gottesdienst, der auch die Feier des Abendmahls einschließt. Die Grundstruktur des christlichen Sonn-

tags (»Haupt«-)gottesdienstes ist in der evang. wie in der katholischen

Ostem

113

Osterleuchter. Der neben dem Hauptaltar in der röm. Messe aufgestellte Leuchter fur die

Osterkerze, oft künstlerisch reich gestaltet.

Ostern, a) Gedenktag der Auferstehung Christi, das älteste der christl. Feste. Die Urchristenheit feierte das jüd. Passafest am 14. Nisan

mit einer Abendmahlsfeier in Erwartung der Wiederkunft Christi. Dem Gedächtnis der Auferstehung Christi war jeder Sonntag gewidmet. Ein besonderes Osterfest wurde wahrscheinlich erstmals Anfang des 2. Jh. in Rom begangen. Dieser röm. Brauch

setzte sich nach vielen Streitigkeiten aber erst im 14. Jh. durch.

Auch der Ostertermin — 14. Nisan als Passatag oder darauffolgender Sonntag - war lange Zeit strittig. Das Datum des ersten auf den

Frühlingsvollmond folgenden Sonntags wurde auf der Synode von Nicäa 325 beschlossen, jedoch erst im 7. Jh. allgemein praktiziert.

Das Osterfest begann mit der Ostervigil (—»Vigil, —> Karsamstag),

die als der Übergang vom Fasten zur Osterfreude, d. h. für die Taufbewerber von den

Scrutinien zur Taufe verstanden wurde.

Von Ostern an wurde wieder stehend gebetet, während man in der Fastenzeit beim Beten kniete. Im Gottesdienst wird wieder

das Halleluja gesungen. Erst von diesem Datum des Osterfestes aus, das der Tauftag der —» Katechumenen war, entstand nach

rückwärts die Fastenzeit, nach vorwärts die siebenwöchige Freu-

denzeit, die mit —> Pfingsten ihren Abschluß fand. Als das jährlich wiederkehrende Gedächtnis von Tod und Auferstehung Christi ist O. mit der vorangehenden Karwoche der Ursprung des —> Kirchenjahres. In der orthod. Kirche ist es das wichtigste Fest, während im

Abendland seine Bedeutung hinter der von Weihnachten zurücktrat. Im Protestantismus gewann sogar der Karfreitag teilweise eine

größere Bedeutung als O. Liturg. Farbe: weiß, b) In der altchristl. Kunst wird von den Themen des Osterfestes zunächst nur die

Szene der Frauen am Grabe mit dem Engel dargestellt. In der byzantinischen Kunst ist Christus am Grabe stehend verbildlicht. Die Auferstehung wird hier als —> Höllenfahrt dargestellt. Christus steigt mit der Siegesfahne in der rechten Hand aus dem Sarkophag. Erst im 12. Jh. ist im Westen das eigentliche Auferstehungs-

bild verbreitet. Christus hält oft den bannerartigen Kreuzstab in

114

Ostervigil

der Hand. In der ital. Malerei des 14. Jh. kommt die Darstellung des über dem Grab schwebenden Christus auf.

Ostervigil. —» Karsamstag. . Ostung. —> Orientierung. Ottonische Kunst. Die Kunst zur Zeit der Ottonen, in den letzten Jahrzehnten vor und den ersten nach 1000, Vorläuferin der —> Romanik. Hier fand eine grundlegende Umformung des antiken Erbes statt, wobei jedoch östl. und byzant. Elemente stark

mitbestimmend waren. Höhepunkt der O. sind die —> Miniaturen

der Reichenauer Schule um 1000. Bedeutsam ist auch die

Ottonische Reliefplastik. In der Architektur wird das Westwerk ausgebildet, die Gliederung des Gruppenbaus wird intensiviert.

—» Stützenwechsel und —> Krypta kommen auf.

Palla. Ein gestreiftes Tüchlein zum Bedecken des Abendmahlskelchs. Pallium. Eine weißwollene, mit 6 schwarzen Kreuzen besetzte Binde, über die Schulter gelegt, Abzeichen der erzbischöflichen Würde.

Es ist seit dem 6. Jh. gebräuchlich.Xfom Papst wird es stets getragen, von Erzbischöfen bei Pontifikalhandlungen. —> Gewänder.

Palmarum. Zu deutsch: Der Sonntag der Palmen. Der letzte Sonntag vor Ostern. Sein Name kommt von der an diesem Tag üblichen

Palmprozession. In der Alten Kirche war P. der Tag der Passion, an

dem man mit der Lesung der Leidensgeschichte begann, und zwar der Passionsgeschichte nach Matth. Erst seit dem 8. Jh. wurde der

Sonntag

Judica zum Passionssonntag. Am Sonntag P. fand die

sog. Palmweihe statt, und zwar im Mittelalter in einer vor den

Toren der Stadt gelegenen Kirche, von wo aus sich die Prozession durch die Stadt bewegte. Bei der Palmweihe wurden Palmzweige

mit Weihwasser besprengt und an Anwesende verteilt. Die Prozession, bei der man später einen —> Palmesel mitfiihren konnte, sollte

den Einzug Jesu in Jerusalem mit der Huldigung der Gläubigen darstellen, zugleich aber den Siegeszug der Kirche versinnbildli-

chen. Am Ende der Prozession pocht der Subdiakon mit dem Schaft des Kreuzes an das Tor der Kirche. Wenn es geöffnet ist,

zieht die Prozession in die Kirche ein, wo ein Hochamt stattfindet. Heutzutage werden statt Palmenzweigen Weidenzweige verwandt.

Da es sich um eine dramatische Darstellung handelte, sang man auch das Evangelium mit verteilten Rollen: Ein Sänger sang die

Worte des Evangelisten, der zweite die Redestücke, der dritte die Worte Christi (—> Passion). - Das Evangelium des Sonntags P. ist auch in der ev. Liturgie die Perikope vom Einzug Jesu in Jerusa-

lem, und zwar nach Joh. Während der Introituspsalm die Kreuzes-

worte Christi aufklingen läßt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Ps 22), greift die Antiphon den Huldigungsruf aus der Einzugsgeschichte Mt 21,9: »Hosianna dem Sohn

116

Palmesel

Davids« auf. Das Graduallied : »Du großer Schmerzensmann« ist

wieder dem Gedanken der Passion gewidmet.

Palmesel. Ein fahrbares Gestell mit einem höUernen Esel, auf dem Christus mit Segensgestus sitzt. Eine im Mittelalter verbreitete

Darstellung, die besonders in Süddeutschland bei den Palmsonn-

tagsprozessionen mitgefuhrt wurde.

Pantokrator (der Allherrscher). Bezeichnung Christi, in der altchristl. Kunst dargestellt. Er segnet mit der Rechten und hält in der

Linken eine Buchrolle.

Paradies. Name einer Vorhalle an einem mittelalterlichen Kirchenportal.

Paradiesströme. Die vier P. von 1 Mos 2,10 ff. werden in der altchristl. Kunst als vier Wasserzungen dargestellt. Sie quellen aus

einem Berge oder aus dem Boden hervor, auf dem Christus als Herrscher steht oder thront. In der Kunst des Mittelalters werden

sie personifiziert als Männer mit Gefäßen verbildlicht, aus denen Wasser strömt.

Paramente. Bezeichnung sowohl der liturg. —> Gewänder als auch der Behänge von Altären, Kanzeln und Taufsteinen. Auch die

Vasa

sacra können unter die P. gezählt werden, dazu gehören dann auch

die hierfür verwendeten Tücher: das —> Korporale, die —> Palla und das —> Velum, s. auch —> Farben, liturgische.

Partita. Mehrsätziges Tonstück, eine Folge von Tanzstücken, kann auch Suite genannt werden. Die P. kommt in der weltlichen wie in der geistlichen Musik vor. In der Kirchenmusik stellt eine P. oft eine Variationsfolge über eine Choralmelodie dar.

Paß, auch Zirkel genannt, a) In der altchristl. Kunst kann mit P. eine Nische bezeichnet werden, die die Form einer —> Apsis hat. Wenn

z. B. sechs solcher Nischen den Kirchenraum umgeben, spricht man von einem Sechspaß. b) In der Gotik eine aus Dreiviertelkreisen zusammengesetzte Figur des —> Maßwerks. Es kommen

Dreipaß, Vierpaß, Fünfpaß, Sechspaß und Vielpaß vor.

Passacaglia. Variationsstück über einen —> basso ostinato im langsamen Dreivierteltakt, ähnlich der —> Ciaconna; in der barocken Orgelmusik häufig.

Paten

117

Passageriten. Bezeichnung der die Lebensabschnitte begleitenden “* Kasualien —> Taute, —» Konfirmation, —> Trauung, —> Bestattung.

Passion. Musikalisch: Seit dem 13. Jh. wurde es üblich, die Passionsgeschichte von drei Geistlichen mit verteilten Rollen vortragen zu

lassen. Und zwar wurde am Sonntag —> Palmarum die Passionsgeschichte nach Matthäus, am Kardienstag die nach Markus, am Karmittwoch die nach Lukas, am Karfreitag die nach Johannes gelesen. Seit dem 15. Jh. umrahmte man diese im gregorianischen Lektionston gesungene Lesung durch eine Einleitung und ein

abschließendes Dankgebet. Damit entstand die sog. Choralpassion. Im 15. Jh. trat die Motetten-Passion auf, bei der der Bibeltext in

einem mehrstimmigen a-cappella-Satz durchkomponiert war. Im

16. Jh. verbinden sich Choral- und Motettenpassion. Höhepunkt dieser Entwicklung sind die Passionen von Heinrich Schütz

(1585-1672), der in seinen Passionen gregorianische Rezitative und Chöre verband. Das 17. und 18. Jh. brachte die Passionsoratorien: Passionen, deren Texte durch freie Dichtungen erweitert

wurden und keinerlei liturgische Beziehungen mehr hatten. Dazu

traten Kirchenliedstrophen, Rezitative und Arien. Bachs Passionen führten die Gattung des Passionsoratoriums weiter.

Passionszeit. Sie erstreckt sich in der Praxis der ev. Kirche oft über die gesamte

Fastenzeit, so daß in dieser ganzen Zeit bereits

wöchentlich Passionsandachten gehalten werden. Nach der liturg. Tradition beginnt die P. jedoch erst mit dem Sonntag —> Judica.

Passionszyklus. Darstellungen der bildenden Kunst, die die einzelnen Szenen der Leidensgeschichte verbildlichen. Der P. begegnet erstmalig in der frühchristl. Sarkophagplastik und auf frühchristl.

Elfenbeinen vom 4. Jh. an. Christus ist hier nicht als Leidender, sondern als jugendlicher Sieger über den Tod gegeben. Im Mittelalter begegnet der P. erst seit dem Ende des 12. Jh. wieder, wobei

hier nun das Leiden Christi betont wird. Besonders häufig ist der P. in der Spätgotik anzutreffen,■ hier ist das Leiden Christi aufs

stärkste veranschaulicht.

Paten. Das heutige Patenamt geht in älteste Zeiten zurück. In der Alten Kirche mußten die -> Katechumenen Katechumenatszeugen

118

Patene

haben, ferner mußten bei der Taufe Helfer und Sprecher (die das zu

taufende Kind mit ihrem Bekennen vertraten) zugegen sein.

Patene. Gehört zu den Abendmahlsgeräten. .^Vasa sacra. Die P. ist ein Teilerchen für die Oblaten. Die Ausmaße sind so, daß die P. als Deckel auf den Kelch paßt.

Pax (Friede). Bezeichnung des Friedenswunsches: »Der Friede des Herrn sei mit euch allen«. Die P. wurde in der Alten Kirche im Zusammen-

hang mit der Sitte der Begrüßung durch den »heiligen Kuß« gesprochen. Ihren Platz hatte sie vor allem am Beginn der Abendmahlsfeier, vor der —> Präfation. Hier sowie vor der Austeilung sieht diesen

Gruß auch die heutige ev. Gottesdienstordnung vor. —» Salutatio.

Pedal. Fußklaviatur der Orgel im Unterschied zum —> Manual. Pektorale. a) In der röm. Kirche ein Brustkreuz, das Kardinale und Abte tragen. Es enthält Reliquien, b) Auch Bezeichnung für eine Schließe, die den Chorrock (—> Gewänder) zusammenhält.

Perikope. Die griechische Vokabel bedeutet etwas »ringsherum Abgeschnittenes« und ist Bezeichnung für einen Abschnitt, der aus dem

großen Zusammenhang eines biblischen Kapitels oder Buches

herausgenommen ist. Im Gottesdienst der Synagoge wurden zwei Abschnitte aus »Gesetz« und »Propheten« verlesen. Diese Sitte machten die alten Christen, die sich zunächst in der Synagoge

versammelten, mit. Im übrigen wissen wir aus der Urgemeinde nur, daß in ihren Gottesdiensten die Briefe des Paulus verlesen wurden. Von einer regelmäßigen liturg. Lesung erfährt man erst-

malig durch Justin (Anfang des 2. Jh.). Zur Ausbildung von P. kommt es erst vom 4. Jh. an. Die Zahl der Lesungen war lange Zeit schwankend. Die röm. Liturgie hatte drei Schriftlesungen in der Reihenfolge: alttestamentliche Lektion, Epistel, Evangelium. Im

frühen Mittelalter wurde die alttestamentliche Lektion den Nebengottesdiensten zugewiesen. Wie noch heute an einzelnen Stellen

des —> Kirchenjahres, z. B. in der Trinitatiszeit, zu erkennen ist, wurden in den nicht von Festen geprägten Zeiten die Episteln (nicht

aber die Evangelien!) fortlaufend gelesen (—> Lectio continua). Während Luther die traditionelle Perikopenordnung übernahm,

lehnte die reformierte Kirche diese ab. Gepredigt wird hier über

Piscina

119

freie Texte, wobei man sich zumeist der Praxis der Lectio continua bedient. Zu den traditionellen Perikopenreihen traten in der ev.

Kirche im 19. und 20. Jh. weitere Reihen. Derzeit sind die P. in ev.

Kirchen auf einen Turnus von sechs Jahren verteilt. Sie werden, besonders als Predigttexte, als hilfreiche Vorschläge angesehen und müssen die Freiheit der eigenen Auswahl nicht einschränken. Die

Entstehung der P.-auswahl war ohnehin von mancherlei Zufälligkeiten abhängig, die wir, wie dies z.B. auch von den —> Introitus-

psalmen gilt, heute kaum rekonstruieren können. —> Proprium.

Pfingsten. Das christl. Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes fand am jüd. Pfingstfest, dem sog. Wochenfest statt, an dem die Erstlinge der Ernte geopfert wurden und das zugleich der Erinnerung an den Bundesschluß am Sinai gewidmet war. In der christl. Kirche ist

P. zugleich der Abschluß der fünfzigtägigen Osterzeit. Der Name P. ist aus einem griech. Wort entstanden, das den fünfzigsten Tag bedeutet (pentekoste). Urspr. ist mit P. der ganze mit Ostern begin-

nende Zeitraum von 50 Tagen gemeint. Die Feier eines selbständigen Pfingstfestes setzt sich in der christl. Kirche erst im 4. Jh. durch. Der

auf P. folgende Sonntag, heute —» Trinitatis genannt, wurde seit dem

8. Jh. als —> Oktav von P. gefeiert. Neben —> Ostern war P. in der Alten Kirche auch Tauftermin. In der röm. Kirche werden die auf P. folgenden Sonntage bis zum Ende des Kirchenjahres als Sonntage nach P. gezählt, während die ev. Kirche von Trinitatis an rechnet.

Pilaster. Ein flacher Wandpfeiler, der sich nur wenig von der Wandfläche abhebt. Er ist meistens nur zur Zierde da, nur gelegentlich

trägt er ein Gebälk. Pileolus. Name des vom röm. Kleriker auf der Tonsur getragenen Käppchens. Der Papst trägt ein weißes P, Kardinäle ein rotes,

Bischöfe und Erzbischöfe ein violettes, Priester ein schwarzes.

Piscina, a) In der altchristl. Kunst Bezeichnung des Taufbeckens im Baptisterium, manchmal auch Bezeichnung der ganzen Tauf-

kirche. b) In der Alten Kirche eine Vertiefung in einer Nische an der Südfront der Kirche, neben oder hinter dem Altar. In dieser

Nische befindet sich ein Becken zum Händewaschen des Priesters

während des Gottesdienstes.

Plagalschluß

120

______

Plagalschluß. In kirchlicher Musik: Bezeichnung der Kadenz Subdominante-Tonika, bei der die Dominante ausgelassen wird. Auch

Kirchenschluß genannt. Es entsteht dersj^indruck des Unabgeschlossenen, Offenen.

Polyptychon. Ein Flügelaltar mit mehr als zwei Flügeln. Pontifikalamt. Röm. Kirche: das von einem Bischof oder vom Papst zelebrierte —> Hochamt.

Pontifikale. Röm. Kirche: Sammlung der liturg. Formulare für Handlungen der Bischöfe. Seit 1596: P. Romanum.

Pontifikalien. Röm. Kirche: den Bischöfen vorbehaltene liturg. Handlungen. Dabei werden —> Bischofsstab und —» Mitra getragen.

Portal. Bezeichnung für ein besonders großes und schönes Eingangstor. Es wird oben durch einen waagerechten Balken (Türsturz) oder durch einen Bogen abgeschlossen. Das Feld zwischen Bogen und Türsturz heißt —»Tympanon. Der Türsturz kann in der Mitte von einem Pfeiler gestützt werden. Die Ausgestaltung eines Portals

bietet zu plastischen Darstellungen reiche Gelegenheit. In der Gotik schließt das P. mit einem Spitzbogen ab, der durch einen

Wimperg überhöht werden kann.

Portatile. Ein Tragaltar, wie er seit dem 7.Jh. üblich wurde und z. B. auf Reisen, so etwa von Missionaren, benutzt werden konnte. Er

durfte auch in Kirchen Verwendung finden, die nicht über einen

geweihten Altar mit Reliquien verfügten.

Portativ. Eine kleine tragbare Orgel. Sie besitzt nur eine oder zwei Oktaven und 14-28 Pfeifen. Im 16. Jh. wurde das P. durch das

—» Positiv abgelöst, im 18. Jh. verschwand das P. gänzlich.

Portikus. Eine von Säulen getragene Eingangshalle. Positiv. Eine kleine Orgel, nicht tragbar, mit einem —> Manual, aber ohne

Pedal. Im Unterschied zum —> Portativ hat das P. mehrere

Pfeifenreihen. Es wurde solistisch oder im Ensemble gespielt. Heute verwendet man es in kleinen Kirchen oder Kapellen, es kann auch ein Pedal hinzugefügt werden. Schon vor 1500 wurde

das P. gelegentlich seines harten Klanges wegen als selbständiges

Werk der Orgel eingefügt. Je nach der Aufstellung im Orgelprospekt unterscheidet man Rück-R, Kron-P. und Brust-P.

Preces

121

Postcommunio. Bezeichnung des Abschlusses der —> Kommunion: ein Dankgebet nach der Austeilung des Abendmahls.

Postludium. Nachspiel der Orgel am Ende des Gottesdienstes. Auch das P. ist wie alle Musik im Gottesdienst ein Bestandteil der Litur-

gie. Diesem Verständnis entsprechend verläßt die Gemeinde das Gotteshaus erst nach dem Ende des P.

Präfation. Feierlicher Lob- und Dankhymnus am Beginn der —> Eucharistie. Die P. stellt höchstwahrscheinlich das älteste Stück des christl. Gottesdienstes überhaupt dar. Sie ist hervorgewachsen aus der »Eucharistie«, die Jesus selbst beim letzten Abendmahl mit

seinen Jüngern feierte, d. h. aus dem Dankgebet, das er dabei

sprach. Der Grundstruktur und dem Grundtext der P, wie sie noch heute üblich sind, begegnet man erstmals in einer Kirchen-

ordnung des röm. Bischofs Hippolyt um 215. Die P. beginnt mit

dem —> Vere dignum: »Wahrhaft würdig und recht, billig und heilsam ist’s ...«. Diesem ist als Einleitung die Aufforderung voran-

gestellt

»Erhebet eure Herzen«, die sich mit dem —> Gratias

agamus: »Lasset uns Dank sagen ...« fortsetzt. Der Inhalt der P. ist

das Gedenken an Christus und an seine Epiphanie im Sakrament. Gedankt wird urspr. für Gottes Schöpfungsgaben, von denen die urchristliche Gemeinde Brot und Wein darbrachte, daran schließt sich der Dank für Gottes Heilshandeln, das im Opfertod Christi

gipfelt. Es folgen dann —> Sanctus, —> Benedictus und —> Hosianna. In der R, für die es im einzelnen eine Vielzahl von Texten gibt,

kommt der freudige Charakter des Abendmahls zum Ausdruck.

Präludium, a) Eigentlich:Vorspiel. Ein instrumentales Einleitungsstück freierer Form, dem sich oft ein »streng« gearbeiteter Satz, z.B. eine

—> Fuge anschließt. Das P. kann jedoch auch allein stehen. Einen besonderen Typus stellen die Bachschen Prädudien dar. b) Liturg.

Bezeichnung des den Gottesdienst einleitenden Orgelstücks, das z. B. ein Choralvorspiel sein kann. Das P. ist das erste Stück des

Gottesdienstes, es dient sowohl der Einleitung des Gottesdienstes als auch speziell des ersten Gemeindeliedes.

Preces. Bezeichnung von im Wechsel gesprochenen oder gesungenen Gebeten im —» Stundengebet.

122

Predella

Predella, auch Altarstaffel genannt. Bezeichnung der im späten Mittelalter, seit dem 15. Jh. aufgekommenen und z. T. bis in die Renaissance beibehaltenen Stufe untefvdem Mittelschrein des

-> Retabelaltars. Malerisch und plastisch reich gestaltet. Im Barock war die P. oft zugleich Reliquienschrein.

Predigt. Die P. ist im christl. Gottesdienst die Stelle, an der biblische und liturgische Tradition ihre Interpretation in die aktuelle und persönliche Situation hinein erfahren. Hier sollen in der Form der

Rede Hörern die Inhalte des Glaubens »auf den Kopf zu« gesagt werden, den Glauben bezeugend und um Überzeugung bemüht,

die Herzen anrührend, aber auch den Verstand beanspruchend, um

Verstehen und Einverständnis werbend. P. ist daher nicht Überredung, sondern argumentierende Anrede. In der P. tritt innerhalb

des gesamten Gottesdienstes, in dem sich das Wir der Glaubenden artikuliert, das Ich des Redenden hervor, der den Dialog mit dem

einzelnen Hörer sucht, dies aber, da es Rede ist, vornehmlich in monologischer Weise.

Thema der P. ist immer das Leben heutiger Gemeinde im Licht biblischen Glaubenszeugnisses. Daher wird der P. zumeist ein

Schriftabschnitt (—» Perikopen) zugrunde gelegt. Die ersten

christlichen Predigten sind die Schriften des Neuen Testaments

selbst, die ihrerseits in der Kontinuität des Alten Testaments stehen.

In der ersten Zeit der urchristl. Gemeinde kannte man nach 1 Kor 14,26 ff. die freie, geistgewirkte Rede und die Predigt über alttestamentl. Texte, bis die Schriften des Neuen Testaments zu

Predigttexten wurden. Die P. ist also so alt wie die Kirche selbst.

In der Alten Kirche hatte sie das zuvor verlesene Evangelium zum Gegenstand. Ihr durften auch die —> Katechumenen noch bei-

wohnen; diese wurden sodann vor der Abendmahlsfeier entlassen. Prediger war der Leiter der Gemeinde, der Bischof oder der —» Presbyter. Der Prediger saß bei seiner Predigt (—> Cathedra),

die Gemeinde hörte sie stehend an. Später wurde vom —> Ambo

und von den —> Cancelli aus, an denen die Schriftlesung gehalten wurde, gepredigt. Im Mittelalter löste sich die P. teilweise von der

Messe und konnte zu einem der Messe vorangehenden selbständigen

Predigtlied

123

Akt werden. Es entstanden dann auch besondere Predigtgottes-

dienste (—> Pronaus) mit eigener Liturgie. Die Bedeutung der P. hat sich im Laut der Zeiten gewandelt, wie

die Bedeutung des Sonntagsgottesdienstes überhaupt. Einst war der Gottesdienst das einzige nennenswerte kulturelle Ereignis des Lebens und die P. die vornehmliche Bildungsmöglichkeit. Die

heute rapide schwindende Akzeptanz des Sonntagsgottesdienstes

hängt auch mit dem Bedeutungsverlust der P. zusammen, die sich in Konkurrenz zu einer Fülle anderweitiger kultureller Angebote im öffentlichen und religiösen Leben befindet. Noch heute frei-

lich kommt der P. im protestantischen Bewußtsein ein so hoher

Stellenwert zu, daß sie vielfach als das Hauptstück des Gottesdien-

stes zu Ungunsten eines gesamtgottesdienstlichen Verständnisses empfunden und Liturgie lediglich als ornamentaler Rahmen der

P. verstanden wird. Grundlage und Orientierung der P ist die den christlichen Glauben begründende Bibel. Es entspricht der Tradi-

tion des christlichen (und auch des jüdischen) Gottesdienstes, wenn die P an Worte, Sätze oder Abschnitte der Bibel anknüpft,

um deren Meinung zu ergründen und zu entfalten. Dabei dienen die im Zusammenhang mit dem Kirchenjahr ausgewählten —> Perikopen für die einzelnen Sonn- und Feiertage als Predigttexte. Die Predigt versteht sich so als Schriftauslegung. Der Prediger ist aber darüber hinaus auch zu einer anderen Textauswahl frei.

Maßstab für die »Schriftgemäßheit« einer gottesdienstlichen Rede ist ihr Zusammenklang mit dem gesamtbiblischen Zeugnis. In Übereinstimmung mit dieser Basis können dann auch andere

Texte zu Predigttexten werden. Dies geschieht zum Beispiel in sog. »Liedpredigten«, die von Gesangbuchliedern ausgehen. Die monologische und oft intellektuelle Redestruktur der P. kann, wie dies nicht selten geschieht, durch Hinzuziehung anderer

Medien, durch die Zwischenschaltung von Liedstrophen oder kurze Musiken u. dgl. und durch die Fortführung einer predigenden Einleitung durch ein Gespräch mit der Gemeinde gelockert werden.

Predigtlied. Wie der Name sagt, knüpft das Lied an Predigtinhalte an. Seine beste Stelle ist daher nach der Predigt. Wo dies möglich ist,

Presbyter

124

kann hier auch Kirchenmusik gespielt werden, z. B. in Form einer

Improvisation durch die Orgel. Ein Gemeindelied vor der

Predigt hat hingegen eher eine allgemeine Hinführung auf die

Verkündigung zum Inhalt. Es kann jedoch auch das vorangegangene —> Credo aufnehmen bzw. seine Rezitation durch ein

Credolied ersetzen.

Presbyter. In der Alten Kirche ein Gemeindeglied, das wegen seines Alters und Ansehens eine Vorrangstellung genießt und als Vorsteher der Gemeinde betrachtet wird. Die Aufgabe des P. war es, neben der Sorge für die gottesdienstliche Ordnung, Gebet und

Schriftauslegung zu vollziehen. Seit dem 2. Jh. werden die P. den

Bischöfen untergeordnet. Seit dem 4. Jh. sind die P. die Ortsgeistlichen, d. h. soviel wie Priester. Heute werden in der ev. Kirche als P. Laien bezeichnet, die mit den Pfarrern zusammen die Gemeinde

leiten. —> Presbyterium.

Presbyterium, a) Sowohl in der Alten Kirche als auch heute in der ev., besonders in der reformierten, Bezeichnung des Kollegiums der

—> Presbyter, d. h. der »Ältesten« einer Gemeinde, b) In der kirch-

lichen Baukunst urspr. Bezeichnung des Altarraumes; es heißt auch Sanctuarium. Hier haben die

Presbyter ihre Plätze. Im

Mittelalter ist das P. der Raum für die Sitze der Geistlichen, der

sich, einige Stufen höher als der Raum für die Gemeinde, vor dem Hochaltar befindet.

Prim. Nach römischer Zeiteinteilung die erste Stunde des Tages — 6 Uhr morgens. Die P. wurde von Benedict von Nursia (480-542)

in das klösterliche —» Stundengebet aufgenommen.

Pronaus. Bezeichnung des reinen Predigtgottesdienstes, wie er im späten Mittelalter aufkam. Hier steht die Predigt im Mittelpunkt, sie wird von Schriftlesung und Gebet umrahmt. Der Predigt folgt das —» Apostolische Glaubensbekenntnis und die —> Offene

Schuld.

Proprium. Bezeichnung derjenigen Stücke des Gottesdienstes, die, im Unterschied zu den Stücken des —> Ordinariums, von Mal zu Mal

wechseln und dem jeweiligen Gottesdienst sein spezifisches Gesicht geben. Zum P. gehören die sonntäglich wechselnden

Prozession

125

-> Schriftlesungen (-» Perikopen), also -> Epistel und

Evange-

lium, und, mit ihnen zusammen, die —> Predigt, unter den Gebeten vor allem das -> Kollektengebet, aber auch einzelne Abend-

mahlsgebete, sowie die Gesangsstücke: —> Introitus, —> Graduale, —> Halleluja, —> Tractus, —> Offertorium und —> Communio. Man nennt diese Stücke, da ihr Wechsel nach der Kirchenjahreszeit

erfolgt, P. de tempore. Davon unterscheidet die röm. Kirche das P. de sanctis, bei dem die wechselnden Stücke des Gottesdienstes durch das Gedächtnis der jeweiligen Heiligen bestimmt sind. Dieses P. de sanctis überlagert in der röm. Kirche weithin das P. de

tempore. Das im wesentlichen noch heute gebräuchliche P. de

tempore bildete sich vom 5./6. Jh. an heraus. Die Entstehungs-

geschichte der einzelnen P.-stücke, besonders der Introiten und der Lesungen, ist weithin schwer aufzuhellen. Vielfach bestimmten ihre Wahl äußere Umstände: zeitgeschichtliche Anlässe und beson-

dere politische Situationen und Bedrängnisse der damaligen römi-

schen Gemeinde, aber auch die verschiedenen —> Stationskirchen.

Proskomidie. In der orthod. Kirche die feierliche Zurüstung der Liturgen und der Opfergaben. Die einzelnen Handlungen der P.

sind symbolisch (z. B. Zerteilung des Opferbrotes symbolisiert Schlachtung des Lammes). Die P. ist in der orthod. Kirche der erste Teil der Messe, dem sich als zweiter Teil die

Katechume-

nenmesse und als dritter die Gläubigenmesse anschließen; zu dieser gehören dann Credo und Kommunion.

Prosphonese: eine Form des —> Fürbittengebets. Prozession. Name für einen religiösen Umzug, wie er sowohl im Judentum als auch in anderen außerchristl. Religionen bekannt

ist. In der christl. Kirche kommt die P. offenbar im 4. Jh. auf, seit dem 6. Jh. ist es üblich, dabei ein Kreuz mitzufuhren. Anlässe für

eine P. sind: die Übertragung von Reliquien, der Empfang eines

Bischofs oder Königs, der Dank für besondere Gnadenerweise Gottes, die Bitte bei allgemeiner Not, bei ansteckenden Krankheiten oder bei ungünstiger Witterung. Eine P. zur Verehrung des Sakraments ist erst seit dem 14. Jh. bekannt, als das

Fronleich-

namsfest aufkommt. Seit dem 4.-5. Jh. ist die Palmenprozession am

Psalmen

126

Sonntag

Palmarum bezeugt. Aus dem frühen Mittelalter sind

ferner Flurumgänge bekannt, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Mai gehalten wurden. Sie wur&ejn in dem Glauben an Abwehr der Dämonen in dem umschrittenen Bezirk. In der griech.

Liturgie findet am Beginn des Gottesdienstes eine Prozession mit den Opfergaben vom Rüsttisch durch die Kirche zum Altar statt.

Sie heißt »Großer Eingang«, im Gegensatz zum »Kleinen Ein-

gang«: einer P. mit dem Evangelienbuch vor der Schriftlesung.

Psalmen. Die P. sind die Gebete des alttestamentlichen Gottesvolks, die sich auch die christl. Gemeinde zu eigen machte. Die Urgemeinde übernahm den im jüd. Gottesdienst üblichen Psalmengesang. In der röm. Messe haben sich im wesentlichen nur

noch die —> Antiphonen der P. erhalten, hingegen ist das Gebet ganzer P. im —» Stundengebet geblieben. Auch die Reformatoren

behielten den Psalmengesang in —> Mette und —> Vesper bei. Im heutigen ev. Sonntagsgottesdienst ist ein P. Hauptbestandteil des —> Introitus. Wenn er nicht auf nur einen Vers verkürzt wird

(—» Eingangsspruch), so werden mehrere Verse im Wechsel entweder —> psalmodiert oder zwischen zwei Gemeindehälften bzw.

zwischen Liturg und Gemeinde gesprochen. So aufbereitete P.

bieten die neueren Gesangbücher.

Das literarische Kennzeichen der P. ist die Parallelität der einzelnen

Versglieder, wobei jeweils zwei Halbverse inhaltlich und im Ausdruck einander ähnlich sind, einander ergänzen oder einen Gegen-

satz darstellen. Dieser Eigenart entspricht der —> antiphonale Wechselgesang der P.

In der ev. Kirche wurden alttestamentl. P. vielfach zu Kirchenlie-

dern umgedichtet. Solche Choräle eignen sich besonders gut als

Eingangslieder der Gemeinde vor dem Gebet eines entsprechenden Introitus. Sie können auch das Sprechen oder Psalmodieren

eines Introituspsalms ersetzen, so daß daran ein Kyrie oder Gloria sogleich angeschlossen werden kann. Dies zumal dann, wenn die letzte Strophe eines solchen Liedes bereits ein Gloria patri enthält.

In der reformierten Kirche sind die P. zunächst ins Französische,

dann ins Deutsche umgedichtet worden.

Pyxis

127

Psalmodie. Der Gesang eines Psalms oder Psalverses. Ein Psalm kann grundsätzlich auf dreierlei Weise vorgetragen werden: solistisch (ein Kantor singt ihn allein), —> responsorial (ein Kantor singt,

Gemeinde oder Chor beteiligt sich mit einem Refrain), —> antiphonal (zwei Gruppen singen in versweisem Wechsel). Im Syna-

gogalgottesdienst war die P. Sologesang des Kantors mit Refrain der Gemeinde. In der Alten Kirche wurden die Psalmen anti-

phonal gesungen. Eine P. gliedert sich in Initium (Anfang),Tenor,

Mittelkadenz (—> Kadenz), Tenor und Schlußkadenz. Die Melo-

dien, nach denen psalmodiert wird, heißen Psalmtöne. Man unterscheidet drei Melodieformen: die Meßpsalmodie für Berufssänger, die —> Canticumpsalmodie, einfacher gehalten, für eine Vorsänger-

gruppe, die cursus- oder Offiziumspsalmodie für die Gemeinde, die im —> Stundengebet verwandt wird. Die P. ist im liturgischen

Gebrauch immer einstimmiger Gesang. Vom Mittelalter an entstanden jedoch auch mehrstimmige Vertonungen der Psalmen.

Psalmton. Psalmen oder Psalmverse werden in bestimmten Psalmtönen psalmodiert. Es gibt acht Psalmtöne, wozu noch als neunter

der sog. »Pilgerton« tritt, der besonders für das —> Magnificat verwandt wrird. Die Psalmtöne sind diatonisch, d. h. sie schreiten in

fünf Ganztönen und zwei Halbtönen voran.

Pyxis. Kästchen zur Aufbewahrung von Reliquien und Hostien. Die frühmittelalterlichen Pyxiden waren oft durch Elfenbeinschnitze-

reien reich verziert. —>Vasa sacra.

Quadragesima, a) Bezeichnung des 40. Tages vor Karfreitag, des Sonntags -> Invocavit, b) Bezeichnung der mit Aschermittwoch beginnenden rund 40tägigen —> Fastenzeit. Während man in der Alten Kirche als Fastentage der Karwoche nur Karfreitag und Karsams-

tag kannte, im 3. Jh. dann das Fasten auf die ganze Karwoche aus-

gedehnt wurde, kam seit dem 4. Jh. eine 40tägige Vorbereitungs-

zeit vor Ostern in Gebrauch. Die Sonntage waren jedoch vom

Fasten ausgenommen.

Quasimodogeniti. Der 1. Sonntag nach Ostern. Name nach der Introitusantiphon: »Als die neugeborenen Kinder seid begierig nach

der lauteren geistlichen Milch«, 1 Petr 2,2. Damit sind die in der

Alten Kirche zu Ostern Getauften angeredet, auf die sich auch der

Introituspsalm bezieht, der von der Rettung aus dem Tode redet.

Dieser Gedanke ist zugleich auf das Ereignis der Auferstehung Christi zu beziehen, die das Thema der ganzen,mit Q. beginnen-

den nachösterlichen Zeit darstellt. Liturg. Farbe: weiß. —» Weißer Sonntag.

Quatember. Eine Vierteljahresfastenzeit am Beginn der vier Jahreszeiten. Nach jüdischer Sitte wahrscheinlich im 3.Jh. in die christl. Kirche übernommen. Die röm. Kirche kennt demgemäß vier

Q.-Tage: am Aschermittwoch, in der Pfmgstwoche, in der Woche nach Kreuzerhöhung (am 14. 9.; —> Kreuzfeste) und in der dritten Adventswoche. Die Fastentage sind in diesen Wochen Mittwoch,

Freitag und Samstag. In der heutigen kath. Praxis haben die

Q.-Tage vor allem als —> Weihetermine Bedeutung.

Querschiff, Querhaus. Ein quer zum Langhaus einer Kirche aufgefuhrter Bauteil. In der altchristl. —> Basilika konnte die Apsis durch ein

vorgelagertes Q. erweitert werden, das zwischen Mittelschiff und

Apsis eingeschoben wurde.

Quinquagesimae. Der (ungefähr) 50. Tag vor Ostern. In der ev. Liturgie wird dieser Sonntag —> Estomihi genannt.

Rahmenvers. Der »Refrain«, der ein Psalmgebet umrahmt oder auch durchsetzt. —» Antiphon.

Refektorium. Teil des

Klosters, meist an dem der Kirche gegen-

überliegenden Kreuzgangflügel angeordnet. Der Speise- und Erholungsraum der Mönche.

Reformationsfest. Das Datum dieses Gedenktages der Reformation Martin Luthers war zunächst unterschiedlich. Das R. konnte sowohl an Luthers Geburtstag als auch an Luthers Todestag oder an anderen für die Reformation wichtigen Tagen begangen werden.

Es hat sich der 31. Oktober als der Tag des Thesenanschlags eingebürgert, wobei aus praktischen Gründen der entsprechende Gottesdienst vielfach an dem auf diesen Tag folgenden Sonntag gehalten

wird. Als Introitus ist der 46. Psalm vorgesehen, in dem die reformatorische Glaubenszuversicht zum Ausdruck kommt, die Anti-

phon aus Ps 119,46 ist das Motto der »Augsburgischen Konfession«. Auf den Gedanken der Reinigung der Kirche durch die Reformation weist das Evangelium von der Tempelreinigung hin.

Regal. Kleinorgel, seit dem 14. Jh. bekannt. Das R. besitzt nur Zungenpfeifen.

Register. Bei der Orgel Pfeifen gleicher Bauart, gleicher Mensur und gleicher Klangfarbe, die durch einen Registerzug oder eine Regi-

sterklappe zum Klingen gebracht werden.

Reinigungsbrunnen. Ein Wasserbecken im

Atrium der altchristl.

Basilika. Hier reinigte man sich beim Eintritt ins Gotteshaus

Hände und Füße.

Relief. Eine (im Unterschied zur Freiplastik) aus der Fläche herausgearbeitete Plastik. Bis um 1000 ist die abendländische Plastik ausschließlich R.-Plastik. Besondere Leistungen der kirchlichen Reliefkunst entwickelten sich an den Bogenfeldern der Kirchen-

portale, den Chorschranken, den Türflügeln, den Lettnern, an Taufkesseln und in Elfenbeinarbeiten.

130

Reliquiar

Reliquiar. Behälter zur Aufbewahrung von —» Reliquien, seit dem 4. Jh. bekannt. Man stellte die Reliquien der Gemeinde im R. auf dem Altar zur Schau. Die Hauptform'iso der Reliquienschrein, der, in der Form eines Hauses, besonders im 12. Jh. und 13. Jh.

häufig ist und hohen künstlerischen Rang haben kann.

Reliquien. Überreste von Heiligen (Asche oder Gebeine) oder Gegenstände, die ein Heiliger gebraucht hat (z. B. seine Kleider) oder die mit seinen Überresten oder seinem Grab in Verbindung gebracht werden. Seit dem 4. Jh. werden die Altäre der Märtyrer-

kirchen meist über den Gräbern der Märtyrer errichtet, oder sie

schließen deren Sarkophag ein. Es entstanden so Grabkirchen, in denen auch die betreffenden Märtyrer verehrt wurden. Als sich die

Märtyrerverehrung steigerte, schuf man Kirchen, die Märtyrern geweiht waren und deren Reliquien bargen, auch wenn sie zum

Grab des Märtyrers selbst keine räumliche Beziehung hatten. In der röm. Kirche gehört zur Einweihung einer neuen Kirche, sofern sie einem Heiligen geweiht ist, die Beisetzung entsprechender R.

Reliquiengruft. Die Aushöhlung im Altar, in der sich eine —> Reliquie befindet. Die R. wird von einem Marmortäfelchen abgeschlossen.

Remter. —> Refektorium. Es gab Sommer- und (heizbare) Winter-R. Reminiscere. Der zweite Sonntag in der Fastenzeit. Name nach dem Beginn des Introitus: »Gedenke, Herr, an Deine Barmherzigkeit«

(Ps 25). Sowohl der Introitus, ein Vertrauenspsalm, als auch das Evangelium vom Kanaanäischen Weib wird von den Taufbewerbern

der Alten Kirche (—> Fastenzeit, —> Katechumenen) her zu verstehen sein, die auch als Heiden das Erbarmen Christi erflehen.

Christus erscheint als der Sohn, der dem Vater bis zum Tode am

Kreuz gehorsam war und Gottes Heil nach seinem Willen auch den Heiden zuwendet. Liturg. Farbe: violett.

Renaissance. Die das Mittelalter überwindende Richtung, die sich, wie in allen Künsten, so auch in der Bildenden Kunst eigene Formen geschaffen hat und die Überleitung zur Neuzeit und deren

Lebensgefühl darstellt. Man datiert in Italien die Frührenaissance um 1420 bis zur Hoch-R. um 1500, die Spät-R. ab 1520/30, um

Responsorium

131

1600 den Übergang zum Barock. In Deutschland setzt die R. erst

um 1500 ein. Obwohl für die R. ihre Weltzugewandtheit charakteristisch ist, ist sie für die kirchl. Kunst nicht ohne Bedeutung,

zumal die Kirche die Auftraggeberin der Künste bleibt. Auch in

der kirchl. Kunst machte sich die Weltzugewandtheit der R. im Vergleich zu den vorangegangenen Stilepochen deutlich bemerk-

bar. Besonders in Italien tritt eine starke Neigung zum —> Zentralbau zutage, allerdings suchte man zu einem Ausgleich zwischen

Zentralbau und

Langhaus zu gelangen. Typisch ist der Kuppel-

bau. In der Malerei treten zu den christlichen Inhalten weltliche und mythologische Bezüge, die Landschaft wird mit Intensität

gestaltet (am Anfang der R. wurde die Perspektive erfunden), die Gestalten zeigen menschliche Plastizität. Besonders spürbar wird der Geist der R. in der außerordentlich realistischen Schilderung des Leidens Christi.

Reperkussion. a) Im liturg. Gesang Bezeichnung des —> Rezitationstons. b) In der —> Fuge Bezeichnung für den Durchgang des Themas in allen Stimmen.

Requiem. In der röm. Kirche die Totenmesse für einen Verstorbenen, besonders an seinem Begräbnistag, am 3., 7. und 30. Tag nach

seinem Tod oder an dessen Jahrestag. Name nach dem Anfang des Introitus: »Die ewige Ruhe (requiem aeternam) gib ihm, o Herr.« Ein wichtiger Bestandteil des R. ist der Gesang des —> Dies irae.

Das R. ist auch außerhalb der Liturgie vielfach vertont worden.

Responsorium, a) Name für die Antwortstücke, die eine Mehrheit, die Gemeinde, einem einzelnen, dem Vorsänger bzw. dem Liturgen (oder auch einem Chor), zusingt. Urspr. wurden die —> Psalmen

(—> Psalmodie) nicht wie heute —> antiphonal, sondern —> responsorial vorgetragen. Im heutigen ev. Meßgottesdienst ist ein R. z.B.

die Antwort der Gemeinde »Und mit deinem Geist« auf die

—> Salutatio des Geistlichen, ebenso z. B. das Amen, mit dem die Gemeinde das Gebet des Liturgen abschließt, b) Im —> Stunden-

gebet schließt sich an die Schriftlesung ein R. an. Es beantwortet die Motive der Lesung oder auch des betreffenden Tages. Vgl. aber

—> Versikel.

Responsoria I

132

Responsorial. Ini Unterschied zum —> antiphonalen Gesang bezeichnet man als r. einen Gesang zwischen einem einzelnen (oder auch einem liturg. Chor) und einer Mehrheif'^einem größeren Chor

oder der Gemeinde). Es handelt sich also nicht um einen Wechsel-

gesang zwischen gleichen Gruppen, wie er beim Psalmgesang

angemessen ist, obwohl auch die Psalmen früher responsorial

gesungen werden konnten; in diesem Fall wurden sie als Lesungen

verstanden, die durch Responsorien, gleichsam Refrains, unterbrochen wurden.

Retabel. Aufsatz bzw. Rückwand eines —> Altars. Im späten Mittelalter aufgekommen, und zwar in der Romanik. Das aus Holz,

Stein oder Metall geschaffene R. ist meist mit einem Bildwerk

geschmückt und kann Seitenflügel haben. Die Gotik machte aus dem Altaraufsatz dann einen Mittelschrein, unter dem sich eine —> Predella erstreckt.

Rezitationston. Eine zwischen Singen und Sprechen liegende Vortragsweise von Gebeten und Lesungen im Gottesdienst.

Accentus, —> Rezitativ.

Rezitativ, a) Ein Sprechgesang, der die Mitte zwischen Sprechen und Singen hält, bzw. die musikalische Vortragsweise eines Textes, die

sich eng an den Sprechtext anlehnt. Das R. ist, liturg. gesehen, die

Weiterentwicklung des —> Accentus, die notwendig wurde, als die Gotteshäuser Ausmaße erreichten, die der Vortrag eines Textes im normalen Sprechton nicht mehr ausfullen konnte. Nach jedem

Textabschnitt erfolgt eine —> Kadenz, b) In der Musik entstand das R. mit der Oper Ende des 16. Jh. Laute oder Cembalo gaben ihm

lediglich die akkordische Stütze. In der weiteren Entwicklung entstand aus dem R. die Arie. Man unterscheidet das Secco (das

»trockene«) R., das nicht instrumental begleitet, sondern nur akkordisch gestützt wird, und das begleitete Accompagnato-R. In

der vokalen Kirchenmusik, vor allem in Oratorium und Passion, begegnet das R. häufig.

Ricercare. Alte Form der —> Fuge, besonders häufig in der Orgelmusik. Die Themen haben lange Notenwerte, mehrere Abschnitte

folgen mit jeweils neuem Motiv.

Romanik

133

Ritualien. In der röm. Kirche Bücher mit den Ordnungen für den Vollzug von Sakramenten und —> Sakramentalien. Die bistumsweise verschiedenen R. suchte das au {Veranlassung des Tridentini-

schen Konzils 1614 herausgegebene R. Romanum zu vereinheit-

lichen, neben ihm werden aber auch heute noch in einzelnen Diözesen eigene R. benützt. Die ev. Entsprechung sind die

—» Agenden für —> Kasualien.

Rojate. Der 5. Sonntag nach Ostern. Der Name »Betet« entstammt nicht dem Introitus, sondern leitet sich aus den Bittumgängen für die Ernte her, die in der mittelalterlichen Kirche an diesem Tage

und den folgenden Tagen gehalten wurden. Auch im Evangelium, Joh. 16,23 ff., taucht das Thema des Betens auf; es richtet jedoch,

zu den Abschiedsreden Jesu gehörig, in seinem Kern den Blick auf

Himmelfahrt. Der Introitus, der die wunderbare Rettungsmacht Gottes rühmt, ist vom Osterthema geprägt. Die Antiphon »Mit

fröhlichem Schall« (nach deren lat. Text der Sonntag auch Vocem iucunditatis genannt wird) ist in Anlehnung an Jes 48,20 formuliert. Liturg. Farbe: weiß.

Romanik. Bis etwa 1000 Vorromanik (unter die die —> Karolingische und die —» Ottonische Kunst gerechnet werden), 1000-1100

Frühromanik, 1100-1180 Hochromanik, 1180-1240 Spätromanik. Die R. ist fast ausschließlich kirchliche Kunst, ihre Hauptleistung

liegt auf dem Gebiet der Architektur, deren augenfälligste Merk-

male die Blockhaftigkeit der Formen und die Quaderhaftigkeit des Steins sind. Die Baukunst führt die Entwicklung der —> Basilika

weiter. Zur Betonung der Ostseite durch —> Querschiff und

—> Apsis tritt die der Westseite mit reichen Fassadengestaltungen und Doppelchörigkeit (—> Chor). Großes Gewicht wird auf den Turm gelegt. Kennzeichen der R. ist die Mehrtürmigkeit der Kirchen. Das Bauen ist nicht, wie in der Gotik, an einem Ideal der Einheit ausgerichtet, die romanische —> Basilika ist Gruppenbau,

der sich aus Teilbauten zusammensetzt. Charakteristisch sind der

Wechsel runder und rechtflächiger Formen, die Ausbildung der

Gewölberippen, der Stützenwechsel. Die typische —> Kapitellform ist das Würfelkapitell. Eine besondere Leistung ist die um 1100

134

Rosette

einsetzende Wölbung des Innenraums. In der Spätromanik wird das

ornamentale Element stark ausgebildet. Die Plastik arbeitet erst strenge, monumentale Figuren, später ist dgr Beginn eines Einge-

hens auf die Körperlichkeit der Gestalten festzustellen, jedoch bleibt das romanische Bildwerk immer in einer gewissen naturfernen

Starrheit. An Taufbecken, Reliquiaren, Leuchtern und Kelchen entfalten sich Edelmetall- und Elfenbeinarbeiten. Die Malerei ist

auf Wand-, Glas-, Miniatur-, Email- und vor allem Buchmalerei konzentriert. Die Wandmalerei gibt ihre Gestalten frontal und

stellt sie gern vor einen Goldgrund. Das Tafelbild ist noch selten.

Rosette. Ein Kreisornament, das die Form einer von oben gesehenen Blüte bildet, von der Mitte strahlen Blätter und Linien aus. Verwendung sowohl pflanzlicher als auch geometrischer Motive.

Rot. Liturgische Farbe für Feste der Kirche (Pfingsten, Kirchweih) und an Märtyrertagen.

Rotunde. Kleiner Rundbau, die einfachste Form des —> Zentralbaus. Rubriken. In der röm. Kirche: Anweisungen für den Vollzug der Liturgie. Sie waren mit roter Tinte (rubrum) zur Unterscheidung von

den schwarz geschriebenen Gebetstexten geschrieben und sind

noch heute innerhalb der liturg. Texte rot gedruckt.

RÖCkpositiv. Ein urspr. getrennt von der großen —> Orgel, meist im Rücken des Organisten aufgestelltes selbständiges Orgelwerk mit

hellen Stimmen, das später auch in die Orgel hineingebaut wurde.

RÜStgebet. So können alle liturg. Vorbereitungsakte vor dem Gottesdienst genannt werden. Das klassische R. zum Meßgottesdienst ist das —> Confiteor, in der röm. Messe ist es das sog. —> Stufen- oder Staffelgebet (das eine Fortentwicklung des urspr. in der Sakristei gesprochenen R. darstellt). Als R. bezeichnet man in der ev.

Kirche auch das Sakristeigebet der im Gottesdienst Tätigen.

Rundbau. —> Zentralbau. Rundbogen. Halbkreisförmiger Bogen über Fenster- und Türöffnungen und über Säulen. Der R. ist typisch für den romanischen Stil; in der Spätgotik traten aber Nuancierungen hinzu, wie Kleeblatt- und

Fächerbogen. Nachdem die Gotik vom —> Spitzbogen beherrscht

ist, verwenden Renaissance und Barock wieder stärker den R.

Saalkirche. Eine Kirche mit rechteckigem Grundriß, einschiffig mit meist geradem Ostabschluß. Im Mittelalter wurden nur kleinere

Kirchen als S. gebaut. In Deutschland werden sie erst seit der Renaissance üblich.

Sacrarium, a) —> Apsis, b) In der Ostkirche soviel wie —> Diakonikon, c) In der röm. Kirche eine kleine Zisterne am Boden der Kirche, in der geweihte Gegenstände abgelegt werden, d) Ein Nebenraum

der Kirche, in dem z. B. nach dem Meßopfer die Reste des Konsekrierten aufbewahrt wurden (die dann z.B. für die —» Kranken-

kommunion verwandt wurden). Dieser Nebenraum kann auch

Sekretarium oder

Sakristei genannt werden.

Sakramentalien. In der röm. Kirche Bezeichnung für sakramentähnliche Handlungen. Nach katholischer Definition gehen die S. nicht wie die Sakramente auf die Einsetzung Christi, sondern der

Kirche zurück, sie können sich daher auch unbegrenzt entfalten.

Man kann die S. einteilen in Weihungen (die den geweihten Personen oder Sachen sakralen Charakter verleihen, —> Weihen),

Segnungen (die eine besondere Gnadenhilfe Gottes vermitteln)

und Beschwörungen (die dämonische Einflüsse fernhalten oder aufheben). Zu den S. gehören z. B.: Weihe von Kirchen und

Glocken,

Exorzismus, Sterbegebete, Wettersegen.

Sakramentar. Bezeichnung für ein Meßbuch. Sakramente. Während die Alte Kirche einen weiten Sakramentsbegriffhat, in dem Sakrament allgemein als Mysterium, Glaubens-

geheimnis, verstanden wird, so daß auch die Kirche selbst ein

Sakrament ist, setzte die röm. Kirche vom 12. Jh. an die Siebenzahl fest. Auch die Ostkirche kennt 7 S.: Taufe, Abendmahl, Beichte,

Firmung, Letzte Ölung, Priesterweihe, Ehe. Da es Luther für wesentlich hielt, daß die S. in der Bibel als von Christus eingesetzt

bezeugt werden, reduzierte er die S. auf Taufe und Abendmahl, von denen sich diese biblische Bezeugung allein nachweisen läßt,

136

Sakramentshaus

allerdings behielt er zunächst auch noch als drittes Sakrament die —> Beichte bei. Sakramentshaus. Behälter für das Gefäß (—> Monstranz) mit der konsekrierten Hostie. In der Alten Kirche wurden die —> Elemente des

Abendmahls zunächst nicht aufbewahrt, nur für die Kommunion

bei Schwerkranken Partikel der —> Hostie im —> Sacrarium (—> Krankenkommunion). Vom 12. Jh. an ist die Hostie in einer Sakramentsnische in der Nähe des Altars untergebracht. In der

Gotik schuf man durchbrochene und vergitterte Schreine, aus

denen dann mehrgeschossige hohe Sakramentshäuser wurden, vom

16. Jh. an trat an deren Stelle das

Tabernakel.

Sakristei. Ein Nebenraum der Kirche, in dem sich Geistliche vor und nach dem Gottesdienst aufhalten, sich mit Gebet zum Gottesdienst rüsten und in dem gottesdienstliche Gegenstände und

Bekleidungsstücke der Geistlichen, vor allem die —> Vasa sacra aufbewahrt werden. Die S. befand sich in der Alten Kirche an der Südseite des Chors, später auch an der Gemeindeseite. In der Ost-

kirche sind

Prothesis und —> Diakonikon, Vorbereitungs- und

Aufbewahrungsraum, Teile des Altarraums, im Abendland ist die S.

vom Kirchenraum getrennt, daher auch der Name Secretarium

(= abgesonderter Raum). Im frühen Mittelalter lag die Sakristei

oft in der Nähe der Eingangstür, so daß sich von hier aus der —» Introitus durch das Kirchenschiff zum Altar ergab. Heute liegt die S. meistens in der Nähe des Chorraums, also an der Stirnseite, Pfarrer bzw. Liturgen pflegen von hier aus den Gottesdienstraum

zu betreten. Oft nehmen sie bereits nach dem Ende des Glockengeläuts in der ersten Sitzreihe oder im Chorgestühl Platz.

Salutatio/Salutation. Liturg. Fachausdruck für den segnenden Gruß, mit dem sich der Liturg an die Gemeinde wendet: »Der Herr sei mit euch« oder (so ursprüngl.) »Friede sei mit euch«, die Gemein-

de antwortet: »Und mit deinem Geist«. In die Messe im Abend-

land kam diese Formel vom Osten her erst im 4./5. Jh. Die S. in der Form »Der Herr sei mit euch« kommt in der röm. Messe neunmal vor, im ev. Sonntagsgottesdienst normalerweise nur vor

dem —> Kollektengebet und zumeist auch im Abendmahlsteil, die

Scrutin ien

137

Präfation einleitend, oder auch unmittelbar vor der Austeilung

der —> Elemente. Im —> Eröffnungsteil des Sonntagsgottesdienstes

tritt nach luth. Tradition mit der S. der Liturg zum ersten Mal

als einzelner vor die Gemeinde, nachdem —> Introitus, —> Kyrie, —> Gloria gesungen worden sind. Gegenwärtig eröffnet der Liturg oft schon sogleich nach dem —> Präludium mit diesem Gruß den

Gottesdienst. In diesem Fall erübrigt sich die S. vor dem Kollektengebet.

Sanctuarium, a) Bezeichnung für die —» Apsis oder den Hochaltar, b) Aufbewahrungsort für Reliquien (—> Sacrarium), auch Bezeich-

nung für die Reliquie selbst.

Sanctus. Bezeichnung des Gesanges »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth« aus Jes 6,3 am Ende der —> Präfation, Fortsetzung des

—> Vere dignum, auch Trishagion oder Tersanctus genannt. Der Wortlaut des S. ist aus dem synagogalen Gottesdienst in die christliche Kirche gekommen, in der Synagoge wird es heute noch im Gottesdienst am Sabbatmorgen gebetet. In der christlichen Kirche

versteht man das S. trinitarisch. Es wurde ursprünglich von der Gemeinde gesungen, seit dem 6. Jh. übernahm es allmählich der

Chor. Luther schuf eine Umdichtung in dem Lied »Jesaja, dem Propheten, das geschah«. In den heutigen ev. Gottesdienstordnungen ist das S. Gesang der ganzen Gemeinde. Es mündet in das Benedictus und —> Hosianna.

Sarkophag. Kunstvoll verzierter Sarg aus Stein, Holz oder Metall. In der altchristlichen Kunst sind die Sarkophage oft durch Arkaden

gegliedert, in denen sich Figuren befinden. Die altchristliche Plastik begegnet zum überwiegenden Teil in solchen S.-Reliefs. Sie beginnt im 3. Jh. Im 4. Jh. tauchen die Fries-Sarkophage auf, die,

um die Gestalt eines —> Oranten gruppiert, Wundergeschichten

verbildlichen, denen oft Szenen aus dem Leben des Petrus gegenübergestellt sind. Daneben stellen Passions-Sarkophage die Szenen der Passion Christi, aber auch des Petrus und Paulus dar.

Scrutinien. Bezeichnung für die Prüfungen, denen die —> Katechumenen in der Alten Kirche vor ihrer Taufe ausgesetzt waren (—» Fastenzeit).

138

Schiff

Schiff. Bezeichnung des Raumes der Kirche, in dem sich die Gemeinde versammelt. Der Ausdruck wird auf das Evangelium

von der Sturmstillung zurückgeführt: Di£-.ijemeinde ist in der Gegenwart Christi geborgen. Auch der Gedanke der Arche Noah,

die als Vorbild der Gemeinde der Geretteten gesehen wurde, kann

zu dem Ausdruck S. beigetragen haben. Man unterscheidet

Haupt- und Nebenschiff. Bei —> Basilika und —> Hallenkirche besteht das Langhaus aus mehreren Schiffen, neben dem meist nach Osten gerichteten Mittelschiff befinden sich zwei oder auch

vier parallele Seitenschiffe; auch kann das Mittelschiff von einem

oder zwei Querschiffen gekreuzt werden. —> Saalkirchen haben

nur ein Schiff.

Schlußstein. Der Stein, der im Scheitel eines —> Kreuzrippengewölbes sitzt und die Rippenbögen zusammenhält. Er hat die Form einer ornamental oder figürlich verzierten Platte oder eines Knaufs.

Auch ein am Scheitel eines Rundbogenfensters oder eines Portals angebrachter Stein heißt S.

Schmerzensmann. Bezeichnung für die Darstellung des Christus der Passion nach der Geißelung mit der Dornenkrone. Der Typ taucht im 12. Jh. in der byzantinischen Kunst auf, die eigentliche Darstel-

lung beginnt jedoch erst im 14. Jh. Sie ist von der deutschen

Mystik angeregt. Der S. dient als —> Andachtsbild und ist bis zum 16. Jh. im wesentlichen Plastik, es kommen freilich auch Gemälde

vor. Oft findet man den S. zusammen mit knienden Betergestalten

als —> Epitaph dargestellt.

Schmerzensmutter (Mater dolorosa). Die S. wird ursprünglich im Zusammenhang mit der Kreuzigungsgruppe und der Beweinung

Christi dargestellt, dann als selbständiges —> Andachtsbild. Von der Mitte des 15. Jh. an wird der Schmerz der S. oft dadurch ausge-

drückt, daß ein Schwert ihre Brust durchbohrt. Manchmal findet

man auch, zur Symbolisierung der —> »Sieben Schmerzen Mariä«, 7 Schwerter.

Schola. Bezeichnung für einen liturgischen Chor, der aus Klerikern oder aus geschulten Laien bestehen kann und die Liturgie des

Gottesdienstes singt. Bereits Schilderungen der Papstmesse aus

Schutzmantelmadonna

139

dem 7. Jh. setzen die Existenz einer S. voraus. Der Vortrag des kunstvollen —> gregorianischen Chorals macht geschulte Sänger erforderlich.

Schriftlesung. Bezeichnung der Verlesung von Bibelabschnitten im Gottesdienst. Sie folgt als erster Hauptabschnitt dem Teil —> »Eröffnung und Anrufung«, der bis zum —> Kollektengebet

reicht. Zu diesem Teil, der mit »Verkündigung« überschrieben werden kann, gehört dann auch die —> Predigt, die als Auslegung

der vorangegangenen Schriftlesung verstanden werden will. Im

kath. und ev. Sonntagsgottesdienst sind Lesungen zuerst aus der

Epistel, dann aus dem —> Evangelium vorgesehen. Diese Lesungen sind musikalisch durchsetzt: Der Epistellesung folgt ein

—> Hallelujagesang, das Evangelium wird durch zwei Verse gerahmt: Nach der Ankündigung des Evangeliums singt die

Gemeinde »Ehre sei dir, o Herre«, nach dem Evangelium »Lob sei dir, o Christe«. In vielen Gemeinden ist zwischen Epistel und

Evangelium ein Gemeindelied üblich, in dem die Hauptthematik des Sonntags(-^ Proprium) bzw. der Lesungen anklingt —» Gra-

duallied, —> Wochenlied. Zur Verlesung des Evangeliums kann sich

die Gemeinde, einer alten Tradition folgend, erheben. Sie bleibt zu dem dann folgenden Glaubensbekenntnis (—> Credo) stehen. An das Credo schließt sich zumeist ein kürzeres Gemeindelied an. Es

ist dies aber nicht das —> Predigtlied, das nach der Predigt seinen Platz hat. Hier, diesen Hauptteil abschließend, ist auch der Einsatz

der Kirchenmusik möglich, sei es im Wechselspiel mit dem Gemeindelied, sei es mit Chor- oder Orgelstücken (solistisch,

Literatur oder Improvisation), z.B. auch mit Teilen aus —> Kantaten oder —> Motetten - sie fügen sich dem Hauptteil »Lesung und Verkündigung« gut ein.

Schutzmantelmadonna. Eine im 13. Jh. aufkommende Darstellung, die Maria mit einem weiten Mantel angetan zeigt, unter dem sich zu beiden Seiten Gläubige in bittender Haltung versammeln. Im

späteren Mittelalter kommt die S. auch als Pestbild vor: Von oben fliegen zum Zeichen des Zornes Gottes Pfeile herab, vor denen

Maria die Menschen schützt.

140

Schwarz

______

Schwarz. Liturgische Farbe (—> Farben), die nicht unerläßlich ist. Sie kann zum Zeichen der Trauer auf Paramenten einerseits bei Begräbnissen, andererseits am Karfreitag· .'auftauchen; sinnvoller erscheint es, bei Totengedächtnisfeiern weiße Paramente als Hin-

weis auf die Auferstehung zu verwenden und am Karfreitag von

Altären und Kanzeln die Paramente völlig zu entfernen.

Segen. Im Akt einer Segnung wird ein Mensch (oder ein Gegenstand) Gott und den Kräften seines Heils anheimgegeben. In den

außerchristlichen Religionen wird durch bestimmte Formeln oder Handlungen auf die Objekte dieser Segnung überirdische Kraft übertragen. Wie der Fluch ist der S. eine unwiederholbare

magische Handlung. In der röm. Kirche gilt der S. als —» sakramentale Handlung durch Worte, Kreuzeszeichen oder mit der im

—> Ziborium oder in der —> Monstranz enthaltenen —> Hostie. Der päpstliche (apostolische) Segen verleiht vollkommenen Ablaß. Die ev. Kirche kennt nur die Segnung von Personen, sie versteht

den S. im Kern als Fürbitte, mit der der S. auf die zu Segnenden

herabgefleht wird; freilich wird der S. auch nicht lediglich als frommer Wunsch betrachtet, er ist von dem Glauben an seine

erbetene Kraft erfüllt. - In der Alten Kirche wurden abschließende

Segensformeln bei der Entlassung der —> Katechumenen, zur Segnung der Kommunikanten und am Schluß des Gottesdienstes

gesprochen. In der röm. Messe wird ein Schluß-S. erst vom 1 l.Jh. an üblich. Die heute gebräuchlich Formel lautet: »Es segne euch

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.« Luther schlug in der —> Deutschen Messe daneben auch den sog. aaronitischen

Segen (4 Mos 6,24) vor. Bei anderen Gottesdiensten werden

andere Formeln gesprochen. Sowohl im Meßgottesdienst als auch bei Taufe, Konfirmation,Trauung und anderen —> Kasualien ist der S. mit dem —» Kreuzeszeichen verbunden. - S.-Formeln im

weiteren Sinne sind auch alle Formen des —> Grußes. —> Kanzelgruß, —» Kanzelsegen, —> Pax, auch die einleitende Formel —> »Im

Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«

Sekret. In der röm. Kirche stilles Gebet als Abschluß der Opferung, der Darbringung der Opfergaben. Die S. wird eingeleitet mit

Sequenz

141

»Orate, fratres«, »betet, Brüder«, was eine Aufforderung zum stillen Gebet der Gläubigen bedeutet.

Selbstkommunion. Ist bei der Austeilung des Abendmahls keine weitere liturgische Person anwesend, so kann sich am Ende des Kom-

munionsvorgangs der Austeilende die Elemente selbst spenden.

Septuagesimae. Der erste Sonntag der —> Vorfastenzeit. Der Name besagt, daß die Zeit bis —» Ostern noch rund 70 Tage dauert. Das

Proprium des Sonntags verdankt seinen Ursprung jedoch nicht der Thematik Ostern oder Fasten. Der Charakter der Vorfastenzeit

kommt lediglich darin zum Ausdruck, daß von S. an bis Ostern das —> Halleluja wegfällt. Liturgische Farbe: grün. —> Septuagesi-

malzeit.

Septuagesimalzeit. Eine seit dem 6. Jh. eingefuhrte Erweiterung der —> Quadragesima, der vom Sonntag —> Septuagesimae an eine —> Vorfastenzeit vorangestellt wurde, so daß eine 70tägige Vorbe-

reitungszeit vor Ostern entstand, die sich in die Vorfastenzeit und ab Aschermittwoch in die —» Fastenzeit gliedert. Man sah die S. als

Parallele der 70jährigen babylonischen Gefangenschaft des Volkes

Israel. Die liturgische Farbe der S. ist grün. Es entfällt jedoch bereits das —» Halleluja.

Sepulcrum. Die Reliquiengruft im Altar, eine ausgehöhlte Stelle, in die die —> Reliquie gelegt und mit einer Platte versiegelt wurde.

Sequenz. Ursprünglich eine Tonreihe, durch die das Schluß-a des —> Halleluja weitergesponnen wurde (—> Jubilus). Seit dem 9.Jh. wurden diesen Melodien Texte unterlegt, die man Sequenzen =

»die Folgenden« nannte. Die frühe Form der S. ist durch ungleiche Strophenpaare gekennzeichnet, wobei die Strophen keine feste Silbenzahl und keinen Reim haben. Metrum und Reim treten

erst nach 1000 auf. Die bekanntesten Sequenzen sind die Pfingstsequenz: »Veni, sancte spiritus«: »Komm, heiliger Geist« (EG 125), die Totensequenz: —> »Dies irae«, die Ostersequenz: »Victimae

paschali laudes« (»Dem Osterlamm opfern die Christen Lob«), in Luthers Umdichtung: »Christ lag in Todesbanden« (EG 101).

Diesen und vielen anderen Sequenzen wurden seit dem 13. Jh. als Gemeindegesang deutsche Strophen hinzugefugt: Es entstand das

142

Sexagesimae

_______

_______

deutsche Gemeindelied. Die Reformation nahm diese Tradition auf, indem sie zwischen die Lesung der Epistel und des Evangeliums den Gemeindegesang als das Hauptlied des Sonntags stellte

(—> Graduale). Sexagesimae. Der zweite Sonntag in der —> Vorfastenzeit. Der Name besagt, daß die Zeit bis Ostern noch rund 60 Tage dauert. Das

—> Proprium des Sonntags verdankt seinen Ursprung jedoch nicht der Thematik Ostern oder Fasten. Der Charakter der Vorfastenzeit

kommt lediglich darin zum Ausdruck, daß das —> Halleluja wegfällt. Liturgische Farbe: grün (—>Septuagesimalzeit).

Sext. Nach römischer Zeiteinteilung die 6. Stunde des Tages — mittags 12. Uhr. Gebetszeit des —> Stundengebets. Nach Apg 10,9 betete Petrus zur Zeit der S. in Joppe auf dem Söller.

Silvester. Der 31. Dezember, Name nach dem Tagesheiligen. Am Abend des 31. Dezember einen Gottesdienst zu halten ist eine

sehr junge Sitte. Sie setzte sich vom 17. Jh. an sehr langsam durch.

Neujahr.

Sonntag. In der Urgemeinde feierten die Judenchristen zunächst den Sabbat. Daneben beging man den S. als Tag der Auferstehung Christi. Er ist der »Tag des Herrn«. Diese Sonntagsfeier drängte

die Sabbatfeier bald zurück. Aus der Synagoge übernahm man für

die liturg. Gestaltung die Elemente Verlesung und Auslegung der Heiligen Schrift. Hinzu trat inhaltlich in Lesungen, Gebeten und Liedern der Bezug auf das Thema Auferstehung, den die Ostkirche bis heute beibehalten hat.

Soutane. Enger, meist gegürteter Talar des katholischen Geistlichen, bei Prälaten violett, bei Kardinälen rot, beim Papst weiß, sonst schwarz.

Speisekelch.

Ziborium.

Spendeformel. Es ist üblich, die Austeilung der Abendmahlselemente durch Worte zu begleiten, die jedem Kommunikanten persönlich

zugesprochen werden, sei es durch den austeilenden Liturgen oder

durch das benachbart stehende Gemeindeglied. —> Kommunion. Ein sehr umfängliches Beispiel: »Nimm hin und iß (trink)/das ist der Leib (das Blut)/unsres Herrn Jesu Christi /für dich gegeben

Sterngewölbe

143

(vergossen)/zur Vergebung der Sünden/Das stärke und bewahre

dich/zum ewigen Leben.« Einfacher kann ein solches Votum

lauten: »Der Leib (das Blut)/ unsres Herrn Jesu Christi/bewahre dich/ zum ewigen Leben.« Eine oft verwendete Formel: »Christi

Leib/für dich gegeben« bzw. »Christi Blut/ für dich vergossen.« Diese und ähnliche Formeln beinhalten allerdings eine bestimmte Abendmahlstheologie, die eventuell nicht von jedem Teilnehmer

vorausgesetzt werden kann. Eine offenere Form, die oft benutzt wird, kann lauten: »Brot des Lebens/Kelch des Heils«.

Spitzbogen. Kommt in der späteren Romanik aus statischen Gründen auf, wird dann für die Gotik typisch.

Stabat mater (»Es stand die schmerzensreiche Mutter«.) Eine oft vertonte Mariensequenz, die in ihren Anfängen im 13. Jh. in

Franziskanerkreisen entstanden sein dürfte. Im 18. Jh. wurde sie ins römische —» Brevier und —> Missale aufgenommen. Konzer-

tante Kompositionen von Josquin des Prez bis in die Gegenwart.

Staffelchor. —> In der romanischen Baukunst Gruppe eines Hauptchors mit Nebenchören, die stufenweise kleiner werden.

Staffelgebet. Stufengebet. Stammbaum Christi. Jessebaum. Statio, a) In der Alten Kirche in Rom Bezeichnung für die Aufstellung eines Prozessionszuges zum Einzug in die Kirche. b) Bezeichnung der Stationskirche: In Rom zog man sonntäglich in einer Prozession zu der Kirche, in der die Messe gefeiert

wurde. Diese Kirche ist die Stationskirche. Das —> Proprium der Sonntage ist oft von der besonderen Stationskirche aus zu verstehen, in der der Gottesdienst stattfand. Beispiel: Am Sonntag

Lätare, dessen Texte weithin auf Jerusalem Bezug nehmen, fand

der Gottesdienst in der Statio ad S. crucem in Jerusalem statt. c) Bezeichnung für das Fasten am Mittwoch und Freitag in der Alten Kirche.

Stationskirche. -> Statio. Stationstage. Statio (c). Sterngewölbe. Gotisches Gewölbe mit sternförmig zueinanderführenden Rippen.

144

Stola

Stola. In der römischen Kirche Bestandteil der Meßgewänder: ein 10 cm breiter Streifen in den wechselnden liturg. Farben. Diakon,

Priester und Bischof tragen die S. verschieden: schärpenartig, vor

der Brust gekreuzt oder in zwei Parallelstreifen herabhängend.

Auch in ev. Gottesdiensten wird das Anlegen einer S. (über dem —> Talar oder über einer —> Alba) derzeit vielenorts üblich.

—> Gewänder. Strebebogen. Der in der Gotik aufgekommene S. spannt sich über das Seitenschiff hinweg, so daß er den Seitendruck des Mittelschiffs-

gewölbes abfängt und ihn auf die —> Strebepfeiler an der Außenwand des Seitenschiffs ableitet.

Strebepfeiler. Bauelement der gotischen Architektur. An den Außenwänden zwischen den hohen Fenstern aufgefuhrter Pfeiler, der

die Wand verstärkt, den Seitendruck der Gewölbe abfängt und damit den gegliederten gotischen Bau stützt. Auf den Strebe-

pfeilern befinden sich —> Fialen.

Strebewerk. Bezeichnung der für die Gotik charakteristischen Baukonstruktion aus —> Strebepfeilern und —> Strebebögen, die den Seitenschub eines Gewölbes auffangen.

Strophenlied. Ein Lied, bei dem jede Strophe auf die gleiche Melodie gesungen wird, im Unterschied zum durchkomponierten Lied, bei dem die einzelnen Strophen verschieden komponiert sind. Die

Choräle des evangelischen Gesangbuches sind Strophenlieder.

Stufengebet. Ursprünglich geschah die Vorbereitung der liturgischen Personen auf den Gottesdienst in der Sakristei, wobei die Psalmen

84, 85 und 86 gebetet wurden. Bald wurden diese Gebete jedoch während des Einzuges der Priester durch die Kirche zum Altar vollzogen. Heute findet in der röm. Kirche der Vorbereitungsakt

an den Stufen des Altars statt; daher der Name S., das auch »Staffelgebet« heißen kann. (Staffeln = Stufen). Einleitung dieser

mannigfachen Wandlungen unterzogenen Vorbereitung ist die

Formel: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes«. Darauf folgt der 43. Psalm, darauf ein Sündenbekenntnis

(—> Confiteor), das mit »Unsere Hilfe steht in Namen des Herrn« eingeleitet wird. Beide Stücke sind also nicht Einleitung des

Sündenbekenntnis

145

Gottesdienstes, sie gehören in den Rahmen der Vorbereitung auf

den Gottesdienst. In der röm. Kirche kann während der leise

gesprochenen Gebete des S. der Chor den —> Introitus singen.

Stundenbuch. Gebetbuch für Laien mit Gebeten für die einzelnen Tageszeiten (—> Stundengebet), oft mit Miniaturen verziert. Berühmt sind die niederländisch-französischen Stundenbücher Anfang des 15. Jh.

Stundengebet. Obwohl der Christ jederzeit beten kann und sich durch die wechselnden Umstände seines persönlichen Lebens zum Gebet gedrungen fühlt, so kann er sich zugleich das Beten zu

festen Zeiten des Tages zur Regel machen. Das Gebet zu be-

stimmten Stunden des Tages ist, wie die Apostelgeschichte berichtet,

bereits in der Urgemeinde eine offenbar aus der jüdischen Praxis

übernonmiene Sitte, wobei man sich an die römische Tageseinteilung

(z. B. 3., 6., 9. Stunde des Tages) hält. Handelte es sich hierbei um eine private Gebetsordnung, so wurde diese als kirchliche Lebensord-

nung vor allem in den Klöstern des Mittelalters gepflegt und ausgebaut. Hier entwickelt sich das Gebet der Horen: der —> Matutin

(Mette) und der Laudes, der Prim, Terz, Sext, Non, —> Vesper und —> Complet. Wichtigste Bestandteile des S. sind —> Psalmen, —> Cantica, —> Hymnen, Lesungen. Die Reformation behielt das S. für Konvikte, Klosterschulen und Konvente bei. In der Gegen-

wart erfahren vor allem Mette und Vesper, oft auch Mittagsgebet

und Complet im Bereich der ev. Kirche eine Wiederbelebung. Liturg. Ordnungen sind u.a. in den Gesangbüchern angegeben.

Der Eingang heißt

Ingressus oder —» Invitatorium.

Sündenbekenntnis. Es kann in verschiedenen Formen erfolgen, zum Beispiel auch als Privatbeichte (—> Beichte) . Liturgisch kommt es

als

»Offene Schuld« im Sonntagsgottesdienst vor. Sein genuiner

Platz ist das —»Vorbereitungsgebet im bzw. vor dem Gottesdienst.

—> «Eröffnung und Anrufung«,

Confiteor. In manchen

Gemeinden wird das -» Kyrie als S. verstanden und das dann folgende —» «Ehre sei Gott in der Höhe« (—> Gloria in excelsis) als

Vergebungszusage, die mit einem entsprechenden Votum des

Liturgen eingeleitet wird. —> Absolution.

136

Sakramentshaus

allerdings behielt er zunächst auch noch als drittes Sakrament die —> Beichte bei. Sakramentshaus. Behälter für das Gefäß (—> Monstranz) mit der konsekrierten Hostie. In der Alten Kirche wurden die —> Elemente des

Abendmahls zunächst nicht aufbewahrt, nur für die Kommunion

bei Schwerkranken Partikel der —> Hostie im —> Sacrarium (—> Krankenkommunion). Vom 12. Jh. an ist die Hostie in einer Sakramentsnische in der Nähe des Altars untergebracht. In der

Gotik schuf man durchbrochene und vergitterte Schreine, aus

denen dann mehrgeschossige hohe Sakramentshäuser wurden, vom

16. Jh. an trat an deren Stelle das

Tabernakel.

Sakristei. Ein Nebenraum der Kirche, in dem sich Geistliche vor und nach dem Gottesdienst aufhalten, sich mit Gebet zum Gottesdienst rüsten und in dem gottesdienstliche Gegenstände und

Bekleidungsstücke der Geistlichen, vor allem die —> Vasa sacra aufbewahrt werden. Die S. befand sich in der Alten Kirche an der Südseite des Chors, später auch an der Gemeindeseite. In der Ost-

kirche sind

Prothesis und —> Diakonikon, Vorbereitungs- und

Aufbewahrungsraum, Teile des Altarraums, im Abendland ist die S.

vom Kirchenraum getrennt, daher auch der Name Secretarium

(= abgesonderter Raum). Im frühen Mittelalter lag die Sakristei

oft in der Nähe der Eingangstür, so daß sich von hier aus der —» Introitus durch das Kirchenschiff zum Altar ergab. Heute liegt die S. meistens in der Nähe des Chorraums, also an der Stirnseite, Pfarrer bzw. Liturgen pflegen von hier aus den Gottesdienstraum

zu betreten. Oft nehmen sie bereits nach dem Ende des Glockengeläuts in der ersten Sitzreihe oder im Chorgestühl Platz.

Salutatio/Salutation. Liturg. Fachausdruck für den segnenden Gruß, mit dem sich der Liturg an die Gemeinde wendet: »Der Herr sei mit euch« oder (so ursprüngl.) »Friede sei mit euch«, die Gemein-

de antwortet: »Und mit deinem Geist«. In die Messe im Abend-

land kam diese Formel vom Osten her erst im 4./5. Jh. Die S. in der Form »Der Herr sei mit euch« kommt in der röm. Messe neunmal vor, im ev. Sonntagsgottesdienst normalerweise nur vor

dem —> Kollektengebet und zumeist auch im Abendmahlsteil, die

Scrutin ien

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Präfation einleitend, oder auch unmittelbar vor der Austeilung

der —> Elemente. Im —> Eröffnungsteil des Sonntagsgottesdienstes

tritt nach luth. Tradition mit der S. der Liturg zum ersten Mal

als einzelner vor die Gemeinde, nachdem —> Introitus, —> Kyrie, —> Gloria gesungen worden sind. Gegenwärtig eröffnet der Liturg oft schon sogleich nach dem —> Präludium mit diesem Gruß den

Gottesdienst. In diesem Fall erübrigt sich die S. vor dem Kollektengebet.

Sanctuarium, a) Bezeichnung für die —» Apsis oder den Hochaltar, b) Aufbewahrungsort für Reliquien (—> Sacrarium), auch Bezeich-

nung für die Reliquie selbst.

Sanctus. Bezeichnung des Gesanges »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth« aus Jes 6,3 am Ende der —> Präfation, Fortsetzung des

—> Vere dignum, auch Trishagion oder Tersanctus genannt. Der Wortlaut des S. ist aus dem synagogalen Gottesdienst in die christliche Kirche gekommen, in der Synagoge wird es heute noch im Gottesdienst am Sabbatmorgen gebetet. In der christlichen Kirche

versteht man das S. trinitarisch. Es wurde ursprünglich von der Gemeinde gesungen, seit dem 6. Jh. übernahm es allmählich der

Chor. Luther schuf eine Umdichtung in dem Lied »Jesaja, dem Propheten, das geschah«. In den heutigen ev. Gottesdienstordnungen ist das S. Gesang der ganzen Gemeinde. Es mündet in das Benedictus und —> Hosianna.

Sarkophag. Kunstvoll verzierter Sarg aus Stein, Holz oder Metall. In der altchristlichen Kunst sind die Sarkophage oft durch Arkaden

gegliedert, in denen sich Figuren befinden. Die altchristliche Plastik begegnet zum überwiegenden Teil in solchen S.-Reliefs. Sie beginnt im 3. Jh. Im 4. Jh. tauchen die Fries-Sarkophage auf, die,

um die Gestalt eines —> Oranten gruppiert, Wundergeschichten

verbildlichen, denen oft Szenen aus dem Leben des Petrus gegenübergestellt sind. Daneben stellen Passions-Sarkophage die Szenen der Passion Christi, aber auch des Petrus und Paulus dar.

Scrutinien. Bezeichnung für die Prüfungen, denen die —> Katechumenen in der Alten Kirche vor ihrer Taufe ausgesetzt waren (—» Fastenzeit).

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Schiff

Schiff. Bezeichnung des Raumes der Kirche, in dem sich die Gemeinde versammelt. Der Ausdruck wird auf das Evangelium

von der Sturmstillung zurückgeführt: Di£-.ijemeinde ist in der Gegenwart Christi geborgen. Auch der Gedanke der Arche Noah,

die als Vorbild der Gemeinde der Geretteten gesehen wurde, kann

zu dem Ausdruck S. beigetragen haben. Man unterscheidet

Haupt- und Nebenschiff. Bei —> Basilika und —> Hallenkirche besteht das Langhaus aus mehreren Schiffen, neben dem meist nach Osten gerichteten Mittelschiff befinden sich zwei oder auch

vier parallele Seitenschiffe; auch kann das Mittelschiff von einem

oder zwei Querschiffen gekreuzt werden. —> Saalkirchen haben

nur ein Schiff.

Schlußstein. Der Stein, der im Scheitel eines —> Kreuzrippengewölbes sitzt und die Rippenbögen zusammenhält. Er hat die Form einer ornamental oder figürlich verzierten Platte oder eines Knaufs.

Auch ein am Scheitel eines Rundbogenfensters oder eines Portals angebrachter Stein heißt S.

Schmerzensmann. Bezeichnung für die Darstellung des Christus der Passion nach der Geißelung mit der Dornenkrone. Der Typ taucht im 12. Jh. in der byzantinischen Kunst auf, die eigentliche Darstel-

lung beginnt jedoch erst im 14. Jh. Sie ist von der deutschen

Mystik angeregt. Der S. dient als —> Andachtsbild und ist bis zum 16. Jh. im wesentlichen Plastik, es kommen freilich auch Gemälde

vor. Oft findet man den S. zusammen mit knienden Betergestalten

als —> Epitaph dargestellt.

Schmerzensmutter (Mater dolorosa). Die S. wird ursprünglich im Zusammenhang mit der Kreuzigungsgruppe und der Beweinung

Christi dargestellt, dann als selbständiges —> Andachtsbild. Von der Mitte des 15. Jh. an wird der Schmerz der S. oft dadurch ausge-

drückt, daß ein Schwert ihre Brust durchbohrt. Manchmal findet

man auch, zur Symbolisierung der —> »Sieben Schmerzen Mariä«, 7 Schwerter.

Schola. Bezeichnung für einen liturgischen Chor, der aus Klerikern oder aus geschulten Laien bestehen kann und die Liturgie des

Gottesdienstes singt. Bereits Schilderungen der Papstmesse aus

Schutzmantelmadonna

139

dem 7. Jh. setzen die Existenz einer S. voraus. Der Vortrag des kunstvollen —> gregorianischen Chorals macht geschulte Sänger erforderlich.

Schriftlesung. Bezeichnung der Verlesung von Bibelabschnitten im Gottesdienst. Sie folgt als erster Hauptabschnitt dem Teil —> »Eröffnung und Anrufung«, der bis zum —> Kollektengebet

reicht. Zu diesem Teil, der mit »Verkündigung« überschrieben werden kann, gehört dann auch die —> Predigt, die als Auslegung

der vorangegangenen Schriftlesung verstanden werden will. Im

kath. und ev. Sonntagsgottesdienst sind Lesungen zuerst aus der

Epistel, dann aus dem —> Evangelium vorgesehen. Diese Lesungen sind musikalisch durchsetzt: Der Epistellesung folgt ein

—> Hallelujagesang, das Evangelium wird durch zwei Verse gerahmt: Nach der Ankündigung des Evangeliums singt die

Gemeinde »Ehre sei dir, o Herre«, nach dem Evangelium »Lob sei dir, o Christe«. In vielen Gemeinden ist zwischen Epistel und

Evangelium ein Gemeindelied üblich, in dem die Hauptthematik des Sonntags(-^ Proprium) bzw. der Lesungen anklingt —» Gra-

duallied, —> Wochenlied. Zur Verlesung des Evangeliums kann sich

die Gemeinde, einer alten Tradition folgend, erheben. Sie bleibt zu dem dann folgenden Glaubensbekenntnis (—> Credo) stehen. An das Credo schließt sich zumeist ein kürzeres Gemeindelied an. Es

ist dies aber nicht das —> Predigtlied, das nach der Predigt seinen Platz hat. Hier, diesen Hauptteil abschließend, ist auch der Einsatz

der Kirchenmusik möglich, sei es im Wechselspiel mit dem Gemeindelied, sei es mit Chor- oder Orgelstücken (solistisch,

Literatur oder Improvisation), z.B. auch mit Teilen aus —> Kantaten oder —> Motetten - sie fügen sich dem Hauptteil »Lesung und Verkündigung« gut ein.

Schutzmantelmadonna. Eine im 13. Jh. aufkommende Darstellung, die Maria mit einem weiten Mantel angetan zeigt, unter dem sich zu beiden Seiten Gläubige in bittender Haltung versammeln. Im

späteren Mittelalter kommt die S. auch als Pestbild vor: Von oben fliegen zum Zeichen des Zornes Gottes Pfeile herab, vor denen

Maria die Menschen schützt.

140

Schwarz

______

Schwarz. Liturgische Farbe (—> Farben), die nicht unerläßlich ist. Sie kann zum Zeichen der Trauer auf Paramenten einerseits bei Begräbnissen, andererseits am Karfreitag· .'auftauchen; sinnvoller erscheint es, bei Totengedächtnisfeiern weiße Paramente als Hin-

weis auf die Auferstehung zu verwenden und am Karfreitag von

Altären und Kanzeln die Paramente völlig zu entfernen.

Segen. Im Akt einer Segnung wird ein Mensch (oder ein Gegenstand) Gott und den Kräften seines Heils anheimgegeben. In den

außerchristlichen Religionen wird durch bestimmte Formeln oder Handlungen auf die Objekte dieser Segnung überirdische Kraft übertragen. Wie der Fluch ist der S. eine unwiederholbare

magische Handlung. In der röm. Kirche gilt der S. als —» sakramentale Handlung durch Worte, Kreuzeszeichen oder mit der im

—> Ziborium oder in der —> Monstranz enthaltenen —> Hostie. Der päpstliche (apostolische) Segen verleiht vollkommenen Ablaß. Die ev. Kirche kennt nur die Segnung von Personen, sie versteht

den S. im Kern als Fürbitte, mit der der S. auf die zu Segnenden

herabgefleht wird; freilich wird der S. auch nicht lediglich als frommer Wunsch betrachtet, er ist von dem Glauben an seine

erbetene Kraft erfüllt. - In der Alten Kirche wurden abschließende

Segensformeln bei der Entlassung der —> Katechumenen, zur Segnung der Kommunikanten und am Schluß des Gottesdienstes

gesprochen. In der röm. Messe wird ein Schluß-S. erst vom 1 l.Jh. an üblich. Die heute gebräuchlich Formel lautet: »Es segne euch

der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.« Luther schlug in der —> Deutschen Messe daneben auch den sog. aaronitischen

Segen (4 Mos 6,24) vor. Bei anderen Gottesdiensten werden

andere Formeln gesprochen. Sowohl im Meßgottesdienst als auch bei Taufe, Konfirmation,Trauung und anderen —> Kasualien ist der S. mit dem —» Kreuzeszeichen verbunden. - S.-Formeln im

weiteren Sinne sind auch alle Formen des —> Grußes. —> Kanzelgruß, —» Kanzelsegen, —> Pax, auch die einleitende Formel —> »Im

Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«

Sekret. In der röm. Kirche stilles Gebet als Abschluß der Opferung, der Darbringung der Opfergaben. Die S. wird eingeleitet mit

Sequenz

141

»Orate, fratres«, »betet, Brüder«, was eine Aufforderung zum stillen Gebet der Gläubigen bedeutet.

Selbstkommunion. Ist bei der Austeilung des Abendmahls keine weitere liturgische Person anwesend, so kann sich am Ende des Kom-

munionsvorgangs der Austeilende die Elemente selbst spenden.

Septuagesimae. Der erste Sonntag der —> Vorfastenzeit. Der Name besagt, daß die Zeit bis —» Ostern noch rund 70 Tage dauert. Das

Proprium des Sonntags verdankt seinen Ursprung jedoch nicht der Thematik Ostern oder Fasten. Der Charakter der Vorfastenzeit

kommt lediglich darin zum Ausdruck, daß von S. an bis Ostern das —> Halleluja wegfällt. Liturgische Farbe: grün. —> Septuagesi-

malzeit.

Septuagesimalzeit. Eine seit dem 6. Jh. eingefuhrte Erweiterung der —> Quadragesima, der vom Sonntag —> Septuagesimae an eine —> Vorfastenzeit vorangestellt wurde, so daß eine 70tägige Vorbe-

reitungszeit vor Ostern entstand, die sich in die Vorfastenzeit und ab Aschermittwoch in die —» Fastenzeit gliedert. Man sah die S. als

Parallele der 70jährigen babylonischen Gefangenschaft des Volkes

Israel. Die liturgische Farbe der S. ist grün. Es entfällt jedoch bereits das —» Halleluja.

Sepulcrum. Die Reliquiengruft im Altar, eine ausgehöhlte Stelle, in die die —> Reliquie gelegt und mit einer Platte versiegelt wurde.

Sequenz. Ursprünglich eine Tonreihe, durch die das Schluß-a des —> Halleluja weitergesponnen wurde (—> Jubilus). Seit dem 9.Jh. wurden diesen Melodien Texte unterlegt, die man Sequenzen =

»die Folgenden« nannte. Die frühe Form der S. ist durch ungleiche Strophenpaare gekennzeichnet, wobei die Strophen keine feste Silbenzahl und keinen Reim haben. Metrum und Reim treten

erst nach 1000 auf. Die bekanntesten Sequenzen sind die Pfingstsequenz: »Veni, sancte spiritus«: »Komm, heiliger Geist« (EG 125), die Totensequenz: —> »Dies irae«, die Ostersequenz: »Victimae

paschali laudes« (»Dem Osterlamm opfern die Christen Lob«), in Luthers Umdichtung: »Christ lag in Todesbanden« (EG 101).

Diesen und vielen anderen Sequenzen wurden seit dem 13. Jh. als Gemeindegesang deutsche Strophen hinzugefugt: Es entstand das

142

Sexagesimae

_______

_______

deutsche Gemeindelied. Die Reformation nahm diese Tradition auf, indem sie zwischen die Lesung der Epistel und des Evangeliums den Gemeindegesang als das Hauptlied des Sonntags stellte

(—> Graduale). Sexagesimae. Der zweite Sonntag in der —> Vorfastenzeit. Der Name besagt, daß die Zeit bis Ostern noch rund 60 Tage dauert. Das

—> Proprium des Sonntags verdankt seinen Ursprung jedoch nicht der Thematik Ostern oder Fasten. Der Charakter der Vorfastenzeit

kommt lediglich darin zum Ausdruck, daß das —> Halleluja wegfällt. Liturgische Farbe: grün (—>Septuagesimalzeit).

Sext. Nach römischer Zeiteinteilung die 6. Stunde des Tages — mittags 12. Uhr. Gebetszeit des —> Stundengebets. Nach Apg 10,9 betete Petrus zur Zeit der S. in Joppe auf dem Söller.

Silvester. Der 31. Dezember, Name nach dem Tagesheiligen. Am Abend des 31. Dezember einen Gottesdienst zu halten ist eine

sehr junge Sitte. Sie setzte sich vom 17. Jh. an sehr langsam durch.

Neujahr.

Sonntag. In der Urgemeinde feierten die Judenchristen zunächst den Sabbat. Daneben beging man den S. als Tag der Auferstehung Christi. Er ist der »Tag des Herrn«. Diese Sonntagsfeier drängte

die Sabbatfeier bald zurück. Aus der Synagoge übernahm man für

die liturg. Gestaltung die Elemente Verlesung und Auslegung der Heiligen Schrift. Hinzu trat inhaltlich in Lesungen, Gebeten und Liedern der Bezug auf das Thema Auferstehung, den die Ostkirche bis heute beibehalten hat.

Soutane. Enger, meist gegürteter Talar des katholischen Geistlichen, bei Prälaten violett, bei Kardinälen rot, beim Papst weiß, sonst schwarz.

Speisekelch.

Ziborium.

Spendeformel. Es ist üblich, die Austeilung der Abendmahlselemente durch Worte zu begleiten, die jedem Kommunikanten persönlich

zugesprochen werden, sei es durch den austeilenden Liturgen oder

durch das benachbart stehende Gemeindeglied. —> Kommunion. Ein sehr umfängliches Beispiel: »Nimm hin und iß (trink)/das ist der Leib (das Blut)/unsres Herrn Jesu Christi /für dich gegeben

Sterngewölbe

143

(vergossen)/zur Vergebung der Sünden/Das stärke und bewahre

dich/zum ewigen Leben.« Einfacher kann ein solches Votum

lauten: »Der Leib (das Blut)/ unsres Herrn Jesu Christi/bewahre dich/ zum ewigen Leben.« Eine oft verwendete Formel: »Christi

Leib/für dich gegeben« bzw. »Christi Blut/ für dich vergossen.« Diese und ähnliche Formeln beinhalten allerdings eine bestimmte Abendmahlstheologie, die eventuell nicht von jedem Teilnehmer

vorausgesetzt werden kann. Eine offenere Form, die oft benutzt wird, kann lauten: »Brot des Lebens/Kelch des Heils«.

Spitzbogen. Kommt in der späteren Romanik aus statischen Gründen auf, wird dann für die Gotik typisch.

Stabat mater (»Es stand die schmerzensreiche Mutter«.) Eine oft vertonte Mariensequenz, die in ihren Anfängen im 13. Jh. in

Franziskanerkreisen entstanden sein dürfte. Im 18. Jh. wurde sie ins römische —» Brevier und —> Missale aufgenommen. Konzer-

tante Kompositionen von Josquin des Prez bis in die Gegenwart.

Staffelchor. —> In der romanischen Baukunst Gruppe eines Hauptchors mit Nebenchören, die stufenweise kleiner werden.

Staffelgebet. Stufengebet. Stammbaum Christi. Jessebaum. Statio, a) In der Alten Kirche in Rom Bezeichnung für die Aufstellung eines Prozessionszuges zum Einzug in die Kirche. b) Bezeichnung der Stationskirche: In Rom zog man sonntäglich in einer Prozession zu der Kirche, in der die Messe gefeiert

wurde. Diese Kirche ist die Stationskirche. Das —> Proprium der Sonntage ist oft von der besonderen Stationskirche aus zu verstehen, in der der Gottesdienst stattfand. Beispiel: Am Sonntag

Lätare, dessen Texte weithin auf Jerusalem Bezug nehmen, fand

der Gottesdienst in der Statio ad S. crucem in Jerusalem statt. c) Bezeichnung für das Fasten am Mittwoch und Freitag in der Alten Kirche.

Stationskirche. -> Statio. Stationstage. Statio (c). Sterngewölbe. Gotisches Gewölbe mit sternförmig zueinanderführenden Rippen.

144

Stola

Stola. In der römischen Kirche Bestandteil der Meßgewänder: ein 10 cm breiter Streifen in den wechselnden liturg. Farben. Diakon,

Priester und Bischof tragen die S. verschieden: schärpenartig, vor

der Brust gekreuzt oder in zwei Parallelstreifen herabhängend.

Auch in ev. Gottesdiensten wird das Anlegen einer S. (über dem —> Talar oder über einer —> Alba) derzeit vielenorts üblich.

—> Gewänder. Strebebogen. Der in der Gotik aufgekommene S. spannt sich über das Seitenschiff hinweg, so daß er den Seitendruck des Mittelschiffs-

gewölbes abfängt und ihn auf die —> Strebepfeiler an der Außenwand des Seitenschiffs ableitet.

Strebepfeiler. Bauelement der gotischen Architektur. An den Außenwänden zwischen den hohen Fenstern aufgefuhrter Pfeiler, der

die Wand verstärkt, den Seitendruck der Gewölbe abfängt und damit den gegliederten gotischen Bau stützt. Auf den Strebe-

pfeilern befinden sich —> Fialen.

Strebewerk. Bezeichnung der für die Gotik charakteristischen Baukonstruktion aus —> Strebepfeilern und —> Strebebögen, die den Seitenschub eines Gewölbes auffangen.

Strophenlied. Ein Lied, bei dem jede Strophe auf die gleiche Melodie gesungen wird, im Unterschied zum durchkomponierten Lied, bei dem die einzelnen Strophen verschieden komponiert sind. Die

Choräle des evangelischen Gesangbuches sind Strophenlieder.

Stufengebet. Ursprünglich geschah die Vorbereitung der liturgischen Personen auf den Gottesdienst in der Sakristei, wobei die Psalmen

84, 85 und 86 gebetet wurden. Bald wurden diese Gebete jedoch während des Einzuges der Priester durch die Kirche zum Altar vollzogen. Heute findet in der röm. Kirche der Vorbereitungsakt

an den Stufen des Altars statt; daher der Name S., das auch »Staffelgebet« heißen kann. (Staffeln = Stufen). Einleitung dieser

mannigfachen Wandlungen unterzogenen Vorbereitung ist die

Formel: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes«. Darauf folgt der 43. Psalm, darauf ein Sündenbekenntnis

(—> Confiteor), das mit »Unsere Hilfe steht in Namen des Herrn« eingeleitet wird. Beide Stücke sind also nicht Einleitung des

Sündenbekenntnis

145

Gottesdienstes, sie gehören in den Rahmen der Vorbereitung auf

den Gottesdienst. In der röm. Kirche kann während der leise

gesprochenen Gebete des S. der Chor den —> Introitus singen.

Stundenbuch. Gebetbuch für Laien mit Gebeten für die einzelnen Tageszeiten (—> Stundengebet), oft mit Miniaturen verziert. Berühmt sind die niederländisch-französischen Stundenbücher Anfang des 15. Jh.

Stundengebet. Obwohl der Christ jederzeit beten kann und sich durch die wechselnden Umstände seines persönlichen Lebens zum Gebet gedrungen fühlt, so kann er sich zugleich das Beten zu

festen Zeiten des Tages zur Regel machen. Das Gebet zu be-

stimmten Stunden des Tages ist, wie die Apostelgeschichte berichtet,

bereits in der Urgemeinde eine offenbar aus der jüdischen Praxis

übernonmiene Sitte, wobei man sich an die römische Tageseinteilung

(z. B. 3., 6., 9. Stunde des Tages) hält. Handelte es sich hierbei um eine private Gebetsordnung, so wurde diese als kirchliche Lebensord-

nung vor allem in den Klöstern des Mittelalters gepflegt und ausgebaut. Hier entwickelt sich das Gebet der Horen: der —> Matutin

(Mette) und der Laudes, der Prim, Terz, Sext, Non, —> Vesper und —> Complet. Wichtigste Bestandteile des S. sind —> Psalmen, —> Cantica, —> Hymnen, Lesungen. Die Reformation behielt das S. für Konvikte, Klosterschulen und Konvente bei. In der Gegen-

wart erfahren vor allem Mette und Vesper, oft auch Mittagsgebet

und Complet im Bereich der ev. Kirche eine Wiederbelebung. Liturg. Ordnungen sind u.a. in den Gesangbüchern angegeben.

Der Eingang heißt

Ingressus oder —» Invitatorium.

Sündenbekenntnis. Es kann in verschiedenen Formen erfolgen, zum Beispiel auch als Privatbeichte (—> Beichte) . Liturgisch kommt es

als

»Offene Schuld« im Sonntagsgottesdienst vor. Sein genuiner

Platz ist das —»Vorbereitungsgebet im bzw. vor dem Gottesdienst.

—> «Eröffnung und Anrufung«,

Confiteor. In manchen

Gemeinden wird das -» Kyrie als S. verstanden und das dann folgende —» «Ehre sei Gott in der Höhe« (—> Gloria in excelsis) als

Vergebungszusage, die mit einem entsprechenden Votum des

Liturgen eingeleitet wird. —> Absolution.

146

Subsellien

Subsellien, a) Priestersitze, die sich um die —> Cathedra des Bischofs gruppieren, b) Bewegliche Fußbänke.

Sumtio. Mit S. bezeichnet man die Art des Efrtpfangens der Elemente beim Abendmahl. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden sie dem Kommunikanten in die Hand gegeben. Im Osten bürgerte es sich

ein, Brot und Wein zusammen auf einem Löffel zu reichen.

Sursum corda. Zu deutsch: »Empor die Herzen!« —> »Erhebet eure Herzen«.

Symbole, a) Bezeichnung für Glaubensbekenntnisse. Das griech. Wort symbolon bedeutet: Erkennungszeichen. Am Glaubensbekenntnis erkennt man den (rechten) Glauben des Bekennenden im Unterschied zu abweichenden Lehrmeinungen, und aus diesen Gründen

gelangte das —> Credo auch in den Gottesdienst, b) Bezeichnung eines charakteristischen Sinnbildes, so auch in der Kunst. Im

Christentum ist das allgemeinste S. das Kreuz. Tiersymbole sind u.a. Lamm, Fisch, Taube, Pfau. Auch bestimmte Farben und

Zahlen haben oft symbolische Bedeutung.

Tabernakel, a) Turmartiges offenes Gehäuse für Statuen auf vier Säulen über dem Altar, oft in der Bedeutung von —> Baldachin,

—> Ziborium, b) In der röm. Kirche Aufbewahrungsort für

geweihte Hostien, befindet sich in der Regel auf dem Hochaltar.

In der Gotik wurden die Elemente im —» Sakramentshaus aufbewahrt. Im Gegensatz zu diesem muß das T. fest mit dem Altar

verbunden sein. Barock und Rokoko schufen eine kunstvolle Einheit zwischen T. und Altarhochbau. Vor dem T. muß nach kath. Sitte mindestens eine Lampe brennen: die

Ewige Lampe.

Tafelbild. Im Unterschied zum Wandgemälde transportables Gemälde auf Holz oder Leinwand oder auch, bei Kleinformaten, auf Kupfer. In der christlichen Kunst begegnet man dem T. in der

—» Ikonenmalerei. Im Abendland findet man es zuerst auf —> Antependien, in Spanien im 11., in Deutschland in 13. Jh.;

sodann auf den

Retabeln, wo es seit Mitte des 14. Jh. dominiert.

Tafelmalerei. Tafelbild. Tag des Herrn. Sonntag. Tagesgebet. Andere Bezeichnung für das den —» Eingangsteil abschließende —» Kollektengebet.

Talar. Üblicherweise tragen Pfarrer bzw. Liturgen bei gottesdienstlichen Handlungen besondere Gewänder. In den protestantischen Kirchen hatte sich als Gottesdienstgewand der schwarze Talar ein-

gebürgert. Freilich hängt eine angemessene Begehung eines Gottesdienstes nicht von der Kleidung ab. Ein Gottesdienst kann auch in Straßenkleidung gehalten werden. Es widerspricht aber nicht

evangelischem Bewußtsein, daß die einen Gottesdienst gestaltenden Personen ein besonderes Feiergewand tragen. Der schwarze

Talar signalisierte zunächst herausgehobene Feierlichkeit. Früher traten auch Gelehrte bei ihren Vorträgen in einem besonderen feierlichen Gewand auf, und noch heute tragen bei Gerichtsver-

handlungen Anwälte einen schwarzen Talar (oder in oberen

Variation. In der Musik Bezeichnung für die Umbildung eines Themas. In der Kirchenmusik kommen vor allem die Variationsformen der —» Ciaconna und der —> Passacaglia, die sich über einem

basso ostinato erheben, und die —> Cantus-firmus- und

—» Choralbearbeitungen vor.

Vasa Sacra. Bezeichnung der Altargeräte, die zum Abendmahl verwandt werden:

Kelch, —> Patene, —» Pyxis, —> Ziborium.

Vaterunser. Das V. ist seit der Urchristenheit fester Bestandteil der gottesdienstlichen Zusammenkünfte. Es wurde schon bald im besonderen auch als Abendmahlsgebet verstanden und gebraucht,

und zwar wurde besonders die 4. Bitte auf das Abendmahl bezogen, die 5. und die 7. im Sinne der Vorbereitung auf die

—» Kommunion verstanden. Die —> Katechumenen durften es

noch nicht beten, sie waren erst nach ihrer Taufe zugelassen, es öffentlich zu sprechen. Auch Luther versteht das V. in der —> For-

mula missae als Vorbereitungsgebet auf die Kommunion. Im ev.

Gottesdienst steht es nach der —> Präfation, wobei die Reihen-

folge entweder V.-Einsetzungsworte oder Einsetzungsworte-V. sein kann. Auch im —> Stundengebet hat das V. seinen festen Platz.

Reihenfolge hier: —> Kyrie, V, -» Kollekte. Die Schlußdoxologie »Denn Dein ist das Reich ...« wird in der röm. und in der orth.

Kirche in der Liturgie weggelassen.

Velum. a) Vorhang zwischen den Säulen des —> Ziboriums, b) Seidenes Tuch, mit dem —> Kelch und

Patene verhüllt werden,

c) Schultertuch des Priesters, wenn er das —> Allerheiligste trägt. Er hüllt dann damit die Abendmahlsgeräte ein. d) Vorhang in der Eingangstür der —> Basilika.

Verba testamenti. —> Einsetzungsworte. Vere dignum (»Wahrhaft würdig und recht«).Teil der —> Präfation. Verehrungsreihe. So heißt die unterste Reihe der —> Ikonostase, durch die die drei Türen zum —> Presbyterium fuhren. Die Bilder dieser

Vesper

159

Reihe sind so niedrig, daß sie geküßt werden können. Aus dieser

Reihe werden auch die —> Ikonen des laufenden Monats oder der

betreffenden Feiertage genommen, um auf dem Pult zur Verehrung aufgestellt zu werden.

Verklärung Christi (Transfiguration). Die Szene von Mt 17 ist in der kirchl. Kunst seit dem 4. Jh. dargestellt worden. Oft beginnt mit ihr ein Passionszyklus. Im 6. Jh. taucht ein symbolischer Typus auf,

bei dem anstelle der Gestalt Christi das Kreuz steht. Bei dem klassischen Typus der V. ist der erhöht stehende Christus im

weißen Gewand von einer —» Mandorla umgeben, aus der oft Strahlen hervorbrechen. Er ist von Mose und Elia in Ganz- oder

Halbfigur flankiert, während die drei Jünger zu seinen Füßen liegen oder kauern. Die abendl. Kunst übernahm den byzant.

Typus. Erst bei Giotto schwebt Christus mit ausgebreiteten Händen in der Luft.

Verkündigung. In der christl. Kunst wird dieV. der Geburt Christi an Maria seit der Katakombenmalerei dargestellt, oft durch apokryphe Motive bereichert, die aber im hohen Mittelalter ver-

schwinden. Seit dem 7. Jh. stehen sich der Engel und Maria gegenüber. Später sind Engel und Maria auch kniend gegeben. Über Maria ist oft die Taube des Heiligen Geistes zu sehen, oft

auch Gott-Vater. Das Jesuskind schwebt oft auf Strahlen von außen in den Raum.

Versikel. Ein kurzer Vers, meistens den Psalmen entnommen, der responsorial gesungen wird. Der V. begegnet besonders im

—> Stundengebet, wo er einzelne Hauptstücke, z. B.: Psalm und Lesung verbindet, insbesondere das folgende Stück vorbereiten

soll (während im

Responsorium die Motive des vorangegan-

genen Stückes nachklingen).

Vesper. Das Abendgebet der Kirche (—> Stundengebet). Es fand ursprünglich nach Einbruch der Dunkelheit statt. Das —> Canticum derV. ist das —> Magnificat. Zusammen mit der —> Matutin ist die

V. auch in der ev. Kirche gebräuchlich. Als

Ingressus ist folgen-

der Wechselgesang vorgesehen: »Eile, Gott, mich zu erretten, Herr,

mir zu helfen«.

160

Vesperbild

_______________

Vesperbild (ital.: Pieta). Die Darstellung der trauernden Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß. Der Name leitet sich von der Tageszeit der Kreuzabnahme her. Anfafig des 14. Jh. wird dasV. in der deutschen Plastik zum —> Andachtsbild. In der Malerei kommt dasV. erstmalig im 15.Jh. als Miniatur vor, dann als Holzschnitt, von der 2. Hälfte des 15. Jh. als Tafelbild.

Vestibulum. In der Antike der Eingangsflur des römischen Hauses. V. kann auch die Vorhalle der altchristlichen —» Basilika genannt

werden.

Vierung. Die Fläche, die dadurch entsteht, daß Längs- und Querschiff sich kreuzen. Sie kann, wenn beide Schiffe gleich breit sind,

quadratisch sein: Vierungsquadrat, aber auch einen polygonalen Grundriß haben. An den Ecken stehen die Vierungspfeiler. Uber derV. wird oft die Kuppel errichtet. In der Frühromanik beginnt man daraus einen selbständigen Raumteil zu machen, die sog.

»ausgeschiedene V«. Im Außenbau tritt dieV. durch einen Vierungs-

turm hervor. In der röm. Kirche ist dieV meistens Chorraum für den Klerus. Er ist durch den —> Lettner vom —» Langhaus

getrennt. Auch kann die V durch Schranken von den Armen des Querhauses geschieden sein. In der Gotik erhebt sich der Lettner

zwischen den östlichen Pfeilern der V. Sie ist hier den Laien überlassen.

Vigil (= Nachtwache), a) In der röm. Kirche Bezeichnung der Vorfeier eines Festes, das heißt sowohl allg. des Vortages als auch im

besonderen des Gottesdienstes am Vorabend. In der Alten Kirche wurde die V als nächtliche Gebetsversammlung gehalten. Sie

wurde im 6. Jh. auf den Abend, im 14. Jh. auf den Morgen des

Vortages gelegt. Der Heilige Abend ist zum Beispiel die Vigil von Weihnachten, b) Auch die —> Matutin kann als V. bezeichnet werden, da sie urspr. zur Nachtzeit gebetet wurde.

Violett. Liturgische Farbe für Fasten- und Bußzeiten. —> Farben. Vorbereitungsgebete. -> Eröffnung und Anrufung. Vorfastenzeit. Bezeichnung der Zeit von —> Septuagesimae bis —> Aschermittwoch. —> Septuagesimalzeit.

Vorhalle. —> Narthex.

Votivmesse

161

Vorhof. —> Atrium. Vorspiel. Präludium.

Vortragskreuz. Bezeichnung des Kreuzes, das bei einer Prozession oder bei anderen kirchlichen Umzügen vorangetragen wird; im Protestantismus z. B. bei Beerdigungen, in der röm. Kirche auch

beim Ein- und Auszug des Bischofs. Der Korpus des Gekreuzigten

soll dabei dem Bischot und den Angehörigen des höheren Klerus

zugewendet sein, in anderen Fällen ist er nach vorwärts gerichtet. Das V. ist in der röm. Kirche oft prachtvoll ausgestaltet und kann

Reliquien enthalten.

Votivbild. Im alten Rom eine den Göttern geweihte Tafel. Im Katholizismus Bezeichnung für ein aufgrund eines Gelübdes gestiftetes Bild.

Votivmesse. In der röm. Kirche Bezeichnung einer Messe, deren Texte sich nicht nach dem Kirchenjahr (—> Proprium) richten, sondern

durch besondere Anlässe bestimmt sind, sei es durch Anliegen der

Gesamtkirche oder einzelner Gläubiger. Die ältesten Votivmessen sind Requiem-Messen, d.h. Gottesdienste, die um.eines verstorbenen Gemeindegliedes willen gefeiert werden. Die V. kann auch einem besonderen kirchlichen Thema, z. B. dem »Herzen Jesu«

gewidmet sein.

»Wahrhaft würdig und recht«. ->Vere dignum. Wandelaltar. In der späteren Gotik in Deutschland verbreiteter Altaraufsatz, mit Schrein und mehreren Flügelpaaren, die einen Wandel

der Ansicht für Wochen-, Sonn- und Festtage ermöglichen.

Wandlung. Transsubstantiation. Wandmalerei. Die älteste Gattung der Malerei. Man unterscheidet W. auf trockener Wand (a secco), auf feuchter Wand (a fresco) und die

Verwendung von Wachsfarben. In der christl. Kunst begegnet die W. zuerst in der Katakombenmalerei. Seit dem 13. Jh. trat die W. zurück, da die Gotik die Wände stark auflöste und dementspre-

chend für die Fenstergestaltung die Glasmalerei wichtig wurde. Im

14. Jh. drängte die aufkommende

Tafelmalerei die W. zurück.

Sie beschränkte sich zumeist auf Kreuzgänge und Nebenkapellen. In Italien blieb sie in der Freskomalerei bedeutungsvoll.

Wandpfeiler. Ein Pfeiler, der aus der Wand hervortritt. —> Pilaster. Wechselnde Stücke des Gottesdienstes. Proprium. Wehrkirche. Eine Kirche, die durch ihren Bau oder durch die sie umgebenden Bauten Abwehrcharakter erhält. Solche Wehrkirchen

waren im Mittelalter sehr verbreitet. Oft ist der Turm entspre-

chend wuchtig gebaut und mit Laufgang, Schießscharten und einem Zinnenkranz versehen. Es kann sich auch außerhalb der

Kirche ein Torturm, eine Vorburg und ein Wassergraben befinden.

Bei sehr ausgeprägten Befestigungsanlagen spricht man auch von einer Kirchenburg. Solche Kirchenburgen sind besonders in Siebenbürgen zu finden.

Weihe. Unter W. versteht die kath. Kirche eine Segnung, durch die Personen oder Sachen dem Dienst Gottes geweiht und aus dem

natürlichen Bereich ausgegliedert werden. Kommt zu einer solchen W. noch eine Salbung (—> Chrisma), so spricht man von

—> Konsekration. Die röm. Kirche kennt ein Sakrament der Prie-

sterweihe, eine Entsprechung zur evangelischen —> Ordination.

Weihnachten

163

Dieser W. liegt die Vorstellung von einem gottgewollten Unterschied zwischen Priestern und Laien zugrunde. Die Priesterweihe

verleiht dem Ordinierten Anteil am Priestertum Christi. Die Auf-

nahme eines Laien in den geistlichen Stand erfolgt durch die Vornahme der Tonsur, wobei das Abschneiden der Haare Sinnbild für die Entsagung von der Welt ist. Es gibt verschiedene Stufen der

W, niedere und höhere Weihegrade. Die höheren Weihen erhalten

Subdiakon, Diakon, Priester, Bischof. Durch das Sakrament der

Priesterweihe wird ein character indelebilis verliehen, eine unverlierbare geistliche Qualität. Spender der höheren Weihen ist der

Bischof. Für Ordensfrauen wird die sog. Jungfrauenweihe vorgenommen. Die Nonnen werden zum ausschließlichen Dienst Gottes geweiht. Diese Weihe ist aber kein Sakrament. Die W. von

Sachen bestimmt diese zum ausschließlichen gottesdienstlichen

Gebrauch. Z. B. werden Altäre, Glocken, Friedhöfe, Kirchen, Paramente geweiht. Die ev. Kirche teilt das kath. W.-Verständnis

nicht. Luther nannte die Verwandlung eines profanen Gegenstandes in einen heiligen ein »Affenspiel« des Teufels.

Weihnachten. Die Feier der Geburt Christi am 25.12. ist erstmals in Rom im Jahre 354 bezeugt. Zuvor war nur das —> Epiphaniasfest

am 6.1. bekannt, den man im Orient teilweise als Tag der Geburt Christi ansah. Erst allmählich breitete sich die Feier des 25.12. von

Rom her aus. Justinian (527-565) ordnete dann die Feier dieses

Tages allgemein verbindlich an. Die Festsetzung dieses Datums zielte vor allem auf die Ablösung des heidnischen Festes des Sol

invictus, des unbesiegbaren Sonnengottes, wobei dessen Symbolik im Zusammenhang mit der Wintersonnenwende auf Christus als

das Licht der Welt übertragen wurde. Die Weihnachtszeit wurde durch die vorbereitende Fastenzeit des

Advent eingeleitet, sie

erstreckt sich nach vorwärts bis —> Epiphanias. Die

Oktav von

Weihnachten ist das Fest der Beschneidung Christi, das mit dem bürgerlichen -> Neujahr zusammenfällt. Die liturg. Farbe ist weiß.

W. beginnt mit einer am Nachmittag des Vortages gehaltenen

—> Vigil, in der Mt 1,1-21 gelesen wird. Um Mitternacht folgte

die Christmette, dieser schließen sich seit dem 6. Jh. drei Messen an,

164

Weihnachtsbild

deren erste, das »Engelamt«, mit der Lesung von Lk 2,1-14 nach

Mitternacht stattfand, während die zweite, das »Hirtenamt« mit

Lk 2,14-20 am Weihnachtsmorgen und sodann das Hochamt mit Joh 2,14-14 gehalten wird. Die drei auf W folgenden Tage sind dem Gedenken des Märtyrers Stephanus, des Apostels Johannes

und der »Unschuldigen Kinder« gewidmet. In der Liturgie der ev.

Kirche tritt an die Stelle der Vigil am Heiligen Abend eine Christ-

vesper, die Christmette wurde zunächst am 1. Feiertag um 4 Uhr früh gehalten, die Dreizahl der Messen behielt man bei. Das Weih-

nachtsevangelium wird gemeinhin auf die Gottesdienste des Heiligen Abends und des 1. Feiertags verteilt. Für den 2. Feiertag ist

traditionell ein —> Proprium vorgesehen, das auf den Gedenktag des Stephanus ausgerichtet ist. Das Gedächtnis der unschuldigen Kin-

der am 28.12. bezieht sich auf den Kindermord von Bethlehem.

Weihnachtsbild. Die Darstellung der Geburt Christi in der Bildenden Kunst beginnt im 4./5.Jh. Hier wird das Kind unter einem Hüttendach in einem Korb liegend dargestellt, Ochse und Esel wenden

sich ihm zu, Maria sitzt unbeteiligt daneben. In der Byzantini-

schen Kunst des 6.Jh. ist die Geburt in einer Höhle gezeigt, es treten Engel und Hirten herzu, Maria ruht auf einem Lager,

Joseph sitzt abseits, im Vordergrund sieht man oft das Kind, das gebadet wird. Erst in der 2. Hälfte des 14. Jh. tritt ein neuer Typus auf: Das Kind liegt, von Maria und Engeln verehrt, am Boden. Die

Hütte, in oder vor der sich das Kind befindet, ist oft verfallen. Im

Hintergrund wird die Verkündigung an die Hirten dargestellt. Es beginnt dann auch das Bild der »Heiligen Nacht«, das zur Gestal-

tung besonderer Lichtwirkungen Anlaß gibt.

Weihnachtsoktav. Der 8. Tag nach Weihnachten. An ihm wird das Datum der Beschneidung Christi begangen. Heute ist dieses Thema

fast gänzlich hinter dem des —> Neujahrstages zurückgetreten.

Weihrauch. Der W. entsteht durch Verbrennen einer Mischung verschiedener Baumharze. Seine Verwendung ist im Kult der antiken Religionen, aber auch im Judentum üblich. Die Urchristenheit gebrauchte ihn wegen der Parallele zu den heidnischen Kulten

nicht, vor allem lehnte sie ihn deswegen ab, weil in den Zeiten der

Weiße Woche

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Christenverfolgungen von den Christen Weihrauchopfer vor Götter-

statuen verlangt wurden. Erst später benutzte die Alte Kirche den W. in Anknüpfung an den alttestamentlichen Gottesdienst, wobei das

Aufsteigen des Rauches als Symbol für das Aufsteigen der Gebete verstanden wurde. Etwa seit dem 4. Jh. wird der W. im christlichen Gottesdienst verwandt. In der röm. Kirche ist der W. ein —> Sakramentale, das reinigend und heilend wirkt und dämonische Einflüsse abwehrt. Die Weihräucherung heißt —> Inzensation.

Weihwasser. Seit dem 6. Jh. in der röm. Kirche verwandt. Gilt als —> Sakramentale. Es wird vom Priester unter Beimengung von

Salz geweiht. Salz wird als Krankheiten und Dämonen vertreibendes Mittel angesehen. Zunächst nur zur Besprengung in den

Häusern verwandt, wurde es seit dem 9./10. Jh. üblich, die Gemeinde zu Beginn der Messe mit W. zu besprengen. Die

Besprengung erfolgt mit einem Weihwasserwedel (Aspergill), der in einem Weihwasserkessel angefeuchtet wird. An den Kirchentüren und oft auch in den Wohnstuben befinden sich Weihwasserbecken zur Selbstbesprengung. Der Gebrauch des W.

knüpft an die alte religiöse Sitte an, die auch die Alte Kirche auf-

nahm, vor Gebet und Gottesdienst religiöse Waschungen zu voll-

ziehen, um sich geistlich zu reinigen. Das gewöhnliche W. wird sonntags vor dem Hochamt geweiht. Mit W. wird beispielsweise

auch das Krankenzimmer vor der Erteilung der Sterbesakramente,

werden Braut und Wöchnerin besprengt, auch Grab und Sarg. Das Taufwasser wird in der Oster- und Pfmgstnacht mit Salz und geweihtem Öl geweiht.

Weiß. Farbe der Christusfeste und der zu ihnen gehörenden Zeiten. —> Farben.

Weißer Sonntag. Bezeichnung der Osteroktav (—> Oktav), des Sonntags —> Quasimodogeniti. Der Name rührt daher, daß in der Alten Kirche an diesem Tage die Neugetauften ihre weißen Taufkleider

ablegten, die sie von Ostern an getragen hatten.

Weiße Woche. Die Woche nach Ostern, so genannt, weil in dieser Zeit bis zum —> Weißen Sonntag in der Alten Kirche die Neugetauften ihr weißes Taufkleid trugen.

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Westerhemd

Westerhemd. In der Alten Kirche trugen die Neugetauften am Tag ihrer Taufe und in der Woche danach ein weißes Leinengewand.

Reste dieser Sitte haben sich in der rörni wie in der ev. Kirche erhalten, wo ein solches W. (von vestis = Gewand) in einigen

Gegenden noch heute in Gestalt eines Taufschleiers üblich ist.

Westwerk. Bei der frühmittelalterlichen —> Basilika eine Art Vorkirche, ein im Westen vorgelagerter, meist mehrgeschossiger

Querbau, der aus Mittelraum und Seitenräumen bestehen kann. Er zeigt nach außen einen Mittelturm und zwei Treppentürme.

Das W. hat im Hauptraum einen eigenen Altar, unter dem

Hauptraum liegt die Vorhalle, durch die man zur Kirche Zugang

hat. Das W wurde vor allem als Taufkirche und Pfarrkirche (für Laiengottesdienste) benutzt.

Wimperg. Ziergiebel über gotischen Fenstern und Türen, mit Blendmaßwerk geschmückt oder auch durchbrochen gearbeitet, an den

Schrägen mit Kriechblumen besetzt, von einer Kreuzblume gekrönt, oft von

Fialen flankiert.

Woche. Die christl. Woche beginnt mit dem —> Sonntag als dem Tag des Gedächtnisses der Auferstehung Christi. Mittwoch und Freitag waren seit dem 2. Jh. Fastentage; es sind dies die Tage des

Beschlusses der jüdischen Geistlichkeit, Jesus zu töten (Mk 14,1),

und der Kreuzigung. Die religiösen Übungen dieser Tage und die Tage selbst hießen auch —» statio. (Das Wort statio bezeichnet urspr. eine Versammlung zum Gebet an einem bestimmten Ort,

dann eine Fastenübung.) Bald wurden an diesen Tagen jedoch auch Abendmahlsgottesdienste gehalten. Die lateinische Bezeich-

nung der W war seit dem 2. Jh.: »feria«, wobei der Mittwoch feria quarta, der Freitag feria sexta genannt wurde. Feria bedeutet:

Ruhe, es ist dies die Entsprechung zum jüdischen »Sabbat«.

Wochenlied. Das in der Gegenwart in der ev. Kirche so genannte W. knüpft an die alte liturgische Sitte an, im Gottesdienst zwischen den Lesungen das Hauptlied des Sonntags zu singen, dessen Thematik auf die des —> Propriums des Sonntags abgestimmt ist.

Es steht an der Stelle des —> Graduale der röm. Messe, an der Luther ein Gemeindelied gesungen haben wollte. Das W ist auch

Wurzel Jesse

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fur die Wochengottesdienste der betreffenden Woche, besonders für das tägliche —> Stundengebet vorgesehen.

Würfelkapitell. Romanisches Kapitell in der Grundform eines Würfels, dessen untere vier Ecken abgerundet sind.

Wurzel Jesse. —»Jessebaum.

Zentralbau. Beim Z. gruppieren sich, im Unterschied zur —> Basilika, alle Teilräume gleichmäßig um ein beherrschendes Zentrum. Der

Z. hat kreisförmigen oder polygonalen Grundriß, über dem Bau

wölbt sich zumeist eine Kuppel. Die Teilräume können Neben-

kuppeln haben. Der Z. entwickelte sich aus dem antiken Rundbau. Charakteristisch für die Alte Kirche und das Mittelalter ist

nicht er, sondern die —» Basilika, die offenbar dem christlichen

Gottesdienstverständnis besser entspricht. Der Z. wird zumeist für Taufkirchen (—> Baptisterium) oder Grabeskrichen verwandt. Eine Abwandlung des Z. stellt die —> Kreuzkuppelkirche dar. Erst die

italienische —> Renaissance bevorzugte im Abendland den Z.,

obwohl es auch hier nur relativ selten zum Bau großer Kirchen im Z.-Stil kam. Die Peterskirche in Rom ist ein Kompromiß

zwischen Z. und Langhausbau. Auch der Barock hat nur verhält-

nismäßig selten Zentralbauten hervorgebracht.

Ziborium, (griech.: Becher), a) In der altchristlichen Basilika baldachinartige Überdachung des —> Altars auf vier Säulen, zwischen denen manchmal Vorhänge angebracht sind. Das Z. findet sich

auch über Grabstätten und dem Taufbrunnen des —> Baptisteriums. b) In der röm. Kirche geweihter Hostienbehälter in Kelch-

form. Die Hostien können auch aus dem Z. ausgeteilt werden.

Auch Speisekelch genannt. Im Mittelalter wurden die Hostien in einer —> Pyxis, einer runden oder viereckigen Büchse aufbewahrt.

Das Z. tritt erst seit dem 13. Jh. auf. Der Hostienbehälter der ev. Kirche ist in der Regel eine Pyxis.

Zingulum. Ein Gürtel, mit dem die —> Tunika gegürtet wird. Das Z. besteht aus einem Band oder gedrehter Schnur. Es gilt in der röm. Kirche als Symbol der Keuschheit, weil es die Lenden, den Sitz

der Begehrlichkeit, einschnürt. —> Gewänder.

Zisterzienserbauten. Die Baukunst des Zisterzienserordens (gegr. 1089) fällt durch ihre der Mentalität der Gemeinschaft entsprechende

Zwischenspiel

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betonte Schlichtheit auf. Typisch ist der Verzicht aufTürrne. An die Stelle des Turmes tritt der

Dachreiter. Der Baustil der Zister-

zienser tritt in Deutschland erst seit dem 13. Jh. stärker in Erschei-

nung. Nach burgundischem Vorbild erhält die Kirche eine

geschlossene Vorhalle. Späterhin werden auch gotische Elemente

nur sparsam übernommen. Die zisterziensische Frühgotik wirkte sich auch auf Dom- und Stiftskirchenbauten aus.

Zwerggalerie. Zierform des romanischen Stils, die in der Mitte des 11. Jh. aufkommt. In der Mauer befindet sich ein Laufgang in —> Arkadenform, wodurch sich die Mauer auflockert. Die Z. findet sich unter dem Dachansatz, zumeist bei der

Apsis, aber

auch bei Portalen, sie kann gelegentlich auch um die ganze Kirche

herumlaufen. Die Gotik hat ihrer dünnen Wände wegen für die Z. keine Möglichkeiten.

Zwischenspiel. In der —> Fuge ein Zwischenstück zwischen den einzelnen —» Durchführungen. Das Thema klingt hier nur an.